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Full text of "Preussisches Wörterbuch: Ost- und westpreussische Provinzialismen in alphabetischer Folge"

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F9Z-' 



/ 



PREÜSSISCHES WÖRTERBUCH. 

OST- UND WESTPKEUSSISCHE PROVINZIALISMEN 



IN ALPHABETISCHER FOLGE. 



VON 



H. FRISCHBIER. 



ERSTER BAND. 

A — K. 



BERLIN 1882. 

VERLAG VON TH. CHR. FR. ENSLIN. 

(ADOLPH ENSLIN.) 



Vorw^ort« 



1/as Material für das Preufzische WSrterbuchy dessen erster Band vorliegt, 
ist Ton mir in einem Zeitraum von fast dreii'zig Jahren zusammengetragen 
worden. Zunäclist sammelte ich allein; bald traten gleich strebende Freunde 
mit an die**Arbeit; nach und nach erschlossen sich ältere handschriftliche 
Sammlungen gleicher Art; die einschlägige Litteratur wurde selbstverständlich 
verwertet: und so bildete sich in der Stille und sehr allmählich das Werk, an 
dem ein gut Stück meines «Lebens hängt, das ich grofz gezogen in Liebe und 
Treue, das ich gehegt mit Ausdauer und Opferfreudigkeit, das ich in die Welt 
seude ohne jede Hoffaung auf klingenden Gewinn, einzig mit dem Wunsche, 

« 

dafz es sich liebe Freunde gewinne uud der Heimat Sprache durch die Jahr- 
hunderte erhalte. 

Selbst ein Sohn des Volkes — mein Vater war ein schlichter Handwerker 
in Königsberg, und die plattdeutsdhe Sprache ist meine eigentliche Mutter- 
sprache — y habe ich Herz und Ohr für das Volk und seine Sprache offen 
behalten, und in mir ruht als Erbteil aus dem Vaterhause wie als eigene Er- 
rungenschaft aus dem Verkehr mit dem Volke ein grofzer Teil des Wort- 
schatzes, den ich in dem vorliegenden Werke zum Gemeingut mache. Doch 
wie hätte der Einzelne den unerschöpflichen Born der Volkssprache ausschöpfen 
können! Hat die vorliegende Zusammenstellung in Wahrheit Anspruch auf 
eine gewisse Vollständigkeit, so ist diese doch nur erreicht worden durch die 
treue Beihilfe zahlreicher Mitarbeiter, durch die Heranziehung älterer hand- 
schriftlicher und gedruckter Sammlungen. Der umfangreichen Sammlung 
prenfzischer Provinzialismen von Mühling bin ich unter den „Abkürzungen^ 
gerecht geworden ; als unmittelbare Grundlage dieser und natürlich auch meiner 
Arbeit sind die* Idiotika von Bock und Hennig zu nennen. Beide Bücher 
(die Tollständigen Titel s. in den Abkürzungen) sind sehr selten geworden. 
Bocks „Entwurf'^ umfaTzt nur 86 Seiten klein Oktav und giebt meist einfach 
Vokabel und Erklärung; Hennigs „Wörterbuch**, im Formate nicht gröfzer 



a* 



IV Vorwort 

als sein Yorgänger, in der Ausstattung mangelhafter, hat einen Umfang von 
340 Seiten und versucht sich häufiger in etymologischen Erläuterungen : leider 
aber hat Hennig die Litteratur seiner Zeit^ die wesentliche Unterstützung 
bietet, mehrfach gar nicht, hin und wieder nur mangelhaft benutzt. Als ein 
wirklicher Schatz etymologischer Erörterung hat sich dagegen Nesselraanns 
Thesaurus Knguae Prussicae erwiesen, wie denn auch die sonstigen sprachlichen 
Schriften dieses verdienstvollen Gelehrten, wie die von ihm direkt mir zugegangenen 
Mitteilungen, dem vorliegenden Buche von grolzem Nutzen gewesen sind. 

Wohl keine Provinz unseres grofzen Vaterlandes besitzt auch nur an- 
nähernd einen ähnlichen Reichtum an Idiotismen wie gerade Ost- und West- 
preufzen. Infolge der zahlreichen Einwanderungen deutscher Kolonisten fast 
aller Stamme während der Ordenszeit und später, begegnen wir hier den ver- 
schiedenartigsten Wortbildungen, den mannigfachsten dialektischen Formen. 
Die Berührung und Mischung der Ansiedler mit den slavischen und litauischen 
Nachbarn, wie sie seit Jahrhunderten bestanden, und der gleich alte Verkehr 
mit überseeischen Nationen hat femer dazu beigetragen, der Mundart eine 
Färbung zu geben, die frappiert, aber auch interessiert; ja Funken jener längst 
erloschenen Sprache der heidnischen Ureinwohner des Landes blitzen hin und 
wieder in einzelnen Wörtern auf, und diese bilden eine weitere Eigentümlich- 
keit preufzischer Mundart. Diese Wortformen zurückzuführen auf ihre Anfange, 
erschien mir als ein notwendiges Erfordernis für ein Preufzisches Wörter- 
buch; es sind daher in dem vorliegenden Werke für die etymologische Klar- 
stellung der betreffenden Wörter die in Betracht kommenden fremden Sprachen 
und die deutschen Mundarten nach Bedür&is herangezogen und nach bestem 
Wissen und Können verwertet worden. Dafz ich ferner besondere Sorgfalt 
auf die Erklärung der einzelnen Wörter verwandt, dürfte ein auch nur flüch- 
tiger Blick in das Werk darthun; ebenso bin ich bemüht gewesen, durch 
treffende Belege für Klarstellung der Bedeutung des Wortes nach Möglichkeit 
zu sorgen. Wenn ich für den letztem Zweck meine früheren Sammlungen 
mit benutzte, so kann dies dem Buche nur .zum Vorteil gereichen, und es hat 
mir Freude gemacht, iiT betreff dieser Verwendung einer freundlichen Zu- 
stimmung zu begegnen. Herr Dr. Ludwig Freytag sagt bei Besprechung 
der beiden ersten Lieferungen des Wörterbuches in dem „Magazin für die 
Litteratur des In- und Auslandes" (Jahrgang 1882, No. 22) hierüber Folgen- 
des: „Mit besonderer Hingabe und grolzem Verständnisse hat der Verfasser 
das volkstümliche, sprichwörtliche Element betont, ebenso lokale geographische 
Eigentümlichkeiten und volksmälzig abergläubische Ausdrücke und Bräuche, 
und so hat das Werk nicht bloiz für den Sprachenforscher, sondern auch für 



Vorwort. V 

den Ealtarhistoriker nnd den Freund . des Volkstums im Allgemeinen seinen 
bleibenden, bedeutenden Wert/ Fände diese Auffassung allgemeine Zustimmung, 
wer könnte zufriedener sein, als. ich? 

Es hat nicht in meiner Absicht gelegen, die Lokahiamen der Provinzen 
Ost- und Westpreufzen vollständig der Sammlung einzuverleiben ; diese wurden 
vielmehr nur herangezogen, so weit sie in Glimpf und Schimpf im Yolksmunde 
leben oder der eigentümlichen Volksetymologie anheimgefallen sind. Volks- 
tümliche naturhistorische Namen dagegen haben, und ich glaube mit Recht, 
die umfassendste Berücksichtigung gefunden; doch mutzte der überreichen und 
durchaus nicht zuverlässigen Nomenklatur in dem Werke von Hagen: 
„Preuizens Pflanzen" mit strenger Prüfung entgegengetreten werden. .Sehr 
dankenswert erwiesen sich dagegen die Beiträge von A. Treichel in: „Volks- 
tümliches aus der Pflanzenwelt — Die jüdischen Vornamen sind meist als 
im Kreise Flatow heimisch bezeichnet, nicht weil sie dort ausschliefzlich vor- 
kommen, sondern weil sie daselbst von Schmitt zusammengestellt worden sind. 
Es bleibt mir noch übrige in betrefiP der angewandten Accentuation das 
Erforderliche zu sagen. Die Länge des Vokals ist, abgesehen von rein hoch- 
deutschen Wörtern, durch einen Cirkumflex (^) bezeichnet; wo dieser fehlt, 
ist der Vokal kurz. ^ folgt kurzem Vokal und ist geschärft, fast gleich Jz^ zu 
sprechen, seh bezeichnet den eigentümlichen Laut, der dem französischen j 
gleich klingt und polnisch durch i ausgedrückt wird, e gebrauchte ich zur 
Bezeichnung des «-Lautes, der gleichen Klang mit ä hat. ^Das § in den Be- 
legen aus Dorrs „De löstgen Wiewer" ist von dem Herrn Übersetzer für den 
a-La&t verwandt und von mir beibehalten worden. Die plattdeutschen Infini- 
tive haben meist ein (ra); dieses gilt für die Aussprache derselben in West- 
preufzen, während in Ostpreufzen das Schlui*z-n stets weggelassen wird. Be- 
merkt sei noch, daf'z ein (?) hinter Substantiven anzeigt, dal'z das Geschlecht 
derselben unbekannt war. 

Das Erscheinen des Werkes in Lieferungen hat es ermöglicht, dafz mir 
von verschiedenen Seiten oft recht wertvolle Beiträge zur Ergänzung der 
Sammlang zugegangen sind. Indem ich für diese freundliche l'eilnahme den 
geehrten Einsendern besten Dank sage, erlaube ich mir zugleich die Bitte, in 
derselben auch für die Folge nicht erkalten zu wollen; doch könnte meine an 
nnd für sich zeitraubende Arbeit wesentlich erleichtert werden, wenn die be- 
treffenden Beiträge Wiederholungen des bereits Gedruckten vermieden und auf 
einseitig beschriebenen Blättern mir zugingen. — Ich behalte mir vor, am 
Schiasse des Werkes ein genaues Verzeichnis aller Mitarbeiter mit meinem 
herzlichen Danke zu veröffentlichen. 



VI Vorwort 

Trotz peinlicher Korrektur 'meinerseits, iiaben sich dennoch mehrfache 
Druckfehler eingeschlichen, die ich freundlichst zu entschuldigen und nach dem 
mitgegebenen Verzeichnis zu berichtigen bitte. Behufs völliger EUchtigstellung 
des Textes wäre mir die Mitteilung etwaiger noch übersehener Druckfehler er- 
wünscht. 

Doch wie könnte ich mein Vorwort schliefzen, ohne des leider zu früh 
dahingeschiedenen Verlegers dieses Werkes zu gedenken! Herr Adolph 
Enslin (f 25. Juni 1882) hat auch diesem Buche, wie meinen früheren volks- 
tümlichen Arbeiten, das wohlwollendste und uneigennützigste Entgegenkommen 
bewiesen. Es wäre indiskret, seinen Hoffisungen auf das Werk, die er mehr- 
fach und noch von seinem Krankenlager aus gegen mich ausgesprodien, hier 
wiederholenden Ausdruck zu geben: wünschen aber möcHte ich, dafz si^ sich 
erfüllten, und danken mufz ich dem teuem Verstorbenen, dafz er seinem letz- 
ten gröfzeren Verlagswerke eii^e so würdige Ausstattung gegeben. Möge dem 
Biedern die Erde leicht sein! Sein Andenken lebt in meinem Herzen. 

Gemahnt an den Tod, bitte ich den allgütigen Gott, der bisher all' mein 
Thun so reich gesegnet^ dafz er mir Kraft und Gesundheit erhalte, dieses 
Werk zu beenden. 

Königsberg, 12. August 1882. 

H. Frischbier. 



Abkürznngen. 



A.et« Bor« Acta Bortusica EcckBicuHca^ 
CiviKa, Lüeraria etc. Königsberg und Leip- 
zig 1730 f. Drei B&nde. 

Adelung« Grammatisch-kritisches Wörtbr- 
bnch der hochdeutschen Mundart etc von 
Joh. Chr. Adelung. Zweite Aufl. Leipzig 
1793 f. Vier Btode. 

adj« Adjektivum. 

adr« Adyerbium. 

mg%. angelsächsisch. 

ahd« althochdeutsch. 

alem« alemannisch. 

altfr« altfriesisch. 

Altm« Altmark. 

altn« altnordisch. 

altpr« altpreulzisch, aus der Sprache der 
heidnischen Freufzen stammend. 

Altpr« Mm oder Mtsschr« Altpreussische 
Monatsschrift zur Spiegelung des provinziellen 
Lebens etc. Herausg. yon R. Reicke und 
£. Wiehert. Königsberg 1864 u. ff. 

alta« alts&chsisch. 

amhd. altmittelhochdeutsch. 

angfUj auch ags. angelsächsisch. 

Anhang zu Soph« B« Anhang zu Sophiens 
Reise. Leipzig 1776. 

Anton« Alphabetisches YerzeichniTz meh- 
rerer in der Oberlausitz üblichen, ihr zum 
Theil eigenthümlichen, Wörter und Redens- 
arten. Yon Karl Gottlieb Anton. Stuck 1 
bis 19. Görlitz 1825—1848. Schulprogramme. 
[Die erste Zahl bezeichnet das Stück, die 
zweite die Seite des betr. Stückes.] 

T« Aner« Handschriftliche Sammlung des 
General y. Au er- Goldschmiede unter dem 
Titel: Heimathsklftnge oder Ostpreufzischer 
Sprachschatz. Gesammelt in Grünhof (Sam- 
land, B[irchspiel Pobethen, Kr. Fischhausen) 



im Sommer des Jahres 1860. 12 Bl&tter 
gr. 8«. 

Banemep« Bauemepistel. Einer guten 
Freundin zum Wiegenfeste etc. Im Volks- ' 
dialekt bei Danzig. Pr. Proy.-Bl. XXVH, 60f. 
[Die Zahlen bezeichnen die Verse.] « 

bajer« bayerisch.' 

Bech« üeber Nicolaus von Jero%chin, Von 
FedorBech. Germania. Viorteljahrsschrift für 
deutsche Alterthumskunde. Herausgegeben von 
Franz Pfeiffer. VII. Wien 1862, S. 74 ff. 

Behniseb. Versuch einer Geschichte der 
Stadt Bartenstein in OstpreuTzen und des 
Kirchspiels, als Denkmal der öOOj&hrigen Ju- 
belfeier der Stadt am 3. August 1832 von J. G. 
Behnisch, Pfarrer. Königsberg 1836. 

Beitr« s« Kde« Pr« Beiträge zur Kunde 
Preussens. Königsberg 1818 ff. 7 Bände. 

Benecke« Fische, Fischerei und Fischzucht 
in Ost- und Westpreussen. Auf Grund eige- 
ner Anschauung gemeinfasslich dargestellt yon 
Dr. Berthold Benecke. Königsberg 1881. 

Bernd« Die deutsche Sprache in dem 
Grofzherzogthume Posen und einem Theile 
des angrenzenden Königreiches Polen etc. 
Von Dr. Chn. Sam. Theod. Bernd. Bonn 
1820. [Die Hinweise auf die Einleitung sind 
mit: Bernd, E. u. betr. pag. bezeichnet.] 

Birlinger. Schwäbisch-augsburgisches Wör- 
terbuch. Herausgegeb. yon Dr. Anton Bir- 
linger. München 1864. 

Bock« Idioticon Pnu%icum oder Entwurf 
eines Preufzischen Wörterbuches, Darin die 
deutsche Bedensarten und Ausdrücke die allein 
in hiesigem Lande gebräuchlich sind, zusam- 
men getragen uHd erörtert werden sollen, er- 
öfiiet yon Joh. George Bock. Königsberg 
1769. 8°. 86 S. 



VIII 



Abkürzimgeii. 



Boeky Kat« Versuch einer wirthschaftlichen 
Natnrgeschictite yon dem Königreich Ost- und 
Westpreussen. Von Fr Samuel Bock. Kö- 
nigsberg 1782—85. Fünf B&nde. 
böhm« böhmisch. 

Boldt. Wm. Noatangsche. Volksthümliche 
Erzählungen in plattdeutscher Mundart von 
A. Boldt. Königsberg 1877. 

brem« bremisch. Brem» Bremen, im Bre- 
mischen. 

Brem« Wb* Versuch eines bremisch-nie- 
dersächsischen Wörterbuchs etc. herausgegeb. 
yon der bremischen deutschen Gesellschaft. 
Bremen 1767 ff. Fünf Bände. (Band 6 er- 
schien 1869.) 

Brenslng« Die Sprache des deutschen See- 
manns. Von A. Breusing. Jahrb . des Ver- 
eins für niederdeutsche Sprachforschung. Jahr- 
gang 1879. S 1 20. Bremen 1880. 

B^jack. Naturgeschichte der höheren Thiere, 
mit "besonderer Berücksichtigung der Fauna 
Prussica Von J. G Bujack. Königsberg 
1857. 

Carm« nnpt« Carmina nuptialia. Rücken- 
titel einer Sammlung von Hochzeits-Gratula- 
tionen aus der ersten Hälfte des 18. Jahr- 
hunderts. Königsberger Drucke. Unikum der 
Königlichen und Universität« -Bibliothek zu 
Königsberg : S 2. Vol. I.— VI. Folio [Die 
römische Zahl bezeichnet den Sammelband, 
die arabische das Stück des betr. Bandes, der 
Buchstabe die Seite des betr. Stückes.] 

Cod« dlpL Pr« Codex diplomatieu» PrtLssi- 
cm ed, J, Voigt. Königsberg 1836—61. Sechs 
Bände. 

Bahn. Plattdeutsches Wörterbuch nach der 
alten und neuen Pommerschen und Rügischen 
Mundart von Joh. Carl Dähnert Stralsund 
1781. 
dän« dänisch. 

Danneil. Wörterbuch der altmärkisch-platt- 
deutschen Mundart yon Joh. Fr Danneil. 
Salzwedel 1859. 

Das WirkgestelL Das Wirkgestell und 
das Wirken. Von H. Frischbier. Wissen- 
schaftliche Monatsblätter. Herausgegeb. von 
Dr. Oscar Schade. VII. Jahrgang. 1879. 
S. 124—128. 

Bat Banzlger VoUblod. Dat Danziger 
VoUblod an de Franzose. Volkslied. Danziger 
Dampfboot. Jahrgang 1870. Nr. 173. [Ver- 



fasser dieses Liedes ist Prof. Dr.' F. A. Brand- 
stäter in Danzig.] 
Dem« Deminutivum. 

Der Etnsiedler. Der Einsiedler. Zeitschrift. 
Königsberg 1740 f. Zwei Bände. 

Der pn Sammler Der preufzische Samm- 
ler, eine Wochenschrift. Königsberg 1773. 
Zwei Bände. 
dlal« dialektisch. 

Die Zfinfte; Die Zünfte der Königsberger 
Junker und Bürger im Kneiphof. Ihr Leben 
in Hof und Garten und ihre Morgensprache. 
Nach den Protokollen der Morgensprache von 
H Frischbier. Königsberg 1880. [Sonder- 
Abdruck aus der Altpr. Mtsschr. Bd. XVII, 
S. 74—128.] 

Dönh. Dönhoffstädt. [Die Beiträge sind 
von meinem lieben Freunde, Kantor Hil- 
b erger in Dönhoffstädt, gest. 11. Mai 1881, 
in den Bezirken von Rastenburg, Barten, 
Schippenbeil, Gerdauen und Rössel, also in 
dem alten Bartnerlande, in einer langen Reihe 
von Jahren mit ausdauernder Hingabe ge- 
sammelt, mit sinnigem Verständnisse gedeutet, 
mit liebenswürdigster Uneigennützigkeit mir 
dargereicht Der Treue ruhe in Frieden!] 

Doomkaat Koolmaiu Wörterbuch der 
ostfriesischen Sprache. Etymologisch bearb. 
von J. ten Doomkaat Koolman. Norden 
1879 flf. 

Dori% Twöschen Wiessei on Noacht Platt- 
dietsche Gedichte von Robert Dorr. El- 
bing 1862. 

Dorr, Driewjagd. De Driewjagd am Kra- 
jewoold. Ne Jagdgeschicht von R. Dorr. 
[AltpreulJEische Zeitung. Elbing. Jahrgang 
1882. Nr. 61. Feuilleton.] 

Dorr, 1. Wiew* Shakespeare De lostigen 
Wiewer von Windsor ^t Plattdietsche äwer- 
sett von Robert Dorr. Liegnitz 1877. [^ 
bezeichnet das kurze ö.'] 
Dzg. Danzig. 

Dzg. Nhg« Danziger Nehrung. 
Ein Lustspiel^ s Lustspiel. 
Einsiedler. S. Der Einsiedler. 
engl, englisch. 

Erl. Pr. Erleutertes Preussen Oder Aus- 
erlesene Anmerkungen, Ueber verschiedene 
Zur Preussischen Kirchen-, Civil- und Ge- 
lehrten-Historie gehörige besondere Dinge. 
Königsberg 1724 fP. Fünf Bände. 



Abkürznngen. 



IX 



EmiliL Ermland, Landschaft östlich •von 
der Passarge, zwischen Passarge, Alle von 
den Quellen bis etwa zur Hälfte des Flusses, 
und der Linie von Bartenst^in bis Balga, die 
Tier landräthlichen Kreise Braunsberg, Heils- 
berg, Rössel und Allenstein umfassend. [Die 
betr. Wörter sind, fehlt die Quelle, von mir 
bei einem elQ&hrigen Aufenthalt im Ermlande, 
1842 53, gesammelt.] 

Ermld. Freiüch. Eine Ermländische Frei- 
schaft im bresläuer Dialekt, humoristisch- 
theatralisch in 3 Aufzügen bearbeitet. Rössel 
1866. 15 Seiten klein 8^. 

— — , Mannskr. (in meinem Besitz) Das- 
selbe, unter dem Titel „Die Bauernhochzeit", 
in von dem vor. oft abweichender Schreibung. 

, N. Pr. Prov.-Bl. IX., 396-399. Ge- 
kürzte Bearbeitung von 1 , in ebenfalls ab- 
weichender Schreibweise (von Firmenich I, 
112 ff übernommen). 

estn. estnisch. 

f« Femininum. 

Faber. Die Haupt- und Residenzstadt Kö- 
nigsberg in Preufzen. Das Merkwürdigste aus 
der Geschichte, Beschreibung und Chronik 
der Stadt Von Dr. Karl Faber. Königsberg 
1840. 

llnn. finnisch. 

Firmenich» Germaniens Völkerstimmen 
Sammlung der deutschen Mundarten in Dich- 
tungen, Sagen, Märchen etc Herausgegeb. 
von J. M. Firmenich-Richartz. DreiBände. 
Berlin. (Beendet 1866.) 

Fischn« Fischname. 

Fkch-Ord. f. d. fr. Haff. Fischer -Ord- 
nung für das frische Haff, d d Berlin, 7 März 
1845. 

r« d« kur. Haff. Fischer -Ordnung 

für das kurische Haff, d. d Berlin, 7. März 
1845, (Gesetz-Sammlung pro 1845, S. 139 ff.) 

E. Förstern. E. Förstemann, Zur Be- 
deutungslehre der Danziger Mundart Neue 
Pr. Prov.-BL a. F. HI, 294-304. 

Förstemann. Slavische Elemente in deut- 
schen, namentlich westpreussischen Mundarten. 
Aufrecht und Kuhn, Zeitschrift für ver- 
gleichende Sprachforschung I, 1852. 

Fdrsteniann, 8trassn. Strassennamen von 
Gewerben Von E. Förstemann. Germania 
von Pfeiffer (fortges. von Karl Bartsch), 

xrv, S. 1 ff 
Freqnent. Frequentativ(um). 



Frisch • Johann Leonhard Frisch Teutsch- 
lateinisches Wörterbuch etc. Berlin 1741. 
2 Bde. 

Frommann. Die deutschen Mundarten. 
Zeitschrift für Dichtung, Forschung u. Kritik. 
Herausgegeb. von Dr. G Karl Fromm ann. 
7. Band. Halle 1877. 

f^z. französisch. 

Gareke. Flora von Nord- und Mittel- 
deutschland etc. Bearbeitet von Dr. August 
Gareke. 8 Aufl. Berlin 1867. 

Gebauer^ Kde. Kunde des Samlandes oder 
Geschichte und topographisch - statistisches 
Bild der ostpreussischen Landschaft Samland. 
Von Karl Emil Gebauer, Pfarrer in St. Lo- 
renz Königsberg 1844. 

Gedanism. Gedanismen, Danziger Aus- 
drücke und Redensarten, mitgeteilt von dem 
Privatgelehrten Robert Hein aus Danzig, jetzt 
in Berlin. 

Goltz, Jag. Jugendleben von Bogumil 
Goltz. Leipzig 1852. Drei Teile. 

Gordaek. Handschriftliche Sammlung ost- 
preufzischer Provinzialismen von Walter Gor- 
daek, Sprachlehrer in Königsberg. [Die be- 
treffenden Wörter sind im Verkehr mit dem 
Volke und in Familienkreisen besserer Häuser 
gesammelt.] 

Gortzitza. Handschriftliche Beiträge von 
W. Gortzitza, Gymnasial-Professor a. D. 
in Ljck. [Das Lokal der Sammlung ist vor- 
zugsweise Neidenburg, Rastenburg, Ljck, 
Heiligenbeil und Königsberg] 

goth. gothisch 

Göttlng. Göttingen, im Göttingenschen, 
auch in weiterer Bedeutung: in den Fürsten- 
thümem Göttingen v^nd Grubenhagen. 

Grimm, Wb. Deutsches Wörterbuch von 
Jakob und Wilhelm Grimm. Leipzig 1854 ff. 

gr.-lat. griechisch-lateinisch. 

Griinauy s Simon Grünau 

Gr Wcrd. Grofzes Werder, Insellandschaft 
zwischen Weichsel und Nogat. [Viele Wör- 
ter sind von dem Pfarrer Fabricius in Baren- 
hof im Gr. Werder gesammelt.] 

Hagen. Preufzens Pflanzen beschrieben 
von Karl Gottfr. Hagen. Königsberg 1818. 
2 Bde. [Citiert ist die fortlaufende Nummer.] 

Uartkiioch. Altes und Neues Preussen, 
Oder Preussischer Historien Zwei Theile etc. 
Durch M. Christophorum Hartknoch. Frank- 
furt und Leipzig etc. Königsberg 1684. 



Abkürzungen. 



Hart wich. Hm. Abraham Hartwichs etc. 
Geographisch-HistorischeLandes-Beschreibung 
derer drejen im Pohlnischen PreoTzen liegen- 
den Werdern, als des Dantziger-Elbing- nnd 
Marienborgischen et«. Königsberg 1722. 

Hansbnrg. Landwirthschaftliche Skizzen, 
auf einem Ansiluge nach Belgien (England) 
und Holland gesammelt von 0. Hausburg. 
(Als Manuskript gedruckt.) Kgsbg. 1873. 

hctad. hochdeutsch 

Heinel. Einige Nachrichten über das grolze 
Marienburger Werder, besonders in kirchlicher 
Hinsicht. Vom Pfarrer Dr. E. Heinel. Pr. 
Prov.-Bl. Vin, 209 ff. 

Hennenberger. Erclerung der Preüffischen 
gröflem Landtaffel oder Mappen. Mit leicht 
erfindung aller Stedte, Schlörfer, Flecken, 
Kirchdörffer, Orter, Ströme, Flieffer vnd See 
so darinnen begriffen. Auch die erbawuuge 
der Stedte vnd SchlöiTer, ihre zerstörunge vnd 
widerbawunge. Sampt vielen schönen auch 
Wunderbarlichen Historien, guten vnd bösen, 
löblichen vnd schentlichen Wercken vnd Tha- 
ten, Sampt denselbigen Straff vnd belohnun- 
gen, so darinnen geschehen: vnd wunderlichen 
Mirackeln, welche in PreuITen zum theil sein, 
oder sich darinnen zugetragen hab^n etc. 
Durch Cafparum Hennen b er gerum, des 
Fürstlichen Hospitals Königsberg Löbenicht 
Pfarhem. Königsberg 1595. 

Hennig. Preufzisches Wörterbuch, worin- 
nen nicht nur die in Preufzen gebräuchliche 
eigenthümliche Mundart und was sie sonst 
mit der niedersächsischen gemein hat, an- 
gezeigt, sondern auch manche in preufzischen 
Schriftstellem, Urkunden, Documenten und 
Verordnungen vorkommepde veraltete Wörter, 
Redensarten, Gebräuche und Alterthümer er- 
klärt werden, im Namen der Königlichen 
Deutschen Gesellschaft zu Königsberg heraus- 
gegeben von G. £. S. Hennig. Königsberg 
1785. 8^ 340 8. 

Hexspr Hexenspruch und Zauberbann. 
Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens 
in der Provinz Preufzen. Von H. Frisch- 
bier. Berlin 1870. 

Hlnts. Die alt« gute Sitte in Altpreufzen. 
Ein kirchlich-sociales Sittengemälde, aus amt- 
lichen Berichten zusammengestellt von C. G. 
Hintz, Pfarrer in Pobethen. Königsberg 
1862. 

Hoffheinzy Strafoii. Die Stralzennamen Kö- 



nigsbergs. VonG.T. Hoffheinz. [Altprenfz. 
Mtsschr. Bd. XVI, S. 697—606.] 

lioU. holländisch. 

Hnpel. Idiotikon der deutschen Sprache 
in Lief- und EhsÜand. Riga 1796. 

inteij. Interjektion. 

Isl. und Island, isländisch. 

ital. italienisch. 

Jablonski. Job. Theod. Jablonski, All- 
gemeines Lexikon der Künste und Wissen- 
schaften etc. Königsberg und Leipzig 1748. 

Jeroschin. Die Deutschordenschronik des 
Nicolaus von Jeroschin. Ein Beitrag zur 
Geschichte der mitteldeutschen Sprache und 
Litteratur von Dr. Franz Pfeiffer. Stuttgart 
1864. 

Jfid. jüdisch. 

kass kassubisch. [Die kassubischcn Fisch- 
namen sind wesentlich polnisch und teilweise 
dem Deutschen entlehnt.] 

Kehrein. Volkssprache und Volkssitte im 
Herzogthum Nassau. Weilburg 1862. Zwei 
Bände. 

Kgsbg. Königsberg. 

Kleid -Ordg. Kleider-, Hochzeit- und Kind- 
tauf-Ordnung der drei Städte Königsberg. 
Aud den Jahren 1529—1553. Mitgetheilt von 
A. Meckelburg. Neue Pr. Prov.-Bl. a. F. 
Vn, S. 365-379. 

Klein. Deutsches Provinzial -Wörterbuch. 
Von Anton Edeln von Klein. Erste Liefe- 
rung. Erster und zweiter Band. Frankfurt 
und Leipzig 1792. 

Korrespbl. Korrespondenzblatt des Vereins 
für niederdeutsche Sprachforschung. Bremen 
1877 ff. Bd. m, S. 49— 54: Frischbier, 
Vergleiche mit Thieren. 

kormmp. korrumpiert 

Kr. landrätlicher Kreis. 

Knhn. Sagen, Gebräuche und Märchen aus 
Westfalen etc. Gesammelt und herausgegeb. 
von Adalbert Kuhn. Leipzig 1859. Zwei 
Bände. 

knr. kurisch. [Die kurischen Fischnamen 
sind vorzugsweise in Nidden üblich nnd teils 
lettisch, teils deutsch.] 

lat. lateinisch 

Lehmann, Volksnid. Die V/)lksmnndarten 
in der Provinz Preufzen. Vom Professor 
Dr. Lehmann, Gymnasial-Direkter in Ma- 
rienwerder. Preufz. Prov.-BL, XXVII, S. 5 
bis 63. 



Abkürzungen. 



XI 



Lepner. Der Preusche Littaner oder Yor- 
steümig der Nahmens-Herleitnng, Kind-Taufen, 
Hochzeit etc. Von Theodore Lepner. Im 
Jahr nach des werthen Heylandes Geburt 
1690. Danzig 1744. 

lett. lettisch. 

LeiiDis. Synopsis der Pflanzenkunde etc. 
Von Joh. Leunis. Neu bearbeitet von A. B. 
Frank. Hannover 1877. [Citiert ist die Seiten- 
zahl.] 

Lhrstg. Lehrerzeitun^ für die Provinz 
Pretifzen. Herausgegeben von Gh. K o s an k e , 
später von R. Meier. Elbing, PiUkallen, 
Königsberg. [Die erste Zahl bezeichnet den 
Jahrgang, die zweite die Seite] 

Liek. Die Stadt Schippenbeil mit Berück- 
sichtigung des Kirchspiels und der Umgegend 
von Gustav Liek. Königsberg 1874. 

Linem« Deliciae calendarioffraphicae. Das 
ist, Die Sinnreichsten und all erkünstlichsten 
Fragen und Antwort Darinnen die Edelsten 
Geheimnüsse der Physic, Astronomi, Astro- 
logi, Geographi etc. etc. Bester Massen, 
Gelehrten und üngelehrten zum Besten, an- 
mutig und verständlich, aufzgeführet und ver- 
abscheidet werden, aus den Jährlichen Calen- 
der-Arbeiten Des Weyland Hochgelahrten, 
Weitberühmten Hm. M. Alberti Linemanni, 
Fischusino-Borussi, Mathematum P. P. bey 
der Löblichen Königsb. Academi etc. Königs- 
berg 1654. [Die Buchstaben vor der Ziffer 
bezeichnen den Bogen, die Ziffer das Blatt 
des betr. Bogens, der dann folgende Buch- 
stabe die Blattseite.] 

lit. litauisch. [Die litauischen Fischnamen 
treten an der litauischen Seite des kurischen 
Haffes auf.] 

Lit. Aeq. Littauische Aequivalente für alt- 
preufzische Wörter. Von Dr. W Pierson. 
[Separatabdruck aus der Altpr. Monatsschrift, 
Bd. Vn, S. 577-602. Königsberg 1870.] 

LIteehin« Danzig und seine Umgebungen. 
Von Dr. Gotthilf Löse hin. Dritte Auflage. 
Danzig 1853. 

— — Geschichte Danzigs. 2. Aufl. Dan- 
zig 1822 f. 

LnstspieL Ein Lustspiel. Auf der Rössil- 
schen Schaubühne der Gesellschaft Jesu vor- 
gestellt im Jahre 1765, den 31. Heumonat. 
[Manuskript von Mühling in einem starken 
Qnartbande, KoUektaneen enthaltend, p. 400 



bis 454. Bruchstücke des Lustspiels veröffent- 
lichte Mühling in den N. Pr. Prov.-Bl. VI, 
S. 145-152.] 

m. Maskulinum. 

Mannhardt, Roggenwolf. Boggenwolf und 
Boggenhund. Beitrag zur germanischen Sit- 
tenkunde von Wilhelm Mannhardt. Danzig 
1865. 

Marbg. Ndrg» Marienburger Niederung. 

Marold« Handschriftliche Sammlung von 
Provinzialismen (vorzugsweise aus der Gegend 
von Stallupöhen) von dem Gymnasiallehrer 
Dr. C. Marold in Königsberg. 

masnr* masurisch. [Die masurischen Fisch- 
namen sind wesentlich polnisch.] 

Masnren» Das von Polen bewohnte süd- 
liche Ostpreul^en. 

md. mitteldeutsch. 

Medik. Medikament. Meist nach Mitteilun- 
gen des Königl. Hoflieferanten, ehemaligen 
Apothekers,^ Fragstein von Niemsdorf in 
Königsberg. 

Meier« Deutsche Kinder-Beime und Kin- 
der-Spiele aus Schwaben. Aus dem Volks- 
munde gesammelt und herausgegeb. von Ernst 
Meier. Tübingen 1851. 

mhd. mittelhochdeutsch. 

Mi. Wörterbuch der Mecklenburgisch- Vor- 
pommerschen Mundart von Mi. Leipzig 1876. 

Mielcke« Littauisch-deutsches und Deutsch- 
littauisches Wörterbuch etc. von Chr. Gottl. 
Mi e Icke. Königsberg 1800. Zwei Teile. 

mlat. und mit* mittellateinisch. 

mnd. mittelniederdeutsch. 

Mnd« Wb. Mittelniederdeutsches Wörter- 
buch von Dr. Karl Schiller und Dr. August 
Lübben. Bremen 1875 ff. Sechs Bände. 

mnld* mittelniederländisch. 

Mon 69 Anz. Aufsefz undMone, Anzeiger 
für Kunde der deutschen Vorzeit. München 
und Karlsruhe 1832 ff. Acht Bände. 

Mon« bist« Warm« Monumenta historiae 
Warmiensis. Mainz und Braunsberg 1860 ff. 

Morgspr. Morgensprachen. [Protokolle der 
Königsberger Morgensprachen im Kneiphof. 
Manuskript aus den Jahren 1440 bis 1801. 
In der Bibliothek der Königsberger Kaufinann- 
schaft sub Nr. 106. Vgl. Die Zünfte.] 

MrongOT(ius). I. Ausführliches Polnisch- 
Deutsches Wörterbuch kritisch bearbeitet von 
Chr. Cöl. Mrongo vi US. Kgsbg. 1835. — 



XII 



Abkürzimgen. 



n. Ausführliches Deutsch-Pohdsches Wörter- 
bnch etc. Dritte Aufl. Neu bearbeitet durch 
Dr. W. Wyszomierski. Kgsbg. 1854. 

Mtthling» Sammlung preuTzischer Provin- 
zialismen (alphabetisch). Manuskript in Folio, 
603 gebrochene Seiten, Vorrede datiert: Rössel, 
den 6. Januar ' 1851. [Karl Mühling, geb. 
10. Januar 1799 zu Regis bei Borna im König- 
reich Sachsen, gest. 26. Oktober 1855 als Rek- 
tor der evangelischen Stadtschule in Rössel. 
Tüchtiger Schulmann, vorzüglicher Organist, 
fleifzjger und glücklicher Sammler der Yolks- 
überlieferungen in der Provinz PreuTzen. 
Mühlings Sammlung ist mir von dem Sohne, 
Herrn Rendant Mühling in Königsberg, 
freundlichst zur Verfügung gestellt, und soll 
später der Königlichen Bibliothek in Königs- 
berg überwiesen werden. Gewissenhaft habe 
ich in meiner Arbeit dem Verfasser gegeben, 
was ihm gebührt.] 

Mtthlingy Proben« Proben ^ aus einem 
Preufzischen Pro vinzial- Wörterbuche. Neue 
PreuTz. Prov.-BL a. F. Vn, S. 435-441. 

, Tiern. Provinzial-Namen der Thiere 

Preufzens. Von Mühling. Neue Preulz. 
Prov.-Bl. a. F. VIII, S. 167-179. 

m« Vorn« m&nnlicher Vorname. 

n. Neutrum. 

Katangen« Landschaft zwischen Ermland, 
dem frischen Haff, dem Pregel und der nörd- 
lichen Hälfte der Alle. [Zahlreiche Beiträge 
aus Natangen stammen aus der handschr. 
Sammlung äes Lehrer Jasch in Wittenberg.] 

nd« niederdeutsch. 

ndl. niederländisch. 

Mrg. Niederung. 

ndrhn. niederrheinisch. 

nds. niedersächsisch. 

Kestler. Ne stier, Widerlegunge, etlicher 
losen hinderlistigen vnd betrieglichen fur- 
gaben SUmülai Hom^ des Pfaffen zu Erm- 
land etc. Durch Faulum Nesilern, New$ta- 
densetn geschrieben. Anno MDCVIJ, Ohne 
Druckort. 

neufr. neufriesisch. 

nl. niederländisch. 

nnl. neuniederländisch. 

nordfr. nordfriesisch. 

norw. norwegisch. 

Konaek« Plattdeutsche Sehnurren in ost- 
preuTzischer Mundart von Alexander N o w a c k. 
Königsberg 1875. 



N. Pr« FroT.-BL Neue Preufzische Pro- 
vinzial-Blätter. Königsberg 1846— 1851. Zwölf 
Bände. 

— — a. F. Der neuen Preufz. Provinzial- 
Blätter andere Folge. Königsbg. 1852—1857. 
Zwölf Bände. 

— — 8. F. do. do. dritt« Folge. Kgsbg. 
1858—1866. Elf Bände. 

NsBlm. Forsch. (F.) 1—8. Forschungen 
auf dem Gebiete der preufzischen Sprache 
von G. H. F. Nessel mann. Drei Beiträge. 
Separatabdrucke aus: Altpr. Monatsschrift VII, 
289-319; VIII, 59^78; 673-700. ' 

Th. (Thes.) Thesaurus linguae Prus- 

sicae. Der preufzische Vocabelvorrath, soweit 
derselbe bis jetzt ermittelt worden ist etc. 
von G. H F. Nesselmann. Berlin 1873. 

— — Wb. Wörterbuch der Littauischen 
Sprache, von G. H. F. Nesselmann. Königs- 
berg 1851. 

Oberland. Ostpreufzische Landschaft west- 
lich vom Ermlande, das alt.e Pomesanien mit 
dem Hockerlande und Pogesanien. 

Oberlans. Oberlausitz. 

Orten. Ortsname. 

Otttpr. Ostpreufzen. 

Farad. Dat verleame Paradis. Von enem 
Metneaber der Dantzker Nearing ter Tid, as de 
Franschen em Hus on Hof verbrennt hadden. 
1813. Preufz. Prov.-Bl. XXVII, 41— 44. Auch 
abgedruckt in Firmenich I, 100. [Die Zah- 
len bezeichnen die Verse.] 

part« Participium. 

Passarge. Aus dem Weichseldelta. Reise- 
skizzen von Louis Pas sarge. Berlin 1857. 

Passarge^ Balt« Aus baltischen Landen. 
Studien und Bilder von Louis Passarge. 
Glogau 1878. 

Fassarge 9 liandselir« Handschriftliche 
Sammlung preufz. Provinzialismen von dem 
Oberlandes -Gerichtsrat Louis Passarge in 
Königsberg. 

Pfeiffer. S. Jeroschin. 

Fflzu. Pflanzenname. 

Pilzräts. Die Pflanzenwelt in Volksrätseln 
aus der Provinz Preufzen. Von H. Frisch- 
bier. Zeitschr. f. deutsche Philologie. Bd. IX, 
S. 65-77. [Citiert ist die Nummer der 72 
Rätsel.] 

Pierson 9 A. W. Altpreufzischer Wört«r- 
schatz. Mit Erläuterungen von Prof. Dr. W 
Pierson. Berlin 1875. 



Abkürzungen. 



XIII 



Pienoiiy Lit. Aeq. S. Lit Aeq. 

, Ätth. Pr&tor. Matthäus Prätorius' 

Deliciae Fni8sic<u oder Preufzische Schan- 
bfihne. Im wörtlichen Aaszuge aus dem Ma- 
nnscript herausgegeben tou Dr. W. Pierson. 
Berlin 1871. 

Pisanski. Erläuterung einiger preufzischen 
Sprichwörter etc. tou G. C. P. Königsberg 1760. 
(23 Nummern auf 8 Seiten in 4^*.) 

, Naehtr. In dem der Königlichen 

Bibliothek zu Königsberg gehörigen, mit Pa- 
pier durchschossenen Exemplar von Bocks 
Idiot Pr. und Pisanskis Sprichwörtern (zu- 
sammengebunden) befinden sich Nachträge 
Ton Pisanskis Hand. Die betr. Entlehnun- 
gen sind wie angegeben bezeichnet. 

, ÜberbL Von einigen Überbleibseln 

des Heidenthums und Pabstthums in PreuTzen. 
[Abgedruckt in: Wöchentliche Königsbergische 
Frag- und Anzeigungs -Nachrichten. 1756. 
No. 21-25.] 

pltd. plattdeutsch = niederdeutsch. 

plor. Pluralis. 

poln. polnisch. 

Pom. Pommern. 

Pott. Die Personennamen, insbesondere 
die Familiennamen und ihre Entstehungs- 
arten etc. Ton Aug. Fr. Pott. 2. Ausgabe. 
Leipzig 1859. 

Pr. ArcliiT. Preulzisches Archiv, herausg. 
▼on der Königl. Deutschen Gesellschaft in 
Königsberg. Königsberg und Elbing, 1790, 
Bd. 1. Königsberg 1791-1798, Jahrg. 2—9. 

prftp» Präposition. 

piito. Präsens, Präsentis. 

prftt. Präteritum. 

PrevCi. Praktischer Lehrgang für den 
deutschen Sprachunterricht in Yolkschulen etc. 
von A. E. Preufz. Königsberg 1841. [Ein 
Anhang, S. 217 223, enthält eine kleine 
Sammlung preulz. Provinzialismen.] 

— - , Preufzische Landes- und Volkskunde 
oder Beschreibung von Preufzen etc. von 
A. E. JPreufz. Königsberg 1885. 

Prov. Prfa. Die Provinz Preufzen. Ge- 
schichte ihrer Cultur und Beschreibung ihrer 
land- und forstwirthschaftlichen Verhältnisse. 
Festgabe für die MitgUeder der XXIV. Ver- 
sammlung deutscher Land- und Forstwirthe 
zu Königsberg i. Pr. Königsberg 1863. 

pn-poln. preufzisch-polnisch = masurisch. 

Pr. FroT.-Bl. Vaterländisches Archiv für 



Wissenschaft, Kunst, Industrie und Agrikultur, 
oder Preufzische Provinzial-Blätter. Königs- 
berg 1829 1842. 

pr. Voc, S. Voo. 

Qulckb. Quickbom. Volksleben in platt- 
deutschen Gedichten ditmarscher Mundart 
von Klaus Groth. Mit einem Glossar etc. 
von Prof. K. Müllenhoff. 6. Aufl. Ham- 
burg 1856. 

I^eln Vo». Reineke Vos. Nach der Lü- 
becker Ausgabe vom Jahre 1498 etc. von 
Ho ff mann von Fallersleben. Breslau 1834. 

Renftch, Sagen. Sagen des Preufzischen 
Samlandes von R. Reusch. 2. Aufl. Kgsbg. 
1863. 

Riehej. Idioticon Hamburgense oder Wör- 
terbuch zur Erklärung der eigenen, in und 
um Hamburg gebräuchlichen niedersächsischen 
Mundart. Von Michael Richey. Hamburg 
1755. 

Bochholz. Alemannisches Kinderlied und 
Kinderspiel aus der Schweiz. Gesanmielt und 
Sitten- und sprachgeschichtlich erklärt von 
E. L. Roch holz. Leipzig 1857. 

Rogge. Geschichte des Kreises und der 
Dioecese Darkemen von Adolf Rogge. Dar- 
kemen 1873. 

Rosenkranz, Kgsbg. Skz. Königsberger 
Skizzen von Karl Rosenkranz. Danzig 1842. 
Zwei Bände. 

rusB« russisch. 

8« siehe. 

Saalfeid. Die so bezeichneten Beiträge 
sind von Fräulein Elisabeth Lemke-Rom- 
bitten bei Saalfeld in Ostpr. eingesandt und 
beziehen sich auf die dortige Gegend im Um- 
kreise von etwa drei Meilen. 

Hallmann. Neue Beiträge zur deutschen 
Mundart in Estland von Dr. K. Sali mann. 
Reval 1880. 

Sammler. S. Der pr. Sammler. 

Sehade, Wb. Altdeutsches Wörterbuch 
von Oskar Schade. Zweite Auflage. Halle 
1872-1882. 

SchaltJ. 1 = Die Entstehung des Schalt- 
jahres oder der 29. Februar. Eine Burleske 
in alt-elbingscher Mundart N. Pr. Prov.- 
Bl. a. F. IV. 437 ff. [Die neben 1 stehende 
Zahl bezeichnet die Seite des 4. Bandes der 
Prov.-BL] 

SelialtJ. 8= Gespräch in der Familie Schwer- 
dnth über die Entstehung des Schaltjahrs. 



XIV 



AbkürznngeiL 



Ein Schwank in der alten Elbinger Mundart 
Dritte verb. Aufl. Elbing o. J. [Die zweite 
Zahl bezeichnet die Seite] 

Schamb« Wörterbuch der niederdeutschen 
Mundart der FürstenthQmer Göttingen und 
Grubenhagen etc. Gesammelt und bearbeitet 
Yon Georg Schambach. Hannover 1858. 

Schemionek. Ausdrücke und Redensarten 
der Elbingschen Mundart mit einem Anhange 
von Anekdoten dem Volke nacherzählt. Ge- 
sammelt und erklärt von August Schemio- 
nek. Danzig 1881. 

Schleicher« Litauische Märchen, Sprich- 
worte, Rätsel und Lieder. Von August 
Schleicher. Weimar 1857. 

Sehmelier« Bayerisches Wörterbuch. 
Sammlung von Wörtern und Ausdrücken etc. 
von J. Andreas Schmeller. Stuttgart und 
Tübingen 1827-37. Vier Bände. 

Sehmld. Schwäbisches Wörterbuch mit 
etymologischen und historischen Anmerkungen 
von J. Chr. v. Schmid. Stuttgart 1831. 

Schmitt« Topographie der zum ehemaligen 
Netz-Distrikt gehörigen Kreise Westpreufzens. 
Von F. W. F. Schmitt. H. Beüage. Idio- 
tikon des nördlichen Netz-Distrikts. N. Pr. 
Prov.-Bl. a. F. VH, 105-115. 

, Westpr« Die Provinz Westpreufzen, 

wie sie entstanden und wie sie gegenwärtig 
beschaffen ist. Von Dr. F. W. F. Schmitt. 
Thom 1879. 

Schott« schottisch. 

Schottmfiller« Abhandlung: Die Krügerin 
von Eichmedien. (Programm des Kgl. Gym. 
zu Bartenstein. Bartenstein 1875.) 

Schutz« Historia rerum Prussicarum^ war- 
hafte und eigentliche Beschreibung der Laude 
Preufzen. Leipzig 1599. 

8chflt2e« Holsteinisches Idiotikon, ein Bei- 
trag zur Volkssittengeschichte etc. von Joh. 
Fr. Schütze. Hamburg 1800—1806. Vier 
Theüe. 

schwed« schwedisch. 

Seelenw« De Seelenwandering. £n Ge- 
spräk tweschen twe Buren. Gedicht von Cor- 
nelius von Almonde im plattdeutschen Dia- 
lekt, wie er am Ende des vorigen Jahrh. in 
Danzig noch allgemein und vorherrschend 
war. Pr. Prov.-BL XXVII, 35—38. Auch: 
Firmenich I, 95 f. [Die Zahlen bezeichnen 
den Vers.] 

W« Seidel« üeber die Danziger Mundart, 



nebst Zusätzen zu Hennig 's Preulzischem 
Wörterbuch. Von W. SeideL Neue Priz. 
Prov.-Bl. a. F. I, 27 36. 

Simon Qmnan« Simon Grünaues Preussi- 
sche Chronik. Im Auftrage des Vereins für 
die Geschichte der Provinz Preussen heraus- 
gegeben von Dr. M. Perlbach. Band I. 
Leipzig 1875. [Die Hinweise beziehen sich 
auf Tract. I, Cap. III: Von namen und ge- 
slechte der fischen in Preussen.] 

slar« slavisch. 

Soph. ß. Sophiens Reise von Memel nach 
Sachsen (von Joh. Timoth. Hermes). 2. Aus- 
gabe. Leipzig 1776. Sechs Bände. 

Span« spanisch. 

Sperber« Des Volkes Rede. Eine Samm- 
lung 08tpreu{zischer Ausdrucke und Redens- 
arten, angelegt von LeonSperber-Niborski. 
Löbau 1878. 8°. 46 Seiten. 

Spoolc« Datt Spook. Mundart der Elbin- 
ger Höhe. Von D. Neue Pr. Prov.-Bl. IV, 
470 475. [Auch als Sonderdruck im Verlage 
von Neumann -Hartmann in Elbing o. J. 
erschienen. Die. Zahlen bezeichnen die Seiten- 
zahlen der Prov.-Bl.] 

Sprn« Sprichwort. 

Sprw« I« PreuTzische Sprichwörter und 
volksthümliche Redensarten. Gesammelt und 
herausg. von H. Frisch hier. 2. Aufl. Ber- 
lin 1865. 

- n« Dieselben. Zweite Sammlung. Mit 
Glossar. Berlin 1876. [Die Zahlen bezeich- 
nen die Nummer.] 

st« starkes Verbum. 

Stallnp« Stallupönen. 

Stein, Peregrinns = Sprichwörtliches aus 
Handschriften. Mitgeteilt von H. Frisch- 
bier. VI. C.Stein, Peregrinus, Manuskript aus 
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Cas- 
par Stein, Lic, im Besitze der EgL Bibliothek 
zu Königsberg, No. 1751, Band U. Schade, 
W^issenschaftliche Monatsblätter. V. Jahrgang 
1877: S. 93—%; 140—143; 158-160; 187 bis 
192. VL Jahrg. 1878: S. 111-112; 128; 157 
bis 159; 173 • 175 ; 184 - 192. VH, Jahrgang 
1879: S. 16-16; 48. 

Strehlke« Jeroschin, NicoL v., die Kronike 
von Pruzinlant. Herausg. von E. Strehlke. 
[Scriptores rerum Frusstcarum. I. Leipzig 1861, 
S. 291—648. Die Zahl bezeichnet den Vers.] 

8« T. a« soviel als. 

8W. schwaches Verbum. 



Abkürzangen. 



XV 



TettaQ IL Temme. Die Yolkssagen Ost- 
prenlienB, litthaaens nnd Westpreofzens. Ge- 
sammelt Yon W. J. A. T. Tettau a. J. D. H. 
Temme. BerKn 1831 

Tierrftts. t)ie Tierwelt in Yolksrätseln ans 
der Provinz Prenfzen. Von H. Frisch hier. 
Zeitschrift für deutsche Philologie. Bd. XI, 
S. 344—359. [Citiert ist nach den 110 Num- 
mern der BätseL] 

• TSppen^ Abergl. Aberglauben aus Masu- 
ren mit einem Anhange, enthaltend: Masu- 
lische Sagen und M&hrchen. Mitgetheilt von 
Dr. M. Toppen. 2. Aufl. Danzig 1867. 

, Histor. - comp. Geogr. Historisch- 

comparative Geographie von Preussen. Nach 
den Quellen, namentlich auch archivalischen, 
dargestellt von Dr. M. Toppen. Gotha 18^. 

TieieheL Handschriftliche Beiträge von 
A. Treichel, Bittergutsbesitzer auf Hoch- 
Palleschken bei Alt-Kischau in Westpr. 

, Botan« Not« Botanische Notizen IE. 

Von A. Treichel. Schriften der Natur- 
forschenden Gesellschaft zu Danzig. N. F. 
Bd. V, Heft 1. Danzig 1881. 

, ToÜLstli. Volksthümliches aus der 

Pflanzenwelt, besonders für WestpreuTzen. L 
Bericht über die Vers, des westpr. botan.- 
zoolog. Vereins zu Neustadt Westpr. am 
18. Mai 1880. S. 86fi: [Auch: Schrift der 
Naturf.-Ges. zu Dzg. N. F. Bd. V, Heft 1 
und 2, S. 384 ff.] n. Bericht über die 4. Vers. 
des westpr. boi-zooL Vereins zu Elbing am 
7. Juni 1881. S. 191 ff. IH. Vorläufig noch 
Manuskript. 

uagm ungarisch. 

Vgl* vergleiche. 

Thehd«9 auch yhd« verhochdeutscht. 

Vilmar. Idiotikon von Eurhessen. Zusam- 
mengestellt von Dr. A. F. C. Vilmar. Mar- 
burg und Leipzig 1868. 

Viol^l Neringia oder Geschichte der Dan- 
ziger Nehrung. Von A. F. Violöt. Danzig 
1864. 

'tIiu. o. tIadi. vlamländisch. 

Toe., auch pr. Voe. Ein deutsch-preufzi- 
sches Vocabularium aus dem Anfange des 



lö. Jahrhunderts. Nach einer Elbinger Hand- 
schrift mit Erläuterungen herausgegeben von 
G. H. F. Nesselmann. Königsberg 1868. 
[Sonderabdruck aus : Altpr. Monatsschr. Bd. ö, 
S. 464 - 520. Die Zahlen bezeichnen die Num- 
mer im Vocabularium.] 

Voigt, Qeseh. Pr. Geschichte Preufzens 
von den ältesten Zeiten bis zum Untergange 
der Herrschaft des deutschen Ordens von Jo- 
hannes Voigt Königsberg 1827—39. Neun 
Bände. 

Volkskal. Preufzischer Volkskalender, ent- 
haltend: Sitten, Gebräuche, Sagen, Märchen, 
Aberglauben, Sprichwörter etc., welche sich 
auf bestimmte Tage des Jahres beziehen. N. 
Pr. Prov.-Bl. VI, 206 ff. und X, 116 ff. [Die 
Zahlen bezeichnen die fortlaufende Nummer.] 

Volksl Preufzische Volkslieder in platt- 
deutscher Mundart Mit Anmerkungen heraus- 
gegeben von H. Frischbier. Königsberg 
1877. [Citiert sind Seite,.Nummer u. Strophe.] 

Yolksr. Preufzische Volksreime u. Volks- 
spiele. Gesammelt und herausgegeben von 
H. Frischbier. Berlin 1867. [Citiert sind 
Seite und Nummer.] 

Volksschulfr. Der Volksschulfreund. Eine 
Zeitschrift etc. herausg. von Ed. Bock. Kgsbg. 
Jahrgang 1867. Abhandlung: Von Königs- 
berg nach MemeL Von Müller. 

Wardersch. Bniir. Beschriwing wie dett 
bi dem Begräf&iöfz eenet Warderschen Buuren 
togegange. N. Pr. Prov.-Bl. I, 466 - 69. [Die 
Zahlen bezeichnen Strophe und Vers der be- 
treffenden Strophe.] 

Wb. Wörterbuch. 

Welgand. Deutsches Wörterbuch von Dr. 
Friedrich Ludwig Karl Weigand. 2. AufL 
Gielzen 1873—76. Zwei Bände. 

wend. wendisch*. 

Westpr. Westpreufzen. 

WirkgestelL S. Das WirkgesteU. 

W. (Wlsg.) Mtsbl Wissenschaftliche Mo- 
natsblätter. Herausg. von Dr. Oscar Schade. 
Königsberg 1873—79. Sieben Bände. 

w. Vom. weihlicher Vorname. 

Zfinfte. S. Die Zünfte. 



Berichtigungen. 



Seite Ib, Artikel ä: Z. 3*1. Käes Käse. 

„ 4b, ^ abttacken: Z. 2. y. u. 1. Sallmann. 

„21b, „ Alte: Z. 7 v. u. 1. die. 

„48b, „ babbeln: Z. 8 y. n. 1. schwatzhaft. 

9 49 b, „ Baeksel: Z. 2 ist mit , zu schüelzen — Zeile 3 mit ; — Zeile 

6 mit : 

„53 a, „ Bankrottblnme: Z. 3 L Chiysanthemum. 

„55 a, „ Bärentrecker: Z. 2 1. B&renfuhrer. 

„61b, , begeben: Z. 4 1. begoff. 

„64a, „ Beilade: Z. 6 1. Freisch., 5. 9. 

„69 a, „ bernnssen: Z. 2 1. etwas. 

„73b, „ besabbern: Z. 1 schalte hinter sw. ein: «tcA. 

9 „ besalben: Z. 3 v. u. 1. hat. 

„76a, „ besinnen: Z. 1 schalte hinter st, ein: sich, 

„81a, „ Bier: Z. 1 1. Namen. In demselben Artikel, 81b, Z. 4 y. n. 

ist Roseiiberg statt Bosenburg zu lesen; diesen Fehler hat 
jedoch schon die Quelle (Hennenb erger). 

„ 83a, „ Bljön: Z. 1 1. glüht, 

„86a, „ Bitterkresse: Z. 2 L Cardamine. 

„91b, „ Blntigel: Z. 2 erstes Wort L Bluteule. 

105 a, „ Brannsberg: Z. 6 1. den Gefährten. 

109b, „ Brock: Z. 2 1. die. 

„121a, „ bflrsten: Z. 1 und 3 1. herschte{n), 

„ 137 b, „ deschprftt: Z. 1 1. desperat. 

^ 158a, „ dnrchliegen: Z. 1 schalte hinter Bt. ein: sich, 

„ 170b, „ elnsanfen: Z. 1 schalte hinter st, ein: sich, 

„184 b, „ Feldnftke: Z. 2 1. hin und wieder. 

, 197 a, „ Flibb: Z. 2 1. obergärigem. 

„204 a, „ FrAdem: Z. 5 1. Fradem. 

„207 a, „ Frennd: Z. 1 1. Verwandter. 

„ 215a, „ galstrig: Z. 8 1. galstrig, 

237b, „ GUtseh: Z. 2 1. Crista galli, 

251a, „ Grassei: Z. 1 1. Qrdssel 

„ 303b, „ Hund: Z. 10 setze hinter glupsch einen Gedankenstrich. 

400 a, „ Kodderei: Z. 5 1. geringfügig. 

410a, „ Korke: Z. 5 streiche hinter werden das Komma. 









n 



A. 



a, Vokal, klingt im Plattdeutsch 
der Provinzen Ost- und Westpreufzen 
in mannigfacher Schattierung vom of- 
fensten a bis zum tiefsten o: Awendy 
Awend Abend, Väder^ Vdder^ Väda 
Vater, Breaden^ Bräde Braten, Daler^ 
DdleTj Doler Thaler, Uäry Bor Haar. 
Oft wird hchd. d pitd. ä: saiz satt, 
frafz frattj Grabel GafeL Bei ä klingt 
häufig ein geschärftes e, ä oder a (letz- 
teres besonders in Natangen) nach: 
gäer gar, d«a, daar da, jäaj jae, ;aa ja. 
Aus hchd. d wird pltd.: 1. ä: Nase 
iVo», habe haww^ hdbby tragen dräge'^ 
2. ein zwischen ä und e schwankender 
Laut: sagen ^egge^ sägge^ kam keem, 
kam; 3. 6: Thaler Doler, gar gor, Haar 
Ilor (Oberland, Eulmerland). Hchd. 
ä bleibt geschärft: Hand Hand, Galgen 
Galge, das dat, acht acht, was wat; 
es dehnt sich: Narr Ndr^ Pfarrer Fdr. 
Bei solchem Dehnung geht es gern in 
d über : machen mäke (in und bei Dan- 
zig ein reines a: maken meaken), Affe 
Ap, auch Opy wachen wäke, Pfaffe Päpe, 
verlassen vertäte; seltener ist der Über- 
gang in d oder e: Bank Bank, Benk, 
Apfel AppeL — Vor Id und It ist a 
fast immer ein o, in den Niederungen 
gedehnt, geschärft auf der Hohe, wo- 
bei das t entweder t bleibt oder d wird, 
oder, gleich dem d, ganz wegfallt: alt 
61t, Sldy 61, oh, old, ol; kalt kolt, kold, 
kol, kol; bald bold, boU^ holt, bol; halten 

Priaebbiar, Wörterbaeh I. 



hole, hole; Wald Wolt, WSld, Wolt; 
spalten apole, spole. Vor Iz wird a ein 
geschärftes o: Salz Solty Schmalz 
Schnwlt; ebenso auch in wenigen an- 
dern Wörtern: gebracht gebrocht, ge- 
dacht gedacht. Lehmann, Volksmd., 
19 f. — Sprw.: Wer a seggt, mot 6k 
b segge. Dat ös doch kene grote Ay das 
ist nichts Gelehrtes, bietet keine Schwie- 
rigkeiten, ist also leicht* zu begreifen. 
Elbinger Niederung. 

ä, Umlaut, 1. pltd. und hchd. gleich- 
klingend: Schlag Schläge; 2. mit nach- 
klingendem kurzen e: Kaes Käse; 3. 
wie e: teUe zählen, verteile verzählen 
(falsch, fehlerhaft zählen) und erzählen, 
sege, seje (auch seie^ säen; 4. wie ö (be- 
sonders in Ostpr.) gefoUt gefallt. Zu- 
weilen geht hchd. ä in pltd. ä über: 
Bär Bär, spät spädy späed, oder in a: 
ärgern argre, Lehmann, Volksmund., 
25 f. 

aa (zweisilbig), pltd. wie hchd., hier 
wie wohl überall in der Eindersprache 
zur Bezeichnung der Excremente. Ad 
mäke Aa machen = cacare. Du mot8t 
Ad (gewöhnlich, da die Deminution in 
der Provinz besonders beliebt ist: AdkCy 
hchd. Aachen) f ordre! ruft man ratend 
dem verunglückten Kinde zu, und bald 
kennt dieses die wichtigen Laute. 

Aal, pltd. AI (^A=ä), mnd. dl, ely oly m., 
AngutUa mUgaris Flem,; altpr. angurys, 
lit. ungv/rifSy kur. svttky poln. wegorZy 

1 



AalaDgel — Aalreuse. 



kass. auch wangorzy wangusch. Be- 
necke, 173. Der Mensch, verglichen 
mit dem Aale: Hei ös glatt wt e AI; 
— krommt sock — vnnd^t sock wt e 
AI; — steit wt op Ale, steht wie auf 
Aalen, d. h. unsicher. Korrespbl. DI, 
49. — Di^eeger Al^ trockener Aal, der 
Stock: enem dreegen AI gewe, ihn durch- 
prügeln. Sprw. I., 1. 

Aalangel, /., Angel zum Aalfang. Sie 
besteht aus dem Gfn, einer Leine von 
dünnem Marling oder starker Flachs- 
schnur, woran, 60 — 90 cm von einander 
entfernt, 30 cm lange dünne Schnüre, 
die sog. VorlaufechnUre, mit ] 00 Haken 
befestigt sind. Je 6 zusammengeknüpfte 
Aalangeln (mit zusammen 600 Haken) 
bezeichnet man als eine Mulle, wohl 
weil sie eine Mulle, d. i. Mulde, füllt. 
Fisch.-Ord. f. d. fr. HaflF, § 36. Be- 
necke, 404. 

Aalbessem, Aalbessim, Pflzn., rothe Jo- 
hannisbeere, Ribes rubrum L. Einlage. 
Dzg. Nhg. Gr. Werd. 

Aalenstecher, pltd. Alestfiker, m., der 

nach den Aalen Stechende; Spitzname 
für die Bewohner der Stadt Wehlau. 
Volksl. Nr. 43, 5; S. 98. 

Aalgabel, pltd. Algaffel, /l, s. Aalpricke. 

Aalharke, Aalhaue, f., s. Aalhttlger. 

AalhSIger, kurzweg HKIger, m.y auch 
Aalhaue, Aalharke, /., Stange, welche an 
dem einen Ende ein mit dünnen run- 
den Zinken versehenes, kammartiges 
Eisen trägt. Vom segelnden Boote aus 
sucht der Fischer mittelst des Hölgers, 
der den weichen Schlammgrund durch- 
furcht, die Aale zu spiel'zen. Diese Art 
des Aalfanges, das HSIgem, ist durch 
die Ausführungsverordnung vom 11. Mai 
1877 besonders verboten. Frisches Haff. 
S. Benecke, 411. 

Aalkasten, m., kastenartiger Aülfang 
in Verbindung mit den Freischleusen 



der Wassermühlen. Die Aalkasten, nmd. 
dlkisten, werden noch heute in derselben 
Weise wie in alter Zeit angelegt. Be- 
schreibung und Abbildung in Benecke, 
399 f. 

Aalpante, pltd. Alpant, /., Doppelsack 
zum Aalfange, Verbindung von ein- und 
zweiflügeligen Wentem (s. d.). Kuri- 
sches Haff. Beschreibung und Abbil- 
dung in Benecke, 390 ff. 

Aalpike, /., s. Aalpricke. 

Aalpricke, pltd. Alpreck, /., eiserne 

Gabel zum Spiefzen der Aale. Sie hat 
wenigstens zwei Zinken, jede mit Wider- 
haken und heifzt auch: Aalgabel, -ptke, 
-Speer, -Stachel, -Stecher. Vgl. Brem. 

Wb. m, 362. Hennig, 1. Benecke, 
408. S. Pricke. 

Aalputt, /., s. Aalquappe. 

Aalquappe, pltd. Alquabb, auch Alputt, 

/., Aalmutter, Zoarces vivipainis L. Sie 

heifzt auch Seequappe, Quabbe und Aal- 
raupe, lit. \iXiT,juro8 kwapa, suttü mate^ 
wegele^ wedsele. Benecke, 80. Bu- 
jack, 397. 

Aalraupe, pltd. AIrflp, /., mnd. dlr&ppe^ 
dlruppe, älgrop^ a^*Mpp,oZrMp, ursprüng- 
lich Aah^ppe^ Gadus IjOta L., gewöhn- 
licher Quappe und Quabbe. Aus dem 
mhd. ruppe, ahd. i^pbd^ entlehnt aus 
dem mit. Fischnamen rubeta Frosch- 
fisch, wohl wegen der Ähnlichkeit in 
der Eopfgestalt mit der Froschbrut; 
lat. rubeta Frosch, Kröte. Weigand I, 
2. Mnd. Wb. I, 59b. S. Aalquappe. 

Aalreuse, mnd. dlrep, /., Reuse zum 
Aalfang. Cylindrischer Korb von 80 
bis 120 cm Länge und 30 bis 35 cm 
Durchmesser, aus Weiden geflochten. 
Die Aabreusen werden auf dem Grunde 
mit Steinen befestigt und mit Bojen 
versehen. Die einzelnen Weideflechten 
müssen mindestens 1,5 cm von einander 
entfernt stehen. Dieselbe Reuse wird 



Aalsack — aasen. 



auch zum Neanaugenfang benutzt. Fisch.- 
Ord. f. d. fr. Haff. § 34. S. Benecke, 
396. 

Aalsack, m., Sacknetz, Wenter, mit 
zwei Flügeln zum Fang der Aale, ein- 
gerichtet wie die niedem Haffsäcke; doch 
sind sowohl Sack wie Flügel kleiner 
und geringer an Höhe. Bei den klei- 
nen Aalsäcken dürfen die Maschen 
nicht enger als 1,5 cm im Quadrat sein. 
Fisch. -Ord. f. d. fr. H^, § 30. S. 
Wenter. 

Aalspeer, m , Speer zum Aalstechen, 
lit. persteke. Beschreibung und Abbil- 
dung der in den Haffen und im Putziger 
Wiek gebrauchlichen Aalspeere s. Be- 
necke, 408 f. Ygl. Aalpricke. 

Aalstachel, -Stecher, m., s. Aalpricke. 

Aalstrang, m.^ s. Aalstrich. 

Aalstrich, Aalstrang, pltd. AlstrKch, Ai- 
strank, m., der schwarze Strich auf dem 
Rücken der Aale, und nach diesem der 
dunkle Streif auf dem Rücken mancher 
Tiere, vornehmlich der (falben) Pferde. 
Vgl. Adelung I, 5: Aahtreif, 

Aaltrope, kurzweg Trope, /., Gestell, 
aus Stangen und Netz bestehend, zum 
Aalfange. Die Trope wird ins Wasser 
gesenkt; vor derselben werden mit zwei 
Sturgel (s. d.) die Aale vorwärts in 
die Trope gescheucht. Nach Nesslm. 
Wb., 116 b, bezeichnet lit. tröba jedes 
Gebäude, also vielleicht auch dieses 
krippenähnliche Gestell. 

Aahfväde, Aalwftte, /., dichtes Netz 
zum Aalfang. Davon aalwftden, aal- 

wäten, pltd. alwaden, ahwaten, sw,^ mit 

Aalwaten fischen. Im Jahre 1318 ver- 
lieh der Bischof Eb erhard den Frauen- 
bui^er Bürgern ein Fischer eiprivilegium, 
in welchem ihnen freie Fischerei im 
frischen Haff gegeben wird; doch soUen 
sie mit den Aalnetzen, welche Aalvaten 
und Kittel genannt werden, nicht fischen. 



Benecke, 270. Mit Schrüen, Singen 
und OMwadten sau keinem ohne Er- 
lavbniss seines Amtmannes verstattet 
werden, Fisck-Ord. von 1589. Hen- 
nig, 1. Benecke, 295. Vgl. Wftde. 

Aaren, jüd. m. Yom., s. Aarndt 

Aarndt, Arndt, Aaren, Aren, auch Uren, 
jüd. m. Vorn., Aaron. Flatow, Schmitt, 
111. S. Pott, 322. 

Aas, pltd. As (ja=ä\ n., 1. Luder, Ca- 
daver. 2. sehr beliebtes Schimpfwort, 
auch in Zusammensetzungen. Faul Agä, 
Stein,PeregrinusXUI,89,W.Mtsbl.VI, 
159. vom Aa»^ zur Bezeichnung un- 
echten Adels. Ibid. XVI, 8. W.MtsbLVI, 
187. Aa&knochefn^ Asknäke^ Aaskröte^ 
Askrät Asböskrät (o lang), böse Aas- 
kröte. Stänkerget As^ stankeriges Aas ! 

aa8en,pltd.a8e(n)(a=d),atc7.,zuAas wer- 
den, faulen, stinken, unreinlich, schmutzig 
sein, „von Stank und Unreinigkeit bei- 
nahe umkommen (Hennig, 2)"; in 
gleichem Sinne auch veraasen. Hei ver- 
äst ganz on gär, er veraast ganz und 
gar. Hei veräst sock, er veraast sich, 
vernachlässigt sich selbst, veraasen hat 
auch die Bedeutung von: verbringen, 
verderben, durchbringen, in Unordnung 
bringen: Hei heft alles veräst, er hat 
alles veraast. — Im Qelde aasen, ge- 
wöhnlich nur pltd. dm Oold äse^ im 
Gelde wühlen, also reich sein, viel Geld 
ausgeben, vergeuden == veraasen. VgL 
Brem. Wb. I, 28. — abaasen, sich, 
pltd. sSck afase(n) (a = a), sich mühen, 
sich arbeitend abmatten, gleichsam 
das Fleisch vom Leibe abarbeiten. 
Siehe Schütze I, 8. — herumaasen, 
pltd. 'riimase(n) (a = ä)^ wüst und 
wild umherfahren, umherjagen, das 
Oberste zu Unterst bringen, also = 
rasen, und vielleicht nur Gleichklang 
von diesem. Die Mutter ruft scheltend 
den wilden Jungen zu: äst nich so 

1* 



Aaserei — abblatten. 



WSm! — Aas aasen: Geaase, pltd. 
Geas (a = ä\ n. 

Aaserei, pltd. AserT, /., Unwohlsein, 
bei dem eine bestimmte Krankheit noch 
nicht hervortritt. Natangen. 

aasig, adj,y unwohl, onpafz, krank^ 
körperlich untüchtig und unbrauchbar. 
Öck st ganz äsig^ ich bin ganz aasig. 
Mir üt ganz aasig zu Muthe, On st 
öck äsigy kos' nich wat^ Flugs drink' ock 
mt an Schnapske satt. Volksl. 38, 7; 
S. 96. Öck fohl so 'ne Asigkeit, es liegt 
mir schwer in allen Gliedern, ich fahle 
mich unwohl. 2. faul, träge, nachlässig. 
En äsiget Monsch^ ein faules nichts- 
nutziges Frauenzimmer. Ebenso: En 
äsiger Kerl^ ein aasiger Kerl. 3. vom 
Wetter: regnigt, kalt, schlecht über- 
haupt. Dos ist ein aasiges Wetter, 4. 
von einer schwierigen und wenig loh- 
nenden Arbeit. Eine aasige Arbeit 
S. Hennig^ 2. 

Aasigkeit, /., Unwohlsein. Yon aasig. 

Aasicnochen, pltd. Asl(nal(e,m., Schimpf- 
wort. 

aasnasz, pltd. asnait, adj,^ nafz wie 
Aas, bis auf die Hautdurchnäfzt, „durch 
und durch^ nafz. Ebenso aasschmutzig, 
schmutzig, unsauber wie ein Aas. Hen- 
nig, 1. Brem. Wb. I, 27. Schütze I, 
8. Dähn., 2a. 

ab, pltd. af, adv. und präp. ab und 
zu^ pltd. af on to hin und wieder, af 
on an bisweilen, auf und ab. Et geit 
so op on afy es geht bald gut, bald 
schlecht. Von Mde af^ von heute ab. 
Er ist ab, hei ös af, im Einderspiel 
durch Abzählen frei geworden. Wer 
beim Abzählen als Letzter übrig ge- 
blieben: hat ihm = mufz greifen. Rein 
aby rein af! Ruf der spielenden Kna- 
ben, wenn sie durch freiwilligen (oft 
notgedrungenen und unedeln) Rück- 
tritt vom Spiele sich vor dem Ergriffen- 



oder Angeschlagenwerden schützen wol- 
len. In gleichem Sinne heifzt's auch, 
und gewöhnlicher: Ich verbiet, ock ver- 
bed! Goth. af ahd. apa, aba^ mhd. 
abe, dän. af engl, of, schott. af hoU. 

af. 

abaasen, sw., s. aasen. 

A-b ab, n. Das A-b ab war 
in früheren Jahren erste Buchstabier- 
übung und Schülerleistung. Hei kann 
noch nich e mal dat A-b ab! hiefz es 
von einem dummen, ungeschulten Kna- 
ben. Schülersprüche: A-b abj Brot ös 
knapp', auch a-b aby das Geld ist knapp, 
A-b ab, mtn Schnappsack. Kgsbg. Me- 
mel. Volksr. 112 f., 466. 467. 

abachtem, sw., sich, sich durch Laufen 
ermüden. Dönh. 

abacicern, sw., s. acicern. 

abarbeiten, sw., fertig arbeiten; sich 
durch anstrengende Arbeit entkräften. 

Abasch, m. Vom., Abraham. Dzg. 
Nhg. Viol^t, 98. Vgl. Basch. 

abftschem, sw.y sich, sich durch hastige 
Arbeit, anstrengenden Lauf ermüden, 
entkräften. Ebenso in Schwaben. 
Schmid, 30. Vgl. äscherig und ab- 
eschem in Grimm, Wb. I, 35. 

abausten, sw., abernten. S. austen. 

abbacl(en. pltd. afbacl(e(n), sw. und 

adj., vom Brote, dessen Kruste sich von 
der Krume gelost hat. Dat Brot ös 
af gebacken — afbacken Brot. In Pom- 
mern afbacken. Dähn., 4a. In Liv- 
und Estland: abkörstig. Hupel, liv- 
nnd estländ. Idiotikon, 3. Schallmann, 
79 b, hat abkostig. 

abbaten, pltd. afb6de(n), sw.,^ eine 
Schuld durch Gebete sühnen. Dat kann 
hei bt Gott öm Himmel nich afbede. 

abblatten, pltd. aßladde(n), sw.y bei 
Hennig, 2, abbladden, abblättern, die 
Aufzenblätter des Kohls als Viehfutter 
abbrechen: Komst aßladde(n). 



abblecken — Abendbrot. 



abble€ken,s«^.,abbleiclien, in der Farbe 
Ycrschierzem. Vgl. blecken. 
abUHzeiiy pltd. afbliitze(n), 9w,^ durcb 

Blick oder Wort einen Verlangenden 
oder Zudringlichen zurückweisen: Sie 
hat ihn gut abgeblitzt. Ygl. Yolksr. 201, 
740. 2. einen Korb geben. Hei ob af-- 
geblotztj er hat einen Korb bekommen. 
Sprw. I, 11. 

abbrennen, st. Abgebrannt sein^ kein 
Geld haben. Kalt abbrennen, pltd. holt 
afbrenne, ein Grundstuck kurz vor dem 
gerichtlichen Verkauf mit HiKe gefälli- 
ger Nachbarn in einer Nacht nieder- 
reifzen. Das Material, wie sämtliches 
Inventar und Mobiliar, wird fortgeschafft 
und dadurch den Gläubigem jedes Ob- 
jekt ihrer Befriedigung entzogen. Lit- 
tauen. Sprw. 11, 3. 

abbringen, s^., zurückbringen, wieder- 
geben. Bringe die Laterne — den Tha- 
ler etc. ab. 2. abschaffen, aufheben. 
Äfgebrockt Rölgedag, der abgeschaffte 
dritte Feiertag der grol'zen Feste. 3. 
ein Schiff; das sich festgefahren hat, 
flott machen. 

abbniddeln, abpniddeln, sw.^ etwas 

schlecht und obenhin verfertigen^ flüch- 
tig und ohne Sorgfalt arbeiten; dicht 
und fest nähen, stricken. Hennig, 4. 

S. bniddeln und prfldeln. 
abbrühen, pltd. afbrege(n), su;., von 

brühen, pltd. brege. Er ist abgebrüht, 
— ein abgebrühter Mensch, unempfind- 
lich gegen Tadel, dickfellig, ohne Ge- 
fühl und Verständnis für edlere Re- 
gung. Sprw. n, 4. In diesem Sinne 
auch verbrilhL Er ist wie ein verbrüh- 
ter Hund, gefühllos. 

abbmbchen, sw., abpfuschen. Siehe 
bfiiischen. 

abbuddeln, sw., das Bier in Buddeln, 
Flaschen (Bouteillen) abfüllen. Hen- 
nig, 2. S. Buddel. 



abbuscheln, sw., s. abfuschen. 

Abdankung, /., Grabrede, vom Lehrer 
gehalten. Heinel, Einige Nachrichten 
über das Marienburger Werder. Pr. 
Prov.-BL Vm, 222. 

abdecken, sw., 1. zunächst: die Decke 
heben, die Hülle beseitigen. Dat Dack 
afdecke, das Dach abdecken. Sock af- 
decke, sich abdecken = während des 
Schlafes das Deckbette abwerfen. 2. 
dem Tier die Decke nehmen,- die Haut 
abziehen, es schinden. Davon Ab- 
decker, Schinder. 3. stark prügeln, die 
deckende Hülle, die Haut, bearbeiten. 
.fiJri^m a/dßcfe, einen abdecken. Sprw. II, 
5. 4. bildlich: mit Tod heimsuchen, 
sterben. Cupido hatte schon den Kocher 
eingesteckt . . . Da Mars und Mors zu- 
gleich die Welt bald abgedeckt. Carm. 
nupt I, 267. Mars und Mors erschei- 
nen hier als Abdecker. 

Abdecker, m., doch üblicher Racker, 

Schinder. Von abdecken. Hennig, 2. 
Vortel gehört tarn Handwerk, seggt de 
Afdecker on packt möt de Tähne an. 
Sprw. I, 1780. 

Abdeckerei, /, Amt und Wohnung 
des Schinders. Hennig, 2. 

abdrimmeln, pltd. afdrSmmle(n), sw., 
einschlafen; abschlachten. S. drimmeln. 

abdrippen, pltd. afdrifppe(n), sw., ab- 
tröpfeln^ abtropfen. Et dröpt wat af. 
Dat ÖS e schlechter Brdde, von dem nuscht 
af dröpt, jedes Geschäft giebt einen nicht 
in Rechnung gestellten Vorteil. Sprw. I, 
435. Hennig, 53. Mühling schreibt 
abtaippen. Vgl. drippen. 

Abdruck, m., letzter Atemzug, Ab- 
zug. Er ist zum Abdruck reif, pltd. 
Hei ÖS tom Afdröcke rtp, seine Sterbe- 
stunde ist nahe. Sprw. I, 3. 

Abendbrot, pltd. Awendbrot (A » ä), n.. 
Einem das Abendbrot abtreten, ihm auf 
die Fersen treten. Sprw. I, 6. 



6 



Abendrede — Abgift. 



Abendrede, pltd. Awendred, /., das am 

Abend Geredete. Awendred <m Marge- 
red stomme soUe äweren. Sprw. I, 7. 
Awendred son nick Morgered, Sprw. II, 6. 

aber, pltd. awer, awa, awersch, awarsch 

(a=a), doch auch verhochd.abersch, conj. 
Oawasch mien Mella Pölz gawt sienem 
Brune de Schpoare, Boldt, 5. 

abfahren, pltd. affare(n), st^ 1. kurz ab- 
fertigen, abführen. Ich werde mit ihm 
abfahren, ich werde ihm derbe die 
Wahrheit sagen. Er fährt mit ihm ab, 
wie die Sau mit dem Sack — ivie der 
Deiwel mit dem Doktor Faust Hen- 
nig, 2. Mit einem abfahren, ihn ins 
Gefängnis führen. 2. sich schnell fort 
machen. Ich legte das Geld für meinen 
Thee auf den Tisch und fuhr ab, als 
wenn ich vor de)* Gartenmagd mich 
schämte, Soph. R. 1, 373. 3. sterben. 
Hei ÖS afgefäre, er ist abgefahren^ ge- 
storben. 

Abfegsei, n., von fegen, das Abge- 
fegte; namentlich vom Getreide. 

abfinden, pltd. affinde(n), affingen. st, 

eine Schuld entrichten, für eine Gefällig- 
keit sich dankbar erweisen. Öck war 
mt bt enne noch affinde, 

abfingern, sw,, an den Fingern ab- 
zählen. Dat kann man sock am Arsch 
affingre^ so einfach, leicht begreiflich 
ist die Sache. Sprw. II, 8, 

abfleihen, pltd. afflTe(n), st, s. fleihen. 

abflOmen, sw,, s. Flöm. 

abfosen (o kurz), »?(;., mit einem derbe 
abfahren, ihn derart abfüliren, dalz seine 
Kleider sich möglicherweise in Foien 
auflösen. Da muchdl hei got möt mt 
affose. Volksl. 5 III, 2; S. 75. Vgl. 

fosen. 

abfretzen, s«?., abfressen. Vom Vieh, 
wenn es die Felder und Wiesen kahl 
frifzt. Hennig, 2. 

abfuschen, abfutschen, sw\, flüchtig und 



ohne Accuratesse, obenhin arbeiten, ab- 
pfuschen. Nach Mühling in gleichem 
Sinne auch abbuscheln. 

Abgängsel, n., das in Küche und Werk- 
statt Abgehende, Übrigbleibende, der 
Abgang. Ein Schweinchen aufzuziehen^ 
das sich von den Abgängsein nähre. 
Passarge, Balt., 20. Hennig, 2. In 
Liv- und Estland auch Abfallnis. Hu- 
pel, 1. Nach S allmann, 57a, ist 
Abfallnis Abfall von Gänsen, Hühnern, 
Hasen, Lämmern etc. 

abgeben, pltd. afgfiwe(n), sw,, 1, her- 
vortreten, Ertrag liefern, bekommen; 
zur Folge haben. Es giebt in diesem 
Jahr wenig Obst ab. Da gewft wat 
af — es setzt Hiebe. Sprw. II, 10. 
Das 2cird einen IloUenspektakel abgeben, 
2. sich mit schlechteren oder geringe- 
ren Personen zu schaffen machen, mit 
ihnen verkehren, geschlechtlichen Um- 
gang haben. 

abgebrüht, part. prät von abbrühen 
(s. d.). 
abgehen, pltd. afgane(n), st, sterben. 

Was abgegangen ist, das kommt nimmer 
toieder. Carm, nupt I, 267. 

abgeilen, pltd. afglle(n), sw,, ablungem. 

Sich abgeilen y sich geil machen. Vgl. 

geilen, 
abgerissen, pltd. afgerfite, part von 

abreifzen^ pltd. afrite(n\ st^ zerlumpt 
in Kleidern. Er ist abgerissen wie ein 
Dieb vom Galgen; üblicher: Er ist ab- 
gerissen wie ein Galgenstrick, der an 
den Rissenden zerzaust und zerschlissen 
ist; vielleicht auch: zerlumpt wie ein 
Kandidat für den Galgen. In Liv- und 
Estland: abgerissen und abgesplissen, 

Hupel, 2. Vgl. Galgenstrick. 
Abgesetzter, m., s. absetzen. 

Abgift, /., Abgabe, Steuer. Mühling. 
Pltd. hört man gewöhnlich Afgaw (ar=ä) 
= Abgabe. 



abglabben — abknabbeln. 



abglabben, mc.^ abgleiten, ausgleiten. 
Dat glabt em af^ as dem FaUceribarg an 
dei Lehmkul Sprw. I, 1280. 

abgnabbeln, -gnabbemy -gnagen, -gnib- 
beln^ -gnobbeln^ sw,j abnagen. S. gna- 

gen. 

abgrenzen, 8w,y etwas von fremder 
Grenze in die eigene bringen, durch 
dringendes Bitten erlangen, schlau und 
unverschämt erbetteln. Er hat ihm 
aUes abgegi^enzt Dei lätt söck alles af- 
grenze, Sprw. II, 13. 

abhafftem, st^., 1. das Pferd von der 
Halfter lösen; 2. bildlich: einen An- 
gestellten aus der Fessel des Dienstes 
entlassen, aus dem Dienste entfernen, 
ihn wegjagen. Dei os afgehalftert^ der 
hat seine Stelle verloren. 

abhaHen, pltd. afh6le(n), st Ein Kind 

abfialten^ es so halten, dafz es seine 
Notdurft verrichten kann. Hennig, 95. 

abharken ; sw,^ mit einer Harke ab- 
nehmen. Das Stroh vom Beet abhar- 
ken. 

abharren, sto.^ abraten, widerraten. 
Se hebbe mt alle af geharrt, den Mönsch 
to nehme. Hennig, 3. Vgl. anharren. 

abhaspeln, sw.y 1. Gam, Zwirn etc. 
von der Haspel abwinden. Hennig, 3. 
2. das Gelernte beim Hersagen eilig 
und ohne Ausdruck, im Leierton spre- 
chen. 3. Sich abhaspeln^ das Deck- 
bette durch Ampeln mit den Beinen 
von sich schieben. Unruhig schlafende 
Kinder haspeln sich ab. S. haspeln. 

abheuern, sw.^ abmieten. Pillau. 
Hennig, 3. 

abhSmpeln, sw.^ s. hSmpeln. 
abhuschen, sw.^ eine Arbeit im Husch, 
eilig und obenhin, ausführen. Vgl. 

hoschen. 

abjachem, sw.^ abjagen, durch Jagen 
ermüden: ein Pferd, einen Hund etc.; 
sich selbst durch geschäftliche Gänge, 



angestrengte Arbeit müde machen, ab- 
hetzen. Hennig, 3. In Estland ab- 
jackem. S allmann, 78a. Vgl. jachem. 

abkacheln, sw.^ abfahren. S. kacheln. 

abkadreiem, »w.y eine Sache durch 
vieles und eindringliches Reden abdrin- 
gen, abbetteln, ablunkern. Mühling 
schreibt abkadräuen. Ygl. kadreiern. 

abkampeln, siv.y abzanken. S. kampeln. 

abkanzeln, sw.^ von der Kanzel herab 
verkündigen, bekannt machen; Ver- 
weise geben, eine Strafpredigt halten. 

abkapltteln, sw , ein Strafkapitel lesen, 
ausschelten, heruntermachen. Dei wurd 
got afkapittelt 

abkappen, sw., s. kappen. 

abketten, pltd. afkedde(n), si^?., 1. von 

der Kette los machen. Den Hund af- 
kedde. 2. die Kettenglieder des Garns 
vom Scherheck abziehen, los machen. 
S. Das Wirkgestell. Wiss. Mtsbl. VH, 
125. 
abkfchern, ^.^ s. auskichem. 

abkicken, sw., abkucken, absehen; 
durch Zusehen etwas lernen. Vgl. 

kicken, 
abkirsten, pltd. afkerschte(n), m.^ ab- 

krusten, die Kruste ablösen. Vgl. Klrst 
abklären, sw-, abklären, klar machen, 
eine Flüssigkeit, ein Getränk. Sich ab- 
klären^ aufheitern: dat Wedder klärt 
söck noch af. 

abklauen, sw.^ mit der Klaue, der 
Hand, abkratzen, wegscharren. Sock 
den Schorf afklaue{n). Vgl. klauen. 

abklavieren, pltd. afklawfire, sw., zu- 
recht legen, klar machen, durch Ver- 
mutungen und Schlüsse eine Sache 
herausbringen, feststellen. Dat kann öck 
mt an e Fingre afklawere, das kann 
ich mir an den Fingern abklavieren, 
so leicht ist es, die Sache klar zu stel- 
len. Vgl. Vi 1 mar, 206. 

abknabbeln, -knabbern, sw,, s. knabbern. 



8 



abknappsen — Ablatt« 



abknappsen, sw.^ knapp, nicht aas- 

reichend etwas zuteilen, zumessen, zah- 
len; namentlich Speise, Lohn. Sich vor 
Geiz das Essen abknappsen. Am Ellen- 
ma/z abknappsen. Ich habe ihm noch 
5 Pfg. (am Preise) abgeknappst In 
dieser Form auch in Posen. Bernd, 
1. In Ostpr. auch abknappen (Hen- 
nig, 3) und noch kürzer knappen. 
Sperber, 5. 

abknibbeln, -knibbern, sw., s. knabbern. 

abknipsen, sw.y 1. mit schallendem 
Kniff (Knips) mittelst Schere oder Zange 
die Spitze eines Gegenstandes weg- 
schneiden, abkneipen. Hennig, 3. 2. 
durch ein knipsendes Federschlofz ver- 
schliefzen. Knipse die Thür ab! 

abknubbern, sw,, s. knabbern. 
abknUllen, pltd. afknSlle(n), m\, 1. 

herzen, in Liebe drucken, wie man's 
mit Kindern thut. 2. Arbeiten ab- 
pfuschen, obenhin thun, ohne auf Bei- 
fall zu rechnen oder solchen zu finden. 
Eine Pi^edigt abknüllen^ sie ohne rechten 
Anstand halten. Hennig, 3. 316. Auch 

s. y. a. verknUllen. S. knUllen. 

abknQtschen, su?., liebkosend drucken 
und herzen; aber auch im Zorn quet- 
schen und schlagen. Hennig, 3. Vgl. 
knQtschen. 

abkochen, pltd. afkake(n), sw., gar 

kochen in Salzwasser. Abgekochter 
Schinken — Schweinskopf. 

abkoddern, sw.^ in Koddem d. i. Klei- 
dern und Wäsche zurückkommen. Ich 
bin ganz abgekodderty meine Kleider 
sind stark abgetragen. Er ist ganz ab- 
gekoddertj er geht in zerlumpten Klei- 
dern. Hennig, 3. Vgl. Kodder u. 
koddem. 

abkommen, pltd. afkame(n), st.^ aus 

der Mode, auTzer Gebrauch kommen. 
Et ÖS afgekäme^ Speck op Kaie to bräde, 
S. Sprw. n, 2502. 



abkramen, sw.^ den Kram abräumen, 
bei Seite legen, aufräumen. Den Tisch 
abkrameny den mit verschiedenartigen 
Gegenständen befliehenen Tisch frei 
machen. Ygl. Kram u. kramen. 

abkrampen, sw.^ die Krampe abheben, 
loshaken. 

abkrängeln, sw.y abdrehen^ das Genick 
abdrehen, schlachten. Er liegt wie ein 
gehrängelt^ wie abgeschlachtet — aus 
Schläfrigkeit oder Trunkenheit. Vgl. 

abschlachten. 

abkratzen, sw.^ 1. sterben. Hei os af- 
gekratzt^ er ist gestorben. 2. sich aus 
dem Staube machen, durchbrennen. In 
letzterem Sinne für Posen bei Bernd, 2. 

abkrfischen, sw.^ abbraten, leichthin 
abschmoren. Vgl krCschen. 

abkriegen, ^tc?., abbekommen: 1. los 
bekommen, was fest war. 2. Schelte 
Strafe bekommen, Schaden, Verlust er- 
leiden. Er hat was abgekricht. Vgl. 

kriegen. 

abkriJcheln, sw.^ abbraten, abscbmoren. 
S. kriScheln. 

abkrSsen, sw,^ die Kruse (s. d.) ab- 
nehmen. Den EiTner ahkrösen lassen"^ 
aber auch: Die Hemdärmel abkrösen^ 
die Manschette, den Pass^ abreifzen. 

Abkunft, pltd. Afkonft (doch klingt das 
n = w) , /. Zufuhr von Getreide aus 
Polen; also eigentlich Herabkunfb (auf 
der Weichsel). Dzg. Klein I, i. Jetzt 
wohl nicht mehr in Danzig gebräuch- 
lich. E. Förstem., N. Pr. Prov.-BL a.F. 
m, 295. 

ablassen, pltd. aflate(n), st^ 1. über- 
lassen. Davon kannst ml wat aßäte, 
von der Ware kannst du mir etwas 
überlassen. 2. im Preise heruntergehen, 
den Preis niedriger stellen. Aßäte kömmt 
ömmer tomät Kgsbg. Sprw. H, 16. 

Ablatt, /., Oblate, Hostie. De Bref 

o 

ÖS möt e Ablatt togem>äkty der Brief ist 



ablaufen ~ abnurgeln. 



9 



mit einer Oblate verschlossen. Bei 
Jeroschin: Der prtstir ein ahlate nam 
ungesemet in der stunt Pfeiffer, 117. 

ablaufen, pltd. afl6pe(n), st.^ in der 

Redensart: einen erlaufen lassen^ ihn 
abfahren durch angemessenes Entgegen- 
treten. Hennig, 3. 

ablegen, sw., erlegen, bezahlen. Istjm 
vf 8 Uüer (die Strafe) gelassen^ welche 
er auch abgeleget, Protokoll der Morgsp. 
im Eneiphof aus 1597. 

Ableger, pltd. Afiegger, m., Senker, 
Absenker, Schössling, den man ver- 
pflanzt. In bildlicher Ironie: Von dem 
Hot kannst mt e Afiegger gewe^ von 
dem Hut kannst du mir einen Ableger 
geben! 

ablehnen (der Aussprache nach ab- 
lenen)y8w,^ ableihen, abborgen. S. lehnen. 

ablehren, »w., ablernen, durch auf- 
merksames und oft verstohlenes Sehen 
und Hören Kenntnisse und Geschick- 
hchkeiten erwerben. Öck hebt im alles 
aßere musst S. lehren. 

ablugsen, abluxen, sw.^ ablugen, ab- 
lauem, ablungem, durch List abnehmen, 
entwenden. Bernd, 2: abhicksen = 
abluchem, d. i. ablungern.. S. lugsen. 

ablunkem, sw., durch bettelnd schmei- 
chelndes Lungern erlangen. Schaler 
lunkem einander ihre Sachen und Mund- 
vorrate ab: Er lunkert mir alles ab, 
Ok dat heft hei em noch afgelunkert 
Hennig, 3 f. Vgl. lunkem. 

ablutschen, »w.^ absaugen. Einen Bon- 
bon ablutschen — ein abgelutschtei* Bon-- 
bofi. Hei sitt wf, wt e af gelutscht' Melk- 
KU:* (Milchkeilche), ein auffällig Bleicher. 

Vgl. lubchen. 
abluxen, »w.y s. ablugsen. 
abmachen, pltd. afmake(n)^ m\, 1. los 

machen, los lösen. Das SchJoss ab- 
machenj es von der Thür abschrauben. 
2. Speisen mit Butter, Schmalz oder 



Speck fett machen. Dies Eochfett heiCzt 
Abmachsei, n., pltd. Afmaksel. Hennig, 4. 
Lit. uzdaras^ poln. okrasa, Ygl. Okras. 

Abmachsel, n, s. d. vor. 

abmarachen, sw.y s. marachen. 

Abmalz, pltd. Afmat, n., im Getreide- 
handel Malz vom inländischen Geschäfte 
nach dem Auslande, wobei durch ge- 
schickten Strich des Streichholzes vom 
Inhalte des Scheffelmafzes soviel als 
möglich abgestrichen wurde. (Heute 
wird das Getreide nach Gewicht ver- 
kauft.) Königsberg. Ygl. Aufmalz und 

Zumafz. 
abmatschen, sw,^ s. matschen. 

abmergeln, sw,y Mark, Kraft (eigent- 
lich dem Boden den Mergel) entziehen^ 
entkräften. Derfiat sich durch sein lieder- 
liches Leben gut abgemergelt. Vgl. Wei- 
gand I, 7. 

abmödbarschen, sw,, s. mödbarschen. 
abmühen, sich, pltd. sSck afm6ge(n), 

»w,^ sich kranken, grämen. S. mUhen. 

abmurksen, su?., töten, schlachten, er- 
morden, mit dem Nebenbegriff des ge- 
waltsam HeimUchen, martervoU Lang- 
samen. Se hetvwe em afgemurkst. Vgl. 
Sperber, 5. In gleichem Sinne im 
Holsteinschen. Schütze IH, 122. In 
Estland dasselbe, doch zunächst: in 
grofzen unförmlichen Stucken abschnei- 
den; für meucheln, gewaltsam töten, 
in erster Reihe abmucken. Sali mann, 
28 a. Vgl. murksen. 

abnehmen, st, abräumen, den Tisch, 
die Tafel, nach der Mahlzeit 

abnippen, sw,, abnicken, ein Schläfchen 
im Sitzen machen. Mühling. S. nippen. 

abnorgeln, sw,, durch vielen Gebrauch 
abnutzen, haltlos machen. Hennig, 5. 
Vgl. nörgeln. 

abnurgeln, sw., durch nurgeln (s. d.) 
etwas los machen, ablösen. Mühling 
schreibt abnorgeln. 



10 



abnascheln — absehauben. 



abnuscheln, sw,^ s. nuscheln, 
abnutschen, sw.y absaugen. S. nutschen. 
abpSsem, sw.^ s. abpOsern. 
abpfeifen, pltd. afpTpe(n), st, durch 

Pfeifen das Ende, den Abschlufz des 
Dienstes bezeichnen. De Nachtwächter 
ptpt af, der Nachtwächter pfeift ab, 
signalisiert durch Pfeifen den Ablauf 
seiner letzten Dienststunde. Vgl. ab- 
schnarren. 

abplacken, sw,, sich, sich abplagen, 
stark plagen, bei der Arbeit anstrengen, 
abmatten. Eine zweite Bedeutung s. 
unter placken. 

abpladdern, sw,, abregnen, zu Ende 
regnen. S. pladdern. 

abplärren, pltd. afblarre(n), »iv,, Ge- 
lerntes gedankenlos und schreiend her- 
sagen oder singen. S. plärren. 

abpiTsem, sw., abfäseln, abzupfen, 
abpflücken. Vgl. pllsem. 

abpISmpern, sw., 1. eine Speise oder 
ein Getränk stark wässerig bereiten. 
2. abregnen. Et mot sock afplömpre. 

Vgl. plumpem, 
abpösem, abpSsern, sw., leichtsinnig 

oder böswillig niederbrennen. Wie denn 
auch bey ilirer (der Litauer) Trunken- 
heit und Raserey manches gutes Dorf 
abgeposert und in die Ascfie gelegt toird. 
Insterburger Kirchen- Visitations-Receliz 
V. J. 1638. Hennig, 4. Vgl. pasem. 

abprachern, sw., durch Prachem (s. 
d.) etwas zu erlangen suchen, abbetteln. 
Dat T/wt man em alles a/prachre, das 
muss man durch gute Worte zu er- 
reichen suchen. In Pommern afbeddeln, 
Dähn., 4a. 

abpruddeln, abprudeln, sw,, s. prudeln. 
abpOlen, m., s. pOlen. 
abputzen, sw, s. putzen. 

abquästen, sw,y durch anhaltendes 
Bitten erpressen. In Livland: mit 
Ruten geüzeln. Hupel, 3. 



abrachsen, sw,, abbrechen, brechen, 
z. B. das Genick. Ermland. Mühling. 

abrackern, sw,^ s. rackern. 

abraggen, sw,, s. raggen. 

abrebbeln, sw., s. rebbeln. 

Abrechner, pltd. AfrCkner,?/»., ein Mann, 
welcher die Berechnung der Ausgaben 
aller zu Schiffe ein- und ausgehenden 
Waren hat, und diese den Rhedem und 
Kaufleuten gegen einen kleinen Vorteil 
berechnet. Danzig. Klein I, 5. In 

Königsberg Schtffsabrechner, Schiffsmak- 
ler, Schiffsagent Er berechnet und zieht 
für den Schiffskapitan die Fracht ein, 
besorgt dessen Angelegenheiten am 
Platze, namentlich beim Zollamte, und 
engagiert die Frachten für den Aus- 
gang gegen Provision. 

abreden, pltd. afr6de(n), sw.^ durch 
Reden von einer Sache abbringen, ab- 
raten, warnen. 

abribbeln, ^., s. rebbeln. 

abrichten, pltd. abrSchte(n), afrif chte(n), 

sw.y beschmutzen, besudeln. Sich die 
Hände — das Kleid abrichten. Wie 
hott V sich wodder abgerÖchtf Schaltj. 
3, 4. Bock, 1. Hennig, 4 f. Vgl. an- 
richten, 
abrubbeln, suj., s. rubbeln. 

absäbeln, sw., mit einem Säbel, einem 
Messer abschneiden. Einen Ast ab- 
säbeln. 

Abschabsei, pltd. Afschawsel, n., das 

Abgeschabte. Hennig, 5. 

abschälen, sw., s. schälen. 

abschalmen, sw.^ s. schalmen. 

abscharren, sw., etwas von sich schar- 
ren, abschieben: ein lästig gewordenes 
Nebenamt, einen Zudringlichen etc. 

absehauben, pltd. af8chQwe(n), st., 1. 

abschieben, abrücken: den Schrank von 
der Wand etc. 2. zurückweisen: einen 
Tadel, eine Schuld, ein Verbrechen. 
3. abziehen, sich trollen, sich weg- 



Abschel — abschurreii« 



11 



schieben. Schwio af mot godem Wind! 
hört man in Egsbg. als Abweisung. 
Holl. afachuiven. S. Grimm, \Vb. I, 99. 

Absdiel, Amschel, Anselm, m. jüd. 

Vom., Absalom. Flatow. Schmitt, 
111. 

abschelbern, abschilbem, pltd. afschel- 
wre(n), sw., s. scheibern. 

Abschied, m.^ Weggang, Entfernung. 
Einem (einer) den Abschied geben ^ ein 
braatliches Verhältnis auflösen. Ab- 
schiedszeugnis statt Entlassungs- oder 
Abgangszeugnis. Polnischer Abschied. 

Mit einein polnischen Abschiede wege/ien, 
Weggang ohne Adieu, mit Hinterlassung 
von Schulden. Hennig deutet zur 
Erklärung auf den heimlichen Abzug 
des Königs Heinrich aus Polen, „der 
1573 zur Nachtzeit und ohne genom- 
menen Abschied geschah ". Hennig, 5. 
Pisanski, 19. Sprw. I, 18. 

abschiefzen, pltd. afsch§te(n), st, sich 

das Genick ahschiefzen^ sich das Genick 
brechen. Sperber, 5. 

abschiffeln,abschuffeln,s«t\,abschaufeln, 

mit der Schaufel fortschaffen. Müh- 
ling. S. Schiffel. 

abschiibem, ^., s. scheibern. 

abschlachten, sw,, durch Schlachten 
töten. Bildlich: Ich bin vne abgeschlach- 
tet, ermüdet, marode, matt, schläfrig. 
Er Hegt vne abgeschlachtety aus Schläf- 
rigkeit oder Trunkenheit. Sprw. I, 14. 

abschiackem, sw., schlacicem. 

abschlafen, st, zu Ende schlafen, aus- 
schlafen. Er mms sein Pensum ab- 
schlafen. 

abschlagen, st, Bier, Maische oder 
Wasser aus einem Gefai'ze ins andere 
rinnen lassen oder schöpfen. Egsbg. 
Hennig, 5. 

Abschmacicer, m,, Arbeiter, der beim 
Messen des Getreides den Scheffel ab- 
streicht Danzig. W. Seidel, 28. 



abschmaddern, sw., 1. schlecht ab- 
schreiben, abschmieren. Mühling. 2. 
eine Speise unschmackhaft und unrein- 
lich zubereiten. Hennig, 237. Vgl. 

schmaddern. 

abschmanden, doch abschmanten ge- 
sprochen, sw., den Schmand, die 
Sahne, von der Milch abschöpfen. Für 
Liv- und Estland bei Hupel, 4. Sall- 
mann, 80a, schreibt abschmänden. 

abschmängen, sw,, s. schmängen. 

abschmeifzen, pltd. afschmtte(n), st, ab- 
werfen, in dem Sinne von Vorteil, 
Gewinn bringen. Dat schmott nuscht 
af, das schmei/zt nichts ab, bei dem Ge- 
schäfte ist nichts zu verdienen. 

abschmieren, sw., s. schmieren, 
abschnarren, pltd. afschnarre(n), sw., 

vom Nachtwächter, der durch Schnarren 
seine letzte Dienststunde anzeigt. Der 
Nachtwächter hat schon abgeschnarrt, der 
Anbruch des Tages ist nahe. Hennig, 
240. Das Wort ist mit der Handlung 
aufzer Gebrauch gekommen. Vergl. 

Schnarre und abpfeifen. 

abschnipseln, sw., abschnitzeln, s. 
schnipseln. 

abschnüren, pltd. afschn§re(n), sw., mit 

gekohlter Schnur den Balken zeichnen, 
der behauen werden soll. 

abschorren, sw., s. abschurren. 

abschrfldsen, sw., s. schräd. 

abschrftpen, sw., Abschräpsel, n., s. 
schrftpen. 

abschrecken, 82^;., 1. abspringen machen, 
zurückscheuchen, aufjagen. 2. gesottene 
Fische mit Essig begiefzen, dafz sie 
blau anlaufen. Hennig, 6. Grimm, 
Wb. I, 109. 

abschuffeln, sw., s. abschiffeln. 

abschupsen, sw., s. schupsen. 

abschurren, abschorre n,pltd. afschor- 

re(n), sw., 1. abgleiten, ausgleiten. De 
Fod schord mt af. Hennig, 6. 2. 



12 



abschwSien — abstibitzen. 



sterben. Ed os afgeschorrt. Vgl. 
schurren, 
abschw&len, aw.j s. schw§len. 

absegeln, sw,y sterben. Hei ös htde 
a/gesegelty er ist heute gestorben. 

absehen, pltd. afsfine, st, übersehen, 
mit dem Blicke ermessen, abmessen. 
Kann öck mtn Endke afsene^ war öck 
et 6k afienej kutsch^ Koppke, noch e 
WUke^ kann ich mein Endchen absehen, 
werde ich es auch abziehen, kutsch', 
Köpfchen, noch ein Weilchen — sagte 
eine schlaflustige Bauerfrau beim Flachs- 
ziehen. S. Sprw. II, 21. 

Abseite, pltd. AfsTd, in Westpr. AwesTd, 

/., mnd. afside, zumeist Seitenfach in 
einer Scheune, aber auch Anbau zu 
einem Gebäude, Taschengebäude, und 
dann auch Abseiter, pltd. Afsfder, m, 
Öck imnschd\ mm Buk war e ScMn^ 6k 
n^ch twei Afstde däbi^ ich wünschte, 
mein Bauch wäre eine Scheune, auch 
noch zwei Abseiten dabei. Sprw. II, 
273. Mhd. abstte^ apsüe, überwölbter 
Nebenraum in einer Kirche, mlat. ab- 
siduy absidia aus dem gr. ari)i£^ iöog. 
Vgl. Grimm, Wb. I, 1116. Wei- 
gandl, 8. Schmeller HI, 291. Vil- 
mar, 2. D ahn., 6a. Mnd. Wb.I, 36a. 
Nachtrag, 10 a. 

absent, absents, afsent, afeents, adv.^ 

absonderlich, besonders, aufzergewöhn- 
lich, was vom Gewöhnlichen sich ent- 
fernt; wohl das lat. absens. Ha, dtccht 
mj/y jenne ScJuxyw von Liede mott wörk- 
üch wat afsenfs bediede. Ha, dünkt 
mich, jene Schaar von Leuten, mufz 
wirklich was absonderliches bedeuten. 
Carm. nupt V, 145 b. iVa, n^! jent 
(Spanisch-Bitter) schmeckt ook gooty af- 
sent tom örste Haaske-Brot Na, na, 
jenes schmeckt auch gut, besonders zum 
ersten Haschenbrot (s. d.). Ibid. 216 c. 

absetzen, pltd. afsette(n), m., 1. in Ab- 



gang stellen. Etwas von der Rechnung 
absetzen. 2. ausweisen, ausstoizen, ver- 
bannen. „. . . wenn das Verbrechen gross 
ist^ werden sie (die Verbrecher) aus der 
Gemeine gebannet y welches sie (die Menno- 
niten) von der Gemeine absetzen nennen. 
. . . Niemand gehet auch mit dem Ab- 
gesetzten y/my bis er öffentliche 2^hen 
der Besserung weiset.^ Hart wich, 293- 

3. abfedlen, abgeben: Gewinn oder Ver- 
lust, Vorteil oder Nachteil etc. Bt dem 
Geschäft seit et nuscht a/y bei dem Ge- 
schäft ist nichts zu verdienen. Dat 
sett htde wat a/, entweder e Rusch oder 
e Brusch, das setzt heute etwas ab, ent- 
weder einen Rausch oder eine Beule 
(am Kopf). 

absiebten, sw.^ absieben, beim Mahlen 
das feine Mehl von der Kleie sichten, 
scheiden, sondern. S. sichten u. beuteln. 

abslien, pltd. afs§le(n), sw.y s. sllen. 

absocicen, pltd. afsocl(e(n), sw,y weg- 
laufen, sich schnell auf die Socken 
machen. S. socicen. 

absparteln, absperteln, sw.^ s. spartein. 

abspicicen, pltd. afspOcke(n), sw.^ s. 
spicken. 

abspüren, pltd. afsptre(n), sw., absehen, 
erkennen. Wer kann det End afspüre? 
Et kömmt oft Knall on Fall. Lhrztg. 

4, 355 c. 

abstftken, sta., s. stäken. 

abstehen, pltd. afstane(n), st^ ablassen, 
überlassen, ein Recht, einen Besitz auf- 
geben. Stä mt dtne Ptp afj überlasse 
mir deine Pfeife. Davon Abstand, pltd. 
Afstand, m., das Abstehen von einem 
Rechte, von einem Besitze; auch der 
Preis dafür. Wat göfst Afstandy was 
giebst du, wenn ich dir die Sache 
(Pfeife) abtrete? 

abst§kern, sw.^ s. st&kern. 

abst&wem, sw.y s. stSwern. 

abstrbitzen, sw., s. stfbitzen. 



abstrapzieren — achen. 



13 



abilrapzieren, sw,^ s. strapzieren. 

ainireifen, sw., s. streifen. 

abstruppsen, sw.^ abstreifen. Die 
Schlange struppst sich ab^ häutet sich. 
Sperber, 5. 

abstOlpen, »w., s. stUlpen. 
abttgeln, »w,^ s. tägeln. 
abtftkeln, sw., s. takeln. 

abtanzen, sw. der Braut, indem man 
sie im Kreise umtanzt, den Brautkranz 
abnehmen. 

abtorkeln, sw.y taumehid abgehen. S. 
torkeln. 

abtrappsen, 8w.^ s. trappsen. 

abtrecken, sw.^ s. trecken. 

abtreiben, pltd. afdrTwe(n), st, ab- 
hetzen, abjagen, ermüden. Abgetrieben 
leie ein altes Droschkenpferd, Sprw. 1, 1 5. 

abtrossen, sw.y abladen. Dt kost, di 
si dahatten abgetrost, Jeroschin, Y. 
24 457. Strehlke. Vgl. Bech, Ni- 
colans V. Jeroschin. Germania VII, 94. 

abtrilsten, sw, s. trüsten. 

abtrumpfen, sw,, s. frumpfen. 

abtruppen, auch blofz tnippen, m*., ab- 
ziehen müssen und zwar mit Schimpf. 
Er hat abtruppen müssen, H e nn i g , 280. 

Abwacbsteich, m., Teich, in welchem 
die Karpfen ab- d. i. auswachsen, das 
erforderliche Gewicht erlangen. S. Be- 
necke, 495. 

abwachten, »w,^ s. wacliten. 
abwackeln, abwaggeln, sw.^ s. waggeln. 
abwamsen, sw,^ s. wamsen, 
abwichsen, sw,, s. wichsen. 
abwSHen, pltd. afwulwe(n), m*., *s. 
wBIfen. 
abwürgen, pltd. afwerge(n), sw., durch 

Würgen toten ^ erwürgen. Et teeer 
Tiedf dat ek mi an 'nem Stock Jreegen 
Kees' aßcergen deed. Dorr, 1. Wiew., 
124. 

abzabbeln, siv,y s. zabbeln. 



abzickeln, sw,j sterben. Er wird bald 
abzickeln, wird bald sterben. 

abzielien, pltd. aftfine(n), st.^ ausziehen 

mit der Wurzel, rupfen. Flass aftene, 
Flachs abziehen, ziehen. Belegstelle 
unter abseilen. Bildlich : über die Feh- 
ler eines andern sprechen, verleumden. 
Enem eFedderke aftene, einem ein Feder- 
chen abziehen, ihn verleumden. Vgl. 

anflicken. 

accrfld, accrat, accrftds (auch ä = ä), 
auch blofz crads, krads und kradske, 

accrSzig, adj, u. adv,, 1. genau, sorg- 
taltig, accurat, aus dem lat. accuratus, 
Acer äd so, genauso. Dieselbigte Perscfion, 
aJckrat vriefor eich geschaffe. Dorr, L 
Wiew., 5. Diene Ogbruen hewwen aca^at 
den rechten Schwung, . . . wat mi just- 
ment accrat so towedder es id de Rok, 
Ibid., 68. Sonst blmcst du m% akrads 
SO doTfnmj Als Eke on als Beke, Yolksl. 
34, 1 ; S. 94. 2. eben jetzt, in dem- 
selben Augenblick, gerade nun, und 
gewöhnUch in der Verneinung: Nu ac- 
crdds nich, nun thue ich's gerade nicht. 
Nu blowt de Lehra nich önna Schtaw, 
he rennt herut on tcatt noach kroatzke ta- 
wöschtonopeWoagegebroacht. B old t, 14. 

Achel, auch Hachel,/., Granne, Ähren- 
stachel, Getreidehülse; auch Nadel der 
Tanne, Fichte, des Wachholders, Sten- 
gelsplitter bearbeiteten Flachses oder 
Hanfes. Ahd. aM, ahir, Ähre, goth. 
ahs; aleman. agl, Grimm, Wb. 1, 162. 
Weigandl,14. KleinI,?. Schmid,9. 
Vilmar, 2. Vgl. Eime. 

achen, sw,, ach sagen, ächzen, seufzen, 
wehklagen. Ache on wuie, ächzen u. 
wuien, ach und weh rufen, wehklagen. 
Se acKt on vmtt de ganze Dag, Sprw. 
n, 24. Bei Schamb. la, in der Ver- 
bindung mit krachen, S. Grimm, Wb. 
1, 162. Vilmar, 3. Davon Acher, w,, 



14 



achheije — Achtsehner. 



einer der bestandig Ach und Weh ruft. 
Sallmann, 58a. Vgl. wuien. 

achherje, interj.^ ach, Herr Jesus. 

Acht, /., grofze, in Kgsbg. die Polizei. 
Sie gehen mit ihm in die grofze Acht^ in 
das Polizeigewahrsam, Junkerstralze 8. 
Diese Nummer ist mit grolizer Ziffer 
geschrieben. S. Sprw. 11, 890. (Hier 
nur angeführt, da die doppelsinnige Re- 
densart in späterer Zeit schwer erklär- 
lich sein dürfte.) 

Achtehalber, pltd. Achthaiwer, m,y das 

frühere 2^- Silbergroschen-, 2 gute 
Groschen-, ^V"Thalerstück, 30 alte (25 
neue) Pfennige wert. Der Name be- 
ruht auf der provinziell üblichen Be- 
rechnung des Thalers zu 90 Kupfer- 
groschen (Vierpfenniger), kurzweg Gro- 
schen genannt; also: achtehaib, d. i. 
H (Kupfer-) Groschen. Ich liabe nur 
noch einen Achteltalber Zeit^ denn so viel 
habe ich ihm (dem Postillon) zahlen 
müssen y um meinen Brief schlie/zen zu 
dürfen. Soph. R. I, 5. Der Franzos 
rief einen Knaben^ und indem er ihm 
einen Achtehalber gab^ sagte er etc. 
Ibid. 45. Hei heft davär sovel Angst, 
tct de Pracher vär^m Achtehalwei\ Sprw. 
I, 73. Bei dem Leipziger Turnfest 1863 
war Achtehalber das Losungs- und Er- 
kennungswoil; der Königsberger Turner. 
Hennig, 6. Sperber, 6, schreibt: 

achtaiber. 

Achtel, w., mnd, achten-del^ 1. achter 
Teil eines Ganzen. 2. beim Holzmalze 
bis zur Einführung des Metermalzes 
einheitliches Grundmafz: ein Achtel 
(360 Kubikfufz oder 11^ Raummeter) 
= vier Viertel ä 2 Komickel. 3. kleiner 
Bottich (vielleicht \ einer Tonne), der 
einen Stein (30 Pfund) Butter umfafzt 
Hennig, 6. In Hessen Getreide- und 
Salzmaiz. Vilmar, 3. 

Achtelbutter, pltd.Achtelbotter,/., Butter^ 



welche in Holzgefaize, sog. Achtel, ein- 
geschlagen ist. Als Küchenbutter steht 
sie im Gegensatz zur Tischbutter. 

Achtelhoiz, pltd. Achtelholt, n., das in 

Achteln (achtelweise) aufgeschichtete 
Klobenholz. Ikh hat e je met, wt wa 
em ti^aige Wal nach Achtelholz fikre (woa^ 
Ermld. Freisch., 7. 

achteln, sw.^ Holz in Achtelmafz legen, 
aufschichten; anhäufen überhaupt, auf- 
achteln, dasselbe; nach Hennig, 7, ein 
Achtel Holz für den Küchenbedarf zer- 
stücken, was man jetzt in Kgsbg. : Holz 

aufarbeiten oder kleinmachen nennt. 

achten, sw.^ beachten, aufmerken, be- 
folgen. Du motst drop achte. 

achter, adv. praep.y hinter, hinten. 
Achter onsem Hüs, Mühling. achter 
an^ hinten an, hinten nach. So reitet 
das Ackermannchen Mit seinem Pferde 
Achteranchen (Pommerellen) — mit sei- 
nem Pferdchen Hinteranchen (Danzig). 
Volksr., 36, 137. Achter, w., der Hin- 
tere. An den Achter möt den Hacken 
knallt fie. Volksl. 27, 10; S. 44. 

Achtergarn, Aftergam, n., die hintere, 
spitz zugehende Abteilung des Keitel- 
gams (s. d.), lit. aktagam. Das Achter- 
garn ist am Ausgange offen und wird 
durch eine feste, 5 bis 10 m lange Schnur 
zugebunden, an deren Ende ein ca. 2 m 
langes Stück Kundholz, der Stehder 
oder StOder, als Boje befestigt ist. S. 
Benecke, 339. Achtergam heil'zt auch 
die letzte Abteilung der Metritze des 
kurischen Wadegams; auch Kull und 

Häckel. S. Keitel. 
Achterzaun, rein pltd. AchtertOn, m., 

Hinterzaun. Wo ist der Wolff Hin- 
tetm Achterzaun. Vlksr. 178, 691. 

Achtzehner, pltd. AchtTner, m., Ein- 

fünftel-Thalerstück. Die Münze hiefz 
Achtzehner, weil sie 18 Kupfergroschen 
(Vierpfenniger) galt. Bei Einführung 



#^ 



Acker — adder. 



15 



des Gesetzes über die Münzverfassung 
in den Preuiz. Staaten vom 30. Sept. 
1821 (Gesetz-S. 1821, S. 159 flf.) waren 
die Einfonftel- und Einfunfzehntel-Tha- 
lerstücke (s. Sechser) nur noch in Ost- 
und Westpreulzen im Umlauf und wur- 
den ohne Herabsetzung ihres Wertes 
und ohne Verlust für die Inhaber, nach 
und nach eingewechselt und in den Münz- 
statten eingeschmolzen (§ 6 des qu. Ge- 
setzes). Alte Leute im Volke rechnen 
heute noch nach Achtzehnem, In West- 
preulzen und in Polen heiizen sie 
Timpfe. 

Acker, ?/». Dat ös stn (nun) Acker 
on Ploff'i das ist sein Acker und Pflug, 
sein Beruf. Sprw. II, 25. 

Ackerbeere, Pflzn., Kratzbeere, Rubus 
caesms L. Hagen, 525. 

Ackergaul, m,^ Arbeitspferd. E}r ist 
besofen wie ein Ackergaul. Sprw. I, 

445. Vgl. Ackermähre. 

Ackerglied, Pflzn., Ackerdaun, Galeop- 
sis Ladanum L. Hagen, 616. 

Ackergras, Pflzn., Knaulgras, Dactf/lis 
ghmerata L, Hagen, 102. 

Ackerholunder, Pflzn., Zwergholunder, 
Sambucus Ebulus L, Hagen, 342. 

Ackerknoblauch, Pflzn., Weinbergs- 
lauch, Aüium vineale L. Hagen, 357. 

Ackerlerche, /., Feldlerche, Alauda 
arvensis L. 

Ackermähre, /'., wie Ackergaul. Er 
sauft wie eine Ackermähre, 

Ackermannchen, pltd. Ackemiannke, 
nmd. ackennenneken, n., Bachstelze, 
Motacilla^ weil sie beim Pflügen, be- 
sonders im Frühlinge, auf dem Acker 
sich einstellt und mit wippendem 
Schwänze dem Pfluge rührig nacheilt. 
VglGrimm, Wb.I, 174. Dähn., 7a. 
Vilmar, 7. S. Adermannchen, Qu&k- 
stert, Wippstert. 

ackern, in Elbing äkern, sw.y schwere 



Arbeiten verrichten, namentlich schwach 
beanlagte Personen unterrichten. Der 
Lehrer acket^t mit schwerköpßgen SchU^ 
leniy er mulz sich mit ihnen abackem, 
müde arbeiten, ja bis zur völligen Er- 
schöpfung zerackern. — durchackern, eine 
Lektion, um sid klar- und festzustellen. 
Bock, 1. Hennig, 8. Sprw. II, 26. 
Schemionek, 1. 

Ackernelke, Pflzn., grasblättriges Vogel- 
kraut, SteUaria fframinea L. Hagen, 
469. 

Ackerschnabel, Pflzn., schierlingsblät- 
triger Reiherschnabel, Erodium cicu- 
tarium UHdrit 

Ackerstein, m., Bernstein, der nicht 
am Strande, sondern mitten im Lande, 
im Acker, gefunden wird. Ein jeder 
wurde nur noch 1770 durch die königs- 
bergische Anzeigen verwai*net^ einigen 
Ackerstein zu kaufen. Bock Nat. U, 
222. 

Ackerwurm, m., Engerling. Bock 
Nat. V, 17. 

Ackerwurz, Pflzn., gemeiner Kalmus. 
Acorus Calamus L. Hagen, 372. 

Acten, plur,^ s. Akten. 

adchfi, adgfi, interj. ade^ lebe wohl! 
Aus dem franz. adieu zu Gott, Gott 
befohlen, schon mhd. verkürzt ade. 
Sehr beliebt ist die Deminution: ad- 
cheche: Na adcheche! Hupel, 5: adje 
sagen, 

adda, conj.j aber. Adda was kann 
das alla helfe, Ermland. Firmenich HI, 
103 b. 

adder, addir, conj.^ oder. Du wollest 
uns alle neue gutlie leswirdige bücher^ 
so in kurtze bey adder annder werenn 
ausgegangen^ und umb euch zu bekom- 
Toen . . . keuffen und , . . übersenden, 
Markgraf Albrecht an Lucas (Gra- 
nach), Maler zu Wittenberg vicesima 
nona septembr, 1526, Beitr. z. Kde, 



16 



Adder — Adelpol. 



Pr. in, 244. öch timz man ntcA, trf 
es hoszt — kattre (lautieren) adde vne. 
Ermland. Firmenicli m, 103a. Im 
ostpr. Dialekte werden oder und aber 
fast durchgehends verwechselt: Oder 
nei^sher nein! Hennig, 7. 

Adder, /., 1. Natter, Otter. Müh- 
ling: Das Messer schneidet wie eine 
Adder — sonst: tcie Gift 2. böses 
Weib, zorniger, bösartiger, boshafiter 
Mensch überhaupt. Auch Adder^ Edder. 
Giftig ttie eine Adder. Sprw. I, 680. 
In Bremen adder^ in Bayern dlcfer, dtter 
Schlange, engl, aach adder, Brem.Wb. I, 
5. Schmeller I, 27. 126. Dähn., 
3a. 3) im Samlande, Adder Eiter. — 
Mnd. ader^ adder und eder^ adder^ jede 
(giftige) Schlange. Mnd. Wb. I, 15a. 
Nachtrag, 4b. Von 1: 

adderig, 8dderig, edderig, mnd. aderich^ 

adj.^ giftig wie eine Schlange, zornig, 
bösartig. De Hund ös Helen, nwer ad- 
drig^ der Hund ist klein, aber bös- 
artig. 

AddSsalbe, A, Medik. ünguentuvi 
Althaeae. Pharmac. Kalender 1870. 
Schemionek, 46. 

addir, conj,, s. adder. 

Adebdr, pltd. Adebar (^ «^ a), m., 

Storch, allgemein und nicht blofz als 
Kinderbringer und Kindertrager. Ahd. 
odeboro^ odebero^ mhd. adebar^ -boro^ 
-bero Träger (vom ahd. und alts. beran 
tragen), ode- vielleicht vom alts. od, w. 
Gut, also adebar Glückbringer, mnd. 
ad^aVy edebar. Genaueres über Namen 
und Eigenheit des Tieres s. Grimm, 
Myth., 638. Bei uns auch Hadebftr, in 
der Niederung auch Knackosbot, Knakod- 
b&d, in den deutsch-polnischen Gegen- 
den Westpreulzens Botschan, Botsdion, 
von dem poln. bociaii Storch, auf der 
Dzg. Nhg. und im Gr. Werd. Ad'bor 
(^-a), (Volksl. 1, 2; S.71), brem.- 



nds. eher, aebSr, im Götting. dbdr^ ebere, 
eber, im Hessischen auch Udebar. Sprich 
nicht vom AdAdr, der Storch ist ja noch 
nicht hieTy zum Frühreifen und Vor- 
lauten. Sprw. I, 24. Jedes will sein 
Nest bereiten, Wie denn selbst der Ade- 
bahr. Carm. nupt H, 153 d. Eck woü 
den Ogenblock dem Adbahr, de by wie 
vdl Jahre nästelt, seggen. Ibid. V, 200d. 
Dat ÖS gewossUch wahr, de Jungens bringt 
de Adebär, de Makes bringt de Uäfke, 
Sprw. I, 1835. Der Adebar tritt viel- 
fach auch in Kinder- und Yolksreimen 
auf. S. Volksr. 189—197. Bock, 1. 
Hennig, 7. Brem Wb.I, 285. Dähn., 
3a. Schamb., la. 53a. Yilmar, 4. 
Grimm, Wb.I, 176. Weigandl, 17. 
Adebar tritt auch als Familienname auf. 
AdebaifeH, n., Medik. Adeps suMus. 
Schweineschmalz. Pharmac Kalender 
1870. Schemionek, 46. 

Adebarschnee, pltd. Adebarschnei, m., 

Märzschnee, FriLhlingsschnee. 

Adebarstrauch, pltd. Adebarstai^k, n., 

die kleinen Zweige, womit der Storch 
sein Nest auslegt Mühling. 

Adel, Adel (A^^d), m., Mistgauche, 
Mistwasser, der Urin des Viehes. Auch: 
Adehvasser, n. Nach Pierson in Danzig 
der blauschwarze, flüssige Gassenkot, 
wie er aus den Rinnsteinen gefegt wird. 
Ndrhein, adel Sumpf, in Bayern adel 
Mistjauche, adeln mit Jauche düngen, 
in Hessen oft zusanmiengesetzt mit stUtei 
odelsotte, adelsette^ dlstitte = Adel, schwed. 
koadel Kuhham, adla harnen^ br.-nds. 
eddel, adel Mistlache. Schmeller, I, 
26. Grimm, Wb.I, 177. Brem. Wb.I, 
10 u. 292. Dähn., 3a, Vilmar,4. 

AdNchen, pltd. AdUke, w. Vom., Adel- 
gunde. S. Alchen. 

AdelpOl, m.^ mnd. ad(d)elp6ly dlpSl^ 
Pfiitze, worin sich das Adelwasser 
sammelt. 



Adelwasser — ahnen. 



17 



Adelwasser, pltd« Adelwater iA-=d\ 
n., s. Adel. 

Ader, /. Einen zur Ader lassen^ ihm 
empfindliche Verluste (im Spiel) be- 
reiten. Sprw. I, 26. 

flderkauen, sw., wiederkäuen. Nach 
Mthling adem. Im Götting. drkauen 
UL arkeuenj ebenso in Bremen; im Quick- 
bom (Klaus Groth) edderkauen^ ahd. 
itarucAon^ ags. edrecan^ von dem alten 
üa, Aar, üfor, lat. iterum wiederum; 
mnd. ad^'^ adderhouwen. Hennig, 8. 
Schamb., 13b. Brem. Wb. 11, 754. 
Dahn.,3b. Hupel, 4. Mnd. Wb. I, 
16a. Grimm, Wb. I, 179. 

Adermannchen, pltd. Adermannke (^=a), 
n., Bachstelze. Vgl. Ackermannchen, 
Queksteri, Wippstert. 

ädern, sto., s. aderkauen. 

Adler, m., russischer. Den imssiscken 
Adler machen^ einander erzürnt den 
Rücken kehren. Sprw. I, 28. 

Adlerstein, m., s. Klapperstein. 

Advant, /., Teil des kurischen Haffes, 
zimachst der Eulan-Uppe. Fisch.-Ord. 
f. d. k. Hff. § 12. 

Adventsmutter, /., Hospitals£rau, die 
in der Adyentszeit, mit Strohhut und 
weifisem Laken bekleidet, Geld ein- 
sammelt, den Kindern Weihnachten be- 
stellt. Elbing. Sehern ionek, 2. 

Affe, m.y s. Ap. 

Aflenbeere, Pflzn., Erähenbeere, Em- 
petrum nigrum L. Hagen, 1036. 

Aflenkommedie,/., Komödie von Affen 

ausgeführt, zur Bezeichnung wilden 
Streites, Zankes. Ygl. Katzenkommedie. 
Affenschande, /., zur Bezeichnung einer 
unüberlegten, albernen Handlung. 

Affenschwanz, m., s. Affenzagel. 

Affenwerk, n,, Albernes, Dummes, 
Possenhaftes. Mir ist nickt wenig wissend^ 
wie viel alte Mütterlein ihre Weis9<xguny$'' 

Priwhbtor, Wöiterbaeh 1. 



Grillen haben^ auch nicht iveniger^ das 
viel Bauvyr-Regel^ ivie man sie zu nennen 
pfleget^ mit guten Affenwerck verbremet 
segn, Linem., Xx, 4a. 

Affenzagel, pltd. Apezagel (A = a), 77»., 

Schimpfwort. B}r ist ein rechter Affen- 
zagel Ebenso: Affenschwanz. 

afsent, afsents, adv.y s. absent. 

Aftergarn, n,^ s. Achtergam. 

Agiei, Pflzn., Akelei, Aquilegia vul- 
garis L. Hagen, 561. 

Agnfit, auch blofz Nfit, w. Vom., Agnes. 
Hartwich, 54. 

Agtapfel (A = d), m.^ kurz Agtchen, n., 

gehört zu den „rahren Früchten" der 
Werder. Hartwich, 38. Parjmotten^ 
OraukeSj Humen ^ Spöllen^ ük Agdkes^ 
DruuwkeSy wat ji wollen. Dorr, 15. 

Agtchen, pltd. Agke (^A = a), w. Vom., 
Agathe. Agke wankt ewert Stechy Agathe 
geht über den Steg. Werder. Dzg. 
Nhg. Viol^t, 98. Hartwich, 54. 

Agtstein (^A == d), w., Bernstein. Ahd. 
agisteiny agatstein, mhd. agestein^ eit- 
stein^ eistein^ mnd. aget, agetensten, lit. 
gagdtas^ pol. bursztyn; bei Grimm ag- 
stein. Agt ist wohl = Achat. S. Wei- 
g and 1, 22. Der Agtstein liebt die Spreu 
und der Magnet das Eisen. Carm. nupt 
n, 123b. Wo die wHde See . . . den 
Agtstein auch an diese Ufer bringet. 
Ibid. 169 b. Ein Dorf Agstein in der 
Gegend von Mehlsack (Kr. Braunsberg) 
hängt mit Agtstein nicht zusammen; 
Nsslm., Th., 3, weist für die Herleitung 
dieses Namens auf den nom, viri akystine 
im Codex diplom, Pruss. H, 173, hin. 

Vgl Schasch. 

ahnen, sw,^ ähneln. Die Kinder ahnen 
dem Vatei\ Sie ahnen sich^ sie haben 
beide die Nas* in die Läng' und den 
Mund in die Quer^, Sprw. I, 34. Vgl. 

schlachten. 

2 



18 



Ahr — albeiTL 



Ahr, /., Ähre, s. Ar. 

ai, Doppellaut, wird ei gesprochen: 
Keiser Kaiser, Mei Mai, Hein Hain. 

aisch, aisk, adj., s. aifz. 

aischen, aisen, aisten, sw.^ s. ai(zen. 

aischhaftig, aishaftig, adj.^ von ai/z^ 
ekeUiafib, grauenvoll. Mir ist 8o cAshaftig^ 
ich empfinde Furcht und Grauen. 

aifz, aisch, aisk, eisch, ei(z, adj,^ ekel- 
haft, häfzlich. Muhling hat noch: 
garstig, schlimm, unartig, schrecklich. 
Das Brem. Wb. I, 8, sieht als Stamm das 
goth. agis Furcht; davon ahd. akt^ aigl^ 
ekfy egtj mhd. ege Furcht, Schrecken. 
In Bayern ai/z^ in Hessen aisch^ eischt: 
die Schlange ist ein aisch Ding; eischtes 
Wetter; ein eischter Kerl. Schmeller 
I, 116. Vilmar, 6. Vgl. auch das ahd. 
eiz Geschwür, Eiterbeule. Schade, 
Wb. 130b. 

ai(zen, eifzen, eisen, sw., grauen, schau- 
dern, den äuizersten Schreck oder Ekel 
haben. Mir eist^ graut, ist bange. Na- 
tangen. Davor ai/zd mir. Et eist em 
dafär. Friedland. Henn i g, 8, schreibt 
aisen u. eisen: mich aist vor der Sache 
= sie ist mir ekelhaft, Muhling aischen 
und erklärt: schaudern, frieren, beben, 
zittern, einen heftigen Ekel empfinden. 
Pierson, 18, hat aisten und weist auf 
das lit. aisus bitter, hin. HoU. ijzen 
kalt vor Schrecken werden, zu Eis er- 
starren, sich entsetzen. Mnd. eisen^ 
ots^n; bei Jeroschin eisen Schrecken 
empfinden, eislich schrecklich und die 
eise Schrecken. . . . daz manchim da 
vor eisete 129 d. anzu8ehne(er) so eislich 
schein 128 c. ... mit lestirlichir sundin 
eis(:vreis)U^B. Pfeiffer, 142. Vgl. 

fresen u. frtsen. 

altsch, Zuruf an die Zochochsen, wenn 
sie rechts gehen sollen. Elbing. Sehe- 
rn i o n e k , 2. S, heilsch. 



akkrid, akkrftt, ocfe., s. accrftd. 

Akmen, von dem lit. ahmen Stein, 
Name für eine groize Steinbank im kur. 
Haff, südlich von der Windenburger 
Ecke; die Bank heüzt auch Stadt S. 
Benecke, 223. 

Akten, plur. Er giebt aüerhand Akten 
an^ treibt lose Streiche, verursacht 
HändeL Er hat den A. voll Akten^ er 
hat Eüe, thut beschäftigt. Hennig, 8. 

Aktewar (a = a), w»., Aktuarius, Ge- 
richtsschreiber, Amtsschreiber. Alleen 
e gode Aktewar^ Dat ös bi mtner Tri 
kein Narr. Volksl., S. 80. 

Aland, m., s. Dibel. 

Alant, Alat, m.^ s. Räp. 

Alaus, m., s. Alus. 

Albander (A = a), m., Schwätzer^ viel 
und weitschweifig Redender. Stein, 
Peregrinus XH, 82, hat unter den Ekel- 
namen und Schimpfwörtern dieser Be- 
deutung: Sa^ader, Aalbander^ Gh^osz- 
Sprecher y Brascher^ Praler, Windhcneer^ 
W. MtsbL V, 191. Auch: saalbaders, 
Aalbanders, Altfränkisch^ von der alten 
Welty das mctg niemand es kam dann im 
Cirkel wieder herumh. Stein, Peregri- 
nus XVni, 25. W. Mtsbl. VI, 190. 

Alberbaum, m., Schwarzpappel, Po- 
puim nigra L. Hagen, 1043. Nach 
Grimm, Wb. I, 201, ist Alber auch 
Poptdus alba^ die nach Hagen, 1041, 
in der Provinz Alleebaum heifzt. 

albern, pltd. alwere, aiwre(n), »w.^ un- 
gewaschenes, dummes Zeug reden; 
dumme, läppische Streiche machen, um 
Lachen zu erregen; andere necken. 
Kant VII, 388: der beständig faselt, ist 
albern. Als Adjektiv: albern u. aiberig. 
Er ist ein alberner Hans. Sie ist ein 
alberiges Frauenzimmer. Grimm, Wb. 
I, 202. Vilmar, 8. In Estland auch 
alberieren. Sallmann, 58a. 



Albrecht — all. 



19 



Albrecht, m. Vom., Albert. Als Dem. 
Bertchen. Hartwich^ 53. S. Pott, 
172. 173. 222. 

Alchen (^ ^ a), Adtlchen, Guntchen, 

w. Vom., Adelgnnde. Hartwich, 54. 

aleriy aien (a = a), st/?., sich wohl- 
behaglich fühlen, in der Sonne aus- 
mhen, sich reckend wälzen. Samland. 
Natangen. 

Alex, m. Yom., Alexander; ebenso 
Zander. Hartwich, 54. Vgl. Pott, 115. 

Alf, Dem. AHchen (A ^ a), Zusammen- 
ziehong des m. Yomam. Adolfe ahd. 
adalof, mhd. Alf, Alef. S. Pott, 267. 

AK, 97}., der fliegende Drachen. 1. der 
Papierdrachen der Knaben, den sie im 
Herbste und Frühlinge an einer Schnur 
in die Luft steigen lassen. 2. der Teufel, 
welcher in der Gestalt eines fliegenden- 
feurigen Drachen, lit. aifwaras^ den 
Seinen Getreide und Geld durch den 
Schornstein zutragt. Er sitzt bei ihnen 
in einer Federtonne und wird gut ge- 
pfl^t Hei heß den Alf. Seine Wider- 
sacher dagegen überschüttet er mit 
Läusen, ja er nimmt ihnen sogar das 
Ihre, indem er ihnen die Scheunen aus- 
leert oder diese in Brand setzt. Alf 
und Teufel holt es. Stein, Peregrinus 
VII, 31. Der Alph oder der Teufel 
tiyürde dir das deine wohl zufrieden und 
unweggetrcLgen lassen müssen^ wenn ihn 
Oott der Herr nicht zuvor über dir ver- 
henffenthdte. D. Bernhard Derschow, 
Christi. Bedenken von der Pestilenz. 
Kgsbg. 1623. 4. S. 264." — Ein Yolks- 
reim im Werder lautet: 
Alf! 

Hast Ogen az en Kalf! 
Wies* mi dinen Herrenhof 
Denn wies öck di min — 
Wer den Alf so anruft, mufz machen, 
dalz er unter Dach kommt, sonst be- 
schüttet er ihn mit Läusen. Dorr, 74. 



Volksr. 514. Vgl. Pisanski, Überbl. 
§ 4. Sobald sie (die Nadraver) einen 
solchen Alff fliegen sehen, ziehen sie ihr 
Messer aufz und stecken dasselbe in den 
Ort, wo sie mit ihren Füfzen auf der 
Bürden gestanden, sprechende: Hie zeige 
ich dir meinen Ort, zeige mir auch dei- 
nen Ort. Pierson, Matth. Prätor., 30. 
S. auch S. 21 das. Hennig, 8 f. 3. 
feurige Naturerscheinung. Einen so- 
genannten Alf hat ein vernünftiger Be- 
merker der Natur einsten auf der El- 
bingischen Hohe lustig herumgaukeln 
gesehen und beklaget, dafz dieses muntere 
und ergötzende huftzeichen von so kur- 
zer Dauer ist ... . Nach Mittemacht 
Uefz sich in der Gegend von Palschau ein 
Alf nahe am Ufer sehen, dessen ent- 
zündete Materie etwa 5 Minuten lang 
herumflatterteundsodann verlosch. Bock, 
Nat. I, 394. 
AKränk, m., s. AlferanKel. 

AHsrankel, m., 1. wilder Junge, der 
umher&hrt wie der Alf, ein Range, 
ringfertiger Bube. Brem. Wb. IH, 432. 
Dat OS ein reiner Alfsrankel. Natan- 
gen. 2. klettemder Nachtschatten, Bit- 
tersüTz, Solanum Dulcamara L,; auch 
AKrank, Alpranke(n). Bock Nat. HI, 
335. Hagen, 251. In Pommern Alf- 
ranken Geisblatt, Caprifolium. Dähn., 
7 a. 

Alhombaum, Pflzn., schwarzer Holun- 
der, Sambucus nigra L. Hagen, 343. 

alken, sw., suchen, sich herumthun, 
etwas zu erreichen streben. E}r alkt 
herum. Dei kann dat aües taalken, 
der kann das alles erlangen, erreichen; 
taalken — zeralken, d. i. eralken. 

Air, /., Halle, Vorhalle einer Kirche. 
Mühling. 

all, adv., 1. schon, bereits, eben. Er 
geht all. De Mutter os aü dot Volksr. 
262, 914. Es ist all Abend. Öck kam 

2* 



20 



Allau8 — alltummÜDdlichenmaL 



all. Et 08 all gotj es ist schon gat, 
beruhige dich nur. So lassen Sie das 
auch all gut sein. Soph. ß. II, 412. 
De hat sock all de Schoh ahgetrapsty er 
hat sich schon die Schuhe abgelaufen, 
er ist (war?) ein durchtriebener Mensch. 
Sperber, 6. Hennig, 10. 2.zuEnde, 
aus. Da ists aber nun auch rein cdl, 
Soph. R. in, 166. In diesem Sinne 
üblicher aller (s. d.). 3. als unbest 
Zahlwort: St jü schon alV^ seid ihr 
schon alle da? In Zusammensetzungen: 
altomal {a^ä\ allzumal, alKohOp, all- 
zuhauf^ alle insgesamt; adjektiv: Mama^ 
wo lassen denn die Könige daa alle Geld? 
Soph. R. ni, 94. 

AllauSy ?»., s. Alus. 

Alleebaum, m., s. Alberbaum. 

allein, pltd. allftn, adj.^ adv.^ selbst, 
ohne ein Anderes, ohne Beihilfe, öck 
st nich aüen^ ich bin nicht allein, sagt 
die schwangere Frau. Se geit nich mot 
sock aUen^ sie geht nicht mit sich allein 
•= ist schwanger. Dat kannst du allen 
make^ das kannst du allein machen, 
ausführen. 

alleinann, pron., jedermann, alle Man- 
nen, alle Mänuer, alle Anwesenden. 
Allemann ^ran^ alle Mann heran! 

aller, adv.^ 1. aus, zu Ende, wie all 2. 
Heft mancher gedocht, et kann nich 
aller waren^ bit he um Hof und Howen 
wer. Elbinger Ndrg. Et ös all alles 
allei\ es ist bereits alles aus, verzehrt, 
zu Ende. Nun soll meine Predigt aller 
sein. Volksr. 106, 457. Mit di is es 
aUe, mit dir ist es aus. Da Pauer is 
nu aller^ der Bauer ist jetzt bankerott. 
Nu ward da Sommer all bald alle?* 
ware^ zu Ende sein. Sperber, 6. 
Wenn aller y denn satt. Wenn 't aller 
OS, denn heft de arme (lewe) Seel Ruh, 
Sprw. n, 41, 42. 2. in Zusammen- 
setzungen zur Verstärkung des Super- 



lativ - BegrifFes : allerbeste , aUermeisty 
aUertrutst, aUerUwst Vgl, iller. 

allerballer, verstärktes aZZ, aZ2e, aller 
= zu Ende. Kinder, wenn sie den letz- 
ten Bissen (Kuchen, Brot) verzehrt ha- 
ben, reiben die Handflächen wie reini- 
gend gegen einander und sprechen da- 
bei: aüerbaüer. Auch sagen's die Er- 
wachsenen den Kindern, wenn diese 
mehr verlangen: Jetzt ist atterballer. 
Kgsbg. Vgl. das mnd. albedaUe^ ein 
verstärktes mit aUe^ gänzlich, ganz 
und gar. Mnd. Wb. I, 50b. 

Allerldndertag, pltd. Allerkinderdag, m., 

der Tag nach jedem dritten hohen Fest- 
tage, der für die Kinder schulfrei war, 
ihnen also als Feiertag galt. Wer aber 
hat euch wohl auf diesen Tag geraikeni 
Der aUer Kindertag! Carm. nupt. II, 
99c. Mielke 11, 20b. Schütze II, 
227. Anderwärts nur Kindertag. Vgl. 
Hupel, 109. Brem. Wb. HI, 773. 
Grimm, Wb. V, 751. 

allmeinlebtag, pltd. allmlniewdag, adv., 

alle Tage meines Lebens, Lebenszeit, 
verstärktes Lebtage. Ich glaub' aUmein- 
lebtag, dafz Sie ein zweitesmcU abgesetzt 

sind. Soph. R IV, 74. Vgl. Leibtage. 
AllschOnst, allschOnzig, schönst, adv., 

schon. Die beiden ersten eine Ver- 
stärkung des schonst durch aZZ, das sich 
auch ablösen läCzt. Öck S' cdlschonst 
dertig Jar olt^ ich bin schon dreilzig 
Jahre alt. Natangen. 

Alllag, pltd. Alldag, (a ^ ä), m., Werk- 
tag, Werkeltag. Sess Allddg en Sinn- 
dag^ sechs Werktage, ein Sonntag. All- 
dftgsklftd, n., Kleid für die Wochentage, 
Arbeitskleid, im Gegensatze zum Sonn- 
tagskleid, alldägs, adj.y alltäglich. 

alltohOp, alKomal (a — a), adv., s. all. 

alltummUndlichenmal, adv.^ allzumal, 
alle. Dzg. Nhg. Viol^t, 98. He sdd 
wol yytomäl^y äwer noch nich „cdtemin^dr 



allw^ — Alter. 



21 



Uchemnl an aütomal^. Elbinger Höhe. 
N. Pr. Pr.-BL a. F. IX, 242. Firme- 
nich m, 494a. 

aUwftg, adv.^ 1. eben jetzt. Er hat 
(die Uhr) aUweg zerschießen. Er hat 
es aUweg empfangen, Bock, 2. 2. 
allzeit. Dein Wort meine Speise lafz 
allteeg sein, V. 3. aas dem Liede: Ich 
ruf za dir, Herr Jesu Christ. Hen- 
nig, 10. 

Alpranke(n), m^ s. AHsrankel. 

alredyalrMyoJo., bereits, schon. Dähn., 
8a: allrede, Mnd. alrede^ alreide^ im 
Rein. Vos.: alrede. V. 3635. 4813. 

AlrQnke, «., Dem. von AlrOn, m u. /, 
Alraun: 1. mythischer Haasgeist, „der 
seine Verehrer allerlei Zauberkünste 
lehrt". Hennig, 10. 2. Pflanze mit 
rettigartiger Wurzel, beinartig gespal- 
ten, Mandragora, Weigand I, 36. 
Dähn.,8a. Grimm, Wb.I, 246. Ge- 
naueres Grimm, Myth., 376. 

alskalbem, adj.^ albern, läppisch. Ein 
aUkalbemer Mensch. 

AWer, /., Elster. Bei Mielcke II, 
21b, auch Agiester, in Grimm, Wb. I, 
189 f. agalaster und aglaster^ ahd. agal- 
stra^ agelestra, 

alt, pltd. Ol, adj.y alt, als Epitheton 
zu allen nur möglichen Schimpfwörtern. 

Altar, n., Das Altar nicht nur im 
Yolksmunde, sondern auch in altern 
Schriften, wie z. B. bei Hart wich, 
S. 159: Wenn aber eine Leichenpredigt 
geschieht^ wird die Leiche vor das AUar 
gesetzet, S. Armut 

altbacken, pltd. Oltbacke(n), adj,, 1. alt 

als Backwerk. 2. altklug als junger 
Mensch, und dann gewöhnlich altbacksch, 

pltd. Altbacksch. Vgl. AHnas' und DUtt- 
chen. 

Alte, pltd. Ole (0 = o), /., 1. Gattin, 
Hausfrau, Mutter, altes Weib. Ge- 
mütlich auch AHsche, pltd. Olsche (O^d). 



Meine Alte hat heute ihren Geburtstag, 
Mine Olsche ^ meine Altsche. De Ole 
heft dat hole (Fieber), de Dtwel hal de 
Ole, denn vergeit dat hßle. Besprechungs- 
formel. S. Hexspr., 56. Sprw. I, 41. 
Ztschr. f. d. Myth. IV, 107. Kern de 
Olsche angerennty onse seVge Tante. 
Volksreim. 2. Hebeamme, „weil zu 
solchen Beschäftigungen alte Frauen 
gebraucht werden." Bock, 2. Hennig, 
10: Die Alte holen. Heute nicht mehr 
üblich. 3. letzte Garbe, in der Dzg. Nhg. 
Kommoder^ Kommutter, oft auch Häwer- 
brüt^ Haferbraut. Wer von den Schnit- 
tern die letzten Halme schneidet muTz 
die Alte anfertigen. Sie wird von be- 
sonderer Gröfze gebunden, erhält men- 
schenähnliche Gestalt, gewöhnlich einen 
Hut auf den Kopf und einen Stock in 
die Hand und wird auf den letzten 
Erntewagen gestellt. Zwischen der 
Wagenleiter und einem Rade wird ein 
Stock so befestigt^ dafz er beim Fahren 
an die Speichen anschlägt und ein 
schnarrartiges Geklapper hervorbringt. 
Im Galopp geht's durch's Dorf der 
Scheune zu, wo dio Mägde aufgestellt 
stehen, um die „Alte mit der Klapper" 
jubelnd zu empfangen und mit Wasser 
zu begiefzen. Man ruft sich auch wol 
bei diesem Scherze zu: Du hast den 
Ölen un most em beholen. Vi o 16t, 
161. S. y,De Oole,'' Dorr, 44. 

AltelorOl, n., Medik. Oleum laurinvm 
unguinosum. Auch Anteloröl. Sche- 
mionek, 46. 

Altenteil, pltd. Oldendfil (0 = 6% m,, 
der den Alten, den Eltern, zufallende 
Teil des Besitzes bei Übergabe der 
Wirtschaft an den Sohn^ das Aus- 
bedungene. S. Ausgedinge und AHsitzer. 

Alter, pltd. OIep (0 = o), w., Vater, 
Hausvater, Dienstherr. Mtn Oler, mein 
Alter, sagt die Frau auf den Mann, oft 



22 



filterhaft — Alwander. 



aber aach der Sohn, wenn er zu seines- 
gleichen vom Vater redet. Der Alte 
kommt De Oler os nich tohus. 

älterhaft, o^'., ältlich. Elbing. Sche- 
mionek, 2. 

Älterleute, plur,^ Vorsteher der Höfe 
and Gärten der Janker and Bürger in 
Königsberg. S. Die Zünfte, 16 ff., 30 ff. 

Xltermann, pltd. öllermann, m., Ge- 
werksältester, Zonftvorsteher. Hen- 
nig, 11. 

AHertuniy n., Alter. Ist deine Braut 
nicht alty so istsiedochyezieretmit Tugend^ 
welche mehr als AÜertkum regieret Carm. 
nupt 22 d. 

Altflicker, pltd. OltflOcker (0 = o), m., 

Flicker des Alten, besonders alter Stie- 
fel und Schuhe, Flickschuster. 

aWachtig, adj.^ s. lachtig. 

Altnas', pltd. OldnHs (,0^6, ä lang), 
m.. Altkluger. De Oldnas heff dat 
Strafe^ der Altnase hat das Strafen, 
sagt ein Junge zum andern, wenn die- 
ser ihn belehren will. Samland. Vgl. 

altbacken. 

Altsitzer, m , Altsitzeriny /., pltd. Olt- 
sOtter, OltsOttersche (0 :^ o), die alten 
Eltern auf Bauergrundsiücken, welche 
dem Sohne die Wirtschaft abgetreten 
und für sich nur ein Stübchen, Stevke^ 
oder eine Kammer, Kdmer, und Unter- 
halt bis an ihr Lebensende ausbedun- 
gen haben. Daher auch Stilbchenvater, 
Stevkev(jdei% Kammervater, Kämerväder; 
auch Ausgedlnger, ütgedinger. Vgl. Au8- 
geding. 

Altsltzerpulver, pltd. OltsOtterpolver, 

(0 1= 0^, w,, weilzer Arsenik. Vom 
Volke in Litauen so genannt, weil es 
vielfach vorgekommen, dalz Altsitzer 
durch Arsenik vergiftet worden sind. 
Sprw. n, 54. 

Altsprecher, OldkOser (0 == o), m., ein 



junger Mensch, der altklug redet. Vgl. 
Altverstand. 

Alttuchmacher, plur,^ älteste Tuch- 
weberzunft; y^sein Anfang verlieret sich 
in den altem dunkeln Zeiten des deut- 
schen Ordens''. Bock Nat. V, 404. 

Altverstand, pltd. Oltverstand (0 = o), 

m., ein junger Mensch, der den Alt- 
klugen spielt. Seht mal den Oltoet^stand 
mot de leddeme Weisheit! Sprw. I, 55. 
Olverstand^ göff deK6 e Po/zhand, Me- 
mel. Sprw. II, 55. 

Altweibersommer, pltd. OIWTwersaroer 
(0 = 6, a = ö), w., s. Sommer. 

Altwurz, Pflzn., echter Alant, Inula 
Helenium L, Hagen, 881. 

Alus, Gen. AlattSy m.^ (letzterer als 
Name ebenfalls gebräuchlich), eine 
eigentümliche Art Bier^ welches die 
litauischen Bauern zu festlichen Grele- 
genheiten aus einem von Gerste und 
Hopfen zu gleichen Teilen gemischten, 
nur wenig gedorrten Malze sich selbst 
brauen. Es hat eine gelbliche, meist 
unreine Farbe und süfzlichen Geschmack 
und berauscht leicht. Nsslm., Wb., 5. 
Bock, Nat. I, 274. In Nadrauen, Za- 
lavonien heyfzet das Weifz-Bier^ dafs 
allda gemeiniglich gArauet wird^ aüus, 
Pierson, Matth. Prätor., 9. Femer 
trinken sie Methy Wei/zbier odei* Allaus. 
A. a. 0., 111. 

Alus trinken wir heut^ 
Morgen wollen wir wandern 
Nach dem üngarlande etc. 
Passarge, Balt., 159. Hennig, 9. 316. 
Vgl. Schwarzbier. 

Alwand {A lang, auch kurz), n., Rand, 
Ende des Ackerfeldes, wo alle Pflüge 
wenden müssen. Westpr. Nach Müh- 
lin g in Westpr. ein Querbeet am ge- 
pflügten Acker, auch Angewand. 

Alwander, m., Halbbier. S. Halbander. 



Ambarst — anbutf en. 



23 



ikinbarsiy m., ein dicker Körper, der 
nahe am Bersten oder Aufplatzen ist. 
Hennig, 11. 

ambarstig, ambarschtig, auch anbarstig 

und anbarschtig, adj, und adv.^ doch 
Torzagsweise adverbial im Gebrauch. 
Sich ambarstig fressen^ sich dick und voll 
essen, sich mit Speise und Trank über- 
füllen bis zum (am) Bersten. 
Edc ben tcol man en schlechter Jünger 
Vom Dicktergott^ genennt ApoU^ 
Dach wuard mt so ambärschtig voU, 
Dat eck nich kunn bfm Dreschen bluwen, 
Danzig. Bauemep. 12 ff. Es war so 
sehen an so vel, da/z zwe fremde 
Prinzen^ die sone rechte Orammschlunks 
waren y sich menst ambärschtig frafzen. 
Schalt]. 3, 9. Sperber, 6, hat auch 
amborschtig. In der Dzg. Gegend: un- 
behaglich, besonders nach starkem 
Essen. W. Seidel, 28. Im Samlande 
(Korkehnen) auch: Sich ambärschtig 
arbeiten angestrengt arbeiten. II en- 
nig, 11. 

Ambrftschy m.y Lärm, aufruhrerische 
Bewegung^ Aufruhr; aus dem franz. 
embrasement. Eckschroch: Wech! Platz 
gelofft! Eck Tnaackt Ambraasch genooch, 
Carm. nupt. I, 282, 13. 

amendy ctdv.^ am Ende, vielleicht, 
möglicherweise. Amend kemmt da Vad- 
der heit noch^ vielleicht kommt der Va- 
ter heute noch. Sperber, 6. 

ampeln, sw.^ Bewegungen mit Beinen 
und Armen machen, treten, kneten. 
Das Kind ampelt auf dem Scho/z der 
Mutter^ strebt tretend etwas zu er- 
reichen. Im Schmutze ampeln^ herum- 
ampeln. Dähn., 8b. Auch strampeln, 
strempeln, hin und wieder auch jampeln. 

AiiiMhely m. jüd. Vom., s. Absehet, 
anbacken, sw., s. backen, 
anbarstig und anbarschtig, adj. u. ädv.^ 
s. ambarstig. 



anbeifzen, pltd. anbTte(n), st Er witt 

nicht cmbeifsen^ er will sich nicht dar- 
auf einlassen, will auf eine ihm ent- 
gegentretende Heiratspartie nicht ein- 
gehen. 

anbellen, st^ mit heftigen Worten an- 
fahren. Ungezogene Kinder bellen die 
Mutter an. Ebenso inPommem. Dähn., 
9a. 

Anberg, pltd. Anbarg, n., Anhöhe, 
Hügel, Berg; Strafze, die sanft bergan 
geht. Mhd, amberch, Brem. Wb. I, 54. 
Hupel, 6. Sallmann, 58a. Im 
Bein. Vos, V. 5656: Amberg, 

anblaffen, sw.^ 1. anbellen; s. blaffen. 

2. angaffen und zwar verblüfft. Sam- 
land. 

anblarren, sw.^ s. blarren. 

Anblatt, Ohnblatt,Pflzn.,gemeine Schup- 
penwurz, Laihraea SquamariaL, Ha- 
gen, 648. Die Blätter der Pflanze ver- 
dorren. Grimm, Wb. I, 297. 

Anbot, n., Angebot, der zuerst gebo- 
tene Preis für eine Ware. Das Gegen- 
wort Ausbot^ das Sallmann 58b für 
Estland anführt, ist mir nicht begegnet. 
Mnd. anbot = Anbietung zum Verkauf. 
Mnd. Wb. I, 79a. 

anbrailen, sw.^ „anstarren, verwundert, 
erwartend ansehen, wobei im Hinter- 
grunde die Wut lauert." Mühling. 
^ anbrennen, st.^ Er ist angebrannt^ er 
ist nicht mehr frei, hat sich bereits 
verlobt. Mädchen weisen die Schmei- 
cheleien eines Bräutigams zurück: Was 
wollen sie^ sie sind ja schon angebrannt! 
Ebenso zu verheirateten Personen: 
Ach, so^n 61 angebrennder Mann wöll 
noch mJot junge Makes speie! Vgl. an- 

sangeln. 
anbufsen, sw.^ s. bufsen. 
anbullern, sw., s. bullern, 
anbumizen, sw., s. bumfzen. 
anbutzen^ «u?, s. butzen. 



r 



24 



and&mmern — angeln. 



andämmern, m\, s. dämmern. 

andem, Zusammensetzung der präp, 
an mit dem demonstrat pron. dem zum 
prädikativen Adj. Es ist andern^ es 
ist, wie ich sage, ist wahr. Et ös nich 
andern, es ist nicht wahr. 

andienen, sw,^ dienen, Dienste leisten. 
Was aber meine geringe Person betrifft^ 
mit diesem* kann ich der Mademoiselle 
nun nicht weiter andienen, Soph. R. VI, 
463. 

andiiffen, s. v. a. anschmei/zen, S. 
dOffen. 

anducken, sw., s. ducken. 

anfaschen, sw. von faschen, den Hund 

mit dem Rufe: fasch^ fasch! anhetzen. 
Samland. 

anfeilschen, sw,, „auf eine Ware einen 
Bott thun", ein Angebot machen. Hen- 
nig, 12. Scheint heute aulzer Ge- 
brauch. 

anflicken, sw. Einem etwas anflicken, 
ihn verleumden, über seine Fehler öflFent- 
lich sprechen, ihm Fehler andichten. 

Vgl. abziehen. 

anfuchten, sw,, anfeuchten. Von fuckt. 
Jeroschin hat das Verb vüchten be- 
feuchten: mich an genddin vuchtinde Ic. 
Pfeiffer, 272. Für Pommern D ahn., 
10 a. 

anfuhren, pltd. anfOre(n), sw,, täuschen. 

Der hat ihn gut angeführt, Ech micht 
mer freie, wenii er mech angefihrt hdtt. 
Dorr, 1. Wiew., 56. 

Angang, m. jüd. Vom., Ananias. Fla- 
tow. Schmitt, 111. 

angeben, pltd. angfiwe(n), sw , 1. aus- 
führen, unternehmen, beginnen, ti'eiben. 
Er weifz vor Tollheit (auch vor Schmerz, 
Gram) nicht, was er alles angeben soll. 
Was der für Streiche angiebt! Se weet 
vor langer Wiel nich mehr, wat se an- 
gewen soll. Dorr, 1, Wiew., 62. 2. an- 



zeigen, denunzieren, vor Gericht nam- 
haft machen. Er hat ihn angegeben. 

Angeblarr, n,, Angesicht Hau em 
orCt Angeblarr. Samland (Korkehnen). 
In Pommern Angeblarr zunächst: hef- 
tige Anrede. Dähn., 10b. 

angehen, st., pltd. angane(n) {a^S), 
zu faulen anfangen. Da& Fleisch ist an- 
gegangen, 

angekommen, part praet. von an- 
kommen (s. d.). 
Angel, /, in Grimm, Wb. 1,344: 

1. Fischangel, bei Weigand I, 48: 
spitzer Haken zum Fischfange; also 
Handangel aus Stock, Schnur, Floiz 
und Haken bestehend, oder blofs Angel- 
haken. Unsere Ostseefischer verstehen 
unter Angeln lange Leinen, woran an 
Schnüren oft 600—900 Angelhaken be- 
festigt sind; es giebt Aal-, Dorsch- u. 
Lachsangeln (s. d.). Sie hat auf die 
Angel gebissen, sagt man von einem 
schwangeren Mädchen. Sprw. I, 69. — 

2. Stachel der Insekten, besonders der 
Bienen. Ermland. Mühlin g. Ahd. 
angul, mhd. angel, nmd. angel, 

Angelkahn, m,, Kahn, Boot, aus dem 
Angeln geworfen werden, Fischerboot, 
scharf auf Eiel gebaut und mit einem 
in der Mitte gelegenen Fischbehälter, 
Fischkasten, für lebende Fische aus- 
gestattet. Der Angelkahn wird auch 
bei der Fischerei mit Keiteln benutzt. 
S. Benecke, 339. Bjin paar Angel- 
kähne mit hohen, viereckigen Segeln kehren 
vom Fischfange zurück. Passarge, 
Balt., 83. 

Angelmoll,/., Mulde, worin die Fischer 
die Angelschnüre nach der See tragen. 
Ostseestrand. Vgl. Mulle. 

angeln, sw., 1. mit der Fischan^el 
Fische fangen; 2 nach einer Sache un- 
verdrossen streben. Hennig,317. Ver^ 



Aogelaicke — anhauchen. 



25 



nunft^ sie üt ein Jaspis^Stein^ Nach dem 
ein weiser Mann aus allen Kräften an- 
gelt. Carm. nupt 11, 266 f. 3. nach 
Mühling stechen mit der Angel\ von 
Bienen und Wespen. 

Angelsicke, /., aaf Kiel gebautes, 
kleineres, offenes Fahrzeug auf dem 
frischen Haff, als Segel- und Ruder- 
boot zu benutzen. Benecke, 351 f. 
Tgl. Sicke; s. auch Lomme. 

angeschossen sein, einen Rausch haben. 
S. Schufz. 

Angespann, n., Gespann. Dat ös e 
prdchfffet Angespann. Das Renthier^ 
das Angespann des ßamojeden, Eant 
V, 437. Ich tcäl ihm helfen ^ weil er 
kein Angespann hat. Hippel, Ehe Y, 
122. Grimm, Wb, I, 351. 

Angewand, n., s. Alwand. 

Angewandten Plumbicum, Medik. ün- 

guentum plumb. Elbing. Pharmac. 
Jahrb. 1860. Schemionek, 46. 

angieben, s^., verleumden, anschwär- 
zen, gleichsam besprengen, bespritzen, 
beflecken. Da kann wohl das Kazbalgen 
losgehn^ wenigstens das Splitterrichten, 
das Fingerzeigen^ das Seufzen^ das heim- 
liche Angieszen. Soph. R. rV, 135. Jetzt 
veraltet. Vgl. Grimm, Wb. I, 354. 

anglaffen, sw.^ verstärktes angaffen, 
einen mit stieren Blicken und offenem 
Munde ansehen. Ygl. glaffen. 

anglarren, sw.^ einen unverwandt, stier 
ansehen. Ygl. glarren. 

anglotzen, sw,, mit „aufgerissenen^, 
weit au%esperrten Augen starr u. stier 
ansehen. Vgl. glotzen. 

anglOpen, sw. s. glOpen. 

anglOren, anglurren, sw., s. glarren. 

angreinen, »2(7., angrinsen, widerlich an- 
lachen, anblöken. Mühling. 

angripschy pltd. angrepsch, adj.^ appetit- 
lich aussehend, zum Zugreifen reizend, 
die Begierde erregend. Se ös en an- 



gi'epschet Mäke^ ein Mädchen, nach dem 
man gern greift Sie ist nicht angripschy 
sie läTzt sich nicht nahe kommen, ist 
sittsam. In Pommern: Ene angreepsche 
WarCy eine Ware, die sich schnell ver- 
greift. Oähn., 10b. Vgl. gripschen. 

angriilen, sw,^ anschreien mit lauter, 
widerlicher, quäkender Stimme. Müh- 
ling. 

ängser, conj.^ s. engser. 

Anhalskuchen, m., s. AnhaHskuchen. 

Anhaltsberge, plur.^ kleine Bergkette 
in der Gegend von Orteisburg. Müh- 
ling. 

anhaltsch, adj.^ geizig. Wortspiel zu 
anhalten, mit Bezug auf die bei Inster- 
burg gelegenen frstl. anhalt-d essauischen 
Güter. Die ersten Pächter derselben 
zahlten lange Jahre hindurch keine Ab- 
gaben, weil die Güter angeblich gering 
an Ertrag waren; dies hinderte jedoch 
nicht, dafz sie nicht nur gut lebten, 
sondern auch in verhältnismäfzig kurzer 
Zeit reich wurden. Er ist anhaltsch, 
er hält an sich (mit Ausgeben). Sprw. 
1,77. 

Anhaltskuchen, gewöhnl. Anhalskuchen, 
pltd. Anhal8köke(n), m., fladenartiges Ge- 
bäck aus Butterteig. Nach Mühling 
von dem 1770 — 80 in Preufzen com- 
mandierenden General Fürst von Anhalt 
gern gegessen und nach ihm genannt. 

anhängen y st, 1. hinter dem Rücken 
von einem andern Böses reden, ver- 
leumden. El* mu/z jedem etwas an- 
hangen, 2. ausschimpfen, ausschelten. 
Er hat was angehängt bekommen. Da 
hängt einer dem andern was an. Hen n i g, 
13. Siehe eine andere Belegstelle unter 

aufbieten. 

anharren, sw., anspornen, antreiben, 
zureden, mnd. anherden, anharden. Man 
mot em to allem anharre. Vgl. abharren. 

anhauchen, sw., betrügen, anführen. 



26 



anhauen — anklagen. 



&ie haben ihn gehörig angehaucht. Mo- 
dern, wohl von Berlin eingeführt. 

anhauen, sw,j anhalten, werben. Ih* 
hat um sie angehaut^ er hat um die 
Tochter angehalten. Kgsbg. 

anhegern, sw.y durch Hegen künstliche 
Anlagen schaffen. Die „angehegerten 
Dünen" der kurischen Nehrung. S. 
Altpr. Mtschr. IV, 203. Vgl. hagen. 

anholen, pltd. anhale(n) (a«a), »w., 

an sich ziehen. Hol an! Ruf der 
Schiffer, wenn z. B. das vom Ufer ge- 
löste Tau aufs Schiff gezogen werden 
soll. 

ftnig, adv,^ los. Ich kann ihn nicht 
änig werden, nicht los werden. Gum- 
binnen. Sprw. II, 83. Im Brem. Wb. I, 
17: anig, was man entbehren kann: He 
kann H Süpen nich anig werden, nicht 
lassen. In Pommern wie in Gumbinnen. 
Sick enes Dinges anig maken^ es ab- 
schaffen. Dähn., IIa. Mnd. anich^ 
los, frei von etwas. Mnd. Wb. 1, 92 b. 
Nachtrag, 18 a. 

Anis, m.y 1. Pflzn., PimpineUa Anixam 
L. 2. Branntwein, über Anis abgezogen. 
Anhke lofff% Kämelke droft, ein Schnäps- 
chen Anis macht Luft, ein Schnäpschen 
Kümmel treibt; auch umgekehrt: Kä- 
melke dat löfftj An'ske dat drbfft. Sprw. 
n, 84. 3. Wortspiel mit Nike», neues. 
Von Ams anfange^ von Neuem an- 
fangen, die Arbeit wieder von vorne 
beginnen. Sprw. I, 79. 

Anisblume, Pflzn., Ackerwinde, C(yn^ 
volvultis arvensis L. Hagen, 222. 

ankaiken, sw., 1 . dem Wortsinne nach: 
Kalk anwerfen, mit Ealk anstreichen. 
2. anschreiben, als Verstärkung des 
gleichbedeutenden und wie dieses wohl 
ausscfaliefzlich burschikosen ankreiden. 
Kalken sie an^ Herr Wirt! 3. nachtragen, 
gedenken. Ich werde ihm das schon an^ 
kalken! Als Drohung. 



Ankant, m. u /., 1. Halt, Anhalt, 
Stütze. Er hat an dem einen guten An- 
kant Ich bin hier ohne allen Ankant, 
stehe allein. Er hat keine Ankant^ keinen 
Anhang, keine Zuneigung. De Dttcel 
heft kein Ankant an ml, keinen Anteil. 
Sprw. I, 81. 2. Ankant suchen^ Ge- 
legenheit zum Streite suchen. Natangen. 
Von Kante Ecke, Spitze, Rand. 

ankarren, sto., langsam fahren. Da 
kommt hei angekarrt! Es gilt das na- 
mentlich bei schlechtem Wege oder von 
schlechtem Angespann. Mühling. 

Anke, w. Vom., s. Annke. 
Xnkel, m.y s. Enkel. 

Anker, m. Vor Anker liegen, ohne 
Beschäftigung, Anstellung sein. Sprw. 

I, 82. — Anker, auch Ankereisen, eiserne 

Klammer zum Zusammenhalten der 
Balken und des Mauerwerkes. S. ver- 
ankern. 

Ankermann, m., Fischerknecht, der 
den Anker bedient.' Dem Ankermann 
und Bolkase jedem wöchentlich 2 Mk. 
10 6r. Pr. Rolle d. Kgsbg. Gildefischer 
V. 1662. Bock, Nat. V, 559. Anker- 
mann tritt auch als Personenname auf. 

Ankerwurz, Pflzn., Wasser-Schwertel, 
Iris I^eud' Acorus L. Hagen, 45. 

ankicken, sw., ankucken, ansehen. Wat 
kickst mi anl He kickt em an, as de 
Kreg dat kranke Farkel. Dönh. Hei 
kickt em an wt de Kalt den Kaiser on 
seggt nich mal gnädger Herr. Kgsbg. 

Vgl kicken. 

anklacksen, sw., anklecken, etwas man- 
gelhaft, schlecht, ungeschickt an ein 
anderes Ding anfügen. Den Kalk an 
die Wand klacksen. Hei heft dat man 
so angeklackst 

anidagen, sw.y durch Klagen über eine 
Krankheit oder ein körperliches Leiden 
das Übel auf den Nächsten bringen. 
Es mufz mir toohl was angeklagt sein. 



anklarren — anno. 



27 



Eß mufz mir jemand wob angeklagt 
haben, um solches anmöglich zu machen, 
sagt man bei derartigen Erzählungen etc. : 
Dem Stein seCa geklagt oder Einen Stein 
vorihreOhren. Bock, 66. Sprw.1,3613. 

Vgl. verrufen. 

anklarren, m., s. klarren. 

anktoppen, sw., anklopfen, anpochen. 

Anklopper, m. Ring oder Hammer an 
Thur oder Thorweg zum Anpochen. 
Auch blofz Klopper. 

ankommen, sty 1. anlangen. Wenn 
ich wer' ankomme, wer' ich vorbeifahre. 
Sprw. I, 86. 2. gehen. Er kommt an 
wie der Hund von Labiau, d. h. lang- 
sam, watschelnd. Ibid. 83. 3. Neigung, 
Lust verspüren. Et kommt em an^ wie 
dem Bure dat Aderläte — dat Frten, 
Ibid. 84, 85. 4. bei Speisen, besonders 
Fleisch, der Zustand beginnender Fäul- 
nis, bei Obst die Beschädigung durch 
Stolz oder Fall. Dat FUsch ös an- 
gekämSy riecht faul. Der angekommene 
Ap/dy der bestofzene, angefaulte. Hen- 
nig, 12. 

ankrampen, sw.y mit einer Ejrampe fest- 
machen. Das Fenster ankrampen^ das 
geofhete Fenster durch den Windhaken 
feststellen. 

ankreiden, pltd. ankrfde(n), sw,^ 1 . mit 

Kreide anschreiben, notieren. Die Zeche 
ankreiden. 2. nachtragen. Vgl. an- 
kalken. 

ankuscheln, sw.^ s. kuscheln. 

ankuechen, ankutschen, sw.^ s. kuschen. 

anlaufen, pltd. anlöpe(n), sf., Qbel an- 
kommen, angefahren, zurückgewiesen 
werden. Wenn emer^ der friedliebende 
Leute gerne neckty endlich einmcd an- 
lauft und Schlage bekommt. Kant's 
Werke IV, 169. Grimm, Wb. I, 394. 

anmelden, sw.^ s. melden. 

anmuten, pltd. anmOden, mnd. an- 

moden^ sw., zumuten, ansinnen, bean- 



spruchen, verlangen, öck kann em dat 
nich anmSde son, ich kann das nicht 
Yon ihm beanspruchen, verlangen. Send 
ji er siendag nich so wat anmoden ge- 
toesenf Dorr, 1. Wiew., 47. Für Pom- 
mern bei Dähn., 12a. 

annehmen, st, 1. in Pflege nehmen, 
adoptieren. Ein Kind annehmen. Et 
ÖS en angenamenet Kindy ein in Pflege 
genommenes oder Adoptivkind. 2. zum 
Religionsunterricht annehmen. Vom 
Geistlichen, wenn sich neue Confir- 
manden bei ihm melden. 3. Lehre an- 
nehmen^ gut und leicht lernen. Hei 
nömmt got an, er nimmt gut an, be- 
greift, falzt leicht. 

^ Annke, n., Dem. von Anne, w. Vom. 
Annchen. Datpafzt wie fer Anken to V 
Kapp. Sprw. I, 2873. Das bekannteste 
^nfePreufzens ist„Anken vonTharaw", 
die Tochter des PfBurers NeanJer in 
dem Kirchdorfe Tharau bei Königsberg 
(1596-1629). Sie ist durch Simon 
Dach unsterblich geworden. Näheres 
über Dach 's Verhältnis zuÄnnchen von 
Tharau, das vöUig sicher nicht fest- 
gestellt ist, findet man in folgenden 
Schriften: N. Pr. Pr.-Bl. V, 49fiP. Altpr. 
M. I, 688 «f., IV, 478 u. 657. Unter- 
haltungen des liter. Kränzchens zu 
Kgsbg. Jhrg. 1866, Nr. 11 u. 12. Sprw. 
1, 87. Dach's Lied: Anke von Tha- 
rawetc. s.in: FünffterTheil der Arien etc. 
von Heinr. Alberten. 3. Aufl. Kgsbgi 
1651, Nr. 21. Volksl. 27, 18; S. 83, u. 
hochd. in: Herder, Volksl. Leipzig 
1778, 1, 92fif. Hennig, 13. 

Ann-Uske, w. Vom.^ Zusammenziehung 
von Anna Lischen, Anna Elisabeth, 
auch Anna Luise. Volksl, S. 73. Vgl. 
Pott, 117. 

anno, lat., im Jahre, von annus. Anno 
Dazumal — Anno Knick — Anno 
Schnee — Anno Schnifke — Anno To- 



28 



Ann-Orte — ansangein. 



bcLck — Anno Wind — Anno Eni. — 

A 

Anno Ent, als de grote Wind war (auch 
mit dem Zusätze: on de&parUn^ Sewel 
droge) — als de grote Wind blies — als 
de Wtfzel brennd\ Anna damcUs als 
die Warthe brannte und die Hunde mit 
den Strohwischen rannten. Jerrentowitz. 
Vgl. Sprw. I, 88f. 

Ann-Orte (0=o),w. Vorn. Zusammen- 
ziehuDg von Anna Dorothea. S. Pott, 
111. 

Ann-Regfnchen, Ann-Schinke, w. Vorn. 

Anna Regina. Samland. ^opp, Ann- 
Schirike! Zuruf beim Aufheben einer 
Last, um die Gleichzeitigkeit des Hebens 
zu bewirken. Sprw. I, 91. Dein Ann- 
Reginchen^ die den Schlufz Zu deinem 
Glück dir machen mufz. Carm. mipt. 
111,98b. 

Ann-^chinke, w. Vom., s.Ann-Reginchen. 

Ann-SQske, w. Vom., Anna Suschen, 
Anna Susanna. Volksl. 4, 1, 2; S. 73. 

Anpart, n., Anteil, Erbteil. S. Part. 

anpassen^ »w,^ Einem etwas anpassen^ 
ihn durchprügeln. Sprw. I, 1. 

anpicken, pltd. anpttche(n), anpttcke(n), 

sw., anpechen, mit Pech festheften, fest- 
heften überhaupt. Ja eck segg noch 
daby^ dat Glöck bliew angepöckt. Carm. 
nupt. V, 190 d. 

anplimmen, «ü., s. anschmeifzen. 

anporren, »w.^ s. porren. 

anpreschen, sw.j s. preschen. 

anpricken, sw.^ mit Pricken befestigen. 
S. Pricke. 

anpritschen, sw., anspritzen, s. prit- 
schen. 

anprOsten, sw.j s. prOsten. 

anpQsten, sw.^ anblasen. Dat Für 
anpuste^ das Feuer anblasen. Hennig, 
198. Ek weU em de gele Socht anpusten. 
Dorr, 1. Wiew., 22. 

anputtern, sw.^ anreizen, spornend an- 
treiben. Mühling. 



anrackern, sto., s. rackern. 

anrftmen, sw.^ s. rftmen. 

anranzen, sw.^ mit harten Worten an- 
£Eihren. S. anschnauzen. 

anrSgen, sw.^ anreihen, einer Reihe an- 
schliefzen. Reihe an Reihe fügen. Hen- 
nig, 210. S. rftgen. 

anreifzen, pltd. anitte(n), st.^ anstiften, 

angeben, verursachen. Er reifzt dumme 
Sireiche an^ macht dumme Streiche. 

anrichten, pltd. anrttchte(n), sfw.^ 1. die 

fertig gekochten Speisen auf Schüssel 
und Teller anrichten^ aus den Töpfen 
nehmen und ordnen, damit sie auf- 
getragen werden können, gleichsam 
Hafen und Pfanne an die Schüssel 
richten. Grimm, Wb. I, 427. 2. ver- 
ursachen. Schaden anrichten. 3. sich 
anrichten, sich beschmutzen, besudeln. 
Dzg. Klein 1,17. Hennig, 4, hat, 
wie wohl allgemein, dafür abrichten. 

anrosseln, sw.^ sich, sich berauschen, 
betrinken. Ebenso : at^A berosseln. Erm- 
land. Mühling. 

anrühren, pltd. anrfire(n), «ü., in der 
Redensart: Nich(t) rühr an! als Wei- 
gerung. Ebenso in Posen. Bernd, 6. 

anrufzen, sw., sich^ sich mit Rufz 
schwärzen; bildlich: sich betrinken. Er 
hat sich angeru/zt. 

ans, präp.^ Zusammenziehung von 
ohne und des. Eck wtdl ahm Düvels 
Danck ok on de Koch heron, Carm. 
nupt I, 282, 6. 

Ansager, pltd. Ansegger, m.^ einer, der 
etwas ansagt, ein Auftraggeber, einer, 
der den Arbeiter für eine bestimmte 
Arbeit dingt. Hast aW e Ansegger^ bist 
du schon zu einer Arbeit von jemand ge- 
dungen. Die Droschkenkutscher nennen 
den Fahrgast, der ihnen naht, einen 
Ansager. 

ansangein, sw.^ von sengen^ anbrennen. 
1. von Speisen. Die Suppe ist an- 



anscbälen — anBchmeifaen. 



29 



gehangelt 2. von verheirateten oder 
verlobten Personen: Hei (^Sei) os an- 
gehangelt — ob angesangelte Grott — ere 
Pöfzkes üchmeck^ angesangelt Sprw. I, 

70. Ygl. anbrennen. 

anschälen, sw., anspülen. Die Wellen 
schalen den Seetang ans Land. Yon 

schSlen. 
Anscherung, /, s. Schening. 
anschiefzen^ pltd. ansch6te(n), st Er 

ist angeschossen y er hat einen Rausch. 
Yom angeschossenen Wild, das tau- 
melnd lanfitnnd fallt, auf den berauschten 
Menschen übertragen. Hennig, 14. 

anschlagen, st, 1. mit starken Schlägen 
anklopfen. 2. gute Wirkung thun, ge* 
deiben. Bt dem scfUeit nuscht an^ er 
bleibt trotz guter Yerköstigung mager, 
trotz des besten Unterrichtes dumm. 
Bk (das gute Leben) ward mi anschlanen. 
Dorr, 1. Wiew., 19. Et schleit em got 
an^ er nimmt an Körperfülle zu. Dat 
teoU nich anschlage^ die Arzenei will 
nicht helfen, wirkt nicht. 3. anrechnen, 
schätzen. Wt hoch schieist du dat anf 
4. inzu fallende Waldbäume ein Hammer- 
zeichen schlagen. Ebenso in Pommern. 
Dähn., 13a. 

anscbllgigi adj.j klug, erfinderisch, 
einsichtsvoll, scharfsinnig, listig, ge- 
wandt. Dat OS e anschidg^ger Kopp^ 
wenn hei von e Trepp foUt^ verfehlt hei 
keine Stuf. Vgl. Sprw. I, 2120. Hen- 
nig , 14. In Pommern ansldgsch. Dähn., 
13a. 

anscblupen, »w.y ein Kleidungsstück 
los überwerfen, in dasselbe schDell hin- 
einschlüpfen. 

anschmaddern, sw,^ anschmieren, be- 
streichen, beklexen. Mühling. 

antchmeifzen, pltd. an8chmTte(n), holl. 

aansmigten, sty 1. zuerst schmeifzen, 
werfen, beim Werfen (Würfeln) an- 
fangen. Schmit an! 2. mit „ausgebut- 



terten^, d. i. ausgehöhlten Knöpfen, den 

An- oder Ausschmissen, pltd. An-, Ut- 
schmttfz (U ~ tf), gegen Zaun oder Wand 
werfen. Beliebtes Spiel der Knaben in 
der ersten Frühlingszeit. Jeder Knabe 
führt seinen Beutel mit Knöpfen, deren 
Wert nach sog. y^Schmissen^ bestimmt 
wird. Jeder Knopf wird taxiert: Messing- 
knöpfe sind besonders wertvoll; doch 
höher stehen die „Kupferstücke'', ge- 
wöhnlich russische Kopeken, wenn sie 
„ausgebuttert" sind. Es giebt Zwei-, 
Vier-, Sechs-, Acht-, Zehn- und Zwölf- 
schmisse, ja grofze Kupferstücke werden 
nur um Geld verhandelt; am wertlosesten 
sind Bleiknöpfe mit Löchern. — Das 
Spiel beginnt, indem ein Knabe mit 
seinem Ausschmifz, den er so hält, dal'z 
Daumen und Mittelfinger am Rande 
und der Zeigefinger in der Höhle ruhen, 
an einen Zaun, Pfahl, eine Mauer etc. 
wirft. Der zweite Spieler sucht durch 
geschickten Wurfmit seinem Ausschmilz 
dem Knopfe des ersten nahe zu konmien; 
gelingt ihm dieses so, dafz er den Zwi- 
schenraum mit seiner Spanne derart 
ausmessen kann, dafs er beide Aus- 
schmisse mit den Fingerspitzen bedrückt, 
so erhält er vom Verlierer einen Zwei- 
schmilz. Jetzt wirft der dritte Knabe. 
Er dirigiert seinen Ausschmifz zwischen 
die Ejiöpfe der Gegner; geschieht's mit 
Erfolg, so empfängt er von jedem einen 
Zweischmifz u. s. f. Trifft der Anwer- 
fende zwischen zwei oder mehrere der 
liegenden Knöpfe, und ist ^ nicht augen- 
fällig, dafz er von dem seinen nach 
jedem andern die vorschriftsmäfzige 
Spanne ausmessen kann, so ruft er, 
wenn er sich dieses doch zutraut: HöUe 
göüe! (Höllen gelten) und wahrt sich 
dadurch das Recht auf seinen Gewinn. 
Gelingt das Messen, so erhält er für 
jeden gegnerischen Knopf einen Zwei- 



30 



anschmieren — anstremmen. 



schniifz, mifzlingt es, so zahlt er soviel 
und befreit dadurch seinen Knopf aus 
der „Hölle". So wird das Spiel in 
Königsberg gespielt; in Danzig heilzt 
es penschen (s. d.); im Oberlande an- 
döffen (s. dUffen). Vgl. Volksr., 194 f., 
720. — Rosenkranz, Kgsbg. Skizzen 
1, 195, nennt das Königsberger Spiel 
das Anplimmen — hindern Metallstücke, 
besonders von zerbrochenen Messern, 
deren Klinge plattdeutsch Plimme heifzt, 
an die Wand geworfen werden, um sich 
zurückprallend zu treffen, wobei genaue 
Gesetze über den Werth der Abstände 
gelten." Es scheint hier eine Täuschung 
vorzuliegen: die Ausdrücke Plimme und 
anplimmen habe ich für Königsberg 
nicht feststellen können. 

anschmieren, pltd. anschm6re(n), »m?., 

1. schlecht und geschmacklos anstrei- 
chen; anstreichen, bestreichen überhaupt. 
Wet* hat die Stube angeschmiertf Die 
Wcmd anschmieren. In gleichem Sinne : 
beschmieren. 2. betrügen. Sie haben 
ihn an^eschmiert — er hat sich an- 
schmieren lassen. Man hat ihm die 
goldene Kette etc. angeschmiert^ man hat 
ihm die wertlose Kette, angeblich von 
Gold, teuer verkauft. 3. Mühlin g 
hat noch: sich freundlich anstellen und 
mit aller Gewalt einschmeicheln wollen. 

Anschmifz, m., s. anschmeifzen. 
anschmoren, su\, sich, sich betrinken. 
S. schmoren, 
anschnauzen, pltd. an8chn0ze(n), sw.^ 

aus loser Schnftuze einen heftig an- 
fahren. Hennig, 241. S. anranzen. 

anschoppen, sw., anrücken, anschieben. 
On wenn de (die „ Jungens") nich genog 
gekloppt Op dtne rode Hose^ Denn käme 
solwst wf angeschoppt; Denn gnad^ dt 
Qotty Franzose! Volkslied: DatDanziger 
Vollblod etc. 

anschummeln, sw.^ s. beschummeln. 



anschwftlen, sw.^ s. schwtlen. 

ansetzen, pltd. ansette(n), sw.^ an- 
binden, anfangen, sich einlassen. Nu 
sett eck mot Kochs Junge ariy nun fing 
ich mit dem Küchenjungen an. Carm. 
nupt. I, 282, 8. 

anspicken, pltd. anspttcke(n), sfi?., an- 
stechen. S. spicken. 

ansprechen, pltd. an8pr6ke(n), 1. an- 
reden; bettelnd anreden. Dei spreckt 
dwerall an^ er bettelt fiberall. 2. einen 
kurzen Besuch abstatten. Wenn du 
vorüber gehsty sprich doch an! Hennig, 
14. Dähn., i3b. 

anstafReren, sw.^ gegen einander hetzen. 
Das Wort kommt nach Hennig, 14, 
in diesem Sinne bereits in Schütz, Pr. 
Chronik vor. Bock, 2, schreibt: an- 

stawieren. 

anstauen, sw., durch Stauen anschwel- 
len, steigen ; vom Wasser. Ygl. stauen. 

anstawieren, sw,, s. anstaffieren. 

anstechen, sw.,, anstecken. Licht an-- 
stechen, statt anstecken. S. stechen. 

Ansteckpricke, /., Pricke zum An- 
stecken, Befestigen des Netzes, na- 
mentlich am Lachswehr. S. Pricke. 

anstehen, pltd. anstane^n) (a =^ a), st , 

zusammen stehen, zusammen treten zu 
einem gemeinsamen Unternehmen, ein 
Compa^e - Geschäft machen. Kann 
ock mot anstäne — darf ich Teilnehmer 
sein? 

anstecken, sw.y durch Feuchtigkeit zu 
verderben anfangen. S. stocken. 

anstofzen, pltd. an8t&te(n), st^ stottern. 

Hei stett e betke an, er stottert etwas. 

ansta^eichen, pltd. anstrtkeCn), st^ etwas 
sich merken, um wieder zu vergelten 
oder im neuen Betretungsfalle zu strafen, 
nachtragen. Ich werde dir das an- 
streichen ! 

anstremmen, sw., 1. entgegen stemmen, 
drängen Von stremmen. 2. sich an- 



Antakminehlen — Apotheker. 



31 



strengen. De SchuhVce strembd sock an 
on schluhted de Mangdet'Karmel, Carm, 
rn^t. I, 282, 7. 

Afitakminehlen, Ortsn., Dorf im Kirch- 
spiel Friedrichswalde, Er. Ragnit, im 
Volksmunde Triczkemen, Litt, trifze 
der Durchfall. Nesselm., Wb. 115a. 

Antnaujeninken, Ortsn., s. Brandwethen. 

antobbem, sto., s. tobbern. 

antrftkeln, «o., s. trftkeln. 

Alrtreckel, n., langes Einderröckchen. 
Von anbuken, anziehen. Hennig, 14. 
airirecken, n^., s. frecken. 

anfi, adk,^ annnn, anjetzt, jetzt, in 
diesem Augenblicke, zur Zeit. Datmakt^ 
dat öck anu wöll gdrC Tor lAdce^ miner 
Brut VolksL2, 1; S. 71. 

anverwandt, <u^'.. Er ist mir anver- 
wandt, er ist mir Greld schuldig. Muh- 
ling. 

an waSy pltd. an wat, woran. An 

was ist er gestorben? 

anzapfen, sw.y coire. Er hat sie vor 
der Zeit angezapfft. Stein, Peregrinns 
Xm, 48. W. Mtsbl. VI, 157. 

anzeidern, antidern, m., s. tMem. 

anzetteln, sw,^ eigentlich anzetteln, 
langsam herankommen, oder allmählich 
mit der Sprache herausrücken. Zuletzt 
kamen die Weiber auch so angezettelt^ 
sie mischten sich in's Gespräch. Soph. 
R. IV, 166. 

anziehen, pltd. antSne(n), st, zum Aus- 
gehen ankleiden, ausputzen. Ich mujz 
mich erst anzielen, sagt man, wenn man 
noch im Hauskleide ist. 

Ap, Dem. Apke(^ = a), m., I.Affe, 
simia^ nach Sperber, 6, auch /. Öck 
dockt, mt 9uU de Ap lüse! scherzhafter 
Itnf der Verwunderung, Überraschung. 
ApkCj becT hau! Apke^ spring* dwer. 
Sprw.1,30; II, 28 f. Apke^ wollet Plume? 
Säg^amDüme. Eindemeckereien. Egsbg. 
— Der Mensch, verglichen mit dem 



Affen: Wie ein Affe possierlich sein — 
lieben; besäpe wt de Ape Eorrespbl. 
III, 49. 2. Rausch. Einen Affen hohen 
— - sich einen Affen kaufen = antrinken. 
3. Mein Apken, Schmeichelwort in der 
Ehe. Stein, Peregrinus XIII, 16. 4. 
E. Förstem., 103, fuhrt cq> alsEunst- 
ausdruük in der Schiffersprache an, ohne 
den betr. Gegenstand anzugeben. 

apart, ad/, u. adv.^ besonders, extra. 
Hei mot ömmer wat apart hebbe. Hei 
ÖS apart, er ist ein Sonderling. Fried- 
land. Das franz. a part 

apflzig, adj,^ , . . du denkst von der 
Liebe zu leben. Leider bist du nicht die 
Einzige^ die solch apahzig Zeug im Kopf 
hat Soph. R. VI, 122. 

Apfelhttker, pltd. Äppelhäker, m., Höker 
mit Äpfeln. He sett daher — steit da 
— as en Appelhakei\ Danziger Nhg. 
Sprw. I, 3518. 

Apostemkraut, Pflzn., Acker-Enautie, 
Knautia arvensis CoiUt.^ Scabiosa ar- 
vensis L. Hagen, 151. 

Apotheke, /., pltd. kurzweg AptSk, 

mnd. abbeteke^ abteke^ apoteke^ Gewurz- 
laden, Spezereienhandlung. Die Nieder- 
lage für Arzneien heilzt Doktorapotheke, 

auch wohl Medicinapotheke. . . . da/z die 

Wärterin . . . in der Doctorapotheke am 
Rojzgarten ein Dosis Nikelsruh geholt 
Soph. R. V, 486. Der gleiche Unter- 
schied besteht rucksichtlich der Ver- 
walter beider Institute: Apotheker = Ge- 
würzer, DoktorapothekerBsVorsteheremer 
Medicinapotheke. Mhd. apoteke, appo- 
teke, apotek, apthek aus gr.-lat. apotheca 
Erauthaus, Haus zum Eräuter- oder 
Specerei- und Arzneiverkauf, Behälter, 
Speicher überhaupt. Vgl. Weigand I, 
63. Grimm, Wb. I, 537. 

Apotheker, m., pltd. AptSker, mnd. abbe-, 
appeteker. Nein, 'nen Aptheker nehm ich 

nicht Volks!., S. 81. S. Apotheke, 



32 



Appelberche — Artiishof. 



ÄppelbSrche, m.y Zasammensetzungaus 
Apel, Apfel, und BerchCy Dem. von 
Bere, Birne, wie das folg. eine Märchen- 
figur. Dönh. 

AppelgVrke, m.^ Apfelgörke, eine mär- 
chenhafte Person. Hei verteilt e Märke 
vorn Appelgorke, Sprw. I, 2542. 

Appetit, m. Sie ist mit Appetit^ sie 
ist schwanger. Sprw. I, 69. 

Aprilblume, Pflzn., gelbe Osterblame^ 
Anemone ranuneuloides L. Hagen, 569. 

Ar, Are (^A = a),/., Ähre. Ahd. ahir^ 
ehir^ mhd. acher^ eher^ mnd. ar, are, am. 
Je mer FoTy je mer Ar. je mehr Furchen, 
desto mehr Ähren^ d. h. je besser man 
pflQgt, desto mehr Getreide man baut. 
Sprw. n, 681. En Fdr — en Ar, zur 
Bezeichnung mangelhafter Beackerung 
und geringen Ackerertrages. Sprw. I, 
791. 

Arbeit88clilitten, pltd. ArbeitsschlSde (A 

=:a), m,y or^iinärer Schlitten für den 
täglichen Gebrauch. S. Staatsschlitten. 

Ard, /., Egge. Bei Schmeller I, 37, 
a^dn^ dtt, dttn Egge; goth. wrjan, ahd. 
ei^ran^ mhd. eren^ em ackern, pflügen; 
ahd. arton^ ardon^ mhd. arten das Land 
bauen, mhd. art^ m. u. /., Ackerbau; 
altpr. artoys (Voc. 236) Ackersmann, 
lit. artöjis Pflüger, von ariü, ärti lett. 
arru^ art pflügen. Vgl. lat. arare^ gr. 
oQotv. -Schade, 27b, 31a. Nsslm., 
Th. 8. Wol dem, wo under Dock os, 
säd de Fo/z on huckt under de Ard. 
Samland. Sprw. 11, 481. 

Ardas, /., Eidechse. Von Erde, ahd. 
erda^ goth. airtha, neuniederl. aardef 
Hei ÖS so leckrig wt e Ardas, Samland. 
Sprw. n, 1685. Das Tierchen heifzt 
auch Eidas und £gd08. 

Aren (A = a), jüd. m. Vom., s Aaren. 

Arklitten, Ortsn., Gut im Kreise Ger- 
dauen. Der Name wird zurückgeführt 



auf die Zeit der Schwedenkriege, in 
denen das Gut arg gelitten. Dönh. 

Armdarm Jammerpulver , n. , Medik. , 

Pulvis epilepticus niger. Pharmaceu- 
tischer Kalender 1870. Schemio- 
nek, 46. 

Armedill, Pflzn., grofzer Steinpeterlein, 
PimpineUa magna L. Mühling. 

Armee, /., Zur gi*ofzen An^mee gehen^ 
sterben. Sprw. I, 115. 

Armkasse, /., Kasse für die Armen. 
Etwas aus der Armenkasse bekommen, 
Prügel erhalten. Sprw. I, 1. 

ArmsUnderpulver, n., Medik., Puhis 
mumia, Pharmaceutischer Kai. 1870. 
Schemionek, 46. 

Armut, f.y Besitz, Eigentum, Ver- 
mögen in der Beschränktheit. Mein 
Bifzchen Armut ist nicht der Rede wet^. 
Die Leutchen gingen nun um» Altar 
herum^ um nach hiesigem loblichen Ge- 
brauch ihr bischen ArmutJi Sr. Würden 
darzubringen. Soph. R. III, 238. Wenn 
nun der Mann dies Bifzchen Armuth uns 
abkaufte Ibid. VI, 175. 

Arndt (A = d), jüd, m. Vorn., s. 
Aarndt. 

ArrOde, /., Fach in einer Schutt ung. 
Die Arrode d, i. ein Schüttung oder 
vielmehr ein Fach einer Schüttung, da 
man das Getreide verwahret, Pierson, 
Matth. Prätor., 68. Lit. arödas Fach 
oder Bretterverschlag in Speicher und 
Keller. Nsslm., Wb., 9b. 

Srschlings (d lang), ado., rücklings, 
rückwärts, mit dem Arsch vorauf. On 
makt, dat öck drschUngs ut de Körch 
rät kam. Volksl. 25 II, 8 ; S. 90. Man 
spricht auch Sriings. 

Artushof, m. Die Artushofe waren 
öffentliche Gebäude, genannt nach der 
Tafelrunde des englischen Königs Ar- 
thur oder Artus; sie dienten den Bür- 



Arys — Asel 



33 



gern zu ihren Beratungen und Ver- 
sammlungen. Es gab deren in unsrer 
Provinz in Königsberg und Danzig. Als 
die reichen Handelsherren sich später 
Janker nannten, erhielten die Artus- 
hofe den Namen Junkerhttfe, welche Be- 
nennung in Egsbg. gegenwärtig aus" 
schliefzlich im Gebrauche ist; das Dan- 
ziger Gebäude heif^t noch heute ArinH" 
ho/ und wird als Börse benutzt. Hen- 
nig, 15. 

Arys, Ortsn., Stadt im Kr. Johannis- 
burg. In Masuren heii'zt es: Bayki 
Nikolayki^ a Ary% mmsto, ein Märchen, 
eine Fabel ist Nikolaiken, aber Arys 
ist eine Stadt. Auch gebräuchlich, 
wenn jemand Ungereimtes oder Un- 
glaubliches erzählt. Sprw. U, 3124. 

As, Ass, /• Achse. De As oa gebi*äke. 

Asch, Asche, /., die Äsche, ThymaUvs 
vulgaris Nika, poln. lipien. Benecke, 
153. Bujack, 302. 

Aschbr&ker,9n., Sortierer der Pottasche. 
Vgl. Belehnter. 

Asche, /., ungebrannte, der Stock. 
Einem eine Hand voll ungebrannte Asche 
auf den Puckel streuen — ihn mit un- 
gdyrannter Asche einreiben^ ihn durch- 
prügeln. Sprw. I, 1. 

Asche, f.y Esche, Fraainus L. Ahd. 
asc^ mhd. asch, 

Äsche, /., s. Barbe und Nase. 
Xsche (a lang). /., s. Srse. 
XschengrlHze (d* lang), /., s. £rsen- 
grlHze. 

Aschenpäter, m., unreinhcher, un- 
manierlicher Mensch,Aschenbrödel.Ndd. 
pdten quetschen, rühren. Grimm, Wb.I, 
583. Hennig, 15, schreibt AschepVter 
und versucht pöter mit puster von pusten 
^ blasen abzuleiten. In Bremen asken- 
püster schmutzige Küchenmagd oder 
Küchenjunge und dann überhaupt un- 
ser Aschenpäter, Puster dort gleich 

Frifchbi«r, Wörterbuch L 



Blasebalg. Brem.Wb.I, 30. Der Aschen- 
päter wird gewöhnlich in einen Aschen- 
peter oder Aschpeter verderbt. Hupel, 
livl. Idiot., 10, hsi,tAschenpäsely f. Aschen- 
brödel. 

äscherig, escherig, adj., unangenehm, 
betrübt, häfzlich, unklar; geringfügig, 
kleinlich. Das ist eine äschrige Ge- 
schichte, eine unangenehme, nicht völlig 
klare Geschichte. Die Geschichte ist 
mir zu äscherig, zu unangenehm oder 
zu unbedeutend. Mir ist recht äscJierig 
zu Mute^ ich bin mirzgestimmt, un- 
wohl, betrübt. Nach Hennig, 1, auch 
von einem Menschen, der alles tadelt, 
dem nichts gut genug, nichts recht ist. 
In der Schweiz, in Schwaben, Nassau, 
der Aescherich die ausgelaugte Asche. 
Schmid, 30. Kehrein, 49. Vgl auch 
aifz, aisch, eisch, und den Artikel Asche 
in Grimm, Wb. I, 578. 

Aschfladen, pltd. Aschflade(n) (a = ä), 

m., flacher Fladen, den man in heilzer 
Asche bäckt. Nach Mühling auch 

Äscherfladen, Aschkuchen. 

Aschkapitän, m. Derjenige, welcher 
mit dem Ausmessen und Verpacken der 
Pottasche zuthunhat. Dzg. W. Seidel, 2S. 

Aschkuchen, m, s. Aschfladen. 

Aschnase, pltd. Aschnäs, /., Schimpf- 
wort auf einen jungen, naseweisen Men- 
schen. 

aschO, interj , Scheuchruf zum Feder- 
vieh. Jerrentowitz. Volksr. 64, 242i. 

Aschpeter, m., s. Aschenpäter. 

Äsel, /., Asche von verbranntem Stroh. 
Werder. Stroh, Schilf, Dünger und 
hin und wieder auch Torf werden im 
Werder vorzugsweise als Brennmaterial 
benutzt. Die Äsel giebt eine vortreff- 
liche Lauge. Passa rge, 220. Bei Je- 
roschin: usele. Ouch st dt burc vor- 
brantin und gar in uslin ic antin, 97. 
Pfeiffer, 309. Auch Esel geschrieben. 

3 



34 



iflen — anfberen. 



tefiy pltd. a8en(n) (a = a), mo., s. 



Ssen, Csen, «r., das Reinigen der Ab- 
tritte; aber nor in dem besonderen Falle, 
wenn der flüssige Teil des Unrates ab- 
geschöpft oder abgeleitet wird. Dzg. 
Klein I, 9. Mühling hat für iten 
Yerekeln. Im Brem. Wb. I. 28: to äsen 
sich besudeln, stankasig stinkend, ekel- 
haft (von Aas). 

flsig, pltd. asig (a ^ ä\ adj., s. aasig. 

Aspe, Pflzn , Espe, Populu» tremtUa L, 
Hagen, 1042. 

Ass, /., Achse, s. As. 

Assekurant, m., Lehnsbauer, der im 
Besitze von Hafen, deren Yorbesitzer 
eine Assekuranz darüber erhalten, dafs 
die schuldig gebliebene Kontribution 
niedergeschlagen; di^ Auekurayden zah- 
len Zins an die Domäne. Veraltet. 
Bock, Nat I, 170; V, 385. 

88teillfiren,mr., ästimieren, Yom lat. ctestir- 
mare^ schätzen, achten, würdigen. Hei 
ästemert em gar nichj er achtet ihn gar 
nicht 

aatranty adj.^ frech, grob, dreist, trotzig, 
widerspenstig, widersprechend, hoch- 
mütig, spöttisch, stolz, höhnisch. Ein 
astrantes Frauenzimmer. In Bremen 
astrant und asaerant. Das Brem. Wb. L 
31, meint, es sei das franz. assurcaU 
oder assure. 

&i8Gh(a lang), 1. intery,^ s. v.a. schäme 
dich! gewöhnlich begleitet Yon der Ge- 
berde des Rübchenschabens, d. i. Hin- 
streichen des rechten Zeigefingers über 
den linken. YgL Grimm, Wb.I, 595. 
2. ado. interj.^ rechts! Kommandoruf 
zu den Zugochsen, wenn sie rechts 
gehen sollen. Ygl. heHsch und ksä. 

Uschen (a lang), »lo , einen mit dem 
Rufe ätich! ausschämen, yerspotten. 

Atta, m., Yater. Mühling. Ahd. 
atto^ mhd. atte^ ätte, Yater, Yorfahr. 



Gr. attOj lat aUa Yätercfaen. Schade 
Wb., 33b. 

Atzel, /., Elster. Mhd. atzeL Die 
Atzel läj'zt vom Hüpfen nichi. Sprw. H, 
148. 

au, Doppellaut, bleibt au: blau^ blaug 
(Oberland) blau (in der Danziger Neh- 
rung umlautend: Tau Tau); wird lan- 
ges oder kurzes u: rüg rauch, Sirvk, 
Struck Strauch, Bur, Buer Bauer, bruke, 
brücke brauchen, Flüme Pflaumen, Fru, 
Friü, Frju Frau; wird o: Og {0 = o) 
Auge, lope laufen, auch mit nachklin- 
gendem e: Boem Baum, und hierbei 
noch in Natangen die Neigung, zwischen 
o und e ein au hören zu lassen: loauepe 
laufen. Selten wird au e: verkepe ver- 
kaufen, depe taufen. Eigentümlich ist 
äw statt au in pato Pfau. S. Leh- 
mann, Yolksmnd., 271 

Sil, Doppellaut, s» eu. 

auf, pltd. op, präp, als adj. und adv. 
Er hat alles auf, er hat alles verzehrt. 
Er ist schon auf, wach. Er ist noch 
nicht aufy schläft nocL Er ist auf^ 
gesund, wohL Er ist nicht wohl auf 
ist kränklich. Die Thur ist auf\ offen. 

aufacliteln, mr., s. achteln. 

aufangeln, pltd. opangle(n), sw,, etwas 
erwischen, was man nicht gern hat, 
z. B. Lause auf angeln; Einen auffinden, 
der unserer Umgebung nicht sonderlich 
angenehm ist: Wo hast den alboedder 
opgeangeüf überhaupt etwas eben nicht 
Gesuchtes erreichen, gewinnen. 

aufbasteln, nr., s. basteln. 

aufbegehren, «o., für seine Ansicht 
laut werden, Lärm erheben; zornig 
auffahren ; trotzen, sich zur Wehre setzen. 
De Kerl ward hier noch opbegere. 

aufbftren, pltd, opbfire(n), st«?., errich- 
ten, aufrichten. Das Haus aufberen. 
Wer kann den (Betrunkenen) opbere! 
S. bftren. 



aufbieten — Aafhang. 



35 



aufbieten, pitd. opbMe(n), sty mit 

Sdiimpfworten angreifen, ehrenrührige 
Benennungen aasstofzen. Yon der kirch- 
lichen Proklamation des Brautpaares 
entlehnt 

aufbrennen, pItd. opbrenne(n), st^ prü- 
geln, schlagen. Einem eins aufbrennen^ 
ihm einen derben Schlag geben, der 
brennenden Schmerz verarsacht. 

aufbringen, pltd. opbringe(n), zt^ 1. 

beim Weben das Garn auf den Gram- 
baum bringen, winden. S. Aufzug. 2. 
fadsche Gerüchte verbreiten. Da» üt 
ein aufgebrcmhtes Wesen ^ ein falsches 
Gerücht. Der bringt viel auf und webt 
wenig aby der Lügner. 

aufbniseln, «o , s. brisein. 
aufbuggeln, sw.y s. buggeln. 
aufbullem, pltd. opbullre(n), aw.^ auf- 

poltem, herauspoltem aus der Ruhe; 
seiner Erregtheit, seinem Zorn freien 
Lauf lassen. Mühlin g. Vgl. bullern. 

aufbuMem, aw.y s. bulstem. 
aufbumfzen, sw.^ s. bumfzen. 
aufdensen, aw.y s. densen. 
aufdonnern, pltd. opdonnre(n), 9w. 1. 

zornig auffahren, heftig schelten. 2. 
sich auffallend herausputzen, schmücken; 
namentlich von Frauen gebräuchlich. 
Se heft sock got opgedonnert. Mot Flöchte 
on mot Pufe, Fladruiche wt en Hahn^ 
Mot Schleiersch on mot Muffe Se (die 
Lehrerfrauen und -Töchter) opgedonnert 
gdn. Lhrztg. 4, 355 b. YgL flelhen. 

auf dreschen, pltd. opdre8che(n), at 

Einem eins auf dreschen , ihm Prügel 
geben. Sprw. I, 1. 

aufdrissein, aufdri^eln, pltd. opdriSle(n), 
sw.y aufdrehen^ Tauwerk oder Knoten 
auflösen. Elbing. Schemionek, 3. 

auf ducken, pltd. opducke(n), sw.^ von 

ducken^ auftauchen, hervortreten, un- 
Yermutet zum Vorschein kommen. Es 
lasse nur einer ein Wörtchen von der 



Erziehung aiuf ducken. Soph. Reise III, 
193. Der Hase duckt auf^ erhebt sich 
aus dem Lager. Er ist wieder auf-- 
geduckt, hat sich nach langer Abwesen- 
heit wieder sehen lassen, tritt wieder 
in die Öffentlichkeit. Er wagt nicht 
aufzuducken, mit seiner Ansicht her- 
vorzutreten, ein Wort mitzureden. 
Hennig, 16, hat noch: „von einem, 
der alles schnell wegkauft;, was zum 
Verkauf ausgeboten wird, sagt man: 
es darf nichts auf ducken^ sogleich hat 
en^s weg.^ 

aufdunsen. su?., s. dunsen. 

aufeisen, pltd. opTse(n), sw,^ s. eisen. 

auffleihen, pltd. opfl?e(n), st, s. fleihen. 

aufflunschen, sw,^ aufschwellen, dick 
und fleischig aussehen. Mühling. 

aufführen, pltd. opf6re(n), sw,, sich^ 

sich betragen, manierlich oder un- 
manierlich zeigen. Eck war mi damah 
opf ehren. Dorr, 1. Wiew., 69. 

aufgabeln, pltd. opgawle(n) (ji^ä), sw.^ 
erlangen, erreichen, auffinden; auch 
gleich mit aufangeln. 

aufgehen, pltd. opgane(n) (a = a), st. 

1. sich öfihen: die Thür geht auf — 
der Pregel ist aufgegangen, das Eis, das 
auf ihm lag, ist geschmolzen. Ebenso 
geht das Haff auf 2. garen: Der 
Teig ist gut aufgegangen, 

aufgrapsen, sw,, aufgreifen^ aufraffen, 
mit Heftigkeit und sichtUcher Begierde 
nach etwas greifen. Mühling. Vgl. 
grapschen. 

AufhaltflUgel, pltd. Ophölflttgel, m., 
Flügel eines grofzen Fischemetzes 
zum Aufhalten der Fische. S. das 
Nähere unter Sfa*eichtuch. 

Aufhang, pltd. Ophang, m., der sich 
an die Bäume hängende Reif. Wenn 
der Nebel gefrieret, oder wenn es, wie 
man hier sagt, rehreifet und sich an die 
Bäume hanget, so geschiehet solches in 



36 



aufhängen — Aufiua(z. 



heftigen Wintern manc/iesmcd so starke 
dafz in Oärten und Wäldern die Aeste 
der Bäume davon abbrechen. Man nen- 
net in einigen Landesgegenden diesen 
anhangenden Rohreif Aufhang, u, spricht^ 
es sei in den Wäldern viel Aufhang, 
Bock, Nat. I, 373. 

aufhängen, sw. Sich wonach aufhän- 
gen, nach einer Sache grofze Begierde, 
Sucht haben. Elbing. Schemionek, 3. 

aufharken, sm.^ s. harken. 

Aufheber, m., yon Stein, Peregrinus, 
XII, 13, unter homines dolosi aufgeführt. 
W. Mtsbl. V, 188. 

aufhegen, pltd. oph6ge(n), sw:, auf- 
bewahren, yon hegen» Die Apfel bis 
zum Sommer aufhegen, sie bis dahin 
efzbar zu erhalten suchen. Hennig, 
16. 

aufhelfen, pltd. ophelpe(n), st, in die 

Höhe helfen, eine Last auf die Schul- 
ter, auf den Rücken heben helfen. Relp 
mt doch e beike op! 

AufheHer, pltd. Ophelper, m., Schnur 
mit Quaste in der Mitte der Decke 
des Himmelbettes, um sich daran in 
die sitzende Lage zu heben. Hennig, 
16. Vgl. Baumband. 

aufhorchen, pltd. ophorche(nX 9w. 1. 

auflauschen, die Ohren spitzen. Hei 
horcht op, als wenn de Su sichte hört, 
Sprw. I, 161. 2. aufhören, ablassen, 
endigen. Sie haben schon aufgehorcht 
mit der Arbeit — mit dem Gesänge etc. 
Horcht op, horcht = höret auf, endiget! 

aufhucken, 9w,, aufsitzen, s. hucken. 

aufjachern, sw,, ansagen, jach auf- 
wecken. Kinder jachem durch wildes 
Wesen den schlafenden Vater auf. Vgl. 
jachern. 

Aufkäufer, pltd. OpkSper, m., Händler, 
der an Ort und Stelle oder herum- 
reisend Produkte auf- oder Yerkauft. 



Ebenso in Livland. Hupel, livl. Idiot, 
10. 

aufkicken, ««?., auikucken, aufschauen, 
in die Höhe sehen; aufmerken, beob- 
achten, beaufsichtigen. Wie von auf- 
sehen der Aufseher, so bildet sich aus 
cmfkicken der Aufkicker, nach Hennig, 
16, ein Mensch, der unbefugterweise 
auf das Thun und Lassen anderer 
lauert; nach Mühling spottweise auch 
der Steueraufseher, Controleur. 

aufkischeln, sw., s. kischeln. 
aufklaren, pltd. opklare(n) (a » o), sw., 

sich^ sich aufklären, klar werden; vom 
Himmel. Vgl. klaren. 

aufklotzen, sw., sich, sich unanständig, 
wie ein Klotz, aufstützen, flegelhaft 
sitzen. Mühling. 

aufknabbeln, -knabbern, -knibbeln, -knib- 
bern, -knubbem, sw., s. knabbern. 

aufkrempeln, sw.^ s. krämpeln. 

aufkriegen, sw., 1. aufbekommen, zu 
öfinen vermögen. Den (engen) Hut 
nicht aufkriegen. Die Thür nicht auf- 
kriegen. 2. klein bekommen, bewältigen. 
Das (grofze) Stuck Brot aufkriegen. Den 
Schmerz kann er nicht aufkriegen. Eine 
Sache nicht aufkriegen, sie nicht zu be- 
greifen, nicht zu erklären vermögen. 3. 
Aufgaben bekommen. Die Kinder kriegen 
in der Schule zu viel auf. 

aufkusen, sw., s. kus. 

auflaufen, pltd. oplöpe(n), st., anschwel- 
len; betrogen werden. Er ist gut auf- 
gelaufen, man hat ihn herb übervor- 
teilt. 

Aufmafz, pltd. Opmat (a = ä), n., im 
Getreidehandel Mafz beim Ankaufe des 
Getreides, wobei, im Gegensatze zum 
Abmafz (s. d.), durch geschickten Strich 
des Streichholzes ein Ubermafz erzielt 
wurde. Königsberg. Vgl. noch Zu- 

mafz. 



aufmopsen — aufischenken. 



37 



aufmopsen, sw,^ etwas übel nebmeo, 
übel yermerken. Kösigsberg. 

aufmucken, 8w.^ aufbegehren, Trotz 
zeigen. S. mucken. 

aufmuben, sw,^ etwas wiederholt ta- 
delnd oder verweisend zur Sprache brin- 
gen; die Fehler eines andern, einer Ar- 
beit aufdecken, hervorheben; einem et- 
was zur Last legen, vorwerfen. Nach 
Gri mm, Wb. I, 692, mhd. fast unerhört, 
während des 16. Jahrh. in aller Mund, 
später wieder selten werdend, mufz das 
Wort doch schon im 14. u. 15. Jahrh. 
entsprungen sein. 

aufpantem, bw.^ s. knttcheln. 

aufpappen, sw., s. pappen. 

aufpassen, pltd. oppasseCn), aw., wor- 
auf Acht haben, aufmerken; auf etwas 
oder jemand mit Aufmerksamkeit lauem. 
Aufp(i8sen wie ein Sckiefzhund. Sprw. II, 
158. Pa9B' ml up, pass' mt deg up, 
passe mir auf, passe mir tüchtig auf, 
Redensart = wenn schon, denn schon. 
Gedanism. Enem cppasaey ihm auf- 
lauem. Öck pass' 6- enne op^ ich passe 
bei ihnen auf, habe auf ihren Haushalt 
acht, besorge die Dienste eines Haus- 
mädchens. Frauen, die solches thun, 

heifzen Aufpassfrauen, pltd. OppossfrQens. 

Sie stellen sich zu ihrer Dienstleistung 
täglich emigemale im Hause ein. 

aufpauken, sw., s. pauken, 
aufpausten, sw., s. pQsten. 

aufpeken, mv., mit der Gabel oder 
mit sonst einem spitzigen Werkzeuge 
etwas aufspiefzen. Er pehkte dann und 
wann ein Scknittgen von Sallat auf, 
Soph. R. I, 406. Hennig, 16. Ge- 
wöhnlich: aufpBkern, auf prickeln. Ygl. 
p§kem und Prickel. 

aufpilzen, pltd. oppilze(n), sw,^ wie ein 
PQz aufschwemmen, dick und fett wer- 
den, ohne dabei recht gesund zu sein. 
Hei OS man so opgepüzt^ in ihm ist kein 



Mark, keine Kraft. Auch adjektiv: 
Dat 08 man en opgepilztet Wesen. 

aufplärren, pltd. opplaiTe(n), opblarre(n), 

«ti>., durch Plärren erwecken. De Jung 
plärrt mt alle Nacht twintig mal op^ 
der Junge (Säugling) weckt mich in 
jeder Nacht wohl zwanzigmal auf. 

aufpiTsem, 8w.y Yerzaustes entwirren; 
ein Gewebe zerzupfen, auffaseln. Vgl. 

plisem. 
aufpIQstern, pltd. opplQ8tre(n), sto., auf- 

plaustern, aufdaunen. Yon Vögeln, 
namentlich Hühnem, wenn sie die Fe- 
dern locker aufbauschen. 

aufporren, »w.^ s. porren. 

aufprickeln, au?., s. aufpeken. 

aufpinseln, sto., s. brUeln. 

aufprOsten, »w., s. prQsten. 

aufpuchen, sw.^ s. puchen. 

aufpQlen, sw.^ s. pQlen. 

aufpUngeln, sw.^ viel Arbeit aufhalsen; 
ausschelten. Elbing. Schemionek, 3. 
S. pUngeln. 

aufpurren, aw., s. porren. 

aufpQsten, sw.^ s. pQsten. 

aufqueicheln, sw., s. queicheln. 

aufquinen, aufquimen, sw., s. quinen. 

aufrappeln, sw.^ s. rappeln. 

aufrebbeln, sw,, s. rebbeln. 

aufrommen, sw., s rommen. 

aufrühren, pltd. oprttre(n), sw,^ Ver- 
gessenes neu zur Sprache bringen. 
Rühre den alten Dreck nicht auf. Hen- 
nig, 214. Vgl. aufwärmen. 

aufsagen, pltd. opsage(n) (a «= a), sw.^ 

aufsägen. Dat Holt opsage, 

aufscheliarschen,-scheinär8chen(alang), 

9w,^ eigentlich den Hintern scheuen, 
scheinen lassen, sich entblöfzen. Wat 
scheüarscht dt alwedder opi ruft die 
Mutter dem Kinde zu, das seine Röck- 
chen nach oben streift, Blöfzen zeigt. 
Samland. 

aufschenken, pltd. opschenke(n), sw.^ 



38 



an&chlabbeni — Anfstremmang. 



beim Schlagballspiel dem Gegner den 
Ball zum Schlagen werfen. Wer drei- 
mal den Ball verfehlt, mufz dem Fol- 
genden Platz machen. NachMühling 
anch einschenken; sicher so in Posen. 
Bernd, 52. 

aufschlubbem, »w.^ s. schlubbern. 
aufschmieren, 8w,j s. schmieren, 
aufschnappen, pltd. opschnappe(n), «tr., 

schnappend etwas ergreifen; durch Hö- 
ren etwas auffangen, gleichsam mit den 
Ohren schnappen. Kinder schnappen 
anf, was sie nicht hören sollen. Ob 
ichj wie Sie mich beschuldigen^ von 2^t 
zu Zeit etwas aufschnappe und es dann 
für mein ausgebe. Soph. R. lU, 460. 

aufschSnen, pltd. opschttne(n), 9tr., 

schön werden; vom Wetter. Dat schont 
hüde noch op^ das schönt heute noch 
auf^ der Himmel wird heute noch klar. 
Vgl. schSnen. 
aufschultern, pltd. opschullre(n), sw,, 

auf die Schulter nehmen. Kam schuld 
lert disse Wasch op^ fluck! Dorr, 
L Wiew., 71. 

aufschütten, pltd. opschttdde(n), 8t^., 1. 

in Königsberg: die Kloakeimer in die 
öffentlichen Karren zur Abfuhr schütten. 
Die Karrenführer fordern dazu in früher 
Morgenstunde mit dem Rufe auf: Schodd 
op^ schodd op! Ygl. Rosenkranz, 
Kgsbg. Skizzen I, 230. 2. schneien. 
Es Schott o/, es schneit Oberland. 
Sprw. 1, 167. 
aufseniceln, pltd. opseni(le(n), sw.^ Einem 

etwas aufsenkelnj ihn durchprügeln. 
Sprw. I, 1 . 

aufsVllem, sw., s. sVIlern. 

aufspachteln, sw.y s. spachteln. 

aufspeilen, pltd. opsplle(n), sw.. s. speilen. 

auf spicken, pltd. opsp8cke(n) , sw., s. 
spicken. 

aufspielen, pltd. opspSlen, sw.^ 1. ein 
Lied, einen Tanz aufispielen. 2. sich 



aufipideny sich stok hervorthun, sich 
sehen lassen. Vielleicht heigenommen 
von der Sitte, auf (Land-)Hochzeiten 
gegen gute Bezahlung sich Yon der 
Musik etwas aufspielen zu lassen. Es 
werden dazu alte Tänze verlangt, deren 
Anfange man aufruft, z. B. De Katt 
klaut an e Haibek! — De Fofz huckt 
op de Hinderddr! — Huckt 6k allwedder 
e Krrg op e Dacky Lus op e Sack! — 
Ach lewet Fru Muhmke^ de Schmand 
rennt dwer! Sehr beliebt ist im Sam- 
lande der Brauttanz : He^ Korschewske^ 
ruger, Grewe schott de Hund! Mutterke, 
mdk dt bret! — worauf die Tänzerin 
die Röcke ausbreitet. Kinger, jagt de 
Ktkel üt dem Dömpel. Carm. nupt, I, 
282, Nr. 16. Blunke, Massune, Leh- 
waldsruh. Link, 284. Vgl Sprw. II, 
162. 394. 3. Einem etuoais aufspielen^ 
ihn durchprügeln. 

aufstankern, sir., s. stänkern, 
aufstapeln, pltd. opstaple(n) {a^S), 

sw,y in Schichten über einander reihen, 
in Stapel (s. d.) setzen; z. B. Holz. 
Hennig, 17. 

aufstewem, aufstttbem, pltd. opst6wre(n), 

sw.y aufscheuchen, aus der Ruhe bringen; 
etwas aoj^agen, dafz es dabei Staub er- 
regt; auffinden. Ein guter Hund stewert 
aUes auf Ygl. stewem. 

aufslSbem, s. das vor. 

aufstVtzig, o^'., betroffen, verlegen, 
betreten, verwundert; aufistöizig, wider- 
spenstig. Mühling. 

aufstreifen, pltd. opstrepe(n), s«o., s. 
streifen. 

Aufstremmung,/., das durch Stremmen 
Angespannte, die Anspannung. Wann 
der Böge am Armbrust grofz ist^ wird 
der Pfeil bei selbiger Starke und auff' 
stremmung der Sehnen weiter getrieben, 
als von einem kleineren Bogen, Linem., 
£e4a. 



aufstalpen — Aogenzierde. 



39 



aufsiUpen, pltd. op8tBlpe(n), sw.^ s. 
sNUpen. 

aoftageln, str., s. tagein. 

auftakeln, sw., s. takeln. 

Anfthun, pltd. Opdön, n. Es ist ein 
Außkun^ es geht in einem hin, läizt 
sich mit anderm gleichzeitig verrichten. 

Mfihling. Vgl. aufwaschen. 
auftobbem, auftubbern, »w., s. tobbern. 
aiiftre€ken, »w.^ s. trecken, 
auftrumpfen, »w., s. trumpfen. 

Aufwachs, m.y Wachstum, Aufnahme, 
Zunahme, Verbreitung. In dem das Sterne^ 
forschen je mehr und mehr in den auf- 
wachs käme, je mehr und mehr Ursachen 
fanden sich auchj sich in der Stemkunst 
mehr und mehr zuvertieffen, Linem., 
Gg3b. 

aufwackeln, «t\, s. waggeln. 

aufwralken, sw., s. walken. 

aufwamsen, sw.^ s. wamsen. 

aufwärmen, pltd. opwarme(n), sw,^ Kal- 
tes warm machen ; bildlich: Vergessenes 
neu zur Sprache bringen. Wwmi die 
aüe Geschichte nicht vjieder auf! Sich 
aufwärmen, sich wärmen. Komm on 
de Stow on warm dt e betke op, komm 
in die Stube und wärme dich ein bifzchen 
auf. 

aufwaschen, pltd. opwasche(n), sw.^ 

1. aufscheueru, auswaschen. Ich habe 
noch aufzuwaschen^ Schüssel und Teller 
zu säubern. Bildlich : Das ist ein Auf- 
waschen, diese Sache läfzt sich mit einer 
andern gleichzeitig abthun. Sprw.1, 169. 

2. Einem etwas aufwaschen, ihn durch- 
prügeln. Vgl. Auflhun. 

Aufwaschfafz, pltd. Opwaschfatt, n., 

Fafz, worin das Wasser zum Auf- 
waschen enthalten. On as öck stund 
am Opwaschfatt, Da kern de Fru on sdd 
mt dat. Volksr. 234, 823. 

Aufwaschtuch, Aufwaschkodder, n., Tuch, 
Lappen zum Aufwaschen. Vgl. Kodder. 



Aufwaschwasser, pltd. Opwaschwater 

(a = ä), n., Wasser zum Aufwaschen. 

Aufwasser, pltd. Opwater (a = ä), n., 
Oberwasser, das Wasser, das sich bei 
Tauwetter über dem Eise bildet. Bild- 
lich: Enem Opwater gewe, ihm Auf- 
wasser geben, seine schlechten Reden, 
Handlungen etc. billigen, seinen schiefen 
oder gar falschen Behauptungen bei- 
pflichten == ihn wieder auf Wasser 
bringen, flott machen. Auf wasserkriegen, 
bekomTnen. Sprw. I, 170. Vgl. VoIhvorL 

aufwichsen, sw., s. wichsen. 

aufwQnen, sw., s. wQnen. 

Aufzug, pltd. Optog, m., das auf den 
Gambaum des Webestuhls aufgezogene, 
aufgebrachte (s. aufbringen) d. i. auf- 
gewundene Garn, auch Kette, die 
Längsfaden der späteren Leinwand. Es 
heiizt auch Scherung und Schering. S. 
Das Wirkgestell, 124. 127. 

Auge, n., Dem. Augehe, pltd. Og, Ogke 

(0 = o). Er sieht mit einem Auge nach 
Heia, mit dem andern Auge sieht er nach 
Hundemy der Schielende. Gedanism. 
Mein Augken, TneinEügelken als Schmei- 
chelwort in der Ehe. Stein, Pere- 
grinus XIII, 16. W. Mtsbl. VI, 112. 

augeneinzig, pltd. Ogenftnzig, odf;., augen- 
blicklich, sofort. Gfi den ogenens^gen 
Block on de Koch! Schalt). 3, 4. 

AugenMäter, pltd. Ogenkläter (0 «= 6), 
m, u. /., Eläter im Auge. S. Kläter. 

Augenloch, n.. Loch im Auge, Pu- 
pille. . . . und also das Augenloch oder 
den Augapfel vergrossert. Linemann, 
P4b u. ö. 

Augenstein, m., Quarz. Mühling. 

Augenverblendnts, pltd. Ogeverblendnis 

(0 = 6), n. u. /., Blendwerk, Täuschung, 
Trug, Taschenspielerei. Dat ös man 
Ogeverblendnis — Ogeverblengnis. 

Augenzierde, Pflzn., Ochsenzunge, An- 
chusa offidnaUs L Hagen, 201, 



40 



Angst — aosbattern. 



Augsty /. u. fn.j 8. AusL 

Augsieiche, PAzd., Stideiche, Quercus 
RoburL.; aach Haseleiche, /., Bock, 
Nat m, 67. 

aiigsten, str., s. austen. 

Augstefy m., s. Auster. 

Augstin, m. Vom., Augostin. Hart- 
\7ich, 53. 

AugstupShnen, Ortsn., Dorf im Er. 
Labiaa. Er ist aus Augstupohnen, wo 
die Hunde mit dem A. bellen. Diese 
Bezeichnimg wiederholt sich in Schimpf 
und Glimpf viel&ch and dient yorzugs- 
weise zur Charakterisierong dürrer Ge- 
genden. Vgl. Kraxtepellen^ Stampelken. 

AugsbipSnen, Ortsn., Dorf im Kreise 
Gmnbinnen. Er ist ein Augstupaner^ 
ein grober Mensch. AugstopSner Brot- 
dew! von den aof den Schiffen thätigen 
Arbeitslenten (beim Stauen) gegen die 
yom Lande, namentlich die Yon Angstu- 
ponen herbeikommenden Eonkarrenten. 
Memel. Passarge, Balt, 312: Dos 6e- 
rOhmte Schimpßcort „Augstuponer Pfer- 
dedieb^ hört man noch am Rhein. S. 
Sprw. I, 182; D, 182. 

Augustfliiite, /., Enfittel, Stock. Er 
greift zur Augtistflinte, Alt-Pillaa. (Die 
Flinte hat mit der Jagd während des 
Aagastmonates Rahe.) Sprw. II, 184. 

Augusthaber, m., Pflzn., eine Abart 
des Hafers, Avena L. Hagen, 122 

AuiUiy Pflzn., Gnadenkraat, Gratiola 
officinalis h. Hagen, 32. Nach dem 
Mnd. Wb. 1, 135 b, ist Aar ine Tausend- 
gttldenkraat, Erythraea centaurium — 
letzteres im Mittelalter falschlich von 
centum aurei abgeleitet 

ausbaggern, str., s. baggern, 
ausbaken, sw., s. baken. 

Ausbau, m., pltd. UtbO (I7s t2), An- 
siedelang aaf separiertem Grande anlzer- 
halb des Dorfyerbandes. Diese Aus- 
bauten rufen das altgermanische IMmip 



sdbststandiger Hofe neu in's Leben, sie 
stehen im entschiedensten Widerspruche 
mit dem slaoisch-kommunistischen IMn- 
zipe der Dörfer, Passarge, Balt., 6. 
Sich ausbauen, pltd. OtbOe. Hei 5s en 
UtgebOter, ein Au^bauter, Besitzer eines 
Aosbaaes. 

ausbauen! , pltd. OtbQre(n), mr., aaf- 

hören ein Baaer za sein, etwas za be- 
sitzen. Ich bin ganz ausgebauert^ bin 
ohne Geld; der Vorrat, den ich von 
einer Sache hatte, ist mir aasgegangen. 
Sprw. I, 186. 

ausbicken, pltd. 0tb8cke(n), sw., mit 

einer Bicke aasbrechen, heraushaaen. 
Und hergegen die Vordennawr (des 
Schlosses Balga), worinnen das erste 
Thor gemachet j teere gleichsamb mit fiei/z 
aufzgebicket und ausgemalmety obgleich 
der Kalck des MoMcncercks ewig da/wren 
würde. Linemann, Zz 2b. 

aushlarren, mt., s. blarren. 
ausblasen, «&, s. einblasen, 
ausblecken, «tr., s. blecken, 
ausbocken, mt., s. bocken, 
ausbrflschen, pltd. Mbraschen (a-=ä), 

sw.y 1. darch Braschen (s. d.) verraten, 
aasplaadem. 2. Rasen schneiden, ent- 
fernen, das entraste Land entwurzeln, 
reinigen, orbar machen. Mühling. 

S. brSschen and Br&sche. 

Ausbund, m., einer, der aas dem Bande 
ist, ein Unbändiger, Taugenichts, Lieder- 
jan; lastiger,manterer, windiger Mensch. 
Er ist ein rechter Ausbund. Hennig, 
318. Hapel, livl. Idiot, 11. Sprw. II, 
187. Aach gegenteilig in dem Sinne 
von decus, praestantia^ specimen: Er ist 
ein Ausbund txm einem guten Menschen, 
Ein Ausbund rechter AdookcOen. Carm. 
nupL IV, 44 b. 

ausbUndig, adj., s. unbindig. 
ausbttttem, pltd« tttboHre(n), sw., aas- 
höhlen, darch Reibung sich erweitern, 



ausdÜen — Ausgedinge. 



41 



ausscheaem. Knopfe ausbuüem^ zum 
Aoschmeirzen. Vgl. anschmeifzen. Die 
Mutter hat sich atisgebuttert, die Schrau- 
benmutter, welche, zu weit geworden^ 
nicht mehr anzieht. Die Wellen an den 
Rädern eines Getriebes buttern sich aus. 

ausdftlen, sw., s. dftlen. 

ausdämmern, sw., s. dämmern. 

AusdingstUbchen, n., s. AusgedingstUb- 
dien. 

aiisdollen, pltd. Qtdolle(n), ^., aus- 
tollen, austoben, umherjagen, durch 
Springen und Laufen sich müde machen. 
Wenn sie (die Studenten) ausgedollt 
haben^ sind sie oft ganz gut Soph. R. I, 
176. Vgl. dollen. 

aiisdOsein, su?., s. dOseln. 

aus — ein y pltd. Ot — Sn. In Be- 
ziehungen wie: Tag aus^ Tag ein — 
Jah' auSy Jahr ein etc. Hat doch vor- 
her Sommer aus, Sommer ein^ des Papa 
schönes Geld hier verthan. Soph. R. lY, 
166. 

auseinander sein, getrennt sein, ge- 
schieden leben. Da ich mit meiner Frau 
jetzt auseinander bin^ so warne ich einen 
jeden, derselben etwas zu borgen. I. F. 
Kgsbgr. Communalblatt 1876, Nr. 236. 

ausMschen, sw., s. (bch. 

Ausfegsei, pltd. Utfegsel (^ = t2), n., 

Kehricht InLivland: Ausfegiis. Hupel, 
Uvl. Idiot., 12. 

ausfenstem, pltd. OtfSnstre(n), aw.^ aus- 
schelten, Verweise geben. Er hat ihn 
ausgefenstert, ausgescholten. Sprw. I, 
183. Ebenso in Livland. Hupel, livl. 
Idiot, 12. 

ausfinden, pltd. Qtfinde(n), st, ver- 
höhnen, necken. Wat war Sek ml ut- 
finde idte, was werde ich mich ausfinden, 
necken lassen! Vgl. ausweisen. 

ausflaggen, pltd. Qtflagge(n), sw., ein 

SchifP mit Flaggen schmücken ; bildlich 
yon Frauen und Mädchen, wenn sie 



reichen Bänderschmuck angelegt haben: 
Die hat gut ausgeflaggt 

ausfleihien, st, s. fleilien. 

ausflirren, sw., ausputzen, auffalligen 
Schmuck anlegen. In Estland ausflieren. 
S. Sallmann, 28a. Vgl. flirren. 

ausflOmen, sw., s. FlOm. 

auslosen, sw., s. fosen. 

ausfrftdmen, sw., s. Frftdem. 

ausfressen, pltd. Otfrete(n), sw., durch 

Fressen leeren; aufhören zu fressen. 
Bildlich: Er hat bei ihm ausgefressen, 
er ist um die Gunst seines bisherigen 
Gönners gekommen. Sicil ausfressen, 
sich durch gute und kräftige Speisen 
ausfüttern. Sie os ütgefrete wt e Boll. 
Sprw. I, 187 f. 

ausfretzen, sw, s. fretzen. 

ausfliliren, pltd. Qtfare(n), sw., das 
Brautpaar zur Kirche fuhren , zu Fufz 
oder zu Wagen. 

ausfuppen, sw., s. fuppen. 

ausfOsen, sw., s. FQse. 

Ausgebauter, m., s. Ausbau. 

ausgeben, pltd. Otgewe(n), sw , im ge- 
richtlichen Verhör angeben, gestehen, 
verraten. Hei heft alles utgegewe, er 
hat alles ausgegeben, gestanden. Hei 
heft em nich utgegewe, er hat den Mit- 
schuldigen nicht genannt S. angeben. 

ausgecl(en, pltd. Qtgecl(e(n), sw., einen 
als Geck, Narren behandeln, ihn hän- 
seln, lächerlich machen, verhöhnen, ver- 
spotten; auch blofz gecl(en. Natangen. 
Hennig, 17. Vgl. ausgnirren. 

Ausgedinge, pltd. Utgeding (^U=u), n., 

Altenanteil eines Besitztums, das Aus- 
bedungene, gerichtlich Verschriebene, 
das Vorbehaltene bei Übergabe eines 
Grundstückes, einer Wirtschaft. Mhd. 
gedinge, ahd. gidingi, Vertrag, Über- 
einkunft; bei Jeroschin: diz gedinge 
alleine schalt brudir Jan. 62a. Pfeif- 
fer, 155. Wenn Hausväter durch ein 



42 



Aasgedinger — ausjacbem. 



reichliches Atisgedinge auf die neuen Wirte 
eine Last wältzten. Anhang z. Soph. 
R, 14. In Hessen der Auszug. Vil- 
mar, 20. 

Ausgedinge^ pltd. Utgedinger ({7 = i/), 
?n., Inhaber eines Ausgedinges; ge- 
wöhnlich der alte Vater oder die Eltern, 
die dem Sohne Haas und Hof ver- 
schreiben liefzen. Auch Altsitzer (s. d.). 
So traf ich in Grofzkuren einen so- 
genannten Ausgedinger, der sein Grund- 
stück daselbst an einen Gastwirth ver- 
kauft und sich das „Stübchen hinter dem 
Ofen^j verschiedene Naturalien und eine 
gewisse, taglich zu liefernde Quantität 
Branntwein vorbehalten hat Passarge , 
Balt., 358. In Hessen AuszUger^ Aus- 
zöger. Vilmar, 21. 

AusgedingstUbchen, pltd. Utgedingstawke 

(£7=^, a = ä)^ -sttwke, n., Stäbchen, 
das der Aasgedinger bewohnt. Auch 
AusdingstUbchen. 
ausgehen, pltd. Otgane(n) (a = a), st, 

1. absterben, verwelken ; von Pflanzen. 
Die Bäume sind aüe ausgegangen. 2. in 
der Farbe verschielzen. Das Zeug ist 
ausgegangen. 

Ausgeleite, n., 1. letztes Geleite beim 
Begräbnis. Muhling. 2. unfreund- 
liches Geleite aus dem Hause hinaus. 
Emem das Ausgeleite gehen, ihn aas dem 
Hause entfernen, zum Hause hinaus- 
werfen. Hennig, 318. 

ausgerben, pltd. Qtjarwe(n), sw.^ s. 
gerben. 

ausgeschlagen, part. praet. von aus- 
schlagen (s. d.). 

ausgniiren, pltd. OtgnSrre(n), sw., durch 
Gnirren höhnen, verspotten, hänseln, 
lächerlich machen. Vgl. ausgecken, mit 
dem Hennig, 17, es zugleich aufführt. 

ausgrapschen, ausgrapsen, pltd. Otgrap- 

8Che(n); 9W., mit heftigen Griffen an sich 



reifzen, wegnehmen. Mühling. Vgl. 
grapschen. 

ausgrommeln, sw.^ s. grommen. 

ausgrUnen, pltd. Otgr§ne(n), sto., mit 

Grün ausschmücken. De Staw möt 
Danne utgrene, die Stube mit Tannen 
ausgrünen. Die Eisfläche des ScfUofzteichs 
war mit Tannenbäumen ausgegrünt 
Kgsbg. 

aushalten, pltd. OthOle(n), st, 1. aas- 
dauern in Stärke und Festigkeit. Dei 
Stcwel wäre wat uthole, die Stiefel werden 
was aushalten, werden sich nicht so 
schnell auftragen. 2. unterhalten, er- 
halten : Ein Mädchen aushalten. Davon 
Aushalter, Aushälter, m. Er ist ihr Aus- 
hälter. 

aushandeln, sw,, ausschimpfen. Diese 
Morgensfprach haben verursacht Etliche 
Personen, . . . welche one vrsach die Elter- 
leut etc. vor Paurpflegels, bengeh etc. die 
der Pßug entlaufen, dess gartens nicht 
würdig etc. gescholten, vnd aufs ergeste 
aussgehandelt Die Zünfte, 54. 

ausharfen, sw., das Getreide mittelst 
einer Harfe reinigen. Das ausgeharfte 
leichte Getreide nennt man Ausharfsel, 
auch Hintergefreide. 

aushauen, »w. 1. durchprügeln. 2. ab- 
betteln^ erpressen, abdriogen, aussaugen. 
Er hat ihn gut ausgehauen, 3. im Spiele 
gewinnen: der Verlierer ist ausgehauen. 
4. ausreichen, langen. Es haut nicht 
aus, reicht nicht zu. 

ausholen, pltd. Othalen (a = ä), »ic, 

herausholen, ausforschen, durch ver- 
fängliche Fragen Geheimnisse entlocken. 
Er Iq/zt sich aUes ausholen. 

ausholken, sw., s. holken. 
aushSmpeln, »w., s. hSmpeln. 
aushunzen, sw., s. hunzen. 
ausjachern, sw., sich, sich nach Her- 
zenslast aasjagen, austoben Jungen 



aosjagen — Auslieger. 



43 



können im Freien sich einmal aus- 
jachern. Vgl. jachem. 

ausjagen, sw., das Vieh aas den Stallen 
auf die Weide treiben. 

auskabbeln, «r., s. kabbeln, 
auskaddern, sw., s. kaddem. 
auskalbftken, sw.y s. kalbtken. 
auskarren, pltd. QtkarreCn;, sw., in der 

Jägersprache das erste Heraustreten 
des Dachses aas seiner Höhle nach 
beendigtem Winterschlaf. 

ausküscherriy sw., s. kSschem. 

auskennen, st^ bekannt sein an einem 
Orte, sich orientieren können. Ock kann 
mt Mer gar nich utkenne, Aach bloiz 
kennen: Kennst du dich hier schon? 

ausUchem, sw.^ loskichem, loslachen; 
aach: sich aoslachen, damit der Ernst 
wieder einkehre. In letzterem Sinne 
aach sich abkichern. Vgl kichern. 

ausMcken, »tr., aaskacken, aas einem 
Kack hinaassehen, beobachten. 

ausklaffen^pltd. Qtklaffe(n), sw,^ kläffend 

schreien, aasschreien, aasbringen, be- 
kannt machen, klatschen. Mühlin g. 

ausMattem, «tr., s. klattem. 
auskleiden, pltd. OtkKde(n), sw., sich 

verkleiden, maskieren. ElbingerGegend. 

ausklopfen, sw. Einen atisldopfen^ ihn 
darchprugeln. Sprw. I, 1. 

ausklOwem, nr., ausmitteln, aasfor- 
schen. Dzg. W. Seidel, 28. 

auskolken, sw., s. kolken. 

auskOwem, sw., sich erholen. Vgl. 
erkowem. Mühling hat es noch in der 
Bedeatong von : aaskränkeln, eine Krank- 
heit ausstehen, überstehen. 

auskrähen, pltd. 0tkr6ge(n), sw., 1. za 
krähen, zu schreien aafhören. 2. eine 
Sache allenthalben bekannt machen. 
Mühling. 

auskramen, sw., den Kram aaspacken 
and ZOT Ansicht aasbreiten, aaslegen. 
Bildlich: Neuigkeiten erzählen, mittei- 



len, verbreiten. Der hat immer viel aus- 
zukratnen. Vgl. kramen. 

auskratzen, pltd. Otkratze(n), sw., 1. 

kratzend abziehen, sich aas dem Staabe 
machen, heimlich drücken, weglaafen. 
Hei kratzt üt, er ergreift die Flucht. 
Sprw. n, 196. 2. sterben. Hei os üt- 
gekratzt, er ist gestorben. Vgl. ab- 
kratzen. 

auskrauten, pltd. utkrQte(n), sw., Ge- 
wässer vom Kraute reinigen. Der Land- 
graben wird ausgekrautet. Kgsbg. Müh- 
ling hat noch: das Wasserbette ausräu- 
men, welche Erklärung jedoch zu all- 
gemein gehalten. Ygl. verkrauten. 

Ausland, n.^ Ausländer, m., s. Zinten. 

auslapsen, sw., auspfänden. Ermland. 
Mühling. 

Auslapser, m., Exekutor. Mühling. 

auslassen, pltd. Otlate(n) {a==^a), st, 

1. eingenähte Säume in Mädchenröcken 
auftrennen und diese dadurch verlän- 
gern. Dat Kled lätt sock noch üüdte, 
das Kleid lälzt sich noch länger machen. 
Ygl. einlassen. 2. ausschlagen, Knospen 
treiben. De lawe Sonn' schient schon 
so het. De Wide loten ut VolksL 1, 3. 

auslausen, pltd. OtlQse(n), sw., die 
Läuse ablesen; bildlich: die Taschen 
leeren. Se moken mi besapen on lusden 
mi donnahs de Puppen ut. Dorr, 1. 
Wiew., 8. Nee, das es falsch, wenn er 
em de Fupp auslust Ibid. 10. 

auslegen, pltd. Qtlegge(n), sw., an Kör- 
perfülle zunehmen, stark werden; na- 
mentlich von Mädchen und Frauen. Se 
heft sock got ütgeleggt, sie hat sich gut 
ausgelegt. 

auslehnen, pltd. QilehneCn), sw., aus- 
leihen. Hei heft all stn Gold utr 
gelehnt, er hat all sein Geld ausgehehen. 

Auslieger, m., Wachtschiff, Kaper. 
Ah wahrend des hanseatisch'' englischen 
Krieges (1469 — 73) Damig mit den 



44 



auslüften — Ausschlag. 



Übungen Städten des Hansdmndes zur 
See die Engländer bekämpfte^ wurden 
auch Kaper — Audieger — ausgerüstet. 
Passarge, 87. 
auslüften, pltd. Qil9fte(n), sw.^ s. lUften. 

auslUken, sw,^ das gedroschene Ge- 
treide auf der Tenne mit einem lang- 
stieligen Flederwische reinigen. Erm- 
land. Mübling. 

ausmachen y pltd. Otmake(n) (a=^ä), 

sw.^ 1. machen, dafz etwas aus wird, auf- 
hört, zu Ende geht. Das Feuer aus- 
machen. 2. abmachen, ausbedingen. 
Dat Jiebb öck mt utgemdkt^ das habe 
ich mir ausgemacht. In Posen: aus- 
schelten, Verweise geben. Bernd, 9. 

ausmalmen, sw.^ Malm, Ziegeltrümmer, 
Grus, Stauberde, durch Durchbruch er- 
zeugen und fortschaffen. Ygl. ausbicken. 

Ausmalz, pltd. Utmat (27=» i^, a = d), 
n., s. Einmafz. 

ausmummeln, sw.^ s. mummeln. 

ausmusern, sw., s. musem. 

ausmustern, S2£7., gedeihen, wohl werden. 
Er hat sich gut ausgemustert. 

ausnehmend, adj.^ auizergewöhnlich. 
Er besitzt eine ausnehmende Fingerfer- 
tigkeit Blot dorch dat utnehmende Ge- 
Scheck von mienem Witz keem ek dar- 
von fri. Dorr, 1. Wiew., 112. 

ausnüchtern, sw.^ nüchtern werden, den 
Rausch ausschlafen. Heunig, 318. 

ausnusem, sw.^ aufhellen, klar werden; 
vom bewölkten Bummel. Mühling. 

ausnutschen, pltd.Qtnut8che(n),««i7., aus- 
saugen. S. nutschen. 

ausparschen, sw.^ s. parschen. 

auspatschen, sw., s. patschen. 

auspauken, sw.y s. pauken. 

ausperzeln, sw.y s. perzeln. 

ausplacken, sw.^ ausplagen, aussaugen, 
abdringen, abquälen. Mühling. Eine 
zweite Bedeutung siehe unter placken. 

ausposaunen, pltd. Otposaune(n), sw.y 



Gehortes gleichsam mit Posaunenschall 
ausplaudern, ausschreien; an die grofze 
Glocke hängen. Der mufz alles gleich 
ausposaunen. 

ausprQsten, sw, s. prQsten. 
auspuchen, sw.^ s. puchen. 
auspOsten, sw.^ s. pOsten. 
ausputzen, sw ^ sich, pltd. sSck Qt- 

putze(n), sich mit Glanz schmücken; 
sich einen Rausch antrinken. Wer sich 
früh ausputzt, ist den ganzen Tag stramfn, 
einMorgenrausch hältlange vor Sprw. I, 
445; n, 199. 

ausraggen, sw., s. raggen. 

ausrebbeln, sw, s. rebbeln. 

ausrichten, pltd. fltrSchte(n), sw., fest- 
lich herrichten, ein Fest veranstalten. 
He heft e Käst ütgeröcld, er hat ein 
Hochzeitsmahl ausgerichtet, gegeben. 
Davon Ausrichtung^ pltd. UtrSchtung (27= 
ü), f., das ausgerichtete Familienfest, 
Festmahl. Ygl. Begebenheit 

Ausrichtung, /., s. das vor. 

ausroden, sw., s. roden. 

ausroseln, sw., s. rosein. 

aussauern, pltd Ot80re(n), sw. Die 
Krankheit mufz aussauren, sich allmäh- 
lich in sich selbst verzehren, durch Me- 
dikamente läfzt sie sich nicht besei- 
tigen. 

ausschachten, pltd. Ot8chachte(n), sw., 
den Schacht, Schaft ==pßnais hervortreten 
lassen; vom Hengst. Ygl. Schmeller 
ra, 337. 

ausschänden, sw., s. schänden. 

ausschlabbern, sw., s. schlabbern. 

ausschlachten, sw., einen Ochsen ge- 
meinsam schlachten; ein Grundstück 
parzellieren, durch Yerkauf einzelner 
Teile vorteilhaft verwerten. 

ausschlackern, sw., s. schlackern. 

Ausschlag, m., ein FischermaHz, einen 
Eäscher voll. Hennig, 297, unter 
Wafzen. In der Fischereiordnung von 



ausschlagen — Aust 



45 



1589 heifzt es: Ein Raum (s. d.) = 
14 Ausschlage 7^ gehäufte Schefel, Be- 
necke, 295. 

ausschlagen, pltd. Qbchlage(n) (a = o), 

st. Er hat den ganzen ausgeschlagenen 
Tag nichts gethan — oder: gearbeitet 
Sein ganzes ausgeschlagenes Leben lang. 
Die beiden Synonyma ganz und aus- 
geschlagen^ drücken eine Verstärkung 
aas. £. Förstern, meint, wie man im 
Hochd. sagt: Die Bäume schlagen aus^ 
80 mafz ausgeschlagen mit einer wahr- 
scheinlich vom Baome hergenommenen 
Übertragang überhaupt das Fertige, 
Ganze bezeichnen. 

ausschlampen, sw., s. schlampen, 
ausschlappen, sw.^ s. schlappen, 
aiisschlauben, sw., s. schlauben. 
ausschiubbem, sw.^ s. schlubbem. 
ausschmaddem, sw.^ s. schmaddern, 
ausschmieren, sw.^ s. schmieren. 
Ausschmifz, 971., s. anschmeilzen. 
ausschnüffeln, sw., s. schnüffeln, 
ausschnuppem, sw., s. schnuppem, 
ausschräpen, sw.^ s. schrftpen. 
ausscbreien, pltd. Qtschfle(n), sw.^ aus- 
schimpfen, 
ausschurren, sw., s. schurren. 
Aussegnung, pltd. Ubegnung (]7=t2), 

/., die feierh'che Handlung, welche bei 
Gelegenheit ihres Kirchganges mit einer 
Wöchnerin vor dem Altare abgehalten 
wird; der Geistliche betet mit ihr und 
segnet sie. 

ausseien, «t^., s. stlen. 

ausspannen, pltd. Obpanne(n), sw., ster- 
ben; vom Ausspannen der Pferde her- 
genommen. Er hat ausgespannt. De 
lewe Gott spannt mt üt Elbinger Ndrg. 

ausspeien, pltd. Otspte(n), st^ nutzlos 

ausgeben, vergeuden. Schon e halwe 
Däler hdV öck ön e Dokteraptek üt- 
gespege^ awer omsonst. Egsbg. Fir- 
menich I, 102a. 



ausspeilen, pltd. Qbplle(n), s. speilen. 

ausspeisen, sw.^ mit Speisen ausstatten, 
bewirten. Die Hospitaliten werden aus- 
gespeist, sie erhalten ein Festessen. Hier- 
von: Ausspeisung, /. Heute ist Aus- 
speisung, es giebt ein reicheres und 
besseres Mahl als sonst an demselben 
Tage. 

ausspicken, pltd. uispttcke(n), sw.^ s. 
spicken. 

Ausspiel, Tl., s. ausspielen. 

ausspielen, sw., 1. hinausspielen, Or- 
chester-Musik oder Orgelspiel dem Schei- 
denden gewidmet. Beim Abgange aus 
der Kirche, beim Scheiden von der 
Hochzeit. Davon Ausspiel, pltd. UtspSII 
(JJ=ü)y w., s. einspielen. 2. verlosen. 
Eine goldene Uhr ausspielen^ gewöhnlich 

verspielen (s. d). 

ausspintisieren, pltd. QtspSntesere(n), 
»w.^ s. spintisieren. 

ausstftken, sw.^ s. st&ken. 

ausstankern, sw.^ s. stankern. 

austtnkern, str., s. stänkem. 

aussttwem, sw.^ ausstauben, s. sttwem. 

ausstlpen, sw., stark ausschelten, aus- 
schimpfen. Die Kuppehoeiber stipen sich 
aus^ sie rufen einander rohe Schimpf- 
worte zu. Zum Aussttpen kommt man 
Zeit genug, Sprw. I, 219. Vgl. stfpen. 

ausstflken, sw.^ s. stOken. 

ausstutzen, sw.^ s. stutzen. 

Aust, Äugst, /. u. 97»., mhd. ottgest und 
ouwest^ Ernte und Erntemonat, August^ 
letzterer mnd. atLst, ous% owweste^ ovost 
Vgl. Pott, 539. Juchhei, nun ist der 
Äugst vollbracht^ Viel Gerst und Habei* 
in der Scheune. Curm. nupt. V, 26 b. 
So dacht ich: Mein Freund war in dem 
Augst^ zu emdten^ hingeeilt. Ibid. 1, 125. 
Gewöhnlich hört man jetzt die Aust. 
Aust==^l^mte auch bildlich: Se soll mi 
de Schlätel to dem Hahnrei sienem Geld- 
kästen sennen, dar well ek mienen Aust 



46 



AuBtapfel — auswirgeln. 



holen. Dorr, 1. Wiew., 49. Für den 
Monatsnamen hat Jeroschin ousti an 
den nünden kcUendin des oustin man 
begrub in do. 7c. in des oustis zit 98 b. 
Pfeiffer, 203. F(yi% Keerl^ verschwingt 
wie Hagel em heeten Aust. Dorr, 1. 
Wiew. 21. Bock, 2. Hennig, 18. In 
Pommem Av^t auch Awest und Oost 
Dähn., 18b. Mnd. Wb. 1, 135b. 

Austapfel, m.^ Augustapfel, Sonimer- 
apfel. Die Austäpfel halten sich nicht. 

Austbier, n., das Bier, welches den 
Schnittern beim Emteschmaus gegeben 
wird. Hennig, 18. 

Austbime, /*., Birne, welche im August 
reif ist, Augustbime. Hennig, 18. 

allsten, augsten, sw.^ ernten; die zweite 
Form heute wohl aufzer Gebrauch. Auch 
einausten, pltd. 8nau8te(n), einernten. 
Die Nördlichen (Dorfer im Samlande) 
kanten fi^her seen und augsten^ als nicht 
die Südlichen . . . Und wird aufz sel- 
biger Ursache van den Nordlichen als 
nicht von den Südlichen aiisgeseet und 
eingeaustet werden. Linem., Zz la. 
Davon Einaustung, /., ... vx)raus die 
doppelte Einaugstung ihrer Früchte ent- 
stehet. Ibid., Bb Ib. Bock, 2. Hen- 
nig, 18. 

Auster, Augster, m,^ Arbeiter in der 
Aust. Ein unzeitiger Augster^ ein sol- 
cher, der auf fremdem Acker für sich 
schneidet. Rogge, Gesch. d. Dioc. 
Darkemen, 30. 

Austkerl, m., Kerl, der in der Aust 
thätig ist; es sind dies Arbeiter aus 
Polen und Masuren. Die Austkerle 
finden sich zur Zeit der Ernte mit Weib 
und Kind in den westpreuTz. Niederungen 
ein und verdingen sich als Schnitter. 
Ein Augstkerl soll den Äugst über haben 
10 bis 12 ft. Hartwich, 349. 

Austmonat, m., Monat, in dem die 



Aust stattfindet, August. Et war am, 
AustTnonat. 

austrecken, sw., s. trecken. 

austrinken, sf., durch Trinken leeren; 
aussangen. Von e Fdrd! ös em man 
dis Jörn e Föllekobbel zu Schode gekomme^ 
der Wulf hot se ausgetrunke. Ermland. 
Preis eh., Manuscript. 

Austwagen, m.y grofzer Leiterwagen, 
auf dem in der Aust das Getreide nach 
den Scheunen gefahren wird. Bock, 2. 
Hennig, 18. 

Austzeit, pltd. Austttt, /., Zeit der Aust, 
s. V. a. AustmonaL Et war ön e Austtit. 
Ygl. KornausL 

auswackeln, auswaggeln, sw,^ s. waggeln. 

auswalken, sw.^ s. walken. 

auswamsen, sw.^ s. wamsen. 

auswaschen, sw.^ s. waschen. 

auswMen, sw.^ s. wMen. 

Ausweg, pltd. Utweg (U ^ u), w., 

schmaler Fufzweg zwischen Ackern, auf 
welchem man die dahinter liegenden 
Felder erreichen kann. Nesselmann, 
handschr. 

ausweisen, sw., 1. zeigen, offenbar 
werden. Dat ward sik bold utwiesen. 
Dorr, 1. Wiew., 72. 2. verspotten, ver- 
höhnen. Du wallst mt hier utwtset! 
Pillkallen. Ygl. ausfinden. 

auswichsen, sw.^ s. wichsen« 

auswiegen, pltd. utw6ge(n), «to., von 

Wiege, im Sinne von beruhigt sein 
durch Wiegen, ausgeschlafen haben. 
Du böst nich ütgewegt^ sagt man zur 
zankenden Frau. Elbing. Sprw. I, 189. 

auswintern, pltd.utwintre(n),«ti?., durch- 
wintern, überwintern; durch Frost im 
Winter verderben: Utgewintert (17 — w) 
— da liggt er (der Roggen oder Weizen). 
Auch bildlich von Todesfallen im Früh- 
ling. Sprw. H, 237. 

auswirgeln, sw., s. wirgeln. 



auswissen — b. 



47 



auswissen, s^., s. einwissen. 

aussöhnen, 8w,y vom alten, baafalligen 
Hanse, das als Wohnung nicht mehr 
za gebrauchen ist Zunächst ein Haus 
mü zerbrochenem Dach, gesenkter GiebeU 
wand^ ausgewohnt^ verkommen. Es ge- 
körte einem Wirthe an^ der liederlich ge- 
lebt^ das Seinige verlot'en^ vertrunken 
hatte. Passarge, Balt., 217. Leute, die 
durch liederliches Leben oder schlechte 
Wirtschaft sich um Haus und Hof 
bringen, nennt man Auswohner, pltd. 
IHwaner(27=>f2, a^^^'ä). Hennig, 18. 

Aiiswohner, m.^ s. das vor. 

auswürfeln, sw., s. wUrfeln. 

ailSWttrflsch, adj.^ von auswerfen Er 
ist nicht sehr auswürfisch mit dem Gelde^ 
er ist nicht sonderlich freigebig, lafzt 
nicht viel aufgehen. Hennig, 18. 

auswurgein, sw., s. wirgeln. 

Aufzendeich, bei Hartwich, 328, auch 
Baubenteich, richtiger Baulzendeich, pltd. 
Butendik, m.^ das aufzerhalb des Deiches 
(Dammes) liegende Vorland (s. d.) in 
den WeichselniederuDgen. 

ausziehen, pltd. utttne(n), sty einem 
im Spiele alles abgewinnen. Sie zog 
ihn in verschiedenen Spielen so atts, dajz 
ich zweißey ob das schlechte Kleid ihm 
noch gdiJort etc. Soph. R. V, 348. 

Auszug, 91»., zur Bezeichnung von 
Karpfenbrut. Benecke, 494. — S. auch 

Wlnterfischerei u. Fuse. 



äwerarsch (a~a), adj.^ rückwärts, über 
den Arsch hin, in der Richtung desselben. 
Da motst du äwerarsch gäne. Elbinger 
Niederung. 

awerscht (a = a), awerst, owa, awer 

(a = a), conj,, aber. Awersch öck gev 
em ent, aber ich gab ihm eins. Awerscht 
wat nuf Herrje, nu mott ek je awerst 
noch nah Sir John FaUtaff gähnen. 
Dorr, 1. Wiew., 81. 

AWtee,/., Zeitung. Dzg. Nhg. Violet. 
Ebenso in Livland. Hupel, 14. Li 
Pommern: Mit de Awise^ bei der un- 
erwarteten Gelegenheit. Dähn., 18b. 

ä-WO, i-WO, interj.^ mit welcher eine 
positive Frage oder Behauptung negiert 
wird. Rosenkranz, Egsbg. Skizzen I, 
147 f. Der hat ja wohl bedeutendes Ver- 
mögenf „Atoo!** Die Elbinger sind u)ohl 
gemütliche Leute? y,Iwo!" Man hört 
auch a-WO und ei-wo; i-WO ist der feinere 
Ausdruck. Egsbg. 

Ax, Äx, Ex, mhd. ack^ akes, cuce^ exe^ 
exene, /., Axt. . . . denn die Messer^ 
Beile y Aasen etc. nicht anders sind als 
solche mechanische Keile. Linem., Uu 
la. 

Axhelm, Äxenhelm, m.. Stiel der Axt. 
Rund ist die Welt wi^n Äxenhelm. 
Sprw. I, 3173. Nach einigen auch das 
Ohr der Axt. 



B. 



b, Lippenlaut, wird im Plattdeutschen 
auslautend w oder f: blieb blew^ schrieb 
sehrewy ab q^, gab gaf^ Grab Graf^ 
grob grof, oder fallt wohl gar ganz 
weg: gelb gel; anlautend behält es hchd. 
Elimg: Bach Bok^ binden bir^ge. Li- 



lautend bleibt es entweder auch im 
Klange hchd.: haben hebbe^ oder geht 
meistens, besonders nach / und r, in 
w über: geben gewe^ sterben starwe^ 
selbst söhostj Farbe Farw^ betrübt be^ 
drewt. Lehmann, Yolksm., 29 £ 



48 



bä — bachero. 



bft, interj, 1. höhnender Ausruf^ bei 
welchem der Zeigefinger über den weit 
geöffneten Mund gelegt wird; bei Kin- 
dern üblich. Eine solche Geberde heilzt 

BAmund, Bämaul, pltd. BftmQl. Enem e 

Bdmul mäke. Schemionek, 3: Bah- 
maul == müiziger Zuschauer, Gaffer. 2. 
zur Bezeichnung geringer Befähigung: 
Er kann nicht einmal Bä sagen. Er 
kann nicht Bd nicht Bü (nicht Bu nicht 
Ba) sagen. Vgl. Sprw. I, 221. Lit. ba 
allerdings^ jawohl; poln. ja, fürwahr, 
wohl. 3. als Ausdruck mürrischer 
Maulfaulheit, unfriedlichen Wesens: 
Wenn sie (die unglücklich Verheirate- 
ten) zuhauf reiten^ so ist nw da Bu^ 
Ba. Stein, Peregrinus, XTTT, 90. W. 
Mtsbl. VI, 173. 

Bab, Babe, /., 1. Rauchstöpsel. 2. 
nach Mühling im Ermlande und in 
manchen andern altpr. Gegenden ein an 
einer Stange befestigter Lumpensack, 
mittelst dessen man den Rauchfang 
über dem Kamine schliefzt un^d so die 
Wärme des Zimmers zusammenhält, 
dem Zwecke nach also ebenfalls ein 
Rauchstöpsel. 3. eine roh gearbeitete 
Kohlenpfanne, welche zur Erwärmung 
des Zimmers und von Frauen auch 
zur Erwärmung ihrer Person benutzt 
wird; auch bereitet man darin ein ein- 
fiaches Gebäcke, das ebenfalls Baie 
heilzt. Daher 4. Topfkuchen, Napf- 
kuchen, Aschkuchen. S. N. Pr. Prov.- 
Bl. a. F. Vn, 436. On denn (gab es) 
noch Porzel on Schnorzkuchen on Trich- 
terkuchen on e grofze Babb. Schaltj. 3, 
9. In Livland heifzt eine Art von 
Schüssel- oder Aschkuchen, unserm 
Bab entsprechend, AUweib. Hupel, 
6. 5. nach Mühling Bab in der Sprache 
der Fischer die Winde am Wintergam. 
— Poln. baba alte Frau, altes Weib, 
auch Rauchstöpsel. Vgl.Nsslm. Forsch. 



2; Th., 13. Bernd, 11 f. für Posen. 
In Bayern die Bäben ein altes Weib; 
ein Backwerk aus Semmelschnitten, 
Milch und Eiern; in Meifzen die Bäbe 
ein Aschkuchen. Schmellerl, 141. 

Baba, /., altes Weib. In polnischen 
Gegenden der Provinz. S. das vorige. 

baba, interj. 1. erster Stammellaat 
der Kinder. Vgl. Grimm, Wb.I, 1120. 
2. in der Kindersprache zur Bezeich- 
nung des Abhandengekommenseins: Die 
Mama ist baba^ weggegangen. Der Bau 
ist baba^ verloren. Lit. jau baba^ es ist 
schon weg. Nsslm. Wb., 317a. 

babbeln, sw.^ baba zu sagen anfangen, 
aus Lust am Klange die Lippen tönend 
bewegen, wie solches kleine Kinder 
thun; daher schwatzen, plaudern, plap- 
pern, mit dem NebenbegrifiP der Gehalt- 
losigkeit, Un Verständlichkeit. Es (das 
Kind) fangt schon an zu babbeln^ es 
macht die ersten Sprachversuche. Er 
babbelt wie ein altes Weiby redet un- 
überlegt, sinnlos. Na nü babbel nich^ 
verteil ww, wat ju fer e Späz hadde. 
Kgsbg. Firmenich I, 103a. Bei 
Schamb., 17 b: bawweln^ hell. bcAbelen, 
dän. bcAlCy engl, to babU^ poln. paplac 

schwatzen. — Davon: Babb'ler, Babbel- 
hans, m,, Babb'lerche, Babbellts,/., gehalt- 
loser Schwätzer, Schwätzerin, Mensch, 
der nicht verschwiegen ist. babbelig, 
adj.f schmatzhaft, plauderhafb. Babbe- 
lei, /., Gebabbel, n., Geschwätz, Ge- 
wäsche, fade Rede. Losst eier Gebab- 
bei Dorr, 1. Wiew., 89, Vgl. Frischl, 
45a. Weigandl, 110. Grimm, Wb.I, 
1120: bappeln. Sprw. II, 242 f. Brem. 
Wb.I, 34. Schütze 1,55. Dähn., 
19a. Bernd, 11. 

babbern, sw,^ s. bibbern. 

Babe, /., s. Bab. 

beben, adv,, bawen. 

bachem, sw.^ s. v. a. jachern, wild um- 



Bachus — Badequast. 



49 



heijagen. Sie war in eignem Haar 
frisirt gewesen; aber bei dem Bachern 
im Walde war das alles so zerzaust wor- 
den, da/z sie aussah wie ein Strauch- 
dieb. Soph. R. m, 242. (Gleich da- 
hinter heifzt dieser Kopf: Kehrbesen- 

köpf.) 

Bachus, m., zur Bezeichnung eines 
wohlgenährten, korpulenten Mannes. 
Eir ist ein rechter Bachus. Ebenso in 
Posen. Bernd, 12. Im Brem. Wb. I^ 
42: Baks. 

Backbßren, plur.^ gebackene Birnen. 
Brem. Wb. I, 40. Danneil, 10a. 
Bernd, 26. S. Bakeb6ren. 

Backbtot, n., s. Bakbtet. 

Backel, m., auch Bake, Bakel, Eäfer 

überhaupt; einzelne Käfer, namentlich 
Schabe und Maikäfer. Samland. Bu^che^ 
Busche Bakcj fleg hoch ön de Höcht! 
Volksr.59, 229.— NachNsslm. Forsch. 
3. im Samlande ein kleiner schwarzer 
Käfer, der sich in Kellern aufhält (doch 
nicht Kellerwurm oder Kellerassel). 

Backet, /., das Gebackene, Semmel 
Dönh.; nach Mühling ein Zwieback. 
S. BackseL 

iiacken, mü., 1. zusammenkleben, 
kleistern. Der Schnee backt, lälzt sich 
ballen. . . . da noch zur Zeit eine Fet- 
tigkeit vorhanden^ durch welche das Tocht 
(der Docht) starck und zusammen ge- 
backen bleibt Linem., Uu 4b. Ein 
gebackenes Glas^ ein beruTztes, ge- 
schwärztes Glas, wor&ber ein anderes 
gelegt oder geklebt (gebacken) ist, zur 
Beobachtung der Sonne: . . . aber wo 
er sie (die Sonne) durch ein gebacken 
Glafz (wie mans nennet) oder durch 
eine helle Wolcke ansiehet, befindet er sie 
gar rund. Linem., Q2a. Et frert, 
dat de Näs backt, dafz die Nasenflügel 
gegen die Nasenscheidewand kleben 
(wenn das geschieht, so sind, nach der 

Friiebbtor, Wörterbaehl. 



Volksmeinung, über 10 Grad Kälte). 
2. zur Bezeichnung starken Frostes. 
Et backt deg, es backt tüchtig, friert 
stark. — anbacken, ankleben, festkleben. 
Hei huckt wt angebacke, er sitzt wie 
angebacken. — zubacken, zukleben, zu- 
kleistern. De Nds OS mt togebacke, die 
Nase ist mir zngebacken, verstopft, ich 
bin verschnupft. Vgl. Hennig, 19. 
Schamb., 15a. Danneil, 9b. 

backerig, adj., s. backern. 

backern, baggern, sw.y von backen = 
kleben, jedoch mit dem Nebenbegriff 
des geringen Zusammenhaltes, des losen 
Zusammenhanges. Dat Bus ös man so 
tosamme gebaggert, es ist aus schlech- 
tem Material unsolide gebaut Davon: 
backerig, baggerig, adj,, lose im Zu- 
sammenhang, wackelig, leicht zerbrech- 
lich, gebrechlich. Backerwerk, Bagger- 
werk| n., eine flüchtige, ohne Sorgfalt 
ausgeführte Arbeit, ein Werk, das bald 
zer&Ilt; nachMühling auch Baggere!,/. 

Backsei, Bäcksei, n., in Haushaltun- 
gen: 1. ein Gebäck, jedes Gebackene 
2. der für ein Gebäck bestimmte Teig 
beim Bäcker: alles auf einmal in dem 
Ofen Gebackene. Vgl. Frisch I, 47 a. 
Brem. Wb. I, 40. Mnd. Wb. I, 138, 
backeh, 

baden. Zu hei/z gebadet sein^ leicht 
erregt, heftig, zornig werden. Stein, 
Peregrinus XHI, 87. W. Mtsbl. VI 
159. 

Badequast, m., Bündel belaubter Bir- 
kenruten, das man in Badestuben zum 
Peitschen des Körpers und als Spreng- 
büschel gebraucht. In den Badstuben 
den Schweifz und Unflat von dem Men- 
schen abzutreiben, gebrauchen sie birkene 
(Quasten als Ruthen, woran aber die 
Blätter noch sein miissen, damit schla- 
gen sie den Leib und alle Glieder. 
Pierson, Matth. Prätor., 114. In Liv- 

4 



50 



Badoetz — Bake. 



land ^e Badequaste. Hapel, 14. Sall- 
mann, 59a: der Badequast 

Badnetz, n., s. Klippe. 

bafty bifey biffs, interj,^ den Schall 
von Schulz, Stolz, Schlag oder Fall 
nachahmend. Bafs gef och em Snt! 
Bu/s nick so mot de Dar^ wirf die 
Thur nicht so stark zu! Auch die Ma- 
suren haben unter den schaUnach- 
ahmenden Interjektionen baws. Vgl. 
Mrongo V. Wb.II, 677a unter schwapps. 
S. Dähn., 20b. 

bafsen, balzen, sw.^ durch wiederholten 
Schlag, Stolz, Fall oder Tritt den ba/s- 
Schall hervorrufen; stampfend auf- 
treten; hart zuschlagen (die Thür), hart 
niederwerfen. Die Starke der Resonanz 
des Schalles bringt der Vokal der Stamm- 
silbe zum Ausdruck: bHsen, bafsen, buf- 

sen. Dat erschte Jär posse von Harte, 
Dat zweite Jar lewe mot Schmarte^ Dat 
drödde Jär bifze de bafze^ dat verde Jar 
Trepp af se. Sprw. I, 1782. Mit an 
verbindet sich nar bufseni anbllfsen, an- 
schlagen an Thür oder Thor, daiz es bufst. 
In Hessen bdfen = hart zuschlagen, 
hart niederwerfen. Yilmar, 22. 

bafzen, sw,, s. das vor. 

Baga4ch, /., schlechtes Gesindel; aus 
dem franz. bagage. Sperber, 43. 

Baggerei, /., s. backern. 
baggerig, adj.^ s. backem. 

baggern, «r., mittelst eines Baggers 
ein Wasserbette reinigen; hoU. bagge- 
ren^ Hennig, 19. Grimm, Wb. I, 
1075. Weigandl, 116. Eine zweite 
Bedeutung s. unter backem. — ausbag- 
gern, pltd. Otbaggre(n), ausschlämmen. 

Baggerwerk, n., s. backem. 

bahnen, mt. 1. bähen, im Dampfe 
baden, durch Dunst erwärmen, erwär- 
men überhaupt. Ahd. pdhan^ mhd. 
bähen, baen, mnd. begen, beten, beigen, 
in Bayern und in Nddtschld. bden. 



Schmeller I, 135. Brem. Wb. I, 35. 
Schamb., 16a. Mnd. Wb. I, 182b. 
207a. Heunig, 19. Einige bahnen 
sich zweimal im Frühjahr mit Birldanb 
und Leinbaumblättem, Pierson, Matth. 
Prätor., 115. 2. veraltet: bahnen, Bahn 
machen, zur Bahn machen. So mu/z 
der Menschen ' Raub , der Todt, Aus 
einem in das andre Brodt Den Men- 
schen -Kindern Wege bahnen! Carm. 
nupt. I, 133. 

Bahnwasser, pltd. BSUinwaier (a=a), n., 

warmes Wasser, worin man kranke 
Körperteile bahnt oder badet; auch 
Fulzwasser. Hennig, 19. 

Baite, BoHe, /., plur. Bauen, BaiUn, 
Boiten^ Baitschen, Blockhäuser des deut- 
schen Ordens in der Nähe der preufz.- 
lit. Grenze. Dieser Wohnsitze, Wacht- 
häuser, Wachtposten, geschieht in den 
Wegeberichten des Ordensarchivs öfters 
Erwähnung. Script rer. Pruss, U, 662 ff. 
Das Wort lebt noch in den Ortsnamen 
Baiischen im Kr. Gombinnen, Peitschen- 
darf im Kr. Sensburg. Lit bofu^ böti, dar- 
MAf achthaben, ciaMikfe'Wachthaus. Vgl. 
Passarge, Bait, 341. Nsslm. Forsch. 
2; Th., 14. 

BakbSren, pfor., s. Bakebfiren. 

Bakbtet, gewöhnlich Backbfist, n., aus 
bak Rücken, dorsum, und best Tier, 
bestia, Tier oder Mensch von unge- 
wöhnlicher Gröfze und Stärke. Er (sie) 
ist ein Bachbeest Sprw. I, 222. Zu- 
gleich Schimpfwort, namentlich för ein 
unförmliches und ungeschliffeues Frauen- 
zimmer. De Mietsch, de Trien, de Lies, 
datt Bachbost onse Strentz, de quomen 
all to hoop. Carm. nupt V, 190d. Ygl. 
Richey, 7. Brem. Wb. I, 36. Dähn., 
20b. Schutze I, 56. Danneil, 9a. 

BaUrimen, plur,, s. Bakebfiren. 

Bake, Bakel, m., s. Backel. 

B&ke, pltd. Bak* (a=^X A sichtbare 



Bakeberen — Balge. 



51 



Marke for Schiffer zur Bezeichnang der 
Fahrt oder einer gefahrlichen Stelle; 
ist die Marke ein Leachtfeuer am 
Strande, so heifzt sie Feuerbftke . .. die 
hohen^ in der Dunkelheit mit leuchten- 
den Laternen versehenen Backen. Bock, 
Nat. I, 550. Bei der Einfahrt in den 
Hafen decken sich die Baken, so lange 
man in dem rechten Fahrwasser ist. 
Passarge, Bali, 130. Holl. baak^ 
engl, beacony ags. bedcen^ mhd. bouchen 
Zeichen, Signal. Hennig, 19. Brem. 
Wb. I, 39. Schütze I, 60. Dähn., 
20b. Adelung 1,694. Grimm, Wb.I, 
1080. Weigandl, 118. Hupel, 15. 
Sallmann, 28b. 

Bakebftren, Baicbfiren, plur.^ aus bak, 

Kucken, und beren^ tragen, heben, zu- 
samiziengesetzt; also das, was man auf 
dem Rücken trägt oder tragen kann, 
die Habe des Armen, das Hausgerät. 
Unterdessen pack er seine Bakbimen ein. 
Soph. K. II, 481. Mittags wercP ich 
meine Backeberen hinbringen und heute 
schon dort (in der neuen Wohnung) 
schlafen. In Posen gebackne Birnen. 
Bernd, 26. In Hessen Backsbeeren 
neben der eigentlichen Bedeutung: ge- 
backene (gedörrte) Birnen. Yilmar, 
23 f. Hennig, 19. Schamb., 15a. 
Danneil, 10a. Schütze I, 59. S. 
Backberen. 
baken, pltd. bake(n) (a=a), sw.^ das 

Fahrwasser mit Baken versehen; ge- 
wöhnlich aushaken. 

Bakengeld, pltd. BakegSld (a^ä)^ n. 
Abgabe der Schiffer zur Unterhaltung 
der Baken. 

b&kem, pltd. bakre(n) (a=^a), sw.^ 1. 

stochern, wühlen, grabend suchen. Im 
Acker nach Kartoffeln bakem^ Kartof- 
feln nachgraben. Vgl. pftkem. 2. bas- 
teln, unnütz oder vergeblich arbeiten. 
Nach M ühli n g auch quälen, nicht nach- 



lassen, bis der Zweck erreicht ist, an- 
treiben, rütteln, schütteln. 

Baibier, pltd. Balbftr, m , Barbier. Da- 
von : balbieren, pltd. balbfire(n), sw , bar 
bieren. Ein Baibier langte mir meinen 
Mut tüieder aufs Pferd. Soph. R. V, 
114. 

BalbOSs, m., Hausherr. Jüd.-deutsch. 
Aus dem gleichb. hebr. bcuil habajit. 
Flatow. Schmitt, 110. 

Baiderjan, Medik. Radia Valerianae. 
Elbing. Schemionek, 46. S. Bol- 
derjan und Bullerjan. 

Balg,m., 1. Hülle: Fruchthülle, Tier- 
haut; in Königsberg auch Hülle, Über- 
zug für die Totenbahre. Zum Begräbnis- 
gerät der Eönigsberger Eaufmannschafb 
gehörten (1801): y^ein Lockens Bälge 
brodh% mit schwarzen Prangen und 
Schmelzen — ein Lackens Bälge mit 
Schnüren^ Troddeln und Frängen be- 
setzt etc. Die Zünfte, 15. 2. ungezoge- 
nes Eind, plur. Bälger. Dat sönd ver- 
tagne Bälger. Mich dünkt^ ich seh so 
einen ungezogenen Balg in einer Ge- 
sellschaft. Soph. R. lU, 197. Der kleine 
Balg schrie dann tüieder. Ibid. VI, 525. 
Bei Stein, Peregrinus XHI, 89, fauler 
Balg^ Schimpfwort unter Eheleuten. 

Balge, /., grofze Bütte, Waschkübel. 
Westpr. Dzg. W. Seidel, 28. JSkwar 
ohngefähr geschehen, dafz eine Sau in 
dem Vor-Hause des Kruges zu einer Balge 
mit Bier gekommen war^ und sich da- 
ran so bescJdahbert hatte, dafz sie wie 
haJhtodt mit aüen vieren ausgestrecket 
läge. Hartwich, 523. Lit. balde^ 
poln. baliay holl. baue, engl, pail, 
schwed. balja. Vgl. Grimm, "Wb. I, 
1086. Weigandl, 120. Richey, 8. 
Brem.Wb.I,44. Schützel,63. Dähn., 
21b. Danneil, 10b. Hupel, 15. Sall- 
mann, 28 b. — In Ostpr. heifzt der 
Waschkübel Wanne, 



52 



balgen — Bandschneider. 



balgen, sw.j sich, aoTzer dem allge- 
meinen „ringend und zerrend die Leibes- 
kraft an einander versuchen" (Wei- 
gand T, 120), aach: sich abarbeiten. 
Schemionek, 3. 

bälgen, sw. Einen bälgen^ ihm den 
Balg aasziehen, bearbeiten, ihn dorch- 
prügehi. Ermland. Mühling schreibt 

beigen. Vgl. Grimm, Wb. I, 1447: 
beigen, 

Balgenehicker, m., einer, der in die 
Balge, Butte, Wanne, staucht. Die uf 
^ne Art seine Amme ^, oder seine Wart- 
fraUy oder seine Käksche^ oder Weertsche^ 
sein Waschweib un sein Balgensfucker. 
Dorr, 1. Wiew., 17. 

Ball, m. Mit einem Bau spielen^ ihn 
nicht achten, ihn nach eigenem Willen 
lenken. Hennig, 19. Sprw. I, 233. 

Ballerkufz, pltd. Ballerpolz, m., s. ballern. 

ballern, sw.^ poltern, lärmen, Geräusch 
verursachen, polternd sprechen, werfend 
zuschlagen. Mit der Thür baUem^ mit 
den Federkasten etc. Sich küssen, da/z 
es ballert, Sie küfzten sich auch: aber 
(wie wir bei uns sagen) solchen Bauer- 
Puss gaben sie sich nicht mehr. Soph. 
R.ni,378. Brem.Wb.I,44. Schamb., 
15b. S allmann, 28b. 59a. Mnd. 
Wb.I, 144b: balderen. Vgl. bullern. 

ballig, adj,, ärgerlich, aufgeregt, hef- 
tig, gereizt. Natangen. 

ballsfa'erig, ad/,, s. balstlrig. 

Balluschkenkessel, pltd. Balluschkekttel, 

w., Ballspiel der Knaben. Westpr. 
Zusammenziehung von: BaU, husch' in 
den Kessel. 

Balsam, m,, 1. Birkentheer. Litauen. 
Vgl. Dagget 2. Balsam feißum. Medik. 
Balsam Copaivae, Kgsbg. 

balstarrig, adj., s. balstlrig. 

balstfrig, balstUrig, balstarrig, adj.y stör- 

rig, halsstarrig, widerspenstig, unbändig, 
ungebärdig , unlenksam , eigensinnig, 



hartnäckig, aufsässig, trotzig; vom Stier, 
der nicht von der Stelle will, von Kin- 
dern und Erwachsenen, welche wider- 
streben. Se war nazocksch on derbei 
baUstierig, Schaltj. 3, 6. Mnd. balstu- 
richy vom alts. babi böse; schwed. bang- 
styrig, Schemionek, 3, schreibt ia2{- 
stierig. Hennig, 20. Richey, 8. 
Brem. Wb. I, 45. Schütze I, 63. 
Dähn., 22b. Schamb., 15b. Dan- 
neil, IIa. Mnd. Wb. I, 147 a. Vgl. 
bSIsterlg. 

balstUrig, adj.^ s. das vor. 

BaHruschelen, Ortsn., Dorf im Kirch- 
spiel Friedrichs walde. Kr. Pillkallen, 
im Volksmunde La»zinu^ Speckdorf. 

Bamaul, pltd. BamOl, n., s. Ba. 

Bambusen, plur,, Arbeit suchende 
Fremdlinge, Eindringlinge. Da kerne 
so vele Bambuse her on neme ons de Ar^ 
beit Rauschen. Samland. In Mecklen- 
burg-Vorpommern Bammbusen^ Tage- 
diebe. Mi, 5 b. 

Bammelasche, Bammelage, /., s. Bom- 
mel. 

bammeln, sw,, s. bommeln. 

Bamund, m., s. Ba. 

Bän, Bänen, m., s. BOn. 

Band, m., Stock von Hasel oder Weide, 
welcher der Länge nach gespalten als 
Reif zu Bottichen, Eimern etc. ge- 
schnitten wird; auch Bandstock, Tcnnen- 
band, m. Mnd. Wb. I, 150 f : bant und 
bantholt 

bandieren, pltd. bandere(n), sw., hart 

schelten, in Worten poltern. 

Band Jude, tt»., Jude^ der mit Band 
handelt, mit Bändern und kleiner Wfure 
die Märkte bezieht. Kgsbg. 

Bandschneider, pltd. Banschnlder, m., 
Schneider der Bandstöcke oder Tonnen- 
bänder, Verfertiger des Gebindes zu den 
Tonnen. Die Bandschneider^ nmd. bent- 
snider, gehörten zur Zunft der Böttcher. 



Bandstock — Banse. 



53 



In Königsberg giebt es eine Band- 
sckneidergasse. Vgl. Koppmann, Ham- 
borger Kämmereirecfanungenl, S. XXX, 
GemaniaXV, 264. Mnd, Wb. I, 235b. 
Bandstock, m., s. Band. 

BandQr, m., von P an dar, zar Be- 
zeidmong eines wilden, unbändigen 
Knaben. Dat sSn rechte^ eckte Bau- 
duren! Sprw. II, 254. 

Banken, plur.^ falsche Pluralbildung 
von Bank, scamnum. Die Banken heraus- 
iragen. 

Bankereprind, n., Quelle bei Ottlau, 
eine Meile von Marien werder. Bock 
Nat n, 15. 

Bankrottblume, /., Blume, die den 
Landmann zum Bankerott führt, die 
Wucherblume, Chrysantemum aegetum 
L. Mühling. Ygl. Landverzehrer. 

Bankstofer, BankensfSver, m., Dienender 
in Hof und Garten der Königsberger 
Junker und Bürger, Gehilfe der Gerde- 
leute und Schenken, dem die Bedie- 
nung und Beaufsichtigung einer oder 
mehrerer Bänke zugewiesen war. Der 
Banckenstöver soU auf seine Banck war- 
ten^ und gute acht geben, da/z er denen, 
die auff den Hoff kommen, und unge- 
schrieben seyn, den Willkomm bringe. 
Aus dem Hofbriefe der Altstadt Königs- 
berg. Erl. Preufz. 11, 496. Ein Erbar 
Morgenxpra^he hatt rhatt gehalten vnd 
etnhelUglich geschlossen, dass von nun 
an ein Kellermeister an statt des Banck- 
sto/ers solle verordnet vnd angenommen 
werden^ dess ambt sein soü, dass er in 
begsein des Gertmans die gelde von den 
Gesten vnnachlessig einnehme, die gelde 
in gegenwart des Gertmans zehle, die- 
selbe auffschreibe, vnd den gerüeuten zu- 
steUe. Protokoll d. Morgspr. im Kneip- 
hof V. 23. JuU 1603. Die Zünfte, 30 f. 
— Das mnd. Yerb. stoven hat die Be- 



deutung von: suchend jagen, aufstöbern; 
stauben, Tom Staube reinigen. Mnd. 
Wb. IV, 422 b. Der Bankstaoer hatte, 
wie die erste Belegstelle nachweist, 
die Aufgabe, solche Besucher des Ho- 
fes „aufzustöbern^, welche noch nicht 
als Brüder eingeschrieben waren; er 
war also ein Stover, Vielleicht auch 
läfzt sich das Wort zurückführen auf 
das ahd. stowan, stouwan, mhd. stouwen 
= klagen, anklagen, hemmen, stauen 
(übertragen: durch Einschreiten oder 
Anzeigen bei der vorgesetzten Behörde, 
Aufregung, Zwist und Hader zum 
Stillstand bringen). Vgl. Schade, Wb., 
876b. Eine Verwandtschaft mit dem 
engl. Steward liegt nahe. 

bannen, sw., zwingen, bewältigen, ab- 
wehren. Hei OS nich to banne on nich 
to bändige, Qk wet mt ver em nich to 
bannCj ich weifz mich yor ihm nicht zu 
lassen, gegen ihn nicht zu schützen. 
Vilmar, 25, hat: Einen Gegner im 
Ringen — eine starke Portion Speise 
bannen^ d. i. bewältigen, zwingen. 

Banse, /. 1. Scheunenfach, worin die 
Garben gelagert werden. 2. Haufe 
gleichartiger Dinge, entweder regelrecht 
über einander geschichtet oder auch 
(vorläufig) unordentlich aufgeworfen; 
vorzugsweise vom Getreide. Davon 
bansen, sw., schichtweise aufeinander 
legen, schichten, besonders Grarben. 
Dönh. Im Thüringischen und in 
Hessen der Banse, Bansen, nds. banse, 
kornbanse, /., im Holstein, banse^ holt- 
banse, aufgestapeltes Brennholz, im 
Götting. banse für Holz, Garben, und 
Lagerplatz neben der Scheune, altnord. 
bds (das a = an), m. Krippe, Stall. Vgl. 
Grimm, Wb. I, 1119. Weigandl, 
128. Brem. Wb. I, 49. Schütze I, 
67. Schamb., 16a. Vilmar, 25. 



54 



bansen — B&renfett 



bansen, 8w.^ s. das vor. 

Bansen y m. Der Pansen, der erste 
Magen des Rindes. Ygl. WansL 

Bftr, pltd. Bar (a = a), /., Bahre, Trag- 
bahre. Du wölbt mt wol op de Bär 
bringe^ da scheinst es darauf anzulegen, 
mich durch Arger, Krankung etc. zu 
töten. Ahd. pdra^ mhd. bdre^ alts. 
bära^ holl. baar^ angs. baer^ engl, bier^ 
schwed. bär^ dän. baar. Vgl. Grimm, 
Wb. I, 1079. Weigandl, 117. 

Bär, m., der wie ein Bär gestaltete 
Rammklotz. 

Bär, m. jüd. Yom., Bernhard. Fla- 
tow. Schmitt, 111. 

Bär, Peter^ Eigenname. Kinder ant- 
worten auf die Frage: Wer? Peter 
Bär mit der langen Scher. Königsberg. 
In Angerburg: Peter Bär^ krup ön e 
Närsch^ denn kömmt hei vor. In der 
Insterburger Gegend: Peter Bär, schtt 
ön e Böxe^ denn kömmt er vär. Im 
Ermlande: Peter Blär^ huckt ungerm 
Tösch un kickt hervär. In der Schweiz: 
Der Blär^ St Frau und du au. Roch- 
holz, Alem. Kinderl., 324. Der Name 
Peter Bär kommt in Märchen für einen 
Helden vor, der von einem Bären ab- 
stammt. Odenwald. Hannover. Wolf, 
Beitr. z. d. Myth. II, 67 S. Colshorn, 
Sagen und Märchen, 18, Nr. 5, Sprw., I, 
241; n, 257. 

Barabaus, m. 1. Grofzsprecher. 2. 
Gespenst Mühling. Korrumpiert aus 
Bram^arbasf Sprw. I, 244. 

Baranken,/. (pZwr.), Felle junger Läm- 
mer roitfein gekräuselter, knotigerWolle ; 
als Besatz. Poln. baranek Lamm, 6a- 
ranki Lämmerfell, bar an Schaf. Eine 
Mütze mit Baranken besetzt Ein Pelz 
von Baranken, Für Posen Bernd, 14. 
Barb, Dem. Barbchen, w. Vom., Bar- 
bara. Lettisch Bahrbuie, Barbe^ Babbe, 
Pott, 117, Geben sie Barbgen noch 



eine Stunde auf der Laute. Soph. R. I, 
198. Der Name tritt auch als Barbusch, 

Dem. Barbuschchen, Barbuschke u. Busch, 
Dem. Buschchen, Buschke, auf, lit. busze, 
poln. basia, masur. biUa. S. Pott, 111. 
Ich toill sie mit dem ihnen und mir so 
tüidrigen Namen Busch nennen; denn 
so hiefz sie auch in ihfes Vaters Hause. 
Soph. R. V, 67. Toletzt fragd eck de 
Busch^ de stungd am Arffte- Topp. Carm. 
nupt IV, 324b. Dat klooke Buschke: 
Oah^ Buschke y leewet Buschke^ heer! 
Dorr, 62. 

Barbe, Barbine, Borbine, /., die Barbe, 

Barbus fluviatilis Ouv. Aach Sauchen, 
an der Passarge Xsche, /. Lit. apanxs^ 
poln. barwena^ barwenka. Benecke, 113. 
Bujack, 393. 

Bärbeere, /., Pflzn., Beere, die von 
den Bären gern gefressen werden soll, 
Bärentraube, Arctostaphylos üva ursi 
Spr. Hagen, 438. 

Barberitze,/., Berberize, Sauerdorn, 
Berberis vulgaris L. Ebenso in Livland. 
Hupel, 16. 

barbieren, sw.^ scheren, die Kopfhaare 
kurz schneiden. Sollen aber die Haare 
nicht so geschwinde wachsen^ so müssen 
sie barbieret werden, wenn der Mond ab^ 
nshmend ist. Linem., Mm 2b. Volks- 
tümlich halbieren. 

Barbine, /., s. Barbe. 

BarbOrt, w. Yom., Zusammenziehung 
von Barbara Dorothea. Mühling. 

barhs, barbst, adj. und adv., s. barft. 

Barbusch, w. Vom., s. Barb. 

Barellchen, n., s. Boreli. 

b&ren, sto., s. bftren. 

baren, beren, sw., sich, sich gebärden. 
He bärt sock wi e Kind, er wehklagt 
und weint wie ein Kind. Ahd. gdfä- 
ron, mhd. gebären^ nds. baren^ boren 
laut rufen, schreien. Brem. Wb. I, 50. 

BMrenfett, pltd. Baref ett (a^a), Medik. 



BäreDgerste — Bfirsch. 



55 



Das Landvolk unterscheidet: Bärefett 
von em (dem Männchen) und von ehr 
(dem Weibchen). Egsbg. 

Bärengerste, /., sechszeilige Gerste, 
HordeumheaMtichonL. Hagen, 1063. 

Barengrumpel, m,^ Grompel eines Bä- 
ren. Schimpfwort. Danzig. Klein I, 
39. 

Bärenkasten, m. 1. Bärenkäfig. 2. 
grofzer ungeschickter Kutschwagen. 3. 
breites, plumpes Hinimelbette. Hen- 
nig, 21. 318. 

Bärenstecher y pltd. Bareetfiker, m, 

Spitzname für die Bewohner von Schip- 
penbeä und Fischhattsen (s. d). 

Bärentrecker, rein pltd. Baretrecker 

(a = a), w., Bährenführer, der den Bä- 
ren hinter sich her treckt = zieht. 

Bärenwicke, /., Heckenwicke, Vicia 
dumetorum L. Hagen, 748. 

Bärenwinkel, pltd. Barewinkel (a = ä\ 

m, , Benennung von Ackerstücken, 
Schluchten etc. in den verschiedensten 
Gegenden der Provinz. Mühling. 

barft, barbs, ac^. und adv., Zusammen- 
ziehung aus dem pltd. barfOt barfui'z, 
an den FüTzen blofz Hei geit barft wl 
e Hund, Barbse FisSj blolze Füfze. 
Ermland. Sperber, 6. In Elbing 
barbsL Schemionek, 4. In Göttin- 
gen barfaut^ in Hessen barbeinig^ in 
Posen barbs^ iimd. barvSty baroety bdrvt 
Schamb., 16a. Vilroar, 26. Bernd, 
14. Mnd. Wb. I, 155a. Hennig, 21. 

bargen, s^., bergen, bewahren, auf- 
heben, retten; besonders gestrandetes 
Gut Davon Barglohn, m., Bergelohn, 
BarggVId, n., Bergegeld, BarggSt, n , Berg- 
gut Goth. bairgan^ ahd. j?^)fcan, bergan^ 
mhd. bergen^ schwed. berga^ dän. bjerge. 
Grimm, Wb. I, 1507. Hennig, 21. 
Brem. Wb. I, 54. Dähn., 23a, 

Bark, f., Scheune ohne Wände; Stroh- 
dach, getragen von vier Pfählen, wo- 



runter das Getreide geborgen wird, wenn 
die Scheunen es nicht mehr zu fassen 
vermögen. Hchd. Ausdruck für Voc. 
234: üirm^ ilnm. Nsslm. Thes., 56. 

Barlock, ?, schlechtes Bier. Müh- 
ling. 

Barlog, /, Bett, Lager. Rölzel. 
Kastenbnrg. Das poln. barlog Lager 
von Krummstroh, Streu. Hei geit ön 
de Barlog, Sprw. I, 1183. 

Bärm, /., Hefe. Mnd. barm^ berm^ 
m., angs. bearma, engl* barm von ahd. 
beran heben, tragen. Wer de Barm 
man better ben, Mussten se (die Stritzel 
und Fladen) wol handhoch sen. Westpr. 
Volksl. 27, 7; S. 90. Richey, 10. 
Brem. Wb. I, 55. Danneil, IIb. 
Hupel, 15. Sallmann, 28b. Mnd. 
Wb. I, 153a. 

bärmauiig, adj.^ ein Bärmaul haben, 
mürrisch sein, viel brummen. Samland 
(Korkehnen). Vgl. bermaubch. 

Bars, Bin (Vokal lang), ?n., s. Barsch. 

Barsch, m.y langes, mageres Stück im 
fetten Fleisch. Im Ermlande Boarsch. 
Mühling. 

barsch, adj,y 1. scharf, streng, herb, 
kratzig von Geschmack. Barscher Zwerg 
— barscher Käse — barsche Butter. 2. 
rauh, grob, herb in der Rede, auch 
verdrielzlich gestimmt, ärgerlich, mifz- 
mütig. Dat ging em barsch en 't Hofd 
herom, Dzg. Nhg. Parad., 27. Hen- 
nig, 22. 319. Grimm, Wb. I, 1140. 
Brem. Wb. I, 59: bask. Schamb. 17a: 
basch. Mnd. Wb. I, 155b: basch. 

Barsch (Vokal lang), BSrsch, Bars, 
Bars, Bors, in Danzig B8rs, PSrschke, 
Perschke, m., Barsch, Percaßumatilis L. 
Altpr. assegis, lit. eszerys^ kur. assaris^ 
byerszkis, boerschk, mas. okun^ kass. oku- 
neky okon. Benecke, 61. W. Seidel, 
29. — Klopperbftrsch, grofzer Barsch, 
bis 30 cm und darüber lang; er wird 



56 



Barsche — bascheln. 



in der Küche gerissen, ausgeweidet, 
gesalzen, in Mehl gewälzt und gebraten, 
dann mit Citronensaft beträufelt und 
mit Salat gespeist. Bock, Nat. I, 260. 
Bujack, 39 f. 

Barsche,/., nach Muhling veraltete 
Benennung für eine Art Fahrzeug. Ge- 
nauere Angabe fehlt. Nds. barae Barke, 
Bojer, in Pommern bärske, Brem. Wb. I, 
56. Dähn., 24a. 

barstig, adj.^ munter, widerstrebend, 
trotzig, borstig. Er ist barstig tote ein 
Kautharsch. Sprw. I, 1944. 

Barstucken, plur.^ Erdmännchen, Un- 
terirdische, Heinzelmännchen. Hen- 
nig, 199. Pierson weist für die Ab- 
leitung auf das lit. beriu^ barstau, ich 
bestreue, hin. Lit. - Aeq., 21 unter 
Schemper, Ygl. auch dessen Matth. 
Prätor., 16 f. Bock Nat. I, 111: Ber- 
stücken. Hennig, 26: Berstucken, 

Bart, 771., astartiges Ende an der An- 
steckpricke. S. Pricke. 

Bartel, Barthel, m., vielleicht Dem. von 
Bart, barba^ oder von dem ahd. peraht 
glänzend. S. Pott, 285. 249. 103. 1. 
m. Yom. Bartholomäus. Ich will dir 
zeigen, wo Barthel Most holt! als Drohung. 
Sprw. n, 265. 2. Tölpel, Tolpatsch, 
eingebildeter Ungeschick; Schmierfinke. 
Bock, 2. Hennig, 22. 3. Spitz- 
name für die Bewohner von Bartenstein. 
Auf dem Markte der Stadt hatte ein 
Oraf von Anhalt, seiner Zeit Chef des 
damals in Bartenstein stehenden Infant 
terie-Regiements eine steinerne Statue er^ 
richtet, welcher man den Namen Barthel 
gab und von welchem man glaubte, dafz 
er ein grofzer Riese, ja wol gar der 
Erbauer der Stadt gewesen. Preufz. 
Archiv, 1796, 667. Nach andern An- 
gaben stammt das Steinbild, das auf 
dem sog. Schlofzberge vor der Stadt 



liegt, aus der Heidenzeit; es heifzt auch 

Bartenscher Rekel. Vgl. Sprw. 1, 247. 

Bartsch, m. 1. rote Rübe, Beta Cicla 
L. Lit. barsztis, poln. barszcz. 2. Suppe 
aus der roten Rübe, ursprünglich 
Nationalgericht der Litauer; Bernd, 
14, hat (für Posen) Barschtsch. In 
einigen Gegenden ist Bartsch eine Suppe 
aus Eohl-, Rüben-, Saueram pferblät- 
tem, Eartofifeln und Zwiebeln. Kamst 
makt rode Backe, vom Bartsch föle de 
Backe. Sprw. H, 1632. Beter e Lüs 
öm Bartsch, ak gär kein Flesch, Ibid. 
1667. Die Speise jetziger Nadraver ist 
au/zer Brot etc. ein Essen, so sie Bartz 
nennen, und ist zugerichtet von saurem 
Cofent oder Schemper, etwas beeten Blät- 
ter und etwas Schmand. Pierson, 
Matth. Prätor., 110. 3. gemeine Bären- 
klau, Heracleum SphondyUum L., lit 
barzdzei, poln. barszcz. Polen und 
Litauer bereiten aus den Blättern durch 
Gärung ein säuerliches Getränk, eben- 
falls Bartsch genannt. Bock Nat. HI, 
354; über die Bereitung desselben s. d. 
I, 274. Lepner, 88. Hagen, 318. 
Hennig, 22. 319. Nsslm. Th., 16. 

Bartschrftper, m., Bartkratzer, Bart- 
putzer, Barbier. S. schrftpen. 

Basch,Aba8ch,m. Yom., Abraham. Dzg. 
Nhg. Violöt, 98. Weitere Abkürzung: 
Brams. 

Bascha, m, langer Rock ohne Taille 
für kleine Knaben und Mädchen, poln. 
baza. Sperber, 6. 

BSschaf, n., Schaf, das bä! sagt, 
Schaf; dummer, einfältiger Mensch. 
Er ist unserm Herrgott sein Bäschaf. 
Gedanism, 

Baschel, m,, baichelig, adj., s, baicheln. 

baiScheln, »w. 1. schwatzen, Unsinn 
reden. Vgl. lit. bazitis beteuern, ver- 
sichern; lett. bahscha, Lustigmacher, 



Baschelorken — Banbau. 



57 



bahschüees , umherschlendem , Nach- 
barn besuchen; schmarotzen. Lit. Aeq., 
18. Nsslm. Forsch., 3; Th., 215. 2. 
ungeschickt, schwerfallig gehen . Daher 
Etaschely m,^ ein Mensch mit schwer- 
faHigem Gange, namentlich ein solcher, 
der beim Gehen die Füfze stark aus- 
wärts stellt, watschelt; auch Tölpel. — 
baschelig, c^j., ungeschickt, schwer- 
fallig, tölpelhaft. Dönh. Rastenburg. 

Vgl. basem. 

Ba^elorken, plur., ungeschickte 
Schlorren, grofze, plumpe Holzschuhe. 
Samland. 

basern y sw.^ plappern, schwatzen. 
PiUkaUen. Vgl. bascheln. 

Bastart, m., geringere Sorte des Bern- 
steins. Vgl. Stein. S. Frisch I, 69b. 

basteln, sw,j langsam^ ungeschickt, 
geräuschvoll arbeiten; ausbessern, zu- 
rechtklopfen, flicken, namentlich Sachen, 
deren Teile nicht mehr zusammenhalten 
wollen. Man inacK ihn (den Land- 
streicher) zum Soldaten — im Felde 
gübfs immer was zu basteln. Soph. 
R. I, 622. Grimm, Wb. I, 1152, er- 
innert an besten, flicken, und an das 
roman. bastire, bdtir^ bauen, zimmern. 
Engl, to baste. Hennig, 22. 3. prü- 
geln. Einem was auß>a»teln^ ihn durch- 
prügeln. — Davon: Bastler, m., einer 
der bastelt, ein schlechter Handwerker. 
Sperber, 6. 

Bastematte, /., Bastmatte, s. basten. 

basten, adj., aus Bast bestehend, ge- 
fertigt. Eine basfne Ldschke. Eine 
basfne Matte^ gewöhnlich Substantiv. 
Bastematte, /., eine Matte, Decke aus 
Fadenbast. Die Bastmatten werden vor- 
zugsweise von den aus Polen kommenden 
Wittinnikem, Flieizen, Dschimken ein- 
geführt — bastig, adj., s. v. a. basten; 
doch auch grob. Er ist gleich bastig. 
Sprw.I, 251. 



Bastian, m. Vom., Sebastian. Hart- 
wich, 54. 

bastig, adj,y s. basten. 

Bastilme, auch Bastlinde, Pflzn., lang- 
gestielte Ulme, Ulmus effusa WHd. 
Hagen, 293. 

Bastler, m., s. basteln. 

Bastlinde, /, s. Bastilme. 

Bastpaudel, pltd. BastpOdel, /., Pandel 
von Bast, d. i. von harter, eben (plan) 
gezogener Lindenrinde. 

Bastschuh, pltd. BastschO, -schau, m., 
Schuh aus Fadenbast, s. v. a. Parfiske. 

Bafz, m., 1. Baizgeige. 2. Backe^ 
Wange, und dann gewöhnlich /. Eins 
vor die Bafz bekommeUj eine Ohrfeige 
bekommen^ einen schmerzlichen Verlust 
erleiden. Sprw. I, 249. Hei haud! mi 
ver den Baas. Carm. nupt. VI, 242 d. 
Man ömmer e ran an e Bass! An- 
lockender Zuruf. Sprw. H, 266. 

BafzfiglTnsaIv,/., Bafzviolinsalbe. Me- 
dikament. Ungttentum basilicum. Kö- 
nigsberg. 

Batengel, Pflzn., Gamander-Ehren- 
preis, Veronica Chamaedrys L. Hagen, 
23. Nach Mühling Batengen, die 
Schlusselblame , Primvla veris L. 
Grimm, Wb. I, 1157: Batenikel. 

Bättcher, m., s. Bfikler. 

Batter, /, Butter. 

Batze,m., trockner ungebrannter Lehm- 
ziegcl. Mühling. Nach Grimm, Wb.I, 
1160, Klampe, was aus dem Weichen 
erhärtet, geronnen ist und zusanmien- 
klebt. 

Baubau, m., Kobold, Spukgeist, mit 
dem man unartige, schreiende Kinder 
ängstigt. Sei stUl, der Baubau kommt! 
Sprw. I, 252. Poln. heii'zt der Kinder- 
schrecker, der Knecht Ruprecht, buba^ 
bubaky bobo; in Posen aus dem poln.: 
Bubak. Bernd, 31. Ygl. BOmann, 

Buscbeb&r, Buichebau. 



58 



Bauch — BaomganB. 



Bauchy m,^ s. Brassensack. 
Bauchbiet, Bauchbitt, pltd. BQkbTt, mnd. 

Mkbet^ m, u. /., BauchbeUzen = Bauch- 
grimmen, Leibschneiden; Kolik bei 
Pferden. M u h 1 i n g. Friedland Ostpr. 
Biet^ bitt von bieten^ btten beilzen. 

Bauchsauger, m , der Lump, Cyclopte- 
rtis lumpus L. Auch Seehase, Seekaul- 
barech. Benecke^ 85. 

Bauchschlag, m., die schlagartige Be- 
wegung der Flanken mancher Pferde 
nach angestrengtem Lauf. Ebenso in 
Livland. Hupel, 17. 

Bauchwehtage, phir.y auch Leibwehtage, 

Leibsohmerzen. Vgl. Wehtage. 

Bauerbrille, pltd. BQrbrSII, /, Brille, 
die ein Bauer trägt: scherzweise die 
Hand, welche er über die Augen hält, 
um deren Sehkraft zu verschärfen. 
Söch de Bürbröü opsette. Sprw. I^ 286. 

Bauerkarpfen, pltd. BQrkarpe, m.^ Fisch, 
den der Bauer als Karpfen speist: der 
Hering. Gebräuchlicher für Hering ist: 

Schneiderkarpfen. 
Bauermargell, pltd. BQrmargell, /., 

Bauermädchen; auch als Schimpfwort. 
Öck st man e schlickte Bu'rmargell, 
Yolksl. 11, 5 m, 4. S. Margen. 

bauem, pltd. bOren, im Ermlande 
pauem, sw., eine Bauemwirtschaft fuh- 
ren, wirtschaften. Kann ji de Buur 
nich späten (Karte), Gleeft mi, denn 
buurt he w5ss nich sehr. Dorr, 13. 
Mi ko/t de Voatsch 'non schonen Hof: 
Mi Sähn^ nu buur mi goot. Ibid., 21. 
De bü'rt got^ dem de Keg got stanen on 
de Frü'ns sta/rwen. Elbing. Ndrg. Meina 
selg* Grofsvota pauat (pauet) va jenne 
sebemig Jore ze Öls, Ermld. Freisch., 6. 

Bauherr, m., Herr des Baues; in der 
Zunft der Eönigsberger Junker und 
Bürger einer der beiden Vorsteher, 
welche die zu Hof und Garten gehöri- 
gen Gebäude in baulichem Stande zu 



erhalten und „des Gartens Bestes^ zu 
beraten hatten« Genaueres in: Die 
Zünfte, 24 ff. 

Baum, pltd. BOm, m., früher der den 
Ein- und Ausgang des Pregels bei Eo* 
nigsberg sperrende Baumstamm: der 
Litauer und Holländer Baum, die 
beiden Wasserthore der Stadt. Durch 
den Litauer Baum, am Eingange des 
Pregels, gehen die aus Litauen kom- 
menden Kähne, den Holländer Baum, 
am Ausgange des Flusses aus der Stadt, 
passieren die seewärts (aus Holland, 
das in früheren Jahren vorzugsweise 
den überseeischen Handel Königsbergs 
vermittelte) ankommenden Schiffe. Der 
Einnehmer am Baum nothigte uns^ in 
sein Haus zu kommen. Soph. K II, 
406. Mein Oheim Hegt in PHlau! viel- 
leicht schon gar am Baum. Ibid. Y, 
540. Redensart: Das geht durch den 
Baum, die Sache, obschon nicht völlig 
in Ordnung, mag ununtersucht so hin- 
gehen. Sprw. I, 288. Hennig, 22. 

Baumann, pltd. BQmann, m.. Mann, 

der baut, Zimmermann (Ermland. Sper- 
ber, 45); auch Landmann, Bauer. 

Baumband, pltd. BOmband, n., Band 
am Bettbaum zum Aufhelfen. Dzg. 
Nhg. Viol^t, 98. S. Auf half er. 

Baumchenhohlwurzel, 1. Pflzn. Nach 

Mühlin g Corydalis cava Schwgg. 2. 
Medik. Radix Aristolochme cavae. 

Baumente, /., s Baumgans. 

Baumgang, m., Abteilung des Stroh- 
oder Rohrdaches in der Breite von 
drei Sparren. Mühling nach der 
Landes-Ord. von 1577, ohne genauere 
Angabe. 

Baumgans, /., der Kormoran, Carbo 
Cormoranus. In der Gegend von Elbing 
allgemein Baumente. Mühling. Nach 
Müller (Von Königsberg bis Memel. 
Yolksschulfr. 1867, 78) ist dieser ge- 



Baumheil — Beckas. 



59 



frafzige Fischraaber auf der kurischen 
NehroDg dem gegen ihn angestrengten 
Yernichtungskampfe fast erlegen. 

Baumheil, Pflzn., s. Braunheil. 

baumkantig, adj., von einem zuge- 
hanenen Bauholz, das an den Kanten 
noch die Rinde, also natürliche Run- 
dang, hat. 

baumleibig, pltd. bOmllwig, od;., lang- 
leibig; von Pferden. Etwas baumleibig 
ists wol^ sagte ein Bauer. Soph. R. VI, 
135. 

Baumskerl, pltd. Böms- und Bomskfirl, 

m.y Kerl wie ein Baum, grofzer, kräf- 
tiger Mann. Ek heww de Tied kennte 
dann hadd §k m§t mienem langen Schv)eert 
veer Bomskeerls wie Ratten springen 
loten. Dorr, 1. Wiew., 39. — Baums, 
BAms und Boms tritt anch noch vor 
andere Wörter zur Bezeichnung auTzer- 
gewöhnlicher Gröfze, z.B. Baumshausetc. 

Bauschan, m., Dummkopf, Dummer- 
jahn, Dojahn. alberner Mensch, Tauge- 
nichts; anch Bau Jahn. Hennig, 22. 

baulzen, pltd. bQte(n), ado.^ aul'zen, 
drani'zen, aofzerhalb. 

Baulzenteich, y»., s. Aulzendeich und 
Vorland. 

bautz, bauz, pltd. butz, interj., den 
Schall eines fallenden schweren Kör- 
pers bezeichnend. Butz! fuU de Katt 
ton er Stutz. Sprw. I, 512. Substan- 
tiv. ZOT Bezeichnung der Schwerfällig- 
keit, Tölpelhaftigkeit: Bir ist ein Bautz. 
Sprw. I, 291. 

baufaen, bauzen, sw.^ mit schweren, 
schallenden Tritten gehen; durch Schlag, 
Stolz oder Fall Geräusch verursachen. 
Grimm, Wb. I, 1202. S. bafsen. 

BAw, 971., Pfau. S. Pftw. 

bawen (a^ä)^ nach Sperber, 6, 
auch haben, adv , oben. Von bawen 
dal, von oben herab. Schmiet schwarte 



Wasch bawen ap. Dorr, 1. Wiew., 70. 
Davon: bawerst, bawerste, das oberste. 

bäwern, »w, s. b§wern. 

Bftwerschatschke, m.^ Oberschatschke, 
Bemsteinstuck über ein Loth schwer. 

S. Schasch. 

baws, interj.y s. bafs. 

bazeln, sw,^ sich mit Anstrengung 
fortbewegen. Im Schnee bazeln. Fried- 
land Ostpr. 

beaasen, sw.^ beschmutzen, besudeln. 

S. aasen. 

beantlitzen, su? , ansehen, beschauen, 
von Angesicht schauen. Unterdessen 
stand ich da^ ward von allen, von eini- 
gen sogar mit gewa/netem Auge beant- 
litzt. Soph. R. I, 167. Er zweifelt, 
ob er der seij obgleich er ihn beanüitzet. 
Hippel X, 62. Grimm, Wb. I, 
1206. 

bebaumSlen, pltd. beb0m8le(n), sich, 

sw., sich bepissen, namentlich vor Angst, 
Lachen etc. Öck hau dt, dat du dt be- 
bomölst! In gleichem Sinne neben 
beÖlen auch in Posen. Bernd, 15. 18. 
In Mecklbg.-Vorpomm. betrügen, an- 
fuhren, anschmieren. Mi, 6 a. 

bebbern, sw., s. bibbern. 

b^b§, intejy.y in der Kindersprache 
für etwas Schlechtschmeckendes, Ekel- 
haftes. Wenn Kinder ungehörige Sachen 
in den Mund führen, ruft man ihnen 
zu: Das ist bk-bL In Bayern p^-pk. 
Schmellerl, 274. 

bebeddern, sw., s. bepeddern. 

Beber, m., Biber. Altpr. bebrus, lit. 
bebrus, wibrus^ lett. bebris. 

beblebbert, adj., ängstlich, besorgt 

Mühling. S. beklibber. 
bebotten, sw., s. verbotten. 
bebrämen, sw., verbrämen, s. bribnen. 
Bechler, m., s. B§kler. 
Beckas, m., Bekassine, Scolopaa media. 



60 



bed&neln — bedut 



Den Beckas sockt och op, wenn he onH 
Moor onfoü. Dorr, 26. 

bedämein, »w,^ momeDtan betäubt, 

dämm werden. Vgl. bedammeln, bedut 
verfSrden (o lang). 

bedammeln, at^., wie bedämeln. öch 
81 ganz bedammeltf ich habe die Klar- 
heit des Denkens verloren, bin der Be- 
sinnung beraubt. Sprw. 11, 297. Vgl. 

bedut und benommen. 

bedanken, »w,^ sich^ Dank sagen. Die 
Kinder gehen sich heute bedanken^ sie 
überreichen am Tage nach ihrer Con- 
firmation dem Geistlichen das honorie- 
rende Geschenk. 

bedäsen, sw.^ dumm, betäubt, schwin- 
delig werden. Vgl. dHsig. 

bedaunen, sw., s. bedOnen. 

bedienen, pltd. bedfine(n), sw.^ 1. beim 

Kartenspiel die Farbe bekennen, zu- 
geben, nachspielen. 2. nachgeben, 
schweigen. De mot Karro bedene. 
Sprw. II, 300. 

bedingen, sty über den Preis einer 
Ware verhandeln, ihn durch Markten 
feststellen. Nau bedinge on richtig be- 
täle^ genau bedingen und richtig be- 
zahlen. Elbinger Ndrg. 

bedfseln, sw.^ s. bedOseln. 

bedonnem, sw. 1. vom Donner ge- 
troffen sein. Öck si wt bedonnerty ich 
bin wie vom Donner gerührt, aufzer 
Fassung. Vgl. Danneil, 14b. 2. be- 
putzen, auffallend und überreich sich 
herausputzen. Die hat sich gut be- 
donnert. Sprw. 11, 304. Eine Haube 
(einen Frauenhut^ bedonnem^ ihn mit 
Bändern und Schleifen übermäfzig be- 
putzen. 

bedrabbeln, sw,y beschmutzen, be- 
trügen. Mühling. 

bedrähnen, m^., sichy sich berauschen, 
benebeln. S. Drähn. 

bedrippen, pltd. bedrifppe(n)y m^., be- 



traufek. Davon bedrippt, pltd. bedrOppt, 
adj,y beträufelt. Hesittütwtenbedrdppter 
Hän — wt e bedropf Henn, Bildlich.: 
betrübt. Er steht mit bedrippter Nase 
da. 

bedrUcIcen, pltd. bedr8cl(e(n), »w. 1. 

niederdrücken. He hat em bedröckt wi 
de Uwe Grott den Grubert. Sprw. I, 
293. 2. unter dem Drucke stehn, 
seufzen, Kummer haben, und dann 
meist adj. Er ist sehr bedrückt. 3. 
ermöglichen, erlangen, gewinnen, fest- 
halten. Das kann ich nicht bedrücken^ 
z. B. eine Ersparnis zur Reise. 

bedümpeln, pltd. bedSmpeln, sw.^ über- 
vorteilen durch Beschwatzen, Zureden. 
Er hat sich bedümpeln lassen^ hat sich 
überreden, gegen seine Ansicht sich 
gewinnen, täuschen lassen. Gedanism. 

bedOnen, vrhchd. bedaunen, sw., sich 
dün^ d. i. voll und dick essen. Vgl. 
dOn. 

Bedunicen, n.. Bedünken. Ein Ku/z, 
den man stiehlt nach Beduncken^ Der 
zeugt von unsrer Liebe Funcken. Carrn. 
nupt. I, 232. 

bedOseln, bedUseln, si^., betäubt, 

schwindlich werden durch Schlag, Stofz, 
Fall, Dunst etc. Bei Jeroschin be-- 
dusen: der knecht von dem p/erde so 
hart vtl itf die erde^ daz er da von 6e- 
duste. 169 a. Pfeiffer, 123. Einen 
beduseln, ihn schwindlig machen, be- 
täuben durch geistige Getränke. Bir 
ist bedüseltj berauscht. Ebenso in Liv- 
land. Hupel, livl. Idiot., 19. Vgl. 

DQsef. 

bedDsen, sw.^ s. das vor. 

bedut, adj. und ado.^ verdutzt, be- 
täubt, bestürzt, verwirrt, aufzer Fassung, 
momentan ohne Besinnung, verblüff 
niedei^eBchlagen, dumm. Öck st ganz 
bedut Hier stund eck as bedutt. Carm. 
nupt I, 282, Str. 2. Eck awers wurd 



beegen — begehen. 



61 



iechUty verbUngdy ganz stamm on stöU. 
Ibid. 190c. On da sach he een wun- 
deneheenes Mächen^ on blib ganz bedutt 
stehe von wegen» ehrer grataamen Hüb^ 
scUgkeü. Schalt). 1, 439. Bock, 2. 
Hennig, 22. 319. 

betgen, be-eggen, sw,^ den Acker 
eggen, übereggen. Für Livland bei 
Hapel, 19. 

Beesty n., 8. Bfist. 

befarschen, ««o., s. Farsch. 

betauiden, «tr., mit Fanden versehen, 
abgrenzen. S. Faude. 

beflsten, str., <tcA, s. ffsten. 

befleihen, st., s. fleihen. 

beflicken, sw,^ durch Flicken jeman- 
des Kleider in Ordnung halten. Ebenso 
in Estland. Sallmann, 29a. Vgl. 

bekochen, beraggen, bethun, bewaschen, 
befrftdmen, nr., s. Frftdem. 

befreien, «lo., sich^ sich verloben, ehe- 
lich verbinden, von freien. Du wilt^ 
mein Bruder^ dich zu solcher Zeit be- 
freien^ da alles ist bedeckt mit Schnee. 
Carm. nupt II, 89 c. De heß sock gSt 
befrit, er hat eine schlechte Heirat ge- 
macht. 

befreuen, su?., sich^ erfreuen, ergötzen. 
Wir Kinderbefreutenuns mitdenOeschen^ 
ieny die unter dem Weihn<zchtsbaum lagen. 
Froh bUekte unser Kranke auf und sein 
Haupthaar war das erste, mit dem er 
sich befreuen wollte, Hippel, Lebensl. 
in, 15. Sich mit dem Munde befreuen. 
Befreu dich doch mit dem Kinde^ herze, 
küsse es! 

befrQndt, adj,^ verwandt. Wi sönd 
befründt mot enander^ wir sind Ver- 
wandte. Vgl. Freund. 

befrunscheln, sw.^ sich zärtlich be- 
freunden, herzlich thun wie Liebende; 
befreonden, sich bekannt machen. Wenn 
wie Mann on Fru sind on darto kamen^ 
ons mehr to befrunscheln. Dorr, 1. 



Wiew., 14. -4«« ock dat hord, faat Sek 
mi on Hart on stunjd ganjz op on wuU 
mi mot em befrunjscheln. Spook, 474. 
Man hört auch beffundscheln. S. frun- 
scheln. 

befuppen, sw., sich^ sich die Fuppen^ 
Taschen, voll stecken, bereichem. Der 
hat sich gut befuppt. Hennig, 319. 

Beg, m.j Ferkel, junges Schwein. 
Jerrentowitz. 

begahfvem, «u^., s. Galber. 

begäng, adj.^ gehen können, in Gang 
sein, leicht zu Fufze sein, auf den 
Fufzen sein, daher auch s. v. a. ge- 
sund; nach Schemionek, 4, auch 
umgänglich. He ös schon recht begäng 
— der Genesende, der Enabe, der be- 
reits munter geht. — Dat Messer ös 
begäng^ die Klinge des Taschenmessers 
läTzt sich leicht öffiien. Hennig, 79. 

begaretem, «t/;., sich, sich unmanier- 
lich aufPuhren, concacare. Mühling. 

begeben, pltd. begfiwe(n), st.^ sich^ sich 

beruhigen, zur Ruhe geben, trösten, 
von einer Sache abstehen^ ihre Aus- 
führung aufgeben. BoUekoppke, hegoff 
dtj BuUenköpfchen, beruhige dich. 
Sprw. I, 496. Begöff dt^ Broderke, be- 
goff dty hast so nich vele Freideddg ge- 
hatt, Tröstung beim nahenden Tode. 
Memel. Sprw. H, 307. 

Begebenheit, /., was sich begiebt, er- 
eignet, und zwar in der Familie, daher 
Familienereignis, das durch ein Fest 
gefeiert wird: Hochzeit, Eandtaufe. 
JBeute ist hier grofze Begebenheit, ein 
grofzes Familienfest, Festmahl. Vgl. 
Ausrichbjng. 

begehen, pltd. begane(n) (a =^ ä), st 

1. durch Gehen abmachen, erledigen. 
Öck kann nich alles begäne on belSpe, 
ich kann nicht alles begehen und be- 
laufen. 2. sich begehen^ beiwohnen, 
coire ; sich vertragen, mit einander um- 



62 



Beginne — begrisen. 



gehen. Wo Mann und Weib sich mit- 
einander wohl begehn^ Vergnügt^ nach 
Gottes Fügen. Carm. nupt III, 140 c. 
Wor om sock hartaget^ kabbelt on scJdeyht^ 
On glihk den Hungen on Kutten he- 
geyht. Sim. Dach, Anke von Tharaw, 
Str. 13. Volksl. 27, 18. 

Beginne,/, nach Hennig, 23, Nacht- 
haube der alten Preui'zen, Naxihlheginne 
SchlafhQlle. Auch Haube überhaupt^ 
ähnlich der, welche die Begine, die 
Laienschwester, trägt. Brem. Wb. I, 
72. Im Holstein. Beginkenj Einder- 
häubchen. Schütze 1,86. Vgl. Grimm, 
Wb.I, 1295: Begine. S. auch D ahn., 
29b. Schamb., 19a. Birlinger, 
51. 

beglabbem, sw,, mit Glaiber be 
schmutzen, begeifern. 

beglamsen, «tr., überlisten, überrum- 
pehi, übervorteilen, hinters Licht fuh- 
ren, anschmieren; nach Schemionek, 
4, auch beschmieren. Bei Jeroschin: 
beglQmen: zu lange er do sümete, daz 
suimen in beglumete. 68c. Pfeiffer, 
123. Pfeiffer weist auf glum trübe, 
und glumen oder glomen^ trübe machen, 
hin (s. auch Brem. Wb. II, 519 f.) — 
Wie man statt beylamsen^ auch be^ 
scheifzen gebraucht, sollte da nicht auch 
beglümen = begltmen angewendet sein? 

begleifzen, st^ mit Glanz ausstatten. 
Von oben beglissen^ van unten beschissen. 
Sprw. I, 2815. 

begltmen, sto., sichy stille Blähungen 
lassen. Vgl. glTmen. 

beglOmen, sw.^ s. beglamsen. 

beglQpen, m^., s. glQpen. 

begnabbeln, -gnabbem, -gnagen, sw.^ 
benagen, s. gnagen. 

begnapsen, sw., s. gnapsen. 

begnarren, sw.^ gnarrend, d. i. mit 
murrendem, unzufriedenem Tone Neid 
ausdrücken, über Kleinigkeiten unnütze 



Worte machen. Hei begnarrt an be^ 
begnaut alles. Sprw. 11,310. Vgl. gnar- 

ren. 

begnauen, sw.y s. v. a. begnarren. 
Nach Grimm, Wb. I, 1302: begnauen 
= begnagen. S. gnauen. 

begnibbeln, -gnSbbein, sw,, benagen, s. 
gnagen. 

begontern, sw.^ beschmutzen. 

Begofzchen, n , eine Angel für Win- 
terfischerei, mit Blechfisch als Köder. 
Bock, Nat IV, 731. 

begrabbeln, nr., s. grabbeln. 

begraben, pltd. begrawe(n) (a-a), s^., 

durch Graben etwas frei legen, also 
eigentlich um etwas herum graben. 
Gegenwärtig hat man bereits die Erde 
rings um ihn (den grofzen Stein bei 
dem Dörfchen Wiekau im Samlande) 
entfernt^ was die Leute sonderbarer Weise 
yjbegraben^ nennen^ um ihn zu sprengen. 
Passarge, Balt., 31. 

Begräbntsbrief, n., Trauerbrief ; in der 
Dzg. Nhg. das Schreiben, in welchem 
man Verwandten, Freunden etc. An- 
zeige von dem Ableben eines Familien- 
gliedes macht und zugleich zum Be- 
gräbnis einladet. Der Begräbnisbrief 
wird durch einen Expreizboten der 
Reihe nach an die Adressaten befor- 
dert S. einen solchen Brief beiYio- 
l^t, 111. 

begrapechen, -grapsen, sw.^ s. grap- 
schen. 

begrftten, sw.^ benagen, mit Mühe 
eine Sache losmachen; die Fische ent- 
graten. Mühling. 

begrauen, sw.^ grau werden, ergrauen; 
einwurzeln. S. begrTsen. 

begrTsen, sw. 1. gries, grau werden; 
bestauben. 2. einwurzeln, feste Stellung 
fassen. Wat nich begrtsty begraut 6k 
nichj ohne Festigkeit keine Dauer, kein 

Alter. Sprw. U, 313. Vgl begrllnen. 



begrismaalen — beiern. 



63 



begrtsmauien, pltd. begil8m0le(n), »w,, 

machen, dalz jemand ein grieses, grei- 
nendes Maul zieht, ihm Schaden thun, 
ihn anführen; ihm mit dem Stocke 
drohen, ihn durchprügeln; Schmerz em- 
pfinden. De Kill (die Kälte) heft ml 
hide got begrtsmvlt. Ock war dt dat 
schon hegrismüle! Natangen. Sprw. II, 
313. Et ward em schon e mal begrh- 
mule; vom Verwegenen, Tollkühnen. 

begrnnen, pltd. begr§ne(n)y aw.^ grün 

werden. E Sten^ dei vel WcmkaUert^ 
hegrent nich leicht. Wat so begrenty 
dat so begraiut^ was sich in der Jugend 
m Liebe vereinigt, hat bis ins Alter 
Dauer. Sprw. I, 295 a. Ygl. begrTsen. 

behaHsam, adj.j behaltend, festhaltend 
das Erlernte, gut von Gedächtnis. Er 
hatt 'nen offnen^ hehalbsamen Kopp. 
Dorr, 1. Wiew., 92. 

bebarken, str., mit einer Harke den 
Boden glätten oder mit einer neuen 
Erdschicht überdecken. 

behäufeln, pltd. behüpeln, s«(7., die Erde 
um eine Pflanze auflockern und in die 
Form eines kleinen Haufens bringen. 
De Karioffle behuple. Hennig, 28. 

bebaun', adj.^ glücklich. Holl. behoud 
Erhaltung, Wohlfahrt, adj, und pari, 
behouden bewahren, behalten. Behaune 
Reis\ glückliche Reise. Danzig. Yolksr. 
266, 928. 

Behelf, n., Auskommen; Heim, Woh- 
nung. Warum bist du gestorbenf Hast 
du nickt hier dein gut Behelf gehabtf etc. 
Klagelied der Nadrauer. Pierson, 
Matth. Prätor, 102. Vgl. Weigand I, 
154. 

behimmeln, «tr., sich^ sich betrinken. 
Mühling. 

Behrndy m. Vom., Bernhard. Auch 
Bering. Hartwich, 54. Pott, 205 
und 327, weist auf ahd. bero^ pero Bär 
hin. 



Behuck, m., kleines Wohnhaus, klei- 
ner Familienbesitz; von behucken. Er 
hat seinen eigenen Behack^ sein eigenes 
Heim, Besitztum. Hennig, 319. Ygl. 

Huck und hucken. 

behucken, sw.^ besitzen, etwas als 
Eigentum haben; besetzen, sich auf 
etwas setzen; auf jemandem sitzen. 
Dem behucke de häs got. Behuck mt 
nich de Kleder. Hennig, 319. Vgl. 

hucken. 

behussen, sw.^ ängstigen mit einer 
Sache^ z. B. mit einem Frosche. Dönh. 

bel,l. pltd. hX^prdp.^ auch mit demAc- 
cusativ s= zu, an. Komm* doch bei mich 
=« zu mir. Bei Jeroschin öfter: ml 
nd St bt min bette trat. 44 d. bi dt 
kirche. 56 a. do er vaste bt st quam. 136 c 
und a. Pfeiffer, 131. Kamt bi mi 
wenrit ju passen deit. D orr, 1. Wiew., 
86. 2. adv. pltd. bei, zunächst in dem 
Sinne von: wenigstens, nur. Segg mi 
doch bei en WSrt, sage mir doch we- 
nigstens ein Wort. Gidf mir bei einen 
Groschen. War he (der Lehrer) bei nu 
tofrede möt stner schone Lag\ Lhrztg. 
4, 355 b. Ich muss das schon thun, um 
bei (wenigstens) Essen zu haben. 3. 
pltd. bT, neben, nebenan, längs. Hei 
geit bt mt^ er geht neben mir, ist mit 
mir gepaart (bei einem feierlichen Auf- 
zuge). Man mot so lang bt de Bank 
gänCy bet man herop kommt Sprw. I, 
238. Hennig, 28 f. 

Beichtvater, tt»., zur Bezeichnung des 
Geistlichen, bei dem man zur Beichte, 
zum heil. Abendmahl geht. Im Posen- 
schen sogar: Frau Beichtvater^ Frau 
Beichtmutter zur Pfarrersfrau. Bernd, 
16. 

belern, sw.^ mit dem Elöpfel kreisend 
in bestimmten, rasch einander folgen- 
den Pulsen die ruhig hängende Glocke 
anschlagen. Hin und wieder geschieht 



64 



Beigraft — Beisitzer. 



dieser Anschlag in rhythmischen Inter- 
vallen. Davon: Gebeier, n. Das ewige 
Gebeier hart gar nicht auf, Hintz, 3, 
nimmt beiem als gleichbedeutend mit 
feiern. Über die gegenwärtige Ver- 
breitung des Beiems in der Provinz 
s. das. S. 36. Bock, 4. Hennig, 23. 
Vgl. Grimm, Wb. 1,1368. Schütze I, 
87. Dahn., 31a. Schamb., 20a. 
Sallmann, 49a. 

Beigraft, pltd. Bigraft, BTgräft, /., Be- 
gräbnis, ahd. pigraß^ mhd. bigraft, be- 
graft. Schade Wb., 61b. Grimm, 
Wb. I, 1373: Beigruft Und wenn ein 
bntder oder eine Schwester stirbt ausz 
der gilde. So soll von itzlichem par ein 
mensche kommen zur beygraft bey sechs 
Pfennigen busze davon nicht zu laszen. 
Der Fischer Rolle 1538, Kgsbg., § 16. 
Vortmehr wieszet Wehm man gubt ein 
zeichen der soU sein bey der beigrafft^ 
und wer dasz verschmeeht der soll geben 
eineCalte Wa/shs. Ibid. § 21. Benecke, 
288 f. Mnd. bigraft, begraß. Mnd. 
Wb. I, 333a 

beiher, pltd. bTher, adv,^ nebenan, 
nebenbei, nebenher, zur Seite. Geh bei- 
her^ mein Jungchen^ gehe mir nebenan, 
zur Seite des Weges. Die 2joddem 
hängen beiher, Biher dem Tun, neben 
dem Zaune her. 

beilcraiifen , pltd. bTkrQpe(n), s^., s. 
■(raufen. 

Beilade, pltd. Bllad' (a ^ a),/, Seiten- 
fach, Nebenkasten in einer gröfzeren 
Lade (Kasten). Dat kommt üt dem 
Kaste on e BOad'. Sprw. I, 1893. 
Tausend Grille lege ung're Bailod, Erm- 
länd. Freisch., 5 g. 

beilang, beilangs, pltd. bTlang, bTläng8(t), 

adv. 1. längs, der Länge nach, neben- 
her. Beilangs der Bank gehen. Erseht 
ömmer btlangs de Bänk^ bet man bäwe 
ÖS. Man mot Inlängst de Bank gäne^ 



bet man an e Dosch kommt. Sprw. I, 
238. 276; II, 255 f. 2. beiläufig, neben- 
hin. Doch wer hefft nich siene Fehler 
— awer dat bilangs^ Dorr, 1. Wiew., 
23. God es se ju uk^ dat seg eck jubi^ 
längs. Ibid., 28. On säd bilanks uki 
oahne Fru heel ock dat nich lang uuL 
Dorr, 23. 

Beile, Bele, w. jüd. Vom. Von dem 
ans dem Lat. stammenden Bella; viel- 
leicht auch von dem bibl. Bilha. Fla- 
tow. Schmitt, 113. 

Beillmecht, pltd. Blllmecht, m.^ Knecht, 
der das Beil führt S. Eiswache. 

Beimorgenspracbe, /., s. INorgensprache. 

beinen,pltd b6ne(n),9to., Beine machen, 
d. i. laufen, und zwar mit Anstrengung. 
Dei mot gSt bene^ er moTz tüchtig laufen. 

Beiniech, m« jüd. Vorn., Benjamin. 
S. Beniecb. 

Beisatz, m., Speise, die dem Braten 
beigesetzt wird, Beispeise, Compote. 

Beischlag, pltd. Bfschlag, m., 1. ein 
dem Wohnhause Beigeschlagenes, platt- 
förmiger Vorbau längs der Fronte eines 
Hauses auf der Stelle der sogen. Bür- 
gersteige. Danzig. Königsbei^ (hier 
üblicher Wolm). Genaueres über die 
Beischläge Danzigs s. Pas sarge, 52. 
W. Seidel, 29. Vgl. Grimm, Wb. I, 
1391. 2. Faden, der die Haspel nicht 
trifit und vorbeischlägt. Hennig, 29. 

beiscblagen, pltd. bTscblane(n) (a = ä), 

st^ etwas nebenbei schlagen« 

beisetzen, pltd. bT8ette(n), sw.^ die 
Speisen im Topf an das Herdfeuer 
setzen. Wat sett ock bt^ wat käk ockf 
Sprw. II, 67. 

Beisitzer, pltd. BfsStter, m., der Neben- 
sitzende, Nachbar. Die beysitzer vnd 
anhorer sollen schuldigk sein^ denschmeher 
aber sehender gots etc. zuvermanen. Kleid.- 
Ord. a. d. J. 1529-53. N. Pr. Prov.-Bl. 
a. F. Vn, 368. 



beiizen — bekicken. 



65 



beiben, sty sich^ pitd. sSck bTte(n), 

sich zanken, streiten, in Hader leben. 
Se (die Eheleute) btte sock den ganze 
Dag. 

Beifzer, pltd. Blter, 97»., Dem. Beifzer- 
chen^ Biterken^ der Beiizende^ der Zahn 
und namentlich der erste Zahn des 
Kindes. Bei heft schon e Btterke. In 
der Dzg. Nhg. der BTler die Pfeifen- 
spitze. Viol^t, 99. 

Beifzerling, m., Oeorgenschwamm, 
Agarictts Oeorgü. Bock, Nat. III, 
S. 622. Bei Leunis unter den Blätter- 
pilzen als A. Oeorgü nicht verzeichnet. 

Seite, /, s. Beute. 

beHefly 9tr., warten, verziehen, harren, 
zögern. Nach Hennig, 28, der auch 
beuten schreibt, bei den Fischern auf 
der Nehrong gebrauchlich: sie müssen 
oft lange auf einen guten Fang beiten, 
Mhd.i^i^^n, ahd.|>^'^; bei Jeroschin: 
da wart auch lenger nich gebeit (jirreit) 
87 a. Pfeiffer, 124. Seit dem 17. Jahrh. 
erloschen. Vgl. Frisch I, 79b. Grimm, 
Wb. 1,1403. Weigandl, 161. Hen- 
nig, 28. 

Beiwal, m., Beinwell, WoUwnrz, Sym- 
phytum officinale L. 

Beiwunscli, pltd. BiWunsch, m , Wunsch, 
den man einem Geschenk beigiebt, Be- 
gleitwunsch. Vgl. den Titel zu: Carm, 
nupt I, 298. 

Beixen, 97», Teufel. S. Kasper. 

Beize, /., von beizen^ etwas durch 
scharfe Flüssigkeit mürbe machen; ver- 
wandt mit beifzen. Einen in die Beize 
nehmen^ ihn scharf und eindringlich 
vermahnen. Sprw. II, 325. 

beizu, pltd. bttO, ado.^ nebenbei. Schütte 
{giefze) nicht beizu^ d. h. über oder 
neben das Gefäfz, in das man etwas 
hineinthut. Gedanism. Mt drvm^ säd 
de Ketelflicke un mökt bitö a Loch. Go- 
nitz. Sprw. H, 1435. 

FxiMlibl«, WfirtertraehL 



bejabbeln, sw.^ bereden, beschäuden. 
Samland. S. jabbein. 

be jagen, sw.^ sich^ beiwohnen, inire; 
von Hunden. Die Zock hat sich bqagt^ 
sie ist tragend. Vgl. jagen. 

bejuxen, sw,^ sich^ sich mit Jux be- 
werfen, die Kleider beschmutzen. Für 
Livland Hupel, 20. 

B§k, /., Bach. Alts, beki^ angs. becc^ 
nds. beke^ mnd. beke, /., im Götting. 
bek, bek^ m , ndl. beek^ engl, beck^ schwed. 
back dän. bdk. Vgl. lit. begu, begti 
laufen, flierzen,^^^ Lauf (eines Flusses). 
Nsslm. Forsch. 2. In Hessen, wo man 
auch die Bach sagt, die Beke. Vil- 
mar, 31. Brem Wb. L 74. Schamb., 
20a. Den Eönigsbergem am bekann- 
testen ist wohl die Beck bei Kranz, 
ein in die Breite und Tiefe erweiterter 
Bach, jetzt Hafen am kurischen Haff, 
von dem aus der Schiffsverkehr mit 
Memel unterhalten wird. 

bekälbern, sw.^ sichy vomieren, er- 
brechen, sich bespeien. 

bekanten, sw^ die Kanten eines Bal- 
kens behauen, abstumpfen. Auch bei 
Hupel, 20. 

bekappen, »w^ s. kappen. 

bekaufen, pltd. bek6pe(n), sw,, sich^ 

Schlechtes, Unbrauchbares zu teuer 
kaufen. Er hat sich bekauft, wie Paw- 
lowski mit Schnwpftoba/sk, Bock, 2. 
Hennig, 24. Sprw. I, 310. 

Bfike, /, Buche. Sonst blöwst du mt 
akräds so domm cds Eke on als Beke. 
Volksl. 50, 34, 1. 

b§ken, a<^'., buchen. Bekenholt, 
Buchenholz. 

bekichem, sw, heimlich belachen. 

bekicken, sw., bekucken, besehen, mit 
Neugierde und Genauigkeit prüfend in 
Augenschein nehmen, untersuchen. Der 
muss aUes bekicken. He mussd dat man 
von wids (von weitem, aus der Ferne) 

5 



66 



bekimmeln — bekneifen. 



bekicken, Parad., 18. Bekickt dat Veh 
an Ltd on Land, Volksl. 1, 1, 4. 
Hennig, 24. 

bekimmeln, m,^ s. bekümmeln. 
bekrtem, sw., sich, s. kTtern. 
beklabastern, »w,^ s. klabastern. 
beklaren, beklarren, m,^ 1. neugierig 

besehen, betasten. Mühling. 2. Wände 
und Zäune bescbmieren. Elbing. Sehe- 
rn ionek, 4. 3. Sich beklarren^ sich 
mit wertlosem Putz behängen. S. Klarre 

und klarren. 

beklastern, sw,^ bekleistem, be- 
schmutzen. Mühling. 

beklätern, sw,^ sich^ sich mit Klätem 
Beinkleid oder Rock bewerfen. Ile is 
je von bowen dal beklätert. Schaltj. 1, 
437. Hennig, 24. S. Kläter. 

beklatschen, m. 1. Beifall durch Klat- 
schen in die Hände kundgeben. 2. be- 
schänden, bereden, jemand in der 
Leute Mund bringen. Mt ftre (feuern 
= glühen) de Backe, wer mach (mag) 
mt wedder beklatschet 

beklauen, sw,, mit den Klauen, den 
Händen, thätig sein, dienstfertig, dienst- 
willig, rührig arbeiten. Dat kann hei 
alles beklaue. Im Ermlande auch: den 
Acker eggen, beeggen. Mühling. 

beklebbe, -klebber, -klebbert, adj., s. 
beklibber. 
bekleben, &w,, s. bekleiben. 

bekleckern, sw,, sich, sich beklecken, 
namentlich beim Essen. S. kleckern. 

bekleiben, st, aus kleben und kleiben^ 
also haften bleiben, Wurzel fassen, ge- 
deihen, mhd. bekliben, ahd. picllpan; 
vereinzelt auch bekleben. Es muss an 
ihm behleihen mein Wunsch, Carrn, 
nupt. II, 278 f. Und ob der Seegen nicht 
bekleibet, den fromme Eltern lassen nach ? 
Ibid. IV, 2 b. De aller sötste Freud de 
bliew op ju bekläwen. Ibid. V, 190 d. 
Da es aber sich zutrüge, da/z sie (die 



im Schaltjahre versetzten oder gepfropf- 
ten Obstbäume) bekleibeten, trügen sie 
entweder gar nichts oder ja gar wenig, 
zu dem noch dasselbe nicht jährlich. 
Linem. B 2a. 

beklemmen, sw,, von klemmen stehlen, 
Kleinigkeiten an die Seite bringen; aber 
auch in reellster Weise durch Ein- 
schränkungen etc. kleine Ersparnisse 
machen. Die Mutter beklemmt von dem 
Wirtschaftsgelde manchen Ghroschen für 
den studierenden Sohn, 

B§kler, Bechler, Bättcher, m., Böttcher. 
Die Bfkler oder Bechler fertigen nur 
kleine Gefälze an: Eimer, Stippel, 
Wannen etc. und verarbeiten Tannen- 
und Fichtenholz; die ÄattcA^' verfertigen 
alle Arten von HolzgefaCzen ausschliel'z- 
lich aus Eichenholz. In Hessen Bender, 
Benner. Vilmar, 31. 

beklibber, adj,, von bekleben, bekleiben, 
rührig, emsig, vorsorglich, besorgt, 
freundlich, dienstfertig, thätig, hinten 
und vorn sein; anhänglich, umgänglich« 
Er ist sehr beklibber. Auch beklebber, 
beklebbert, beklebbe. Der Kenikwuüomm£r^ 
dass alles guht ging on darem war he 
och t/iätig on bei allem beklobber. Schaltj. 
3, 7. (Sm Ltske ös) So sehr beklebbert 
on so göt Volksl. 19, 4; S. 84. Hen- 
nig, 24. Schemionek, 4. 

beklieren, sw,, unberufen mit schlecli- 
ter Schrift Papier verderben, besudeln. 
S. klieren. 

beklunkem, sw., sich, 1. sich mit Klun- 
kern, Klümpchen von Stralzenkot, be- 
werfen, beschmutzen. Er hat sich die 
Hosen beklunkert. 2. sich betrinken. 
Er hat sich beklunkert Sprw. II, 334. 
In Estland: sich mit allerhand Gehänge 
beladen. Sallmann, 96b. Vgl. klun- 

kem. 

bekneifen, pltd. bekntpe(n), st, 1. knei- 
fend mit der Hand umschliei'zen; das 



bekuieen -— belaufen. 



67 



Geld festhalten, zurücklegen, ersparen. 
Öck kann keine Orosche beknipe, es ist 
mir nicht möglich, Ersparnisse zu 
machen. 

beknieen, pltd bekneie, sw.^ mit den 

Knieen beliegen; coire, 

beknUllen, pltd. beknOlle(n), sich, sich 

einen Rausch antrinken. Ygl. knüllen. 

bekochen, pltd. bekake(n) (^a=a), sw,^ 

für einen andern die Küche besorgen. 
Sie hat ihn schon lange vor der Heirat 
bekocht, Sprw. II, 335. Ich mufz ihn 
bekochen und bewaschen, ich mulz ihm 
das Essen und die Wäsche besorgen. 

bekoddern, sw., bekleiden. S. Kodder. 

bekramen, sw,, mit Eram belegen, 
Verschiedenartiges auf den Tisch legen. 
Der Tisch ist bekramt. S. abkramen. 

bekrängeln, sw,, einen durch Über- 
redung drehen, umstimmen, für die 
eigene Ansicht gewinnen. Vgl. krän- 
gein. 

bekribizen, «t^., s. kränzen. 

bekraufen, pltd. bekrQpe(n), st, s. krau- 
ten. 

bekreschen, bekrtfschen, sw., Kartoffeln 

oder Klöi'ze mit Speck oder Fett über- 
braten. Schemionek, 4. S. kreschen. 
bekriegen, sw,, verrichten, ausführen^ 
übersehen. Wat man bekrtge kann, ös 
ömmer dat beste. Dat kann ock nich 
bekrtge. Sprw. II, 336. 

bekritzeln, »w., s. kritzeln, 
bekröschen, sw., s. bekreschen. 
bekUmmeln, pltd. bekimmeln, »w., sich, 

sich an Kümmel berauschen, überhaupt 
sich betrinken. Sprw. I, 445, S. 35. 

Vgl. kUmmeln. 

Bekümmerte y plur., eine besondere 
Sippe von Mennoniten im Werder. Vgl. 

Klarken. 

bekunkeln, sw., beschwatzen, beschän- 
den, verleumden. Mühling. 
belämmern, sw., 1. besudeln, verun- 



reinigen. Er hat sich belämmert, mit 
Unrat besudelt, „gleichsam wie ein 
Lamm, dem es gleichgültig ist, wohin 
es hofiert". Sperber, 7. Das ist zu 
belämm£frn. Das ist gut zu belämmem. 
2. Bildlich: übervorteilen, betrügen. 
Der ist belämmert, gehörig angeführt, 
betrogen. Sprw. I, 315. 3. In Danzig 
belämmem = helasiigen. Gedanism. Im 
Bremischen: He is damit belemmert, er 
ist dadurch in Verlegenheit gebracht, 
er weiiz sich dabei nicht zu raten, nicht 
zu helfen. Brem. Wb. III, 52. Im 
Holsteinischen : besetzen , bekramen. 
Schütze I, 89. 4. Hennig, 24, hat 
aufzer der ersten Bedeutung noch: et- 
was mit verschiedenen Sachen belegen, 
bekramen, besetzen, dal'z man nicht 
dazukommen kann. 

belappen, belapsen, sw,, nach Hennig, 

24, belappen - - ein Tier vermittelst der 
aufgehängten Lappen abschrecken, oder 
auch dasselbe fangen. Davon figürlich: 
betreffen, erwischen, ergreifen, beson- 
ders in flagranti, und dann gewöhnlich 
belapsen. Vgl. Lappen. 

Belafz, m., Gelalz, Raum, Platz. Da- 
für haV ich keinen Belafz. Ebenso 
in Livland. Hupel, 20. 

belauern, pltd. belQre(n), s/w , lauernd 
nachstellen, ertappen; belauschen, heim- 
lich beobachten, hinterlistig aufjpassen. 
Wie man die Grabe Tnacht, wenn man 
den Fuchs belauert: Man leget mancher- 
ley auf das gekohlte Grab an Pasch und 
Strauchwerk hin. Carm. nupt. I, 1. Sie 
haben den Dieb belauert, ertappt, er- 
wischt. Vgl. Brem. Wb. III, 101. Dähn., 
34 a. 

Belauf, pltd. BelOp, m. 1. Betrag, 
summa. 2. Bezirk, Revier, das ein 
Förster zu belaufen, zu beaufsichtigen 
hat. Von laufen. 

belaufen, pltd. belöpe(n), sw.^ 1. be- 



68 



beläaten — belugsen. 



gehen, viele Gänge machen, durch Gehen 
erledigen, beschicken. Ich habe viel zu 
belaufen und zu berennen. Er beläuft 
mich von früh bis spät 2. bespringen, 
belegen, inire] von Tieren. Die Hün- 
din hat sich belaufen. Vgl. Grimm, 
Wb. I, 1438. 
beläuten, pltd. bel8dde(n), sw\^ Grab- 

geläute ertönen lassen. 

Bele, vr. jüd. Vorn., s. Beile. 

beleben, pltd. bel6we(n), sw.^ erleben, 

erfahren, wahrnehmen, zu sehen be- 
kommen. Das werden wir nicht mehr 
beleben. Wat belewt de Blom (Name 
eines Fischers) op stne Sicke, nuscht 
als lüter Giester. Alt-Pillau. Sprw. II, 
337. 

belegen, »w,^ Geld anlegen. S. be- 
stättigen. 

Belehnter, 7n., ein von der Kaufmann- 
schaft mit einem Amte Belehnter. Schal- 
belehnter, Wäger, der die Gewichte auf 
die Wagschale setzt. Zu den Belehn- 
ten gehören auch die Aschbrftker, Flachs- 
bräker, Heringsbrftker, WeinschrSter. Kö- 
nigsberg. 

beleiden, sw.^ mhd. beldten^ ahd. pi- 
leitany begleiten. Öck war dt e Endke 
beleide^ ich werde dir eine Strecke das 
Geleite geben. Vgl. Grimm, Wb. I, 
1445: beleiten. S. warpoten. 

beigen, sw.., s. bälgen. 

beliddem, sw.^ beschmutzen. Müh- 
ling. Setzt ein liddem^ schmutzen, 
voraas, das nicht nachgewiesen werden 
kann. In Bayern ist Lidem^ Ldden^ 
m., Lehm, Letten. Schmellerll, 439. 

beilegen, pltd. beligge(n), st^ auf etwas 
liegen, es unter sich haben; über einer 
Sache liegen, sich eifrig damit beschäf- 
tigen. De beliggt dat, wt Schmodts Jur^ 
den Beigster. Sprw. 11, 338. 

Belifan, m, ein Unbeholfener, Un- 
geschickter. Der Guisbesitzer L, zu J. 



in Ostpr. wurde von dem Wirth D. bei 
einem Streit durch das Wort Belifan 
(im Ostpi'eu/zischen gleichbedeutend 
mit unbeholfener, Ungeschickter) be- 
leidigt Auf den Klageantrag des Be- 
leidigten ist D. wegen Beleidigung in 
zweiter Instanz veruriheüty und ist die- 
ses Urteil durch Ober -Tribunals- Er- 
kenntnis vom 20. Novemb. 1874 bestätigt. 
D. Reichs- und Preufz. Staats- Anzeig, 
vom 9. Januar 1875. No. 7. Sprw. II, 
339. 

belken, sw.y bölken; laut schreien, 
rufen, weinen, singen, brüllen; von 
Tieren und Menschen. Er belkt wie 
ein Ochs. Osske, wolst e Wöschke Heg 
oder Stroh, awer belkst man sof Frage 
an weinende, schreiende oder rülpsende 
Kinder. Sprw. I, 2830. Davon: Ge- 

belk, n. 

Belkhals, m., Hals, der bölkt, Schrei- 
hals, namentlich von kleinen schreien- 
den Kindern. 

bellen, »w., wie ein Hund laut sein, 
Widerreden, mit lauter Rede entgegen- 
treten. Lass aüe Neider bellen. Carm. 
nupt I, 137. . . . da mu/z nun aber 
das Eheweib nicht uyiderbeüen. Ibid., 152. 

Bellen, j^Zi^r., die Hinterbacken. Dzg. 
W. Seidel, 29. 

Beilenzucker, m., weifzer Hundekot. 

beltern, sw., sich, sich abquälen, ab- 
arbeiten, und dabei schelten und belfern. 
Denn mit uns steifen Bauerkerln sich 
(beim Exerzieren) beltern zu müssen . . . 
da mochte einer wohl hitzig werden. 
Soph. R. n, 220. 

belQdern, sw., sich, sich einen Rausch 
antrinken. Sprw. I, 445. S. iQdem. 

belugsen, beluxen, sw., belauern, er- 
tappen; hinter die Schliche kommen, 
bei der That ertappen; betrügen, be- 
stehlen; von beilegen. Hennig, 25. 

S. lugsen. 



beizen — benehmen. 



69 



beben, su?., impfen, pfropfen, mhd. 
beizen^ ahd. pelzon pfropfen. Führt 
deiTie kühne Hand das Kunststück^ an- 
dem Pocken eimvheltzeny aus JEngelland 
nun auch in Preussen ein? Carm. nupt I, 
114. Blatter ' Beltzen ist gefährlich. 
Ibid. Bildlich: coire. Das Pfropfen 
haV hier einen andern Sinn\ das Beltzen 
sei figürlich zu verstehen: Et cetera Mein 
Freund^ dies Beltzen vnrd auf dieser 
Erden Nirrnnermehr getadelt werden. 
Ibid. Vgl. Grimm, Wb. I, 1456. 

bemachen, pltd. bemake(n) (a = ä\ 

sw. 1. einschliel'zen, einsperren. Fru 
Hurtig bemakt Simpel §n dem Cabinet. 
Dorr, 1. Wiew., 24. 2. sich^ sich ver- 
unreinigen, concacare. Namentlich in 
der Sprache mit Kindern. Er hat sich 
schon wieder bemacht. Ygl. bethun. 

bemäkeln, sw , kleinlich und in^ortreich 
tadeln, bekritteln. Er mufz alles be- 
makeln. Vgl. mäkeln. 

bemanschen, sw.^ sich durch Manschen 
beschmutzen. S. manschen. 

bemfigen, sw,^ sich, sich Mühe, d. i. 
Sorge, Kummer machen. Min {Hannke)^ 
mtn Dingke^ bemS^ dt man nich. Volksl. 
40 III, 7; S. 98. Vgl. mfigen. 

bemogeln, sw., übervorteilen, betrügen, 

s. mögein. 

bemopsen, sw.^ gleich dem vor. Ek 
bemops dt! Elbing. Ndrg. 

bemummeln, bemummen, sw.y vermum- 
men, in ivarme Tücher und Kleider 
hüllen. Bemummel dt man gSt^ sagt 
man zu dem, der in die Kälte hinaus 
mufz. Ebenso in Livland. Hupel, 21. 
S. mummeln. 

bemummen, sto., s. das vor 

bemunkeln, sw.^ betrügen,be3chleichen. 
Mühling. 

bemussen, sw.y zurückweisend gegen 
die Behauptung, man habe etmas thun 
müssen: Öck war dt gltk bemusse! 



Wer hat dich bemusst^ du Onnösel? 
Schaltj. 3, 4. In Elbing: jemand zu 
etwas zwingen. Schemionek, 5. 

Ben, m. Vom., Benjamin. Hartwich, 
54: Benn. In der Dzg. Nhg. Bensch, 
in der Gegend von Elbing Bentsch. 
Dem Bentsch sein Geburtstak os je doch 
alle Jahr! Schaltj. 3, 5. 

benälen, sw.., sich^ sich allgemächlich, 
nälend betrinken. Auch adjektiv: Eck 
was benählt as wie en Ackermähr. Cai'm. 
nupt. 1, 282, 15. Hennig, 25. Vgl. 
nälen. 

benarben, pltd. benarwe(n), sü?A, sich 

mit einer Narbe, Kruste überziehen; 
von der Wunde, vom Boden. S. Narbe. 

benauen, sw.^ beengen, beklemmen, 
beängstigen. Nach Hennig, 25, ein- 
schränken, die Freiheit beschränken. 
Vom engen Raum, von einer niedrigen 
Stube sagt man: Es ist hier sehr benaut. 
Mühling erklärt: benaut =» nieder- 
geschlagen, bedrückt; Schemionek,5: 
benommen. Mi (dem Niederunger) ward 
doar (zwischen den Bergen) ganz be- 
naut to Moody Näj Liedy doar weer^ck 
nich moal geem dood. Dorr, 9. Wenn 
uk de letzte Schnee opdaut^ Dann ward 
ans doch en bat benaut (wegen des be- 
vorstehenden Eisganges). Dorr, 18. 
ImBrem. Wb.HI, 225, benauen beengen, 
beklemmen, die Luft benehmen, beäng- 
stigen. Mnd. benouwen^ benauwen^ ein- 
engen, in Not bringen, ängstigen. Mnd. 
Wb. I, 234b. Vgl. Grimm, Wb. I, 
1466. 

Bendikt, m. Vorn., Benediktus. Hart- 
wich, 54. 

Bendix, m. jüd. Vom., Benediktus, 
Übersetzung von Baruch. Flatow. 
Schmitt, 111. 

beneckeln, sw., sichy sich einen Rausch 
antrinken. Dzg. Nhg. Sprw. 1, 445. 

benehmen, st.^ s. benommen. 



70 



benippen — bequelksen. 



benipperiy sw.^ durch Nippen sich be- 
rauschen. Sprw. I, 445. Dschtn hadd 
bang gekrägen^ dat se sick as benöppen 
kunn, Elbinger Hohe. N. Pr. Prov.-Bl. 
a. F. IX, 243. Firmenich III, 494b. 

Benischy Beinisch, m. jüd. Vorn.^ Ben- 
jamin. Flatow. Schmitt, 111. 

Benn, m. Vom., Benjamin, s. Ben. 

benommen, pltd. benOme(n), part von 
benehmen, st^ betäubt, duselig. Mir ist 

der Kopf ganz benommen — ich habe 
einen benommenen Kop/\ ich verspüre 
einen Druck auf das Gehirn, habe Kopf- 
schmerz. 

Benschy m. Vorn., s. Ben. 

benschen, sw,^ segnen. Jud.-deutsch. 
Sperber, 43. 

Bentsch, m. Vom., s. Ben. 

benu^Chein, atr., beschmutzen, nament- 
lich Nase (poln. nos) und Gesicht. In 
Elbing: benuseln. Schemionek, 5. 
S. nuscheln. 

benutschen, sir., sich, sich durch 
Nutschen berauschen. Vgl. niltschen. 

beftgen, »r., beäugen, genau besehen. 
Hei mot alles beoge. 

bepaddein, »it., jemand durch Paddeln 
mit Wasser oder Kot bespritzen. Vgl. 

paddeln. 

bepaien,$»r., liebkosend mit den Händen 
betasten, schmeicheln. Se kunnten sich 
dran gar nich satt sehen (Prinz und 
Prinzessin an Sohnchen u Tochterchen' 
cn bepajten se en ettem/ort. Schaltj. 1, 
440. 

bep ar cheft. 9ir.^ betasten, berühren mit 
ungeschickter Hand. Schemionek« 5. 

beparschen, sm*.« bepacken. Ock hetnr 
ml so beparscht. 

bepatschen. ^k*.. 1. mit der Patsche = 
Hand« befiiscien« boirreitVn : sohmeiohehid, 
untersuchend venmrvinigeniL Die Backe 
des Kindes beiMitschen. Et mu/z alles 
bet*ti^'het4. Ein carf« Kleid bepatschen. 



es durch Befassen unsauber machen. 
2. Sich bepatschen; sich mit Patsch — 
Schmutz, Strafzenkot etc. besudeln. Du 
hast dich gut bepatscht. Vgl. patschen, 
bepeddem, sw.^ mit Pedder, Puder, be- 
streuen, bestäuben. Mühling schreibt 

bebeddern. Vgl. peddem. 
bepflttcken, pltd. bepl8cke(n), sw.y ab- 

reirzen, benagen. Schinken^ de man bt 
Gänsen gern bepKckt Carm. nupt, I, 
298, 8. 

bepicheln y sw.^ sich^ sich betrinken. 
Sie waren alle bepichelt Vgl. picheln. 

bepingeln, str., s. bepUngeln. 

bepinkeln, »<r., feinerer und meist zu 
und von Kindern gebrauchter Ausdruck 
für bepissen. 

bepinken, str.^ sich, sich betrinken. 
Friedhmd Ostpr. 

beplacken, sw., behauen, beschlagen; 
beflecken, beschmutzen. Muhling. 

bepritschen, swy bespritzen. S. prit- 
schen. 
bepQlen, str., s. pQlen. 
bepummefn, bepumpeln, sir., bekleiden, 

warm und reichlich sich oder andere 
einhüllen; nach Marold auch unordent- 
lich bewickeln ; unförmlich umbinden. 

Vgl bemummein, bepOngeln, mummeln. 
bepQngeln. bepingein, «ic bekleiden 

sich oder andere: übermälzig Gewand 
und Tue her anlegen und umnehmen, um 
sich warm einzuhüllen. Bepingel dt 
man got^ et ö$ «r Air- /r kolt. H e n n i g , 289, 

hsi rerpüngtln. Vgl. pQngein, bepummeh 
und bemumnebL S. PungeL 

bepOsten, ^'<^.« beblasen <. anhauchen. 
S. pQslen. 

beqMblenu $ir.. mit Geifer besudeln. 

S. QiiaUer. 

bequelksen, .^^ir., wohl soriel als das 
Tor. Dat OS c ts tom br^^utlk:^^ das ist 
zum Erbrechen, aber auch zum Tot- 
lachen. Creuzburg. Sprw. I, 3 t 7. 



berfiben — Bereoschinaas. 



71 



berftben, berftfen, m?., sich mit Rdb 

überziehen, verharschen, uberkrasten, 
Schorfbildong zeigen; von Wanden. 
Hennig, 319. Vgl. Räb. 

beraggen, sw., bereinigen, für die Rein- 
lichkeit eines andern oder einer Haus- 
haltung sorgen. Ich mu/z hier alles be- 
raggen. Ock mot em beragge on bedane. 
Ich habe ihn beraggt und bereinigt 

Sprw. II, 341. Vgl. raggen. 

Blrbier, n., Bier, das beim Beren 
eines Hauses den Arbeitern gegeben 
wird, Richtschmaus. Hennig, 20. VgL 

b§ren. 

Berbuscbke, Berbutchen, n., s. busche. 

Berdy Berde, /., Bürde, Last, Menge. 
Ich habe dieses Jahr eine Berde Obst 
geemtet. E Berd Flachs, Bock, 3. 

berdauks, berdauz, interj,, schallnach- 
ahmend : kurzen Fall , Schlag etc. be- 
zeichnend. Quid est vita humana f Was 
ist menschlich Lebben? Menschlich Lebben 
is baufäUig Stt*ohdach, kommt Wind^ 
berdaucks fäüis um, Leichenpredigt 
des Pfarrers Pogorzelski-Ortelsburg. 
N. Fr. Prov.-Bl. V, 187. 

Berda, /., s. Berd. 

Berding, m., in Stein, Peregrinus III, 
3, unter nanes germanorum. Wohl dass. 
was Bording (s. d.). 

Berede, /., Leichenrede am Altar, 
Grabrede. Hennig, 319. 

bSren, baren, bVren, ^tr., heben, in 

die Höhe bringen, aufrichten, richten. 
Die Sparren des Dolches beren. Wenn 
ein Zimmermann ein Haufz nach der 
Fläche eines Berges abbinden ucird^ so 
wird tfr, wann er^s aufboren oder lieben 
wird^ mehr Platz dazu nehmen müssen, 
Linem., Ss 4b. Das (fette) Schwein 
bertsich^ es richtet sich mit Anstrengung 
aufc De Sa; (Sau), de beert mot Ungeduld, 
Dorr, 70. Volksr. 18, 74. Freej Mor- 
gens ofy da£s nich fer miy Freej Mor- 



gens ruut to bdren^ Wenn Wäj on Foller 
deckt de Schnee, Dorr, 50. BBer also: 
früh aufstehen und sich aus dem Hause 
machen. Im Brem. Wb. I, 52: bären^ 
heben, aufheben, tragen. Schütze, I, 
132 u. Schamb., 30a: boren; in Hessen 
büren, Vilmar, 62. Danneil, 13b. 
— aufblren, errichten, aufrichten. — 
herausblren, sicA, sich aus einer kritischen 
Lage heraushelfen, herauswickeln. Mü ti- 
li ng. — zerbiren, sürA, sich beimB^ren, 
Heben, müde machen. Mhd. 6m», ahd. 
peran^ beran tragen. Hennig, 20: bcären. 

S B§rbier, Bdrenschmaus, BSringskesL 

b§ren, sw.y sich^ s. b8ren. 

Birenbrot, n., in der Redensart: De 
ene redt von Berenbrot^ de andere seggt: 
Dat Fiir geit ut, Tiegenhof. Sprw. H, 
2152. Nach einer Lübecker Aufzeich- 
nung V. J. 1542 und einer Mitteilung 
in der Ztschr. d. hist. Vereins f. Nieder- 
sachsen, Jhrg. 1869, S. 152, wäre Beren^ 
brot ein Gebäck, das sechs Wochen 
nach der Niederkunft einer Frau, wenn 
sie auch ihren Kirchgang zu machen 
pflegt, gebacken wird. Kann etw^ an 
ein Brot in der Form eines Ebers (ber) 
gedacht werden, wie es in Schweden 
und anders wo (Grimm, Myth. 1 94. 1 202) 
am Julabend Kuchen in Ebergestalt giebü' 
Grimm hat a. a. O., S. 743: Das Um- 
führen des Bären und Verabreichen 
eines Bärenbrots ist ein im Mittelalter 
verbreiteter Gebrauch. Mit unserem 
Berenhrot wird aber der Bär schwerlich 
etwas zu thun. haben. Kopp mann, 
Korrespbl. HI, 22. Ebend. S. 68 wird 
von P. Hasse die Frage aufgeworfen: 
Ist Berenbrot nicht einfach mit Barn- 
brot^ beziehungsweise Kinderbrot zu 
übersetzen? (Cf. Mnd. Wb. 1, 153b, 
baringrind — Kopfgrind der Kinder.) 

Bdrenschmaus, m., Richtschmaus. Von 
bfiren. 



72 



berSstem — Bernegrund. 



berSstern, sw.j ein R&ter auflegen. 
Vgl, r§8tern. 

Berg, pltd. Barg, m., jede Anhöhe; 
Getreidehaufen, den man aufSsetzt, wenn 
die Scheunen den Erntesegen nicht zu 
fassen vermögen. Muhling. 

Berger, m., der gestrandetes Gut 
birgt, in Sicherheit bringt; davon Berger- 
lohn, Bergelohn. Sallmann, 60a. 

Bergerfisch, m., Fisch aus Bergen, 
Kabeljau. Simon Grünau, Tract. I^ 

cap. m. 

Bergerlohn, m.^ s. Berger. 

beribbeln, sw.^ bezahlen. Aus dem 
burschikosen berappen. Sperber, 7. 

berichten, sw.^ bereiten, vorbereiten 
zum Tode durch Darreichung des heil. 
Abendmahls. Sie haben ihn schon be- 
richtet^ er ist mit dem Sakrament ver- 
sehen worden. Er hat sich berichten 
lassen. Hennig, 25. Schütze I, 92. 
Schamb. 21b. Dähn. 34a. 

berilien, sw.^ beroUen, behäufeln mit 
Erde. Ist das Berülen der Kartoffel 
Sache des Lehrers oder der Societätf 
Freie Lehrerztg. f. d. Prov. Preufz. 1874, 
213b. 

Bering, m. Vom., Bernhard. S. Behmd. 
Hartwich, 54. 

BCringskest, BiringskSst, /., Schmaus 
nach dem Beren des Hauses, Richt- 
schmaus. Yon beren. S. Kest 

berispern, sw,^ tadeln, einen Verweis 
geben, mit Worten strafen; täuschen. 
Einer und der ander günstige Laser 
mochte mich fast beiHsperen^' als wenn 
ich keine bessere Frage allhie bei/zußigen 
hette, Linem., Yy la. Unterdessen 
kan der Künstler^ so es (den Hokus- 
pokus) angei^htet, jäck spielen^ und mit 
Narrenwerck die practicirenden berHs- 
peren. Ibid., Oo 2a. VglBrem.Wb.IH, 
ü04: rispen. 

Berittschulze, m.y berittener Schulze, 



in früherer Zeit der Oberschulze, der 
die zu seinem Bezirke gehörenden 
Schulzen zu beaufsichtigen hatte, was 
auch zu Pferde geschah. Auf Fried- 
höfen liest man noch: NN., weiland 
Berittschulz. Vgl. Passarge, Bplt., 
39 f. S. Freigut 

Berlatsche, /., Pebsschuh. Pok. her- 
lacz, berlecie. Nesselm., Forsch. 3; 
Th., 17. 

Beriinka,/., Oderkahn. Westpr. Aus 
Berlinerin polonisiert. Mrongov. I, 
12b. 

bermaulsch, bermulsch, birmQlsch, adj\, 

s. V. a. bärmatdig^ finster, bärbeifzig, 
brummtöpfisch. Vgl. bemautsch. 

bernautech, bemauisch, bemausch, auch 
burnauisch (Ton auf au^ adj.y finster, 
mürrisch, unfreundlich in Miene und 
Rede, ärgerlich, grob, rüde, roh. Ein 
bemautscher Mensch, Sei nicht gleich 
so bemausch. Der Begriff wird ver- 
stärkt durch die Zusammensetzung mit 
grofz^ also grofzbernautsch etc. Vgl. ber- 
maulsch. S. auch Nesselm., Th., 17. 
Dähn. hat 34a: He süt so bemauisch uut^ 
sagt man von einem erhitzten, zornigen 
und trotzigen Gesicht. Er bezeichnet 
die Bedensart als von dem starken 
Bernauischen Bier entstanden, das in 
Pommern früher beliebt gewesen. 

Bemegrund, Bernegrind, m., böser Grind^ 
schorfiger Ausschlag auf dem Kopfe 
und im Gesicht. Nach Bock, 2, Bom- 
grund; bei Müllenhof f, Sagen etc., 514, 
Barmgrundy nmA.barmgrunt\ poln. ogni- 
pioro Feuerfeder. Sie befand sich die 
ersten Monate ihres Lebens hindurch 
recht wohl und munter — bis sie im 
fünften Monate ihres Alters einen Aus- 
schlag auf dem Gesichte bekam, den man 
hier zu Lande den Bemegrund nennt. 
Pr. Archiv, 1798,752. Vgl.Hexspr.,35. 
Schütze I, 69. 136. Mnd. YR). I, 



Bemitzke — beschichten. 



73 



153b. S. N. Pr. Prov.-Bl. a. Folge, VII, 
437. 

Bemitzke, Bernitechke, /., Preilzelbeere, 
rote Heidelbeere, Beere von Vaccinium 
ViiüidaeaL, oder Vaccinium Myf*tälusL, 
Ras8. brusnica^ brumika^ poln. brmzmca, 
lit. brvkne^ bruknis, Nesselm., F. 3; 
Th., 17. Vgl Brunischke. 

Bernitzekraut, pltd. BemitschekrQt, n., 
Kxaut der Bemitzke^ vorzugsweise von 
Vaccinium Vitis idaea L, S.Hagen, 
418. 

Bernstein, kurzweg Stein (s. d.), m., 
das bekannte brennbare Erdharz. Vom 
mod. i^m^T^-brennen, schmelzen, also 
Brennstein, Stein, der im Feuer schmilzt. 
Poln. bwnztyn^ lit. gentaraa. Man findet 
auch Bömstein und Börenstein. So zieht 
ein Kufz uns auch zusammen^ Wie Stroh 
vom Bömstein wird bewegt Carm. nupt I, 
232. Auch was die Preusche See uns 
zeigt an Börenstein Mufz ihrer Liebes- 
Ritz Ambrierter Lustzeug seyn. Ibid., 
173. Der Bernstein wird gegraben, 
geschöpft, gestochen, gebaggert, berg- 
männisch gewonnen. Vgl. Grimm, 
Wb.1,1526. Weigandl,172. Bock,3. 
Hennig, 25. 

berOmen, sw.^ s. Rom. 

berossein, sw,^ sich^ sich betrinken. 

S. anrossein. 

Berstengras, n., Blatt des breitblättrigen 
Kolbenrohrs, Typha ktti/olia L. Das 
Vieh soll, wenn es zu viel von den 
Blättern frifzt, bersten müssen. Müh- 
ling. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VII, 437. 

Bertchen, m. Vom , Dem. von Albert. 
S. Albrecht Hartwich, 53. 

Berufkraut, n., s. BeschreikrauL 

berllhrsam, adj,^ berührig, rührig, 
rüstig; von alten Leuten. Der Gro/z- 
vater ist noch recht berührsam^ er ist 
noch bei guten Kräften^ kann seine 



Glieder noch möglichst gut gebrauchen. 
Hennig, 214. 

besabbern, sw,y sich begeifern, mit 
Sabber beschmutzen, sich na£z machen. 
Das Kind hat sich die Kleider besabbert. 
Holl. bezabberen. Hennig, 26. 

besacken, sw,y 1. beladen, bepacken, 
den Sack, die Tasche stark füllen. 
2. sich bereichem, namentlich bei Ver- 
waltung fremder Güter. Er hat sich 
dabei gut besackt Bock, 3. Hennig, 
26. 320. Sprw. I, 321. 

besalben, pltd. besalwe(n), sich, 1. sich 

mit Salbe bestreichen, mit Kot be- 
schmutzen. Bei Jeroschin: besuiwen 
beschmutzen: do ir lac besuhvit tot in 
stner blütis sude 125 d u. o. Pfeiffef , 
128. 2. Bildlich: sich anführen, zu 
eignem Nachteil tauschen. Er hat sich 
mit seinei* Frau rechtschaffen besalbt 
Da/z unser Herr Puf mit ihr wird be- 
salbt werden. Soph. R. VI, 404. Er 
het sich besalbt y wie Pawlowski mit 
Schnupftabak. Vgl. Sprw. I, 310. 322. 
Bock, 3. Hennig, 26. 

besälen, sw., s. sälen. 

besaugen, pltd. besQge(n), sw.^ sich^ 

sich einen Rausch antrinken. Sprw. I, 
445. 

beschänden, sw., verleumden. Brave 
Männer beschänden und belästem, Hip- 
pel, X, 46. Grimm, Wb. I, 1546. 

bescharfen, sw., bescharren, einschar- 
ren, verscharren, begraben. DatscMöchte 
Mönsch öm Russenheer Word donn be- 
schärft bi Clemensfähr ünjgen am Vor- 
schofz bi dem Damm. Dorr, 34. 

bescheiweln, sw., s. scheiweln. 

beschichten, 3u;., ausrichten, verrichten, 
bewältigen. Der kann alles beschichten^ 
bekommt alles fertig. Er beschichtet 
aUe^ befriedigt alle. Das kafm ich nicht 
beschichten^ nicht ausrichteii. 



74 



beschipsen — beschapsen. 



beschipsen, sw.^ s. beschupsen. 
beschlabbern, sw,, beim Esscd sich 

besudeln; sich übervoll essen; im Sam- 
lande auch: bereden, beschänden, ver- 
leumden. Vgl. schlabbern, s. Balge. 

beschlackern, sw , sich^ sich beschmut- 
zen, bespritzen; sich voll essen. Also 
gleichbedeutend mit beschlabbern. 

beschlagen, st, verschmitzt, schlau. 
Erüt auf aUen Vieren beschlagen. Bock, 
3. Hennig, 26. Schemionek, 5, 
hat noch: mit Beschlag belegen, z. B. 
bei Defraudationen. 

Beschlagwagen, m., im Gegensatz von 
PuflFwagen, ein Wagen, dessen Räder 
mit eisernen Reifen beschlagen sind. 

beschmaddern, sw., durch Strafzen- 

schmutz, mit dicker Flüssigkeit be- 
schmutzen; mit schlechter u. unsauberer 
Schrift beschmieren. S. schmaddern, 
beschmieren, pltd. beschmere(n), sw., 

1. beschmutzen. Sich das Gesicht^ die 
Hände beschmieren, 2. bestreichen. Da;s 
Brot mit Butter oder Schmalz beschmieren. 
Grimm, Wb. I, 1584. Sperber, 7. 
Vgl Schmier u. schmieren. 

beschmirksen, sw., beschmutzen, engl. 
to besmirch. Vgl. schmirksen. 

beschmOren, sw., an der Oberfläche 
schmoren. Sich beschmoren, sich be- 
trinken. S. Schmor u. schmOren. 

beschmuddeln, »w., beschmutzen, be- 
sudeln. Ygl. schmuddeln. 

beschmurgeln, sw., auf eine bäfzliche 
Weise beschmutzen. Mü hl in g. Ebenso 
in Posen. Bernd, 22. 

beschnauzen, pltd. beschnQze(n), sw., 

mit loser Schnauze die Rede eines andern 
unterbrechen, ihn zum Schweigen brin- 
gen, ihn in Verlegenheit setzen. Hen- 
nig, 27. S. anschnauzen. 

beschniffeln, beschnüffeln, sw., be- 
riechen. Bildlich : eine Sache nach der 
andern besehen. Er mu/z alles be- 



schniffeln. Auch beschnibbern, beschnip- 
pern, beschnuppern. Hennig, 27. 
beschnippem, sw., s. das vor. 

Beschnitt, m., Linnen und Kleider, 
die ein Dienstbote neben dem baren 
Lohn empfangt. Natangen. 

beschnoddem, sw., sich oder einen 
andern mit Schnodder, Rotz, Nasen- 
schleim, beschmutzen, besudeln. Mnd. 
Wb L 278a: besnottem. 

beschnorgeln, sw., sich die Schnorgel, 
Nase, begielzen, betrinken. 

beschnüffeln, sw., s. beschniffeln. 

beschnuppern, st/?., s. schnuppern. 

beschnUwen, sw., beschnüffeln. Dzg. 
Mühling. 

beschraggeln, sw., schraggelnd gehen, 
begehen, etwas verrichten. Doa kann 
er noch alles beschraggeln. S. schraggeln. 

beschreien, st, verrufen, verzaubern. 
Nach Mühling: Er ist beschrieen, er 
ist berüchtigt. 

Beschreil(raut, Pflzn., gerader Ziest, 
Stachys recta L. Früher beliebtes Haus- 
mittel zu Bädern und Beräucherungen 
gegen das Behexen, Beschreien oder 
Berufen der Kinder; die Wurzel wurde 
gegen das Behexen des Viehes unter 
die Thürsch welle gesteckt. Hagen, 
625. Leunis, 841. Die Pflanze heifzt 
auch Beruf l(raut, mit welchem Namen 
auch Erigeron actis L. (Hagen, 865) 
bezeichnet wird, das ebenfalls gegen 
das Beschreien und Berufen gebraucht 
wurde. S. Leunis, 899. 

beschummeln, sw., übervorteilen, be- 
trügen, namentlich bei kleinen Handels- 
oder Tauschgeschäften. Von schum- 
meln. Ebenso in Livland. Hupel, 21. 
Sallmann, 98a. 

beschupsen, sie, übervorteilen, über- 
listen, betrügen, bestehleu. Von schupsen. 
Hennig, 320, hat auch beschipsen und 
beschuppen, Mühling: beschupfen. Li 



beschwarken — besingen. 



75 



Estland beschubben» Sali mann, 98 a. 
Nach Sperber, 7, giebt es ein be- 
liebtes Gesellschaftsspiel „Beschuppt'', 
beschwarken, sw, st.^ be^srölken. Det* 

Himmel ist beschwarkty mehr aber noch: 
er ist beschwarken. Das kommt mir 
etwas beschworken vor^ die Sache scheint 
mir etwas unklar, nicht ganz richtig zu 
sein. Hupel, 21. Sallmann, 29a. 
98 a. Vgl. Schwark. 

beschweimen, »w., s. beschWTmen. 

beschweinigeln , pltd. beschwTnegel(n), 

sw.^ sich betrinken, besudeln, zum 
Schweine machen. 

beschWTmen, sw., in Ohnmacht fallen. 
Hennig, 27. So auch in Estland. 
Hupel, 21. Sallmann, 29a. 98a. 
Davon die BesckwtmuTig ^ Ohnmacht. 
Sperber, 7, hat nur reflexiv: sich be~ 
schwiynen— irrtumlich? Schemionek, 
5: beschwömen. Vgl. schwTmen. 

beschworken, jc7ar^. praet von beschwar- 
ken. 
beschwuchten, sw , s. schwuchten. 

Bese, Bise, /., Binse, Juncits, Sdrpus. 
Doar leejen de Hoakes von Jungfer (Ort) 
voü Beesen^ Scfiölp on Somp, Dorr, 
28. Es hat dieser See (Wystittensee) 
attch einen feinen bequemen ort zur Fres- 
sern lei^jhe (Brassenlaiche), do vngefehr- 
liehen das Wasser eines halben Mannes 
tief ist, mit biesem bewacfisen. Hen- 
nenberg er, Anhang, 28. Rein. Vos, 
V. 5695. Hennig, 27, erklärt auch 
Rute. Brem. Wb. I, 81. Dähn., 35b. 

besegnen, sw., bekreuzen, durch Spre- 
chen eines Segens eine Krankheit hei- 
len; ahd. biseganön, S. raten. 

besehen, st, sich selbst betrügen; 
täuschen; andern bittere Wahrheiten 
sagen. Mühling. 

besSlen, sw., sicft, sich beschmutzen, 

s. Sälen. 
Besem, m., s. Besen. 



Besemer, m., auch Desemer, Desem, 

eine Hand wage, bestehend aus einem 
hölzernen Stabe, der an dem einen Ende 
eine mit Blei ausgegossene Eolbe, an 
dem andern einen Haken zur Befesti- 
gung der Last trägt. Messingstifte 
im Stabe markieren das Gewicht, das 
balancierend an einem Handgriffe ge- 
sucht wird. Dan. bismer, schwed. bes- 
mann, lit. bezTnenas, poln. bezmian, 
przezmian. Passarge, handschriftlich, 
meint, dafz das isländ. badm-r =^ Baum 
zu Grunde liege. Vgl. Grimm, Wb. I, 
1615 f. Dähn., 35b. Hupel, 22. 
Hennig, 27. 

Besemkraut, n., s. Besenkraut 
Besen, gewöhnlich Besem, pltd. Bessern, 

bei Hennig, 27, Bessen, m. Einem 
den Besen unter die Nase reiben, ihn 
durchprügeln. Sprw. I, 1. Se mot op 
em Bessern rtde, sie mufz auf dem Besen 
reiten. Von spinnenden Mägden, die das 
ihnen für die W oche auf gegebene^ Gesetz" 
am Sonnabende der Wirtin nicht ab- 
zuliefern vermögen. Sperber, 7, lei- 
tet von Besem den im Ermlande häu- 
figer auftretenden Familiennamen Bes- 
mer oder Besemer her. 

Besenkraut, Besemkraut, pltd. Bessem- 

krQt, n., Kraut, aus welchem Besen ge- 
bunden werden: feinblättriger Rauken- 
senf, Sisymbrium Sophia L.; besenartiger 
Pfriemen, Sarothamnus scoparius Koch, 
dessen Ruten man als Besen gebraucht. 
Hagen, 689. 732. S. auch das. 6(>7 
und 852. 

Beserick, m., s. Pesrick. 

besTlen, sw., s. STIen. 

Besinge, /., gemeine Heidelbeere, 
Vaccinium Myrtillus L. S. Blaubeere. 

besingen, st, einen Toten besingen; 
einen derb abführen, ihn durchprügeln, 
ihm den Garaus machen. Erst schocke 
wt de Jungens ut. De wäre dt besinge! 



76 



beunnen — bestauen. 



Volkslied: Dat Danziger Vollblod an 
de Franzose. Danz. Dampf boot, 1870. 
No. 173. Dat os besunge^ es ist hin, 
verloren. 

besinnen, pltd. besttnne(n), sty über- 
legen, zaudern. Besinn dich nicht so 
lange. Zieh dich aiLs und hesinri dich 
nichtf entkleide dich und zaudere nicht. 

Besinnung, /., Sinn. De Herr hadd 
mck ut siene ßef Be8§nningen ^rutge- 
drunken. Dorr, 1. Wiew., 10. 

BIskrät (a lang), /., btoJcräbch, adj., 
s. Bttskrät 

besorgen, sw,^ versorgen. Wir haben 
uns schon mit Holz besorgt 

bespeiien, sw.^ den Absatz der Schuhe 
oder Stiefel mit einem neuen Lederflick 
{Speilflick) belegen. 

besprechen, pltd. besprike(n),8£., durch 

Sprechen eines Segens eine Krankheit 

heilen. S. besegnen und raten. 

besprCten, bespr§den, sw.^ bespreiten, 
bedecken, überdecken. Da hadd! he 
sin Perdke mot Perdle bespret Volksl. 
40 m, 4; S. 98. Vgl. sprftten. 

besser, pltd. bCter, Compar. von 

guty goty zur Bezeichnung hohen 
Schreckens, grol'zer Seelenangst, plötz- 
lichen Unwohlseins. Nich wiet aw hopst 
e lAchikedräga (ein Irrlicht) henn on 
ha. Dam Mann watt ganich bäta 
(ihm wird gar nicht besser^ ihm wird him- 
melangst). He wöll bede^ oawasch he 
kann nich^ he woU trig^ oawoAch et titt 
em noa dem Flammke. Boldt, 11. 

Btet, Beest, Bist, n., Bestie. 1. Tier, 
bestia. Das Behst (ein Pferd ist ge- 
meint) hatte da ein pahr Tage gestan- 
den. Soph. R. I, 328. . . . das solche 
verdrüssige bösterchen und Frauen-pla- 
gerSy nemblich die Flöhe^ ehe diefrawens- 
personen als nicht die Männer attaqm^ 
ren wollen. Linem, Bbb 2a. Du ge- 
viaJ£ge LeewI de §n eener Art en Beest 



tom Manschen m^akt^ §n 'ner andern 
wedder 'nen Manschen tom Beest Dorr, 

1. Wiew., 119. Wer Thiere liebt, ist 
selbst ein Best und Vieh. Carm. nupt I, 
264. Hennig, 23. Brem. Wb. I, 82. 
Schütze I, 85. Dähn., 29a, Hu- 
pe 1, 19. 2. Schimpfwort auf Mensch 
und Tier. Als Verstärkung in der 
Zusammensetzung: Heidenb§st. Lass 
mich nach Pillau kommen, du Heiden^ 
behsty du sollst mir die Pumphosen be- 
zahlen (die Luge entgelten). Soph. R. 
VI, 324. Das Heide ist eine Verstär- 
kung = verflucht, fürchterlich, wild. 
Heidenbest hat mit dem subst. Heide 
kaum den Zusammenhang, den M. 
Heyne bezeichnet. Grimm, Wb. IV 

2, 801. Engl, beasty holl. beest, dän. 
baest 

BCst, /. u. m.y s. Bist 

bestftken, sw.y den Boden mit Heu 
oder Stroh füllen. Schemionek, 5. 
S. staken. 

bestättigen, sw.^ bestatten, eine Leiche 
zur Erde; beerdigen. . . . etliche Gäste 
im Traur-Gelach zusammen sassen, da 
ein sehr aufrichtiger und frommer Mann 
war zur Erden bestättiget. Linem., 
Bb3b. 

bestättigen, sw., ein Kapital gegen ein 
zum Pfand gegebenes Grundstück auf 
Interessen ausleihen. In andern Gegen- 
den belegen. Dzg. Klein I, 46. 

bestallen, sw., durch Stauen unter 
Wasser setzen, nmd. besUmwen. Die 
Wiesen sind bestaut, sind durch Hem- 
mung des Flusses (des Pregels z. B. bei 
Südwestwind) unter Wasser gesetzt. 
... 50 könte doch solch Wasser 600 Meil- 
weges mit so grossem Überlauf nicht 
bestawen, anmerckende, dass bei diesen 
Jahren der Nilus Blgypten 18 Ellen hoch 
aber das flache Land bestawet. Linem., 

Dd 3b. Davon die Stauung, Bestauung. 



beStempeln — B^te. 



77 



Wann aber solche Fücher - Bothe 
nicht auf grosser Tiefe^ sondern auf 
bestatoten Oertem spuhren^ wie ihnen 
das (Grand-) Eysz von unten auf stosse 
an den Boden des Bothes, ah ist zwar 
tcar, das es aus der Chrund schiessen 
homme^ aber welches vor der Bestawung 
farmiret worden und allererst nach der 
Bestaumng vom darauff stehenden Wasser 
gelobet worden, Linem., Ria... dasz 
in der stawung des Wassers (in der 
Flut) Schiffe drin segeln können. Ibid , 
Aa la. 

bestempeln, sw.^ den Stempel auf- 
drücken; bestimmen, überreden zu et- 
was, einen für eine Sache za gewinnen 
wissen. Er ist bestempelt Er hat ihn 
bestempelt. Er hat sich bestempeln lassen. 

besterben, st^ absterben, erstarren. 
Der Fufz ist mir bestorben^ gewöhn- 
licher: eingeschlafen. Der Fufz schläft 
zuweilen ein^ man nennt dies besterben, 
Hippel, Lebensl. IV, 13. Grimm, 
Wb. I, 1676. 

besteuern, bestUren, sw.y beschwich- 
tigen, beruhigen. S. stUren. 

bestSwen, 9w , bestehen, fest auf eine 
Sache halten, sie verlangen. Natangen. 

b§stig, adj. 1. von Besty n., viehisch, 
tierisch, plump, ungeheuer; garstig. 
Den frsten FaU deedst du §n der Form 
von 'nem Beest; o Jupiter^ en beesfger 
Fall Dorr, 1. Wiew., 119. Sperber, 
43: beesfges Beest Ermland. 2. von 
Best = Bist: bestige Milch. 

besUpsen, sw.^ listiger Weise Kleinig- 
keiten stehlen. Elbing. Schemio- 
nek, 5. 

besttren, »w.j s. stTren. 

bestoppen, sw.^ bestopfen, die Bett- 
decke um den Ruhenden stopfend 
hüllen; bepacken. Se bestoppden mi 
m§t schwarter Wasch. Dorr, 1. Wiew,, 
85. 



bestreuen, st, befriedigen, genügen. 
Er hat soviel zu thun, dafz er nicht 
alles bestreiten kann^ nicht alles fertig 
schafiPen kann. Der kann alle bestrei- 
ten^ zufriedenstellen, ihnen Genüge 
leisten. Wozu hemacher kompt sein 
(des Hahnes) arbeitsames Ambt, wenn 
er Hennen-Mann spielet,, und seine de- 
putirete Anzahl bestreiten muss. L i n e m., 
Bbb 4a. 

bestUren, sw., s. stUren. 

besuchen, sw., durchsuchen, visitieren. 
Einem die Taschen besuchen. Sallmann, 
98 b: im Zollwesen, besichtigen. 

Besucher, m, Aufsucher, Durchsucher, 
Steueraufseher, Visitator. Ebenso in 
Liv- und Estland. Hupel, 22. Sall- 
mann, 98b. 

BM, Tl., Dim. Betke^ Bissen. Ein Bet 
Broty ein Bissen Brot. Ok e Betke os 
Brot, auch ein Bilzchen ist Brot, auch 
der kleine Dienst und Erwerb soll nicht 
verschmäht werden. Sprw. I, 367. 

betalpen, sw.^ mit unsauberen Hän- 
den etwas anfassen, verunreinigen. 
Mühling. Grimm, Wb. I, 1694, hat 
noch: betaUcen^ betalkem, betappeln, be^ 
tappen, und für begreifen, angreifen, 
betaschen, betatschen, betasten. 

betängeln, sw , das Kleid beim Gehen 
oder Arbeiten ringsum beschmutzen, 
bespritzen. Mühling. 

B§te, Beete, /., rote Rübe, Beta vul- 
garis L. Hennig, 23. Er ist erfro- 
ren wie eine Bete. Woher kompts, das 
in dem vergangenen truckenenJahr(i653) 
die Boten, so sonsten Mangolt genant, 
oder rohte Rüben . . . sehr grofz . . . ge- 
rahtensindf Linem., Bbb 3a. 5i?fgÄ^fe, 
KrSgefete. Seherzhafte Besprechungs- 
formel. Volksr. 46, 178. 179. Franz. 
bette, ital. bieta, angs. bete, engl, beet, 
holl. beet 

BUCy /., wilde, rundbl&ttriges Winter- 



78 



beten — Bettstroh. 



grün, Pirola rotundifoUa L. Bock, 
Nat III, 390. 

beten, sw. 1. hersagen. Bed dat en 
mal entj bete das Einmaleins. 2. beten 
gehen^ gewöhnlicher: zum Gebet gehen^ 
den Religionsonterricht des Geistlichen 
als Eonfirmande besuchen. Hei (sei) 
geit all tom Gebed — geit bede. Hen- 
nig, 27. 

betiwem, sw.^ bezaabem. S.»tCwern. 

Betgans, /., Gans, welche das Betkind 
dem Geistlichen als Honorar zu brin- 
gen hat. Hennig, 27. 

bethun, pltd. bedAne(n), st 1. besor- 
gen, arbeiten, für einen andern- Öck 
mot em beragge on bedone, ich mulz 
ihn bereinigen, für ihn waschen, ja 
wohl gar Wäsche und Kleidung aus 
eigenen Mitteln besorgen. Sprw. U, 
341. 2. sich bethun^ cancacare^ wie 
sich bemachen. Er hat sich beihan^ un- 
manierlich aufgeführt. 

Betkind, n., Eind, das beten geht, 
Eonfirmande. S. Betschwester. 

Bitnase, /., Nase, rot wie eine Bete. 

betVmpeln, pltd. bedVmple(n), sw., 

übervorteilen, zu Fall bringen. Engl. 
to (umble stürzen, zu Fall bringen. 
Tumeler und Gaukler (Eokeler) hieizen 
früher die Jongleure. Vgl. Danz. Chro- 
nik des Caspar WeinreicL Pas- 
sarge, handschriftlich. 

betrabbeln, aw,^ belauern, ertappen, 
ereilen, überraschen. Grimm, Wb. I, 
1705, hat ertrabeny mit der in Frage 
gestellten Erklärung: einen im Trab 
ereilen? Sie haben den Dieb betrahbelty 
in flagranti ergriffen. B ock, 3. Hen - 

nig, 28. Mühling hat betrappen, 
Schemionek, 5, beta*appsen. 

betragen, st^ beschmutzen, verunreini- 
gen. Bei lUgmwet,^ werden die Trep- 
pen mit Stra/'zenschmutz betragen. Die 
Fliegen betragen die Gefafze, 



betrampeln, sw.^ mit den Füizen be- 
treten; s. trampeln, 
betrappen, betrappsen, sw., s. betrab- 

beln. 

< 

beträtschen (a lang), »w.^ beklatschen, 
beschänden. Von trätschen. 

betrecken, sw , betrügen, übervortei- 
len. Von trecken ziehen. Bock, 3 
und Hennig, 28. Nach Bock auch 
s. V. a. jemand über etwas betreffen. 

betreiben, pltd. bedrTwen, s^., rasen, 

wild und unbändig sein, tollen; von 
Eindem. Hen nig, 28. 

Betschwester, / , Mitkonfirmandin. 
Sie ist meine Betschwester. S. Betkind. 

Betsei, Betzel, eine tief in das Ge- 
sicht hängende Eappe, deren sich Frauen 
von Stande bei nahen Trauer&llen be- 
dienten. Bock, 4. Fehlt bei Hennig. 

Betteltanz, m.^ Zänkerei. Nun geht 
der Betteltanz los. 

bettfest, adj. u. adv.^ bettlägerig, ans 
Bett gefesselt. Bi/z jhn endlich der 
liebe Gott mit Leibesschwachheit belegt 
vnd am Sontag Esto mihiy war der 
3. Febntary\ sich Bettfest machen müssen. 
Aus einer Leichenpredigt vom J. 1586. 
Viol^t, 114. 

bettreisig, adj.^ bettlägerig. Mühling, 
mit der Bemerkung : veraltet. Grimm, 
Wb. I, 1738, hat bettrise^ ahd. pettirisOy 
mhd. betterise. 

Bettstäter, m., einer, der seine Bett- 
statt, sein Bettgestell, bei einem andern 
aufstellt, ein Bettsteller. Der letztere 
Ausdruck ist der jetzt üblichere, noch 
gebräuchlicher jedoch ist Schlafsteller. 
Hennig, 28. 

Bettstroh, Pflzn., echtes Labkraut, 
Galium verum L. Hagen, 161. Auch 
Unser lieben Frauen Bettstroh, weil, 
nach dem Volksglauben, die Mutter 
Gottes aus diesem Eraute sich ihr 
Lager und für das Christkindlein das 



betunkeln — bßwern. 



79 



Wiegenkissen bereitet hat. Leunis, 
777. 

betunteln, sw. 1. sich die Tuntel be- 
giel'zen, betrinken. Sprw. I, 445. 2. 
sich heimlich verloben. NachMühling 
auch: sich zieren, vornehm thun; ver- 
wickeln, in Verlegenheit bringen. Vgl. 

tunteln. 

betuschen, »w.y tuschend ein schreien- 
des Kind beruhigen. Schemionek, 

5. S. tuschen. 

Betvater, w., Vater, der betet, Name 
des Alten, der in Hospitalern das Ge- 
bet verrichtet. Dzg. Klein I, 47. 

beunschuldigen, sw., einen Unschul- 
digen beschuldigen. Elbing. Sche- 
mionek, 5. 

beurgranzen, sw., sich^ sich jemand 
freundlich, mit GruCz nähern. Wohl 
modern. 

Beuse, /., Wasserfahrzeug. M u h 1 i n g , 
mit der Bemerkung: veraltet. 

Beute, Beite,/., hölzerner Bienenstock. 
Ahd. ptuttUy in alten Schriften und Ur- 
kunden auch Büte^ Büthe^ Bewte, Bute, 
Vgl. Voigt, Gesch. Preuiiz. VI, 581. Meth 
ward gemacht von Honig, den sie av& 
den Wald'Beyten genommen, Pierson, 
Matth. Prätor., 9. Manche rufen noch 
den Birbuüifi . . . den Bienengott an, 
das» er ihnen Glikk bei der Beute gebe. 
Ibid., 68. 

Beutel, m , blauer^ bei den Menno- 
niten die Armenkasse. Hartwich, 
S. 293. 

Beutelbans, pltd. BUdelhans, BUdelha's 

(a = a), w., Hans mit dem Beutel, 
Bettler. 

beutein, sw.^ das Mehl durch den 
Beutel gehen lassen, es von der Kleie 
sichten, scheiden, sondern. S. sichten. 

Beutener, Beutner, t»., von Beute, 

Bienenwärter, Zeidler. Die Beutener 
bildeten zur Ordenszeit in der Provinz 



eine besondere Erlasse von Landbesitzern 
und Viraren besonders zahlreich in den 
Gebieten von Johannisburg, Lyck, Or- 
telsburg, Sehesten, in der Tucheischen 
Heide und bei Schlochau anzutreffen. 
Die Bedingungen und besonderen Ver- 
hältnisse, unter welchen sie ihre Be- 
sitzungen hatten und ihr Gewerbe der 
Bienenpflege betrieben, wurden das 
Beutener-Reclit genannt. Keyn Bewtener 
sal byenen verkawfen von seyner heide 
ane wissen der hirschaft Vgl. Genaue- 
res in Voigt, Gesch. Preufz.VI, 580 ff. 
Das Wort lebt noch in dem Ortsnamen 
Beut/ierdorf (Kr, Ortelsburg). Die Beut- 
ner hiei'zen auch Biener, von Biene, 
Bennig, 29. 

Beutler, w., Verfertiger lederner Beu- 
tel, pltd. BUdier, BUdeimaker (ü lang). 
Das Wort ist mhd. noch nicht nach- 
gewiesen. In Dzg. giebt es eine Beut- 
lergasse. Förstemann, Stralzn. 

Beutner, m., s. Beutener. 

bewSrmen, sw.^ sich, sich warm an- 
kleiden, in Tücher hüllen. Bewärm' 
dich doch man gut 

Bewärmung, /., wärmende Kleidungs- 
stücke. Mein Mann hatte für gute 
Bewärmung gesorgt, Pelze und warme 
Schuhe hüllten uns ein, 

bewasclien, st, die Wäsche für einen 
andern besorgen. Vgl. bel(OChen. 

beweisen, pltd. bewTse(n), sw., zeigen, 

sich beweisen, sich zeigen, sehen lassen. 
-Er darf sich nirgend beweisen, hat An- 
sehen und Geltung verloren. Bei Je- 
roschin: si bewistin anderweit ir an^ 
gebome bosheit 74 d. St träten an dt 
zinnin hin, da st ouch bewtsiin sich zu 
der wer vil menlich, 53 d. Pfeiffer, 
294. 

biwern, bäwem, sw., beben, vor Kälte 
zittern. Er bewert am ganzen Leih, 
z. B, der in's Wasser Gefallene. Öck 



80 



bewirken — bibbern. 



bewer wt Espenlow, ich zittere wie 
Espenlaub. Dat em de Näs bewert! 
Tiegenhof. Ekbewerd vor Angst. Dorr, 
1. Wiew., 85. 

bewirken, s^., wirkend, webend, ein 
Gewebe schmücken. . . . eine josta, 
i. e. beworkene Leib^Band. Pierson, 
Matth. Prätor., 73. 

bewUrdigen, sw,^ bewältigen. Eine 

Arbeit bewwrdigen^ sie fertig bekommen, 
ihrer Herr werden. Stallup. Marold. 
bewuschpert, adj.^ um ein Mädchen 
zärtlich bemüht sein, ihm Aufmerk- 
samkeiten erweisen. Ich habe bemerkt^ 
dafz du wn aU£ drei sehr bewuschpert 
warst Soph. R. VI, 183. Grimm, 
Wb. I, 1789: geschäftig, rührig, munter, 
und weist auf das in letzterm Sinne 
gleiche Schweiz, und schwäb. busper 
hin. Ein Verb, vmschpem und ein 
Ädj. wuschper ist nicht nachgewiesen. 

bezähmen, pltd. betämen, stcA, sich 
etwas ziemend, geziemend machen, ge- 
statten, zuwenden, zu gute tbun, ver- 
gönnen. Dat kann och mt schon be- 
tdmey diese Ausgabe darf ich mir schon 
erlauben. Dei kann sock dat betame^ 
seine Mittel gestatten ihm den GenuTz, 
das Verzügen. Dat kann ock mt 
nich betäme. Wer under ans arme 
IauT kann sock htdigenddgs betäme 
e Gansromp to kepef Königsberg. 
Firmenich, Germ. Völkerst. I, 101a. 
Hei betdmt sock nich dat Solt, zur Be- 
zeichnung grofzen Geizes; hei heft sock 
nich dat Solt to betäme^ zur Bezeich- 
nung grofzer Armut. Sprw. II, 372. 
Im Hochd. ebenfalls in häufigem Ge- 
brauch: Ja, das (z. B. eine grofze 
Reise) können, sich nur die Herren Kauf- 
leute bezähmen. Jetzt wollen wir uns 
eine Cigarre bezähmen! Bock, 4 hat: 
Es wobei bezähmen lassen, es wobei be- 
wenden lassen oder abwarten, was aus 



der Sache ferner werden will. Fehlt 
in diesem Sinne bei Hennig, 29, und 
scheint überhaupt in unserer Provinz 
nicht üblich. Vgl. Korrespbl. V, 35 f. 
und 53 f. 

bezanzeln, sw,^ bezaubern, durch 
Zauberspruch heilen oder schaden. S. 

zanteln. 

beziehen, st 1. überziehen, über ein- 
ander ziehen. Der Himmel bezieht sich 
— ist bezogen^ mit Wolken. Er hat 
sich warm bezogen, er hat wUrme Klei- 
der angelegt. Er hat sich gut bezogen^ 
er hat mehrere Kleidungsstücke über 
einander angezogen. 2. nach Mühling 
auch: oberflächlich abtrocknen. 

bezippeln, sw., sich, sich betrinken. 
Sprw. I, 445. 

bezipsen, sw. 1. betrügen und zwar 
auf verschmitzte Weise. Hennig, 29. 
2. sich allmählich betrinken. Vgl. 

zipsen. 
bezTsen, sw.^ s. 2lften. 

bibbern, sw.^ von beben^ pltd. beioen, 
mhd. bibenj ahd. pipen, goth. biban^ 
schwed. bäfoa^ dän. bäoe^ zittern vor 
Kälte, Angst, Schreck, in freudiger Er- 
regung, im Fieber. Sperber, 14, 
weist darauf hin, dafz das Zusammen- 
klappen der Zähne und Lippen den 
Laut bib erzeuge. Das Wort geht in 
gleicher Bedeutung durch die Vokale 

a, t, u: babbem, bibbern, bubbem; ein 

bAern^ das die Ableitung klar stellte, 
ist hochd. nicht vorhanden, wohl aber 
das entsprechende pltd. bCwem (s. d.) 
und das Elbingsche bebbem. Sche- 
mionek, 4. Er bibbert am ganzen Leib, 
He bubbert on bew% dat em de Tone 
klappre. Davon die Adjektiva bibberig 
und bubberig, fröstelnd, erregt, fiebernd 
beben; babberig vermag ich nicht nach- 
zuweisen. In Bayern poppem^ poppem, 
mit Zittern sprechen^ vor Arger zit- 



Bicke — Bier. 



81 



tern. SchmeMerl, 292. Vgl. pup- 
pern. 

Bicke, pltd. BVck, /., Spitzhacke, zum 
Brechen in Mauern, in steinigem Erd- 
reich, Pflaster etc. ; Eisazt der Fischer. 
Mlat becca^ frz. beche^ engl. bik. Vgl. 
Grimm, Wb. I, 1801. Hennig, 31. 

bicken, sw.^ mit einer Bicke brechen, 
arbeiten, picken. 

Bied {bjed)^ /., Not^ Elend^ Jammer. 
Von dem gleichbed. poln. bieda, Muh- 
ling. Schmitt, Westpr., 164: Bjidd, 

Biegung, pltd. Bftgung, /., das Gelenk. 
Mir thufs in der Biegung weh. 

bleken, mv,^ die rohe Leinwand in 
Aschlauge auskochen, die erste Vor- 
bereitung für dje Rasenbleiche. 

Bienenarznei, /., nicht Arzenei für 
Bienen, sondern von Bienen. Den Kitt, 
womit die Bienen , . , die Oefnungen 
verstopfen und der nicht sowohl Wacks^ 
ak ein harzigtes Wesen isty brauchen die 
Leute ab ein Zugpflaster* bey Geschwü- 
ren etc. unter dem Narnen der Bienen- 
arzeney. Bock, Nat. I, 283 

Bienen>iäu8chen,pltd.BdnehU8ke(iilang), 

n., scherzweise für Abtritt. Elbing. 

BienenhUtchen, n., Pflzn., gefleckter 
Bienensaug, Lamium mactdatum L. 
Hagen, 611. 

Bienenkasel, m,, Easel zum Schutze 
gegen die Bienen: Hemde von grober 
Leinwand, das zugleich den Kopf be- 
deckt, vor dem Gesicht mit Drahtgitter. 
Mühling. 

Bienensclinapp, m., das Kothschwänz- 

chen, Sylvia Phoenicuf*us. Bujack, 
372. S. Saulocker. 

Biener, m., s. Beutener. 

Bier, pltd. B§r, n., Name für preui'z. 
Biere aus der ersten Hälfte des 15. Jahr- 
hunderts. Sie rühren, nach Hennen- 
berger, 475 ff., von zwei Ordens- 
brüdern her, die unter dem Hochmeister 

Fritebbiw, Wörierbnch I. 



Eonrad von Erlichshausen (1441 — 49) 
iu) Lande umhergezogen „und einem 
jeglichen Bier einen sonderlichen Namen 
gegeben". Diese Namen folgen hier 
nach den alphabetisch geordneten Städ- 
ten: Allenburg: Deicsel oder Scheusel. 
AUenstein: Böckingk oder Bm*ge nicht 
Bartenstein: KühmauL Brauns- 
berg: Sfwrte^wAj^few. Danzig: Wehre 
dich Dirschau: Freudenreich, El- 
bing: Schlichting. Eylau: Wo ist der 
Magt bet Fischhausen: Schleppen- 
kittel oder Saltz es bas. Frauenburg: 
Singe woL Friedland: Wolgemuih. 
Gerdauen: Mammon oder Mumme. 
Graudenz: Krank Heinrich. Gutt- 
stadt: Lieber Herr Lorentz, Heili- 
genbeil: Gesaltzen Merten. Heils- 
berg: Schreckengast Heia: Stocks 
fisch. Hohenstcin: Ich halte es. 
Holland: Fülle Wurst Königsberg: 
Sawre Tnaydt Auf dem Schloi'z da- 
selbst: Reckenzagels Mutter. Kreuz- 
burg: Menge es wol. Kulm: Glatze. 
Kulmsee: Durantoder Tarant. Lauen- 
burg: Es wird nicht besser. Liebe- 
mühl: Harlemay. Liebstadt: Wu 
ist das. Lob au: Strutzing oder Spül- 
wasser. Marienburg: KälberzageL 
Marienwerder: Blerrkatze. Mehl- 
sack: Leertasche. Mewe: OJammer. 
Mehrungen: Ohne dank. Mühl- 
hausen: Krebsfauche. Neidenburg: 
Klaw mich. Neuenburg: Kyrmes. 
Neumark: Ti^mpe. Neuteich: 
Schwente. Osterode: Dünnebacken. 
Passenheim: SchUckei^ey^ dicke brey 
oder Flickebier. Putzig: Rennenkatter. 
Ra,stenh\iTg: Krewsel.RhedeniSause- 
windt. Riesenburg: Spei nicht Ro- 
senburg: Krause minte. Rössel: 
Besser dich. Schippenbeil: Nase- 
ioisch. Schöneck: Zetter. Star- 
gard: Spülekanne. (Stolpe: Schmier 

6 



82 



Bierbrader — Bierkirsche. 



nicht) Strafzburg: KirbeL Stuhm: 
Reckenzctgel, T h o rn : Roloch oder Loröl. 
Tolkemit: Rorkatter. Wartenburg: 
Lachermund. Wehlau: Sollewurst oder 
FüUewurst Wormditt: Kinmt Zin- 
ten: Lurley, Vgl. Sprw. I, 354. — 
Stein hat im Peregrinus, Band II, 
teiüae pari. IIL Georgica, unter den 
Biemamen : f ör T i 1 s i t : Marielge^ Mar- 
gellchen. Unter Sarmatica fuhrt, er an : 
Scheimfper vel Scheinbier^KröUing^ Taffel- 
bieTj Halwander cel Halbandery Klein» 
bier^ Alaus^ Rosanke^ Woratzker^ Pisul, 
Von diesen Namen leben heute noch 
Schemper^ TafeUner^ Halbander^ Alaus^ 
PUchuL — Das Konigsberger Schwarz- 
hier hatte seiner Zeit Ruf. Dem Päch- 
ter des Junkergartens wird es 1673 zar 
Pflicht gemacht, ^darinnen Königs- 
berger Schwarzbier vnd sonst kein fremd 
getränk zu schenken^. Die Zünfte, 36. 
Zu Zeiten Simon Dachs und noch später 
war ein gutes Löbenichtsches Bier der 
Julep (s. d.); vor Einrichtung bayeri- 
scher Brauereien wurde in Kgsbg. das 
I^enichtsche Braunbier geschätzt. — 
Das Damiger Bier war, nach dem Sprich- 
wort, „stärker^ als der Ochsen vier". 
Sprw. I, 354. Beliebt war dort im vor. 
Jahrh. das Joperibier (s. d.). — Gut 
schäumendes Bier ist Bier wie Speck. 
Nach dem GefaTz, worin das Bier auf- 
bewahrt oder kredenzt wird, unter- 
scheidet man Tonnen- oder Fassbie^\ 
Flaschenbier. Stofbier. 

Bierbrader, pltd. BCrbröder, m. 1. ein 

starker Biertrinker; 2. ein kleiner bar- 
scher Quarkkäse, weil er zum Tranke 
reizt. 

Bierente, /., s. v, a. Bierbruder, der 
nach dem Bier strebt, wie die Ente 
nach dem Wasser. Hennen berger, 
325, hat in diesem Sinne Bierente tmd 
Bierigel. Hennig, 30. Sprw. I, 362. 



Biergeld, pltd. Bfirgttid, n. 1. Trinkgeld. 
Hennig, 30. 2. Geld zu Bier: Darzu 
(zum Gildebier) soUen die Alderleute 
wachs gelt und hier geldt uffUgen gleich 
den ander gemeinen brOdem. Der Fischer 
Rolle Kgsbg. 1538. §22. Benecke, 289. 

Bierliahn, m , s. Bierhol. 

Bierhoi, m, der Pirol, Oriolus Gal- 
hula. Er heii'zt auch Bierbahn, Bierboid, 
BUlau, BUlow, Herr von BUlau (BUfow), 
Junker BUlow, Schulz von Thierau, — 
von Tbarau (ßujack, 370 hat Therau, 
doch kommt ihm der Name selbst ver- 
dachtig vor, und fragt er deshalb: 
„HeiCzt's vielleicht Tharau?), Wiedewol, 
Wittewald, Pfingstvogel. Diese Namen 
sind, mit Aasnahme des letzten, mehr 
oder weniger treu dem Rufe des Vogels 
nachgebildet: Bier hoV! Bier hoV! Herr 
von Büloivf etc. Auch die Yolkspoesie 
hat sich des Vogels bemächtigt: 
Schulz von Thierau^ 
Komm^ wi woUe to Ber gnn! 

y,HM' keen SchS.^ 
Teh Nägge an. 
Kannst doch to Ber grrn! 
Nach Bock Nat IV, 303, ruft er den 
auf Rechnung Trinkenden zu : ffast du 
gesoffen^ so bezahle auch! Weitere 
Texte seines Gesanges s. Volksr., 70, 
266. 

Bierbold, m.. s. d. vor. 

Bierigel, m. 1. Bierbruder; er ist nach 
Bier wie der Igel (Egel) nach Blut. 
Vgl. Bierente. Bock, 4. Hennig, 80. 
2. Kellerigel, graue Eellerschnecke, Li- 
majc albus. Bock, Nat. V, 311: ^Man 
siehet ihn in feuchten Gewölben an 
den Bierfassem häufig umherkriechen. ^ 

Bierkäse, n%.^ barscher Käse (Zwerg), 
der zum Bier gegessen wird. Vgl. 

Bierbruder. 

Bierkirsche, /., Sauerkirsche. Hennig, 
320. 



Biermutz — Binde. 



83 



Biermutz, m., als Schimpfwort bei 
Stein: Venoffen biermutz, Peregrinus 
XIIT, 89. W. Mtsbl. VI, 159. 

Bierwagen, m., Wagen, auf dem die 
Brauer das Bier in Fässern verfahren. 

Bierzweig, m., Tannen- oder Fichten- 
straufz an Häusern, in denen Bier ge- 
schenkt wird. Hennig, 31. Zu den 
Zeiten, als die Braugerechtigkeit, d. h. 
das Recht, Bier zu brauen, allgemein 
galt, steckte derjenige Brauer den Bier- 
zweig aus, der trinkbares Bier darzu- 
bieten hatte. 

Biese,/., s. Btoe. 
Biesewurm, m., s. Biswurm. 
Biest, /. u. m., s. Btst 
biester, adj,^ s. btster. 
biestern, mo.^ s. btstem. 
bifs, intery.y s. bafs. 

bifsen, 9tr., s. bafsen. 

bTglicl(, adv.^ beigleich, ganz so. O/t 
sat he btglick wt em Dram^ oft safz er 
ganz so wie im Traum. Parad., 23. 

BTgraft, Bigräft, /., s. BeigrafL 

Bijacke, /., Dohle. Sie heii'zt auch 
Littauer, m. 

Bijenge, /., s. Bijön. 

BijOn, Pijön, /., Päonie. Er gükt wie 
ne Bijan. In Danzig Bijenge. W. Sei- 
del, 29. 

bijendern, »w., beschmutzen. Müh- 
ling. 

bifangs, bTlängst, adv., s. beilang. 

Bill, Dem. Btllchen, pltd. Büke, 1. w. 
Vom., Sibylle. Hartwich, 54. Op 
Herrn Mertins HochtydS'Köst mit Jgfr. 
BilckiiP Bliherin etc. Cai'm. nupt IH, 
133, Titel. 2. m. Vom., William. Pillau! 

Biller, Pflzn., Bachbunge, Veronica 
Beccabunga L, Er. Neustadt Westpr. 
und Lauenburg in Pommern. Treichel, 
Vlksth. 

billewlr, j^ron., jeder. Doch Onglock 



heft wol biUewcTy dat kommt ja cUP von 
bdwen her, Viol^t, 194. 99. 

billewT, (xdv.^ erstwie, obeiflächlich. 
Eha hot das Tnan so biUewt gemacht, 
Ermland. Bei Gut^tadt: bVnnewT. Sub- 
stantivisch: Taugenichts. Mühling. 
Sprw. I, 363. 

bristrig, adj,y ungleichmäCzig, rich- 
tungslos. Das Getreide ist bthtrig^ wenn 
es üppig steht und in Folge dessen 
sich lagert. Dönh. Man sprichtauch 
von einer blbtrigen Garbe, M-enn ihre 
Halme in wirrer Richtung liegen. 

Bitte, /., s. Kampe. 

Bimmel, /., Glocke, besonders die 
kleine, hell tonende; Schelle. 

Bimmelbammel, auch kurzer Bimmel- 

bamm, n., das Hinuudherbimmelnde, 
-baumelnde. Er hat an der Uhr ein 
Bimmelbammel^ Berlocken. On en Kerl 
hadd twei gele Stange On on e Mödd 
hadd hei so e Bimmelbamm hange, 
Volksl. 25 H, 5; S. 90. 

bimmeln, pltd. bVmmeln, sw,, die Bim- 
mel ziehen, läuten. De (lAid^) hebbe 
em ömmer wat Wonner gebömmelt^ sie 
warfen Geld in den Klingbeutel, dafz 
dessen Glöckchen bimmelte. Volksl. 
25 H, 6; S. 90. Davon Gebimmel, pltd. 
GebSmmel, n. Da^ ist ein ewiges Ge- 
bimnnel^ ein Geläute ohne Ende. Hen- 
nig, 31. 325. 

Bims', /., eine unförmliche Taschen- 
uhr. Sperber, 45. 

bimsen, sw.^ exerzieren ; putzen. Mili- 
tärisch. Von Bimsstein f 

bin, ermländisch, pltd. bttn, bVnne, 
darin. Im Koffl ös Honnick bin. Erm- 
land. Sperber, 7. Öm Kaffee os 
Zocker bonne, Kgsbg. 

Binde, /., bildlich für Hals, den die 
Binde umschliefzt. Einen (Schnaps) 
hinter die Binde giefzen, Sprw. I, 1532. 



84 



Bindebrief — bisen. 



Bindebrief, m,, Brief, durch den man 
sich bindet, Liebesbrief. Bindbrief 
machen, Anbinden^ Namen verschenken. 
Stein, Peregrinus, XIII, 1. Wiss. 
Mtsbl. VI, 111. BeUGrimm, Wb. II, 
32, nur als Gratulationsbrief. 

binden, sty umwinden, umbinden. 
Fremden, welche ein Erntefeld betreten, 
wird der Arm mit einem Strohbande 
umwunden, wobei die Binderin einen 
Vers hersagt. Der Gebundene löst sich 
durch ein Geschenk. Reime beim Bin- 
den s. Volksr., 232, 808 fF. 

Bindfaden, m, 1. dünne Hanfschnur 
zum Binden. Hennig, 31. 2. Brann- 
tewein. E halw Pund Bindfaden = 
4^ Liter Branntewein, früher | Quart. 

btndig, adj,^ bindend; von eingekoch- 
ten Suppen. Eine bindige Erbsensuppe, 
Viele Suppen werden durch Mehl bin- 
dig gemacht. Klein I, 50, hat es füi* 
Danzig; doch hört man das Wort all- 
gemein. 

Bindsohle, /., innere Sohle bei Rand- 
Schuhwerk, welche den Rand und die 
äussere Sohle verbindet. 

BTnert, m. Vom., Albinus. Hart- 
wich, 53. 

birbixen, sw.^ unruhig hin- und her- 
laufen. Stallup. Marold. Vgl. bUxen. 

BTre, /., s. BUre. 

Birl(hahnenfu(z, m., wolliger Hahnen- 
fufz, Ranunculus lanuginosus L. Ha- 
gen, 588 

Biri(WUrz, /, Pflzn., Blutwurz, Poten- 
tiUa tormentilla Scop. Hagen, 542. 

birmQlsch, adj., s bermaulsch. 

Birne, /. Einem die Birnen schütteln^ 
ihn durchprügeln. Sprw. I, 1. 

Birt, /., s. Pirt. 

Bisbing, Bisbremse, /., s. Biswurm. 

Bischburg, pltd. Bttschborg, Ortsn., 
Bischofsburg, Stadt im Kr. Rössel. 



BiSChTsel, n., das auf der Tenne auf- 
gehäufte Getreide. Samland. 

Bischl(e, n., ein bil'zchen, ein wenig. 
In der Abhandlung über den geheimen 
Bettlerorden in Preul'zen (Preuiz. Ar- 
chiv 1793, 5 fif.) wird der Ordensname 
eines der verbrecherischen Bettler als 
Bisclilceschuster angeführt, „weil er sein 
Handwerk zu lernen angefangen, aber 
nicht ausgelernt hatte (a. a. 0. 18)*'. 
Er hatte also noreinbifzchen geschustert. 
Vielleicht leitet sich der Name besser 
von dem poln. pysk^ Mund, Maul, ab, 
und bedeutet Maulschuster. 

Bischl(e, m., Schifiszwieback. Pillan. 
In Bartenstein nennt man ein kleines 
Brot Bitscilice. Wohl von Bischke = ein 
bilzchen. 

bischIce, Ruf: halt! Zum Rindvieh 
beim Pflügen. Dönh. Volksr. 63, 242b. 

Bischstln, Ortsn., Bischofstein, Stadt 
im Kr. Rössel. Ihr Spitzname ist 
Birtterrttschice. Mühling. Sprw. 1,511. 

Bisclltuin, n., das Bischoftum, hier 
das Ermland. Har^ was die Nachbar- 
schaft hievon im Bischthum spricht 
Carm, nupt I, 124. Eck heb em Ower- 
Land dat Hochdietsch oock gelehrt^ Em 
Beschdohm awers recht de Grrund'Spraack 
utstodeert Ibid. IV, 324 c. 

Bise, /., 8. Bese. 

biSen, in Westpr. auch gisen, sw.y 
wild und toll hin und her rennen, zu- 
nächst vom Rindvieh zur Zeit der 
Brunst oder wenn es vom Biswurm ge- 
plagt wird. Mutwillige Hirtenjungen 
ahmen das Summen der Brem^ nach 
und bringen durch ihr bisss . . . .' die 
Kühe zum bisen. Wenn en Stock Veh 
bi4^t, hewt det angine den Zagel. Sprw. I, 
370. Wenn M Koh den Schwanz Rewt, 
gises alle, Conitz. Sprw. II, 1624. 
Beides sprichwörtlich im Sinne von: 



Bissmilch — biszu. 



85 



Schlechte Beispiele finden schnell Nach- 
ahmung. Mhd. bisen, ahd. pison, baye- 
risch btsen, bisem^ schweizerisch biesen, 
lettisch bisseht, bissohty lit. zilqfuj 
pohi. gzenie (ffies). Nsslm. Wb. 
546b. Schmeller I, 209, weist auf 
das böhm. bezeti und das poln. biedz 
(biez§)j laufen, hin. Sollte nicht der 
das bisen veranlassende bis -Ton zur 
Erklärung der Bildung des Wortes ge- 
nügend sein? Im Fuldaschen sagt man 
statt bisen: beiem. Vilmar, 30. Vgl. 
Grimm, Wb. U, 3 u. 46. Weigandl, 
200. Schade, 68b. 

Bissmiich, /., s BTsL 

BTst, Biest, BUsty B§8ty /. u. m. 1. die 
erste Milch der Kuh nach dem Kalben, 
auch BTstmilch, Bissmilch, Btetmilch. Hen- 
nig, 23. 319. 2. jede Speise, die aus 
der Bist bereitet wird: Btstßinsen, Bist- 
keilcheti^ Btsikuclien, Es sind dies Fest- 
speisen zur Feier der erfreulichen Ge- 
burt des Kalbes. Sperber, 7. Ge- 
naueres über die Btst s. Bock, Nat. I, 
259 ; er schreibt Büfzt und Beefzt Ahd. 
piost, mhd. biest^ angs. beost, ndl. biest, 
engl. biestingSy bayr. biest, Schweiz, biest^ 
biemsty bienst In Estland Beestmüch, 
Hupel, 19. Sallmann, 29a. Bei 
Prätorius völlig abweichend Geest 
Von der ersten Milch macht die Wirthin 
Krekinus d. i. Geest^ backt Fladen und 
Striizel, kochts mit der ersten Milch da- 
ö07i der Geest wird und setzets auf den 
halben Scheffel, Pierson, Matth. Prätor., 
68. Vgl.Grimm,Wb.n,3. Schmel- 
1er 1, 215. Weigandl, 195. 

Bist, n., s. BCsL 

btster, biester, bUster, adj. 1. finster, 

duster, trübe. Im Herzen is btster, 2. 
irrig, finster im Geiste. Öck si btster, 
ich bin im Irrtum; im Werder: öck st 
sparbtster, 

bistern, biestern, bUstem, sw., in der 



Irre herumlaufen, sich nicht zurecht- 
finden, gewöhnlich verbTstem, verirren. 
Öck st äwerall ^römgebtstert^ ich bin 
überall umhergeirrt. Er ist verbiestert, 
wie Kutschen FucJis im Hafer, Sprw. I, 
3887. Awer öck dochty wenn öck vom 
schlechten Wedder on von Verbiestem 
säd, ivfdl mi de Woüehrwörden Opp- 
schoww (Aufschub) gäwen. Spook, 
472. Bei Dorr, 28, irren, irre leiten: 
Doch leet öck mi nich biestern, woarvon 
de Lied nuscht heeni, Darmöt, docht 
öck, kannst du se uk wraftich nich ver- 
teenin (erzürnen). In der Dzg. Nhg. 
hat btstem auch die Bedeutung: irre 
reden, phantasieren; bei Jeroschin: 
hilflos, verlassen: dar undir ouch ein 
prtstir bleib des lebens btstir 144 a. 
Pfeiffer, 132. Hennig, 41. 

Biswurm, m., Bisbremse, /., auch Biese- 
wurm (Bock Nat. V, 229), Bisbing, /'., 
und Brisbrummel, m, poln. gies, giez, 
1. Rindsbremse, Tabanus bovinus, Das- 
selfliege, Oestrus bovis^ auch gemeine 
Waffenfliege, Stratiomys chamaeleon. 
Diese Insekten veranlassen durch ihre 
Annäherung das Biae^i des Rindviehes. 
De Klempe plackt de Bisivorm, 2. Bild- 
lich ein ruheloser Mensch. Wie ein 
Biiitourm sein — umherfahren, Korre- 
spondenzbl. III, 50. Steckt dl de Bis- 
brems^f Du hest gewfss wedder Biswerm 
§ni Kopp, Dorr, 1. Wiew., 35. Vgl. 

Biszeii 

Biszeit, /., Zeit, in der die Kühe bi- 
^en. Nach Bock, Nat. Y, 230. Beese- 
zeit: Wenn die Fortpflanzung dieses 
Ungeziefers (Ochsenbremse) vor sich 
gehet, so nennet man solches Biesen 
oder die Biesezeit, 

biszu, adv. Rück' ein bij'zchen biszu, 
zum Nebensitzenden, der etwas weiter 
rücken soll. Gegend von Jastrow. 
Vielleicht eine Verstümmelung von: 



86 



Btter — Blanksonntag. 



bifzchen zu (dahin, dorthin zu). Ma- 
rold. 

Biter, 9n., 8. Beitzer. 

BHschke, n., s. Bischke. 

Bitterfisch, m,^ Elritze, Cyprinm Pho- 
xintisL.y ^o\n, olszanka. Bujack, 394. 
Nach Benecke, 116, der Bitterling, 
Rhodeus aTnartis BL^ mas. rdest pieprzny, 
ohzowka. 

Bitterkresse, /., bitteres Schaumkraut, 
Cordamine amara L. Hagen, 683. 
Bitterkresse^ weil sie statt der echten 
Brunnenkresse verwandt wird . S.Leu- 
nis, 661. 

Bitterling, m., s. BHterfisch. 

Bjidd, /., s. Bied. 

blabbem, str., plappern. Davon Blab- 
berbarL Hennig, 32. 

bladen, sw., vom Kohl die äufzersten 
Blätter abpflücken. S allmann, 39a. 
Hupel, 26, schreibt blaten. 

Blaff, m. 1 . der Bellruf des Hundes, 
daher Hundeblaff. Et os e Huingeblaff 
wit^ es ist einen Hundeblaff weit d h. 
so weit, als man das Bellen eines Hun- 
des hören kann. Auf die Frage nach 
der Entfernung eines Ortes. Vgl. 
Sprw. I, 1745. Im Götting. hunneklaf. 
Schamb., 89a. 2. nach Marold auch 
der Mund. 

blaffen, su\, bellen, anblaffen, an- 
bellen, aber auch anschreien, anfahren, 
ausschelten. Wat blaffst mt so an! 
Für eine zweite Bedeutung: dumm, 
starr ansehen, ist richtiger anglaffen. 

Blaffer, m., von blaffen^ ein Hund, 
der viel bellt, aber auch ein Mensch, 
der viel und polternd redet, der schilt. 

bl&ken,8t£;.; qualmend brennen, glühen. 
Die Lampe blakt bei zu hoch geschro- 
benem Docht. Der Kien blakt. 

Bl&ker, m., Wandleuchter mit einem 
Metall- oder Glasspiegel als Reflektor. 
Hennig^ 82. 



blamTserig, adj., trübselig, schmerz- 
lich, wehmütig. Mühling. 

blanducken, sw.^ von Kindern, welche 
ohne Erlaubnis die Schule versäumen, 
sich herumtreiben. Auch Substantiv.: 
He OS en Blanducker. Rauschen. Sam- 
land. 

blank, adj. 1. von blinken, blinkend, 
glänzend, rein, hell^ klar. Blank Oeldy 
neues, glänzendes, aber auch bares. 
Blanke Augen, klare, muntere, schlaf- 
freie. Sich blank machen, sich rein 
und sauber machen, schmücken. Bei 
J er o seh in: von dasz der morginrot üf 
dranc unz daz man sack dt steme blanc 
104b. Pfeiffer, 132. 2. blolz, nackt, 
ohne Geld. Ist er denn ganz blankf 
Ganz, mein Herr, und hungrig, Soph 
R. I, 2.31 f. Hennig, 32. 

Blanke, /., von blinken. 1. offen ge- 
bliebene Stelle im Eise^ auf der man 
das blanke Wasser sieht (Klein I, 51: 
„welche von selbst nicht zugefroren 
ist"), Wasserstrudel, der nie oder nur 
bei strenger Kälte zufriert. Blanken ent- 
stehen dadurch, dafz eine im Wasser 
befindliche warme Quelle die Eisbildung 
hindert, oder der Wind diese Stelle 
längere Zeit hindursh fegt; das Eis, 
das sie bei anhaltender Kälte überzieht, 
ist wenig sicher. Sie heifzen auch 
W&ken. S. Pas sarge, Balt., 61. Ej^ 
ist in di£ Blanke gelaufen, der Schlitt- 
schuhläufer. 2. gröfzere Pfütze, in der 
das Wasser steht. 3. Wiese. Nicht 
so ein Fleckchen, nein, eine ganze Blenke, 
jung und beblümt wie der Fmhling. 
Soph. R. I, 373. 

blänkern, ^(;.. blinkem, strahlen, glän- 
zen. Dat blinkert und blänkert. Wie 
blänkerd! er de Kopp! Carm, nupt, I, 
282. 11. Hennig, 320. Vgl. blHzem. 

Blanksonntag, m, der blanke Sonntag: 
der Ostersonntag, weil zu diesem Tage 



Blftr — Blaamontag. 



87 



alles im Hause rein und blank ge- 
schmückt ist. 

Blär (dlang), m., s. Bär, Peter. 

biftren, st^., anglotzen, anstieren. £1- 
bing. Schemionek, 5. 

BIftrkaiz, /., Name für ein Fischer- 
netz. Auch: Kater. Drausensee. Müh- 
ling. 

Blarre, Blärre, /., eine aus Weiden- 
rinde gemachte „Blase" mit breitem 
klarinetten-artigem Mundstück; sie beü'zt 
aach Quarre. Ein Kinderinstrument. 
Von blarren. Vgl. Volksr. 61, 237. 

blarren, blärren, »w. 1. plärren, 

schreien, schreiend weinen, laut und 
schlecht singen; auch von Bindern und 
Schafen. Ek heww noch G§ld pn Sack, 
wenn du vor Hunger blarrst Dorr, 
1. Wiew., 22. Er kann nicht grofz- 
9precheny aufschneiden, schreien, blarren^ 
brasc/ien wid sich zancken. Stein, 
Peregrinus XVIU, 28. W. Mtsbl. VI, 
190. 

Roü, roUy roU! 

De Kanter ös e Boll, 

De Kinder s&n de Narre. 

Se gane möt em blarre. 
Sprw. I, 3160. 2. Auf der Blarre (s. d.) 
blasen. In Zusammensetzungen: an- 
blarren, einen laut und mit unziemlicher 
Gebäi'de anschreien, ausblarren (nach 
Muhling), zu blarren aufhören; aus- 
plaudern , ausschwatzen , Geklätsche 
machen. Blarrhals, m., Schreihals, als 
Scheltwort auf viel schreiende Kinder. 
Seblarr, n., Geplärre, Geblök. Hen- 
nig, 32. Vgl. pISrren. 
Blas, m.y s. Blässe. 
BIftse,/. \.pustida,papula, 2. Trom- 
pete, Oberhaupt Blaseinstrument. Wenn 
miene Mohda mie, as met der Blahs 
tohroehp. Carm. nupt III, 77 c. Vgl. 

Blarre. 



BI8sente, /., Wasserhuhn, Fulica atra. 
Auch BIBshenne. 
Blässe, Blesse, pltd. BISss, /. 1. der 

weifze Fleck oder Strahl auf der Stime 
der Rinder und Pferde. 2. das Tier 
mit einer Blässe, dann auch der Bldsa, 
der Bloss. S. Grimm, Wb. II, 71. 
Weigand I, 204. Hennig, 32. 3. 
Wange, Backe, Kopf. Och ha a och 
au mdnge Rabbas (Hiebe) ver e Bloss 
gegjäne (gegeben). Ermland. 

blässig, adj,^ von Blasse, was eine 
Blässe hat. Wat blassig jung wart, 
stallt 6k blässig = ]\xng gewohnt, alt 
gethan. Sprw. I, 393. Pltd. meist 
bIHssig. 

Blatt, n., engma-schiges Netztuch, auch 

Korlgarn. S. Schienge. 

blatten, sw,, auf einem Blatt den Lock- 
ton dei* Ricke uachahmen, um den Reh- 
bock herbeizulocken. Obgleich die 
Jäger heute ein eigenes Instrument 
zur Hervorbringung dieses Locktones 
besitzen, so ist die Bezeichnung ge- 
blieben. Vgl. Grimm, Wb. I, 77. 

Blattlos, Pflzn., auch Ohnblatt, ge- 
meiner Mauerpfefler, Sedum acre L, 
Hagen, 479. 

Blattstroh, Pflzn., gemeines Labkraut, 
Galiutn moUugo L. ^agen, 162. 

Blaubeere, /., gemeine Heidelbeere, 
Vacdnium Afyrtittus L. S. Besinge. Ha- 
gen, 416. Hennig, 32. 

blauen, stv,, die Wäsche blau machen. 

S. Blausel. 
Bläuer, m., s. Bressem. 

Blaumontag, m., blauer Montag. Zu- 
nächst der Montag der Karwoche, so- 
dann in der Handwerkersprache jeder 
Montag, an dem die Arbeit eingestellt, 
der blau gemacht wird. Die Tage der 
Charwoche heilzen : Blaumontag^ 
Krummdienstag, Aschermittwoch^ Grün- 



88 



Blausei — blengen. 



donnerstags StUlfreitag^ Schwarzsann" 
abend^ Blanksonntag. Sprw. I, 376 Im 
Bartenscben beiizt der Dienstag: Weifz- 
dienstag und der Mittwoch Krummr- 
mittwoch; im Samlande führen Sonn- 
abend und Sonntag dieser Woche die 
Namen: Plieskesonnabend und Fladen- 
sanntag; der Sonnabend heifzt auch 
Kiitschkesonnabend; die letzten drei Na- 
men beziehen sich auf das Festgebäcke. 

Blausei, n., blaue Stärke, Lackmus, 
die Wäsche blau zu machen. Danzig. 
Bock, Nat. I, 589. Klein I, 52. 

Blauvellkesafty Blauveilchensaft. Me- 
dikament S}f}*upus violarum, Kgsbg. 

Blauziemer, m. Wachholderdrossel, 
Turdus pilaris L. Bujack, 370. 

Blauzwirnsaaty /., Saat, aus der blauer 
Zwirn wächst. Man schickt Kinder 
am 1. April danach. Samland. S. 

Strammbttxensaat 

Blech, n., Geld, fade Rede, dummes 
Geschwätz. 

blechen, sfu\y zahlen und zwar tüch- 
tig, teuer. Hennig, 32. Se sdlen 
miene Peerd! hMen^ awer se Tnotten mi 
darfär blechen. Dorr, 1. Wiew^, 102. 

Blechin, m., Fischn., s. Gieb. 

BlechpQster, m.^ Trompeter. Aus Blech 
und pusten zusanunengesetzt. 

Blecke, Bleike, /., Fischn., s. Gieb. 

blecken, sw. 1. bleichen, in der Farbe 
yerschieizen. Hennig, 32. Zur Ver- 
stärkung: abblecken, ausblecken, ver- 
blecken. Klein II, 210, schreibt ver- 
blUcken. Das Tuch ist ganz atisgebleckt. 
2. beim Lachen die Zähne blicken lassen. 
Hei bleckt de Tähne. De See bleckt de 
Tähne^ sie zeigt Schaum wellen als Vor- 
boten gröl'zerer Erregung. Hexspr., 
156. In Hessen blecken hohnlächeln, 
boshaft lachen. Vilmar, 41. 

Blei, 9»., Fischn., s. Bressem, auch Gieb. 

Bleib, n.^ Stätte, wo man bleiben, sich 



auflialten kann, Domicil. Birsckt e Bltw^ 
denn e Wtw, erst ein Bleib, dann ein 
Weib. Sprw. I, 379. 

bleiben, pltd. bltwe(n), st^ wegbleiben, 
die Besinnung verlieren bei Ohnmacht 
Elbing. Schemionek, 6. 

Bleide, BITde, Plitte, /. 1. altes Wurf- 

geschol'z. Pr. Samml. III, 7. Hennen- 
berger hat PHtt£ (S. 471) und Blitte 
(S. 28 u. 49). Bei Jeroschin bltde: 
(er hiel'z wieder aufrichten) swaz da 
was geworfen nidir mit bltdin in des 
stui'mis dram (jquam) 46 d und öfter. 
Pfeiffer, 133. Eine Gattung der Blei- 
den hiefz Tümmler. 2. Türme, Wälle 
u. a. Festungswerke, welche eine Stadt 
oder Burg einfriedeten, daher auch 
Burgfrieden genannt. Bei Jeroschin: 
bercfrit. Hartknoch, 225. Hennig, 
32 f. Pfeiffer, 126. 

Bleier, m., s. Bressem. 

Bleigietzen, pltd. BITgete(n), n., aber- 
gläubischer Gebrauch am Sylvester- 
abende. In der Mittemachtsstunde 
schmelzt man in blechernem Löffel Blei 
oder Zinn und giefzt die heii'ze Masse 
in Wasser, wenn angänglich durch den 
Ring eines Erbschlüssels. Die ent- 
standenen wunderlichen Gebilde läizt 
man durch eine Kartenlegerin deuten 
oder thut dieses auch selbst. Ein krau- 
ser und blanker Gufz bedeutet Geld, 
eine Höhlung das Grab, eine altar- 
förmige Erbebung Trauung etc. — Um 
ganz sicher zu gehen giel'zt man den 
Gufz am heil, drei Eönigstage um. 
Giebt er ungefähr dieselbe, oder auch 
nur eine ähnliche Figur, so ist das Vor- 
zeichen untrüglich. Gewöhnlich sagt 
man Zinngiefzen. Vgl. N. Pr. Prov.- 
Bl. VI, 216, 25. 

Bleike, /., Fischn., s. Gieb. 

blfingen, sw.^ blühen. 0ns Weiten 
bleengt. Dorr, 1. Wiew., 21. 



Blenke — bHtzern. 



89 



Blenke, /., s. Uänke. 
Blesse, /., s Blasse. 

Blick, m. 1. Augenblick. Westpr. 
Mühling. 2. böier Blick^ der verderb- 
lich^ tötend für den wird, aui den er 
fallt. Näheres s. Hexspr., 3 ff. 

Blick, BlUck, m., nach Sperber, 8, 
der sonst Blei genannte Fisch, also 
Cyprinu» Brama^ Brassen. S. Blecke. 

BiTde, /., s. Bleide. 

Bliesen, Ortsn., Dorf zwischen Rheden 
und Straizborg in Westpr. S. Golom- 

biewo. 

blind, adv. 1. glanzlos, trüb. Der 
blinde Spiegel, die blinde Schnalle. Hen- 
nig, 320. 2. Hebt Dank davär^ schlapt 
blinTity Herr Kroger, öck söh ju kuhm ver 
ätwe Sojr^r (elf Uhr). Carm. nuptV^ 145 c. 
blind hier im Sinne: schlaft fest, schlaft 
wohl, mit fest geschlossenen Augen, 
wie ein Blinder 3. blind ankommen^ 
übel, schlecht an- oder fortkommen. 
Einige benachbarte Geistliche . . suchten 
uns eines andern zu belehren^ die kamen 
aber blind an, Anhang zu Soph. R., 
80. 

Blinde, ?»., Haufen Menschenkot. Dem 
Blinden die Augen austreten, in Men- 
schenkot treten. Sprw. I, 384. Ebenso 
in Posen. Bernd, 27. 

Biindeflufz, m., das Flüfzchen Rominte 
(s. d.). 

Blindekuh, /, Kinderspiel. Einem 
Kinde werden die Augen verbunden, 
es greift als blinde Kuh die übrigen 
Genossen. Text in den Volksr., 186, 
700. 

Blindischken, Ortsn., Dorf im Kreise 
Goldap. Er ist aus Blindischken^ wo 
die Hunde mit dem A. bellen. Sprw. I, 

390. Vgl. AugstupHhnen. 

Blindkicks, m. oder /., je nach dem 
natürlichen Geschlecht, aus blind und 
kicken zusammengesetztes Scheltwort 



für einen, der schlecht oder unfreund- 
lich sieht En Blingkigs gluhpt hoch 
op^ as wull se ml behexe, Carm. nupt I, 
282, 14. 

Blindschlange, Blingschlang, /., Blind- 
schleiche. Sperber, 7. 

Blindztm, m., Schimpfwort. Ein Mäd- 
chen weist den Gratulanten, der sich 
als Bauer giebt, weg: Dröm schert ju 
hier man fort^ ju motte hier nich kicke! 
Eck sehd: ju sond sehr narsch^ eck war 
mi woll wechschlike. Dei Blingziems 
war öck los^ eck ging nu doch her/är. 
Carm nupt VI, 242 c u. d. 

Blingschlang, /., s. Blindschlange. 

bunkern, sti?., frequentatives blinken^ 
glitzern, glänzen, leuchten. Augen hast 
du ja^ um sie (die Schlange) blinkem 
zu sehn, Soph. R. I, 374. S. Grimm, 
Wb. II, 128. Vgl. blänkern. 

BiTse,/., Leuchtturm. Neufahrwasser. 

Blitt, Blutt, m,, Blut. Ermland. 

blitzblank, adj.^ blitzend blank, spie- 
gelhell. Sie hält in der Küche alles 
blitzblank, 

blitzblau, adj,^ dem ausbreclienden 
Blitze wird die blaue Farbe beigelegt, 
bei der blauen Flamme wird geflucht. 
Grimm, Wb. H, 131, Mythol., 162. 
Ein kleines Gewitter zog auf, „Hoho'^^ 
rief er (der Teufel), „nun is{s Zeit^ 
dafz ich mich f artpacke ^ denn da 
kommt der mit der blatten Peitsche. 
Reu seh, Sagen, 95. Blitzbau und 
donnergrün^ zur Bezeichnung auffallend 
bunter, ^knallender" Farben, auch un- 
bestimmter Farben, selbst wenn blau 
oder grün darin nicht auftreten. Grimm, 
Wb. II, 1244, hat nur Donnergrün^ n. 
als Sedum telephium L. 

blitzen, stv. Es blitzt! sagtman^ wenn 
die Schlitze in einem Frauenrocke sich 
ofinet und der Unterrock sichtbar wird. 

blitzern, su\, glitzern, funkeln, strah- 



90 



Blitskröte — blfihen. 



len, leuchten mit Blitzganz. Dm blitzen 
und blankertf z. B. die Pickelhaaben 
eines Regiments im Sonnenschein. 

Bliizkrtiie, /., Schimpf-, Scheit- ond 
SchmeicLelwort. Denn so eine BUtz- 
krote (ein Stachelschwein ist hier ge- 
meint) verbirgt sich auch in sich selbst, 
wenn sie meinem Wachtel (Hund) die 
Nase geprickelt hat. Soph. RIY, 155. 
Seh mir einer die BUzkrote! Ibid. VI, 
255. 

BIHzpulvery n., Pulver, mit dem man 
(auf dem Theater) den Blitz nachahmt. 
Der Same des gemeinen Bärlapp, Lyco- 
podium clacatum L. Er heüzt auch 

Streupulver , IQopfpulver , Hexenmehl, 

Hexenpulver. Über die weitere Be- 
nutzung des Barlappsamen s. Leunis, 
1442. 

Blix, BIBcks,«»., Blitz. Fluch: GottsBÜjc, 
Hayel^ Donnencetter! Don stoowd sei 
as en Blocks davon. Carm. nupt. I, 
282, 6. Eck füll als tcie ön Blocks ran 
meiern P&rd herunger. Catyn. nupt. V, 
190b. Hei quam ock as öti Blocks. 
Carm. nupt. M, 242 d. Bllxkerl, Blitz- 
kerl, gewandter, pfiffiger, anstelliger 
Kerl. (Hennig, 33: sehr heftiger zor- 
niger Kerl); ebenso: Blixjunge. Blix- 
margelL 

BlHcks, m, s. das vor. 

BiockstUck, n.j grofzes Geldstück. 
Gegenwärtig heilzen die silbernen Fünf- 
markstücke Blockstücke, früher waieu 
es die Zweithalerstücke. 

bind, adj.^ träge, faul: beim Pferde; 
arbeitsscheu: beim Menschen Elbing. 
Schemionek, 6. 

BIBsel, n., Dem. Blöselchen^ Blumen- 
strauTz. 

BIS88, m.y Schlag, schnell und kurz, 
blitzartig. Eck spoard dat Muhl wgt 
op^ als myne Schten-Dahr ösz^ vergatt 



et to to dohn^ t^yps kroch eck onen Blosz. 
Carm. nupt V, 190d. 

Bloss, / u. JH., s. BIHsse. 

blöfz, cu/r., zur Verstärkung des Aus- 
gesagten. Du warscht bhfz krtge! du 
wirst tüchtige Schelte (Hiebe) bekom- 
men. Ich hob ihm blofz gegthenl Dat 
ÖS blofz koUy das ist eine grimmige 
Kälte! 

Blott, m. u. /*., Strafzeukot, vom Re- 
gen au^eweichtes Erdreich, Schlamm. 
Poln. btoto^ lit blota^ bohm. bldto^ russ. 
bolbto Kot, Strafzenkot, Dreck, Unflat. 
Alles tne Blott. Schal^. 3, 4. Masur. 
Sprw.: Du bist so grob^ ah wenn man 
mit dem Stock in den Blott hauen würde: 
taki prostjfy iak gdy by kto kiyiem w 
bhto uderzyl. Sprw. II, 3081 . Nsalm. 
Forsch 2; Th., 19. Pierson, Matth. 
Prätor., 149a. Altpr. Mtsschr. XV, 581. 
Uennig, 33. Vgl. Mott. 

blottig, adj.j von Blott^ schmutzig, 
kotig, dreckig; vom Wege, Erdreich. 
Doar buuten lett et gruulich nooch^ De 
Wdj onfoahrbar^ blottich, toach. Dorr, 
18. . . . und wurden die Geistlichen mit 
den Ceuelen so übel auf der blottigeti 
Erde abgemahletj und mit Schlägen so 
zugericht etc. (bei einem Haodgemenge 
mit den Bauern). Hartwich, 489. 

BlottkDl, /., Dreckpfütze. Se schmee^ 
ten mi vom Peerd ^runder §n 'ne Blott- 
kul. Dorr, 1. Wiew., 110. 

blubbern, stc.^ viel und unbedachtsam 
plappern, schwatzen. 

BlUck, m., s. Blick. 

Bludsdien, Ortsn., Dorf bei Pillkallen. 
Neckerei: Er ist aus Bbidschen — ein 
Bludscher^ er dünkt sich klug. Sprw. I, 
394. 

blOhen, pltd blfige(n), sw.^ vom frischen 
HaS^ wenn es im Sommer, namentlich 
im Juli uud August, sich mit einer 



Blumdie » Bocht 



91 



eigenen Art grüner Pflänzchen von fast 
mikroskopischer Kleinheit übeizieht; 
am Cfer ausgeworfen und getrocknet, 
überdecken sie dasselbe wie mit Vitriol. 
Mit dieser Blüte entwickelt sich ein wider- 
wärtiges Miasma und ein merkliches 
Sterben der Fische. Vgl. Passarge, 
Balt, 89. In Eönigsbeig blüht der 
Schlofzteich. 

Blliiidie, w. jüd. Vom., Blume. Fla- 
tow. Schmitt, 113. S. Parche. 

Blume, gelbe^ Dotterblume, Cdbha pa- 
lustri» /v., auch Trollblume, TrolUus 
europaeusL. Landfirauen bieten im FrQh- 
linge in den Strafzen Königsbergs diese 
Blumen zum Kaufe an mit dem Rufe: 
Frues^ gele Blom' ! Frauen, (kauft) gelbe 

Blumen! S. Kuhblume. 

Bluroenslanz, /., aus Blumen und dem 
verkürzten Constanze zusammengesetzt, 
zur Bezeichnung einer Bluroenverkäufe- 
rin. Dzg. Den (Kranz) bringt to Kop 
ju allerwegen De ersckte beste Blomen- 
itanz, Bauernep., 46. 

Blumenstein, m ^ umblumter Stein: 
Wenn dies Kraut (HaflFkraut) am Stein 
angewachsen und sich um dasselbe kleine 
Muscheln und Sand angehangen , so 
nennen die Strandbewohnet* die Masse 
den Blumenstein. Bock, Nat II, 169. 

Blumenstreicher, m.^ von Stein, Pe- 

regrinus All, 13, unter homines dolosi 
aufgeführt W. Mtsbl V, 188. 
blUmerant adj.^ s. plUmerant 

Blumstein, Ortsn., Dorf im Kirchspiel 
Guttenfeld, Kr. Pr. Eylau. Sachte on oni- 
meTyWi de leweBlamsteneronfdre doch alle 
Jar ene Witte dod, langsam und immer, 
wie die lieben Blumsteiner und fahren 
doch alle Jahr einen Schimmel tot. 
Die Blumsteiner waren in früherer Zeit 
durch Scharwerksdienste hart geplagt. 
Da sie schlechte Pferde, meistens Schim- 
mel, hatten, so gingen ihre Fahrten nur 



langsam; daher waren sie &$t bestän- 
dig unterwegs und mancher Scliimmel 
fiel Sprw. n, 2236. 

BIflse, /., weite fedtige Hose. 

Blutigel, pltd. BlOtigel, m., korr. vhchd. 
Aiuteule, gespr. Bluteile^ der Blutegel, 
Hinido medicinalis. 

Blutkraut, pltd. BIAtkrOt, n., Name für 
eine Reihe von Pflanzen, teils der roten 
Bliite wegen, teils 'wegen ihrer Anwen- 
dung als blutstillende und adstringie- 
rende Mittel so genannt: blutroter 
Storchschnabel, Geranium sanguineum 
L.; gemeiner Weiderich, Lythrum sa- 
licaria L,; gemeiner Wiesen knöpf, jSon- 
guisorba officinäUs L, S. Hagen, 712. 
496. 173. Leunis, 529. 573. 427. 

Bobbert, Bubbert, m., dicker Kuchen, 
von Mehl, Eiern, Milch und Speck ge- 
backen. Dzg. Nhg. Viol^t, 98, In 
einigen Gegenden auch blofz verdickte 
Eiermilch. Im Brem. Wb. I, 154: Bub- 
bei't; bei ScUmeller 1, 141: Babe; in 
Livland Bubbert Speise, die auf einer 
Schüssel LärtUch gekocht wird: Eier- 
bubbert, Äpfelbubbert. Hupel, 37. 
Sallmann, 29: Eierkuchen. Vgl. Bab. 

Bocher, m.^ Knabe, munterer Junge, 
Judenjunge; junger Student, Amanuen- 
sis. Jiid.-deutsch; aus dem hebr. bachur 
Jungling, poln. ebenfalls bachur. Im 
Kreise Flatow Bocher. Schmitt, 110. 

Bocht, verhchd. Bucht, / 1. Biegung, 
Krümmung. Hennig, 321. 2. Lager- 
stätte, Bett, Stall. Gät ön de Bocht! 
sagt man zu Kindern, die man zu Bett 
schickt; mit dem Rufe: Woll jü üt de 
Bocht! treibt man sie aus dem Bette. 
In Hessen Bochty m. u. n , unreinliche 
Nässe: das Kind^ das Schwein liegt im 
Bocht. Mhd. bdht Pfütze, Morast. Bei 
Richey, 370, und im Brem. Wb. III, 
370: Puuch^ Pook^ Puuk schlechtesBette. 
Vilmar,46. Vgl. Grimm, Wb.H, 201. 



92 



bocht — Boden. 



bochty bucht, adv,^ von biegen. Nich 
backt gew€f nicht nachgeben, sich nicht 
biegen noch beugen lassen Spnv. I, 
486. 

bochten, buchten, sw., in Unordnung 
bringen, niederdrücken, zertreten und 
dadurch Buchten machen. Kinder, die 
im Bette spielen, verbockten das Bett, 
Die Wiese verbockten — das Ge&eide^ 

feld. Auch zerbochten. 

Bock, ?/?. 1. Fehler. Einen Bock 
sckie/zen, einen Fehler machen. 2. 
Böcke streifen^ wörtlich: Böcke ab ledern; 
figürlich: sich erbrechen. 3. Einen 
faulen Bock lassen, sich unmanierlich 
aufführen. Ygl. bocken. 

Bockbeere, Bocksbeere, /., schwarze 

Johannisbeere, Ribes nigrum L, Bock 
Nat. in, 337. Hagen, 264. Nach 
Grimm, Wb. II, 206, auch Ruhm 
caesius. Vgl. Pierson, Matth. Prätor. , 
13. 

Bockel, m., Tannenzapfen. Ermland. 

bocken, sw. 1. roire. Hat ihr das 
Bocken gefallen^ so muss ihr auch das 
Lammen gefallen. Dat Bocke geit leicht, 
dat Lamme schwär, Sprw. I, 409 a; IL 
399. 2. Kinder bocken, sind vom Bocke 
gestojzeriy der Bock ist im (in ilirem) 
Garten, wenn sie aus Eigensinn stolzend 
schluchzen, schmollend schweigen, mau- 
len. Haben sie sich beruhigt, so haben 
sie ausgebockt y zu bocken aufgehört. 
Dei^ Bock stöszt, sagt man auch, wenn 
man schluchzen mul'z. Die Tolkemiter 
sagen von dem, der aus Frauenburg 
kommt: den hat der Bock gestofzen. 

Sprw.I, 403. Vgl. Bockstall. 

Bockfell, n., Fell eines Bockes, und 
daher auch zur Bezeichnung harter 
Haut; bildlich: böses, schlimmes Frauen- 
zimmer; als Schimpfwort: Einfalts- 
pinsel. 

BVcMIng. vhd. Bückling, m. 1. der ge- 



räucherte Strömling, Chipea karengus. 
2. Verbeugung, Bückling. Wenn mich 
die Bauern nur mit einem Böckling 
ehren. Carm. nupt. I, 44. 

Bocksbeutel, ?/?., zunächst scrotum ca- 
pri, dann, was diesem ähnlich sieht. 
Gewöhnlich: Schlendrian, alte Ge- 
wohnheit, schwerföUiger Gebrauch, der 
einem anhängt. Der alte Bocksbeutel 
beim Hochzeitmacken bestekt (in Kgsbg.) 
nickt mekr. Pr. Prov.-ßl. VI, 67. Hu- 
pel, 27. Hennig, 35: Boksbeutel - 
Buchbeutel, «ein Beutel, worinnen ehe- 
mals die prcuizischen Frauenzimmer 
das Gesang- oder Gebetbuch zu tragen 
pflegten." Vgl. Sprw.I, 424, u. Grimm, 
Wb. n, 206. 

Bocksblut, Medik. Sanguis Hirci pulv. 

bocksch, adj. 1. bockig, nach dem 
Bocke verlangend. Von Ziegen und 
Schafen. 2. Bei Kindern: eigensinnig, 
aufsätzig, widerspenstig. Vgl. bocken. 

Bocksdämel, m., dämeliger, damischer 
Bock. Schimpfwort. Et* ist ein rechter 
Bocksdämel, Dummerjan. 

bocksdämlich, adj., dämlich, dumm, 
wie ein Bock. Aber so sei dock nickt so 
bocksdämlick! 

Bockstall, Bockstecher, Bockstolzer, m., 
s. Frauenburg. 

Boczan, m., s. Botschan. 

BSdel, m., Konkursmasse, in der alten 
Danziger Gerichtssprache. W. Seidel, 
29. Klein I, 56: ^.Bankerott; wird 
dem holländ., aus welchem es ist, ge- 
mäl'z Budel ausgesprochen.^ Hennig, 
33. Nach Kramers neu-holl. Wb. 
ist boedel Erbschaft, Verlassenschaft. 
In der erstangegebenen Bedeutung lebt 
das Wort noch in : einbuddeln, Verluste 
erleiden, Bankerott machen. 

Boden, m., die Tiefe des Haffes. Die 
Fisckerei auf der Hake, der Tiefe oder 
dem sogenannten Boden des Haffes kann 



Boffknecht — Boiert. 



93 



das ganze Jahr hindurch betrieben wer- 
den, Fisch. -Ord. f. d. fr. HafiF § 18. 
Benecke, 320. 338. 

Boffknecht, m., Fischerknecht. S. Vor- 

hauer. 

Bogenbaum, m., gemeiner Tax- oder 
Eibenbaum, Taxus baccata L. Hagen, 
1052. Das Eibenholz lieferte das beste 
Holz zu Bogen und Armbrustbugeln, 
daher der Volksname. S. Leunis, 
1042. 

Bogenholz, n., Holz zu Bogen, viel- 
leicht auch gebogenes Holz, Daube. S* 
Klappholz. 

Bogkinne. Nach Simon Grünau ein 
getrockneter Hering. 

Bohlengeld, n., s. Buhlengeld. 

böhmisch, adj.y ungewöhnlich, selt- 
sam, fremd, unbekannt. Das sind ihm 
böhmische Dörfer, 

Bohnaxt,/., Axt, „deren sich die Zim- 
merleute statt eines Beiles bedienen, 
um das beschlagene Holz glatt zu 
machen." Von höhnen^ bohneim. Hen- 
nig, 34. 

Bohnenblatt, n., Pflzn., Fetthenne, Se- 
dum telephium L. Hagen, 478. Nach 
L e u n i s , 583, Sedum fabaria (von faba 
Bohne), wegen der Ähnlichkeit der 
Blatter mit Bohnenblättern. 

Bohnenschacht, pltd. Bohne(n)8checht, 
m., Bohnenstange. Vgl. Schacht. 

Bohnenschippen, n., s. schippen. 

Bohner, 97»., Bündel von Wurzelfasem 
zum Reinigen der Küchengefässe. 

bohnern, sm?., glätten, polieren, frot- 
tieren, dass. was bahnen^ schwed. bona^ 
dän. bone^ holl. boenen, nds. bonen^ im 
Holst, boonen und boonern Brem. Wb.I, 
117. Schutze I, 130. Hennig, 34. 
Die gebohnerten Möbel sind aui'zer 
Mode. Bohnerbürste, /., Bohnerlappen, 
«i. , Bürste (Lappen) zum Boh- 
nern. Gebohnert habe kh fietmy- 



lieh, Soph. R. I, 648. Er bohnerte an 
einem Kreidefl^ck auf seiner schwarzen 
Weste, Ibid. HI, 170. Dass eine grosze 
Menge der Menschen vom Bonem un- 
seres Holzgeräthes sich nährt. Ibid., 
483. Davon das adj. gebohnert In 
Soph. R. IV, 244, ist von ^der mit einem 
K(ypftuch gebonerten Stirn eines Land- 
m^dgens^ die Rede. 

bohren, »w., mit Nachdruck bitten, 
unermüdlich in Gesuchen sein. Bei dei* 
Behörde bohren ^ in bestimmter An- 
gelegenheit wiederholt einkommen. 
Muhling hat noch: im Geheimen In- 
triguen anspinnen. Hennig, 34. 

Boi, m.. Wollenzeug, dän. bajy schwed. 
boj, hoIL baai. Im vor. Jahrhundert zu 
Trauerkleidem verwendet. Bald will es 
(das Glück) unsem Leib in Flor und 
Boye kleiden^ bald schickt es wiederumb 
ein FreudenMeid ins Haus. Carm. nuptl, 
125. Er soll na>ch Flor und Boy nun 
Freudenkleider tragen. Ibid., 162. So 
ivird de7' Wittwen Schaar nun mehr und 
mehr vermindert, Die nur mit Boy und 
Floor bezierten unsre Stadt . , , Soll der 
Boy und schwartze Floor mich drOcken^f 
Carm, nupt, II, 135 b. c. Dein Boy ver- 
wandelt sich in güldne Jyust-Broquaden, 
Ibid., 177 c. Und Er im Boy gekleidt 
hat traurig gehen mOssen, Ibid., 234 f. 
und öfter. 

Boidak, m., Flulzfahrzeug mit flachem 
Boden von 30 bis 36 Last (a 60 Schffl.) 
bei etwa 1 m Tiefe. Diese Fahrzeuge 
kommen gewöhnlich nur mit der Früh- 
lingsflut längs dem Niemen aus Rufz- 
land und Polen. 

Boie, /., s. Bolle. 

Boiert, w. , in Stein, Peregrinus, 
Bd. n, Abschn. III, 3, unter naves ger- 
manorum: Bqjert, Passarge, 138» 
schreibt, nach Löschin, Geschichte 
Danzigs, Boyert, Flulzfahrzeug, das bei 



94 



Boik — Bollreuse. 



der Belagerung Danzigs zar Sprengung 
der Brücke benutzt wurde. 

Boik, m,^ Knabe, Junge, engl, boy, 
Mühling. 

Boilke, m , /., der Cousin, die Cou- 
sine; auch Boiikekind, n, Conitz. Tuchel. 

Boite, /., s. Balte. 

Boiderjan, m.^ Baldrian, Valeriana. 
Sperber, 8, der auch Boller Jahn hat, 
hält beide Namen für keine Yerstüm- 
melungen von Baldrian, sondern über- 
setzt: „kühner Johann'^, auf das alte, 
jetzt noch englische bald » kühn hin- 
weisend. S. Baiderjan u. Bullerjan. 

Bolkase, m., Fischerknecht. S. Anker- 
mann. 

Boll, Bull, m., Bulle, Stier. Lit. (ml- 
lus, Dat kimmt em ver, tme '?w BoUe 
dat Melke, Vgl. Sprw. I, 492 fiF. D^k 
daran^ Jupiter^ ine du fbr diene Europa 
en BoU wardst Dorr, 1. Wiew., 119. 

bell, adj.^ ungeschmeidig, steif; rund, 
kugelig. Brem. Wb. I, 113. S. hüll. 

bollärschen, bolKrschen, sw., aus boü, 

ungeschmeidig, steif, und ärschen von 
Arsch, podea, 1. mühevoll sich bücken, 
heben, tragen, stark arbeiten, sich quä- 
len. Öck mu88t foat so boUnärsche^ dat 
ock nich op kann, 2. unruhig und ge- 
schäftig den A. hin- und hei'werfen. 
Kinder, welche im Bette rasen, boll- 
ersehen. In Pommern nennt mau Hüh- 
ner, denen die Uinterfedem fehlen, boll- 
eersiff. Dähn., 49a. Tgl. Brem. Wb. 1, 
113. 

Bollbeere, /., s. Drunkelbeere. 

Bolle, Bole, /., Boje, schwimmendes, 
mit einem Seile an einen Anker be- 
festigtes Stück Holz oder 'i onnchen, 
zum Zeichen, wo der Anker, die An- 
gel liegt, und zur Bezeichnung der 
Fahrt. Wer die Tonnen^ Bollen oder 
Boyen vorsätzlich verrückt^ cerfäUt in 
eine Geldsti'afe von 50 Thaler. Fisch. - 



Ord. f. d. k. Haff § 51. Die Fisch.- 
Ürd. f. d. fr. Haff setzt § 52 die Strafe 
auf 50—300 Thaler fest. Die Gh^enzen 
des Tiefs sollen stets mit Boyen^ welche 
jährlich im Frühjahr ausgelegt und im 
Herbste aufgehoben werden ^ bezeichnet 
werden. Fi8ch.-Ord. f. d. k. Haff § 13. 
— Boüe^ das Runde die Knospe, der 
(Flachs-) Knoten etc. Vgl. Grimm, 
Wb.n, 231. Boie^Bqje^ nndl. boei^ engl. 
buoy^ frz. bouee^ span. boya^ portng. 
boie; ursprünglich Seil, Kette, Fessel, 
von altlat. die bqja = Lederriemen, 
Fessel. Weigand I, 217. 

Bolleblidel, m , Bullenbeutel {sci*otufn)y 
zur Bezeichnung eines diesem ähnlichen 
Schnapsfläschchens mit weitem Bauch. 

Bolleis, pltd. BollTSy n., auch Bullereis, 

hohles, hohlliegendes und daher pol- 
terndes Eis; die auf Stauwasser neu 
gebildete Eisfläche, welche unter sich 
kein Wasser hat und daher hohl pol- 
ternd ertönt, wenn man darüber läuft. 

bellen, sw., s. bullen. 

Bollenfleit, /, Bullenflöte (?), Ochsen- 
ziemer, Peserik (s. d.), Kantschu, Prü- 
gel. Ek iD§U em m§t der BoUenfleit 
Mores lehren. Dorr, 1. Wiew., 49. 

Bollengeld, n., s. Buhlengeld. 

Bollenkopf, m., zur Bezeichnung eines 
stierköpfigen, zornigen Menschen. Bolle- 
koppke, begoß dt^ beruhige dich. Sprw.I, 
496. Na wacM man^ kiener Bollekopp ! 

Bollerjan, m., s. Bolderjan. 

bollSrschen, sw.^ s. bollärschen. 

Bollkalb, n., männliches Kalb. He 
Hüft äwei' (bleibt übrig) as Leppen Boll- 
kalf Sprw. I, 381. 

Bollrabastel, /., dicke Milch. Natan- 
gen. 

Bollreuse, pltd. BolIrTs, /., in ßock Nat. 
IV, 725, BoUrieSy mnd. balruse^ Reuse, 
d. i. aus Weidenruten geflochtener runder 
Netzkorb mit Einkehle zum Aal- und 



Bollries — bommeln. 



95 



Neonaugenfsnge. Die BoUrease hat 
drei Bogel and zwei Inkel. Fisch- 
Ord. f. d. fr. HaJF § 33. He (der Nie- 
deranger Bauer während der Uber- 
schwemmong) sett öm Föld Bollriesen 
uut. Dorr, 21. Boll^ adj.^ rund, kug- 
licht. Brem.Wb. 1,113. Vgl Grimm, 
Wb. II, 231 : Bolle = Knospe. Beschrei- 
bung und Abbildung der Bollreuse in 
Benecke, 396, 
Bollries, f., s. Bollreuse. 

Bollstint. m,, Seestint, Salmo sptrin- 
cku8, (ß. eperlano^marinus Bloch,^ Bu- 
jack, 392. 

Bollwerk^ n., in Königsberg kein for- 
tifikatorisches Werk, sondern die auf 
Pfählen ruhende feste Bohlenein£assung 
längs den Ufern des Pregels, also mehr 
ein Bohlenwerk. Und derweil zu dem 
bevorstehenden baw am BoUwercke geldes 
benotiget gewesen etc. Protokoll der 
Morgspr. im Kneiphof aus 1605. Die 
Zönfte, 21. 

bVMerig, adj, 1. unfugsam, schwer 
zu handhaben. Natangen. 2. ärger- 
lich. PiUau. Vgl. balstlrig. 

Betten, Butten, m., Bolz, Bolzen: der 
Nagel, der die Deichsel an den Wagen 
schlieizt, Schliefznagel; das £isenstück, 
das, glühend gemacht, in das Plätteisen 
gesteckt wird. Hennig, 36. 

Bolwan, in., nachgemachter Lockvogel, 
ausgestopfte Auerhenne, wodurch der 
Äuerhahn in die Schulzweite gelockt 
wird; in Livland ausgestopfter Birk- 
hahn. Lit. balwönas, lett. bukoahns; 
poln. halwan^ russ. bolwan Klotz, Block, 
auch ungeschlachter Mensch; das ht. 
balwdnas und das poln. bahvan auch 
Götzenbild. Nsslm Forsch. 3; Th., 20. 
Hupel, 29. 

Beben, m,, s. Butte. 

bellen, »it\, schlagen, einheizen, ein- 
schlagen: die Fenstei', aber auch in den 



Hut einen Bolzen (s. Bvlte) schlagen. 
ver- und zerbelzen. durchprügeln und 
dabei verwunden: den haben sie gut 
verbolzt — zerbolzt 

Bembasseng, Bombasln, ^z., mnd. bom- 

si7i^ bomside^ baumwollenes, jetzt aufzer 
Gebrauch gekommenes Zeug (bomby- 
cinum). In Hessen Bomsen. Vilmar, 
48. Bock Nat. V, 408 f. hat: Bomsin, 
ein Gewebe, in welchem der Aufzug 
Wolle und der Einschlag Baumwolle 
ist. Umgekehrt im Mnd. Wb. I, 384a. 

bembastig, adj.^ schwülstig, phrasen- 
haft in der Rede; in Elbing auch ge- 
schmacklos aufgeputzt Schemionek, 
6. In Kgsbg. noch dickhäutig, ver- 
schlagen, verschmitzt. Dat os en Born- 
basfgei*^ dei stellt sock blas so, Bombast 
ursprünglich mit Baumwolle, mlat bom- 
bojCy ausgestopftes (aufgeblähtes) Zeug. 
Weigand I, 220. 

Bember, m., Fehler, dummer Streich 
Er hat einen heillosen Bomber gemacht^ 
einen grofzen Fehler, durch den er die 
Sache verdorben, ihre Ausführung er- 
schwert hat. Nach P i s a n s k i s Nachtr. 
auch: einen Strich durch die Rechnung 
machen. 

bemftdeln, m., s. bumfTdeln. 
Bemmchen, n., s. Bummchen. 

Bemmel, m^ Dem. Bommelchen^ pltd. 
Bommelke^ das Baumelnde; Troddel, 
Uhrgehänge. Der Ohrbommel^ das Ohr- 
gehänge. Bommelke hing^ Gangelke ging, 
Wt't Bommelke rafully Nehm Gangelke 
Bommelke, Rätsel. Die Eichel und 
das wilde Schwein sind gemeint. Pflz.- 
Räts. 9. In der Zusammenfassung ver- 
schiedener baumelnder Gegenstände 

Bommelaiche, Bemmelage, auch Bamme- 
laiche, Bammelage. 

bemmeln, »w, 1. baumeln, hängend 
schwanken, frei schweben. Ebenso 
bammeln und bummeln. In Hessen bam- 



96 



bömmeln — Bora. 



beln (pampeln). V 1 1 m a r , 24. Mit den 
Füfzen bwmfmeln — bommeln — bummeln. 
Das Ohrgehänge bammelt: Ohrbommel. 
2. ohne Arbeit leben, müfzig gehen. 
Hei bommelt den ganze Dag heröm. 

Davon Bommler und Bummler, m., Müfzig- 

gänger, Herumtreiber. Weigand 1, 
124, fühi't bammeln auf das lat. pam- 
pinus, mit. pampilus Rebschoiz, Reb- 
ranke zurück. S. Grimm, Wb. I, 1095: 
bammeln, • 

bSmmeln, »w.^ s. bimmeln. 
Bommler, m.^ s. bommeln. 

BomAchen, plur. Mach keine Bomo- 
chen. Insterburg. Nach Angabe des 
Einsenders von b<m mot; gleichbedeu- 
tend mit Pomoken in der Redensart im 
Werder: Er hat Pomokes em Kopp^ er 
hat Streiche im Kopf. 

B6m8 und Boms, s. Baums. 
Bomsin, m,, s. Bombasseng. 

Bomst, m.^ Fell, podeaf Onse Muttersch 
komste^ Dat Hörschke kreg ver de B<ymste! 
Aus einem Spielliede. Samland. Volksr. 
62, 239: krfg dat Hörschke bamste^ hier 
wohl Schüsse. 

BAn, BSn, Bän, Bänen, m., das hchd. 
Bühne^ der Boden, Oberboden in länd- 
lichen Häusern und Scheunen, in Kgsbg. 
Lacht ^ Bodenraum; oberes Zimmer, 
Vorratskammer. Op onsem Bon^ da öa 
en Klotzke etc. Pflz.-Räts. 36. Op den 
Bänen gefliet (das Obst), op Loaken on 
Tich^ Wat dat schon rickt. Dorr, 14. 
De Buur heft si^ne Noat on PLoag^ 
Woahnt op dem Bari mot Sack on Pack. 
Ibid., 20. Rätsel: Cjp onsem Bän licht 
wat, wat duusend Mann nicht häwen 
känen, (Muusdreck.) Ibid., 75. Min 
Sohn, op'n Bon ös e Kastke etc. Volksr. 
265, 925. Mäkes^ Jungens^ singt^ Bet 
an'n Bone springt ! Ibid. 222, 790. Im 
Götting. bone^ in Bayern 6ün, büne. 
Schamb., 29b. Schmellerl, 179. 



In Hessen Bünne^ Bonne. Vilmar, 
61. In Livland Behn und Behning. 
Hupel, 19. 

BAne, w. jüd. Vom , s. BUne. 

bAnem, sw.^ s. bohnen. 

BSnhase, ?n., ein nicht zunftiger Hand- 
werker, ein Pfuscher, der heimlich auf 
dem Bön oder Boden arbeiten mulz. 
Wenn die Amtsmeister einen solchen 
aufsuchen, heilzt es: Enen Bönhasen 
jagen. Holl. beunhaas. Brem. Wb. I, 
117. Vgl.Schützel, 124. Dähn.,48a. 
Hennig, 34. Hupel, 27. Sall- 
mann, 29a. Grimm, Wb. II, 237. 

Bonk, Bunk, Bonker, Bunker, m., Bremse, 
doch auch jedes andere dicke Insekt. 
Nach Sperber, 37, bunke = h9,us. Von 
dem poln. bqk^ Bremse, Hummel, das 
aber auch Rohrdommel, LöfPelgans, 
Brummkreisel und Dudelsack bedeutet. 
Mrong. I, 7a. Vgl. Nsslm. Forsch. 3; 
Th. 20. Davon Busbunk, Mistkäfer. Bus 
ist onomatopoetisch. Flatow. Schmitt, 
106; Westpr. 164. 

bünnewT, adv.^ s. biilewt. 

Bonsch, m., kleiner Junge. Oedanism. 

BonsChel, m. 1. Rohrblüte, Rohr- 
büschel. 2. schlechtes Wollenzeug. 
Das ist reiner Bonschel. S. Nsslm. 
Th., 215. 

bonschelig, adj.^ grob, lose; von ge- 
webtem Zeuge. Vgl. Bonschel.* 

bonschein, sw. 1. schmeichelnd bet- 
teln, flehen, aber auch zudringlich bit- 
ten. Die Kinder bonschein um Brot. 
Man muss so lange bon^cheln^ bis man 
kriegt, was man haben will. 2. unver- 
ständlich reden, wie es der wimmernd 
Bittende thut. Natangen. In Elbing 
bonsein. Schemionek, 6. 

Boot, /., das Boot. Danzig. 

BootBOhen, plur. (Bootchen?), Name 
für Kähne auf Drausensee und Nogat. 

Bora, m., s. Boreok. 



Borbine — Borngrund. 



97 



Borbine, /., s. Barbe. 

Borbuschke, n., s. busche. 

Borch, m., s. Borg. 

BArd, m.y Rand, Ufer. Da bi de Wl- 
den an de Grdwenbordy da lagen de 
Rebhöner, Pomm ereilen. 

Bording, m. 1. kleines einmastiges 
SchifiFjLeichterfahrzeug. S.Brem.Wb.I, 
119; für Estland Sallmann, 49a. 
Nach Klein I, 58: kleine Lastschiffe, 
um den gröfzeren Schiffen, welche in 
der Stadt nicht laden können, die Wa- 
ren auf die Reede zu bringen. Dzg. 
YgL Berding, GefäSZ. 2. hoher Filzhut 
(Cylinder). 

Bordschaben, pltd. Bord8chawe(n), Bord- 
8Chewe(n), plur., Strohbündel, welche 
den unteren Rand, den Bord des Stroh- 
daches bilden und dem Dache Festig- 
keit geben; über sie werden die wei- 
teren Strohlagen gelegt. Auch das 
Strohgeflechte über den Stallthüren 
nennt man Bordschaben. 

Boreck, w.. Dem. von dem poln. bar 
Fichtenwald, Wald, also Wäldchen; 
doch auch Name für gröfsere Waldun- 
gen. Nsslm. Forsch, 3 hat bmra = 
Waldstatte, in Urkunden neben mericaj 
mirica genannt: per borram sive meri- 
cam, Cod, Dipl, Pruss, II, 36 (und eine 
zweite Stelle das. II, 172). Im Th. 
hat Nsslm. Bora, Borra, Burra, ein 
schlecht bestandener oder ausgerodeter 
Kiefern- oder Fichtenwald. Hierher 
gehören die provinziellen Ortsnamen: 
Bardehnen^ Dorf im Kr. Pr. Holland, 
Boreiden, Dorf im Kr. Labiau, Boritten^ 
Dorf im Kr. Friedland, Bornehnen^ Vor- 
werk im Kr. Pr. Eylau, Bomitty Dorf 
im Kr. Braunsberg, Bomitz^ Dorf im 
Kj. Rosenberg, Borowo^ Mühle im Kr. 
Allenstein, Borrowen^ BorrowitZy Bor- 
rowoy Ortschaften im Kr. Neidenburg. 
Nsslm. weist auch auf den pleonastisch 

Frischbier, Wörtcrbncb I. 



gebildeten Namen Borrwalde(Ki. Brauns- 
berg) hin. Vgl. Nsslm. Th., 20. 

Boreli, n., Dem. Borelichen, Barellchen, 
letzteres setzt ein Barell voraus, kleines 
Holzgefafz, Tönnchen, zur Aufnahme 
von Branntwein und Essig. Ermland. 
Auf Helgoland boreli Flasche. Hen- 
nig, 21. Vgl. das gleichbed. Lächel, 
Ugel. 

bSren, sw.j s. bSren. 

BOrenstein; m., s. Bernstein. 

Borg, Borch, m., der verschnittene 
Eber. Hennig, 36. Schemionek, 
6, schreibt Borck. Im Götting. borch^ 
borchel, börchel^ angs. bearg^ altfr. barg^ 
ahd. paruhy holl. barg, westf. purky 
park (^vgl. lat. parcus). Schamb., 30a. 
In Hessen Barg^ Bork^ Bürk, Bargeld 
Borgel. Vilmar, 26. Na nu! säd 
de Bür an makt en Barg^ an de Eddel- 
mann en Windhund, Dzg. Nhg. Sprw. I, 
2721. Uorchy horch^ et schitt de Borg, 
Sprw. I 1 658. Mtn Tobacks-Bldske von 
enem ddge Borch, Carm. nupt VI, 242b. 

Vgl. misrig. 

BorqiT ir^j plur. Nach Simon Grünau 
ein „treuger (gedörrter) Fisch", den 
man in Preufzen einführt. 

Borkan, (?), s. Burkan. 

Borke, Bork,/., Schorf. 

BorkmUhle,/., Mühle, welche die Borke 
(Rinde) mahlt, Lohmühle. 

Borm, Born, m., Brunnen. He heft 
Glöck Ktkel ön e Borm to aette, ihm 
ist das Glück ungünstig. Samland. 
Hier §s keen Schaff Kofer, Ki8t\ Kasten, 
Barm oder Keller to fiiigen. Dorr, 
1. Wiew., 95. Alts, brunno^ mnd. bome^ 
ags. buma^ altfr. buma. Vgl. Grimm, 
Wb. II, 243. 

Bormkresse, /., Brunneukresse, Car- 
damine amara L, 

Born, m., s. Borm. 
Borngrund, t/»., s. Bernegrund. 

7 



.* 



98 



Boniholz — Boa. 



Bornholz, n.^ Brennliol^. Muhling, 
mit der Bemerkung: veraltet. Grimm, 
Wb. n, 242 hat B(yrhx)lz ohne jede Er- 
klärung. 

Borniesel, n., kleines Mädchen, un- 
gewaschen und ungekämmt. Elbing. 
Schemionek, 6. 

Bomitty Ortsn., Dorf bei Wormditt. 
Die erste Silbe ist das poln. iJr, Wald. 
Er ist ein Stümper von Bornitt, Sprw.I, 
3674. Vgl. Boreck. 

Bürnstein, m., s. Bernstein. 

Borowe, m , Waldwart, von dem poln. 
boromfj WaJdwart, aber auch adj. von 
b&r Wald, zum Walde, zur Forst gehörig. 
Flatow. Schmitt, 106; Westpr. 164. 
Nsslm. Forsch. 3; Th. 20. 

Borowskiy Boniwke, /., Preifzelbeere, 
VcicciniuTn Vitis idaea L. Von dem 
gleichbed. poln. horowka aus b&r Fich- 
tenwald, Wald überhaupt. Dzg. Klein I, 
58. Flatow. Schmitt, 106; Westpr. 
164. Treichel, Volksth. 

Borra, tt»., s. Boreck. 

Bors, BürSy BSrsch, m., s. Barsch. 

Bürsch, m , s. Forsch. 

Borst, m,^ von bersten^ auseinander- 
gebrochene Stelle, Spalte, Ritze. Hen- 
nig, 36. Bei Frisch I, 86c, Berst 
und Barst. 

borstein, sw.y sich abmuhen, abarbei- 
ten. Grimm, Wb. II, 246, hat iorsfeZw 
sträuben. 

Borstenstein, m., geborstener Stein. 
Grofzer erratischer Block bei Neukuh- 
ren. Vgl. Stein. 

BHrtchen, BOrtlein, n., Kopfputz, 
Haube; Mäntelchen. Sammtne Bart- 
chen soU auch den Dienstmädgen auf 
dem Lande zu tragen unverboten seyn, 
Landesordnung von 1640. Hennig, 
36. Unter den aufgefundenen Über- 
resten von Kleiderschmtick kann ich die 
Eauptzierde^ den Mantel oder das Bort- 



chen der bemhmten heidnischen Jung- 
frau Poggenim . . . nicht mit Stillschwei- 
gen übergehen, Bock, Nat. II, 599. 
Frisch I, 120a, bezeichnet Borüein 
ah preufzisch: Ah eine Jungfrau in 
Borüein, Kränzlein oder Haaren lier- 
gehen, 

Bortenwirker, m,, Posamentier. Hart- 
wich, 457. 

bürtig, adj. u. adv., gebürtig. He ös 
ut Zinte börtig, er ist in Zinten ge- 
boren. 

BSrtiein, n., s. BHrtchen. 

Bortscheschkenstrauch, m , Johannis- 
beere, Ribes Von dem gleichbed. poln. 
porzeczka, 

Bortschik, Burtschik, m , unverheirate- 
ter Bauersohn, der, meist nicht mehr 
ganz jung, in dem väterlichen Hofe, 
auf welchen sein Vermögensanteil hypo- 
thekarisch eingetragen ist, wohnen 
bleibt, wenn der Hof auch schon in 
den Besitz eines Bruders oder Schwa- 
gers übergegangen ist. Weichsebiiede- 
rung; wohl wenig mehr im Gebrauch. 
Schemionek, 6, erklärt Bortschick: 
ein Stutzer aus dem Werder. Lit. bü- 
ras der Bauer, das Dem. hiervon: bür- 
czas^ bürczikas ist nicht mehr üblich; 
doch ist auch auf das poln. burczyc 
brummen, zanken, zu verweisen, wenn- 
gleich, da Bortschick auch ein ehrender 
Anredetitel ist, die Deutung Brum- 
mer, Zänker unwahrscheinlich scheint. 
Nsslm. Th., 20 f. 

Bortschwin, Bortschwing, m., s. Bot- 
schwfn. 

Boruwke, /., s. Borowski. 

BAs, Bos, BAfz, /. u. 771., Ärger, Zorn, 
Ingrimm, Wut; Niedertracht, Bosheit. 
De BS wea nü voll Bos on lep hinga 
dem Woge her. Rastenburg. Firme- 
nich I, UOb. Do kann ock mi feer 
Bosz nich hellpe. Spook, 472. Sien 



Bosche — böten. 



99 



Voader sdd voll Boss on Galh Na 
Frötz etc. Dorr, 30. An einem seine 
Bos auslassen^ ihn im Arger ausschel- 
ten, durchprügeln. Ach, wess nich so 
voll BosSy komm^ geff mi ene Poss ! Jer- 
rentowitz. Volksr. 234, 820. Jero- 
schin: do wart der deggin rein irmort 
von stner rittir ein^ der in dirstach durch 
&nen bos 172cl. Pfeiffer, 134. Davon 
b6fzig und sich bAfzen. 

Bosche, w. jüd. Yom., s. BUne. 

Boschemenke, n., Heiligenschrein, auch 
Name für die kleinen Kapellen an den 
Wegen. Westpr. Von den poln. boze 
mfka Gottes Marter, Christi Leiden. 
Flatow. Schmitt, 106; Westpr., 164. 

boseln, sw.f s. bosseln. 

Bdsgeselle, m., Bootsgeselle, Matrose. 
Wenn nemlich ein Lerius mit seinen 
Boszgesellen vermeinet hat^ es würde nach 
seiner Reise niemand mehr zum Aequi- 
noctial gelangen y oder das Gegenspiel 
berichten können. Linem, H4a. See 
verständige Schiffer und Boszleute. Ibid., 
Z 4a. 

BAshaken, m., Bootshakei), Stange mit 
eiserner Hakenspitze, zum Anziehen 
und Fortschieben der Böte und Kähne. 
Hennig, 36. Ftf Fingre sond so got 
wi e Boshake. Sprw. I, 877. Ein Schild, 
ein Schiff ztmschen zwei zusammen-- 
gebrauchten Felsenstücken und 2 Bos- 
hacken etc. Die Zünfte, 14. 

BBskrät, BAskrät, /. 1. die schwarz- 
braune Kröte, die böse Kröte. Bock 
Nat. IV, 473. Schraggel, öle Boskrät^ 
ut dem Weg ! sagt in einem Tiergespräch 
der Fuchs zu dieser Kröte. Sprw. I, 
687. 2. beliebtes Schimpfwort. Ver- 
ßuchfge Boskrät! Davon: bSskrätsch, 
bSskrätschy adj. Beskrätscher Racker, 
Sperber, 7. 

BAsleute, plwr.^ s. BAsgeselle. 
BosnoWy kornimp. aus Burstinowo^ 



Ortsn., Dorf bei Rheden. I}r ist von 
Bosnowy wo sei de Ascheplatz am Gtwel 
(Giebel) backe. Sprw. I, 4090. 

bosseln, bo^eln, sw.^ kegeln. Hen- 
nig, 36. Hier vergnügte sich Herr 
Puff mit den Seinigen theils mit boseln^ 
iheih . . . auf dem Billard. Anhang z. 
Soph. R., 20. Bossel = globus Kugel; 
bosseln = kegeln, mhd. bSzen. Grimm, 
Wb. II, 264 f. 

BAfz, /. u. m.y s. BAs. 

BAfzak, m., s. BAtzhammel. 

bAfzen, sw. 1. maulen, ungezogen 
weinen, bocken; von Kindern. Von 
Bofz. 2. sich bo/zen, sich einärgern, 
innerlich wüten. Er bo/zt sich gewaltig. 
Daher einbofzen, pltd. Anbofzen, ein- 
ärgern, aufbringen. Wenn h£ sik so 
recht §nbo/zt hadd. Dorr, 1. Wiew., 
26 f. 

BAfzhammely m., leicht gereizter, er- 
zürnter Mensch. Auch mit poln. En- 
dung BAfzak. Sperber, 8. 

bA(zig, o^? , von B6sz^ böse, ärgerlich, 
verdriefzlich, zornig, heftig. Ehr ist 
gleich bofzig. 

BAty BAte, m., Bündel gezogenen 
Flachses vor der Reinigung durch die 
Hechel, Flachsgarbe. Mühling. Im 
Götting. bdtCy bde^ böte, mhd. boze. 
Schamb., 17a. 

Bot, m., Gebot, licitatio. Das war 
mein Bot. Den höchsten Bot haben. 

bot, adj,y s. botL 

Botegge y /., starkzinkige Egge zur 
gänzlichen Zerstörung der Grasnarben 
in frisch aufgepflügtem Boden. Müh- 
ling. 

boten, sw.^ zaubern, hexen. Samland. 
Hennig, 37. In Hamburg, im Brem., 
im Holstein. Feuer machen, heizen. 
Richey, 22. Brem.Wb. 1, 126. Schütze 
I, 139. Richey weist darauf hin, 
daTz boten auch „alle Arten des Aber- 



100 



Bötling — Bowke. 



glaubens, insonderheit mit dem Feuer 
bedeute"; es hat also auch in Ham- 
burg die Nebenbedeutung: zaubern, 
ebenso im Holst., wo uihöten ein Be- 
sprechen mit Anwendung des Feuers 
bezeichnet. Schütze, a a. 0. In 
Hessen boeten besprechen, eine Krank- 
heit durch eine Segensformel heilen 
(ahd. puozan bülzen); böten, boeten 
Feuer anzünden, einheizen. Vilmar, 
49 f. 

BHtling, BStting, m., Hammel, Schöps, 
verschnittener Schafl)0ck. M ü hlin g. 
Nds. Botel^ ebenso im Holstein.; in 
Pomm. BöÜink verschnittener Hengst, 
aber auch Hammel, in Bayern Bütt- 
ling junges halbjähriges Kalb. Brem. 
Wb. 1,126. Schütze I, 140. Dähn., 
49a. Schmellerl, 226. Tm Holst, 
tritt noch utböteln = verschneiden auf. 

Botsch, m , von dem poln. bot Schuh, 
Kinderschuh. » 

Botschan, m.^ von dem poln. bocian^ 
Storch. Westpr. Sperber, 36, schreibt 
Boczan. Da der Storch auch Langbein 
heifzt, so bezeichnet Botschan auch 
einen langbeinigen Menschen. 

Botschwill, m., s. Botschwin. 

Botschwtn, Botschwing, m. 1. rote 
Rübe, 2. Suppe aus der roten Rübe, 
also dasselbe was Bartsch. Poln. boc- 
winay boturina^ lett. batschvnmch^ russ.- 
lit. batwynys^ baczmnys rote Rübe, 
russ. botwvne das Rübengericht. Bock, 
5. Hennig, 37. Nsslm. Forsch. 3; 
Th., 21. Es treten auch die Benennun- 
gen Butschwin und Botschwill, BortschwTn, 
Bortschwing, auf. Über die Bereitung 
s. Bock, Nat. I, 267; HI, 798. 

bott, adj, 1. grob, roh, rüde, unge- 
schlifiFen. Hennig, 37. Ein botter 
Mensch, Bottes Volk, Bock, 5. In 
Livland butt stumpf, unmanierlich. 
Hupel, 41. Grimm, Wb.n, 278, hat 



bott = stupidus HoU. bot dumm, plump. 
2. bott geben, bott lassen, Faden, Schnur 
oder Tau nachlassen. Knaben^ welche 
den Alf steigen lassen, rufen einander 
zu: Gieb boUl Brem. Wb. I, 124, 
Schütze I, 140; Richey, 23: bot = 
Länge, Vorrat, Raum. — Die Gedanism. 
haben: das Bott = Bindfaden zum 
Drachen, Alf; also ähnlich wie Bott- 
leine, 

Bott, Pott, m., Topf. 

Botte, /., Steinbutte, s. StSnbotL > 

BBtte, /., Butte, Bütte. 

Botten, plur.f die dem Bottknüppel 
zunächst gelegene Abteilung des kuri- 
schen Wadeffams. 

Bettende, n , breiter Darm des Schwei- 
nes. Dönh. 

Btttting, m., s. BOtling. 

Bottknüppel, pltd. Bottknüppel, m., der 

bott gebende Knüppel, knüttelartiges 
Holzstück von ca. 1,20 m Länge, durch 
das die SimTnen des Schulmeisters gehen 
und in eine Öse auslaufen; Stücke des 
Kurrennetzes (s. d.). Der Bottknüppel 
heifzt auch^ Wathbaum. S. Benecke, 
343. 

Bottleine, pltd. Bottifn', /., Leine, die 
bott ffiebt, nachläfzt. Das Keitelgam 
hat zwei Bottleinen, die an den sog. 
Hahnenpfoten befestigt sind und in ihrer 
Vereinigung die Treibleine halten. 

bAwen, ««?., stehlen. Das hat er ge- 
bowt Dem ist das Böwen zur andern 
Natur geworden, Sperber, 45, schreibt 
boten: scherzhafter Ausdruck für jemand 
etwas entwenden. 

BAwke, m, 1, Dieb, von bowen, 2. 
Strolch, Bummler, Lungerer auf Strafzen 
und Märkten, nach Nsslm. unbeschäf- 
tigter Herumtreiber, Wegelagerer, im 
Plur. gefährliches Gesindel. Am ver- 
rufensten sind die Danziger Bowken. 
Nsslm. Forsch. 3 vergleicht lit. 6<k(7y- 



Boyeri — brägeln. 



101 



Av : • 



jus^ b&wyiü^ die Zeit hinbringen, sich 
aufhalten, müizig tändeln, poln. bawii\ 
hmcic si§, 3. Seh meichel wort für Kna- 
ben, und in diesem Falle ganz ent- 
schieden Bübchen. Nach den Gedanism, 
auch Schimpfwort auf solche, die 
schlechte Streiche macheu. Vgl. Nsslm. 
Th., 215. 

Boyert, m., s. BoierL 

Brachatz, (0, s. Brech. 

Brflche, pltd. Brake, /. 1. der um- 
brochene, ruhende Acker, das Brach- 
land, der Brachacker. 2 die Breche, 
Flachsbreche. Diese geschieht mittelst 

der Siofz- und Schabbrache. Er hat 

ein Maul wie eine Brdkey grolz und 
laut geschwätzig. Sprw. 1, 2566. 3. 
das Gebrochene, Fehlerhafte, Untaug- 
liche, die Brdke^ Bracke, der Brack 
(s. d.). 

Brache, w. jüd. Vom. S. Breche. 

Brachhuhn, n., Brachvogel, m., Gold- 
regenpfeifer, Charadrius pluvialis aura- 
tuÄ. Mühling. 

Brachsen, m.^ s. Bressem. 

Brachvogel, m , s. Brachhuhn. 

Brack, richtiger Brak, m., AusschuJz, 
das als fehlerhaft oder untauglich Aus- 
gesonderte, namentlich bei Irden-, Glas- 
und Porzellangeschirr. Poln. hrak. 
Hennig, 37. Das adj. brack, brak, in 
gleichem Sinne. Brackheringe, ge- 
quetschte, also gebrochene Heringe. 
Brackwerk, n , unnützes zerbrochenes 
Geräte, Überreste, Ausschul'z, Trüm- 
mer S. braken. 

Brackdistel, /; Männertreu, Eryngium 
planum L, Bock Nat. HI, 349. Ha- 
gen, 300. 

Bracke, /., lit. brdkas^ poln. bark, 
der hölzerne Schwengel, die Spreng- 
wage oder Wage, woran die Pferde 
gespannt werden. Hennig, 37. Man 
unterscheidet Hinterbracke und Vorder- 



bracke. Redensarten: Op de Brack 
scMte, dem trägen Pferde gleich zurück- 
bleiben, rückwärts gehen, im Eifer er- 
kalten. In gleichem Sinne: Am An- 
fang auf den Zaum gebissen, zuletzt 
doch auf die Brack geschissen, Ermland. 
Em ÖS de Brack afgehakt, er ist aus- 
gelassen, aus dem Häuschen. Vgl. 
Hennig, 320. Sprw. I, 432. 

Bracke, /, Baracke, altes, elendes 
Gebäude. Franz. baraque Feldlager- 
hütte, span. ban*acay ital. baräcca, von 
provenzalisch barra Querstange. Wei- 
gandl, 129. 

brackelig, adj,, wackelig. Der Tisch 
ist brackelig, er wackelt, steht nicht fest. 

Brackgut, Bräkgut, n , Ausschufz, aus- 
gesonderte Ware. 

Brackhering, m., s. Brack. 

Brackwerk,/, s. Brack. 

Braddengam, n., auch kurz Bradde, /., 

grolzes Watenetz aus Hanf, aus einem 
trichterförnngen Netzsack, der Metritze^ 
und zwei an deren vorderer weiter 
Öflhung befestigten Netzwänden, den 
Flügeln, bestehend. Eurisches Haff. 
Benecke, 336 ff. Fisch.-Ord für das 
kur. Haff § 19. Lit. bradinys, bradini, 
lett. bt*addin8ch, briddens, poln. brodnia, 
russ.' brkden, brednik, von lit. bredk, 
bristi, lett. h^eenu, briddu^ brist, poln. 
brodz§, brodzic, russ. bro^ü, brodlt wa- 
ten. Nsslm. Forsch. 3; Th., 21. 

Braddenkahn, m., lit. braddaus-walte, 
Segelboot zum Betriebe des Fischfanges 
mit dem Braddengam. Kurisches Haff. 
S. Kurrenkahn. 

Brägel (a lang), wi., ein dicker Brei. 
Mühling. In Bayern der Breglet dick- 
gekochte Holunder- oder Heidelbeere. 
Schmellerl, 256. 

brägeln, sw.,, braten, sieden, schmo- 
ren. Den Puckel brägeln, sich an den 
Ofen steUen. Bei Einreibungen brägelt 



102 



Brägelsuppe — Brandmark. 



man das betr. Glied, setzt es der Warme 
aus, damit die Einreibung schneller in 
die Haut eindringe. Mühlin g. Grimm, 
Wb. II, 291. 

Brägelsuppe,/., gebrägelte dicke Suppe 
mit mannigfachen Zuthaten . M ü h 1 i n g. 

Brägen, m.^ auch Brak, Rest (Spülicht), 
der bei der Branntweinbrennerei nach 
der Gärung vom Maische zurück bleibt 
und zur Fütterung und Mast des Viehes 
benutzt wird. Lett. brohga^ brehga, lit. 
bröga, brögas, Nsslm. Forsch. 3; Th., 

21. M- {-Y-tit''^ 

Brägen^ m., Gehirn, Mark, übertragen 
auch Kopf. Ags. braegen^ engl, brain^ 
hoU. brein^ mnd. bregen, bragen. 
Schamb., 31a. En kloker Kop, en 
urinscher Brägen^ ein kluger Kopf, ein 
windiges, ränkevolles Gehirn. Sprw. I, 
2136. ündy irret nicht der Breegen, 
(ward ich gewahr) ein Ancker, Carm, 
nupt n, 184 b. De {Mus) häft all enen 
grötem Brägen, Seelenw., 40. ün da 
spukt mer 7U)ch eine andere Idee gm 
Brägen. Dorr, 1. Wiew.. 4. Las»t 
ans onse Brägens z^ammethtie^ dass wir 
ans räche. Ibid., 61. Vgl. das. 63. 81. 
90. 124. Hennig, 320. 

bräk, adj,^ holl. braak, brach, un- 
bebaut, ruhend. Brak liegen^ vom 
Acker, der ruht, vom Menschen, der 
ohne Beschäftigung, ohne Arbeit ist. 

Brak, m,y s. Brägen. 

Brak, m., brak, adj.^ s. Brack. 

Brak, m., s. BrAk. 

Brake, /., s. Brache. 

bräken, sw. 1. aussondern, sortieren 
nach der Güte: Glas- und Porzellan- 
waren, Flachs, Heringe etc. Davon: 
Bräker, m., vorzugsweise Flachs- und 
Heringsbrakei\ die in Königsberg be- 
sondere Gewerbe bilden. Hennig, 37. 
Ebenso in Estland. S allmann, 29b. 



2. brechen, den Flachs, vermittelst der 
Brache^ Brake ^ Flachsbrake, 3. die 
Brache^ Brake^ den Brachacker, brechen, 
umpflügen. Vgl. Brack. 

Bräker, m,^ s. bräken. 

Bräkgut, n„ s. Brackgut. 

bräkig, adj,^ salzig. Bräkiges Wasser. 
Im Grimm, Wb. II, 291: brackisch, 
engl, brackish. 

Bräkse (a kurz), m., s. Bressem. 

Brale, w. jüd. Vom. Flatow. Schmitt, 
113. 

Bräme, /., die Umfassung der Mütze, 
die Krampe. Pelzbräme, eine Bräme 
von Pelz. 

brämen, sw,, mit einer Bräme ver- 
sehen, einfassen, besetzen, beputzen. 
Davon bebrämen, verbriLmen in gleicher 
Bedeutung. Er Moder (Mieder) was 
bebrämt mot solke doUe Kröhnke, et was 
schient Kalwsgehvsz, Carm, nupt, I, 
282, 11. 

bramitzen, sw,^ toben, lärmen, auf- 
begehren, unfreundlich brummen. Da- 
von bramitzig, branitzig, adj.^ brummig, 
unfreundlich, unwirrsch. Verwandt mit 

bramsen. 

bramitzig, adj,^ s. das vor. 

Brams, m. Yom., Abraham. Hart- 
wich, 53. 

bramsen, sw,^ gnurren, murren, schel- 
ten. Einem die Ohren voll bramsen^ 
unwirrsch und murrend, gnurrend und 
polternd sich bewegen. Ygl. bramitzen. 

Brandloch, n., sprindige Stelle in Seen 
und Flüssen, die auch beim strengsten 
Froste nicht zufHert. Mühlin g. 

Brandlottchen, Pflzn., korr. aus Brand- 
lattich, Ticssilago farfara L, Müh- 
ling. 

Brandmark, /., Einem Brandmark ge- 
ben, einen tüchtig ausschimpfen. S. 
KäkstTp. 



Brandpredigt — Brassen netz. 



103 



Brandpredigt, /., Predigt nach einem 
Brande auf der Brandstatte. Noch viel- 
fach üblich. Vgl. Hintz, 133. 

BrandrAde, /. , eisernes Gestell auf 
Herd oder Eamin, worauf Späne und 
Holz liegen. Samland. Bode^ Rod, ur- 
sprünglich Rute, auch Stange. Vgl. 
Brem. Wb. IH, 511 f. 

Brandwethen, Ortsn., auch Antnau- 
jeningken, Dorf im Kirchspiel Budwethen, 
Kr. Ragnit, im Volksmunde Schnodder- 
dorf. 

Br&ne, /., Dem. Branchen, Braue, 
Braune. Altnord, frra, ahd. präwa^ 
mhd. brdwey brdy sanskr. bhrn^ lit. 
brutms. Genaueres: Weigandl, 231. 
Im Kinderreim: Augenbrdnche^ Schtp^ 
schtp^ mein Ilahnche. 

Brane, w. jüd. Vom. Flatow. Schmitt, 
113. 

branitzig, adj,^ s. bramitzen. 

Brasche, /., Rasenstück, Rasen. M üh- 
ling. 

brascheln, auch braseln, sw. 1. un- 
verständlich reden, in den Bart brum- 
men, ungewaschenes Zeug reden; brum- 
mend tadeln. He braschelt vn de Jvd 
nau'm Öhkefell Sprw. I, 433. Vgl. 
brauchen. 2. rasseln, prasseln, rauschend 
tönen; lit. braszketi, Nsslm., Wb. I, 
343 b. Vgl. rascheln. 

brftschen, sw,^ viel und laut sprechen, 
vorlaut sein, schreiend und lärmend 
durcheinander reden; wiehern, vom 
Hengst Hennig, 37 f: Lärm machen, 
mit Drohungen um sich werfen. Engl. 
to prate schwatzen. De Gast ösz ehren- 
weerih, deH Oöld ön Ruh vertärt^ nich 
broaschty nich Händel moakt. Dorr, 
27. Er brdscht in einem fort, Brdsch 
doch nich so ! Hei brdscht wt e Hingst. 
On broascht on macht en Skandal^ dasz 
eenem Heeren on Sehen verging. Schalt). 



1, 439. Auch brfttschen; in Posen pra- 
sclien. Bernd, 218; in Hessen bre- 
sehen y breiscJten laut und viel reden. 
Vilmar, 53. Vgl. Reineke Vos, 643. 
— Davon Bräscher, Bratscher, m., 
Schwätzer, Grofz m au 1 , Vielsprecher ; ' 
Braschmaul und Brfttschmaul dass ; Ge- 
bräsche, Gebrätsche, n., Geschwätz, lär- 
mendes Gerede, Durcheinander von 
Stimmen. Stein hat im Peregrinus 
XU, 82, Bräscher unter den Ekelnamen. 
Mühling hat noch: ausbrftschen, sw,^ 
ausplaudern. Vgl. blarren u. praten. 

Bräscher, m., Braschmaul, n., s. das 
vor. 

Brasel, m., Masse, Menge, Haufe, 
Gerassel = KraCzel = Schurrmurr. Lit. 
braszketi knistern, prasseln, knarren, 
rasseln. Er schmeiszt den ganzen Bra- 
sel hin^ alles, was er trägt. Auch Brast 

braseln, sw., s. brascheln. 

bräsen, str., sich^ sich brüsten, blähen, 
aufgeblasen einherstolzieren, sich hoch- 
mütig geberden. Davon britelg, adj. In 
Livland ebenso. Hupel, 30. Sali- 
mann, 29b. 

brashaft, adj., aufgeblasen, grofzmau- 
lig. Danzig. W. Seidel, 29. Vgl. 

bräsen. 

bräsig, adj., s. bräsen. 

Bräske (a lang), m., dicker, träger 
Mensch. Natangen. Nach Muhling 

Brüske. 

Brasse, m., s. Bressem. 

Brassel, m., s. Brasel. 

Brassem, Brassen, m., s. Bressem. 

Brassenfischerei, /., s. Treibnetzfische- 
rei. 

Brassenlaich, m., Bezeichnung der 
Verwandlung der Wassernymphen, die 
zur Zeit der Brassenlaiche erfolgt. 
Mühling. 

Brassennetz, n., Netz zum Fange 



104 



Brassensack — Brätschmaul. 



der Brassen. Frisches Haff. Benecke, 
373. 376. S. auch Haffsack, Brassen- 
sack. 

Brassensack, m., Sack zum Fange der 
Brassen. Vorder- und Mitteibauch heil'zen 
beim Brassensack Vorhals und Bauch. 
Benecke, 386. S. Wenter. 

Brassenvogei, w., Vogel für Ai^Brassm^ 
mottenartiges Insekt, das den Enten 
und Fischen zur Nahrung dient. Drau- 
sensee. Mühlin g. 

Brast, m, 1. Haufe, Menge, Masse, 
mit dem Nebenbegriff des Wirren, Un- 
ordentlichen; auch Menschenmenge. Im 
Brem. Wb. I, 135, auch brass. Nimm 
den ganzen Brast^ nimm alles, was da 
ist. Da liggt de ganze Brost! Sprw. I, 
2431. Hennig, 38. 2. seichtes stehen- 
des Gewässer, Sumpf. Jungens^ kämt 
op em Brost scharre! Samland. S. N. 
Pr. Prov.-Bl. XI, 368. Vgl. Brasei. 

brasteln, sw., bastelnd rasseln, mit 
Geräusch arbeiten. Sperber, 8. S, 

basteln und rabasteln. 

brastig, adj. u. adv. 1. breit, bequem 
in Bezug auf den Raum, den jemand 
beim Sitzen einnimmt Brastig sitzen 
— sich brastig hinsetzen. Hei geit bret 
on brostig, Sprw. I, 1179. 2. in be- 
treff des Benehmens: keck, patzig, her- 
ausfordernd, übermütig, aufgeblasen, 
impertinent, frech, anmafzend, vornehm 
thuend. Es (das Tier in einem Rätsel) 
kann recht brastig gehen, Carm. nupt, 
in, 203 d. Du Willst dt m§t diener Ehr 
brastig makenf Dorr, 1. Wiew., 40. 
Mhd. bresten, Prät. brast, ahd. prestan 
bersten. Vgl. Hennig, 38. Schade, 
83b. 

braten, pltd. brade(n) (« = «), sw. 

Viel zu braten haben^ viel verlangen, 
beanspruchen , kujonieren. Gedanism. 
Öck war dl wat bräde^ ich werde dir 



den Wunsch nicht erfüllen. Sprw. I, 
436. Hennig, 38. 
Bratenfresser, pltd. Bradefreter (a = ä), 

w., zur Bezeichnung eines Reichen. 
Wenn am Werktage in Königsberg 
Grabgeläute zu hören ist, so sagt das 
Volk: Ös wedder e Bradefreter (auch: 
Mädeschitei\ Kapaunefreter) gestorwe, 
Sprw. I, 437. 

Bratengeiger, m,y von Stein im Pe- 
regrinus XV, 25, unter den Namen für 
schmeichlerische, schmarotzende Hof- 
leute aufgeführt. W. Mtsbl. VI, 186. 

Bratenrock, pltd. Braderock (a = a), 

w., der beste Rock, Sonntagsrock, weil 
es am Sonntage Braten giebt. Mein 
sudlicher Gutviann^ in Herrn Berahns 
besten Bratenrock hinein geknöpft. Soph. 
R. V, 518. Er heifzt auch: Herrgotts- 
tischrock, Herrgottstischkleid, weil man in 

ihm zum Tische des Herrn, zum heil. 
Abendmahl geht Ganz gleich gebil- 
det ist: Bratenweste. 

Bratenschneider, m., Garkoch. S. 
Schneidebraten. 

Bratensuppe, /., Suppe, Brühe, Saace 
zum Braten. Westpr. Mühling. 

Bratenweste, pltd. Bradewest (a»a), 
/., Sonntagsweste. Wie Bratenrock. 

Bratling, m., s. Breitling. 

Bratpilz, wi., Pilz, der gebraten ge- 
gessen wird. S. Glattling. 

Br&tschchen, Dem. aus brätschen. (?) 
Als ironisch gemütliche Anrede: Sieftst 
duy mein Brdtschchen, es ist nicht alle 
Tag' Sonntag. Stallupönen. Marold. 

br&tschen, sw,^ Brätscher, m., s. brft- 
schen. 

brätschig, adj.^ grofz, breit, ungeschickt 
in der Form; namentlich an Hand und 
Fulz. Br&tschfufz, pltd. BrfttschfAt, m., 
groizer, plumper Fufz. Von Prftz. 

Brätschmaul, n., s bräschen. 



Bratze — Brautvater. 



105 



Bratze, Bratz, /. 1. Tatze; Menschen- 
hand, Fulz. 2 Schlag mit der Hand. 
Vgl. Präz. 

brauchen, SU7. 1. dürfen. Hier braucht 
keiner zu rauchen. Schemion ek, 6. 
2. medizinieren. 

Braunheil, Pflzn., gemeine Brunelle, 
Prunella vulgaris L, Hagen, 638. 
Diente früher als Heilmittel gegen die 
Bräune, daher der Volksname. Vgl. 
Leunis, 44, Note 4. Mühling hat 
Baumheil. 

Braunsberg, pltd. BrQnsbarg, Ortsn., 

Stadt an der Passarge. Er ist dreist 
wie ein Braunsberger. Sprw. I, 626. 
Die Zurückführung des Namens der 
Stadt auf Bruno, Bischof von Olmütz, 
dem Gefährten Ottokars 1254inPreui*zen, 
zuerst bei Plastwig de vitis episc. 
Varm. 4, ist nach Toppen histor.-comp. 
Geogr. haltlos; derselbe stellt a. a. 0. 
17 die Frage, ob der Name der Stadt 
aus Preufzenberg entstanden. Der Name 
ist wahrscheinlich das altpr. bruse-ber- 
ffue; die zweite Hälfte des Wortes ist 
wohl identisch mit dem altpr birge^ 
wahrscheinlich Lager, Viehlager. S. 
Nsslm. TL, 23. 
Brausche, /., pltd. BrQsch, /. u. m., 

Beule am Kopf, durch Fall oder Stofz 
erzeugt. Lit. hriüszd^ schwed. u. dän. 
brüsk Knorpel. Pltd. hört man noch: 
Brttsch und Brfsch. Bock, 6. Hen- 
nig, 40. Wenn man früh niesen mul'z, 
so sagt man: Dat sett hüede wat af, 
entweder e Rusch oder e Brusch, Beter 
e Ritsch^ als e Brusch. Sprw. I, 19. 
337. On wie he nu so geit^ döa rennt 
he op ^ne dicke Eek. He hewt ^ne ge- 
heage Brusch, Boldt, 10. . . ,ihn ge- 
stossen^ dass er an die Docken gefallen, 
vnd an dem kapf/e eine grosse Prausche 
ihme vfgelaufe, Protokoll der Morgspr. 



im Kneiphof aus 1597. Die Zünfte, 
48 f. 
Brausehahn, Brfishahn, t^., Kampfhahn, 

Tringa pugncur. Danzig. Auch Koller- 
hahn, Streitvogel. Bujack, 383. 

Bräusei, pltd. BrUsel, n., das mit einem 
Male Gebraute, ^uch Gebräusel. Ein 
Brausei Bier. Hennig, 320. Von 
brauen. Ek w§ll keenen Hahnentrett §n 
mienem Brusel (Gebräu) hebben. Dorr, 
1. Wiew., 82. Das Uebrige vom Bräu^ 
sei machen sie au^h fertig. Pierson, 
Matth. Prätor., 61. 

Brautbank, pltd. BrQtbänk, /., Bank 

für die Braut, Sitz am Altare, von 
welchem aus der Bräutigam die Braut 
selbst zum Altare führt. Hintz, 65. 

Brautbett, pltd. Brfltbedd, n., Bett der 
Braut. Das Brautbett besehen gehn, zur 
Bezeichnung des Spazierganges der 
Hochzeitsleute zwischen dem Kaffee und 
dem eigentlichen Hochzeitsmahl. Sprw. 
I, 440. 

Brauthahn, m. Brautdiener und Braut- 
jungfern erbitten, Brauthanen zwinchten. 
Stein, PeregrinusXni,l. W. Mtsbl. VI, 
111. 

Brautjungfer, pltd. BrOtjumfer, /., Be- 
gleiterin der Braut zur Kirche; auch 
Kränzeljungfer. Die Brautjungfer von 
Seiten des Bräutigams heifzt die erste 
oder älteste; jeder Brautjungfer steht 
ein Platzmeister (s. d.) zur Seite. 

Brautlaken, pltd. BrQtlake(n), n., Laken 
für die Braut; spöttische Beneunung 
für Spinngewebe. Die Brautlaken hän- 
gen umher, als Anspielung darauf, dalz 
die Töchter des Hauses keine Männer 
bekommen werden, da sie nicht auf 
Reinlichkeit sehen. Sprw. I, 441. 

Brautvater, pltd. BrQtvader (a = a), m., 

Brautführer, oder der älteste der sog. 
guten Männer. Mühling. In Li vlan(} 



106 



Brautwinkel — Breitmaul. 



in gleichem Sinne auch Brautmutter^ 
Bräutigamsvater etc. Hupel, 33. 

Braiitwinkel, pltd. BrQtwinkel, ^., die 
für das Brautpaar besonders aufge- 
schmückte Zimmerecke, in der es wäh- 
rend der Hochzeit Platz nimmt. Der 
Pfarrer erhielt neben dem Brauttüinkel^ 
der mit Tannen, Goldpapier und Bil- 
dern prächtig geschmückt war, den Eh- 
renplatz. Passarge, Balt., 263. 

bravieren, sw,, prahlen, sich wichtig 
machen. Dzg. W. Seidel, 29. 

Bravkerl, m,, braver Mann. Der ver- 
heiraihete Soldat wäre . . . vneder was 
der Deutsche ehmah war: ein Brafkerl, 
Soph. R. I, 620. 

Braxen, m., s. Bressem. 

brftz, präz, interj., schallnachahmend; 
zur Bezeichnung des Tones, den ein 
fallender Körper verursacht. Brdz da 
liggt hei, Brdz da liggt et Prahts 
gings her Ober meinen Rücken. Soph. 
R in, 217. Vgl. bums, pardauz, plauksch^ 
rits^ schmauks, schnips, schnurr^ schwaps. 

Brach, Brich, n. 1. Ferkel. Westpr. 
2. Scheit- und Schimpfwort für ein 
ungezogenes Kind, Knabe sowohl als 
Mädchen, in dem Sinne von unnützer 
Balg. Was, das Brech (die jüngere 
Schwester ist gemeint) well meer ofn 
Backowen setzen = will vor mir heira- 
ten? Schaltj. 1, 439. Westpr. Werder, 
Schemionek, 7, schreibt Bröch, Man 
hört auch in gleicher Bedeutung Bre- 
chatz und Brachatz, und sind mir aus 
Graudenz diese Formen als Dem. von 
Brech bezeichnet. Jag* mich de Bra- 
chatze vom Zaun, jage mir die Jungen 
vom Zaun! 

Brechatz, (?)> s. das vor. 

brechen, pltd. br6ke(n),s^. 1. erbrechen, 
vomieren. 2. die Bienen brechen, 
den Bienen den Honig nehmen. 3. die 
Satzung, das Gesetz brechen und die 



Strafe für den Bruch. Und welch h^Vr- 
der bjncht an einem älderman der bricht 
zwu Galten wachs davon nicht zu hissen. 
So viel bricht ay4:h ein älderman ab er 
erzömet einen bi'uder oder eine Schwester 
mit tvorten oder mit wercken. Der Fischer 
Rolle 1538. Kgsbg. §12. Benecke, 
288. S. Breche. 
Brechsen, m., s. Bressem. 

Brecht, m. Vom., Albrecht. G&rtzens 
Brecht De vei*steit dat Danzen recht, 
Volksl. 44, 27, 10. 

Breda, m., vom gleichbed. poln. breda, 
Schwätzer. Sperber, 37. 

Brede, /., Breite. Fjü Brede, eine 
dicke Frau, welche eine breite Sitz- 
fläche hat, sich breit macht, hoSartig 
thut; auch die Kröte. Vgl. das Ge- 
spräch zwischen Schlange und Kröte: 
Goden Dag, Fru Breede. Sprw. I, 687. 
S. Hennig, 320 f. 

Bredulge, Brodulge, Perdulge, /., Un- 
glück, Elend, Verlegenheit. Er sitzt 
in der Bredulge. Einen in di£ Bredulge 
bringen. In Bayern breduiti, franz. 
etre en bredouille in Verlegenheit sein. 
Schmellerl, 252. 

BrSgen, m,y s. Brägen. 

Breitling, Bratling, Brissling, m., die 

Sprotte, Clupea sprattus L,; lit. bret- 
lingis, kass. bretling. Bujack, 392. 
Benecke, 172. 

Breitlingsgarn, n., Zuggam zum Fang 
der Breitlingey poln. wengorsnik wört- 
lich Aalnetz, weil es früher zum Aal- 
fang gebraucht wurde. S. Benecke, 
355. 

Breitmaul, pltd. BrMmOl, n,, Mensch 
mit grolzem Munde, Zänker, Vorlauter, 
Prahler, Widerspenstiger. M ü h 1 i n g. 
Sprw. I, 442. Davon das Adj. breit- 
maulsch, pltd. br6dmQl8ch. In Livland 
nennt man Dienstboten, welche bei 
Verweisen, die ihnen erteilt werden, 



breitschlagen — Bressem. 



107 



entgegenbrummen, breitm an lisch. 
Hupel, 33. 

breitschlagen, st, in bildlicher Bede: 
einen für seine Ansicht durch Uber- 
rednng gewinnen. Hören Sie, Mamsell 
Schnäbelchen ^ Sie werden mich nicht 
breitschlagen, Soph. R. V, 7. 

Breitschnabely m., Löffelente, Anas 
clypeata L. Bujack, 388., 

breitspurig, pltd. bretspQrig, adj,^ was 
breite Sparen hat oder zurückläfzt, da- 
her: gespreizt im Auftreten, hochmütig 
im Benehmen, weitschweifig in der 
Rede. Bretspurig wt e Zochschlef, breit- 
sparig wie eine Zochschleife. Litauen. 
Sprw. I, 443. 

Breittuchmacher, m., Tuclimacher, der 
breites, feines Tuch webte. Vgl. Bock 
Nat. V, 404 f. 

Br8l(, /., Überschwemmung, ver- 
ursacht durch einen Dammbruch. Wer- 
der. Von breken brechen. 

Bremse, /. Einem auf der Bremse 
sitzen, ihn drängen, treiben. Gedanism, 
Davon bremsen, sw,, quälen, peinigen, 
auspfänden. Mühling. Bremse hat 
die Bedeutung von Nasenklemmer für 
wilde Pferde; Vorrichtung zum Hem- 
met an einem Räderwerke. Weigand 
I, 235. In Hessen bremschen (bremsen) 
wüten, toben; Brenz^ /., Pein, Qual, 
zumal in Krankheiten. Vilmar, 53. 
Klein I, 63, hat: bremsein, bremsen: 
einen gewissen Schmerz empfinden, als 
wenn man sich an einer Brennessel 
gerieben hätte. Österreich. Vgl. 
Grimm, Wb. HI, 364. 

Bremsenicopf, m., Kopf der Bremse; 
bildlich: kurze, wenig Körner enthal- 
tende Ähre. Wenn aber dürre und 
brennende Zeiten einfallen, als kan die 
Saat nicht aufgehen, und was noch auf- 
gegangen, vyird auszgebrandt, was über^ 
bleibet schösset sehr schlecht, ja es musz 



wol in den Schoszbalgen bestecken blei- 
ben, weswegen nachmahlen Brömsen 
Kopfe und taubes Korn entstehen: Was 
aber dennoch aus den Schoszbalgen her- 
fürraget, wird übertrieben etc. Linem., 
A aa 4a. 

Bremsenwinl(el, m., Gegend von Zin- 
ten und Landsberg. 

Bremser, m,, einer, der bremst, Quä- 
ler, Exekutor. Mühling. Vgl. Prem- 
ser. 

Brenkel, Brinkel, m., kleines Kind, 
auch kleiner Gegenstand überhaupt, 
ein bifzchen, ein weniges. Westpr. 
Weil nu die Eltern ihre beeds Brenkelr- 
ches, die kleene Knerpse, so grausam sehr 
lieb hatten. Schal tj. 1, 440. So hau 
denn das Brenkelche seinen Gebortstag 
wedder, aber man alle vier Jahr, Ibid., 
442. Am doUsten wahrsch, une de Brin- 
kelchens drei Jahr alt wurden an all 
kralen kunnen. Schalt). 3, 9. 

brennen, st 1. Branntwein trinken; 
vom Brennen desselben hergenommen. 
Er brennt mit drei Graperi. Sprw. I, 
445. 2. schlagen, in's Gesicht, ohr- 
feigen, dafz die geschlagene Stelle 
brennt. Einem eins brennen — auf-- 
brennen. Li diesem Sinne auch sengen. 
3. heftig, feurig verlangen. Er brennt 
danach, Schemionek, 6. 

Brennl(raut, n., Wollkraut, Königs- 
kerze, Verbascum thapsus L. Hagen, 
241. S. Welke. 

Bresenning, m., richtiger Presenning, 

getheertes Segeltuch, das als Deckplan 
über SchifiFsluken etc. gebreitet wird; 
Schemionek, 6, hat: geölter wasser- 
dichter Leinwandsplan. Es ist das ver- 
altete franz. priceinte = Umhüllung, 
Schurz. B reusing, 5. 

Bresilgenholz, Brasilienholz. Medik. 
Ldgnum Femambuci, 

Bressem, Bressen, Brassem, Brachsen, 



108 



Bre88em - briseln. 



Braxen, Brechsen, m.^ Brassen, Cyprmm 
Brama L. Auch Reifzfisck, Ilalbßsch^ 
Blei, Bleier, Blauer, ScJUafke. Altpr. 
locutisy lit. karszis, kur. kasza, mas. 
kass. bleye, bi'ass^ leszcz. ßenecke, 
118. Hennig, 38, hat neben Bres&em 
noch: Brasse, Bräkse, Prechsen, In 
Dauzig Rhein- oder Renbrojcen, Bu- 
jack, 393. Bei Henncnberger Pres- 
sem; in Livland BracJisen u. Brachsen, 
Hupel, 29. 

Bressem, m,, die Libelle, Libellula 
depressa. 

Bressemspiere, f., kleines Insekt, das 
oft in grofzer Menge vorkommt. (?) 

Bressenfischerei, /., s. Treibnetzfische- 
rei. 

brettschneiden, st, schnarchen, als ob 
mit einer Säge Bretter geschnitten wür- 
den. So wie hei önH Bedd kömmt, 
schnott hei Brett. 2. komplimentieren, 
sich verbeugen wie ein Brettschneider. 

Brettschneider, pltd. Brettschnlder, m., 

das anzerschnitten gebliebene Vollende 
des in Bretter zerschnittenen Baum- 
stammes. Der Brettschneider stand 
nach Vollendung jedes Schnittes auf 
diesem Stumpf. 

Brettschneiderliqueur, m., Liqueur für 

Brettschneider, zur Bezeichnung einer 
schlechten Sorte. Sprw. I, 1532. Vgl. 

Kutscherliqueur. 
Br&tze, /.. s. Pr§zei. 

Brewilg, w., Verstümmelung von Pri- 
vilegium. Er hafs Brewilg. Ermland. 

Brezel, /., s. Pr&zel. 

bribraz (a lang auch kurz), interj., 
zur Bezeichnung des Schalles, den 
wiederholtes Öffiien und Schliel'zen der 
Thür verursacht. Man rennt, man 
schmott bribratz de Dar, Volksl. 29, 
19, 1. In PosQia pnz'praz, Bernd, 
221. 

Brich, m.^ s. Brttch. 



Brich, n,, s. Brech. 

brtden, sw,, s. brUden. 

briggen, sw., die eigentümliche Art 
des Rudems mit einem sog. Riemen, 
der, in einer Höhlung des Achter- 
stäwens ruhend, hin- und hergedreht 
wird. 

Brillenbaum, m,, Ahorn, Acer, Im 
Munde der Kinder, welche die zwei- 
flügelige Frucht des Baumes als Brille 
auf die Nase setzen; daher mehr noch 

Nasenbaum, pltd. verstärkt NäseknTper- 

bAm, Nasenkneiferbaum. 

Brilienverkäufer, m, von stein, Pe- 
regrinus XII, 13, als brilienverkäufer 
unter homines dolosi aufgeführt. W. 
Mtsbl. V, 188. 

bringen, st, derb abfertigen, auf den 
Trab bringen. Den werde ich bringen! 
Ich werde ihn bHngen, da/z er die Schuhe 
verliert — da/z er die Hacken verliert 
Sprw. I, 454. 

Brinkel, m., s. Brenkel. 

Brisbrummel, m,, s. Biiwurm. 

BrTsch, m., s Brausche. 

brischeln, sw,. s. briseln. 

brischen, sw,, brausen, sausen, rau- 
schen. Sie tanzte, dass es man so 
brtschte. 

BrTsel, Brisel, n.. Dem. BrtseUce, von 
brii>eln, 1. das Geschmorte, Gebratene. 
Hei säd to sM Frü: Uselke, ach kdk 
mi doch e Brtselke. Volksl. 30, 20, 5. 
Frommann, Mundart. VII, 212. BrTsel 
ist auch Dem. von Br!, Brei. 2. Brisel, 
nasses Brennholz, weil es beim Bren- 
nen einen briselnden Ton hören läfzt 
Westpr. Vgl. Fiichel. 

briseln, brUseln, sw,, 1. brodeln, ge- 
lind kochen, bei kleinem Feuer braten ; 
zur Bezeichnung des Tones, den bra- 
tendes Fett, schmorendes Fleisch von 
sich giebt. Auch brischeln, brUscheln, 
bruscheln, bruseln. In Bayern bresln. 



Brissling — Brok. 



109 



Schmellerl, 265. In Hessen brotzeln^ 
brozeln^ brtzelriy britzelriy bretzeln. Vil- 
mar, 57. 55. aufbrusein, aufwallen, 
überkochen. Muhling, schreibt auf- 
pmseln. Die kleinen Lochet* im {See-) 
Sande neben der Spülung rühren von 
der Luft her^ welche aus dein lockern 
Sande zischend und briselnd entweicht^ so- 
bald eine W 'eile darüber fluthet. Passarge, 
Balt.^ 168. 2. unverständlich, leise 
sprechen, in den Bart brummen. Nach 
Muhling auch unnütz sprechen. Was 
brisselt he daf Neie Bixen! Das fehlt 
ooch noch! Schaltj. 1, 438. 

Brissling, m.^ s. Breitling. 

brTten, st., braten. Ermland. Muh- 
ling. 

Britsche, Britschke, /., Spazierwagen, 
leichter Reise wagen, gewöhnlich mii 
halbem Verdeck; poln. bryczka^ Dem. 
von bryka Lastwagen, Frachtwagen. 
Schmitt, 106; Westpr., 164. Nsslm. 
Forsch. 3; Th., 22. Bernd, 30: „aus 
Birutsche^ Art zweirädriger Fuhrwerke, 
dieses aus (lat.) birotum^ birota." 

Bruch, Brech, ni.y verhochd. Bruch, 
Brich. 1. der Bauch, namentlich der 
mit Speisen gefüllte, stramme Bauch. 
Hennig, 321. Sock den Bröch voll 
schlage y viel essen. He heft e Bröch 
wi e dräcMger Zant Sprw. J, 455. 
De Bröch stund mt so stramm as tot en 
SchappenbolL Carm, nupt I, 282, 14. 
2. als Schimpfwort: nach Muhling in 
Westpr. Brech (s. d.) allein; in Ostpr. 
in den Zusammensetzungen: Fellebröch, 
gefüllter Bauch, Dickbauch, Fettbauch, 
und WanzkebrVch. In der Form Pröch^ 
Prüch^ Brich selten. Poln. brzuch^ russ. 
br/uchoy böhm. b)*icho\ in Pommern 
Brüche. Nsslm., Th, 215. Sperber, 
36. D ahn., 360b. 

Breche, /., die Brüche, Vergehen 
(Gesetzesbrach); Bufze in Geld dafür. 



Weigand I, 241. Nd. bröke, Brera. 
Wb. I, 133. Wissentlich das der erbat 
roih sampt mit den eldisten dis garthen 
seyn eyns geworden vnd eynt rechticlich 
mit reifem raüce beshnsen haben das alle 
dy broche dy do gesellen in dem gartlien 
adir der garthe czu richten hot dy bi*oche 
sal man ynlegen vnde wenden czu des 
garthen notcze. Protokoll der Morgspr. 
im Eneiphof aus 1440. Die Zünfte, 33f. 
Jacob cort zu iij mk broche. Ibid. 
Protok. aus 1536. Urban clenau sol vj 
m Broche abetragen. Ibid. Protok. a. 
1537. A. a. 0. 

Breche, Brache, w. jüd. Vom. Viel- 
leicht von Berachja. Flato w. Schmitt, 
113. 

BrVchiing (ö lang), m., s. BrUhling. 

Breck, ?»., das Mittelgut bei Holzy^ 
waren, bei Asche, Flachs etc., auch dA 
schlechtere Sorte. Dzg. W. Seidel 
29. Vgl. Brack. 

breckig, adj , was leicht bricht, spröde 
mürbe. Vgl. spreck. 

Brodulge, /., s Bredulge. 

BrVgling (J lang), m., s. BrUhling. 

BrOk, /. Hose, BeinJkleid. Wat öck 
begehrCy begehrest du öhck, Eck Iaht den 
Rock dy., du lätst my de Brohk, Simon 
Dach. Volksl. 28, 18, 15. Nds. brook, 
mnd. bröky schwed. fo'oA, dän. brog^ 
bayer. bruech, Brem. Wb. I, 145. 
Schütze I, 158. Schmellerl, 248. 
Mnd. Wb. I, 428a. 

BrOk, Brak, n. u. m., auch Bröknis, 
Gebröknis, n, sumpfige Wiese, Sumpf; 
Wäldchen, Gebüsch auf sumpfigem, 
feuchtem Boden. Den Dwdrwall ging 
öck doal, bit Nielanghorster Weid^ Woar 
dicht am Brak vörbi de Wech noär 
Dreeling geit. Dorr, 27. , , . On schu 
dat Wild vom Brak opflicht Ibid. 34. 
Wenn se dörch Wold on Breeka ginge. 
Boldt, 10. Bätsei: Ök ging äwei' en 



110 



Bröling — Brotstelle. 



Gebroknis On seech (sah) en grotet Ge- 
spöknis: Twee Kepp^ erC Zägel on nege 
Feet Spinnerin, die, den Wocken 
tragend, zu Pferde safz. 

Bröling (5 lang), 77»., s. BrUhling. 

Bromm, /., von brommen, brummen, 
das Gefängnis. Se hebbe em ön e Bromm 
gehrocht. Ön de Bromm gane^ verloren 
gehen, in Gefahr schweben. Goa, heer 
dochy wat so rutischen deit (bei der 
Überschwemmung), Af onse Mal on 
de Bromm^ Bromm geitf Geh, hör' doch, 
was so rauschen thut. Ob unsere Mühl' 
in die Bromm, Bromm geht? Dorr, 
62. Gleichen Sinn dürfte die mit Brand- 
stiftung drohende Wehlauer Redensart 
haben: Alles ön de Bromm bringe, 

Sprw. II, 440. Vgl. brummen. 

Brommelbeere, /., Brombeere, Rubus. 
Vgl. Kratzelbeere. 

Brösln, m. Vom., Ambrosius. Hart- 
wich, 53. 

Brüske (0 lang), m., s. Bräske. 

Brot, w., 1. panis^ mhd. brot^ ahd.p-o^, 
im Volksmunde dat lewe Brotke, dat 
lewe Brot Nach dem Mehle, woraus 
es gebacken, giebt es: Weizenbrot, ge- 
wöhnlich Weifzbrot^ und Roggenbrot, 
Brot aus gebeuteltem Roggenmehl heifzt 
Feinbrot^ aus ungebeuteltem Grobbrot^ 
eine Mittelsorte heil'zt halb fein^ halb 
grob. Das zarteste Feinbrot heifzt Öse- 
brot, das derbste Grobbrot Schwarzbrot^ 
und wurde der Teig mit Kleien oder 
gar mit Spreu gemischt: Speüenbrot, 
Feinbrot wird Hefenbrot genannt, wenn 
der Teig nur mit Hefen, ohne allen 
Sauerteig angemacht wurde. Nach der 
Backart giebt es gegersteltes (Gerstel-) 
und ungegersteltes (Brüh-)Brot. Beim 
Bäcker gekauftes Brot heil'zt Bäcker- 
brot^ im Hause angeteigtes Ilausbrot 
oder selbstgebackenes Brot^ obgleich man 
den Teig zum Bäcker schickt. Königs- 



berg. — Grobes Brot macht Wangen rot, 
Selwstgebackdet Brot schmeckt am besten. 
Elbinger Ndrg. Dat beste Brot stellt 
de Bäcker arCt Fonster. Dreg Brotke 
kleckert nich. Einem etwas aufs Brot 
geben — streichen, ihm eine bereits ab- 
gethane Sache wieder vorhalten. Hei 
kann mehr als Brot ete, er versteht 
Zauberkünste. S. Sprw. 1,457 ff. 2. Aus- 
kommen. Er hat sein gutes Brot. He 
heft Brot on 6k Tobrot^ er hat neben 
dem Brote auch das, was zum Brote 
gehört, Butter, Fleisch etc., es geht 
ihm also gut. 3. Altenteil, Ausgedinge. 
Sock dat Brot verschrtwe läte^ sich sein 
Ausgedinge gerichtlich feststellen lassen. 
4. tägliches Brot = taglicher Gast, Haus- 
freund. Noch habe ich es nicht gesehn^ 
da ich doch das tägliche Brot bei Ihnen 
bin. Soph. R. III, 189. Hennig, 38, 
hat: y^Brod hat vorher in Preulzen ein 
Bauererbe geheifzen." Vgl. BSrenbrot 
und Haschenbrot. 

Brotbank, /., Brotscharre. In Kgsbg. 
giebt es eine Brotbänkenstrafze. 

Brotbeutel, m., sackartige Umhänge- 
tasche, worin die Wegekost mitgeführt 
wird; auch Brotsack. 

Brotdieb, m.^ Dieb des Brotes, der 
einem andern den Verdienst abjagt, 
die Arbeit entreifzt. Als Schimpfwort 
bei Stein, Peregrinus XII, 82. W. 
Mtsbl. V, 191. S. AugstupSnen. 

Brotgeist, w., Frohnvogt oder Auf- 
seher der Gefangenen im Stocke. Dan- 
zig. Klejin I, 65. Er schreibt Brodr- 
geest und bezeichnet Hennig' s Er- 
klärung, 38: „ Bettel vogt** ab unrichtig. 

Brotsack, m., s. Brotbeutel. 

Brotschrape, /., Schrape, mit der die 
Brotteigreste im Troge zusammenge- 
kratzt werden. 

Brotstelle, /., Stelle, die gutes Aus- 
kommen bietet. Ein für den Gewerbe- 



Bruch — Brahling. 



111 



betrieb gut gelegenes Haus ist eine 
gute Brotstelle. Hei keft e gode Brot- 
steil^ einen lohnenden Dienst. 

Bruch, m,, s. Bröch. 

bruchfäHig, adj.^ die gesetzlichen Be- 
stimmungen brechen, gegen Gebrauch 
und Herkommen verstofzen und da- 
durch straffällig werden. Vnd seind 
bescheiden wurden ah bnichfeüig Peter 
Posseckel vnd Meister Jacob hellender wein 
schencke für diese mmgensprache. Protok. 
d. Morgspr. im Kneiphof aus 1549. Die 
Zünfte, 46. Und da jemand von den 
Dienstbohten etc. betreten würde , der in 
einem oder andern Punct bruchfällig be- 
funden^ oder dieser Ordnung sich wider- 
setzen würde etc, Gesindeordnung vom 
J. 1683. Hartwich, 354 Vgl. Broche. 

bruchfrei, adj., frei des Bruches^ 
massiv, fest; von Häusern. Die Andern 
trotzen kühn auf ihrhoclvstehendes yfyruch- 
freies^ Haus^ um vielleicht in Kurzem 
entsetzt zu erkennen^ dajz diese Fluth, 
höher als die frühem^ ihre Wohnstuben 
bis zur Hälfte füllen imrd. Werder. 
Passarge, 198. 

BrOchhabicht, BrQchhafke, m., Habicht, 
der im Bruche nistet oder sich aufhält, 
speciell der Mäusebussard, Falco Buteo. 
Mühling, Tiem., 168. 

Brücke, /., s. BrQke. 

Brücke, /., Flulzufer, auf dem Fische 
u. a. Lebensmittel feil gehalten werden. 
Elbing. Schemionek, 7. In Kgsbg 
FischbrUcke (s. d.). 

brücken, brUggen, sw,^ eine Strafze, 
einen Platz mit Steinen pflastern; daher 
gewöhnlich steinbrücken. — Das part 
praes, brückend, wie das part praet, ge- 
brückt, wird gebraucht zur Bezeichnung 
des gedrängt Vollen, Das Theater ist 
brückend — gebrückt voll^ es ist gedrängt 
gefüllt, die Menschen sind zusammen- 



gepreizt wie die Pflastersteine, Auch 
sagt man: es ist brechend voll. 

Brückenjunge, m., dienender Fischer- 
knecht, der auf der Fischbrücke thätig 
ist. Dem Brückenjungen Lohn, ohne 
sein Biergeld, 12 Mk Rolle der Kgsbg. 
Gildef. v. 1662. Bock, Nat. V, 559. 

Bruddel, m,, s. PrOdel. 

brodeln, bruddeln, sw., dasselbe was 
prfideln u. pruddeln (s. d.). 

brüden, sw., necken, aufziehen, hudeln, 
vexieren, täuschen, scherzen. Dit höht 
recht, mot da Häng gefryht, wenn so 
do Oge syhnd gebriedt (durch die reiche 
Aussteuer der Braut). Do Fryers sonn 
vne blinge Ape, de by derglihcke Wiewer 
schlape, Carm, nupt, V, 145 c. Dat 
my ömm Husz dis beide Liede, Oock 
vär dor Dähr nich länger bxiede. Ibid., 
216 c. Brüd^ hei ml man nich so veL 
VolksL, 7, 5 I, 2. Hennig, 38: brieden; 
im Holst, brüden, nds. brüen. Schütze 
I, 167. Brem. Wb. I, 146. Schamb., 
33b. Dähn., 57b. 

Bruder, m., nasser, Säufer. Mühling. 

brudern, sich, bei einer Sache Vorteil 
machen. Mühling. 

Bnidersch, pltd. BrOdersch,/., Bruders- 
frau. Dat Waute, pkgt mt Broidesch 
segge, LavAJot md oft est, wä drög dei 
KfH. Flatow. Firmenich 1, 119b. 

Brüderschaft, /., nasse, die beim Glase 
geschlossene Brüderschaft. Die nasse 
Brüderschaft ist uns gantz unbekandt, 
Wer sich auf sie verlast, wird überaus 
betrogen, Carm. nupt. I, 153. 

brüggen, sw., s. brücken. 

BrUgling (ü lang), m., s. Brühling. 

BrUhbrot, n., s. Brot 

Brühling, Brügling, pltd. BrVling, BrSg- 
ling (ü u. ö lang), m., etwa halbjähriges 
Schwein, dessen Fleisch im Haushalte 
frisch gekocht verzehrt wird. Mühling 



112 



Brüke — Brommtopf. 



hat BrVchiing, Ferkel von 6 Wochen, 
das abgesetzt ist, um zur Zucht auf- 
gezogen zu werden. N. Pr.-Prov.-Bl. 
a. F. VII, 437. Henuig, 39, hat nur 
Brügling für ein jähriges Schwein. Ein 
solches heii'zt jedoch Schrotschwein (s. d.). 
Für die Ableitung weist Hennig auf 
Borg und poreus hin; Pierson (Lit. 
Aeq., 19) erinnert an das lit. brüzas 
frisch. Vielleicht trifft die Volksmei- 
nung das Richtige, wenn sie an Brühe^ 
von brüllen^ pltd. brögen^ denkt. 

BrQke, Brücke, WrOke, Wrucke,/, Kohl- 
rübe, Brassica napus rapifera^ poln. 
brukiewy plur. brukwi^ russ. br/ukwa, 
Nsslm. Forsch. 2; Th., 212. Schmitt, 
Westpr., 168, Brache söngotto schlucke^ 
wenn se öm Fett hucke, Sprw. I, 471. 

brüllen, pltd. br8lie(n), n , laut weinen. 
S. schreien. 

Brummbär, pltd. Brommbär, m.^ brum- 
mender Bär; zur Bezeichnung eines 
brummenden Mannes. Du bist ein 
rechter Brummbär! In gleichem Sinne 
auch Brummbart, pltd. Brommbärt^ Tadler, 
Zänker. In Livland ebenfalls: Brum- 
bar u. Brumbart. Hupel, 36. 

Brummbart, m., s. das vor. 

BrUmmchen, n , s. BrUmmelchen. 

Brummelsen, pltd. BrommTser, n., mür- 
rischer, stets brummender Mensch. 

BrUmmelchen, pltd. Brömmelke, n.^ das 
brummende Tönen, das entsteht, wenn 
man mit dem Zeigefinger über die ge- 
schlossenen Lippen fahrt. Zu Kindern : 
Mach' ein BrUmmelchen! Bi^mmelchen 
schlagen^ die Lippen tönen lassen. Auch 
blofz: BrUmmchen. Hennig, 39, hat 
BrUmmelschlagen. 

brummein, brommein, sw,^ Frequentativ 
von brummen^ brommen, mifzlaunisch 
„unter dem Barte" murmeln, leise 
räsonnieren, kritteln. 

BrUmmelschlagen, n., s. BrUmmelchen. 



brummen, pltd. bromme(n), sw,y 1. un- 
zufrieden murren, tadeln, zanken, rä- 
sonnieren. Nun sitzt er im Pelz am 
Kamin und keicht und brummt und kann 
nicht warm werden. Soph. R. I, 318. 
Wenn sie (die Hausfrau) an/engt zu 
gnurren^ brummen und krehen, so ist du 
kein aufhören. Stein, Peregrinus XIII, 
90. W. Mtsbl. VI, 173. 2. sich hüten, 
etwas zu thun. Mamsell Hochmuth^ der 
wird ihr was brummen. Soph. R.V 1,405. 
3. im Gefängnisse sitzen. Er muss brum- 
men. Sprw. I, 478. 

Brummer, w., 1. grofze Fliege, die 
beim Fliegen brummt. 2. alte Kupfer- 
münze, 6 alte Pfennige wert. Thom. 
In Posen 3 poln. Groschen, deren 60 
auf einen Thaler gingen. Bernd, 31. 

Brummkater, 9n., stets mürrischer 
Mensch. Ebenso: Brummtopf. Er (der 
Mann) hat zu hauss einen Brumkater 
und nagendenwurm an der Seiten. Stein, 
Peregrinus XIII, 90. W. Mtsbl. VI, 
173. Hennig, 39. 

Brummkriesel , m.^ 1. Brummkreisel, 
Kreisel mit hohlem Kopf, der brummt, 
wenn er in kreisende Bewegung gesetzt 
wird. In Livland Brummkiesel. Hupel, 
36. Brommhiesel pitscive. Dorr, 1. 
Wiew., 115. 2. munterer, leicht be- 
weglicher Mensch, namentlich ein derar- 
tiges Mädchen. Sie ist wie ein Brumm- 
kriesel. Hennig, 134. 

brummmulsch, adj.y mürrisch, finster, 
unfreundlich. Von brummen. 

brummsch, adj.^ mürrisch, unzufrieden 
brummend. Von einem Menschen, der 
selten ein freundliches Gesicht zeigt. 

Brummtopf, pltd. Brommtopp, m.^ 1. 

Topf, der brummt, beliebtes Instrument 
der Volksjugend zur Begleitung der 
Gesänge in der Advents- und Weih- 
nachtszeit. Eine kleine Tonne wird, 
nachdem ihr der eine Boden genommen, 



Brummt/opflied — Brüsterort. 



113 



mit einer Schweinsblase oder mit Leder 
überzogen. Aus der Mitte dieses neuen 
Bodens zieht sich ein kleiner Schweif 
von Pferdehaaren, welcher mit ange- 
feuchteter Hand gezogen wird. Das 
Instrument, ein riesiger Waldteufel, 
brummt in eintöniger, lauter und schnei- 
dender Weise. 2. mürrischer Mensch, 
der wie ein Brummtopf brummt. Denn 
toill der gute Herr nicht wie sie pfeifet 
springen^ so wird ihr Brumm^Topf ihm 
ein solches Klag-Lded singen, dass ihm 
der Sinnen Kraft vergeht Carm. nupt, 
I, 158. Uennig, 39. Vgl. Brummkater. 

Brummtopf lied, n., Lied, das zum 
jBrMWwtop/ gesungen wird. Die Brumm- 
topflieder werden von Knaben, welche 
als die heiligen drei Könige verkleidet 
umherziehen, in der Advents- u. Weih- 
nachtszeit unter Begleitung des Brumm- 
topfes gesungen. Das verbreitetste ist: 
Wir treten herein ohri allen Spott^ 
Einen schönen guten Abend^ den geV 
uns GoU etc. S. Volksr., 212, 785. 

BrUmschen, pltd. BrUmske, n., Nasen- 
stüber. 

Brunitschke, Bruntschke, f., Steinbrom- 
beere , Rubus saaatilis L. ; gewöhnlich 
BrunHschkebeere. Brunischke scheint irr- 
tümlichdurchHennigeingeführt,wieaus 
Pisanski's Nachtr., denen er das Wort 
entnommen, hervorgeht; Pisanski hat 
Brunitschke, Ähnliche wilde Beeren 
heifzen: russ. brusnlka^ brusnica, poln. 
brusznica^ lit. ohne Zischlaut bnikne\ 
bruknis^ lett. bruhklenes, N s s 1 m. Forsch., 
3; Th. 22. Lit. Aeq., 18. Hennig, 
40. Bock, Nat. HI, 415, Hagen, 
528. Vgl. Bemitzke. 

Brunitschkenkraut, n., Kraut der Brur- 
nitschke^ das zu Kränzen verflochten 
wird. 

brunzen, sw.^ den Urin lassen. Mhd. 

Piitehbier, W5rt«Tbiieh 1. 



brunzeny prumen. He heft da de Lüd^ 
so herunda gehunzt, Als wenn se seck 
alla hadde beprunzt Volksl. 37, 25 I, 2. 
Vgl. Grimm' s warme Verteidigung 
dieses Wortes gegen Adelung' s „un- 
besonnenes" Urteil. Grimm, Wb. H, 
442. 

BrQsbart, m., 1. Mann mit brausen- 
dem, rauschendem Barte; unfreundlicher 
Mensch. 2. Kartenspiel, in welchem 
der bebärtete Coeur-König als Bruse- 
bart der höchste Trumpf ist. Funge 
Brusbärt an to speie, Wardersch. Bur. 
Firmenichl,98a. Sprw.1,483. Sper- 
ber, 37. In Livland ebenfalls als Kar- 
tenspiel. Hupel, 37. 3. Pflzn., Bocks- 
bart, Haferwurz, TragopogonL. Fried- 
land Ostpr. 

BrOsch, BrUsch, ?»., BrQsche, /., s. 
Brausche. 

bruicheln, brUicheln, »w,, s. briieln. 

brU8Chen(ti(lang), sw., schlagen, hauen. 

BrUsel (ü lang), n., s. Brilusel. 
bruieln, brlltein, sto., s. brifeln. 
BrQshahn, m., s. Brausehahn. 
Brustbaum, pltd. BrostbAm, m., der 

Querbalken im preufzischen Webestuhl, 
der gegen die Brust des Webenden ge- 
richtet ist. S. Das Wirkgestell, 124. 

Brustbruch, m., Schnupfen. Hochr 
geehrter Herr^ sagte er^ he hett de Brost- 
bröhk. Soph. R. V, 598. 

brüsten, sw., mit Anwendung groizer 
Kraft eine Arbeit überwinden. Sich 
brüsten^ sich mit jemand messen. Stallup. 
Marold. Von Brust Bei einer an- 
strengenden Arbeit heifzt es: das geht 
Ober die Brust 

BrllsterArt, Ortsn., nordwestliche Land- 
spitze des Samlandes, mit Leuchtturm. 
Da Ort Spitze bedeutet und diese Land- 
ecke von den samländischen Fischern 
die Brust genannt wird (Gebauer, 

8 



114 



Brustlatz — Buddel. 



Kde.j 13), so wäre die wörtliche Be- 
deatong des Namens: Brustspitze, Brast- 
ecke. 

Brustlatz, ?/»., Weste, bei Männern; 
bei Frauen, Mieder. Bock, 6. Inder 
Dzg. Nhg. u. im preufz. Werder Brust- 
läpp; in Hessen Brustfleck, Yilmar, 
58; in Livland Brusttuch. Hupel, 37. 
Küm hebV ock to ete^ da feie mt Scho^ 
E Mantel^ e Rockke, e Brostlatz dorto. 
Tilsit. Firmenich, I, 106b. Es ist 
ein Brust-Latz kalter Herzen. Ein KusZj 
der wie ein Schwefel- Licht Entzündt die 
Oluth der süssen Schmerzen. Carm. nupt. 
I, 232. Bildlich, übertragen auf die 
Brust, die der Latz schützt: Da Wulf 
hot a 's Brostlatz ofgeknöfelt, der Wolf 
hat (dem Stutfüllen) die Brust aufge- 
rissen. Ermländ. Freisch., 15. 

Brustlropfen, plur.^ Tropfen gegen 
Brustbeschwerden. Medik. Elia, e S. 
liquir. 

Brusttuch y n., Tuch, das die Brust 
deckt; Halstuch. 

Brustwenzel, m., Waldlaub vogel,%Zt?ta 
Sibilatria. (?) Bujack, 372. Nach 
Grimm, Wh. H, 452, die Bachstelze, 
Motaciüa^ doch nennt man mehrere 
kleine muntere Vögel, die Brust und 
Schwanz beständig drehen, Wenzel, 
namentlich Bachstelze^ Rotkehlchen, Rot- 
brüstcheny wahrscheinlich von wenzeln 
schwänzeln, nnl. wentelen^ sich hin und 
her wenden, drehen. 

brutschen, sw.^ pfuschen, stümperhaft 
arbeiten. 

Brutscher, m.^ Pfuscher, Stümper. 

bO, interj.y als Gegensatz zu ba. Dat 
OS nich bu nich ba, das ist unentschie- 
den, nicht ja, nicht nein. Sprw. 1, 484. 

bubanzig, ad^'.^ unfreundlich, erzürnt, 
aufgebracht, störrisch, widerhaarig, auf- 
sässig. Nu fälcP awer nich väl, dat de 
Heinrich bubavzig geworden wer, El- 



binger Höhe. N. Pr. Prov.-Bl. IX, 244. 
Firmenich HI, 495a. Schemionek, 
7, schreibt: buhbantzig, 

Bubbelacke, m.. Ungeheuer, korr. aus 
wdötüolak, wie noch im Serbischen ein 
Vampyr hclfzt. Schmitt, Westpr., 165. 
In dem Wb. von Mrongovius findet 
sich wdöwolak nicht. 

bubbern, sw,y und bubberig, adj.^ s. 
bibbern. 

Bubbert, m., s. Bobbert. 

Buber, m,, poln. bob und bubber^ Sau- 
bohne, Vida faba L, Sperber, 37. 
Hagen, 758. 

Buchecker, /., Frucht der Buche. S. 
Ecker. 

BUcherseller,77»., Antiquar; nach Müh- 
lin g auch Bücherschrank. S. Seiler. 

Buchstaben, die vier^ der Hintere. 
Hßlfs Maul und setz^ dich auf deine 
vier Buchstaben, Sprw. I, 2568. 

Bucht,/., s. Bocht 

bucht, adv,^ s. bocht. 

buchten, sw.^ s. bochten. 

BUckänholz, n., Holz, das aus dem 
Zerschlagen der polnischen Flufzfahr- 
zeuge gewonnen wird. Dzg. Altpr, 
Mtsschr. IV. 328. 

Buckinell, /., s. Bukkinell. 

Buckis, /., s. Bukkis. 

BUckling, m.^ s. BSckllng. 

Budde, Butke, /., I.Laus. Dönh. 2. 
Engerlingund jeder Wurm, der im Acker 
gefunden wird. Mühling, Tiem., 169. 
Nsslm.,Th.,216. tfds, Budde, Buddeke, 
Butke Popanz, Gespenst, Schreckbild, 
womit man kleine Kinder beschwich- 
tigt. Brem.Wb. 1, 154, 175; Seh am b., 
34b. Dähn., 59a. In Bayern der ^t^^e 
Larve; vermummte Person; Unhold. 
Schmeller I, 229. Vgl. Buteher, 
Bufehebau. 

Buddel, f, Bouteille, Flasche. Er 
Idsst die Buddel nicht los, er ist ein 



Buddelbuxen — bügeln. 



115 



Säufer. Sprw. I, 445. He drinkt de 
ganze Buddel üt Volksr. 256, 887. 

Buddelbuxen, plur.^ die weiten Hosen, 
welche die Fischer über die gewöhn- 
lichen Beinkleider ziehen. Sie heilzen 

auch KeddelbUxen, KittelbUxen, wohl weil 
sie, aus der Feme gesehen, den Ein- 
druck eines (Frauen-)Kittels machen. 

buddeln, vhd. buttein, sw,^ 1. von 

Buddel, Flasche: in Flaschen füllen. 
Das Bier buddeln — einbuddeln. 2. nach 
dem kluckemden Tone während des 
Trinkens: aus der Flasche trinken; zu 
viel trinken, saufen. B}r buddelt^ er 
ist ein Trinker. Sprw. 1, 445. 3. nach 
Hennig, 41, auch schäumen: da^ Bier 
buddelt. 4. in der Erde wühlen, kratzen, 
wie es die Hühner thun; auf einem 
Acker nach Steinen graben, sie aus 
demselben heben; in aufgegebenen Grä- 
bereien Berstein grabend nachsuchen; 
überhaupt mübsam arbeiten, wobei an 
ein grabendes Wühlen gedacht wird. 

Bude,/.; 1. Hütte, Gezelt, Stall, poba. 
buda^ Ut. buda. Bei Jeroschin: er 
stapfte zu den budin ^ 46d u. m. 
Pfeiffer, 135 f. 2. kleines Häuschen, 
in dem gewöhnlich ein Handel betrieben 
wird. In kleinen Städten sind der- 
artige Buden oft um das Rathaus, ja 
in die untern Räume desselben hinein 
gebaut. Das soü ihm in die Bude lecken^ 
das soll ihm übel bekommen. Es hat 
ihm in die Bude geleckt^ hat ihm Schaden 
gebracht. Wöü hei on de Böd, will er 
in die Bude ! Ausruf der Zurückweisung. 
— 3. eine eigentümliche Zusammen- 
setzung ist : Hakenbude, Hökerbude^ von 
haken hökern, und Hake Höker, Klein- 
händler. Vgl Dähn., 168a. Die Haken- 
buden haben „Kramgerechtigkeit", und 
wird in ihnen Handel mit Material-, 
Kurz- und Schnittwaren getrieben, oft 
auch Bier und Branntwein verschenkt. 



Nach Klein, 1, 175, für Danzig: Höker- 
wohnung auf dem Lande. Wir bewilligen 
auch^ dasz zu Labiau sechs Hakenbuden 
allerhand Höckerei zu treiben angelegt 
werden sollen. Altpr. Mtsschr. IV, 524. 

Budel, m., s. BSdel. 

Budenbau, m., Bau der Buden, zur 
Bezeichnung des Tages zwischen dem 
Vieh- und Krammarkte, an dem die 
Verkäufer ihre Buden für den Kram- 
markt errichten. Sperber, 9. 

Budenleute, plur.^ Leute, welche in 
Buden wohnen oder Waren (eil bieten. 

Budenwächter, m., Ladenhüter, un- 
courante Ware. Elbing. Schemio- 
nek, 7. 

Budnecker,m., verächtliche Benennung 
für einen Adeligen. Stein, Peregrinus 
XVI, 8. W. Mtsbl. VI, 187. Einer 
der vom Pfluge her ist? Vgl. Budnick. 

Budnick, (?), das Streichbrett an dem 
altpreul'zischen Pfluge. S. Zoch. 

BUerke, w., Dem. von Biier^ Bauer, 
Käfig. 

bufs, interj ^ s. bafs. 

bufsen, sw.^ s. bafsen. 

BUgel, pltd. Bägel, m., Teil des alt- 
preul'zischen Pfluges. S. Zoch. 

bUgeln, pltd. bägle(n), sw,^ durch den 
Bügel heben, eine Ehren- und Hoch- 
achtungsbezeigung gegen das weibliche 
Geschlecht am Fastnachtstage. Die 
Junggesellen, Ejiechte etc., ziehen mit 
einem geschmückten Reifen, Bügel, von 
Haus zu Haus. Der den Reifen Tra- 
gende zieht ihn, oft nach dem Takte 
der mitfolgenden Musik, jeder Haus- 
frau, jeder Tochter und jeder Magd 
des Hauses über den Kopf und die 
Schultern, während ein anderer die ge- 
bügelte Person aus dem Reifen heraus- 
hebt. Die Frauen halten das Bügeln 
für eine besondere Ehre, weil keine, 
auf der ein Makel haftet, durch den 

8* 



116 



Bugelrock — Bukowitz. 



Reif gezogen wird — es sei denn, dafz 
sie 5 Silbergroschen (50 Pfg.) zahlte. 
Oberland. Natangen. Ennland. N. Pr. 
Prov.-Bl. VI, 223; X, 117. Sprw. 11, 
453. 

BUgelrock, m., pltd. Bägelrock, ßeif- 
rock. On öm Bägelrock to gäne^ Dat 
siM mt wol doli aivstäne. Volksl. 5 1, 8; 
S. 74. 

BUgelsenke, /.^ nach Mühling Netz 
mit Bügel^ das von einem Menschen 
gehandhabt wird. Kenn ig, 40, hat 
BUgelsenken, n., zur Bezeichnung des 
Einsenkens der kleinen Bögelnetze in's 
Wasser. 

buggelüi 9fuo.^ buckeln, locken, in 
Locken legen. Die Haare bu^geluy sie 
in Locken legen, flechten, — aufbuggeln, 
sie festlich aufputzen, mit Blumen durch- 
flechten. In Bremen Imckel Locken, 
franz. boucle. Brem. Wb.1, 158. Grena- 
dierbuckeln u, geflochtene Haarzopfe . . . 
die Wuckel Locken. Schmoll er I, 
153; IV, 21. 

buggem, sw.^ mit den Ellenbogen, 
Fäusten, jemand drängen und stofzen, 
oft mit dem Nebenbegrifie der Heim- 
lichkeit; mit den Fersen die Seiten 
eines Pferdes stoiizen. 

Buhlengeld, n., Geld, Abgabe der un- 
verheirateten Bürger Königsbergs bei 
Erlangung des Bürgerrechtes mit der 
Verpflichtung, binnen Jahresfrist zu 
buhlen, d. i. zu werben und zu hei- 
raten, widrigenfalls das Geld verfiel. 
„Man zahlet nach Bescha£Fenheit der 
Umstände 25 bis 50 Gulden. Es gründet 
sich diese Verordnung auf die uralte 
Willkür der Städte Königsberg, worinnen 
einem Bürger aufgegeben ist, ehelich 
zu werden." Hennig, 40. Es geht 
aus Hennig nicht hervor, ob die Ab- 
gabe sich eventuell wiederholte und zur 



Steuer wurde. Doch scheint dies der 
Fall gewesen zu sein, da, nach Klein, 
1, 56^ in Danzig Bohlengeld, im gemeinen 
Leben scherzweise Bollengeld, „das Geld 
ist (war), welches unverheiratete Per- 
sonen männlichen Geschlechts jährlich 
erlegen müssen." Wenngleich, nach 
Kleines Angaben, dieses Geld „zur 
Besserung der hölzernen Brücken an- 
gewandt wird" (wurde), und somit die 
Ableitung von BoMe = Brett zulässig 
ist, so ist Bohlengeld und mehr noch 
Bidlengeld blofze Korrumpierung von 
Buhlengeld, Wie rein und sinnig der 
Begriff buhlen und Buhle in jener Zeit 
wai*, wolle man daraus ersehen, dafz 
Markgraf Albrecht in einem Briefe vom 
1. Januar 1526 seine Braut ^ die Prin- 
zessin Dorothea von Dänemark, als seine 
„freundliche, herzallerliebste Muhme und 
Puel (Buhlin)" anredet. Vgl. Beitr. z. 
Kde. Pr. IV, 414. 

Buhne,/., in den Flufz gebauter Quer- 
damm. Vgl. Vorland. 

Bujenge, Pujenge, /.^ Pfln., Verstümme- 
lung von Paeonia^ wie bei Leunis, 714, 
Putenje. 

Bujerunne, /., Männer- Unterhemde 
mit weiten Armein, gewöhnlich von 
blauer Farbe. Werder. Graudenz. 

buken (u lang), sw,^ einlaugen, Garn, 
Leinwand, Wäsche. Von B6ky Boke^ 
Beke Buche, aus deren Asche früher 
die Lauge bereitet wurde. Vgl. Brem. 
Wb. 1,157. Schütze,!, 177. Dähn., 
59b. Schamb., 35a. 

Bukkinell, /., lit., Neunaugenreuse der 
Memelmündungen. Benecke, 399. 

Blikkis, /. , lit., eiförmige, korbartig 
aus dünnen Weidenruten geflochtene 
Reuse. Beschreibung und Abbildung 
in Benecke, 398 f. 

Bukowib, Ortsn., Dorf im Kr. Strafz- 



BuUtengasBe — Bullern. 



117 



borg. Man sagt spottweise: die Buko- 
witzer Knechte suchen das Fett auf dem 
Grande, Sprw. I, 842. 

Bulatengasse, Bullatengasse, /., Name 

einer Stral'ze in Kgsbg., von dem einst 
auf dem München(Mönclien-)hofe ge- 
legenen Kloster, dessen Insassen, Grau- 
mönche, Franziskaner, sich Bvlaten- 
bruder nannten; wie die Ostpreufz. Ztg. 
1875, Nr. 92, Beilage, meint = buck- 
lige Brüder. Die buckelartige Kapuze 
liefze sich wohl dem lat. buUa sub- 
sumieren. Im Yolksmunde hieGs die 
Strafze Bollen-, Bullengasse, und der 

Winkel, den sie mit der Klosterstrafze 

bildete, Bollen-, Bullenwinkel. Hennig, 
40. Hoffheinz, Stralzn., 600. 

BUlau, BUlow, m.^ s. Bierhol. 

Bullatengasse, /., s. Bulatengasse. 

Bullchen, n., kleines Brot; poln. bulka 
runde Semmel^ Franzbrot. Mühling. 

Bulle, /., s. 1. Bulwe. 2. Pulle. 

bullen, sw,^ pltd. bollen, 1. c<nre^ beim 
Rindvieh. Die Kuh hat gebullt^ ist be- 
sprungen. 2. Die Binderin hollt^ wenn 
sie ihrem Schnitter nicht nachzukommen 
vermag und von dem folgenden Schnitter 
eingeholt wird. Die andern Arbeiter 
pflegen dann, dem brünstigen Bullen 
nachahmend, zu brüllen. Sprw. I, 365. 

Vgl. Schwad. 

Bullenadel, m., unechter^ vermeinter 
Adel. Stein, PeregrinusXVI,8. W. 
Mtsbl. YI, 187. 

Bullengasse, /., s. Bulatengasse. 

Bullenwinkel, m., I. im Werder der 
Platz, wo die Mägde schlafen. Scherz- 
weise von den Knechten so genannt. 
N. Fr. Prov.-Bl. II, 405. 2. für Königs- 
berg s. Bulatengasse. 

Buller, 97)., Bären wicke, Vicia dume- 
torum Z/., lästiges Unkraut im Winter- 
getreide mit schwarzen Samenkörnern. 



Hennig, 321. Nsslm. Forsch, 3; Th., 
215. Vgl. Kaffeebohnen. 

Bullereis, n., s. Bolleis. 

bullerig, bull'rig, adj,^ polternd, schel- 
tend, zänkisch, hitzig und grob, aus- 
fahrend in der Rede. Von bullern. 

Bullerjan, 7n.^ l.Polteijohann, Brumm- 
bär, Lärmer, Hitzkopf. Bock, 6. Müh- 
ling. In Hessen Boürian Polterer, 
Hitzkopf. Vilmar, 47; in Livland Bid- 
der Jahn, Hupel, 39. 2. Korrump. von 
Baldrian, Valeriana, 3. Medikament 
Radix Valerianae. Da das Pulver auf 
Katzen erregend wirkt, so heifzt es auch 
Kattebullerjan, KatzenbuUerjan. Kgsbg. 
S. Baiderjan. 

Bullerloge, /., Loge, in der gebullert, 
gepoltert wird, die Gallerie im Theater, 
als der unruhigste Platz. Kgsbg. 

bullern, sw,^ 1. poltern, stark klopfen, 
lärmend anXhür oder Laden anschlagen, 
ein schallendes Geräusch verursachen. 
Da bullert on e Kamer wat Volksl. 31, 
20, 7. Da Wingt buUat je man so an 
na Thea, Ermländ. Freisch., 5. Schlog 
mi op dat SchuUeblatt, Ach Herrjeh^ wo 
bullet dat. Volksr, 125, 524. Heschneet 
em de Kopp vom Rop heraf Hots duusend 
Zappermenty wat bullerd dat D o rr , 61 . 
Wie^s fällt^ 80 bullerfsy im Handel als 
Verweigerung der Auswahl unter gleich- 
artigenOegenständen. In Hessen bollern. 
Vilmar, 47. Ahd. pollon^ mnd. bulr 
deren^ holl. bulderen^ bolderen. Hennig, 
40. 2. brodeln, kochend aufwallen: 
Das Wasser kocht^ dajz es m/in so bullerte 
Vgl. Sallmann, 49a. 3. bildlich: in 
Rede und Wesen poltern, .schelten, auf- 
fahren, toben. — anbullern, in beiden 
Bedeutungen: stark anklopfen; einen 
heftig anfahren. 

Bullern, n., 1. das Poltern überhaupt. 
2. eine verbotene Art des Fischfanges 



118 



Bullochse — Bumslceale. 



darch Poltern. Dm sogenannte Pumpen^ 
Kbmnen^ Jagen^ Klappern^ Bvllem und 
Steiren, sowohl im Haffe^ als in der See, 
wodurch der Fisch vom Eingang ins 
Haff verjaget und vertrieben mrd; in 
gleichen dcLs Atissetzen der Quaste im 
Hafe soll bey Verludst des Gefäszes und 
Garns, zu aller Zeit verbothen seyn. 
Fisch.-Ord. v. 1738. §4. Benecke, 
310. Ygl. Klappern. 

Bullochse, pltd. Bollos, m., Stier, der 
erst, nachdem er als Bulle seine Schul- 
digkeit gethan, verschnitten worden ist. 
Brem. Wb. III, 275. 

buH'rig, adj., s. bullerlg. 

BUlow, Herr von, Junker Bülow, s. 
Bierhol. 

bulstern, sw., aufblähen, aufdaunen, 
bulstrig werden. Stroh buUtert und 
mufz festgetreten werden. Vgl. Blilte. 

bulstrig, adj,, s. buttrig. 

Butte, BUIte, Bolzen, m,. Beule, Ver- 
tiefung durch Sto/js oder Fall ent- 
standen. Der Bolzen im Hut, in Metall- 
geschirren etc. Im Nds. bult, bulten 
Hügel, ahd. puhil, mhd. bühel. Brem. 
Wb. I, 160. Hennig, 40. 

Bulten, m., s. Bolten. 

bultig, bUltig, adj\, verbolzt, uneben, 
mit vielen Beulen behaftet. Ilennig, 
40. 

buttrig, bulstrig, adj\, was Buken hat, 
uneben ist. Eine bauschige Naht ist 
bulstrig. 

Bulwe,/., gewöhnlich im plur. Bulwen, 
von dem gleichbed. kass. bulica, Kar- 
toflPel, Solanum tubei^osum L. Westpr.: 
Kassubei, Pommerellen, Konitz, Groiz- 
Werder, Dzg. Werder, Elbing. Dreeg 
Bulwe möt Solt best to Hüsy Earto£feln 
mit Salz schmecken zu Hause (am 
besten), aber nicht am fremden Tisch. 
Sprw. I, 497. S. Schmitt, Westpr., 



165. Treichel, Volksth. Statt Bulwen 
hört man auch Bullen. Vgl. Schucken. 

BQmann, m., Kobold, als Schreckmittel 
für Kinder, wie Baulmu, Bücher. Ygl. 
Sprw. I, 252. 

bumbs, interj., s. bums. 

bumfideln, bomfideln, sw., coire. Wohl 

Zusammenziehung aus bummeln, bom- 
mein baumeln, \mä ßdeln geigen. 

BUmken, plur., in dem Inventarium 
des Hauses Seh esten v. J. 1652 stehen 
verzeichnet: „8 schlechte Bümken.^ N. 
Pr. Prov.-Bl. a. F. IH, 269. Nsslm., 
Th., 215. Lesefehler des Einsenders 
für Bancken, Bänckenf 

Bummchen, Bommchen, n., altes Brannt- 

weinmafz zum Ausschank an Ort und 
Stelle. Ein Bummchen kostet meistens 
25 Pfg. und wird von mehreren Per- 
sonen „ umzech ^ getrunken. Sper- 
ber, 9. 

bummeln, sw.^ s. bommeln. 

bums, bumbs, interj., schallnach- 
ahmend; zur Bezeichnung des Tones, 
den ein fallender Körper verursacht, 
und, da ein solcher Fall unvorgesehen 
kommt, auch des Unerwarteten, Plötz- 
lichen. Bums, da liegt es! Bums, da 
hatte er^s weg! Sprw. I, 498. Bums 
fiel es um. Aber bumbs! da stand ich. 
Soph. R. I, 420. . . . und bumbs schmeiszt 
ihm ein Zeitungsschreiber den Kanzelton 
in den Bart. Ibid. II, 312. Jetzt kam 
ein fürchterlichei^ Schlag . . Bumbsy das 
war in die Kircheiche. Ibid. IV, 166 f. 
Und bumbs schnauben oder husten sie 
(die Bauern) drein, dasz die Kirche er- 
schallt Ibid. IV, 309. Vgl. frros, par- 
dauz, plauksch, schmauks, schnips ^ 
schnurr, schwaps. 

Bums, pltd. Boms, m., Eellerkneipe. 

bumsen, sw., s. bumizen. 

Bumskeule, /., Pflzn., s. Duderkeule. 



barnfzen — Burgerbest. 



119 



bumfzen, bumsen, 8w.^ dumpf tönen; 
schlagen, stofzen, fallen, anstofzen, an- 
rennen, dalz es einen dumpfen Schall 
giebt In Bayern pumsen, Schmel- 
1er I, 285. — anbumfzen, anschlagen, 
poltern mit dumpfem Nachhall; in Po- 
sen: mit dumpfem Schalle an etwas 
fallen, stofzen. Bernd, 6. aufblimfzen, 
mit einem Bums auf etwas fallen, 
bumfzend auftreten. 

BQne, /., Bau vom Flufzufer in den 
Strom hinein auf Steindamm aus Kiefer- 
ästen, Weidengeflecht, Faschinen, mit 
Auflegung von Steinen, um die Ge- 
walt des Stromes vom Ufer abzuhalten. 
Vgl. Brem. Wb. I, 163. Vilmar, 61. 
Grimm, Wb II, 510, das Bühne für 
die richtige Form hält. 

BUne, BQne, Böne, Bosche, jüd. weibl. 
Vom. Korrumpiert aus Bona. Flatow. 
Schmitt, 113. 

Bunge, (?), Fischergerät. Pierson, 
Matth. Prätor., 117. 

Bunk, Bunker, m., s. Bonk. 

Bunke, m, 1. Bursche, Knabe, mun- 
terer Junge. Das sind tüchtige Bunhen^ 
tüchtige Jungen. Kein Bunke ist auf 
dem Eise zu sehen, 2. liederlicher 
schlechter Mensch, im Anklänge zu 
Halunke, Ironisch: Er ist ein guter 
Bunke, Die Hunken^ die Bunken^ die 
scheewen Ilallunken, Mühling. Sprw. 
I, 1767. 

Bunken, plur., die starken Knochen, 
namentlich magerer lebender Tiere, 
welche stark hervorragen. Vgl. Brem. 
Wb. 1, 164. In Pommern Bunken- 
Knakeny der grofze Knochen an der 
Hinterkeule. Dähn., 63a. In Holstein: 
grofze Knochen, Röhrenknochen. 
Schütze I, 185. 

bunken, sw.^ die Bunkerde wegräumen. 

Bunkerde, /., die über einem Torf- 
moor liegende Erde. 



bunkig, adj,^ mager, verkümmert. 
Muhling. Vgl. Bunken. 

burachig, adj.^ gierig. Pr. Holland. 
Mühling. Vgl. wQrachen. 

burbeln, sw.^ 1. unterbrochen tonen, 
murmeln, klunkemd tönen. Das Wasser 
burbelt, wenn es aus einer enghalsigen 
Flasche gegossen wird, wenn Luft- 
blasen darin emporsteigen. Der Bauch 
burbelt, kollert. Lit. burbeti, burbuloti^ 
poln. burczyiy hwrczec, 2. trinken, sau- 
fen, weil hin und wieder beiin Trinken 
ein Burbeln zu hören ist. Vgl. bur- 

deln. 

Burchel, /, kleine Beule, die von 

einem Insektenstich herrührt. Rasten- 
burg. Mühling. 

Burczanka, Burtzankin, /., Bauern- 

tochter . . . trachten^ dasz sie eine reiche 
Burtzankin (^Bauerstochter) . . . sich an^ 
trauen lassen mögen. Hartwich, 347. 

Burczik, m.^ ein junger Bauembursch. 
Vgl Borischik. 

Burdel, m., ein mit Schilf bewachsener 
Sumpf. Ermland. Mühling. 

burdeln, sw,^ vom Wasser, wenn es 
sprudelt, Luftblasen auftreibt, kreiselt, 
strudelt. Auch das kochende Wasser 
burdelt Vgl. burbeln. 

BUre,BTre,/., Bettzieche, Überzug über 
Kissen oder Deckbett; im Samlande BTr. 
Hennig, 40. Dann schütten sie sie (die 
Federn) in die Büren, Pierson, 
Matth. Prätor. 1 13. Durch V ofz (Luise) 
in die hchd. Sprache eingeführt. Ahd. 
purran, purian^ mhd. büm erheben, in 
die Höhe halten, die Bure also das 
aufgezogene , übergezogene Linnen. 
Grimm, Wb. II, 511. 

Burgemelster, m.^ s. Bürgermeister. 

BUrgemeister, m., s. Burgmeister. 

BUrgerbest, BUrgerbestes^ n., 1. nach 
Hennig, 41: „dasjenige, was den Bür- 
gern bei Einkaufung der Waaren zu 



120 



Bürgergehorsam — barrdaaz. 



gut kommt. Nach dem Edikt von 1691 
soll den Bürgern zu Königsberg von 
jedem 100 Pfund 2 Pfund, und von 
jedem 100 Scheffel, Tonnen oder Stof 
zwei zu gut kommen". 2. Nach W. 
Seidel, 29, in Danzig das Ubermafz^ 
welches bei der Asche, Kalk u. a. 
Waren, die von ihrem Quantum ver- 
lieren, den Kaufleuten zugestanden wird. 
In der Regel betrug es ein Liespfund 
auf ein Schiffspfund. Schemionek, 
7, erklärt einfach: 10 pCt. Zugabe 
beim Einkaufe. S. Stein, Peregrinus 
VII,. 15. W. Mtsbl. V, 141. 

BUrgergehorsaniy n., eigenb'ch Bürger- 
gewahrsam, das Zimmer, worin früher 
Bürger kleinerer Vergehen wegen ge- 
fangen gesetzt wurden. S. Gehorsam. 

Bürgermeister, Burgemeister, m., der 
Dorfhirte. Vgl. Hexspr., 139. In 
Hessen gab es einen Kuhbürgermeütery 
einfach Bürgermeister ^ als Benennung 
desjenigen Gemeindegliedes, an welchem 
die Reihe war, den Faselochs zu halten. 
Vilmar, 62. 

BUrgersteig, m,, Weg für Ful'zgänger 
zu beiden Seiten der Strafze (Trottoir). 

BUrgerstube, /., Dem. BUrgerstUbchen, 
Stube, resp. Stübchen für Bürger. 1. 
als Versammlungs- und Gesellschafts- 
zimmer. AiLch bäihen die LobL 2jünffte^ 
dass in dem grossen Saal des Juncker- 
GartenSy ein besonderes Bürgerstübchen 
ajustiretj und sie^ so vrie in der Alten- 
Stadt diese Commoditaet haben mo^en, 
Protok. der Morgspr. im Kneiph. aus 
1729. Die Zünfte, 9. 2. als Gefäng- 
nis und dann s. v. a. Bürgergeh<yrsam, 
In Schwaben Bürgerstube i Versamm- 
lungshaus der Patrizier; die ähnlichen 
Versammlungshäuser der Kaufleute und 
Handwerker hiefzenZztn/lte^en, Zninft- 
hauser. Schmid, 108. 

BUrgerstunde, f.y Stunde, in welcher 



der ruhige Bürger das Gasthaus, die 
Schenke, zu verlassen hat, 10 Uhr 
abends. Die Bürgerstunde bieten^ eine 
Verpflichtung des Wirtes den Gästen 
gegenüber, durch welche diese zum 
Heimgange aufgefordert wurden. 

Burgfrieden, m., s. Bleide. 

Burgmeister, auch BUrgemeister, m., 
Verwalter in Hof und Garten der Königs- 
berger Junker und Bürger seit dem 
18. Jahrhundert. Sie hatten die Ord- 
nung in Hof und Garten gleich den 
Gerdeleuten (s. d.) früherer Zeit aufrecht 
zu erhalten, verbürget zu nehmen (s. 
verbürgen) und die Zunft zu vertreten. 
Vgl. Die Zünfte, 16 u. 25. 

Burica, /., von dem poln. burka, kur- 
zer, polnischer Regenmantel von Filz 
oder grober Wolle, Mantel, Kutscher- 
mantel. Mrongo vius Wb. I, 40a. 
Sperber, 37. 

Burl(an, Borkan, Porkan, /., Mohrrübe, 
gelbe Rübe Lett burkane, burkahne^ 
bohrkanSy russ. barkän; in Liv- und 
Estland Burkane und Borkane^ f. Hu- 
pel, 40. Lit. burkantai Pastinak, bu- 
rökaSy poln. burak rote Rübe, russ. bu- 
raki Suppe davon. Nsslm. Th., 24 
Vgl Nsslm. Forsch. 3. 

BQrkeherr, m., Bauerherr, Bauer. Ver- 
altet. Dzg. Nhg. Viol^t, 162. 

bumauisch, adj.^ s. bemautsch. 

burr, intefy.^ zurückhaltender Zuruf 
an Zugtiere, namentlich Pferde. Auch: 
purr! Vgl. Volksr. 63, 242 a. Burr, 
Burr! in Litauen lockender Ruf zu 
Schaf und Ziege. A. a. O., 242d. 

Burra, m., s. Boreck. 

Burrack, /., selbstgewebte Schürze. 
Oberland. 

burrdauz,^^'., den Ton nachahmend, 
der sich beim Fallen hören läfzt. . . und 
bwrrdauz lag ich auf Gotteserdboden wie 
ein SackooU Erbsen, Soph. R. V, 122. 



Burrel — Buscheb4r. 



121 



Burrel, /., Knicke. 

Bursisty /., Musikschüler in einem 
Kloster. Die Burmten wurden auf 
Kosten des Klostersäckels, bursa^ aus- 
gebildet, damit sie später die in 
kath. Kirchen notige Moisik ausfuhren 
konnten. Mühling. Derselbe macht 
die Bemerkung: Obgleich in der H. 
Linde kein Kloster mehr ist, so sind 
doch Bursisten da. Poln. bursak Kon- 
yiktorist, Kontubernal, Stubenbursche. 

bUrsten, pltd. b6r8Chte(n), sw. Einen 
bürsten^ ihn durchprügeln. Öck war em 
benchte! als Drohung. 

Bürstenbinder, m. Er %auft wie ein 
Bürstenbinder. Sprw. I, 445. 

Burstinowo, Ortsn., s. Bosnow. 

burten, »w.^ zaubern, wahrsagen. Bur- 
ten oder Weidein wül sagen zaubern. 
Pierson, Matth. Prätor., 42. 

Burlen, Burleninker, plur,^ Wahrsager, 
Zauberer, Besprecher; von dem lit. 
burü wahrsagen: burtininkas Wahr- 
sager, Zeichendeuter, burtininke Wahr- 
sagerin. Nsslm. Wb., 338b. Pisanski 
(Nachtr.) und nach ihm Hennig, 41, 
schreiben Burtenicker. (Burtones heiszt 
Zeichendeuter^ von burta ein Zeichen. 
Pierson, Matth. Prätor, 42.) 

Burfschik, m., s. Bortschik. 

Burtzankin, /., s. Burczanka. 

BUrzel, n., ein Tall oder Fünfzehner 
Gespinnst von einer kurzen Haspel oder 
Weife. Ermland. Mühling. S. auch 

Perzel. 

Busbunk, m., s. Bonk. 

Busch, Dem. Buschchen, w. Vom., s. 
Barb. ^ 

Buichbonk, m., Kobold, Gespenst, wie 
BuHchebär (s. d.). Da&s dich der Buich- 
bonk^hoV dich der Henker! Sper- 
ber, 37. 

buiche. Ein samländischer Kinder- 
reim an das Marienkäferchen, Cocci- 



nella septempunctata (Volksr. 59, 229) 
beginnt: Busche buiche Bake^ fleeg hoch 
ön e Hocht! Da Bake Käfer bedeutet, 
so erscheint busche als dazugehöriges 
Attribut, oder, schreibt man Busche- 
bakcj als Bestimmungswoil zu Bake. 
Läfzt sich busche auf das poln. bog » 
Gott zurückführen, so wäre auch in 
diesem Reime das Marienkäferchen das 
Herrgottskäferchen = Herrgottspferd- 
chen, Herrgottskuhchen der übrigen 
Reime a. a. 0.; wie denn dieser Käfer 
überhaupt in zahlreichen Kinderreimen 
als ein den Göttern und der Mutter 
Gottes geweihtes Tierchen auftritt. S. 
Roch holz, Aleman. Kinderlied etc. 
92 f. Der Käfer heilzt auch Berbut- 
chen, Butberbutchen, und in Memel und 
Danzig: Berbu§chke, Borbufehke. Vgl. 
Buschebar. 

Butehebftr, Busebftr, m. 1. Kobold, 
Spukgeist mit dem man die Kinder 
schreckt. Der Buschebar kommt! ruft 
man unruhigen Kindern zu, indem man 
ein Gepolter verursacht. Buuten roast 
de Busche- Boar^ On de Wulf behielt 
(beheult, heult an) den Moan, Dorr, 
53. Hennig, der Busebaar schreibt, 
weist, 321, gesucht, auf das lit. buzis = 
Bettler mit langem Stock hin, der in 
seiner Zerlumpthcit von weitem einem 
Bären (ursus pltd. Bor, Bär^ ziemlich 
ähnlich ist. Nach Mielcke u. Nessel- 
roann heifzt der Bettler lit. yhbaga;s\ 
buzis ist in ihren Wb. nicht aufzufin- 
den. Vielleicht ist Buschebar nur Zu- 
sammenziehung von buschiger Bär; was 
um so leichter sich annehmen liefze, 
als nach Sperber^ 37, auch Bu§chebart 
auftritt. Letzterer hält dieses Wort, 
wie Butehebau und Butehbonk, mit dem 
poln. bog = Gott zusammenhängend. 
Schwed. buse Schreckbild, Popanz, dän. 
busemand Gespenst. 2. vermummter 



122 



Baschebaa — batromar. 



oder ungewöhnlich gekleideter Mensch, 
der also für den Bmchehar gelten will 
oder als solcher angesehen wird; auch 
der Unfreundliche, Verdrielzlicbe. Ei' 
ist ein rechtei^ Bmchehar, Sprw. I, 499. 
Bu§chebau, Bu§chbau, m, 1 . der gleiche 
Kobold wie Buschebar. Der Bmchebau 
kommt! 2. drohende Regen- und Ge- 
witterwolke. Vgl. Baubau, Bu§cher, 
Budde. 

Buscheck, n., Mieder. Ermland. Muh- 
ling. Vgl. KrOprock. 

bu§cheln, sw.^ sich leicht bewegen; 
von der See, wenn sie ganz kleine 
Wellen zeigt. Die See buschelt Müh- 
ling. (Ich habe das Wort an unserm 
Ostseestrande nie gehört.) 

Bufeher, m. 1. Kobold, Schreckbild 
für Kinder, wie Baubau, Bttmann, 2. 
Laus, russ. wosz^, poln. wesz. Nsslm. 
Th., 216. 3. finstere drohende Regen- 
und Gewitterwolke, poln btisza. Das 
ist ein guter Buicher, In der Fried- 
länder Gegend auch: Windatofz. Vgl. 

Budde. 

bu§chem, sw.^ Kinder ängstigen mit 
einem Kobold. Kinder lewt Iiei to 
buHchre, Von Buicher, Bmchebau, Vgl. 

Scheffelkopf. 

Buschfutter, n., Futter von Fuchs- 
(nach Mühling von Katzen-) Fellen. 
Röcke mit Buschfutter waren in alten 
Kleiderordnungen den Dienstboten zu 
tragen verboten. Hennig, 41. 

Buschklopfen , n. , Strauchdieberei, 
Wegelagerei. Mancher würde geschwinde 
und eilfertige bedeutung (mancher Phä- 
nomene) abfertigen, welche aber die 
natürliche Ursachen und zugleich den 
Effect nur von ferne berüren und an- 
treffen, als da sind Krieg, Empörungen, 
Buschklopffen, Fewersbrünsfe etc. anzu- 
deuten. Linem., Aaa 2a. 

bu§chlich, adj., unordentlich, beson- 



ders in den Haaren. Mühling. Vgl. 
pu^chlich. 
Butehmau, /, s. Pufohmau. 

Buschwächter, m., Aufseher über die 
Anpflanzungen auf dem Vorlande. 

BQ§e, /., Name eines kleinen Ge- 
hölzes bei Bischofstein. Ech ho dot 
derch de Büse o derch e Borewinkel zu 
raite Ermländ. Freisch., Manuscript. 

Busebar, m,, s. Butehebar. 

Busse, /., Flufzfahrzeug. Drehbusse, 

eine Busse, die leicht dreht oder wen- 
det; in der Eibin ger Gegend ein klei- 
nes prahmartiges Fahrzeug. Im Holst. 
BOse, holl.^is, mlt^a,j^8a. Schütze 
I, 187. Grimm, Wb. H, 563. 

BUst {ü lang), /. u. m., s. BTst. 

bttster (ü lang), adj., s. bTster. 

bUstern (t^ lang), sw,, s. bTstem. 

Butberbutchen, m., s. bu§che. 

böte, boten, adv,y draul'zen. Büte on 
e Koch. Kgsbg. Firmenich I, 103b. 
Ek spozeer leewer hier buten herum. 
Dorr, 1. Wiew., 15. 

Butella, /., Bouteille^ Flasche, in pol- 
nischen Gegenden von dem poln. butela. 
Sperber, 37. 

BQtenleute, pltd. BQtenlUed, plur., 

Leute, die entweder aufzerhalb der 
Stadt oder in der Stadt in kleinen 
Häusern wohnen. Mühling. Mnd. 
butenmann, plur. butenlvde. Fremder. 
Mnd. Wb. I, 464a. 

bQterdem, adv., aufzerdem. Doch buter- 
dem, Herr Fenton, . . .se leeft ju. Dorr, 
1. Wiew , 28. Ibid., 54. 111. 

Butke, m., s. Budde. 

butranär, adj. u. adv., s. butromar. 

butrornar, auch butranär, adj. u. adv., 
aufzergewöhnlich. De Wiewer Jiebben 
dabi gequiekt on gebucht ganz butromar. 
Dorr, 1. Wiew., 16. Darut kannst du 
af nehmen, dat §n di wat Butromaret 
steckt. Ibid. 68. 



Butsch — Butterhexe. 



123 



Butschy m,^ KoJz, poln. buzia^ lit. bu- 
czdwimas von bticzoti küssen. Komm, 
goß mt e Butsch, Dat hostt ftf Grille 
on e Butsch. Hannke, mtn Mannke, 
wat kostet e Pm* Schau f E Dälet*, e 
Dittke, e Butschke dertau, Volksr. 77, 
303. Vgl. Mutsch. 

butechen, sw., küssen. Von Butsch. 

BiitschwTn, 7n., s. BotschWfn. 

butteln, sw., s. buddeln. 

Butter, /., pltd. Butter, auf der Elbin- 
ger Höhe Batter, im Werder Potter, 
im Ermland Potta. Man unterscheidet 
Tischbutter oder Stückbutter ^ auch Pfund- 
butter, da die Stucke ein Pfund wiegen 
sollen, und Kuchenbutter oder Achtel- 
butter (s. d.). — He ös so flau as on- 
gesolten Botter. Elbinger Ndrg. — Als 
Medikament wird gefordert: Gren on 
gehe Botter = Oleum, laurinum unguino- 
mm. Kgsbg. S. Alteloröl. — Die Butter 
im Kalmus, s. Himmelsbrot 

Butterblume, /., Löwenzahn, Leonto- 
don taraxacumL, Nach Hagen, 810, 
auch Kuhblume. 

Butterbroten., 1. Wurf auf die Wasser- 
fläche, durch den flache Steine wieder- 
holt von derselben aufprallen . B o c k , 6. 
H e n n i g , 42. Sehr ämsig warffen die Her- 
ren Butterbrot, und die Mädchen klatschten 
den Herren das Wasser ins Gesicht 
Soph. R. III, 249. Auch: Butterschulz, 
Dem. Butterschufzehen werfen; ebenso: 
Scheibchen —, Kaschke werfen; letzteres 
von dem poln. kaczka Ente. In Est- 
land i?t^^^&n t(?^4?n. Sallmann, 117a. 
Bei den Griechen und Römern eben- 
falls schon bekannt; engl, du^k and 
draks Enten und Enteriche machen^ 
shipping schiffein, franz. faire des ri- 
cochets. Vgl. Volksr. 195, 721. 2. In 
Redensarten: Es einem aufs Butterbrot 
gd}eny ihm eine abgethane Sache vor- 
halten, ihm Vorwurfe machen. Du 



hast wohl ein Stuckchen Butterbrot be- 
kommen? fragen Kinder den Ankläger. 
Etwas für ein Butterbrot kaufen, es zu 
sehr billigem Preise erstehn. Für ein 
Butterbrot arbeiten, fast umsonst ar- 
beiten. 3. Polnisches Butterbrot, Brot mit 
Salz bestreut, nach Pisanski^s Nachtr. 
mit gestolzenem Ingwer und Salz; es 
wird von vielen als eine Magenstärkung 
gegessen. Vgl. Sprw. I, 563 ff. 

Butterbuchse, /. 1. Büchse zur Auf- 
nahme von Butter. 2. altmodische, un- 
genau gehende Uhr. Die Uhr geht 
nach Buttermilch, heil'zt es von einer 
solchen. In beiden Bedeutungen auch 

Butterdose. 

Butterdose, /., s. das vor. Auch 
Schimpfwort auf ein altes Weib. 

Butterfisch, m. 1. jeder in Butter ge- 
kochte Fisch. Es giebt heute Butter- 
flsche. 2. Centronotus quneüus Sehn. 
Benecke, 81. 

Butterfladen, pltd. Botterflade(n) (a=a), 

m., Fladen in Butter gebacken, auch 
nur mit Butter überstrichen. An einem 
Orte steht ein ungeheyres Hausz, Da- 
selbst verkauft man frische Butter-Fla- 
den. Carm. nupt. VI, 183 c. Er steht 
da wie ein Butterfladen. Kahmt alle 
m£t tom Dangs, staht nich als Botter- 
Flade. Carm. nupt. IV, 324 d. De 
Eyerelsz sott drop (auf dem Wagen) 
als wy ön Botter ' Fladen. Ibid. V, 
109 c. 

Butterfrauentrab, m., Trab der Butter- 
frauen ^ zur Bezeichnung eines lang- 
samen Ganges. Er geht den Butter- 
frauentrab. Sprw. I, 506. 

Butterhexe, /. 1. Schmetterling, von 
dem man glaubt, dafz er Milch und 
Butter stehle. Vgl. Hexe. 2. Schimpf- 
wort. Dasz die alte Butterhexe vor 
Freuden und Lobeserhebungen gleich auf 
der Ofengabel zur Feuei'esse hinaus- 



124 



Batterklatscher — butzen. 



fahren mochtel Soph. R. VI, 418. Ehe- 
dem galt ButtermacherBche^ Butter- 
macherin^ als gelindere Bezeichnung 
einer Hexe. S. Vi 1 mar, 63. 

Butterklat8cher,7n., pltd. Botterklatscher, 
Pottaklatscher, einer der die Butter 
fälscht. Komm mit mir nach AJhing 
(Elbing) herrain^ AUda wo die Fotta- 
klatscher sain! Volksl. 65, 43, 2. Bei 
Dorr, 1. Wiew. 49, auch als Schimpf- 

woi-t. Vgl. Klatschbutter. 

Butteriaingel, m,, Kringel (s. d.) von 
Butterteig: in Livland gelber Kringel. 
Hupel, 42. 74. Sallmann, 117a. 

Blitterlecker , m., einer der Butter 
leckt; in der Kinderspräche scherzhaft 
der Zeigefinger. Er heiJzt auch Schmand- 

lecker, pltd. SchmandkelOcker, TOpfchen- 
lecker, pltd. Topkelöcker. Ygl. Yolksr., 
124. 

Buttermilchsturfn, m., Turm in der 
Vorburg der Marienburg. Der Sage 
nach stammt der Name daher, daCz 
die reichen und übermütigen, dem Ge- 
setze und allem Heiligen hohnsprechen- 
den Bauern von Groiz-Lichtenau vom 
Hochmeister Konrad von JuDgingeu 
(1393 — 1407) dazu verurteilt worden 
seien, den Turm an der Nogat zu bauen 
und den Kalk statt mit Wasser mit 
Buttermilch zuzubereiten. Die Un- 
gegründetheit dieser Sage ergiebt sich 
aber aus dem geführten Nachweis, daiz 
dieser Turm zur Zeit Konrads von 
Jungingen noch gar nicht da war, erst 
im Jahre 1412 erbaut wurde uod in 
der Zeit des Ordens keineswegs diesen 
Namen getragen, sondern von seiner 
Form der schTbelichte (von Schtbe 
Scheibe) d. h. runde Turm geheilzen 
habe. Der Name Buttermilchstwnn ist 
später und wahrscheinlich im Jahre 
1596 unter dem polnischen Oeconomus 



von Marienburg Stanislaus Kostka 
entstanden. Derselbe liefz in dem ge- 
nannten Jahre vier Bauern aus GroCs- 
Lichtenau, weil dieses Dorf eine Liefe- 
rung von Buttermilch zuerst verweigert 
und sodann mit Hohn geleistet hatte, 
in diesen Turm auf so lange einsper- 
ren, bis sie das gelieferte Fafz Butter- 
milch selbst verzehrt hatten. Vgl. 
Voigt, Gesch. Marienbg. Kgsbg. 1824. 
S. 217. Hartwich, 523. Pr. Land.- 
u. Volksk., 427. Pas sarge, 343. 

buttern, pltd. bottem, si/?., bildlich: 
gelingen, Vorteil bringen. Dem butterfs 
nicht, Wenn'a bottert, denn botterfs. 
Vgl. Sprw. I, 507 f. 

Butterröschke, m,^ s. BischstSn. 

Butterschuss, m.^ s. Butterbrot 

Butterstritzel, m., s. Sfa-itzel. 

Buttervogel, m.^ Schmetterling, be- 
sonders der Citronenfalter, Papüio co- 
lia&. Im östlichen Hessen bezeichnet 
das Wort vorzugsweise den Kohlweifz- 
ling. Vilmar, 64. 

Butterzwerg, pltd. Botterdwarg, s. Dwarg. 

BUttling, m., zur Bezeichnung von 
Karpfenbrut. S. Benecke, 494. 

Butz, m , Stolz^ Schlag, schwerer kur- 
zer Tritt. Davon der Butz, Butzemann, 
Kobold, womit man unruhige, unartige 
Kinder schreckt In Hessen Bozemann, 
Vilmar, 50. 

butzen, sw,^ wie bautzen^ hart und 
schwer auftreten, anklopfen, auffallen, 
zu Boden fallen. Die fallende £ichel 
nennt das Volksrätsel Hutzbutz. Pflz.- 
Rätsel 8. In Hessen blutzen; dagegen 
bedeutet dort butzen und butzeln ver- 
hüllen, verdecken, namentlich das Ge- 
sicht. Vilmar, 45. 64. — anbutzen, 
8w,, anschlagen, anklopfen an Thur 
oder Thor, dafz es butzt. Lit. buze^ 
boze Keule, auch Schlägel am Dresch- 



Butzer — eh. 



125 



flegel, Klöppel an der Glocke. Vgl. 
Bock, 6. Hennig, 42. Schamb., 
37b. Dähn., 65b. 

Butzer^ m,, einer, der butzt, sicher 
und fest auftritt; nach Marold aach 
dicker^ kiäftiger Junge. Sitet käme 
mal e Butzer^ karjösch^ stramm — 
htstement — Denkst: Wat ös dat fär'n 
Stutzer etcf Lhrztg. 4, 355 a. 

Butzkopf, m, 1. eine Walfischart mit 
plattem breiten Kopf, 2. Einen Butzkopf 
machen^ sich den Kopf (gleichsam platt) 
stolzen, sei es beimFallen oder Anrennen, 
namentlich aber beim Zusammenstofz 
mit dem Kopfe eines andern. Sprw. I, 
513. 

BubmlHze, /., dicke Mütze, welche 
man kleinen Kindern aufsetzt, damit 
sie beim Fallen sich den Kopf nicht 
beschädigen. Bock, 6. Hennig, 42. 
Jetzt wohl auTzer Mode. 

buxen, sw.y mausen, heimlich ent- 
wenden, stehlen, flugs in die Buxen-, 
Hosentasche stecken, entfliehen. Bock, 
6. Hennig, 42. Vgl. bUxen. 

BOxBflj plur,^ Hosen, Beinkleider, pltd. 
BOxe, lit. btiksos^ holl. boksen, boxen^ isl. 
buxur^ sciiwed. böxor^ dän. buxer. Hen- 
nig, 42. Einem die Büxen ausklopfen^ 
ihn durchprügeln. De Boxe schlage em 
(dem Furchtsamen) twelf^ er zittert wie 
in der Geisterstunde. Dc^ dt ön e Boxe 



on segg^ ock liebVt gedane, On grad wie 
en Junger j §n Wamms on Boxen. Dorr, 
1. Wiew., 58. E Paar Boxe a/tene. 
He ÖS mot de Büchse gegange ^ er ist 
abseits gegangen, um seine Notdurft 
zu verrichten. Ermland. Sperber, 
9. Ihm platzen die Büxen ^ er läCzt 
einen fahren. Alle meine Büxen rühr- 
ren sich! als Ausruf der Verwunderung, 
des komischen Schreckes. Sei heft de 
Boxe an^ die Ehefrau führt das Regi- 
ment. Einen bei de Büxen kriegen^ ihn 
bei einer bösen That ergreifen. Na 
warfj se werden dich noch bei de Büxen 
kriegen, Zuruf an Jungen, die Uner- 
laubtes thun. Das ist für die Katz zu 
Büxen^ ist unzulänglich. Vgl. Grimm, 
Wb. II, 598, Sprw. I, 514 ff. 

bUxen, pltd. bVxe(n), sw., laufen^ flie- 
hen, die Büxen regen. Der kann gut 
büxen. Schulte Hans mot bunte Boxe, 
Heft gesene den Dtwel boxe. Volksr. 
75, 287. 

BUxenhaken, m., Haken am Beinkleide. 
So mahckt eck et (das Buch) brav fast 
an mienem Boxe-Hahcke^ dat eck et nich 
verloesd. Carm. nupt HI, 77 c. 

BUxenprfldler, m.^ s. PrQdler. 

Buxer, m., 1. einer^ der buxt^ maust, 
stiehlt, Dieb. 2. einer, der tüchtig büxt, 
läuft^ Schnellläufer. Im Samlande auch 
Bezeichnung für den Vorkäufer. 



c. 

(Siehe auch K.) 



ch, Gaumenlaut, bleibt mundartlich 
hinter kurzen Vokalen als Inlaut : Toch- 
ter Dochter, Tracht Dracht; als Aus- 
laut geht es in ck über: ich ock, eck, 
sich sock, seck, mit Ausnahme der En- 
dung lieh: heimlich hemlichy himlich. 



Hinter langen Vokalen wird es ein k: 
auch dk, Buch Bok, und eben so auch 
in der Deminutivendung ch£n: Annchen 
Anke (s. chen). Vor 8 fallt es ganz weg: 
Fuchs Foss, Wachs Wass, wachsen 
wasse^ Uchs Oss, Flachs Flass, was 



126 



chabaschen — Gbini. 



aach in einigen wenigen andern Fällen 
geschieht: nach na, Lehmann, 
Volksmd., 31. 

chabaschen, sw., s. kabaschen. 
Chaluppe, f., s. Kaluppe. 

Chats, m. Vom., Achatius. Hart- 
wich, 53. 

chen, che, pltd. ken, ke, Deminutiv- 

Endungen. DieDeminutionsoll, Grimm, 
Wb. II, 616, ursprünglich das Junge, 
Kleine, dann aber auch das Liebe, 
Hochgehaltene, umgekehrt das Gering- 
schätzige ausdrücken: Entchen^^^, 
Hühnchen Hennke^ Schäfchen 
Schäpke^ Euhchen Koke^ Weibchen 
Wiwke, Jungchen Jungke^ Küchlein 
Ktkel und Kikelke^ Vaterchen Väderke, 
Mutterchen Mutterke^ auch Mutt- 
chen Muttke (der Umlaut tritt mund- 
artlich im Dem. nicht auf), der liebe 
Gottche de Uwe Gottke^ trautstes 
Frauchen, trutstet Fruke^ einziges 
Margellchen, enz'get Margellke. Ach 
lieber Gott es ist wohl ein Waisgen f . . 
Ach Gottchen! schon lange? Soph. R. I, 
185. Ein Thalerchen beigelegt haben. 
Ibid. II, 316. Das liebe Brotehe, 
dat lewe Brotke. Dais e KirdeUce^ das 
ist ein Kerlchen — anerkennend aber 
auch höhnend. Selbst Eigennamen — 
von den Vornamen abgesehen — ent- 
gehen der Deminution nicht, wenn Ver- 
trauen, Ergebenheit etc. zum Ausdruck 
kommen soll. Oft liegt im Deminu- 
tivum das Feine, Zierliche, wogegen 
das einfache Wort grob lauten, hart 
berühren wurde: Goff mi e Posske — e 
Potke (Pfote = Hand). Streck dat Fotke 
üt^ ock war dt de Schaukes antehne. Wo 

mm 

hast dtn Näskef Ock war dt e Knipske 
(einen Nasenstüber) gewe, LOedkes^ 
ach bedürt ml doch! Volksl. 4, 4. 
Herrke^ schonet^ schenke se ml doch e 
IHttke (l)em.yonDeui), Guten Tagehe 



godenDagke. Mönschke lewet. EKUckske, 
e Kornke, Bei der Deminution der 
Substantiva setzt der Plattdeutsche hier 
gern noch ein s vor die Endung kei 
Mädchen Make und Mäkske^ Bänkchen 
Bänkke und Bänkske, Aulzer dem Sub- 
stantiv fügen sich fast alle Woii^rten 
der Deminution, das Adjektiv, Verb, 
Pronomen, Adverb und die meisten 
Partikeln: gutche goike^ schönche 
schonke, sachtche sacktke, trautstche 
trutske, komm che komvike (zu kleinen 
Kindern), alleinche (^Das Kindche 
kann schon alleinche stehn\ ein bil'z- 
chen e betke^ wieche wtke, doch che 
docJike, jache jäke^ n eiche neike, neke^ 
soche sökcy duche duke {Duchen^ köre 
doch! sagt die Frau zum Mann. Duke^ 
verteh dt! mache, dal'z du abziehst, ruft 
ein Junge dem andern zu), sieche 
seike (das Sieche, pltd. Seike heifzt 
auch das Vogelweibchen, während pltd. 
Heike^ dem das hchd. nicht auftretende 
Er che entspräche, das Männchen be- 
zeichnet), was -che watke^ i-che tke^ 
i woche i woke^ nache ndke^ na- 
nuche na nüke^ adch^chc adjeke^ 
auch ad ach e addke (für adieu)^ aache 
a-dke, eiche eike. 

Chim, m. Vorn., Kürzung von Joachim. 
Chim^ schlepstuf Warstu nu schlapenf 

En de Welt es nicks mehr goots to 

hapen. 

TriCy Glcywe^ Rechte ok dat rechte Rechte 

De hebben sek aUe veer schlapen gelegt, 

Nu so komm du lewe Herr 

On weck se op aUe veer, 
Königsberg. Ehemalige Inschrift an 
dem Eckhause der Altstädtischen Lang- 
gasse und Holzgasse, der sogenannten 
„goldenen Axt", unter einem Bilde, 
auf welchem ein alter Mann einen 
Schlafenden anrufL Erl. Preuiz. II, 
509. Hippel, Werke IV, 204, der 



Chodak — dabbeln. 



127 



dieser Inschrift gedenkt, hat statt Chim: 
Klim. Vgl. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. III, 
337. Zacharias Werner, Werke I, 
90, teilt die Inschrift ebenfalls mit. 
Ah Chim seck diser Daag met Nabers 
Hans must strieden. Carm, nupt III, 
50 b. Dem Chim gefull de Rath. Ibid. 
Vgl. Jochem. 

Chodak, m.^ Bastschuh, Bauenischuh. 
Poln. chodak, plur. chodaki. Krebse 
(grofz) wie Chadaken. Sprw. II, 3112. 

Chor, Tl., in den Kirchen die rings 
an den Wänden sich hinziehende Em- 
pore, zu welcher man auf Treppen ge- 
langt Nach der Bestimmung: Orgel- 
chor, Schülerchor, Musikantenchor, Bür- 
gerchor etc. Bock, 6. Hennig, 46. 

Christen, sw., durch die Taufe zum 
Christen macheu, in einigen Gegenden 
der Provinz daher zur Bezeichnung 
der Taufhandlung. Der lit. Sprach- 
gebrauch kennt für Taufe und Christ 
nur einen und denselben Namen: kriksz- 
tas die Taufe, krikszonis ein Getaufter, 
ein Christ. Hintz, 74. 

Christenmensch, m., Mensch, der ein 
Christ ist, und da bei uns dies jeder 
ist, Mensch überhaupt. Da soll ein 
Christenmensch Geduld behalten, 

Christne, f., die Taufe; von dem poln. 
chrzest Taufe . Flato w. Schmitt, 1 06. 

Christorbeere, Christorenbeere, in 
Westpr. Christbeere, pltd. KrOstbeere, /. , 



Stachelbeere, Ribes üva crispa L. 
Bock Nat. III, 338. Hagen, 266. 
Nach Hennig, 47, auch Christophs- 
beere, vom heil. Christophel, „von wel- 
chem man vorgiebt, dafz er mit einer 
Krone von solchem Strauch sei ge- 
krönet worden." Nach Sperber, 9, 
verkürzt man in einigen ans Polnische 
grenzenden Gegenden das Wort in 

Kritschbeere. 

Chuchel, /., plur, Chuchle, Katzchen 
an Erle und Haselstrauch. Säe de 
Ellre Chuchle, gerate de Erbse: der gute 
Wirt säet Erbsen zur Zeit, wann die 
Erlen Kätzchen haben. Sperber, 11. 

ck, Gaumenlaut bleibt im Plattdeutsch 
meistens, besonders als Auslaut: Backe 
Backy Hacke Hack; es geht aber auch 
in das sanftere gg oder gar g über: 
Rücken Rigge, Regge, trocken dreg, zu- 
rück torigg, terigg, trigg. Lehmann, 
Volksmd., 30. 

Creschentschin, Fischn., s. Kreschent- 
schin. 

Czarapka, /., Flufzwiese^ auf welcher 
das aus Polen eingeführte Getreide 
umgearbeitet wird, ehe es auf die Spei- 
cher kommt Danzig. Elbing. Sche- 
mionek, 7. 

Czcarn, m. Nach Simon Grünau, 
Tract. I, cap. HI, ein Fisch in Preuizen. 
S. Benecke, 285. 



D. 



d wird pltd. in Natangen, im -Erm- lenbleibtesd, sowie auch in allen andern 



lande und den Niederungen hinter n ein 
Nasenlaut: inienßnge, binden Wn^^ oder 
binge, andre angre, Pfluggewende Pl6g- 
gewefng^ Ochsen gewende Ossegeweng, 
Hunde Hunge; in den andern Provinztei- 



Wörtem. Besondere Fälle sind: bute = 
drauizen und benne, bönne = drinnen. 
Lehmann, Volksmd., 33. 

da, adv., s. dar. 

däbbeln, debbeln, dübeln, sw., wüst 



128 



dabbern — däkerig. 



leben, leichtfertig das Seine durchbrin- 
gen. Geld und Grut verdäbbeln, es durch- 
bringen. Wohl von döbbeln^ doppeln^ 
würfeln, Karten spielen, welche Wörter 
jetzt hier nicht mehr gebräuchlich, in 
altem provinziellen Schriften jedoch 
noch nachweisbar sind. Ihre beste Freude 
ist das Saufen^ Tantzen^Dobbeln^ Huren^ 
Stehlen und anderes weltliches Wesen, 
Hart wich, 306. Nds. dobbeln und 
dabeln^ im Holst, dvbbeln^ in Pom. dob- 
beln^ dabeln^ in Bayern döbeln für wür- 
feln, spielen, hoU. dobbelen^ isl. dubla^ 
schwed. dubbla^ dobbla^ dän. doble, 
Bock, 7. Hennig, 51. Brem. Wb. I, 
217. Schütze, I, 264. Dähn., 79a. 
Schm eller, I, 350. 387. Vgl Grimm, 
Wb., n, 1268. Bei Jeroschin topein: 
do wurdin st gewdr toplin in der in- 
bikoin schar einin knabin 50h, Pfeiffer, 
233. 

dabbern , däbbem , sw, , plappern, 
schwatzen. Jüd. dibbem. Davon Ge- 
dabber, n.^ Geschwätz. 

däbbem, sw.^ s. das vor. 

Däbbler, Debbler, DVbbler, m., von däb- 
J^Zn, Wüstling, Säufer, Spieler. Bock, 7. 

Dabei, m., Döbel, Cyprinus Dobula, 
Lude^ rucK an^ ös e Dabei, Wehlau. 

Dach, n., Kopf, Rücken. Einem zu 
Dach gehen — steigen — aufs Dach 
steigen y ihn anfahren, durchprügeln. 
Sprw. I, 529. Hennig, 48. 

dach, adv.^ dicht, gedrängt. Da;s Korn 
steht wie Rohr on dach^ kräftig und 
dicht. 

Dachhase, m,^ die Katze. De Dock- 
has kickt na 'm Speck. Sprw. I, 531. 

dachsbeinig, adj,^ schiefbeinig gleich 
den Beinen des Dachses. 

Dachspliefze, /. , Dachspan als Unter- 
lage zum Decken der Dächer mit sog. 
Biberschwänzen. Mühling. Grimm, 
Wb. n, 667, hat Dachspleisze, 



Dachstein, pltd. DacJcstSn, m., 1. Dach- 
ziegel. Hennig, 49. 2. scherzhafter 
Name: Hans Kasper Dachten, Auf die 
Frage: Wie heifzt du — er? In Pom- 
mern: Gasten Dacksteen. Dähn., 71b. 

Dacht, m., Docht. Dachte sön keine 
Lichte, als Antwort auf die entschuldi- 
gende Erklärung: Ich dachte! Sprw. I, 
532. 

Dackel, m., s. Teckel. 

Däder, m., gebauter Leindotter, Ca- 
nielina sativa Crz, Friedland Ostpr. 

Dag, m , Tag, 1. in den adverbialen 
Zusammensetzungen: meinddg, seindog, 
völlig pltd. mindag, stnd/ig und sindag^ 
jedoch stets verneinend : meindagnichtetc, 
2. von Dag, vondäg, adv. heute. Dzg. 
W.Seidel, 35. Gr. Werd. S, vor Drig, 
vor Tag, vor Tages Anbruch; bi Dag^ 
bei Tage, bei Tageslicht. 

däg (a lang), adj. und adv,, s. dftg. 

dägen, sw,^ s. dSgen. 

Daggat, m., s. Dagget. 

Dagget, Daggat, Daggert, bei Mielcke 
Dagut, m., Birkentheer, in Ruizland zur 
Bereitung der Juchten gebraucht. Russ. 
degoty lit. dagutaSy degütas, lett. degguts. 
Nach Bock, Nat., IQ, 96, im Lit. auch 
Balsam oder Stänker. Ygl.Nsslm.Forsch., 
2;Th.,25,Wb.,134b. Grimm, Wb.H, 
677. Heunig, 49. S. auch: Dawer. 

dahengs, adv,, dahin; in Egsbg. ge- 
wöhnlich dahen. 

Dak, Dak (a = a), tt»., Nebel. F&rcht 
nichmehrdeheete Sonn, üknich nächtigen 
Doak on Dau, Dorr, 54- Auf Use- 
dom dauk, Schott, dag. S c h am b. , 38 a. 
Vgl. Mist 

daken, sw., nebeln, fein regnen. 

däkerig (d* lang), adj,, leicht zerbrech- 
lich, hinfallig, schlecht und flüchtig 
gearbeitet; baufällig. Mühling, N. Fr, 
Prov.-Bl.a.F.VII,437. Dönh. Sehe- 
mionek, 8. Auch däkem. Wat o/z 



Däkerwerk — Dalkis. 



129 



dat Hart far'n dakem Ding^ Wie leicht 
brekt et entwei. Dorr, 29. 

Däkerwerk (alang), n., schlechte, wenig 
haltbare, andauerhafte Arbeit. Dat ös 
man Däkerwerk, Bildlich: schwäch- 
licher, gebrechlicher Mensch, der wenig 
verträgt. Bock, 7. Hennig, 49. 322. 
Nach Hennig hchd. Tächerwerk. 

dftkig, adj.^ nebelicht. Das ist ein 
recht ddkiges Wetter^ es fallt feiner Nebel- 
regen. Hennig, 49. Ebenso im Brem. 
Wb. I, 181, hier auch noch ddkerig^ bei 
Schütze!, 196, Dähn., 68b, Schamb., 
38b. Vgl. mistig. 

dftly dal (a =" a), adv.^ nieder, herab, 
niederwärts, herunter, hinunter. Hen- 
nenberger, 490, schreibt thal\ nach 
Schamb.^ 38b aus dem alts. te ddle\ 
Stammwort das hchd. Thal. Sett dt 
dal. Von bdwe dal, von oben herab. 
Wie deed! mi Ued, wenn Starmwind reet 
Vom Fleeder Loof on Blöder doal. 
Dorr, 51 . DäLf allen wie ein Stuck Holz. 
Sei legge sock det Nactits nich dal. Fir- 
menich IH^ 499a. Dal möt dem Ge- 
dün, heft Mos geschlackert! Samland. 
{ßedün, altpreuiz. Name — s. Altpr. 
M. XII, 299 ff. — ist hier Wortspiel mit 
dun!) Hennig, 49. 

dalben, sw., s. dalbern. 
Dalberei, Dalwerei, /., s. dalbern. 
Dalberer, Dalwerer, m., s. dalbern. 
dalberig, dalwerig, adj., s. dalbern. 
dalbern, dalwern, dalben, auch daien, 

sw., albern schwatzen und handeln, 
kindisch thun, sich läppisch betragen, 
Possen treiben, wunderlich scherzen, 
schäkern. Dalwert man^ so veljt wöüen. 
ElbingerHöhe. N.Pr.Prov.-Bl.a RIX, 
242. In Bayern dalen reden und thun 
wie kleine Kinder. Schmeller I, 364. 
Im Sachs. Hessen dahlen schwatzen, 
plaudern. Yilmar, 65. ImGöttingen- 
schen dalmem^ talmem auf läppische 

Fxifchbicri WörtarbnchJ. 



Weise spielen, tändeln. Schamb., 39a. 
Vgl. Grimm, Wb. II, 696. Bock, 7. 
Hennig, 49. — Davon Dalberei, Dal- 
werei, /., Getändel, albernes, kindisches 
Wesen. Dalberer, Dalwerer, m.^ ein 

Mensch, der gern dalbert; nachMuh- 
lingauch Däler; nach Sperber, 9, auch 
Dalberhans und Dalbrak (über die Bildung 
mit ak s. Damnnlak)\ dalberig, dalwerig, 

adj.^ albern^ kindisch, läppisch etc. Ein 
Adjektiv ddlig von dalen oder daibig 
von daZJ^w ist nicht nachweisbar. Müh- 
lin g hat die Zusammensetzung ausdalen, 
aufhören zu dalen, zu albern. 

Daie, Dar (« = «), /., Dem. Daife, 
Dälke, Dohle. S. TMe. 

dälen, dt&., legen, sich beruhigen; beim 
Sturm. Schemionek, 7. 

dälen, sw., s. dalbern und dallen. 

dalSn, daleen, adv., allein. Hei geit 
nich met sech dalen er hat einen Rausch. 
Ermland. Die Redensart auf Frauen 
übertragen zur Bezeichnung der Schwan- 
gerschaft, Vgl. Sprw. n, 37. 

Däler, m., s. dalbern. 

dälfallen, st, hinfallen, s. däl. 

dalgen, sw., schlagen, prügeln. Sam- 
land. In gleichem Sinne in Schmidts 
Westerwäld. Idiotikon, 249; in Hessen 
dagegen s. v. a. mit den Händen be- 
greifen, befassen, ähnlich wie unser 
morcheln; üblicher als dalgen ist dort 
noch dalmen. Vilmar, 65. Marold 
hat dalgen und davon einddlgen. 

Dälhut, m., zunächst wohl ein nie- 
driger Hut mit abwärts gerichteter 
Krampe, schlechter Hut überhaupt; so- 
dann nach Bock, Pisanski u. Hennig 
ein Mensch, der in schmutzigen und 
zerrissenen Kleidern einhergeht. Dal- 
hut aus Zinten. Sprw. I, 527. Wat 
wölkt du Dahlhoot hier! Carm. nupt I, 
282, 4. Bock, 7. Hennig, 49. 

DalkiSy Name für die Aalangel auf der 

9 



130 



dalle — Damm. 



kurischen Nehrung, auf der litauischen 
Seite des Haffes heifzt sie Udas. Be- 
necke^ 404. 

dalle, dalli, adv.^ vorwärts, weiter, 
schnell. Poln. dcd^ vorwärts, weiter. 
F<WT(?drfe, Kinger ^ daüe^ daüe! woll wi^ 
oder woll wi nichf Dorr, 1. Wiew., 
39. 

dallen, dälen, aw.y sinken, niedriger 
werden. Fangt eerscht dat Woatei* an 
to fallen^ Dat sik de dolbte Strom wöU 
daUen^ Denn wehrt de Buur sik siene 
Huut Dorr, 21. S. Brem. Wb. I, 
182. 

dallen, sw.^ s. dollen. 

Dalles, m., Armut, Not. Er hat einen 
grofzen Dalles^ er ist sehr arm, auch 
bildlich vom Geistigarmen. Ein guter 
Dalles geht iiber alles, Westpr. Das 
Totenkleid der Juden, mit dem sie sich 
am grofzen Yersöhnungstage bekleiden, 
heifzt TaUiSy Dalles. Er hat den Dalles 
(an), er ist mit dem Totengewande 
bekleidet, seinem Ende nahe. Vgl. 
Vilmar, 65. 

Dallhom, m., zäher, eigensinniger 
Mensch. Ol Dallhom! Samland. 

dalli, adv.^ s. dalle. 

dftlsetten, 8^., sock^ sich niedersetzen, 
setzen. Se warren sik nich dalsetten, 
bit ji kamen. Dorr, 1. Wiew., 15. 
Hier sett em dal! Ibid. 65. 

dälwarts, adv,^ thalwärts, abwärts, 
nieder, nach unten, unten. YgL ned- 

den. 

Dalwerei, /,, s. dalbem. 

Dalwerer, m.y s. dalbern. 

dalwern, sw,^ s. dalbem. 

damank, damang, adv,, s. darmank u. 
mang. 

Damedillwurzel, Medik. Radiär Tor- 
mentilla, 

Dämel, m, 1. Kopf. Öck gew dt ent 
ver e Dämel. 2. Dummkop£ Er ist 



ein rechter Dämel. Vgl. Dftsel und 
Däz. 
D&melei, Dammelei, /., von dämeln und 

datnmelny Tändelei, albernes, kindisches 
Wesen; doch ist Dämelei ein Tändehi 
und Treiben aus Dummheit, Dammelei 
ein solches aus Mutwillen. Ygl. dV- 
meln. 
dämeln, sw,y s. dammein. 

Dämelsack, m, 1. Dummkopf, dum- 
mer, einfaltiger Mensch. Er ist ein 
Dämelsack, 2. Er hat eins mit dem 
Dämelsack bekommen^ er ist dumm ge- 
worden. Er ist mit dem Dämelsack ge- 
schlagen^ ist ein Dummkopf. ' Sprw. I, 
533. 

Dämebkopf, m.^ Dummkopf, s. v. a. 
Dammlack. Sprw. I. 533. 

Damerau, /., in Urkunden dameraw, 
damer ama^ dameroa^ damerova^ dame- 
roviay damei^owCy schlecht bestandener 
Eichenwald. NachHennenberger, 8, 
sind y^Damerawen Wälder, so allerley 
Holtz durch einander haben^. Bei 
Heilsberg heifzt ein kleiner Waldrest: 
die Eiche Damerau. Das Wort tritt 
sehr häufig als Lokalname auf und 
entspricht dem poln. dqbrowa Eichen- 
wald, von dqb Eiche. Ausführliches 
darüber s. Neu mann. Über den Orts- 
namen Damerau etc. N. Pr. Prov.-Bl. 
V, 241 S. Vgl. auch die eingehenden 
Bemerkungen von Nsslm., Forsch. 3 
und Th., 26 f. Voc 588: Dameraw 
für das altpr. Wangus. S. Rogge, 
Diöc. Darkemen, 4. 

Dämlack, m., s. Dammlack. 

dämlich, adj.y s. dammlich. 

Damm, ?n., Strafze, Weg zwischen 
den Bürgersteigen, Fahrstraize, Fahr- 
damm. In Königsberg die Strafzen: 
der Steindammy der Weidendammy Phi- 
losophendamm; in Danzig vier Strafzen: 
erster bis vierter Damm. Ji stöhnen op 



Dammelei — Dampf. 



131 



dem Damm on §k Ugg ^m Grawen^ ihr 
spottet über mich, ich bin die Ziel- 
scheibe eurer Witze. Dorr, 1. Wiew., 
126. Efi' ist nicht recht auf dem Damm^ 
ist nicht ganz wohl, vermag nicht aus- 
zagehen, kann sich nicht auf dem Damm, 
auf der Strafze, sehen lassen. Gedor- 
nism, 

Dammelei, f.j s. Dämelei. 

dammein, sw.y dumm thun, tändeln, 
albern, scherzend reden, handgreiflich 
scherzen, kindisch handeln, aus Mut- 
willen oder Dummheit; in letzterm Falle 
auch dämeln^ was jedoch seltener ge- 
hört wird. Dammein ist durch den 
siebzigsten Geburtstag von J. H. Vofz 
allgemein bekannt geworden: Nur ein 
wohliges Paar^ wie das unsrige^ dam- 
melt hindurch wohl. Nehmen Sie es 
nicht übel: aber die Mutter dammelt wie 
das Töchterchen. Soph. R. III, 219. 
Das Wort hat fast gleiche Bedeutung 
mit dalbem. Nds., in Holstein and in 
Pommern dameln, dammeln^ im Göttin- 
genschen ddmeln, Brem. Wb. I, 183. 
Schützel,202. Dähn., 72a. Schamb., 
39 a. In Liv- und Estland dämlen^ 
dammein j dammein: das unruhige Eind 
durch Schaukeln beschwichtigen und 
bei guter Laune erhalten. Hupel, 
46. 

Dammelpiht, m., Pint, der dammelt. 
Schimpfwort. Egsbg. 

Dammelskopf, ?»., s. Dammlak. 

dämmern, sw,, hämmernd klopfen, mit 
Kraft schlagen, dalz es schallt; bei 
Jeroschin temmem. Pfeiffer, 232. 
An die Thür dämmern. Dämmern^ 
da/z die Ohren gellen. Potz Huingerty 
potz Dusendy toi dammerd^ hei drop 
(auf die Pauken). Volksl. 41, 26, 12. 
Zusammensetzungen: andämmern, heftig 
anklopfen. aii8dämmem, ausklopfen. 
Einem das Kaleet ausdämmemy ihn 



durchprügeln. Sprw. I, 1. eindämmern, 
einschlagen, zerdämmem, zerschlagen, 
zerbrechen. Den Topf zerdämmem. 
Hennig, 49, hat dämmern in der Be- 
deutung: stark Tabak rauchen. 

Dammkapitän, m., Intendant über die 
Dämme, ^welcher sich mit einem Eyde 
verbinden mul'zte, alles wohl inacht zu 
nehmen, niemanden zu übersehen, und 
die Verbrecher zu strafen, auch . . . von 
der Einnahme und Ausgabe des Land- 
Schosses gewisse Rechnung zu thun". 
Hart wich, 508. — Wohl dasselbe, was 
jetzt Oberdeichinspektor. 

Dammlak, auch Dämlak, m., Einfalte- 
pinsel, Dummkopf, Dummerjan^ alber- 
ner, läppischer Mensch. Du Dammlack 
wellst wol Jdieger seie^ als weer alte Leit^f 
Schaltj. 1, 438. Aus dammeln^ dämeln 
und der poln. Masculin-Endung a/b, ack. 
In gleichem Sinne auch Dammelskopf, 

pltd. Dammelskopp. 
dammlich, dammlig, dämlich, adj.^ dumm, 

einfaltig, geistig beschrankt, halb ver- 
rückt; albern, betäubt, wie schlaftrun- 
ken. Wat dammlich os^ gehört ons^ 
Sprw. I, 535. Mt ös ganz dammlich 
tomod. Er ist hdihdammlich. OU^ domm 
on dammlich. Ein Ufzchen dammlich 
ist jeder. En dem Stock fs he^n Betken 
dammlich. Dorr, 1. Wiew., 23. Fru^ 
wat singst du doch htde fer dammliget 
Tig? Volksr., 25, 96. Hennig, 49. 
Sperber, 9. 
Dammliger, Dämliger, m., einer, der 

dammlich ist. Red!^ möt dem Dammelge^ 
warscht Idok? Sprw. I, 3098. Vgl. 

Dwatscher. 

Dammlos, n., Anteil (Los) am Damme, 
den ein Grundbesitzer in den Niede- 
rungen zu unterhalten hat. Mühling. 

Dampf, pltd. Damp, m. 1. Engbrüstig- 
keit, Asthma. Daf Perd heft den Damp^ 
auch hchd.: da^s Pferd hat den Dampf. 

9* 



132 



Dämpfer — dar. 



2. In der Redensart: den Damp an- 
donen (Elbinger Ndrg.) — das thut 
ihm (ihr) den Darnpf = giebt einen 
herben, vielleicht den letzten Stol'z, 
kränkt tief^ fahrt den Untergang, das 
Ende herbei. lieber Herr Pastor^ 
das Wort thut ihr den Dampf. Soph. 
R. m, 135. Sprw. n, 401. Grimm, 
Wb. II, 715, hat die Stelle aus Soph. 
R. unter Bedeutung 8: Bedrängnis, 
Ärger, Schaden. 

Dämpfer, m.^ Hinderer, Zurückhalter. 
Einen Dämpfer au/setzen^ den Über- 
mut zügeb, zu kühnes Yorschreiten 
aufhalten. Bildlich von Dampfer als 
Lichtlöscher, Tonmilderer. S, Grimm, 
Wb. II, 719. 

dampfig, pltd. dampig, adj,y von Dampf, 

engbrüstig, asthmatisch. 

Danne, /., Tanne. Na Danne^ grene 
Danne! Strafzenruf in Königsberg. 

Danneberg, Hans^ zur Bezeichnung 
eines recht dummen Menschen Er ist 
so dumm wie Dannd>ergs Hans, Sprw. 
I, 647. Dat kannst Dannebargs Hans 
verteile. Ibid. 543. 

Dannecker, Danneker, m., in Westpr 

und Pommerellen eine Art von Ge- 
sinde aufzer dem Hause, auch Rab- 
heler — letzterer vorzugsweise zam 
Pflügen mit Ochsen — gegen Lohn 
und Deputat. Beitr. zur Kde. Pr. II, 
363. 

Dannetappeniil, Tannenzapfenöl. Me- 
dikament Oleum Pini vel Terebinthi, 
Kgsbg. 

dänsen, sw,^ das Vieh dänst^ wenn 
es in aufgedunsenem Zustande Blähun- 
gen enüäfzt^ aber nicht zu misten ver- 
mag. Mühling. 

Danziger, m, 1. Bewohner der Stadt 
Danzig. 2. beliebter kräftiger Brannt- 
wein, der in Danzig destiUiert wird. 
Veritabler Danziger! achter^ doppelter 



Lachs! , , , Pfui^ Herr Wirth^ so guten 
Damiger zu haben ^ und so schlechte 
Mores! L es sing, Minna von Barnhelm. 
Akt 1, Sc. 2. Vgl. Lachs, 3. Turm an 
Ordensschlössem und -Burgen durch 
brückenartigen, auf Pfeilern ruhenden 
Gang mit dem Haupthaus verbunden. 
Mit dem alten Domschlosse zu Marien^ 
v^der stehm durch brückenartige, von 
kolossalen Pfeilern getragene Gänge ztoei 
Thürme in Verbindung^ welche hier un- 
ter dem Namen des grofzen und des 
kleinen Danzigers allgemein bekannt sind. 
Toppen, Geschichte der Stadt Marien- 
werder etc., 186. Die Danziger Keller- 
stra/ze (in Königsberg), der Danziger 
Keller j welcJie Namen noch in Erinne- 
rung sind^ läszt mit Sicherheit anneh- 
men^ dass an jener Stelle sich der Dan- 
ziger, dansk, danczk, unseres Ordens- 
hauses befunden habe. Hoffheinz, 
Strafzn., 598. Nach Toppen a. a. O. 
(S. 186—206) sind die Danziger, de- 
ren mehrere nach den Burgen und 
Schlössern namhaft gemacht werden 
( — der Herren Danzke — des Grofz- 
komthui^s Danzk — des gebietigers danzk 
— des Hochmeisters Danzke etc. — ), 
gro(zartige Kloaken; doch werden sie 
mehr noch als Observations-, Ausfall-, 
Verteidigungstürme, als Reduits, Ver- 
proviantiernngstürme, ja als bloCze Bel- 
vederen angesehen, oder man bezeich- 
net sie als kolossale Streben der Bur- 
gen. Eine Beziehung des Namens 
zur Stadt Danzig ist nicht nachweis- 
bar; die Vermutungen zur Aufklärung 
dieser Beziehungen s. bei Toppen a.a.O. 
S. 205. 

dar, der {e kurz), da, ado., da, da- 
selbst. In untrennbaren Zusammen- 
setzungen mit Adverbial-Präpositionen: 
darmanky dermank^ damank darunter^ 
damäy damau^ dandy danach, daräwer 



dären -*- däsig. 



138 



darüber, darön darin, datau dazu, du- 
ften dahin, darom darum, darop darauf, 
darut daraus. 

dären, str., s. diren. 

Darge, /., Stück blankes Bleck, einem 
Fische ähnlich geformt, woran ein 5 
bis 8 cm langer Messingdraht mit 
Hechthaken. Es wird an langer Schnur, 
nachdem auf den Haken als Köder ein 
Fisch gesteckt, in die Tiefe gelassen. 
Ein schnell ruderndes oder segelndes 
Boot setzt die Darge in glitzernde Be- 
wegung, und wird so vorzugsweise der 
Hecht herangelockt. Und wenn kein 
gro/zer Hecht hier in die Darge bei/zt etc, 
Bock Nat. IV, 731. Beschreibung die- 
ser Angel, gewöhnlich Rückangel^ s. das. 
S. 728 ff. Nach Benecke, 406, Dan-^. 
S. Flimmerangel. 

darmank, dermank, damank, darmang, 

dermang, adv.^ darunter, zwischen, 
zwischenein. Im Korn ist viel Sp'eu 
dermank. Hennig, 50. Kätsel: Von 
bdnne blanko von büte blanko steit e hol- 
ferne Peter damank, (Das Fenster.) Krank 
und faul damank^ zu Kindern, welche 
unberechtigt über Krankheit klagen. 
Sprw. I, 2167. Eck schloog dermank 
und schreeg, Carm, nupt VI, 242b. 
Eck drengd mi dar hemank. Ibid. 242 c. 
De ganze Schmed ös opgewäkt^ Als war 
hei sölwst dermanke, Samland. Fir- 
me nich lU^ 116b. Afet Balsamsaft 
on Roseneel darmang. Vgl. dar und 

mang. 

Darmel, Därmel, m.y Einzahl u. Mehr- 
zahl gleich, aber aach DarmelSy Dar- 
melsy Darm, Gedärm, Eingeweide. Nu 
keime de Darmel 'riit^ als Scherz, wenn 
ein Kiud sich leicht an dem Finger 
verwundet hat. De Haarkes wäre mot 
Mehl bestreit On hinde hung e Darmely 
etwas darmartiges, der Zopf. Volksl. 
40, 26, 2. 



Darre, /. 1. Anstalt zum Darren; 
Malzdarre^ Flachsdarre, Hennig, 50. 
2. Abzehr ong, Schwindsucht. Man 

heilt sie durch das Darrabbacken und 
Darrabmahlen. Über diese u. a. aber- 
gläubische Kuren der Darre s. Hexspr., 
43 ff. Bock, 7. 
Darre, /., s. Darge u. Flimmerangel. 

darren, sw,^ dörren, namentlich Malz 
und Flachs. Auch vom Menschen: Er 
ist ganz verdarrt, er ist dürr imd hager 
geworden. 

Darrgras, Pflzn., wolliges Honiggras, 
Hohus lanatus L. Hagen, 1060. 

Darsch, /., Graupe. Danzig. Müh- 
lin g. 

Darsch, Därsch, m., s. Dusch. 

Das (a lang), m., Halbschlummer, 
Betäubung, Träumerei. Mühling. 
Ebenso in Liv- und Estland. Hupel, 
45 f. Sallmann, 30a. 

Dasei, Dasei, m, Kopf; nach Sper- 
ber, 9, auch dammer, unklarer Kopf 
und, auf die Person bezogen, Dumm- 
k£)pf. Schemionek, 8, schreibt^ eben- 
falls in doppelter Bedeutung, Dassel. 
Vgl. Dämel und DHz. 

Dasei, 7/)., Dummheit, Benommenheit 
des Kopfes, Schwachköpfigkeit. Er hat 
den Ddsely er ist nicht recht bei Sinnen. 

Vgl. dSsig, daseiig. 

daseiig, däselig, adj. = dasig, dumm, 
albern, verdreht, verrückt. Ihr seid 
eine ganz daslige Perschon. Dorr, 
1. Wiew., 89. In Natangen daseiig auch 
s. V. a. duselig. 

Däsellcopf, m., s. DSsIcopf. 

iäSBUifSw. 1. einnicken, leicht schlum- 
mern. 2. scherzen, tändehi, liebeln, 
zärtlich thun. Beßntntschelt jüf Nu 
OS recht Tyd to daasef Carm. nupt. I, 
282, 5. 

däsig, adj.y dumm, beschränkt, un- 
klug, einfaltig, albern; schwindelig. Mir 



134 



Dfisigkeit — Das. 



ist ganz dästg zu Mute. In Natangen 
auch: trage, faul, langsam. In Livland 
verwirrt, unfähig zu denken. Hnpel, 
45. In Bayern kleinlaut, eingezogen, 
demütig, zahm, unterwürfig. Sc hm el- 
ler I, 400. Nds. düsig j dösig schwin- 
delig, taumelig. Brem. Wb. I, 275. 
Vgl. Grimm, Wb. II, 809 f. 

Däsigkeit, /., Dummheit; Schwindel. 

Däskopfy pltd. DSskopp, m., däsiger 
Kopf, vom Rausche schwer, Dumm- 
kopf. Das ist ein rechter Däskopf, Ek 
war ju ^nen Däskopp op junen eegnen 
'nopsetten. Dorr, 1. Wiew., 28. Auch 
Däselkopf. Ddskopf auch im Harz. 
Kohl, Deutsche Volksbilder aus dem 
Harz. Sprw. I, 547. 
. Däslack, m., Schwachkopf. Sche- 
mionek, 8: Deeslack. 

dSslakem, sw,^ Unsinn schwatzen. 

Schcmionek: deeslackem. 

Dassel, m., s. Dftsel. 

Da[z dich, pltd. Dat df! das deutsche 
Quos ego. 

dätsch (a lang), adj,^ in hohem Grade 
dumm, stumpfsinnig, borniert. Friedland 
Ostpr. In Westpr. verwirrt, betäubt: 
die Dienersch en ehre stramme Reck* 
met blanke Kneef hotten so drock, da/z 
se ganz dätsch onn dieslig tvorden. 
Schaltj. 1, 441. Schemionek, 8: 
deetsch. 

Dätz (a lang), m.^ s. Däz. 

dau, adv.j da. 

Daubarren, Ortsn., Dorf in der Ge- 
gend von Nordenburg. Neck.: Ilei 6s 
ut Daubarre, wo de junge Hundkes ge- 
mdkt wäre. Sprw. I, 548. 

Daukschlemmer, Dauschlemmer, m., ein 

Mensch, der ohne Haltung und lang- 
sam geht, schleicht; Herumtreiber, 
Taugenichts. Er ist ein rechter Dauk- 
schlemmer. Sprw. I, 551. N. Pr. Prov.- 
Bl. a. F. VU, 437. In Franken (Bayern) 



daucken schleichen, der Däucker Schlei- 
cher. Schmeller I, 355. Davon 
daukschlemmerig , adj. , schleichend, 

haltlos, bummelnd. 

Daukurre, /., Mensch von schwäch- 
b'cher Gesundheit Hei ös wi 'ne Dau- 
karr. Friedland Ostpr. Vgl. Kurre. 

Daumengarn, n., der an der Metritze 
liegende Teil des WindegarnflGgels, aus 
feinstem Hanf, mit engem Maschen 
(grofzer Daumenweite), auch Daumen- 
tuch, Daumentuchgam. Vgl. Bock Nat. 
IV, 715. 716. S. Windegam. 

daun, adj.^ s. dOn. 

daunbackig, aJ/., s. dOnbacksch. 

Daunpftp, m.^ Dem. Daunpäpchen^ 
Dompfaffe. MielckeH, 128a. 

Daus, pltd. DOS, n. 1. As. Herzedaus 
= Coeuras. 2. Beteuerung: de Fedder- 
hot Steit em^ der Düs! recht extra got. 
Seelenw., 6. 

Daus, pltd. DOS, m.y ausgezeichnetes, 
treffliches Wesen, Mensch, den man 
mit Wohlgefallen ansieht. Da hast du 
einen Sohn wie einen Daus! So lassts 
mich der liebe Gott also crimen, alle^ 
die mir lieb sind^ glücklich zu sehn, 
Soph. R. VI, 485. Vgl. Grimm, Wb. 
m, 855. 

Dauschlemmer, m., s. Daukschlemmer. 

Dftwer, 97)., Rinde von Birke und 
Fichte, daher Birkenddwer^ Fichten- 
ddwer. Aus Birkenddwer werden Schnupf- 
tabaksdosen gefertigt. Zermalmt ist 
Däicer die Gerberlohe. Engl tawer 
der Gerber. Im Götting. dabber Bir- 
kenrinde. Schamb., 37a. Hennig, 
50. 
Dawusch, m. Vom., David. S. DöfL 
DHz (a lang), D§z, m., Kopf. Einem 
eins auf den Däz geben. Sprw. I, 555. 
De hefft ^mer Schnaps ^ Dätz oder 
Q§ld gn der Fupp. Dorr, L Wiew., 
37. Ech w§ll eire P§ssgläser an eirem 



debbeln — Deiche. 



135 



schelmische Dätz zerschmeme. Ibid., 59 f. 
61. Sperber, 10, schreibt!)^; Sehe- 
mionek, 8: Beetz. Vgl. Dämel. 

debbeln, sw.^ s. däbbeln. 

Debbler, m., s. Däbbler. 

Debel, m., Fischn., Döbel, Squalius 
cephcUua L, Auch Dtbel, Deibelj Deir 
tüely Düwel, Dickkopf ^ Rohrkarpfen^ Dö- 
bel^ lit. szapalaSy szapaby kor. sapal^ 
mas. klen. Benecke, 137. S. Dtbel. 

Decem, m., der Zehnte als Abgabe 
an den Geistlichen. Ahd. dezemo ~ 
decifma. Dafür kriegen Sie Decem und 
Würste^ dass Sie die irrenden Laien 
zurechtweisen soUen. Soph. R. II, 158. 

Deck, n.. Deck, Verdeck. Er ist 
wieder drei Viertel auf Deck! sagt man 
vom Genesenden. Hei ös frösch op 
Decky munter und gesund. Sprw. I, 
553. 554. 

Deckel, m.^ Mütze. Den Deckel zie- 
hen^ die Mütze abnehmen. Studentisch. 

Deckeischecht, m., Schaft, Stange, 
starker Ast, der zum Befestigen des 
Strohes oder Rohres auf den Dächern 
gebraucht wird, also Deckschaft, Deckel- 
schaft ; er wird an die Latten über das 
Stroh gebunden« Mutter nem Deckel- 
schechty Wtsd dem Hans 'n rechte Weg! 
Volksr. 39, 147; S. 278. Grimm, Wb. 
n, 888, hat aus einer Pommerschen 
Holzordnung: Deckelschlecht Schecht 
als Schaft, Stange tritt auch in Bohnen- 
schecht auf. Hennig, 228. 

decken, sw.^ prügeln. Sie haben ihm 
gut gedeckt In der Verstärkung zu- 
decken. 

Deckrohr, n., gemeines Rohr, Phrag- 
mites communis Trin. (^Arundo phragm. 
Z/.), zum Bedecken der Gebäude. Ha- 
gen, 127. 

Deep, /., s. Dfip. 
Deeslack, tu., s. Däsiak. 
deeslackem, sw.^ s. dSslaken. 



deefsch, ae^'., s. dätsch. 

Deetz, m., s. Däz. 

Deff, D»ff, m., Dem. Defchen, Doff- 
chen^ kleiner Holzzapfen, hölzerner 
Spund ; vorzugsweise der in den Herings- 
tonnen. In Bremen Dofk. Brem. Wb. 
I, 219. In Pommern deffen schlagen, 
hoU. dofen. Dähn., 74 b. 

d§g, däg (a lang), adj, und adv. 1. 
tüchtig, gediegen; derb, kräftig. Im 
Ermlande in der Verstärkung: wacker 
deg^ in Natangen: duchtig on deg^ tüch- 
tig und gediegen. On't weeren ddje 
Herren, De hier dat Land regeert. Dorr, 
46. Op e ddget Mül kömmt nich solle 
e dage Hand. Kgsbg. Firmenich I, 
102 a. En deget Mansch, ein tüchtiges, 
ordentliches Mädchen. E deger Kerl, 
ein tüchtiger Arbeiter. E ddger Jung^ 
ein derber, kräftiger Junge. De Meüa 
Pölz had ok e dage (einen gut gefüllten) 
Biedel möt Gold. Boldt, 5. Eckknöüd 
se dic/U on deeg (das vorhin erwähnte 
düchtig on deg), Carm. nupt I, 282, 5. 
Se (die Krone) heft schon deg (tüchtig) 
gewackelt, Nu ward nich mehr gefackelt, 
Volkslied: Wat de lettausche Dragoner 
dem Franzos verteilt. 1870. Fliegen- 
des Blatt. Reyländer, Tilsit. Ghittche, 
pat£ dich man wacke deg aus! Ermld 
Freisch., 14. Krtt a ach da deg fä de 
Hosef Ermland. Firmenich III, 104a. 
Hei ÖS deg afgeprögelt, er ist derb 
durchgeprügelt. Hennig, 50. Sper- 
ber, 9. Schemionek, 8, schreibt djög. 
— 2. dag tritt auch in der Bedeutung: 
dicht, nebenan auf: De Lott von dag 
stund f er de Dar. V i o 1 ^ t , 1 94. Volksl. 
18, 10. 

digen, sw., taagen. Mühling. 

dehim, adv.^ daheim, zu Hause. 

Deibel, m.^ s. Debel. 

Deiche, plur., Erddämme. Die Deiche 
längs der Weichsel sind vom Land- 



136 



deichen — Deokeibuch. 



meister Meinhart von Querfurt 1288 
bis 1294 hergestellt. Genauere Be- 
schreibung derselben, wie Schilderung 
des ganzen preufzischen Deichwesens 
bei Passarge, 186 ff. 

deichen, sw., Deiche bauen und un- 
terhalten. Wer* nicht will deichen^ dei' 
mufz weichen. y,Anno 1378 haben die 
Elbinger vor ihre im grossen Werder 
gelegene 4 Dörfer . . . vom Hohe-Meister 
Winrich von Kniprode etc. . . . das Damm- 
Recht erhalten, so da/z sie binnen ihren 
Grdntzen könten tdmmen und teichen 
und Haupte machen etc,^ Hartwich, 
321. 

Deichgeschworener, pltd. Dtkschwar 

(a =« a), nind. dtkswaren^ m. Die Deich- 
geschtoorenen sind dem Deichgrdf bei- 
geordnete, aus freier Wahl der Ge- 
meinde hervorgegangene Beamte im 
Deichverbande, welche mit dem Deich- 
gräfen das Deichgeschworenen- oder 
Deichgräfen-Kollegium bilden, das in frü- 
herer Zeit sogar richterliches Ansehen 
hatte. Die Deichgeschworenen, wie 
auch der Deichgräf, werden von dem 
Landrate, der das dem Staate gebüh- 
rende Aufsichtsrecht ausübt, gewöhn- 
lich unter freiem Himmel, auf dem 
Damme selbst, vereidigt und schwören, 
nach bester Kraft und Einsicht das 
Werder vor Wasserschaden zu be- 
schützen und das Wohl desselben auf 
jede Weise zu befördern. — Genaueres 
über die Deichverfassung des Werders 
s. bei Heinel: Einige Nachrichten 
über dasgrofzeMarienburger Werder etc. 
Pr. Prov.-Bl. VIII, 216 f. u. bei Pas- 
sarge, 192 f. Hartwich „definiret 
das Ampt der Teichgräf und Teich- 
geschworenen" S. 509 f. — Dem Deich- 
geschworenen-EoUegium zur Seite ste- 
hen die Gebietsdeputierten. 
Deichgräf, pltd. Dtlcgräf, mnd. dficgrewe, 



m,y erster Beamter eines Deichverban- 
des, aus freier Wahl der Landsassen 
hervorgegangen ; in der Regel ein durch 
Charakter und Erfahrung bewährter 
Gutsbesitzer, ör^^ verwandt mit Gra«?^, 
Graf und dem Griwe^ Kriwe der alten 
Preufzen. — Voigt, Gesch. Pr. 1, 151 flf. 
Näheres bei Heinel, Einige Nach- 
richten etc. Pas sarge, 192. Hart- 
wich, 509. 

deicht, adj. u. adv.y pltd. wie hchd. 
dicht, Ebenso in Livland. Hupel^ 
47. Nach Grimm, Wb. I, 909, die 
richtige Schreibung von dicht, da es 
von dtlien gedeihen stammt. Der Eimer 
hält nicht deicht. Das Dach ist nicht 
deicht. Se kann nich dicht hole, sie 
kann nicht den Mund — das Wasser 
halten« Sie wohnt deicht bei, dicht da- 
bei, nebenan. 

Deiicer, Deiicert, m., s. Deutscher, 
deinigen, sw., s. dUnigen. 
Deitschicer, m., s. Deutscher. 
Deiwef, m., s. DTbel und Debet. 

dllen, sw., sichy langweilig machen. 

Delge, /., Überzug über einen langen 
Pelz. Mühling. Poln. delia^ delija 
Oberrock, WaflFenrock. 

Dellwand, /., eigentlich Delwand, tei- 
lende Wand, Scheidewand, die hölzerne 
Wand, durch welche in Ställen die 
Gespanne von einander geschieden wer- 
den und welche in Scheunen die Diele 
von dem Fache trennt. Dönh. Fried- 
land Ostpr. 

demmen, sw., prassen, schwelgen. 
Schlemmten und demmen. Stein, Pe- 
regrinus V, 4. W. Mtsbl. V, 96. 
Ebenso Schmellerl, 371; Grimm, 
Wb. U, 709: dämmen. Vgl. Frafz. 

Denkelbuch, n., Denkbuch, Notizbuch, 
Schreibtafel; in Livland auch Brief- 
tasche. Hupcl, 48. Ich nahm ein 
Denckelbuch undfleifzig annotirte. Carm. 



denken — deschprat. 



137 



ntq>t n, 188 b. Cupido hafs behalten^ 
In dessen Denkelbuch mit Lust zu lesen 
ist Ibid. 188 c. 

denken, st, dafür halten, meinen ohne 
berechtigten Grand oder besonderes 
Wissen. Ich dachte -— als Entschul- 
digung Untergebener, die etwas ver- 
kehrt ausgeführt; worauf die Antwort 
erfolgt: Narren denken. Sprw. I, 2728. 
Denk e mal! Nu denk ener e mal! Bei 
unerwarteter Nachricht. Ock denk mtn 
Del, ich bilde mir meine eigene An- 
sicht, Meinung über die Sache. Help 
mt denke, erinnere mich an die Sache. 

denn, adv,, dann, zu der Zeit, her- 
nach. Denn kann öck nich, dann er- 
laubt es meine Zeit nicht. Erseht öck^ 
denn du. Denn an wenn, dann und 
wann. 6. Dähn., 76a. 

dennft, ado., danach, nachher, darauf, 
spater. Ek war ju dennahs verteilen, 
worom §k dat danen heww, . . Dennahs 
gähnen tci t'hop op de Vageljagd, Dorr, 
1. Wiew , 75. Dennahs w^U §k mienem 
Wiew de Hell Jieet maken. Ibid. 63. 
Nach Marold auch pltd. dendrte. 

Dens, m. Vorn., Dionysius. S. TennTs. 

densen, sw, 1. dunsen, aufdunsen. 
Rindvieh denst nach dem Genüsse von 
frischem Klee. 2. drängen, in ausden- 
sen, ausdrangen. Schweine densen den 
Mastdarm, Eühe die Gebäimutter aus; 
bei Pferden geschieht solches seltener. 
3. auf den Menschen übertragen: sich 
aufblasen, hochmütig thun. Er denst 
sich, thut dicke. Solch Hochmütigem 
ruft man zu: Na dens' dt man nich 
ut! Dönh. 

Dtp, Deep, /., Taufe; von depen tau- 
fen. Dzg. Nhg. Viol^t, 99. 

der {e kurz), 1. adv, s. dar. 2. Vor- 
silbe bei Verben, er und zer entsprechend: 
derwärmen, der/rieren. 



derbin, derben (v^ — ), adv., darin. 

Man stockt en stiewet Ding en diesen 
Liew lieren, Dat hen an wedder statte 
went erst es recht derben. Carm. nupt 
III, 136c. 

diren, sw., dürfen, getrauen, wagen; 
im Ermlande (Heilsberg): teren, öck 
derd nich — och terd nich — ock duricht 
nich, ich getraute mir's nicht; wohl 
nur in der Verneinung gebräuchlich. 
Vom Spok durscht (durfte) ock em wol 
nuscht segge. Spook, 472. Engl, to 
dare, durst, ahd. u. mhd. turren, 

derklamen, sw., erstarren vor Kälte. 
Elbing. Schemionek, 8. S. ver- 

klamen. 

derkOwern, derkOwern, sw., s. erköwem. 

dermank, adv., s. darmank. 

DermVs, DermVse, DremVse, /., Haube, 
abgetragene, alte Frauenmütze, das 
franz. donneuse. Auch: altes Frauen- 
zimmer. Se ÖS e öle Dermös. 

dernachert, adv., darnach, darauf, her- 
nach, später. Bald dernachert kam 
wedder en Prinz. Schaltj. 3, 7. 

dernähren, sw., nähren, ernähren. Hei 
kann sock kam dernähre(n). Ebenso 
in Bayern. Schmoller II, 703. Vgl. 
der. 

Derne, /, Dirne, Mädchen. Ahd. 
diomd, dieimd, mhd. dieme, dime, dim, 
dei^. Grimm, Wb. H, 1185. 

Dersch, m., s. Dusch. 

Derscht, m., Durst. Davon derschten, 
sw., dürsten; derschtig, adj., dürsten. 

der und der, pran,, als Umschreibung 
eines Fluch wertes, des Namens des 
Teufels. Dem Johann soll der und der 
(noch hatte ich soviel Sitten, nicht pöbel- 
hafter zu werden) auf den Kopf fahren! 
Soph. R. 1, 437. Ebenso: dieser und 
jener. 

deschprftt, adj., desparat, in hohem 



138 



Desem — dick. 



Grade erregt, aufgebracht. In Posen 
kaschprat Bernd, 370. 

Desem, vi.^ Balsam zum Riechen; in 
Sachsen Dtsem. Mühling. 

Desem, Desemer, m.^ s. Besemer. 

Dessauer, m., Hut. Ein alter Dessauer. 
Kgsbg. 

Defzel, n, Polierbeil. Mielcke U, 
130 a. 

Det, m. Vorn., Detlof, Dethart. Hart- 
wich, 54. 

Detrimang, n., Unglück, Schaden, 
Nachteil. Das frz. detriment Ins De- 
trimang kommen, Mewe. 

Deuker, m., s. Deutscher. 

deutsch, pltd. dUdsch {ü lang), adj.^ 
in den polnischen Gegenden der Prov. 
8. V. a, evangelisch. Auf die Frage 
nach der Religion heifzt es stets: Ich 
bin deutsch (evangelisch) oder: idi bin 
polnisch (katholisch). 

Deutscher, Deutschker, auch Deiker, 

Deikert, Deuker, w., für Teufel bei Aus- 
rufungen. Na nu dem Deiker! HoV 
ihn der Deiker! Häl em de Düdscher 
— de Dttsckka vt de Hindahell^ aus 
der Hinterhölle. . . . und damit ist der 
Deutscher los. Soph. R. U, 306. Tau- 
send Deutscher! wofür halten Sie mich? 
Ibid. IV, 73. Das . . taugt den Deut- 
scher nicht Ibid. VI, 478. / wat Dei- 
kert Dorr, 1. Wiew., 62. In Hessen 
ebenfalls Deiker und Deitscher^ auch 
Deutschel. Vilmar, 410, unter Teufel, 
Vgl. Grimm, Wb.H, 910. 1051. Sprw. 
I, 563 flF. Sperber, 10. 

Deutschherr, m,j Ritter des deutschen 
Ordens. 

Kleider aus^ Kleider an^ 
EsseUy tnnken^ schlafen gahn^ 
Ist die Arbeit,, so die Deutschherren 

hnn. 
Hesekiel, Land und Leute im Volks- 
munde. Berlin, 1867, 10. 



Deutschker, m,y s. Deutscher. 

diwen, sw,,, stehlen. 

DIwken, plur,^ die hölzernen Nägel, 
durch welche die einzelnen Teile der 
Radfelgen zusammengehalten werden. 
Dönh. 

D(z, m., s. Däz. 

Dibbeln, „d. h. Auslegen der Kömer, 
verzögert die Reife einer Getreidefrucht. 
Oek. Joum. Westpr." Mühling. 

DTbel, Dübel, Dübel, m., Döbel, Cifpri- 
nus dobula L, {Idus melanotus Heck. u. 
Kn,). Auch Dibelle^ Deiwel, Tabelle, 
Tabarrc Tapar, Topar, Gase, Jesen, 
Jesenitz, Gisitzer, Aland, Rohrkarpfen, 
LacJistaparre, Kuhmaul, Kühling; lit., 
kur. meknys, topar. Be necke, 133. 
Bujack, 394. Bock Nat. IV, 663 f. 
Sprw.: Man koclie oder brate den Dü- 
bel So schmecket er allezeit übel. Wulff, 
Ichthyohgiu cum Amphibiis Regni bo- 
7ttssici. Benecke, 134. Vgl. Debet. 

DIbelle, /., s. das vor. 

dicht, adv, 1. gedrängt, in Meuge, 
hart neben einander. Die Kä/ine stehen 
dicht bei dicht Auf allen Insebi er- 
heben sich dicht bei dicht Trockenge- 
i^üste. Ostpr. Ztg. vom 3. Dezbr. 1874, 
Nr. 283. 2. fest gefugt. Der Eimer 
ist dicht, er hält das Wasser zusammen. 
Bildlich: Et* kann nicht dicht hcdten, 
versteht nicht zu schweigen, erzählt 
ihm Anvertrautes. 3. tüchtig, gut. De 
Gans mot dicht gebraden syn, Carm. 
nupt 1, 298. Se gaff mi dicht, sie 
schalt, schimpfte mich tüchtig aus, 
auch: die Scheltworte fielen dicht. Ibid. 
282, 4. Eck knölld se dicht on drg. 

Vgl. deg. 

dichtig, adj., s. dUchtig. 

dick, adj, u. adv, Aufzer den bei 
Grimm, Wb. II, 1073 fif., angeführten 
Bedeutungen: 1, voll von Speise und 
Trank. JJe ös dick on dün, er ist über- 



dickfellig — dieser nnd jener. 



139 



satt, auch: betrunken. Gä liggen^ host 
dich. Elbg. Niederung. 2. voll von 
Innigkeit, Hochmut, Abneigung. Sie 
sind dicke Freunde. Dat ös e dicke 
Frindschaft, Er ihut sich dick. Einen 
dick habeny seiner überdrüssig sein, ihn 
lieber gehen, als kommen sehen. 3. 
Dick rin! Zuruf in der Bedeutung: frisch 
drauflos! 4. verdickt, geronnen. Dicke 
Milch. 5. schwanger. Sie ist dick. 

dickfellig, adj.^ unempfindlich gegen 
Ermahnungen, Züchtigungen, halsstar- 
rig, eigensinnig; auch dickhäutig und 
dickleibig. Vielleicht züchtigte ich Aermste 
mein Rind zu oft — es ward, wie man 
hier zu Lande sagt, dickfellig. Soph. 
R. II, 418f. 

Dickkopf, 771., Dammkopf, reicher und 
übermütiger Protz, Herr im Gegensatz 
zuBauer. Zugleich Schimpfwort. InLiv- 
land zunächst Trotzkopf, dann Schwach- 
kopf. Hupel, 49. Da sitzt der Dick- 
kopf wieder und drückt. Soph. R. UI, 
24. To stnem Glanz der Ehre deit he 
(der Lehrer) . . . motDickkdpp hlofz schar- 
more. Duckt sock en Dickkopp op, so 
kannst dt, Bür, man sch&ire. Lhrztg. 
4, 355 a. S. auch Debel. 

Dickkopf, Pflzn., Färber-Hundskamille, 
Anthemis tinctoriaL. Hagen, 897. 

dicMachtig, adj.^ s. lachtig. 

dickleibig, adj., s. dickfellig. 

dicknäsig, adj., hochmütig. Dat ös e 
Dickndsger. Sprw. I, 572. 

Dickschnabel, m., Kreuzschnabel, Loaia 
curvirostra; er heil'zt auch Zapfenbeilzer. 
Bujack, 376. 

Dickthuer, m., dickthuerig, adj., Prahler, 
prahlend. Vgl. dick. 

Dickthun, n.^ Prahlen. Dickthun ist 
mein Reichtum, Bruder, leih mir 'nen 
Düttclien. Auch mit dem Nachsatze: 
nichts haben Tnein Vermögen, Sprw. I, 
575 f. 



Dickus, m., scherzhafte Latinisierung 
von dick^ dicker Mensch. Gedanism. 
Nach Sperber, 10, s. v. a. Dickerchen 
und Schmeichelname für ein dickes 
Kind oder auch wohlbeleibten Lieb- 
haber. 

didigen, sw., s. dUnigen. 

Diebsjunge, pltd. Dßwsjung, m., Junge, 
der stiehlt. Beliebtes Schimpfwort imter 
Knaben. 

Diebssack, pltd. Dfiwssack, m., Sack, 
Tasche des Diebes, Tasche in den 
Frauenrock eingenäht; auch zur Be- 
zeichnung des Diebes. Er ist ein rechter 
Diebssack. In Hessen Diesack. Vil- 
mar, 72. 

Diele, pltd. D§l, /. 1. Brett. 2. Fufz- 
boden. 3. Hausflur. 4. Dreschtenne. 
Puckel, hol her (halte her), ös kein Dresch- 
del da. Dönh. Hennig, 50. 

dielen, pltd. d§le(n), sw., den Fufz- 
boden mit Dielen, Brettern belegen. 

Dielenritze, /., Fuge zwischen den 
Dielen, welche den Fufzboden des 
Zimmers bekleiden. 

Dielenzaun, pltd. DlletOn, m.^ Zaun 

aus Dielen, Bretterzaun. Dat ward noch 
enDelentün, das wird noch etwas Rechtes, 
Grofzes. Der aus Dielen kunstvoll ge- 
fügte Zaun steht hier im Gegensatz zu 
dem einfachen Latten- oder Stecken- 
zaun. Elbinger Ndrg. Hei schlöckt söck 
wt de Dew längs dem Deletun. Weh- 
lau. Sprw. H, 2351 f. 
dienen, pltd. d(ne(n), »w., au&echt 

stehen; vom Hunde. Zuruf: dien'! 
dienern, sw.^ viel Komplimente machen, 

dienerhafte Ergebenheit zeigen. 
Dienst, kuhnischer, s. PlatendiensL 
dieser und jener, pltd. diser on jenner, 

pron., als Verwünschung und zur Be- 
zeichnung des Teufels (Geier, Kuckuck, 
Henker). Häl dt diser on jenner I Vgl. 
der und der. 



140 



Differt — Dobennets. 



DHfert, DUffert, m.^ Täuber. Auch 
DiWrik, Diffrick, DUfrick; in Dzg. DVfferL 
Dufferike an Duwke knitten sock en 
Hüwke. Tierräts., 57. In Hessen DtJ}- 
Jicrrij Dübhom. Vilmar, 409. 

DTmen, m.^ groüzer Getreidehaufen auf 
dem Felde. Sperber, 10. 

Dimke, m , die Eartoffelzwiebel, lit. 
dimkas. Vgl. Bock, Nat. I, 273; III, 
835. 

Ding, n., 1. ahd. dinc^ thinc^ ding^ 
thing, mhd. dinc, zunächst Ding, Sache, 
dann aber auch Ursache, Rechtssache, 
öffentliche GerichtsYersammlung und 
Verhandlung, Gericht; alts. und altfr. 
thing, nd. ding, ags., engl., altnord. thing, 
schwed. und dän. üng. Schade, 103a. 
Vgl. Landding. 2. Sache, Wesen, das 
sich nicht genau bezeichnen läizt. Ach 
Väder, öck wöll so e Ding, so e Ding! 
Volksl. 21, 14. 3. Mädchen, Weib, in 
verächtlichem Sinne. Dummes Ding. 
Ldederliches Ding, Gottloses Ding. Et 
s§nd recht grulge^ rüge Dinger. Dorr, 
1. Wiew., 16; In letzter Bedeutung bei 
Hennig, 51. Doch sagt man auch zu 
Kindern: Ihr dummen Dinger. 

Dingelchen, m.,Doppel-Dem. \onDing, 
kleines, winziges Ding, Wesen. 

Dingerich, n. n. m., 1. Ding, dessen 
Namen und Beschaffenheit man nicht 
genau kennt; in diesem Sinne auch 
Dingerings, n. 2. Mensch ohne Be- 
deutung und Wert. Im Harz: Hei ös 
man engrönen Dingerich. Kohl, Deutsch. 
Volksbild. 1866. En lanker, engai^tger 
Dinglich. Posen. Bernd, 41. 

Dingerings, n., s. das vor. 

Dingstag, m., Dienstag, der Tag des 
Gerichtes, von Diug, mhd. u. ahd. dinc 
= Gericht; mnd. dingedag als Gerichts- 
tag, dingesdachy dinschedach als Wochen- 
tag. Mnd. Wb. I, 518b. 520b. Über 
die (richtige) Ableitung: „der dem 



Kriegs- und Siegesgott Zio (ahd.) ge- 
weihte Tag*^ s. Weigand I, 325. Vgl. 
Sperber, 10. 

dinigen, sw., s. dUnigen. 

Dinning, /., s. DUnnung. 

Diptam, Medik. Radix Dictamni. Mnd. 
dickdam. Mnd. Wb. I, 514b. 

Diri(5, m. Vom., Dietrich. Vgl. Pott, 
115. S. D»rl(. 

Disel, m., s. Dusel. 

dTselig, dislig, adj., s. duselig. 

dTseln, sw., s. duseln. 

dTsen, sw., sto&en, knuffen. Müh- 
ling. 

Distel,/., Deichsel. Ebenso in Liv- 
und Estland und im Schmalkaldischen. 
Hupel, 51. Vilmar, 74. In Kgsbg. 
pltd. DTIzel. 

Dittchen, n. u. m., s. DUttchen. 

DTwrik, 7»., s. Differt 

DiwwOre, w. jud. Vom., Deborah. 
Flatow. Schmitt, 113. 

Döbbier, m., s. Däbbler. 

Dobbrusch, w. jüd. Vom., von dem 
poln. dobroc die Güte. Flatow. Schmitt, 
114. 

Dobe, /., Tiefe im kurischen Haff, 
welche eine besondere Art der Fischerei 
nötig macht. Fisch.-Ord. t d. kur. Haff, 
§ 12. 22. Lit dobe, dube Grube, Höhle, 
Tiefe; von dem lit. dübus hohl, löcherig, 
tief. Nsslm., Wb., 147b. 

DObel, m.^ s. Debel und HSsling. 

dObeln, »w., s. däbbeln. 

Dobenfischerei, /., Fischerei mit dem 
Dobennetz. Nach Mühling sind wegen 
der Gröfze des Netzes und der Schwie- 
rigkeit seiner Handhabung bei dieser 
Art des Fischens bedeutende Arbeits- 
kräfte erforderlich und bis 6 Kähne in 
Thätigkeit. 

Dobennetz, n., Netz zur Dobenfischerei 
in der sog. Dobe; es besteht aus zwei 
Flügeln und einer Metritze. Die Flügel 



doberig — Dojan. 



141 



dürfen nictt über 120 Faden Länge 
und 5 Faden Breite haben und die 
Maschen in den Flügeln nicht unter 
2 Zoll und in der Metritze nicht unter 
Vit Zoll im Quadrat grofz sein. Fisch.- 
Ord. f. d. kur. Haff, § 22. 

döberig, adj., s. döbern. 

döbem, sw,^ muffig, faul, schimmelig 
werden. Davon döberig, adj. Müh- 
ling. 

Diibler, m.^ s. Däbbler. 
Dock, m., s. Duck. 

Docke y /., 1. kurze, dicke Säule, 
Zapfen; daher auch Trager in den 
Schlittenkappen, worauf die sog. Polster 
ruhen; Träger eines Geländers. Bei 
Jeroschin: und ah er uf dt tacken saz^ 
Heinrichnamstn gemerke. 86 d. Peiffer, 
233 Ak hat er sich in gleichem er- 
klaget y das dohmals der Wolf Frühen 
den Friederich von Ellen an ihn ge- 
stossen, dass er an die Docken gefallen^ 
vnd an dem kopffe eine grosse Prausche 
ihme v/gelaufe. Die Zünfte, 48 f. 2. 
Büschel, Bündel, Puppe von Flachs, 
Wolle etc. am Rocken. Docke = Puppe. 
Brem. Wb. I, 222. 

docken, su?., Wolle oder Flachs in 
eine Docke bringen. 

Docter, m., s. Doktor. 

Dodder, tti., von doddem^ alberner 
Schwätzer. 

DSdder, m., s. DSdor. 

doddem, sw.^ dummes, ungereimtes 
Zeug reden, unbesonnen schwatzen. 
Bock, 7. Hennig, 51. Gä dodder 
du man wech^ hier kröchstu doch kein 
Fyr, Carm, nupt, I. 282, 4. Nds. dod- 
dein stammeln, stottern. Brem. Wb. I, 
219. 

Doddernase, /., als Schimpfwort bei 
Stein. Peregrinus XIII, 88. W.Mtsbl. 
VI, 159. 



Dodenkopp, m., Totenkopf. Medik. 
Caput mortuum. 

DSder, DSddor, Dort, m., Pflzn., Lein- 
dotter, Myagrum sativum L, Bock, 
Nat. III, 463. Hagen, 676. 

DOff, m.y s. Deff. 

dOffen, sw,y werfen, zu Boden stolzen. 
Im Götting. auch deßen, Ahd. diwjan^ 
dewjan erniedrigen, humiliare, angs. du- 
fian = immergere, holl. doßen, S c h a m b. , 
41a. Daraus andVffon anwerfen mit 
Knöpfen, ein beliebtes Frühlingsspiel 
der Knaben. Der Knopf, mit dem sie 
andöfen ist der AndOffer. Oberland. In 
Kgsbg. heiizt dieser Knopf Anschmib, 
das Spiel das Anschmelzen (s. d.). Ygl. 
Volksr., 194, 720. 

DSffert, 9n., s. DifferL 

Dofft, n.j Sitzbrett in den Fischer- 
böten. Samland. 

DOfrad', /. , pltd. Pflzn., taube Rade, 
Kornrade, Agrostemm^ githago L. T r e i - 
chel, Volksth. 

Doft, Dawusch, m. Vom., David. Dzg. 
Nhg. Viol^t, 99. Hartwich, 54, hat 
nur Davusch, 

dOg, adj.y s. d§g. 

dögen, sw.^ taugen. Dat dogt nuscht. 
Der Dögenuscht, Taugenichts. Vgl. On- 
docht 

Döjan, pltd. Dojan (a = a), w., Ein- 
faltspinsel, dummer Hans; Schemio- 
nek, 8: Schlummerkopf. Bock, 8, u. 
nach ihm Hennig, 51, setzen das Wort 
aus dogen taugen, und Jcbi Hans, Jo- 
hann, zusammen. He säd, he weer von 
Marjenborch^ Dat weer en Dqjoan dorch 
on dorch. Dorr, 63. Volksl. 16, 8, 10. 
Dojan vom Tragheim. Sprw. II, 537. 
Aus Friedland als Fluch: Donner und 
Dojan! Wohl nicht volkstümlich, son- 
dern nur sinnlose Nachbildung von 
„Donner und Doria!** (Verschwörung 



142 



Dokter — doUpatscbig. 



des Fiesco. Akt 1, Sc. 5). Vgl. Dum- 
merjan. 

Dokter, w., Doktor, Arzt. 

doktern, sw.^ den Doktor spielen, ärzt- 
lich behandeln; den Arzt brauchen. S. 

verdoktern. 
Doktorapotheke, f,y s. Apotheke. 

DÄlge, /., Ast. Mühling. Erführt 
als Beispiel an : Die Dölgen (des Baumes) 
haben die Fenster eingeschlagen, 

diilgen, $2(7., schlagen, prügeln. Müh- 
ling. 

doli, adj,y toll, wütend, entrüstet; arg, 
unvernünftig, sinnlos. Er ist doli und 
volly er ist stark angetrunken. Das 
doUste ist^ dass er mich so mit Arbeit 
schiganirt (chikaniert). Soph. R. IV, 
221. Und so gings na^ch Oliva herein, 
wie doli und blind. Ibid. V, 123. Böst 
doli oder verrocktf Er ist heute wieder 
ganz doU. He ward doli s§n. Dorr, 
1. Wiew., 117. Es geht nirgends so doli 
zu^ als auf der Welt On as dit Schweet- 
bad am doUsten weer etc. Dorr, 1. 
Wiew., 86. Davon der und das Dolle. 
Dat war* en Stock vom Dollen , wäre 
unvernünftig. Gedanism, 

DSU, /., 8. DOlle. 

Dollbott, m., wilder, ausgelassener, 
stark munterer Knabe, zum doUen ge- 
neigt. Hei OS en rechter — e reinet* 
Dollbott Samland. Natangen. 

Dollbrägen, m.^ wörtlich ToUgehim, 
Wildfang, Raufbold. Schemionek, 8. 

Dolle, m, u. n., s. doli. 

Dolle, /., Pflock in dem Borde eines 
Ruderbootes als Stütze und Halt des 
Ruders. In Hessen Dolle und öfter 
DoUnagel, starker hölzerner Nagel zur 
Verzwickimg der Balken; technischer 
Ausdruck der Zimmerleute. Vilmar,75, 

DOlle, DVII, /., Ohr an Hacke und 
Spaten, auch das Ohr, worin Löfzstock 
und Löfzw^ide des Wagens passen. 



dollen, tollen, »w,, lärmen, wild spielen, 
ausgelassen munter sein; von Eondern 
und jungen Leuten. Wir wollen ein 
bifzchen dollen. E jedet spält on doUt 
mot siener Fru. Dorr, 59. Dollt nicht 
so! ruft man wilden Knaben zu. Er 
dolU wie ein Kalb. Auch dallen. Sie 
rallen und dallen. Verwandt mit ddlen, 
dalben^ ddlbem. Sperber, 10, weist 
darauf hin, dafis DoUe und Dollfufz als 
Familiennamen auftreten. 

Dollfulz, ?n., Elumpfulz. Vgl. Roch- 
holz, aleman. Kinderlied etc., 137. 

Dollgerste, /., Tollgerste, Tollkom, 
Taumellolch, Lolium temtdentum L. 
Hagen, 135. Über die Schädlichkeit 
der Tollgerste s. Leunis, 1227. 

Dollhaus, n., Tollhaus, Irrenanstalt. 

Dollheit,/., Tollheit, Wahnsinn, Über- 
mut. Ein Wortchen von preu/zischen 
DoUheiten zu reden. Soph. R. VI, 534. 

dollieren, sw., laut tollen, ausgelassen 
herum jagen. Elbing. Schemionek, 8. 

Dollkraut, n., Tollkraut, Name für 
verschiedene Giftpflanzen: Tollkirsche, 
Atropa belladonna L., Schierling, Cb- 
nium maculatum Z/., Nachtschatten, <So- 
lanum. Nach Hagen, 247, das schwarze 
Bilsenkraut, Eyoscyamus niger L. Vgl. 
Grimm, Wb. H, 1229. Wenn er sich 
vollgesoffen y so ist^s, als wenn er Doll- 
kraut gefressen. Mielcke II, 133a. 

Dollmann (^— ), w»., toller Mann. 
Mit einem Dollmann spielen, ihn un- 
gezogen, roh, rücksichtslos behandeln. 
Ungezogene Schüler spielen mit takt- 
losen Lehrern Dollmann. • 

Dollmannswerk, n., Werk eines tollen 
Mannes, grober Spaiz, arge Neckerei. 
Dat ÖS Dollmannswerk. Hennig, 52. 
Sprw. I, 585. 

Doilmutter, /., s. Dollvater. 
Dollpatsch, m., s. Tollpatsch, 
dollpatschig, adj., s. tollpatschig. 



DoUvater — Donnerkröte. 



143 



Dollvater, rein hchd. Tollvater, m., 

Vater der Tollen, Aufseher in Irren- 
häusern und Hospitälern, soweit in 
letztem Irrsinnige untergebracht sind. 

Ebenso Dollmutter, Tollmutter, /. 
Domänenamtsbauer, m., Bauer zum 

Domanio gehörig, Eronbauer. Veraltet. 
Vgl. Bock, Nat. I, 170. 

DSmelei, /., Dummheit, gedanken- 
loses Gebaren. Es ist^ wenn sie (die 
Frauen) einen guten Mann beleidigen^ 
fast immer nichts als die pure Dömelei, 
Soph. R III, 176. 

difmeln, st^., gedankenlos gehen, tau- 
meln. Ich dömelte nd>enher; denn vnrk- 
lieh, ich umsste nicht, was ich that Soph. 
R. I, 384. Nun bin ich heut früh mit 
ihm in der Stadt herumgedöhmelt (suchend 
die ausgebliebene Sophie). Ibid. II, 
356. SahJbadem^ durch welches ein 
Schwätzer sich wieder ins erlernte Con- 
cept hinein domelt Ibid. V, 366. Vgl. 
DKmelei. 

Domkescheit, m,^ von domm^ dumm, 
mit lit. Endung; wohl Verstümmelung 
von Dan Quieote. Hei ös e rechter Dom- 
kescheit, ein alberner Spafzm acher. Sam- 
land. Sprw. I, 591. 

Domnau, Stadt im Kreise Friedland, das 
Abdera der Provinz Ostpr. -4t« Domnau 
Verstand holen, Vergebliches thun. Er 
ist aus Domnau, ein Dummer. In 
Domnau wachsen die besten — diegro/zten 
— Kartoffeln (ähnlich: die dümmsten 
Leute bauen die besten Kartoffeln, Sprw. 
I, 650. 651), der Dumme hat Glöck. 
Die Sage vom Domnauer Düttchenbrot 
und von der Entstehung des Sprich- 
wortes: y,Gute Nacht, meine Herren Dom- 
nauer^ 8. Sprw. I, 588 u. 590. Der 
NameDümnaw kommt hei* von dümiu, 
ich schäle ab, von den Seen und Wassern, 
die daselbst sein. Pierson, Matth. 
Pritor., 119. iä 



Domnik, m., Jahrmarkt zu Danzig, 
am Tage des h. Dominikus (5. August) 
und den folgenden Tagen bis einschliefz- 
lich 2. September. . , , ein für mich 
neuer Auftritt, nämlich die Messe — hier 
(in Danzig) heifzt sie Dominik, Soph, 
R. m, 118. Hennig, 52. 

domp, adj,, dumpf, feucht. DompeLuft 
Dömpftp, DQmpftp, DQnpftp, m., Dom- 
pfaffe, Blutfink, Gimpel, FringUla pyr- 
rhula, Mühling, Tiem , 169, hat Don- 

papke. 

DSmpel, m , Tümpel, Wasserloch, 
Pfütze. 

DOnhoffstädt, Gut im Kreise Rasten- 
burg. Die Gebruder Grafen von Dön- 
hoff teilten das väterliche Erbe. Ger- 
hard erhielt die Besitzung im Kreise 
Rastenburg und erbaute ITlOdasSchlofz, 
das er Dönhoffstädt (Dönhoffstätte) 
nannte, während sein Bruder Friedrich 
bei Königsberg in demselben Jahre nach 
demselben Plane das Schlolz Fried- 
richstein erbauen lieiz. Die Flügel 
des Döuhoffstädter Schlosses wurden 
etwa 15 Jahre später gebaut. Dönh. 

Donner, m,, als Fluch wort. Donner 
und Blitz ! He hefft mi beleidigt, Donner 
on Müfz, he hefft! Dorr, 1. Wiew., 7. 

donnergrUn, adj,, aufföllige Farbe. Vgl. 
blHzblau. 

Donnerkell, Dudderkeil, DQderkeil, DOda- 

keil, m,, Belemnit, der, nach der Volks- 
meinung, während des Gewitters vom 
Himmel fallt. Sperber, 10. Sche- 
mionek, 8. 

DonnerkrSte, /., 1. Seehahn, Cottus 
scorpius. Zeigt, gedörrt an einem Faden 
hängend, mit dem Kopfe die Richtung 
des Windes an. Bock, Nat. IV, 558. 
Mühling, Tiem., 169. Auch Knurr- 
hahn und Seebull. Benecke, 70. 2. 
Schimpfwort; doch auch als Anerken- 
nung für einen pfiffigen, verschlagenea 



144 



Donnerlichtiog — Drab. 



Menschen. Dat os e Donnerhrät^ der 
versteht sich zu wenden und zu winden. 
Et göwt Mansche^ äwer 6k Donnerkräte. 
Sprw. I, 2620. 

Donnerlichting, m,^ Ausruf des Staunens, 
Fluch: Donner und Blitz! S. Lichting. 

Donnermessing, m., Ausruf des Stau- 
nens, Fluch. Treichel. 

donners, adv.^ viel, sehr viel, ver- 
teufelt viel tausend Grille ös bat 
dise Jore och all donnasch vel Geld, 
Ermländ. Freisch., 10. 

Donnerschlag, m., als Fluch. Als Ver- 
stärkung: Kreuz Donnerschlag! 

Donpapke, m. u. n., s. Dömpftp. 

Dönt, n.j s. thun. 

Dop, m., Topf. Samland. 

doppelt, pltd. dobbelt und doppelt, adj,^ 

aufzer der gewöhnlichen Bedeutung: 
gefüllt. Eine doppelte Nelke, 

DOr, m. Vom., Isidor. Hartwich, 54. 
Auch w. Vorta., Dorothea: DOr, DOre. 
Bei Pott, 111: Dooer. 

Dorfshube, pltd. DerpshOw, /., s. Haken. 

Dorfslage, jf^., Besitzstand im Dorfe 
vor der Gemeinheitsteilung (Separation). 
Nun haut er sich aus, inmitten seiner 
Feldmark^ oft weit von der Dorfslage^ 
dem alten Sitzstucke, Passarge, Balt., 7. 

Difrk, Difrksen, Dirks, m. Yom., Diet- 
rich. Hartwich, 54. 

Dornfisch, m., Meerstichling, Gaste- 
rosteus spinachia. Benecke, 76. 

Doröt, w. Vorn., Dorothea, auch Dore, 
Dor'. Dor, ßr vor! Volksr., 74, 283. 
Hartwich, 54, führt aufzer Doroth noch 
an: Örtchen^ Thechen^ Tuscfichen^ von 
Tusch. 

Dorschangel, /, Angel zum Fang der 
Dorsche. Sie ist eine lange Leine, 
woran in Abständen von je 60 cm. 
6—900 Haken mittelst der sog. Vor- 
SChnUre von 20—24 cm Länge befestigt 
werden. 600 Haken werden eine MullOi 



900 Haken ein Holz genannt. Beschrei- 
bung und Bild in Benecke, 403. 

Dort, m.^ s. Dwalch. 

DSsch, Darsch, Dersch, m., der Dorsch, 
Gculus mo9rhua. Er heiizt auch Po- 

muchel, Pamuchel, Permochel, Pomochel, 

nach Mühling auchPomuggel, lii.menke, 
pomükelis^ kur. menzas^ küss, pomu^chel^ 
pomuchla. Benecke, 87. Bock, Nat. 

IV, 544.546. Bujack, 395f. Nsslm., 
Th., 137. Von einem ungeschickten 
Menschen sagt man: Hei ös ongeschockt 
wie e Pomochel, Bei Stein ist Pomochel 
als Schimpfwort und Ekelname auf- 
geführt. Peregrinus XII, 82. W. Mtsbl. 

V, 191. 

Dösel, 9n., Drehkrankheit der Schafe. 
Bock, Nat. IV, 164. Vgl. DOsel. 
döseln, sw.^ s. duseln. 

dVsen, sm?., irren, umherirren. Wohl 
verwandt mit düsen^ duseln, döseln. 

dösig, adj., ärgerlich, aufsätzig, eigen- 
sinnig, erbost. Na war man nich wedder 
dosig. 

dessen, «tr., schlagen, keilen; eindossen, 
einschlagen, einkeilen. 

Dofzring, m., Ring am Wagen, der 
den Langbaum mit dem Hinter wagen 
verbindet. 

DSttke, m. u. n.y s. DUttchen. 

Dous, 7n., Iltis. S. Duck. 

döWSChlQwig, adj., scheinbar harthörig, 
boshaft, unfolgsam. Dat ös en dow- 
schJüw'ger Racker. Unfolgsame Kinder 
fragt man anspornend: Du bist wohl 
ddwschlüungf Die hchd. Form taub- 
SChlaublg tritt seltener auf. Vgl. taub- 

schneidlg und Schlaube. 

Drab, pltd. Draf, m., Trab, Gangart 
des Pferdes. Bei ihm gehfs immer im 
Drab, er ist schnell, eifrig in seinen 
Bewegungen, bei der Arbeit. Es ging 
nun im Draf. Soph. R. V, 116. Eine 
besondere Art des Trabes ist der schau- 



Drabe — drall. 



U5 



kelnde: Schuckeldrab. Er reitet fast nur 
Schucheldrab, 

Drabe, /. Die Böhmen kamen mit 
5000 Drahen vor Conitz, Herrn en- 
berger, 59. 

drftben, drawen, pltd. dni,we(n) (a = ä), 

aw,^ von Drab^ traben, laufen, eilig her- 
beikommen. Öck hadd noch ömmer Peerd 
tom Droawen. Dorr, 17. Da quam 
dat Volk gedraa/t Carm. mipt I, 282, 
4. S. durchdraben. 
Dr&bschlitten, pltd. Drawschiede(n) (a 

» a), auch halb hchd., halb pltd. DrftW- 
schlitten, m., leichter Schlitten, den ein 
Traber ohne Anstrengung zieht. Dtn 
Herzke fort allwedder op em Dräw- 
schiede^ du bist wieder munter und wohl- 
gemut. Wehlau. Sprw. II, 1188. 

Dracht, /., Tracht, Last, die mit 
einem Male getragen werden kann. 
Eine Dracht Wasser^ zwei Eimer mit 
Wasser. Eine Dracht Wasche, 'ne Dracht 
Koldunen, Dorr, 1. Wiew., 81. Aber 
auch: eine Dracht Prügely eine Tracht 
Schläge. Hennig, 52. 

Drachtschlunk, m., Schlunk, Schlund, 
der eine Dracht (zwei Eimer voll) 
Speisen verschlingen möchte, starker 
Esser. Vgl. ZwSlfschlunk. 

drafeen, sw.y s. trappsen. 

dräge, adj,^ s. dr§g. 

Dragge, /., Anker zum Festlegen der 
Staknetze, namentlich der Störgame. 
Die Drange ist ein von einem Holz- 
kreuz und vier an demselben befestigten 
und zusammengebundenen Weidensta- 
ben umschlossener Stein von einem Ge- 
wicht bis zu 50 kg. Dragge^ nd. auch 
dregge^ engl, drag^ niederl. dreg^ franz. 
grappin^ verwandt mitDrache. Grimm, 
Wb. II, 1321. Brem. Wb. I, 238. 

Drähn, Drän, m., von dröhnen^ 1. 
Rausch. Er hat einen Drähn — ist 

Fritehbier, Wörterbuch 1. 



im Drähn. Sprw. I, 445. 2. Hieb, 
Schlag, Stolz. Das war ein guter Drähn, 
sagt man, wenn man sich stark den 
Kopf stöfzt. Jö' hat einen Drähn weg, 
er ist nicht recht bei Verstände. Sprw. 

1, 594. Schemionek, 9, schreibt 
DrVhn. 

drähnen, dränen, sw, 1. dröhnen, er- 
schütternd tönen. 2. in nachhallendem 
Reck- und Zögertone sprechen. Er 
drähnt so lange, da/z einem die Geduld 
vergeht Er drähnt in einem weg, ohne 
Aufhören. In der zweiten Bedeutung 
auch: drähteln Draht ziehen, drillen, 
drallen drehen. Bock, 8 u. Hennig, 
53^ schreiben drOhnen. 

Drähner, m., von dröhnen 2, lang- 
weiliger Sprecher. 

Drähnung, /., Dröhnung, Erschütte- 
rung. . . . sintemal auch Nachricht ist, 
dass auf 3 Meile weges von hie die 
Dränung oder das erschüttern der Er- 
den ist gemerket worden (bei Explosion 
des Pulverturmes am Schlofzteich im 
Juli 1636). Linem., 19a. 

Draht ziehen, schnell laufen, die Flucht 
ergreifen, entlaufen. Vielleicht zurück- 
zuführen auf drät adv., schnell, ge- 
schwind, flink, bald, ahd. drdto, mhd. 
drdte, hoU. dra, im Brem. Wb. I, 235: 
drade, drae, bei Dähn., 84 b: drade, 
bei Scham b., 46b: drä. Vgl. Schade, 
109b. 

drähteln, sw,, s. drVhnen. 

drall, adj. u. adv, 1, gut und fest 
gedreht. Draller Zfwim — ein draller 
Strick. In dieser Bedeutung auch drell. 

2. rund und fest, kraftig und stark; 
zunächst von Personen. Eme dralle 
Margell, ein dralles Mädchen. Von 
Kleidern: eng anschliefzend. Dralle 
Büaen, Beinkleider, welche das volle 
runde Bein hervortreten lassen. 3. hur- 

10 



U6 



drallen — Dranktonne. 



tig, schnell. Wer lang" schleppt an draU 
leppty kömmt 6k noch Wan, Dönh. 
Sprw. n, 2338. Vgl. drell. 
drallen, ^., s. drellen und drullen. 

Dl4m (a lang), m. u. n. , Ende der 
Aufzugiäden, das nicht mehr verwebt 
werden kann und an dem Hävelt ab- 
geschnitten wird. Nds. heii'zt der ab- 
geschnittene Rest des Einschlages Z)ra?n, 
Drum^ von Trumm Trümmer, Rest; in 
Pomm. Drämt und Dröm, im Götting. 
drom, drom, dram^ draum. Brem. Wb. 
1,256. D ahn., 85a. Schamb, 49a. 
Schmellerl, 490. In Hessen Drom^ 
9n., Ende eines Fadens, Faden soviel 
jedesmal in die Nadel eingefädelt wird. 
Vilmar, 78. 

dramarschen, sw,^ s. drammarschen. 

Drämel (ä lang), m,^ wohl Dem. von 
Dräm^ Trumm^ zur Bezeichnung einer 
kurzen, korpulenten Person. Hennig, 
52, schreibt Dremel: ein dicker Dremel; 
im Brem. Wb. I, 256: een körten Drum, 
eine kurze Person; schwed. droemel. 
Nsslm. Forsch. 2 weist, in der An- 
nahme, daiz der korpulente Mensch zu- 
gleich unbeholfen und ungeschickt, auf 
lit. dnmelts Flegel, Tölpel, ungeschlach- 
ter Mensch hin, Förstemann in Auf- 
recht und Kuhn Zeitschr. I, 416, auf 
nd. drummeln schlummern. S. Nsslm. 
Th., 216. Marold hat Drämel als 
pltd. Form von DrimmeL Dat es d 
goder Drämsl^ ein zu dick geratenes 
Stück Garn. Vgl. Dramsack. 

drammarschen y dramarschen, sw,^ un- 

ruhig sein, ruhelos umhergehen. Er 
drammarscht immer ^ ist immer unterwegs, 
hat keine Ruhe an einem Ort, eilt weiter. 
Nach Marold auch wiederholt an- 
treiben. 

Dramsack, m., kurzer vollgestopfter, 
gedrängt gefüllter Sack; kleiner kor- 
pulenter Mensch. Er ist ein dicker 



Dramsack Sprw. I, 595. Ygl. DriLm 
und DriLmel. 

dramsackig, adj. u. culv., von Dram- 
sack. Sich dramsackig ärgern^ sich 
stark, bis zum Aufschwellen, bis zum 
Platzen ärgern. Dönh. 

Dramschel, m., Yielfresser. Er ist ein 
DramscheL Samland. Sprw. H, 546. 

Drän, 7n., s. Drähn. 

dienen, sw,y s. drähnen. 

drang, adj, u. adv.^ eng, fest, eng an 
einander gedrängt; in der Verstärkung 
gedrang. En HcC en Kolea, blos e Baske 
gedrang^ seggt de Foss^ on trett de Ek- 
katz. Sensburg. Sprw. H, 1065. Nds. 
dränge, ebenso bayerisch. Brem. Wb. 
1,246 Schütze I, 246. Schamb., 
47a. Schmeller 1,414. Vgl. Grimm, 
Wb. n, 1335. 

Drängsei, m.^ schlechter Rauchtabak. 
Ebenso Drängeiberger. Zur Bezeichnung 
einer schlechten Sorte Taback sind 
noch üblich: Gaigenknaster, GTz, Graben- 
kant', Knaiiwenzel, Knäller, Kniller, Luch- 
tenknaster, Luchtländer. Auch: Lichf 
den Anker. Der Wind ist gut. 

Drank, m.. Trank für die Schweine, 
Ansammlung von Speiseüberresten als 
Futter für die Schweine, Spühlicht, lit 
dranka, lett. drankis (beides wohl aus 
dem Deutschen übernommen). Dicker 
Drank mäkt fette Schwtn. Sprw. I, 
601. Übertragen: ungeklärter Kaffee, 
trübes Getränk überhaupt. 

Drankdrofzel, /., scherzhafte Bezeich- 
nung für ein Schwein, aber auch für 
ein Mädchen, das die Schweine zu 
füttern hat oder an und für sich un- 
sauber ist. Fischhausen. Sprw. II, 
549. 

Dranktonne, /. 1. Tonne zur Auf- 
nahme des Dranks; in Posen Trank- 
tonne^ Trankfajz. Bernd, 319. H.e 
es en der Dranktonn versapen^ er ist 



Draschke 



— dregeo. 



147 



sieht bei der Hand, nicht anfznfinden. 
Elbinger Ndrg. 2. ein Mensch, der 
keine Diät beobachtet, also alles durch- 
einander geniefzt. Der Kerl ist eine 
reine Dranktonne, 3. ein korpulenter 
Mensch, der dick wie eine Drank- 
tonne ist. — Von einem Mädchen, das 
beim Tanze sitzen gebliebep, sagt man : 
Sie hat die Dranktonne scheuem mtissen. 
Sprw. I, 602 a De Dranktonn kr eggt 
Ohre — onse Dranktonn heß Ohre 
krege^ wenn jemand die Hände in die 
Seiten stemmt. Jerrentowitz. Mockrau 
bei Graudenz. Sprw. H, 550. Bock, 
8. Hennig, 52. Beide schreiben: 
Drangtonne. 

Draschke, m,^ Ast, namentlich von 
der Linde, der von der Binde befreit 
ist: Lindendraschke, 

drftt, adj. u. adv.. schnell, geschwind, 
flink, bald. S. Draht ziehen. 

Drtume, (?), Abfall von Seide, 
WoDe etc.; ein Fischer- und Weid- 
mannsausdruck. Sperber, 10. 

drawalgen, sw.^ in Geschäften viel 
hin und her gehen. Ich bin den Weg 
nun schon 20 Jahre drawalgt. De Tür 
hebb öck nü 6k bSl twintig Jär drawalgt. 

Auch : drawolgen, drawalken, drawalksen. 

Nds. dravaljen. Dähn., 86 b. Brem. 
Wb. I, 243. In letzterm wird darauf 
hingewiesen, dafz das Wort sich be- 
quem von drdwen traben, herleiten 
lasse, der Hinweis auf das frz. tra- 
vaiUer mithin überflüssig sei. Bernd 
für Posen: travaljen, Bernd, 374. 
In Estland dravcUjen eifrig arbeiten. 
S allmann, 30b. Engl, travel reisen. 

drawalken, drawalksen, 8w., s. das vor. 

Drawe, /., eine Gattung Bauern- 
schlitten. Danzig. Klein I, 89. Von 
Draf Trab. Vgl. Drftbschlitten. 

dräwen, dr§wen, no.^ drehen, arbeiten, 



mit dem Nebenbegriff der Emsigkeit, 
sich treiben, fördern. He dräwt tot e 
Rüpeschiter, Stall uponen. Sprw. I, 
605. He drckot wt Scdomo's Kater. 
Dönh. Sprw. H, 551. S. auch draben. 

drawolgen, sw,, s. drawalgen. 

Drftwschlitten, m,, s. DrabsoMitten. 

drAz, adv.^ beinahe, fast Mühling. 
Vgl. dr§2. 

Dreb, m,, Traberkrankheit der Schafe. 
Mühling. Man nennt sie nach Müh- 
ling auch Gnubberkrankheit, das Gnap- 
pen, Nuppen, Schruckigwerden. 

Drebnau, Dorf im Kreise Fischhausen. 
In DrMenau bellen die Hunde mit dem 
A, Samland. 

Dreck, m., Hefe, Bodensatz, lit. dra- 
gioSy engl, dregs. Vgl. Drosl 

Dreckhammel, -hans, -matz, -sack, m., 

Schmierfinke, unsauberer Mensch, der 
sich im Schmutze wohl fühlt und alles 
besudelt. 

Dreckharker, m.^ Mensch, der Dreck 
harkt. Bei Stein unter den Ekel- 
namen. Peregrinus XII, 82. W. Mtsbl. 
V, 191. 

Dreckhäuser, m., zur Bezeichnung einer 
schlechten Weinsorte. Bei Stein: 
Dreckheuser, Rotzburger, GensfUsser. Pe- 
regrinus, tef*tiae partis HI: Georgica, 

dreckkalt, adj,, nafzkalt, zur Bezeich- 
nung von Kälte bei rauhem Regen oder 
feuchtem Schnee. Vgl. mottkatt. 

Dreckmatz, Drecksack, m., s. Dreck- 
hammel. 

Dreckskin, Ortsn., s. GrawenorL 

Dreckwagen, plur,, Sekte der Men- 
noniten im Werder. Vgl. KIftrken. 

dr§g, adj.f trocken. In Danzig dl4ge. 
Oedaniam. Im Ermlande: da Acker 
ÖS aü dräg, das Land ist schon trocken. 
Sperber, 10. 

dr§gen, st 1. trugen. Lege on drege, 

IG* 



U8 



Drehbasse — dreihärig. 



lügen und trügen. 2. sw. trocknen. 
De Wä&cK drege. 3. drehen. Dreg mt 
nich e Näs. Vgl. dreien u. drellen. 

Drehbusse, /.^ s. Busse. 

drehen, pltd. drellen, sw. 1. das Spinn- 
rad, daher spinnen. In Litauen wird 
Donnerstag nicht gedreht^ der Wocken 
steht. Ygl. drellen. 2. den Acker: 
wenden, umwenden, rajolen. 

Dreher, pltd. Dreiler, m. 1. Drechs- 
ler, oft Abkürzung für Bernsteindreher. 
In Danzig giebt es eine DrehergcLSse^ 
Stralze, in der die Bernsteindreher 
wohnten. 2. Krankheit der Schafe, 
veranlafzt durch den Gehimblasenwurm, 
bei welcher die Tiere, auf einer Stelle 
stehend, mit seitwärts gebogenem Kopfe 
sich herumdrehen. Das Schaf hat den 
Dreher, Bei manchen Schafen äufzert 
sich die Krankheit so, daCz sie, stille 
stehend, die Vorderfüfze wie beim Tra- 
ben halten ; daher nennt man die Dreh- 
krankheit auch Traber. Mit Dreher u. 
Traber bezeichnet man jedoch auch 
das von dieser Krankheit befallene 
Tier. Man sagt auch: Das Schaf ist 
verrückt — dumm. Dönh. 

Drehhals, m., Wendehals, Ji^na tor- 
quiUa. Mühling, Tiern., 169. 

Drehnetz, n., s. PIBtznetz. 

Drehstein, m.^ Bernstein, der sich 
drehen, vom Drechsler verarbeiten läfzt. 
Vgl. Stein. 

Drehtonne, /., poln. kadiub, Winde 
auf einem Schlitten zum Aufholen des 
Garnes bei der Winterfischerei. Ma- 
suren. S. Benecke, 360. 

dreibastig, adj\, s. v. a. dreihärig. 
Sperber, 10. 

Dreiblatt, n., Kartenspiel, s. Dreikart. 

dreidämlich, adj.^ dreifach dämlich. 
Vgl. dreidrähtig. 

dreidfig, adj.y Zusammensetzung aus 
drei und deg tüchtig, also dreitüchtig, 



dreifach tüchtig. He os en Dreideg, 
Dzg. Nhg. Sprw. I, 623. 

Dreidraht, m,, Draht aus drei Fäden. 
Vgl. das folgende. 

dreidrähtig, adj, u. adv,^ aus drei 
Drähten oder Fäden zusammengedreht; 
auch zur Bezeichnung eines dummen 
Menschen, doch mehr noch eines sol- 
chen, der sich pfiffiger Weise nur dumm 
stellt. Er ist dreidrähtig — ist ein 
Dreidraht Dönh. Sprw. II, 561. Vgl. 
dreihärig. 

Dreiecker, m.y Schwert mit drei Ecken 
(Kanten), auch Schwert überhaupt. 
Preufz. Archiv I, 519. 

dreien, sw,, drehen, kräuseln, wenden, 
umwenden. Drei dt öm! Dreid! mi 
een Paar Siede-Locke, Wardersch. Buur 
5, 7. Den Boden dreien^ in der Nie- 
derung s. v. a. rajolen, den durch Über- 
schwemmung versandeten guten Boden 
wieder nach oben wenden. Vgl. drCgen 

und drellen. 
dreigedoppelig, dreigedoppelt, adj. und 

adt\, dreifach. Nimm den Faden drei- 
gedoppelig. Ich schmei/z^ ihn dreige- 
dopplig 'raus. In Estland wirft man 
jemand drei- und vierkantig hinaus. 
Sallmann, 62b. Es hat ja sonst ge^ 
heifzen : Ein' dreg gedoppelt Schnur kann 
nicht so leicht zerreifzen. Carm nupt 
I, 189. 

dreigedritt, adj. num.^ aus dreimal 
drei bestehend. Jüngst bäte mich die 
Schaar der dreygedritten Musen zu einem 
Gastgebot in aller Höffligkeit. Carm. nupt. 
IV, 13 b. 

dreihärig, adj. u. adv.^ verschmitzt, 
pfiffig, dummdreist, Mensch, der sich 
dumm stellt und es faustdick hinter 
den Obren hat; auch dickhäutig, wider- 
sinnig, dreihäv^ger Schelm — Racker. 
Er ist ein Dreihäriger. Sprw. I, 624. 
1412. Hennig, 97 f. Mühling, N. 



Dreikart — Dresch. 



149 



Pr. Prov.-Bl. a. F. VE, 438. Brem. 
Wb. 1,243. Schamb., 47b. Vgl. 
dreibastig and dreidrähtig. Schemionek, 
9, hat dreihaarig. 

Dreil(arty /., Kartenspiel, bei welchem 
jeder Spieler drei Blätter erhält, daher 
auch Dreiblatt. Im Ermlande, nach 
Mühling, auch Hackauf, weil der Aus- 
spielende stark mit den Knöcheln auf- 
schlägt. 

Dreil(iewery?7»., dreiblättriges Kleeblatt. 

S. Kiewer. 

Dreimorgen, Dorf bei Insterburg, das 
nur auf einer Seite der Landsti^aCze 
liegt. Daher: ön Dremorge wäre de 
Flinze op ene Std gebacke. Das Dorf 
heii'zt auch Neu- Stobingen. Sprw. I, 
625. 

DreipBIcher, pltd., doch auch hchd. 
Dreipälker (o u. alang), w., frühere Kupfer- 
münze, 6 alte Pfennige wert. Nach 
dem Bissen legt die Alte einen Dreipöl- 
eher auf den Tisch. Pierson, Matth. 
Prätor., 96. S. Hennig, 316, unter 
Achtehalber. 

Dreischlag, m., Fehler beim Billard- 
spiel. Von ungefähr setzte Herr Mal- 
gri sich so aus^ dafz sie (die Kugel) 
»ich zweimal verlief und endlich einen 
Dreischlag machte. Soph. R. IV, 373. 
Hermes giebt die Erklärung: „Aus- 
drucke, die ein Mislingen des Spiels 
anzeigen.^ 

Drtlich, auch Drell, bei Hennig, 52, 
Dreelicht, 9n., Drillich. Als adj. dr§lich, 
gedrSglich, ein Faden dreifach. Ahd. 
drüth, mhd. drilich^ drilch. Et ös e 
gedreglige Sack, ein Sack aus Drillich. 
Volksr. 264, 922. In Liv- und Est- 
land Drell. Hupel, 52. 

Drell, m., s. das vor. 

drell, adj. u. adv. 1. s. v. a. drall. 
Ein gesundes drelles Mädchen. Soph. 
R. IV, 138. Dreller Zwirn. Zur Ver- 



schärfung gedrell. Ein gedreUer Faden. 
2. fest, zähe, vom lehmigen Boden, 
der an den Rädern und Schuhen fest- 
hält; vom zähen Fleisch: der drelle 
Dreck. Volksr. 95, 400. Das drelle 
Fleisch. 3. kurz, hurtig, elastisch im 
Gange*, daher auch munter, lebhaft 
(Danzig): sie geht so drell^ d. i. mit 
kurzen, geschwinden Schritten, sich 
drehend. Klein I, 89. In Livland 
hat drall letztere Bedeutung. Hupel, 
52. Bock, 8. Hennig, 52; er kennt 
drall nicht. 

drallen, auch drallen, sw. 1. drehen, 
wenden. Das Rad — den Wochen 
drellen. Werde gequetscht^ geklopft^ ge- 
kratzt^ gedrellty geschlagen — der Flachs. 
Pflz -Rats. 41. DreU mi nich e Näs, 
öck hebb all ene. Kannst dt drelle wt 
du wallst^ de Närsch blowt dt ömmer 
hinde. Öck sprang uut dem Weg onn 
wör vöUeicJd ömmgedrellt, äwer hinjger 
mi hord öck uck wat Spook, 473. 
Da Wingt da hat sich umgedrellty der 
Wind hat sich gedreht. Ermland. 
Sperber, 10. 2. sich unmanierlich 
auffuhren. In der Schulersprache : Wer 
meUFt^ der drellt, wer von dem Ge- 
stanke Anzeige machte der hat ihn 
auch verursacht. Sprw. I, 2606. 

Dreller, m., s. Dreher. 

Dr§m, m., s. Dröm. 

Dremel, m., s. Drämel. 

DremBse, f., s. DermBs. 

Drengfurt, Stadt im Kreise Rasten- 
burg. Er ist aus Drengfurt\ von dem, 
der sich gewaltsam durch die Menge 
drängt. Sprw. I, 631. Die Drengfur- 
ter haben ihren Rathaustui'm mit 
Schnodder angestrichen^ er ist mit blan- 
kem Blech beschlagen. Sprw. II, 564. 

Drepsdrell, m.^ s. Dripsdrtll. 

DrSsch, m., gewöhnlich DrCschacker, 
Drfischland, das dresch liegende Acker* 



150 



dresch — Drijakel. 



feld, gewöhnlich mit einer Grasnarbe 
überzogen. Im Holst. Dreesch Brach- 
feld. Schütze I, 250. In hochd. 
Wörterbüchemi)riös<?Ä,7».u.n. Grimm, 
Wb. n,1408. Weigand 1,342. Hei 
eggt hVm Dtwel of^m Dreschackei\ Sprw. 
I, 3742. 

drtoch^ adj.^ unbeackert, unbebaut; 
vom Acker als ürland, oder vom ruhen- 
den Acker. Der Acker liegt dresch — 
ist DreschackeTy -land. Bildlich: Er la/zt 
seinen Magen dresch liegen. Sprw. I, 
2512. Im Ermlande drtsch. Im Göt- 
tingenschen dreisch^ auch dreist ^ pom. 
dreesch. Schamb., 47b. Dähn., 86b. 
Lit. drysze) auch der gestürzte Acker. 
Nsslm. Forsch. 2. 

dre8chaken,8t£^., prügeln, durchprügeln. 
Ebenso nds. und in Pommern. Brem. 
Wb. I, 245. Dähn., 88a. Vielleicht 
eine Zusammenziehung aus dreschen und 
hacken; erinnert sei jedoch an das Kar- 
tenspiel Treschdky Treschaken, Treschä- 
keUy franz. brelan. Adelung IV, 669. 
Brem. Wb. V, 106. Richey, 313. In 
Hessen draschaken, traschdken, durch- 
prügeln; bedeutet ursprünglich das 
Hazardspiel Trejaques (richtiger tre 
sciacchi) spielen, und darnach: einem 
Dritten in diesem, im Anfange des 
vorigen Jahrhunderts sehr üblichen 
Spiele sein Geld abnehmen^ ihn „ge- 
hörig schneiden". Vilmar,415. Hen- 
nig, 274, hat terschakeny wohl Schreib- 
fehler für treschaken, 

Dreschdiele, pltd. Dreschdfil, /., Tenne. 
Vgl. Diele. 

dreschen, st, zur Bezeichnung eines 
starken Regens: Es regnet, da/z es man 
so drischt Oedanism. 

DrSsIcammer, Trfislcammer,/., Sakristei, 
in der der Schatz der Kirche, das Geld, 
die kostbaren Gerate, aufbewahrt wer- 
den, also Schatzkammer. Ahd. trSsOj 



dreso, mhd. trese, angs. tresor, Schatz, 
fr. tr^sor aus lat. thesaunis. Schade, 
953a. Pisanski hat in den Nachtr. 
Dresekammer Tri» camer a. Bock, 8. 
Hennig, 53. Mühling, N. Pr. Prov.- 
Bl. a. F. Vn, 437. 

Dresp, 971., Drespe, /., Trespe, Bromus 
secalinus L. Hagen, 111. 

dre8pig,vhchd. trespig, adj.n,adv.y müh- 
selig, elend, kränklich. Er sieht dres- 
pig aus. Es geht ihm recht drespig, 
Dat Ding dat kern ganz drespig 'rut 
Volksl. 40, 26, 8. 

Drefzelstock, m,, s. Drifzelstock. 

drtwen, sw,, s. drilwen. 

dr§z, adv.y beinahe. Vgl. dr&z. 

Drift, pltd. DrBft,/. 1. Trift, breiter 
Land- und Feldweg, auf dem man das 
Vieh nach und von der Weide treibt. 
On an der Dröft, dat kannst du 
sehnen, Doar bleuen idel Kiarschen- 
beem. Dorr, 45. 2. die getriebene 
Herde: e Drift Schweine; auch gröfzere 
Menschenmenge, Haufe, Schar. Et 
quam en Drbft von Hochtiedsgäst Carm. 
nupt I, 282, 13. 3. zusammenhängen- 
des Flofz aus Rund- oder Balkenholz, 
das stromabwärts treibt, hchd. gewöhn- 
lich Traft genannt, poln. tratwa, trafta. 
Dergleichen Traften werden vorzugs- 
weise aus Galizien und Polen die Weich- 
sel abwärts von den FUefzen, Flissen 
oder Flissaken gefuhrt und sind noch 
mit Getreide in Säcken, mit Flachs etc. 
beladen; die Stroh- oder Holzhütten 
auf den Traften dienen den Fliessen 
als Obdach. Vgl. Altpr. M. IV, 323. 

driftig, pltd. drBftig, adj. u. adv.y ver- 
schmitzt, durchtrieben, verschlagen, ge- 
rieben, pfiffig, schlau, hinterlistig, sati- 
risch. Man mu/z schon driftig sein und 
freundlich thun, 

Drijakel, m., Pflzn., Akelei, Aquäegia 
vulgaris L. 



drillen — drok. 



151 



drillen, übel vhchd. trillen, »w.y ur- 
spranglich starkes Verb: drille^ drall^ 
gedroüen, 1. drehen und zwar mit krei- 
sendem Schwünge; drechseln. Den gan- 
zen Tag den Wocken drillen. 2. ein- 
üben, exerzieren: den Soldaten drillen, 
3. quälen, plagen, belästigen, necken. 
Mnen driUen, ihn „mit beständiger Ar- 
beit quälen oder auch mit unablässigen 
Bitten verfolgen^. Hennig^öS. Bock^ 
8. S. Grimm, Wb. II, 1410 f. W ei- 
gand I, 343. 

Drimmel, m., s. Drämel. 

drimmeln, sw,y träumein, leicht schla- 
fen. Er drimmelt ein bifzchen. Auch: 
schlachten, also schlafen machen. Drim- 
mel drimmel af. S. Sprw. I, 633. 

Drinke, n., s. Trinken. 

Dripleine, /., s. Treibleine. 

Drippchen, pltd. DrBpke, n. 1. Tröpf- 
chen. Dat hvhcht Make heft e Dröpke 
an e Nds- Sprw. I, 2500. 2. ein kleines 
Mafz einer Flüssigkeit E Dröpke Melk 

— Wäter etc. 

Drippe, Dripp\ pltd. DrSpp, /., Traufe. 
Unter die Drippe kommen. Es läuft 
von der Dripp. 

drippeln, sw., s. drippen. 

drippen, pltd. drtippe(n), sw.^ tropfen, 
in Tropfen fallen; davon drippeln, pltd. 
drSpple(n)y tröpfeln, träufeln. Es drippt 
vom Dach. Es regnet^ da/z es drippt 
Es drippelt man^ es regnet sehr un- 
bedeutend. Er drippt wie ein Schwein^ 
beim Nasenbluten, bei Verwundungen. 

— abdrippen, abdrippeln, sw,^ abtropfen, 

abtröpfeln. Es ist kein Braten so mar- 
ger^ es drippt was ab^ auch kleine Äm- 
ter gewähren Nebeneinnahmen. 

Dripsdrill, nach Bock, 8, u. Hen- 
nig, 53, Drepsdrell, m., langsamer, ein- 
fältiger Mensch, Schlafmütze; nach 
Bock Spottname für einen Unvorsich- 



tigen. Er ist ein rechter DripsdriU. 
Denkst du, da/z es mein Castis ist^ in 
gelehrten Gesellschaften dazusitzen wie 
DripsdriUf Soph. R. IV, 92. Trepps- 
treu! das es je man alles dwatsch Zeig. 
Schaltj. 1, 438. Zu Trippstrill, einem 
Orte im Würtembergischen, Uegt nach 
schwäbischem Volksglauben die Alt- 
weibermühle. Zeitschr. f. d. Myth. u. 
Sittenk. II, 196; lU, 116. Sprw. I, 
632. Grimm, Wb. U, 1420. 

Dripsdrille, /., Grille, Niedergeschla- 
genheit, Zimpferlichkeit. DripsdriUen 
und kein Ende! ob nicht alle Mädgen 
thunj als schämten sie sich des Hoch- 
zeittages. Soph. R. m, 219. 

dripsdrillig, adj.^y on DripsdriUf nieder- 
geschlagen, trübselig, einsilbig, ein- 
fältig. 

drisch, adj.^ s. drtsch. 

drifzeln, sw., drehen, winden. 

DrTfzelstock, tt»., gedrehter, geflochte- 
ner Peitschenstock. S. StiKzel. 

DrTwIeine, /., s. Treibleine. 

drog, adv.^ s. drok. 

Drog (g = ch)^ m.. Trug. E Drom 
OS e Drog^ ein Traum ist ein Trug. 
S. Sprw. I, 3817. 

DrShn, 9n., s. Drähn. 

drok, drock, adv., beschäftigt, pres- 
siert in der Arbeit sein ; es schwer, be- 
schwerlich haben; stark, heftig, schnell, 
eilig, geschwinde. Boold kömmt de 
Aust, de drocke Tiet. Dorr, 13. Na 
aber wacht doch man en emigstes Ogen- 
bleckcfie^ so drock werscht es doch nich 
habe. Schemionek, 50. Es kömmt 
drock, es gehen viele Bestellungen ein. 
Er hat es so drok und fährt doch spa- 
zieren. Dat kömmt drok, seggt de Sehnt- 
der on krögt e Paar Strmip to versdU. 
He heft et so drok wt de Pann ön de 
Fasten. Sprw. I, 634. Es regnet drok 



152 



Dröm — drucksen. 



zu; ergehtdrok^ eilig, geschwinde. Bei 
Klein I, 91, der drog schreibt. Ober- 
land, Westpr. Vgl. Brem. Wb. I, 255. 
Dröm, Drfim, tt»., Traum; Dummheit, 
Einfalt. In einem Fadengewirre, in 
einer verworrenen Angelegenheit ist 
kein End kein Drom. Drom hier wohl 
Trwmm, Vgl. Dräili. 
drBm, adv., drum, darum. 
drömeln, sw,^ träumein, schlafen. Öck 
drömeld aü\ ich schlief schon. Na- 
tangen. Nach Muhling auch lang- 
sam und schläfrig, gleichsam im Traum, 
arbeiten. Vgl. drimmeln. 
drBmen, sec;., träumen. 
drBmerig, adj.y s. drBmem. 
drBmern, wie drömen^ aw., träumen. 
Davon drttmerig, adj.^ träumerisch, halb 
im Schlafe sein oder handeln. 

DrBmert, m., Träumer. Er üt ein 
Drömert^ ein Träumer, eine Schlaf- 
mütze. Sprw. I, 3820. 

drBmmeln, ^t^., trommeln; bildlich: 
einen hart abweisen, forttreiben. Öck 
war em drömmle^ den Marsch nämlich. 
drBmseln, sw.^ schlummern, träumend 
(also nicht fest) schlafen, s. v. a. dru- 
sein. — eindrttmseln, einschlummern. 
öck war gräd öngedrömselt^ da kern er. 
DrBmsnase, /., Traumnase, zur Be- 
zeichnung eines schläfrigen, träume- 
rischen Menschen. 

Dr08Chl(e,/.,poln. drozka, russ. droshjki^ 
leichter, schmaler und kurzer Wagen 
ohne und mit Verdeck, ursprunglicher 
Sitz rittlings; jetzt allgemein bekanntes 
Gefährt. Von dem poln. drozka klei- 
ner Weg (von droga Weg), weil man 
mit diesem Fuhrwerk auf dem schmäl- 
sten Wege und in engen Straizen fah- 
ren kann. Hupel, 53, leitet es von 
droga = Bauerwagen mit bloizen Latten 
oder Schwungbäumen, dieZ)roy»heirzen, 
her. In Estland giebt es Brett-, Reit- 



droschkeetc. Sallmann, 56. S.Bernd, 
43 f. Grimm, Wb. II, 1434. 

DrosSy Drost, m, 1. die Wabe, das 
Wachs. Dein Liebeshonig sei ohrC allen 
Kummer 'Droßi, Carm, nupt II, 37 d. 
Mank de Btne ös Ronnig^ on ver*m 
Närsch OS Drost, Sprw. I, 393. Bock, 
8. Hennig, 54. 2. Di*ost^ Droster^ 
Hefe, Bodensatz. Ahd. trestir^ trester^ 
mhd. trester^ bayr. trest Seh melier 
I, 500. Schade, 953a. Vgl. Dreck. 

Drossel, m.^ kurzer, zusammengedreh- 
ter Strick. Oberland. Mühling. 

Drost, Droster, m., s. Dross. 
Drllcker, Drllckert, pltd. DrSckert, m., 

hebelartiger Griff an Thürschlössem, 
durch dessen Niederdrücken oder An- 
ziehen die Thür geöffnet oder geschlos- 
sen wird. Bock, 9. Hennig, 54. 
Hupel, 53. 

Druckerantwort, /., Antwort, die nicht 
klar und bestimmt ist, die zurückhält, 
die Wahrheit verschweigt, gedrückt 
herauskommt. Es ist zwar etwas drauf 
gesaget^ aber nicht gentig, denn die Ant- 
wort eine ziemliche Dnccker - Antwort 
heifzen konte weil sie nicht die wahre Ur- 
sache anzeiget. Linem., Oo la. 

DrUckert, m., s. Drticker. 

Druckpfennig, m., der den Pfennig 
drückt, ehe er ihn ausgiebt, Geizhals. 
Er ist ein rechter Drückpfennig. S t ein ^ 
Peregrinus XIU, 88. W. Mtsbl. VI, 
159. 

Drucks, m., mit Druck schwer auf- 
fallender Stolz, Faustschlag. E^ gab 
ihm einen tüchtigen Drucks. Das gab 
ihm den letzten Drucks, das beförderte 
seinen Untergang. In gleichem Sinne 
auch Rucks. Bock, 8 f. Hennig, 54. 
Nsslm. Thes., 33. Vgl. Ducks, Dulks. 

drucksen,su7.^ Verstärkung von äruc^e^, 
drücken, um vorwärts zu kommen; in 
der Rede stocken, mit der Sprache 



Droggel — Dubas. 



153 



nicht recht herauswollen. Ygl. Bernd, 
45. Grimm, Wb. II, 1451. 

Druggel, m.^ Dem. Dncggelchen^ kleines 
dtuggliches Kind. 

drugglich, adj., gedrungen im Körper- 
bau, drall^ rund und voll im Fleische, 
wohlgenährt, üppig. Sie ist klein und 
dnigfflich. Ein drugglickes Mädchen. 
Bock, 9. Hennig, 54. Vgl. drall 
und quabbelig. 

Drull, Drulle, m. Vom., Andreas. 
Druüe drelle^ komm Schocke pelle. Volksr. 
73, 276. 

drullen, bw.^ drehen: 1. die Kader des 
Wagens, daher auch üahren. Drall 
sachtche weiter^ fahre langsam weiter. 
2. die Räder des Rockens, und dann 
spinnen. Zieh hübsch fein^ drulV nicht 
ein^ zieh lang am! Volksr. 235, 829. 
Den ganzen Tag drallen und doch nichts 
verdienen. Auch drallen. Von druUen: 
Gedruil, n., das langsame Fabren, das 
Spinnen. Vgl. drallen. 

Dramme, pltd. Dromme, hchd. auch 

Trumme, /., Wassergerinne, Rinnsal, 
mit Bohlen oder Steinen überdeckt. 
Abd. trumbay poln. trcfia^ lit. truba^ 
lett. trabe ^ das lat. taba^ aber auch, 
mit Ausnahme des ahd., Rohr, Röhre, 
trqba zugleich Teichgerinne, Schleusen- 
gerinne. In Kgsbg. giebt es eine Dnimm- 
strafze. Kaffeedrumme, /., Eaffeetrom- 

mel. 

Drummel, m.^ leichter Schlummer, 
kurzer Schlaf. Er macht ein Drum- 
melchen^ hält ein Mittagsschläfcheu. 

drummeln, sw., leicht, nicht fest, 
schlafen, schlafen überhaupt. Er drum- 
melt ein bifzchen^ er hält sein Mittags- 
bchläfchen. Gedanism. — eindrummeln, 
einschlafen, ohne solches zu beabsich- 
tigen. Er ist bei der Zeitung eingedi^um-- 
melt. 

Drunkelbeere, /., Sumpfheidelbeere, 



Vaccinium uliginosum L. H e n n i g , 280, 
hat Trunkelbeere, und ist nicht abge- 
neigt, das drunkel mit trunken zu identi- 
fizieren, da die genossenen Beeren 
Schwindel und Betäubung verursachen, 
also trunken machen sollen. Der sonst 
übliche Name Rauschbeere gründet 
sich, fälschlich, auf derselben Annahme. 
Die Beeren sind jedoch narkotisch. 
Leunis, 887. Sie heifzen bei uns auch 

pltd. Drankele u. Bollbeere. Treichel, 
Volksth. Bock, Nat. III, 381. Hagen, 
417. 

Drunkelpfeife, /., Ackerschachtelhalm, 
Equisetum arvense L. Hagen, 1081. 

Vgl. Katzenzagel. 

Drupp, m., von drüppen tropfen, aus- 
getropftes, schales Bier. MielckeU, 
137 b. 

Drusch, Drusche, Druscha, m. Vorn., 
Andreas. Drusche, geh doch, mein Sohn^ 
on hoV mcts Fdrd^ hol' mir's Pferd. 
Ermländ. Freisch., Manuskript. 

Drusche, n., Kaninchen. Friedland 
Ostpr. 

dniseln, drQseln, sw.^ schlaftrunken 
nicken, schlummern, einschlafen, schla- 
fen. Glikk genug, da/z er nicht auch 
seine Hausmütze anstatt der Perüke im 
Druseln — in der Schlaftrunkenheit — 
ergt^fen hatte. Soph. R. IH, 391. Er 
dröselt ein bifzchen, er hält ein Mittags- 
schläfchen. Drusely m.^ Er ist im Drusely 
er ist schlaftrunken. 

Drfiwe,/., Bohrer. Vom pltd. drtwen^ 
treiben. 

Dschimke, m., s Schimke. 

Dschfn'y Dem. Dschinkä, w. Vom., 
Regine. Dschienken komm, wi goarC 
önH Föld, Dschienken ganz alleen vd 
beid!. Dorr, 39. S. Schlne. 

Dschum, m., s. Schum. 

Dubas, Dubbas, m., Dubesse, /., poln. 

dubas, Lichter-, Leichterkahn, plattes 



154 



Dübel — dacknackig. 



Weichsel - Fahrzeag von bedeutender 
Breite, aus starkem Holz gebaut und 
leicht zerlegbar. Die Dubassen führen 
aus Polen Getreide, Holz etc. die Weich- 
sel abwärts und werden in Danzig als 
BückenholzyerkeLVift, Vgl.Altpr.Mtsschr. 
rV, 323. Nsslm.,Th., 33. W.Seidel, 
29, schreibt Dubbafz. S. Galier u. Ge- 
fäfz. 

Dübel, DUbel, m., s. Dtbel. 

dachten, st^ dünken, denken, wähnen, 
meinen. SirC Fru ducM^ he wäa dodes- 
krank. Volksl. 32, 21, 2. Öck hebb' 
hüd! noch mischt genate^ Mina Süng, 
08 wi mi duckt, Yolksl. 68, 44, 11. 
Wie mi wich angers dickt — föhrd hei 
mi — an enen Junfer^ Kaste. Carm, 
nupt I, 282. Dat Ding hefft^ mi dicht, 
5n Haake, Carm. nupt I, 241. A/z 
eck noch junk gewese^ do had eck^ wie 
mi ducht^ all dreemahl derchgelese dat 
wunggerliche Bokk. Ibid. HI, 77 c. Dat 
trefft^ 80 aU my düchtj woll aüerwegens 
in. Ibid. 133b. My ducht^ wennt my 
geschog^ ock war meist gantz entzockt. 
Carm. nupt IV, 59 d. My ducht^ hier 
rickt et schon na luter Hochtiets^Braaden. 
Carm. nupt V, 200b. 

dUchtig, dichtig, adj. u. adv., tüchtig, 
brav; viel, stark, bedeutend, von dSgen 
taugen. En düchtger liegen. Düchtge 
Lüedy brave, achtbare, ehrsame Leute. 
Düchtig trinken — laufen — hauen. 
Einem düchtig geben^ in Worten oder 
mit der Faust. He os düchtig on deg. 

Ducl(, Dock, Duch, m., Iltis, Mustela 
Putorius L. Er heilzt auch Elk^ Ilk, 
Ilsk^ llske^ Etke^ ülk^ lUing^ Nüling, 
Ökk^Öhke. VgLBujack, 363. Müh- 
ling, Tiem., 173. Nsslm., Forsch., 3 
u. Th. 34, hat noch die Namen DQs u. 
DollS, welche auch als Familiennamen 
vorkommen; zu vergleichen wäre hier 



poln. du8z§, dusicy russ. duszüy duszl^ 
würgen. 

ducicen, sw., ahd. duhan^ df/hen, mhd. 
dühen^ diuhen^ 1. bücken, niederdrücken, 
tauchen. Du>ck dt, BrSder^ et k&nvmt 
en Sten geschwonvme! Sprw. I, 637. 
Hingem Tun ducken on lungern. Dorr, 
1. Wiew., 40. Wie die Kerlen sind; 
gleich den Spürhunden revieren sie aUent- 
halben^ bis sie ein Wachtelköp/chen gewar- 
werden. Dann ducken sie und sehns un- 
schuldig an. Soph. R. HI, 268. AUe 
drei rannten nun davon ^ wie Gänse^ 
wenn etwa ein Hund vor ihnen über 
ging^ sich ducken. Ibid. V, 487. Ge- 
duckt gehen, gesenkten Hauptes, mit 
gekrümmtem Rücken gehen. — 2. bild- 
lich: sich demütigen, nachgeben, klein 
beigeben: Er mu/z ducken, er mufz nach- 
geben, schweigen^ sich demütigen. He 
(der Lehrer) hat schon oft geschräge. 
He hat schon oft gemuckt^ Dabie wenig 
gekräge On ruhig sock geduckt Lhrztg. 
4, 355b. — In Zusammensetzungen: 
anducicen, anschmiegen. Mühling. auf- 
duclcen, auftauchen; bildlich: sich aus 
gedrückter Lage wieder emporarbeiten. 
niederdijcl(en: Kamt m§t, wi wpUen ons 
gm Schiottgrawen nedderducken, durch 
Niederducken verstecken. Er duckt ihn 
nieder, er bringt ihn zum Schweigen. 
unterducken, im Wasser untertauchen, 
wie die Enten. Bock, 9. Hennig^54. 

Duckloch, n., Loch in Mehl- oder 
Kartoffelbrei, mit zerlassenem Fett ge- 
füllt. Man duckt ^ taucht, in dasselbe 
den löffelweise abgeschnittenen Brei. S. 

Dulkskartoffeln. 

ducknackig , adj. , mit geducktem 
Nacken, vorgebeugtem Kopfe gehen. Er 
geht schon recht ducknackig. Bildlich 
auch in dem Sinne von duckmäuserig: 
scheinbar demütig und dabei tückisch, 



ducknasig — Dümeke. 



155 



hinterlistig. Das ist ein ducknackiger 
Racker^ ihm ist nicht zu trauen. Auch 
sahst. Ducknack^ m. 

ducknasig, adj.^ der die Nase hängen 
läfzt, niedergeschlagen, melancholisch 
ist. Bock, 9. 

DuckSy 7n., 1. Schlag, Faustschlag; 
Nackenstofz, wie DuÜcs u. Drucks (s. d.). 
Lett. dukka^ duksts^ dukstinich Puff, 
Faostschlag, Rippenstoiz, auch dunk^ch, 
dunk^chkis. 2. geheimes, parteiisches 
Einverständnis demjenigen gegenüber, 
der sein Recht sacht Du kannst von 
einem Herrn zum andern geheuy es hilft 
dir nichts^ sie haben aUe einen Ducks. 
Lit. säwo dukU eiti^ nach seinem Kopfe 
handeln. N s s 1 m. , Th., 33 f. Sprw. I, 
639. Hennig, 54. 

Dudakeil, Dudderkeil, m , s. Donnerkeil. 

Duddei, m,, Mensch, der auf den 
Kopf gefallen, pflegmatisch und be- 
schränkt ist. Marold. 

Dudderkeule, /.^ s. Duderkeule. 

Dudel (u kurz), 9»., getrockneter Na- 
senschleim. Vgl. Kikel anter Keuchel. 

Dudeldaschke, n., Schmeicbelwort. Se 
wart Dy nenne denn myn trutstet Polwar- 
Flaschkcy Myn Hartens-Stengelke, myn 
lewstet Dudeldaschke, Carm. nupt V, 
48 c. 

Dudeldop, Dudendop, m., Dummkopf, 
Einfaltspinsel, Träumer. Hennig, 54. 
Sprw. iy 640. Mnd. dudendop, Hahn- 
rei, überhaupt einfaltiger Mensch, Tropf. 
Mnd. Wb. I, 591a. Es dat nich wunder- 
lichf gy senne dat ju op. Verseckt Jun 
bestet nuy ut junem dudeldop. Carm. 
nupt, n, 206 b. Hey weet seck sölverst 
nich den ühtschlag recht to gewen On 
krögt opt letzt woU nuscht^ denn hv4:kt 
Matz Dudendop. Ibid. HI, 133b. 

Dudelnase, pltd. Dudelnäs, /., unsaubere 
Nase; Schimpfwort für einen unrein- 
lichen Menschen. 



Dudendop, m., s. Dudeldop. 
DQderkell, m., s. Donnerkeil. 
Duderkeule, Duderkeii, /., Eolbenrohr/ 
Typha latir und angvstifolia L,\ auch 

Donnerkeil, m.^ Bumskeule, Pumskeule, /. 

Hagen, 944. 945. Schemionek, 9: 
Dudderkeule. In Pommern Pumpkule 
und BuUenpäskey in Posen Bumszkaule. 
Dähn., 363b. Bernd, 33. 

Dudichak, m., s. Duichak. 

DUdschker (ü lang), m,y s. Deutscher. 

DUfrick, m., s. DifferL 

Dulk, /., Nase. Denn weer et jenner 
m§t der roden Didk. Dorr, LWiew., 10. 

Dulks, 9n., Stolz, Nackenstofz, Faust- 
schlag. Einem ein paar Dulkse ins 
Genick geben. Nach Schemionek, 9, 
auch Dullaks. Vgl. Drucks und Ducks. 
S. Nsslm., TL, 34. 

dulksen, sw., von Dulks ^ mit der 
Faust stoi'zen, puffend schlagen, nament- 
lich in Nacken und Rücken. Nach 
Sperber, 41, auch dullaksen. 

Dulkskartoffeln , plur.^ zu Brei zer- 
quetschte Kartoffeln, mit Milch abge- 
macht und mit zerlassenem Fett (But- 
ter etc.) Übergossen. Oft wird zur 
Aufnahme des Fettes in die Mitte des 
Breies mit dem Löffel das Duckloch ge- 
drückt: Dulkskartoffeln mit ^m Duck- 
loch. Dönh. Der Kartoffelbrei heilzt 

auch Kartoffelgrutsch und Staukkartoffeln, 

pltd. Stükkartoffle. 

Dulksnase, /., lange, dicke Nase. Im 
Göttingenschen lange und spitze Nase. 
Schamb., 50b. 

Dullaks, m.y s. Dulks. 

dullaksen, sw.^ s. dulksen. 

DUmeke, m.^ der Stern Alcor, das 
Reiterchen, im Sternbild des groiizen 
Bären; auch der kleine Bär. Er heifzt 
auch Pudfnke. Etzliche aber wohnen 
eben unter dem polo oder dem kleineren 
Wagen, die Ackers-Leute pflegen ihn den 



156 



Dummbeatel — Dung. 



Dümekeriy aus einer sonderlich^ doch ndr- 
Tischen Fabel zu nennen, Linem., 
F 3 b. In der ersten Frage ist erwehnet 
worden^ da/z diejenigen so unterm Polo 
oder fast unterm kleinen Baehren und 
Dümeken wohnen^ den Tag über ein halb 
Jahr lang haben sollen. Ibid., F4b. 
Den wem der grosse Wagen mit seinen 
Dümeken^ oder der grosse Bahr^ besser 
noch der kleine Bahr bekandt etc. Ibid., 
Cc la. 

Dummbeutely pltd. DommbUdel, m. He 
ÖS mot dem Dommbüdel bekloppt^ er ist 
sehr dumm, die Dummheit sitzt in ihm, 
wie der Puder auf ihm sitzen würde, 
wäre er mit einem Puderbcutel beklopft. 
Elbing. Dzg. Nhg. Sprw. I, 664. 

dummdätsch (a lang), ad)'., aus dumm 
und dätsch zusammengesetzt, also über- 
aus dumm; doch auch dumm und wun- 
derlich. St nich ömmer so dommdatsch! 

Dummenuschte, plur.^ dumme Nichtse, 
alberne Einfalle, einfaltige Reden. Hei 
heft nuscht wt Dommenuschte öm Kopp, 
Rid nich solk Dommenuschte! 

Dummerjan, pltd. Dommerjan (a = a), 

m., dummer Jan, Johann, D.ummkopf, 
Einfaltspinsel Sehr weit verbreitet. 
Hei OS en rechter DomTneryän, Kann hei 
denn gar kein Dütsch verstän\ . Volksr. 
26, 96. Hei ös dem lewe Gottke stn 
Dommerjan. Sprw. I, 665. Als Ab- 
kürzung ist wohl Dojftn anzusehen. 
Sperber, 10. 

dummerlichy cuij. u. adv,^ einfältige von 
beschränktem Verstände. Grimm, Wb. 
II, 1519. 

Dummzeug, n., dummes Zeug^ dunmier 
Streich, Späfzchen. Heute mache ich 
positiv noch Dummzeug. Soph.R.V 1,453. 

DUmpel, pltd. Dttmpely m., Tümpel. 
Kinger j jaagt dey Kiekel ut dem Dömpel, 
Caim. nupt. I, 282, 16. 



Dompfaff, DQmpftp, DOmpap (a = d), m.^ 

Dompfaffe, Fringilla pyrrhula, 

dQn, vhchd. daun, adj.^ dick, gedehnt- 
dick, elastisch- voll; vollgegessen, voU- 
getrunken, daher auch betrunken. Er 
ist dick und dün^ fest, feist, gesund und 
munter; aber auch: er ist betrunken. 
Öck st ganz di/n, ich bin voll gesättigt, 
Muske dün^ Komke bötter, Sprw\ I, 
2587. Böst satty krup op e Duck; böst 
dün^ krup und're Tun. Dönh. Sprw. 
II, 2253. Hei ös so dun wt Schulte 
Glornssack, Sprw. I, 641. Se heft ook 
hübsche duhne Ohg*. Carm, nupt, V, 
48 c. Wenn er daun und voll ist^ so 
entrust er sich bald. Stein, Peregrinus 
Xni, 87. W. Mtsbl. VI, 159. On as 
he dun weer^ Sir^ vnyrd he utgekeschert. 
Dorr, 1. Wiew., 11. Zur Bezeichnung 
eines hohen Grades von Trunkenheit: 
sterndfln. Gedanism, Eck was von erseht 
noch rommei-duhn on voll, Carm, nupt. 
I, 282, 2. — bedQnen, sw.^ sich^ sich 
voll essen, betrinken. 
dQnbackig, adj,, s. dQnbacksch. 
dQnbacksch, dQnbackig, vhchd. daun- 

backig, adj.^ mit vollen, runden Backen, 
Wangen, pausbackig. Dat MüJdke was so 
7Tind as wie en duhnbacksch Höhnke. 
Carm, nupt. I, 282, 11. 

DQne, /., Dem. DQnke, Daune, Flaum- 
feder. 

denen, sw,^ dehnen, ausdehnen, auf- 
lockern, aufblasen; daher auch hoch- 
mütig erscheinen. De läwe Gottesgaaw 
dey duhnd seck af on op. Carm. nupt. 
I, 282, 11. Er dünt sich^ spielt sich 
auf. Eck bild mie nu wat en^ mien 
Muhl duhnd sehck^ de Kopp Ward all 
acht Dagh gekehmt, eck ginck wie en 
Glantopp, Carm. nupt. III, 77 c. 

Dung, m., Nahrungsstoff für den Acker, 
Dünger. Dem Acker fehlt Dung. 



DuDgflecbt — durcbgäugeln. 



157 



Dungflechty /., Seitenbrett an Wagen, 
die zaro Dungerfahren benatzt v^erden. 

dUnigen, dinigen, didigen, sw., sättigen, 
satt machen. Natangen. Dönh. Nach 
Mühling auch: deinigen. 

Dunkeriing, /., Dämmerung. Öck ging 
ön e Dunkei'ling tom Naber, Natangen. 

DUnne, m. u. /., Diarrhöe. Er hat 
den Dünnen. Sprw. I, 672. Für diesen 
Zustand hört man noch folgende Um- 
schreibungen : Er hat den Durchmarsch 
— den, Oeschmndmachhurtig — den Ge- 
Schwindschleifer — den Gräulichmach-- 
los — den Herrengang — die Kaka- 
dinna — die schnelle Kathrin — die 
PUlatLSche Reise — den Schatter — den 
Schotter. 

dUnnlachtig, adj,, s. lachtig. 

dUnnschällig, dUnnschellig , adj,^ von 
duDner Schale. Dünnschällige Kartoffeln. 
MühÜDg. 

dUnn8Chlagig,a6^'., von dünnem Schlage, 
von geringer Stärke, Dicke. 

DUnnung, pltd. DKnnung, /., die Weiche 
unter den Rippen, die Flanke. In El- 
bing: Dinning. Schemionek, 8. ön 
de Dönnung schlage. Er trägt die Bil- 
dung in der Dinning^ den Geldgurt, die 
Börse: er ist reich, aber ohne Bildung. 

dunsen, pltd. don8e(n), don8te(n)^ sw.^ 

schwellen, aufschwellen, daher gewöhn- 
lich aufdunsen. Aufgedunsener Leib — 
opgedonstet Gesöcht Im Götting. auch 
schlummern Schamb., 51b. 

Dunst, pltd. Donst, m. 1. Rausch. Er 
ist im Dunst. 2. ein Weifzbier, welches 
warm getrunken wurde und sehr be- 
rauschte. Danzig. W. Seidel, 29. 

dunsten, sw.^ in der Fischersprache 
vom Wasser. Es muss besonders darauf 
gesehen werden^ dass das Wasser (T)eim 
Stintfange unter dem Eise) nicht ge- 
trübt werde ^ denn wenn es „dunstet^ ^ 



wird der Fisch verscheucht Benecke, 
361. 

Dunstkopf, pltd. Donstkopp, m., Kopf 
voll Dunst, angeheiterter, berauschter 
Kopf; aber auch Dummkopf. Auch 

Dustkopf. 

Dups, m., der Hintere, podex. Ich 
hau! dir den Dups voll! Von dem 
gleichbed. poln. dupa\ Pierson in den 
Lit. Aq. weist auf das lit. duba^ Loch, 
hin. In Posen die Duppe^ der Dupps^ 
der Duppsel. Bernd, 46. 

Durant, m., Kleiderstoff, Zeug. Da 
ist ihrer vielen^ sonderlich unter dem 
von Natur zur Hoffarth sehr geneigten 
Frauenzimmer , Grobgrün , Macheyer^ 
Durant u. dergl. erbar und reinlich Zeug 
zur Bedeckung ihrer sündlichen Blöfze 
nicht gut genug. Aus einer Predigt. 
Hartwich, 50. 

durch, durchen, adj. u. adv.^ wund; 
zerrissen. Eine durche Nase^ eine wunde, 
entzündete Nase. Durchne Füjze, 
Durchne Hosen^ durchene Schuhe. Sich 
die Füfze durch gehen — sich durch 
liegen — durch reiten. 

durchackern, sw.^ s. ackern. 

durchampein, sw,, durchwaten. Den 
Schmutz durchampeln, 

durchballem, sw.^ sich durch schlech- 
ten Weg durcharbeiten. Elbing. Sche- 
mionek, 9. 

durchdraben, sw.^ durchtraben, auf 
den Trab einreiten. Bildlich: Sie ist 
durchgedrabt — eir^ Durchgedrabte ; von 
einem Frauenzimmer, das viel erlebt 
und durchgemacht hat. Königsberg. 

durchen, adj., s. durch. 

durchfallen, st.^ in der Rede grob, 
unanständig werden. 

durchflitzen, sw.y schnell, blitzartig 
durch ein Zimmer eilen. S. flitzen. 

durchgängeln, m., s. gängeln. 



158 



durchgehen — darchsetzen. 



durchgehen, st 1. vnnd gehen. Sich 
die Füfze durchgehen, 2. ungehörig und 
onerlaabt gehen : die Pferde gehen durchs 
nehmen Reifzaas; der liederliche Mensch 
geht durchs treibt sich schwärmend um- 
her. Durchgehen wie ein Holländer. 
Die Holländer gekoren zu den schnell- 
sten Seglern. Man pflegt scherzweise 
von diesen Schiffen zu äufzem^ da/z sie 
unter den Wellen durchgingen^ und 
daher kommt die Redensart: Er geht 
durch etc. Passarge, Balt., 144. Vgl. 
Sprw. I, 673. Wander, Sprw.-Lex. 
I, 712. 

durchgerben, sw.^ & gerben. 

durchholzen, sw.^ s. holzen. 

durchkallaschen, sw.^ s. kailaschen. 

durchklotzen, sw.^ durchsuchen, durch- 
schnüfFehi; das Getreide oberflächlich 
dreschen. Mühling. 

durchkommen, st.^ auskommen, mit 
dem Verdienste, dem Gehalte reichen. 
Davon das Durchkommen. Sie haben 
ihr Durchkommen^ ihre Einnahme ist 
eine auskömmliche. 

durchkrUppeln, pltd. dorchkraple(n), 

sw.y sich^ sich mit Mühe und Not, 
ähnlich dem bettelnden Krüppel, durch- 
schlagen, sein Fortkommen, seinen Un- 
terhalt finden. Man kräpeü sock so 
dorch^ als Antwort auf die Frage: Wie 
geht's? 

durchliegen, st, sich wund liegen in 
langer Krankheit 

Durchmarsch, m. 1. Diarrhöe. Er hat 
den Dwrchmarsch. Sprw. I, 672. S. 
Dünne. 2. Kunstausdruck beim Boston- 
spiel für Schlemm. 

durchnehmen, st.^ raufen, balgen, prü- 
geln. He hefft sik mal m§t eenem Ka^ 
rdnkenwachter dorchgenamen. Dorr, 
L Wiew., 24. 

durchpauken, sw., s. pauken. 



durchpelzen, sw.^ durchprügeln, s. 
pelzen. 

durchpiastem (ä lang), no., durch- 
prügeln, abprügeln. Vgl. plSstern. 

durchplumpsen, sw., durchs Examen 
fallen. 

durchpremsen, sw.^ gewaltsam durch- 
drangen. S. premsen. 

durchschachten, ato., durchprügeln. 
Elbing. Schemionek, 9. Vgl. Schicht 

durchschalmen, sw.^ einen Schdlm 
(s. d.) durch den Wald schlagen. 

durchschlagen, pltd. dorchschlage(n), 
dorchschlane(n) (a == ä)y st 1. vom Ge- 
treide, das gemahlen wird. Man läfzt 
es nicht ganz in feines Mehl und Kleie 
absichten^ sondern schnell über und 
durch das Sichttueh laufen. Man er- 
hält so etwas feineres Mehl, und von 
dem übrigen groben Mehl bäckt man 
auch noch Brot. 2. von Speisen (Erb- 
sen, Kartoffeln), welche durch den sog. 
Durchschlag — blechernes Küchenge- 
räte mit Siebboden — gerieben wer- 
den: durchgeschlagene Erbsen. 

durchschlQpen , sw. , durchschlüpfen, 
durchschleichen, entschlüpfen. Er wUl 
hier so durchschlwpen. Hennig, 237. 

durchschmaddem, sw.^ durchschmieren, 
beschmutzen. Mühling. S. schmad- 
dern. 

durchschmieren , sw. , durchprügeln ; 
durchs Examen fallen. Vgl. schmieren. 

durchschustem, sw.^ sichy mit Mühe 
und Not sich durchschlagen, durch- 
bringen. Vgl. einschustem. 

durchschwuchten, sw.y durchschwärmen. 
S. schwuchten. 

durchsetzen, sw.^ ausführen, zu Ende 
bringen. Sein Stück durchsetzen. Mag-- 
lieh, dat de Keerl m^ Sachen prahlen 
deed^ de he nich dorchsetten kunn. Dorr, 
1. Wiew., 73. 



darchsihen — Duschak. 



159 



durclMithen, «te., durchseihen. 

durchstftkem, sw,^ s. stflkern. 

durchstankern, sw., s. stänkern. 

durchstauken, sw., s. stQken. 

Durchstecherei , Durchsteckerei , pltd . 
Dorchstäkert,/., aach Durchstich, t^., ge- 
heimes Einverständnis, mit einem an- 
dern verabredete, geheime Betrügerei. 
Ich setze meine Ehre, da/z du da Durch- 
stecherei hast Soph. R. m, 205. Herr 
I^vfessar, wo dies nicht Durchstecherei 
isty so heifze ich Klöh&ken, Ibid. VI, 
327. Ehe aber solcher Prei/z oder Taxa- 
tion geschieht, soU der Schultz in Gegen- 
wart des Krügers, solch£s Biei^-Probe in 
einer Flasche oder sonst in ein bequemes 
Gefä/z versiegeln, damit hierinnen kein 
Durchstich dem Eigner zu Schaden ge- 
schehen möge. Willkür von 1676. Hart- 
wich, 329. Vgl. Hupel, 55. 

durchstecken, sw., kleine Diebereien 
begehen, unterstützen; ein heimliches 
Verständnis mit einem andern an- 
knüpfen. Mühling. 

durchstewem, sw,, durchstöbern, auf- 
merksam durchsuchen. Gaht §n miene 
Stawen 'nop, spart ut^ seektnah, dorch- 
steewert Alles, Dorr, 1. Wiew., 72. 

durchstflkem, sw., s. stQkem. 

durchum, adv,, zur Verstärkung des 
durchaus. Durchaus und durchum hat 
er wissen wollen, wem er zu danken 
habe. Soph. R. VI, 243. 

durchwackeln, sw., durchprügeln, s. 
waggein. 

durchwalken, sw., durchprügeln, s. 
walken. 

durchwamsen, sw,, durchprügeln, s. 

Wams. 

durchwaschen, st., durchprügek, s. 
waschen. 

durchweg, adj,, aufgeregt, angegriffen. 
Du bist viel zu sehr durchweg, sagte ich. 



ab da/z du jetzt mit Glück dich schlagen 
kanntest. Soph. R. V, 349. 

durchwichsen, sw,, durchprügeln, s. 
wichsen. 

durchwickeln, sw., s. wickein. 

durchwutschen, sw., s. wutschen. 

dOren, sw., 1. dauern = währen, vor- 
halten, ausreichen. Dat wdd bt dem 
nich lang dure, das gute Leben, er 
wird sein Geld bald vergeudet haben. 
2. dauern = bedauern, leid thun. Dat 
dürt mt, das dauert mich. 

dürfen, sw.,, in Danzig n. Kgsbg. s. y. a. 
brauchen. Ich dar/ das nicht thun, ich 
brauche das nicht zu thun. Ich darf 
nicht arbeiten, ich habe nicht nötig, 
durch Arbeit meinen Lebensunterhalt 
zu suchen. E. Förstem. Nach Sper- 
ber, 11, in ganz Ostpreufzen. 

DUrrkraut, n., s. Jungfergras. 

durschten, sw,, wagen, getrauen; ge- 
wöhnlich in der Verneinung. Ock durscht 
nich, ich wagte es nicht Mühling. 

S. dfiren. 
DOS, m., s. Duck. 
DOS, n., As. S. Daus. 

dOs', dOse, adj. u. adv., sanft, still; 
dunkel, glanzlos, gedämpft in Ton u. 
Farbe, dumpf, nicht froh. Dus' reden, 
dus' gehen. Duset KLederttg, duse Musik. 
E duser Mansch, ein Mensch ohne 
Lebenslust und Munterkeit. Das franz. 
doux-, auch das franz. doucement tritt 
auf: Man orrmier düsemang^ nur immer 
sachte, leise vorwärts gehen! 

Dusch, w. Vorn.^ Dorothea. 

Duichak, Dudichak, auch Duichnack u. 
Duichel,m., Einfaltspinsel, träumerischer, 
dumm-alberner, plumper, unbeholfener 
Mensch. Sprw. I, 675. Pierson in den 
Lit. Aq. und nach ihm Nsslm., Forsch. 
3 u. TL 34, weisen auf das lit. duzas 
dick, beleibt, ungeschickt^ plump hin; 



160 



Doschel — dut. 



Passarge in seinen schriftl. Beiträgen 
hält DuJchak mit dem serbischen tezak^ 
Bauer, verwandt. Poln. dudek Einfalts- 
pinsel. Hingedeutet sei auf das pro- 
vinzielle dut in bedut betäubt, momentan 
verdummt. 

Duichel, m,y s. v. a. Dunchak^ dann 
aber auch: Schlag in's Genick. Gieb 
ihm einen Duschel = Dulks. 

duichlig, adj., albern, dumm^ träu- 
merisch, unüberlegt. Mühling. 

Duichnack, m., s. Duichak. 

DOsel, Duiel, Dilsal, m., 1. Schwindel, 
Taumel. Öck kreg so^n Düsel, mir wurde 
so schwindelig. 2. Rausch. He as öm 
Dusel^ er ist betrunken, hat sich in 
Dusel gesetzt. Von diesem Zustande 
wohl auch Benommenheit, Unklarheit 
im Denken und Handeln, Traumhaftig- 
keit. Er lebt im holden Dusel ^ ist ein 
Duslak (ttkurz). Sperber, 11. 37. 41. 
3. Ereiselkrankheit bei den Schafen. 
In Posen aufzer 1. auch, gleich unserm 
Du^chel^ Schlag an den Kopf, der duseln 
macht. Bernd, 48. In Dusel und allen 
davon abgeleiteten Wörtern wiid u oft 
auch kurz gesprochen. 

Dttsel (ü lang), m., s. DOsel. 

dOselig, dUseiig, duieiig, dfsiig, adj, von 

Dti««2, Schwindel, schwindelig, taumelnd, 
wirr im Kopfe, betäubt Mt ös ganz 
duselig to Mod^ mir ist ganz duselig zu 
Mute. An einigen Häusern vmrde das 
kranke Gesinde unbarmherzig ausgetrie- 
ben^ welche dann ganz dieselicht nach 
dem Posthause zugingen, Act. Bor. II, 
258. Ich kann ja nicht für meinen 
schwachen Kopf, welcher hiervon (von 
einer Überraschung) düslich geworden 
ist Soph. R. III, 169. 

DUselkopfy m., Schwindelkopf, Mensch, 
der viel umherschwärmt. Danzig. Klein, 
I, 93. Vgl. Dudeldop. 

dQseln, diteein, dutein, diseln, »w.^ tau- 



meln, betäubt, schläfrig, schwindelig 
gehen, handeln^ im Dusel sein oder 
etwas ausführen. Mt duselt de Kopp^ 
mir wird schwindelig. Wo düseist hen^ 
wo gehst du in deinem Dusel, in deiner 
Gedankenlosigkeit hin? Nach Hennig, 
55^ dusen und dossein y bei Bock, 9, 
dussen und dossein, schwärmen, wie im 
Taumel leben, sich betrinken. Sie haben 
die ganze Nacht durch gedosselt. Er 
duselt aus einem Wirthsfiaus ins and&re, 
Mühling hat für dossein auch: herum- 
springen, alberne Streiche angeben, 
dumm-albern reden, also s. v. a. scho- 
ieln. Hor^ hei op to donle! Volsksr. 11, 
5111,2. — Zusammensetzungen: ailS- 
duseln, den Dusel verschlafen, aus- 
nüchtern, beduseln (s. d.). In Bayern 
dusen^ duseln^ im Götting. dusseln, du- 
seln^ dutzeln, in der Schweiz daseien^ 
daseien, holl. duizelen. Schmellerl, 
401. Schamb.,52a. Grimm, Wb.I, 
1758. Weigand, I, 356. 

Duieltiery n., Tier, das duselt; doch 
nur vom Menschen, der trunken tau- 
melt. Ich bin ein wahres Duselthier, 
Ach, lieber Gott, kommC helfe mir. Kgsbg. 
Sprw. n, 588. 

dosen, SU?., s. dOsein. 

Duslak, m., s. DOsel. 

dUsllch (u lang), adj,, s. dQselig. 

Dust, m,. Schlag, Stofz. Mühling. 
Vgl. Dulks und Ducks. 

DUster, m , von düster, Finsternis. 
Hei lätt sock den Düster on e Ndrsch 
krupe, er zeigt im Düstem (Finstem) 
Furcht. Sprw. II, 589. 

Dustkopfy pltd. Dustkopp, m., Dunst- 
kopf, benebelter, angeheiterter Kopf; 
Dummkopf. Dustkopp, schmer Botter 
Wop. Königsberg. Sprw. H, 590, 

dut, adj.y dumm, dumpf, benommen 
im Kopfe; vorzugsweise in bedut. Vgl. 

Duttke und Dutschker. 



Diitscilback — dwaleii. 



16t 



Dubchbacky m., Paasback, Kind mit 
dicken Wangen. Kim Dutachiackke, 
als Schmeicheiwort. Natangen. 

Dutschker, m., ärmlicher, unansehn- 
licher Mensch in untergeordoeter Stel- 
lung. Friedland Ostpr. Sprw. I, 567. 

Dltttchen, Dittchen, pltd. DUttke, Dittke, 
Dttttke, m. u. n,y Silbergroschen, jetzt 
das Zehnpfennigstück; von Deut^ holl. 
duit Er mochte wohl nur ein Paar 
Düttgen in die Hand kriegen, Soph. 
R. n, 76. Für jede mir nicht gemeldete 
Unart musste Mutter Susanne ein Dütt- 
chen^ welches ich von ihrem Lohn ah- 
zogy ins Hospital tragen. Ibid. III, 194. 
Sehtf wt de Bür nau'm Düttke springt 
Er ist bekannt wie ein Düttchen. So/z-- 
Ungj stä opf lät Düttken sitten, Dütt- 
ken^ stä op, lät Däler sitten. Dzg. Dick- 
thun ist mein Reichthumj Bnuh^ leih' 
mir 'nen Düttchen, Sprw. I, 275. 309. 
3294. 575. Er ist ein rechtes altes Dütt- 
cheny von jungen Leuten, die in ihrem 
äuTzem Erscheinen alt aussehen oder sich 
überhaupt altklug stellen. Yon solchen 
sagt man auch: sie sind altbacken (s. d.). 
Klein I, 94. 

Dlittchenbrot, n., Brot, das 1 Dütt- 
chen kostet. Bekannt in der Provinz 
ist das Domnauer Düttchenbrot. S. 
Sprw. I, 588. Dtne Kinder freie vel, 
Alle Dag* e Dittkebrot, Nomm e KU on 
schlag* se dot. Volksr. 79, 313. S. auch 
145, 615. 

DUttchenposty /., Name für die frühe- 
ren Korbwagen, die an den Thoren 
der Stadt Königsberg hielten und gegen 
1 Düttchen (jetzt 10 Pfg.) Passagiere 
nach vor der Stadt gelegenen Yer- 
gnügungsorten beförderten. Sie hiefzen, 
da sie stark aufstiefzen, „stänkerten^, 
und den Fahrenden tüchtig durchrüttel- 
ten, auch ironisch GesundheHswagen. 

Dutte y /. Dumme Dutte, einf&ltiges 

Prlfehbitr, W6rt«rbaeh I. 



Frauenzimmer. Yon dut; vgl. bedut^ 
auch Dutschker. Dutte, Dutten auch 
Mutterbrust, Brustwarze. Schmeller 
I, 405. 

Dutz, m,y von dutzen, die Anrede mit 
duy als Folge des Abschlusses der 
Brüderschaft. Wo de Dutz ös, da os 
6k de Mutz, aus der Vertraulichkeit 
entspringt die Dreistigkeit, aus dieser 
Hader und Streit. Vgl. Sprw. ü, 592. 

Dutzkeilchen , n. Wir haben noch 
nicht Dutzkeilchen mit einander gegessen, 
als Zurückweisung der Anrede mit Du. 
Sprw. I, 679. 

Duwack, Duwocky m,, Schachtelhalm, 
Equisetum arvense und pcdustre L. Schilf 
un Duwak! Klang der Glocken zu 
Lopienen bei Tilsit Volksr. 270, 937. 
Duwock ist Zusammensetzung aus düw, 
dof taub, unfruchtbar und usock oder 
m^g Ähre, weil die Pflanze eine Ähre, 
aber keinen Samen bringt. Leunis 
1446. Vgl. Grimm, Wb. II, 1774! 
Mnd. Wb. I. 608b: duwenwocke, Urem. 
Wb. I, 270: duwokken, 

Dttwel, m., s. Debel. 

Dwaly m.. Dem. Dwalchen, Dumm- 
kopf, Narr. Hans Dwall^ rop eck em 
to, bost du verrockt öm Koppf Carm, 
nupt. V, 190c. Nach Bock, 9, und 
Hennig, 55, ist DwaUchen Schmeichel- 
wort, namentlich für Kinder. Im Brem. 
Wb. I, 281, DwacJke alberne Frauens- 
person. S. dwalen. 

Dwalch, Twalch, m., Roggentrespe, 
Bromus secalinus L. In Natangen 
Dwelk, Twelk. Pisanski, Nachtr. Müh- 
ling. Auch DorL Hagen, 111. 

dwalen, sw, 1. gehen, wandeln; irre 
gehen. SuM mi de Lost befaUCn, Mot 
di hier rom to dwalTn! Dorr, 57. 
Weä man die siid>en Planeten für ir- 
rende und dwallende Sterne gehalten hat, 
wohero sie ihren Namen btsjetzo annoch 

11 



162 



Dwfirw — Dwatscher. 



erltcdten. Linem., Gg 2 b. Sie (die Sen^ 
tenüa Arütarchi etc.) befreiet alle Sterne 
. , . von dem weiüäufftigen dwalen^ in 
dem sie beynahe das kleinste Corpus un- 
ter aüen, die Erde^ allein umbdrähet. 
Ibid. M2a. 2. alberne läppische Streiche 
machen, unvernünftig handeln und re- 
den. Mühling. In Livland: gaakelo, 
Possen machen, albern oder läppisch 
sich anstellen, verwirrt reden. Hu- 
pel, 55. Sallmann, 30b. In Lü- 
beck: kalbern, scherzen. Brem. Wb. I, 
280. Letztere Bedeatung ist nach 
Grimm, Wb. II, 1776, die ursprüng- 
liche. Davon dwftlisch, adj., albern, 
dumm, närrisch, läppisch. Mühling. 
Goth. dvah thöricht, närrisch. Schade, 
120b. 

Dwarg, Twarg, vhd. Zwerg, m., Quark- 
käse, kleiner Käse aus geronnener Milch, 
Glumse. Ist der Dwarg cylindrisch 
geformt und an den Grundflächen ab- 
gestutzt, so heifzt er in Königsberg 
Stutzhedwarg^ Stutzchenzwerg; die ab- 
geplatteten runden Zwerge nennt man 
hier Botterdwarg, Butterzwerge. Bock 
Nat. I, 267, der Dwarch schreibt, und 
nach ihm Hennig, 55, weisen für die 
Erklärung des Wortes aaf poln. dwa- 
rog zweigespitzt, Zweispitz, hin, das 
jedoch nur auf den Stutzkedwarg pas- 
sen würde, abgesehen davon, dal'z diese 
Zusammensetzung bei Mrongovius 
nicht zu finden ist. Nach dessen Wb. 
heiiist der Dwarg poln. gomotka^ doch 
auch, wie der Quark, die Glumse, aus 
welcher der Dwarg bereitet wird, twa- 
rög. Für diese weiche Käsemasse 
und den aus ihr geformten frischen 
Käse, unsem Dwarg^ haben wir neben 
dem poln. twarög^ mhd. twarCy twarg^ 
qiuirk; russ. twarog^ tvarogü^ serb. 
toarog^ czech. twaroh^ lett. twahraka^ lit. 
warske, S. Nsslm. Th., 34. Schade, 



973b. Bock, 9. Ön Stockke Dwarg 
on Brot (nam öck mi möt). Carm. nupt 
VI, 242 b. Näy sone Twarg^ docid öck^ 
de sonn mi doch to barsch. Elbinger 
Höhe. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. IX, 246. 
Firmenich III, 496b. S. Sprw. I, 
612. Vgl. KnappkHse. 

dwarschy adi. u. adv.^ quer, schräg, 
überzwerch. Natangen. Gewöhnlich : 
dwfir: Hei kern de dwer. Auch Substan- 
tiv.: He legt mi ok noch Andret gn de 
Dwer. Dorr, 1. Wiew., 76. Brem. 
Wb. I, 281, und Schütze 1, 280: dwars, 
dwaSy bei Dähn., 97b: dwas. 

dwase, adj.j quer; dumm, närrisch, 
dämlich ; verwandt mit dwalischy dwarsch 
und dwatsch. Jungsken! Dwas'f Soph. 
R. III, 222. DwaSy Dwaler^ m.y Narr, 
Thor, Dumkopf. Rein. Vos 830 und 
öfter. Grimm, Wb. U, 1776. 

dwatsch, adj. u. adv.^ närrisch, thö- 
richt, aberwitzig, unsinnig, toll, ver- 
rückt; albern, spafzig, geckenhaft. Ygl. 
dwcUen. Dat sond dwatsche Narre. 
Volksr. 51, 194. Dat ös noch doüer wi 
dwatsch. Sprw. I, 3797. Unsem Sehnte- 
der ginget dwatsch. Volksr. 81, 329. 
Happer' hei doch nich so dwatssh. Yolksl. 
12, 5 lY^ 4. Mi was so dwatsch to 
Mod. Carm. nupt. YI, 241 b. t/o, de- 
watsch Zeig lere se (die Kinder in der 
Schule) genug ^ man nuscht Omteljes. 
Ermland. Firmenich III, 104a. Dwat- 
sches Zeik! Schaltj. 3, 6. Dwatscher 
HanSy verschrobener, halb verrückter 
Mensch. Sperber, 41. Hermes in 
Soph. R. II, 448 u. V, 167, hat twafscb, 
welche Yerhochdeutschung heute nicht 
mehr gehört wird Hennig, 56. 

dwatschen, stc^ dwatsch thun, albern, 
scherzen, Späl'ze machen. Nataugen. 

Dwatscher, m., einer, der dwatsch ist 
oder handelt. En Dwatscher kann mehr 
fragen^ als tten (zehn) Kloge beant- 



Dwat.schkowski — Edder. 



163 



worden können ElbiDger Ndrg. Nu scher, dummer, alberner, durchtriebc- 

redt e Dwaischer mot dem Damnüige. ner, sonderbarer Mensch. Er ist ein 

Dat 08 90y ak wenn de Domme mot dem rechter Dwatschkowski, In den Gedanism, 

Ikoatsc/ie kSst Sprw. I, 3094. 661. Ikcatschkopfski. Sprw. II, 594. 



Dwabchkowsid, m.^ von dwatsch mit 
pohi. Endung gebildet, also ein dwat- 



Dwelky Pflzn., s. Dwalch. 
dwer, ado.^ s. dwarsch. 



E. 



e, Vokal, erscheint in hchd. Aus- 
sprache gedehnt, geschärft und stumm 
oder dumpf. Das gedehnte e (ß) 
bleibt in der Mundart oft, nähert sich 
dann aber sehr dem a, wenn es nicht 
geradezu in dasselbe übergeht (dann 
mit e bezeichnet): Pferd Perd^ Seele 
Sel^ lesen lesen^ geben gewe, erst erseht^ 
Leben Lewe; geht aber auch in ein 
bald leiseres, bald merklicheres ei über: 
wenig weinig, Segel Seigel^ gehst geist^ 
stehst steist (in Natangen gaist, staist), 
oder bekommt in Natangen und grofzen- 
teils auch in Litauen ein vorgeschobe- 
nes i: giewe^ geben, liewey leben. Zu- 
weilen wird es ein gedehntes i (»); 
zehn tteny tte, ttge^ oder verkürzt sich 
blofz: Leder Ledder^ Feder Fedder, 
jener jenJ(ji). — Das geschärfte e 
bleibt entweder: steUen steUe^ setzen 
sette^ retten redde, sechs seas, Brett 
Bretty oder nähert sich dem Umlaut o: 
Fenster Fönster^ gelten gdUe, schelten 
schölle y und dem langen d: brechen 
breke, gelb gel, vergessen vergete, essen 
etey messen mete. In Kerl oder Kerdel 
Kerl, wird es ein gedehntes e (e). Sehr 
häufig geht es in ein offenes, meistens 
gedehntes, seltener geschärftes a über: 
Herz Harty Schmerz Schmarty Erbsen 
Arfte, Ärße^ Ferkel Farkel^ Fdrkel^ fest 



fasty Berg Barg, Barg, Zwerg Dwarg. 
Twdrg (das auslautende g = ch klin- 
gend), Sperling Spdrling. — Das 
stumme oder dumpfe e bleibt in den 
Vorsilben, besonders in be und ge: ge- 
gessen gegete^ nähert sich aber in den 
Flexionssilben und namentlich bei den 
Infinitiven, wenn kein Konsonant folgt, 
sehr dem kurzen d: essen ete^ eten in 
Danzig, Blumen Blome. Bei den Erm- 
ländem und Natangem wird es sogar 
ein klares a, ein Lieblingslaut derselben : 
eta. Bei den Substantiven wird es als 
Auslaut im Singular, seltener im Plural, 
gern weggelassen: Stube Stäw, plur. 
Stawe, Lehmann, Volksmd., 23 f. 

Eberty m. Vom , Eberhard. Hart- 
wich, 54. 

Ecker, /., goth. akran Frucht, daher 
1. Frucht der Eiche und Buche. Letztere 
Fracht gewöhnlich Buchecker; Eichel- 
ecker vermag ich nicht nachzuweisen, 
wohl aber hört man Eckei*b6m, allgemein 
jedoch jI@ä:«,jE%'=» Eichenbaum. 2. Spiel- 
karte mit dem Zeichen der Eichel: 
EckemdauSy Eckemobery Eckemkonig etc. 
Er ist ein Kerl wie ein Eckemdaus, ge- 
sund und kräftig gleich der Eiche. 
Sprw. I, 1255. 1954. Hennig, 56: 
Egger und Ecker. Weigand I, 359. 

Edder, /., edderig, adj.^ s. Adder. 

11* 



164 



Edel — ehrgestem 



Edel, w. Vorn , Edeltraud, Edeltrad. 
Hartwich, 54. Auch m. jüd. Vorn. 

S. Eiter. 

Edelherzpulver, n., Medik. Pulvis anth 
epäepticus. 

Edward, m. Vom., Eduard. Hart- 
wich, 54. Bei Jeroschin Eddewart^ 
kunic von Engelant 107b. Pfeiffer, 
141. 

efferiy adv,^ eben, soeben, sogleich, 
auf der Stelle. Se sacke sich an^ onn 
erseht redten se nuschty on demacher 
schwiegen se stelle onn effen waren se sich 
ffuU, Schalt). 1, 439. Efen hatf der 
Vater was befohlen, Schaltj. 3, 6. Brem. 
Wb. I, 292; Schütze I, 294: effen. 
Schemionek, 9, hat effend, soeben, 
kaum. (Kaum?) 

tgdbalkeriy m., Balken der Egde^ Egge- 
scheide. Wol dem, dei under Dack os, 
seggt de Foss on httckt underm Egd- 
bcdken, Sprw. I, 530. 

^gdBy f'9 Sgge. Ahd. egida^ ekitha, 
mhd. egide, eide., mnd. egede, eide, lat. 
occa; altpr aketes (Voc. 255), lit. aketes, 
akeczoSy ekSczos, lett. ezzeldisj ezzeichi. 
Nsslm., Th., 3. Hennig, 57. Davon 
figden, eggen, mhd. egen, ahd. egfan, 
eckan = lat. occare. Weigand I, 361. 
Grimm, Wb. HI, 32. 

Cgder, m., Führer, Lenker der Egge. 

Cgdochs, Eggochs, pltd. £gdo8, Eggos, 

m., Ochs, der die Egge 2deht, doch 
auch Pflugochse. Eggochs heilzt auch 
die Wasserwanze, Notonecta glauca. 

Egdos, £gdo8,/., Eidechse. Grimm, 
Wb. in, 32: Egdes, Egdesse, ahd. egi- 
dehsd^ mhd. egedehse^ mnd. egedmCy 
eigdisse. Über weitere Namen und Her- 
leitung s. Grimm, Wb. III, 83. Wei- 
gand I, 365. Vgl. Ardas. 

Cgdscheide, /, Scheide der Egge, 
Eggebalken. 

Cgdwinde, rein pltd. £gdwinge, /., Eck- 



winde, wallende Ereisdrehung des 
Wassers, besonders in den Krümmungen 
(Ecken) der fliefzenden Gewässer Sam- 
land. Muhling. 

Egge, /, 1. Ecke, Eckstreifen an 
Tuchen, Tuchsaum. Es werden daraus 
Eggendecken und Eggenschuhe geflochten. 
2. märchenhafte Frauensperson. Es is 
e Mar che Vom EppelbSrche, Von der 
schonen Egge. Wilbt es wisse, werd! 
icKs dir segge, Oberland. 

Eggochs, m., s. tgdochs. 

Eheberedung, /., Ehepakt, Verlobung. 
Die Ehliche Versprechungen werden ins- 
gemein Ehberedungen genennt; Sie sind 
aber auch in der That rechte Beredungen. 
Carm. nupt. I, 165. Für Eheberedung 
bitten, sagt man nach Hennig, 57, 
wenn der Prediger eine „vorhabende 
Verlobung'' zweier Personen öffentlich 
in's Gebet schliefzt. Mit dem Ge- 
brauche hat wol auch das Wort auf- 
gehört. 

eher, ehr, adv., in wenn-ehr (s. d.). 
ehern, ehr, adj., irden, thönem. Ehm* 
Geschirr, irdenes Geschirr, Töpferzeug. 

ehr, adv.', s. eher. 

ehrbar, adv.y ernst, ernsthaft, steif im 
Wesen. Er ist ehrbar wie eine Töpfer- 
schürze — vde eine bleclieme Topfer- 
mütze. Sprw. I, 686. In gleicher Be- 
deutung auch in Liv- und Estland. 
Hupel, 56. 

Ehre, Pflzn., weifzer Ahorn, Acer 
pseudo-platanus L. Hagen, 1074. 

Ehrentag, pltd. Ehredag, m,, Tag der 

Ehre, Hochzeitstag. Htde ös mtn Ehre- 
dag, morge gä ock möt Bessern — fär 
öck mot Kaddig. Sprw. II, 604 f. 

Ehrentanz, pltd. Ehredanz, m., Tanz 

derEhre^ Auszeichnung: mit Braut oder 
Bräutigam am Hochzeitstage. 

ehrgestern, pltd. ehrgisfa^e', adv., ehe- 
gestern, vorgestern. Ersucht den ver- 



ehrke — einbacken. 



165 



lornen Ehrgestem. Döhn. Sprw. ü, 
2611. Marold: Ehrgestemy m. , ein 
langweiliger Mensch, der in allen Din- 
gen za 9pät kommt. 

ehrke, firke, adj.^ von eher, in dem 
Sinne von nächst, demnächst, in Kürze. 
Erke Dä^^ in den nächsten Tagen. 
Eck warju ehrke Daag twey Eyer daver 
schocke. Carm. nupt I, 282, 3. 

ebrmals, atfo., ehemals. Joh. Stephan^ 
ehrmaU ein Buchbinder-Geseä. Hart- 
wich, 304. 

ehrpufohlig, culj.^ übertrieben ehr- 
würdig, gesucht ehrbar. In Danzig 

ehrpinlich. 

ei, Doppellaut, bleibt in der Mundart 
ei oder wird ai: Eier Eier^ Aia^ oder 
geht grofzenteils in i (u) über: reiten 
Ttde^ rüde^ leiden Itde^ mein mtn^ Eis Is; 
selten wird es langes e: breit brety 
Kleid Kled^ noch seltener geschärftes e: 
Eimer Emmer, (ai pflegt wie ei ge- 
sprochen zu werden: Kaiser Keiaer, 
Waise Weise.) Lehmann,Yoiksmd., 27. 

ei, intery.y in Kgsbg. und wol auch 
weiter in der Provinz mehr noch conj. 
= aber und oder. Eiy ich hau! Eiy 
ich geb' dir eins! Ei was! Ei der Tau- 
send! Mir ist heute gar nicht kaU, ei 
dirf Kaufen Sie mir etwas ab, Hosen- 
träger^ Kdmmey 2!ahnbürstenf EiSchwe- 
felhölzchenf Ei hast du auch Sand- 
schuhe f Weifztdu^ wo Brinkmann wohntf 
Ei duf Ei der Meiert Ei der Seligf 
S. Sperber, 11. 

EichkStzchen, n., pltd. £kkat, £khämke, 
n., gewöhnlich jedoch £kkftter, Eichkater, 
m., Eichömchen, Sciurus, Eichkaier 
hin und wieder auch zur Bezeichnung 
des männlichen Tieres. Mühling, 
Tiem., 169. Vgl. Sprw. II, 640. 

Bdat, /., s. Ardas. 

Bdei, m. jüd. Vom., s. Eitel. 



EiergrUtze, pltd. BergrOt, /., eine sehr 
feine Grütze. Hennig, 58. 

eifersiclitig, adj.^ kurzsichtig. Dönh. 
Nach Mühling im Ermlande: hitzig, 
aufbrausend. Vgl. übersichtig. 

eigen, pltd. ftgen, adj., sauber, genau, 
proper, akorat. Er ist ein eigener Mensch. 
Sie ist ein eigenes Mädchen. 

Eigengärtner, m., s. 6ärlner. 

Eigenheit, /., Akuratesse, Sauberkeit, 
proprietas. Besonders zeichneten sich 
durch Eigenheit der Wagen und gute 
Pferde die Droschken des FuhrhdUers 
WaUner aus. Ostpr. Z^. 1871. Nr. 
128. 

Eigenkäthner, pltd. £genkätner, m., Be- 
sitzer einer Käthe, Köthe, Kote. S. 
Käthe. In den Dorf em^ den alten Bauern- 
häusern^ bleiben meist nur die Proletarier 
zurück, die Eigenkäthner^ welche Haus 
und Garten für ein paar hundert Thaler 
von dem y,ausgebau,ten^ Besitzer kaufen. 
Passarge, Balt., 7. S. Käthner. 

Blau, Stadt, s. Eylau. 

Ble, /., s. Eule. 

Eilje, m. jüd. Vom., Elias. Flatow. 
Schmitt, 112. 

Eilung, /., s. Hing. 

Bme, /., Granne, Ahrenstachel. Vgl. 
Achel. 

Bmermacher, m., Böttcher, der aus- 
schliefzlich Eimer macht. In Danzig 
giebt es einen Eimermacherhof. In 
Hamburg bildeten die Eimermacher seit 
1464 ein Amt zusammen mit den Beke- 
makem. Germania XV, 266. 

einaa8en,8t(;., einsudeln, vollschmutzen. 

einSschern, sw.j in Asche verwandeln; 
mit Asche bestreuen; bildlich: einem 
derb zusetzen, ihm bange machen. Sie 
haben ihn tüchtig eingeäschert. 

einausten, sw., Einaustung, /., s. austen. 

einbacken, sw.j s. v. a. aushacken, aas- 



\ 



166 



einbansen — einfallen. 



gebacken. Das Brot ist gehörig {gut) 
eingebacken. Stallaponen. Marold. 

einbansen, sw,^ das Getreide ein- 
scheuem, in Bansen logen. S. Banse. 

einblasen, 8«<7., durch Blasen, mit Musik 
begruizen. Diese Ehre v:\rA auf Land- 
hochzeiten jedem geladenen Gaste zu 
teil. Mosekante ^ spUt e mol was of^ da 
hot (ihr habt)y^ de Bräutgom noch nich 
eingeblose, Ermländ. Freisch , Manu- 
skript. Die Verabschiedung der Gäste 
erfolgt ebenfalls durch Musik: sie wer- 
den ausgeblasen. Vgl. Einspiel. 

einbolzen, sw.^ s. bolzen. 

elnbofzen, sw,^ s. bofzen. 

einbiegen, str., einprägen, eindringlich 
vorstellen. Ich honte nur kaum ihm 
einbrdgen, da/z das (das schnelle Reiten 
beim Gewitter) gefährlich ist, weüs den 
Bliz zieht Soph. R. IV, 163. 

einbrennen, pltd. ilnbrenne(n), st^ stark 

trinken. Er hat sich gut eingebrannt 
Er ist eingebrannt^ hat einen tüchtigen 
Rausch. 

Einbringen, n, nach Elein^I, 79, in 
Danzig ehemals die Handlung, nach 
welcher die beiden letzten Ordnungen 
(das Gericht und die Bürgerschaft) der 
ersten (dem Rath) ihre Entschlüsse 
Ober die von dem letztem in Vorschlag 
gebrachten Sachen feierlich vortrugen. 

einbrocicen, sw,^ brockenweise von sei- 
nem Besitz einbüfzen, Vermögen ver- 
lieren. Bei dem Geschäfte habe ich 
tüchtig eingebrockt Nach Mühling 
auch: versehen, sündigen. 

einbuddeln, sw,^ zunächst auf Bud- 
deln, Flaschen, füllen, sodann aus der 
Buddel in sich aufnehmen == trinken, 
saufen. Mühling. Auch: Verlust er- 
leiden, vom Vermögen zusetzen, ban- 
kerott werden; letzteres gewöhnlich 
einbuttem. S. Sperber, 11. Vgl. 
Bttdel. 



einbuttern, sw.y s. das vor. 
eindälgen, sw.^ s. dalgen. 
eindämmern, sw.^ heftig einschlagen. 
Einem die Fenster eindämmern. 

Eindarm, pltd. Endarmel, m., wörtlich 

ein Mensch, der nur einen Darm hat, 
zur Bezeichnung eines langen, ha- 
gern Menschen mit vorzüglichem Appe- 
tit. Nach Klein 1,98, im Elsalz, „ein 
einfältiger Kerl; auch ein Mensch, der 
einfach gekleidet einen lässigen Gang 
führt«. 

eindftsen, eindSsen, sw., einnicken, ein- 
schlummern, einschlafen. Mühling 
hat eindähsen. S. d&sen. 

eindrummeln, sw., s. drummeln. 
eindruseln, eindrQseln, eindfiseln, ein* 

duseln, sw.y einschlummern, leicht schla- 
fen. Ich icar ein bi/zchen eingeduselt 

S. druseln u. dQseln. 

einemweg (gesprochen einemwech)^ 
€ulv.y in einem Wege, ununterbrochen, 
immerfort. Das (Geschrei, Klavier- 
spiel etc.) geht in einemweg. 

einer, pron^ man, jemand. Hier ist 
einer seines Lebens nicht sicher. Sche- 
mionek, 9. Es ist einer dagewesen^ 
es hat jemand einen Besuch gemacht. 

einfädmen, sw.^ einfädeln: 1. den Fa- 
den in ein Nadelöhr ziehen; 2. bildlich: 
für eine Sache die ersten Schritte thun, 
sie anstiften, veranlassen. Die Ge- 
schichte war fein eingefädemt^ fein an- 
gelegt. Nach Grimm, Wb. IIl, 169, 
ist einfädmen die altere und bessere 
Form des modernen einfädeln. 

Einfahrt, pltd. Önfart (a = a), /., das 

Thor des Hauses, gewöhnlich jedoch 
in Gasthäusern der Anbau, in welchem 
die Fuhrwerke ein Unterkommen fin- 
den. 

einfallen, pltd. ttnfalle(n), st De Kachel 

ÖS ongefcdle^ die Frau ist entbunden. 
Sprw. II, 1362. 



Einfalt — Einkehle. 



167 



Einfalt, /., einfaltiges, einfaches, 
schwaches Bier. Dos kJ/uge Bier lacht 
die ikumme EinfcUt aus. Carm, nupt 
I, 174. 

einfeuern, sw.^ stark heizen; bildlich: 
stark trinken. Er hat gut eingefeuert 
Sprw. I, 445. 

einflelhen, st, 1. Ausgefliehenes wie- 
der einpacken. Vgl. fieilien. 2. stark 
essen. Er fleiht gut ein, 3. klein bei- 
geben. Er mu/z einfleihen^ gewöhn- 
licher: einpacken. 4. Kraft und Fülle 
des Körpers verlieren, durch Krank- 
heit körperlich herunterkommen. Der 
hat gut eingefliehent heiizt es von einem 
elend Aussehenden. 

einfuchsen, sw.^ tüchtig vorbereiten, 
einarbeiten^ abrichten. Darin ist er ein-- 
gefuchst. Studentisch. 

einfuppen, sw.y in die Fuppe, Tasche 
stecken. YgL fuppen. 

eingal, pltd. finge! (a = ä)y adj. und 

adv.^ egal, einerlei, völlig gleich. Dat 
ÖS mi alles engäl. 

eingrasen, pltd. ttngraseCn) (a = ^), 

berasen, festwachsen, einwurzeln. Wer 
en den Stand seck der gefleckten Hasen 
(Hosen, d. i. in den Ehestand) Wel 
ahne Ruh ahn' Rasty ahn a/holden en- 
grasen^ De mot den groten Gott an-- 
ropen. Carm. nupt II, 206 b. Grimm, 
Wb. III, 193, führt aus Kant V, 481, 
folgende Belegstelle an: Der nun gut 
eingegraste, vom Volk bestätigte Regie" 
rungserbe. 

eingiitizen, sw.y s. grätzen. 

einhalten, st.y sichy sich zu Hause hal- 
ten, wenig ausgehen. Hennig, 95. 

einharicen, sw.^ s. haricen. 
einheiraten, sw., sich^ durch Heirat 

in den Besitz des Erbes der Braut ge- 
langen. Sind mehrere Söhne vorhanden^ 
so gehen sie zw See oder heirathen sich 



irgend wo ein. Passarge, Balt., 
258. 

einhexen, pltd. ttnhexe(n), sw.^ einem 
scharf zusetzen, ihn in die Enge trei- 
ben, ihn warm machen, ihm einheizen. 
öck war dt önheae! 

einholen, pltd. ttnhale(n) (a = ä)^ sw.^ 

an sich ziehen, heranbringen. Häl ön! 
Ruf der Schiffer, wenn das von ihnen 
losgelöste Tau, woran das Schiff be- 
festigt war, an Bord gezogen werden 
soll. 

einhomen, sw.y sich^ sich betrinken. 
In der Zeit entstanden, in der man aus 
wirklichen oder sog. Hörnern trank. 
Dei heft söek göt öngehomt 

einhucicen, sfiv.^ einsitzen, wenig von 
Bause sich entfernen; im Gefängnis 
sitzen. Er mufz einhucken. 

einhussen, sw.^ wiegend einschläfern. 
S. hussen. 

einhutzeln, sw.^ s. hutzeln. 

einjuxen, sw.^ voll Jux, d. i. Schmutz, 
machen: Wäsche, Kleider. Der Iiat 
seine Hemden gut eingejuant. 

einkacheln, sw.j heizen, in die Kachel 
legen; der Begriff des starken Heizens 
ist mit dem Worte verknöpft. Heute 
ist gut ftüchtig) eingekachelt. 

einkegeln, sw.^ einstürzen. Das Haus 
ist eingekegelt. 

Einkehle, pltd. ÖnkftI, Önkel, /., das 

wie eine Kehle Gestaltete: 1. die Bucht. 
In der Einkehle des kurischen Haffes 
darf . . . keine Art der Fischerei be- 
trieben werden. Fisch.-Ord. für d. kur. 
Haff § 10. Die Einkehle bei MemeL 
Benecke, 315. 2. das trichterartige 
Netz innerhalb des Aclitergarns in einem 
Keitel, Sack oder Wenter, durch wel- 
ches die Fische gehen, und das sie 
am Entweichen aus dem Achtergarn 
hindert; es heiizt auch Inkel, was wohl 



168 



einklucksen — Einlaof. 



nur die vbchd. Form das pltd. Önkfil, 

Önker, Enkel ist. Ygl. Kehle. 

einklucksen, atr., glQcken, gelingen. 
Dem khichst etgn^ dehriggter! Dorr, 
L Wiew., 64 Vgl. klucken. 

einknalfen, 9w,^ stark einheizen. Heute 
habt ihr gut eingekndUt 

elnknllllen, sw., Falten durch Druck 
erzeugen; sich elnknUllen, eich betrin- 
ken. S. knüllen. 

einknQfscheny su?., quetschend in Fal- 
ten bringen. S. knfibchen. 

elnkommen, st, , einer Behörde mit 
einem Gesuche kommen, ein solches 
einreichen. Um ürlavb einkommen^ 
Urlaub nachsuchen. 

EinkOmmlingy m.^ der eingeschaltete 
Tagy der Schalttag, die Einschaltung. 
Wenn es aber geschehe^ dafz in einem 
Monat 2 neue Licht fallen^ wird das 
erste dem Einkombling^ das andere aber 
des folgenden Monats Benennung gege^ 
ben . . . Das folgende neue Ldcht aber 
und Vollmond werden Einkömlinge. Also 
soUe der Vollmond so den 20. Aprilis 
V, J. ein/ällty voll ApriU-Schein heissen^ 
der Newmond aber^ so den 5. May, und 
der Vollmond den 20. May selten vom 
Einkömling nach dieser Regel ihre Be~ 
nennung haben, Linem., Cla. Ein^ 
kdmmling = Schalttag. Lepner, 110. 
Pierson, Matth. Prätor., 51. 

einkriegen, sw,^ einbekommen, ein- 
nehmen; einholen. Schulden einkriegen. 
Ich werde ihn schon einkriegen^ wenn 
auch langsam. S. kriegen. 

einkuicheln, sw.^ sich, einkubchen, sw.^ 
s. kuichefn. 

einladen, st, in übertragener Bedeu- 
tung: unmälzig essen. S. einpacken. 

Einlage, /., mit niedrigen Dämmen, 
sog. Sommer- oder Stauwällen, ein- 
gefriedigtes Vorland in dem Inundations- 
gebiete der Weichsel und Nogiit als 



eingefügtes (eingelegtes) Land, das bei 
eintretenden Überschwemmungen und 
Eisgängen, zunächst preisgegeben, den 
andringenden Wassermassen ausreichen- 
den Raum gewährt. Im Sommer sind 
die Einlagen Acker- und Weideland 
und werden in dieser Zeit durch die 
Sommerwälle gegen etwaigen Anstau 
des Wassers geschützt. Es giebt eine 
Marienburger und eine EXbinger Ein-- 
läge. An selbigem Tage (11. April 1740) 
Abends trieb eine Eisscholle herab und 
spaltete zwo Ruthen oben vom Damm 
ab, in der bebaueten Einlage . . . Diese 
genannte Einlage, welches ein niedriges 
Land zwischen zwiefachen Därnmen ist, 
war vom Eisgange an noch den 28. April 
tief unter Wasser. Bock, Nat. I, 796. 
Vgl. Vorland. 

einlassen, st, Säume in den Rock des 
Mädchenkleides einlegen; sie werden 
ausgelassen, aufgetrennt, zur Verlänge- 
rung des Kleides, wenn das Kind ge- 
wachsen ist 

Einlafz, m., auch Bnlafzloch, n., Wune 
(Loch) im Eise, welche die Fischer 
aushauen, um durch dieselbe das Garn 
ins Wasser zu senken, einzulassen. 

Vgl. Winterfischerei. 

Einlafzloch, n., s. das vor. 

Einlatt, n., nach Klein I, 99, in Dan- 
zig die „dicke Leinwand^ in welche 
die Federn der Betten geschüttet wer- 
den^ ; auch inlü, üblicher Inlet, gewöhn- 
lich jedoch BnschUthing, pltd. OnschSd- 
dung, /. Seine Frau und älteste Toch- 
ter hatten aus Inlitten sich Kleider ge-- 
macht Soph. R. V, 332. Einschüttung 
erklärt sich selbst; für Einlatt weilt 
Klein auf einladen oder einlassen 
(hineinthun » einschütten) hin. S. ein- 
lüden. Hennig, 58. Grimm, Wb. 
IV 2, 2122. 

Einlauf, m., Flinte mit einem Lauf. 



einlegen — einpacken. 



169 



einlegen, pltd. ttnlegge(n), ein Ge- 
schenk zum heil. Christ machen, wol 
^eil ein solches ursprünglich in einen 
Teller gelegt wurde. Wat heft hei (der 
heil. Christ) dt angeleggt, was hast du 
zu Weihnachten bekommen? 

Einlesung, pltd. Önlfisung, /, die Fäden 
des Aufzuges eines Gewebes, durch 
einlesen = einziehen (einsammeln) zwi- 
schen Kamm und Schienen geordnet 
Vgl Das Wirkgestell, 125. 

einliegen, pltd. ttnligge(n), st 1. bei 

der Mahlzeit tüchtig zugreifen, stark 
essen; in langem Zuge trinken, also 
gleichsam sich in Schüssel und Krug 
hineinlegen. Hei liggt in, as wenn de 
Dtwel Blot sitt, Elbinger Ndrg. 2. mit 
Yoller Kraft und grofzem Eifer an die 
Arbeit gehen. Dat Perd liggt on, liegt 
mit ganzer Kraft in den Sielen, zieht 
mit Anstrengung. 

Einlieger, m. 1. Mietsmann, Ein- 
wohner zur Miete. Liegen ■=■ wohnen, 
dän. ligge wohnen: ligge paa landet, auf 
dem Lande wohnen. 2. in der Dzg. Nhg. 
Arbeiter, gewöhnlich verheiratet, welcher 
bei einem Hofbesitzer in Dienst steht und 
mit seiner Familie in einer Käthe wohnt; 
oft jedoch ist er auch ein unverhei- 
rateter Insimann. Yiolöt, 86. Vgl. 
fiärlner und KSthner. 

einlitzig, einletzig, pltd. finlHzig, 8n- 
HMzig, ermländisch einlit8ch,finlit8ch,mhd. 
einUtz, einltUze, ahd. einlme, cidj.y ein- 
zeln, unverheiratet. Öch sei noch en- 
litschy ich bin noch unverheiratet. Eir 
ist ein einlitziger Mensch. Ein ein- 
Utscher Mann (der die »gilde gewinnen 
will**) giebt drei/ floren geringen geldes 
und eine einlitsche Frawe die da Fische 
seilet die gid}t 1 mr. ger, geldes. Fischer- 
Rolle Königsberg 1538. §3. Benecke, 
287. In Schwaben einlitzig und ein- 



letzig. Schmid, 161. In Pommern 
enslick Dähn., 107a. In Posen eelitzig. 
Bernd, 49. 383. In Hessen einlitzig 
einfach, einzeln, wenn es gilt, die Ein- 
fachheit der Mehrheit recht deutlich 
gegenüber zu stellen: ein einlitziger 
Schuh, ein einlitziges Hemde. Yilmar, 
251. In Bayern ainlützig. Schmel- 
1er II, 531. 

einlüden, sw., Federn in die Ein- 
schQttung füllen. Vgl. BnlatL 

einmachen, pltd. ilnmake(n) (a = a), 

sw., den Ofen heizen. Bei strenger 
Kälte mu/z zweimal eingemacht werden. 
Hennig, 58. 

Einmafz, n., Abgang an Gewicht 
und Volumen beim Getreide durch La- 
gerung. Er betragt, nach Mühlin g, 
auf die Last S^ Schffl., so dafz eine 
Last beim Einmessen 60, beim Aus- 
messen nur 56^ Schffl. gerechnet wird. 
Daher Einmafz auch = Last von 60 
Scheffeln, Ausmafz = Last von 56^ Schef- 
feln. Vgl. Abmafz, Aufmafz, Krumpfmafz, 
Zumafz. 

einmottein, zw.y unreifes Obst zur 
Nachreife in Heu oder Stroh hüllen. 
Mühling. 

einmummeln, sw., warm bekleiden, 
einhüllen, s. mummeln. 

einnuteheln, sw. 1. schmutzig machen 
und zwar Wäsche und Kleidung. Die 
Hemden sind gut eingenuichelt. 2. sich 
einnuicheln, sich einnisten, mit der Nase 
voraus sich innig ein- und anschmiegen 
in Deckbett oder Lager. Vgl. nufoheln. 

EinVsel, n., der Hemdärmelsaum, die 
Linte, weil darin die Ösen oder Knopf- 
löcher eingenäht sind. Hennig, 58. 

einSsen, sw., den Faden in die Ose 
ziehen, einfadeb. S. ttsen. 

einpacken, 8ti7. 1. unmäl'zig essen. 2. 
unverrichteter Sache abziehen. 3. an 



170 



einpampsen — einschuscheD. 



Kräften abnehmen. Der hat tüchtig 
eingepackt^ sagt man von einem, den 
Krankheit stark mitgenommen. 

einpampsen, sw.^ einstopfen, viel essen. 
Vgl. pampsen. 

einpauken, m.^ s. pauken. 

einpftkeln, rein pitd. ttnp6kle(n), sw.^ 

einpökeln, einsalzen. Bildlich: einge- 
pekelt sitzen^ sehr gedrängt und beengt 
sitzen, als wäre man eingepökelt. Er 
ist eingepekelty er sitzt im Gefängnis. 
Nach Hennig, 58, auch stark heizen. 
Die Magd hat heute recht eingepökelt 

einpfarren, sw.^ zu einer Kirchen- 
gemeinde schlagen, einer Pfarre za- 
veisen. Jedes Dorf ist eingepfarrt^ 
einer Kirche zugewiesen. Vgl. ein- 

widmen. 

einpinkeln, sw.^ das Bett nässen. 

einprägein, s«o. 1. an einer Flamme 
schmoren, oder durch Hitze etwas ein- 
trocknen lassen. Die au/gestrichene 
Salbe mujz eingeprägeU werden. Sich 
den Puckel einprägeluy andauernd mit 
dem Rücken gegen den heil'zen Ofen 
steten. Die Linden einprägeln^ sie 
eine Zeit lang in den Ofen halten, da- 
mit sie sich gut schälen lassen. 2. 
stark heizen. Heute habt ihr gut ein- 
geprägelt Vgl. einpökeln. 

einpremsen, sto., einpressen, drückend 
hineinzwängen, einstopfen. Er steckt 
in dem (engen) Rock wie eingepremst^ 
als ob er hineingezwängt wäre. Vgl. 

premsen. 

einpfideln, sw., wörtlich: in die Pudel^ 
hchd. Pandel^ packen; davon: plötzlich 
aufhören, unerwartet aufgeben, ab- 
brechen: eine Arbeit, ein Geschäft etc. 
Der Kaufmann hat einpudeln müssen^ 
er hat Bankerott gemacht. Pudel on, 
OeseUke, mtn Mann dankt fer de Arbeit 
Dönh. 

einpummeln, pltd. ttnpummle(n), sw. = 



einmummeln^ einhüllen. Bei strenger 
Kälte werden die Kinder in Tücher 
gemummelt, gepummelty gepungelt 

einpungeln, pltd. ttnpungle(n), s. das 

vor. 

einpQsten, sw., einblasen, einreden. 
Er läfzt sich allerlei Dummheiten ein-- 
pusten. 

Einquartierung, /. Er hat Einqar- 
tierung^ er hat Läuse; von dem, der 
sich kratzt und schobbt 

eins, num. 1. zur Bezeichnung der 
Schnelligkeit einer Thätigkeit oder 
Handlung. Eins einSy weg war er. 2. 
In der Redensart: Einem eins brennen, 
eine Ohrfeige geben. 

einsalben, pltd. OnsalweCn), str., s. salben, 
einsauen, pltd. VnsOeCn), sw.j ein- 
schmutzen « einjuxen (s. d.). 
einsaufen, pltd. ttn8Qpe(n), st, in sich 

saufen, sich betrinken. 

einschenken, aw. Er mu/z einschenken^ 
„sagt man von jemandem, der weit 
unter einem anderen ist, oder auch 
seines Zweckes verfehlt^ Hennig, 
230. Ebenso im Brem. Wb. IV, 636. 

Vgl. schenken, aufschenken. 

Einschiebbett, n., Bett, das durch einen 
verschiebbaren Teil verbreitert werden 
kann. 

Einschlag, pltd. önschlag, m , der in 
den Aufzug des Gewebes eingeschossene 
und dann mittelst des Kammes ein- 
geschlagene Faden. Über die Zuberei- 
tung des Games zum Einschlagen s. 
Das Wirkgestell, 126. 

einschmieren, sw.y stark beschmutzen, 

unsauber machen; namentlich von der 
Wäsche. 

einschmoren, sw.^ sich^ s. schmoren. 

einschnittig, adj.j was nur einmal im 
Jahre geschnitten wird, z. B. die ein- 
schnittige Wiese. Hennig, 58. 

einichuichen, sw.^ Kinder durch Hin- 



einschustern — einweichen. 



171 



und Herwiegen in den Armen und 
durch Gesang von ich^ ich! oder kihunch^ 
ickaich! in den Schlaf bringen. In Bay- 
ern einpüschen (psch^ psch!). S ch mel- 
ier I, 300. 

einschustern, pltd. VnschustreCn), m.^ 

im Schustern zusetzen, überhaupt ein- 
bulzen (weil b ü i'z c n = anflicken. 
Grimm, Wb. U, 572), Verlust erlei- 
den, aus seinem Vermögen zusetzen. 
Bei dem QescJidft haV ich eidig einge" 
schustert. Nach Mühling auch: ein- 
schmeicheln; sicher so im Posenschen. 
Bernd, 52. Vgl. Grimm, Wb. III, 
2H7. Weigand 1,374. Vgl. einbuddeln, 
einbuttem. S. durchschustem. 

EinschUthing, /., s Einlatt 

Einsegnung, f., Konfirmation. Wmi£ 
mir noch bis zu deiner Einsegnung. 

Einsegnungsspruch, -vers, m., Bibel- 
spruch oder Liedervers, den der Eon- 
firmande bei seiner Einsegnung, oft 
neben dem Glaubensbekenntnis, als Ge- 
löbnis laut hersagt. 

einseifen, pltd. Vnsfipe(n), sw., von der 

eigentlichen Bedeutung übertragen: ver- 
leumden, anschwärzen; einen derb an- 
fahren, ihm tüchtig Bescheid sagen; 
anführen, prellen. Der hat mich gut 
eingeseift, Ek war se ^nseepen. Dorr, 
1. Wiew , 103. 

Einspänniger, m.^ der einspännig Fah- 
rende, in früherer Zeit volkstümliche 
Bezeichnung für den Rathausdiener. 
Hennig, 58. In Pommern ein Reiter 
zu öffentlichen Geschäften. Dähn., 
100h. Auch: Junggeselle. 

einspicicen, sw., s. spidcen. 

Einspiel, n. 1. Orgelspiel oder Ge- 
sang mit Orgelbegleitung, womit ein 
Brautpaar bei seinem Eintritt in die 
Kirche emgfangen wird. Nach Been- 
digung der Feier verläfzt das getraute 
Paar die Kirche unter den Klängen 



des Ausspieles. Hintz, 64. 2. Tusch- 
artiger Grufz der Hochzeitsmusiker bei 
Eintritt des Brautpaares und der Hoch- 
zeitsgäste in das Brauthaus. Musikengte^ 
speelt ^ mol was of^ ea hotje noch nich 
de Braitkomm eingespeelt Ermländ. 
Freisch., 15. Vgl. einblasen. 

einspielen, sw.^ s. das vor. 

Einsprach, /., Einspruch, Widerspruch. 
Sie Iiat Einaprach erhoben^gegen die Ver- 
heiratung eines proklamierten Paares). 

einspUnden, einspunden, sw.y einsperren, 

gefangen setzen. Ek weer nah dranj 
as Hex von Brentfoi^d ^espuingt to 
warren. Dorr, 1. Wiew., 112. 

einstechen, st^ einstecken. S. stechen. 

Einstellung, /., die Befestigung des 
Netztuches im Kurrennetz zwischen den 
Simmen (s. d.). 

einstfmen, sw., von treibendem Schnee 
eingeweht werden. S. stTmen. 

einstQken, sw., s. stQken. 

einthun, pltd. ftndAn, ein Thun, einer- 
lei, gleichbedeutend, gleichviel, eben 
dasselbe; auch einthunt^ ent&nt^ endßntj 
und Substantiv.: en D6nt. Ija^ das ejz 
meer denn och all eenthuhnt Schaltj. 
3, 12. Ei^ Vader Joost, dat es eendoont^ 
Wat onse Schwin on Rinder weren, 
Seelen w., 85 f. Doch das §s ein Thunt. 
Dorr, 1. Wiew., 4. Äwer dat ^ aUer 
eendont^ leewei* Mann, Ibid., 27. Dem 
^t ganz eendont^ wat he uinger de Press 
bringt Ibid., 32. S. auch das. 42. 44. 
117. Dat ÖS iweierlei on en Dont Sprw. 
II, 3022. Bock, 9. Hennig, 59. 

Eintunke, /., Brühe, Sauce. 

eintunken, sw.^ eintauchen. 

einweichen, su\, eiiitränken in Wasser 
u. s. w., um zu erweichen. Die unreine 
Wäsche wird eingeweicht, damit sich 
der Schmutz löse; Schafe werden ein- 
geweicht, d. h. am Tage vor der Wäsche 
dnroh Wasser getrieben; Flachs ein- 



172 



einwendig — Eiswache. 



weichen = rösten. Bildlich: verleum- 
den, anklagen, beschuldigen, öck hAb 
em g6t ongewekt^ ich habe seine Fehler 
eingehend zur Sprache gebracht. 

einwendig, adj, und adv.^ inwendig, 
innerlich. Das kann ich aus- und ein- 
wendig^ das verstehe ich aus dem 
Grunde. 

einwidmen,9ti7.^ einpfarren^ einerKirche, 
einem Kirchensprengel zuweisen. Die 
Dörfer sind zur Kirche N. eingewidmet^ 
auch eigetoiddemty und letzteres rich- 
tiger. Hennig, 59. Vgl Widdern. 

einwifoiien, sw,^ s. witehen. 

einwiesen, st In der der Redensart: 
nicht ein^y nicht atisunssen^ keinen Aus- 
weg wissen, in grofzer Verlegenheit 
sein. 

einziehen, pltd. ttnt6ne(n), zum Milit&r 

ausheben, einberufen. Sie haben ihn 
eingezogen. 

Eisbocic, pltd. tsbockj m., Eisbrecher 
im Strom vor den Brücken. 

eiscil, adj.y s. aifz. 

eiiche, eife, interj.^ warnend « ei. 
Sperber, 41. 

Eisen, pltd. Ise, n., die Säge, beson- 
ders die der Brettsohneider. Dat Ise 
scharp makcy die Säge schärfen. Muh- 
ling. 

Eisen, altes. Zur Bezeichnung alter 
Junggesellen und Jungfrauen. Nichts 
mehry als da/z man denn die alten Jung- 
Gesellen 2kim alten Eisen mit verächt- 
lich pflegt zu stellen. Carm. nupt. II, 
94 d. Noch ene Landhochttt motmäke 
on denn ön't Sie Iser. Sprw. I, 2288. 

eisen, pltd. 1Se(n), mr., das £is mit 
einer Bicke losschlagen, öffnen. Den 
Rinnstein eisen ^ von Eis frei machen. 
In Zusammensetzungen: auf eisen, los- 
eisen. Letzteres auch bUdlich: Öck 
hebb em den Oille losgetsty ich habe durch 
Bitten ihm den Gulden abgeschwatzt 



Einen loseisen ^ ihn frei machen, z. B. 
den Mann von der Frau für einen 
Kneipabend. — S. ein anderes eisen 
unter aifzen. 
eisendig, pltd. Tsendig, adj. von £&, 

eisig. Es ist eisendig kalt — eine eisen^ 
dige Kalte. 

Eisensand, m., der durch Eisenoxyd- 
hydrat zu einer festen Schicht verbun- 
dene Sand, der auf der kurischen Neh- 
rung %. B. schon in einer Tiefe von 
2—3 Fufz hegt. Altpr. Mtsschr. IV, 
204. Er heil'zt auch: Fuchserde, Ort- 
stein (0 lang), Ur, lit. kraulis. 

Eiser, n.^ Eisen. Ermland. Sper- 
ber, 11. 

Eiserapfel, m., eiserner Apfel, Winter- 
apfel, der erst spät reift und lange 
liegen mufz, bis er genielzbar wird. 

Eisfiscil, m., Fisch iu Eis eingefroren. 
Hennig, 59: „Eisfisch wird genannt, 
wenn der Wind das Eis beim Abgange 
an^s Land wirft und einige Fische, die 
eingefroren sind, zugleich mit ausge- 
worfen werden.« 

Eishecht, m., Hecht, der unter dem 
Eise gefangen und dann gesalzen wurde. 
Benecke, 275f. 

Eiswache, /., die Wache auf den 
Weichseldämmen zur Zeit des Eisgan- 
ges. In jedem Deichrevier sind ge- 
wisse Ortschaften verpflichtet, die Eis- 
wache zu besorgen; zu diesem Zwecke 
beziehen die Eiswachtmannschaften, ge- 
wöhnlich Eiswächter genannt, ihre Wadi- 
buden (Krüge) auf den Dämmen. Die 
Beillcnechte halten, das Beil, die Axt, 
im Arm, militärisch vor der Bude 
Wache; der Damm Verwalter eröfinet 
die Eiswache und präsidiert derselben, 
ihm zur Seite stehen die Schulzen und 
Schoppen, welche die verschiedenen, 
von anderen Wachbuden durch be- 
ritteue Boten abgeschickten Rapporte 



eifz — Ellirche. 



173 



in ein Protokoll eintragen. In gefahr- 
losen Standen wird die Zeit darch Kar- 
tenspiel und beim dampfenden Pfeif- 
chen verbracht. Naht die Gefahr, so 
ist die Th&tigkeit der Wachen eine an- 
gestrengte und gewaltige und dennoch 
oft eine erfolglose. Näheres Yiol^t^ 
107 f. Passarge, 196 f. — BUdlich 
sagt man von dem Ehemann, welcher 
der Entbindung seiner Frau entgegen- 
sieht und darum nicht ausgeht: Er ist 
auf Emoackt. Sprw. I, 721. 

eifz, adj,^ s. aifz. 

eiben, «tr., s. aifzen. 

Eitel, m. jüd. Vorn., auch Eidel, Edel, 
Odel. Yon eitel oder edelf Flatow. 
Schmitt, 112. 

eiwo, interj.^ s. äwo. 

eife, interj,^ s. eiiche. 

£k, £ke, /, Eiche. Vgl. Ecker. 

ekelig, eklig, adj.^ leicht Ekel erregend, 
widerlich, verdriefzlich, unangenehm. 
Sei doch nicht gleich so eidig, Dat ös 
ml eklig, dat du geSchahbert hast Das 
ist ein ekliger Mensch. 

ftken, o^;., eichen, aus Eichenholz. 
Eken Dosch. Hei kann dorch e eke 
Brett kicke — wenn e Loch banne ös. 

£khamke, n., das Eichhörnchen. S. 

Eichkätzchen. 

£kkatt, /., £kkater, m., s. Eichkätzchen. 

tUig, adj.y 8. ekelig. 

□hing, Stadt in Westpr. am Elbing* 
flösse, früher, neben Elbing, Elbinga, 
EUnngumy bei Jeroschin: Elbinc, m., 
zu dem Eibinge. Pfeiffer, 142. Der 
FluCz hieiz Elbing und Elbingus, bei 
Wulfstan üßng. Nsslm. Th., 35. Die 
Bowohner Elbings heil'zen im Volks- 
munde Albinger. Es giebt dreierlei Men- 
schen: gute, schlechte und Albinger, 

Element, n. Flucht ges Element, Medik, 
Ldnimentum ammoniacatum. 

Elend, n., das Elen, Cenms Alces, 



Elen aus dem poln. jeleh^ russ. oleh, 
lit. ilnisy in allen Sprachen m. = Hirsch, 
während das Elen slav. hs, poln. loi, 
lit. 6r^4iw heifzt. Hennig, 59. Grimm, 
Wb.m, 406. Weigand I, 38.2. 

Elf gang, m., elf Gänge im Weber- 
kamm; zur Bezeichnung eines sehr schma- 
len Gewebes. Jeder Gang enthält 
40 Rohrsprossen des Kammes. Lnkes 
üt em Elf gang. S. Sprw. H, 1851. 

£lge, Ölge, /., das Ol. Danzig; doch 
nur pltd. f. 

Elies, m. Vom., auch Lietke, Elias. 
Hartwich, 54. 

Elk, m, n.f^ Otis. Muhling, Tiem., 
169. Viol^t, 100. Denn (kriecht der 
Geist) en de Elk Seelenw., 41. De 
Elk sali dat Rackertieg holen! Dorr, 
1. Wiew., 36. Hier scheint also Elk = 
Teufel zu gelten. Auch als Schimpf- 
wort tritt Elk, ölk auf: ß Elk! Dorr, 
a. a. 0. 100. Vgl. Duck. 

Elier, /., plur. EH're, Ellem, Erle, altpr. 
ahkande, lit älksnis^Hksnis, \&ii. elkschnis, 
walkichniSf poln. olsza; provinziell auch 
Dse. Hagen, 987. Hennig, 59. Hu- 
pel, 58. Nsslm. Th., 5. Davon ellem, 
adj. : eüeme Bretter, Eller als Ortsname, 
im Reg. -Bez. Königsberg: Ellem, EUer- 
krug, Eüerlacken, EUermühle, EUem- 
bruch, EUemhaus, EUeiifihof, EUemkrug, 
Eilerwalde; im Reg.-Bez. Gumbinnen: 
EUembruch, EUemthal. 

Ellernbruch, pltd. Ellerbrtk, m,, Bruch 
mit Erlen bestanden. Auch als Orts- 
name: EUembruch, Dörfer im Kr. Ger- 
dauen und im Kr. Niederung. 

Ellernholz, pltd. Eilerholt, n , Holz der 
Erle. Rotes Haar und EUemholz wächst 
auf keinem guten Orund. Sprw. H, 
1064. 

Ellerwald, pltd. EllerwOld, m., Wald 
von Erlen. 

Ellirche, /., Ellritzo, PhoainuslaevisAg. 



174 



Eis — En poor Koffe. 



Simon Grünau, 7Va(T#./, cap. 7/7. Be- 
necke, 285. 

Eis, Ehe, 1. w. Vorn., Elisabeth; auch 
lls, Dem. Ekke^ Ihkey bei Hartwich, 
54, Rnch Sziui (ächud). Noch e Mäche 
had wa^ das hiss Eh, Ermländ. Freisch., 
9. 2. Schimpfwort auf ein Frauen- 
zimmer: dwmme Ek^ dumme äckud! 

3. Die blinde Ek bedruckt ihn^ zum 
Kinde, das der Schlaf überfällt. Die 
blinde Eis vertritt also die Stelle des 
Sandmannes. 

Else, /., s. Eller u. das vor. 
Elsenich, m., Sumpf-Ölsenich^ Selinum 
pcUustre. Hagen, 308. 

Elwe, /., s. Heweiten. 

Sinke, /., Ameise. Dzg. W.Seidel, 
29. S. HSfliske. 

Emmer, m., Eimer. Hennig, 59. 

End', pltd. ebenso und Eng, Engd, 
Dem. Endke, Engdke^ Ende. 1. Strecke, 
Weg. Komm ein Endchen mit! Oehe 
(rücke) ein Endchen weiter! Zeige (auf 
der Karte) ein Endchen oaüicher! Eis 
ist noch ein gutes Ende (Endchen) hin. 
Dat 08 man e Endke. Was ist das fwt ein 
weites Ende /Auf die Frage nach der Lage 
eines Ortes : E Endke op jenstds dot (jen- 
seits dort). Dönh. 2. Gegend, Stadtteil, 
Landesteil. Er wohnt auf unserm End. 
Er ist auf unser End gezogen. Jero- 
schin: Littouwin hetdn in der stunt 
ein ende von Kurlande mit roube und 
mit brande alzu vreisUch verhert 72a. 
Pfeiffer, 143. 3. Überrest, Stumpf, 
kurzer Teil. Ein Endchen Siegellack^ 
ein Endchen Band^ Licht ^ Wurst etc. 

4. Ghrenze. Am Ende des Tisches sitzen. 
Die Wurst hat zwei Enden, 5. Sorte. 
Das beste Endy die beste Sorte. Vom 
besten End^ vx)von der Bürgermeister 
die Hosen hat. Weitere hierher gehö- 
rige Redensarten s. Sprw. I^ 729 ff; H, 
636 ff. 



£ndannel, ?»., s. Eindarm. 

endeken ( — ^«^— ), präp.^ entgegen. 
Wt wolle dem Väder endeken gän, wir 
wollen dem Vater entgegen gehen. Döhn. 
Muhling schreibt endekeng. 

finethängs, adv y in einer Hand, d. h. 
gleichzeitig Verschiedenes abmachen, 
auf einem Gange verschiedene Geschäfte 
besorgen. Dat latt sock enethängs mäke. 
Gah doch enethängs da hen. Auch blofz 
bängs. Samland. 

Engel, m. Vom., Engelhard, Engel- 
bert, auch w.Engelberta. Hartwich, 54. 

EngelsUfz, n., Pflzn., gemeiner Tüpfel- 
farn, Poh/podium vulgare L. Hagen, 
1092. Das Engelsü/z blühet auf Ihren 
holdseligen Lippen, Carm. nupt 1, 139. 

Engeltier, ti., ygh Prätorius unter 
den Gesträuchen Preufzens angeführt. 
Pierson, Matth. Prätor., 13. Hagen, 
522: Engelthierrose^ Rosa rubiginosa. 

Englingsloch, n., Loch, das durch die 
Made des Büwurms in der Haut der 
Rinder entsteht Mühling. 

engser, engster, enkser, conj.^ entweder. 

Engser oder! Ermland. Muhling 
schreibt ängser und übersetzt, wohl irr- 
tümlich: heute oder morgen. 

Enkel, Änkel, m.^ FuTzknöchel, ahd. 
anchalj mhd. enkel Weigand I, 291. 
Grimm, Wb. HI, 485. Schmellerl, 
83, weist auf einen altem Ausdruck 
anken « bewegen hin. Bei Jeroschin 
enka. Pfeiffer, 143. 

enkelt, tnkelt, adj.y einzeln, einfach. 
Er ist ein enkelter Mensch. Hennig, 
59. Dähn.,106b. Hupel,58. Sall- 
m a n n , 30 b : EnkeUaufy Einzellauf. Ygl. 
einlitzig. 

enkser, conj.^ s. engser. 

En poor Koffe, ein Paar Kaffee, eine 
Tasse Kaffee, weil Ober- und Unter- 
tasse gereicht wird. Dzg. Nhg. Yio- 
Ut, 99. 



Entenflott — Brbscblussei. 



175 



Entenflott, n., Eutengras, Festaca flui-- 
tans L. HenDig, 60. Nach Hagen, 
941: Lemna minor L. Leanis, 1154: 
Entenflott ^ Lemna , Lieblingsnahrang 
der Enten. 

Entenpest, /., Pest anter den Enten ; 
zar Bezeichnang längst vergangener 

Zeit Vgl GesselpesL 

Enter, m., Enterich. Mielcke II, 
155 b. Vgl. Erpel a. Wart. 

entfallen, st, entweichen, aasweichen. 
Ako auch das Clement hincze nach Hans 
Adam mit einem Messer gestochen vnd 
sojm der nit entfallen het erjnen mögen 
vom leben zum Tode hr engen (1532). 
Die Zünfte, 49. ... sticht er nach hans 
adam vn der entfeit jm hinder den posten 
(Pfosten). Ibid., 50. 

entlangs, adv., entlang, läogs, der 
Länge nach hin. De Gass enüangs; 
enÜangsdemWol, Hennig, 60. Grimm, 
Wb. m, 564f. 

Entrach, m., Enterich. Bajack, 388. 

entscheiden, pltd. entsch6de(n), st , aas- 

richten, verrichten, besorgen. Ock mot 
entSchede gane, ich maCz nach der Wirt- 
schaft sehen gehen. Natangen. 

entweichen, st, abtreten, vnd so 
die elderlewthe Rechenschaft thun, so 
sollen sie entweichen das m>an wnJbfroge, 
ab den eldesten genügt an der Rechen- 
schaß oder nicht (1452). Die Zünfte, 16. 

entzwei, pltd. entwei, adv, a. adj., mhd. 

enzweiy ahd. in zuei = in zwei (Teile), 
in Stücke gebrochen, zerrissen. Mnd. 
entwe(J)^ entweig, intwei, bei Jeroschin 
inzwei, das auch jetzt noch gehört wird. 
Pfeiffer, 147. Der Topf ist entzwei, 
Entziceine Stiefel, Hosen etc. Soph. R. 
in, 99 : d€is Halstuch war entzwei. Bild- 
lich: Entzwei sein vor Schmerz^ Kam- 
meretc.y an tröstlich sein, jammern. Sied 
nich entweiy hier helpt kein M§del mehr. 
Dorr, 1. Wiew., 128. 



- enzelt, enzeln, auch mit anlautendem 
langen ^, adj, a. ado,^ einzeln. Bei 
Jeroschin enzelin, enzeln, ado., und 
enzelf adj., ebenso enzeUich, Pfeiffer, 
147. 

Enzian, m. Witter Enzian vom schwarte 
Pudel Medik. Excrementa canina, 

erbarmen, sw,, in Ausrufen der Ab- 
wehr, des Erstaunens: Erbarm^ dich, 
Kind, ifz nicht so viel! Erbarm' dich, 
Mensch, wie siehst du ausf Aber er- 
barm' dich, warum giebst du dem Armen 
so viel! 

Erbbuch, n, 1. das durch Erbschaft 
erlangte Buch. Man wendet es an 
wie den Erbschlüssel (s. d.). 2. das 
öffentliche Stadtbucb, worin die Grund- 
stücke (Erbe = eigentümliches (xrund- 
stück) mit ihren Eigentümern nebst 
den Kapitalien, für die sie verpfändet 
waren, verschrieben standen. Danzig. 
Klein, I, 102. Gegenwärtig vertritt 
das Hypothekenbuch die Stelle des 
Erbbuches. W. Seidel, 29. 

Erbhaken, m,, Haken, der in einer 
Familie von Geschlecht zu Geschlecht 
sich fortgeerbt hat; es ist der Feuer- 
haken, an welchem der Kessel über 
dem Herde hängt. Auf der kurischen 
Nehrung schreibt man diesem Haken 
übernatürliche Kraft zu. Als 1709 die 
Pest auch dort ihre Opfer forderte, 
schützten die Bewohner von Sarkau 
ihr Dorf dadurch gegen diesen furcht- 
baren Feind, dafz sie um dasselbe mit 
einem Erbhaken einen Kreis in die 
Erde pflügten. Als der „Pestmann^ 
auch nach Sarkau wollte und an die 
Furche kam, blieb er ohnmächtig ste- 
hen: Da kann ich nicht hinein, es ist 
ein Zaun vor. Mündlich. 

ErbschlUssel, pltd. Arwschlätel, m,, 
Schlüssel, den man von Verwandten 
geerbt hat. Mit seiner Hilfe yerTnag 



176 



ErbseiMcheasal — erkriegen. 



man nach dem Volksglauben Diebe zu 
ermitteln. S. Hexenspr., 117ff. Auch 
giefzt man durch das Ohr des Erb- 
schlüssels in der Sylvestemacht Zinn. 
S. Zinngiefzen. 

Erbsenscheusal, pltd. ArfteschUsel (ü 
lang), n., Frauenzimmer, das in hohem 
Grade unordentlich aussieht, ein Scheusal 
ist. Samland. 

Erbsenschmecker, m., Spottname für 
einen Bewohner von Schippenbeil. Das 
Erbsenschmeckerlied s. Volksl., 66, 44. 
S. Schippenbeil. 

Erbunterthany m , Lehnsmann. Über 
die Stellung der Erbunterthanen in Ost- 
und Westpreufzen s. Bock, Nat. I, 
169. 

Erbzinser, n»., bäuerlicher Besitzer, 
der durch Erbzinskontrakt ein liegen- 
des Gut mit Erlegung eines Einkauf- 
geldes und Festsetzung eines jährlichen 
Erbzinses (Kanons) für sich und seine 
Erben besitzt; auch Erbzinsmann. Vgl. 
Bock, Nat. I, 171. 

Erbzinsgut, n., Gut eines Erbzinsers. 

Erdapfel, m,y die Kartoffel. Ursprün- 
lich hielz mhd. ertaphely erdapfel^ ahd. 
erciapAu/ die Melone, Gurke. Grimm, 
Wb. m, 745. Weigand I, 402. 

Erde, /., Fufzboden. Diele. Seit op 
de Erdy setze (es) auf den Boden hin. 

Erdfisch, m., s. Nase. 

Erdkrebs, m., Maulwurfsgrille, Ghryüw 
Gryüotalpa. S. Schrotwurm. Mühling, 
Tiem.^ 169. 

Erdmann, m. Yom«, Adam. Familien, 
denen die Söhne gestorben, geben dem 
nachgeborenen Sohne den Namen Erd- 
mann, um ihn gegen frühen Tod zu 
schützen. Erdmann bezeichnet auch 
den Tod. Sich mit Erdmann verhei- 
raten = sterben. Sprw. 1, 115. 

Erdmut, w. Vom., im Sinne von Erd- 
mann. AUe Geaeüen und Jungfern 



dienen nirgend hin als unter die alten 
Weiber im Spital oder zur Erdmut in 
die Erde. Stein, Peregrinus XIV, 8. 
Wies. Mtsbl. VI, 184. Sprichwort: Wie 
einer hier lebet, also auch dort^ das weifz 
Frau Erdmuth. Pisanski, 23. Hen- 
nig, 60. Sprw. I, 745. 

Erdschucke, Erdschocke, /., Kartoffel. 
Danzig. W. Seidel, 30. Lit irczukas. 
Vgl. Schucke u. Erdapfel. 

Erdwender, pltd. Erdwender, m.^ einer, 
der die Erde wendet, aufwühlt: das 
wilde Schwein. S. Pdanzrät. 8. 

ergattern, sw.^ s. gattern. 

ergretzen, sw.^ Ergretzung, /., s. gretzen. 

erjachem, «tc^., Yon jachem^ eijagen, 
auf Umwegen, durch List und Ränke, 
durch liederlichen Lebenswandel etwas 
erlangen. Das bifzchen Staat hat sie 
sich erjachert, 

6rke, adj.^ s. ehrke. 

erkobem, mc., s. erkowem. 

erkommen, sty in die Höhe kommen, 
sich erholen, s. v. a. erkOwern. 

erkOwem, «lo., sich, sich erholen, zu 
neuen Kräften kommen, nach einer 
Krankheit oder nach grofzerem Verlust; 
auch erkobem^ erkubem^ erkmoem^ ter-- 
kawem, derkowem^ terkuwemyderkwwemy 
vhd. zerkowem; mhd. erkoberen, ahd. 
irkobordn^ franz. recouwer^ schwed. ySr- 
ko/vra^ engl, to recover (recovered); 
sch^Sb^sicherkobem^ erkowem, Schmid, 
321; bayer. sich erkobem , sich kofem. 
Schmellerll, 276. 286; nassau. sich 
erkobem^ erkowem^ erkuwwem. Kehr- 
ein, 130. Da erkoowerd ock mie öhrst. 
Carm. nupt, I, 282, 12. Hei terkmoert 
sack. Sprw. I, 747. Li Posen erkobem 
erlangen, sich in Besitz setzen. B er n d , 
17. 54. Bock, 9. Hennig, 60. 323. 
Grimm, Wb. III, 879. Weigand I, 
405. 

erkriegen, terkriegen, sw,y sich^ sich 



erkronen — erstentags. 



177 



erholen, neue Kräfte kriegen, bekommen. 
Hei terkröggt BÖck cUlwedder, 

erkronen, »w.^ erfreuen, kräftigen, 
starken. Schwarte Mas on BSne, Dat 
fßdd min Hart erkrane. Volksr,, 263. 
880. 

erkubem, erkuwem, sw.y s. erkOwem. 

Brfings, adv»^ s. Srechlings. 

erfBsen, sw.y los, frei machen; ent- 
binden. Eine Gebärende wird erlöst; 
die Hebamme erlöst sie. Dzg. Klein,!, 
103. 

erlungem, eriunkern, 8w,^ s. lungern. 

Ermland, Ermeland, n., Land der Erma^ 
der Witwe Warmo'Sy eines der Söhne 
des Königs Widewut, daher auch War- 
mien genannt. Voigt, Gesch. Pr. I, 
171. Diese Herleitangen der Namen 
aus der Sage sind^ wie v. Mülverstedt 
in seiner Abhandlung: „Die Namen 
Ermeland und Warmicn etc." (N. Pr. 
Prov.-Bl. a. F. XI, 65 ff.) festgestellt, 
balüos; er versucht mit Gluck den 
Nachweis, dafz Wormdüt nicht nur zu 
den Territorien des alten Ermelandes 
gehörte (was heute auch noch der Fall), 
sondern auch der ganzen Landschaft 
den Namen gegeben (man liest in einer 
Urkunde von 1388 Wormedithe und 
Warmeland dicht nebeneinander: In 
das Landtgehegette ding Vnsers Herrn 
Lande von Warmelande zu Wormedithe\ 
und dafz Wärmten und Ermeland nicht 
als verschiedene Namen aufgefafzt 
werden dürfen, sondern nur verschiedene 
Sprach- oder Dialektformen des eben 
genannten Stammwortes sind. Vgl. 
auch Toppen, hist.-comp. Geogr. 16ff. 
- Ermlandy im Yolksmunde auch das 
Ermeländische, umfalzt heute die vier 
landrätlichen Kreise Braunsbergy Heils- 
berg^ Rössel und AUenstein, Ich erfuhr^ 
er geh' in's Ermeländische. Soph. R. IV, 

FrUcbbler, Wörterbuch I. 



218. Und so geh£s wie ein Sturmwind 
in's Ermelandische. Ibid. V, 624. 

Ermländer, m., Bewohner des £rm- 
landes, bei Dusburg ermyni die Erm- 
länder. Vgl. Voigt, Gesch. Pr. II, 615. 
N. Pr. Prov.-Bl. a. F. XI, 72. Nsslm. 
Th., 39. 

Erntefuder, n., die vierspännige Fuhre 
ungedroschenen Getreides, welche im 
Werder und in der Nogatniederung 
jeder Besitzer von zwei kulmischen 
Hufen und mehr nach beendeter Ernte 
dem Geistlichen als Geschenk sendet. 
Die Sitte, welche seit länger als 200 
Jahren bestanden, kommt allmählich 
in Vergessenheit. Heinel, 322. Hintz, 
136. 

erobern, pltd. ferobre(n), sw.^ erübrigen, 

ersparen, gewinnen. Was sie von ihrem 
Taschengelde erobert^ verwendet sie auf 
den Putz, Bt dem Geschäft ös nuscht 
to terobre. 

Erpel, m.y Enterich, ömmer munter 
on kontenty wt de Erpel op de Ent 
Sprw. I, 2676. 4030. Schleicherus safz 
und grihflachte ide ein Erpel. Soph. 
R ni, 217. Grimm, Wb. IH, 937. 
Hennig, 61. In Friedland Ostpr. auch 
Arpel. Vgl. Enter, Entrach, Wadik |und 
Wart 

erprachem, sw.^ erbetteln. S. prachem. 

free, /., Hirse, mhd. hdrsey hirsy ahd. 
hirsi, hirse. In Kgsbg. auch Xiche 
{Ä lang). Davon: Srsengriltze, )Uchen- 
grIHze, /., Grütze von Hirse. 

Srsken, plur.^ s. v. a. Unterfirsken 

(s. d.). 

erspuren, sw.^ erspuren, aufspüren, 
die Spur finden. Der Hund hat das 

Wild erspurt Vgl. verspüren, 
erstenfaigs, pltd. erschtendags (a = d)y 

adv.y in den nächsten Tagen, sobald als 
möglich. Marc Id. 

12 



178 



erstunken — Eulenpfingsten. 



erstunken, part, prät von erstinkerty 
erdichten, aafbringen, lügen. Das ist 
erstunken und erlogen^ eine gemeine, 
böswillige Yerleamdung, Luge. In 
Posen dieselbe Redensart mit dem Zu- 
satz: und dazu nicht wahr, Bernd, 
54. Hupel, 58. Sprw. II, 653. 

Erwehen, plur.^ Erbsen. 

£rzi88,/., Narcisse. Dzg.Nhg. Yiol^t, 
99. 

Erzpriester, m., Archipresbyter; in der 
kathol. Kirche der Würde nach, was 
in der evangel. der Superintendent. 
Nach Hennig, 61, noch: „in Preui'zen 
unter den Lutheranern diejenigen Geist- 
lichen, welche die Aufsicht über die 
Kirchen eines ganzen Sprengeis haben''. 

fis, ees, adj,^ s. Vs. 

£s-che, Eser, Oser, m. jüd. Vorn. Fla- 

tow. Schmitt, 112. 

escherig, adj.^ s. äscherig. 
£sel, /., s. Äsel. 
8sen, sw.y s. äsen. 

Essen, n., Gericht, Gang beim Essen. 
Zur seihten lobte (Verlobung) sollen vber 
ij, oder drey essen nicht geben werden 
bey dreyen marcken b%ces. Kleid.-Ordg. 
1529—53. Kgsbg. N. Fr. Prov.-Bl. 
a. F. VII, 374. 

Essenträger, pltd. £tedräger, plur,, 
die drei Sterne im Gürtel des Orion. 
Dönh. 

ftst, adv.y fast, beinahe, kaum. Es 
ist est nich zu glowe^ es ist fast nicht 
zu glauben. Oberland. Ein anderes 
est s. unter Vs. 

Sts, adv., gar; erst, ets nich, gar 
nicht. Dönh. ets recht nicht\ erst 
recht nicht. 

Ctsch, intety\y höhnender Zuruf^ wobei 
man schadenfroh den Zeigefinger der 
linken Hand schabt, was man fttschen 
nennt. Einen ausetschen^ ihn mit Schabe- 
finger ausschämen. 



etzerje, adü,^ eben, jetzt, diesen Augen- 
blick. Mühling. Hennig, 323, schreibt 
ezterje. 

eu (äu), Doppellaut, wird fast immer 
ein gedehntes, zuweilen auch ein ge- 
schärftes i mit leise nachklingendem e 
oder o, in manchen Gegenden auch ü: 
Beutel Btdely heute htde, hüde, Leut- 
chen Litkes, Lütkes^ Leute Ltdy Lüdy 
läuten Itde (auch lödde)^ Scheune ScMny 
Schien, freundlich frindlich, Kreuz KriZj 
säumen stme, sieme, steme (auch some, 
seme — beseme). Wird das eu ge- 
sprochen, so lautet es ei: gefreut ge^ 
freit, Eule EUe. S. Lehmann , Volksm., 
28. 

Eule, Eile, pltd.ll(/=0,/. 1- Egel, Blut- 
egel, Hirudo. Hei ös danau un de II 
nau Blöt Sprw. I, 537. Hei söpt wl 
e II, der starke Trinker. Bluteule, 
Pferdseule. Iletiln, Trin\ die mit Blut- 
egeln handelt, Blutegelverkäuferin. 2. 
pltd. Ul {ü^ü), Nachtschmetterling. 
Mühling, Tiem., 169. 

Eulenfeder, pltd. Ulefedder (I7=u), /., 

Feder der Eule. Hei ös möt Ulefeddre be- 
Schott, er hat Unglück. Wehlau. Sprw. 
II, 677. 

Eulenflucht, pltd. Uleflucht, Uleflocht 

(i7=w), /., in pltd. Form üblicher, 
Zeit nach Sonnenuntergang, in der die 
Eulen ihren Flug beginnen, Dämmerung. 
In der Ulenflucht, in der Abenddämme- 
rung. Hennig, 323. 

Eulengicht, pltd. Ulegicht {U^ü), /., 
Brühe von einer abgekochten Eule. 
Wer mit solcher Gicht begossen wird, 
hat Unglück, wird dumm und zum besten 
gehalten; es ergeht ihm wie der Eule, 
wenn sie sich am Tage sehen läfzt — 
er wird verfolgt Si ock denn nü ganz 
begäte Hü^d^ möt itel Ulegicht f Volksl. 
44, 68. Sprw. I, 774. 

Eulenpfingsten, pltd. Ulepingste (I7»«i), 



Eve — fach. 



179 



/., zar Bezeichnung eines Ungewissen 
Termins. Op Ulepingste. Sprw. I, 
775. 

Eve, f.y das Mutterschaf. Mühling, 
Tiem., 169. 

Ewig, m.y Ephea, Bedej^a, weil er 
immer grün ist Hagen, 273. Nach 
Leunis, 721, heifzt auch der Taxas- 
baum Ewtff, 

Ex, /., die Axt. S. Ax. 

expree, adv.^ ausdrücklich, durchaus. 



Dat woü eck nü espree. Das franz. 
expr^. 

Eylau, Pr.,pltd.llau(/^Q, Ereisstadtin 
Ostpr. Er steht ctus tüte der Tod von 
Eylau. Erinnert wohl an die Schlacht 
von Pr. Eylau am 7. und 8. Februar 
1807. Fr ist aus Eylau, er thut eilig, 
hat Eile. Wortspiel. Fiene Herres on 
Flaues ut Hau on Kensbarg weare dabi. 
Boldt, 12. 

ezterje, adv., s. etzerje. 



F- 



f behält pltd. im Anlaut hchd. Klang, 
geht jedoch im Auslaut meistens in p 
über: auf op, Schaf Schäp, zu Häuf 
to häp. Im Inlaut wird / zu p, b oder 
w: saufen süpe, Haufe Hupe, laufen 
lope, Hafer Haber y Häwer, Stiefel Steb'ly 
Stewelf Teufel IXwel, Düwel. Auch im 
schlechten Hochd. hört man w statt /: 
Briewe, Ha wen, Howmann. Auch ff 
wird p mit Verlängerung des vorher- 

o 

gehenden Vokals: Affe Ap, Scheffel 
Schepel, Löffel Lepel. Lehmann, Volks- 
mund., 30. Hennig^ 62. 

fäaken, adv.^ s. fach. 

Fabeikrailt, n., echte Königskerze, 
Verbascum ihapsus L. Das Volk glaubt, 
dafz die Wurzel der Pflanze, in Häu- 
ser, Stalle, Scheunen gelegt, die Rat- 
ten und Mäuse vertreibe. Hagen, 
241. 

Fach, n. 1. das Scheunenfach, der 
Scheunenraum zur Seite der Tenne, die 
Banse. In nem Fack^ in nem Fack 
schleit de Bue sine Junge, Volksr. 44, 
167. '2. das LieblingsvergnQgen. Er 
hat sein Fach recht ausgeführt, sich 
recht lustig gemacht. Bock, 10. Hen- 
nig, 62 



fach, fache, fachen, auch fake, faken 

(a = a), faken, auf der Dzg. Nhg. und 
im Werder fäaken, aefe., oft, mehrfach, 
mannigfach, häufig, wiederholt, viel- 
mals. Es hat hier fache geregnet. Ober- 
land. Öch hc^s dir fauche gesagt, ich 
habe dirs wiederholt gesagt. Ermland. 
Ich bin faken in der Stadt gewesen. 
Alien Ohm dat wer en leewster Mann, 
Recht foaken kehrd öck bi em an Dorr, 
7. . . .de Lied ön der Stadty Se schrie- 
wen foaken on weeten nich wat. Ibid. 
9. Wie faacke hebb eck da manch 
Poüke Bohr gesaape. Carm. nupt I, 
282, 1. Hapning (Hofl&iung) §s faken 
wie en stiewer Jagdhund. D orr, 1. Wiew., 
34. Wat awer mach doch da onga Herr 
so faachen maaken. Carm. nupt. VI, 
168 c. Eere Schwester pisackt on klem- 
pinigt se fachen. Schalt). 3, 6. Ew. 
Ehrwürdigen Gnaden haben mir fast 
viel und gefach geschrieben. Aus einem 
Briefe des Komturs von Thom an 
den Hochmeister L. von Erlichshausen 
aus 1454. Beitr. z. Kde. Pr. V, 291. 
S. auch Erl. Pr. I, 479. — Mnd. vaken^ 
vake, holl. vaak, allgemein nd. faken, 
vaken. Brem. Wb. I, 334. Schütze I, 

12* 



180 



Fachwerk — fahren. 



307. Schamb., 256a. In Posen : /acA, 
fache, Bernd, 55. Bock, 10. Hen- 
nig, 63. 

Fachwerk, n., das hölzerne Bandwerk 
einer Wand, das mit Ziegeln ausge- 
mauert wird. Hennig, 62. 

fackeln, 9iw,^ schwanken, zweifeln, un- 
entschieden zögern, umständlich und 
mit peinlicher Behutsamkeit zu Werke 
gehen. Fackel nicht so lang! Mit dem 
werde ich nicht lange fackeln^ ich werde 
ihn nicht lange bitten und fragen, viel- 
mehr ernstlich gegen ihn vorgehen. 
Wer na der Schiewe schotty dey mot 
nich erst veel fackeln. Carm, nwpt, HI, 
133c. Hennig, 63. 

Fadem, m, der Faden. Mi e Icke 
hat in seinem Wb., H, 173: Fadem^ 
Fadem gezwimty Fadem einziehen^ fa- 
demweise; dagegen: dem Faden nach^ 
zu einem Faden. 

Fademaufleser, m., Geizhals, Knicker. 
Stein, Peregrinus XIH, 88 : Federn auf- 
User. W. Mtsbl. VI, 159. 

fademrecht, adj,^ in der Richtung des 
hängenden Fadens, lotrecht. Sperber, 
11: Fademrecht ist ein bekannter Fa- 
milienname. 

ndmen, sw.^ fädeln, gewöhnlich ein- 
fädmen. 

Fagfis, 9n., Vagabund^ Herumtreiber, 
poln. wagus^ lit. wagis; aus dem lat. 
vagtis. Flatow. Schmitt, 109. Hen- 
nig, 323. Nach Mühling ist Fagas 
ifi der Niederung auch Name für das 
^ Schaf ; er schreibt auch Vagas. Sehe- 
mionek, 10: Faggass grofzer Fett- 
hammel. 

Fahle, m.^ braunes Pferd, dessen Farbe 
ins Gelbliche spielt, der Falbe. 

Fahlland, n., Land, auf dem nichts 
wächst. 

Fahm, /., s. Fftm. 

Fahnenspiel, n., das Schwingen, Wer- 



fen und Fangen der Gewerksfahne vor 
den Herbergen der Maurer u. Zimmer- 
leute bei den sog. Quartalen. Die 
Fahnenspieler sind nicht, wie Ro- 
senkranz, Egsbg. Skizzen I, 221, 
meint, die Altgesellen, sondern geschickte 
Gesellen, die das Gewerk zu dem Spiel 
gewählt hat. Das Fahnenspiel wird 
auch bei Festaufzügen, z. B. zu Ehren 
des anwesenden Kaisers, ausgeführt. 
Königsberg. 

FähnkefUhrer, m., eigentlich Führer 
des Fähnchens (der Fahne), eines 
Fähnleins (Reiter); hier Anführer, An- 
stifter, Aufwiegler, wo es gilt einen 
lustigen oder auch schlechten Streich 
auszuführen. Well wi beid uk darbt 
de Fahnkefeehrers s§nnen. Dorr, 1. 
Wiew., 102. Verderbt zu: Hähnke- 
fUhrer (Kgsbg.), HahnchenfUhrer (Sens- 
burg), TähnkefUhrer (Wilgaiten im Sam- 
lande), welche Benennungen Hähnchen^ 
und Zähnchenführer bedeuten. Bock, 

10. Hennig, 62. Sprw.I, 782. 
Fahr, Fahre, pltd. Far (a = ä), F6r,/, 

Furche im Acker, die der Pflug zieht, 
mhd. furchy ahd. furuh^ engl, furrowy 
holl. vooTy vore. Je mehr Fär^ je mehr 
Ar, je mehr Furchen, desto mehr Ähren, 
d. h. je besser man pflügt, desto mehr 
Getreide baut man. En Fär — en Ar^ 
zur Bezeichnung mangelhafter Beacke- 
rung und ihres Ertrages. Sprw. I, 791; 

11, 681. Min* Zoch woll nich packe. 
De Fahr föüt mi op e Hacke. Volksl. 
35, 23, 2. De Hadebar, De Hadebar^ 
De geit on trett em (dem Bauern) de 
Fahrkes torecht Yolksr. 51, 195. In 
Hessen ist Faere die quer oder schräg 
durch den Acker zur Ableitung des 
Wassers dienende Furche. Vilmar, 
97. 

fahren, st, machen, dalz man vor- 
wärts kommt. Na fahr, fahr! ruft 



Fahrt — Farach. 



181 



man in Egsbg. auch dem zögernden 
Fafzgänger zu. Mit einem fahren^ ihn 
abfuhren, heimsenden, gefangen fort- 
führen. Se fahre mot «n, gewöhnlicher: 
sie fahren mit ihm ab^ 

Fahrt, /. 1. die Einfahrt (s. d.); 2. 
eine Tracht Wasser, zwei Eimer voll, 
das Malz einer Fahrt, d. h. eines Gan- 
ges. 

fake, faken {a = ä\ adv.^ s. fach. 

Faken (a = a), plur,^ Hürden aus Ha- 
selruten oder Latten. Mühling. 

Faktor, m, Hausknecht, Ausläufer, 
namentlich in kaufmännischen Geschäf- 
ten. Kgsbg. Sperber, 44. 

Falbelan, m., krausgezogener Besatz 
unten an Frauenröcken; aus dem franz. 
falbala, Dönh. Hennig, 64, hat das 
allgemein gebräuchliche Falbel. 

Fale, w. jüd. Vom. Flatow. Schmitt, 
114. 

Falk, Falke, m., Wunde, die man sich 
selbst beibringt: einen Falken setzen. 
In der Sprache des geheimen Bettler- 
ordens, der zu Anfang des 17. Jahrh. 
in der Provinz Preulzen bestand und 
dessen Mitglieder sich „Brüder^ nann- 
ten (Pracherke min Broderke). Die 
Wunde hatte den Zweck, Schauder 
und Mitleid zu erregen, war aber nicht 
gefahrlich; zu ihrer Hervorbringung 
bediente man sich ungelöschten Kalkes, 
in Branntwein gelöst, womit die Haut 
au%eätzt wurde. Pr. Archiv, 1793, 8. 
Sprw. n, 689. 

Fallderallke, Elangwort von fallen und 
rollen^ zur Bezeichnung des fallenden 
und rollenden Eies. S. Tierräts. 62. 

Fälle, n., FSIIekobbel, /., s. Fohlen. 

falsch, adj. 1. ärgerlich, erzürnt, 
bissig. MacK nichts dafz ich falsch 
werde. Er ist auf dich sehr falsch^ 
böse, gegen dich aufgebracht; 2. un- 
zuverlässig, hinterlistig, gemein. Das 



ist ein falscher Mensch — ein falscher 
Hund. Er ist falsch wie Galgenholz. 
Sprw. I, 803. Vgl. ptksch. 

Faltfn, m. Vom., Valentin; auch Fa- 
milienname. Ermland. Sperber, 11. 

Fftm, /., das lat. fama. Ol lieber 
Meister, wie ist dein Nahm, Ich h5rt 
von dir ein gute Fahm. Vers 1 u. 2 
der dritten Strophe eines Gesprächs- 
liedes einer Sekte Quäker, welche sich 
1704 „im Tiegenhöfischen Gebiete auf- 
warf und die sich Ecclesiasten wollten 
genannt wissen." Hartwich, 299. 

Familie, /., das Familienglied, je Mann 
und Frau. Es sind nur zwei Famüien^ 
es ist nur Mann und Frau da, das 
Ehepaar hat keine Kinder. Königs- 
berg. 

fanir, adv.^ s. wennir. 

fanCrsch, adj.^ venerisch. Sperber^ 
44. 

fangen, s^., mit Steinen, Knöcheln. 
S. knBcheln. 

Fanillj', /., Vanille. Sperber, 44. 

Farbchen, n.. Dem. von Farbe. Sprich- 
wörtlich: Das Farbchen ist mir zu bunt. 
Soph. R. VI, 459. 

Farbe, pltd. Farw, /. Auf seine Farbe 
halten^ sich seinem Stande gemäfz klei- 
den, auf seinen Stand nichts kommen 
lassen. Hennig, 64. 

Färbe, /., Farbe; Färberei. Ein Kleid 
in die Färbe geben. Königsberg. 

Färberzeichen, n., Blechmarke, die 
der Färber als Zeichen für das in die 
Färberei gelieferte Stück ausgiebt. 

fllreng, adv.^ am Ende. Marienbg. 
Ndrg. 

Färflochte, plur.^ nicht völlig aus- 
gedroschene Garben, die zu Häcksel 
zerschnitten werden. Mrbg. Ndrg. 

färfots, ado.y s. väriots. 
Farsch, m. u. /., die First des Daches, 
dessen oberste Längenlinie. Wenn ut- 



182 



Farsching — Faude. 



gangs März de Vefjoahrschstorm De 
Farsch terpliesert, det Dock opritt etc. 
Dorr, 18. 'Sds, fast, faate^ ^^- /y^t, 
holl. vorst Schamb., 257a. — be- 
farschen, das Dach mit Farschsteinen, 
Firstziegeln, schlielzen, verdichten. 
Hennig, 323. 

Farsching, m., First des Strohdaches, 
Strohlage unter den Hangelten (s. d.). 

Fartuch, n,, Handtuch. Poln. fartuch 
die Schürze. Sperber, 37. 

fasch, Hetzruf zum Hunde =* fass\ 
greif an. Fasch die Kotz! 

faschen, »w.j anfassen, angreifen; vom 
Hunde. 

Fasel, m., Junges, junge Brut, Zu- 
ZQcht, Yieh, das aufgezogen werden 
soll; schon ahd. faseh Davon faseln, 
sto., Jange werfen. Zusammensetzun- 
gen: Faselgans, Faselschwein etc., Fasel- 
vieh überhaupt. Aiich ein Fasel-Ganfz 
Et hafzt^ Die ziwm Brühten, noch zum 
Legen, Noch zum Sitzen zu bewegen, 
Sondern nur auffs Bratspie/z pa/zt 
Carm, nupt. I, 205. Hennig, 64. 
Hupel, 60. Schmid, 182. Schamb., 
257a. Weigand I, 436. Grimm, 
Wb. m, 1337. 

Faselherrschaft, /., zur Bezeichnung 
der Handwerker auf adeligen Gütern. 
Er gehört zur Faselherrschaft. Sprw. I, 
805. Mühliug: „Leute, welche nach 
ihrer Art auch vornehm sein wollen.** 
faseln, sw., von Fasel, Junge zeugend 
sich fortpflanzen, sich vermehren. Dn- 
recht gut faselt nicht und kommt nicht 
auff den dritten Erben, Stein, Pere- 
grinus Vn, 17. W. Mtsbl. V, 141. 
Fase, /. , s. Fofo. 
fasen, sfw., rasen, laufen. 
Fassan, m.^ Hundename, auch Name 
im Märchen. Es war einmal ein Mann, 
der hie/z Fassan etc. Volksr. 86, 360. 

Fassbäcker, m., s. Fastbäcker. 



fasstehrig, adj., aus fassen und lehren 
= lernen, also leicht auffassend und 
lernend, gelehrig, talentvoll. Hei äs 
sehr fasslehrig. 

fast, adj, u. adv.^ fest. Hol em fast. 
Hei kann sock fast mäke, er kann sich 
kugelfest, unverwundbar machen. 

Fastbäcker, m., auch Fassbäcker, 
eigentlich Festbäcker, Bäcker, der festes 
Brot aus Roggenmehl bäckt; im Gegen- 
satz zum Losbäcker (s. d.). Egsbg. 
Hennig, 67. 

Fastelabend, m., auch Fastlabend, 
Fastlawend, Fastelauwen , Fastenabend, 
Fastnacht, Dienstag vor Beginn der 
Fasten; mnd. vastelavent, dsLU, fastelavny 
holl. vastenavond. Provinzielle Fast- 
nacbtsgebräucbe und Fastnachtslieder 
s. Volksr. Nr. 790—796. Fastnachts- 
gerichte : Mohnkeilchen, Mohnnudeln, 
abgekochter Schweinskopf, Sauerkraut 
mit geräuchertem Schinken; Gebäcke: 
Krapfen, Purzeln, Pummelchen, Heifz- 
weck. Sperber, 11. 

Fastelabendkringel, m., kleiner Krin- 
gel, hart gebacken und mit Salz be- 
streut, in Kgsbg. vor und während der 
Fastenzeit beliebtes Gebäck. S. Krin- 
gel. 

Fafzstab, m,, die Daube, Fafzdaube. 
Sperber, 46. 

Fftts, /., cunnus, vulva. Ermland; 
sonst allgemein Fotz, Fotze; auch 
Schimpfwoj't auf eine Frauensperson. 

fats (a=^ä), adv., s. förts. 

Faude, /., Warnungszeichen, Grenz- 
zeichen, bestehend aus einer hohen 
Stange, deren oberes Ende mit Stroh 
oder Strauch umbunden ist. Es soll 
kein Angesessener von Adel oder einiger 
Einsa/z sich unterstehen Favden ins 
Haab zu setzen oder abzustecken, als die^ 
welche hiezu geordnet. Haff- und Fisch.- 
Ordnung von 1640. Bock, Nat. IV, 



Faue — fegen. 



183 



696. Nach Bock, a. a. 0. werden 
die Fauden von den gemeinen Leuten 
Fhsten genannt. Hennig, 64. S. 
FQse. 

Faue, /., Fischerkahn. Pisanski's 
Nachtr. 

Faulack, pltd. FQIak, m., Faulenzer, 
Faulpelz. Aus faul mit der poln. Mas- 
kulin-Endung dk. Treichel. 

Faulbank, pltd. FQlbänk, /., Bank für 

faule, aber auch für schwatzhafte und 
unartige Schüler. Er sitzt auf der 
Faulbank. 

Faulbaum, m., s. Wählbaum. 

FaulbrUcker, 9n., Fischer, der nicht 
zur Gilde gehorte. Es soll auch bey 
dem Abschiede bleiben^ da E, E, Roth 
den 13. Juli 1621 gesprochen ^ dass die 
FauUmicker keine Zun/t und Brüder- 
schaft aufzurichten frey haben. Rolle 
d. Kgsbg. Fischergilde. Bock, Nat. 
V, 567. 

faulfeil, adj., feil, käuflich, für Geld 
zu haben. Viel hungrige Brüder machen 
die Kunst wolfeil und fauLfeU. Stein, 
Peregrinus XVm, 38. W. Mtsbl. VI, 
191. 

Faulfieber, Tl., fingierte Krankheit träger 
Schüler. E/r hatte das Faulfieber sagt man, 
weun ein Schüler angeblich wegen 
Krankheit die Schule versäumte. Sper- 
ber, 12. 

Faust, m. Yom., Faustinus. Hart- 
wich, 54. Vgl. Pott, 49. 

Faut, m.y gewöhnlicher pltd. Föt 

Faxe,/., üblicher die Mehrzahl Faaen^ 
Possen, Späfze, närrische Eiufälle; aber 
auch alberne Ausflüchte. Dat ös Faa, 
Unsinn, dummes Zeug. Friedland Ostpr. 
Mach keine Faaen. Davon Faxenmacher, 
m., Spafzmacher, Clown. Hennig, 
63. Sperber, 12. Grimm, Wb. HI, 
1225. 1385. Vgl. Flause. 

fechten, st, betteln, ursprünglich das 



handwerkgebräuchliche Geschenk von 
den Meistern erbitten, wie solches von 
reisenden Handwerksburschen geschieht. 
Davon Fechtbruder und Fechtmeister; 
auch als Schimpfwort: Bistu ein fecht- 
meister von Danzigk. Morgenspr. von 
1532. Die Zünfte, 50. 

fCdag, adv.^ heute. Marbg. Ndrg. 

f eddern, sw.^ von Feder, verschrei- 
ben, inventarisieren. He heft nuscht to 
feddÜre^ er hat nichts zu federn, kann 
nichts den Seinen verschreiben lassen, 
ist arm. Korkehnen (Samland). Sprw. 
n, 706. 

Feddemedder, /., die Libelle. Fedder- 
nedder^ ha ht, settdt! Volksr. 60, 231. 
Samland. Ygl. Medder. 

Federau, fingierter Ortsn. NachFederau 
reisen^ zu Bette gehen. Ygl. Federland 
und Posen. 

Federball, m.^ Schmaus mit Tanz nach 
Beendigung des Federschleifzens, wobei 
man sich in ländlichen Haushaltungen 
gegenseitig unterstützt; auch Federtalk. 
S. Talk. 

Federflunk, m., Abstäuber aus Federn. 
Treichel. 

Federfuchser, m., s. Fuchser. 

Federland, n., das Bett. Wir reisen 
ins Federland, wir gehen zu Bett. 

federn, sw.^ der Feder gleich elastisch 
nachgeben. Ein auf Federn g^auter 
Wagen federt. Ygl. feddem. 

Fedemägelchen, n., Pflzn., Fedemelke, 
Dianthus plumarius L. Hennig, 65. 
Hagen, 460. 

Federpose, /., Federkiel, Federspule. 
S. Pose. 

Federtalk, m., s. Federball. 

fegein, sw.^ s. fegen. 

fegen, »w. 1. kehren mit dem Besen; 
2. wild tanzen, wobei die Tänzerin mit 
ihrem Kleide den Saal fegt; 3. einen 
schelten, derb abfertigen, zum Weichen 



184 



Feger — Fell. 



bringen. Aber ich fegte sie nach der 
Schwierlichkeit, Soph. R. V, 583. Aber 
wie fegte sie mich^ ah ich sagte: ich 
würde in ihren Angelegenheiten nie wie- 
der einen Fufz über ihre Schwelle setzen. 
Ibid., 591. Komrri man her^ ock war 
di fege! Volksl. 64. 42, 9. Hennig, 
65. Grimm, Wb.ni, 1412 ff. 4t,coire, 
vorzugsweise aus der ersten Bedeatmig, 
nnd dann gewöhnlich firequentativ fegein, 

fBgeln. 

Feger, m. , Verschwender, Prasser, 

Durchbringer. Op e göde Heger folgt 

e göde Feger. Sprw. I, 1541. 

Felbel, Feibusch, m. jud. Vorn., von 
Phöbus. Flatow. Schmitt, 112. 

Feichler, m., Schmeichler. Bei Stein , 
Peregrinus XU, 13, unter homines do- 
losi: Tickische^ nickische Lauscher^ slei- 
cher^ feiclder^ heichUr etc. W. MtsbLV, 
188. 

Feldettuch, n., grobes Wischtuch zum 
Reinigen des Fufzbodens. Danzig. W. 
Seidel, 30. Nach den Gedanism. auch 
Feiltuch. In Elbing feilen, auffeilen, mit 
einem nassen Lappen den Fuizboden 
reinigen. Schemionek, 10. 

Felle, Dem. Feilchen, w. jud. Vorn. 
Flatow. Schmitt, 114. 

feilen, sw.^ s. Feideltuch. 

Felltuch, n., s. Feideltuch. 

Feime, m. u. /., geschichteter Haufe 
von Garben. Sperber, 12. S. Grimm, 
Wb. m, 1451. 

Felmel, m., felmeln, sw.y s. Fimmel, 
-fimmeln. 

Feinbrot, n., Brot aus fein gebeutel- 
tem Roggenmehl, im Gegensatz zu 
Grobbrot Vgl. Brot u. Ösbrot. 

Feine, plur,^ Sekte der Mennoniten 
im Werder. Vgl. Klftrken. 

Feine, w. jüd. Vom. Flatow. Schmitt, 
114. 

feinknochig, pltd. ftnknaklg (a ^ d), 



adj.^ von feinen Knochen, zart gebaut. 
En ßnkndkiger Mansch. 

feinnasig, pltd. ftnnäsig, adj.y hoch- 
nasig, vomebmthuend. 

Feinstoff, ?n., Mennoniten -Sekte im 
Werder, wie Feine. S. Kl&rken. 

Feise, /., kleines StQbchen in Müh- 
len, Schlafraum für die Gesellen, doch 
auch zum Aufenthalt für die Mahlgäste 
dienend. Sich in der Feise aufwärmen. 

feistem, at^. 1. einen derb abfuhren, 
abfertigen, mit Schlägen forttreiben. 
Ich werde ihn feistem! Sprw. I, 825. 
In Posen feestem. Bernd, 58. Bock, 
10. Hennig, 65. Hupel, 61. 2. 
coire. Nach Treichel auch fBstern. 

Feitsche, /., der Elingerstock des 
Hirten. Die Feitsche tappte faUira! 
Aus einem Schmackosterreim. Dönh. 

feixen, sw,y mit Grimasse höhnen, am 
unrechten Orte lachen; dasselbe wie 
grif lachen (s. d.). Sperber, 12. S. 
Grimm, Wb. HI, 1473. 

Felbel, 9n., Halbsammet von Seide 
und Garn. FelbelhUte, Filzhüte mit Fel- 
bel überzogen. Aus dem gleichbed. 
ital., span., portug. felpa^ /., sicilianisch 
felba. Weigand I, 447. Hennig, 
66. 

Feldchen, tw., Dem. von Feld^ Abbau, 
Ausbau, allein gelegene Besitzung. Na- 
tangen. 

FeldflUchter, m., Taube, die ihre Nah- 
rung so lange wie möglich auf dem 
Felde sucht, Feldtaube. Mühling, 
Tiern., 169. 

Feldwftke, /., nach Hennig, 66, die 
hin und wider im Felde zerstreut lie- 
genden kleinen Steine, lapides in campo 
dispei^si^ im Gegensatz der Flufzwaken. 
Vgl. Wake. 

Fell, n., die Haut, in Redensarten: 
Einem das FeU auskbpfen — gerben. 
Einem aufs FeU steigen — ein FeU ge- 



Fellebröch — Fesen. 



185 



ben^ alle « schlagen mit Stock oder 
Rate. Er hat ein dickes Fell^ er ist 
Ermahnungen und Warnungen schwer 
zugänglich. 

FellebrVch, m., s. BrSch. 

Felleisen, pltd. FellT8e(n), Bauch, Ma- 
gen. Sein Felleisen gut voUpacken^ stark 
essen. Sprw. I, 828. 

Felp, m. Vom., Philipp. Hart wich, 
54: Phelp. In der Dzg. Nhg. Phelps. 
Viol^t, 103. (JPlelps das. ist wol nur 
Drackfehler.) 

FelpTn, w. Vorn., Philippine. Hart- 
wich, 56. Vgl. PTn. 

fCbchen, sw.^ auf eine Ware bieten, 
feilschen, markten. Ich feUchte wohl, 
aber er wollte mirs dafir nicht lassen. 
Hennig, 65; 323. 

Femel, Femmel, m., femeln, femmeln, 
8w., s. Fimmel, fimmelnj 

Fenköl, m, Fenchel, Foeniculum^ lit. 
pankolisy lett. wennkohk. Hennig, 66. 

Fenne, n., Sumpfland mit grasbe- 
wachsener Erdrinde, Moorland, Moor- 
weide. Goth. fani^ n., Eot, altnord 
fen, w. = Sumpf, Morast, ahd. fennt u. 
fenna^ f. Weigand I, 450. Grimm, 
Wb. HI, 1519. Mühling hat nur den 
Plural: Fennen = niedrig gelegene Stel- 
len in den Forsten. 

Fensel, n., s. Finsel. 

Fenster, plur,,, die tiefen, unergründ- 
lichen Stellen in den Seen von Anger- 
burg. Mühling. 

Fensterkest, /., s. Kest. 

Fensterkopf, m.^ das Brett auf der 
FensterbrüstuDg. Die Blumentöpfe stehen 
auf dem Fensterkopf. 

Fensterkutsche, /., Kutsche mit Glas- 
scheiben, Fenstern. Morge ward se 
(das Weib) wedderkame Mot de grote 
Fänsterkutsch. Volksr. 120, 505. 

Feosterlade, /., s. Lade. 

fenstem, mo., vom Fenster her schel- 



ten, ausschelten, doch mehr noch schel- 
ten überhaupt. Ich reiste nach Roth- 
schJoss^ um die Alte zurück zu fänstem. 
Soph. R. IV, 150. 

Fensterpeter, m.^ der mittlere Fenster- 
pfosten. S. Peter. 

Fensterraute, auch blolz Raute, Fenster- 
scheibe, nicht blofz die viereckige. 

Ferkelmacher, m., s. Goldap. 

ferkeln^ sw. 1. Ferkel werfen; über- 
tragen: Garben vom Austwagen ver- 
lieren. Das Fuder ferkelt Die Lade^ 
rin ferkelt Sprw. I, 2278. 2. wie ein 
Ferkel sein = unsauber, schmutzig. 

ferkelig, ac^.j von Ferkel^ sudelig, un- 
sauber. 

ferm, adj.^ fest, tüchtig, geschickt, 
sicher; von dem lat. firmus. De ös on 
allem ferm. E fermer Speler. 

Fernabuk, Femebok, m., das Pemam- 

buk-, gewöhnlich Femambukholz, eine 
Art des Brasilienholzes. Hennig, 66. 
Sperber, 44. 

fernen, sw.y in der Ferne ein gutes 
Aussehen haben. Das Frauenziminer 
femt^ sieht von ferne schön aus. Hen- 
nig, 66. 

Femgesicht, n., Femglas, Teleskop. 
. . . aber von QaUlaeo und denen so sich 
stattlicher fem-Oesichter brauchen^ sind 
ihrer (Fixsterne) mehr denn unzählbar 
observiret Linem., M 2 a. Das andere 
eaperiment zeigt das femgesicht in den 
Planeten auch andern Fixsternen^ welche 
dem bhfzen Auge eckicht scheinen^ wenn 
man aber selbige schawet durch ein Qrlafz 
oder femgesichty so scheinen sie gar rundt 
Ibid., Q 2a. . . . denn sonsten würde das 
herfürragende Licht auch durchs fem 
gesicht oder durch den tubum opticum ge- 
mercket werden. Ibid., Xx2a. 

Fernitz, m,, korrump. aus Firnis. 

Fesen, ^., Dinkel, Spelz, Triticum 
speUa L. Hagen, 142. 



186 



Fest — Ff. 



Fest, n. Mit einem sein Fest haben^ 
mit ihm Scherz, Mutwillen treiben, ihn 
zum besten haben. Hennig, 67. Sprw. 
II, 715, 

Festbäcker, m., s. Fastbäcker. 

festhalten, pltd. fasth6le(n), seine An- 
sicht, Meinung, dabei beharren. Sin 
Stock fastholen, H6V dat letzte Eng* 
fast Elbinger Ndrg. 

festmachen, st^., bannen durch Zauber- 
spruch. Die Kuren stehen bei dem ge- 
meinen Volke in Memel in dem Ver- 
dachte^ sie konnten Jemand y^festmachen'^. 
Kommt nämlich ein Dieb zu dem un- 
beaufsichtigten Wagen des Kuren y so 
fühlt derselbe sich plötzlich festgehalten; 
er kann nicht fort und mvjz bis zur An- 
kunft des Kuren warten, Pas sarge, 
Balt., 140. 

fett, adj. Er ist dick und fett, er ist 
gesund und kräftig. Ein fetter Mund, 
ein mit Fett beschmierter Mund. Ein 
fetter Acker, Er wird zu fett, es geht 
ihm zu gut^ er wird übermütig. 

Fetter, m., der Fette. Et ös en Fetter, 
ein Gutsbesitzer aus der fruchtbaren Ge- 
gend zwischen Mewe, Dirschau undStar- 
gard. Mühlin g, Sprw. I, 845. Auch 
Fetteracker, m,, vielleicht Vetter a^kevy 
weil die dortigen Bauern durch Heirat 
mit einander verwandt sind. 

Fettfleck, m,, bildlich: Er hat einen 
grofzen Fettfleck gemacht^ ein groi'zes 
Versehen. Hennig, 323. 

Fettgänske, Fettgänschen, Pflzn., gelber 
Milchstern, Omithogalum luteum L, 
Hagen, 361. Nach Mühling auch 
Fetthennke. 

Fetz, m., Dummkopf. Du Fetz! Du 
dämligerMensch, dummer Michel. Sper- 
ber, 12. Sonst Fea;, Blödsinniger, Ein- 
fältiger, närrischer Eerl, Spafzvogel. 
Vgl. Weigand I, 455. Grimm, Wb. 
m, U25: fdchs. 



Feuer, n,, rötliche Geschwulst, na- 
mentlich im Gesicht, Rose. Er hafs 
Feuer, Bock, 10. Hennig, 67. 

Feueranschlagen, n., spielartige Be- 
lustigung, bei welcher die beiden Be- 
teiligten die Knöchel in vertikaler Rich- 
tung gegen einander schlagen, wie man 
den Stahl gegen den Feuerstein schlägt. 
Vgl Volksr. 205, 762. 

Feuerbake, /., s. Bake. 

Feuerfuchel, m., s. Fuchel. 

Feuermal, n,y dunkelrotes Geburts- 
zeichen, nach der Volksmeinung hervor- 
gerufen durch Erschrecken der schwan- 
geren Mutter, namentlich bei einer 
Feuersbrunst. Vgl. Hupel, 63. 

feuern, sw. 1. wie Feuer glühen. Die 
Backen feuern mir, vor Hitze, Kälte, 
oder in Folge starken Trinkens. Hen- 
nig, 67. 2. mit Kraft werfen, schlagen, 
stofzen; entfallen, entfliegen wie aus 
einem Feuergeschofz. Er feuerte ihr 
eins ins Gesicht, gab ihr eine tüchtige 
Ohrfeige. Die Uhr feuerte an die Erde, 
sie entfiel mit kräftigem Schwung. 

FeuerstUbchen, n., Gefafz von Eisen- 
blech, Messing etc.^ worin glühende Koh- 
len zur Erwärmung der Füfze gehalten 
werden. „Die Feuerkieke von Messing. •* 
J. H. Vofz, Der siebzigste Geburtstag. 
Hennig, 268. Vgl. Kohlentopf. 

Feuerwurm, pltd. FU'rworm, m,, Hirsch- 
käfer, Lucanus cervus, 

fex, adj., fix, behende, schnell, ge- 
wandt. He OS so fex as en Bund Arften- 
stroh gegen Wind, ironisch vom Lang- 
samen. Sprw. I, 893. Auch fexig und 
deminutivartig fexke, fexkens: eck leep 
feakens hen tom Liekedrage. Ward. Bur., 
12, 4. In Natangen subst.: Er ist ein 
Fex, ein gewandter, leichtfufziger Mensch. 
S. doch auch Fetz. Vgl. fix. 

Ff, m. Aus dem Ff bekommen, scharfe 
Hiebe bekommen. Sprw. H, 728. 



Fibel — Fiddeltanz. 



187 



Rbel, /., Magen der Wiederkäuer, 
Psalter, Buch. Samland. Natangen. 

Fiberitze, Fibritze, Fibritzenkatze, auch 

Viferitze, /., Eichhörnchen, Eichkätz- 
chen. Conitz. Die Wurzel ist wohl 
fibem^ das aufzer zittern in Bayern, 
neben fippem^ auch die Bedeutung hat: 
sich schnell hin und her bewegen. 
Schmeller, I, 507. Ejine jede ange- 
klagte Person besafz einen bösen Geiste 
entweder in der Gestalt eines fahlen Eich- 
horns (hier öfter Viferitze pltd. genannt) 
oder schwarzen Hündchens, Conitzer 
Hexenprozefz. Pr. Prov.-Bl. II, 133. S. 
Sprw. I, 916. 

Fiblatschker, m.^ Abc-Schütze, Kind, 
das noch in der Fibel lernt; spottweise: 
Student. Lippke^ do dem Fiblatschke 
dat tarn Gefalle, Kgsbg. Firmenich I, 
102b. Die Studenten werden in Kgsbg. 
auch Fibeljungen genannt Hennig, 67. 

ficheln, 8t&., liebkosen. Posst onßchelt 
immer ju^ kulzt und liebkost immer 
euch. Violit, 188. Doch denkt ju: 
Lott kickt mi nich an^ Met Anderen se 
blofz ficheln kann. Volksl. 19, 10, 6. 

FTchen, w. Vorn., abgekürztes Dem. 
von Sophia. Hartwich, 55: Phichen, 
Auch Fusch, Dem. Fuschchen. 

Ficho, m., Schnaps. Einen Ficho ein- 
giefzen — trinken, Samland (Korkehnen). 
Sprw. II, 729. 

Fichte,/., mifzbräuchlich zur Bezeich- 
nung der Kiefer, PinvA sylvestris^ während 
Fichte eigentlich der Pinus abies zu- 
kommt. E. Förstern.., 295. Er ist be- 
soffen wie. eine Fichte^ schwankt wie 
diese. Sprw. I, 445. Einen in die 
Fichten führen^ ihn irre leiten, hinter- 
listig betrügen. Hennig, 67. 

fichten, adj.^ grob. Der Rock — die 
dgarre ist fichten. Treichel. 

Fichtenräuber, Pflzn., Fichtenspargel, 



Monotropa hypopitys L, Wächst auf 
den Wurzeln der Fichten. Hagen , 434. 

ficl(facl(en, ficirfacicem, sw,^ Possen 
treiben, Ränke schmieden; Blendwerk 
und Taschenspiel machen; Windbeute- 
leien ausüben; auch wie fitschen und 
fitzen : mit der Rute schlagen (zur Züch- 
tigung). Davon Ficitfacker, m., Possen- 
reifzer, Taschenspieler, Ränkeschmied. 
Vgl. Weigand I, 456. Grimm, Wb. 
in, 1617. Schmeller 1,510. Vilmar, 
101. Bock, 10. Hennig, 68. Sprw. 
I, 854. 

Fiddel, pltd. FBddel, /., Fiedel, Geige; 
namentlich in verächtlichem Sinne. De 
Fiddel hieschdy de Brommbass schnard^. 
Dorr, 31. Ä kann Föddel spöhle on 
Waldhorn. Ermländ. Freisch., 7. Vada 
leetju bodde Öm degrote Föddel Volksr. 
37, 139. Moda^ toi wa wt dot springe 
Wenn de Feddels wäre klinge. Volksl. 
45, 28, 5. 

fiddeln, pltd. fiiddle(n), sw. 1. auf der 
Fiedel spielen. Eöa^ ös et FiddUe schwäf 
So fidd!le migd öck 6k vastäne. Rasten- 
burg. Firmenich I, 109b. 2. coire^ 
futuere. In dieser Bedeutung als 
Schimpfwort auf ein Frauenzimmer: 

Fiddelelse. 

Fiddelsomp, m. Name einer vor- 
städtischen Strafze in Elbing, der jetzige 
innere Georgendamm, öch sei öm Fiddel- 
somp gewesen. Schaltj. 3, 4. Ent davon 
het^ wi htr bi Elunng dat erste Hüs öm 
Föddelsomp. Elbinger Höhe N. Pr. 
Prov.-Bl. a. F. IX, 244. Firmenich 
III, 495b. Nach Schemionek, 10, 
standen im Fiddelsomp Tanzhäuser. 

Fiddeltanz, m., Tanz zur Fiedel, und 
weil es beim Tanze oft zu Streitig- 
keiten kommt, auch Zänkerei, Schlä- 
gerei. Nugeit de Föddeldanz los. Sprw. 
I, 855. 



188 



fiddern — fingero. 



Addern, W),^ das prickelnde Gefühl in 
den frierenden Fingern; die Kalte selbst: 
es fiddert heute tüchtig, Friedland Ostpr. 

Fidibum, m., Schnaps. S. Sprw. I, 
1532. 

fldQzen, si/7., schmuggeln, die Thor- 
steuer (Mahl- und Schlachtsteuer) um- 
gehen. Mehl fiduzen. Davon FidQzer, 
m., Schmuggler. SteuerfidQzer,m., Steuer- 
erheber. Kgsbg. Vgl. Sprw. I, 857. 

Piek, m^ s. FTk. 

Fiekchen, w. Vom., Sophie. Aber 
mein Fiekgen ist achtzehn Jahre alt ge- 
worden, Soph. R. I, 205. Fiekgen! 
leiden sie es nie etc. Ibid., 304. Möchten 
Sie, liebstes Fiekgen etc, III, 211 u. öfter. 

Fleke, /., s. FTke. 

fies, adj.^ s. fts. 

Fiest, m., FTsi 

FiglTn, Fijöl, /., Violine, s. ViglTn und 
Vijöl. 

Fijuchel, m., Windbeutel, Lieder- 
jan, namentlich von einem liederlichen 
Frauenzimmer. Zur Verstärkung: Fi- 
juchel vijöl. Vgl. Sprw. I, 861. Sper- 
ber, 41. 

fijucheln, sw,^ windbeutebd, liederlich, 
leichtfertig, abenteuernd sich umher- 
treiben. Davon fijuchlich, adj. Von 
Jüchen und jagen. 

FTk, m., Bandwurm. De Hund schleppt 
Flkey ein Ende Bandwurm steckt ihm 
zum After heraus. Grimm, Wb. III, 
1627: Fieky /VcA = Eingeweidewurm, 
Riemenwurm, Gürtelwurm. 

Ftke, /., Tasche. So well eck ut miner 
langen Fieken Enen Timpfheruter rieken, 
Volksr., 277, 966. 

Filzlaus, /., 1. die Skorpionspinne. 
Mühling, Tiern., 169. 2. das frühere 
Sechspfennigstück, seiner Kleinheit 
wegen. 

Fimmel, Femmel, Feimel, Femel, m,^ 



die männliche Pflanze des gemeinen 
Hanfes, Cannabis sativa L, Man nennt 
auch die männliche Pflanze des ge- 
meinen Hopfens, Humubis lupulus Z/., 
Fimmelhopfen. Hagen, 1039. 1040. 
Fimmel aus dem lat./e»wZZa Weibchen, 
dem Dem. von femina Weib, weil man, 
vor Erkennung des wahren Geschlechtes, 
die kleinere und zartere männliche 
Pflanze für die weibliche hielt. Wei- 
gand, I, 458. Grimm, Wb. IH, 1638. 

Fimmelei, /., zu^m^n^Zn, flatterndes 
Umherfahren, unstätes Wesen. 

fimmelig, adj. von fimmeln^ unstät^ 
flatterhaft. 

fimmeln, feimein, femeln, femmeln, pltd. 

fVmmeln, sw, 1. die männlichen Pflanzen 
von Hanf und Hopfen ausscheiden von 
den weiblichen; 2. hin und her fahren, 
namentlich mit den Händen; wedeln; 
wehend flattern. Fimmel mir nicht 
immer mit der Hand vor den Augen, 
On da heft hei de LUd! ver de Näs ge- 
fömmelt (mit dem Klingbeutel), De hebbe 
em ömmer wat e 'rönner gebammelt, 
Volksl. 39, 25 II, 6. Mit der Peitsche 
fimmeln. Der Hund fimmelt mit dem 
Schwanz. Die Bänder der Haube fimr- 
mein. Auch hin und her rennen: Er 
muss überall hemmfimmeln. femmeln 
scheint auch coire zu bedeuten: Bit 
hemmelt on femmelt mt undre Bank, op 
er Bdnky am Bedd am beste, Tierräts. 

102. Vgl. fummeln. 

final, odt?., durchaus, endgültig. Ich 
thue es absolut und final nickt, Dzg. 
W. Seidel, 30. 

Finanze, /., wohl Verstümmelung von 
Finesse, falsche Vorspiegelung, Flun- 
kerei, Kniff, besonders rücksichtlich be- 
trüglicherGeldschwindeleien. S.Nsslm. 
Th., 15 unter balere. 

fingern, sw.y mit den Fingern fertig 



Finke — Fischbrocke. 



189 



machen; eine Sache in Ordnung und 
Schick bringen ; auch fingerieren. Davon 
befingern. Er hat das richtig beßrin 
gert, 

Finke, m. Er ist ein lustiger — ein 
munterer Finke — ein Dreckfink — ein 
Schmielfink, Treichel. 

Finkeljochem, m.y schlechter Brannt- 
wein. Nach Grimm, Wb. III, 1664, 
aas der jüd. Gaunersprache: Jochem^ 
hebr. jajin = Wein, finkein - kochen, 
sieden. En Schluckske FinkeUJochem 
hahr! Carm. nupt. I, 282, 15. Das 
Wort ist weit verbreitet: Brem. Wb. I, 
374. Bernd, 60. Vilmar,478. Hupel, 
63. 

Pinsel, FUnsely pltd. FVnsel, Fengsel, m. 
1. Füllsel. Man sehckt den ledgen Gän- 
aebuckmetFengselvoUtoproppen. Carm. 
nupt I, 298. 2. in der Redensart: Den 
ganzen Finsel nehmen^ das Vorhandene 
— als Ganzes oder als Rest, z. B. den 
Einsatz beim Kartenspiel; daher auch 
das Wenige, die Kleinigkeit: es ist ja 
nur ein Finsel. In diesem Sinne auch 
Riel; in Hessen Fimel, Finzelchen. 
Vilmar, 102. Bock, 11. Hennig, 68. 

Pinsel, Pensei, m., eine Art kleiner 
Netze; von dem poln. wfzel = Bündel, 
Pack, Gebinde. Flatow. Schmitt, 
106. 

finstern, verfinstern, sw,^ irre gehen. 

Er ist verfinserty er hat sich verirrt. 
Hennig, 68. Vgl. bistern. 
fippem, sw.^ s. fispern. 

fipprig, adj.j mutwillig, lustig, leicht- 
fertig, foldtre. Dann wird er das^ was 
wir fipprich nennen. Soph. R. VI, 142. 

fips, adv.y schnell, fix. F%pps war 
sie mit einer Nadel da und fing an an- 
zunähen, Soph. R. I, 639. 

Pips, m.j ein Leichtfüfziger, Fixer; 
nach Marold ein unfertiger Mensch, 
auch ein solcher, der in engen, kurzen 



Kleidern geht; Spottname für den 
Schneider. 

fipsen, sw. 1. schnell zugreifen, daher 
auch stehlen. I}r kann das Fipsen nicht 
lassen. — verfipsen, zu kurz, klein, enge 
machen; namentlich von Kleidungs- 
stücken. Ze jenner Zieit war der Fe- 
bruar noch nich so verfippst wie nu^ he 
hau noch 30 Tag. Schaltj. 3, 8. 2. 
coire, 

fipsig, adj, 1. schnell in den Be- 
wegungen, leichtfüfzig, ruhelos. 2. enge, 
von Kleidungsstücken. Der Rock ist 
zu fipsig. 

Pimifzstein, m., schlechtere Bemstein- 
sorte, zur Bereitung des Firnisses ver- 
wertbar. Bock, Nat. n, 218. S.Stein. 

PiS, PIser, /., zu PoSe, Faser: F&d- 
chen, unbedeutendes. Geringes über- 
haupt. EinFis-chen — Fiserchen Fleisch 
Du kriegst auch nicht die Fis^ nicht das 
kleinste Stückchen. Sprw. I, 890. Da- 
von fiserig, adj.^ faserig, schmächtig, 
dünn. Vgl. Pitzchen. 

fts, adj.^ zimpferlich, mäkelig. Sche- 
mionek, 10. 

Pisch, pltd. PVsch, m.^ der Dorsch. 
Samländ. Ostseeküste. Jeder andere 
Fisch wird mit Namen genannt; der 
Dorsch heii'zt Fisch: Fisch* hob* wir nicht 
bekomme^ Dorsche haben wir nicht ge- 
fangen. 
. PischbrUcke, /., in* Kgsbg. ein Teil 
des gebrückten = gepflasterten Pregel- 
ufers, worauf der Fischmarkt abgehalten 
wird. Vortmehr cUlerley treuge Fische 
soll man veil haben uf dem marckte 
und nicht uf der Fisch brücke. Der 
Kgsbg. Fischer Rolle 1538. Benecke, 
287 f. FischbrOcken giebt es auch in 
Danzig und Elbing. In Danzig heifzt 
ein Teil des Motlau-Quais hinter dem 
Fischmarkte Fischbrucke. Das ABC der 
FischbrUcke s. Sprw. II, 743. 



190 



Fiscbbuxen — Fischtag. 



FischbUxen, pltd. Föschböxe, plur,, 

Fischhosen, der Rogen des Dorsches. 
Samland. 

Fiichel, m., Strauchwerk von Tannen 
und Fichten, wohl nach dem Tone ge- 
nannt, den es beim Brennen hören läfzt. 
Dat 08 je man DannefiSchel, das sind 
ja nur Tannenäste. In Westpr. nennt 
man solch Strauchwerk Bri§el. Müh- 
ling. 

fiicheln, sw.^ mit einer Sache hin und 
her fahren, fachein; nach Mühling 
auch: viel Holz verbrennen. 

Fischerbauer, m.^ in den Stranddörfem 
der mit der Fischereigerechtigkeit aus- 
gestattete Grundbesitzer. MQhling. 

Fischermeister, m., Meisterder Fischer, 
als Eigentümer des Wintergams; er 
heifzt auch Gammeister, als Meister des 
Garns. Es sind bei der Ausübung der 
Winterfischerei zwei Gammekter er- 
forderlich, von denen jeder einen Flügel 
des Garns beaufsichtigt. Bock, Nat. 

IV, 717. Hennig, 80: Gammeüter^ ge- 
wöhnlich der älteste unter den Fischer- 
knechten. Einem Gammeister wöchent- 
lich 3 mk. und zum Gottspfennig im 
Winter 4 mk. 10 Gr, iV., im Sommer 
3 mk, RoUe der Kgsbg. Gildefischer 

V. 1662. Bock, Nat. V,559. 
Fischerschulze, m., Beamter zur Beauf- 
sichtigung der Fischerei. Es gilt über 
die Fischenchulzen dasselbe, was über 
die Fischmeister gesagt ist. Im Gebiete 
des frischen Haffes sind deren 9 an- 
gestellt. 

Fischertuch, n., Abteilung am Flügel 
des Herbstgarnes. S. Windegam. 

Fischfrafz, m., eine grofze grüne Mücke 
ohne Stachel, am Ufer des kurischen 
(auch frischen?) Haffes. Die unter dem 
Namen HaffmUcke auftretende Mucke ist 
klein, aber in ihren Stichen bösartig. 
Altpr. M. IV, 202. 



Fischhausen, Kreisstadt im Samlande, 
aus Bischoveshusen, woraus Bischhusen^ 
Bischhausen ^ Vischhausen^ Fischhausen. 
Pr. Prov.-Bl. I, 409. Pr. Land.- und 
Volksk., 503, Die Bewohner von Fisch- 
hausen heifzen spottweise GiideJmTper 
als Zunftfischer — vielleicht richtiger 
Gtbekntper^ — Bärenstecher, weil sie auf 
einen Baumstumpf als auf einen Bären 
Jagd machten, und MUckenspritzer, weil 
sie auf einen Schwärm Haffmücken, 
der den Kirchturm rauchartig einhüllte, 
in der Befürchtung, der Turm brenne, 
losspritzten. Genaueres s. Reusch, 
Sagen, 113. Sprw. I, 1278. 

Fischmeister, m, Beamter zur Beauf- 
sichtigung der Fischerei, schon zur 
Ordenszeit. Voigt, Gesch. Preulz. YI, 
475. Er steht unter dem Oberfischr 
meister. Für das frische Haff sind 
drei Fischmeister angestellt. Ihre Bezirke 
smd begrenzt durch Reg.- Verf. vom 
11. Aug. 1843. Hennig, 69. 

Fischsamen, m., Fischbrut, junge 
Fische. Fischsamen darf nicht zum 
Thrankochen^ auch nicht zur Fütterung 
von Federvieh und Schweinen verbraucht 
werden, Fischer-Ordg. f. d. kur. Haff 
V. 1792. § 12. S. Benecke, 314. 

FischspCt, m., Fischspielz, s. Sp6L 

Ffschstätte, /., s. Kammertuch. 

Fischtag, m., Tag, an welchem ge- 
fischt, und Tag, an welchem Fisch ge- 
gessen wird. Am Mittwoch u. Freitag 
jeder Woche durfte der Fischmarkt 
unbehindert abgehalten werden; auch 
gelten diese Tage heute noch als Fast- 
tage. Auch soU er (der Störpächter) 
schuldig sein . . . gemeiner Bürgerschaft 
zu gutte den Fischmarkt zwey Fischtage 
zu versorgen. Eontrakt Elbing, 19. Jan. 
1611. Benecke, 301. Es ist alle Tag 
Fischtag^ aber nicht Fangiag. Sprw. I, 
888. Ygl. Fleischtag. 



fise — Fiat. 



191 



ftse, ac2/., vrählerisch, namentlich beim 
Essen. Er ist sehr ftse^ ihm ist nichts 
gut und fein genug. Gedanüm. 

Fiiely n. 1. Kleinigkeit, Unbedeu- 
tendes, gleichsam Dem. von Fi^. 2. m, 
u. /. leicht bewegliche, hin und her 
fahrende, alberne Person. Mhd. vüel = 
penis. Vgl. Finsel und Fis. 

FKsel, m., o£Penbar verwandt mit 
Fiiel2^ Spottname für einen, der ver- 
dreht ist, handelt und redet; der die 
deutsche Sprache „halbwortsch"^ d. i. 
mangelhaft, redet. Pisanski, Nachtr. 
Sprw. I, 859. 

füBelig, adj.^ zerstreut, albem, wild, 
auCzer sich sein. Ick hin ganz fUelig^ 
ich weil'z mich nicht zu fassen. Er ist 
ganz fUelig vor Freude^ gebärdet sich 
auffallig, läuft unüberlegt hin und her. 
Heiratslustige Frauenzimmer sind fise- 

lig. Von Ftsel. Vgl. fispelig. 

fiieln, sto., kleine Bewegungen hin 
und her machen, mit den Fingern, einer 
Rute, einem Halme, einer Peitsche etc. 
FiSel mir nicht immer vor'm Gesicht 
herum. Ebenso in Bayern, in Bremen: 
oft mit den Fingern über etwas fahren, 
die Oberfläche eines Dinges nur eben 
berühren, kitzeln, gelinde kratzen. 
Schmellerl, 571. Brem. Wb. I, 396. 
Bei Schemionek, 10: fisseln, mit 
Feder oder Strohhalm jemand kitzeln. 

Von Fiiel und fimmeln. 

flseln, sw.^ unruhig, unstät umher^ 
laufen, sich zwecklos umhertreiben. He 
fiselt dat ganze Derp üt Wehlau. 

Rseirtsel, m.^ ein Leichtfülziger, 
Leichtfertiger. Sprw. H, 748. Vgl. 
Hirzefirz. 

Fisematenten, plur.^ s. Fismatenten. 

fiserig, adj.f s. Fii. 

RskedQdely m., ein kleiner, korpu- 
lenter, munterer Mensch. Sprw. H, 
750. 



Fismatenten, Fisematenten , plur.^ und 

in diesem allein gebräuchlich, Weit- 
läufigkeiten, Ausflüchte, Winkelzüge, 
Redensarten , Flausen , Blendwerk, 
dumme, alberne Geschichten. Mach 
keine Fismatenten. Sprw. I, 889. Fr. 
Woeste weist zur Herleitung des Wor- 
tes auf das etwas veraltete ital. ßsima 
= cappriccio Grille, wunderlicher Ein- 
fall, hin. Vgl. Korrespbl. I, 46f. Hil- 
debrand (Vorrede zu Albrecht, Die 
Leipziger Mundart. Leipzig 1881, VI) 
führt das Wort auf die Heraldik oder 
die geheimnisvolle Heroldswissenschaft 
des 14. Jahrb. zurück und hält es für 
eine scherzende oder spottende Ver- 
drehung des lat. visam>entum, 

fispelig, adj.^ fispeln, sw., s. fispem. 

fispern, sw.y mit kurzen Schritten 
gehen, leicht und schnell, eilfertig und 
unruhig sich bewegen, drehen, hüpfen, 
alles mit dem Nebenbegriff des Zier- 
lichen oder Gezierten ; auch fispeln und 
fippern. Nach Sperber 46: fispeln = 
heftige, unnütze Bewegungen machen, 
sich ungeschickt anstellen. Sie fijspeU 
aberaU herum. Indem er mir eine Ver- 
beugung machte^ fipperte er nach der 
Seite herum ^ um sein Corps (Corpics 
juris) wieder wegzulegen. Soph. R. I, 
398. In Bayern fi^em^ fi»peln^ kleine, 
schnelle Bewegungen, ein zischendes Ge- 
räusch machen, fippern zittern, sich 
schnell hin und her bewegen. S c h m el - 
1er I, 573. 546. 507. Ln Rein. Vos 
(5109) wispeln wedeln; in Hessen sich 
eilig hin und her bewegen, wie kleine 
Kinder thun. Vilmar, 456. In Posen 
fixpem^ wispern y pischpem, heimlich 
sprechen, flüstern. Bernd, 60. — Da- 
von fisperig, fispelig, adj., unruhig, eil- 
fertig, leicht und schneM in Gang und 
Bewegung. Hennig, 69. 

Ftst, Flest, 771., leiser Bauch wind« 



192 



Fistbeutel — fix. 



Davon ftsten, sw.^ Bauchwinde anhörbar 
entweichen lassen; auch fUsten und eu- 
phemistisch flüstern. 
Rstbeutel, pltd. RstbUdel (ü lang) m., 

der Kutscher. Ratsei: Ver rüge Nonne, 
ver Theertonne^ schmink schmank^ FUt- 
büdel damank, (Viergespann.) 

ftsten, 8U}., s. RsL 

Rstgroschen, Ftstergroschen, m., Gro- 
schen, der fur's Fisten zu zahlen ist. 
Goß man e Ftstergroschen zu dem, der 
in der Eneipe sitzt, ohne etwas zu ver- 
zehren. Friedland Ostpr. 

Ftstkrauty m., der Eaddig, Wachholder, 
mit dem geräuchert wird. 

Rstloch, n., podea. S. Sprw. I, 2506. 

ftst'rig, €uij,y elend, mühselig, abge- 
mattet, kränklich. Er sieht ftsteriff aus, 
nach Krankheit oder durchschwärmter 
Nacht. Von Ftst im Gegensatz zu Furz^ 
da ersterer gegen letztem kränklich er- 
scheint Zur Verstärkung: wHtfMerig, 
weif^fiesterig. 

RstsQr, m., Fistsauer, sauer und sufz 
gekochte Erbsen. 

fital, oc^'., fatal. Treichel. 

Fitkehalloh, m., ein verpfuschter, enger 
Rock. Barten. Dönh. Nach Müh- 
ling auch ein liederliches, feiles Frauen- 
zimmer. 

fitschen, sw., Rutenstreiche geben; 
ebenso in Pommern. Dähn., 121a. 
Schemionek, 10: fitschem, mittelst 
Peitsche jemand belästigen. S. fitzen. 

Fitschfatsch, m., der Rutenstreich. 
Fitschfatsch ist ablautende Wiederholung 
vonFifecA, Fitsche Rutenstreich (Dähn., 
121a. Bernd, 60), wie ßckfacken^ 
Schnickschnack , Wiggelwaggel. Vgl. 
Brem Wb. I, 399. Schmeller I, 580. 
Schamb., 270b. Bock, 11. Hennig, 
69. 

Fitzchen, n.. Dem. von Fitze ^ Fäd- 
chen, doch vorzugsweise in der Bedeu- 



tung von Fetzchen, ein bifzchen, ein 
wenig, sehr kleines Stückchen. Gieb 
mir ein Fitzchen. Auch nicht ein Filz- 
chen gd>e ich dir. Vgl. FIS. 

Fitze, /., Faden, durch welchen die 
einzelnen Gebinde eines Stückes Garn 
(Wolle) umbunden und so markiert und 
geschieden sind, auch das Gebinde selbst. 
In Hessen ist der Fitzfaden der einzelne 
in di%s Gewebe eingeschlagene Faden, 
mitunter von hervorstechender Farbe, 
um eine Stelle im Gewebe (Ellenlänge, 
Anfang eines anders gewebten Linnen- 
stückes etc.) bemerklich zu machen. 
Vilmar, 103. Er ist ganz aus der 
Fitze — er ist aus der Fitze gerissen^ 
aulzer Rand und Band, sehr ausge- 
lassen, auEzer aller Ordnung. Sprw. I, 
892. Ahd. ßsza^ ßza, vitza^ mhd. vitze^ 
/. u. vizy m. Hennig, 324. 

fitzefasemafz, od/., nafz in jeder Fitze 
und Faser. Sprw. II, 751. 

Fitzelbandy n. 1. s. v. a. Fitze; 2. 
schmales Linnenband, das man zu Auf- 
hängsein an Handtüchern, Schürzen- 
bändem etc. gebraucht. Nach Klein 

1, 114, alle Gattungen von Leinwand- 
band und nicht blofz die schmälste. 

3. das dem Fitzelbande ähnliche ge- 
meine Seegras, Zostef*a marina L. Ha- 
gen, 935. Eine Seepflanze^ so die Strand- 
leute Fitzelband nennen^ ist das glück- 
lichste Kennzeichen des ankommenden 
Betnsteins, Bock, Nat. II, 168. Hen- 
nig. 69. 

fitzeln, sw.^ s. fitzen. 

fitzen, SU), 1. mit der Fitze binden; 

2. mit langem Faden in weiten Stichen 
nähen, trakeln; 3. mit Ruten streichen ; 

4. fetzen^ zerstücken, in diesem Sinne 
auch fitzeln. Er zerfitzt alles. 

fix, adj. 1. schnell, hurtig, munter; 
fertig und bereit. Ich bin fix und fer- 
tig. 2. richtig, bei Verstand: er ist 



fixen — fladdern. 



193 



nicht recht fix^ Bicht recht bei Ver- 
stände. Hennig, 70. 323. Davon: 
Fix, m., Handename, der Schnelle, fix- 
niedlich, adj.y niedlich nnd fix, leicht* 
gewandt, namentlich von zierlichen 
Mädchen. Das lä/zt'ihr alles ßanied" 

lieh. Sie ist ein Rxniedel, Fixniedelchen. 

fixen, sw.y fix, eilig verdienen, an 
der Börse spekulieren, Scheinkäufe 
machen. TreicheL 

Fixjakob, Medik. Oxymel Aeruginis. 
Auch GIbsjakÖb. Königsberg. 

Flab, Flabbe, /., breites, hängendes 
Maul; Maul, Mond überhaupt; dicke 
und herunterhängende Unterlippe. 
Einem eins vor die Flabb geben, ihm 
aufs Maul, eine Ohrfeige geben. Hei 
lät de Flab hänge, er hängt die Unter- 
lippe, läfzt Niedergeschlagenheit, Ver- 
drufz merken. De Flabb dey flunkerd 
mie. Carm, nupt I, 282, 14. Nds. 
flahbe, im Götting. flappe, fläwe, dän. 
flab; zu vergleichen das engl ßap = 
das breit und los Hängende. S. Brem. 
Wb. 1,400. Dähn., 121b. Schamb., 
271a. 

Flabjtn, m., herabhängender Zeug- 
lappen, Fetzen, eines zerrissenen Klei- 
dungsstückes, zunächst der Kopfbe- 
deckungen weiblicher Personen. Fried- 
land Ostpr. 

Racli, m.j 8. Flaok. 

Fläche, /., flache, seichte Stelle im 
kurischen Haff. S. Seke. 
. Flaolisbrftke, /., Flachsbrftker, m., s. 
brftken. 

Flaciiskopf, pltd. Flasskopp, Mensch 
mit Haaren von der Farbe des Flachses, 
hellblonder Kopf. 

Flaclisrftkel, m., Scheit- und Schimpf- 
wort. Mufzt du Flßchsrekel dich in 
Gegenwart einet* Dame so au führen? 
Soph. R. I, 172. JtUchen, du kriegst 
ihn nicht, und ich hoffe, du unrst «An 

Fri»chbitr, Wprterbneh I. 



auch nicht wollen, den FlachsrekeL Ibid. 
H, 454. Vgl. Rftkel. 

Rachsrftte,/., Flachsröste. DerhaXben 
wir dann hiemit gänzlich das Flachs- 
rö/zen in der ganzen Deume bey 20 Fl. 
üng. Straff und bey Verlust des Flachses 
verbieten, Kurfürstl. Verord. vom J. 
1630, Hennig, 70; er schreibt Flaclis- 
rSttie. Vgl. Rfite. 

Flactisschäwe, FlachsschTfe, /., s. 
Scliäbe. 

Flaciistalk; m., s. Talk. 

Rack, im Erml. Flach, m., Strecke, 
Fläche; Abteilung, Teil. En Flach 
Weg^s, eine Strecke Weges. EFlack 
Zaun^ Zaunteil von einem Pfahl bis 
zum andern. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH, 
438. Brem.-nds. flag, flage, in Ham- 
burg flak, im Götting. fldke, flage, in 
Pom. flag, flxich, ßrem. Wb. I, 401. 
Schamb., 270b. Dähn., 121b. Müh- 
ling hat noch Flage für eine niedrig 
gelegene Gegend, Fläche. 

Flacke, /., Hürde, von Haselruten 
oder Latten eingezäunt. Mühling. Zu 
Flack gehörig. 

Flacker, ?, gewöhnlich Flackerfeuer, 

n., kleines flackerndes Feuer, beson- 
ders in Backöfen zur Erhaltung der 
Ofenwärme. Hennig, 324. 

flackerig, adj., unstät, flatterhaft. S. 

fladderig. 

Fladder, m,, Flügel, s. Flatter. 

Fladderflftt, n., s. Fiel 

Fladdergras, n., Flattergras, Milium 
ejffusum L. Bock Nat. HI, 264. 

fladderig, adj., flatterig, flatterhaft, 
leichtfertige unstät. 

Fladdermaus, Flattermaus, /., Fleder- 
maus. 

fladdern, flaggern, sw., flattern, beben, 
zittern. Mt fladd^re de Hand! — de 
Kneie. Nach Treichel auch: ins 
Hemde machen; also wohl vor Furcht, 

13 



194 



Fladdratzen — Flammfladen. 



da das Fladdem in erster Bedeatung 
auch diese Ursache haben kann. 

Fladdratzen, plur,^ feine Wäsche za 
weiblichem Patz und Staat. M&hling: * 

RaddrOiche, /., von fladdem flattern, 
verquickt mit der poln. Deminutiv- 
endung oi, oiia. 1. stark beputzte^ alt- 
modische Fraoenhaube, Haube über- 
haupt, im Kreise Flatow auch Kopf- 
tuch. 2. Nach Sperber, 41, auch 
reichliches, umherfliegendes Haupthaar. 
3. Übertragen: altes Weib. Schmitt, 
110. Hennig, 70. 

Fladensonntag, m., der Ostersonntag, 
weil zu diesem Sonntage Fladen, dünne 
flache Kuchen, gebacken werden. Vgl. 

Blaumontag. 

Fladerbaum, tti., weifzer Ahorn, Acer 
. psevdchplatanus L. Hagen, 1074. S. 
Ehre. 

Flage, /, Wutanfall, Anfall von Ver- 
rücktheit. Nu kroggt hei wedde de Flöge 
wt e doUer Hund. Samland. In Liv- 
und Estland Flöge die Epilepsie der 
Kinder. Hupel, 65. Sallmann, 31a. 
Im Brem. Wb. I, 408, isi fl,age ein ver- 
fliegendes Wetter, eine dicke Regen-, 
Hagel- oder Donnerwolke, welche vom 
Winde geschwind fortgetrieben wird 
und gleichsam über uns hinfliegt. Dan. 
ßage Windstofz, norw. fl^a brausend 
verhallen; bei Schmeller I, 586: flaur 
gezen flackern, lodern, ahd. flcgaron^ 
lat. ftagrate, — Flöge = Flache s. un- 
ter Flack. 

flaggem, ato., s. fladdern. 

Raguster, m., Taugenichts. Sper- 
ber, 41. 

flagwelse, adv. 1. in Pausen wieder- 
kiehrend. Das FHeber hnnmt flagweis^ 
es verfliegt, läizt naöh und kommt wicr 
der. Vgl. Flöge. Bock, 11. Hen- 
nig, 70. 2. verstohlenerweise, auf 



schneUe und listige Art, also in flie- 
gender Weise (etwas ausführen). 
' Flaider, ?, bei gekochtem Kalbfleisch 
die weifze, weder als Fleisch noch 

als Knochen zu betrachtende Masse. 

* 

Sperber, 37. 

Flamel,m., gemeines Zittergras, Briza 
media L. Hagen, 101. 

flämisch, flSmschy adj. . 1. flandrisch. 
Im Weichseldelta wohnen Abkömmlinge 
der Friesländer, Niedersachsen, Flam- 
länder. Passarge, 210; 2. zornig, 
grimmige rücksichtslos grob; 3. kräftig 
und etwas ungeschlacht im Körperbau, 
gewichtig und energisch in der äufzem 
Erscheinung. Er ist ein flämischer Kerly 
ein grofzer, kräftiger Mann. 

Flämische, pZi^r., Sekte derMennomten 
im Werder. Vgl. Kttrken. 

flammen, sto.,. schlagen, wie eine 
Flamme. Einem eins flammen^ ihm 
einen Schlag ins Gesicht geben. Sam- 
land (Korkehnen). Elbiug. Sprw. H, 
758. 

Rammfladeiiy m., dünner runder Fla- 
den, ' bei Bereitung des Hausbacken- 
brotes an der Flamme gebacken. Er 
wird den Kindern mit nach Hause ge- 
bracht und noch warm mit darauf ge- 
strichener Butter verzehrt. Im Erm- 
lande heifzt dieser Fladen Flammwegg'. 
Er sitzt toie ein Flammfladen^ er sitzt 
unbeholfen und unverändert auf einer 
Stelle, zur Bezeichnung eines hohen 
Grades von Phlegma. Über die Ent- 
stehung dieser Redensart s. Sprw. I, 
896. Erl. Pr. V, 711. Pr. Sammler II, 
1246. Pr. . Chron. von Luc. David I, 
104, Anm. Liedert, Abbildung des 
preuiz. Frauenzimmers in den ältesten 
Zeiten. Kgsbg., 1774. S. 17. Bock, 
11. Hennig, 70. Über das Backen 
der Flcmmfladen s. Bock, Nat. I, 265. 



Flammschnauze — Fleck. 



195 



Rammschnauze, pltd. Flammschnfiz, /., 

Scboauze = Maol, verhaaenes, vorlautes 
Maul; Person mit einem derartigen 
Maulwerke. Im Grötting. fldmsnüte 
(Flaumbart), Milchbart, unerfalirener 
vorlauter junger Mann, La£Pe. Schamb'., * 
271a. 

Flammwegg', /., s. Flammfladen. 

fISmschy adj.j s. flämisch. 

flander, s. flinder. * 

Flandern^ Name des Landes zur Be- 
zdchnuDg des Wankelmutes, der Flat- 
terhaftigkeit, der Treulosigkeit. ' So 
schreibt sich der Ursprung der Ldtbe 
von Fland^ßm^ Denn Wardcelmuth schei- 
det ein Herze vom andern, Carm. nupt 
ni, 114 c. Ach springt doch nich von 
Flangem^ hopt lower nach dem Wink^ 
on hopt Sehe Sehe nahm angem. Ibid. 
\, -190d. 

flankieren, pltd. flank6re(n), sw^ um- 
herschweifen, herumstolzieren, bald hier, 
bald dort sein; aus franz. ßanquer. 
A uch : verschwenden. Er Id/zt das Geld 
flankieren. Bock, 11. Hennig, 71. 

Flaps, 9n., s. Laps. 

fiftschen, «ti?., s. flOschen. 

Flatter, Fladder, Fledder, m., der Flü- 
gel des Vogels; von flxittern^ pltd. flad- 
dem. 

Ratterer, m., Strohwisch oder flaches 
Brettchen an den Zugleinen desSommer- 
gams als Scheucher» Die Flatterer ste- 
hen in Abstanden von je 2 tt» und 

heiüzen auch Scheucher, Schwenker, pob. 
klepki. S. Ben ecke, 352. 

Flatterfiet, rt., s. Fiel 

Flatterlaus, /. 1. der Floh. 2. Person 
in einem Hochzeitsspiel. Du Iwmpene 
Flatterlaus bist glücklicher als ich, N. 
Pr. Prov.-Bl. X, 449. 

Flattermaus, Fladdermaus, /., Fleder- 
maus. 

Flätz, Fläz (a lang), m, 1. Mensch mit ro- 



hen Manieren, Flegel, Grobian, Rekel, 
ungeschliffener Mensch. Ijr ist ein grober 
Flätz. Nach Weigand I, 469, wohl 
.von einem fletzen^ mhd. vletzen s breit 
da liegen oder lagern, welches ab- 
geleitet ist von .ahd. flaz = flach, 
woher auch ältest-nhd. das fletz^ 
mhd. das vletze = ebener FuGsbod^n, 
Lager-, Herdstatt, Lagerstatt zum Spei- 
sen, Speisesaal. Davon: fiätzig, fIBzig, 
adj, 2 Mütze, weil der Fletz diese auf- 
behält. Kannst deine Fläze nicht alh- 
nehmen! 

flau, adj. 1. lau, weder warm noch 
kalt. Es ist heute flaues Wetter. 2. ohn- 
mächtig, schwach, matt. Mir ist ganz 
flau zu Mute — sehr fl^u ums Herz. 
Hennig, 71. 

Flausch, 77»., Flaus, Büschel Wolle, 
dieses auch Flusch; Rock von dicker 
Wolle: Flauschrock. Vgl. Fitsch. 

Flause, /., in der Mehrzahl besonders 
üblich, Winkelzug, Unwahrheit, 6e- 
mäntelung) Windbeutelei, Scherz, Scha- 
bernack. Mach keine Flatlsen, keine 
Ränke, Winkelzüge. Davon Flausen- 
macher, m. 

FIBz, m., fIBzig, ac^., s. Flätz. 

Fleck, /.y Eingeweide, Gedärme, Kut- 
teln; das zerschnittene Eingeweide als 
Essen. In Egsbg. ist Rinderflec|^ ein 
sehr beliebtes Gericht, das, abgesehen 
von den Bierhallen, in besonderen 
FleckkeUem und FUchbuden verkauft 
wird. Oft haben die Fleckhändlerinnen 
auch ihren Sitz an Strafzenecken. Zu 
Hennig ^s Zeit wurde Fleck gewöhn- 
lich mit braunem Kohl gegessen. Fleck^ 
ahd. fl£c^ mhd. vüc^ vlecke Lappen, 
Fetzen, spät-mhd. Stück vom Magen 
oder Eingeweide (der kutelvlec Euttel- 
fleck — Kutteln = Gedärme sammt 
Wanst und Magen, besonders der efz- 
baren Tiere — ), lit. bleka% plekai Fleck, 

13* 



196 



Fleckbade — Fleischtag. 



Eingeweide, Gekröse, poln. Haki. Vgl. 
Weigandi, 469. Grimm, Wb. DI, 
1741. Hennig, 71. 

Fleckbude, /., Fleckkeller, m., s. das vor. 

Reckdrescher, m., s. Wormditt. 

FIftd, n., s. FKt 

Fledder, m.y s. Flatter. 

fleddern, mjo.^ s. fledem. 

Fledermaus, pltd. Fledder-, HaddermQs, 

/., die Haarschnepfe, Scolopax GaUp- 
nula; auch Haberbock, Sfumpfschnepfe. 
Bujack, 383. 

fledem, fleddern, sw.^ schaffen; schla- 
gen. Treichel. 

FledQse, /., Flöte. 

neg, /., Fliege; Floh. Erstere heiizt 
Flochtflftg, Fliege mit Flochten -=- Flu' 
geln, letzterer HopsflQg, die hüpfende 
Fliege. Da danzt de LuttSy Da sprang 
de Fleeg tom Fonster herus. Volksr. 
36, 138. Übertragen auf den Men- 
schen: Er ist eine lustige Fliege, ein 
lustiger, leichtfertiger Mensch. 

Fleh, /., s. Floh. 

flelhen, praeU flieh , pari, gefliehen, 
pltd. flte(n), aufschichten, neben oder 
über einander, reihenweise ordnen. 
Holz ßeihen^ ein Scheitchen zum an- 
dern legen, bis die Reihe ordentlich 
dasteht; ebenso Ziegel, Kleider, 
Wäsche. Davon abfleihen, von einem Hau- 
fen nehmen und nebenbei fleihend neu 
ordnen. — aufflelhen^ über einander legen, 
aufschichten. — ausflelhen, 1. auseinander 
legen, auskramen. Eine Kiste avxfl^ 
hen, den Inhalt derselben auspacken 
und ordnen. Die Stube mit Tannen 
ausfleihen^ gehackte Tannen längs den 
Wänden legen. Das Schaufenster aus- 
fleihen, die zu verkaufenden Gegen- 
stande im Schaufenster in ansprechen- 
der Anordnung , auslegen. 2. putzen, 
zieren, schmücken das, was befliehen 
wird, wie solches schon aus dem Bis- 



herigen hervorgegangen. Die Braut 
hat ihren Staat recht ausgefliehen, ihren 
Putz recht ins Auge gestellt Von einem 
Frauenzimmer, dessen Kleidung reiz- 
volle Blöfzen läfzt, sagt man in Bezug 
auf diese Blöfzen: Sie hat gut ausge- 
fliehen. — befleihen, belegen, bepacken. 
Der ganze Tisch ist (mit Büchern) be- 
fliehen. — einflelhen, einpacken, z. B. 
Bücher in eine Eiste, aber auch Spei- 
sen in den Magen: daher auch stark 
essen; körperlich zurückkommen: Er 
hat tüchtig eingefliehen^ ist' allmählich 
um Kraft und Gesundheit gekommen. 
— wegfleihen, ordnend auf ^ine andere 
Stelle fleihen = abfleihen. — Bei Je- 
roschin vlien^ vlihen^ alts. fithan, im 
Brem. Wb. I, 418: flijen, im livl. Idiot. 
vonHupel, 66: fliegen, beiSchamb., 
272b: vlten nur putzen, schmücken; 
im Quickborn (6. Aufl.), 325: flien, 
fligen putzen, zurechtstellen, in Ord- 
nung bringen. Hennig, 71. Sper- 
ber, 12, 

Fleischbank, /. 1. Bank, Tisch, wo- 
rauf das feilgebotene Fleisch ausliegt; 
2. Haus, in dem derartige Bänke aufge- 
stellt sind. . . .vnedenn vor andemStadten 
die Danziger Fleischbänke vorzüglich sind. 
Bock, Nat IV, 171. In Kgsbg. giebt 
es eine Fleischbänkenstra/ze. 

Fleischblume, /., Kuckucksblume^ 
Lychnis flos cucuM^L. Hagen, 483. 

Fleischscharre, /., wie Fleischbank: 
Tisch oder Halle zum Fleischverkauf. 
Hennig, 71. Hupel^ 66. 

Fleischschragen , m., ' Fleischbank, 
Fleischbude. S. Schrägen. 

Fleischtag, m., Tag, an. dem es Fleisch 
zu Mittag giebt, zumeist Dienstag und 
Donnerstag. Diese beiden Tage galten 
früher als Glückstage, da es an ihnen 
reichliche Kost gab. Vgl. Fischtag. 
S. Vilmar, 105. 



Fleüz — Pliegendistel. 



197 



Fleifz, mit, adv.y mit Absicht, ab- 
^chtlich. Etwas mit Fleifz thun, es 
mit Bedacht, oft auch' zum Tort thun. 
öck kos mot Fliet gelehrt. Carm. nupt 
VI, 168d. Vgl. Grimm, Wb. IH, 
1765. 

flentem, sw. Wie ich so unbarmherzig 
angeflentert (schnell zu Roiz angejagt) 
kam, und ein Kerl so kräftig hinter mir 
drein klabasterte . . . sperrten die Mönche 
den Klosterhof angelweit auf, Soph. R. 
V, 123. In BAjern flctTidemy flandem 
hin und her bewegen, wehen, ziehen, 
z. B. weg-, fort/ldndem etc.; brem.- 
nds. flentem Diarrhöe haben. S ch m e 1- 
ler I, 588. Brem. Wb. I, 412. 

Flet,/., Flosse, Flocke, Zotte, Die 
Fletten ausbreiten. Dat he (der Bär) 
nich ene Flet kann reren. Dzg. Nhrg. 
Parad., 70. 

Flet, n., kleines Boot mit scharfem 
Kiel, dessen sich die Pillauer Lotsen 
bedienen. Mühling. 

FI6t, FIM, n. 1. Holzklötzchen an 
den Netzen. 2. Flofz an der Angel, 
dessen Bewegung das Anbeifzen eines 
Fisches anzeigt. Ein leicht spielendes 
Flofz heifzt FladderfUt, Flatterflet. Oben 
auf dem Meteritz werden kleinere Späne 
bis drey Schock mit dünnen Schnüren 
angdmnden, welche die Fischer Ftatter- 
fled nennen, weil sie unaufhörlich hin 
und her über dem Wasser sich bewegen etc, 
Bock Nat. IV, 714. Flet, Fled ist das 
hchd. fliefz(8. d.), also ist^^i?7i, flief'zen, 
die Wurzel. Vgl. auch Flot 

Fietkrebs, m., halb platt-, halb hoch- 
deutsches Wort: Fliefzkrebs, Fietkrtwt, 
Krebs aus einem Fliefz oder Flet. 
• Flibb, 77»., Warmbier mit Eiern. Nach 
Sperber, 12: Getränk aus obeijähri- 
gem Bier, Rum, Zucker und Citronen- 
saft. Bevor das bayrische Bier Ein- 
gang fand, war Flibb das Hauptgetränk 



bei den Gelagen der Königsberger Stu- 
denten. Man findet das Wort auch 
Phlipp geschrieben. 

flibbern, sw,, flimmern, schimmern; 
ahmt die unruhige Bewegung der vor 
dem *Auge erscheinenden Funken im 
Laate nach. Sperber, 34. S. flirren. 

Flicht, f. u.' m., 8. Flocht 

Flick, n., hier nie m. 1. der Flick, 
Flicke, Flicken, Lappen, also s. v. als 
Fleck, mhd. vlicken. 2. vom Teil auf 
das Ganze übertragen: Kleidungsstück, 
Kleid. Jäke dt de Flocker ^jxickt dir äas 
Kleid, d.h. der Buckel, willst du Prügel ha- 
ben? 3. vom Kleid auf den Mann: Er ist 
ein lustiges Flick, ein munterer, lieder- 
licher, leichtfertiger Mensch, jedoch 
ohne Falsch oder Bosheit; ähnlich ver- 
drehtes Flick. 

Hickbau, m., Bauarbeit, die sich nur 
auf Reparaturen erstreckt, im Gegen- 
satz zu Neubau.. Von flicken. Hen- 
nig, 72. 

Flickhecht, m., Hecht, der zerflickt 
ist; ein Gericht. Grofze Hechte, welche 
eine Zeit lang in Asche gelegen ha- 
ben, 'werden dazu in kleine Stücke zer- 
flickt. 

Flickhering, m., geräucherter Hering, 
der Länge nach angeschnitten. Brem. 
Wb. I, 420. Hennig, 72. 

fliddem, sw., flattern, herumfliddern, 

viel anCzer dem Hause sein. 

Flieder, pltd. FIftder, m., gemeiner 
Flieder, Syringa vulgaris L.,9kUQ\i blauer, 
spanischer Flieder. Hagen, 9. Fälsch- 
lich Holunder, in Danzig Jasmin. E. 
Förstem., 295f. 

Fliederkreide, /., Flieder- oder Ho- 
lundermus. Hennig, 324. S. Kreide. 

Fliege, /. 1. leichtfertiges Frauen- 
zimmer. Sie ist eine lustige Fliege. 2. 
der Floh. S. FKg! 

Fliegendistel, f., klebriges Kratzkraut, 



198 



Fliese — 'flirren. 



Cmetu.Erisühales. Hagen, 842. Qi. 
Erigii/udes fehlt bei Leunis u. Garcke. 
Hlese, /., dünne Steinscheibe, Sand- 
steinplatte; gröfzeres Stück Bernstein. 
Altnord. flis S[ditter, Stück eines Gan- 
. zen, schwed. ßüa dünne Steinscheibe^ 
Steinplatte, dän. flise, Ygl. Grimm, 
Wb. II, 1792. Weigand I, 473. Hen- 
nig, 72. 

Hiefz, pltd. R6t, n., kleines fliefzen- 
des Gewässer, Bach; zugleich für man- 
chen Bach Eigenname, z. B. in Egsbg. 
In älterer Zeit Flufz überhaupt. So 
spricht Hennenberger gleich S. 1. 
8. „Erclerung etc:" von den „fisch- 
reichen fliefzern, strömen und Seen" 
Prenfzens. Von ßü/zen^ holl. vliet Bach, 
vlaed Flut. Auf SanUand fraget ich 
einen Hauptman^ wie das nechate Flu 
alda hies^ Er söffet, wie das Dorf so 
darbey lieget . . . Dennoch hob ich den 
fleis darauf gewendet^ das man nicht 
viel flisser darinnen toird finden, dar-- 
bey man seinen rechten namen nicht 
auch finde. Hennenberger, 7. Es 
ist ein Flis zu Mülhausen auf Na- 
tangen^ das ist so Fischreich, das man es 
billig ein Gulden Flis nennen möchte. 
Ibid. 345. Bei dem Fliesz Elbing da 
baueten sie eine Burg, nenneten sie nach 
dem Fliesz EUnng. Waissel, Chron., 
50. Grimm, Wb.-IU, 1792. Hennig, 
72. 2. das vom fliefzenden Gewässer Ge- 
tragene: FlSt, an der Angel, FladderflSt 

Flimmerangel, /., Angel, die äimmerrt, 
glänzt, und durch ihren Glanz den 
Fisch (Hecht) anlockt. Schmal zu- 
gehendes und in einen Haken endigen- 
des löfPelartiges Messingblech von blan- 
kem Glänze, das sich bei schneller 
Bewegung wirbelnd dreht. Dange. 
Weichsel. Die Flimmerangel heilzt auch 
Darre, /. S, Benecke, 406 f. 

Flinder, Flinger, m. \i.f, die Flunder, 



Fleuronectes flesus. Nach B u j ack , 396^ 
auch Honder und Scharre (?). Engl. 
ßuondery dän. flynder, schwed. flundra, 
lit. kur. plekszte, kass. stamiew, star- 
newka^ ^oitufiMidery flqder. Benecke, 
98. Hennig, 72. 

flinder, mit flunder Klang- u. Reim- 
wort. Vgl. Tierräts, 83. 

Rinae,/., s. Hinze. 

Flintenpapier, n., •»wisch, m., Umschrei- 
bung für A.-wisch. TreicheL 

Flinze, Flinse,/., Plinze, dünnes flaches 
Pfannengebäck in Butter ans einem Teig 
von Mehl, Milch und Eiern. Besteht 
der Teig aus zerriebenen Ejurtoffeln, so 
heifzt das Gebäcke Kartoffelflinze. Neck : 
Hinz — bacK dir eine FUnz! Nach 
Weigand H, 363, findet sich 1678 
die FUntze^ 1562 die bUnze (in die 
blinzebeckerin) , 1587 die plmfzen. 
Weigand fragt: Ob aus dem lat. p2a- 
,centa Kuchen? In der Lausitz PUnz, 
lit. plincai, altpr. pUnxne = ^Plecze^, 
jetzt Platz Fladen; in Posen Plinze. 
Vgl. pr. Voa 342. Lit Aeq., 10. Über- 
tragen: Ohrfeige. Einem eine FUnze 
mit fünf Zdgeln geben. Sprw. I, 919. 
Hennig, 72. 

Fllnzenpfanne, /., eiserne Pfaime, wo- 
rin, die Flinzen gebacken werden; wird 
in kleinen Haushaltungen auch als Brat- 
pfanne überhaupt benutzt. 

Flirr, FIttrr, /., s. flirren. 

flirren, pltd. flttrren, sw. 1. leicht 

blitzend auf und ab schweben; viel- 
leicht als eine etwas kühne Zusammen- 
ziehung aus* flammen und irren zu deu- 
ten, daher auch flimmern, schimmern. 
Es fiirrt mir vor den Augen. Der Be- 
griff der Bewegung, den das Wort aus- 
drückt, tritt in herumflirren, herum- 
treiben, mit dem Nebenbegriff der Eile 
and Hast, lebhaft zur Anschauung, 
während der des Flimmems und Schim- 



Flirren — Flockfisch. 



199 



mems in der weitem Bedeutung des 
sich Hei^ausputzens und Schmückens 
erscheint. Sie hat sich gut au&geflin% 
sich auffallend herausgeputzt. Da den 
Frauen aber der Kopfputz die Haupt- 
sache ist, so heifzt die mit flatternden 
Bändern und Schleifen reich besetzte 
und flimmernde Haube auch die Flirr, 
pltd. HttiTy und nach dieser ein auf- 
geputztes, eitles, flatterhaftes Frauen- 
zimmer ebenfalls die Flirr, welches Wort 
auch als Schimpfwort auftritt. Sie ist 
eine alte Flörr. Sprw. I, 927. Engl. 
flirt^ to flirt mit Schnelligkeit bewegen, 
flirt Bnhlerin^ Metze. Nach Bock, 11, 
und Hennig, 73, ist Flörr Spottname 
für ein bejahrtes und sauersehendes 
Frauenzimmer. 2. eine zweite Bedeu- 
tung für flörren findet sich bei Hen- 
nig, a. a. 0.: weinen, flennen. S. flib- 

bem. 

Flirren, nur in der Mehrzahl gebräuch- 
lich, Grillen, Launen, wunderliche Ein- 
fälle. Er hat Flirren im Ktrpf^ Grillen, 
alberne Einfälle und Streiche. Im 
Götting. vlirren. Schamb., 272b. 

flirrig, pltd. flifrrig, adj.^ von flirreny 
leichtfertig, kokett, albern; von Frauen- 
zimmern. 

Hirtchen, n., träges^ unordentliches, 
unachtsames Mädchen. Sprw. I, 920. 
In Berlin auch Flittchen und in der 
Bedeutung von kokett. Ygl. flirren. 

FItS, Flis, Flisak, m., poln. /is, fiisak^ 
Flölzknecfat, Schiffsknecht. Die Flissen, 
daher auch die Einzahl Flisse, bilden 
die Bemannung der aus Polen, resp. 
Galizien die Weichsel herabkommenden 
Flöl'ze und Fahrzeuge. Das Wort ist 
wohl Bildung jaüs dem deutschen ßofzen. 
Westpr. Vgl. Altpr. M. IV, 323. Sper- 
ber, 37. Schmitt, 109; Westpr. 167. 
S. ^chimke. 

FiTech, n. u. m«, s. Flusch. 



Flisse, m.; s. His. 

Flitschbogen, miy Flitzbogen, Bogen 
zu leichten Pfeilen, den- Knaben sich 
selbst fertigen; nds. flitzbagen^ holl. 
ßitsboogy Zusammensetzung mit flitZy 
fiiisch Pfeil. Brem. Wb. I, 424. 
Schamb., 272b. Hennig, 72. Sper- 
ber, 12. 

flitschen, sw., mit dem Pflitsch » Pfeil 
schiefzen, schiefzen überhaupt. Jü 
ßitschen em denn dorch de Neren, ihr 
schielzt ihm dann durch die Nieren. 
Dzg. Nhg. Parad., 69. 

flitz, adv.^ hurtig, schnell wie ein 
Flitz = Pfeil Mehr Segel op, flitz nah, 
de Schlacht geiht los! Dorr, 1. Wiew., 
44. 

flitzen, pltd. fltttzen, sw. 1. schnell 
wie ein Pfeil vorwärts eilen. Dat h 
(Eis) flitzd üchtingsch dorch de Noacht 
(Nogat). Dorr, 33. 2. flink, hurtig, 
behend Von einem Orte zum andern 
sich bewegen: — herumflitzen. Davon 
Flitzer, m., der Unbeständige, Flatter- 
hafte, ein flotter Überall und Nirgend, 
ein Windbeutel. Vgl. Sprw. I, 922. 

Flocht, /. ü. m., plur. Flochten^ Flocht^ 
Flügel; übertragen: Flügelartiges. In 
Westpr. Flicht, FlUcht; in Liv- und Est- 
land die Flucht. Hupel, 67. Sall- 
mann, 120b. Mt sond- de Flöchte ge- 
bundcy ich kann nicht, wie ich möchte. 
Die Flochten hängen lassen^ verzagen, 
ermüden, ermatten. Wenn och en Voo^ 
gely ock raud bi dr^ Weer^n mi de Flicht- 
kes meed on schwoar. Dorf, 51. Der 
Himmel nehrri das Recht unter seine 
Flochten. Dorr, 1. Wiew., 57. Mot 
Flöchte on mot Puffe se (die Lehrer- 
firauen und -Töchter) opgedonnert gän. 
Lhrztg. IV, 355 b. S. Sprw. H, 769 f. 
Hennig, 73. 

Flochtfliege, /., Stubenfliege, s. Rftg. 

Flockfiech, m. Nach Simon Gru- 



200 



Floh — flotig. 



naoy „ein treoger fisch ans der Po- 
mochil gemacht". 

Floh, FWb, Fleh, /., der floL Sper- 
ber, 12. 

flöhen, «IT., Flöhe sachen. Übertnigen: 
Einen ßahen, ihn fiberrorteilen, betrü- 
gen; ebenso: einem die Augen flohen, 
Sambind (Eorkehnen). 

FHHikrailt, n., gemeiner Knöterich, 
PolygonumPenicariaL. Bock,Natin, 
385. Hagen, 426. 

FMisack, m., Mensch, der YoUer flöhe 
ist Sperber, 12. 

flok, ocfo., flink, fleükig? AMiekgiitem 
bi er toaSj Spann ze Flau, yßi, wat 
do ju da 80 drok Un so ßokf^ Mähte 
sad: Dat ös ferju tom Hemdke, Yolksl. 
27, 17, 1. 

FIAm, Flomen, FKünen, m. u, /., Nieren- 
fett der Schweine, Schmalzfett in den 
Gänsen, Hühnern and Fischen. Ahd. 
ßoum Schmatz, nds. vfoom, vlaum 
schmatzig, trübe, ebenso flomrig; flom 
Fett, Sahne, Rahm, ßaum wie unser 
Flom^ dän. flomme. Vgl. Grimm, 
Wb. m, 1735: Flaum. In Livland 
die Flome. Hnpel, 67. Davon flömen, 
Str., den Flom entfernen, abnehmen; 
daher auch abflAmen, ausflAmen. flömig, 
adj.^ rdch an Flomen; auch trübe, un- 
rein, fettig. 

FMniger, FlSming, m., dankler, un- 
dorchsichtiger Bernstein. Von Flom. 
Brem. Wb. I, 428. Hennig, 73. 

Fhmder, m., s. Hinder. 

Flor, iTiV Flor, Boden. Wenn eine 
Nadel oder sonst anderes Heines ent- 
faüenes Ding aufm floor oder Bodem 
gesucht wird, . . . wenn man sonsten 
gleich nieder gegen den ßoor siehet. 
Linem., Bbb la. 

Florchen, w. Vom., Dem. yon Flora, 
auch Florentine. Hart wich, 54. 



FRIrr, ^, flhren, mo., 'IHrngy ^v^-» s- 
flvren. 

flos, aif^, flach, seicht Der BaA 
(^Fbiss) ist sehr flos geworden. 

Flol,.Ftott, n., das Flotte, Schwim- 
mende, Flolz; hoIL vloL Das Fht aaf 
Flüssen and Bächen, worauf man steht, 
nm Wasser zu schöpfen, Wäsche zu 
spülen; das Fiat der Angel — an Aea 
Netzen; das letztere heüzt auch FMt- 
hoiz, lit phtdis. Die Flotthölzer, yier- 
eckige Stucke yon Pappelborke, halten 
das Netz flott, während die abwärts 
ziehenden QroijpeUme ihm die Spannung 
geben. Vgl FML Hennig, 73, führt 
das Adj. fott » schwimmend, mit Auf- 
wand lebend, an« 

RAte, FMt, /., groGeer Milchnapf zum 
Absetzen des Rahms; nach Schemio- 
nek, 11: „flaches HolzgefiUz zu Milch, 
auch daraus zu essen*', also auch Speise- 
teller. Nd. flot Sahne, Rahm, Schmand, 
ahd. phUed. Im Götdng. flSte breiter 
Löflel zum Abnehmen der Milch. Brem. 
Wb. I, 415. Schamb., 273a. 
FMtei, n., s. flMen. 

fltten, sto., fließEen lassen; von Hüh- 
nern, wenn sie Eier ohne Kalkschale 
l^;en, verlieren — verwerfen. Ein sol- 
ches Ei heiizt FMtei = Windel 

flöten, in der Redensart flöten gehen. 
All sin GoUL os flöte gegange. Aus 
dem jüd. - deutsch pleite gehn = flüch- 
tig sich fortmachen. VgL Weigand 
I, 477. Hennig, 73. 

RUendOse, /., Flöte; zusammengesetzt 
aus Flöte und dem frz. douce (doux). 
Der Wüliomm war der Ton der schonen 
Flöten-Dusen. Carm. nupL IV, 13 b. 

flMig, a£^.j dickflüssig, dehnbar flüs-> 
sig. Mühling: von einer Flüssigkeit, 
welche durch Gärung Unreinigkeiten 
hat,diesich&stausrecken,dehnai lassen. 



Flotmilch ~ Flusch. 



201 



FlOtmilch, /., saure, doch nicht dicke 
Müch. Mühling. Fht == Sühne. S. 
HOte. 

Flott, Hottholz, n., 8. Flot 

RUcht, /. u. m., 8. Flocht 

fluck, richtiger wohl flug, adj. u. adv.^ 
fluga, schnell, hurtig. Flacker noch^ 
rund de Däl^ hopsa Mariet Dorr, 37. 
Darhi fs he m§t siene Fusten so fluck 
hi der Hand, Flock hier §n§n (hin- 
ein), Uewer jtmger Mann! Dorr, 
1. Wiew., 24. Fhick on flink. Ibid. 
107. In Hessen flügger. Vilmar, 107. 

fluddem, sw.^ flunkernd flattern, er- 
zittern. Fluddert om dat Kramke^ 
Dann före ans tom Damke, Yolksreim. 
Mühling. Ihm fluddert das Kinn vor 
Zorn. 

flug, adj\ u. oefe., s. fluck. 

FlUgel, m.^ in der Fischersprache die 
Hälfte eines Netzes oder Garns. Die 
beiden Flügel werden bei der Ausfahrt 
zum Fischen in besonderen Böten be- 
fördert und erst kurz vor dem Gebrauche 
durch Schnüre verbunden. Die Flügel 
des Wintergams des Putziger Wieks 
heifzen kass. skrz^dlo. 

FlUgelgarn, n., s. WIndegam. 

ROmen, /., s. FlOm. 

flUmen, sw.^ Bauchwinde unhörbar 
entlassen. Treichel. 

Flunder, /., zur Bezeichnung eines 
schmutzigen Weibes. Treichel. 

Flundergarn, -netz, n., Netz zum Fange 
der Flundern. Beschreibung und Ab- 
bildung s. Benecke, 378 f. 

Flunker, m. So reiten die Junkern 
Mit den blanken Flunkern. Volksr. 36, 
137. 

Flunkerbart, tt»., blaue Molinie, blaues 
Perlgras y Melica coerulea L. (Molinia 
coer. Mnsch.). Hagen, 89. 

flunkern, bei Hennig, 74, wohl irr- 
tümlich, fluntemj sw.j flimmern, einen 



Zitterschein geben; vorspiegeln, mit 
Humor und Lieblichkeit die Unwahr- 
heit sagen, Windbeuteln. Mir flunkert s 
vor den Augen. Er flunkert — flun^ 
kert mir was vor; daher auch vorflun- 
kern. 

Flunkersand, m , Sand, der flunkert, 
glänzende Glimmerteilchen enthält, 
Flittersand, flimmernder Streusaud. 
Hennig, 74. 

Flunsch, Fluntsch, auch Frunsch, /., 
schmollender Mund^ Mund mit auf- 
geworfenen dicken Lippen; zur Ver- 
stärkung Flunschmaul. Letzteres auch 
auf die Person übertragen: sauertöpfi- 
scher Mensch, Schmollender. Eine 
Pommersche Flunsch machen. Mit dem 
Zeigefinger der rechten Hand die Nase, 
mit Daumen und Mittelfinger die bei- 
den Backen drücken und durch solchen 
Druck den Mund verzerren. Treichel. 
Li Bayern flanschen das Gesicht ver- 
zerren, die Flenschen das verzerrte, 
verzogene Gesicht, verächtlich: Maul. 
Schmeller I, 590. Vgl. Flabb. Da- 
von flunschtg, adj., im Gesichte, nament- 
lich um den Mund hin^ dick und auf- 
gedunsen. htFosen plunschig. Bernd, 
213. 

flunschakem, sw., dad Gesicht ver- 
zerren. Schemionek, 11. 

flunschen, sw., eine Flunsch ziehen, 
wenn das Weinen beginnt. Von Kin- 
dern. Schemionek, 11. 

fluntem,- sw., s. flunkern. 

Runtsch, /., s. Flunsch. 

Flusch, FlOsch, FItsch, n. u. 971., ersteres 
das gebräuchliche und mehr noch sein 
Dem. Fluschchen, Floöke, Flöckchen 
von Wolle, Hede, Elunker, Haaren; 
die durch Schrobbeln gebildete länglich 
runde WoU-, Hede- oder Elunkerflocke, 
welche versponnen wird. Li weiterm 
Sinne auch Wisch (was man mit einem 



202 



fluschen — Forleale. 



GrifF erwischt), Handvoll. He rit mt 
gltk e Fltisch Här üt em Kop. Gieb 
dem Pferde ein Fluschchen Heu. Aus 
Flies f mhd. vlus Schaffell, nds. fliis 
Schaffell,auch Büschel Wolle; s. Flausch. 
Vgl. Brem. Wb. I, 430. Weigand 1, 
468: Flaus. 
fluschen, flQschen, auch flutschen, und 

fiftschen, sw,^ eigentlich zu Fluschen 
bilden, flocken; von der Hand gehen, 
fördern; wirken, verschlagen, zusammen- 
stimmen, passen. Das (die Arbeit) 
fluscht ihm man so.. So fluscht et beter! 
durch die preufzische Landwehr, die 
in der Schlacht bei Grofz-Beeren mit 
Kolben drein sdilug, historisch gewor- 
den. Bock, 11: Das flascht nicht zu- 
sammen^ das gehört nicht zu einander, 
das palzt sich nicht. Hennig, 71. N. 
Pr. Prov.-Bl. a. F. VU, 438. 

flüstern, sw., s. fisten. 

Fliifzhähnchen, Pflzn., Flufzhahnenfufz, 
Ranunculus fluviatilis. Hagen, 592. 

Flutter, m., Flitter; verächtlich von 
leichten Kleidungsstücken , wertlosem 
Putz: Flutterstaat, Marold. 

flUtzen, 9W.J coire, Treichel. 

foats, adv.^ s. fOrts« 

FVbar, Fttbasch, n.^ das Fieber. Na- 
langen. Dat Föbasch verspingen, das 
Fieber verspunden. Hennig, 68. Vgl. 
Hezenspr., 55, 9. 

fSgeln, sw.^ s. fegen. 

Fohlen, Fälle, n., Füllen, Junges vom 
Pferd; die Kinder nennen es nach seinem 
Wiehern HYtsch, HTbcherchen (s. d.). 
Hengstfohlen, rein pltd. Hingstfälle, männ- 
liches, Stutfohlen, pltd. Kobbelfälle, weib- 
liches Füllen; Fohlenkobbel und Fällen- 
kobbel jedoch Mutterstute. Mühling, 
Tiern., 170. Zahn. Fdrd Soh e FoUe- 
kobbel^ di krtt man em a Mestelfua We 
Föüej zehn Pferde auch eine Füllen- 
stute, die kriegte nur um (die Zeit) der 



Mistfuhr ein Füllen. Ermländ. Freisch., 
Manuskript. Na^ Jung.^ hast ok de Falles 
'rom gejagt? Volksr. 261, 911. Dat 
Falle n^äge^ mutwillige Scherze treiben. 
fohlen, sw,, Junge werfen; doch nur 
vom Pferd.' Die Stut' hat gefohlt. Hen- 
nig» 74. 

fttmmeln, W., s. fimm^ln. 

Forelle,/, Bachforelle, TruttafarioL.^ 
auch MSIIitz (bei Danzig) und Rautele, 
lit lasztDoraSy mas., kass. pstrag, lett. 
rauda, ruhdelis (lit. ramfeZ^ rötliche, wilde 
Ente, rauda rote Farbe). • Benecke, 
162. Bujack, 392. Mühling, Tiern., 
170. Nsslm., Th,147. 

Forennesche, /., Äsche. Fischn. bei 
Simon Grünau, Tract. /, cap. Hl: 
forenn eschen. 

fifrftttsch, (zweites o kurz, auch lang), 
ac{/.y Zusammensetzung aus for für und 
ßtsch^ vom pltd. Fdi Fufz; also: Fufz 
für Fufz, ohne Aufenthalt, eilig, eifrig. 
Hei OS en förfStscher Kerl. Sprw. H, 
235. 

Forke,/., Heugabel, Mistgabel; aus dem 
lat. furca. Man unterscheidet die zwei- 
zinkinge Schofzforke (von schiefzen 
= befördern), mit der Heu, Stroh und 
Getreidegarben aufgegabelt werden, und 
die St&kforke, (listforke, dreizinkig, zum 
DüDgerladen. Ek w§U 'nen Stel an de 
Fork maken, die Sache in Gang, in 
Schick bringen. Dorr, L Wiew., 77. 
Hennig, 74. Sperber, 12. S. Gaffel. 
. Forieule, /., Föhren-Eule, Phalena 
noctua piniperda. Aus Arys berichtet 
die Kgsbg. Hartg. Ztg. nach der Pr. 
Lit.-Ztg. vom 14. Juli 1867 (1. Beü., Nr. 
162): „Der uns zunächst liegende Theil 
der kgl. Forsten — Oberförsterei Gron- 
dowken — ist von einer grolzen Kala- 
mität heimgesucht worden; es hat sich 
nämlich eine sehr gef&bi*liche Raupe, 
die Forl-Eule eingefunden und die Fich- 



Fornal — fosen. 



203 



tenbäame massenhaft bedeckt, so da(z 
bereits aaf Hunderten von Morgen die 
Fichtenbäame total vernichtet sind. Die 
daneben stehenden Tannenbäume sind 
unberührt geblieben. 

Fornal, m.y Ackerknecht; von dem 
poln. fornal Ackerknecht, Pferdeknecht. 
Flatow. Schmitt, 106. Sperber, 37. 
Ebenso in Posen. Bernd, 65. 

fOrs, adv., s. fOrts. 

forsch, cuij, und adv, 1. kräftig, kühn, 
mntig, tapfer; aus dem franz. fort^ von 
dem lat. fortis. Er üt forsch — Tnackt 
sich forsch. Auch die Forsche, aus dem 
franz. force. Forsch anfcussen — mit 
Forsch anfassen^ mit voller Kraft. Forsch 
drauf losgehen. 2. hübsch, elegant, 
hoch fein, zierlich kräftig. Es sieht bei 
ihm recht forsch aus. Ein forsches 
Mädchen — ein forscher Kerl, 

fOrt, adv,^ s. fArts. 

ttrls, adv.^ Abkürzung von sofort^ so- 
gleich, augenblicklich, auf der Stelle; 
gleich, zugleich — in mannigfach schat- 
tierter Aussprache: foats, fats, foat, 

foatsch, fat, fort, fflts, fots, fOrs, fors, 
auch in der Verlängerung förzig, fortzend, 
im Samlande sogar fortzersch. Öck kam 
f6ts mot, Voatsch treck den ölen Flausch- 
rock an. Dorr, 53. Hei ging forts 
weg, eben jetzt. Wa wolle ons man 
foaz (gleich) duze. Wa woüe ons foaiz 
za Kesting einüwe^ 'wir wollen uns gleich 
jetzt (den Tanz) zur Hochzeit einüben. 
Ermländ. Freisch., 14. Na^ a kunnt 
doch de viahungat Tolafoatz voll mache^ 
na, ihr könntet doch die 400 Ihaler 
gleich voll machen. Ibid., 10. das 
vooajafoatz e Kardel^ wie e Gemäldnifz^ 
o das virar ja gleich ein Kerl, wie ein 
Gemälde. Ibid., 7. Wird er fortge- 
schickt^ so bleibt er forts wohnen, Se 
OS fäts tom Anbite^ sie ist gleich zum 
Anbeifzen (schön). Efen (soeben)'Aa^ 



der Vater was befohlen^ fohrz gab se 
Wedderwohrt (Widerwort). Schaltj. 3, 
6. &e hefft nu fort ganz wat Needget 
m^ ju to bereden. Dorr, 1. Wiew., 69. 
Nehmt fortzend on ohne Omständ dissen 
Korf op June Schullem. Ibid., 66. Afz 
ock önn dat Hinge Brook an de erseht 
groote Eek kam, schiend Ott mi foorts 
(gleich) nich rochtig. S p o o k , 472. On 
doa funge se foaz aUa an to lache. 
B'oldt,6. Hennig, 74. Sperber, 12. 

fosch, fAsch, adj.^ los, locker, schwam- 
mig, porös, mürbe, Gegensatz von dicht 
und fest. . . . so befindet sichs^ dafz^ 
weü auf der einen Seiten (eines Stam- 
mes) dichtes und festes Holtz ist^ auf 
der andern Seiten aber Schwammichter 
und fosch, die Dielen^ welche auf der 
einen Seiten geschnitten werden dichter 
und fester sein^ als auf derfoschen und 
schwammichseiten . . . da werden die 
Dielen also fallen, dafz die halbe breite 
einer Dielen fest^ die ander helft aber 
mürb und fosch sind. Linem., Tt2a. 
In der Gegend von Dönh. fosch holzig, 
faserig, zähe. Im Götting. v6sch schwam- 
mig, weich, sehr los, mürbe. Schamb., 
278a. Vgl. Grimm, Wb. IV, 1, I, 41. 

FoJe, /., kurzer, kleiner Faden, Fäd- 
chen, Fäserchen, das sich von einem 
Gewebe bei der Verarbeitung oder beim 
Gebrauche ablöst, absondert. Altes 
Linnen- und Wollenzeug löst sich in 
Fo^en auf!, hat Fo4en. An zerrissenen 
Kleidungsstücken hängen die Foien bei-- 
her. Es kommt einem eine Foie in den 
Mund. In unreiner Tinte sind Foien, 
und kommen diese in die Feder. Hen- 
nig, 64, schreibt Fasen, Klein I, 121, 
schreibt Fofz', ahd. u. mhd./oAs, vahs, 
das Haar, wovon vielleicht Fase, Fose 
und Fis. 

fOfen, sw., sich in Foseü auflösen, 
fosig werden, ausfofon. Das Zeug foit 



204 



fostern — Frauenburg. 



sehr^ sein Gewebe geht leicht auf, fok 
leicht aus. Die Säume des - Hemdes 
foien attö, wenn sie zerwaschen und 
angetragen sind. — abfoien, einzehie 
Fasern auszupfen, auch s. v. a. auS" 
fosen. Mit einem abfosen^ mit ihm derb 
abfahren, so dafz seine Kleider sich in 
Foien auflösen. In Livland ausfwen. — 
foiig, adj,^ 1. locker, lose im Gewebe. 
2. voller Foien, Die Tinte ist fong, 
Hupel, 12. Bock, 11. Hennig, 74. 

fiMem, sw., s. feistem. 

fAts, fotSy adv.y 8. fAris. 

fAX, adv.^ bald. Ermland. Mühling. 

Frädem, Frfttem, Frteem, m., Atem, 

vorzugsweise der sichtbare Atem, Hauch, 
Dampf, Brodem. Er hat einen Übeln 
Frddem -^ sin Frddem stinkt^ er riecht 
aus dem Munde. Der Framdem des 
kochenden Wassers — heifzer Speisen. 
. . . wenn man in einer warmen Bad- 
stuben wegen des Qualmes und Fradems 
einen Menschen, ob er schon nahe genug, 
nicht wol erkennen kan, Linem., Aaa 
la. ... «0 sind doch die Balsamische 
und gesunde Au/zdünstungen mit denen 
Neben aufsteigenden Qualmen und Fra- 
demen, so viel die Mengte antrifft, gar 
nickt zu vergleichen. Ibid., Aaa 2b. 
. . . wird ein Fensterchen gelassen, da/z 
der Fraden von dem zu dorrenden Ge- 
treide gelassen ausgehen kann. Pierson, 
Matth. Prätor., 108. Siet der Tied kann 
§k den Fradem von warmem Eten nich 
utstahnen. Dorr, 1. Wiew., 15. Da- 
von: fr&dmen, sw., atmen , dampfen. 
ausfrädmen , ausdampfen , verrauchen, 
ausschwitzen, ausdünsten und dadurch 
die Elraft oder den Qbeln Geruch ver- 
lieren, befrftdmen, anhauchen, mit Dunst 
beschlagen. Die Fenster (Scheiben) be- 
frddmen, wenn die Luft draufzen kalt 
wird. In Posen für Fradem Braden, 
Bernd, 28. Bock, 12. Hennig, 74. 



Frange,/., Franse, Faden-, Troddel- 
saum. Aus dem firanz. /ränge, itaL 
/rangia, span. /ranja, aus lat. fimbria 
Faser, Franse. Weigand 1, 487. Hen» 
nig, 74. 

Franz, m. Vom., nach Hartwich, 
54, statt Franziskus. 

Franzbrot, n., rundes Gebäck aus 
Weizenmehl, französisches Brot; nach 
Sperber, 13, Brot des heiligen Fran- 
ziskus. /, da sotzt je der kliene Jung 
on muffelt am Franschbrot Schaltj. 3, 4. 

Franzosen, plur. 1. morbus gallicus, 
lues venerea, Lustseuche^ poln. franca, 

2. Karbunkel-Krankheit des Rindviehes. 

3. Schaben, Blatta europaea, die man 
auch Blatta und Rackopill nennt; in Ruß- 
land und Yolhynien heifzen sie prusaki. 
Mühling, Tiem., 170. Mrongov.H, 
635 b. 

Franzosenholz y Medik. Lignum Qua- 
jaci. 

FranzosenSI, Medik. Oleum animale 
/oetidum. 

Fräse, /., s. Fröse. 

Frafz, m., ursprünglich Tiemahrung, 
dann Speise für den Menschen; Mahl- 
zeit; Schwelgereiv Das war ein schlech- 
ter Fra/z. Was kostet der Fra/zf Dem 
Frafz nachgehen, sehen wo der Schorn- 
stein raucht. Frass und quass, schlem- 
men und demmeny schmaussen undsaussen 
machen rote äugen etc. Stein, Pere- 
grinus V, 4. Wiss. Mtsbl. V, 96. in 
Natangen mit franz. Endung: Frafzion. 
Fra/zion zu den Feiertagen aus der 
Stadt holen. Ygl. Fressen. 

Fralz, m., die Epilepsie. S. HVchste. 

Frau, pltd. FrO, /., Herrin, Gebieterin, 
Hausfrau. 0ns Frw, unsere Frau, nennt 
das Gesinde die Hausfrau; auch^^re- 
fräke, Herzensfrauchen. Die gute Frau 
s. Gutmann. Vgl Vater. 

Frauenburg, Stadt im Kreise Brauns- 



Fraaensmensch — Freischleuse. 



205 



berg. Sie heifzt im Scbimpf: Boch- 
staU, Er ist in den Bochstall geraten^ 
ist nach Fraueoburg gekommen. Sprw. 
1, 413. Die Bewohner heifzen Bock- 

Stecher, Bockstofzer. 

Frauensmensch , n. , Frauensperson, 
jede Frau, jedes Mädchen. Du Comelü, 
bring das Frauensmensch hin. Soph. 
R. I, 171. Cfutj dachte ich^ jetzt ist das 
Frauensmensch zur Dame geworden. 
Ibid., 172. Wo zum Stern käme hier 
ein einzelnes Frauensmensch her. Ibid. 
V, 458. Qd>t er dissen Briff^ denn das 
§s en Frujensm^nsch. Dorr, 1. Wiew.. 
17. Vgl. Frauenvolk. 

Frauentage, plur.^ Arbeitstage der 
Frauen, im Gegensatze zu den Manns- 
tagen; für diese Tage wird ein geringerer 
Lohn gezahlt. Vgl. Mannstage. 

Frauenvolky n., Frauenzimmer, Weib. 
Ihr Herren kennt das Frauenvolk nicht 
Soph. R. VI, 323. Dieweil Dein Auge 
nie . . . nach dem Frauen- Volck bisher 
verliebt geschielt. Carm. nupt II, 94 b. 
JSr sieht das Frauen-Volck mit Matd- 
umrfsaugen an. Ibid., 94 c. S. Weiber- 
volk. 

Frei, Freite, pltd. Fr!,/., Brautwer- 
bung, von freien, ursprünglich lieben, 
von demgleichbed. goih. frijdn. Grimm, 
Wb. IV, 1, 1, 105. Weigand I, 491. 
Auf die Frei gehen j um ein Mädchen 
werben. Ich sag*, er (Amor) sei nicht 
blind^ bekenn es sonder Scheu^ ein Zeug- 
nifz wird mir sein, Herr Doctor seine 
Frey. Carm. nupt 11, 83 d. Vergnügen, 
Friede^ Glück und Heü zu der wol- 
getroffnen Frey. Ibid., 84 c. Fat he 
nich mehr so 'n Maken an, Wor von 
der Fri nuscht warren kann. Dorr, 
67. VolksL 13, 5V, 5. Im Volksmunde 
auch Freirttch, Filrateh (a»a), holl. 
vrijaadge, bei Schamb., 280a: fryäde, 

Freie, m., preufzischery Besitzer eines 



Freigutes. Vgl. Boct, Nat. I, 173; 
m, 302. 651 f.; V, 386. Hennig, 75. 

Freigut, n., erbliches Bauer- oder 
Eölmergut von 1 bis 2 Hufen, das frei 
von Abgaben und Scharwerk war; der 
Besitzer hatte dagegen die erbliche Ver- 
pflichtung zur Verwaltung des Schulzen- 
amtes. Der Besitzer hiefz in früherer 
Zeit Berittschulz und vermittelte als Ober- 
Schulze den amtlichen Verkehr zwischen 
den zu einem Ajnte gehörigen könig- 
lichen Dörfern. Di^Berittschulzen hiefzen 
auch Pakmore (s. d.). S. Bock, Nat. I, 
173. Hennig, 75. 

Freilieit, pltd. FrTet, Frft't, Fritt, /., 

aufzerhalb der eigentlichen Stadt ge- 
legener Stadtteil, Vorstadt. Er wohnt 
auf der Freiheit; die Bewohner der- 
selben heifzen Freiheiter. Die Frei- 
heiten waren von den stadtischen Ab- 
gaben frei. S. Sperber, 13. 

Freil(en,n., junges Frauenzimmer fürst- 
lichen Standes, Prinzessin. S. Act 
Bor. II, 820. 846. Hennig, 75. 

Freilciilmer, m., Besitzer eines frei- 
kölmischen Gutes. Solche Güter wurden 
den in die Provinz einwandernden deut- 
schen Kolonisten naqh den in der kul- 
mischen Handfeste enthaltenen Rechten 
vom Orden verliehen. Die Freikolmer 
standen im Gegensatz zu den Preu/zisch- 
Freien. Vgl. KVImer. 

Freimann, pltd. FrTmann, plur., Frei- 
leute, Frtlüedy freier Mann, Arbeiter, 
Tagelöhner, der zur Miete wohnt und 
keinem Herrn zur Arbeit verpflichtet 

ist. Vgl. Losmann. 

Freirftich, /., s. Frei. 

Freischlächter, m., Landmann, der das 
Fleich des von ihm geschlachteten Viehs 
zum Verkauf in die Stadt bringt, ohne 
durch Gewerbschein dazu berechtigt zu 
sein. Mühling. - 

Freischleuse,/., Schleuse, durchweiche 



206 



freisen — Freund. 



das überflüssige Wasser aus Mühlen- 
teichen abfliefzt, wodurch der Teich in 
bestimmter Höhe gehalten wird. M ü h - 
ling. Ebenso bei Hupel, 69. 

freisen, s. fiisen. 

Freisgewerbe, pltd. FrTsgewarw, n., 

Heiratsantrag. Dar §8 so to segen en 
Friesgewarw anffebrocht worden. Dorr, 
1. Wiew., 12. 

Freismann, pltd. FrTsmann, m., Braut- 
werber, deshalb auch Freiswerber, Frts- 
werber. Er ist der Begleiter des jungen 
Mannes, der dem Mädchen, das dieser 
sich ausersehen, seinen ersten ernstlich 
gemeinten Besuch macht; er fuhrt für 
diesen das Wort und ist später bei der 
Hochzeit der erste gute Mann: Na- 
tangen. Drum wer nur diesen FreyS" 
Mann (Gott) hat^ der darf es vmmer 
kuhnlich wagen, Carm. nupt. H, 98 c. 
De mot den groten Gott anropen^ dat 
he sy De Friefzmann, gode Mann^ un 
Twchwatmehrdaby. Ibid., 206b. Hen- 
nig, 324. 

Freiswerber, m., s. das vor. 

Freiwasser, n., Wasser, dasausMühlen- 
teichen durch die Freischleuse abläuft. 

Freiwohner, m., Einwohner ohne Miet- 
zins, der als Entgelt die Aufsicht über 
das Gebäude, in dem er frei wohnt, 
führt, Kastellan, Hausdiener. 

Fremde, m,^ der Gast. Wir haben 
heute Fremde, wir haben geladenen Be-. 
such, Gäste bei uns. Heutig, 75. 
Ebenso in Liv- und Estland. Hupel, 
68. Sallmann, 65b. 

Frfise, /., s. FrBse. 

frfisen, sty s. frTsen. 

Fresse, pltd. Fr6t, /., Maul, Mund. 
Der Kerl hat eine Fress' urie ein Scheur- 
nenthor. Bali die Fress, sei still! Einem 
eins Dor die Fress' geben, ihm eine Ohr- 
feige geben. Hau em ön de Fret! 
Bock, 12. Sperber, 13. Vgl Flab. 



fressen, pltd. fr(te(n), st, essen. Se 
(sie) lassen einen nicht einmal ruhig 
fressen, sie stören den Vielbeschäftigten 
sogar bei der Mahlzeit. 
. Fressen, n., das Essen, die Speise, 
namentlich schlechter Qualität, und dann 
vorzugsweise Fr&fz, m. Mohs mot Molche 
afgemahckt, dat woer mien bestet Frehte. 
Carm. nupt HI, 77c. Ein gefundenes 
Fressen, eine Sache, die unerwartet, 
aber gelegen kommt, angenehm ist. 
Wenn es wahr wäre^ wäre es ein gefunden 
gebratenes Essen für mich. Linem., 
B 3 b. Dat ÖS em so^n rechtet Freten, 
Dorr, 1. Wiew., 16. * 

Frefzalat, m., s. Rftp. 

Frefzbartel, m., Bartel, der frifzt, 
starker Esser, Fresser. Oedanism. 

Frefzbeutel, m., Beutel, in den man 
das Fressen, die Wegekost, steckt, Brot- 
beutel, Ranzen; aach Frefzsaclc 

Frefzpulver, Medik. Pulvis Equarum. 

Frefzsack, mi, dasselbe was Frefz- 
beutel; aber auch starker Esser, Fresser. 
In Livland in letzterem Sinne auch 
Frefzbauch. Hupel, 68. 

Fretze, /., s. fretzen. 

fretzen, sw.^ weiden, füttern; von 
fressen gebildet, wie etzen Yop essen, 
goth. fraaijan. Er läfzt sich von ihm 
fretzen, ernähren, lebt auf seine Kosten, 
fällt ihm zur Last. — ausfretzen, aus- 
füttern', durchfüttern; vom Vieh und 
vom Menschen. Nach Mühling auch: 
schmarotzen. — Fretze, /., dem Vieh 
leicht zugängliche* Stelle in Feld oder 
Wiese, wo es fretzen kann. Vgl. 
Grimm, Wb. IV, 1, 1, 141. Hennig, 
75. 824. . 

Freude, w. jüd. Vorname. Flatow. 
Schmitt, 114. 

Freund, pltd. Frtlnd, m., Verwandter. 
Daher Freundschaft, pltd. FrUndschaft,/, 

Yerwaadtechaft. JBei ös 4t ons Fründ- 



fribbeln — froden. 



207 



scha/ty er ist unser Yarwandter. Wo 
du den griesen Keerdel nömmst On mi 
de ganze Frindscha/t schampst Dorr, 
65. Dat bloß ön er Fründschaft Hei 
OS egentUch min Frind^haft^ wi sond 
durch Grofsnyädersch Pitsch verwandt 
Samland. ä. Sprw. II, 808. Die puch- 
Uge Freundschaft y viel gegliederte Fa- 
milie' an ein and demselben Orte (Fried- 
land OstpreuTzen); im Eegelspiel 33 
,,Holz«. Vgl. Sprw. I, 987. 

fribbeln, sw. 1. schwänzeln, zierliche 
Wendungen and Bewegungen machen. 
He fribbelt as. en Kielpogg, er schwän- 
zelt (aus Zuvorkommenheit) wie eine 
Kaulquappe, welche auch das Schwänz- 
chen flink regf. 2. jemand an den 
Kleidern zupfen, reilzen. Conitz. 

Frtd, m. Yom., Gottfried, 

fndeln, 8w.^ gewinnen^ erlangen, pro- 
fitieren. Sie werde dem Teufel kein 
Pechlicht nicht .gebe^ 2^n^«r8 (besonders) 
dass sie was von mir frtdle wtüe, Erm- 
land. Muhling. 

Friedland, Kreisstadt in der Provinz 
Ost-Prealzen, am Alleflufz. Name, 
Qröfze und Aussehen der Stadt haben 
zu den Redensarten Yeranlassunfi^ ge- 
geben: Friedland ist das beste Land. 
Friedland ist gut Land^ wohl dem^ der 
nicht drin ist Sprw. I, 992. 993. 

Friedrichstein, Ortsn., Gut (Schloi'z) 
im Kr. Königsberg. Ön Friedrichsteen 
st öck ganz allSn, es fehlt der Krug, 
das Wirtshaus. Vgl. DVnhoffstädL 

Friedrichswalde, Ortsn., Dorf im Kreise 
Ragnit, im Tolksmunde StOimeri (Stor- 
merei), weil in früherer Zeit mehrere 
Besitzer NamensStörmer dort wohnten. 

frte(n), 9U7., freien, werben, heiraten. 
De Mäkens salen aller frten, Seelen w., 
109, 

Friesen, plw.y Mennonitensekte. S. 

KlAricen. 



Frimann, m., s. Freimann/ 
frischmilch, pltd. früschmelk, oJ/., von 

Kühen/ welche nach dem Kalben wie- 
der Milch geben. Die Kuh ist frisch- 
mUch. 

frlsen, freisen, frtoen, frttsen, frfeen, 

fristen, frVsten, st^ frieren, frösteln, vor 
Kälte schauem, ahd. friosan, mhd. 
^^riesen^ ags. frysan^ engl, freeze^ dän. 
fryse^ hoU. vriesen. Mt frist — mt 
fresty mich friert, fröstelt Öck mot 
freise^ denn det Nachts ösH kooü. Volksl. 
63, 42, 5. Marunke fröst, Kathrinke 
posst, wenn e^ am Martinstage (11. No- 
yember) friert, so regnet es am Katha- 
rinentage (25. Novbr.). Dat (Wasser) 
schwemmt^ dat önem dafär gruth onn 
fröst Carm. nupt V, 216b. Hubbrig, 
frest dty nomm de Fü^rtang on bedeck 
dt! Kgsbg. Twoschen Pingste on Jo- 
hann terfrSs ok jennem Wtw de Mann, 
Oberland. Sprw. I, 2926. 

frOd, frOt, frot, frOdsch, ifriltsch, fnrt, 

adj.y klug, verständig, weise, beanlagt; 
vorsichtig. Dat ös en frdder — fruUer 
Monsch, ein Mensch mit guten natür- 
lichen Anlagen. Daher Frilder, Frilter, 
Fruter, m.y ein Kluger, ein anschlägiger 
Kopf. Natangen. Ermland. Im Dönh. 
tritt das adj. frOter auf — aufmerksam, 
aufmerkend; vom jungen Kinde gesagt, 
wenn es anfangt auf seine Umgebung 
zu merken; in Natangen fretem, Sfw. 
In Danzig nennt man diese erste Auize- 
rung der Empfindung sinnlicher Gegen- 
stände wie auch das erste Lächeln der 
Kinder das Frohnen. Klein I, 125. 
Vgl frOden. 

frilden, fröten, fruten, mo., begreifen, 
verstehen, einsehen, wissen, kennen, 
können. Nach Sperber, ^%y'frutten 
= nützen: es frutt nuschty es hilft nichts, 
fruchtet nichts. He frSd nichy er be- 
greift nicht, versteht von der Sache 



208 



Frosch — fuchern. 



nichts. Dei Jung heft e schwdre Kopp^ 
er terfrot dat nick. He mot noch ön 
a Welt frdde lehre^ er mafz noch khig 
werden lernen. Sprw. I, 1003. N. Pr. 
Prov.-Bl. a. F. VII, 438. Natangen. Im 
Ermlande; f ruften. Er frutt nuscht 
Warzel ist das goth. fraihjan denken, 
verstehen, erkennen, verstandig sein; 
dazQ goth. frothsy ahd. fröt^ fruoty mhd. 
vruoty adj.^ verstandfg, weise, brav. 
Schade. Wb. 221a. 227b. 

Frosch, m,y Geschwulst unter der 
Zunge der Menschen, Pferde und Rin- 
der; poln. zaba. 

Frjie, /., s. Wrttse. 

FrVse, Frese, Frese,/., Dem. Fröschen^ 
pltd. Frodce^ Halskrause, gekräuselter 
Halskragen, Fraise. EckwuüekrFröhske 
gähm bekicke. Carm. nupt I, 282, 2. 
Det 08 dat JunferkCy diy ohrst dm Frohste 
lohp. Ibid. 10. 

frOsen, frOsen, sw.y s. frfsen. 

Frosine, w. Vom., Euphrosine. Hart- 
wich, 54. Sein Frohsinchen wird ihn 
wieder erquicken. Carm. nupt. II, 44c. 

Frost, m. Er hat den Frost in den 
Fi^fzen — Händen^ hat angefrorene 
Fafze oder Hände. 

frtoten, 9to., s. Msen. 

frestrtg, frttsterig, adj.^ frostig, leicht 
frierend. Er ist sehr frostrig. Hennig, 
324. 

fröt, frot, frOten, frOter, FrOter, frötern, 
frOtsch, s. frOd und frOden. 

FrVtsch, FrtJtz, Dem. Frotschke, Frotzke, 
m. Vom. Fritz, Friedrich. Hei^ Frotschkcy 
noch ohnmahL Carm. nupt III, 136c. 

FrQ, /., 8. Frau. 

FrQannke, /., Frau Ännchen, gewöhn- 
liche Benennung fQr eine Kinderfrau, 
gleichviel, welchen Namen sie führt. 
Marbg. Ndrg. 

FrUhkind, pltd. Froikind, n., zu früh 
geborenes Eind; vor der Ehe geborenes 



Kind. Et es e Freikind. Im J. 1755 
vyird die alte Verordnung emeuf, dass 
kein Schäferknecht Bürger werden kann. 
Noch im J. 1762 hatte ein y^Frühkindf' 
MuhCy in's Schmiedegewerk aufgenom- 
men zu werden. MerkwQrdige Notizen 
ausConitz. Pr. Prov.-Bl. H, 208. Vgl. 
Siebenmonatskind. 

frundschein, sw., s. frunscheln. 

Frunsch, /., s. Flunoch. 

frunscheln, frundscheln, sw.^ schmei- 
cheln, schmiegen, freundlich und zärt- 
lich thun. E" versteht sich einzufrun- 
scheln. Vgl. dftsen. 

fnrt, adj.y fruten, sw., Fniter, m., s. 
frOd und fröden. 

Fuchely m. 1. Fächer, Wedel. Als 
Feuerfuchel wird der aus gedorrte Flügel 
der Grans gebraucht 2. Windharfe. 
Logau hat fQr Fächer Fechel. Vgl. 
Weigand I, 424: fächeln. Bock, 12. 
Hennig, 62. 

fucheln, sw. 1. fachein, gelinde an- 
und zuwehen. 2. Getreide auf einer 
Windharfe, Fuchel^ reinigen. 

Fucher, m., s. fuchern. 

fuchern, sw., betrügen, beim Karten- 
spiel. In geselligem Sinne gilt das 
Fuchern, worunter man vorzugsweise 
das listig geheime Vertauschen der Kar- 
ten versteht, als heitere Unterhaltung. 
Bei Bock, 12, und Hennig, 75: 
fuckern, bei Schemionek, 11: fuggem, 
nach Klein I, 129, in Dzg. fuschen, 
in Westpr. auch fuschein (Treichel); 
in Hessen fuckeln^ fuschein^ auch mu- 
scheln. Vilmar, 111. Nds. fukebi. 
Brem. Wb. I, 461. fuschen ist dem 
schwed. fuska entlehnt «= heimlich listig 
vertauschen, Durchstecherei treiben. 
Grimm, Wb. IV 1, 1, 960. In der 
Pfalz hat fuggem^ verfuggem bei Kin- 
dern die Bedeutung: durch Hin- und 
Herhandeln etwas gewinnen Das Ge- 



fachseu — Foinmel. 



209 



schlecht der Fugger soll hierzu den 
Anlafz gegeben habcD . M o n e , Anzeig. 
lY, 72. Fucherer, Fuchrer, nach Mfih- 
1 in g Fucher, Fucker, Fugger, m. » listiger 
Betrüger, and davon: Fucheret^ Fucke- 
rel, Fuggerei. Im Brem. Wb. a. a. 0. 
Fuker^ Foker Eaufinann, Wacherer. 

fuchsen, dw. 1. hart antreiben, an* 
feaem zar Arbeit, oft durch Hiebe. 
Davon einfuchsen, mit Energie far ein 
Examen vorbereiten, überhaupt ad hoc 
zustutzen, zusammenfuchsen, scharf mit- 
nehmen, durchbläuen. 2. nach altem 
Pennalismus milzhandeln. ' Die neu ein- 
tretenden Schüler werden von den älteren 
gefuchst 

Fuchser, m., einer Aet fuchst^ treibt, 
antreibt, sich selbst oder andere. Da- 
von Einfuchser (s. fuchsen). Federfuchser, 

Schreiber, doch meist in verächtlichem 
Sinne von einem solchen, der seine 
Federfertigkeit mifzbrancht. Pfennig- 
fuchser, Greizhals, der die Pfennige 
fuchst^ zusammentreibt. 

Fuchsleber, pltd. FossISwer,/. Sie wird 

als Medik. für krankes Yieh gefordert. 
Ebenso Fuchslunge. ' 
FuchslungensafI, Medik. Syrwpu» Li- 

qairitiae. 

fucht, adj.^ feucht. Heilsberg. Ahd. 
fühty fühti, mhd. viuhte^ angs. fvht^ 
hoU. vocht. Schade Wb. 230b. 

Fuchtel, /., zunächst Degen, dann 
auch Gerte und Peitsche; Schlag mit 
Gerte oder Peitsche. Es giebt Fuchtel 
Davon fuchteln: mit einer Fuchtel schla- 
gen; mit einer solchen leicht hin und 
her schvnngen — ein verstärktes fu- 
cheln, 

fuchtig, adj.y leicht erregt, zornig, 
angebracht. Er ist gleich fuchtig. 
Ebenso in Bayern. Schmellerl, 509. 
S. Grimm, Wb. IV 1, 1, 360. 

Fucker, m., fucicem, sw., s. fuchenu 

Frlf ehUtr, Wörtorbaoh L 



Fudling, m., Findling. Muhling. 

FQg, m.y Onkel. Conitz. Tuchel. 

FQge, / 1. Falte, öhn Sichren ahne 
FogCy eine Stirne ohne Falten. Carm. 
nupt Y, 48a 2. In Fuge fallen. Die 
Fra/w merckte^ das sich der Man ihres 
fluchens nicht annam, sie ßel in fuge 
vnd sprach. Hennenberger, 483. 
Grimm, Wb. IV 1, I. 380, woselbst 
noch eine zweite Belegstelle mitgetheilt 
und die Erläuterung der Redensart 
durch: „in gutes Benehmen treten — 
nachgiebig werden^ in Frage gestellt 
ist. 

Fugger, m., s. fuchem. 

Fuhrleute, plur., ansäfzige Fischer, 
welche Fuhrwenk besitzen und die ge- 
Cangenen oder erhandelten Fische nach 
den benachbarten Ortschaften verkau- 
fen. S. Bock, Nat IV, 718. 

Fuhrmann, m., der StemAlcorimgroizen 
Bären, gewöhnlich Reiter. S. DUmeIce. 

FUlibier, n., scherzweise Benennung 
des Wassers, womit die von den Brauer- 
knechten angetrunkenen Fässer wieder 
vollgefallt werden. Hennig, 30. 

FUliebeifzer, m., FoUenbeiizer; Name 
für den Wolf. Ermland. 

FUllelceiichen, plur.^ gefällte Elöfze. 
Zar Füllung benutzt man Pflaumen 
oder Speckstückchen, sog. Spirkel. S. 

Keilchen, und Pragge. 

Fummel, /. 1 . Stück Holz, das zum 
Glätten gebraucht wird ; in Bayern eine 
Art Lederfeile der Schuhmacher. 2. 
schlechtes, stumpfes Messer, mit dem 
man nur fummelnd schneiden kann. 
3. liederliches Frauenzimmer, Hure. 
Ähnlich in Bayern. • Schm eller I, 
532; im Götting. vummel und virnmel. 
Schamb., 283a und 270a, wo auf das 
lat. femeüa hingewiesen ist. In Zu- 
sammensetzungen: Fummelmadam, Fum- 
melmamsell. Stender übersetzt den 

14 



210 



Fununelei — fappeo. 



Namen der lett. Göttin brehkina^ Be- 
schützerin der Hausschlangen and 
Kröten, mit Schreierin, alte Fummel. 
Altpr. M. IV, 26. 
Fummelei, /., s. fummeln. 

fummeln, sw. 1. hin und her fahren, 
an etwas reiben mit der Fummel oder 
einem stumpfen Messer. 2. tasten, be- 
tasten; schwed. famla tappen. 3. sich 
herumtreiben, unstat sein. 4. coire. 
Davon Fummelei, /., das Muhling noch 
durch Glättung erklärt, und fummelig, 
adj. Vgl. G rim m , Wb. IV 1, 1, 526 f. 
Richey, 67. Schamb., 256b. Vil- 
mar, 112. S. fimmeln. 

FUnfaderblatt, n., Pflzn., Wegerich, 
Plantago major und media L, Trei- 
chel, Volksth. Nach Hagen, 170: 
FUnfaderkraut, Fl. lanceolata L. Grimm, 
Wb. IV 1, I, 557. 

FUnfer, pltd. Fttfer, m,, das Zwölftel- 
Thalerst&ck, der Achtehalber. Hen- 
nig, 316: „Achtehalber heifzt in Me- 
mel ein Fünfer^ plattdeutsch Füfer^ weil 
er fünf Dreipölcher oder Vierdinge in 
sich enthält. ** Das Wort ist heute 
aufzer Gebrauch. 

FUnfSGhiliing, FUnfscIiillinger, m., SUber- 
münze auTzer Kurs, im Werte von 7 
alten Pfennigen. S. Schilling. 

Funfzehner, m.^ Bündel Garn von 15 
Gebinden. Vgl. Tali und Pungel. 

Funke, m., der Schnaps, weil er einem 
Funken gleich brennt. Einen Funken 
nehmen^ einen Schnaps trinken. 

funkelhageinagelneu, adj.^ Zusammen- 
ziehung von funkeUiagelneu (Schamb., 
283 b) und dem 'allgemein üblichem 
funkelnagelneu, völlig rein und neu, 
wie frisch gefallener Hagel oder ein 
neu geschmiedeter Nagel; auch funkeU 
nageUiagelneu, 

funkeln, «to., schnapsen, Branntwein 
trinken. Sich befunkeln, sich betrinken. 



funkem, stc?., gleich Funken gl&nzen, 
leuchten, flimmern, funkeln, flunkern. 
Nach Grimm, Wb. IV 1, 1, 611, nach 
dem 17. Jahrh. erloschen; bei Bock, 
12, und Hennig, 76, noch aufgeführt, 
die auch das Adjektiv funkerneu, das 
heutige funkelneu — ganz neu, anführen« 

Funktion, /., nach Klein I, 129, in 
Dzg. (früher) eine aus den Mitgliedern 
der drei Ordnungen zu einem gewissen 
Endzwecke ausgesetzte Deputation. So 
sagte man z. B. die Funktion zur Aus- 
findung baarer Geldmittel; die Feuer- 
funktion, unter deren Aufsicht die Feuer- 
anstalten standen. Aus dem Isi. funetio 
Verrichtung. 

FUnsel, n., s. Finsel. 

FUnstem, Pflzn., gemeiner Erdrauch, 
Fumaria officinaUs L. Hagen, 729. 

Funzen, plva^,, Schnurrbart. S. Wun- 
zen. 

Fuppchenziehen, n., Kartenspiel, sonst 
Mosch genannt Ermland. Der Name 
rührt daher, dafz bei diesem Spiele das 
Fuppchen Täschchen, der Beutel, oft 
gezogen werden muTz. 

Fuppe, /., Dem. Fuppchen, Fuppke 

(in Dzg. ist Fuppke am gebräuchlich- 
sten), Tasche, die man an sich trägt, 
besonders die Tasche am oder im 
Kleide, vorzugsweise die in den Röcken 
der Frauen. Spring mi man nich ön 
e Fupp! zu dem, der sich ereifert. Er 
kann nicht mit dem Ellenbogen in die 
Fuppe, er hat kein Geld, auch: er ist 
geizig. Bock, 12. Hennig, 76. 

fuppen, aw» 1. in die Fuppe stecken, 
und dann gewohnlich einfuppen, das 
zugleich den Nebensinn der Heimlich- 
keit und Unredlichkeit hat. Er hat 
gut eingefuppty bei einem Gastmahle die 
Speisereste in die Tasche gesteckt. 
Speicherarbeiter fuppen Getreide ein. 
Als Gegensatz: ausfuppen, die Taschen 



Fuppeiiknif — faselig. 



211 



leeren. 2. Falten werfen^ Unebenheiten 
zeigen, nicht glatt anschliefzend stehen ; 
von Kleidern. Da» Kleid fwppt sich^ 
sitzt nicht glatt, zeigt gleichsam kleine 
Taschen. 3. Bock, 12, und Hennig, 
76, haben noch fuppen in der Bedeu- 
tung von foppen aufziehen, necken. Er 
läfzt sich nicht fuppen, läfzt sich nicht 
hänseln, aber auch: er lälzt sich nicht 
lumpen, ist am rechten Orte freigebig, 
hat da, wo es notwendig, eine offene 
Tasche. 

Fuppenkntf, n., Taschenmesser. Dorr, 
L Wiew., 40. Vgl. Knlf. 

Flipper, m. 1. Mensch, der in die 
Fuppe steckt, einfuppt; geschieht dies 
widerrechtlich: Dieb. 2. Nach Trei- 
chel Eorrumpierung yon fatuc-pas Fehl- 
tritt: Einen Fupper machen. 

furchtbar, adv,^ in dem Sinne von 
überaus zur Verstärkung angenehmer 
Eigenschaften und Eindrücke. Sie ist 
furchtbar schön — war heute furchtbar 
liebensumrdig. Auch Herders furcht- 
bar angenehm (Grimm, Wb. IV 1, I, 
693) gehört ab provinziell hier her. 

fUmigy adj., vorjährig. Fumiger Rog- 
gen. Mielcke II, 199b. 

Fufoh, Dem. Fufohchen, pltd. Fufehke, 
auch Fufehel und Wufehei, w. Vom., 
Sophie. Vgl Rehen. 

ftlicheln, sw. 1. sich geschäftig hin- 
und herbewegen, vorzugsweise in hertim- 
fllicheln, geschäftiges Umherfahren ohne 
reelle Leistung. 2. Durchstecherei trei- 
ben, heimlich tauschen, s. v. a. fiischen 
und mit diesem gleichen Stammes; doch 
auch betrügen, stehlen. 3. heimlich 
mit einander reden, sich in die Ohren 
flüstern. Wat es datf kann de Kerdel 
hexend So fuschelt en (einer) dem an- 
dern to, Dzg. Nhg. Parad., 5 1 . Westpr. 
Mühling. Hiervon Fuschelei, /. 
fuschen, sw., s. fuchem. 



• FQse, /., aufrecht stehende Stange 
oder Stock mit Strohwisch an der Spitze 
als Warnungszeichen oder Marke an 
Wegen, Feldern, Wiesen oder an offe- 
nen oder dünnen Stellen im Eise. Nach 
Passarge, Balt. 65, heifzen auch die 
Tannen- und Birkenäste, welche auf 
dem Haffeise die Fahrbahn bezeichnen^ 
Füsen, Eine Bahn auf diese Weise 
markieren, heüzt sie ausfQsen, mit Fu- 
sen versehen. Zur Verhütung von Un- 
glück sind bei der Winterfischerei die 
ausgehau&nen Eisstücke jedesmal am Ein- 
lasse sowohl wie beim Auszüge aufrecht 
zu stellen und auch die gemachten Locher 
durch Fusen oder Strauch zu bezeichnen, 
Fisch.-Ord. f. d. kur. Haff § 52. Fuse 
erscheint auch in der Bedeutung von 
Fahne: (das Haus) had uihgesiockt ön 
Fuhsz. Carm. nupt. V, 190c. Hen- 
^^S) ^^> weist rücksichtlich der Ab- 
stammung des Wortes auf Fa»e, Fo^e 
= Faser; Grimm, Wb. IV 1, I, 961, 
fragt verlegen: „slavisch ist es nicht; 
ob etwa Ableitung von fusen fasern?" 
Das Wort liefze sich wohl, da die Fuse 
Ähnlichkeit mit einer Spindel hat, auf 
das lat. fusus, ital. fuso «= Spindel, 
zurückführen. In den Pflznräts. treten 
aulzer Fuse (Nr. 30) noch auf (Nr. 70): 
KomfeifDs' und KunkeIfQs'. Die letztere 
Form (Kunkel= Spinnrocken und Spinn- 
rockenstock) unterstützt die Herleitung 
des Wortes Fuse von fusus - Spindel 
S. Pas sarge, Balt 65. Vgl. Fäude. 

FQsel, m. 1. schlechter Branntwein, 
besonders Kombranntwein. Hennig, 
77. 2. Nach Klein I, 129, in Danzig 
auch schlechter Tabak; daher: der Ta- 
bak fuseüy d. h. er hat den Geruch des 
schlechten Tabaks. In dieser Bedeutung 
auch in Bayern. Schmeller I, 571. 

fOselig, adj, 1. Fusel enthaltend. 2. 
s. V. a. ftseligj zerstreut etc. Natangen. 



212 



foseln — Fntterok. 



fflseln^ 9w, 1. Fusel trmken, saufen. . 
Sprw. I, 445. Davon: befOseln. Er 
hat sich befuselt Hennig, 77. Nach 
Mühling aucli ekelhaft ausdünsten 
(also nach Fusel riechen); herumschlen- 
dern^ fanllenzen, überhaupt schlecht 
sein. In Bayern: tändeln, übereilt und 
schlecht arbeiten, geschäftig und eilig 
sein, ohne doch zu einem Zweck zu 
kommen. Schmeller I, 571. Ver- 
wandt mit fiseln, 2. nach Fuael 
schmecken. Der Branntwein fuselt^ hat 
einen unreinen Geschmack. * 

fitoten, 9w,, s. ftsten. 

fOstern, «to., schänden, hin und her 
reden, Klatschereien machen. Vgl. 
plachandem. 

Fufz, m., s. Nacht, freie. 

Fufzüscherei, /., Fischerei, wobei die 
Fische durch watende Menschen all- 
mählich ins Netz getrieben werden. S. 

Pferdefischerei. 

Fufzschiene, pltd. FOtschftn, /, auch 
Fubschemel, m.y Tritt am Webestuhl, 
durch welchen das regelmäfzige Sprin- 
gen und Fallen der Fäden des Auf- 
zuges bewirkt wird. Das Wirkgestell, 
125. 

Fufispar, /., auch m. u. n., schmerz- 
hafte Geschwulst an den Füfzen und 
Beinen, Krampf im Fufze, wodurch 
dieser steif wird. Eine Beschwörungs- 
formel gegen dieFufzspar s. Hexspr., 58. 
Bei Prätori US Fu/zapar = Fufzspur- 
stapfe. , .,die (Litauer) nehmen einem 
Menschen das Fufzq>ar auf, da er etwa 



mit dem Fu/z gestanden: das schneiden 
sie mit sambt der Erden aus^ begraben 
solches . . . auf dem Kirchhoff. ErL 
Pr. I, 136. 

futsch, ihterj., zur Bezeichnung grolzer 
Schnelligkeit^ nach dem eigentumlichen 
Tone, den abbrenuendes Schierzpulver 
verursacht Futsch von e Fanny von 
der Pfanne (PulverpfEume an alten 
Gewehrschlössern). Das ist futsch^ ist 
im Nu verloren, auch futschicato, 

FlltschkrUmel, plur., Krümchen, die 
ywto(?Ä« verloren sind, vertrocknete Brot- 
krümchen in der Tasche. Friedland 
Ostpr. 

Futteraiche, /., Fourage, Zehrkost. 

futterig, adj.y Futter, das vom Yieh 
gern gefressen wird, das gut futtert. 
Futterig Stroh, Siroh, worunter Queken- 
gras u. a. dem Vieh angenehme Kräu- 
ter. Mühling erklärt: Getreide, wenn 
es reich mit Unkraut durchwachsen 
ist. Im Brem. Wb. I, 432: voderig^ 
vorig. 

Futterok, Futterrock, Futtrok, Futlerak, 

m., Mittelknecht. Werder. Die Futtroke 
sind meist junge Burschen, aushilfsweise 
jedoch auch Greise, denen vorzugsweise 
die Wartung und Pflege des Tiehes 
obliegt. Der Name ist aus futtern 
füttern mit EQlfe der poln. Maskulin- 
Endung aky ok gebildet. Wiwonschen 
dem Futtrock do Schoffel en de Häng, 
Dat he kann schmongen de 6rov entlang. 
Violöt, 119. Volksr. 215, 785 IV. 
Schemionek, 11. Tgl. Knecht 



g — Oadspfennig. 



213 



G. 



g, Gaumenlaat, wird mundartlich vor 
a, o and u sowie vor Konsonanten wie 
hochd. ausgesprochen, nähert sich da- 
gegen vor e, », d, ö und ä, femer vor 
2, n und r, wenn auf diese ein e, i oder 
Umkut folgt, ganz dem j^ sowie in der 
Endung ig dem ch. In einigen Wör- 
tern verdoppelt es sich: sagen s€gge(n\ 
legen legge(n\ in andern geht es in ä; 
über: kluger klöker^ und während es 
vor den Zungenlauten zuweilen ganz 
ausfallt: sagt^ säd^ Segel Seü (Danzig), 
schlagen schiän^ schlägt scJUeit, drängt 
es sich andererseits auch hinter langen 
Vokalen ein: Heu Hög^ Heg^ neun nege^ 
Nähe Nage. Hinter n wird es im 
Deutschen selten Nasenlaut Lehmann, 
Volksmd., 30 f. 

Gabel, pltd. Gawel, Gaffel, /., fwca. 

1. SpeisegabeL 2. die bei d^r Acker- 
Wirtschaft gebräuchlichen Gabeln. S. 
OafeL 3. gabelartiges Gerät bei der 
Winterfischerei, auch Zossgabel, poln. 
tüidla. Masuren. S. Winterfischerei. 
gabeln, pltd. gawle(n) (a=ä), gaffle(n), 

gaffeln, sw.^ mit der Qabely Gaffel oder 
Forke arbeiten. Das Beet umgabeln^ 
es mit einer Forke umstechen. 
gacksen, «u?., gackern, gackeln. 

Gadder, Gatter, n., Gitter, mhd. gater^ 

ahd. kataro. OaddeTj Oader und Qa- 
derung helTzen auch die meist aus Hanf 
gefertigten gröberen Netze mit einer 
Maschenweite von etwa 50 cm, welche 
das eigentliche Netztuch gitterartig ein- 
schliefzen. Sie geben diesem Festig- 
keit und schlängen gröfzere Fische noch 
ein, wenn diese die Fäden des Netz- 
tnches durchbrochen haben. Am Flun- 
demetz sind' die Qaddem bindfaden- 



dicke Schnüre in Abständen von je 
1 m. Die Oaddem heilzen auch Lede- 
ring. Nds. gadem versammeln, engl. 
gather; lit. gadas Vereinigung. Brem. 
Wb.n, 474. S. ßenecke, 334. 379. 
Bock, Nat IV, 719. Passarge, Balt, 
296. 

Gadderneb, n., Netz mit dreifacher 
Wand, also gitterartiges Netz. Es be- 
steht aus dem eigentlichen Netztuch, 
oder der Schlenge, und den beiden 
Qaddem. Vgl. Kurrengarn. Benecke^ 
334. 

Gadel, /., Thür. Toom on Sadel^ Sc^ 
del an Toom^ Dähr on Gadel^ Gadel on 
DäfiTy Foach on Stör. Volksr. 149, 637. 
Vgl. GaL 

Gading, /., Gattung, Art. Dei ob von 
e gSde Oading^ die ist von einer guten 
Art. 

Gadslohn, m., s. Gadspfennig. 

Gadepfennig, m., Gadslohn, m.^ Miets- 
pfennig, Dingpfennig, Handgeld, zur 
Sicherung eines mündlich abgeschlosse- 
nen Eontraktes. Eigentlich Oottespfen- 
nig, mnd, godespennink^ von dem alten 
Gebrauche in Deutschland, bei Ab- 
schluTz von Verträgen ein Geldopfer 
in die Eirchenkasse oder an die Armen 
zu zahlen, teils zur Bestätigung des 
getroffenen Bündnisses, teils in der Ab- 
sicht, daTz die Sache wohl gelingen 
möge. Gleiches geschah auch bei der 
MietuDg des Gesindes. Es sollen aufm 
Lande und in Städten die Qotte^fennige 
nicht hoher als 1 Fl. . . . gegeben wer- 
den, Gesindeordnung des Herzgth. Pr. 
V. J. 1633, Art. I, Eap. 15. Bock, 
12. Hennig, 77. Gottespfennig soU 
niemard höher gd)en ah 6 Gr. Hart- 



214 



Gaf&rt — CkkUer. 



wich, 349. Nds. gadesgeld^ gaesgeld^ 
gadergroten etc. Brem. Wb. 11, 476. 

Gafftrty Gafart (a = a), oder wie Müh- 
ling schreibt: Gaafahrt, 9n., der ge- 
haubte Steifzfufz, Haubentaucher, Po~ 
diceps cristatus. Drausensee. Nach 
Mühling, Tiern., 170, ist es auf die 
Vertilgung dieses den Enten gefahr- 
lichen Vogels abgesehen, daher wohl 
der Name Gehfort. 

Gaffel, /., Gabel, furca. Gaffel hchd. 
und pltd.; rein pltd. Gäwel und dann 
nur für die Speisegabel, während Gaf- 
fel ansschliel'zlich die bei der Acker- 
wirtschaft gebräuchlicheu Gabeln be- 
zeidinet: die eiserne zweizinkige Heil- 
gaffel, die gleichgestaltete Mistgabel, die 
hölzerne zweizinkige Schliddergaffel = 
Schütter-, richtiger Schüttelga£Pel, mit 
der nach dem Dreschen das Stroh aus- 
geschüttelt (geschuddert) wird, und die 
Gaffel an der Zoch (s. d.), die Zoch- 
gaffel. Die Heugabel heifzt auch Schofz- 
forke, die Mistgabel Mistforke, auch kurz- 
weg Forke, worin das lat furca noch 
lebt. Alle diese Namen gebraucht auch 
der Hochdeutsche. Hennig^ 77. S. 
Forke, 
gaffeln, sw.^ s. gabeln. 

Gaings, m., nach Mühling in einigen 
Gegenden des Ermlandes der Ganter 
(s. d.). 

Galber, Galwer, tt»., der Speichel, Gei- 
fer. Davon galbern, galwem, sw.^ spei- 
cheln, geifern. Dcu (kranke) Vieh gaU 
berU Mühling. begalwern, mit Spei- 
chel beschmutzen, überziehen^ begeifern. 
Dat, heft de Hund begalwert 

Gäle, /., Viehsterben, Pest. Von 
Galle, Woher kompts, das nicht so ojfft 
unter den Pferden eine Gdle oder Feste 
entstehe, als lool unter dem Rindviehef 
Linem., Gccla. [Zur Erklärung der 
Abstammung von Galle: Es ist bekand. 



was bey solchem ViehrSterben sich begie- 
bet^ das nemblich meistentheils die Lun- 
gen-Adern taerstoffft und mit kleinen 
steinen gefüllet sind^ Öieils sich die Galle 
übergössen. Ibid.] . . . wenn dem Pferde 
das Geblüet luffiAg und frisch wird (durch 
seine natürliche Munterkeit etcj, so 
faulet gleichsamb das Geblüet defz (trä- 
gen) Rindviehs^ mag also das Pferde- 
sterben nicht so oft als die Rind- Viehes- 
gäle erfahren werden. Ibid., Ccc Ib. 

Galgen, m. Er sieht wie vom Galgen 
gefallen aus^ von dem, der nichts Weilzes 
am Halse trägt. G^danism. 

Galgenknaster, m., s. Drängsei. 

Galgenlatein, n., Diebeslatein, Sprache 
der Grauner. Dat gs je wraftig en rei- 
net Galgenlotinsch. Dorr, 1. Wiew., 
90. 

Galitzkenstein, Kalitzkenstein, pltd. Ga- 
litzke- und KalitzkestSn, m., Vitriol. Der 
blaue ist Cuprum sulphuricum, der toeifze 
Zincum sulphuricum. In Bayern &a- 
lizenstain^ GaUzelstatn, ungar. gaUtzkö. 
Schmeller 11, 29. Grimm, Wb. 
IV 1, I, 1180: GaUtzenstein, 

Galle, /., Widerschein des Regen- 
bogens, ein Stück davon; auch Regen- 
galle. Altnord. gaUi, m, » Fehl, Man- 
gel, Gebrechen, Schaden. S. Wei- 
gandl, 520. Grimm, Wb. IV 1, I, 
1189. — S. auch das folg. 

Galler, 17)., Gallerte,/., nach Mühling 
auch die Galle, richtiger wohl Qalee 
von Galeere (Mielcke II, 207 b), plat* 
tes Weichselfahrzeug ohne Mast, wo- 
rauf aus Polen Getreide nach Danzig 
gebracht wird. Nsslm., Th., 42: 
Gallias, flaches Schiff, auf welches das 
auf den Haffl^ähnen ankommende nnd 
abgehende Getreide verladen wird, am 
durch die flachen Flufzmündongen 
transportirt zu werden. Poln. gcdar, 
mhd. gdlie^ alt&z. gaUe ^ Galeere. S, 



Gallerte — gangein. 



215 



Grimm, Yfh. IV 1, I, 1160: Oalee. 
Ygl. Dubas und GeHfz. 

dauerte, f.y and Gallias, s. Galler. 

Gallotchen, n., Eäppchen, s. Klutchen. 

Galrei, /. . . . tn dem man stehet, tote 
das Wasser so hoch vher dem Rand des 
glases erhxjbeny und in Form einer GaU 
rey gesehen toird. Linem., Ff Ib. 

Galster, Gälster, m., ranzig geworde- 
ner Speck. 

galstem, sw,, ranzig werden, ver- 
derben^ in Fäulnis übergehen. 

galstrig, gSIstrig, adj. 1. ranzig, faul, 

unschmackhaft, von Speck, Butter, Fett. 
Den Speck hangen sie nicht in den 
Rauch, besondem in ihre Kammern, 
da/z er recht gelh und gaktrig wird, 
von dem halten sie mehr ah von dem 
geräucherten; alles^ was sie schlachten, 
lassen sie zuvor^ ehe sie es essen, gasirig 
werden, Prätorius, Von der Litthauer 
Arth etc. Erl. Pr. I, 133 f. 2. geil; 
Yon Pflanzen, die schnell aufgeschossen. 
— Brem. Wb. II, 478. Schütze II, 
9. Schamb., 59a. Dähn., 141a. 
Hupel, 72. 

Galtgarben, m., höchster „Berg" im 
Samlande, etwa 110 m hoch, 3 Meilen 
von Königsberg entfernt. Die letzte 
Hälfte des Wortes ist das altpr. garbe, 
garwe Berg, die erste vielleicht aus 
altpr. gaylis weiTz gebildet: gailgarben, 
geilgarben der weiGze Berg. Nsslm., 
Th., 41. 43. Faber, 156, ohne Nach- 
weis: zu heidnischer Zeit Gaütegarwo 
= Todtenberg. Die Genfer blicken nuch 
dem Monti>lan€ nicht mit gröfzerer An- 
dacht, als die Samlander nach ihrem 
GcUtgarben; er ist gewisserma/zen der 
Mittelpunkt des schonen Samlandes. 
Passarge, Balt., 31. Vgl. Geschicht- 
liche Nachrichten vom Galtgarbenschen 
Berge und dem Schlosse Rinau. Von 
Karl Faber. Beitr. z. Kde. Pr. IV, 



J 22 S. Auch als Separat-Abdruck er- 
schienen: Königsberg 1B21. 

Galupe, /., s. Kaluppe. 

galwern, sw., s. Galber. 

Gamm, /., ein an der Stuben- oder 
Stalldecke angebrachter kammerartiger 
Bretterverschlag als Schlafstatte für das 
Gesinde, mittelst einer Leiter zu er- 
reichen. Ermland. Natangen. Solch 
ein Kämmerchen heiGst auch Hetzhund 
Kordoll. Vgl. Nsslm., Th., 216. Müh- 
ling, N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VU, 438. 

Ganaf, Gannef, m., Dieb; aus dem 
gleichbed. hebr. ganab. Davon 

ganafen, ganneffen, sw., stehlen, die- 
bisch mausen. In Hessen ganfen. 
Vilmar, 115; ebenso W ei gan dl, 522. 
Sperber, 44: ganeffen. 

Gang, m. 1. Tanz. E Ganghe Tnäke, 
ein Tänzchen machen. Auch hochd.: 
Seihst alte Leute machen noch e Gangehe 
mit Hennig, 78. 2. beim Wirken, 
Weben, Reihe von 20 Fäden, welche 
zu je 10, also in einem halben Gange, 
durch die Zähne des Retkammes hin- 
durchgezogen sind. Vgl. Das Wirk- 
gestell, 128. 

Gangel, /. 1. die bogenartigen Füfze, 
worauf die Wiege geht. 2. in dem 
Pflznräts. 9, ist Gangelke das pltd. 
Dem. von Gangel, der Gehende, das 
wilde Schwein: BomyneVce hing, Gan- 
gelke ging. 

Gangelband, n., Gängelband, Band, 
an dem ein Kind gehen lernt. Hen- 
nig, 78. 

Gangelbank, /., s. Gängelstuhl. 

gangein, sw., von gehen, einen Gang 
machen. Einen gängeln, einen Gang 
mit ihm machen, ihn durchprügeln; 
daher auch durchgängeln. Sonst wollte 
ich Sie gängeln, da/z Sie den Himmel 
für eine Bafzgeige ansehen sollten. Soph. 
R. II, 460. 



216 



G&Bgelstube — Ofinsichen. 



Gangelstube, /., s. Hangelstube. 

Gängelstuhly m., kleines stahlartiges 
Gestell auf Rollen, in welchem junge 
Kinder das Gehen erlernen. Sie wer- 
den in den obem Holzkranz gestellt, 
der ihnen Handhabe und Stütze ist, 
wenn sie das Gestell weiterschieben. 
Es heifzt auch Gängelbank, nach Hen- 
nig, 78, auch Gängelwagen, m. S. 
Grimm, Wb. IV 1, J, 1246. 

Gängelwagen, m,j s. das vor. 

Gängerei,/., viefes Gehen, viele Gänge. 
Die Oängereien nehmen kein Emde, 

gängern, sw.^ von gehen^ hin und her 
laufen durch Zimmer und Flur. Sche- 
mionek, 11. 

Gangwerk, n., Art des Gehens, Gang. 
Blot wiel §k so natierlich dat Gangwark 
cn dat Qedo von 'nem ölen Wiew ncih- 
maken deedy keem §k davon fri. Dorr, 
1. Wiew., 112. 

Gannef, m., ganneffen, sw.^ s. Ganaf. 

Ganner, m., Arbeiter, der gegen eine 
sehr billige Wohnungsmiete seinem Yer- 
mieter für einen festgesetzten Tagelohn 
stets zu Diensten sein mufz, und nur 
dann zu andern Herren in Arbeit gehen 
darf, wenn jener für ihn keine Be- 
schäftigung hat. Ermland. Die Gan- 
ner stehen also den InsÜeuten gleich. 
Ursprünglich bedeutete Ganner wohl 
Hirte, von dem lit. ganaUy gamyüj lett. 
ganu^ ganniht hüten, lett. gans^ plur. 
ganni Hirte. Nsslm. Forsch., 3; Th., 
42 f. Mühling, N. Pr. Prov.-Bl. 
a. F. VH, 438. 7gl. Gamer unter 
Instanann. 

Gans, trockene^ /., Violine. 

gän's, gen's, gin's, adj.^ verkürztes: 
gnädiges. Gän's Herrke gnädiges Herr- 
chen. Gin's Herrke — Fruke. Vgl. 

Vader. 
gansaugen, pltd. gan80ge(n), sw.y 

Augen wie eine Gans machen. Von 



einem Knaben, der mit dem Schlafe 
t kämpft, sagt man: Er gansaugt, 

Gansdreck, 9n., Gänsedreck. Kannst 
Gansdreck spSle = spalten. 

Gänseaar, pltd. Gansear (a=a), m., 

der weifzschwän^ige Adler, Falko albi- 
ciUaL.y eigentlich Adler von der Grdize 
einer Gans. In der Jägersprache der 
Provinz ist Ganseär der groize Adler 
im allgemeinen. Bujack, 366. Müh- 
ling, Tiem., 170. 

Gänsefell, n., Gänsehaut. Dat Gänse- 
Fell schmeckt schon on goot Carm, 
nupt I, 298, 8. S. GanshauL 

Gänserei, /., Verkehrtheit, Dummheit, 
aus der Verlegenheit entsteht. Habe 
ich Ihnen gesagt, da/z der Gänserei noch 
mehr ist, da/z nämlich JtUchen nicht da 
istf Soph. R V, 592. 

Gänserumpf, pltd. Gans'romp, m. 1. 
Rumpf einer Gans, der abgefederte 
Ganskörper. 2. Schuh, völlig aus Holz 
gearbeitet, wegen seiner Ähnlichkeit mit 
einem Gänserumpf. Litauen. Vgl. 

Klumpe und Korke. 

GänsfUfzer, m., schlechte Weinsorie. 
S. Grimm, Wb. IV 1, 1, 1270. Vgl 
Dreckhäuser. 

GansgekrVse, n., Eingeweide, Flügel, 
Füfze, Hals und Kopf der Gans. 

Ganshauer, m., der Geier. Samland. 

Ganshaut, /., Haut, Fell der Gans. 
Öck krtg e Ganshüty ich bekomme eine 
Ganshaut, ein Schauer überläuft meinen 
Leib. 

Gänsichen, n., eüzbarer Schwamm. 
Bock, Nat. lU, 625: Gottsched zeiget 
unter vielen andern (Flor. JPr. CCXXI) 
einen in Preu/zen bekannten Schwamm 
an^ Gänsichen genannt. Er ist ganz 
Uchtgelby stehet auf hohen Stengeln^ es 
wachsen mehrere bei einander^ sitzen tief 
in der Erde und werden darum auch ^ 
geele Schweinichen genannt ^ 



\ 



G&ns^scbichrer — Garre. 



217 



GBns'schichrer, m., Schicherer, Scheu- 
cher der Gänse, Spitzname far den 
Ulanen. 

Gansstock {a^ä), m.^ s. Gehstock. 

Ganter, m., Ganser, Gänserich, männ- 
liche Gans; im Ermlande auch Gent, 
Gaings. Mnd. gante ^ engl, gander^ 
altengl. gandere^ ags. gandra; lit. noch 
in gandras Storch, isl. gandrr Un- 
geheuer; im Sanskrit (nach Passarge) 
ein ähnliches Wort^ das Schwiegersohn, 
Erzeuger, bedeutet. Er üt noch mit 
dem Qanter im Streit, ihm wächst der 
erste Bartflaum. Sprw. 1, 1060. Ömmer 
op twei Bene toi e Qanter. Auf die 
Frage: Wie geht's. Sprw. I, 1138. 
Hennig, 79. Vgl. Wcigand I, 522. 
Grimm, Wb. IV 1, 1, 1309: ganzer. 

Gantinn-Jagdnetz, n., Netz zum Bressen- 
£Emg; es wird durch Löcher, welche in 
das Eis gehauen wurden, in's Wasser 
gesenkt. Lit. gantinne, gantinnis Stock- 
netz, eine Art Netz, das im Wasser 
schwimmend gehalten wird. Nsslm., 
Wb., 239 b. 

GSnzchenholz, n., s. Gellenholz. 

gappen, sw.^ s. jappen. 
- Gajpsey/., s. Geps. 

gar, adv., gänzlich. Also, das sie 
Qfede ehrbare fraw) yhren frewUchen 
schteOer vber der hawben trage, Damit 
der ehrliche vnd zierliche frawen schleüer 
so gar durch die newe tracht nicht vnter- 
gehe. Kleid. -Ordg. von 1529—1553. 
Kgsbg- N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH, 373. 

GHr, /., krause. Nach Mühling wird 
krause Oähr als Ausdruck dafQr ge- 
braucht, dafz eine Sache bis zum 
äuTzersten gekommen, die höchste Stufe 
erreicht hat. 

Gardine, /., hoher und breiter Erd- 
wall, eine Art Verhau oder Hagen (viel- 
leicht auch blofze Düne), jetzt mit 
Eichen und Gestrüpp bewachsen, in 



der Nähe des Dorfes Tenkitten. über 
die Entstehung des Walles ist nichts 
bekannt; er geht quer über den Isthmus^ 
der die Lochstädt-Pillauer Halbinsel 
von dem eigentlichen Samlande trennt. 
S. Passarge, Balt, 44f. 

Gäre, /., Kind, namentlich Mädchen. 

garen, sw., gar werden, gar machen. 
Treichel. 

Garn, n., Netz, namentlich grofzes, 
zum Fischfänge; Oam^ weil es aus ge- 
zwirntem oder gedrehtem Garn gear- 
beitet ist. Er fischt mit einem grofzen 
Garn, er ist ein grofzer Fischer, im 
Gegensatz zu den Fischern, die nur 
mit kleinen Netzen auf den Fang gehen. 
Hennig, 80. 

Garn, kurlandiscJies, n., s. Kurrengarn. 

Gambaum, pltd. GambOm (a = a), m., 
die Walze im Wirkgestell, um welche 
das Qam, der Aufzug^ die Scherung 
oder Schering gewunden wird. S. Das 
Wirkgestell, 124. 

Garner, m., Tagelöhner, Scharwerker, 
auch s. V. a. Listmann (s. d.). Dat ös 
soWtQamervolk. Samland. Nds.gdmer 
Grärtner, gameren, gämeren im Garten 
arbeiten. Brem. Wb. II, 489. Vgl. 
Gärtner. 

Gamkahn, m., Kahn, der das Garn,- 
das Fischemetz führt. 

Gamleute, plur., Leute, die beim Garn 
thätig sind, die Gehilfen des Garn- oder 
Fischermeisters. Bock, Nat. IV, 718. 

Gammeister, m., s. Fischermeister. 

Gamsacki m.y Netz mit zwei Flügeln 
und einem Eingange. Ein Fischer zog 
in einiger Entfernung vom Ufer einen 
Gamsack mit vielen Fischen h£rvor. 
Soph. R. IV, 447. Pierson, Matth. 

Prätor., 117. Vgl. Gam und Sack. 

Garnsicke, /., Fischerboot, s. Sicke. 

Garre, /., Ader in Holz oder Gestein. 
Dönh. 



218 



garren — Gtärtoerhaus. 



garren, »w., röcheln, gurgeln, schwer 
und hörbar atmen; in den letzten Zügen 
liegen. Er garrt man noch. Häufig 
in der Verbindung mit gTmen: ich kann 
nicht gimen nicht garren ^ bei starkem 
Sclmupfen.Mhd.^arr^npfeifen. Schade, 
265 b. Lit. ^aros Dampf, lett. Geist; 
lit. gargahti gurgeln, röcheln. S. gtmen. 

Garrer, w., einer, der garrt; auch 
Ekelname und Schimpfwort. Stein, 
Peregrinus Xn, 82. W. Mtsbl. V, 191. 

Garstely Gärstel, /., s. Gerstel. 

garsteln, gäreteln, sw,^ s. gersteln. 

Garsterer, m., s. das folg. 

Garstbammel, m., garstiger Hammel, 
Schimpfwort auf einen widerlichen, un- 
flätigen Menschen, auf einen solchen, 
der „häCzlich redet oder sich sonst un- 
sittlich aufführt". Bock, 13. Hennig, 
80. Sprw. 1,1061. Mühling hat noch 
Garsterer; im Göttingenschen GasthdmeL 
Schamb., 60a. 

garstig, adj.^ korrump. aus gastrisch. 
Er hat das garstige Fieber, Ygl. gastVig. 

Garten, m., Abkürzung far Junker- 
garten und Gemeindegarten als zunft- 
mäfzige Vereinigung, deren Versamm- 
lungen im Sommer in den Gärteny im 
Winter in den jSo/!?7istattfanden. Kgsbg. 
In den Junkergärten und JunkerhVfen ver- 
sammelten sich die Junker^ die Eauf- 
leute und Mälzenbräuer; die Klein- 
bürger, zu welchen die Handwerker 
zählten, hegten und pflegten als Mittel- 
punkt ihrer geselligen Zusammenkünfte 
die Gemein- oder Gemeindegärten. Da 

Eönigsbergfrüher aus drei selbständigen 
Städten: Altstadt, Eneiphof u. Löbe- 
nicht, bestand, so hatte auch jede der- 
selben c/unA^^i^^ar^^n uJkdQemeindegarten. 
Gröfzere festliche Versamnüungen in 
Garten und Hof hielzen ebenfaUs Gärten 
und Ho/Cj und fanden im Sommer und 
im Winter deren je drei statt: der erste^ 



der andere^ der dritte Garten oder Hof. 
Unter den drei Gärten^ die im Sommer- 
halbjahr „geschenket^ wurden, war der 
Jahrmarktsgarten, des herrschenden, regen 
Verkehrs wegen, der einträglichste. 
Näheres s. Die Zünfte, 8ff. 37f. 

Gartenbuch, n., Protokollbuch über 
die Versammlungen der Eönigsberger 
Junker und Bürger in Garten und ffof. 
S. Die Zünfte, Iff. 

Gartenleute, plur.^ s. ÄHerleute und 
Gerdeleute. 

Garthagen, Pflzn., s. das folg. 

Garthann, Pflzn., Stabwurz, Artemisia 
abrotanvmL. AuchHaartagel. Mielcke 
n, 209a. Bei Prätorius: Garthagen. 
Pierson, Matth. Prätor., 114. 

Gärtner, m, 1. Instmann, weil er 
Gartenland besitzt. 2. in Westpr. und 
im Ermlande sind die Gärtner Besitzer 
kleiner Grundstücke, nur aus Wohn- 
haus und Garten bestehend; auf der 
Dzg. Nhg. Eigentümer eines kleinen 
Stückes Ackerland und gewöhnlich noch 
Handwerker oder Fischer. Im Gegen- 
satz zu ihnen, den Eigengärtnem, stehen 
die Mietsgärtner, welche die kleine Äcker- 
fläche nur gepachtet haben. Die Eigene 
gaartners und Mietsgärtners ernähren sich 
ihrer Hände Arbeit bei den einwohnenden 
Bauern. Hartwich, 347. Auf die 
Bauern folgen ^ unter den Landleuten^ 
die Gärtner und InsÜeute. Bock, Nat. 
1, 172. S. auch das. V, 385. Im Erm- 
.lande heiTzen Gärtner^ welche einen 
magdebg. Morgen oder darüber an Land 
besitzen, Grofzgärtner; die übrigen heiTzen 
Kleingärtner. Beitr. z. Ede. Pr. IV, 349. 
VioUt, 86. Vgl. EInlieger, Käthner, Inst* 
mann. 

Gärtnerhaus, n., Haus eines Gärtners. 
Am Anfang rjooWl ich hoch hincms und 
kam nMhher ivls Gärtnerhau». Sprw. 
1,65. 



Ofirtnierer — Oaasap. 



219 



', m., Gärtner, hortulanuSy 
Ennstgärtner. Nach Hesnig, 80, 
heÜ'zen die Ziergärtner als Pfleger von 
Lustgärten Lustgärtnierer. 

GH8e,(?), s. Dfbel. 

gassatem, mo., s. krassaten. 

Gassenrftkely m., Rekel der Gasse. 
Schimpfwort. S. R6kel. 

Gassenschlachter^m., Gassenschlächter, 
Fleischer, der im Herbst die von den 
Bürgern gemästeten Schweine in oder 
yor den Häosem schlachtet; nach Hen- 
nig hat ein solcher weder Bürgerrecht 
noch Gewerk. Danzig. W. Seidel^ 
30. Hennig, 81. 

gasteriren, pltd. ga8terftre(n) , sw.^ 
gastieren, ein Grastmahl, einen Schmaus 
ausrichten, traktieren. Schemionek, 
12: gastriren, 

Gastgebot, n., Gasterei, Schmaus, wozu 
die Gäste ^^io^f, feierlich geladen sind. 
Hennig, 325. Vgl. Grimm, Wb.IV 1, 
I, 1478. 

gast'rig, adj.^ korrump. aus gantig. 
Ein gestriger Mensch, Hennig, 325. 

Vgl. garttig. 

Gat, n. 1. Loch, öfihung, Durch- 
gang, Thür. Rundegatt »kleiner Durch- 
gang zu Königsberg am Pregel auf -der 
altstädtischen Seite des Bollwerkes. '^ 
Hennig, 325. 2. der Hintere. Eroggst 
ver 't Oatt — Ltdce, wt geföüt cU datf 
Volksr., 78, 304. Alts., altn. und holl. 
gatj ags. geat^ gat^ engl, gate, Schamb., 
60a. Grimm, Wb. IV 1, 1, 1488. 

gatlich, adj,^ was sich schickt, zu- 
sammenpafzt, von derselben Gattung 
ist. Gaüiches Tuch — eine gaätche 
Farbe. Nach Klein I, 136, für Dzg. 
paTzlich, bequem. Das ist mir nickt 
gcOiUch^ es ist für mich nicht passend, 
ich kann es nicht recht gebrauchen. 
Da §s Anne Page..,^ das §s en gat- 
Uches Freilenke. Dorr, L Wiew., 5. 



Nach Mühlin'g auch: mittehnäfzig, 
ziemlich, gut, grofz. Bei Adelung gät- 
lichj nds. gddUk, in Pom. als Verb gaden 
dienlich, bequem sein, in Hessen gat- 
ZtcAj^aäicAangemessen, passend, schick- 
lich. Brem. Wb. II, 474 D ahn., 140a. 
Vilmar, 118. Grimm, Wb.IV 1,1, 
1490. 

Gatspfennig, m., s. Gadspfennig. 

Gatter, n., s. Gadder. 

gattern, su;., lauernd streben, spähend 
zu erlangen suchen; erstreben, erlangen 
imd dann ergattern. Danach hat er 
schon lange gegaUert. Ich kann ihn 
nicht ergattern^ ich kann seiner nicht 
habhaft werden, ihn nicht auffinden. 
Jakob Grimm, Wb. HI. 815, weist 
für ergattern auf Oatter^ Gitter hin: 
durch's Gitter zu erreichen, zu erhaschen 
suchen, weil nach altdeutschem Brauch 
dem, der ein Haus nicht betreten durfte, 
über das Gitter hinaus gereicht wurde. 
Hildebrand, Wb. IV 1, 1, 1510, hält 
die Zugehörigkeit zu Gatter für un- 
sicher. 

gattiich, oct;., zu einander passend. 
Schemionek, 12. 

gau, adj. u. adv,, munter, behend, 
schnell, nds. gau, hoU. gauw hurtig, 
listig, geschickt. Gau von Aussehen. 
Danzig. W. Seidel, 30. 

Gaudieb, m., verschmitzter, verschla- 
gener Dieb, aus dem vorstehenden gau 
und Dieb zusammengesetzt Auch zur 
Bezeichnung eines pfiffigen, gewandten, 
verschmitzten Menschen mit Neigung 
zur Liederlichkeit. Der Gaudieb Schulz 
habe ein Mädchen entführt. Soph. R. 
VI, 248. Vgl. Brem. Wb. U, 492. 
Grimm, Wb. IV 1, 1, 1538. 

Gausup,/., eine viel besuchte Schlucht 
am nördlichen samländischen Ostsee- 
strande zwischen Bauschen u. Georgs- 
walde. Lettisch -kurisch: gows Kuh, 



220 



Gaatsche — Gebrach. 



wiAuppeFlvSzy Bach: Eolibach. Vgl. 
Passarge, Bali., 363. 

Gautsche, /., irdenes Geschirr mit 
HandgrifP zum Schöpfen. Hennig, 81. 

Gawel (a = a)^ f.y 8. Gabel a. Gaffel. 

Geaase, pltd. Geas (a^^ä)^ n., s. aasen. 

Gebabbel, n., s. babbeln. 

Gebeier; n., s. beiem. 

Gebelk, n., s. belken. 

Geberche, pltd. Geberke, Gftwerke, 

Dem. von Gfber^ der Gebende; ihm 
entgegengesetzt ist der Nehmerche, pltd. 
NSmerkey der Nehmer, Nehmende. Ge- 
werke — Nemerhe! rufen Knaben dem 
Kameraden zu, der sein Geschenk zu- 
rückfordert. Vgl. Sprw. n, 857. 

Gebet, n. 1. der Religions- Unter- 
richt, den die Konfirmanden durch den 
Geistlichen erhalten. Sie geht schon 
znm Gebet. 2. Verhör. Einen in's 
Gebet nehmen y ihn scharf inquirieren, 
ihm in's Gewissen reden. Vgl. Gebet- 
yerhVr. S. beten. 

Gebett, n., Bette. Zwischen dem Ofen 
und der Wand lag ein Gebett, welches 
ziemlich repetierlich aussah, Soph. R. I, 
396. 

GebetverhVr, GebetsverhVr, auch Pfarr- 

gebet, n., die jährliche öffentliche Prü- 
fung (Verhör), welche die Pfarrer 
auf dem Lande in den zum Kirchspiel 
gehörigen Dörfern mit den Gemeinde- 
mitgliedem, namentlich mit den Kon- 
firmanden und der erwachsenen Jugend^ 
in den Heilswahrheiten anstellen. Mit 
dieser Prüfung ist zuweilen auch die 
Au&ahme der Seelenregister und die 
Einnahme der Kaiende verbunden. Nach 
beendigter Prüfung folgt bei dem Wirte, 
in dessen Behausung das Gebetsverhör 
stattfand, ein festlicher Schmaus. — 
Die Gebetsverhöre haben ihren Ur- 
sprung in der Instruktion, welche der 
Obermarschall Ahasverus v; Brandt, 



Hofrichter v. d. Osten und Ho%erichts- 
rat Fr. v. Götzen entworfen^ die 1639 
der Kurf&rst im Juni ef. a. bestätigte. 
Sie setzt im ersten Teile, Kap. 3, fest, 
daßs die Prediger, welche eine Land- 
gemeinde haben, jährlich eine Visitation 
derselben oder ein sog. Gebetsverhör 
halten jind jede Person ohne Ausnahme 
nach den Stücken des Catechismi und des 
Christenthums befragen sollen. Müh- 
ling nach den Pr. Prov.-Bl. ohne ge- 
nauere Angabe. Em önH Gebedverhor 
nehme^ ihn ernstlich ermahnen. Dönh. 
Hennig, 81. 

Gebietsdeputierter, m., s. Delchgeschwo- 
rener. 

Gebimmel, n. 1. vieles, wiederholtes 
Geläute. 2. das Baumelnde, Berlocken. 

S. bimmeln. 

Geblarr, n., Geblärre, Geplärre, s. 
blarren. 

GebVIster, n., weitläufiger^ unschöner 
Bau; viel Raum einnehmendes Haus- 
gerät. Schemionek^ 12. 

gebVren, sw.^ sichy sich zutragen, er- 
eignen. Wenn soont sich möglich kann 
gebohren^ Sett eck den Fot nich mehr em 
Stau. Seelenw., 68f. Vgl. bftren. 

Gebot (o kurz), auch dem Klange 
nach Gebott geschrieben, n.y von bieten. 
Es war Tnein Gebott — bei Auktionen. 

gebrannt, adf.^ partic. von brennen. 
Sollte einer nicht denken, ich thäte ihr 
alles gebrannte Herzleid anf Soph. R. 
VI, 325. 

Gebrtsdie, Gebrfttsche, n., s. brtschen. 

Gebräusei, n., s. Biibisel. 

GebrUch, Gebrildinis, pltd. GebrSknis, 
n., Bruch, Moor, Morrast, Sumpfland. 
Wenn der Winter einen Anfang mit 
Schnee machet . . . kan die Kälte die 
Gebrüche nicht durchgehen, indem der 
Schnee wie ein PeUz dem Frost wider^- 
stehet. Linem., Ttla. In Liv- und 



Oebund — Gefräfe. 221 

Estland Gehroge^ Gebroche. Hnpel, 73. Gefacies, n., Gesicht, Antlitz; aus dem 

Vgl BrOk. lat. fades. Wenn ich das Männchen 

Gebundy n., Band, Bündel, Zusammen- untet ein Pahr krausen Augenbraunen 

gebundenes. Und entweder das (eine heraus ins Gefacies sehn werde^ so toird 

Heuchlerin) oder ein Gebund Holz mu/zte er sich . . . dran begnügen. Soph. R. 11, 

sie (Mariechen) werden ^ denn wo toiU 483. Er (der Barbier) . . . schnitt über 

das hin mit einer solchen Erziehung? das ganze Ge/azies. Ibid. III, 37. 

Soph. R. V, 595 f. geffthr, adj. u. adv.^ böse, feindlich 

geek, ad^. von Geck; jäck spielen, gesinnt. Dem mot Ener rein gram on 

schwindelhaft spielen, beim Spiel tau- gefähr wäre. Samland. 

sehen, wie dies Gaukler thun. Bei gefährlich, adj,, besorgt und empfind- 

Linem., Oo 2a. S. berispern. lieh, ängstlich um sich selbst sein, sich 

gecken, 9w., s. ausgecken. gefährdet halten. &i doch nich so ge- 

gecksen, sw,, schluchzen. Mielcke fährUch! Dei os e mal gefährlich, er 

n, 212b. wimmert bei dem kleinsten körperlichen 

Gedabber, n., s. dabbem. Schmerz. 

Gedftrmel, n., Gedärm, Eingeweide; GefBfz, n., Strom- und Hafffahrzeug, 

von Darm. Bei Jeroschin: gedirme. Boot, Kahn. Nach Klein I, 138, teils 

Pfeiffer, 155. allgemeiner Name für derartige Fahr- 

GedBu, n., Gethu, Gebahren, Gerede, zeuge, teils Benennung fOr die gröfzeren. 

Geklätsche. Ein grofz Gedäu machen. Die kleineren heifzen Bording, Dubais, 

Friedland Ostpr. Gaüer, Kokoske, Lomme, Pobitzke. Kein 

Geddert, m. Vorn., Gotthard. Hart- Fischer darf sich den Schiffen^ Bordingen 

wich, 54. oder befrachteten Kähnen auf dem Haffe 

GedSrty n., Gretier, Tier. De dommste nähern, oder an irgend ein beladenes 

Mensch grenzt an't Gedert, Seelenw,47. oder unbeladenes Gefäfz anlegen, wenn 

gedrang, adj. u. adv., s. drang. sich dasselbe nicht etwa in Gefahr be- 

gedrfiglichy adj., s. Drilich. ßndet und der Huf e bedarf. Fischer- 

gedreii, adj., s. drell. Ord. f. d. fr. Haff, § 57. Die M^e 

Gednill, n., s. dnillen. der polnischen Fahrzeuge, Simsen, Ge- 

Gedunken, n., Gkitdünken, Bedünken, fäfze, Kähne, Pramen u. d. gl. so auf 

Ermessen, Geratewohl. Nach Gedanken der Weichsel jährlich ankommen, ist doch 

geben, ohne genaues Mafz. De mäkt immer beträchtlich. Bock, Nat. I, 

dat na Gedanke, als wenn de Hund 615. 

Plüme frett. Dönh. Der Nachtwächter Gefimmel, n., das Hin- und Her- 
rn Stranddorfe Rauschen pfeift die gefahre. S. fimmeln. 
Standen nach Gedanken ab, ihm fehlt gefix, adj., verstärktes fix. Ein ge- 
die Taschenuhr. In Hessen unkehivke fixes Kerdelchen. 
auf geratewohL Yilmar, 424. Bei Gefräb, n.^ was zu fressen, zu essen 
Jeroschin: der (?)^e(2ttnc; daz ist nach ist, Speise, Speisevorrat; auch Fresse, 
im gedunkin {: trunkin) kurzewüe 29a. Mund, Maul. Nach geschehener Schütr 
Pfeiffer, 155. Mielcke H, 214a^ hat tang (des Grabhügels) haben die Be- 
für das Verb, gedunken, lit. rodos, es freundete der Verstorbenenen einige hun- 
scheinet. dert 2jober Wasser, auch soviel Tonnen 



222 



Gefacbel — Gehrsafz. 



Bier nebst vielem Greffäfz angeschafft etc. 
Pierson, Matth. Prätor., 99. 

Gefuchely n., ^wiederholtes Fächeln. S. 

fucheln. 

Gegerk, n., das Gesaufe, s. gerken. 

Gegers&st, m., s. Gehrsafz. 

geglissen, part, von glissen. 

GeglQp, n., s. glQpen. 

Gegnäg, n., s. gnägen. 

Gegnappy n., s. gnappen. 

Gegnarr, n., s. gnarren. 

Gegnaiscb, n., s. gnaischen. 

Gegnao, n., s. gnauen. 

Gegnibbel, n., s. gnägen. 

Gegnidder, n., s. gniddern. 

GegnObbei, n., s. gnägen. 

Gegnodder, n., s. gnoddem. 

Gegnorr, n., von gnorren^ Gegnurre, 
Gebrumme, verdrieizliches Wesen. 

GegnOrr, n., s. gnOrren. 

Gegnorsch, n., s. gnorechen. 

Gegnuff, n., s. gnuffen. 

GegBschy n., s. giscben. 

Gegrabbelt n., s. grabbeln. 

Gegranse, n., s. gransen. 

GegrätZy n.^ von grätzen^ Gezärge, 
Geärger, Neckerei. 

Gegnisel (u kurz), s. gnneln. 
Gehage, n., s. Hagen. 

Gehecky n., Sippschaft. Schemionek, 
12. 
GehM, n., 8. GehSfL 
gebeten, sw., s. beien. 
Geheier, n., s. Heierei. 

Gehell, n., das Ganze, alles in allem. 
Mit aUem Geheil backen^ aus nicht ab- 
gesiebtem Mehl Brot backen. 

gehen, pltd. gane {a=^ä)^ st 1. als 

Gegensatz Yon stehen : die Weichsel geht^ 
wenn im Fruhlinge ihre Eisdecke sich 
in Bewegung gesetzt hat. 2. angehen, 
möglich sein: et geit^ es geht zu machen. 
3. vor den IVediger gehen ^ die Konfir- 
mationsstunden besuchen. 4. ihm geht 



der Kopf mit QrundeiSy er hat den Kopf 
yon vielen Geschäften voll und wei(z 
nicht, was er zuerst vornehmen soll. 
E. Förstemann. 5. einen gehenmachen, 
ihn scharf, spöttisch etc. zurückweisen, 
kurz zurückweisen; mit einem gehen^ 
ihn in^s Gefängnis bringen. S. ab- 
fahren. 6. gären, schwären. Der Teig 
geht. Die (geimpften) Blattern gehen. 

Geheiz, n., s. Hetze. 

Gebiift, Geheft, n., Hof, Bauernhof, 
kleines Gut Mien Wiew joagt mi vom 
Gehegt raff. Boldt, 19. 

GehOmpel, n., s. hOmpeln. 

gehörig, adj. u. adv., recht stark; be- 
deutend, in hohem Malze. Die Mauer 
hat einen gekorigen Umfang. Das ist 
ein gehöriger Baum. Sie haben ihn ge- 
hörig betrogen. 

Gehorsam, n., Gef&ngnis, besonders 
für die Bürger, und dann BOrgergehor- 
sam. .. .sol mit der Stat bues gestrafft 
werden, Aber acht tage ynn den gehör'- 
sam gehen. Kleiderord. a. d. J. 1529 
bis 1553. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH, 
368. nemUch das ehr drei thaler solte 
abelegen oder szo ehr sich dasselbe weir 
gern thäte VTHtage jn gehorsam gehen 
soUe. Die Zünfte, 46. S. Brem. Wb. 
II, 493. Grimm, Wb. IV 1, II, 2539. 

Gehre, GSre, /. 1. ein keilförmig ge- 
staltetes Stück Ackerland. Hennig, 
83. 2. keilförmiges Stück im Hemde, 
Frauenkleide. Ursprünglich der Gehr^ 
6«Artfns Zwickel, eigentlich Speereisen. 
Grimm, Wb. IV 1, H, 2542. Vgl 
Brem. Wb. H, 499. Schmeller II, 
62. Schamb, 62b. 

Gebrkekraut, Pflzn , s. GtrkekrauL 

Gehrsafz, Gftrsafz, m., Hausbau aus 
Baumstämmen, Balken, bei dem diese 
in der Gehre gefugt, d. h. durch Win- 
kelkerbung mit einander verbunden 
sind. Die Litauer nennen diese Bauart 



Qehrsch — Gekröse. 



223 



scaparä. Die Häuschen (in Pillkoppen 
auf der kurischen Nehrung) sind in so- 
genanntem Gehrsafz von vierhantig be- 
hauenem Holz erbaut Altpr. Mtsschr. 
IV, 303. S. Pas 8 arge, Balt., 215. 
FürErmland Sperber, 13. Pierson, 
Matth. Prätor, 118: Schurzwerk von 
klarem HoltZy da Balken auff Balken 
wol gefugt werden^ nennt man Geger- 

saasL 

Gehrech, Pflzn., s. GSrecb. 

Gehstock, pltd. Gämtock^ m., Stock 
zum Gehen, Handstock, Spazierstock, 
Reisestab. Den Ganstock nemmt de BuW 
tar Hand On wankt vergnogt op't Föld. 
Violit, 197. Volksl. 1, 4. De Goan- 
stock ÖS miene Flint. Dorr, 48. 

Gejacher, n., s. jachern. 

Gejag'y n., das Umherjagen, nament- 
lich der Eander. Wat '« dat fer e Ge- 

geil, adj,^ fett, sehr fett und deshalb 
widrig, ekelerregend. Von Fleisch und 
zu fett abgemachten Speisen. 

geilen, pltd. gtlen, sw.^ nach etwas be- 
gierig streben, lungern, lästern sein; 
um etwas bitten, betteln. Kinder geilen, 
wenn sie Essenden verlangend und mit 
den Augen bettelnd nach dem Munde 
sehen. Davon abgeilen, sw.^ Geiler, m., 
Lungerer. Vgl. Schmeller II, 31. 

geistlich, adj.^ schmächtig, hager, blafz. 
Er sieht geistlich aus, E. Förstemann 
meint, bei diesem Aussehen wird der 
Körper gewissermalzen als verschwin- 
dend und nur der Geist als übrig 
bleibend gedacht; richtiger dürfte das 
Bild woU auf den geistlichen Stand 
zurückzuführen sein, dessen Glieder 
meistens hager und blafz erscheinen. 

Geifzel, /., die Fuhrmannspeitsche, 
Knallpeitsche. So vermak öck gegen dS^: 
. . . iiinem hass'le Geisseistock y Minem 
Pölz on Sinndagsrock. Volksl. 7, 3 ; S. 1 5 . 



Gejuch, Gejuchz, n.y lautes Jauchzen, 
Gejauchze, s. Jüchen. 

Geizbauch, pltd. GtzbOk, m., Geizhals. 
... da war ein Pfleger zu Passenheim, 
den die Vnterthanen vmb seines schin- 
den» halben den Geitzbauch nenneten. 
Hennenberger, 342. 

Geizhammel, 971., Geizhals. 

Geizknauser, 7n., Geizhals; aus Geiz 
und Knauser zusammengesezt. wie 
oft habe ich den Geizknauser und den 
Prasser gefragt^ nach welchem Recht sein 
Reichthum ihm gehört? Soph. R. I, 3&6. 

Geizpinsel, m., Greizhals. Denn wenn 
er auch ein Geizpinsel ist, so etc. Soph. 
R. V, 602. 

Gekabbel, n., lebhafter Streit, Zank, 
Hader. S. kabbeln. 

Gekftkel, n., s. kakeln. 

Gekalwer, n., s. kalwem. 

Gekeiter, n., s. keltern. 

Gekicher, n., s. kichern. 

Gekick, n., s. kicken. 

Gekliere, n., s. klieren. 

gekniffen, part. präet. von kneifen. 
Gekniffen sein^ sich gekniffen fühlen, 
verlegen sein, sich in der Gesellschaft 
bedrückt, unsicher fühlen. 

GekSch, n.y von kochen, Gemüse. 
Schemionek, 12: Geköchs. Davon 

Gekttchgarten, m.j Gemüsegarten. 

Gekräle, n., s. krftleh. 

Gekritzel, n., s. kritzeln. 

GekrHsader, /., Ader im Gekröse^ 
auch Hypochondrie. JEh* (der kluge 
Hausvater) sol die Verschaffung thun, 
das sowol sein als der seinigen oder ihm 
angehörigen Geblüht mit guten Medi- 
camenten reinigen, dasselbe Lufften, die 
Hypochondria oder sonsten Gekröfzadem 
genannt aufzpurgiren etc. Linem., 
Aaa2b. 

GekrOse, n. 1. eigentlich das kleine 
Gedärme^ gewöhnlich jedoch die Brust* 



224 



Oeknnkel — Gtölfl^h. 



eingeweide. Zum Gekröse der Gans 
rechnet man noch Hals mit Kopf, Flügel, 
Falze, Magen und Herz. 2. auf Klei- 
dungsstücke übertragen : Busenkrause 
(Jabot); in früherer Zeit Hals- und 
Kopfschmuck der Frauen. Hennig, 
81. Vgl. GescbnOrr. 

Gekunkel, n., s. kunkeln. 

gtl, adj. 1. gelb. Gern mit grSn 
grün in einem Zuge genannt: gSleNtucht 
mot grene Pote^ auf die Frage, was es 
zu essen giebt. Ermland. Sperber, 
45. S. grfin. — 2. gewogen, zngethan, 
gut. Ich sei ihm sehr gel^ ich bin ihm 
sehr gut. Doch auch ironisch. Erm- 
land. Mühlin g. Dan. Igäl zärtlich. 
Vgl. Schmid, 227: geU. 

Gelachy n., Gelag, Gelage^ von liegen. 
Es hat der Hochsinnreiche und LoHh 
würdige GcdHaeus^ nicht der miser Italus 
(wie ihn jener miser peccator in H. Ga- 
lüaei Künsten^ beym Gelach unbesonnen 
nennete) in seinem Nuricio Siderio als 
ein Wärheit Liebender die Circum Jo- 
viales Planetas observiret L i n e m. , T 4a. 
— Die Redensart: Ins Gelach hinein 
reden, ohne Überlegung reden, könnte 
wohl gedeutet werden : unbesonnen ins 
Gelage hineinreden, wobei das Gelach 
(von lachen) nicht ausbleiben wird. 

Geiaebschwestery /., Schwester beim 
Gelage. Fvrwitz macht Jungfern tewr, 
Gelachschwestemy Fidelelsen ^ Hetzen, 
Huren, Ammen gar gemein. Stein, 
Peregrinus XIV, 18. W. Mtsbl VI, 
185. 

GelBlrter, n., Geländer, Einfriedigung, 
Lehne. 

GMbauchy m., s. Gelbbauch. 

Gelbbauch, GMbauch, rein pltd. GUbOk, 
auch Gelbfink, Goldammer, Emberiza 
citrineUa. Mühling, Tiem., 170. Sper- 
ber, 13. Den Gesang des Vogels s. 
Volksr. 68, 259. 



Gelbfink, m., s. das vor. 
GelbmOhre, GUmObre, auch GelbrObe, 

/., Daucus Carota L, Auch Scherz- 
benennnng der ähnlich gestalteten Kla- 
rinette. 

GelbShrcben, GSlOhrchen, n., Uiezker, 
Reizker, gelber Pfifferling, Agaricus 
chantarellus, ein efzbarer Hutschwamm. 
Mühling. 

Gelbrllbe,/., s. GelbmOhre. 

Geldkraut, n., vielleicht Pfennigkraut, 
nach Hagen, 220, rundblättriger Gilb- 
weiderich, Lysimachia nummularia L., 
nach Leunis, 676, noch Thlaspi L. 
Penning zqles Geldkraut nennen sie ein 
Kraut, wenn sie es im Walde finden, 
wird es keiner pflücken, ohne da/z er 
einen Schilling auf die Stelle legen wird. 
Pierson, Matth. Prätor., 115. 

Geldratze, /. Er ist eine Geldratze, 
ein reicher Mann. 

Gelegenheit, /. 1. Wohnung. Das ist 
eine hübsche Gelegenheit. 2. Gelafz, 
Ränndichkeit. Hier ist nicht viel Ge- 
legenheit, es fehlt an Raum, Gelafz. 
3. Abort. Wo os doch ht de Gelegen- 
heitf 

Geleite, n., s. Treibnetz. 

GelenUcraut, n. Femer das Kraut, 
gryz^ole zu Deutsch Gelenk'Kraut Pier- 
son, Matth. Prätor., 115. Bei Hagen, 
371, findet sich als provinzieller Pflzn. 
Gelenhwurz, vielblumige Eonvallie, Con^ 
vaUaria multiflora L. 

Gtifltocb, Geelfleiscb, n. Er lauert wie 
der Fuchs auf Geelfleisch, Sprw. 1, 2315. 
Hei gilt wt de Hund nau GelflSsch. 
Ibid. 1190. GelflSsch zunächst gelbes 
Fleisch, aber kaum Hühnerfleisch, wie 
Einsender der Redensarten angegeben; 
viMleicht am Ochsenfleisch die glatte 
zähe, gelblieh weifze und fast nicht 
zu schneidende gelbliche Substanz, die 
sogar die Katzen verschmähen, der 






gelimpen —7 GeAiatsche. 



225 



Hand jedoch' noch Mizt: sie hei&t in 
Holland geel haar. Auch könnte an 
geü gedacht werden in dem Sinne, wie 
man von den geilen Zweigen eines 
Baumes spricht. Vgl. Korrespbl. HI, 
46, &. 

gelimpen, entsprossen dem aHd. Wur- 
zelverb, limphan, limfen angemessen 
^in, hervorgegangen aus dem ags. linh- 
pan sich ereignen, zukommen. Etwas 
mit gelimpen kriegen^ es durcli freund- 
liches Zureden, unschuldige List, auf 
Umwegen erlangen. Man hört auch 
gelimper. Vgl. den Artikel OUmpf bei 
Weigand I, 601. 

Gelinde, n.. Gelander. Davon Ge- 
llndegeld, n., Jahresbeitrag zur Unter- 
haltung der öffentlichen Zäune eines 
Dorfes. Germau. Samland. Hennig, 
82. 

gell, geile, geltö, adj.^ nicht trächtig, 
vom Yieh. Min Schdp ös dit Jär nich 
gelly es ist* nicht trächtig, trägt kein 
Lamm. E gelle K6; nach Muhling 
nennt man eine nicht trächtige Kuh 
eine Gülte, Gelte. (Vgl. gist) Bei Je- 
roschin (25782) -gelde unfruchtbar; 
ahd. gialt sterilis, nach Vi 1 mar, 123, 
wahrscheinlich des Sinnes: aufgescho- 
ben, imterbrochen, nämlich in der Frucht- 
barkeit In Hessen gell^ geUe^ gelte^ in 
Bayern galty gald^ gold, Schmeller 
n,40. Vgl. Weigand 1,553. Schade, 
255a. 

Gelle, w. jüd. Vom., vielleicht Abi- 
gail. Flatow. Schmitt, 114. 

Gellenholz, n., klein gemachtes, ge- 
spaltenes. Holz; es heiizt auch GSnzchen- 
holz» Westpr. Muliling: geUen = hal- 
len, laut schallen, welches Geräusch 
beim Zerkleinem des Holzes zu ver- 
nehmen 'ist. 

gellrich, adj,^ nachschmeckend, nicht 

FliMbMer, WdrttrbaohL 



rein von Geschmack. Solch' Nach- 
geschmack heifzt der Gellrich. Sam- 
land* 

GeimShre, /., s. Gelbmühre^ 

Gelodder, n., s. loddern. 

Gtltthrchen, n., s. Gelbtthrchen. 

gelösen, sw.^ lösen, einnehmen, durch 
Verkauf los werden Ock kann hüde 
nuschi gelSse, ich finde heute keinen 
Käufer für meine Ware. Hennig, 82. 

Gete, Gib, m. Vom^ Gallus. Hart- 
wich, 54. 

geletrig, adj., s. gaistrig. 

Gtttän (alangX von H^nnig vhchd., 
doch nicht gebräuchlich, Gelbzabn, ein 
Gespenst in Volksmärchen, mit dem 
man die Kinder schreckt. Es ist die 
lit gütiniy die Pest- oder Todesgöttin, 
hat also mit dem pltd. GSltän^ hchd. 
Gelbzahn, nichts gemein. Vgl Nsslm. 
Th., 45. Pierson, A. W. 14. Hen- 
nig, 84. 307. 

gelte, adj.^ s. geil. 

Gtiwunn, rein pltd^ Gelworm, gelber 
Wurm =- Klarinette. Volksl. 25, 4; 
S. 89. S. GeibmOhre. 

Gemaclc, n., s. Gemak. 

gemahnen, sto., eigentlich nachdruck- 
lich erinnern; hier jedoch scheinen, er- 
scheinen, vorkommen, bedünken. Es 
gemahnt mir so^ ah ob er nicht recht 
bei Verstände wäre. Hennig, 82. S. 
Weigand I, 555. 

Gemak, n., Gemächlichkeit, Ruhe, 
Bequemlichkeit. ÖUer kommt nich möt 
Gemak' Elbinger Ndrg. 

gemaldich, adj.^ gemach, gemächlich, 
bequem. Dahen kann ock noch gemak- 
lieh Icäme. ön dem Bedd kann Sek ge- 
maklich ligge^ es ist bequem und ge- 
räumig. Hennig, 82. S. maklich. 

Gdmaische, n. 1. Gemenge, Gemisch; 
von verfS^chten Getränken, schlecht 

16 



226 



gemein — Geqn&se. 



zabereiteten Speisen. 2. das Matschen 
selbst. Bock, 13. Hennig, 82. S. 

maischen. Vgl. Gepaische. 

gemein, adj, u. adv., leutselig, freund- 
lich, herablassend, umgänglich; ohne 
Stolz, populär. Dat ös e recht gemener 
Herr^ ein Herr, der mit dem gemeinen 
Manne freundlich und leutselig redet 
und umgeht. Fast wdU et manchmal 
schtne — Trefft man em (den Lehrer) 
ganz aüen — Ah tooU dorch Redü on 
Mine He make aöck gemen. Lhrztg. 4, 
355a. So pflegt das Glück in solchen 
Sachen (im Freien) nur kühne Herzen 
anzulachen und ist mit ihnen sehr ge- 
mein. Hochzeitsarie von George Rie- 
del a. d. J. 1711. 

Gemeindegarten, Gemeingarten, m.^ s. 
Garten, 
gemirmelt, a^/., s. mirmeln. 
GemOII, GemUll, n., s. MUH. 

genauen, sw,, von genau. Et genaut 
sock nich 80, es kommt so genau nicht 
darauf an. Egsbg. 

genaunebmend, adv,^ empfindlich. Ek^ 
de §k so ^nauiiehmend gegen de Warm 
siy toi Botter. Dorr, 1. Wiew, 86. 

Genendel, Gnendel, w. jüd. Vom., von 

Hananaeel. Flatow. Schmitt, 114. 

gen's, ad;\y s. gän's. 

Genst, Genster, Pflzn., Färber-Ginster, 
Genista tinctoria L. Aus genista^ ge- 
nesta Staude, vom celtischen gen Strauch 
oder vom lat. genu Ejiie, weil die jun- 
gen Zweige sich wie ein Ejiie beugen. 
Leunis, 379. Hagen, 733. 

Gent, m.y s. Ganter. 

Geniige, n., Gelüste, Verlangen, Appe- 
tit. Er hat Genüge darauf. 

genung, adv.^ genug. 
Gepaper, n., s. papern. 
Gepappel, n., Geschwätze, sinnloses 
Gerede. Vgl. päppeln. 
Gepaiscb, n., das Wühlen in Flüssig- 



keiten : Yon patschen. Lafz das Gepaixeh! 
ruft man Kindern zu, welche im Wasser 
mantschen. VgL Gemaiscbe. 
Geperzel, n., s. perzeln. 

Gepladder, n., Geplatscher; von plad-^ 
dem (s. d.). Treichel: Gepludder, 
das auf ein Mühlrad herabfallende 
Wasser. 

Geplärr, n., s. plärren. 

Geplenge, n., Geklätsch. S. plengen. 

GeplOmper, GepiUmper, n , Geplätscher, 
Gemantsche. VgL plumpem. 

Gepludder, m., s. Gepladder. 

Gepöfel, n., Pöbel. S. POfel. 

Geporre, n., wiederholtes Porren. S. 
porren. 

GepSrzel, n., s. perzeln. 

Gepranzel, n., eifiriges, scheltendes 
Reden. So mach die Junge Frau bei 
Leibe kein Gepranzel: wie kommt er 
(der Mann) denn so spät etc. Carm. 
nupt. I, 128. Solch ein Gepranzel ist 
nicht auszuhcUten. Lofzt eier Gepran- 
zely Weibstock! Dorr, 1. Wiew., 90. 
Ek b§dd dij keen Gepranzel mehr. Ibid. 

115. Von pranzeln. 

gepritscht, adj.^ s.-pritschen. 

Geps, Gepse, Gäpee, /., als MaTz für 
soviel, ab beide Hände gegeneinander 
greifend fassen können. E Geps Hdijoer. 
Eine Gepse Heu — Mehl — Gerste' 
Schemionef, 11: GcAs. Brem.-nd. 
gäpsCy gött. göpschcy mark, goppelche, 
hoU. gaps. Mhd. gou/e hohle Hand, 
mnd. gepse und gespe. Brem. Wb. H, 
528. Schamb., 66 b. Mnd. Wb. H, 
82 a. Man rechnet 10 Gepse = 1 Metze. 
Hennig, 83. 

Gequacicel, n., unbesonnenes, unnützes 
Geschwätz. S. quackeln. 

Gequftse, Gequ&s, n., Schlemmerei, 
verschwenderisches Mahl, schwelgeri- 
sches Gelage. Da war ein rechtes Ge- 
quds^ on Geschlampamp mot dem Essen. 



Geqaatsche — Gerdeleute. 



227 



Schalt]. 3, 9. S. quaseiu Doch früher 
auch Festlichkeit, Gefage überhaupt. 
Wissentlich das der erbar rath sampt 
mit den eldisten dis garthen eyntrechtic- 
Uch beslossen haben^ das alle dyjene dy do 
vnrtschafte als hochczit vnd ander ge- 
qwese in dem garthen wollen haben den 
suUen dy alderlwthe des garthen kirs not- 
dürft Schafen vnde der den qwos thut 
der sal das bir das czu syner Wirtschaft 
wirt vertan Hier heczalen. Gesehen czur 
rechenschaft am sontage vor michaelim 
xl ( 1440) yori?. Kgsbg. Die Zünfte, 
34. 

Gequatsche, Gequatsch, n., ungewasche- 
nes Gerede. S. quatschen. 

Gequebbe, n., Moorboden^ der bei 
jedem Tritte zittert, versteckt quelliger 
BodeD, gewöhnlich Quebbe. Ein Mensch, 
wenn er solches (LtT") Licht verfolget, 
kan in gefährliche Gequebbe und Marrast 
gerathen: Linem., Ua3a. 

gerade, adv,, in nc^ch gerade, nach 
und nach, endlich. Der Knabe wird 
nach gerade klug wei'den, mit der Zeit 
verständiger werden. Der Mensch mrd 
nach gerade immer einfältiger, Bock, 
13. Hennig, 83. 

Geradewohl, n., Zusammensetzung von 
wohl mit dem Imperativ von geraten, 
mitteld. geraden y erwünschten Fort- 
gang haben. Etwas aufs Geradewohl 
unternehmen. Vgl Weigand I, 563. 

Geragge, n., s. raggen. 

gerand, gerande, adj., dicht, fest, grob, 

haltbar. Von Fäden, von der Lein- 
wand. Diese Leinwand ist gerander als 
jene, aus festerm, stärkerm Garn ge- 
webt. Hennig, 83. Schemionekj 
12: gerant, rund und voll, grofz, stark, 
z. B. von Fischen. Vom lat. grandisf 
Gerar (a«ä), n., lautes Brüllen, 
Weinen, Röchebi. Vgl. racan. 



Gfirascb, m. Vom., Georg. Hart- 
wich, 54. 

gerast, adj., rüstig. Marold. 
geraten, pltd. gerade (a^ä), st. 1. 

zulangen, ausreichen; gewöhnlich in 
der Verneinung Man kann mit dem, 
was man einnimmt, nicht geraten, nicht 
auskommen. Wir geraten nicht mehr 
(Steuern) zu geben, wir vermögen nicht 
mehr, die Steuern aufzubringen. 2. 
fertig werden, einem andern gleich- 
kommen. Ich kann ihm nicht geraten, 
ich vermag ihm in der Arbeit nicht 
gleich zu kommen; ich bin au(zer 
Stande, dem Kinde so viel Kleider an- 
zuschaffen, als es zerreilzt. Dei kann 
aUe(n) gerade, der wird mit allen fer- 
tig. Bock, 13. Hennig, 83. 

Geratz, n., Menge gleichartiger, na-, 
mentlich kleiner Dinge. Geratz Men- 
schen — Kinder — Fische — Kartoffeln. 
Auch Geratzel. Bock, 13, erklärt: 
„Vermischter Haufen von pöbelmäfzigen 
Leuten. Vermuthlich von Ratzen und 
heifzt Ratzengesind.^ Schemion ek's 
Erklärung (S. 12):* schlechte Gesell- 
schaft, stimmt hiermit überein. — Ge^ 
ratz hat auch die Bedeutung von Ge- 
zänk. Hennig, 83. 

gerben, sw.y prügeln. Einem das Fell 
— das Leder gerben — ausgerben. Einen 
durchgerben. Nach M ü h li n g gerben = 
werfen; nach Treichel auch brechen. 

Gerberhnnd, m. 1 . Hund des Gerbers ; 
Werkzeug des Gerbers? Er frilzt wie 
ein Gerberkund, er frifzt viel und hastig. 
Krank on ongesund, frete wt e Jarwer- 
hund. Sprw. I, 2168. Auch Gerber- 
tttle. 

Gerd, m. Vom., Gerhard. Hart- 
wich, 54. . 

Gerdeleute, plur., Beamte der Zünfte 
der Königsberger Junker und Bürger.* 

16* 



228 Gerdemann — Gerstel. 

Sie hatten gleich den Alterleuten die gesagt. Heilsberg. Ermland. Auchjark, 

Ordnang in Hof und Garten aafrecht järken. 

zu erhalten. Die Schreibung des Wor- gerken, 9w.j saufen; vom Menschen. 

tes wechselt in Einzahl und Mehrzahl: Samland. Davon Gegerk, n., das Gq- 

Girdemany Gerdeman^ Gertman, 'Gärt- saufe. Gerkgeselle, Saufbruder, Trink- * 

mann^ Gartmann — Girdemans^ Ger- genösse. Et ginge mal drei GerkgeselT 

demanes, Gerdemans^ Gerdeleuie^ Ger-- Mot rode std^ne Binde. Volksr. 237, 

' dermanSy Gerderleute^ Gerileut(h)ej Gärt- 839. Lit. gerkle die Gurgel, der Schlund; 

leutey Gariteute, Nach dem Mnd. Wb. bei Pierson, Matth. Prätor., 150a: 

II, 65a, bezeichnet gerde^ /., die Aus- gurlde Kehle. 

richtung, Anordnung eines Mahles, und ' Gerkgeselle, m., s. -das vor. 

gerdß^y gardeman^ plur, -hide^ s. v. a. gern, adv,. gewöhnlich. Der Wind 

Scha&er, der ein Grastmahl zu besor- kommt in diesem Jahr gern aus Mor- 

gen und die Ordnung bei demselben gen. Marold. Vgl. Adelung H, 593. 

aufrecht zu erhalten hat. Vgl Die Zünfte, Gerttll, GerUII, n., Gerülle, Zusammen- 

^5 ff. und DurcheinandergeroUtes, Rumpel- 

Gerdemann, m., s. das vor. werk, namentlich unordentlich au%e- 

Gere, /., s. Gehre. speichertes altes Hausgeräte. Davon 

gereidig, adj.^ schnell, schneidig; ge- Gerttll-, GerOilkammer, /., Kammer zur 

rade, schlank. Dat geit gereidig. Dat Aufbewahrung des Gerölles. Bock, 

09 e gereid^ger B6m. 14.. Hennig, 83. Sperber, 13; Sind 

gerfit, adj.. und adv. , bereit. Dönh. in einer Familie mehrere kleine Kinder, 

Mühlin g. Mnd. gerede^ geret, gereide so nennt man sie liebkosend kleines 

bereitet, fertig; vom Gelde: baar. Mnd. GeroU. 

Wb. n, 67a. Vgl, rUs. Gerolmus, m. Vorn., Hieronymus. 

[Jgericht, adj. undVfo., gerade, in ge- Hartwich^ 54. 

rader Richtung. . . < vnd were Winters Geromme, m.y Lärmen, Aufruhr, Zu- 

zeiten^ gericht vber den See (die Ent- sammenlauf. Eck sach en groot Geromm^ 

femung zweier Orte) nur. eine meyle. en ohl verschrompelt Wiew, de hadd biem 

Hennenberger, 5. Kopp gekräge min' arme NaberscKe» 

gerieben, adj.y eigentlich part. von Carm. nupt YI, 242 b. Vgl. gremmen. 

reüien, pfiffig, schlau, verschmitzt. Er GerOmpel, n., Gerfimpd, altes Gerät 

ist ein geriebener Racker, Yön rompeln » rumpeln mit dumpfem 

(Berkekraut, Gehrkekraut, Pflzn., besen- Geräusche wackeln und brechen. S. 

Biüger 'Pfriemen, Sarothamnusscoparius Weigand I, 567. Vgl. GerSII und 

Koch. Treichel, Botan. Not. II. T. Krämpel. 

meint, der Name komme 'daher, weil Gtrsafz, m., s. Gehrsafz. 

die Pflanze mehr auf Höhen, poln. göra, GSrsch, Pflzn., gemeiner Giersch, ^^^o- 

ange.troffen wird. In der Mark und podium podagraria L. Bock, Nat HI, 

Neuvorpommem' ^08^72^^. Treichel, 364. Hagen, 340. Auch Stefizel. 

Yolksth. Gfiretel, f., dickes Strohseil, womit 

& gerk,gerken,gerkemal,ad9., oft, manch- die Garben des Sommergetreides, be- 
mal, wiederholt. Ich ha dir^s gerkemäl «onders de( Erbsen und Bohnen zu- 



Gerstel — Geschldder. 



229 



sammengebunden werden. NatangeD. 
Hennig, 83f. Ifsslm. TL, 216. Pi- 
sanski in den Nachtr. schreibt Ger- 

stellen, 'plw. 

Geistely /., ruderförmiges, langgestiel- 
tes Brett^ aof dem die Bäcker das Brot 
in den Backofen schieben nnd geratein; 
lettisch gerztele Backbrett Aach Gar- 
stel. Früher bekannt als Reitpferd der 
Hexai zum Blocksberge. Gonitzer 
Hexproz. v. J. 1623. Pr. Prov.-Bl. II, 
115. Hexspr., 2. 

Geretelbroty n.^ s. Brot n. das folg. 

gersteln, 9w. 1. da» Brot gersteln, dem 
auf der G^s^Z liegenden Teigbrote jdurch 
Einschieben in den Ofen zwischen hell- 
brennendem Stroh oder Reisig schnell 
eine leichte Rinde geben. Wiederholt 
wird das frisch gerindete Brot .ans dem 
Ofen gezogen und die Rinde mittelst 
eines Wischers aus Gerstenstroh durch 
Wasser^ zuweilen mit Eiweifz versetzt, 
genäTzt. Dies Verfahren giebt der Kruste 
das glänzende, appetitliche Ansehen. 
Man unterscheidet gegersteltea und un- 
gegersteltes Brot Hennig, 80, sqhreibt 
garstein und geharateln nnd nimmt gar 
als Stamm an, so daTz gärstein gleich- 
sam gar stellen bedeuten würde, (wohl 
nichts als unzulängliches Wortspiel). 
Nds. gasseln^ im Götting. gaatem (amt- 
lich: gerstem), Brem. Wb. 11, 489. 
Dähn., 143a. Schamb., 60a. ' Sche- 
mionek, 14, hat görstein, — 2. mit 
einem Strohwische, der an einem Har- 
kenstiel festsitzt, die Eimen oder Gran- 
nen in ausgedroschener, aber noch nicht 
gereinigter Gerste abfegen. 

Gersten, m. jüd. Vom., Gersön. Fla- 
tow. Schmitt, 112. 

Geretenjuiep, m., s. Julep. 

Gertke*, w. Yom., Gertrud, s. JarL 

Gerllll^ n., s. GerSII. 

Gesabber^ n. 1. das Sabbem, Geifern. 



2. unnützes Geschwätze, Geplapper. In 
diesem Sinne auch, und üblicher, Ge« 

schiabber. Vgl. sabbern. 

gesalzen, part von salzen^ sehr teuer. 
Bei dem (Eaufioaann, H^öker etc.) ist 
alles sehr gesalzen. 

Gesangbuch, n., ein Spiel Karten. Wer 
hat ein • Gesangbuch mitf Er nimmt 
das Gesangbuch vor, ' Er singt am lieb- 
ster^ aus dem Gesangbuch mit 32 Blät^ 
tem. Er trägt das Gesangbudh stets bei 
sich. 

Gesäfz, n.y Sitz im Wagen. Setze 
dich auf das hinterste Gesäfz^ nimm auf 
dem letzten Wagensitze Platz. 

Geichabber, n., s. ichabbern. 

geschäftig, adj.^ s. schäftig. 

gesehen, sw.^ s. gisoben. 

Gescherke, n., s. Gesobirke. 

Geschick, n., gefalliger Wuchs, gute 
Körperhaltung. Er hat ein gutes Ge- 
schieh Ebenso in Liv- und Estland. 
Hupel, 76. 

Gesobirke, Gescherke, Geschiirke, n. 1. 
Gezirpe der Schirke oder Grille. 2. 
jede zirpende, schwache Musik, nament- 
lich stümperhaftes Geigenspiel, kurz- 
atmiger Gesang. Dat ist ein rechtes 
Gescherke, Hennig^ 243, 

Geschirr, n., Zugapparat für das Zug- 
vieh; irdenes Hausgeräte. Redensart: 
Sich irCs Geschirr 2^^^ energisch sich 
an die Arbeit machen^ mit Einst und 
Eifer arbeiten. Ebenso: Ms Geschirr 
»gehen, 

Geschice, f,, Weste. Gegend von Co- 
nitz und Tuchel. 

Geschlabber, n., Geschwätz. S. schlab- 
bern. 

Geschlampamp, n., verschwenderisches 
Mahl. S. Gequase. 

GeschiOder, n, 1. die Nachlässigkeit 
bei der Arbeit. Was ist das für ein 
Geschluder! 2. das Herumtreiben, 



230 



geschmeisig — Oesellenschnbchen. 



geschmeidig, adj.^ geschmeidig, ge- 
lenk, gewandt. Ein gesckmeiHges KerU 
chen. 

Geschmettertee, n., Gebratenes. Etwas 
Geschmettertes zu essen haben, Wehlaa. 

GeschnSrr, Geschneit, Geschnirr, n., 

die kleinen Korperteile der Gänse und 
Enten: Kopf, Hals, Flügel, Fufze, Ma- 
gen, Herz. Gansgeschnorr mot Kar- 
toffeln. Schaltj. 3, 9. S. Sperber, 13. 
Schemionek,12. Hennig, 84, schreibt 

Geschnarre. Vgl. Gelcriise. 

gescbonicen, part. praet. Von schenken. 
Ich haV es geschanken gekriegt 

Geschttrice, n., s. Geschirice. 

Geschösel, n., s. Schöselel. 

geschossen, part. praet. von schiefzen, 
überspannt, rappelköpfig. Er ist nicht 
recht geschossen. 

Gescboiz, n.y die Krankheit, bei der 
sich Knochensplitter aassondern. Vgl. 
Hexspr., 59. 

Geschttiz, n., vtdva der Kuh. Sam- 
land. Natangen. 

Geschricht, auch blofz Schricht, n., 
Geschrei, Lärmen, lautes eiferndes Ge- 
rede. Er macht ein grofzes Geschricht^ 
viel Aufhebens von der Sache. Chrojz 
G^chricht^ Mein Gericht^ viel Lärmen 
um nichts. Uennig, 246. 

Geschwabbel, n., Geschwätze. S. 
schwabbeln. 

Gescbwadder, n., wiederholtes Schwad- 
dem, Vergiel'zen von Flüssigkeiten; un- 
nützes Geschwätze. Vgl. schwaddem. 

Geschwindmachhurtig, m., Diarrhöe;- 
auch volkstümliche Bezeichnung des 
Medik. Tinctura Amica. Ygl. DUnne. 

Geschwindschleifer, m. 1 . Raschwalzer ; 
2. Diarrhöe. 

Geschwister, plur., Schwestern. Ich 
habe zwei Brüder und drei Geschwister. 

gesegent, adj. Sie ist in gesegenten 
Umständen^ ist schwanger. Von ge^ 



segnen^ mhd. gesegenen^ gekürzt gesegeUy 
zum Wohl, zum Gedeihen werden^lassen. 
Weigand I, 573. 

Geseier, n., lebhafte und laute kla- 
gende oder scheltende Rede, Geschrei, 
Durcheinander von Stimmen. Aus dem 
hebr. gesera^ geseira^ plur, geseraus^ vul- 
gär geserSs^ ursprünglich Verhängnis, 
Beschlufz, in der Umgangssprache un- 
angenehme obrigkeitliche Verordnung, 
schlimmes Ereignis. Er ist in grofzen 
Geseires ^ in übler Lage, er ist in un- 
erwartetes Unglück geraten. Da plötz- 
lich eintretende Unglücksfälle meist laute 
Klage, Jammer, Geschrei im Gefolge 
haben, so lag es für Nichthebräer nahe, 
Geseier^ Unglück, als Geseier^ Geschrei, 
au£cufiassen. Mach kein Geseier! Was 
ist das für ein Geseier! Dat ös en Ge- 
seier wi on er Judenschol. Se kömmt 
all bet arit Poatke on moaiet e Geseia, 
dat de oarm Schelm nich tom Wood 
koame kann, Boldt, 18f. S. seiem. 

Geselitz, Fischn., s. Gesenitz. 

Gesell, m,^ Junggeselle. . . . und im 
Fall sich jemand^ er sey Mann^ Gesell^ 
Frau oder Jungfer^ dieser Verordnung, . . 
widersetzen wurde etc. SchluCz einer 
Kleiderordnung V. 1684. Hart wich, 52. 

Gesellenkasten, m., Kasten mit Hand- 
werksgerät zum Hausgebrauch, worin 
man aber auch alles aufhebt, was später 
(„nach zehn Jahren^) noch zu ge- 
brauchen; aber wohl kaum „unreine 
Wäsche", wie H e n n i g , 84, meint. Dat 
liggt dm GeseUekaste ^ eine vermifzte 
Sache, die von einem Unordentlichen 
gesucht wird. Dönh. NachMühling 
sagt man auch^ wenn in einer Ange* 
legenheit, z. B. in einem Prozefz, nichts • 
geschieht, sie liegt im QeseUenkasten. 
. Gesellenschuhchen, n., Pflzn., blauer 
Eisenhut, Aconitum napeUus L. Müh- 
ling. 



Gesenitz — gestört. 



231 



GesenHz, m., nach Bock, Nat. IV, 
659, in Danzig Name für einen Fisch 
aas dem Earpfengeschlecht (system. 
Namje fehlt). Hennenberger, Von 
Seen and Strömen etc., S. 29, nennt 
einen Fisch Geseritz. SperbeV, 13: 
gemitZf eine Fischart Vgl. Sprw. I, 
3289: Lat em schete^ 't es en Qeslitz, 
laiz ihn schieTzen, es ist ein Geselitz. 
Mühling, Tiem., 170. S. GSselHz. 

Gesenke, n., von senk^n^ die Gewichte 
an den Fischemetzen, durch welche 
diese aaf den Grand gesenkt werden. 
Bock, Nat. IV, 723. 

Geseritz, m.y s. GeseriHz. 

Gesetz, n., das Festgesetzte. Die 
Mägde bekommen als Spinnerinnen ein 
Gesetz aaf: sie haben eine bestimmte 
Anzahl von Gamstücken in einer Woche 
za spinnen. Mädchen müssen ihr Ge- 
setz stricken. S. Besen. 

Gesichtender, m., Gesichtskreis, Hori- 
zont; aas Gesicht und Ende gebildet. 
Die Astronomi undPhysici nehmen jhres 
Tages Anfang^ wenn die Sonne Corper- 
lieh aber den Gesichtender oder Horizont 
kommet Linem., A3a. Wie gro/z 
ist der sichtbare Horizont oder sichüiclie 
Gesicht Ender f Ibid., R3b. Unter 
solchen Circulis wird auch der Horizont 
oder Gesicht Ender gezogen . . . Der ander 
heist Horizont sensibilis^ oder sichtlicher 
Gesicht Ender, Ibid., R 4a. ... so 
lang die Sonne continuirlich über dem 
Gesichtender oder Horizont ist. Ibid., 
X 3b n. ö. 

Gesipp, Gesttpp, GesSbb, GesUbb, n., 

Sippschaft, liederliche, anordentliche 
schlechte Gesellschaft. Dat os en godet 
Gesobb, Elbing. Se selbst waren schlechte 
Menschen met allem eerem Gesobb^ was 
se em Haus* hadden; es war so 'ne rechte 
Nation. Schaltj. 3, lOf. Hennig, 84: 
Gesippe. Stein, Peregrinus I, 6: Von 



dem pack und gesÜb. ' Wiss. Mtsbl. 
V, 94. 

Gesnitz, Fischn., s. Gesenitz. 

Gesiibb, GesSpp, n., s. Gesipp. 

Gesparte!, n., s. sparteln. 

Gespenst, n., Wasserralle, RaUus aqtut- 
ticus. Elbing. Mühling, Tiem., 170. 

Gespocbt, n., Gespenst; übertragen: 
ein sehr hagerer Mensch. Dönh. Vgl. 
Specht 

Gespök, GespBJcnis, n., Spak, Gespenst. 
üt dat Gebröknis kern e Gespöknis. Sam- 
land. Vgl. Spök. 

Gessei, GUssel, n. 1. janges Gäns- 
chen. Bock, 14: Gessei; Hennig, 91: 
GüfzelxraA. ö^z^/; Sperber, 37: Guael; 
Schemionek, 13: CHesseL Lit. zas^le^ 
poln. gqska, go^i^y engl, goüing; im 
Brem. Wb. II, 530: Gössel Im Götting. 
Gössel. Schamb., 66b. Krd^ Krd^ 
GesseldeWj Wo hast dat Gessei gelätef 
Volksr. 54, 205. 2. junges Eind, das 
kränkelt. Et os en rechtet Gessei — en 
Pipgessel. 3. Scherz- and Spottname 
für Mädchen. Güssell Ei nun, Sie 
legens mir auch gar zu nah. Soph. R. 
III, 220. 

Gesselhabicht, pltd. Gesselhafke Ca=a), 

m.^ roter Milan, Falco Milvus L. Ba- 
jack, 368. 

Gesselpest, /., Pest unter den Gesseln, 
zur Bezeichnung einer fernen Zeit. Das 
ist von der Gesselpest her. In gleichem 
Sinne auch Erttenpest — Kurrenpest Sprw. 
I, 1253. 

Gest, 971., Hefe, und vorzugsweise die 
in der Gärung gehobene Gischtmasse 
beim Bier; nach Frisch, Wb. I, 320c, 
Gäscht^ m.; nach dem Brem. Wb. H, 
491, Gast; hoU. gest u. gist^ f. Dzg. 
W. Seidel, 30. Gedanism. 

GM, m., s. BTst. 

GestiUner, n., Gestotter, s. stftmem. 

jgestOrt, adj., part. von stören^ in be- 



232 



Gesttndbeitswagen — Gieb\ 



treff der Sinne in Unordnung, wahn- 
sinnig. Er ist gestört^ ist wahnsinnig. 
Ihi bist wohl gestört^ es rappelt dir 
wohl? 

Gesundbeitswagen, m., s. DttichenposL 

Getftkel, n., s. Täkel. 

•Gethu, pltd. Gedö, n., von thun^ Ge- 
prahle, Aufheben. Hält da mit grofzem 
Gethu eine^ denk* ich^ holländische Rede. 
Sx)ph. R. IV, 222. 

getippelty adj.^ getüpfelt, tupfelig, punk- 
tiert, fleckig. 

Getratsch (ä lang), n., Geschwätz; 
Klatscherei, üble Nachrede. S. tratschen. 

Getreidewäger, 9»., s. Kornmesser. 

Gevatterklatschen, n., Geklätsche unter 
Gevattern, im Kreise von Freunden 
und Bekannten überhaupt. Meinem 
Geschlecht ist in- der Welt nichts so ver^ 
hafzt^ als solches Qeoatterklatschen. Soph. 
R. V, 491. 

gewaltig, adv.^ zur Verstärkung: er 
ist gewaltig gutherzig y gewaltig freund- 
lichy gewaltig böse etc. 

Gewende, n.j Längenmafz. 60 Ruthen 
oder 6 Seile machen ein Gewencle; 30 Ge^ 
wende eine Meile. Landesordnung(l307). 
Bock, Nat. I, 688. 

Gewerlalade, /., s. Lade. 

gewinnen, st^ siegen. Die Preufzen 
haben gewonnen^ gesiegt. S. verspielen. 

GewUrzIcapitSn, m., Kapitän über die 
Gewürze; er führt auf dem Seepackhof 
die Aufsicht beim Ausladen der Kolo- 
nialwaren. Dzg. W. Seidel, 30. 

GewUrzmennig, m., s. IMehnig. 

Gezabber, n,y s. ichabbern. 

Gezagel, n., s. zagein. 

Gezeider, n., s. zeidern. 

Gezeug, n.. Fischerzeug, Fischerei- 
gerät, namentlich Netze. Die Fischer- 
ordnungen unterscheiden kleines und 
grofzes Gezeug. Die Befugnifz zur Aus- 
Übung der gro/zen und kleinen Fischerei 



mit allen Arten von Gezeugen berechtigt 
jedoch noch nicht zur Ausübung der 
Kßitelfischerei. Fisch.-Ord. f. d. fr. Haff, 
§6. 

Gibbel, m.^ Mund. Dei heft e göde 
Gibbel. Samland. Poln. g^a Mund, 
g^bal Grofzmaul. 

gibbeln, sw. 1. schwatzen, plappern. 
Von Gibbel 2. nach Mühling: etwas 
schnell au^bssen, angreifen, aber, nach 
rasch verflogexier Hitze unausgeführt 
lassen. 3. s. v. a. Icrtbbeln. Es gibbeU 
und kribbelt ihm auf dem, Kopfe^ er 
wimmelt von Ungeziefer. 

Gibsjakob, Medik., s. Rxjalcob. 

Giche, /., s. Gicht 

gichem, »to., s. kichern. 

Gicht,/., lange, dünne Brühe, Suppe, 
Jauche, mnA. juche^ altpr. jvse (Voc. 
377), lit. jv^sze^ poln. Jucha. Hennig, 
84: Giche, Güche, Wurstgicht, Brühe, 
worin die Würste gekocht sind. Vgl. 
Eulengicht S. Nssim. Th., 60. Brem. 
Wb. n,706. Dähn.,210a. 

gicks, inteiy. in Verbindung mit gacks: 
er weifz nicht gicks nicht gacks, er weilz 
weder aus noch ein, gar nichts. 

Gieb', Giebe, /., der Gieben, die 
Goldkarausche, Cyprinus Gibelio Gm.,* 
Blicca bijörkna L. Auch Blecke y Blei, 
Bleicke, Giester, Grüster^ düster (Danzig), 
Halbbressen, Rotflofz, Rotflofzgiester, bei 
Simon Grünau BfecAtn, bei Hennen- 
berger Giben, lit. plakis, lett. plcJce, 
mas. krumpg, gosciory, Ben ecke, 123. 
W. Seidel, 30. Mühling, Tiern., 170. 
Anno 1695 sind im Vor- Jahr bey und ' 
umb Lindenau so viel Zoopen und CHesters 
in den Grabens und Laaken gefangen 
worden, dafz auch die Leuthe gantze 
Wagen voll ruich Maiyenburg verführet, 
und sie fast umbsonst haben weggaben 
müssen. Hartwich, 515. S. Sprw. I, 
445. 



Giebel — Gillbaüs. 



233 



Giebel, m, 1. Nase. E gdder Oiebel 
ziert dat ganze HÜ8; auch hcbd. Sprw. 
I, 1274. Er hat einen gehSrigen Giebel, 

Vgl. Gimm. 

Giebenkneifer,pltd.Gtbeknfper,m., Spitz- 
name der KöDigsberger Fischer. Ebenso 

Giebenkopf, pltd. Gtbekopp, tts., aber 
auch Schimpfwort. S. Sprw. I, 1272 f. 

Gien, n., s. GTn. 

Gift, n. u. /., Zorn, Bosheit, Wut, 
Groll, Tacke, Hafz. Er ist voU Giß 
und Galle. Dat dt dat Goft terschleit! 
Carm. nupt I, 282, 4. An einem seine 
Gift auslassen^ ihn schlagen, aasschelten. 
Davon 

giftig, ac^'., ärgerlich, erzürnt, zornig, 
wütend, tückisch. Ich bin auf ihn giftig^ 
ärgerlich, böse. Die Mutter ist giftig^ 
angebracht, erzürnt. 

Gildebier, n., s. Gillbier. 
Gildefischer, auch Gildeschipper, m.^ 

Fischer, der zur Gilde, der verbundenen 
Korperschaft, der Fischer gehört. Die 
Zanftrolle der Eönigsberger Fischer- 
gilde von 1662. 'St Bock, Nat. V, 555ff. 

GildeknTper, m., s. Fiscbbausen. 

Gildeschipper, m, s. Giidefischer. 

gilen, «i?., s. geilen. 

- Gtige, Gilgen, Pflzn., Schwertlilie, Iris. 
HagCD, 44. 45. In Bayern %, ilgen. 
Schmeller I, 48. 

Gilke, PflzD., verwilderte, gebräuch- 
liche Ringelblume, Calendula offvcir- 
ncUis L.^ nach Bock, Nat. III, 543, 
Calendula arvensis; auch (hin und wie- 
der)gelbe Wucherblume, Chrysanthemum 
kucanthemum L. Altpr. gelatynan gelb, 
lit. geltönas. Nsslm. Th., 45. Trei- 
ehel, Yolksth., hat: GUlke, Tagetes. 

Gilkenberg, m, Berg (Anhöhe), mit 

GHken bewachsen. In Grerdauen : Kirch- 
hof, weil auf der Anhöhe, auf welcher 
der Kirchhof liegt, die Gilke wuchert. 



Gill, /., Fest, Schmaus der Gilde; 
Tanzgelage, namentlich um die Pfingst- 
zeit. AltDord. gildi Bezahlang, Abgabe, 
Steuer, Gelage, Schmaus, vom alts. geld 
» Da.]rbringung, Opfer, augs*. gild^. gtfldj 
gield (auch beim Opferschmau^e ver- 
sammdte Genossenschaft), goth. gild=. 
Steuer. Vgl. Weigand I, 592. Bei 
Jeröschin: man lies der todten 
fleisch den voglin und dem wüde zu 
spislickir güde. 62c. Pfeiffer, 166. 
Als hei (der Knecht) de Gill met heel^ 
mit hielt, mit feierte. Carm.. nupt. IV, 
324b. Vgl. Sprw. I, 1279. In Bayern 
gild^ /., ein kleines Mahl. Schmeller 

II, 35. 

Gillbier, Gildebier, n., das bei Gilde- 
versammlungen dargebotene, aus der 
Gemeindekasse bezahlte Bier; das Trink- 
gelage selbst. In der Landesordnung 
von 1577 ist den Teilnehmern des GUI- 
biers Mäfzigkeit empfohlen. Anno 1570. 
Auff Pßngsten im Gielbier^ ersticht ein 
Weib das andere. Hennenberger, 

III. Jdan soll auch vneszen dasz man 
das gildebier zu Weyhenachten trincken 
soll drey tage und nicht mehr Und zu 
Sanct Johans baptiste drey tag und nicht 
mehr. Der Kgsbg. Fischer Rolle v. 1538. 
Benecke, 289. Zum Kauf des Gilde- 
biers sollen die vier erwählte AeUerleute 
noch vier der* äUesten ZfunftbrOder neh- 
men etc. Rolle der Kgsbg. Fischergilde 
V. 1662. Bock, Nat. V, 571. 

Gillbnider, m., Teilnehmer an den 
Gillen; Schlemmer, Säufer. Er ist ein 
rechter GUlbruder^ Besucher lustiger Ge- 
lage. Sprw. I, 1279. 

Gille, m., Gulden, das atte Zehnsilber- 
groschenstück, das heutige Einmark- 
stück. Sperber, 14, hat auch guUe^ 
vielleicht nur Druckfehler. 

Gillhaue, n., Haus, in dem die Giüen 



2U 



GilB — gist. 



abgehalten werden. Stein, Peregrinns: 
CHUlheuser. 

Gils, m. Vom., s. Gels. 

gTmen, 8w.y asthmatisch keichen, mit 
zischendem Hauch atmen, namentlich 
ausatipen. Eck schmuhszerd aa de Fo/Zy 
wenn hey de Gans horcht gieme. • Carm. 
nv/pt \y 282, 12. Er kann kaumgimen. 
Er gtmt und garrt man noch. Er kann 
nicht gtmen nicht garren^ leidet an 
Asthma, ist äberhaapt durch Krank- 
heit stark geschwächt. Adelung 11, 
388, hat gienen = gähnen. S. garren. 

Gimm, m., Verlangen, Begehr, Appetit, 
Lecker; in Drengfurth GUmper; in Dan- 
zig Qiper. Einen Giper worauf haben, 
Qtdanism,^ in Elbing 6^eL Sche- 
mionek, 12: Giebel. Sper'^ber, 40, 
schreibt Jim. 

gimmeln, mi?., wimmeln. Schemio- 
nek^ 13. 

Gimper, m., s. Gimnr. 

GTn, n., lange, starke Leine zur Be- 
festigung der Reusen und Angelschnure. 
Benecke, 397 u.403:ei^. S. Aalangel. 

gin's, adj.^ s. gSn's. 

Glper, m., s. y. a. Gimm. Davon glpVig, 
adj.y verlangend, begehrlich, voll Ap- 
petit glpern, «i?., begehrlich verlangen. 

Gipsjakob, Medik., s. Rxjakob. 

Girrehlischken, Ortsn., Dorf im Kirch- 
spiel Friedrichswalde, Er. Pillkallen, 
im Yolksmunde Sausbezdu, Zusammen- 
setzung aus lit 900808 trocken u. bezdas 
Bauchwind, Furz. NsslnL, Wb., 456b. 
328 b. 

gischen, gesehen, gSschen, m. 1. nach 
raschem Gang, schnellem Lauf stark 
und hörbar dtofzweise atmen. Müh- 
ling, N. Pr. Prov.-Bl, a. F. VH, 439, 
schreibt jäschen. Er kann nicht gdschen, 
ihm ist die Luft benommen, auch er 
ist stark verschnupft Auch: gischem. 
Von erste haben die Katzen heute ge- 



gischert ...» Wief^ — Da/z sie so auf 
die Zunge hauchen wie die Hunde (ha^ 
Uter). Soph. R. IV, 166. 2. heimlich 
zischeln, sich im Geheimen etwas sa- 
gen. Es gischt etwas davon^ es ver- 
lautet etwas von der Sache, man redet 
in der Stille davon. Bock, 14. Hen- 
nig, 85^ 3. gären. Das Bier gischt. 
Ebenso im Augsburgischen vom Weine: 
gischen und giren, Birlinger, 196b. 
— verglscben, sw.y aufzer Atem kommen 
(Dzg., W. Seidel, 35), aber auch: aus- 
gischen, verschnaufen. Die Pferde ver- 
gischen lassen. Lit giezu^ ich gische. 

gischem, sw.^ s.-das vor. 

Gtse, GUse, Giise, Jese, f., Fischn«, 
Aiand, Cyprinus Jeses L. Bujack, 394. 
Gise bei Hennenberger, der gleich 
dahinter CHsitze nennt, nach Mühling, 
Tiern., 170, wahrscheinlich identisch mit 
Geseritz, nach seinem Manuskr. jedoch 
» Gtse. Simon Grünau hat gysenn. 

giien, sw., s. bifen. 

GIsItze, /., Fischn., s. Gtse. 

Gisitzer, m., Fischn:, s. Gtbel. 

Gtssei, n., s. Gessel. 

gissen, s^., mutmafzen, nachdenken, 
überschlagen, schätzen, mit den Augen 
messen. Ags. gaetan^ schwed. giasa^ 
engl, guess. Brem. Wb. ü^ 514. Frisch 
1; 350c. Davon: Gissung, /. . . . da 
nemblich unser Sinn durch sein gissen 
und aestimiren, die entzwischen gelegene 
Corper, Bäume^ Wälder^ Dörfer etc. 
gleichsam zehlet und propter angubim 
fnsionis minorem . . . schätzet^ da/z der 
sichtliche Horizont gar klein sey und also 
das letzte sichtliche Ding gar nahe sey. 
LinenL, Xx 2a. Wie die falsche und 
fehlende gissung oder aesdmxrung der 
distantz entstehet^ wodurch eine richtige 
Abgelegenheit nicht erläennet wird. Ibid., 
2b. 

gbt, gllsty nach Hennig, 91, auch 



Gistekneifer — Olappken. 



235 



gllSy adj.^ unfruchtbar, unbefruchtet. Nur 
von den Ruhen gebraucht. Die Kuh 
üt gisty hat keine Aussicht auf ein Ealb, 
ist nicht trächtig. De K6 steit gtst^ hat 
keine Milch. Übertragen auch auf kin- 
derlose Familien. Die Frau ist eine 
CHsterliSy eine giste Lise. EgtstetKin^ 
delber^ ein Festmahl, dirs kein Eind- 
taufschmaus. Ygl. Richey, 82. 411. 
Brem. Wb. 11, 558. S. geli. 

Gtstekneifer, pltd. GMekntper, m., Geiz- 
hals. Elbing. Sprw. I, 1275. Da 
Otster^ GHester = Giebe ist, wohl dasselbe 
was Qiebenkneifer (s. d.). 

Gtster, m.^ Fischn., s. Gieb. 

GttvDgei, Gutvogel, m.j grofzer Brach- 
vogel, Numenius arquatus; der kleine 
Gitoogel ist N/phaeopus. Bujack, 384. 
Der Name ist nach dem Rufe: gtt^ gtt! 
gebildet; der Yogel gilt als ein Regen- 
verkünder. Vgl. Pr. Prov.-Bl. XXVI, 
536 und VolksV, 58, 221. 

Gitz, 97»., Schimpfwort auf Schwer- 
hörige, Taube. Samland. 

G12, m.^ eigentlich Geiz, schlechte 
Sorte Rauchtabak. Nach Mühliog 
auch zur 'Bezeichnung des Auswuchses 
an der Tabakspfianze. Vgl. Drangsal. 

glabben, mr., gleiten auf glattem 
schlüpfrigen Boden. Davon abglabben. 

Glabber, ^n., Schleim, Geifer; zäher, 
klebriger Schmutz. Der Glabber auf 
der Strafze. Davon beglabbem. 

glabberig, adj.^ schlüpfrig, glatt, kle- 
bend, schleimig. Der Aal ist glahVrig 
— der lehmige Weg. Vgl. Sprw. I, 
2341. In gleichem Sinne glibberig, pltd. 
giOb'rig. Es ist recht glibbrig zu gehen^ 
man gleitet und klebt im zähen Lehm. 
Von glippen gleiten. Bock, 14: glipp- 
richty Hennig, 85: gUpprich^ Sche- 
mionek, 13: glabbrich, Sperber, 13. 

GIftdeis, n., Glatteis. Nach Line- 
mann auch blofz Gläd, n. Weil aber 



danebenst das Erdreich gefroren, als ge- 
freuret solche (niederschlagende) Regen^ 
Feuchte wegen der unteren KcUte^ xooraus 
das Olad oder Qlat-Eyfz (weils eds den 
sehr glatt ist) entstehet. L i n e m. , Xx 4a. 
Bock, 14, Hennig, 85: Glaadeis. 

glädeisen, sw., glatteisen. Nach Line- 
mann auch winterrieseln. Es hat ge- 
glddeist Falle se nich^ Herr Leutnant^ 
et heft gegladist Sprw. I, 798. Hier- 
aus nun jedermann verstehet, was Win- 
terrieseln^ Glat-^sen und Rohrreiffen 
fieisse. A. a« O., Xx 4a. 

Gladsack, m., glatter, unbehaarter Sack, 
scrotum. Zur Bezeichnung eines gut- 
genährten Mannes, namentlich eines 
fetten Mennoniten. Westpr. 

glaffen, «n?., gaffen, mit stieren Augen 
und offenem Munde sehen. Vielleicht 
Zusammenziehung aus glarren u. gafen, 
also ein Gaffen, das zugleich ein Glarren 
ist Hingewiesen sei auch auf das slav. 
glav Gesicht, woher Triglaff Dreikopf. 
— anglaffen, einen stier und mit offenem 
Munde ansehen. 

Glage, Klage, /. , Mafz beim Flachs- 
binden, Bändel von 30 Händen voll. 
Ermland. Mühling. Vgl. Topf. 

Glambuwken, plur., kleine Fichten, 
Krüppelfichten. ' Von dem poln. gbfi. 
Gen. giqba, auch gt§ba Strunk. Flatow. 
Schmidt, 106; Westpr., 165. Vgl; 
Kuiel. 

glämsen, sw., in beglatnsen. 

glams'rig, adj,, glatt, schlüpfrig. Vgl. 
glabberig. 

glandern, sw., auf der Eisbahn dahin 
gleiten. Gedanism. Vgl. glitschen. 

Glantop, m. Eck ginck wie en Glanr 
topp. Carm. nt<p^. UI, 77c. S. dunen. 

Glappken, plur,, kllsine Fische, Gründ- 
linge. Flatow. Schmitt, 106, leitet 
das Wort von gU^, Gen. glqfna Gründ- 
ling, in Westpr., 165, von gl^ Gtünd- 



236 



glftren — Gleichtag. 



ling ab; nach Mrongroyius heihi gUjfij 
Gen, gl^na die Tiefe, der GrOndling 
aber kieS)*, 

giftren, sw.^ s. glarren. 

glKren, aw,, glimmen, von Holz und 
Kohlen; glühen, vom Gesicht. Sche- 
mionek, 13. 

Glärke, w., Dem. von Olarre^ Fischn., 
eine Art Scholle, Fleuronectes UmandaL,^ 
v^ohl von deD groizen glarrcTfiden A.\xge;n. 
Bujack, 347. 

Glarr, Glarre, /., Brille. Ermland. 

Glaitauge, n., hervortretendes grofzes, 
klares, stieres Auge. 

Glarre, /., Auge, gewöhnlich im fhir. 
Olarren. Mach die Olarren auf! In 
Bayern glorren^ glurren, Schmeller 
II, 94. S. auch Glarr und GIftsen. 

glarren, giftren, su?., mit groi^eu hellen, 
klaren Augen, aber auch starr und 
stier, gedankenlos sehen, dreist und un- 
bescheiden anstarren. In Bremen und 
im Götting. gldren glühen, doch nur 
von Kohlen; dagegen in Bremen grau 
scharfsichtig, heiter, graUSged Von einem, 
der grolze muntere Augen hat, scharfe 
Blicke wirft. Davon anglarren, nach- 
glarren, umherglarren. Eck glard mi 
flink heröm. Carm. nupt I, 282, 10. 
Jeroschin hat verglärren nicht recht 
sehen, übersehen. Pfeiffer, 256. In 
Hessen und Bayern glorren^ anglarren. 
Vgl. Brenu Wb. II, 515. 533. Schämb., 
64b. Schmeller 11, 94. Vilmar, 
130. S. glären. 

glftsaugen, pltd. gläsOgen, aw.^ s. v. a. 

glasen und glädeisen. Falle ae nicA, Herr 
Leutnant^ et heft gegldaSgt, Dönh. 
gllschen, sie., s. gleischen. 

gISsen, adj. und ado,^ gläsern, stier, 
ausdruckslos blicken; mit dem Schlafe 
ring.en. Mr hat verglaste Augen. 

Qlftseh, pbir.j die Augen, wenn sie 



grofz und starr sind. Der hat ein Paar 
gute Oldsen. S. Glarre. 

glatt, adv. In Redensarten : glatt ab^ 
gehen, ungestraft, ungeschlagen davon 
kommen. Das ist diesmal noch glatt 
abgegangen, glattweg^ ohne Weiterungen, 
Umschweife, Aufenthalt eine Sache ab«- 
machen. 

Glattbtitte, /., Scholle, s. Platteis. 

GlatHing, m,y ein dem Steinpilz ähn- 
licher Schwamm; auch Bratpllz, in Dan- 
zig Pemke. Bock, Nat. lU, 627. 

glauben, pltd. glOwe(n), gllwen, sfw., 

sterben. He mot dran glewen^ er mufz 
daran (an der Krankheit) sterben. El- 
binger Ndrg. Er hat dran glauben 
miisaen^ er ist gestorben. 

glaubensfest, adj. Er ist nicht glau- 
bensfest^ nicht zuverlässig. Das. Tau — 
die Kette ist nicht glavbensfes% auf deren 
Haltbarkeit ist kein Verlafz. Sehe- 
mianek, 13. 

Glauder, «n., Köder zum Fuchsfange. 
Mühling. In Bayern gleider, phir,, 
eine Art Fischzeug, z. B. Gleiderkörbe. 
Schmeller 11,91. 

gleddem, aw.y sich^ sich glänzend auf- 
putzen, schmücken. Sie schminken^ po~ 
lireny glentzem und gleddem sich^ das sie 
sich sehen lassen und einem daimt aufs 
aug drucken. Stein , Peregrinus IX, 1. 
W. Mtsbl. V, 158. 

glei, cuij»j hübsch, schön von Ange- 
sicht; aber auch heiter, munter. He 
"^wer so gleij he ging so forsch On drooch 
so stolt den Hoot Dorr, 29. S. Dähn., 
153b. 

Gleichtag, m.^ Tag- und Nachtgleiche, 
aequinoctium. Wenn die Sonne von 
Mittage zu Mittage zur Zeit des Gleich- 
tages 24 Stunden erfordert etc. . .Jm 
Oleichtage durchlauft die Sonne die 
graste spk^am etc. Linem., Pp 3b u. 4a. 



gleichüber — glorig. 



237 



gieichliber, a4v.y gegenüber. Er wohnt 
gleichüber dem Rathatue, Pisanski, 
Nachtr. 

gleichviel, adv.^ gleichgültig. Das 
kann ja dem grofzesten Theil der Leser 
gleickoiel sein, Soph. R. Y, 372, Note. 

^eichzUi adv,^ gerade aus, in gerader 
Linie. Und umb soviel (15f Ml.) sind 
mehr gedachte Städte (Danzig and 
Königsberg) von einander abgelegen^ 
wenn man gleichzu reisen solte. Linem , 

Gglb. S. Krümme. 

gleinig, adj., glühend,, abscheulich, 
verflucht. Westpr. Burgsdorf. Treichel. 
S. glUhendig. 

Gleisch, m.^ der glänzende Wider- 
schein eines Feuers. Das Nordlicht 
verbreitet einen hellen Gleisch. Von 
gleifzen. Mhd. gliz^ ahd. cKe. Glanz; 
auch mhd. gUze. Ygl. Weigand I, 
599. Mühling hat auch Gltsch. 

gleiechen, sw,^ gleüzen, glänzen. Ihm 
gleisohen die Backen, sie glänzen in 
feuriger Röte. Nach Mühling auch 
gllschen und gltsehen. Hennig, 85. 

glenzern, sw., s. gleddem. 

glibberig, adj., s. glabberig. 

gliddem, sw., gleiten, namentlich auf 
der Eisfläche. Sperber, 34. S.*glit- 
schen. 

Giliedweich, Pflzn., aufgeblasener Tsku- 
henktoft, CueubcUus Behen L, Hagen, 
462. 

gltmen, siw.y Blähungen geräuschlos 
entweichen lassen, stänkern. Er hat 
gegUmt — eich begltmt Bock^ 14. 
Sperber, 13. Vgl. n»L 

Gltmer, m., die Person^ welche glimt; 
der Podex. 

Gltmstengel, m.y ursprünglich die kurze 
Pfeifie, jetzt auch die Gigarre. Sper- 
ber, 13: GlimmstengeL 

Glin, m.y Lehm, poln. glina. Nach 



Sperber, 37, auch eiii grofzes Stück 
Brot. 

glinzem, sw., mit Glanz funkeln, 
glitzern, von glinzen glänzen. .Line- 
mann erörtert auf Blatt L 1 ausführlich 
die Frage: Woh^ kompt das gKntzem 
oder unstdtige schimmern der Fixsterne f 
und gebraucht glintzem als Substantiv 
und Verb wiederholt . . . das glintzem 
des Schnees. Ibi4., Cc. 2b. VgLY^ei- 
gandl, 601: glinzen und glinstem. 

gllppen, sw.^ gleiten, ausgleiten ; auch 
glippem. Davqn gUpprich, ^lippricht. 

Vgl. glabberig. 

GlTsch, m., s. Gleisch. 

gltsehen, sw., s. gleischen. 

glissen, sw., gleifzen, glänzen. Von 
oben gegUssen, von unten beschissen. 
Sprw. I, 2815. 

Glibchy Pflzn., kleine Klapper, Rhi^ 
nantkus Christa gaUi L. Hagen, 641. 

Glibch, Glitsche, /., Eisbahn zum 
Gleiten oder Schurren. Vgl. Sprw. I, 
1303. 

glibchen, sw.y gleiten; mit Geschwin- 
digkeit auf der OUtsche schurren, glei- 
ten; letzteres auch gKtschem und glitzern. 
Sperber, 34. Vgl. Y^eigandl, 602. 
Vgl. glandern, gliddem, schurren. 

glitscherig, adj\. von gUtschen. Es ist 
heute glitscherig zu gehen. 

glitschem, glitzern, sw., s. glitschen. 

Glockenkapitän, m., scherzhafte Be- 
nennung fQr den Aufseher über die 
Glocken und das Geläute. Hennig, 85. 

Glodder, m., Block, Ge&ngmsstock; 
von dem gleichbed. poln. Idoda, /., 
Flatow. Schmitt, 106; Westpr., 165. 

Gloms, Glomsd, /., Glomsnickel, m., s. 
Glums. 

Glomssack, m,, s. Glums. 

glorig, ac^.^ wässerig, nicht mehlig. 
Treichel. 



238 



glotzen — Glühwein. 



glotzen, 9w.^ starr sehen, mit weit 
geöfiiieten,herYortretenden Augen sehen. 
Ahd. chUozan^ mhd. kliezen auseinander- 
reifzen, spalten. Weigand I, 603. 
Island, fflotta fletschen, lächeln. Ebenso 
in Hessen. Vilmar, 130. 

Glueh, m. 1. die Glut, namentlich 
die mit hellem Schein aufflammende. 
2. ein vor Zorn glühender Mensch. 
Dönh. Oberland. 

gluchen, sw,^ glühen, in flammender 
Glut stehen. Die Kohlen auf dem Herde 
glucken. Friedland Ostpr. 

GlUck, pltd. GISck, n. 1. fortuna. 2. 
die neun Figuren, aus Teig oder Lehm 
geformt, welche am Sylvesterabende 
zum Olückgrei/en benutzt werden. Kö- 
nigsberg. Jede Figur hat ihre be- 
stimmte Bedeutung: 1. Mann, resp. 
Frau = Hochzeit. 2. Ring = Braut*- 
schaft. 3. Kind in der Wiege oder 
Wickelkind = Kindelbier. 4, Geld = 
Reichtum. 5 Brot =^ Nahrung. 6. For- 
tuna, gewöhnlich durch eine Kugel oder 
einen Ordensstern dargestellt = Glück. 
7. Leiter « Beförderung. 8. Schlüssel 
=» Weisheit, auch gute Wirtschafts- 
führung. 9. Totenkopf^ mit zwei ge- 
kreuzten Knochen = Tod. — Um oder 
gegen die Mittemachtsstunde wird über 
jede dieser Figuren ein Teller gedeckt; 
man deckt drei derselben auf und be- 
stimmt so sein Schicksal für das nächste 
Jahr. Diese Handlung ist das sog. 
GlUdcgreHeriy das heutzutage jede cere- 
monielle Bedeutung verloren hat und nur 
noch gesellige Sylvesterunterhaltung ist. 
Das Glück wird nach Weihnachten 
und vorzugsweise am Sylvestertage bis 
spät in den Abend hinein von armen 
Kindern durch die StraTzen zum Ver- 
kauf ausgerufen: Na Glock an Segen, 
Glock an Segen, wer keftf Wer keft, 
dei heft Glock Glock! Nach Hennig 



nennt man das Glückgreifen auch Neu- 
jahrgreifen, doch ist diese Benennung, 
so weit mir bekannt, aufzer Gebrauch. 
Vgl. Volkskal., 24. — Eine eigentüm- 
liche Art der Verwendung von Glücks- 
figuren giebt Lukas David in seiner 
geschriebenen Chronik: Nach geenddgter 
Pest in Preufzen 1397 war das Volk 
froh^ und wenn das Neujahr vorhanden 
war^ hakten sie vom Teige, den sie am 
Neujahrstage zugerichtet^ gewisse Tkier- 
lein^ als Hirsche, Rehe^ Hasen^ auch 
Menschen. Dieselben umrden m die 
Kcicheln der Ofen gelegt, da/z sie darin 
hart umrden. Die schickte ein guter 
Freund dem andern am neuen Jahrs- 
tage Nachmittags mit dem Wunsch, da/z 
der liebe Gott ihn wollte in langem 
Wohlstände samt den Seinigen erhalten. 
Hennig, 169 f. — Am Sylvesterabende 
wat Glock gegräpe^ Tönngegoate, Lichfke 
gedröppt, Schlorrke geschmSte^ Häcksdke 
gepust, Rosemockke gefoagt. Boldt, 
16. 

GlUckgreffen, n., s. das vor. 

GlOderauge, n., gewöhnlich nur im 
plur,^ groi'ze, starr blickende Augen. 
Nach Mühling bez. das Wort in den 
Hexenprokessen rote, entzündete Augen. 

Vgl. Glarrauge. 

glOdem, sw., mit einem Seitenblicke, 
verstohlen und verlangend nach etwas 
sehen. Ein Kind gludert^ wenn es von 
einem andern die Arbeit absieht, auf 
das Essen eines andern blickt. Hen- 
nig, 86. Nsslm. Th, 216. Pierson, 
Lit. Aeq., 19. 

glUhendig, adj.^ stark glühend, erhitzt. 
Er ist ganz glühendig rot im Gresicht, 
der Erhitzte. Kgsbg. 

Glühwein, m., heiTz aufgekochter Rot- 
wein, mit verschiedenem Gewürz an- 
gemacht. Bock, Nat. I, 275: ^mit 
vielerlei Gewürzen und dazu geklopften 



GlfiluKecker — gldpsch. 



239 



gelben Eyerdotterngekochet.^ Bei Frisch, 
I, 358 b: glüender Wem. 

GlUhzecker, m.^ erhitzter Mensch. El- 
bing. Schemionek, 13. 

Glummas, m., ein unfreandlicher^ ver- 
drielzlicher, mürrischer MenscL Pill- 
kallen. Nds. glum trabe, engl, glum 
verdriefzlich; bei Jeroschin glümen 
in beglümen trübe machen, hinter's Licht 
fahren. Pfeiffer, 123. Vgl. beglamsen. 
S.Brem.Wb.n,519. WeigandII,604. 

Giuffi8, Glumse, pltd. Gloms, /., poln. 

glamzday daher hin und wieder auch 
Glomad, Quark, die dicke, geronnene, 
gerade Milch, Eäsebrei. So wird er 
(der Freund) sich an OIotm und an 
Pomocheln laben. Frhr. y. Canitz, 
Gedichte. 1727, 113. In den An- 
merkungen heifzt eß: Gloma in Preufzen 
80 gewöhnlich ab beliebt und ungefähr 
das^ was in Nieder-Sachsen Sültemilch 
und in Ober^Sachaen Comps oder Compist 
Wobei die Wirthin einen Strützel und 
Brot^ item Warzskas i. e. Glumbsde mit 
Rahm oder Schmand vermengt in einer 
Schüssel auftragt. Pierson, Matth. 
Prätor., 53. Schmand und Olumse ist 
provinzielles Lieblingsgericht, vorzugs- 
weise in Königsberg; daher Spottname 
derEönigsberger: Glumsnickel, bei Stein , 
Peregrinus: Glomsneckel. Vgl. N. Pr. 
Prov.-Bl. m, 122f. Nach Bock, Nat. 
I, 259, Spottname der Preufzen über- 
haupt« — Bock, 14. Hennig, 86. 
Nsslm. Tk, 49. Sperber, 40. Sche- 
mionek, 13. 

GiuRiskeilehen, pltd. Glomskflke, plur., 

Elöfze von oder mit Olumse. S. Schal- 

tenOs und Keilchen. 

Glumskopf, m., Schwachkopf^ Dumm- 
kopf, der in Stelle des Gehirns Glums 
im Kopfe hat. S. Sperber, 40. Vgl. 
GrIUzkopf. 

Glummidcely m.^ s. Glums. 



Glumssack, pltd. Glomssack, m. 1. Sack, 

worin die Glumse gefafzt und geprefzt 
wird, Eäse aus Glumse. Bei ös so dun 
wt Schulte Glomssack. Sprw. I, 641. 
Über den aus Metall gegossenen Me- 
meler Ohmssack vgl. Erl. Pr. IV, 240 
Hennig, 86. 2. s. v. a. Plumpsack. 
S. Hennig, a. a. O. Volksr., 174, 687. 

GlOpauge, n., glupendes Auge; aber 
auch zur Bezeichnung einer glupschen 
Person. Ekelname und Schimpfwort. 
Stein, Peregrinus XH, 82. W. Mtsbl. 
V, 191. De ene schompt em OlüpSg, 
de andre Kulpogg. Kgsbg. 

glOpen, sw.y heimtückisch seitwärts 
sehen, von unten auf sehen, finster, 
grollend oder lauernd sehen. HoU. glui- 
pen. Glüpen wie ein Hund. Wo ock 
sety wo eck ety fung öck an to glüpe 
dort nau jenne Winkel. Yolksr. 224, 
794. Blck gluhpt man äwer quer op 
siene Flinzepann, Carm. nupt. I, 282, 
8. N. Pr. Prov.-BL a. F. Vli, 439. — 
beglOpen, glupend besehen. 

GlOpert, 7n., einer der glüpt Glüpert^ 
merkstnichf Sprw. 1,1319. Bei Stein, 
Peregrinus: GlOper als Ekelname und 
Schimpfwort. W. Mtsbl. V, 191. 

gluppen, sw., gleiten, glitschen, ab- 
gleiten; daher gewöhnlich abgluppen. 
Die Kneifzange gluppt ab:, fafzt nicht. 

GiOpsack, m.y glupscher, verdriefzlicher 
Mensch. Sprw^. I, 1321. Schemio- 
nek, 13. 

glOpsch, adj. u. ado.y' finster und un- 
freundlich im Blick; unfreundlich, falsch, 
hinterlistig, heimtückisch im Wesen. 
Wie se nu Mann on Frau waren, wwrd 
de andre Schwester gluhpsch. Schalt). 3, 
7. Ob ein Mann^ der das Herz hat, 
einem jedem^ sobald er mufzy zu sagen, 
was er denkt, die niedrige Mut/dosigkeity 
die wälsche Bosheit haben kann (ich be- 
diene mich eines I^vmnzialausdrucks) 



240; 



glüren — gnagen. 



gluhpsch ZV. kommenf Soph. R. IV, 210. 
Ein glupscher Hund^ ein Hund, der un- 
versehens beifzt; auch ^übertragen auf 
den unfreundlich bösartigen Menschen. 
Einem einen glupschen Streich spielen. 
Es ,ist recht glupsch kalt — das friert 
glüpscK bei plötzlich eintretender Kälte. 
En Wamms on Boxen bl so 'nem glup- 
sehen spettschen Wedder^ bei so* einem 
unfreundlichen spöttischen (rauhen) 
Wetter? Dorr, 1. Wiew., 58. Einem 
glupsch etwas wegnehmen^ heimlich ent- 
wenden. Holl. glüpsk, schwed. glüpsk 
unversehens angreifend, heiizhungerig, 
dän. glubsk grimmig; verwandt (?) das 
poln. ghipi und das lit. glupas dumm. 

glOren, sw.j mit weit geöfineten Augen, 
unverwandt, lauernd auf etwas sehen; 
holl. gluuren; auch s. v. a. glüpen. Brem. 
Wb. n, 521. GlQren, plur.^ die Augen. 
Ermland. Mühlin g. In Bayern ^Zurr^n 
und glorren die Augen. Schm eller 
II, 94. Vgl. glQdem und glarren. 

gluschig, adj,^ nebelig, feucht; vom 
Wetter. Samland. 

gnabbelig, adj,^ uneben, wie benagt, 
auf der Oberfläche, höckerig, knotig, 
schwielig, holl. knobbelagtig^ knobbelig. 
Vgl. Kntibbel. Im Samlande gnabbelig 
auch fett, dick, also s. v. a. quabbelig 
(s. d.). 

gnabbeiriy sw., gnagen, nagen, be- 
gnabbein benagen. Das Koben die Mäuse 
begnabbeü. 

gnabben, gnabbem, sw.y s. gnagen. 
gnabsen, sw.^ s. gnappen. 

gnadd'rig, adj.y gnarrend reden, knur- 
ren, viel und oft unnütz tadeln ^ daher 
auch tadelsüchtig. Ein gnadd^riger 
Mensch. Friedland Ostpr. Ygl. gnarren. 

gnägeln, sw.^ nach dem Brem. Wb. 
II, 523; karg sein, angs.-^o^^an nagen, 
ursprünglich abnagen, abbeilzen, un- 
eigentlich abkürzen, abziehen^ abknap- 



pen. Bei Hermes in dem Silme von:* 
mürrisch,' brummend sprechen : wird er 
im Hause umhergehn und mir was vor 
gnägeln. Soph. R. VI, 148. Sche- 
mionek, 13: mäkeln, tadeln, unzufrie- 
den sein. 

gnagen, gnibbeln, gnabbeln, gnBbbeln, 
gnabbern, st«?., nagen gnngen schon bei 
Jeroschin. Pfeiffer, 166; es ist das 
hchd. nagen, gnibbeln^ gnabbeln und 
gnöbbeln ist langsames^ wenig fördern- 
des Nagen, wie man's bei alten Leuten, 
denen die Zähne fehlen, antrifft; gncA- 
bem ist, ähnlich wie knabbqm (s. d.), 
ein geräuschvolleres Nagen. Sche- 
mionek, Id: gnibbeln = naschen, z. B. 
von -Brot und Kuchen die Kruste ab- 
brechen. Idol Götting. gndben^ gnawen 
nagen, dän. gnave^ engl, tognau^ Island. 
gnaga. Im. Brem. nibbeln^ umher be- 
nagen, wenig zur Zeit abbeilzen; von 
nibbe Schnabel. Brem. Wb. UI, 236; 
ebenso in Pommern nibbeln wenig und 
in kleinen Stückchen essen. Dähn., 
328b. Lit. gnybti kneifen, mit dem 
Schnabel fassen. Nach Grimm, Wb. 
V, 1333, bietet sich für die Frage nach 
der Urform zend, ghrdg benagen. Es 
bilden sich die Substantiva Gnager 
(Hartegnager^ Herzennager, wie eine 
Frau ihren Mann nannte. Bock, 15), 

Gnibbler, GnBbbler, m. etc. Gegnäg, Ge- 
gnibbely GegnBbbel, n. etc. Zusammen- 
setzungen mit ah und be: abgnägen 
(Hennig, 2), abgnabboln, abgnBbbeln, 
abgnibbeln (Hennig, 3 : abgnObeln)^ ab- 
gnabbem, begnägen etc. — Da gnagen^ 
d. i. nagen, zugleich ein Beifzen ist, und 
dieses, wenn es einen Körperteil be- 
trifft, ein Eratzen herausfordert, so be- 
deutet gnagen, gnibbeln und gnöbbeln 
auch kratzen, schobben. . Bei Danneil, 
66 f., gnapsen, gnuppen kratzen; in glei- 
chem Sinne auch gnabben, gnobben, na- 



Gnager — goibbeln. 



241 



mentlich von Pferden, die sich mit den 
ZähD'en schaben. Daher Gnibb und 
GnSbby/., die Krätze^ welche auch Gnatz, 
/«, heiizt. — gnabbeln und gnahbern 
scheint dagegen nur in der Bedeutung 
von nagen aufzotreten. Hennig, 87. 
Sperber, 13. 
Gnager, ^n., der Nagende, s. das vor. 

Giiappen, n., s. Dreb. 

gnappen, gnabben, aw.^ Zusammen- 
ziehung au« gnagen und schnappen^ 
schnappend beüzen; auch gnapsen und 
gnalnen. Das Pferd gnappt — gnapst, 
wenn es seitwärts zubeifzt. Die Bunde 
gnappen sich^ schnappen spielend nach 
einander. Im Ermland auch: zanken, 
streiten, also ein Beifzen mit Worten; 
ebenso in Bremen. Brem. Ylh. II, 522. 
Bock, 15: gnappen. Hennig, 87: 
gnabhen. Schemionek, 13: gnabsen, 
Sperber, 35: gnapsen. — begnapsen, 
MT, beifzend benagen. Ygl. gnagen. 

gnapsen, mt., s. das vor. 

gnarig, adj.y s. gnarren. 

gnarren, gnaren, mt., knarrend klagen, 
stöhnen, yerdrieizlicb und unzufrieden 
murren; dasselbe was quarren. Kleine 
Kinder gnarren und quarren. Schon 
bei Jeroschin. Pfeiffer, 166. Sche- 
mionek, 13. Davon gnarrig und gnlr- 
rig, gnerrig, gnarig, adj. Sperber, 13. 
35. Vgl. gnorren. 

gnarrig, gnMrrig, adj.^ s. das vor. 

Gnarrsack, m., ein Mensch, der viel 
gnarrt Sprw. I, 1322. Vgl. Quarsack. 

Gnaeei, m., gnaselig, adj., s. Gnosel. 

Gnaslerbart, m , s. KnSsteriiarL 

gnabchen, sw.^ Klangwort, in einer 
FlOssigkeit patschen, im Teige kneten. 

Gnalz, /. 1. Krätze, Grind; auch 
Gnibb, GnSbb und Gnos. Ygl. gnagen. 
2. Qnatz, m., schmutziger Geiz. Davon 
Gnatz, Gnatzer, m., Geizhals, Filz, 
Knicker. Stein, Peregrinus XUI, 88. 

FrlMhbitr, W&rtoibaehl. 



W. Mtsbl. VI, 159. Davon in beiden 
Bedeutungen gnatzig, adj.^ krätzig, grin- 
dig, schorfig; nicht ausschliefzlich von 
menschlicher Krankheit. Die Kartoffeln 
sind gnatzig, haben schorfige Flecken. 
Bei Weigandl, 605: Gnatze. Brem. 
Wb. 11,523. Vilmar, 131. Hennig, 

87. Sperber, 13. 
Gnatzer, m., s. Gnatz. 
gnatzig, adj., s. Gnaiz. 

Gnatzkopf, m., ursprünglich Grind- 
kop^ dann aber auch Schimpfwort um 
einen launigen, eigensinnigen, unver- 
träglichen Charakter zu bezeichnen. 
Vilmar, 131. 

Gnatzsalbe, Medik. Ungentum contra 
seabiefn. 

gnauen, aw.y verdriefzlich uod weiner- 
lich stöhnen, reden, sich gebärden, 
8. V. a. gnarren. In Bremen und Ham- 
burg: beifzen. Brem. Wb. II, 523. 
Davon: begnauen, verdriefzlich bereden, 
neidisch mäkeln, gnauig, adj., weiner- 
lich verdriefzlich, krittelig. 

gneddern, sw., s. gniddem. 

Gnegel, m.y von gnegeln aus gnagen, 
ein Karger, Greiziger, der zu seinem 
Vorteil von allem etwas abnagt, ab- 
beifzt, abzieht Stein, Peregrinus XIII, 

88. S. Brem. Wb. U, 523: gnegeln. 

Gnendel, m. jüd. Vorn., s. Genendel. 

gnerrig, adj., s. gnarren. 

Gnibb, /. 1. Krätze. S. gnagen und 
Cfnatz. 2. nach Schemionek, 13: 
ein Zulegemesser; von Kneif. Vgl. 
KnTf. 

Gnibbas, m., Kopf. Werder. 

Gnibbelbifzchen, pltd. Gnibbelb8tke(n), 

n., das Bilzcben zum Gnibbeln, der 
Imbifz. Dat GrnibbelbStken vernehme, 
die Wegekost auspacken und davon 
speisen. Mutter, bring* e GnibbelbStke 
her! 
gnibbeln, sw., nagen, auch naschen. 

16 



242 



goibben — gnttoch. 



S. gnagen. — begnibbeln, sw,^ naschend 
benagen. 

gnibben, sw.^ gnappend kratzen (von 
Menschen) oder beifzen (von Tieren) 
und dann gewöhnlich ^o&s^ gnapsen 
(s. d.). 

Gnibbler, m.^ s. gnagen. 

gnibb'lig, adj.y von Onibb = Eratze, 
eigentlich gnibbig^ krätzig, schorfig. 
Und 80 gnibVlig und so gnatzig Und 
dabei noch so gepatzig^ gegen * ein ko- 
kettes zweideutiges Frauenzimmer. Me- 
mel. 

Gnickkraut, n., Pflzn., Halskraut, Cam- 
panula cervicaria L. Gnick = Genick, 
Nacken, Hals (cervix); die Blatter der 
Pflanze dienten £rüher gegen Halsent- 
ztindungen. Leunis^ 889. Hagen, 
235. 

gniddern, gneddern, m. 1. heimlich 

und unterdrückt und doch hörbar kichernd 
lachen, griflachen, hohnlachen. Das 
unterdrückte und doch hörbare Lachen 
auch: quiddern; im Götting. gnickem, 
Schamb., 65b. 2. gniddem: knirschen. 
Mü den Zahnen gniddem. Der ge- 
frorene Schnee gniddert. S perber, 46: 
knirschen, wegen einer Sache zänkisch 
verfahren. Nach Treichel gniddem 
und gnittem (s. d.), auch: sich heim- 
lich ärgern. Hennig, 87, neben 1: 
durch Hin- und Herreiben einer Sache 
ein gelindes Erschüttern hervorbringen. 

Gntden, plur,^ eine Art kleiner gelber 
Mücken. Mühling Tiem., 171. In 
Bremen gnid dasselbe^ mit dem Zu- 
sätze: „die wie Fliegen gestaltet sind 
und heftig stechen;^ mnd. gnitte^ engl. 
gnat. Brem. Wb. H, 524. Mnd. Wb. 
n, 126 a. 

gniden, gntden, sw.^ glätten, Glanz 
geben (Papier, Leinwand, Leder, Zeug) 
durch Hin- und Herreiben mit einem 
glatt geschliffenen Stein^ dem Gnid- oder 



Gntdstein, einem Glasstücke, Glas- 
pfropfen, Zahn. Hennig, 87. Dönh. 
Schwed. gnida^ in Bremen und Ham- 
burg gnideln^ ahd. knitan^ ags. gnidan^ 
mnd. gniden. Brem. Wb. H^ 524. Mnd. 
Wb.n, 125 b. 

gntdsch, culj,^ s. gnltsch. 

Gnidstein/ Gntdstein, m., s. das vor. 

Gntf, m.y Tücke, von dem poln. gniew 
Zorn, Grimm. Schmitt, Westpr., 165. 

GnTfke, m,, s. Gntwke. 

gnirren, gnBrren, sw.^ hämisch mit 
Murmeln und Zähnefletschen lachen, 
hohnlachen; murren. Schemionek, 
13: Die Hunde gnorren (murren) ehe 
sie beifzen. Nach Mühling auch über 
Kleinigkeiten verdriefzlich sein, viel 
klagen, ohne Aujfhören sehelten; also 
= gnarren. Davon gnirrig, gnSrrig, adj. 
Bock, 15, und Hennig, 88: gnSrren, 
Vgl. ausgniiren. 

gnirrig, adj.y s. das vor. 

gnirschen, pltd. gn8iT8che(n), sw.y knir- 
schen. Mit den Zahnen gnirschen» Fried- 
land Ostpr. 

gntsen, sw,y lachen. Dzg. Nhg. 
Viol^t, 98. ' 

Gni8k,9n.,von Stein, Peregrinus XHI^ 
88, unter den Schimpfwörtern aufge- 
führt. Vielleicht verwandt mit Gnatz 
in dem Sinne von Filz, G«izhalz. 

Gntst, m., angetrockneter Schmutz 
auf dem Kopfe kleiner Kinder, an 
Schweinen etc.; Schinn. Im Göttmg. 
der fettige Schmutz auf dem Rock- 
kragen. Scham b., 66 a. Davon gnlstig, 
ac^.j mit Onist überzogen. 

gntstig, adj.^ s. das vor. 

gnltsch y o^'. 1. gemein habsüchtig, 
eigennützig, knauserig^ geizig» miTz- 
günstig, neidisch. Beim Kartenspiel: 
Er spielt gnttsch wie ein Pfaffe, 2. 
falsch, boshaft, heimtückisch, hinter^ 
rücks feindselig, malitiös. Es ist gni^ 



I 



gnitscbawig — Onorrbafz. 



243 



sches Volk. Der Kerl üt ein gnlUcher 
Hundy ein gnttscher Racker. StoU (still) 
on gnttch. 3. zornig, heftig. Wahr- 
scheinlich korrumpiert aus gniewisch, 
von dem poln. gniew Zonü, Grimm. 
Schmitt, 106; Westpr., 165. Nsslm. 
Th., 49; Nsslm. Forsch., 3. S. auch 
Altpr. Mtsschr. XV, 581, wo F. Hoppe 
auf Dr. M. Fufz „zur Etymologie nord- 
rheiu&änkischer Provinzialismen'' hin- 
weist. Dr. Ful'z erklärt nitsch heftig, 
schnell zufahrend, durch nidisch nei- 
disch; daher setze gnttsch = genitsch. 
In PreuÜE.-Litauen schimpft der ge- 
meine Mann denjenigen, der hinterrücks 
auf ihn losfährt: gnttsche Zock. Man 
hört auch gnltschig. Vgl Gnlwke. 

gnHschäwig, adj.^ abg&nstig. Trei- 
chel. Vgl. das vor. 

gnttschen, sii?., waschen. Das Hemd 
ffnitschen — ausgnitscheny auswaschen. 

Gnftschke, m., von gniisch^ ein hab- 
süchtiger, eigennütziger, boshafter 
Mensch. Gedanism. Dasselbe was 

Gntwke. 

gntttem, st^., sich^ sich äi^em, krän-, 
ken. Sie haben sich aufgedrungen zu 
dieser ReisCj da hat der gute Mann sich 
gegnittert: und weg hat ers. Soph. K. 
IV, 151. Vgl gniddem. 

gnittig, adj.^ von solcher Leinwand, 
die durchweg feine, kleine bräunliche 
Strichelchen hat, die von der schlech- 
ten Bearbeitung des Flachses herrühren. 
Weder Bleiche noch Wäsche entfernt 
diese Flecken. 

Gntwke, m., zunächst filziger Knau- 
ser, gemeiner Geizhals, dann heim- 
tückischer, boshafter Mensch; Mensch, 
der in rücksichtsloser malitiöser Weise, 
nur auf seinen Vorteil bedacht, andere 
zu beeinträchtigen und alles an sich 
zu raffen trachtet und versteht. Der 
Begriff des slav. gniew Zorn, Grimm, 



hätte sich demnach in den der Bosheit 
modi6ziert. Hingewiesen sei auch auf 
das hebr. ganäb stehlen. Schock schwere 
Schntfke^ ÖS dat en Gntwke. Sprw. I, 
1324. Man hört auch Gniwke und 
Gnuwke. Nsslm. Th., 49 f. Sperber, 
37. Vgl. gnttsch und Gnttschke. 

GnSbb, /., Erätze, s. gnagen. 

gnVbbeln, gnobben, sto., s. gnagen. 

GnSbbler, 7n., s. gnagen. 

Gnoek, m.y bei Stein, Peregrinas I, 
6: ein schurck und gnock^ in XII, 82, 
unter den Ekel- und Schimp&amen. 
W. Mtsbl. V, 94, 191. 

gnoddem, sw. 1. Schall nachahmend, 
zur Bezeichnung eines Geräusches, wie 
es beim Zerreüzen oder langsamen 
Brechen und Zerbrechen eines Gegen- 
standes entsteht Als ihm der Zahn 
gezogen wurde^ gnadderte es reckt. Er 
gab ihm eins (mit dem Stocke), da/z 
es man so gnodderi. Beiizt man auf 
eine harte Brotrinde, so gnoddert es. 
Mit den Zahnen gnoddem knirschen. 
2. knurren, murren, brummen. Müh- 
ling. Böl gnoddert mt de Mann, hol 
hoi^ eck Kinger blarre. Carm. nupt V, 
264 b. 

gnorbschen, sw.^ s. gnorbsen. 

gnorbsen, gnorbschen, sw., zur Be- 
zeichnung des Geräusches, welches beim 
Kauen roher Wrucken, Gelbmöhren etc. 
entsteht. Friedland Ostpr. 

Gnorrbach. Das Gnorrbachsche Re^ 
giment, die Schweine als Herde, weil 
sie gnorrend, d. i. gnurrend, einher- 
schreiten. Er ist vom Gnorrbachschen 
Regiment, er ist dem Schweine ähnlich, 
unsauber. Vgl. Sprw. I, 1325. S. 
gnorren. 

Gnorrbafz, m., ein BaTz, der gnorrt, 
gnurrt, der Brummbafz; aber auch ein 
grämlicher, mürrischer und brummender 
Mensch. In gleichem Sinne GnoiT- 

16» 



244 



gnorren — Onuschke. 



kaier y m., zanächst also gurrender 
Kater, 

gnorren, gnurren, su?., knarren, mur- 
ren, brommen und zwar tadelnd, un- 
zufrieden. Die OUche gnorrty die Alte, 
die Frau, brummt. Wenn sie an/engt 
zu gnurren^ brummen und krehen^ so 
ist kein auffhSren. Stein, Peregrinus 
Xni, 90. W. Mtsbl. VI, 173. Ein 
Weiby das immer gnorrty die Stirn voll 
Ruhtzeln zieht. Carm, nupt U, 266 d. 
Seltener auch knorren, Sperber, 14. 
Schemionek, 14. Vgl. gnarren. 

gnürren, sw,^ s. gnirrin. 

Gnorrer, m,y Enurrer, Brummbär, 
mürrischer Mensch. Stein, Peregrinus 
Xn, 82. W. Mtsbl. Y, 191. Auch 
Onorrhahn, Onorrkater, gewöhnlich 
hchd. OnurrKahn etc. Treichel. 

gnorrig, adj, von gnörreny unfreund- 
lich, brummend, mürrisch. 

gnOrrig, adj.^ s. gnirren. 

Gnorrkater, m., s. Gnorrbafz. 

gnorschen, gnurschen, adj.^ tonnach- 
ahmend, knirschen. Mtt den 2!dhnen 
gnorschen. Beim Wurstmachen ruft 
man: Worscht, Worschtt Bi£ r6p, dait 
gnorsckty beifze hinauf^ dafz es knirscht! 
Schemionek, 14: gnurschen knirschen 
mit den Zähnen, z. B. die Schweine (!). 

Gnoi, /., Enltze, Schorf. S. Gnab 
und Gnoiel. 

gnoi, adj.y s. Gnoiel. 

Gnosbock, Gnusbock, m., nach Sper- 
ber, 14: yerkümmerter, widerhaariger 
Mensch. S. Gnoiel. 

Gnoiel, Gnuiel, Gnaiel, m.y auch kurz- 
weg Gnoi, das Kurze, Dicke, Abge- 
stumpfte, z. B. ein astiger Knubben, 
Klotz; daher auch ein kleiner, dicker, 
ein im Wachstum verkümmerter Mensch 
und ebenso ein derartiges Tier. Im 
Werder Qnusd ein unordentlicher 
Mensch, ein UnSseL Lit. gnüsas, russ. 



^nt^' Ungeziefer. Nsslm. Th., 50. Lit. 
Aeq. 19. — Davon die Adj. gnoielig, 
gnoiig, gnaiellg, auch blorz gnoi und 
gnui klein, unansehnlich, verkümmert, 
schwach, elend; vom Tier: in den 
Haaren struppig, in den Formen hager 
und eckig. Ygl. das poln. gnusny faul, 
träge, russ. gnüsnyi häPzlich, ekelhaft. 
üt em gnosge Farkel wd^t oft e gSdet 
Schwin. Sprw. I, 835. 837. In der 
Gegend von Friedland Ostpr. gnasdig 
auch s. V. a. grämlich «= gnarrig. In 
Natangen gnoSig auch verächtlich, hafz- 

lich. Vgl. Gnuschke und Knast 

gnoielig, gnoiig, adj,^ s. das vor. 

Gnoikopf, pltd. Gnoikopp, m.^ Grnatz- 
kopf. Schimpfwort. 

gnlibbein, sw.^ s. gnibbein. 

Gnubberkrankheit, /., s. Dreb. 

Gnuff, n., schlechtes Messer^ Knie£ 
YgL Gnibb. 

gnuffen, sw, 1. puffen, stolzen mit 
Faust (Knöchel voran) oder Ellenbogen, 
namentlich in Heimlichkeit und Stille 
Püffe und Stöfze austeilen. Er gnufft 
mich immer. Bei Schemionek, 14, 
für Elbing gnufsen; in Hessen knupsen. 
Yilmar, 213. S. knuffen. 2. mit 
stumpfem Messer stofzweise und sägend 
schneiden: Brot gnufen. In diesem 
Sinne auch gnupsen. Davon abgnupsen, 
uneigen mit höckeriger Schnittfläche 
abschneiden. Ygl. knuicholn. 

gnupsen, ai«., s. das vor. 

gnurren, m, s. gnorren. 

Gnurrhabn, Gnurrkater, m., s. Gnorrer. 

gnurschen, sw.^ s. gnorschen. 
^ gnui, adj.y s. Gnoiel. 

Gnuibock, m., s. Gnosbpck. 

Gnuschke, m., verwandt mit Onoi, 
Onoiely GhwUeU doch nur zur Bezeich- 
nung eines kleinen und gewöhnlich 
dicken Menschen, nach Hennig, 88, 
auch eines phlegmatischen, trägen Men- 



Gnaiel — Oolombiewö. 



^45 



sehen. Poln. gnufny üeml, tra^e, gnus- 
nik Faulenzer; lett. knatülsis Knirps. 
Vgl. Nsslm. Th., 50. Pierson A. W., 
15. Onuschke ist in der Provinz aach 
Familienname. S. 6nofei. 

Gnuiel, m., s. Gnofel. 

Gnusery m.^ Knauser. Bei Stein, 
Peregrinus Xni, 88, unter den igno- 
miniösen Namen angeführt. W. Mtsbl. 
VI, 159. 

Gnuwke, m., s. Gniwke. 

Goddarty m. Vom., Gottbard. Dzg. 
Nhg. Viol^t, 100. 

goddengenOg, gOdengenög, adv.^ GoU 

und genug und gut und genug^ über- 
reich, übermäfzig genug. Nach reich- 
licher Mahlzeit: er hat godengemg^ des 
Guten genug; ebenso nach ausreichen- 
der Honorierung: et os godengenog^ die 
Arbeit ist gut und genügend bezahlt. 
Hennig, 88. 

Goldap, Kreisstadt im Reg.-Bez. Gnm- 
binnen, am Goldapfiusse. Der Name 
der Stadt kommt vom Flusse her, und 
soll Croldap, slav. Ooldopa^ von dem 
poln. golqb Taube, abstammen, da 
Tauben sich in den Wäldern, die in 
alten Zeiten dort standen, in grofzer 
Menge aufhielten. S. Preufz. Land- 
und Volksk., 473. Pr. Pro v.- EL VE, 
433. Die Bewohner der Stadt haben 
den Spitznamen Ferkelmacher, weil ein 
boshafter Maler eine in öl gemalte Sau mit 
Ferkeln dem eigentlichen Wappen der 
Stadt, das er in Wasserfarben aus- 
f&lirte, geschickt unterzulegen verstand. 
Näheres s. N. Pr. ProV.-Bl. HI, 120. 
Sprw. I, 838. Goldap brennt, wenn 
man Drang zum Stuhle hat Sprw. I, 
1329. 

Goldaper, m. 1. Bewohner der Stadt 
Goldap. 2. Goldfinger, Ringfinger. Vgl. 
Goldringer. 

Goldbutte, /., Scholle. S. Platteis. 



Golde, w. jüd. Vorname, poln. ziotko^ 
Goldchen, Schätzchen, Goldschätzchen, 
Herzchen. Flatow. Nach Schmitt, 
114, walirscheinlich aus Hulda kor- 
rumpiert. 

goldenes, adj\ von Oold, als schmei- 
chelndes Epitheton bei Anreden. Gol- 
denes Herrchen! Goldenes^ schönes Ma- 
damchenl Julchen, goldnesl Soph. R. 
n, 388. 

Goldinger, m., s. Goldringer. 

Goldonkel, m.^ (neuerer) Name für den 
Beamten, welcher in dem Bernstein- 
werke Palmnicken die Reinigung des 
Bernstein-Sortiments und der mittleren 
Stucke von der Verwitterungsschicht 
zu überwachen hat. Der Bernstein ist 
hier als Gold gefafzt. Ostpreufz. Ztg. 
1878. Nr. 274. Beilage, Feuilleton: Das 
Bemsteinland und die Bemsteinstrafzen. 
Von Dr* Bujack. 

Goldringer, m., er (der Finger), der 
den Goldring trägt, der Goldfinger. Er 

heifzt auch Goldinger und Goldaper. Vgl. 
Volksr., 32, 124. 

Goldschmied, m., EotklQmpchen, Elä- 
ter, am Hinterteil des Schafes. Die 
Goldschmiede müssen beim Scheren sorg- 
sam von der Wolle entfernt werden. 
Ermland. Sperber, 14. 

Goldspinner, ??»., Wasserjungfer, Lir- 
beUula. Muhling, Tiem., 171. 

Gollubien, Ortsn., Dorf im Er. Goldap. 
In 6i>llubien sind die Zäune mit Brat- 
wursten verflochten. Sprw. I, 1330. 

Golombiewo, Ortsn., jetzt Taubendorf, 
von dem poki. golqb* Taube, Dorf 
zwischen Rehden und Strasburg in 
Westpr. Zum Bettler: 
(ra na Goüebew^ 
Nemm de BOdel met^ 
Kregst erit Tqpke Fett 
Ok e Betke Grett. 
Denn gä na Riwoüj 



246 



Oölte — Oott 



Da kregst en voll^ 
On denn gä na Bltse^ 
Da wäre se dt den A. totse. 

Jerrentowitz. 
RmoU Rehwalde, Bltse Bliesen, Dörfer 
in derselben Gegend. 

GVIte, /., s. gell. 

Gommer, w., poln. Weizen, Triticum 
jTofontcuTn; auch Glimmer. Hagen^ 141. 

Gommes, Ausruf. S. Herrgommes. 

Gomolka, /., masurisches Zugnetz, 
aus einem Sack ohne Flügel bestehend. 
Es heifzt auch Spönklappe, weil die Zug- 
leinen Holzspäne als Scheucher tragen. 
Der Gebrauch der Gomolka ist seit 
1855 verboten; sie wird jedoch heim- 
lich noch viel angewandt. S. Benecke, 
352. Sperber, 37. 

GVnig, /., ehemals grofze Forst in den 
„Ämtern" Nordenburg und Gerdauen. 
Das ganze Waldgebiet, von dem die 
Qinig ein Teil war, umfafzte die Da- 
merau^ die Gonzg^ die Bajohrsche Heide 
und Lablaugken. Kogge, 4. 

gBnseln, sw., wehklagen, winseln; 
schmeicheln, abschmeicheln, um den 
Bart gehen. Se wuiten on ganselten so 
lang^ bis he sienen Wollen zur Heirath 
dreingab. Schaltj.3, 7. Schemionek, 
14. 

GBrgenpferdchen, pltd. Gürgepfirdke, n., 
s. Herrgottspferdchen. 

gSrmeln, 8w.<, gären, namentlich in 
der Redensart: ^ Er gormeU (gewöhn- 
licher: gäri) voll Läuse: auch nur: dat 
gormelt {gärt) bl em^ er ist sehr stark 
mit Läusen behaftet. Drückt wie gä- 
ren das in sich Bewegte aus. 

gBrstein, «o., s. gersteln. 

Gorw, Gorwe, /., Brakstube, Flachs- 
brachstube. Dönh. Samland. 

Goschel, m.y der FuTz. Mühling. 

gBscheriy sw.^ s. gischen. 

QBse^/., Fischn., s. Gtse. 



GSseliiz, m., Fischn., Nase, Ctfprinus 
nasus. Ostpreufz. In Danzig Schneider- 
fisch. Bock, Nat IV, 669. Bujack, 
394. Ygl. Gesenitz. 

Gifte, /• Mner dieser Leute macht 
Crote von Schlangen und Kröten. Be- 
richt über den Gonitzer Hexenprozefz 
V. J. i623. Pr. Prov.-Bl. 11, 134. 

Gott, Dem. Gottchen, pltd. Grottke und 
gewöhnlich de leuoe Gottke. De lewe Gott 
mäkt et doch^ wt he woU. Seufzer: Ach 
lewet Gottke! — In Verbindung mit Gott: 
Gott behüf ! als Verwahrung. Gott behv£^ 
dafz mir Niemand mit solchen gewissen 
Dingen komme! Soph. R. III, 135. 
— Gott geV! ebenfalls mehr Verwah- 
rung als Wunsch. In dem Sinne von 
„Na nu(n)!" Gott geb\ was das für 
Narrenspossen sind! Femer s. v. a. viel- 
leicht; möglich, dafz qs geschehe. Dei 
breckt (bricht), Gott gew^ noch den Hals! 
als Angstruf, z. B. bei Seiltänzerkunst- 
stücken. Gott gew, dei Krät versopt 
(ersäuft, ertrinkt) noch — der Junge 
auf schwachem Eise. Gott gSwy hei starwt 
(stirbt) lool noch! spricht die Frau be- 
trübt von ihrem kranken Manne. Bock, 
15. Hennig, 81. Wönsche woU ocVi 
nich, man Gott gew^ wünschen will ich^s 
nicht, nur Gott geb' (es). Wehlau. Nanüy 
Gottgew(geb')! als zurückweisende Be- 
teuerung bei Berührungen, Angriffen, 
Beschuldigungen ; Ausruf der Zurückwei- 
sung und Yerwunderung. In Bayern: 
es sei der Fall, es sei. Schmeller 11, 
83. Gott gebe^ da/z sie Koschchen ihm 
gegeben hätte^ ich wünschte, dafz etc. 
Soph, R. III, 135. — ChUvergeV! Eben- 
falls Ausruf der Verwunderung: Gott 
vergew^ wat os dat fär e Drachty was 
ist das für eine Tracht, wie geht die 
gekleidet! Wehlau. — Gvttsndm! in 
Gottes Namen. Ruf des Kutschers beim 
Antreiben der Pferde, auch Anffordemng 



Oottesgabe — Oottestischkleid. 



^47 



des Herrn an den Kutscher zur Ab- 
fahrt. Der eigentliche Sinn der Redens- 
ari wird beim Gebrauche kaum klar, sie 
hat vielmehr die Bedeutung von vorwärts. 
— RicMgen Oott! als Ausruf der Be- 
teueraug, der Anerkeunung. Rickfffen 
Ootty sie ist es! BdcMgen Oott, er hccfs 
erraten. — Oott stärK! Wunsch beim 
Niesen; oft noch mit dem scherzhaften 
Zusätze: möt blau an witte Kraßmehl. 
Auch: Help' OoU^ Oott helfe! Help 
de Uwe Oottke! Zu Kindern: Help de 
lewe Oottke^ dat du fromm on gr6t 
wärscht Dönb. In Litauen: JJiY/ 6^^, 
häf Jesus! Meist mit dem Zusätze: 
Hüft nicht dieser^ so hilft doch jener. 
Help de lewe Oottke! beim Beginn der 
Arbeit; nach Beendigung derselben: 
Help de Uwe Oottke op't ancFre! Sprw. I, 
1560. — Ootfs Kreuzburg 'Heilgenbeil- 
Zinten und MetUsack, Häufung von 
Städtenamen zum Fluche, abschwächend 
iiSi&Ootts heiiges Kreuzdonnerwetter. Tom 
Kriezholgebiebsinteonmehlsack^ woa geit 
de Wech noa Beenkeimf Boldt, 9. 
Auch : Ootfs HeHgenbeil - Kreuzburg^ 
Mehkack und Zinten! Ootfs Kreuz 
Kringel und Zwieback! Sprw. I, 1341. 
Als durchaus unüberlegten Fluch hört 
man: OoUs Schlag^ Gottes Schlag, denn 
es kommt dem Fluchenden wohl nicht 
in den Sinn, dafz er den Blitz herab- 
ruft: Ootts Schlag y wt frei ock mi^ dt 
to sehne y wie freue ich mich, dich zu 
sehen. Nee^ Ootts Schlag on noch isens! 
Dorr, 1. Wiew., 13. 58. — WUTs 
Oott! als Einleitung von Anzeigen 
einer Keisegelegenheit. An Reisekäh- 
nen im Pregel sah man früher öfter 
als jetzt eine Tafel mit der Inschrift: 
WiWs OoU nach EUnng, PiOau, Memel, 
Danzig etc. Auch : So Oott will nach etc. 
— Oottes Segen j als Wonsch und Be- 
Zeichnung der Hülle und Fülle. Sehn 



Sie Mast (Schweinemast: Eicheln) Oottes 
Segeny alle Wälder liegen voll. Soph. R. 
VI, 231, — Ootfs Welt! fast fluchender 
Ausruf. Oottswelt! de Keddel stund as 
wt e WaterUmrC. Carm. nupt. I, 282, 
6. — Du groter Oott von Dommelkäm^ 
du Herrgott von Perschttte! Ausruf der 
Verwunderung. Die Dörfer sind Dom- 
melkeim und Pojerstiten im Samlande. 
Sprw. I, 1348; H, 990flF. 

Gottesgabe, /., die Gabe Gottes, vor- 
zugsweise das Brot. De lewe Oottes- 
gdw mof ju nich an de ErcP schmtte. 

Gotteshand,/., Pflzn., geflecktes Kna- 
benkraut, Orchis mactäata L. Voll- 
ständig: Ootteshand und Teufelshand; 
die Wurzelknollen sind haudförmig: 
die junge ist Gotteshand, die alte die 
Hand des Teufels. Samland. In Vor- 
pommern heifzt Orchis überhaupt Teu- 
felMaue^ auch Kvhfufz. Treichel, 

Vlksth. S. Heiratsblume. 

Gotteskuhchen, n.^ s. Herrgottskuhchen. 

Gottespfennig, m. 1. Handgeld, An- 
geld. OotteS'Pfennig soll niemand hoher ' 
geben y als 6 Oroschen^ wer aber mehr 
gegeben.^ soU selbiges bey OUichmafzigung 
vom Lohn abziehen. Hartwich, 349. 
Es sollen auch die Spiellewte^ die dem 
fiof zustendigky ynn hoffkostungenr(BLOc\i' 
zeiten, die im Junkerhof gefeiert wer- 
den) gebraucht werden^ yhr lohn soll ij 
marck sein^ vnd einen firdung zum gots • 
Pfennige. Kleid.-Ordg. v. 1529. Kgsbg. 
N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH, 378. 2. 
Beneficium^ Trinkgeld (zu Weihnachten 
und Jahrmarkt). S. Gadspfennig. 

Gottespf erdchen y n., s. Herrgottspf erd- 
chen. 

Gottestischkleid, pltd. GottsdVschkl§d, n., 
Kleid, in welchem man zu Gottes Tisch, 
d. i. zum heil. Abendmahl, geht, Sonn- 
tagskleid, Sonntagsrock überhaupt. Von 
der Sitte, nach welcher der gemeine 



2^ 



Oottesvergefs — Gramaft. 



Mann einen neaen Rock zuerst zur 
Kirche (wenn ang&nglich zum Abend- 
mahl) anzieht. Auch Heirgottstlschkleidy 
-rock. Ygl. Genaueres bei Hintz, 6 
u. 26. 

GottesvergefZy Pflzn., gemeiner An- 
dorn^ Marrubium vulgare L. Hagen, 
629. 

Gotteswort y n. 1. Eombranntwein. 
Er trinkt reines Gotteswort. Sprw. I, 
1358. 1532. 2. zur Bezeichnung eines 
Landgeistlichen. Crotteswort vom Lande, 
In diesem Sinne auch in Posen. Bernd, 
78. 

Gottfried, m., alter^ alter Flauschrock, 
alter bequem gewordener Hausrock. 
Treichel. 

gottsjämmerlich, adü.^ so daTz es Gott 
jammern mochte. Einen gottesjämmer-- 
lieh hauen. Er sieht gottsfämmerlich 
ausj sehr elend. 

Govel, m. Vom. im Werder; nach 
Hartwich, 54, fOr G5el(?). 

Grabbe, /., nach Simon Grünau ein 
Fisch in Preufzen. 

grabbeln, sw.^ wiederholt greifen, 
suchend hin- und hergreifen, tasten, be- 
fassen, befühlen. Ausschliefzlich von 
dehHanden gebräuchlich, während krab- 
beln iur Hände und Füfze gilt. Hei 
grabbelt bSl hen^ hei grabbelt bSl her 
(auf dem Instrument). Volkslied. N. 
Pr. Prov.-Bl. IH, 150. On drop to 
grabbele was he ok nich fuL Yolksl., 
25 II, 4. In Bremen grabbeln u. grub- 
beln^ im Götting. grawweln^ engl, grabble. 
Brem. Wb. II, 532. 552. Schamb., 
68a. — Davon: begrabbeln, «to., mit 
den Fingern tastend begreifen, befählen, 
befassen. Er mufz aües begrabbeln. 
Hennig, 88. 

grabeion, sm,^ in der Erde herum- 
wühlen. Elbing. Schemionek, 14. 



Orabeninker, plur. Nach Hennig. 
88, die Anwohner an dem grolzen und 
kleinen Friedrichsgraben. 

Grabenkant', /., Bezeichnung fELr eine 
schlechte Sorte Rauchtabak, gewachsen 
an der Kante des Grabens. YgL 

Drängael. 

Gräber, m., einer, der gräbt, der 
Dachs. Ermland. Bujack, 363. Im 
Götting. griwing, im Rein. Yos grevink. 
Schamb., 68b. Mühling, Tiern., 171. 

Gräberfett, n., Fett des Gräbers^ 
Dachsfett. 

Grablez', n.. Füllen, von dem gleich- 
bedeutenden poln. zrebi§. Schmitt, 
Westpr,, 165. 

Grabowken, päir., Kartoffeln und zwar 
die blauen. Mühling. 

Grabsch, /., grabschen, mt., s. grap- 
schen. 

Grabstein, m., gebrannter, ringartiger 
Thonstein von ca. 8 cm Durchmesser 
und 2 — 3 cm Dicke, zur Beschwerung 
derFtschemetze, namentlich desEurren- 
netzes. {Die Fischer nennen sie) Grab- 
steine^ weil die Absicht bei denselben ist^ 
dafz sie sich in den Grund graben sollen. 
Bock, Nat. IV, 714. Benecke, 335, 
schreibt Grapstein. Statt der Thonringe 
werden für manche Netze auch flache 
Seesteine gewählt 

Grachel, m., der Pflugsterz. Ermland. 
Sperber, 14. 

Grady m. Grad und Lof^ s. y. a. 
Schrot und Korn der Münzen. Landes- 
ordnung von 1640, S. 46. Mühling. 

Grftd, m. u. /., Rückgrat. Et geit em 
an e Grdd^ es greift ihn scharf an. 
Sprw. I, 1174. Eei ös gdt bt Grad, er 
ist wohlgenährt Dönh. 

grftdenäSy ocfe., der Nase gerade nach, 
gerade ans. 

Gramaft, m., s. Gramhaft. 



Gramasse — Oranhandel. 



249 



Gramasse y /., Grimasse. Abo war 
iene Ohrfeige nur eine Orammaase ge- 
wesen, Soph. R. IV, 414. 

Gramhafty Gramafty 971., ein grämlicher, 
mürrischer, anfreandlicher Mensch, ein 
Griesgram. Nach Pisanski in den 
Nachtr.: der uns verhafzt, dem jeder 
gram ist. Jetzt gewöhnlich Gramsack, 
m. Er ist ein rechter Oramhaft, Auch 
adjektiv.: unlieb sein, Kummer bereitend. 
Natangen. Bei Hennig, 88, grämlich, 
mürrisch, verdriefzlich. Vgl. Sprw. I, 
1361. 

grammein, su?., befühlen. Treichel. 

Gr&mpel, m., s. Grumpei. 

grampig, adj\ rauh, zerrissen, schorfig. 
Gebet alsdann Achtung auf die Seite 
(des Baumes) da die rauche grampichte 
alte Borck vorhanden^ selbige Seite wird 
euch den Norden oder Nordosten zeigen. 
Linem., Ce la. 

Gramsack, m., s. Gramhaft. 

Gramschlunk, m.j Schlund, der nie 
genug bekommt, ein starker £sser, Viel- 
frafz. Elbiug. Sprw. 1, 1352. Sehe- 
mionek, 14. 

Gramschuld, /. 1. Schuld, die Gram 
bereitet, auch: die gram macht. Sich 
Oramschuld machen^ sich den Hafz, die 
Verachtung eines andern zuziehen. Na- 
tangen. 2. Mifzgunst, Neid, heimlicher 
Hafz und Zorn. Es stehen zwar die 
Scheem in den Calendem (. . . welche 
anzeigen wenn gute Zeit verhanden sey 
zum Haarabnehmen . . .), aber nicht an- 
zeigende da/z Unterscheid zu halten sey^ 
und scheinet^ dafz selbige Calender-Schrei- 
ber au/z Oramschuldt gegen die Bar- 
bierer solches setzen, Linero., Mm 2b. 
Er hat Oramschuld auf michy ist mir 
abgeneigt, auf mich erzürnt. 3. auch 
als m. zur Bezeichnung eines Menschen, 
der andern Gram bereitet, an dem Gram 
anderer schuld ist. 



gramsig, oc^'., gram, böse. Sche- 
mionek, 14. 

gramstieren, gramstUren, sw.^ gram = 
böse, wütend anstieren. Westpr. Müh- 
ling. 

gramsUerig, adj. u. adv, von dem vor., 
böse blickend; widerwillig, eigensinnig, 
Unzufriedenheit im Blicke zeigend. Man 
ech sach em gramstürich an. Seelenw., 
49. Schemionek^ 14. 

Gran, von dem lat. granum Getreide- 
kom, in Zusammensetzungen: Oran- 
handel Getreidehandel, Oranhändler, 
Oranmakler. Königsberg. 

Granatstuck, n., Stück, Splitter einer 
zerplatzten Granate. Es ist auf Cfranat- 
stücke entzwei j in die kleinsten Teile 
zerbrochen, zersprungen. 

Granchen, von dem lat. granum^ Körn- 
chen, Glasperle. 

Grand, m., grober Kiessand, ]it grantas. 

grandig, adj. von Orand^ kiesig, grob 
sandig; übertragen: grob in Manier 
und Wesen, unverschämt, stark. Das 
ist zu gi*andig. Das kam mir doch zu 
grandig vor^ erschien mir zu arg, über- 
schritt Malz und Ziel. Nach Hennig, 
83, auch groi'z, schrecklich, aulzer- 
ordentlich. Ein grandiger Mensch^ „ein 
sehr grofzer oder sonst fürchterlicher 
Mensch.^ Das lat. grandis liegt zu 
Grrunde. Bei Jeroschin: D6 trhüb 
sich ein gepruis von ungewittere s6 gröz^ 
daz v/ st mit vldge dSz t grandir und 
i grandir. 156 d. grandir ist nach 
Pfeiffer, 167, der Kompar. vom part. 
praet. gerant^ und der Sinn wäre hier: 
je rascher, je ungestümer. Frisch I, 
366 c, leitet es von grandis hefdg, ab, 
welche Ableitung Bech, Germania VII, 
96, nicht, wie es Pfeiffer thut, ver- 
werfen möchte. Brem. Wb. II, 535. 

Granhandel, Granhändier, Granmäkler, 
m., s. Gran« 



2S0 



gransen — Orasbüpfer. 



gransen, 9w.y heftig weinen; nament- 
lich von Kindern. Wohl Zusammen- 
ziehnng aus greinen und grinsen. Im 
Augsb. graumen. Birlinger, 201. In 
Hessen^an^^Ti weinen, verdriefzlich sein. 
Vilmar, 134. Substantivisch: Wathdpt 
dat Oranse^ Stäne on Klage! Firme- 
nich I, 101a. Davon granserig, adj.^ 
zum Orangen geneigt; von Kindern, 
welche nicht recht gesund sind. Ge- 
granse, n., anhaltendes Weinen. Bock, 
15. Hennig, 88. 

granserig, adj,y s. das vor. 

Grapchen, ph/r.^ EinfiJIe, Nicken, 
Possen. Schemionek, 14. 

Grapen, m., eiserner Topf mit drei 
Fülzen und zwei Henkeln. Weigand 
hat Groppen^ im Göttiog. gröpen, grepen, 
grdpen^ in Hessen Orappe. Das nd. 
Orapen ist durch J. H. Yofz und Joh. 
Falk in die Schriftsprache eingeführt. 
Weigand I, 621. Schamb., 69b. 
Brem. Wb. n, 535. Vilmar, 138. Von 
einem starken Trinker sagt man: Er 
ist ein giUer Cfrapen. Sprw. H, 1024. 

Grapsch, m, 1. Griff, eine Hand voll, 
auch d.as, was man mit beiden hohl 
gegen einander greifenden Händen fassen 
kann (vgl. Geps)» 2. Hand, als Glieds 
das zum Greifen ond Grapschen ge- 
braucht wird. Die diebische Hand 
nennt das Volk auch Gripsch-, Gripsklaue, 
f. Den Griff bezeichnen noch Gräpsch, 
Grepsch, Gripsch, m. Fif Fingre on e 
Grapsch — Gripsch, Sprw. H, 736. Zur 
Bezeichnung des schnellen ^ raffenden 
Greifens: gripschgrapsch, gripsgraps. — 
Grapscher, Grapser, Gripscher, Gripser, 

einejr der grapscht^ namentlich der Dieb, 
lit. grcdbszus^ poln. grabie£ca. — Grapsch^ 
Grepsch m., /., auch Tasche, kleiner 
Sack, wie Krepsch^ Krepsche (s. d.), 
weil das Gegrapschte in Tasche oder 
Sack geborgen wird. 



grilpsch, grepsch, adj.y bei Bock, 15: 
greepischy von grapschen^ zogreifend, be- 
gehrt. Ein gräpscher Mensch, ein solcher, 
der zugreift, heimlich nimmt, stiehlt. 
Mnd. gripech räuberisch. Mnd. Wb. H, 
148 b. Eine grepsche Ware^ eine stark 
begehrte Ware, die schnell vergriffen 
wird. En grepschet Make^ ein begehrtes 
Mädchen. Hennig, 89. 

grapschen, str., auch grapsen (Sper- 
ber, 35) und gripschen, zunächst von 
grtpen greifen, hastig und gierig zu- 
greifen, raffen; daher auch stehlen. 
Schemionek, 14, schreibt grabbschen 
und erklärt nicht zutreffend: eine Hand 
voll entwendeu. Lit. grdbti^ graäjyii, 
poln. grabac raffen; in Pomm. grapsen, 
im Götting. grapschen, bei Luther 
grappen, ebenso noch in Hessen, aber 
auch krapschen (Vilmar, 134. 223), 
engl, to grasp, norm. -franz. grapper, 
ital. grappare packen (mhd. krapfe, 
krappe, krape Haken: ital. grappo das 
Anhaken, span.^aponElammer). Wei- 
gand 1,613. Dähn., 160a. Schamb., 
67b. Brem. Wb. H, 536. Hennig, 
89. — Davon begrapschen, begrapsen, 

mit den Grapschen, den Händen, be- 
greifen, roh betasten, plump befühlen; 
bestehlen. 

Grapscher, Grapser, m., s. Grapsch. 

Grapstein, m., s. Grabstein. 

Grasbock, m., im Volksrätsel das 
Gessel, die junge Gans. S. Tierräts. 90. 

Grashecht, m., kleiner Hecht, der im 
FrQhling im Gras der überstauten Wiesen 
und in den Wiesengräben nach Rück- 
tritt des Wassers gefunden wird. Müh- 
ling, Tiern., 171. 

Grashupfer, pltd. Grashttpper, Gras- 
hopser, m. 1. Heuschrecke. De Gras-- 
hüpper sunk Nachtbiet, sang Nachtzeit. 
Dorr, 26. 2. bildlich: ein leichtfertiger 
und leichtfülziger Mensch. Sie machte 



Graepomncbel — Greif. 



251 



damals gro/ze Attgen^ ab der Oras- 
hupfer (Herr y. Poafaly) so geschwind 
entwischte, Soph. R. VI, 255. 

firaspomuchel, m., Grasdorsch, Dorsch, 
der sich an Stellen der See aufhält, 
deren Boden Pflanzenwachs hat. Patziger 
Wiek. Mühling, Tiern., 171. 

Grasschnarcher, m., s. Grasser. 

Grasschnepfe, /., Streithahn, Tringa 
pugnaa L, Thorn. M&hling, Tiern., 
171. 

Grassei, m.^ Mensch von häfzlichem 
Charakter. Treichel. 

Grasser, m.^ Schnarrwachtel, Crexpra- 
iensü. Andere Namen: Himmelsziege^ 
Wiesenkasper, Wiesenschnarre ^ Kasper^ 
Scherp, Schnarp, Schmerz, Scharp, Grras- 
Schnarcher, Schnarrwachtel, Wachteln 
konig. Seinen Gesang s. Yolksr., 69, 
263. 

Grasteilfel,77i., Schimpfwort. Yilmar, 
410, meint: der Grasteafel müsse ehe- 
dem eine besondere Art von Dämonen 
oder wenigstens Besessenen gewesen 
sein oder bedeatet haben. S. das Nähere 
daselbst. 

Grate, /., Gräte; Traille. Mhd. a. 
md. grdt Spitze, spitzer Fischknochen 
(nhd. Gräte), Ähren- a. Distelstachel etc. 
Weigand 1,614. 

grftten, sw., abnagen, loslösen, das 
Fleisch von den Knochen; aasgräten. 

Graischan, m.^ s. Gritschan. 

gratschein, sw.^ grätscbeln, mit ge- 
spreizten Beinen gehen, watschelnd 
gehen. 

grätschen, sw,, schlecht spielen; von 
dem poln.^a<! spielen. Flatow. Schmitt, 
106; Westpr., 165. 

grätzen, sw., grätzig, adp, s. gretzen etc. 

Grauchen, pltd. Grauke, n., eine graa 
angehaachte schöne Birne. S. Agtapfel. 

Graugam, n., einfaches engmaschiges 



Netztach zum Fange des Steinbeifzers 
als Angelköder. Frisches Haff. 

graulen, sw., sich, Granen empfinden. 
Vgl. krauein. 

Gräuiichmachlos, m., Diarrhöe. S. 
DUnne. 

Graupe, pltd. Grupp, / 1. Oraupe 
jagen y Graape machen. Nu üs kein 
Mehl to krtgCy sejdge op de Mahl Orupp, 

— 2. Oute Oraupe, Name eines Turmes. 
(In Königsberg?) Vgl. Soph. R. II, 455. 

grausam, adj. a. ado., sehr, viel, zahl- 
reich. Es war eine grausame Mensch- 
heit da, es war viel Volks da. Dzg. 
W. Seidel, 30. Das ist grausam teuer 

— grausam viel. Er ist grausam reich. 
Das ist ein grausam guter Herr — ein 
grausam gemener Herr. Ebenso in Liy- 
ond Estland. Hupel, 82. In Hessen 
in gleichem Sinne grausam and gräu- 
lich. Vilmar, 135. 

Grawenort, Ortsn., Dorf zwischen Nor- 
denbarg und Insterburg, im Volksmunde 
Dreckskin. 

GrftwewTn, m., korromp. aus Graves- 
wein. 

graztach ( l . a = a) , ado. , geradezu. 
öch fiü vom Schoppe on e Kustaü an 
gräztache da Kü rnangk de Homa. 
Erml&nd. Freisch. N. Pr. Prov. Bl. IX, 
398. 

greckig, cuij.y mischfarbig, meliert 
Ein greckiges 2jeug. Friedland Ostpr. 

Greger, m., s. Gröger. 

greidig, adj., von ansehnlicher Ge- 
stalt, hoch, schlank und gerade ge- 
wachsen; Yon Bäumen und Menschen. 
Eine greidige Tanne. Ein greidiges 
Mädchen. Hennig, 89, erklart: sonder- 
bar, seltsam, ekelhaft, wie Nsslm. Th., 
216, nachweist, wohl irrtOmlich. Vgl. 
Nsslm. Forsch. 3. 

Greif, m., von greifen, beliebter Hunde- 



252 



Greifchen — Griebe. 



name. Er haut Sn wie Schulte Oreif 
on e MSstop. Sprw. I, 713. 

Greifeben y n., von greifen, beliebtes 
Eänderspiel, sonst Haschens genannt. 
Wir woüen Oreif chen spielen! Durch 
Abzählen wird festgestellt, wer zu grei- 
fen hat, oder wer ihn hat. Ein Mal, 
von dem ausgelaufen wird und das 
Schatz und Sicherheit gewährt, wird 
festgesetzt: die Gegriffenen wenden in 
Not oder Ermüdung sich diesem Asyl 
zu, in manchen Gegenden mit dem 
Rufe: Mal frei! Wird kein Mal be- 
zeichnet, so gilt das Spiel bis zur Er- 
müdung oder bis der Gegriffene ruft: 
Ich verbiefl S. Sperber, 14. Vgl. 

HÄstem. 

greinen, pltd. gilne(n), sw.j grinsend 
weinen, weinen; davon greinerlicliy pltd. 
grTneriicIi, ac^'., weinerb'ch. Na grient 
man nich^ ock law je noch. Spook, 
473. Awer doch war ock noch ommer 
to 9ehr voU Angst on aäd ganz griener- 
Uch: Herr etc. Ibid., 474. Bock, 15. 
Hennig, 89. 

greise, adj , greis, grau, alt. Die alte 
Katsl greise ist wiedergekommen Und hat 
mir alle Freud! benommen. Yolksl., 12, 
S. 20. 

Greiling, m., s. Gringei. 

Bremse, /., Grille. Wi woUen sienen 
Oremsen noch eenmal Tog laten^ noch 
einmal Zug lassen. Dorr, L Wiew., 
101. 

Jirftn, 04^.9 das pltd. grün. Oren on 
gel^ beliebte Fai-benzusammenstellung. 
Dat sit üt (sieht aus) wi gren on gel 
dorch e HSkel (Hechel) geschete. Dönh. 
Mi wurd ganz grSn on gel ver de Oge, 
es wurde mir übel, ich war der Ohn- 
macht nahe. Ygl. gU. 

firlneicICym. I.Gänserich. 2. Gänse- 
blümchen, PotenHUa anserina L. Dönh. 

Qrepech, m. u. /, s. Grapsch. 



grepsch, adj.^ s. grapecli. 

Grfit, Dem. Grfitice, 1. w. Vom., Mar- 
garete. Hartwich, 54. Hanske on 
Oretke. S.YolksL, 241, 851f. 2. FauU 
Orete. a) Pflzn., Gartengleifze, AeAusa 
cynapium L. Hagen, 327. b) Medik. 
Semen Foenigraeci pulo. 

Gretsdian, m., s. Gritsclian. 

gretzen, grätzen, mo., reizen, erregen, 
aufbringen, erhitzen, erzürnen, einär- 
gem, yerschlimmem. Einen Menschen 
gretzen^ ihn durch Neckereien reizen, 
ärgern. Daraus eingretzen, einärgem; 
vergretzen, eine Wunde durch unnötiges 
Berühren, durch Kratzen reizen, ent- 
zünden. Hennig, 60, hat dafür er- 
gretzen. Mühling, Ergretzung, /., Är- 
gernis. 

gretzig, grätzig, adj. von gretzen, leicht 
aufgebracht, erzürnt, gereizt, geärgert; 
Sperber^ 14: widerhaarig, kratzbürstig. 
Ein gretziger Mensch — Hund. Er ist 
gretzig wie ein KatUbarech. 

Griblielclien, n.. Dem. von Oribbel, 
kleiner Teil, Rest eines gröfzeren Gan- 
zen. Ein Ghribbelchen Kreide. Fried- 
land Ostpr. 

Gricic, /., Gricken, Grttcken, m., Buch- 
weizen, Pölygonum fagopyrum L. Lit. 
grikkaty lett grikki^ poln. gryka. Nsslm. 
Th., 52. Nsslm. Forsch., 2. Hennig, 
90. Nach einer Mitteilung aus Fried- 
land Ostpr. wird auch die Hirse, Pani- 
cum mäiaceum L., Oricken genannt 
Sä^t der Bauer Oricky kommt er sehr 
zuriicl;^ — auf gutem Boden; in den 
sandigen Gegenden: Sommerkom und 
Orick Bringen dem Bauer Qlück. Sprw. 
I, 1367. 

Grickenmelil, n., Mehl von Qridcen. 

Grickenzlhlery m.^ Filz, der dieGricken- 
kömer in den Topf zählt. Hennig, 

90. S. GrUzchenzUiler. 
Griebe, pltd. GrSwe, /. 1. ansge- 



Griffgraff — grineln. 



253 



schmelzter Fettwürfel. Mhd. griebe, m., 
ahd. kriupoy criwpOy griapo, griebo. Vgl. 
Weigandl, 617. He het dem Dtwel 
de Grewe utfrete^ er hat einen schmie- 
rigen, fetten Mond. Mockran bei Grau- 
denz. Hennig, 89. 2. bei Pferden 
der runde Mnskel über dem After, aus 
welchem der Schweif tritt 

Griffgraffy m., im Yolksrätsel das 
Schwein, wohl von dem greifend raffen- 
den Abbeifzen der Nahrung. Tierrats. 
36. 

griflacherii grieflacben, mi?., höhnisch, 

schadenfroh lächehi, eine hämisch 
lächehide Miene machen. In Hamburg 
gruflachen; daselbst gniffeln lächehi. 
Riebe 7, 77. 82. S. Erpel, 
firiflacber, firieflacher, tti., einer, der 

grifiacht, 

Briggelgraggely n., s. kriggeln. 

firiilvogely m., der grüne Kiebitz, Va- 
neüus; er heifzt auch Pardel. Müh- 
ling, Tiem., 171. 

Grimmgram, m., im Volksrätsel der 
Wolf, der grimme, dem alles gram ist. 
S. Tierräts. 36. 

grimmgramseni «c., Grimm und Gram 

empfinden. Mühling. In Bremen, 
Bayern grisgrarnmen^ l^mut und Grimm 
äufzem. Brem.Wb.n,546. Schmeller 
U, 120. 

firimpel, m., s. firumpel. 

Grindkraut, Pflzn., gemeines Kreuz- 
kraut, Senecio bulgarü L. Hagen, 
869. 

firindwurz, Pflzn., spitzblättriger 
Ampfer, Rumea actUus L, Aus der 
frischen geschabten Wurzel bereitet man 
in Mischung mit Rahm eine Salbe ge- 
gen Hautausschläge und Krätze (Grind). 
Lennis, 970. Hagen, 395. 

gilne(n)y sw.^ s. greinen. 

firingel, tt»., der Gründling, Oobio 

Auviatüü CJuv.j auch Grilndel, Grundely 



firelHng, altpr. grundaUs^ kur. grundob, 
mas., kass. ketpg^ kieSIfy kieibch. Be- 
necke, ll5i Man kommt endlich doch 
an e Hockt^ sdd de Gringel^ wt hei an 
e Angel hungl Sprw. I, 1635. 

grinselig, adj.^ trübe, bei Flüssigkeiten. 
Elbing. Schemionek, 14. 

GripSy m. 1 . Verstand. Ei* hat Orips^ 
er begreift, fafzt leicht. Eck to§U eich 
de Sach begreiflich mache^ wenn ihr den 
Qrips dazu habt Dorr, 1. Wiew., 12. 
Nehmt allen junen Orips fhop. Ibid.^ 
70. 2. Kopf; aber auch Kragen, wobei 
man einen falzt Einen beim Orips 
kriegen, ihn beim Kopf, beim Kragen 
nehmen. In diesem Sinne auch Kripsch. 
Friedland Ostpr. Yon gripsen und dies 
von grtpen greifen. 

firipsch, 97»., s. Grapsch. 

Grtpsche, /., von grtpen greifen, die 
Greifende, die Hebamme; gewöhnlich 
Mutter Ortpsche. 

gripschen, sw.^ s. grapschen. 

Gripscher, Gripser, m., gripscbgrapsch, 
gripsgraps, od«., GripschMaue, Gripsklaue, 
/., s. Grapsch. 

gripsen, sw,^ wie grapschen^ gripschen 
von grtpen greifen, doch ausschliefzlich 
in der Bedeutung des unrechtmäfzigen 
Zugreifens, also s. v. a. stehlen. Hen- 
nig, 89. Sperber, 35. 

grts, adj. 1. greis, grau, weifzgran. 
Ortses Haar, 2. ungebleicht, ungefärbt 
Ortse Leinwand. 3. ungewaschen. Ortr 
ser Hab. Alts, gris, hoU. grijs. Pas- 
sarge, handschr., weift hin auf das 
dän. grise Ferkel, schwed. grisa ferkeln. 
Die Zusammensetzung von grts und 
graUy grtsgrau, gleichsam als Verstär- 
kung der grauen Farbe. Hennig, 89. 
Davon grtslich, adf.y ins Graue spielend. 

GrTsbart, m.^ Graubart. 

Gilse, m.y der Esel, nach seiner Farbe. 

grisein, grtseln, grUseln, sw.y schauem, 



254 



grisen — grölen. 



firosteln. Et grüeU mt^ mir läuft ein 
Schauer übern Leib, im Volksmunde: 
Der Tod läuft über mein Grab. Ist 
der Schauer starker und mit Grausen 
gemischt, so nennt man das erschüttern- 
de Gefühl grasein und grfiseln. Brem.- 
nds. grasen^ bayr. grtiseln^ götting. gri- 
sein. Brem. Wb. II, 538. Schmeller, 
122. Schamb., 69 a. Davon gris'licb 
und gras'lich, o^'., mhd. grindich^ ags. 
grülic. Val vateüe oawa ok sea grur- 
seiiget Tieg^ viele erzählen aber auch 
sehr gruseliges ^eug. Boldt, 12. — 
gruseln bezeichnet auch das erste Auf- 
treten des Zahnschmerzes. Der Zahn 
fangt an zu gruseln, — Grasel, m., 
Schauer, Schauder. Hennig, 89. 

grtsen, «c., grau werden. S. begilsen. 

Grtsgram, m^^ verdriefzlicher, roiCz- 
gelaunter Mensch. Davon grTsgramig, 
o^'., mirzgestimmt, übellaunig, vergrämt. 
Schemionek, 14: griesgrammig, 

grTsgrau, ad^.y s. grts. 

gris'lich, adj,, s. griseln. 

gilsHch, adj,^ s. gils. 

grTsmaulen, pltd. grtsmOleCn), mü., ein 

grieses, greinendes Maul ziehen. S. 

begrlsmaulen. 

Gritschan, Grttzan, Gretschan, Gratschan, 
m., Kuchen aus dem Mehl von Buch- 
weizengrütze, sülzer Milch, Eiern, Ko- 
rintheu, Zucker. Masuren. Poln. gry- 
czakj gryczanek^ von gryka^ gryczka 
Buchweizen, gryczany von Buchweizen 
gemacht; russ. grkcza^ grecs^cha Buch- 
weizen. Nsslm. Forsch., 3; Th., 53. 
Bock, 16. Hennig, 91. Sperber, 
37: völlig poln. grycanek. Schemio- 
nek, 15: Chrützczanke. Gortzitza: 
Orizan. Bock, Nat. I, 262: Orett- 
schan, 

Gritte, gewöhnlich Gritt, Dem. Grittche, 
w. Yorn., Grete, Margarete. Ermland. 



itz, m., s. Grtttz. 

Grizan, m., s. Gritschan. 

grob, pltd. grof, adj.y stark an Um- 
fang: grober Zwirn; grobe Leinwand^ 
Leinwand aus starken Fäden; grober 
Kamm^ Kamm mit groben und weit ab- 
stehenden Zähnen. 

Grobbrot, n., Brot aus ungebeuteltem 
Roggenmehl. Hennig, 174. S. Brot 

Grobgrlln, pltd. Grofgrfin, n., Eleider- 
stofip, Zeug; nach dem Brem. Wb. 11, 
548, eine Art Seidenstoff mit groben 
und dicken Fäden. Den Dienstmägden 
soll dUerley seiden Oewand zu ScJumben 
und Kragen verboten seyn^ sondern ein 
schlecht Grobgrün zur Schauben und 
Gewand zu Röcken. Eleiderordnung von 
1640. Hennig, 227. N. Pr. Prov.-Bl. 
a. F. n, 424. Mnd. Wb. H, 150a. 

grobknochig, adj\ grob^ d. i. stark in 
den Knochen. 

Grock, Groch, m. (?), kleine Rohrdom^ 
mel, Ardea minuta. Dransensee. Der 
Name ist dem Geschrei des Yogels 
nachgebildet. Mühling, Tiem., 171. 
Lit. gruifUy griöti krächzen^ schelten; 
poln. gruchac sich hören lassen. Nsslm. 
Forsch., 3; TL, 53. 

Grodde,/., rote R&be, Bete, mit stark 
dnnkelroten Rippen in den Blättern. 
Ermland. Muhling. 

Gröger, Greger, m. 1. Reiher, wohl 
nur Eorrump. des hchd. Wortes; auch 
Mensch mit langem Halse. Samland. 
2. Nach Stein, Peregrinus XUI, 122: 
Greger ^ Name zur Bezeichnung eines 
Impotenten. W. MtsbL VI, 174. 

grttlen, sw.^ laut und mifztonig weinen, 
heuten, schreien, singen. In Bayern 
grellen^ griUen. Schmeller II, 108. Im 
Rein. Vos, V. 330 b: grdlj m , Spiel 
und Tanz. Dav^on Grttler, 9n., Schrei- 
hals, Lärmmacher, Schreier beim Ge- 



Gröler — ' Grolzkaule. 



255 



sänge. In Hessen groelm^^ laut and 
derb sprechen; schimpfen. Vi 1 mar, 
188. 

Grttler, m., s. das vor. 

grollsch, odj., voll Groll, grollend, 
ärgerlich, erzürnt. 

Grommely Grammely m.^ von dem pob. 
grfim Donner, femer Donner; aus der 
Feme tönendes, dumpfes Geräusch, Ge- 
töse; dieses russ. ebenfalls grom, Wei- 
gand I, 623. 

grommeln, »u?., s. grommen. 

grommen, grommeln, grammeln, str., 

dumpf rollend tönen, von Orommel^ 
GrummeL Ein femes Gewitter grom- 
meü in der Luft. Blähungen im Unter- 
leibe ^pnmwTi^Zn. Altpr.jfrtfmma(yoc.51) 
donnern, lit. grv/nUnte leise donnern, 
pohi. grom Donner. Nsslm. Th. , 53. 
Pierson, A. W., 16. Im Götting. ^rrum- 
men^ alts. grimmian^ ags. grimman^ 
hoU. grtmimen^ mnd. grummen* in der 
Mark ^rrui/iTn^Znleise donnern. Schamb., 
69 b. Bei uns dient gm/mmeln auch 
noch zur Bezeichnung des wühlenden 
Schmerzes bei Zahnweh =$pruM/n. Müh- 
lin g hat die Zusammensetzung aus- 
gremmeln, vom abnehmenden Rollen des 
Donners. Bock, 16. Hennig, 90. 
Nach Treichel grummeln auch für sich 
brummen. 

firommeskopf, m,, Schimpfwort. Sens- 
burg. 

firoppe, /., Fischn., Eaulkopf, CoUus 
gobio L. Mühling, Tiem., 171. 

firoscben^m. 1. Kupfermünze, 4 Pfen- 
nige an Wert; zum Unterschiede vom 
Silbergroschen auch Kupfergroschen. Seit 
Einführung der Reicbsmünzen (1875) 
eingezogen. Das Wort 6ro8cA«n stammt 
von dem mlat. (Denarius) grossus. 2. 
Verstand. Er üt nicht recht beim 
OroscheHy er ist nicht bei Verstände, 
nicht recht gescheut. 



firoschenferkel, pltd. Grotcbefarkel, n., 

Ferkel, das nur einen Groschen wert.* 
Schimpfwort. Er sieht aus wie ein 
Groschenferkel. Sprw. I, 208. 1378. Ei, 
Qroschefarkel^ schwieg! Carm, nupt I, 
282, 9. äewqahrschet (siebenjähriges) 
Groschefarkd! Volksr. 151, 649. 

grefzbernairtsch, adj,, s. beroaiilsch. 
firofzbrftscher, pltd. Grttbra8cber(a=»a), 

m., Grofzsprecher, Prahler, lärmender 
Schieier. Vgl. brüschen. 

grofzbrutälscb (a lang), ck|^'., Zusam- 
mensetzung aus gro/z und brutal. Er 
ist gro/zbrtUcUsch. Königsberg. 

firofzbUrger, m., in kleinen Städten 
Haus- und Grundbesitzer, selbst wenn 
er ein Gewerbe oder Handwerk be- 
treibt. Zur Zeit des Ordens erhielten 
Ansiedler in Städten Häuser mit Brau- 
gerechtigkeit und den Ehrentitel Chro/z- 
biurger. Ein bedeutendes Ackerfeld 
mufzte mit übernommen werden. Müh- 
ling. Vgl. Bock, Nat. I, 169. 

firofzbUrgermuSy /., Mus für Grofz- 
bürger, ironisch : dönneMus ausBoggen- 
mehl. Dönh. 

Grefzehen, pltd. Grorzke, /., Grofz- 

mutter; alte Frau. Oro/zke schleppt am 
Kämmerke. Volksr., 1, 3. 

grofzfretsitch, pltd. grAtfrfttsch, adj., 
mit grofzer Fresse redend, grofzmäulig. 
Er ist ein grofzfrest^cher KerL 

Grofzgam, n., grofzes Fischemetz. 
Orofzgam auf Ibis 200 Klafter. Pier- 
son, Matth. Prätor., 117. 

Gro(zglrbier, m., s. Gärtner. ' 

Grofzhomy m., Januar. Im Lit. hom 
als Name für den Wintermonat und 
zwar Qrofzhom für Januar, Kleinhom 
für Februar. 

Grofzkaule, /., wörtlich : grol'se Grube, 
groi'zes Loch. . . . 1625 am 10. Med 
erscheint Paul Priebe . . . vor dem Ge- 
richt und macht sich^ otia freiem An- 



256 



Ororzkind — Gruchalka. 



triehy schriftlich verbindlich^ kein Karten-^ 
•Würfel' oder anderes Spiel um Geld 
mehr treiben zu wollen^ ausgencymmen 
mit der Orofzkavle. Notizen aus Conitz. 
Pr. Prov. Bl. II, 209. 

firobkind, n., Enkel-^ TochterkiDd. 

Grofzknecht, m., erster Knecht Vei^ e 
Jung kannst dt vermede^ De Schwtn 
kannst du hede^ Awerscht Orotknecht nich 
sini Yolksl. 36; 23, 4. S. Knecht 

firobkomtur, m^ s. Komtur. 

firofzkrtckente, /., Knäk-Ente, Anas 
guerquedula L. Elbmg. Mühling, 
Tiem., 171. 

firofziandgam, n., s. Windegam. 

6ro(zlandgamfi8chereiy /, s'. Windgam- 
fiacherei. 

Grefzmagd, pltd. GrOtmagd (a = ä)^ /., 

erste Magd in einer gröfzeren Wirt- 
schaft. 

firolzmauly pltd. GrttmOI. 1. vorlauter, 
rechthaberischer Mensch, Schreier. 2. 
Nachtschwalbe, CaprimulguseurapaeusL, 
Mühling. Der Yogel hat einen yer- 
h&ltnism&Tzig grofzen Rachen. 

Grobmutter, /. 1. Hebamme. 2. die 
erprobte Frau, welche an dem Web- 
stuhl mit kundiger Hand das Aufbrin- 
gen des AufisQges leitet, auch wenn sie 
nicht GroCzmutter sein sollte. YgL 
Das Wirkgestell, 128. 3 die alte Grofz- 
mutter im Himmel. Man sagt in der 
Elbinger Ndrg., wenn es schneit: de Sie 
Qro/zmMUer em Himmel schoddert er 
Bedd op. 

grolzpotttschy pltd. grtipotBlscb (a'^ä)^ 

adj.^ grofzprahlerisch, grofzm&ulig. Dat 
OS en gr6lpotdtscher KerL 

Grofzwadendunk, m., Pflzn., giftiger 

Wasserschierling, CtcutootrosaL. Bock, 
Nat HI, 859. Hagen, 326: Grofzer 
Wededmg. 
grotti ac^,j verrottet, morsch, spröde. 



verlegen, leicht brechend, bröckelig, 
leicht zerreifzend. rott in verrotten 
dürfte der Stamm sein; vgl. jedoch lit 
graudüs spröde, leicht brechend; lit 
grudas^ poln. gruda gefrorener Erdklofz. 
Nsslm. Th., 53; Nsslm. Forsch., 3. 
Lit Aeq., 19. Hennig, 90, und nach 
ihm Nsslm. und Pierson schreiben 
grodd\ doch klingt stets t am Schlüsse, 
und schon Pisanski in den Nachtr. 
schrieb lautrichtig grott. 

Grott, m. u. n., von groU^ das Ver- 
rottete, Verfaulte, Verwitterte, in Ver- 
wesung Übergegangene, Verweste. Es 
reifzt wie Qrott — geht wie Grott aus- 
einander^ ein Gewebe (Leinwand), dem 
die Festigkeit fehlt, das verwittert ist 
... es bandet sichy dafz eine Parteg 
(Ziegelsteine) dawrhafftig, eine andere 
Parteg in grot und staub sich verändert 
Linem., Zz 2a. 

Grottstein, m., grotter, brüchiger Stein. 
S. das vor. 

Gm, m.y Sandaal, Eohlbart, Ammo- 
Aftes Tobianus. Eurisches Haff. Bock, 
Nat IV, 539. Mühling, Tiem., 171. 
Lit grupmas kahl, grui^fixfs Kahlkopf. 
Nsslm. Th., ö3. S. Suter. 

Gnibas, m., korpulenter Mensdi, Dick- 
bauch; ebenso poln., von grubg dick. 
Fhitow. Schmitt, 106; Westpr., 165. 

Grube, /., krummey StraTze in Egsbg., 
zwischen Altstadt und Löbenicht Der 
tiefen Lage und Krümmung w^en so 
genannt Hennig, 90. Wo wohnen 
Sie^ zum Kukukf . . . In der krummen 
Grube. Soph. R I, 395. 

grObelieren, pltd. grabeMre(n), atr., 

grübeln, nachsinnen. Denn makt se 
Anschlag* j denn spn^eert on gr§b^eert 
se. Dorr, 1. Wiew., 50. 

Gnidltika, pob. gruchaika^ /., mit 
Strohbündein bewickelte Stange zum 



Grncken — Gränfraa. 



257 



Scheachen der Fische, am diese in dem 
Sacke des Wintergams zarückzuhalten. 
S. Benecke, 360. 

Grllcken, m., s. Grick. 

Grttckenzähler, m,y s. Grickenzäbler. 

grfien, grOgen, auch grfieln, grOlen, «r., 

grauen, grauein, Furcht empfinden. 
Mühling. Na^ Pauby hart op^ mt 
ffruelt all. Seelenw., 67. Mi gruelt^ 
foenn eck denken sali etc. Ibid., 79. On 
hüten grvlt en Mensch sick doch. Dzg. 
Nhg. Parad., 82. Nach Treichel 
gnigeln, einen grauelig machen, ihn 
eiDängstigen. S. griseln. 

Gmfty /., in den Werderd&mmen eine 
auf der Lan'dseite ausgestochene Stelle. 
Der Durchbruch war an einer Stelle ge- 
schehen^ wo landwärts schon ehemals aus- 
gestochenes Land (eine sog, Gruß) sich 
befand/ Durchbrach der Nogat am 
9. Aprü 1829. Pr. Prov.-Bl. H, 75. 

grugeln, grOgen, grOlen, mü., s. grflen. 

grOlig, adj.^ graulich, bange, Dameot- 
lich infolge von Gespenstererzählungen. 
Et s§ndrechtgrulge^ rüge Dinger. Dorr, 
1. Wiew., 16. 

Gramat^ GrammoH, m., s. Grummet 
Grammel^ m., s. Grommel. 
grummeln, sw.^ s. grommen. 
Grammet, Grammelt, GrammoH, m.y 

zweiter Grasschnitt, Nachheu. Nach 
Hennig, 90, auch Orumat; in Hessen 
das Grummet, früher Gromat^ Gromath, 
Aus Grünmad = Grün-Mahd, grüne 
Mahd==junge8, unreifes Gras im Gegen- 
satze zu dem harten und reifen Grase 
in der Heuernte. Vgl. Weigand I, 
623. Frischl, 378b. 

Grampel, pltd. Grompel, m., fester Ex- 
crement^Cylinder von Mensch und Tier; 
auch Grtünpel und Grimpel. Mühling 
hat f&r Grämpd und Grimpel die nackte 
Erklärung: kleine Stückchen. 

Fitedibltr, W6rt«rbii«li L 



Gramsing, Pflzn., gemeiner Gänserich, 
PötentiUa anserina L.; auch Grllnsing. 
Hagen, 532. 

griln, adj, 1. freundlich gesinnt, ge- 
wogen. Er ist ihm nicht grün, mag 
ihn nicht leiden. 2. unreif. Grüner 
Apfel — grüner Junge. 

Grand, /., der Grund, kleines Thal, 
Schlucht. Die Markheimsche Grund 
bei Heilsberg. Die Pulvergrund bei 
Elbing. Schemionek, 35. Nach E. 
Förstern, in Danzig mindestens in 
diesem Genus schon im 15, Jahrh. ge- 
brauchlich. Auch isländ. /.; in Hessen 
ebenfalls Femininum. Yilmar, 139. 
Sperber, 14. 

Grilnd, /., früher turmartiges Gefäng- 
nis in Königsberg. . . .sie (die Schen- 
ken haben) verdiendt, da/z man sie alle 
vier jn die gründt stecke vndt ein 8 tage 
setzen Hesse. Protokoll d. Morgenspr. 
V. 24. Jan. 1618. Die Zünfte, 52.' 

Grandbime, pltd. Grandbtr, f., Kar- 
toffel. Mühling. 

Grandel, Grllndel, m., s. Gringel. 

GrandgrSber, plur.y machen in Danzig, 
nach Klein I, 166, ein eigenes Ge- 
werbe aus und werden zu allerlei Grab- 
arbeiten bei den Häusern gebraucht. 
Vgl. Adelung n, 833: Grundgraben, 

grandlos, ac{;., ohne Grund; uner- 
gründlich, unzuverlässig, schlecht; von 
Menschen. Mühling. 

Grandnetz, n., grofzes Seefischemetz 
zum Fischfang auf dem Grunde; auch 
TrewI. Beschreibung in Benecke, 341. 

Grllndonnerstagkringel, m., Kringel- 
gebäcke für den Gründonnerstag. S; 

Kringel. 

Grandsack, m., niederer Haff sack 
(Netz). Frisches Haff. S. Hafisack. 

grandswarklicb, ad/., s. warklich. 

Grttnfrau, /., Frau, die mit Grünem 

17 



258 



Orünfatter — guckeloren. 



handelt, Gemüsehandlerin. Danzig. 
Vgl. Rosenkranz, Egsbg. Skizzen I, 
145. 

Grllnflltter, n., Futter, das noch grün 
und irisch ist, das eben gemähte Fut- 
ter. 

Grllnhof, Ortsn., Gut und Dorf im 
Kirchspiel Pobethen, Kr. Fischhausen. 
Als Spott: Rümy Bahn! de Grenhäfer 
käme, Sprw. I, 3073. 

GrUnknochen, m., Hornhecht, nach 
den hellgrünen Gräten. *S. Hornfisch 2. 

Grttnlirtg, m., Grünfink, FringiUa chUh 
rü L. Mühling, Tiern., 171. 

GrUnschleng, Grllnschling, m., Gold- 
ammer^ Emberiza citnnella L. Sper- 
ber, 14. 

GrUnschling, ti»., s. das vor. 

Griinschnabely m., Schnabel, der noch 
grün, unreif ist, zur Bezeichnung eines 
naseweisen und vorlauten jungen Men- 
schen. Dasselbe was allgemein Gelb~ 
whnabeL Bock, 16. Hennig, 90. 

Grllnsing, m,, s. Gramsing. 

GrOSy m. und n., nhd. Graufz, grob- 
kömiger Sand, Gerolle; Bauschutt Ahd. 
grioZy mhd. griez^ gruz Sandkorn. Auch 
die kleinen Bemsteinstückchen nennt 
man im Haufen Grus; ebenso Torf- 
gruSy Kohlengrus. Brem. Wb. H, 554. 
Hennig, 91. Sperber, 14. 

Graicbely m., Gründling. Litauen. 
Lit. grüzaSy grUza^ grkze, gruzlis^ Gründ- 
ling, Gringel (s. d.). 

Grafehel,n., Überrest, Bodensatz, Ab- 
gang, stark gequetschte Masse gleich- 
artiger kleiner Dinge. Die Fische sind 
ein Gruschel; noch mehr eine stark be- 
nutzte Streu. Davon grafeh'lig, adj.y 
durcheinander gedrückt, verquetscht. 

grafehlfg, adj., s. das vor. 

Grasely 9n., graseln, grilseln, m., gras- 
lich, ac^\y s. gritein. 



grfisen, mo., sich zu Gfnts auflösen, 
bröckeln, zerbröckeln. Treichel. 

Gruisch, /. u. m., Brei aus grobem 
Mehl, aus Kartoffeln, Erbsen: Kar- 
tofelffrutsch^ ErbsengnUsch. Enem to 
Grutsch schlage^ ihn zu Brei, d. i. sehr 
derbe, schlagen. Sprw. I, 1500. 

Gratschice, Pflzn., Wrucke^ Wruke. 
Stallup. Marold. 

GrUtz, Gritz, pltd. GrStt, m.. Verstand, 
Scharfsinn, Einsicht. Er hat Grütz im 
Kopf. Strengt deinen Grütz an. In 
Natangen im entgegengesetzten Sinne 
gebräuchlich. He he ft statt Marks Cfrott 
öm Kopp. S. Sprw. I, 1389. 

GrUtzbaucli, pltd. GröttbOk, m., scherz- 
hafte Bezeichnung für etwas korpulente 
Personen, oder auch solche, welche 
gerne und viel Grütze genielzen. Die 
Litauer heifzen wegen ihrer Vorliebe 
für den Kiefzeel (s. d.) Ghrützbäuche. 
Lepner, 83. 

Grlltzchenzählery m.^ einer, der die 
Grützkömer zählt, Knauser, Geizhals; 
namentlich von einem kargen Ehemann 
gebraucht, der die Ausgaben lür die 
Haushaltung arg beschränkt, sehr genan 
ist. Hennig, 90, hat GrückenzcSder^ 
vielleicht Grickenzä/der, In weiterer 
Bedeutung auch Kleinigkeitskrämer, 
leicht Verletzter. Bei Stein, Pere- 
grinus XII, 82, Gritzenzeler unter den 
Ekel- und Schimp&amen. 

GrUtzczanke, m., s. Griisclian. 

Grtttzenzähler, m., s. GriltzchendUiler. 

GrUtzkaeten, m. 1. Kopf. Nimm dei- 
nen Grützkasten zusammen^ strenge dei- 
nen Kopf^ deinen Verstand an. 2. 
Lazarett Hei ös am Grottkaste^ im 
Lazarett. 

GrUtzkopf, m.y Dummkopf. Vgl. Grlltz. 

guckelOren, au?., aus gucken und luren 
lauem zusammengesetzt, also guckend 



Gaddak — Gusch. 



259 



lauern, mit klaren Gucksaugenj schein- 
bar schlafend im Bette liegen. Hen- 
nig, 91. 

fiuddaky m. 1. Achtehalber (s. d.). 
2. Kolonist. Nach Pisanski's Nachtr. 
nannte man die Kolonisten Gvddaks,^ 
weil die Acbtehalber in Preafzen gang 
und gäbe wurden, da aus der Schweiz, 
Pfalz, aus Franken etc. viele Kolonisten 
in dieses Land kamen. 

Gudde, m.y polnischer, russischer 
Bauer oder Holzflöfzer. Lit. guddas^ 
nach Nsslm. Wb., 260 b, Pole^ Russe, 
meist als verächtliche Bezeichnung, nach 
Mielcke, 89a, Gothe, der an preufz. 
Litauen grenzt. Er üt ein rechter Oudde^ 
ein zerlumpter, schlecht gekleideter 
Mensch. Hennig, 91. Wenn der 
Preufze redety hat der Gudde zu Schwei- 
gern. Litauen. Schleicher, 175. Sprw. 
I, 3009. 'Dieser Nahme^ Gotheh^ schei- 
net annoch nicht in Preufzen erloschen 
zu sein^ indem noch zur Zeit die in 
Nadravien und Zalavonien wohnende 
wm den deutschen Einwohnern bey Kö- 
nigsberg pflegen schimpfweise Gudden 
genannt zu werden. Pierson, Matth. 
Prätor., 5. Vgl. Nsslm. Th., 54; 
Forsch. 3. Lit. Aeq. 19. Pierson, 
Elektron, 23 ff. 

Gudiilann, m., s. Gutmann. 

Gulatschwasser, Medik. Aqua vegeto 
minercU. Goulardi. (Aqua plumbica). 
Kgsbg. 

Gulden, m.^ das heutige Markstück, 

s. Gille. 

GUlke, /., Pflzn., s. Gilke. 

Gully /., kalkutische Henne. Pi- 
sanski, Nachtr. Wohl von dem 6e- 
schrd dieser Hühner gebildet. 

GUIIe, 97>., s. Gille. 

Gülle, /., Misljauche, Mistpfütze; 
Sumpl Mühlin g. 
GumMnnen, Regierungsstadt in der 



Provinz Ostpreufzen. Der Name stammt, 
nach Passarge, Balt, 310, wahrschem- 
lich von gumbiSy Fischreuse, her. Der 
Yolkshumor macht den Gumbinner 
Mädchen das Kompliment: der kann 
von grofzem Glucke sagen^ der aus Gum- 
binnen unbeweibt kommt Vgl. Sprw. I, 

1808. S. Insterburg. 
Glimmer, tt»., s. Gommer. 

Gumpel, GUmpel, m. jüd. Vorn., Gnm- 
precht. Flatow. Schmitt, 112. 

Gundau, Ortsn., s. Guntau. 

Gunderam, Gundram, m.y Pflzn., Gun- 
dermann, Glechoma hederacea L. Auch 
üdramy üdramb und Kick durch den 
Zaun. Bock, Nat. IH, 445. Hagen, 
610. 

gUnseln, sw.y winseln^ wimmern, kläg- 
lich bitten. 

Guntau, Gundau, Ortsn., Dorf bei Weh- 
lau^ früher gundow. Er sieht^ aus^ wie 
der heilige Geist von Guntau. Sprw. I^ 
201. S. Nsslm. Th., 54. 

Guntchen, w. Yom., Adelgunde. S. 
Alchen. 

Gurchel, m., Schmutz. Ön e Gurchel 
tredcy in den Schmutz treten. Natan- 
gen. 

gurdelOy ato., wie gurgeln^ vielleicht 
auch korrumpiert aus grvmmeln von 
grommen: es gurdelt mir im Leib, es 
rollt in den Gedärmen. Hennig, 91. 

Gurke, /. 1. Pflzn., Ctunimis sativus 
L. 2. übertragen: grofze Nase. Der 
hat eine gute Gurk\ 

Gurkemei, m., Eurkume, wie dieses 
aus Ourcumci, von dem indischen kwr- 
htm, gelber Ingwer, indischer Sa&an. 
Leunis, 1082. Bei Bock, Nat. UI, 
252, Grurkumeif, Kurkume f. Als Medik. 
Radia Curcumae. 

gllSy adj.y s. gtSL 

Gusch, Gusche, /., der Mund. Bock, 
16. Der Kaschke fyhrd de Gaseh, as 

!?• 



260 



guBchen — Outmann. 



8e% den Braade wengd^ Eäthchen feuerte 
der Mund, als sie den Braten wandte, 
am BratspieTz drehte. Carm, nupt I, 
282, 7. 

guschen, sw., von Ousch, küssen. 
Schemionek, 15. 

GUse, /., Fischn., s. Gtse. 

6u88, Guie, /., Dem. Gtusche, Name 
und Lockmf für die Gans. OuSe Guie 
Gänskes, kämt na Hüs! Volksr., 177, 
691; 64, 242 g. 

GQssely n., s. Gessel. 

gllst (ü lang), ctdj.y s. gTsL 

Gustabalde , Gustabalda , Gustebalda, 

Name eines unförmlichen weiblichen 
Steinbildes in Bartenstein, der s. v. a. 
Oustel aus dem Walde bedeuten soll. 
Nach der Sage wurde eine von ihrer 
Mutter verfluchte Tochter in diesen 
Stein verwandelt. Beschreibung, Ab- 
bildung, Geschichte, Geschicke und 
Deutung der GwtabaMe s. Behnisch, 
Versuch einer Geschichte der Stadt 
Bartenstein etc. Königsberg, 1836, S. 
18 ff. Vgl. auch Bock, Nat. I, 67 f. 
Preufz. Archiv. Jahrg. 1796, S. 667. 
N. Pr. Prov.-Bl. III, 57 ff. 
Gltoter, n., s. Gieb. 

Gut, kolmüchesy n., s. Kölmer. 

GUtel, w. jüd. Vom., auch GUttel, JU- 
tel, Jitel, von Judith, Jutta, vielleicht 
auch aus dem deutschen Gute, Flatow. 
Schmitt, 114. 

Gutfrau,/., s. Giifanann. 

Gutkind, m. jüd. Vom. Flatow. 
Schmitt, 112. 

Gutmann, guter Mann, GOdmann, pltd. 
GAdmann, göder Mann, m., zunächst Zeuge 
bei der Trauung; nach Sperber, 14, 
auch bei Taufe und Verlobung; ebenso 
Gutfrau, gute Frau, GOdfrau, pltd. GOdfrfi, 
gOde Frfl. Die guten Männer und gu- 
ten Frauen stellen ' den Brautleuten 
gleichsam das verträgliche Ehepaar 



dar, sie sind stets verheiratet und stehen 
auch schon vor der Trauung dem Braut- 
paare ratend zur Seite. Der gute Mann^ 
oft zwei gute Männer^ begleiten den 
Bräutigam schon bei Bestellung des 
Aufgebotes zum Pfarrer, oder sie brin- 
gen bei derselben die Einwilligung der 
beiderseitigen Eltern, als Stellvertreter 
dieser, mit Bisweilen überreichen sie 
vor der Trauung dem Pfarrer einen 
Krug Bier nebst einem Sträufzchen auf 
einem Teller, welches der Pfarrer sich 
auf den Ärmel heftet und während der 
Trauung trägt; Ahnliches geschieht 
dem Organisten. (Hermsdorf bei Pr. 
Holland.) In der Kirche holt Ai&v gute 
Mann nach dem Gesänge des Ein- 
leitungsliedes den Bräutigam zum Altar, 
alsdann die Braut, welche sich nur 
mit Widerstreben dahin fuhren läfzt 
(Gr. Rosinsko bei Johannisburg). Gv^ 
Männer geleiten auch am Sonntage 
nach der Trauung das junge Ehepaar 
noch in die Kirche. Hintz, 65 u. 67. 
GSdmani Godfru weisen hin auf das 
ahd. goto^ gotto^ cottOy mhd. gote^ götte 
und gute^ m., Taufzeuge, Pate, und das 
ahd. gotdy mhd. gote^ gotte^ /., Tauf- 
zeugin, Patin, mnld. godvader^ godr 
moedeTy engl, godfather^ godmothery 
schwed. gud/ader^ gudmoder^ bayt. Gott, 
Gottel (Gid, Gidn\ m. und Gott^ Got- 
ten, Gottel(ß6d,Gödn,G6de),f. Schade, 
342b. Schmeller II, 84 f. — Nach 
Klein I, 174, hiefzen in Danzig gute 
Männer^ auch geschworene Männer^ die 
beeidigten Leute, durch welche die ge- 
richtlichen Aussagen der auf Grund- 
stücke bestätigten Kapitalien geschehen. 
Man bediente sich ihrer auch als Mäk- 
ler, wenn man Kapitale auf Pfand oder 
Wechsel suchte oder bestätigte, Häuser 
kaufte oder verkaufte, mietete oder 
vermietete. M* brauch ihn erstUch in 



Gutsthuner — haben. 



261 



schweren sacken und vertragen zum gut- 
ten Mann^ so wird er sehen^ was er für 
einen Freund an ihm hat Stein, Pe- 
regrinus Xu, 41. W. Mtebl. V, 189. 
In den Werdern heifzen nach Hart- 
wich, 508, gute Männer diejenigen, 
„welche alle beliebte nachbarliche Zu- 
lagen, treulich und fleifzig einsammeln^ 
aufschreiben, und wegen der Einnahm 
und Ausgab richtige Rechnung geben 



sollen, wenn sie solches drey Jahr ver- 
waltet, sollen wiederumb andere an ihre 
statt erwehlet werden." 

Gutsthiiner, m., einer, der Gutes thut; 
doch gerade in gegenteiligem Sinne 
angewandt: Thunichtgut, Taugenichts. 
Du bist ein rechter Qutsthuner. ein recht 
ungezogener Mensch. Hennig, 91. 

Guttel, w. jad. Vom., s. Gtttel. 
GOtvogely 9n., s. GTtvogel. 



H. 



h, Hauchlaut, wird pltd. inlautend ein 
j (ähnlich dem g): blühen bleje^ blege^ 
blüqen^ blOegen; Nähe Näje, Nä^^ näher 
najer^ neger; höher hojer hoger (auch 
hocher), oder auch ein unzweideutiges^: 
hoher hoger, rauher ruger; auslautend 
wird es häufig ein ch: sah sach^ ge- 
schah geschach, oder ein g: rauh rüg. 
Lehmann, Yolksmd., 34. 

Haar, pltd. Har (a = ä)y n. 1. im 
Sprichwort und in sprichwortlichen Re- 
densarten: Es ist kein gutes Haar an 
ihm. Kurze Haare sind leicht zu bOr^ 
sten. Rothes Haar und EUemhoh wächst 
auf keinem guten Chrund, pltd. Fossget 
Här on ellre Stobbe stdne op keinem 
gode Grund. Langes Haar und kurze 
Gedanken, pltd. Lange Här on karte 
Gedanke. Von Frauenzimmern. Dat's 
alles en Här on en Kaier (Couleur), 
min Schommel on din Foss. Kgsbg. 
Haare lassen müssen, Verluste erleiden. 
Soph. R IV, 556. Geschwollene Haare 
hohen, angetrunken sein. Vgl. Hen- 
nig, 97. Sprw. I, 1404 flf.; H, 1062 £F. 
2. Unglück, Harm, Sorge. Gott woegh 
dorch sienen Wingdt mehr Gloeck as 
Haar op Ju, Gott weh' durch seinen 
Wind mehi* Glück als Haar auf Euch. 



Carm. nupt. HI, 77 d. Erinnert an die 
in Oberhessen auftretende Redensart: 
Haare zwischen Jemanden blasen, durch 
Zuträgereien und Klatsch Uneinigkeiten 
stiften. Vgi. Vi 1 mar, 142. 

Haarchenmöve , pltd. HArkemöv', /., 
schwarzgraue Meerschwalbe, Stema 
nigra L. Mühling, Tiem., 171. 

Haarschneppe, f., Schnepfe mit Haa- 
ren, Strafzendime. 

Haartagel, m., Pflzn., s. Garthann. 

haartagen, sw., mnd. hdrtogen, här- 
tagen, an den Haaren ziehen, in den 
Haaren liegen, zanken, hadern. War 
öm sock hartaget, kabbelt on schleyht etc. 
Vgl. begehen. S. Hennig, 98. Brem. 
Wb. H, 595. Mnd. Wb. H, 211a. 

Habakucksöl, n., Medik., Oleum Caja^ 
puU, Kgsbg. 

Habakuckstropfen, plur., Medik., Tina- 
tura Asae foeOdae. 

habbern, sw., hadern, necken, zanken, 
streiten. Sie habbem sich in einem fort. 
Davon verhabbem, in Hader, Zank ge- 
raten, sich mit einem Freunde erzür- 
nen. Sie haben sich ein bifzchen ver^ 
habbert. Vgl. häddem. 

haben, sw. 1. besitzen, habere. Ha- 
ben ist besser, denn hätten — ist besser, 



262 



Haber — Hachel. 



denn nehmen. Wat de ener to vel heft^ 
heft de and!rer to weinig. Eibinger 
Ndrg. Hennig, 92. — 2. sich haben, 
a. sich grämen und klagen, Gram, 
Schmerz, Kammer in Worten und Ge- 
bärden lebhaft äuizem. HaV dich doch 
nwr nickt 9oI ruft man dem laut Be- 
kümmerten beruhigend zu. Das Tdchr 
terchen e/z je nu doch enmal Aer Boi% 
se michten sich -je an dem Tag man 
blofz sehr haben. Schalt}. 3, 12. Die 
Frau hat sich so übely da/z sie den 
Mann aus der Erde kratzen will. In 
der Verstärkung zerhaben, also bis zum 
Vergehen vom Schmerz erfüllt sein; 
doch auch sich ereifern, über seine 
Kräfte hinaus thätig sein: sich bei einer 
Arbeit zei'haben. b. neben dem auf- 
richtigen Sichhaben, geht ein unredlich 
schauspielerisches: Er hat sich sehr ge^ 
fährlich^ er thut sehr gefährlich, stellt 
sich z. B. kränker als er ist. Er hat 
sich grofz^ spielt sich auf, verausgabt 
über seine Verhältnisse, c. ist von 
zweien, die sich haben die Rede, so 
sind sie in Streit und Unfrieden. Sie 
haben sich beim Kopfe. 

Haber, Hawer (a » a), m., Hafer. Re- 
densarten : Der Hafer sticht ihn; volks- 
tümlich derb: De Häwer prockelt em 
öm A. Der Heitere hat den Haber gut 
verkauft. Nu 5s got Häwer scgCy wenn 
in gröfzerer Gesellschaft Stille herrscht. 
Wo kein Häwei' os, futtert man mot 
Häcksely man mufz sich nach der Decke 
strecken. Vgl. Sprw. I, 1428 fif. ; H, 
1082 ff. — Im Samlande nennt das 
Volk den Bernstein den gelben Haber^ 
pltd. gele Häwer. 

Haberberg, ti»., Stadtteil von Königs- 
berg, :cur Zeit des Ordens ein grofzes 
Dorf. Der Name wird wohl von dem 
Anbau des Habers (Hafers) auf den 
höher gelegenen Fluren herzuleiten sein. 



Nach Hennenberger, 211, rührt der 
Name von König Ottokar her, der 
beim Streit mit den heidnischenPreuizen 
gefragt: Haben tcir^n Bergf Hennig, 
93. 

Haberbock, m., Haarschnepfe, Scolo- 
paa gallintda L. Bujack, 383. Müh- 
ling, Tiem., 171, 

Habermilch, Pflzn., Wiesen-Bocksbart, 
Tragopogon pratensis L. Hagen, 797. 

Häberschwemmen, rein hchd. Hafer- 
chenschwimmen^ Belustigung am Syl- 
vesterabende, bei der man Haferkömer 
in einer Schüssel mit Wasser schwim- 
men läfztals Frage „an das Schicksal^. 
Jeder aus der Gesellschaft wirft ein 
Haferkorn in die Schüssel: wessen Korn 
schwimmt, bleibt leben, und wessen 
Korn untergeht, mufz im kommenden 
Jahr sterben. Während nun jeder das 
Gesicht über die Schale beugt und auf- 
merksam die schwimmenden Kömer 
beobachtet, schlägt unvermerkt ein 
Schalk auf das Wasser, dafz alle be- 
spritzt werden. Yolkskal., 29. 

Habesfrom, Ortsn., Kirchdorf am 
frischen Haff, jetzt Hqfstrom, Herrn 
Johann Friedrich Kofzling^ Wolmeritir- 
ten Pfarrern und Seelen -- Sorger der 
Christlichen Gemeine in Habestrom, 
Carm. nupt. H, 216a: Aus d. J. 1717. 
Der Orthy allwo der Herr Bräutigam 
sein Pfarr-Ambtführety wird von einigen 
genandt Hafen- Strohm, von etlichen 
Haabe-Strohm^ von andern gar Haber- 
Stroh. Ibid., 216b. Letzterer Name, ge- 
schrieben Haberstroh^ in Soph. R. U, 50. 

Hachel, Dem. Hachelchen^pltd. Hachelke, 
/. 1. Granne, Ährenstachel; von Achel 
(s. d.). 2. Stachel, Nadel. Tannenn 
hcu^hel, Kaddighachely die Hachein eines 
Domstrauches. 3. zur Bezeichnung eines 
Kleinen^ Wenigen, Geringen, öck gew 
em man (ich gab ihm nur) e Hachel 



• 

haöbelig — - Hackenleder. 



268 



— e Machelke — FUsch. Es üt nwr 
ein HachelckeHy ein Kleines, Winziges. 

hachelig, adj. von Hachel^ mit Hachein 
vermengt; von Mehl und Getreide. 

hachein, 9w. 1. essen, namentlich 
wenn's mit Schnelligkeit geschieht; doch 
hin und vneder auch das Gegenteil: 
langsam und „mit langen Zähnen" essen. 
Nach Klein I, 7, im Harz und in der 
Püalz (tchelUy das Grimm als aus dem 
Judischen und der Gaunersprache ent- 
nommen bezeichnet. Wb. 1, 162. Hier- 
von zerhacheln, zerbeifzen^ mit den Zäh- 
nen zerreifzen, durch Beifzen beschä- 
digen. Mühlin g. In der Gegend von 
Friedland Ostpr. zerhacheln^ zunächst 
durch Hachein (Domspitzen) zerreifzen, 
dann durch Hängenbleiben etwas zer- 
reüzen : dch das Kleid zerhacheln. 2. lang- 
sam und erfolglos arbeiten. Hei kachelt 
damankj äwer heft nuacht gedäne. Sam- 
land. 3. nach Mühling stark und 
schnell atmen nach angestrengtem Laufe ; 
bei Tier und Mensch. Im Götting. nur 
voD erhitzten und ermüdeten Hunden. 
Schamb., 71a. 

Macht, 97»., Höcker, Spitze an der 
unteren Eisfläche, oder auf dem Grund- 
eise. Das Wintergam kann bey dem 
ersten Zuge^ wenn viele spitzige Höker ^ 
welche die hiesigen Fischer Hachten^ Eis- 
hachten^ auch Grrundhachten nennen^ 
sich unten bei den Wuhnen angesetze% 
. . • also beschädiget werden^ dafz kaum 
100 Qvlden zur Ausbesserung hinläng- 
lieh sind. Bock, Nat. IV, 716. 

hachteiiy mo., haften, halten, festhalten, 
mit der Hand oder dem Gedächtnis. 
Dei kann nuscht hachte^ auch tahachte^ 
eigentlich zerhackten = er kann nichts 
festhalten; es hafbet bei ihm nichts. 
Samland. 

Hacky m. Hack und Packy auch Hacke- 
p€u:ky Hackpack n. 1. das Durchein- 



andergemengte, . die wenig wertvolle 
Habe des Armen. Mit Hack und Pack 
abziehen. Sie kaben ihn mit Hack und 
Pack aus dem Hause geworfen. Nach 
Treichel heifzt die geringe, ganze Habe 
auch Hackepei, Wie Hack so Pack. 
2. die bunt gemischte Gesellschaft armer, 
gemeiner Leute. Es ist ein rechtes Hacke- 
packy Gesindel. Hackpack schlagt sick^ 
Hackpack verträgt sick. VgL Grimm, 
Wb.IV2, 102: Hackemack. Bock, 16. 
Hennig, 94. Sprw. I, 1481. 

Hackan, Pflzn., kletterndes Labkraut, 
Galium aparineL.j weil die Früchte 
sich leicht anhäkeln; auch Huckauf, pltd. 
Huckop, Klebrich und KlebkrauL Fried- 
land Ostpr. Bock, Nat. IH, 266. Ha- 
gen, 166. 

Hackaufyn., Kartenspiel mit drei Kar- 
ten, auch unter Dreien. S. Dreikart 

Hacke, /. 1. Werkzeug zum Hacken. 
Er ist nickt reckt Hack im Stiel, nicht 
recht gesund. Er kat nickt Hack nickt 
Stiel, aber auch: nickt Hand nickt Stiel 
(hier = Stil), arbeitet ungeschickt. In 
diesem Sinne sagt man auch: Was er 
mackty kat weder Hand nock StU. 2. 
Ferse und davon 3. Absatz an Schuh 
oder Stiefel u. 4. der Teil des Strumpfes, 
den die Ferse ausfüllt. Enem op de 
lELacke sötte, hinter ihm her sein, ihn 
antreiben. Hacken macken^ entfliehen, 
Fersengeld geben. Vgl. Sprw. 1, 1433 f. ; 
II, 1079f. 

Häckel, m., Häckelung, /., s. HMkel. 

Hackelkraut, Pflzn., gemeine Kuh- 
schelle, PubatiUa vulgaris Mal. Ha- 
gen, 565. 

Hackemtackem, auch Hakeltakel, Medik. 

TacameJiaca. 
hacken, .sw., sick, sich ärgern, zanken. 

Vgl. hacksen. 

Hackenleder, n., in Schuh und Stiefel 
das innere Hacken- oder Fersenstück, 



264 



Hackenschar — Haffgericbtstag. 



das Afterleder, das sieh* um die Ferse 
schliefzt. 

Hackenschar, Pflzn., s. Mill. 

Hackepack, n., s. Hack. 

HackSy m.j Schlag, und zwar ein kurz 
hackender. Er gab ihm einen Backs. 
Ihm einen Hoch versetzen. Dat wor en 
Dütoek Hoch! Carm, nupt I, 282, 4. 
Einen Hack» abbekommen. Einen Racks 
voeghabeny zunächst einen Schlag weg- 
haben; übertragen: einen körperlichen 
Fehler sich zugezogen haben, in üble 
Nachrede gekommen sein. Sprw. I, 
1435. 

hackschen, sto., grobe Zoten anreilzen, 
ausfuhren; frivoles Zeug reden, pbscöne 
Witze machen. Dönh. Sperber, 14: 

hakschen. Davon Hakscher. 

Hacksei, Häcksel, m. u. n., von hacken^ 
da das Stroh mit hackendem Schnitt 
zu Häcksel zerkleinert wird. Er ist im 
Häcksel ersoffen^ spurlos verschwunden. 
Häckselche pusten^ als Sylvesterabend- 
Belustigung. Es kommt darauf an, ein 
Geldstück mit dem Munde aus einer 
mit Häcksel gefüllten Schüssel zu neh- 
men. Hennig, 94, der auch noch 
Hackeüade und Hackelmesser aufiführt. 
Vgl. Grimm, Wb. IV 2, 108. 

hacksen, sw.^ von Hacksy schlagen, 
doch kurz und leicht. Kleine Kinder, 
die „lose Hände^ haben, hacksen. Sche- 
mionek, 15, Aaa;«n:dnrchleichte Schläge 
necken, Böses nachsagen. 

häddem, sw. 1. hadern, an einander ge- 
raten. Davon verhäddern, sichj sich er- 
zürnen, entzweien. Se war met ehrem 
Mann sehr verheddert. Schaltj. 1, 441. 
2. verwirren: die Fäden sind verhädderty 
sie sind verwirrt. Vgl. habbem. 

Hadebär, m., s. Adeb&r. 

Hafdom, Haftdorn, Pflzn., Weiden- 
blättriger Sanddom, Hippaphae rham- 
noides L. Hagen, 1038. 



Haff, n., die beiden grofzen SüEe- 
Wasserbecken (kUrisches und frisches 
Haff)y welche von der Ostsee durch 
die Nehrungen geschieden sind. Haff^ 
die niederdeutsche Form des Wortes, 
ist jetzt zur allgemeinen geworden; 
die hochdeutsche war in früheren 
Jahrhunderten Hab^ Haab. Das eine 
ist das frische oder preussche Haab. 
Waissel, Chronik (1559) la. Die schiff- 
ten durch das Haab. Schütz, PreuTzen, 
20. Waissel, a. a. 0., schreibt auch 
Hav: aus der See hat es (Preulzen) zween 
schone Einflüsse in das Land, die werden 
Hcujtbe oder Haive genannt, da nemlich 
die Schiffe in das Land ein und aus- 
laufen. Im deutsch -preuf'z. Vocabu- 
krium ist das altpr. mary mit Hab = 
Haff übersetzt (Voc. 65). Hennen - 
berger hat schon Haff: Es sol auch 
die frische Neerung in dieser zeit, durch 
solche starcke Nordenwinde auffgetrieben, 
denn zuuoren kein Haff allda, sondern 
lauter See gewesen sein soü: A. a. O. 
S. 363; s. auch S. 413. Ost&ies. ist 
hef derjenige Teil des Meeres, der sich 
zwischen der Küste und den Inseln be- 
findet, oder als Wattenmeer die Küste 
des Festlandes wie ein Gürtel umfafzt 
und einschliefzt; die offene See wird 
niemals hef, sondern im Gegensatz zu 
diesem stets se genannt. Doornkaat 
Koolman, Wb. H, 54a. Ags. heaf, 
isländ. und schwed. haf dän. hav Meer. 
Haff als Name für das Land an einem 
Haff tritt nicht auf. Grimm, Wb. 
IV 2, 126 f. Zur Bezeichnung groGsen 
Durstes: Ich mochte das Ha ff aussauf en. 
Sprw. I, 1438. 

Haffgerichtstag, m. Zum Verfahren 
bei Fischereikontraventionen sollen monat- 
lich vnderkehrende Haffpolvsep-Oerichts- 
tage {Haffgerickbstage) bestimmt und die 
Orte, an welchen sie zu halten sind, von 



Hailkraut -« Hagen. 



265 



der Regierung bekannt gemacht werden. 
Fisch.-Ord. f. das kur. Haff; §§ 66. 67. 
69 etc.; f. d. fr. Haff § 71 etc. 

Haffkraut, n., Pflzn. Nach Bock, Nat. 
U, 168, die Seeeiche, (^uercw marina^ 
„welche auf der stürmenden See vor 
dem Bernstein hergehet,^ also der ge- 
meine Blasentang, Fucus vesiculasus L. 
Nach Mühling das gemeine Seegras, 
Zoatera marina. Hennig, 93. Vgl. 
Blumenstein und Fiizelband. 

Hafhnist, 97»., Mist, Dünger aus dem 
Haff: das in Verwesung übergegangene 
Haffkraat. Der Haffmist wird in denen 
Gegenden^ die an beyden Haffen liegen^ 
aufzer dem Stalldünger^ am nützlichsten 
befunden. Bock, Nat. XU, 684. 

HafhnSve, /., Latus. Allgemeiner 
Name für die Möven und Meerschwal- 
ben. Zeigen sie sich im Lande, so kün- 
den sie Sturm an. Haffe. Ostsee. Bock, 
16. Hennig, 93. Am Drausensee 
heifzt nur die schwarzköpfige Möve, 
Z/aru8 rtiefi6und[us, Haffmöve. Mühling, 
Tiem., 171. 

HaffmUcke, /., kleine Mücke am Haff. 
Nach den Mücken am frischen Haff 
heifzen die Bewohner von Fischhausen 
(s. d.) Mückenspritzer. Vgl. Fiscbfrafz. 

Haffpadde,/., Seehase, Seekaulbarsch, 
CycUypteruslurnpusL, Mühling, Tiem., 
172. Nach Bujack, 396, gilt dieser 
Name für Helgoland, auch Benecke 
führt denselben nicht auf. Hier zu 
Lande heifzt der Fisch nach Bujack 
a. a. O. Hogeriump. 

Haffpäpke, m., das Haffpfäffchen, klei- 
nere Gattung des Wasserhuhns, Fulica 
atra L. Mühling, Tiern., 172. 

Haffsack, 97»., Netz aus zwei Flügeln 
und einem daran hängenden Sack mit 
drei bis vier Bügeln und einer oder 
zweiinkeln. Jeder Flügel ist 2 V4 Klafter 
lang und 1 Klafter hoch. Netze von 



dieser Grdfze heifzen hohe Haffsacke^ 
auch Brassensdcke; die niederen Haff- 
sacke y auch Orundsdcke^ sind in Sack 
und Flügel nur 4 FuTz hoch, und haben 
die Flügel nur eine Länge von 1 Va bis 

2 Klafter. Die Maschen in den Flügeb 
beider Sackarten dürfen nicht enger als 

3 Zoll im Quadrat und in den Säcken 
(Metritzen) nicht enger als 1 Zoll im 
Quadrat sein. Fisch.-Ord. f. d. fr. Haff, 
§ 29. Der auf dem kur. Haff benutzte 
Sack(j?ajf<a(;Ä;)heiizt gewöhnlich Wenter 
(s. d.). 

Hafke, Hawke(a = ä), m.^ Habicht; 
auch Raubvogel überhaupt. Ags. heafoc^ 
hafoc.^ engl, hawk^ holl. havik. Vgl. 
Grimm, Wb. IV 2, 91. Sprw. I, 1835. 
Wt de Häßes on de Rawe Feie se 
daräwer her. Ward. Bür, 4, 1. Wie 
ein Häfhe hinter etwas her sein. Boawn 
jecht (jagt) sick HoafK on Schwalm^ 
ünjgen (unten) rept de Wachtel luud. 
Dorr, 39. Hafke, Häfke, HSnerdew! 
Volksr. 57, 220. 

Häfkeklau', /!, Habichtsklaue; ein 
Schnaps, der tüchtig kratzt. 

Haftdorn, Pflzn., s. Hafdom. 

Häge,/., Schutz, Sicherheit, Behagen, 
Ruhe, Frieden. Er läfzt fnir keine Hage, 
Hennig, 93. 

hagelneu, pltd. hagelnU (a = a), adj.y 

neu, vne der frisch gefaUeue Bagel. 
Onn denn baut he schraats der Nas^ nach 
een hagelneies Schlo/z. Schalt). 1, 439. 

S. funkelhagelnagelneu. 
hagelweifz, pltd. hageiwitt (a » a), adj.y 

weifz wie Hagel. Man hört auch hdgel- 
Xr2tfeun^, hagelkreide weifz. Hennig, 92. 
Hagen, m., aus Hag, gehört zur deut- 
schen Wurzel hag schlagen, stofzen, 
stechen, und ist (vgl. Grimm, Wb. 
IV 2, 137) die nächste Bedeutung von 
h>ag: die aus geschlagenem Holze her- 
gestellte Umfriedigung, Zaun. Daher 



266 



bagen — HahnenBohrioht. 



Hagen 1. Grehege, Zaun. 2. in Forsten 
das Jagen, Waldgehege, dies auch 6e- 
hage. SchnarUngs Qehage in der War- 
nicker Forst (ßchnarling kleines Gat 
im St-Lorenzer Kirchspiel, Kr. Fisch- 
haasen). 3. Yerhan, Yerschanzang. 
Heinrich von Wida der dritte Landt- 
meister in JPreussen zog mit grosser 
macht auff Samlandtj aber die Samen 
hatten ein starcken Hagen von grossen 
Beumen vnd ricken. vom Seestrande an 
bis in das frische Haff gemacht^ den 
durchhieben, die Brüdery sprengten in 
das Lfandty branten vnd mordeten, miüer 
weil samleten sich die Samen^ machten 
den Hage vAder^ vnd warteten alda des 
Meisters etc, Hennenberger, 413. Der 
Hagen auf der karischen Nehrung, vom 
Ufer des Haffis bis an den Strand der 
See reichend, war ßus mächtigen Baum- 
stämmen und Strauchwerk errichtet 
und diente den Samländem zum Schutze 
gegen die von der Memelburg aus sie 
verfolgenden Ordensritter. Voigt, Gesch. 
Pr. III, 108. Passarge, Balt, 44. 

hagen, sw,^ hegen, umzäunen, durch 
Umzäunung schützen. Hennig, 93. 

S. hegern. 

hagen (a kurz), str., spotten. Sich 
hagenj sich hämisch über eines andern 
Nachteil freuen. Stalluponen. Marold. 

haggem, seo. 1. hakend hängen blei- 
ben, sich anhängen. An den Domen 
des Strauches haggem bleiben. Fäden 
haggem an Kleidern an. 2. losen, 
schwachen Zusammenhang haben. Der 
abgequetschte Finger haggerte nur nach 
an der Hand. In beiden Bedeutungen 
anhaggerriy sich anhängen; lose befestigt 
sein: das ist auch nur so angehaggert. 
3. im Fortgange stocken. Eine schlechte 
Maschine haggert alle Augenblick, steht 
sehr oft still. In allen drei Bedeu- 
tungen auch hakem. Hennig, 94. In 



Liv- und Estland in der letztem Be- 
deutung hackem. Hupel, 87. YgL 
hapern. 

HägereHer, m., Hägebereiter, Wald- 
bereiter^ Waldwächter^ Buschwächter; 
Yon Hag^ Hagen. Unweit Memelj wo 
mein Mann als Hdgreuter monaüich 
3 Rubel etc. hat. Soph. R. VI, 384. 

Hägster (a lang), m , s. Heister. 

Hahft, /., Wiege, Kinderbett über- 
haupt; nach dem Schlummergesange: 
hahahd! ,Komw! in die Hahä. In die 
Haha gehen; nach Treichel auch: In 
die Baba gehen. Vgl. ^chuichu, Wiiche. 

Hahnchenbier, pltd.Hankeb&r (a»"d), n., 
junges Bier, dem der Beisatz von Hopfen 
fehlt und das daher süfz schmeckt. 
Nach Mühling auch Meusch, Werz. In 
Liy- und Estland auch Hahnchen. 

Hahnchenfllhrer, m., s. FMhnkefUhrer. 

Hahnenlcammldee, m., die angebaute 
Esparsette, Hedysarum onobrychis L. 
Dies vorzügliche Futterkraut heifzt bei 
uns auch Heiligheu. Hagen, 764. 

Hahnenidötchen, Pfizn., Gemeiner Spin- 
delbaum, Bjoonjfmus europaeus L. Ha- 
gen, 259. 

Hahhenkorn, n., Mutterkorn, Entartung 
des Kornkernes zu einem zapfenartigen, 
auizeti schwarzen Körper; auch Hunger- 

kom, Komzapfen. 

HahnenJoilh, m., Zeit des ersten Krä* 
hens des Hanshahnes. EriatumHahnenn 
kräh aiusgefahren. Hennig, 326. Auch 
HahnenIcrOg; mnd. hanenkrät^ -kracht. 
Mnd. Wb. II, 187 a. 

Hahnenpfote, pltd. HanepOt (a »> d), /., 

dem ELahnenfuIze ähnelnder, winkel- 
artig zusammengeknoteter Strick an 
Fischemetzen, woran die Bott- oder 
Treibleine befestigt wird. Sie heifzt 
auch Schlricer. S. Benecke, 339. 

Hahnenschricht, m., Hahnenschrei; zur 
Bezeichnung eines kurzen Zeit- und 



HahnenBehritt — Hakenstein. 



267 



Wegmafzes. De Dag os cdl e Häne- 
schrocht länger^ der Tag hat am die 
Dauer eines Babnenschreis zugenommen. 
Et 08 man e Häneschröcht tfyit^ nur so 
weit, als man den Schrei eines Hahnes 
hören kann. Vgl. Hundeblaff. 

Hahnenschritt, 971., Schritt eines Hahnes, 
zur Bezeichnung eines geringen Zeit- 
mafzes, wie Hahnensckncht, Denn die 
Sonne erleuchtet über unaem Horizont 
die Luft gleichsam mit dem Tages^IAckt^ 
wenn sie noch 18 oder 20 Orad^ welches 
ein ziemlicher Hanenschritt heifzen mag^ 
unten ist Linem., A3b. Der Tag 
hat einen Hahnenschritt zugenommen. 
Sprw. I, 1449. Bock, 17. 

HahnkefUhrer, m,, s. FahnkefUhrer. 

Haibftk, /., s. Heibftk. 

Häkel, Häckel, m., auch Häckelung, /., 

dicht gestricktes Schlufzende, hinterster 
Teil an der Metritze oder dem Sack des 
Netzes. Der Gebrauch des Häkeis ist 
bei allen Sommerfischereien verboten. 
Fisch.-Ord, f. d. kur. Haff §46; für 
das fr. Haff § 20. Benecke, 315. 
Sperber, 14. Vgl. Windegam. 

Hakeltakel, Medik., s. Hackemtackem. 

haken, sw. 1. mit einem Haken fassen, 
fest greifen. 2. hängen bleiben wie an 
einem Haken. Er ist haken geblieben^ 
bei dem Verkehr mit einem Mädchen, 
ist ihr Bräutigam geworden. 3. nach 
Mühling im Ermlande auch kratzen, 
also mit den hakenartigen Fingerkrallen 
bearbeiten. 

Haken, pltd. Hake (a = a), m. 1 . Land- 
spitze, holL hoek. An der saniländi- 
schen Ostseeküste, aufzer BrOsterorty 
der Alknickenschcy Wangkrugsche^ La^ 
pehnensche Haken, 2. lange, schmale 
Untiefe, die sich vom Ufer landspitzen- 
artig weit in das Haff erstreckt. Am 
frischen Haff: Kaddighaken^ Mövenhaken^ 
Lehmberghakeny Rapenhaken; am kuri- 



schen: Pferdehaken. Die Fischer des 
kurischen Haffes nennen den Haken 
auch retgas == Hom. Hier stürzt ein 
Berg kopfüber in das Haff und wird 
zu einem Haken. Passarge, Balt, 225. 
Doar legende Hoakesvon Jungfer (Ortsn.), 
voll Seesen^ Schölp on Somp . , . op ere 
Hoakes hebben se Wild de HöU on FöU. 
Dorr, 28. 3. Malz fär eine Acker- 
fläche von 20 Morgen kulmisch (vgl. I 
Kölmer\ nach Hennig, 94, Hakenhube, 
pltd. Hdkehöwy zum Unterschiede von 
der Dorbhube, pltd. Derpshöw, welche 
30 Morgen enthält. Drei Haken machen 
zwei Huf en. Landesordnung von 1307. 
Bock, Nat. I, 688. Über den Haken 
als Ackermafz in Liv- und Estland s. 
Hupel, 84ff., Sallmann, 47. 4. kleiner 
Pflug (s. das folg.). 

Haken, n., den Acker in die Quere 
pflügen, was mittelst eines Hakens ge- 
schieht, der als Karrhaken auf Rädern 
geht und durch Zugvieh in Bewegung 
gesetzt, oder als Handhaken von Men- 
schenhand geführt wird. Preufz. Mark. 
Niederung. Vgl. Bock, Nat, HI, 959. 
1024. 

Hakenbude,/., Hökerbude, s. Bude. 

HakenbUdner, m.^ Inhaber einer Hakens 
bude. 

Hakenhube, pltd. HakehOw (a = d), /., 
s. Haken. 

Hakenlachs, ?n., s. Lachs. 

Hakenstein, m., an einem Holzhaken 
befestigter Stein, der bei der Eeitel- 
fischerei auf der Treibleine bis zur 
Bottleine herabgleitet, um den Eeitel 
auf dem Grunde zu erhalten. lit. uszlei- 
kis. S. Benecke, 340. Bei Vermei- 
dung derselben Strafe (50 Thlr.) dürfen 
an der Treibleine aufzer den sogenannten 
Hizkensteinen keine Steine oder Holz- 
späne befestigt werden. Fisch.-Ordn. f. 
d. fr. Haff § 22. 



268 



H£ker — Halbecboke. 



HSker, m., Höker, Höcker, Hocke, 
Hocke, Eleinhändler. Besorgt eine Frau 
das Geschäft, so heifzt sie Häkerin, pltd. 
Hakersche. 

HSkergasse, /., StraTze in Königsberg, 
in der Haker wohnen, mehr noch wohn- 
ten. In Danzig ebenfalls eine Häker- 
gassey in der Ton den sogcD. Bergen- 
Fischhökem die Torz&glich aas Bergen 
in Norwegen kommenden Stockfische 
yerkaaft worden. 

hakerig, o^?'., was Haken hat, hakt, 
hängen bleibt; nicht recht yorwärts 

will. YgL haggern. 

hakem, 9w., s. baggern. 

hSkern, mo., das Geschäft eines Haken 
treiben, in kleinen Posten verkaufen. 
Er hakert mit Holz. Bildlich: mit seinem 
Vorräte an Efzwaren, Getranken etc. 
sehr sparsam umgehen. 

hakschen, sw., Hakscher, m., s. hack- 
schen. 

Häkwerk, n., Hökerei. Er fängt ein 
Hcuickwerk an^ legt eine Hökerei an. 
Danzig. Klein I, 175. 

Halbander, m., Halbbier, nach Bock, 
16, und Hennig, 94, ein Getränk halb 
Bier, halb Schemper, ans Bier und 
Tafel bier gemischt; an anderen Orten 
soll es Cofent^ auch Mmterhier genannt 
werden. Stein, Peregrinus UI, 3: 
Halwander vel Halbander. Schemio- 
nek, 2: Aboander. 

Halbbressen, m., s. Gieb. 

Halbbrader, pltd. Halfbröder, m.^ zu- 
nächst Stiefbruder, dann aber auch 
Cousin, Vetter. Wi sönd Halfbroder 
(Cousin und Cousin) — Halfgeschwöster 
(Cousin und Cousine) — Hal/schwestre 
(Cousine und Cousine), onse Vddersch 
wäre Broder, Sperber, 14. 

Halben, m., ein halbes Quart. Wenn 
er vier Schillinge zum Halben Bier er-- 
bittet, Mujz er r^ch Redner-Kunst fiinf 



viertel Stunden flehn. Carm. nupt. II, 
199 c. 

balbfein, adj.y s. Brot 

Halbfisch, m., der Bressen, weil er 
zunächst der Länge nach getheilt — 
gerissen — wird. Vgl. Reibfisch. Nach 
Hennig, 326, der Plattfisch, Seiten- 
schwimmer, Scholle, Pleuroneete». So 
auch Grimm, Wb. IV2, 200. Nach 
Mühling, Tiem., 172, der kleine, halb 
ausgewachsene Bressen. Die grofzesten 
von den QiAen nennet man in Preuuen 
auch Halb/tsche^ noch öfter aber beleget 
man mit diesem letzten Namen die klei~ 
nen magern Brassen. Bock, Nat IV, 
681. 

Halbgam, n., kleines masurisches Som- 
mergam, poln. pui niewodak. 

Halbgeschwister, j9/t«r., Stiefgeschwister, 
aber auch Cousin und Cousine. S. 
Halbbrader. 

halbgrob, adj.^ s. BroL 

HalbhUfner, HalbhUbner, m., Besitzer 
einer halben Hufe. S. HUfener. 

Halbjungfer, /., halbe Jungfer, halbes 
Fräulein, dienendes Mädchen, das höher 
als die Magd steht, Kammermädchen. 
Bock, 16. Hennig, 95. Jetzt Stuben- 
mädchen, Kleinmädchen. 

halbpart, pltd. halfpart, ado., auf die 
Hälfte geteilt, zu gleichen Teilen; aus 
dem lat. pars. Halfpart^ öck stä 6k mot 
an^ zur Hälfte, ich stehe auch mit an, 
ich beteilige mich auch! 

Halbschein, pltd. Halfschfn, m.^ Halb* 
rasse, Mischling. De Mutter os e Neger'- 
sehe, de Dochter ös e Halfschtn, die 
Mutter ist eine Negerin, die Tochter 
ist eine Mulattin. Königsberg. 

Halbschulze, m., Stellyertreter des 
Schulzen. Eurische Nehrung. Jedes 
Dorf hat seinen Schulzen und Halb- 
schuhen (^Stellvertreter), und in Rossiten 
thront gar ein Rentmeister^ der zugleich 



Halbschwester — Hambott 



269 



Ober/ischmeiater^ cdso Herr ist zu Wasser 
und zu Lande. Passarge, Bali, 
191. 

Halbschwester, pltd. Halfschwester, /., 

Stiefschwester, Cousine. S. Halbbruder. 

Halbwagen, pltd. HaKwage, m., Wagen 
mit halbem Yerdek, vorne offen. 

halbwfigSy halw§g, ocfe., einigermaizen, 
ziemlich. Dat os halbwegs got^ es ist 
alleDfEdls gat, eigentlich: auf halbem 
Wege znm Guten. Bk geit allwedder 
hahoegj sagt der Genesende, auch: Öck 
st allwedder halweg. Ich bin zufrieden^ 
wenn er nur halwrge ßeifzig ist De 
Franzas versteiht m§t sienem Degen hall- 
wegs omtogahnen. Dorr, 1. Wiew., 38. 

balbworbch, pltd. halfwOrtsch, adj,^ mit 
halbem Wort, unverständlich, mangel- 
haft reden, eine Sprache schlecht 
sprechen. Kannst du polnischf Nicht 
viely so halbwortsch, 

Haie, Hfile, /., Bretterkasten auf Ar- 
beitswagen und Arbeitsschlitten; daher 
Haiwagen, Hätochliiten. In Franken Etile; 
der Stamm ist hohi; Island. fieUir 
Höhle; hierher gehört auch Häüer, 
Heller (s. d.). Kartoffelhäle, /., Häle, 
Beh&lter zur Aufnahme von Kartoffeln 
bei der Ernte. Hennig, 100. 

Hälftehen, pltd. HSIftke, n., Hälfte eines 
Ganzen; als Mafz die Hälfte der halben 
Metze, also eine Yiertelmetze. Heft 
man dat woU jemals gesehn ^ Tiegen 
Groschen dat Hälftke Mehl, Lied. N. 
Pr. Prov.-Bl. a. F. IV, 159. 

Haling, m., der Zugwind im Ofen. 
Vielleicht von Hall Schall, den ein 
Ofen mit gutem Zuge hören läf'zt. 

Halles, Hallasi, m., Unbequemlichkeit, 
Beschwerlichkeit, Mühe, Verdruft. Wat 
ock Tnot dei Geschichte /er e HcUlast 
hebb^ os gär nich tau segge. Samland. 
Dat mäkt mü HaUas. Elbinger Ndrg. 



Halleluja, Pflzn., gemeiner Sauerklee, 
Oaalis acetoseüa L, Hagen, 481. 

Häller, Heller, m,. Hälter, Behälter fQr 
Fische, Fischkasten, doch gewöhnlicher: 
kleiner Teich. Vgl. Häle. 

Hals, m, Hals dwer Kopp^ Hals über 
Kopf, in grofzer Eile, in überstürzter 
Weise. 

Hälschen, pltd. Hälske, n., Dem. von 
HalSj eigentlich also kleiner, zierlicher 
Hals; doch ausschliefzlich Vorhemde, 
das den Hals umschliefzt und die Brust 
deckt, Chemisette. 

Halsel, HalssU, Halss&l, n. u./., Hals- 
koppel; Säly Siele (s. d.), die um den 
Hals gelegt wird. Hennig, 95: Hals- 
seUe. 

halsen, sw. Auf dem Schaar an- 
gelangt^ halsen die KähnCy legen sich 
neben einander. Halsen hat hier die 
Bedeutung: Hals an Hals legen; sonst 
versteht man unter Halsen^ plur.j die 
Taue, womit man die unteren Ecken 
der Segel spannt und festhält. G r i m m ^ 
Wb. IV 2, 256. Breusing, 19. 

Hälschlitten, m., Schlitten mit einer 
Häle (&. d.). 

Halssäl, n. u. /., s. Halsel. 

halten, st^ stark und fest sein, aus- 
dauern. Die Stiefel halten gut Sich 
halten^ sich gut konservieren. Sich zu 
einem halten^ ihm anhangen; sich bei 
einem (Geistlichen) halten^ seine Kirche 
besuchen, bei ihm zur Beichte und zum 
Abendmahl gehen. Sich mit einem 
(einer) halten^ geschlechtlichen Verkehr 
mit jemand pflegen. Sprw. I, 1453. 
Bock, 17. Hennig, 95. 

halterdequalter, adv., s. talterdequalter. 

Hälwagen, m.^ Wagen mit einer Hole 
(s. d.). 

halwfig, adv.j s. halbwegs. 

Hambott, Hambotte, /*., Hambutte, Hage- 



270 



Hamen — Handkahn. 



hatte, Fracht des Hagedoms; aachiZosa 
viüosa and Rosa canina L, and deren 
Fracht. Hagen, 521. 523. Sperber, 
14. 

Hamen, ^., Netzsack zwischen ge- 
kreazten Stäben aasgespannt, die an 
langer Stange befestigt sind, eine Art 
Kritnetz (s. d.), besonders auf tieferen 
Binnengewässern gebraacht. Beschreib 
bang and Abbildang in Benecke, 365 f. 
Mhd. hume^ ham^ ahd. hämo = Angel- 
rute, Angel, aas dem lat. hamv» Haken, 
Angelhaken, Angel. Weigand I,'646. 

Hämer, Pflzn., gemeines Pfeilkraat, 
Sagittaria sagüH/oUa L. Drausensee. 
Mühling. 

Hamf, m.j s. Hampf. 

Hamm, m., der Teil der Sensenklinge, 
der in den Sensenbaam eingeschlagen 
wird. In Hessen ist die Hamme das 
Qaerholz am Sensenwarf („Haferge- 
stell" in Niederhessen), in welches die 
zam Fassen der Gptreidehahne dienen- 
den Stäbe eingefügt und; aach das 
Eisen an der Sense selbst, mittels dessen 
der Sensenwarf an die Sense befestigt 
wird. Vilmar, 147. 

hamm, interj.^ nachahmend den Ton, 
der darch das Zasammenschnappen mit 
den Lippen entsteht. Er kann nicht 
hmm flicht hamm sagen — Tor Blödig- 
keit) Beschranktheit etc. ham! meist 
verdoppelt: ham! ham! ist in Hessen 
Zaraf an kleine Kinder, darch welchen 
sie vom Betasten von Gegenständen, 
die sie nicht berühren dürfen, abge- 
halten werden sollen. Vilmar, 147. 

Hammelinski, m, Hammelbraten; von 
Hammel mit poln. Endang. Trei- 
chel. 

hammschen, sw.YonJuimm^ schnappend 
nach etwas greifen. Der Hund hammscht 
nach dem ihm zugeworfenen Bissen. 



Aach hampschen. In Posen hamfzen. 
Bernd, 89. 

hampeln, sw.y mit Händen and FuGsen 
angeschickte Bewegungen machen. Die 
aas Pappe (froher aus Holz) gefertigte 
Ziehpappe, welche um die Weihnachts- 
•zeit auf dem Markte ausgeboten wird, 
nennt man Hampelmann. In Hessen ist 
der Hampel ein Einfaltspinsel, unge- 
schickter Mensch; in Bayern HdmpeL 
Vilmar, 147. Schmeller II, 197. 

Hampf, Hamf, w., gemeiner Hanf, CVin- 
na&t8 saiAoa L. Hagen, 1039. 

Hämpinne, /., die weibliche Pflanze 
des gemeinen Hanfes, Bock, Nat HI, 
569. 

Hämpöl, n., Hanföl? Einem Hamp- 
öl geben — ihn mit Hämpöl schmieren^ 
ihn mit einem Tauende durchprügehi. 
Seemannsausdruck. Dzg. Sprw« I, 1. 

hanbuchen, adj.^ hainbuchen; über- 
tragen: derb, grob, knorrig, nach Sche- 
mionek, 15, robust, ungeschickt. 

Handel, w. jüd. Vom., s^ Hende. 

Handf^te, /., Tlrkonde, durch welche 
Rechte Einzelner oder ganzer Gemein- 
den unverbrüchlich festgestellt wurden. 
Die Handfeste von Königsberg — Dan-- 
zig — Thom — Elbing — Ctihn. Im 
Jahre 1233 ist ersüich die Oidmiseke 
Handfeste . . . gegeben. Schütz, 
Preufzen, 18. Und fischten (die Bauern 
zu Passenheim) nach dem laut jhrer 
Handtfest Hennenberger, 343. Bei 
Jeroschin: dt pebstlichin hantoestin 
(Bullen). 8a. Pfeiffer, 171. Vgl. 
Grimm, Wb. IV 2, 387. Brem. Wb. 
H, 586 f. Hennig, 96. 

Handhaken, m., s. Haken. 

Handkahn, m., Kahn mit flachem Bo- 
den, der durch äandruder bewegt und 
gelenkt wird, lit. walUle^ daher auch 
Waltelle, /. Gröfzere Handkähne fgh- 



handlich — Hans. 



271 



ren auch Segel. Eine kleinere Sorte 
Handkähne auf dem kar. Haff heüzt 
lit Lutas^ nach Nsslm. Wb., 376b, ur- 
sprünglich = Lowe. 

handlich, adj,y leidlich, ziemlich, mit- 
telmäTzig gut. Die SchUtAahn ist noch 
handUcky d. h. möglichst gat. Es gekt 
noch 80 handUchl antwortet man auf 
die Frage nach dem Befinden. Hen- 
nig, 96. 

Handmangel, /., Mangel, Glättrolle 
for Wäsche, die darch die 'Hände be- 
wegt wird. 

Hand|rferd, pltd. Handpfird, n., Pferd, 

das vom Sattelpferde rechts geht, das 
der Kutscher zur ^'echten Hand hat. 
Hennig, 96. 

Handplack, m. 1. Plack, Fleck auf der 
Hand. 2. SchmiTz, Rutenstreich, Hieb 
auf die Hand. Bock, 17. Hennig, 
96. Lit. pWeUy pldkti schlagen, peit- 
schen, mit Schlägen züchtigen. Nsslm. 
Wb., 304a. 

Handschke, Hanschke, m. u. p^., Hand- 
schuh. So wahr as dit miene Handschr- 
ken 8§nd. Dorr, 1. Wiew., 9. Brem.- 
nds. handsken^ hansken^ Götting. flan- 
schen, dän. hanskcj isl. handski, holl. 
handschoen.BTem.^h,n^b90. Schamb., 
74a. 

handschlagen, st, mit Gebärden die 
Hände bewegen, gestikulieren. Da sitzen 
oft ein Haufen Weiber, reden und handr 
schlagen, und reden, toovcnf Soph. R. 
HI, 193. 

Handwerk, n., geschenktes. Die wan- 
dernden Gesellen eines geschenkten Hand- 
werks (Müller, Schmiede, Fleischer) 
haben das Recht, von den Meistern 
ihres Gewerbes ein bestixnmtes Reise- 
geld, zur Zeit einer Mahlzeit diese 
und abends noch ein Nachtlager zu 
fordern. 

hangelbaiUg, bangbasUg, bankelimstig, 



adj^ hängend, lang und schwankend, 
ohne Halt. Die schwanken, herab- 
hängenden Aste der Hängebirke sind 
hangdbastig, Lose, weite Kleidungs- 
stücke sitzen hangdbastig, hangbastig. 
Bäume, die schlank und geil aufjge- 
schossen, junge hochgewachsene Men- 
schen sind hankelbasiig. Alte Zugtiere, 
die schwach und schwerfällig wurden, 
nennt man hankelbastig: de 61 Os ös 6k 
schon so hankelbastig. Samland. Fried- 
land Ostpr. Elbing. Li Estland ha^äyn- 
gebastig zerlumpt, abgerissen. S all- 
mann, 75 b. 

HMngels, plwr., s. Hangelten. 

Hangelstube, /., kleines Zimmer im 
zweiten Stockwerk, welches in den Flur 
hineingebaut ist, so, dafz es gewisser- 
mafzen darin hängt. Dzg. W. Seidel, 
30. Ebenso in Elbing. Schemionek, 
15. Hennig, 78, hat, wohl fehlerhaft, 
Gangelstube. Im Brem. Wb. 11, 590: 
Hängelkamer, Gallerie oben in den 
Häusern, welche zu den Zimmern füh- 
ret^ und wo das Gesinde zu schlafen 
pflegt. Mpd. Wb. n, 188b: hängel- 
kamer. 

HMngelten, /. u. plur., Ereuzhölzer, 
welche über die First des Strohdaches 
gehängt werden und diese zusammen- 
halten; von hangen hängen. Hennig, 
326, schreibt HengeUe. Sie heifzen auch 
Hängeis und Kappeln. 

Hängenetz, n., s. Senknetz. 

hangrUckig, adj., mit hangendem 
Rücken; von einem Pferd, das lang 
geschlossen ist, sich schlecht füttert 
und nicht rund wird. 

hings, adv., s. finethängs. 

hankelbastig, adj., s. hangelbastig. 

Hans, m. Vom., Abkürzung von Jo- 
hannes, wofür nach Hartwich, 54, 
auch Haas und Jan, Hds auch in der 
Gegend von Oonitz. Zu den zahl- 



272 



Hans op — Hspp. 



reichen im Grimm 'sehen Wb. IV 2, 
459 f. aufgeführten Verbindungen von 
Hans mit ersonnenen Eigennamen seien 
hier ergänzend angefahrt: Hans Danne- 
berg (s. d.). — Hans Haberecht ...zu 
hülfe genommen wird Jungfrau Optica^ 
mit welcher nicht gar zu viel ein Hanfz 
Habrecht ml zu thun haben. Linem., 
T4a. — Hans Oberwttz. Zwar meint 
Hans Oberuntz, es sei ein leichtes Wesen, 
Wenn m^n mit Feder ^ Dinf und Schreib^ 
papier umgeht Carm. nupt I, 204. — 
Hans PannkOk, Hans Pfannkuchen. 
Gedanism. — Hans überall. Dannenhero 
sich über den armen Astrologum lustig 
machen Hans überall^ Marx Weifzling^ 
Lux Vierkant^ als wenn der Astrologus 
alles Gewitter (Wetter) im Sack hatte. 
Linem., D 2b. — Echt preufzisch sind 
die beiden folgenden: Hans von Legitten. 
Wer lügen wiU^ der lüge in die FemCy 
so kann es Hans von Legitten nicht 
merken. Pisanski, 22. Hennig, 37. 
Sprw. I, 2479. Legitten, Kirchdorf im 
Kr. Labiau. — Hans von Sagen, im Volks- 
munde Hans von Sagen^ ein Schuh- 
machergeselle zu Königsberg, der sich, 
der Sage nach, in der Schlacht bei 
Rudau (1370) rühmlich ausgezeichnet 
hat und von den Schuhmi^hem Königs- 
bergs noch heute mit Stolz genannt 
wird. Sein Holzbild steht auf einer 
Pumpe am Brandenburger Thor. Hen- 
nenberger, 210. Hennig, 97. Sprw. 
I, 1414. 

Hans op! Hans, auf! Name für den 
Springkäfer. 

Hans, wat fragst du danau, Hans, was 
fragst du danach, ünguentum contra 
scabiem^ Kratzsalbe. 

Hanschke, m., s. Handschke. 

hänsen, sw.^ in die Hanse oder Hanse, 
Genossenschaft, Gesellschaft, Zunft^ 
unter gewissen Gebräuchen, die jBdn- 



mng au&ehmen. Das Hansen der Bett- 
ler im preufzischen Bettlerorden geschah 
folgendermafzen: Der Alteste der Bett- 
ler, der die Taufe verrichtet hatte, nahm 
eine Schüssel voll Bier, warf eine Hand 
voll Salz hinein, und gab dem Getauf* 

^^ Ml 

ten davon zu trinken, den Überrest 
golz er ihm über den Kopf, und nun 
wurde dem gehänseten der zweite Na- 
men aus den 48 Karten des Karten- 
spiels zugetheilt. Seine beiden Paten 
verehrten ihm zum Patengeschenk 
jeder einen Dreypölicher (ohnge&hr 
iVs gr. Preufz.), diesen muTzte er ein 
ganzes Jahr lang entweder im Ohr 
hängend öffentlich, oder wohl verwahret 
stets bei sich tragen. Die geheimen 
Bettlerorden in Preufzen. Preufz. Ar- 
chiv 1793, 10. Vgl. auch Grimm, 
Wb. IV 2, 465: hansen. S. kaisem. 

hftpemy sw.^ stocken in der Bewe- 
gung, nicht glatt fortkommen, langsam 
vorwärts gehen. £k hapert. Es hapert 
damit Hier hapert es. Ich sagte ihnen 
aber^ dafz ich bei ihren Lehrern mich 
erkundigen würde . . . Da wirds hapern, 
sagte er; denn seit einem halben Jahr 
besuch ich keine CoUegia mehr. Soph. 
R. I, 416. . . . mit ihrer Jugendgeschichte 
haperts. Ibid., 637. Das kommt daher, 
weil es mit unsrer eigenen Sache noch 
immer hapert. Ibid. H, 385. Davon 
haperig, adf. u. adv. Wie jener Küster 
van seinem Sohn sagte, der auch so 
haperich gepredigt hatte. Soph. R. I, 
324. Schwed. heifzt in der Rede stocken 
oder stecken bleiben happla. A delun g 
n, 971. Bock, 17. Hennig, 97. 
Sperber, 15. Schemionek, 15. 
Grimm, Wb. IV 2, 471. 

Happ, Happe, Happen, m.. Bissen, so- 
viel mit einem Male abgebissen wird, 
das mit einem Zuschnappen ErCeifzte. 
Ein Happen Fleisch^ womit soan jedoch 



bappen — HAroscB. 



273 



auch ein kleines Stfick Fleisch be- 
zeichnet, das einige Happen giebt. Auch 
Haps. Beliebt ist das Dem. Häppchen^ 
Häppchen^ pltd. Happke. Qieb mir doch 
ein Häppchen. Lät mt e Happke af-- 
Inte (abbeifzen). Hennig, 326. Sper- 
ber, 15. 

happen, sw,^ zuschnappen; auch hap- 
sen. Ebenso in Bremen, im Gölting., 
in Pommern, in Estland. Brem. Wb. 
11,594. Schamb.,74b. Dähn., 175a. 
Sallmann, 32b. 

happerig, adj.^ reizbar, streitsüchtig. 
Natangen. 

happig, adj.^ ^von happen, gierig, hab- 
süchtig, mit Verlangen hastig zugreifend. 
Man nich so happig! Ebenso in der 
Altmark. Danneil, 75a'. 

Haps, m, s. Happ. 

hapschf, intery,, s. hepschl. 

hapsen, aw.^ s. happen. 

Harbsel, n., nach Henn ig, 98, Über- 
bleibsel, das, nachdem eine Getreide- 
lage abgedroschen, in den Winkel ge- 
fegt wird. Vgl Harksel und Harfsel. 

HArchen, plur,, kleine Säcke zum 
Fischfange. Drausensee. 

Hardel, /., Oberhaut am Flachs- 
stengel. 

harden, au;., härten, erhärten lassen. 
De Botter härden- Dorr, 61. 

h&ren, 8w., schärfen, dengeln: die 
Sense durch Klopfen mit dem Här- 
hammer auf einem kleinen Ambofze 
scharf machen. Mnd. hdr und Aar- 
hamer. Mnd. Wb. II, 205 ff. In Hessen 
auch metaphorisch: durchprügeln: ich 
hob ihn ordentlich gehört, Yilmar, 
151. Hennig, 98. 

Harfsel, n., das durch eine Getreide- 
harfe geworfene und so gereinigte Ge- 
treide. 

Hargimke, (?), ein Rücken (Beet) des 
Ackerlandes. Dzg. Nhg. Yiolöt, 100. 

PrlaehUer, Wörterbuch I. 



Hftrhammer, m., Hanmier zum hä- 
Ten, 

Harke, /., Rechen. Verwandt er- 
scheint engl, harrow^ dän. harv Egge. 
Ek war dt wUen, wat 'ne Hark es, ich 
werde dir den. Standpunkt klar machen. 
Elbing. Ndrg. Vgl. Sprw. I, 1492. 
Grimm, Wb. IV 2, 478. 

harken, 9W.j mit einer Harke arbeiten; 
auch, wenn scherzweise Harke = Kamm 
genommen wird, kämmen, ^k harkd 
syn Haar so knius, as wie en Schwaalke-^ 
nest Carm. nupt I, 282. — aufharken, 
den Boden mit der Harke lockern, 
mit der Harke reinigen. — einharken, 
mittelst einer Harke die Saat in die 
Erde bringen. Nach Prätorius auch 
s. V. a. sammeln, einaugsten, einernten. 
Pierson, Matth. Prätor., 28. 

' Harkenzinkef pltd. Harketink, /., Zinke, 
Zahn einer Harke. 

Harkenzinker, pltd. Harketinker, m., 

Bohrer zu den Löchern der Harken- 
zinken. • * 

Härksel, n., das mit der Harke auf 
einen Haufen Gebrachte: Heu, Getreide- 
halme etc. Vgl. Harbsel. 

Harm, m. Vom., Hermann. Hart- 
wich, 54. In der Dzg. Nhg. Harms. 
Viol^t, 101. 

härmen, sw.y sich, sich härmen, mit 
trüben Gedanken quälen ^ sich dem 
Grain, dem Kummer hingeben. Sock 
härme on karme. Ygl. karmen. 

Harmus, Pfizn. 1. ^Sumpf- Dreizack, 
Triglochin palustre L, Hagen, 400. 
Nach Muhling im Ermlande Sensen- 
draht 2. Ackerschachtelhalm, Equise-- 
tum arvense L. Muhling. S. Dnin- 

kelpfeife und Hfirmoos. 

HArosch, n.y Lied nach eigentümlicher 
Weise, welches beim Ackern den Pfer- 
den vorgesungen wird; sie sollen nach 
demselben nicht nur besser und mun- 

18 



274 



Barren — hasdienu 



terer, soodern sogar nach dem Takte 
gehen. Marienbg. Niederung. 

harren, sw.j in abkarren und anhar- 
ren, raten, anspornen, ermantem, an- 
reizen, mnd. harderiy herden. Mnd. 
Wb. n, 206a. 

Harres, m., Kleiderstoff, s. Rasch. 

hart, adj, 1. sprindig; vom Wasser, 
das aus der Erde quillt, im Gegensatz 
zum weichen Wasser, Flufzwasser. 2. 
laut, kräftig; von der Stimme. Er hat 
eine harte Redt^ er spricht sehr laut. 
3. dicht dabei, angrenzend, anstreifend. 
Dat 08 hart am Perdstehley das grenzt 
fast schon an Pferdediebstahl, ist die- 
sem zu vergleichen. 

hftrtagen, 9w.y s. haartagen. 

Härtern, Hartreder, Pflzn., Blutroter 
Hornstrauch, Comus sanguinea L. Ha- 
gen, 175. 

hartleibig, adj. 1. harten Leibes, ver- 
stopft; 2. geizig, schwer zugänglich für 
Hilfesuchende. 

hartlich, adj, 1. härtlich, «ein wenig 
hart. Das Quellwasser ist hartlich^ sei- 
ner mineralischen Bestandteile wegen 
zum Waschen und Kochen nicht ver- 
wendbar. Das Bier ist harüich^ es 
fangt an sauer zu werden. 2. strenge, 
mit Härte. Hartlich fasten ^ einfach 
gesalzene Speisen genieizen, ohne Zu- 
that von Butter oder Milch. 

Hartreder, Pflzn., s. Hartem. 

hartschallg, adj.^ oft fälsch hchd. hart- 
schäligj mit harter Schale versehen; 
von Kartoffeln, Äpfeln etc. 

Hartschlag, m, 1. Schlag des Her- 
zens, Herzschlag. 2. Krankheit der 
Pferde und des Yiehs, in der ihnen 
das Atmen schwer wird. Hennig, 98. 

hartschlaubig, pltd. hartschlQwig, adj., 

mit harter Schlaube versehen; von 
Hülsenfrüchten. Vgl. Schlaube. 
Hartspanni /., Herzspann, Herzge- 



spann, Herzspannung, Yerschwellnng 
unter den kurzen Rippen, Magenan- 
schwellung, Mangenkrampf. In Pom- 
mern auch Geschwulst zwischen den 
Schultern. D ahn., 177b. VgLHexspr. 
65 f. 

Hfts, m. Vom., s. Hans. 

Haschapischa, ^., kleiner Ackerwirt, 
der vorzugsweise als Fuhrhalter Dienste 
leistet; auch Hotkepit8cha(er); aus den 
anspornenden Rufen: Ha, Hascha^ Hot 
und Peitscher (von Peitsche) zusammen- 
gesetzt. Frauenburg. 

HBschen, n., zunächst Dem. von Hase, 
1. Lederpolster, das die Schuhmacher 
auf das Blatt des Leistens heften. Dat 
Häske. 2. Die Haschen, Holzkloben, 
HolzabföUe, welche die Arbeiter sich 
aneignen. Hennig, 98. 3. das Fleisch 
am Rückgrat der Rinder und Schweine, 
das Märchen (s. d.). Li dieser Be- 
deutung auch in Estland. Sali mann, 
67 a. 

Haschenbrot, pltd. Hftskebrot, Hasen- 
brot, n., Brot, das den Kindern von 
Besuchen oder aus der Stadt mitgebracht 
wird. Ein Häschen, so wird erzählt, 
hat^s für das Kind mitgegeben oder in 
einem Verstecke zurückgelassen. Fremd 
Brot — NcAers Brot — os Hdskebrot 
Sprw. I, 466. Pippen pappen Hasen- 
brot. Volksr. 132, 552. In der Alfc- 
mark Häosk^nbrot alles Efzbare, das 
den Kindern mitgebracht wird. Dan- 
neil, 77b. S. absent. 

Haschenschiefzen, n. Das Häschen, das 
geschossen wird, ist die Holzklobe, 
welche der Arhisiter bei der Anfuhr 
des Brennholzes für sich bei Seite schafft. 
Kgsbg. 

Hascherlapp, m., Geck, alberner 
Mensch. Samland. Mühling. 

haschern, sw,, alberne Streiche trei- 
ben. Yon haschenf Mühling. 



Haschü — Haubenkobbenerche. 



275 



HaichQ, /., Dem« Haichuche^ pltd. 
Haschukey die Wiege, das Bett; der 
Schlaf, ön e Haichü gane^ zu Bette 
gehen. NameDtlich zu KinderD. Mäk 
Haschuke^ lege das Köpfchen an, 
schlummre ein! S. Hahä. 

haichOeiiy sw., schlafen. Komm ha- 
schueUy mein Herzchen! 

Hase, m.^ blanker^ Trinkart in der 
Danziger NehruDg. Viol^t, 165. Ge- 
naueres nicht angegeben. 

Hase, m., Strumpf. Mnd. hase^ hose 
Bekleidung der Beine und der Fulze. 
Im Nd. hat sich später der Begriff des 
Wortes verengt und hase bedeutet nur 
Strumpf. Mnd. Wb. II, 305 b. Brem. 
Wb. II, 601. Hennig, 98. 

Haseleiche,/., Quercus Robur^ s. Augst- 
eiche. 

Häseling, Fischu., s. Häsling. 

Hasellämmchen, n., Kätzchen der Ha- 
sel. Es kann wahr mn, dafz der Bräu- 
tigam aus der Seitenlocke seiner Perticke 
ein Hasellammchen herauszup/te. Soph. 
R. III, 241. 

Hasenbrot, n., s. HaschenbroL 

Hasenstricker , m, , Strumpfwirker. 
Hennig, 98. Vgl Hase. 

Hflsicefett, n., Häschenfett, wird in 
den Apotheken als Heilmittel gefordert. 
Es wird Schweineschmalz gegeben. 

HBsling, m.^ Fischn., SquaUus leucis- 
cus L. Auch wei/zer Dobel^ kur. balta 
szapalas^ mas. jasz. Benecke, 139. 
Nach Mühling, Tiern., 172, ÜKseling 
und in der Gegend von Braunsberg 

Lauben. 

Hasp, Pflzn., Espe, Zitterpappel, Po- 
pulus ti'emula L. Treichel, Yolksth. 

Haspel,/, n. m.y die Garnwinde, Weife; 
auch genauer Garnhaspel. So da/z sie^ 
um noch bleiben zu können^ den Haspel 
nalvm und jene Arbeit (des Abwindens) 
fortMizU, Soph. R. V, 188. 



haspeln, mo, 1. aufwinden, weifen, 
das Gespinnst in Gebinde und Stücke 
bringen. 2. mit den Beinen ampefai; 
von kleinen Kindern. S. abhaspeln. 
3. schnell gehen, laufen. Grimm, 
Wb. IV 2, 545. 

Haspelstock, «n., eiserner oder hölzer- 
ner Stock, auf welchen die Spule mit 
dem Gespinnst aufgesteckt wird, wenn 
dieses abgehaspelt werden soll. 

Hassel, /., Hasel. Gode Morge^ gode 
Morge^ min Hasselbusch. Yolksl. 243, 
854. Ebenso Hasselnu/z, Hasselstock^ 
Hasselstrauch, 

Hästem, n., Hastihn = du hast ihn 
zu greifen. Greif spiel der Kinder, von 
Hochdeutschen Greif chen genannt. Wi 
wolle Hästem speie! He speit möt em 
Hästem, er hänselt ihn, täuscht ihn. 
Kgsbg. Die Mäuse jagen sich hier 
Hästem y in einem unbewohnten, ver- 
fallenen Raum, Hause etc. Vgl. Greif- 
chen. 

Haster, m,, s. Heigster. 

hastig, adj. 1. eilig, in Hast. Hastig 
laufen — sprechen — trinken, 2. er- 
regt, eifrig, zornig, ungestüm. Er ist 
ein hastiger Mensch — ist gleich hastig. 
Hennig, 99. 

Hastkopf, m., Kopf, der in Hast gerät, 
leicht in Eifer und Zorn kommt; zur 
Bezeichnung eines jähzornigen Men- 
schen. 

Hau, Hei, m., Schlag, Hieb; von hauen. 
Es giebt Haue. Dat ging ömmer Hau 
fer HaUy oder Hei fer Hei^ d. i. rasch, 
schnell. 

Haube, /., die breite Fläche der Axt. 
Mühling. 

Haubenkobbellerche, /., Hanbenlerche, 
Alauda cristata. Sie heifzt auch Kapp- 
lerche, Schubslerchcy Spitzkopf Strafzen- 
räubeTy im Ermknde SpitznickeL Müh- 
ling, Tiern., 172. 

18* 



27ff 



Haubitze — Häuschen. 



Haubitze, /. Er ist besoffen tme eine 
Havbitz. Sprw. I, 445. Vgl. Kanone. 
Haubuche, /., s. Heibuche. 

hauen, sw.^ schlagen, prügeln; mähen, 
das Getreide, im Gegensatze zu schnei- 
den. Nach Hartwich, 348, wird in 
den Werdern Korn und Weizen mit 
Sichehi abgeschnitten, Gerste aber, 
Hafer, Bohnen und Erbsen werden mit 
Sensen abgehauen. In Ostpreufzen wird 
bcHm Mähen allgemein die Sense • ge- 
braucht. 

Hauer, Häuer, m. 1. der da haut^ 
nämlich das Getreide mit der Sense, 
der Mäher im Gegensatze zum Schnit- 
ter. Die Schnitter werden besser bezahlt 
ah die Haner. Hartwich, 349. 2. 
die drei Sterne im Gürtel des Orion. 
Dönh. Dree goldne Hauer boawen stoan\ 
Du sittst se op on nedder goan\ Dorr, 
45. 

Häufchen, pltd. HQpke, n., Häufchen, 
Dem. von Haufe. Häufchen Unglücky 
pltd. Hüpke Onfflock, schwächlicher, 
elender, siecher, betrübter Mensch. 
Sprw. II, 2757. Sperber, 15. 

Haulclotz, m.^ ein Mensch, stämmig 
und kräftig, aber auch ungeschickt wie 
der Klotz, worauf der Fleischer das 
Fleisch haut. Der Kerl ist ein rechter 
Hauklotz. 

Häunerbrink, Heunerbrink, HUhnerbrink, 

n., eigentlich Hühnerstelle. Volkstüm- 
liche Bezeichnung für Hünedgrab. 
Westpi^."^ Treichel, prähistorische 
Fundstellen in Westpr. Verhandl. der 
Berl. anthr. Ges. 1880, S. 401. 

Haupt, pltd. HSft, /!., Landspitze, Eap. 
Hier kann man viele Schiffe seheriy die 
sich sehr fleifzig Tag und Nacht ümbs 
Haupt dei* guten Hoffnung drehen. 
Carm. nupt. I, 59. Das Danziger Haupt, 
Landspitze, an der sich die Weichsel 



zum zweitenmale teilt Vgl. auch dei- 
chen. An den Baffen heifzen diese 
Landspitzen Haken. S. RixhSft 

Hauptsiein, m.^ erste Sorte des Bern- 
steins nach der General-Strand- und 
Bernsteinordnung vom J. 1693. Bock, 
Nat. II, 216. Vgl. Stein. 

Haus, pltd. HQs, n. I.Hausflur. Klein 
I, 188, und nach ihm W.Seidel, 30, 
imd E. Förstem. führen Haus in die- 
sem Sinne als ein der Stadt Danzig 
eigentümliches Wort an; mit Unrecht, 
es ist in Ost- und Westpreufzen und 
weiter allgemein gebräuchlich. Vgl. 
Grimm, Wb. IV2, 641. Daneben 
gilt Hausraum. 2. Heimat, Vaterland. 
Bt mt to Hvs, bei mir zu Hause, in 
meiner Heimat. Wo bOst du to Husf 
3. Er kommt mir so bekannt vor, aber 
ich kann ihn den Augenblick nicht zu 
Hause bringen, ich weife nicht, welchem 
Hause er angehört, wer er ist, wie er 
heifzt. 4. in den Folgen sich ein- 
stellen. Wenn der Unwissende wüstej 
dafz jeder Rausch ihm einst, wenigstens 
im Alter zuhause kommt. Soph. R. III, 
463 f. 

hausbacken, part. adj. 1. Brot, das 
zu Hause gebacken ist oder im Teige 
zu Hause dem Bäcker vorbereitet wurde: 
das hausbackene Brot, auch Hausbacken- 
brot j n., im Gegensatz zum Bäcker- 
brote. Vgl. Brot 2. übertragen auf 
den Menschen: gewöhnlich, einfach, 
simpel, ledern: ein hausbackener Mensch, 
ein Mensch beschränkten Verstandes. 

Hausbackenbrot, n, s. das vor. 

Hausbestie, /., Bestie im Hause, zur 
Bezeichnung eines recht bösartigen und 
schlechten Menschen, namentlich eines 
Weibes. Das ist eine Hausbestie. Auch 
adjekt.: hausbest'ge Kanaille! 

Häuschen, pltd. HQske, HUske, n., Dem. 



HAuscbnnr — Hansmarke. 



277 



von Ecms. 1. der Abtritt, die Retirade. 
2. das Eeroliaus des Obstes. Bock, 
17. Hennig, 99. 

Hauschnur, pltd. HauschnOr, /., eine 
überaus lange und feste Sclinui* mit 
zahlreichen Angelhaken zum Fisch- 
fang in der See. Als Lockspeise wer- 
den vorzugsweise Süter angesteckt^ da- 
her auch Sütergam. Die Pomticheln 
werden an unsem Küsten nicht mit 
Netzen, sondern mit Hamen, welche die 
Fische eine Hauschnur oder, auch ein 
Suitergam nennen, gefangen, Bock, 
Nat. IV , 705. ... und von Jacobi bis 
Mich, was etwan grober Fisch wäre, so 
ußn Hauschnur gefangen vnrd, das 
Schock zu 15 Gr. Pr. Haff- u. Fisch.- 
Ordnung von 1640: Ibid., 697. 

hausen, pltd. hDse(n)y sw., von Haus. 
1. wohnen: sich aufhalten, wirtschaften; 
zusammenleben. Hei ward ht nich lang' 
hüse, er wird hier nicht lange wohnen, 
aushalten, sich aufhalten. Dei heft 
schleckt gehiisty er hat schlecht gewirt- 
schaftet^ seine Wirtschaft übel geführt. 
Mit dem läfzt sich gut hatisen, gut ver- 
kehren, zusammenleben, zusammen- 
wohnen, weil er ein friedlicher Mensch 
ist; gegenteils: Mit dem ist nicht zu 
hausen. 2. lärmen, toben, poltern, 
stürmen; vom Winde, der heulend durch 
das Haus jagt, vom wilden, jähzornigen 
Menschen, der im Hause umherlärmt; 
in letzterem Sinne herumhausen. Der 
hat hier gut gehaust — herumgehaust 

HausenschlUssely pltd. HQseschlätel, HQs- 
schlätel, m., Hausschlüssel. 
HausenthUr, pltd. HOsedär, HOsdär, /., 

Hausthür. 

Hausgesinde, pltd. HOsgesind, n., in 

den Werdern zur Bezeichnung der Fa- 
milie mit Ausschlufz der Dienstboten. 
Fassarge, .214. 



HausgraSy n., .Pflzn., nach Mühling 
in Litauen das Ackergras (s. d.). 

hausieren, sw,, wie hausen 2, lärmen, 
unbändig und wild im Hause umher- 
fahren. Man ruft tobenden Kindern zu: 
Hausiert nicht so! Bock, 17. Hen- 
nig, 99. Beide führen noch die all- 
gemeinere Bedeutung an: von Haus 
zu Haus ziehen, Waren feilbietend, 
oder bettelnd. 

Hauskater, pltd. HQskater (a = ä), m,, 

der zum Hause gehörige Kater; über- 
tragen: der in Gemütlichkeit häus- 
lich lebende Familienvater. Bei Stein 
unter den Ekelnamen. Peregrinus XII, 
82. W. Mtsbl. Y, 191. 

Häusler, pltd. HUsler (t^ lang), m., 
Instmann, der ein Haus besitzt, ohne 
dafz ihm der Grund gehört, worauf 
dies steht. Bock, Nat. V, 386, 

Häusling, pltd. HUsling (u lang) , m., 
aus dem ursprünglichen Begriffe Mit- 
bewohner eines Hauses: Bewohner eines 
Armenhauses, Arbeitshauses, Sträfling. 
In Estland: der zu Hause unterstützt 
wird. Sallmann, 67a. 

Hauslummely m., bei Stein unter den 
Ekelnamen. Peregrinus XH, 82. Im 
Bremischen Lümmel Weichling, fauler 
Schlingel. Brem. Wb. HI, 98. 

Hausmännchen, Hausmännlein, n., das 
Heinzelmännchen. Vgl. Untererdschken. 

Hausmarke, /., -zeichen, n.^ Marke für 
das Haus als Wahrzeichen für das 
Grundstück und den beweglichen und 
unbeweglichen Besitzstand desselben; 
ebenso Hofmarke, -zeichen. In manchen 
Schulzenämtem ist das Verzeichnis 
dieser Marken^ womit auch alle Geräte 
gezeichnet werden, auf den sogen. 
Hof zeichentafeln aufgestellt. Weichsel- 
Niederung Dzg. Nhrg. Vgl. P as- 
sarge, 348 ff. Violöt, 37, 



278 



Hansmauser — Heck. 



Hausifiauser, m., der im Hause maust, 
d. i. heimlich stiehlt. Von Stein, Pe- 
regrinus Xu, 82, als Ekehiame ver- 
zeichnet und hier wohl gleichbedeutend 
mit Hauskater y der ja aueh ein Mau- 
ser ist. W. Mtsbl. Y, 191. 

Hausotter y /., Hausschlauge: böse 
Hausfrau; wie das vor. bei Stein un- 
ter den Ekelnamen. 

Hausquartal, n., im Werder das bare 
Gehalt des Geistlichen; wohl, weil 
jedes Haus quartaliter einen bestimm- 
ten Beitrag zu demselben zu entrich- 
ten hat. 

Hausschlingel, m , Ekelname auf einen 
bösen Hausvater, vielleicht auch un- 
nützen Sohn des Hauses. Stein, Pe- 
regrinns XH, 82. * 

Haustrinken, pltd. HOsdrinke, n , leich- 
tes Bier, Tafelbier, das sich die Land- 
leute steuerfrei, jedoch nur för den 
Hausbedarf, brauen dürfen. Da dies 
in einem Kessel geschieht^ so heii'zt 
das Bier auch Kesseltrinken. Das Kessel- 
trinken ist in den Landesordnungen 
von 1577 und 1640 aufgeführt; es ist 
darin den Freien und Bauern freige- 
stellt, dies Getränk zu brauen. Jedoch 
gegen Ablegung der gebührenden Zeise. 

Hauswirt, m., Hausvater, Hausherr. 
Es fragete einsten ein guter Ilaujzvater 
oder (wie wir ihn bei uns nennen) ein 
guter Haufzwirih etc. Linem., Ccc 1 a. 

Häwel, 9n., s. Hftwel. 

Hftwke, m., s. Hafke. 

haxen, sw,^ s. hacksen. 

he {e kurz), interj.^ Zuruf an die 
Pferde, wenn sie anziehen sollen. Vgl. 
hol 

hft, jwon-, er; mehr noch hei (s. d.). 

Hebelten, plur.^ s. H§welten. 

heben, st Einen heben^ einen Schnaps 
trinken. Einen gehoben haben^ ange- 
trunken sein. Sprw. I, 445. 1532. 



Alancltem war dat noch nich recht, Roddü 
gewös 'noch Snt gehätve. Wardersch. 
Bur., 8, 5. 

Hebenetz, n., s. Senknetz. 

hebnasig, adj., die Nase hebend, hoch- 
tragend: hochnäsig, stolz, hochmütig. 
Er ist ein hebnasiger Mensch. 

Hechster, m., s. Heister. 

Hecht, n., das Heft am Messer, Stemm- 
eisen, Schneidemesser etc. 

Hechtlock, m., Pflzn., spiegelndes Sam- 
kraut, Laichkraut, Potamogeton lucens 
Z/., weil es den Hecht anlockt, seinen 
Laich darunter zu bergen. Hagen, 
185. 

Hechtpant, /., Pant zum Fange .der 
Hechte. Memelmündung Beschreibung 
imd Abbildung in Benecke, 392 f. 

Hechtsuppe, /., Suppe, Sauce zum 
Hecht. Es zieht cm wie Hechtsuppe^ 
der Hieb, die Prügel 

Heck, n. 1. Einzäunung, Gehege von 
Dorngesträuch, Kaddig, Latten, Sta- 
ken etc. 2. Thür in einem solchen Zaun, 
in einem Hofe, am Dorfeingange An 
dem Dorfheck stand in früherer Zeit 
eine Hütte, in welcher der Ortsarme 
wohnte^ der das Heck zu öffiien hatte. 
Und da sie (die Braut) durch ein Thor 
oder Heck geführt wird^ mu/z sie auch 
was hinwerfen. Pierson, Matth. Prätor., 
89 f. Die Weiber begleiten ihn (den 
Leichnam) bis an des Dorfes Heck oder 
Thor. Ibid., 103. Er ist gleich beim 
Heck^ er ist gleich bei der Hand, nodt 
der Antwort bereit; auch: mischt sich 
in Dinge, die ihn nichts angehen. In 
Bayern : bei da Heck sein, gleich dabei 
sein. Klein I, 189. £h* macht ihm 
das Heck zu, hilft ihm bei seinen schlech- 
ten Streichen. Er mufz das Heck zu- 
machen, den Schaden allein tragen, eine 
Angelegenheit beendigen. Sprw. I, 
1535 f. Wenn sich mir da ein zweiter 



Heckel — bei. 



279 



Hahn aufs Heck setzt, so mrd mir's 
doch niemand verdenken können^ da/z 
ich ihn wegschetiche. Sopk R. IV, 156. 
Die Wurzel ist hegen^ wovon auch Ge- 
hege, Hag. Im Brom. Wb. IF, 614: 
Im Hek hangen bliven = stecken blei- 
ben, nicht zum Zweck kommeD. Hen- 
nig, 101. 

Heckely (?), nach Mühling, ohne 
genauere Angabe, ein Fischergerät, 2 
Klafter lang und 2 Schock Maschen (?) 
breit; im 17. Jahrh. üblich. 

Heckfeuer, n., nach Grimm, Wb. IV 
2, 747, auch Heckenfeuer s. v. a. Elein- 
gewehrfeuer der Infanterie, das nur 
von einzelnen aus dem Gliede Hervortre- 
tenden abgegeben wird. Vielleicht näher 
liegend: Brand einer Hecke, der sich 
überaus schnell fortpflanzt. Man sagt 
von einer Nachricht, die sich schnell 
verbreitet: sie geht wie ein Heckfeuer, 
Wie schnell würde eine Hecke aus 
Eaddigstrauch fortflammen! Der im 
Wb. aus Hippel I, 340, angeführte 
Beleg: ein Oespräch, das wie ein Hecken^ 
feuer herauf sprang y und wcbei mir viel 
entging, spricht für diese Annahme; 
während folgende Stelle aus Soph. R. 
V, 590, mehr die Erklärung des Wör- 
terbuches belegt: Das (Gezanke, der 
Streit) ging wie ein Heckfeuer, und die 
Nachbarn etc. blieben unter den Fenstern 
stehen. 

Heckposten y m., Posten, Aufpasser 
am Heck, um es zu offiien und zu 
schliefzen. 

heda, interj., Zuruf in dem Sinne von 
he da, er da, sie da! und anspornend 
zn den Pferden. Vgl. hoL 

Hedchen, pltd. Hftdke, Dem. von Hed- 
wig. 

Hedderich, m., Hederich, Raphanus 
raphanistrum L, Vgl. Kidik. 

beddem, sw. 1. hadern , zanken, 



zerren, necken. 2. haken, haftend fest- 
sitzen, zusammenhaken, wirr werden, 
verwickeln; zunächst von Fäden und 
Geweben, aber auch von Personen und 
dann gewöhnlich verheddern. Herr 
Malgr4 hat sich da in Koschchens Schiin^ 
gen verheddert. Soph. R. I, 648. Sich 
verheddern, sich erzürnen, entzweien. 

Heddemessel, pltd Heddemettel, /. 1. 

Pflzn.,Brennnessel^ ürticaurensL.Mnh' 
ling. Treichel, Volksth. 2. hadern- 
der, zanksüchtiger Mensch; von heddem. 
Schemionek; 15. S. hiddern. 

Hede, /., der zuletzt in der Hechel 
zurückbleibende Rückstand des Flachses, 
Werg. Sie wissen, wie ich bin: ich 
brenne lichtei^hh auf wie ein Bund 
Hehde. Soph. R. I, 383. Brem. Wb. 
n, 611. Vilmar, 156. Grimm, Wb. 
IV 2, 750. 

heden, adj., aus Hede gemacht He- 
den Garn, Hedgam. Ein hedenes La- 
ken. Hedene Leinwand^ Hedleinwand. 

Heermoos, Heermufz, Pflzn., Apker- 

schachtelhalm, Equisetum arvense L. S. 

Harmus und Katzenzagel. 

Hefenbrot, n., s. Brot. 

Hftft, n., s. HSft 

hegen, sw., beisammen halten, zu Rate 
halten, sparen; schonen. Davon der 
Heger, Sparer. Sprw. I, 1541. Hen- 
nig, 100. 

hegem, sw.', durch Hegen schützen. 
Vgl. anhegem. 

Hftgster, m,, s Heigster. 

hei, prcn., er. Hei, sei an stn Wtw. 
Doch auch Substantiv. Hei, He^ m., 
Dero. Heichen, Heike, Hecken, HekCy 
das Vogelmännchen. Ös et en Heike f 
Bock, 18. Hennig, 99. Vgl. S6 
und Sie. 

hei, interj., Anruf zur Aufmerksam- 
keit. Hei, Vdder, de Schommel ös dot 
Volksr., 18, 74. Vgl RL 



280 



Hei — beien. 



Hei, m., 8. Hau. 

Heibuche, pltd. Heibftlc, Haib§k, /., 

Hainbuche. Heibüchen^ heibeke Holz^ 
hainbuchen Holz. Im Ermlande Heti- 
buch. Sperber, 15. Aach Haubuche. 
Hagen, 1006. 

Heide, /., Wald. Die Capomsche 
Heide. Die TucheUche Heide. Hennig, 
326. 

Heideblume, /., Pflzn., offenbluiuige 
Kuhschelle^ PuUatiüa patens L. Hen- 
nig, 100. Hagen, 563. 

Heideche, Heidex, /., Eidechse, mhd. 
egedehsey eidehae, ahd. egideksa^ egidehsd, 
eidechsd^ edehsa. Weigand I, 365. 

Heideldei, n., alles in allem, die „ganze 
Bagage^. Mit allem Heideldei. Schc- 
mionek, 15. 

heideldldelduschke, Klangwort, im 
Reime: HeideldtdeldtLschke^ Gahnichön 
de Knuchke. Volksr. 13, 57. 

Heidemalc, m., wilder Heide, Mensch 
von ruhelosem Wesen, unkirchlichem Le- 
benswandel, wilder, unbändiger Junge. 
Königsberg. Stallupönen. Die Hajde- 
maken waren rebellische Bauern, später 
Räuber in den galizischen Karpathen; 
S. Sacher-Masoch, Der neue Hiob. 
Deutsch, Hausschatz 1875/76, S. 70. 
113. 131. Revue ^e deux mondes, 
15. Septembre 1874: Sacher-Masoch, 
Le Hajdamak. R^cit des moeurs des 
Carpathes. 

HeidenbSst, pltd. Heidebtet, n., Heiden- 
bestie, Schimpfwort auf Tiere (Pferde. 
Rindvieh etc.), aber auch auf Menschen. 
Vgl. Bist Heiden^ Heide dient als Ver- 
stärkung des Grundbegriffes in dem 
Sinne von fürchterlich, wild, verflucht, 
gewaltig, übermäfzig, heftig. Hennig, 
100. Siehe die folgenden. 

Heidengeld, pltd. HeidegSld, n. Das 
kostet ein Heidengeld^ ubermäizig viel 
Geld. 



Heidenicälte, pltd. Heidel(UI!, /., hefibige 
Kälte. 

Heidenlärm, m., wilder Lärm; ebenso: 

Heidenrandal, m, s. Randal. 
Heidex,/., s. Heidechs. 

heidf, interj.y zur Bezeichnung schnel- 
len Koramens und Gehens, des Ver- 
lorengehens. Heidi war er fort. Auch 
als Scheuchruf. Stn Gold ös heidt, sein 
Geld ist heidi^ im Umsehen verloren. 
Letztere Redensart, nach Grimm, Wb. 
IV 2, 809, durch ganz Deutschland ver- 
breitet. On nu heidi! ^ioTi. Dorr, 
1. Wiew., 122. Richey, 93. Schmel- 
1er I, 152. Vilmar, 157. 

Heldnägelchen, n., Pflzn., Earthäuser- 
nelke, Dianthiis Carthusianoi'um L. Ha- 
gen, 45ß. 

heidsch, adj. Heidsche LffdkeSy kleene 
Lüdkes! Klang der Glocken zu Plasch- 
ken bei Tilsit. Volksr., 270, 937. 

Heiduck, auch Heisuck, /., zur Bezeich- 
nung strenger Aufsicht, scharf beobach- 
tenden Naheseins. Ich hab^ ihm immer 
auf die Heiduck gesessen, gleichsam auf 
dem Nacken gesessen. Einem auf der 
Heiduck sein. Hei heft em op e Hei- 
sucky er hat ihn auf dem Zuge. Ygl. 
Sprw. I, 1543. Wäre uns aber Sirius 
so nahe auf der Heysuck mit seinen 
Gaben und Licht, würde Sirius solche 
Hochheit und nicht die Sonne von uns 
erlangen. Linem., C 3b. ' Ursprüng- 
lich wohl von dem ungarischen Volks- 
stumme der Heiducken^ die an H5fen 
als Diener hinter ihren Herren her 
waren. Vgl. Grimm, Wb. IV 2, 812. 

heien, geheien, pltd. hten, gehte(n), 

sw., neckend täuschen, vexieren, zum 
besten halten, versprechen und nicht 
halten. Dönh. Ermland. Mühling. 
heien bat mhd. intrans. die Bedeutung 
von wachsen, Irans, pflanzen, aufziehen,* 
hegen^ schützen^ pflegen. Schade Wb., 



Heier — heileD. 



281 



379 b. In Bayern geheien werfen, 
schmeifzen; kümmeni, bekümmern; plar 
gen; sich packen, fortmachen; verder- 
ben, zu Grunde richten, zerbrechen; 
an willig, zornig machen; in Hessen pla- 
gen, vexieren, ärgern. Schmellerll, 
132. Vilmar, 157. Man mujz emer- 
giren^ andere premiren^ sich herfürthuny 
da und dort Mnatasgehen^ f reihen^ gelt 
leihen^ geheien^ landgüüer kaufen^ seine 
Adelschaft und seinen standt herfOrbrin' 
gen. Stein, Peregrinus VI, 30. W. 
Mtsbl. V, 140. Wir (die Ordensritter) 
han einander wolgeheit. Und sind des 
Landes worden queit. Das haben wir zu 
dancken den Bayren, Schwaben und 
Francken, Erl. Pr. I, 157. — Geheien^ n, 
Freihen^ Geltleihen und Geheien sind 
oft einerley man muf 2 schweigen. Stein, 
a. a. 0. XIII, 66. W. Mtsbl. VI, 158. 
Vgl. Grimm, Wb. IV 2, 813; IV 1, 
I, 2340 ff. 

Heier, pltd. HTer, m., von heien^ Vexie- 
rer, Necker, Betruger, Mensch, der einen 
andern zum Narren hält, ihn neckend 
schiert und schurigelt. Öck hid£ en- 
moal ^non FVier^ Dat weer en rechtet' 
Hier. Dorr, 62. Volksl. 16, 8. 

Heier, /., die Heuer, Miete, Pacht, 
Werbegeld. Wenn eck war^ Matter^ 
munstre^ Gäw eck de Heier, dt. Memel. 
Firmenich m, 500b. 

Heierei, pltd. HTerT, /., auch Geheier, 
pltd. GehTer, n., das Genecke, die ab- 
sichtliche Täuschung, Schererei. Eben- 
falls von heien. Da hadd man Ju ge- 
seggty une veele Hyery seck by dem Fryen 
dndt Carm. nupt V, 264 a. 

heiern, sw,^ heuern, mieten. S. das 
vor. 

Heigster, m^ s. Heister. 

Heiice, n. u. /., dreizinkiger Aufsatz 
zur Sense beim Getreidemähen. Das 
SeikCy von hauen^ hat den Zweck, die 



geschnittenen Halme beim Fallen zu 
stützen, damit sie ungeknickt auf den 
Schwad gelegt Werden können. Vgl. 
auch N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH, 439. ' 

Heikespiefz, pltd. Heikesptt, m., Spiefz, 
Stab an dem Heike^ der sie an der 
Sense festhält. 

heil, pltd. h6l, adj. u. adv. 1. unver- 
sehrt, ganz, unverletzt, gesund. Teller 
und Gläser, die zur Erde fallen und 
unbeschädigt bleiben, sind heil^ hei. 
In Liv- und Estland ebenso auch vom 
ungeschnittenen Brot, Eäse. Hupel, 
,92. Sallmann, 32b. Sage er ihm^ 
da/z er dem Herrn Hofrath seine heilen 
Knochen zu verdanken hat Soph. R. II, 
459. Et ÖS all wedder hel^ die Wunde 
ist vernarbt. Ene hele Hut, unverwun- 
det. Bei Jeroscbin: daz st vortägtin 
swaz da e was blibin heil. Pfeiffer, 
171. Man bekommt aus fieüer Haut^ 
pltd. üt fixier Hut, eine Entzündung, 
Geschwulst. 2. ungemischt, lauter, rein. 
Pures helges Fett. Vgl. hell. 

Heil-aller-Schaden, Pflzn., Kreuz -En- 
zian, Gentiana ctniciata L. Hagen, 
295. Die Enzianwurzel enthält viel 
Bitterstoff und wird deshalb als magen- 
stärkendes und kräftigendes Heilmittel 
gebraucht. Leunis, 790. 

Heil-aller- Welt, Pflzn., arzneilicher 
Ehrenpreis, Veronica officinalis L. Ha- 
gen, 18. Die Blätter werden des 
vorwaltenden Bitter- und Gerbestoffs 
wegen in Theeaufgulz als Brustmittel 
bei rheumatischen Leiden und Ver- 
schleimung der Atmungsorgane und 
von Landleuten frisch als Wundmittel 
gebraucht; der ausgeprel'zte Saft dient 
auch wohl als Frühlingskur. Leunis, 
861. Nach Hagen, 543, und Leunis, 
429, auch gemeines Benediktenkraut, 
Geum urbanum L. Vgl. Heilnftrsch. 

heilen, pltd. hSle(n), sw., heil machen, 



282 



Heilgegeistwarz — HeiratswarzeL 



wieder ganz macheD, ausbessern. Dei 
Schade lätt sock hele. 

HeilgegeistwurZyPflzn., Wald- Angelika, 
Angelica süvestris L. Hagen, 320. 
Als Mcdik. Heilgegeistwurzel^ Radix 
Angelica, Wurzel und Samen der 
Pflanze sind jetzt nur noch in der Tier- 
heilkunde gebräuchlich; die gepulver- 
ten Samen werden zuweilen von Land- 
leuten noch als I^ausepulver gebraucht. 
Leunis, 743. 

HeiPgentag, pltd. Hiflgedag, im Erm- 

lande Helljtag, m. 1. Tag einem Heili- 
gen geweiht; 2. heiliger, geheiligter 
Tag, Feiertag. ÄfgebröcM HoWgedag^ 
abgebrachter, d. i. abgeschaffter Heili- 
gentag — dritter Feiertag eines der 
groizen Feste. De leewe Holgedag koa- 
men nich Tiet genooch. Dorr, 43. Alle 
Dag Sinndag on &n e Modd noch e 
BölVgedag! Sprw. 1,3536. S. das. 822. 
Wedder HoWgedag on kein Fläde. Wöllr 
komm^ BölTgedag^ on kein Fläde, Sprw, 
I, 1547. Vgl. Tdel. 

Heili'genbeily Städtchen an der Ostr 
bahn und dem FlüTzchen Jarft. Das 
beil in dem Namen ist moderne Um- 
wandelung des altpr. pü^ päa^ pHe, 
piUe, Berg, Burg, Schlolz. Die Stadt 
hielz auch Swento-^mest^ heilige Stadt; 
ein Su>entO"pily heiliger Berg, heilige 
Burg, ist nicht nachweisbar. Ygl. 
Nsslm. Th., 128. 

Heiiigheuy Pflzn., s. Hahnenkammklee. 

Heilmann y m. jüd. Vom. Flatow. 
Schmitt, 112. 

Heiinftrschy Pflzn., Heil den A., ge- 
meine Nelkenwurz, Geum urbanum L. 
Eine beim Volke sehr gerühmte Ge- 
würz- und Heilpflanze, welche als Nel- 
kemourz {Radix caryophyUatae) gegen 
Unterleibsschwäche und schwache Ver- 
dauung noch jetzt als Heilmittel dient 
Leunis, 429, 



Heilsbecky im Ermlande Name der 
Stadt Heilsberg. 

Heil- und KUhlsalbe, pltd. HM- on K§i- 
8aiv\ Medik. Emplastrum Plumbi cam^ 
positum. Auch Heil- und Zugpflaster, 
pltd. Hei- on Togflaster. 

heimleuchten, sw.^ . hinausleuchten; 
doch mehr in bösem Sinne. Einem 
heimleuchten, ihm mit harten Vierten 
die Thür weisen, oder wohl gar ihn 
zum Hause hinauswerfen. Hennig 
hat, 331, unter leuchten in gleichem 
Sinne herausleuchten. 

Heims-chen, n., s. HImske. 

Hein, Hifnn, Hennig, m. Vom., Hein- 
rich. Hartwich, 54. Auch Hendrich. 
Hendrich Renhold en Stodent^ Burchards 
Buu/z nich onbekennt Carm. nupt H, 
206. In der Dzg. Nhg. noch HendrlcL 
Viol^t, 101. Nach Sperber, 15, 
Heindrich. Als eigentümliches Schmei- 
chel-Dem. Heinucke: Beinucke, Beinucke^ 
du motst di bekehre. Sprw. I^ lil. 

Heinrich, m., sanßer, ein süfzer 
Schnaps. 

heinzen, hinzen, scr., coire, Sperber, 
15, meint, es komme vielleicht vom 
Kater Bim und seinen Gelüsten her. 

Heiratsblume, / , breitblättriges Kna- 
benkraut^ Orchis laüfoUa L. Die Pflanze 
wird am Johannistage gegraben, wäh- 
rend man denkt, ob ein gewisses Paar 
sich finden werde. Je nachdem die 
beiden handformig geteilten Wurzel- 
knollen sich an einander legen oder 
von einander abwenden, kann man auf 
das Zustandekommen der Heirat 
schlief zen. Samland. Volkskai., 115. 
Nach Hagen, 914, Orchis maculata. 
Vgl. Gotteshand. 

Heiratsnotel, /., Heiratsvertrag. 

Heiratswurzel y Pflzn., zweiblättriges 
Breitkölbchen, Platanihera (Orchü L.) 
bifoUa Rieh. Hagen, 907. 



heisch — Helft. 



283 



heisch, pltd. hSsch, adj,^ heiser. Ärions 
heüchre Ct/ther schweigt Carm. nupt. II, 
33b. Ahd. und mhd. heU^ ags. hds^ 
holl. heesch^ im Brem. heestrig^ in Pom- 
mern heesch, heesk. Brem. Wb. II, 627. 
D&hn., 181b. Ygl. ktech. 

heischen, pltd. haschen, sw, 1. fordern 
im Handel, den Preis bestimmen. Man 
mot doch hesche^ tom Afdinge os Ttt 
genog^ man mafz doch fordern, zum 
Abdingen ist Zeit genug. Hesche on 
Bede motte sock Schede^ Heischen und 
Bieten müssen sich scheiden = der Ver- 
käufen hat zu fordern, der Käufer auf 
die Forderung zu bieten. Sprw. I, 1554. 
Nach Mühlin g auch das Herausfordern 
der Trümpfe beim Kartenspiel. 2. bitten, 
flehen. 

heissen, sw.y s. hissen. 

Heister, Helgster, Htgster, Häster, m,, 

Elster, Corvus Pica, In Natangen Heis- 
Icer, in der Altpr. Mtsschr. IV, 115: 
Hechster, Sperber, 15: Hifxter; auch 
Spachheister, Spochheister. Somt nennt 
die kluge Welt sie nur den bunten Heister. 
Carm. nupt H, 266 c. Ilei os so bunt 
tot e Heister^ von dem der mehrfarbige 
Kleider trägt Heister nöm e Farkel. 
Volksr., 143, 602. De Heister lackt. 
Dorr, 40. De junge Heister mot Fo- 
der hebben. Dorr, 1. Wiew., 19. Hen- 
nig, 101. Mühling, Tiem., 172. In 
Natangen Heigster auch Name des Holz- 
hähers, Corvus glandarius. — In Hessen 
Heistery junger Waldbaum, vorzüglich 
Buche. Vilmar, 161. Vgl. Alster. S. 
Kurre. 

heisterbunt, adj.^ bunt wie ein Heister^ 
scheckig, gefleckt. Hennig, 101. 

Heisterfeister, m., ruheloser Mensch, 
der bald hier, bald dort ist, der seine 
Arbeit schnell aber unordentlich ver- 
richtet. Bock, 18. Hennig, 101. 
Sprw. I, 1556. Brem.-nd8. heisterbeistem 



in unordentlicher Eile etwaß thun. Brem. 
Wb. n, 614. 
Heisterkopf, pltd. Heisterkopp, m., 

schie/zen, kopskegeln, einen Purzelbaum 
machen. Dzg. Klein I, 191. Allge- 
meiner Kopheister schie/zen. Ebenso in 
Bremen, in Hamburg Heusterpeuster^ 
in Pommern Hdsterkopp. Brem. Wb. 
II, 614. Richey, 94. Dähn., 167a. 
Heisternest, n., Nest der Elster; Name 
eines Kirchdorfes auf der Landzunge 
Heia. 

Heisuck,/., s. Helduck. 

Heifzweck, pltd. Hiffzweck, Hiftweck, /., 

heifze Weck (s. d.), eine Art Mohn- 
kuchen, Gebäcke zu Fastnacht, Fast- 
nachtsfladen. Elbing. Sperber, 15. 
Schemionek, 16: Hoschwerk. Vio- 
Ut, 98: Hotwerg ^ Heifzweck. Vgl. 
Hilzweck. 

heitsch, hetsch, Zuruf an die Zug- 
ochsen, wenn sie rechts gehen sollen. 
Auch aitsch und hot Vgl. Korrespbl. 
m, 90. 

heitschen, sw.^ pflügen. Wohl aus 
heitsch gebildet, weil man beim Pflügen 
so häufig diesen Ruf hört. 

Heizfisch, m. Nach Hennig, 101, 
heifzen in Dzg. die im Winter unter 
dem Eise gefischten Fische HeizfUche. 
Der Name soll von dem Feuer her- 
rühren, dafz die Fischer zu ihrer Er- 
wärmung anmachen. 

HSkel, /., Hechel, ahd. u. mhd. hechele^ 
hachelcy holl. hekel^ engl, hatchel^ haclde, 
dän. hegle^ schwed. häckla. Grimm, 
Wb. IV 2, 735 f. 

HSIe, /., s. Häle. 

Helfer, pltd. Hiflper, m., Gehilfe in 
der Brauerei^ Brauknecht. In Königs- 
berg bildeten die Helfer eine eigene 
Zunft. Bock, 18. Hennig, 101. 

Helft, m.j Pflzn., gemeiner Sinau, 
AlchemiUa vulgaris Jj. Bock, Nat. lU^ 



284 



Helger ■ — Hemske. 



315. Hagen, 178. Aus ihm wird 
nach Bock, a. a. 0., ein wirksames 
Infusam bereitet, das gegen Kriebel- 
krankheit und Fieber hilft; woraus sich 
wohl der Name erklärt. Vgl. auch 
Leunis, 427. 

Helger^ m. Vorn., Hilarius. Hart- 
wich, 54. 

hell, adj. Es ist zu hell^ es sind 
Kinder da! Als Warnung, wenn Er- 
wachsene in ihren Gesprächen in Ge- 
genwart von Kindern zu weit gehen. 
Sprw. I, 1565. Den hellen ausgescMa^ 
genen Tag hindurch^ zur Bezeichnung 
der langen Dauer des Wartens. In 
diesem Sinne auch hellig. Et war emal 
e armer Schmöd, De kloppt io heWgen 
Däge (die ganzen, langen Tage). Sam- 
land. Firmenich II, lie-b. InHessen 
lautet eine gleichbedeutende Redensart: 
dsn ganzen heälangen Tag hindurch; 
auch: den heilen Tag durch. Vilmar, 
159. 

Helle, /. 1. die Kratze des Schorn- 
steinfegers, die er auf der Schulter 
trägt. Schontenfeger ^ Helledräger! 
Volksr.,84, 343. - 2. Hölle, Höhle: 
w ^ÄS grofze Loch jAterm Ofen, der Raum 
zwischen Ofen und Wand. Hinterm 
Ofen in der Belle, da ist allerhand 
Vorrat, Aus einem Volksliede. 

Heller, m., s. Häller. 

heller, adv,^ immer: heller drop, im* 
mer drauf! Dzg. Nhg. VioUt, 100. 

heilig, adj. u. adv.y müde, entkräftet, 
durstig, lechzend. Mhd. hellic^ hellec; 
verwandt mit dem nd. hahl, hählig 
dörr, trocken, im Götüng. hellig. Vgl. 
Schamb, 78b. Grimm, Wb. IV 2, 
973. Hennig, 326. 

hellig, adj.^ l&og) gfuiz, voll; vom 
Tage. S. hell. 

hellsch, adj, u. adv.j von BeW Hölle, 
höllisch, gewaltig, auIzerordentUch. öck 



st heUsch mody ich bin stark ermüdet. 
Das ist ein heiisches Feuer^ ein grofzes, 
gewaltiges Feuer. Er ist ein helbcher 
Kerl, ein tüchtiger, auizerordendicher 
Mensch. Ek heww 'ne ganz hellsehe 
Angst utgest^hnen. Dorr, 1. Wiew., 
85. In Hessen hellig. Vilmar, 163. 

HeliDy m.y Stiel an Axt und Beil. 
Brem.-nds. hel/t^ Götting. helf und helfty 
engl. Jielve, hoU. heim, Brem. Wb. II, 
617. Schamb., 78a. Vgl. Sprw. I, 
3728. 

h§in, adv.y heim. Heim, Haus. Denn 
hesauf ech m£ch wol noch on fin^ nich 
na hhfhy und finde nicht ni^ch Hause. 
Ermld. Frcisch., 9. Ech sei aü ze dlty 
ech mufz emma dahem hucke (zu Hause 
sitzen). Ibid., 10. Sperber, 15. 

Hemdedrem, n., das Hemde drum, zur 
Bezeichnung des letzten Tanzes auf 
einer Landhochzeit im Emilande, der 
selbst mit dem Hemde nicht zu teuer 
bezahlt wäre. VolksL, 45, 28, 6. 

HSmke, n., Heimchen, Hausgrille. 

hemmeln, sw^ s. femmeln. 

Hemp, m., Hanf, holl. henn>ep. 
• hemp, adverb. interj.^ links. Bemp 
on hott schwingt der Elöpfel in der 
Glocke. Vgl. Tierräts., 12. 

Hempeldipempei, Elangwort zur Be- 
zeichnung des Eis. S. Tierräts.^ 59. 

hempeln, sw., s. hSmpeln. 

Hempling, m., Hänfling. 

Hempsaat, /., Hanfsaat. 

H§m8ke, m. u./., auch HSmske, HOmske, 
HAmsk, Heims-chen, H§m8-chen, in Dan- 
zig £mke, Ameise. Dat ös fer dem so, 
als wenn sock e Hemske an e PSrdxfot 
hängt, Se krabble wt de Bemskes, sind 
so rührig und thätig wie Ameisen. 
Sprw. I, 1538. De Hdmske hde moch 
bepi/zt, wenn man ein Jucken oder 
Brennen der Haut empfindet. Ermland. 
Bock, 18. Hennig, 100. Mühling, 



Hdmskebröch — H^rmoos. 



285 



Tiem., 172. Sperber, 15. Sche- 
mionek, 16. 

H§m8kebrifchy m., Ameisen bauch, als 
Schimpfwort auf einen dicken Men- 
schen, namentlich Jungen; nach Muh- 
ling zur Bezeichnung eines sehr ma- 
gern Menschen. Sprw. I, 1539. S. 
BrSch. 

HCmskengreifer, pitd. H§m8kegrTper, m.^ 

ein heimtückischer, arglistiger Mensch; 
Kleinigkeitskrämer. Verwandt nach 
Bildung und Sinn mit Griüenfänger. 
Hennig, 99. Pisan8ki,Nachtr. Sprw. 
I, 1540. 
Hende, Hendel, Handel, w. jüd. Vom., 

\on Hananaeel. Flatow. Schmitt, 114. 

Hendelweifz, Pflzn., gemeine Woll- 
blume, Anthyllis vtUnerarta L. Ha- 
gen, 737. 

Hendrich, Hendrlck, m. Vom., s. Hein. 

Hangelten, /. u. plur,, s. Hangelten. 

hennewedder, adv,^ hin und wieder. 
Dzg. Nhg. YioUt, 100. 

Hennig, m. Vom., s. Hein. 

hepschf, hapschf, interj.^ Ruf beim Nie- 
sen, den Schall nachahmend. 

heranhSren, «w., besuchend vor- 
sprechen, nachhören. Ich soll Ihm In- 
formation verschaffen; das kann ich wol 
nicht: cAer mag Er doch einmal vneder 
heranhören. Soph. R. I, 230. 

herausleuchten, sw.y sx heimleuchten. 

herausmausem, sw., s. herausmuiern. 

herausmuiern, rein hchd. herausmau- 
sem, Str., sichy sich aufnehmen, heraus- 
arbeiten, aufbessern, nicht blofz äufzer- 
lich in EJeidung, sondern auch in Wuchs, 
Haltung, im Betragen: wie der Yogel 
aus der Mauser neu hervorgehen. In 
gleichem Sinne heratismustem. 

herausspintisieren, sw,, s. spinfa'si§ren. 
herauswickeln, 8to., s. wickeln. 
Hertotgarn, n., Hertetgarnfischerei, /., 
s. Windgam. 



Herbstkeichel, n., Eeichel, das im 
Herbst ausgekrochen. Da diese in der 
rauhen Luft leiden und viel kränkeln, 
übertragen auf einem schwächlichen 
Menschen, dem jeder Luftzug zuwider 
ist und schadet. Wie ein Herbstkeichel 
kränkeln — piepsen — schwach sein. 
Vgl. Sprw. I, 1574. 

Herd, m. 1. vorderer Teil des Keitel- 
gams (s. d.), der Herd, Sammelplatz, 
fQr die Fische; auf dem kurischen Haffe 
auch Vorderteil genannt, lit. peiszakis. 
2. Name für eine flache Stelle, Untiefe, 
im Pillauer Hafen. 

H§rd, w., Hirte. 

Hfirdsjung, m., Junge des Hirten, Ge^ 
hilfe desselben. 

H§ring, Hifring, Hifming, m.y Monats- 
name, Homung, Februar. Der Bor- 
ning macht den Zagel kram. De Hering 
scfdeit möt em Zägel op^t Is^ der Hering 
schlägt mit dem Schwanz' aufs Eis. 
Beide Redensarten bei strenger Kälte 
im Februar. Offa Hearing (Manuscr. 
Höring) wat eascht de Wingta näkomme^ 
im Homung wird erst der Winter 
nachkommen. Ermld. Freisch., 12. S. 
Sprw. I, 1671. Vgl. Grofzhom. 

Heringsbrftker, m.^ s. brftken. 

Herlngshingst,m.,Heringshengst, männ- 
licher Hering. Als Schimpfwort : Dorr, 
1. Wiew., 49. 

Heringskapitän, m.y Aufseher bei Ver- 
packung und Verladung der Heringe. 
Dzg. W. Seidel, 30. 

Heringsmanze, /., Netz zum Fange 
des Herings. Danziger Bucht. Putzi- 
ger Wiek. Benecke, 380. 

Herle, (?), der Bast an der Flachs- 
pflanze. Mühling 

H§rmoos, Hermus, Pflzn., Ackerschach- 
telhalm, Equisetam arvense L., und 
Sumpfschachtelhalm, E. palustre L. 
Beide Arten Unkraut sind wegen der 



286 



hernacher — heramdammeln. 



schweren Ausrottbarkeit gehafzt L e u - 
nis, 1447. Hennig, 100. Nach Ha- 
gen, 1078, heifzt E, hiemale Ileermoos. 
S. Duwack und Harmus. 

hernacher, adv,^ hernach, nachher^ 
später. Das kan das Christenthum 
hemachei' gar wol leiden. Carm. nupt. 
I, 174. Auch hernacherL Sperber, 
15. 

Herold, Herolz, auch Jäckel, 7n., Eichel- 
häher, Corvus glandarius L. Bujack, 
375.. Mühling, Tiem., 172. Vgl. die 
Namen des Hähers in Korrespbl. II, 
64 f. 

Herr, m. 1. Hausherr, Gutsherr. 2. 
katholischer Geistlicher. Ermland. 3. 
die drei gestrengen Herren: die Kalen- 
dertage: Pankratius (12. Mai), Serva- 
tius (13. Mai) und Bonifacius (5. Juni); 
oder: Mamertus (11. Mai), Pankratius, 
Servatius; auch: Pankratius, Seivatius 
und HoDoratus (16. Mai). An diesen 
Tagen ist nach der Yolksmeinung die 
Witterung gewöhnlich kalt. 

Herrengang, m,^ Diarrhöe. He heft 
den Herrengang. Dzg. Nhg. S. DUnne. 

Herrenschätter, Pflzn. Nach Müh- 
ling „Pfennigkraut, Lymnachia'^\ dem 
Namen nach also L. nwmmulaiHa. Viel- 
leicht L. vulgaris^ gemeiner Gilbweide- 
rich, dessen Kraut firüher officinell war. 
Leunis, 869. Vgl Schatten. 

Herrentag, ptd. Herredag (a=^ä\ m.^ 
Tag, den die Herren leben. He lewt 
'nen Herrendag^ er lebt gut, führt ein 
herrliches Leben. Elbinger Ndrg. 

Herrgommea. Ach Hergommes! Aus- 
ruf der Verwunderung. 

Herrgottche, m., Dem. von Herr Gott. 
1. Ausruf. Herrgottche^ was erlebt man 
alles! 2. Im Ermlande Bezeichnung 
für das ILrucifix, namentlich das an 
der Landstrai'ze. Se hde e neies (ha- 
ben ein neues) Herrgottche gesetzt. 



Herrgottskuhchen, Gotteskuhchen, Herr- 
gottsvogelchen, n., das Marienkäferchen, 
Cocdnella septempunctata. Fleeg op^ 
fleeg op, min Herrgottskohke ! Kinder- 
reim. Volksr., 59, 226. Über die ver- 
schiedenen Volksnamen des Marien- 
käferchens s. Rochholz, Alem. Kinderl. 
S. 92. 543. Vgl. butehe. 

Herrgottspferdchen, n., auch GottCe)8- 
pferdlein, -chen, Himmelspferdchen, nach 

Hennenberger, 195, auch Gttrgen- 
pferdlein, die Libelle. Anno 1589 den 
28. 29. 30. Aprüis^ flogen so viel der 
würme^ die man Hergots Pferdlem^ oder 
Jürgen Pferdlein nennet^ das wenn man 
in die lufft schlug^ hont man ein oder 
2 treffen. Das. S. 325 : Jörgenpferdlein, 
Kinderreim: Herrgottspferdchen^ fli^g^y 
dein Vater ist im Krieget Volksr., 68, 
223. 

Herrgottstischkieid, -rock, n., s. Gottes- 
tischkleid u. Bratenrock. 

Herrgottsvogelchen, n., s. Herrgottskuh- 
chen. 

herrjeche, pltd. herj§ke, Dem. von 
hetjey Kürzung von Herr Jesus; als Aus- 
ruf des Staunens, der Bewunderung etc. 

Man hört auch herrjes, herrjemerche, 
und fje, Ijeche. Letzteres könnte auch Tgeh 
(gehe docb) gedeutet werden. Vgl. J6. 

herrsch, adj. u. adv.^ herrisch, ge- 
bieterisch, wie ein Herr auftreten; was 
einem Herrn geziemt, zukommt. 

Herr8Chaft,/.,Genos8euschaft^ Freunde; 
als Anrede zu seinesgleichen. Herr- 
schafty kämt on seht^ kommt und sehet. 
Königsberg. 

herumaasen, sw.^ s. aasen. 

herumftlen, sw.^ sich, sich voll Wohl- 
behagen reckend umherwälzen. S. 
ftlen. 

herumdammeln, sw.^ dumm tändelnd, 
zwecklos sich herumtreiben. Vgl. dam- 

meln. 



herumdollen — Hesse. 



287 



herumdollen, sw,^ wild lärmend nm- 
herfahren, s. dollen. 

henimfasen, »w., herumrasen, -laufen. 

Von fasen. 

herumfimmeln, mü., s. fimmeln. 

herumfliddem, svt.y s. fliddern. 

herumflirren, »w.^ s. flirren. 

herumhausen, aw.^ s. hausen. 

herumjacheln, sw.^ s. jacheln. 

herumjachem, su?., herumjagen, sich 
herumtreiben, s. jachem. 

herumklarren, sw.^ s. klarren. 
herumklätem, st^., s. klätem. 
heramklucken, sw., s. klucken. 
hemmkrängeln, sw., s. krtngeln. 
heramiatschen, sw.y s. latschen, 
herumlungem, sw,, s. lungem. 
heramratzen, sw.^ sich^ zanken, strei- 
ten, sich in den Haaren liegen. 
heramsSlen, «tr., s. sälen. 
herumstankern, mo.^ s. stankem. 
hemmstSwern, sw,, s. stSwern. 
heramtreiben, st^ sich, s. umtreiben. 
heramtrossen, sw.^ s. trossleren, 
herumwifehen, sw.^ s. wifehen. 
herumzabbeln, sw,^ s. zabbeln. 
herumzageln, sw., s. zagein. 
herumzoddem, 8w.y s. zoddem. 

Herz, n., Inkel, Einkehle, des grofzen 
Aalsackes. Benecke^ 387. 

Herzbruch, m., Bruch des Herzens, 
töüicher Herzensschmerz. Ich armer 
Stümper habe den Herzbnich, mir will 
das Herz brechen. Soph. R. Y, 598. 

Herzen, n., in der deutschen Karte 
coeur, 

' Herzenfresser, m., Ehegatte, der dem 
Herzen der Frau Weh zufugt Stein, 
Peregrinus XIU, 88. W. Mtsbl. VI, 
159. Vgl. gnagen. 

Herzfrauchen, pltd. HerzfrQke, /., An- 
rede des Gesindes an die Hausfrau. S. 

Frau und MOder. 



Herzkaule, pltd. HerzkQI, /, Herz- 
grube. 

Herzmutter, pltd. HerzmOder, /, An- 
rede wie Herzfrauchen. 

Herzogsacker, m., grofzer, freier Platz 
vor dem Königs- und Rofzgärterthor in 
Königsberg, jetzt Exerzierplatz; zu 
Hermes' Zeit und auch in meiner 
Jugend noch ein freies Feld. Wir 
standen mitten auf dem Blachfelde in 
Berzogaacker. Soph. R. I, 390. Komm 
auf den Herzogsacker, Ibid. V, 353. 

Herzpolchen, Dem. von HerzpoUy das 
Innere einer Pflanze, woraus sich Blätter 
und Blüten entwickeln. Mühling. Im 
Brem. Wb. IH, 351 : HartepoUe das Herz, 
oder die jungen zarten Blatter in den 
Pflanzen, z. B. in einem Kohlhaupte. 

Herzvater, ?»., innigere Anrede der 
Kinder an den Vater, des Gesindes an 
den Hausherrn. Herzvater, sagte ich 
leise. Soph. R. IV, 445. Herzvader, 
st dem San nich gram, de Appel fallt 
nich Wit vom Stamm. Sprw. I, 3883. 

He satt on fratt on hadd e Brüll op, 

Medik. Ldgnum Sassafras und Radix 
SarsapariUae. Kgsbg. 

hftsch, adj., s. heisch. 

Hespe, /., Haspe, Thurangel, Knie- 
band. Mn Tisch mit Hespen an der 
Wand. Soph. R. H, 61. 

Hesse, /., Kniebug an den Hinter- 
f&fzen der Tiere; die Hinterfuize voll- 
ständig; die Fersensebne des Hinter- 
fufzes. Auch übertragen auf den Men- 
schen: Beine, Fufze, Fersen. Die Brach 
schlagt dem Pferde an die Hessen. Heb* 
die Hessen! Es liegt mir in den Hessen^ 
ich habe müde Beine. Wenn du mit 
deine ungeschickte Hessen der vneder so 
fachen in de Wurzeln un im Strauch 
verzabbeln werscht^ weer ich der etc. 
-Dorr, Driewjagd. Nd. allgemein J^^ss«^ 



288 



HeMing — hexen. 



bayr. hachsen. Brem. Wb. 11, 626. 
Schamb.,81b. Dähn.,184b. Schmel- 
1er II, U7. Grimm, Wb. IV 2, 738. 
Hennig, 102. 

Hefziing, w., unter „mancherlei Fische" 
bei Hennen berger, 29^ S. Häsling. 

Ketsch, m., hetschen, »w-,^ s. hiftschen. 

Hetternessel, /., kleine Brennnessel, 
Urtica urensL, Hagen, 990. Geijvöhn- 
lich Heitemessely wegen ihres hitzigen 
Brennens. Vgl. Grimm, Wb. IV 2, 

929. S. Heddemessei und hiddem. 
hetzchefetzche, adv., s. hirzefirze. 

Hetze, /., Menge, übertragen nach der 
Koppel Hunde, die zur Hetzjagd dient. 
Die ganze Hetze Kinder; auch das Ge- 
hetz. Mit dem ganzen Gehetz Kinder 
über die Straf ze zu gehen ^ ist unan- 
genehm, S. Grimm, Wb. IV 2, 1271. 

hetzefetze, adv., s. hirzefirze. 

Heuaust, /., Aust, Ernte des Heus. 
Vgl. Aust. 

Heudrofzel, pltd. H§gdrofzel, /., scherz- 
hafte Benennung für das Bind. 

Heuer, ?n., s. heuern. 

Heuerkutsche, /., früher in Danzig 
eine Mietskutsche. Hennig, 102. 

heuern, heuren, atc?., mieten. Davon 
Heuer, Heure,/., Miete, Lohn. Hennig, 
102. Grimm, Wb. IV 2, 1286. 

Heunerbrink, (?), s. Häunerbrink. 

Heure, /., heuren, 9w.^ s. heuern. 

Heusack, t»., Sack zur Aufnahme von 
Heu. übertragen: Du hast keinen Heu- 
sack daran ^ keinen Schaden, Verlust. 
Sprw. I, 1603. 

Htwel, Häwel, m., Hügel, Anhöhe auf 
Feld oder Acker. Natangen. Von 
hewen heben. 

HSwelke, 71. u./, kleiner Hebel, Dem. 
von Hewel Hebel. S. Htwelten. 

H§weltbaum, m,^ Baum für die jET^^^/e^. 

HSwelten, plur.^ verhchd. Hebelten, 
sing, HeweÜ, m.^ Hewehe, Hebelte^ He- 



welke, n. u./., doch meist nur im plur. 
gebräuchlich, auch H§lwen, Hif Iwen, ölwen, 
ölben und Elwen (Gegend von Barten- 
stein), Teile des Wirkgestells. Es sind 
die um zwei Stabe (Ober- und Unter- 
Stab) geschlungenen Doppelfaden, die 
in ihrer Mitte kleine Ösen bilden, durch 
welche die Fäden des Aufzuges einzeln 
hindurchgezogen werden, und zwar mafz 
jeder Aufzugsfaden seinen eigenen 
HeweÜ haben. Das ganze breite Faden- 
geflechte mit dem Ober- und Unter- 
stabe — kurzweg die Hewelten — hängt 
am oberen Stabe in Tritzen oder kleinen 
Schwengeln an dem Hewelibaum und 
wird vermittelst der Fufztritte des Ge- 
stells wechselweise gehoben und ge- 
senkt, wobei der Einschlag durch die 
Fäden des Aufzuges geschossen wird. 

— Der Name Hewelten ist offenbar eine 
eigentümliche Deminutivbildung aus 
Hebel, pltd. Hewel; die übrigen oben 
angeführten Namen sind wohl nur Kor- 
rumpierungen aus dem allgemein üb- 
lichen Hewelten. Nach Hennig, 326, 
nennen die Weber die Hewelten Schäfte. 

— In Posen: das Häwelt eine hänfene 
Schnur, -Bindfaden ; vielleicht vom jüd.- 
d. chewel der Strick. Bernd, 92. Im 
Angs. Hefeid, Heueid Faden, Weber- 
faden etc.; vielleicht von haban, haben, 
halten, also ein Ding, woran man etwas 
hat, hält oder halten kann. Ibid., 393. 
Vgl. Das Wirkgestell, 125. 

Hexe, /. 1. grauer Schmetterling, 
Nachtschmetterling. Mühling, Tiem., 
172. 2. Nachtschwalbe, Ziegenmelker, 
Caprimulgus europaeus L, Vgl. Tag« 
schlaf. 

hexen, sw. 1. zaubern. 2. schnell 
eine Sache fertig schaffen. Der kann 
hexen. Öck kann doch nich heae, als 
Entschuldigung, wenn eine Arbeit trotz 
aller Anstrengung nicht rechtzeitig fertig 



Hexenbntter — Hindb«ere. 



289 



werden will 3. peinigen, plagen, in 
die Enge treiben, öck war dt hexe! 

Hexenbutter, /., eine Art Schimmel. 
Bock, Nat. III, 639, nennt ihn muccr 
septicus. 

Hexenmehl, -puiver, n., s. Biitzpuiver. 

ht, hU, anspornender Zuruf zum Zug- 
vieh, wenn es anziehen soll, uamentlich 
zu Pferden. Vgl. hoL 

hieben, 9w,^ kurz. und scharf atmen 
in Folge raschen Herzschlages; von 
Menschen und Tieren ^ besonders von 
Hunden. HoU. hijgen. Im Gdtting. 
hiche^ /., das Herz, bei Tieren; ebend. 
htchen u. Mchepachen^ hich^puchen^ wie 
brem.-nds. hachpachen kurz und schnell 
atmen. Schamb., 81b. Brem. Wb. 
n, 560. 

Hiebt, HSeht, /., Höhe. Kid in die 
Hicht, sieh aufwärts. 

hiddem, str., brennen, nach einer Ver- 
letzung ein empfindliches Brennen 
empfinden; daher Eeddemessel u. Hitter- 
nessel. Mühling. 

Hieb, m,y Rausch; der Berauschte geht 
schwankend, als wäre ihm ins Bein 
gehauen. Er ha^ einen HiA {einen 
kleinen — tüchtigen — gehörigen) ^^ ist 
weniger oder mehr angetrunken. 

Hier, 97)., s. Heier. 

bietsch, interj.^ s. bttsch. 

bift, interj.y Jagdruf. Nicht schreyn 
hiß! hißl juch! juchl allein die Nimrods- 
Söhn. Cann. nupt IV, 23 c. Ursprüng- 
lich ist Ei/ty m., der Stofz in das Hom 
bei der Hirschjagd und der dadurch 
erzeugte Ton. Grimm, Wb. IV 2, 1321. 

himm, interfy s. hamm. 

Himmel, m.^ Obergaumen, die obere 
Wölbung in der Mundhöhle. Ihm ist 
der Himmel eingefallen y er hat einen 
Fehler in der Elachenhöhle und spricht 
„durch die Nase". 

Himmelbett, n., Familienbett mi^ einer 

Friaehbltr, WörteTbneh I. 



auf leichtenEckpfeilem ruhenden Decke, 
dem Himmel; es wird rings von Gar- 
dienen umgeben. Der „Himmel" trägt 
vielfach Datum und Jahreszahl des* 
Hochzeitstages. Hintz, 129. Ich 
schencke Ihnen aber nicht ein ofen- 
stehendes^ auch nicht ein oben zugespitz- 
tes ^ sondern ein Himmel-Bett, Carm, 
nupt n, 185 a u. b. Hier ^ siene grote 
StaWy sien Hus^ sien Schlotte sien Himmel- 
bedd on sien F§ldbedd, Dorr, 1. Wiew., 
107. Bildlich: Die Sonne ist in ihr 
Himmelbett gestiegen^ sie ist hinter Wol- 
ken untergegangen. 

bimmeldicic, adj. Er ist hhmneldicky 
stark betrunken, bewölkt wie der wol- 
kendüstere HimmBl. In weiterer Ver- 

V 

Stärkung: himmellcanonendicic S.Sprw.I, 
445. 

Himmelsbrot, n., der innere, weiche 
Teil des Kalmus, der von Kindern ge- 
gessen wird. Er heifzt auch Butter. 
Dönh. 

HimmebcblUsselcben, pltd. Himmel- 

8Cbl8tell(e, n., Pflzn., gemeine Schlüssel- 
blume, Primula veris L. 

Himmelsgucker, pltd. Himmelekicker, m., 

Name für verschiedene Arten kleiner 
Fische: Stinte, Bitterlinge. Bujack, 
392. Mahling, Tiem., 172. 

Himmetepf erdeben,: n., s. Herrgottspferd- 
eben. 

Himmelsziege, pltd. Himmelsztg, /., 

Heerschnepfe ^ Scolopax gaüinago L. 
Bujack, 383. Mühli^g, Tiem., 172. 

Himpbamp, m., gebrechliches^ wacke- 
liges Gerät, Werkzeug. Im Brem. auch 
weitläufiges Gestell ohne sonderlichen 
Nutzen. Brem. Wb. II, 633. Richey, 
95. 

bindftlen, sw.^ hinwerfen, niederwerfen; 
aus hin und däl (s. d.) zusammen-' 
gesetzt. 

Hindbeere, /., Himbeere^ s. Insbeere. 

19 



290 



Binde — Hirschmelde. 



Hinde, w. jüd. Vorn., Hirschkah. 
Flatow, Schmitt, 114. 

Hindschkraut, n.y Bittersüfz, Solanum 
dtdcamara L., gewöhDÜch Hinscfikraut^ 
weil es gegen die Hinsch^ das Eeichen 
der Pferde und Rinder angewandt wird. 
Hagen, 251. Grimm, Wb. IV 2, 
U68. 

Hfnenbergy m,^ HCinenberg, Hünen- 
grab? Bei Eckrüten üt der Hienenbergy 
um welchen man noch Spuren einer ehe- 
maligen Befestigung siehety den dieHeyden 
zu ihren heiligen Bergen zählten, Bock^ 
Nat. I, 406. 

hingnfts, ad^.^ hintennach, hinterher. 
Eck averat quam hingnahs iom blaue 
Krooch gekraape^ ich aber kam hinten- 
nach zum blauen Krug gekrochen. Carm. 
nupt I, 282, 1. 

Hingsffälle, n., Hengstfüllen, s. Fohlen. 

hinhSmpeln, sw., s. httmpeln. 

Hinkeldeiy m., lahmer Mensch, Hin- 
kender. Treichel. 

Hinkepinke y m.y der Hinkende. Oe- 
danism, 

hinkullern, sw,y hinrollen; hinfallen. 
HinkuUemy %o lang man ist 

hinschlagen, pltd. henschlane .(a»a), 

sty hinfallen mit Schlag, zu Boden 
stürzen. Er schlug hin vrie ein Stück 
Holz, Vgl. dftl. 
hinschmieren, pltd. hen8chmSre(n), sw.y 

hinfallen, namentlich wenn man in die 
Schmiere, in den Schmutz^ fällt. 

hinstrompeln, sw.^ strauchelnd fallen. 
Vgl. strompein. 

^ Hintbeere, /., Hind-, Himbeere, s. 
Insbeere und Kratzelbeere. 

Hinterdorfsche, n., Gegend von Zihten, 
mit den Dörfern Hermsdorf ^ Stolzen- 
berg^ Lauterbach. Im Hinterdorfschen 
klingt Ende = Bh^^ Hände = Hän^^ 
Hunde = Hunj^, Samland (Wilgaiten). 



Hinterend', pltd. Hinderend', Hbidereng', 

n., hinteres Ende, Hinterteil. Mien 
Hos' sott (sitzt) ganz vergneegt ap dem 
Hingereng, Dorr, Driewjagd. 

Hintergesäfz, n., der hinterste Sitz im 
Wagen, Rücksitz. , S. HeeSb. 

Hintergetroide, n, s. HintersL 

Hinterhaltung, /., „Halten hinter dem 
Berge," unredliche Verschwiegenheit, 
Geheimthuerei. Du hast auch deine 
Hinterhaltungen^ oder wie Herr Waker 
sagte^ deine r^ticences. Soph. R VI^215. 

Hinterkastell, n., der Hintere, Podex. 
Einem eins aufs Hinterkasteü geben, 

Hintersielen, plur,^ Geschirr für die 
Pferde im Hintergespann, ön e Hinder- 
sele kamCj im Geschäft, in der Wirt- 
schaft zurückkommen. S. SieL 

Hinterst, n. u. m., das leichte, beim 
Ausharfen hinter die Harfe gefallene 
Getreide; daher auch Hintergetreide. VgL 
aushärten und Schieber. 

Hinterstellige, n., von hmtersteüig, das 
Rückständige, der Rest Jost iVicA- 
wein ist'zuerkantXvng: ßaren zugaben, 
Dorauff hat er gegeben X thaler^ wo er 
aber wider kamen wirt, soll das hinter- 
sieO^e auch von jme gefordert werden, 
Protok. der Morgenspr. v. 17. Septbr. 
1561. Die Zünfte, 52. 

Hinterviertel, pltd. Hinder-, Hingervfirdel, 
n., Schimpfwort auf eine bösartige Frau. 
Bock, 18. 

hinOt, adv.^ hinaus. Dzg. Nhrg. Vio- 
lö.t, 101. 

hinzen, sw.^ s. heinzen. 

htpen, hllpen, mo., häufen. Botterge- 
hipty Flinse drei Schvwe voll, zur Be- 
zeichmuug des Überflusses bei einem 
Gastmahl. Dönh. Sprw. H, 466. 

Hir8ch,m.jüd. Vom. Flatow. Schmitt, 
112. 
, Hirschmelde, beiHennenberger, 110, 



Hirschtalg — Hobelspan. 



291 



Hirsmelde, Pflzi^., Springkraut, Imfpatiem 
nolt tätigere L, Hennig, 103. Hagen^ 
272. 

Hirschtalg, m., Talg vom Hirsch. Medik. 
Sebum oviUum. 

hirzefirze, hirzfirz, hirzfirzig, adj. u adv.^ 
übereilt, fluchtig, leichtfertig, vielge- 
schäftig, eifrig und doch nicht wirksam 
beschäftigt. Der macht alles hirzefirze^ 
zu eilig, überstürzt. Auch hetzefetze, 
hetzchefetzche. Davon Hirzefirz, pltd. 
HttrzefVrZy m., Leichtfufz, Leichtfertiger^ 
scheinbar Yielbeschäftigter, Hans in 
allen Gassen. S. Sprw. I, 1628. S all- 
mann, 112: Mrz(hitz)firzig, 

hisch, interj.^ Hetzruf = A^/e? So (wie 
der Wolf) heben . . . diese Kerlen ihre 
frechen Augen empor ^ schleichen uns 
(Mädchen) na4:h^ bis sie uns nah sind^ 
fßUen die Manchetten und ziehn an der 
Weste^ und beugen die Haarlocken auf^ 
neigen sich dann üef^ üef^ o! bis in den 
Stauby von dem sie genommen sind^ und 
hisch! dann ^springen sie. Soph. R. 11, 
225. 

Hiichy/., weibliche Haube mit Strich; 
auch Schifeh. Mühling. 

Hischy Hischchen, Htschflillen, n., s. 
Hftsch. 

hissen, heissen, sw,^ in die Höhe ziehen, 
aulwinden. Her Sack mit Getreide, 
Mehl, wird auf den Speicher gehisst 
mittelst der im Giebel angebrachten 
Winde. Ruf: Heiss op ^ hisse aufl 
DieFahne — das Segel au/hissen. Egsbg. 
Engl, hoiscf franz. hausser. Im Brem. 
Wb. n, 625: hdsen und hiessen. 

hitsch, interj,^ Lockruf für das Füllen. 

HTtsch, gewöhnlich im Dem. HItschchen, 
n., Folien. Interjektion wie Name sind 
dem eigentümlichen Wiehern des Tieres 
nachgebildet. Der Name variiert auf 
Hitsch (Ostpr.) und Hisch (Westpr.): 
Hitschchen, Hitscherchen, HitschfäUchen, 



HitschfäUe, HitschfüUen; Hischchen, 
HOschchen (Dauzig), Hischfullen (El- 
bing). Schemionek, 15. Hennig, 
107 u. 327, schreibt HüttschfeU und 
Hüttsch. Bei Schmeller 11, 249, heifzt 
das Füllen der Heiß, das Hei/slein, 
Heissel, von heissen = wiehern; auch 
der Bein/z, das Heinfzelein. A. a. 0., 
216. In Westfalen: das £te8(?A«». Kuhn, 
Sagen, I, 227. Vgl Volksr., 63, 232a. 
Sprw. I, 1611. 

Hifsch, 9n., hifschehy si«., s. hSfschen. 

Hitzche, w. jad. Vom., /. von Itzig. 
Flatow. Schmitt, 114. 

hitzen, s/w., hetzen; namentlich von 
Hunden. Er hitzt ihn immer an, Nd. 
hissen, hoU.. hitsen. Brem. Wb. H, 635. 
Schamb., 83b. 

Hitzepatschy m., Klatsch, Zuträgerei, 
unüberlegtes Patschen, Mantschen mit 
Worten in der Hitze des Gespräches. 
Was der Teufel nicht ihat, das thut 
seine Mutter, ein alt böss weib mit ihrem 
Brieff tragen, neuen meerlein, merken, 
mischmasch,tüirwasch,hitzepatsch. Stein, 
Peregrinus SJH, 128. W. MtsbL VI, 
174. 

Hitzflicic, pltd. HVtzflSdc, n., Flick gegen 
die Hitze, scherzhafte Bennennung einer 
Sommerjacke, Sommerjope. Dönh. 

Hitzpeditz, im Volke gebildeter Name. 
Fräulein von Hitzpeditz! Bat vom e 
Ritz und hinten e Schlitz, Wehlau. 

Hitzweclc, /., Wecke, die aus der 
Hitze, in der sie gebacken, den Kindern 
noch warm mit nach Hause gebracht 

wird. Vgl. Heifzwecic. 

Hobelspan, m. 1. Span, der beim 
Hobeln fallt. 2. nach der Ähnlichkeit 
der Form, die lockenartige Talgmasse 
am oberen Umfange eines brennenden 
Lichtes. Nach der Volksmeinung stirbt 
diejenige Person demnächst, welcher 
der Hobelspan zugekehrt ist. 

19* 



292 



hoboiern — Hocke. 



hoboiem, sw.^ fuhrwerken mit schlech- 
tem Angespann. M&hling. 

HAbutter, /., Hofbuttw, Butter von 
einem Hofe. Vgl. HAmann. 
' hochblasen, pltd. hochblase(n) (a = a), 

8t^ in die Höhe blasen, aufblasen; in 
die Luft blasen, nachblasen, nachpfeifen. 
Du kannst mich hochhlcaen^ als Schimpf- 
wort mit dem Nebengedanken, dafz 
solches durch den Hintern geschieht. 
Kannst mt hochblase, wenn öck war leg 
sötte. Sprw. I, 1632. 

hochge$tänderty adj. Er ist hochge- 
ständert, hat lange Beine. Friedland 
Ostpr. 

hochgity adj., Zusammenziehung von 
hochgeehrt j hochgQtig; Hochgit Herrke, 
hochgeehrter Herr. Hochgit Fruke, Vgl. 
hViterbIVffig.. 

Hochhausen. Nach Hochhausen reisen, 
nach dem hohen Hause, dem Himmel, 
reisen, sterben. Sprw. I, 115. 

Hochmieter, m., freier Arbeiter auf 
dem Lande, der zur höchsten Miete 
wohnt und der Gutsherrschaft deshalb 
nicht arbeitspflichtig ist; also Freimann, 
Losmann, freier, unabhängiger, nicht ge- 
bundener Arbeiter. Nur während der 
Aust hat der Hochmieter an 12 Tagen 
mit der Sense, seine Frau mit der 
Harke für den Gutsherrn auf dem Felde 
zu arbeiten; auch hat er eine gewisse 
Anzahl (30) Talle Garn fOr das Gut 
zu spinnen. Samland. Li manchen 
Gegenden sind die Hochmieter Hand- 
werker (Böttcher, Tischler, Stellmacher, 
Dachdecker). Neidenburg. Vgl. Hoch- 
zinsor. 

Hif ch8te,n., Fallsucht, Epilepsie. Auch : 
schwere Krankheit, böses Wesen, Ffafz, 
Zuckung. Welches wir mit dem schreck- 
lichen Namen Zukung, Fräs, böses We- 
sen nennen. Soph. R. IV, 388. Hei 
heft e£ önnerlich wt dat Höchste. Sprw. 



I, 1803. Die Masuren bezeichnen die 
Krankheit eben&lls als die schwere, 
höchste, gefahrlichste: ci§zka choroba, 
wieVca choroba; auch gebrauchen sie zur 
Bezeichnung derselben Umschreibungen : 
der Herr Jesus hat ihn gefunden, heim- 
gesucht, pan Jezus go znplasi. Bock, 
18. Hennig, 103.' 

HScht, HUchi/., engl. %A^, Höhe. 

Hochzeit, /., hohe, festliche Zeit: 1. 
Vermählungsfest. Ltistige Hochzeit eine 
solche, auf der getanzt wird, im Gegen- 
satz zur stillen Hochzeit, die ohne Tanz 
gefeiert wird. Hennig, 165. Als 
günstiger Hochzeitstag gilt in Oslpr. 
wohl allgemein der Fr^tag, in den 
Werdern der Dienstag oder Donners- 
tag. Passarge, 216. 2. Jahrmarkt, 
als lustiger Festtag fur's Volk, ön e 
Stadt ÖS Hochttd, Jahrmarkt. Vgl. Kbid- 

taiife und Kost 

Hochzinser, m. Ein Hochzinser ist. . . 
ein mrklicher Bauer, der entweder auf 
königlichen oder adlichen Bauerhufen 
wohnet, aber dafür allein einen Hufen- 
zins, ohne allem, oder doch sehr geringe, 
bestimmtem Schaarwerk, abpräget; da- 
gegen die andern Bauern . . . Schaar- 
werksbauem heifz&n. Die Hochzinser 
hiei'zen -auch Zinsbauom. Bock, Nat. I, 
ITOf.-, V, 385. Vgl. HoQhnfrieter. 

Hock, m , Hocke,/., eingezäunter Raum 
zur Au&ahme für das Vieh, Verschlag 
im Stalle, in dem das Jungvieh ge- 
halten wird. Verwandt mit Hag, Hagen, 
hegen. — Weidenhock, m., Anpflanzung 
von Weiden mitten im, Dorfe, Weiden- 
hag. Westpr. Werder. 

Hocke,/., zweischichtiger Garbenhaufe, 
eine Mandel aufgestellter Garbenpaare; 
nach Nsslm. Wb., 527a, zehn Paar zu- 
sammengestellter Garben auf dem Felde. 
Hennig, 103. Sperber, 15. Sall- 
mann, 32: Hocke, im Felde aufgestell- 



i 



bdcken — Hofmeister. 



293 



• terGarbenhaafeD, stimmt laatverschoben 
zu unserer Kujßy lit. hügis^ estn. hihi. 
Nach Nsslm. Wb., 207, ist kugü ein 
grofzer Heuhaufen von mehreren Fudern 
auf dem Felde , während Hocke lit 
9zUt(e heifzt. 

' hScken, sw.y hacken, namentlich von 
dem Hacken der Küchlein im Ei. Dat 
Ei 08 angehockt^ das Küchlein hat ein 
Löchelchen in die Schale gepickt, diese 
' aber noch . nicht durchbrochen. Der 
Hahn heilzt im Rätsel: Mannke von 
Hockepocke^ Männchen von Hockenpicken. 
Tierräts., 38. 

Hockerlandy n., auch Hoggerland, das 
hoch gelegene, HQgelland; im 15. und 
16. Jahrb. Name für die aJtpreuIzische 
Landschaft -Pogesanien oder einen Teil 
derselben. Er findet sich zuerst in der 
Danziger Chronik EbertFerber's und 
bezeichnet im Gegensatze zur Niederung 
die „Höhe". Vgl. Toppen, histor.- 
comp. Geogr., 15 f. 

Hockiing, HSckling^ m., von Bock. 1. 
ein Stück Vieh, das im Hock gehalten 
wird. 2. ein junges Rind, Ferse, Stärke. 
Westpr. Werder. Hocklingsbull, m., ein 
zweijähriger Stier. Mühling, Tiem., 
172. 

HVckling, Hockiingsbull, m.^ s. das vor. 

hSddy intety.y Lockruf zu Schaf und 
Ziege. Samland. Volksr., 64, 242 d. 

hodder, Zuruf, s..hoL 

Hodelutkevolk, n., s. Hollottenzeug. 

HojIeSy'w. jüd. Vom., Judith, s. JUdes. 

Hof, 7n., vom Volke jetzt, und früher 
auch von Gebildeten^ mit kurzem Vokal 
gesprochen, daher vielfach Hof ge- 
schrieben, plur. Häw\ 1. das herrschaft- 
liche Wohnhaus nebst den Wirtschafts- 
gebäuden eines grofzen Landgutes. 2. 
das Bauerngut 3. der umzäunte Grar- 
ten. 4. abgekürzte Benennung für 
Junkerhoff wie Garten für Gemeinde- 



gart6n. . . . das gibt atu:h die erfarung, 
das eizUche jnn den Hofea^ Gertenj vnd 
anderen schenckhewsem spotdscK etc. re- 
den. Kleiderordnung a. d. J. 1529 bis 
1558. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH, 368. 
Da in den Höfen und Gärten Hoch- 
zeiten, ausgerichtet wurden, so hiefz 
früher »jETo/ oder Garten bestellen^ 
Hochzeit machen. Stein^ Peregrinus 
XUI, 1. W. Mtsbl, VI, in. Über 
die Hofe der Jupker und Bürger Königs- 
bergs s. Genaueres: Die Zünfte, 37 f. 
Vgl. Garten. 

Hofarbeiter, m., s. HOfsche. 

Hofbesitzer, pltd. Hoffbesiftter, m., Be- 
sitzer eines Hofes, namentlich Bauer 
im Werder und auf der Danziger Neh- 
rung. 

HOfd, n., s. HVft 

Hofer,' m., zünftiges Mitglied des Ho- 
fes (ßof 4), auch Volihof er. Dieser gar- 
ten ist geschencket den volhofem Vij mk. 
Morgenspr. im Kneiphof, Septbr. 1561. 
S. Die Zünfte, 39. 

Hofjunge, Hofl(necht, m., Hofmagd, /., 
s, HVfsche. 

Hofm.ann, m.^ gewöhnlich HAmann, 
Mann vom Hofe, zum Hofe gehörig. 
1. Aufseher und meist auch Vorarbei- 
ter auf einem grofzen .Landgute. Da 
er Lohn erhält, auch Lohnhofmann, 
LohnhOmann. 2.. Verwalter, oder auch 
Pächter des Milchertrages auf grofzen 
Gütern, und dann, da er Pacht zahlt, 
Pachthofmann, -hAmann. Die Holeute 
bringen oder schicken täglich die 
Milch etc. nach den Städten. Die Milch 
vom Homanne nehmen. Hennig, 103. 

Hofmarke, /., s. Hausmarke. 

Hofmeister, m., Wirtschafter, aber 
auch Hauslehrer. Hofmeister für die 
Knaben^ Hofmeister fwr das Vieh, Hof- 
meister für den Küchenzettelf • Soph, 
R. HI, 51. 



• ft 



294 



Hofrecht — höjatien. 



Hofrecht, n,, regelmäfzige Zusammen- 
kunft der Junker und Bürger in Hof 
und Oarten^ oft mit Eonzertmusik aus- 
gestattet; es fanden sich dabei zusam- 
men, die das Recht hatten, im Hofe 
zu erscheinen. Königsberg. In der 
Woche fanden mehrere Ho/rechte statt. 
Nach dem Erl. PreuJ'z. 11, 505, hielz 
in der Altstadt Königsberg das mit 
KonzertmusikbegleiteteAus8pielen(Ver- 
losen) des Jahrmarktsochsen das Hof" 
recht S. Die Zünfte, 38. 

Hiff sehe, pltd. Häfsche (a lang), plur.^ 
die Höfischen, d. i. die Dienstleute 
vom Hofe, Herrenhofe, Edelhofe. Platz 
da^ de Häfsche käme! Sprw. I, 3992. 
Zu den Höfschen^ dem Hofgemide ge- 
hören : Hoßnechte, Hof jungen^ Hofmägde^ 
Hofarbeiter. 

Hofsteuer, /., Steuer, die von einem 
Hofe zu zahlen ist. Zur Zeit der Or- 
densherrschaft. Mühling. 

Hüft, H6ft, HVfd, HOfd, n. 1. Haupt, 
caputy hoU. hoofd^ dän. hoved^ schwed. 
hufrmd^ ^rx!^, head, Dat ging em barsch 
erit Hofd herom^ das ging ihm ärger- 
lich im Kopf herum. Dzg. Nhg. Parad., 
27. 2. übertragen auf den ganzen Men- 
schen; auch zählt man das Vieh nach 
Häuptern. Tmntig Hoft OssCy zwanzig 
Ochsen. 3. kopfartige Frucht, nament- 
lich vom Kohl: Kohlkopf, und da der 
Kohl in der Provinz Kamst heilzt, ge- 
wöhnlich: ein Höwt Kamst Öck wöU 
er e pär Höft Komst bringe, Kgsbg. 
Firmenich I, 102b. De Komst ös 
mehr on e Bldder ah on e Höwte ge- 
gange. Auch als ein Wort: Der Heß- 
kamst ist erfroren. 4. Landspitze, Vor- 
gebirge; dies doch meist hchd. Haupt 
(s. d.). Da;s Damiger Haupt. Vgl. 
RixhSft 
Hofzeichen, n., s. Hausmarke. 
Hofzeichentafely /., s. Hausmarke. 



Hogeriump, m., s. Haffpadde. 
Hoggerland, n., s. Hockeriand. 

hohäy interj.^ zurückhaltender Anruf 
zum Rinde. Litauen. Volksr. 63, 242b. 

Hifhe, pltd. Hifg' (o lang), das hoch- 
gelegene Land im Gegensatze zur Nie- 
derung (s. d.). Mbinger Hohe — Elr- 
binger Niederung. Vgl. Hockerlafid. 

\M\Bn^ 9W.J erhöhen, in die Höhe 
bringen, füllen. Die HeringsUmnen wer- 
den gehSht^ es wird Lake nachgefüllt, 
bis sie voll sind. 

hShisch, hShsch, adj., das zur Höhe 
Gehörige, Personen, die auf der Höhe 
wohnen. HoKsche Leute ^ Leute von 
der Höhe, im Gegensatze zu denen, 
die in der Niederung wohnen. Elbing. 
Schemionek, 16. Du heegscher Rom- 
dr§f% du! Dorr, 1. Wiew., 10. 

HohleiSy pltd. Hollfs, n., Übereis, s. 
Bollels. 

Hohikuchen, m.^ Butterkuchen, der 
innen hohl ist, Pfannkuchen. Hen- 
nig, 103. 

Hohtechiunk, rein pltd. Holischlunk, m.^ 
Mensch mit hohlem Schlünde, Nimmer- 
satt, Vielfralz. 

hohnpfpeln, hohnepTpelny sw.^ höhnen, 
necken, aufziehen. Treichel. 

hoho, intery.y Scheuchruf zu)n Pferde. 
Samland. 

hAjanen, Ojanen, hOjanen, aw., gähnen« 
Ln Werder huijanen. Treichel hat 
neben humanen: hu^appen; Hennen- 
berger, 236, aufjanen: ...das er (ein 
vom Baumaste Getroffener) cdso stracks 
todt ligen bleibt, vnd nicht einen Fus 
noch Finger mehr rOret^ sondern nur 
zweymal mit dem Munde auf janet. 
Heute wQrde man dies auffappen neu- 
nen. Vgl. jappen. Nuscht met NS on 
Hqjän to'r Lepelkost^ als Gericht. 
Sprw. I, 2640 d. Brem.-nds. hojanen 
und janen^ im* Götting. hdgaenen, hS^ 



höhsch — Holländer. 



295 



jaenen^ hßjdnen^ in Bayern geuen^ geur- 
wen, gäunen, geunen, Brem. Wb. II, 
643. 685.. Schamb., 71a. Dähn., 
190a. Schmeller U^ 8. Hennig, 
103, 

hBhsch, ad/.y s. hShisch. 

holen, 9w, 1. in RedensarteD. HoF der 
Deiwel! Dm kann der Deiwel holen. 
HoV der Fach»! 2. heranziehen, das Tan, 
das Netz. S. einholen. 

Hiflger, m., httigern, wo., s. Aalhiflger. 

Holk, /. u. m.y Höhlung, Vertiefung; 
Grrube, kleines Thal, kleine Schlucht^ 
Hohlweg, Raum zwischen zwei Erd- 
schanzen. Sperber, 15. Vgl. holken. 

Holke, Httike, /., kleines Schiff. £rl. 
Preulz. n, 499. Nach dem Mud. Wb. 
II, 288 a, hoUc^ holKky hulk, m., und 
holke, /., grofzes, schweres Jjastschiff, 
das mit geringer Veränderung der Ar- 
matur auch als Kriegsschiff verwandt 
werden konnte; nach dem Wb. von 
Grimm, IV 2, 1743, ist der Holk eine 
Art Lastschiff mit flachem Boden. In 
dem Königsberger Junkerhof hiefz der 
Raum, in welchem die Mälzenbräuer 
sich versanmielten, HOlkenwinkel, weil 
die Zunft eine Holte als ihr Wappen 
f&hrte. Aus den variierenjicn Namen 
dieses Winkels ergiebt sich für Holke 
noch Hoüich^ EoUichy *HoUing. Helling 
und Hölk. S. Die Zünfte, 10. Hen- 
nig, 104. 

holken, mo., höhlen, aushöhlen, daher 
gewöhnlich ausholken. Nds. kolken, 
schwed. hoVca, Ich halte davor, da/z 
sie das Qetreydigt' oder Fische etwa auf 
ein ausgeholchtes Bredt geleget Pier- 
son, Matth. Prator., 22. 

HVIkenwinkei, m., s. Holke. 

Holker, m., Hehler; im plur. Gesindel, 
Diebsgesindel. AuchTolker. Mühling. 
Brem.-nds. holker un tolker. Brem. Wb. 

n, 6^. 



holkig, €uij\y uneben, höckerig; von 
kolken. Mühling. 

Holkuijel, m., ein schlecht kastriertes 
männliches Schwein oder ein solches, 
dessen Testikel zu tief nach innen lie- 
gen. Solche Eber sind impotent und 
dennoch sehr begehrlich; ihre stete 
Unruhe verhindert ihr Fettwerden; ihre 
Schwarte ist ungewöhnlich dick. Müh- 
ling. Zusammensetzung aus kol, hohl 
und Kuijel, 

holly adv. 1. in Verbindung mit boli, 
unordentlich, wüst und eilig. 2>a8 ging 
alles koU über boll, über Hals und Eop^ 
in gröfzter Eilfertigkeit, überstürzt, 
darunter und darüber. Vgl. holterde- 
polter. Bock, 18. Hennig, 103. 2. 
Imperativ von hSle(n) halten: warte, 
nimm dich in acht. Holt man! eck 
war die kriege. Carm. nupt. I, 282, 5. 

Holl, Peter, Eigenname, zur Bezeich- 
nung eines Gesellen der Frau Holda. 
Vgl Mannhardt, Zeitschr. f. d. Myth. 
u. S. II, 197 u. Volksr., 135, 264. 

hollft, interj,, Scheuchruf zum Rinde. 
Samland. 

Holländer, m. 1. Bewohner der Wie- 
sen swischen dem alten und neuen Pre- 
gel, auch der westpr. Niederungen, 
wahrscheinlich weil sie aus Holland 
Eingewanderte sind. Ihre Besitzungen, 
mit denen vorzugsweise Viehzucht und 
Milchwirtschaft verbunden sind, heifzen 
Holländereien. In den mehrsten Niede- 
rungen sieket man Holländereien, das 
sind abgeiheüte Wirtkschaften, in voelchen 
ein jeder sein Land um seine Hof stelle, 
ohne Gemeinschaft mit andern,- beisam- 
men hat Bock, Nat. I, 418. 2. Wie- 
dertäufer oder Mennoniten, da die Hol- 
länder in den Niederungen meistens 
Mennoniten sind. Im 16. Jahrh. nannte 
man die deutschen Landwirte bei Thom 
allgemein Hollander. Mühling. hx 



296 



hoUerdeboller — Hölzchenschemper. 



Liv- und Estland sind Holländer Eäse- 
macher, Yiehzüchter. Hapel, 97. 
Sallmann, 122b. 
hoUerdeboller, ado,^ s. hotterdepolter. 

Holfing, HVIIing, /:,Höhlimg,Vertiefang, 
Thal, Höhle. Ji weeteUj dat et dar en 
paar Med Barg op an dal geit^ on nu 
itund emer von de Schützen nich wiet 
von der tweiden HoUing. De Wind hadd 
aiwer an der andern Sied von der HoU 
ling den Schnee hoch opgeweikt^^ Dorr, 
Diiewjagd« Elbinger Niederung. Heils- 
beig. Vgl HolL 

Holiottenzeug, n., nach Hennig, 104, 
der Abschaum des Pöbels. Von dem 
poki. holota Lampenpack. Gewöhnlich 

hört man jetzt Hottentottenzeug u. Hoi- 

tentottenvolk, wobei der heute verständ- 
lichere Hottentotte mit dem namentlich 
in nicht polnischen Gegenden unbe- 
kannten Hollotten vertauscht ist. Im 
Flatower Kreise Hotteluke- und Hodeltitke- 
volk, von dem poln. oihik Tangenichts. 
Flatow. Schmitt, 107; Westpr., 165. 
Vgl. Sprw. I, 1674. 
. Holm, m., s. Wolm. 

HVIsbeck,.Ortsn., volkstümlich im Erm- 
lande für Heilsberg; auch Heilsbeck. 

hVIterblVffig, adj.y hölzern, stupide, 
schwer von Begri£F. Sag' Sie mir dochj 
Westerwieksche^ was versteht man unter 
JiSUterbloffigf^ — iVa, Hochjitterherrche^ 
höllterblofflg das es meenst so als wie 
stobbekopsch. Elbing. Schemionek, 
16. 51. 

hotterdepolter,. cuiv.^ eigentlich interj. 
zur Bezeichnung eines polternden Ge- 
räusches -und der lärmenden Hast, mit 
der eine Sache abgemacht wird. Das 
, ging holterdepolter^ in gr&fzter Eile und 
gexäuschvoll. Er kommt hoüerdepolter 
die Treppe herauf. Hennig, 105, 
schreibt huUerdepuiter, Auch hört man 
hoUerdipoUer^ hoüerdAoüer und hoUerde^ 



tolter; in Hoch- Paleschken: holderdi' 
polier. In Liv- und Estland: holderdi- 
bolderdi. Hupel, 96. Vgl. holi. 

holterdetolter, adv.^ s.' das vor. 

hotterig, ßdj,^ hölzern. Gewöhnlich 
in der Zusammenstellung mit tolterig, 
* plump, tölpelhaft. Er geht holtertoUerig. 
Er ist ein HoltertoUer, ein hölzerner, 
plumper, tölpelhafter Mensch. Sam- 
land. 

HVttke, m. u. n., s. HSizcben. 

HSItkenschemper, m., a. HVlzchenscbem- 
per. 

Holunderkreide,/., s. Kreide. 

HOiung, /., grofze Wake im Eise, aus 
der das eingelassene Netz geholt, d. i. 
gezogen wird. S. Winterfischerei. 

Holunk, bei Stein, Peregrinus, Hoi- 
lunck, Halunke. 

HSIwe, /., s. Hfiwelien. 

Holz, n. 1 . Geld. Das ist vid Höh, 
viel Geld, sehr teuer. Sprw. I, 1649. 
Studentisch; hat wohl Zusammenbang 
mit der Berechnung des „Holzes^ beim 
Eegelspiel. 2. Dorschangel' mit 900 
Haken. 

Holzbopk, m.y die Zecke, Ixodes. 
Mühling, Tiem., 172. Grimm, Wb. 
IV 2, 1768:. Acorus rediwius. 

HSlzchen, HOlzken, rein pltd. HSKke, 
n. , eigentlich Dem. von Hoh^ pltd. . 
Holt^ wilder holziger Apfel, auch der 
wilde Apfelbaum selbst; letzterer jedoch 
gewöhnlich Hölzchen-, Hohskenbamn, 
rein pltd. HoWuhom. .Sperber, 15: 
Hehsk^ für die Frucht, fQr den Baum 
Hflzkeboom. HoWce, vhd. Holzke, ist 
der gebräuchlichste Name. So sü'r wie 
Holtke. De Dtwel schoddeU ßöUke. 
Sprw. I, 788. Bock, Nat. HI, 167. 
Hennig, 104* 

HBlzchenbaum, m., s. das vor. 

HVlzchenschemper, pltd. HBItkeschem^ 
per, m., Schemper (s. d.), Getr&nk ans 



Holzgarten — Hopsaschleifer. 



297 



klein geschnittenen Holzchen, durch 
Äufkochong in Wasser bereitet. Vgl. 
Kwas. 
Holzgarten, pltd. Hottgarde (a = a), 

9n., Platz in der Nähe eines Flusses, 
auf dem Brenn- und Nutzholz ange- 
sammelt und verkauft wird. 

Holzhacker, n., Eichelhäher, Cormu 
glandarius. Bujack, 375. 

Holzkapitän, m,; er fuhrt die Aufsicht 
über das von den Eaufleuten angekaufte 
Bauholz, bis dasselbe aus dem Wasser 
auf die Holzfelder gebracht wird. Dzg. 
W. Seidel, 30. 

Holztemer, m., s. Temer. 

HOmann, m., s. Hofmann. 

Hommel, /., kanalisiertes Flülzcheq^ 
das Elbing in vielen Armen durch- 
fliefzt und zwölf Mühlen treibt. Sche- 
mionek, 16. 

hommeln, sw.^ bei den Haaren zupfen. 
Sommel hommel Saarke^ Kling^ klang 
Baarkey Wer nick wat tom Hommle 
kainey Wat gehommeU wäre. Yolksr., 
116, 484. 
HSmpely m., 8. Humpel. 
hBmpeln, humpeln, sw, 1. langsam 
schleppend geben, unsicher und ge- 
brechlich gehen; hinkend sich fortbe- 
wegen, lahmen. In Bayern humpen 
hinken; im Gotting. humpeln und hun- 
kein lahmen, lahm gehen, etwas ^hinken. 
Schmeller U, 197. Schainb., 88a. 
Bock, 18, u. Hennig, 102, schreiben 
hempeln. — abhUmpeln, einen Weg an- 
treten, hömpelnd zurücklegen. Wi 
wäre doch man qfkomple motte, wir wer- 
den doch man abmarschieren müssen. 
— aushVmpeln, ausgehen und zwar höm- 
^hBmpeln. Ich war 90 ganz 
7) Bjdny hier hinter die 
Ttenhauses hingehumpelt, 
92. — GehBmpel, n., der 
.ang. — 2. stümperhaft tan- 



zen. Steit friCy dat eck en Dangs na 
miener Buurart hompelf Carm. nupt 
I, 282, 15. 

HOmske, HVmske, m. u. /., s. Hfimske. 

honett, cuij.y anständig, ehrbar. Ik 
Ö8 en honetter Mansch. Aus dem frz. 
honnetCy ehrlich, bieder, ehrbar, recht- 
schaffen. 

Honigbrilcke, /. 1. Name der Brücke 
in Königsberg^ welche von den Kneip- 
höfern den Altstadtern zum Hohn ge- 
baut worden ist Hennig, 104. 2. 
In Kgsbg. beliebtes Kinderspiel. Ygl. 
Brückenspiel. Volksr., 179, 693. 

HonigIVffel, m., schlecht bereiteter 
Sensenstreich. 

HBnn, m. Vom., s. Hein. 

HOophOan, m., Hochaufhochan, zur 
Bezeichnung eines Ungeschickten, eines 
Tölpels. Hoophoan stött äwerall an^ 
Hochaufhochan stöfzt überall an. Weh- 
lau. 

Hopfengar, m.y der aus Hopfen ge- 
kochte dicke Brei, welcher zum Bier- 
brauen benutzt wi^'d. Hennig, 104. 

Hopfenoack, pltd. Hoppesack, m., Sack 
zur Aufnahme des Hopfens. Da ge- 
füllte Hopfensäcke sehr umfangreich . 
sind, so nennt man auch einen' korpu- 
lenten Menseben Hoppesack. 

HVpp, m.y ohne plur.y der Hüpf: Ga- 
lopp des Pferdes. Er reitet im Hopp. 
Von hoppen hüpfen. 

Hoppasch, m.y kurzer Sprung in die 
Höhe; zugleich auch auffordernder Zu- 
ruf zu einem solchen Sprunge. In 
Pomm. huppas, Däbn., 200b. Ge- 
wöhnlich hoppas. Grimm, Wb. IV2, 
1798. 

hoppen, mo.y hüpfen, üblicher jedoch 
hopsen (s. d.)- 

HopsaschleHer, m., alter Tanz, Schlei- 
fer mit hüpfender Bewegung. SpSUaity 
speit doch e mal e Hopsaschlaifay Spiel- 



298 



Hopsassa — Horserettich. 



leute, Musikanten, spielt doch einmal etc. 
Ermld. Freisch., Manuscript. Aach 
Hopsawalzer. Erml. Freisch., 14. 

Hopsassa, m., von hopsen hüpfen. 1. 
der Tanz. 2. der Floh. Hier bei/zfs 
mich^ da beifzfs mich! Flohe haV ich 
nichj Läuse auch nichy die schwarze 
Hopsassa isfs nich^ drum mufz 's die 
weifze Sachtmarschier sein* Jerrento- 
witz. 

Hopsawalzer, m., s. Hopsaschleifer. 

hopsen, sw.^ hüpfen, springen, tanzen, 
angs. hoppon^ hoU. huppen. Hops hops 
vber^n Graben! Hops hops^ Peerdke! 
Volksr. 29, 109; 37, 139. Ak ich den 
Kerl (Fechtmeister, Tanzlehrer) zuerst 
hopsen sah,ßelmir^s in' s Lachen. Soph. 
R. n, 482. Bock, 18. Hennig, 104. 
Davon Hopser, m., Sprung, Tanz. S. 
Hopsaschleifer. 

Hopser, HOpser, m., Frosch; doch auch 
Heuschrecke und jeder Hüpfende. Von 
hopsen. In Grimm, Wb. IV 2, 1801, 
in erster Bedeutung Hopzger. 

Hopsfliege, /., die. hüpfende Fliege, 
der Floh. Wenn ji dar 'nen Mann 
b^nen fingen^ säl ;t em wie 'ne Hupps- 
fleeg dodtmaken. Dorr, L Wiew., 99. 
S. FIfig. 

horchen, sw. 1. hören, auf etwas 
merken, lauschen. Davon aufhorchen 
(s. d.), aufhören, in zweifacher Bedeu- 
tung. 2. gehorchen, gehorsam, folgsam 
sein. Der Jung horcht gar nicht Willst 
du wohl horchen! 3. warten, verweilen. 
Horch ein Körnchen — e Bofzche, ein 
Bi/zcheny warte, verziehe ein wenig. 

hVren, sw. 1. gehören, zugehören. Et 
hört mt. 2. wie horchen gehorchen, 
gehorsam sein. Er wül mir nicht hö- 
ren. Kannst du nicht horen^ hast du 
keine Ohren, willst du nicht gehorchen? 
BeideBegriffe finden, nachE.Förstem., 
ihre Einheit in dem Hörigkeitsverhältnis, 



in dem der ünterthan dem Gebieter 
gehört und gehorcht. 3. Er sagt auf 
ihn hören Sie, er redet ihn mit Sie an^ 
er duzt ihn nicht, Dat os man nich 
so so, dat ÖS höre se, das ist etwas Be- 
sonderes, Vorzügliches. Zum Lobe 
einer Sache, einer Speise. Sprw. I, 
3538. 

Httring, ?»., s. Hfiring. 

Hom, n., in zwei Bedeutungen, s. 
Hfiring und Zoch. 

hBrnertoll, adj., toll wie ein Hörner- 
träger. Wenn eh Heemer heww, de 
Eenen doü maken känen, denn sali dat 
Spr§chword bi mi wahr s§nnen: §k w§Ü 
heemerdoU s^nen. Dorr, 1. Wiew., 
87. 

Homfisch, 9n. 1. Schwertfisch, Xi^Ames 
ghdius L. Benecke, 78. 2. Horn- 
hecht, Behne rostrata Flem. (JEsox be~ 
lone L.); auch OrünknocJien, Sehne fei, 
Windfkch, Nadelfischy Windsutter, lit., 
kur. wejhtwisy kass. piskorz. (?) Be- 
necke, 101. Bujack, 392 f. Müh- 
lin g, Tiem., 172. 

HVming, m.y s. HMng. 

Hornist, m., s. Homte. 

Hornscheln, m., der Neumond im Hor- 
nung. Sie feyren Ihre Hochzeit in dem 
Vollmond und vollen Homschein. Carm. 
nupt. ni, Idd. 

Hornske, /., s. Horinte. 

Hernie, /., Hornisse, Fespa Crabro. 
Samland. In Natangen und im Ober- 
land Hornske; vielfach auch Hornist, m. 
Munter seintoiee (ein) Hornist. Eorrespbl. 
UI, 51. Ahd. und mhd. homuz, ags. 
hymet, engl, homety holl. horh, m.y horzel^ 
f.jimQ6t\mg,homeke,homke. Schamb., 
86 a. 

Horsch, (?), Pferd, Gegend von Conitz, 
Schmitt, Westpr., 165. VgL Schade 
Wb., 426: hrosy ros etc. *= Rofz. 

Horserettich, pltd. Horseraiflch,in.^Meer- 



Hort — Hots. 



299 



rettig, Pferderettig. Engl, hor^e^addük, 
Meer — mar^ engl, mare^ ahd. fnaroA, 
mhd. march^ md. mar Mähre, Pferd, 
Rofz. 

Hort, m. 1. Verschlag aas Brettern. 
Schweinehort, 2. korbartiges ^ langes 
WeidengeflechtzarAu&ahme des Obstes, 
worin es aaf dem Ofen getrocknet wird. 
Auch: die Horte. 

Hosenband, n., Hosenträger, Trag-* 
band. Hoseribender mit güldenen flitterfiy 
vnd golde^ sollen gentdichen abgelegt vnd 
nicht getragen werden, bei dreyen marcken 
bues. Kleider . Ordng. 1529. N. Pr. 
Prov>Bl. a, F. VU, 371. 

Hosenkacker, ?»., zur Bezeichnung 
eines alten Mannes; aucli blofz Kacker. 

Hosennäher, m.. Näher der Schiffer- 
strümpfe. Ahd. Jiosd, mhd. hose Bein- 
bekleidung, Hose oder Strumpf. In 
Danzig die Hosenruihergasse, Forste- 
mann, Strafzn. 

Hosianke, Pflzn., Gundermann, Gle- 
choma hederacea L. ' Dönh. 

hot, Zuruf an die Pflugochsen, wenn 
sie sich rechts wenden sollen; doch 
auch jede Wendung nach rechts. Eck 
wengd hot an tom Ewerdik, ich wandte 
(mit dem Fuhrwerk) rechts an zum 
Oberteich. Carm, nupt I, 282, 1. In 
gleichem Sinne auch hodder und heitsch. 
Dat ÖS nich hodder nich schwodder, das 
ist nicht rechts nichts links ^ also un- 
entschieden. Der eine hodder , der andre 
schwodder. Sprw. I, 1640. Er weifz 
davon nicht hot nicht schwodde^ er ist 
in der Sache völlig fremd, weilz sie 
nicht anzugreifen. Hennig, 251, führt 
folgenden hierhergehörigen „bekannten 
Yers^ an: Hotte tenet deatramy retinet 
sibi ScJiwodde sinistram, Hot ist auch 
noch anspornender Zuruf an die Pferde 
zum Anziehen des Fuhrwerkes bei der 
Abfahrt. Ebenso: he^hi^ Au, hedayß! 



Yolksr., 63, 242a. Eck ging bol hoU böl 
schwodr. Carm. nupt. VI, 242 b. Bock, 
18. Hennig, 105. S. Korrespbl. DI, 
90. Vgl. hemp, pftlsch und schwodder. 

HVtke, n. Dat ös Hotke mSt Motke^ 
das ist gemischte Gesellschaft, Krethi 
und Plethi. Sprw. 1, 1675. In Mecklbg.r 
Yorpom. HüM un Mütty sammt und 
sonders, mit Sack und Pack. Mi, 35b. 

Hotkepit8cha(er), m., s. Hascbapischa. 

Hotpferd, n., Pferd, dem man hot zu- 
ruft. In der Eindersprache das Schau- 
kelpferd, der Knabe oder Erwachsene,* 
der das Pferd vorstellt. He lätt mott 
Sek Hottperd spSle, er l&fzt sich alles ge- 
fallen, folgt dem Willen anderer. 

Htttsch, m.y s. hVtschen. 

htttschen, hetschen, hitschen, sw., hin- 
ken. Er kommt angehotscht, Htftsch, 
Ketsch, Husch, r/»., Neckname för einen 
Lahmen oder Hinkenden. 

Hotschpotsch, n.^ Fleisch in kleinen 
Stucken, holl. huispoty ein Gemengsei 
von zerkleinertem Fleisch, mit Rüben, 
Kohl u. Wurzeln gekocht. Jenn Hottsch- 
potsch dat send Junge Dirnen y jenes 
Hottschpotsch das sind junge Tauben. 
Dzg. Nhg. Parad., 61. Vgl patschen. 

hott, Zuruf, s. hot 

HOttehil, n., in der Kindersprache das 
Pferd. Treichel. Zusammensetzung 
aus den Zurufen hot und hü. S. Hot- 
pferd. 

Hottelukevolk, n., s. Hollottenzeug. 

Hottentotienvolk, -zeug, n., s. Hollotten- 
zeug. 

Hottepotete, als Klangname für das 
Ei im Ratsei, im Gegensatz zum Hott- 
potetCy der das zerbrochene nicht mehr 
ganz machen konnte. S. Tierräts. 61. 

HSttke, m.y s. H»tke. 

Hotz, Hetze, /. 1. Wiege; von hotzen. 
2. Schlafstelle, an der Decke eines Ge- 
maches befestigt, die also über einem 



300 



Hotebatterie — Hübsche. 



anderen Bette angebracht ist; aach 
Bette überhaupt. Natangen. 3. zwei- 
rädiger Karren; auch Hotzkarre. Vgl; 

Gamm und Kordoll. 

Hotzbatterie,/., die beiden Zahnreihen. 
Einem eins in die Hotzbatterie — Hotz- 
patrie — geben. Eins vor die Hotz- 
batterie bekommen, einen Schlag in die 
Zähne bekommen. Egsbg. Vgl. Sprw. 
I, 1514. 

Hotze, /., *s. Hotz. 

hotzen,*««^. 1. wiegen; in den Armen 
schaukeln; ein Eind auf dem Knie 
wiegend heben, es reiten lassen. 2. 
tanzen. Se gäne hotze^ sie gehen tanzen. 
3. prügeln. Öck war d% hotze! Im 
Götting. hotten, Schamb., 86b. 

Hotzkarre,/., s. Hotz. 

Höxter, /., s. Heister. 

hll, Zuruf, s. hl und hoL 

Hubback, Huckeback, sonst gewöhnlich 

Huckepack, der zum Aufhocken ge- 
krümmte Rücken; Last, die auf dem 
Rücken huckendy hockend, getragen wird. 
S. Huck Rücken. Einen Hvbback neh- 
men^ ihn den Rücken besteigen lassen, 
wie man den Kindern gern gestattet. 
(Nät Ktas) dreckt Hukkepack 'non groten 
Eoppensack. Dorr, 48. Den Tod 
Hubback tragen^ elend aussehen, als 
wäre man dem Tode nahe. Sprw. I. 
3776. In Tolkemit Hulpag, in Elbing 
HuUpack. Schemionek, 16. Hennig, 
.105. Vgl. Schamb., 87b. Grimm, 
Wb. IV 2, 1860. 

Hubbel, m.y kleine Erhöhung, Uneben- 
heit, HügQL Vor Jahre war g6t fahre, 
wo da klSne Hubbelkes wäre, sönd nü 
grSte Bar^. Schon bei Jeroschin: 
dß hüt der brudir vane — üf eime huble, 
derddlac. 155d. Pfeiffer, 176. Nach 
Hennig, 326, auch* Beule, Geschwür, 
Knorren an irgend einem Körper. 



hubbeiig, adj\ *you Huhbely uneben, 
höckerig, hügelig. 

Hubberhase, m., gewöhnlich im Dem. 
pltd. Hvbberhaskey von hubbem, ein 
liubberig aussehender, stets fröstelnder, 
kränklicher Mensch. Hei ös e rechtet 
Hubberhaske. 

hubberig, adj,y Hubberfg, m., s. hubbem. 

hubbern, »w., {röstein, namentlich vor 
Kälte oder Nässe SiQh hubbem y sich 
vor Frost zusammenziehen, vor Kälte 
schauem. De Sparling hubbem aik om 
Struck, Dorr, 50. Im Götting. AtiAm. 
Schamb.., 8Za. Davon hubberig, ge- 
wöhnlich hubb'rig, odf/., fröstelnd, vor 
Kälte gekrümmt, gekauert gehend. Mir 
ist hubVrig und schubVrig. Der sieht 
recht hubberig aus. Er ist einkubVriger 
Mensch, er empfiiidet feicht Kälte. Ein 
solcher heifzt auch Hubberig, Hubb'rig, 
m. Das Wetter ist hubberig y nafzkalt, 
macht also, dafz man hubberig wird. 
In Dzg. hupprig. Gedanism.' Bock, 
18. Hennig, 105. Vgl. frlsen. 

Hubbemack, m. 1. wie Hubberhascy 
ein fröstelnder, hubberiger Mensch, oder 
einer, der sich wie ein solcher trägt 
und häk: mit eingezogenem Nacken 
geht. 2. ein Schnaps, der das Hubbem 
vertreibt. Einen Hubbemack nehmeny 
einen Schnaps gegen die Kälte trinken. 

HQbe, /., Hufe. Er besitzt zehn Hüben. 

HQbel, /., Hobel. Im Brem. Hövel, 
im Götting. bowel, in Estland Hubeh 
Brem. Wb. H, 662. Schamb., 87a, 
Sallmann, 47. « 

HUbener, m., s. HUfener. 

hUbsch, adj, xmA^adv,, artige ^Uig) 
gern etc. Geh hübsch hin, Küss' dem 
Onkel hübsch die Hand. Das lass* ich 
hübsch bleiben. Kommen Sie hübsch 
wieder. Tku das hübsch. 

Hübsche,'/., Husche, Ohrfeige. Hen- 



Hacheldibuchel — Hühnerarsch. 



301 



nig, 105. Nach einer handschr. Be- 
merkung Nesselmi^iin's findet sic}i bei 
Simon Grünau: Eine gute Hübsche 
g^ben, 

Hucheldibuchely Klangname für das 
£i im Ratsei. S. Tierräts. 58. 

HUcht, A Höhe, s. H»chL 

Huck, m., Hucke, /., Sitz, Wohnsitz, 
Heimwesen, Daheim, gewöhnlich im 
Dem. Huckchen, n. Wohl dem^ der sein 
warmes JBuckchen hat Auf dem Huck- 
chen sitzen^ auf seinem Besitz wohnen. 
Dat ÖS min Huckke^ das ist mein Häus- 
chen, mein kleines Besitztum. S. Be- 
hucL 

Huck, /. 1. Gans; auch Scheuchruf 
für die Gänse: 'Huck huck hahül Sam- 
land. 2. der Rücken; auch Hucke. 
Sperber, 15. Einem auf der Hucke 
säzen^ hinter ihm her sein, ihn an- 
spornen und treiben. 

Huckauf, pltd. Huckop, Pflzn., s. Hackan. 
Huckauf emstobben, pltd. Huckopem- 

stobbe, m., Sitz' auf dem Stubben, eine 
Falkenart, angeblich der Nachtfalke, 
den ich nicht näher zu bezeichnen ver- 
mag. Samland. 

Hucke, /., s. Huck und HQke. 

Huckeback, m., s. Hubback. 

buckeln, «u;., von hucken^ zusammen- 
gekauert sitzen; elend und mühselig 
leben. Besser einmal lustig gelAt^ ab 
immer so gehuckeU, Flatow. Sprw. I, 
332. In Hessen kuckeln, hockelny auf- 
huckeln auf den Rücken setzen und auf 
demselben tragen. Yilmar,'178. 

hucken, «u;., hocken, sitzen. Huci^ 
still y sitze ruhig! Huck ofm DupSy' 
bleibe auf deinem Sitz, wandere nicht 
aus, bleibe im Lande und- nähre dich 
redlich. Ermland« Sperber, 16. Hucken 
bleiben^ sitzen bleiben, unversorgt, ohne 
.SteUe, ohne Mann bleiben.* Huck^ dt 
e Stund verontwintigy setze dich ein' 



Stund' vierundzwanzig — als Nötigung 
zum Sitzen. Er huckt immerwegy er 
dehnt seinen Besuch zu lange aus. Der 
Rock huckt schlecht Die Gänse müssen 
hucken^ brütend sitzen. Auch kauernd 
niedersitzen, sich ducken. Bock, 18. 
Hennig, 105. 

HUcker, m.^ von hucken^ Schuster- 
schemel. Mühling. 

Hucksducks, m., Zusammensetzung aus' 
hucken und ducken, geheimes Einver- 
ständnis. SiemacfienHucksduckSyhsiben. 
Durchstechereien. Vgl. Ducks. 

Huckstätte, pltd. Huckstäd, /., Stätte, 
auf der man huckt; Lager der wilden 
Enten. Drausensee. Mühling. 

huddeln, sw,, zögerü, lausem, langsam 
arbeiten, die Zeit unthätig hinbringen. 
Treichel hat noch: sich begnügen. 

HDde,/., von huden hüten, die Herde, 
als das zu Hütend^. Treichel. 

HQf, HQW, m., das Öhr der Axt, na- 
mentlich die äufzere Fläche derselben.* 

HUfener, HUbener (das e meist elidiert), 
m,y pltd Hewner, Besitzer einer Hufe 
Landes, und dann gewöhnlich Ein- 
hüfener genan^it. So Zwei^y Drei- etc. 
HUfeiier. Landleute, die es noch nicht 
bis zum Besitze einer vollen Hufe ge- 
bracht, heifzen HalbhUfner, HalbhUbner. 

Hufenzins, m.^ Zins, Abgabe, von jeder 
Hufe. Abgabe zur Zeit des Ordens; 
sie betrug pro Hufe IV«— 2 Mark. Müh- 
ling. • . 

Hüff, m.y Huf des Pferdes. Huf^ d. i. 
hebe den Huf! als Zuruf zum Pferde, 
wenn es den Huf erheben soll. 

Huffhaff, m.y im Volksrätsel der Hund; 
der Name ist dem Klange des Bellens 
nachgebildet. S. Tierräts. 36. Vgl. 

Hrimnigrani. . 

Hühnerarsch, m,, der Hintere des 
Huhns. 1. Plaudertasche. Er hat vom 
Hühnerarsch gefressen ^ er kann den 



302 



Hübneraugenbaam — Hölle. 



Mond nicbit halten, yerrät ihm anver- 
traute Geheimnisse. Sprw. I, 1700. 2. 
eine aufgedrückte Blase zwischen den 
Zehen. Dat ob kein Henerogy dat ös e 
ßenetnaT9ch. 
HUhneraugenbaum, m., Pflzn., AhU 

oder Traubenkirsche, lentis Padus L. 
Hagen, 507. 

hUhnerblind, culj.^ blind wie die Hühner, 
welche nach Sonnenuntexgang schlecht 
sehen; kurzsichtig. Du bist ioohl kühner- 
blindt Vgl Übersichtig. 

HUhnerbrinICy n., s. Häunerbrink. 

HUhnerdieby m., Dieb, der Hühner 
stiehlt Er geht wie ein HOhnerdiebj 
scheu, mit niedergeschlagenen Blicken. 

HUhnerelementy pltd. Hftnerelement, n., 

als Fluch. Potg Heehnerelementj Herr^ 
ju blifft keene Wahl. Dorr, 1. Wiew., 
16. 

HUhnerfresser, pltd. HftnerfrSter, m,, 

Spottname fiir die Juden^ die von den 
Märkten die meisten und besten Hühner 
kaufen und eigenhändig nach Hause 
tragen. Königsberg. Rosenkranz, 
Kgsbg. Skizzen I, 114. 

HUhnergreifer, m., der die Hühner 
greift, stiehlt. Er sieht aus toie ein 
Huhnergreifer. Sprw. I, 208. 

HUhnerhuck, pltd. Hfinerhuck, m. u./.. 
Huck (Sitz) der Hühner. Er hat unteren 
Mühnerhuck gestanden — zur Bezeich- 
nung eines sehr dummen Menschen. 
Er hat untr$ Hühnerhuck gesessen^ ah 
der liebe Grott den Verstand austeilte. 
Sprw. II, 1249. 

HUhnerplapper, pltd. Hftnerplapper, /., 
8. V. a. HUhnerarsch (s. d.). 

Hui, /., Nase. Sie hat eine gute Hui, 
Kgsbg. 

hulBtty 8w,y spotten, verspotten, höhnen. 
Er wird gehuit. Denn kam wi^ nehmen 
em de Heemer af an huifen em bit Hus. 
Dorr, L Wiew., 105. S. verieuem. 



' hutjanen, hOjanen, hujappen, no., s. hö- 
janen. 

Huk, /., Name für die Spitze der ku- 
rischen Nehrung, Memel gegenüber. 
Auch im Dan. heifzt Huk Spitze, in 
Jütland und Island werden die Land- 
spitzen ebenfalls Huk genannt. YgL 
Passarge, Balt, 144. In Hessen der 
Huk hervorragender Hügel, Berg, Vor- 
gebirge, Landspitze. Yilmar, 1771 

HQke, Hucke, /. 1 . Zäpfchen im Halse. 
Die Hucke ist herabgefallen^ das Zäpf- 
chen ist angeschwollen und berührt die 
hintere Zunge. Einem die Huke auf- 
ziehen; dies geschieht, indem man den 
Daumen, gewöhnlich jedoch einen Löffel- 
stiel stark gegen das Zäpfchen drückt, 
oder dem Kranken einige Wirbelhaare 
auszieht. Vgl. Hezspr.,64. Bildlich: 
Schaden zufügen, namentlich beim Spiel 
einen tüchtig „ausbauen^, ihm den 
Standpunkt auf etwas schmerzhafte, 
derbe Weise klar machen. Sprw. I, 
1703. Sich die H4ke — Hucke voü 
lachen — w>U ärgern. Einem die Hucke 
voü lügen. In den beiden ersten Redens- 
arten ist Hucke als Hals, in der letzten 
auch als Rücken (s. unter 2) aufzu- 
fassen. 2. Rücken. Einem die Hucke 
voll schlagen, voll schmieren. Sie sah'n 
sich so seitwärts dabei an^ wie zwei Leute^ 
welche sich die Hucke schlagen wollen. 
Soph R. m, 378. Vgl Huck, Hubback. 
Hennig, 105. 

Hülle, /., von hüllen, einfache Frauea- 
mütze, wie sie in den niederen Ständen 
getragen vnrd. In Kgsbg. besteht eine 
' Mädchen-Erwerbschule, in welcher alle 
Schülerinnen weifzleinene Hüllen tra- 
gen mQssen; im Volksmunde heifzt 
sie daher HüUenschule. Die Königs- 
berger Handelsfrauen trugen früher 
HülC on DSk, Hülle und Tuch, das 
Tuch um die Hülle turbanartig ge- 



Hallpack — Hund. 



803 



wunden und in eine Knotenschleife 
endigend. 

Hullpack, Hulpag, m., s. Hubback, 
hulterdepulter, adv.y s. hojterdepolter. 

Hummely m. oder/, je nach dem nator- 
lichen Geschlecht, hornloses oder einhor- 
niges Rind. In .Schwaben derZachtstier; 
humlet angehömt Schmeller II, 197. 
Lit. ffumuli, poLi. gomoly hornlos. Vgl. 
Nsslm. Th., 55; Forsch. 2. Müh- 
lin g, Tiem., 172. 

Hummel, /., üble Laune, Milzmut, 
Ärger. ^ (der Mann) t^^r^ncA^ anefer- 
toegen mühe und kwmmeln Stein, 
Peregrinus XIII, 90. W. Mtsbl. VI, 
173. Trauen y gutsagen und borgen 
Machen viel hummeln und sargen. Peregr. 
III, 3 (Manuskript). 

Hummelskopf, m.y Schimpfwort. De 
Diwd mU ae hale^ De Sie Hummeb" 
kapp! Volksr., 238, 840. 

Kumpel, HUmpel, HVmpei, m., Erd- 

höcker^ Elumpenhöcker, kleiner Hügel. 
Auf einem Torfbruche steht Humpel 
an Humpel. Humpelchen laufen^ laufend 
nur auf diese Erhöhungen treten. Maul- 
wutfshompely Maulwurfshügel. Diese 
Erdhöcker heiCsen auch Kumpel and Kum- 
pen. Engl, hump Buckel, Kucken; in 
Estland Humpel. Sallmann, 32. In 
Hessen Hüppel^ Hoppel Vilmar, 179. 
Sperber, 15: Humpel -(ermlandisch) 
der Haufen. Ein Humpel Kom^ ein 
Haufen Roggen. 

Httmpel, 97»., s. das vor. 

humpeln, sw.^ s. hBmpeln. 

Humpen, m., nach Hennig, 326, ein 
grofzes Stück irgend einer Speise. Ein 
Humpen Brot. 

' humpsen, mo., in behumpsen, betragen. 
Treichel. 

Httn, m.y Hüne^ Riese. Natangen. 
Ähd. Hün, mhd. Hiune, mlat Hunma 
Hunne. Grimm, Wb. IV 2, 1942. • 



Hund, m.y Dem. Hundchen ^ pltd. 
Hundke. 1. canis. In Redensarten: Er 
geht Hunde BcUageny ge\iihe\ibAvi. Sam- 
land. Er ist hundsmager^ zar Bezeich- 
nung eines hohen Grades, der Mager- 
keit. Hennig, 327. Vgl, N. Pr. Prov.- 
Bl. a. F. VII, 439. Sprw. I, 1708ff.-, II, 
1252 ff. Der Mensch, verglichen mit 
dem Hände: Wie ein Hund abgebrüht 

— bei/zig — gelehrig — geizig — glupsch 
müde — treu sein; — arbeiten wie ein 
Hund; — abziehen wie ein begossener 
Hund (Pudel); — arJcommen wie der 
Hund an die Peitsche; — aufpassen wie 
ein Schie/zhund; — aussehen wie ein 
Hund ohne Zagel (Schwanz) — wie 
ein Scho/zhund; — bekannt sein wie ein 
bunter Hund; — dastehen wie ein be- 
pifzter Pudel; — fressen wie ein Qer» 
berhund; — gebunden sein wie ein Ketten^ 
hund; — gehen wie der Hund ohne 
Zagel; — gtlen wt de Hund na Qeel- 
ßesch; — kommen wie der Hund von 
der Käst; — dazu kommen, wie der 
Hund zum Pßaumenfleisch; — kotzen wie 
eine Gerbertöle; — lauem wie der Hund 
auf Geelßeisch; — lügen wie der Hund 
lauft; — em Gesicht m,achen wie ein 
Hundy wenn er Bauchschmerzen hat; — 
rennen wt e posscga Huingd (Sprw. I, 
3131); — etwas vet^stehn wie der tote 
Hund das Bellen; — vertieft sein wie 
der Hund auf der Zock; — wie Hunde 
um einen knochen eich beifzen — reifzen 

— schlagen — streiten; — sich herum- 
treiben wie ein Hund — ein bunter Hund 

— Hirts Hund; — eich quälen wie ein 
Hund; — sich schämen wie ein bepifzter 
Hund; — einen haben, wie den Hund 
an der Peitsche; — et bekommt em — 
kommt em to HüSy wi dem Hund dat 
Grasfrete; — sich nach einem bangen, 
wie der Hund nach der Peitsche; — 
einemgut sein, wie der Hund dem Juden; 



364 



hnndarschen — Handewirtschaft. 



— sich amimeren wie ^n J/opa ^Spitz) 
im Rosengarten — im Theegarten — im 
Tischkasten, Eorrespbl. III, 51. Sehr 
beliebt ist die Zasammenstellong: Hund^ 
Teufel^ Mensch, gewöhnlich : Hund, Dei- 
wel, Menschj pltd. Hund, Düwel, Mönsch. 
Er kann doch wenigstens sagen: Hund, 
Deiwel, Mensch, hilf mir! Du kannst 
mir doch wohl dm Maul vergönnen und 
sagen: Hund, Teufel^ Mensch, thu' (gieb) 
mir das. 2. der grol'ze Wasserkäfer, 
Dytiscus. Mühling; Tiem., 172. 3. 
Branntweinflasche, die in der .Tasche 
getragen wird. Der Hund bellt, wenn 
man, den Pfropfen drehend, die Flasche 
kreischen läfzt. 4. kleiner Schlitten 
zom Anfahren des Bauholzes; aacb der 
korze Schlitten, auf dem das Wipfel- 
ende eines Baumstammes ruht, der dem 
gröfzern Yorderschlitten, der das Stamm- 
ende trägt, wie ein Hund nachfolgt; 
gewöhnlich Hündchen^ pltd. Hundke, 
Schlitten mit einem Hundchen. 5. nach 
MQhling auch ein eisernes Gestell in 
der EQcbe, worauf die Fenerbräade ge- 
gelegt werden. 

' hundarichen, hungBrichen, sw., rasen, 
tollen, umherjagen wie die Hunde. Vgl. 

verhundAsen. 

HundaUy Uuntau,./., in alten Zeiten 
Huntenau, die Gegend um Branden- 
burg am Frisching, wo sich schöne 
Fettweiden befinden. Er ist aus dem 
Huntauschen. 

Hunddrecksacker, m., Acker mit leich- 
tem, schlechtem Boden. 

Hundeblaff, m., s. Blaff. 

Hundebroty Hundsbrot, n. 1. Brot, das 
der Hund bekommt; Lohn. Hei deit 
dat fer e Hundebrot, er arbeitet für 
einen sehr geringen Lohn. 2. Preis. 
Um ein Hundsbrot Wertvolles verkaufen. 
Stein, Peregrinus XI, 28. W. MtsbL 
V, 160. 



Hundedrab^ m., Trab eines Hundes. 
Er geht klein Hundedrab, er läuft Einen 
auf den Hundedrab bringen, ihn zum 
Aufgeben seiner Absichten zwingen, 
ihn in die Flucht treiben. 

Hundegasse, f., Gasse, in der viele 
Hunde zu finden sind. Li die Hwnde- 
gasse kommen, in's Elend geraten. Sprw. 
I, 1747. Li Danzig heilzt eine statt- 
liche Strafze Hundegasse. 

Hundekälte,/, grimmige Kälte. Heute 
ist eine Hundekälte. 

Hundeloch, n., Loch, Haus für einen 
Hund; zur Bezeichnung einer elendoi 
Wohnung, eines schwer zu erwärmen- 
den Zimmers. Das ist ein wa/{gres Hunde- 
loch. 

Hundemackerwinkel, m., Gegend zwi- 
schen Labiau und Tapiau. Zum Hunde- 
macherwinkel gehören die Dörfer Uder- 
ballen, Augstupönen und Stampelken 
in den Kirchspielen Goldbach und Kre- 
mitten, Ej:. Wehlau. Als Spott: Bir 
ist aus dem Hundemacherwinkel: in 
Stampelken werden die Hunde gemacht, 
in UderbaUen werden sie geringelt und 
in Augstupönen wird ihnen die BelP ein^ 
gesetzt. Neckfrage: Wie steit et, son de 
junge Hundkes fertig f Vgl. Sprw. I,' 
1750; n, 1268. 

Hundemyrte, Pflzn., Feld- Thymian, 
Quendel, T%ymus Serpyüum L. Trei- 
chel, Volksth. 

hunderackermllde, pltd. hunderaokerm&d, 

adj., müde wie ein abgehetzter Hund 
und ein beschäftigt gewesener Racker. 

Vgl. rack. 

Hundeseele, /., Seele eines Hundes. 
Es ist keine Hundeseele- da, es ist nie- 
mand da. Sprw. I, 1752. 

Hundewetter, n., Wetter, in das man 
keinen Hund hinausjagt. Das ist heute 
ein Hundewetter. 

Hundewirtschaft, /., zur Bezeichnung 



Haodezucht <- Hungertuch. 



305 



einer in hohem Grade unordentlichen, 
schlechten Wirtschaft, in der allenfalls 
ein Hund, der alles erträgt, aushalten 
würde. 

Hundezucht, /., zur Bezeichnung einer 
ungeregelten Wirtschaft, eines unordent- 
lichen Hauswesens. Hier herrscht die 
richtige Hundezucht. 

Hundsbroty n., s. Hundebrot, 
hundsen, 8w.^ s. hunzen. 

Hundsklunker r m., Klunker für den 
Hund, Hieb. Öck war dt Hundsklunk^re 
gewe, als Drohung. Wehlau. Ygl. Hunds- 
noten. 

Hundsknochen 9 m.^ Knochen für den 
Hund. Einem Hundsknochen geben, ihn 
derb ausschelten, abfertigen. 

Hundslaieme, /. Mit der H^ndlateme 
leuchten, mit dem Stocke drcinschlagen. 

hundsmager, adj. öck bot htde schon 
fer e hundsmägret Dink (Gansrumpf) 
tweiOiUe. Kgsbg. Firmenicbl^ lOla. 
S. Hund. 

Hundsnoten y plwr.^ Noten, die dem 
Hunde aufgespielt werden. Hiebe, harte 
Worte, Verweise. Er kriegt Hunds- 
noten — mu/z mit einem Gericht Hunds- 
noten vorlieb nehmen. Sprw. I^ 1756. 
In gleichem Sinne auch Hundsklunkem. 

Hundsromei, Pflzn.^ stinkende Hunds- 
kamille, Anthemis Cotula L, Hagen, 
896. Hennig, 213. 

Hundsspftr, /. 1 . die Raupe des Bären- 
spinners, Euprepia caja. Nach dem 
Yolksgiauben zeigt sich bei Personen, 
die mit blofzem Fulze auf die Raupe 
treten, eine Wunde amFufze, welche die 
Gestalt der Raupe hat, Hundspdr heifzt 
und schwer heilt. 2. die eben bezeich- 
nete und jede Wunde am Fufze, welche 
die Form einer Raupe hat. Samland. 
Natangen. Ygl. Hundsspom. 

Hundsspom, m., nach Mühling eine 

Fiiiehbitr, W6rt«rbQoh L 



schmerzhafte Aufschwellung der Fersen 
aus heiler Haut. Ygl. das vor. 
• HundstUrkei, /, Gegend zwischen Zin- 
ten und Pr.-Eylau. Er stammt aus der 
Hundstärkeiy ist nicht weit her. Sprw. 
I, 1757. In der Mark heifzt jede dürre 
Gegend Hundetürkei. 

hundzen, sw., s. hunzen. 

Hungerkarren, m., ironische Bezeich- 
nung des Spinnrades,, weil mit Spinnen 
kaum das tagliche Brot gewonnen werden 
kann. 

Hungerkom, n., Mutterkorn, s. Hahnen- 
kom. 

Hungertuch, pltd. HungerdOk, n. ... in 
der egedachten krumme Mittwoch (s. 
Eirummmittwoch) gehet der Glöckner oder 
Küster der Kirchen des Morgens früe^ 
mcuiht das grofze breite Festen- oder Hun- 
gertuch, so mitten vot* dem Chor in^der 
Kirche pflegt zu hengen^ los, da/z es nur 
an der letzten Ecke mit dem Stricklein 
feste angeheß bleibe^ in der Mitte ists 
gai}z losy an der andern Ecken hat ers 
nuhr mit einer Schlingen gefofzt, damit 
wenn der Priester in der Passion dessel- 
ben Tages singet oder lieset et velum 
templi scissum est medium (und der Vor- 
hang im Tempel rijz mitten entzwei) 
zeuhet er (der Küster) mit der herunter- 
hangenden , Schnure die Schlinge auf^ 
damit fallet dann das Tuch auf die 
Erde. Ehe aber der Küster den Stricken 
zeucht vnd die Schlinge auflöset^ hanget 
das Tuch zwischen den beiden Ecken^ so 
noch ge/ast vnd gdmnden sein^ ganz 
krump^ vn^ ein Bogen^ davon hats son- 
derlich bey den Kindern den Nafnen be- 
kommen^ dafz der Tag- genennet worden 
die krumme Mitwoche vnd wann das 
Tuch also herunter war gefallen, das 
hie/z many die faste hette den hah ge- 
brochen. Lucas 'David Y, 173. Beh- 

20 



306 



Hankebaok — Hiueb. 



nisch, GescL der Stadt Bartensteiii, 
220£ 

Honkebllllk, m., zur BezeichnoDg eines 
sehr magern Menschen, nach Treichel 
eines schlechten Pferdes. Im Brem. 
hunken un bunken^ nichts als Knochen. 
Brem. Wb. ü, 672. Hennig, 106. 
Sprw. 1, 1767. Vgl. Bunke. 

Hunkelbunk, m. n. n., ein anförmlich 
gestaltetes Tier. Friedland Ostpr. 

Huniau, /., s. Hiindaii. 

hunzen, sw.^ laat and in beleidigender, 
ehrenrühriger Weise schelten. Einen 
herunterhumen — aushunzen, jemand 
-i^ie einen Hand behandeln^ also ur- 
sprünglich hundsen^ hundzen. heranter- 
hWMn^hiTz^egrunterhunzen^ mit harten 
Worten aasschelten, verhunzen verder- 
ben, rerpfaschen, verunzieren, schimpfie- 
ren, Schweiz, verkünden. Vgl. Grimm, 
Wb. IV 2, 1953. Hennig, 106. 

httpeln, 9w., häufeln. Die Kartofdn 
hüpeln^ sie mit einem Erdhaufen um- 
geben. 

HUpelzoch, /., Zoch, Pflag zum Be- 
häufeln der Kartoffeln. 

huppaschen, aw,, laufen, hüpfend lau- 
fen. He (der Hase) huppaschd so läng- 
samkes vor mi hen. Dorr, Driewjagd. 

Hupphupp, m.^ s. Huppke. 

Huppke, Hupphupp, m.^ der Wiedehopf, 
Upu/pa EpopSj nach seinem Geschrei 
hupp hutpp. Wenn de Huppke Hupp- 
kupp ichrtt^ mot sock de Winter hewe, 
Samland.. De Huppke helpt de öle Kob- 
beb üt em Oräwe^ wenn er sich im 
Frühlinge hören läfzt, kräftigt das 
frische Gras die alten Pferde. Vgl. 
Bujack,380. Mühling, Tiern., 173. 
Sprw. I, 2225. 

hupprig, a<|;>., s. hubbem. 

Hups, m., voh heben^ etwa = Stufe. 
Hei kommt e Hups hSchery er kommt 
in seinem Geschäfte empor. 



HanM, (?), schwarzes Wasserhahn, 
FuUca atra L. Auch Ptpke and POpifie. 
Mühling, Tiem., 173. Nsslm. Tk, 
219- 

Hurdel, m., ein Stofz V^nd, Regen 
oder Hagel. Schemionek, 16. 

Hure, /., aUe^ zur Bezeichnung der 
letzten Roggengarbe; ' aber aach des 
letzten Emtefuders. 

Hurenbalg, pltd. HArebalg, n., Balg- 
Idnd einer Hure, Hurenkind. Vgl. Balg. 

Hurenbock, m.y arger Hnrer; in 
G ri m m , Wb. IV 2, 1962, Hurenjdger. 

Hurenkasten, m.,. Hurenhaus; das Hans 
als Kasten gedacht 

Hurenpomade,/, Lausesalbe, UngerUum 
pediculorum. 

huiT, interj. 1 . des Erstaunens. j,Die 
hat sieben Fehler.'' Hurr! Verstüm- 
melung von Herr: Hurrje = HenjA = 
Herr Jesu». 2. rauschend eilender Be- 
wegung. Hurr — p>g ,ein Volk Reh- 
huhner auf! 

hurrasch, oc^'., rasch, geschwind, mutig. 
Dei OS noch &nvmer sehr hurrasch. Sam- 
land. Wohl eine Zusammenziehung aus 
hurtig und rasch; doch liefze sich die 
erste Silbe auch zurückführen auf die 
Interjektion hurr 2. Grimm, Wb. 
IV 2, 1968. Ebenso das folg. . 

Huirdeldurrdel, m., Saus und Braus. 
& geht bei ihm im Hurrdeldurdely er lebt 
in Saus und Braus. Friedland Ostpr. 

hurren, ««^., tanzen. Sie gehen hurren. 
.Egsbg. Vgl. hurrasch. 

Husarenspirkel, m., grofzer, durch- 
wachsener Spirkely gebratene Speck- 
scheibe, wie er sich für einen Husaren 
eignen würde. 

Husch, m. 1. Busch*, aW auch 
buschiger Zweig. Der Wolf sitzt hin- 
term Husch. Volksr., 178, 691. Em 
Husch Kaddig — Flieder — Tannen — 
Blumen. Vgl. Pusch. 2. das Vorüber- 



husch — Hutmachergeschenk. 



307 



huschende, Vorüberrauschende. Ein 
Wmdkuaeh. Ein Htuch Regen, 

liuschy intejr}, 1. zur Bezeichnung der 
Schnelligkeit, Eile, auch Substantiv, der 
Busch: im Husch. ,Das macht er alles 
husch husch. Busch husch war er fertig, 
2. Scheuchrnf zn Hühnern, Federvieh 
überhaupt. Yolksr., 64, 242i. 

HOschchen (ü lang), n., s. HYttch. 

Husche,/ 1. Ohrfeige, Schlag der' 
im Husch gegeben wird. 2. Mund. 
Vf^eibj' half deine lose Husche^ Fing der 
Monn jetzt wieder an. Aus einem Volks- 
liede. YgL Hübsche. * 

huschen, sw. 1. schnell, leicht, un- 
bemerkt, im Husch sich fortbewegen. 
2. schnell und oberflächlich, leicht hin, 
ungenau arbeiten, etwas abhiischen. In 
Hessen huscheln^ daher die Büschel^ ein 
unordentliches Frauenzimmer, das un- 
genau in ihren Arbeiten und in ihrem 
Anzüge ist. Yilmar, 180. 3. ohrfei- 
gen. Einen huschen^- ihn ohrfeigen. 
Vgl. Husche. 

huschig, hufehig, adj.^ von huschen in 
allen Bedeutungen und auch noch: wirr, 
nnordentUch in den Haaren^ und dann 
gewöhnlich : 

• Huschkopfy m., Kopf mit wirrem Haar; 
Mädchen mit nngeglättetem Haar: dat^s 
an gSder Huschkopp! 

huichlig, oc^'., wirr, unordentlich in 
Haaren und Kleidern > Ein huichUger 
Kopfy Wirrkopf. Ein huichUges Frauen- 
zimmer. Vgl. huschen. 

husSy Hetzruf, zunächst zu Hunden. 

hussen, sw. 1. wiegend in Schlaf 
lullen, wobei hu hu husi gesungen wird. 
Das Kind einhussen. 2. ängstigen. Einen 
' behussen. 

Hust, /. Ein Nero miste zahme wer- 
den^ Ein saurer Cato freundlich seyn^ 
Wann noch CcdigtUa auf Erden^ ESr 



buste Hitz und Geilheit ein^ Die ThrSr 
nen des BeraclituSy Die würden sich in 
Bust verkehren^ Es tanzte selbst der Tul- 
lii/^y Würd ihr ve9'u}estes Ohr nun spieU 
und singen hören. Carm. nupt. H, 33 b. 

HUtegam, HUtgam, n., grofzes Netz, in 
welchem, vorzugsweiseim Winter, Fische 
lebend aufbewahrt^ gehütet ^ werden. 
Bock, Nat. IV, 727. Wenn die Frem- 
den Fische fangen^ und sie Selbsten die 
Fische in ihr eigen Biedegam aussetzen etc. 
Rolle d. Kgsbg. Gildefischer v. 1662. ' 
Bock, a. a. O. V, 561. . . . ihre Sw- 
und Büdegam commun zu machen etc. 
Ibid., 572. 

HUtekind, n., Kind, das hütet; bei 
Grimm, Wb. IV 2, 1986, Bütebube. In 
den Provinzen Ost- und Westpr. hüten 
Knaben und Mädchen; über die Be- 
schäftigung von Bütekindem und deren 
Schulpflicht bestehen besondere gesetz- 
liche Bestimmungen. 

HÜtentUty Spitzname fär einen Arzt^ 
namentlich für einen Quacksalber. Er 
ist ein Bütentüt, Doctor BOtentütj der 
den Leuten das Waeser besieht. Müh- 
ling. Sprw. 1,1775. 

HUtgam, n., s. HDtegam. 

HUtkasten, m., gewöhnlich Büttkasten 
gesprochen, durchlöcherter Kasten im 
Teiche, worin Fische gehütet d. i. auf- 
bewahrt werden, Fischkasten, Fißch- 
behälter. Hennig, 107. 

Hutkolpock, m., nach Mühling die 
Hutkrämpe oder die Öffnung des Hutes. 
Poln. kolpak hohe Mütze; ein Butkolr 
pock, richtiger -kolpak, ' würde mithin 
eine hutartige« Mütze sein. 

Hutmachergeschenky n., Geschenk des 
Hutmachers. Das Butmachergeschenk 
kriegen, Prügel bekommen, wobei der 
Hut eingetrieben wird. Zinten. Sprw. 
I, 1. 

20* 



308 



Hatsche — i. 



Huteche, '/., von hilschen^ Fufzbank, 
die auf dem Boden hin und her ge- 
schoben werden kann. 

hufschen, sw.y auf dem Boden gleiten, 
ratschen, kriechen; imch Hennig, 106, 
so schwach sein, dafz man beim Gehen 
nur schwer die FüTze fortschleppen 
kann. In Bayern: auf dem Hintern 
fortratschen, wie kleine Kinder; im 
Götting. am Boden kriechen. S c hm el - 
1er n, 259. Schamb., 90b. Vgl 
Grimm, Wb. IV 2, 1993. 

hufschh^y hufschehäy interj.^ Scheach- 
raf za Hühnern, aber auch zu andern 
Vögeln. Eutechehd! Du Kreegefoo% 
nommst mi aÜe Qemlfät (fort) ! Volksr., 
55, 207. 

Htittsch, HUttschfell, n., s. Httsch. 

Hutui, m., liederlicher Eerl, Tauge- 
nichts, Herumtreiber, Halunke; von 
dem gleichbed. poln. hvltay, Flaltow. 
Schmitt, 107; Westpr., 165. 

hutz, intefj,y zur Bezeichnung des 
Unerwarteten, Plötzlichen; ähnlich wie 
husch. Auch Substantiv, der Hutz. 

Hiiizbutz, m., im Volksratsel die Eichel^ 
welche im Hutg butzend auf den Boden 
fäUt Pfizräts. 8. Vgl. blitzen. 



Hlrtzely /. 1. längliches Gebäck aas 
feinem Roggenmehl, ursprüngUch aas 
zusammengekratzten Teigresten ge- 
backen. Gumbinnen. 2. Obst, das 
nicht ausgewachsen ist Hutzel^ etwas 
Eingedorrtes, Geschrumpftes. Grimm, 
Wb. IV 2, 2000. 

Hiiizelkaldaunen, plur., Schwarzsauer, 

Geschnörre der Gans in deren Blut 
gekocht, wie es bei festlichen Gelegen- 
heiten auf dem Lande gereicht wird. 
Dönh. 

hutzeln , 9w. , zusammenschrumpfen, 
alt werden und Falten . bekommen, 
durch Krankheit zusammenfallen: ein- 
hiiizeln; verhutzeln, verderben, verkom- « 
men. Vgl. Schmellerll, 261. Nach 
Marold auch hilizlichy adj.^ klein, im 
Wachstum zurückgeblieben. 

hiiizen, sto., schlagen, schelten. Sie 
werden dich hutzen. In Bayern hutzen 
hetzen. SchmellerH, 260. In Hessen: 
saugen^ von dem Kinde und dem jun- 
gen VierfOfzler. Vilmar, 180. 

hiiizlichy adj\, s. hutzeln. 

HOw, m.j s. Huf.' 

Huxtnix, Medik., s. Ochskroks. 



I. 



i, Vokal. Das gedehnte i bleibt 
pltd. selten: vrir wt^ dir dt^ mir mt; 
häufiger wird es geschärft: dieser düe^ 
disae^ Fiedel FHddel^ riechen nc^^, aber 
auch rtke^ sieht sitt; oder es geht in 
ein gedehntes e über: dieuen deney 
Bier Ber^ schrie schrSg^ frieren frere^ 
vier vÄ», tief dep^ Brief BrSf (selten 
geschärft: gieb gef, gof^ wieder wed- 
der); zuweilen hat es Hinneigung zu 
ei: Vieh Veihy aber auch Veh; bald 



wird es e (a), bald o, besonders in 
Altpreufzen: Wiese We8\ lieb lewy lowy 
ihr. er (ehr\ Fliege Flog^ durchtrieben 
dorchdrewe; in Natangen auch wieder 
mit vorgesetztem t: mir m«?, ihr Her. 
Auch geht es bei^ Verben in u über: 
fiel fuU^ schieben schuvoe^ kriechen 
krüpe. — Das geschärfte i bleibt 
entweder: Himmel Himmel^ Fichte 
Fichfy namentlich vor nd, nt und ng: 
Ding Dingy, hinten hinde und hinge^ 



i — Igel. 



809 



finden finde und finge, binden binde, 
hinge, bringen bringe, Kinder Kinder, 
Ringe, Linde Ldnd, Lin^ , zwingen 
twinge; oder wird ein gesch&rfibes e, e 
(a) und im Samlande o: Silber Selwer, 
Selwer, Sohoer (in Natangen Sielwer), 
ist es, 08, Michel Mechel, MocKel, im 
Sm, Milch Melk^ Sc)iiff Schepp, SchSpp, 
dritte dredde, drödde, bitten bedde, bodde, 
Hitze Hett, Hott, Bilfe Help, Hötp, 
Fische Fesch, Fosch, ich eck, och, in 
en, on, Kirche Korch, Kerk (auch £ark 
und Keark in Westpr.)- Selten wird 
es ein gedehntes e: Wirt Wert, oder 
a: Birke Bark, wirken (weben) wdrke, 
wird ward; am seltensten ein u: nichts 
niMcA^. Lehmann, 'Volksmd., 23. 

i, interj^, Bewunderung, Staunen^ Ver- 
langen, Mifzbilliguog, Befriedigung 
Zorn, Freude, Schmerz, Klage, Zweifel, 
Gewilzheit, Furcht, Hoffiaung etc. aus- 
drückend. Gewöhnlich in Verbindung 
mit andern Partikeln: / nich doch! I 
neil Ijä! I too! I nich möglich ! Ina 
nü! I nich gär! I, §k gah doch leewer 
vor ju her, wie en Mann. Dorr, 1. 
Wiew., 61. Sperber, 16. 

Ibenbaum (/= %), m,, gemeiner Eiben- 
baum, Taatis baccata, auch Hbaum, Iff- 
holz, ahd. twa, mhd. iwe, ags. tv, engl. 
yew, dän. ibe. Mühling, N. Pr. Prov.- 
Bl. a. F. VII, 440. Nach Leunis, 721, 
ist Ibe, Iven, Eibe, Eibenbaum auch 
der Epheu. 

iehta, stibst. pron., in Erweiterungen 
ichtsersch, ichtersch, ichtasch; auch ichst 
Nach Hennig, 108, Zusamimenziehung 
aus icht etwas, irgend etwas: irgend, 
nur^ etwa; nach Schemionek, 17^ 
auch: kaum, soeben. Älteste Formen : 
ikt, icht, ieht u. a. s. Grimm, Wb. 
IV 2, 2033. Wenn's ichts (ichtersch etc.) 
ingeht, komm* ich. Wenn du ichtdsch 



kannst, ihu^s doch. Boold kommt de ganze 
Iswach (Eiswache) an, E jeder recPt, wat 
ichst he kann. Dorr, 20. Mühling, 
N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VII, 440, führt 
aus einer Amtsrechnung von Sehesten 
aus 1652 folgende Stelle an: welche 
aber von Vieh ganz unterkommen und 
weder Schaafe noch Ichts was anders 
vorhanden ist Auch so habe ich nichts 
von Wein, wollte mich euer Gnade ichte 
bedenken, das stehet zu euch seihen. 
Heinrich t. Plauen an Paul von Rufz- 
dorf, d. d. 8. Septembr. 1428. Beitr. 
z. Kde. Prfz. I, 93. In Liv- und Est- 
hmd; ichtens und jichtens. Hupel, 99. 
Sallmann, 32b. 

Ickefei, m., der ückelei, Albumus 
lucidus Heck, lit., kur. aukszle, mas., 
kass. ucklegka. Benecke, 127. 

Ickepickey m., Klangwort als Rätsel- 
name für den Krebs. Vgl. Tierräts., 
93. 

tdely adj., eitel, lauter, rein, unver- 
mischt «= nichts als, nichts weiter al^. 
Doar bleegen iedel Kiarschenbeem, da 
blühen lauter Kirschenbäume. Dorr, 
45. Dat OS tdel Narrheit. Siene Red 
gs wie iedel H§lgedag. Dorr, L Wiew., 
64. Auch tUl: ttel Ulegicht (Eulen- 
gicht). Im Götting. tle, angs. idel, mnd. 
idel, holl. ydd. Schamb., 90b. 

Idelpatidely Klangname für das Ei im 
Rätsel; ihm entgegen steht Adelpatadel, 
der das zerbrochene Ei nicht „zurecht^ 
machen kann. S. Tierräts., 60. 

Idsch (/ lang), weibL Vom., Ida. 
Gortzitza. 

Ifbaum (/ lang), m., Iffholz, n., s. 
Ibenbaum. 

Igel (/ lang), m., Egel, Hirudo. Er 
ist danach, wie der Igel nach Blut, 

Sprw.I, 1799. Vgl Eule und Stachel- 
schwein. 



310 



Igelkolbe — ImktippeL 



Igelkolbe, /., Pflzn., gemeiner Stech- 
apfel, Datura 8tramanium L, Hagen, 
246. 

IgelsUette, Igebläuse, Pfizn., gemeine 

Spitzklette, Xanihium tiruTnarium L. 

Hagen, 992. S. Pracherläiise. 

IgebläuSGy Pfizn., s. das vor. 

tjfty ifUerf\j s. heiTJeche. 

Ily /., plur. IIa (i lang), s. Eul^. 

Hamm (I lang), n., Lamm weibbchen 
Geschlechts, Mutterlamm. Natangen. 
Friedland Ostpr. 

ilder, s. Hier. 

Ilenapen, ein Herr von Ilenapen im 
Volksrätsel, der das zerbrochene £i nicht 
wieder ganz machen kann. Vgl. Tier- 
rätsel 59, 

Hing, Uung (/ lang), /., Windsbraut, 
plötzlich auftretender heftiger Wind, 
Windstofz. Lit. ylingüj ylinge^ schwed. 
iZ, üning, Nsslm. Forsch. 2; Th., 56. 
Pierson, A. W. 16. Verhchd. Eilung. 
Zwischen dem 12. u. 13. (Juli 1636) 
'entstunden sehr ffroase Ey langen. Linem., 
E2b. 

Hk, m., ntis. De Ilken fahlen, die 
Iltisse fohlen, bekommen Junge, sagt 
man in der Elbinger Ndrg., wenn in 
einer Gesellschi^ ein übler Geruch sich 
bemerkbar macht. S. DucL 

illa, auch Hier, alle, alles. Na denn 
blaiwt iUa gesungd. Ermld. Freisch. N. 
Pr.Prov.-Bl.IX,399. P5ssaMä^ches,hid, 
hid seie de Poasa Knechts Mal Mädchen 
aus Pissau (Dorf bei Seeburg) hier, 
hier sind die Knechte aus Pissau alle! 
So riefen am Markttage in dem Stadt» 
chen Seeburg die Knechte aus Pissau 
ihre Mädchen an. 8e kann illa on 
alla .(alles und jedes), was Tnan a 
Waiw^rvolk könne suU. Ermld. Freisch. 
a. a. 0., 398. Na iUa gut! 's.Ss illa 
gutt. Ibid., 399. . . . der sal das bir 



das czu syner würtsehaft urirt vortan Hier 
beczalen, Protokoll der Morgenspr. a. 
1450. 

Hier-, ilder- I. aller, zur Verstärkung 
vor Superlativen: Hlerbesty iüererscht, 
iüerletzty HlerUwst^ iUerschSnst^ Hier- 
ttütst etc. und die gleichen Zusammen- 
setzungen mit ilder. lUertriitst Väderke^ 
aUertrautstes Väterchen. E Pfarrer 
OS dat Hderbesf. VolksL, 24, 15, 9. 
Hennig, 108. 

Hllng, m., Iltis, s. Duck. 

Hof, m., Pflzn., Hedera heUx L. B eck, 
Nat. m, 338. Hagen, 273. Hennig, 
108. 

Hs, w. Vom., s. Eis. 

ils, ado., s. iisL 

llsk, Ibke, m., Iltis. De Sske schlept 
5m leddtgen Facky der Iltis schläft im 
led'gen Fach. Dorr, 40. Vgl Duck. 

ilst, ils, adv.y ganz, völlig, vollständig. 
ilst baowen^ ganz oben, hoch oben. De 
Lewark singt zedder gister so ruschkens 
schmeck Hst bowen ende Lo/tj die Lerche 
. singt seit gestern so sehr schön Jhoch 
oben in der Luft. Dzg. Nhrg. Viol^t, 
98. Dat OS e Lewe wie om Lehm, Uo/z 
dat et nich ilst so glabbrig — kltstrig 
— 08, — blol'z daTz es nicht ganz so 
glatt — kleisterig — ist. In Natangen 
gegenteils: 'Et os ils sOy es ist nicht 
ganz so. 

Iltke, m.y ntis, s. Duck. 

Ilung (/ lang), /., s. Hing. 

Imber, m., Ingwer. 

ImkUppel, m. He heß den Imktippd 
getrofe. Sprw. I, 1801. Zusammen- 
setzung aus dem lit. imk uAd Tippdf 
Wenn, so wäre Imktippel = Fafzpunkt 
im Sinne von Achillesferse. Imk ist 
der Imper. von dem lit imti &ssen. 
Eine ähnliche Zusammensetzung ist 

Puskuijel (s. d.). . 



Inune — Intern. 



811 



Imme, /., Arbätsbiehe. Hennig, 
109. Das Wort tritt provinziell wohl 
nur höchst selten auf. . 

immer, adv., beliebtes Ubertreibungs- 
wort in der Kindersprache: Erschlagt 
mich immer — ato/zt mich immer — 
sieht mich immer an etc. 

in einem weg, adv., immerfort, fort- 
während, ununterbrochen. En Mann^ 
de §n eenem weg blot schmälten an dauen 
deit D orr, 1. Wiew., 86. In Mecklen- 
burg- Vorpomm. in emchen tau, Mi, 
35b. 

Ingedömte (ö lang), pltd. öngedSmt, 
n., Eingedärme, Eingeweide, nament- 
lich Herz, Lunge, Leber. Muhling. 
Ebenso in Bremen und im Holstein- 
schen, aber auch Füllsel und Hausrat. 
Brem. Wb. II, 696. Schütze II, 191. 
In Bayern Ingetum Eingeweide von 
Rindern und Kälbern. Schmeller I, 
71. In Pommern Ingedömte Hausrat 
und früher die Ausstattung der Braut 
an Möbeln. Dähn., 206a. In Meckl.- 
Yorpom. Ingedaum Eingeweide. Mi, 
36b. 

inglleute, plur.^ Tagelöhner ohne 
dienstliches Verhältnis^ Losleute. Jäeitr. 
z. Kde. Pr. IV, 363. Vgl. Losmann. 

ingtter, adv.y irgend. Wenn ich ingster 
kann^ komm ich zu dir. Friedland 
Ostpr. Vgl. iclits. 

Inicel, /. u. f»., s. Einicehle u. Kehle. 

Iniet, Inlit, n., s. EinlatL 

Innerlich, m. Er redet mit dem Bruder 
Innerlich^ er redet mit sich selbst, ist 
angetrunken. Sprw. I, 3099. 

insbeere, /., Himbeere, Brombeere, 
Rvbus idaeus L., wohl eine Korrum- 
pierung von Hinds'j Hindbeere^ Beere, 
welche die Hinde (Hirschkuh) gern 
frifzt. Grimm, Wb.IV 2, 1332. Vgl. 
Kratzelbeere. 

Insler, /., QueUfluTz des Pregels, altpr. 



fir»frud, instrutj lit, iera^ erinnert an 
har\ hhre^ ünstrut, Weser, und be- 
deutet fliefzendes Wasser. Nsslm. Th., 
56. Passarge, Balt, 304. 

Insterburg, Stadt am Pregel im Re- 
gierungsbezirk Gumbinnen, lit, bru^. 
Spott: 

Wer aus Insterburg kommt unbekneipt^ 
Aus Gutnbinnen unbeweibt^ 
Aus PiUkaUen ungeschlagen^ 
Der kann von grofzem Glücke sagen. 
Sprw.. I, 1808. Sicher nur Variante^ 
von: Wer von Wittenberg kommt mit 
gesundem Leib, Und von Leipzig ohne 
Weib, Und von Halle ungeschlagen. 
Der kann etc. Hesekiel, Stadt und 
Land im Volksm., 23. 

Insthaus, n., Haus, in dem Instleute 
wohnen. 

Instigator, m., Fiskal. WettinstigcUor^ 
der die Verletzung der Gesetze zur 
Klage bringt. Waiseninsiigator^ der 
die, welchen es zukommt, zur Über- 
nahme der Vormundschaft verwaiseter 
Kinder zwingt u. dgl. Dzg. Klein 
I, 213. 

Instmann, m., plur. Instleute, Arbeiter, 
welche in gröfzeren und kleineren Wirt- 
schaften auizer dem Hofgesinde in 
dauerndem Engagement stehen. Der 
Instmann erhält beträchtliche Natural- 
lieferungen und gewöhnlich mehrere 
Morgen Land, aufzerdem* Wohnung im 
Insthause; er ist deshalb meistens ver- 
heiratet. Prov. Prfz., 455. Vgl. Bock, 
Nat. I, 172. Hennig, 109. Inst aus 
inste von insete =^ Insasse. Grimm, 
Wb. rv 2, 2145. Vgl Gärtner und 
Gamer. 

Intern, n.,-besondere Art des Fischens. 
An einem Keitelgarn (s. d.) sind 
zwei Zugleinen befestigt, die mit Holz- 
spSnen und angehängten Steinen ver- 
sehen sind, um die Fische zu scheuchcQ, 



an 



Internetz — i-wo. 



Gezogen wird das Garn von zwei Segel- 
fahrzeugen, die mit gröfzter Schnellig- 
keit vor dem Winde treiben« Durch 
Fortreifzen des Pflanzenwuchses und 
massenhafte Zerstörung von Jungfischen 
wirkt diese Art der Fischerei, die auch 
das Steiern heifzt, besonders schädlich. 
Wird das Netz von Pferden geschleppt, 
so heifzt die Art des Fischens die 
Kleppfischerei. Fisch.-Ord. f. d. fr. Haff 
§ 46. Benecke, 410. 

Internetz, n., Netz zum Intern^ grofzes 
trichterförmiges Eeitelgam mit einem 
Inkel Die beiden Zugleinen des Netzes 
sind je 40 Elafiber lang. Das Fischen 
mit dem Internetz gehört zu den un- 
erlaubten Arten des Fischfanges. Fisch- 
Ord. f. d. fr. Haff § 46. Sperber, 
16. 

Intimation, /., öffentliche, auf obrig- 
keitlichen Befehl vorgenommene An- 
zeige von der Kanzel. Dzg. Klein I, 
213. Yon dem lat. intimare. 

Inventarium, n., altes ^ Dauerstück, 
altes Familienglied, alter Hausgenosse, 
Gesinde, das in dem Hause alt gewor- 
den. Stein, Peregrinus XUI, 44, hat 
altes Inventarium zur Bezeichnung eines 
impotenten Ehemannes. W. Mtsbl. VI, 
128. 

inzwei, adv. a. adj.j s. entzwei. 

Iper, /., Ipernbaum, auch bpe, gemei- 
ner ülmbaum, Feldrüster, ülmus cam- 
pestris L. Hagen, 291. 

Ipernbaum, m.^ s. das vor. 

iprump, 7n, Rohrdommel, ArdeasteU 
laris L. Bujack, 'SSI. Mühling, 
Tiem., 173. 



Irrltse, /., Lise^ die irr ist, verwirrtes, 
konfuses Frauenzimmer. 

Irrwisch, m. 1. Wisch oder Wicht = 
Kobold, der irre fQhrt, Irrlicht. Es 
wird gefragety was es doch für eine rich- 
tige Beschaffenheit mit dem Irrwisch 
oder Kobolt habef . . . ESnte dahero nicht 
absehen^ wie solches Irrwisch ein meteo- 
rum oder natürliches Fewer seyn sollte^ 
sondern hUt den Irrwisch für ein ge- 
spenst oder Teufel. Linem., Uulb. 
Adel^unglV, 157S, hält das wisch in 
Irrwisch für eine Onomatopöie, von der 
leichten und zischenden Bewegung. 
Bock, 19. 2. Kind, das ruhelos um- 
herftlhrt. Das ist ein rechter Irrwisch. 

Isel, m. Vom., Isbrand. Dzg. Nhg. 
Viol^t, 101. 

IskWj pron.^ jeder; auch HzIceriL Es 
wa fe iskem ein Fisch^ es war far jeden 
ein Fisch. Itzkerd sorgt far sich selbst 
Ermland. 

Ispe, /., s. Iper. 

Itages, acfo., heute, an diesem Tage, 
desselben Tages. Culmisches Recht II, 
cap. 51. Hennig, 110. In Hessen 
jentag (jenntak) vorgestern (an jenem 
Tage). Vilmar, 182. 

Itzig, Itzcheck, m. jüd. Vorn., Isaak; 
auch ItM^hel, Itschle. Flatow. Schmitt, 
112. 

itzkerft, pron,, s. isker. 

iwenberg oder Waidehnen, Dorf im 
Kirchspiel Friedrichswalde, Kr. Pill- 
kallen, im Yolksmunde Waidinü Zank- 
dorf. Lit. waidas Hader, Zank, Streit. 
Nsslm. Wb., 56a. 

i-WO, interf.^ s. S-wo und i. 



j — Jacksmit 



SIS 



J. 



j, ab Anlaut, bleibt im Plattdeutsch 
überall: ja jä^ jener jenner ^ jag^i^ j^g^' 
Xehmann, Yolksmd., 34. 

Jaby m. Yom., Jakob. Ik tveeren 
uewen Oroschen etc.y de mi Job Meüer 
foT tivee ScheUing on twee Penning ver^ 
koßJieft Dorr, 1. Wiew., 10. 

JabbaS; Jabbaseh, m., Schmutz, Kot. 

Sperber, 40. 

Jabbely m., Mund, Maul, Schnautze. 
Mal£ den Jabbell Poln g^al Grofz- 
maul, Grofzsprecher, von g§ba Maul, 
Mund. 

jäbbeln, vw,^ von Jabbel^ schwatzen, 
viel und unnütz reden, erzählen. Er 
jabbeU ohne Auflwren. Davon bejabbeln. 
Vgl. Plsk. 

jach, adv.^ sofort. Treichel. 

jachelig, adj.^ s. jacheln. 

jacheln, jackeln, «u^., frequent. von ja- 
gen^ viel hin und her laufen, reiten, 
fahren und zwar mehr zum Vergnügen, 
als zu geschäftlichen Zwecken. Poln. 
jechuc fahren, reiten; in Liv- und Est- 
land jachem^ juckem zur Belustigung 
umherreiten, scharf oder ungeschickt 
reiten. Sallmann, 67. Hupel, 101. 
— ^ Davon herumjacheln. Das Fuhrwerk 
mu/z den ganzen Tag herumjacheln, 
Hunde jacheln herum, Dat Mike jacheüe 
fröf'er . . . mot dem 'Kopp herSm on wuü 
wnmer hoch ^rut E[gsbg. Firmenich 
I, 101b. Hier würde jacheln bedeuten: 
mit dem Kopfe hoffiurtig umherfahren. 
— jachelig, adj,^ bringt die Neigung 
zum Umherschweifen aus sinnlicher Lust 
zur Anschauung, was noch mehr durch 
das seltener auftretende jucbelig bezeich- 
net wird, in der Verstärkung vijuchelig. 
Ein jacheUges — ein jucheUges — vi- 



juchUges Frauenzimmer^ ein den Män- 
nern geneigtes Mädchen, eine Strafzen- 
dime. Sie hat vijuchlige Augen^ lüstern 
sinnliche. Treichel schreibt jaglich 
und erklärt: begehrlich. 
jacherig, adj,j s. das folg. 
' jachem, jackern, sw., mit jacheln innig 
verwandt, aus Lust lärmend umher- 
jagen, wie das ausgelassene, wilde Kin- 
der, mutwillige junge Leute so gern 
tfaun; doch auch leichtfertig sich um- 
hertreiben, sich durch Ausschreitungen 
ermüden. Hernach ward Sauball ge~ 
ynelty gelacht und gefächert^ da/z die 
Bauern es nicht ohne Mitleiden ansehen 
konnten, Soph. R. UI, 237. Sche- 
mionek, 16, hat yacA^&m; bei Schamb. 
jachtern und jaxikem^ hoU. jagten^ nds. 
jagten^ jagtem^ in Estland jackem» 
Scham b., 93. Brem. Wb. II, 683. 
Sallmann, 32b. — Davon Jachert, m., 
wilder, ausgelassener Knabe. Jacbertsche, 
/., ein wildes Mädchen. 6e jacher, n.. 
Gejage, wildes, wüstes Treiben, jacberig, 
adj,^ zu wildem Wesen, zum ümher- 
fahren geneigt, nicht häuslich, ver- 
gnügungssüchtig; von Mädchen und 
Frauen. In Zusammensetzungen: ab- 
jachem^ au/jachem^ erjachem^ herum- 
jachem^ verjachem. Bock, 18. Hen- 
nig, 107. Sperber, 16. 

Jachert, m., Jacbertsche, /., s. jachem. 

jackeln, 9U7., s. jacheln. 

Jackenfett, n., Fett für die Jacke, 
Hiebe. Das gab Jackenfett. Sprw. I, 1. 

jackern, sw.^ s. jachern. 

Jacksmit, m., Bergname. Zwo Meilen 
vom SchwarzbergCy auf der (kurischen^ 
Nehrung ist der Berg Jacksmitt, den 
auch die Schi f er ^ wegen seiner mit 



814 



Jadwige — Jahrmarktsochse. 



weifzem Sande vjie mit Schnee bedeckten 
Spitze^ von ferne sehen. Bock, Nat. I^ 
407. 

Jadwige, /., poln. jaduoiga^ Flafzfahr- 
zeag von gröizerm Tiefgänge als die 
unter Gefäfz aufgeführten Kähne. Dzg. 
Der Jadwige ähnlich gebaut ist die 

Jagde. Vgl. Altpr. Mts. lY, 324. 

Jagd, /., Lärm, Streit, Spektakel, Ge- 
schrei. Jagd machen^ lärmenden Streit 
verorsachen. Er hat mit ihm beständig 
seine Jagd, zankt unausgesetzt mit ihm, 
hat mit ihm seinen Scherz, seine Kurz- 
weil. Hennig, 107. S. Katerjagd. 

Jagde, /., s. Jadwige. 

jagen, sw. 1. dem Wilde nachstellen. 
2. schnell laufen, fahren. Er jagt, da/z 
es nur so stSwert. 3. dem geschlecht- 
lichen Triebe folgen; zunächst vom 
Vieh, doch auch vom Menschen. De 
Kobbel jagt sock. Sei (das liederliche 
Frauenzimmer) jagt sock wt e Zock 
Davon bejagen. 4 treiben, wegtreiben, 
daher gewöhnlich wegjagen. Hei jäckt 
mi nau de Dar. Carm, nupt I, 282, 8. 

Jagen, n., verbotene Art des Fischens. 
S. Pumpen. 

JSgercben, n., Zwergdorsch ^ Gadus 
minutu9 L. Danzig. Heia. Grofze 
magere Dorsche nennt man dort Jäger- 
uhren. Bujack,396. Mahling,Tiem., 
173. 

JSgerhofgasse, /., Strafze in Königs- 
berg, in der fr&her der Jägerhof, die 
Wphnung des Oberforstmeisters und 
anderer Forstbeamten, stand. Hennig, 
107. 

JSgeruhr, /., s. Jägerchen. 

Jagleine, /., Leine am Jagnetz. 

jaglich, adj., s. jacheln. 

Jagloch, n., in das Eis gehauene Ö£P- 
nung, durch welche man den Fischen, 
sie jagend, nachstellt Fisch.-Ord. £ d. 



kur. Haff § 52; £ d. fr. Haff § 53. 
Vgl. Zessloch. 

Jagnetz, n., kleines Wintergam, in 
welches die Fische ge.wöhnlich durch 
Geräusch hineingescheucht « gcjag;! 
werden. Masuren. S. Benecke, 362. 

Jahr, n. Es ist en Jahmer acht her, 
es sind etwa acht Jahre her. Gortzi tza. 
zujahr = vergangenes Jahr. Ermland. 
Sperber, 16. In Königsberg auch: 
ze/ahr, pltd. tefdr. 

Jahrchen, n.. Dem. von Jahr. Ihr 
HöUenbrandl für den rothen Bahn sollt 
Ihr mir noch ein Jahr chen langer 
schwitzen. Soph. K. I, 616 f. 

jähren, sw., sich, ein Jahr werden. 
E» jährt sich bald, ist bald ein .Jahr 
her, wird nächstens ein Jahr. 
Gortzitza. 

Jahrgroschen, m.^ in alten Urkunden 
Bezeichnung des Elirchen - Decems. 
Hennig, 107. 

Jährling, m., das jährige und zwei- 
jährige Füllen. Gr. Werd^. Nach 
Hennig, 107, Jährling jedes Tier, 
das ein Jahr alt ist. In Pommern 
Jarlink junger Hammel; in Estland 
Jährling einjähriges Kind. Dähn., 
204a. Sallmann, 67b. 

Jahrmarkt, m., Streit, Zank, Lärm. 
Sprw. : Es ist kein Städtchen so klein, 
es mu/z einmal Jahrmarkt drin sein. 
Er macht ein Leben, als wenn in der 
HölP Jahrmarkt ist Jahrmarkt machen, 
irdenes Geschirr zerbrechen. Hennig, 
107. Sprw. I,- 1786. 
. Jahrmarktsgarten, m., s. GiEuien. 

. Jahrmarkbochee, m., Ochse, der auf 
dem Königsberger Jahrmärkte ausge- 
würfelt wurde. Näheres: Erl. Prfz. 11, 
504. Diese („Personen, die durch ihren 
Putz und Kleider- Stolz sich hervor- 
thun**) kommen mir vor als der bunte 



J«ikif — jappen. 



815 



JahnnarckU-Ocha in KoenigAerg^ den 
man mit Blumen^ Kräutern^ ichönen 
Decken und dergleichen Zierrath Tnehr' 
auszuschmücken pflegt, nur umb so viel 
mehr Liebhaber, dadurch anzulocken. 
Carm. nupt III, 56c. Er ist geputzt 
wie ein Jahrmarktsochse. Sprw. I^ 1227. 
216, 

Jaikff, Jokef, Jukef, m. jad. Vorn., 
Jakob. Flaiow. Schmitt, 112. 

jak und tak. Hei seggt nich Jak nich 
tak^ er entscheidet sich nicht, sagt nicht 
ja nicht nein. Aas dem poln. fak wie, 
und tak SQ. Ersteres aach fragend: 
wie? letzteres aach antwortend: ja, so 
ist es. Mrongov. Wb., 141 u. 524. 
Sprw.I, 1788. 

Jäke, JOdke, w. Yom., Judith. Hart- 
wich, 54. 

jäken (a lang), 8w., jucken. Wem't 
fäkty dei krats^ sock, öck wd di kratze j 
wfft dt nich jäkty als Drobong. 

Jakob, m. Yom., der wahre. Bezeich- 
nung für den, der sich unberofen in 
eine Sache mengt, anbefragt seinen 
Rat erteilt. Sprw. II, 1317. 

Jikstäd, /., 8. Juckitelie. 

jampeln, 9w., s. ampeln. 

Jftn, m. Yom., Johann, Haas, Dem. 
Jdnke und Janke, Auch zur Bezeich- 
nung eines dummen Menschen: dwmr 
mer «/<£ii = dummer Hans und daraus 
Dummerjan (s. d.)« Er ist Janke Con- 
tra^ Johannchen dagegen, ein Wider- 
spruchsgeist, einer, der, wenn alle an- 
deren etwas billigen, dagegen opponiert 
Qedanmn. 

Jan, adi. u. adv»^ übel, unbehaglich. 
Mi OS so Jan to Möd^ mir ist so übel, 
80 „wässerig'^ zu Mute. Samland. 

Janeimann, Jannamann, m., Scharwer- 
ker, Instmann, Gärtner, Arbeiter auf 
dem Lande, der für seine Arbeit Woh- 
.nung, Lohn und ein gewisses Aus- 



gedinge erh&lt Oberland. Friedland 
Ostpr. Die Benennung ist nur noch ' 
im Muude der Alten gebräuchlich ui\d 
wohl nichts weiter als eine Zusammen- 
setzung mit Qanner (s. d.). 

Jankel» m. jüd. Yorn., Jakob. Flatow. 
Schmitt, 112. 

Janker, m., jankerig, o^'., s. jankjMu 

Jankern, sw., Yerlangen, Gelüste, Be- 
gierde nach etwas haben, lechzen, heftig 
begehren. Jankern nach einem Olase 
Wein — nach einem Hering etc. Mi 
jankert nau 'm Pofzke^ nach einem Küfz- 
chen. Dt jankert wol nau *m Puckel, 
voll Progel (Prügel), sagt man zum un- 
gezogenen Jungen. In Pommern janken 
in gleichem Sinn, in Mecklbg.-Yorp. 
janken sich sehnen, schmachten, im 
Bremischen yan^^n vor Gier winseln, in 
Posen aaüoem nach etwas, danach stre- 
ben; in Estland ist xk\i%^T jankem sogar 
junksen^ das zunächst winseln bedeutet, 
wie denn janken diesetf Begriff allge- 
mein hat: pflegt doch ein heftiges «Tan- 
kemy namentlich bei Kindern, stets mit 
begehrlichem Wimmern verbunden zu 
sein. HoU. honkeren^ hunkeren begierig 
sein, sich nach etwas sehnen, daifach 
verlangen, streben. — Davon Janker, m. 
Den Janker auf etwas haben. Lafz dir 
den Janker vergehen^ gieb das Yerlan- 
gen auf. Wudd datjunen Janker stgllen, 
wenn §k gewennen stUly wat ji geneeten 
wollen. Dorr, 1. Wiew., 48. — jankerig, 
adj.y verlangend, begehrlich etc. Ygl. 
Dahri.,203b. Mi, 37a. Brem.Wb.n, 
686. Bernd, 61 Sali mann, 32 b. 
Grimm, Wb.IY 2, 2263. Bock, 19. 
Hennig, 108. Sperber, 16. 

jann, adj. u. ado.^ s. jan. 

Jannamann, m, s. Janeirnann. 

jappen, mo., den Mund öfhen und 
schliefzen, in kurzen Zügen nach Luft 
schnappen. Isl. gap^ engL to gape den 



316 



Japper — jaulen. 



Mund weit 5£hen, gähnen, in der Edda 
gap =» hdatus^ gaffen, in verstärktem 
Ausdrack gapffinnänga Kluft der Klüfte. 
Grimm, Myth., 525. Er kann nicht 
mehr ja'ppen^ ist aufzer Atem, liegt in 
den letzten Zügen. Da liegfs (das 
Küken) nun und jappt Soph. R. IV, 
152.. Statt yo^^n auch japsen. Hen- 
nig, 108. Sperber, 16. Schemio- 
nek, 17. 

Japper, Jappert, m., yon jappen^ einer, 
der den Mund aufsperrt, nach Luft 
schnappt, ein Luft;schnapper, Kurzat- 
miger, wohl auch Ga£Eer, der meist 
offenen Mundes dasteht, ein hohler 
Schwätzer. 1. Der altstadtüche Jappert 
in Königsberg, Maske am altstadtischen 
Rathause, welche bei jedem Schlage 
der Uhr den Mund weit aufsperrte, bis 
ein hineingeflogener Sperling den Mecha- 
nismus verdarb. Die Königsberger 
heifzen nach diesem Vorgänge Sperlings- 
SChlucker. In den Jahren 1871—73 er- 
schien in Königsberg unter dem Titel 
„der Japper^ ein Lokalblatt, das den 
altstadtischen Japper als Titel- Vignette 
amKopfetrug. Vgl.Reusch,Sagenetc., 
113. Sprw. I, 1307. 1793. 2. Der 
Jappert von Darkehmen^ Kopf in grellen 
Farben, mit blauer Mütze, unter der 
Uhr des Rathausturmes in der Stadt 
Darkehmen. Bei jedem Schlage der 
Uhr schnappte oder jappte er. Die Be- 
wohner des Stadtteils, gegen welche 
hin dieser Jappert schnappte, wurden 
von den übrigen Bewohnern der Stadt 
gefoppt und gehänselt, und. schieden 
sich die Bewohner in „Vor- und Hinter- 
Japperts^, aus welcher Gegenüber- 
stellung mancher Streit und Zwist er- 
wuchs. Kgsbg. Hartungsche Ztg. 1867. 
No. 274. Erste Beilage, Feuilleton. 3. 
Zwar manchem Japert und manchem 
Generali Fhysiw peripatetico mochte hier 



zur Lehre können etwas vorgeschrieben 
werden, Linem., Bbb 3a. 

Jappert, m.^ s. das vor. 

japsen, sw,^ s. jappen. 

jark, järken, adv.^ s. gerk. 

Jftrscht, /., Gerste. Er wachst mit da 
raifen Jarscht um die Wett^ er bleibt 
im Wachstum stehen, kommt nicht vor- 
wärts; auch es bleibt beim Alten. Erm- 
land. Wi düW de Jarscht^ wie teaer 
die Gerste? fragt man neckend den 
Hinkenden. Gemütlich lautet die Ant- 
wort: Acht Sesser de Jarscht, Sprw. I, 
3951; 11,2673. 

Jart, Järtke, Gertke, w. Vom., Gertrud. 
Hartwich, 54. 

Jasch, Dem. Jaschke^ m. Vom., Jo- 
hann. Danzig. Klein, I, 250. Von 
dem f6\ji.ja8^jasiek^ Johannchen, Häns- 
chen S. Pott, 111. Jedet Jaxchken 
heft sin Kaschken^ Gleich und Gleich 
gesellt sich. Auch: Jeder Jasch heft 
Sin' Kasch. Westpr. Sprw. H, 1319. 

jSschen, sw.^ s. gischen. 

Jauge, /., Flachsbrachstube, Trocken- 
scheune, Dreschhaus. Lit jauja^jaugia. 
Nsslm. Th., 59; Forsch. 2. Pierson, 
A. W., 17. Lepner, 139. Sprw. I, 
1555. Hennig, 108. Au/zer vielerhand 
Stallen j Scheunen etc. haben sie auch 
Jaugien^ worin sie das auszudreschende 
Korn vermittelst einer gewissen Kammer^ 
darin ein von Feldsteinen gemarkter Ofen 
eingeheizt voird^ dorren und ausdreschen. 
Pierson, Matth. Prätor., 107. S. da- 
selbst die Beschreibung der Jauge. Ein 
Weib in Wankallen hielt einst in ihrer 
Jauge (ist eine Art Scheune, da die 
Nadraven ihr Getregdig dörren und 
dreschen^ Gespräch mit dem TeufeL 
Ibid., 18*. 

jaulen, sw,, quarren, weinen, jammern, 
heulen; auch jaunem. Ln Bremischen 
f auein miauen, in Mecklbg. -Yorpom. 



jannem — JphanDisfeuer. 



817 



jaulen^jaugeln stöhnen, wimmerD, wider- 
lich weinen. Brem. Wb. 11, 689. Mi, 
37 a. 
jaunern, 9w,y s. das vor. 



Heiligenfresser, Mucker. Mrongov^ 
Wb. 1, 146a. Nach Sperber, 46, arm- 
seliges Menschlein. 
Jette, JStte, w. Vom., Heinrietto, Dem. 



\hj Abkürzung von JesiuA: Herr Ji! Jettchen^ Jottchen. Ich habe einen Äuger^ 



Herr Jfe, de heww §k vergeten! Dorr, 
1. Wiew , 92. Oft auch als blofze Interj. 
herrje^ herrjeche (s. d.). 

je (js kurz und gestofzen), interj n^^ 
Erstaunen, Verwunderung, Abscheu, 
Ekel, Verachtung, Zurückweisung aus- 
drückend. Jey tote siehst du ausl Je^ 
Lemke! nach Sperber, 16, Eönigs- 
berger Redensart. Je ist auch an- 
spornender Zuruf = hot (s. d.). Je he! 
Zuruf^ wenn die Pferde oder Zugochsen 
links gehen sollen. 

Jehodes, w. jüd. Vom., s. JUdes. 



blick für mein Jettchen, Soph. R. I, 6. 

Jiabock, m, im Yolksr&tsel der Habicht. 
S. Tierräts. 90. 

jiggeln, sw,^ mit stumpfem Messer 
schneiden. Schemionek, 17. 

JfpSy m.^ leichter, kurzer Rock, Jacke, 
Joppe, Juppe. Marold. 

jischen, ew,y s. gischen. 

Jitel, w. jüd. Vorn., s. GUtel. 
. jitwMer, jitvrtder, p'on., jeder, jeg- 
licher. Je schewer^ je lewer ^ na ^m Oräde 
kickt jitweder. Sprw. I, 3286. He wer 
ganz fringdlich an schenkf jitwtderm en 



Jeremias, m. Yom., volksüblich Jermts. grotet Glas vom besten Bischoff on, El- 



Holzemer Jeremias, Mensch ohne Re- 
gung, Gefühl, Klotz. Ich wiU den sehn^ 
der so sehr ein hölzerner Jeremias wäre^ 
das zu tadeln^ da/z er sie so gern weg^ 
kapern wollte? Soph. R. VI, 250. Jüd.- 
deutsch: Jenn/e^ Jermjes^ Jermix. Fla- 
tow. Schmitt, 112. 

Jermts, m. Yom., s. das vor. 

Jerrentowiiz, Ortsn., Dorf im Er. 
Graudenz. Er ist von Jerrentowitz^ wo 
sei dei grSten KiUken kdken, vom hakoen 
Schepel drei. Die Gefoppten geben zur 
Antwort: Wir kochen nicht vom halben 
Scheffel^ sondern von Mehl Keuchen, 
Sprw. I, 4091. 

Jeee, /., Fischn , s. Gtse. 

Jesen, Jesenifz, m., Fischn., s. DVbel. 

Jesugreifer, pltd. Jesugrfper, m., schein- 

heiUger Mensch, Frömmler. Sprw. II, 
1323. Sperber, 46. 



binger Höhe. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. 
IX, 241. Firmenich m, 493a. 

Job, Jobse, m. Yom., Jakob. £rm- 
land. Dzg. Nhg. Viol^t, 101. S. 
Kub. 

Joch, n., Jochbaum, m., Jochkette,/., 

Teile des altpreufzischen Pfluges, s. 
Zoch. 

Jochem, . Jochim, Chim, m. Yom., 
Joachim. Hartwich, 54. Pa/z'man 
up^ Lunt^ Jochem ward Füer gewen. 
Sprw. 1, 164. De Noaber hadd en Doch- 
terkeUy Hans Jochem weer sien Noam. 
Dorr, 29. 
JAchwed, w. jüd. Vom., s. Juch6witL 
JodupBhnen, Ortsn. Or.-Jodupohnen^ 
auch KaulbaJlen^ Dorf im Kirchspiel. 
Friedrichs walde, Er. Pillkallen, im 
Yolksmunde Kiaulkemen Schweinsdorf, 
von dem lit. kiaulS Schwein. KL-Jodu- 



Jesuitermttize, Pfizn., schwimmende pohnen heifzi huch Kickschen, Kigsen. 
Stachelnufz, Trapa natans L, Hagen, Johannisfeuer, n., Feuer am Abende 

176. vor Johann (24. Juni). Nach Tettau 

Jesuschek, von dem polo. Jezusek (von und Temme, 227, noch an vielen Orten 

Jezus Jesus) Kopfhänger^ Schw&rmer, Preufzens und Litauens üblich; jetzt 



318 



Johanniskraat — jösohen. 



wohl mehr und mehr aufzer Gebrauch jokelfl^ 9W,^ allerhand Eoizweil and 

gekommen. Die Johannisfeuer helfen Scherz tceiben, SpaPz machen. In 

nicht nur gegen Gewitter, Hagelschlag Mecklbg.-Yorpom. ßkeln spalzen, tän- 

und Yi^hsterben, besonders wenn man dein. Mi, 37b. Holl. jokken ronJot 

am folgenden Morgen das Vieh über Scherz, Spafz, Possen, lat jociu. Da- 

die Brandstelle nach der Weide treibt, von Jokel, m., Spafzmacher^ PosseA- 

sondern auch gegen allerlei Zauberei, reifzer. Pott, 113, leitet ^o^Zn, albern 

namentlich Mildibaiehmung. Darum thun, von Jockele^ Jakob, ab. Nach 

gehen die jungen Bursche, welche das TreicheltrittJOk,Sparz,auchinWestpr. 

Feuer angezündet, am folgenden Morgen auf. Bock, 19. Hennig, 110. 

von Haus zu Haus und sammeln Milch Joile, /., Boot, Fischerboot. Dan. 

ein. Tettau etc. a. a. O. Pisanski jeüe, jöUe^ joUe^ {rnjiz. jelle, joL Hen- 

' berichtetnochyomTanzumdieJohannis- nig, 110. 

feuer; auch, erzählt er, daPz an einigen • JOn, n., Gewende. Nach Mühling, 

Orten das Herdfeuer gelöscht wurde, der John schreibt, im Ermlande und in 

um es sodann an der Flamme, die durch manchen andern Gegenden Ostpr. in 

Drehung eines Rades um einen eichenen Ochsenjon = Ackerstrecke, welche ein 

Pfahl neu e)rzeugt wurde, wieder zu Ochse vor dem Pfluge, ohne besonders 



entzünden. Volkskal., 110. 

Jobaimiskrauty n., s. LebenskrauL 



angestrengt zu werden, gehen kann. 
Poln. u. russ. gony^ plur., ein gewisses 



JohannisOI, n., öl, das in den westpr. Feldmafz. Mrongov. H, 346a. 
Niederungen aus gewöhnlichem Baumöl Jontef, m. jüd. Vom.) der am Feiertag 
und dem roten Safite des Johannis- Geborene. Flatow. Schmitt, 112. 



krtkuteSy Hypericum^ bereitet ¥nrd. Müh- 
ling. 



Jöpchen, pltd. JOpken, plur.^ Apfelsorte 
in den westpr. Niederungen. Hart- 



Jobannistranky -tnink, m.. Trank, am wich;38. 'B.oll.joopenappel^ijiQTimm^ 
Tage Johannes d. Evang. (27. Dzbr.) Wb. IV 2, 2337, Joppenapfd. 
geweiht Er besteht aus Bier, Tafel- JOpe, JQpe, /., Jacke mit Schofz, ge- 
bier oder Wasser und wird in die N&he wohnlich im Dem. Jdpchen. Hennig, 
des Hochaltars gestellt Der Priester 111. 

besprengt die den Trank enthaltenden Jopenbier, n., im vor. JahrL ein be- 

Gef&Tze mit Weihwasser, r&nchert mit liebtes starkes Bier, Doppelbier, das zu 

heiligem Raucherwerk, betet und spricht Danzig in der Jopengasse gebraut wurde, 

den Segen über sie. Der Trank ist, Bock^ Nat HI, 696. 
nüchtern genossen, ein vorzügliches Jopengasse, /., Strafze in Danzig, in 

. Präservativ gegen allerlei Ej*ankheiten, der das Jopenbier gisbraut wurde. Nach 

wird jedoch vorzugsweise zum An- einer alten Sage soll der Name von 

machen des Teiges verwandt, woraus der Stadt Joppe hej^enommen sein, weil, 

die Gegenstände zum QUickgreifen ge- wie es heifzt^ die Kreuzherren die Um- 

• formt werden. Ermland. Yolkskal., 23. gebungen der von ihnen erbauten Eir- 

JohanniswUrmcben, n. Johannkwurm-' chen gern nach biblischen Orten zu be- 

ehen tetzefiycoire. Bei den Volksfesten nennen pflegten. Löschin, Dzg., 43. 
in der^ Johannisnacht Egsbg. Dzg. JBrgen, m. Yom., Georg, s. Gfirasdi. 

Jokefy m. jüd. Vom., s. JaiMf. jSschen, m., s. gbchen. 



i 



Jo8t — Juckstelle. 319 

JM, m. Vorn., Jodocus, schon bei jUchen, ocfo. Dm Meidlein kSmpt ahei' 

Jeroschin. Pfeiffer, 179. hinweg^ das man etzliche tage nichts von 

jofzeln, 8w.y hin- und herreiten, wie ihm weia^ letzlieh findet man es vnter 

fächeln and jackeln, Lit. jöti reiten. einem Busche Jüchen mis sitzen. Hen- 

JVtte, w. Vom., 8. Jette. nenberger, 435. 

jli, intefj.j Zuruf an das Zugvieh, wenn JuGh6witt, Jochwed, w. jüd. Vom., 

es vorwärts soll. . Vgl. hoL Jochcbed. Flatow. Schmitt, 114. 

juch, interj.y Ausruf der Freude; subr ' Juchhei, /, s. Juche. 

stantivisch: Freude, Lust. Denn was juchheien, <to., s. jucb. 

ist ein Weib erwählen? Einmai Juch Juchtelfuchtei,9n., faseliger Eombranntr 

und zehmal Ach. Carm. nupt II, 249 b. wein. 

Davon: Jüchen, no., Juch rufen, jauchzen, juchten, adj. Wat maackt eck ohle 

munter, lustig sein; ebenso juchheien, Welt mot myne picht^e Oopef Carm. 

8W.^ Juchhei schreien, beim Tanze firöh>- nupt 1, 282, 12. 

lieh jauchzen. Wo Sek min Qold ver- juchzen, nachTreichel auch juchezern, 

tehr^ kann öck 6k juche. Dönh. Juchet, juchzern, sw.^ jauchzen, aus Lust wieder- 

trampelt^ daiH SU punkt! Firmenich holt aufschreien. Verstärkung von 

I, 118. Volksr. 222, 790. De Wimer Jüchen, s. juch. 

hdben darbie gequiekt on gebucht Dorr, Jucke, /., die juckende, empfindliche 

1. Wiew.^ 16. Juch, Jülke, mak deBene Stelle. Die Jucke treffen, die Fehlfarbe, 

kromml' Sprw. I, 1831. verjuchen, sw., renonce, im Kartenspiel. TreicheL 

durch lustiges Leben d|ts Seiiie durch- Vgl. Juckitelie. 

bringen^ sich körperlich schwächen. Er Jucks, Jux, m. 1. Schmutz, Dreck, 

hat air seih Geld verjucht Dat ös ener namentlich Strafzenkot. Das ist heute 

von de verkehrde Welt, mot verjuchte ein schöner Jual 2. Scherz, Spafz. HoU. 

öge. Egsbg. jok Scherz, .ans dem lat jocus. In Soph. 

Juche, JUche, /., dünne, lange Suppe, R. II, 159, auch: inhaltloses Gerede: 

Fleischbrühe. Altpr. juse (Voc. 377) er (der General) habe im Felde einen , 
Fleischbrühe, lit jusze' schlechte Suppe . Pfaffen, der hmter Jux gepredigt hatte, 

von Sauerteig, sanskr. ju;sha Fleisch- die Jacke ausziehen (ihm Hiebe geben) 

brühe, 'russ. und poln. dasselbe ^ucAa. laxsen. 3. schlechte Ware, unnützes 

Nsslm. Th., 60. Brem. -nds. Juche Zeug, Schund. Da» ist lauter Jux. 

dünne Brühe, schlechtes Bier, pomm. Sperber, 16. Vgl. Grimm, Wb. IV2, 

Jüche. Brem. Wb. 11, 706. Dähn., 2350. Hennig, 110. 

210a. Statt Juche hört man in der jucksen, juxen, «lo., sdimatzen, yerun- 

Provinz vielfach auch das modernisierte reinigen; unsaubere Reden führen. 

Juchhei, /. Das ist die reine Juchhei, juck8ig,juxig,ac^'.,schmierig,schmutzig, 

eine wässerige Suppe. Hennig, 84: unsauber. Das Kleid ist juxig. 

Giche, Ouche, 110: Sfüche. Jucksteiie, pitd. Jäksttd' (beide ä lang), 

juchelig, adj., s. jacheln und jucheln. f.y juckende Stätte, wunde Stelle, die 

juchein, sw., aus juchxn und ja/aheln, leicht empfindlich getrofiPen werden kann; 

in Leichtsinn und sinnlicher Lust leben, körpedich und geistig, öck war di de 

umherschweifen. Davon jucheiig, adj. Jäkstdd seke, ich werde dich empfind- 

Jüchen, swi^ s. juch. li^h zu trefiPen wissen. Von jdken 



320 



Jadenbart — Jungfergras. 



Jacken. Rei trefft em de Jäkstdd. Sprw. 
1, 1815. Vgl. Jucke. 

Judenbart, Pflzn., s. Kick ttbem Zaun. 

Judenglocken, Pflzn., Bach- Nelken- 
wurz, Geum rivale L. 

Judenzopf y m., Weichselzopf, plica 
Polonica. Frisch I, 493a. S. Mftrzopf. 

JUdes, Jehodee, Hodee, w. jad. Vorn., 
Jadith. Flatow. Schmitt, 114. 

jueln, sw., s. jQlen. 

Jukef, m. jüd. Vom., s. Jaikif. 

Jule, Dem. Juike, w. Yom., Julie. 
JtUej baat du rein van Sonnef 

jQlen, jueln, m., heulen. Wie de Wind 
iueltl Dorr, 1. Wiew,63. 

Juiep, Gersten -Juiep, m., ein gutes 
Löbenichtsches Braunbier in Kgsbg. zu 
Zeiten Simon Dachs (1605—1659) 
und später. 

Die/z (Gersten-Saft) ist ein Gesundheit- 
Trank! 
Der kann recht das Herz erquiAchen, 
Weh dem^ welcher matt und krank 
Mufz nach andern Säßen schicken! 
Gersten-Julep schmeckt erst wohl^ 
Dann auch thut er^ was er fol. 
Hochzeit-Reyme etc. von S. Dach. N. 
Pr. Prov.-Bl. a. F. V, 82. Kommtj mein 
Männchen^ setzt euch nieder^ Sehet da 
den Julep hier. Stärket eure matte Glie- 
der. Carm. nupt U, 136 d (aus dem 
J. 1708). Andre fangen im ersten FrOhr 
linge das Birkenwasser äuf^ legen ein 
mit Honig bestrichenes Stück Brot hin^ 
einj um es zur Gährung zu bringen und 
bewahren es in einem Fa/z bis zum Juli 
und August zum kühlenden Juiep. Bock, 
Nat. I, 271. Aus dem franz. julep^ 
EüUtrank, ital. ghdebbo^ welches aus 
arab. dfuldb, aus dem p'ers. guläb Rosen- 
wasser (^Rose^ a& Wasser). Diez, 
Wb. 1,214. Weigand 1,744. Grimm, 
Wb. IV 2, 2369. 



Julius, m. Vom. Er ist Julius^ er ist 
betrunken. Tolkemit. Sprw. I^ 445. 

lumfer, /, s. Jungfer. 

Jung', Junge, m.. Dem. Jungchen. 1. 

Knabe, junger Mensch. 2. Sohn. Dat 
OS min Jung! Min trütster Jung'! 3. 
Lehrbursche. Er ist noch Junge — 
Lehryunge. 4. Knecht, Jungknecht 
Vef^ Jung kannst di vermede, Awerscht 
Gfrotknecht nich sin. Yolksl , 36, 23. 
Jungy säd de Jung^ dat de Jung dem 
Junge seggty dat de Jung de Schwin vir 
jäggt. Sprw. I, 1836. öck Jung^ du 
Jung^ wat könne wt 6k vel d6ne! Dönh. 
Beliebte^ Schimpfwort: Ruger Jung^ 
rauher, d. i. behaarter Junge. Wir 
vntnschen dem Jungen eine Schaufel in 
die Hand! Yolksr., 213,785, S. Knecht 
5. leddeme Jungen, lederne Jungen, die 
Saubohne, Faba vulgaris Atnch, Ein- 
lage bei Elbing. 

jung, a/ö^. n. adv,, jung werden^ ge- 
boren werden. Ich bin in Königsberg 
jung geworden, 

jungen, sw., Junge werfen; vom 
Vieh. 

Jungensmargell,/., Margell, Mädchen, 
die gern und viel mit Jungen verkehrt 
.und spielt. 

Jungifer, /., gewöhnlich Jumfer ge- 
sprochen. 1. Jungfrau. 2. Libelle, auch 
verfluchte Jumfer^ Setjumfer, vefrvaunsehie 
Jumfer. Volksr., 60, 230. Schott- 
maller,20. Bock, 19. Hennig, 111. 
3. verfluchte Jungfer, Pflzn., Cichorium 
intybus L, . Hennig, 287. 

Jungfergras, n., kahles Tausendkom, 
Hemiaria glabraL. Bock, Nat IH, 
340. Hagen, 278. Es heifzt auch 
DUrrkraut und Krütenkraut Die Kräuter- 
weiber in Preufzen nennen es Jungfer- 
gras^und die Bauern Durrkraut. Bock, 
a. a. 0. 



Jangfemägelchen — k. 



321 



JungfemSgelchen, Pflzn., Feldnelke, 
Dianihus deUoide9 L, Hagen^ 459. 

Jungfemmädchen y n., nach Klein I, 
215, in Danzig Dienstmägde^ welche 
bei bürgerlichen Personen die Stelle 
der Eammerniädchen yeriareten. 

Jungfemmilch, /., Aqua rösarum et 
Tinctura Bemoes. 

Jungfemschlange,/., Ringelnatter, Co- 
luber natrix L. Bujäck, 390. Müh- 
ling, Tiem., 178. Nach Grimm^ Wb. 
IV 2, 2386: CbZ. domicellß,. 

Jungfemschuh, Pflzn., gemeiner Scho- 
tenklee, Lotus comictUaius L, ■ Hagen, ' 
787. 

Jungferatritt , Pflzn., Vogelknöterich, 
Polygonum aviculare L. Hagen, 427. 
Hennig, 111. 

Jungkhechty m., s. Knecht 

Jungmädehen, n., Haus-, Stubenmäd- 
chen.. Danzig. In Schlesien: SchleoTz- 
nerin. 

Jungmeister, m., der jüngste Meister 
in der Zunft. 

JUngsterschaft, /., ehemab das Ver- 
botteramt des jüngsten Bürgers in der 
Mälzenbräiierzunft. Hennig, 111. 

Junker, ?n., auch Anrede des Gesindes 
an* die Söhne bürgerlicher Gutsherren; 
in früherer Zeit Name für die Grofz- 
bürger. Unterm Junker stehen^ unterm 
Pantoffel stehen. Schemionek, 17. 

Junkerchor, m., Ohor, Eirchensitz, 
Empore, für .die Junker oder Grofz- 
bürger in den drei Hauptkirchen Königs- 
bergs. Hennig, 111. 



Junkergarten, m., Garten für die Junker 
oder Grofzbürger. Kgsbg. S. Garten. 

Junkerhof, m., Hof für die Junker oder 
Grofzbürger^ S. Artushof und Hof. 

JQpe, /., s. JOpe. . 

Jurrbahn, /., s. jurren. 

jurren, sw.j tanzen. Segeit jurre^ sie 
geht tanzen. Samland. Davon Jurr- 
bahn, Tanzboden. 

jusi, adj,^ richtig, genau, gerade, eben. 
Es üt Just 90, Oder welcher (Land- 
messer) sich keiner justen und genawen 
Instrumenten und Ketten gebrauchet, 
Linem., Yy 3a. Das lat.^ = Recht 
ist der Stamm. Vgl. Weigand I, 
746. 

just, interj,^ jetzt! Von Kindern beim 
Versteckspiel gerufen, wenn alle ihren 
Ort gefunden haben. Dönh. In Königs- 
berg lautet dieser Ruf: Ist aUl 

justement, cuiv.y aus dem franz. juste- 
ment gerade, doch nicht in franz. Aus- 
sprache. On justment satt dat Wie/- 
stock doar. Dorr, 34. Nu dS öck *t 
pistemeni nich^ nun . thue ichs gerade 
nicht Allgemein eingebürgert. Vgl. 
Vilmar, 188. Grimm, Wb. IV 2, 
2406. 

Jttster, m.y Fischn., s. Gieb. 

JUtel, m. jüd, Vom., s. GUtel. 

juttem, no., verlangen, begehren. Dem 
juttert naiim Gansbräde, Natangen. 

Jux, m.j juxen, sw.^ juxig, adf., s. 
Jucks etc. 



E. 



k, Graumenlaut, bleibt im Plattdeutsch 
dem. Hochdeutschen gleich; in Erm- 
land und Natangen bekönunt es zu- 

Friichbi«r, W6rt«rbiieli L 



weilen hinter sich einte;: hwam^ kwSm 
kam, se kweme sie kamen. Lehmann, 
Volksmd., 31. 

21 



322 



Kab&che — kabolxen. 



Kabäche, Kabäcke, /., schlechtes, bau- 
fälliges, dem Einstürze nahes Haus. 
Rass. u. poln. kabak Krug, Schenke, 
Kneipe; altpr. kabt-t hangen; frz. cabane^ 
cahute Hütte; nds. Rabak; in der Ält- 
mark Kabach, In Liv- und Estland 
Käbdk, m,y gemeine Kneipe. Grimm, 
Wb. V, 6. Nsslm. Forsch. 3; Th., 60. 
Schamb., 95a. Brem. Wb. m, 413. 
Danneil, 93a. Hupel, 102, Sall- 
mann, IIa. 

kabischen, chabischen, sw.^ stehlen, 

sich eine Sache durch Unterschlagung 
aneignen. Westpr. Mühling. 

Kabätker, m., s. Kaschube. 

Kabbelei, /., s. kabbeln. 

kabbeln, auch, jedoch seltener, kibbeln, 
sichy sw.y hadern, zanken, in Worten 
streiten. Hei kabbelt sock mot mt^ mt 
mot em Näber. Kabbelt jü nichy scfdagt 
ju lewer. Sprw. II, 1359 f. Wor öm 
90ck hartaget^ kabbelt on schleyht Simon 
Dach. Volksl.,28, 13. Schwed. käbbla, 
engl, gaible schwatzen; in d.' Altm. 
auch kawweln in Hamburg auch kab- 
bauen; nds. kibbeln; in Bayern keweln^ 
ket4/weln, von Ken Kiefer, kauen; in der 
Schweiz t?^A;a«(;«Zn kleinkauen; in Hessen 
kippeln y kibbeln, kippem (kabbeln ist 
dort ein Frequent. von kauen: alte Leute 
kabbeln an einer Brotrinde). — Davon 
Kabbelei, /., Hader, Zank, Streit; auch 

Kibbelei und Gekabbel, n. Kabbler, m.^ 

Zänker, Haderer. auskabbeln, einen 
Wortstreit beenden; einen zankend aus- 
schelten. Hennig, 112. Grimm, Wb. 
V, 7. Danneil, 93a. Richey, 105. 
Brem. Wb. 11, 765. Schmeller H, 273. 
Vilmar, 188. Hupel, 102. Sali- 
mann, 32 b. 

Kabbler, m.^ s. das vor. 

Kabel, /. u. m.y Los und Losteil. Auf 
Jahrmärkten werden Waren reste in ver- 
schiedene Kabel geteilt und alsdann 



durchs Los verkauft. Daher kabeln, sw.j 
losen. Das zum Losen zugerichtete 
Stuck Holz heifzt ebenfalls Kabel. Nach 
Mühling auch Kdgel (und kdgeln\ 
Käwel; hoU. kavely schwed. ka/vel Los, 
poln. kawai StQck. Auch Holz wird 
gekagelt^yerlost Danneil, 98b. Grimm, 
Wb. V, 7f. Weigand I, 747. — Kabel- 
huben. Niemand soll kabeüiuben von 
einander teilen oder verkaufen. Verfug, 
d. Vogtes Hans Roder zu Seheburg 
V. J. 1475. Mühling. 

Kabeljau, m., der frische Seefisch 
Gadus Morrhua; gedörrt heifzt er Stock- 
fisch. Im Brem. Wb. II, 713, Kabelau; 
holL kabbeljaUy kabeljaauwy schwed. ka- 
beljo, dän. kabliaUj kabeljau. Hennig, 
112. Grimm, Wb. V, 10. Weigand 
I, 747. 

Kabeltau, n., Kabel, Tau, Seil; vor- 
zugsweise Ankertau. Frz. cäble^ span. 
cahUy engl, cahle^ holl. kabel; das mlat. 
capuium, caplum Seil, mhd. kabel. Hen- 
nig, 112. Grimm, Wb. V, 7. Wei- 
gand 1,747. 

Käber, m., Käfer. 

Kabtse, Kabttse, Kabuse, /., Dem. Kor 

bischen etc.^ Haus, Häuschen, Hütte und 
zwar mit dem stark ausgeprägten Neben- 
begrifP der Baufalligkeit ; enges und 
dunkeles Gemach; Verschlag unter der 
Treppe, Kammer. Wermer kam ock ön 
dM Kabus'f Volksl , 31, 20, 13. Dafz 
Mademoiselle ihn in ihr Häubchen führte 
— ein elendes y kleines ^ verfallenes Ka- 
buschen. Soph. R. I, 369. Das Brem. 
Wb. H, 713, hat Kalmus für Kern- 
gehäuse; Schamb. ,95a, Danneil, 93a: 
Kabuze, Kabäz; Schmeller H, 275: 
chubisi; holl. kabuys, schwed. kabysa. 
Bock,. 19. Hennig, 112. Grimm, 
Wb. V, 10. Weigand I, 747. Hupel, 
102. Sallmann, 33a. Vgl. Kove. 
kabolzen (a = a), sw., s. Kobolsld. 



Eabase — Eftdderwäsche. 



323 



Kabuse, KabUse, /., s. das vor. 

Kachel, /. 1. irdenes Gefäfz, woraus 
man die Öfen setzt. StH em nick de 
Kachel uty Et rSkt em an de Stawe. 
Volksr., 30, 117. Er üt die neunte 
Kachel vom Ofen^ zur Bezeichnung weit- 
läufiger Verwandtschaft. Sprw. I, 3980. 
2. der Ofen selbst; Kachelofen. Gd an 
de KacheL Schmtt man nich de Kachel 
dm! Volksr., 37, 139. Bock^ und^re 
Kachel! Ibid., .91, 387. Wo wa' wt'm 
(den Kuckuck) denn begrawef Under 
Schulte Kacheldwe. Ibid , 30, 117. 3. 
der Raum zwischen dem Kachelofen 
und der Wand als' Wohnung; lit. uz- 
kakele; übertragen auch kleines Zimmer. 
öck 8i hingre Kachel getage^ ich habe 
meinen Kindern die Wirtschaft abge- 
treten und bin Ausgedinger geworden. 
Dat Margellke leeg sea krank om Stoawke 
hinga dem Kachel öm Bedd, Boldt, ' 
12. 4. Schmeichelwort für ein kleines 
Mädchen; aber auch Schimpfwort auf 
ein altes Weib. Bock, 19. — Mhd. 
kachele y kachel irdener Topf, irdenes 
Geschirr, ahd. chachcda^ wohl aus dem 
lat. cacabulus^ Dem. von cacabus Koch- 
geschirr. Weigand,I, 747f. Grimm, 
Wb. V, llf. Hennig, 112. In Esl^ 
land Kachel ebenfalls altes Weib, alte 
Schachtel. Sallmann, 67b. 

Kachelfriisch, rein pltd. KachelfrStsch, 

971., KacheUritze. 1. Freund des warmen 
Ofens. 2. Spitzname für die Bewohner 
des Kirchdorfes Germau im Samlande. 
Sprw. I, 1842. 

kacheln, sw. 1. stark heizen, ein- 
kacheln. 2. zu Wagen fahren; doch 
auch gehen. Er kachelt hin und her. 
Denn woü M doch man kachle — a/- 
kachle^ abfahren, abgehen, uns auf den 
Weg machen. 3. wiegen, auf den Ar- 
men schaukeln. Die Kinder kacheln. 
De KaU kachle. Sprw. I, 1928. 4. 



kenchen. Hei kachelt^ kencht, atmet 
schwer. Nach Treichel kacheln auch 
coire: verkacheln schwängern. 

Kachelofen y m., Ofen aus Kacheln 
zusammengesetzt; n'och allgemein im 
Gebrauch. Lit. kakalys^ poln. kachlowy 
piec. Kälte dafz auch die Kachelofen 
bisu^eilen umb Pfingsten rauchen müssen. 
Linem., A 3b. . . . warumb die Kachel- 
ofen-Schomstein^ wenn sie nur ein schlecht 
Loch in den grossen Schornstein haben, 
nicht mögen Rauch ziehen. Ibid. , Yy 2 b. 

KackedUnn, Kackadinn, Kakadilnna, /., 

Diarrhöe. Vgl. DUnne. 

kackelbunt, oJ;., s. kakelbunt 
kackeln, «to., s. kakeln. 

Kacker, m., alter Mann; gewöhnlich 
Hosenkacker (s. d.). 

Kackeratorium, n., Abtritt, Latrine. 

Kackerau, fingierter Ortsn., wie das 
vor., auch Nachtstuhl. Treichel. 

Kackfarbe, /*., Farbe wie Kacke, zur 
Bezeichnung einer unreinen, schlechten 
Farbe. 

Kackhaus,. n., Haus zum Kacken, Ab- 
tritt. 

Kackstuhly m., NachtstuhL 

Kadftksch,/. u. m., erhöht angebrachter 
Verschlag an der Wand in Ställen und 
Stuben als Schlafstätte. In die Kaddksch 
steigen. Auch s. v. a. Kabache. Pill- 
kallen. 

kadäksen, sw.^ kaddks schreien wie 
ein Huhn, das ein Ei gelegt hat; in 
der Gegend von Friedland Ostpr. auch 
kaducksen. Vgl. kakeln. 

kaddern, sw.y waschen, mit dem Neben- 
begri£F des Unsaubern, Schlechten, 
Wenigen. Dat ös kein Wasche^ dat os 
Nosz Kadd^re. — auskaddern, schlecht, 
unsauber auswaschen. Nach Mühling 
kaddem auch naschen. Bock, 20. 
Hennig, 112. 

Kadderwäsche, /., unsaubere, aber 

21* 



324 



Kftddig — KadriDBkivolk. 



auch kleine Wäsche. Wir haben heute 
nur Kadderwäache, kleine Wäsche; viel- 
leicht auch in der Bedeutung Kodder- 
wasche. Vgl. Kadrinskivolk. 

Kaddig, Kaddik, m. 1. Wachholder, 
Juntperus communis Z/. Ein krachen 
und prasseln^ wie solches bei den Dannen 
und Kattigstrauch zu sehen, Linem.^ 
Tt 3b. Heisa! Lafzt uns lustig sein^ 
heute hohen wir Hochzeit^ vnorgen gehn 
wir mit KaddikI Soph. R. II, 388. 
Ohne Herrn Puff müfzte ich jetzt mit 
Kaddik in den Gassen umherschreien. 
Ibid. VI, 556. Nun ist er von Gestalt 
gleich einem kattich Wald^ der voller 
Feuer steht. Carm.nt^|>^. III, 23 c. Altpr. 
kadegis, lit kadagys^ estn. kadakaSy finn. 
kataju\ in Böhmen kadik (von kaditi 
räuchern). Nach Leunis, 1048, wird 
Cadig, Kaddik, von Cad, einer Neben- 
form von Kot abgeleitet und bedeutet 
auch Nufz. Für Pommern Dähn., 
213a; ffir Livland Hupel, 102, für Est- 
land Sallmann, 52: Kaddak, Grimm, 
Wb. V, 17. Nsslm. Forsch. 2; Th., 60. 
Hennig, 112. Jetzt nur noch als 
Strauch anzutrefiPen, in früheren Jahr- 
hunderten standen in der Provinz auch 
Kaddigbaume, bis zu einer Höhe von 
16 flllen und einer Dicke von 2| Ellen. 
Vgl. Bock, Nat m, 222 f. u. Act. Bot\ 
I, 215. — 2. Branntwein aus Eaddig- 
beeren, Kaddigschnaps; in Danzig Ma- 
chandel. 

m 

Kaddigbeere, /., Beere des Eaddigs. 

Kaddighase, m., Spitzname fär einen 
Füsilier, der beim Schwärmen die 
Kaddigbüsche zur Deckung benutzt; 
auch Kaddighopser, Kaddigspringer. 

Kaddigheister, m., grauer Würger, 
Lantus excubitor, Bujack, 370. Müh- 
ling, Tiern., 173. 

Kaddighopser, m., .der unter den Ead- 
digstrauch Hüpfende, oder der in diesem 



Gesträuch Umherspringende. S. Kad- 
dighase. 

KaddigmfiSy /. u. m., n. nur in gebil- 
deten Kreisen, dicker Brei aus Eaddig- 
beeren. Hennig, 327. 

Kaddigpalwe, /., Pahoe mit Eaddig- 
gesträuch bestanden. 

Kaddigspringer, m., s. Kaddigbopser u. 
Kaddighase. 

Kader, m. u. n., Cnterkinn, Kropf, 
Wamme beim Rind. Ebenso in Pom- 
mern. Dähn., 21da. Im Brem. Wb. 
V, 401, und bei Schütze II, 314, KSd- 
der; in Bayern Köder und Ooder, in 
Estland Köder. Schmeller U, 283. 17. 
Sallmann, 35a. Vgl. Köder, Köder 
in Grimm, Wb. V, 1569. Hennig, 
112. 

• 

kaderig, adj., s. kadem. 

kadern, «o., sich, den Kader stark 
hervortreten lassen, den Kopf hoch 
heben, sich brüsten. Truthähne und 
Gecken kadem. B/em. Wb. V, 401. 
Dähn., 213a. 

kadem, sw,, zur Bezeichnung des 
eigentümlichen Greschreis gereizter Trut- 
hähne. Davon: kaderig, kad'rig, adj,, 
leicht erregt, angebracht, erzürnt Er 
ist eine kadrige Krät\ 

kadreiern, sw., schänden, bereden, 
Klatschereien machen. Davon : Kadreier, 
m. u. n., Klätscber; Geklätsche. So*n 
KadrePre mäkt enem ganz dammlig. 
Kadreiersche, /., Klätscherin, Zwischen- 
trägerin. Gordack schreibt Kardreier- 
sehe und erklärt, mit Hinweis auf das 
lat carus, Scheinheilige, Mundkoserin. 

— abkadreiem (s. d.). 

kad'rig, adj., s. kadem. 

Kadrillgenschwenker, m., aus (^uadriUe 
xmA' schwenken, zur Bezeichnung des 
Frackes, Leibrockes. 

Kadrinskivolk, n., 9^i& koddrig xmA Volk, 
zur Bezeichnung armseliger Leute, also 



kadack — kaisern. 



325 



richtiger Sbdrinakioolk, kodderiges Volk, 
Bettelvolk, Gresindel. Samland. Ygl. 
Garner. 

kaduck, adj.^ hinfällig, matt, auf die . 
Neige, zu Ende gehend. Mit ihm ist 
es ganz kaduck^ mit Vermögen oder 
Gesundheit ist es am Ende. Das lat. 
caducuA, Schütze II, 210. Bock, 20. 
Hennig, 113. Sallmann, 62b. 

Kaduckef, n., Dem. Kaduckelche, kleine, 
dicke Frauensperson. Sie ist man .so e 
Kaduckelche, 

kaduckseiiy sw.^ s. kadäksen. 

Kaff, n. 1. Fruchthülse, besonders 
die Hülse des ausgedroschenen Getreides, 
die Spreu. Mhd. haf^ mnd. kafy hoU. 
ifca/, ags. ceafy engl. chaf. Nach Grimm, 
Wb. V, 20, von kafeln nagen, knabbern. 
2. wertloses Ding, ein Nichts wie Spreu. 
Dat 's mi man Kaff^ erscheint mir wert- 
los, gleichgültig. Das ist lauter Kaff. 
ßrem. Wb. H, 714. Schütze H, 210. 
Dähn.', 214a. Danneil, 94a. Hen- 
nig, 327. Im 17. Jahrh. ein Kleider- 
stoff. Altpr. Mtsschr. V, 14 

Kaffbrot, n., Brot aus Ea£^ Kleie, 
schlechtes Brot überhaupt. 

Kaffee, m.^ kwrischer^ s. KOre« 

Kaffeebohne, /. 1. Kernfrucht der 
Bärenwicke, Vicia dumetorum L. Nach 
Mühling heifzt auch die ganze Pflanze 
Kafeebohne^ BXLch BiMer^ Schaf skoL 2. 
Eügelchen des Kotes der Schafe^ Zie- 
gen, Hirsche. 

Kaffeeschwester, /., leidenschaftliche 
Liebhaberin des Kaffees; Klätscherin. 
In gleicher Bedeutung auch von der- 
artigen Männern. 

kaffen, «i;.,. schreiben. Davon Kaffer, 
n»., Schreiber. Treichel. 

KAgel, /. u. m., und kägeln, sw., s. 
Kabei. 

kahly ac^'., arm. Ahd. chaloy mhd. hol. 



ags. cahy caluj engl.* caUowy hell, kaal^ 
schwed. kaly dän. skaldet. Grimm, 
Wb. V, 27. Se os käl wt e Pastemack\ 
Sprw. I, 1856. Jeroschin: wolde 
sich diz zeicMn ouch üf mich kaiin 
reichin» Pfeiffer, 180. 

Kahlau, Ortsn., Dorf im Kr. Mehrun- 
gen. Ehr trinkt auf die Cfrüts^^ wie die 
Kahlauer. Sprw. I, 3831. 

Kahlbarsch, m., Kaulbarsch, Acerina 
cemua L, Pas sarge, Balt, 296. 

Kahlfrost, m., kahler, nackter Frost 
ohne Schoee. Ygl. Sallmann, 47. 

Kahlnarsch, m., Kahlarsch, armseliger 
Mensch. Sprw. I, 1856. 

Kahn, m., doch mehr noch n, 1. 
Flufzschiff, gewöhnlich Reisekahn. 2. 
Boot, Nachen mit flachem Boden, ge- 
wohnlich Handkahn. Bind das Kahn 
los. Mhd. kan, Jeroscliin: Dtmüs- 
ten ouch zu pflege hdn aldd ir kanen etc. 
Pfeiffer, 180.. 

Kaile, w. jüd. Vom. Ffatow. S chmitt, 
114. 

Kaiser, m., ehemals Name für einen 
alten Met. Pisanski, Nachtr. 

kalsem, sw.^ zur Bezeichnung einer 
Hanse, welche im vor. Jahrh. Königs- 
berger Kaufmannslehrlinge von den 
„Kaufgesellen^ auszuhalten hatten. Sie 
wurden mit dem Hintern gegen einen 
grofzen Stein gestofzen, der vor äem 
Friedländer Thor lag und der Kaiser 
hiefz. Die Gewohnheit des Kaisems 
wurde später von den „Juugens auf 
der Lastadie und in der kneiphöfischen 
Vorstadt^ ebenfalls eingeführt; . jene 
hatten dazu einen besonderen Eckstein 
bestimmt, diese wählten den ersten 
Stein, der ihnen vorkam, dazu. Ge- 
naueres in Erl. Pr. I, 311 ff. Hennig, 
113. Sprw. I, 1857. Die Prozedur 
hiefz auch stutSrsen. Vgl. hänsen. 



326 



kajern — Eäkelwerk. 



kajem, sw.^ nach Mühling auf dem 
Schi£Fe auf und ab gehen, überhaupt 
zwecklos hin nnd her gehen. Pillau. 

kajinken, 31^., klagend winseb, heu- 
len. Kiine Predigt kann so unschuldig 
sein^ bei welcher nicht ein getrofner 
Hund kajinken und ilber Pei'sonalien 
lamentiren sollte. Soph. R. V, 407. 
' Kajüte,/. 1. Kammer, Schi£Fszimmer. 
Kegute casteria, aus der ersten Hälfte des 
15. Jahrh. bei Th. Hirsch, Danzigs 
Handels- u. Gewerbsgesch. Lpzg., 1858, 
S. 264. Schwed. kajuta^ dän. kahyt^ 
franz. cajute, holl. kajuit 2. Nach Hen- 
nig, 113, auch elendes, schlechtes Haus; 
vgl. franz. cahute Baracke, schlechte 
Hütte. S. Kabäche. Grimm, Wb. V, 
47. 3. cunnus, Sie hat sich die Kajüte 
vollpumpen lassen^ ist geschwängert. 

Käk, m., Schandpfahl, Pranger; nach 
Mühling auch Halseisen. Schwed. kak^ 
dän. kag^ holl. kaak, Grimm, Wb. V, 
47. Brem. Wb. H, 716 f. Vilmar, 
190. Sallmann, 33a. • . , 

Kakadlinna, /., s. KackedUnn. 

Käke, Käksche, /., Köchin. Sin Liske 
OS e düchfge Koke. VolksL, 29, 19, 4. 
De Koke on de Katt wäre vom Locke 

saU, Sprw. I, 2093. Vgl. Balgen- 
stucker. 

- Käkel (a lang), m. und n., Mund; 
Schwätzer, Plaudertasche. MQhling. 
In letzterer Bedeutung auch im Holstein. 
Schütze n, 213. Im Brem. Wb. II, 
717: Maul, Plaudermaul, eigentl. Gur- 
gel, Kehle; lit. käklas der Hals. S. 
auch Richey, 107. 

kakelbunt, kOkelbunt, adj,, grell ver- 
schiedenfarbig, auffallend bunt, bunt- 
scheckig. Fer mtne Oge was mt alles 
köckeUmnt^ grün und gelb. Carm, nupt, 
VI, 242b. Schemionek, 17: kackeU 
bunt Hennig, 130: kokeUnint Er 
läfzt die Ableitung Yon Kokler (Bock, 



25), also bunt wie ein Kokeier, dahin- 
gestellt sein. 

Kakeldei, m., Schwätzer, Treichel. 
S. kakeln. 

käkelen, sw.^ s. kakeln. 

Kakelhans, -Ilse, -lotte, -maiz, s. kakeln. 

kakelig, käkelig, adj.^ s. kakelri. 

kakeln, kakeln, sw. 1. gackern. Eogl. 
cackle, schwed. kackla^ dän. kagle^ holl. 
kakelen^ lit. kadakoju^ poln. gdakctc. Lat 
de Rener kachle^ wenn ock man de Eier 

hM. Sprw. I, 1695. Vgl. kadftksen. 

2. viel reden, schwatzen, dumm reden, 
wortreich über unbedeutende Dinge re- 
den, prahlend sprechen, ausplaudern, 
widersprechen; in dieser Bedeutung 
auch käkelen, kakeln. Hd kackelt wie 
e Kluck. Sprw. I, 1843. KcJcel nick! 
Da/z die Schwester und Tochter und 
Magd und Gevatterin ihm ein Haufen 
vorkakeln. Soph. R. U, 318. . > . ^ würde 
doch wol Tnancher das gekackeUe Hon 
Ens sauberer^ als wie es zum Theü ge- 
Schicht, künftig wissen zu überlegen, 
Linem., Qq 3a. Der provinzielle Aus- 
druck zur Bezeichnung des Redens um 
des Redens wiUen, also des Wahlge/aüens 
am hin und hergehenden Gespräch als 
solchem^ hei/zt: käkelen, Rosenkranz, 
Kgsbg. Skizzen I, 73. — Davon kake- 
lig, käkelig, adj.^ schwatzhaft. Ein 
schwatzhafter Mann heilzt Kakel-^ Kä- 
kelhans^ auch Kakelmatz (Stein, Pe- 
regrinus XUI, 88. W. Mtsbl. VI, 159); 
ein geschwätziges Frauenzimmer KakeU 
lise.-lotte. Treichel. Gekakel und Ge- 
kakel, n., Geschwätz. Vgl. KikelkakeL 

Kakelnest, Käk^lnest, n., das jüngste 
Kind, das kakelnde Nesthockchen. Et 
OS ons' Kdkelnest. Das Kdkelnest be- 
kommt den Überrest (der Hinterlassen- 
schaft). Sprw. II, 1371. Sperber, 
17. 

Käkelwerk, n., Werk der KäMer^ Kok- 



kaken — kalbten. 



327 



ler^ Kokeler^ Gaukler. Dafz sie das 
Trommehcfdagen und die Fechter und 
ander Käkelwerk am Sonntage abschaffen, 
Act. Bor. II, 126. 

kaken (a = a)^ sw.^ kochen. In der 
Dzg. Nhg. käaken. Violöt, 101. 

Kakemak, m,^ Rauchtabak. Schlech- 
tere Sorte? Doch erseht rook man e 
Piep Toback^ Dat os gewö/z kein Ka- 
kemack. Tci&tament vom ryke Bure. 
N. Pr. Prov.-Bl. H, 352. 

KAkhure, /., auch Galgenhu/rcj ge- 
meine Hure, reif für den Kak oder 
Galgen. 

Kakler, Kftkler, KSkler, m., Schwätzer, 

Yon kakeln. Stein, Peregrinus XVIII, 
5: &ritzler^ Klecker^ PUxpper{er)^ Kak- 
ler. W. Mtsbl. VI, 189. 

käksch (a lang), a^'.y schwindsüchtig, 
kurzatmig. Hennig, 27. Bei Dähn., 
213 a: kagsch kränklich, dem kein Essen 
schmeckt; bei Dann eil, 98b: kdowsch 
schnupfig. Vgl. Grimm, Wb. V, 49: 
kakig kränkL'ch aussehend, ohne Farbe, 
besonders gelblich. 

Kttksche, /., s. Käke. 

Kaksel (a =:^ a), n., s. Kochsel. 

Kftkstfp'y /., Stipe am Pranger. He 
heft Käksttp* on Brandmark gekregen, 
er ist am Pranger gestäupt und ge- 
brandmarkt worden; übertragen: er ist 
hart ausgescholten worden. Sprw. I, 
1841. In gleichem Sinne: Einem Kdk- 
stip' geben. Hennig, 113: KaakstOb- 
sel^ Ausstübsel, schimpflicher Abschied. 
Er hat den Kcuikstäbsel bekommen. 

kalakeln, sw.^ gackern. Dönh. 

kalaschen, kallaschen, mr., prügeln. 
Einen durchkalaschen^ ihn durchprügeln. 
Mühling. In Posen: kaUaachen^ auch 
in Zusammensetzungen mit ab und aiis^ 
auch KallaschCj /., Prügel. Bernd, 
110. Inder Altmark: ^o/cKcA'n. Dan- 
neil, 94a. 



Kalb, pltd. Kalw, n., Junges vom Rind 
oder Rothwild. Das männliche Kalb 
heifzt Ocksenkdiby pltd. Ossekalw^ das 
weibliche Kuhkalb^ pltd. K6kako^ Kau- 
kalw. Vgl. Kfskalb. Der Mensch, yer- 
glichen mit dem Kalbe: Wie ein Kalb 
albern — doUen — spielen; dumm — 
toU sein wie ein Kalb. Eorrespbl. HI, 
51. Jung Kaho gehört dem Hunri 
(Hunde) halw. Lewer dat Kalw öm 
Schau (Schuh), als ön er Kau 
(Kuh). Sein Kalb ausfogen^ mutwiUige 
Scherze treiben. Dem Kalb in die 
Augen schlagen, eine Sache ungeschickt 
anfangen, ausführen; einem derb die. 
Wahrheit sagen (Schütze H, 215). 
Kälber streifen^ Kälber machen, vomie- 
ren. De Kälwer lope weg, dem, der 
die Hosenlatze o£Pen hat. Vgl. Grimm, 
Wb. V, 50. Hennig, 113. Sprw. I, 
1858 flf; H, 1372flF. 

Kaiback, Kalbak, Kolbalk, m., eins der 
beiden Seitenholzer am Joch des alt- 
preulzisehen Pfluges (s. Zoch); auch 
der statt dieser angewandte gekrümmte 
Holzbügel am Pfluggeschirr, worin des 
Ochsen Hals steckt. Dieser heil'zt auch 
Kolpalky Kolpack, Kolpock, Kulpalk, 
Kulpack, Kulpach, Kuibak, Kolbacke, 
lit. hübökas, Poln. kulbaka der Sattel, 
aber auch, wie siedle Sä*ttel, bildlich: 
das Joch, die Sklaverei. Nsslm. Forsch. 
2; Th., 83. Sperber, 38. 

Kalbak, m., s. das vor. 

kalbecken, sw., vomieren. Hennig^ 
113. 

kalbftken, »w. 1. viel und laut reden, 
mit demNebenbegrifP der Weitschweifig- 
keit, Lang.weiligkeit, ja der Dummheit, 
streiten, zanken, schelten. Auch, nach 
Hennig, 113, kalbecken; in Westpr. 
kalbakem, kalbekem, kolbekem (Dzg.). 
Lit. kaJbHi reden, Lnp. kaJbik. Nsslm. 
Forsch. 2; Th., 62. Herum kalbeken^ 



328 



kalbeiii — Elalender. 



viel and brummend reden. Weä dt/z 
(Schlofz) aber achanner geworden war 
wie das alte^ darein kalbäkert on brasselt 
de Alte en* Langes on Breetes, Schalt). 
3, 8. Schalt]. 1, 439: kalbäkert en Lan- 
ges on en Breites, 2. auf gehässige 
Art über einen andern sprechen, ihn 
bereden. 3. nach Hennig, a. a. O., 
sich beim Tragen einer Sache abmatten. 

kalbern, kälbern, kalwern, kälwern, sw. 

1. wie . ein Kalb thun, alberne, mut- 
. willige Späfze, Kurzweil treiben. Dann 

geht es an ein Rallen und Kalbem^ und 
sie wünschen dabeiy dafz ihr Vieh alle- 
zeit möge so lustig sein und so springen. 
Pierson, Matth. Prätor., 57. Davon 

kalbrig, kälberig, kalwrig, mutwillig; Ge- 

kalwer, n. A^gl. alskalbem u. dalbem. 

2. . sich erbrechen. Sich bekälwem, 
Kälber machen (s. Kalb). — kalbern 
auch = kalben, ein Kalb werfen. Einem 
kalbern die Ochsen^ dem andern nickt 
einmal die Kühe. Sprw. I, 1862. Vgl. 
Bock, 20. Hennig, 113. Brem. Wb. 
n. 721. Dähn., 213b. Schutzeil, 
215! Schamb., 96a. 

Kälberstall, m., Stall für Kälber; bild- 
lich die Hosenlatze. Er hat den Kai- 
bjsrstall ofen stehen, Sprw. Il, 1375. 

KalbsgekrOse, n., Gekröse des Kalbes; 
bildlich stark gekraustes Vorhemde, 
wie solches in früherer Zeit beliebt. 
Inamorirte Jecken mit KombsMättem 
'^nd kdlbsgekresen behangen. Stein, 
Peregrinus X, 5. W. Mtsbl. V, 158. 

kaldftksen, sw,^ g^ickem, namentlich 
von dem eigentümlichen Geschrei der 
Hühner nach dem Eierlegen. Vgl. ka- 
lakeln und kadäksen. 

Kaidaunen, pltd. KaldQne(n), plur. 1. 

Eingeweide, namentlich der Tiere. Poln. 
kaidun^ kaldon^ dän. kaldun^ kaUun, 
schwed. kalun, Grimm, Wb. V, 61. 
Esse ess och^ trinke trink öch^ on schloafe 



schloaf och och — man ,es romort mer 
so en de Kcddaunen. Schemionek, 
49. Sich die Kaidaunen voll schlagen^ 
tüchtig essen. Sock de KcUdune voü 
ärgVe^ .starken Arger haben. Sock de 
Kcddüne verstuke, verstauchen, bei 
schwerer Arbeit sich verheben. S. 
Sprw. I, 1864. 2. Körper, Leib. Wer 
nur -zwei Hemden (wenig Leibwäsche) 
besitzt, hat: ent op de Kaldun\ ent op 
em Tun, Sprw. 1, 1865. 

kalducksen, sw,^ laut schallende Töne 
lachend ausstofzen. Friedland Ostpr. 

Vgl. kaldäksen.. 

Kaiende,/., Abgiibe, welche im Herbst 
an den Pfarrer und Organisten als Teil 
ihres Einkommens zu entrichten ist. 
Es giebt GöW-, Getreide-^ Holz-^ FUicks-^ 
Wurst-y Eier-y Gänse-^ , Hühner- j Krd- 
hen- etc\ Kaiende. Kaland ist nach 
dem Brem. Wb. II, 720, ein üppiger 
Schmaus; nach Schütze II, 213,. in 
Schleswig-Holstein eine Art Synoda}- 
versamnUung; auch in unserer Provinz 
pflegt nach eingelieferter Kaiende und. 
abgehaltenem Gebetverhör die Dorf- 
schaft zum Schmause sich zu vereinigen . 
Bock, 20, und Hennig, 43, führen 
für die Ableitung in erster Reihe das 
lat calendis (calendae\ erster Tag des. 
Monates, an, weil „an einigen Orten 
die Einrichtung ist, dafz die Prediger * 
jeden Monat etwas an Viktualien von 
ihren Eingepfarrten abfordern^; Hen- 
nig -weist aufzerdem noch hin auf coU 
Ugere sammeln, cc^lare^ concalare zu- 
sammenrufen. Lit. kaledas ein Almo- 
sen, aber auch die Kaiende; poln. £a- 
Ißda zunächst Kaiende, dann Weih- 
nachtsgeschenk, Neujahrsgeschenk. Vgl. 
Hoff mann, Nachricht von der Priester- 
kalende in Preufzcn. Königsberger 
Intelligenz-Bl^tt 1742, Nr. 30. 

Kalender, m, 1. In sprw. Redens- 



kalendem — kallaschen. 



329 



arten: Hei makt Kalender^ er sitzt nach- 
denkend, grübelnd, morrisch da. Hen- 
nig, 114. De Kalender schroft^ on de 
lewe "Gott goft, das Wetter. Die Katze 
hat den Kalender vencMepptf wenn eine 
Frau in der Zeit ihrer Niederkunft sich 
geirrt hat. Sprw. I, 1866 f. 2. Eorif^n- 
dersamen. 

kalendem, sw,^ im Kalender blättern; 
sinnen, grübeln =» Kalender machen, 

Kalesche, Kalesse, /., leichter, o£Fener 
Wagen, kleine einspännige Kutsche. 
Nach Grimm, Wb. 11, 602, scheint 
die Wurzel das slavische höh Rad. 
Poln. kohskaj russ. kolesnitza^ böhm. 
kolesä, ital, caleaso^ irasiz, caUche. Bock, 
20. Hennig, 43. 

Kalftt, n. 1. die Jacke, aber auch 
der Rücken; das franz. coüet Em dat 
KcUet utkloppe^ ihn durchprügeln. Sprw. 
I, 1. 2. Nach Bock, 21, und Hen* 
nig, 114, Kalet, auch KaVter „ein 
dünnes Getränk, fast dem Halbander 
gleich, welches für die so in der Kam- 
munitat (akademischer Konvikt) zu 
Königsberg speisen, gebraut wird.^ 
Poln. kaleczny krüppelig, verstümmelt, 
kaleczyd, russ. kaljkczit verkrüppeln, ver- 
stümmehi, also Kalet Krüppelbier. 
Nsslm. Forsch. 3; Th., 62. Bock, 
21. 

Kalfakter, m., nach Grimm, Wb. Y, 
64, in der ursprünglichen Bedeutung 
Einheizer calefactar; gewöhnlich ein 
Diener ohne Lohn; ein Aus- und Zu- 
träger, wie etwa Faktor, Laufbursche; 
ein Mensch, der sich zu allerhand klei- 
nen Dienstleistungen brauchen läfzt, 
viel geschäftig ist oder sich so stellt; 
ein. Spion oder Aushorcher. BoU. Cal- 
factOT Bedienter, Stubenheizer ^ Auf- 
wärter. Das Verb ist kalfaktemi Dei 
kalfaktert äweraU herom, 

kalfaktern, sw.y s. das vor. 



kalfatern, at^., Schiffe ausbessern, 
flicken, in den Fugen verstopfen. Holl. 
halfaaieren^ firz. calfater^ ital. calfaMare. 
Hennig, 114. 

Kalfönje, Kalfunje, auch Klafunje, n., 
Kolophonium. S. auch Karfunkel. 

KaÜnchenstrauch, m., Wasser- oder 
Hirschholunder, wilder Schneeball, Vir 
humum opulus L. Grimm, .Wb. V, 
64. Pierson, Matth. Prätor., 13: Kai- 
linchenstrauch. Bock, Nat. I, 877: 
KaninchenholZj auch Kaiischen; IH, 147 : 
Kalinkenstrauch und Kalinkenbaunn, 
Russ. kcUina^ kalinik, poln., böhm. ka* 
lina, Dor&ame Kalinken^ Kr. Grau- 
denz. Nsslm. Thes., 62. 

Kaiischen, Pflzn., s.*das vor. 

Kalltzkensteln, n., s. GalHzkenstein. 

Kalkaun, m., s. KalkOn. 

KalkUfscher, pitd. KalkISscher, m., Spitz- 
name für einen Musketier, weil er mit 
Kalk das Lederzeug anstreicht. Da 
käme de Kalklaschersch 

Kalkstein, Ortsn., Dorf an der Pas- 
sarge im Ermlande. Ungeschickt von 
Kalkstein. Sprw. I, 3869. 

Kalkun, Kalkaun, m., der Kalkute, d. L 
der Hahn aus Kalkuta, Truthahn, Pute. 
Ln Pr.-Pohi. u. Russ. kalkun^ lit. kal- 
kunas; im Hochpoln. heil'zt der Vogel 
indyk^ also der aus Indien stammende. 
Kalkun denkt Skj als Zurückweisung 
eines dummen Einwandes, der mit „ich 
dachte" beginnt. Kgsbg. Of jeder 
Seit von der grojzen Babb^ die vof^m 
Kenik stund, wor en Kalkun mit Fön- 
sei gestoppt, hengesteUt. Schalt). 3, 10. 
S. Hupel, 104. Sallpann, 33. Nach 
Mühling, Tiem. 173, heifzt der Kal- 
kun auch Konsistorialvogel, wohl weil 
bei Eorchen Visitationen u.' anderen geist- 
lichen Lispektionen es bei der Mahl- 
zeit Putenbraten giebt. Vgl. Kurre. 

kallaschen, «to., s. kalaschen. 



380 



Ealle — Kalw. 



Kalle, /., Braut, von dem hebr. kalla. 
Schmitt, 110. 

kälten, sw.j s. kelten. 

Kallftnen, Ortsn., L)orf bei Euglacken 
im Er. Wehlau. Spott: Ön Kallene 
wäre de Gans* op ener Std gebräde^ 
weil die Wohngebäude nur auf einer 
Seite der Stralze stehen. Wehlau. 

YgL Dreimorgen. 

Kallmann, m. jüd. Vorn.; auchKallme. 
Flatow. Schmitt, 112. 

Kalmaus, m., s. Karmaus. 

kalmäusem, sw.^ Grillen fangen, zu- 
rückgezogen und einsam leben. Hen- 
nig, 114. Schemionek, 18, schreibt 
kaUmeisem und erklärt es noch als 
duckmäusern; in der Altmark kalmü- 
sem^ klamü&em. Danneil^94a. Sub- 
stantiv, der Kalmäuser, Kallmeiser. Über 
die mannigfachen Bemühungen, den 
Ursprung des Wortes aufzuklären, s. 
Grimm, Wb. V, 72. 

Kalmuck, m., Schimpfwort für einen 
herumtreiberischen Menschen; nach den 
Kalmücken benannt.* Sperber, 44. 

Kalmus, m.j Acoma calamm L, Man 
streut mit den zerhackten oder zer- 
schnittenen Blättern der Pflanze an 
Sonn- und Festtagen die Zimmer aus. 
Die Kinder essen das von den Blättern 
eingeschlossene innere Blattwerk und 
nennen es Himmelsbrot, auch Butter; auf 
den Blättern des Kalmus blasen, d. h. 
musizieren sie. 

Kalmusjunge, tti., Junge^ der Kalmus 
zum Verkaufe austrägt. Die Kalmtia- 
jungen mit ihrem Strafzensange : / 1 tp't 
Kai, 'rei Bond fer e. Fenn, kauft Kal- 
mus, drei Bunde für einen Pfennig! 
sind den Königsbergern trotz ihres Ge- 
schreies liebe Frühlingsboten. 

KalSr (o lang), /., s. KolOr. 

Kalse, /., s. Kaluppe. 

k&lstem, sto., 8. kVIstern. 



kalt abbrennen, s. abbrennen. 

Kalte, pltd. Köle, n., hchd. auch die 
Kälte, Ellipse für das kalte Fieber. De 
Ole heft det Köle, De Dtwel Ml de Ole 
(so vergeit dat Köle). Sprw. I, 41. Vgl. 
Hexspr., 56. Outen Tag, Kreuzweg! 
Hier bring' ich dir meine Kälte etc. 
Ebda., 53. 

Kalte, /. In der Rolle der Königs- 
berger Fischergilde von 1538 (s. Be- 
necke^ 286 SJ) wiederholt sich als Bufz- 
und Straffestsetzung: calte Wachs, Cahe 
Wachs. S. BelegsteUe unter Beigraft. 
Nsslm., Th.^ 63, hat nach Simon Grü- 
nau: y^caUe ein Margk", wonach Be- 
necke a. a. O. die caUe Wachs als ein 
Gewicht im Werte einer Mark deutet. 
Der S. 287 gegebene Hinweis auf das 
lit. kalte Schuld, Bufze^ nach NsslnL, 
Wb., 174b, kalte Schuld, Verschuldung, 
führt mehr irre, als er fördert^ da Calte 
entschieden ein Gewicht oder Ma(z be- 
deutet Nun ist Schweiz. Kalt, m., d. i. 
6^t,Behälter,Behältnis; ebenso schwäb. 
g'haU, m. (Schmid, 256), allgemeiner 
Kalter, ja Kälte tritt als Trinkgefafz auf. 
S. Grimm, Wb. V, 74. 88. 89. CaUe 
dürfte also vielleicht auch als ein Mafz 
zu deuten sein, dessen Grösse sich eben 
vorläufig nicht feststellen läfzt. 

Kaluppe, /., altes, schlechtes Haus. 
Poln. chatupa, lit. kalupa, böhm. cha- 
lupa; auch ungar. kaliba, kalgiba. 
Nsslm. Forsch. 2; Th., 63. VgL 
Grimm, Wb. V, 95. In Westpr. nach 
E. Förstern. Galupe. Auch Haus über- 
haupt. Denn kömmt gewos wol äwei^t 
Jär ön sin' Kalup de Adebär. VolksL, 
30, 19, 6. — Kaluppner, der Bewohner 
einer Kaluppe, poln. chahipnik. -r- In 
der Gegend von Lötzen heifzt nach 
Mühling eine Kaluppe auch Kabe, /. 

Kaluppner, m,, s. das vor 

KalWy n., s. Kalb, 



kalwern — Kammtag. 



331 



kalwern, kUwern, sw., kaiwrig, adf\, s. 
kalbern. 

Kalwsmosch, m., unreifer, alberaer 
Mensch, der weder Kalb noch JMoscfh 
Mti^ctie = Kuh^ ist 

Kftniy 971., Schimmel auf gegorenen 
Flüssigkeiten, gewöhnlich Kahm und 
Kahn, Davon kfimig, adj.^ mit Schim- 
mel überzogen. Vgl. Schmeller II, 
302. Sallmann, 33b. Grimm, Wb. 
V, 31. 

kamen, s. kommen. 

Kamerad, m., hier im plur. Kameror 
ten. AUe meine Kameraten, Gortzitza. 

kämem, sto., s. kämmem. 

kftmig, adj.^ s. Kftm. 

Kamm, m,^ Weberkamm, Teil des 
Webestohls, hier Wirkgestell; durch 
seine dichten Rohrzähne werden die 
Fäden des Aufzuges gezogen. S. Das 
Wirkgestell, 125. 

Kammand, /., s. Kommand. 

Kammbraten, m., Braten, der aus den 
Rippen des Rindes gehauen ist. flen- 
nig, 115, erklärt: „weil die Ribben 
die Gestalt des Kammes haben.^ Bock, 
21. 

Kämmel, /., von Karrnn^ die Eratze 
der Tuchmacher, Spionerinnen, mit der 
die Wolle gekratzt, fein gestrichen, ge- 
breitet wi^d. In Posen auch Kammel. 
Bernd, 111. 

kämmein, «u?., die Wolle mit der Kam' 
mel fein kämmen. S. schrubbekl. 

Kämmerchen, pltd. Kamerke (a = a), 

n.\ kleine Kammer, geheimes Gemach, 
Abtritt. Ebenso in Estland. Sall- 
mann, 33b. 

Ittmmerer, m, 1. Schaflner, Ausgeber 
auf ländlichen Besitzungen, der die 
Kammer zu besorgen, d. h. die Leute 
zu speisen hat; auch Vorarbeiter. 2.' 
der Vorsteher und Verwalter der Käm- 



mereieinküBÜbe in Städten: Stadtkcm- 
merer. Hennig, 114. 

Kammerknecht, m, , Strandaufseher. 
Die Kammerknechte hatten darauf zu 
sehen, dafz niemand den von der See 
ausgeworfenen Bernstein wegnahm. 
Hennig, 43. 

kämmem, sw,^ eigenmächtig befehlen, 
meistern, besser ordnen wollen; nach 
Hennig, sich viel zu thun machen, 
Sachen untereinanderwühlen, aus einem 
Orte in den andern setzen. Bock, 20. 
H e n n i g, 1 14. Beide schreiben kämem. 

Vgl. schäffern. 

Kammerteich, m.j Karpfenteich mit 
ausgetieftem Boden, als Winterlager 
und Stätte für die in dieser Vertiefung 
überwinternden Karpfen. Der Teich 
h^ilzt auch Winterteich, Winterung; die 
kammerartige Vertiefung Winterlager 
oder Hschstätte. S. Ben ecke, 496. 

Kammertuch, n., feinste Art Leinwand, 
„hat den Namen von Camerich^ (Cam- 
brai/j Cameracum)^. Schwed. cammar-- 
dukf dän. kammerdug. Grimm, Wb. 
V, 130. In der Altm.: Kammerdok, 
Danneil, 94b. Vgl. Klappe. 

Kammervater, pltd. Kamervader (a^ä), 
97»., s. Altsitzer. 

Kammlade, pltd. Kammiftd', /., laden- 
d. i. kastenartiges Gestell, worin der 
Weberkamm, kurzweg Kamm steckt. 
Sie hängt an vertikalen Holzleisten 
beweglich im Kammladenbaum ^- pltd. 
KammladdfSmj in handlicher Entfer- 
nung von der Wirkerin. Das Wirk- 
gestell, 125. 

Kammladenbaum, m., s. das vor. 

Kammtag, pltd. Kammdag, m.^ der 

Sonnabend, an dem die Kinder ge- 
badet und mit dichtem Kamm, dem 
Latisekammy gekämmt werden; daher 
auch Kamm- und La/u»etag, 



332 



Eam6t — kangkotsoh. 



Kamöt, m., tierischer Eot. Dönh. 
Kampchen, n., s. Kampe. 

Kampe, /., phir, Kampen, 1. ein 
Stack Land, das nur zur Viehweide 
gebraucht wird. Hennig, 115. 2. 
SchiK- und Binsen-Inseln io den HafiPen 
und Strömen^ namentlich an den Mün- 
dungen der letzteren ins Haff. In der 
Mündung der Elbinger Weichsel giebt 
es folgende Kampen: Steerbuden- (Stör- 
buden), Neukriegers^^ Groschken^^ Not- 
durft-^ Laschken^, Hom-^ Hecken-^ 
Schweinkampe; eine heifzt Abgunst. 
Passarge, 221. Über die Eampenbil- 
dung s. a. a. O., S. 341, und Prov. Prfz., 
470. — Man hört auch Kamp u. Kämpe; 
nach Mühling heifzen sie auch Bilten 
und Pillen. Klein 1,221. Bock, Nat. 
in, 1022: Inzwischen giebt man sich qlle 
MOhey den Dünger zu vermehrehy und 
fähret zudemEndeKämpenausBruchern^ 
oder Palten^ welche gro/ze Stucke wässe- 
richter^ torflchter Erde sind^ in die Mist- 
statten (Pommerellen). Die Weichsel- 
Insel Kempe bei Graadenz. Grimm, 
Wb. V, 135. Poln. %>a, lit. kampas. 
Die Entstehung aus dem lät. campus 
ist nach Grimm a. a. O. nicht frei von 
Zweifeln. Das lit. kampas bedeutet 
nach Nsslm , Wb., 176b, auch Land- 
strich, Gegend, Zipfel, Ecke, Winkel, und 
letzteres scheint der Ausgangspunkt 
der Bedeutung des Wortes. 

Kämpe, /., s. das vor. 

Kämpelei, /., Streit, Zank. 

kampeln, mr., s. kantern. 

kampeln, sw,, sichy streiten, zanken. 
Grimm, Wb. V, 138. 

Kampen y m., Brotschnitt, tüchtiges. 
Stück Brot, lit. kampas^ in Estland 
Klampe, Klampen^ Klamps, Sallmann, 
34a. 50a. Hupel, 114. In der Ge- 
gend von Pillkallen ist ein Kampen 
Brot ein Schnitt ums halbe Brot, also 



ein Stück in Hufeisenform. Das Köpf- 
chen des Brotes, der Anschnitt, heifzt 
Kampdhen, n.; es wird aber auch Sohn- 
chen, Söhnchen, genannt . . . nimmt 
er (der Wirt) ein gut Kamp i. e. Ende 
Brot und dann ein Stück Speck etc. 
Pierson, Matth. Prator., 57. Nach 
Treichel heifzt ein Brotende Kanten, 
m. Hierher gehörig ist -auch Kompen, 
971., nach Hennig, 139, ein grofzes 
Stück Fleisch, in Darkehmen eingesal- 
zene Schweinef üTze; lit kumpis ge- 
räucherter Schweineschinken; nach 
Nsslm., Wb., 209b, das eingepökelte 
oder geräucherte Schulterstück des 
Schweines. S.Nsslm.Th.,83. (ßartsch) 
hat bisweilen einen nicht unangenehmen 
Geschmack y wenn sie (die Nadraaer) 
einen guten feisten Schinken^ den sie 
Kumpen nennen^ hineinlegen, Pierson, 
Matth. Prötor., 110. Vgl. Palte. 

Kampweide, f., Weide, die auf der 
Kampe wächst^ weifze Weide, SaUx 
alba, Bock, Nat HI, 130. 

Kamsol, n., Eamisol. 

Kamstigall, Ortsn., Dorf am fnsch»i 
fiafF, Pillau gegenüber. Der Name 
soll, nach Hennenberger 43, Schafs- 
kopf bedeuten, von dem altpr. camstian^ 
Schaf, und gatwa^ Kopf. Nsslm. TL, 
64. Nach Passarge, Bdt, 57, be- 
deutet galt allgemein eine Landschaft, 
Gegend. 

Kamürk, /. und n., kleines Gemach, 
Kämmerchen, poln. ^(mu^ia. TreicheL 

Kanaljen-, Kamaljenvogel, m., Eanarren- 
vogel. 

Kanditer, m.. Konditor. 

KanftI, m., Zimmet. Vom ital. caneüa 
Röhrchen, Röllchen, von der Form, in 
der der Zimmet im Handel ist Grimm, 
Wb. V, 160. 

Kanfilatritzel, m,^ s. StrHzel. 

kangkotschy adj.y s. kankadsch. 



Kaninchen — kantem. 



333 



Kaninchen, n. Er hat Kaninchen im 
Kopf^ er ist gestört, d. h. wahnsinnig. 
Danzig. Nach E. Förstern, ist die 
Redensart dort nicht mehr im Schwaifge. 

Kaninchenholz, n., s. Kalincbenstrauch. 

kanjAlen, sw.^ jolen und jauchzen, 
lastiges Geschrei erheben; jauchzend 
tanzen. Natangen. 

kankwbch, kankatsch (zweites a karz 

auch lang), ad^.y wählerisch, m&kelnd 
im Essen, mit „langen Z&hnen^ und 
•scheinbarem Widerstreben essen. Dzg. 
W. Seidel, 31. Natangen. Auch kan- 
kaubcb (Friedland Ostpr.^, kankutsch, 
kangkotscb (Dönh.). OmEteos hei sehr 
kankadsch. Schemionek, 18: kann- 
katsch. 

kankatsch, kankaiibch, adj,, s. das vor. 

KanklaSy m., die litauische Zither, ein 
einfach konstruiertes, guitarrenartiges 
Instrument der Litauer, das längst aufzer 
Gebrauch ist Vgl. N. Pr. Prov.-Bl. 
V, 58flF. 

kankudach, kankirtsch, adj., s. kan- 
kadsch. 

KaiwiOy /., Dem. pltd. Kannke, Pistill 
der Mummel^ Nuphar Sm,; nach der 
Form, welche an eine Kaffeekanne er- 
innert Nach Passarge, Balt, 28, 
ebenso in Dänemark. 

Kannenwinkel, m., Winkel, Platz, für 
die Schenken in dem Altstädtischen 
Junkerhof zu Königsberg, welche aus 
Kannen das Bier verschenkten. Hen- 
nig, 115. 

kanVffeln, ew,^ sich^ sich kratzen. Vgl. 
karmUffeln. 

Kanone, f. Er ia besoffen wie eine 
Kanone^ zur Bezeichnung starker Trun- 
kenheit Denselben Zustand bezeichnet 
kanonendick und kanonenknUppeldick. Ygl. 
Haubitze und himmeldick. 

Känsbfik, Känsberg, Königsberg. Erm- 
land.* Natangen. 



Kantapfel 9 m., kantiger, gerippter 
Apfel; bei Stein, Peregrinus XIII, 16, 
unter den Schmeichelnamen, die zwischen 
Eheleuten üblich: Popken, Kaniopffel- 
ken^ klein Schelmken etc. W. MtsbL YI, 
112. 

Kante, /. 1. Ecke, Spitze, Rand. 
Einen an die Kante kriegen — an die 
scharfe Kante kriegen^ ihn zur Entschei- 
dung zwingen. Op de hohe Kant legge^ 
das Geld nämlich, also sparen. Hen- 
nig, 115. 2. Einem die Kante halten^ 
ihm beistehen, für ihn sprechen, ein- 
treten, ihm (oft unverdiente) Nachsicht 
schenken. De gSde Herr^ de holt noch 
am meiste onse Kant^ He ptpt mot ons 
ut enem Loch. Lhrztg., 4, 355 b. Sie 
halten alle seine Kanlf^ nehmen alle f&r 
ihn Partei. 3. Kanten, Zacken oder 
Spitzen als Schmuck. Brabanter Kanten, 
Vgl. Ankant 

Kanten, m.^ Brotende, s. Kampen. 

kanten, sw,^ über die Kante wenden, 
wälzen. Kantholz! d. i. kante oder kantet 
das Hoh^ ist das Kommandowort der 
Zimmerleute beim Umwenden eines 
Balkens. Kantholz^ säd de Tommer" 
mann on schmet stne Fru ut em Bedd. 
Sprw. I, 1884. Hennig, 115. Sche- 
mionek, 18: kantein, 

Kanter, m., Kantor. Die Frau Kan- 
tern. Wasch' de Kann ut^ seggt de Kan- 
ter, wt hebbe Liehe, Alt-PiUau. Sprw. 
n, 1380. 

kantem, umkantem, sw.^ umsetzen, um- 
legen, umstellen, umkehren, wenden^ 
verändern, etwas anders einrichten und 
ordnen, namccftlich Möbel u. a. Haus- 
gerät. Hei heft alles Smgekantert. , ..da ' 
das fortgetriebene Orundeifz bald ins 
Wasser weichet^ bald aus demselben 
herfürkompt bald sich gantz umbher 
kantert und gleichsam aufgericht stehet. 
Linem.jRla. , . . und von selbigem 



334 



Kantbaken — Kapome. 



(vom Aeqaator) nachmahln weiter und 
weiter hi/z zu seiner ffrösten abweichung 
abgehet^ da er (der Planet) seinen spi- 
ralem motum wiederumb verkantert und 
gewaltsamer weyse sich zum aequatore 
zurück nahet. Ibid., Pp 3b. Nach 
Treichel auch umkampeln. Bock^ 21. 
Hennig, 115. 

Kanthaken, m., eiserner Haken, um 
Lasten, Fässer etc., an der Kante zu 
heben. Grimm, Wb. V, 175. Einen 
beim Kanthaken kriegen, packen, er- 
greifen, festhalten beim Genick, bei den 
Haaren oder Armen. Hehnig, 115. 
Danneil, 95b. Richey, 109. Brem. 
Wb. n, 734.. Vilmar, 192. 

Kanthoi.NachSimonGrunauCan^oJ 
ein Fisch in Preuizen. Benecke, 285, 
fragt: Zander? Doch scheint diese An- 
nahme unberechtigt, da in dem betr. 
Kapitel in nächster Folge Zander be- 
sonders an%ef&hrt ist. 

Kantholz, n., könnte als gekantetes 
Holz, behauener Balken^ bezeichnet 
werden; ich vermag jedoch nicht nach- 
zuweisen, dafz dies geschieht. Trei- 
chel hat es = Kerbholz: aufs Kant- 
holz 'Schreiben. Vgl. kanten. 

kantig, adj,, mit Kanten, Ecken ver- 
sehen, dreikantig, vierkantig etc, H en * 
nig, 115. 

Kantschuck, m., Kantschu, kurze und 
dicke Peitsche, aus Riemen geflochten. 
Vom poln. kanczug, böhm. kanduch, 
Ungar, kancsuka; türk. kamtschi ledej^e 
Geifzel, kandschugu Riemen am Sattel, 
Gepäck anzubinden. Grimm, Wb. Y, 
176. 

Kapaunenfresser, m., s. Bratenfresser. 

kapftwel, adf/., kapabel, föhig, imstande 
sein. Öck st kapäwel on gd mot de Fork 
opH dMge Gessel, um einen, der mit 
seinem Mute prahlt, lächerlich zu 
machen. Dönh. Hema so woü eck ock 



recht june Sach bedeehnen on wiesen^ dat 
eck sy en recht cappawUr Mann. Carm, 
nupt. ni, 50 d. 

Kapellan, m. Hennig, 44: Diakonus 
bei den Lutheranern. 

Kaper, Pflzn., s. Kapper. 

Kapeme, Kapemewe, /., s. Kapome. 

Kapfenster, n., s. Kappfenster. 

kapitelfest, adj,, sicher, zuverlässig in 
der Sache. Zunächst vom Prediger; 
dann allgemein, selbst von G^enstän- 
den: Möbeln, Wirtschafbsgeräten etc., 
die schon Alterschwäche zeigen. Er 
ist nicht recht kapitelfest, er ist seiner 
Sache nicht gewifz und sicher. 

Kapizchen, n., Dem. von Kapuze; nach 
Hennig, 115, diejenige Kapsel von 
Leinewand, worin das Genick und der 
halbe Kopf des Kindes eingewickelt 
werden, damit es nicht hin und her 
wackle. Davon: 

- kapizen, sw., ein Kind in ein Kapiz- 
chen wickeln. 

kapnieren, sw,, s. kaputnleren. 

Kapome, Kapurne, /, nach Hennig, 
44, jedoch unbelegt, Kapeme und Ka- 
pemewe, aufgeschütteter Grabhügel aus 
heidnischer Vorzeit. Kapumei nennt 
man die aufgeworfene EOgel auf den 
Feldern in Samland, denn selbige die 
Begräbnisse der alten Preu/zen gewesen. 
Pierson, Matth. Prätor., 123. Diese 
geschüttete Berge {auf Grabstätten) hei/zen 
in der preu/zischen 'Sprache Kapume, 
item Kapinnei, welches auf Deutsch ein 
Kirchhof und Leichenstätte heifzt Ibid., 
98. ... welche Gräber sie (die Preuizen) 
Capomen hdlzen. Prätor. Manuscr., 
fol. 12. S. Pierson, Lit. Aeq., 19. 
Lit. kdpas Grabhügel, kapinne Kirchhof; 
nach Pierson auch kapume,' kapumei 
Grabhügel, Kirchhof. Matth. Prätor., 
150. Nach Nsslm. kapumai moosige 
Hügel auf Viehweiden und Wiesen. 



Kappe — Kapplfiken. 



335 



Wb., 179a; Forsch, 3; TL, 65. Nach 
den au%eworfenen Hügeln faeifzt ein 
Wald zwischen Königsberg uod Fisch- 
haosen längs dem Ufer des frischen 
HafiPes Kaparmche Heide ^ also Wald 
mit Kapornen, Kapumen, Davon auch 
der Name des Dorfes und Gutes Kapom 
im Kirchspiel Wargen, Kr. Fischhausen. 
— Ein völlig abweichender Name ftr 
die alten Preufz^Dgräber findet sich in 
folgendem Satze bei Pr&torius: Zinn- 
und Süber-Ertz^ 80 man noch heutiges 
Tages in ihren Capum oder Päluhchtia 
d. i, Grabstäte-Hilgeln der alten Preuf zi- 
schen Herren findet Pierson, Matth. 
Prator., 10. 

Kappe, /., litauische^ eine sturmhau- 
benartige, mit Klappen versehene Mütze 
von blauem Tuch mit roteingefafzten 
Kanten. Die Klappen werden- bei 
schlechtem Wetter bis auf die Schultern 
herabgezogen. Man nennt sie gewöhn- 
licher litauische Mütze — Kapuse (s. d.). 

Kappel, /., Aiigel mit Doppelhaken 
zum Fang der grölzten, ungesellig le- 
benden Dorsche. Lit. kahl^ Haken. 
S. das folg. Beschreibung und Ab- 
bildung s. B en e ck e , 405. Der Dorsch- 
fang mit der Kappel heifzt das Kappeln. 
Das Kappeln wird meistens von 2 bis 
4 Mann auf einem Boote betrieben. Die 
Dorschkappel wird bei 12 bis 40 m Wasser- 
tiefe , am besten auf Steingrund y aus- 
geworfen und nachdem man ihr Auf- 
stofzen auf den Grund gefühlt hat^ etwas 
gehoben und nun abwechselnd gesenkt 
und aufgezogen y um den Dorsch anzu- 
locken. Benecke, 406. 

Kappel, Koppel, /., Kreuzholz auf der 
First des Strohdaches zur Befestigung 
desselben. H e n n i g , 116. Die Kappeln 
heilzen auch Hangelten (s. d.), Aufhängel, 
Dachreiter, und spanische Reiter. Kappel 
lielze sich zurückführen auf Kappe^ da 



die Kappeln der First des Daches auf- 
sitzen; Koppel weist deutlich genug auf 
Koppel = Fessel hin, indem die Koppeln 
dem Dache festen, haltbaren SchluTz 
geben. Nsslm., Forsch., 3; Th., 217, 
weist hin auf poln. k6bylicd\ kobylenie 
spanischer Keiter, Holz block, Scblag- 
baum, Brustwehr, lit. kabcdnycza^chiBg'' 
bäum, kablys Haken, Pflock, alles Ge- 
krümmte, von der Wurzel kabü^ kabiti^ 
preufz. kabtt hangen, lit. kaJbünti auf- 
hängen. 

Kappeln, n., s. Kappel «= Angel. 

kappen, sw. 1. die Spitze wegschnei- 
den. Einen Baum kappen ^ damit er 
üppiger ausschlage und grüne. 2. ab- 
hauen, mit Hieb zerschneiden: ein Tau 
kappen. 3. kastrieren, verschneiden, 
kapaunen. 4. bildlich: einen kurz ab- 
fertigen, ihm die Wahrheit sagen, Yer^ 
weise geben^ ihn durchprügeb^ In diesem 
Sinne auch abkappen und bekappen; von 
gleicher Bedeutung behauen. 

Kapper, Kaper, Pflzn., grofze Kapu- 
ziner-Kresse, Tropaeolum majus L., 
auch unechte Kapper. Auch werden 
auf den Wiesen viel Capper Bluhmen 
gefunden^ welche der Pöbel Klappern 
nennet; sonsten werden sie auch Kuhr 
bluhmen genannt Hartwich, 39. In 
betre£F des letzten Namens scheint ein 
Irrtum vorzuliegen; der Verlauf der Dar- 
stellung bezieht sich ausschlieizlich auf 
die unechte Kapper. 

Kappfenster, Kapfenster, n.^ vorsprin- 
gendes Dachfenster, Mansarde; über- 
haupt kleines Feilster in der Dachetage 
des Hauses. Bei Hupel, 103, Kaf- 
fenster. Hennig, 116. Grimm, Wb. 
Y, 185. Vgl. Kapploch. 

Kapphahn, m., Kapaun, Hahn, der 
gekappt y verschnitten, ist. Grimm, 
Wb. V, 186. 

Kappiftken, n., in den Seestädten eiu9 



336 



Kapplerche — Karansse. 



„ErgetzUchkeit'' (Adelmig), Vergütung, 
Trinkgeld^ welches der Schiffer' noch 
über die bedungene Fracht erhält. 
Grimm, Wb. V, 200. Zusammenge- 
setzt aus haken Tuch und Kaff Kappe, 
d. i. Mantel, also eigentlich Tuch zu 
einer Kappe. S allmann, 33. 

Kapplbrche,/., s. Haubenkobbellerche. 

Kapploch, n.; fensterartige öffiiung 
im Giebel, im Dache einer Scheune, 
eines Stalles; auch LQke (s. d.). 

'Kappstein, m., Knabenspiel^ bei wel- 
chem ein gröfzerer Stein, der auf einen 
andern gestellt wurde, durch Wurf mit 
Stein oder Holzstück gekappt^ zu Falle 
gebracht, werden mufz. Der Name gilt 
für Stein und Spiel. Gumbinnen. 

Kaps, 771. u. /., s. Keps. 

kapsen, mß.^ geschickt stehlen, listig 
wegnehmen. Poln. kapza Tasche, Beu- 
tel Davon: 

Kapser, 9»., Dieb. 

Kaptein, tto., eigentl. Kapitän, Knecht^ 
welcher in einer Branntweinbrennerei 
die Aufsicht über die Mastschweine 
fÄhrt. Dzg. W. Seidel, 31. Müh- 
lin g hat dieselbe Benennung auch in 
der Neidenburger Gegend gehört. 

Käpterchen, n., kleines Mützchen; von 
dem gleichbed. poln. Jcaptu/r^ und dieses 
von dem deutschen Kappe, Flatow. 
Schmitt, 110. 

KapulkSy 7»., aVschwächende Benen- 
nung für TegfeL-^flöfi dt de KaptUks. 
^amla^dr-"^ 

mnieren, sw.^ s. kiyiutnieren. 

Kapurne, /., s. Kaporne. 

KapQse, /., litauische Mütze, Kapuze. 
Yommlat. oaputium^ ital. cappuccio^ m.y 
franz. capuc^^ m. (^captichan). Grimm, 
Wb. V, 202. Das Eü betreten die {kw- 
fiich£n)Fücher äafzerstwa^habig. Wenn 
es die Kapuse trägty dann trägt es auch 
dm Sarkauer, Passar ge^ Balt., 297. 



KapQsendiebe, plur.^ Spitzname fftr 
die Bewohner der Stadt Rastenbarg. 
Mühling. 

Kapuskraut, n., Kohl, Kopfkohl, aach. 
Kapuste^ Kapmter^ mt, Brcßssica oleni- 
cea L, vor, capitata; von dem poln. 
kaptista, lit. kopustas^ kapustas; in Ost- 
und Westpr. allgiemein Kumst (s. d.). 
Schmitt, 107; Westpr., 165. Trei- 
chel, Volksth. 

Kapustigal, Ortsn., Schlofz in der Nähe 
von Brandenburg im Kr. Heiligenbeil; 
neuerer Name Waldburg, der wenig ge- 
braucht wird. Vgl. KamsiigalL 

kaput, cuij. Er ist ganz kaput, es ist 
mit ihm aus, er ist zu Grunde gerich- 
tet, kann sich nicht mehr erholen. Et 
OS kaput^ es ist verdorben, zu nichte 
gemacht, zerbrochen. Hennig, 116. 

kaputnieren, verkürzt kapnieren, mo.; 
auch kapunieren, verschneiden, kapau- 
neu. Hennig, 116. Sallmann, 47. 

Kapuzinersalbe, f.y Med. Unguentum 
pedictUare. 

karajeschy adj. u. adv.j s. karjBsch. ^ 
karanzen, sw,, derb prügeln, schlagen. 
Im Poln. lieifzt kara die. Strafe, kartU 
strafen, züchtigen; im Lit karauju 
kämpfen, kriegen, kdKas der Krieg. 
Nach Adelung II, 1719, scheint die 
erste Hälfte des Wortes, zu dem alten 
kary kor Leder, lat. corium zu gehören, 
welches auch in Karbatsche auftritt. 
Grimm, Wb. V, 2793, nach Rietz, 
hält für die richtige Herleitung: mlat 
carentia Bufzübung mit Fasten, Gei- 
seln etc. Danneil, 96a,:^ karans^n^ ku- 
rant^n, Bock, 21. Hennig, 116. 

Karas, /., Fischn., s. Karausse. 
Karausse, Karas , Karus, Krus, /., die 

Karausche, CaroMmt'u/jramMbs. Nach 
Mühling auch Kcuresse^ Karosse^ bei 
Hennenb erger C%arattö86, \\i,karosaSy 
kur. karuscJm^ poln. karas^ mas.^ kass. • 



Karbatke — Eaceiiz. 



337 



karrascL Benecke, 109. Hennig, 
117: Karu/ze. Karauschen mit Mai" 
butter — mit Dilkauce, Vgl. Karessen. 

Karbatke, /*., langes Flofz zam Holz- 
transport. Polnischen Ursprungs. 

Karbat8Ch(e), /., Peitsche, Leder- 
peitsche aas Riemen geflochten. Dafz 
ich in Sprachen und Wisseflschaften ein 
JSsel bin, das habe ich Ihrer Karbatsche 
zu danken, Soph. R. IV, 76. Poln. 
karbacz und korbacZy lit. karböczus^ kar- 
bdczus, böhm. karabd^^, ungar. korbats^ 
törk. h/ffidtsch^ arab. karbadsch^ pers. 
kffrbac. Grimm, Wb. V, 206. In Po- 
sen Karwatsche. Bernd, 115. Bock, 
21. Hennig, 116. Nsslm. Forsch. 
2; Th.,65, Sallmann, 13b. 

karbatschen, sw.y mit der Karbat^he 
peitschen, prügeln Oberhaupt. 

Karben, Karbes-, Karbisherr, m., s. 
Karwan. 

Karbinade, Karbonade,/, s. Karmenade. 

Karbsherr, m., s. Karwan. 

Karch, m.^ Gerüste über dem Ofen, 
worin man nasses Holz zum Trocknen 
au&chichtet. Mühling. Sollte es mit 
Kcerch Earreu> ahd. carruh^ mhd. kar^ 
rechy karrich gleichbedeutend sein ? Eine 
gewisse Ähnlichkeit des Karchs mit dem 
Karren ist nicht in Abrede zu stellen. 

Karczanupchen, Ortsn., s. Karczupchen. 

Karczauningken, Ortsn., s. Kartczau- 
ningken. 

Karczemk', Name einer Vorstadt von 
Deutsch-Eylau; von dem poln. karczma 
Schenke, Wirtshaus. Sperber, 37; 

Karczupchen, richtiger* Karczanupchen, 
auch Kartzamupchen, Ortsn., Dorf im 
Kirchspiel Szirguponen, Kr. Gumbinnen. 
Der Volksspott nennt, die Bewohner 
Ungetauße, Die Sage erzählt von ihnen, 
daGs sie einst mit einem Kinde, das sie 
zur Taufe nach Szirguponen führten, 
in eine Schenke einkehrten und sich 

Frisebbl«rt WSrtarbneh I. 



dort so gut gefielen, dafz sie die Kirche 
vergafzen und das Kind ungetaufi nach 
Hause brachten. Da die Karczupcher 
sich durch Roheit auszeichnen, so pflegt 
man mit der Redensart: Er ist ein Unr- 
getaufter^ auch einen groben Menschen 
überhaupt zu bezeichnen. Zeigen sich 
abends die Kinder scblq.{rig, . so sagt 
man: Die Karczupcher kommen. Sprw. 
1,3871. 3205 e. 

Kardebom, Kardemom(e), /, s. Korde- 
moni. 

Kardel, K&rl, .m. Vom., Karl. 

Kardreiersche, /., s. kadreiern. 

karduchsen, »w. Ermland. Müh- 
ling: die Erde auf einen Hügel auf- 
werfen. (Erde zu einem Hügel auf- 
werfen?) 

Karechel, m. u. /^ s. Kareichel. 

Kareichel, Kbreikel, m. n. /., die Saat- 
krähe, Carvus frugilefftis L. Mühling^ 
Tiem., 173. Doch nennt man so und 
KarSkel auch die Nebelkrähe, Corvus 
comix. Grimm, Wb.V, 222, führt für 
Saatkrähe noch auf: Karocke^ Karoche^ 
Karechel} in Pommern bei D ahn. Karok; 
erinnert zugleich an das fränk. krack 
Krähe und ihren ahd. Namen hruoh^ 
mhd. ruoch. Bock, Nat. IV, 293: Ka- 
rechel; ebenso bei Bujack, 375. 

Xareikel, Karftkel, m. u /., s. das vor. 

Karenz, /., nach Hennig, 116, die- 
jenige Strafe, „da ein solcher, der freien 
Tisch in jier Kommunität hat, eine Zeit 
lang von demselben ausgeschlossen wird. 
Man sagt: Er hat Karenz.^ Hennig 
leitet es von dem lat. carere ab, deutet 
jedoch auch an, dafz es aus dem nieders. 
Karene, dem verderbten quadragena, 
den bekannten 40tägigen Fasten, ge- 
bildet sein könne. Es wird wie ka- 
ranzen (s. d.) auf das mlat. carentia 
zurückzuführen sein. - Vgl. kuranzen,. 
Karme. S. Brem. Wb. H, 739. 

22 



338 



Kare86e — karmeiu 



Ibresse, /., Fischn., s. Karausse. 

Karfite, /. Wagen, Spazierwagen, 
Kutsche, pöln. a. russ. karHc^ lit. kareta^ 
lett. karreete. Man hört auch karfiten, 
9w,y oft and ohne Ziel spazieren fahren. 
Wie der Herr^ %o die Karet. Sprw. I, 
1584. Eck quam mank angre Lüde^ 
eck sack Caröte stahn, Carm. nupt VI, 
242 c. Täglich in der kareten epatzieren 
fahren. Stein, Peregrinus XIII, 86. 
Wenn die Kareten nicht fahren und 
Bratenwender knarren^ 80 ist wenig zu 
curieren. Ibid. XVIII, 39. W. Mtsbl. 
VI, 169. 192. Nsslm. Forsch. 3; Tb., 
65. 

Karfunkel, m., korrump. Kolophoninm. 
Slrieckt doch en Veerdel Pund Car-- 
funckel op de VeddeUBage. Carm, nupt. 
IV, 324d S. Kalffinje. 

Karlr, n., Saatmischnn^ aas Wicken, 
Bohnen, Erbsen, Hafer u. dgl. Sam- 
land. Mühling. Vgl. Kortr unter 
Kormor. 

karjölen, ew.^ zu Wagen fahren, mit 
dem Nebenbegriff unnützer Geschäftig- 
keit. Er karjoU in einem fort herum. 

Vgl. krajölen. 

karjVsch (o lang), karajfisch, adj. u. 
adv.y aus dem franz. courageux, also 
mutig, beherzt, anerschrocken, munter, 
karsch, forsch. Sitit käme mal en Butzer^ 
katySschy stramm etc. Lhrztg., 4, 355 a. 

Kark, /., Kirche. Dzg. Nhg. 6r. 
Werd. 

Karkasse, /., nach Hennig, 44, das 
Gerippe von Draht, zum Kopfputz der 
Frauen. Das franz. carcasse Gerippe. 

KArl, m. Vom., Karl. S. Kardel. 

Karline, Dem. Kariinchen, pltd. Kar- 

iTnke. 1. w. Vom., Karoline. 2. scherz- 
hafte Benennung für die Branntwein- 
flasche. Drock de Karltnke^ am Ena 
lett se t6. Man pflegt, wenn der Inhalt 
geleert ist, die Flasche scherzweise zu 



drücken, damit sie noch einige Tropfen 
ausfliefzen lasse. 3. .Mittelball nnter 
den Bällen des deutschen Billards. Die 
Karline schneiden. 

KarlusGh, Dem. Karluschcben, -ke, m. 

Vom., Karl (fiarolus). 

Karmaus, Kramaus, m,^ nach Hennig, 
117, auch Karwauchs (die letzte Silbe 
hat den Ton), Wirrwarr, Verwirrung, 
Verwickelung, Lärm, Geschrei, Hader, 
Streit, Unordnung; nach Nsslm. auch 
unordentlich durcheinander geworfenes 
Hausgerät. Karmaus machen^ viel We- 
sens machen, Verwirrung hervorrufen. 
Kramaus anfangen^ Streit anstiften. 
Sperber, 46, hat Kalmaus; man hört 
auch Karwau und Rawau. Hennig weist 
auf lit karauju^ karawau, karauti 
kämpfen, kriegen, nach ihm auch strei- 
ten, ^^anken^ hin; Nsslm., Forsch. 3. 
Tb;, 217, citiert für seine Annahme lit. 
gramozdaiy grarnzdatBlter Hausrat, mss. 
gromozd^ gromada^ lit. grumddas^ gru- 
mödas Menge Menschen — Fliegen. 
Bock, 21. In Hessen gramausen sich 
mucken, mucksig machen, sich Unbe- 
fugtes herausnehmen; tadeln^ unzufrie- 
den sein. Streit anfangen. Cframauser 
Zänker, Haderstifter. Vilmar, 134. 

Karmel, Kärmel, Karwel, Kärwel, m.y 

Kern. Mandelkarmelj Mandelkern. Na- 
tangen. 

karmelig, adj., s. karmein. 

karmein, sw., viel und unnütz r^den, 
unnütz tadeln. Mühling. Er karmelt 
heu£ immerweg herum. Davon karmelig, 
karmlig, adj.^ mäkelnd, kleinlich tadeln. 
Wohl von karmen. 

karmen, sw.^ jammern, wehklagen, 
seufzen, stöhnen, sich härmen. In der 
ersten Silbe klingt goth. kara Soi^, 
ahd. cha/ra Wehklage, wie denn ahd. 
charan = wehklagen. S. Schade, Wb., 
474 a. Ei wi ward min lewet Wiew 



Karmenade — karren. 



339 



&m de schöne Arfte karme! YolksL, 68, 
44,12. Richey, 110. ßrenuWb.n, 
741. 

Karmenade, Karminade» Karbinade, /., 

die KarboDade, jedoch nicht Rostbraten 
(carb<mnade)j sondern Rippenstücke 
(cdteUttes) des Kalbes oder Sch^veines, 
gebraten oder gedämpft; man unter- 
scheidet daher KaHskarbanade and 
Scknüeinekarbanade. Hennig, 117, ver- 
sacht die Herleitang von dem lat. car- 
minore zerreilzen^ zerhauen; also car- 
minatum was zerhackt, zerrissen ist. 
Bei Hermes (Soph. R. I, 399): Car- 
mmoL Einem die Karmenad auf- 
frischen, ihn durchprügeln. Sperber, 
44. In gleichem Sinne : enem ent op 't 
Karmenadstock gewe. Sprw. H, 1 387. 

kaim'lig, adj. s. karmein. 
kaimUfFeln, sw., s. karkSffeln. 
Kamaljensaat, /., Semen cannabis. 
Kamaljenvogel, m , s. Kanaljenvogel, 
kamerten, kamisten, sw,, zerbrechen, 

namentl. Töpferzeug. Kamistus machen^ 
irdenes Geschirr zerbrechen. Friedland 
Ostpr. Das Rad peht kamestes^ zer- 
bricht. Nach Gordack: kamittes, adj., 
zu Ende, vorbei^ aus. Mit dem ist es 
kamistes. 

Karnickel, n., Kaninchen; s. auch Kor- 
nickel. 

karnisten, sw., karnittes, adj., s. kar- 
nesten. 

kamBffeln, kamttffeln, «u?., stofzen, prü- 
geln, zwacken. Nach Hennig, 117, 
aach die üble Gewohnheit „mit den 
Zähnen zu kauen: Er kamüf/el^. Ge- 
wöhnlicher hört man jedoch für diese 
Art des Kauens mit den Yorderz&hnen : 
muffeln (s. d.). In ersterem Sinne 
weit verbreitet. Sperber, 17, hat kar- 
muffeln, maltraitieren, an den Schul- 
tern schüttek. Vgl. Grimm, Wb. V, 
221. Hupel, 106. Vilmar, 194. 



Kamully (?), Krickente, Anas crecca L. 
Bujack, 388. Nach Nsslm. Thes., 
217, ist der Name in Natangen und 
Barten üblich. Bujack a. a. 0. hat 
folgende Namen für die Krickente: 
Kriech-, Krechr^ Kruck-, Murr-, Schaps- 
ente^ Krieke, Binkelchen, Kamuli, Kar- 
nette^ Wäbke, Sammerhdlbente, das Weib- 
chen Grauentchen^ Trosel, Socke. 

Karttsae, /., Fischn., s. Karausse. 

Karotte, f., Pflzn., gemeine Möhre, 
Gelbmöhre, Daucus carota L. Bock, 
Nat. in, 347. 

Karp, Karpe, m., der Karpfen, Cyprinus 
carpio. auch Karpf, Karpfe, altpr. son 
rote, lit.-kur. karpa, mas., kass. karp, 
karpie. Benecke, 106. Bujack, 393. 

Karpfensetzer, m., Fischerknecht, der 
die Zucht des Karpfensatzes, der Karpfen 
über 3 Jahre, besorgt. Im gemeinem 
Sprichwort pfleget man zu sagen: Ein 
früher Herr, ein später Knecht: Ein 
früher Junckherr, ein später Carpen- 
Setzer. Linem., Bb 3a. Sprw. 1, 1008. 

Karpfenseugner, plur., in Danzig die 
Fischer, welche in eigens dazu ein- 
gerichteten Behältern Fische, besonders 
Karpfen, zum Verkaufe halten. In der 
Landes-Ordnung von 1640 heilzen .sie 
Seuner. Mühling. Vgl. Stgner. 

Karpfenteich, pltd. Karpedfk, m., Teich 

zur Kai pfenzucht. Mit einem nach dem 
Kaipfenteich gehen, ihn abführen, mit 
seiner Weisheit heimschicken. Sprw. I, 
1130. Vgl. Volksl., 41, 26, 15. 

karren, sw. 1. eine Karre schieben; 
2. mit schwerer Wagenlast langsam 
fahren; 3. fahren überhaupt, aber auch, 
gehen. Nu motte wt man karre, nun 
müssen wir nur fahren. Meisterke, nü 
karre tot, nun gehen wir. Ma(r)ttnke, 
se karre mot em, sie gehen mit ihm ab, 
fuhren ihn zum Gefängnis; aber auch: 
lassen ihn «in seiner Ansicht abfallen, 

22* 



340 



Karren . — KartAn. 



weisen iha zureclit,- geben ihm „auf 
die Nase«. Sprw. H, 1391. 

Karren, w., u Karre, /. Der Karrenj 
schlechter ' (vierraderiger) Wagen mit 
Kasten; die Karre ^ Kastenwagen mit 
zwei Rädern, oder Handkarre mit einem 
Rade. In Deutsch-Litauen die Karren 
(letzte Silbe betont). Sperber, 46. 
Eine unzulängliche Sache ist* im Karren 
zu lang, im Wagen zu kurz, Sprw. II, 
1390. . 

Karrenfllhrer, m., Führer einer Karre. 
In Königsberg heifzen Karrenführer die 
städtischen Fuhrleute, Magistratsknt- 
scher, welche den Strafzenschmutz und 
die E^loake in ihren ebenüalls vierräderigen 
Karren abfahren. 

Karrhftken, m*, Haken auf einer Karre, 
ein dem Werder, resp. den Niederun- 
gen ' eigentümliches Ackerinstrument, 
ein zwischen zwei Rädern in halb senk- 
rechter Richtung angebrachter Balken, 
der mit einer Hakenschar versehen ist 
und eine mehr wühlende Arbeit leistet. 
Prov. Prfz., 478. S. Haken. 

karrig, adj., s. kurrig. 

karsch, ae^'. 1. munter, frisch, stark 
bei Kräften, mutig, keck. Er ist harsch. 
Ein harsches Pferd, Karsch wie etn 
Kaulbarsch. Ein kleiner kecker Mensch 
ist kltn aber karsch. Elbing. Sche- 
mionek, 18. Wieder karsch sein, von 
einer Krankheit sich paeder erholt ha- 
ben, gesund und munter sein. 2. ^Iz, 
eingebildet, trotzig, frech, Kraft und 
Mut in der Ausartung. Er war sehr 
karsch, er that, als wolle er alles ver- 
nichten, niederschlagen. 3 erzürnt. 
Eck dacht mien karschet Moderke woü 
wedder to versöhne. Carm. nupt. VI, 
242b. Bock, 21. Hennig, 117. 
Sperber, 42. Mühling u. Treichel 
haben neben karsch auch kasch. Im 
Brem. Wb. H, kask, dän. und sohwed. 



karsk, norw. kask, altnord. karskr, kaskr, 
auch kerskr, kirskr, und dort ist der 
Ursprung klar: Karl Mann, eigentlich 
Held. Grimm, Wb. V, 230. 

• Karschbeere, /., Kirsche. Dzg. Klein 
I, 222. 

Karschtftniei, /., Kitstani^. Sperber, 
44. 

Karicfiul, 7»., schlechter Kaffee, schlech- 
tes Bier. Samland. 

Kartczauningken, auch Karczauningken, 

Ortsn., Gut im Kirchspiel Skaisgirren, 
Kr. Niederung. Qd na Karczauningkey 
da kregst Ete on Drinke. Wortspiel. 
Lit. karczauninke die Schenkwirtin; 
von karczema die Schenke, poln.^r(;2;7iia. 
Spw. II, 1385. 

Kartempergeld, Bock, 21, schreibt 
Kartempelgeld, n., korrump. aus Qua- 
tembergeld, welches die Knechte des 
Scharfrichters einfordern. Hennig, 
117. Veraltet. 
* Kartoffel, /., Taschenuhr: Treichel. 

Kartoffelflinze, /., s. Flinze. 

Kartoffelgmtsch, /., KartofPelbrei, -pu- 
r^e, s. Dulkskartoffeln u. Gnitsch. 

Kartoffelhäle, /., s. Häle. 

Kartoffelhingst , m. , Kartoffelhengste 
nennt man spottweise die Bewohner 
der Dörfer Lawsken undMethgethen, 
weil sie Königsberg reichlich mit Kar- 
toffeln versorgen. 

Kartoffelholz, m., Kraut der Kartoffel, 
Holz nur scherzweise genannt. Er ist 
so dumm wie Kartoffelhoh, das völlig 
unbraucl^bar ist. 

Kartoffelkaul, /., s. Kaul. 

Kartoffelkellchen, n., s. Keilchen. 

Kartoffelzwiebel, /. Eine Art Zwie- 
beln, die man Kartoffelztoiebeln nennet, 
weil sie sich in der Erde wie die Kar- 
toffeln vermehren und neue ansetzen. 
Bock Nat. HI, 835. 

Karton,- Kortfin, m., Kattun, Baum- 



KartQsch — kaBchautem. 



341 



woUenzeu^, poln. kartun, lit. kartunas, 
kät&nas. über die Herleitung des Wor- 
tes s. Grimm,. Wb. V, 278. 

KartlJ8Ch,/.iL9n. 1 das franz. careoM^Ä«, 
das zur Zeit der Vorlader- Kanonen 
auch den Lader und Wischer bezeich- 
nete; nach der Ähnlichkeit auch Weih- 
buschel. Nu kern de Priester mot dem 
Kartusch, Volkal.,39, 25 ü, 7. 2. Schelt- 
und Schimpfwort für ein unsaubere^ 
Frauenzimmer. 

Kartzamupchen, Ortsn., s. Karczupchen. 
Karus, Karufze, /., Fischn., s. Karausse. 
karwaien, »m?., s. karwauen. 
Karwan, Karben, Karbis, Karbs, m., 

Vorwerk neben dem Amtshause, eines 
Ordensgebietigers , das als Rüsthaus 
und 3chirrkammer diente und worin 
Waffen, Reitzeug, Wagen, Pferde, 
Ackergeräte etc. aufbewahrt wurden. 
, . . tres viri servientes in caruano. Man, 
hist Warm. II, 84. Im Jahre 1400 
wurde dem Orden eine Quantität Ge- 
treide verbrannt, welches in den Kar- 
benshofen bei Marienburg au%espeichert 
war. Grünau, tract. 14, cap. 3. Hen- 
nenberger, 268. Der Aufeeher eines 
Karwan hiefz magüier karuani. Mtm, 
Imt Warm. I, 183. 377. Cod. dipl 
Pr. V, 22. maffüter kanumorum. Man, 

hist W. I, 378, deutsch *karuanshere, 
Karbsherr, Karbesherr, Karbisherr. Hen- 
nig, 116; in Pisanski's Nachtr. auch 
noch Korwindsherr. Der Kavbüherr hatte 
Sitz und Stimme im Rate der Stadt. 
Das Wort erscheint noch in einer An- 
zahl von Güter- und Dörfemamen: 
Karwen oder Karben bei Heiligenbeil, 
bei Braunsberg, bei Wormditt, bei 
Sensbnrg, selbst in Pomimerelle^, Bj*. 
Neustadt 'jEan(;^ Karuoenhof^ Karwen- 
brück; desgl. in den Ableitungen Car- 
vntten^ im Kr. Pr.-Holland , Carmnden 
im Kr.,Pr.-Eylau, desgl. Pokarben^ bei 



Hennenberger Pökarwen, bei Dusb. 
Pocarwie bei Brandenburg. Vgl. die 
Karwemtut, d. h. das Gestüt auf* dem 
Karwan, die Ackerpferde. Toppen, 
Altpr. Mtsschr. IV, 689, aus dem In- 
ventarienregister von Mewe 1396. — 
Die Etymologie des Wortes ist un- 
sicher: Pierson, Altpr. Mtsschr. VIH, 
366, erinnert an lit. szärwas Rüstung, 
azarwal Waflfen, szärwwete Zeughaus. 
Nsslm. Forsch. 2; Th., 66. 

Karwau, Karwauchs, m., s. Karmaus. 

karwauen, karweien, aw,, klagen, jam- 
mern, klagendes Geschrei erheben. 
Nsslm. Th., 217. Nach Mühling 
auch lärmen, rasen; brausen, vom 
Winde, Schemionek, 18: kafwayen 
zanken, streiten, verwickeln. Gordäck: 
kawatien brummen, über jede Kleinig- 
keit räsonnieren, 

Karwel, Karwel, m,, s. KarmeL 

• karwendig, adj\, munter, unbesorgt, 
schnell und geschickt in der Bewegung. 
He 08 karwendig uA e Klederlüs, wie 
eine Kleiderlaus, die sich geschickt zu 
keliren und zu wenden . versteht. 
Wehlau. * 

Kasaweika, /., Damenjacke, Frauen- 
jope; in den Gedanüm, Kasawoika, bei 
Gortzitza Kasawaikß. 

Kasch, /.,.Dem. Kaschchen, pltd. 
Kaschke, w. Vorn., Katharine. Nach 
Klein I, 250, in Danzig auch Ver- 
stümmelung von Karl. S. Pott, 111. 
Das Wort wird femer gebraucht * als 
Schnieichelnam« für kleine Mädchen, 
aber auj^h als Schimpfname für ein 
einfältigem Frauenzimmer, oder für eine 
Hure. Poln. kasia. In Posen Kasche 
Hlire: Bernd, 116. Vgl Jasch und 
Kathrin. 

kasch, adj., s. karsch, 

kaschantern, sw., sich auf der Strafze 
herumtreiben« Hennig, 117 f., meint, 



342 



Easchcheoa — Kaschlan. 



das Wort sei aus Ocissentreten korrump., 
weist aber auch auf Kasch = Hure hin. 
Bock, 22. 

Kaschchen, w. Vorn., s. Kasch, Kosch. 

kafehelieren, sw.^ jemand liebkosen, 
liätschebi, ihm schon thun; das franz. 
cajoler. 

KKscher, Kescher, 77». 1. sackartiges 
Handnetz mit Bügel und Handgriff, 
um Fische aus dem Kasten zu heben, 
zu tragen. 2. in Masuren Netzsack an 
einem eisernen Ringe von circa 1 m 
Durchmesser, nach Art einer Wag- 
schale an drei Schnuren hängend, die 
in eine Leine auslaufen. 3. am Ostsee- 
strande wie 1. mit langer Stange, zum 
Schöpfen des Bernsteins gebraucht. 
Bock, Nat. IV, 725. \Afan fing sie (die 
Kaulbarsche) nicht allein mit Garnen^ 
sondern auch mit Keschern, Hennen- 
berg er, 72. Die preufz. Bernstein- 
Ordnung von 1693 schreibt vor: es soU 
sich kein Strandbaur ohne Kescher am 
Strand finden lassen. Frisch I, 512b. 
Auch Ketscher und KVtsch^r. Wenn sie 
zum Schöpfen (des Bernsteins) kommeny 
so bringt ein jeder sein eigenen Ketscher 
mit^ich. Schütz, Beschr., 42. Pi- 
sanski in s. Nachtr. schreibt Ketzer 
und Kietser. Grimm, Wb. V, 248. 
Nach demselben dGrfte das Wort an 
der Ostsee von alter Zeit heimisch sein 
als Fischerwort, längs der Oder und 
Weichsel und sonst ins Binnenland ge- 
wandert. Koscher^ poln. kaszerz, klingt 
an lit kaszus Korb an^ und ist kaszSie 
Lastkorb. Man fischte also jirsprüng- 
lich wohl mit solchen; auf der kurischen 
Nehrung kiselys (lettisch). In Königs- 
berg zogen früher in der Fastnachts- 
zeit die Fischer, Fischerweiber und 
-kinder mit geschmückten Käschem — 
sie trugen Rauschgold, bunte Bänder, 
Glöckchen — umher, Lieder singend 



und sich Gaben erbittend. Über diese 
Gesänge s. Rosenkranz, Königsbg. 
Skizzen I, 224 f. und Volksr., 224, 796. 
Bock, 23. Hennig, 120. 

Käschereid, m., £id, den früher die 
Strandbauem schwören mulzten, welche 
zum Bemsteinschöpfen gebraucht wur- 
den. Hennig, 120. 

kKschem, keschem, sw. 1. mit einem 

Koscher fischen. Weil dabei die Fische 
gejagt werden, auch 2. jagen, verfolgen, 
nachsetzen. Kinder käschem die Katze. 
3. anspornen, antreiben zum Fieifze. 
Öck war di koschre^ ich werde dich 
treiben! Davon auskSscbem, pltd. ut- 
koschre^ ütkeschem, On^ as he dun u)eer, 
Sir^ Word he^ wie' man to seggen plegt, 
utgekeschert. Dorr, 1. Wiew., IL 

Kaschke, /., Ente, Märzente, Anas 
boschas L., poln. kaczka; auch Katsch. 
Flatow. Schmitt, 107; Westpr. 165. 
Katschy katsch! Scheuchruf zur Einte. 
Kaschke werfen^ einen flachen Stein auf 
die Wasserfläche werfen, dalz ex mehr- 
fach aufprallt. Vgl. Butterbrot 

Kaschlan, m. 1. Kastellan, Burg-, 
Schlofzvogt Bonnen en Saal on Söller 
(der Matyenborch Marienburg) Herrscht 
nu de Kaschhan fru Dorr, 46. 2. 
ein in Familienkreisen beliebtes Karten- 
spiel, in .welchem die Kaschlan^ auch 
KaschUmsche, Kaschlanka, poln kaszte- 
lanka (Carreau - Dame) , die höchste 
Karte ist. Wer zuletzt Karten in der 
Hand behält, ist Kaschlan geblieben; 
deshalb wird bei dem Spiele stark ge- 
fächert. S. Sperber, 38. Redensart: 
Näs on Mül speie Kaschlan (in Danzig: 
Kurrhahn)y bei alten. zahnlosen Leuten, 
deren Nase und Kinn sich derart ge- 
nähert haben, dafz sie beim Kauen 
oder Sprechen gleichsam auf einander 
spielen. Sprw. I, 2759. In der Graa- 
denzer Gegend wird diese Redrasart 



Kaschube — Kasten. 



343 



angewandt, wenn jemand zu schnell 
spricht. Der Magen spielt mit dem 
Darm KascfUan. A. a. 0., 2511. 

Kaschlibe, m., Eassube, Bewohner der 
zom Teil westpr., zom Teil pommerr 
sehen Landschaft Eassuben. Der Kö- 
nig von PreufzcD führt auch den Titel 
eineß Herzogs der Kassaben. Poln. 
kcazuba. Die Kaschuben nennen sich 
selbst kaszeba von koiuch der Pelz, 
oder von dem im Poln. veralteten, aber 
im Böhm, noch üblichen koza das Fell^ 
die Haut, da die in der Nähe der Ost- 
see wohnenden lange Schafpelze, Tier- 
felle tragen; die tiefer im Lande woh- 
nenden tragen Tuchröcke, kabat^ und 
werden daher Kabatker genannt. Mron- 
govius, Wb. n, 433b. Li Danzig 
der Kasmbische Markte früher Haupt- 
sammelplatz der aus Kassuben nach 
Danzig kommendenLandleute.Löschin, 
Danzig, 43. Wo kommen denn alle 
Kaschuben her, Es sind so viel wie Sand 
am Meer"! Signal, s. Volksr., 267, 929. 
Ein rechter Kaschube. Unhöflich — 
ungeschliffen wie ein Kaschube, Gedanism» 
Genaueres über Land und Volk der 
Eassuben s. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. II, 
104 ff. 

Kaschulle, Koschulle, f., ein von Bast 
geflochtenes längliches Kästchen, nach 
Hennig, 118, „mehrentheils eine Elle 
lang und zwei Hände breit ;^ nach Pi- 
sanski, Nachtr., auch Koscholke (er 
weist hin auf: Der Rathgeber 1762, 
S. 3). Lit. kaszile Speisekober, Lischke 
(s. d.) Dem. des weniger gebräuch- 
lichen kaszüs Korb, groHzer Kober, poln. 
kosz Korb, koszalka flacher Korb von 
Binsen. Ön Stöckke Dwarg on Brot 
(nam öck mie mot) ön mienem Fraht- 
KoschuUke (Frefz- , Speisekoberchen). 
Carm. nupt, VI, 242b. Bock, 22. 
Nsslm^ Forsch. 2; TL, 67. 



kaschunken, sw,, umherlaufen. Trei- 
chel. 

kasdobern, 81^., cotr^. £rmlan({. Müh- 
lin g. Auch kasnobeln, kastnobeln. 

Kftsel, m. 1. Meizgewand, Chorhemd, 
castda. Kasten, kappen, andre Meit, di 
gotis dtnste warn gereit, truc an des 
tuvils rote zu vorsmeunge gote. Jero- 
schin, 180b. Pfeiffer, 180. 2. wei- 
ter Überrock, bequeme. Jacke, altes 
liebgewordenes 6ewa9d. GHeb mir den 
alten Kasel 3. langer Rock von dicker 
Leinwand mit Kapuze, vor dem Ge- 
sicht ein Haarsieb, ein sog. Bienensieb. 
Dieser Kasel wird beim Honigschneiden 
angelegt. Samland. 

Kaselatersche, /., sehe = in, also Käse- 
lateriny von Haus zu Haus laufende 
Klatschschwester. Elbing. S c h e m i o- 
nek, 18. 

kaseln, sw,, dumm und unüberlegt 
reden, kosen,- faseln. Mühling. 

kasnobeln, sw., s. kasdobern. 

Kasper, m. 1. Vogelname, s. Grasser. 
2. Teufel, und dann gewöhnlich sch/war- 
zer KasptfT. Aber wann sie nachfolgen- 
den ünteriicht würden eingenommen hor 
ben, dörfften sie leicht erkennen, das hier 
nicht gefraget werde von jhrem Ei/z- 
machen, welches sie nicKt Natürlich, son- 
dern nach göttlichen Zulafz, durch Hulffe 
ihres schwartzen CasperSy Blowen, Beixen, 
Rothenkurtz etc. mit grossem Abbruch 
und Schaden ihres Nechsten zu machen 
pflegen, Linem., Rlb. 

KaspershVfen, Ortsn., Dorf bei Fisch- 
hausen, in welchem vier Wirte, je zwei 
und zwei auf einer Seite der Dorf- 
strafze wohnen. Daher neck weise: Öm- 
mer Paar on Paar, v^ie de Käspershäwer. 
Sprw. I, 2858. 

Kast, /., s. KesL 

Kasten, m. A. arca, Kiste, Lade. Dat 
.ÖS üt em Kaste Noah, es ist altmodisch. 



344 



Kastenlierr -^ Eaterjagd. 



Vgl. Beilade. 2. Bordell; Kasten als 
Gebäude. 3.. bildlich: Kopf, auch Ver- 
standskasten. Einem auf den Kasten 
geben — auf den Kasten bekommen, 
Gedaniam. Vgl. Grimm, Wb. V, 267. 

KastenheiTy m,y in alten Zeiten der 
JSrheber der Steuern in einem Lande 
oder in einem gewissen Distrikt In 
der preuTz. Landesordnung von der 
Bischofswahl werden auch die Eorchen- 
väter KastenRerren genannt. Hennig, 
118. 

Kastenschlofz, n., Schlofz in kasten- 
artiger Hülle, das nicht in das Holz 
der Thür eingelassen, sondern au£Eer- 
halb desselben angeschlagen wird. 

kastTgen, sw.^ züchtigen, kasteien. Von 
castigare^ Want gewalt der vaHr hat 
zu kastigen den son vil wol, aber der 
8on den vatir aol eren und vor Ougen 
hdn. Jeroschin, 187d. Pfeiffer, 
180. 

Kasttgung, /., Kasteiung, Züchtigung, 
castigatio. Bei Jeroschin: kastigunge, 
Pfeiffer, 180. 

Kästing, /., s. Kest 

kastnobeln, st/;., s. kasdobem. 

'Kastroll, /. 1. irdene, kupferne oder 
eiserne Pfanne ohne Füfze, und dann 
gewöhnlich KastroUe. Von dem franz. 
casserolle, das selbst aus deutschem 
Stamm wurde, von ahd. chezi. Grimm, 
Wb. V, 260. He nnig, 327, .2. Schimpf- 
wort für ein altes Frauenzimmer. 3. 
Korrump. von KazroU^ einem Gesellen 
der Frau Holda: Geh nicht zu Bier^ 
Sonst kommt die KastroU Und schmiert 
dir den Puckel voll. Mannhardt, 
Zeitschr. f. d. Myth. u. S. H, 197. 
Volksr., 135, 564. 

KataischTnchen, n., kleiner Thomer 
Pfefferkuchen, der dutzendweise ver- 
kauft wird. Li l£X\Angu Kattersinchen. 
Schemionek, 18. 



Kftte, /., s. Käthe. 

Katek, m.^ ein Zeug. . . . auch Seydene 
Wambes von Tamaschken^ Kateck vnd 
Atlas zu haben^ macht vnd frey sm, 
Welchs als ein yder nach seynem ver- 
mügen trägen mag, Kleider-Ordg. von 
1529. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH, 
370. Vgl. Grimm, Wb. V, 238: Kar- 
tek. 

Kater, m, 1. Kater, catus^ felis m. 
Dat kannst gäne dem Kater verteUcj 
zur Abfertigung. Eb.enso: De Kater 
ward di wat klemme. In der Elbinger 
Ndrg. : di schit de Kater aoat — , manier- 
licher: di ward de Kater wat bräden. 
Etwas Unwahrscheinliches, Unmög- 
liches geschieht, u>enn der Kater Junge 
kriegt. Sollte dieses auTzergewöhnliche 
Ereignis eintreten, dann, repliziert der 
Volks witz, braucht er keine HebammC 
nicht. Der Mensch verglichen mit dem 
Kater: Wie ein Kater neugierig sein; 
— verliebt sein, wie ein Märzkater; — 
aussehenvne eingeleckter Kater. Korrespbl. 
lU, 52. 2. von Menschen; namentUeh 
mürrischen, brummenden. Er ist ein' 
rechter Kater — Brummkater. 3. im 
Ermlande das Ackerinstrument Exstit" 
pator, Sperber, 44. 4. Im Volks- 
munde als witzige Bezeichnung des 
Ejiippschlosses: Es Hegt Schmieds Kon 
ter davor, Jerrentowitz. 5. ein Netz. 
S. BIftrkatze. 6. gro£ze Blase im Eise. 
Dönh. 7. Katzenjammer; aus studen- 
tischer Sprechweise. 

Katerherz, n., falsches, schlechtes 
Herz. Der Mensch hat — viel Unglück 
hat er gestiftet — hat — hca ein Kater- 
herz. Soph. R. IV, 72. 

Katerjagd, /. 1. Jagd der Kater auf 
die Katzen; da es dabei sehr laut her- 
geht: 2. lebhafter, lauter Wortwechsel, 
Zank, Streit Das ist 'ne rechte Kater-- 
Jagd, 8. eifriges Streben xüxd Jagen 



EaterliBchen — katzbalgen. 



345 



mehrerer zu bestimmtem Zwecke, nach 
gleichem Ziel. Dca curiren aühte üt 
eine katerjagt und pracherey, Stein^ 
Peregrinus XVin, 39. W. Mtsbl. VI, 
192. Vgl. Katzen jagd. 

Katerlischen, n., zur Bezeichnung eines 
Junggesellen mit weiblichen Manieren. 
Treichel. 

KateMeig, m.. Weg, den die Kater 
gehen. Auf den Katersteig gehen^ den 
Mädchen nachgehen, Vgl. Katzensteig. 

Käth, w. Vorn., s. Kathrin. 

Käthe, pltd. Kat (a = a), /., kleines, 
schlechtes Bauernhaus, zu dem selten 
Ackerland gehört; unansehnliches, 
schlechtes Haus überhaupt Wart he 
de Löwste oock hiermot wohl contentoren^ 
Onn Ann Zaphieken nich an schlechte 
Kokten fbhren. Carm. nupt. V, 200 d. 
He schSmpt min Hus fd 'na Käth^ er 
schimpft mein Haus für eine E^the^ 
beleidigt mich. Flitig op e Strät^ fül 
ön e Käth. Vgl. Sprw. I, 3298. 908. 
Mnd. kate^ holl. keete = casa. In der 
Altm. £di. Danneil, 98a. In Est- 
'\saxdKate, Sallmann, 33b. Hennig, 
118. S. Grimm, Wb. V, 274 u. 1882; 
hier Kote. 

Käthner, m. 1. Besitzer, oder Be- 
wohner einer Käthe; in ersterem Falle 
Eigenkäthnef. Dann gehört zur Käthe 
meist etwas Acker- oder Gartenland. 
S. Bock, Nat. I, 172. 2. in der Dzg. 
Nhg. Besitzer eines kleinen Gartens; 
er arbeitet aushelfend gegen Taglohn 
bei den Holbesitzem. ,Violät, 86. 

Vgl. Gärtner, instmann, Kossttte, Ein- 
iieger. 

katholisch y adf. Als Ausdruck der 
Verzweiflung, der Verzagtheit. Das.ist 
zum Kattiolüchwerden, Bitter scherzend 
sagt der Darbende mit Hinblick auf 
sein unfreiwilliges Fasten: Ich bin ka- 
1h/oli»cK 



Kathrin', Dem. Kathrtncfhen^ Kathrinke^ 
1. Abkürzungen: Käthe y Käthy Kethy 
Trtne. Hartwich, 55. 2. Die schnelle 
Kathrin y Diarrhöe. 3. Kaihrinke, die 
Aster. Gr. Werder. 4. beim Karten- 
spiel: Rtt (hau', stich) dem Kaihrtnke! 
Huf beim Stechen der Karte des Geg- 
ners. 5. Hennenberger^ 233, er- 
zählt, dalz zu einer Frau, „so mit schwe- 
rem Leibe gegangen, ein» vnbekannter 
Vogel in die Stuben geflogen, vnd sich 
vmb die Fraven hergehalten, auch vn- 
ter diß Katrinichen gekrochen^. Ka- 
trinichen hier wohl Frauenrock. Vgl. 

Kaech. 

Katissem, m , Korrumpierung von Ka- 
techismus, öck kam dine Fru verhöre 
de Bichty Se kann noch dem Katmem 
nicht. Volksl., 31, 20, U. 

Ketsch, /., Ente, s. Kaschke. 

katschen, »u?., alles durcheinander 
klatschen. (?) Schemionek, 18. 

katschkem, sw,^ durch dünnen Kot 
gehen. Danzig. W. Seidel, 31, 

Kattekuh, /., Korrump. von Cat^chu 
(ßachou). 

Kattersinchen, n., s. Kata^hTnchen. 

katz, Scheuchruf zur Katze. Katz 
katzl Vgl. katzT. 

katzaus, adv. katzaus machen, ein 
Ende machen, eine Sache schnell zum 
Ausgange führen, also in gewissem 
Sinne die Katze zur Thür hinausjagen. 
Mit einem katzaus machen ^ ihn besei- 
tigen, aus seiner Stelle entfernen, ihn 
wegjagen wie eine Katze. 

katzbalgen, »sw.j sich, sich zanken, 
streiten, raufen, schlagen — ' sich bal- 
gen wie die Katzen. In Bremen katt- 
halsen. Brem. Wb. H, 753. Man lese, 
vyie ahcbald Osiandei*, Wigand^ Fla- 
cianer, sich mit einander zu katzbalget. 
In der Predigt Ecclesia allio pasta des 
Jesuiten Radau. Erl. Preulz., IV, 541. 



346 



Eatsbalgerei -^ Katze. 



. . . alsdann ist die Oesundheit kranck^ 
der Wohtand bettelt^ Faocr fürchtet sich^ 
und die Glückseligkeit besteht in Armukt^ 
katzbalgen^ Processen und lameniiren, 
Linem., Bb 4a. Da kann wohl das 
Kazbalgen losgehn. Soph. R. IV, 135. 
Sieh^ da ist ein Kazbalgen ohne Mahs 
und Ziel^ ein calabrisches Lärmen 
zwischen der Alten und der Wittwe. 
Ibid. Y, 588? Davon: Katzbalgerei, /. 
Ich habe von der Kazbalgerei unter Lehr- 
rem aller Art soviel gesehn ^ da/z ich 
die Oeduld verloren habe. Soph. R. I, 
406. Auch fängt wohl der Geschickte 
die Kazbalgerei an. Ibid. II, 806. Hier 
komm ich in eine so jüdische Kazbal- 
gerei. Ibid. 71,238. 

Kabbalgerei, /., s. das vor. 

Katze, pltd. Katt, /., felis. Über die 
weite Verbreitung dieses Wortes s. 
Grimm, Wb. V, 280. Es tritt hier 
wie überall in einer Menge von Sprich- 
wörtern und Redensarten auf: Dat ös 
fer de Katt to Boxe^ das hat keinen 
Wert. Dat schmeckt Katt on Hund to 
vergewe^ ein verdorbenes Getränk^ eine 
schlechte Speise. Dat ward nich emäl 
de Katt gewähr — das ist man für die 
Katsi — dat drägt de Katt op em 
Zagel weg^ es ist ungenügend, unzu- 
länglich. Bring de Katt op e Dosch! 
heilzt es, wenn Kinder bei der Mahl- 
zeit nach mehr Fleisch verlangen. Wer 
aber gut gegessen hat, dem wird die 
Katze den Bauch nicht wegschleppen. 
Katty dat stdlst du wete, ongegönnt Brot 
ward oft gegete. In einem zerlumpten 
Eleidungstück greifen zehn Katzen nicht 
eine Maus. Wirf die Katze wie du willst^ 
sie fäUt immer auf die Füfze. Man 
kann es hin und her drehn^ die Katze 
kommt immer auf die Füfze zu stehen. 
De Katt wascht sock, wi krtge Gäsf, all- 
gemeine Yolksailnahme. Die 'Gäste 



kommen aus der Gegend, von weicht 
Seite her die Katze die waschenden 
Bewegungen macht. H6l't Mul^ ^9^ 
de Katt tffm Brädfosch. Wat von de 
Katty lert (d. h. lernt) muse, Art läfzt 
nicht von Art. Beim Kartenspiel: De 
erschte Katte sond Maikatte, der erste 
Gewinn ist bald dahin. Er hat mU 
der- Katze gehurt, von dem, der aufzer- 
gewöhnlich glücklich spielt. Chs Katt 
krogt 6k e Foschke, wenn man einen 
Stich nimmt. Heraus mit der unlden 
Katz! zu dem, der zögert, eine Karte 
auszuspielen, die er schon gefafzt hat 

— Da Katt, hast 6k e Bräde — e Fösch 

— e Hätzl wenn man etwas hingiebt 
Die Katze im Sack kaufen^ eine Sache 
ohne nähere Besichtigung und Prüfung 
übernehmen. In der Elbinger Ndrg. 
auch: de Katt em Sack verkepen. Die 
Katze im Sack haben, das Erstrebte er- 
reicht haben. Bei einer langweiligen 
Arbeit mu/z man sich eine Katze be- 
sorgen zum Lausen. Die Katze, wdche 
Handschuhe anhat, fängt keine Mcmse. 
Wer för andere etwas auszuhalten und 
zu leiden hat, mufz die Katze in die 
Sonne halten. Der Hinterlistige gehört 
zu den Katzen, die vorne lecken, hinten 
kratzen — er geht wie die Katze um 
den heifzen Brei; erreicht er seine 
Absicht nicht, so zieht er ab, wie die 
Katze vom Taubenschlag. Je mehr man 
die Katze strtgeü (streichelt), je hoher 
hebt sie den Zügel — Schwanz. Eine 
verlegte Sache, die nicht sogleich ge- 
funden werden kann, hat die Katze mit 
dem Zägel bedeckt. Regnet's am Hoch- 
zeitstage oder gar bei der Fahrt zur 
kirchlichen Trauung, so hat die Braut 
die Katzen schlecht gefüttert. Manche 
Eheleute leben wie Katz und Hund mit 
einander. Von Einem, der in seinem 
Vortrage stecken bleibt, sagt man: De 



Eatzenbaldrian — kauderwelsch. 



347 



KaU 08 em mot dem End! weggerennt 
Der Mensch, verglichen mit der Ratze: 
Wie eine Katze fahch — schlau sein; 

— aussehen {aufhorchen — ein Gesicht 
machen) wie die Katze^ wenris blitzt — 
wenfis, donnert — wenris wettert; — 
gehen wie die Katze auf Nufzschalen; 

— kicken wie die Katze in den KaUiv- 
der; — es innerlich haben wie die Katze 
das Höchste; — une eine Katze nafz 
sein; — sich vertragen wie Katz und 
Hund. Korrespbl. ÜI, 52. Vgl. Sprw. 
I, 1900ff.; n, 1401ff. 

Katzenbaldrian, Kabenbullerjan, m., s. 
Bullerjan. 
Katzendreck, pltd. Kattedreck, m. 1. 

Der Kot der Katze. 2. Schimpf- und 
Hohnwort. Dat geit di e Kattedreck an. 

— Watf Kattedreck os natty verweigert 
die Wiederholung einer Rede. K^tte- 
dreck os Trumpf. Wehlan. Sprw. I, 
1935; n, 1412. 

Katzenfisch, pltd. Katlefösch, m., ganz 

kleiner Fisch, den man der Katze vor- 
wirft Bring* .man ein paar Katzen- 
fische (vom Markte) mit. Ein Unthier 
und kein Mensch^ der seines gleichen 
liebt, m<ig stets bei ekler Kost, halb-faulen 
Katzev^kchen und einem Stänker -Käfz 
vor sich aUeine tischen. Carm. nupt. III, 
60c. 

Katzengepfiker, n., Lärm, Zank, Streit, 
laut wie das Geschrei der Katzen, wenn 
sie sich begatten. Na nu ging orst 
recht an dat lostge Kattgepäker, Carm. 
nupt ly 232, 9. 

Katzenjagd, /., Lärm, Zank, Streit. 
Wie Katzengepeker. De Kattejagd geit 
an. Pr. Archiv, Jahig. 1794, S. 753. 
Vgl. Katerjagjd. 

Katzenkäs, -kSschen, Pflzn., rund- 
blätterige Käsepappel, Malva rotundi- 
folia L. Hagen, 722. 

Katzenkommedie, /., Komödie von 



Katzen ausgeführt, wilder Streit, Zank, 
Lärm, s. v. a. Katzengepeker u. Affen- 
kommedie (s. d.). 

Katzenkopf, ^., Hieb an den Kopf. 
Einem einen Katzenkopf stechen. 

Katzenmargell, /., Margell, Mädchen, 
das die Katzen besonders lieb hat. 

Katzenpotchen, Pflzn., Katzenpfötchen, 
Ruhrkraut. Onaphalium arenarium L. : 
gelbes Katzenpfotchen, On. dioicumL.: 
rotes oder weifzes. Hagen, 857 f. 

Katzenpuckel, m. Einen Katzenpuckel 
machen^ eine Visite machen; aber auch 
Hohergestellten schmeicheln, vor ihnen 
kriechen: katzenpuckeln, katzpuckeln. 

Katzensprung, m., Sprung einer Katze, 
zur Bezeichnung einer kurzen Strecke. 
Es ist nur ein Katzensprung bis dahin. 
Soph. R. VI, 485. 

Katzensteig, m.. Steig, Weg für Katzen; 
enge, bergige Strafze im Löbenicht. 
Königsberg. Vgl. Katersteig. 

Katzenstreif er, pltd. Kattestriper, m., 

einer, der den Katzen das Fell abzieht; 
Spitzname für den Kürschner; Schimpf- 
wort. Davon das Adj. : katzenstreiferig, 
pltd. kattestrSperig. Ju onjune katte- 
sti^eeperge Keerls. Dorr, 1. Wiew., 8. 

Katzenzagel, pltd. Kattezagel, auch 
Katzenzahl, Pflzn., Ackerschachtelhalm, 
Equisetum aroense L. Nach Bock, Nat. 
III, 578, in einigen preofzischen Ge- 
genden auch Heermufz (s. Hirmoos). 
Hagen, 1081. Vgl. Drunkelpfeife. 

Katzerizahly Pflzn, s. das vor. 

katzT, Scheuchruf zur Katze. Katzty 
kotzt Waus^ vielleicht: Katze, zieh hin- 
aus! Volksr., 31, 119. Vgl. katz. 

Kau, /., s. Kuh. 

kauderwelsch, adj. u. adio.^ unver- 
ständlich reden, sowol in Rücksicht auf 
Aussprache und Form, als Klarheit der 
Gedanken. Über Herleitnng des Wor- 
tes s. Grimm, Wb. V, 309. Auch 



348 



Kauel — ELaularach. 



substantivisch. Dat trun mien Nedder- 

» 

dietsch hier wenig gellen ward^ Et es 
wat KuderwaUcK un Hochdietsch klingt 
to hart, Carm. nupt II, 206b. Hen- 
nig, 118. 

Kauel, Kawel, m,y Dom. Katielstiük^ 
Dornstraach. Samland. 

kaufen, pltd. k§pen, st, in der Dzg. 
Nhg. keppen. Eh du von dem dat kepe 
svMst, kannst lewa ön e Apthek gäne^ 
selbst in der Apotheke würdest du 
billiger kaufen. Kep, on wenn metzwts, 
richte dich mit dem ein, was du hast. 
Nu keptj et ös dat letzte Schepel! Litauen. 
Sprw. I, 1938f. Mancher keuft er es 
feil wirdt vnd findet ers verloren vnrdt 
derselbe stirbt Ehr er kranck wirdt Hand- 
schriftlich auf der Innenseite des hin- 
teren Deckels von: Dat Gants Nyewe 
Testament M. D. XXv. (Cb. 20. 12 o, 
der Egl. Bibliothek zu Königsberg.) 
S. W. Mtsbl. V, 45. 

Kauffahrer, 9n., Fischer, der mit ge- 
kauften Fischen handelt. Es soll keinem 
Bruder^ er sei Gamschipper oder Kauf- 
fahr er ^ gestattet werden ,, Fische zu la- 
den, er habe denn etc. Rolle der Egsbg. 
Gildefisch, von 1662. Bock, Nat. V, 
561. 

Kaufmann, m. jüd. Vom. Flatow. 
Schmitt, 112. 

Kauf leute, pZt^., landwirtschaftlich: die 
aufrecht stehenden Getreidehalme mit 
leeren Ähren. Das Getreide wird teuer 
werden, es sind viele Kaufleute, Dönh. 

kaufschlagen, st, durch Handschlag 
einen Rauf abschliefzen, aber auch 
handeln überhaupt. Das weder EdeU 
leute noch Bauern selten Kauf schla-- 
gen . . . das solte der Städte Nahrung 
sein. Schütz, Beschr., 54. DieFreyerey 
ist eigentlich zu reden kein Kauffschla- 
gen. Carm. nuptML, 56b. Hennig, 
119. S. Grimm, Wb. V, 345. 



Kauft, /., Schöpfkanne von Holz, 
Milchkübel. U en het e Kauft up *m 
Kop u e KruiMke um. Konitz. Tucbel. 
Firmenich lU, 637i. Vgl. Kausche. 

Kaul, Kaule, pltd. Kdi, KOIe, /. 1. 

Kugel; 2. Grube, Loch, Pfütze. Se 
hebben sik aUer. §n eener Kul verstaken. 
Dorr, 1. Wiew., 118. Gl kebbe de Knie 
on de Kelle (Gruben und Keller) voll. 
Flatow. Firmenich I, 119b. Auch 
Grab, und dann gewöhnlich das Dem. 
Kaulchen, pltd. KQIke, n, Gah ock op em 
Karkhofj graw öck mi e Kutdke. Volksr., 
93, 395. Et geit mot ons alie e mal on 
e Kul, ins Grab, wir müssen alle ster- 
ben. Einen in die Kaule tragen^ ihn 
begraben. Bock, 22. KOIkebArg, m., 
der Friedhof im Felde, gewöhnlich auf 
einem Hügel belegen. KfllkegrSwer, 
-maker, der Gehilfe des Totengräbers 
(pSdegrdwer), der unmittelbar das Grab 
gräbt. Dat Külke dm Kann — das 
Kaulchen in der Backe (Wange) — im 
Kinderhändchen, das Grübchen im 
Kinn etc. In Zusammensetzungen: ifor- 
tofelkaul, Grube, worin Kartoffeln über- 
wintert werden. Lehmkaul^ Grube, in 
der Lehm gegraben wird. Er hat in 
einer tiefen Leimkaulen oder^ Gruben 
ersauf en müssen. Hennenberger,310. 
Sandkaul, Torf kaul; Kinder spielen im 
Sande: Pischkaulchen, Tnachen Pisch- 
kaidchen, Sperber, 38. In der Nähe 
von Georgswalde am nördlichen Ost- 
seestrande heifzt eine Schlucht Wclf^ 
kaule. Hennig, 119. Grimm, Wb. 
V, 348. 

Kauiarsch, m. .u. n., pltd. Kulndrsch, 
KuUr, KuUemarsch, KuU-j Kuller- 
närschke, auch blofz Kuli, KuUke, eigent- 
lich Kugelarsch (von Kaul, Kuli, Kuüer 
= Kugel), ungeschwänztes Huhn, Huhn 
mit rundem Hintern, Kluthuhn. Müh- 
ling, Tiem., 173. Vgl. Klöte. 



Kaulballen — kautechen. 



349 



Kaulballen, Ortsn., s. JodupBhneiu 

Kaulbarsch, m., Fischn., s. Kfllb&rsch. 

KaulbarechnetZy n., Netz, vorzogsweise 
zum Fange der Kaulbarsche, poln. ;Vs- 
garnik^ lit. pukinnis. Die Pricken der 
Kaulbarschnetze werden behufs ihrer 
Ausstellung, wenn sie nicht mit Spitzen 
versehen sind, mit einem an dem un- 
tersten Ende befestigten seh werien Steine, 
Stebder^ ausgestattet. Zu Zügen dürfen 
die Kaulbarsnetze bei 50 Thlr. ' Strafe 
nicht benutzt werden. Fisch. -Ord. f. 
d. fr. Haff, § 25. S. Benecke, 345. 
375. Vgl. Staknetz. 

.Kaulbarschpelze, plur,, Spottname für 
die Einwohner auf der Festlandseite 
des kurischen Haffes^ der ihnen von 
den Nehrungern gegeben^ worden ist, 
lit. pükiu skrdndei. Passarge, Balt, 
176. 

Kaulchen, n,, s. Kaul. 
Käulchen, n., s. Keuchen. 
Kaule, /., s. Kaul. 
kauien, m., s. kQlen und kullern. 

KauIhVxt, m. Nach Simon Grünau, 
der caulhöxte schreibt, ein Fisch in 
Prenfzen; nach Benecke, 285, der 
Kaulkopf^ Cottus gobio L, 

kaulßcen, »u?., unausgesetzt sich tadelnd 
über etwas äufzem. Marold. 

Kaulkopf y m. 1. der unter KavlhSxt 
genannte Fisch. 2. das junge dick- 
kopfige mit einem fischartigen Schwänz- 
chen versehene Fröschchen; auch Kaul- 

pogge, KClIpogge, Keilpogge, KTIpogge. 

M ü hli n g , Tiem. , 173. In Hessen KuU- 
und KidUkapf; in der Oberlausitz Kaul*, 
arsch. Vilmar, 231. Anton, 9, 6. S. 

Pogge. 

Kaulpogge, /., s. das vor. 

kaum, adj. Er hat mit kaumei' Not 
das Examen bestanden. Gortzitza. 

Kaup, Kaupe,/, Erdhugel, Grabhügel. 
Lit kdpas aufgeworfener Erdhugel, be- 



sonders Grabhügel, Grabstätte; kdpai 
Begrabnisplatz. Nsslm. Wb. 178b. 
Die Kaup bei Wiskiauten im Kreise 
Fischhausen, kleiner Wald mit zahl- 
reichen Grabhügeln. In Posen ein 
kleiner Erdhügel, besonders auf Wie- 
sen, Maulwurfshügel. Bernd, 118. S. 
Grimm, Wb. V, 360. 

kaupeln, sw., s. kuppeln. 
^ Kaurengam, n., s. Kurrengam. 

Kausche, Kaufzel, /., deutsch-lit., höl- 
zerne Kanne, Trinkschale. Eine Kausche 
Bier. Alle Feste der jetzigen Nadrauer 
beginnen mit Saufen, Die geleerten 
Kaufzeln d i. Trink- oder Handschalen 
werden über den Kopß geworfen, Pier- 
son, Matth. Prätor., 51. Hennig, 119. 
Lit. kdvszas hölzerner Schöpflöffel, höl- 
zerne Trinkschale, Dem. kauszele^ lett. 
kauüs^ kausts^ kausinsch Napf, Schale, 
Becher y estn. Kause Schale, Napf, 
Schüssel, sanskr. koshas Behältnis zum 
Aufbewahren, Tresor. Nsslm. Th., 68. 
Hupel,107. Sallmann, 19a. GrLmm, 
Wb. V, 362. Im Brem. Kausse höl- 
zerner Schöpflöffel, in Ponimern Kou)se 
Schale, Brem. Wb. II, 755. Dähn., 
251b. 

kauscher, auch wohl kAscher, adj.^ 
rein, echt, wie etwas seiii soll; von 
dem jüd. koschor. Die Sache ist nicht 
recht kauscher, nicht recht jgeheuer, wird 
nicht rechtlich und ehrlich behandelt. 
Ebenso in Bayern. Schmeller II, 338. 
Schmitt, 110. Sperber, 44. 

Kaubel, /., s. Kausche. 

Kautsche, /., Mund, Maul, Schnauze. 
Halte die Kautsche! 

kautschen, »w. 1, vom Hunde, na- 
mentlich vom kleinen: viel und anhal- 
tend bellen. Hei kautscht on enem weg, 
er bellt ohne Aufhören. Wenn eine 
Feste verhariden in einer Stadtj beßndfit 
sichs, dafz den Abend und die Nacht 



350 



KautBcber — Kehle. 



über auf edlen Gassen und Vorstädten 
der Hunde kautzschen.und heulen can- 
tinuirlich gehöret werden . . . und also 
in demselben so viel mehr Hunde zum 
Kautzschen und Heulen angetri^en wer- 
den, Linem., Qq 4a. 2. vom Men- 
schen: Tiel and scheltend reden, zanken; 
also ähnlich wie keifen (s. d.). Bayr. 
kaussen^ kauschen. Schmellerll, 3t36. 
Davon Kailischer, m., Hund oder Mensch, 
der viel kautscht 

Kautscher, m., s. das vor. 

Kairtschkebeere, /, taube Erdbeere, 
Sanderdbeere, Fragaria steriUs L. Sam- 
land. 

Kauz, m. 1. Eule. 2. eigensinniger, 
wunderlicher Mensch, tlr ist ein vmn- 
derUcher Kauz, Die Bezeichnung ist 
von dem Vogel hergenommen. Bock, 
22. Hennig, 328. 

Kaviller, m., Abdecker, Schinder (in 
der Gaunersprache). Grimm erklärt 
sich nicht für die von Frisch beliebte 
Herleitung von vülen^ fiUen das Fell 
abziehen, meint vielmehr, das Wort 
lasse sich eher auf das auch rotwelsche 
caval Rofz zurückführen und bedeute 
ursprünglich den Abpuffer, Abdecker 
des Rosses. Wb. Il, 610. 

kawauen, sw., s. karwauen. 

Kawel, m.y Stück, Stück Land; von 
dem gleichbed. poln. kawal. Flatow. 
Schmitt, 107; Westpr., 165. In Meck- 
lenburg- Yorpom. Kautel ein Ackerteil. 
Mi, 40a. -.Eine zweite Bedeutung s. 

Kauel. 

Kawke, /., die Dohle, Cornus monedula 
Z/., von dem gleichbed. poln. kawka, 
Schmitt, Westpr., 165. 

Kazroll, Eigenn, s. Kastroll. 

ke, Dem.-Endung, s. chen. 

Kebs, (?), in Stein, Peregrinus, III, 
3, unter den musikalischen Instrumenten 
aufgeführt. 



Keddel, m., s Kittel. 
KeddelbUxen, plur,, s. BudMMheiL 

keddein, sw. 1. kitzeln, und dann 
auch ketteln. 2. den Keddel (Kittel) in 
Bewegung setzen, was beim Greheo ge- 
schiebt, daher gehen, laufen. Nu mot 
wt doch man keddle^ nun müssen wir 
uns doch schon auf den Weg machen, 
heimgehen. Keddel doch man^ dai du 
hen kömmst y laufe doch nur, eile, dal'z 
du hinkommst. Samland. 

Keddelweh, n., das Weh, das im Keddel 
oder Kittel steckt, das Frauenzimmer. 

Keddik, m., Pflzn , eipe Binse, welche 
der Böttcher zum Verdichten der Faiz- 
fugen gebraucht. Mühlin.g. Nach 
Mi, 40a, eine Schilf art 

kiding,. adv.y wird nach Mühling im 
Ermlande in der Bedeutung „das ist 
es eben" gebraucht. 

kegeln, sw, 1. stürzend fallen wie 
die KegeL Ich bin kingehegeU^ geüallen. 
Schemionek, 17: kekeln. DerSchmandr 
topp es mer omgekehett, 2. einen Por- 
zdbaum machen, s. kOkeln. Vgl. kel- 
feln. 

Kehle, pltd. K6I, /., die Kehle. 1. 
Biegung, Höhlung zwischen Kinn and 
Hals, der Hals selbst. De Kä af- 
schntde. Em ent undre Kel gewe, 2. 
die Luftröhre, die unrechte Kehle, Mi 
ÖS wat ön de onrecht Kel gekame, 3. 
die Speiseröhre. Hei heft alles dorch 
de Kel gejagt^ der Verschwender, 4. 
die Stimme. vS^' heß e helle Kel, 5. 
übertragen auf kehlähnliche Biegungen, 
Höhlungen: die Kniekehle. Die Kehle 
an Möbeln, Särgen, Mauerwerk. Ege- 
keldetSarg, dessen Flächen mit schwung- 
vollen Hohlkehlen geschmückt sind; im 
Gegensatz zum glatten Sarge. Die Kehle 
im N^etz, abgekürzter Name für Einr 
kehle (s. d.), besonderer Netztrichter 
innerhalb des Achtergams am Keitel- 



kehlen — KeiGhelstuDge. 



351 



netze. Ahd. ckeldy mhd. keU^ kel^ hoU. 51. KeucheJbraten mit Chrütorbeeren^ 



keel. Grimm, Wb. V, 395. 

kehlen, sw, 1 . mit Kehlen versehen, 



beliebtes Gericht: janges Hohn mit 
Stachelbeeren. 2. Übertragen: a) Kind, 



auskehlen. Bei Tischlern und Zimmer- kleines Kind. Du kannst nicht mit- 

leuten üblich: Kellest Kehlleiste, Kel- reden ^ du bist noch ein Keichel. Die 

hubel Kehlhobel. 2. ans voller Kehle Keichel wollen immer Idüger sein als die 

schreien. Dei kelt got Hennig, 328. Henne — als die KLuck. b) geliebtes 



Kehlung, /, Höhlung, Aashahlung, 
Auskehlung. Hennig, 328. 



Wesen. Mein Kikelken^ Schmeichelwort 
Zur Gattin. Stein, Peregrinus XHI, 



Kehr,/, Umkehr, Wendung. Zur 16. W. Mtsbl. YI, 112. c) kränkeln- 

Kehr geheny in sich gehen, Reue fühlen, der, schwächlicher Mensch, der stöhnt 

zum Guten umkehren, zurückkehren; und winselt. Er ist ein rechtes Keichel 

auch : den Gram vor andern in sich — e rechtet Harwsik^kel^ Herbstkeichel, 

verschliefzen. Natangen. Bei Jero- ist empfindlich gegen Wind und Wetter, 

schin häufig in dem Sinne von Wen- d) der trockene Nasenschleim. Zum 

düng, Ejreislauf, Gang, Fahrt. S. Kinde: Komm^ eck war dt de Kikelkes 



Pfeiffer, 181. 

kehren, «tr., schätzen, würdigen, ach- 
ten, kümmern, beachten, engl, to care 



4t er Näs pule! Hennig, 121. Vgl. 
Dudel. 
Keichelbalken^ pltd. KTkelbalke, m., 



for. Er kehrt sich weder an. Vater noch Riegelholz in den Dachsparren,- Kebl- 

MuUer^ schätzt und ehrt sie nicht, balken; auch Keichelhoiz, pltd. Kikelholt 

achtet nicht auf ihre Ermahnungen. Der Name .rührt von den Keicheln, 

Daran werde ich mich nicht kehren, Hühnern, her, welche auf dem Kehl- 

Kehrwiederstrabe, /., Sackgasse. Im balken über. Nacht sitzen. Wenn nü 

vor. Jahrh. Strafzenname in Königs- min Mvl e Schtnddr war on de Mäge 



berg. Hennig, 328. 

Kehrwiederwurzel, Pflzn., Wiesen- 
knöterich, Polygonum bistorta L. Ostpr. 
Treichel, Volksth. Die Wurzel dieser 



e Kikelholt hadt Wunsch eines Fressers. 
Sprw. I, 2579. 

Keichelhoiz, n., s. das vor. 

Kelchelskopf, pltd. Kikelskopp, m., Kopf 



Pflanze krümmt sich wurm- oder schlau- des Keioheb. 1. Schimpfwort. 2. 

genartig und hatte früher mehr als jetzt schwächlicher, kränklicher Mensch. Kt- 

medizinische Bedeutung. Vgl. Leunis, kebkopp, ISr supe^ lerne trinken, d. h. 

973. Im Samlande heifzt die Pflanze geistige Getränke vertragen. Hei heft 



KerraWIde, Kehrewieder. 

keibeln, sw.^ s. keifein. 

Keichel, Keuchel, pltd. KTkel und in 



e Kikelskopp^ einen schwachen Kopf, 
der beim Trinken leicht berauscht wird. 
3. schlecht, falsch gemachter Knoten 



weiterer Verkleinerung Kikeike, n. 1. in Webefaden oder Strohseil. Da^s 

Küchlein, junges Hühnchen. Jä^ doch kein Knotte^ dafs e Kikelskopp. Müh- 

de Kikel ^rüt^ jage doch die Keuchel ling. 

aus der Stube. On verfarwt heft se Keichelstange, pltd. KTkelstang, /., 

sick^ as wenn ehr de Haafk aUe Kiikel Stange in Hühnerställen, worauf die 

genaamen hadd. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. Küchlein und Hühner sitzen. Da bawe 

IX, 244. Firmenich HI, 495a. Eia op de Kiekeistang, Da sott hei (der 

Popeia schlag Kiekelkes dot Volksr., 12, Hahn) bawen an. Volksr., 54, 202. 



352 



Eeidel — keilen. 



Keidel, m., Keidelgam, n , s. KeifeL 

Keidelmabl, n., s. KeHelmahl. 

keifeln, sw., bei Hennig, 119^ keibeln 

und keiweln, stolpern, -stürzen, plötzlich 
fallen.. In Zusammensetzungen : herab^. 
heifeln^ herabstürzen, urnkeifeln^ um- 
fallen, umundumkeifeln^ fallen mit Um- 
drehung. Vgl. kegeln. 

Keuchen, pltd/ KTIke, n. u. / 1. Dem. 
von Keü^ pltd. Kü^ cuneus^ und von 
Kßulej cUwa^ kleiner Eeil, kleine Keule. 
2. Elofz als Speise, von keil-, keul- 
oder kugelförmiger Gestalt , besonders 
von Mehl und Kartoffeln. Die Keilchen 
werden von dem Teige mittelst eines 
Blechlöffels in Keil- oder Keulform ab- 
geschnitten oder in Kugelform mit den 
Händen gerollt; werden sie zwischen 
den Händen platt geformt, so heü'zen 
%\e Platichkeüchen^ ^ktlke. Bock, 22, 
und Hehnig, 119, schreiben Külken^ 
Keulchen und Käulchen^ und leiten das 
Wort — nach der Gestalt der Klöize 
— entweder von Keü oder von Kaul^ 
Kugel, her. Lit. kyUkü kleiner Keil, 
plur. kyUkei Klöfze^ poln. kluM Klöize, 
böhm. kulka. Die im Volke belieb- 
testen Keuchen sind Kartoffelkeüchen^ 
Klöize aus zerriebenen Kartoffeln. Im 
Ermlande werden mit Vorliebe groize 
Keilchen gegessen, in welche man ein 
Stückchen Speck (Spirkel) oder auch 
nur eine Pflaume hineingethan; man 
nennt sie Fvüekaüchen^ gefüllte Keil- 
chen, und dasErmland spottweise da» 
Land der grofzen KaUchen (nach dor- 
tiger Aussprache). He ös von da to 
Hus^ wo sie de grofze Kaiiche koche. 
Sprw. 1, 1 525: Unter den ermländischen 
Keilchen hieben ihrer beträchtlichen 
Giröfze und derben Btechaffenheit wegen 
die im Dorfe Lautem, Kr. Rössel, be- 
reiteten, gewisse Berühmtheit erlangt. 
Gerichte: Sauer und süfze Keuchen; 



Aal mit Keilchen (Schemionek^ 18: 
weizene Aal mit Keilchen » Aal mit 
Keilchen von Weizenmehl); KUke mot 
Plüfne^ Pflaumenkeilchen ; ApfeU^ Bir^ 
nen-^ Glums-^ Schmandr^ Mohnkeächen, 
letztere in der Fastenzeit S. Bock, 
Nat 1, 261. Vgl. auch Pragge. Von 
einem Menschen, der undeutlich spricht, 
sagt man: Hei rScPt ab tcenn hei KUke 
öm Mül heft. — KTlkewärger, m , Keil- 
chenwürger, ist Schimp&ame für einen 
gefräfzigen Jungen; einen dickbäuchigen 
Jungen nennt man KTIkebrSch, m. Kflke- 
prttckel, m., Keilchenprickel, Bezetch-V 
nung für ein schlechtes und schwaches, 
oder auch fast aufgenutztes Messer, für 
einen Infanteriesäbel He lett sock de 
KUke nich üt de Scheitel nehme = er 
läfzt sich die Butter nicht vom Brot 
nehmen. Volksreim: 

Twei öge öm Kypp, 

Twei Kilke om Topp, 

Bin Hart om LttOj 

San dat nich ftff 
Vgl. Volksr., 121, 509. 
keilchenkauerig, adj.^ s. kllkekau'rig. 
keile, pltd. KTI, /., Hiebe. Kieile krie- 
gen, Hiebe bekommen, geprügelt wer- 
den. Sperber, 17. 

keilen, pltd. klle(n), str., schlagen, 

prügeln. Einen keilen. Sie keilen sich, 
sie schlagen auf einander los. Zur Ver- 
stärkung verkeilen in zwiefachem Sinn: 
gehörig durchprügeln; losschlagen, ver- 
kaufep. Einem die Augen verkeüen, ihn 
so prügeln, daTz er kaum noch „aus 
den Augen^ sehen kann. Ein Buch 
verkeilen j es beim Antiquar verkaufen. 
Meine (ßeige), eine Breslauer und zwar 
eine Zachertsche, habe ich leider ver- 
kailen müssen. Soph. R. I, 400. zer- 
keilen in doppelter Bedeutung:' einen 
wund schlagen; etwas entzwei schla- 
gen, zertrümmern. Sie haben den gut 



Keilerei — Keitelkahn. 



353 



zerkeüt Die Fensterscheiben sind zer^ 
keilt. Gemütlicher ist abkeilen, abschrei- 
ben. Er hat den Aufsatz abgekeilt. 
Alle diese Wörter sind ursprünglich 
Schüler- und Stadentenausdrücke. S. 
Sperber, 17. 

Keilerei, pltd. KTIert,/., Prügelei. Da 
ist Keilerei und TanzüergnOgen. Häufig 
enden die Tanzvergnügen des Volkes 
in öffentlichen Lokalen mit Prügelei. 

Keilpogge, /., s. Kaulkopf. 

keiner, in Yerbindang mit nicht. Das 
tceijz keinef* nicht. Gortzitza. 

Keiper, m.y Fischmeister. Keipper, 
das ist ein Oberster vber die Fischet^eyen. 
Hennenb erger, 5. Ein Keipper^ so 
lange Zeit die See allda gefischt hatte. 
Ibid. Der Fischmeister oder Keiper soll 
im Beysein des Gammeisters all das 
Fischgeld empfangen. Amtsart. von 
1642, § 42. Hennig, 120. 

keisch, adj., s. ktech. 

Keite, f.y Mund, Maul. Mühling. 

Keitel, Keutel, Keidel, KTdel, m., lit. 

kiuddeUsj aus Hanf gefertigtes trichter- 
förmiges Netz ohne Flügel zur Fischerei 
in den Haffen. Auch Keitel-, Keutel-, 
Keidel- und KTdelgarn, n. Das Keitel- 
gam hat drei Abteilungen: den Herd^ 
den Mittelrock und das Achtergam. 
Fisch.-Ord. f. d. fr. Haff § 22; f. d. kur. 
Haff § 20. Beschreibung und Abbil- 
dung s. Benecke, 338 f. Hennig, 
121. Auch die zur Keitelfischerei be- 
nutzten Kähne heiizen kurzweg Keitel. 
Die Fischer mit ihren Keuteln^ Oamen 
und Oezeuge. Schütz, Beschr., 306. 
. . . auch genie/ze ich eures Keutels nichts 
da/z ich Armer einen guten Fisch esse^ 
Elagebrief Heinrichs von Plauen an 
Paul von Ruizdorf^ dd. am Tage Bar- 
tholomäi 1427. Beitr. z. Kde. Pr. I, 
91. Gott lat Ju tur Freude so hüpich 

Fxiiehbler, W6rt«rbiidi L 



gelange^ als Fische am Kiedel der Fische- 
Leut hange, Carm. nupt, IV, 324 d. 

Keitelbrief, auch Keitelpafz, m., Ur- 
kunde, durch welche das Recht zur 
Fischerei mit dem Keitelgarn verliehen 
wurde. Solche Briefe teilt Benecke, 
291 u. 304, mit. 

Kelteldorf, n., Fischerdorf, das die 
Berechtigung zur Keitelfischerei besitzt. 
Die Keiteldör/er sollen nicht, mit ein^ 
grofzem Anzahl Keitel fischen^ als sie 
wirklich dem Amte verzinsen. Fischer- 
ordnung V. J. 1738. Bock, Nat. IV, 
700. Benecke, 311. 

Keitelfischerei, /., Fischerei mit dem 
Keitel. Sie geschieht auf folgende Weise: 
Nachdem der Keitel auf einem Kahne 
ausgefaltet, sodann mittelst des Treib- 
baumes ausgespannt in die Tiefe des 
Haffes eingelassen und mit der Treib- 
leine entweder am Mastbaume oder 
am Hinterteile des Kahnes neben dem 
Steuerrader befestigt worden, wird das 
Segel aufgehi(zt und durch dasselbe mit 
halbem Winde das GefäTz mit dem 
Keitel so lange fortgetrieben, bis der 
Fischer es angemessen findet, den Kei- 
tel aufzuziehen und zu leeren. Der Be- 
trieb der Keitelfischerei mit vollem 
Segel oder Winde, das sog. ScIiwUren, 
ist bei einer Geldstrafe bis zu 50 Thlm. 
verboten. Fisch. - Ord. f. d. fr. Haff, 
§ 22; f. d. kur. Haff, § 20. § 23 der 
letzten Ordnung beschränkt die KeiteU 
ftscherei auf den Zeitraum vom 1. Juni 
bis zum 1. Oktober. YgL Benecke, 
340 f. 

Keitelgarn^ n., s. Keitel. 

Keitelkalin, Keuteilcahn, m.^ Kahn, Boot 

zur Fischerei mit dem Keitel; auch 
Keutelscliiff, „welcher Name schon in 
der Landesordnung von 1309 unter 
dem Hohem. Siegfried von Feucht- 

23 



354 



Eeitelknecht — kellen. 



wangen vorkömmt." Bock, Nat. I, 
586. Der Eeitelkahn auf dem kuri- 
schen Haff ist dem Kurren- oder Brad- 
denkahn gleich and wird nur als Keitel- 
kahtiy lit. kiuddelü walte ^ bezeichnet; 
auf dem frischen Haff werden zum 
Betriebe der Eeitelfischerei die sog. 
Angelkähne (s. d.) gebraucht. Das Boot 
heifzt auch kurzweg KeiteL S. Be- 
necke, 339. 

Keitelknecht, Keutelknecht, m., Fischer- 
knecht, der bei der Keüelfischerei hilft. 
Einem Keutelknecht GoUespfennig 2 mk. 
5 Gr,^ Lohn von offenem Wasser bis 
Michael 60 mk, Rolle der Egsbg. 
Gildefischer v. 1662. Bock, Nat V, 
559. 

KeKeimahly n., nach Hennig, 121, 
die Mahlzeit, welche bei der Abnahme 
der Altstadtischen Zunftrechnuug aus- 
gerichtet wurde, wozu die Schiffergilde 
ein Gericht Fische von allerlei Gattun- 
gen schickte. Nach Bock, Nat. lY, 
652, ein Gericht Butterfische von ver- 
schiedener Art: Man speiset sie (die 
Gründe!, Gründlinge) hier selten allein^ 
sondern mehrentheüs mit mehreren BtUter- 
fischen, als Barschen, Kaulbarschen^ San- 
naten u, d. g. so man ein Kiedelmal 
nennet, * 

KeHelmeister, Keutelmeister, m,, Vor- 
steher, Leiter der Eeitelfischerei. Einem 
Keutelmeister im Vorjahr und Herbst, 
bis es zufrieret, zusammen OoUespfennig 
9 mk, Bolle der Egsbg. Gildef. von 
1662. Bock, Nat. V, 559. 

KeHelpafZy m,, s. Keitelbrief. 

Keitebchiff, n,, s. Keitelkahn. 

KeHer, m,, einer, der die Keite, den 
Mund, das Maul, fleifzig braucht: der 
Schwätzer, der kläffende Hund. Nament- 
lich nennt man kleine viel bellende 
Hunde Keiter. Ju sönd mi e rechter 



Keiter. VolksL, 10, 5n, 6. Nach 
Hennig, 120, wäre Keiter ein Bauer- 
hund von gemeiner Art, den man in 
Hamburg Koter nenne; ein solcher 
Hund heilzt jedoch auch bei uns Koter, 
wie. denn dieser Name allgemein zur 
Bezeichnung des Hundes dient. 

keltern, sw, 1. viel reden, schwatzen, 
unnützes Zeug und dazu unverständlich 
sprechen, sich in Worten ereifern, mhd. 
kideren. 2. viel bellen; von kleinen 
Hunden. Davon Gekeiter, n., anhalten- 
des Plappern, Bellen. Verwandt mit 
ktfen, kiffen, kiffem; vgl. mhd; kMen, 
ahd. cheden sagen, sprechen. Bock, 
22. Hennig, 120. 

Keitler, Keirtler, m., Fischer, und wohl 
vorzugsweise ein solcher, welcher mit 
dem Eeitelnetze fischt. Keuder und 
andere Fischer, welche Sommerzeit am 
Habe {Haff) Hegen, Preufz. Landordn. 
1577, 50. Grimm, Wb. V, 656. 

keiweln, sw., s. keüeln. 
kelen, sw., s. kVlen. 

Kelle, /. 1. Eochlöffel, Schöpflöffel. 
Efo^ nommt de KeU o hogt (haut) Adam 
äwet FeU. Volksr., 118, 491. 2. die 
Maurerkelle zur Behandlung des Mör- 
tels. 3. der hohle Packraum in Wagen 
oder Schlitten, die sogen, ßchofzkeüe. 
Hennig, 328. Ahd. cheüa und cheUd, 
mhd. kelle, 

kellen, källen, quellen, sw,, quälen. De 

Tone keUe mt, die Zähne fangen ao 
wehe zu thun. In Besprechungsformeln 
gegen Zahnschmerz, gegen Feuer und 
Schwulst heilzt es : Dat se (die Zähne) 
nich käUe etc. Du (Feuer und Schwulst) 
sollst nicht queüe(n). Du sollst nicht 
kellen. Es (das Feuer) soü nicht kellen 
und nicht schwellen, Hexspr., 99. 84. 
49. Bei Jeroschin: Alsus st got tr- 
getzte der leide dt st queUin pflac um ir 



i 



Kellerigel — Kerl. 



355 



geseUin, 115d« Er gedachte %t bewam 
vurbaz vur des jdmirs vdm^ dar in ge^ 
queü was ir lebin, 14e. Pfeiffer, 180. 

Kellerigel, m., s. BierigeL 

Kelleriflke,/., Loch, Öffiiung, Luftloch 
zum Keller. Vgl. LOke. 

Kellerratze, f., Ratte im Keller; da 
diese von den Vorräten im Keller 
nascht, auch Dieb, der den Keller be- 
stiehlt 

keistern, sw., s. kötetern. 
Kemling, m,^ Name eines Blatterpilzes, 
s. RIbke. 
Kempe, /., s. Kampe. 

ken, präp,y gegen. Das sag ich ken 
moch, gegen mich. Ermland. Ach 
libistis frageleyn czart^ ich habe mich 
ken dir ny werte geoffenbart. Aus dem 
Liebesbriefe eines Ritters a. d. 15. Jhrh., 
mitget. in d. Beitr. z. Kde. Pr. V, 182. 
Bei Jeroschin: kegin^ kegn, Pfeiffer, 
180. 

kennen, st.^ s. ainkennen. 

Kensborch, Ortsn., Königsberg. He 
bracht von Kensborch ^ schwere Nooty 
Ganz warm uk frosch en Beckerbrot 
Dorr, 17. 

Kftnsplötter, -spOn, m., s. Kienspan, 
kfipen, sty s. kaufen. 
K6per, m,^ s. KVper. 
kfiporn, sw.y s. kVpern. 

KepSy Kaps, KVps, m. u. /., kleinerer 
Heuhaufe. Man setzt das Heu auf 
der Wiese vor dem Einfahren in Eepse 
zusammen, um es gegen Regen zu 
schützen: Heukepse; auch Kups u. Kux. 
Es lielze sich aus dem poln. und lit. 
kupa Haufe, woraus für Keps lit. 
kupetä entstanden, herleiten, doch liegt 
das deutsche Kop/, pltd. Kopp^ plur, 
Kdpp\ wohl naher. Vgl. Nsslm. Th., 
69. Sperber, 17. Hennig, 120. 

Kerbelspiefz, pltd. KftrwelspM, ^., s. 
KorwelspM. 



^ Keriis, Kerws, m. 1. Kürbis. 2. Kopf. 
Enem int op em Kerws gewe. In wei- 
terer Übertragung auch der ganze Mann. 
Du pldstriger watriger Kerbs! Dorr, 
1. Wiew., 67. 

KIrdel, Kerdel, m., s. K§ri. 

Kerdel, m., Kittel, kurzer Rock. Vgl. 

Keddel. 

Kergel, KSrgei, m., ein Kleiderstoff, 
Zeug, im 15. u. 16. Jahrh., seiner Halt- 
barkeit wegen von Ruf. • 

Kergei an Schmerüedder 

Bringt dat Oöld wedder^ 

Kortun an Cordwon 

Lehrt barft gon. 
Dzg. Nhg. Viol4t, 178. Vielleicht 
dasselbe, was Kirseiy Kerseiy Kirsch^ 
m. u. n.y ein gekepertes Wollenzeug. 
Vgl. Grimm, Wb. V, 850. Mnd. Wb. 
U, 466 a. 

K§ri, Kfirdel, Kerdel; auch KSdel, m., 
Kerl, Mann; Knabe. Über Geschichte 
und Herkunft, Gebrauch und Bedeutung 
dieses merkwürdigen aus der mitteld. 
oder niederd. Sprache entsprungenen 
■ Wortes s. Grimm, Wb. V, 570ff. Hier 
nur Belege, soweit solche zu erlangen, 
aus Schrift und Volksmund der Provinz. 
Er ist ein guter — ein düchtiger — ein 
pudelnärrscher Kerl — ein Kerl auf 
Deck — ein Kerl wie ein Ast — wie 
ein Daus — wie ein Eckerdaus (Trefle- 
As) — toie 'ne Wurzel, Er is e Kerl 
wie e Blum — wie e Gemaldnis (Erm- 
land). £}r ist ein Mordskerl — ein fldmi^ 
scher Kerly ein grolzer und kräftiger 
Mann. Verächtlich: E KSrl wt e Füst, 
klein wie eine Faust. E Kerly wt e 
Pünd Worscht Wt de Kerdel, so de 
Arbeit, Sie (Julchen) reichte die Hand 
ihm und sagte lebhaft: ^Halten sie mir 
das Wortf^ y^Poz Narm und kein 
Ende! Jule, wenn du ein Kerl wärst, 
so schlüge ich dir davor an den Hals^. 

28* 



356 



Kerms — Kest. 



Soph. R. VI, 314, Und hSr^ Puff^ wenn 
du dich darüber kränkst (über die Un- 
treue des Mädchens), so bist du kein 
Kerl, Ibid., 529. Wcui er an dem 
Abend für Possen getrieben hat^ er ist 
wirklich ein narrischer Kerl! Ibid., 587. 
Es kommt doch bald ein kleiner Kerl^ 
der seinem Vater gleiche. Ibid., 638. 
Ich gab^ wm den Jungen zu beschwich- 
figen^ ihm die Brust „ Was? den gro/zen 
Kerl haben sie noch nicht gespänt (ent- 
wöhnt)?« Ibid., 636. Vgl. Sprw. I, 
1952 ff; n, 1425 ff. 

Kerms, Kirms, Kirmes, /., Abkürzan- 
gen von Kirchmesse. Im Volksmonde 
vorzugsweise für den dem kirchlichen 
Feste sich anschliefzenden Schmaus 
üblich. Ermland. Im Werder Kirmas, 
doch nur in der Bedeutung Jahrmarkt. 

kemfrisch, pltd. kemfrSsch, adj,^ £nsch 
im Kerne, durch und durch fitisch, ganz 
frisch. De Botter os kemfrosch, sie ist 
eben gebuttert. Der Junge trifft die 
kemfrische Blüthe, Hippel, Lebensl. 
II, 453. Bock, 23. Hennig, 120. 

kerngesund, adj.y gesund im Kern, 
vollkommen gesund. Wie das vor. 

Kemgiit, pltd. Kemgöt, n, 1. vorzüg- 
liche, im Kern taugliche Ware. 2. ein- 
trägliches, tüchtiges Landgut. 

KerraWTde, /., Pflzn., s. Kehrwieder- 
wurzel. 

kfirsam, od!;., s. kfirscham. 

kfirscham, kfirsam, adj, u. adv. 1. wider- 
lich schmeckend. Mühling hat: nach 
Gerste schmeckend. 2. spärlich, mit 
langen Zähnen, mit Widerwillen essen^ 
Dat Veihfrett kerscham^ besonders wenn 
das Futter geil ist. Man hört auch: 
kSrscham. Natangen. 

Kerscht, Kerste, /., s. Kirste. 

kerwauen, sw.^ weinen, wimmern, weh- 
klagen, schreien. Ermland. Mühling. 

Vgl. Karmaus. 



Kerwelspfit, m., s. Korwebptt. 

kerwixen, «to., rasen, toben, grolzen 
Lärm verursachen. Mühling. 

Kerws, m., s. Kerbs. 

kfisch, keisch, culj. u. adv,, heiser. 
Öck st ganz kesch, Öck hebb ml ganz 
kesch geschrege. Vgl. heisch. 

Kescher, m., s. lOlscher. 
keschem, sw.^ s. käschem. 
KesselbUsser, m,, s. Kesselflicker. 
Kesselchen, pltd. Kfitelke, n., Name 

für die Blüte der Kornrade, Agrostsrnma 
giihago L., auch für die ganze Pflanze. 
Samland. 

Kesselflicker, pltd. KSteMVcker, früher 

auch KesselbUsser. Kinderreim: Kessel- 
flicker hier herein^ Es wird wohl was 
zu flicken sein! Neckrnf: Kesse^icker^ 
es regnet! Hartwich, 522. Kesseln 
flickeTj Racker und Schinder sind in 
einer Crildey weil die Kesselflickerei 
auch zu den verachteten und ehrlosen 
G-ewerben gehörte. Ibid. Bei Hen- 
nenberger, 259: KesselbUsser, Racker 
vnd Pferdschinder were doch in einer 
Oilde, Sprw. I, 1966. 

Kesselbinken, pltd. KSteldrinke, n., s. 
Haustrinken. 

Kest, Kesting, KSst, KSsting, /., aach 
KSst, Kästing, in älterer Zeit auch Koshtng 
(Kleid.-Ordg. v. 1529. N. Pr. Prov.-Bl. 
a. F. VII, 374). 1. die Hochzeit, 
dasHochzeitsfest, der Hochzeitsschmaos, 
daher auch HochtTdskest. Se ward küed 
Kesting gewe, Op der du Feu- on 
Brochmansche Kesting wuü sienen kromr 
men Lorentz maacken on truhartger 
Buhr. Königsberg, 1722. Titel von 
Carm, nupt, I, 282. Öck bodd jü^ min' 
lewe Gast, Morge Klock zehn op de Käst! 
Volksr., 245. 857. Ech woa je all e 
mohl mot aich ze Schamick offa Kesting 
zehof. Ermland. Freisch., 6. Mot dem 
{Hingst) wad da Mechel of de Kesting 



1 



KeBtingeleute — kicken. 



357 



raite. Ibid., 13. Hennig, 118. In 
Bremen Kost Hochzeit, in Hamburg 
Koste. Brem. Wb. H, 856. Richey, 
136. 2. Fest oder Festmahl überhaupt; 
daher Schweinekest, das gemeinschaft- 
liche Mahl, welches am Abend nach 
dem Schlachten der Schweine — ge- 
wöhnlich in der Zeit vor Weihnachten 
— den Nachbarn gegeben wird, die 
dabei behilflich waren. Vgl. VioHt, 
129. Rindkest, Fest beim Schlachten 
von Rindern. Fensterkest, der Richt- 
schmaus oder das Gastmahl, welches 
den Baohandwerkem nach der feier- 
lichen Weihe des Hauses gegeben wird. 
£lbing. Marienburg. Mehrungen. Wer- 
der. Hintz, 134. Passarge, 220. 
Der Stamm des Wortes ist Kost^ /., in 
der Bedeutung von ImbiTz, Schmaus. 
S. Grimm, Wb. V, 1853. 

Kestingsleute, plur.^ Hochzeitsgäste. 
Na nü sei wa noch unga ons , , , bis de 
Kestingslait komme. Ermländ. Freisch., 
Manuscript. 

Keth, w. Vom., s. KathrTn'. 
Keischer, m., s. KSscher. 

ketteihftrig, adj. 1. von Pferden: mutig, 
frisch, weichmäulig; 2. von Menschen: 
empfindlich, mutwillig. Scheinbar Zu- 
sammensetzung ans ketteln kitzeln und 
haarige letzteres aber wohl korrump. 
aus arg^ also arg durchs Eatzeln. Ni- 
colai, Neue Berlin. Monatsschr. 1799. 
Septb.-Hefb. Mühling. Hennig, 121. 
In Mecklbg.-Vorp. kettelhoorig empfind- 
lick, übelnehmend. Mi, 40 b. 

ketteln, sw,, kitzeln, s. keddeln. 

Keuchet, n., u. Komposita, s. Keichel. 

Keulchen, n., s. Keuchen. 

Keutel, m.j u. Komposita, s. Keltel. 

kfiwig, €tdj,y keck, mutig, beherzt. In 
e Schul bist immer so kewigy nu pack 
ihn doch! 

Kibbelei, /.^ kibbeln, au^., s. kabbeln. 



Klbitk', KlbKke, /., schlechtes Fuhr- 
werk, nach Sperber, 38, ein armseli- 
ger Schlitten ; das poln. kibitka^ worauf 
er hinweist, bezeichnet jedoch einen 
leichten russischen Reisewagen. Mron- 
govius, Wb. I, 159a. In Liy- und • 
Estland Kibitka leichter halbverdeckter 
Reisewagen (Hupel, 108), Kibitke halb- 
yerdeckter Schlitten (Sallmann, 13b). 

kichen, sw., hörbar karz und schnell 
atmen in Folge von Engbrüstigkeit oder 
Fettheit. Die Schweine^ insonde^^heit 
wenn sie feist sindy haben ein geschwin- 
des Kichen, Linera., Tt4a. Magere 
Schwein dürffen solch behende Fuhr nicht 
notig habeUy weil die mageren wegen dei' 
Feistigkeit nicht kichen oder engbrOstig 
seyn. Ibid. Tt4b. 

kichern, ««?., viel und versteckt — 
verstohlen — lachen, in sich hinein- 
lachen; lachen überhaupt Die junge 
Frau konnte das Gichem nicht lassen. 
Bayrisch und hessisch kittem; in Posen 
kickem, SchmellerH, 343. Yilmar, 
204. Bernd, 121. Kicher, m.y unter- 
drückte oder laute Lache, Lachkrampf. 
Yon einem, der viel lacht, sagt man: 
Er hat den Kicher. Gekicher, n., Ge- 
lache, nan^entlich von mehreren. Lafzt 
doch das Gekicher! Bock, 23. Hen- 
nig, 121. Ygl. gniddern. 

Kick durch den Zaun, Pflzn., s. Gun- 
deram. 

Kicke, m., Hut litauischer Frauen: 
eine Art Bügelhaube ; lit. kykas. Bock, 
Nat. I, 163. Vgl. Kicks. 

Kickelkackel, m. u. n., s. Kikelkakel. 

kicken, sw.^ kucken, gucken, blicken, 
sehen. I}r kickt! Sei kickt nü dorch 
dat Schietelloch, Samland. Firmenich 
ni, 498b. Kickt, dar steit en Korf! 
Dorr, 1. Wiew., 70. / kick mcUy de 
Heir Pfarrer. Ibid., 57. Dei kickt 
grad s6 wie de Bür op Monsche, He 



858 



Kicker — Ejelkropf. 



kickt em an wie de K6 dat hohe D&r. 
Hei kickt em on de Ogen as de Kreg 
dem kranke Beg, Jerrentowitz. Hei 
kickt sock stark more Näs^ der Hoch- 
mQtige. Alt-PiUau. Nimm die Augen 
in die Hand und kick durch die Löcher! 
Zum UDvorsichtigen. Kickste = kickst 
du^ wie du best! Zu einem der durch eine 
unbedachte Äufzerungsich verraten. Wer 
dot 08, lätt stn Kicke. He kickt wie de BoU 
op't Brett — tme de Oss on e Bibel — 
tde de Katt on e Kalender — vne de 
ül ut em Schmolttopp — une de Mus 
ut de Klunkre — vne de Pögg ut de 
Lehmkäl. Vom Schielenden: Hei kickt 
mot enem Og nau Speck^ mot dem andre 
nau Kilke. Einem ins Maid kicken^ 
geilen beim Essen. In Zusamensetzun- 

gen: ab-, an-, auf-, aus-, hin-, um-, zu- 
kicken etc. Vgl. Sprw. I, 1968 fiF. 

Kicker, m. 1. das Auge. Op em Rtker 
stan^ twei Kicker^ auf dem Richer, der 
Nase, stehen zwei Gucker, die Augen. 
Aus einem pr. Volksräts. Einen auf 
dem Kicker haben^ ihn scharf im Auge 
behalten, ihm auf die Finger sehen, 
ihm nichts durchlassen. Etwas auf 
dem Kicker haben^ nach etwas scharf 
ausschauen, es begehren. Der Plural 
heifzt Kicker y aber auch Kickse: Ön de 
Kickse hatte ^ in die Augen hauen. 2. 
der guckende Mensch, Zuschauer. Ygl. 
aufkicken. 3. das Femrohr. Die Fix- 
Stern abet* des Firmamentes ihre schim- 
merende Stralen so wol durchs perspicü 
oder den Kiket* ah durchs natürliche 
Gesichte zeigen* Linem., L 4a. . . .die 
Sonne durchs Perspectiv oder den Kicker 
odeTy wie mans sonsten nennet durch die 
Holländische Brille erwogen und genaw 
besehen etc. Ibid., T2b. 

kickerdekick, adv^^ Elangwort, von 
kicken gebildet. De Ogen stunjgen em 
kickerdekicky dem Lamm* Tierräts. 20. 



KickhSfchen, pltd. KickhBfke, im Yolks- 
munde Name fQr das Vorwerk Hen- 
ri ettenhof, zu Tolksdorf^ Er. Rasien- 
burg, gehörig. Dönh. 

Kick in die Welt, m.^ junger, unerfah- 
rener Mensch. Hei os je man erseht e 
Kickonewelt 

Kick Sn de Awe (A » i), m.. Guck 
in den Ofen, imperativisch gebildeter 
Name. nei^ o nei^ du Kick on e Awe. 
Volksl., 82. 

Kicks, /., Frauenmütze. Krig er bt 
de KickSy kriege, fasse, sie bei der 
Mütze. Samland. Trotz des weibl. 
Geschlechts wol gleichbed. mit dem lit 
kykas, m. S. Kicke. 

Kickse, Kicksen, Kucksen, plur.^ die 
Augen. S. Kicker. 
Kick Ubem Zaun, pltd. Kick ttwre TOn. 

1. Pflzn., spanische Kresse, grolze Ka- 
puziner - Kresse, Tropaeobim mcffus L.; 
auch Judenbart. Ygl. Kick durch den 
Zaun. 2. junger, unerfahrener, nase- 
weiser Mensch. Wat konn ji Kick äwer 
den Tuun doch weeten^ wie ot on de 
WoU togeiht. Elbinger Höhe. N. Pr. 
Prov.-Bl. a. F. IX, 242. Firmenich 
ni, 494 a. Vgl. Kick in die Welt 

kiddem, sw., wiederholt und halbver- 
hallen lachen. In Bayern ködern^ kü- 
dem. Schmeller II, 283. Ygl. gnid- 
dem. 

KTdel, m.j u. Zusammensetzungen, s. 

Keitel. 

Kidik, Kiding, m., Pflzn., Ackersenf, 
Sinapis arvensis L. Bei Hagen, 705, 
KUdig, Kiedigl, auch falscher Hederich. 
Im Samlande und im Kreise Friedland 
nennt man auch den Hederich, Rapha- 
nus Raphanistrum L., Kiding. Vgl. 
Adelung n, 1050. 

Kiding, Kiedig, m., s. das vor. 

Kielende, n., s. KTlende. 

Kieikropf, m., s. KTIkropf. 



kiem — Ktkel. 



859 



kiem, adj., s. Mm. 

Kienbaum, m.j kienbaltiger Baum, 
Fichte, Pinna abies und sävesiris L. Ein 
gut Experiment kan am Fichten oder 
Kien-Baum sehr behende gemercket wer- 
den. Linem., Aaa4b. 

Kienspan, pltd. Ktaspön, m., auch Kien- 
splitter, pltd. KSnsplOtter, Span oder 
Splitter von kienigem Holz, der auf 
dem Lande als Leuchte gebrannt wird. 

Kiensplitter, m., s. das vor. 

Kiepe, /., s. KTpe. 

Kierei, /., mantelartiges Oberkleid mit 
langen hängenden Armein. Wie sich 
da» auch nicht schickt^ da/z er mit einer 
Kierei in der Stadt herumzieht. Soph. 
R. I, 8. Bei Schmeller H, 325 f. 
KürSy bei Adelung 11, 1589, Kireh 
und Kiree^ w»., bei Grimm, Wb. V, 
2801, Küreh^ Kireh^ Küree. Nach Ade- 
lung vielleicht von dem poln. kireia 
spanischer Oberrock; vgl. poln. kir^ 
kier^ m., schlechtes, leichtes Tuch. 

Kies, n., Geld; in der Gaunersprache 
und aus dieser in die Sudentensprache 
und in weitere Kreise übergegangen. 

Kieslcalb, n., s. KTsIcalb. 
Idetem, sw., s. Icttem. 

Kiewe,m. jud. Vom. Flatow. Schmitt, 
112. 

Kiewen, m.^ s. Kiwen. 

Kiewitten, Ortsn., Dorf zwischen 
Heilsberg und Bischofstein im Erm- 
lande, im Yolksmunde Klwten. Er sieht 
aus wie der Tod von Ktwten^ elend, 
blafz. Auf dem Portale der Eirchhofs- 
mauer steht ein steinernes Toten- 
gerippe mit der Unterschrift: Was ich 
bin^ wirst du einst werden, Sprw. I, 
203. 

Idfen, Idwen, Iciffen, sw. 1. keifen, 
streiten, zanken. Se ktft en enem fortj 
sie keift ununteTbrochen. Nach Trei- 



chel auch: sich, kkoen, sich zanken, 
ärgern. In Bayern keiben und keifein. 
Schmeller H, 275. 285. Bei Jero- 
schin ktfen als starkes Neutrum: kegn 
in mit ktfen. Pfeiffer, 181. 2. von 
kleinen Hunden: viel bellen, nament- 
lich kifen^ auch kifem^ keitem. Vgl. 
Grimm, Wb. V, 442. Davon kifig, 
kturig^ adj.^ keifend, böse, zänkisch, 
leidenschaftlich; widerstrebend; vom 
Hunde belllustig, scheinbar bissig. Hei 
08 kiwig wt e KüJbärsch. Friedland Ostpr. 
hmg hat jedoch auch eine mit keifen 
nicht verwandte Bedeutung: unver- 
drossen, fleifzig, tapfer, wacker. Klwig 
arbeiten — drein schlagen. 

Kiff, Kiffe, /., Mund, Maul, nament- 
lich der lose, schnell fertige. H61 de 
Kify halte den Mund! 

Kiffe, KUffe, /., kleines, baufälliges, 
elendes Haus. Es regnet in die ver- 
dammte Kife überall ein. Goltz, Jug. 
I, 95. Hennig, 330. Schemionek, 
19: Kif. Vgl. Kove. 

Mffen, sw., s. ktfen. 

Kiffer, ?n., von kifen^ ktfen. L vom 
Menschen: Zänker, Rabulist; 2. vom 
Hunde: Beller, EläfPer. 

kiffern, sw.^ Verstärkung von kifen. 

1. viel reden, keifen, zanken, streiten. 

2. namentlich von kleinen Hunden: 
bellen. Kif er nich so! ruft man dem 
bellenden Hunde zu. Das Gebell 
gröfzerer Hunde nennt man konischen 
(s. d.). 

Idffig, adj.y von kiffen^ s. Ictfen. 

Cilcade, /., korrump. aus Sticcade 
Citronat in zerlassenem Zucker. 
Gedanism. 

KTkas, m.y Platzmeister, Brautführer. 
Lit. kykas Weiberhaube, Frauenhut 
Nsslm., Wb. 199b. 

Kftel, n., 8. KeicheL 



860 



Ktkelbalken -- Kim. 



Kfkelbalken, ?n., s. Keichelbalken. 

Mkelbunty adj.^ auffällig bunt; io der 
Verstärkung kTkelkftkelbunt 

Ktkelhans, m., oberflächlicher Schwät- 
zer, Plappermaul. In gleichem Sinne 

Ktkelfrtd. 
Ktkelholz, -holt, n., s. Keichelbalken. 
KTkelkftkel und Kickelkackel, m, u. n., 

ein Kakeln wie's die Kikel thun, Ab- 
lautspiel zu kakeln^ albernes Geschwätz. 
In der That, lieber Herr Puf^ mir fehlt 
nichts. Ha Kikelkakel! ich weifz solche 
Dinge^ das ist kein Spafz. Soph. R. I, 
349. Aber der Domher Kopemikus hafs 
doch bewiesen! KickeUcackel BratworscM^ 
du Piamieser! Ech scheer mech grad 
um so ^nen Domherrn, La/z den kackele 
was he well! Schalt]., 1, 442. Mit sol- 
chem Kikelkakel komm mir ja nicht auf- 
gezogen. Soph. R. VI, 124. Hennig, 
121. Ähnliche allitterierende Formeln 
sind: Kiks-kaks^ Wischke-waschkCy Teil- 
lell, 

kTkelkakelbunt, adj., s. kTkelbunt 
Kfkelmannchen, pltd. -mannke, n., s. 
Kitkelmannchen. 
kTkeln, sto., s. kSkeln. 

Kiks-kakSy n. Dat os nich kiks nich 
kaJcs. Je kicks kacks Bratworst m>aakt 
my klohckf wyhl buhte myh nah Bradens 
rohck. Carm. nupt. V, 145 b. Vgl. 

Kikelkakel. 

Ktl, m. 1. der Keil. Redensart: 
Hier mot öck nu all bltwe^ on wenn se 
mi KtV op em Kopp scharpe (schärfen, 
scharf machen), ich mufz unter den 
härtesten und ungünstigsten Umstän-^ 
den auf der Stelle aushalten. Sprw. I, 
1947. Vgl. auch Zoch. 2. die Gehre 
(s. d.). 3. der Schiffsbauch. Hennig, 
328, in dieser Bedeutung, jedoch nicht 
belegt. 

KU, /. 1. Keule. Bei Jeroschin 
kuHe. Di heidin — ouch in swindin 



vreidin tcurfin kuHe unde sper kegn den 
cristnen abe her rechte als ob iz snite 
(istte). 161 d. Pfeiffer, 184. 2. Prü- 
gel, Hiebe; das pltd. I^He, Et heft 
KU gegewe, 

kllen, 8t£7., s. keilen. 

KTlende, n., Ecke am Dache, wo die 
Giebelwand abgestumpft ist Hennig, 
328, vermutet Keilende^ weil die Ecke 
die Gestalt eines Keiles hat, and so 
findet es sich wieder in der Oberlansitz: 
Keilende^ keilförmiges Ende einer Sache. 
Anton, 9, 6. Grimm, Wb. V, 679. 

ktlfretsch, adj, u. adv. Hei ett kil- 
fretsch, er ifzt mit langen Zähnen. Vgl. 
kTsfitig. 

Kilian, m. Vom. und Name des Possen- 
reifzers, den die Gesellen bei ihren 
Fastnachtslustbarkeiten hielten. Dzg. 
W. Seidel, 31. 

KTlke, n., u. Zusammensetzungen, s. 
Keilchen. 

kllkekau'rig, adj.^ zur Bezeichnung der 
Angewohnheit mancher Pferde, ihre 
Nahrung zu Keilchen zusammenzukaaen 
und diese Ballen dann auszuwerfen. 

KTikropf, KTIkrop, m. 1. MiFzgebart, 
Wechselbalg. Bayr. Kielkopf ^ Vogel, 
der im Wachstum zurückgeblieben ist; 
Mensch solcher Art, Wechselbalg. 
Schmeller H, 290. 2. Ziegenbock 
ohne Homer. Bock, 23. Hennig, 
121. 

Kill, /., Kälte. Et os htde e groU 
Kiü — e Perdskül, Pferdekälte. Vgl. 
Hering. 

killen, sw.^ kälten, vor Kälte schmer- 
zen. Mi kiUe de Hand. — veridlien, 
erkälten. Du warscht di verkille, du 
wirst dich erkälten. 

KTlpogge, /., s. Kaulkopf. 

MlsSttg, adj\, s. klseHg. 

KTm, KTn, m.. Keim, mnd. ktme^ htne, 

Kim, m. Vom., s. Chim. 



j 



khn — Eindelbier. 



861 



ktm, kiem, adj.^ matt Die Fische 
sind kienhy wenn sie sich nicht lebhaft 
bewegen, nicht munter sind. Danzig. 
Klein I, 230. 

Mmen, ktnen, sw., von Ktm^ Ktn^ Keim, 
keimen. Ich ktme; nachdem ich aus- 
gektmet^ bin ich gewachsen. Pflzr&ts. 
55. Hier e Ktn 6k da e Kin. Ibid., 
31. 

Kimme, /., am Fafze der über den 
Boden hinausragende Rand der Dau- 
ben; am Schiffe der äufzere Rand. 
Hennig, 122, hat für beide Erklärun- 
gen auch Kimmung; doch bezeichnet 
man mit letzterm Ausdruck die Ver- 
tiefung, Fuge, Kerbe, in den Dauben 
der Fässer, worin der Boden sitzt. 
Sallmann, 34: Kimme Kerbe in den 
Fafzdauben zum Einsetzen des Bodens. 
Vgl. Grimm, Wb. V, 705. 

kimmeln, sw.^ s. kUmmeln. 

kimmen, sw,^ ein Fafz mit neuer KimTne 
versehen. 

Kimmung, /., s. Kimme. 

Kimnat, /., Kämmerchen. Dönh. Es 
ist das mhd. kemendte, ahd. chemindta, 
aus dem mlat caminatOy eigentlich Zim- 
mer mit einem caminus. Grimm, Wb. 
V, 528. 

KTn, m., Keim, s. I(tm. 

Kind, n. In Redensarten und Sprich- 
wörtern: Dat OS wahr, 6k dit ös wahr: 
De Kinder bringt de Adebär. Wenn 
dit nich wä, wenn dat nich wä^ wo kerne 
denn de (de klene) Kinga hef On dat 
OS ganz gewofz nich wä^ de Kinga bringt 
de Adebd, Wat ös hty wai ös da, Kinga 
bringt de Adebä. Alles ön e Welt^ man 
kein klen Kind^ seggt jen Make, Lewer 
e klen Kindj tvie e Kalf^ zur Entschul- 
digung anlizerehelicher Geburten. Kinr 
der blfwe Kinder^ on wenn se bet Mödr 
dag ligge, KlSne Kinder gehäre hindre 
Äwe. VeV Kinder, vele Müler. Vel 



Kinder^ vele Stockke Brot- Je mehr 
Kinder^ je mehr Väderunser, je mehr 
Vaderunser^ je mehr Brot. Kindes Hand 
ist bald ge/üUt Wer Kinder heft^ heft 
Dreck^ wer Schwin heft^ heft Speck. 
E Kind ohne Lus ward nich gr6% Läuse 
sind, der Volksannahme nach, Kindern 
gesund. En Kind — Onglöckskind — 
auch Angstkind. Sptkinder (auch: Schrt- 
kinder) — Gedihkinder. Kinder wie de 
Bilder, Gesöchter wie de Ape. Kinder 
on Lüede, wenn dat aWs Mönschen wei^n. 
Kinds WiU, Drecks wert. Dat Kind 
ÖS doty de Geoaddersehaft liggt öm Dreck 
— ÖS üt Sei heft nich Kind, nich 
Rind — nich Kind, nich Kegely sie ist 
ohne Verwandtschaft, hat keine Sor- 
gen. Öck hebb man en Kind, dat andre 
sönd Margeües, hört man scherzweise 
auf die Frage: Wieviel Bänder hast du? 
Das Kind ist der Junge. Volksreim: 
Ach G^tt! Ach Gott! Säggt Leidig s L/Ott, 
Liggt önne Wake, Heft e Kind 6k e 
Make. Wehlau. Kleine Kinder kleine 
Sorgen — Mvh, Leiden — , grofze Kin- 
der gro/ze Sorgen — Müh, Leiden. Ar- 
tig Kind fordert nichts, artig Kind be- 
kommt auch nichts, üt Kinder on Narre 
ward man am erschte klok. Kinder und 
Narren reden die Wahrheit. Wir sind 
alle Gotteskinder, der eine mehr, der 
andre minder. Kind in der Mehrzahl 
als Ausruf der Verwunderung: Kinder 1 
Na Kinder! Als gemütliche Anrede im 
Dem. Kinderchen. Hennig, 122. Sprw. 
I, 1990; n, 1447 ff. 

Kindelbier, Kingelbier, pltd. Kindelbfir, 
KingelbSr, n. 1. eigentlich das Bier, 
das beim Kindtaufsschmause getrunken 
wird, doch vorzugsweise dieser Schmaus 
selbst, der in der Oberlausitz KindeU 
brot heifzt. Anton, 2, 5. Die Patoren 
baten ihn (den Pfarrer) zu Köstungen^ 
Kindelbieren, Pßngst vnd S. Johannisbier^ 



862 



Kinderdreok — KindsfuljE. 



Hennenbeiger, 259. Der Hoemeüter 
verbot die grossen Kostungen vnd Kin- 
delbier. Ibid., 385. 2. die Kindtaufe, 
selbst wenn kein Schmaus mit derselben 
verbunden sein sollte. 3. die Nieder- 
kunft der Frau. Wann warscht Kin- 
deJber utröchte^ wann wird deine Frau 
niederkommen? Doch steht uns vor 
der Thwr auffs Jahr ein KindeUBier. 
Carm. nupt III, 13d. Wenn ons dit 
schone Paar dat Kingel-Beer wart ge- 
wen. Ibid., 133d. Hier ist Käst {Kästing) 
und KindeUner. Volksr., 44, 170; 255, 
883. 

Klnderdrecky m., Kot des Kindes. Er 
hat noch Kinderdreck im A.y sagt man 
von einem unreifen Menschen. Kinder- 
dreck ist der beste Eheleim, 

Kinderfabrik, /., scherzweise Benen- 
nung eines Hauses, in welchem viele 
mit Kindern gesegnete Familien wohnen. 
Das ist ^ne reine Kinderfabrik, 

Kinderfang, m., der Hebammendienst, 
die Hilfe bei der Eutbindung. 

Kinderfrag, /., leichte Frage; Frage 
an Kinder; neugierige Frage des Kin- 
des. Auf letztere erfolgt die Antwort: 
Kinderfrag — KleinHnderfrag — mit 
Zucker bestreut^ grofze Leute vnssen Be- 
scheid. Kifiderßrag niöt Zocka bestritt 
die LOed wete woL Natangen. Sprw. I, 
2024. 

Kinderfrau, pltd. -frO, /., Kinderwär- 
terin; im Hessischen Hebamme. Vil- 
mar, 201. 

Kinderlehre, /. 1. Lehre für Kinder. 
2. der Religionsunterricht für Konfir- 
manden. Er geht schon in die Kinder- 
lehr^ er ist Konfirmande. 3. Religions- 
unterricht für Erwachsene. Nebenbei 
hielt ich in den Sonntagsabendstunden 
für eine gewisse Klasse Unvnssender in 
meinem Hause ebenfalls eine Kinder- 



lehre. Trescho, Herders Lebensbild 
I, 1, 41. 

Kindermädchen, pltd. -mälce, n., Mäd- 
chen, das die Kinder beaufsichtigt 

Kindermafz, n., das den Kindern zu- 
trägliche MaTz an Speisen. Kindermat 
on Kdlwennät motten öle Luede witen, 
Sprw. I, 2020. 

Icindem, sw.^ Kinder bekommen. Se 
hindert alle Jähr. 

Kinderplager, m., von Stein, Peregri- 
nus Xin, 88, als Schimpfwort aQ%e- 
fuhrt. W. Mtsbl. VI, 159. 

Kindertag, m., s. Allericindertag. 

Kinderweric, n., Kinderarbeit, kindi- 
sches Thun. Kindg/wark ös Klärwark, 
ist bedeutungslos, Spielwerk. 

Kind Jesus. Als Zurückweisung. Kind 
Jesus üt em Sepscharwel^ aus dem Seif- 
scherbeu. In' Mecklbg.- Vorpommern 
Kind Jei für Weihnachtsgeschenk. Mi, 
41a. 

Kindke, n., Kindchen. Hei woU sock 
lew Kindke make, er will sich ein- 
schmeicheln. 

Kindsfulz, m,, dasjenige, was man an 
Gebacken oder Speisen von irgend 
einer Mahlzeit mit nach Hause nimmt 
Hennig, 122. Nach Klein I, 231, 
erklärt sich der Ausdruck, der damals 
in Danzig nicht üblich war, aus einem 
niedersächsischen: dort sagt man scherz- 
weise von dem, welcher an einem 
Kindtaufsschmause teilnimmt, oder 
welchem nach alter Weise Gebacke- 
nes etc. zugesandt wird: Er bekomme 
etwas vom Kinderfufz ab. Ml dünkt 
dat Ding es klaar^ eck hebb et recht ge- 
raake^ Wer weet wie lang et duhrt^ so 
war jü KindS'Foht kaake. Carm, nupt 
VI, 230 d. Hier scheint an Kindtaufe, 
Kindelbier, gedacht zu sein. Vgl. Mnd. 
Wb. H, 464a: kindesvot 



Kindskest — Kirobenvater. 



868 



Kindskest, /., Tauffest Werder. S. 

KesL 
Kindtaufe, pltd. Kinddöpe, /., Scherz- 

bezeichnong für Yiehmarkt. Ön e Stadt 
08 Kinddope^ es ist Yiehmarkt. Dönh. 

Vgl. Hochzeit 
Kindtaufsvater, pltd. Kinddöpsvader 

(a =« d), m., Vater des getaufteD Kin- 
des, Veranstalter der Kindtaufe. 

ktneiiy 8U7., keimen, s. ktmen. 

Kingelbier, rein pltd. KindelbSr, m.j s. 
Kindelbier. 

Kinger y Kingerscli, plur, von Kind, 
KtTigench ist nur als Anrede gebräuch- 
lich. Sperber, 18. 

Kingerten, Pflzn., gemeiner Hartriegel, 
IjigustrumvvlgareL.^di,geny%. Grimm, 
Wb. V, 607: Kemgerte. 

Kinlcerlitzclien, Kinkerlibl(en,^{t«r., eine 
Einzahl ist nicht da. 1. Flitterstaat, 
Flitterkram, unnutzer Tand; Kleinig- 
keiten. 2. Albernheiten, Dummheiten, 
Kindereien, Allotria, Ausfluchte, Um- 
s<;h weife. Durchsteckereien . Mach keine 
Kinkerlitzken. Vgl. Grimm, Wb. V, 
773. Sperber, 35. Schemionek, 
19. 

KTpe, Kiepe, /., grofzer Korb, der auf 
dem Rücken getragen wird, aber auch 
ovaler, bügelloser Korb mit gewölbtem 
Boden. Lit. Ai^os, poln. ^a. Hennig, 
122, schreibt auch: Küpe, 

KTper, m.^ s. KSper. 
kTpem, Str., s. l(Spem. 

kippen, pltd. l(Sppe(n),mü. 1. das Gleich- 
gewicht verlieren und umfallen. Der 
Wagen kippt um. Das Schiff wollte 
umkippen^ es war dem Umstürze nahe. 
Bildlich: Er wird bald kippen^ er steht 
auf der Kippe^ er ist dem Bankerott 
nahe. 2. wenden, gewöhnlich uinkippen^ • 
umwenden. Die Kaffeetas&e umkippen^ 
die Obertasse mit der öffiiung auf die 



Untertasse setzen, zum Zeichen, daTz 
man genug habe. 3. Einen kippen, 
einen Schnaps trinken, wobei das Glas 
gekippt, gewendet wird. 4. abhauen, 
abschneiden, umstürzen, umlegen. Einen 
Baum kippen^ ihm die Spitze nehmen 
(s. V. a. kappen), aber auch ihn fällen. 

Kirche, /. In die Kirche gehen, zur 
Beichte gehen. In einigen Gegenden 
Litauens; unter den Polen hört man 
auch wohl den vielleicht noch an die 
röm. Obrenbeichte anklingenden Zusatz: 
u/m gehört zu werden. Saberau, Kr. 
Neidenburg. Hintz, 21. Hei geit 
on de Korch, ux) se mot Gläser klappre, 
in deu Krug. De Korch ös üt Tegel 
on Kalk, on de Dtwel ös e Schaue. Ich 
werde dir eins geben, da/z du neun 
Kirchen auf einmal sehen sollst. Neun 
Kirchen sehen, etwas Aufzerordentliches 
erfahren, erleben. Sprw. I, 2025. 

Kirchenarbeit, /. Los und dicht ist 
Kirchenarbeit. Dönh. 

Kirchenfab, n., das heilige Geföfz, 
vasa Sacra. Jeroschin hat kirchenvaz. 
Pfeiffer, 181. ' 

Kirchenfrau, pltd. KVrchefrQ, /., Diene- 
rin, Thürhüterin in der Kirche. 

Kirchenhufe, /., zur Dotation des Pfar- 
rers gehörige Hufe; es sind deren ge- 
wöhnlich mehrere, weshalb man nur 
von Kirchenhufen spricht« 

Kirchenicasten, m., Kasten, in dem 
sich das Vermögen der Kirche befin- 
det; Kirchenkasse. 

Kirchenthaler, pltd. KVrchedaler {a=a), 

m., scherzweise Bezeichnung für einen 
Pfennig; es ist dies die geringste Gabe, 
die man in den Kirchensäckel opfert. 
De Bracher heft luter Korchedäler, 
Samland. 

Kirchenvater, pltd. KSrchevader (a^a), 

m., Kirchenvorsteher, Mitglied des 



864 



Elirchenvisitatioii -* kiächeln. 



KirchenkoUegiums oder GemeiBde-Eir- 
cbenrates. Auf der Dzg. Nhg. Karke- 
väder. Viol^t, 101. 

Kirchenvisitationy /., die jährliche Vi- 
sitation und Revision der Kirchen und 
Schulen durch den Superintendenten, 
die in der Kirche zu erfolgen pflegt. 

Kirchgang, m., Gang zur Kirche und 
zwar der erste nach überstandenem 
Wochenbett. Die Frau hält ihren Kirch- 
gang. Der Geistliche gedenkt der Kirch- 
gängerinnen im Gebete. 

Kirchspiel, pitd. KSrchspSII, n., Parochie, 
Diöcese^ Pfarre. Bei Jeroschin kir- 
8piL Als Bezeichnung des zur Kirche 
gehörigen Territoriums läfzt man das 
Wort meist fort und sagt: om Krtz&che 
d. h. im Gebiete des Kirchspiels Heü. 
KreuZj öm Pobethsche^ im Kirchspiel Po- 
bethen, dm Schaakensche^ im Kirchspiel 
Schaaken etc. 

Ktre, plur,^ Ranke, Streiche. Dei 
Jung heft luter Ktre dm Kopp. Na- 
tangen. 

Kirmas, Kirmes, Kirms, /., s. Kerms. 

Icirren, IcUrren, aw. 1. tönen, erschal- 
len. Wenn die Sackpfeif nicht voÜ isf, 
80 hürret süe nicht. Stein, Peregrinus 
XIV, 12a. W. Mtsbl. VI, 184. 2. 
bändigen, zahm machen. Ein Pferd — 
einen Menschen kirren — kirr(e) mcu:hen. 

Kirschbeerbaum, pltd. KearschbSrböm, 

77>., Kirschbaum. Dzg. Nhg. Parad., 
24. 

Kirschbier, m., Getränk aus Kirschen. 
Vgl. Bock, Nat. I, 271. 

Kirschkreide, /., s. Kreide. 

Kirschmet, m., Met aus Kirschen, 
Kirschwein. Oraudenz, an welcliem 
Orte noch vor wenigen Jahren ein vor- 
trefflicher in Polen sehr beliebter Kirsch- 
meth (poln. vnsniak) gebratcet und ver- 
schicket wurde. Bock, Nat. I, 616. 



Kirscht, /., s. Kirste. 

Kirste, Kirscht, Kerste, Kerscht, KSrste, 

bei Hennig, 140, KUrste, bei Bock, 
29; auch Kurste, /*. 1. Kruste, nament- 
lich die des Brotes. Ahd. krustdy mhd. 
krustey altniederd. croste; aus dem lat. 
crusta. Wi hebbe drei Gerockt: Kr&m, 
Kerscht on dreg Brotke. . . . nachmahk 
begiefzen sie (die Litauer und Russen) 
die bewickelte Füsse mit Wasser , welches 
bey sehr kalter Zeit gar geschwinde ge- 
frieret und eine gefrome Korste verur- 
sachety wannenhero die Kälte naehmahls 
wegen der gefrome Korste zu den Füssen 
selbst nicht penetriren kan. Linem., 
Ttlb. 2. hochbetagter Mensch. Hei 
ÖS all e ölet Kerschtke. 

Ictsätig, Ictsätsch, adj., s. kTsttig. 

Kiichel,9n.;die aufgesammeltenKüchen- 
überreste, welche gewöhnlich den 
Schweinen gegeben werden. Mühling. 
Vgl. Drank. 

Kiteheleimer, pltd. Kiichelemmer, m., 

Eimer zur Au&ahme des Kiichels. 

kiichelig, ad^.^ weich, schwammig, 
aufgetrieben, aufgedunsen, aufgeschwol- 
len. Kischelge Finger^ von Frost auf- 
getriebene Finger. Kiichelge MuSj weich- 
klunkrige, dicke Mus. Nach Schemio- 
nek, 19: wässerig, z. B. Suppe, die 
zu dünn. 

Iciicheln, sw. 1. im Wasser patschen 
und es dabei vergiefzen, verschütten, 
und dann gewöhnlich veridicheln, Uber- 
kiicheln. Sperber, 42. 2. verderben, 
aufgären. In dieser Bedeutung auf- 
kifeheln. a) die aufsteigende Bewegung 
des Garens, b) aufdunsen. Das ist an 
ihm nur aufgekUcheltes Fleisch und kein 
gesundes^ er ist trotz seiner Korpulenz 
nicht kräftig. Mühling. 3. obenhin 
und schlecht braten, etwas in der Pfanne 
anrichten. Gordack. 



Eischelwasser — kitern. 



365 



Kiichelwasser, pitd. Kifehelwater (a=:ä), 

n., anreines Wasser, Spülicht. M ü h li n g. 

Ygl. Patschwasser. 
Kischkebauch, pltd. KischkebQk, m., 

Dickbaach^ namentlich zur Bezeichnung 
eines dicken Jungen. 

Kiichlak, n.^ das Füllen; bei Sper- 
ber, 37, unter den Ausdrücken von 
„unzweifelhaftpolnischer Abstammung^. 
Bei Mrongovius nicht zu finden. 

kiSStig, ktsettig, adj.^ Zusammensetzung 
aus kisen^ schmeckend prüfen, und ete(n) 
essen, wählerisch im Essen, ktsen von 
mhd. kiesen^ ahd. chiosan, alts. kioaan^ 
goth. kiusan erproben, prüfen; schmek- 
kend prüfen, kosten. Schade, 493a. 
Treichel schreibt kiesäiig und hat 
noch kiesätsch. Auch Tiere, nament- 
lich Schweine, welche nicht fressen 
woUen, sind kisetig. In der Rede wird 
ki als erste Silbe gesprochen, so dafz 
setig und settig = satt klingt. Auch 
verderbt zu kilsetig und ktl/retsch. Sam- 
land. In der Altmark kisfrätsch, Dan- 
neil, 101a. Vgl. kankadsch. 

Ktskalby n., weibliches Kalb, Kuhkalb; 
ebenso auch bei Sperber, 17, und 
Viol^t, 101, der Mutterkalb erklärt. 
Die nachfolgenden Belege, welche un- 
ter Kiskalb ein männliches Kalb ver- 
stehen, befinden sich im Gegensatz zur 
heute gültigen Annahme. . . . da/z ein 
Jagtoerstandiger und Jäger sich fast 
vermessen kan, wenn er den Spur von 
einer trächtigen Hindin (auch wol von 
andern Kühen) welcher insonder in weicher 
Erde eingetreten^ ansichtig wirdy alsbalde 
zu berichten weijz^ ob selbige eine Kühe- 
oder aber Kyfzkalb (wie bey uns in ge- 
mein geredet wird) trage. Linem., Zz 
3 a. Wenn nun das Kyfzkalb oder Männ- 
lein zwr Rechten lieget^ als wird der 
tiefste Spur zur Rechten anzeigen^ da/z 



die Hindin ein Kyfzkalb trage. Ibid., 
Zz3b. Vgl Kalb. 

Kissfil, /. u. m.^ lit. kisilus^ m,^ ein 
säuerlicher, gallertartiger Hafermehl- 
brei, der mehrmals abgewässert wird, 
Hafermus. Vgl Bock, Nat I, 262 f. 
Lepner, 82. Pierson, Matth. Prätor., 
110. Er ist das zehnte Wasser vom 
Kissely er ist ein weitläufiger Verwand- 
ter. Sprw. I, 3980. Der fünfte Auf- 
gufz von der Kissel wird ein dünnes 
Getränk genannt. Poln. kisiel Mehl- 
suppe von Sauerteig und Honig, russ. 
kislo sauer. Bock, Nat. V, 390. In 
Estland KissSl^ m., beliebte Speise aus 
Kartoffelstärke mit einem Zusatz von 
Fruchtsaft, bei den Bauern ein saurer 
Mehlbrei. Sallmann, IIa. Hupel, 
103. 

Kissen, n. Einem ein Kissen unter- 
legen ^ ihm nach seinem ersten kirch- 
lichen Aufgebot für die bevorstehende 
Ehe Glück wünschen. Sprw. I, 2028. 
Lewersch tte (Kinder) op em Kosse^ une 
ent op em Oewösse^ als Entschuldigung 
auizerehelicher Geburten. 

KHche, n., s. Kiste. 

ktten, sw. Ich wollte^ dafz es (das 
Pferd) kürzer ^ekiht wäre. Soph. R. VI, 
136. Der Riem ist auch zu lang; das 
mochte der wol haben wollen^ mit seinem 
kurzem Kihten. Ibid. 

KTtereimer, m.j Eimer zur Aufnahme 
des Kiterwassers (s. d.). 

kttern, klitem, sw. 1. im Wasser pat- 
schen, eine Flüssigkeit aus Unvorsich- 
tigkeit oder Ungeschick vergielzen, und 
dann auch verkttern. Sich bekttem, sich 
naTz machen, z. B. beim Wassertragen^ 
bei der Wäsche: Du hast di got be- 
kitert Oberland. 2. an einer Sache 
zerrend zausen und arbeiten und sie 
dadurch in Unordnung bringen, der 



366 



Eiterwasser — klabastem. 



Zerstörung entgegenführen. Kinder kt- 
tem an Spiehachen. Westpr. Kieter 
nich an madder nick, mtne Mutter lidt 
dat nich. Elbg. Niedg. W. Seidel, 
31, hat noch für Danzig: arbeiten im 
Stofzen. 

Ktterwasser, pltd. Kiterwater (a « a), 

m., unreines, schmutziges Wasser. Vgl. 

Kiichelwasser und Patschwasser. 

Kittel, pltd. Keddel, m. 1. Rock, vor- 
zugsweise Weiberrock, lit. kidelys Wei- 
berkittel, Unterrock. Se (Trienliske) 
heft er KeddeUce krus^ Sei geit wolj dot 
et brüst. Volksl., 21, 13, 2. Gottswelt! 
de Keddel stund as vne en Wahter-Tonn. 
Carm. nupt I, 282, 6. Vgl. Kerdel. 2. 
beim männlichen Dorsch die Befruch- 
tungsteile. 

KittelbUxen, plur., s. BuddelbUxen. 

KHtler, m., s. KSttler. 

Kittraute,/., Fensterscheibe, die durch 
Kitt in dem Holzrahmen befestigt ist, 
im Gegensatz zu der in Blei einge- 
lassenen Raute. Hennig, 328. Die 
Betzeichnung hat fast aufgehört, da 
letztere Art der Rahmung selten ge- 
worden ist. 

Kttzing, KSbing, /, Eingeweide der 
Fische. Die Kitzing des Karpfen wird 
gern gegessen, worunter man Üer jedoch 
nicht den Rogen (Grimm, Wb. V, 883), 
sondern die eigentlichen Gedärme ver- 
steht. 

Kiwen, vhchd. KUben, m., grofzes Falz, 
Kübel, Kufe, worin bei Feuersbrünsten 
das Wasser herbeigeschafft wird, ge- 
wöhnlich auf einer Schiefe oder Schleife 
(s. d.) stehend. Die Feuerwehren ha- 
ben die Ktwen auf Räder gestellt. Ob- 
gleich hchd. allgemein Kiewen gesagt 
wird, so ist Kufe doch der richtige hchd. 
Ausdruck, franz. cuve^ poln. kufa. In 
alten Kiwen ist gut baden. Stein, Pe- 
regrinus XHI, 36. W. MtsbL VI, 128. 



Öm öle Ktwe 5s got bäde^ man rott sock 
ken' Splotter on, neckend als Trost für 
den, der eine alte Frau geheiratet hat. 
Zwar war ists und wirds ein jeder be- 
'kennen^ das die Sonne im Aufgang 
manchem vne ein Tonnenboden^ man- 
chem wie ein grofz Kubenboden in» Ge- 
sicht kommet. Linem., S la. 2. Mund, 
Schlund, Gurgel, und dann wohl nur 
Verwechselung mit Kiemen. Öck gew 
dt ent an e Ktwe. Hau em undre Kudc! 
Vgl. Sprw. I, 418. 

ktwen, sw.^ ktwig, o^'., s. ktfen. 

Kiwit, TTO., gemeiner Kibitz, Vanellus 
cristatus. Der Name ist dem Ge- 
schrei nachgebildet: Kiwit^ wo bUw ocki 
Volksr., 69, 264. türkischer Kiwit, 
Austernfischer, Haematopus ostrcdegusL. 
Bujack, 382. Mühling, Tiem., 173. 
Kiewitt triM auch als Familienname 
auf. Sperber, 35. Vgl. Kommit und 

Pardei. 
KTwten, Ortsn., s. Kiewitten. 
kJabacken, sw.^ s. klabastem. 

Klabaster, m., StraJzenschmütz, dicke 
klebrige Dreckmasse. Ech kunnt (der 
Pfütze) nich vorbei on da mu/zt ech 
dorch den Klabaster motten dorch. Schal^., 
3, 4. Vgl. klabastem. 

klabastem,^««;. 1. geräuschvoll klopfend 
arbeiten, klopfend etwas zusammen-, 
zurechtflicken, ausbessern. Sperber, 
35: mit Gegenstanden derart umher- 
wirtschaften, dafz ein heftiges Gepolter 
entsteht Der Klabaster anter den Hand- 
werkern ist der Schuster, der im Volks- 
reim Klabuster^ Klapttsterh^zi: Schuster, 
Klapuster^ wat kosten de Schdf Volksr., 
81, 332. Vgl bastein. Übertragen: 
prügeln, schlagen. Se klabastert em den 
Puckel voll. Es giebt Klabaster. Müh- 
ling hat in diesem Sinne auch kla- 
backen. 2. polternd gehen, laufen, rei- 
ten, fahren. Und ein Kerl so kräftig 



klabberig — Klaffke. 



367 



hinter mir drein klabasterte. Soph. R. 
y, 123. So auch in der Altmark und 
InMecklbg.-Vorpomm. Danneii^ 101b. 
Mi, 41a. Als Stamm för diese Be- 
deutuDgen drängt sich Idap in klappen^ 
klappern^ klopfen, auf. Vgl. Grimm, 
Wb. V, 888. 3. Eine dritte Bedeutung 
haikleben zur Wurzel : iCZa&as^ Schmutz, 
Dreck; klabastem schmutzen, drecken, 
in Schmutz und Staub wühlen, treten; 
in der Verstärkung sich beklabastern, 
sich die Kleider mit Stralzenkot be- 
werfen, klabastrig, adj.^ schmutzig, 
dreckig. S. Klabuster. In Posen kla- 
bastem gehen: durch den Dreck kla- 
bastem. Bernd, 124. In Hessen: sich 
unruhig bewegen, jemand in unruhige 
Bewegung setzen, abquälen. Yilmar, 
204. S. Anton, 9, 7. 

klabberig, adj,^ kleberig, gallertartig. 
Er hat eine klahVrigfi Handy diq innere 
Handfläche ist schweiizfeucht. 

klabbern, sw.^ kleben. 

Kiabusler, m.y s. klabastem. 

Klabuster, KiabOster, /., yon kkben, 

znsammengetrocknetes Dreckklümpchen 
in der Wolle der Schafe, in den After- 
haaren klebender Überrest der Exkre- 
mente. Da das EJümpchen Beeren- 
gestalt hat, auch Kiabusterbeere. In 
Mecklbg.- Yorpom . Klabasterbeeren. M i , 
41a. Er kann die Klabustem vom A. 
leseny sagt man in der Gegend yon 
Mewe von einem Kinde, welches noch 
nicht Gedrucktes zu lesen vermag. S. 

klabastem. 

klabustem, sw.^ zusammenkleben, sich 
zu Klabustem gestalten. 

Klackde, /., s. Kleck. 

klacken, sw., s. das folg. 

Klackem, sw.y Frequent. von klacken, 
kleckern, kleckernd fallenlassen, streuen. 
Die Euh klackert, wenn sie mistet, der 
Landmann, wenn er den Dünger aus- 



streut, der Ungeschickte^ wenn er beim 
Essen etwas auf die Kleider fallen läfzt. 

Klackersmann, m.. Mann der klacker% 
SpottbenennuDg für den Bauer und 
Landwirt. Ackersmann, du Klackers- 
mann, wol dem, dei en Handwerk kann! 
seggt de Bessembinder tom Bür. Jerren- 
towitz. Sprw. II, 27. 

Klacks, m. 1. Klecks, Fleck. 2. bild- 
lich: Schandfleck, Makel. Sie hat einen 
Klofiks weg, sie ist in Qbeln Ruf ge- 
kommen. 3. Stück einer klebrigen 
Masse. Ein Klacks Butter — Kalk — 
Lehm. 

klecksen, sw, 1. klecksen, Kleckse 
machen, kleckend etwas verlieren. Die 
Maurer Idacksen bei der Arbeit und 
verklacksen den Kalk. 2. einen Klacks 
anwerfen, wie es Maurer und Töpfer 
thun. SpottgruTz für Töpfer: Klicks 
klacks Tepperdreck, Tobacksnds^ on Ber- 
krSg! 5s dem Tepper stn Ehregru/z. 
Sprw. II, 2712. In beiden Bedeutun- 
gen auch klicksen. 

kladätsch, interj., s. klatsch. 

kladderig, adj\, kleberig schmutzig, 
schlüpfrig. Richey, 118: Kladde 
Schmutz. Vgl. klabberig. 

kladdem, sw.^ unreinlich und unge- 
schickt ai'beiten, besonders bei der 
Wäsche. Mühling. 

Kläffer, m,, Schwätzer, Ausplauderer, 
Geschichtenträger. Alle kleffere vor- 
Speer vnd logener, de erbaren hide an 
er ere spreken vnd an eren gude schaden 
unllen, . , ,de solen des haves entberen, 
Dzg. Artushof-Ordn. v. 1421. Hirsch, 
Dzg. Handelsgesch., 287. Mnd. Wb. 
II, 475 b. 

klaffk, adv., anpassend, uDSchicklich, 
besonders vom Putz. Mühling. 

Klaffke, m. Dat schlachtet nau^m 
Klaffke, das ähnelt, gleicht dem Klaffke; 
Ton schlecht sitzenden Kleidern, ge- 



36& 



Elaffez — klappern. 



schmacklosem Putz. Vgl. das vor. 
Klaffke tritt häufig als PersonenDame 
auf, und ist in der Redensart irgend 
ein Klaffke gemeint. Vgl. Sprw. I, 
3309. 

Klaffte, n. Einen beim Klaffez Jene-' 
geny ihn beim Kragen fassen, ergreifen, 
festhalten. Egsbg. Marold. Ich habe 
in diesem Sinne nur Schlafittchen (s. d.) 
gehört; in Litauen auch Klaßttchen. 
Sprw. I, 3319. 

Klafittchen, n., s. das vor. 

Klan,/. 1. Klafter. Eine Klaß Holz. 
2. Kloben. 

Klafunje, n., s. Kalfönje. 

Klage,/., s. Glage. 

klämen, sw,^ vor Kalte erstarren; ge- 
wöhnlich verJdamen (s. d.). Hennig^ 

122. Vgl. klamm. 

kiftmerig, adj. von Idämen^ kälüich, 
nafzkalt. Dat os klämeriget Wedder, 

Vgl. hubbern. 

klamm, adj. 1. klebrig feucht; feucht 
kalt, schweii'zig, feucht überhaupt; er- 
starrt. Klamme Hände kalte, schweüz- 
feuchte Hände; — kUmvme Finger^ vor 
Kälte erstarrte Finger; — klamme 
Wasche, nicht ganz getrocknete Wäsche; 
— klammer Schwei/z, klebrig feuchter 
Schweifz. Der Schnee ist klamm, wenn 
er feucht wird und sich leicht ballen 
läfzt. Hennig, 122. Vgl. Brem. Wb. 
U, 784. Schamb., 101a. Danneil, 
102a. Grimm, Wb. V, 936. 2. in 
völlig abweichender Bedeutung bei 
Sperber, 18: in beschränktem Mafze 
vorhanden. Das Geld ist ihm klamm, 
er hat augenblicklich wenig verfügbares 
Geld. 

Klammspeicher, pltd. Klammspfker, m., 
kleiner eiserner Nagel. Die Eisennägel 
in Kgsbg. und Provinz sind nach ihrer 
Verwendung: Zaun-, Rohr-, Huf- und 
Schlo/znägel (Ganze-^ Halbe- u. Viertel- 



schlo/znägel) ; nach ihrem Preise ab- 
steigend : Groschen ( Vierpfenniger ) -, 
Pälke (Zweipfenniger)-, /ScAäKn^s (Pfen- 
nig)- und Klammspeicher, deren es 
zwei für einen Pfennig giebt. Hen- 
nig, 122, leitet das Wort von klemmen 
und Spiker Nagel, Spitze, ab. 

klaneien, ew., wehklagen, jammernd 
klagen und weinen. Dzg. W. Seidel, 
31. Davon vorklaneien, vorwimmern. 
Vgl. klänen. 

klänen, kISnen, sw., fortgesetzt jam- 
mern, wehklagen, winseln. Im Brem. 
Wl). II, 808 : mit durchdringender Stimjne 
reden; schallen, widerschallen, welches 
nach Grimm, Wb. V, 1222, die alter- 
tümlichste Erscheinung des Begriffes 
sein wird; das fortgesetzte Klingen, 
das einem im Ohre liegt, vorzugsweise 
ein unangenehmes. 

Klapka, /., der Sinn, senstis. Er hat 
eine Klapka zu viel, er hat sechs Sinne, 
ist übergeschnappt. Sperber, 38, der 
es unter die Ausdrücke von unzweifel- 
haft polnischer Abstammung gestellt 
hat. Bei Mrongov. ist klapka als 
Sinn nicht verzeichnet; es bedeutet ein- 
fach Klappe. 

klapp, (zdj., hurtig, fertig. Klapp und 
klar, fix und fertig, bereit. Mühling. 
Treichel hat klip^ und klar. 

Klappe, /. 1. Überschlag an den 
Westärmeln der Prediger von feiner 
weilzer Leinwand oder Batdst und Kam- 
mertuch; früher das Erkennungszeichen 
der ordinierten Prediger. Hennig, 
123. Er fing an zu husten, schob an 
seinem Kragen und zog beide Klapp- 
chen hervor. Soph. R. III, 69. 2. 
Fischemetz, üblicher Kleppe u. Klippe 
(s. d.). 3. nach Mühling auch s. v.a. 
Schlappe, Schaden. 

klappen, sw., gut zusammenpassen, 
glücken. Dat klappt nicht, paEzt nicht 



Klapper — Elappholz. 



369 



zasammen, schickt sich nicht. 2. auf 
einander treffen, zur Ausf&hrung schrei- 
ten, zur Entscheidung kommen. Im 
Kriege kommt es oft zwm Klappen^ zum 
Zusammenstofz. Ich habe mich so ge- 
freut^ einmal an Sie schreiben zu dür- 
fen; nun gleichwohl^ da es zum Klappen 
kommt^ liAer Qott^ was unrd^s nunf 
.Soph. R. IV, 113. Vgl. Grimm, Wb. 
V, 959. Anton, 9, 7. Bock, 23. 
Hennig, 123. 

Klapper, /., Werkzeug zum Klappern. 
1. Die Kinderklapper. 2. die Gutsklapper. 
Sie besteht aus einem freihängenden 
eichenen Brette oder einer eisernen 
Platte, worauf mit zwei hölzernen Häm- 
mern geschlagen wird. Die Leute wer- 
den durch die Klapper zum Essen oder 
zur Arbeit gerufen. 3. Hausthurklapper^ 
zum gröizten Teil durch die Haus- 
glocke verdrängt. 4. Glocke, beson- 
ders Kuhglockeprimitiver Art, die kei- 
nen vollen, sondern nur einen klappern- 
den Ton giebt. Das Vieh mit den 
Klappern geht aus der Dunkelheit des 
Waldes hervor. Aus eineto mas. Liede. 
Klinger oder Klappert Volksr., 34, 132. 
Hennig, 123. 

Klapper, Pflzn., Klappextopf^ Rhinan- 
tkus L., weil die Samen im aufge- 
blasenen Kelche klappern. Hagen, 
641. Vgl Kapper. 

Klapperbein, pltd.Klapperbta,9n., Name 

für eine hagere, klapperdürre .Person, 
für. den Tod als Gerippe, für den 
Storch: 

Klappermann, m., Bettler oder Hospi- 
talit, der mit der Klapper Gaben sam- 
melnd von Haus zu Haus geht. 
Ebenso Klingelmann, volksmäizig Klin- 
germann. Er meldet sich durch Klap- 
per oder Klingel an. Im Ermlande ziehen 
die Klappermanner mit Tragkörben 
und Büchsen umher; erstere zur Auf- 

FziMhUtr» W6rt«rbneh-L 



nähme der ihnen gereichten Viktualien, 
letztere zar Au&ahme des Geldes. — 
Diese Klappern und Klingeln waren in 
der Zeit des aufkommenden Aussatzes 
den Kranken gegeben worden, um von 
ferne schon die Gesunden vor Berüh- 
rung zu warnen, es ward aber ein 
Bettelwerkzeug daraus. Grimm^ Wb. 
V, 969. Hennig, 123. 

klappern,* sw.y Frequent. von klappen^ 
wiederholt klappen. Frieren^ da/z die 
Zähne klappern. Ironisch : Er klappert 
wie ^ne bastne Lischke, Er klappert wie 
'ne Zieg^ der hagere Mensch. 

Klappern, auch Bullern, n.^ die Art 
des Fischens, bei welcher die Fische 
durch das Getöse, das durch Klappern 
oder Schlagen mit einem Stocke auf 
das Fahrzeug verursacht wird, in das 
Netz gescheucht werden. Es gehört zu 
den verbotenen Arten des Fischfanges. 
Fisch.-Ord. f. d. kur. Haff § 45; f. d. 
fr. Haff § 46. Benecke, 310. 410. 
Vgl. Bullern. 

Klapperwagen, m.^ Wagen, der klap- 
pert, gewöhnlicher Leiterwagen. Wie 
häfzlich rasselt es^ wenn Klapper- Wagen 
fahren. Carm. nupt H, 266 c. 

Klapperwlese, pltd. Klapperwfis', /., 

Strai'ze in Königsberg am linken Pre- 
gelufer vor dem Bahnhof. Vor ihrer 
Bebauung war die Gegend Wiese, auf 
welcher das Klappholz vorrätig lag. 
Nesselmann meint in handschr. Be- 
merkung: fr&her Holzwiese, auf welcher 
das Holz geklappt, d. i. gespalten wurde. 
Hennig, 123. 

Klappfischerei, /., Fischfang mit der 
Klappe oder Kuppe (s. d.). 

Klappholz, n., pltd. Klapholt und ebenso 
mnd., gespaltenes Eichenholz, wie^ es 
zu Fafzdauben gebraucht wird, längere 
StQcke heilzen PTpenstilbe. Sintemahl 
etliche Qebiethieger . . . die.Letithe zwin- 

24 



370 



Klappe — klarren. 



gen^ BoUa^ Wagenschofz^ Asche und 
Klapholtz nicht allein zu hatten, aandem 
auch . auszuführen in die Städte. Aus 
dem Briefe des Mönches Borricger an 
den Hochmstr. Paul Belliger aus der 
Zeit von 1426-1440. Hartwich, 511. 
nach üartknoch, Pr. Eirchhist. Rut- 
tenholz, Wagenscho/Zy Asche^ Klappholz. 
Schutz, Preufzen, S. 138. Raub,., 
an Vieh, Fischen, Bogenholz\ Klapholz, 
S. 241. 1777 wurden aus Memel aus- 
geführt: Klappholz 198 Schock, Bock, 
Nat. I, 608. Dan. klapholt, schwed. 
klapphoUs, engl, clapboard auch clap- 
holt, holl. klaphout, bayr. Knappholz. 
Grimm, Wb. V, 979. 

Klapps, Klaps, m., kurzer klatschender 
Schlag. Da gebe ich lieber in der Ge- 
schtmndigkeit einen Klaps. Soph. R. III, 
189. 190. Sperber, 35. 

klappsen, klapsen, sw., klappend und 
klatschend schallen. Ach! ich höre es 
klapsen — Ja^ das Küchenmädchen hat 
richtig eine Ohrfeige von ihr weg. Soph. 
R. 1,213. 

Klapuster, m., Schuster, s. klabastem. 

klar, adj., fertig, in guter Ordnung; 
in der Seemannssprache: zum Absegeln, 
zur Abfahrt fertig. Öck st klär. Et 
ÖS alles klär. Mein Freund war klar 
. . . und lieh mir sein Schiff. Soph. R. 
V, 125. Hennig, 123. Vgl. klapp. 

Klare, /., Brille. Eir hot die Klare of. 
Ermland. 

klftren,*st(7. 1. klären, klar, hell, sicht- 
bar werden, glänzen. Da» Wetter klärt 
auf, der blaue Himmel wird klar, sicht- 
bar. Jeroschin:- Des dbindis er (der 
comete) cldrte. Pfeiffer, 181. Dan. 
klare, schwed. klama. 2. in der Fischer- 
sprache: die Netze ausbessern, also klar, 
brauchbar machen. Frische Nehrung. 
3. nach Schemipn'ek, 19, schlecht 



schreiben; dies gewöhnlich klieren. Ygl. 

klarren. 

klarieren, sw.y klar machen, fertig 
schaffen, in Ordnung bringen. Mfih- 
ling. 

KIftrke, w. Vom., Elärchen, Dem. von 
Klara. Hartwich, 54. 

KIftrken, plur. nach H ar t wi c h, 279, * 
die Sorte der Mennoniten im Werder, 
welche die feine oder flämische heiTzt: 
Ob nun wol zwar von den Mennonisten 
unterschiedene Gattungen sind, so findet 
man doch nur zweyerUy Art im Wer- 
der^ alfz die feine und grobe Mennonisten. ' 
Die feine werden Flämmlscbe, oder Klahr- 
ken, oder Reinstoff und Feinstoff genant; 

die Grobe aber nennet man Friesen, oder 

Bekümmerten, oder Dreckwagen. Den 

letztem Namen haben diese erhalten, 
weil sie zwar „alle anderen Sekten der 
Wiedertäufer verdammen: doch sie 
gerne annehmen, wenn sie .aus anderen 
Mennonisten-Gemeinen abgesetzet sind, 
defzwegen sie auch einen solchen Na- 
men von dem Dreckwagen bekommen 
haben. ^ HM'twich, a. a. O. 

Kiarre, /., Hand, gewöhnlich im Plu- 
ral Klarren. Nimm die Klarren weg! 
Er mufz seine Klarren überall haben. 

Klarren, plur., die Augen. Die Klar- 
ren aufsperren. Vgl. klarren. 

klarren, kiftren, sw. 1. von Kiarre = 
Hand: langsam und schlecht arbeiten. . 
Nach Muhling auch an einer. Sache 
rühren und sie dadurch in Unordnung 
bringen. Klarrst denn immerweg dran, 
bringst du die Arbeit gar nicht fertig? 
Dast ist klarke klarke, es taugt nichts. 
Gedanism. In der Zusammensetzung: 
herumklarren, sich viel und unnötig zu 
schaffen machen und dabei nichts fer- 
tig bringen, beklarren, mit den Hän- 
den befassen, betasten; sich mit Putz 



Klarrkott — Kl&tke. 



371 



behängen. 2. ton Klarren = Augen: 
stier, neugierig auf etwas sehen; davon 
anklarren, anstieren, mit weit geöfiPneten 
Augen anstaunen. 

Klarrkott, /., Schimpfwort auf ein 
träges, arbeitsscheues, ungeschicktes 
Frauenzimmer ; zusammengesetzt aus 
Harren 1 und Rotte. 

Klftrz^ in ermländischer Sprechweise 
Kiarz^ Pflaumen-, auch Kirschenharz. 
Mühling. 

KltiS, Klaus, m. Vom., Nikolaus; auch 

* KIVschen. Aber ich hei/ze Clas^ wo ich 
wei/z, was ich da geschrieen habe, Soph. 
K. III, 28. Wo Herr Lese Sie lieb, so, 
heifze ich Clas Niclas, Ibid. VI, 424. 

KlaschtOr, n., Kloster, poln. lUasztor. 
Sperber, 38. 

* klästrig, cuij.y schmutzig, kleisterig, 
gleichsam wie mit Kleister beschmiert. 
Mühling. 

KIftter, /., ein unbeholfenes, vier- 
schrötiges Frauenzi mmer. Sperber, 
J8. Vgl. Kläter. 

Kläter, auch Klatter, /. n. m. 1. an- 
gespritzter Dreck auf Kleidungsstücken, 
namentlich der Drecksaum an Bein- 
kleidem und Weiberröcken. Sie hat 
Kldt^m bis ins Genick. Es V doch von 
oben bis unten ene Kläter. Schalt)., 3, 
4. Wem eck nich gefall en e Klatte 
De kann mt öm A. lecke em Glatte. 
Jerrentowitz. 2. Die Schmutz- und 
Düngerklümpcben an Kühen, Schafen etc. 
du Hebe Ann' Christin\ Schapsklate 
send ken Rosin'.^ J^rrentowitz. Hei ös 
voll Stolz wt de Bock voll Kldtere» 
Wehlau. 3. angetrocknetes Klümp- 
chen überhaupt. Augenkläter, getrock- - 
neter Augeneiter. Mi e Icke II, 55a. 
4. ein schmutziges, unreinliches Weib: 
sie ist ^ne rechte Kläter. In Hessen 
Klunder. Vilmar; 208. 5. Geld, Ver- 
mögen: Dat Make heß schone Klätre. 



^. da^ 



— beklätem, sich^ sich mit KläteA be- 
werfen. Du hast dich gut beklätert. 
Weniger gebräuchlich ist Matern, Klä- 
tem werfen, im Schmutze gehen; dann 
gewöhnlich herumklätern, d. h. sich in 
den schmutzigen Strafzen herumtreiben. 
kläterig, adj. 1. schmutzig, dreckig, 
schmierig. 2. dürftig, elend. Es geht 
ihm kläterig, es geht ihm schlecht, er 
mufz sich sehr stümpern. Dafz es mit 
*dem Herrn von Poufaly so ein klaterich 
Ende genommen hat. Soph. R. VI, 478. 
Auch vom Anzüge: de Rock os kläterig 
genSg. fi. schwierig, uneben, verwickelt; 
von einer Sache. Die Geschichte ist mir 
zu kläterig, sie ist mir bedenklich, 
nicht genehm, nicht ehrenhaft genug. 
Holl. klad Unflat, Schmutz, Jdadden 
beflecken, bedrecken, besudeln. Im 
Götting. bei Schamb., 101b, Kläter, 
in Thür. Klader. Das Wort steckt 
wahrscheinlich .auch, aus der gothi- 
schen oder longobardischen Zeit her, 
im nordital. iciatra f., spruzzo (Be- 
sprützung) in Parma, s'ciatra dt fanga 
Kotklunker, s'cui^on Schweifztropfen,. 
iciatrar besprützen. Auch eine nor- 
dische Spur wohl in Schweden dial. 
glätra schneien und regnen zu gleicher 
Zeit (von Schlackerwetter), adj. glädr- 
drig, Idatra (dies auch norweg.), kludr 
dra, schlecht schreiben. Grimm, Wb. 
V, 1008. Vgl. Danneil, 103b. Mi, 41b. 
kläterig, klatterig, adj., verwirrt, zu- * 

sammengefilzt in den Haaren. Vgl. 

klattern. 

kläterig, adj., s. Kläter. 

Matern, sw. 1. von Kläter (s. d.). 2. 
plaudern, klatschen, Heimlichkeiten aus- 
posaunen. Mühling. • 

Klätke, /., das Vogelbauer, der Käfig, 
poln. klatka,' lit. kUtkä, russ. kljetka, 
böhm. klec. Nsslm.; Forsch. 2; Th., 
73. Vgl. Klätke und Klete. 

24* 



/• 



372 



Elatke — klattern. 



Klatke, /., Lüge, Un Wahrheit; hängt 
wohl mit klatscfien 1 zusammen. Geda^ 



ntsm. 



Klätke, Kl§fl(e, /., scheinbar ybchd. 
Klätchen, Kletchen^ GeiUngnis. Sie brin- 
gen ihn ins Kletke. S. KLdike^ Vogel- 
bauer. Hennig, 124. N. Pr. Prov.- 
Bl. a. F.Vn, 440. 

Klatsch, /., die Stute, von dem poln. 
klacz^ preuiis.-poln. klacza. Sperber, 
38. 

Klatsch, Klatsche, /., das Gastmahl, 
der Schmaus überhaupt; dann insbe- 
sondere jede Kaffee- und Frauengesell- 
scbaft (Kafeekldtach) und der Eind- 
taufschmaus. In letzterm Sinn: Klatsch 
ausrichten, taufen lassen. De Brüdgam 
mot woU denke, wtl nü de Kräwt nich 
dür, war kostbar Klatsch tau schenke. 
Carm. nwpt VI, 230. Et rqok noch 
von der Klaatsch, de hei on Pingste gaw. 
Ibid. IV, 324b. Göft man hier Awend- 
Klaatsch mank solke bunte Ldede. Ibid. 
V, 190 d. E gtste Klatsch ausrichten, 
ein Festmahl veranstalten, dem eine 
Kindtaufenichtzu Grunde liegt. Schwed. 
kalds Fest. S. Kollatsch. 

klatsch, interj.y nach dem Schalle, 
den ein Schlag hervorbringt, oder ein 
fallender Körper verursacht. Ist der 
Ton breit, so sagt man auch kladatsch. 
Substantivisch Hieb, Schlag: ünger-^ 
wegens kriggf he (der Schneider) Klatsch, 
Volksr., 81, 329. 

Klatschbutter, /., gemischte^ unreine 
Butter. Der Achtelbutter (s. d.) wird 
heifzes Wasser, Salz, Kartoffelmehl, 
Alaun etc. zugesetzt, das Ganze tüch- 
tig durchgerührt und zu Tischbutter 
geformt Auf den Königsberger Märk- 
ten werden oft gröfzere Mengen Klatsch- 
butter von der Polizei konfisciert. Vgl. 

Butterklatscher. 

Klatsche, /., der Teil des Dresch- 



flegels, welcher klatschend niederge- 
schlagen wird, Schlägel, auch Teittien- 
klatsche, /. Der Potthammer besteht aus 
einem V langen und 5" breiten Stucke 
Holz, genau in der Gestalt unserer 
TennenJclatschen. Hausburg, 20. 

klatschen, sw, 1. schänden. Sitzest 
du da, um zu klatschenf Fort! Soph. 
K. IV, 508. beklatschen, beschänden. 
2. unreinlich zubereiten, mischen und 
mengen, namentlich Butter. 3. klappern. 
Vgl. Klatschmohn. 

Klätschgevatter, m., Hochzeitsgevatter, 
Festgenosse, plld. Kldtschvadder, plur., 
Klätschvaddersch, Kldtschvaddasch. S. 
Boldt, 7. 

Klatschltse, /., Frauenzimmer, das 
Klatschereien macht; unnütze Schwätze- 
rin, Zuträgerin. jS^ ^ *ne gewaUge 
£^latsch-Lies\ Dorr, 1. Wiew., 69. In 
Danzig auch Klatschpastete. Gedanism. 

Klatschmaul, n.. Maul, das klatscht, 
schändet, Klätscher. Er ist ein rechtes 
Klatschmaul. 

Klatschmohn, m., Feldmohn, Papaioer 
rhoeas L,, weil die Samen in den rei- 
fen Mohnköpfen klatschen oder klap- 
pern. Hagen, 550. 

klatschrig, adj. von klatschen, klatsch- 
haft. 

Klatte, /. 1. verwirrtes Haar. 2.s.v.a. 
Kläter (s. d.). 

Kletten, pZur.^ Klunkern. (?) Oberland. 
Mühling. 

Klatter, /., PQzn., E^lette, Arctkem 
bardana Will., wie Klette das E^ebende, 
Haftende ausdrückend. 

klatterig, adj., s. klaterlg. 
Kiatterkamm, m,, s. klattern. 

klattern, sw,, kämmen. Dos Haar — 
die Wolle klattern. Vgl. kämmein. ailS- 
klattern, das verwirrte Haar glatt käm- 
men. Kiatterkamm, m.^ weiter Haar- 
kamm, im Gegensatz zum Kamm mit 



EJaabe — klecken. 



373 



engen Zähnen, dem plid. Laiiskamm, 
LOskamm oder der Lamharke. 

Klaube, /, s. KIQbe. 

* KlaudHke, m., ehemals Spitzname des 
Rinnsteinreinmachers. Dzg. W. Sei- 
del, 31. Klein I, 74, hat: Clauditge, 
der Unterbediente des Frohnvogts, viel- 
leicht a claudendo. Im. Brem. Wb. IE, 
797 : klauditjen allerhand Geschäfte listig 
durchtreiben. 

Klaue, Klau, /. 1. Hand. Nimm die 
Klauen weg. Dem Feinde in die Klauen 
geraten. Da grabbelet hei ommer de 
Kriz on Quer^ Ab wenn em de Diwel 
ön e Klaue bönne war. Volksl., 38, 
25 n, 4. 2. Handschrift, und da Klaue 
ein unzarter Ausdruck für Hand ist, 
schlechte Handschrift; daher meist iro- 
nisch: Du schreibst eine gute — eine 
nette Klau, 2. auf Tierklaue zurQck- 
gehend: Stuck Rindvieh. Jeroschin, 
92 d: Si behüten ir vt sS gar, daz ni 
abeqaam ein cldwe. Pfeiffer, 181. 

klauen, sw. 1. mit der Klaue, den 
gekrallten Fingern, kratzen, jucken. 
Klau mir den Puckel! sich klauen^ sich 
kratzen. Klau dt^ Simonke^ zu dem, 
der sich kratzt. Gedanism. Die Hüh- 
ner klauen ihm Sand in die Augen, er 
fangt an schläfrig zu werden, mit dem 
Schlafe zu kämpfen. Sprw. I, 3205. 
2. etwas hervorkratzen, heraussuchen, 
loslösen. Die Kartofeln aus der Erde 
klauen — die Erbsen aus der Schote. 
Du kannst deinen Grofzvater at^ der 
Erde klauen! sagt man zu dem, der 
lange Fingernägel hat. 3. mühsam ar- 
beiten. Da mufz .man klauen, da/z 
einem da» Blut unter den Nägeln her-- 
vorkommt 4. langsam eine Handarbeit 
machen. Klau^ nicht so lang, d. i. mach', 
dafz du fertig wirst! Bock, 23, und 
Hennig, 124, haben für langsam ar- 
beiten, zaudern, auch. Mauern; dies ist 



holst, klettern. Grimm, Wb. V, 1033. 
5. schlecht schreiben.. Du hast gut ge- 
klaut, 

Klauen, n., das Knäuel. Ein KUmen 
Zmm. Ebenso in Hessen. Auch, 
nach Hennig, 124 u. 329, KIQwen und 
Kleuel; man hört auch KlQe, KIQwel und 
Klaun. Schemionek, 19. In Liv- 
und Estland Klaube und Klau. Hüpel, 
115. Ahd. cliuway mhd. kliutve, md.' 
klüwen glomus Knäuel und globus Ku- 
gel. Vgl. Schade, 498a. Grimm, 
Wb. V, 1032. 

Mauern, sw., s. Mauen. 

Klaus, m. Vorn., Nikolaus. Hart- 
wich, 54. 

Maustken, sw., viel zu Hause, in der 
Klause sitzen, einlicj^en müssen; in der 
Klemme sein; ein Übel ertragen, sich 
in Geduld ergeben. Hei mot got klau- 
stken. Lit. klausyti gehorchen. Bock, 
23. Hennig, 124. 328. 

Klaute, /., s. KIQte. 

kleben, sw., als scherzhafte Verstär- 
kung für l^en. So was klebt nicht, so 
was lebt nicht! So was klebt nicht, 
sagt jeifC Tischler und spuckt anifs Holz, 
Na so wat klewt nich, seggt de Döscher 
on limt mot Spt — Wäter. . Sprw. I, 
2037. 3768. 

Kl§ber, m., s. Kl§wer. 

Klebrich, Klebkraut, Pflzn., s. Hackan. 

Kleck, m\ 1. Kleckbuch, Kladde. 
Jetzt wird man in deinem Kleck von 
lauter Ausgab lesen, Carm, nupt II, 
37 d. Auch Klackde, /. Sie halt zu 
ihrem Brauch auch Klackden und Jour- 
nalen. Ibid. III, 21b. 2. erster Ent- 
wurf einer Schrift, Brouillon. Kehrt 
eilend ^wieder um, sucht den verworffnen 
Kleck und wirft gar mit der Zeit den 
bunten Zettel weg. Ibid., 58b. Hen- 
nig, 124. . 

klecken, »w, 1. Klecke fallen lassen; 



374 



Kleckerei — SQeiderleine. 



tropfenweise fallen, von dicken Flüssig- 
keiten; Thon- oderLehmklecke werfen, 
anweopfen, wie das der Töpfer thut, 
Jeroschin, lOOd; erzählt von einer 
Frau, welche einen Angstkampf mit 
einem Manne besteht, wie sie in zorne 
heiz ihm des mottis in munt^ in juise 
unde in dm und üf so lange kiekte um 
»t in gar voratekte, Pfeiffer, 1-81. 
2. bildlich: kleine Vorteile, kleiüen Ge- 
winn haben und dadurch vorwärts 
kommen. Wem't kleckt, dem kleck't 
Sprw. I, 2038. Tausend Thaler Gehalt, 
das kleckt schon, das verschlägt schon 
etwas, hält voipj reicht aus. Vgl. klek- 
kern. 

Kleckerei, /., was kleckweise, tropfen- 
weise kommt, namentlich Geld, Ar- 
beit. 

Kleckerkitben, plur., s. Kitben. 
Kleckermus, /., eine Mus, welche so 

bereitet wird, dafz man Stücke von 
einem lockern Mehlteige in warme 
Milch kleckend fallen und darin auf- 
kochen läi'zt. Wird der Teig statt in 
Milch in Wasser umgerührt, so heifzt 
die Speise Kitter-, KlUtermus. Danzig. 
Klein I, 235. — In Kgsbg. nennt man 
derartig zubereitete. Mus Klunkermus 
(s. d.); unter Kleckermus versteht man 
hier eine solche, welche aus einem dick- 
flüssigen, sogen, bündigen Mehlteige 
in der Art bereitet wird,' daiz man 
diesen kleckweise in siedende Milch 
oder siedendes Wasser tröpfelt, also 
kleckert Vgl. Kittermus. 

kleckern, sw,,\. tropfenweise fallen 
oder fallen lassen, vorbei tropfen; von 
dickflüssigen Speisen und Flüssigkeiten. 
Dreg Brotke kleckert nich, sagt man be- 
schwichtigend zu Kindern', welche But- 
terbrot verlangen. Sprw. I, 465. 2. 
kleckweise, tropfenweise kommen^ ein- 
gehen, von Geldern. Es kleckert sich 



so zusammen. Vgl. klecken. — ver- 
kleckern, einzelne Klecke vorbei auf 
den Boden fallen lassen. Kindern, 
welche Speise (Essen) tragen, mfib man 
warnend zu: verklecker nicht! Ebenso 
bekleckern, das Tischtuch, die Kleider: 
sich beklecken. 

Kleckerschulden, plur., verkleckerte 
Schulden, kleine Schulden bei ver- 
schiedenen Gläubigem. In Hessen 
Klipperschulderiy Klepp^rschulden. Vil- 
mar, 207. Vgl. soddern. 

Kieckner, m., Glöckner, von Klöcke 
Glocke, also eigentlich Klockner. Rö 
ofz myhn Broder, vne bcKt kor, all, ahs 
dies Bapst noch Kieckner war. Carm. 
nupf. V, 145 c. He lett dam Kleckna 
to sock koame. Boldt, 15. 

Kledaich', auch hchd. Kleidafohe, A 

Kleidung/ Anzug. Seh man, wie deene' 
Kledasch aussiu! Schaltj.l, 438. Ek 
wuU, mien Mann trof em §n disse Klee- 
dasch. Dorr, 1. Wiew., 96. 

Kleeblättchen,' n., Dem. von Kleeblatt 
Ein' Kleeblattchen trinken, drei Gläser 
nach einander in einem Trünke. Soll 
das Kleeblattchen noch ein Stengelchen 
bekommen, so wird ein viertes Glas 
nachgesendet. Mühling. Viol^t, 164. 
Sprw. II, 1474. Aus den Schlemmer- 
kreisen des 16. Jahrh.,^ vgl. Grimm, 
Wb. V, 1062. 

kleejunkerig, adj,, gierig, begehrlich, 
leckerig. Schemipnek, 19. Gehört 
zu. jankem (s. d.). 

Kleekoppel, /, für den Kleebau an- 
gelegtes und zubereitetes Land, das 
man durch neue Anlagen nach Be- 
dürfois und Vermögen erweitert und 
so Koppel an Koppel reiht. Vgl. Bock, 
Nat. in, 980 ff. 

Kleewer, m., s. Kliwer. 

Kleldaiche, /., s. Kledateh'. 

Kleiderleine, pltd. KlSderim, /., s. Ltn. 



Kleiderruinp — Kleinschmied. 



375 



Kleidemimp, m.^ Eleidemimpf, das za- 
geschnittene^ zusammengeheftete Kleid, 
dem noch die Ärmel fehlen. Hennig, 
215. 

Kleiderseiler, m., Trödler, der vorzugs- 
weise mit alten Kleidern handelt. Hen- 
nig, 124. Vgl.. Seiler. 

kleimpeinigen, m,^ s. kiempelnigen. 

kleinbeigeben, pltd., klAnbtg§we(n)y st^ 

nachgeben. Er mufz UeinheigAen^ er 
mufz von seiner Ansicht abstehen, zu- 
rücktreten, mufz «ich unterordnen. On 
wascht öt wol aU weten, wer dat wer, de 
mt klinbtgaf. Elbingcr Höhe. . N. Pr. 
Prov.-Bl. a. F. lX,248..Firmenichm, 
497b. 

Kleinbier, n., Halbbier, Schemper. 
Vgl. Bier. 

Kleinbürger, pltd. KllnbVrgerp m., im 

-Gegensatz zu Gro/zbürger (s. d.), der 
Handwerker. Bock-, Nat 1, 169. H^en- 
nig, 124. 

Kl^'nerchen, n. u. m,, Kleiner. Als 
Anrede an Kinder, doch scherzweise 
auch an Erwachsene. 

Kleingärtner, m.y s. Gärtner. 

Kleinhom, m., Februar^ s. Grofzhom. 

Kleinjung, pltd. Kllnjung', m., Scherz- 
benennung für die Hebelade, die Winde 
zum Hebe^ schwerer Lasten, nament- 
lich starker Bäume, auf den Wagen. 
Lät de Kienjung man hewe, dei hewt 
mehr wt du, . 

Kleinknecht, pltd. KKnkneoht, m., im 

Gegensatze zu Grofzknecht (^. d.), zwei- 
ter Knecht. Wir wünschen dem Klein- 
knecht ein rothes Leibchen! Volksr, 
213, 785. Dem Kleenknecht Peter «y 
ock got Testament vom ryke Bure. 
N. Pr. Prov.-Bl. H, 353. • 

kleinkriegen, sw., von einer Sache, 
die ärgerlich, unüberwindlich, nicht zu 
lösen scheint, die man nicht vergessen 
und yerschmerzen kann, die sich also 



nicht zerkleinem läfzt. Es. ist nicht 
zum Kleinkriegen. 

kleinmachen, pltd. kl§nmake(n) (a^d), 

sw.y Holz mittelst Säge und Axt für 
den Küchenbedarf zerkleinem. Vgl. 

achteln. 
Kleinmädchen, pltd. KKnmäke, n., 

Stubenmädchen; junges Mädchen, das 
kleinere Handdienste im Hause zu 
leisten hi^t. Eine Tracht, welche seit 
JtJirhunderten bei den Danziger Klein- 
mädchen sich erhalten hat Soph. R. IV, 
468. Öck hehb mi als Klenmdke ver- 
met (vermietet). Nach Hennig, 124, 
heifzen die Kleinmddchen in Danzig 

Jungmädchen. Vgl. Halbjungfer. 

Kleinmagd, /., Untermagd in einer 
gröfzeren Wirtschaft. Wir wünschen * 
der Kleinmagd 'nen Besen in die Hand. 
Volksr., 213, 785. 

Klein-Norgau,^ Ortsn., Gut bei Fisch- 
hausen. Im Volksmunde heifzt es: 
Hunger, wehr dt, Dorscht, bekehr' dt, 
auch Rotströmpke, rotes Strümpfchen, 
womit der nackte Fufz gemeint ist. 
Die Erträge des Gutes sollen unza- 
länglich sein und den Besitzer „auf den 
Strumpf" briugen. 

Kleinnuisch, Kleinutsch, gewöhnli.ch im 
Dem. Kleinnutschchen , Kleinutschchen, 
Kleinuschchen, pltd. Klennutschke, KU- 
nuschke, n. auch adj., ein kleines Bifz- 
chen^ etwas sehr Kleines, gleichsam 
ein kleines Nichts;* von Sachen, wie 
von Personen, daher Kosewort zu Kin- 
dern. Mein Kleinutschchen! (jrieb mir 
man (nur) ein Kleinnutschchen davon. 
Hei OS man sdn Klennutschke, ein Zwerg. 
Sprw. I, 2044. Sperber, 42, Vgl. 
Nuckel. 

Kleinschmied, pltd. KIftnschmSd, m,, der 
Schlösser, im Gegensatz zu Grobschmied, 
also ein Schmied, der feine Arbeit 
macht. • 



• « • 



•376 



kleinstädtsch — Elengen. 



Meinstädtsch, pltd. Mlnstädtsch, adj,, 

nnbedetiteiid, gering, yerächüich, ge- 
wöhDÜch, altmodisch. Dat os mi to 
Idenstddtach, 

Kleister, pltd. KlTSter, m., ron kttben, 
kleiben^ kleben mit ster gebildet, wie 
Laster, Pobter. Grimm, Wb. V, 1134. 
Das poln. Uajstfr ist aus dem Deut- 
schen entlehnt. Im Kleister sitzen, in 
einer schwierigen Lage festsitzen ; auch 
mit deni Zusatz: und Poten saugen. 

Kleisterstange, /., kurze Stange, die 

man bei Stroh- oder Rohrdächcfn als 
Latte gebraucht. Mühling. 

Klemme, /., Einengung, sowohl das 
Engende, wie der Zustand des Geeng- 
ten. Ahd. nicht vorhanden^ mhd. sel- 

* ten, gewöhnlich klamme^ isl. kUmma, 
schwed. klamma, dän. klem, Uemme, 
norw. Idäma, nnl. hlem, Grimm, Wb. 
V, 1137. Enem e Klemm op em Zagel 
sette, ihn in peinliche Verlegenheit brin- 
gen. Er befindet sich in der Klemme. 
Ein panzir, daz im was vor ein hemde. 
mit alsuchdr clemde er das vleisch in 
zoume htlt. Jeroschin, 96a. Pfeif- 
fer, 182. 

klemmen, »w. 1. einengen, drücken, 
zwicken. Die Stiefel Memmen. Jero- 

. seh in: Da undir — der reine gotis de- 
gin vacht daz vleisch mit hungir clem- 
minde (^:hemminde). 128b. Pfeiffer, 
182.. 2. stehlen, mit der Klaue (Hand) 
klemmen; im 2. pari, geklomjnen. Vgl. 
beklemmen. 3. cacare, klemmen mit dem 
After. De Kater ward dt wat klemme! 
zur Abfertigung einer Bitte. 4. sich 
klemmen, a) sich ins Gedränge begeben, 
zudrängen, einzwangen. Hei klemmt 
sock wi de Bür to\r Bicht. Sprw. I, 
2046. Die Thür klemmt sich, sie geht 
nur geprefzt zu schliefzen. b) sich 
zieren, zimpferlich, spröde thun; von 
koketten Frauenzimmertr. In letzter 



Bedeutung bei Bock, 23. Hennig, 
124. 

Klemp(e), /., plur, Klempe(n). 1. die 
Kuh* Westpr. Von dem poln. klfpa, 
verächtlich für Kuh, sonst krowa. De 
Klenipe plackt (pl^gO de Bimorm. El- 
blng. Dit Awens, wenn de Arbeid dan, 
Em Stall gemelkt de Kiempen stan. 
VioUt, 194. Nach Muhling be- 
zeichnet im Ermlande und in der 
Elastenburger Gegend KISmpe eine kleine, 
schlechte Kuh und ein schechtes Stück 
Vieh überhaupt. 2. ein unsauberes 
Frauenzimmer, eine Schiunze. 

Mempelnigen, kleimptnigen, Zasanmien- 

ziehung aus Klemme und peinigen, pei- 
nigen,* quälen, foltern, einen in der 
Klemme haben, ihm stark zusetzen. 
Sie sollte nur die Bergausche, so den 
Herrn Lieutenant schlimm gemachet, 
wacker kleimpeinigen, so würde es mit 
ihm wohl besser werden. Inquisitions- 
Rezefz etc. der Anna Bergauin. Beitr. 
z. Kde. Pr. IV, 52. Wenn euch de 
MargeUens (Mädchen) nochmoal klem- 
pinjen (hier neckend weh thun), denn 
soagt man, ihr hoabt de Bildung in der 
Dinning. Schemionek, 52. SeUem- 
pinigt em (ihren Mann), «oo se wojzt 
on kunnt. Schalt}., 1^ 44L Vgl. pi- 

sacken. 
klempern, sw., s. klimpern. 

Kiengen, plur. . . . diese inhaftirte Anna 
habe mit ihrem Geist Johannes ah Mann 
und Weib bishero zusammengelebet . . . 
hatte auch ein Paar Kiengen mit ihm 
erzeuget, so schwartz ausgesehen und als 
Menschengesicht gehabt, und sofort ah 
Sie selbe geboren^ ins Q^nüch gegangen. 
Inquisitions-Rezefz etc. der Anna Ber- 
gauin etc. Beitr. z. Kde. Pr. IV^ 65. 
Sie gestehet zu, nebst ihrer Mutter zwei 
Kiengen der Frau Rippen wollen auf'- 
gebannet zu haben, weü die Frau Sie 



Kieppe — klieren. 



377 



schlagen lassen^ und als sie nach Koniffs- 
berg fahren wollen^ habe Sie Haare, so 
Ihr Geist Johannes Ihr gegeben^ vor die 
Hausthüre geworfen, dafz Sie darüber 
gehen und die Kiengen empfangen solle^ 
allein y da Herr Ldeut. v. Ripp zuvor 
heratisgekammen und nach der Karosse 
gegangen^ weren die Kiengen ihn be- 
fallen^ darvon Er auch nun so krank 
sein müsse. Ebenda. 

Kieppe, /., 8. Klippe. 

kleppern, sw., mit einem Sturgel (s. d.) 
die« Fische aus ihren 13 fer verstecken 
hervor ins Netz treiben. Vgl. Klappern. 

Kleppfischereiy /., s. intern. 

KIMchen, n., s. Kl§te. 

KIfite, /. 1. in Litauen ein kleines 
Nebengebäude auf dem Hofe, in wel- 
chem Vorräte von Getreide, auch 
Kleider, Betten, überflüssige Utensilien 
u. dergl. aufbewahrt werden, auch be- 
findet sich darin zuweilen ein Zimmer 
zur Aufnahme von Gästen. Nsslm., 
Wb. 218a. Auch Kammer. .Lepner, 
85.- Von dem lit. kUtis in dieser Be- 
deutung, in Livland Kleete; poln. kleta 
schlechtes Bauwerk, russ. kletu Kam- 
mer, Vorratskammer^ mhd. glet Hütte 
aus Rohr, Stroh oder Reisig, als ärm- 
liche Wohnung, auch als Vorratskam- 
mer oder (mit Erdaufschüttung) als 
Keller. Hupel, 115. Schade, Wb. 
335 f. Wenn sie sich nun müde getanzt 
haben, nimbt der Braut Schwester den 
Bräutigam, und des Bräutigams Bru- 
der die Braut und führen sie in die 
Klete,. Pierson, Matth. Prätor., 79. 
. . . eine Hand voll Korn heimlich schnei- 
den und es in seine Klete, d, i. die Vor- 
rathskammer, da er sein Getreide halten 
will, einlegen. Ibid., 57. Denn der- 
selbe Aitwars (s. Alf) anderen Leuten 
in die Klethe, Speicher und Scheune ein- 
dringen und da Getreydigt auszrauben 



sol. Ibid., 30. 2. Gefängnis, da auch 
dieses in Dörfern ein kleines Gebäude 
ist. Bei Mielckel, 123a, Ä:Z<?^a Vo- 
gelbauer. Sie gehen mit ihm in die 
KleU — in's Kletche. Sprw. I, 1132. 
In diesem Sinne auch KItche, n. 

Kl§ter, /. u. m,, kllterig, a<i;., s. Klä- 
ter. 

' Klettenweide, /., Rosmarienweide, Sa^ 
lix rosmcfinifolia L, Hagen, 1029. 

Kleuel, n., s. Klauen. 

Kl§wer, Kllber, oft nach der Blattzahl 
Dreikllwer, m.y der Klee, ahd. chle^ 
mhd. US, holL klaver, engl, clover, dän. 
klever und klöver, schwed. klofoery norw. 
klj/ver. Vgl. Grimm, Wb. V, 1060. 
Findet sich unter dem Klee ein Pfiänz- 
chen mit vier Blättern, so heifzt es 
VierklSwer, Vierkleber. Der Vierklewer^ 
den man zufallig findet, bringt Glück 
und wird aufbewahrt. 

Klibbacksch, m , abgenutztes Zuschlag- 
messer. jStallup. Marold. Von dem 
gleichbed. lit. kltbis. Nsslm.^ Wb., 
215a. 

klibberig, kllbb'rig, adj,, kleberig, mnd. 
klibbere. KMbVrige Hände, warmfeuchte 
Hände. 

Kitben, (?), Klei. Kitbensuppe, Klei- 
breisuppe, auch Kleckerkitben. Trei- 
chel. 

Klicks, 971., Klecks. Mühling. 

klicksen, sw.^ s. klacksen. 

klicks-klacks,.tntor/., aus Idicksen und 
klacksen, schallnachahmend. 

kitdderig, adj, 1. kleberig in dem 
Sinne von klitschig (s. d ); 2. mifzlich, 
bedenklich. Mühling. Vgl. kläterig 
unter Kläter. 

klieren, sw,, schlecht schreiben. Du 
hast gut gekliert. Die Feder kliert^ sie 
schreibt dick, schmierig. Davon Ge- 
kliere, n., schlechte Schrift. Sie wer- 
den sich über mein Gekliere nur ärgern. 



378 



Elim — Klippe. 



Soph. R. rV, 139. Gordack deutet 
anf das franz. icrire hin. 

Klillly m. Vorn., s. Chim. 

klimpern, pltd. kIVmperny sto., auf einem 
Saiteninstrument, namentlich auf einem 
Klavier^ stQmperhaft spielen, hammern. 
Bock, 23, und Hennig, 124, schrei- 
ben klempem. Sperber, 35. Das 
Klavier heilzt auch Klimperkasten. 

Klingbeutel, pltd. KlingbUdel, m , Klin- 
gelbeutel, Beutel mit Klingel an einem 
Stabe zur Einsammlung der Almosen 
während des Gottesdieostes. Die lästige 
Klingel ist abgelegt, der Name ge- 
blieben. Und jener aus der Dürftig- 
keit de» KlingbeuteU (preu/zisch: des 
Säkek) beweiset. Soph. R. VI, 144. 

Klinge, /. Er schlagt eine gute Klinge^ 
ist ein starker Esser. Sprw. 1, 2047. 

Kliriger, /., Klingel, kleine Schelle; 
auch Glocke. Von klingen. Vgl. Klap- 
per. . 

klingern, 8t&., klingeln, schellen, läu- 
ten. Es Idingert, die Hausglocke wird 
gezogen. Et klingert tom* Ete, De 
Mutter steit om kole Wind^ Heft e 
Klockke an klingert fer^t Kind, Volksr., 
4, 13. 

Klingerschlitten, pltd. -schllde, m., 

Schlitten mit Schellengeläute. Von 
Klinger. 

Klingerstock, m,^ der dicke Stab des 
Rinderhirten. Ein au ihm befestigter 
Eisenbügel trägt mehrere eiserne Ringe, 
deren Gerassel ein Klingem^ Klingen, 
verursacht. Mit dem Klingerstock re- 
giert der Hirte das Vieh. 

Klinke, /., der Thurdr ucker älterer 
Art, den man aus dem Klinkhaken 
hebt. Auf dem Lande wird hie und 
da die innen angebrachte Klinke von 
einer Schnur, welche durch ein Loch 
der Thür nach aulzen geführt ist, auf- 
gehoben. Diese Schnur wird über 



Nacht eingezogen. Hetin st dt snur 
irkom, di an dt klinke was gehaft, diz 
Kete einis vingirs craft Jeroschin, 
82a. Pfeiffer, 182. Ich trat, nach- 
dem ich Müh gehabt Juäte, das lederne 
Bändchen an der Klinke zu finden, in 
die Stube. Soph. . R. V, 186. Es itt 
der Windy der spielt mit unsWer Kam- 
merldink. VolksL, 85, 10. Foln. klamia 
die Klinke. Klinke kann wohl her- 
stammen Von dem Klange, den sie in 
ihrem Dienste giebt Grimm, Wb. V, 
1196. In Natangen erhält man auf «die 
Frage: Was machst (fertigst) du? zur 
Antwort: E Klink an't Henemest, dat 
de Hän nich hebt kann. Sprw. I, 2049. 

KlinkendrUcker, m., Mann, der die 
Klinke, drückt, Bettler. Man nennt 
die Bettler auch Klinkenputzer, da ihre 
Griffe die Klinke blank machen und 
glänzend erhalten. 
. Klinkerkost, /., eine weiche, leicht ver- 
dauliche Speise für schwache Leute. 
Mühling. 

klinkklank, intery., das zusammen- 
geschobene kling klang, schallnach- 
ahm^d. Man sagt, wenn ein Glas 
zur Erde fallt und klingend zerbricht, 
scherzend: klinkklank! Hennig, 125. 

klipp, intery.;, Ableitung von klcq^p, 
(s.. d.). 

Klipp, n., Knabenspiel, bei welchem 
ein Stäbchen oder ein Stein durch 
Schlag mit einem Holzstabe fortge- 
schleudert wird. Sperber, 18. Der 
Name ist wohl Nachahmung des Tones 
klipp, der beim Schlagen sich hören 
läizt. 

Klippe, /., Klippnetz, n. .1. kleines 
Zieh- oder Zuggam, kleines Wadegam, 
aus zwei Flügeln und einem Sacke 
(Metritze) bestehend. Besondere KUp- 
pen sind: die Stintklippe, die Stichiings- 
kUppe, lit. stegin kUppe. Kurisches 



klippem — klitschig. 



379 



Haff. Fisch.. Ordg. f. d. kur. Haff, 
§32. Ben ecke, 350. 2. Klippe, Kleppe, 
Klappe, kleine^ auch Wathe, poln. wate und 
brodniay masarisches Wadegarn. Es 
heil'zt auch Badnetz undRandnetz, nach 

Mubling auch Kose, /., und gehört 
zum* kleinen Gezeuge. S. Hennig, 
125. Sperber,- 18: Nsslm. Th., 74. 
Benecke, 352. 

Mippem, «it., klappern, doch in leise- 
rem Geräusch bei höherer Tonlage. 
Klippern gehdrt zum Handwerck. Stein, 
Peregrinus XVm, 28.- W. Mtsbl. VI, 

191. 

* 

. Klippfischerei, Klappfischerei, /., Fisch- 
fang mit der Klippe oder Klappe. 
Klippneb, n., s. Klippe. 

Kits', plur,, Klöfze. Nu seiht, wat 
"wi all mauke va Tüffke: Brot u Klis* 
u Grott^ uk Kes u Kuchen^ nun seht, 
was wir alles machen von Kartoffeki etc. 
Flatow. Firmenich I, 120a. 

Klisch, m., der FoTz, gewohnlich je- 
doch in der Mehrzahl Klische. Natan- 
gen. 

Klischche, Klischke, n., Gläschen^ 
Schnapsglas. Ermland. Von dem poln. 
kieliszek Spitzglas. 

Kitsche, /., eine Art Scholle, Heu- 
ronectes limanda; sie heil'zt auch Gl&rke. 
In manchen Gegenden wird auch der 
Brassen, Ciprirm» Brama^ Kitsche ge- 
nannt, poln. Kleszcz. 

Klischke, n., s. Klischche. 

klispern, 8t&., wispern, zischeln . M ü h - 
ling. 

Kitter, Klttter, /., kleines, winziges 
Mehlklümpchen in der Mus. Westpr. 
In Ostpreul'zen heifzen die Klitem ge- 
wöhnlich Klunkern, ' • 

Kittermus, Kllltermiis, A Mus mit Kli^ 
tem. Dzg. W. Seidel, 31. Erseht 
kämm of der Tafel of enem End Kit-, 
termds von schenem feinem Mehl, Schalt). 



3, 9. In OstpreuTzen Khmkermus, Vgl. 
Kleckermus, 

klttern, »w,^ s. v. a. kleckern (s. d.). 

KIttsch, m., der teigfge, unausge- 
backene, nicht fecht aufgegangene Teil 
eines Gebäcks^ der Wasserstreifen im 
Brote. Ist das ganze Gebäck derartig 
roh, so ist es reine KUtsch. Es heifzt 
auch Kbinschy m. 

Klitsch, m.y plur. Klitschen^ grblze 
Späne, welche beim Behauen von Rund- 
holz und Bauholz abfallen. Sie heilzen 
auch Klatschen und Körbelspäne; letz- 
teres von kerben. Scherzweise sagt 
man, dalz Mädchen, welche auf einer 
festlichen Begebenheit nicht zu tanzen 
bekommen, 2Mi Klitschen nach Hause 
gehen müssen. 

Klitsch, 77»., Klatsch^ Schänderei. Einem 
einen Klitsch anhängen^ ihn zu seiner 
Schande bereden, verleumden. Trei- 
chel. 

klitschen, s/w. 1. Holz kleinmachen. 
Der Ausdruck ist nur in verächtlichem 
Sinne gebräuchlich. 2. klatschen. Mit 
den Händen klitschen und klappern. 
Stein, Peregrinus XH, 76. W. Mtsbl. 
V, 76. 3. klatschen =; Neuigkeiten ver- 
breiten, schänden. 4. kneten, anteigen, 
wobei ein knitschender Ton zu hören 
ist; daher auch backen. In dieser Be- 
deutung jedoch nlehr knitschen xmd 
knetscfien. 

klitschig, kittschig, adj,^ nicht ganz 
ausgebacken, noch teigig, halb roh; vom 
Brot, von Kuchen, Klölzen etc. Auch 
Idizig, klitzig\ klOzig, klunschig^ kniischig^ 
nachHennig, 189, sogar pfötet^. Sper- 
ber, 42. Schemionek, 19. Im Bre- 
mischen klitzig und klidderig^ in Liv- 
und Estland küntig^ glintig^ während 
klitschig kleisterig, klebrig bedeutet. 
Brem. Wb. U,*803. Hupel,116. Sali- 
mann^ 34b. 



380 



Klitschkebock — Salopper. 



KIHschkebockym., Holzbock. Treichel. 
Vgl. klitschen 1. 

Klitschkesonnabend, m,, der heilige 
Abend (Sonnabend) vor Ostern, weil 
an diesem Tage geldiückt^ zum Feste 
gebacken wird. 

Klitschklatsch, m.^ Zosammenziehung 
aus klitscfien und klatschen ^ oberfläch- 
liches Gerede, Gewäsche, Geklätsch. 
Sollen sie mit andern Mädchen Briefe 
wechseln : , , so wird das entweder Klitschr 
klatsch^ oder sie gewöhnen sich ans hecheln 
und medisiren, Soph. R. IV, 133. 

Klittag, m., Pflzn., Hundsweizen, Ely- 
mus caninus L, {TriOcum caninum), 
Bock, Nat. HI, 299. 

Klitzke, flur,, Klöfze. . Dzg. W. Sei- 
del, 31. Morge war^ wt Hochttd mäke, 
War' tut dabiKlttze käke, Pommerellen. 
Volksr., 78, 308. 

kllzig, adj.y s. klitschig. 

klobig, adj.^ aus dem Groben, gleich- 
sam aus einem Kloben^ gehauen, un- 
behilflich, massig. Das ist mir denn 
doch zu klobig^ zu stark, zu unverschämt. 
Sperber, 18. Vgl. klotzig und klüftig. 

Klock, /. 1. Glocke. Hei mot alles 
glik an de gröte Klock hänge^ es unter 
die Leute bringen, ausposaunen: De 
gröte Klock tene^ laut sprechen oder 
schreien, um sich Gehör zu verschaffen. 
2. Uhr. Wat ös de Klock^ was ist die 
Uhr? De Klock schleit De Klock geit 
na Schömper^ geht unrichtig, ungenau. 
Elbinger Ndrg. Werder. Klock sechsen 
fängt man an zu hexen ^ Klock sieben 
wird er (der Kaffee) gerieben, Volksr., 
100, 448. Kbck os Klock, Mutter göft 
EU. Sprw. I, 1305. Vgl. S§ger und 
WTser. 

kIVftig, adj., s. klüftig. 

klOk, adj,y u. die Zusammensetzungen, 

s. klug. 

Klomp,KHimp,m.,j:>Zt£r.£2(>9np^, Klompe, 



Elofz, Klöfze, Erdklumpen (s. Klute). 
Klompes mehr as Fusten dick^ Op den 
Mann wol dertig Stock, Dzg. Nhg. 
Volksl., 42, 27, 4. Vorgen Sinndag et 
hei noch Bt mt sure regge Klompe (Klöfze 
aus Roggenmehl). Oberland. YolksL, 
5, 4, 5. Von Klumpen. Vgl. Korn. 

Klumpe,/., s. Klemp. 

klVmpern,.9t(7., s. klimpern. 

klVnen, sw., s. Manen. 

Klonnen, n., eine verbotene Art des 
Fischens, bei welcher die Grondleine 
des Netzes den Boden des Gewässers 
berührt. Nach H e n n i g , 125, die Art, 
bei welcher das Klappnetz langsam am 
Lande fortgezogen wird, wobei es nicht 
tief geht. Ostpr. Prov.-R. § 6. Zusatz. 
Fisch.-Ordg. von 1738. Nsslm. TL, 
217, schreibt, unberechtigt, J:2ora<?n. Vgl. 

Bullern. 
Klopf, /. u. 772., s. Klopp. 

klopfen, sw. Steine klopfen j Steine 
klein schlagen. Ah der Chaussee safzen 
in ganzen Regien Arbeiter und zer- 
schlugen oder vielmehr „klopften*^ die 
spröden Granitsteine . . . Da will ich 
doch lieber an der Chaussee Steine klopfen 1 
sagt der Arbeiter^ dem man eine schwere 
.Arbeit zumuihet. Passarge, Balt, 110. 

Klopfpulver, n., s. Blitzpulver. 

Klopott, 77»., Kummer, Soi^e, Herze- 
leid; Yon dem gleichbed. poln. klopot 
Flatow. Schmitt, 107; Westpr., 165. 
.Klopp, Kloppe, Klopf, /. und m. Der 
Schlägel am Dreschflegel; er ist mit 
dem Staf (s. d.) durch das Gehänk ((Je- 
häng) verbunden. Vgl. Klatsche. 

Kloppe, /., Schläge, Hiebe. Es gid>i 
Kloppe, 

Klepper^ m,j Klopfer in Gestalt eines 
Hammers oder Ringes an den Haus- 
thüren; durch die Hausglocke fast ver- 
drängt. Auch Anklopper (s. d,). 

Klopperbärsch, m., s. bSrsch. : 



Klopperbfirsch — klnbern. 



381 



Kloppfische, plur,^ Prügel, von Idopfen^ 
pltd. kloppe(n). Es gieht Klopp fische. 
Bey den Moscovitem ist es fast eine all- 
gemeine Gewohnheit^ Dafz sie ihre Wei- 
her^ um dieselben in der Ldebe und Treue 
bewehrt zu machen^ oft mit Stock- und 
Klopf-Fische tractiren, Carm. nupt I, 
292. 

Klopphengst, 77»., Hengst, durch iT/op/^n 
gewallacht; auch nicht völlig entmannter 
Hengst. S. Grimm, Wb. V, 1231. 

Klops, m. 1. platt geformte Fleisch- 
kagel aas fein zerhacktem Rindfleisch, 
worunter etwas Reibbrot und Ei ge- 
mischt ist Sie werden in Bouillon ge- 
kocht und mit einer pikanten Sauce 
versehen: Konigsberger Klops = saure 
Klops, Sardellenklops, Weinklops — , oder 
gebraten : Bratldops. Nach Bock, Nat. 

1, 260, ist Klops ein geklopftes, inürbe 
geschlagenes oder auch geädertes Rind- 
fleisch^ das in kleinen Schnitten mit 
etwas Wein, Butter, Muskatenblumen 
und fein geriebenem Weifzbrot über 
den Kohlen in einer zinnernen Schüssel 
gesotten wird. Schwed. kalops, engl, 
coflop Fleischschnitte. Bock, 23. Hen- 
nig, 125. Verlangst du einen Klopsf 
der ist dir bald bereit. Carm, nupt II, 
199c. Die Wurzel ist klopfen^ daher 

2. Klaps, Schlag. Es hat Klopse ge- 
g^)en, d. h. Prügel. Eine .beliebte 
Scherzfrage der Kinder lautet: Willst 
Klops oder Reisf Je nach der Antwort 
wird ein Schlag gegeben oder das Haar 
gezupft. Sperber, 19. 

KISschen, pltd. Ki»ske(n) (o lang), 
m. Vom.^ Dem. von Klaus, Klos, Niko- 
laus. da steckt was dahinter, oder 
ich hei/ze Klphsken! Soph. R. III, 144. 
Wo ihr beide nicht von Herzenssachen 
geredet habt, so wiU ich Klohsken heifzen, 
Ibid . I V, 434. Wo dies nicht eine Durch- 



stecherei ist, so heifze ich Klohsken. Ibid. 
VI, 327. Vgl. KIfts. 
Klosterwenzei, m., auch Mauskopf, die 

schwarzköpfige Grasmücke, Sylvia atri- 
capiUa. Bujack, 37*2. Mühling, 
Tiem., 173. 

Klosterzwim, m., Zwirn, im Kloster 
gesponnen. Frauenburg. Heilsberg. 

KlOte, /., mnd. kl6t, Hode, testiculus. 
Treichel. 

KIStsch, m., s. Klitsch. 

Klotzbeute, /., Beute in einem Klotze, 
Holzblock. Vgl. Beute. 

Klotze, KIVtze, Klotzen, plur,, s. Korke. 

klotzen, sw, 1. zahlen^ bezahlen. Er 
mufz gut klotzen, besonders Strafe. Der 
Stamm dürfte Khtz, Block sein: das 
Klotzchen tragen in Thüringen s. v. a. 
der Letzte sein, eigentlich aber wohl 
eine Strafe. Grimm, Wb. V, 1254. 
Für dieselbe Bedeutung auch blotzen, 
8. Grimm, Wb. II, 153. 2. nach Müh- 
ling das Getreide oberflächlich aus- 
klopfen. 

klotzig, adj. von Klotz, ungestalt, 
plump, unbehilflich; grob, arg; in hohem 
Grade. Das ist klotzig gelogen. 

Klotzkorke, -schlorre, /., s. Korke. 

KlObe, KIQwe,/. 1. zusammengedrehter 
(Birken-) Zweige den man als Band oder 
Strick benutzt. Das Achtelholz wird 
durch JOut^^nzusammengehalten, ebenso 
das Flö/zholz, In der Gegend von 
Tilsit und Pillkallen nennt man eine 
Rute, Gerte, überhaupt Klmoe, ver- 
hochdeutscht Klaube. N^ch Mühling 
heifzen sie aach W§den, was Weide be- 
deutet und auf die Zweige dieses Baumes 
hindeutet. Lit. klübas. 2. Holzscheit, 
Kloben und dann auch m. In Hessen 
Klauwe, Klohe, Klo, Kla, m.; bei Frisch 
I, 520b, maue. Vgl. Kluft 

klQbern, klQwem, «U7.,.klauben, Kleinig- 



382 



Eluck — Elugkoser. 



keiten mühsam anfertigen, schnitzeln. 
Hennig, 125. Tgl. ausklOwern. S. 
klDwen. 

Kluck, laucke, /. 1. Glucke, Brut- 
henne. Das Wort ist dem Tone nach- 
gebildet, mit welchem die Henne die 
Efichlein lockt, daher Eiangähnlichkeit 
in den Benennungen der verschiedensten 
Nationen. Vgl. Grimm, Wb. V, 125^.. 
He huckt wie ß Kltick^ der Phlegmatische. 
Von de Kltick op't Perd spare, auf un- 
sicheres rechnen. Sprw. 1, 1308. .1685. 
2. Frau. Öle KlucL Mit solcher Glucken 
ist auch .keinem Mann genützet. Carm. 
nupt n, 266d. 

Kluckey /., verschlungene, .oder auf- 
fallig gekrümmte Baamwurzel als Schul- 
zenstab, mit dem zur Gemeindever- ' 
Sammlung eingeladen wird. Die gro/ze 
Klucke wird umhergeschickt, wenn 
Bauern und Knechte zusammenkommen 
sollen, die kleine^ wenn die Versamm-: 
lung nur die Bauern betrifiFt. Pom- 
merellen. S. Beschreibung und Ab- 
bildung in N. Pr. Prov.-Bl. 3. F. HI, 
182. Vgl. KriwQle. 

Mucken, sw. 1. glucken, von den 
Hennen, welche brüten wollen oder 
brüten, herumkiucken, die Küchlein 
gluckend führen. Es kann gar wohl 
davon herkommen^ da Sie nur mit Einem 
herumgluken werden. Soph. R. IV, 152. 
2. von Flüssigkeiten, die durch eine 
Enge gehen: sie machen ktuckkluch • 
Auch Muckern, Mucksen, bayer. kluckezen, 
SchmellerII,352. DatWoaterkluckerd, 
schlooch enan (an den Kahn). Dorr, 
48.. 

Muökern, sw., s. das vor. 

Mucksen, mo., s. klucken. 

KIQe, n., s. Klauen. 

Kluft, pltd. Klofl, /., Kloben; vom 
Holz. Ouch wer dem andre des nachtis 
oder des tagis seyn holtz vorstiltj wird 



her des nachtis mit einer kUmft begrifen. 
Willkur Marienburgs. Voigt, Gesch. 
Marienb., 525. Poln. kkfta. Hennig, 

125. Vgi: Klube. 

MUftig, pltd. MOfUg, o^'. 1. grob, 
wuchtig, derb, plump, unbescheiden, 
gemein, obscön. Das ist klüftig — 
kommt klüftig. Er kam mir sehr klüftig^ 
redete mich* unbescheiden, grob an. 
Bock, 23. Hennig, 125. 2. schlau 
gend, zutreffend, witzig, sinnreich. In 
diesem Fall ist die Kunst Kleinigkeiten 
zu sagen schwerer^ als die klüftigsten 
Beweise. Hamann IV, 457. Ak Aas- 
ruf der Verwunderung: I\>tz Idöft! 
Carm. nupt Hl, 50 d. 

klug, pltd. klOk, auf derDanz. Nehrg. 
Mock, adj. In vielen Redensarten: KLSk 
wie e Dorschrtwer. KlSk wie e Monsch. 
Höhnend: Hei ös e kUker Monsch, hei 
kann sogar HarketirSce mäke. Bekannt 
ist das alte preuizische Sprichwort: Bist 
du klug, so gehe hin und tausche die 
Brüder in Preufzen; bei Eichendorff, 
Wiederherstellung des Schlosses der 
deutsch. Ordensritter in Marienbui^, 
22: die Herren in Preufzen. So klok 
OS ok Horts Gorg\ Hei os Idöger wie 
näge'Domme — loie nage domme Hener. 
Böst e Idoger Monsch ^ schäd^ dat ddn 
Koppke verfüle mot Vgl. Sprw. I, 
2052f.;.n, i485f. 

Klugerjän, mi, kluger Johann. Schimpf- 
name für klug sein wollende Leute. 
Mühling. 

klugkosen, pltd. klOkkose(n), sw., Zu- 
sammensetzung aus klug und kosen = 
reden, schwatzen, erzählen: altklag 
reden, zu Munde sprechen, um sich ein- 
zuschmeioheln. Im Volksmunde kur- 
siert die hübsche AUitteration:' Klokhose 
kosft kein Gold, 

Klugkoser, pltd. KlOkkoser, m., einer, 
der klug kost, zu Munde redet. Als 



i 



Klugscheifzer — Klunkerflasche. 



383 



Spott: KlSkkoaer^ . hdl (hole) mt doch 
det Eundke. Dönh. KMkkoser von 
SchmodiUe. Schinoditten, Kirchdorf bei 
Pr.-Eylau. Sprw. 11, 1489 f. Nu koost 
di fast (fest), mien Klookkoosa! schreeg 
Luddwig Hess. Boldt,.18. 

Klugscheifzer, pltd. KlOksehtter, m., 

wörtlich ein solcher, der auch den Grang 
zu Stuhle klug abmacht; ein Über- 
kluger, der alles besser versteht. Spot- 
tend: Klokschiter von Kromarge: Kro- 
margen, Dorf bfei Pr.-Eylau. Sprw. 1, 
2063. Davon klug8c)iei(zen, sw. 

kluingen, sw., s. Mungen. 

Klumka, Klumke, /., sackartiges Netz 
an einem dreiseitig pyramidalen Gerüst 
von Stäben, die vereint an einer Stange 
befestigt sind, namentlich zum Fange 
der Laichfische. Die Klumka ist ein 
verbotenes Gezeug. Masuren. Be- 
schreibung und Abbildung in Benecke, 
366 f. 

Klumpatsch, m., Unsinn. Treichel. 

KlUmpchen, n.. Dem. von Klumpen^ 
Geld.' Sie scharrt nun ein KUmpgen 
zusammen^ weil ich kein Interesse nehme, 
Soph. R. V, 581. 

Klumpe, m, u./., Holzschuh aus einem 
Stück geschnitten, lit. klumpes. Nach 
Nsslm. Th.y 75, auch Schuh ohne Hack- 
stück von grobem Leder mit hölzernen 
Sohlen; also Korke (s. d.). Der (Lehrer) 
hohe Bücher gebunden^ der geschneidert^ 
der Klumpen gemacht Passarge, Balt., 
158. Vgl. Gänserumpf. 

Klumpsack, m., s. Plumpsack. 

KlOn, n.^ das Sieb. Das Erbsensieb 
heifzt Arfteklun;. ein Spreu^ieb, das ge- 
wöhnlich aus Bast gefertigt iSt, Sptt- 
klün, 

klungelriy mü., heimliche Anschläge 
machen, hinterlistig handeln, sich zu 
derartigem Thun vereinigen. M ü h 1 i n g. 

klungen {ng weich gesprochen), klun- 



nen (nn mit durchklingendem ^), «r., 
Schemionek, 19: kluingen, im Wasser, 
im Sumpfe, im Schmutze, in zähem 
Lehmboden waten. Westpr. In der 
Bhtt klunjyen. Elbinger Ndrg. Die 
Stube voUklunnen^ den Schmutz an den 
Stiefeln in die Stube tragen. Werder. 
Nsslm. Th., 217: Zu lit. kldnas Wasser- 
pfütze, kUnis niedrige Stellen im Acker? 

Klunker, /. 1. Elümpchen von Mehl . 
in 'Mus, . Suppe etc. Vgl. Klunkermus, 
2. grober. Flachsrest, welcher in der 
Hechel zurückbleibt; das, was von der 
noch einmal durchgehechelten Hede 
(s. d.) in der Hechel zurückbleibt. Das 
aus Klunkern gefertigte Gai^i heifzt Klul\ke^ 
garn,' die aus diesem bereitete Lein- 
wand Klunkferlelnwand. Lit. klunkurei 
dass. was Klunkern und Klunkergam. 
Frosch ön de WoU^ seggt de Dokmaker 
on spönnt Klunker, Ja tool^ seggt de 
DSkmaker on kchnmelt Klunkre, Sprw. 
I, 1000. Hei du^ min Junkerke^ Mot 
de Sack voll Klunkerke. Volksr., 14, 64. 
Vgl. auch H§de. — Nach Grimm, Wb. 
V, 1297 ist zu Klunker das Mutterwort 
noch zu finden. Zunächst dürfte es 
wohl als eine Form von lücfz ange- 
sehen werden; hingewiesen sei auch, 
auf das anklingende ahd. clunga, mhd. 
klunge = glomus Knäuel. Bock,' 23. 
Hennig, 126. 

Klunkerball y m., ordinäres Tanzver- 
gnügen. 

Klunkerband, n., Band aus Klunker- 
garn gewebt. 

Klunkerflasche, /. 1. Flasche mit 
engem Hal3e, Branntweinflasche, welche, 
wenn man daraus trinkt, ein KlurJcem 
hören läfzt. Gewöhnlich Klunkerßaschr- 
cheny pltd. Klunkerßaschke. On wat mt 
denn noch lewer os^ Als du^ min lewer 
Schniefke bost^ Dat 5s min Klunker- 
flaschke, Volksl.,57,38,7. Auchgröfzere 



384 



Klankergarn — Klutchen. 



Flasche mit vier Röhren in der Mitte, 
aus welcher in den Kneipen der Brannt- 
weingeschenktwird; diezarückfliefzende 
Flüssigkeit Idunkert in den Röhren. 
Schemionek, 19. In Hessen £^Zun^^r, 
m. n. n., Krug mit engem Halse; auch 
Klunkerkrüschen^ ^glas. Vilmar, 209. 
2. Frauensperson, welche gern klunkert, 
dem Fläschchen zuspricht Bock, 24. 
Hennig, 126. 

Klunkergam, m., s. Klunker. 

Klunkerkirtsche, /, Wagen mit Ver- 
deck, Dach, aus Klunherleinwand, Na- 
tangen. 

Klunkermus, f.y Mus mit Klunkern. 
Bock, 24. Hennig, 126. Über die 
Bereitung s. auch Bock, Nat. I, 264. 

Vgl. Klttermus. 

klunkern, sw, 1. von klucken, klang- 
malend : daskluckende, gluckende Tönen, 
welches sich beim Trinken aus einer 
Flasche mit engem Halse hören läfzt; 
auch das Rollen im Unterleibe, lit. 
klukaiti. 2. schnapsen, wiederholt dem 
Fläschchen zusprechen. Bock, 23. 
Hennig, 126. 3. reflexiv: Hch Idun- 
kern, sich zu Klunkern ballen. Die 
Federn in alten Betten klunkern sich. 

Klunkersack, m., Sack aus Klunker- 
leinwand, doch mehr noch das Säck- 
chen am Wocken, in welchem die 
Klunkern (Flachsreste) aufbewahrt wer- 
den. 

Klunkerzeug, n., Gewebe aus Klunkern, 
Elunkerleinwand. 

klunnen, 8w., s. klungen. 

Klunsch, m., s. Klttsch. 

klunschig, adj., s. klitschig. 

Klunte, /. 1. nach Hennig, 126, eine 
freche und unzuchtige Weibsperson; 
jetzt wohl mehr Bezeichnung für ein 
schmutziges, plumpes und ungeschicktes 
Frauenzimmer. Jede Klunt,op em Weg 
heft mi afgeredÜt, em to neme. Dar- 



kehmen. Vgl. Brem. Wb. H, 814. 
Richey, 126. Sallmann, 34b. In 
Hessen Klunder. Vilmar, 208. — 2. 
Klute, Erdklofz. S. das folg. 

Klunter, /., Klumpe, Erdklumpen, Erd- 
klofz (s. Klüte); Kugel, Kugelartiges: 
Samenknopf, Samenkapsel. Dat nt dei 
Khmtre Tüffke (Kartoffeln) sind. Fla- 
tow. Firmenich I, 119b. Am In tnt' 
hei dei Klun£re Stef Flatow. Ibid., 
119a. Vgl. das vor. 

Muppem, sw.j frische Fische, unge- 
schuppt, in der Asche rösten; so za- 
bereitete Fische heifzen Klupper. Dem 
Wasser zu Ehren pflegten nach Bretkim 
die Hafffischer im Frühjahr einen Hecht 
oder andern Fisch zu Iduppem (unge- 
schuppt in der Asche zu braten') und 
zu verzehren. Pierson, Matth. Prätor., 
34. Ich erinnere mich, dafz ich in 
meiner Jugend pflog van meinem Vater 
in die Russe nach Klupp er geschieh 
wardy i. e. nach trockenen Fischen. Ibid., 
28. 

Klurke, /., kleines, schlechtes Wirts- 
haus, Winkelschenke ohne Einfahrt 
Pr.-russische Greiße. Lit. klurke. 

Klusack, m.y Tölpel; vom poln« khisak 
schwerer Zelter, Hochtraber, dieses von 
Klotz. Flatow. Schmitt, 110. 

Klose, /. 1. Klause. 2. Gefängnis. 
Se hehbe emönde Klus gebrocht Königs- 
berg. Bei de Standdr (Gendarm) kämmt 
on leit se in de Kalus. Kr. Gumbinnen. 
Korrespbl. V, 49. 3. Haus, Wohnung. 
Du Schelm^ wat deist on minem Hm^ 
Wennor kam ock on dine Klus'f VolksL, 
85, N. Pr. Prov.-Bl. HI, 155. 

Klutchen, n., aus dem hochd. Kabottr 
chen. Dem. von dem franz. calotte Käpp- 
chen f&r den kahlen Schädel, nach 
Hennig, 78, Gaüotchen, Wer aüezeU 
bei abnehmendem Licht die Hetäre wird 
abnehmen lassen ^ kan endlich unver- 



Elüte — knabbern. 



385 



merckt zur Glatze gelangen^ und mag 
sich alsdann mit besserm Fuge eines Com- 
medienrKypffs {yoie jener vornehme Mann 
die Calotchen zu nennen pflog) als ein 
dickhaariger Kopf gebratichen, Linem., 
Mm 3a. Hieraus ist ofenbahr ^ dafz 
ein Kaloty oder wie es etliche nennen^ 
der Bochsbeutel, aufm Kopfe ^ wenn es 
das Haar dicht zusammen presset^ nicht 
so sehr der freyen Kälte, als vor das 
ventiUrte Haar für sich selbst wieder- 
stehen möge. Ibid., Nn 2 a. Der Mann 
ist das Haupt ^ — on de Fru ös dat 
K2utke, dat sot bläwe drop. Sprw. 1, 
2530. 

KIQte, /., Erdklumpen, Erdklolz, ge- 
frorene Erdscholle, Lehmscholle. Wohl 
eine Form von Klofz, Vhchd. und im 
Ermlande Klaute; holl. kluit DeJonges 
ichmeifze söch mot Klaute ^ die Jungen 
werfen einander mit Erdstucken. Sper- 
ber, 18. November^ grodis^ führt den 
Namen von den Erdkluten^ derer sich 
viel im November finden, Pierson, 
Matth. Prätor., 50. Der Winter-Monaih^ 
Gfrodis^ von Qrodys eine Klaute^ weil 
der Weg alsdann ktautig ist Lepner, 
110. In Westpr. heifzt der Landwirt 
Klvtenpadder, Eluten treter. Treichel. 
Vgl. Richey, 126. Brem. Wb. H, 810. 
Vilmarj 210. Hennig, 126. 

KlOte, /., schwanzloses Huhn, Huhn 
mit abgestumpftem Schwanz, auch Klüt- 
huhn^ Klüthahnj Klutnarsch, In Bayern 
Keüarsch. Schmeller U, 289. Vgl. 
Kuli. 

klQten, sw.^ sichy sich zusammenballen, 
zu KLüten formen; Lehmiger Boden — 
die Federn in alten Betten klüten sich. 

KlUter, /., 8. Kirter. 

KiUtermuSy /., s. Klltermus. 

klütern, sw.^ sich^ sich ballen, zu- 
sammenfugen zu Kluten, Frequent. von 
klüten. Die Federn alter Betten klütern 

Fri«ehbl*r, Wteterbofihl. 



sich' zusammen. Hierher gehörig Klüter, 
Klunker. 

klQtig, adj., s. KIQte. 

Klutnarsch (a » a), m, u. n., s. KIQte. 

klutschen, sw,y glitschen, gleiten. Da- 
von: 

klutschig, ad^'., schlüpfrig, glatt. Müh- 
ling. 

KlutZy /., Mädchenmütze. Barten- 
stein. Vgl. Klutchen. 

Kluwander, ein Spiel der Knaben. Sie 
schneiden mit ihren Messern kleine 
runde Löcher in den Rasen und werfen 
dann der Reihe nach die Messer in 
die Höhe. Zuvor ist festgestellt, auf 
welche Seite das Messer nicht nieder- 
fallen darf. Fällt es dennoch auf diese, 
so macht der Nachbar den nächsten 
Wurf. So geht es fort, bis die richtige 
Seite oben zu liegen kommt. Der so 
Werfende darf nun soviel Raseu um 
die Grube seines Nachbarn herum weg- 
schneiden, als er in einem Atemzuge: 
Klu(wiwu)wander ! ZM sagen vermag. Am 
Schlüsse des Spiels sucht jeder sein 
Loch mit dem gewonnenen Rasen zu 
füllen; wers nicht vermag, hat ver- 
loren und wird mit der übrig geblie- 
benen Erde beworfen. Ein ähnliches 
Spiel heilzt in ^ahyfdk^esaÄckerles: Meier, 
394. Vgl. Volksr., 192, 716. 

KIQwe,/., s. KIQbe. 

KIQwel, KIQwen, n., s. Klauen. 

kIDwen, sw.^ klauben. ausklQwen, aus- 
klauben, aushülsen, mühsam mit den 
Fingern heraussuchen. Nach Mühling 
auch erforschen, ersinnen, ergrübein. 

S. klObem. 

. KlQwerarbelt, /., mühsame Handarbeit, 
Schnitzelei. S. Kntwelarbeit 

klOwem, sw.^ s. MQbern. 

klUzig, adj,^ s. klitschig. 

knabbeln, «to., s. knabbern. 

knabbern, sw,^ mit Geräusch und Eifer 

26 



386 



Enabkfise — knallen. 



nagen, in kleinen Stücken abbeif^n. 
Die Maus knabbert. Kleine Kinder 
müssen immer etwas zu knabbern haben : 
sie sind Knabbermäuschen, Auch knab- 
beln. NachGrimm,Wb.V, 1323: von 
knabben nagen; engl, knab knabbern, 
nagen (auch knabble). In gleichem 

Sinne knibberri, knibbeln, knubbern, knup- 
pern. Sämtlich in der Zusammen- 
Setzung mit ab: abknabbern^ abhiabbeln, 
abknibbem^ cAknibbeln^ abknitbberh, mit 
auf: aufknabbern etc.y mit be: beknabbem^ 
Brot oder Kuchen rundum benagen etc. 

Vgl. gnagen. 
Knabkäse, m., s. Knappkäse. * 

knackeny sw.^ rauschend knistern^ als 
solle ein Bruch erfolgen; von Holz, 
von schweren Kleiderstoffen. Die als 
Jungfer geputzt war^ da/z sie nur so 
knakte. Soph. R. II, 477. 

Knackerweide, /, Pflzn., Bruchweide, 
Salio! fragtUs L, Bock, Nat. III, 131. 

Knackosbot, m.^ Storch. Ök en Bet 
denn Grett (ein Bifzchen dünne Grütze), 
as de Knackosbot vom Dack schett. Jer- 
rentowitz. Volksr., 245, 857. 

Knacks, m., aus der Interj. knacks^ die 
den Ton bezeichnet, den ein brechen- 
der Holzstab erzeugt. 1. knackender 
Ton, Knack. Da^ Eis giebty wenn es* 
sich setzty einen gewaltigen Knacks. 2. 
Bruch, Sprung, Ril'z.. Das Glas hat 
einen Knacks bekommen. Die Achse, 
die Deichsel hat einen Knacks, einen 
Bruch. 3. bildlich: Schaden an der 
Gesundheit. Er hat einen Knacks* weg- 
bekommen. 

knacksen, sw^, Frequent. von knacken. 
Mit den Fingern knacksen, aufknacksen, 
aufknacken, verknacksen, sich^ *sich be- 
schädigen. Er hat sich den Fu/z ver- 
knackst. 

knaddem, «^., s. kniddem. 

knaddrig, o^'., was sich leicht ver- 



biegt, leicht bricht Schemionek, 20. 
In der Ältmark knaddrig und knoddrig 
=B knorrig. Danneil, 108a. 

Knagge, /. 1. Pflock, etwas dairan 
aufzuhängen, Kleiderriegel.. In den 
Schfdzimmem sind Knaggen angebracht^ 
woran die Kinder Hüte und Überkleider 
hangen. 2. hölzerner Wirbel an Thür 
oder Fenster. 3. bildlich: die Nase. 
Er hat eine gute Knagge^ eine tüchtige 
Nase. 4. nach Mühling überhaupt 
ein Stück von ziemlicher Gröize, also 
eine Knagge Brot s. v. a. KnasL 

KnäkerbSn, m., Knochenbein, kndher- 
nesy knöchernes Bein. 1. ein hagerer, 
knochendürrer Mensch. 2. der Storch. 
3. der Tod. 

knäkern, adj.y knöchern. Muskey gbff 
ml e tseme Tan, öck gew dl e knäkre^ 
sagen die Kinder, während sie den 
Wechselzahn auf den Ofen werfen. 

Knäkschale, /., die Klaffmuschel. 

knäkschälig, •schalig, adj.y schwach, 
gebrechlich, körperlich angegriffen, hin- 
fallig; vom Menschen. Der Kranke 
sieht knäkschälig aus. Er geht sehr 
knäkschälig y er ist schwach zu FoTz, 
die Beine wollen ihn nicht tragen. 
Bock, 24. Hennig, 126, schreibt 
kneekschälig und leitet das Wort ab 
von Knake(n) Knochen und- schelen 
hin und her schwenken, wie solches 
mit der Wäsche geschieht. Da man 
aber auch knttckschalig, vhchd« knick- 
schälig, -sqhalig, hört und dies auch auf 
alte, dem Zerbrechen nahe Möbel an- 
gewandt wird — de Stol (der Stuhl) 
08 knöckschalig — , so scheint mir weniger 
Knochen als knicken y pitd. knocke(n)y 
die Wurzel des ersten Gliedes der Zu- 
sammensetzung zu sein. Danneil, 
109 b^ schreibt knaokschäolig und er- 
klärt: was nicht so ist, wie es sein soll. 

knallen, »w.y aufzer den allgemein be- 



J 
•1 



En&Uer — Knaster. 



88T 



kannten Bedeutungen: 1. grell in die 
Augen fallen; von kreischenden Farben, 
namentlich rot; daher knallrot 2. caire. 

S. einknallen. 
Knäiier, KneJIer, Knilier, Knüller, m., 

schlechter Rauchtabak. Vgl. Drängsei. 
knallig, adj, von Knall^ plötzlich, 
schnell^ raschj unversehens, wie ein 
KnalL Es geht knallig. Hei kern foaU 
knallig. 

knallrot, adj.y s. knallen. 

Knall und Fall, augenblicklich, auf der 
Stelle. Es hiefz ursprünglich' KnaU 
und FaU war eins^ mit dem SchuTz zu- 
gleich fiel der Mann, und mag im 
30jähr. Kriege entstanden sein, obwohl 
^8 auch der Jagd entnommen sein kann, 
wie Adelung will. Grimm, Wb. V, 
1334. Wer kann dat End* af spüre? 
Et kömmt oft KnaU on Fall. Lhrztg., 
4, 355 c. Awer wiel §k en boset Ge- 
wissen hadd on so Knall on FaU awer- 
rumpelt wordy merkd §k nich den grawen 
Bedrog. Dorr, 1. Wiew., 124. 

Knallwenzel, m., schlechte Sorte Rauch- 
tabak. S. Knäller. 

knapp, adv.j kaum. Es reicht knapp 
aus. De Schien-Dähry. . war knap man 
opgeschlate. Carm. nupt I, 282, 1. He 
§s knapp dreemal Qn miener GeseUschoft 
west.' Dorr, 1. Wiew., 30. 

knappemang, ado.\ französiert: mit 
knapper, genauer Not. Treichel. 

knappen, sw. 1. knapp, unzulänglich 
geben, austeilen, s. abknappsen. 2. mit 
der Peitsch^ knallen. Treichel. 

Knapphans, m,. 1. Knicker, der von 
allem, was er zu geben hat,* gern etwas 
abknappt. 2. in Garnisonorten Spitz- 
name für den Höker in der Kaserne, 
Marketender. Der Knapphans wiUuns 
nichts mehr borgen, 

Knappkäse, m., kleiner Käse; dasselbe, 
was Dwarg (s. d.). Nach Mühlin g in 



älteren preuFz. Schriften fnod^os^. Nach 
Sallmann, 34b, von nd. knc^em 
kui'z zubeilzen. 

Knappkuchen, m.^ hartgebackener Ku- 
chen. Mühling. Eine Art Pfeffer- 
kuchen, Lebkuchen, hoU.ÄJwappteöit. Von 
knappen Hartes beifzen. Grimm, Wb. 
V, 1350. 

Knappsack, 9n., Reisesack, Ranzen. 

knappsen, sw.y s. abknappsen. 

Knappspeiser, 7n., Knicker, Geizhals,, 
der knapp speist, sich am Essen ab- 
knappt. Stein, Peregrinus XUI, 88. 
W. Mtsbl. VI, 159. 

Knarrband,, m.^ Schmerz in den' Ge- 
lenken, mit welchem, wenn man da^s 
leidende Glied bewegt, ein knarrendes 
Knacken verbunden ist. Rateformeln 
gegen den Knairband s. Hexspr., 69, 

knarren, sw. 1. gewöhnliche Bedeu- 
tung. Die Thür knarrt. Wenn die 
Stiefel knarren y so sagt man: sie sind • 
hoch nicht bezahlt, 2. quarren, ver- 
driel'zlich und weinerlich murren. Er 
knarrt wie e*judscher Wagen. Memel. 
' knas, ado.y auf der Stelle, sofort. 
Treichel. 

Knäuel, m., s. KnasL 

Knast, m. 1. Knorren, Knorz. 2. Ein \ 
Knast Broty ein tüchtiges Stück: Man 

hört dafür auch Knagge, Knüllen, Knolle, 
Knust, Kna§el, Gnasel, m. In der Alt- 
mark Knagg^ Knagg'L Danneil, 108a. 
3. vom Menschen: kräftig, knorrig, 
derb. Er ist ein Knast, ein dicker, un- 
geschickter Mensch. Dat ös en 6ler 
Knast, ein alter, noch kräftiger Mann. 
Auch: ein reicher Knasty ein reicher 
Mann. Er ist ein fauler Knast, ein 
Faulpelz. Dan. u. schwed. knast, holt. 
knoest 

Knaster, m. 1. Tabak, ursprünglich 
eine feinere Sortö, besonders Varinas. . 
Er raucht Knaster, er raucht was Fei- 

25* 



388 



Knftsterbart — Enebelspiefo. 



Des. Knaster Wohlgemuthj Rauchet 
schlecht, doch stinket gut Sprw. I, 2067. 
Das Wort ist aus canastertobacy Knaste}*- 
tobak^ d. i. Eorbtabak, gekürzt; span. 
canastro Korb aus Rohr geflochten, lat. 
canistrum; vgl. canna Rohr. Grimm, 
Wb. V, 1357. 2. nach Treichel alter 
Herr. Ygl. das folg. u. KnasL 

Knasterbart, m,^ Bart, der knastert, 
rauscht, weil er borstig und steif ist. 
Zur Bezeichnung eines alten, mürrischen, 
auch impotenten Mannes. 0, si doch 
stolly du Knoasterboartj Reep nu de 
Mumm vom Oawen. Dorr, 11. Bei 
Stein: Gnasterbart. Peregrinus XIU, 
. 44. W. Mtsbl. VI, 128. 

Knasterblank y auch KnSstergold, n., 
ersteres aus knastern^ knistern ^ und 
blank zusammengesetzt, Rauschgold. 
Noch fer e Orosche Knästerblank. Sprw. 

1, 3148. 

knastern, sw, 1. prasseln. Darein 
warf das gerneine Volk brennende Fackeln^ 
damit (so dafz) das Feuer mit grofzem 
Knastern in die Luft aufging. Schütz, 
Preuizen, 4. Grimm, Wb. V, 1359. 

2. knarren, rasseln. Die Bank knastert, 
wenn ein Korpulenter sich darauf setzt. 

' Die Bettstelle knastert^ wenn man sich 
niederlegt. Der intensiv höhere Ton 
des Prasselns und Knarrens wird durch 
knistern bezeichnet. Brennender Kad- 
dig knistert und knastert 3. coire, 4; 
nach M ü h 1 i n g nachlaufen . Er knästet^t 
mir. nach, er folgt mir, mich belästigend, 
nach. 

knatschen, sw,, tonmalendes Wort, 
durch welches der eigentümliche tsch- 
Laut bezeichnet wird, der z. B. beim 
Kneten des Brotteiges oder beim Gehen 
in einem aufgeweichten lehmigen Boden 
sich hören läizt. Grimm, Wb. V, 1360, 
hält kneten nicht für das Mutterwort, 
obwohl dies verwandt sein wird. In 



dem Pflznräts., 42^ das zur Lösung 
„Flachs^ hat, heiizt es: sie kmUckten 
mich, sie knatschten mich, wodurch das 
Kneten und Quetschen der Flachs- 
pflanze bezeichnet wird. Vgl. knitschen. 

knätschen (a kurz), nach Marold 
Iterativ zu kneten, zur Bezeichnang 
des schmatzenden Kauens oder des 
Zerrührens und Zerdrückehs von dick- 
flüssigen, breiigen Substanzen. 

knauen, nauen, sw. 1. miauen, von 
der Katze, lit. kniaujti, kniaiUi, davon 
knauka, die Katze, und kniaukä dass. 
als Rä.tselwort Nsslm. Forsch. 2; Th., 
75. Pierson, Lit. Aeq., 20. 2. aber- 
tragen: weinen, winseln, weinerlich 
sprechen, wie es namentlich kränkliche 
oder unartige Kinder thun: sie knauen 
in einem weg. Nach Mühling auch 
unverständlich reden. Marold hat als 
verstärktes knauen knauksen, unwillige, 
unzufriedene Laute ausstofzen. 

Knauphaff, n., Busen des kurischen 
Haffes. Fisch.-Ordg. f. d. kur. HaflF, 
§12. 

knauselig, adj., s. knauserig. 

knausen, sw., s. knausern. 

knauserig, adj. von Knauser, knicke- 
rig, filzig, genau in Gabe und Ausgabe. 
S. Weigandl, 820. 

knausern, sw., geizen, ungern und 
ungenügend geben; von Knauser. Er 
knausert, sucht überall Ersparnisse zu 
machen. Auch knausen. 

knautschen, sw,, s. knOtschen. 

Knebel, Knewel, m. 1. Knöchel. 2. 

ein kurzes Holzstück zum Knebeln. 3. 
Schimpfwort*. S te i n , Peregrinus XII, 
82. W. Mtsbl. V, 191. 
Knebelspiefz, pltd. KnSwelspIt, m., alte 

Jagd- und BauemwafiPe, in Hessen auch 
Spiefz, den die Nachtwache auf den 
Dörfern führte und der von Hand zu 
Hand ging. Vilmar, 76. De ol Mann 



Knecht -<- kDeten. 



389 



nem den KneweUpet On scfUog dem 
Pape etc. Volksl., 32, 20, 17. From- 
mann, Mndart. YII, 218. 8. Grimm, 
Wb. V, 1379. Vgl. Korwelspet 

Knecht, 97». 1. famulus^ servus; jeder 
männliche Dienstbote auf dem Lande; 
in der Niederung Titel des ersten 
Knechtes, welcher in den meisten Ge- 
genden auch Oro/zknecht heifzt. Er 
führt zugleich die Aufsicht über das 
übrige Gesinde und ist gewöhnlich 
verheiratet. Der zweite Knecht heifzt 
Mittelknecht^ im Werder auch Futterok 
(s. d.). Diesem nach stehen die Jung- 
knechte und die Jungen; letztere im 
Sommer beim Schweinehüten und bei 
leichteren Feldarbeiten, im Winter 
bei häuslichen Arbeiten behilflich. — 
Von einem Knecht, der zur Haus- 
frau in unerlaubten Beziehungen steht, 
heifzt es: Det Dags Knecht^ det Nachts 
Herr. Sprw. I, 2068. öck Knecht, du 
Knecht, nu war vn ok e mal ete. 2. 
nach Bock, 24^ und Hennig, 126, 
auch ein Strohwisch, den die Königs- 
berger Bauern- anstecken und statt des 
Lichtes gebrauchen. 

Knechtvater, m., Vermieter männlichen 
Gesindes. Danzig. W. Seidel, 31. 
Klein I, 240 für Danzig: eine von der 
Obrigkeit bestellte Person, welche männ- 
liche Bediente den Herrschaften zu- 
weiset und vorschlägt. 

kntentlichy <xdf. u. adv., knieentlich, 
auf den Knien liegend. Kneenüich 
bitten, flehentlich, fuTzfSällig bitten. 
Treichel. 

Kneif, n., s. Kntf. 

kneifen, pltd. l(nTpe(n), st, kneipen, 
zwischen zusammengehende Spitzen, 
Schärfen etc. drücken. Weigand I^ 
821. Er sitzt wie gekniffen^ ist ver- 
legen, beklommen. Er hat heSbkneifen, 



pltd. Ltfkntpej Khtpe dm Li/, Leib- 
schmerzen. 

Kneifer, m., der Gänsesäger, Mergus 
merganser; auch Kronente und Lang- 
Schnabel. Bujack, 389. 

Kneifzange, pltd. KnTptang, /., Kneip- 
zange; auch scherzweise Benennung für 
den Frack. 

Kneiphof, pltd. KnTphof, m., eine seit 
1327 bebaute und als Stadt priviligierte 
Pregelinsel in Königsberg, früher kfdp- 
abe, knypabe, kniepab, kneypabe, auch 
Pregormunde, Pregelmünde, oder Vogts- 
werder genannt. Gebser u. Ilägen, 
Gesch. d. Domkirche etc. I, 89. 1Ö9. 
114. 117. Toppen, Histor. - comp, 
Geogr., 214. Faber, 51. Knipaff 
heifzt auch ein Ort in Mecklenburg 
(Lisch, Mecklenb.ürk.II,282),i5iw6aw 
eine Ortschaft in Danzig. Vgl N. Pr. 
Prov.-Bl. Vm, 107.460. Nsslm.Th., 
75. 

Kneller, m., s. Knäilec. 

Kneis, m. Vorn., Komelias. Dzg. 
Nhg. Violit, 99. 

Knepel, m.y Klöpfel, Glockenklöppel. 
Ein Suh-KIock (Sauglocke), a/z hey was 
brttkt keinen bätren Knäpel. (Der groCze 
Kochlöffel ist gemeint, mit dem der 
Kochsjunge auf den Gratulanten ein- 
dringt.) Carm. nupt. I, 282, 8. Ein 
Hochzeitmahl ohn* .Pfeif- und Seiten- 
Klang ist wie . . ohn* Knepel eine Glock. 
Ibid. II, 101 b. 

Knerps, m., s. Knirps. 

Knesaclc, m. Auf der Curüchen Neh- 
rung stehen zween grofze Sandhügel 
neben einander, die heifzen die Knesdcke. 
Bock, Nat. I, 26. 

Icneten, sw., durcharbeiten, depsere, 
subigere; betrachtend erwägen. Er na/m 
vor dem beginne drt stucke gar zu sinne, 
dar an ein geistlich lebin stdt, .und di 



390 



knetschen — Kniper. 



in 8ime herzin knat hin und her betrach- 
linde. Jeroschin, 130b. Pfeiffer, 
182.« EfT knetet die Geschichte in einem 
weg^ spricht unaufhörlich davon. 

knetschen, sw,^ von kneten^ quetschen, 
zerquetschen. Denn nehm^ öck mine 
PepermdP On knetsch de Bohne (Kaffee- 
bohnen) lanff on veL Volksl., 56, 38, 

3. Ygl. knitschen. 
knetten, 9w,^ s, knitten. 

Knetterkasch , /. , Plapperkatharine. 
Schimpfwort für ein schwatzhaftes 
Frauenzimmer. S. Kasch. 

knettern, sw.^ knittern, s. v. a. knül-- 
leh (s. d.); auch plappern, schwatzen. 

Knettttg, n,y Enittzeug, s. knitten. 

Knewely m.^ s. Knebel. 

knibbern, sw,^ an einem Dinge kratzen 
oder brechen mit den Fingern, nagen 
mit den Zähnen oder dem Schnabel; 
ein Frequentativ von gnibbeln, Kinder 
und Mäuse knibbem am Brot — be- 
knibbem das Brot Für Estland bei 
Sallmann, 34b. 

Knickebein, m.^ feiner Schnaps: Ma- 
raschino mit rohem Eidotter; er kräf- 
tigt den Knickebein, den Mann, der 
(beim Gehen) knickt. 

knicken, sw, 1. mit gelindem Geräusch 
zu brechen anfangen, knicksen^ wenn 
der das Brechen anzeigende Ton kurz 
ist; den volleren Ton bei einem Bruche 
bezeichnet knacken. Das Msy der TeU 
fer, das Olas knicken^ ehe der völlige 
Bruch erfolgt. Davon Knicks. 2. die 
Knie beugen, knieksen^ knixen. Hen- 
nig, 127. 3. vom Alter geknickt, ge- 
drückt, gebeugt sein. Er knickt schon. 

4. geizen. Davon Knicker, m., Knauser, 
Geizhals. 

Knicks, Knix, w. 1. Schall, der durch 

Brechen entsteht. Der Topf hat einen 

Knicks bekommen. Bildlich: Er hat 

einen Knicks weg^ einen Schaden. 2. 



interj, , den Knicks - Ton nachahmend. 
Knicks^ da war es entzwei. 3. Knie- 
beugung, als weibliches Kompliment. 
Einen Knicks machen. Dem. Knieks- 
chen^ Knixchen; zu Kindern : Mach dem 
Onkel ein Knickschen! Grimm, Wb. 
V, 1421. Hennig, 127. 

knickschälig, -schalig, adj., s. knäk- 
schälig. 

knicksen, «u?., s. knicken. 

kniddem, reinhchd. knittern, pltd. knSd- 
dern, sw. 1. ein glattes Gewand dorch 
Druck faltig machen, knüllen^ kmddem^ 
verkniddem, verknüUen, Bock, 24. 
Hennig, 127. 2. mit den Zähnen 
knirschen; dies auch knaddem knattern. 
Seidenzeug, das man zerreifzt, hdddert 
und knaddert, 

Kniebaum, pltd. KneibOm, m., Quer- 
balken im preulzischen Webestuhl, der 
gegen das Knie der Weberin gerichtet 
ist. S. Das Wirkgestell, 124. 

Kniefurz, m,y als Schimpfwort und 
Ekelname. Stein, Peregrinns XII, 82. 
W. Mtsbl. V, 191. 

Kniegel, n., schmales Seitenbrett längs 
dem dem Kniegelenke zugekehrten 
Rande am Banksitze. Die Bank hat 
ein Kniegely Ein Kniegel hat die Bank etc, 
Volksr., 107, 458. Die daselbst nadi 
den N. Pr. Prov.-Bl. XI, 431a bei- 
gegebene Parenthese: Knöchel, erklärt 
nichts. 

Knlf, n., Taschenmesser, Einschlag- 
messer, schlechtes Messer überhaupt; 
mnd. knif, n., holl. knyf^ w., engl. 
knife, franz. canif. Hennig, 329, hat 
die hchd. Form Kneif, Dat Schede- 
knief (Schabemesser) von 'nem Hand- 
schohm^aker. Dorr, 1. Wiew., 23. 

knifflich, adj.^ s. knUfüich. 

knillen, sw,, s. knllllen. 

Kniller, m., s. Knäller. 

KnTper, m., Kneifer. 1. nach Müh- 



ii 



Knippchen — Knfst. 



391 



ling Käfer *mit starken FrefzzaBgen. 
* 2. der Ohrwurm, Forficula. Er heifzt 

gewöhnlich Ohrenkneifer, pltd. Ohre- 
knTper. Vgl. Backel. 

Knippchen, n., s. Knips. 

Knippel, m,^ s. Knüppel. 

knippen, pltd. knUppe(n), sw.^ knüpfen; 
mit hörbarem Krupp scblielzen, z. B. 
ein Schlolz. In beiden' Bedeutungen 
öÄ- und" zuknippen; in ersterer auch 
an- und aufknippen, 

Knippschlofz, n., Vorhängeschlofz, das 
man nicht mit einem Schlüssel, sondern 
durch Druck schlieizt, wobei ein Knipp 
hörbar wird. Vgl. Voriegeschlofz. 

KnippspQle, /., Reservespule an dem 
Wirkgestell, von welcher bei Beschädi- 
gung eines Fadens ein neuer Faden 
zur Ausbesserung genommen wird, 
welche durch Knüpfen geschieht. 
. ^ Knips, m,^ Dem. Knipschen. 1. jeder 
Schall, der durch Knipsen entsteht. 2. 
das Schnippchen, der Schneller. Sie 
schnellen jene (Wagschale) mit einem 
Knippschen empor, Soph. R.. VI, 263. 
Kleinen Kindern giebt man, sie be- 
lustigend, ein Knipschen^ Knippchen, 
pltd. Knipske(n) einen leichten Nasen- 
stüber. Einem ein Knipschen schlagen 
als Zeichen des Hohnes, Trotzes. Hier 
ist Knipschen der Knall, der durch 
Mittelfinger und Daumen hervorgebracht 
wird. In PosenXmjpps, w., Knippschen, 
n*, Schlag auf die vorgestreckten Fin- 
gerspitzen. Bernd, 134. 3. das Ge- 
stohlene, die Konterbande. 4. im Sam- 
lande Knipse Bemsteinstücke von mitt- 
lerer Grölze. 

knipsen, sw. 1. schnellen, schnippen 
mit Zeigefinger und Daumen oder Mit- 
telfinger und Daumen, Frequent. von 
knippen, Herr Puf knipste einige Fe- 
derchen von seinen rauchschwarzen Stie- 
feln. Soph. R. VI, 535. 2. mit schal- 



lendem Knips schneiden; s. abknipsen. 
Hennig, 127. 3. abknappen, abzwacken, 
kürzen, betrügen; in Estland knippen, 
Sallmann, 34b. Bock, 24. 4 steh- 
len. 5. coire. 

Knirps, w., nach Sperber, 19, auch 
Knurps, m., kleiner, unansehnlicher 
Mensch. Bei Stein, Peregrinus XII, 
82, Knerps. In Hessen Knups^ auch 
Knez; in Liv- und Estland Knips, 
Vilmar, 213. 212. Hupel, 119. 

knirren, sw. 1. feineres Knarren; 2. 
knurren, brummen; 3. auch s. v. a. 
gnirren (s. d.). 

Knirrenficker, KnSrrkeficker, pltd. Knttrke- 
fttcker, m, 1. Kjiicker. .2. Mensch, der 
andern nichts gönnt, sie beschändet, 
herabsetzt.. 3. kleiner, schwächlicher 
Mensch, den man in die Ficke (Tasche) 
stecken könnte. Zusammensetzung aus 
knirren 2. und Ficke Tasche.. M ü h 1 i n g. 
In Hamburg Knirrfickery in Bremen 
Knirßk, Brem. Wb. H, 828. 

Knirring, Pflzn., sparrige Binse, Jun- 
ais squarrosus X., ,^weil die Pflanze 
fest und zähe ist". Treichel, Vlksth. 

knirscii, adj,^ gedrängt nahe, sehr 
dicht. Der Maurer hat den Stein knirsch 
angemauert, so'fest, dafz dabei ein knir- 
schender Ton zu hören war. 

Knisch, m., wunder, geschwollener 
Unterschenkel; auch SUIzfufz, weil das 
blanke Aussehen des Beines der gallert- 
artigen Sülze gleicht. 

Kntst, m,^ Dem. Knistchen, 1. kleines 
Brot. Die kleinen dreizipfeligen Bröt- 
chen, welche früher in Königsberg sehr 
beliebt waren und sich noch auf den 
Schildern der Fastbäcker finden, nannte 
man Knistchen^ auch Zimpelbrotchen^ 
Zipfelbrötchen. Vgl. Volksschulfr. 1873, 
156. Sperber, 18. Im Harze heilzen 
sie Knauste'. Das Wort ist mit Kna»t 
und Knvst (s. d.) stammverwandt. In 



392 



knistern — knocheln. 



Estland Knust, Entistchen Ecke vom 
Brotleib, Brotschnitt. Sallmann, 35a. 
2. Fauststöfze gegen den Kopf mit vor- 
gestrecktem Daumen. Die Schuljungen 
traktieren einander mit Kntsten. Sei 
stül^ oder es giebt Kntsf ! 

knistern, sw.^ s. knastern. 

knitschen, «ta., von. ^n^^^n, quetschen, 
zerquetschen. Die Birnen sind alle 
zerküttscht — sind eine Knitsch, knit- 
sehen hat auch die Bedeutung von 
knatschen (s. d). In Posen: ausknit- 
sehen, ausdrücken, auspressen. Bernd, 
9. Vgl. knetschen. 

knttschig, od;., s. klitschig. 

knitten, knUtten, pltd. knetten, knStte'n, 

sw., stricken, knoten. De Mummke 
knött am Oawen. Dorr, 15. De Lieske 
knött on eenem foort. Ibid., 23. Weü 
die Weiber vergafzen das Spinnen und 

Knütten, sind Manche von Haus 

und Hof geschritten. Der preul'z. Samm- 
ler I, 825. Sprw. I, 4001. Hennig, 
128. 

knittern, sw,^ s. kniddem. 

Knittzeug, n., von knitten^ Strickzeug. 
Westpr. Im Werder, in der Dzg. Nhg. 
pltd. Knettttg, Knotttg, Knottich. 

KnTwelarbeit, /., mühsame Arbeit, die 
Fingerfertigkeit, Geschicklichkeit und 
Geduld erfordert, an der viel zu kniwein 
ist. Vgl. PQIarbeiL 

kniwellg, adf. 1. mühsam, schwierig. 
Manche Handarbeit ist kntwelig, 2. 
verwickelt. Die Sache ist kntwelig, sie 
ist schwer aufzuklaren, schwierig aus- 
zuführen. 

knTweln, sw., mit den Fingern an 
einer Sache zupfen, Teile derselben ab- 
lösen, Verwickeltes entwirren, lit. knlbti, 
knibinetiy knebineti, lett. knibbeht, kni- 
binaht An einem Knoten kntweln, um 
ihn aufzulösen. Kinder kntweln am Brot, 
lösen Krümchen und kleine Brocken 



ab. Hennig, 128: knüweln. Nssln. 
Forsch. 3; Tk, 75. Sperber, 41. Vgl. 
pflien. 

Knix, m.,. s. Knicks. 

Knobbel, m., s. Knubbel. 

Knebel, m., Bemsteinsorte dritten 
Ranges, woraus Knopfe, Ohrgehänge, 
Korallen etc. gefertigt werden. Auch 
KnUbel. Vgl. Grimm, Wb. V, 1448. 
S. Stein. 

knobeln, sw., mit Knobeln, Würfeln, 
werfen, spielen. Die Zeche ausknobeln^ 
um die Zeche worfeln. 

Kbobloch, m., mnd. knußok, Knob- 
lauch. S. KnoffeldOk. 

Knöchel, Knochen, m., Würfel. 

knttcheln, sw. 1. wurfein. 2. mit 
Knöcheln oder Steinchen fangen, kurz- 
weg fangen in der Kindersprache. Es 
gehören zum Knöcheln 5 Knöchel oder 
Steinchen; sie werden aus der innem 
Hand in die Höhe geworfen und mit 
dem RQcken derselben aufgefangen. 
Die Kinder nennen dies aufpantem. 
Bleibt kein Knöchel auf der Rückfläche 
liegen, so ist das Spiel sogleich an den 
Gegner abzugeben. Darauf werden die 
Knöchel verschiedenartig auf dem Bo- 
den ausgelegt und entweder einzeln 
oder zu zweien, dreien und vieren von 
der den fünften Stein werfenden Hand 
während de^ Wurfes aufgehoben. Wird 
der geworfene fünfte Stein dann nicht 
aufgefangen, oder gelingt das Aufheben 
der liegenden Steinchen nicht, so mulz 
das Spiel an den Gegner abgetreten 
werden. Die Arten des Auslegens 
variieren mannigfach und steigern sich 
in der Schwierigkeit ebenso wie die 
Ausführung des Wurfes. — Ein ur- 
altes und weitverbreitetes Kinderspiel. 
Bei der griechischen Kinderwelt war 
es das Pentalidizein; Clarke (Reise 
durch Rufzland, S. 196) sah es durch 



KDOchen — Knöffe. 



393 



ganz Rafzland verbreitet und Niebuhr 
(Reise nach Arabien I, S. 171) fand 
es bei den Kindern am Eaphrat zwischen 
Basra nnd Helle. Zu diesem Spiele 
hatten die Kinder ursprunglich die 
Knochen des zu Ostern geschlachteten 
Lammes, aus welchen man ihnen Wür- 
fel machte; auch hier benutzt man 
dazu die Gelenkknochen der Lämmer 
nnd Schafe, welche man Kiitschkey Klltke, 
auch Kurtke nennt (vgl. KuUchke). Ich 
habe als Kind mit den Wirbelknochen 
des Lachses geknochelt. Fischart, Gar- 
gant 25, nennt dieses Knöcheln Hü- 
teckens^ in Grimms, Wb. II, 826^ wird 
es als DaUchehpiel beschrieben; es 
heifzt auch wirten^ wirtein von wirten 
Wirbelknochen, bickeln von bickel 
Knöchel etc. Rochholz, Alem. Kin- 
derlied etc., 447. Grimm, Wb. V, 

1453. 3. spielartige Belustigung, bei 
welcher die beiden Beteiligten die 
Knöchel der geballten Fäuste wechsel- 
weise aufeinander schlagen. Vgl. Volksr., 
205, 762. 

Knochen, pltd. Knake (a«=a), m.^ es 

ist ins hchd. erst gegen die nhd. Zeit 
eingeführt aus dem Mitteid. für das 
rein hchd. Bein^ 09, Grimm, Wb. V, 

1454. In der Provinz tritt nur Knochen^ 
Knake auf, Bein hört man nui* für cms^ 
täna. Er hat Knochen im Leib, ist ein 
kräftiger Mensch, aber auch: ist un- 
gelenk, mag sich nicht bücken. Gegen- 
teils sagt man: Er hat keine Knochen. 
Sie hat Knochen im Leibe, ist schwan- 
ger. Ebenso: Sie hat Memchenßeisch 
gegessen und die Knochen im Leibe be- 
halten. Einem bis auf die Knochen 
kommen, pltd. in verstärktem Ausdruck: 
Enem bet op de wüte Knäkens käme, 
ihn hart züchtigen, durchprügeln, sb 
daTz er die Knochen im Sack nach 
H(xuse tragen muß. Ebenso: Einem 



die Knochen im Leib zerschlagen. Öck 
war mot enne Knake noch Kruschke von 
e Boni schmite, oder: ock war noch 
mot enne Knake speie, sagt man, um 
anzudeuten, dafz man den Angeredeten 
überleben werde. Knochen ansetzen 
heifzt, bei einer Arbeit Kraft anwen- 
den. Den Knake, dei enem beschert os, 
wat de Hund nich wegschleppe. Du böst 
nich so e Hund op em Knake, wenn 
du man't Flesch hast E Knake, an 
dem drei Pund Flesch hänge, wünscht 
sich der Arme. Vgl. Sprw. I, 2074 fiF.; 
II, 1497 ff. 

Knochenbeifzer^ m., Filz, Geizhals. 
Stein, Peregrinus XIII, 88. W. Mtsbl. 
VI, 159. 

Knochensuppe, /., Suppe aus Rinder- 
knochen gekocht, Fleischbrühe, Bouillon. 
Se mussd on't Ketelke, wo de Knake- 
sopp käkt e Stöpke Wäter togete. Kgsbg. 
Firmenich I, 103b. 

knochentrocken, adj. 1. zur Bezeich- 
nung des höchsten Grades der Trocken- 
heit Die Wäsche ist knochentrocken. 
2. von einem sehr dürren und hagem 
Menschen: Er ist knochentrocken, be- 
steht aus Haut und Knochen. 

Knocke y /, u. w., ein Bündel ge- 
hechelten Flachses, zopfartig zusammen- 
gedreht; nach Mühling nimmt man 
dazu 10 Hände voll Flachs, nach Ma- 
rold 20. In Schweden landsch. knokka 
f., linknokka; in allgemeinerer Bedeu- 
tung altengl. knöche und knicche Bün- 
del, z. B. von Heu, von Unkraut beim 
Ernten knycche (Matth. 13, 30); aus 
letzterer Formel jetzt engl, schott 
knitch, Grimm, Wb. V, 1462. In 
Liv- und Estland knocken, knucken 
Flachs in Bündel schlagen. Sallmann, 
35a. Hupel, 119. Hennig, 128. 

knttddern, sw., s. kniddern. 

Knüffe, KnVtfel, plur., fioiöpfe. Nach 



394 



Knoffeidok — Knöricfi. 



Mühling noch im 16. Jahrh. gebräucli- 
lich; jedoch nicht nachgewiescD. 

KnoffeldOk, m., Knoblauch. Er ist 
ein treffliches Mittel gegen alle Hexe- 
rei. Man trägt ihn als solches bei 
sich und giebt ihn auch dem ^ieh. 
Hexspr, 9. Vgl. Knobloch. 

Knoll, 9n., Grobian, Mensch mit bäu- 
rischen Manieren. Von Knolle^ Knol- 
len. Der Bauer - KnoU Trotzt, ^ocht, 
ist toU^ Wenn's ihm geht wohl. Über- 
setzung des alten: Rustica gens, optima 
flem, pemma ridens. Lepner, 59. 
Sprw. I, 287. Auch Knüll. Bei Stein 
KnoU als Schimpfv^ort und Ekelname. 
Peregrinus XU, 82. W. Mtsbl. V, 
191. 

Knolle, Knülle, Knüll, m. 1. Knollen, 
£norren; groizes, unförmliches Stück. 
Ein Knüllen Brot Mhd. knoUey engl. 
knoll, dän. knold, schwed. knoly knall, 
knalle, m. und knula und knyla f. in 
verschiedenen, aber immer noch hier- 
hergebörigen Bedeutungen. Grimm, 
Wb. V, 1465: Hennig, 128. 2. un- 
gehörig Zusammengeballtes. Knüllen 
in den Betten. Gordack. 3. bild- 
lich: Ärger. Qrobianche hat kein' Bttch 
in die Hand nehmen wollen und mir 
noch gutte Knollen zu verkochen gegeben. 
Lustspiel: Auf der Rösselschen Schau- 
bühne. Scene IX. Nach Mühlin gs 
Mannscript. S. das folg. 

Knollen, plur., Kartoffeln, zunächst 
die Wurzelknollen, aber auch die ganze 
Pflanze; auch Tarhiffel. Hagen, 252. 

Knollerve, /., Pflzn., knollige Wald- 
erbse, Orobus tuberosum L. Hagen, 
741. 

Knttller, m., s. KnSller. 

knollig, adj. 1. reich an Knollen; 2. 
vom Menschen : grob, plump, bäuerisch. 
Auch knulllg. 

Knolllille, «uch Knillllie, /., Türken- 



bund, Lilium Mctrtagon L. Hagen, 
360. 
Knolte, m., s. Knast 

Knopf, pltd. KnOp, m. 1. in der Be- 
deutung von Geld. Er hat Knopfe. 
Einen Knopf 'springen lassen, etwas 
drauf gehen lassen. Hennig, 128, er- 
klärt die Redensart dahin, daTz man, 
wenn man zuviel gegessen hat, durch 
Auflösung eines Knopfes sich Luft zu 
machen sucht. In manchen Gegenden 
der Provinz pflegt, nach Mühling, 
der Schulze, wenn er die Bauern zur 
Gemeindeversammlung ruft, an die KuU 
(s. d.) einen Knopf anzubinden, zum 
Zeichen, dafz die Geladenen Geld mit- 
zubringen haben. 2. zur Bezeichnung 
gedankenlosen, schläfrigen Dasitzens. 
Er Tnackt Kn&pfe, sagt man im Sam- 
lande, wenn ein Geschäftsmann müCzig 
uod nach Kunden ausschauend am 
Fenster sitzt. Du getst (gielzt) Knep, 
on öck de Öse, sagt im Dönhoffstadti- 
schen ein Schläfriger zum andern. Ist 
man beim Sitzen eingeschlafen, so heii'zt 
es: Hei mäkt aUwedder KUep, Du mäk 
de Lächer (Löcher) ron, schallt es zu- 
rück. 

knttpfeln, pltd. kn6ple(n), sw,, knöpfen. 
au/', zvknopfeln. 

Knoppe, m., Knoten; Knospe. Dem. 
für Knoten Knoppke, für Knospe Knospke, 
axxch Knoppche. Knoppche (Knöspchen), 
wo b§st duf Dorr, 1. Wiew., 121. 

Knopper, /. u. m., plur. Knappem, 
Gallapfel. Knopper ist ursprünglich Knor^ 
ren, Knoten und eine Weiterbildung 
von Knopf, bedeutet aber auch Knospe. 
Grimm, Wb. V, 1483. 

KnUppke, plur., (schwarze) Spitzen. 
Yen Knoppe, Knotte Knoten, knotten 
knütten. Dzg. Nhg. Violöt, 101. 

Knopse, /., Knospe. 

Knttrich, Pflzn., s. Knttrrich. 



l! 



Knöring — knüfflich. 



395 



Knttring, m.^ Krampf im untersten 
Daamengelenk oder in der Handwurzel. 
Ermland. Mühling. 

Knorpel, Pflzn., sechszeiliger Mauer- 
pfeffer, Sedum seaafigulare L, Hagen, 
480. 

knorpern, 8w,y von Knorpel u. Knochen. 
Von der Henne heifzt es im Tierräts. 
54: sie hat ein knorpemes Angesicht 

Knorre, Knurre, m., Knorren. 1. an 
Holz, Bäumen. 2. ein Stück fax sich: 
ein Knotren Brot 3. hervorstehender 
Knochen, namentlich Knöchel am Fufz, 
Enkel. 4. Beule, Auswuchs, Knust 
(s. d ). Denn geft et Knurren an de 
biete Feet Dorr, 1. Wiew., 19. 

knorren, sw.^ s. gnorren. 

Knorrhahn, Knurrhahn, m., Fischn., 
Seebnll, Cottus scorpius L. ^gl. Donner- 
krSfe. 

Knttrrich, m., Pflzn., jähriger Knöte- 
rich, ScUranthus annuus L. Hagen, 
450. Blauer Knorrich^ Knorich, rotes 
Sandkraut, Arenaria rubra Li Hagen, 
476. 

knorrig, adj. von knorreny s. gnorren. 
Wat jung os, ös mSdigy wat alt da, ös 
knorrig. Dönh. 

Knofz, w., grolzer Fufz. Werder. 
Elbing. 

Knote, 771., Handlungsdiener. 

Knotte, 77t. 1. Knoten; auch Knoppe. 
2. Knospe. 3. Samenknoten des Flachses; 
dieser heii'zt in Estland Knutte. Sall- 
mann, 35 a. 0ns Kau frett Knotte. 
Volksr., 96, 4l4. 

kntttten, sw., s. knitten. 

Knubbel, Knobbel, m. 1. Knorren, 
derbes Stück: Ein Knubbel Brot 2. 
Geschwulst, Beule, Schwiele; das der 
Geschwulst Ahnliche. Er hat einen 
Knubbel auf dem Kopf. Ein Knubbel 
Geld. Früher pflegten die Schüler der 
masurischen Schulen am Martinstagc 



dem Lehrer eine lebende Gans zu 
schenken, an deren Hals ein Knubbel^ 
d. h. ein Beutel mit Geld, befestigt war. 
Sperber, 19. HoU. knobbel. Vgl. 
KnQst. Hennig, 127. 3. kleiner Mann, 
kleiner dicker Junge. Daa ist einmal 
ein kleiner Knubbel. Das Mutterwort 
ist wohl Knopf y Knoten, welchem Knüp^ 
pel entspricht. Vgl. Grimm, Wb. V, 
1522 u. 1513. 

knubbelig, adj., mit Knuhbeln behaftet, 
uneben, höckerig. Der Rucken der Kuh 
ist nach dem Volksrätsel knuhVlig. S. 
Tierräts. 3. Mühling hat noch in 
gleichem Sinne knubberig. 

Knuff, Knuffs,^. l.Pu£P, Stolz, nament- 
lich mit Faust oder Ellenbogen. Bild- 
lich: Er hat einen Knuff 8 weg, er hat 
einen Schaden an seiher Gesundheit er- 
litten. In gleichem Sione Puffs, und 
auch, nach Mühling, Knups. Vgl. 

Knacks, Knicks, Knups u. knuffen. 2. ein 

schlechtes Messer, also ein Kntf (s. d ). 

knuffen, «u^., pu£Pen, stofzen, yn^gnuffen 
(s. d.), . . . an knufft sik so vdr de 
Steem. Dorr, 1. Wiew., 93. Ein im 
nd., *md. u. obd. bekanntes Wort. „Den 
Weg zum Ursprung zeigt vielleicht die 
Bedeutung, die bei ihrer Einfachheit 
und Natürlichkeit die ursprungliche 
sein mag: die Faust, genauer die 
Knöchel, als Waffe brauchen." Grimm, 
Wb. V, 1516. Man hört auch knuffzen; 
schwed. hnuffa. 

knuffig, adj., klein, dick, untersetzt. 
Mühling. 

. knüfflich,' knifflich, adj. 1. verwickelt, 
schwierig, mühsam, ohne Kniff oder 
heimlichen Kunstgriff nicht zix lösen, 
zu ordnen; voj^ einer Arbeit, einem 
Ereignis, also ähnlich wie hntwlig. Das- 
ist eine kniffUche Geschichte, eine ver- 
wickelte Angelegenheit, die. in ihren 
Folgen unangenehm sein kann. Von 



396 



Knoffs — Knups. 



einer pikanten Speise sagt man: das 
ist etwas Knifliches. Ygl. schwed. dial. 
knupla fingern, stochern an etwas, 
langsam und mühsam arbeiten. 2. nach 
Mfihling aach grob und stark. Da 
das Adjektiv da ist, malz aach das 
Verb knUffeln leben, doch ist es mir im 
preaiz. Yolksmunde nicht entgegenge- 
treten. Grimm, Wb. V, 1514, weist 
knüffeln in der Bedeutung von knüllen, 
als Deminativ von knufen und dann 
in der hier unter 1. gegebenen Bedeu- 
tung nach. 

KnuffSy 97»., s. Knuff. 

knuffzen^ sw.^ s. knuffen. 

knuien, sw. 1. mit stumpfem Messer, 
stumpfem Schneidewerkzeug überhaupt, 
schneiden. Brot knuien, 2. langsam 
und mii Unlust 'arbeiten. Pillkallen. 

Vgl. knuteheln. 
Knüll, m., s. Knoll und Knolle. 
Knülle,/, s. Knolle. 

Knillle, /., ungehörige Falte im Kleide, 
durch KnüUen oder Knutschen entstan- 
• den. 

knüllen, st^., verstohlen und mit Eifer 
Brot, Gebackenes überhaupt, kauen. 
Elbing. Schemiouek, 20. 

Knüllen, m., s. KnasL 

knllllen, kniilen, sw. 1. drücken, na- 
mentlich Kleider und Wäsche, dafz sie 
in unordentliche Falten geraten; in der 
Verstärkung verknlllien, zerknllllen. In 
Hessen verknulgen^ verknülgen. Vil- 
mar, 213. Bock, 24. Hennig, 128. 
2. herzen, drücken; s. abknllllen. Vgl. 
knOtschen. 3. berauschende Getränke 
genielzen : sich beknOUen sich betrinken. 
In Estland knüU^ knill stark betrunken. 
Sallmann, 35a. * 

knullig, adj.^ s. knollig. 

Knilppel, m. 1. der Knüttel. Der 
Knüppel liegt beim Hunde, man kann 
nicht, . wie man gern möchte. Einen 



Knüppel unter die Hunde u>erfen, Rahe 
stiften, aber auch Zwietracht säen. 2. 
der ungespaltene, runde Holzscheit. 
Dünne Baumstämme werden ungespal- 
ten als Knilppelholz au%escbichtet. 3. 
bildlich vom Menschen s. v. a. Grobian; 
in der Verstärkung Bauerknllppel. 

Knilppeibrllckey /., Brücke aus Knüp- 
peln, dünnen, runden Baumstämmen; 
nur noch in Wald- und Wiesenwegen. 
Das geht, wie auf einer (juber eine) Knüp- 
pelbrücke, uneben, holperig. 

knilppeldick, adj\, dick wie ein Knüp- 
pel; zur Verstärkung des Begriffes der 
Trunkenheit: er ist knilppeldick. Ebenso 
in Estland. Sallmann, 112b. In 
weiterer Verstärkung: kanonenkniq>pd- 
dick, 

KnUppelhard, m., Knittelvers. Knitklr 
hardi nannte man zuerst die versus 
leonini, die in sich gereimten lateinischen 
Hexameter des Mittelalters. Grimm, 
Wb.V,1536. NachPisanskisNachtr., 
welche Hennig, 128, benutzt hat,' be- 
zeichnete Knüppelhard früher ein be- 
kanntes Sprichwort, eine allgemeine 
Sage. Die erste Meynung haÜs dafiir, 
dafz man den alten Knüppelhart, in 
quo completur m^ensi binatio detur. Das 
ist: In welchem Monat der Mond er- 
füllet wird, von selbigem soll der Mondr 
schein seinen Nahmen haben. Linem., 
B 4b. Auf Seite Cla nennt Line- 
mann diesen Knüppelhart auch Knüp- 
peherfz, 

knilppen, sw.^ knüpfen. * 

Knups, m. 1. Knopf, Knoten, auch 
Geschwulst: vgl. Knvbbel und KnusL 
Se heft e gode Knups undre HStj einen 
starken Zopfknoten. Er hat einen guten 
Knups im Befitel, er hat viel Geld darin. 
Se heft e degen Knups Gold, sie ist 
reich. 2. Haufe. Auf einen Knups 
bringen. 3. Stolz. Er hat einen Knups 



Knurps — koütschen. 



39T 



weg^ er hat Schaden an seiner Gesand- 
heit genommen. Ygl. Knuff. 

KnurpSy m., s. Knirps. 

Knurre, /, s. Knorre. 

Knurrhahn, m., s. Knorrhahn. 

knurrischy knursch, adj.^ mürrisch, un- 
zufrieden. 

Knurspel, m.^ Knorpel. 

knurspeln, knurspern, sw,^ s. knuspeln. 

Knuichel, m. 1. kurzes stumpfes 
Messer. Bock, 25. 2. kleiner, unter- 
setzter Mensch. Oft verbindet sich bei 
Personen mit dem Worte der BegriflF 
der Unsanbeikeit und erinnert an Puichel 

(s. d.). YgL Knusel. 

knufehelig, adj.^ kurz^ gedrungen im 
Wachstum. Dat o^ *ne knuichUge Mar- 
geU. 

knufeheln, aw.^ mit stumpfem Messer 
(Schneidewerkzeug) mühsam schneiden. * 
Bfot knuicheln^ sich ein Stück Brot ab- 
knuscheln Ygl. knuien. 

Knusel, m. 1. Knorren, Ast. Ein 
Knusel Brot Ein Knusel Holz. 2. 
kleiner dicker Mensch. Auch Knuichel, 
Als Ekelname und Schimpfwort bei 
Stein, Peregrinus XII, 82. W. Mtsbl. 
Y, 191. Davon: 

knuselig, adj^^ knorrig, ästig; klein, 
dick von Gestalt. 

knusperig, knuspelig, adj.^ hart und 
spröde, croquant. Ein (Tcbäcke, das 
heim Kauen kracht und knackt, die 
stark gebratene Kruste am Schweins- 
braten ist knusperig. Nach Mühling 
auch kruspelig. Ygl. rfisch. 

knuspern, knuspeln, «u^. , mi t knackendem 
Geräusch brechen: ein sprödes Gebäck; 
es bei diesem Geräusch nagen, kauen, 
essen. Mühling hat noch knurspeln, 
knurspem, kruspeln. 

KnQst, auch Kntst, m., Dem. Kniist- 
chen^ Knistchen^ Knustke, Knistke. 1. 
Knorren, tüchtiges Stück; Eckstück, 



Randstück vom Brote. E groff Knust 
OS betet ah e leddig Fast Sprw. I, 
2090. 2. Beule, Hautanschwellung, 
durch Fall oder Stolz efzeugt, Aus- 
wuchs, Überbein an Gelenken. Ei* hat 
sich einen dicken Knust geschlagen. Hen- 
nig, 128. Sperber, 19. 3. knorriger 
Ast ini Holze, hoU. knoest 4. Wulst 
von Haaren, wie Knupa. Gordack. 

5. eckiges Brötchen = Kntst (s. d.). 

6. kleiner Kerl, untersetzte Person. Yon 
einem Kinde, das plötzlich und uner- 
wartet wächst, sagt man: ihm ist der 
Knust geplatzt Es ist also der Knust 
oder Knoten, der sich dem Wachstum 
entgegeußtellte, gelöst, au%egangen; in 
Schweden sta % knut^ zu wachsen auf- 
hören.' Grimm, Wb. Y, 1507, Ygl. 
Knast, Kntst und Knubbel in allen Be- 
deutungen. In Hessen Knust^ Knost^ 
97»., Knuste j /., Knustchen^ KnOstchen^ 
Kniestchen^ Dem. Yilmar, 213. Knust 
trifft mit dem alem. KjMtus und Knvs 
überein; schwed. dial. knyaty m.y Knor- 
ren, Ballen am Körper; auch knSs^ 97»., 
Knorren, Knoten, Beule; knosey m., 
ebenso, atuch kurzer, dicker Kerl. 
Grimm, Wb. Y, 1373. 

KnU8tbltlt,n.,Dem Knustkebrot^ vhchd. 
Kntstchen; s. KnTsL 

Knustbflk, «derber Knustbrttch, m, 1. 
ungeschickter, dicker Mensch. 2. ver- 
kümmertes Stück Yieh. Mühling. 

knustbOkscli, adj,^ ungeschickt, plump 
von Körper. 

KnOtsch, /. Auf Knutsch spielen^ ohne 
Einsatz, nicht um Gewinn spielen. Bei 
Kindern üblich. Wenngleich der Ver- 
lierergegenwärtig keine iCntJ^A^, Hiebe, 
mehr erhält, so dürfte doch knutschen 3 
das Wurzelwort sein. 

KnQtsche, /., s. das folg. 

knOtschen, vhchd. knautschen, sw, 1. 

drückend quetschen, zerquetschen. Die 



398 



knÜtten — köbern. 



Kartoffeln werden zu Brei geknutscht 
und heifzen dann Knfltsche, / oder 
KnOtschkartoffeln. 2. liebkosend drucken/ 
Ein Kind knutschen, es herzen und 
drücken^ es abknflischen (s. d.). Hen- 
nig, 128. 3. schlagen, aber mehr 
stofzend un^ druckend als mit kräftig 
ausgeholten Hieben. Die Mtttter knut- 
schen^ die Väter hauen. Wer gefiorcht 
onfolgty ward nich geknutscht. Es giebt 
Knfltsche. Man nennt ein solches Schla- 
gen auch4(nuffen. Bock, 25. 4. Wäsche, 
Kleider, durch Druck, Quetschung um 
ihre Glätte bringen: beim Einpacken, 
Sitzen etc., sie ver-, zerknQtschen. 5. 
mit einem stumpfen Messer •mühsam 
drückend schneiden. Vgl. knatschen, 
knitschen, knuien; auch knllllen. S. 
Schmeller H, 377. Grimm, Wb. V, 
1529. Weigand 1,831. 
kntttten, sw., s. knitten. 

knuttern, sw., brummen. Mirhling. 
.Yilmar,* 214, erklärt: murren, murrend 
tadeln, kleinlich tadeln. 

knllweln, sw., s. kntweln. 

Kobbel, /. 1. Stute, altslavisch ko- 
byla, Tuss.kobylay poln.Aö6yfa,'oberwend. 
kobla, niederwend. kobtda, kobylc^ sloven. 
kobila, im Voc. (433). als deutsches Wort 
kobele. Dazu lettisch kfwe, vergL lit. 
szebilka alte Stute, lat. caballus Gaul. 
Die Entlehnung des deutschen Wortes 
Yon den Slaven ist aber doch nicht 
sicher; überhaupt scheint der Wort- 
stamm auch im übrigen Europa älter 
heimisch als die Slaven. Grimm, Wb. 
V, 1540. Das lit. kumm^le, Stute, steht 
wohl auizer Verwandtschaft.. In Ur- 
kunden, besonders in den Inventarien- 
registem kommen häufig die Plural- 
formen kobeln, kobelen, kcbün, koblin 
vor. In Ortsnamen : KobbeUmde, KobbeU 
grübe, KobbeüuUs, Kobbelkampe, Nsslm. 
Forsch., 2; Th., 76. Host nich noch de 



griesschemmeUg Kobbel, die och da va- 
taitschtf Ermländ. Freisch., 6. Dem 
Schuster ös de Kobbel dot Volksr., 82, 
336. Der Kobbel e rode Rock antene, 
sie abledern. 2. Schimpfname für ein 
albernes Mädchen. 

Kobbelfälle, n., s. Fälle. 

Kobbellerche, richtiger KobeUerche, f., 
von KobCy elsäss. Haube, die Hauben- 
lerche, Alauda cristata, F r i s c h I, 530 b. 

Kobbelmarkty m., Pferdemarkt. In 
dieser Zusammensetzung, die Mühling 
aus der Gegend von Pr. Holland no- 
.tiert, "Würde K(Abel als Pferd überhaupt 
zu fassen sein, stände also zu dem altn. 
k^paU Pferd (Grimm, Wb. V, 1540) 
in Beziehung. 

Kobbelmilch, /., Pferdemilch. Bei Je- 
roschin : Ir tranc — in aldin zttin was 
*öuch drilch: wazzir, mete, kobümüch. 
28d. Pfeiffer, 182. Hennig, 128. 

Kobbelzähne, plur., Mais; Graupe. 

Kobe, yn., s. Kove. 

kObem, kOwern, kabern, kOwem, mc., 

in allgemeiner Bedeutung: erlangen, er- 
reichen, ahd. koboron, mhd. koberen^ ko- 
veren, JSich kobem, sich erkobem, sich 
erholen, nach überstandener Krankheit 
wieder Kräfte gewinnen, kobem^ kowem 
hat auch die Bedeutung: kränkeln. 
Bock, 25. Schemionek, 22. Des 
Mächen fung an ze kub^m, alles Dok- 
tern hulf nuscht Schaltj., 3, 11. In 
Bayern: sich erkobem — erkofem^ sich 
erholen, ebenso in Estland; schwed. 
kofra sig. In Hessen: kobem, erkobem^ 
bekobem erlangen; auch reflexiv ge- 
braucht: sich erholen, und sich einer 
Sache an jemand erkobem^ sich in ii^end 
einer Sache an jemand erholen, sein 
Recht, seine Vergeltung, Kache, an 
jemand nehmen. Schmeller II, 276. 
Sallmann, 50a. Vilmar, 214. Vgl. 
erkOwero. 



Eobilke — Rodder. 



399 



Kobilke, (?), Reiherente^ Anasfuligula. 
Gegend am Draasensee. Mühling, 
Tiern., 173. Nsslm. Forsch., 3; Tli., 
76^ halt das Wort als eine aus d^m 
Volks witze hervorgegangene Bezeich- 
nung: das Kobbelchen^ aus poln. kobylka 
j unge Stute. Vgl. Kobelente in G r i m m , 
Wb. V, 1541. 

Kobolskiy m., durch die Endung ki 
polonisiert aus AbioZc^. Kobobki machen, 
einen Purzelbaum schiefzen; nach T rei- 
ch elfb&ofesc^ti^^^ kobolzeUy kabolzen. 
Erinnert auch an das franz. culbuter, 
cuUmte. Vgl. Grimm, Wb. V, 1550. 

kochen, sw,^ sieden. Wei* gut kocht^ 
lüird gut essen. Wie jeder kocht^ so ifzt 
er, Koch mir Hausmannskost^ brat mir 
e Entche, Ock kok so gut vne öck kann, 
frett nich min Hund, so frett doch min 
Mann. Er ist nicht zu kochen, nicht 
zu braten, mit ihm ist nichts anzufangen, 
er ist nicht für eine Sache jsu gewinnen. 
Friedland Ostpr.. Vgl. Sprw, I, 2091. 
2092; II, 1138. 

KochhauSy n., Anatomie, „weil daselbst 
Körper und Gebeine zu den medici- 
nischen. Observationen gekocht und Zu- 
bereitet werden." Hennig, 329. 

' Kochsei, KUchsely pltd. Käksel, n., die 
Portion Eochstoff, welche auf einmal 
zu einer Mahlzeit gebraucht wird; be- 
sonders von Euchengewächsen, Gemüse.- 
Ein Kochsei graue Erbsen. E Kdksel 
Rewe (Kuben) — Komst (Kumst) etc. 
Öch woa Sckwodegrötz stampe, dis ös e 
Kochsei offnorge ze Frühstück. Ermländ. 
Freisch, N. Pr. Prov.-Bl. IX, 399. In 
Bayern Kochel, TCöchel, /.und n., in 
Hessen Kochsal, doch üblicher Kochend, 
n. SchmellerH, 278. Vilmar, 214. 

kockhalsen, sw. 1. kränkeln. He 
kockhalst, er kränkelt. Tiegenhof. 2. 
aus dem Halse heraus kocken, stofisen, 
würgen. Red, kockhäh^ et 7iit, parleer; 



kort on scharp, fluck on flink! Dorr, 
1. Wiew., 107. S. Grimm, Wb. V, 
1567: hocken stark aufstofzen, rülp- 
sen etc. Bei S c h m el 1 e r II, 280 : kackezen 
abgestolzen und schwach husten: Vgl. 

kUMern. 
* Kodder, n. 1. Lappen, Lumpen: 
Waschkodder, Aufwaschkodder, Schrobb- 
kodder, Scheuerlappen.' Die MargeU 
soll mit 'nem Kodder kommen, ich hob* 
Schmand vei^schwaddert, das Mädchen 
soll mit einem Aufwischlappen kommen, 
ich habe Sahne vergossen, übergeschüttet. 
In gleichem Sinne Plunder, Plunder^ 
daher im Zusammenhange Koddem und 
Plündern. Vgl. Volksr., 269, 937. Der 

Sammler von Koddei^ ist der Kodder- 

• 

oder PlUnderleser. 2. Kleidungsstück, 
namentlich das schlechte , zerrissene. 
Die Koddem gehen zu Schanden, wer- 
den leicht beschädigt, brauchen sich auf. * 
De Koddre son schwer to verdene, man 
mot se schone. Et sont je man alles ole 
Koddre, abgetragene, zerlumpte Kleider. 
Da Hiebe zunächst auf das Kleid fallen, . 
heifzt: auf die Koddem kriegen Schläge 
bekommen; doch braucht man die Re- * 
densart schon , wenn man iiur ausge- 
scholten wird. Einem die Koddem voll 
hauen, ihn durchprügeln. Vgl. Volksr., 
135^ 564. — Ist man in Kleidern und 
Wäsche zurückgekommen^ so ist man 

abgekoddert, ein Kodderiapp, Kodderlaps, 
Kodderinskt, Kodder jan. Kodderlapp ist 
aber auch Bezeichnung für einen armen 
Menschen überhaupt; das Wort ist also 
dem Sinne nach Lappen-Lappen, eine 
Verstärkung des Begriffes, wie sie auch 
sonst vorkommt. Sprichwörtlich: Kod- 
derlapp von Goldap, Statt Kodderlapp 
hört man auch 'Koddemarsch (a = 4); 
doch bezeichnet Koddemarsch gewöhn- 
lich ein Mädchen, das keine oder nur 
eine sehr geringe Aussteuer hat. Kodder- 



400 



Eodderadel — Eofent. 



pupp' nennt man in Kgsbg. und Elbing 
ein mit wertlosem Flitterstaat aufge- 
putztes Frauenzimmer. Schemionek^ 
20. — In betreflF der Herleitung des 
Wortes sei verwiesen auf lit. kkderiSy 
kuduria Lappen^ vielleicht aus dem deut- 
schen Kodder^ und auf poln. koldra 
Decke, Bettdecke.. — In Estland ist 
Koddef' ein abgerissener Eerl. S all- 
mann, 50a. 3. nach Treichel Kodder 
auch die Haut, welche sich auf der 
Milch bildet. 

Kodderadel, m., Adel ohne Reichtum, 
„heruntergekommener Adel, der sich 
auf sein blolzes Von zu steifen roh 
genug isf Rosenkranz, Königsbg. 
Skizzen I^ 115f. 

Kodderei, /. 1. Lumpen. E» ist lauter 
Kodderei. 2. Lumperei, Kleinigkeit. Um 
eine solche Kodderei werdet ihr doch nicht 
in Feindschaft geraten^ der Gegenstand 
des Streites ist viel zu gerinfügig. • 3. 
Armut, Elend. Bei denen ist die Kod- 
derei gro/z — zu Hause, 3. äulierer 
Glanz bei ofiFenbarer Ärmlichkeit. Da 
ist eitel Kodderei» 

kodderig y ge wohnlich kodd'rig, adj.^ 
von Kodder^ zerlumpt, lumpig, ärmlich, 
dürftig; trübselig, schlecht, krank, un- 
wohl. Es geht ihm koddrig, schlecht. 
Mir ist koddrig zu Mute, ich fühle mich 
unwohl. Ich habe einen koddrigen Hals, 
einen kranken Hals. On wi ging etju, 
Herrf Sehr koddrig, Herr Bäk. Dorr, 
1. Wiew., 84. Auf die Frage: .Wie 
geht's? erhält man oft zur Antwort: 
koddrig und lustig. Koddrig on lostig 
OS Eddelmanns Volk. Alt-Pillau. Je 
koddriger, je hstiger. 

Kodderige, m., der Zerlumpte, Arme, 
Elende. Dem Koddrige kommt de Wind 
ommer t^on vare, Dönh. 

Kodderinsld, Kodder jan, m., s. Kodder. 



Kodderlakai, m,^ Lakai in Koddern, 
zerlumpter Eerl. Oedanism. 

Kodderlapp, m. 1. Mensch, in Klei- 
dern verlumpt. Vgl. Kodder, 2, Kahn 
eines armen Fischers. Das ist nur ein 
Kodderktpp, ein elendes Boot. Gegend 
des fr. Haffes. 

Kodderleser, m., gewöhnlich Plunder- 
leser. S. Kodder. Nach Bock, 25, s. v. a. 
Kodderiapp. 

koddem, sw. L reilzen, zupfen, pflücken 
an einer Sache, also Ganzes und Gutes 
zu einem Kodder verwandeln. Kodder 
nicht immei* dran! ruft man einem 
Kinde zu, das an einem Gewebe reifzt, 
zupft. Hunde koddem, wenn sie an 
einem Gegenstande mit den Zähnen 
zausen. 2. In der Bedeutung Kodder 
EQeidungsstück: abkoddern, zerkoddem, 
Kleider und Wäsche zertragen, zer- 
reiizen. Von einer Person sagt man: 
sie ist abgekoddert, von einem Kleidungs- 
stück: esüt zerkoddert. abkoddem heifzt 
auch: die Kleider ablegen, sich ent- 
kleiden. Die Mutter ruft dem Kinde 
zu: kodder di af on gä ligge, entkleide 
dich und gehe schlafen, bekoddem, mit 
Vt^äsche und Kleidungsstücken neu ver- 
sehen: öck h^b mi voedder bekoddert. 
verkoddem, verludern, verkommen. Er 
ist verkoddert und verloddert. 3. Mit 
einem koddem, mit ihm zanken, streiten. 
Elbing. Marold. In Estlasii koddem 
verunreinigen, verkoddem; eigentlich in 
Eile obenhin das Leinenzeug waschen. 
Sallmann, 35a. Vgl. kaddem. 

Koddemarsch (a = a), m., s. Kodder. 

Kodderpupp'y /., s. l(odder. 

kodd'rig, adj., s. kodderig. 

Kofent, Koventy m. u. n., Dünnbier, 
Nachbier, zweiter, auch dritter Au%uis 
eines Gebräues. Dasselbe was Schemper 
(s. d.). Es bedeutet eigentlich Kloster- 



KofBtdd — Kohlkammer. 



401 



bier, von cojwent Kloster. Grimm, 
Wb. V, 1574. 

Koffitzkiy m., recht schwacher Kaffee. 
Das ist der richtige Koffitzki, Vgl. 

Plurksch. 

Kogely /., Kappe, Kapuze, ahd. cu- 
culdy mhd. gugele^ gugel^ kogel, aus dem 
lat. ctundlus. Zu der Zeitj ak ihr mir 
sandtet Mantel^ Rock und Kogel ^ das 
ich euer Gnaden groß gedanket habe etc. 
Bri^f Heinr. v. Plauen an Paul 
y. Rufzdorf d. d. Lochstadt, 8. Septbr. 
1428. Beitr. z. Kde. Pr. I, 92. 

Kogge, /*., Handels- und Lastschiff 
älterer Zeit, mehr breit gebaut, mit 
rundlichem Vorder- und Hinterteil, im 
Gegensatz zu den länglichen Galeeren. 
Das Wort war im Mittelalter fast über 
sämtliche Küstenplätze des atlanti- 
schen Meeres, der Nord- und Ostsee 
verbreitet und hat sich früh schon bei 
uns eingebürgert. So giebt es in Kö- 
nigsberg in der Nähe des Pregels eine 
KoggengassCj die Stralze, welche zu den 
Koggen fOlirt, und hiefz die heutige 
KrämerbrOcke früher Koggenbrücke^ weil 
in ihrer Nähe die Koggen lagen (Hoff- 
heinz^ Stralzn.^ 598); in Danzig findet 
sich ein Koggenikor^ eine KoggenbrUcke^ 
ein Koggenquartier; am Pregel liegt das 
Vorwerk Koggen ^ Kr. Königsberg; bei 
Frauenburg an der Baude das dem Dome 
zugehörige Etablissement Koggenbusch; 
am Ausfluiz des Elbing in das Haff 
das Bürgergut Koggenhofen. Auch ins 
Lettische ist das Wort übergegangen: 
kug^ Lastschiff, Kauffahrteischiff und 
davon kuggineeks Scfdffer. Bei Je- 
roschin: unde stiften da intsamt ein 
spitdl uf dem*velde undir irme gezeldey 
daz von einem seggle was einis koggin 
ab ich las (bei Dusb., p. 14^ Cockd), 
Pfeiffer, 182. Toppen, Volkth. Dich- 
tungen (Altpr. Mtsschr. IX, 296), ver- 

FrUehbier, WArt«rbaeli L 



öffentlicht „Ein Lied vom Koggen auff- 
ruhr änno 1456: De kogge ist ein far- 
schip old etc,^ Nsslm* Forsch. 2; Th., 
76. Brem. Wb. n, 836. Prisch, I, 
531a. Grimm, Wb. Y, 1565. Mnd. 
Wb. n, 513b. Hennig, 129. 

Kohl, m. 1. Brassica^ von dem lat. 
caulis und colis Stengel oder Strunk.. 
Kohl — st öck saU bol. Elbing. Eu 
Kohlj ward di uk de Rock krus stäne. 
Ebda. Em ward de Kohl to feU. El- 
binger Ndrg. Bildlich: Das wird den 
Kohl nicht fett machen, es ist unzulaug- 
lich. Er macht Kohl, er richtet Ver- 
wirrung an. Sprw, I, 2096. Hennig, 
130.' 2. Rabe, Corvus. Ein feiger 
Schmierig ein fauler Schweimer bebt, Da 
HokeTy Gier, Kohl, Saker, Medianen Be-- 
streichen Erde, Jjufft und See, Und 
stossen Adler, Gems' und Reh. Carm. 
nupt. I, 264, 

Kohlentopf, 77»., irdener Topf, in welchem 
Marktfrauen glühende Kohlen zur Er- 
wärmung der Fülise halten. Sie über- 
decken ihn mit ihren Röcken. Ygl. 

FeueretUbchen. 

Kohlhase^ m. 1. Hase im Kohl. Kohl- 
haservmnkel, früher eiae Strafze auf dem 
Anger in Königsberg. 2. Spitzname 
für einen kinderlosen Ehemann. Die 
Kohlhasen müssen am Johannisabend 
auf den Blocksberg und reiten dorthin 
auf Hähnen. Alt-Pillau. 3. nach M ü h - 
ling auch ein alberner Mensch. Bock, 
25. Hennig, 130. 

Kohlkammar,/., zimächst Kammer, in 
der Kohl aufbewahrt wird; früher in 
Königsberg ein Gefängnis für Bürger, 
vielleicht weil* der Raum, ehe er zum 
Gefängnis eingerichtet wurde^ als Kohl- 
kammer gedient hatte. Daniel Domies 
wird zu 5 Thalem oder Kohlkammer 
verurteilt (J.60S). Pruhwein wird y^in 
die kolkamer eingezcogen^ (Jtäßl). Clauss 

26 



402 



kohlrabenscbwars — kolben. 



Dirickaphn mrd mit acht Tagen „KoU- • 
kcmmer'' bestraft (1596). Etliche Per- 
sonen ... . sollen 14 tage in -die kinderfite 
KoMkammer gehen {1595). Die Zünfte, 
49. 51 £F. 

kohlrabenschwarz, adj.y zur Bezeich- 
nung tiefer Schwärze; in weiterer Ver- 
stärkung: kohlrabenteerschwarz. 

kshr, /. u. m.y s. Kttr. 

KOje,/.^ Eämmerchen, Schlafbehältnis 
auf SchifFen;' eigentlich Verschlag, Stall. 
Nach Mühling auch Häuschen. Das 
Wort ist eine umlautende Nebenform 
zu hchd. Kaue Hütte, Häuschen, mhd. 
k(mvxe. Grimm, Wb. V, 1600. 

kVkelbunt, adj., s. kakelbunt. 
Kokeler, KKkeler, KKUer, m., Gaukler, 

Seiltänzer. Den -25. März ist ein Kokler 

• 

vom Schlofzihurm auf einer Leine her- 
unter gelaufen, seinen Sohn^ der ein 
kleiner Kiiahe war^ vor sich auf einem 
Karren her abgeschoben^ hat etUche mal 
auf der Leine »ich mit dem Jungen 
herumgesckwinget. Auch hernach ist er 
auf ein hohes Ding^ so muf der Leine 
urie ein Thurm gemacht voller Feuer- 
v)9rk bis oben in die Spitze gestiegen, 
das Ding angezündet^ und hernach da- 
mit herumbgefaUen, dafz er so weit unter 
der Lernen gehangen^ als er droben ge- 
wesen. Chronic, manuscr. des Pet. 
Michels ad annum 1593. Erl. Pr. I, 
305. 

Kttkelmannchen, n., Männchen aus 
Holundermark mit Bleifufz, ein Steh- 
aufchen. Gewohnlich KHcelmHnnchen. 
Von kökeln. Hennig, 130. 

kOkeln, * kVkeln, sw. l. gaukeln. 2. 
einen Purzelbaum, Kopfsprung machen, 
wie ihn geschickte Gaukler und mim- 
tere Knaben ausfuhren. Jetzt nennen 
die Blinder dies Vergnügen kegeln und 
ktkeln^ woraus Kopskegel und Kopsktkel 
(machen) entstanden. Kegeln und kikeln 



sind lautliche Umbildungen yon kSkeln^ 
haben aber auch mit kegeln^ in die Ke- 
gel werfen, Verwandtschafii^ da sie auch 
ein plötzliches Fallen, Umstürzen be- 
zeichnen. Item das Schleudern. Hiezü 
gehört auch das Kockdn über den Kopff 
mit umnderlicher Verstellung des Leibes^ 
da sie eine gute Ecke Weges gUicksam 
aufm Köpfe gehen. Pierson, Matth. 
Prätor., 116. 

KSkler, m., s. Kokeier. 

Kokoschke, /. 1. Garbenpyramide, 
doch anders geformt alß die Hocke. 
Westpr. Es werden mehrere Garben mit 
den Ähren nach oben zusammengestellt 
und über diese wird eine mit den 
Ähren nach unten als Dach gebreitet. 
Da dieser Haufe, aus der Feme ge- 
sehen, die Gestalt eines hockenden 
Vogels hat, so leitet Nsslm. Tb., 77, 
den Namen von poln. kokoszka junge 
Henne, oder russ. kokuszka Kuckuck, 
her. Schemionek, 20, erklärt Ao- 
koschke: Getreidegarben so zusammen- 
gestellt, dalz eine als Schirm darüber 
gestülpt wird. Mühling schreibt Ko- 
kosche. 2. aus Strauchwerk geflochtene 
Egge mit hölzernen Zinken, auch völ- 
lig poln. Kozy und Koszy. Masuren. 
Von dem poln. kosü der Korb, oder, 
nach Bock, Nat. ÜI, 671, von koza 
die Ziege — „weil sie, so bald sie an 
einen Stein odev steinharte Klöfze an- 
stofzen, wie- die Ziegen herumspringen.^ 
3. ein Weichselfahrzeng, oder auch nur 
ein Fach auf einem solchen; es heilizt 
auchKokoske, rein fo]n.kokoszka. Mrbn- 
govius Wb.I, 165a. Vgl. eefUz. • 

Kolatsch, 97»., s. Kollatsch. * 

Kolbacke, Kolbalk, 9?»., d. Kaiback. 

kolbekem, sw.^ s. kalbeken. 

kolben, kohfven, sw. 1. scheren. Die 
Schafe kohoen^ die Schafe scheren. Die 
Raare kobven^ die Haare scheren, mehr 






Eolbitsen — Eollatsdi. 408 

noch sie angeschickt uneben värschnei«* nur wenige Fofz über den Wasser-* 

den. Der Stamm ist Kothe^ Kolben^ m., Spiegel ragt nnd wo 'früher -Haff und 

KoJbe^ f.y ahd. cholbo^ cholpo^ mhd. See in Verbindung stand. S. Altpr. M. 

kolbe m. in der mannigfachsten Be- lY, 207. An einer Stelle — wahr- 

deatong, von der hier nor Eopf und sckeinlich emem einstigen Tiefe - — , die 

Haare anzufahren sind. Das poln. und Kolk genannt^ sinkt der Nehrungsbeden 

russ. kolba^ f. ist ^vi'e das dän, kolbe beincJie zum Nioeau der beiden Meere (?) 

nach dem Deutschen gebildet, vielleicht herab-; die Sage erzählt^ sogar f)on einem 

auch lit. kvXbe^ f. Schlägel. Über das Seehunde^ der an dieser Stelle über die 

sonstige aoTzerdeutsche Vorkommen des Nehnmg seinen Weg gefunden. Pas- 

'Wortes s. Giimm, Wb. V, 1602. 2. sarge, Balt, 180. 5. von kolken er- 

schneiden mit dem • Messer. Brot kol- brechen: das Aasgebrochene, die Kotze. 

wen^ Brot in gröfzem Stücken aus dem 6. der Frosch. Treichel. Vielleicht 

Vollen heraasschneiden, ungeschickt ab- weil er in Sumpf und PfQtze lebt 

schneiden. (s. oben 3). • • 

Kolbibeiiy Ortsn., Dorf im Kirchspiel KOIke, /. u. m,, Kolik, Darmgicht. 

Leunenburg bei Schippenbeil. Dei os In Litauen und Masureh hält das Volk 

m Kolbitze on e Schöl gegange, hei die Kolik für ein lebendiges, eigen- 

kann nich emäl grö/ze (grüTzen). Das artiges Wesen, das den Menschen im 

Dorf hat JiLeine Schale. Innern plagt und wie der Bandwurm 

KOIe, w., s. Kalte. erblich ist. Vgl. Toppen, AbergL, 

kHlen, kelen, sw.^ kühlen, durch Kühle 27 f. • Hexenspr., 72. Man hört dort 

lindem. Vgl. kUllen u. LotlchenblatL häufig die Klage: der böse Kolke plagt 

Kolky m. u. /. 1. allgemein: Höhlung, mi. Besprechungsformeln gegen den 

Vertiefung in der Erde, Loch, Grube, und die Kolke s. Hexenspr., 70 ff. 

dasselbe was Holk und KOle^ vielleicht On'toenn mi nu mot aUer Macht 

durch Verschmelzung beider Wörter De Kolke plagt bi Dag on Nachtj 

entstanden. Ebenso nl., aber auch En Schnaps kann Ldndrung gewe. 

Aschenloch, altfries., doch auch Augen- ' Volksl., 57, 38, 8. Hans^ spang an^ 

höhle und gegrabenes Erdloch. Grimm, häl dem Dokter^ de Mutter heft det Kolke. 

Wb. V, 1613: 2. die Grube, welche .Volksr., 262, 914. 
bei einem Dammdurchbruch durch das * kolken, s%p.^ sich erbrechen, nach Hen- 

herabstürzende Wasser am FuTze des nig, 130, auch rülpsen. Das Wort ist 

Dammes ausgespült worden ist. An eine Ableitung von Kehle und lautet 

den Ufern und Dämmen der Weichsel in Hessen kolken. Vi 1 mar, 198. De 

finden sich Kolke von beträchtlicher Kreg kolkt^ et ward weket Wedder wäre^ 
Gröfze und Tiefe. 3. Sumpf^ Pfuhl.' die Krähe erbricht sich, es wird ge- 

Nachweisbar in bildlicher Anwendung lindes Wetter werden, die Kalte wird 

bei Jeroschin:(fes tmik «un her Swan- nachlassen, auskolken, durch Erbrechen 

topoVc sich abir in der sundin kolk ttfir sich Erleichterung veAchaffen. Vgl. 

unde ttfir watf^ 42a etc. des todes kolk kotzen.. 

146c. It'feiffer, 183. 4. tiefer Busen Kdllatsch, Kollatz, Kolatsch, ^. l.Sem- 

des karischen Haffes, an der Stelle der mel, Paarsenmiel, Weilzbrot überhaupt, 

Nehrung, wo diese am schmälsten ist, aber auch, nach Mühling, Salzfladen; 

26* 



404 



Eollatz — KöhDer. 



von dem poln. kolacz Fladen, Kuchen, 
Semmel, niss. kaläcs^y altpr. kabo Fla- 
den (Voc. 345). Nsslm., Forsch. 2; 
Th.; 77. 2. Gastmahl, nach Hennig, 
130^ speciell ein Hochzeitsmahl. Heii- 
nig leitet es von coUatio her, „weil 
bisweilen gute Freunde ihre Speisen 
zusammentragen und mit einander ver- 
zehren." In gleicher Bedeutung in der 
Oberlausitz Kollazje, Anton, 9, 10. 
In Bayern heifzt eine Art Backwerk 
KcUatschen^ plur.y und' bezeichnet das 
Wort zugleich eine Sache von geringier 
Bedeutung. In Posen Kolatsche^ Ko- 
latschte, /., ein schlechtes^ besonders 
ein nicht ausgebackenes Backwerk. 
SchmellerII,288. Bernd, 138. Vgl. 

kollaizen. 

Kollatz, (?), die Dohle. S. auch das 
vor. ' 

kollatzen, sw., ein kleines frugales 
Essen einnehmen, bestehend aus kalter 
Küche! Mühling. Ebenso bayerisch, 
SchmellerH^ 290, poln. kolacya das 
Abendessen. Vgl. Kollatsch. 

Kollerhahn, m., s. Brausehahn. * 

Kollo, 7n., Kreis, von dem gleichbe- 
deutenden poln/Ļfo. Nach Klein I, 
248, in Dzg. von den Quartiermeistern 
gebraucht, wenn sie in der drij;ten Ord- 
nung, welche aus einem Ausschufz der 
Bürgerschaft besteht, in einen Kreis 
treten, um zu beratschlagen, welche 
Sachen sie den Ordnungsgenossen vor- 
tragen wollen. Dann heifzt es : sie tre- 
ten in KolOy welcher Ausdruck auch 
von dem Zusammenträten der Land- 
boten am Wahlreichstage in Polen üb- 
lich ist. 

KSImer, m., fteier Bauer. Jetzt steht 

. er mit einem hiesigen Köllmer m San- 

del. Soph. R. VI, 573. Hermes' hat 

für Kölmer Freischulz. Der Stand der 

Kolmer ist in der Provinz weit ver- 



breitet lind wohnt zum Teil in ganzen 
Ortschaften, den sogen, kolmüchen Dar- 
femy zum Teil vernfengt in den Dör- 
fern, zum Teil auf einzelnen Höfen, 
wie im Weichselthäl und in Masuren. 
Der Name stammt von der Kulmischen 
Handfeste, der am 28. Dezbr. 1232 von 
dem deutschen Orden zu Thom gege- 
benen Urkunde, welche die Rechte und 
Freiheiten, Verpflichtungen und Ver- 
bindlichkeiten der neuen. Stadt Kulm 
enthielt und bald in ganz Preufzen als 
allgemeines Landesgesetz betrachtet 
wurde. Die darin angenommenen 
Rechtsbestimmungen bildeten das den 
Kölmem gegebene Recht, das kulmüche 
Rechty Jus Culmense, wie es ausdrück- 
lich genannt wird. Anfänglich erteilte 
man es nur den deutschen Ansiedlern, 
später jedoch auch den Stamippreufzen, 
den sog. Preuf zisch- Freien, Die Kdl- 
mer erhielten ihre Güter, die sie nur 
mit .Genehmigung des Ordens verkau- 
fen durften^ als freies, vererbliches 
Eigentum und leisteten dafür einen be- 
stimmten Zehnten: einen Scheffel Rog- 
gen von jedem Pfluge und einen Schef- 
fel Weizen von jedem Haken (20 Moi^. 
kulmischen MaTzes), welcher demBischof 
zufiel; indessen kommt zuweilen auch 
Zehntenfreiheit vor. Die* Kölmer ent- 
richteten femer einen Zins: zwei Mark- 
pfimd Wachs und einen Kölnischen 
Pfennig oder fünf Thomsche und £1- 
bingische Pfennige, welche dem Orden 
zufielen und ans nächste Ordenshaus 
oder Kammeramt geliefert werden muTz- 
ten. Endlich mufzten sie gewisse Kriegs- 
dienste leisten: kleinere einen sogen, 
kulmischen oder Platendienst (s. d.), 
gröfzere einen doppelten. Diese Leistun- 
gen der Kölmer sind später m eine 
Geldabgabe umgewandelt worden. Ge- 
genwärtig sondert sich der Grundbesitz 



kolmisch — Koznmand. 



405 



(politisch) in: Rittergüter, kölmische 
und Baaergüter. Die Besitzer kglmi- 
scher Guter über 6 Hufen (kulmischen 
MaTzes = circa 400 Magdeburger Mor- 
gen) haben, nach dem Gesetz vom 
17. März 1828, gleich den Besitzern 
von Rittergütern j das Vorrecht, auf 
dem Kreistage, der kommunalen Ver- 
tretung eines ganzen Kreises, persöq- 
lich zu erscheinen und mitzustimmeD, 
sie dürfen jedoch ihre Stimme nicht 
durch einen Bevollmächtigten abgeben. 
Sie dürfen auch nicht, wie die Ritter- 
gutsbesitzer, direkt die Abgeordneten 
zur Provinzialvertretung, dem.Provin- 
zial-Landtage, wählen, sondern können 
deren Wahl nur, wie die bäuerlichen 
Besitzer, durch von ihnen gewählte 
Wahlmänner vollziehen lassen. (Gesetz 
vom 1, Juli 1823.) Voigt, Gesch. 
PreuTz. II, 237. Gebauer^ Kunde des 
Samlandes, 60. Prov. Preufz., 423 f. 
Bock, Nat. I, 173. 

kttimisch, adj.^ s. kulmisch. 

Kolonie, /., Ansiedelung im Ermlande 
durch Auswanderer aus der Mark Bran- 
denburg, aus Russisch-Polen etc. Solche 
Kolonien sind die Dörfer Regerteln 
bei Guttstadt, Pom ehren bei Heils- 
berg. Meist der evangelischen Religion 
angehörend und bemittelt^ bilden die 
Bewohner dieser Dörfer, Kolonisten, 
feste Säulen in der Diaspora. Vgl. 
Bock, Nat. I, 175. 

Kolonist, m.y s. das vor. 

Kolifr, Kalifr (ö lang), /., korrumpl 
aus dem franz. cotUeur^ von dem lat. 
color Farbe. 

Kolpack, Kolpalk, Kolpock, m.y s. Kai- 
backen. 

Kolpock, m., ein in Bock, Nat. IV, 
688, aufgeführter preufziseher Fisch, 
der „noch keipen lateinischen Namen 
empfangen hat^. 



KKIster, m. 1. Husten. Öck hebb cfen 
KoUter^ jedoch mehr scherzweise, ge- 
wöhnlich: och hebb den Hoste, 2. Alter 
Kobter^ richtiger wohl Kohterer^ zur 
Bezeichnung eines alten Mannes, Ehe- 
krüppels. Stein, Peregrinus XIII, 44. 
W. Mtsbl. VI, 128. 

kSIstern, kälstern, sw,^ wiederholt und 
stark husten, mit und ohne Schleim- 
auswurf. Hei köktert ön enemweg^ er 
hustet ohne Aufhören. De kolsterd om 
wat op. Carm. nupt I, 282, 5. Sche- 
mionek, 20: kolstem hüsteln; Sper- 
ber, 42: kebtem (gesprochen: kiebtern) 
husten und dabei ausspucken. Gordack 
hat kobtern auch als räuspern. In 
Bayern und der Oberlausitz kibtem 
husten, in Posen kuhtemj kubtem. 
Schmeller ll, 293. Anton^ 2, 5. 
Bernd, 151. Vgl. Bock, 25. Hen- 
nig, 131. Grimm, Wb. V, 1623. S. 
qualstern. 

Kolter, n., Pflugmesser. Die vormhmr- 
8ten Stücke eines Pßuges sind das Kol- 
ter ^ Schar und Streichbrett, Bock^ 
Nat. m, 669. S. Grimm, Wb. V, 
1624. 

Koltki, plur.^ s. Untererdschken. 

kolwen, »w,^ s. kolben. 

Körnige, /., s. Komegge. 

Komegge, Kernige, /., tiefer gehendes 
Flufzschiff. Weichsel. Von dem poln. 
komiegäy komifga^ komienga^ komaga. 
Vgl. Altpr. M. IV, 324. 

Komerk, 7n., Kammer, abgeschlagener 
^ammerartigerRaum im Hausflur. Fried- 
land Ostpr. 

komfeien, «t^., gewöhnlich zusammen- 
gesetzt herauskomfeien, heraustreiben, 
und zwar mit Eifer und Energie. 
Stallup. ' Marold. 

KomfeIfQs, /., s. FQse. 

Kommand, /., Kommando. Em on de 
Kommand nehme — hebbe^ das Kom- 



•• 



406 



Komme — Komtur. 



mando über ihn führen, ihn kurz fassen 
und halten. De Deiwel Tieft em ön de 
Kommand. gehatt, wenn jemand auf- 
fallend zerlumpt oder zerschlagen er- 
scheint. Auch Kammand. Egsbg. S. 
Sprw. n, 1516. 

Kommey f.. Kommen, m.y s, Kumme. 

kommen, pltd. kame(n) (a^a)^ st.\. 

v&nire. Im Ermlande und Oberlande 
vorzugsweise: das praet. quam^ plur, 
quamen^ sonst kern. Da quam dat Volk 
ged/raaft Carm. nupt I, 282. 2, 
kosten, preisen. Was kommt daSy wie 
teuer ist das? Der Rock kommt zehn 
Thaler, Ähnlich: Es kommt mir auf 
zehn Thaler zu stehn, 

Kommisftickel, m., s^ Nickel.' 

Kommissärpriese, /. Mne Kommissar- 
priese nehmen^ einen kühnen Griff in 
die Tabaksdose thun. SprW. I^ 1)21. 

Kommmit, m., ein Kauz, nach sei- 
nem Rufe: Komm mit!- Hoffheinz 
handschr. Hennig, 328, hat, irrtüm- 
lich^ Kirnt (s. di.y als Ruf und Name 
der Nachteule. 

Kommolt, n., s. Kummolt 

Kommraus-kommrein, m.. Komm her- 
aus, komm herein, beliebtes Kinder- 
spielzeug in der Weihnachtszeit: ein 
^liedermännchen, auf einem Stabe 
schiebbar^ das kletternd sich überschlägt 
und dann wieder in die alte Haltung 
zurückkehrt. Auch Kommrein-komm- 
rau^s, Köiiigsberg. 

Kommstracks, m.. Komm sofort, Spitz- 
name für den Kommissär,. Polizei-Kom- 
xnissär. Königsberg. Kühne Korrum- 
pierung dieses Wortes, die mit Ein- 
führung des Namens Schutzmann in 
Vergessenheit geraten. 

Kommunität, /.^ akademischer Kon- 
vikt . . . „derjenige Saal im alten Col- 
legio der Königsbergschen Akademie, 
wo yiele Studirende Mittles und Abends, 



theils gratis, theils für etwas sehr we- 
niges, was sie wöchentlich geben, ge- 
speist werden**. Hennig, 4d. jSö guU 
Worte . . giebt kaum ein armer Student^ 
der aus der Communität versto/zen wer- 
den soü, Soph. R. V, 614 f. Hermes 
erklärt Ci>?nmt«m^f:Freiti8chein Königs- 
berg, die vortrefflich — sein könnten. 
S:Bock, Nat.I, 59.' Vgl. Kal§t 

KomSdienbude, /., gesprochen Komodr 
genbude. I.Schauspielhaus. 2. Himmel- 
bett. • Elbing. 

•Komornik, m., Häusler, Einlieger; von 
dem gleichlautenden und gleichbe- 
deutenden pöln. hmcmik. Flätow. 
Schmitt, 107; Westpr., 165. 

Kompan, Kumpan, m, 1. Ge&hrte, 
Genosse, Gesell, Gesellschafter. 2. zur 
Zeit des- Ordens ^bmpa», der specielle 
Genosse (Adjutant) des Hochmeisters. 
„Mit der Zeit haben auch die Kom- 
thurs ihre Kompans bekommen.^ Hen- 
nig, 40, nach Pr. Samml., 152. Zu 
letst geschach üf eine nacht -7- daz ein 
kompan zuzim quam. Jeroschin, 153a. 
Pfeiffer, 183. 3. Kumpan Viceprasi- 
dent. Dzg. Klei^ I^ 74. 4. Ehe- 
genoßse. Ermland. Mühling. Spä- 
tere Bildungen und Korrnmpierungen 
sind Kompe, Kümpe, Kompas. Ock fösehd 
(fischte) mot mtnem Kompas. Vgl. 
Grimm, Wb. H, 631. 

Kompas, Kompe, m., s. Kompan. 
komplei kumplet, adj.^ yollständig, 

stark an Körper^ korpulent. Er ist 
recht komplet. S. Sperber, 44. 
Kompst, Komst, m., s. KumsL 
Komtur, m.^ Ordenspfründner,. der ' 
die Nutznieizung oder Veirwaltung einer 
Commende^ Ordenspfründe, hat, Vor- 
gesetzter, eines Ordenshaases. oder Or- 
densgebietes. Landkomtur, m., Verwal- 
ter einer Provinz. Bei Jeroschin, 
180 a, lantcomentur. Offenbar nach der 



KoDiiirk(e) — Kopf. 



407 



altfranz. Form efmmmieor.. Grimm, 
Wb. Y, 1688. Grofzkomtur, tt)., im Range 
von diesem, vertrat die Vice& dea Hoch- 
meisters bei* dessen Abwesenheit 

Koinurk(e), Kumurk(e), Kamurk, /., Ge- 
fängnis. Yon dem poln. homörha^ Eäm- 
merchen. Flatow. Schmitt^ 107, A»- 
mdrhi, vom poln. hmwa,\imera Kam- 
mer und lit ham&ra wieder von dem 
deutsch. Kammer^ wie dieses und das 
gleiche Wort in anderen Sprachen von 
dem lat fiameray 'camara, 

'Konad (o kurz), m., s. Kornad. 

Kttne, w. Vom., Kimigunde. Hart- 
Wich, 65. • 

Konert, Kort, Kuns, m. Yom., Konrad. 
Hart wich, 54, der die Namen mit C 
schreibt In der Dzg. Nhg. C(mnei% 
Cwr% Cum. Violöt, 99. 

Konfekt, m.^ Defekt Er hat Konfekt 
g Aachen — gegessen^ er hat einen -De- 
fekt gemacht. Sprw. I, 522. 

Kttnig« An den Konig gehen^ einen 
ProzeCs bis zum Austrage durch die 
höchste Instanz bringen. Passarge, 
225. 

KSnigsberg, Haaptstadt der. Provinz 
Ostpreufzen. Der Name ist dem Kö- 
nige OUokar von Böhmen zu Ehren 
gewählt, der dem Orden riet, die Burg 
auf einem Berge am Pregel anzulegen. 
Die Königsberger heilzen Olumsnickel 
(s. Olumse)^ auch Sperlingsachlucker 
(s. Japper), Die Bewohner der Stadt 
Lobenichty jetzt Stadtteil von Königs- 
berg, hiefzen spottweise die Batiem. 
Vgl. Reusch, Sagen, 113. Erl. Preulz. 
IV, 25. N. Pr. Prov.-Bl. HI, 123 ff. 
Sprw. I, 1307*. — Im Volksmunde heifzt 
Königsberg in Natangen Kansberg^ KßnS" 
barg (Boldt, 5)^ im Ermlande Käns-- 
bek, KSnabed^ in der Elbinger Ndrg. 
Kensborch, 

Koniniky m.^ Schornsteinfeger, Kamin- 



feger; aus dem poln.^ wohl dem Deut- 
schen ' entlehnten kominik, ^min Ka- 
mp; dieses aus dem gr.-lat caminus 
Feuerstatte, Zimmerherd. Weigand 
I, 7S|^. Sperber, 46. 

Konkursch, m., Konkurs. 

kSnnen, pltd. prät kunn^, part ge- 
kannt Ich konnf nich kommen = ich 
konnte nicht etc. War ock nich könne^ 
wenn ock man wöU. Antwort auf eine 
mit „Kannst du nicht = kannst du 
wohl etc.^ beginnende Bitte. 

Kttnnewiippke, n., das Kinn, weil es 
tooppt vTippt-, in der Kindersprache. 
Vgl. Volksr., 32, . 122. 

KonradowaldOy. Ortsn., Dorf bei Mühl- 
hausen an der Ostbahn. Ehe man 
nach Konracbwalde kovvmt^ ist man schon 
vor dem Ihr/ betrogen. Fromm wie der 
Schulze aus Konradswalde, Sprw. I, 
2118. 1005. 

Kontusche, /., weites, fliegendes Über- 
kleid der Frauen^ aber auch kurzer 
Schlafrock' für Manner; von dem frz. 
contotiche. Auch zu den Contuschen und 
Schwenkern (mufz noch Zeug zugekauft, 
werden). Soph. R. VI, 560. Vgl. Ade- 
lung I, 1349. 

KOp§per, m., s. Kuhpeper. 

KSper, Klper, KTper, m., Gewebe, in 
welchem Einschlag und Scherung sich 
schräge kreuzen^ ein drell- oder rasch- 
artiges Gewebe. Koperzeug^ Koperband, 
Von dem nl. Kq>er in gleicher Bedeu- 
tung; es stammt, diese Art zu weben 
aus den Niederlanden. Brem. Wb. 11, 
845. Salimann, 35. Grimm, Wb.V, 
556. 

kttpern, kipem, kTpern, sw.y Zeug mit 
einem Koper^ Keper versehen, in Keper^ 
form weben: geköpertes Zeug. Hennig, 
.131. 

Kopf, pltd. Kopp,' m. 1. Caput, Haupt 
Dem. Koppche^ Koppke, doch vielfach 



408 



Kopfarbeit — Kordemom. 



aach hclid. Kopfchen, Koppche stekn. 
Reich vertreten in Sprichwörtern und 
Redensarten. S. Sprw. I, 2119flf.; II, 
1532 ff. 2. Becher mit Henkel, Tasse. 
Mühling. Bei Haupt- und gr^fzem 
Zahnen-Weh bringt niemand ihm ein 
Kopchen Thee. Carm, nupi DI, 330 b. 

Kopfarbeit, /. 1. angestrengtes Den- 
ken, geistige Arbeit. 2; körperliche 
Arbeit mit dem Kopfe, in der Scherz- 
redensart: De Osse hebbe de g^^otste 
Koppärbeit^ weil sie mit dem Kopfe 
ziehen. 

KopfbUre, /., ' Kopfkissenbezug. S. 
BUre. 

kOpfen, 8w, 1. enthaupten. 2. stutzen, 
s. y. a. kappen. Die Weiden köpfen, 

Kopfheister, m., s. Kopskigel. 

Kopfnufz, /;, stelzender. Faustschlag 
an den Kopf. Einem Kopfnüsse ge- 
ben. 

Kopfschuster, Scherzbenennung f&r den 
Hutmacher. Sperber, 19. 

Kopftuch, pltd. KoppdOk, n., Tuch, den 
Kopf einzuhüllen. Hüll on D6k dräge^ 
eine schlichte Mütze tragen, welche 
von dem Kopftuch turbanartig umwun- 
den ist, dessen Ecken vom in eine 
grofze Schleife gebunden wurden. Frü- 
her beliebte Tracht der Königsberger 
Handelsfrauen. En schlichtet Koppdoky 
Sir John, wat Andret pafzt nich to 
miene Ogbruen. Dorr, 1. Wiew., 68. 

Kopfwehtag' pltd. Koppwidag' {a^ä)^ 

plur.^ Kopfschmerz. Öck hebh* solke 
Koppwedag. 

Kopp, m.^ s. Kopf. 

Koppel, /., gemeinschaftliche Weide, 
Weiderevier, an dem mehrere gleiches 
Recht haben. Grimm, Wb. V, 1786. 
Sallmann, 35a: der Koppel umzäun- 
ter Platz, mit Gras, meist auch Holzung 
bestanden und als Weideplatz benutzt. 



Eine zweite Bedeutung von Koppel s. 
Kappel, 

Koppeltrift,/., gemeinsame Trift. Bock, 
Nat. m, 766. Vgl. Drift • 

kVppen, 8w.y s. kippen. 

Koppheister, m., s. Kopskegel. 

Koppierbalsam, m., Medik., Balsam 
Copaivae. Kgsbg. 
K8ps, m. u. /., s. Keps. 
Kopscheller, 9n., s. Kupscheii. 

Kopskegel, KopskTkel, m. Kopskegel 
machen^ einen Purzelbaum, Kopfsprang 
machen. Davon kopskegeln^ hopskikebi. 
Diese beliebte Knab'enbelustigung heifzt 
auch Koppheister sdhiefzen, Helsterko)»f 
schiefzen. YgL kOkeln. 

Korallenberge, plwr.^ Reste einer di- 
luvialen Insel an der Seeseite der ku- 
rischen Nehrung bei Rossitten, jetzt 
Teil der Nehrung. Der Name kommt 
von .dem lett. kordlus König, Herr, 
slavisch krol. Vgl. Passarge, Balt, 
186 ff. 

koninzen, »w.y s. kuranzen. 

Korbatsch, /., korbatschen, sw.^ s. v. a. 

Karbatsch etc. (s. d.). 

Kttrbebpan, m.j der durch kerbenden 
Hieb beim Fällen der Bäume, Behauen 
von Rundholz etc. erzengte grofze Span. 
Vgl. KIttsch. 

Korbwagen, m., Wagen mit Wänden 
von Flechtwerk, das der Korbmacher 
gefertigt, als Spazierwagen. 

Kordchen, Kordel, Kordelchen, w. Vom., 
Kürzung von Kordula. Hartwich, 
54. Vgl. Kosche. 

Kordll, n., Gefälz, welches 40 Stof 
(35 Liter) enthalt, also um 10 Stof 
(8f. Liter) gröfzer als ein Anker ist; 
sonst auch Kordele^ Quartele = Quart, 
Viertel. Mühling. 

Kordelgam, n., s. Kurrengarn. 
Kordemom, n., Kardemom(e), auch 



Kordoll — Korke. 



409 



Kardebom, /., das Gewürz Eardamoro^ 
Cardamomum. Die Margell frijzt Kor- 
demomkuctichens^ Kuchen mit Karda- 
mom bestreut. 

Kordolly n. 1. ein aus Brettern her- 
gerichteter Behälter zur Aufnahme von 
Feldfrüchten, namentlich Kartoffeln: 
KartofeUeordoU. 2. Schlafstatte an der 
Decke des Pferdestalls für die Knechte, 
also eigentlich eine hölzerne Eänge- 
matte. Samland. Vgl. Gamm u. Hotz. 

Korduppel, m.^ kleiner^ dicker Mensch, 
Knirps. Elbing. AuchKurduppel und, nach 
Gortzitza, Kurdupsel. Das gleichbed. 
poln. kordupelj kurdupel^ zunächst 
schlechterDegCD, Säbel, Plempe. Mron- 
govius I, 171b. Nach Schmitt, 107, 
der die Möglichkeit nicht ausschliefzt, 
dafz das Wort eine Korrnmpierung des 
lat quddrupes sei, Kwädnipel. 

Kordwftn, KordwOn, m., KorduaD, feines 
Leder, ans Ziegenfellen, ursprünglich 
aus Spanien stammend und nach Cor" 
doba benannt Grimm, Wb. Y, 1808. 
In Bayern Kudenoany Chuderwan, 
Schmeller ü, 283. Vgl. Kergei. 

kSren, sie., kosen, schwatzen, ober- 
flächlich plaudern, öck kann dat frank- 
sehe KSren hier nichha^fventan\ Yolksl., 
63, 42, 3. 

korSre(n), 8to., kurieren, heilen. Sock 
ütkorere. 

KSrg^i, m., s. Korgel. 

Koring, (?), die frische Brise^ deren 
Nahen kräuselnde Wellen verkünden. 
Koring kommt Treichel. 

Korinthe, /., Schafekläter, wegen der 
Ähnlichkeit mit der £bnn£A^, der kleinen, 
kernlosen Rosine. 

Korinthenball, m., Kaufinannsball. Die 
beiden Offidere sind auf einen Korinthen- 
bau eingeladen, Soph. R. I, 66. 

Korinthengeeell, m., Gesell, Gehilfe, 



der die Korinthen verkauft, Handlungs- 
diener. 

Kortr, m.y s. Kormor. 

Korke, /., Pantoffel, Weiberschah ohne 
Hackleder, nach Grimm, Wb. V, 1811, 
zuerst von Kork, später von anderen 
Stoffen. Nsslm. TL, 78, erklärt: Sache 
und Wort haben mit dem Korkbaum, 
Korkholz gar nichts zu schaffen. Auch 
trugen» (die Sehn abelspitzen) Weiber 
an den Korken^ item Reuter hattens an 
den Stiefeln. Hennen berger, 278. 
Sie verlor (bei einem Sturz in den 
Pregel) beide Korken^ er aber eine. Ibid., 
237. Doch 80Ü keine einzige Diemtmagd 
' Wollen- oder Sammete Korken tragen 
bei Verhut der Korken und Strafe des 
Thurms, Landesordnung von 1640. 
Hennig, 131. Den Mägden werden ver- 
boten aüe gestickte und bebrämte, in- 
gleichen andere ah von Leder gemachte 
Schuhe und Korken. Danziger Willkür 
von 1783. S. 15. Grimm, Wb.,a. a. 0. 
Es erscheint, nach einer Bemerkung 
daselbst, nötig, ausdrücklich zu er- 
klären, dafz Korkej plur. Korken^ noch 
heuter der fast ausschliefzliche Name 
für Pantoffeln ist, der auch ins Lit. 
übergegangen ist: kurke' korke'. Im 
Yolksmunde tritt neben Korke für Pan- 
toffel Schbrre (s. d.) auf und wird mit 
Vorliebe gebraucht. Man unterscheidet 
Frauenkorken y -schlorren und Manns- 
korken ^ -schlorren. — Pantoffeln von 
Holz heifzen Klotzkorken, Klotzschlorren, 
auch blofz Klotze, Klotze, Klotzen und 
Klumpen. .Sie führen diese Namen 
weniger nach ihrer klotzigen, plumpen 
Gestalt, als weil sie aus Holzklotzen 
gearbeitet werden. Mnd. glotze, glosse, 
klotze, klossCf grober Schuh, Pantoffel; 
klapglotzen hölzerne Schuhe. Mnd. Wb. 
II, 123a. 471a. Fehlt ihnen auch da« 



410 



Korke — Korameister. 



Oberleder, sind sie also volLstSndig, 
also aucli fär das Blatt d6s FoTzes, aas 
Holz gearbeitet, so heiizen sie aus- 
schlief^lickSZuTnp^jlit. Idumpas, khimpis^ 
auch Qän8erÜ7npfe(fi, d.). Diese werden, 
in Litauen noch häufig getragen. 

KOrke, /., die Hausgrille, OryUus do- 
meaticm. Samland. 

Korkenmacher, m., Yerfertiger von 
Korken. In Danzig die Karkenmacher- 
gösse. 

Korkholz, n., von Prätorius unter 
den Bäumen PreuTzens aufgezählt, das 
Pantoffelholz, aus dem die Pantoffeln 
oder Korken gemacht werden, die Eiche 
öder Linde. Ygl. Pierson, Matth. 
. Prätor., 13, 

Korklacky Ortsn., Dorf in der Gegend 
von Gerdauen. Spott: Hei heft et onner- 
lieh wi de Korkl€u;k8che Bure. Sprw. I, 
1805. 

Kerl, Korigam, n., s. Kurrengam. 

Kirmer; m., s. das folg. 

Kdrmor, Kdrmur, m., auch Kdrmer, 
Mischgetreide yon zwei durcheinander 
gesäeten Getreidearten :Hafer mitGerste, 
mit Wicken, wohl auch mit Erbsen. 
Nsslm. Forsch., 3; Th.,218: Kdrmer. 
W.Seidel, 32: Kurrmurr. Schemio- 
n e k , 20 : Korrmorr. Das gemähte Grün- 
futter nennt man Korfr. Mühling. 

Korn, pltd. KOm, n. 1. grawum^ ahd. 
ehom^ mhd. hcm^ angsl und engl. com. 
' 2. Roggen, Seeale cereale L., als die am 
•meisten übliche Getreideart Aus ähn- 
lichem Grunde bedeutet das KoUektiy- 
wort Kom in Schweden Gerate, in West- 
' £EJen Hafer, in Fr^mken und Schwaben 
Spelt. S chm eller H, 332. Dat K6m 
seg (säe) en de Klomp* on de Säwer Sn . 
deSomp. Dönh. Dat os anger Kam seggt 
de Meiler cn bot op Müsdreck. 3. zur 
Bezeichnung der Kleinheit, Geringfügig- 
.. keit: ein Korn, pltd. e.Komy e Kem^ 



ein wenig, ein bifischen, ein Bröckchen, 
Tröpfchen. Besonders gebräuchlich ist 
As&ü&ai. Körnchen^ pltd. Komke, Kemkey 
Ein Kornchen Brot — Fleisch. Bei 
Tische hört man auf die einladende 
Nötigung, frisch zuzugreifen, die ab- 
lehnende Entschuldigung: Auch nicht 
ein Körnchen mehr. Hennig, 131. Gi^ 
mir noch ein Körnchen — ein klein 
Körnchen. E nutschet — Uennutsehet 
Kemke^ ein Kömchen, fast, wie nichts. 
Muske dun^ Kßrnke boiter. ' 

Komad, m., piur. Komade^ Bleikugeln 
in den Fischemetzen, wodurch diese 
auf den Grund gezogen werden; auch 
Konad (o kurz). Samland. 

Komaiwt, /., Atist, Austung des Kornes, 
zugleich als Zeitbestimmung. Et war 
an e KSmaust^ es war zur Zeit der 
Roggenemte, im*Monate August. Vgl. 

Austzeii 

Komelis, m. Vom., Kornelius. Du, 
CwneUs^ bring das Ffouensmensch hin. 
Soph. ß. 1, 171. Sie kriegte ein Kind — 
eij den KömeUajungen.,: Ibid., 360. 

KomeliiiS Nepos, m.^ Kombranntwein; 
aus der Schule übertragene Bezeich- 
naog. 

Kornickely n , achter Teil eines Achtels 
Holz (s. Achtel)^ das kleinste, hier üb- 
liche Holzmafz, '/j ) Klafter, 1,39 Raum- 
meter. Bock, 25. Hennig, 131.' 
Nsslm. Forsch., 3; TL, 218. 

Komkaptein, m., Name für diejenigen, 
welche das Aufspeichern, Messen und 
Verladen des Getreides besorgen. Dzg. 
W. Seidel, .31. Vgl. Kommeitter. 

Kömmade,/., Komwurm, auch kurzweg 
Wurm, 9n., Larve von dem Saat^Schnell- 
käfer, Elater segetis^ welche den Korn- 
feldern grofzen Schaden thut. 

KomnueistAr, m., vereidigter Aufseher 
über das au%espeicherte Getreide. Ihm 
sind untergeordnet: Kammesser, Kon^ 



^ornmesser — Körschen. 



411 



wäger^ Trager etc. ; er hat die Inspek- 
tion über alles zum Speidiergeschäfb ge- 
hörige. Geräte: Säcke, Mulden, Taae etc. 
Er heiTzt anch Scheffelmeister und in 
neuester Zeit, da das Getreide gewogen 
und nicht gemessen wird, Wiegemeister. 

Kommesser, m., vereidigter Getreide- 
messer; jetzt Getreidewäger. Vgl. das 
vor. 

Kommuhmey /., s. Kommutter. 

Kommiltter,/. 1. die Wachtel, Tetrao 
Cotumix, Mühling, Tiem., 173. 2. 
ein. mythisches Gebilde. Die Komr- 
mutter sitzt im Koggenfelde; sie ist 
eine Frau von übermenschlicher Gröfze, 
hat viele und grofze eiserne Brüste^ 
woran Kinder, welche ins Kornfeld 
gehen, saugen müssen^ bis sie sterben, 
oder sie werden von den Wölfen, den 
Kindern der Eornmutter^ gefressen. Die 
Kommoder kommt! ruft man den Kin- 
dem warnend zu, wenn 'sie dem Roggen- 
felde zu nahe kommen; sie würde die- 
selben ins Korn schleppen. Sie heifzt 

auch Kornmuhme, Roggenmutter, Roggen- 
muhme. In Pommern Roffgenmöme. 
Oähn. , 386 a. Man schreckt die Kinder 
auch mit dem Wolf, dem Speilzahn, dem 
Spiittericopf, die im Korne sitzen, von 
den Feldern zurück. Ygl. Mannhardt, 
Roggenwolf, 17. 3L Sprw. I, 2149. 

l(omil8, 9/»., von KorHy latinisierte Be- 
nennung für Kombranntwein ; doch auch 
BrMintwein überhaupt. Einen Kamua 
trinken^ einen Schnaps trinken. Komus 
mit Oewehar vber^ Korn mitBiiXer, Sprw. 
I, 1532. Polonisiert KoMwchewski als 
Scherzname für d^i Liebhaber von 
Komus. Treiehel, Volksth. 11. 

Komwerfer, m. 1. der Arbeiter, der 
das Gretreide zur Reinigung umwirft, 
umschaufelt. 2, in Danzig Name for 
diejenigen, welche die Aufsicht über 
das aufgespeicherte Getreide führen und 



dessen Umarbeitung besorgen. W. Sei- 
del, .31. Ygl. Kommeister. 

Kornwurm, m., s. Kommade. 

Komzapfen, m., Mutterkorn; s. Hahnen- 
kom. 

KOrperstrafze,/. Elbing. Nach Fuchs 
Beschr.vonElbing,Bd.II(1821), S.310, 
hei(zt die Strafze so, weil durch sie 
di^ Leichen nach den Kirchhöfen ge- 
tragen wurden. Diese Art der Namen- 
gebung wäre unerhört (in Kgsbg. heifzt 
die betr. Strafze: Totengcuise); richtiger 
dürfte dieHerleitung von Körber Korb- 
macher, Korbflechter sein. Vgl. Jacob- 
sons T'echnoL.Wb. Förstemänn, 
Strafzn. 

KKrpferd (o lang), n.^ der Hengst^ 
den eine Dorfgemeinde zum Decken 
der Stuten gewählt hatte und der auf 
gemeinschaftlicheKosten gehalten wurde. 
ÄSr, Köre = Wahl, Substantiv zu kiesen. 
In anderen Dörfern bestand wieder die 
Einrichtung, dafz Besitzer von Heng- 
sten diese auf Zeit, .gewöhnlich ein 
Jahr „zum Köhr^ auf die Weide sen- 
den mufzten. Es ist in Frage gestellt^ 
ob behufs Erzielung einer bessern Pferde- 
rwe den Landbewohnern des diesseitigen 
RegierungS'Departements die Einführung 
einer Köhrordnung^ wie solche im Qrofz- 
herzogthum Posen I^esteht^ von Erfolg 
sein wOrde. Yerf^ der Königl. Reg. 
Königsberg v. 27*. Dezbr. 184L Müh- 
ling.. 

. Korr, n. 1. das hölzerne • Schwing- 
messer zum Flachsschwingen. Das Ge- 
stell, worüber der Flachs geschwungen 
wird^ heifzt Schwingblock. 2. Lockruf 
zu Schaf und' Ziege. Volksr., 64. 
242d. 

korrekt, adj.^ sauber. Gr. Werder. 

Korrmörr, m., s. Kirmor. 

kSrscham (o lang), oc^'., s. kirscham. 

K5r8chen,j92ur.,' Korsette. (?) Es soUen 



412 



Eorschompel — Koschkelocker. 



auch sylbeme knSpff vber eine marck 
lotiges schwer an den korschen ztUragen 
nicht zugelassen werden bey drei marck 
bues. Kleid.. Ordg. von 1529. N. P. 
Prov.-Bl. a. F. VII, 374. 

Korichompel, n., schlechtes, wertloses 
Gerät; auch Korichompelzeug. Besitzer 
davon, also arme Leute: Korfehompel- 
volk. 

Korichuil, /., alte Fraaenmutze. 

Kttrste, /., 8. Kirste. 

Kort, 97»., m. Vorn., s. Konerl 

KortOn, m., s. Karton. 

Korwelspit, m., Eurbelspiefz, der 
Schweinsspiefz oder das Fangeisen; 
von Kurbel als gekrümmtes Qaereisen. 
Grimm, Wb. V, 2797. In den N. Pr. 
Prov.-Bl. m, 155, wird KorweUpeet 
als Bratenwender, Bratspielz erklärt 
unter Strophe 17. VolksL, 32, 20: De 
Buurschmann (61 Mann) nem det (den) 
KorweUpeet (Knewel8pet% On haud^ dem 
Päpe etc. Da jedoch der Bratenwender 
in Bauemhaushaltungen sich kaum 
vorfinden möchte, so dürfte die erste 
Erklärung die zutreffendere sein. Vgl. 
Frommann, Mndart. VII, 218. Der 
Korwelspet heifzt im Samlande auch 
Kerwelspit und wurde mir als Eerbstock 
bezeichnet. 

Korwlndsherr, m., s. Karwan. 

Korzek, m,^ poln. korzec^ der polnische 
Scheffel *= 2 preufz., genau 2Vs Berliner 
Scheffel. Danzig. Mrongov. Wb. I, 
172a. • 

Ko§, Kofe (o kurz), /. 1. Ziege, vom 
gleichbed. poln. koza. Koi zugleich 
Lockruf für die Ziege. Einderreim: 
Meine Mutter matka, Oing wohl nach 
der Stadtkgt^ Kaufte Messer noza, 
SchlacMt 'ne fette koza. Thom. 2. 
Knopf aus Zinn, Blei, Eisen etc., ohne 
Öse, mit Löchern. Vgl. Mühling, 
Proben9'440. 3. Schlafstelle. 4. Perücke, 



zunächst eine solche, zu welcher Zie- 
genhaare verwandt wurden. 5. Klapp- 
netz. S. Klappe. 6. m. jüd. Vom., 
vielleicht ähnlich von koza gebildet wie 
andere jüdische Tiemamen: Wolf^Hirsch, 
Flatow. Schmitt, 112. 

Kosak, 97»., ein beliebter Tanz, von 
dem poln. kozak der Kosak, davon ko- 
zaczek kleiner Kosak, kosakisches Tänz- 
chen. Mrongov, Wb.I; 175b. Sper- 
ber, 38. 

Kosch, Dem. Koschchan, w. Vom., 
Konkordia. In der Dzg. Nhg. Kasch- 
chen. Kosche und Koschchen für Dan- 
zig auch bei Klein I, 250. Koschgen 
ist eine Ebuptfigur in Sophiens Reisen. 
S. das. I, 175 und wiederholt. Pott, 
111. 

Kosch, Dem. Koschke. 1. Name für 
das Schwein, namentlich für das Fer- 
kel. 0ns Koschke ös bSl (bald) fett 
2. Lockruf zum Schwein: auch Koschke 
und Kusch. Volksr., 64, 242 c. 

KSsche, /., Schürze. Simon Grünau. 
Mühling. 

Koichel, nach Mühling auch Kuicbal, 
97»., Fulz in verächtlichem Sixine, un- 
geschickter Fufz, Bocksfuiz. Poln. 
koÜa, koszla schiefer Fulz, BocksfuTz, 
koiUmy krummbeinig. Nsslm., Th., 
78, stellt beides zu russ. kozHy pohi. 
kozietf koziot Ziegenbock. Die einem 
Koichel angemessene Fulzbekleidung 
heifzt Koichalar. Nsslm., a. a. 0. 

kAschar, ad/,, s. kauscher. 

KoschKz, (?), das Spatelchen an der 
Ochsenpricke; auch Kuachik. Donh. 
Poln. kolczysty stachelig, voll Stachehi. 
Mrongov. Wb. I, 166a. 

Koschka, n., s. Kosch. 

Koschkalockar, m., Ferkel-, .Schweine- 
locker, das Rotschwänzchen, Syhia 
phoenicwrus. Der Ruf des Vogels soll 
übereinstimmen mit dem Lockruf kosch 



Eosohneiderei — kdsen. 



413 



kosch! f&r die Schweine; er heifzt da- 
her aach Saulocker (s. d.). Hennig, 
222. 

Koschneiderei^ /., Gegend zwischen 
Konitz and Tuchel. Es ist eine Yer- 
stümmelang von dem poln. koayniery 
Sensenträger, Sensenmann. Die Be- 
wohner' der Koschneiderei^ die sich auf 
etwa 10 bis 12 Dörfer verteilen, gel- 
ten als roh and boshaft; daher sagt 
man von einem rohen Menschen: Er 
ist aus der Koschneiderei, Sprw. 11^ 
1560. 

Koscholke, Koschuile, /., s. Kaschulle. 

Koichuchy m., weifzcr Schafspelz, 
Baaempelz; von dem gleichbed. poln. 
kozuch. Sperber, 38. 

KOse, /. 1. der Mund. 2. Gerede, 
Geschwätz, ahd. cMsi^ n., auch chösa^ 
/., mhd. kose^ kose. Er hat eine gute 
K6se^ eine gute Suade, er ist beredt. 

Koie, /., s. Klippe und Koi 

Koie, auch kurz Kos', / 1. früher 
Grasthaus, jetzt Holzgescbäfib vor dem 
HoUänderbaum am Damme nach Hol- 
stein. Königsberg. Entweder von dem 
poln. koza Ziege (vgl. Kos\ oder wie 
Hennig, 132, annimmt von dem lat. 
casa Hütte. 2. ToVcemüer Kose. Es 
giebt eine Laichstelle im frischen Haff 
von der ToUcemiter Kose bis Succase. 

Koiebart, m. 1. Ziegenbart überhaupt. 
2. spitzer Einnbart. 3. gehäubter Steiiz- 
fufz, Podiceps cristatus. Bujack, 385, 
der KossebaH schreibt. 

Kofebock, m.^ Ziegenbock, bildlich 
auch Mädchenjäger. Mühling» Mot 

nu ok noch en wallisischer Kossenbock 

* 

op mi 'ronyperdelnf Dorr, 1. Wiew., 
124. 

koielfttrig, adj,^ nachlässig gekleidet 
sein. Elbing. 

Kofeleiy /., von kosein, Albernheit, 
kindisches, läppisches Wesen. 



kofelig, koilig, adj,, von ko^eln, albern, 
läppisch; widerhaarig, nichtsnutzig. 
Vom Acker, der unfruchtbar, mit Kraut 
bewachsen ist; vomHoIz,das sich schwer 
spalten läfzt. Ermland. Mühling. 

koieln, sw., albern, tändeln, scherzen 
in Rede 'und That; sich kindisch, läp- 
pisch benehmen. Mühling hat noch: 
gleich einer Ziege herumspringen, neigt 
also zur j^erleitung des 'Wortes von 
Kos = koza, Ziege, oder wie Hennig, 
132, von poln. koziel Ziegenbock. Im 
Brem. Wb. H, 749: kaseln wirrisches 
Zeug reden, phantasieren; Kose Zank, 
Schlägerei (S. 748). Vgl. schoieln. 

Kofomarkty m., Ziegenmarkt. Gä na 
Kurzentnick (Kauemick bei Löbau) op 
'm KosemarkL Sprw. I, 1145. S. 

Koie. 

kOsen, sw., reden, sprechen, sagen; 
plaudern^ plappern, vertraulich und 
gemütlich sich aussprechen. Mhd. kS^ 
sen, ahd. chösSn. Marie diviagit zart 
in tuginüichim tröste ofte mit im koste, 
Jeroschin^ 71c. Pfeiffer, 183. Hort 
doch wat de Lietkes kose, Carm, nupt. 
ty 241. Blck koojz so vehl eck wöth, 
nah myner doTnmen Art. Ibid. V, 190 d. 
Obgleich der Begriff des Wortes ur- 
sprünglich ohne jede üble Nebenbedeu- 
tung ist, so tritt diese doch a^uf, und 
man drückt mit kosen auch ein Schwatzen 
ohne Gehalt und Glaubwürdigkeit, üble 
Nachrede aus. Käs' nicht! De Kldck- 
ner (Glöckner) suä hebbe myn schwär- 
tet Kleed on Hose, Denn hefft he nuscht 
to kose, Testament vom ryke Bur. N. 

Pr. Prov.-Bl. II, 354. — Kosen, Ge- 
kOse, n., liebliches Gerede, wie das Oe- 
kose eines Kindes, aber auch gehalt- 
loses Geschwätz: De (Knecht) honT 
ons Koose cm, Carm, nupt IV, 324b. 
Lafz das alberne OekSse! Auch Ge- 
spräch, Gerede, Erzählung, Gerücht: 



414 



Koseschmör — EöttelgaBse. 



dat met enander gehohlene Gekoofz^ das 
mit einander gehaltene^ geführte Ge- 
spräch. • Carm, nupt IQ, 50a. Dat 
schpookt (sptikt) ön Kutschitte! So geü 
et Qekoos' Snne veatiga Joare von Däip 
to Därp bet äwa de Grenz von Noaiange, 
Boldt, 11. Bock, 25. Hennig, 131 f. 
Vgl. Grimm, Wb. V, 1842 

KofeschmOr^ m.^ aas Koie and zchmo- 
rerij Ziegenbraten. Mühling. 

kosllg, adf.y.s. koselig. 

Kossack, m. y Brotbeutel • der Hflte- 
Jong^n. Natangen. Wohl Eorrumpie- 
nmg von KostaacL Ygl. Krepsch. 

Kossäte y Kossat, m., Häusler, Be- 
wohner einer Kate oder Kote, daher 
auch Kotsa/z und Kdtsa/z. Die Re- 
paration der Kirchen soll zwischen de- 
nen Eingepfarrten dergestalt geschehen^ 
da/z allezeit auf einen Ackersmann zwey 
Cossäten gerechnet werden. Kirch.-Ord. 
V.J.1711. Hennig, 4:6f, Vgl. Grimm, 
Wb. V, 1898. S. Käöiner. 

Kost, /. 1. Speise, Nahrung, stets als 
Eollektivwort, daher ohne Mehrzahl, 
mhd. koste^ kost^ fries., .dän., schwed.. 
kost^ schon altn. kostr'^ entlehnt auch 
sloven. kösta^ /., vfesnA.,kh6stym. Grimm, 
Wb. V, 1846. Zu jungist doch do in 
gebrach der kost Jerost^hin, 77 a. 
Pfeiffer, 183. In Dzg. vorzugsweise 
solche Speisen, welche aus Hülsen- 
früchteu bereitet werden, auch Grützen 
und Mehlmus. W. Seidel, 31. '2^. 
Verköstigung. Sich in die Kost geben: 
sich gegen Bezahlung von einer Fa- 
milie beköstigen lassen; für längere 
Zeit bei einer befreundeten Familie sich 
besuchsweise aufhalten. 3. Kosten, tlf 
sine kost er sande zu hülfe Pruzinlande 
drtzic schutzin gerittin. Jeroschin, 
52a. Pfeiffer, 183. 

Kttst, Kttsto, /., s. Kost. 

Kosten, plwr: allein üblich, Ausgabe, 



Aufwand. Etwas auf. seine Kosten her- 
stellen lassen. S. KosL 

KSsting, Kostung, /., s. Kost 

KOte, K0te,'K0t, /., GeUnkknochen am 
Pferdefttfz, die Verbindung zwischen 
dem Schienbeinknochen und dem Un- 
.terfuTz, das Fersengelenk, 'Fesselgelenk. . 
Mnd. kötCy kute^ auch Huf,- Klaue*. . Mnd. 
Wb. H, 550b. S. Grimm, Wb. V, 
1885. Sallmann, 50a. 

Kttter, m,j grofzer Hund, Bauemhund, 
Hund überhaupt. Vgl.. Grimm, Wb. 
V, 1887.* 

KStsoher, m.y s. KSscher. 

Kotschke, n. u. /., Schmeichelwort 
für das Lieblingskind^ namentUeh . das 
Töchterchen. Nach Mühling auch 
kleines Kind überhaupt. 

Kott, Kotte, /. 1. cunnuSy vulva; lit. 
kathe^ doch gewöhnlich pt/zda^ pjfzute, 
poln . kiep ; im Holstein. Kutt, Schütze 
U, 389. 2. übertragen auf die weib- 
liche Person, doch nur .in verächtlichem 
Sinne und als Schimpfwoi-t. 3. Hülle, 
Hülse. Hemp on hott^ Iseme PU cn 
blecherne Kotty)xtjk% und rechts (schwingt) 
der. eiserne Klöpfel und die blecherne 
Hülse : die Kuhglocke. Tierräts., 12. 

Kifttelbrlicke, /., Brücke über den Pre- 
gel in Königsberg, früher und im Volks- 
munde wohl auch jetzt noch KDttel- 
brUcke. . Dm 8. April 1621 rifz der 
Strom die Küttelbrücke um und führte 
solche mit vielem Bauholze weg. Bock, 
Nat. I, 725. * Küttel s. v. a. Eingeweide, 
Gedärme; Nebenformen sind KSttd und 
Kottel\ Küttel^ und Kottelhof Schlacht- 
hof; nds. kSt (t« lang), mnd. kut Ein- 
geweide, kuter Schlächter, Fleischer.. 
Der kneiphöfsche KuMelhef stand in 
früheren Jahren uimiittelbar an der 
Brücke, etwa der neuen Börse gegen- 
über. Hoffheinz, Strafisn., 599. 

Kttttelgasso, /., Strafze, die nach dem 



kottendoll — Krabtt 



415 



KSUelhof f&hrt. Königsberg. §. das 
vor. 

kottendoll, adj,^ von KoUe^ m&nner- 
toU. 

KSttler, nach Hennig, 122, KttUer^ 
richtiger Kütder, m., ein Fleischer, der 
als Aufseher auf dem Schlachthofe 
wohnt; jetzt KöUelmeister. Vgl. Kttttel- 
brOcke. 

KotbnUcke^ /., nach Mühling, Tiem., 
174,. eine 'kleine Mücke, die gern in 
die Augen fliegt. 

KotZy /., Verschlag für die Hühner, 
worin sie die Eier legen. Donh. In 
Hamburg Kott Käfig, worin man Ge- 
flügel mistet. Richey, 136. Brem. 
Wb. n, 859. 

Koizebi. An Kotzdn schreiben^ sich 
erbrechen, übergeben; von kotzen darch 
Yerstümmelong des Namen» Kotzebue. 
In gleichem Sinne: Kotzebues Werke 
herausgeben. 

kotzen, aw.y yomieren, sich erbrechen. 
Erscheint zuerst im 1^. Jahrb., ist aber 
sicher viel älter. Grimm, Wb. V, 1905. 
Er kotzt wie ein Reiher — me eine 
Oerbertole. Möwe. Davon: Kotze, /., 
das Ausgebrochene. Kötzer, m., der 
VomierendjB. kotzerig, adj,, zum Kotzen 
geneigt: mir ist 80 kotzerig zu Mute; 
die Redensart bezeichnet auch das Ge- 
fühl des Unwohlseins überhaupt. Der 
Keiz zum Erbrechen wird auch durch 
koizem bezeichnet: mich kotzert, au8- 
koizen, sich durch Erbrechen Erleich- 
terung verschaffen. So kots^ er sich 
eins aus! Studentenlied. Ygl. Sper- 
ber, 19. 

KStzing,/., s. KItzing. 

Kotzlauken, Ortsn., Dorf im Kirch- 
spiel Kumehnen, Kr. Fisehhausen. Es 
wird im Yolksmunde Schanddorf ge- 
nauQt Hei os ut em Schandderp. 

Kove, Kowe, Kobe, m., hohler Kaum, 



kleiner StaU, stallartiger Behälter, na. 
mentlich für Schweine; mit. cooa, ndrhn. 
coeven^ nd. kave^ kaven^ bayr. kobel Be- 
hältnis, Behälter, wie Taubenkobel etc. 
Da er (^Nabuchodonosor) DanieUen mit 
stnen gesellen htz werfin in den koven 
des gar gluenden oven. Jeroschin, 
Ic. Pfeiffer, 183. Sehade, 503a. 
Schmeller H, 275. Kife (s. d.) ist 
mit Kove verwandt. 

Kovent, m. u. n., s. Kofent 

Kowe, /., s. Kove. 

kOwem, m., s. kobem. 

KSz (ö lang) /., Menge^ Masse, Quan- 
tum. Et goß e ganz KSz fdr't Oold^ 
es giebt eine ganze Menge für's Geld. • 
• Kozelarice, m., kleberichter Löcher- 
schwamm, I\>lyporus (Boletus) luteus. 
Bock, Nat. III, 626. 

Krft, /. 1. Krähe, Cormts comix^ nach 
dem- Greschrei derselben; in der Dzg. 
Nhg. Krftg, üblicher pltd. Krfig; nach 
Treichel auch Krftk. Schon ahd. ord, 
mhd. krdj hraeje^ krSge^ kreie. De 
Schwin' on de Krege Beßehne min JPtege 
(mein Pflügen). VolksL, 35, 23, 3. 
Der Mensch, verglichen mit der Krähe : 
Einen ansehen (nach etwas sehen) wie 
die Krähe das kranke (nach dem kran- 
ken) Ferkel (Qessel); — danau sSn wt 
de Rreg nau Aas, Korrespbl. JII, 52. 
Wie das Volk die Sprache der Krähe 
deutet s. Volksr.,66, 255. 2. als Schimpf- 
wort: SP Kregl 

Kraalik, m., s. Krftlik. 
• Krabftt, Krabat, m.* Dem. MrcAdike, 

Krabatkcy ältere Form für Kroat, jetzt 
nur noch üblich zur Bezeichnung eines 
wilden, ausgelassenen Kindes; auch 
Krabut, Krabutk, Krabutke. Sperber, 

41, hat die Krabutt und erklärt: klei- 
nes, unbedeutendes Wesen, namentlich 
ein ungewöhnlich kleines Kind. W(U 
woü jl Krabaikes allwedderf iVo, man 



416 



krabbeln — Krst&t. 



nick Krabaikes! öck hdV all mirCt 
Väden 61 Pölzmotz op, Spook, 470. 
Das macht, weil du Krabutk gerade aftn 
29. Februar of de Welt gekommen böst. 
Schaltj., 3, 5. Schalt)., 1, 438: Kra" 
batt. Im Flatower Kreise annützer 
Mensch. Schmitt, 107. Vgl. Brem. 
Wb. n, 859. . Vilmar, 222. Bernd, 
141. Sallmann, 3öb. Bock, 26. 

krabbeln, ew. 1. die Finger, Zehen, 
Klauen krümmen zom Greifen, Krauen, 
Kriechen, Wühlen, Kratzen; das Ejie- 

• 

chen selbst, das stets langsam geschieht : 
Gewürm, kleines Getier, Kinder, ältere 
Personen krabbeln. Tom Olock os blo/z 
e boske Woata drön (in der Torfgrube) 
on he krabbeü wedder 'rut Boldt, 11. 
Ablautend dazu kribbeln, ein kleines 
Krabbebi. Wie das kribbelt und krab- 
belt (in einem Ameisenhaufen). Grimm, 

Wb. Y, 1911. u. 2202. herumkrabbeln, 

herumkriechen. Achy dafz er auch 
gerade heute da im Walde herumkrab- 
beln mufz! Soph. R. VI, 137 f. 2. das 
kitzelnde Gefühl, welches das Krabbeln 
verursacht. Wob krabbelt mir da am 
Habef 

Krabbelweri(, n., Werk zum Krabbeln. 
Im Tierräts. 3 : die Kuh, heilzt es von 
dieser, sie habe unnev^m^BükKrabbel- 
wark^ womit die Zitzen gemeint sind, 
an welchen die Finger melkend krcA- 
beln. 

Krabenle,/., gemeine Ejrabbe, Strand- 
krabbe, Cancer ma^no«. Danzig. Müh- 

1» 
mg. 

Krabiit, Krabutk, m.^ s. KrabftL 

Krilch, m., Husten. TreicheL 
Kracke, Kragge, /. u. n., altes, ab- 
getriebenes Pferd; doch auch schlecht- 
weg jedes Pferd. Die zweite Form, 
Kragge, ist die gebrauchlichere. Das 
Kragg toöll nich weita! Ermland. Norw. 
krakje, m., kraftloses, abgemagertes 



Tier und eben solcher Mensch, schwed. 
krakcj m,, kraftloser Greis u. &^ auch 
Pferdekracke; in beiden Bedeutungen 
auch in Mecklbg. - Yorpomm.; franz. 
criquet kleines Pferd. Krackeigespann, 
n., Gespann elender Pferde oder Ochsen. 
Vgl. Grimm, Wh. V, 1927. Hennig, 
134. Mi, 45b. Sperber, 19. Hu- 
pel, 124. Sallmann, 35b. Vgl. 
Krftk. 

Kracke,/, Pflzn., Vogelwicke, Vicia 
cracca L. Sie heifzt auch Krock. Ha- 
gen, 752. 

Krackelgespann, n., .s. Kracke. 

krackein, aw., schwer atmen, sich wür- 
gen. Lit. krokiu, krökti^ lett. krahzuy 
krahkty auch krahkelekt schnarchen, 
röcheln, schwer atmen.' Nsslm. Forsch. 
3; Thes., 79. Vgl. krackig. 

Krilckenthor, n.,* Thor auf dem löber 
nichtschen Berge nach dem Anger hin. 
Bock, Nat. I, 59, später Krankenthor 
(s. d.). 

krackig, o^'., kranklich. So *ne krtickge 
Creatur sie §k nich, Ghtt Lofon Dank! 
Dorr, 1. Wiew., 78. 

kraddein, aw., stehlen. Von dem poln. 
krasc, praes. kradn§, praet. kradi steh- 
len. S. Nsslm. Forsch. 3; Th., 79. 
Vgl. kraseln. 

crade, krade, kradske, adj. u. ado., s. 
accrftd. 

Kraffil, Krawfil, Kralla^ n. 1. grofzes 
Lastschiff, KaufParteischifF. Anno 1489 
den 16, Septembris da vorging (ging 
unter) Brosien Maüin mit seinem Kra- 
feel, mit seinen zween Söhnen vnd mit 
WO ausserlesens Volks, daruon borgten 
(retteten) sich 16 Mann, Hennen- 
berger, 80. Im Sommer Ues Caspar 
von der Memel ein solch (so grofz) Kra- 
feel.bawen, als in vielen Jahren keines 
gebawet war. Ibid., 94. Item anno 
(^14)62 nach längsten kwam das gtvj'ze 



Kraf61 — Krähenseife. 



417 



Kraffel (von Lebarn) zu Danizk in die 
Reide (Reede) mit Saltz geladen. Da 
schlug im der Tanner die Mast entzwey. 
Weinreich. Passarge, 87. Franz. 
caraveUe^ engl. caraveU^ schwed. krawel. 
Brem.Wb.n, 866 : Kraveel. Vgl. Grim m, 
Wb. V, 1931. 2rKrawel, altes grolzes 
Gebäude, altes Möbelstück. W. Sei- 
del, 31. Vgl. Krftk. 

Kraföl, m.y Kanal zwischen £lbing- 
flalz and Nogat. Sperber, 19. Sehe- 
rn ionek, 21. J^ach letzterem bezeich-, 
net man mit Krafol auch einen Haufen 
alten Gerätes. 

Kraft (a lang), Krfiff, m,^ ebenso der 
pZwr., Krebs. Vgl. Ftttkrtft Nach 
Treichel Kreft auch Blut. 

Kraftmehl, n., feinstes Weizenmehl, 
das die Ejraft des Weizens enthält^ da- 
her auch Stärkemehl, Starke, /. Mehr 
im Gebrauch, weil billiger, ist jetzt die ' 
KartofPelstärke. Aus dem Deutschen 
entlehnt: dän. kraft/rneel^ poln. kroch- 
mal, lit. krapmilei. Grimm, Wb. V, 
1952. 

Kragau, Ortsn., im Volksmunde Kra- 
gen, Dorf im Kirchspiel Medenau, Er. 
Fischhausen. WoUst frage f Gä na 
Krage. WöUst wetef Oä na Pobethe. 
Samland. 

Kragen, Ortsn., s. das vor. 

kragen (a=»a), krajen; sw., bei der 

Mahlzeit dringlick bittend nötigen. Dzg. 
Nhg. VioUt,101. Werder. Elbing^r 
Ndrg. Die letzte Tasse, die ein Gast 
nach eindringlichei' Nötigung der Wir- 
tin trinkt, ist die Krägtasse, 

Kragge, /., s. Kracke. 

KraggeHub, pltd. Kraggelföt,m.^ schlech- 
ter Schriftzug, schlechte Schrift über- 
haupt. Er macht nur Kraggelfüfze, 
MoU'Kried hewt he am Hauklotz väl 
&raggelfeet gemoakt Boldt, 21. 

Frlsdiblcr» WSrterbocbl. 



kraggelich, adj., krumm^ verbogen, 
namentlich von Schriftzugen; auch in 
Verbindung mit kriggeln: kriggel-krag- 
gel. In Hessen krackelich, Vilmar, 
222. 

kraggeln, sw,, kriggeln, kritzelnd 
schreiben. 

kräglich, krSglich, adj. von kregel, mun- 
ter, lebensfrisch, übermütige wehr- 
haft. As noch de dieische Rittersmann 
Öm Marjenborger Schiott deed woahn\ 
Donn weem de Lichtenausche Buur'n 
Ganz grvMchkräglich'von Natur. Dorr, 
31. Vgl. Brem. Wb. II, 866. Grimm, 
Wb. V, 2ia6. 

KragtaBse (erstes a = a), /., s. kra- 
gen. 

krähen, sw., laut und schreiend 
sprechen. 

Krähenbeifzer, plw:., s. Krähenfresser. 
Krähenfresser, pltd. KrfigefriSter, plur., 

Spottname für die Bewohner der kuri- 
schen Nehrung, die sich vielfach mit 
dem Fange der Krähen beschäftigen 
und von diesen Vögeln nähren. Da 
sie die gefangenen Krähen dadurch 
töten, dafz sie denselben den Kopf ein- 
beilzen, so nennt der Volks witz sie 

Krähenbeifzer, pltd. KrfigebTter, welcher 
Name besonders noch den Bewohnern 
des Dorfes Sarkau beigelegt wird. In 
neuerer Zeit gebraucht man zur Tötung 
der Krähen Zange oder Messer. Vgl. 
Pr. Prov.-Bl. V, 463. Pas sarge, Salt, 
296. 

Krilhenmilch, Pflzn., scharfe Wolfs- 
milch, Euphorbia estUa L. Bössei. Müh- 
ling. 

Krähenseife, /, Pflzn., kahles Bruch- 
kraut, Herniaria glabra L. Das Pflänz- 
chen, das gröfzere Mengen von Kali, 
Natron, Kalk und Magnesia enthält, 

erzeugt beim Reiben mit Wasser einen 

27 



418 



Kraitis — krälen. 



seifigen Schaum, mit dem die Kinder 
sich die Füfze waschen. Westpreufz. 
Treichel, Botan. Not. II, 13. 

Kraitis, 97»., nach Muhling in Litauen 
der Wagen, auf welchem die Aussteuer 
der Braut, der Brautschatz, in das Haus 
des Bräutigams gefahren wird; nach 
Nsslm., Wb., 224 b, der Brautschatz 
selbst. 

krajen, aw.^ s. kragen. 

krajSlen, sw.^ schreiend lärmen, roh 
singen; auch krijSlen. 

Krftk, n., gemeines .Yolk, Gesindel, 
Pöbel. Es war lauter Krdk zusammen, 
Bock, 25. Wenn glyck onjz fühlet 
Kraack de Arbeit ganz vergäte. Carm, 
nupt IV, 59 b. Na wacht% ju sull de 
Diwel hale^ Ju verflacMget Krak! Dönh. 
Volks!.,. 76, 6, 5. Zur Verstärkung 
Krftkzeug, pltd. Bräktig, Letzteres nach 
Hennig, 132, auch unnützes altes Ge- 
rumpel, Hausgerät, gewöhnlicher Krftfzel, 
n., in Danzig Krawfil, das aber auch 
ein altes grolzes Gebäude bezeichnet. 
W. Seidel, 31. In Pommern ist Kraak^ 
f.y schlechtes, nichts wertes Ding (auch 
Scheltwort: Du Kraakl)^ in Breiten 
Krakke baufälliges Haus; schwed. krdk 
Plunder, Ausschulz, Wegwurf aller 
Art, engl. dial. croke Abfall aller Ajt; 
um den Mittelrhein bezeichnet krack^ 
/., allgemein etwas Kleines, Schlechtes, 
Unansehnliches, von Menschen, Tieren 
und Dingen. Dähn., 251b. Brem. 
Wb. II, 862. Grimm, Wb.V, 1927. 
Verwandt mit Kracke (s. d.). Vgl. 
Kröpzeug. 

Krik, /., Schiff mit drei korblosen 
Masten. Vgl. Krfl. 

Kräkfii, m,y lärmender Streit, Zank, 
Scheltö. Das Wort erinnert an nd. u. 
nl. kraken krachen, und der Lärm des 
Streitens scheint der Ausgangs- und 
Kernpunkt des BegriQes. Nl. krakkeel^ 



schwed. krakel. Vgl. das Ausführlichere 
Grimm, Wb. V, 1976. Hennig, 
133. 

Kräkelei, /., s. krakeln. 

krakfilen, sw., von Krakel^ zanken, 
streiten, nergeln. . Vgl. ki^kein. 

Krakfiler, m., Zänker, Händelsucher, 
Nergeler. 

Kräkeler, m., krakelig, adj., s. krakeln. 

krftkeln, sw,^ schwankend, unsicher 
gehen; von kleinen Kindern und Be- 
trunkenen. Muhling. Vgl. schraggein. 
Oberd. grageln die Beine spreizen. Vgl. 
Grimm, Wb.V, 1979. 

krilkeln, krfikeln, sw.^ rechthaberisch 
widersprechen, zankend tadeln, kritteln, 
mäieln. JEr krakelt über jede Kleinig- 
keit. Er hat immer etwas zu krakeln. 
In Hessen prekeln^ prepeln. Vi 1 mar, 
306. Davon Kräkeler, Kräkler, m., Kritt- 
ler, Rechthaber. Kräkelei, /., Zank, 
Streit, Krittelei, und der Adjektiv kiü- 
kellg, kraklig. Oberd. krackein streiten, 
schwed. kräckla. Vgl. krakfilen u. krä- 
teln. 

' Krilkelpastete, /., unzufriedenes, zum 
Krakeln geneigtes Frauenzimmer. Qe- 
danism, 

krakig, adj.^ kränkelnd, hinfallig, zei^ 
schlagen, elend. Westpr. Muhling. 
Schemionek, 21. Vgl. Kräk. 

kraklig, adj., s. krakeln. 

Krftkmandel, /., Mandel in der Schale, 
beim Bruch krachende oder knackende 
Mandel, Knackmandel. Hennig, 132. 

Krftkzeug, n., s. Kräk. 

Krale, /., Perle (Koralle). Trei- 
chel. 

kralen, sw. 1. von Kindern, wenn 
sie die ersten Versuche zur Bildung 
von Wörtern machen, das muntere, be- 
hagliche Lallen der Kleinen. Er krält 
schon! meldet die beglückte Mutter dem 
Vater. Bock, 26. Hennig, 133. 2. 



y 



Krälick — Krämergasse. 



419 



von Trunkenen, deren Zunge nicht 
mehr imstande ist verständlich und zu- 
sammenhängend zu sprechen. 3. über- 
haupt reden, sprechen, doch mit dem 
Nebenbegriff des Ungereimten, Uber- 
mäfzigen, Prahlerischen. Hei hrält ah 
wenn em de Backtäne wasse. Er hrdlt 
wie ein Advokat Davon Gekrftie, n. 

Krftlick, m:^ Name eines Weges bei 
dem Kittergute Kirpehnen, Kr. Fisch- 
hausen. N. Pr. Prov.-Bl. XI, 74: Kraa- 
lick. 

krallmunter, adj,^ sehr munter, auf- 
geräumt. Gedanism. 

Krftlwasser, n., Wasser, das krfllen 
macht, Branntwein. Et' hat Krdlwasser 
getrunken^ ist betrunken. Sprw. I, 445. 

Krftm, m. 1. kleiner YerkaufsFaden. 
Die (Braut) steht geputzt^ als kähm sie 
aus dem Kraam. Carm, nwpt ü, 266 c. 
Wie der Herr^ so der Kram (poln. jaki 
pan^ taki kram). 2. die Ware selbst, 
welche in einem Kram feilgehalten 
wird; oft in verächtlichem Sinn: Was 
soll der Kram kosten? Die Elle ist län- 
ger als der ganze Kram. 3. Sache, 
Angelegenheit. Von dem Kram ist 
weiter nicht zu reden, da schweigt Tnan 
lieber stiU. Du rei/zt den bunten Kram 
verdrehter Schlüsse hin. Carm. nupt. II, 
64c. Nach Grimm, Wb. V, 1986, 
erweist sich als die älteste erreichbare 
Bedeutung: Zeltdecke; so in einem rh. 
Glossar des 12. Jahrb.: tentorium Ge- 
zelt, papilid Gram. Ahd. ehr dm, mhd. 
kram; entlehnt altn. isl. kram^ n., dän., 
norw., schwed. kram^ poln. kram, böhm. 
krdmy lit. kr&nias. 

Kramaus, m.y s. Karmaus. 

Krambambuli, m., Danziger Wach- 
holder- oder Eirschbranntwein ; Gold- 
wasser; Branntwein überhaupt. 
KrambawbtUij so heifzt der Titeln 
Womit dich ein Starost beehrt. 



Du bist das sü/ze Labungsmittely 
Das Danzigs Offizin gewährt 
Halb klingst. du deutsch^ halb popolski, 
Recht majestätsch Kramhambuli. 
Anfang, eines Liedes, das den Kram- 
bambuli preist; es ist nach einem 1747 
in Danzig gedruckten Liede gearbeitet. 
Erk, Neue Sammlung deutsch. Yolksl. 
II, 6. Heft, 60. 66. Böhm, krampam- 
puU^f.^ zugerichteter Branntwein. Vgl. 
Grimm, Wb. V, 1994, wo der sla- 
vische Ursprung des Wortes in Frage 
gestellt ist. 

Kramber, m., s. Krankeit 

kriLmeln, sw., mäkeln, Kleinigkeiten 
hervorsuchen und tadelnd besprechen. 

krftmen, sw. von Kram. 1. Aus der 
Bedeutung : einen Kramhandel treiben, 
mit dem Kram sich zu thun machen: 
mit Sachen hantieren, in ihnen rühren, 
sie in andere Ordnung bringen, nach 
ihnen suchen. Gegenstände, welche 
verlegt sind, wurden verkramt; ein mit 
mannigfachen Gegenständen belegter 
Tisch ist bekrdmt und mui'z abgekrdmt 
werden. Wie der Kräm^er seinen Kram, 
auslegt, avAkrdmt^ so sagt man auch 
bildlich zu dem, der Neuigkeiten mit- 
teilt, dafz er sie auskrame. Möhling 
hat in dieser Bedeutung noch krämem. 
2. einen Liebeshandel haben. Die ha- 
ben mit einander was zu kramen. In 
Schles. kramem. 

Krämer, m., Händler mit sog. Mate- 
rialwaren: in Königsberg gewöhnlich 
Apotheker^ gekürzt Aptheker; in Berlin 
Kaufmann; in Schlesien Spezereien- 
händler. Gedanism. 

Krämerbrllcke, /., Brücke in Königs- 
berg, nach den früher auf beiden Sei- 
ten derselben stehenden Krämerbuden. 
Hoffh.einz, Straizn., 598. 

Krämergasse//;, Strai'ze in Königsberg 
und Danzig. 

27* 



420 



krämern — Krämperpferd. 



krämern, 8W,^ mäkeln, tadeln. Er hat 
an allem zu krämern. 

KramkUmmel, m., Eümmelj der im 
Kram zu haben ist, zum Unterschiede 
von "Feldkümmel, römischer Kümmel, 
in kaufmännischer Sprache C^TTzm. Ygl. 
Adelung n, 1746. 

Krammeist, Vorstadt von Memel. Von 
dem[^lit. kruma miestcts Waldstadt, „weil 
vordem allhier ein ziemlicher Wald ge- 
standen*^. Erl. Pr. IV, 241. Die Her- 
leatung von Kram^ „weil liier vor dem 
Brande viel Krämer gewohnt," erscheint 
schon Hennig, 47, verfänglich. 

Kramp, m.^ Krampf, von krimpen^ 
krimpfen zusammenziehen. Kramp in 
der Hand^ im Fufz; Magenkramp, Ahd. 
chrampho^ mhd. cramphy krampf^ alts. 
cramp^ nl. kramp, ags. cramp, cromp^ 
engl, cramp; dann dän. krampe, schwed. 
kramp. Grimm, Wb. V, 2010. Vgl. 

klumpen. 

Krampe, /., Haken zum Festhalten, 
Windhaken: Fensterkrampe, Thürkrampe; 
Klammer, Klinkhaken. 

Krilmpel, Krempel, KrSmpel, m. 1. al- 
tes Hausgerät, Gerumpel, Trödelkram, 
Plunder. Übertragen: 2. alter Mensch. 
Jetzt bin ich ein alter Krämpel. 3. im 
Handel die ausgelegte Wate, nament- 
lich wenn sie ohne gröfzeren Wert ist 
und als Ganzes zusammengefafzt wird. 
Dat^8 alles man Krempel — Krempelttg, 
Krempelzeug. Nimm den ganzen Kräm- 
pel. Was kostet der Krämpelf Sper- 
ber, 19: die ganze Geschichte; von 
Dingen gebraucht, die- einem lästig 
werden. So nahe die Ableitung von 
Kram liegt, so hat es, nach Grimm, 
Wb. V, 2007, nichts mit diesem Worte 
zu thun, eben so wenig mit dem ital. 
comprare, crompare, sondern weist, wie 
auch Krampe Höker, auf ein verlornes 



kramp, m., Ausschufz, Wegwurf , Ge- 
rumpel. In. Oberdeutschland, im ElsaTz 
Grempel. Vilmar, 336. Vgl. Fmsei. 
krampelklakig, adj., schadhaft, klapp- 
rig, nicht haltbar. Schemionek, 21. 

krämpeln, krempeln, pltd. krOmpeln, 

sw., aufschlagen, umschlagen, gleich 
der Krampe am Hut, und dann ge- 
wöhnlich aufkrämpeln, umkrämpeln. Sich 
die Hosen — die Hemdsärmel aufkrämr- 
peLn. umkrämpeln hat auch die Be- 
deutung: umkehren ; eine Sache um 
und um drehen, sie aus den Fugen 
bringen. Sperber, 19. Öck segg on 
bitte dabt: De Welt deit sock omkremple. 
Lhrztg. 4, 354. verkrftmpeln, durch 
Krämpeln in Unordnung bringeiS, ver^ 
wirren, verbiegen, auch s. v. a. ver- 
h'ängeln (s. krängein). Ein verkram^ 
pelter Hut. ' Von einem Manne, der 
nicht recht bei Sinnen, der verdreht ist, 
sagt man, ei' ist ein verkrämpeüer Kerl 
— ist im A. verkrämpelt. Statt kräm- 
peln auch krimpefn. 

krampen, sw., mit Krampen -ver- 
schliefzen, und dann zukrampen. Das 
Fenster zukrampen, es mit einer Krampe 
schliefzen. aufkrampen, die Krampe 
heben : das Fenster aufkrampen, es öff- 
nen. Vgl. ankrampen, abkrampen. 

Krämper, KrSmper, Krimper, m. 1. 

Krümper. Er ist ein rechter Krämper. 
2. geübte, teils beurlaubte, teils für 
gewöhnliche Zeiten entlassene Soldaten. 
Grimm, Wb. V, 2010. Schwed. ist 
krämpig kränklich, bedeutet aber eigent- 
lich schwach. 

krämperpferd, auch Krimppferd, n., Krim- 
pfer, Krimper, Krttmper, m., das Pferd, 
welches früher Kavallerie -Regimenter 
überzählig aus dem ersparten — nicht 
eingeschrumpften -^ KruibpfinaTz zu 
füttern hatten. Jedes Regiment hatte 



Erftn — Elrfinke. 



421 



einige solcher Krmper zu oDterhalten. 
Das Wurzelwort ist also krimpen^ krum- 
pen. Mühling. 

Krftriy 97»/ 1. an Flufzafern, in Häfen: 
Hebemaschine zum Ein- und Ausladen 
schwerer Schiffslasten. In Königsberg 
gab es früher einen roten und einen 
grünen 'Kran^ nach dem Anstriche 
benannt. 2. an.Geiafzen: Zapfen zum 
Auslassen der darin enthaltenen Flüssig- 
keit 3. der Yogel Kranich, gras. 
De Kiebitz on de Kranke^ De satte op 
ene Dannke etc. Volksr., 57, 217. 
Hennigs, 133, Annahme, dafz Kran 
1 „von der Ähnlichkeit mit einem 
Kranicbhalse hergenommen sei^, findet 
in Grimm, Wb. V,^ 2018/ Zustimmung: 
ähnlich ward lat. ciconia (Storch) ver- 
wandt, und noch mlat bedeutete es 
Brunnenschwengel, wie noch ßpan. ci- 
gueha^ auch poln. iöraw (Kranich) 
Brunnenschwengel und Krahn, böhm. 
ielrdb. Übrigens galt auoh hchd. Kra- 
nich für Krahn. Grimin, Wb. a. a. 0. 

Krängel, Krengel, m. 1. horizontales 
Drehkreuz an Fufzwegen, um diese 
für Fuhrwerk und Reiter abzusperren. 
2. dreh'bare Stange von der Decke zum 
FuTzboden mit Bügel, in den man kleine 
Kinder stellt, * welche das Gehen er- 
lernen sollen; auch Krängelstuhl. 3. 
Drehvorrichtung am Wagen. Ygl. Us. 

Krängelei,/., s. krärlgeln. 

krängein, krengeln, »w. 1 . in die Runde 
drehen, sich kr angeln^ sich im Kreise 
drehen, sich zwecklos hin und her be- 
wegen, umherschlendern, nicht hin nicht 
her wissen. Was krängeist dich hier 
herum f Er krängelt sich-vne der Furz im 
Schnupftuch. verkrängelnisicAd^JEc^/ 
vei'kf angeln^ verdrehen, schwindelig 
machen, was Eander gern thun, indem 
sie sich lange im Bereise herumdrehen. 



Im Pöln. At^, Gen. kr§gu der Kreis. 
2. sich rührig drehen, zu schaffen 
machen. Da krängeld sick de Tusch, 
an hadd on Hand voU Darmel. Carm.^ 
nupt. I, 282, 7. 3. die Rede drehen, 
wenden, mit der Wahrheit nicht her- 
auswollen, lügen. Krängel mir nicht 
was vor! Eck sett em Fall, eck denck 
met mienem Kopp op wat^ So krengelt 
seck dat Muhl, alfz vne en Wage- 
Radt. Carm. nupt, IV, 324 c. JDa* 
von: Krilngler, m.^ Krängelei, /. Vgl. 
abkrängeln, bekrängeln. Bock, 26. Hen- 
nig, 133. 

Krängelstuhl, tt»., drehbarer Gängel- 
stuhl für Kinder, Drehstuhl. Hennig, 
133. S. Krängel. 

KrilngelthUr, /., Kreuzthür von vier 
Flügeln, welche sich vertikal um ihre 
Achse dreht. Der Haupt^ingang zur 
alten (abgebrochenen) Königsberger 
Börse hatte Krangelthüren. 

Krängier, m.^ s. krängein.. 

Kranich, m., als Werkzeug zur Bauem- 
plage bei Stein, Peregrinus XVI, 12. 
W, Mtsbl. VI, 187. Vgl Temnitz. 

Krftnjunker, m.^ ehemals der Inspek- 
tor des Krans. . Danzig. W. Seidel, 
31. 

Kranke (a lang, auch kurz), m., Kra- 
nich, gras. Vgl. Krftn. 

Krilnke, /., Kraqkheit, Schwäche, 
Fallsucht^ Dafz du die J^änif kriegst I 
als Fluch. Sperber, 19, hat Kränk' 
= Krätze, und bedeiitet nach ihm der 
vorstehende Ausruf, dafz du die Krätze 
bekämst. Wepn in der folgenden Re- 
densart aus Me'we : du kriegst die Krärüi 
in die Waden ^ kein Scherz liegt, so 
würde KränK hier die Bedeutung von 
Krampf haben. In Posen: Kranke^ 
Kränkt, f. Bernd, 142. Vgl.' Dan- 
neil, lUb. 



422 



Krankenbericht — kra(z&ten. 



Krankenbericht, m,^ die Abendmahls- 
feier auf dem Krankenbette. Ygl. be- 
richten. 

Krankert, m.^ nach Hennig, 133, 
auch Kramber, m. 1. Ausruf der Ver- 
wünschung und Verwunderung, bei 
dem man wohl an den Teufel denkt; 
daher auch Teufel. Dafz dich der Kran- 
kert holen mag! Geh zum Kr ankert! 
M der Kr ankert! I der Kr ankert! na^ 
ivie •kömmt dasf Schaltj., 3, 5. 
/ vör^n Krankert! Wat mll denn datf 
Junker^ schäm' hei sock doch wat! 
Volks!., 8, 51, 6, auch N. Pr. Prov.- 
Bl. in, 153, wo es-: Ei wat Krankert 
heifzt. Bock, 26. 2. die fallende 
Sucht; Epilepsie. Mühling leitet es 
von GramhaSy Grumbas^ dem Diener 
des heil. Nikolas her, dem Schrecken 
böser Kinder. Zu erinnern ist an das 
lit. kranka ein Strafinstrument zum 
Krummschliefzen. Nsslm., Wb., 223b. 
Vgl. Grim.m, Wb. V, 2040: krankt, /. 

Krankheit, /., schwere, s. HSchste. 

Krftnmeister, m., Aufseher beim Krdn. 
Königsberg. . Hennig, 133. Wohl 
dasselbe was in Danzig Krdnjunker, 

Krant, m. Die eigenihümliche, Kraut 
genannte, gelbbraune Sandformation 
mit ihren felsartigen Geschieben, Zacken 
und Zinken, den durch Eisenoaydhydrat 
gebildeten Röhren^ welche die über ein- 
ander gelagerten Schichten meist senk- 
recht durchziehen, bildet den Grundstock^ 
die Basis der gewaltigen' Höhen (von 
Grofzkuhren). Passarge, Balt., 367. 

Krantas, m,, s. PackranL 

Kranzabend, m.. Abend, an dem der 
Brautkranz geflochten wird, Kränz- 
chenabend, Polterabend. Masuren. Es 
geschieht am Abende vor dem Hoch- 
zeitstage; auf besondere „Bitte zu den 
Kränzchen" (prozba na zianki) ' finden 
sich die jungen Leute und Mädchen 



im Hochzeitshause ein, winden der 
Braut Kränze und - tanzen dann „bis 
zum hellen Tage". 

Kränzchen, n., Backwerk.' On off*m 
Tösch stunden Kränzchen, Zeppchen etc. 
Schaltj., 3, 9 f. 

Kränzchenabend, m., s. Kranzabend. 

Kränzeljungfer, /., s. Brautjungfer. 

kränzen, sw,, den Kranz des Wagen- 
rades^ die Felgen, neu machen; auch 
bekränzen. Das Rad mu/z neu gekränzt 
— bekränzt werden. Hennig, 134. 

Kranzknochen, m., das Schlüsselbein. 

Krapanz, Krapanzke, /., s. Krepangs. 

Krilpel, Krfipel, rU., KrQppel. Ein un- 
glücklicher KrepeL 

krilpelig, adj, yon Kräpel, krüppelig, 
verkrüppelt. Herrche, schenke se möch 
doch all was, öch haa* softer kräpUcher 
Fuss. Ermland. Sperber, 19. 

kräpeln, krfipeln, sw., krüppeln, stüm- 
pern. Man kräpelt sich so weiter^ man 
kommt vorwärts, doch nur sehr all- 
mählich. 

kräschen, sw., rauschen, tosen; von 
der bewegten See. De Sei krischt mal 
wedder. Samland. 

kraseln (a kurz), sw. l. im Fett bra- 
ten, poln. krasic. 2. -.stehlen, poln, 
kra^c. Flatow. Schmitt, 107; Westpr., 
166. 

krästicksen, sw.y packen, viele Gegen- 
stände auf einen, meist erhöhten, Platz 
schaffen. Stallupönen. Marold. 

krafzäten, sw., zwecklos auf der Strafze 
umherschlendem, bummeln. Er geht 
krafzäten, er spaziert die Strafze auf 
und ab. Denn ging he oft alleen oder 
möt de Tächter krafzäten. Schaltj., 3, 
8. Westpr. Mühling. Schemionek, 
21, hat auch gassatem. Für Xiv-* und 
Estland bei Hupel, 125. Marold 
fragt: Ob es mit grassari zusammen- 
hängt? 



ErafiE^l — kratzbürstig. 



423 



Krafzfil, Krefzfil, m. Einen beim Kra/zel 
kriegen, ihn beim Kopf, bßim Kragen 
kriegen. Bock, 26. Hennig, 134. 
Nsslm.,. Forsch. 3. Vgl. Krepscholl. 

Kra(zel, 7/1., Krftfzelwerk, Krftfzelzeug, 

n., altes, unbrauchbar gewordenes Haus- 
gerät. Skandinav. kraa. Es heifzt auch 
Scfunrmorry ScharmuUy Schurrmurr^ 
Bakeber^i: Vgl. Krak. 

krälzeln, »uo. 1. in altem Gerät han- 
tieren, herumwirtschaften. 2. sich rüsten 
zur 'Arbeit, zum Aufbruch. Wi wolle 
ons sachtke ki^äfzle^ uns rüsten z. B. 
zum KartofiFelgraben. Piilkallen. 

krftlzlich, adj. von Krafzel^ gebrech- 
lich, aufgebraucht, aus Rand, Band und 
Fuge: krdfzliche Möbel, 

lüilt (a lang), /. m, m. 1. Kröte, 
bufo, 2. Schimpfwort, oft noch mit 
verstärkendem Beiwort: Dammelge Krät 
Kleine unnütze Krät Falsche Krät. 
Naziansche Krät Krätsche Krät Auch 
in Zusammensetzungen: Aaskrät^ Bes- 
krätj Böskrät (böse Kröte oder Zu- 
sammensetzung mit B€8t)y Aasböskrät, 
Rfickei'böskrät^ Hundskräty Hundsbös- 
krät^ Hunäerackerböskrätj Brandskrät^ 
Schlagböskräty Wetterkrät, Wetterbös- 
krät Rosenkranz, Kgsbg. Skizzen 
I, 147, hat noch Zankkrät Wenn Kin- 
der Krät geschimpft werden, so ant- 
• Worten sie: 

De Krät liggt dm Gräwe^ 
Heft de Näi^sch na bäwe^ 
Gä poss* e rop^ 

Denn hast Ktlke mot fett Sopp, 
Volksr., 123, 518. 3. Schmeichelwort. 
Dat let dem Krät (Knaben, Mädchen) 
ganz narsch, kleidete niedlich. Auch 
im Hochd.: Und du Rtote hast (als 
kleines Kind) geschrien^ dafs^s Gott er- 
barmte, Soph. R. H, 413. Denken Sie 
mir dochj die kleine Kröte, Ibid. VI, 
229. 4. zur Bezeichnung der ver- 



schiedenartigsten Gegenstände mit und 
ohne Ijrebenbegriff des Schimpfens. Dat 
Krät (Messer) -achnott nich. E wohret 
(wahres) Prachtstöck war dei Krät (die 
Drehorgel). Nowack, 6. Ich habe 
nur noch die paar Kräten (Geldstücke). 
Treichel. 

kräteln, sw,, kleinlich tadeln, mäkeln, 
wie krakeln. Lieber Herr^ Sie haben 
ein capital Pferdy und die Nachbarn 
da wollen nur was zu kräteln haben. 
Soph. R. VI, 136. Vgl. krakeln. 

Kräten, plur.^ Gitter vor den Fenstern. 
Dzg. W. Seidel, 31. Lit. krdtas, 
krata, krdte\ gewöhnl. plur. kratai, krd^ 
tos^ kräte's, poln. krata dasselbe. Nsslro.^ 
Forsch. 2; Th., 79. 

Krater, m., Prokurator. On daromm 
mu/zt man de Broder den Kraater spä- ' 
len, Elbinger Höhe. N. Pr. Prov.-Bl. 
a. F. IX, 244. * Firmenich HI, 495a. 

krätsch, auch krätig, jedoch selten, 
adj. von Krät Ein krätscher Mensch 
ist der Superlativ von Schlechtigkeit, 
der von jemand ausgesagt wird, Ro-* 
senkranz, Kgsbg. Skizzen I, 147. S. 
unter Krät: die krätsche Krät Die 
krätsche Margell. Die krätschen Bücher 
kosten so viel Geld. Dat krätsche Messer 
wöll nich schnide, 

kratz, krätzke, adv,, s.accrftd. 
kratzbifckeln, su?., mit Kratzfußs eine 
Yerbeugung machen, scherwenzeln. 

Treichel. S. Katzenpuckel. 

Kratzbürste, f, 1. grobe kratzende 
Bürste, namentlich eine solche von 
Draht. 2. bildlich: ein widerhaariger, 
leicht erregter Mensch, besonders ein 
kleiner. 

kratzbürstig, adj,^ wie eine Kratzbürste 
widerhaarig, leicht gereizt, trotzig, jäh- 
zornig, eigensinnig, rauh .von GemQt. 
E kratzberschtger KM, Sperber, 20. 
Schemionek, 21. * 



424 



Kratase — kraus. 



Kratze, /. 1. gewöhnlich in der Mehr- 
zahl KrcUzen^ WoUkamm. In der Ober- 
lausitz das Kratzel. Anton, 2, 7. Vgl. 
Schrobbel. 2. das ersparte, zasammen- 
gekratzte Vermögen, oder die Hoffimog 
* darauf^ der Genarz davon. Au» der 
Kratze gehen^ das Yermögen verlustig 
gehen. Treichel. 

Krätze, /., Korb. Die Mission toird 
nichts kriegen und in unsre Kräze kommt 
auch nichts. Soph. R. V, 646. Über 
Krätze in der Bedeutung Eorb s. 
Grimm, Wb. V, 2073 f. Vilmar, 
223. 

Kratzelbeere, /., blaue Brombeere, 
Rubus caesius L. Yon den kratzenden 
Spitzen am Strauche. Grimm, Wb. 
V, 2071. Hennig, 134. Hagen, 
525. Sie heiTzt auch Hindbeere, Bock- 
beere und Brommelbeere. 

kratzen, sw.<, aufzer^den allgemeinen 
Bedeutungen: 1. schlecht schreiben;- 
2. geigen. Nun loissen Sie, da/z ich 
einst ein bisgen . krazte, und ich hatte 
'eine Cremoneser. Soph. R. I, 629. 

Kratzfufz, m., Verbeugung, Bückling, 
wobei der rechte Fufz sich rückwärts 
bewegt; Visite. MacK 'nen Kratzfufz! 
Ich haV ihm noch meinen Kratzfufz 
(meine Aufwartung) zu machen. Ich 
habe Ihren Fall ihnen ganz buchstäblich 
erzählt, ohri einen Krazfus zu machen, 
Soph. R. m, 493. Vgl. Scharrfufz. 

Kratzhamen, m,y auch Schraphamen, 
poln. kUmia gespannjtes Netz über einem 
dreiseitig pyramidalen Holzgerüst mit 
Stiel,« das ein im Wasser watender 
Mann auf dem Boden kratzend oder 
schrapend fortbewegt. Gehört zum 
' verbotenen Gezeuge. Masuren. Be- 
' Schreibung und Abbildung in Be- 
necke, 366f. Pierson, Matth. Prätor., 
117. 

kratzig, adj., zum Kratzen geneigt. 



unbändig, um sich beifzend a kratzend. 
Mühling. . 

krittzig, adj. 1. mit der Erätze be- 
haftet. Schon mhd. ankretziCy auch 
kretzoth 2. gereizt, erbost == gretzig. 

krauchen, st, kriechen, s. kraufen. 
Krauei, n., s. KrafSi. 
krauein, kraulen, «r., Granen, Furcht 
empfinden. Vgl. graulen, 
krauen, 8w.\ kratzen. Hennig, 134. 
kraufen, pltd. krflpe(n), krBpen, st., 

praet. krof, krief part. gekrofen^ lang- 
sam gehen, kriechen, klimmen, klettern; 
in üblem Hochdeutsch auch krauchen.' 
Auf allen Vieren kraufen. Er kräuft 
man noch, der Altersschwache. Er 
kreift (kräuft) wie e Schneck. Er ist 
auf die Ofenbank g^farofen. Krup otCt 
Bedd — on't Fedderland — und^re 
Taudeck, unter den Zudeck, das Deck- 
bette. Na krup, krup! mache, dafz du 
vorwärts kommst. Ei träpe -^ wat 
kröppst! Na so wat kroppt nich! im 
Sinne von: ^Na so was lebt nicht,^ 
als Ausdruck der Verwunderung; im 
Grolz. Werder: So wat krüpt nich cp*m 
Heubän. Vgl. Sprw. I, 2l91 ff.; H, 
1595 ff. — Zusammensetzungen: be- 
kraufen, pltd. bekriipe(n), bekriechen, 
und beikraufen, pltd. l4krApe(n), bei- 
kriechen, zusammenliegen,, cotr^. unter- 
kraufen, pltd. underkrupe(n), unterkrie- 
chen; ein Unterkommen finden; ster- 
ben. Krup under, krüp under, de Welt 
OS dt gram. Ubep die Entstehung die- 
ser Redensart s. Hennig, 138. N. Pr. 
Prov.-BL Vn, 28; VIH, 306. Sprw. 
I, 2192. 

kraulen, sw., s. krauein. 

kraus, pltd. krOs, adj., von der gera- 
den Linie abweichend, gebogen, schlän- 
gelnd. Der krause Weg. Se (die Milch- 
straize) geit moal groad, modl geit se 
kruus. Dorr, 45. 



Erausenickel — Eraxtepellen. 



425 



Krausenickel, Krausnickel, m.^ runde 

Haarbürste, kopfartiger .Haarbesen an 
langem Stiel zam Säabem der Decke 
und Wände hoher Zimmer von Staab 
und Spinneweben. 'Bock, 26. Hen- 
nig, 134. Schemionek, 21. 

Kraushuhn, n., Huhn mit gekräuselten, 
zuruckgebogenen Federn; auch Straub« 
huhn. Bock, Nat. IV, 379. 

Krauty pltd. KrQt, n. . 1. die verschie- 
denen Tangarten, welche die bewegte 
See auswirft und die den losgetriebe- 
nen Bernstein umschliefzen. P|issarge, 
Balt., 385. 2. Unkraut. Das Beet — 
der Acker ist voU Kraut 3. neunerlei 
Kraut Am Johannisabend (23. Juni) 
gehen die Mädchen ins Freie und sam- 
meln schweigend neunerlei Kraut, flech- 
ten daraus einen Kranz und gehen 
wieder schweigend nach Hause. Der 
Kranz darf aber nicht durch die ThQr 
•getragen werden, sondern man mufz 
ihn entweder auf die Thur hängen, 
dann ins Haus gehto und ihn von in- 
nen wiedbr abhängen, oder man mulz 
ihn durch die Thür werfen. Legt die 
Binderin ihren Kranz zur Nacht unter 
das Kopfkissen, so träumt sie von* ih- 
rem zukunftigen Gemahl. Yolkskal., 
117. 

krauten, pltd. krflte(n), sw.^ Unkraut 

jäten: in Gärten; vorzugsweise aber 
in kleinen flielzenden Gewässern, Ka- 
nälen, Wasserleitungen. Vgl. auskraü« 
ten. 

-Kräuter, m., Gesellenausdruck für 
Meister. 2. alter Mann. Er ist ein 
alter Krauter. 3. Knabe. Was toHIst 
du kleiner Krauter ausrichten! 

Kriluterbier, n., Getränk aus ver- 
schiedenen Gewürzen bereitet. Bock, 
Nat. I, 271. 

krautig, pitd. krOtig, adf.^ voU Un- 
kraut Das Wasser ist krautig'. 



Krautweihe, /. Am Tage der Him- 
melfahrt Maria, 15. Aug., werden in 
der. kathol. Kirche allerlei Kräuter ge- 
weiht, die dem Hause das Jahr hin- 
durch Segen bringen und es vor Zau- 
ber und Teufelsränken bewahren. Vgl. • 
Grimm, Wb. V, 2125. 

Krawft, Krawöl, KrawflI. tn., gesellige 
Zusammenkunft derDor^ugend, nament- 
lich an den Abenden der Zwölften. In 
dieser Zeit darf nicht gesponnen wer- 
den, es kommen vielmehr die jungen 
liCute bei einem der Einsassen — der 
Reihe nach — nach dem Abendbrote 
zusammen und machen ihre Spielchen. 
Der Krawd wird vorher durch einen 
Burschen angemeldet,' indem er' in der 
Dämmerstunde aus voller Kehle durch 
Abs Dorf ruft: Krawa bei N.N.! Ge- 
gend von Wehlau. - Litauen. In der 
Gegend von Gerdauen heiTzt jede gröfzere 
Spinngesellschaft Krawul. Die Kra- 
wule finden an Werktagen selten, stets 
jedoch an den Abenden der Sonntage 
und zweiten Feiertage statt, und wech- 
selt das Lokal der Reihe nach. Zu 
Leuten von schlechtem Rufe wird je- 
doch nicht gegangen. Zu den Zusam- 
menkünften wird ebenfalls, vne an- 
gegeben^ gerufen. Um das „Gesetz" 
abzuspinnen, wird oft recht spät gear- 
1}eitet; nach beendigter Arbeit folgt 
aber dennoch das Spiel. Der Name 
ist von dem der Dorfgemeindeversamm- 
lung; Kriwule (s. d.), hergenommen. 

Krawer, n., s. Krattl und Kräk. 

Krawöl, m., s. KrawL 

Krawor, m,\ s. Krawft und KriwQle. 

Kraxtepellen, Ortsn., im Volksmunde 
KrispeUen^ Fischerdorf im Kreise Fisch- 
hausen. ' Er ist aus KrispeUen (^Krax- 
tepeÜen)^ wo die Hunde mit dem A. 
bellen. Sprw. I, 2179. Vgl. Augstu- 

pShnen. 



426 



Er&z — krellen. 



KräZy m. Yom.j Pankratius. Hart- 
wich, 54. 

Krebb, /., s. kreppen, 
krebbeln, aw.^ s. kribbeln. 

Krebsblut, n,, Medik. Oleum Hypend. 

Krebsbutter, /., Medik. Ungttentum 
potabüe rubrum. 

krebsen, »w. 1. Ej*ebse fangen. 2. 
langsam (wie ein B[rebs) vorwärts 
kommen, langsam gehen, fahren, arbei- 
ten. Das Fuhrwerk krebst im tiefen 
Sande. 

Krebulle, Krewulle, /., knieförmig ge- 
wachsener Eichenstamm, beim Schiff- 
bau verwendet. M ü h li n g. * Der Stamm 
des Wortes ist wohl das lit. kriwas 
kramm« S. KriwQle. 

Krfift, m.y s. KräfL 

Krfig, /., s. Krft. 

krfigel, adj.^ glücklich, munter, heiter, 
zufrieden. Ach^ wie wäre wt so kregel. 
Volksl.^ 4, 4 I, 3. Oberland. Für Est- 
land: Sallmann, 35b; für Mecklbg- 
Vorpomm. Mi, 46b. Vgl. Grimm, 
Wb. V, 2136. Mnd. Wb. H, 561a. 

Krfiger, m.^ s. KrUger. 

Kreide, pltd. KrTd, J. 1. eigentlich 
Erde aus Kreta; ahd. crtddy mhd. krtde^ 
poln. kreta^ kreda, Ht. kreida^ aus dem 
Deutschen. De.Krtd ös got for a Kro- 
ger^ sagt man, wenn die Kreide Dop- 
pelstriche macht. An die Kreide kom- 
men s. y. a. an die Kost kommen. — 
angekreidet werden, in schlechten Ruf 
kommen. 2. dicker Saft oder Mus, 
Marmelade, aus Kräutern (Gewürz), 
Obst, Fliederbeeren etc. eingekocht; 
daher : Kirschkreide, Pflaumenkreide^ Flie- 
derkreide^ Holunderkreide. Hennig, 
134. Nach E. Förstemann ist Kreide 
eine Entstellung von Kraut, das noch 
im Mhd. namentlich die Bedeutung von 
Gewürz hat. Vielleicht hat zu dieser 
Entstellung das *holl. kruid mitgewirkt: 



kruidnagel Gewürznelke, kruidkook Pfef- 
ferkuchen. 
Kreidnelke, /., pltd. Krtdnägelke, n., 

holL kruidnagel, Gewürznäglein, Caryo- 
phyUus aromaticus. Nelke wie Ndglein 
von der Gestalt hergenommen. 

Kreisel, pltd. KrTsei, m, 1. der hohle 
Treibkreisel, Brummkreisel. Den Krei- 
sel drehen. Aus dem beigefügten Latei- 
nischen Scjipto erhellet, dafz dieser Sca- 
lichius (Paul Scalichius, Günstling des 
Herzogs Albrecht) bey denen damals 
verworenen Zeiten den Kreisel am meisten 
gedrehet, und an den damaligen Motibus 
gro/ze Schuld gehabt habe. Erl. Pr. HI, 
298. Sprw. I, 2182. 2. der Quirl, 
weil er kreisend gedreht wird. 3. der 
Haarwirbel auf dem Kopfe. Wer de- 
ren zwei hat, mufz nach dem Volks- 
aberglauben ertrinken. 4. der Wirbel- 
wind, Krtselwindy kurz Krtsel. Der 
Kreusel aber hat dem Wemero den huä 
vnd das mützlein, so er darunter ge- 
habt, vom kopff genommen, hoch in die 
lufft gefüret Hennenberger, 248. 
Vgl KrTsel. 

kreiseln, pltd. kriseln, sw. 1. mit 

Kreiseln spielen. 2. reflexiv: sich wie 
ein Kreisel in die Runde drehen. Hen- 
nig, 137. Die pltd. Form wird auch 
hchd. gebraucht. 

Kreke, Krekel, /., s. Krichel. 
Krekelbaum, m.y s. Krichelbaum. 
Krekelbeere, /. Bock, Nat. I, 535, 

ohne nähere Angabe. 

krfikeln, sw., s. krakeln. 

krekt, adj,, Verstümmelung von kor- 
rekt^ in der Bedeutung gerade, gut. 
Dei" Weg ist krekt, gut fahrbar, frei 
voii Schmutz, Unebenheiten. Ein krek- 
ter Kreuzweg, dessen Kreuzung recht- 
winkelig ist. Werder. 

krellen, krttlleh, krillen, sw., brühen^ 

in siedendem Wasser, ohne Beigabe 



Kremohnen — kreppen. 



427 



von Fett oder Gewürz, kochen und 
nach Abgafz des Wassers im Dampf 
völlig gar werden lassen, wobei sich 
in der gekochten Frucht Sprünge, Ril- 
len zeigen. Die {grauen) Erbsen wer- 
den gekriUt^ wenn das siedende Wasser 
abgegossen ist und sie bis zum Platzen 
gar brühen. Man schüttelt sie kräftig 
im Topfe um; sie heifzen dann Krill- 
erbsen, oder auch KrSII- und Krellerbsen. 
Nach Bock, 27, nennt man sie auch 
SprVckelerbsen, nach Bock, Nat. I, 266, 
SpVckelerb8en. Hennig, 134. Werden 
ungeschälte Kartoffeln in gleicher Weise 
gekocht, so heifi^cn sie Krell-, Krillkar- 
toffeln. 

Kremohnen, Ortsn., Yorwerk zu den 
Wehlackschen Gütern im Er. Rasten- 
burg gehörig. Gä nä KremSne Homske 
opsckwdnze, zu dem, der eine Arbeit 
ungeschickt macht. S. Sprw. II, 1589. 

Krempel, m., s. Krämpel. 
krempeln, si^., s. krämpeln. 
Kremper, m.^ s. Krilmper. 
KreAipsch, /., s. Krepsch. 

Krendel, w. jüd. Vorn., der aus Vre- 
dula korrumpiert sein soll. Flatow. 
Schmitt, 114. 

Krengel, m.^ krengeln, %w.^ s. Klüngel. 

Krenke, /., Taille, Wiste. Neue 
Muster^ Rauben^ KoUer^ Meder^ Hembdy 
Krencken etc. Stein, Peregrinus XIII, 
136. W. Mtsbl. VI, 159. 

Krepangs, Krepanz, /., auch Krapanz, 

Krapanzke, Kreplnski, von h^epieren^ der 
Tod, das Sterben, nach Sperber, 44, 
iiuch die Todesangst. Dat ös de Kre- 
pangs to krtgen^ das ist den Tod zu 
kriegen. Krepinski maclien^ sterben. 

Kr6pel, m., s. Krilpel. 

krfipeln, 9u?., s. krilpeln. 

krepieren, pltd. krep6re(n), »w, 1. 

sterben; vom Vieh, aber auch vom 



Menschen. Es ist, nach Grimm, Wb. 
V, 2169, aus dem Ital. im 17. Jahrh. 
übernommen. 2. ärgern, kränken. Dat 
kreptrt mi^ das ärgert mich. Das ist 
zum Krepieren. Aber da/z die Herren 
sich Amtsbrvder nennen^ sehn Sie^ das 
crepirt mich. Soph. R. 11, 304. 

Kreplnski, /., s. Krepangs. 

Krepp(e), /*., Pferdekrankheit, die mit 
Husten verbunden ist, Schnaube, Rotz, 
auch Kropf. Durch Anschwellung der 
Drüsen, die ebenfalls Kreppen heifzen, 
entsteht Schnupfen und Husten. Das 
dagegen angewandte Pulver heifzt nach 
Hennig, 134, Krepppulver. Nsslm., 
Forsch. 3. 

kreppen, sw.^ ärgern, namentl. reflexiv: 
sich kreppen^ sich ärgern, ohne dafz 
man's äufzerlich merken lassen darf, 
sich bofzen. kreppisch, gewöhnlich ein- 
silbig: kreppsch oder krippsch, adj., 
empfindlich, jähzornig, kurz angebun- 
den. Henni^, 135, bringt letzteres 
noch besonders unter kribbsch, ärger^ 
Uch, boshaft, „vornehmlich von kleinen 
Kindern, die sich über die Ruthe so 
erbofzen, dafz sie im Gesicht feuerroth 
werden." Diese Schreibung hat in- 
sofern etwas für sich, als sich Krebb 
als Substantiv findet, und dieses zur 
Klarlegung der Bedeutung des Begriffes 
einen Schlüssel darbietet. In dem Lust- 
spiel auf der Rössilschen Schau- 
bühne etc. (Mühlings Mskr. S. 442) 
.heifzt es: (Der Bock hat den Kumst 
abgefressen) . . . ek voll Kreb, lat ihn 
vor mien gerechte Temlitz farddere un 
frägd en: hea^ mien Bockche, weest du 
nich etc. — Kreb, Krebb, /., Ärger, Zorn; 
hiervon krebbelig, kribbelig (s. d.). 6 r i m m, 
Wb. V, 2170, neigt für kreppen zu der 
Ableitung von kröpfen (B[ropf), der 
Ärger würde also im Halse liegen. 



428 



kreppisch — kribbelig. 



gleichsam einen Kropf yerursachen; 
kreppkchy Nebenform hnppschy wäre so- 
mit eigentlich kröppisch. 

kreppi8ch, kreppsch, adj.^ s. das vor. 

Krepsch, Krepsche, Krep(ze, /. u. m., 

kleiner Sack; Handsack, Ranzen, Hir- 
tentasche, Brotbeutel; von dem lit. 
kripsze^ /., krdpsza»^ m. Nsslm. Forsch. 
2; Th , 80. Auf dem Rücken trug er 
(der Litaaer) eine kleine von Ba$t ge- 
flochtene Krepfze, Temme, die schwarze 
Mare. Lpzg., 1854. Hj 160. Grimm, 
Wb. V, 2170. Moim Krepsch dod he 
(der Lehrer) 90ck schleppe^ Wenn hoV- 
ger Awend kern. Lhrztg., 4, 355 a. 
Pracher steit dm Hüse Heft e grote 
ledd^re£repsch(j8L\ichSremp8ch). Volksr., 

8, 31. 

Krepscholl, m., Kragen. Einen beim 
KrepschM kriegen, Kgsbg. 

krtechen, JcrVschen, sw.^ braten, schmo- 
ren; nach dem kreischenden Ton, der 
aus der Pfanne sich hören lälzt. Zu- 
sammensetzungen: abkrftschen, bekrfi- 
8chen. Vgl kri§cheln. 

Kreschentchiny m,^ nach Simon Grü- 
nau, Tract I. cap, IH, ein „treuger 
Fisch aus der pomuchil". 

Kr6§chiing, m.^ eine Tunke aus Speck, 
Essig imd Mehl bereitet, worin der 
gemeine Mann seine Kartoffeln tunkt. 
Nsslm. Th., 218. Von krfischen. 

Kre(2U, m., 8.1(ra(zti. 

Kretschmann, m. Er ist Kretschmann 
gebUAenj sagt man im Samlande 2u 
dem^ der zuletzt von der Mahlzeit auf- 
steht. 

Kreuz, n. 1. im Kartenspiel treffle. 
2. Rucken. Einem aufs heiTge Kreuz 
Steigal, ihn durchprügeln. Sprw. I, 1. 

Ia*euzbrav, adj.y sehr brav. Sie sind 
eine kreuzbrqfe Frau. Soph. R. Hl, 
291. 

Kreuzdonnerwetter, n.^ Fluch. Da soll 



doch gleich das heiTge Ereuzdonnerwetter 
drein schlagen! Kreuzdonnerwetter j seggi 
de Fetter^ ös dat öle Wtto keine Grosche 
wert, Samland- Sprw. I, 21:88. 

kreuzfidSI, adj,^ fidel, lustig in höch- 
stem Mafze. 

Kreuzgilt, n., gekreuztes Gut, Ware, 
in der Schlechtes mit Gutem gemischt 
ist; z. B. derartig gemischte Heriuge. 

Kreuz, tieüig^ Ortsn , Kirchdorf im 
Samlande, Kr. Fischhausen. De,Krizsche 
Hanse^ Spitzname für die Bewohner des 
Dorfes. Öm Krtzsche ös g6t prachre 
gäne^ auf den Wohlthatigkeitssinn der 
Bewohner des Kirchspiels hindeutend. 
öm Krtzsche gofft et 6k noch die Hod 
genog, man findet im Kirchspiel alte 
Mädchen genug. Sprw. I, 2187. 

KreuzkUmmel, Pfizn., Schwarzkümmel, 
NigeUa sativa L, Der Name rührt 
wohl her von den grundaufwärts zu- 
sammengewachsenen Kapseln oder den 
querwurzeligen Samen. Treichel, 
Volksth. 

Kreuzspinne, pltd. Krizspenn, /l, ein 

böses Weib. Sie ist eine rechte Eireuz- 
spinne, 

Kreuzstück, pltd. KrfZStSck, n., Kreuz, 
Rücken. Dat Kriezstock vmrd mi schon 
mod on matt. Nowack, 13. 

kreuzweis, adv.^ in Kreuzes Weise, 
übers Kreuz, sich kreuzend. - E}r be- 
kam kreuiweis zwischen die Ohren. In 
criiziswis fumf wundin, Jeroschin, 
117c. Pfeiffer, 184. 

Krewulle, /., s. Krebulle und Kriwfile. 

Krf, /.,' die fallende Sucht, das ib*i^ 
sehende (kreischende) Höchste y .der 
Schreikrampf. Dat ös de Krt to huge. 
Von krischen kreischen. 

Krfbbeler, m. 1, Hitzkopf, leicht ge- 
reizter, schnell erregter Mensch. Vgl. 
Kribbelkopf. 2. Grübler. 
> kribbelig, kribblig, adj.^ reizbar, em- 



Kribbelkopf — kriggeln. 



429 



pfindlich, leicht verletzt; von kribbeln. 
Eine kribblige Haut Man blofz de ältste 
Prinze/z ärgert aech' ichloffrührend da- 
dreber on war ganz kribblig. Scbaltj., 
1, 440. 

kribbelkopf, m.^ Hitzkopf, reizbarer, 
gleicht erregter Mensch. Davon das 
Ädjekt. kribbelkSpfig, pltd. kribbeVcäpsch. 
Für Liv- und Estland Hupel, 127. 

Kribbelkrabbely n., aas kribbeln und 
krabbeln^ hin und her kratzen. Kribbel- 
krabbel machen^ jemand mit dem Fin- 
ger am beibe oder auf dem Kopfe um- 
herkratzen. Treichel. 

kribbeln, krabbeln, sw. 1. ein kleines 

Krabbeln^ krabbelnd sich- regen. Ein 
kribbelnder Häuf e (Ameisen, Menschen). 
Wie das kribbelt und krabbelt — krib- 
belt und tüibbeU. 2. prickelnd juckeu, 
äuizerlich als Folge einer Beibang, 
Enteundung etc.^ oder innerlich aas 
Freude, Zorn, Verdrufz, Ärger, Kran- 
Iftmg. Grobes Gewand kribbelt auf 
der blofzen Haut. Es kribbelt mir in 
aüen GUedem. E Dener^ de hmgsamke 
Akte man drächt^ Het twihundeiii Däler, 
dat kribbelt mt recht Tilsit. Firme- 
nich I, I06a. Es kribbette mir in allen 
Fingern^ meine Finger juckten und zuck- 
ten, ihn anzugreifen. Da/z mvi\ das 
Ding im Kopf gekribbelt hat. .. das 
will ich nicht leugnen. Soph. R. VI, 
463 f. 4. grübeln. In dieser Bedeu- 
tung bei Mühling. . In Hessen krib- 
beln^ krivTweln^ krimmelß, Vilmar, 
226f. 

kribblig, adj.y s. kribbelig. 

kribbsch, ßdj.^ s. kreppen. 

Krichel, Krtichel, /., unedle Pflaume, 
Waldpflaume, Dem. von Krieche^ Pru-- 
nus insititia L; avich Krickel y Kreke^ 
Krekel, Kröke^ Krokely Kriikely Krüle, 
mhd. krieche, lit. kryke^ kryUe. 

Krichelbaum, pltd. KrichelbOm, m., wil- 



der Pflaumepbaum. Nach Bock, Nat 
m, 161, auch KrdkeUy Krühienbaum. 

Krick, pltd. Krifck, /., Kürzung von 
Krickente, Anas crecca; nach Müh- 
ling, Tiem., A. querquedvla. De 
Kröckent satt on schnatterd vergneecht 
on Scholp on Moor. Dorr, 29. Stein 
hat Krickendt unter den Ekelnamen. 
Pcregrinus XII, 191. W. Mtsbl. V, 
191. 

Krickel, /., s. Krichel. 

Krickelei, /., Eigensiun, Unzufrieden- 
heit,Starrsinn. Mühling. NachGrimm, 
Wb. V," 2204, Verdrufz, VerdrieiiUch- 
keit. 

Krickler, m.y empfindlicher, eigensin- 
niger, störrischer ^tensch. Mühling. 
Davon kricklich, adj. Ygl. krtkeln. 

KrTdnägelke, n., s. Kreidnelke. 

kriegen, sw.^ Präs. krigst^ krig(ch)ty 
Prät. krigte^ Part. gekrig(ch)t, pltd. 
kfTge(n), st , Prät. kreg^ P Art: gekrege(n)y 
bekommen, erhalten, erhaschen, ein- 
holen, erreichen. Seinen Lohn kriegen. 
Ich hob nichts gekrigt Etwas Warmes 
in den Leib kriegen. Soph. B. I, 265. 
, Kerigen kericht er sie^ wenn er auch 
nicht so süsse thdte (höhnt die Königs- 
berger Aussprache). Ibid., 260. Hei 
kricht e Hau mehr^ as e Hund. Elbing. 
Von dem krogt de Dtwel nich emal e 
Endke Pochlicht. .Du suüst alles krtge^ 
wat de Hiner legge^ man blofz de Eier 
nich. Ygl. Sprw. I, 2196 £F. Da krohch 
eck sey to kenncyich erkannte sie wie- 
der, erinnerte mich ihrer. Carm. nupt 
I, 282, 10. Du wirst mich nicht krie- 
gen! beim Greifspiel. — Zusammen- 
setzungen: ab-, an-, aut-, aus-, be-, ein-, 
vorkriegen. 

kriggeln, sw.^ kritzeln, .unleserlich 
schreiben. Davon Oekriggeli Kriggelei. 
Das ist KriggeUKraygeUHahnchefufz; 
von schlechter Schrift. Vgl. kritzeln. 



430 



krijolen — Krippensetzer. 



krijttlen, »w.^ s. krajttlen. 
krillen, bw.^ s. krellen. 
Krlmel, m.^ s. Kiilmel. 
Krimmenabteuer, /., aach KrVmmenai- 

steuer, korruml). aus Eommunalsteuer. 
Königsberg. 

krimmemi sw.^ jucken, Kitzel verur- 
sachen. Ermland. Mühling. Eibing. 
Schemionek, 22. 

krimpein, »w.^ s. krämpeln. 

Krimper, Krimpfer, m., Krimppferd, n., 
s. KriLmperpferd. 

Krimskrams, m., kleiner unbedeuten- 
der Kram, ein Durcheinander von alten, 
abgebrauchten Sachen, Plunderwerk. 
In Mecklbg. -Vorpomm. Krimmskram, 
Mi, 46 b. Ähnlich wie Krd/zeL 

Kringel, m. 1. bekanntes geringeltes 
Gebäck aus Weizenmehl, BretzeL Es 
giebt Kringel, welche genau die Form 
eines Ringes haben, und solche^ welche, 
wenn das verbindende Stuck abge- 
brochen wird, möglichst genau eine 8, 
also zwei aneinander gefugte Ringe, 
darstellen. In beiden Formen liegt so- 
mit die Gestalt des Ringes zu Grunde, 
und ist daher Ring als das Mutter- 
wort anzusehen. Poln. okrqgly rund, 
kass. kr^gielj kr§fftelek^ krymoneky russ. 
kr§giel Kringel, Zwieback, dän. kringle^ 
schwed. und norw. kringla; in Bayern 
Kringel Kreis. Mrongo v., Wb. II, 
.460b. Schmeller U, 389. Butter- 
kringel, tn., Kringel aus Butterteig. Fast- 
labendskringel, m,y kleiner spröder Krin- 
gel, den die Königsberger Bäcker in 
der Fastenzeit backen. Sie f&gen diese 
Kringlein, deren drei für einen Pfennig 
gegeben werden^, in Tafelform aneinan- 
der, und haben ein Bild solcher Krin- 
geltafel* gern auf ihren Schildern. GrUn- 
donnerstagskringel, m., Kringel^ der in 
Königsberg zum Gründonnerstage von 
Los- und Festbäckem wie Konditoren 



gebacken wird. Man erhalt diese Krin- 
gel in allen Gröfzen bis zum Preise 
von 2— 3 oÄ pro Stück. Für Kinder 
sind das Wesentlichste an diesem Krin- 
gel die aus hartem Teige geformten 
und darauf geklebten kleinen Relief- 
bilder, Männchen, Tiere etc. darstellend. 
Gründonnerstagskringel, welche ein Jahr 
alt geworden sind, bilden nach der 
Volksmeinung ein gutes Mittel gegen 
Diarrhöe und Fieber. Man bewahrt 
auf dem Lande daher häufig solche 
Kringel auf und hängt sie an* den Bal- 
ken. Salzkringel, m., Kringel aus ein- 
fach gesalzteip Teige und mit Salz be- 
streut. Schmalzkringel, tn., Kringel aus 
geschmalztem Teige; er blättert sich 
der Länge nach und wird gern ge- 
gessen. Schmandkringel, m., der Teig 
zu diesem Kringel ist nut Milch oder 
Schmand (s. d.) angerührt. Streukringel, 
;/>., Kringel mit Reibbrot und Zimmet be- 
streut. Zuckerkringel, ?n., gesüfjster Krin- 
gel. Berilner Kringel heilzen in Königs- 
berg die braon gereeschten Mürbkrin- 
gel. Man kennt sie in Berlin unter 
diesem Namen nicht. Bock, 27. Hen- 
nig, 135. Bock, Nat. I, 270. 2. ge- 
ringelte Baumwnrzel als Schnlzenstab. 
Heilsberg. Treichel. Vgl. Kriwflie. 

Kringelkrangel, m., im Yolksrätsel 
50 zup Bezeichnung eines sich rin- 
gelnden und rankenden Gewächses, 
des Hopfens, der Erbse: Kringelkran- 
gel dorch en Tun. 

Krintewinte, pZw., Narrheiten, Ge- 
schichten, Redensarten, Ausflüchte. 
Macht ma man nick völ Krmtotmnto^ 
sonst geh och nach bei ö Herr Fdr^ da 
ward ma woll dö T6fschein gäo, Erm- 
land. Oberland. Firmenich I, 115b. 

Krippensetzer, 7n., s. v. a. Krippen- 
beilzer, Pferd, das beim Fressen „auf- 
setzt^, d. h. beim Niederschlucken und 



krippBch — Ejritselei. 



431 



Atemholen die Yorderzähne auf die 
Krippe setzt. Vgl. Grimm, Wb. V, 
2326. Bildlich: Hagestolz. Er ist ein 
alter Erippen-, Krihbensetzer, 

krippsch, adj., s. kreppen. 

Kripsch, m,^ s. Grips. . 

KllSch, m. 1. kreischender Schrei. 
Er sfiefz einen lauten Krisch aus. 2. 
PflzD., Ackerschachtelhalm, Equisetum 
arvense L. Von krischen. 

Krischan, m. Vom., Christian, Chri- 
stoph. 

• Krfschäppel, m., Ereischapfel, Brat- 
apfel; von hreischen^ pltd. krischen. 
Schemionek, 21. 

Kriichei, m., s. kriteheln. 

kriteheln, sw.y schmoren, braten, kri- 
schein^ abgeschwächtes ' krischen krei- 
schen, da beim Schmoren and Braten 
immer ein schwacher Ereischton hör- 
bar ist. Davon Kritehel, m., gebratenes 
Speckstück; auch schor£Artiger Aus- 
schlag am Munde. Du hast wol Kriichle 
gegessef fragt man den damit Behafte- 
ten. Ermland. Sperber, 42, schreibt 
KaHzeL Serbisch krtzka Schnitt, Stück- 
chen. Vgl. Spirkel. S. abkriteheln. 

krTSChen, st, u. »w. 1. grell schreien, 
' laut weinen, kreischen. Die Kinder 
krischen. Das ist zum Krischen! sagt 
man von einer staunenerregenden Sache. 
Jeroschin: Sl zabüten und krischin, 
11c. Pfeiffer, 184. S. Schade, 
Wb., 516a: krizen. 2. sw,, von der 
Butter, von Speck oder Fett überhaupt, 
das in der Pfanne kreischt. Wi hadde 
to Moddog Mos möt Äwergekrischt Ein- 
lage bei ElbiAg. 3. sich krischen^ See- 
mannsausdruck, aufkreuzen, lavieren. 
Wind im LufiF (gewöhnlich die Luf) 
haben. T reich el. * 

KrTscher, 9n., Kreischer, Wieherer, 
Hengst der kleinen bäuerlichen Pferde- 
rasse. Dönh. 



KrTschpeltQr,/. Mohnkuche met Krisch- 
peltur. Schalt)., 1, 440. Zusammen- 
setzung aus krischen und Politur: Mohn- 
kuchen mit in der Pfanne aufgekreisch- 
ter Butter Übergossen, geglänzt. 

Krtsel, w., Schwindel, Taumel, Ver- 
wirrung. Öck kreg so e Krisel 5m Kopp. . 
Er ist immer im Krisel, er ist stets 
verwirrt, zerstreut — aber auch: be- 
trunken. Für Schwindel tritt die hchd. 
Form Kreisel nicht au£ Hennig, 329. 

S. Kreisel. 

kilsefig, krTsiig, adj., die reinhchd. 
Form kreiselig wird kaum gehört, ver- 
dreht, schwindelig, taumelnd, wirr, wild. 
Mir ist ganz krislig im Kopf, es schwin- 
delt mir. Von einem in Freude aus- 
gelassenen Mädchen sagt man: Sie ist 
ganz kriselig. Er ist h'iselig, wirr, un- 
klar im Kopfe. Böst wol krislig f hört 
man, wenn jemand etwas Ungewöhn- 
liches, Ungereimtes wünscht, fordert. 
Bock, 28, und Hennig,* 137, schrei- 
ben krOslich. 

krfseln, sw., s. kreiseln. 

kriseln, sw.f .von Treichel mitge- 
teilt, das im Anlaut geschärfte ^rns^Zn 
(s. d.). 

Krtselwind, m., s. Kreisel. 

Kristfnkenkraut, Pflzn., gemeines Floh- 
kraut, Inula pulicaria L. Hagen, 
884. 
. KristTr, n , korrump.* aus Klystier. 

Kristisnacht, /., Weihnacht An der 
heilgin Grisjbisnacht. Jeroschin, 58d. 
Pfeiffer, 184. 

KristOrbeere, /, s. Christorbeere. 

Krftken, n., s. KrUtken. 

Kritnetz, n.. Netzsack zwischen zwei 
gekrizten, gekreuzten Stangen ausge- 
spannt. S. Beschreibung und Abbildung 
in Benecke, 364 f. 

KritsGhbeere, /., s. Christorbeere. 

Kritzelei, /., s. kritzeln. 



432 



kritzeln — Kriwnle. 



kritzeln, st^., kleines Kratzen. Die 
Wände und Schultische voUkritzeln^ be- 
kritzeln. Die Feder kritzelt; daher auch 
schlecht, klein, undeutlich schreiben. 
Davon Gekritzel, n. Kritzelei, /., ge- 
kritzelte Schrift. S. kriggelrw 
. Kriwe, m., Oberpriester der heidni- 
schen Pteufzen. Hennig, 136, leitet 
den Namen von der Krtwüle (s. d.) 
her, welche der Kriwe zum Zeichen 
seiner Würde geführt; er stützt seine 
Annahme auf folgende Stelle bei Duis- 
burg: (Eriwas) tahtae fuit auctoritatis] 
ut non solum ipse^ vel aliquis de San- 
ffuine mOj verum et nüncius, cum baculo 
Su>o vel alio Signo noto in magna reve- 
rentia haberetur. Als Verstärkung tritt 
nach Hennig in den „preufzischen 
Schriftstellern^ Kriwe Kriwaiüu auf. 

Kriwflie, /., bei Hennig, 136, m. 
1. Kiummstah,den der Krkoe als Zeichen 
seiner Würde trug; jetzt Krummstab 
d^s Schulzen, aus stark verwachsener 
BaumVmrzel geschnitten, der im Dorfe 
umhergesendet wird, wenn eine Ge- 
meindeversammlung stattfinden aoll. 
Der Turnus für den Umgang der Är^- 
wule steht genau fest, und sendet den 
Stab Nachbar zu Nachbar, bis er wie- 
der in das Schulzenamt zurückkehrt. 
Ins Haus gebracht darf der Stab nicht 
werden; der Trager klopft nur an die 
Thür, meldet, dafz die Kriwule da sei 
und lehnt sie an die Wand; sie muTz 
sofort' weiterbefordert werden. Ge- 
wöhnlich ist auf einem angebundenen 
Zettel der Gegenstand der Beratung 
vermerkt; sind in der Versammlung 
Zahlungen zu leisten, so deutet dies 
an einigen Orten ein angebundener 
Knopf (vgl. Knopf)^ im Oberlande ein 
umwundener Leinwandlappen an. Der 
Stamm des Wortes ist lit. krvuxU^ krei- 
wcOj krumm, die Kriunile ist eii> Krum- 



mes. Poln. krzywy krumm, krzyuyulec 
Krummholz. Joh. Voigt lehnt sich, 
wohl mit Unrecht, gegen diese Ablei- 
tung auf und zieht die Abstanimung 
von Ortwe, dem Oberpriester der alten 
Preufzein, vor, will daher auch OrttouUe 
geschrieben haben. Gesch. Preufz. I, 
603. Kriumle ist mit Priester-^ oder 
Krummstab zu übersetzen^ je nachdem 
man es von Kriwe {Oberpriester) oder 
vom lit kreiwas (JeruTrmi) ableitet .... 
Nicht irgend welcher gewöhnliche Stock 
darf als Kriumle benutzt werden^ son- 
dern man wählt dazu eine eigenthümlich 
geformte^ verschlungene Baumwurzel^ 
oder in deren Ermangelung einen von 
zwei Nebenästen in Schlangenform um- 
wundenen^ dem Merkurstabe ähnlichen 
Stock, -— Einem ähnlichen Zwecke dient 
in Pommereüen (bei Dansig) die Klucke; 
in Masuren aber habe ich selber ein 
solches gewundenes Holz gesehen, das 
auf polnisch kunna hie/z, Passarge^ 
Balt., 138. . . . Hölzerne Zeichen, die 
der Krywe gebraucht, wenn er seine 
Leute zU sammen berufen lassen, und 
noch vor jetzo in Nadranen gebräuchr' 
Uch, welche Holzer Krywule genant wer- 
den Pierson, Matth. Prätor., 9. 38. 
2. die Gemeindeversammlung. In die 
Kriwule gehen. Aus der Kriwule gehen, 
lit. i kriwul§ eiti — isz kriwilis eiti. 
Nsslm. Wb., 229b. Zur Versammlung 
rufen, Ut. f krüwa wargti ^ zu Kauf 
treiben. Sprw. I, 4223. Stab wie Ver- 
sammlung h^ifzen auch, und in' den 
deutsch-lit u. a. Gegenden jetzt ger 
wohnlicher, Krawul, Krawol, Krawd, 
KrewuUe; im Oberlande KuU, Kulte, f. 
In Pommereüen heiTzt der Stab Klucke, 
Kluch Treichel fuhrt noch folgende 
Namen für denselbenan: Schulzenzeichen, 
pltd. SchuUeteike, Dorfknüttel, Bock 
(nachMühling Schulzenbock%Schulzen- 



Krobzeag — kroD. 



433 



keide (Ostpr.), Knagd^ Knaggel (Eassu- 
bei), Kula (Gegend von Stuhm). Ma- 
surisch kulas^ m.^ Erückenstock, kram- 
mer Hakenstock, poln. kula Erücke; 
polD. kluka Haken. Vgl. Nsslm. Forsch. 
2; TL, 81. Treichel, Die Elucke 
und die Erijvule. Verhandl. der Berl. 
anthropol. Gesellschaft, Sitzung am 
21. Januar 1882. S. Krawa und Krin- 
gel. 

Krobzeug, n., s. Kropzeug. 

krocheln, 8w.^ stöhnen, ächzen, in Un- 
behagen, Eränklichkeit. Friedland 
Ostpr. Hupel, 128: krochein röcheln; 
in dieser Form auch bei Grimm, Wb. 

V, 2347. Als das Mutterwort wird 
das. krochen^ krochen bezeichnet: krochen 
wie eine Sau. Stein hat's von den 
W«ibern; aber ebenfalls in Beziehung 
auf die Sau: Böse Weiber haben drey 
heutj ein Jäundshaut, ein Sawhaut und 
ein Menschenhaut mit widerbeUen^ krochen 
und aufhören wenn sie geschlagen wer- 
den. Peregrinus XHI, 94. W. MtsbL 

VI, 173. 

Krock, /., Pflzn., s. Kracke. 

KrOg, Krüger, m., s. KrQg, Krllger. 

KrOgsGhalke (a = a), n., Erugschäl- 
chen, kleine Schale wie ein Erug ge- 
staltet, Tasse. Noch e Krogachdlkey noch 
ein Täfzchen! 

Kroik, /. u. w., in der Gegend von 
Dönhof&tädt anderer'Name für Politschy 
Teil der Zochgabel. Vgl. Zoch. 

XrSke, KrSkel, /., s. Krichel. 

KrVle, /*., schlechte Sorte Birnen. 
Treichel. 

kroll, krull, adj.^ kraus; holl. krul^ 
masur. kruzowaty. 

KrOlly /., das Erüllen, Eochen. öck 
hebb diss^ Wek de KroU^ ich habe die 
Eüche zu versehen, das Erüllen, Eochen 
zu besorgen. Natangen. 

Friietabler, WSrtorbach I. 



Krolle, Krulle, /. 1. Erause, Spitzen- 
krause an Frauenhauben: Krollmütze^ 
Mütze, Haube mit Ejrausen. Von kroU^ 
krulL S. KrVnke. 2. Locke. Dan. 
krolle. Jeroschin hat krullil^ w., für 
krauses Haar, Löckchen : ich wold mtn 
crtdlil atreichin^ 128 d. Pfeiffer, 184. 
Davon: krollig, adj.y lockig, kraus. 
KrollhafU", n., lockiges, krauses Haar; 
gekochtes Rofzhaar zum Polstern. 
Sallmann, 36a. Mi, 47a. Ein Eopf 
mit lockigem Haar heifzt Krollkopf. Im 
• Tierräts. 20 stehen dem Lamm die 
Haare kroUerdekrolL Vgl. Vilmar, 
227. 

krttllen, 8U7., KrSllerbse, /., s. krellen. 

Krollhaar, n., krollig, adj\ s. Krolle. 

KrVlling, m., Name für ein schwaches 
Bier, Schemper; von krollen, krellen. 
S. Bier. 

Krollkopf, m., s. Krolle. 

Kromarike, (?), nach Bock, 27, und 
Hennig, 136, eine Art Weifzbrot, wel- 
ches in der Fastenzeit zu Eönigsberg 
gebacken wird; jetzt unbekannt. Da 
das Gebäck Ähnlichkeit, mit einem 
Beutel hatte, so meint Bock, der Name 
wäre nicht unpassend vom lat. crumena 
abzuleiten und würde durch dies Back- 
werk an den Verrat des Judas erinnert; 
Hennig leitet das Wort von dem franz. 
careme (quadragemnae) Fasten, Fasten-. 
Keit, her, „wie denn auch in den katho- 
lischen Ländern bekanntermalzen die 
Mittwoch in der Marterwoche die krumme 
Mittwoch genannt wird.^ 

KrVmmenalsteuer, /., s. Krimmenal- 
steuer. 
KrSmpel, m., s. Kribnpel. 
krümpelny sw,, s. kiümpeln. • 
KrSmper, m.^ s. Kriimper. 
krOn, adj.^ frei, unabhängig; von 

Krone. Wi (die Niederungschen Bauern) 

28 



434 



ErÖDcbengaBse — Krücke. 



joagen op dem eegnen Fold So kroon^ 
OS heerd (gehörte) ons just de Welt 
Dorr, 14. 

KrSnchengasse^ /., KrSnchenthor, n.; s. 
KrSnkengasse. 

Krone, /., Kopf, Das ist mir sehr in 
die Krone gefahren. Soph. R III, 135. 
Das hat mich unangenehm berührt, 
gekränkt, geärgert, erzürnt. 

kronenguty pltd. krOnegOt, adj., echt, 

ganz besonders gut, vorzüglich; zur 
Bezeichnung von Primaware. Dat ös 
kronegöt 6k noch e Endke dräwer (ein 
Endchen darüber). In Estland Kran-- 
wäre im Gegensatz zu Wrackware: Krön- 
asche, -ßachs, ^heringe etc. Sallmann, 
69 a. 

Krbnente, /., s. Kneifer. 

KrVnke, n., hochd. Krönchen^ Dem. 
von Krone. 1. der krause Spitzenstrich 
an Frauenhauben, weil er diese wie 
eine Krone umgiebt. 2. nach Bock, 
28^ und Hennig, 137, geknüppelte (ge- 
klöppelte) oder genähte Spitzen. 3. wie 
Krone: Kopf. Hei heft wat öm Krönke^ 
er hat einen kleinen Rausch. 

KrOnkengasse, rein hchd. Kronchen- 
gasse^ /., Strafze im Löbenicht. Königs- 
berg. Sie hat ihren Namen von dem 
KrVnkenthor, Krönchsnthqr, einem der 
vier Thore der alten Stadt Löbenicht, 
das nach dem Anger ausmündete und 
1814 abgebrochen worden ist. Auf 
diesem befand sich das Löbenichtsche 
Wappen: eine Krone zwischen zwei 
Sternen. Hennig, 137. Korrespbl. HI, 
69. Hoffheinz, Strafzn., 600. Vgl. 
KrHckenthor. 

Kronsbeere, /., rote Heidelbeere, 
Preifzelbeere, Vaccinium Vitis idaea L. 
Hagen, 418. Vgl. Bemitzke. 

KrOp, n., s. KrOpzeug. 

Kröpfen y plur.y in Schmalz gekochte 
kugelförmige Kuchen. Fastnachtsge- 



backe. Ähnlich den Pfannkuchen der 
Konditoren, jedoch ohne Füllung. 

Kropper, KrOpper,??».^ KrSppertaube, /,, 
Kröpfer, Kropftaube. Es (ein Tier im 
Rätsel) hat auch im Gebrauch^ sich 
schrecklich aufzublasen^ wie eine Kr&pper" 
taub. Carm. nupt Ul, 203 d. S. Brem. 
Wb. n, 880. Grimm, Wb. V, 2401. 

KrOpzeiig,n.,auchkurzwegKrOp, nichts- 
nutzes niedriges Gesindel, roher ge- 
meiner Pöbel. Alle unsre hiesigen Be- 
kandtenerhaÜendieNameneinesL. ..voUcSy 
falschen Krohpzeugs. Soph. Rr IV, 344. 
Na wachty ju suil de Diwel hole, Ju 
verflucMget Kroop. Volksl., 14, 6, 5. 
Nsslm. Forsch. 3; Th., 81, stellt un- 
sicher Krop zu lit. kropiü^ kröpti^ lett. 
krahpt betrügen. Die mehrfach mit- 
geteilte Schreibung Krobzeug und Er- 
klärung „Grobes Zeug** = grobes Volk, 
liegt nahe, aber ist nicht zutreffend. 
Das Wort zeigt Verwandtschaft mit 
Krdky Krdkzeug (s. d.). Vgl. Grimm, 
Wb. V, 2392f. Hennig, 137. 

krBscheh, sw.^ s« krSschen. 

Krofeholke/ 7n., Branntwein; von dem 
gleichbed. poln. ^or2;a^. Dat SsKro- 
ichoVce DoUwäter (Tollwasser), das ist 
ein sehr starker Branntwein. 

KrSse, auch KrVsung, /., die Falze, 
Kerbe, in Tonnen und andern Holz- 
geföfzen, worin der Boden festsitzt; auch 
der Daubenrand von dieser Kerbe ab. 
Davon abkrSsen (s. d.). Hennig, 137, 
hat Krüscy Kröse Vgl. Kimme. 

Kröte, /, s. Krtt 
KrVtenkraut, n., s. Jungfergras: 

krotzke (o nach a hinüberklingend), 
jetzt, eben jetzt, soeben. Vgl. accräd, 

KrUchel, /., s. Krichel. 

Kruckas, tt»., Krückstock zum Gehen, 
wohl lituanisiert aus Krücke. Stalin- 
pönen. Marold. 

Kracke, /., gehenkelter Steinkrug, in 



Kräckenzagel — Krumme. 



435 



Cylinderform oder bauchig, mit engem 
Halse. Essig^^ Tafelbier- ^ Tintkrucke. 
Vgl. Weigand 1,871: Kruke. 

KrUckenzagel, m,^ Zagel (penis)^ der 
eine Krücke braucht. Zur Bezeichnung 
eines alten Mannes. Die kleinen Königs- 
berger Jungen singen naiv: Grofzoader^ 
Krochezagel^ Marge wöW wt Baske jage! 
Volksr., 90, 380. 

Krude, /. Diacomts und Sttbdiaconus 
sitzen am Ende des ConventtischeSy aber 
bei CoUacion sitzen sie am Wiüngtische 
und man giebt ihnen Krude, Altpr. 
Mtsschr. IV, 143. 

Krug, pltd. KrOg, m., in der Dzg. Nhg. 
Kröag^ Schenke, Wirtshaus auf dem 
Lande und in Landstädten; in gröfzeren 
Städten Gasthäuser niederen Ranges. 
In Königsberg: blauer Krug, gelber Krug, 
Leuenkrug. Winkelkrug etc. Von Krug 
(s. Krus), weil ehedem ein wirklicher, 
geschnitzter oder auch nur gemalter 
Krug als Zeichen der Bier-Schenkwirt- 
schaft ausgebangen war. Frisch I, 
551b. Weigand I, 871. Die länd- 
lichen Krüge bestehen aus dem eigent- 
lichen Wirtshause mit Krugstube, für 
die Bauern, und Stube, Stubchen für 
besseres Publikum, und der Einfahrt, 
einem Nebengebäude mit o&em Thor, 
zur Aufnahme der Fuhrwerke. Der 
Lihaber eines Kruges heifzt KrUger, pltd. 
Kroger, die Wirtin Klägerin, KrUgersche, 
pltd. Krögersche, In der ostpreul'z. Sage 
bekannt ist die Klägerin von Eichmedien, 
S. unter diesem Titel die Abhandlung 
von A. Schottmüller in dem Pro- 
gramm des Königl. Gymnasiums zu 
Bartenstein. Bartenstein 1875. Bock, 
28. Hennig, 137. Für Liv- und Est- 
land Hupel, 129. Sallmann, 36a. 

Krugschälchen, n., s. KrOgschalke. 
KrugzinSy m,, alte, vom Orden ein- 
geführte Abgabe für die Erlaubnis, 



Kleinhandel oder Hökerei treiben zu 
dürfen. Mühling. 

KrUle, /., s. Krichel. 

krull, adj,, s. kroll. 

Kralle, /., s. Krolle. 

Krullille, /, s. Knolllille. 

Krambholz^ m., nach Sperber, 20, 
scherzhafte Verstümmelung von Grum- 
met (s. d.), das allerdings zu Grrummolt 
ausgeartet ist. Vgl. Krumpholz. 

Krümel, KrTmel, pltd. KrSmel, Kr6mel, 
m,, Dem. von Krume, kleines Krum- 
stückchen, Bröcklein. Weitere Ver- 
kleinerung: Krümelchen, pltd. Krömelke, 
Kremelke. Hennig, 137. Sperber, 20. 
Auch: kleines Kind, Kind. Davon 
KrUmelgesellschaft, /., Gesellschaft von 
Kindern. 

krümeln, pltd. krSmeln, krfimeln, sw. 

1. bröckeln. Den Hühnern Brot krür- 
mein, 2. vom Schnee, wenn er in 
kleinen kömigen und wenig zahlreichen 
Flocken fallt. Es krümelt. Hennig, 
137. verkrümeln. I.Krümel verstreuen, 
nach und nach verlieren. 2. sich ver- 
krümeln, sich in der Stille, unbemerkt 
aus einer Gesellschaft oder Versamm- 
lung verlieren, davonmachen, weg- 
schleichen. Verkrümel dich, verziehe 
dich, mache, dafz du fortkommst! 

Krummdienstag, pltd. Krommdinsdag,?^., 

der krumme Dienstag, der Dienstag in 
der Karwoche. S. Blaumontag. 
Krumme, Krümme, /. 1. Krümmui^g, 

Abweichung von der geraden Linie. 
Er jaite sundir krumme. Jeroschin, 
54 b. Es fraget sich, Wie weit Dantzig 
von Königsberg abgelegen sey, wenn man 
die Reise gUlichzu ohn eintzige Krümm 
des Weges verrichten soltef Linem., 
Ff 4 b. Weil an jeder krumme der An- 
sto/z vemewert udrd. IBid., Oo 2 a. 2. 
Umkreis. Jeroschin: Des kirchovis 
crumme, 63d. Pfeiffer, 184. 

28* 



436 



Krommhack — Krfipbohne. 



.KnimmhaGk, m.. Hakenstock, Spaader- 
stock mit Haken. Friedland Ostpr. 

Kiummmittwoch , pltd. KrommmSdwSk, 

77»., der krumme Mittwoch, der Mitt- 
woch in der Karwoche, auch der Mitt- 
woch nach dem Sonntage EsU> müd^ 
gewöhnlich AschermittwOGh genannt 
Über die Entstehung de^ Namens s. 
Hungertuch. Vgl. Blaumontag. 

Krummstroh, pltd. Krommstrau, n., ge- 
krümmtes, geknicktes Stroh, Wirrstroh, 
Streustroh, im Gegensatz zu Langstroh^ 
Richtstroh (s. d.). Es liegt alles tote 
Krummstroh herum (umher), die Sachen 
eines Unordentlichen. 

Knimmtuchy n., in der Fischersprache 
Streichtuch^ das krumm, d. h. im Halb- 
kreise vor Pricken aufgestellt ist. 

Krumpel, /., Falte, Unebenheit^ die 
aus Versehen oder nachlässiger Be- 
handlung entstanden. Tach^ gebügeltes 
Weifzzeug, Papier kann Krumpeln be- 
kommen; es ist dann krumpelig, voll 
Krumpeln, krumpeln, sw., etwas Glattes 
unregelmafzig faltig drücken, knittern. 
Vgl. Vilmar, 229. Weigand I, 872. 

krampen, krUmpen, krampten, sw., krim- 
pen, zusammenziehen, einschrumpfen, 
einschrumpfen machen; namentlich von 
Tuch, das man durch Nässe zusammen- 
schrumpfen läfzt, dekatiert. Schwed. 
krympa^ nl. krimpen. Die Feuchte der 
Humorum im Auge kann die gekrumpfene 
tunicam uveam im huy iciederumb er- 
weichen. Linem.;P4b. Hennig, 329. 
Davon KrUmptung, Einkrlimpfurig, /., 'Zu- 
sammenziehung. . . . woraus entstehet eine 
corrugatio oder einkrümpfungl L i n e m. , 
P 4a. . . . denn wegen der yrofzen Sub- 
tilitet der üveae tunicae kann solche cor^ 
rugatio oder krümpfung im huy ge- 
schahen. Ibid., P 4b. Kramp, m., Krampf. 

krumpfen, »«?., rümpfen. Die Nas\ 
das Maul krumpfen, S. pllnken. 



Krumpfmafz, n., üntermaiz, weiches 
durch Einschrumpfen, Eintrocknen des 
Kornes sich herausstellt und welches 
dem Käufer einer Getreideladnng oder 
den Verwaltern eines Getreidelagers 
zvL gute gerechnet wird. Von krumpen^ 
krumpfen. Vgl. Enimafz. 

Krampholz, n., Branntweinsorte. Sprw. 
I, 1532. VgL Krumbiioiz. 

Krank, m, 1. Rundbrett, Holzscheibe, 
von dem poln. krqg Kreis, Scheibe. 
Schmitt, Westpr., 166. 2. Spiel der 
Dor^ugend mit dieser Scheibe, die unter 
gewissen Regeln von den beiden spie-« 
lenden Parteien mit' hölzernen Stäben 
bis zu einem bestimmten* Punkte fort- 
getrieben wird — ein kassubisches 
Gricket Kassubei. TreichöL 

Kranichel, Kranze! , in Westpr., nach 
Treichel, Krankel, m., f., Runzel, Falte. 
In der Verstärkung auch Kruntschel 
(ebenso in allen Ableitungen). Er hat 
schon viele Krunscheln im Gesicht. In 
dem Kleid ist eine Krun4chel neben der 
andern. Vgl. Krampei und KruicheL 

kruntehelig, kranzelig, in Westpr. kran- 

kelig, adj.^ voll Krunscheln j runzelig, 
kraus, faltig; von der Haut, von Klei- 
dungsstücken, Wä8che,Papier,Nähten etc. 
Das ist einmal krunschUg genäht! 

kranichein, in der Verstärkung kran- 
zein, in Westpr. krankein, sto., runzelig, 
faltig machen, werden; krausein, kraus 
machen. NachMühlingauchzusammen- 
schrumpfen. Die Stime krümeln. Ein 
dreUer Faden krümelt sich. Kleider 
werden verkrümelt — sind zusammen- 
gekrümelt 

Kranzel, /., etc., s. die vor. 

Krapatki, plur,^ Rebhühner, von dem 
poln. kuropatwa Rebhuhn. Treichel. 

KrOpbohne, /., niedrig wachsende, 
kriechende Bohne; von krupen kriechen. 
Ebenso KrOperbse, 



krfipen — Kruschkenmus. 



437 



krOpen, st, s. krauten. 
Krflperbse, /., s. KrOpbohne, 

Krupfhuhn, n., englisches Zwerghuhn 
mit rauhen, befiederten Füfzen . Bock, 
Nat. IV, 379. 

KrOprocky m., wörtlich: ein Rock, in 
den man hineinkriecht — von krupen — , 
Mieder, weite Leinwandjacke, na- 
mentlich eine solche, welche die Bin- 
derinnen bei der Ernte tragen. Nach 
Mühling auch Kuprick und Buscheck. 

KrOpsch, KiupSGh, m., weiter, hemd- 
artiger Rock ohne Taille, für Knaben, 
der durch einen Gürtel zusamnrenge- 
halten wird. 

Krflpunter, n., kriech' unter, Verschlag, 
Notdach zum Unterstehen. Schemio- 
nek, 22. 

KrOs. pltd. KrOs, m., Dem. Kräsche, 
Kroske, Kröske, Krug, Stein-, Fayencer 
topf, Glas mit Benkel und Deckel. Ahd. 
kruog, kruag, cr6g^ erde, mhd. kruoc, 
dän. kruiis, nl. kroes, engl, cntse^ franz. 
cruche, schwed. karuA, poln. kruz, aleman. 
chruse. Ein Krus Bier, Gah, hol mi 
^nen Kros Sekt Dorr, 1. Wiew., 81. 
Olaskrös, Tönnkros, Zinnkrus, StSnkrSs, 
Krus aus Steingut. De Kröser motte 
stracks möt alle Scheue flöge. Carm. 
nupt IV, 59c. Richey, 140. Brem. 
Wb.II,880. Schmellerll, 394. Vil- 
mar,230. Hupel, 129. Sperber, 20. 
Schemionek, 22. 
Kni8, /., Karausche, s. Karausse. 
Krufohel, m. u. /., Locke, Krause,. 
Halskrause, krauser = gekräuselter Be- 
satz. Das Stammwort ist krus kraus; 
poln. hyza Halskravse, hoU. krul: Nach 
Marold Kruschel auch Falbel, Fältchen. 

Vgl. Krun§Ghel, 

kruichelig, adj,, kraus, lockig. Kruich- 
liges Haar, Solch rothe Wange hot a 
on solch kruschel^ H6a. Ermld. Freisch., 



Manuskript. Im Druck, 7: krujgelge 
Boa, 

Kruichelrnuichel, n., krauses und wirres 
Durcheinander, Gemengsei von Kleinig- 
keiten. Das ist ein buntes Kruschel- 
muschel. Sperber, 42: kruzelmuzeL 
S all m ann , 36 : Kruschemuschen. D an - 
neil, 119a: Krusemuse. 

kruicheln, sw,, kräuseln, locken^ faltig 
und uneben machen. Ähnlich wie 
krunscheln. 

Kruschke, /. 1. wilde Birne, poln. 
gruszka, russ. gi'uszka, böhm. hruszka, 
lit. grusze. Marie, Marie, Maruschke, 
Gä nich an de Kruschke. Kgsbg. Vgl. 
Volksr., 13, 57. 239, 842. Bock, 28. 
Nsslm. Forsch. 3; Th., 82. 2. BildUch: 
kleine dicke Person. Er ist ein Kruschke, 
Sie ist ein kleines Kruschchen. Hennig, 
138. In Danzig: alte Kruschke, altes 
Weib. Gedanism. 3. Puflf, Kopfiiufz. 
WöUst Kruschke? 
Knischkebirne, /., Pleonasmus zum vor. 
Kruschkenbaum, m,, wilder Birnbaum ; 
aber auch spottweise Name für 'jeden 
Birnbaum schlechterer Sorte. In Ost- 
preufzen weit bekannt ist der Krusch- 
kenbaum, allgemein Birnbaum genannt, 
in dem Badeorte Neukuhren, unter 
dessen erleuchteten Ästen an den 
Abenden der Badesaison die Jugend 
durch Tanz sich amüsiert. 

Kruschkenmarki, m,, der in den Herbst 
fallende Jahrmarkt in Angerburg, weil 
„daselbst ^ele Fuder Kruschken (Birnen 
überhaupt) zum Verkauf gebracht wer- 
den«. Bock, Nat. m, 168; V, 495. 
Hennig, 329. Auch in Goldap giebt 
es einen Kruschkenjahrmarkt. 

Kruschkenmus,/., Mus von Kruschken. 
Kruschkenmus mit Melch! So singt die 
Lerch. Häti die LercK nicht so ge- 
sungen, Wän^ die Kruschkenmus nicht 



438 



EmscMks — Kuckel. 



80 gelungen. Kruachkenmus mit Melch! 
Dönh. 

Kruschüks, m., spöttische Benennung 
eines kleinen Geföfzes (Topf, Eimer etc.), 
oft noch mit dem Attribut klein oder 
in Deminutivbildung. Marold. Wohl 
von Knachke, 
Kruse, /., s. KrSse. 

KrOsecke, /.. kraterähnUches, mehr 
oder minder grofzes und tiefes natür- 
liches Erdloch: Er. Earthaus. Tr ei- 
ch el. Elingt gleich dem poln. kruszec 
Erz, Mineral, Metall — läge eine Ver- 
wandtschaft vor? 

Kruselmint, Pflzn , s. KruselwT. 

KruselWT, Krtiselmint, Pflzn., krause 
Minze, Mentha aquatica L. Treichel, 
Volksth. 

KrQsemQs, /., im Yolksrätsel Bezeich- 
nung für die Brennnessel. Vgl. Pflzräts. 
68. 

krtispelig, adj. von kruspeln; von Ge- 
backen mit harter Eruste. Das krus- 
pelige Wei/zbrot^ das beim Drucke 
krachend in der Rinde bricht, wird ge- 
schätzt. Für Hessen bei Vilmar, 230. 
Vgl. knusperig. 

kruspeln, »w.^ s. knuspeln. 

KrUtken (i« lang), Krltken, n., Blume, 
Blumenstraufz. Werder. Dzg. Nhg. 
On Kingerplocken Krttken sick. Volksl., 
1, 1, 2. Viol^t, 101. 

KrOtstSckyn., Erautstück, Blnmenstück, 
Blumenbeet. Marienburger Ndrg. Gr. 
Werder. Ebenda: • 

KrQttopp, m., Erauttopf, Blumentopf. 

krutzen, sw,^ nicht recht gedeihen, 
nicht recht gesund sein. Davon kniizig, 
adj,y nicht in voller Lebenskraft. Ma- 
rold. 

Kruzel, m. u. n., s. Kusel. 

ksä, kse, Zuruf an die Pflugochsen, 
wenn sie links gehen sollen. Masuren 
und • benachbarte Gegenden, kse^ von 



ksobie gegen, zu sich, nach der linken 
Hand zu; ecz ruft man, wenn die Ochsen 
sich rechts wenden sollen. Mrongo v. 
I, 183. In der Elbinger Gegend ksei. 
Schemionek, 2: aey, S. heibch. 

kse, ksei, Zuruf, s. das vor. 

Kub, m. Vorn., Jakob, Hartwich, 
54. Ermland. Elbing. WoesderKubf 
Ktibcken^ wo bestf Schaltj., 3, 4. Vgl, 
Job. 

Kubbel, m., Eübel, Eimer. Nach 
Hennig, 138, ein cylindrisches Gefafz, 
das aus einem ausgehöhlten Stücke eines 
Baumstammes besteht und mit einem 
Boden versehen ist. Ermland. Ober- 
land. Lit. kulnlis^ poln. kubet. Schmeckst 
du prächtig on kosft nuscht, ach wenn 
en Kubbel voll wä! Jerrentowitz. 

KQbel, 97t., Easten, Eoffer, Lade. Des 
Bräutigams Bruder mu/z der Braut 
Kuhbel i. e. Lade . . . auslosen mit einigen 
Qroscfien. Pierson, Matth. Prätor., 80. 

KUben, m., s. Kiwen. 

kObem, »w., s. kobem. 

Kuchen, m. Jay Kuchen! als Zurück- 
weisung in dem Sinne: es wird nicht 
sein, wie du denkst. 

Kuchenfresser, pltd. KAkefrSter, m.^ 

Euchenesser. Schimpfwort auf den 
Reichen, elegant Gekleideten. Eönigs- 
berg. Rosenkranz, Egsbg. Skizzen 
J, 114. Vgl. Bratenfresser. 

Kuckel, m. u. n. 1. kleines Brot, das 
man bei einem Bäckscl aus dem nicht 
mehr zu einem grofzen Brote aus- 
reichenden Teigrestc herstellt oder den 
Einderu besonders zur Freude bäckt. 
Wir haben fünf Brote und ein Kuckel 
gebacken, Mutter^ bacü uns doch auch 
ein Kuckelchen! Heft de Mutter den 
Kuckel garf Volksr., 209, 777. 2. 
Enchen. Hierauf wird Honigschnaps 
und Honigkuchen {Hüwebrannwien und 
Himekuckel) herumgereicht, Jerrento- 



knckeiuren — Kuckuck. 



m 



Witz. Volksr., 246, 859. Lit. kukulys^ 
kuklys Fladen, Mehlklofz, poln. kulda 
Wecke, längliches Brötchen. Nach 
Schmitt, 108, ist das poln. kukla aus 
dem deutschen Kugel gebildet. Für 
Liv- und Estland bei Hupel, 130. 
Nsslm. Forsch. 2; TL, 83. 

kuckeluren, sw.^ lauernd gucken. Ee 
hukeluurd drrymer verstohlen äwer de 
Tüdingen weg, Elbinger Höhe. N. 
Pr. Prov.-Bl a. F.IX, 243. Firmenich 
III, 494 b. Dorch H Gitter kuckeluren. 
Dorr, 1. Wie w., 89. 

kucks, ktks, Ausruf der Kinder beim 
Versteckspiel. Das findende Kind ruft 
kucksy das aufjgefondene kiks. Kgsb^. 

Kucksen, plwr,, die Augen, s. Kickse. 

Kuckuck, m. l.mcidus^i^oin.kukawkay 
kukuika^ lit. giguze; dagegen: rufen wie 
der Kuckuck kuköti^ kukauti. Der 
Kuckuck ist nach der Yolksmeinung 
der dümmste Vogel, denn er versteht 
es nicht einmal, sich ein Nest zu bauen. 
Als der Goldammer ihn diese Kunst 
lehren wollte, wies er ihn stolz und 
höhnend ab. Darum legt er sein Ei 
in das Nest anderer Vögel, und diese 
brütea es aus. Der Kuckuck ist aber 
auch ein andankbarer Vogel, denn, er- 
wachsen, verfolgt er seine Pflegemutter 
und trachtet, sie zu töten. Entkommt 
die aber seiner Verfolgung, so ist sie 
fortan ihres Lebens sicher: kein Raub- 
vogel greift sie an, kein Jäger trifft sie, 
so gut er auch schiefzen mag. Der 
Kuckuck schreit nur von Tiburtius 
(14. April) bis Johann (24. Juni), denn 
nach Johann wird er ein Habicht. 
Volkskal., 111. Wenn der Kuckuck 
bis zum 1. Mai nicht schreit, so platzt 
er auf. Hat man Geld bei sich, wenn 
man den Kuckuck zum erstenmal 
schreien hört, so wird man das ganze 
Jahr hindurch nicht in Geldverlegen- 



heit kommen. So vielemal der Kuckuck, 
den man im Frühlinge zuerst hört, seinen 
Namen ruft, • so viele Jahre wird man 
leben. Man ruft ihm daher gern einen^ 
der folgenden Reime zu: 
Kuckucksknechty 
Segg mi recht^ 
Segg mi währ 
Op e Här^ 
Wie vel Jahr^ 

Dat öck noch Uwe war! Dönh. 
Kuckuck op e grene Wes^ 
Wovel Jähr sali eck noch lewef 
Kuckuck op e grene Hassel^ 
Wovel Jähr soll eck noch wassenf 

Pommerellen. 
Auch als Ratgeber in der Liebe wird 
er beansprucht, indem man aas seinem 
Rufen entnimmt, wie viele Jahre man 
noch bis zur Verlobung oder Heirat zu 
warten hat: 

Kuckuck op de grene Massel^ 
Wovel Jähr war eck noch wasse^ 
Kuckuck op de grene Ficht^ 
Wovel Jähr war eck noch bliwe onbe/rigt 

Kr. Karthaus. 
Volksr., 209f. In alter Zeit war der 
Kuckuck ein Mann. Er war verhei- 
ratet und hatte mit seiner Frau sieben 
Kinder. .Da er aber ein böser Mann 
und arger Wüterich war, so hielt es 
seine Frau nicht bei ihm aus. Sie nahm 
ihre sieben Kinder und ging mit ihnen 
zum lieben Gott, um über die Roheit 
ihres Mannes Klage zu führen. Der 
liebe Gott ward sehr entrüstet; er wollte 
den bösen Gatten und Vater zur Rechen- 
schaft ziehen, doch dieser war in seinem 
Hause nirgend zu finden. Als aber der 
liebe Gott seinen Namen rief, antwor- 
tete ihm der Bösewicht höhnend aus 
dem Ofen, in dem er in sicherm Ver- 
stecke safz. Da ward der liebe Gott 
zornig und sprach: Da du deine Frau 



440 



Knckuckssaat — Ea£Fe. 



und Kinder so schlecht behandelt und 
nun auch mich verhöhnet hast, so sollst 
du geschieden sein von Weib und Kind 
und sollst als Yogel durch alle Welt 
dein Kuckuck rufen, mit welchem du 
deinen Gott gehöhnet hast. Deine Fraa 
aber und deine Kinder will ich zu mir 
nehmen; doch böte dich, dafz sie dich 
nie mehr sehen, es würde dir sonst übel 
ergehen. Wie Gott gesagt, so ist es 
geschehen: die Frau glänzt als Abend- 
stem am Himmel, und die sieben Kinder 
leuchten als Siebengestirn. Der Kuckuck 
aber streicht einsam durch die Welt, 
ihm fehlt sein eigenes Haus; auch hütet 
er sich wohl^ seinen Ruf erschallen zu 
lassen, wenn seine Kinder sich am 
Himmel zeigen: sobald das Sieben- 
gestim sichtbar wird, schweigt er und 
versteckt sich. Samland. — Dafz dieser 
eigentümliche Yogel ^ der nach dem 
Volksliede „sieben Frauen halten kann 
und für alle Arbeit hat*' (Volksr., 212), 
der es in betreff der ehelichen Treue 
und Ehrlichkeit nicht sonderlich genau 
nimmt^ sich vielfache Beziehungen zum 
Menschen hat gefallen lassen müßsen^ 
ist leicht begreiflich. Zu dem, der Fehler 
an andern rügt, die ihm selber eigen 
sind, sagt man: Der Kuckuck schreit 
seinen eigenen Namen. Der Undank- 
bare ist ein undankbarer — ein böser 
Kuckuck^ und wer Undank erntet, hat 
Kuckucks Dank, Wer schadenfroh lacht, 
la^ht — spottet wie ein Kuckuck, Der 
treulose Gatte ist ein rechter Kuckuck 
— ; der richtige Kuckuck — ein treuloser 
Kuckuck, Der Kranke, von dem man 
annimmt, er werde das Frühjahr nicht 
mehr erleben, toird den Kuckuck nicht 
mehr singen — schreien — hören. Wer 
Sommersprossen im Gesichte hat, ist 
bunt wie ein Kuckuck. Einen Unwill- 
kommenen wünscht man zum Kuckuck, 



Hol ihn der Kuckuck (und sein Küster) ! 
Hat ihn der Kuckuck schon wieder daf 
Heut isfsy als ob der Kuckuck los wäreJ 
In des Ktickucks Namen! Das ist um 
des KtLckucks zu werden! Das weifz der 
Kuckuck! In allen diesen Redensarten 
vermag der Kuckuck seine nahe Ver- 
wandtschaft mit dem Teufel durchaus 
nicht abzuleagnen. In Natangen macht 
man den Kuckuck sogar tücksichtlich 
der Sittlichkeit verantwortlich: beschreit 
der Kuckuck im Frihjahr unbelatibie 
Bäume ^ so giebt es in dem Jahre viele 
uneheliche Geburten. Damit nun aber 
dem Kuckuck der Hohn, welchen er 
einst als Mensch gegen Gott geübt, 
heimgezahlt werde, ruft ihm die Jagend 
auf seinen Ruf neckend und höhnend 
als Echo: DickMk! Vgl. Sprw.I, 2214ff: 
Volksr, 55, 209. Zeitschr. f. d. Myth. 
u. Sittenk. IH, 244. — 2. der Kuckuck 
am Arbeitswagen, die zwei Querhölzer 
hinter der Vorderachse über und unter 
den Deichselarmen, durch welche der 
Spannnagel geht, der Vorder- und Hin- 
terwagen verbindet. — 3. blauer Kuckuck, 
Pflzn., kriechender Günsel, Ajuga rep^ 
tans L. Hagen, 597. 

Kuckuckssaai, /., Medik., Pulvis contra 
pedicuhs; auch ohne Umschreibung ge- 
fordert: Lausepulver, Kgsbg. 

Kuckucksspei, pltd. -spT, m., Kuckucks- 
speichel, Schaum, den die Cicada spu- 
maria^ besonders im Frühlinge, an Wei- 
denbäumen u. a. Pflanzen absetzt; vom 
Volke dem Kuckuck zugeschrieben. 
Mühling, Tiem., 174. 

kuddlich, adj.y zottig; von dem lit 
kudlä Haarzotte. Pillkallen. Stallu- 
pönen. Schemionek, 22: kuddlig rup- 
pig, von Vieh, das schlecht genährt und 
geputzt ist. 

KUdig, m.\ s. Kidik. 

Kuffe, /., Kufe, Kappe, die beiden 



Küffe — Kuh. 



441 



.starken Langhölzer des Scblittens. Der 
Schlitten raht auf den Kufen. H en n i g, 
329! Bayer. Kuechen^ K%iefen^ plur. 
Schmellerll, 280. 
KUffe, /., 8. Kiffe. 

Kuffel, f,y tassenartiger tiefer Napf, 
weite und tiefe Tasse, kleine hohe 
Schüssel. Nach Mühling auch ge- 
henkeltes cylindrisches oder bauchiges 
Trinkgefafz, gewöhnlich mit Deckel. 
In der Schlochaaer Gegend auch Krug: 
Ldese^ Brannwie hee U en Kuffel Beee. 
Firmenich, I, 118a. Volksr., 222, 

790. Vgl. Kumme. 

Kuffert, Kliff er, m., Dem. Kuffertchen^ 
KuffercheUj KofiFer. Herr PcM war 
ganz aufzer sich, da er seine Tochter 
und ihren Kuffer sah, Soph. R. V, 523. 
Bayer. Ätip/«r. Schmellerll, 320. In 
Liv- und Estland Kuffer. Hupel, 131. 

kuffig, adj. von Kuffe, Ech liss ma 
noch e bretkuffge Q^che) Schläue mache. 
Ermland. Freisch., 12. 

kugebiy sw.^ rollend sich fortbewegen. 
KugeVy Sonnke^ kugel% de Qltderkes wäre 
ßl. Volksr., 258, 898. 

Kugelranunkel, /., europäische Troll- 
blume, TroUius europaeus L. Auch 
Kugelhahnenfufz und KnoUblume. Ha- 
gen, 592. 

kugut (beide u kurz), Lockruf für 
Schweine. Kirchspiel Friedrichswalde, 
Kr. PillkaUen. 

Kuh, pltd. Kau, KO, /. 1. vaccaf lit. 
kdrwe\ poln. krowa^ kass. karwa. In 
Redensarten: Eine Kuh ist eine lange 
Seit' Speck. FröschmeVc K6 os e lange 
Std Speck ^ weil sie sich gut verzinst, 
durch Milch, Kälber etc. Die Kühe, 
die am meisten brüllen^ geben die wenigste 
Müch. Mewe. Wer viel von seiner 
Arbeit redet, leistet Wenig. In der El- 
binger Ndrg.: de Klg^ de am meisten 
raren, gewen menchmällichtingscfie weinig 



Melk. Die (fette) Kuh hat die Milch 
auf den Rippen sitzen. Mewe. Der 
Kuh ist die Milch in die Homer ge- 
gangen^ sie hört auf, Milch zu geben; 
in Lit.: die Milch sammelt sich in die 
Homer. Schleicher, 172. Eine fette 
Kuh macht einen leeren Beutel, indem 
sie keine Milch giebt und tüchtiges 
Futter verlangt, öle Ko^ giwe Melk, 
junge Hener legge Eier. Schwarte Kög" 
gewe 6k witte Melk, Vel Kög, vel Mög, 
Wem de Kau gehört, dei packt er M 'm 
Zagel. Hei f dt de Koh bt'mZägel an, 
er faCzt die Sache beim rechten Ende 
an. Elbinger Ndrg. Wenn ene K6 den 
Zdgel hewt, so hewe se em alle. Wenn 
en K6 den Schwanz kewt, gisen — biien 

— sie alle, Konitz. Schlechte Beispiele 
finden schnelle Nachahmung. Was soll 
der Kuh eine Muskätnu/zf Was nützen 
der Kuh Muskaten, sie frifzt Haferstroh, 
s. V. a. Perlen vor die Säue werfen. 
Wem eine Sache unklar ist, weifz dar- 
von soviel wie die Kuh vom Sonntage — 
steht davor une die Kuh vor^m grünen 
(Königsberg) — hohen (Danzig) — roten 

— bunten — Thor.. Blinder Eifer scha- 
det nur: die Kuh stürzt ihre MUch selbst 
um. W. Mtsbl. V , 45. Jedermann lobt 
seine Kuh und. glaubt, sie ist die beste. 
De K6, de e schmerge Zagel heft, schleit 
öm sock on mäkt ok andre schmerig. S. 
Sprw. 1, 2234flF.; II, 1613flF. - 2. eiserne 
Kuh, pltd. iseme Kau, Kö, Kuh als Aus- 
gedinge, die erforderlichen Falls wieder 
erneut werden mufz. Sie wird gericht- 
lich dem Ausgedinger verschrieben. — 
3. schwarze Kuh, in der Redensart: die 
schwarze Kuh hat ihn gedrückt; in Lit- 
tauen, nach Schleicher, er ist vom 
schwarzen Ochsen getreten, er hat viel 
Ungemach ausstehen müssen. Ja es 
vermeinen wol etliche, dafz es ein stuck- 
chen bey der löblichen Jäger ey sey, welches 



442 



Eahblame — Kuijon. 



mit der schwartzen Kühe (Kunst wolle 
ick sagen) werde practciret. Linem., 
Zz 3 a. S. Zeitschr. f. d. Myth. u. Sittenk. 
IV, 425f. 

Kuhblume, Pflzn., Dotterblume, Caltha 
palustris L, Die Euhe und anderes 
Vieh rühren die Blume nicht an, und 
doch steht der gemeine Mann in dem 
Wahne, dal'z die gelbe Farbe der Butter 
Ton dieser Blume herrühre. Hagen, 
594. Sie heifzt nach Hagen auch: 

Kuhschmergel, Gelbe Wiesenblume, Moos- 
blume, Mottblume, Schmalzblume ; in Kgsbg. 
kurzweg Gelbe Blume. S. auch Butter- 
blume und Kapper. 

Kuhdreck, m. Das kommt davon^ wenn 
aus Kuhdreck Butter wird. Egsbg. Wer 
aus niederer Stellung empor kommt, 
zeigt oft Hochmuth. Sprw. U, 1625. 

Kuhfufz, pltd. KOnt, m. 1. Gewehr, 
Muskete, Flinte, namentlich alter Form, 
wegen der Ähnlichkeit des Kolbens mit 
einem Euhfufze. 2. Brechstange, Brech- 
eisen mit gespaltener Klaue, also eben- 
falls dem Kohfufze ähnlich. Hennig, 
138. 

kuhhessig, adj. Von Hesse. Sehr 
häufig findet man bei den Bauern Hol- 
lands jene Thiere (Rinder) mit schmaler 
Brust . . ., ziemlich hochbeinig und „kuh- 
hessig^ ^ welche unserm Niederungsvieh 
so ahnen. Haus bürg, 75. Kuhhessig 
gehen y stark auswärts gehen, mit den 
Hacken, Fersen, beim Geben zusammen- 
schlagen. Schemionek, 22: kuhhessig 
= X beinig, 

Kuhkalb, n., s. Kalb. 

KUhlIng, m., s. OTbel. 

kUhllaGhtig,a(^'., der Kühle sichnäherud, 
ein wenig kühl. Dai^s htde man kol- 
lachtig. Vgl. lachtig. 

Kuhmaul, n., s. DTbel. 

Kuhmensch, n., plwr. Kuhmemcher^ 



Bauemdime, Magd, unsauberes Frauen- 
zimmer. 

Kuhmilde, /., Champignon, Agaricus 
campestris L, Bock, Nat, lU, 619. 

Kuhmist, m.^ scherzhafte Benennung 
des Weifzkohls, weil er auf diesem 
Dünger gewachsen. Eck hadd Kühmost 
to Möddag. Elbing. 

KuhpSper, KOpSper, dem Klange nach 

Kuhpfefer. Medik., Cubebae. Kgsbg. 

, kUhsätig, ad/.^ mäklich; wählerisch, 

wenn man satt ist. Schemionek, 22. 

Wohl nur das verderbte kisetig (s. d.). 

Kuhschmergel, m., Pflzn., s. Kuhblume. 

Kuhschwung, m., Tanz und Tanzlokal 
für gewöhnliche Leute. Studentisch. 
Auf den Kuhschumng gehen. Treichel. 
Vgl. Kuhmensch. 

Kuhstelze, /., gelbe^ gelbe Bachstelze, 
Motacilla ßava. Bujack, 373. Mühn 
ling, Tiem., 174. 

Kuijel, Kujjel, Kujel, m. 1. der zahme 
Eber, Stammeber, altpr. cuylis^ lit. kuilySj 
lett. kuUiSy poln. chujec. Lä^ Mutter^ 
de Kujjel ofz dood^ He reehrt nich mehr 
as eene Foot. Dorr, 69. De Kudgel 
dane kann och earscht goa nich gahne^ 
wa luma dana one gainze Derf zehof 
den Kuigel^ den kann ich erst gar nicht 
geben (als Teil der Aussteuer), wir 
haben den in dem ganzen Dorf zuhauf 
(gemeinsam). Ermländ. Freisch., 10. 
Bock, 30. Hennig, 138. Nsslm.Th., 
82. • 2. Schimpfwort auf Männer. 3. 
Nach Bock und Hennig auch Öffnung 
im Darrofen, die den Rauch abzieht. 
4. der grofze Kachelofen in der Flachs- 
brachstube. Vgl. Sprw. I, 1555. 

Kuijelfichte, Kujelfichte, f., s. Kuj. 
kuijeln,' sw.^ zur Bezeichnung der Be- 
gattung der Schweine. 

kuijenieren, sw.y s. kuijönieren. 
KuijOn, m.^ das frz. ccnon^ Schurke. 



kaijdnieren — kullern« 



443 



Mit der Krücke ins Genicke Dem Kuijon 
Napoleon! Soldatenlied. 

kuijOnieren, sw.^ kujonieren, franz. 
colonner, quälen, hudeln^ einem das 
Leben sauer niachen; gewöhnlich kuije- 
nieren. 

Kuj, Kuje, /. 1. grofzer Heu- oder 
Garbenhaufen, der turmartig aufgebaut 
wird für den Winter. Lit. kugis, lett. 
kui^a, auch kaudse, d. i. älteres kauge. 
Nsslm. Forsch. 3; Th., 82. Für Est- 
land Sallmann, 20a. 2. Kuje schlechte 
Fichte, von dem poln. cha/a^ chqjka^ 
choina Fichte. Schmitt, Westpr., 166. 
Treichel, Yolksth. Auch Kujefichte 
und, obgleich es mit Kuijel nichts ge- 
mein hat, verderbt zu Kujelfichte und 
Kuijelfichte. 

Kuje, Kujefichte, Kujelfichte, /.^ s. das 

vor. 

kujiSnen, «tr., nach Schemionek, 22, 
der kujiehnen schreibt, winseln; von 
jungen Hunden. 

KUken, n., Küchlein, junges Federvieh 
überhaupt. Wenn sie allzu lebhaft auf 
dem Nest herumtrampeln, so werden sie 
das Paar Küken todt treten. Soph. R. 
in, 388. Habe ichs Ihnen nicht schon 
neulich gesagt, dafz Sie auf dem Nest 
so lang herum irischen werden, bis Sie 
eins von den beiden Küken würden zer- 
trampelt haben f Ibid. IV, 151. 

Kükuritz, Pflzn., ungarischer Mais, von 
dem poln. kukurucd, kukuryza. Trei- 
chel, Volksth. II, 25. 

Kfll, KOIe, /., s. Kaul. 

Kula, /., s. Kriwflie. 

Kulbak, m., s. Kaiback. 

KOIbärsch, Kfllbfirsch, Kaulbarsch, Dem. 
KulbSrschke, in alten Rechnungen KuU- 
perszken, m,, Kaulbarsch, Acerina cer^ 
nua. Lit. pukys, kur. pukis^ mas.jesgarz, 
kass. jasgar, jadzdzie^ hUbiersz. Be- 
necke, 65. Die Litauer benennen die 



Deutsclien mit dem Spitznamen pukys. 
Mühling. Der Mensch, verglichen 
mit dem Kaulbarsch: Wie ein Kaul- 
barsch barstig — brastig — grätzig — 
karsch — trotzig sein; — sich pirschen 
toie ein Kaulharsch; — sich stremmen 
wie ein Pukis, Korrespbl. III, 52. 

kflien, vhchd. kaulen, sw,, rinnen, 
fliefzen, fliefzend rollen; rollen wie eine 
Kifle, Kaule == Kugel. Es ist kein Haus^ 
in welchem nicht die Thronen von den 
Backen knien, Königsberg, zur Zeit 
der Cholera. Dat Appelke kült nich 
wit vom Stamm, wt dat Schapke ös 6k 
dat Lamm (oder: lewe Lüdkes sid mt 
nich gram), Sprw. II, 102 f. 

Kflifufz, m., Klumpfufz. Mühling. 

Kulik, m y Möwe, Wasservogel über- 
haupt, Strandläufer (2W?i^a); von dem 
gleichbed. poln. kuligy kulik, kuling, 
letzteres kass. Strandläufer. Mrongo v. 
I, 185 a. 

Kflikebärg, KQIkegrHwer, m., s. Kaul. 

KUlken, plur.^ s. Keilchen. 

Kuli, Kulle, /., s. KriwOle. 

Kuli, Kulle, m. u. /., lit. kuUys Sack, 
Fischsack ohne Inkel. S. Achtergam 
und Sack. 

Kuli, Kullke, n.y s. Kaularsch. 

Kulla, (?), Stab, mit zuckerhutförmigem 
Knopf, zum Scheuchen der Fische. 
Samland. Lit. hdu, kulti schlagen. 
Nsslm. Th., 83. Vgl. Sturgel. 

Kulle, n, Colli. KuMemehl, Mehl in 
OoUis verpackt De Rufz schockt wedder 
vel Kuüemehi, Kgsbg. 

Kuller, f.f Kugel, alles was kullert 
rollt, also auch jeder scheibenartige 
Körper. Poln. kula, lit. kuU, hdka 
Kugel; in Hessen Kulle. Vilmar, 331. 
Bock, 28. Hennig, 139. 

kullern, sw, 1. um die Axe rollen, 
kugeln, wälzen, einen runden Oegen- 
stand oder sich selbst; poln. kulai rollen, 



444 



Kullernarsch — Kamebnen. 



Der Stein, welcher oft gekullert wird^ be- 
wachst nicht mit Moos, Sich im Orase 
kullern. Den Berg herabkullem. Eck 
kullert mie fer aller Foht Carm, nupt 
I, 282, 16. Öck wuU mt glik kuWre fer 
Lache, Im Hessischen hullem, Vil- 
mar, 178. Bock, 28. Sperber, 37. 
Nach Sperber, 38, hört man statt kul- 
lern auch kaulen; es wäre dies das 
vhchd. kulen. 2. das Rollen in den 
Gedärmen : mir kuUerfs irn Leibe, Vi 1 - 
mar, 311 : quvllem, quollem. 

Kullernarsch, -narschke (a » a), m. u. 
n., s. Kaularsch. 

kullig, adj., kugelig, rundlich. Müh- 
ling. 

Kullke, Dem. von Kully n., HandgrifiF 
am Spatenstiel. Ermland. Mühling. 

Kullnarsch, -narschke (a = d), m, u. n., 
s. Kaularsch. 

Kullrad, n., das kugelnde, kullernde 
Rad; Rad als Einderspielzeug. 

kulmisch y kVlmisch, adj. von Kidm, 
der vielleicht ältesten Stadt Preufzens. 
Adelig- und Kölmisch-Willjaiten (Sam- 
land) . . . die Bezeichnung kölmisch kommt 
von dem kulmischen Stadtrechte her, 
welches für Ostpreufzen ganz dieselbe Be- 
deutunghat, wiedaslübische(lQbeckische) 
Recht für die Städte Norddeutschlands. 
Pa'ssarge, Balt., 30. 1. Kulmische Hand- 
feste, /., s. unter Kölmer. 2. Kulmisch 
Mafz, n., Längen- und Flächenmafz, 
durch die Handfeste bestimmt, das in 
Preufzen bis in dieses Jährh. hinein 
in Gebrauch gewesen. 1 kulmischer 
Morgen == 332 kulm. Ruten, 1 kulm. 
Hufe « 30 kulm. Morgen. 1 kulm. 
Morgen = 2 preufzische oder magde- 
burgische Morgen, nach denen amtlich 
gerechnet wurde; im ^olksverkehr ist 
jedoch das kulmische Mafz noch im 
Gange. Die kulm. Rute als Normal- 
jnafz war an der Mauer der Kirche zu 



Eulm angebracht. Preufz. Land.- und 
Volksk., 417. ^Es giebt aber ein altes 
und neues kulmisches Mafz . . . Das 
neue kulm. Mafz. ist zu den Zeiten der 
Herzöge in Preufzen entstanden, und 
ist die ehemalige kulmische Ruthe noch 
mit zwei Mannsdaumen verlängert wor- 
den.'' Hennig, 47. 3. Kulmischer Pfen- 
nig, m.y eine ehemalige Münze in 
Preufzen, die in Kulm geschlagen wor- 
den, auf der einen Seite mit einem 
Ereuz, auf der andern mit einem Schilde 
und einem Adler. Der pr. SammL, 11. 
Hennig, 48. Mit* dem Ausdrucke wurde 
zugleich die Abgabe bezeichnet, welche 
jeder Erbbesitzer als Anerkennung der 
Oberherrschaft des Ordens an diesen 
zu zahlen hatte. Mühling. 4. Kul- 
misches Pflugkom, n., Abgabe zur Zeit des 
Ordens: von jedem deutschen Pfluge 
1 Schfl. Roggen und 1 Schfl. Weizen, 
von jedem poln. Pfluge 1 Schfl. Weizen. 
Von dieser Abgabe ausgeschlossen waren 
nur die eigentlichen Freilehne. Müh- 
ling. 5. Kulmischer Dienst, .971. Vgl. 
Platendienst 6. KSImisches Gut^ n,, s. 
Kölmer. 7. Kulmisches Gewende, n., 
Ackerfläche von 125 Schritten bei einer 
Breite von 5 Fuiz. Mühling. Vgl. 
Jon. S. KVImer. 

Kulpach, Kulpack, Kulpalk, m,^ s. Kai- 
back. 

KOIpogge, /., s. Kaulkopf. 

kum, imper, von hmvmen, Kum mit. 
Ermland. 

Kumbst, m., s. Kumst. 

Kumehnen, Ortsn , gewöhnlich Cu- 
mehnen geschrieben,' Kirchdorf im Kreise 
Fischhausen« Kumehnen hiefz ursprüng- 
lich Bischofsdorf. Als jedoch ein Geist- 
licher des Ortes Kühe stahl, wurden 
die Bewohner desselben spottweise Kuh- 
n^hmer genannt^ woraus mit der Zeit 
Äf^m^ATi^T» entstanden. Dorfsage. Spott: 



kamfdg — Kamst. 



445 



De KSmehner segge: Drink üt on komm 
on nomm de Hanschke äwre SchuUer^ on 
denn drinke se doch noch de ganze Nacht 
dorch. Auch kurz: Drink üt on kommy 
on häng^ de Handschke äwre SchuUer! 
Sprw. I, 3iB34. 

kUmfUg, adj\ künftig. 

kuinmand6re(n), mv., befehlen, frz. 
Commander. He heft mt nuscht to kum- 
mandere. V. Auer. 

Kumme, Komme, /., Dem. Kummchen^ 

Kommchen^ n. 1. tiefes schüsselartiges 
Gef&fz, Napf, kleine runde Bowle. Eine 
Kumme mit Milch ^ grofze rotirdene 
Schüssel mit Milch. Die Spülkumm\ 
Schüssel, worin der Theetopf ausge- 
spült wird. Gedanism. Ein Kummchen 
Flecky ein Schalchen mit Fleck. 2. 
Krippe, namentlich eine trag- und stell- 
bare Krippe, wie sie in Krügen und 
Gasthöfen gehalten wird. Nicht aus- 
spannen^ setze den Pferden eine Kumme 
vor und gieb ihnen etwas Hafer! Schodd, 
et on de Komme^ lät de K6 et opfrete! 
Auch Trog. 3. Kasten, auch der 
Kommen und der Kummen y so in der 
Friedländer Gegend. Bei Bock, 28, u. 
bei Hennig, 139: Lichikummen^ Mehl- 
kämmen^ Häckselkummen, 4. scherzhaft 
für Himmelbett. Krup on de Komme^ 
spSd dt^ ock päst dat Licht üt. Sam- 
land. 5. Nach Mühling bezeichnet 
Kumrr^e den sechsten Teil einer Schacht- 
rute. In Bayern Kumm^ w., Trog, 
Kumpf^ m., hölzernes Gefafz, das der 
Mäher anhängt, den Wetzstein darin 
zu netzen und zu verwahren . Schmeller 
n, 299. 302. In Brem. Kumm Cisteme. 
Brem. Wb. n, 895. Vgl. Hup el, 133. 
Sallmann, 36a. Adelung H, 1826. 
Grimm, Wb. V, 2588. 

KUmmeleckchen, n., Ellenbogenspitze, 
anderwärts Musikantenknochen, v. Auer. 



In der Aiimwck Kommeleck. Danneil, 
112b. 

kUmmeln, sw.^ eigentlich Kümmel trin- 
ken, überhaupt aber Branntwein trin* 
ken. bekUmmeln, sich, sich betrinken. 
verkUmmeln, sein Geld vertrinken, aber 
auch: Sachen verkaufen, um einen ^Sauf- 
groschen^ zu haben; daher überhaupt 
verschwenden, durchbringen. 

Kummen, m.^ s. Kumme. 

Kummolt, Kommolt, n., Kummet, Kumt, 
Halsjoch der Zugtiere, namentlich der 
Pferde. S. Grimm, Wb. V, 2610. 

Kumpan, m., s. Kompan. 

Kumpanie, /., Kompanie, Compagnie, 
Genossenschaft, Gesellschaft. Hei os 
von e ersehne Kumpanie. Jeroschin: 
Heinrich Monte man sach intwtchin — 
mit stnre cuTnpante dan, 91b. Der selbe 
Merttn abir nam di reise sin mit kleinre 
kumpanie^ 115d. Pfeiffer, 184. 

kumpäwely adv.y s. v. a. kapdweL 

Kumpe, 97»., s. Kompan. 

Kumpel, m,y s. Humpel. 

Kumpen, m.. Dem. Kumpchen, s. Kampen. 

kumplet, adj y s. komplet 

Kumst, Kumbst, pltd. Komst, Kompst, 

m.y Kohl, besonders Weifzkohl, sowohl 
der frische, als auch der eingesäuerte. 
Bock^ 29. Hennig, 131. Aus dem 
lat. compositum^ womit man früher ein- 
gemachte Dinge bezeichnete: Kompost^ 
Kompstj Komsty Kumst Poln. kapusta, 
lit. kopustaSy bayer. Ournpost^ Kumpost^ 
Kumpes. Schmeller 11,49. In Hessen: 
KappuSy Kappes, Kappeskraut, Kompes, 
Kumpes, Kaumpes. Vilmar, 193. 218. 
In Estland: KumskoM, Sallmann, 36a. 
In Danzig giebt es eine Kumst-y pltd. 
Komstgasse, in Königsberg einen Kumst- 
Speicher, d. h. nicht einen Speicher, in 
welchem Kumst verkauft wird, sondern 
der diesen Namen nach einem Kohl- 



446 



Kumstfarbe — kunkeln. 



köpf in seinem Schilde führi. De Komst 
schmeckt erseht got^ wenn de Su dorch- 
g^agt ös. Sure Komst schmeckt got^ 
äwer hei mot schwtnsch afgemäkt sön, 
Sure Komst mot Premke^ als Scherz- 
Gericht. Es dünkt manchem Mütter^ 
chen^ es sei/ nicht rahtsam im, Schalt- ■ 
Jahr viel Kapptis^Kraut oder Kombst zu 
pflanzen^ denn nur eitel Schälcke daraus 
wurden und keine Häupter, Linem. 
B 2a. Auf saurem Kamst bleiben^ iu 
der Schale zar Strafe nachbleiben. 
Weichseldelta. 

Kumstfarbe, /., Farbe des. Kumstes; 
Bernstein von dieser Farbe. Vgl. Stein. 

Kunde, m., von kennen^ einer, der 
Kunde von einer Sache hat. Jetzt fast 
ausschUefzlich in der Bedeutung Han- 
delsfreund , Geschäftsbekannter. Der 
Kaufmann hat viel Kunden. Er ist ein 
guter Kunde^ er entnimmt viel aus dem 
Geschäfte. IronisQ^xond ohne Hinblick 
auf die Geschäftsverbindung: Das ist 
mir ein guter Kunde^ ein sauberer 
Bursche, ein gefahrlicher, ein durch- 
triebener Mensch! Bi so'ne Kunden on 
bi crem Wark Es so'n kleen Bet Be- 
drog en reiner Quark. Dorr, 1. Wiew., 
118. Ebenso in Schweden: en kund. 

kundig, adv.y bekannt. Da mit er ouch 
irwachte kundic machte abir dem wibe 
dt gesteht Jeroschin, 154b. Pfeiffer, 
185. 

Kundschaft, /. 1. persönliche Bekannt- 
schaft. 2i bei Jeroschin: Kenntnis, 
Erkenntnis, das Wissen: himftiger 
dinge kuntschaft. Pfeiffer, 185. 3. 
Blech marke, welche den zugereisten Ge- 
sellen der geschenkten Handwerke (s. d.) 
auf der Herberge zur Legitimation bei 
Einziehung des Yiatikums an dem be- 
treffenden Orte eingehändigt wird. 

Kungerpreufzen, p/ur., Name der heid- 
nischen PreuTzen, die unter Fürsten 



standen, die, neben Ryhs^ Rekis^ Reyks 
(res, reges), auch Kongos oder KunigSj 
von dem lett. A^^n^s Herr, hielzen. Beh- 
nisch, Gesch. der Stadt Bartenstein etc., 
16. 

Kunkel, /., altes Weib. Von Kunkel 
Spinnrocken. In Estland dickes, run- 
des Frauenzimmer. Sallmann, 36a. 

Kunkelel, /., s. kunkeln. 

kunkeIfQs, adj , kunkelfusen, sw.^ Kun- 
kelfuserei, /., s. kunkeln. 

KunkeKOs', /., s. FQse. 

kunkeln, sw.^ heimlich reden, hinter- 
rücks reden, munkeln, heimlich thun. 
Kunkel Rocken ist der Stamm. Davon 
Gekunkel, n,^ heimliches Gerede, aber 
auch 8. V. a. Gemunkel, n., in seiner 
scharfem Bedeutung: dunkles Gerücht. 
Kunkelel, /., Durchstecherei, welche sich 
in Geflüster kundgiebt, hinter dem 
Kücken eines andern handelt. In der 
Verstärkung KunkeIfQserei, /., Durch- 
stecherei, die den Betrug nicht scheut. 
In gleichem Sinne kunkeIfQsen, mo., dies 
aber auch, nach Mühling, schlechte 
Wirtschaft fuhren,. Verwirrung anrich- 
ten. Hennig, 139, hat kunkeKus, adj.^ 
verwirrt, unordentlich (nach Mühling 
auch noch betrügerisch, listig, diebisch) 
und meint, es sei aus dem lat. confusus 
entstanden. Wenn aber die latein. 
Sprache zur Erklärung dieses Wortes und 
der voraufgehenden kunkelfüseny Kun- 
kelfuserei herbeigezogen werden muEz, 
so empfiehlt sich als geeigneter /tmo, 
das aufzer der eigentlichen Bedeutung 
des Gielzens auch noch die des Er- 
gusses in der Rede hat; Kunkelfusen 
wären also Geschwätze am Rocken. Im 
Nachtrage, S. 330, erklärt sich Hen- 
nig auch für die Ableitung von Kun'^ 
kely kommt aber, da qt/us = Fulz als 
^Zusatz, wo pars pro toto genommen 
ist, wie z.E. Hahnenfufz, Zabbelfulzetc.^ 



Kuns — Kuppelweib. 



447 



ansieht, zu einem Sabstantivbegriff, 
während er kunkelfus, oc^'., mit ver- 
wirrt, unordentlich erklärt. In Hessen 
die Kunkelfu^en betrügliche Reden, 
Spiegelfechtereien, leere Ausreden, in 
Mecklbg. -Vorpomm. Vorspiegelungen, 
Durchstechereien. S. auch Danneil, 
120b. Vilmar, 232. Mi, 48. Vgl. 
Grimm, Wb. V, 2662. S. FQse. 

Kuns, m. Vom., s. Konert 

Kunter, m. 1. kleines kräftiges Pferd, 
Bauernpferd, nach Nsslm. Forsch. 2; 
Th., 84, besonders kleiner Wallach, üt 
künterüy poln. kon Pferd. Über dieses 
merkwürdige Wort, das ursprünglich 
Ungetüm und dem Ahnl. bezeichnet, und 
seine mannigfachen Bedeutungen s. 
Grimm, Wb. V, 2741. 2. scherzweise: 
kleines kräftiges junges Frauenzimmer; 
nach Schemionek, 22, jeder kleine 
aber derbe Mensch. 

kunterbunt, adj. u. adv. 1. ungeord- 
net, regellos, au(zergewöhnlich, mit dem 
NebenbegnfiP des Ungeheuerlichen. Er 
redet kunterbunt Das geht mir doch 
etwas zu kunterbunt zu. Wenn öck nich 
önrnier bi er stund . . . Denn ging de 
Wörikschaft kunterbunt^ drunter uod 
drüber. Dorr, 22. Et geit nemich 
so kunterbunt to wt op er Welt^ das 
Aufzerge wohnlichste und Ungeheuer- 
lichste ist auf Erden möglich. Ganz 
kunterbunt seit he (der angetrunkene 
Spiefzbürger) de Ben. Samland. Fir- 
menich III, 115 b. 2. bunt in der 
Farbe, buntscheckig, geschmacklos, wie 
kdkelbunt. Doch nimmt es (ein Tier im 
Rätsel) Farben an sechs ^ sieben ^ €u:ht^ 
neun^ zehen^ grün^ gelb, blau, kunter- 
bund. Carm. nupt III, 203 d. S.Grimm, 
Wb. V, 2744. 

kunträr, ado., im Gegenteil, nicht 
nach Wunsch; das franz. contravre. 



Kunz, m., apfelartiger Auswuchs, s. 
Schlafkunz. 
KUpe, /., s. Kfpe. 
Kuppelfrau, /., s. Kuppelweib. 

Kuppelmarkt, m , Yiehmarkt, Pferde- 
markt, weil auf demselben gekuppelt, 
d. h. gekauft und getauscht wird. Du 
wärschty denk\ gesta an Mohring (Meh- 
rungen) of em Kuppelmarchtf Firme- 
nich I, 115a. 

Kuppelmatz, m., Mensch, der viel kup- 
pelt, handelt, kauft und verkauft. Trei- 
chel. Vgl. kuppeln. 

kuppeln, sw. 1. koppeln, verbinden. 
Daher 2. zwei Personen verschiedenen 
Geschlechts zusammenbringen, vereini- 
gen: ehelich oder zu aul'zerehelichem 
Verkehr. In letzterem Sinne: Kuppler, 
m. und Kupplerin, /. 3. handeln, Klein- 
handel treiben, tauschen. Schüler kup- 
peln, wenn sie ihre Sachen gegen ein- 
ander austauschen. In Westpr., nach 
Treichel, kaupeln, ebenso in Posen; 
Aayotl KaupUr, KaypUrei. Bernd, 119. 
Altpr. kaupiskan Handel, poln. kupic 
kaufen, kupiec Kaufmann, kupia, kupla 
Handel, Kauf. Nsslm. Forsch. 2; Th., 
84. 

Kuppelpelz, m,, scherzhafte Bezeich- 
nung der Belohnung für das Zustande- 
bringen einer Ehe. Sich einen Kuppel- 
pelz verdienen, ein Paar zur Heirat zu 
bestimmen suchen. Rührt von der ver- 
alteten Sitte her, daTz der Freiersmann 
einen Pelz zum Geschenk erhielt. Aus 
kuppeln. Wi wollen ju to Herrn Bdk 
bringen, an dem ji 'nen Kuppelpelz ver- 
deenen umllen. Dorr, 1. Wiew., 126. 

Kuppelweib, n., Handelsfrau; von kup- 
peln. In Danzig nach E. Förstem. 
auch Kupplerin. Die Kuppelweiber kaufen 
vor den Thoren und auf den Märkten 
der Stadt den Landleuten ihre Waren 



448 



Kapperrot — Kür. 



ab oder besorgen sich dieselben von 
Grofzhändlem und rufen sie durch 
die Strafzen zum 'Kaufe aus. Einige 
von ihnen haben jedoch auch feste 
Plätze. Ihre vor^glichsten Handelsar- 
tikelsind Gemüse^ Eier, Obst, Fische etc. 
Der StraTzengesaug der Kuppelweiber 
ist eine eigentümliche Erscheinung Kö- 
nigsbergs. Proben davon s. Sprw. U, 
1636 u. Rosenkranz, Kgsbg. Skizzen 
I, 162£F. Zur Ergänzung: NaEierftw 
(fünf) e DüUke, Eier, Eierl Den Ruf 
hörte man vor 40 und mehr Jahren; 
heute sind die Eier in Kgsbg. ein teurer 
Artikel. Ein Ruf jener Zeit ist auch: 
Na hetey fette Qrötivorscht^ kete^ hete! 
heifze^ fette Grützwurst. Berüchtigt sind 
die Kuppelweiber durch ihre Grobheit 
und ihre Fertigkeit in gemeiner Schimpf- 
rede, daher sprichwörtlich : Er schimpft 
wie ein Kuppelweib. Vgl. das ABC der 
Fischbrücke, Sprw. II, 743, und die 
ebd. Nr. 1636 mitgeteilten Schimpf- 
wörter. Über die (frühere) eigentüm- 
liche Kopftracht der Kuppelweiber s. 
Kopftuch. Hennig, 139. 

Kupperroty n., Kupferrot, Zincum sul- 
phuricum. 

Kupricky m., s. KrQprock. 

KupSy Kupsty m. u. /. 1. s. V. a. Keps 
(s. d.). 2. kleiner Erdhügel auf Wiesen, 
"Weiden und Palwen ; auf der kur. Nhg. 
Kupsen die vom Winde unregelmäfzig- 
ausgerissenen und teilweise dünn mit 
Sandgräsem bewachsenen Hügel. Altpr. 
M. IV, 208. KupatundKaddik! SfTeLche 
der Glocken in Coadjuthen bei Tilsit. 
Volksr., 270, 937. Lit. kupstas Wiesen- 
höcker, poln. kopiec ein aufgeworfener 
Erdhügel, Grenzhügel, poln. wie lit. 
kupa^ /., Haufe. 

Kupschell, Kupschellef, rn. 1. Yor- 

käufer, Aufkäufer, Kleinhändler, Höker. 
Bock, 29. Hennig, 139, leitet es vom 



lit. kupcz^lüj Dem. von kupczus Kauf- 
mann, Handelsmann, Vorkäufer ab, 
Nsslm. Forsch. 2; Th., 84, weist auf 
lit. kupczdlninkas Kleinhändler, Höker 
hin; doch dürfte das engl, seüer Ver- 
käufer mit in Erwägung zu ziehen sein. 
Pohl. kupi6 kaufen, kupczyc Handel, 
Kramerei treiben, kupiec Kaufinann. 
Wo sich Kupscheüen oder Kaufgesellen 
am curischen Strande finden lassen^ und 
ohne Vorwis&en des Burggrafen und 
Fischmeisters heimlich Fisch aufkaufen^ 
denen soll der Fisch genommen werden. 
Preufz. Fischerordnung, S. 19. Hen- 
nig a. a. 0. Den fremden Kupschellem 
ist es nicht erlaubt^ vor Jacobi Fische zu 
kaufen etc. Fischerordnung von 1738. 
Bock, Nat. IV, 701. Sperber, 19, hat 
Kopscheller Pferdehändler, Rofztäuscher 
aus Liebhaberei. Auch Gordack er- 
klärt Kupscheüer Pferdetäuscher und 
hat KupscheUermarkt für Pferdemarkt 
S. Kuppelmarkt. 2. bildlich Gauner, Be- 
trüger. Dat ÖS en rechter Kupscheller 
Samland. 
kupschellen, kupschellem, sw.y kuppeh, 

tauschen, schachern, handeln; betrügen. 

Da^on verkupschellen, verkupschellem, 

verkuppeln etc. 

KQr,/., der Tag im Jahr, an welchem 
die Grofzbürger zusammenkamen, um 
sich von den Alterleuten Rechnung über 
die Verwaltung der Zunftkasse ablegen 
zu lassen. Gleichzeitig pflegte auch die 
Neuwahl des Ältermeisters stattzufinden, 
daher der Name; doch hiefz der Tag 
auch Wahl, /. Ahd. chutt, chure, mEd. 
küre^ kür. Hennig, 47. S. das fol- 
gende. 

KUp, /., Wahl, und zwar Wahl der 
Ratspersonen. KUrtag, m.^ Tag im Jahr, 
an welchem die obrigkeitlichen Per- 
sonen gewählt und öffentlich bekannt 
gemacht wurden. Danzig. Klein 1,264. 



kuranzen — Kurre. 



449 



kUTBnzen, sw,, prügeln, peitschen; aber 
auch derbe anfahren, aasschelten. Wacht 
man, Franzos^ dat findt sek schhn, Wi 
wäre dikuranze! Volkslied: Dat Dan- 
ziger VoUblot an de Franzose. 1870. 
Danz. Dampfboot, Nr. 173. Eine ver- 
wandte Bedeutung hat das Wort in den 
Versen: Matz gemakt. nu weWn wt 
danzen On de Mähend Wom koranzen, 
Volksl, 43, 27, 9: wir wollen die Mäd- 
chen tüchtig hemmschwenken, taozend 
mitnehmen, angreifen. Treichel ver- 
zeichnet die Zusammensetzungen, ab-, 
an-, auskuranzen. Schwed. kurrantsa, 
engl, to cwrry gerben und striegeln, 
aber auch ^)rugeln. Schemipnek, 22. 
Hupel, 134. Grimm, Wb. V, 2793. 
Vgl. Karenz. 

Kurb, w., Schnupftabaksdose von Bir- 
kenbast. Kr. Neustadt. Treichel. 
Von dem poln. koray kura Baumrinde, 
Borke. Die Tabaksdose aus Hörn heilzt 
ROschke, /., von rög Hörn. 

kurdeln, kurdien, kurein, kurlen, sw., 

das hörbare Rollen der verschlossenen 
Winde in den Eingeweiden. Das Wort 
ist schallnachahmend, ähnlich wie bur^ 
beln, doch erinnert es auch an kullern 
rollen, und hört man auch: es kullert 
mir im Bauche. Schwed. kurla girren. 
Bock, 29. Hennig, 139. 

Kurduppel, Kurdupsel, m., s. Korduppel. 

KOre, m,y Bewohner der kurischen 
Nehrung und der Memeler Gegend, 
ursprünglichEurlands, lit.At^r82is. Auch 
die Letten und Ldtauer werden vom 
Volke Kuren genannt. Die Kuren 
bringen Gemüse, vorzugsweise' Euinst 
und Zwiebeln, auf ihren Kähnen nach 
Königsberg. Das Volk nennt sie hier 
Zippelkuren Zwiebelkuren. Bei dem 
Trunkenen sönd de Küre angekäme — 
de Kvre hebbe em behext — ön e Mäk, 
in der Mache^ gehatt, Sprw. I, 445, 

Frischbier, Wdrterbaoh I. 



S. 36. Die JSjiren sprechen litauiscli 
und lettisch; letztere Sprache nennen 
sie kurisch. Auch in Estland kursch 
statt kurländisoh. Sa 11 mann, 125a. 
Kurisches Wetter ist rauhes, unbeötäa- 
diges Wetter, bezeichnet aber auch den 
Donner und gilt als Fluch. Warmbier 
mit Branntwein nennt man ironisch: 
kurischen Kafee. Hennig, 48. Pi- 
sanski, 5. Sprw. I, 4037. 

kurein, d«(?., s. kurdeln. 

Kurler, w., von kurieren, Arzt. P6rd8- 
kurier, Pferdskurier, der Rofzarzt Muh- 
ling. 

kOrisch, adj , s. KQre. 
. Kuriemurrepuff, m., eine besondere 
Trinkart in der Dzg. Nhrg. Viol^t, 
165. 

Kurmur, m., s. Kormor. 

Kurp, TW., plur.^ Kurpien, Bastschuh, 
Pareske (s. d.). Von dem gleichbed. 
poln. kurp, plur. kurpie, lit. kurpe Schuh. 

kurr, Lockruf für die Kurre, Pute. 

Kurraich(e) (a — a), /., courage. He 
heft kene Kurräsch nich. Den Ausdruck 
Mut braucht der Plattdeutsche nicht. 
V. Auer. 

Kurre, /., Kurrhahn,m. 1. kalkutischer 
Hahn, Truthahn, Pute, Meleagris gallo- 
pavo. Gewöhnlich pflegt man die Trut- 
henne Kurre) Kurr, den Puter Kurr- 
hahn zu nennen; poln. kura Henne, 
kur Hahn. Kun^^e) kann auch als Nach- 
bildung des eigentümlichen Tones ge- 
deutet werden, den der Vogel hören 
läl'zt. Vgl. KalkQn. Bock, 29. Hen- 
nig, 139. Nsslm. Forsch. 2; TL, 84. 
2. MenscK, der leicht gereizt ist, wie 
eine Kurre. Der Mensch,, verglichen 
mit der Kurre : Wie ein Kurrhahn giftig 
sein -r denken; — es innerlich haben 
me die Kun^r den Gesang; — den Kopf 
hängen vm die jungen Kurren beim Regen- 
wetter. Korrespbl. HI, 52. S. kurrig. 

29 



450 



kurren — kus. 



klirren, sw.^ knurren, murren. Müh- 
lin g, der es Substantiv, erklärt: Un- 
zufriedenheit, Murren. 

klirren, sw., s. kirren. 

Kurrenfahrer, m.^ Fahrer, Segler, 
Fischer auf dem kurischen Haff, der 
die Kurrenfischerei betreibt. 

Kurrenfischerei, /, Fischerei mit dem 
Kurrengam, über Zeit, Ort und Art 
und Weise ihrer Ausübung s. Fisch- 
Ordn. f. d. kur. Haff, § 18. 

Kurrenfresser, pltd. KurrefrSter, m., 
aus Kurre und fressen zusammengesetzt, 
zur Bezeichnung eines Reichen. Et 
ward e Kurrefrcter begräwe^ wenn ein 
Leichenzug mit grolzem Gepränge die 
Straizen durchzieht. Kgsbg. Vgl. Bra- 
tenfresser. 

Kurrengam, Kurrennetz, in älteren Ur- 
kunden churländisch Garn, Kauren-, Korl-, 
Kordelgarn, lit. kurenai, n., grofzes zwei- 
flügeliges Zugnetz, mit Segelfahrzeugen 
betrieben, nur auf* dem kurischen Haff 
in Gebrauch. Das Kurrennsiz ist ein 
Gaddemetz (s. d.). Wohl aus Kurdel^ 
Kordel Leine, Schnur, da die Einfassung 
des Netzes, die Simme (s. d.), eine starke 
Leine ist. Die Beschreibung des Netzes 
s. Benecke, 333 ff. FiscL-Ord. f. d. 
kur. Haff, § 18. Bock, Nat. Ü, 719. 
Sperber, 20. 

Kurrenkahn, m., Segelboot zum Be- 
triebe des Fischfanges mit dem Kurren- 
netZy lit. kurenu-walte. Beim Fisch- 
fange sind stets zwei Böte thätig. Sie 
heiizen auch Braddenkähne^ lit. braddaus" 
walte. Eurisches Haff. Beschreibung 
s. Benecke, 333. 

Kurrennetz, n., s. Kurrengarn. 

Kurrenpest, /., s. Gesselpest 

Kurrhahn, m, 1. Truthahn, Kurre 
(s. d.). 2. leicht gereizter Mensch. Er 
ist ein rechter Kurrhahn. 3. Karten- 
spiel. Vgl. Kaschlan, 



kurrig, adj,^ reizbar, leicht erregbar, 
ärge'rlich, heftig, jähzornig, ungehalten, 
frech. Er ist gleich kurrig^ in einigen 
Gegenden (Friedland Ostpr.) auch karrig. 
Hei ÖS kurrig vne de Pogg on e Teer- 
pudel. Sprw. I, 2256. Von Kurre^ 
welche ebenfalls leicht gereizt ist. S. 
Sperber, 20. Schemionek, 22. Altpr. 
Mtsschr. Vni, 366. 

Kurrmurr, ?/»., s. Kormor. 

KUrste, Kurste, /., s. Kirste. 

Kurtke, m. u. n., s. Kutschke. 

kurz, adj. l. brems. Dat Körte on 
dat Lange von det* Sach, „der langen 
Rede kurzer Sinn.** Dorr, 1. Wiew., 
42. 2. ulnr kurz^ kurz vorher, kurz 
hernach. Abir ubir kurz dar nach — 
da melte er btnamen alle. Jeroschin, 
141b. Pfeiffer, 185.- 

kurzpingelich, adj.y kurz angebunden, 
schnell fertig mit Rede und Gegenrede. 
Ygl. pingeln. 

kui, oJ/., klein, kurz, abgestumpft; 
poln. kusy gestutzt, abgestutzt, kurz. 
Hiervon Kutel m. u. n., das Kleine, 
Kurze überhaupt: in der Gegend von 
Pillkallen ist Kuzel ein kleines Gebäck 
aus Weizenmehl, ein Zwieback; dann 
auch eine kleine Fichte; letztere aul'zer 

Ku^el auch Kuielfichte, Kuijefichte, Kuijel- 

fichte (poln. choina aus dem nicht mehr 
üblichen choja Fichte). Bei Danneil, 
121 b^ Ku9sel (ss = f) zusammenstehen- 
des Strauchwerk ; niedrige Tanne : Danri- 
kussel. In Pommern KusCy /., Backen- 
zahn. D ahn., 263b. ^iaXt Kusel, Kuzel 
hört man auch Kruzel, worin das deutsche 
kurz anklingt. Kuser^ m.^ allgemein 
alles Verkürzte, ein kurzer, dicker 
Knüttel, dann aber auch ein kleiner 
Mensch, namentlich ein kleines dickes 
Kind {mein Kuselchen^ Kuielkej Kuser- 
chen^ Kuserke% ein kleines Pferd. Kui- 
zagel, m. , kurzer Zagel, Schwanz,