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F9Z-'
/
PREÜSSISCHES WÖRTERBUCH.
OST- UND WESTPKEUSSISCHE PROVINZIALISMEN
IN ALPHABETISCHER FOLGE.
VON
H. FRISCHBIER.
ERSTER BAND.
A — K.
BERLIN 1882.
VERLAG VON TH. CHR. FR. ENSLIN.
(ADOLPH ENSLIN.)
Vorw^ort«
1/as Material für das Preufzische WSrterbuchy dessen erster Band vorliegt,
ist Ton mir in einem Zeitraum von fast dreii'zig Jahren zusammengetragen
worden. Zunäclist sammelte ich allein; bald traten gleich strebende Freunde
mit an die**Arbeit; nach und nach erschlossen sich ältere handschriftliche
Sammlungen gleicher Art; die einschlägige Litteratur wurde selbstverständlich
verwertet: und so bildete sich in der Stille und sehr allmählich das Werk, an
dem ein gut Stück meines «Lebens hängt, das ich grofz gezogen in Liebe und
Treue, das ich gehegt mit Ausdauer und Opferfreudigkeit, das ich in die Welt
seude ohne jede Hoffaung auf klingenden Gewinn, einzig mit dem Wunsche,
«
dafz es sich liebe Freunde gewinne uud der Heimat Sprache durch die Jahr-
hunderte erhalte.
Selbst ein Sohn des Volkes — mein Vater war ein schlichter Handwerker
in Königsberg, und die plattdeutsdhe Sprache ist meine eigentliche Mutter-
sprache — y habe ich Herz und Ohr für das Volk und seine Sprache offen
behalten, und in mir ruht als Erbteil aus dem Vaterhause wie als eigene Er-
rungenschaft aus dem Verkehr mit dem Volke ein grofzer Teil des Wort-
schatzes, den ich in dem vorliegenden Werke zum Gemeingut mache. Doch
wie hätte der Einzelne den unerschöpflichen Born der Volkssprache ausschöpfen
können! Hat die vorliegende Zusammenstellung in Wahrheit Anspruch auf
eine gewisse Vollständigkeit, so ist diese doch nur erreicht worden durch die
treue Beihilfe zahlreicher Mitarbeiter, durch die Heranziehung älterer hand-
schriftlicher und gedruckter Sammlungen. Der umfangreichen Sammlung
prenfzischer Provinzialismen von Mühling bin ich unter den „Abkürzungen^
gerecht geworden ; als unmittelbare Grundlage dieser und natürlich auch meiner
Arbeit sind die* Idiotika von Bock und Hennig zu nennen. Beide Bücher
(die Tollständigen Titel s. in den Abkürzungen) sind sehr selten geworden.
Bocks „Entwurf'^ umfaTzt nur 86 Seiten klein Oktav und giebt meist einfach
Vokabel und Erklärung; Hennigs „Wörterbuch**, im Formate nicht gröfzer
a*
IV Vorwort
als sein Yorgänger, in der Ausstattung mangelhafter, hat einen Umfang von
340 Seiten und versucht sich häufiger in etymologischen Erläuterungen : leider
aber hat Hennig die Litteratur seiner Zeit^ die wesentliche Unterstützung
bietet, mehrfach gar nicht, hin und wieder nur mangelhaft benutzt. Als ein
wirklicher Schatz etymologischer Erörterung hat sich dagegen Nesselraanns
Thesaurus Knguae Prussicae erwiesen, wie denn auch die sonstigen sprachlichen
Schriften dieses verdienstvollen Gelehrten, wie die von ihm direkt mir zugegangenen
Mitteilungen, dem vorliegenden Buche von grolzem Nutzen gewesen sind.
Wohl keine Provinz unseres grofzen Vaterlandes besitzt auch nur an-
nähernd einen ähnlichen Reichtum an Idiotismen wie gerade Ost- und West-
preufzen. Infolge der zahlreichen Einwanderungen deutscher Kolonisten fast
aller Stamme während der Ordenszeit und später, begegnen wir hier den ver-
schiedenartigsten Wortbildungen, den mannigfachsten dialektischen Formen.
Die Berührung und Mischung der Ansiedler mit den slavischen und litauischen
Nachbarn, wie sie seit Jahrhunderten bestanden, und der gleich alte Verkehr
mit überseeischen Nationen hat femer dazu beigetragen, der Mundart eine
Färbung zu geben, die frappiert, aber auch interessiert; ja Funken jener längst
erloschenen Sprache der heidnischen Ureinwohner des Landes blitzen hin und
wieder in einzelnen Wörtern auf, und diese bilden eine weitere Eigentümlich-
keit preufzischer Mundart. Diese Wortformen zurückzuführen auf ihre Anfange,
erschien mir als ein notwendiges Erfordernis für ein Preufzisches Wörter-
buch; es sind daher in dem vorliegenden Werke für die etymologische Klar-
stellung der betreffenden Wörter die in Betracht kommenden fremden Sprachen
und die deutschen Mundarten nach Bedür&is herangezogen und nach bestem
Wissen und Können verwertet worden. Dafz ich ferner besondere Sorgfalt
auf die Erklärung der einzelnen Wörter verwandt, dürfte ein auch nur flüch-
tiger Blick in das Werk darthun; ebenso bin ich bemüht gewesen, durch
treffende Belege für Klarstellung der Bedeutung des Wortes nach Möglichkeit
zu sorgen. Wenn ich für den letztem Zweck meine früheren Sammlungen
mit benutzte, so kann dies dem Buche nur .zum Vorteil gereichen, und es hat
mir Freude gemacht, iiT betreff dieser Verwendung einer freundlichen Zu-
stimmung zu begegnen. Herr Dr. Ludwig Freytag sagt bei Besprechung
der beiden ersten Lieferungen des Wörterbuches in dem „Magazin für die
Litteratur des In- und Auslandes" (Jahrgang 1882, No. 22) hierüber Folgen-
des: „Mit besonderer Hingabe und grolzem Verständnisse hat der Verfasser
das volkstümliche, sprichwörtliche Element betont, ebenso lokale geographische
Eigentümlichkeiten und volksmälzig abergläubische Ausdrücke und Bräuche,
und so hat das Werk nicht bloiz für den Sprachenforscher, sondern auch für
Vorwort. V
den Ealtarhistoriker nnd den Freund . des Volkstums im Allgemeinen seinen
bleibenden, bedeutenden Wert/ Fände diese Auffassung allgemeine Zustimmung,
wer könnte zufriedener sein, als. ich?
Es hat nicht in meiner Absicht gelegen, die Lokahiamen der Provinzen
Ost- und Westpreufzen vollständig der Sammlung einzuverleiben ; diese wurden
vielmehr nur herangezogen, so weit sie in Glimpf und Schimpf im Yolksmunde
leben oder der eigentümlichen Volksetymologie anheimgefallen sind. Volks-
tümliche naturhistorische Namen dagegen haben, und ich glaube mit Recht,
die umfassendste Berücksichtigung gefunden; doch mutzte der überreichen und
durchaus nicht zuverlässigen Nomenklatur in dem Werke von Hagen:
„Preuizens Pflanzen" mit strenger Prüfung entgegengetreten werden. .Sehr
dankenswert erwiesen sich dagegen die Beiträge von A. Treichel in: „Volks-
tümliches aus der Pflanzenwelt — Die jüdischen Vornamen sind meist als
im Kreise Flatow heimisch bezeichnet, nicht weil sie dort ausschliefzlich vor-
kommen, sondern weil sie daselbst von Schmitt zusammengestellt worden sind.
Es bleibt mir noch übrige in betrefiP der angewandten Accentuation das
Erforderliche zu sagen. Die Länge des Vokals ist, abgesehen von rein hoch-
deutschen Wörtern, durch einen Cirkumflex (^) bezeichnet; wo dieser fehlt,
ist der Vokal kurz. ^ folgt kurzem Vokal und ist geschärft, fast gleich Jz^ zu
sprechen, seh bezeichnet den eigentümlichen Laut, der dem französischen j
gleich klingt und polnisch durch i ausgedrückt wird, e gebrauchte ich zur
Bezeichnung des «-Lautes, der gleichen Klang mit ä hat. ^Das § in den Be-
legen aus Dorrs „De löstgen Wiewer" ist von dem Herrn Übersetzer für den
a-La&t verwandt und von mir beibehalten worden. Die plattdeutschen Infini-
tive haben meist ein (ra); dieses gilt für die Aussprache derselben in West-
preufzen, während in Ostpreufzen das Schlui*z-n stets weggelassen wird. Be-
merkt sei noch, daf'z ein (?) hinter Substantiven anzeigt, dal'z das Geschlecht
derselben unbekannt war.
Das Erscheinen des Werkes in Lieferungen hat es ermöglicht, dafz mir
von verschiedenen Seiten oft recht wertvolle Beiträge zur Ergänzung der
Sammlang zugegangen sind. Indem ich für diese freundliche l'eilnahme den
geehrten Einsendern besten Dank sage, erlaube ich mir zugleich die Bitte, in
derselben auch für die Folge nicht erkalten zu wollen; doch könnte meine an
nnd für sich zeitraubende Arbeit wesentlich erleichtert werden, wenn die be-
treffenden Beiträge Wiederholungen des bereits Gedruckten vermieden und auf
einseitig beschriebenen Blättern mir zugingen. — Ich behalte mir vor, am
Schiasse des Werkes ein genaues Verzeichnis aller Mitarbeiter mit meinem
herzlichen Danke zu veröffentlichen.
VI Vorwort
Trotz peinlicher Korrektur 'meinerseits, iiaben sich dennoch mehrfache
Druckfehler eingeschlichen, die ich freundlichst zu entschuldigen und nach dem
mitgegebenen Verzeichnis zu berichtigen bitte. Behufs völliger EUchtigstellung
des Textes wäre mir die Mitteilung etwaiger noch übersehener Druckfehler er-
wünscht.
Doch wie könnte ich mein Vorwort schliefzen, ohne des leider zu früh
dahingeschiedenen Verlegers dieses Werkes zu gedenken! Herr Adolph
Enslin (f 25. Juni 1882) hat auch diesem Buche, wie meinen früheren volks-
tümlichen Arbeiten, das wohlwollendste und uneigennützigste Entgegenkommen
bewiesen. Es wäre indiskret, seinen Hoffisungen auf das Werk, die er mehr-
fach und noch von seinem Krankenlager aus gegen mich ausgesprodien, hier
wiederholenden Ausdruck zu geben: wünschen aber möcHte ich, dafz si^ sich
erfüllten, und danken mufz ich dem teuem Verstorbenen, dafz er seinem letz-
ten gröfzeren Verlagswerke eii^e so würdige Ausstattung gegeben. Möge dem
Biedern die Erde leicht sein! Sein Andenken lebt in meinem Herzen.
Gemahnt an den Tod, bitte ich den allgütigen Gott, der bisher all' mein
Thun so reich gesegnet^ dafz er mir Kraft und Gesundheit erhalte, dieses
Werk zu beenden.
Königsberg, 12. August 1882.
H. Frischbier.
Abkürznngen.
A.et« Bor« Acta Bortusica EcckBicuHca^
CiviKa, Lüeraria etc. Königsberg und Leip-
zig 1730 f. Drei B&nde.
Adelung« Grammatisch-kritisches Wörtbr-
bnch der hochdeutschen Mundart etc von
Joh. Chr. Adelung. Zweite Aufl. Leipzig
1793 f. Vier Btode.
adj« Adjektivum.
adr« Adyerbium.
mg%. angelsächsisch.
ahd« althochdeutsch.
alem« alemannisch.
altfr« altfriesisch.
Altm« Altmark.
altn« altnordisch.
altpr« altpreulzisch, aus der Sprache der
heidnischen Freufzen stammend.
Altpr« Mm oder Mtsschr« Altpreussische
Monatsschrift zur Spiegelung des provinziellen
Lebens etc. Herausg. yon R. Reicke und
£. Wiehert. Königsberg 1864 u. ff.
alta« alts&chsisch.
amhd. altmittelhochdeutsch.
angfUj auch ags. angelsächsisch.
Anhang zu Soph« B« Anhang zu Sophiens
Reise. Leipzig 1776.
Anton« Alphabetisches YerzeichniTz meh-
rerer in der Oberlausitz üblichen, ihr zum
Theil eigenthümlichen, Wörter und Redens-
arten. Yon Karl Gottlieb Anton. Stuck 1
bis 19. Görlitz 1825—1848. Schulprogramme.
[Die erste Zahl bezeichnet das Stück, die
zweite die Seite des betr. Stückes.]
T« Aner« Handschriftliche Sammlung des
General y. Au er- Goldschmiede unter dem
Titel: Heimathsklftnge oder Ostpreufzischer
Sprachschatz. Gesammelt in Grünhof (Sam-
land, B[irchspiel Pobethen, Kr. Fischhausen)
im Sommer des Jahres 1860. 12 Bl&tter
gr. 8«.
Banemep« Bauemepistel. Einer guten
Freundin zum Wiegenfeste etc. Im Volks- '
dialekt bei Danzig. Pr. Proy.-Bl. XXVH, 60f.
[Die Zahlen bezeichnen die Verse.] «
bajer« bayerisch.'
Bech« üeber Nicolaus von Jero%chin, Von
FedorBech. Germania. Viorteljahrsschrift für
deutsche Alterthumskunde. Herausgegeben von
Franz Pfeiffer. VII. Wien 1862, S. 74 ff.
Behniseb. Versuch einer Geschichte der
Stadt Bartenstein in OstpreuTzen und des
Kirchspiels, als Denkmal der öOOj&hrigen Ju-
belfeier der Stadt am 3. August 1832 von J. G.
Behnisch, Pfarrer. Königsberg 1836.
Beitr« s« Kde« Pr« Beiträge zur Kunde
Preussens. Königsberg 1818 ff. 7 Bände.
Benecke« Fische, Fischerei und Fischzucht
in Ost- und Westpreussen. Auf Grund eige-
ner Anschauung gemeinfasslich dargestellt yon
Dr. Berthold Benecke. Königsberg 1881.
Bernd« Die deutsche Sprache in dem
Grofzherzogthume Posen und einem Theile
des angrenzenden Königreiches Polen etc.
Von Dr. Chn. Sam. Theod. Bernd. Bonn
1820. [Die Hinweise auf die Einleitung sind
mit: Bernd, E. u. betr. pag. bezeichnet.]
Birlinger. Schwäbisch-augsburgisches Wör-
terbuch. Herausgegeb. yon Dr. Anton Bir-
linger. München 1864.
Bock« Idioticon Pnu%icum oder Entwurf
eines Preufzischen Wörterbuches, Darin die
deutsche Bedensarten und Ausdrücke die allein
in hiesigem Lande gebräuchlich sind, zusam-
men getragen uHd erörtert werden sollen, er-
öfiiet yon Joh. George Bock. Königsberg
1769. 8°. 86 S.
VIII
Abkürzimgeii.
Boeky Kat« Versuch einer wirthschaftlichen
Natnrgeschictite yon dem Königreich Ost- und
Westpreussen. Von Fr Samuel Bock. Kö-
nigsberg 1782—85. Fünf B&nde.
böhm« böhmisch.
Boldt. Wm. Noatangsche. Volksthümliche
Erzählungen in plattdeutscher Mundart von
A. Boldt. Königsberg 1877.
brem« bremisch. Brem» Bremen, im Bre-
mischen.
Brem« Wb* Versuch eines bremisch-nie-
dersächsischen Wörterbuchs etc. herausgegeb.
yon der bremischen deutschen Gesellschaft.
Bremen 1767 ff. Fünf Bände. (Band 6 er-
schien 1869.)
Brenslng« Die Sprache des deutschen See-
manns. Von A. Breusing. Jahrb . des Ver-
eins für niederdeutsche Sprachforschung. Jahr-
gang 1879. S 1 20. Bremen 1880.
B^jack. Naturgeschichte der höheren Thiere,
mit "besonderer Berücksichtigung der Fauna
Prussica Von J. G Bujack. Königsberg
1857.
Carm« nnpt« Carmina nuptialia. Rücken-
titel einer Sammlung von Hochzeits-Gratula-
tionen aus der ersten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts. Königsberger Drucke. Unikum der
Königlichen und Universität« -Bibliothek zu
Königsberg : S 2. Vol. I.— VI. Folio [Die
römische Zahl bezeichnet den Sammelband,
die arabische das Stück des betr. Bandes, der
Buchstabe die Seite des betr. Stückes.]
Cod« dlpL Pr« Codex diplomatieu» PrtLssi-
cm ed, J, Voigt. Königsberg 1836—61. Sechs
Bände.
Bahn. Plattdeutsches Wörterbuch nach der
alten und neuen Pommerschen und Rügischen
Mundart von Joh. Carl Dähnert Stralsund
1781.
dän« dänisch.
Danneil. Wörterbuch der altmärkisch-platt-
deutschen Mundart yon Joh. Fr Danneil.
Salzwedel 1859.
Das WirkgestelL Das Wirkgestell und
das Wirken. Von H. Frischbier. Wissen-
schaftliche Monatsblätter. Herausgegeb. von
Dr. Oscar Schade. VII. Jahrgang. 1879.
S. 124—128.
Bat Banzlger VoUblod. Dat Danziger
VoUblod an de Franzose. Volkslied. Danziger
Dampfboot. Jahrgang 1870. Nr. 173. [Ver-
fasser dieses Liedes ist Prof. Dr.' F. A. Brand-
stäter in Danzig.]
Dem« Deminutivum.
Der Etnsiedler. Der Einsiedler. Zeitschrift.
Königsberg 1740 f. Zwei Bände.
Der pn Sammler Der preufzische Samm-
ler, eine Wochenschrift. Königsberg 1773.
Zwei Bände.
dlal« dialektisch.
Die Zfinfte; Die Zünfte der Königsberger
Junker und Bürger im Kneiphof. Ihr Leben
in Hof und Garten und ihre Morgensprache.
Nach den Protokollen der Morgensprache von
H Frischbier. Königsberg 1880. [Sonder-
Abdruck aus der Altpr. Mtsschr. Bd. XVII,
S. 74—128.]
Dönh. Dönhoffstädt. [Die Beiträge sind
von meinem lieben Freunde, Kantor Hil-
b erger in Dönhoffstädt, gest. 11. Mai 1881,
in den Bezirken von Rastenburg, Barten,
Schippenbeil, Gerdauen und Rössel, also in
dem alten Bartnerlande, in einer langen Reihe
von Jahren mit ausdauernder Hingabe ge-
sammelt, mit sinnigem Verständnisse gedeutet,
mit liebenswürdigster Uneigennützigkeit mir
dargereicht Der Treue ruhe in Frieden!]
Doomkaat Koolmaiu Wörterbuch der
ostfriesischen Sprache. Etymologisch bearb.
von J. ten Doomkaat Koolman. Norden
1879 flf.
Dori% Twöschen Wiessei on Noacht Platt-
dietsche Gedichte von Robert Dorr. El-
bing 1862.
Dorr, Driewjagd. De Driewjagd am Kra-
jewoold. Ne Jagdgeschicht von R. Dorr.
[AltpreulJEische Zeitung. Elbing. Jahrgang
1882. Nr. 61. Feuilleton.]
Dorr, 1. Wiew* Shakespeare De lostigen
Wiewer von Windsor ^t Plattdietsche äwer-
sett von Robert Dorr. Liegnitz 1877. [^
bezeichnet das kurze ö.']
Dzg. Danzig.
Dzg. Nhg« Danziger Nehrung.
Ein Lustspiel^ s Lustspiel.
Einsiedler. S. Der Einsiedler.
engl, englisch.
Erl. Pr. Erleutertes Preussen Oder Aus-
erlesene Anmerkungen, Ueber verschiedene
Zur Preussischen Kirchen-, Civil- und Ge-
lehrten-Historie gehörige besondere Dinge.
Königsberg 1724 fP. Fünf Bände.
Abkürznngen.
IX
EmiliL Ermland, Landschaft östlich •von
der Passarge, zwischen Passarge, Alle von
den Quellen bis etwa zur Hälfte des Flusses,
und der Linie von Bartenst^in bis Balga, die
Tier landräthlichen Kreise Braunsberg, Heils-
berg, Rössel und Allenstein umfassend. [Die
betr. Wörter sind, fehlt die Quelle, von mir
bei einem elQ&hrigen Aufenthalt im Ermlande,
1842 53, gesammelt.]
Ermld. Freiüch. Eine Ermländische Frei-
schaft im bresläuer Dialekt, humoristisch-
theatralisch in 3 Aufzügen bearbeitet. Rössel
1866. 15 Seiten klein 8^.
— — , Mannskr. (in meinem Besitz) Das-
selbe, unter dem Titel „Die Bauernhochzeit",
in von dem vor. oft abweichender Schreibung.
, N. Pr. Prov.-Bl. IX., 396-399. Ge-
kürzte Bearbeitung von 1 , in ebenfalls ab-
weichender Schreibweise (von Firmenich I,
112 ff übernommen).
estn. estnisch.
f« Femininum.
Faber. Die Haupt- und Residenzstadt Kö-
nigsberg in Preufzen. Das Merkwürdigste aus
der Geschichte, Beschreibung und Chronik
der Stadt Von Dr. Karl Faber. Königsberg
1840.
llnn. finnisch.
Firmenich» Germaniens Völkerstimmen
Sammlung der deutschen Mundarten in Dich-
tungen, Sagen, Märchen etc Herausgegeb.
von J. M. Firmenich-Richartz. DreiBände.
Berlin. (Beendet 1866.)
Fischn« Fischname.
Fkch-Ord. f. d. fr. Haff. Fischer -Ord-
nung für das frische Haff, d d Berlin, 7 März
1845.
r« d« kur. Haff. Fischer -Ordnung
für das kurische Haff, d. d Berlin, 7. März
1845, (Gesetz-Sammlung pro 1845, S. 139 ff.)
E. Förstern. E. Förstemann, Zur Be-
deutungslehre der Danziger Mundart Neue
Pr. Prov.-BL a. F. HI, 294-304.
Förstemann. Slavische Elemente in deut-
schen, namentlich westpreussischen Mundarten.
Aufrecht und Kuhn, Zeitschrift für ver-
gleichende Sprachforschung I, 1852.
Fdrsteniann, 8trassn. Strassennamen von
Gewerben Von E. Förstemann. Germania
von Pfeiffer (fortges. von Karl Bartsch),
xrv, S. 1 ff
Freqnent. Frequentativ(um).
Frisch • Johann Leonhard Frisch Teutsch-
lateinisches Wörterbuch etc. Berlin 1741.
2 Bde.
Frommann. Die deutschen Mundarten.
Zeitschrift für Dichtung, Forschung u. Kritik.
Herausgegeb. von Dr. G Karl Fromm ann.
7. Band. Halle 1877.
f^z. französisch.
Gareke. Flora von Nord- und Mittel-
deutschland etc. Bearbeitet von Dr. August
Gareke. 8 Aufl. Berlin 1867.
Gebauer^ Kde. Kunde des Samlandes oder
Geschichte und topographisch - statistisches
Bild der ostpreussischen Landschaft Samland.
Von Karl Emil Gebauer, Pfarrer in St. Lo-
renz Königsberg 1844.
Gedanism. Gedanismen, Danziger Aus-
drücke und Redensarten, mitgeteilt von dem
Privatgelehrten Robert Hein aus Danzig, jetzt
in Berlin.
Goltz, Jag. Jugendleben von Bogumil
Goltz. Leipzig 1852. Drei Teile.
Gordaek. Handschriftliche Sammlung ost-
preufzischer Provinzialismen von Walter Gor-
daek, Sprachlehrer in Königsberg. [Die be-
treffenden Wörter sind im Verkehr mit dem
Volke und in Familienkreisen besserer Häuser
gesammelt.]
Gortzitza. Handschriftliche Beiträge von
W. Gortzitza, Gymnasial-Professor a. D.
in Ljck. [Das Lokal der Sammlung ist vor-
zugsweise Neidenburg, Rastenburg, Ljck,
Heiligenbeil und Königsberg]
goth. gothisch
Göttlng. Göttingen, im Göttingenschen,
auch in weiterer Bedeutung: in den Fürsten-
thümem Göttingen v^nd Grubenhagen.
Grimm, Wb. Deutsches Wörterbuch von
Jakob und Wilhelm Grimm. Leipzig 1854 ff.
gr.-lat. griechisch-lateinisch.
Griinauy s Simon Grünau
Gr Wcrd. Grofzes Werder, Insellandschaft
zwischen Weichsel und Nogat. [Viele Wör-
ter sind von dem Pfarrer Fabricius in Baren-
hof im Gr. Werder gesammelt.]
Hagen. Preufzens Pflanzen beschrieben
von Karl Gottfr. Hagen. Königsberg 1818.
2 Bde. [Citiert ist die fortlaufende Nummer.]
Uartkiioch. Altes und Neues Preussen,
Oder Preussischer Historien Zwei Theile etc.
Durch M. Christophorum Hartknoch. Frank-
furt und Leipzig etc. Königsberg 1684.
Abkürzungen.
Hart wich. Hm. Abraham Hartwichs etc.
Geographisch-HistorischeLandes-Beschreibung
derer drejen im Pohlnischen PreoTzen liegen-
den Werdern, als des Dantziger-Elbing- nnd
Marienborgischen et«. Königsberg 1722.
Hansbnrg. Landwirthschaftliche Skizzen,
auf einem Ansiluge nach Belgien (England)
und Holland gesammelt von 0. Hausburg.
(Als Manuskript gedruckt.) Kgsbg. 1873.
hctad. hochdeutsch
Heinel. Einige Nachrichten über das grolze
Marienburger Werder, besonders in kirchlicher
Hinsicht. Vom Pfarrer Dr. E. Heinel. Pr.
Prov.-Bl. Vin, 209 ff.
Hennenberger. Erclerung der Preüffischen
gröflem Landtaffel oder Mappen. Mit leicht
erfindung aller Stedte, Schlörfer, Flecken,
Kirchdörffer, Orter, Ströme, Flieffer vnd See
so darinnen begriffen. Auch die erbawuuge
der Stedte vnd SchlöiTer, ihre zerstörunge vnd
widerbawunge. Sampt vielen schönen auch
Wunderbarlichen Historien, guten vnd bösen,
löblichen vnd schentlichen Wercken vnd Tha-
ten, Sampt denselbigen Straff vnd belohnun-
gen, so darinnen geschehen: vnd wunderlichen
Mirackeln, welche in PreuITen zum theil sein,
oder sich darinnen zugetragen hab^n etc.
Durch Cafparum Hennen b er gerum, des
Fürstlichen Hospitals Königsberg Löbenicht
Pfarhem. Königsberg 1595.
Hennig. Preufzisches Wörterbuch, worin-
nen nicht nur die in Preufzen gebräuchliche
eigenthümliche Mundart und was sie sonst
mit der niedersächsischen gemein hat, an-
gezeigt, sondern auch manche in preufzischen
Schriftstellem, Urkunden, Documenten und
Verordnungen vorkommepde veraltete Wörter,
Redensarten, Gebräuche und Alterthümer er-
klärt werden, im Namen der Königlichen
Deutschen Gesellschaft zu Königsberg heraus-
gegeben von G. £. S. Hennig. Königsberg
1785. 8^ 340 8.
Hexspr Hexenspruch und Zauberbann.
Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens
in der Provinz Preufzen. Von H. Frisch-
bier. Berlin 1870.
Hlnts. Die alt« gute Sitte in Altpreufzen.
Ein kirchlich-sociales Sittengemälde, aus amt-
lichen Berichten zusammengestellt von C. G.
Hintz, Pfarrer in Pobethen. Königsberg
1862.
Hoffheinzy Strafoii. Die Stralzennamen Kö-
nigsbergs. VonG.T. Hoffheinz. [Altprenfz.
Mtsschr. Bd. XVI, S. 697—606.]
lioU. holländisch.
Hnpel. Idiotikon der deutschen Sprache
in Lief- und EhsÜand. Riga 1796.
inteij. Interjektion.
Isl. und Island, isländisch.
ital. italienisch.
Jablonski. Job. Theod. Jablonski, All-
gemeines Lexikon der Künste und Wissen-
schaften etc. Königsberg und Leipzig 1748.
Jeroschin. Die Deutschordenschronik des
Nicolaus von Jeroschin. Ein Beitrag zur
Geschichte der mitteldeutschen Sprache und
Litteratur von Dr. Franz Pfeiffer. Stuttgart
1864.
Jfid. jüdisch.
kass kassubisch. [Die kassubischcn Fisch-
namen sind wesentlich polnisch und teilweise
dem Deutschen entlehnt.]
Kehrein. Volkssprache und Volkssitte im
Herzogthum Nassau. Weilburg 1862. Zwei
Bände.
Kgsbg. Königsberg.
Kleid -Ordg. Kleider-, Hochzeit- und Kind-
tauf-Ordnung der drei Städte Königsberg.
Aud den Jahren 1529—1553. Mitgetheilt von
A. Meckelburg. Neue Pr. Prov.-Bl. a. F.
Vn, S. 365-379.
Klein. Deutsches Provinzial -Wörterbuch.
Von Anton Edeln von Klein. Erste Liefe-
rung. Erster und zweiter Band. Frankfurt
und Leipzig 1792.
Korrespbl. Korrespondenzblatt des Vereins
für niederdeutsche Sprachforschung. Bremen
1877 ff. Bd. m, S. 49— 54: Frischbier,
Vergleiche mit Thieren.
kormmp. korrumpiert
Kr. landrätlicher Kreis.
Knhn. Sagen, Gebräuche und Märchen aus
Westfalen etc. Gesammelt und herausgegeb.
von Adalbert Kuhn. Leipzig 1859. Zwei
Bände.
knr. kurisch. [Die kurischen Fischnamen
sind vorzugsweise in Nidden üblich nnd teils
lettisch, teils deutsch.]
lat. lateinisch
Lehmann, Volksnid. Die V/)lksmnndarten
in der Provinz Preufzen. Vom Professor
Dr. Lehmann, Gymnasial-Direkter in Ma-
rienwerder. Preufz. Prov.-BL, XXVII, S. 5
bis 63.
Abkürzungen.
XI
Lepner. Der Preusche Littaner oder Yor-
steümig der Nahmens-Herleitnng, Kind-Taufen,
Hochzeit etc. Von Theodore Lepner. Im
Jahr nach des werthen Heylandes Geburt
1690. Danzig 1744.
lett. lettisch.
LeiiDis. Synopsis der Pflanzenkunde etc.
Von Joh. Leunis. Neu bearbeitet von A. B.
Frank. Hannover 1877. [Citiert ist die Seiten-
zahl.]
Lhrstg. Lehrerzeitun^ für die Provinz
Pretifzen. Herausgegeben von Gh. K o s an k e ,
später von R. Meier. Elbing, PiUkallen,
Königsberg. [Die erste Zahl bezeichnet den
Jahrgang, die zweite die Seite]
Liek. Die Stadt Schippenbeil mit Berück-
sichtigung des Kirchspiels und der Umgegend
von Gustav Liek. Königsberg 1874.
Linem« Deliciae calendarioffraphicae. Das
ist, Die Sinnreichsten und all erkünstlichsten
Fragen und Antwort Darinnen die Edelsten
Geheimnüsse der Physic, Astronomi, Astro-
logi, Geographi etc. etc. Bester Massen,
Gelehrten und üngelehrten zum Besten, an-
mutig und verständlich, aufzgeführet und ver-
abscheidet werden, aus den Jährlichen Calen-
der-Arbeiten Des Weyland Hochgelahrten,
Weitberühmten Hm. M. Alberti Linemanni,
Fischusino-Borussi, Mathematum P. P. bey
der Löblichen Königsb. Academi etc. Königs-
berg 1654. [Die Buchstaben vor der Ziffer
bezeichnen den Bogen, die Ziffer das Blatt
des betr. Bogens, der dann folgende Buch-
stabe die Blattseite.]
lit. litauisch. [Die litauischen Fischnamen
treten an der litauischen Seite des kurischen
Haffes auf.]
Lit. Aeq. Littauische Aequivalente für alt-
preufzische Wörter. Von Dr. W Pierson.
[Separatabdruck aus der Altpr. Monatsschrift,
Bd. Vn, S. 577-602. Königsberg 1870.]
LIteehin« Danzig und seine Umgebungen.
Von Dr. Gotthilf Löse hin. Dritte Auflage.
Danzig 1853.
— — Geschichte Danzigs. 2. Aufl. Dan-
zig 1822 f.
LnstspieL Ein Lustspiel. Auf der Rössil-
schen Schaubühne der Gesellschaft Jesu vor-
gestellt im Jahre 1765, den 31. Heumonat.
[Manuskript von Mühling in einem starken
Qnartbande, KoUektaneen enthaltend, p. 400
bis 454. Bruchstücke des Lustspiels veröffent-
lichte Mühling in den N. Pr. Prov.-Bl. VI,
S. 145-152.]
m. Maskulinum.
Mannhardt, Roggenwolf. Boggenwolf und
Boggenhund. Beitrag zur germanischen Sit-
tenkunde von Wilhelm Mannhardt. Danzig
1865.
Marbg. Ndrg» Marienburger Niederung.
Marold« Handschriftliche Sammlung von
Provinzialismen (vorzugsweise aus der Gegend
von Stallupöhen) von dem Gymnasiallehrer
Dr. C. Marold in Königsberg.
masnr* masurisch. [Die masurischen Fisch-
namen sind wesentlich polnisch.]
Masnren» Das von Polen bewohnte süd-
liche Ostpreul^en.
md. mitteldeutsch.
Medik. Medikament. Meist nach Mitteilun-
gen des Königl. Hoflieferanten, ehemaligen
Apothekers,^ Fragstein von Niemsdorf in
Königsberg.
Meier« Deutsche Kinder-Beime und Kin-
der-Spiele aus Schwaben. Aus dem Volks-
munde gesammelt und herausgegeb. von Ernst
Meier. Tübingen 1851.
mhd. mittelhochdeutsch.
Mi. Wörterbuch der Mecklenburgisch- Vor-
pommerschen Mundart von Mi. Leipzig 1876.
Mielcke« Littauisch-deutsches und Deutsch-
littauisches Wörterbuch etc. von Chr. Gottl.
Mi e Icke. Königsberg 1800. Zwei Teile.
mlat. und mit* mittellateinisch.
mnd. mittelniederdeutsch.
Mnd« Wb. Mittelniederdeutsches Wörter-
buch von Dr. Karl Schiller und Dr. August
Lübben. Bremen 1875 ff. Sechs Bände.
mnld* mittelniederländisch.
Mon 69 Anz. Aufsefz undMone, Anzeiger
für Kunde der deutschen Vorzeit. München
und Karlsruhe 1832 ff. Acht Bände.
Mon« bist« Warm« Monumenta historiae
Warmiensis. Mainz und Braunsberg 1860 ff.
Morgspr. Morgensprachen. [Protokolle der
Königsberger Morgensprachen im Kneiphof.
Manuskript aus den Jahren 1440 bis 1801.
In der Bibliothek der Königsberger Kaufinann-
schaft sub Nr. 106. Vgl. Die Zünfte.]
MrongOT(ius). I. Ausführliches Polnisch-
Deutsches Wörterbuch kritisch bearbeitet von
Chr. Cöl. Mrongo vi US. Kgsbg. 1835. —
XII
Abkürzimgen.
n. Ausführliches Deutsch-Pohdsches Wörter-
bnch etc. Dritte Aufl. Neu bearbeitet durch
Dr. W. Wyszomierski. Kgsbg. 1854.
Mtthling» Sammlung preuTzischer Provin-
zialismen (alphabetisch). Manuskript in Folio,
603 gebrochene Seiten, Vorrede datiert: Rössel,
den 6. Januar ' 1851. [Karl Mühling, geb.
10. Januar 1799 zu Regis bei Borna im König-
reich Sachsen, gest. 26. Oktober 1855 als Rek-
tor der evangelischen Stadtschule in Rössel.
Tüchtiger Schulmann, vorzüglicher Organist,
fleifzjger und glücklicher Sammler der Yolks-
überlieferungen in der Provinz PreuTzen.
Mühlings Sammlung ist mir von dem Sohne,
Herrn Rendant Mühling in Königsberg,
freundlichst zur Verfügung gestellt, und soll
später der Königlichen Bibliothek in Königs-
berg überwiesen werden. Gewissenhaft habe
ich in meiner Arbeit dem Verfasser gegeben,
was ihm gebührt.]
Mtthlingy Proben« Proben ^ aus einem
Preufzischen Pro vinzial- Wörterbuche. Neue
PreuTz. Prov.-BL a. F. Vn, S. 435-441.
, Tiern. Provinzial-Namen der Thiere
Preufzens. Von Mühling. Neue Preulz.
Prov.-Bl. a. F. VIII, S. 167-179.
m« Vorn« m&nnlicher Vorname.
n. Neutrum.
Katangen« Landschaft zwischen Ermland,
dem frischen Haff, dem Pregel und der nörd-
lichen Hälfte der Alle. [Zahlreiche Beiträge
aus Natangen stammen aus der handschr.
Sammlung äes Lehrer Jasch in Wittenberg.]
nd« niederdeutsch.
ndl. niederländisch.
Mrg. Niederung.
ndrhn. niederrheinisch.
nds. niedersächsisch.
Kestler. Ne stier, Widerlegunge, etlicher
losen hinderlistigen vnd betrieglichen fur-
gaben SUmülai Hom^ des Pfaffen zu Erm-
land etc. Durch Faulum Nesilern, New$ta-
densetn geschrieben. Anno MDCVIJ, Ohne
Druckort.
neufr. neufriesisch.
nl. niederländisch.
nnl. neuniederländisch.
nordfr. nordfriesisch.
norw. norwegisch.
Konaek« Plattdeutsche Sehnurren in ost-
preuTzischer Mundart von Alexander N o w a c k.
Königsberg 1875.
N. Pr« FroT.-BL Neue Preufzische Pro-
vinzial-Blätter. Königsberg 1846— 1851. Zwölf
Bände.
— — a. F. Der neuen Preufz. Provinzial-
Blätter andere Folge. Königsbg. 1852—1857.
Zwölf Bände.
— — 8. F. do. do. dritt« Folge. Kgsbg.
1858—1866. Elf Bände.
NsBlm. Forsch. (F.) 1—8. Forschungen
auf dem Gebiete der preufzischen Sprache
von G. H. F. Nessel mann. Drei Beiträge.
Separatabdrucke aus: Altpr. Monatsschrift VII,
289-319; VIII, 59^78; 673-700. '
Th. (Thes.) Thesaurus linguae Prus-
sicae. Der preufzische Vocabelvorrath, soweit
derselbe bis jetzt ermittelt worden ist etc.
von G. H F. Nesselmann. Berlin 1873.
— — Wb. Wörterbuch der Littauischen
Sprache, von G. H. F. Nesselmann. Königs-
berg 1851.
Oberland. Ostpreufzische Landschaft west-
lich vom Ermlande, das alt.e Pomesanien mit
dem Hockerlande und Pogesanien.
Oberlans. Oberlausitz.
Orten. Ortsname.
Otttpr. Ostpreufzen.
Farad. Dat verleame Paradis. Von enem
Metneaber der Dantzker Nearing ter Tid, as de
Franschen em Hus on Hof verbrennt hadden.
1813. Preufz. Prov.-Bl. XXVII, 41— 44. Auch
abgedruckt in Firmenich I, 100. [Die Zah-
len bezeichnen die Verse.]
part« Participium.
Passarge. Aus dem Weichseldelta. Reise-
skizzen von Louis Pas sarge. Berlin 1857.
Passarge^ Balt« Aus baltischen Landen.
Studien und Bilder von Louis Passarge.
Glogau 1878.
Fassarge 9 liandselir« Handschriftliche
Sammlung preufz. Provinzialismen von dem
Oberlandes -Gerichtsrat Louis Passarge in
Königsberg.
Pfeiffer. S. Jeroschin.
Fflzu. Pflanzenname.
Pilzräts. Die Pflanzenwelt in Volksrätseln
aus der Provinz Preufzen. Von H. Frisch-
bier. Zeitschr. f. deutsche Philologie. Bd. IX,
S. 65-77. [Citiert ist die Nummer der 72
Rätsel.]
Pierson 9 A. W. Altpreufzischer Wört«r-
schatz. Mit Erläuterungen von Prof. Dr. W
Pierson. Berlin 1875.
Abkürzungen.
XIII
Pienoiiy Lit. Aeq. S. Lit Aeq.
, Ätth. Pr&tor. Matthäus Prätorius'
Deliciae Fni8sic<u oder Preufzische Schan-
bfihne. Im wörtlichen Aaszuge aus dem Ma-
nnscript herausgegeben tou Dr. W. Pierson.
Berlin 1871.
Pisanski. Erläuterung einiger preufzischen
Sprichwörter etc. tou G. C. P. Königsberg 1760.
(23 Nummern auf 8 Seiten in 4^*.)
, Naehtr. In dem der Königlichen
Bibliothek zu Königsberg gehörigen, mit Pa-
pier durchschossenen Exemplar von Bocks
Idiot Pr. und Pisanskis Sprichwörtern (zu-
sammengebunden) befinden sich Nachträge
Ton Pisanskis Hand. Die betr. Entlehnun-
gen sind wie angegeben bezeichnet.
, ÜberbL Von einigen Überbleibseln
des Heidenthums und Pabstthums in PreuTzen.
[Abgedruckt in: Wöchentliche Königsbergische
Frag- und Anzeigungs -Nachrichten. 1756.
No. 21-25.]
pltd. plattdeutsch = niederdeutsch.
plor. Pluralis.
poln. polnisch.
Pom. Pommern.
Pott. Die Personennamen, insbesondere
die Familiennamen und ihre Entstehungs-
arten etc. Ton Aug. Fr. Pott. 2. Ausgabe.
Leipzig 1859.
Pr. ArcliiT. Preulzisches Archiv, herausg.
▼on der Königl. Deutschen Gesellschaft in
Königsberg. Königsberg und Elbing, 1790,
Bd. 1. Königsberg 1791-1798, Jahrg. 2—9.
prftp» Präposition.
piito. Präsens, Präsentis.
prftt. Präteritum.
PrevCi. Praktischer Lehrgang für den
deutschen Sprachunterricht in Yolkschulen etc.
von A. E. Preufz. Königsberg 1841. [Ein
Anhang, S. 217 223, enthält eine kleine
Sammlung preulz. Provinzialismen.]
— - , Preufzische Landes- und Volkskunde
oder Beschreibung von Preufzen etc. von
A. E. JPreufz. Königsberg 1885.
Prov. Prfa. Die Provinz Preufzen. Ge-
schichte ihrer Cultur und Beschreibung ihrer
land- und forstwirthschaftlichen Verhältnisse.
Festgabe für die MitgUeder der XXIV. Ver-
sammlung deutscher Land- und Forstwirthe
zu Königsberg i. Pr. Königsberg 1863.
pn-poln. preufzisch-polnisch = masurisch.
Pr. FroT.-Bl. Vaterländisches Archiv für
Wissenschaft, Kunst, Industrie und Agrikultur,
oder Preufzische Provinzial-Blätter. Königs-
berg 1829 1842.
pr. Voc, S. Voo.
Qulckb. Quickbom. Volksleben in platt-
deutschen Gedichten ditmarscher Mundart
von Klaus Groth. Mit einem Glossar etc.
von Prof. K. Müllenhoff. 6. Aufl. Ham-
burg 1856.
I^eln Vo». Reineke Vos. Nach der Lü-
becker Ausgabe vom Jahre 1498 etc. von
Ho ff mann von Fallersleben. Breslau 1834.
Renftch, Sagen. Sagen des Preufzischen
Samlandes von R. Reusch. 2. Aufl. Kgsbg.
1863.
Riehej. Idioticon Hamburgense oder Wör-
terbuch zur Erklärung der eigenen, in und
um Hamburg gebräuchlichen niedersächsischen
Mundart. Von Michael Richey. Hamburg
1755.
Bochholz. Alemannisches Kinderlied und
Kinderspiel aus der Schweiz. Gesanmielt und
Sitten- und sprachgeschichtlich erklärt von
E. L. Roch holz. Leipzig 1857.
Rogge. Geschichte des Kreises und der
Dioecese Darkemen von Adolf Rogge. Dar-
kemen 1873.
Rosenkranz, Kgsbg. Skz. Königsberger
Skizzen von Karl Rosenkranz. Danzig 1842.
Zwei Bände.
rusB« russisch.
8« siehe.
Saalfeid. Die so bezeichneten Beiträge
sind von Fräulein Elisabeth Lemke-Rom-
bitten bei Saalfeld in Ostpr. eingesandt und
beziehen sich auf die dortige Gegend im Um-
kreise von etwa drei Meilen.
Hallmann. Neue Beiträge zur deutschen
Mundart in Estland von Dr. K. Sali mann.
Reval 1880.
Sammler. S. Der pr. Sammler.
Sehade, Wb. Altdeutsches Wörterbuch
von Oskar Schade. Zweite Auflage. Halle
1872-1882.
SchaltJ. 1 = Die Entstehung des Schalt-
jahres oder der 29. Februar. Eine Burleske
in alt-elbingscher Mundart N. Pr. Prov.-
Bl. a. F. IV. 437 ff. [Die neben 1 stehende
Zahl bezeichnet die Seite des 4. Bandes der
Prov.-BL]
SelialtJ. 8= Gespräch in der Familie Schwer-
dnth über die Entstehung des Schaltjahrs.
XIV
AbkürznngeiL
Ein Schwank in der alten Elbinger Mundart
Dritte verb. Aufl. Elbing o. J. [Die zweite
Zahl bezeichnet die Seite]
Schamb« Wörterbuch der niederdeutschen
Mundart der FürstenthQmer Göttingen und
Grubenhagen etc. Gesammelt und bearbeitet
Yon Georg Schambach. Hannover 1858.
Schemionek. Ausdrücke und Redensarten
der Elbingschen Mundart mit einem Anhange
von Anekdoten dem Volke nacherzählt. Ge-
sammelt und erklärt von August Schemio-
nek. Danzig 1881.
Schleicher« Litauische Märchen, Sprich-
worte, Rätsel und Lieder. Von August
Schleicher. Weimar 1857.
Sehmelier« Bayerisches Wörterbuch.
Sammlung von Wörtern und Ausdrücken etc.
von J. Andreas Schmeller. Stuttgart und
Tübingen 1827-37. Vier Bände.
Sehmld. Schwäbisches Wörterbuch mit
etymologischen und historischen Anmerkungen
von J. Chr. v. Schmid. Stuttgart 1831.
Schmitt« Topographie der zum ehemaligen
Netz-Distrikt gehörigen Kreise Westpreufzens.
Von F. W. F. Schmitt. H. Beüage. Idio-
tikon des nördlichen Netz-Distrikts. N. Pr.
Prov.-Bl. a. F. VH, 105-115.
, Westpr« Die Provinz Westpreufzen,
wie sie entstanden und wie sie gegenwärtig
beschaffen ist. Von Dr. F. W. F. Schmitt.
Thom 1879.
Schott« schottisch.
Schottmfiller« Abhandlung: Die Krügerin
von Eichmedien. (Programm des Kgl. Gym.
zu Bartenstein. Bartenstein 1875.)
Schutz« Historia rerum Prussicarum^ war-
hafte und eigentliche Beschreibung der Laude
Preufzen. Leipzig 1599.
8chflt2e« Holsteinisches Idiotikon, ein Bei-
trag zur Volkssittengeschichte etc. von Joh.
Fr. Schütze. Hamburg 1800—1806. Vier
Theüe.
schwed« schwedisch.
Seelenw« De Seelenwandering. £n Ge-
spräk tweschen twe Buren. Gedicht von Cor-
nelius von Almonde im plattdeutschen Dia-
lekt, wie er am Ende des vorigen Jahrh. in
Danzig noch allgemein und vorherrschend
war. Pr. Prov.-BL XXVII, 35—38. Auch:
Firmenich I, 95 f. [Die Zahlen bezeichnen
den Vers.]
W« Seidel« üeber die Danziger Mundart,
nebst Zusätzen zu Hennig 's Preulzischem
Wörterbuch. Von W. SeideL Neue Priz.
Prov.-Bl. a. F. I, 27 36.
Simon Qmnan« Simon Grünaues Preussi-
sche Chronik. Im Auftrage des Vereins für
die Geschichte der Provinz Preussen heraus-
gegeben von Dr. M. Perlbach. Band I.
Leipzig 1875. [Die Hinweise beziehen sich
auf Tract. I, Cap. III: Von namen und ge-
slechte der fischen in Preussen.]
slar« slavisch.
Soph. ß. Sophiens Reise von Memel nach
Sachsen (von Joh. Timoth. Hermes). 2. Aus-
gabe. Leipzig 1776. Sechs Bände.
Span« spanisch.
Sperber« Des Volkes Rede. Eine Samm-
lung 08tpreu{zischer Ausdrucke und Redens-
arten, angelegt von LeonSperber-Niborski.
Löbau 1878. 8°. 46 Seiten.
Spoolc« Datt Spook. Mundart der Elbin-
ger Höhe. Von D. Neue Pr. Prov.-Bl. IV,
470 475. [Auch als Sonderdruck im Verlage
von Neumann -Hartmann in Elbing o. J.
erschienen. Die. Zahlen bezeichnen die Seiten-
zahlen der Prov.-Bl.]
Sprn« Sprichwort.
Sprw« I« PreuTzische Sprichwörter und
volksthümliche Redensarten. Gesammelt und
herausg. von H. Frisch hier. 2. Aufl. Ber-
lin 1865.
- n« Dieselben. Zweite Sammlung. Mit
Glossar. Berlin 1876. [Die Zahlen bezeich-
nen die Nummer.]
st« starkes Verbum.
Stallnp« Stallupönen.
Stein, Peregrinns = Sprichwörtliches aus
Handschriften. Mitgeteilt von H. Frisch-
bier. VI. C.Stein, Peregrinus, Manuskript aus
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Cas-
par Stein, Lic, im Besitze der EgL Bibliothek
zu Königsberg, No. 1751, Band U. Schade,
W^issenschaftliche Monatsblätter. V. Jahrgang
1877: S. 93—%; 140—143; 158-160; 187 bis
192. VL Jahrg. 1878: S. 111-112; 128; 157
bis 159; 173 • 175 ; 184 - 192. VH, Jahrgang
1879: S. 16-16; 48.
Strehlke« Jeroschin, NicoL v., die Kronike
von Pruzinlant. Herausg. von E. Strehlke.
[Scriptores rerum Frusstcarum. I. Leipzig 1861,
S. 291—648. Die Zahl bezeichnet den Vers.]
8« T. a« soviel als.
8W. schwaches Verbum.
Abkürzangen.
XV
TettaQ IL Temme. Die Yolkssagen Ost-
prenlienB, litthaaens nnd Westpreofzens. Ge-
sammelt Yon W. J. A. T. Tettau a. J. D. H.
Temme. BerKn 1831
Tierrftts. t)ie Tierwelt in Yolksrätseln ans
der Provinz Prenfzen. Von H. Frisch hier.
Zeitschrift für deutsche Philologie. Bd. XI,
S. 344—359. [Citiert ist nach den 110 Num-
mern der BätseL]
• TSppen^ Abergl. Aberglauben aus Masu-
ren mit einem Anhange, enthaltend: Masu-
lische Sagen und M&hrchen. Mitgetheilt von
Dr. M. Toppen. 2. Aufl. Danzig 1867.
, Histor. - comp. Geogr. Historisch-
comparative Geographie von Preussen. Nach
den Quellen, namentlich auch archivalischen,
dargestellt von Dr. M. Toppen. Gotha 18^.
TieieheL Handschriftliche Beiträge von
A. Treichel, Bittergutsbesitzer auf Hoch-
Palleschken bei Alt-Kischau in Westpr.
, Botan« Not« Botanische Notizen IE.
Von A. Treichel. Schriften der Natur-
forschenden Gesellschaft zu Danzig. N. F.
Bd. V, Heft 1. Danzig 1881.
, ToÜLstli. Volksthümliches aus der
Pflanzenwelt, besonders für WestpreuTzen. L
Bericht über die Vers, des westpr. botan.-
zoolog. Vereins zu Neustadt Westpr. am
18. Mai 1880. S. 86fi: [Auch: Schrift der
Naturf.-Ges. zu Dzg. N. F. Bd. V, Heft 1
und 2, S. 384 ff.] n. Bericht über die 4. Vers.
des westpr. boi-zooL Vereins zu Elbing am
7. Juni 1881. S. 191 ff. IH. Vorläufig noch
Manuskript.
uagm ungarisch.
Vgl* vergleiche.
Thehd«9 auch yhd« verhochdeutscht.
Vilmar. Idiotikon von Eurhessen. Zusam-
mengestellt von Dr. A. F. C. Vilmar. Mar-
burg und Leipzig 1868.
Viol^l Neringia oder Geschichte der Dan-
ziger Nehrung. Von A. F. Violöt. Danzig
1864.
'tIiu. o. tIadi. vlamländisch.
Toe., auch pr. Voe. Ein deutsch-preufzi-
sches Vocabularium aus dem Anfange des
lö. Jahrhunderts. Nach einer Elbinger Hand-
schrift mit Erläuterungen herausgegeben von
G. H. F. Nesselmann. Königsberg 1868.
[Sonderabdruck aus : Altpr. Monatsschr. Bd. ö,
S. 464 - 520. Die Zahlen bezeichnen die Num-
mer im Vocabularium.]
Voigt, Qeseh. Pr. Geschichte Preufzens
von den ältesten Zeiten bis zum Untergange
der Herrschaft des deutschen Ordens von Jo-
hannes Voigt Königsberg 1827—39. Neun
Bände.
Volkskal. Preufzischer Volkskalender, ent-
haltend: Sitten, Gebräuche, Sagen, Märchen,
Aberglauben, Sprichwörter etc., welche sich
auf bestimmte Tage des Jahres beziehen. N.
Pr. Prov.-Bl. VI, 206 ff. und X, 116 ff. [Die
Zahlen bezeichnen die fortlaufende Nummer.]
Volksl Preufzische Volkslieder in platt-
deutscher Mundart Mit Anmerkungen heraus-
gegeben von H. Frischbier. Königsberg
1877. [Citiert sind Seite,.Nummer u. Strophe.]
Yolksr. Preufzische Volksreime u. Volks-
spiele. Gesammelt und herausgegeben von
H. Frischbier. Berlin 1867. [Citiert sind
Seite und Nummer.]
Volksschulfr. Der Volksschulfreund. Eine
Zeitschrift etc. herausg. von Ed. Bock. Kgsbg.
Jahrgang 1867. Abhandlung: Von Königs-
berg nach MemeL Von Müller.
Wardersch. Bniir. Beschriwing wie dett
bi dem Begräf&iöfz eenet Warderschen Buuren
togegange. N. Pr. Prov.-Bl. I, 466 - 69. [Die
Zahlen bezeichnen Strophe und Vers der be-
treffenden Strophe.]
Wb. Wörterbuch.
Welgand. Deutsches Wörterbuch von Dr.
Friedrich Ludwig Karl Weigand. 2. AufL
Gielzen 1873—76. Zwei Bände.
wend. wendisch*.
Westpr. Westpreufzen.
WirkgestelL S. Das WirkgesteU.
W. (Wlsg.) Mtsbl Wissenschaftliche Mo-
natsblätter. Herausg. von Dr. Oscar Schade.
Königsberg 1873—79. Sieben Bände.
w. Vom. weihlicher Vorname.
Zfinfte. S. Die Zünfte.
Berichtigungen.
Seite Ib, Artikel ä: Z. 3*1. Käes Käse.
„ 4b, ^ abttacken: Z. 2. y. u. 1. Sallmann.
„21b, „ Alte: Z. 7 v. u. 1. die.
„48b, „ babbeln: Z. 8 y. n. 1. schwatzhaft.
9 49 b, „ Baeksel: Z. 2 ist mit , zu schüelzen — Zeile 3 mit ; — Zeile
6 mit :
„53 a, „ Bankrottblnme: Z. 3 L Chiysanthemum.
„55 a, „ Bärentrecker: Z. 2 1. B&renfuhrer.
„61b, , begeben: Z. 4 1. begoff.
„64a, „ Beilade: Z. 6 1. Freisch., 5. 9.
„69 a, „ bernnssen: Z. 2 1. etwas.
„73b, „ besabbern: Z. 1 schalte hinter sw. ein: «tcA.
9 „ besalben: Z. 3 v. u. 1. hat.
„76a, „ besinnen: Z. 1 schalte hinter st, ein: sich,
„81a, „ Bier: Z. 1 1. Namen. In demselben Artikel, 81b, Z. 4 y. n.
ist Roseiiberg statt Bosenburg zu lesen; diesen Fehler hat
jedoch schon die Quelle (Hennenb erger).
„ 83a, „ Bljön: Z. 1 1. glüht,
„86a, „ Bitterkresse: Z. 2 L Cardamine.
„91b, „ Blntigel: Z. 2 erstes Wort L Bluteule.
105 a, „ Brannsberg: Z. 6 1. den Gefährten.
109b, „ Brock: Z. 2 1. die.
„121a, „ bflrsten: Z. 1 und 3 1. herschte{n),
„ 137 b, „ deschprftt: Z. 1 1. desperat.
^ 158a, „ dnrchliegen: Z. 1 schalte hinter Bt. ein: sich,
„ 170b, „ elnsanfen: Z. 1 schalte hinter st, ein: sich,
„184 b, „ Feldnftke: Z. 2 1. hin und wieder.
, 197 a, „ Flibb: Z. 2 1. obergärigem.
„204 a, „ FrAdem: Z. 5 1. Fradem.
„207 a, „ Frennd: Z. 1 1. Verwandter.
„ 215a, „ galstrig: Z. 8 1. galstrig,
237b, „ GUtseh: Z. 2 1. Crista galli,
251a, „ Grassei: Z. 1 1. Qrdssel
„ 303b, „ Hund: Z. 10 setze hinter glupsch einen Gedankenstrich.
400 a, „ Kodderei: Z. 5 1. geringfügig.
410a, „ Korke: Z. 5 streiche hinter werden das Komma.
n
A.
a, Vokal, klingt im Plattdeutsch
der Provinzen Ost- und Westpreufzen
in mannigfacher Schattierung vom of-
fensten a bis zum tiefsten o: Awendy
Awend Abend, Väder^ Vdder^ Väda
Vater, Breaden^ Bräde Braten, Daler^
DdleTj Doler Thaler, Uäry Bor Haar.
Oft wird hchd. d pitd. ä: saiz satt,
frafz frattj Grabel GafeL Bei ä klingt
häufig ein geschärftes e, ä oder a (letz-
teres besonders in Natangen) nach:
gäer gar, d«a, daar da, jäaj jae, ;aa ja.
Aus hchd. d wird pltd.: 1. ä: Nase
iVo», habe haww^ hdbby tragen dräge'^
2. ein zwischen ä und e schwankender
Laut: sagen ^egge^ sägge^ kam keem,
kam; 3. 6: Thaler Doler, gar gor, Haar
Ilor (Oberland, Eulmerland). Hchd.
ä bleibt geschärft: Hand Hand, Galgen
Galge, das dat, acht acht, was wat;
es dehnt sich: Narr Ndr^ Pfarrer Fdr.
Bei solchem Dehnung geht es gern in
d über : machen mäke (in und bei Dan-
zig ein reines a: maken meaken), Affe
Ap, auch Opy wachen wäke, Pfaffe Päpe,
verlassen vertäte; seltener ist der Über-
gang in d oder e: Bank Bank, Benk,
Apfel AppeL — Vor Id und It ist a
fast immer ein o, in den Niederungen
gedehnt, geschärft auf der Hohe, wo-
bei das t entweder t bleibt oder d wird,
oder, gleich dem d, ganz wegfallt: alt
61t, Sldy 61, oh, old, ol; kalt kolt, kold,
kol, kol; bald bold, boU^ holt, bol; halten
Priaebbiar, Wörterbaeh I.
hole, hole; Wald Wolt, WSld, Wolt;
spalten apole, spole. Vor Iz wird a ein
geschärftes o: Salz Solty Schmalz
Schnwlt; ebenso auch in wenigen an-
dern Wörtern: gebracht gebrocht, ge-
dacht gedacht. Lehmann, Volksmd.,
19 f. — Sprw.: Wer a seggt, mot 6k
b segge. Dat ös doch kene grote Ay das
ist nichts Gelehrtes, bietet keine Schwie-
rigkeiten, ist also leicht* zu begreifen.
Elbinger Niederung.
ä, Umlaut, 1. pltd. und hchd. gleich-
klingend: Schlag Schläge; 2. mit nach-
klingendem kurzen e: Kaes Käse; 3.
wie e: teUe zählen, verteile verzählen
(falsch, fehlerhaft zählen) und erzählen,
sege, seje (auch seie^ säen; 4. wie ö (be-
sonders in Ostpr.) gefoUt gefallt. Zu-
weilen geht hchd. ä in pltd. ä über:
Bär Bär, spät spädy späed, oder in a:
ärgern argre, Lehmann, Volksmund.,
25 f.
aa (zweisilbig), pltd. wie hchd., hier
wie wohl überall in der Eindersprache
zur Bezeichnung der Excremente. Ad
mäke Aa machen = cacare. Du mot8t
Ad (gewöhnlich, da die Deminution in
der Provinz besonders beliebt ist: AdkCy
hchd. Aachen) f ordre! ruft man ratend
dem verunglückten Kinde zu, und bald
kennt dieses die wichtigen Laute.
Aal, pltd. AI (^A=ä), mnd. dl, ely oly m.,
AngutUa mUgaris Flem,; altpr. angurys,
lit. ungv/rifSy kur. svttky poln. wegorZy
1
AalaDgel — Aalreuse.
kass. auch wangorzy wangusch. Be-
necke, 173. Der Mensch, verglichen
mit dem Aale: Hei ös glatt wt e AI;
— krommt sock — vnnd^t sock wt e
AI; — steit wt op Ale, steht wie auf
Aalen, d. h. unsicher. Korrespbl. DI,
49. — Di^eeger Al^ trockener Aal, der
Stock: enem dreegen AI gewe, ihn durch-
prügeln. Sprw. I., 1.
Aalangel, /., Angel zum Aalfang. Sie
besteht aus dem Gfn, einer Leine von
dünnem Marling oder starker Flachs-
schnur, woran, 60 — 90 cm von einander
entfernt, 30 cm lange dünne Schnüre,
die sog. VorlaufechnUre, mit ] 00 Haken
befestigt sind. Je 6 zusammengeknüpfte
Aalangeln (mit zusammen 600 Haken)
bezeichnet man als eine Mulle, wohl
weil sie eine Mulle, d. i. Mulde, füllt.
Fisch.-Ord. f. d. fr. HaflF, § 36. Be-
necke, 404.
Aalbessem, Aalbessim, Pflzn., rothe Jo-
hannisbeere, Ribes rubrum L. Einlage.
Dzg. Nhg. Gr. Werd.
Aalenstecher, pltd. Alestfiker, m., der
nach den Aalen Stechende; Spitzname
für die Bewohner der Stadt Wehlau.
Volksl. Nr. 43, 5; S. 98.
Aalgabel, pltd. Algaffel, /l, s. Aalpricke.
Aalharke, Aalhaue, f., s. Aalhttlger.
AalhSIger, kurzweg HKIger, m.y auch
Aalhaue, Aalharke, /., Stange, welche an
dem einen Ende ein mit dünnen run-
den Zinken versehenes, kammartiges
Eisen trägt. Vom segelnden Boote aus
sucht der Fischer mittelst des Hölgers,
der den weichen Schlammgrund durch-
furcht, die Aale zu spiel'zen. Diese Art
des Aalfanges, das HSIgem, ist durch
die Ausführungsverordnung vom 11. Mai
1877 besonders verboten. Frisches Haff.
S. Benecke, 411.
Aalkasten, m., kastenartiger Aülfang
in Verbindung mit den Freischleusen
der Wassermühlen. Die Aalkasten, nmd.
dlkisten, werden noch heute in derselben
Weise wie in alter Zeit angelegt. Be-
schreibung und Abbildung in Benecke,
399 f.
Aalpante, pltd. Alpant, /., Doppelsack
zum Aalfange, Verbindung von ein- und
zweiflügeligen Wentem (s. d.). Kuri-
sches Haff. Beschreibung und Abbil-
dung in Benecke, 390 ff.
Aalpike, /., s. Aalpricke.
Aalpricke, pltd. Alpreck, /., eiserne
Gabel zum Spiefzen der Aale. Sie hat
wenigstens zwei Zinken, jede mit Wider-
haken und heifzt auch: Aalgabel, -ptke,
-Speer, -Stachel, -Stecher. Vgl. Brem.
Wb. m, 362. Hennig, 1. Benecke,
408. S. Pricke.
Aalputt, /., s. Aalquappe.
Aalquappe, pltd. Alquabb, auch Alputt,
/., Aalmutter, Zoarces vivipainis L. Sie
heifzt auch Seequappe, Quabbe und Aal-
raupe, lit. \iXiT,juro8 kwapa, suttü mate^
wegele^ wedsele. Benecke, 80. Bu-
jack, 397.
Aalraupe, pltd. AIrflp, /., mnd. dlr&ppe^
dlruppe, älgrop^ a^*Mpp,oZrMp, ursprüng-
lich Aah^ppe^ Gadus IjOta L., gewöhn-
licher Quappe und Quabbe. Aus dem
mhd. ruppe, ahd. i^pbd^ entlehnt aus
dem mit. Fischnamen rubeta Frosch-
fisch, wohl wegen der Ähnlichkeit in
der Eopfgestalt mit der Froschbrut;
lat. rubeta Frosch, Kröte. Weigand I,
2. Mnd. Wb. I, 59b. S. Aalquappe.
Aalreuse, mnd. dlrep, /., Reuse zum
Aalfang. Cylindrischer Korb von 80
bis 120 cm Länge und 30 bis 35 cm
Durchmesser, aus Weiden geflochten.
Die Aabreusen werden auf dem Grunde
mit Steinen befestigt und mit Bojen
versehen. Die einzelnen Weideflechten
müssen mindestens 1,5 cm von einander
entfernt stehen. Dieselbe Reuse wird
Aalsack — aasen.
auch zum Neanaugenfang benutzt. Fisch.-
Ord. f. d. fr. Haff. § 34. S. Benecke,
396.
Aalsack, m., Sacknetz, Wenter, mit
zwei Flügeln zum Fang der Aale, ein-
gerichtet wie die niedem Haffsäcke; doch
sind sowohl Sack wie Flügel kleiner
und geringer an Höhe. Bei den klei-
nen Aalsäcken dürfen die Maschen
nicht enger als 1,5 cm im Quadrat sein.
Fisch. -Ord. f. d. fr. H^, § 30. S.
Wenter.
Aalspeer, m , Speer zum Aalstechen,
lit. persteke. Beschreibung und Abbil-
dung der in den Haffen und im Putziger
Wiek gebrauchlichen Aalspeere s. Be-
necke, 408 f. Ygl. Aalpricke.
Aalstachel, -Stecher, m., s. Aalpricke.
Aalstrang, m.^ s. Aalstrich.
Aalstrich, Aalstrang, pltd. AlstrKch, Ai-
strank, m., der schwarze Strich auf dem
Rücken der Aale, und nach diesem der
dunkle Streif auf dem Rücken mancher
Tiere, vornehmlich der (falben) Pferde.
Vgl. Adelung I, 5: Aahtreif,
Aaltrope, kurzweg Trope, /., Gestell,
aus Stangen und Netz bestehend, zum
Aalfange. Die Trope wird ins Wasser
gesenkt; vor derselben werden mit zwei
Sturgel (s. d.) die Aale vorwärts in
die Trope gescheucht. Nach Nesslm.
Wb., 116 b, bezeichnet lit. tröba jedes
Gebäude, also vielleicht auch dieses
krippenähnliche Gestell.
Aahfväde, Aalwftte, /., dichtes Netz
zum Aalfang. Davon aalwftden, aal-
wäten, pltd. alwaden, ahwaten, sw,^ mit
Aalwaten fischen. Im Jahre 1318 ver-
lieh der Bischof Eb erhard den Frauen-
bui^er Bürgern ein Fischer eiprivilegium,
in welchem ihnen freie Fischerei im
frischen Haff gegeben wird; doch soUen
sie mit den Aalnetzen, welche Aalvaten
und Kittel genannt werden, nicht fischen.
Benecke, 270. Mit Schrüen, Singen
und OMwadten sau keinem ohne Er-
lavbniss seines Amtmannes verstattet
werden, Fisck-Ord. von 1589. Hen-
nig, 1. Benecke, 295. Vgl. Wftde.
Aaren, jüd. m. Yom., s. Aarndt
Aarndt, Arndt, Aaren, Aren, auch Uren,
jüd. m. Vorn., Aaron. Flatow, Schmitt,
111. S. Pott, 322.
Aas, pltd. As (ja=ä\ n., 1. Luder, Ca-
daver. 2. sehr beliebtes Schimpfwort,
auch in Zusammensetzungen. Faul Agä,
Stein,PeregrinusXUI,89,W.Mtsbl.VI,
159. vom Aa»^ zur Bezeichnung un-
echten Adels. Ibid. XVI, 8. W.MtsbLVI,
187. Aa&knochefn^ Asknäke^ Aaskröte^
Askrät Asböskrät (o lang), böse Aas-
kröte. Stänkerget As^ stankeriges Aas !
aa8en,pltd.a8e(n)(a=d),atc7.,zuAas wer-
den, faulen, stinken, unreinlich, schmutzig
sein, „von Stank und Unreinigkeit bei-
nahe umkommen (Hennig, 2)"; in
gleichem Sinne auch veraasen. Hei ver-
äst ganz on gär, er veraast ganz und
gar. Hei veräst sock, er veraast sich,
vernachlässigt sich selbst, veraasen hat
auch die Bedeutung von: verbringen,
verderben, durchbringen, in Unordnung
bringen: Hei heft alles veräst, er hat
alles veraast. — Im Qelde aasen, ge-
wöhnlich nur pltd. dm Oold äse^ im
Gelde wühlen, also reich sein, viel Geld
ausgeben, vergeuden == veraasen. VgL
Brem. Wb. I, 28. — abaasen, sich,
pltd. sSck afase(n) (a = a), sich mühen,
sich arbeitend abmatten, gleichsam
das Fleisch vom Leibe abarbeiten.
Siehe Schütze I, 8. — herumaasen,
pltd. 'riimase(n) (a = ä)^ wüst und
wild umherfahren, umherjagen, das
Oberste zu Unterst bringen, also =
rasen, und vielleicht nur Gleichklang
von diesem. Die Mutter ruft scheltend
den wilden Jungen zu: äst nich so
1*
Aaserei — abblatten.
WSm! — Aas aasen: Geaase, pltd.
Geas (a = ä\ n.
Aaserei, pltd. AserT, /., Unwohlsein,
bei dem eine bestimmte Krankheit noch
nicht hervortritt. Natangen.
aasig, adj,y unwohl, onpafz, krank^
körperlich untüchtig und unbrauchbar.
Öck st ganz äsig^ ich bin ganz aasig.
Mir üt ganz aasig zu Muthe, On st
öck äsigy kos' nich wat^ Flugs drink' ock
mt an Schnapske satt. Volksl. 38, 7;
S. 96. Öck fohl so 'ne Asigkeit, es liegt
mir schwer in allen Gliedern, ich fahle
mich unwohl. 2. faul, träge, nachlässig.
En äsiget Monsch^ ein faules nichts-
nutziges Frauenzimmer. Ebenso: En
äsiger Kerl^ ein aasiger Kerl. 3. vom
Wetter: regnigt, kalt, schlecht über-
haupt. Dos ist ein aasiges Wetter, 4.
von einer schwierigen und wenig loh-
nenden Arbeit. Eine aasige Arbeit
S. Hennig^ 2.
Aasigkeit, /., Unwohlsein. Yon aasig.
Aasicnochen, pltd. Asl(nal(e,m., Schimpf-
wort.
aasnasz, pltd. asnait, adj,^ nafz wie
Aas, bis auf die Hautdurchnäfzt, „durch
und durch^ nafz. Ebenso aasschmutzig,
schmutzig, unsauber wie ein Aas. Hen-
nig, 1. Brem. Wb. I, 27. Schütze I,
8. Dähn., 2a.
ab, pltd. af, adv. und präp. ab und
zu^ pltd. af on to hin und wieder, af
on an bisweilen, auf und ab. Et geit
so op on afy es geht bald gut, bald
schlecht. Von Mde af^ von heute ab.
Er ist ab, hei ös af, im Einderspiel
durch Abzählen frei geworden. Wer
beim Abzählen als Letzter übrig ge-
blieben: hat ihm = mufz greifen. Rein
aby rein af! Ruf der spielenden Kna-
ben, wenn sie durch freiwilligen (oft
notgedrungenen und unedeln) Rück-
tritt vom Spiele sich vor dem Ergriffen-
oder Angeschlagenwerden schützen wol-
len. In gleichem Sinne heifzt's auch,
und gewöhnlicher: Ich verbiet, ock ver-
bed! Goth. af ahd. apa, aba^ mhd.
abe, dän. af engl, of, schott. af hoU.
af.
abaasen, sw., s. aasen.
A-b ab, n. Das A-b ab war
in früheren Jahren erste Buchstabier-
übung und Schülerleistung. Hei kann
noch nich e mal dat A-b ab! hiefz es
von einem dummen, ungeschulten Kna-
ben. Schülersprüche: A-b abj Brot ös
knapp', auch a-b aby das Geld ist knapp,
A-b ab, mtn Schnappsack. Kgsbg. Me-
mel. Volksr. 112 f., 466. 467.
abachtem, sw., sich, sich durch Laufen
ermüden. Dönh.
abacicern, sw., s. acicern.
abarbeiten, sw., fertig arbeiten; sich
durch anstrengende Arbeit entkräften.
Abasch, m. Vom., Abraham. Dzg.
Nhg. Viol^t, 98. Vgl. Basch.
abftschem, sw.y sich, sich durch hastige
Arbeit, anstrengenden Lauf ermüden,
entkräften. Ebenso in Schwaben.
Schmid, 30. Vgl. äscherig und ab-
eschem in Grimm, Wb. I, 35.
abausten, sw., abernten. S. austen.
abbacl(en. pltd. afbacl(e(n), sw. und
adj., vom Brote, dessen Kruste sich von
der Krume gelost hat. Dat Brot ös
af gebacken — afbacken Brot. In Pom-
mern afbacken. Dähn., 4a. In Liv-
und Estland: abkörstig. Hupel, liv-
nnd estländ. Idiotikon, 3. Schallmann,
79 b, hat abkostig.
abbaten, pltd. afb6de(n), sw.,^ eine
Schuld durch Gebete sühnen. Dat kann
hei bt Gott öm Himmel nich afbede.
abblatten, pltd. aßladde(n), sw.y bei
Hennig, 2, abbladden, abblättern, die
Aufzenblätter des Kohls als Viehfutter
abbrechen: Komst aßladde(n).
abblecken — Abendbrot.
abble€ken,s«^.,abbleiclien, in der Farbe
Ycrschierzem. Vgl. blecken.
abUHzeiiy pltd. afbliitze(n), 9w,^ durcb
Blick oder Wort einen Verlangenden
oder Zudringlichen zurückweisen: Sie
hat ihn gut abgeblitzt. Ygl. Yolksr. 201,
740. 2. einen Korb geben. Hei ob af--
geblotztj er hat einen Korb bekommen.
Sprw. I, 11.
abbrennen, st. Abgebrannt sein^ kein
Geld haben. Kalt abbrennen, pltd. holt
afbrenne, ein Grundstuck kurz vor dem
gerichtlichen Verkauf mit HiKe gefälli-
ger Nachbarn in einer Nacht nieder-
reifzen. Das Material, wie sämtliches
Inventar und Mobiliar, wird fortgeschafft
und dadurch den Gläubigem jedes Ob-
jekt ihrer Befriedigung entzogen. Lit-
tauen. Sprw. 11, 3.
abbringen, s^., zurückbringen, wieder-
geben. Bringe die Laterne — den Tha-
ler etc. ab. 2. abschaffen, aufheben.
Äfgebrockt Rölgedag, der abgeschaffte
dritte Feiertag der grol'zen Feste. 3.
ein Schiff; das sich festgefahren hat,
flott machen.
abbniddeln, abpniddeln, sw.^ etwas
schlecht und obenhin verfertigen^ flüch-
tig und ohne Sorgfalt arbeiten; dicht
und fest nähen, stricken. Hennig, 4.
S. bniddeln und prfldeln.
abbrühen, pltd. afbrege(n), su;., von
brühen, pltd. brege. Er ist abgebrüht,
— ein abgebrühter Mensch, unempfind-
lich gegen Tadel, dickfellig, ohne Ge-
fühl und Verständnis für edlere Re-
gung. Sprw. n, 4. In diesem Sinne
auch verbrilhL Er ist wie ein verbrüh-
ter Hund, gefühllos.
abbmbchen, sw., abpfuschen. Siehe
bfiiischen.
abbuddeln, sw., das Bier in Buddeln,
Flaschen (Bouteillen) abfüllen. Hen-
nig, 2. S. Buddel.
abbuscheln, sw., s. abfuschen.
Abdankung, /., Grabrede, vom Lehrer
gehalten. Heinel, Einige Nachrichten
über das Marienburger Werder. Pr.
Prov.-BL Vm, 222.
abdecken, sw., 1. zunächst: die Decke
heben, die Hülle beseitigen. Dat Dack
afdecke, das Dach abdecken. Sock af-
decke, sich abdecken = während des
Schlafes das Deckbette abwerfen. 2.
dem Tier die Decke nehmen,- die Haut
abziehen, es schinden. Davon Ab-
decker, Schinder. 3. stark prügeln, die
deckende Hülle, die Haut, bearbeiten.
.fiJri^m a/dßcfe, einen abdecken. Sprw. II,
5. 4. bildlich: mit Tod heimsuchen,
sterben. Cupido hatte schon den Kocher
eingesteckt . . . Da Mars und Mors zu-
gleich die Welt bald abgedeckt. Carm.
nupt I, 267. Mars und Mors erschei-
nen hier als Abdecker.
Abdecker, m., doch üblicher Racker,
Schinder. Von abdecken. Hennig, 2.
Vortel gehört tarn Handwerk, seggt de
Afdecker on packt möt de Tähne an.
Sprw. I, 1780.
Abdeckerei, /, Amt und Wohnung
des Schinders. Hennig, 2.
abdrimmeln, pltd. afdrSmmle(n), sw.,
einschlafen; abschlachten. S. drimmeln.
abdrippen, pltd. afdrifppe(n), sw., ab-
tröpfeln^ abtropfen. Et dröpt wat af.
Dat ÖS e schlechter Brdde, von dem nuscht
af dröpt, jedes Geschäft giebt einen nicht
in Rechnung gestellten Vorteil. Sprw. I,
435. Hennig, 53. Mühling schreibt
abtaippen. Vgl. drippen.
Abdruck, m., letzter Atemzug, Ab-
zug. Er ist zum Abdruck reif, pltd.
Hei ÖS tom Afdröcke rtp, seine Sterbe-
stunde ist nahe. Sprw. I, 3.
Abendbrot, pltd. Awendbrot (A » ä), n..
Einem das Abendbrot abtreten, ihm auf
die Fersen treten. Sprw. I, 6.
6
Abendrede — Abgift.
Abendrede, pltd. Awendred, /., das am
Abend Geredete. Awendred <m Marge-
red stomme soUe äweren. Sprw. I, 7.
Awendred son nick Morgered, Sprw. II, 6.
aber, pltd. awer, awa, awersch, awarsch
(a=a), doch auch verhochd.abersch, conj.
Oawasch mien Mella Pölz gawt sienem
Brune de Schpoare, Boldt, 5.
abfahren, pltd. affare(n), st^ 1. kurz ab-
fertigen, abführen. Ich werde mit ihm
abfahren, ich werde ihm derbe die
Wahrheit sagen. Er fährt mit ihm ab,
wie die Sau mit dem Sack — ivie der
Deiwel mit dem Doktor Faust Hen-
nig, 2. Mit einem abfahren, ihn ins
Gefängnis führen. 2. sich schnell fort
machen. Ich legte das Geld für meinen
Thee auf den Tisch und fuhr ab, als
wenn ich vor de)* Gartenmagd mich
schämte, Soph. R. 1, 373. 3. sterben.
Hei ÖS afgefäre, er ist abgefahren^ ge-
storben.
Abfegsei, n., von fegen, das Abge-
fegte; namentlich vom Getreide.
abfinden, pltd. affinde(n), affingen. st,
eine Schuld entrichten, für eine Gefällig-
keit sich dankbar erweisen. Öck war
mt bt enne noch affinde,
abfingern, sw,, an den Fingern ab-
zählen. Dat kann man sock am Arsch
affingre^ so einfach, leicht begreiflich
ist die Sache. Sprw. II, 8,
abfleihen, pltd. afflTe(n), st, s. fleihen.
abflOmen, sw,, s. Flöm.
abfosen (o kurz), »?(;., mit einem derbe
abfahren, ihn derart abfüliren, dalz seine
Kleider sich möglicherweise in Foien
auflösen. Da muchdl hei got möt mt
affose. Volksl. 5 III, 2; S. 75. Vgl.
fosen.
abfretzen, s«?., abfressen. Vom Vieh,
wenn es die Felder und Wiesen kahl
frifzt. Hennig, 2.
abfuschen, abfutschen, sw\, flüchtig und
ohne Accuratesse, obenhin arbeiten, ab-
pfuschen. Nach Mühling in gleichem
Sinne auch abbuscheln.
Abgängsel, n., das in Küche und Werk-
statt Abgehende, Übrigbleibende, der
Abgang. Ein Schweinchen aufzuziehen^
das sich von den Abgängsein nähre.
Passarge, Balt., 20. Hennig, 2. In
Liv- und Estland auch Abfallnis. Hu-
pel, 1. Nach S allmann, 57a, ist
Abfallnis Abfall von Gänsen, Hühnern,
Hasen, Lämmern etc.
abgeben, pltd. afgfiwe(n), sw,, 1, her-
vortreten, Ertrag liefern, bekommen;
zur Folge haben. Es giebt in diesem
Jahr wenig Obst ab. Da gewft wat
af — es setzt Hiebe. Sprw. II, 10.
Das 2cird einen IloUenspektakel abgeben,
2. sich mit schlechteren oder geringe-
ren Personen zu schaffen machen, mit
ihnen verkehren, geschlechtlichen Um-
gang haben.
abgebrüht, part. prät von abbrühen
(s. d.).
abgehen, pltd. afgane(n), st, sterben.
Was abgegangen ist, das kommt nimmer
toieder. Carm, nupt I, 267.
abgeilen, pltd. afglle(n), sw,, ablungem.
Sich abgeilen y sich geil machen. Vgl.
geilen,
abgerissen, pltd. afgerfite, part von
abreifzen^ pltd. afrite(n\ st^ zerlumpt
in Kleidern. Er ist abgerissen wie ein
Dieb vom Galgen; üblicher: Er ist ab-
gerissen wie ein Galgenstrick, der an
den Rissenden zerzaust und zerschlissen
ist; vielleicht auch: zerlumpt wie ein
Kandidat für den Galgen. In Liv- und
Estland: abgerissen und abgesplissen,
Hupel, 2. Vgl. Galgenstrick.
Abgesetzter, m., s. absetzen.
Abgift, /., Abgabe, Steuer. Mühling.
Pltd. hört man gewöhnlich Afgaw (ar=ä)
= Abgabe.
abglabben — abknabbeln.
abglabben, mc.^ abgleiten, ausgleiten.
Dat glabt em af^ as dem FaUceribarg an
dei Lehmkul Sprw. I, 1280.
abgnabbeln, -gnabbemy -gnagen, -gnib-
beln^ -gnobbeln^ sw,j abnagen. S. gna-
gen.
abgrenzen, 8w,y etwas von fremder
Grenze in die eigene bringen, durch
dringendes Bitten erlangen, schlau und
unverschämt erbetteln. Er hat ihm
aUes abgegi^enzt Dei lätt söck alles af-
grenze, Sprw. II, 13.
abhafftem, st^., 1. das Pferd von der
Halfter lösen; 2. bildlich: einen An-
gestellten aus der Fessel des Dienstes
entlassen, aus dem Dienste entfernen,
ihn wegjagen. Dei os afgehalftert^ der
hat seine Stelle verloren.
abhaHen, pltd. afh6le(n), st Ein Kind
abfialten^ es so halten, dafz es seine
Notdurft verrichten kann. Hennig, 95.
abharken ; sw,^ mit einer Harke ab-
nehmen. Das Stroh vom Beet abhar-
ken.
abharren, sto.^ abraten, widerraten.
Se hebbe mt alle af geharrt, den Mönsch
to nehme. Hennig, 3. Vgl. anharren.
abhaspeln, sw.y 1. Gam, Zwirn etc.
von der Haspel abwinden. Hennig, 3.
2. das Gelernte beim Hersagen eilig
und ohne Ausdruck, im Leierton spre-
chen. 3. Sich abhaspeln^ das Deck-
bette durch Ampeln mit den Beinen
von sich schieben. Unruhig schlafende
Kinder haspeln sich ab. S. haspeln.
abheuern, sw.^ abmieten. Pillau.
Hennig, 3.
abhSmpeln, sw.^ s. hSmpeln.
abhuschen, sw.^ eine Arbeit im Husch,
eilig und obenhin, ausführen. Vgl.
hoschen.
abjachem, sw.^ abjagen, durch Jagen
ermüden: ein Pferd, einen Hund etc.;
sich selbst durch geschäftliche Gänge,
angestrengte Arbeit müde machen, ab-
hetzen. Hennig, 3. In Estland ab-
jackem. S allmann, 78a. Vgl. jachem.
abkacheln, sw.^ abfahren. S. kacheln.
abkadreiem, »w.y eine Sache durch
vieles und eindringliches Reden abdrin-
gen, abbetteln, ablunkern. Mühling
schreibt abkadräuen. Ygl. kadreiern.
abkampeln, siv.y abzanken. S. kampeln.
abkanzeln, sw.^ von der Kanzel herab
verkündigen, bekannt machen; Ver-
weise geben, eine Strafpredigt halten.
abkapltteln, sw , ein Strafkapitel lesen,
ausschelten, heruntermachen. Dei wurd
got afkapittelt
abkappen, sw., s. kappen.
abketten, pltd. afkedde(n), si^?., 1. von
der Kette los machen. Den Hund af-
kedde. 2. die Kettenglieder des Garns
vom Scherheck abziehen, los machen.
S. Das Wirkgestell. Wiss. Mtsbl. VH,
125.
abkfchern, ^.^ s. auskichem.
abkicken, sw., abkucken, absehen;
durch Zusehen etwas lernen. Vgl.
kicken,
abkirsten, pltd. afkerschte(n), m.^ ab-
krusten, die Kruste ablösen. Vgl. Klrst
abklären, sw-, abklären, klar machen,
eine Flüssigkeit, ein Getränk. Sich ab-
klären^ aufheitern: dat Wedder klärt
söck noch af.
abklauen, sw.^ mit der Klaue, der
Hand, abkratzen, wegscharren. Sock
den Schorf afklaue{n). Vgl. klauen.
abklavieren, pltd. afklawfire, sw., zu-
recht legen, klar machen, durch Ver-
mutungen und Schlüsse eine Sache
herausbringen, feststellen. Dat kann öck
mt an e Fingre afklawere, das kann
ich mir an den Fingern abklavieren,
so leicht ist es, die Sache klar zu stel-
len. Vgl. Vi 1 mar, 206.
abknabbeln, -knabbern, sw,, s. knabbern.
8
abknappsen — Ablatt«
abknappsen, sw.^ knapp, nicht aas-
reichend etwas zuteilen, zumessen, zah-
len; namentlich Speise, Lohn. Sich vor
Geiz das Essen abknappsen. Am Ellen-
ma/z abknappsen. Ich habe ihm noch
5 Pfg. (am Preise) abgeknappst In
dieser Form auch in Posen. Bernd,
1. In Ostpr. auch abknappen (Hen-
nig, 3) und noch kürzer knappen.
Sperber, 5.
abknibbeln, -knibbern, sw., s. knabbern.
abknipsen, sw.y 1. mit schallendem
Kniff (Knips) mittelst Schere oder Zange
die Spitze eines Gegenstandes weg-
schneiden, abkneipen. Hennig, 3. 2.
durch ein knipsendes Federschlofz ver-
schliefzen. Knipse die Thür ab!
abknubbern, sw,, s. knabbern.
abknUllen, pltd. afknSlle(n), m\, 1.
herzen, in Liebe drucken, wie man's
mit Kindern thut. 2. Arbeiten ab-
pfuschen, obenhin thun, ohne auf Bei-
fall zu rechnen oder solchen zu finden.
Eine Pi^edigt abknüllen^ sie ohne rechten
Anstand halten. Hennig, 3. 316. Auch
s. y. a. verknUllen. S. knUllen.
abknQtschen, su?., liebkosend drucken
und herzen; aber auch im Zorn quet-
schen und schlagen. Hennig, 3. Vgl.
knQtschen.
abkochen, pltd. afkake(n), sw., gar
kochen in Salzwasser. Abgekochter
Schinken — Schweinskopf.
abkoddern, sw.^ in Koddem d. i. Klei-
dern und Wäsche zurückkommen. Ich
bin ganz abgekodderty meine Kleider
sind stark abgetragen. Er ist ganz ab-
gekoddertj er geht in zerlumpten Klei-
dern. Hennig, 3. Vgl. Kodder u.
koddem.
abkommen, pltd. afkame(n), st.^ aus
der Mode, auTzer Gebrauch kommen.
Et ÖS afgekäme^ Speck op Kaie to bräde,
S. Sprw. n, 2502.
abkramen, sw.^ den Kram abräumen,
bei Seite legen, aufräumen. Den Tisch
abkrameny den mit verschiedenartigen
Gegenständen befliehenen Tisch frei
machen. Ygl. Kram u. kramen.
abkrampen, sw.^ die Krampe abheben,
loshaken.
abkrängeln, sw.y abdrehen^ das Genick
abdrehen, schlachten. Er liegt wie ein
gehrängelt^ wie abgeschlachtet — aus
Schläfrigkeit oder Trunkenheit. Vgl.
abschlachten.
abkratzen, sw.^ 1. sterben. Hei os af-
gekratzt^ er ist gestorben. 2. sich aus
dem Staube machen, durchbrennen. In
letzterem Sinne für Posen bei Bernd, 2.
abkrfischen, sw.^ abbraten, leichthin
abschmoren. Vgl krCschen.
abkriegen, ^tc?., abbekommen: 1. los
bekommen, was fest war. 2. Schelte
Strafe bekommen, Schaden, Verlust er-
leiden. Er hat was abgekricht. Vgl.
kriegen.
abkriJcheln, sw.^ abbraten, abscbmoren.
S. kriScheln.
abkrSsen, sw,^ die Kruse (s. d.) ab-
nehmen. Den EiTner ahkrösen lassen"^
aber auch: Die Hemdärmel abkrösen^
die Manschette, den Pass^ abreifzen.
Abkunft, pltd. Afkonft (doch klingt das
n = w) , /. Zufuhr von Getreide aus
Polen; also eigentlich Herabkunfb (auf
der Weichsel). Dzg. Klein I, i. Jetzt
wohl nicht mehr in Danzig gebräuch-
lich. E. Förstem., N. Pr. Prov.-BL a.F.
m, 295.
ablassen, pltd. aflate(n), st^ 1. über-
lassen. Davon kannst ml wat aßäte,
von der Ware kannst du mir etwas
überlassen. 2. im Preise heruntergehen,
den Preis niedriger stellen. Aßäte kömmt
ömmer tomät Kgsbg. Sprw. H, 16.
Ablatt, /., Oblate, Hostie. De Bref
o
ÖS möt e Ablatt togem>äkty der Brief ist
ablaufen ~ abnurgeln.
9
mit einer Oblate verschlossen. Bei
Jeroschin: Der prtstir ein ahlate nam
ungesemet in der stunt Pfeiffer, 117.
ablaufen, pltd. afl6pe(n), st.^ in der
Redensart: einen erlaufen lassen^ ihn
abfahren durch angemessenes Entgegen-
treten. Hennig, 3.
ablegen, sw., erlegen, bezahlen. Istjm
vf 8 Uüer (die Strafe) gelassen^ welche
er auch abgeleget, Protokoll der Morgsp.
im Eneiphof aus 1597.
Ableger, pltd. Afiegger, m., Senker,
Absenker, Schössling, den man ver-
pflanzt. In bildlicher Ironie: Von dem
Hot kannst mt e Afiegger gewe^ von
dem Hut kannst du mir einen Ableger
geben!
ablehnen (der Aussprache nach ab-
lenen)y8w,^ ableihen, abborgen. S. lehnen.
ablehren, »w., ablernen, durch auf-
merksames und oft verstohlenes Sehen
und Hören Kenntnisse und Geschick-
hchkeiten erwerben. Öck hebt im alles
aßere musst S. lehren.
ablugsen, abluxen, sw.^ ablugen, ab-
lauem, ablungem, durch List abnehmen,
entwenden. Bernd, 2: abhicksen =
abluchem, d. i. ablungern.. S. lugsen.
ablunkem, sw., durch bettelnd schmei-
chelndes Lungern erlangen. Schaler
lunkem einander ihre Sachen und Mund-
vorrate ab: Er lunkert mir alles ab,
Ok dat heft hei em noch afgelunkert
Hennig, 3 f. Vgl. lunkem.
ablutschen, »w.^ absaugen. Einen Bon-
bon ablutschen — ein abgelutschtei* Bon--
bofi. Hei sitt wf, wt e af gelutscht' Melk-
KU:* (Milchkeilche), ein auffällig Bleicher.
Vgl. lubchen.
abluxen, »w.y s. ablugsen.
abmachen, pltd. afmake(n)^ m\, 1. los
machen, los lösen. Das SchJoss ab-
machenj es von der Thür abschrauben.
2. Speisen mit Butter, Schmalz oder
Speck fett machen. Dies Eochfett heiCzt
Abmachsei, n., pltd. Afmaksel. Hennig, 4.
Lit. uzdaras^ poln. okrasa, Ygl. Okras.
Abmachsel, n, s. d. vor.
abmarachen, sw.y s. marachen.
Abmalz, pltd. Afmat, n., im Getreide-
handel Malz vom inländischen Geschäfte
nach dem Auslande, wobei durch ge-
schickten Strich des Streichholzes vom
Inhalte des Scheffelmafzes soviel als
möglich abgestrichen wurde. (Heute
wird das Getreide nach Gewicht ver-
kauft.) Königsberg. Ygl. Aufmalz und
Zumafz.
abmatschen, sw,^ s. matschen.
abmergeln, sw,y Mark, Kraft (eigent-
lich dem Boden den Mergel) entziehen^
entkräften. Derfiat sich durch sein lieder-
liches Leben gut abgemergelt. Vgl. Wei-
gand I, 7.
abmödbarschen, sw,, s. mödbarschen.
abmühen, sich, pltd. sSck afm6ge(n),
»w,^ sich kranken, grämen. S. mUhen.
abmurksen, su?., töten, schlachten, er-
morden, mit dem Nebenbegriff des ge-
waltsam HeimUchen, martervoU Lang-
samen. Se hetvwe em afgemurkst. Vgl.
Sperber, 5. In gleichem Sinne im
Holsteinschen. Schütze IH, 122. In
Estland dasselbe, doch zunächst: in
grofzen unförmlichen Stucken abschnei-
den; für meucheln, gewaltsam töten,
in erster Reihe abmucken. Sali mann,
28 a. Vgl. murksen.
abnehmen, st, abräumen, den Tisch,
die Tafel, nach der Mahlzeit
abnippen, sw,, abnicken, ein Schläfchen
im Sitzen machen. Mühling. S. nippen.
abnorgeln, sw,, durch vielen Gebrauch
abnutzen, haltlos machen. Hennig, 5.
Vgl. nörgeln.
abnurgeln, sw., durch nurgeln (s. d.)
etwas los machen, ablösen. Mühling
schreibt abnorgeln.
10
abnascheln — absehauben.
abnuscheln, sw,^ s. nuscheln,
abnutschen, sw.y absaugen. S. nutschen.
abpSsem, sw.^ s. abpOsern.
abpfeifen, pltd. afpTpe(n), st, durch
Pfeifen das Ende, den Abschlufz des
Dienstes bezeichnen. De Nachtwächter
ptpt af, der Nachtwächter pfeift ab,
signalisiert durch Pfeifen den Ablauf
seiner letzten Dienststunde. Vgl. ab-
schnarren.
abplacken, sw,, sich, sich abplagen,
stark plagen, bei der Arbeit anstrengen,
abmatten. Eine zweite Bedeutung s.
unter placken.
abpladdern, sw,, abregnen, zu Ende
regnen. S. pladdern.
abplärren, pltd. afblarre(n), »iv,, Ge-
lerntes gedankenlos und schreiend her-
sagen oder singen. S. plärren.
abpiTsem, sw., abfäseln, abzupfen,
abpflücken. Vgl. pllsem.
abpISmpern, sw., 1. eine Speise oder
ein Getränk stark wässerig bereiten.
2. abregnen. Et mot sock afplömpre.
Vgl. plumpem,
abpösem, abpSsern, sw., leichtsinnig
oder böswillig niederbrennen. Wie denn
auch bey ilirer (der Litauer) Trunken-
heit und Raserey manches gutes Dorf
abgeposert und in die Ascfie gelegt toird.
Insterburger Kirchen- Visitations-Receliz
V. J. 1638. Hennig, 4. Vgl. pasem.
abprachern, sw., durch Prachem (s.
d.) etwas zu erlangen suchen, abbetteln.
Dat T/wt man em alles a/prachre, das
muss man durch gute Worte zu er-
reichen suchen. In Pommern afbeddeln,
Dähn., 4a.
abpruddeln, abprudeln, sw,, s. prudeln.
abpOlen, m., s. pOlen.
abputzen, sw, s. putzen.
abquästen, sw,y durch anhaltendes
Bitten erpressen. In Livland: mit
Ruten geüzeln. Hupel, 3.
abrachsen, sw,, abbrechen, brechen,
z. B. das Genick. Ermland. Mühling.
abrackern, sw,^ s. rackern.
abraggen, sw,, s. raggen.
abrebbeln, sw., s. rebbeln.
Abrechner, pltd. AfrCkner,?/»., ein Mann,
welcher die Berechnung der Ausgaben
aller zu Schiffe ein- und ausgehenden
Waren hat, und diese den Rhedem und
Kaufleuten gegen einen kleinen Vorteil
berechnet. Danzig. Klein I, 5. In
Königsberg Schtffsabrechner, Schiffsmak-
ler, Schiffsagent Er berechnet und zieht
für den Schiffskapitan die Fracht ein,
besorgt dessen Angelegenheiten am
Platze, namentlich beim Zollamte, und
engagiert die Frachten für den Aus-
gang gegen Provision.
abreden, pltd. afr6de(n), sw.^ durch
Reden von einer Sache abbringen, ab-
raten, warnen.
abribbeln, ^., s. rebbeln.
abrichten, pltd. abrSchte(n), afrif chte(n),
sw.y beschmutzen, besudeln. Sich die
Hände — das Kleid abrichten. Wie
hott V sich wodder abgerÖchtf Schaltj.
3, 4. Bock, 1. Hennig, 4 f. Vgl. an-
richten,
abrubbeln, suj., s. rubbeln.
absäbeln, sw., mit einem Säbel, einem
Messer abschneiden. Einen Ast ab-
säbeln.
Abschabsei, pltd. Afschawsel, n., das
Abgeschabte. Hennig, 5.
abschälen, sw., s. schälen.
abschalmen, sw.^ s. schalmen.
abscharren, sw., etwas von sich schar-
ren, abschieben: ein lästig gewordenes
Nebenamt, einen Zudringlichen etc.
absehauben, pltd. af8chQwe(n), st., 1.
abschieben, abrücken: den Schrank von
der Wand etc. 2. zurückweisen: einen
Tadel, eine Schuld, ein Verbrechen.
3. abziehen, sich trollen, sich weg-
Abschel — abschurreii«
11
schieben. Schwio af mot godem Wind!
hört man in Egsbg. als Abweisung.
Holl. afachuiven. S. Grimm, \Vb. I, 99.
Absdiel, Amschel, Anselm, m. jüd.
Vom., Absalom. Flatow. Schmitt,
111.
abschelbern, abschilbem, pltd. afschel-
wre(n), sw., s. scheibern.
Abschied, m.^ Weggang, Entfernung.
Einem (einer) den Abschied geben ^ ein
braatliches Verhältnis auflösen. Ab-
schiedszeugnis statt Entlassungs- oder
Abgangszeugnis. Polnischer Abschied.
Mit einein polnischen Abschiede wege/ien,
Weggang ohne Adieu, mit Hinterlassung
von Schulden. Hennig deutet zur
Erklärung auf den heimlichen Abzug
des Königs Heinrich aus Polen, „der
1573 zur Nachtzeit und ohne genom-
menen Abschied geschah ". Hennig, 5.
Pisanski, 19. Sprw. I, 18.
abschiefzen, pltd. afsch§te(n), st, sich
das Genick ahschiefzen^ sich das Genick
brechen. Sperber, 5.
abschiffeln,abschuffeln,s«t\,abschaufeln,
mit der Schaufel fortschaffen. Müh-
ling. S. Schiffel.
abschiibem, ^., s. scheibern.
abschlachten, sw,, durch Schlachten
töten. Bildlich: Ich bin vne abgeschlach-
tet, ermüdet, marode, matt, schläfrig.
Er Hegt vne abgeschlachtety aus Schläf-
rigkeit oder Trunkenheit. Sprw. I, 14.
abschiackem, sw., schlacicem.
abschlafen, st, zu Ende schlafen, aus-
schlafen. Er mms sein Pensum ab-
schlafen.
abschlagen, st, Bier, Maische oder
Wasser aus einem Gefai'ze ins andere
rinnen lassen oder schöpfen. Egsbg.
Hennig, 5.
Abschmacicer, m,, Arbeiter, der beim
Messen des Getreides den Scheffel ab-
streicht Danzig. W. Seidel, 28.
abschmaddern, sw., 1. schlecht ab-
schreiben, abschmieren. Mühling. 2.
eine Speise unschmackhaft und unrein-
lich zubereiten. Hennig, 237. Vgl.
schmaddern.
abschmanden, doch abschmanten ge-
sprochen, sw., den Schmand, die
Sahne, von der Milch abschöpfen. Für
Liv- und Estland bei Hupel, 4. Sall-
mann, 80a, schreibt abschmänden.
abschmängen, sw,, s. schmängen.
abschmeifzen, pltd. afschmtte(n), st, ab-
werfen, in dem Sinne von Vorteil,
Gewinn bringen. Dat schmott nuscht
af, das schmei/zt nichts ab, bei dem Ge-
schäfte ist nichts zu verdienen.
abschmieren, sw., s. schmieren,
abschnarren, pltd. afschnarre(n), sw.,
vom Nachtwächter, der durch Schnarren
seine letzte Dienststunde anzeigt. Der
Nachtwächter hat schon abgeschnarrt, der
Anbruch des Tages ist nahe. Hennig,
240. Das Wort ist mit der Handlung
aufzer Gebrauch gekommen. Vergl.
Schnarre und abpfeifen.
abschnipseln, sw., abschnitzeln, s.
schnipseln.
abschnüren, pltd. afschn§re(n), sw., mit
gekohlter Schnur den Balken zeichnen,
der behauen werden soll.
abschorren, sw., s. abschurren.
abschrfldsen, sw., s. schräd.
abschrftpen, sw., Abschräpsel, n., s.
schrftpen.
abschrecken, 82^;., 1. abspringen machen,
zurückscheuchen, aufjagen. 2. gesottene
Fische mit Essig begiefzen, dafz sie
blau anlaufen. Hennig, 6. Grimm,
Wb. I, 109.
abschuffeln, sw., s. abschiffeln.
abschupsen, sw., s. schupsen.
abschurren, abschorre n,pltd. afschor-
re(n), sw., 1. abgleiten, ausgleiten. De
Fod schord mt af. Hennig, 6. 2.
12
abschwSien — abstibitzen.
sterben. Ed os afgeschorrt. Vgl.
schurren,
abschw&len, aw.j s. schw§len.
absegeln, sw,y sterben. Hei ös htde
a/gesegelty er ist heute gestorben.
absehen, pltd. afsfine, st, übersehen,
mit dem Blicke ermessen, abmessen.
Kann öck mtn Endke afsene^ war öck
et 6k afienej kutsch^ Koppke, noch e
WUke^ kann ich mein Endchen absehen,
werde ich es auch abziehen, kutsch',
Köpfchen, noch ein Weilchen — sagte
eine schlaflustige Bauerfrau beim Flachs-
ziehen. S. Sprw. II, 21.
Abseite, pltd. AfsTd, in Westpr. AwesTd,
/., mnd. afside, zumeist Seitenfach in
einer Scheune, aber auch Anbau zu
einem Gebäude, Taschengebäude, und
dann auch Abseiter, pltd. Afsfder, m,
Öck imnschd\ mm Buk war e ScMn^ 6k
n^ch twei Afstde däbi^ ich wünschte,
mein Bauch wäre eine Scheune, auch
noch zwei Abseiten dabei. Sprw. II,
273. Mhd. abstte^ apsüe, überwölbter
Nebenraum in einer Kirche, mlat. ab-
siduy absidia aus dem gr. ari)i£^ iöog.
Vgl. Grimm, Wb. I, 1116. Wei-
gandl, 8. Schmeller HI, 291. Vil-
mar, 2. D ahn., 6a. Mnd. Wb.I, 36a.
Nachtrag, 10 a.
absent, absents, afsent, afeents, adv.^
absonderlich, besonders, aufzergewöhn-
lich, was vom Gewöhnlichen sich ent-
fernt; wohl das lat. absens. Ha, dtccht
mj/y jenne ScJuxyw von Liede mott wörk-
üch wat afsenfs bediede. Ha, dünkt
mich, jene Schaar von Leuten, mufz
wirklich was absonderliches bedeuten.
Carm. nupt V, 145 b. iVa, n^! jent
(Spanisch-Bitter) schmeckt ook gooty af-
sent tom örste Haaske-Brot Na, na,
jenes schmeckt auch gut, besonders zum
ersten Haschenbrot (s. d.). Ibid. 216 c.
absetzen, pltd. afsette(n), m., 1. in Ab-
gang stellen. Etwas von der Rechnung
absetzen. 2. ausweisen, ausstoizen, ver-
bannen. „. . . wenn das Verbrechen gross
ist^ werden sie (die Verbrecher) aus der
Gemeine gebannet y welches sie (die Menno-
niten) von der Gemeine absetzen nennen.
. . . Niemand gehet auch mit dem Ab-
gesetzten y/my bis er öffentliche 2^hen
der Besserung weiset.^ Hart wich, 293-
3. abfedlen, abgeben: Gewinn oder Ver-
lust, Vorteil oder Nachteil etc. Bt dem
Geschäft seit et nuscht a/y bei dem Ge-
schäft ist nichts zu verdienen. Dat
sett htde wat a/, entweder e Rusch oder
e Brusch, das setzt heute etwas ab, ent-
weder einen Rausch oder eine Beule
(am Kopf).
absiebten, sw.^ absieben, beim Mahlen
das feine Mehl von der Kleie sichten,
scheiden, sondern. S. sichten u. beuteln.
abslien, pltd. afs§le(n), sw.y s. sllen.
absocicen, pltd. afsocl(e(n), sw,y weg-
laufen, sich schnell auf die Socken
machen. S. socicen.
absparteln, absperteln, sw.^ s. spartein.
abspicicen, pltd. afspOcke(n), sw.^ s.
spicken.
abspüren, pltd. afsptre(n), sw., absehen,
erkennen. Wer kann det End afspüre?
Et kömmt oft Knall on Fall. Lhrztg.
4, 355 c.
abstftken, sta., s. stäken.
abstehen, pltd. afstane(n), st^ ablassen,
überlassen, ein Recht, einen Besitz auf-
geben. Stä mt dtne Ptp afj überlasse
mir deine Pfeife. Davon Abstand, pltd.
Afstand, m., das Abstehen von einem
Rechte, von einem Besitze; auch der
Preis dafür. Wat göfst Afstandy was
giebst du, wenn ich dir die Sache
(Pfeife) abtrete?
abst§kern, sw.^ s. st&kern.
abst&wem, sw.y s. stSwern.
abstrbitzen, sw., s. stfbitzen.
abstrapzieren — achen.
13
abilrapzieren, sw,^ s. strapzieren.
ainireifen, sw., s. streifen.
abstruppsen, sw.^ abstreifen. Die
Schlange struppst sich ab^ häutet sich.
Sperber, 5.
abstOlpen, »w., s. stUlpen.
abttgeln, »w,^ s. tägeln.
abtftkeln, sw., s. takeln.
abtanzen, sw. der Braut, indem man
sie im Kreise umtanzt, den Brautkranz
abnehmen.
abtorkeln, sw.y taumehid abgehen. S.
torkeln.
abtrappsen, 8w.^ s. trappsen.
abtrecken, sw.^ s. trecken.
abtreiben, pltd. afdrTwe(n), st, ab-
hetzen, abjagen, ermüden. Abgetrieben
leie ein altes Droschkenpferd, Sprw. 1, 1 5.
abtrossen, sw.y abladen. Dt kost, di
si dahatten abgetrost, Jeroschin, Y.
24 457. Strehlke. Vgl. Bech, Ni-
colans V. Jeroschin. Germania VII, 94.
abtrilsten, sw, s. trüsten.
abtrumpfen, sw,, s. frumpfen.
abtruppen, auch blofz tnippen, m*., ab-
ziehen müssen und zwar mit Schimpf.
Er hat abtruppen müssen, H e nn i g , 280.
Abwacbsteich, m., Teich, in welchem
die Karpfen ab- d. i. auswachsen, das
erforderliche Gewicht erlangen. S. Be-
necke, 495.
abwachten, »w,^ s. wacliten.
abwackeln, abwaggeln, sw.^ s. waggeln.
abwamsen, sw,^ s. wamsen,
abwichsen, sw,, s. wichsen.
abwSHen, pltd. afwulwe(n), m*., *s.
wBIfen.
abwürgen, pltd. afwerge(n), sw., durch
Würgen toten ^ erwürgen. Et teeer
Tiedf dat ek mi an 'nem Stock Jreegen
Kees' aßcergen deed. Dorr, 1. Wiew.,
124.
abzabbeln, siv,y s. zabbeln.
abzickeln, sw,j sterben. Er wird bald
abzickeln, wird bald sterben.
abzielien, pltd. aftfine(n), st.^ ausziehen
mit der Wurzel, rupfen. Flass aftene,
Flachs abziehen, ziehen. Belegstelle
unter abseilen. Bildlich : über die Feh-
ler eines andern sprechen, verleumden.
Enem eFedderke aftene, einem ein Feder-
chen abziehen, ihn verleumden. Vgl.
anflicken.
accrfld, accrat, accrftds (auch ä = ä),
auch blofz crads, krads und kradske,
accrSzig, adj, u. adv,, 1. genau, sorg-
taltig, accurat, aus dem lat. accuratus,
Acer äd so, genauso. Dieselbigte Perscfion,
aJckrat vriefor eich geschaffe. Dorr, L
Wiew., 5. Diene Ogbruen hewwen aca^at
den rechten Schwung, . . . wat mi just-
ment accrat so towedder es id de Rok,
Ibid., 68. Sonst blmcst du m% akrads
SO doTfnmj Als Eke on als Beke, Yolksl.
34, 1 ; S. 94. 2. eben jetzt, in dem-
selben Augenblick, gerade nun, und
gewöhnUch in der Verneinung: Nu ac-
crdds nich, nun thue ich's gerade nicht.
Nu blowt de Lehra nich önna Schtaw,
he rennt herut on tcatt noach kroatzke ta-
wöschtonopeWoagegebroacht. B old t, 14.
Achel, auch Hachel,/., Granne, Ähren-
stachel, Getreidehülse; auch Nadel der
Tanne, Fichte, des Wachholders, Sten-
gelsplitter bearbeiteten Flachses oder
Hanfes. Ahd. aM, ahir, Ähre, goth.
ahs; aleman. agl, Grimm, Wb. 1, 162.
Weigandl,14. KleinI,?. Schmid,9.
Vilmar, 2. Vgl. Eime.
achen, sw,, ach sagen, ächzen, seufzen,
wehklagen. Ache on wuie, ächzen u.
wuien, ach und weh rufen, wehklagen.
Se acKt on vmtt de ganze Dag, Sprw.
n, 24. Bei Schamb. la, in der Ver-
bindung mit krachen, S. Grimm, Wb.
1, 162. Vilmar, 3. Davon Acher, w,,
14
achheije — Achtsehner.
einer der bestandig Ach und Weh ruft.
Sallmann, 58a. Vgl. wuien.
achherje, interj.^ ach, Herr Jesus.
Acht, /., grofze, in Kgsbg. die Polizei.
Sie gehen mit ihm in die grofze Acht^ in
das Polizeigewahrsam, Junkerstralze 8.
Diese Nummer ist mit grolizer Ziffer
geschrieben. S. Sprw. 11, 890. (Hier
nur angeführt, da die doppelsinnige Re-
densart in späterer Zeit schwer erklär-
lich sein dürfte.)
Achtehalber, pltd. Achthaiwer, m,y das
frühere 2^- Silbergroschen-, 2 gute
Groschen-, ^V"Thalerstück, 30 alte (25
neue) Pfennige wert. Der Name be-
ruht auf der provinziell üblichen Be-
rechnung des Thalers zu 90 Kupfer-
groschen (Vierpfenniger), kurzweg Gro-
schen genannt; also: achtehaib, d. i.
H (Kupfer-) Groschen. Ich liabe nur
noch einen Achteltalber Zeit^ denn so viel
habe ich ihm (dem Postillon) zahlen
müssen y um meinen Brief schlie/zen zu
dürfen. Soph. R. I, 5. Der Franzos
rief einen Knaben^ und indem er ihm
einen Achtehalber gab^ sagte er etc.
Ibid. 45. Hei heft davär sovel Angst,
tct de Pracher vär^m Achtehalwei\ Sprw.
I, 73. Bei dem Leipziger Turnfest 1863
war Achtehalber das Losungs- und Er-
kennungswoil; der Königsberger Turner.
Hennig, 6. Sperber, 6, schreibt:
achtaiber.
Achtel, w., mnd, achten-del^ 1. achter
Teil eines Ganzen. 2. beim Holzmalze
bis zur Einführung des Metermalzes
einheitliches Grundmafz: ein Achtel
(360 Kubikfufz oder 11^ Raummeter)
= vier Viertel ä 2 Komickel. 3. kleiner
Bottich (vielleicht \ einer Tonne), der
einen Stein (30 Pfund) Butter umfafzt
Hennig, 6. In Hessen Getreide- und
Salzmaiz. Vilmar, 3.
Achtelbutter, pltd.Achtelbotter,/., Butter^
welche in Holzgefaize, sog. Achtel, ein-
geschlagen ist. Als Küchenbutter steht
sie im Gegensatz zur Tischbutter.
Achtelhoiz, pltd. Achtelholt, n., das in
Achteln (achtelweise) aufgeschichtete
Klobenholz. Ikh hat e je met, wt wa
em ti^aige Wal nach Achtelholz fikre (woa^
Ermld. Freisch., 7.
achteln, sw.^ Holz in Achtelmafz legen,
aufschichten; anhäufen überhaupt, auf-
achteln, dasselbe; nach Hennig, 7, ein
Achtel Holz für den Küchenbedarf zer-
stücken, was man jetzt in Kgsbg. : Holz
aufarbeiten oder kleinmachen nennt.
achten, sw.^ beachten, aufmerken, be-
folgen. Du motst drop achte.
achter, adv. praep.y hinter, hinten.
Achter onsem Hüs, Mühling. achter
an^ hinten an, hinten nach. So reitet
das Ackermannchen Mit seinem Pferde
Achteranchen (Pommerellen) — mit sei-
nem Pferdchen Hinteranchen (Danzig).
Volksr., 36, 137. Achter, w., der Hin-
tere. An den Achter möt den Hacken
knallt fie. Volksl. 27, 10; S. 44.
Achtergarn, Aftergam, n., die hintere,
spitz zugehende Abteilung des Keitel-
gams (s. d.), lit. aktagam. Das Achter-
garn ist am Ausgange offen und wird
durch eine feste, 5 bis 10 m lange Schnur
zugebunden, an deren Ende ein ca. 2 m
langes Stück Kundholz, der Stehder
oder StOder, als Boje befestigt ist. S.
Benecke, 339. Achtergam heil'zt auch
die letzte Abteilung der Metritze des
kurischen Wadegams; auch Kull und
Häckel. S. Keitel.
Achterzaun, rein pltd. AchtertOn, m.,
Hinterzaun. Wo ist der Wolff Hin-
tetm Achterzaun. Vlksr. 178, 691.
Achtzehner, pltd. AchtTner, m., Ein-
fünftel-Thalerstück. Die Münze hiefz
Achtzehner, weil sie 18 Kupfergroschen
(Vierpfenniger) galt. Bei Einführung
#^
Acker — adder.
15
des Gesetzes über die Münzverfassung
in den Preuiz. Staaten vom 30. Sept.
1821 (Gesetz-S. 1821, S. 159 flf.) waren
die Einfonftel- und Einfunfzehntel-Tha-
lerstücke (s. Sechser) nur noch in Ost-
und Westpreulzen im Umlauf und wur-
den ohne Herabsetzung ihres Wertes
und ohne Verlust für die Inhaber, nach
und nach eingewechselt und in den Münz-
statten eingeschmolzen (§ 6 des qu. Ge-
setzes). Alte Leute im Volke rechnen
heute noch nach Achtzehnem, In West-
preulzen und in Polen heiizen sie
Timpfe.
Acker, ?/». Dat ös stn (nun) Acker
on Ploff'i das ist sein Acker und Pflug,
sein Beruf. Sprw. II, 25.
Ackerbeere, Pflzn., Kratzbeere, Rubus
caesms L. Hagen, 525.
Ackergaul, m,^ Arbeitspferd. E}r ist
besofen wie ein Ackergaul. Sprw. I,
445. Vgl. Ackermähre.
Ackerglied, Pflzn., Ackerdaun, Galeop-
sis Ladanum L. Hagen, 616.
Ackergras, Pflzn., Knaulgras, Dactf/lis
ghmerata L, Hagen, 102.
Ackerholunder, Pflzn., Zwergholunder,
Sambucus Ebulus L, Hagen, 342.
Ackerknoblauch, Pflzn., Weinbergs-
lauch, Aüium vineale L. Hagen, 357.
Ackerlerche, /., Feldlerche, Alauda
arvensis L.
Ackermähre, /'., wie Ackergaul. Er
sauft wie eine Ackermähre,
Ackermannchen, pltd. Ackemiannke,
nmd. ackennenneken, n., Bachstelze,
Motacilla^ weil sie beim Pflügen, be-
sonders im Frühlinge, auf dem Acker
sich einstellt und mit wippendem
Schwänze dem Pfluge rührig nacheilt.
VglGrimm, Wb.I, 174. Dähn., 7a.
Vilmar, 7. S. Adermannchen, Qu&k-
stert, Wippstert.
ackern, in Elbing äkern, sw.y schwere
Arbeiten verrichten, namentlich schwach
beanlagte Personen unterrichten. Der
Lehrer acket^t mit schwerköpßgen SchU^
leniy er mulz sich mit ihnen abackem,
müde arbeiten, ja bis zur völligen Er-
schöpfung zerackern. — durchackern, eine
Lektion, um sid klar- und festzustellen.
Bock, 1. Hennig, 8. Sprw. II, 26.
Schemionek, 1.
Ackernelke, Pflzn., grasblättriges Vogel-
kraut, SteUaria fframinea L. Hagen,
469.
Ackerschnabel, Pflzn., schierlingsblät-
triger Reiherschnabel, Erodium cicu-
tarium UHdrit
Ackerstein, m., Bernstein, der nicht
am Strande, sondern mitten im Lande,
im Acker, gefunden wird. Ein jeder
wurde nur noch 1770 durch die königs-
bergische Anzeigen verwai*net^ einigen
Ackerstein zu kaufen. Bock Nat. U,
222.
Ackerwurm, m., Engerling. Bock
Nat. V, 17.
Ackerwurz, Pflzn., gemeiner Kalmus.
Acorus Calamus L. Hagen, 372.
Acten, plur,^ s. Akten.
adchfi, adgfi, interj. ade^ lebe wohl!
Aus dem franz. adieu zu Gott, Gott
befohlen, schon mhd. verkürzt ade.
Sehr beliebt ist die Deminution: ad-
cheche: Na adcheche! Hupel, 5: adje
sagen,
adda, conj.j aber. Adda was kann
das alla helfe, Ermland. Firmenich HI,
103 b.
adder, addir, conj.^ oder. Du wollest
uns alle neue gutlie leswirdige bücher^
so in kurtze bey adder annder werenn
ausgegangen^ und umb euch zu bekom-
Toen . . . keuffen und , . . übersenden,
Markgraf Albrecht an Lucas (Gra-
nach), Maler zu Wittenberg vicesima
nona septembr, 1526, Beitr. z. Kde,
16
Adder — Adelpol.
Pr. in, 244. öch timz man ntcA, trf
es hoszt — kattre (lautieren) adde vne.
Ermland. Firmenicli m, 103a. Im
ostpr. Dialekte werden oder und aber
fast durchgehends verwechselt: Oder
nei^sher nein! Hennig, 7.
Adder, /., 1. Natter, Otter. Müh-
ling: Das Messer schneidet wie eine
Adder — sonst: tcie Gift 2. böses
Weib, zorniger, bösartiger, boshafiter
Mensch überhaupt. Auch Adder^ Edder.
Giftig ttie eine Adder. Sprw. I, 680.
In Bremen adder^ in Bayern dlcfer, dtter
Schlange, engl, aach adder, Brem.Wb. I,
5. Schmeller I, 27. 126. Dähn.,
3a. 3) im Samlande, Adder Eiter. —
Mnd. ader^ adder und eder^ adder^ jede
(giftige) Schlange. Mnd. Wb. I, 15a.
Nachtrag, 4b. Von 1:
adderig, 8dderig, edderig, mnd. aderich^
adj.^ giftig wie eine Schlange, zornig,
bösartig. De Hund ös Helen, nwer ad-
drig^ der Hund ist klein, aber bös-
artig.
AddSsalbe, A, Medik. ünguentuvi
Althaeae. Pharmac. Kalender 1870.
Schemionek, 46.
addir, conj,, s. adder.
Adebdr, pltd. Adebar (^ «^ a), m.,
Storch, allgemein und nicht blofz als
Kinderbringer und Kindertrager. Ahd.
odeboro^ odebero^ mhd. adebar^ -boro^
-bero Träger (vom ahd. und alts. beran
tragen), ode- vielleicht vom alts. od, w.
Gut, also adebar Glückbringer, mnd.
ad^aVy edebar. Genaueres über Namen
und Eigenheit des Tieres s. Grimm,
Myth., 638. Bei uns auch Hadebftr, in
der Niederung auch Knackosbot, Knakod-
b&d, in den deutsch-polnischen Gegen-
den Westpreulzens Botschan, Botsdion,
von dem poln. bociaii Storch, auf der
Dzg. Nhg. und im Gr. Werd. Ad'bor
(^-a), (Volksl. 1, 2; S.71), brem.-
nds. eher, aebSr, im Götting. dbdr^ ebere,
eber, im Hessischen auch Udebar. Sprich
nicht vom AdAdr, der Storch ist ja noch
nicht hieTy zum Frühreifen und Vor-
lauten. Sprw. I, 24. Jedes will sein
Nest bereiten, Wie denn selbst der Ade-
bahr. Carm. nupt H, 153 d. Eck woü
den Ogenblock dem Adbahr, de by wie
vdl Jahre nästelt, seggen. Ibid. V, 200d.
Dat ÖS gewossUch wahr, de Jungens bringt
de Adebär, de Makes bringt de Uäfke,
Sprw. I, 1835. Der Adebar tritt viel-
fach auch in Kinder- und Yolksreimen
auf. S. Volksr. 189—197. Bock, 1.
Hennig, 7. Brem Wb.I, 285. Dähn.,
3a. Schamb., la. 53a. Yilmar, 4.
Grimm, Wb.I, 176. Weigandl, 17.
Adebar tritt auch als Familienname auf.
AdebaifeH, n., Medik. Adeps suMus.
Schweineschmalz. Pharmac Kalender
1870. Schemionek, 46.
Adebarschnee, pltd. Adebarschnei, m.,
Märzschnee, FriLhlingsschnee.
Adebarstrauch, pltd. Adebarstai^k, n.,
die kleinen Zweige, womit der Storch
sein Nest auslegt Mühling.
Adel, Adel (A^^d), m., Mistgauche,
Mistwasser, der Urin des Viehes. Auch:
Adehvasser, n. Nach Pierson in Danzig
der blauschwarze, flüssige Gassenkot,
wie er aus den Rinnsteinen gefegt wird.
Ndrhein, adel Sumpf, in Bayern adel
Mistjauche, adeln mit Jauche düngen,
in Hessen oft zusanmiengesetzt mit stUtei
odelsotte, adelsette^ dlstitte = Adel, schwed.
koadel Kuhham, adla harnen^ br.-nds.
eddel, adel Mistlache. Schmeller, I,
26. Grimm, Wb.I, 177. Brem. Wb.I,
10 u. 292. Dähn., 3a, Vilmar,4.
AdNchen, pltd. AdUke, w. Vom., Adel-
gunde. S. Alchen.
AdelpOl, m.^ mnd. ad(d)elp6ly dlpSl^
Pfiitze, worin sich das Adelwasser
sammelt.
Adelwasser — ahnen.
17
Adelwasser, pltd« Adelwater iA-=d\
n., s. Adel.
Ader, /. Einen zur Ader lassen^ ihm
empfindliche Verluste (im Spiel) be-
reiten. Sprw. I, 26.
flderkauen, sw., wiederkäuen. Nach
Mthling adem. Im Götting. drkauen
UL arkeuenj ebenso in Bremen; im Quick-
bom (Klaus Groth) edderkauen^ ahd.
itarucAon^ ags. edrecan^ von dem alten
üa, Aar, üfor, lat. iterum wiederum;
mnd. ad^'^ adderhouwen. Hennig, 8.
Schamb., 13b. Brem. Wb. 11, 754.
Dahn.,3b. Hupel, 4. Mnd. Wb. I,
16a. Grimm, Wb. I, 179.
Adermannchen, pltd. Adermannke (^=a),
n., Bachstelze. Vgl. Ackermannchen,
Queksteri, Wippstert.
ädern, sto., s. aderkauen.
Adler, m., russischer. Den imssiscken
Adler machen^ einander erzürnt den
Rücken kehren. Sprw. I, 28.
Adlerstein, m., s. Klapperstein.
Advant, /., Teil des kurischen Haffes,
zimachst der Eulan-Uppe. Fisch.-Ord.
f. d. k. Hff. § 12.
Adventsmutter, /., Hospitals£rau, die
in der Adyentszeit, mit Strohhut und
weifisem Laken bekleidet, Geld ein-
sammelt, den Kindern Weihnachten be-
stellt. Elbing. Sehern ionek, 2.
Affe, m.y s. Ap.
Aflenbeere, Pflzn., Erähenbeere, Em-
petrum nigrum L. Hagen, 1036.
Aflenkommedie,/., Komödie von Affen
ausgeführt, zur Bezeichnung wilden
Streites, Zankes. Ygl. Katzenkommedie.
Affenschande, /., zur Bezeichnung einer
unüberlegten, albernen Handlung.
Affenschwanz, m., s. Affenzagel.
Affenwerk, n,, Albernes, Dummes,
Possenhaftes. Mir ist nickt wenig wissend^
wie viel alte Mütterlein ihre Weis9<xguny$''
Priwhbtor, Wöiterbaeh 1.
Grillen haben^ auch nicht iveniger^ das
viel Bauvyr-Regel^ ivie man sie zu nennen
pfleget^ mit guten Affenwerck verbremet
segn, Linem., Xx, 4a.
Affenzagel, pltd. Apezagel (A = a), 77».,
Schimpfwort. B}r ist ein rechter Affen-
zagel Ebenso: Affenschwanz.
afsent, afsents, adv.y s. absent.
Aftergarn, n,^ s. Achtergam.
Agiei, Pflzn., Akelei, Aquilegia vul-
garis L. Hagen, 561.
Agnfit, auch blofz Nfit, w. Vom., Agnes.
Hartwich, 54.
Agtapfel (A = d), m.^ kurz Agtchen, n.,
gehört zu den „rahren Früchten" der
Werder. Hartwich, 38. Parjmotten^
OraukeSj Humen ^ Spöllen^ ük Agdkes^
DruuwkeSy wat ji wollen. Dorr, 15.
Agtchen, pltd. Agke (^A = a), w. Vom.,
Agathe. Agke wankt ewert Stechy Agathe
geht über den Steg. Werder. Dzg.
Nhg. Viol^t, 98. Hartwich, 54.
Agtstein (^A == d), w., Bernstein. Ahd.
agisteiny agatstein, mhd. agestein^ eit-
stein^ eistein^ mnd. aget, agetensten, lit.
gagdtas^ pol. bursztyn; bei Grimm ag-
stein. Agt ist wohl = Achat. S. Wei-
g and 1, 22. Der Agtstein liebt die Spreu
und der Magnet das Eisen. Carm. nupt
n, 123b. Wo die wHde See . . . den
Agtstein auch an diese Ufer bringet.
Ibid. 169 b. Ein Dorf Agstein in der
Gegend von Mehlsack (Kr. Braunsberg)
hängt mit Agtstein nicht zusammen;
Nsslm., Th., 3, weist für die Herleitung
dieses Namens auf den nom, viri akystine
im Codex diplom, Pruss. H, 173, hin.
Vgl Schasch.
ahnen, sw,^ ähneln. Die Kinder ahnen
dem Vatei\ Sie ahnen sich^ sie haben
beide die Nas* in die Läng' und den
Mund in die Quer^, Sprw. I, 34. Vgl.
schlachten.
2
18
Ahr — albeiTL
Ahr, /., Ähre, s. Ar.
ai, Doppellaut, wird ei gesprochen:
Keiser Kaiser, Mei Mai, Hein Hain.
aisch, aisk, adj., s. aifz.
aischen, aisen, aisten, sw.^ s. ai(zen.
aischhaftig, aishaftig, adj.^ von ai/z^
ekeUiafib, grauenvoll. Mir ist 8o cAshaftig^
ich empfinde Furcht und Grauen.
aifz, aisch, aisk, eisch, ei(z, adj,^ ekel-
haft, häfzlich. Muhling hat noch:
garstig, schlimm, unartig, schrecklich.
Das Brem. Wb. I, 8, sieht als Stamm das
goth. agis Furcht; davon ahd. akt^ aigl^
ekfy egtj mhd. ege Furcht, Schrecken.
In Bayern ai/z^ in Hessen aisch^ eischt:
die Schlange ist ein aisch Ding; eischtes
Wetter; ein eischter Kerl. Schmeller
I, 116. Vilmar, 6. Vgl. auch das ahd.
eiz Geschwür, Eiterbeule. Schade,
Wb. 130b.
ai(zen, eifzen, eisen, sw., grauen, schau-
dern, den äuizersten Schreck oder Ekel
haben. Mir eist^ graut, ist bange. Na-
tangen. Davor ai/zd mir. Et eist em
dafär. Friedland. Henn i g, 8, schreibt
aisen u. eisen: mich aist vor der Sache
= sie ist mir ekelhaft, Muhling aischen
und erklärt: schaudern, frieren, beben,
zittern, einen heftigen Ekel empfinden.
Pierson, 18, hat aisten und weist auf
das lit. aisus bitter, hin. HoU. ijzen
kalt vor Schrecken werden, zu Eis er-
starren, sich entsetzen. Mnd. eisen^
ots^n; bei Jeroschin eisen Schrecken
empfinden, eislich schrecklich und die
eise Schrecken. . . . daz manchim da
vor eisete 129 d. anzu8ehne(er) so eislich
schein 128 c. ... mit lestirlichir sundin
eis(:vreis)U^B. Pfeiffer, 142. Vgl.
fresen u. frtsen.
altsch, Zuruf an die Zochochsen, wenn
sie rechts gehen sollen. Elbing. Sehe-
rn i o n e k , 2. S, heilsch.
akkrid, akkrftt, ocfe., s. accrftd.
Akmen, von dem lit. ahmen Stein,
Name für eine groize Steinbank im kur.
Haff, südlich von der Windenburger
Ecke; die Bank heüzt auch Stadt S.
Benecke, 223.
Akten, plur. Er giebt aüerhand Akten
an^ treibt lose Streiche, verursacht
HändeL Er hat den A. voll Akten^ er
hat Eüe, thut beschäftigt. Hennig, 8.
Aktewar (a = a), w»., Aktuarius, Ge-
richtsschreiber, Amtsschreiber. Alleen
e gode Aktewar^ Dat ös bi mtner Tri
kein Narr. Volksl., S. 80.
Aland, m., s. Dibel.
Alant, Alat, m.^ s. Räp.
Alaus, m., s. Alus.
Albander (A = a), m., Schwätzer^ viel
und weitschweifig Redender. Stein,
Peregrinus XH, 82, hat unter den Ekel-
namen und Schimpfwörtern dieser Be-
deutung: Sa^ader, Aalbander^ Gh^osz-
Sprecher y Brascher^ Praler, Windhcneer^
W. MtsbL V, 191. Auch: saalbaders,
Aalbanders, Altfränkisch^ von der alten
Welty das mctg niemand es kam dann im
Cirkel wieder herumh. Stein, Peregri-
nus XVni, 25. W. Mtsbl. VI, 190.
Alberbaum, m., Schwarzpappel, Po-
puim nigra L. Hagen, 1043. Nach
Grimm, Wb. I, 201, ist Alber auch
Poptdus alba^ die nach Hagen, 1041,
in der Provinz Alleebaum heifzt.
albern, pltd. alwere, aiwre(n), »w.^ un-
gewaschenes, dummes Zeug reden;
dumme, läppische Streiche machen, um
Lachen zu erregen; andere necken.
Kant VII, 388: der beständig faselt, ist
albern. Als Adjektiv: albern u. aiberig.
Er ist ein alberner Hans. Sie ist ein
alberiges Frauenzimmer. Grimm, Wb.
I, 202. Vilmar, 8. In Estland auch
alberieren. Sallmann, 58a.
Albrecht — all.
19
Albrecht, m. Vom., Albert. Als Dem.
Bertchen. Hartwich^ 53. S. Pott,
172. 173. 222.
Alchen (^ ^ a), Adtlchen, Guntchen,
w. Vom., Adelgnnde. Hartwich, 54.
aleriy aien (a = a), st/?., sich wohl-
behaglich fühlen, in der Sonne aus-
mhen, sich reckend wälzen. Samland.
Natangen.
Alex, m. Yom., Alexander; ebenso
Zander. Hartwich, 54. Vgl. Pott, 115.
Alf, Dem. AHchen (A ^ a), Zusammen-
ziehong des m. Yomam. Adolfe ahd.
adalof, mhd. Alf, Alef. S. Pott, 267.
AK, 97}., der fliegende Drachen. 1. der
Papierdrachen der Knaben, den sie im
Herbste und Frühlinge an einer Schnur
in die Luft steigen lassen. 2. der Teufel,
welcher in der Gestalt eines fliegenden-
feurigen Drachen, lit. aifwaras^ den
Seinen Getreide und Geld durch den
Schornstein zutragt. Er sitzt bei ihnen
in einer Federtonne und wird gut ge-
pfl^t Hei heß den Alf. Seine Wider-
sacher dagegen überschüttet er mit
Läusen, ja er nimmt ihnen sogar das
Ihre, indem er ihnen die Scheunen aus-
leert oder diese in Brand setzt. Alf
und Teufel holt es. Stein, Peregrinus
VII, 31. Der Alph oder der Teufel
tiyürde dir das deine wohl zufrieden und
unweggetrcLgen lassen müssen^ wenn ihn
Oott der Herr nicht zuvor über dir ver-
henffenthdte. D. Bernhard Derschow,
Christi. Bedenken von der Pestilenz.
Kgsbg. 1623. 4. S. 264." — Ein Yolks-
reim im Werder lautet:
Alf!
Hast Ogen az en Kalf!
Wies* mi dinen Herrenhof
Denn wies öck di min —
Wer den Alf so anruft, mufz machen,
dalz er unter Dach kommt, sonst be-
schüttet er ihn mit Läusen. Dorr, 74.
Volksr. 514. Vgl. Pisanski, Überbl.
§ 4. Sobald sie (die Nadraver) einen
solchen Alff fliegen sehen, ziehen sie ihr
Messer aufz und stecken dasselbe in den
Ort, wo sie mit ihren Füfzen auf der
Bürden gestanden, sprechende: Hie zeige
ich dir meinen Ort, zeige mir auch dei-
nen Ort. Pierson, Matth. Prätor., 30.
S. auch S. 21 das. Hennig, 8 f. 3.
feurige Naturerscheinung. Einen so-
genannten Alf hat ein vernünftiger Be-
merker der Natur einsten auf der El-
bingischen Hohe lustig herumgaukeln
gesehen und beklaget, dafz dieses muntere
und ergötzende huftzeichen von so kur-
zer Dauer ist ... . Nach Mittemacht
Uefz sich in der Gegend von Palschau ein
Alf nahe am Ufer sehen, dessen ent-
zündete Materie etwa 5 Minuten lang
herumflatterteundsodann verlosch. Bock,
Nat. I, 394.
AKränk, m., s. AlferanKel.
AHsrankel, m., 1. wilder Junge, der
umher&hrt wie der Alf, ein Range,
ringfertiger Bube. Brem. Wb. IH, 432.
Dat OS ein reiner Alfsrankel. Natan-
gen. 2. klettemder Nachtschatten, Bit-
tersüTz, Solanum Dulcamara L,; auch
AKrank, Alpranke(n). Bock Nat. HI,
335. Hagen, 251. In Pommern Alf-
ranken Geisblatt, Caprifolium. Dähn.,
7 a.
Alhombaum, Pflzn., schwarzer Holun-
der, Sambucus nigra L. Hagen, 343.
alken, sw., suchen, sich herumthun,
etwas zu erreichen streben. E}r alkt
herum. Dei kann dat aües taalken,
der kann das alles erlangen, erreichen;
taalken — zeralken, d. i. eralken.
Air, /., Halle, Vorhalle einer Kirche.
Mühling.
all, adv., 1. schon, bereits, eben. Er
geht all. De Mutter os aü dot Volksr.
262, 914. Es ist all Abend. Öck kam
2*
20
Allau8 — alltummÜDdlichenmaL
all. Et 08 all gotj es ist schon gat,
beruhige dich nur. So lassen Sie das
auch all gut sein. Soph. ß. II, 412.
De hat sock all de Schoh ahgetrapsty er
hat sich schon die Schuhe abgelaufen,
er ist (war?) ein durchtriebener Mensch.
Sperber, 6. Hennig, 10. 2.zuEnde,
aus. Da ists aber nun auch rein cdl,
Soph. R. in, 166. In diesem Sinne
üblicher aller (s. d.). 3. als unbest
Zahlwort: St jü schon alV^ seid ihr
schon alle da? In Zusammensetzungen:
altomal {a^ä\ allzumal, alKohOp, all-
zuhauf^ alle insgesamt; adjektiv: Mama^
wo lassen denn die Könige daa alle Geld?
Soph. R. ni, 94.
AllauSy ?»., s. Alus.
Alleebaum, m., s. Alberbaum.
allein, pltd. allftn, adj.^ adv.^ selbst,
ohne ein Anderes, ohne Beihilfe, öck
st nich aüen^ ich bin nicht allein, sagt
die schwangere Frau. Se geit nich mot
sock aUen^ sie geht nicht mit sich allein
•= ist schwanger. Dat kannst du allen
make^ das kannst du allein machen,
ausführen.
alleinann, pron., jedermann, alle Man-
nen, alle Mänuer, alle Anwesenden.
Allemann ^ran^ alle Mann heran!
aller, adv.^ 1. aus, zu Ende, wie all 2.
Heft mancher gedocht, et kann nich
aller waren^ bit he um Hof und Howen
wer. Elbinger Ndrg. Et ös all alles
allei\ es ist bereits alles aus, verzehrt,
zu Ende. Nun soll meine Predigt aller
sein. Volksr. 106, 457. Mit di is es
aUe, mit dir ist es aus. Da Pauer is
nu aller^ der Bauer ist jetzt bankerott.
Nu ward da Sommer all bald alle?*
ware^ zu Ende sein. Sperber, 6.
Wenn aller y denn satt. Wenn 't aller
OS, denn heft de arme (lewe) Seel Ruh,
Sprw. n, 41, 42. 2. in Zusammen-
setzungen zur Verstärkung des Super-
lativ - BegrifFes : allerbeste , aUermeisty
aUertrutst, aUerUwst Vgl, iller.
allerballer, verstärktes aZZ, aZ2e, aller
= zu Ende. Kinder, wenn sie den letz-
ten Bissen (Kuchen, Brot) verzehrt ha-
ben, reiben die Handflächen wie reini-
gend gegen einander und sprechen da-
bei: aüerbaüer. Auch sagen's die Er-
wachsenen den Kindern, wenn diese
mehr verlangen: Jetzt ist atterballer.
Kgsbg. Vgl. das mnd. albedaUe^ ein
verstärktes mit aUe^ gänzlich, ganz
und gar. Mnd. Wb. I, 50b.
Allerldndertag, pltd. Allerkinderdag, m.,
der Tag nach jedem dritten hohen Fest-
tage, der für die Kinder schulfrei war,
ihnen also als Feiertag galt. Wer aber
hat euch wohl auf diesen Tag geraikeni
Der aUer Kindertag! Carm. nupt. II,
99c. Mielke 11, 20b. Schütze II,
227. Anderwärts nur Kindertag. Vgl.
Hupel, 109. Brem. Wb. HI, 773.
Grimm, Wb. V, 751.
allmeinlebtag, pltd. allmlniewdag, adv.,
alle Tage meines Lebens, Lebenszeit,
verstärktes Lebtage. Ich glaub' aUmein-
lebtag, dafz Sie ein zweitesmcU abgesetzt
sind. Soph. R IV, 74. Vgl. Leibtage.
AllschOnst, allschOnzig, schönst, adv.,
schon. Die beiden ersten eine Ver-
stärkung des schonst durch aZZ, das sich
auch ablösen läCzt. Öck S' cdlschonst
dertig Jar olt^ ich bin schon dreilzig
Jahre alt. Natangen.
Alllag, pltd. Alldag, (a ^ ä), m., Werk-
tag, Werkeltag. Sess Allddg en Sinn-
dag^ sechs Werktage, ein Sonntag. All-
dftgsklftd, n., Kleid für die Wochentage,
Arbeitskleid, im Gegensatze zum Sonn-
tagskleid, alldägs, adj.y alltäglich.
alltohOp, alKomal (a — a), adv., s. all.
alltummUndlichenmal, adv.^ allzumal,
alle. Dzg. Nhg. Viol^t, 98. He sdd
wol yytomäl^y äwer noch nich „cdtemin^dr
allw^ — Alter.
21
Uchemnl an aütomal^. Elbinger Höhe.
N. Pr. Pr.-BL a. F. IX, 242. Firme-
nich m, 494a.
aUwftg, adv.^ 1. eben jetzt. Er hat
(die Uhr) aUweg zerschießen. Er hat
es aUweg empfangen, Bock, 2. 2.
allzeit. Dein Wort meine Speise lafz
allteeg sein, V. 3. aas dem Liede: Ich
ruf za dir, Herr Jesu Christ. Hen-
nig, 10.
Alpranke(n), m^ s. AHsrankel.
alredyalrMyoJo., bereits, schon. Dähn.,
8a: allrede, Mnd. alrede^ alreide^ im
Rein. Vos.: alrede. V. 3635. 4813.
AlrQnke, «., Dem. von AlrOn, m u. /,
Alraun: 1. mythischer Haasgeist, „der
seine Verehrer allerlei Zauberkünste
lehrt". Hennig, 10. 2. Pflanze mit
rettigartiger Wurzel, beinartig gespal-
ten, Mandragora, Weigand I, 36.
Dähn.,8a. Grimm, Wb.I, 246. Ge-
naueres Grimm, Myth., 376.
alskalbem, adj.^ albern, läppisch. Ein
aUkalbemer Mensch.
AWer, /., Elster. Bei Mielcke II,
21b, auch Agiester, in Grimm, Wb. I,
189 f. agalaster und aglaster^ ahd. agal-
stra^ agelestra,
alt, pltd. Ol, adj.y alt, als Epitheton
zu allen nur möglichen Schimpfwörtern.
Altar, n., Das Altar nicht nur im
Yolksmunde, sondern auch in altern
Schriften, wie z. B. bei Hart wich,
S. 159: Wenn aber eine Leichenpredigt
geschieht^ wird die Leiche vor das AUar
gesetzet, S. Armut
altbacken, pltd. Oltbacke(n), adj,, 1. alt
als Backwerk. 2. altklug als junger
Mensch, und dann gewöhnlich altbacksch,
pltd. Altbacksch. Vgl. AHnas' und DUtt-
chen.
Alte, pltd. Ole (0 = o), /., 1. Gattin,
Hausfrau, Mutter, altes Weib. Ge-
mütlich auch AHsche, pltd. Olsche (O^d).
Meine Alte hat heute ihren Geburtstag,
Mine Olsche ^ meine Altsche. De Ole
heft dat hole (Fieber), de Dtwel hal de
Ole, denn vergeit dat hßle. Besprechungs-
formel. S. Hexspr., 56. Sprw. I, 41.
Ztschr. f. d. Myth. IV, 107. Kern de
Olsche angerennty onse seVge Tante.
Volksreim. 2. Hebeamme, „weil zu
solchen Beschäftigungen alte Frauen
gebraucht werden." Bock, 2. Hennig,
10: Die Alte holen. Heute nicht mehr
üblich. 3. letzte Garbe, in der Dzg. Nhg.
Kommoder^ Kommutter, oft auch Häwer-
brüt^ Haferbraut. Wer von den Schnit-
tern die letzten Halme schneidet muTz
die Alte anfertigen. Sie wird von be-
sonderer Gröfze gebunden, erhält men-
schenähnliche Gestalt, gewöhnlich einen
Hut auf den Kopf und einen Stock in
die Hand und wird auf den letzten
Erntewagen gestellt. Zwischen der
Wagenleiter und einem Rade wird ein
Stock so befestigt^ dafz er beim Fahren
an die Speichen anschlägt und ein
schnarrartiges Geklapper hervorbringt.
Im Galopp geht's durch's Dorf der
Scheune zu, wo dio Mägde aufgestellt
stehen, um die „Alte mit der Klapper"
jubelnd zu empfangen und mit Wasser
zu begiefzen. Man ruft sich auch wol
bei diesem Scherze zu: Du hast den
Ölen un most em beholen. Vi o 16t,
161. S. y,De Oole,'' Dorr, 44.
AltelorOl, n., Medik. Oleum laurinvm
unguinosum. Auch Anteloröl. Sche-
mionek, 46.
Altenteil, pltd. Oldendfil (0 = 6% m,,
der den Alten, den Eltern, zufallende
Teil des Besitzes bei Übergabe der
Wirtschaft an den Sohn^ das Aus-
bedungene. S. Ausgedinge und AHsitzer.
Alter, pltd. OIep (0 = o), w., Vater,
Hausvater, Dienstherr. Mtn Oler, mein
Alter, sagt die Frau auf den Mann, oft
22
filterhaft — Alwander.
aber aach der Sohn, wenn er zu seines-
gleichen vom Vater redet. Der Alte
kommt De Oler os nich tohus.
älterhaft, o^'., ältlich. Elbing. Sche-
mionek, 2.
Älterleute, plur,^ Vorsteher der Höfe
and Gärten der Janker and Bürger in
Königsberg. S. Die Zünfte, 16 ff., 30 ff.
Xltermann, pltd. öllermann, m., Ge-
werksältester, Zonftvorsteher. Hen-
nig, 11.
AHertuniy n., Alter. Ist deine Braut
nicht alty so istsiedochyezieretmit Tugend^
welche mehr als AÜertkum regieret Carm.
nupt 22 d.
Altflicker, pltd. OltflOcker (0 = o), m.,
Flicker des Alten, besonders alter Stie-
fel und Schuhe, Flickschuster.
aWachtig, adj.^ s. lachtig.
Altnas', pltd. OldnHs (,0^6, ä lang),
m.. Altkluger. De Oldnas heff dat
Strafe^ der Altnase hat das Strafen,
sagt ein Junge zum andern, wenn die-
ser ihn belehren will. Samland. Vgl.
altbacken.
Altsitzer, m , Altsitzeriny /., pltd. Olt-
sOtter, OltsOttersche (0 :^ o), die alten
Eltern auf Bauergrundsiücken, welche
dem Sohne die Wirtschaft abgetreten
und für sich nur ein Stübchen, Stevke^
oder eine Kammer, Kdmer, und Unter-
halt bis an ihr Lebensende ausbedun-
gen haben. Daher auch Stilbchenvater,
Stevkev(jdei% Kammervater, Kämerväder;
auch Ausgedlnger, ütgedinger. Vgl. Au8-
geding.
Altsltzerpulver, pltd. OltsOtterpolver,
(0 1= 0^, w,, weilzer Arsenik. Vom
Volke in Litauen so genannt, weil es
vielfach vorgekommen, dalz Altsitzer
durch Arsenik vergiftet worden sind.
Sprw. n, 54.
Altsprecher, OldkOser (0 == o), m., ein
junger Mensch, der altklug redet. Vgl.
Altverstand.
Alttuchmacher, plur,^ älteste Tuch-
weberzunft; y^sein Anfang verlieret sich
in den altem dunkeln Zeiten des deut-
schen Ordens''. Bock Nat. V, 404.
Altverstand, pltd. Oltverstand (0 = o),
m., ein junger Mensch, der den Alt-
klugen spielt. Seht mal den Oltoet^stand
mot de leddeme Weisheit! Sprw. I, 55.
Olverstand^ göff deK6 e Po/zhand, Me-
mel. Sprw. II, 55.
Altweibersommer, pltd. OIWTwersaroer
(0 = 6, a = ö), w., s. Sommer.
Altwurz, Pflzn., echter Alant, Inula
Helenium L, Hagen, 881.
Alus, Gen. AlattSy m.^ (letzterer als
Name ebenfalls gebräuchlich), eine
eigentümliche Art Bier^ welches die
litauischen Bauern zu festlichen Grele-
genheiten aus einem von Gerste und
Hopfen zu gleichen Teilen gemischten,
nur wenig gedorrten Malze sich selbst
brauen. Es hat eine gelbliche, meist
unreine Farbe und süfzlichen Geschmack
und berauscht leicht. Nsslm., Wb., 5.
Bock, Nat. I, 274. In Nadrauen, Za-
lavonien heyfzet das Weifz-Bier^ dafs
allda gemeiniglich gArauet wird^ aüus,
Pierson, Matth. Prätor., 9. Femer
trinken sie Methy Wei/zbier odei* Allaus.
A. a. 0., 111.
Alus trinken wir heut^
Morgen wollen wir wandern
Nach dem üngarlande etc.
Passarge, Balt., 159. Hennig, 9. 316.
Vgl. Schwarzbier.
Alwand {A lang, auch kurz), n., Rand,
Ende des Ackerfeldes, wo alle Pflüge
wenden müssen. Westpr. Nach Müh-
lin g in Westpr. ein Querbeet am ge-
pflügten Acker, auch Angewand.
Alwander, m., Halbbier. S. Halbander.
Ambarst — anbutf en.
23
ikinbarsiy m., ein dicker Körper, der
nahe am Bersten oder Aufplatzen ist.
Hennig, 11.
ambarstig, ambarschtig, auch anbarstig
und anbarschtig, adj, und adv.^ doch
Torzagsweise adverbial im Gebrauch.
Sich ambarstig fressen^ sich dick und voll
essen, sich mit Speise und Trank über-
füllen bis zum (am) Bersten.
Edc ben tcol man en schlechter Jünger
Vom Dicktergott^ genennt ApoU^
Dach wuard mt so ambärschtig voU,
Dat eck nich kunn bfm Dreschen bluwen,
Danzig. Bauemep. 12 ff. Es war so
sehen an so vel, da/z zwe fremde
Prinzen^ die sone rechte Orammschlunks
waren y sich menst ambärschtig frafzen.
Schalt]. 3, 9. Sperber, 6, hat auch
amborschtig. In der Dzg. Gegend: un-
behaglich, besonders nach starkem
Essen. W. Seidel, 28. Im Samlande
(Korkehnen) auch: Sich ambärschtig
arbeiten angestrengt arbeiten. II en-
nig, 11.
Ambrftschy m.y Lärm, aufruhrerische
Bewegung^ Aufruhr; aus dem franz.
embrasement. Eckschroch: Wech! Platz
gelofft! Eck Tnaackt Ambraasch genooch,
Carm. nupt. I, 282, 13.
amendy ctdv.^ am Ende, vielleicht,
möglicherweise. Amend kemmt da Vad-
der heit noch^ vielleicht kommt der Va-
ter heute noch. Sperber, 6.
ampeln, sw.^ Bewegungen mit Beinen
und Armen machen, treten, kneten.
Das Kind ampelt auf dem Scho/z der
Mutter^ strebt tretend etwas zu er-
reichen. Im Schmutze ampeln^ herum-
ampeln. Dähn., 8b. Auch strampeln,
strempeln, hin und wieder auch jampeln.
AiiiMhely m. jüd. Vom., s. Absehet,
anbacken, sw., s. backen,
anbarstig und anbarschtig, adj. u. ädv.^
s. ambarstig.
anbeifzen, pltd. anbTte(n), st Er witt
nicht cmbeifsen^ er will sich nicht dar-
auf einlassen, will auf eine ihm ent-
gegentretende Heiratspartie nicht ein-
gehen.
anbellen, st^ mit heftigen Worten an-
fahren. Ungezogene Kinder bellen die
Mutter an. Ebenso inPommem. Dähn.,
9a.
Anberg, pltd. Anbarg, n., Anhöhe,
Hügel, Berg; Strafze, die sanft bergan
geht. Mhd, amberch, Brem. Wb. I, 54.
Hupel, 6. Sallmann, 58a. Im
Bein. Vos, V. 5656: Amberg,
anblaffen, sw.^ 1. anbellen; s. blaffen.
2. angaffen und zwar verblüfft. Sam-
land.
anblarren, sw.^ s. blarren.
Anblatt, Ohnblatt,Pflzn.,gemeine Schup-
penwurz, Laihraea SquamariaL, Ha-
gen, 648. Die Blätter der Pflanze ver-
dorren. Grimm, Wb. I, 297.
Anbot, n., Angebot, der zuerst gebo-
tene Preis für eine Ware. Das Gegen-
wort Ausbot^ das Sallmann 58b für
Estland anführt, ist mir nicht begegnet.
Mnd. anbot = Anbietung zum Verkauf.
Mnd. Wb. I, 79a.
anbrailen, sw.^ „anstarren, verwundert,
erwartend ansehen, wobei im Hinter-
grunde die Wut lauert." Mühling.
^ anbrennen, st.^ Er ist angebrannt^ er
ist nicht mehr frei, hat sich bereits
verlobt. Mädchen weisen die Schmei-
cheleien eines Bräutigams zurück: Was
wollen sie^ sie sind ja schon angebrannt!
Ebenso zu verheirateten Personen:
Ach, so^n 61 angebrennder Mann wöll
noch mJot junge Makes speie! Vgl. an-
sangeln.
anbufsen, sw.^ s. bufsen.
anbullern, sw., s. bullern,
anbumizen, sw., s. bumfzen.
anbutzen^ «u?, s. butzen.
r
24
and&mmern — angeln.
andämmern, m\, s. dämmern.
andem, Zusammensetzung der präp,
an mit dem demonstrat pron. dem zum
prädikativen Adj. Es ist andern^ es
ist, wie ich sage, ist wahr. Et ös nich
andern, es ist nicht wahr.
andienen, sw,^ dienen, Dienste leisten.
Was aber meine geringe Person betrifft^
mit diesem* kann ich der Mademoiselle
nun nicht weiter andienen, Soph. R. VI,
463.
andiiffen, s. v. a. anschmei/zen, S.
dOffen.
anducken, sw., s. ducken.
anfaschen, sw. von faschen, den Hund
mit dem Rufe: fasch^ fasch! anhetzen.
Samland.
anfeilschen, sw,, „auf eine Ware einen
Bott thun", ein Angebot machen. Hen-
nig, 12. Scheint heute aulzer Ge-
brauch.
anflicken, sw. Einem etwas anflicken,
ihn verleumden, über seine Fehler öflFent-
lich sprechen, ihm Fehler andichten.
Vgl. abziehen.
anfuchten, sw,, anfeuchten. Von fuckt.
Jeroschin hat das Verb vüchten be-
feuchten: mich an genddin vuchtinde Ic.
Pfeiffer, 272. Für Pommern D ahn.,
10 a.
anfuhren, pltd. anfOre(n), sw,, täuschen.
Der hat ihn gut angeführt, Ech micht
mer freie, wenii er mech angefihrt hdtt.
Dorr, 1. Wiew., 56.
Angang, m. jüd. Vom., Ananias. Fla-
tow. Schmitt, 111.
angeben, pltd. angfiwe(n), sw , 1. aus-
führen, unternehmen, beginnen, ti'eiben.
Er weifz vor Tollheit (auch vor Schmerz,
Gram) nicht, was er alles angeben soll.
Was der für Streiche angiebt! Se weet
vor langer Wiel nich mehr, wat se an-
gewen soll. Dorr, 1, Wiew., 62. 2. an-
zeigen, denunzieren, vor Gericht nam-
haft machen. Er hat ihn angegeben.
Angeblarr, n,, Angesicht Hau em
orCt Angeblarr. Samland (Korkehnen).
In Pommern Angeblarr zunächst: hef-
tige Anrede. Dähn., 10b.
angehen, st., pltd. angane(n) {a^S),
zu faulen anfangen. Da& Fleisch ist an-
gegangen,
angekommen, part praet. von an-
kommen (s. d.).
Angel, /, in Grimm, Wb. 1,344:
1. Fischangel, bei Weigand I, 48:
spitzer Haken zum Fischfange; also
Handangel aus Stock, Schnur, Floiz
und Haken bestehend, oder blofs Angel-
haken. Unsere Ostseefischer verstehen
unter Angeln lange Leinen, woran an
Schnüren oft 600—900 Angelhaken be-
festigt sind; es giebt Aal-, Dorsch- u.
Lachsangeln (s. d.). Sie hat auf die
Angel gebissen, sagt man von einem
schwangeren Mädchen. Sprw. I, 69. —
2. Stachel der Insekten, besonders der
Bienen. Ermland. Mühlin g. Ahd.
angul, mhd. angel, nmd. angel,
Angelkahn, m,, Kahn, Boot, aus dem
Angeln geworfen werden, Fischerboot,
scharf auf Eiel gebaut und mit einem
in der Mitte gelegenen Fischbehälter,
Fischkasten, für lebende Fische aus-
gestattet. Der Angelkahn wird auch
bei der Fischerei mit Keiteln benutzt.
S. Benecke, 339. Bjin paar Angel-
kähne mit hohen, viereckigen Segeln kehren
vom Fischfange zurück. Passarge,
Balt., 83.
Angelmoll,/., Mulde, worin die Fischer
die Angelschnüre nach der See tragen.
Ostseestrand. Vgl. Mulle.
angeln, sw., 1. mit der Fischan^el
Fische fangen; 2 nach einer Sache un-
verdrossen streben. Hennig,317. Ver^
Aogelaicke — anhauchen.
25
nunft^ sie üt ein Jaspis^Stein^ Nach dem
ein weiser Mann aus allen Kräften an-
gelt. Carm. nupt 11, 266 f. 3. nach
Mühling stechen mit der Angel\ von
Bienen und Wespen.
Angelsicke, /., aaf Kiel gebautes,
kleineres, offenes Fahrzeug auf dem
frischen Haff, als Segel- und Ruder-
boot zu benutzen. Benecke, 351 f.
Tgl. Sicke; s. auch Lomme.
angeschossen sein, einen Rausch haben.
S. Schufz.
Angespann, n., Gespann. Dat ös e
prdchfffet Angespann. Das Renthier^
das Angespann des ßamojeden, Eant
V, 437. Ich tcäl ihm helfen ^ weil er
kein Angespann hat. Hippel, Ehe Y,
122. Grimm, Wb, I, 351.
Angewand, n., s. Alwand.
Angewandten Plumbicum, Medik. ün-
guentum plumb. Elbing. Pharmac.
Jahrb. 1860. Schemionek, 46.
angieben, s^., verleumden, anschwär-
zen, gleichsam besprengen, bespritzen,
beflecken. Da kann wohl das Kazbalgen
losgehn^ wenigstens das Splitterrichten,
das Fingerzeigen^ das Seufzen^ das heim-
liche Angieszen. Soph. R. rV, 135. Jetzt
veraltet. Vgl. Grimm, Wb. I, 354.
anglaffen, sw.^ verstärktes angaffen,
einen mit stieren Blicken und offenem
Munde ansehen. Ygl. glaffen.
anglarren, sw.^ einen unverwandt, stier
ansehen. Ygl. glarren.
anglotzen, sw,, mit „aufgerissenen^,
weit au%esperrten Augen starr u. stier
ansehen. Vgl. glotzen.
anglOpen, sw. s. glOpen.
anglOren, anglurren, sw., s. glarren.
angreinen, »2(7., angrinsen, widerlich an-
lachen, anblöken. Mühling.
angripschy pltd. angrepsch, adj.^ appetit-
lich aussehend, zum Zugreifen reizend,
die Begierde erregend. Se ös en an-
gi'epschet Mäke^ ein Mädchen, nach dem
man gern greift Sie ist nicht angripschy
sie läTzt sich nicht nahe kommen, ist
sittsam. In Pommern: Ene angreepsche
WarCy eine Ware, die sich schnell ver-
greift. Oähn., 10b. Vgl. gripschen.
angriilen, sw,^ anschreien mit lauter,
widerlicher, quäkender Stimme. Müh-
ling.
ängser, conj.^ s. engser.
Anhalskuchen, m., s. AnhaHskuchen.
Anhaltsberge, plur.^ kleine Bergkette
in der Gegend von Orteisburg. Müh-
ling.
anhaltsch, adj.^ geizig. Wortspiel zu
anhalten, mit Bezug auf die bei Inster-
burg gelegenen frstl. anhalt-d essauischen
Güter. Die ersten Pächter derselben
zahlten lange Jahre hindurch keine Ab-
gaben, weil die Güter angeblich gering
an Ertrag waren; dies hinderte jedoch
nicht, dafz sie nicht nur gut lebten,
sondern auch in verhältnismäfzig kurzer
Zeit reich wurden. Er ist anhaltsch,
er hält an sich (mit Ausgeben). Sprw.
1,77.
Anhaltskuchen, gewöhnl. Anhalskuchen,
pltd. Anhal8köke(n), m., fladenartiges Ge-
bäck aus Butterteig. Nach Mühling
von dem 1770 — 80 in Preufzen com-
mandierenden General Fürst von Anhalt
gern gegessen und nach ihm genannt.
anhängen y st, 1. hinter dem Rücken
von einem andern Böses reden, ver-
leumden. El* mu/z jedem etwas an-
hangen, 2. ausschimpfen, ausschelten.
Er hat was angehängt bekommen. Da
hängt einer dem andern was an. Hen n i g,
13. Siehe eine andere Belegstelle unter
aufbieten.
anharren, sw., anspornen, antreiben,
zureden, mnd. anherden, anharden. Man
mot em to allem anharre. Vgl. abharren.
anhauchen, sw., betrügen, anführen.
26
anhauen — anklagen.
&ie haben ihn gehörig angehaucht. Mo-
dern, wohl von Berlin eingeführt.
anhauen, sw,j anhalten, werben. Ih*
hat um sie angehaut^ er hat um die
Tochter angehalten. Kgsbg.
anhegern, sw.y durch Hegen künstliche
Anlagen schaffen. Die „angehegerten
Dünen" der kurischen Nehrung. S.
Altpr. Mtschr. IV, 203. Vgl. hagen.
anholen, pltd. anhale(n) (a«a), »w.,
an sich ziehen. Hol an! Ruf der
Schiffer, wenn z. B. das vom Ufer ge-
löste Tau aufs Schiff gezogen werden
soll.
ftnig, adv,^ los. Ich kann ihn nicht
änig werden, nicht los werden. Gum-
binnen. Sprw. II, 83. Im Brem. Wb. I,
17: anig, was man entbehren kann: He
kann H Süpen nich anig werden, nicht
lassen. In Pommern wie in Gumbinnen.
Sick enes Dinges anig maken^ es ab-
schaffen. Dähn., IIa. Mnd. anich^
los, frei von etwas. Mnd. Wb. 1, 92 b.
Nachtrag, 18 a.
Anis, m.y 1. Pflzn., PimpineUa Anixam
L. 2. Branntwein, über Anis abgezogen.
Anhke lofff% Kämelke droft, ein Schnäps-
chen Anis macht Luft, ein Schnäpschen
Kümmel treibt; auch umgekehrt: Kä-
melke dat löfftj An'ske dat drbfft. Sprw.
n, 84. 3. Wortspiel mit Nike», neues.
Von Ams anfange^ von Neuem an-
fangen, die Arbeit wieder von vorne
beginnen. Sprw. I, 79.
Anisblume, Pflzn., Ackerwinde, C(yn^
volvultis arvensis L. Hagen, 222.
ankaiken, sw., 1 . dem Wortsinne nach:
Kalk anwerfen, mit Ealk anstreichen.
2. anschreiben, als Verstärkung des
gleichbedeutenden und wie dieses wohl
ausscfaliefzlich burschikosen ankreiden.
Kalken sie an^ Herr Wirt! 3. nachtragen,
gedenken. Ich werde ihm das schon an^
kalken! Als Drohung.
Ankant, m. u /., 1. Halt, Anhalt,
Stütze. Er hat an dem einen guten An-
kant Ich bin hier ohne allen Ankant,
stehe allein. Er hat keine Ankant^ keinen
Anhang, keine Zuneigung. De Dttcel
heft kein Ankant an ml, keinen Anteil.
Sprw. I, 81. 2. Ankant suchen^ Ge-
legenheit zum Streite suchen. Natangen.
Von Kante Ecke, Spitze, Rand.
ankarren, sto., langsam fahren. Da
kommt hei angekarrt! Es gilt das na-
mentlich bei schlechtem Wege oder von
schlechtem Angespann. Mühling.
Anke, w. Vom., s. Annke.
Xnkel, m.y s. Enkel.
Anker, m. Vor Anker liegen, ohne
Beschäftigung, Anstellung sein. Sprw.
I, 82. — Anker, auch Ankereisen, eiserne
Klammer zum Zusammenhalten der
Balken und des Mauerwerkes. S. ver-
ankern.
Ankermann, m., Fischerknecht, der
den Anker bedient.' Dem Ankermann
und Bolkase jedem wöchentlich 2 Mk.
10 6r. Pr. Rolle d. Kgsbg. Gildefischer
V. 1662. Bock, Nat. V, 559. Anker-
mann tritt auch als Personenname auf.
Ankerwurz, Pflzn., Wasser-Schwertel,
Iris I^eud' Acorus L. Hagen, 45.
ankicken, sw., ankucken, ansehen. Wat
kickst mi anl He kickt em an, as de
Kreg dat kranke Farkel. Dönh. Hei
kickt em an wt de Kalt den Kaiser on
seggt nich mal gnädger Herr. Kgsbg.
Vgl kicken.
anklacksen, sw., anklecken, etwas man-
gelhaft, schlecht, ungeschickt an ein
anderes Ding anfügen. Den Kalk an
die Wand klacksen. Hei heft dat man
so angeklackst
anidagen, sw.y durch Klagen über eine
Krankheit oder ein körperliches Leiden
das Übel auf den Nächsten bringen.
Es mufz mir toohl was angeklagt sein.
anklarren — anno.
27
Eß mufz mir jemand wob angeklagt
haben, um solches anmöglich zu machen,
sagt man bei derartigen Erzählungen etc. :
Dem Stein seCa geklagt oder Einen Stein
vorihreOhren. Bock, 66. Sprw.1,3613.
Vgl. verrufen.
anklarren, m., s. klarren.
anktoppen, sw., anklopfen, anpochen.
Anklopper, m. Ring oder Hammer an
Thur oder Thorweg zum Anpochen.
Auch blofz Klopper.
ankommen, sty 1. anlangen. Wenn
ich wer' ankomme, wer' ich vorbeifahre.
Sprw. I, 86. 2. gehen. Er kommt an
wie der Hund von Labiau, d. h. lang-
sam, watschelnd. Ibid. 83. 3. Neigung,
Lust verspüren. Et kommt em an^ wie
dem Bure dat Aderläte — dat Frten,
Ibid. 84, 85. 4. bei Speisen, besonders
Fleisch, der Zustand beginnender Fäul-
nis, bei Obst die Beschädigung durch
Stolz oder Fall. Dat FUsch ös an-
gekämSy riecht faul. Der angekommene
Ap/dy der bestofzene, angefaulte. Hen-
nig, 12.
ankrampen, sw.y mit einer Ejrampe fest-
machen. Das Fenster ankrampen^ das
geofhete Fenster durch den Windhaken
feststellen.
ankreiden, pltd. ankrfde(n), sw,^ 1 . mit
Kreide anschreiben, notieren. Die Zeche
ankreiden. 2. nachtragen. Vgl. an-
kalken.
ankuscheln, sw.^ s. kuscheln.
ankuechen, ankutschen, sw.^ s. kuschen.
anlaufen, pltd. anlöpe(n), sf., Qbel an-
kommen, angefahren, zurückgewiesen
werden. Wenn emer^ der friedliebende
Leute gerne neckty endlich einmcd an-
lauft und Schlage bekommt. Kant's
Werke IV, 169. Grimm, Wb. I, 394.
anmelden, sw.^ s. melden.
anmuten, pltd. anmOden, mnd. an-
moden^ sw., zumuten, ansinnen, bean-
spruchen, verlangen, öck kann em dat
nich anmSde son, ich kann das nicht
Yon ihm beanspruchen, verlangen. Send
ji er siendag nich so wat anmoden ge-
toesenf Dorr, 1. Wiew., 47. Für Pom-
mern bei Dähn., 12a.
annehmen, st, 1. in Pflege nehmen,
adoptieren. Ein Kind annehmen. Et
ÖS en angenamenet Kindy ein in Pflege
genommenes oder Adoptivkind. 2. zum
Religionsunterricht annehmen. Vom
Geistlichen, wenn sich neue Confir-
manden bei ihm melden. 3. Lehre an-
nehmen^ gut und leicht lernen. Hei
nömmt got an, er nimmt gut an, be-
greift, falzt leicht.
^ Annke, n., Dem. von Anne, w. Vom.
Annchen. Datpafzt wie fer Anken to V
Kapp. Sprw. I, 2873. Das bekannteste
^nfePreufzens ist„Anken vonTharaw",
die Tochter des PfBurers NeanJer in
dem Kirchdorfe Tharau bei Königsberg
(1596-1629). Sie ist durch Simon
Dach unsterblich geworden. Näheres
über Dach 's Verhältnis zuÄnnchen von
Tharau, das vöUig sicher nicht fest-
gestellt ist, findet man in folgenden
Schriften: N. Pr. Pr.-Bl. V, 49fiP. Altpr.
M. I, 688 «f., IV, 478 u. 657. Unter-
haltungen des liter. Kränzchens zu
Kgsbg. Jhrg. 1866, Nr. 11 u. 12. Sprw.
1, 87. Dach's Lied: Anke von Tha-
rawetc. s.in: FünffterTheil der Arien etc.
von Heinr. Alberten. 3. Aufl. Kgsbgi
1651, Nr. 21. Volksl. 27, 18; S. 83, u.
hochd. in: Herder, Volksl. Leipzig
1778, 1, 92fif. Hennig, 13.
Ann-Uske, w. Vom.^ Zusammenziehung
von Anna Lischen, Anna Elisabeth,
auch Anna Luise. Volksl, S. 73. Vgl.
Pott, 117.
anno, lat., im Jahre, von annus. Anno
Dazumal — Anno Knick — Anno
Schnee — Anno Schnifke — Anno To-
28
Ann-Orte — ansangein.
bcLck — Anno Wind — Anno Eni. —
A
Anno Ent, als de grote Wind war (auch
mit dem Zusätze: on de&parUn^ Sewel
droge) — als de grote Wind blies — als
de Wtfzel brennd\ Anna damcUs als
die Warthe brannte und die Hunde mit
den Strohwischen rannten. Jerrentowitz.
Vgl. Sprw. I, 88f.
Ann-Orte (0=o),w. Vorn. Zusammen-
ziehuDg von Anna Dorothea. S. Pott,
111.
Ann-Regfnchen, Ann-Schinke, w. Vorn.
Anna Regina. Samland. ^opp, Ann-
Schirike! Zuruf beim Aufheben einer
Last, um die Gleichzeitigkeit des Hebens
zu bewirken. Sprw. I, 91. Dein Ann-
Reginchen^ die den Schlufz Zu deinem
Glück dir machen mufz. Carm. mipt.
111,98b.
Ann-^chinke, w. Vom., s.Ann-Reginchen.
Ann-SQske, w. Vom., Anna Suschen,
Anna Susanna. Volksl. 4, 1, 2; S. 73.
Anpart, n., Anteil, Erbteil. S. Part.
anpassen^ »w,^ Einem etwas anpassen^
ihn durchprügeln. Sprw. I, 1.
anpicken, pltd. anpttche(n), anpttcke(n),
sw., anpechen, mit Pech festheften, fest-
heften überhaupt. Ja eck segg noch
daby^ dat Glöck bliew angepöckt. Carm.
nupt. V, 190 d.
anplimmen, «ü., s. anschmeifzen.
anporren, »w.^ s. porren.
anpreschen, sw.j s. preschen.
anpricken, sw.^ mit Pricken befestigen.
S. Pricke.
anpritschen, sw., anspritzen, s. prit-
schen.
anprOsten, sw.j s. prOsten.
anpQsten, sw.^ anblasen. Dat Für
anpuste^ das Feuer anblasen. Hennig,
198. Ek weU em de gele Socht anpusten.
Dorr, 1. Wiew., 22.
anputtern, sw.^ anreizen, spornend an-
treiben. Mühling.
anrackern, sto., s. rackern.
anrftmen, sw.^ s. rftmen.
anranzen, sw.^ mit harten Worten an-
£Eihren. S. anschnauzen.
anrSgen, sw.^ anreihen, einer Reihe an-
schliefzen. Reihe an Reihe fügen. Hen-
nig, 210. S. rftgen.
anreifzen, pltd. anitte(n), st.^ anstiften,
angeben, verursachen. Er reifzt dumme
Sireiche an^ macht dumme Streiche.
anrichten, pltd. anrttchte(n), sfw.^ 1. die
fertig gekochten Speisen auf Schüssel
und Teller anrichten^ aus den Töpfen
nehmen und ordnen, damit sie auf-
getragen werden können, gleichsam
Hafen und Pfanne an die Schüssel
richten. Grimm, Wb. I, 427. 2. ver-
ursachen. Schaden anrichten. 3. sich
anrichten, sich beschmutzen, besudeln.
Dzg. Klein 1,17. Hennig, 4, hat,
wie wohl allgemein, dafür abrichten.
anrosseln, sw.^ sich, sich berauschen,
betrinken. Ebenso : at^A berosseln. Erm-
land. Mühling.
anrühren, pltd. anrfire(n), «ü., in der
Redensart: Nich(t) rühr an! als Wei-
gerung. Ebenso in Posen. Bernd, 6.
anrufzen, sw., sich^ sich mit Rufz
schwärzen; bildlich: sich betrinken. Er
hat sich angeru/zt.
ans, präp.^ Zusammenziehung von
ohne und des. Eck wtdl ahm Düvels
Danck ok on de Koch heron, Carm.
nupt I, 282, 6.
Ansager, pltd. Ansegger, m.^ einer, der
etwas ansagt, ein Auftraggeber, einer,
der den Arbeiter für eine bestimmte
Arbeit dingt. Hast aW e Ansegger^ bist
du schon zu einer Arbeit von jemand ge-
dungen. Die Droschkenkutscher nennen
den Fahrgast, der ihnen naht, einen
Ansager.
ansangein, sw.^ von sengen^ anbrennen.
1. von Speisen. Die Suppe ist an-
anscbälen — anBchmeifaen.
29
gehangelt 2. von verheirateten oder
verlobten Personen: Hei (^Sei) os an-
gehangelt — ob angesangelte Grott — ere
Pöfzkes üchmeck^ angesangelt Sprw. I,
70. Ygl. anbrennen.
anschälen, sw., anspülen. Die Wellen
schalen den Seetang ans Land. Yon
schSlen.
Anscherung, /, s. Schening.
anschiefzen^ pltd. ansch6te(n), st Er
ist angeschossen y er hat einen Rausch.
Yom angeschossenen Wild, das tau-
melnd lanfitnnd fallt, auf den berauschten
Menschen übertragen. Hennig, 14.
anschlagen, st, 1. mit starken Schlägen
anklopfen. 2. gute Wirkung thun, ge*
deiben. Bt dem scfUeit nuscht an^ er
bleibt trotz guter Yerköstigung mager,
trotz des besten Unterrichtes dumm.
Bk (das gute Leben) ward mi anschlanen.
Dorr, 1. Wiew., 19. Et schleit em got
an^ er nimmt an Körperfülle zu. Dat
teoU nich anschlage^ die Arzenei will
nicht helfen, wirkt nicht. 3. anrechnen,
schätzen. Wt hoch schieist du dat anf
4. inzu fallende Waldbäume ein Hammer-
zeichen schlagen. Ebenso in Pommern.
Dähn., 13a.
anscbllgigi adj.j klug, erfinderisch,
einsichtsvoll, scharfsinnig, listig, ge-
wandt. Dat OS e anschidg^ger Kopp^
wenn hei von e Trepp foUt^ verfehlt hei
keine Stuf. Vgl. Sprw. I, 2120. Hen-
nig , 14. In Pommern ansldgsch. Dähn.,
13a.
anscblupen, »w.y ein Kleidungsstück
los überwerfen, in dasselbe schDell hin-
einschlüpfen.
anschmaddern, sw,^ anschmieren, be-
streichen, beklexen. Mühling.
antchmeifzen, pltd. an8chmTte(n), holl.
aansmigten, sty 1. zuerst schmeifzen,
werfen, beim Werfen (Würfeln) an-
fangen. Schmit an! 2. mit „ausgebut-
terten^, d. i. ausgehöhlten Knöpfen, den
An- oder Ausschmissen, pltd. An-, Ut-
schmttfz (U ~ tf), gegen Zaun oder Wand
werfen. Beliebtes Spiel der Knaben in
der ersten Frühlingszeit. Jeder Knabe
führt seinen Beutel mit Knöpfen, deren
Wert nach sog. y^Schmissen^ bestimmt
wird. Jeder Knopf wird taxiert: Messing-
knöpfe sind besonders wertvoll; doch
höher stehen die „Kupferstücke'', ge-
wöhnlich russische Kopeken, wenn sie
„ausgebuttert" sind. Es giebt Zwei-,
Vier-, Sechs-, Acht-, Zehn- und Zwölf-
schmisse, ja grofze Kupferstücke werden
nur um Geld verhandelt; am wertlosesten
sind Bleiknöpfe mit Löchern. — Das
Spiel beginnt, indem ein Knabe mit
seinem Ausschmifz, den er so hält, dal'z
Daumen und Mittelfinger am Rande
und der Zeigefinger in der Höhle ruhen,
an einen Zaun, Pfahl, eine Mauer etc.
wirft. Der zweite Spieler sucht durch
geschickten Wurfmit seinem Ausschmilz
dem Knopfe des ersten nahe zu konmien;
gelingt ihm dieses so, dafz er den Zwi-
schenraum mit seiner Spanne derart
ausmessen kann, dafs er beide Aus-
schmisse mit den Fingerspitzen bedrückt,
so erhält er vom Verlierer einen Zwei-
schmilz. Jetzt wirft der dritte Knabe.
Er dirigiert seinen Ausschmifz zwischen
die Ejiöpfe der Gegner; geschieht's mit
Erfolg, so empfängt er von jedem einen
Zweischmifz u. s. f. Trifft der Anwer-
fende zwischen zwei oder mehrere der
liegenden Knöpfe, und ist ^ nicht augen-
fällig, dafz er von dem seinen nach
jedem andern die vorschriftsmäfzige
Spanne ausmessen kann, so ruft er,
wenn er sich dieses doch zutraut: HöUe
göüe! (Höllen gelten) und wahrt sich
dadurch das Recht auf seinen Gewinn.
Gelingt das Messen, so erhält er für
jeden gegnerischen Knopf einen Zwei-
30
anschmieren — anstremmen.
schniifz, mifzlingt es, so zahlt er soviel
und befreit dadurch seinen Knopf aus
der „Hölle". So wird das Spiel in
Königsberg gespielt; in Danzig heilzt
es penschen (s. d.); im Oberlande an-
döffen (s. dUffen). Vgl. Volksr., 194 f.,
720. — Rosenkranz, Kgsbg. Skizzen
1, 195, nennt das Königsberger Spiel
das Anplimmen — hindern Metallstücke,
besonders von zerbrochenen Messern,
deren Klinge plattdeutsch Plimme heifzt,
an die Wand geworfen werden, um sich
zurückprallend zu treffen, wobei genaue
Gesetze über den Werth der Abstände
gelten." Es scheint hier eine Täuschung
vorzuliegen: die Ausdrücke Plimme und
anplimmen habe ich für Königsberg
nicht feststellen können.
anschmieren, pltd. anschm6re(n), »m?.,
1. schlecht und geschmacklos anstrei-
chen; anstreichen, bestreichen überhaupt.
Wet* hat die Stube angeschmiertf Die
Wcmd anschmieren. In gleichem Sinne :
beschmieren. 2. betrügen. Sie haben
ihn an^eschmiert — er hat sich an-
schmieren lassen. Man hat ihm die
goldene Kette etc. angeschmiert^ man hat
ihm die wertlose Kette, angeblich von
Gold, teuer verkauft. 3. Mühlin g
hat noch: sich freundlich anstellen und
mit aller Gewalt einschmeicheln wollen.
Anschmifz, m., s. anschmeifzen.
anschmoren, su\, sich, sich betrinken.
S. schmoren,
anschnauzen, pltd. an8chn0ze(n), sw.^
aus loser Schnftuze einen heftig an-
fahren. Hennig, 241. S. anranzen.
anschoppen, sw., anrücken, anschieben.
On wenn de (die „ Jungens") nich genog
gekloppt Op dtne rode Hose^ Denn käme
solwst wf angeschoppt; Denn gnad^ dt
Qotty Franzose! Volkslied: DatDanziger
Vollblod etc.
anschummeln, sw.^ s. beschummeln.
anschwftlen, sw.^ s. schwtlen.
ansetzen, pltd. ansette(n), sw.^ an-
binden, anfangen, sich einlassen. Nu
sett eck mot Kochs Junge ariy nun fing
ich mit dem Küchenjungen an. Carm.
nupt. I, 282, 8.
anspicken, pltd. anspttcke(n), sfi?., an-
stechen. S. spicken.
ansprechen, pltd. an8pr6ke(n), 1. an-
reden; bettelnd anreden. Dei spreckt
dwerall an^ er bettelt fiberall. 2. einen
kurzen Besuch abstatten. Wenn du
vorüber gehsty sprich doch an! Hennig,
14. Dähn., i3b.
anstafReren, sw.^ gegen einander hetzen.
Das Wort kommt nach Hennig, 14,
in diesem Sinne bereits in Schütz, Pr.
Chronik vor. Bock, 2, schreibt: an-
stawieren.
anstauen, sw., durch Stauen anschwel-
len, steigen ; vom Wasser. Ygl. stauen.
anstawieren, sw,, s. anstaffieren.
anstechen, sw.,, anstecken. Licht an--
stechen, statt anstecken. S. stechen.
Ansteckpricke, /., Pricke zum An-
stecken, Befestigen des Netzes, na-
mentlich am Lachswehr. S. Pricke.
anstehen, pltd. anstane^n) (a =^ a), st ,
zusammen stehen, zusammen treten zu
einem gemeinsamen Unternehmen, ein
Compa^e - Geschäft machen. Kann
ock mot anstäne — darf ich Teilnehmer
sein?
anstecken, sw.y durch Feuchtigkeit zu
verderben anfangen. S. stocken.
anstofzen, pltd. an8t&te(n), st^ stottern.
Hei stett e betke an, er stottert etwas.
ansta^eichen, pltd. anstrtkeCn), st^ etwas
sich merken, um wieder zu vergelten
oder im neuen Betretungsfalle zu strafen,
nachtragen. Ich werde dir das an-
streichen !
anstremmen, sw., 1. entgegen stemmen,
drängen Von stremmen. 2. sich an-
Antakminehlen — Apotheker.
31
strengen. De SchuhVce strembd sock an
on schluhted de Mangdet'Karmel, Carm,
rn^t. I, 282, 7.
Afitakminehlen, Ortsn., Dorf im Kirch-
spiel Friedrichswalde, Er. Ragnit, im
Volksmunde Triczkemen, Litt, trifze
der Durchfall. Nesselm., Wb. 115a.
Antnaujeninken, Ortsn., s. Brandwethen.
antobbem, sto., s. tobbern.
antrftkeln, «o., s. trftkeln.
Alrtreckel, n., langes Einderröckchen.
Von anbuken, anziehen. Hennig, 14.
airirecken, n^., s. frecken.
anfi, adk,^ annnn, anjetzt, jetzt, in
diesem Augenblicke, zur Zeit. Datmakt^
dat öck anu wöll gdrC Tor lAdce^ miner
Brut VolksL2, 1; S. 71.
anverwandt, <u^'.. Er ist mir anver-
wandt, er ist mir Greld schuldig. Muh-
ling.
an waSy pltd. an wat, woran. An
was ist er gestorben?
anzapfen, sw.y coire. Er hat sie vor
der Zeit angezapfft. Stein, Peregrinns
Xm, 48. W. Mtsbl. VI, 157.
anzeidern, antidern, m., s. tMem.
anzetteln, sw,^ eigentlich anzetteln,
langsam herankommen, oder allmählich
mit der Sprache herausrücken. Zuletzt
kamen die Weiber auch so angezettelt^
sie mischten sich in's Gespräch. Soph.
R. IV, 166.
anziehen, pltd. antSne(n), st, zum Aus-
gehen ankleiden, ausputzen. Ich mujz
mich erst anzielen, sagt man, wenn man
noch im Hauskleide ist.
Ap, Dem. Apke(^ = a), m., I.Affe,
simia^ nach Sperber, 6, auch /. Öck
dockt, mt 9uU de Ap lüse! scherzhafter
Itnf der Verwunderung, Überraschung.
ApkCj becT hau! Apke^ spring* dwer.
Sprw.1,30; II, 28 f. Apke^ wollet Plume?
Säg^amDüme. Eindemeckereien. Egsbg.
— Der Mensch, verglichen mit dem
Affen: Wie ein Affe possierlich sein —
lieben; besäpe wt de Ape Eorrespbl.
III, 49. 2. Rausch. Einen Affen hohen
— - sich einen Affen kaufen = antrinken.
3. Mein Apken, Schmeichelwort in der
Ehe. Stein, Peregrinus XIII, 16. 4.
E. Förstem., 103, fuhrt cq> alsEunst-
ausdruük in der Schiffersprache an, ohne
den betr. Gegenstand anzugeben.
apart, ad/, u. adv.^ besonders, extra.
Hei mot ömmer wat apart hebbe. Hei
ÖS apart, er ist ein Sonderling. Fried-
land. Das franz. a part
apflzig, adj,^ , . . du denkst von der
Liebe zu leben. Leider bist du nicht die
Einzige^ die solch apahzig Zeug im Kopf
hat Soph. R. VI, 122.
Apfelhttker, pltd. Äppelhäker, m., Höker
mit Äpfeln. He sett daher — steit da
— as en Appelhakei\ Danziger Nhg.
Sprw. I, 3518.
Apostemkraut, Pflzn., Acker-Enautie,
Knautia arvensis CoiUt.^ Scabiosa ar-
vensis L. Hagen, 151.
Apotheke, /., pltd. kurzweg AptSk,
mnd. abbeteke^ abteke^ apoteke^ Gewurz-
laden, Spezereienhandlung. Die Nieder-
lage für Arzneien heilzt Doktorapotheke,
auch wohl Medicinapotheke. . . . da/z die
Wärterin . . . in der Doctorapotheke am
Rojzgarten ein Dosis Nikelsruh geholt
Soph. R. V, 486. Der gleiche Unter-
schied besteht rucksichtlich der Ver-
walter beider Institute: Apotheker = Ge-
würzer, DoktorapothekerBsVorsteheremer
Medicinapotheke. Mhd. apoteke, appo-
teke, apotek, apthek aus gr.-lat. apotheca
Erauthaus, Haus zum Eräuter- oder
Specerei- und Arzneiverkauf, Behälter,
Speicher überhaupt. Vgl. Weigand I,
63. Grimm, Wb. I, 537.
Apotheker, m., pltd. AptSker, mnd. abbe-,
appeteker. Nein, 'nen Aptheker nehm ich
nicht Volks!., S. 81. S. Apotheke,
32
Appelberche — Artiishof.
ÄppelbSrche, m.y Zasammensetzungaus
Apel, Apfel, und BerchCy Dem. von
Bere, Birne, wie das folg. eine Märchen-
figur. Dönh.
AppelgVrke, m.^ Apfelgörke, eine mär-
chenhafte Person. Hei verteilt e Märke
vorn Appelgorke, Sprw. I, 2542.
Appetit, m. Sie ist mit Appetit^ sie
ist schwanger. Sprw. I, 69.
Aprilblume, Pflzn., gelbe Osterblame^
Anemone ranuneuloides L. Hagen, 569.
Ar, Are (^A = a),/., Ähre. Ahd. ahir^
ehir^ mhd. acher^ eher^ mnd. ar, are, am.
Je mer FoTy je mer Ar. je mehr Furchen,
desto mehr Ähren^ d. h. je besser man
pflQgt, desto mehr Getreide man baut.
Sprw. n, 681. En Fdr — en Ar, zur
Bezeichnung mangelhafter Beackerung
und geringen Ackerertrages. Sprw. I,
791.
Arbeit88clilitten, pltd. ArbeitsschlSde (A
=:a), m,y or^iinärer Schlitten für den
täglichen Gebrauch. S. Staatsschlitten.
Ard, /., Egge. Bei Schmeller I, 37,
a^dn^ dtt, dttn Egge; goth. wrjan, ahd.
ei^ran^ mhd. eren^ em ackern, pflügen;
ahd. arton^ ardon^ mhd. arten das Land
bauen, mhd. art^ m. u. /., Ackerbau;
altpr. artoys (Voc. 236) Ackersmann,
lit. artöjis Pflüger, von ariü, ärti lett.
arru^ art pflügen. Vgl. lat. arare^ gr.
oQotv. -Schade, 27b, 31a. Nsslm.,
Th. 8. Wol dem, wo under Dock os,
säd de Fo/z on huckt under de Ard.
Samland. Sprw. 11, 481.
Ardas, /., Eidechse. Von Erde, ahd.
erda^ goth. airtha, neuniederl. aardef
Hei ÖS so leckrig wt e Ardas, Samland.
Sprw. n, 1685. Das Tierchen heifzt
auch Eidas und £gd08.
Aren (A = a), jüd. m. Vom., s Aaren.
Arklitten, Ortsn., Gut im Kreise Ger-
dauen. Der Name wird zurückgeführt
auf die Zeit der Schwedenkriege, in
denen das Gut arg gelitten. Dönh.
Armdarm Jammerpulver , n. , Medik. ,
Pulvis epilepticus niger. Pharmaceu-
tischer Kalender 1870. Schemio-
nek, 46.
Armedill, Pflzn., grofzer Steinpeterlein,
PimpineUa magna L. Mühling.
Armee, /., Zur gi*ofzen An^mee gehen^
sterben. Sprw. I, 115.
Armkasse, /., Kasse für die Armen.
Etwas aus der Armenkasse bekommen,
Prügel erhalten. Sprw. I, 1.
ArmsUnderpulver, n., Medik., Puhis
mumia, Pharmaceutischer Kai. 1870.
Schemionek, 46.
Armut, f.y Besitz, Eigentum, Ver-
mögen in der Beschränktheit. Mein
Bifzchen Armut ist nicht der Rede wet^.
Die Leutchen gingen nun um» Altar
herum^ um nach hiesigem loblichen Ge-
brauch ihr bischen ArmutJi Sr. Würden
darzubringen. Soph. R. III, 238. Wenn
nun der Mann dies Bifzchen Armuth uns
abkaufte Ibid. VI, 175.
Arndt (A = d), jüd, m. Vorn., s.
Aarndt.
ArrOde, /., Fach in einer Schutt ung.
Die Arrode d, i. ein Schüttung oder
vielmehr ein Fach einer Schüttung, da
man das Getreide verwahret, Pierson,
Matth. Prätor., 68. Lit. arödas Fach
oder Bretterverschlag in Speicher und
Keller. Nsslm., Wb., 9b.
Srschlings (d lang), ado., rücklings,
rückwärts, mit dem Arsch vorauf. On
makt, dat öck drschUngs ut de Körch
rät kam. Volksl. 25 II, 8 ; S. 90. Man
spricht auch Sriings.
Artushof, m. Die Artushofe waren
öffentliche Gebäude, genannt nach der
Tafelrunde des englischen Königs Ar-
thur oder Artus; sie dienten den Bür-
Arys — Asel
33
gern zu ihren Beratungen und Ver-
sammlungen. Es gab deren in unsrer
Provinz in Königsberg und Danzig. Als
die reichen Handelsherren sich später
Janker nannten, erhielten die Artus-
hofe den Namen Junkerhttfe, welche Be-
nennung in Egsbg. gegenwärtig aus"
schliefzlich im Gebrauche ist; das Dan-
ziger Gebäude heif^t noch heute ArinH"
ho/ und wird als Börse benutzt. Hen-
nig, 15.
Arys, Ortsn., Stadt im Kr. Johannis-
burg. In Masuren heii'zt es: Bayki
Nikolayki^ a Ary% mmsto, ein Märchen,
eine Fabel ist Nikolaiken, aber Arys
ist eine Stadt. Auch gebräuchlich,
wenn jemand Ungereimtes oder Un-
glaubliches erzählt. Sprw. U, 3124.
As, Ass, /• Achse. De As oa gebi*äke.
Asch, Asche, /., die Äsche, ThymaUvs
vulgaris Nika, poln. lipien. Benecke,
153. Bujack, 302.
Aschbr&ker,9n., Sortierer der Pottasche.
Vgl. Belehnter.
Asche, /., ungebrannte, der Stock.
Einem eine Hand voll ungebrannte Asche
auf den Puckel streuen — ihn mit un-
gdyrannter Asche einreiben^ ihn durch-
prügeln. Sprw. I, 1.
Asche, f.y Esche, Fraainus L. Ahd.
asc^ mhd. asch,
Äsche, /., s. Barbe und Nase.
Xsche (a lang). /., s. Srse.
XschengrlHze (d* lang), /., s. £rsen-
grlHze.
Aschenpäter, m., unreinhcher, un-
manierlicher Mensch,Aschenbrödel.Ndd.
pdten quetschen, rühren. Grimm, Wb.I,
583. Hennig, 15, schreibt AschepVter
und versucht pöter mit puster von pusten
^ blasen abzuleiten. In Bremen asken-
püster schmutzige Küchenmagd oder
Küchenjunge und dann überhaupt un-
ser Aschenpäter, Puster dort gleich
Frifchbi«r, Wörterbuch L
Blasebalg. Brem.Wb.I, 30. Der Aschen-
päter wird gewöhnlich in einen Aschen-
peter oder Aschpeter verderbt. Hupel,
livl. Idiot., 10, hsi,tAschenpäsely f. Aschen-
brödel.
äscherig, escherig, adj., unangenehm,
betrübt, häfzlich, unklar; geringfügig,
kleinlich. Das ist eine äschrige Ge-
schichte, eine unangenehme, nicht völlig
klare Geschichte. Die Geschichte ist
mir zu äscherig, zu unangenehm oder
zu unbedeutend. Mir ist recht äscJierig
zu Mute^ ich bin mirzgestimmt, un-
wohl, betrübt. Nach Hennig, 1, auch
von einem Menschen, der alles tadelt,
dem nichts gut genug, nichts recht ist.
In der Schweiz, in Schwaben, Nassau,
der Aescherich die ausgelaugte Asche.
Schmid, 30. Kehrein, 49. Vgl auch
aifz, aisch, eisch, und den Artikel Asche
in Grimm, Wb. I, 578.
Aschfladen, pltd. Aschflade(n) (a = ä),
m., flacher Fladen, den man in heilzer
Asche bäckt. Nach Mühling auch
Äscherfladen, Aschkuchen.
Aschkapitän, m. Derjenige, welcher
mit dem Ausmessen und Verpacken der
Pottasche zuthunhat. Dzg. W. Seidel, 2S.
Aschkuchen, m, s. Aschfladen.
Aschnase, pltd. Aschnäs, /., Schimpf-
wort auf einen jungen, naseweisen Men-
schen.
aschO, interj , Scheuchruf zum Feder-
vieh. Jerrentowitz. Volksr. 64, 242i.
Aschpeter, m., s. Aschenpäter.
Äsel, /., Asche von verbranntem Stroh.
Werder. Stroh, Schilf, Dünger und
hin und wieder auch Torf werden im
Werder vorzugsweise als Brennmaterial
benutzt. Die Äsel giebt eine vortreff-
liche Lauge. Passa rge, 220. Bei Je-
roschin: usele. Ouch st dt burc vor-
brantin und gar in uslin ic antin, 97.
Pfeiffer, 309. Auch Esel geschrieben.
3
34
iflen — anfberen.
tefiy pltd. a8en(n) (a = a), mo., s.
Ssen, Csen, «r., das Reinigen der Ab-
tritte; aber nor in dem besonderen Falle,
wenn der flüssige Teil des Unrates ab-
geschöpft oder abgeleitet wird. Dzg.
Klein I, 9. Mühling hat für iten
Yerekeln. Im Brem. Wb. I. 28: to äsen
sich besudeln, stankasig stinkend, ekel-
haft (von Aas).
flsig, pltd. asig (a ^ ä\ adj., s. aasig.
Aspe, Pflzn , Espe, Populu» tremtUa L,
Hagen, 1042.
Ass, /., Achse, s. As.
Assekurant, m., Lehnsbauer, der im
Besitze von Hafen, deren Yorbesitzer
eine Assekuranz darüber erhalten, dafs
die schuldig gebliebene Kontribution
niedergeschlagen; di^ Auekurayden zah-
len Zins an die Domäne. Veraltet.
Bock, Nat I, 170; V, 385.
88teillfiren,mr., ästimieren, Yom lat. ctestir-
mare^ schätzen, achten, würdigen. Hei
ästemert em gar nichj er achtet ihn gar
nicht
aatranty adj.^ frech, grob, dreist, trotzig,
widerspenstig, widersprechend, hoch-
mütig, spöttisch, stolz, höhnisch. Ein
astrantes Frauenzimmer. In Bremen
astrant und asaerant. Das Brem. Wb. L
31, meint, es sei das franz. assurcaU
oder assure.
&i8Gh(a lang), 1. intery,^ s. v.a. schäme
dich! gewöhnlich begleitet Yon der Ge-
berde des Rübchenschabens, d. i. Hin-
streichen des rechten Zeigefingers über
den linken. YgL Grimm, Wb.I, 595.
2. ado. interj.^ rechts! Kommandoruf
zu den Zugochsen, wenn sie rechts
gehen sollen. Ygl. heHsch und ksä.
Uschen (a lang), »lo , einen mit dem
Rufe ätich! ausschämen, yerspotten.
Atta, m., Yater. Mühling. Ahd.
atto^ mhd. atte^ ätte, Yater, Yorfahr.
Gr. attOj lat aUa Yätercfaen. Schade
Wb., 33b.
Atzel, /., Elster. Mhd. atzeL Die
Atzel läj'zt vom Hüpfen nichi. Sprw. H,
148.
au, Doppellaut, bleibt au: blau^ blaug
(Oberland) blau (in der Danziger Neh-
rung umlautend: Tau Tau); wird lan-
ges oder kurzes u: rüg rauch, Sirvk,
Struck Strauch, Bur, Buer Bauer, bruke,
brücke brauchen, Flüme Pflaumen, Fru,
Friü, Frju Frau; wird o: Og {0 = o)
Auge, lope laufen, auch mit nachklin-
gendem e: Boem Baum, und hierbei
noch in Natangen die Neigung, zwischen
o und e ein au hören zu lassen: loauepe
laufen. Selten wird au e: verkepe ver-
kaufen, depe taufen. Eigentümlich ist
äw statt au in pato Pfau. S. Leh-
mann, Yolksmnd., 271
Sil, Doppellaut, s» eu.
auf, pltd. op, präp, als adj. und adv.
Er hat alles auf, er hat alles verzehrt.
Er ist schon auf, wach. Er ist noch
nicht aufy schläft nocL Er ist auf^
gesund, wohL Er ist nicht wohl auf
ist kränklich. Die Thur ist auf\ offen.
aufacliteln, mr., s. achteln.
aufangeln, pltd. opangle(n), sw,, etwas
erwischen, was man nicht gern hat,
z. B. Lause auf angeln; Einen auffinden,
der unserer Umgebung nicht sonderlich
angenehm ist: Wo hast den alboedder
opgeangeüf überhaupt etwas eben nicht
Gesuchtes erreichen, gewinnen.
aufbasteln, nr., s. basteln.
aufbegehren, «o., für seine Ansicht
laut werden, Lärm erheben; zornig
auffahren ; trotzen, sich zur Wehre setzen.
De Kerl ward hier noch opbegere.
aufbftren, pltd, opbfire(n), st«?., errich-
ten, aufrichten. Das Haus aufberen.
Wer kann den (Betrunkenen) opbere!
S. bftren.
aufbieten — Aafhang.
35
aufbieten, pitd. opbMe(n), sty mit
Sdiimpfworten angreifen, ehrenrührige
Benennungen aasstofzen. Yon der kirch-
lichen Proklamation des Brautpaares
entlehnt
aufbrennen, pItd. opbrenne(n), st^ prü-
geln, schlagen. Einem eins aufbrennen^
ihm einen derben Schlag geben, der
brennenden Schmerz verarsacht.
aufbringen, pltd. opbringe(n), zt^ 1.
beim Weben das Garn auf den Gram-
baum bringen, winden. S. Aufzug. 2.
fadsche Gerüchte verbreiten. Da» üt
ein aufgebrcmhtes Wesen ^ ein falsches
Gerücht. Der bringt viel auf und webt
wenig aby der Lügner.
aufbniseln, «o , s. brisein.
aufbuggeln, sw.y s. buggeln.
aufbullem, pltd. opbullre(n), aw.^ auf-
poltem, herauspoltem aus der Ruhe;
seiner Erregtheit, seinem Zorn freien
Lauf lassen. Mühlin g. Vgl. bullern.
aufbuMem, aw.y s. bulstem.
aufbumfzen, sw.^ s. bumfzen.
aufdensen, aw.y s. densen.
aufdonnern, pltd. opdonnre(n), 9w. 1.
zornig auffahren, heftig schelten. 2.
sich auffallend herausputzen, schmücken;
namentlich von Frauen gebräuchlich.
Se heft sock got opgedonnert. Mot Flöchte
on mot Pufe, Fladruiche wt en Hahn^
Mot Schleiersch on mot Muffe Se (die
Lehrerfrauen und -Töchter) opgedonnert
gdn. Lhrztg. 4, 355 b. YgL flelhen.
auf dreschen, pltd. opdre8che(n), at
Einem eins auf dreschen , ihm Prügel
geben. Sprw. I, 1.
aufdrissein, aufdri^eln, pltd. opdriSle(n),
sw.y aufdrehen^ Tauwerk oder Knoten
auflösen. Elbing. Schemionek, 3.
auf ducken, pltd. opducke(n), sw.^ von
ducken^ auftauchen, hervortreten, un-
Yermutet zum Vorschein kommen. Es
lasse nur einer ein Wörtchen von der
Erziehung aiuf ducken. Soph. Reise III,
193. Der Hase duckt auf^ erhebt sich
aus dem Lager. Er ist wieder auf--
geduckt, hat sich nach langer Abwesen-
heit wieder sehen lassen, tritt wieder
in die Öffentlichkeit. Er wagt nicht
aufzuducken, mit seiner Ansicht her-
vorzutreten, ein Wort mitzureden.
Hennig, 16, hat noch: „von einem,
der alles schnell wegkauft;, was zum
Verkauf ausgeboten wird, sagt man:
es darf nichts auf ducken^ sogleich hat
en^s weg.^
aufdunsen. su?., s. dunsen.
aufeisen, pltd. opTse(n), sw,^ s. eisen.
auffleihen, pltd. opfl?e(n), st, s. fleihen.
aufflunschen, sw,^ aufschwellen, dick
und fleischig aussehen. Mühling.
aufführen, pltd. opf6re(n), sw,, sich^
sich betragen, manierlich oder un-
manierlich zeigen. Eck war mi damah
opf ehren. Dorr, 1. Wiew., 69.
aufgabeln, pltd. opgawle(n) (ji^ä), sw.^
erlangen, erreichen, auffinden; auch
gleich mit aufangeln.
aufgehen, pltd. opgane(n) (a = a), st.
1. sich öfihen: die Thür geht auf —
der Pregel ist aufgegangen, das Eis, das
auf ihm lag, ist geschmolzen. Ebenso
geht das Haff auf 2. garen: Der
Teig ist gut aufgegangen,
aufgrapsen, sw,, aufgreifen^ aufraffen,
mit Heftigkeit und sichtUcher Begierde
nach etwas greifen. Mühling. Vgl.
grapschen.
AufhaltflUgel, pltd. Ophölflttgel, m.,
Flügel eines grofzen Fischemetzes
zum Aufhalten der Fische. S. das
Nähere unter Sfa*eichtuch.
Aufhang, pltd. Ophang, m., der sich
an die Bäume hängende Reif. Wenn
der Nebel gefrieret, oder wenn es, wie
man hier sagt, rehreifet und sich an die
Bäume hanget, so geschiehet solches in
36
aufhängen — Aufiua(z.
heftigen Wintern manc/iesmcd so starke
dafz in Oärten und Wäldern die Aeste
der Bäume davon abbrechen. Man nen-
net in einigen Landesgegenden diesen
anhangenden Rohreif Aufhang, u, spricht^
es sei in den Wäldern viel Aufhang,
Bock, Nat. I, 373.
aufhängen, sw. Sich wonach aufhän-
gen, nach einer Sache grofze Begierde,
Sucht haben. Elbing. Schemionek, 3.
aufharken, sm.^ s. harken.
Aufheber, m., yon Stein, Peregrinus,
XII, 13, unter homines dolosi aufgeführt.
W. Mtsbl. V, 188.
aufhegen, pltd. oph6ge(n), sw:, auf-
bewahren, yon hegen» Die Apfel bis
zum Sommer aufhegen, sie bis dahin
efzbar zu erhalten suchen. Hennig,
16.
aufhelfen, pltd. ophelpe(n), st, in die
Höhe helfen, eine Last auf die Schul-
ter, auf den Rücken heben helfen. Relp
mt doch e beike op!
AufheHer, pltd. Ophelper, m., Schnur
mit Quaste in der Mitte der Decke
des Himmelbettes, um sich daran in
die sitzende Lage zu heben. Hennig,
16. Vgl. Baumband.
aufhorchen, pltd. ophorche(nX 9w. 1.
auflauschen, die Ohren spitzen. Hei
horcht op, als wenn de Su sichte hört,
Sprw. I, 161. 2. aufhören, ablassen,
endigen. Sie haben schon aufgehorcht
mit der Arbeit — mit dem Gesänge etc.
Horcht op, horcht = höret auf, endiget!
aufhucken, 9w,, aufsitzen, s. hucken.
aufjachern, sw,, ansagen, jach auf-
wecken. Kinder jachem durch wildes
Wesen den schlafenden Vater auf. Vgl.
jachern.
Aufkäufer, pltd. OpkSper, m., Händler,
der an Ort und Stelle oder herum-
reisend Produkte auf- oder Yerkauft.
Ebenso in Livland. Hupel, livl. Idiot,
10.
aufkicken, ««?., auikucken, aufschauen,
in die Höhe sehen; aufmerken, beob-
achten, beaufsichtigen. Wie von auf-
sehen der Aufseher, so bildet sich aus
cmfkicken der Aufkicker, nach Hennig,
16, ein Mensch, der unbefugterweise
auf das Thun und Lassen anderer
lauert; nach Mühling spottweise auch
der Steueraufseher, Controleur.
aufkischeln, sw., s. kischeln.
aufklaren, pltd. opklare(n) (a » o), sw.,
sich^ sich aufklären, klar werden; vom
Himmel. Vgl. klaren.
aufklotzen, sw., sich, sich unanständig,
wie ein Klotz, aufstützen, flegelhaft
sitzen. Mühling.
aufknabbeln, -knabbern, -knibbeln, -knib-
bern, -knubbem, sw., s. knabbern.
aufkrempeln, sw.^ s. krämpeln.
aufkriegen, sw., 1. aufbekommen, zu
öfinen vermögen. Den (engen) Hut
nicht aufkriegen. Die Thür nicht auf-
kriegen. 2. klein bekommen, bewältigen.
Das (grofze) Stuck Brot aufkriegen. Den
Schmerz kann er nicht aufkriegen. Eine
Sache nicht aufkriegen, sie nicht zu be-
greifen, nicht zu erklären vermögen. 3.
Aufgaben bekommen. Die Kinder kriegen
in der Schule zu viel auf.
aufkusen, sw., s. kus.
auflaufen, pltd. oplöpe(n), st., anschwel-
len; betrogen werden. Er ist gut auf-
gelaufen, man hat ihn herb übervor-
teilt.
Aufmafz, pltd. Opmat (a = ä), n., im
Getreidehandel Mafz beim Ankaufe des
Getreides, wobei, im Gegensatze zum
Abmafz (s. d.), durch geschickten Strich
des Streichholzes ein Ubermafz erzielt
wurde. Königsberg. Vgl. noch Zu-
mafz.
aufmopsen — aufischenken.
37
aufmopsen, sw,^ etwas übel nebmeo,
übel yermerken. Kösigsberg.
aufmucken, 8w.^ aufbegehren, Trotz
zeigen. S. mucken.
aufmuben, sw,^ etwas wiederholt ta-
delnd oder verweisend zur Sprache brin-
gen; die Fehler eines andern, einer Ar-
beit aufdecken, hervorheben; einem et-
was zur Last legen, vorwerfen. Nach
Gri mm, Wb. I, 692, mhd. fast unerhört,
während des 16. Jahrh. in aller Mund,
später wieder selten werdend, mufz das
Wort doch schon im 14. u. 15. Jahrh.
entsprungen sein.
aufpantem, bw.^ s. knttcheln.
aufpappen, sw., s. pappen.
aufpassen, pltd. oppasseCn), aw., wor-
auf Acht haben, aufmerken; auf etwas
oder jemand mit Aufmerksamkeit lauem.
Aufp(i8sen wie ein Sckiefzhund. Sprw. II,
158. Pa9B' ml up, pass' mt deg up,
passe mir auf, passe mir tüchtig auf,
Redensart = wenn schon, denn schon.
Gedanism. Enem cppasaey ihm auf-
lauem. Öck pass' 6- enne op^ ich passe
bei ihnen auf, habe auf ihren Haushalt
acht, besorge die Dienste eines Haus-
mädchens. Frauen, die solches thun,
heifzen Aufpassfrauen, pltd. OppossfrQens.
Sie stellen sich zu ihrer Dienstleistung
täglich emigemale im Hause ein.
aufpauken, sw., s. pauken,
aufpausten, sw., s. pQsten.
aufpeken, mv., mit der Gabel oder
mit sonst einem spitzigen Werkzeuge
etwas aufspiefzen. Er pehkte dann und
wann ein Scknittgen von Sallat auf,
Soph. R. I, 406. Hennig, 16. Ge-
wöhnlich: aufpBkern, auf prickeln. Ygl.
p§kem und Prickel.
aufpilzen, pltd. oppilze(n), sw,^ wie ein
PQz aufschwemmen, dick und fett wer-
den, ohne dabei recht gesund zu sein.
Hei OS man so opgepüzt^ in ihm ist kein
Mark, keine Kraft. Auch adjektiv:
Dat 08 man en opgepilztet Wesen.
aufplärren, pltd. opplaiTe(n), opblarre(n),
«ti>., durch Plärren erwecken. De Jung
plärrt mt alle Nacht twintig mal op^
der Junge (Säugling) weckt mich in
jeder Nacht wohl zwanzigmal auf.
aufpiTsem, 8w.y Yerzaustes entwirren;
ein Gewebe zerzupfen, auffaseln. Vgl.
plisem.
aufpIQstern, pltd. opplQ8tre(n), sto., auf-
plaustern, aufdaunen. Yon Vögeln,
namentlich Hühnem, wenn sie die Fe-
dern locker aufbauschen.
aufporren, »w.^ s. porren.
aufprickeln, au?., s. aufpeken.
aufpinseln, sto., s. brUeln.
aufprOsten, »w., s. prQsten.
aufpuchen, sw.^ s. puchen.
aufpQlen, sw.^ s. pQlen.
aufpUngeln, sw.^ viel Arbeit aufhalsen;
ausschelten. Elbing. Schemionek, 3.
S. pUngeln.
aufpurren, aw., s. porren.
aufpQsten, sw.^ s. pQsten.
aufqueicheln, sw., s. queicheln.
aufquinen, aufquimen, sw., s. quinen.
aufrappeln, sw.^ s. rappeln.
aufrebbeln, sw,, s. rebbeln.
aufrommen, sw., s rommen.
aufrühren, pltd. oprttre(n), sw,^ Ver-
gessenes neu zur Sprache bringen.
Rühre den alten Dreck nicht auf. Hen-
nig, 214. Vgl. aufwärmen.
aufsagen, pltd. opsage(n) (a «= a), sw.^
aufsägen. Dat Holt opsage,
aufscheliarschen,-scheinär8chen(alang),
9w,^ eigentlich den Hintern scheuen,
scheinen lassen, sich entblöfzen. Wat
scheüarscht dt alwedder opi ruft die
Mutter dem Kinde zu, das seine Röck-
chen nach oben streift, Blöfzen zeigt.
Samland.
aufschenken, pltd. opschenke(n), sw.^
38
an&chlabbeni — Anfstremmang.
beim Schlagballspiel dem Gegner den
Ball zum Schlagen werfen. Wer drei-
mal den Ball verfehlt, mufz dem Fol-
genden Platz machen. NachMühling
anch einschenken; sicher so in Posen.
Bernd, 52.
aufschlubbem, »w.^ s. schlubbern.
aufschmieren, 8w,j s. schmieren,
aufschnappen, pltd. opschnappe(n), «tr.,
schnappend etwas ergreifen; durch Hö-
ren etwas auffangen, gleichsam mit den
Ohren schnappen. Kinder schnappen
anf, was sie nicht hören sollen. Ob
ichj wie Sie mich beschuldigen^ von 2^t
zu Zeit etwas aufschnappe und es dann
für mein ausgebe. Soph. R. lU, 460.
aufschSnen, pltd. opschttne(n), 9tr.,
schön werden; vom Wetter. Dat schont
hüde noch op^ das schönt heute noch
auf^ der Himmel wird heute noch klar.
Vgl. schSnen.
aufschultern, pltd. opschullre(n), sw,,
auf die Schulter nehmen. Kam schuld
lert disse Wasch op^ fluck! Dorr,
L Wiew., 71.
aufschütten, pltd. opschttdde(n), 8t^., 1.
in Königsberg: die Kloakeimer in die
öffentlichen Karren zur Abfuhr schütten.
Die Karrenführer fordern dazu in früher
Morgenstunde mit dem Rufe auf: Schodd
op^ schodd op! Ygl. Rosenkranz,
Kgsbg. Skizzen I, 230. 2. schneien.
Es Schott o/, es schneit Oberland.
Sprw. 1, 167.
aufseniceln, pltd. opseni(le(n), sw.^ Einem
etwas aufsenkelnj ihn durchprügeln.
Sprw. I, 1 .
aufsVllem, sw., s. sVIlern.
aufspachteln, sw.y s. spachteln.
aufspeilen, pltd. opsplle(n), sw.. s. speilen.
auf spicken, pltd. opsp8cke(n) , sw., s.
spicken.
aufspielen, pltd. opspSlen, sw.^ 1. ein
Lied, einen Tanz aufispielen. 2. sich
aufipideny sich stok hervorthun, sich
sehen lassen. Vielleicht heigenommen
von der Sitte, auf (Land-)Hochzeiten
gegen gute Bezahlung sich Yon der
Musik etwas aufspielen zu lassen. Es
werden dazu alte Tänze verlangt, deren
Anfange man aufruft, z. B. De Katt
klaut an e Haibek! — De Fofz huckt
op de Hinderddr! — Huckt 6k allwedder
e Krrg op e Dacky Lus op e Sack! —
Ach lewet Fru Muhmke^ de Schmand
rennt dwer! Sehr beliebt ist im Sam-
lande der Brauttanz : He^ Korschewske^
ruger, Grewe schott de Hund! Mutterke,
mdk dt bret! — worauf die Tänzerin
die Röcke ausbreitet. Kinger, jagt de
Ktkel üt dem Dömpel. Carm. nupt, I,
282, Nr. 16. Blunke, Massune, Leh-
waldsruh. Link, 284. Vgl Sprw. II,
162. 394. 3. Einem etuoais aufspielen^
ihn durchprügeln.
aufstankern, sir., s. stänkern,
aufstapeln, pltd. opstaple(n) {a^S),
sw,y in Schichten über einander reihen,
in Stapel (s. d.) setzen; z. B. Holz.
Hennig, 17.
aufstewem, aufstttbem, pltd. opst6wre(n),
sw.y aufscheuchen, aus der Ruhe bringen;
etwas aoj^agen, dafz es dabei Staub er-
regt; auffinden. Ein guter Hund stewert
aUes auf Ygl. stewem.
aufslSbem, s. das vor.
aufstVtzig, o^'., betroffen, verlegen,
betreten, verwundert; aufistöizig, wider-
spenstig. Mühling.
aufstreifen, pltd. opstrepe(n), s«o., s.
streifen.
Aufstremmung,/., das durch Stremmen
Angespannte, die Anspannung. Wann
der Böge am Armbrust grofz ist^ wird
der Pfeil bei selbiger Starke und auff'
stremmung der Sehnen weiter getrieben,
als von einem kleineren Bogen, Linem.,
£e4a.
aufstalpen — Aogenzierde.
39
aufsiUpen, pltd. op8tBlpe(n), sw.^ s.
sNUpen.
aoftageln, str., s. tagein.
auftakeln, sw., s. takeln.
Anfthun, pltd. Opdön, n. Es ist ein
Außkun^ es geht in einem hin, läizt
sich mit anderm gleichzeitig verrichten.
Mfihling. Vgl. aufwaschen.
auftobbem, auftubbern, »w., s. tobbern.
aiiftre€ken, »w.^ s. trecken,
auftrumpfen, »w., s. trumpfen.
Aufwachs, m.y Wachstum, Aufnahme,
Zunahme, Verbreitung. In dem das Sterne^
forschen je mehr und mehr in den auf-
wachs käme, je mehr und mehr Ursachen
fanden sich auchj sich in der Stemkunst
mehr und mehr zuvertieffen, Linem.,
Gg3b.
aufwackeln, «t\, s. waggeln.
aufwralken, sw., s. walken.
aufwamsen, sw.^ s. wamsen.
aufwärmen, pltd. opwarme(n), sw,^ Kal-
tes warm machen ; bildlich: Vergessenes
neu zur Sprache bringen. Wwmi die
aüe Geschichte nicht vjieder auf! Sich
aufwärmen, sich wärmen. Komm on
de Stow on warm dt e betke op, komm
in die Stube und wärme dich ein bifzchen
auf.
aufwaschen, pltd. opwasche(n), sw.^
1. aufscheueru, auswaschen. Ich habe
noch aufzuwaschen^ Schüssel und Teller
zu säubern. Bildlich : Das ist ein Auf-
waschen, diese Sache läfzt sich mit einer
andern gleichzeitig abthun. Sprw.1, 169.
2. Einem etwas aufwaschen, ihn durch-
prügeln. Vgl. Auflhun.
Aufwaschfafz, pltd. Opwaschfatt, n.,
Fafz, worin das Wasser zum Auf-
waschen enthalten. On as öck stund
am Opwaschfatt, Da kern de Fru on sdd
mt dat. Volksr. 234, 823.
Aufwaschtuch, Aufwaschkodder, n., Tuch,
Lappen zum Aufwaschen. Vgl. Kodder.
Aufwaschwasser, pltd. Opwaschwater
(a = ä), n., Wasser zum Aufwaschen.
Aufwasser, pltd. Opwater (a = ä), n.,
Oberwasser, das Wasser, das sich bei
Tauwetter über dem Eise bildet. Bild-
lich: Enem Opwater gewe, ihm Auf-
wasser geben, seine schlechten Reden,
Handlungen etc. billigen, seinen schiefen
oder gar falschen Behauptungen bei-
pflichten == ihn wieder auf Wasser
bringen, flott machen. Auf wasserkriegen,
bekomTnen. Sprw. I, 170. Vgl. VoIhvorL
aufwichsen, sw., s. wichsen.
aufwQnen, sw., s. wQnen.
Aufzug, pltd. Optog, m., das auf den
Gambaum des Webestuhls aufgezogene,
aufgebrachte (s. aufbringen) d. i. auf-
gewundene Garn, auch Kette, die
Längsfaden der späteren Leinwand. Es
heiizt auch Scherung und Schering. S.
Das Wirkgestell, 124. 127.
Auge, n., Dem. Augehe, pltd. Og, Ogke
(0 = o). Er sieht mit einem Auge nach
Heia, mit dem andern Auge sieht er nach
Hundemy der Schielende. Gedanism.
Mein Augken, TneinEügelken als Schmei-
chelwort in der Ehe. Stein, Pere-
grinus XIII, 16. W. Mtsbl. VI, 112.
augeneinzig, pltd. Ogenftnzig, odf;., augen-
blicklich, sofort. Gfi den ogenens^gen
Block on de Koch! Schalt). 3, 4.
AugenMäter, pltd. Ogenkläter (0 «= 6),
m, u. /., Eläter im Auge. S. Kläter.
Augenloch, n.. Loch im Auge, Pu-
pille. . . . und also das Augenloch oder
den Augapfel vergrossert. Linemann,
P4b u. ö.
Augenstein, m., Quarz. Mühling.
Augenverblendnts, pltd. Ogeverblendnis
(0 = 6), n. u. /., Blendwerk, Täuschung,
Trug, Taschenspielerei. Dat ös man
Ogeverblendnis — Ogeverblengnis.
Augenzierde, Pflzn., Ochsenzunge, An-
chusa offidnaUs L Hagen, 201,
40
Angst — aosbattern.
Augsty /. u. fn.j 8. AusL
Augsieiche, PAzd., Stideiche, Quercus
RoburL.; aach Haseleiche, /., Bock,
Nat m, 67.
aiigsten, str., s. austen.
Augstefy m., s. Auster.
Augstin, m. Vom., Augostin. Hart-
\7ich, 53.
AugstupShnen, Ortsn., Dorf im Er.
Labiaa. Er ist aus Augstupohnen, wo
die Hunde mit dem A. bellen. Diese
Bezeichnimg wiederholt sich in Schimpf
und Glimpf viel&ch and dient yorzugs-
weise zur Charakterisierong dürrer Ge-
genden. Vgl. Kraxtepellen^ Stampelken.
AugsbipSnen, Ortsn., Dorf im Kreise
Gmnbinnen. Er ist ein Augstupaner^
ein grober Mensch. AugstopSner Brot-
dew! von den aof den Schiffen thätigen
Arbeitslenten (beim Stauen) gegen die
yom Lande, namentlich die Yon Angstu-
ponen herbeikommenden Eonkarrenten.
Memel. Passarge, Balt, 312: Dos 6e-
rOhmte Schimpßcort „Augstuponer Pfer-
dedieb^ hört man noch am Rhein. S.
Sprw. I, 182; D, 182.
Augustfliiite, /., Enfittel, Stock. Er
greift zur Augtistflinte, Alt-Pillaa. (Die
Flinte hat mit der Jagd während des
Aagastmonates Rahe.) Sprw. II, 184.
Augusthaber, m., Pflzn., eine Abart
des Hafers, Avena L. Hagen, 122
AuiUiy Pflzn., Gnadenkraat, Gratiola
officinalis h. Hagen, 32. Nach dem
Mnd. Wb. 1, 135 b, ist Aar ine Tausend-
gttldenkraat, Erythraea centaurium —
letzteres im Mittelalter falschlich von
centum aurei abgeleitet
ausbaggern, str., s. baggern,
ausbaken, sw., s. baken.
Ausbau, m., pltd. UtbO (I7s t2), An-
siedelang aaf separiertem Grande anlzer-
halb des Dorfyerbandes. Diese Aus-
bauten rufen das altgermanische IMmip
sdbststandiger Hofe neu in's Leben, sie
stehen im entschiedensten Widerspruche
mit dem slaoisch-kommunistischen IMn-
zipe der Dörfer, Passarge, Balt., 6.
Sich ausbauen, pltd. OtbOe. Hei 5s en
UtgebOter, ein Au^bauter, Besitzer eines
Aosbaaes.
ausbauen! , pltd. OtbQre(n), mr., aaf-
hören ein Baaer za sein, etwas za be-
sitzen. Ich bin ganz ausgebauert^ bin
ohne Geld; der Vorrat, den ich von
einer Sache hatte, ist mir aasgegangen.
Sprw. I, 186.
ausbicken, pltd. 0tb8cke(n), sw., mit
einer Bicke aasbrechen, heraushaaen.
Und hergegen die Vordennawr (des
Schlosses Balga), worinnen das erste
Thor gemachet j teere gleichsamb mit fiei/z
aufzgebicket und ausgemalmety obgleich
der Kalck des MoMcncercks ewig da/wren
würde. Linemann, Zz 2b.
aushlarren, mt., s. blarren.
ausblasen, «&, s. einblasen,
ausblecken, «tr., s. blecken,
ausbocken, mt., s. bocken,
ausbrflschen, pltd. Mbraschen (a-=ä),
sw.y 1. darch Braschen (s. d.) verraten,
aasplaadem. 2. Rasen schneiden, ent-
fernen, das entraste Land entwurzeln,
reinigen, orbar machen. Mühling.
S. brSschen and Br&sche.
Ausbund, m., einer, der aas dem Bande
ist, ein Unbändiger, Taugenichts, Lieder-
jan; lastiger,manterer, windiger Mensch.
Er ist ein rechter Ausbund. Hennig,
318. Hapel, livl. Idiot, 11. Sprw. II,
187. Aach gegenteilig in dem Sinne
von decus, praestantia^ specimen: Er ist
ein Ausbund txm einem guten Menschen,
Ein Ausbund rechter AdookcOen. Carm.
nupL IV, 44 b.
ausbUndig, adj., s. unbindig.
ausbttttem, pltd« tttboHre(n), sw., aas-
höhlen, darch Reibung sich erweitern,
ausdÜen — Ausgedinge.
41
ausscheaem. Knopfe ausbuüem^ zum
Aoschmeirzen. Vgl. anschmeifzen. Die
Mutter hat sich atisgebuttert, die Schrau-
benmutter, welche, zu weit geworden^
nicht mehr anzieht. Die Wellen an den
Rädern eines Getriebes buttern sich aus.
ausdftlen, sw., s. dftlen.
ausdämmern, sw., s. dämmern.
AusdingstUbchen, n., s. AusgedingstUb-
dien.
aiisdollen, pltd. Qtdolle(n), ^., aus-
tollen, austoben, umherjagen, durch
Springen und Laufen sich müde machen.
Wenn sie (die Studenten) ausgedollt
haben^ sind sie oft ganz gut Soph. R. I,
176. Vgl. dollen.
aiisdOsein, su?., s. dOseln.
aus — ein y pltd. Ot — Sn. In Be-
ziehungen wie: Tag aus^ Tag ein —
Jah' auSy Jahr ein etc. Hat doch vor-
her Sommer aus, Sommer ein^ des Papa
schönes Geld hier verthan. Soph. R. lY,
166.
auseinander sein, getrennt sein, ge-
schieden leben. Da ich mit meiner Frau
jetzt auseinander bin^ so warne ich einen
jeden, derselben etwas zu borgen. I. F.
Kgsbgr. Communalblatt 1876, Nr. 236.
ausMschen, sw., s. (bch.
Ausfegsei, pltd. Utfegsel (^ = t2), n.,
Kehricht InLivland: Ausfegiis. Hupel,
Uvl. Idiot., 12.
ausfenstem, pltd. OtfSnstre(n), aw.^ aus-
schelten, Verweise geben. Er hat ihn
ausgefenstert, ausgescholten. Sprw. I,
183. Ebenso in Livland. Hupel, livl.
Idiot, 12.
ausfinden, pltd. Qtfinde(n), st, ver-
höhnen, necken. Wat war Sek ml ut-
finde idte, was werde ich mich ausfinden,
necken lassen! Vgl. ausweisen.
ausflaggen, pltd. Qtflagge(n), sw., ein
SchifP mit Flaggen schmücken ; bildlich
yon Frauen und Mädchen, wenn sie
reichen Bänderschmuck angelegt haben:
Die hat gut ausgeflaggt
ausfleihien, st, s. fleilien.
ausflirren, sw., ausputzen, auffalligen
Schmuck anlegen. In Estland ausflieren.
S. Sallmann, 28a. Vgl. flirren.
ausflOmen, sw., s. FlOm.
auslosen, sw., s. fosen.
ausfrftdmen, sw., s. Frftdem.
ausfressen, pltd. Otfrete(n), sw., durch
Fressen leeren; aufhören zu fressen.
Bildlich: Er hat bei ihm ausgefressen,
er ist um die Gunst seines bisherigen
Gönners gekommen. Sicil ausfressen,
sich durch gute und kräftige Speisen
ausfüttern. Sie os ütgefrete wt e Boll.
Sprw. I, 187 f.
ausfretzen, sw, s. fretzen.
ausfliliren, pltd. Qtfare(n), sw., das
Brautpaar zur Kirche fuhren , zu Fufz
oder zu Wagen.
ausfuppen, sw., s. fuppen.
ausfOsen, sw., s. FQse.
Ausgebauter, m., s. Ausbau.
ausgeben, pltd. Otgewe(n), sw , im ge-
richtlichen Verhör angeben, gestehen,
verraten. Hei heft alles utgegewe, er
hat alles ausgegeben, gestanden. Hei
heft em nich utgegewe, er hat den Mit-
schuldigen nicht genannt S. angeben.
ausgecl(en, pltd. Qtgecl(e(n), sw., einen
als Geck, Narren behandeln, ihn hän-
seln, lächerlich machen, verhöhnen, ver-
spotten; auch blofz gecl(en. Natangen.
Hennig, 17. Vgl. ausgnirren.
Ausgedinge, pltd. Utgeding (^U=u), n.,
Altenanteil eines Besitztums, das Aus-
bedungene, gerichtlich Verschriebene,
das Vorbehaltene bei Übergabe eines
Grundstückes, einer Wirtschaft. Mhd.
gedinge, ahd. gidingi, Vertrag, Über-
einkunft; bei Jeroschin: diz gedinge
alleine schalt brudir Jan. 62a. Pfeif-
fer, 155. Wenn Hausväter durch ein
42
Aasgedinger — ausjacbem.
reichliches Atisgedinge auf die neuen Wirte
eine Last wältzten. Anhang z. Soph.
R, 14. In Hessen der Auszug. Vil-
mar, 20.
Ausgedinge^ pltd. Utgedinger ({7 = i/),
?n., Inhaber eines Ausgedinges; ge-
wöhnlich der alte Vater oder die Eltern,
die dem Sohne Haas und Hof ver-
schreiben liefzen. Auch Altsitzer (s. d.).
So traf ich in Grofzkuren einen so-
genannten Ausgedinger, der sein Grund-
stück daselbst an einen Gastwirth ver-
kauft und sich das „Stübchen hinter dem
Ofen^j verschiedene Naturalien und eine
gewisse, taglich zu liefernde Quantität
Branntwein vorbehalten hat Passarge ,
Balt., 358. In Hessen AuszUger^ Aus-
zöger. Vilmar, 21.
AusgedingstUbchen, pltd. Utgedingstawke
(£7=^, a = ä)^ -sttwke, n., Stäbchen,
das der Aasgedinger bewohnt. Auch
AusdingstUbchen.
ausgehen, pltd. Otgane(n) (a = a), st,
1. absterben, verwelken ; von Pflanzen.
Die Bäume sind aüe ausgegangen. 2. in
der Farbe verschielzen. Das Zeug ist
ausgegangen.
Ausgeleite, n., 1. letztes Geleite beim
Begräbnis. Muhling. 2. unfreund-
liches Geleite aus dem Hause hinaus.
Emem das Ausgeleite gehen, ihn aas dem
Hause entfernen, zum Hause hinaus-
werfen. Hennig, 318.
ausgerben, pltd. Qtjarwe(n), sw.^ s.
gerben.
ausgeschlagen, part. praet. von aus-
schlagen (s. d.).
ausgniiren, pltd. OtgnSrre(n), sw., durch
Gnirren höhnen, verspotten, hänseln,
lächerlich machen. Vgl. ausgecken, mit
dem Hennig, 17, es zugleich aufführt.
ausgrapschen, ausgrapsen, pltd. Otgrap-
8Che(n); 9W., mit heftigen Griffen an sich
reifzen, wegnehmen. Mühling. Vgl.
grapschen.
ausgrommeln, sw.^ s. grommen.
ausgrUnen, pltd. Otgr§ne(n), sto., mit
Grün ausschmücken. De Staw möt
Danne utgrene, die Stube mit Tannen
ausgrünen. Die Eisfläche des ScfUofzteichs
war mit Tannenbäumen ausgegrünt
Kgsbg.
aushalten, pltd. OthOle(n), st, 1. aas-
dauern in Stärke und Festigkeit. Dei
Stcwel wäre wat uthole, die Stiefel werden
was aushalten, werden sich nicht so
schnell auftragen. 2. unterhalten, er-
halten : Ein Mädchen aushalten. Davon
Aushalter, Aushälter, m. Er ist ihr Aus-
hälter.
aushandeln, sw,, ausschimpfen. Diese
Morgensfprach haben verursacht Etliche
Personen, . . . welche one vrsach die Elter-
leut etc. vor Paurpflegels, bengeh etc. die
der Pßug entlaufen, dess gartens nicht
würdig etc. gescholten, vnd aufs ergeste
aussgehandelt Die Zünfte, 54.
ausharfen, sw., das Getreide mittelst
einer Harfe reinigen. Das ausgeharfte
leichte Getreide nennt man Ausharfsel,
auch Hintergefreide.
aushauen, »w. 1. durchprügeln. 2. ab-
betteln^ erpressen, abdriogen, aussaugen.
Er hat ihn gut ausgehauen, 3. im Spiele
gewinnen: der Verlierer ist ausgehauen.
4. ausreichen, langen. Es haut nicht
aus, reicht nicht zu.
ausholen, pltd. Othalen (a = ä), »ic,
herausholen, ausforschen, durch ver-
fängliche Fragen Geheimnisse entlocken.
Er Iq/zt sich aUes ausholen.
ausholken, sw., s. holken.
aushSmpeln, »w., s. hSmpeln.
aushunzen, sw., s. hunzen.
ausjachern, sw., sich, sich nach Her-
zenslast aasjagen, austoben Jungen
aosjagen — Auslieger.
43
können im Freien sich einmal aus-
jachern. Vgl. jachem.
ausjagen, sw., das Vieh aas den Stallen
auf die Weide treiben.
auskabbeln, «r., s. kabbeln,
auskaddern, sw., s. kaddem.
auskalbftken, sw.y s. kalbtken.
auskarren, pltd. QtkarreCn;, sw., in der
Jägersprache das erste Heraustreten
des Dachses aas seiner Höhle nach
beendigtem Winterschlaf.
ausküscherriy sw., s. kSschem.
auskennen, st^ bekannt sein an einem
Orte, sich orientieren können. Ock kann
mt Mer gar nich utkenne, Aach bloiz
kennen: Kennst du dich hier schon?
ausUchem, sw.^ loskichem, loslachen;
aach: sich aoslachen, damit der Ernst
wieder einkehre. In letzterem Sinne
aach sich abkichern. Vgl kichern.
ausMcken, »tr., aaskacken, aas einem
Kack hinaassehen, beobachten.
ausklaffen^pltd. Qtklaffe(n), sw,^ kläffend
schreien, aasschreien, aasbringen, be-
kannt machen, klatschen. Mühlin g.
ausMattem, «tr., s. klattem.
auskleiden, pltd. OtkKde(n), sw., sich
verkleiden, maskieren. ElbingerGegend.
ausklopfen, sw. Einen atisldopfen^ ihn
darchprugeln. Sprw. I, 1.
ausklOwem, nr., ausmitteln, aasfor-
schen. Dzg. W. Seidel, 28.
auskolken, sw., s. kolken.
auskOwem, sw., sich erholen. Vgl.
erkowem. Mühling hat es noch in der
Bedeatong von : aaskränkeln, eine Krank-
heit ausstehen, überstehen.
auskrähen, pltd. 0tkr6ge(n), sw., 1. za
krähen, zu schreien aafhören. 2. eine
Sache allenthalben bekannt machen.
Mühling.
auskramen, sw., den Kram aaspacken
and ZOT Ansicht aasbreiten, aaslegen.
Bildlich: Neuigkeiten erzählen, mittei-
len, verbreiten. Der hat immer viel aus-
zukratnen. Vgl. kramen.
auskratzen, pltd. Otkratze(n), sw., 1.
kratzend abziehen, sich aas dem Staabe
machen, heimlich drücken, weglaafen.
Hei kratzt üt, er ergreift die Flucht.
Sprw. n, 196. 2. sterben. Hei os üt-
gekratzt, er ist gestorben. Vgl. ab-
kratzen.
auskrauten, pltd. utkrQte(n), sw., Ge-
wässer vom Kraute reinigen. Der Land-
graben wird ausgekrautet. Kgsbg. Müh-
ling hat noch: das Wasserbette ausräu-
men, welche Erklärung jedoch zu all-
gemein gehalten. Ygl. verkrauten.
Ausland, n.^ Ausländer, m., s. Zinten.
auslapsen, sw., auspfänden. Ermland.
Mühling.
Auslapser, m., Exekutor. Mühling.
auslassen, pltd. Otlate(n) {a==^a), st,
1. eingenähte Säume in Mädchenröcken
auftrennen und diese dadurch verlän-
gern. Dat Kled lätt sock noch üüdte,
das Kleid lälzt sich noch länger machen.
Ygl. einlassen. 2. ausschlagen, Knospen
treiben. De lawe Sonn' schient schon
so het. De Wide loten ut VolksL 1, 3.
auslausen, pltd. OtlQse(n), sw., die
Läuse ablesen; bildlich: die Taschen
leeren. Se moken mi besapen on lusden
mi donnahs de Puppen ut. Dorr, 1.
Wiew., 8. Nee, das es falsch, wenn er
em de Fupp auslust Ibid. 10.
auslegen, pltd. Qtlegge(n), sw., an Kör-
perfülle zunehmen, stark werden; na-
mentlich von Mädchen und Frauen. Se
heft sock got ütgeleggt, sie hat sich gut
ausgelegt.
auslehnen, pltd. QilehneCn), sw., aus-
leihen. Hei heft all stn Gold utr
gelehnt, er hat all sein Geld ausgehehen.
Auslieger, m., Wachtschiff, Kaper.
Ah wahrend des hanseatisch'' englischen
Krieges (1469 — 73) Damig mit den
44
auslüften — Ausschlag.
Übungen Städten des Hansdmndes zur
See die Engländer bekämpfte^ wurden
auch Kaper — Audieger — ausgerüstet.
Passarge, 87.
auslüften, pltd. Qil9fte(n), sw.^ s. lUften.
auslUken, sw,^ das gedroschene Ge-
treide auf der Tenne mit einem lang-
stieligen Flederwische reinigen. Erm-
land. Mübling.
ausmachen y pltd. Otmake(n) (a=^ä),
sw.^ 1. machen, dafz etwas aus wird, auf-
hört, zu Ende geht. Das Feuer aus-
machen. 2. abmachen, ausbedingen.
Dat Jiebb öck mt utgemdkt^ das habe
ich mir ausgemacht. In Posen: aus-
schelten, Verweise geben. Bernd, 9.
ausmalmen, sw.^ Malm, Ziegeltrümmer,
Grus, Stauberde, durch Durchbruch er-
zeugen und fortschaffen. Ygl. ausbicken.
Ausmalz, pltd. Utmat (27=» i^, a = d),
n., s. Einmafz.
ausmummeln, sw.^ s. mummeln.
ausmusern, sw., s. musem.
ausmustern, S2£7., gedeihen, wohl werden.
Er hat sich gut ausgemustert.
ausnehmend, adj.^ auizergewöhnlich.
Er besitzt eine ausnehmende Fingerfer-
tigkeit Blot dorch dat utnehmende Ge-
Scheck von mienem Witz keem ek dar-
von fri. Dorr, 1. Wiew., 112.
ausnüchtern, sw.^ nüchtern werden, den
Rausch ausschlafen. Heunig, 318.
ausnusem, sw.^ aufhellen, klar werden;
vom bewölkten Bummel. Mühling.
ausnutschen, pltd.Qtnut8che(n),««i7., aus-
saugen. S. nutschen.
ausparschen, sw.^ s. parschen.
auspatschen, sw., s. patschen.
auspauken, sw.y s. pauken.
ausperzeln, sw.y s. perzeln.
ausplacken, sw.^ ausplagen, aussaugen,
abdringen, abquälen. Mühling. Eine
zweite Bedeutung siehe unter placken.
ausposaunen, pltd. Otposaune(n), sw.y
Gehortes gleichsam mit Posaunenschall
ausplaudern, ausschreien; an die grofze
Glocke hängen. Der mufz alles gleich
ausposaunen.
ausprQsten, sw, s. prQsten.
auspuchen, sw.^ s. puchen.
auspOsten, sw.^ s. pOsten.
ausputzen, sw ^ sich, pltd. sSck Qt-
putze(n), sich mit Glanz schmücken;
sich einen Rausch antrinken. Wer sich
früh ausputzt, ist den ganzen Tag stramfn,
einMorgenrausch hältlange vor Sprw. I,
445; n, 199.
ausraggen, sw., s. raggen.
ausrebbeln, sw, s. rebbeln.
ausrichten, pltd. fltrSchte(n), sw., fest-
lich herrichten, ein Fest veranstalten.
He heft e Käst ütgeröcld, er hat ein
Hochzeitsmahl ausgerichtet, gegeben.
Davon Ausrichtung^ pltd. UtrSchtung (27=
ü), f., das ausgerichtete Familienfest,
Festmahl. Ygl. Begebenheit
Ausrichtung, /., s. das vor.
ausroden, sw., s. roden.
ausroseln, sw., s. rosein.
aussauern, pltd Ot80re(n), sw. Die
Krankheit mufz aussauren, sich allmäh-
lich in sich selbst verzehren, durch Me-
dikamente läfzt sie sich nicht besei-
tigen.
ausschachten, pltd. Ot8chachte(n), sw.,
den Schacht, Schaft ==pßnais hervortreten
lassen; vom Hengst. Ygl. Schmeller
ra, 337.
ausschänden, sw., s. schänden.
ausschlabbern, sw., s. schlabbern.
ausschlachten, sw., einen Ochsen ge-
meinsam schlachten; ein Grundstück
parzellieren, durch Yerkauf einzelner
Teile vorteilhaft verwerten.
ausschlackern, sw., s. schlackern.
Ausschlag, m., ein FischermaHz, einen
Eäscher voll. Hennig, 297, unter
Wafzen. In der Fischereiordnung von
ausschlagen — Aust
45
1589 heifzt es: Ein Raum (s. d.) =
14 Ausschlage 7^ gehäufte Schefel, Be-
necke, 295.
ausschlagen, pltd. Qbchlage(n) (a = o),
st. Er hat den ganzen ausgeschlagenen
Tag nichts gethan — oder: gearbeitet
Sein ganzes ausgeschlagenes Leben lang.
Die beiden Synonyma ganz und aus-
geschlagen^ drücken eine Verstärkung
aas. £. Förstern, meint, wie man im
Hochd. sagt: Die Bäume schlagen aus^
80 mafz ausgeschlagen mit einer wahr-
scheinlich vom Baome hergenommenen
Übertragang überhaupt das Fertige,
Ganze bezeichnen.
ausschlampen, sw., s. schlampen,
ausschlappen, sw.^ s. schlappen,
aiisschlauben, sw., s. schlauben.
ausschiubbem, sw.^ s. schlubbem.
ausschmaddem, sw.^ s. schmaddern,
ausschmieren, sw.^ s. schmieren.
Ausschmifz, 971., s. anschmeilzen.
ausschnüffeln, sw., s. schnüffeln,
ausschnuppem, sw., s. schnuppem,
ausschräpen, sw.^ s. schrftpen.
ausscbreien, pltd. Qtschfle(n), sw.^ aus-
schimpfen,
ausschurren, sw., s. schurren.
Aussegnung, pltd. Ubegnung (]7=t2),
/., die feierh'che Handlung, welche bei
Gelegenheit ihres Kirchganges mit einer
Wöchnerin vor dem Altare abgehalten
wird; der Geistliche betet mit ihr und
segnet sie.
ausseien, «t^., s. stlen.
ausspannen, pltd. Obpanne(n), sw., ster-
ben; vom Ausspannen der Pferde her-
genommen. Er hat ausgespannt. De
lewe Gott spannt mt üt Elbinger Ndrg.
ausspeien, pltd. Otspte(n), st^ nutzlos
ausgeben, vergeuden. Schon e halwe
Däler hdV öck ön e Dokteraptek üt-
gespege^ awer omsonst. Egsbg. Fir-
menich I, 102a.
ausspeilen, pltd. Qbplle(n), s. speilen.
ausspeisen, sw.^ mit Speisen ausstatten,
bewirten. Die Hospitaliten werden aus-
gespeist, sie erhalten ein Festessen. Hier-
von: Ausspeisung, /. Heute ist Aus-
speisung, es giebt ein reicheres und
besseres Mahl als sonst an demselben
Tage.
ausspicken, pltd. uispttcke(n), sw.^ s.
spicken.
Ausspiel, Tl., s. ausspielen.
ausspielen, sw., 1. hinausspielen, Or-
chester-Musik oder Orgelspiel dem Schei-
denden gewidmet. Beim Abgange aus
der Kirche, beim Scheiden von der
Hochzeit. Davon Ausspiel, pltd. UtspSII
(JJ=ü)y w., s. einspielen. 2. verlosen.
Eine goldene Uhr ausspielen^ gewöhnlich
verspielen (s. d).
ausspintisieren, pltd. QtspSntesere(n),
»w.^ s. spintisieren.
ausstftken, sw.^ s. st&ken.
ausstankern, sw.^ s. stankern.
austtnkern, str., s. stänkem.
aussttwem, sw.^ ausstauben, s. sttwem.
ausstlpen, sw., stark ausschelten, aus-
schimpfen. Die Kuppehoeiber stipen sich
aus^ sie rufen einander rohe Schimpf-
worte zu. Zum Aussttpen kommt man
Zeit genug, Sprw. I, 219. Vgl. stfpen.
ausstflken, sw.^ s. stOken.
ausstutzen, sw.^ s. stutzen.
Aust, Äugst, /. u. 97»., mhd. ottgest und
ouwest^ Ernte und Erntemonat, August^
letzterer mnd. atLst, ous% owweste^ ovost
Vgl. Pott, 539. Juchhei, nun ist der
Äugst vollbracht^ Viel Gerst und Habei*
in der Scheune. Curm. nupt. V, 26 b.
So dacht ich: Mein Freund war in dem
Augst^ zu emdten^ hingeeilt. Ibid. 1, 125.
Gewöhnlich hört man jetzt die Aust.
Aust==^l^mte auch bildlich: Se soll mi
de Schlätel to dem Hahnrei sienem Geld-
kästen sennen, dar well ek mienen Aust
46
AuBtapfel — auswirgeln.
holen. Dorr, 1. Wiew., 49. Für den
Monatsnamen hat Jeroschin ousti an
den nünden kcUendin des oustin man
begrub in do. 7c. in des oustis zit 98 b.
Pfeiffer, 203. F(yi% Keerl^ verschwingt
wie Hagel em heeten Aust. Dorr, 1.
Wiew. 21. Bock, 2. Hennig, 18. In
Pommem Av^t auch Awest und Oost
Dähn., 18b. Mnd. Wb. 1, 135b.
Austapfel, m.^ Augustapfel, Sonimer-
apfel. Die Austäpfel halten sich nicht.
Austbier, n., das Bier, welches den
Schnittern beim Emteschmaus gegeben
wird. Hennig, 18.
Austbime, /*., Birne, welche im August
reif ist, Augustbime. Hennig, 18.
allsten, augsten, sw.^ ernten; die zweite
Form heute wohl aufzer Gebrauch. Auch
einausten, pltd. 8nau8te(n), einernten.
Die Nördlichen (Dorfer im Samlande)
kanten fi^her seen und augsten^ als nicht
die Südlichen . . . Und wird aufz sel-
biger Ursache van den Nordlichen als
nicht von den Südlichen aiisgeseet und
eingeaustet werden. Linem., Zz la.
Davon Einaustung, /., ... vx)raus die
doppelte Einaugstung ihrer Früchte ent-
stehet. Ibid., Bb Ib. Bock, 2. Hen-
nig, 18.
Auster, Augster, m,^ Arbeiter in der
Aust. Ein unzeitiger Augster^ ein sol-
cher, der auf fremdem Acker für sich
schneidet. Rogge, Gesch. d. Dioc.
Darkemen, 30.
Austkerl, m., Kerl, der in der Aust
thätig ist; es sind dies Arbeiter aus
Polen und Masuren. Die Austkerle
finden sich zur Zeit der Ernte mit Weib
und Kind in den westpreuTz. Niederungen
ein und verdingen sich als Schnitter.
Ein Augstkerl soll den Äugst über haben
10 bis 12 ft. Hartwich, 349.
Austmonat, m., Monat, in dem die
Aust stattfindet, August. Et war am,
AustTnonat.
austrecken, sw., s. trecken.
austrinken, sf., durch Trinken leeren;
aussangen. Von e Fdrd! ös em man
dis Jörn e Föllekobbel zu Schode gekomme^
der Wulf hot se ausgetrunke. Ermland.
Preis eh., Manuscript.
Austwagen, m.y grofzer Leiterwagen,
auf dem in der Aust das Getreide nach
den Scheunen gefahren wird. Bock, 2.
Hennig, 18.
Austzeit, pltd. Austttt, /., Zeit der Aust,
s. V. a. AustmonaL Et war ön e Austtit.
Ygl. KornausL
auswackeln, auswaggeln, sw,^ s. waggeln.
auswalken, sw.^ s. walken.
auswamsen, sw.^ s. wamsen.
auswaschen, sw.^ s. waschen.
auswMen, sw.^ s. wMen.
Ausweg, pltd. Utweg (U ^ u), w.,
schmaler Fufzweg zwischen Ackern, auf
welchem man die dahinter liegenden
Felder erreichen kann. Nesselmann,
handschr.
ausweisen, sw., 1. zeigen, offenbar
werden. Dat ward sik bold utwiesen.
Dorr, 1. Wiew., 72. 2. verspotten, ver-
höhnen. Du wallst mt hier utwtset!
Pillkallen. Ygl. ausfinden.
auswichsen, sw.^ s. wichsen«
auswiegen, pltd. utw6ge(n), «to., von
Wiege, im Sinne von beruhigt sein
durch Wiegen, ausgeschlafen haben.
Du böst nich ütgewegt^ sagt man zur
zankenden Frau. Elbing. Sprw. I, 189.
auswintern, pltd.utwintre(n),«ti?., durch-
wintern, überwintern; durch Frost im
Winter verderben: Utgewintert (17 — w)
— da liggt er (der Roggen oder Weizen).
Auch bildlich von Todesfallen im Früh-
ling. Sprw. H, 237.
auswirgeln, sw., s. wirgeln.
auswissen — b.
47
auswissen, s^., s. einwissen.
aussöhnen, 8w,y vom alten, baafalligen
Hanse, das als Wohnung nicht mehr
za gebrauchen ist Zunächst ein Haus
mü zerbrochenem Dach, gesenkter GiebeU
wand^ ausgewohnt^ verkommen. Es ge-
körte einem Wirthe an^ der liederlich ge-
lebt^ das Seinige verlot'en^ vertrunken
hatte. Passarge, Balt., 217. Leute, die
durch liederliches Leben oder schlechte
Wirtschaft sich um Haus und Hof
bringen, nennt man Auswohner, pltd.
IHwaner(27=>f2, a^^^'ä). Hennig, 18.
Aiiswohner, m.^ s. das vor.
auswürfeln, sw., s. wUrfeln.
ailSWttrflsch, adj.^ von auswerfen Er
ist nicht sehr auswürfisch mit dem Gelde^
er ist nicht sonderlich freigebig, lafzt
nicht viel aufgehen. Hennig, 18.
auswurgein, sw., s. wirgeln.
Aufzendeich, bei Hartwich, 328, auch
Baubenteich, richtiger Baulzendeich, pltd.
Butendik, m.^ das aufzerhalb des Deiches
(Dammes) liegende Vorland (s. d.) in
den WeichselniederuDgen.
ausziehen, pltd. utttne(n), sty einem
im Spiele alles abgewinnen. Sie zog
ihn in verschiedenen Spielen so atts, dajz
ich zweißey ob das schlechte Kleid ihm
noch gdiJort etc. Soph. R. V, 348.
Auszug, 91»., zur Bezeichnung von
Karpfenbrut. Benecke, 494. — S. auch
Wlnterfischerei u. Fuse.
äwerarsch (a~a), adj.^ rückwärts, über
den Arsch hin, in der Richtung desselben.
Da motst du äwerarsch gäne. Elbinger
Niederung.
awerscht (a = a), awerst, owa, awer
(a = a), conj,, aber. Awersch öck gev
em ent, aber ich gab ihm eins. Awerscht
wat nuf Herrje, nu mott ek je awerst
noch nah Sir John FaUtaff gähnen.
Dorr, 1. Wiew., 81.
AWtee,/., Zeitung. Dzg. Nhg. Violet.
Ebenso in Livland. Hupel, 14. Li
Pommern: Mit de Awise^ bei der un-
erwarteten Gelegenheit. Dähn., 18b.
ä-WO, i-WO, interj.^ mit welcher eine
positive Frage oder Behauptung negiert
wird. Rosenkranz, Egsbg. Skizzen I,
147 f. Der hat ja wohl bedeutendes Ver-
mögenf „Atoo!** Die Elbinger sind u)ohl
gemütliche Leute? y,Iwo!" Man hört
auch a-WO und ei-wo; i-WO ist der feinere
Ausdruck. Egsbg.
Ax, Äx, Ex, mhd. ack^ akes, cuce^ exe^
exene, /., Axt. . . . denn die Messer^
Beile y Aasen etc. nicht anders sind als
solche mechanische Keile. Linem., Uu
la.
Axhelm, Äxenhelm, m.. Stiel der Axt.
Rund ist die Welt wi^n Äxenhelm.
Sprw. I, 3173. Nach einigen auch das
Ohr der Axt.
B.
b, Lippenlaut, wird im Plattdeutschen
auslautend w oder f: blieb blew^ schrieb
sehrewy ab q^, gab gaf^ Grab Graf^
grob grof, oder fallt wohl gar ganz
weg: gelb gel; anlautend behält es hchd.
Elimg: Bach Bok^ binden bir^ge. Li-
lautend bleibt es entweder auch im
Klange hchd.: haben hebbe^ oder geht
meistens, besonders nach / und r, in
w über: geben gewe^ sterben starwe^
selbst söhostj Farbe Farw^ betrübt be^
drewt. Lehmann, Yolksm., 29 £
48
bä — bachero.
bft, interj, 1. höhnender Ausruf^ bei
welchem der Zeigefinger über den weit
geöffneten Mund gelegt wird; bei Kin-
dern üblich. Eine solche Geberde heilzt
BAmund, Bämaul, pltd. BftmQl. Enem e
Bdmul mäke. Schemionek, 3: Bah-
maul == müiziger Zuschauer, Gaffer. 2.
zur Bezeichnung geringer Befähigung:
Er kann nicht einmal Bä sagen. Er
kann nicht Bd nicht Bü (nicht Bu nicht
Ba) sagen. Vgl. Sprw. I, 221. Lit. ba
allerdings^ jawohl; poln. ja, fürwahr,
wohl. 3. als Ausdruck mürrischer
Maulfaulheit, unfriedlichen Wesens:
Wenn sie (die unglücklich Verheirate-
ten) zuhauf reiten^ so ist nw da Bu^
Ba. Stein, Peregrinus, XTTT, 90. W.
Mtsbl. VI, 173.
Bab, Babe, /., 1. Rauchstöpsel. 2.
nach Mühling im Ermlande und in
manchen andern altpr. Gegenden ein an
einer Stange befestigter Lumpensack,
mittelst dessen man den Rauchfang
über dem Kamine schliefzt un^d so die
Wärme des Zimmers zusammenhält,
dem Zwecke nach also ebenfalls ein
Rauchstöpsel. 3. eine roh gearbeitete
Kohlenpfanne, welche zur Erwärmung
des Zimmers und von Frauen auch
zur Erwärmung ihrer Person benutzt
wird; auch bereitet man darin ein ein-
fiaches Gebäcke, das ebenfalls Baie
heilzt. Daher 4. Topfkuchen, Napf-
kuchen, Aschkuchen. S. N. Pr. Prov.-
Bl. a. F. Vn, 436. On denn (gab es)
noch Porzel on Schnorzkuchen on Trich-
terkuchen on e grofze Babb. Schaltj. 3,
9. In Livland heifzt eine Art von
Schüssel- oder Aschkuchen, unserm
Bab entsprechend, AUweib. Hupel,
6. 5. nach Mühling Bab in der Sprache
der Fischer die Winde am Wintergam.
— Poln. baba alte Frau, altes Weib,
auch Rauchstöpsel. Vgl.Nsslm. Forsch.
2; Th., 13. Bernd, 11 f. für Posen.
In Bayern die Bäben ein altes Weib;
ein Backwerk aus Semmelschnitten,
Milch und Eiern; in Meifzen die Bäbe
ein Aschkuchen. Schmellerl, 141.
Baba, /., altes Weib. In polnischen
Gegenden der Provinz. S. das vorige.
baba, interj. 1. erster Stammellaat
der Kinder. Vgl. Grimm, Wb.I, 1120.
2. in der Kindersprache zur Bezeich-
nung des Abhandengekommenseins: Die
Mama ist baba^ weggegangen. Der Bau
ist baba^ verloren. Lit. jau baba^ es ist
schon weg. Nsslm. Wb., 317a.
babbeln, sw.^ baba zu sagen anfangen,
aus Lust am Klange die Lippen tönend
bewegen, wie solches kleine Kinder
thun; daher schwatzen, plaudern, plap-
pern, mit dem NebenbegrifiP der Gehalt-
losigkeit, Un Verständlichkeit. Es (das
Kind) fangt schon an zu babbeln^ es
macht die ersten Sprachversuche. Er
babbelt wie ein altes Weiby redet un-
überlegt, sinnlos. Na nü babbel nich^
verteil ww, wat ju fer e Späz hadde.
Kgsbg. Firmenich I, 103a. Bei
Schamb., 17 b: bawweln^ hell. bcAbelen,
dän. bcAlCy engl, to babU^ poln. paplac
schwatzen. — Davon: Babb'ler, Babbel-
hans, m,, Babb'lerche, Babbellts,/., gehalt-
loser Schwätzer, Schwätzerin, Mensch,
der nicht verschwiegen ist. babbelig,
adj.f schmatzhaft, plauderhafb. Babbe-
lei, /., Gebabbel, n., Geschwätz, Ge-
wäsche, fade Rede. Losst eier Gebab-
bei Dorr, 1. Wiew., 89, Vgl. Frischl,
45a. Weigandl, 110. Grimm, Wb.I,
1120: bappeln. Sprw. II, 242 f. Brem.
Wb.I, 34. Schütze 1,55. Dähn.,
19a. Bernd, 11.
babbern, sw,^ s. bibbern.
Babe, /., s. Bab.
beben, adv,, bawen.
bachem, sw.^ s. v. a. jachern, wild um-
Bachus — Badequast.
49
heijagen. Sie war in eignem Haar
frisirt gewesen; aber bei dem Bachern
im Walde war das alles so zerzaust wor-
den, da/z sie aussah wie ein Strauch-
dieb. Soph. R. m, 242. (Gleich da-
hinter heifzt dieser Kopf: Kehrbesen-
köpf.)
Bachus, m., zur Bezeichnung eines
wohlgenährten, korpulenten Mannes.
Eir ist ein rechter Bachus. Ebenso in
Posen. Bernd, 12. Im Brem. Wb. I^
42: Baks.
Backbßren, plur.^ gebackene Birnen.
Brem. Wb. I, 40. Danneil, 10a.
Bernd, 26. S. Bakeb6ren.
Backbtot, n., s. Bakbtet.
Backel, m., auch Bake, Bakel, Eäfer
überhaupt; einzelne Käfer, namentlich
Schabe und Maikäfer. Samland. Bu^che^
Busche Bakcj fleg hoch ön de Höcht!
Volksr.59, 229.— NachNsslm. Forsch.
3. im Samlande ein kleiner schwarzer
Käfer, der sich in Kellern aufhält (doch
nicht Kellerwurm oder Kellerassel).
Backet, /., das Gebackene, Semmel
Dönh.; nach Mühling ein Zwieback.
S. BackseL
iiacken, mü., 1. zusammenkleben,
kleistern. Der Schnee backt, lälzt sich
ballen. . . . da noch zur Zeit eine Fet-
tigkeit vorhanden^ durch welche das Tocht
(der Docht) starck und zusammen ge-
backen bleibt Linem., Uu 4b. Ein
gebackenes Glas^ ein beruTztes, ge-
schwärztes Glas, wor&ber ein anderes
gelegt oder geklebt (gebacken) ist, zur
Beobachtung der Sonne: . . . aber wo
er sie (die Sonne) durch ein gebacken
Glafz (wie mans nennet) oder durch
eine helle Wolcke ansiehet, befindet er sie
gar rund. Linem., Q2a. Et frert,
dat de Näs backt, dafz die Nasenflügel
gegen die Nasenscheidewand kleben
(wenn das geschieht, so sind, nach der
Friiebbtor, Wörterbaehl.
Volksmeinung, über 10 Grad Kälte).
2. zur Bezeichnung starken Frostes.
Et backt deg, es backt tüchtig, friert
stark. — anbacken, ankleben, festkleben.
Hei huckt wt angebacke, er sitzt wie
angebacken. — zubacken, zukleben, zu-
kleistern. De Nds OS mt togebacke, die
Nase ist mir zngebacken, verstopft, ich
bin verschnupft. Vgl. Hennig, 19.
Schamb., 15a. Danneil, 9b.
backerig, adj., s. backern.
backern, baggern, sw.y von backen =
kleben, jedoch mit dem Nebenbegriff
des geringen Zusammenhaltes, des losen
Zusammenhanges. Dat Bus ös man so
tosamme gebaggert, es ist aus schlech-
tem Material unsolide gebaut Davon:
backerig, baggerig, adj,, lose im Zu-
sammenhang, wackelig, leicht zerbrech-
lich, gebrechlich. Backerwerk, Bagger-
werk| n., eine flüchtige, ohne Sorgfalt
ausgeführte Arbeit, ein Werk, das bald
zer&Ilt; nachMühling auch Baggere!,/.
Backsei, Bäcksei, n., in Haushaltun-
gen: 1. ein Gebäck, jedes Gebackene
2. der für ein Gebäck bestimmte Teig
beim Bäcker: alles auf einmal in dem
Ofen Gebackene. Vgl. Frisch I, 47 a.
Brem. Wb. I, 40. Mnd. Wb. I, 138,
backeh,
baden. Zu hei/z gebadet sein^ leicht
erregt, heftig, zornig werden. Stein,
Peregrinus XHI, 87. W. Mtsbl. VI
159.
Badequast, m., Bündel belaubter Bir-
kenruten, das man in Badestuben zum
Peitschen des Körpers und als Spreng-
büschel gebraucht. In den Badstuben
den Schweifz und Unflat von dem Men-
schen abzutreiben, gebrauchen sie birkene
(Quasten als Ruthen, woran aber die
Blätter noch sein miissen, damit schla-
gen sie den Leib und alle Glieder.
Pierson, Matth. Prätor., 114. In Liv-
4
50
Badoetz — Bake.
land ^e Badequaste. Hapel, 14. Sall-
mann, 59a: der Badequast
Badnetz, n., s. Klippe.
bafty bifey biffs, interj,^ den Schall
von Schulz, Stolz, Schlag oder Fall
nachahmend. Bafs gef och em Snt!
Bu/s nick so mot de Dar^ wirf die
Thur nicht so stark zu! Auch die Ma-
suren haben unter den schaUnach-
ahmenden Interjektionen baws. Vgl.
Mrongo V. Wb.II, 677a unter schwapps.
S. Dähn., 20b.
bafsen, balzen, sw.^ durch wiederholten
Schlag, Stolz, Fall oder Tritt den ba/s-
Schall hervorrufen; stampfend auf-
treten; hart zuschlagen (die Thür), hart
niederwerfen. Die Starke der Resonanz
des Schalles bringt der Vokal der Stamm-
silbe zum Ausdruck: bHsen, bafsen, buf-
sen. Dat erschte Jär posse von Harte,
Dat zweite Jar lewe mot Schmarte^ Dat
drödde Jär bifze de bafze^ dat verde Jar
Trepp af se. Sprw. I, 1782. Mit an
verbindet sich nar bufseni anbllfsen, an-
schlagen an Thür oder Thor, daiz es bufst.
In Hessen bdfen = hart zuschlagen,
hart niederwerfen. Yilmar, 22.
bafzen, sw,, s. das vor.
Baga4ch, /., schlechtes Gesindel; aus
dem franz. bagage. Sperber, 43.
Baggerei, /., s. backern.
baggerig, adj.^ s. backem.
baggern, «r., mittelst eines Baggers
ein Wasserbette reinigen; hoU. bagge-
ren^ Hennig, 19. Grimm, Wb. I,
1075. Weigandl, 116. Eine zweite
Bedeutung s. unter backem. — ausbag-
gern, pltd. Otbaggre(n), ausschlämmen.
Baggerwerk, n., s. backem.
bahnen, mt. 1. bähen, im Dampfe
baden, durch Dunst erwärmen, erwär-
men überhaupt. Ahd. pdhan^ mhd.
bähen, baen, mnd. begen, beten, beigen,
in Bayern und in Nddtschld. bden.
Schmeller I, 135. Brem. Wb. I, 35.
Schamb., 16a. Mnd. Wb. I, 182b.
207a. Heunig, 19. Einige bahnen
sich zweimal im Frühjahr mit Birldanb
und Leinbaumblättem, Pierson, Matth.
Prätor., 115. 2. veraltet: bahnen, Bahn
machen, zur Bahn machen. So mu/z
der Menschen ' Raub , der Todt, Aus
einem in das andre Brodt Den Men-
schen -Kindern Wege bahnen! Carm.
nupt. I, 133.
Bahnwasser, pltd. BSUinwaier (a=a), n.,
warmes Wasser, worin man kranke
Körperteile bahnt oder badet; auch
Fulzwasser. Hennig, 19.
Baite, BoHe, /., plur. Bauen, BaiUn,
Boiten^ Baitschen, Blockhäuser des deut-
schen Ordens in der Nähe der preufz.-
lit. Grenze. Dieser Wohnsitze, Wacht-
häuser, Wachtposten, geschieht in den
Wegeberichten des Ordensarchivs öfters
Erwähnung. Script rer. Pruss, U, 662 ff.
Das Wort lebt noch in den Ortsnamen
Baiischen im Kr. Gombinnen, Peitschen-
darf im Kr. Sensburg. Lit bofu^ böti, dar-
MAf achthaben, ciaMikfe'Wachthaus. Vgl.
Passarge, Bait, 341. Nsslm. Forsch.
2; Th., 14.
BakbSren, pfor., s. Bakebfiren.
Bakbtet, gewöhnlich Backbfist, n., aus
bak Rücken, dorsum, und best Tier,
bestia, Tier oder Mensch von unge-
wöhnlicher Gröfze und Stärke. Er (sie)
ist ein Bachbeest Sprw. I, 222. Zu-
gleich Schimpfwort, namentlich för ein
unförmliches und ungeschliffeues Frauen-
zimmer. De Mietsch, de Trien, de Lies,
datt Bachbost onse Strentz, de quomen
all to hoop. Carm. nupt V, 190d. Ygl.
Richey, 7. Brem. Wb. I, 36. Dähn.,
20b. Schutze I, 56. Danneil, 9a.
BaUrimen, plur,, s. Bakebfiren.
Bake, Bakel, m., s. Backel.
B&ke, pltd. Bak* (a=^X A sichtbare
Bakeberen — Balge.
51
Marke for Schiffer zur Bezeichnang der
Fahrt oder einer gefahrlichen Stelle;
ist die Marke ein Leachtfeuer am
Strande, so heifzt sie Feuerbftke . .. die
hohen^ in der Dunkelheit mit leuchten-
den Laternen versehenen Backen. Bock,
Nat. I, 550. Bei der Einfahrt in den
Hafen decken sich die Baken, so lange
man in dem rechten Fahrwasser ist.
Passarge, Bali, 130. Holl. baak^
engl, beacony ags. bedcen^ mhd. bouchen
Zeichen, Signal. Hennig, 19. Brem.
Wb. I, 39. Schütze I, 60. Dähn.,
20b. Adelung 1,694. Grimm, Wb.I,
1080. Weigandl, 118. Hupel, 15.
Sallmann, 28b.
Bakebftren, Baicbfiren, plur.^ aus bak,
Kucken, und beren^ tragen, heben, zu-
samiziengesetzt; also das, was man auf
dem Rücken trägt oder tragen kann,
die Habe des Armen, das Hausgerät.
Unterdessen pack er seine Bakbimen ein.
Soph. K. II, 481. Mittags wercP ich
meine Backeberen hinbringen und heute
schon dort (in der neuen Wohnung)
schlafen. In Posen gebackne Birnen.
Bernd, 26. In Hessen Backsbeeren
neben der eigentlichen Bedeutung: ge-
backene (gedörrte) Birnen. Yilmar,
23 f. Hennig, 19. Schamb., 15a.
Danneil, 10a. Schütze I, 59. S.
Backberen.
baken, pltd. bake(n) (a=a), sw.^ das
Fahrwasser mit Baken versehen; ge-
wöhnlich aushaken.
Bakengeld, pltd. BakegSld (a^ä)^ n.
Abgabe der Schiffer zur Unterhaltung
der Baken.
b&kem, pltd. bakre(n) (a=^a), sw.^ 1.
stochern, wühlen, grabend suchen. Im
Acker nach Kartoffeln bakem^ Kartof-
feln nachgraben. Vgl. pftkem. 2. bas-
teln, unnütz oder vergeblich arbeiten.
Nach M ühli n g auch quälen, nicht nach-
lassen, bis der Zweck erreicht ist, an-
treiben, rütteln, schütteln.
Baibier, pltd. Balbftr, m , Barbier. Da-
von : balbieren, pltd. balbfire(n), sw , bar
bieren. Ein Baibier langte mir meinen
Mut tüieder aufs Pferd. Soph. R. V,
114.
BalbOSs, m., Hausherr. Jüd.-deutsch.
Aus dem gleichb. hebr. bcuil habajit.
Flatow. Schmitt, 110.
Baiderjan, Medik. Radia Valerianae.
Elbing. Schemionek, 46. S. Bol-
derjan und Bullerjan.
Balg,m., 1. Hülle: Fruchthülle, Tier-
haut; in Königsberg auch Hülle, Über-
zug für die Totenbahre. Zum Begräbnis-
gerät der Eönigsberger Eaufmannschafb
gehörten (1801): y^ein Lockens Bälge
brodh% mit schwarzen Prangen und
Schmelzen — ein Lackens Bälge mit
Schnüren^ Troddeln und Frängen be-
setzt etc. Die Zünfte, 15. 2. ungezoge-
nes Eind, plur. Bälger. Dat sönd ver-
tagne Bälger. Mich dünkt^ ich seh so
einen ungezogenen Balg in einer Ge-
sellschaft. Soph. R. lU, 197. Der kleine
Balg schrie dann tüieder. Ibid. VI, 525.
Bei Stein, Peregrinus XHI, 89, fauler
Balg^ Schimpfwort unter Eheleuten.
Balge, /., grofze Bütte, Waschkübel.
Westpr. Dzg. W. Seidel, 28. JSkwar
ohngefähr geschehen, dafz eine Sau in
dem Vor-Hause des Kruges zu einer Balge
mit Bier gekommen war^ und sich da-
ran so bescJdahbert hatte, dafz sie wie
haJhtodt mit aüen vieren ausgestrecket
läge. Hartwich, 523. Lit. balde^
poln. baliay holl. baue, engl, pail,
schwed. balja. Vgl. Grimm, "Wb. I,
1086. Weigandl, 120. Richey, 8.
Brem.Wb.I,44. Schützel,63. Dähn.,
21b. Danneil, 10b. Hupel, 15. Sall-
mann, 28 b. — In Ostpr. heifzt der
Waschkübel Wanne,
52
balgen — Bandschneider.
balgen, sw.j sich, aoTzer dem allge-
meinen „ringend und zerrend die Leibes-
kraft an einander versuchen" (Wei-
gand T, 120), aach: sich abarbeiten.
Schemionek, 3.
bälgen, sw. Einen bälgen^ ihm den
Balg aasziehen, bearbeiten, ihn dorch-
prügehi. Ermland. Mühling schreibt
beigen. Vgl. Grimm, Wb. I, 1447:
beigen,
Balgenehicker, m., einer, der in die
Balge, Butte, Wanne, staucht. Die uf
^ne Art seine Amme ^, oder seine Wart-
fraUy oder seine Käksche^ oder Weertsche^
sein Waschweib un sein Balgensfucker.
Dorr, 1. Wiew., 17.
Ball, m. Mit einem Bau spielen^ ihn
nicht achten, ihn nach eigenem Willen
lenken. Hennig, 19. Sprw. I, 233.
Ballerkufz, pltd. Ballerpolz, m., s. ballern.
ballern, sw.^ poltern, lärmen, Geräusch
verursachen, polternd sprechen, werfend
zuschlagen. Mit der Thür baUem^ mit
den Federkasten etc. Sich küssen, da/z
es ballert, Sie küfzten sich auch: aber
(wie wir bei uns sagen) solchen Bauer-
Puss gaben sie sich nicht mehr. Soph.
R.ni,378. Brem.Wb.I,44. Schamb.,
15b. S allmann, 28b. 59a. Mnd.
Wb.I, 144b: balderen. Vgl. bullern.
ballig, adj,, ärgerlich, aufgeregt, hef-
tig, gereizt. Natangen.
ballsfa'erig, ad/,, s. balstlrig.
Balluschkenkessel, pltd. Balluschkekttel,
w., Ballspiel der Knaben. Westpr.
Zusammenziehung von: BaU, husch' in
den Kessel.
Balsam, m,, 1. Birkentheer. Litauen.
Vgl. Dagget 2. Balsam feißum. Medik.
Balsam Copaivae, Kgsbg.
balstarrig, adj., s. balstlrig.
balstfrig, balstUrig, balstarrig, adj.y stör-
rig, halsstarrig, widerspenstig, unbändig,
ungebärdig , unlenksam , eigensinnig,
hartnäckig, aufsässig, trotzig; vom Stier,
der nicht von der Stelle will, von Kin-
dern und Erwachsenen, welche wider-
streben. Se war nazocksch on derbei
baUstierig, Schaltj. 3, 6. Mnd. balstu-
richy vom alts. babi böse; schwed. bang-
styrig, Schemionek, 3, schreibt ia2{-
stierig. Hennig, 20. Richey, 8.
Brem. Wb. I, 45. Schütze I, 63.
Dähn., 22b. Schamb., 15b. Dan-
neil, IIa. Mnd. Wb. I, 147 a. Vgl.
bSIsterlg.
balstUrig, adj.^ s. das vor.
BaHruschelen, Ortsn., Dorf im Kirch-
spiel Friedrichs walde. Kr. Pillkallen,
im Volksmunde La»zinu^ Speckdorf.
Bamaul, pltd. BamOl, n., s. Ba.
Bambusen, plur,, Arbeit suchende
Fremdlinge, Eindringlinge. Da kerne
so vele Bambuse her on neme ons de Ar^
beit Rauschen. Samland. In Mecklen-
burg-Vorpommern Bammbusen^ Tage-
diebe. Mi, 5 b.
Bammelasche, Bammelage, /., s. Bom-
mel.
bammeln, sw,, s. bommeln.
Bamund, m., s. Ba.
Bän, Bänen, m., s. BOn.
Band, m., Stock von Hasel oder Weide,
welcher der Länge nach gespalten als
Reif zu Bottichen, Eimern etc. ge-
schnitten wird; auch Bandstock, Tcnnen-
band, m. Mnd. Wb. I, 150 f : bant und
bantholt
bandieren, pltd. bandere(n), sw., hart
schelten, in Worten poltern.
Band Jude, tt»., Jude^ der mit Band
handelt, mit Bändern und kleiner Wfure
die Märkte bezieht. Kgsbg.
Bandschneider, pltd. Banschnlder, m.,
Schneider der Bandstöcke oder Tonnen-
bänder, Verfertiger des Gebindes zu den
Tonnen. Die Bandschneider^ nmd. bent-
snider, gehörten zur Zunft der Böttcher.
Bandstock — Banse.
53
In Königsberg giebt es eine Band-
sckneidergasse. Vgl. Koppmann, Ham-
borger Kämmereirecfanungenl, S. XXX,
GemaniaXV, 264. Mnd, Wb. I, 235b.
Bandstock, m., s. Band.
BandQr, m., von P an dar, zar Be-
zeidmong eines wilden, unbändigen
Knaben. Dat sSn rechte^ eckte Bau-
duren! Sprw. II, 254.
Banken, plur.^ falsche Pluralbildung
von Bank, scamnum. Die Banken heraus-
iragen.
Bankereprind, n., Quelle bei Ottlau,
eine Meile von Marien werder. Bock
Nat n, 15.
Bankrottblume, /., Blume, die den
Landmann zum Bankerott führt, die
Wucherblume, Chrysantemum aegetum
L. Mühling. Ygl. Landverzehrer.
Bankstofer, BankensfSver, m., Dienender
in Hof und Garten der Königsberger
Junker und Bürger, Gehilfe der Gerde-
leute und Schenken, dem die Bedie-
nung und Beaufsichtigung einer oder
mehrerer Bänke zugewiesen war. Der
Banckenstöver soU auf seine Banck war-
ten^ und gute acht geben, da/z er denen,
die auff den Hoff kommen, und unge-
schrieben seyn, den Willkomm bringe.
Aus dem Hofbriefe der Altstadt Königs-
berg. Erl. Preufz. 11, 496. Ein Erbar
Morgenxpra^he hatt rhatt gehalten vnd
etnhelUglich geschlossen, dass von nun
an ein Kellermeister an statt des Banck-
sto/ers solle verordnet vnd angenommen
werden^ dess ambt sein soü, dass er in
begsein des Gertmans die gelde von den
Gesten vnnachlessig einnehme, die gelde
in gegenwart des Gertmans zehle, die-
selbe auffschreibe, vnd den gerüeuten zu-
steUe. Protokoll d. Morgspr. im Kneip-
hof V. 23. JuU 1603. Die Zünfte, 30 f.
— Das mnd. Yerb. stoven hat die Be-
deutung von: suchend jagen, aufstöbern;
stauben, Tom Staube reinigen. Mnd.
Wb. IV, 422 b. Der Bankstaoer hatte,
wie die erste Belegstelle nachweist,
die Aufgabe, solche Besucher des Ho-
fes „aufzustöbern^, welche noch nicht
als Brüder eingeschrieben waren; er
war also ein Stover, Vielleicht auch
läfzt sich das Wort zurückführen auf
das ahd. stowan, stouwan, mhd. stouwen
= klagen, anklagen, hemmen, stauen
(übertragen: durch Einschreiten oder
Anzeigen bei der vorgesetzten Behörde,
Aufregung, Zwist und Hader zum
Stillstand bringen). Vgl. Schade, Wb.,
876b. Eine Verwandtschaft mit dem
engl. Steward liegt nahe.
bannen, sw., zwingen, bewältigen, ab-
wehren. Hei OS nich to banne on nich
to bändige, Qk wet mt ver em nich to
bannCj ich weifz mich yor ihm nicht zu
lassen, gegen ihn nicht zu schützen.
Vilmar, 25, hat: Einen Gegner im
Ringen — eine starke Portion Speise
bannen^ d. i. bewältigen, zwingen.
Banse, /. 1. Scheunenfach, worin die
Garben gelagert werden. 2. Haufe
gleichartiger Dinge, entweder regelrecht
über einander geschichtet oder auch
(vorläufig) unordentlich aufgeworfen;
vorzugsweise vom Getreide. Davon
bansen, sw., schichtweise aufeinander
legen, schichten, besonders Grarben.
Dönh. Im Thüringischen und in
Hessen der Banse, Bansen, nds. banse,
kornbanse, /., im Holstein, banse^ holt-
banse, aufgestapeltes Brennholz, im
Götting. banse für Holz, Garben, und
Lagerplatz neben der Scheune, altnord.
bds (das a = an), m. Krippe, Stall. Vgl.
Grimm, Wb. I, 1119. Weigandl,
128. Brem. Wb. I, 49. Schütze I,
67. Schamb., 16a. Vilmar, 25.
54
bansen — B&renfett
bansen, 8w.^ s. das vor.
Bansen y m. Der Pansen, der erste
Magen des Rindes. Ygl. WansL
Bftr, pltd. Bar (a = a), /., Bahre, Trag-
bahre. Du wölbt mt wol op de Bär
bringe^ da scheinst es darauf anzulegen,
mich durch Arger, Krankung etc. zu
töten. Ahd. pdra^ mhd. bdre^ alts.
bära^ holl. baar^ angs. baer^ engl, bier^
schwed. bär^ dän. baar. Vgl. Grimm,
Wb. I, 1079. Weigandl, 117.
Bär, m., der wie ein Bär gestaltete
Rammklotz.
Bär, m. jüd. Yom., Bernhard. Fla-
tow. Schmitt, 111.
Bär, Peter^ Eigenname. Kinder ant-
worten auf die Frage: Wer? Peter
Bär mit der langen Scher. Königsberg.
In Angerburg: Peter Bär^ krup ön e
Närsch^ denn kömmt hei vor. In der
Insterburger Gegend: Peter Bär, schtt
ön e Böxe^ denn kömmt er vär. Im
Ermlande: Peter Blär^ huckt ungerm
Tösch un kickt hervär. In der Schweiz:
Der Blär^ St Frau und du au. Roch-
holz, Alem. Kinderl., 324. Der Name
Peter Bär kommt in Märchen für einen
Helden vor, der von einem Bären ab-
stammt. Odenwald. Hannover. Wolf,
Beitr. z. d. Myth. II, 67 S. Colshorn,
Sagen und Märchen, 18, Nr. 5, Sprw., I,
241; n, 257.
Barabaus, m. 1. Grofzsprecher. 2.
Gespenst Mühling. Korrumpiert aus
Bram^arbasf Sprw. I, 244.
Baranken,/. (pZwr.), Felle junger Läm-
mer roitfein gekräuselter, knotigerWolle ;
als Besatz. Poln. baranek Lamm, 6a-
ranki Lämmerfell, bar an Schaf. Eine
Mütze mit Baranken besetzt Ein Pelz
von Baranken, Für Posen Bernd, 14.
Barb, Dem. Barbchen, w. Vom., Bar-
bara. Lettisch Bahrbuie, Barbe^ Babbe,
Pott, 117, Geben sie Barbgen noch
eine Stunde auf der Laute. Soph. R. I,
198. Der Name tritt auch als Barbusch,
Dem. Barbuschchen, Barbuschke u. Busch,
Dem. Buschchen, Buschke, auf, lit. busze,
poln. basia, masur. biUa. S. Pott, 111.
Ich toill sie mit dem ihnen und mir so
tüidrigen Namen Busch nennen; denn
so hiefz sie auch in ihfes Vaters Hause.
Soph. R. V, 67. Toletzt fragd eck de
Busch^ de stungd am Arffte- Topp. Carm.
nupt IV, 324b. Dat klooke Buschke:
Oah^ Buschke y leewet Buschke^ heer!
Dorr, 62.
Barbe, Barbine, Borbine, /., die Barbe,
Barbus fluviatilis Ouv. Aach Sauchen,
an der Passarge Xsche, /. Lit. apanxs^
poln. barwena^ barwenka. Benecke, 113.
Bujack, 393.
Bärbeere, /., Pflzn., Beere, die von
den Bären gern gefressen werden soll,
Bärentraube, Arctostaphylos üva ursi
Spr. Hagen, 438.
Barberitze,/., Berberize, Sauerdorn,
Berberis vulgaris L. Ebenso in Livland.
Hupel, 16.
barbieren, sw.^ scheren, die Kopfhaare
kurz schneiden. Sollen aber die Haare
nicht so geschwinde wachsen^ so müssen
sie barbieret werden, wenn der Mond ab^
nshmend ist. Linem., Mm 2b. Volks-
tümlich halbieren.
Barbine, /., s. Barbe.
BarbOrt, w. Yom., Zusammenziehung
von Barbara Dorothea. Mühling.
barhs, barbst, adj. und adv., s. barft.
Barbusch, w. Vom., s. Barb.
Barellchen, n., s. Boreli.
b&ren, sto., s. bftren.
baren, beren, sw., sich, sich gebärden.
He bärt sock wi e Kind, er wehklagt
und weint wie ein Kind. Ahd. gdfä-
ron, mhd. gebären^ nds. baren^ boren
laut rufen, schreien. Brem. Wb. I, 50.
BMrenfett, pltd. Baref ett (a^a), Medik.
BäreDgerste — Bfirsch.
55
Das Landvolk unterscheidet: Bärefett
von em (dem Männchen) und von ehr
(dem Weibchen). Egsbg.
Bärengerste, /., sechszeilige Gerste,
HordeumheaMtichonL. Hagen, 1063.
Barengrumpel, m,^ Grompel eines Bä-
ren. Schimpfwort. Danzig. Klein I,
39.
Bärenkasten, m. 1. Bärenkäfig. 2.
grofzer ungeschickter Kutschwagen. 3.
breites, plumpes Hinimelbette. Hen-
nig, 21. 318.
Bärenstecher y pltd. Bareetfiker, m,
Spitzname für die Bewohner von Schip-
penbeä und Fischhattsen (s. d).
Bärentrecker, rein pltd. Baretrecker
(a = a), w., Bährenführer, der den Bä-
ren hinter sich her treckt = zieht.
Bärenwicke, /., Heckenwicke, Vicia
dumetorum L. Hagen, 748.
Bärenwinkel, pltd. Barewinkel (a = ä\
m, , Benennung von Ackerstücken,
Schluchten etc. in den verschiedensten
Gegenden der Provinz. Mühling.
barft, barbs, ac^. und adv., Zusammen-
ziehung aus dem pltd. barfOt barfui'z,
an den FüTzen blofz Hei geit barft wl
e Hund, Barbse FisSj blolze Füfze.
Ermland. Sperber, 6. In Elbing
barbsL Schemionek, 4. In Göttin-
gen barfaut^ in Hessen barbeinig^ in
Posen barbs^ iimd. barvSty baroety bdrvt
Schamb., 16a. Vilroar, 26. Bernd,
14. Mnd. Wb. I, 155a. Hennig, 21.
bargen, s^., bergen, bewahren, auf-
heben, retten; besonders gestrandetes
Gut Davon Barglohn, m., Bergelohn,
BarggVId, n., Bergegeld, BarggSt, n , Berg-
gut Goth. bairgan^ ahd. j?^)fcan, bergan^
mhd. bergen^ schwed. berga^ dän. bjerge.
Grimm, Wb. I, 1507. Hennig, 21.
Brem. Wb. I, 54. Dähn., 23a,
Bark, f., Scheune ohne Wände; Stroh-
dach, getragen von vier Pfählen, wo-
runter das Getreide geborgen wird, wenn
die Scheunen es nicht mehr zu fassen
vermögen. Hchd. Ausdruck für Voc.
234: üirm^ ilnm. Nsslm. Thes., 56.
Barlock, ?, schlechtes Bier. Müh-
ling.
Barlog, /, Bett, Lager. Rölzel.
Kastenbnrg. Das poln. barlog Lager
von Krummstroh, Streu. Hei geit ön
de Barlog, Sprw. I, 1183.
Bärm, /., Hefe. Mnd. barm^ berm^
m., angs. bearma, engl* barm von ahd.
beran heben, tragen. Wer de Barm
man better ben, Mussten se (die Stritzel
und Fladen) wol handhoch sen. Westpr.
Volksl. 27, 7; S. 90. Richey, 10.
Brem. Wb. I, 55. Danneil, IIb.
Hupel, 15. Sallmann, 28b. Mnd.
Wb. I, 153a.
bärmauiig, adj.^ ein Bärmaul haben,
mürrisch sein, viel brummen. Samland
(Korkehnen). Vgl. bermaubch.
Bars, Bin (Vokal lang), ?n., s. Barsch.
Barsch, m.y langes, mageres Stück im
fetten Fleisch. Im Ermlande Boarsch.
Mühling.
barsch, adj,y 1. scharf, streng, herb,
kratzig von Geschmack. Barscher Zwerg
— barscher Käse — barsche Butter. 2.
rauh, grob, herb in der Rede, auch
verdrielzlich gestimmt, ärgerlich, mifz-
mütig. Dat ging em barsch en 't Hofd
herom, Dzg. Nhg. Parad., 27. Hen-
nig, 22. 319. Grimm, Wb. I, 1140.
Brem. Wb. I, 59: bask. Schamb. 17a:
basch. Mnd. Wb. I, 155b: basch.
Barsch (Vokal lang), BSrsch, Bars,
Bars, Bors, in Danzig B8rs, PSrschke,
Perschke, m., Barsch, Percaßumatilis L.
Altpr. assegis, lit. eszerys^ kur. assaris^
byerszkis, boerschk, mas. okun^ kass. oku-
neky okon. Benecke, 61. W. Seidel,
29. — Klopperbftrsch, grofzer Barsch,
bis 30 cm und darüber lang; er wird
56
Barsche — bascheln.
in der Küche gerissen, ausgeweidet,
gesalzen, in Mehl gewälzt und gebraten,
dann mit Citronensaft beträufelt und
mit Salat gespeist. Bock, Nat. I, 260.
Bujack, 39 f.
Barsche,/., nach Muhling veraltete
Benennung für eine Art Fahrzeug. Ge-
nauere Angabe fehlt. Nds. barae Barke,
Bojer, in Pommern bärske, Brem. Wb. I,
56. Dähn., 24a.
barstig, adj.^ munter, widerstrebend,
trotzig, borstig. Er ist barstig tote ein
Kautharsch. Sprw. I, 1944.
Barstucken, plur.^ Erdmännchen, Un-
terirdische, Heinzelmännchen. Hen-
nig, 199. Pierson weist für die Ab-
leitung auf das lit. beriu^ barstau, ich
bestreue, hin. Lit. - Aeq., 21 unter
Schemper, Ygl. auch dessen Matth.
Prätor., 16 f. Bock Nat. I, 111: Ber-
stücken. Hennig, 26: Berstucken,
Bart, 771., astartiges Ende an der An-
steckpricke. S. Pricke.
Bartel, Barthel, m., vielleicht Dem. von
Bart, barba^ oder von dem ahd. peraht
glänzend. S. Pott, 285. 249. 103. 1.
m. Yom. Bartholomäus. Ich will dir
zeigen, wo Barthel Most holt! als Drohung.
Sprw. n, 265. 2. Tölpel, Tolpatsch,
eingebildeter Ungeschick; Schmierfinke.
Bock, 2. Hennig, 22. 3. Spitz-
name für die Bewohner von Bartenstein.
Auf dem Markte der Stadt hatte ein
Oraf von Anhalt, seiner Zeit Chef des
damals in Bartenstein stehenden Infant
terie-Regiements eine steinerne Statue er^
richtet, welcher man den Namen Barthel
gab und von welchem man glaubte, dafz
er ein grofzer Riese, ja wol gar der
Erbauer der Stadt gewesen. Preufz.
Archiv, 1796, 667. Nach andern An-
gaben stammt das Steinbild, das auf
dem sog. Schlofzberge vor der Stadt
liegt, aus der Heidenzeit; es heifzt auch
Bartenscher Rekel. Vgl. Sprw. 1, 247.
Bartsch, m. 1. rote Rübe, Beta Cicla
L. Lit. barsztis, poln. barszcz. 2. Suppe
aus der roten Rübe, ursprünglich
Nationalgericht der Litauer; Bernd,
14, hat (für Posen) Barschtsch. In
einigen Gegenden ist Bartsch eine Suppe
aus Eohl-, Rüben-, Saueram pferblät-
tem, Eartofifeln und Zwiebeln. Kamst
makt rode Backe, vom Bartsch föle de
Backe. Sprw. H, 1632. Beter e Lüs
öm Bartsch, ak gär kein Flesch, Ibid.
1667. Die Speise jetziger Nadraver ist
au/zer Brot etc. ein Essen, so sie Bartz
nennen, und ist zugerichtet von saurem
Cofent oder Schemper, etwas beeten Blät-
ter und etwas Schmand. Pierson,
Matth. Prätor., 110. 3. gemeine Bären-
klau, Heracleum SphondyUum L., lit
barzdzei, poln. barszcz. Polen und
Litauer bereiten aus den Blättern durch
Gärung ein säuerliches Getränk, eben-
falls Bartsch genannt. Bock Nat. HI,
354; über die Bereitung desselben s. d.
I, 274. Lepner, 88. Hagen, 318.
Hennig, 22. 319. Nsslm. Th., 16.
Bartschrftper, m., Bartkratzer, Bart-
putzer, Barbier. S. schrftpen.
Basch,Aba8ch,m. Yom., Abraham. Dzg.
Nhg. Violöt, 98. Weitere Abkürzung:
Brams.
Bascha, m, langer Rock ohne Taille
für kleine Knaben und Mädchen, poln.
baza. Sperber, 6.
BSschaf, n., Schaf, das bä! sagt,
Schaf; dummer, einfältiger Mensch.
Er ist unserm Herrgott sein Bäschaf.
Gedanism,
Baschel, m,, baichelig, adj., s, baicheln.
baiScheln, »w. 1. schwatzen, Unsinn
reden. Vgl. lit. bazitis beteuern, ver-
sichern; lett. bahscha, Lustigmacher,
Baschelorken — Banbau.
57
bahschüees , umherschlendem , Nach-
barn besuchen; schmarotzen. Lit. Aeq.,
18. Nsslm. Forsch., 3; Th., 215. 2.
ungeschickt, schwerfallig gehen . Daher
Etaschely m,^ ein Mensch mit schwer-
faHigem Gange, namentlich ein solcher,
der beim Gehen die Füfze stark aus-
wärts stellt, watschelt; auch Tölpel. —
baschelig, c^j., ungeschickt, schwer-
fallig, tölpelhaft. Dönh. Rastenburg.
Vgl. basem.
Ba^elorken, plur., ungeschickte
Schlorren, grofze, plumpe Holzschuhe.
Samland.
basern y sw.^ plappern, schwatzen.
PiUkaUen. Vgl. bascheln.
Bastart, m., geringere Sorte des Bern-
steins. Vgl. Stein. S. Frisch I, 69b.
basteln, sw,j langsam^ ungeschickt,
geräuschvoll arbeiten; ausbessern, zu-
rechtklopfen, flicken, namentlich Sachen,
deren Teile nicht mehr zusammenhalten
wollen. Man inacK ihn (den Land-
streicher) zum Soldaten — im Felde
gübfs immer was zu basteln. Soph.
R. I, 622. Grimm, Wb. I, 1152, er-
innert an besten, flicken, und an das
roman. bastire, bdtir^ bauen, zimmern.
Engl, to baste. Hennig, 22. 3. prü-
geln. Einem was auß>a»teln^ ihn durch-
prügeln. — Davon: Bastler, m., einer
der bastelt, ein schlechter Handwerker.
Sperber, 6.
Bastematte, /., Bastmatte, s. basten.
basten, adj., aus Bast bestehend, ge-
fertigt. Eine basfne Ldschke. Eine
basfne Matte^ gewöhnlich Substantiv.
Bastematte, /., eine Matte, Decke aus
Fadenbast. Die Bastmatten werden vor-
zugsweise von den aus Polen kommenden
Wittinnikem, Flieizen, Dschimken ein-
geführt — bastig, adj., s. v. a. basten;
doch auch grob. Er ist gleich bastig.
Sprw.I, 251.
Bastian, m. Vom., Sebastian. Hart-
wich, 54.
bastig, adj,y s. basten.
Bastilme, auch Bastlinde, Pflzn., lang-
gestielte Ulme, Ulmus effusa WHd.
Hagen, 293.
Bastler, m., s. basteln.
Bastlinde, /, s. Bastilme.
Bastpaudel, pltd. BastpOdel, /., Pandel
von Bast, d. i. von harter, eben (plan)
gezogener Lindenrinde.
Bastschuh, pltd. BastschO, -schau, m.,
Schuh aus Fadenbast, s. v. a. Parfiske.
Bafz, m., 1. Baizgeige. 2. Backe^
Wange, und dann gewöhnlich /. Eins
vor die Bafz bekommeUj eine Ohrfeige
bekommen^ einen schmerzlichen Verlust
erleiden. Sprw. I, 249. Hei haud! mi
ver den Baas. Carm. nupt. VI, 242 d.
Man ömmer e ran an e Bass! An-
lockender Zuruf. Sprw. H, 266.
BafzfiglTnsaIv,/., Bafzviolinsalbe. Me-
dikament. Ungttentum basilicum. Kö-
nigsberg.
Batengel, Pflzn., Gamander-Ehren-
preis, Veronica Chamaedrys L. Hagen,
23. Nach Mühling Batengen, die
Schlusselblame , Primvla veris L.
Grimm, Wb. I, 1157: Batenikel.
Bättcher, m., s. Bfikler.
Batter, /, Butter.
Batze,m., trockner ungebrannter Lehm-
ziegcl. Mühling. Nach Grimm, Wb.I,
1160, Klampe, was aus dem Weichen
erhärtet, geronnen ist und zusanmien-
klebt.
Baubau, m., Kobold, Spukgeist, mit
dem man unartige, schreiende Kinder
ängstigt. Sei stUl, der Baubau kommt!
Sprw. I, 252. Poln. heii'zt der Kinder-
schrecker, der Knecht Ruprecht, buba^
bubaky bobo; in Posen aus dem poln.:
Bubak. Bernd, 31. Ygl. BOmann,
Buscbeb&r, Buichebau.
58
Bauch — BaomganB.
Bauchy m,^ s. Brassensack.
Bauchbiet, Bauchbitt, pltd. BQkbTt, mnd.
Mkbet^ m, u. /., BauchbeUzen = Bauch-
grimmen, Leibschneiden; Kolik bei
Pferden. M u h 1 i n g. Friedland Ostpr.
Biet^ bitt von bieten^ btten beilzen.
Bauchsauger, m , der Lump, Cyclopte-
rtis lumpus L. Auch Seehase, Seekaul-
barech. Benecke^ 85.
Bauchschlag, m., die schlagartige Be-
wegung der Flanken mancher Pferde
nach angestrengtem Lauf. Ebenso in
Livland. Hupel, 17.
Bauchwehtage, phir.y auch Leibwehtage,
Leibsohmerzen. Vgl. Wehtage.
Bauerbrille, pltd. BQrbrSII, /, Brille,
die ein Bauer trägt: scherzweise die
Hand, welche er über die Augen hält,
um deren Sehkraft zu verschärfen.
Söch de Bürbröü opsette. Sprw. I^ 286.
Bauerkarpfen, pltd. BQrkarpe, m.^ Fisch,
den der Bauer als Karpfen speist: der
Hering. Gebräuchlicher für Hering ist:
Schneiderkarpfen.
Bauermargell, pltd. BQrmargell, /.,
Bauermädchen; auch als Schimpfwort.
Öck st man e schlickte Bu'rmargell,
Yolksl. 11, 5 m, 4. S. Margen.
bauem, pltd. bOren, im Ermlande
pauem, sw., eine Bauemwirtschaft fuh-
ren, wirtschaften. Kann ji de Buur
nich späten (Karte), Gleeft mi, denn
buurt he w5ss nich sehr. Dorr, 13.
Mi ko/t de Voatsch 'non schonen Hof:
Mi Sähn^ nu buur mi goot. Ibid., 21.
De bü'rt got^ dem de Keg got stanen on
de Frü'ns sta/rwen. Elbing. Ndrg. Meina
selg* Grofsvota pauat (pauet) va jenne
sebemig Jore ze Öls, Ermld. Freisch., 6.
Bauherr, m., Herr des Baues; in der
Zunft der Eönigsberger Junker und
Bürger einer der beiden Vorsteher,
welche die zu Hof und Garten gehöri-
gen Gebäude in baulichem Stande zu
erhalten und „des Gartens Bestes^ zu
beraten hatten« Genaueres in: Die
Zünfte, 24 ff.
Baum, pltd. BOm, m., früher der den
Ein- und Ausgang des Pregels bei Eo*
nigsberg sperrende Baumstamm: der
Litauer und Holländer Baum, die
beiden Wasserthore der Stadt. Durch
den Litauer Baum, am Eingange des
Pregels, gehen die aus Litauen kom-
menden Kähne, den Holländer Baum,
am Ausgange des Flusses aus der Stadt,
passieren die seewärts (aus Holland,
das in früheren Jahren vorzugsweise
den überseeischen Handel Königsbergs
vermittelte) ankommenden Schiffe. Der
Einnehmer am Baum nothigte uns^ in
sein Haus zu kommen. Soph. K II,
406. Mein Oheim Hegt in PHlau! viel-
leicht schon gar am Baum. Ibid. Y,
540. Redensart: Das geht durch den
Baum, die Sache, obschon nicht völlig
in Ordnung, mag ununtersucht so hin-
gehen. Sprw. I, 288. Hennig, 22.
Baumann, pltd. BQmann, m.. Mann,
der baut, Zimmermann (Ermland. Sper-
ber, 45); auch Landmann, Bauer.
Baumband, pltd. BOmband, n., Band
am Bettbaum zum Aufhelfen. Dzg.
Nhg. Viol^t, 98. S. Auf half er.
Baumchenhohlwurzel, 1. Pflzn. Nach
Mühlin g Corydalis cava Schwgg. 2.
Medik. Radix Aristolochme cavae.
Baumente, /., s Baumgans.
Baumgang, m., Abteilung des Stroh-
oder Rohrdaches in der Breite von
drei Sparren. Mühling nach der
Landes-Ord. von 1577, ohne genauere
Angabe.
Baumgans, /., der Kormoran, Carbo
Cormoranus. In der Gegend von Elbing
allgemein Baumente. Mühling. Nach
Müller (Von Königsberg bis Memel.
Yolksschulfr. 1867, 78) ist dieser ge-
Baumheil — Beckas.
59
frafzige Fischraaber auf der kurischen
NehroDg dem gegen ihn angestrengten
Yernichtungskampfe fast erlegen.
Baumheil, Pflzn., s. Braunheil.
baumkantig, adj., von einem zuge-
hanenen Bauholz, das an den Kanten
noch die Rinde, also natürliche Run-
dang, hat.
baumleibig, pltd. bOmllwig, od;., lang-
leibig; von Pferden. Etwas baumleibig
ists wol^ sagte ein Bauer. Soph. R. VI,
135.
Baumskerl, pltd. Böms- und Bomskfirl,
m.y Kerl wie ein Baum, grofzer, kräf-
tiger Mann. Ek heww de Tied kennte
dann hadd §k m§t mienem langen Schv)eert
veer Bomskeerls wie Ratten springen
loten. Dorr, 1. Wiew., 39. — Baums,
BAms und Boms tritt anch noch vor
andere Wörter zur Bezeichnung auTzer-
gewöhnlicher Gröfze, z.B. Baumshausetc.
Bauschan, m., Dummkopf, Dummer-
jahn, Dojahn. alberner Mensch, Tauge-
nichts; anch Bau Jahn. Hennig, 22.
baulzen, pltd. bQte(n), ado.^ aul'zen,
drani'zen, aofzerhalb.
Baulzenteich, y»., s. Aulzendeich und
Vorland.
bautz, bauz, pltd. butz, interj., den
Schall eines fallenden schweren Kör-
pers bezeichnend. Butz! fuU de Katt
ton er Stutz. Sprw. I, 512. Substan-
tiv. ZOT Bezeichnung der Schwerfällig-
keit, Tölpelhaftigkeit: Bir ist ein Bautz.
Sprw. I, 291.
baufaen, bauzen, sw.^ mit schweren,
schallenden Tritten gehen; durch Schlag,
Stolz oder Fall Geräusch verursachen.
Grimm, Wb. I, 1202. S. bafsen.
BAw, 971., Pfau. S. Pftw.
bawen (a^ä)^ nach Sperber, 6,
auch haben, adv , oben. Von bawen
dal, von oben herab. Schmiet schwarte
Wasch bawen ap. Dorr, 1. Wiew., 70.
Davon: bawerst, bawerste, das oberste.
bäwern, »w, s. b§wern.
Bftwerschatschke, m.^ Oberschatschke,
Bemsteinstuck über ein Loth schwer.
S. Schasch.
baws, interj.y s. bafs.
bazeln, sw,^ sich mit Anstrengung
fortbewegen. Im Schnee bazeln. Fried-
land Ostpr.
beaasen, sw.^ beschmutzen, besudeln.
S. aasen.
beantlitzen, su? , ansehen, beschauen,
von Angesicht schauen. Unterdessen
stand ich da^ ward von allen, von eini-
gen sogar mit gewa/netem Auge beant-
litzt. Soph. R. I, 167. Er zweifelt,
ob er der seij obgleich er ihn beanüitzet.
Hippel X, 62. Grimm, Wb. I,
1206.
bebaumSlen, pltd. beb0m8le(n), sich,
sw., sich bepissen, namentlich vor Angst,
Lachen etc. Öck hau dt, dat du dt be-
bomölst! In gleichem Sinne neben
beÖlen auch in Posen. Bernd, 15. 18.
In Mecklbg.-Vorpomm. betrügen, an-
fuhren, anschmieren. Mi, 6 a.
bebbern, sw., s. bibbern.
b^b§, intejy.y in der Kindersprache
für etwas Schlechtschmeckendes, Ekel-
haftes. Wenn Kinder ungehörige Sachen
in den Mund führen, ruft man ihnen
zu: Das ist bk-bL In Bayern p^-pk.
Schmellerl, 274.
bebeddern, sw., s. bepeddern.
Beber, m., Biber. Altpr. bebrus, lit.
bebrus, wibrus^ lett. bebris.
beblebbert, adj., ängstlich, besorgt
Mühling. S. beklibber.
bebotten, sw., s. verbotten.
bebrämen, sw., verbrämen, s. bribnen.
Bechler, m., s. B§kler.
Beckas, m., Bekassine, Scolopaa media.
60
bed&neln — bedut
Den Beckas sockt och op, wenn he onH
Moor onfoü. Dorr, 26.
bedämein, »w,^ momeDtan betäubt,
dämm werden. Vgl. bedammeln, bedut
verfSrden (o lang).
bedammeln, at^., wie bedämeln. öch
81 ganz bedammeltf ich habe die Klar-
heit des Denkens verloren, bin der Be-
sinnung beraubt. Sprw. 11, 297. Vgl.
bedut und benommen.
bedanken, »w,^ sich^ Dank sagen. Die
Kinder gehen sich heute bedanken^ sie
überreichen am Tage nach ihrer Con-
firmation dem Geistlichen das honorie-
rende Geschenk.
bedäsen, sw.^ dumm, betäubt, schwin-
delig werden. Vgl. dHsig.
bedaunen, sw., s. bedOnen.
bedienen, pltd. bedfine(n), sw.^ 1. beim
Kartenspiel die Farbe bekennen, zu-
geben, nachspielen. 2. nachgeben,
schweigen. De mot Karro bedene.
Sprw. II, 300.
bedingen, sty über den Preis einer
Ware verhandeln, ihn durch Markten
feststellen. Nau bedinge on richtig be-
täle^ genau bedingen und richtig be-
zahlen. Elbinger Ndrg.
bedfseln, sw.^ s. bedOseln.
bedonnem, sw. 1. vom Donner ge-
troffen sein. Öck si wt bedonnerty ich
bin wie vom Donner gerührt, aufzer
Fassung. Vgl. Danneil, 14b. 2. be-
putzen, auffallend und überreich sich
herausputzen. Die hat sich gut be-
donnert. Sprw. 11, 304. Eine Haube
(einen Frauenhut^ bedonnem^ ihn mit
Bändern und Schleifen übermäfzig be-
putzen.
bedrabbeln, sw,y beschmutzen, be-
trügen. Mühling.
bedrähnen, m^., sichy sich berauschen,
benebeln. S. Drähn.
bedrippen, pltd. bedrifppe(n)y m^., be-
traufek. Davon bedrippt, pltd. bedrOppt,
adj,y beträufelt. Hesittütwtenbedrdppter
Hän — wt e bedropf Henn, Bildlich.:
betrübt. Er steht mit bedrippter Nase
da.
bedrUcIcen, pltd. bedr8cl(e(n), »w. 1.
niederdrücken. He hat em bedröckt wi
de Uwe Grott den Grubert. Sprw. I,
293. 2. unter dem Drucke stehn,
seufzen, Kummer haben, und dann
meist adj. Er ist sehr bedrückt. 3.
ermöglichen, erlangen, gewinnen, fest-
halten. Das kann ich nicht bedrücken^
z. B. eine Ersparnis zur Reise.
bedümpeln, pltd. bedSmpeln, sw.^ über-
vorteilen durch Beschwatzen, Zureden.
Er hat sich bedümpeln lassen^ hat sich
überreden, gegen seine Ansicht sich
gewinnen, täuschen lassen. Gedanism.
bedOnen, vrhchd. bedaunen, sw., sich
dün^ d. i. voll und dick essen. Vgl.
dOn.
Bedunicen, n.. Bedünken. Ein Ku/z,
den man stiehlt nach Beduncken^ Der
zeugt von unsrer Liebe Funcken. Carrn.
nupt. I, 232.
bedOseln, bedUseln, si^., betäubt,
schwindlich werden durch Schlag, Stofz,
Fall, Dunst etc. Bei Jeroschin be--
dusen: der knecht von dem p/erde so
hart vtl itf die erde^ daz er da von 6e-
duste. 169 a. Pfeiffer, 123. Einen
beduseln, ihn schwindlig machen, be-
täuben durch geistige Getränke. Bir
ist bedüseltj berauscht. Ebenso in Liv-
land. Hupel, livl. Idiot., 19. Vgl.
DQsef.
bedDsen, sw.^ s. das vor.
bedut, adj. und ado.^ verdutzt, be-
täubt, bestürzt, verwirrt, aufzer Fassung,
momentan ohne Besinnung, verblüff
niedei^eBchlagen, dumm. Öck st ganz
bedut Hier stund eck as bedutt. Carm.
nupt I, 282, Str. 2. Eck awers wurd
beegen — begehen.
61
iechUty verbUngdy ganz stamm on stöU.
Ibid. 190c. On da sach he een wun-
deneheenes Mächen^ on blib ganz bedutt
stehe von wegen» ehrer grataamen Hüb^
scUgkeü. Schalt). 1, 439. Bock, 2.
Hennig, 22. 319.
betgen, be-eggen, sw,^ den Acker
eggen, übereggen. Für Livland bei
Hapel, 19.
Beesty n., 8. Bfist.
befarschen, ««o., s. Farsch.
betauiden, «tr., mit Fanden versehen,
abgrenzen. S. Faude.
beflsten, str., <tcA, s. ffsten.
befleihen, st., s. fleihen.
beflicken, sw,^ durch Flicken jeman-
des Kleider in Ordnung halten. Ebenso
in Estland. Sallmann, 29a. Vgl.
bekochen, beraggen, bethun, bewaschen,
befrftdmen, nr., s. Frftdem.
befreien, «lo., sich^ sich verloben, ehe-
lich verbinden, von freien. Du wilt^
mein Bruder^ dich zu solcher Zeit be-
freien^ da alles ist bedeckt mit Schnee.
Carm. nupt II, 89 c. De heß sock gSt
befrit, er hat eine schlechte Heirat ge-
macht.
befreuen, su?., sich^ erfreuen, ergötzen.
Wir Kinderbefreutenuns mitdenOeschen^
ieny die unter dem Weihn<zchtsbaum lagen.
Froh bUekte unser Kranke auf und sein
Haupthaar war das erste, mit dem er
sich befreuen wollte, Hippel, Lebensl.
in, 15. Sich mit dem Munde befreuen.
Befreu dich doch mit dem Kinde^ herze,
küsse es!
befrQndt, adj,^ verwandt. Wi sönd
befründt mot enander^ wir sind Ver-
wandte. Vgl. Freund.
befrunscheln, sw.^ sich zärtlich be-
freunden, herzlich thun wie Liebende;
befreonden, sich bekannt machen. Wenn
wie Mann on Fru sind on darto kamen^
ons mehr to befrunscheln. Dorr, 1.
Wiew., 14. -4«« ock dat hord, faat Sek
mi on Hart on stunjd ganjz op on wuU
mi mot em befrunjscheln. Spook, 474.
Man hört auch beffundscheln. S. frun-
scheln.
befuppen, sw., sich^ sich die Fuppen^
Taschen, voll stecken, bereichem. Der
hat sich gut befuppt. Hennig, 319.
Beg, m.j Ferkel, junges Schwein.
Jerrentowitz.
begahfvem, «u^., s. Galber.
begäng, adj.^ gehen können, in Gang
sein, leicht zu Fufze sein, auf den
Fufzen sein, daher auch s. v. a. ge-
sund; nach Schemionek, 4, auch
umgänglich. He ös schon recht begäng
— der Genesende, der Enabe, der be-
reits munter geht. — Dat Messer ös
begäng^ die Klinge des Taschenmessers
läTzt sich leicht öffiien. Hennig, 79.
begaretem, «t/;., sich, sich unmanier-
lich aufPuhren, concacare. Mühling.
begeben, pltd. begfiwe(n), st.^ sich^ sich
beruhigen, zur Ruhe geben, trösten,
von einer Sache abstehen^ ihre Aus-
führung aufgeben. BoUekoppke, hegoff
dtj BuUenköpfchen, beruhige dich.
Sprw. I, 496. Begöff dt^ Broderke, be-
goff dty hast so nich vele Freideddg ge-
hatt, Tröstung beim nahenden Tode.
Memel. Sprw. H, 307.
Begebenheit, /., was sich begiebt, er-
eignet, und zwar in der Familie, daher
Familienereignis, das durch ein Fest
gefeiert wird: Hochzeit, Eandtaufe.
JBeute ist hier grofze Begebenheit, ein
grofzes Familienfest, Festmahl. Vgl.
Ausrichbjng.
begehen, pltd. begane(n) (a =^ ä), st
1. durch Gehen abmachen, erledigen.
Öck kann nich alles begäne on belSpe,
ich kann nicht alles begehen und be-
laufen. 2. sich begehen^ beiwohnen,
coire ; sich vertragen, mit einander um-
62
Beginne — begrisen.
gehen. Wo Mann und Weib sich mit-
einander wohl begehn^ Vergnügt^ nach
Gottes Fügen. Carm. nupt III, 140 c.
Wor om sock hartaget^ kabbelt on scJdeyht^
On glihk den Hungen on Kutten he-
geyht. Sim. Dach, Anke von Tharaw,
Str. 13. Volksl. 27, 18.
Beginne,/, nach Hennig, 23, Nacht-
haube der alten Preui'zen, Naxihlheginne
SchlafhQlle. Auch Haube überhaupt^
ähnlich der, welche die Begine, die
Laienschwester, trägt. Brem. Wb. I,
72. Im Holstein. Beginkenj Einder-
häubchen. Schütze 1,86. Vgl. Grimm,
Wb.I, 1295: Begine. S. auch D ahn.,
29b. Schamb., 19a. Birlinger,
51.
beglabbem, sw,, mit Glaiber be
schmutzen, begeifern.
beglamsen, «tr., überlisten, überrum-
pehi, übervorteilen, hinters Licht fuh-
ren, anschmieren; nach Schemionek,
4, auch beschmieren. Bei Jeroschin:
beglQmen: zu lange er do sümete, daz
suimen in beglumete. 68c. Pfeiffer,
123. Pfeiffer weist auf glum trübe,
und glumen oder glomen^ trübe machen,
hin (s. auch Brem. Wb. II, 519 f.) —
Wie man statt beylamsen^ auch be^
scheifzen gebraucht, sollte da nicht auch
beglümen = begltmen angewendet sein?
begleifzen, st^ mit Glanz ausstatten.
Von oben beglissen^ van unten beschissen.
Sprw. I, 2815.
begltmen, sto., sichy stille Blähungen
lassen. Vgl. glTmen.
beglOmen, sw.^ s. beglamsen.
beglQpen, m^., s. glQpen.
begnabbeln, -gnabbem, -gnagen, sw.^
benagen, s. gnagen.
begnapsen, sw., s. gnapsen.
begnarren, sw.^ gnarrend, d. i. mit
murrendem, unzufriedenem Tone Neid
ausdrücken, über Kleinigkeiten unnütze
Worte machen. Hei begnarrt an be^
begnaut alles. Sprw. 11,310. Vgl. gnar-
ren.
begnauen, sw.y s. v. a. begnarren.
Nach Grimm, Wb. I, 1302: begnauen
= begnagen. S. gnauen.
begnibbeln, -gnSbbein, sw,, benagen, s.
gnagen.
begontern, sw.^ beschmutzen.
Begofzchen, n , eine Angel für Win-
terfischerei, mit Blechfisch als Köder.
Bock, Nat IV, 731.
begrabbeln, nr., s. grabbeln.
begraben, pltd. begrawe(n) (a-a), s^.,
durch Graben etwas frei legen, also
eigentlich um etwas herum graben.
Gegenwärtig hat man bereits die Erde
rings um ihn (den grofzen Stein bei
dem Dörfchen Wiekau im Samlande)
entfernt^ was die Leute sonderbarer Weise
yjbegraben^ nennen^ um ihn zu sprengen.
Passarge, Balt., 31.
Begräbntsbrief, n., Trauerbrief ; in der
Dzg. Nhg. das Schreiben, in welchem
man Verwandten, Freunden etc. An-
zeige von dem Ableben eines Familien-
gliedes macht und zugleich zum Be-
gräbnis einladet. Der Begräbnisbrief
wird durch einen Expreizboten der
Reihe nach an die Adressaten befor-
dert S. einen solchen Brief beiYio-
l^t, 111.
begrapechen, -grapsen, sw.^ s. grap-
schen.
begrftten, sw.^ benagen, mit Mühe
eine Sache losmachen; die Fische ent-
graten. Mühling.
begrauen, sw.^ grau werden, ergrauen;
einwurzeln. S. begrTsen.
begrTsen, sw. 1. gries, grau werden;
bestauben. 2. einwurzeln, feste Stellung
fassen. Wat nich begrtsty begraut 6k
nichj ohne Festigkeit keine Dauer, kein
Alter. Sprw. U, 313. Vgl begrllnen.
begrismaalen — beiern.
63
begrtsmauien, pltd. begil8m0le(n), »w,,
machen, dalz jemand ein grieses, grei-
nendes Maul zieht, ihm Schaden thun,
ihn anführen; ihm mit dem Stocke
drohen, ihn durchprügeln; Schmerz em-
pfinden. De Kill (die Kälte) heft ml
hide got begrtsmvlt. Ock war dt dat
schon hegrismüle! Natangen. Sprw. II,
313. Et ward em schon e mal begrh-
mule; vom Verwegenen, Tollkühnen.
begrnnen, pltd. begr§ne(n)y aw.^ grün
werden. E Sten^ dei vel WcmkaUert^
hegrent nich leicht. Wat so begrenty
dat so begraiut^ was sich in der Jugend
m Liebe vereinigt, hat bis ins Alter
Dauer. Sprw. I, 295 a. Ygl. begrTsen.
behaHsam, adj.j behaltend, festhaltend
das Erlernte, gut von Gedächtnis. Er
hatt 'nen offnen^ hehalbsamen Kopp.
Dorr, 1. Wiew., 92.
bebarken, str., mit einer Harke den
Boden glätten oder mit einer neuen
Erdschicht überdecken.
behäufeln, pltd. behüpeln, s«(7., die Erde
um eine Pflanze auflockern und in die
Form eines kleinen Haufens bringen.
De Karioffle behuple. Hennig, 28.
bebaun', adj.^ glücklich. Holl. behoud
Erhaltung, Wohlfahrt, adj, und pari,
behouden bewahren, behalten. Behaune
Reis\ glückliche Reise. Danzig. Yolksr.
266, 928.
Behelf, n., Auskommen; Heim, Woh-
nung. Warum bist du gestorbenf Hast
du nickt hier dein gut Behelf gehabtf etc.
Klagelied der Nadrauer. Pierson,
Matth. Prätor, 102. Vgl. Weigand I,
154.
behimmeln, «tr., sich^ sich betrinken.
Mühling.
Behrndy m. Vom., Bernhard. Auch
Bering. Hartwich, 54. Pott, 205
und 327, weist auf ahd. bero^ pero Bär
hin.
Behuck, m., kleines Wohnhaus, klei-
ner Familienbesitz; von behucken. Er
hat seinen eigenen Behack^ sein eigenes
Heim, Besitztum. Hennig, 319. Ygl.
Huck und hucken.
behucken, sw.^ besitzen, etwas als
Eigentum haben; besetzen, sich auf
etwas setzen; auf jemandem sitzen.
Dem behucke de häs got. Behuck mt
nich de Kleder. Hennig, 319. Vgl.
hucken.
behussen, sw.^ ängstigen mit einer
Sache^ z. B. mit einem Frosche. Dönh.
bel,l. pltd. hX^prdp.^ auch mit demAc-
cusativ s= zu, an. Komm* doch bei mich
=« zu mir. Bei Jeroschin öfter: ml
nd St bt min bette trat. 44 d. bi dt
kirche. 56 a. do er vaste bt st quam. 136 c
und a. Pfeiffer, 131. Kamt bi mi
wenrit ju passen deit. D orr, 1. Wiew.,
86. 2. adv. pltd. bei, zunächst in dem
Sinne von: wenigstens, nur. Segg mi
doch bei en WSrt, sage mir doch we-
nigstens ein Wort. Gidf mir bei einen
Groschen. War he (der Lehrer) bei nu
tofrede möt stner schone Lag\ Lhrztg.
4, 355 b. Ich muss das schon thun, um
bei (wenigstens) Essen zu haben. 3.
pltd. bT, neben, nebenan, längs. Hei
geit bt mt^ er geht neben mir, ist mit
mir gepaart (bei einem feierlichen Auf-
zuge). Man mot so lang bt de Bank
gänCy bet man herop kommt Sprw. I,
238. Hennig, 28 f.
Beichtvater, tt»., zur Bezeichnung des
Geistlichen, bei dem man zur Beichte,
zum heil. Abendmahl geht. Im Posen-
schen sogar: Frau Beichtvater^ Frau
Beichtmutter zur Pfarrersfrau. Bernd,
16.
belern, sw.^ mit dem Elöpfel kreisend
in bestimmten, rasch einander folgen-
den Pulsen die ruhig hängende Glocke
anschlagen. Hin und wieder geschieht
64
Beigraft — Beisitzer.
dieser Anschlag in rhythmischen Inter-
vallen. Davon: Gebeier, n. Das ewige
Gebeier hart gar nicht auf, Hintz, 3,
nimmt beiem als gleichbedeutend mit
feiern. Über die gegenwärtige Ver-
breitung des Beiems in der Provinz
s. das. S. 36. Bock, 4. Hennig, 23.
Vgl. Grimm, Wb. 1,1368. Schütze I,
87. Dahn., 31a. Schamb., 20a.
Sallmann, 49a.
Beigraft, pltd. Bigraft, BTgräft, /., Be-
gräbnis, ahd. pigraß^ mhd. bigraft, be-
graft. Schade Wb., 61b. Grimm,
Wb. I, 1373: Beigruft Und wenn ein
bntder oder eine Schwester stirbt ausz
der gilde. So soll von itzlichem par ein
mensche kommen zur beygraft bey sechs
Pfennigen busze davon nicht zu laszen.
Der Fischer Rolle 1538, Kgsbg., § 16.
Vortmehr wieszet Wehm man gubt ein
zeichen der soU sein bey der beigrafft^
und wer dasz verschmeeht der soll geben
eineCalte Wa/shs. Ibid. § 21. Benecke,
288 f. Mnd. bigraft, begraß. Mnd.
Wb. I, 333a
beiher, pltd. bTher, adv,^ nebenan,
nebenbei, nebenher, zur Seite. Geh bei-
her^ mein Jungchen^ gehe mir nebenan,
zur Seite des Weges. Die 2joddem
hängen beiher, Biher dem Tun, neben
dem Zaune her.
beilcraiifen , pltd. bTkrQpe(n), s^., s.
■(raufen.
Beilade, pltd. Bllad' (a ^ a),/, Seiten-
fach, Nebenkasten in einer gröfzeren
Lade (Kasten). Dat kommt üt dem
Kaste on e BOad'. Sprw. I, 1893.
Tausend Grille lege ung're Bailod, Erm-
länd. Freisch., 5 g.
beilang, beilangs, pltd. bTlang, bTläng8(t),
adv. 1. längs, der Länge nach, neben-
her. Beilangs der Bank gehen. Erseht
ömmer btlangs de Bänk^ bet man bäwe
ÖS. Man mot Inlängst de Bank gäne^
bet man an e Dosch kommt. Sprw. I,
238. 276; II, 255 f. 2. beiläufig, neben-
hin. Doch wer hefft nich siene Fehler
— awer dat bilangs^ Dorr, 1. Wiew.,
23. God es se ju uk^ dat seg eck jubi^
längs. Ibid., 28. On säd bilanks uki
oahne Fru heel ock dat nich lang uuL
Dorr, 23.
Beile, Bele, w. jüd. Vom. Von dem
ans dem Lat. stammenden Bella; viel-
leicht auch von dem bibl. Bilha. Fla-
tow. Schmitt, 113.
Beillmecht, pltd. Blllmecht, m.^ Knecht,
der das Beil führt S. Eiswache.
Beimorgenspracbe, /., s. INorgensprache.
beinen,pltd b6ne(n),9to., Beine machen,
d. i. laufen, und zwar mit Anstrengung.
Dei mot gSt bene^ er moTz tüchtig laufen.
Beiniech, m« jüd. Vorn., Benjamin.
S. Beniecb.
Beisatz, m., Speise, die dem Braten
beigesetzt wird, Beispeise, Compote.
Beischlag, pltd. Bfschlag, m., 1. ein
dem Wohnhause Beigeschlagenes, platt-
förmiger Vorbau längs der Fronte eines
Hauses auf der Stelle der sogen. Bür-
gersteige. Danzig. Königsbei^ (hier
üblicher Wolm). Genaueres über die
Beischläge Danzigs s. Pas sarge, 52.
W. Seidel, 29. Vgl. Grimm, Wb. I,
1391. 2. Faden, der die Haspel nicht
trifit und vorbeischlägt. Hennig, 29.
beiscblagen, pltd. bTscblane(n) (a = ä),
st^ etwas nebenbei schlagen«
beisetzen, pltd. bT8ette(n), sw.^ die
Speisen im Topf an das Herdfeuer
setzen. Wat sett ock bt^ wat käk ockf
Sprw. II, 67.
Beisitzer, pltd. BfsStter, m., der Neben-
sitzende, Nachbar. Die beysitzer vnd
anhorer sollen schuldigk sein^ denschmeher
aber sehender gots etc. zuvermanen. Kleid.-
Ord. a. d. J. 1529-53. N. Pr. Prov.-Bl.
a. F. Vn, 368.
beiizen — bekicken.
65
beiben, sty sich^ pitd. sSck bTte(n),
sich zanken, streiten, in Hader leben.
Se (die Eheleute) btte sock den ganze
Dag.
Beifzer, pltd. Blter, 97»., Dem. Beifzer-
chen^ Biterken^ der Beiizende^ der Zahn
und namentlich der erste Zahn des
Kindes. Bei heft schon e Btterke. In
der Dzg. Nhg. der BTler die Pfeifen-
spitze. Viol^t, 99.
Beifzerling, m., Oeorgenschwamm,
Agarictts Oeorgü. Bock, Nat. III,
S. 622. Bei Leunis unter den Blätter-
pilzen als A. Oeorgü nicht verzeichnet.
Seite, /, s. Beute.
beHefly 9tr., warten, verziehen, harren,
zögern. Nach Hennig, 28, der auch
beuten schreibt, bei den Fischern auf
der Nehrong gebrauchlich: sie müssen
oft lange auf einen guten Fang beiten,
Mhd.i^i^^n, ahd.|>^'^; bei Jeroschin:
da wart auch lenger nich gebeit (jirreit)
87 a. Pfeiffer, 124. Seit dem 17. Jahrh.
erloschen. Vgl. Frisch I, 79b. Grimm,
Wb. 1,1403. Weigandl, 161. Hen-
nig, 28.
Beiwal, m., Beinwell, WoUwnrz, Sym-
phytum officinale L.
Beiwunscli, pltd. BiWunsch, m , Wunsch,
den man einem Geschenk beigiebt, Be-
gleitwunsch. Vgl. den Titel zu: Carm,
nupt I, 298.
Beixen, 97», Teufel. S. Kasper.
Beize, /., von beizen^ etwas durch
scharfe Flüssigkeit mürbe machen; ver-
wandt mit beifzen. Einen in die Beize
nehmen^ ihn scharf und eindringlich
vermahnen. Sprw. II, 325.
beizu, pltd. bttO, ado.^ nebenbei. Schütte
{giefze) nicht beizu^ d. h. über oder
neben das Gefäfz, in das man etwas
hineinthut. Gedanism. Mt drvm^ säd
de Ketelflicke un mökt bitö a Loch. Go-
nitz. Sprw. H, 1435.
FxiMlibl«, WfirtertraehL
bejabbeln, sw.^ bereden, beschäuden.
Samland. S. jabbein.
be jagen, sw.^ sich^ beiwohnen, inire;
von Hunden. Die Zock hat sich bqagt^
sie ist tragend. Vgl. jagen.
bejuxen, sw,^ sich^ sich mit Jux be-
werfen, die Kleider beschmutzen. Für
Livland Hupel, 20.
B§k, /., Bach. Alts, beki^ angs. becc^
nds. beke^ mnd. beke, /., im Götting.
bek, bek^ m , ndl. beek^ engl, beck^ schwed.
back dän. bdk. Vgl. lit. begu, begti
laufen, flierzen,^^^ Lauf (eines Flusses).
Nsslm. Forsch. 2. In Hessen, wo man
auch die Bach sagt, die Beke. Vil-
mar, 31. Brem Wb. L 74. Schamb.,
20a. Den Eönigsbergem am bekann-
testen ist wohl die Beck bei Kranz,
ein in die Breite und Tiefe erweiterter
Bach, jetzt Hafen am kurischen Haff,
von dem aus der Schiffsverkehr mit
Memel unterhalten wird.
bekälbern, sw.^ sichy vomieren, er-
brechen, sich bespeien.
bekanten, sw^ die Kanten eines Bal-
kens behauen, abstumpfen. Auch bei
Hupel, 20.
bekappen, »w^ s. kappen.
bekaufen, pltd. bek6pe(n), sw,, sich^
Schlechtes, Unbrauchbares zu teuer
kaufen. Er hat sich bekauft, wie Paw-
lowski mit Schnwpftoba/sk, Bock, 2.
Hennig, 24. Sprw. I, 310.
Bfike, /, Buche. Sonst blöwst du mt
akräds so domm cds Eke on als Beke.
Volksl. 50, 34, 1.
b§ken, a<^'., buchen. Bekenholt,
Buchenholz.
bekichem, sw, heimlich belachen.
bekicken, sw., bekucken, besehen, mit
Neugierde und Genauigkeit prüfend in
Augenschein nehmen, untersuchen. Der
muss aUes bekicken. He mussd dat man
von wids (von weitem, aus der Ferne)
5
66
bekimmeln — bekneifen.
bekicken, Parad., 18. Bekickt dat Veh
an Ltd on Land, Volksl. 1, 1, 4.
Hennig, 24.
bekimmeln, m,^ s. bekümmeln.
bekrtem, sw., sich, s. kTtern.
beklabastern, »w,^ s. klabastern.
beklaren, beklarren, m,^ 1. neugierig
besehen, betasten. Mühling. 2. Wände
und Zäune bescbmieren. Elbing. Sehe-
rn ionek, 4. 3. Sich beklarren^ sich
mit wertlosem Putz behängen. S. Klarre
und klarren.
beklastern, sw,^ bekleistem, be-
schmutzen. Mühling.
beklätern, sw,^ sich^ sich mit Klätem
Beinkleid oder Rock bewerfen. Ile is
je von bowen dal beklätert. Schaltj. 1,
437. Hennig, 24. S. Kläter.
beklatschen, m. 1. Beifall durch Klat-
schen in die Hände kundgeben. 2. be-
schänden, bereden, jemand in der
Leute Mund bringen. Mt ftre (feuern
= glühen) de Backe, wer mach (mag)
mt wedder beklatschet
beklauen, sw,, mit den Klauen, den
Händen, thätig sein, dienstfertig, dienst-
willig, rührig arbeiten. Dat kann hei
alles beklaue. Im Ermlande auch: den
Acker eggen, beeggen. Mühling.
beklebbe, -klebber, -klebbert, adj., s.
beklibber.
bekleben, &w,, s. bekleiben.
bekleckern, sw,, sich, sich beklecken,
namentlich beim Essen. S. kleckern.
bekleiben, st, aus kleben und kleiben^
also haften bleiben, Wurzel fassen, ge-
deihen, mhd. bekliben, ahd. picllpan;
vereinzelt auch bekleben. Es muss an
ihm behleihen mein Wunsch, Carrn,
nupt. II, 278 f. Und ob der Seegen nicht
bekleibet, den fromme Eltern lassen nach ?
Ibid. IV, 2 b. De aller sötste Freud de
bliew op ju bekläwen. Ibid. V, 190 d.
Da es aber sich zutrüge, da/z sie (die
im Schaltjahre versetzten oder gepfropf-
ten Obstbäume) bekleibeten, trügen sie
entweder gar nichts oder ja gar wenig,
zu dem noch dasselbe nicht jährlich.
Linem. B 2a.
beklemmen, sw,, von klemmen stehlen,
Kleinigkeiten an die Seite bringen; aber
auch in reellster Weise durch Ein-
schränkungen etc. kleine Ersparnisse
machen. Die Mutter beklemmt von dem
Wirtschaftsgelde manchen Ghroschen für
den studierenden Sohn,
B§kler, Bechler, Bättcher, m., Böttcher.
Die Bfkler oder Bechler fertigen nur
kleine Gefälze an: Eimer, Stippel,
Wannen etc. und verarbeiten Tannen-
und Fichtenholz; die ÄattcA^' verfertigen
alle Arten von HolzgefaCzen ausschliel'z-
lich aus Eichenholz. In Hessen Bender,
Benner. Vilmar, 31.
beklibber, adj,, von bekleben, bekleiben,
rührig, emsig, vorsorglich, besorgt,
freundlich, dienstfertig, thätig, hinten
und vorn sein; anhänglich, umgänglich«
Er ist sehr beklibber. Auch beklebber,
beklebbert, beklebbe. Der Kenikwuüomm£r^
dass alles guht ging on darem war he
och t/iätig on bei allem beklobber. Schaltj.
3, 7. (Sm Ltske ös) So sehr beklebbert
on so göt Volksl. 19, 4; S. 84. Hen-
nig, 24. Schemionek, 4.
beklieren, sw,, unberufen mit schlecli-
ter Schrift Papier verderben, besudeln.
S. klieren.
beklunkem, sw., sich, 1. sich mit Klun-
kern, Klümpchen von Stralzenkot, be-
werfen, beschmutzen. Er hat sich die
Hosen beklunkert. 2. sich betrinken.
Er hat sich beklunkert Sprw. II, 334.
In Estland: sich mit allerhand Gehänge
beladen. Sallmann, 96b. Vgl. klun-
kem.
bekneifen, pltd. bekntpe(n), st, 1. knei-
fend mit der Hand umschliei'zen; das
bekuieen -— belaufen.
67
Geld festhalten, zurücklegen, ersparen.
Öck kann keine Orosche beknipe, es ist
mir nicht möglich, Ersparnisse zu
machen.
beknieen, pltd bekneie, sw.^ mit den
Knieen beliegen; coire,
beknUllen, pltd. beknOlle(n), sich, sich
einen Rausch antrinken. Ygl. knüllen.
bekochen, pltd. bekake(n) (^a=a), sw,^
für einen andern die Küche besorgen.
Sie hat ihn schon lange vor der Heirat
bekocht, Sprw. II, 335. Ich mufz ihn
bekochen und bewaschen, ich mulz ihm
das Essen und die Wäsche besorgen.
bekoddern, sw., bekleiden. S. Kodder.
bekramen, sw,, mit Eram belegen,
Verschiedenartiges auf den Tisch legen.
Der Tisch ist bekramt. S. abkramen.
bekrängeln, sw,, einen durch Über-
redung drehen, umstimmen, für die
eigene Ansicht gewinnen. Vgl. krän-
gein.
bekribizen, «t^., s. kränzen.
bekraufen, pltd. bekrQpe(n), st, s. krau-
ten.
bekreschen, bekrtfschen, sw., Kartoffeln
oder Klöi'ze mit Speck oder Fett über-
braten. Schemionek, 4. S. kreschen.
bekriegen, sw,, verrichten, ausführen^
übersehen. Wat man bekrtge kann, ös
ömmer dat beste. Dat kann ock nich
bekrtge. Sprw. II, 336.
bekritzeln, »w., s. kritzeln,
bekröschen, sw., s. bekreschen.
bekUmmeln, pltd. bekimmeln, »w., sich,
sich an Kümmel berauschen, überhaupt
sich betrinken. Sprw. I, 445, S. 35.
Vgl. kUmmeln.
Bekümmerte y plur., eine besondere
Sippe von Mennoniten im Werder. Vgl.
Klarken.
bekunkeln, sw., beschwatzen, beschän-
den, verleumden. Mühling.
belämmern, sw., 1. besudeln, verun-
reinigen. Er hat sich belämmert, mit
Unrat besudelt, „gleichsam wie ein
Lamm, dem es gleichgültig ist, wohin
es hofiert". Sperber, 7. Das ist zu
belämm£frn. Das ist gut zu belämmem.
2. Bildlich: übervorteilen, betrügen.
Der ist belämmert, gehörig angeführt,
betrogen. Sprw. I, 315. 3. In Danzig
belämmem = helasiigen. Gedanism. Im
Bremischen: He is damit belemmert, er
ist dadurch in Verlegenheit gebracht,
er weiiz sich dabei nicht zu raten, nicht
zu helfen. Brem. Wb. III, 52. Im
Holsteinischen : besetzen , bekramen.
Schütze I, 89. 4. Hennig, 24, hat
aufzer der ersten Bedeutung noch: et-
was mit verschiedenen Sachen belegen,
bekramen, besetzen, dal'z man nicht
dazukommen kann.
belappen, belapsen, sw,, nach Hennig,
24, belappen - - ein Tier vermittelst der
aufgehängten Lappen abschrecken, oder
auch dasselbe fangen. Davon figürlich:
betreffen, erwischen, ergreifen, beson-
ders in flagranti, und dann gewöhnlich
belapsen. Vgl. Lappen.
Belafz, m., Gelalz, Raum, Platz. Da-
für haV ich keinen Belafz. Ebenso
in Livland. Hupel, 20.
belauern, pltd. belQre(n), s/w , lauernd
nachstellen, ertappen; belauschen, heim-
lich beobachten, hinterlistig aufjpassen.
Wie man die Grabe Tnacht, wenn man
den Fuchs belauert: Man leget mancher-
ley auf das gekohlte Grab an Pasch und
Strauchwerk hin. Carm. nupt. I, 1. Sie
haben den Dieb belauert, ertappt, er-
wischt. Vgl. Brem. Wb. III, 101. Dähn.,
34 a.
Belauf, pltd. BelOp, m. 1. Betrag,
summa. 2. Bezirk, Revier, das ein
Förster zu belaufen, zu beaufsichtigen
hat. Von laufen.
belaufen, pltd. belöpe(n), sw.^ 1. be-
68
beläaten — belugsen.
gehen, viele Gänge machen, durch Gehen
erledigen, beschicken. Ich habe viel zu
belaufen und zu berennen. Er beläuft
mich von früh bis spät 2. bespringen,
belegen, inire] von Tieren. Die Hün-
din hat sich belaufen. Vgl. Grimm,
Wb. I, 1438.
beläuten, pltd. bel8dde(n), sw\^ Grab-
geläute ertönen lassen.
Bele, vr. jüd. Vorn., s. Beile.
beleben, pltd. bel6we(n), sw.^ erleben,
erfahren, wahrnehmen, zu sehen be-
kommen. Das werden wir nicht mehr
beleben. Wat belewt de Blom (Name
eines Fischers) op stne Sicke, nuscht
als lüter Giester. Alt-Pillau. Sprw. II,
337.
belegen, »w,^ Geld anlegen. S. be-
stättigen.
Belehnter, 7n., ein von der Kaufmann-
schaft mit einem Amte Belehnter. Schal-
belehnter, Wäger, der die Gewichte auf
die Wagschale setzt. Zu den Belehn-
ten gehören auch die Aschbrftker, Flachs-
bräker, Heringsbrftker, WeinschrSter. Kö-
nigsberg.
beleiden, sw.^ mhd. beldten^ ahd. pi-
leitany begleiten. Öck war dt e Endke
beleide^ ich werde dir eine Strecke das
Geleite geben. Vgl. Grimm, Wb. I,
1445: beleiten. S. warpoten.
beigen, sw.., s. bälgen.
beliddem, sw.^ beschmutzen. Müh-
ling. Setzt ein liddem^ schmutzen,
voraas, das nicht nachgewiesen werden
kann. In Bayern ist Lidem^ Ldden^
m., Lehm, Letten. Schmellerll, 439.
beilegen, pltd. beligge(n), st^ auf etwas
liegen, es unter sich haben; über einer
Sache liegen, sich eifrig damit beschäf-
tigen. De beliggt dat, wt Schmodts Jur^
den Beigster. Sprw. 11, 338.
Belifan, m, ein Unbeholfener, Un-
geschickter. Der Guisbesitzer L, zu J.
in Ostpr. wurde von dem Wirth D. bei
einem Streit durch das Wort Belifan
(im Ostpi'eu/zischen gleichbedeutend
mit unbeholfener, Ungeschickter) be-
leidigt Auf den Klageantrag des Be-
leidigten ist D. wegen Beleidigung in
zweiter Instanz veruriheüty und ist die-
ses Urteil durch Ober -Tribunals- Er-
kenntnis vom 20. Novemb. 1874 bestätigt.
D. Reichs- und Preufz. Staats- Anzeig,
vom 9. Januar 1875. No. 7. Sprw. II,
339.
belken, sw.y bölken; laut schreien,
rufen, weinen, singen, brüllen; von
Tieren und Menschen. Er belkt wie
ein Ochs. Osske, wolst e Wöschke Heg
oder Stroh, awer belkst man sof Frage
an weinende, schreiende oder rülpsende
Kinder. Sprw. I, 2830. Davon: Ge-
belk, n.
Belkhals, m., Hals, der bölkt, Schrei-
hals, namentlich von kleinen schreien-
den Kindern.
bellen, »w., wie ein Hund laut sein,
Widerreden, mit lauter Rede entgegen-
treten. Lass aüe Neider bellen. Carm.
nupt I, 137. . . . da mu/z nun aber
das Eheweib nicht uyiderbeüen. Ibid., 152.
Bellen, j^Zi^r., die Hinterbacken. Dzg.
W. Seidel, 29.
Beilenzucker, m., weifzer Hundekot.
beltern, sw., sich, sich abquälen, ab-
arbeiten, und dabei schelten und belfern.
Denn mit uns steifen Bauerkerln sich
(beim Exerzieren) beltern zu müssen . . .
da mochte einer wohl hitzig werden.
Soph. R. n, 220.
belQdern, sw., sich, sich einen Rausch
antrinken. Sprw. I, 445. S. iQdem.
belugsen, beluxen, sw., belauern, er-
tappen; hinter die Schliche kommen,
bei der That ertappen; betrügen, be-
stehlen; von beilegen. Hennig, 25.
S. lugsen.
beizen — benehmen.
69
beben, su?., impfen, pfropfen, mhd.
beizen^ ahd. pelzon pfropfen. Führt
deiTie kühne Hand das Kunststück^ an-
dem Pocken eimvheltzeny aus JEngelland
nun auch in Preussen ein? Carm. nupt I,
114. Blatter ' Beltzen ist gefährlich.
Ibid. Bildlich: coire. Das Pfropfen
haV hier einen andern Sinn\ das Beltzen
sei figürlich zu verstehen: Et cetera Mein
Freund^ dies Beltzen vnrd auf dieser
Erden Nirrnnermehr getadelt werden.
Ibid. Vgl. Grimm, Wb. I, 1456.
bemachen, pltd. bemake(n) (a = ä\
sw. 1. einschliel'zen, einsperren. Fru
Hurtig bemakt Simpel §n dem Cabinet.
Dorr, 1. Wiew., 24. 2. sich^ sich ver-
unreinigen, concacare. Namentlich in
der Sprache mit Kindern. Er hat sich
schon wieder bemacht. Ygl. bethun.
bemäkeln, sw , kleinlich und in^ortreich
tadeln, bekritteln. Er mufz alles be-
makeln. Vgl. mäkeln.
bemanschen, sw.^ sich durch Manschen
beschmutzen. S. manschen.
bemfigen, sw,^ sich, sich Mühe, d. i.
Sorge, Kummer machen. Min {Hannke)^
mtn Dingke^ bemS^ dt man nich. Volksl.
40 III, 7; S. 98. Vgl. mfigen.
bemogeln, sw., übervorteilen, betrügen,
s. mögein.
bemopsen, sw.^ gleich dem vor. Ek
bemops dt! Elbing. Ndrg.
bemummeln, bemummen, sw.y vermum-
men, in ivarme Tücher und Kleider
hüllen. Bemummel dt man gSt^ sagt
man zu dem, der in die Kälte hinaus
mufz. Ebenso in Livland. Hupel, 21.
S. mummeln.
bemummen, sto., s. das vor
bemunkeln, sw.^ betrügen,be3chleichen.
Mühling.
bemussen, sw.y zurückweisend gegen
die Behauptung, man habe etmas thun
müssen: Öck war dt gltk bemusse!
Wer hat dich bemusst^ du Onnösel?
Schaltj. 3, 4. In Elbing: jemand zu
etwas zwingen. Schemionek, 5.
Ben, m. Vom., Benjamin. Hartwich,
54: Benn. In der Dzg. Nhg. Bensch,
in der Gegend von Elbing Bentsch.
Dem Bentsch sein Geburtstak os je doch
alle Jahr! Schaltj. 3, 5.
benälen, sw.., sich^ sich allgemächlich,
nälend betrinken. Auch adjektiv: Eck
was benählt as wie en Ackermähr. Cai'm.
nupt. 1, 282, 15. Hennig, 25. Vgl.
nälen.
benarben, pltd. benarwe(n), sü?A, sich
mit einer Narbe, Kruste überziehen;
von der Wunde, vom Boden. S. Narbe.
benauen, sw.^ beengen, beklemmen,
beängstigen. Nach Hennig, 25, ein-
schränken, die Freiheit beschränken.
Vom engen Raum, von einer niedrigen
Stube sagt man: Es ist hier sehr benaut.
Mühling erklärt: benaut =» nieder-
geschlagen, bedrückt; Schemionek,5:
benommen. Mi (dem Niederunger) ward
doar (zwischen den Bergen) ganz be-
naut to Moody Näj Liedy doar weer^ck
nich moal geem dood. Dorr, 9. Wenn
uk de letzte Schnee opdaut^ Dann ward
ans doch en bat benaut (wegen des be-
vorstehenden Eisganges). Dorr, 18.
ImBrem. Wb.HI, 225, benauen beengen,
beklemmen, die Luft benehmen, beäng-
stigen. Mnd. benouwen^ benauwen^ ein-
engen, in Not bringen, ängstigen. Mnd.
Wb. I, 234b. Vgl. Grimm, Wb. I,
1466.
Bendikt, m. Vorn., Benediktus. Hart-
wich, 54.
Bendix, m. jüd. Vom., Benediktus,
Übersetzung von Baruch. Flatow.
Schmitt, 111.
beneckeln, sw., sichy sich einen Rausch
antrinken. Dzg. Nhg. Sprw. 1, 445.
benehmen, st.^ s. benommen.
70
benippen — bequelksen.
benipperiy sw.^ durch Nippen sich be-
rauschen. Sprw. I, 445. Dschtn hadd
bang gekrägen^ dat se sick as benöppen
kunn, Elbinger Hohe. N. Pr. Prov.-Bl.
a. F. IX, 243. Firmenich III, 494b.
Benischy Beinisch, m. jüd. Vorn.^ Ben-
jamin. Flatow. Schmitt, 111.
Benn, m. Vom., Benjamin, s. Ben.
benommen, pltd. benOme(n), part von
benehmen, st^ betäubt, duselig. Mir ist
der Kopf ganz benommen — ich habe
einen benommenen Kop/\ ich verspüre
einen Druck auf das Gehirn, habe Kopf-
schmerz.
Benschy m. Vorn., s. Ben.
benschen, sw,^ segnen. Jud.-deutsch.
Sperber, 43.
Bentsch, m. Vom., s. Ben.
benu^Chein, atr., beschmutzen, nament-
lich Nase (poln. nos) und Gesicht. In
Elbing: benuseln. Schemionek, 5.
S. nuscheln.
benutschen, sir., sich, sich durch
Nutschen berauschen. Vgl. niltschen.
beftgen, »r., beäugen, genau besehen.
Hei mot alles beoge.
bepaddein, »it., jemand durch Paddeln
mit Wasser oder Kot bespritzen. Vgl.
paddeln.
bepaien,$»r., liebkosend mit den Händen
betasten, schmeicheln. Se kunnten sich
dran gar nich satt sehen (Prinz und
Prinzessin an Sohnchen u Tochterchen'
cn bepajten se en ettem/ort. Schaltj. 1,
440.
bep ar cheft. 9ir.^ betasten, berühren mit
ungeschickter Hand. Schemionek« 5.
beparschen, sm*.« bepacken. Ock hetnr
ml so beparscht.
bepatschen. ^k*.. 1. mit der Patsche =
Hand« befiiscien« boirreitVn : sohmeiohehid,
untersuchend venmrvinigeniL Die Backe
des Kindes beiMitschen. Et mu/z alles
bet*ti^'het4. Ein carf« Kleid bepatschen.
es durch Befassen unsauber machen.
2. Sich bepatschen; sich mit Patsch —
Schmutz, Strafzenkot etc. besudeln. Du
hast dich gut bepatscht. Vgl. patschen,
bepeddem, sw.^ mit Pedder, Puder, be-
streuen, bestäuben. Mühling schreibt
bebeddern. Vgl. peddem.
bepflttcken, pltd. bepl8cke(n), sw.y ab-
reirzen, benagen. Schinken^ de man bt
Gänsen gern bepKckt Carm. nupt, I,
298, 8.
bepicheln y sw.^ sich^ sich betrinken.
Sie waren alle bepichelt Vgl. picheln.
bepingeln, str., s. bepUngeln.
bepinkeln, »<r., feinerer und meist zu
und von Kindern gebrauchter Ausdruck
für bepissen.
bepinken, str.^ sich, sich betrinken.
Friedhmd Ostpr.
beplacken, sw., behauen, beschlagen;
beflecken, beschmutzen. Muhling.
bepritschen, swy bespritzen. S. prit-
schen.
bepQlen, str., s. pQlen.
bepummefn, bepumpeln, sir., bekleiden,
warm und reichlich sich oder andere
einhüllen; nach Marold auch unordent-
lich bewickeln ; unförmlich umbinden.
Vgl bemummein, bepOngeln, mummeln.
bepQngeln. bepingein, «ic bekleiden
sich oder andere: übermälzig Gewand
und Tue her anlegen und umnehmen, um
sich warm einzuhüllen. Bepingel dt
man got^ et ö$ «r Air- /r kolt. H e n n i g , 289,
hsi rerpüngtln. Vgl. pQngein, bepummeh
und bemumnebL S. PungeL
bepOsten, ^'<^.« beblasen <. anhauchen.
S. pQslen.
beqMblenu $ir.. mit Geifer besudeln.
S. QiiaUer.
bequelksen, .^^ir., wohl soriel als das
Tor. Dat OS c ts tom br^^utlk:^^ das ist
zum Erbrechen, aber auch zum Tot-
lachen. Creuzburg. Sprw. I, 3 t 7.
berfiben — Bereoschinaas.
71
berftben, berftfen, m?., sich mit Rdb
überziehen, verharschen, uberkrasten,
Schorfbildong zeigen; von Wanden.
Hennig, 319. Vgl. Räb.
beraggen, sw., bereinigen, für die Rein-
lichkeit eines andern oder einer Haus-
haltung sorgen. Ich mu/z hier alles be-
raggen. Ock mot em beragge on bedane.
Ich habe ihn beraggt und bereinigt
Sprw. II, 341. Vgl. raggen.
Blrbier, n., Bier, das beim Beren
eines Hauses den Arbeitern gegeben
wird, Richtschmaus. Hennig, 20. VgL
b§ren.
Berbuscbke, Berbutchen, n., s. busche.
Berdy Berde, /., Bürde, Last, Menge.
Ich habe dieses Jahr eine Berde Obst
geemtet. E Berd Flachs, Bock, 3.
berdauks, berdauz, interj,, schallnach-
ahmend : kurzen Fall , Schlag etc. be-
zeichnend. Quid est vita humana f Was
ist menschlich Lebben? Menschlich Lebben
is baufäUig Stt*ohdach, kommt Wind^
berdaucks fäüis um, Leichenpredigt
des Pfarrers Pogorzelski-Ortelsburg.
N. Fr. Prov.-Bl. V, 187.
Berda, /., s. Berd.
Berding, m., in Stein, Peregrinus III,
3, unter nanes germanorum. Wohl dass.
was Bording (s. d.).
Berede, /., Leichenrede am Altar,
Grabrede. Hennig, 319.
bSren, baren, bVren, ^tr., heben, in
die Höhe bringen, aufrichten, richten.
Die Sparren des Dolches beren. Wenn
ein Zimmermann ein Haufz nach der
Fläche eines Berges abbinden ucird^ so
wird tfr, wann er^s aufboren oder lieben
wird^ mehr Platz dazu nehmen müssen,
Linem., Ss 4b. Das (fette) Schwein
bertsich^ es richtet sich mit Anstrengung
aufc De Sa; (Sau), de beert mot Ungeduld,
Dorr, 70. Volksr. 18, 74. Freej Mor-
gens ofy da£s nich fer miy Freej Mor-
gens ruut to bdren^ Wenn Wäj on Foller
deckt de Schnee, Dorr, 50. BBer also:
früh aufstehen und sich aus dem Hause
machen. Im Brem. Wb. I, 52: bären^
heben, aufheben, tragen. Schütze, I,
132 u. Schamb., 30a: boren; in Hessen
büren, Vilmar, 62. Danneil, 13b.
— aufblren, errichten, aufrichten. —
herausblren, sicA, sich aus einer kritischen
Lage heraushelfen, herauswickeln. Mü ti-
li ng. — zerbiren, sürA, sich beimB^ren,
Heben, müde machen. Mhd. 6m», ahd.
peran^ beran tragen. Hennig, 20: bcären.
S B§rbier, Bdrenschmaus, BSringskesL
b§ren, sw.y sich^ s. b8ren.
Birenbrot, n., in der Redensart: De
ene redt von Berenbrot^ de andere seggt:
Dat Fiir geit ut, Tiegenhof. Sprw. H,
2152. Nach einer Lübecker Aufzeich-
nung V. J. 1542 und einer Mitteilung
in der Ztschr. d. hist. Vereins f. Nieder-
sachsen, Jhrg. 1869, S. 152, wäre Beren^
brot ein Gebäck, das sechs Wochen
nach der Niederkunft einer Frau, wenn
sie auch ihren Kirchgang zu machen
pflegt, gebacken wird. Kann etw^ an
ein Brot in der Form eines Ebers (ber)
gedacht werden, wie es in Schweden
und anders wo (Grimm, Myth. 1 94. 1 202)
am Julabend Kuchen in Ebergestalt giebü'
Grimm hat a. a. O., S. 743: Das Um-
führen des Bären und Verabreichen
eines Bärenbrots ist ein im Mittelalter
verbreiteter Gebrauch. Mit unserem
Berenhrot wird aber der Bär schwerlich
etwas zu thun. haben. Kopp mann,
Korrespbl. HI, 22. Ebend. S. 68 wird
von P. Hasse die Frage aufgeworfen:
Ist Berenbrot nicht einfach mit Barn-
brot^ beziehungsweise Kinderbrot zu
übersetzen? (Cf. Mnd. Wb. 1, 153b,
baringrind — Kopfgrind der Kinder.)
Bdrenschmaus, m., Richtschmaus. Von
bfiren.
72
berSstem — Bernegrund.
berSstern, sw.j ein R&ter auflegen.
Vgl, r§8tern.
Berg, pltd. Barg, m., jede Anhöhe;
Getreidehaufen, den man aufSsetzt, wenn
die Scheunen den Erntesegen nicht zu
fassen vermögen. Muhling.
Berger, m., der gestrandetes Gut
birgt, in Sicherheit bringt; davon Berger-
lohn, Bergelohn. Sallmann, 60a.
Bergerfisch, m., Fisch aus Bergen,
Kabeljau. Simon Grünau, Tract. I^
cap. m.
Bergerlohn, m.^ s. Berger.
beribbeln, sw.^ bezahlen. Aus dem
burschikosen berappen. Sperber, 7.
berichten, sw.^ bereiten, vorbereiten
zum Tode durch Darreichung des heil.
Abendmahls. Sie haben ihn schon be-
richtet^ er ist mit dem Sakrament ver-
sehen worden. Er hat sich berichten
lassen. Hennig, 25. Schütze I, 92.
Schamb. 21b. Dähn. 34a.
berilien, sw.^ beroUen, behäufeln mit
Erde. Ist das Berülen der Kartoffel
Sache des Lehrers oder der Societätf
Freie Lehrerztg. f. d. Prov. Preufz. 1874,
213b.
Bering, m. Vom., Bernhard. S. Behmd.
Hartwich, 54.
BCringskest, BiringskSst, /., Schmaus
nach dem Beren des Hauses, Richt-
schmaus. Yon beren. S. Kest
berispern, sw,^ tadeln, einen Verweis
geben, mit Worten strafen; täuschen.
Einer und der ander günstige Laser
mochte mich fast beiHsperen^' als wenn
ich keine bessere Frage allhie bei/zußigen
hette, Linem., Yy la. Unterdessen
kan der Künstler^ so es (den Hokus-
pokus) angei^htet, jäck spielen^ und mit
Narrenwerck die practicirenden berHs-
peren. Ibid., Oo 2a. VglBrem.Wb.IH,
ü04: rispen.
Berittschulze, m.y berittener Schulze,
in früherer Zeit der Oberschulze, der
die zu seinem Bezirke gehörenden
Schulzen zu beaufsichtigen hatte, was
auch zu Pferde geschah. Auf Fried-
höfen liest man noch: NN., weiland
Berittschulz. Vgl. Passarge, Bplt.,
39 f. S. Freigut
Berlatsche, /., Pebsschuh. Pok. her-
lacz, berlecie. Nesselm., Forsch. 3;
Th., 17.
Beriinka,/., Oderkahn. Westpr. Aus
Berlinerin polonisiert. Mrongov. I,
12b.
bermaulsch, bermulsch, birmQlsch, adj\,
s. V. a. bärmatdig^ finster, bärbeifzig,
brummtöpfisch. Vgl. bemautsch.
bernautech, bemauisch, bemausch, auch
burnauisch (Ton auf au^ adj.y finster,
mürrisch, unfreundlich in Miene und
Rede, ärgerlich, grob, rüde, roh. Ein
bemautscher Mensch, Sei nicht gleich
so bemausch. Der Begriff wird ver-
stärkt durch die Zusammensetzung mit
grofz^ also grofzbernautsch etc. Vgl. ber-
maulsch. S. auch Nesselm., Th., 17.
Dähn. hat 34a: He süt so bemauisch uut^
sagt man von einem erhitzten, zornigen
und trotzigen Gesicht. Er bezeichnet
die Bedensart als von dem starken
Bernauischen Bier entstanden, das in
Pommern früher beliebt gewesen.
Bemegrund, Bernegrind, m., böser Grind^
schorfiger Ausschlag auf dem Kopfe
und im Gesicht. Nach Bock, 2, Bom-
grund; bei Müllenhof f, Sagen etc., 514,
Barmgrundy nmA.barmgrunt\ poln. ogni-
pioro Feuerfeder. Sie befand sich die
ersten Monate ihres Lebens hindurch
recht wohl und munter — bis sie im
fünften Monate ihres Alters einen Aus-
schlag auf dem Gesichte bekam, den man
hier zu Lande den Bemegrund nennt.
Pr. Archiv, 1798,752. Vgl.Hexspr.,35.
Schütze I, 69. 136. Mnd. YR). I,
Bemitzke — beschichten.
73
153b. S. N. Pr. Prov.-Bl. a. Folge, VII,
437.
Bemitzke, Bernitechke, /., Preilzelbeere,
rote Heidelbeere, Beere von Vaccinium
ViiüidaeaL, oder Vaccinium Myf*tälusL,
Ras8. brusnica^ brumika^ poln. brmzmca,
lit. brvkne^ bruknis, Nesselm., F. 3;
Th., 17. Vgl Brunischke.
Bernitzekraut, pltd. BemitschekrQt, n.,
Kxaut der Bemitzke^ vorzugsweise von
Vaccinium Vitis idaea L, S.Hagen,
418.
Bernstein, kurzweg Stein (s. d.), m.,
das bekannte brennbare Erdharz. Vom
mod. i^m^T^-brennen, schmelzen, also
Brennstein, Stein, der im Feuer schmilzt.
Poln. bwnztyn^ lit. gentaraa. Man findet
auch Bömstein und Börenstein. So zieht
ein Kufz uns auch zusammen^ Wie Stroh
vom Bömstein wird bewegt Carm. nupt I,
232. Auch was die Preusche See uns
zeigt an Börenstein Mufz ihrer Liebes-
Ritz Ambrierter Lustzeug seyn. Ibid.,
173. Der Bernstein wird gegraben,
geschöpft, gestochen, gebaggert, berg-
männisch gewonnen. Vgl. Grimm,
Wb.1,1526. Weigandl,172. Bock,3.
Hennig, 25.
berOmen, sw.^ s. Rom.
berossein, sw,^ sich^ sich betrinken.
S. anrossein.
Berstengras, n., Blatt des breitblättrigen
Kolbenrohrs, Typha ktti/olia L. Das
Vieh soll, wenn es zu viel von den
Blättern frifzt, bersten müssen. Müh-
ling. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VII, 437.
Bertchen, m. Vom , Dem. von Albert.
S. Albrecht Hartwich, 53.
Berufkraut, n., s. BeschreikrauL
berllhrsam, adj,^ berührig, rührig,
rüstig; von alten Leuten. Der Gro/z-
vater ist noch recht berührsam^ er ist
noch bei guten Kräften^ kann seine
Glieder noch möglichst gut gebrauchen.
Hennig, 214.
besabbern, sw,y sich begeifern, mit
Sabber beschmutzen, sich na£z machen.
Das Kind hat sich die Kleider besabbert.
Holl. bezabberen. Hennig, 26.
besacken, sw,y 1. beladen, bepacken,
den Sack, die Tasche stark füllen.
2. sich bereichem, namentlich bei Ver-
waltung fremder Güter. Er hat sich
dabei gut besackt Bock, 3. Hennig,
26. 320. Sprw. I, 321.
besalben, pltd. besalwe(n), sich, 1. sich
mit Salbe bestreichen, mit Kot be-
schmutzen. Bei Jeroschin: besuiwen
beschmutzen: do ir lac besuhvit tot in
stner blütis sude 125 d u. o. Pfeiffef ,
128. 2. Bildlich: sich anführen, zu
eignem Nachteil tauschen. Er hat sich
mit seinei* Frau rechtschaffen besalbt
Da/z unser Herr Puf mit ihr wird be-
salbt werden. Soph. R. VI, 404. Er
het sich besalbt y wie Pawlowski mit
Schnupftabak. Vgl. Sprw. I, 310. 322.
Bock, 3. Hennig, 26.
besälen, sw., s. sälen.
besaugen, pltd. besQge(n), sw.^ sich^
sich einen Rausch antrinken. Sprw. I,
445.
beschänden, sw., verleumden. Brave
Männer beschänden und belästem, Hip-
pel, X, 46. Grimm, Wb. I, 1546.
bescharfen, sw., bescharren, einschar-
ren, verscharren, begraben. DatscMöchte
Mönsch öm Russenheer Word donn be-
schärft bi Clemensfähr ünjgen am Vor-
schofz bi dem Damm. Dorr, 34.
bescheiweln, sw., s. scheiweln.
beschichten, 3u;., ausrichten, verrichten,
bewältigen. Der kann alles beschichten^
bekommt alles fertig. Er beschichtet
aUe^ befriedigt alle. Das kafm ich nicht
beschichten^ nicht ausrichteii.
74
beschipsen — beschapsen.
beschipsen, sw.^ s. beschupsen.
beschlabbern, sw,, beim Esscd sich
besudeln; sich übervoll essen; im Sam-
lande auch: bereden, beschänden, ver-
leumden. Vgl. schlabbern, s. Balge.
beschlackern, sw , sich^ sich beschmut-
zen, bespritzen; sich voll essen. Also
gleichbedeutend mit beschlabbern.
beschlagen, st, verschmitzt, schlau.
Erüt auf aUen Vieren beschlagen. Bock,
3. Hennig, 26. Schemionek, 5,
hat noch: mit Beschlag belegen, z. B.
bei Defraudationen.
Beschlagwagen, m., im Gegensatz von
PuflFwagen, ein Wagen, dessen Räder
mit eisernen Reifen beschlagen sind.
beschmaddern, sw., durch Strafzen-
schmutz, mit dicker Flüssigkeit be-
schmutzen; mit schlechter u. unsauberer
Schrift beschmieren. S. schmaddern,
beschmieren, pltd. beschmere(n), sw.,
1. beschmutzen. Sich das Gesicht^ die
Hände beschmieren, 2. bestreichen. Da;s
Brot mit Butter oder Schmalz beschmieren.
Grimm, Wb. I, 1584. Sperber, 7.
Vgl Schmier u. schmieren.
beschmirksen, sw., beschmutzen, engl.
to besmirch. Vgl. schmirksen.
beschmOren, sw., an der Oberfläche
schmoren. Sich beschmoren, sich be-
trinken. S. Schmor u. schmOren.
beschmuddeln, »w., beschmutzen, be-
sudeln. Ygl. schmuddeln.
beschmurgeln, sw., auf eine bäfzliche
Weise beschmutzen. Mü hl in g. Ebenso
in Posen. Bernd, 22.
beschnauzen, pltd. beschnQze(n), sw.,
mit loser Schnauze die Rede eines andern
unterbrechen, ihn zum Schweigen brin-
gen, ihn in Verlegenheit setzen. Hen-
nig, 27. S. anschnauzen.
beschniffeln, beschnüffeln, sw., be-
riechen. Bildlich : eine Sache nach der
andern besehen. Er mu/z alles be-
schniffeln. Auch beschnibbern, beschnip-
pern, beschnuppern. Hennig, 27.
beschnippem, sw., s. das vor.
Beschnitt, m., Linnen und Kleider,
die ein Dienstbote neben dem baren
Lohn empfangt. Natangen.
beschnoddem, sw., sich oder einen
andern mit Schnodder, Rotz, Nasen-
schleim, beschmutzen, besudeln. Mnd.
Wb L 278a: besnottem.
beschnorgeln, sw., sich die Schnorgel,
Nase, begielzen, betrinken.
beschnüffeln, sw., s. beschniffeln.
beschnuppern, st/?., s. schnuppern.
beschnUwen, sw., beschnüffeln. Dzg.
Mühling.
beschraggeln, sw., schraggelnd gehen,
begehen, etwas verrichten. Doa kann
er noch alles beschraggeln. S. schraggeln.
beschreien, st, verrufen, verzaubern.
Nach Mühling: Er ist beschrieen, er
ist berüchtigt.
Beschreil(raut, Pflzn., gerader Ziest,
Stachys recta L. Früher beliebtes Haus-
mittel zu Bädern und Beräucherungen
gegen das Behexen, Beschreien oder
Berufen der Kinder; die Wurzel wurde
gegen das Behexen des Viehes unter
die Thürsch welle gesteckt. Hagen,
625. Leunis, 841. Die Pflanze heifzt
auch Beruf l(raut, mit welchem Namen
auch Erigeron actis L. (Hagen, 865)
bezeichnet wird, das ebenfalls gegen
das Beschreien und Berufen gebraucht
wurde. S. Leunis, 899.
beschummeln, sw., übervorteilen, be-
trügen, namentlich bei kleinen Handels-
oder Tauschgeschäften. Von schum-
meln. Ebenso in Livland. Hupel, 21.
Sallmann, 98a.
beschupsen, sie, übervorteilen, über-
listen, betrügen, bestehleu. Von schupsen.
Hennig, 320, hat auch beschipsen und
beschuppen, Mühling: beschupfen. Li
beschwarken — besingen.
75
Estland beschubben» Sali mann, 98 a.
Nach Sperber, 7, giebt es ein be-
liebtes Gesellschaftsspiel „Beschuppt'',
beschwarken, sw, st.^ be^srölken. Det*
Himmel ist beschwarkty mehr aber noch:
er ist beschwarken. Das kommt mir
etwas beschworken vor^ die Sache scheint
mir etwas unklar, nicht ganz richtig zu
sein. Hupel, 21. Sallmann, 29a.
98 a. Vgl. Schwark.
beschweimen, »w., s. beschWTmen.
beschweinigeln , pltd. beschwTnegel(n),
sw.^ sich betrinken, besudeln, zum
Schweine machen.
beschWTmen, sw., in Ohnmacht fallen.
Hennig, 27. So auch in Estland.
Hupel, 21. Sallmann, 29a. 98a.
Davon die BesckwtmuTig ^ Ohnmacht.
Sperber, 7, hat nur reflexiv: sich be~
schwiynen— irrtumlich? Schemionek,
5: beschwömen. Vgl. schwTmen.
beschworken, jc7ar^. praet von beschwar-
ken.
beschwuchten, sw , s. schwuchten.
Bese, Bise, /., Binse, Juncits, Sdrpus.
Doar leejen de Hoakes von Jungfer (Ort)
voü Beesen^ Scfiölp on Somp, Dorr,
28. Es hat dieser See (Wystittensee)
attch einen feinen bequemen ort zur Fres-
sern lei^jhe (Brassenlaiche), do vngefehr-
liehen das Wasser eines halben Mannes
tief ist, mit biesem bewacfisen. Hen-
nenberg er, Anhang, 28. Rein. Vos,
V. 5695. Hennig, 27, erklärt auch
Rute. Brem. Wb. I, 81. Dähn., 35b.
besegnen, sw., bekreuzen, durch Spre-
chen eines Segens eine Krankheit hei-
len; ahd. biseganön, S. raten.
besehen, st, sich selbst betrügen;
täuschen; andern bittere Wahrheiten
sagen. Mühling.
besSlen, sw., sicft, sich beschmutzen,
s. Sälen.
Besem, m., s. Besen.
Besemer, m., auch Desemer, Desem,
eine Hand wage, bestehend aus einem
hölzernen Stabe, der an dem einen Ende
eine mit Blei ausgegossene Eolbe, an
dem andern einen Haken zur Befesti-
gung der Last trägt. Messingstifte
im Stabe markieren das Gewicht, das
balancierend an einem Handgriffe ge-
sucht wird. Dan. bismer, schwed. bes-
mann, lit. bezTnenas, poln. bezmian,
przezmian. Passarge, handschriftlich,
meint, dafz das isländ. badm-r =^ Baum
zu Grunde liege. Vgl. Grimm, Wb. I,
1615 f. Dähn., 35b. Hupel, 22.
Hennig, 27.
Besemkraut, n., s. Besenkraut
Besen, gewöhnlich Besem, pltd. Bessern,
bei Hennig, 27, Bessen, m. Einem
den Besen unter die Nase reiben, ihn
durchprügeln. Sprw. I, 1. Se mot op
em Bessern rtde, sie mufz auf dem Besen
reiten. Von spinnenden Mägden, die das
ihnen für die W oche auf gegebene^ Gesetz"
am Sonnabende der Wirtin nicht ab-
zuliefern vermögen. Sperber, 7, lei-
tet von Besem den im Ermlande häu-
figer auftretenden Familiennamen Bes-
mer oder Besemer her.
Besenkraut, Besemkraut, pltd. Bessem-
krQt, n., Kraut, aus welchem Besen ge-
bunden werden: feinblättriger Rauken-
senf, Sisymbrium Sophia L.; besenartiger
Pfriemen, Sarothamnus scoparius Koch,
dessen Ruten man als Besen gebraucht.
Hagen, 689. 732. S. auch das. 6(>7
und 852.
Beserick, m., s. Pesrick.
besTlen, sw., s. STIen.
Besinge, /., gemeine Heidelbeere,
Vaccinium Myrtillus L. S. Blaubeere.
besingen, st, einen Toten besingen;
einen derb abführen, ihn durchprügeln,
ihm den Garaus machen. Erst schocke
wt de Jungens ut. De wäre dt besinge!
76
beunnen — bestauen.
Volkslied: Dat Danziger Vollblod an
de Franzose. Danz. Dampf boot, 1870.
No. 173. Dat os besunge^ es ist hin,
verloren.
besinnen, pltd. besttnne(n), sty über-
legen, zaudern. Besinn dich nicht so
lange. Zieh dich aiLs und hesinri dich
nichtf entkleide dich und zaudere nicht.
Besinnung, /., Sinn. De Herr hadd
mck ut siene ßef Be8§nningen ^rutge-
drunken. Dorr, 1. Wiew., 10.
BIskrät (a lang), /., btoJcräbch, adj.,
s. Bttskrät
besorgen, sw,^ versorgen. Wir haben
uns schon mit Holz besorgt
bespeiien, sw.^ den Absatz der Schuhe
oder Stiefel mit einem neuen Lederflick
{Speilflick) belegen.
besprechen, pltd. besprike(n),8£., durch
Sprechen eines Segens eine Krankheit
heilen. S. besegnen und raten.
besprCten, bespr§den, sw.^ bespreiten,
bedecken, überdecken. Da hadd! he
sin Perdke mot Perdle bespret Volksl.
40 m, 4; S. 98. Vgl. sprftten.
besser, pltd. bCter, Compar. von
guty goty zur Bezeichnung hohen
Schreckens, grol'zer Seelenangst, plötz-
lichen Unwohlseins. Nich wiet aw hopst
e lAchikedräga (ein Irrlicht) henn on
ha. Dam Mann watt ganich bäta
(ihm wird gar nicht besser^ ihm wird him-
melangst). He wöll bede^ oawasch he
kann nich^ he woU trig^ oawoAch et titt
em noa dem Flammke. Boldt, 11.
Btet, Beest, Bist, n., Bestie. 1. Tier,
bestia. Das Behst (ein Pferd ist ge-
meint) hatte da ein pahr Tage gestan-
den. Soph. R. I, 328. . . . das solche
verdrüssige bösterchen und Frauen-pla-
gerSy nemblich die Flöhe^ ehe diefrawens-
personen als nicht die Männer attaqm^
ren wollen. Linem, Bbb 2a. Du ge-
viaJ£ge LeewI de §n eener Art en Beest
tom Manschen m^akt^ §n 'ner andern
wedder 'nen Manschen tom Beest Dorr,
1. Wiew., 119. Wer Thiere liebt, ist
selbst ein Best und Vieh. Carm. nupt I,
264. Hennig, 23. Brem. Wb. I, 82.
Schütze I, 85. Dähn., 29a, Hu-
pe 1, 19. 2. Schimpfwort auf Mensch
und Tier. Als Verstärkung in der
Zusammensetzung: Heidenb§st. Lass
mich nach Pillau kommen, du Heiden^
behsty du sollst mir die Pumphosen be-
zahlen (die Luge entgelten). Soph. R.
VI, 324. Das Heide ist eine Verstär-
kung = verflucht, fürchterlich, wild.
Heidenbest hat mit dem subst. Heide
kaum den Zusammenhang, den M.
Heyne bezeichnet. Grimm, Wb. IV
2, 801. Engl, beasty holl. beest, dän.
baest
BCst, /. u. m.y s. Bist
bestftken, sw.y den Boden mit Heu
oder Stroh füllen. Schemionek, 5.
S. staken.
bestättigen, sw.^ bestatten, eine Leiche
zur Erde; beerdigen. . . . etliche Gäste
im Traur-Gelach zusammen sassen, da
ein sehr aufrichtiger und frommer Mann
war zur Erden bestättiget. Linem.,
Bb3b.
bestättigen, sw., ein Kapital gegen ein
zum Pfand gegebenes Grundstück auf
Interessen ausleihen. In andern Gegen-
den belegen. Dzg. Klein I, 46.
bestallen, sw., durch Stauen unter
Wasser setzen, nmd. besUmwen. Die
Wiesen sind bestaut, sind durch Hem-
mung des Flusses (des Pregels z. B. bei
Südwestwind) unter Wasser gesetzt.
... 50 könte doch solch Wasser 600 Meil-
weges mit so grossem Überlauf nicht
bestawen, anmerckende, dass bei diesen
Jahren der Nilus Blgypten 18 Ellen hoch
aber das flache Land bestawet. Linem.,
Dd 3b. Davon die Stauung, Bestauung.
beStempeln — B^te.
77
Wann aber solche Fücher - Bothe
nicht auf grosser Tiefe^ sondern auf
bestatoten Oertem spuhren^ wie ihnen
das (Grand-) Eysz von unten auf stosse
an den Boden des Bothes, ah ist zwar
tcar, das es aus der Chrund schiessen
homme^ aber welches vor der Bestawung
farmiret worden und allererst nach der
Bestaumng vom darauff stehenden Wasser
gelobet worden, Linem., Ria... dasz
in der stawung des Wassers (in der
Flut) Schiffe drin segeln können. Ibid ,
Aa la.
bestempeln, sw.^ den Stempel auf-
drücken; bestimmen, überreden zu et-
was, einen für eine Sache za gewinnen
wissen. Er ist bestempelt Er hat ihn
bestempelt. Er hat sich bestempeln lassen.
besterben, st^ absterben, erstarren.
Der Fufz ist mir bestorben^ gewöhn-
licher: eingeschlafen. Der Fufz schläft
zuweilen ein^ man nennt dies besterben,
Hippel, Lebensl. IV, 13. Grimm,
Wb. I, 1676.
besteuern, bestUren, sw.y beschwich-
tigen, beruhigen. S. stUren.
bestSwen, 9w , bestehen, fest auf eine
Sache halten, sie verlangen. Natangen.
b§stig, adj. 1. von Besty n., viehisch,
tierisch, plump, ungeheuer; garstig.
Den frsten FaU deedst du §n der Form
von 'nem Beest; o Jupiter^ en beesfger
Fall Dorr, 1. Wiew., 119. Sperber,
43: beesfges Beest Ermland. 2. von
Best = Bist: bestige Milch.
besUpsen, sw.^ listiger Weise Kleinig-
keiten stehlen. Elbing. Schemio-
nek, 5.
besttren, »w.j s. stTren.
bestoppen, sw.^ bestopfen, die Bett-
decke um den Ruhenden stopfend
hüllen; bepacken. Se bestoppden mi
m§t schwarter Wasch. Dorr, 1. Wiew,,
85.
bestreuen, st, befriedigen, genügen.
Er hat soviel zu thun, dafz er nicht
alles bestreiten kann^ nicht alles fertig
schafiPen kann. Der kann alle bestrei-
ten^ zufriedenstellen, ihnen Genüge
leisten. Wozu hemacher kompt sein
(des Hahnes) arbeitsames Ambt, wenn
er Hennen-Mann spielet,, und seine de-
putirete Anzahl bestreiten muss. L i n e m.,
Bbb 4a.
bestUren, sw., s. stUren.
besuchen, sw., durchsuchen, visitieren.
Einem die Taschen besuchen. Sallmann,
98 b: im Zollwesen, besichtigen.
Besucher, m, Aufsucher, Durchsucher,
Steueraufseher, Visitator. Ebenso in
Liv- und Estland. Hupel, 22. Sall-
mann, 98b.
BM, Tl., Dim. Betke^ Bissen. Ein Bet
Broty ein Bissen Brot. Ok e Betke os
Brot, auch ein Bilzchen ist Brot, auch
der kleine Dienst und Erwerb soll nicht
verschmäht werden. Sprw. I, 367.
betalpen, sw.^ mit unsauberen Hän-
den etwas anfassen, verunreinigen.
Mühling. Grimm, Wb. I, 1694, hat
noch: betaUcen^ betalkem, betappeln, be^
tappen, und für begreifen, angreifen,
betaschen, betatschen, betasten.
betängeln, sw , das Kleid beim Gehen
oder Arbeiten ringsum beschmutzen,
bespritzen. Mühling.
B§te, Beete, /., rote Rübe, Beta vul-
garis L. Hennig, 23. Er ist erfro-
ren wie eine Bete. Woher kompts, das
in dem vergangenen truckenenJahr(i653)
die Boten, so sonsten Mangolt genant,
oder rohte Rüben . . . sehr grofz . . . ge-
rahtensindf Linem., Bbb 3a. 5i?fgÄ^fe,
KrSgefete. Seherzhafte Besprechungs-
formel. Volksr. 46, 178. 179. Franz.
bette, ital. bieta, angs. bete, engl, beet,
holl. beet
BUCy /., wilde, rundbl&ttriges Winter-
78
beten — Bettstroh.
grün, Pirola rotundifoUa L. Bock,
Nat III, 390.
beten, sw. 1. hersagen. Bed dat en
mal entj bete das Einmaleins. 2. beten
gehen^ gewöhnlicher: zum Gebet gehen^
den Religionsonterricht des Geistlichen
als Eonfirmande besuchen. Hei (sei)
geit all tom Gebed — geit bede. Hen-
nig, 27.
betiwem, sw.^ bezaabem. S.»tCwern.
Betgans, /., Gans, welche das Betkind
dem Geistlichen als Honorar zu brin-
gen hat. Hennig, 27.
bethun, pltd. bedAne(n), st 1. besor-
gen, arbeiten, für einen andern- Öck
mot em beragge on bedone, ich mulz
ihn bereinigen, für ihn waschen, ja
wohl gar Wäsche und Kleidung aus
eigenen Mitteln besorgen. Sprw. U,
341. 2. sich bethun^ cancacare^ wie
sich bemachen. Er hat sich beihan^ un-
manierlich aufgeführt.
Betkind, n., Eind, das beten geht,
Eonfirmande. S. Betschwester.
Bitnase, /., Nase, rot wie eine Bete.
betVmpeln, pltd. bedVmple(n), sw.,
übervorteilen, zu Fall bringen. Engl.
to (umble stürzen, zu Fall bringen.
Tumeler und Gaukler (Eokeler) hieizen
früher die Jongleure. Vgl. Danz. Chro-
nik des Caspar WeinreicL Pas-
sarge, handschriftlich.
betrabbeln, aw,^ belauern, ertappen,
ereilen, überraschen. Grimm, Wb. I,
1705, hat ertrabeny mit der in Frage
gestellten Erklärung: einen im Trab
ereilen? Sie haben den Dieb betrahbelty
in flagranti ergriffen. B ock, 3. Hen -
nig, 28. Mühling hat betrappen,
Schemionek, 5, beta*appsen.
betragen, st^ beschmutzen, verunreini-
gen. Bei lUgmwet,^ werden die Trep-
pen mit Stra/'zenschmutz betragen. Die
Fliegen betragen die Gefafze,
betrampeln, sw.^ mit den Füizen be-
treten; s. trampeln,
betrappen, betrappsen, sw., s. betrab-
beln.
<
beträtschen (a lang), »w.^ beklatschen,
beschänden. Von trätschen.
betrecken, sw , betrügen, übervortei-
len. Von trecken ziehen. Bock, 3
und Hennig, 28. Nach Bock auch
s. V. a. jemand über etwas betreffen.
betreiben, pltd. bedrTwen, s^., rasen,
wild und unbändig sein, tollen; von
Eindem. Hen nig, 28.
Betschwester, / , Mitkonfirmandin.
Sie ist meine Betschwester. S. Betkind.
Betsei, Betzel, eine tief in das Ge-
sicht hängende Eappe, deren sich Frauen
von Stande bei nahen Trauer&llen be-
dienten. Bock, 4. Fehlt bei Hennig.
Betteltanz, m.^ Zänkerei. Nun geht
der Betteltanz los.
bettfest, adj. u. adv.^ bettlägerig, ans
Bett gefesselt. Bi/z jhn endlich der
liebe Gott mit Leibesschwachheit belegt
vnd am Sontag Esto mihiy war der
3. Febntary\ sich Bettfest machen müssen.
Aus einer Leichenpredigt vom J. 1586.
Viol^t, 114.
bettreisig, adj.^ bettlägerig. Mühling,
mit der Bemerkung : veraltet. Grimm,
Wb. I, 1738, hat bettrise^ ahd. pettirisOy
mhd. betterise.
Bettstäter, m., einer, der seine Bett-
statt, sein Bettgestell, bei einem andern
aufstellt, ein Bettsteller. Der letztere
Ausdruck ist der jetzt üblichere, noch
gebräuchlicher jedoch ist Schlafsteller.
Hennig, 28.
Bettstroh, Pflzn., echtes Labkraut,
Galium verum L. Hagen, 161. Auch
Unser lieben Frauen Bettstroh, weil,
nach dem Volksglauben, die Mutter
Gottes aus diesem Eraute sich ihr
Lager und für das Christkindlein das
betunkeln — bßwern.
79
Wiegenkissen bereitet hat. Leunis,
777.
betunteln, sw. 1. sich die Tuntel be-
giel'zen, betrinken. Sprw. I, 445. 2.
sich heimlich verloben. NachMühling
auch: sich zieren, vornehm thun; ver-
wickeln, in Verlegenheit bringen. Vgl.
tunteln.
betuschen, »w.y tuschend ein schreien-
des Kind beruhigen. Schemionek,
5. S. tuschen.
Betvater, w., Vater, der betet, Name
des Alten, der in Hospitalern das Ge-
bet verrichtet. Dzg. Klein I, 47.
beunschuldigen, sw., einen Unschul-
digen beschuldigen. Elbing. Sche-
mionek, 5.
beurgranzen, sw., sich^ sich jemand
freundlich, mit GruCz nähern. Wohl
modern.
Beuse, /., Wasserfahrzeug. M u h 1 i n g ,
mit der Bemerkung: veraltet.
Beute, Beite,/., hölzerner Bienenstock.
Ahd. ptuttUy in alten Schriften und Ur-
kunden auch Büte^ Büthe^ Bewte, Bute,
Vgl. Voigt, Gesch. Preuiiz. VI, 581. Meth
ward gemacht von Honig, den sie av&
den Wald'Beyten genommen, Pierson,
Matth. Prätor., 9. Manche rufen noch
den Birbuüifi . . . den Bienengott an,
das» er ihnen Glikk bei der Beute gebe.
Ibid., 68.
Beutel, m , blauer^ bei den Menno-
niten die Armenkasse. Hartwich,
S. 293.
Beutelbans, pltd. BUdelhans, BUdelha's
(a = a), w., Hans mit dem Beutel,
Bettler.
beutein, sw.^ das Mehl durch den
Beutel gehen lassen, es von der Kleie
sichten, scheiden, sondern. S. sichten.
Beutener, Beutner, t»., von Beute,
Bienenwärter, Zeidler. Die Beutener
bildeten zur Ordenszeit in der Provinz
eine besondere Erlasse von Landbesitzern
und Viraren besonders zahlreich in den
Gebieten von Johannisburg, Lyck, Or-
telsburg, Sehesten, in der Tucheischen
Heide und bei Schlochau anzutreffen.
Die Bedingungen und besonderen Ver-
hältnisse, unter welchen sie ihre Be-
sitzungen hatten und ihr Gewerbe der
Bienenpflege betrieben, wurden das
Beutener-Reclit genannt. Keyn Bewtener
sal byenen verkawfen von seyner heide
ane wissen der hirschaft Vgl. Genaue-
res in Voigt, Gesch. Preufz.VI, 580 ff.
Das Wort lebt noch in dem Ortsnamen
Beut/ierdorf (Kr, Ortelsburg). Die Beut-
ner hiei'zen auch Biener, von Biene,
Bennig, 29.
Beutler, w., Verfertiger lederner Beu-
tel, pltd. BUdier, BUdeimaker (ü lang).
Das Wort ist mhd. noch nicht nach-
gewiesen. In Dzg. giebt es eine Beut-
lergasse. Förstemann, Stralzn.
Beutner, m., s. Beutener.
bewSrmen, sw.^ sich, sich warm an-
kleiden, in Tücher hüllen. Bewärm'
dich doch man gut
Bewärmung, /., wärmende Kleidungs-
stücke. Mein Mann hatte für gute
Bewärmung gesorgt, Pelze und warme
Schuhe hüllten uns ein,
bewasclien, st, die Wäsche für einen
andern besorgen. Vgl. bel(OChen.
beweisen, pltd. bewTse(n), sw., zeigen,
sich beweisen, sich zeigen, sehen lassen.
-Er darf sich nirgend beweisen, hat An-
sehen und Geltung verloren. Bei Je-
roschin: si bewistin anderweit ir an^
gebome bosheit 74 d. St träten an dt
zinnin hin, da st ouch bewtsiin sich zu
der wer vil menlich, 53 d. Pfeiffer,
294.
biwern, bäwem, sw., beben, vor Kälte
zittern. Er bewert am ganzen Leih,
z. B, der in's Wasser Gefallene. Öck
80
bewirken — bibbern.
bewer wt Espenlow, ich zittere wie
Espenlaub. Dat em de Näs bewert!
Tiegenhof. Ekbewerd vor Angst. Dorr,
1. Wiew., 85.
bewirken, s^., wirkend, webend, ein
Gewebe schmücken. . . . eine josta,
i. e. beworkene Leib^Band. Pierson,
Matth. Prätor., 73.
bewUrdigen, sw,^ bewältigen. Eine
Arbeit bewwrdigen^ sie fertig bekommen,
ihrer Herr werden. Stallup. Marold.
bewuschpert, adj.^ um ein Mädchen
zärtlich bemüht sein, ihm Aufmerk-
samkeiten erweisen. Ich habe bemerkt^
dafz du wn aU£ drei sehr bewuschpert
warst Soph. R. VI, 183. Grimm,
Wb. I, 1789: geschäftig, rührig, munter,
und weist auf das in letzterm Sinne
gleiche Schweiz, und schwäb. busper
hin. Ein Verb, vmschpem und ein
Ädj. wuschper ist nicht nachgewiesen.
bezähmen, pltd. betämen, stcA, sich
etwas ziemend, geziemend machen, ge-
statten, zuwenden, zu gute tbun, ver-
gönnen. Dat kann och mt schon be-
tdmey diese Ausgabe darf ich mir schon
erlauben. Dei kann sock dat betame^
seine Mittel gestatten ihm den GenuTz,
das Verzügen. Dat kann ock mt
nich betäme. Wer under ans arme
IauT kann sock htdigenddgs betäme
e Gansromp to kepef Königsberg.
Firmenich, Germ. Völkerst. I, 101a.
Hei betdmt sock nich dat Solt, zur Be-
zeichnung grofzen Geizes; hei heft sock
nich dat Solt to betäme^ zur Bezeich-
nung grofzer Armut. Sprw. II, 372.
Im Hochd. ebenfalls in häufigem Ge-
brauch: Ja, das (z. B. eine grofze
Reise) können, sich nur die Herren Kauf-
leute bezähmen. Jetzt wollen wir uns
eine Cigarre bezähmen! Bock, 4 hat:
Es wobei bezähmen lassen, es wobei be-
wenden lassen oder abwarten, was aus
der Sache ferner werden will. Fehlt
in diesem Sinne bei Hennig, 29, und
scheint überhaupt in unserer Provinz
nicht üblich. Vgl. Korrespbl. V, 35 f.
und 53 f.
bezanzeln, sw,^ bezaubern, durch
Zauberspruch heilen oder schaden. S.
zanteln.
beziehen, st 1. überziehen, über ein-
ander ziehen. Der Himmel bezieht sich
— ist bezogen^ mit Wolken. Er hat
sich warm bezogen, er hat wUrme Klei-
der angelegt. Er hat sich gut bezogen^
er hat mehrere Kleidungsstücke über
einander angezogen. 2. nach Mühling
auch: oberflächlich abtrocknen.
bezippeln, sw., sich, sich betrinken.
Sprw. I, 445.
bezipsen, sw. 1. betrügen und zwar
auf verschmitzte Weise. Hennig, 29.
2. sich allmählich betrinken. Vgl.
zipsen.
bezTsen, sw.^ s. 2lften.
bibbern, sw.^ von beben^ pltd. beioen,
mhd. bibenj ahd. pipen, goth. biban^
schwed. bäfoa^ dän. bäoe^ zittern vor
Kälte, Angst, Schreck, in freudiger Er-
regung, im Fieber. Sperber, 14,
weist darauf hin, dafz das Zusammen-
klappen der Zähne und Lippen den
Laut bib erzeuge. Das Wort geht in
gleicher Bedeutung durch die Vokale
a, t, u: babbem, bibbern, bubbem; ein
bAern^ das die Ableitung klar stellte,
ist hochd. nicht vorhanden, wohl aber
das entsprechende pltd. bCwem (s. d.)
und das Elbingsche bebbem. Sche-
mionek, 4. Er bibbert am ganzen Leib,
He bubbert on bew% dat em de Tone
klappre. Davon die Adjektiva bibberig
und bubberig, fröstelnd, erregt, fiebernd
beben; babberig vermag ich nicht nach-
zuweisen. In Bayern poppem^ poppem,
mit Zittern sprechen^ vor Arger zit-
Bicke — Bier.
81
tern. SchmeMerl, 292. Vgl. pup-
pern.
Bicke, pltd. BVck, /., Spitzhacke, zum
Brechen in Mauern, in steinigem Erd-
reich, Pflaster etc. ; Eisazt der Fischer.
Mlat becca^ frz. beche^ engl. bik. Vgl.
Grimm, Wb. I, 1801. Hennig, 31.
bicken, sw.^ mit einer Bicke brechen,
arbeiten, picken.
Bied {bjed)^ /., Not^ Elend^ Jammer.
Von dem gleichbed. poln. bieda, Muh-
ling. Schmitt, Westpr., 164: Bjidd,
Biegung, pltd. Bftgung, /., das Gelenk.
Mir thufs in der Biegung weh.
bleken, mv,^ die rohe Leinwand in
Aschlauge auskochen, die erste Vor-
bereitung für dje Rasenbleiche.
Bienenarznei, /., nicht Arzenei für
Bienen, sondern von Bienen. Den Kitt,
womit die Bienen , . , die Oefnungen
verstopfen und der nicht sowohl Wacks^
ak ein harzigtes Wesen isty brauchen die
Leute ab ein Zugpflaster* bey Geschwü-
ren etc. unter dem Narnen der Bienen-
arzeney. Bock, Nat. I, 283
Bienen>iäu8chen,pltd.BdnehU8ke(iilang),
n., scherzweise für Abtritt. Elbing.
BienenhUtchen, n., Pflzn., gefleckter
Bienensaug, Lamium mactdatum L.
Hagen, 611.
Bienenkasel, m,, Easel zum Schutze
gegen die Bienen: Hemde von grober
Leinwand, das zugleich den Kopf be-
deckt, vor dem Gesicht mit Drahtgitter.
Mühling.
Bienensclinapp, m., das Kothschwänz-
chen, Sylvia Phoenicuf*us. Bujack,
372. S. Saulocker.
Biener, m., s. Beutener.
Bier, pltd. B§r, n., Name für preui'z.
Biere aus der ersten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts. Sie rühren, nach Hennen-
berger, 475 ff., von zwei Ordens-
brüdern her, die unter dem Hochmeister
Fritebbiw, Wörierbnch I.
Eonrad von Erlichshausen (1441 — 49)
iu) Lande umhergezogen „und einem
jeglichen Bier einen sonderlichen Namen
gegeben". Diese Namen folgen hier
nach den alphabetisch geordneten Städ-
ten: Allenburg: Deicsel oder Scheusel.
AUenstein: Böckingk oder Bm*ge nicht
Bartenstein: KühmauL Brauns-
berg: Sfwrte^wAj^few. Danzig: Wehre
dich Dirschau: Freudenreich, El-
bing: Schlichting. Eylau: Wo ist der
Magt bet Fischhausen: Schleppen-
kittel oder Saltz es bas. Frauenburg:
Singe woL Friedland: Wolgemuih.
Gerdauen: Mammon oder Mumme.
Graudenz: Krank Heinrich. Gutt-
stadt: Lieber Herr Lorentz, Heili-
genbeil: Gesaltzen Merten. Heils-
berg: Schreckengast Heia: Stocks
fisch. Hohenstcin: Ich halte es.
Holland: Fülle Wurst Königsberg:
Sawre Tnaydt Auf dem Schloi'z da-
selbst: Reckenzagels Mutter. Kreuz-
burg: Menge es wol. Kulm: Glatze.
Kulmsee: Durantoder Tarant. Lauen-
burg: Es wird nicht besser. Liebe-
mühl: Harlemay. Liebstadt: Wu
ist das. Lob au: Strutzing oder Spül-
wasser. Marienburg: KälberzageL
Marienwerder: Blerrkatze. Mehl-
sack: Leertasche. Mewe: OJammer.
Mehrungen: Ohne dank. Mühl-
hausen: Krebsfauche. Neidenburg:
Klaw mich. Neuenburg: Kyrmes.
Neumark: Ti^mpe. Neuteich:
Schwente. Osterode: Dünnebacken.
Passenheim: SchUckei^ey^ dicke brey
oder Flickebier. Putzig: Rennenkatter.
Ra,stenh\iTg: Krewsel.RhedeniSause-
windt. Riesenburg: Spei nicht Ro-
senburg: Krause minte. Rössel:
Besser dich. Schippenbeil: Nase-
ioisch. Schöneck: Zetter. Star-
gard: Spülekanne. (Stolpe: Schmier
6
82
Bierbrader — Bierkirsche.
nicht) Strafzburg: KirbeL Stuhm:
Reckenzctgel, T h o rn : Roloch oder Loröl.
Tolkemit: Rorkatter. Wartenburg:
Lachermund. Wehlau: Sollewurst oder
FüUewurst Wormditt: Kinmt Zin-
ten: Lurley, Vgl. Sprw. I, 354. —
Stein hat im Peregrinus, Band II,
teiüae pari. IIL Georgica, unter den
Biemamen : f ör T i 1 s i t : Marielge^ Mar-
gellchen. Unter Sarmatica fuhrt, er an :
Scheimfper vel Scheinbier^KröUing^ Taffel-
bieTj Halwander cel Halbandery Klein»
bier^ Alaus^ Rosanke^ Woratzker^ Pisul,
Von diesen Namen leben heute noch
Schemper^ TafeUner^ Halbander^ Alaus^
PUchuL — Das Konigsberger Schwarz-
hier hatte seiner Zeit Ruf. Dem Päch-
ter des Junkergartens wird es 1673 zar
Pflicht gemacht, ^darinnen Königs-
berger Schwarzbier vnd sonst kein fremd
getränk zu schenken^. Die Zünfte, 36.
Zu Zeiten Simon Dachs und noch später
war ein gutes Löbenichtsches Bier der
Julep (s. d.); vor Einrichtung bayeri-
scher Brauereien wurde in Kgsbg. das
I^enichtsche Braunbier geschätzt. —
Das Damiger Bier war, nach dem Sprich-
wort, „stärker^ als der Ochsen vier".
Sprw. I, 354. Beliebt war dort im vor.
Jahrh. das Joperibier (s. d.). — Gut
schäumendes Bier ist Bier wie Speck.
Nach dem GefaTz, worin das Bier auf-
bewahrt oder kredenzt wird, unter-
scheidet man Tonnen- oder Fassbie^\
Flaschenbier. Stofbier.
Bierbrader, pltd. BCrbröder, m. 1. ein
starker Biertrinker; 2. ein kleiner bar-
scher Quarkkäse, weil er zum Tranke
reizt.
Bierente, /., s. v, a. Bierbruder, der
nach dem Bier strebt, wie die Ente
nach dem Wasser. Hennen berger,
325, hat in diesem Sinne Bierente tmd
Bierigel. Hennig, 30. Sprw. I, 362.
Biergeld, pltd. Bfirgttid, n. 1. Trinkgeld.
Hennig, 30. 2. Geld zu Bier: Darzu
(zum Gildebier) soUen die Alderleute
wachs gelt und hier geldt uffUgen gleich
den ander gemeinen brOdem. Der Fischer
Rolle Kgsbg. 1538. §22. Benecke, 289.
Bierliahn, m , s. Bierhol.
Bierhoi, m, der Pirol, Oriolus Gal-
hula. Er heii'zt auch Bierbahn, Bierboid,
BUlau, BUlow, Herr von BUlau (BUfow),
Junker BUlow, Schulz von Thierau, —
von Tbarau (ßujack, 370 hat Therau,
doch kommt ihm der Name selbst ver-
dachtig vor, und fragt er deshalb:
„HeiCzt's vielleicht Tharau?), Wiedewol,
Wittewald, Pfingstvogel. Diese Namen
sind, mit Aasnahme des letzten, mehr
oder weniger treu dem Rufe des Vogels
nachgebildet: Bier hoV! Bier hoV! Herr
von Büloivf etc. Auch die Yolkspoesie
hat sich des Vogels bemächtigt:
Schulz von Thierau^
Komm^ wi woUe to Ber gnn!
y,HM' keen SchS.^
Teh Nägge an.
Kannst doch to Ber grrn!
Nach Bock Nat IV, 303, ruft er den
auf Rechnung Trinkenden zu : ffast du
gesoffen^ so bezahle auch! Weitere
Texte seines Gesanges s. Volksr., 70,
266.
Bierbold, m.. s. d. vor.
Bierigel, m. 1. Bierbruder; er ist nach
Bier wie der Igel (Egel) nach Blut.
Vgl. Bierente. Bock, 4. Hennig, 80.
2. Kellerigel, graue Eellerschnecke, Li-
majc albus. Bock, Nat. V, 311: ^Man
siehet ihn in feuchten Gewölben an
den Bierfassem häufig umherkriechen. ^
Bierkäse, n%.^ barscher Käse (Zwerg),
der zum Bier gegessen wird. Vgl.
Bierbruder.
Bierkirsche, /., Sauerkirsche. Hennig,
320.
Biermutz — Binde.
83
Biermutz, m., als Schimpfwort bei
Stein: Venoffen biermutz, Peregrinus
XIIT, 89. W. Mtsbl. VI, 159.
Bierwagen, m., Wagen, auf dem die
Brauer das Bier in Fässern verfahren.
Bierzweig, m., Tannen- oder Fichten-
straufz an Häusern, in denen Bier ge-
schenkt wird. Hennig, 31. Zu den
Zeiten, als die Braugerechtigkeit, d. h.
das Recht, Bier zu brauen, allgemein
galt, steckte derjenige Brauer den Bier-
zweig aus, der trinkbares Bier darzu-
bieten hatte.
Biese,/., s. Btoe.
Biesewurm, m., s. Biswurm.
Biest, /. u. m., s. Btst
biester, adj,^ s. btster.
biestern, mo.^ s. btstem.
bifs, intery.y s. bafs.
bifsen, 9tr., s. bafsen.
bTglicl(, adv.^ beigleich, ganz so. O/t
sat he btglick wt em Dram^ oft safz er
ganz so wie im Traum. Parad., 23.
BTgraft, Bigräft, /., s. BeigrafL
Bijacke, /., Dohle. Sie heii'zt auch
Littauer, m.
Bijenge, /., s. Bijön.
BijOn, Pijön, /., Päonie. Er gükt wie
ne Bijan. In Danzig Bijenge. W. Sei-
del, 29.
bijendern, »w., beschmutzen. Müh-
ling.
bifangs, bTlängst, adv., s. beilang.
Bill, Dem. Btllchen, pltd. Büke, 1. w.
Vom., Sibylle. Hartwich, 54. Op
Herrn Mertins HochtydS'Köst mit Jgfr.
BilckiiP Bliherin etc. Cai'm. nupt IH,
133, Titel. 2. m. Vom., William. Pillau!
Biller, Pflzn., Bachbunge, Veronica
Beccabunga L, Er. Neustadt Westpr.
und Lauenburg in Pommern. Treichel,
Vlksth.
billewlr, j^ron., jeder. Doch Onglock
heft wol biUewcTy dat kommt ja cUP von
bdwen her, Viol^t, 194. 99.
billewT, (xdv.^ erstwie, obeiflächlich.
Eha hot das Tnan so biUewt gemacht,
Ermland. Bei Gut^tadt: bVnnewT. Sub-
stantivisch: Taugenichts. Mühling.
Sprw. I, 363.
bristrig, adj,y ungleichmäCzig, rich-
tungslos. Das Getreide ist bthtrig^ wenn
es üppig steht und in Folge dessen
sich lagert. Dönh. Man sprichtauch
von einer blbtrigen Garbe, M-enn ihre
Halme in wirrer Richtung liegen.
Bitte, /., s. Kampe.
Bimmel, /., Glocke, besonders die
kleine, hell tonende; Schelle.
Bimmelbammel, auch kurzer Bimmel-
bamm, n., das Hinuudherbimmelnde,
-baumelnde. Er hat an der Uhr ein
Bimmelbammel^ Berlocken. On en Kerl
hadd twei gele Stange On on e Mödd
hadd hei so e Bimmelbamm hange,
Volksl. 25 H, 5; S. 90.
bimmeln, pltd. bVmmeln, sw,, die Bim-
mel ziehen, läuten. De (lAid^) hebbe
em ömmer wat Wonner gebömmelt^ sie
warfen Geld in den Klingbeutel, dafz
dessen Glöckchen bimmelte. Volksl.
25 H, 6; S. 90. Davon Gebimmel, pltd.
GebSmmel, n. Da^ ist ein ewiges Ge-
bimnnel^ ein Geläute ohne Ende. Hen-
nig, 31. 325.
Bims', /., eine unförmliche Taschen-
uhr. Sperber, 45.
bimsen, sw.^ exerzieren ; putzen. Mili-
tärisch. Von Bimsstein f
bin, ermländisch, pltd. bttn, bVnne,
darin. Im Koffl ös Honnick bin. Erm-
land. Sperber, 7. Öm Kaffee os
Zocker bonne, Kgsbg.
Binde, /., bildlich für Hals, den die
Binde umschliefzt. Einen (Schnaps)
hinter die Binde giefzen, Sprw. I, 1532.
84
Bindebrief — bisen.
Bindebrief, m,, Brief, durch den man
sich bindet, Liebesbrief. Bindbrief
machen, Anbinden^ Namen verschenken.
Stein, Peregrinus, XIII, 1. Wiss.
Mtsbl. VI, 111. BeUGrimm, Wb. II,
32, nur als Gratulationsbrief.
binden, sty umwinden, umbinden.
Fremden, welche ein Erntefeld betreten,
wird der Arm mit einem Strohbande
umwunden, wobei die Binderin einen
Vers hersagt. Der Gebundene löst sich
durch ein Geschenk. Reime beim Bin-
den s. Volksr., 232, 808 fF.
Bindfaden, m, 1. dünne Hanfschnur
zum Binden. Hennig, 31. 2. Brann-
tewein. E halw Pund Bindfaden =
4^ Liter Branntewein, früher | Quart.
btndig, adj,^ bindend; von eingekoch-
ten Suppen. Eine bindige Erbsensuppe,
Viele Suppen werden durch Mehl bin-
dig gemacht. Klein I, 50, hat es füi*
Danzig; doch hört man das Wort all-
gemein.
Bindsohle, /., innere Sohle bei Rand-
Schuhwerk, welche den Rand und die
äussere Sohle verbindet.
BTnert, m. Vom., Albinus. Hart-
wich, 53.
birbixen, sw.^ unruhig hin- und her-
laufen. Stallup. Marold. Vgl. bUxen.
BTre, /., s. BUre.
Birl(hahnenfu(z, m., wolliger Hahnen-
fufz, Ranunculus lanuginosus L. Ha-
gen, 588
Biri(WUrz, /, Pflzn., Blutwurz, Poten-
tiUa tormentilla Scop. Hagen, 542.
birmQlsch, adj., s bermaulsch.
Birne, /. Einem die Birnen schütteln^
ihn durchprügeln. Sprw. I, 1.
Birt, /., s. Pirt.
Bisbing, Bisbremse, /., s. Biswurm.
Bischburg, pltd. Bttschborg, Ortsn.,
Bischofsburg, Stadt im Kr. Rössel.
BiSChTsel, n., das auf der Tenne auf-
gehäufte Getreide. Samland.
Bischl(e, n., ein bil'zchen, ein wenig.
In der Abhandlung über den geheimen
Bettlerorden in Preul'zen (Preuiz. Ar-
chiv 1793, 5 fif.) wird der Ordensname
eines der verbrecherischen Bettler als
Bisclilceschuster angeführt, „weil er sein
Handwerk zu lernen angefangen, aber
nicht ausgelernt hatte (a. a. 0. 18)*'.
Er hatte also noreinbifzchen geschustert.
Vielleicht leitet sich der Name besser
von dem poln. pysk^ Mund, Maul, ab,
und bedeutet Maulschuster.
Bischl(e, m., Schifiszwieback. Pillan.
In Bartenstein nennt man ein kleines
Brot Bitscilice. Wohl von Bischke = ein
bilzchen.
bischIce, Ruf: halt! Zum Rindvieh
beim Pflügen. Dönh. Volksr. 63, 242b.
Bischstln, Ortsn., Bischofstein, Stadt
im Kr. Rössel. Ihr Spitzname ist
Birtterrttschice. Mühling. Sprw. 1,511.
Bisclltuin, n., das Bischoftum, hier
das Ermland. Har^ was die Nachbar-
schaft hievon im Bischthum spricht
Carm, nupt I, 124. Eck heb em Ower-
Land dat Hochdietsch oock gelehrt^ Em
Beschdohm awers recht de Grrund'Spraack
utstodeert Ibid. IV, 324 c.
Bise, /., 8. Bese.
biSen, in Westpr. auch gisen, sw.y
wild und toll hin und her rennen, zu-
nächst vom Rindvieh zur Zeit der
Brunst oder wenn es vom Biswurm ge-
plagt wird. Mutwillige Hirtenjungen
ahmen das Summen der Brem^ nach
und bringen durch ihr bisss . . . .' die
Kühe zum bisen. Wenn en Stock Veh
bi4^t, hewt det angine den Zagel. Sprw. I,
370. Wenn M Koh den Schwanz Rewt,
gises alle, Conitz. Sprw. II, 1624.
Beides sprichwörtlich im Sinne von:
Bissmilch — biszu.
85
Schlechte Beispiele finden schnell Nach-
ahmung. Mhd. bisen, ahd. pison, baye-
risch btsen, bisem^ schweizerisch biesen,
lettisch bisseht, bissohty lit. zilqfuj
pohi. gzenie (ffies). Nsslm. Wb.
546b. Schmeller I, 209, weist auf
das böhm. bezeti und das poln. biedz
(biez§)j laufen, hin. Sollte nicht der
das bisen veranlassende bis -Ton zur
Erklärung der Bildung des Wortes ge-
nügend sein? Im Fuldaschen sagt man
statt bisen: beiem. Vilmar, 30. Vgl.
Grimm, Wb. U, 3 u. 46. Weigandl,
200. Schade, 68b.
Bissmiich, /., s BTsL
BTst, Biest, BUsty B§8ty /. u. m. 1. die
erste Milch der Kuh nach dem Kalben,
auch BTstmilch, Bissmilch, Btetmilch. Hen-
nig, 23. 319. 2. jede Speise, die aus
der Bist bereitet wird: Btstßinsen, Bist-
keilcheti^ Btsikuclien, Es sind dies Fest-
speisen zur Feier der erfreulichen Ge-
burt des Kalbes. Sperber, 7. Ge-
naueres über die Btst s. Bock, Nat. I,
259 ; er schreibt Büfzt und Beefzt Ahd.
piost, mhd. biest^ angs. beost, ndl. biest,
engl. biestingSy bayr. biest, Schweiz, biest^
biemsty bienst In Estland Beestmüch,
Hupel, 19. Sallmann, 29a. Bei
Prätorius völlig abweichend Geest
Von der ersten Milch macht die Wirthin
Krekinus d. i. Geest^ backt Fladen und
Striizel, kochts mit der ersten Milch da-
ö07i der Geest wird und setzets auf den
halben Scheffel, Pierson, Matth. Prätor.,
68. Vgl.Grimm,Wb.n,3. Schmel-
1er 1, 215. Weigandl, 195.
Bist, n., s. BCsL
btster, biester, bUster, adj. 1. finster,
duster, trübe. Im Herzen is btster, 2.
irrig, finster im Geiste. Öck si btster,
ich bin im Irrtum; im Werder: öck st
sparbtster,
bistern, biestern, bUstem, sw., in der
Irre herumlaufen, sich nicht zurecht-
finden, gewöhnlich verbTstem, verirren.
Öck st äwerall ^römgebtstert^ ich bin
überall umhergeirrt. Er ist verbiestert,
wie Kutschen FucJis im Hafer, Sprw. I,
3887. Awer öck dochty wenn öck vom
schlechten Wedder on von Verbiestem
säd, ivfdl mi de Woüehrwörden Opp-
schoww (Aufschub) gäwen. Spook,
472. Bei Dorr, 28, irren, irre leiten:
Doch leet öck mi nich biestern, woarvon
de Lied nuscht heeni, Darmöt, docht
öck, kannst du se uk wraftich nich ver-
teenin (erzürnen). In der Dzg. Nhg.
hat btstem auch die Bedeutung: irre
reden, phantasieren; bei Jeroschin:
hilflos, verlassen: dar undir ouch ein
prtstir bleib des lebens btstir 144 a.
Pfeiffer, 132. Hennig, 41.
Biswurm, m., Bisbremse, /., auch Biese-
wurm (Bock Nat. V, 229), Bisbing, /'.,
und Brisbrummel, m, poln. gies, giez,
1. Rindsbremse, Tabanus bovinus, Das-
selfliege, Oestrus bovis^ auch gemeine
Waffenfliege, Stratiomys chamaeleon.
Diese Insekten veranlassen durch ihre
Annäherung das Biae^i des Rindviehes.
De Klempe plackt de Bisivorm, 2. Bild-
lich ein ruheloser Mensch. Wie ein
Biiitourm sein — umherfahren, Korre-
spondenzbl. III, 50. Steckt dl de Bis-
brems^f Du hest gewfss wedder Biswerm
§ni Kopp, Dorr, 1. Wiew., 35. Vgl.
Biszeii
Biszeit, /., Zeit, in der die Kühe bi-
^en. Nach Bock, Nat. Y, 230. Beese-
zeit: Wenn die Fortpflanzung dieses
Ungeziefers (Ochsenbremse) vor sich
gehet, so nennet man solches Biesen
oder die Biesezeit,
biszu, adv. Rück' ein bij'zchen biszu,
zum Nebensitzenden, der etwas weiter
rücken soll. Gegend von Jastrow.
Vielleicht eine Verstümmelung von:
86
Btter — Blanksonntag.
bifzchen zu (dahin, dorthin zu). Ma-
rold.
Biter, 9n., 8. Beitzer.
BHschke, n., s. Bischke.
Bitterfisch, m,^ Elritze, Cyprinm Pho-
xintisL.y ^o\n, olszanka. Bujack, 394.
Nach Benecke, 116, der Bitterling,
Rhodeus aTnartis BL^ mas. rdest pieprzny,
ohzowka.
Bitterkresse, /., bitteres Schaumkraut,
Cordamine amara L. Hagen, 683.
Bitterkresse^ weil sie statt der echten
Brunnenkresse verwandt wird . S.Leu-
nis, 661.
Bitterling, m., s. BHterfisch.
Bjidd, /., s. Bied.
blabbem, str., plappern. Davon Blab-
berbarL Hennig, 32.
bladen, sw., vom Kohl die äufzersten
Blätter abpflücken. S allmann, 39a.
Hupel, 26, schreibt blaten.
Blaff, m. 1 . der Bellruf des Hundes,
daher Hundeblaff. Et os e Huingeblaff
wit^ es ist einen Hundeblaff weit d h.
so weit, als man das Bellen eines Hun-
des hören kann. Auf die Frage nach
der Entfernung eines Ortes. Vgl.
Sprw. I, 1745. Im Götting. hunneklaf.
Schamb., 89a. 2. nach Marold auch
der Mund.
blaffen, su\, bellen, anblaffen, an-
bellen, aber auch anschreien, anfahren,
ausschelten. Wat blaffst mt so an!
Für eine zweite Bedeutung: dumm,
starr ansehen, ist richtiger anglaffen.
Blaffer, m., von blaffen^ ein Hund,
der viel bellt, aber auch ein Mensch,
der viel und polternd redet, der schilt.
bl&ken,8t£;.; qualmend brennen, glühen.
Die Lampe blakt bei zu hoch geschro-
benem Docht. Der Kien blakt.
Bl&ker, m., Wandleuchter mit einem
Metall- oder Glasspiegel als Reflektor.
Hennig^ 82.
blamTserig, adj., trübselig, schmerz-
lich, wehmütig. Mühling.
blanducken, sw.^ von Kindern, welche
ohne Erlaubnis die Schule versäumen,
sich herumtreiben. Auch Substantiv.:
He OS en Blanducker. Rauschen. Sam-
land.
blank, adj. 1. von blinken, blinkend,
glänzend, rein, hell^ klar. Blank Oeldy
neues, glänzendes, aber auch bares.
Blanke Augen, klare, muntere, schlaf-
freie. Sich blank machen, sich rein
und sauber machen, schmücken. Bei
J er o seh in: von dasz der morginrot üf
dranc unz daz man sack dt steme blanc
104b. Pfeiffer, 132. 2. blolz, nackt,
ohne Geld. Ist er denn ganz blankf
Ganz, mein Herr, und hungrig, Soph
R. I, 2.31 f. Hennig, 32.
Blanke, /., von blinken. 1. offen ge-
bliebene Stelle im Eise^ auf der man
das blanke Wasser sieht (Klein I, 51:
„welche von selbst nicht zugefroren
ist"), Wasserstrudel, der nie oder nur
bei strenger Kälte zufriert. Blanken ent-
stehen dadurch, dafz eine im Wasser
befindliche warme Quelle die Eisbildung
hindert, oder der Wind diese Stelle
längere Zeit hindursh fegt; das Eis,
das sie bei anhaltender Kälte überzieht,
ist wenig sicher. Sie heifzen auch
W&ken. S. Pas sarge, Balt., 61. Ej^
ist in di£ Blanke gelaufen, der Schlitt-
schuhläufer. 2. gröfzere Pfütze, in der
das Wasser steht. 3. Wiese. Nicht
so ein Fleckchen, nein, eine ganze Blenke,
jung und beblümt wie der Fmhling.
Soph. R. I, 373.
blänkern, ^(;.. blinkem, strahlen, glän-
zen. Dat blinkert und blänkert. Wie
blänkerd! er de Kopp! Carm, nupt, I,
282. 11. Hennig, 320. Vgl. blHzem.
Blanksonntag, m, der blanke Sonntag:
der Ostersonntag, weil zu diesem Tage
Blftr — Blaamontag.
87
alles im Hause rein und blank ge-
schmückt ist.
Blär (dlang), m., s. Bär, Peter.
biftren, st^., anglotzen, anstieren. £1-
bing. Schemionek, 5.
BIftrkaiz, /., Name für ein Fischer-
netz. Auch: Kater. Drausensee. Müh-
ling.
Blarre, Blärre, /., eine aus Weiden-
rinde gemachte „Blase" mit breitem
klarinetten-artigem Mundstück; sie beü'zt
aach Quarre. Ein Kinderinstrument.
Von blarren. Vgl. Volksr. 61, 237.
blarren, blärren, »w. 1. plärren,
schreien, schreiend weinen, laut und
schlecht singen; auch von Bindern und
Schafen. Ek heww noch G§ld pn Sack,
wenn du vor Hunger blarrst Dorr,
1. Wiew., 22. Er kann nicht grofz-
9precheny aufschneiden, schreien, blarren^
brasc/ien wid sich zancken. Stein,
Peregrinus XVIU, 28. W. Mtsbl. VI,
190.
Roü, roUy roU!
De Kanter ös e Boll,
De Kinder s&n de Narre.
Se gane möt em blarre.
Sprw. I, 3160. 2. Auf der Blarre (s. d.)
blasen. In Zusammensetzungen: an-
blarren, einen laut und mit unziemlicher
Gebäi'de anschreien, ausblarren (nach
Muhling), zu blarren aufhören; aus-
plaudern , ausschwatzen , Geklätsche
machen. Blarrhals, m., Schreihals, als
Scheltwort auf viel schreiende Kinder.
Seblarr, n., Geplärre, Geblök. Hen-
nig, 32. Vgl. pISrren.
Blas, m.y s. Blässe.
BIftse,/. \.pustida,papula, 2. Trom-
pete, Oberhaupt Blaseinstrument. Wenn
miene Mohda mie, as met der Blahs
tohroehp. Carm. nupt III, 77 c. Vgl.
Blarre.
BI8sente, /., Wasserhuhn, Fulica atra.
Auch BIBshenne.
Blässe, Blesse, pltd. BISss, /. 1. der
weifze Fleck oder Strahl auf der Stime
der Rinder und Pferde. 2. das Tier
mit einer Blässe, dann auch der Bldsa,
der Bloss. S. Grimm, Wb. II, 71.
Weigand I, 204. Hennig, 32. 3.
Wange, Backe, Kopf. Och ha a och
au mdnge Rabbas (Hiebe) ver e Bloss
gegjäne (gegeben). Ermland.
blässig, adj,^ von Blasse, was eine
Blässe hat. Wat blassig jung wart,
stallt 6k blässig = ]\xng gewohnt, alt
gethan. Sprw. I, 393. Pltd. meist
bIHssig.
Blatt, n., engma-schiges Netztuch, auch
Korlgarn. S. Schienge.
blatten, sw,, auf einem Blatt den Lock-
ton dei* Ricke uachahmen, um den Reh-
bock herbeizulocken. Obgleich die
Jäger heute ein eigenes Instrument
zur Hervorbringung dieses Locktones
besitzen, so ist die Bezeichnung ge-
blieben. Vgl. Grimm, Wb. I, 77.
Blattlos, Pflzn., auch Ohnblatt, ge-
meiner Mauerpfefler, Sedum acre L,
Hagen, 479.
Blattstroh, Pflzn., gemeines Labkraut,
Galiutn moUugo L. ^agen, 162.
Blaubeere, /., gemeine Heidelbeere,
Vacdnium Afyrtittus L. S. Besinge. Ha-
gen, 416. Hennig, 32.
blauen, stv,, die Wäsche blau machen.
S. Blausel.
Bläuer, m., s. Bressem.
Blaumontag, m., blauer Montag. Zu-
nächst der Montag der Karwoche, so-
dann in der Handwerkersprache jeder
Montag, an dem die Arbeit eingestellt,
der blau gemacht wird. Die Tage der
Charwoche heilzen : Blaumontag^
Krummdienstag, Aschermittwoch^ Grün-
88
Blausei — blengen.
donnerstags StUlfreitag^ Schwarzsann"
abend^ Blanksonntag. Sprw. I, 376 Im
Bartenscben beiizt der Dienstag: Weifz-
dienstag und der Mittwoch Krummr-
mittwoch; im Samlande führen Sonn-
abend und Sonntag dieser Woche die
Namen: Plieskesonnabend und Fladen-
sanntag; der Sonnabend heifzt auch
Kiitschkesonnabend; die letzten drei Na-
men beziehen sich auf das Festgebäcke.
Blausei, n., blaue Stärke, Lackmus,
die Wäsche blau zu machen. Danzig.
Bock, Nat. I, 589. Klein I, 52.
Blauvellkesafty Blauveilchensaft. Me-
dikament S}f}*upus violarum, Kgsbg.
Blauziemer, m. Wachholderdrossel,
Turdus pilaris L. Bujack, 370.
Blauzwirnsaaty /., Saat, aus der blauer
Zwirn wächst. Man schickt Kinder
am 1. April danach. Samland. S.
Strammbttxensaat
Blech, n., Geld, fade Rede, dummes
Geschwätz.
blechen, sfu\y zahlen und zwar tüch-
tig, teuer. Hennig, 32. Se sdlen
miene Peerd! hMen^ awer se Tnotten mi
darfär blechen. Dorr, 1. Wiew^, 102.
Blechin, m., Fischn., s. Gieb.
BlechpQster, m.^ Trompeter. Aus Blech
und pusten zusanunengesetzt.
Blecke, Bleike, /., Fischn., s. Gieb.
blecken, sw. 1. bleichen, in der Farbe
yerschieizen. Hennig, 32. Zur Ver-
stärkung: abblecken, ausblecken, ver-
blecken. Klein II, 210, schreibt ver-
blUcken. Das Tuch ist ganz atisgebleckt.
2. beim Lachen die Zähne blicken lassen.
Hei bleckt de Tähne. De See bleckt de
Tähne^ sie zeigt Schaum wellen als Vor-
boten gröl'zerer Erregung. Hexspr.,
156. In Hessen blecken hohnlächeln,
boshaft lachen. Vilmar, 41.
Blei, 9»., Fischn., s. Bressem, auch Gieb.
Bleib, n.^ Stätte, wo man bleiben, sich
auflialten kann, Domicil. Birsckt e Bltw^
denn e Wtw, erst ein Bleib, dann ein
Weib. Sprw. I, 379.
bleiben, pltd. bltwe(n), st^ wegbleiben,
die Besinnung verlieren bei Ohnmacht
Elbing. Schemionek, 6.
Bleide, BITde, Plitte, /. 1. altes Wurf-
geschol'z. Pr. Samml. III, 7. Hennen-
berger hat PHtt£ (S. 471) und Blitte
(S. 28 u. 49). Bei Jeroschin bltde:
(er hiel'z wieder aufrichten) swaz da
was geworfen nidir mit bltdin in des
stui'mis dram (jquam) 46 d und öfter.
Pfeiffer, 133. Eine Gattung der Blei-
den hiefz Tümmler. 2. Türme, Wälle
u. a. Festungswerke, welche eine Stadt
oder Burg einfriedeten, daher auch
Burgfrieden genannt. Bei Jeroschin:
bercfrit. Hartknoch, 225. Hennig,
32 f. Pfeiffer, 126.
Bleier, m., s. Bressem.
Bleigietzen, pltd. BITgete(n), n., aber-
gläubischer Gebrauch am Sylvester-
abende. In der Mittemachtsstunde
schmelzt man in blechernem Löffel Blei
oder Zinn und giefzt die heii'ze Masse
in Wasser, wenn angänglich durch den
Ring eines Erbschlüssels. Die ent-
standenen wunderlichen Gebilde läizt
man durch eine Kartenlegerin deuten
oder thut dieses auch selbst. Ein krau-
ser und blanker Gufz bedeutet Geld,
eine Höhlung das Grab, eine altar-
förmige Erbebung Trauung etc. — Um
ganz sicher zu gehen giel'zt man den
Gufz am heil, drei Eönigstage um.
Giebt er ungefähr dieselbe, oder auch
nur eine ähnliche Figur, so ist das Vor-
zeichen untrüglich. Gewöhnlich sagt
man Zinngiefzen. Vgl. N. Pr. Prov.-
Bl. VI, 216, 25.
Bleike, /., Fischn., s. Gieb.
blfingen, sw.^ blühen. 0ns Weiten
bleengt. Dorr, 1. Wiew., 21.
Blenke — bHtzern.
89
Blenke, /., s. Uänke.
Blesse, /., s Blasse.
Blick, m. 1. Augenblick. Westpr.
Mühling. 2. böier Blick^ der verderb-
lich^ tötend für den wird, aui den er
fallt. Näheres s. Hexspr., 3 ff.
Blick, BlUck, m., nach Sperber, 8,
der sonst Blei genannte Fisch, also
Cyprinu» Brama^ Brassen. S. Blecke.
BiTde, /., s. Bleide.
Bliesen, Ortsn., Dorf zwischen Rheden
und Straizborg in Westpr. S. Golom-
biewo.
blind, adv. 1. glanzlos, trüb. Der
blinde Spiegel, die blinde Schnalle. Hen-
nig, 320. 2. Hebt Dank davär^ schlapt
blinTity Herr Kroger, öck söh ju kuhm ver
ätwe Sojr^r (elf Uhr). Carm. nuptV^ 145 c.
blind hier im Sinne: schlaft fest, schlaft
wohl, mit fest geschlossenen Augen,
wie ein Blinder 3. blind ankommen^
übel, schlecht an- oder fortkommen.
Einige benachbarte Geistliche . . suchten
uns eines andern zu belehren^ die kamen
aber blind an, Anhang zu Soph. R.,
80.
Blinde, ?»., Haufen Menschenkot. Dem
Blinden die Augen austreten, in Men-
schenkot treten. Sprw. I, 384. Ebenso
in Posen. Bernd, 27.
Biindeflufz, m., das Flüfzchen Rominte
(s. d.).
Blindekuh, /, Kinderspiel. Einem
Kinde werden die Augen verbunden,
es greift als blinde Kuh die übrigen
Genossen. Text in den Volksr., 186,
700.
Blindischken, Ortsn., Dorf im Kreise
Goldap. Er ist aus Blindischken^ wo
die Hunde mit dem A. bellen. Sprw. I,
390. Vgl. AugstupHhnen.
Blindkicks, m. oder /., je nach dem
natürlichen Geschlecht, aus blind und
kicken zusammengesetztes Scheltwort
für einen, der schlecht oder unfreund-
lich sieht En Blingkigs gluhpt hoch
op^ as wull se ml behexe, Carm. nupt I,
282, 14.
Blindschlange, Blingschlang, /., Blind-
schleiche. Sperber, 7.
Blindztm, m., Schimpfwort. Ein Mäd-
chen weist den Gratulanten, der sich
als Bauer giebt, weg: Dröm schert ju
hier man fort^ ju motte hier nich kicke!
Eck sehd: ju sond sehr narsch^ eck war
mi woll wechschlike. Dei Blingziems
war öck los^ eck ging nu doch her/är.
Carm nupt VI, 242 c u. d.
Blingschlang, /., s. Blindschlange.
bunkern, sti?., frequentatives blinken^
glitzern, glänzen, leuchten. Augen hast
du ja^ um sie (die Schlange) blinkem
zu sehn, Soph. R. I, 374. S. Grimm,
Wb. II, 128. Vgl. blänkern.
BiTse,/., Leuchtturm. Neufahrwasser.
Blitt, Blutt, m,, Blut. Ermland.
blitzblank, adj.^ blitzend blank, spie-
gelhell. Sie hält in der Küche alles
blitzblank,
blitzblau, adj,^ dem ausbreclienden
Blitze wird die blaue Farbe beigelegt,
bei der blauen Flamme wird geflucht.
Grimm, Wb. H, 131, Mythol., 162.
Ein kleines Gewitter zog auf, „Hoho'^^
rief er (der Teufel), „nun is{s Zeit^
dafz ich mich f artpacke ^ denn da
kommt der mit der blatten Peitsche.
Reu seh, Sagen, 95. Blitzbau und
donnergrün^ zur Bezeichnung auffallend
bunter, ^knallender" Farben, auch un-
bestimmter Farben, selbst wenn blau
oder grün darin nicht auftreten. Grimm,
Wb. II, 1244, hat nur Donnergrün^ n.
als Sedum telephium L.
blitzen, stv. Es blitzt! sagtman^ wenn
die Schlitze in einem Frauenrocke sich
ofinet und der Unterrock sichtbar wird.
blitzern, su\, glitzern, funkeln, strah-
90
Blitskröte — blfihen.
len, leuchten mit Blitzganz. Dm blitzen
und blankertf z. B. die Pickelhaaben
eines Regiments im Sonnenschein.
Bliizkrtiie, /., Schimpf-, Scheit- ond
SchmeicLelwort. Denn so eine BUtz-
krote (ein Stachelschwein ist hier ge-
meint) verbirgt sich auch in sich selbst,
wenn sie meinem Wachtel (Hund) die
Nase geprickelt hat. Soph. RIY, 155.
Seh mir einer die BUzkrote! Ibid. VI,
255.
BIHzpulvery n., Pulver, mit dem man
(auf dem Theater) den Blitz nachahmt.
Der Same des gemeinen Bärlapp, Lyco-
podium clacatum L. Er heüzt auch
Streupulver , IQopfpulver , Hexenmehl,
Hexenpulver. Über die weitere Be-
nutzung des Barlappsamen s. Leunis,
1442.
Blix, BIBcks,«»., Blitz. Fluch: GottsBÜjc,
Hayel^ Donnencetter! Don stoowd sei
as en Blocks davon. Carm. nupt. I,
282, 6. Eck füll als tcie ön Blocks ran
meiern P&rd herunger. Catyn. nupt. V,
190b. Hei quam ock as öti Blocks.
Carm. nupt. M, 242 d. Bllxkerl, Blitz-
kerl, gewandter, pfiffiger, anstelliger
Kerl. (Hennig, 33: sehr heftiger zor-
niger Kerl); ebenso: Blixjunge. Blix-
margelL
BlHcks, m, s. das vor.
BiockstUck, n.j grofzes Geldstück.
Gegenwärtig heilzen die silbernen Fünf-
markstücke Blockstücke, früher waieu
es die Zweithalerstücke.
bind, adj.^ träge, faul: beim Pferde;
arbeitsscheu: beim Menschen Elbing.
Schemionek, 6.
BIBsel, n., Dem. Blöselchen^ Blumen-
strauTz.
BIS88, m.y Schlag, schnell und kurz,
blitzartig. Eck spoard dat Muhl wgt
op^ als myne Schten-Dahr ösz^ vergatt
et to to dohn^ t^yps kroch eck onen Blosz.
Carm. nupt V, 190d.
Bloss, / u. JH., s. BIHsse.
blöfz, cu/r., zur Verstärkung des Aus-
gesagten. Du warscht bhfz krtge! du
wirst tüchtige Schelte (Hiebe) bekom-
men. Ich hob ihm blofz gegthenl Dat
ÖS blofz koUy das ist eine grimmige
Kälte!
Blott, m. u. /*., Strafzeukot, vom Re-
gen au^eweichtes Erdreich, Schlamm.
Poln. btoto^ lit blota^ bohm. bldto^ russ.
bolbto Kot, Strafzenkot, Dreck, Unflat.
Alles tne Blott. Schal^. 3, 4. Masur.
Sprw.: Du bist so grob^ ah wenn man
mit dem Stock in den Blott hauen würde:
taki prostjfy iak gdy by kto kiyiem w
bhto uderzyl. Sprw. II, 3081 . Nsalm.
Forsch 2; Th., 19. Pierson, Matth.
Prätor., 149a. Altpr. Mtsschr. XV, 581.
Uennig, 33. Vgl. Mott.
blottig, adj.j von Blott^ schmutzig,
kotig, dreckig; vom Wege, Erdreich.
Doar buuten lett et gruulich nooch^ De
Wdj onfoahrbar^ blottich, toach. Dorr,
18. . . . und wurden die Geistlichen mit
den Ceuelen so übel auf der blottigeti
Erde abgemahletj und mit Schlägen so
zugericht etc. (bei einem Haodgemenge
mit den Bauern). Hartwich, 489.
BlottkDl, /., Dreckpfütze. Se schmee^
ten mi vom Peerd ^runder §n 'ne Blott-
kul. Dorr, 1. Wiew., 110.
blubbern, stc.^ viel und unbedachtsam
plappern, schwatzen.
BlUck, m., s. Blick.
Bludsdien, Ortsn., Dorf bei Pillkallen.
Neckerei: Er ist aus Bbidschen — ein
Bludscher^ er dünkt sich klug. Sprw. I,
394.
blOhen, pltd blfige(n), sw.^ vom frischen
HaS^ wenn es im Sommer, namentlich
im Juli uud August, sich mit einer
Blumdie » Bocht
91
eigenen Art grüner Pflänzchen von fast
mikroskopischer Kleinheit übeizieht;
am Cfer ausgeworfen und getrocknet,
überdecken sie dasselbe wie mit Vitriol.
Mit dieser Blüte entwickelt sich ein wider-
wärtiges Miasma und ein merkliches
Sterben der Fische. Vgl. Passarge,
Balt, 89. In Eönigsbeig blüht der
Schlofzteich.
Blliiidie, w. jüd. Vom., Blume. Fla-
tow. Schmitt, 113. S. Parche.
Blume, gelbe^ Dotterblume, Cdbha pa-
lustri» /v., auch Trollblume, TrolUus
europaeusL. Landfirauen bieten im FrQh-
linge in den Strafzen Königsbergs diese
Blumen zum Kaufe an mit dem Rufe:
Frues^ gele Blom' ! Frauen, (kauft) gelbe
Blumen! S. Kuhblume.
Bluroenslanz, /., aus Blumen und dem
verkürzten Constanze zusammengesetzt,
zur Bezeichnung einer Bluroenverkäufe-
rin. Dzg. Den (Kranz) bringt to Kop
ju allerwegen De ersckte beste Blomen-
itanz, Bauernep., 46.
Blumenstein, m ^ umblumter Stein:
Wenn dies Kraut (HaflFkraut) am Stein
angewachsen und sich um dasselbe kleine
Muscheln und Sand angehangen , so
nennen die Strandbewohnet* die Masse
den Blumenstein. Bock, Nat II, 169.
Blumenstreicher, m.^ von Stein, Pe-
regrinus All, 13, unter homines dolosi
aufgeführt W. Mtsbl V, 188.
blUmerant adj.^ s. plUmerant
Blumstein, Ortsn., Dorf im Kirchspiel
Guttenfeld, Kr. Pr. Eylau. Sachte on oni-
meTyWi de leweBlamsteneronfdre doch alle
Jar ene Witte dod, langsam und immer,
wie die lieben Blumsteiner und fahren
doch alle Jahr einen Schimmel tot.
Die Blumsteiner waren in früherer Zeit
durch Scharwerksdienste hart geplagt.
Da sie schlechte Pferde, meistens Schim-
mel, hatten, so gingen ihre Fahrten nur
langsam; daher waren sie &$t bestän-
dig unterwegs und mancher Scliimmel
fiel Sprw. n, 2236.
BIflse, /., weite fedtige Hose.
Blutigel, pltd. BlOtigel, m., korr. vhchd.
Aiuteule, gespr. Bluteile^ der Blutegel,
Hinido medicinalis.
Blutkraut, pltd. BIAtkrOt, n., Name für
eine Reihe von Pflanzen, teils der roten
Bliite wegen, teils 'wegen ihrer Anwen-
dung als blutstillende und adstringie-
rende Mittel so genannt: blutroter
Storchschnabel, Geranium sanguineum
L.; gemeiner Weiderich, Lythrum sa-
licaria L,; gemeiner Wiesen knöpf, jSon-
guisorba officinäUs L, S. Hagen, 712.
496. 173. Leunis, 529. 573. 427.
Bobbert, Bubbert, m., dicker Kuchen,
von Mehl, Eiern, Milch und Speck ge-
backen. Dzg. Nhg. Viol^t, 98, In
einigen Gegenden auch blofz verdickte
Eiermilch. Im Brem. Wb. I, 154: Bub-
bei't; bei ScUmeller 1, 141: Babe; in
Livland Bubbert Speise, die auf einer
Schüssel LärtUch gekocht wird: Eier-
bubbert, Äpfelbubbert. Hupel, 37.
Sallmann, 29: Eierkuchen. Vgl. Bab.
Bocher, m.^ Knabe, munterer Junge,
Judenjunge; junger Student, Amanuen-
sis. Jiid.-deutsch; aus dem hebr. bachur
Jungling, poln. ebenfalls bachur. Im
Kreise Flatow Bocher. Schmitt, 110.
Bocht, verhchd. Bucht, / 1. Biegung,
Krümmung. Hennig, 321. 2. Lager-
stätte, Bett, Stall. Gät ön de Bocht!
sagt man zu Kindern, die man zu Bett
schickt; mit dem Rufe: Woll jü üt de
Bocht! treibt man sie aus dem Bette.
In Hessen Bochty m. u. n , unreinliche
Nässe: das Kind^ das Schwein liegt im
Bocht. Mhd. bdht Pfütze, Morast. Bei
Richey, 370, und im Brem. Wb. III,
370: Puuch^ Pook^ Puuk schlechtesBette.
Vilmar,46. Vgl. Grimm, Wb.H, 201.
92
bocht — Boden.
bochty bucht, adv,^ von biegen. Nich
backt gew€f nicht nachgeben, sich nicht
biegen noch beugen lassen Spnv. I,
486.
bochten, buchten, sw., in Unordnung
bringen, niederdrücken, zertreten und
dadurch Buchten machen. Kinder, die
im Bette spielen, verbockten das Bett,
Die Wiese verbockten — das Ge&eide^
feld. Auch zerbochten.
Bock, ?/?. 1. Fehler. Einen Bock
sckie/zen, einen Fehler machen. 2.
Böcke streifen^ wörtlich: Böcke ab ledern;
figürlich: sich erbrechen. 3. Einen
faulen Bock lassen, sich unmanierlich
aufführen. Ygl. bocken.
Bockbeere, Bocksbeere, /., schwarze
Johannisbeere, Ribes nigrum L, Bock
Nat. in, 337. Hagen, 264. Nach
Grimm, Wb. II, 206, auch Ruhm
caesius. Vgl. Pierson, Matth. Prätor. ,
13.
Bockel, m., Tannenzapfen. Ermland.
bocken, sw. 1. roire. Hat ihr das
Bocken gefallen^ so muss ihr auch das
Lammen gefallen. Dat Bocke geit leicht,
dat Lamme schwär, Sprw. I, 409 a; IL
399. 2. Kinder bocken, sind vom Bocke
gestojzeriy der Bock ist im (in ilirem)
Garten, wenn sie aus Eigensinn stolzend
schluchzen, schmollend schweigen, mau-
len. Haben sie sich beruhigt, so haben
sie ausgebockt y zu bocken aufgehört.
Dei^ Bock stöszt, sagt man auch, wenn
man schluchzen mul'z. Die Tolkemiter
sagen von dem, der aus Frauenburg
kommt: den hat der Bock gestofzen.
Sprw.I, 403. Vgl. Bockstall.
Bockfell, n., Fell eines Bockes, und
daher auch zur Bezeichnung harter
Haut; bildlich: böses, schlimmes Frauen-
zimmer; als Schimpfwort: Einfalts-
pinsel.
BVcMIng. vhd. Bückling, m. 1. der ge-
räucherte Strömling, Chipea karengus.
2. Verbeugung, Bückling. Wenn mich
die Bauern nur mit einem Böckling
ehren. Carm. nupt. I, 44.
Bocksbeutel, ?/?., zunächst scrotum ca-
pri, dann, was diesem ähnlich sieht.
Gewöhnlich: Schlendrian, alte Ge-
wohnheit, schwerföUiger Gebrauch, der
einem anhängt. Der alte Bocksbeutel
beim Hochzeitmacken bestekt (in Kgsbg.)
nickt mekr. Pr. Prov.-ßl. VI, 67. Hu-
pel, 27. Hennig, 35: Boksbeutel -
Buchbeutel, «ein Beutel, worinnen ehe-
mals die prcuizischen Frauenzimmer
das Gesang- oder Gebetbuch zu tragen
pflegten." Vgl. Sprw.I, 424, u. Grimm,
Wb. n, 206.
Bocksblut, Medik. Sanguis Hirci pulv.
bocksch, adj. 1. bockig, nach dem
Bocke verlangend. Von Ziegen und
Schafen. 2. Bei Kindern: eigensinnig,
aufsätzig, widerspenstig. Vgl. bocken.
Bocksdämel, m., dämeliger, damischer
Bock. Schimpfwort. Et* ist ein rechter
Bocksdämel, Dummerjan.
bocksdämlich, adj., dämlich, dumm,
wie ein Bock. Aber so sei dock nickt so
bocksdämlick!
Bockstall, Bockstecher, Bockstolzer, m.,
s. Frauenburg.
Boczan, m., s. Botschan.
BSdel, m., Konkursmasse, in der alten
Danziger Gerichtssprache. W. Seidel,
29. Klein I, 56: ^.Bankerott; wird
dem holländ., aus welchem es ist, ge-
mäl'z Budel ausgesprochen.^ Hennig,
33. Nach Kramers neu-holl. Wb.
ist boedel Erbschaft, Verlassenschaft.
In der erstangegebenen Bedeutung lebt
das Wort noch in : einbuddeln, Verluste
erleiden, Bankerott machen.
Boden, m., die Tiefe des Haffes. Die
Fisckerei auf der Hake, der Tiefe oder
dem sogenannten Boden des Haffes kann
Boffknecht — Boiert.
93
das ganze Jahr hindurch betrieben wer-
den, Fisch. -Ord. f. d. fr. HafiF § 18.
Benecke, 320. 338.
Boffknecht, m., Fischerknecht. S. Vor-
hauer.
Bogenbaum, m., gemeiner Tax- oder
Eibenbaum, Taxus baccata L. Hagen,
1052. Das Eibenholz lieferte das beste
Holz zu Bogen und Armbrustbugeln,
daher der Volksname. S. Leunis,
1042.
Bogenholz, n., Holz zu Bogen, viel-
leicht auch gebogenes Holz, Daube. S*
Klappholz.
Bogkinne. Nach Simon Grünau ein
getrockneter Hering.
Bohlengeld, n., s. Buhlengeld.
böhmisch, adj.y ungewöhnlich, selt-
sam, fremd, unbekannt. Das sind ihm
böhmische Dörfer,
Bohnaxt,/., Axt, „deren sich die Zim-
merleute statt eines Beiles bedienen,
um das beschlagene Holz glatt zu
machen." Von höhnen^ bohneim. Hen-
nig, 34.
Bohnenblatt, n., Pflzn., Fetthenne, Se-
dum telephium L. Hagen, 478. Nach
L e u n i s , 583, Sedum fabaria (von faba
Bohne), wegen der Ähnlichkeit der
Blatter mit Bohnenblättern.
Bohnenschacht, pltd. Bohne(n)8checht,
m., Bohnenstange. Vgl. Schacht.
Bohnenschippen, n., s. schippen.
Bohner, 97»., Bündel von Wurzelfasem
zum Reinigen der Küchengefässe.
bohnern, sm?., glätten, polieren, frot-
tieren, dass. was bahnen^ schwed. bona^
dän. bone^ holl. boenen, nds. bonen^ im
Holst, boonen und boonern Brem. Wb.I,
117. Schutze I, 130. Hennig, 34.
Die gebohnerten Möbel sind aui'zer
Mode. Bohnerbürste, /., Bohnerlappen,
«i. , Bürste (Lappen) zum Boh-
nern. Gebohnert habe kh fietmy-
lieh, Soph. R. I, 648. Er bohnerte an
einem Kreidefl^ck auf seiner schwarzen
Weste, Ibid. HI, 170. Dass eine grosze
Menge der Menschen vom Bonem un-
seres Holzgeräthes sich nährt. Ibid.,
483. Davon das adj. gebohnert In
Soph. R. IV, 244, ist von ^der mit einem
K(ypftuch gebonerten Stirn eines Land-
m^dgens^ die Rede.
bohren, »w., mit Nachdruck bitten,
unermüdlich in Gesuchen sein. Bei dei*
Behörde bohren ^ in bestimmter An-
gelegenheit wiederholt einkommen.
Muhling hat noch: im Geheimen In-
triguen anspinnen. Hennig, 34.
Boi, m.. Wollenzeug, dän. bajy schwed.
boj, hoIL baai. Im vor. Jahrhundert zu
Trauerkleidem verwendet. Bald will es
(das Glück) unsem Leib in Flor und
Boye kleiden^ bald schickt es wiederumb
ein FreudenMeid ins Haus. Carm. nuptl,
125. Er soll na>ch Flor und Boy nun
Freudenkleider tragen. Ibid., 162. So
ivird de7' Wittwen Schaar nun mehr und
mehr vermindert, Die nur mit Boy und
Floor bezierten unsre Stadt . , , Soll der
Boy und schwartze Floor mich drOcken^f
Carm, nupt, II, 135 b. c. Dein Boy ver-
wandelt sich in güldne Jyust-Broquaden,
Ibid., 177 c. Und Er im Boy gekleidt
hat traurig gehen mOssen, Ibid., 234 f.
und öfter.
Boidak, m., Flulzfahrzeug mit flachem
Boden von 30 bis 36 Last (a 60 Schffl.)
bei etwa 1 m Tiefe. Diese Fahrzeuge
kommen gewöhnlich nur mit der Früh-
lingsflut längs dem Niemen aus Rufz-
land und Polen.
Boie, /., s. Bolle.
Boiert, w. , in Stein, Peregrinus,
Bd. n, Abschn. III, 3, unter naves ger-
manorum: Bqjert, Passarge, 138»
schreibt, nach Löschin, Geschichte
Danzigs, Boyert, Flulzfahrzeug, das bei
94
Boik — Bollreuse.
der Belagerung Danzigs zar Sprengung
der Brücke benutzt wurde.
Boik, m,^ Knabe, Junge, engl, boy,
Mühling.
Boilke, m , /., der Cousin, die Cou-
sine; auch Boiikekind, n, Conitz. Tuchel.
Boite, /., s. Balte.
Boiderjan, m.^ Baldrian, Valeriana.
Sperber, 8, der auch Boller Jahn hat,
hält beide Namen für keine Yerstüm-
melungen von Baldrian, sondern über-
setzt: „kühner Johann'^, auf das alte,
jetzt noch englische bald » kühn hin-
weisend. S. Baiderjan u. Bullerjan.
Bolkase, m., Fischerknecht. S. Anker-
mann.
Boll, Bull, m., Bulle, Stier. Lit. (ml-
lus, Dat kimmt em ver, tme '?w BoUe
dat Melke, Vgl. Sprw. I, 492 fiF. D^k
daran^ Jupiter^ ine du fbr diene Europa
en BoU wardst Dorr, 1. Wiew., 119.
bell, adj.^ ungeschmeidig, steif; rund,
kugelig. Brem. Wb. I, 113. S. hüll.
bollärschen, bolKrschen, sw., aus boü,
ungeschmeidig, steif, und ärschen von
Arsch, podea, 1. mühevoll sich bücken,
heben, tragen, stark arbeiten, sich quä-
len. Öck mu88t foat so boUnärsche^ dat
ock nich op kann, 2. unruhig und ge-
schäftig den A. hin- und hei'werfen.
Kinder, welche im Bette rasen, boll-
ersehen. In Pommern nennt mau Hüh-
ner, denen die Uinterfedem fehlen, boll-
eersiff. Dähn., 49a. Tgl. Brem. Wb. 1,
113.
Bollbeere, /., s. Drunkelbeere.
Bolle, Bole, /., Boje, schwimmendes,
mit einem Seile an einen Anker be-
festigtes Stück Holz oder 'i onnchen,
zum Zeichen, wo der Anker, die An-
gel liegt, und zur Bezeichnung der
Fahrt. Wer die Tonnen^ Bollen oder
Boyen vorsätzlich verrückt^ cerfäUt in
eine Geldsti'afe von 50 Thaler. Fisch. -
Ord. f. d. k. Haff § 51. Die Fisch.-
Ürd. f. d. fr. Haff setzt § 52 die Strafe
auf 50—300 Thaler fest. Die Gh^enzen
des Tiefs sollen stets mit Boyen^ welche
jährlich im Frühjahr ausgelegt und im
Herbste aufgehoben werden ^ bezeichnet
werden. Fi8ch.-Ord. f. d. k. Haff § 13.
— Boüe^ das Runde die Knospe, der
(Flachs-) Knoten etc. Vgl. Grimm,
Wb.n, 231. Boie^Bqje^ nndl. boei^ engl.
buoy^ frz. bouee^ span. boya^ portng.
boie; ursprünglich Seil, Kette, Fessel,
von altlat. die bqja = Lederriemen,
Fessel. Weigand I, 217.
Bolleblidel, m , Bullenbeutel {sci*otufn)y
zur Bezeichnung eines diesem ähnlichen
Schnapsfläschchens mit weitem Bauch.
Bolleis, pltd. BollTSy n., auch Bullereis,
hohles, hohlliegendes und daher pol-
terndes Eis; die auf Stauwasser neu
gebildete Eisfläche, welche unter sich
kein Wasser hat und daher hohl pol-
ternd ertönt, wenn man darüber läuft.
bellen, sw., s. bullen.
Bollenfleit, /, Bullenflöte (?), Ochsen-
ziemer, Peserik (s. d.), Kantschu, Prü-
gel. Ek iD§U em m§t der BoUenfleit
Mores lehren. Dorr, 1. Wiew., 49.
Bollengeld, n., s. Buhlengeld.
Bollenkopf, m., zur Bezeichnung eines
stierköpfigen, zornigen Menschen. Bolle-
koppke, begoß dt^ beruhige dich. Sprw.I,
496. Na wacM man^ kiener Bollekopp !
Bollerjan, m., s. Bolderjan.
bollSrschen, sw.^ s. bollärschen.
Bollkalb, n., männliches Kalb. He
Hüft äwei' (bleibt übrig) as Leppen Boll-
kalf Sprw. I, 381.
Bollrabastel, /., dicke Milch. Natan-
gen.
Bollreuse, pltd. BolIrTs, /., in ßock Nat.
IV, 725, BoUrieSy mnd. balruse^ Reuse,
d. i. aus Weidenruten geflochtener runder
Netzkorb mit Einkehle zum Aal- und
Bollries — bommeln.
95
Neonaugenfsnge. Die BoUrease hat
drei Bogel and zwei Inkel. Fisch-
Ord. f. d. fr. HaJF § 33. He (der Nie-
deranger Bauer während der Uber-
schwemmong) sett öm Föld Bollriesen
uut. Dorr, 21. Boll^ adj.^ rund, kug-
licht. Brem.Wb. 1,113. Vgl Grimm,
Wb. II, 231 : Bolle = Knospe. Beschrei-
bung und Abbildung der Bollreuse in
Benecke, 396,
Bollries, f., s. Bollreuse.
Bollstint. m,, Seestint, Salmo sptrin-
cku8, (ß. eperlano^marinus Bloch,^ Bu-
jack, 392.
Bollwerk^ n., in Königsberg kein for-
tifikatorisches Werk, sondern die auf
Pfählen ruhende feste Bohlenein£assung
längs den Ufern des Pregels, also mehr
ein Bohlenwerk. Und derweil zu dem
bevorstehenden baw am BoUwercke geldes
benotiget gewesen etc. Protokoll der
Morgspr. im Kneiphof aus 1605. Die
Zönfte, 21.
bVMerig, adj, 1. unfugsam, schwer
zu handhaben. Natangen. 2. ärger-
lich. PiUau. Vgl. balstlrig.
Betten, Butten, m., Bolz, Bolzen: der
Nagel, der die Deichsel an den Wagen
schlieizt, Schliefznagel; das £isenstück,
das, glühend gemacht, in das Plätteisen
gesteckt wird. Hennig, 36.
Bolwan, in., nachgemachter Lockvogel,
ausgestopfte Auerhenne, wodurch der
Äuerhahn in die Schulzweite gelockt
wird; in Livland ausgestopfter Birk-
hahn. Lit. balwönas, lett. bukoahns;
poln. halwan^ russ. bolwan Klotz, Block,
auch ungeschlachter Mensch; das ht.
balwdnas und das poln. bahvan auch
Götzenbild. Nsslm Forsch. 3; Th., 20.
Hupel, 29.
Beben, m,, s. Butte.
bellen, »it\, schlagen, einheizen, ein-
schlagen: die Fenstei', aber auch in den
Hut einen Bolzen (s. Bvlte) schlagen.
ver- und zerbelzen. durchprügeln und
dabei verwunden: den haben sie gut
verbolzt — zerbolzt
Bembasseng, Bombasln, ^z., mnd. bom-
si7i^ bomside^ baumwollenes, jetzt aufzer
Gebrauch gekommenes Zeug (bomby-
cinum). In Hessen Bomsen. Vilmar,
48. Bock Nat. V, 408 f. hat: Bomsin,
ein Gewebe, in welchem der Aufzug
Wolle und der Einschlag Baumwolle
ist. Umgekehrt im Mnd. Wb. I, 384a.
bembastig, adj.^ schwülstig, phrasen-
haft in der Rede; in Elbing auch ge-
schmacklos aufgeputzt Schemionek,
6. In Kgsbg. noch dickhäutig, ver-
schlagen, verschmitzt. Dat os en Born-
basfgei*^ dei stellt sock blas so, Bombast
ursprünglich mit Baumwolle, mlat bom-
bojCy ausgestopftes (aufgeblähtes) Zeug.
Weigand I, 220.
Bember, m., Fehler, dummer Streich
Er hat einen heillosen Bomber gemacht^
einen grofzen Fehler, durch den er die
Sache verdorben, ihre Ausführung er-
schwert hat. Nach P i s a n s k i s Nachtr.
auch: einen Strich durch die Rechnung
machen.
bemftdeln, m., s. bumfTdeln.
Bemmchen, n., s. Bummchen.
Bemmel, m^ Dem. Bommelchen^ pltd.
Bommelke^ das Baumelnde; Troddel,
Uhrgehänge. Der Ohrbommel^ das Ohr-
gehänge. Bommelke hing^ Gangelke ging,
Wt't Bommelke rafully Nehm Gangelke
Bommelke, Rätsel. Die Eichel und
das wilde Schwein sind gemeint. Pflz.-
Räts. 9. In der Zusammenfassung ver-
schiedener baumelnder Gegenstände
Bommelaiche, Bemmelage, auch Bamme-
laiche, Bammelage.
bemmeln, »w, 1. baumeln, hängend
schwanken, frei schweben. Ebenso
bammeln und bummeln. In Hessen bam-
96
bömmeln — Bora.
beln (pampeln). V 1 1 m a r , 24. Mit den
Füfzen bwmfmeln — bommeln — bummeln.
Das Ohrgehänge bammelt: Ohrbommel.
2. ohne Arbeit leben, müfzig gehen.
Hei bommelt den ganze Dag heröm.
Davon Bommler und Bummler, m., Müfzig-
gänger, Herumtreiber. Weigand 1,
124, fühi't bammeln auf das lat. pam-
pinus, mit. pampilus Rebschoiz, Reb-
ranke zurück. S. Grimm, Wb. I, 1095:
bammeln, •
bSmmeln, »w.^ s. bimmeln.
Bommler, m.^ s. bommeln.
BomAchen, plur. Mach keine Bomo-
chen. Insterburg. Nach Angabe des
Einsenders von b<m mot; gleichbedeu-
tend mit Pomoken in der Redensart im
Werder: Er hat Pomokes em Kopp^ er
hat Streiche im Kopf.
B6m8 und Boms, s. Baums.
Bomsin, m,, s. Bombasseng.
Bomst, m.^ Fell, podeaf Onse Muttersch
komste^ Dat Hörschke kreg ver de B<ymste!
Aus einem Spielliede. Samland. Volksr.
62, 239: krfg dat Hörschke bamste^ hier
wohl Schüsse.
BAn, BSn, Bän, Bänen, m., das hchd.
Bühne^ der Boden, Oberboden in länd-
lichen Häusern und Scheunen, in Kgsbg.
Lacht ^ Bodenraum; oberes Zimmer,
Vorratskammer. Op onsem Bon^ da öa
en Klotzke etc. Pflz.-Räts. 36. Op den
Bänen gefliet (das Obst), op Loaken on
Tich^ Wat dat schon rickt. Dorr, 14.
De Buur heft si^ne Noat on PLoag^
Woahnt op dem Bari mot Sack on Pack.
Ibid., 20. Rätsel: Cjp onsem Bän licht
wat, wat duusend Mann nicht häwen
känen, (Muusdreck.) Ibid., 75. Min
Sohn, op'n Bon ös e Kastke etc. Volksr.
265, 925. Mäkes^ Jungens^ singt^ Bet
an'n Bone springt ! Ibid. 222, 790. Im
Götting. bone^ in Bayern 6ün, büne.
Schamb., 29b. Schmellerl, 179.
In Hessen Bünne^ Bonne. Vilmar,
61. In Livland Behn und Behning.
Hupel, 19.
BAne, w. jüd. Vom , s. BUne.
bAnem, sw.^ s. bohnen.
BSnhase, ?n., ein nicht zunftiger Hand-
werker, ein Pfuscher, der heimlich auf
dem Bön oder Boden arbeiten mulz.
Wenn die Amtsmeister einen solchen
aufsuchen, heilzt es: Enen Bönhasen
jagen. Holl. beunhaas. Brem. Wb. I,
117. Vgl.Schützel, 124. Dähn.,48a.
Hennig, 34. Hupel, 27. Sall-
mann, 29a. Grimm, Wb. II, 237.
Bonk, Bunk, Bonker, Bunker, m., Bremse,
doch auch jedes andere dicke Insekt.
Nach Sperber, 37, bunke = h9,us. Von
dem poln. bqk^ Bremse, Hummel, das
aber auch Rohrdommel, LöfPelgans,
Brummkreisel und Dudelsack bedeutet.
Mrong. I, 7a. Vgl. Nsslm. Forsch. 3;
Th. 20. Davon Busbunk, Mistkäfer. Bus
ist onomatopoetisch. Flatow. Schmitt,
106; Westpr. 164.
bünnewT, adv.^ s. biilewt.
Bonsch, m., kleiner Junge. Oedanism.
BonsChel, m. 1. Rohrblüte, Rohr-
büschel. 2. schlechtes Wollenzeug.
Das ist reiner Bonschel. S. Nsslm.
Th., 215.
bonschelig, adj.^ grob, lose; von ge-
webtem Zeuge. Vgl. Bonschel.*
bonschein, sw. 1. schmeichelnd bet-
teln, flehen, aber auch zudringlich bit-
ten. Die Kinder bonschein um Brot.
Man muss so lange bon^cheln^ bis man
kriegt, was man haben will. 2. unver-
ständlich reden, wie es der wimmernd
Bittende thut. Natangen. In Elbing
bonsein. Schemionek, 6.
Boot, /., das Boot. Danzig.
BootBOhen, plur. (Bootchen?), Name
für Kähne auf Drausensee und Nogat.
Bora, m., s. Boreok.
Borbine — Borngrund.
97
Borbine, /., s. Barbe.
Borbuschke, n., s. busche.
Borch, m., s. Borg.
BArd, m.y Rand, Ufer. Da bi de Wl-
den an de Grdwenbordy da lagen de
Rebhöner, Pomm ereilen.
Bording, m. 1. kleines einmastiges
SchifiFjLeichterfahrzeug. S.Brem.Wb.I,
119; für Estland Sallmann, 49a.
Nach Klein I, 58: kleine Lastschiffe,
um den gröfzeren Schiffen, welche in
der Stadt nicht laden können, die Wa-
ren auf die Reede zu bringen. Dzg.
YgL Berding, GefäSZ. 2. hoher Filzhut
(Cylinder).
Bordschaben, pltd. Bord8chawe(n), Bord-
8Chewe(n), plur., Strohbündel, welche
den unteren Rand, den Bord des Stroh-
daches bilden und dem Dache Festig-
keit geben; über sie werden die wei-
teren Strohlagen gelegt. Auch das
Strohgeflechte über den Stallthüren
nennt man Bordschaben.
Boreck, w.. Dem. von dem poln. bar
Fichtenwald, Wald, also Wäldchen;
doch auch Name für gröfsere Waldun-
gen. Nsslm. Forsch, 3 hat bmra =
Waldstatte, in Urkunden neben mericaj
mirica genannt: per borram sive meri-
cam, Cod, Dipl, Pruss, II, 36 (und eine
zweite Stelle das. II, 172). Im Th.
hat Nsslm. Bora, Borra, Burra, ein
schlecht bestandener oder ausgerodeter
Kiefern- oder Fichtenwald. Hierher
gehören die provinziellen Ortsnamen:
Bardehnen^ Dorf im Kr. Pr. Holland,
Boreiden, Dorf im Kr. Labiau, Boritten^
Dorf im Kr. Friedland, Bornehnen^ Vor-
werk im Kr. Pr. Eylau, Bomitty Dorf
im Kr. Braunsberg, Bomitz^ Dorf im
Kj. Rosenberg, Borowo^ Mühle im Kr.
Allenstein, Borrowen^ BorrowitZy Bor-
rowoy Ortschaften im Kr. Neidenburg.
Nsslm. weist auch auf den pleonastisch
Frischbier, Wörtcrbncb I.
gebildeten Namen Borrwalde(Ki. Brauns-
berg) hin. Vgl. Nsslm. Th., 20.
Boreli, n., Dem. Borelichen, Barellchen,
letzteres setzt ein Barell voraus, kleines
Holzgefafz, Tönnchen, zur Aufnahme
von Branntwein und Essig. Ermland.
Auf Helgoland boreli Flasche. Hen-
nig, 21. Vgl. das gleichbed. Lächel,
Ugel.
bSren, sw.j s. bSren.
BOrenstein; m., s. Bernstein.
Borg, Borch, m., der verschnittene
Eber. Hennig, 36. Schemionek,
6, schreibt Borck. Im Götting. borch^
borchel, börchel^ angs. bearg^ altfr. barg^
ahd. paruhy holl. barg, westf. purky
park (^vgl. lat. parcus). Schamb., 30a.
In Hessen Barg^ Bork^ Bürk, Bargeld
Borgel. Vilmar, 26. Na nu! säd
de Bür an makt en Barg^ an de Eddel-
mann en Windhund, Dzg. Nhg. Sprw. I,
2721. Uorchy horch^ et schitt de Borg,
Sprw. I 1 658. Mtn Tobacks-Bldske von
enem ddge Borch, Carm. nupt VI, 242b.
Vgl. misrig.
BorqiT ir^j plur. Nach Simon Grünau
ein „treuger (gedörrter) Fisch", den
man in Preufzen einführt.
Borkan, (?), s. Burkan.
Borke, Bork,/., Schorf.
BorkmUhle,/., Mühle, welche die Borke
(Rinde) mahlt, Lohmühle.
Borm, Born, m., Brunnen. He heft
Glöck Ktkel ön e Borm to aette, ihm
ist das Glück ungünstig. Samland.
Hier §s keen Schaff Kofer, Ki8t\ Kasten,
Barm oder Keller to fiiigen. Dorr,
1. Wiew., 95. Alts, brunno^ mnd. bome^
ags. buma^ altfr. buma. Vgl. Grimm,
Wb. II, 243.
Bormkresse, /., Brunneukresse, Car-
damine amara L,
Born, m., s. Borm.
Borngrund, t/»., s. Bernegrund.
7
.*
98
Boniholz — Boa.
Bornholz, n.^ Brennliol^. Muhling,
mit der Bemerkung: veraltet. Grimm,
Wb. n, 242 hat B(yrhx)lz ohne jede Er-
klärung.
Borniesel, n., kleines Mädchen, un-
gewaschen und ungekämmt. Elbing.
Schemionek, 6.
Bomitty Ortsn., Dorf bei Wormditt.
Die erste Silbe ist das poln. iJr, Wald.
Er ist ein Stümper von Bornitt, Sprw.I,
3674. Vgl. Boreck.
Bürnstein, m., s. Bernstein.
Borowe, m , Waldwart, von dem poln.
boromfj WaJdwart, aber auch adj. von
b&r Wald, zum Walde, zur Forst gehörig.
Flatow. Schmitt, 106; Westpr. 164.
Nsslm. Forsch. 3; Th. 20.
Borowskiy Boniwke, /., Preifzelbeere,
VcicciniuTn Vitis idaea L. Von dem
gleichbed. poln. horowka aus b&r Fich-
tenwald, Wald überhaupt. Dzg. Klein I,
58. Flatow. Schmitt, 106; Westpr.
164. Treichel, Volksth.
Borra, tt»., s. Boreck.
Bors, BürSy BSrsch, m., s. Barsch.
Bürsch, m , s. Forsch.
Borst, m,^ von bersten^ auseinander-
gebrochene Stelle, Spalte, Ritze. Hen-
nig, 36. Bei Frisch I, 86c, Berst
und Barst.
borstein, sw.y sich abmuhen, abarbei-
ten. Grimm, Wb. II, 246, hat iorsfeZw
sträuben.
Borstenstein, m., geborstener Stein.
Grofzer erratischer Block bei Neukuh-
ren. Vgl. Stein.
BHrtchen, BOrtlein, n., Kopfputz,
Haube; Mäntelchen. Sammtne Bart-
chen soU auch den Dienstmädgen auf
dem Lande zu tragen unverboten seyn,
Landesordnung von 1640. Hennig,
36. Unter den aufgefundenen Über-
resten von Kleiderschmtick kann ich die
Eauptzierde^ den Mantel oder das Bort-
chen der bemhmten heidnischen Jung-
frau Poggenim . . . nicht mit Stillschwei-
gen übergehen, Bock, Nat. II, 599.
Frisch I, 120a, bezeichnet Borüein
ah preufzisch: Ah eine Jungfrau in
Borüein, Kränzlein oder Haaren lier-
gehen,
Bortenwirker, m,, Posamentier. Hart-
wich, 457.
bürtig, adj. u. adv., gebürtig. He ös
ut Zinte börtig, er ist in Zinten ge-
boren.
BSrtiein, n., s. BHrtchen.
Bortscheschkenstrauch, m , Johannis-
beere, Ribes Von dem gleichbed. poln.
porzeczka,
Bortschik, Burtschik, m , unverheirate-
ter Bauersohn, der, meist nicht mehr
ganz jung, in dem väterlichen Hofe,
auf welchen sein Vermögensanteil hypo-
thekarisch eingetragen ist, wohnen
bleibt, wenn der Hof auch schon in
den Besitz eines Bruders oder Schwa-
gers übergegangen ist. Weichsebiiede-
rung; wohl wenig mehr im Gebrauch.
Schemionek, 6, erklärt Bortschick:
ein Stutzer aus dem Werder. Lit. bü-
ras der Bauer, das Dem. hiervon: bür-
czas^ bürczikas ist nicht mehr üblich;
doch ist auch auf das poln. burczyc
brummen, zanken, zu verweisen, wenn-
gleich, da Bortschick auch ein ehrender
Anredetitel ist, die Deutung Brum-
mer, Zänker unwahrscheinlich scheint.
Nsslm. Th., 20 f.
Bortschwin, Bortschwing, m., s. Bot-
schwfn.
Boruwke, /., s. Borowski.
BAs, Bos, BAfz, /. u. 771., Ärger, Zorn,
Ingrimm, Wut; Niedertracht, Bosheit.
De BS wea nü voll Bos on lep hinga
dem Woge her. Rastenburg. Firme-
nich I, UOb. Do kann ock mi feer
Bosz nich hellpe. Spook, 472. Sien
Bosche — böten.
99
Voader sdd voll Boss on Galh Na
Frötz etc. Dorr, 30. An einem seine
Bos auslassen^ ihn im Arger ausschel-
ten, durchprügeln. Ach, wess nich so
voll BosSy komm^ geff mi ene Poss ! Jer-
rentowitz. Volksr. 234, 820. Jero-
schin: do wart der deggin rein irmort
von stner rittir ein^ der in dirstach durch
&nen bos 172cl. Pfeiffer, 134. Davon
b6fzig und sich bAfzen.
Bosche, w. jüd. Yom., s. BUne.
Boschemenke, n., Heiligenschrein, auch
Name für die kleinen Kapellen an den
Wegen. Westpr. Von den poln. boze
mfka Gottes Marter, Christi Leiden.
Flatow. Schmitt, 106; Westpr., 164.
boseln, sw.f s. bosseln.
Bdsgeselle, m., Bootsgeselle, Matrose.
Wenn nemlich ein Lerius mit seinen
Boszgesellen vermeinet hat^ es würde nach
seiner Reise niemand mehr zum Aequi-
noctial gelangen y oder das Gegenspiel
berichten können. Linem, H4a. See
verständige Schiffer und Boszleute. Ibid.,
Z 4a.
BAshaken, m., Bootshakei), Stange mit
eiserner Hakenspitze, zum Anziehen
und Fortschieben der Böte und Kähne.
Hennig, 36. Ftf Fingre sond so got
wi e Boshake. Sprw. I, 877. Ein Schild,
ein Schiff ztmschen zwei zusammen--
gebrauchten Felsenstücken und 2 Bos-
hacken etc. Die Zünfte, 14.
BBskrät, BAskrät, /. 1. die schwarz-
braune Kröte, die böse Kröte. Bock
Nat. IV, 473. Schraggel, öle Boskrät^
ut dem Weg ! sagt in einem Tiergespräch
der Fuchs zu dieser Kröte. Sprw. I,
687. 2. beliebtes Schimpfwort. Ver-
ßuchfge Boskrät! Davon: bSskrätsch,
bSskrätschy adj. Beskrätscher Racker,
Sperber, 7.
BAsleute, plwr.^ s. BAsgeselle.
BosnoWy kornimp. aus Burstinowo^
Ortsn., Dorf bei Rheden. I}r ist von
Bosnowy wo sei de Ascheplatz am Gtwel
(Giebel) backe. Sprw. I, 4090.
bosseln, bo^eln, sw.^ kegeln. Hen-
nig, 36. Hier vergnügte sich Herr
Puff mit den Seinigen theils mit boseln^
iheih . . . auf dem Billard. Anhang z.
Soph. R., 20. Bossel = globus Kugel;
bosseln = kegeln, mhd. bSzen. Grimm,
Wb. II, 264 f.
BAfz, /. u. m.y s. BAs.
BAfzak, m., s. BAtzhammel.
bAfzen, sw. 1. maulen, ungezogen
weinen, bocken; von Kindern. Von
Bofz. 2. sich bo/zen, sich einärgern,
innerlich wüten. Er bo/zt sich gewaltig.
Daher einbofzen, pltd. Anbofzen, ein-
ärgern, aufbringen. Wenn h£ sik so
recht §nbo/zt hadd. Dorr, 1. Wiew.,
26 f.
BAfzhammely m., leicht gereizter, er-
zürnter Mensch. Auch mit poln. En-
dung BAfzak. Sperber, 8.
bA(zig, o^? , von B6sz^ böse, ärgerlich,
verdriefzlich, zornig, heftig. Ehr ist
gleich bofzig.
BAty BAte, m., Bündel gezogenen
Flachses vor der Reinigung durch die
Hechel, Flachsgarbe. Mühling. Im
Götting. bdtCy bde^ böte, mhd. boze.
Schamb., 17a.
Bot, m., Gebot, licitatio. Das war
mein Bot. Den höchsten Bot haben.
bot, adj,y s. botL
Botegge y /., starkzinkige Egge zur
gänzlichen Zerstörung der Grasnarben
in frisch aufgepflügtem Boden. Müh-
ling.
boten, sw.^ zaubern, hexen. Samland.
Hennig, 37. In Hamburg, im Brem.,
im Holstein. Feuer machen, heizen.
Richey, 22. Brem.Wb. 1, 126. Schütze
I, 139. Richey weist darauf hin,
daTz boten auch „alle Arten des Aber-
100
Bötling — Bowke.
glaubens, insonderheit mit dem Feuer
bedeute"; es hat also auch in Ham-
burg die Nebenbedeutung: zaubern,
ebenso im Holst., wo uihöten ein Be-
sprechen mit Anwendung des Feuers
bezeichnet. Schütze, a a. 0. In
Hessen boeten besprechen, eine Krank-
heit durch eine Segensformel heilen
(ahd. puozan bülzen); böten, boeten
Feuer anzünden, einheizen. Vilmar,
49 f.
BHtling, BStting, m., Hammel, Schöps,
verschnittener Schafl)0ck. M ü hlin g.
Nds. Botel^ ebenso im Holstein.; in
Pomm. BöÜink verschnittener Hengst,
aber auch Hammel, in Bayern Bütt-
ling junges halbjähriges Kalb. Brem.
Wb. 1,126. Schütze I, 140. Dähn.,
49a. Schmellerl, 226. Tm Holst,
tritt noch utböteln = verschneiden auf.
Botsch, m , von dem poln. bot Schuh,
Kinderschuh. »
Botschan, m.^ von dem poln. bocian^
Storch. Westpr. Sperber, 36, schreibt
Boczan. Da der Storch auch Langbein
heifzt, so bezeichnet Botschan auch
einen langbeinigen Menschen.
Botschwill, m., s. Botschwin.
Botschwtn, Botschwing, m. 1. rote
Rübe, 2. Suppe aus der roten Rübe,
also dasselbe was Bartsch. Poln. boc-
winay boturina^ lett. batschvnmch^ russ.-
lit. batwynys^ baczmnys rote Rübe,
russ. botwvne das Rübengericht. Bock,
5. Hennig, 37. Nsslm. Forsch. 3;
Th., 21. Es treten auch die Benennun-
gen Butschwin und Botschwill, BortschwTn,
Bortschwing, auf. Über die Bereitung
s. Bock, Nat. I, 267; HI, 798.
bott, adj, 1. grob, roh, rüde, unge-
schlifiFen. Hennig, 37. Ein botter
Mensch, Bottes Volk, Bock, 5. In
Livland butt stumpf, unmanierlich.
Hupel, 41. Grimm, Wb.n, 278, hat
bott = stupidus HoU. bot dumm, plump.
2. bott geben, bott lassen, Faden, Schnur
oder Tau nachlassen. Knaben^ welche
den Alf steigen lassen, rufen einander
zu: Gieb boUl Brem. Wb. I, 124,
Schütze I, 140; Richey, 23: bot =
Länge, Vorrat, Raum. — Die Gedanism.
haben: das Bott = Bindfaden zum
Drachen, Alf; also ähnlich wie Bott-
leine,
Bott, Pott, m., Topf.
Botte, /., Steinbutte, s. StSnbotL >
BBtte, /., Butte, Bütte.
Botten, plur.f die dem Bottknüppel
zunächst gelegene Abteilung des kuri-
schen Wadeffams.
Bettende, n , breiter Darm des Schwei-
nes. Dönh.
Btttting, m., s. BOtling.
Bottknüppel, pltd. Bottknüppel, m., der
bott gebende Knüppel, knüttelartiges
Holzstück von ca. 1,20 m Länge, durch
das die SimTnen des Schulmeisters gehen
und in eine Öse auslaufen; Stücke des
Kurrennetzes (s. d.). Der Bottknüppel
heifzt auch^ Wathbaum. S. Benecke,
343.
Bottleine, pltd. Bottifn', /., Leine, die
bott ffiebt, nachläfzt. Das Keitelgam
hat zwei Bottleinen, die an den sog.
Hahnenpfoten befestigt sind und in ihrer
Vereinigung die Treibleine halten.
bAwen, ««?., stehlen. Das hat er ge-
bowt Dem ist das Böwen zur andern
Natur geworden, Sperber, 45, schreibt
boten: scherzhafter Ausdruck für jemand
etwas entwenden.
BAwke, m, 1, Dieb, von bowen, 2.
Strolch, Bummler, Lungerer auf Strafzen
und Märkten, nach Nsslm. unbeschäf-
tigter Herumtreiber, Wegelagerer, im
Plur. gefährliches Gesindel. Am ver-
rufensten sind die Danziger Bowken.
Nsslm. Forsch. 3 vergleicht lit. 6<k(7y-
Boyeri — brägeln.
101
Av : •
jus^ b&wyiü^ die Zeit hinbringen, sich
aufhalten, müizig tändeln, poln. bawii\
hmcic si§, 3. Seh meichel wort für Kna-
ben, und in diesem Falle ganz ent-
schieden Bübchen. Nach den Gedanism,
auch Schimpfwort auf solche, die
schlechte Streiche macheu. Vgl. Nsslm.
Th., 215.
Boyert, m., s. BoierL
Brachatz, (0, s. Brech.
Brflche, pltd. Brake, /. 1. der um-
brochene, ruhende Acker, das Brach-
land, der Brachacker. 2 die Breche,
Flachsbreche. Diese geschieht mittelst
der Siofz- und Schabbrache. Er hat
ein Maul wie eine Brdkey grolz und
laut geschwätzig. Sprw. 1, 2566. 3.
das Gebrochene, Fehlerhafte, Untaug-
liche, die Brdke^ Bracke, der Brack
(s. d.).
Brache, w. jüd. Vom. S. Breche.
Brachhuhn, n., Brachvogel, m., Gold-
regenpfeifer, Charadrius pluvialis aura-
tuÄ. Mühling.
Brachsen, m.^ s. Bressem.
Brachvogel, m , s. Brachhuhn.
Brack, richtiger Brak, m., AusschuJz,
das als fehlerhaft oder untauglich Aus-
gesonderte, namentlich bei Irden-, Glas-
und Porzellangeschirr. Poln. hrak.
Hennig, 37. Das adj. brack, brak, in
gleichem Sinne. Brackheringe, ge-
quetschte, also gebrochene Heringe.
Brackwerk, n , unnützes zerbrochenes
Geräte, Überreste, Ausschul'z, Trüm-
mer S. braken.
Brackdistel, /; Männertreu, Eryngium
planum L, Bock Nat. HI, 349. Ha-
gen, 300.
Bracke, /., lit. brdkas^ poln. bark,
der hölzerne Schwengel, die Spreng-
wage oder Wage, woran die Pferde
gespannt werden. Hennig, 37. Man
unterscheidet Hinterbracke und Vorder-
bracke. Redensarten: Op de Brack
scMte, dem trägen Pferde gleich zurück-
bleiben, rückwärts gehen, im Eifer er-
kalten. In gleichem Sinne: Am An-
fang auf den Zaum gebissen, zuletzt
doch auf die Brack geschissen, Ermland.
Em ÖS de Brack afgehakt, er ist aus-
gelassen, aus dem Häuschen. Vgl.
Hennig, 320. Sprw. I, 432.
Bracke, /, Baracke, altes, elendes
Gebäude. Franz. baraque Feldlager-
hütte, span. ban*acay ital. baräcca, von
provenzalisch barra Querstange. Wei-
gandl, 129.
brackelig, adj,, wackelig. Der Tisch
ist brackelig, er wackelt, steht nicht fest.
Brackgut, Bräkgut, n , Ausschufz, aus-
gesonderte Ware.
Brackhering, m., s. Brack.
Brackwerk,/, s. Brack.
Braddengam, n., auch kurz Bradde, /.,
grolzes Watenetz aus Hanf, aus einem
trichterförnngen Netzsack, der Metritze^
und zwei an deren vorderer weiter
Öflhung befestigten Netzwänden, den
Flügeln, bestehend. Eurisches Haff.
Benecke, 336 ff. Fisch.-Ord für das
kur. Haff § 19. Lit. bradinys, bradini,
lett. bt*addin8ch, briddens, poln. brodnia,
russ.' brkden, brednik, von lit. bredk,
bristi, lett. h^eenu, briddu^ brist, poln.
brodz§, brodzic, russ. bro^ü, brodlt wa-
ten. Nsslm. Forsch. 3; Th., 21.
Braddenkahn, m., lit. braddaus-walte,
Segelboot zum Betriebe des Fischfanges
mit dem Braddengam. Kurisches Haff.
S. Kurrenkahn.
Brägel (a lang), wi., ein dicker Brei.
Mühling. In Bayern der Breglet dick-
gekochte Holunder- oder Heidelbeere.
Schmellerl, 256.
brägeln, sw.,, braten, sieden, schmo-
ren. Den Puckel brägeln, sich an den
Ofen steUen. Bei Einreibungen brägelt
102
Brägelsuppe — Brandmark.
man das betr. Glied, setzt es der Warme
aus, damit die Einreibung schneller in
die Haut eindringe. Mühlin g. Grimm,
Wb. II, 291.
Brägelsuppe,/., gebrägelte dicke Suppe
mit mannigfachen Zuthaten . M ü h 1 i n g.
Brägen, m.^ auch Brak, Rest (Spülicht),
der bei der Branntweinbrennerei nach
der Gärung vom Maische zurück bleibt
und zur Fütterung und Mast des Viehes
benutzt wird. Lett. brohga^ brehga, lit.
bröga, brögas, Nsslm. Forsch. 3; Th.,
21. M- {-Y-tit''^
Brägen^ m., Gehirn, Mark, übertragen
auch Kopf. Ags. braegen^ engl, brain^
hoU. brein^ mnd. bregen, bragen.
Schamb., 31a. En kloker Kop, en
urinscher Brägen^ ein kluger Kopf, ein
windiges, ränkevolles Gehirn. Sprw. I,
2136. ündy irret nicht der Breegen,
(ward ich gewahr) ein Ancker, Carm,
nupt n, 184 b. De {Mus) häft all enen
grötem Brägen, Seelenw., 40. ün da
spukt mer 7U)ch eine andere Idee gm
Brägen. Dorr, 1. Wiew.. 4. Las»t
ans onse Brägens z^ammethtie^ dass wir
ans räche. Ibid., 61. Vgl. das. 63. 81.
90. 124. Hennig, 320.
bräk, adj,^ holl. braak, brach, un-
bebaut, ruhend. Brak liegen^ vom
Acker, der ruht, vom Menschen, der
ohne Beschäftigung, ohne Arbeit ist.
Brak, m,y s. Brägen.
Brak, m., brak, adj.^ s. Brack.
Brak, m., s. BrAk.
Brake, /., s. Brache.
bräken, sw. 1. aussondern, sortieren
nach der Güte: Glas- und Porzellan-
waren, Flachs, Heringe etc. Davon:
Bräker, m., vorzugsweise Flachs- und
Heringsbrakei\ die in Königsberg be-
sondere Gewerbe bilden. Hennig, 37.
Ebenso in Estland. S allmann, 29b.
2. brechen, den Flachs, vermittelst der
Brache^ Brake ^ Flachsbrake, 3. die
Brache^ Brake^ den Brachacker, brechen,
umpflügen. Vgl. Brack.
Bräker, m,^ s. bräken.
Bräkgut, n„ s. Brackgut.
bräkig, adj,^ salzig. Bräkiges Wasser.
Im Grimm, Wb. II, 291: brackisch,
engl, brackish.
Bräkse (a kurz), m., s. Bressem.
Brale, w. jüd. Vom. Flatow. Schmitt,
113.
Bräme, /., die Umfassung der Mütze,
die Krampe. Pelzbräme, eine Bräme
von Pelz.
brämen, sw,, mit einer Bräme ver-
sehen, einfassen, besetzen, beputzen.
Davon bebrämen, verbriLmen in gleicher
Bedeutung. Er Moder (Mieder) was
bebrämt mot solke doUe Kröhnke, et was
schient Kalwsgehvsz, Carm, nupt, I,
282, 11.
bramitzen, sw,^ toben, lärmen, auf-
begehren, unfreundlich brummen. Da-
von bramitzig, branitzig, adj.^ brummig,
unfreundlich, unwirrsch. Verwandt mit
bramsen.
bramitzig, adj,^ s. das vor.
Brams, m. Yom., Abraham. Hart-
wich, 53.
bramsen, sw,^ gnurren, murren, schel-
ten. Einem die Ohren voll bramsen^
unwirrsch und murrend, gnurrend und
polternd sich bewegen. Ygl. bramitzen.
Brandloch, n., sprindige Stelle in Seen
und Flüssen, die auch beim strengsten
Froste nicht zufHert. Mühlin g.
Brandlottchen, Pflzn., korr. aus Brand-
lattich, Ticssilago farfara L, Müh-
ling.
Brandmark, /., Einem Brandmark ge-
ben, einen tüchtig ausschimpfen. S.
KäkstTp.
Brandpredigt — Brassen netz.
103
Brandpredigt, /., Predigt nach einem
Brande auf der Brandstatte. Noch viel-
fach üblich. Vgl. Hintz, 133.
BrandrAde, /. , eisernes Gestell auf
Herd oder Eamin, worauf Späne und
Holz liegen. Samland. Bode^ Rod, ur-
sprünglich Rute, auch Stange. Vgl.
Brem. Wb. IH, 511 f.
Brandwethen, Ortsn., auch Antnau-
jeningken, Dorf im Kirchspiel Budwethen,
Kr. Ragnit, im Volksmunde Schnodder-
dorf.
Br&ne, /., Dem. Branchen, Braue,
Braune. Altnord, frra, ahd. präwa^
mhd. brdwey brdy sanskr. bhrn^ lit.
brutms. Genaueres: Weigandl, 231.
Im Kinderreim: Augenbrdnche^ Schtp^
schtp^ mein Ilahnche.
Brane, w. jüd. Vom. Flatow. Schmitt,
113.
branitzig, adj,^ s. bramitzen.
Brasche, /., Rasenstück, Rasen. M üh-
ling.
brascheln, auch braseln, sw. 1. un-
verständlich reden, in den Bart brum-
men, ungewaschenes Zeug reden; brum-
mend tadeln. He braschelt vn de Jvd
nau'm Öhkefell Sprw. I, 433. Vgl.
brauchen. 2. rasseln, prasseln, rauschend
tönen; lit. braszketi, Nsslm., Wb. I,
343 b. Vgl. rascheln.
brftschen, sw,^ viel und laut sprechen,
vorlaut sein, schreiend und lärmend
durcheinander reden; wiehern, vom
Hengst Hennig, 37 f: Lärm machen,
mit Drohungen um sich werfen. Engl.
to prate schwatzen. De Gast ösz ehren-
weerih, deH Oöld ön Ruh vertärt^ nich
broaschty nich Händel moakt. Dorr,
27. Er brdscht in einem fort, Brdsch
doch nich so ! Hei brdscht wt e Hingst.
On broascht on macht en Skandal^ dasz
eenem Heeren on Sehen verging. Schalt).
1, 439. Auch brfttschen; in Posen pra-
sclien. Bernd, 218; in Hessen bre-
sehen y breiscJten laut und viel reden.
Vilmar, 53. Vgl. Reineke Vos, 643.
— Davon Bräscher, Bratscher, m.,
Schwätzer, Grofz m au 1 , Vielsprecher ; '
Braschmaul und Brfttschmaul dass ; Ge-
bräsche, Gebrätsche, n., Geschwätz, lär-
mendes Gerede, Durcheinander von
Stimmen. Stein hat im Peregrinus
XU, 82, Bräscher unter den Ekelnamen.
Mühling hat noch: ausbrftschen, sw,^
ausplaudern. Vgl. blarren u. praten.
Bräscher, m., Braschmaul, n., s. das
vor.
Brasel, m., Masse, Menge, Haufe,
Gerassel = KraCzel = Schurrmurr. Lit.
braszketi knistern, prasseln, knarren,
rasseln. Er schmeiszt den ganzen Bra-
sel hin^ alles, was er trägt. Auch Brast
braseln, sw., s. brascheln.
bräsen, str., sich^ sich brüsten, blähen,
aufgeblasen einherstolzieren, sich hoch-
mütig geberden. Davon britelg, adj. In
Livland ebenso. Hupel, 30. Sali-
mann, 29b.
brashaft, adj., aufgeblasen, grofzmau-
lig. Danzig. W. Seidel, 29. Vgl.
bräsen.
bräsig, adj., s. bräsen.
Bräske (a lang), m., dicker, träger
Mensch. Natangen. Nach Muhling
Brüske.
Brasse, m., s. Bressem.
Brassel, m., s. Brasel.
Brassem, Brassen, m., s. Bressem.
Brassenfischerei, /., s. Treibnetzfische-
rei.
Brassenlaich, m., Bezeichnung der
Verwandlung der Wassernymphen, die
zur Zeit der Brassenlaiche erfolgt.
Mühling.
Brassennetz, n., Netz zum Fange
104
Brassensack — Brätschmaul.
der Brassen. Frisches Haff. Benecke,
373. 376. S. auch Haffsack, Brassen-
sack.
Brassensack, m., Sack zum Fange der
Brassen. Vorder- und Mitteibauch heil'zen
beim Brassensack Vorhals und Bauch.
Benecke, 386. S. Wenter.
Brassenvogei, w., Vogel für Ai^Brassm^
mottenartiges Insekt, das den Enten
und Fischen zur Nahrung dient. Drau-
sensee. Mühlin g.
Brast, m, 1. Haufe, Menge, Masse,
mit dem Nebenbegriff des Wirren, Un-
ordentlichen; auch Menschenmenge. Im
Brem. Wb. I, 135, auch brass. Nimm
den ganzen Brast^ nimm alles, was da
ist. Da liggt de ganze Brost! Sprw. I,
2431. Hennig, 38. 2. seichtes stehen-
des Gewässer, Sumpf. Jungens^ kämt
op em Brost scharre! Samland. S. N.
Pr. Prov.-Bl. XI, 368. Vgl. Brasei.
brasteln, sw., bastelnd rasseln, mit
Geräusch arbeiten. Sperber, 8. S,
basteln und rabasteln.
brastig, adj. u. adv. 1. breit, bequem
in Bezug auf den Raum, den jemand
beim Sitzen einnimmt Brastig sitzen
— sich brastig hinsetzen. Hei geit bret
on brostig, Sprw. I, 1179. 2. in be-
treff des Benehmens: keck, patzig, her-
ausfordernd, übermütig, aufgeblasen,
impertinent, frech, anmafzend, vornehm
thuend. Es (das Tier in einem Rätsel)
kann recht brastig gehen, Carm. nupt,
in, 203 d. Du Willst dt m§t diener Ehr
brastig makenf Dorr, 1. Wiew., 40.
Mhd. bresten, Prät. brast, ahd. prestan
bersten. Vgl. Hennig, 38. Schade,
83b.
braten, pltd. brade(n) (« = «), sw.
Viel zu braten haben^ viel verlangen,
beanspruchen , kujonieren. Gedanism.
Öck war dl wat bräde^ ich werde dir
den Wunsch nicht erfüllen. Sprw. I,
436. Hennig, 38.
Bratenfresser, pltd. Bradefreter (a = ä),
w., zur Bezeichnung eines Reichen.
Wenn am Werktage in Königsberg
Grabgeläute zu hören ist, so sagt das
Volk: Ös wedder e Bradefreter (auch:
Mädeschitei\ Kapaunefreter) gestorwe,
Sprw. I, 437.
Bratengeiger, m,y von Stein im Pe-
regrinus XV, 25, unter den Namen für
schmeichlerische, schmarotzende Hof-
leute aufgeführt. W. Mtsbl. VI, 186.
Bratenrock, pltd. Braderock (a = a),
w., der beste Rock, Sonntagsrock, weil
es am Sonntage Braten giebt. Mein
sudlicher Gutviann^ in Herrn Berahns
besten Bratenrock hinein geknöpft. Soph.
R. V, 518. Er heifzt auch: Herrgotts-
tischrock, Herrgottstischkleid, weil man in
ihm zum Tische des Herrn, zum heil.
Abendmahl geht Ganz gleich gebil-
det ist: Bratenweste.
Bratenschneider, m., Garkoch. S.
Schneidebraten.
Bratensuppe, /., Suppe, Brühe, Saace
zum Braten. Westpr. Mühling.
Bratenweste, pltd. Bradewest (a»a),
/., Sonntagsweste. Wie Bratenrock.
Bratling, m., s. Breitling.
Bratpilz, wi., Pilz, der gebraten ge-
gessen wird. S. Glattling.
Br&tschchen, Dem. aus brätschen. (?)
Als ironisch gemütliche Anrede: Sieftst
duy mein Brdtschchen, es ist nicht alle
Tag' Sonntag. Stallupönen. Marold.
br&tschen, sw,^ Brätscher, m., s. brft-
schen.
brätschig, adj.^ grofz, breit, ungeschickt
in der Form; namentlich an Hand und
Fulz. Br&tschfufz, pltd. BrfttschfAt, m.,
groizer, plumper Fufz. Von Prftz.
Brätschmaul, n., s bräschen.
Bratze — Brautvater.
105
Bratze, Bratz, /. 1. Tatze; Menschen-
hand, Fulz. 2 Schlag mit der Hand.
Vgl. Präz.
brauchen, SU7. 1. dürfen. Hier braucht
keiner zu rauchen. Schemion ek, 6.
2. medizinieren.
Braunheil, Pflzn., gemeine Brunelle,
Prunella vulgaris L, Hagen, 638.
Diente früher als Heilmittel gegen die
Bräune, daher der Volksname. Vgl.
Leunis, 44, Note 4. Mühling hat
Baumheil.
Braunsberg, pltd. BrQnsbarg, Ortsn.,
Stadt an der Passarge. Er ist dreist
wie ein Braunsberger. Sprw. I, 626.
Die Zurückführung des Namens der
Stadt auf Bruno, Bischof von Olmütz,
dem Gefährten Ottokars 1254inPreui*zen,
zuerst bei Plastwig de vitis episc.
Varm. 4, ist nach Toppen histor.-comp.
Geogr. haltlos; derselbe stellt a. a. 0.
17 die Frage, ob der Name der Stadt
aus Preufzenberg entstanden. Der Name
ist wahrscheinlich das altpr. bruse-ber-
ffue; die zweite Hälfte des Wortes ist
wohl identisch mit dem altpr birge^
wahrscheinlich Lager, Viehlager. S.
Nsslm. TL, 23.
Brausche, /., pltd. BrQsch, /. u. m.,
Beule am Kopf, durch Fall oder Stofz
erzeugt. Lit. hriüszd^ schwed. u. dän.
brüsk Knorpel. Pltd. hört man noch:
Brttsch und Brfsch. Bock, 6. Hen-
nig, 40. Wenn man früh niesen mul'z,
so sagt man: Dat sett hüede wat af,
entweder e Rusch oder e Brusch, Beter
e Ritsch^ als e Brusch. Sprw. I, 19.
337. On wie he nu so geit^ döa rennt
he op ^ne dicke Eek. He hewt ^ne ge-
heage Brusch, Boldt, 10. . . ,ihn ge-
stossen^ dass er an die Docken gefallen,
vnd an dem kapf/e eine grosse Prausche
ihme vfgelaufe, Protokoll der Morgspr.
im Kneiphof aus 1597. Die Zünfte,
48 f.
Brausehahn, Brfishahn, t^., Kampfhahn,
Tringa pugncur. Danzig. Auch Koller-
hahn, Streitvogel. Bujack, 383.
Bräusei, pltd. BrUsel, n., das mit einem
Male Gebraute, ^uch Gebräusel. Ein
Brausei Bier. Hennig, 320. Von
brauen. Ek w§ll keenen Hahnentrett §n
mienem Brusel (Gebräu) hebben. Dorr,
1. Wiew., 82. Das Uebrige vom Bräu^
sei machen sie au^h fertig. Pierson,
Matth. Prätor., 61.
Brautbank, pltd. BrQtbänk, /., Bank
für die Braut, Sitz am Altare, von
welchem aus der Bräutigam die Braut
selbst zum Altare führt. Hintz, 65.
Brautbett, pltd. Brfltbedd, n., Bett der
Braut. Das Brautbett besehen gehn, zur
Bezeichnung des Spazierganges der
Hochzeitsleute zwischen dem Kaffee und
dem eigentlichen Hochzeitsmahl. Sprw.
I, 440.
Brauthahn, m. Brautdiener und Braut-
jungfern erbitten, Brauthanen zwinchten.
Stein, PeregrinusXni,l. W. Mtsbl. VI,
111.
Brautjungfer, pltd. BrOtjumfer, /., Be-
gleiterin der Braut zur Kirche; auch
Kränzeljungfer. Die Brautjungfer von
Seiten des Bräutigams heifzt die erste
oder älteste; jeder Brautjungfer steht
ein Platzmeister (s. d.) zur Seite.
Brautlaken, pltd. BrQtlake(n), n., Laken
für die Braut; spöttische Beneunung
für Spinngewebe. Die Brautlaken hän-
gen umher, als Anspielung darauf, dalz
die Töchter des Hauses keine Männer
bekommen werden, da sie nicht auf
Reinlichkeit sehen. Sprw. I, 441.
Brautvater, pltd. BrQtvader (a = a), m.,
Brautführer, oder der älteste der sog.
guten Männer. Mühling. In Li vlan(}
106
Brautwinkel — Breitmaul.
in gleichem Sinne auch Brautmutter^
Bräutigamsvater etc. Hupel, 33.
Braiitwinkel, pltd. BrQtwinkel, ^., die
für das Brautpaar besonders aufge-
schmückte Zimmerecke, in der es wäh-
rend der Hochzeit Platz nimmt. Der
Pfarrer erhielt neben dem Brauttüinkel^
der mit Tannen, Goldpapier und Bil-
dern prächtig geschmückt war, den Eh-
renplatz. Passarge, Balt., 263.
bravieren, sw,, prahlen, sich wichtig
machen. Dzg. W. Seidel, 29.
Bravkerl, m,, braver Mann. Der ver-
heiraihete Soldat wäre . . . vneder was
der Deutsche ehmah war: ein Brafkerl,
Soph. R. I, 620.
Braxen, m., s. Bressem.
brftz, präz, interj., schallnachahmend;
zur Bezeichnung des Tones, den ein
fallender Körper verursacht. Brdz da
liggt hei, Brdz da liggt et Prahts
gings her Ober meinen Rücken. Soph.
R in, 217. Vgl. bums, pardauz, plauksch^
rits^ schmauks, schnips, schnurr^ schwaps.
Brach, Brich, n. 1. Ferkel. Westpr.
2. Scheit- und Schimpfwort für ein
ungezogenes Kind, Knabe sowohl als
Mädchen, in dem Sinne von unnützer
Balg. Was, das Brech (die jüngere
Schwester ist gemeint) well meer ofn
Backowen setzen = will vor mir heira-
ten? Schaltj. 1, 439. Westpr. Werder,
Schemionek, 7, schreibt Bröch, Man
hört auch in gleicher Bedeutung Bre-
chatz und Brachatz, und sind mir aus
Graudenz diese Formen als Dem. von
Brech bezeichnet. Jag* mich de Bra-
chatze vom Zaun, jage mir die Jungen
vom Zaun!
Brechatz, (?)> s. das vor.
brechen, pltd. br6ke(n),s^. 1. erbrechen,
vomieren. 2. die Bienen brechen,
den Bienen den Honig nehmen. 3. die
Satzung, das Gesetz brechen und die
Strafe für den Bruch. Und welch h^Vr-
der bjncht an einem älderman der bricht
zwu Galten wachs davon nicht zu hissen.
So viel bricht ay4:h ein älderman ab er
erzömet einen bi'uder oder eine Schwester
mit tvorten oder mit wercken. Der Fischer
Rolle 1538. Kgsbg. §12. Benecke,
288. S. Breche.
Brechsen, m., s. Bressem.
Brecht, m. Vom., Albrecht. G&rtzens
Brecht De vei*steit dat Danzen recht,
Volksl. 44, 27, 10.
Breda, m., vom gleichbed. poln. breda,
Schwätzer. Sperber, 37.
Brede, /., Breite. Fjü Brede, eine
dicke Frau, welche eine breite Sitz-
fläche hat, sich breit macht, hoSartig
thut; auch die Kröte. Vgl. das Ge-
spräch zwischen Schlange und Kröte:
Goden Dag, Fru Breede. Sprw. I, 687.
S. Hennig, 320 f.
Bredulge, Brodulge, Perdulge, /., Un-
glück, Elend, Verlegenheit. Er sitzt
in der Bredulge. Einen in di£ Bredulge
bringen. In Bayern breduiti, franz.
etre en bredouille in Verlegenheit sein.
Schmellerl, 252.
BrSgen, m,y s. Brägen.
Breitling, Bratling, Brissling, m., die
Sprotte, Clupea sprattus L,; lit. bret-
lingis, kass. bretling. Bujack, 392.
Benecke, 172.
Breitlingsgarn, n., Zuggam zum Fang
der Breitlingey poln. wengorsnik wört-
lich Aalnetz, weil es früher zum Aal-
fang gebraucht wurde. S. Benecke,
355.
Breitmaul, pltd. BrMmOl, n,, Mensch
mit grolzem Munde, Zänker, Vorlauter,
Prahler, Widerspenstiger. M ü h 1 i n g.
Sprw. I, 442. Davon das Adj. breit-
maulsch, pltd. br6dmQl8ch. In Livland
nennt man Dienstboten, welche bei
Verweisen, die ihnen erteilt werden,
breitschlagen — Bressem.
107
entgegenbrummen, breitm an lisch.
Hupel, 33.
breitschlagen, st, in bildlicher Bede:
einen für seine Ansicht durch Uber-
rednng gewinnen. Hören Sie, Mamsell
Schnäbelchen ^ Sie werden mich nicht
breitschlagen, Soph. R. V, 7.
Breitschnabely m., Löffelente, Anas
clypeata L. Bujack, 388.,
breitspurig, pltd. bretspQrig, adj,^ was
breite Sparen hat oder zurückläfzt, da-
her: gespreizt im Auftreten, hochmütig
im Benehmen, weitschweifig in der
Rede. Bretspurig wt e Zochschlef, breit-
sparig wie eine Zochschleife. Litauen.
Sprw. I, 443.
Breittuchmacher, m., Tuclimacher, der
breites, feines Tuch webte. Vgl. Bock
Nat. V, 404 f.
Br8l(, /., Überschwemmung, ver-
ursacht durch einen Dammbruch. Wer-
der. Von breken brechen.
Bremse, /. Einem auf der Bremse
sitzen, ihn drängen, treiben. Gedanism,
Davon bremsen, sw,, quälen, peinigen,
auspfänden. Mühling. Bremse hat
die Bedeutung von Nasenklemmer für
wilde Pferde; Vorrichtung zum Hem-
met an einem Räderwerke. Weigand
I, 235. In Hessen bremschen (bremsen)
wüten, toben; Brenz^ /., Pein, Qual,
zumal in Krankheiten. Vilmar, 53.
Klein I, 63, hat: bremsein, bremsen:
einen gewissen Schmerz empfinden, als
wenn man sich an einer Brennessel
gerieben hätte. Österreich. Vgl.
Grimm, Wb. HI, 364.
Bremsenicopf, m., Kopf der Bremse;
bildlich: kurze, wenig Körner enthal-
tende Ähre. Wenn aber dürre und
brennende Zeiten einfallen, als kan die
Saat nicht aufgehen, und was noch auf-
gegangen, vyird auszgebrandt, was über^
bleibet schösset sehr schlecht, ja es musz
wol in den Schoszbalgen bestecken blei-
ben, weswegen nachmahlen Brömsen
Kopfe und taubes Korn entstehen: Was
aber dennoch aus den Schoszbalgen her-
fürraget, wird übertrieben etc. Linem.,
A aa 4a.
Bremsenwinl(el, m., Gegend von Zin-
ten und Landsberg.
Bremser, m,, einer, der bremst, Quä-
ler, Exekutor. Mühling. Vgl. Prem-
ser.
Brenkel, Brinkel, m., kleines Kind,
auch kleiner Gegenstand überhaupt,
ein bifzchen, ein weniges. Westpr.
Weil nu die Eltern ihre beeds Brenkelr-
ches, die kleene Knerpse, so grausam sehr
lieb hatten. Schal tj. 1, 440. So hau
denn das Brenkelche seinen Gebortstag
wedder, aber man alle vier Jahr, Ibid.,
442. Am doUsten wahrsch, une de Brin-
kelchens drei Jahr alt wurden an all
kralen kunnen. Schalt). 3, 9.
brennen, st 1. Branntwein trinken;
vom Brennen desselben hergenommen.
Er brennt mit drei Graperi. Sprw. I,
445. 2. schlagen, in's Gesicht, ohr-
feigen, dafz die geschlagene Stelle
brennt. Einem eins brennen — auf--
brennen. Li diesem Sinne auch sengen.
3. heftig, feurig verlangen. Er brennt
danach, Schemionek, 6.
Brennl(raut, n., Wollkraut, Königs-
kerze, Verbascum thapsus L. Hagen,
241. S. Welke.
Bresenning, m., richtiger Presenning,
getheertes Segeltuch, das als Deckplan
über SchifiFsluken etc. gebreitet wird;
Schemionek, 6, hat: geölter wasser-
dichter Leinwandsplan. Es ist das ver-
altete franz. priceinte = Umhüllung,
Schurz. B reusing, 5.
Bresilgenholz, Brasilienholz. Medik.
Ldgnum Femambuci,
Bressem, Bressen, Brassem, Brachsen,
108
Bre88em - briseln.
Braxen, Brechsen, m.^ Brassen, Cyprmm
Brama L. Auch Reifzfisck, Ilalbßsch^
Blei, Bleier, Blauer, ScJUafke. Altpr.
locutisy lit. karszis, kur. kasza, mas.
kass. bleye, bi'ass^ leszcz. ßenecke,
118. Hennig, 38, hat neben Bres&em
noch: Brasse, Bräkse, Prechsen, In
Dauzig Rhein- oder Renbrojcen, Bu-
jack, 393. Bei Henncnberger Pres-
sem; in Livland BracJisen u. Brachsen,
Hupel, 29.
Bressem, m,, die Libelle, Libellula
depressa.
Bressemspiere, f., kleines Insekt, das
oft in grofzer Menge vorkommt. (?)
Bressenfischerei, /., s. Treibnetzfische-
rei.
brettschneiden, st, schnarchen, als ob
mit einer Säge Bretter geschnitten wür-
den. So wie hei önH Bedd kömmt,
schnott hei Brett. 2. komplimentieren,
sich verbeugen wie ein Brettschneider.
Brettschneider, pltd. Brettschnlder, m.,
das anzerschnitten gebliebene Vollende
des in Bretter zerschnittenen Baum-
stammes. Der Brettschneider stand
nach Vollendung jedes Schnittes auf
diesem Stumpf.
Brettschneiderliqueur, m., Liqueur für
Brettschneider, zur Bezeichnung einer
schlechten Sorte. Sprw. I, 1532. Vgl.
Kutscherliqueur.
Br&tze, /.. s. Pr§zei.
Brewilg, w., Verstümmelung von Pri-
vilegium. Er hafs Brewilg. Ermland.
Brezel, /., s. Pr&zel.
bribraz (a lang auch kurz), interj.,
zur Bezeichnung des Schalles, den
wiederholtes Öffiien und Schliel'zen der
Thür verursacht. Man rennt, man
schmott bribratz de Dar, Volksl. 29,
19, 1. In PosQia pnz'praz, Bernd,
221.
Brich, m.^ s. Brttch.
Brich, n,, s. Brech.
brtden, sw,, s. brUden.
briggen, sw., die eigentümliche Art
des Rudems mit einem sog. Riemen,
der, in einer Höhlung des Achter-
stäwens ruhend, hin- und hergedreht
wird.
Brillenbaum, m,, Ahorn, Acer, Im
Munde der Kinder, welche die zwei-
flügelige Frucht des Baumes als Brille
auf die Nase setzen; daher mehr noch
Nasenbaum, pltd. verstärkt NäseknTper-
bAm, Nasenkneiferbaum.
Brilienverkäufer, m, von stein, Pe-
regrinus XII, 13, als brilienverkäufer
unter homines dolosi aufgeführt. W.
Mtsbl. V, 188.
bringen, st, derb abfertigen, auf den
Trab bringen. Den werde ich bringen!
Ich werde ihn bHngen, da/z er die Schuhe
verliert — da/z er die Hacken verliert
Sprw. I, 454.
Brinkel, m., s. Brenkel.
Brisbrummel, m,, s. Biiwurm.
BrTsch, m., s Brausche.
brischeln, sw,. s. briseln.
brischen, sw,, brausen, sausen, rau-
schen. Sie tanzte, dass es man so
brtschte.
BrTsel, Brisel, n.. Dem. BrtseUce, von
brii>eln, 1. das Geschmorte, Gebratene.
Hei säd to sM Frü: Uselke, ach kdk
mi doch e Brtselke. Volksl. 30, 20, 5.
Frommann, Mundart. VII, 212. BrTsel
ist auch Dem. von Br!, Brei. 2. Brisel,
nasses Brennholz, weil es beim Bren-
nen einen briselnden Ton hören läfzt
Westpr. Vgl. Fiichel.
briseln, brUseln, sw,, 1. brodeln, ge-
lind kochen, bei kleinem Feuer braten ;
zur Bezeichnung des Tones, den bra-
tendes Fett, schmorendes Fleisch von
sich giebt. Auch brischeln, brUscheln,
bruscheln, bruseln. In Bayern bresln.
Brissling — Brok.
109
Schmellerl, 265. In Hessen brotzeln^
brozeln^ brtzelriy britzelriy bretzeln. Vil-
mar, 57. 55. aufbrusein, aufwallen,
überkochen. Muhling, schreibt auf-
pmseln. Die kleinen Lochet* im {See-)
Sande neben der Spülung rühren von
der Luft her^ welche aus dein lockern
Sande zischend und briselnd entweicht^ so-
bald eine W 'eile darüber fluthet. Passarge,
Balt.^ 168. 2. unverständlich, leise
sprechen, in den Bart brummen. Nach
Muhling auch unnütz sprechen. Was
brisselt he daf Neie Bixen! Das fehlt
ooch noch! Schaltj. 1, 438.
Brissling, m.^ s. Breitling.
brTten, st., braten. Ermland. Muh-
ling.
Britsche, Britschke, /., Spazierwagen,
leichter Reise wagen, gewöhnlich mii
halbem Verdeck; poln. bryczka^ Dem.
von bryka Lastwagen, Frachtwagen.
Schmitt, 106; Westpr., 164. Nsslm.
Forsch. 3; Th., 22. Bernd, 30: „aus
Birutsche^ Art zweirädriger Fuhrwerke,
dieses aus (lat.) birotum^ birota."
Bruch, Brech, ni.y verhochd. Bruch,
Brich. 1. der Bauch, namentlich der
mit Speisen gefüllte, stramme Bauch.
Hennig, 321. Sock den Bröch voll
schlage y viel essen. He heft e Bröch
wi e dräcMger Zant Sprw. J, 455.
De Bröch stund mt so stramm as tot en
SchappenbolL Carm, nupt I, 282, 14.
2. als Schimpfwort: nach Muhling in
Westpr. Brech (s. d.) allein; in Ostpr.
in den Zusammensetzungen: Fellebröch,
gefüllter Bauch, Dickbauch, Fettbauch,
und WanzkebrVch. In der Form Pröch^
Prüch^ Brich selten. Poln. brzuch^ russ.
br/uchoy böhm. b)*icho\ in Pommern
Brüche. Nsslm., Th, 215. Sperber,
36. D ahn., 360b.
Breche, /., die Brüche, Vergehen
(Gesetzesbrach); Bufze in Geld dafür.
Weigand I, 241. Nd. bröke, Brera.
Wb. I, 133. Wissentlich das der erbat
roih sampt mit den eldisten dis garthen
seyn eyns geworden vnd eynt rechticlich
mit reifem raüce beshnsen haben das alle
dy broche dy do gesellen in dem gartlien
adir der garthe czu richten hot dy bi*oche
sal man ynlegen vnde wenden czu des
garthen notcze. Protokoll der Morgspr.
im Eneiphof aus 1440. Die Zünfte, 33f.
Jacob cort zu iij mk broche. Ibid.
Protok. aus 1536. Urban clenau sol vj
m Broche abetragen. Ibid. Protok. a.
1537. A. a. 0.
Breche, Brache, w. jüd. Vom. Viel-
leicht von Berachja. Flato w. Schmitt,
113.
BrVchiing (ö lang), m., s. BrUhling.
Breck, ?»., das Mittelgut bei Holzy^
waren, bei Asche, Flachs etc., auch dA
schlechtere Sorte. Dzg. W. Seidel
29. Vgl. Brack.
breckig, adj , was leicht bricht, spröde
mürbe. Vgl. spreck.
Brodulge, /., s Bredulge.
BrVgling (J lang), m., s. BrUhling.
BrOk, /. Hose, BeinJkleid. Wat öck
begehrCy begehrest du öhck, Eck Iaht den
Rock dy., du lätst my de Brohk, Simon
Dach. Volksl. 28, 18, 15. Nds. brook,
mnd. bröky schwed. fo'oA, dän. brog^
bayer. bruech, Brem. Wb. I, 145.
Schütze I, 158. Schmellerl, 248.
Mnd. Wb. I, 428a.
BrOk, Brak, n. u. m., auch Bröknis,
Gebröknis, n, sumpfige Wiese, Sumpf;
Wäldchen, Gebüsch auf sumpfigem,
feuchtem Boden. Den Dwdrwall ging
öck doal, bit Nielanghorster Weid^ Woar
dicht am Brak vörbi de Wech noär
Dreeling geit. Dorr, 27. , , . On schu
dat Wild vom Brak opflicht Ibid. 34.
Wenn se dörch Wold on Breeka ginge.
Boldt, 10. Bätsei: Ök ging äwei' en
110
Bröling — Brotstelle.
Gebroknis On seech (sah) en grotet Ge-
spöknis: Twee Kepp^ erC Zägel on nege
Feet Spinnerin, die, den Wocken
tragend, zu Pferde safz.
Bröling (5 lang), 77»., s. BrUhling.
Bromm, /., von brommen, brummen,
das Gefängnis. Se hebbe em ön e Bromm
gehrocht. Ön de Bromm gane^ verloren
gehen, in Gefahr schweben. Goa, heer
dochy wat so rutischen deit (bei der
Überschwemmung), Af onse Mal on
de Bromm^ Bromm geitf Geh, hör' doch,
was so rauschen thut. Ob unsere Mühl'
in die Bromm, Bromm geht? Dorr,
62. Gleichen Sinn dürfte die mit Brand-
stiftung drohende Wehlauer Redensart
haben: Alles ön de Bromm bringe,
Sprw. II, 440. Vgl. brummen.
Brommelbeere, /., Brombeere, Rubus.
Vgl. Kratzelbeere.
Brösln, m. Vom., Ambrosius. Hart-
wich, 53.
Brüske (0 lang), m., s. Bräske.
Brot, w., 1. panis^ mhd. brot^ ahd.p-o^,
im Volksmunde dat lewe Brotke, dat
lewe Brot Nach dem Mehle, woraus
es gebacken, giebt es: Weizenbrot, ge-
wöhnlich Weifzbrot^ und Roggenbrot,
Brot aus gebeuteltem Roggenmehl heifzt
Feinbrot^ aus ungebeuteltem Grobbrot^
eine Mittelsorte heil'zt halb fein^ halb
grob. Das zarteste Feinbrot heifzt Öse-
brot, das derbste Grobbrot Schwarzbrot^
und wurde der Teig mit Kleien oder
gar mit Spreu gemischt: Speüenbrot,
Feinbrot wird Hefenbrot genannt, wenn
der Teig nur mit Hefen, ohne allen
Sauerteig angemacht wurde. Nach der
Backart giebt es gegersteltes (Gerstel-)
und ungegersteltes (Brüh-)Brot. Beim
Bäcker gekauftes Brot heil'zt Bäcker-
brot^ im Hause angeteigtes Ilausbrot
oder selbstgebackenes Brot^ obgleich man
den Teig zum Bäcker schickt. Königs-
berg. — Grobes Brot macht Wangen rot,
Selwstgebackdet Brot schmeckt am besten.
Elbinger Ndrg. Dat beste Brot stellt
de Bäcker arCt Fonster. Dreg Brotke
kleckert nich. Einem etwas aufs Brot
geben — streichen, ihm eine bereits ab-
gethane Sache wieder vorhalten. Hei
kann mehr als Brot ete, er versteht
Zauberkünste. S. Sprw. 1,457 ff. 2. Aus-
kommen. Er hat sein gutes Brot. He
heft Brot on 6k Tobrot^ er hat neben
dem Brote auch das, was zum Brote
gehört, Butter, Fleisch etc., es geht
ihm also gut. 3. Altenteil, Ausgedinge.
Sock dat Brot verschrtwe läte^ sich sein
Ausgedinge gerichtlich feststellen lassen.
4. tägliches Brot = taglicher Gast, Haus-
freund. Noch habe ich es nicht gesehn^
da ich doch das tägliche Brot bei Ihnen
bin. Soph. R. III, 189. Hennig, 38,
hat: y^Brod hat vorher in Preulzen ein
Bauererbe geheifzen." Vgl. BSrenbrot
und Haschenbrot.
Brotbank, /., Brotscharre. In Kgsbg.
giebt es eine Brotbänkenstrafze.
Brotbeutel, m., sackartige Umhänge-
tasche, worin die Wegekost mitgeführt
wird; auch Brotsack.
Brotdieb, m.^ Dieb des Brotes, der
einem andern den Verdienst abjagt,
die Arbeit entreifzt. Als Schimpfwort
bei Stein, Peregrinus XII, 82. W.
Mtsbl. V, 191. S. AugstupSnen.
Brotgeist, w., Frohnvogt oder Auf-
seher der Gefangenen im Stocke. Dan-
zig. Klejin I, 65. Er schreibt Brodr-
geest und bezeichnet Hennig' s Er-
klärung, 38: „ Bettel vogt** ab unrichtig.
Brotsack, m., s. Brotbeutel.
Brotschrape, /., Schrape, mit der die
Brotteigreste im Troge zusammenge-
kratzt werden.
Brotstelle, /., Stelle, die gutes Aus-
kommen bietet. Ein für den Gewerbe-
Bruch — Brahling.
111
betrieb gut gelegenes Haus ist eine
gute Brotstelle. Hei keft e gode Brot-
steil^ einen lohnenden Dienst.
Bruch, m,, s. Bröch.
bruchfäHig, adj.^ die gesetzlichen Be-
stimmungen brechen, gegen Gebrauch
und Herkommen verstofzen und da-
durch straffällig werden. Vnd seind
bescheiden wurden ah bnichfeüig Peter
Posseckel vnd Meister Jacob hellender wein
schencke für diese mmgensprache. Protok.
d. Morgspr. im Kneiphof aus 1549. Die
Zünfte, 46. Und da jemand von den
Dienstbohten etc. betreten würde , der in
einem oder andern Punct bruchfällig be-
funden^ oder dieser Ordnung sich wider-
setzen würde etc, Gesindeordnung vom
J. 1683. Hartwich, 354 Vgl. Broche.
bruchfrei, adj., frei des Bruches^
massiv, fest; von Häusern. Die Andern
trotzen kühn auf ihrhoclvstehendes yfyruch-
freies^ Haus^ um vielleicht in Kurzem
entsetzt zu erkennen^ dajz diese Fluth,
höher als die frühem^ ihre Wohnstuben
bis zur Hälfte füllen imrd. Werder.
Passarge, 198.
BrOchhabicht, BrQchhafke, m., Habicht,
der im Bruche nistet oder sich aufhält,
speciell der Mäusebussard, Falco Buteo.
Mühling, Tiem., 168.
Brücke, /., s. BrQke.
Brücke, /., Flulzufer, auf dem Fische
u. a. Lebensmittel feil gehalten werden.
Elbing. Schemionek, 7. In Kgsbg
FischbrUcke (s. d.).
brücken, brUggen, sw,^ eine Strafze,
einen Platz mit Steinen pflastern; daher
gewöhnlich steinbrücken. — Das part
praes, brückend, wie das part praet, ge-
brückt, wird gebraucht zur Bezeichnung
des gedrängt Vollen, Das Theater ist
brückend — gebrückt voll^ es ist gedrängt
gefüllt, die Menschen sind zusammen-
gepreizt wie die Pflastersteine, Auch
sagt man: es ist brechend voll.
Brückenjunge, m., dienender Fischer-
knecht, der auf der Fischbrücke thätig
ist. Dem Brückenjungen Lohn, ohne
sein Biergeld, 12 Mk Rolle der Kgsbg.
Gildef. v. 1662. Bock, Nat. V, 559.
Bruddel, m,, s. PrOdel.
brodeln, bruddeln, sw., dasselbe was
prfideln u. pruddeln (s. d.).
brüden, sw., necken, aufziehen, hudeln,
vexieren, täuschen, scherzen. Dit höht
recht, mot da Häng gefryht, wenn so
do Oge syhnd gebriedt (durch die reiche
Aussteuer der Braut). Do Fryers sonn
vne blinge Ape, de by derglihcke Wiewer
schlape, Carm, nupt, V, 145 c. Dat
my ömm Husz dis beide Liede, Oock
vär dor Dähr nich länger bxiede. Ibid.,
216 c. Brüd^ hei ml man nich so veL
VolksL, 7, 5 I, 2. Hennig, 38: brieden;
im Holst, brüden, nds. brüen. Schütze
I, 167. Brem. Wb. I, 146. Schamb.,
33b. Dähn., 57b.
Bruder, m., nasser, Säufer. Mühling.
brudern, sich, bei einer Sache Vorteil
machen. Mühling.
Bnidersch, pltd. BrOdersch,/., Bruders-
frau. Dat Waute, pkgt mt Broidesch
segge, LavAJot md oft est, wä drög dei
KfH. Flatow. Firmenich 1, 119b.
Brüderschaft, /., nasse, die beim Glase
geschlossene Brüderschaft. Die nasse
Brüderschaft ist uns gantz unbekandt,
Wer sich auf sie verlast, wird überaus
betrogen, Carm. nupt. I, 153.
brüggen, sw., s. brücken.
BrUgling (ü lang), m., s. Brühling.
BrUhbrot, n., s. Brot
Brühling, Brügling, pltd. BrVling, BrSg-
ling (ü u. ö lang), m., etwa halbjähriges
Schwein, dessen Fleisch im Haushalte
frisch gekocht verzehrt wird. Mühling
112
Brüke — Brommtopf.
hat BrVchiing, Ferkel von 6 Wochen,
das abgesetzt ist, um zur Zucht auf-
gezogen zu werden. N. Pr.-Prov.-Bl.
a. F. VII, 437. Henuig, 39, hat nur
Brügling für ein jähriges Schwein. Ein
solches heii'zt jedoch Schrotschwein (s. d.).
Für die Ableitung weist Hennig auf
Borg und poreus hin; Pierson (Lit.
Aeq., 19) erinnert an das lit. brüzas
frisch. Vielleicht trifft die Volksmei-
nung das Richtige, wenn sie an Brühe^
von brüllen^ pltd. brögen^ denkt.
BrQke, Brücke, WrOke, Wrucke,/, Kohl-
rübe, Brassica napus rapifera^ poln.
brukiewy plur. brukwi^ russ. br/ukwa,
Nsslm. Forsch. 2; Th., 212. Schmitt,
Westpr., 168, Brache söngotto schlucke^
wenn se öm Fett hucke, Sprw. I, 471.
brüllen, pltd. br8lie(n), n , laut weinen.
S. schreien.
Brummbär, pltd. Brommbär, m.^ brum-
mender Bär; zur Bezeichnung eines
brummenden Mannes. Du bist ein
rechter Brummbär! In gleichem Sinne
auch Brummbart, pltd. Brommbärt^ Tadler,
Zänker. In Livland ebenfalls: Brum-
bar u. Brumbart. Hupel, 36.
Brummbart, m., s. das vor.
BrUmmchen, n , s. BrUmmelchen.
Brummelsen, pltd. BrommTser, n., mür-
rischer, stets brummender Mensch.
BrUmmelchen, pltd. Brömmelke, n.^ das
brummende Tönen, das entsteht, wenn
man mit dem Zeigefinger über die ge-
schlossenen Lippen fahrt. Zu Kindern :
Mach' ein BrUmmelchen! Bi^mmelchen
schlagen^ die Lippen tönen lassen. Auch
blofz: BrUmmchen. Hennig, 39, hat
BrUmmelschlagen.
brummein, brommein, sw,^ Frequentativ
von brummen^ brommen, mifzlaunisch
„unter dem Barte" murmeln, leise
räsonnieren, kritteln.
BrUmmelschlagen, n., s. BrUmmelchen.
brummen, pltd. bromme(n), sw,y 1. un-
zufrieden murren, tadeln, zanken, rä-
sonnieren. Nun sitzt er im Pelz am
Kamin und keicht und brummt und kann
nicht warm werden. Soph. R. I, 318.
Wenn sie (die Hausfrau) an/engt zu
gnurren^ brummen und krehen, so ist du
kein aufhören. Stein, Peregrinus XIII,
90. W. Mtsbl. VI, 173. 2. sich hüten,
etwas zu thun. Mamsell Hochmuth^ der
wird ihr was brummen. Soph. R.V 1,405.
3. im Gefängnisse sitzen. Er muss brum-
men. Sprw. I, 478.
Brummer, w., 1. grofze Fliege, die
beim Fliegen brummt. 2. alte Kupfer-
münze, 6 alte Pfennige wert. Thom.
In Posen 3 poln. Groschen, deren 60
auf einen Thaler gingen. Bernd, 31.
Brummkater, 9n., stets mürrischer
Mensch. Ebenso: Brummtopf. Er (der
Mann) hat zu hauss einen Brumkater
und nagendenwurm an der Seiten. Stein,
Peregrinus XIII, 90. W. Mtsbl. VI,
173. Hennig, 39.
Brummkriesel , m.^ 1. Brummkreisel,
Kreisel mit hohlem Kopf, der brummt,
wenn er in kreisende Bewegung gesetzt
wird. In Livland Brummkiesel. Hupel,
36. Brommhiesel pitscive. Dorr, 1.
Wiew., 115. 2. munterer, leicht be-
weglicher Mensch, namentlich ein derar-
tiges Mädchen. Sie ist wie ein Brumm-
kriesel. Hennig, 134.
brummmulsch, adj.y mürrisch, finster,
unfreundlich. Von brummen.
brummsch, adj.^ mürrisch, unzufrieden
brummend. Von einem Menschen, der
selten ein freundliches Gesicht zeigt.
Brummtopf, pltd. Brommtopp, m.^ 1.
Topf, der brummt, beliebtes Instrument
der Volksjugend zur Begleitung der
Gesänge in der Advents- und Weih-
nachtszeit. Eine kleine Tonne wird,
nachdem ihr der eine Boden genommen,
Brummt/opflied — Brüsterort.
113
mit einer Schweinsblase oder mit Leder
überzogen. Aus der Mitte dieses neuen
Bodens zieht sich ein kleiner Schweif
von Pferdehaaren, welcher mit ange-
feuchteter Hand gezogen wird. Das
Instrument, ein riesiger Waldteufel,
brummt in eintöniger, lauter und schnei-
dender Weise. 2. mürrischer Mensch,
der wie ein Brummtopf brummt. Denn
toill der gute Herr nicht wie sie pfeifet
springen^ so wird ihr Brumm^Topf ihm
ein solches Klag-Lded singen, dass ihm
der Sinnen Kraft vergeht Carm. nupt,
I, 158. Uennig, 39. Vgl. Brummkater.
Brummtopf lied, n., Lied, das zum
jBrMWwtop/ gesungen wird. Die Brumm-
topflieder werden von Knaben, welche
als die heiligen drei Könige verkleidet
umherziehen, in der Advents- u. Weih-
nachtszeit unter Begleitung des Brumm-
topfes gesungen. Das verbreitetste ist:
Wir treten herein ohri allen Spott^
Einen schönen guten Abend^ den geV
uns GoU etc. S. Volksr., 212, 785.
BrUmschen, pltd. BrUmske, n., Nasen-
stüber.
Brunitschke, Bruntschke, f., Steinbrom-
beere , Rubus saaatilis L. ; gewöhnlich
BrunHschkebeere. Brunischke scheint irr-
tümlichdurchHennigeingeführt,wieaus
Pisanski's Nachtr., denen er das Wort
entnommen, hervorgeht; Pisanski hat
Brunitschke, Ähnliche wilde Beeren
heifzen: russ. brusnlka^ brusnica, poln.
brusznica^ lit. ohne Zischlaut bnikne\
bruknis^ lett. bruhklenes, N s s 1 m. Forsch.,
3; Th. 22. Lit. Aeq., 18. Hennig,
40. Bock, Nat. HI, 415, Hagen,
528. Vgl. Bemitzke.
Brunitschkenkraut, n., Kraut der Brur-
nitschke^ das zu Kränzen verflochten
wird.
brunzen, sw.^ den Urin lassen. Mhd.
Piitehbier, W5rt«Tbiieh 1.
brunzeny prumen. He heft da de Lüd^
so herunda gehunzt, Als wenn se seck
alla hadde beprunzt Volksl. 37, 25 I, 2.
Vgl. Grimm' s warme Verteidigung
dieses Wortes gegen Adelung' s „un-
besonnenes" Urteil. Grimm, Wb. H,
442.
BrQsbart, m., 1. Mann mit brausen-
dem, rauschendem Barte; unfreundlicher
Mensch. 2. Kartenspiel, in welchem
der bebärtete Coeur-König als Bruse-
bart der höchste Trumpf ist. Funge
Brusbärt an to speie, Wardersch. Bur.
Firmenichl,98a. Sprw.1,483. Sper-
ber, 37. In Livland ebenfalls als Kar-
tenspiel. Hupel, 37. 3. Pflzn., Bocks-
bart, Haferwurz, TragopogonL. Fried-
land Ostpr.
BrOsch, BrUsch, ?»., BrQsche, /., s.
Brausche.
bruicheln, brUicheln, »w,, s. briieln.
brU8Chen(ti(lang), sw., schlagen, hauen.
BrUsel (ü lang), n., s. Brilusel.
bruieln, brlltein, sto., s. brifeln.
BrQshahn, m., s. Brausehahn.
Brustbaum, pltd. BrostbAm, m., der
Querbalken im preufzischen Webestuhl,
der gegen die Brust des Webenden ge-
richtet ist. S. Das Wirkgestell, 124.
Brustbruch, m., Schnupfen. Hochr
geehrter Herr^ sagte er^ he hett de Brost-
bröhk. Soph. R. V, 598.
brüsten, sw., mit Anwendung groizer
Kraft eine Arbeit überwinden. Sich
brüsten^ sich mit jemand messen. Stallup.
Marold. Von Brust Bei einer an-
strengenden Arbeit heifzt es: das geht
Ober die Brust
BrllsterArt, Ortsn., nordwestliche Land-
spitze des Samlandes, mit Leuchtturm.
Da Ort Spitze bedeutet und diese Land-
ecke von den samländischen Fischern
die Brust genannt wird (Gebauer,
8
114
Brustlatz — Buddel.
Kde.j 13), so wäre die wörtliche Be-
deatong des Namens: Brustspitze, Brast-
ecke.
Brustlatz, ?/»., Weste, bei Männern;
bei Frauen, Mieder. Bock, 6. Inder
Dzg. Nhg. u. im preufz. Werder Brust-
läpp; in Hessen Brustfleck, Yilmar,
58; in Livland Brusttuch. Hupel, 37.
Küm hebV ock to ete^ da feie mt Scho^
E Mantel^ e Rockke, e Brostlatz dorto.
Tilsit. Firmenich, I, 106b. Es ist
ein Brust-Latz kalter Herzen. Ein KusZj
der wie ein Schwefel- Licht Entzündt die
Oluth der süssen Schmerzen. Carm. nupt.
I, 232. Bildlich, übertragen auf die
Brust, die der Latz schützt: Da Wulf
hot a 's Brostlatz ofgeknöfelt, der Wolf
hat (dem Stutfüllen) die Brust aufge-
rissen. Ermländ. Freisch., 15.
Brustlropfen, plur.^ Tropfen gegen
Brustbeschwerden. Medik. Elia, e S.
liquir.
Brusttuch y n., Tuch, das die Brust
deckt; Halstuch.
Brustwenzel, m., Waldlaub vogel,%Zt?ta
Sibilatria. (?) Bujack, 372. Nach
Grimm, Wh. H, 452, die Bachstelze,
Motaciüa^ doch nennt man mehrere
kleine muntere Vögel, die Brust und
Schwanz beständig drehen, Wenzel,
namentlich Bachstelze^ Rotkehlchen, Rot-
brüstcheny wahrscheinlich von wenzeln
schwänzeln, nnl. wentelen^ sich hin und
her wenden, drehen.
brutschen, sw.^ pfuschen, stümperhaft
arbeiten.
Brutscher, m.^ Pfuscher, Stümper.
bO, interj.y als Gegensatz zu ba. Dat
OS nich bu nich ba, das ist unentschie-
den, nicht ja, nicht nein. Sprw. 1, 484.
bubanzig, ad^'.^ unfreundlich, erzürnt,
aufgebracht, störrisch, widerhaarig, auf-
sässig. Nu fälcP awer nich väl, dat de
Heinrich bubavzig geworden wer, El-
binger Höhe. N. Pr. Prov.-Bl. IX, 244.
Firmenich HI, 495a. Schemionek,
7, schreibt: buhbantzig,
Bubbelacke, m.. Ungeheuer, korr. aus
wdötüolak, wie noch im Serbischen ein
Vampyr hclfzt. Schmitt, Westpr., 165.
In dem Wb. von Mrongovius findet
sich wdöwolak nicht.
bubbern, sw,y und bubberig, adj.^ s.
bibbern.
Bubbert, m., s. Bobbert.
Buber, m,, poln. bob und bubber^ Sau-
bohne, Vida faba L, Sperber, 37.
Hagen, 758.
Buchecker, /., Frucht der Buche. S.
Ecker.
BUcherseller,77»., Antiquar; nach Müh-
lin g auch Bücherschrank. S. Seiler.
Buchstaben, die vier^ der Hintere.
Hßlfs Maul und setz^ dich auf deine
vier Buchstaben, Sprw. I, 2568.
Bucht,/., s. Bocht
bucht, adv,^ s. bocht.
buchten, sw.^ s. bochten.
BUckänholz, n., Holz, das aus dem
Zerschlagen der polnischen Flufzfahr-
zeuge gewonnen wird. Dzg. Altpr,
Mtsschr. IV. 328.
Buckinell, /., s. Bukkinell.
Buckis, /., s. Bukkis.
BUckling, m.^ s. BSckllng.
Budde, Butke, /., I.Laus. Dönh. 2.
Engerlingund jeder Wurm, der im Acker
gefunden wird. Mühling, Tiem., 169.
Nsslm.,Th.,216. tfds, Budde, Buddeke,
Butke Popanz, Gespenst, Schreckbild,
womit man kleine Kinder beschwich-
tigt. Brem.Wb. 1, 154, 175; Seh am b.,
34b. Dähn., 59a. In Bayern der ^t^^e
Larve; vermummte Person; Unhold.
Schmeller I, 229. Vgl. Buteher,
Bufehebau.
Buddel, f, Bouteille, Flasche. Er
Idsst die Buddel nicht los, er ist ein
Buddelbuxen — bügeln.
115
Säufer. Sprw. I, 445. He drinkt de
ganze Buddel üt Volksr. 256, 887.
Buddelbuxen, plur.^ die weiten Hosen,
welche die Fischer über die gewöhn-
lichen Beinkleider ziehen. Sie heilzen
auch KeddelbUxen, KittelbUxen, wohl weil
sie, aus der Feme gesehen, den Ein-
druck eines (Frauen-)Kittels machen.
buddeln, vhd. buttein, sw,^ 1. von
Buddel, Flasche: in Flaschen füllen.
Das Bier buddeln — einbuddeln. 2. nach
dem kluckemden Tone während des
Trinkens: aus der Flasche trinken; zu
viel trinken, saufen. B}r buddelt^ er
ist ein Trinker. Sprw. 1, 445. 3. nach
Hennig, 41, auch schäumen: da^ Bier
buddelt. 4. in der Erde wühlen, kratzen,
wie es die Hühner thun; auf einem
Acker nach Steinen graben, sie aus
demselben heben; in aufgegebenen Grä-
bereien Berstein grabend nachsuchen;
überhaupt mübsam arbeiten, wobei an
ein grabendes Wühlen gedacht wird.
Bude,/.; 1. Hütte, Gezelt, Stall, poba.
buda^ Ut. buda. Bei Jeroschin: er
stapfte zu den budin ^ 46d u. m.
Pfeiffer, 135 f. 2. kleines Häuschen,
in dem gewöhnlich ein Handel betrieben
wird. In kleinen Städten sind der-
artige Buden oft um das Rathaus, ja
in die untern Räume desselben hinein
gebaut. Das soü ihm in die Bude lecken^
das soll ihm übel bekommen. Es hat
ihm in die Bude geleckt^ hat ihm Schaden
gebracht. Wöü hei on de Böd, will er
in die Bude ! Ausruf der Zurückweisung.
— 3. eine eigentümliche Zusammen-
setzung ist : Hakenbude, Hökerbude^ von
haken hökern, und Hake Höker, Klein-
händler. Vgl Dähn., 168a. Die Haken-
buden haben „Kramgerechtigkeit", und
wird in ihnen Handel mit Material-,
Kurz- und Schnittwaren getrieben, oft
auch Bier und Branntwein verschenkt.
Nach Klein, 1, 175, für Danzig: Höker-
wohnung auf dem Lande. Wir bewilligen
auch^ dasz zu Labiau sechs Hakenbuden
allerhand Höckerei zu treiben angelegt
werden sollen. Altpr. Mtsschr. IV, 524.
Budel, m., s. BSdel.
Budenbau, m., Bau der Buden, zur
Bezeichnung des Tages zwischen dem
Vieh- und Krammarkte, an dem die
Verkäufer ihre Buden für den Kram-
markt errichten. Sperber, 9.
Budenleute, plur.^ Leute, welche in
Buden wohnen oder Waren (eil bieten.
Budenwächter, m., Ladenhüter, un-
courante Ware. Elbing. Schemio-
nek, 7.
Budnecker,m., verächtliche Benennung
für einen Adeligen. Stein, Peregrinus
XVI, 8. W. Mtsbl. VI, 187. Einer
der vom Pfluge her ist? Vgl. Budnick.
Budnick, (?), das Streichbrett an dem
altpreul'zischen Pfluge. S. Zoch.
BUerke, w., Dem. von Biier^ Bauer,
Käfig.
bufs, interj ^ s. bafs.
bufsen, sw.^ s. bafsen.
BUgel, pltd. Bägel, m., Teil des alt-
preul'zischen Pfluges. S. Zoch.
bUgeln, pltd. bägle(n), sw,^ durch den
Bügel heben, eine Ehren- und Hoch-
achtungsbezeigung gegen das weibliche
Geschlecht am Fastnachtstage. Die
Junggesellen, Ejiechte etc., ziehen mit
einem geschmückten Reifen, Bügel, von
Haus zu Haus. Der den Reifen Tra-
gende zieht ihn, oft nach dem Takte
der mitfolgenden Musik, jeder Haus-
frau, jeder Tochter und jeder Magd
des Hauses über den Kopf und die
Schultern, während ein anderer die ge-
bügelte Person aus dem Reifen heraus-
hebt. Die Frauen halten das Bügeln
für eine besondere Ehre, weil keine,
auf der ein Makel haftet, durch den
8*
116
Bugelrock — Bukowitz.
Reif gezogen wird — es sei denn, dafz
sie 5 Silbergroschen (50 Pfg.) zahlte.
Oberland. Natangen. Ennland. N. Pr.
Prov.-Bl. VI, 223; X, 117. Sprw. 11,
453.
BUgelrock, m., pltd. Bägelrock, ßeif-
rock. On öm Bägelrock to gäne^ Dat
siM mt wol doli aivstäne. Volksl. 5 1, 8;
S. 74.
BUgelsenke, /.^ nach Mühling Netz
mit Bügel^ das von einem Menschen
gehandhabt wird. Kenn ig, 40, hat
BUgelsenken, n., zur Bezeichnung des
Einsenkens der kleinen Bögelnetze in's
Wasser.
buggelüi 9fuo.^ buckeln, locken, in
Locken legen. Die Haare bu^geluy sie
in Locken legen, flechten, — aufbuggeln,
sie festlich aufputzen, mit Blumen durch-
flechten. In Bremen Imckel Locken,
franz. boucle. Brem. Wb.1, 158. Grena-
dierbuckeln u, geflochtene Haarzopfe . . .
die Wuckel Locken. Schmoll er I,
153; IV, 21.
buggem, sw.^ mit den Ellenbogen,
Fäusten, jemand drängen und stofzen,
oft mit dem Nebenbegrifie der Heim-
lichkeit; mit den Fersen die Seiten
eines Pferdes stoiizen.
Buhlengeld, n., Geld, Abgabe der un-
verheirateten Bürger Königsbergs bei
Erlangung des Bürgerrechtes mit der
Verpflichtung, binnen Jahresfrist zu
buhlen, d. i. zu werben und zu hei-
raten, widrigenfalls das Geld verfiel.
„Man zahlet nach Bescha£Fenheit der
Umstände 25 bis 50 Gulden. Es gründet
sich diese Verordnung auf die uralte
Willkür der Städte Königsberg, worinnen
einem Bürger aufgegeben ist, ehelich
zu werden." Hennig, 40. Es geht
aus Hennig nicht hervor, ob die Ab-
gabe sich eventuell wiederholte und zur
Steuer wurde. Doch scheint dies der
Fall gewesen zu sein, da, nach Klein,
1, 56^ in Danzig Bohlengeld, im gemeinen
Leben scherzweise Bollengeld, „das Geld
ist (war), welches unverheiratete Per-
sonen männlichen Geschlechts jährlich
erlegen müssen." Wenngleich, nach
Kleines Angaben, dieses Geld „zur
Besserung der hölzernen Brücken an-
gewandt wird" (wurde), und somit die
Ableitung von BoMe = Brett zulässig
ist, so ist Bohlengeld und mehr noch
Bidlengeld blofze Korrumpierung von
Buhlengeld, Wie rein und sinnig der
Begriff buhlen und Buhle in jener Zeit
wai*, wolle man daraus ersehen, dafz
Markgraf Albrecht in einem Briefe vom
1. Januar 1526 seine Braut ^ die Prin-
zessin Dorothea von Dänemark, als seine
„freundliche, herzallerliebste Muhme und
Puel (Buhlin)" anredet. Vgl. Beitr. z.
Kde. Pr. IV, 414.
Buhne,/., in den Flufz gebauter Quer-
damm. Vgl. Vorland.
Bujenge, Pujenge, /.^ Pfln., Verstümme-
lung von Paeonia^ wie bei Leunis, 714,
Putenje.
Bujerunne, /., Männer- Unterhemde
mit weiten Armein, gewöhnlich von
blauer Farbe. Werder. Graudenz.
buken (u lang), sw,^ einlaugen, Garn,
Leinwand, Wäsche. Von B6ky Boke^
Beke Buche, aus deren Asche früher
die Lauge bereitet wurde. Vgl. Brem.
Wb. 1,157. Schütze,!, 177. Dähn.,
59b. Schamb., 35a.
Bukkinell, /., lit., Neunaugenreuse der
Memelmündungen. Benecke, 399.
Blikkis, /. , lit., eiförmige, korbartig
aus dünnen Weidenruten geflochtene
Reuse. Beschreibung und Abbildung
in Benecke, 398 f.
Bukowib, Ortsn., Dorf im Kr. Strafz-
BuUtengasBe — Bullern.
117
borg. Man sagt spottweise: die Buko-
witzer Knechte suchen das Fett auf dem
Grande, Sprw. I, 842.
Bulatengasse, Bullatengasse, /., Name
einer Stral'ze in Kgsbg., von dem einst
auf dem München(Mönclien-)hofe ge-
legenen Kloster, dessen Insassen, Grau-
mönche, Franziskaner, sich Bvlaten-
bruder nannten; wie die Ostpreufz. Ztg.
1875, Nr. 92, Beilage, meint = buck-
lige Brüder. Die buckelartige Kapuze
liefze sich wohl dem lat. buUa sub-
sumieren. Im Yolksmunde hieGs die
Strafze Bollen-, Bullengasse, und der
Winkel, den sie mit der Klosterstrafze
bildete, Bollen-, Bullenwinkel. Hennig,
40. Hoffheinz, Stralzn., 600.
BUlau, BUlow, m.^ s. Bierhol.
Bullatengasse, /., s. Bulatengasse.
Bullchen, n., kleines Brot; poln. bulka
runde Semmel^ Franzbrot. Mühling.
Bulle, /., s. 1. Bulwe. 2. Pulle.
bullen, sw,^ pltd. bollen, 1. c<nre^ beim
Rindvieh. Die Kuh hat gebullt^ ist be-
sprungen. 2. Die Binderin hollt^ wenn
sie ihrem Schnitter nicht nachzukommen
vermag und von dem folgenden Schnitter
eingeholt wird. Die andern Arbeiter
pflegen dann, dem brünstigen Bullen
nachahmend, zu brüllen. Sprw. I, 365.
Vgl. Schwad.
Bullenadel, m., unechter^ vermeinter
Adel. Stein, PeregrinusXVI,8. W.
Mtsbl. YI, 187.
Bullengasse, /., s. Bulatengasse.
Bullenwinkel, m., I. im Werder der
Platz, wo die Mägde schlafen. Scherz-
weise von den Knechten so genannt.
N. Fr. Prov.-Bl. II, 405. 2. für Königs-
berg s. Bulatengasse.
Buller, 97)., Bären wicke, Vicia dume-
torum Z/., lästiges Unkraut im Winter-
getreide mit schwarzen Samenkörnern.
Hennig, 321. Nsslm. Forsch, 3; Th.,
215. Vgl. Kaffeebohnen.
Bullereis, n., s. Bolleis.
bullerig, bull'rig, adj,^ polternd, schel-
tend, zänkisch, hitzig und grob, aus-
fahrend in der Rede. Von bullern.
Bullerjan, 7n.^ l.Polteijohann, Brumm-
bär, Lärmer, Hitzkopf. Bock, 6. Müh-
ling. In Hessen Boürian Polterer,
Hitzkopf. Vilmar, 47; in Livland Bid-
der Jahn, Hupel, 39. 2. Korrump. von
Baldrian, Valeriana, 3. Medikament
Radix Valerianae. Da das Pulver auf
Katzen erregend wirkt, so heifzt es auch
Kattebullerjan, KatzenbuUerjan. Kgsbg.
S. Baiderjan.
Bullerloge, /., Loge, in der gebullert,
gepoltert wird, die Gallerie im Theater,
als der unruhigste Platz. Kgsbg.
bullern, sw,^ 1. poltern, stark klopfen,
lärmend anXhür oder Laden anschlagen,
ein schallendes Geräusch verursachen.
Da bullert on e Kamer wat Volksl. 31,
20, 7. Da Wingt buUat je man so an
na Thea, Ermländ. Freisch., 5. Schlog
mi op dat SchuUeblatt, Ach Herrjeh^ wo
bullet dat. Volksr, 125, 524. Heschneet
em de Kopp vom Rop heraf Hots duusend
Zappermenty wat bullerd dat D o rr , 61 .
Wie^s fällt^ 80 bullerfsy im Handel als
Verweigerung der Auswahl unter gleich-
artigenOegenständen. In Hessen bollern.
Vilmar, 47. Ahd. pollon^ mnd. bulr
deren^ holl. bulderen^ bolderen. Hennig,
40. 2. brodeln, kochend aufwallen:
Das Wasser kocht^ dajz es m/in so bullerte
Vgl. Sallmann, 49a. 3. bildlich: in
Rede und Wesen poltern, .schelten, auf-
fahren, toben. — anbullern, in beiden
Bedeutungen: stark anklopfen; einen
heftig anfahren.
Bullern, n., 1. das Poltern überhaupt.
2. eine verbotene Art des Fischfanges
118
Bullochse — Bumslceale.
darch Poltern. Dm sogenannte Pumpen^
Kbmnen^ Jagen^ Klappern^ Bvllem und
Steiren, sowohl im Haffe^ als in der See,
wodurch der Fisch vom Eingang ins
Haff verjaget und vertrieben mrd; in
gleichen dcLs Atissetzen der Quaste im
Hafe soll bey Verludst des Gefäszes und
Garns, zu aller Zeit verbothen seyn.
Fisch.-Ord. v. 1738. §4. Benecke,
310. Ygl. Klappern.
Bullochse, pltd. Bollos, m., Stier, der
erst, nachdem er als Bulle seine Schul-
digkeit gethan, verschnitten worden ist.
Brem. Wb. III, 275.
buH'rig, adj., s. bullerlg.
BUlow, Herr von, Junker Bülow, s.
Bierhol.
bulstern, sw., aufblähen, aufdaunen,
bulstrig werden. Stroh buUtert und
mufz festgetreten werden. Vgl. Blilte.
bulstrig, adj,, s. buttrig.
Butte, BUIte, Bolzen, m,. Beule, Ver-
tiefung durch Sto/js oder Fall ent-
standen. Der Bolzen im Hut, in Metall-
geschirren etc. Im Nds. bult, bulten
Hügel, ahd. puhil, mhd. bühel. Brem.
Wb. I, 160. Hennig, 40.
Bulten, m., s. Bolten.
bultig, bUltig, adj\, verbolzt, uneben,
mit vielen Beulen behaftet. Ilennig,
40.
buttrig, bulstrig, adj\, was Buken hat,
uneben ist. Eine bauschige Naht ist
bulstrig.
Bulwe,/., gewöhnlich im plur. Bulwen,
von dem gleichbed. kass. bulica, Kar-
toflPel, Solanum tubei^osum L. Westpr.:
Kassubei, Pommerellen, Konitz, Groiz-
Werder, Dzg. Werder, Elbing. Dreeg
Bulwe möt Solt best to Hüsy Earto£feln
mit Salz schmecken zu Hause (am
besten), aber nicht am fremden Tisch.
Sprw. I, 497. S. Schmitt, Westpr.,
165. Treichel, Volksth. Statt Bulwen
hört man auch Bullen. Vgl. Schucken.
BQmann, m., Kobold, als Schreckmittel
für Kinder, wie Baulmu, Bücher. Ygl.
Sprw. I, 252.
bumbs, interj., s. bums.
bumfideln, bomfideln, sw., coire. Wohl
Zusammenziehung aus bummeln, bom-
mein baumeln, \mä ßdeln geigen.
BUmken, plur., in dem Inventarium
des Hauses Seh esten v. J. 1652 stehen
verzeichnet: „8 schlechte Bümken.^ N.
Pr. Prov.-Bl. a. F. IH, 269. Nsslm.,
Th., 215. Lesefehler des Einsenders
für Bancken, Bänckenf
Bummchen, Bommchen, n., altes Brannt-
weinmafz zum Ausschank an Ort und
Stelle. Ein Bummchen kostet meistens
25 Pfg. und wird von mehreren Per-
sonen „ umzech ^ getrunken. Sper-
ber, 9.
bummeln, sw.^ s. bommeln.
bums, bumbs, interj., schallnach-
ahmend; zur Bezeichnung des Tones,
den ein fallender Körper verursacht,
und, da ein solcher Fall unvorgesehen
kommt, auch des Unerwarteten, Plötz-
lichen. Bums, da liegt es! Bums, da
hatte er^s weg! Sprw. I, 498. Bums
fiel es um. Aber bumbs! da stand ich.
Soph. R. I, 420. . . . und bumbs schmeiszt
ihm ein Zeitungsschreiber den Kanzelton
in den Bart. Ibid. II, 312. Jetzt kam
ein fürchterlichei^ Schlag . . Bumbsy das
war in die Kircheiche. Ibid. IV, 166 f.
Und bumbs schnauben oder husten sie
(die Bauern) drein, dasz die Kirche er-
schallt Ibid. IV, 309. Vgl. frros, par-
dauz, plauksch, schmauks, schnips ^
schnurr, schwaps.
Bums, pltd. Boms, m., Eellerkneipe.
bumsen, sw., s. bumizen.
Bumskeule, /., Pflzn., s. Duderkeule.
barnfzen — Burgerbest.
119
bumfzen, bumsen, 8w.^ dumpf tönen;
schlagen, stofzen, fallen, anstofzen, an-
rennen, dalz es einen dumpfen Schall
giebt In Bayern pumsen, Schmel-
1er I, 285. — anbumfzen, anschlagen,
poltern mit dumpfem Nachhall; in Po-
sen: mit dumpfem Schalle an etwas
fallen, stofzen. Bernd, 6. aufblimfzen,
mit einem Bums auf etwas fallen,
bumfzend auftreten.
BQne, /., Bau vom Flufzufer in den
Strom hinein auf Steindamm aus Kiefer-
ästen, Weidengeflecht, Faschinen, mit
Auflegung von Steinen, um die Ge-
walt des Stromes vom Ufer abzuhalten.
Vgl. Brem. Wb. I, 163. Vilmar, 61.
Grimm, Wb II, 510, das Bühne für
die richtige Form hält.
BUne, BQne, Böne, Bosche, jüd. weibl.
Vom. Korrumpiert aus Bona. Flatow.
Schmitt, 113.
Bunge, (?), Fischergerät. Pierson,
Matth. Prätor., 117.
Bunk, Bunker, m., s. Bonk.
Bunke, m, 1. Bursche, Knabe, mun-
terer Junge. Das sind tüchtige Bunhen^
tüchtige Jungen. Kein Bunke ist auf
dem Eise zu sehen, 2. liederlicher
schlechter Mensch, im Anklänge zu
Halunke, Ironisch: Er ist ein guter
Bunke, Die Hunken^ die Bunken^ die
scheewen Ilallunken, Mühling. Sprw.
I, 1767.
Bunken, plur., die starken Knochen,
namentlich magerer lebender Tiere,
welche stark hervorragen. Vgl. Brem.
Wb. 1, 164. In Pommern Bunken-
Knakeny der grofze Knochen an der
Hinterkeule. Dähn., 63a. In Holstein:
grofze Knochen, Röhrenknochen.
Schütze I, 185.
bunken, sw.^ die Bunkerde wegräumen.
Bunkerde, /., die über einem Torf-
moor liegende Erde.
bunkig, adj,^ mager, verkümmert.
Muhling. Vgl. Bunken.
burachig, adj.^ gierig. Pr. Holland.
Mühling. Vgl. wQrachen.
burbeln, sw.^ 1. unterbrochen tonen,
murmeln, klunkemd tönen. Das Wasser
burbelt, wenn es aus einer enghalsigen
Flasche gegossen wird, wenn Luft-
blasen darin emporsteigen. Der Bauch
burbelt, kollert. Lit. burbeti, burbuloti^
poln. burczyiy hwrczec, 2. trinken, sau-
fen, weil hin und wieder beiin Trinken
ein Burbeln zu hören ist. Vgl. bur-
deln.
Burchel, /, kleine Beule, die von
einem Insektenstich herrührt. Rasten-
burg. Mühling.
Burczanka, Burtzankin, /., Bauern-
tochter . . . trachten^ dasz sie eine reiche
Burtzankin (^Bauerstochter) . . . sich an^
trauen lassen mögen. Hartwich, 347.
Burczik, m.^ ein junger Bauembursch.
Vgl Borischik.
Burdel, m., ein mit Schilf bewachsener
Sumpf. Ermland. Mühling.
burdeln, sw,^ vom Wasser, wenn es
sprudelt, Luftblasen auftreibt, kreiselt,
strudelt. Auch das kochende Wasser
burdelt Vgl. burbeln.
BUre,BTre,/., Bettzieche, Überzug über
Kissen oder Deckbett; im Samlande BTr.
Hennig, 40. Dann schütten sie sie (die
Federn) in die Büren, Pierson,
Matth. Prätor. 1 13. Durch V ofz (Luise)
in die hchd. Sprache eingeführt. Ahd.
purran, purian^ mhd. büm erheben, in
die Höhe halten, die Bure also das
aufgezogene , übergezogene Linnen.
Grimm, Wb. II, 511.
Burgemelster, m.^ s. Bürgermeister.
BUrgemeister, m., s. Burgmeister.
BUrgerbest, BUrgerbestes^ n., 1. nach
Hennig, 41: „dasjenige, was den Bür-
gern bei Einkaufung der Waaren zu
120
Bürgergehorsam — barrdaaz.
gut kommt. Nach dem Edikt von 1691
soll den Bürgern zu Königsberg von
jedem 100 Pfund 2 Pfund, und von
jedem 100 Scheffel, Tonnen oder Stof
zwei zu gut kommen". 2. Nach W.
Seidel, 29, in Danzig das Ubermafz^
welches bei der Asche, Kalk u. a.
Waren, die von ihrem Quantum ver-
lieren, den Kaufleuten zugestanden wird.
In der Regel betrug es ein Liespfund
auf ein Schiffspfund. Schemionek,
7, erklärt einfach: 10 pCt. Zugabe
beim Einkaufe. S. Stein, Peregrinus
VII,. 15. W. Mtsbl. V, 141.
BUrgergehorsaniy n., eigenb'ch Bürger-
gewahrsam, das Zimmer, worin früher
Bürger kleinerer Vergehen wegen ge-
fangen gesetzt wurden. S. Gehorsam.
Bürgermeister, Burgemeister, m., der
Dorfhirte. Vgl. Hexspr., 139. In
Hessen gab es einen Kuhbürgermeütery
einfach Bürgermeister ^ als Benennung
desjenigen Gemeindegliedes, an welchem
die Reihe war, den Faselochs zu halten.
Vilmar, 62.
BUrgersteig, m,, Weg für Ful'zgänger
zu beiden Seiten der Strafze (Trottoir).
BUrgerstube, /., Dem. BUrgerstUbchen,
Stube, resp. Stübchen für Bürger. 1.
als Versammlungs- und Gesellschafts-
zimmer. AiLch bäihen die LobL 2jünffte^
dass in dem grossen Saal des Juncker-
GartenSy ein besonderes Bürgerstübchen
ajustiretj und sie^ so vrie in der Alten-
Stadt diese Commoditaet haben mo^en,
Protok. der Morgspr. im Kneiph. aus
1729. Die Zünfte, 9. 2. als Gefäng-
nis und dann s. v. a. Bürgergeh<yrsam,
In Schwaben Bürgerstube i Versamm-
lungshaus der Patrizier; die ähnlichen
Versammlungshäuser der Kaufleute und
Handwerker hiefzenZztn/lte^en, Zninft-
hauser. Schmid, 108.
BUrgerstunde, f.y Stunde, in welcher
der ruhige Bürger das Gasthaus, die
Schenke, zu verlassen hat, 10 Uhr
abends. Die Bürgerstunde bieten^ eine
Verpflichtung des Wirtes den Gästen
gegenüber, durch welche diese zum
Heimgange aufgefordert wurden.
Burgfrieden, m., s. Bleide.
Burgmeister, auch BUrgemeister, m.,
Verwalter in Hof und Garten der Königs-
berger Junker und Bürger seit dem
18. Jahrhundert. Sie hatten die Ord-
nung in Hof und Garten gleich den
Gerdeleuten (s. d.) früherer Zeit aufrecht
zu erhalten, verbürget zu nehmen (s.
verbürgen) und die Zunft zu vertreten.
Vgl. Die Zünfte, 16 u. 25.
Burica, /., von dem poln. burka, kur-
zer, polnischer Regenmantel von Filz
oder grober Wolle, Mantel, Kutscher-
mantel. Mrongo vius Wb. I, 40a.
Sperber, 37.
Burl(an, Borkan, Porkan, /., Mohrrübe,
gelbe Rübe Lett burkane, burkahne^
bohrkanSy russ. barkän; in Liv- und
Estland Burkane und Borkane^ f. Hu-
pel, 40. Lit. burkantai Pastinak, bu-
rökaSy poln. burak rote Rübe, russ. bu-
raki Suppe davon. Nsslm. Th., 24
Vgl Nsslm. Forsch. 3.
BQrkeherr, m., Bauerherr, Bauer. Ver-
altet. Dzg. Nhg. Viol^t, 162.
bumauisch, adj.^ s. bemautsch.
burr, intefy.^ zurückhaltender Zuruf
an Zugtiere, namentlich Pferde. Auch:
purr! Vgl. Volksr. 63, 242 a. Burr,
Burr! in Litauen lockender Ruf zu
Schaf und Ziege. A. a. O., 242d.
Burra, m., s. Boreck.
Burrack, /., selbstgewebte Schürze.
Oberland.
burrdauz,^^'., den Ton nachahmend,
der sich beim Fallen hören läfzt. . . und
bwrrdauz lag ich auf Gotteserdboden wie
ein SackooU Erbsen, Soph. R. V, 122.
Burrel — Buscheb4r.
121
Burrel, /., Knicke.
Bursisty /., Musikschüler in einem
Kloster. Die Burmten wurden auf
Kosten des Klostersäckels, bursa^ aus-
gebildet, damit sie später die in
kath. Kirchen notige Moisik ausfuhren
konnten. Mühling. Derselbe macht
die Bemerkung: Obgleich in der H.
Linde kein Kloster mehr ist, so sind
doch Bursisten da. Poln. bursak Kon-
yiktorist, Kontubernal, Stubenbursche.
bUrsten, pltd. b6r8Chte(n), sw. Einen
bürsten^ ihn durchprügeln. Öck war em
benchte! als Drohung.
Bürstenbinder, m. Er %auft wie ein
Bürstenbinder. Sprw. I, 445.
Burstinowo, Ortsn., s. Bosnow.
burten, »w.^ zaubern, wahrsagen. Bur-
ten oder Weidein wül sagen zaubern.
Pierson, Matth. Prätor., 42.
Burlen, Burleninker, plur,^ Wahrsager,
Zauberer, Besprecher; von dem lit.
burü wahrsagen: burtininkas Wahr-
sager, Zeichendeuter, burtininke Wahr-
sagerin. Nsslm. Wb., 338b. Pisanski
(Nachtr.) und nach ihm Hennig, 41,
schreiben Burtenicker. (Burtones heiszt
Zeichendeuter^ von burta ein Zeichen.
Pierson, Matth. Prätor, 42.)
Burfschik, m., s. Bortschik.
Burtzankin, /., s. Burczanka.
BUrzel, n., ein Tall oder Fünfzehner
Gespinnst von einer kurzen Haspel oder
Weife. Ermland. Mühling. S. auch
Perzel.
Busbunk, m., s. Bonk.
Busch, Dem. Buschchen, w. Vom., s.
Barb. ^
Buichbonk, m., Kobold, Gespenst, wie
BuHchebär (s. d.). Da&s dich der Buich-
bonk^hoV dich der Henker! Sper-
ber, 37.
buiche. Ein samländischer Kinder-
reim an das Marienkäferchen, Cocci-
nella septempunctata (Volksr. 59, 229)
beginnt: Busche buiche Bake^ fleeg hoch
ön e Hocht! Da Bake Käfer bedeutet,
so erscheint busche als dazugehöriges
Attribut, oder, schreibt man Busche-
bakcj als Bestimmungswoil zu Bake.
Läfzt sich busche auf das poln. bog »
Gott zurückführen, so wäre auch in
diesem Reime das Marienkäferchen das
Herrgottskäferchen = Herrgottspferd-
chen, Herrgottskuhchen der übrigen
Reime a. a. 0.; wie denn dieser Käfer
überhaupt in zahlreichen Kinderreimen
als ein den Göttern und der Mutter
Gottes geweihtes Tierchen auftritt. S.
Roch holz, Aleman. Kinderlied etc.
92 f. Der Käfer heilzt auch Berbut-
chen, Butberbutchen, und in Memel und
Danzig: Berbu§chke, Borbufehke. Vgl.
Buschebar.
Butehebftr, Busebftr, m. 1. Kobold,
Spukgeist mit dem man die Kinder
schreckt. Der Buschebar kommt! ruft
man unruhigen Kindern zu, indem man
ein Gepolter verursacht. Buuten roast
de Busche- Boar^ On de Wulf behielt
(beheult, heult an) den Moan, Dorr,
53. Hennig, der Busebaar schreibt,
weist, 321, gesucht, auf das lit. buzis =
Bettler mit langem Stock hin, der in
seiner Zerlumpthcit von weitem einem
Bären (ursus pltd. Bor, Bär^ ziemlich
ähnlich ist. Nach Mielcke u. Nessel-
roann heifzt der Bettler lit. yhbaga;s\
buzis ist in ihren Wb. nicht aufzufin-
den. Vielleicht ist Buschebar nur Zu-
sammenziehung von buschiger Bär; was
um so leichter sich annehmen liefze,
als nach Sperber^ 37, auch Bu§chebart
auftritt. Letzterer hält dieses Wort,
wie Butehebau und Butehbonk, mit dem
poln. bog = Gott zusammenhängend.
Schwed. buse Schreckbild, Popanz, dän.
busemand Gespenst. 2. vermummter
122
Baschebaa — batromar.
oder ungewöhnlich gekleideter Mensch,
der also für den Bmchehar gelten will
oder als solcher angesehen wird; auch
der Unfreundliche, Verdrielzlicbe. Ei'
ist ein rechtei^ Bmchehar, Sprw. I, 499.
Bu§chebau, Bu§chbau, m, 1 . der gleiche
Kobold wie Buschebar. Der Bmchebau
kommt! 2. drohende Regen- und Ge-
witterwolke. Vgl. Baubau, Bu§cher,
Budde.
Buscheck, n., Mieder. Ermland. Muh-
ling. Vgl. KrOprock.
bu§cheln, sw.^ sich leicht bewegen;
von der See, wenn sie ganz kleine
Wellen zeigt. Die See buschelt Müh-
ling. (Ich habe das Wort an unserm
Ostseestrande nie gehört.)
Bufeher, m. 1. Kobold, Schreckbild
für Kinder, wie Baubau, Bttmann, 2.
Laus, russ. wosz^, poln. wesz. Nsslm.
Th., 216. 3. finstere drohende Regen-
und Gewitterwolke, poln btisza. Das
ist ein guter Buicher, In der Fried-
länder Gegend auch: Windatofz. Vgl.
Budde.
bu§chem, sw.^ Kinder ängstigen mit
einem Kobold. Kinder lewt Iiei to
buHchre, Von Buicher, Bmchebau, Vgl.
Scheffelkopf.
Buschfutter, n., Futter von Fuchs-
(nach Mühling von Katzen-) Fellen.
Röcke mit Buschfutter waren in alten
Kleiderordnungen den Dienstboten zu
tragen verboten. Hennig, 41.
Buschklopfen , n. , Strauchdieberei,
Wegelagerei. Mancher würde geschwinde
und eilfertige bedeutung (mancher Phä-
nomene) abfertigen, welche aber die
natürliche Ursachen und zugleich den
Effect nur von ferne berüren und an-
treffen, als da sind Krieg, Empörungen,
Buschklopffen, Fewersbrünsfe etc. anzu-
deuten. Linem., Aaa 2a.
bu§chlich, adj., unordentlich, beson-
ders in den Haaren. Mühling. Vgl.
pu^chlich.
Butehmau, /, s. Pufohmau.
Buschwächter, m., Aufseher über die
Anpflanzungen auf dem Vorlande.
BQ§e, /., Name eines kleinen Ge-
hölzes bei Bischofstein. Ech ho dot
derch de Büse o derch e Borewinkel zu
raite Ermländ. Freisch., Manuscript.
Busebar, m,, s. Butehebar.
Busse, /., Flufzfahrzeug. Drehbusse,
eine Busse, die leicht dreht oder wen-
det; in der Eibin ger Gegend ein klei-
nes prahmartiges Fahrzeug. Im Holst.
BOse, holl.^is, mlt^a,j^8a. Schütze
I, 187. Grimm, Wb. H, 563.
BUst {ü lang), /. u. m., s. BTst.
bttster (ü lang), adj., s. bTster.
bUstern (t^ lang), sw,, s. bTstem.
Butberbutchen, m., s. bu§che.
böte, boten, adv,y draul'zen. Büte on
e Koch. Kgsbg. Firmenich I, 103b.
Ek spozeer leewer hier buten herum.
Dorr, 1. Wiew., 15.
Butella, /., Bouteille^ Flasche, in pol-
nischen Gegenden von dem poln. butela.
Sperber, 37.
BQtenleute, pltd. BQtenlUed, plur.,
Leute, die entweder aufzerhalb der
Stadt oder in der Stadt in kleinen
Häusern wohnen. Mühling. Mnd.
butenmann, plur. butenlvde. Fremder.
Mnd. Wb. I, 464a.
bQterdem, adv., aufzerdem. Doch buter-
dem, Herr Fenton, . . .se leeft ju. Dorr,
1. Wiew , 28. Ibid., 54. 111.
Butke, m., s. Budde.
butranär, adj. u. adv., s. butromar.
butrornar, auch butranär, adj. u. adv.,
aufzergewöhnlich. De Wiewer Jiebben
dabi gequiekt on gebucht ganz butromar.
Dorr, 1. Wiew., 16. Darut kannst du
af nehmen, dat §n di wat Butromaret
steckt. Ibid. 68.
Butsch — Butterhexe.
123
Butschy m,^ KoJz, poln. buzia^ lit. bu-
czdwimas von bticzoti küssen. Komm,
goß mt e Butsch, Dat hostt ftf Grille
on e Butsch. Hannke, mtn Mannke,
wat kostet e Pm* Schau f E Dälet*, e
Dittke, e Butschke dertau, Volksr. 77,
303. Vgl. Mutsch.
butechen, sw., küssen. Von Butsch.
BiitschwTn, 7n., s. BotschWfn.
butteln, sw., s. buddeln.
Butter, /., pltd. Butter, auf der Elbin-
ger Höhe Batter, im Werder Potter,
im Ermland Potta. Man unterscheidet
Tischbutter oder Stückbutter ^ auch Pfund-
butter, da die Stucke ein Pfund wiegen
sollen, und Kuchenbutter oder Achtel-
butter (s. d.). — He ös so flau as on-
gesolten Botter. Elbinger Ndrg. — Als
Medikament wird gefordert: Gren on
gehe Botter = Oleum, laurinum unguino-
mm. Kgsbg. S. Alteloröl. — Die Butter
im Kalmus, s. Himmelsbrot
Butterblume, /., Löwenzahn, Leonto-
don taraxacumL, Nach Hagen, 810,
auch Kuhblume.
Butterbroten., 1. Wurf auf die Wasser-
fläche, durch den flache Steine wieder-
holt von derselben aufprallen . B o c k , 6.
H e n n i g , 42. Sehr ämsig warffen die Her-
ren Butterbrot, und die Mädchen klatschten
den Herren das Wasser ins Gesicht
Soph. R. III, 249. Auch: Butterschulz,
Dem. Butterschufzehen werfen; ebenso:
Scheibchen —, Kaschke werfen; letzteres
von dem poln. kaczka Ente. In Est-
land i?t^^^&n t(?^4?n. Sallmann, 117a.
Bei den Griechen und Römern eben-
falls schon bekannt; engl, du^k and
draks Enten und Enteriche machen^
shipping schiffein, franz. faire des ri-
cochets. Vgl. Volksr. 195, 721. 2. In
Redensarten: Es einem aufs Butterbrot
gd}eny ihm eine abgethane Sache vor-
halten, ihm Vorwurfe machen. Du
hast wohl ein Stuckchen Butterbrot be-
kommen? fragen Kinder den Ankläger.
Etwas für ein Butterbrot kaufen, es zu
sehr billigem Preise erstehn. Für ein
Butterbrot arbeiten, fast umsonst ar-
beiten. 3. Polnisches Butterbrot, Brot mit
Salz bestreut, nach Pisanski^s Nachtr.
mit gestolzenem Ingwer und Salz; es
wird von vielen als eine Magenstärkung
gegessen. Vgl. Sprw. I, 563 ff.
Butterbuchse, /. 1. Büchse zur Auf-
nahme von Butter. 2. altmodische, un-
genau gehende Uhr. Die Uhr geht
nach Buttermilch, heil'zt es von einer
solchen. In beiden Bedeutungen auch
Butterdose.
Butterdose, /., s. das vor. Auch
Schimpfwort auf ein altes Weib.
Butterfisch, m. 1. jeder in Butter ge-
kochte Fisch. Es giebt heute Butter-
flsche. 2. Centronotus quneüus Sehn.
Benecke, 81.
Butterfladen, pltd. Botterflade(n) (a=a),
m., Fladen in Butter gebacken, auch
nur mit Butter überstrichen. An einem
Orte steht ein ungeheyres Hausz, Da-
selbst verkauft man frische Butter-Fla-
den. Carm. nupt. VI, 183 c. Er steht
da wie ein Butterfladen. Kahmt alle
m£t tom Dangs, staht nich als Botter-
Flade. Carm. nupt. IV, 324 d. De
Eyerelsz sott drop (auf dem Wagen)
als wy ön Botter ' Fladen. Ibid. V,
109 c.
Butterfrauentrab, m., Trab der Butter-
frauen ^ zur Bezeichnung eines lang-
samen Ganges. Er geht den Butter-
frauentrab. Sprw. I, 506.
Butterhexe, /. 1. Schmetterling, von
dem man glaubt, dafz er Milch und
Butter stehle. Vgl. Hexe. 2. Schimpf-
wort. Dasz die alte Butterhexe vor
Freuden und Lobeserhebungen gleich auf
der Ofengabel zur Feuei'esse hinaus-
124
Batterklatscher — butzen.
fahren mochtel Soph. R. VI, 418. Ehe-
dem galt ButtermacherBche^ Butter-
macherin^ als gelindere Bezeichnung
einer Hexe. S. Vi 1 mar, 63.
Butterklat8cher,7n., pltd. Botterklatscher,
Pottaklatscher, einer der die Butter
fälscht. Komm mit mir nach AJhing
(Elbing) herrain^ AUda wo die Fotta-
klatscher sain! Volksl. 65, 43, 2. Bei
Dorr, 1. Wiew. 49, auch als Schimpf-
woi-t. Vgl. Klatschbutter.
Butteriaingel, m,, Kringel (s. d.) von
Butterteig: in Livland gelber Kringel.
Hupel, 42. 74. Sallmann, 117a.
Blitterlecker , m., einer der Butter
leckt; in der Kinderspräche scherzhaft
der Zeigefinger. Er heiJzt auch Schmand-
lecker, pltd. SchmandkelOcker, TOpfchen-
lecker, pltd. Topkelöcker. Ygl. Yolksr.,
124.
Buttermilchsturfn, m., Turm in der
Vorburg der Marienburg. Der Sage
nach stammt der Name daher, daCz
die reichen und übermütigen, dem Ge-
setze und allem Heiligen hohnsprechen-
den Bauern von Groiz-Lichtenau vom
Hochmeister Konrad von JuDgingeu
(1393 — 1407) dazu verurteilt worden
seien, den Turm an der Nogat zu bauen
und den Kalk statt mit Wasser mit
Buttermilch zuzubereiten. Die Un-
gegründetheit dieser Sage ergiebt sich
aber aus dem geführten Nachweis, daiz
dieser Turm zur Zeit Konrads von
Jungingen noch gar nicht da war, erst
im Jahre 1412 erbaut wurde uod in
der Zeit des Ordens keineswegs diesen
Namen getragen, sondern von seiner
Form der schTbelichte (von Schtbe
Scheibe) d. h. runde Turm geheilzen
habe. Der Name Buttermilchstwnn ist
später und wahrscheinlich im Jahre
1596 unter dem polnischen Oeconomus
von Marienburg Stanislaus Kostka
entstanden. Derselbe liefz in dem ge-
nannten Jahre vier Bauern aus GroCs-
Lichtenau, weil dieses Dorf eine Liefe-
rung von Buttermilch zuerst verweigert
und sodann mit Hohn geleistet hatte,
in diesen Turm auf so lange einsper-
ren, bis sie das gelieferte Fafz Butter-
milch selbst verzehrt hatten. Vgl.
Voigt, Gesch. Marienbg. Kgsbg. 1824.
S. 217. Hartwich, 523. Pr. Land.-
u. Volksk., 427. Pas sarge, 343.
buttern, pltd. bottem, si/?., bildlich:
gelingen, Vorteil bringen. Dem butterfs
nicht, Wenn'a bottert, denn botterfs.
Vgl. Sprw. I, 507 f.
Butterröschke, m,^ s. BischstSn.
Butterschuss, m.^ s. Butterbrot
Butterstritzel, m., s. Sfa-itzel.
Buttervogel, m.^ Schmetterling, be-
sonders der Citronenfalter, Papüio co-
lia&. Im östlichen Hessen bezeichnet
das Wort vorzugsweise den Kohlweifz-
ling. Vilmar, 64.
Butterzwerg, pltd. Botterdwarg, s. Dwarg.
BUttling, m., zur Bezeichnung von
Karpfenbrut. S. Benecke, 494.
Butz, m , Stolz^ Schlag, schwerer kur-
zer Tritt. Davon der Butz, Butzemann,
Kobold, womit man unruhige, unartige
Kinder schreckt In Hessen Bozemann,
Vilmar, 50.
butzen, sw,^ wie bautzen^ hart und
schwer auftreten, anklopfen, auffallen,
zu Boden fallen. Die fallende £ichel
nennt das Volksrätsel Hutzbutz. Pflz.-
Rätsel 8. In Hessen blutzen; dagegen
bedeutet dort butzen und butzeln ver-
hüllen, verdecken, namentlich das Ge-
sicht. Vilmar, 45. 64. — anbutzen,
8w,, anschlagen, anklopfen an Thur
oder Thor, dafz es butzt. Lit. buze^
boze Keule, auch Schlägel am Dresch-
Butzer — eh.
125
flegel, Klöppel an der Glocke. Vgl.
Bock, 6. Hennig, 42. Schamb.,
37b. Dähn., 65b.
Butzer^ m,, einer, der butzt, sicher
und fest auftritt; nach Marold aach
dicker^ kiäftiger Junge. Sitet käme
mal e Butzer^ karjösch^ stramm —
htstement — Denkst: Wat ös dat fär'n
Stutzer etcf Lhrztg. 4, 355 a.
Butzkopf, m, 1. eine Walfischart mit
plattem breiten Kopf, 2. Einen Butzkopf
machen^ sich den Kopf (gleichsam platt)
stolzen, sei es beimFallen oder Anrennen,
namentlich aber beim Zusammenstofz
mit dem Kopfe eines andern. Sprw. I,
513.
BubmlHze, /., dicke Mütze, welche
man kleinen Kindern aufsetzt, damit
sie beim Fallen sich den Kopf nicht
beschädigen. Bock, 6. Hennig, 42.
Jetzt wohl auTzer Mode.
buxen, sw.y mausen, heimlich ent-
wenden, stehlen, flugs in die Buxen-,
Hosentasche stecken, entfliehen. Bock,
6. Hennig, 42. Vgl. bUxen.
BOxBflj plur,^ Hosen, Beinkleider, pltd.
BOxe, lit. btiksos^ holl. boksen, boxen^ isl.
buxur^ sciiwed. böxor^ dän. buxer. Hen-
nig, 42. Einem die Büxen ausklopfen^
ihn durchprügeln. De Boxe schlage em
(dem Furchtsamen) twelf^ er zittert wie
in der Geisterstunde. Dc^ dt ön e Boxe
on segg^ ock liebVt gedane, On grad wie
en Junger j §n Wamms on Boxen. Dorr,
1. Wiew., 58. E Paar Boxe a/tene.
He ÖS mot de Büchse gegange ^ er ist
abseits gegangen, um seine Notdurft
zu verrichten. Ermland. Sperber,
9. Ihm platzen die Büxen ^ er läCzt
einen fahren. Alle meine Büxen rühr-
ren sich! als Ausruf der Verwunderung,
des komischen Schreckes. Sei heft de
Boxe an^ die Ehefrau führt das Regi-
ment. Einen bei de Büxen kriegen^ ihn
bei einer bösen That ergreifen. Na
warfj se werden dich noch bei de Büxen
kriegen, Zuruf an Jungen, die Uner-
laubtes thun. Das ist für die Katz zu
Büxen^ ist unzulänglich. Vgl. Grimm,
Wb. II, 598, Sprw. I, 514 ff.
bUxen, pltd. bVxe(n), sw., laufen^ flie-
hen, die Büxen regen. Der kann gut
büxen. Schulte Hans mot bunte Boxe,
Heft gesene den Dtwel boxe. Volksr.
75, 287.
BUxenhaken, m., Haken am Beinkleide.
So mahckt eck et (das Buch) brav fast
an mienem Boxe-Hahcke^ dat eck et nich
verloesd. Carm. nupt HI, 77 c.
BUxenprfldler, m.^ s. PrQdler.
Buxer, m., 1. einer^ der buxt^ maust,
stiehlt, Dieb. 2. einer, der tüchtig büxt,
läuft^ Schnellläufer. Im Samlande auch
Bezeichnung für den Vorkäufer.
c.
(Siehe auch K.)
ch, Gaumenlaut, bleibt mundartlich
hinter kurzen Vokalen als Inlaut : Toch-
ter Dochter, Tracht Dracht; als Aus-
laut geht es in ck über: ich ock, eck,
sich sock, seck, mit Ausnahme der En-
dung lieh: heimlich hemlichy himlich.
Hinter langen Vokalen wird es ein k:
auch dk, Buch Bok, und eben so auch
in der Deminutivendung ch£n: Annchen
Anke (s. chen). Vor 8 fallt es ganz weg:
Fuchs Foss, Wachs Wass, wachsen
wasse^ Uchs Oss, Flachs Flass, was
126
chabaschen — Gbini.
aach in einigen wenigen andern Fällen
geschieht: nach na, Lehmann,
Volksmd., 31.
chabaschen, sw., s. kabaschen.
Chaluppe, f., s. Kaluppe.
Chats, m. Vom., Achatius. Hart-
wich, 53.
chen, che, pltd. ken, ke, Deminutiv-
Endungen. DieDeminutionsoll, Grimm,
Wb. II, 616, ursprünglich das Junge,
Kleine, dann aber auch das Liebe,
Hochgehaltene, umgekehrt das Gering-
schätzige ausdrücken: Entchen^^^,
Hühnchen Hennke^ Schäfchen
Schäpke^ Euhchen Koke^ Weibchen
Wiwke, Jungchen Jungke^ Küchlein
Ktkel und Kikelke^ Vaterchen Väderke,
Mutterchen Mutterke^ auch Mutt-
chen Muttke (der Umlaut tritt mund-
artlich im Dem. nicht auf), der liebe
Gottche de Uwe Gottke^ trautstes
Frauchen, trutstet Fruke^ einziges
Margellchen, enz'get Margellke. Ach
lieber Gott es ist wohl ein Waisgen f . .
Ach Gottchen! schon lange? Soph. R. I,
185. Ein Thalerchen beigelegt haben.
Ibid. II, 316. Das liebe Brotehe,
dat lewe Brotke. Dais e KirdeUce^ das
ist ein Kerlchen — anerkennend aber
auch höhnend. Selbst Eigennamen —
von den Vornamen abgesehen — ent-
gehen der Deminution nicht, wenn Ver-
trauen, Ergebenheit etc. zum Ausdruck
kommen soll. Oft liegt im Deminu-
tivum das Feine, Zierliche, wogegen
das einfache Wort grob lauten, hart
berühren wurde: Goff mi e Posske — e
Potke (Pfote = Hand). Streck dat Fotke
üt^ ock war dt de Schaukes antehne. Wo
mm
hast dtn Näskef Ock war dt e Knipske
(einen Nasenstüber) gewe, LOedkes^
ach bedürt ml doch! Volksl. 4, 4.
Herrke^ schonet^ schenke se ml doch e
IHttke (l)em.yonDeui), Guten Tagehe
godenDagke. Mönschke lewet. EKUckske,
e Kornke, Bei der Deminution der
Substantiva setzt der Plattdeutsche hier
gern noch ein s vor die Endung kei
Mädchen Make und Mäkske^ Bänkchen
Bänkke und Bänkske, Aulzer dem Sub-
stantiv fügen sich fast alle Woii^rten
der Deminution, das Adjektiv, Verb,
Pronomen, Adverb und die meisten
Partikeln: gutche goike^ schönche
schonke, sachtche sacktke, trautstche
trutske, komm che komvike (zu kleinen
Kindern), alleinche (^Das Kindche
kann schon alleinche stehn\ ein bil'z-
chen e betke^ wieche wtke, doch che
docJike, jache jäke^ n eiche neike, neke^
soche sökcy duche duke {Duchen^ köre
doch! sagt die Frau zum Mann. Duke^
verteh dt! mache, dal'z du abziehst, ruft
ein Junge dem andern zu), sieche
seike (das Sieche, pltd. Seike heifzt
auch das Vogelweibchen, während pltd.
Heike^ dem das hchd. nicht auftretende
Er che entspräche, das Männchen be-
zeichnet), was -che watke^ i-che tke^
i woche i woke^ nache ndke^ na-
nuche na nüke^ adch^chc adjeke^
auch ad ach e addke (für adieu)^ aache
a-dke, eiche eike.
Chim, m. Vorn., Kürzung von Joachim.
Chim^ schlepstuf Warstu nu schlapenf
En de Welt es nicks mehr goots to
hapen.
TriCy Glcywe^ Rechte ok dat rechte Rechte
De hebben sek aUe veer schlapen gelegt,
Nu so komm du lewe Herr
On weck se op aUe veer,
Königsberg. Ehemalige Inschrift an
dem Eckhause der Altstädtischen Lang-
gasse und Holzgasse, der sogenannten
„goldenen Axt", unter einem Bilde,
auf welchem ein alter Mann einen
Schlafenden anrufL Erl. Preuiz. II,
509. Hippel, Werke IV, 204, der
Chodak — dabbeln.
127
dieser Inschrift gedenkt, hat statt Chim:
Klim. Vgl. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. III,
337. Zacharias Werner, Werke I,
90, teilt die Inschrift ebenfalls mit.
Ah Chim seck diser Daag met Nabers
Hans must strieden. Carm, nupt III,
50 b. Dem Chim gefull de Rath. Ibid.
Vgl. Jochem.
Chodak, m.^ Bastschuh, Bauenischuh.
Poln. chodak, plur. chodaki. Krebse
(grofz) wie Chadaken. Sprw. II, 3112.
Chor, Tl., in den Kirchen die rings
an den Wänden sich hinziehende Em-
pore, zu welcher man auf Treppen ge-
langt Nach der Bestimmung: Orgel-
chor, Schülerchor, Musikantenchor, Bür-
gerchor etc. Bock, 6. Hennig, 46.
Christen, sw., durch die Taufe zum
Christen macheu, in einigen Gegenden
der Provinz daher zur Bezeichnung
der Taufhandlung. Der lit. Sprach-
gebrauch kennt für Taufe und Christ
nur einen und denselben Namen: kriksz-
tas die Taufe, krikszonis ein Getaufter,
ein Christ. Hintz, 74.
Christenmensch, m., Mensch, der ein
Christ ist, und da bei uns dies jeder
ist, Mensch überhaupt. Da soll ein
Christenmensch Geduld behalten,
Christne, f., die Taufe; von dem poln.
chrzest Taufe . Flato w. Schmitt, 1 06.
Christorbeere, Christorenbeere, in
Westpr. Christbeere, pltd. KrOstbeere, /. ,
Stachelbeere, Ribes üva crispa L.
Bock Nat. III, 338. Hagen, 266.
Nach Hennig, 47, auch Christophs-
beere, vom heil. Christophel, „von wel-
chem man vorgiebt, dafz er mit einer
Krone von solchem Strauch sei ge-
krönet worden." Nach Sperber, 9,
verkürzt man in einigen ans Polnische
grenzenden Gegenden das Wort in
Kritschbeere.
Chuchel, /., plur, Chuchle, Katzchen
an Erle und Haselstrauch. Säe de
Ellre Chuchle, gerate de Erbse: der gute
Wirt säet Erbsen zur Zeit, wann die
Erlen Kätzchen haben. Sperber, 11.
ck, Gaumenlaut bleibt im Plattdeutsch
meistens, besonders als Auslaut: Backe
Backy Hacke Hack; es geht aber auch
in das sanftere gg oder gar g über:
Rücken Rigge, Regge, trocken dreg, zu-
rück torigg, terigg, trigg. Lehmann,
Volksmd., 30.
Creschentschin, Fischn., s. Kreschent-
schin.
Czarapka, /., Flufzwiese^ auf welcher
das aus Polen eingeführte Getreide
umgearbeitet wird, ehe es auf die Spei-
cher kommt Danzig. Elbing. Sche-
mionek, 7.
Czcarn, m. Nach Simon Grünau,
Tract. I, cap. HI, ein Fisch in Preuizen.
S. Benecke, 285.
D.
d wird pltd. in Natangen, im -Erm- lenbleibtesd, sowie auch in allen andern
lande und den Niederungen hinter n ein
Nasenlaut: inienßnge, binden Wn^^ oder
binge, andre angre, Pfluggewende Pl6g-
gewefng^ Ochsen gewende Ossegeweng,
Hunde Hunge; in den andern Provinztei-
Wörtem. Besondere Fälle sind: bute =
drauizen und benne, bönne = drinnen.
Lehmann, Volksmd., 33.
da, adv., s. dar.
däbbeln, debbeln, dübeln, sw., wüst
128
dabbern — däkerig.
leben, leichtfertig das Seine durchbrin-
gen. Geld und Grut verdäbbeln, es durch-
bringen. Wohl von döbbeln^ doppeln^
würfeln, Karten spielen, welche Wörter
jetzt hier nicht mehr gebräuchlich, in
altem provinziellen Schriften jedoch
noch nachweisbar sind. Ihre beste Freude
ist das Saufen^ Tantzen^Dobbeln^ Huren^
Stehlen und anderes weltliches Wesen,
Hart wich, 306. Nds. dobbeln und
dabeln^ im Holst, dvbbeln^ in Pom. dob-
beln^ dabeln^ in Bayern döbeln für wür-
feln, spielen, hoU. dobbelen^ isl. dubla^
schwed. dubbla^ dobbla^ dän. doble,
Bock, 7. Hennig, 51. Brem. Wb. I,
217. Schütze, I, 264. Dähn., 79a.
Schm eller, I, 350. 387. Vgl Grimm,
Wb., n, 1268. Bei Jeroschin topein:
do wurdin st gewdr toplin in der in-
bikoin schar einin knabin 50h, Pfeiffer,
233.
dabbern , däbbem , sw, , plappern,
schwatzen. Jüd. dibbem. Davon Ge-
dabber, n.^ Geschwätz.
däbbem, sw.^ s. das vor.
Däbbler, Debbler, DVbbler, m., von däb-
J^Zn, Wüstling, Säufer, Spieler. Bock, 7.
Dabei, m., Döbel, Cyprinus Dobula,
Lude^ rucK an^ ös e Dabei, Wehlau.
Dach, n., Kopf, Rücken. Einem zu
Dach gehen — steigen — aufs Dach
steigen y ihn anfahren, durchprügeln.
Sprw. I, 529. Hennig, 48.
dach, adv.^ dicht, gedrängt. Da;s Korn
steht wie Rohr on dach^ kräftig und
dicht.
Dachhase, m,^ die Katze. De Dock-
has kickt na 'm Speck. Sprw. I, 531.
dachsbeinig, adj,^ schiefbeinig gleich
den Beinen des Dachses.
Dachspliefze, /. , Dachspan als Unter-
lage zum Decken der Dächer mit sog.
Biberschwänzen. Mühling. Grimm,
Wb. n, 667, hat Dachspleisze,
Dachstein, pltd. DacJcstSn, m., 1. Dach-
ziegel. Hennig, 49. 2. scherzhafter
Name: Hans Kasper Dachten, Auf die
Frage: Wie heifzt du — er? In Pom-
mern: Gasten Dacksteen. Dähn., 71b.
Dacht, m., Docht. Dachte sön keine
Lichte, als Antwort auf die entschuldi-
gende Erklärung: Ich dachte! Sprw. I,
532.
Dackel, m., s. Teckel.
Däder, m., gebauter Leindotter, Ca-
nielina sativa Crz, Friedland Ostpr.
Dag, m , Tag, 1. in den adverbialen
Zusammensetzungen: meinddg, seindog,
völlig pltd. mindag, stnd/ig und sindag^
jedoch stets verneinend : meindagnichtetc,
2. von Dag, vondäg, adv. heute. Dzg.
W.Seidel, 35. Gr. Werd. S, vor Drig,
vor Tag, vor Tages Anbruch; bi Dag^
bei Tage, bei Tageslicht.
däg (a lang), adj. und adv,, s. dftg.
dägen, sw,^ s. dSgen.
Daggat, m., s. Dagget.
Dagget, Daggat, Daggert, bei Mielcke
Dagut, m., Birkentheer, in Ruizland zur
Bereitung der Juchten gebraucht. Russ.
degoty lit. dagutaSy degütas, lett. degguts.
Nach Bock, Nat., IQ, 96, im Lit. auch
Balsam oder Stänker. Ygl.Nsslm.Forsch.,
2;Th.,25,Wb.,134b. Grimm, Wb.H,
677. Heunig, 49. S. auch: Dawer.
dahengs, adv,, dahin; in Egsbg. ge-
wöhnlich dahen.
Dak, Dak (a = a), tt»., Nebel. F&rcht
nichmehrdeheete Sonn, üknich nächtigen
Doak on Dau, Dorr, 54- Auf Use-
dom dauk, Schott, dag. S c h am b. , 38 a.
Vgl. Mist
daken, sw., nebeln, fein regnen.
däkerig (d* lang), adj,, leicht zerbrech-
lich, hinfallig, schlecht und flüchtig
gearbeitet; baufällig. Mühling, N. Fr,
Prov.-Bl.a.F.VII,437. Dönh. Sehe-
mionek, 8. Auch däkem. Wat o/z
Däkerwerk — Dalkis.
129
dat Hart far'n dakem Ding^ Wie leicht
brekt et entwei. Dorr, 29.
Däkerwerk (alang), n., schlechte, wenig
haltbare, andauerhafte Arbeit. Dat ös
man Däkerwerk, Bildlich: schwäch-
licher, gebrechlicher Mensch, der wenig
verträgt. Bock, 7. Hennig, 49. 322.
Nach Hennig hchd. Tächerwerk.
dftkig, adj.^ nebelicht. Das ist ein
recht ddkiges Wetter^ es fallt feiner Nebel-
regen. Hennig, 49. Ebenso im Brem.
Wb. I, 181, hier auch noch ddkerig^ bei
Schütze!, 196, Dähn., 68b, Schamb.,
38b. Vgl. mistig.
dftly dal (a =" a), adv.^ nieder, herab,
niederwärts, herunter, hinunter. Hen-
nenberger, 490, schreibt thal\ nach
Schamb.^ 38b aus dem alts. te ddle\
Stammwort das hchd. Thal. Sett dt
dal. Von bdwe dal, von oben herab.
Wie deed! mi Ued, wenn Starmwind reet
Vom Fleeder Loof on Blöder doal.
Dorr, 51 . DäLf allen wie ein Stuck Holz.
Sei legge sock det Nactits nich dal. Fir-
menich IH^ 499a. Dal möt dem Ge-
dün, heft Mos geschlackert! Samland.
{ßedün, altpreuiz. Name — s. Altpr.
M. XII, 299 ff. — ist hier Wortspiel mit
dun!) Hennig, 49.
dalben, sw., s. dalbern.
Dalberei, Dalwerei, /., s. dalbern.
Dalberer, Dalwerer, m., s. dalbern.
dalberig, dalwerig, adj., s. dalbern.
dalbern, dalwern, dalben, auch daien,
sw., albern schwatzen und handeln,
kindisch thun, sich läppisch betragen,
Possen treiben, wunderlich scherzen,
schäkern. Dalwert man^ so veljt wöüen.
ElbingerHöhe. N.Pr.Prov.-Bl.a RIX,
242. In Bayern dalen reden und thun
wie kleine Kinder. Schmeller I, 364.
Im Sachs. Hessen dahlen schwatzen,
plaudern. Yilmar, 65. ImGöttingen-
schen dalmem^ talmem auf läppische
Fxifchbicri WörtarbnchJ.
Weise spielen, tändeln. Schamb., 39a.
Vgl. Grimm, Wb. II, 696. Bock, 7.
Hennig, 49. — Davon Dalberei, Dal-
werei, /., Getändel, albernes, kindisches
Wesen. Dalberer, Dalwerer, m.^ ein
Mensch, der gern dalbert; nachMuh-
lingauch Däler; nach Sperber, 9, auch
Dalberhans und Dalbrak (über die Bildung
mit ak s. Damnnlak)\ dalberig, dalwerig,
adj.^ albern^ kindisch, läppisch etc. Ein
Adjektiv ddlig von dalen oder daibig
von daZJ^w ist nicht nachweisbar. Müh-
lin g hat die Zusammensetzung ausdalen,
aufhören zu dalen, zu albern.
Daie, Dar (« = «), /., Dem. Daife,
Dälke, Dohle. S. TMe.
dälen, dt&., legen, sich beruhigen; beim
Sturm. Schemionek, 7.
dälen, sw., s. dalbern und dallen.
dalSn, daleen, adv., allein. Hei geit
nich met sech dalen er hat einen Rausch.
Ermland. Die Redensart auf Frauen
übertragen zur Bezeichnung der Schwan-
gerschaft, Vgl. Sprw. n, 37.
Däler, m., s. dalbern.
dälfallen, st, hinfallen, s. däl.
dalgen, sw., schlagen, prügeln. Sam-
land. In gleichem Sinne in Schmidts
Westerwäld. Idiotikon, 249; in Hessen
dagegen s. v. a. mit den Händen be-
greifen, befassen, ähnlich wie unser
morcheln; üblicher als dalgen ist dort
noch dalmen. Vilmar, 65. Marold
hat dalgen und davon einddlgen.
Dälhut, m., zunächst wohl ein nie-
driger Hut mit abwärts gerichteter
Krampe, schlechter Hut überhaupt; so-
dann nach Bock, Pisanski u. Hennig
ein Mensch, der in schmutzigen und
zerrissenen Kleidern einhergeht. Dal-
hut aus Zinten. Sprw. I, 527. Wat
wölkt du Dahlhoot hier! Carm. nupt I,
282, 4. Bock, 7. Hennig, 49.
DalkiSy Name für die Aalangel auf der
9
130
dalle — Damm.
kurischen Nehrung, auf der litauischen
Seite des Haffes heifzt sie Udas. Be-
necke^ 404.
dalle, dalli, adv.^ vorwärts, weiter,
schnell. Poln. dcd^ vorwärts, weiter.
F<WT(?drfe, Kinger ^ daüe^ daüe! woll wi^
oder woll wi nichf Dorr, 1. Wiew.,
39.
dallen, dälen, aw.y sinken, niedriger
werden. Fangt eerscht dat Woatei* an
to fallen^ Dat sik de dolbte Strom wöU
daUen^ Denn wehrt de Buur sik siene
Huut Dorr, 21. S. Brem. Wb. I,
182.
dallen, sw.^ s. dollen.
Dalles, m., Armut, Not. Er hat einen
grofzen Dalles^ er ist sehr arm, auch
bildlich vom Geistigarmen. Ein guter
Dalles geht iiber alles, Westpr. Das
Totenkleid der Juden, mit dem sie sich
am grofzen Yersöhnungstage bekleiden,
heifzt TaUiSy Dalles. Er hat den Dalles
(an), er ist mit dem Totengewande
bekleidet, seinem Ende nahe. Vgl.
Vilmar, 65.
Dallhom, m., zäher, eigensinniger
Mensch. Ol Dallhom! Samland.
dalli, adv.^ s. dalle.
dftlsetten, 8^., sock^ sich niedersetzen,
setzen. Se warren sik nich dalsetten,
bit ji kamen. Dorr, 1. Wiew., 15.
Hier sett em dal! Ibid. 65.
dälwarts, adv,^ thalwärts, abwärts,
nieder, nach unten, unten. YgL ned-
den.
Dalwerei, /,, s. dalbem.
Dalwerer, m.y s. dalbern.
dalwern, sw,^ s. dalbem.
damank, damang, adv,, s. darmank u.
mang.
Damedillwurzel, Medik. Radiär Tor-
mentilla,
Dämel, m, 1. Kopf. Öck gew dt ent
ver e Dämel. 2. Dummkop£ Er ist
ein rechter Dämel. Vgl. Dftsel und
Däz.
D&melei, Dammelei, /., von dämeln und
datnmelny Tändelei, albernes, kindisches
Wesen; doch ist Dämelei ein Tändehi
und Treiben aus Dummheit, Dammelei
ein solches aus Mutwillen. Ygl. dV-
meln.
dämeln, sw,y s. dammein.
Dämelsack, m, 1. Dummkopf, dum-
mer, einfaltiger Mensch. Er ist ein
Dämelsack, 2. Er hat eins mit dem
Dämelsack bekommen^ er ist dumm ge-
worden. Er ist mit dem Dämelsack ge-
schlagen^ ist ein Dummkopf. ' Sprw. I,
533.
Dämebkopf, m.^ Dummkopf, s. v. a.
Dammlack. Sprw. I. 533.
Damerau, /., in Urkunden dameraw,
damer ama^ dameroa^ damerova^ dame-
roviay damei^owCy schlecht bestandener
Eichenwald. NachHennenberger, 8,
sind y^Damerawen Wälder, so allerley
Holtz durch einander haben^. Bei
Heilsberg heifzt ein kleiner Waldrest:
die Eiche Damerau. Das Wort tritt
sehr häufig als Lokalname auf und
entspricht dem poln. dqbrowa Eichen-
wald, von dqb Eiche. Ausführliches
darüber s. Neu mann. Über den Orts-
namen Damerau etc. N. Pr. Prov.-Bl.
V, 241 S. Vgl. auch die eingehenden
Bemerkungen von Nsslm., Forsch. 3
und Th., 26 f. Voc 588: Dameraw
für das altpr. Wangus. S. Rogge,
Diöc. Darkemen, 4.
Dämlack, m., s. Dammlack.
dämlich, adj.y s. dammlich.
Damm, ?n., Strafze, Weg zwischen
den Bürgersteigen, Fahrstraize, Fahr-
damm. In Königsberg die Strafzen:
der Steindammy der Weidendammy Phi-
losophendamm; in Danzig vier Strafzen:
erster bis vierter Damm. Ji stöhnen op
Dammelei — Dampf.
131
dem Damm on §k Ugg ^m Grawen^ ihr
spottet über mich, ich bin die Ziel-
scheibe eurer Witze. Dorr, 1. Wiew.,
126. Efi' ist nicht recht auf dem Damm^
ist nicht ganz wohl, vermag nicht aus-
zagehen, kann sich nicht auf dem Damm,
auf der Strafze, sehen lassen. Gedor-
nism,
Dammelei, f.j s. Dämelei.
dammein, sw.y dumm thun, tändeln,
albern, scherzend reden, handgreiflich
scherzen, kindisch handeln, aus Mut-
willen oder Dummheit; in letzterm Falle
auch dämeln^ was jedoch seltener ge-
hört wird. Dammein ist durch den
siebzigsten Geburtstag von J. H. Vofz
allgemein bekannt geworden: Nur ein
wohliges Paar^ wie das unsrige^ dam-
melt hindurch wohl. Nehmen Sie es
nicht übel: aber die Mutter dammelt wie
das Töchterchen. Soph. R. III, 219.
Das Wort hat fast gleiche Bedeutung
mit dalbem. Nds., in Holstein and in
Pommern dameln, dammeln^ im Göttin-
genschen ddmeln, Brem. Wb. I, 183.
Schützel,202. Dähn., 72a. Schamb.,
39 a. In Liv- und Estland dämlen^
dammein j dammein: das unruhige Eind
durch Schaukeln beschwichtigen und
bei guter Laune erhalten. Hupel,
46.
Dammelpiht, m., Pint, der dammelt.
Schimpfwort. Egsbg.
Dammelskopf, ?»., s. Dammlak.
dämmern, sw,, hämmernd klopfen, mit
Kraft schlagen, dalz es schallt; bei
Jeroschin temmem. Pfeiffer, 232.
An die Thür dämmern. Dämmern^
da/z die Ohren gellen. Potz Huingerty
potz Dusendy toi dammerd^ hei drop
(auf die Pauken). Volksl. 41, 26, 12.
Zusammensetzungen: andämmern, heftig
anklopfen. aii8dämmem, ausklopfen.
Einem das Kaleet ausdämmemy ihn
durchprügeln. Sprw. I, 1. eindämmern,
einschlagen, zerdämmem, zerschlagen,
zerbrechen. Den Topf zerdämmem.
Hennig, 49, hat dämmern in der Be-
deutung: stark Tabak rauchen.
Dammkapitän, m., Intendant über die
Dämme, ^welcher sich mit einem Eyde
verbinden mul'zte, alles wohl inacht zu
nehmen, niemanden zu übersehen, und
die Verbrecher zu strafen, auch . . . von
der Einnahme und Ausgabe des Land-
Schosses gewisse Rechnung zu thun".
Hart wich, 508. — Wohl dasselbe, was
jetzt Oberdeichinspektor.
Dammlak, auch Dämlak, m., Einfalte-
pinsel, Dummkopf, Dummerjan^ alber-
ner, läppischer Mensch. Du Dammlack
wellst wol Jdieger seie^ als weer alte Leit^f
Schaltj. 1, 438. Aus dammeln^ dämeln
und der poln. Masculin-Endung a/b, ack.
In gleichem Sinne auch Dammelskopf,
pltd. Dammelskopp.
dammlich, dammlig, dämlich, adj.^ dumm,
einfaltig, geistig beschrankt, halb ver-
rückt; albern, betäubt, wie schlaftrun-
ken. Wat dammlich os^ gehört ons^
Sprw. I, 535. Mt ös ganz dammlich
tomod. Er ist hdihdammlich. OU^ domm
on dammlich. Ein Ufzchen dammlich
ist jeder. En dem Stock fs he^n Betken
dammlich. Dorr, 1. Wiew., 23. Fru^
wat singst du doch htde fer dammliget
Tig? Volksr., 25, 96. Hennig, 49.
Sperber, 9.
Dammliger, Dämliger, m., einer, der
dammlich ist. Red!^ möt dem Dammelge^
warscht Idok? Sprw. I, 3098. Vgl.
Dwatscher.
Dammlos, n., Anteil (Los) am Damme,
den ein Grundbesitzer in den Niede-
rungen zu unterhalten hat. Mühling.
Dampf, pltd. Damp, m. 1. Engbrüstig-
keit, Asthma. Daf Perd heft den Damp^
auch hchd.: da^s Pferd hat den Dampf.
9*
132
Dämpfer — dar.
2. In der Redensart: den Damp an-
donen (Elbinger Ndrg.) — das thut
ihm (ihr) den Darnpf = giebt einen
herben, vielleicht den letzten Stol'z,
kränkt tief^ fahrt den Untergang, das
Ende herbei. lieber Herr Pastor^
das Wort thut ihr den Dampf. Soph.
R. m, 135. Sprw. n, 401. Grimm,
Wb. II, 715, hat die Stelle aus Soph.
R. unter Bedeutung 8: Bedrängnis,
Ärger, Schaden.
Dämpfer, m.^ Hinderer, Zurückhalter.
Einen Dämpfer au/setzen^ den Über-
mut zügeb, zu kühnes Yorschreiten
aufhalten. Bildlich von Dampfer als
Lichtlöscher, Tonmilderer. S, Grimm,
Wb. II, 719.
dampfig, pltd. dampig, adj,y von Dampf,
engbrüstig, asthmatisch.
Danne, /., Tanne. Na Danne^ grene
Danne! Strafzenruf in Königsberg.
Danneberg, Hans^ zur Bezeichnung
eines recht dummen Menschen Er ist
so dumm wie Dannd>ergs Hans, Sprw.
I, 647. Dat kannst Dannebargs Hans
verteile. Ibid. 543.
Dannecker, Danneker, m., in Westpr
und Pommerellen eine Art von Ge-
sinde aufzer dem Hause, auch Rab-
heler — letzterer vorzugsweise zam
Pflügen mit Ochsen — gegen Lohn
und Deputat. Beitr. zur Kde. Pr. II,
363.
Dannetappeniil, Tannenzapfenöl. Me-
dikament Oleum Pini vel Terebinthi,
Kgsbg.
dänsen, sw,^ das Vieh dänst^ wenn
es in aufgedunsenem Zustande Blähun-
gen enüäfzt^ aber nicht zu misten ver-
mag. Mühling.
Danziger, m, 1. Bewohner der Stadt
Danzig. 2. beliebter kräftiger Brannt-
wein, der in Danzig destiUiert wird.
Veritabler Danziger! achter^ doppelter
Lachs! , , , Pfui^ Herr Wirth^ so guten
Damiger zu haben ^ und so schlechte
Mores! L es sing, Minna von Barnhelm.
Akt 1, Sc. 2. Vgl. Lachs, 3. Turm an
Ordensschlössem und -Burgen durch
brückenartigen, auf Pfeilern ruhenden
Gang mit dem Haupthaus verbunden.
Mit dem alten Domschlosse zu Marien^
v^der stehm durch brückenartige, von
kolossalen Pfeilern getragene Gänge ztoei
Thürme in Verbindung^ welche hier un-
ter dem Namen des grofzen und des
kleinen Danzigers allgemein bekannt sind.
Toppen, Geschichte der Stadt Marien-
werder etc., 186. Die Danziger Keller-
stra/ze (in Königsberg), der Danziger
Keller j welcJie Namen noch in Erinne-
rung sind^ läszt mit Sicherheit anneh-
men^ dass an jener Stelle sich der Dan-
ziger, dansk, danczk, unseres Ordens-
hauses befunden habe. Hoffheinz,
Strafzn., 598. Nach Toppen a. a. O.
(S. 186—206) sind die Danziger, de-
ren mehrere nach den Burgen und
Schlössern namhaft gemacht werden
( — der Herren Danzke — des Grofz-
komthui^s Danzk — des gebietigers danzk
— des Hochmeisters Danzke etc. — ),
gro(zartige Kloaken; doch werden sie
mehr noch als Observations-, Ausfall-,
Verteidigungstürme, als Reduits, Ver-
proviantiernngstürme, ja als bloCze Bel-
vederen angesehen, oder man bezeich-
net sie als kolossale Streben der Bur-
gen. Eine Beziehung des Namens
zur Stadt Danzig ist nicht nachweis-
bar; die Vermutungen zur Aufklärung
dieser Beziehungen s. bei Toppen a.a.O.
S. 205.
dar, der {e kurz), da, ado., da, da-
selbst. In untrennbaren Zusammen-
setzungen mit Adverbial-Präpositionen:
darmanky dermank^ damank darunter^
damäy damau^ dandy danach, daräwer
dären -*- däsig.
138
darüber, darön darin, datau dazu, du-
ften dahin, darom darum, darop darauf,
darut daraus.
dären, str., s. diren.
Darge, /., Stück blankes Bleck, einem
Fische ähnlich geformt, woran ein 5
bis 8 cm langer Messingdraht mit
Hechthaken. Es wird an langer Schnur,
nachdem auf den Haken als Köder ein
Fisch gesteckt, in die Tiefe gelassen.
Ein schnell ruderndes oder segelndes
Boot setzt die Darge in glitzernde Be-
wegung, und wird so vorzugsweise der
Hecht herangelockt. Und wenn kein
gro/zer Hecht hier in die Darge bei/zt etc,
Bock Nat. IV, 731. Beschreibung die-
ser Angel, gewöhnlich Rückangel^ s. das.
S. 728 ff. Nach Benecke, 406, Dan-^.
S. Flimmerangel.
darmank, dermank, damank, darmang,
dermang, adv.^ darunter, zwischen,
zwischenein. Im Korn ist viel Sp'eu
dermank. Hennig, 50. Kätsel: Von
bdnne blanko von büte blanko steit e hol-
ferne Peter damank, (Das Fenster.) Krank
und faul damank^ zu Kindern, welche
unberechtigt über Krankheit klagen.
Sprw. I, 2167. Eck schloog dermank
und schreeg, Carm, nupt VI, 242b.
Eck drengd mi dar hemank. Ibid. 242 c.
De ganze Schmed ös opgewäkt^ Als war
hei sölwst dermanke, Samland. Fir-
me nich lU^ 116b. Afet Balsamsaft
on Roseneel darmang. Vgl. dar und
mang.
Darmel, Därmel, m.y Einzahl u. Mehr-
zahl gleich, aber aach DarmelSy Dar-
melsy Darm, Gedärm, Eingeweide. Nu
keime de Darmel 'riit^ als Scherz, wenn
ein Kiud sich leicht an dem Finger
verwundet hat. De Haarkes wäre mot
Mehl bestreit On hinde hung e Darmely
etwas darmartiges, der Zopf. Volksl.
40, 26, 2.
Darre, /. 1. Anstalt zum Darren;
Malzdarre^ Flachsdarre, Hennig, 50.
2. Abzehr ong, Schwindsucht. Man
heilt sie durch das Darrabbacken und
Darrabmahlen. Über diese u. a. aber-
gläubische Kuren der Darre s. Hexspr.,
43 ff. Bock, 7.
Darre, /., s. Darge u. Flimmerangel.
darren, sw,^ dörren, namentlich Malz
und Flachs. Auch vom Menschen: Er
ist ganz verdarrt, er ist dürr imd hager
geworden.
Darrgras, Pflzn., wolliges Honiggras,
Hohus lanatus L. Hagen, 1060.
Darsch, /., Graupe. Danzig. Müh-
lin g.
Darsch, Därsch, m., s. Dusch.
Das (a lang), m., Halbschlummer,
Betäubung, Träumerei. Mühling.
Ebenso in Liv- und Estland. Hupel,
45 f. Sallmann, 30a.
Dasei, Dasei, m, Kopf; nach Sper-
ber, 9, auch dammer, unklarer Kopf
und, auf die Person bezogen, Dumm-
k£)pf. Schemionek, 8, schreibt^ eben-
falls in doppelter Bedeutung, Dassel.
Vgl. Dämel und DHz.
Dasei, 7/)., Dummheit, Benommenheit
des Kopfes, Schwachköpfigkeit. Er hat
den Ddsely er ist nicht recht bei Sinnen.
Vgl. dSsig, daseiig.
daseiig, däselig, adj. = dasig, dumm,
albern, verdreht, verrückt. Ihr seid
eine ganz daslige Perschon. Dorr,
1. Wiew., 89. In Natangen daseiig auch
s. V. a. duselig.
Däsellcopf, m., s. DSsIcopf.
iäSBUifSw. 1. einnicken, leicht schlum-
mern. 2. scherzen, tändehi, liebeln,
zärtlich thun. Beßntntschelt jüf Nu
OS recht Tyd to daasef Carm. nupt. I,
282, 5.
däsig, adj.y dumm, beschränkt, un-
klug, einfaltig, albern; schwindelig. Mir
134
Dfisigkeit — Das.
ist ganz dästg zu Mute. In Natangen
auch: trage, faul, langsam. In Livland
verwirrt, unfähig zu denken. Hnpel,
45. In Bayern kleinlaut, eingezogen,
demütig, zahm, unterwürfig. Sc hm el-
ler I, 400. Nds. düsig j dösig schwin-
delig, taumelig. Brem. Wb. I, 275.
Vgl. Grimm, Wb. II, 809 f.
Däsigkeit, /., Dummheit; Schwindel.
Däskopfy pltd. DSskopp, m., däsiger
Kopf, vom Rausche schwer, Dumm-
kopf. Das ist ein rechter Däskopf, Ek
war ju ^nen Däskopp op junen eegnen
'nopsetten. Dorr, 1. Wiew., 28. Auch
Däselkopf. Ddskopf auch im Harz.
Kohl, Deutsche Volksbilder aus dem
Harz. Sprw. I, 547.
. Däslack, m., Schwachkopf. Sche-
mionek, 8: Deeslack.
dSslakem, sw,^ Unsinn schwatzen.
Schcmionek: deeslackem.
Dassel, m., s. Dftsel.
Da[z dich, pltd. Dat df! das deutsche
Quos ego.
dätsch (a lang), adj,^ in hohem Grade
dumm, stumpfsinnig, borniert. Friedland
Ostpr. In Westpr. verwirrt, betäubt:
die Dienersch en ehre stramme Reck*
met blanke Kneef hotten so drock, da/z
se ganz dätsch onn dieslig tvorden.
Schaltj. 1, 441. Schemionek, 8:
deetsch.
Dätz (a lang), m.^ s. Däz.
dau, adv.j da.
Daubarren, Ortsn., Dorf in der Ge-
gend von Nordenburg. Neck.: Ilei 6s
ut Daubarre, wo de junge Hundkes ge-
mdkt wäre. Sprw. I, 548.
Daukschlemmer, Dauschlemmer, m., ein
Mensch, der ohne Haltung und lang-
sam geht, schleicht; Herumtreiber,
Taugenichts. Er ist ein rechter Dauk-
schlemmer. Sprw. I, 551. N. Pr. Prov.-
Bl. a. F. VU, 437. In Franken (Bayern)
daucken schleichen, der Däucker Schlei-
cher. Schmeller I, 355. Davon
daukschlemmerig , adj. , schleichend,
haltlos, bummelnd.
Daukurre, /., Mensch von schwäch-
b'cher Gesundheit Hei ös wi 'ne Dau-
karr. Friedland Ostpr. Vgl. Kurre.
Daumengarn, n., der an der Metritze
liegende Teil des WindegarnflGgels, aus
feinstem Hanf, mit engem Maschen
(grofzer Daumenweite), auch Daumen-
tuch, Daumentuchgam. Vgl. Bock Nat.
IV, 715. 716. S. Windegam.
daun, adj.^ s. dOn.
daunbackig, aJ/., s. dOnbacksch.
Daunpftp, m.^ Dem. Daunpäpchen^
Dompfaffe. MielckeH, 128a.
Daus, pltd. DOS, n. 1. As. Herzedaus
= Coeuras. 2. Beteuerung: de Fedder-
hot Steit em^ der Düs! recht extra got.
Seelenw., 6.
Daus, pltd. DOS, m.y ausgezeichnetes,
treffliches Wesen, Mensch, den man
mit Wohlgefallen ansieht. Da hast du
einen Sohn wie einen Daus! So lassts
mich der liebe Gott also crimen, alle^
die mir lieb sind^ glücklich zu sehn,
Soph. R. VI, 485. Vgl. Grimm, Wb.
m, 855.
Dauschlemmer, m., s. Daukschlemmer.
Dftwer, 97)., Rinde von Birke und
Fichte, daher Birkenddwer^ Fichten-
ddwer. Aus Birkenddwer werden Schnupf-
tabaksdosen gefertigt. Zermalmt ist
Däicer die Gerberlohe. Engl tawer
der Gerber. Im Götting. dabber Bir-
kenrinde. Schamb., 37a. Hennig,
50.
Dawusch, m. Vom., David. S. DöfL
DHz (a lang), D§z, m., Kopf. Einem
eins auf den Däz geben. Sprw. I, 555.
De hefft ^mer Schnaps ^ Dätz oder
Q§ld gn der Fupp. Dorr, L Wiew.,
37. Ech w§ll eire P§ssgläser an eirem
debbeln — Deiche.
135
schelmische Dätz zerschmeme. Ibid., 59 f.
61. Sperber, 10, schreibt!)^; Sehe-
mionek, 8: Beetz. Vgl. Dämel.
debbeln, sw.^ s. däbbeln.
Debbler, m., s. Däbbler.
Debel, m., Fischn., Döbel, Squalius
cephcUua L, Auch Dtbel, Deibelj Deir
tüely Düwel, Dickkopf ^ Rohrkarpfen^ Dö-
bel^ lit. szapalaSy szapaby kor. sapal^
mas. klen. Benecke, 137. S. Dtbel.
Decem, m., der Zehnte als Abgabe
an den Geistlichen. Ahd. dezemo ~
decifma. Dafür kriegen Sie Decem und
Würste^ dass Sie die irrenden Laien
zurechtweisen soUen. Soph. R. II, 158.
Deck, n.. Deck, Verdeck. Er ist
wieder drei Viertel auf Deck! sagt man
vom Genesenden. Hei ös frösch op
Decky munter und gesund. Sprw. I,
553. 554.
Deckel, m.^ Mütze. Den Deckel zie-
hen^ die Mütze abnehmen. Studentisch.
Deckeischecht, m., Schaft, Stange,
starker Ast, der zum Befestigen des
Strohes oder Rohres auf den Dächern
gebraucht wird, also Deckschaft, Deckel-
schaft ; er wird an die Latten über das
Stroh gebunden« Mutter nem Deckel-
schechty Wtsd dem Hans 'n rechte Weg!
Volksr. 39, 147; S. 278. Grimm, Wb.
n, 888, hat aus einer Pommerschen
Holzordnung: Deckelschlecht Schecht
als Schaft, Stange tritt auch in Bohnen-
schecht auf. Hennig, 228.
decken, sw.^ prügeln. Sie haben ihm
gut gedeckt In der Verstärkung zu-
decken.
Deckrohr, n., gemeines Rohr, Phrag-
mites communis Trin. (^Arundo phragm.
Z/.), zum Bedecken der Gebäude. Ha-
gen, 127.
Deep, /., s. Dfip.
Deeslack, tu., s. Däsiak.
deeslackem, sw.^ s. dSslaken.
deefsch, ae^'., s. dätsch.
Deetz, m., s. Däz.
Deff, D»ff, m., Dem. Defchen, Doff-
chen^ kleiner Holzzapfen, hölzerner
Spund ; vorzugsweise der in den Herings-
tonnen. In Bremen Dofk. Brem. Wb.
I, 219. In Pommern deffen schlagen,
hoU. dofen. Dähn., 74 b.
d§g, däg (a lang), adj, und adv. 1.
tüchtig, gediegen; derb, kräftig. Im
Ermlande in der Verstärkung: wacker
deg^ in Natangen: duchtig on deg^ tüch-
tig und gediegen. On't weeren ddje
Herren, De hier dat Land regeert. Dorr,
46. Op e ddget Mül kömmt nich solle
e dage Hand. Kgsbg. Firmenich I,
102 a. En deget Mansch, ein tüchtiges,
ordentliches Mädchen. E deger Kerl,
ein tüchtiger Arbeiter. E ddger Jung^
ein derber, kräftiger Junge. De Meüa
Pölz had ok e dage (einen gut gefüllten)
Biedel möt Gold. Boldt, 5. Eckknöüd
se dic/U on deeg (das vorhin erwähnte
düchtig on deg), Carm. nupt I, 282, 5.
Se (die Krone) heft schon deg (tüchtig)
gewackelt, Nu ward nich mehr gefackelt,
Volkslied: Wat de lettausche Dragoner
dem Franzos verteilt. 1870. Fliegen-
des Blatt. Reyländer, Tilsit. Ghittche,
pat£ dich man wacke deg aus! Ermld
Freisch., 14. Krtt a ach da deg fä de
Hosef Ermland. Firmenich III, 104a.
Hei ÖS deg afgeprögelt, er ist derb
durchgeprügelt. Hennig, 50. Sper-
ber, 9. Schemionek, 8, schreibt djög.
— 2. dag tritt auch in der Bedeutung:
dicht, nebenan auf: De Lott von dag
stund f er de Dar. V i o 1 ^ t , 1 94. Volksl.
18, 10.
digen, sw., taagen. Mühling.
dehim, adv.^ daheim, zu Hause.
Deibel, m.^ s. Debel.
Deiche, plur., Erddämme. Die Deiche
längs der Weichsel sind vom Land-
136
deichen — Deokeibuch.
meister Meinhart von Querfurt 1288
bis 1294 hergestellt. Genauere Be-
schreibung derselben, wie Schilderung
des ganzen preufzischen Deichwesens
bei Passarge, 186 ff.
deichen, sw., Deiche bauen und un-
terhalten. Wer* nicht will deichen^ dei'
mufz weichen. y,Anno 1378 haben die
Elbinger vor ihre im grossen Werder
gelegene 4 Dörfer . . . vom Hohe-Meister
Winrich von Kniprode etc. . . . das Damm-
Recht erhalten, so da/z sie binnen ihren
Grdntzen könten tdmmen und teichen
und Haupte machen etc,^ Hartwich,
321.
Deichgeschworener, pltd. Dtkschwar
(a =« a), nind. dtkswaren^ m. Die Deich-
geschtoorenen sind dem Deichgrdf bei-
geordnete, aus freier Wahl der Ge-
meinde hervorgegangene Beamte im
Deichverbande, welche mit dem Deich-
gräfen das Deichgeschworenen- oder
Deichgräfen-Kollegium bilden, das in frü-
herer Zeit sogar richterliches Ansehen
hatte. Die Deichgeschworenen, wie
auch der Deichgräf, werden von dem
Landrate, der das dem Staate gebüh-
rende Aufsichtsrecht ausübt, gewöhn-
lich unter freiem Himmel, auf dem
Damme selbst, vereidigt und schwören,
nach bester Kraft und Einsicht das
Werder vor Wasserschaden zu be-
schützen und das Wohl desselben auf
jede Weise zu befördern. — Genaueres
über die Deichverfassung des Werders
s. bei Heinel: Einige Nachrichten
über dasgrofzeMarienburger Werder etc.
Pr. Prov.-Bl. VIII, 216 f. u. bei Pas-
sarge, 192 f. Hartwich „definiret
das Ampt der Teichgräf und Teich-
geschworenen" S. 509 f. — Dem Deich-
geschworenen-EoUegium zur Seite ste-
hen die Gebietsdeputierten.
Deichgräf, pltd. Dtlcgräf, mnd. dficgrewe,
m,y erster Beamter eines Deichverban-
des, aus freier Wahl der Landsassen
hervorgegangen ; in der Regel ein durch
Charakter und Erfahrung bewährter
Gutsbesitzer, ör^^ verwandt mit Gra«?^,
Graf und dem Griwe^ Kriwe der alten
Preufzen. — Voigt, Gesch. Pr. 1, 151 flf.
Näheres bei Heinel, Einige Nach-
richten etc. Pas sarge, 192. Hart-
wich, 509.
deicht, adj. u. adv.y pltd. wie hchd.
dicht, Ebenso in Livland. Hupel^
47. Nach Grimm, Wb. I, 909, die
richtige Schreibung von dicht, da es
von dtlien gedeihen stammt. Der Eimer
hält nicht deicht. Das Dach ist nicht
deicht. Se kann nich dicht hole, sie
kann nicht den Mund — das Wasser
halten« Sie wohnt deicht bei, dicht da-
bei, nebenan.
Deiicer, Deiicert, m., s. Deutscher,
deinigen, sw., s. dUnigen.
Deitschicer, m., s. Deutscher.
Deiwef, m., s. DTbel und Debet.
dllen, sw., sichy langweilig machen.
Delge, /., Überzug über einen langen
Pelz. Mühling. Poln. delia^ delija
Oberrock, WaflFenrock.
Dellwand, /., eigentlich Delwand, tei-
lende Wand, Scheidewand, die hölzerne
Wand, durch welche in Ställen die
Gespanne von einander geschieden wer-
den und welche in Scheunen die Diele
von dem Fache trennt. Dönh. Fried-
land Ostpr.
demmen, sw., prassen, schwelgen.
Schlemmten und demmen. Stein, Pe-
regrinus V, 4. W. Mtsbl. V, 96.
Ebenso Schmellerl, 371; Grimm,
Wb. U, 709: dämmen. Vgl. Frafz.
Denkelbuch, n., Denkbuch, Notizbuch,
Schreibtafel; in Livland auch Brief-
tasche. Hupcl, 48. Ich nahm ein
Denckelbuch undfleifzig annotirte. Carm.
denken — deschprat.
137
ntq>t n, 188 b. Cupido hafs behalten^
In dessen Denkelbuch mit Lust zu lesen
ist Ibid. 188 c.
denken, st, dafür halten, meinen ohne
berechtigten Grand oder besonderes
Wissen. Ich dachte -— als Entschul-
digung Untergebener, die etwas ver-
kehrt ausgeführt; worauf die Antwort
erfolgt: Narren denken. Sprw. I, 2728.
Denk e mal! Nu denk ener e mal! Bei
unerwarteter Nachricht. Ock denk mtn
Del, ich bilde mir meine eigene An-
sicht, Meinung über die Sache. Help
mt denke, erinnere mich an die Sache.
denn, adv,, dann, zu der Zeit, her-
nach. Denn kann öck nich, dann er-
laubt es meine Zeit nicht. Erseht öck^
denn du. Denn an wenn, dann und
wann. 6. Dähn., 76a.
dennft, ado., danach, nachher, darauf,
spater. Ek war ju dennahs verteilen,
worom §k dat danen heww, . . Dennahs
gähnen tci t'hop op de Vageljagd, Dorr,
1. Wiew , 75. Dennahs w^U §k mienem
Wiew de Hell Jieet maken. Ibid. 63.
Nach Marold auch pltd. dendrte.
Dens, m. Vorn., Dionysius. S. TennTs.
densen, sw, 1. dunsen, aufdunsen.
Rindvieh denst nach dem Genüsse von
frischem Klee. 2. drängen, in ausden-
sen, ausdrangen. Schweine densen den
Mastdarm, Eühe die Gebäimutter aus;
bei Pferden geschieht solches seltener.
3. auf den Menschen übertragen: sich
aufblasen, hochmütig thun. Er denst
sich, thut dicke. Solch Hochmütigem
ruft man zu: Na dens' dt man nich
ut! Dönh.
Dtp, Deep, /., Taufe; von depen tau-
fen. Dzg. Nhg. Viol^t, 99.
der {e kurz), 1. adv, s. dar. 2. Vor-
silbe bei Verben, er und zer entsprechend:
derwärmen, der/rieren.
derbin, derben (v^ — ), adv., darin.
Man stockt en stiewet Ding en diesen
Liew lieren, Dat hen an wedder statte
went erst es recht derben. Carm. nupt
III, 136c.
diren, sw., dürfen, getrauen, wagen;
im Ermlande (Heilsberg): teren, öck
derd nich — och terd nich — ock duricht
nich, ich getraute mir's nicht; wohl
nur in der Verneinung gebräuchlich.
Vom Spok durscht (durfte) ock em wol
nuscht segge. Spook, 472. Engl, to
dare, durst, ahd. u. mhd. turren,
derklamen, sw., erstarren vor Kälte.
Elbing. Schemionek, 8. S. ver-
klamen.
derkOwern, derkOwern, sw., s. erköwem.
dermank, adv., s. darmank.
DermVs, DermVse, DremVse, /., Haube,
abgetragene, alte Frauenmütze, das
franz. donneuse. Auch: altes Frauen-
zimmer. Se ÖS e öle Dermös.
dernachert, adv., darnach, darauf, her-
nach, später. Bald dernachert kam
wedder en Prinz. Schaltj. 3, 7.
dernähren, sw., nähren, ernähren. Hei
kann sock kam dernähre(n). Ebenso
in Bayern. Schmoller II, 703. Vgl.
der.
Derne, /, Dirne, Mädchen. Ahd.
diomd, dieimd, mhd. dieme, dime, dim,
dei^. Grimm, Wb. H, 1185.
Dersch, m., s. Dusch.
Derscht, m., Durst. Davon derschten,
sw., dürsten; derschtig, adj., dürsten.
der und der, pran,, als Umschreibung
eines Fluch wertes, des Namens des
Teufels. Dem Johann soll der und der
(noch hatte ich soviel Sitten, nicht pöbel-
hafter zu werden) auf den Kopf fahren!
Soph. R. 1, 437. Ebenso: dieser und
jener.
deschprftt, adj., desparat, in hohem
138
Desem — dick.
Grade erregt, aufgebracht. In Posen
kaschprat Bernd, 370.
Desem, vi.^ Balsam zum Riechen; in
Sachsen Dtsem. Mühling.
Desem, Desemer, m.^ s. Besemer.
Dessauer, m., Hut. Ein alter Dessauer.
Kgsbg.
Defzel, n, Polierbeil. Mielcke U,
130 a.
Det, m. Vorn., Detlof, Dethart. Hart-
wich, 54.
Detrimang, n., Unglück, Schaden,
Nachteil. Das frz. detriment Ins De-
trimang kommen, Mewe.
Deuker, m., s. Deutscher.
deutsch, pltd. dUdsch {ü lang), adj.^
in den polnischen Gegenden der Prov.
8. V. a, evangelisch. Auf die Frage
nach der Religion heifzt es stets: Ich
bin deutsch (evangelisch) oder: idi bin
polnisch (katholisch).
Deutscher, Deutschker, auch Deiker,
Deikert, Deuker, w., für Teufel bei Aus-
rufungen. Na nu dem Deiker! HoV
ihn der Deiker! Häl em de Düdscher
— de Dttsckka vt de Hindahell^ aus
der Hinterhölle. . . . und damit ist der
Deutscher los. Soph. R. U, 306. Tau-
send Deutscher! wofür halten Sie mich?
Ibid. IV, 73. Das . . taugt den Deut-
scher nicht Ibid. VI, 478. / wat Dei-
kert Dorr, 1. Wiew., 62. In Hessen
ebenfalls Deiker und Deitscher^ auch
Deutschel. Vilmar, 410, unter Teufel,
Vgl. Grimm, Wb.H, 910. 1051. Sprw.
I, 563 flF. Sperber, 10.
Deutschherr, m,j Ritter des deutschen
Ordens.
Kleider aus^ Kleider an^
EsseUy tnnken^ schlafen gahn^
Ist die Arbeit,, so die Deutschherren
hnn.
Hesekiel, Land und Leute im Volks-
munde. Berlin, 1867, 10.
Deutschker, m,y s. Deutscher.
diwen, sw,,, stehlen.
DIwken, plur,^ die hölzernen Nägel,
durch welche die einzelnen Teile der
Radfelgen zusammengehalten werden.
Dönh.
D(z, m., s. Däz.
Dibbeln, „d. h. Auslegen der Kömer,
verzögert die Reife einer Getreidefrucht.
Oek. Joum. Westpr." Mühling.
DTbel, Dübel, Dübel, m., Döbel, Cifpri-
nus dobula L, {Idus melanotus Heck. u.
Kn,). Auch Dibelle^ Deiwel, Tabelle,
Tabarrc Tapar, Topar, Gase, Jesen,
Jesenitz, Gisitzer, Aland, Rohrkarpfen,
LacJistaparre, Kuhmaul, Kühling; lit.,
kur. meknys, topar. Be necke, 133.
Bujack, 394. Bock Nat. IV, 663 f.
Sprw.: Man koclie oder brate den Dü-
bel So schmecket er allezeit übel. Wulff,
Ichthyohgiu cum Amphibiis Regni bo-
7ttssici. Benecke, 134. Vgl. Debet.
DIbelle, /., s. das vor.
dicht, adv, 1. gedrängt, in Meuge,
hart neben einander. Die Kä/ine stehen
dicht bei dicht Auf allen Insebi er-
heben sich dicht bei dicht Trockenge-
i^üste. Ostpr. Ztg. vom 3. Dezbr. 1874,
Nr. 283. 2. fest gefugt. Der Eimer
ist dicht, er hält das Wasser zusammen.
Bildlich: Et* kann nicht dicht hcdten,
versteht nicht zu schweigen, erzählt
ihm Anvertrautes. 3. tüchtig, gut. De
Gans mot dicht gebraden syn, Carm.
nupt 1, 298. Se gaff mi dicht, sie
schalt, schimpfte mich tüchtig aus,
auch: die Scheltworte fielen dicht. Ibid.
282, 4. Eck knölld se dicht on drg.
Vgl. deg.
dichtig, adj., s. dUchtig.
dick, adj, u. adv, Aufzer den bei
Grimm, Wb. II, 1073 fif., angeführten
Bedeutungen: 1, voll von Speise und
Trank. JJe ös dick on dün, er ist über-
dickfellig — dieser nnd jener.
139
satt, auch: betrunken. Gä liggen^ host
dich. Elbg. Niederung. 2. voll von
Innigkeit, Hochmut, Abneigung. Sie
sind dicke Freunde. Dat ös e dicke
Frindschaft, Er ihut sich dick. Einen
dick habeny seiner überdrüssig sein, ihn
lieber gehen, als kommen sehen. 3.
Dick rin! Zuruf in der Bedeutung: frisch
drauflos! 4. verdickt, geronnen. Dicke
Milch. 5. schwanger. Sie ist dick.
dickfellig, adj.^ unempfindlich gegen
Ermahnungen, Züchtigungen, halsstar-
rig, eigensinnig; auch dickhäutig und
dickleibig. Vielleicht züchtigte ich Aermste
mein Rind zu oft — es ward, wie man
hier zu Lande sagt, dickfellig. Soph.
R. II, 418f.
Dickkopf, 771., Dammkopf, reicher und
übermütiger Protz, Herr im Gegensatz
zuBauer. Zugleich Schimpfwort. InLiv-
land zunächst Trotzkopf, dann Schwach-
kopf. Hupel, 49. Da sitzt der Dick-
kopf wieder und drückt. Soph. R. UI,
24. To stnem Glanz der Ehre deit he
(der Lehrer) . . . motDickkdpp hlofz schar-
more. Duckt sock en Dickkopp op, so
kannst dt, Bür, man sch&ire. Lhrztg.
4, 355 a. S. auch Debel.
Dickkopf, Pflzn., Färber-Hundskamille,
Anthemis tinctoriaL. Hagen, 897.
dicMachtig, adj.^ s. lachtig.
dickleibig, adj., s. dickfellig.
dicknäsig, adj., hochmütig. Dat ös e
Dickndsger. Sprw. I, 572.
Dickschnabel, m., Kreuzschnabel, Loaia
curvirostra; er heil'zt auch Zapfenbeilzer.
Bujack, 376.
Dickthuer, m., dickthuerig, adj., Prahler,
prahlend. Vgl. dick.
Dickthun, n.^ Prahlen. Dickthun ist
mein Reichtum, Bruder, leih mir 'nen
Düttclien. Auch mit dem Nachsatze:
nichts haben Tnein Vermögen, Sprw. I,
575 f.
Dickus, m., scherzhafte Latinisierung
von dick^ dicker Mensch. Gedanism.
Nach Sperber, 10, s. v. a. Dickerchen
und Schmeichelname für ein dickes
Kind oder auch wohlbeleibten Lieb-
haber.
didigen, sw., s. dUnigen.
Diebsjunge, pltd. Dßwsjung, m., Junge,
der stiehlt. Beliebtes Schimpfwort imter
Knaben.
Diebssack, pltd. Dfiwssack, m., Sack,
Tasche des Diebes, Tasche in den
Frauenrock eingenäht; auch zur Be-
zeichnung des Diebes. Er ist ein rechter
Diebssack. In Hessen Diesack. Vil-
mar, 72.
Diele, pltd. D§l, /. 1. Brett. 2. Fufz-
boden. 3. Hausflur. 4. Dreschtenne.
Puckel, hol her (halte her), ös kein Dresch-
del da. Dönh. Hennig, 50.
dielen, pltd. d§le(n), sw., den Fufz-
boden mit Dielen, Brettern belegen.
Dielenritze, /., Fuge zwischen den
Dielen, welche den Fufzboden des
Zimmers bekleiden.
Dielenzaun, pltd. DlletOn, m.^ Zaun
aus Dielen, Bretterzaun. Dat ward noch
enDelentün, das wird noch etwas Rechtes,
Grofzes. Der aus Dielen kunstvoll ge-
fügte Zaun steht hier im Gegensatz zu
dem einfachen Latten- oder Stecken-
zaun. Elbinger Ndrg. Hei schlöckt söck
wt de Dew längs dem Deletun. Weh-
lau. Sprw. H, 2351 f.
dienen, pltd. d(ne(n), »w., au&echt
stehen; vom Hunde. Zuruf: dien'!
dienern, sw.^ viel Komplimente machen,
dienerhafte Ergebenheit zeigen.
Dienst, kuhnischer, s. PlatendiensL
dieser und jener, pltd. diser on jenner,
pron., als Verwünschung und zur Be-
zeichnung des Teufels (Geier, Kuckuck,
Henker). Häl dt diser on jenner I Vgl.
der und der.
140
Differt — Dobennets.
DHfert, DUffert, m.^ Täuber. Auch
DiWrik, Diffrick, DUfrick; in Dzg. DVfferL
Dufferike an Duwke knitten sock en
Hüwke. Tierräts., 57. In Hessen DtJ}-
Jicrrij Dübhom. Vilmar, 409.
DTmen, m.^ groüzer Getreidehaufen auf
dem Felde. Sperber, 10.
Dimke, m , die Eartoffelzwiebel, lit.
dimkas. Vgl. Bock, Nat. I, 273; III,
835.
Ding, n., 1. ahd. dinc^ thinc^ ding^
thing, mhd. dinc, zunächst Ding, Sache,
dann aber auch Ursache, Rechtssache,
öffentliche GerichtsYersammlung und
Verhandlung, Gericht; alts. und altfr.
thing, nd. ding, ags., engl., altnord. thing,
schwed. und dän. üng. Schade, 103a.
Vgl. Landding. 2. Sache, Wesen, das
sich nicht genau bezeichnen läizt. Ach
Väder, öck wöll so e Ding, so e Ding!
Volksl. 21, 14. 3. Mädchen, Weib, in
verächtlichem Sinne. Dummes Ding.
Ldederliches Ding, Gottloses Ding. Et
s§nd recht grulge^ rüge Dinger. Dorr,
1. Wiew., 16; In letzter Bedeutung bei
Hennig, 51. Doch sagt man auch zu
Kindern: Ihr dummen Dinger.
Dingelchen, m.,Doppel-Dem. \onDing,
kleines, winziges Ding, Wesen.
Dingerich, n. n. m., 1. Ding, dessen
Namen und Beschaffenheit man nicht
genau kennt; in diesem Sinne auch
Dingerings, n. 2. Mensch ohne Be-
deutung und Wert. Im Harz: Hei ös
man engrönen Dingerich. Kohl, Deutsch.
Volksbild. 1866. En lanker, engai^tger
Dinglich. Posen. Bernd, 41.
Dingerings, n., s. das vor.
Dingstag, m., Dienstag, der Tag des
Gerichtes, von Diug, mhd. u. ahd. dinc
= Gericht; mnd. dingedag als Gerichts-
tag, dingesdachy dinschedach als Wochen-
tag. Mnd. Wb. I, 518b. 520b. Über
die (richtige) Ableitung: „der dem
Kriegs- und Siegesgott Zio (ahd.) ge-
weihte Tag*^ s. Weigand I, 325. Vgl.
Sperber, 10.
dinigen, sw., s. dUnigen.
Dinning, /., s. DUnnung.
Diptam, Medik. Radix Dictamni. Mnd.
dickdam. Mnd. Wb. I, 514b.
Diri(5, m. Vom., Dietrich. Vgl. Pott,
115. S. D»rl(.
Disel, m., s. Dusel.
dTselig, dislig, adj., s. duselig.
dTseln, sw., s. duseln.
dTsen, sw., sto&en, knuffen. Müh-
ling.
Distel,/., Deichsel. Ebenso in Liv-
und Estland und im Schmalkaldischen.
Hupel, 51. Vilmar, 74. In Kgsbg.
pltd. DTIzel.
Dittchen, n. u. m., s. DUttchen.
DTwrik, 7»., s. Differt
DiwwOre, w. jud. Vom., Deborah.
Flatow. Schmitt, 113.
Döbbier, m., s. Däbbler.
Dobbrusch, w. jüd. Vom., von dem
poln. dobroc die Güte. Flatow. Schmitt,
114.
Dobe, /., Tiefe im kurischen Haff,
welche eine besondere Art der Fischerei
nötig macht. Fisch.-Ord. t d. kur. Haff,
§ 12. 22. Lit dobe, dube Grube, Höhle,
Tiefe; von dem lit. dübus hohl, löcherig,
tief. Nsslm., Wb., 147b.
DObel, m.^ s. Debel und HSsling.
dObeln, »w., s. däbbeln.
Dobenfischerei, /., Fischerei mit dem
Dobennetz. Nach Mühling sind wegen
der Gröfze des Netzes und der Schwie-
rigkeit seiner Handhabung bei dieser
Art des Fischens bedeutende Arbeits-
kräfte erforderlich und bis 6 Kähne in
Thätigkeit.
Dobennetz, n., Netz zur Dobenfischerei
in der sog. Dobe; es besteht aus zwei
Flügeln und einer Metritze. Die Flügel
doberig — Dojan.
141
dürfen nictt über 120 Faden Länge
und 5 Faden Breite haben und die
Maschen in den Flügeln nicht unter
2 Zoll und in der Metritze nicht unter
Vit Zoll im Quadrat grofz sein. Fisch.-
Ord. f. d. kur. Haff, § 22.
döberig, adj., s. döbern.
döbem, sw,^ muffig, faul, schimmelig
werden. Davon döberig, adj. Müh-
ling.
Diibler, m.^ s. Däbbler.
Dock, m., s. Duck.
Docke y /., 1. kurze, dicke Säule,
Zapfen; daher auch Trager in den
Schlittenkappen, worauf die sog. Polster
ruhen; Träger eines Geländers. Bei
Jeroschin: und ah er uf dt tacken saz^
Heinrichnamstn gemerke. 86 d. Peiffer,
233 Ak hat er sich in gleichem er-
klaget y das dohmals der Wolf Frühen
den Friederich von Ellen an ihn ge-
stossen, dass er an die Docken gefallen^
vnd an dem kopffe eine grosse Prausche
ihme v/gelaufe. Die Zünfte, 48 f. 2.
Büschel, Bündel, Puppe von Flachs,
Wolle etc. am Rocken. Docke = Puppe.
Brem. Wb. I, 222.
docken, su?., Wolle oder Flachs in
eine Docke bringen.
Docter, m., s. Doktor.
Dodder, tti., von doddem^ alberner
Schwätzer.
DSdder, m., s. DSdor.
doddem, sw.^ dummes, ungereimtes
Zeug reden, unbesonnen schwatzen.
Bock, 7. Hennig, 51. Gä dodder
du man wech^ hier kröchstu doch kein
Fyr, Carm, nupt, I. 282, 4. Nds. dod-
dein stammeln, stottern. Brem. Wb. I,
219.
Doddernase, /., als Schimpfwort bei
Stein. Peregrinus XIII, 88. W.Mtsbl.
VI, 159.
Dodenkopp, m., Totenkopf. Medik.
Caput mortuum.
DSder, DSddor, Dort, m., Pflzn., Lein-
dotter, Myagrum sativum L, Bock,
Nat. III, 463. Hagen, 676.
DOff, m.y s. Deff.
dOffen, sw,y werfen, zu Boden stolzen.
Im Götting. auch deßen, Ahd. diwjan^
dewjan erniedrigen, humiliare, angs. du-
fian = immergere, holl. doßen, S c h a m b. ,
41a. Daraus andVffon anwerfen mit
Knöpfen, ein beliebtes Frühlingsspiel
der Knaben. Der Knopf, mit dem sie
andöfen ist der AndOffer. Oberland. In
Kgsbg. heiizt dieser Knopf Anschmib,
das Spiel das Anschmelzen (s. d.). Ygl.
Volksr., 194, 720.
DSffert, 9n., s. DifferL
Dofft, n.j Sitzbrett in den Fischer-
böten. Samland.
DOfrad', /. , pltd. Pflzn., taube Rade,
Kornrade, Agrostemm^ githago L. T r e i -
chel, Volksth.
Doft, Dawusch, m. Vom., David. Dzg.
Nhg. Viol^t, 99. Hartwich, 54, hat
nur Davusch,
dOg, adj.y s. d§g.
dögen, sw.^ taugen. Dat dogt nuscht.
Der Dögenuscht, Taugenichts. Vgl. On-
docht
Döjan, pltd. Dojan (a = a), w., Ein-
faltspinsel, dummer Hans; Schemio-
nek, 8: Schlummerkopf. Bock, 8, u.
nach ihm Hennig, 51, setzen das Wort
aus dogen taugen, und Jcbi Hans, Jo-
hann, zusammen. He säd, he weer von
Marjenborch^ Dat weer en Dqjoan dorch
on dorch. Dorr, 63. Volksl. 16, 8, 10.
Dojan vom Tragheim. Sprw. II, 537.
Aus Friedland als Fluch: Donner und
Dojan! Wohl nicht volkstümlich, son-
dern nur sinnlose Nachbildung von
„Donner und Doria!** (Verschwörung
142
Dokter — doUpatscbig.
des Fiesco. Akt 1, Sc. 5). Vgl. Dum-
merjan.
Dokter, w., Doktor, Arzt.
doktern, sw.^ den Doktor spielen, ärzt-
lich behandeln; den Arzt brauchen. S.
verdoktern.
Doktorapotheke, f,y s. Apotheke.
DÄlge, /., Ast. Mühling. Erführt
als Beispiel an : Die Dölgen (des Baumes)
haben die Fenster eingeschlagen,
diilgen, $2(7., schlagen, prügeln. Müh-
ling.
doli, adj,y toll, wütend, entrüstet; arg,
unvernünftig, sinnlos. Er ist doli und
volly er ist stark angetrunken. Das
doUste ist^ dass er mich so mit Arbeit
schiganirt (chikaniert). Soph. R. IV,
221. Und so gings na^ch Oliva herein,
wie doli und blind. Ibid. V, 123. Böst
doli oder verrocktf Er ist heute wieder
ganz doU. He ward doli s§n. Dorr,
1. Wiew., 117. Es geht nirgends so doli
zu^ als auf der Welt On as dit Schweet-
bad am doUsten weer etc. Dorr, 1.
Wiew., 86. Davon der und das Dolle.
Dat war* en Stock vom Dollen , wäre
unvernünftig. Gedanism,
DSU, /., 8. DOlle.
Dollbott, m., wilder, ausgelassener,
stark munterer Knabe, zum doUen ge-
neigt. Hei OS en rechter — e reinet*
Dollbott Samland. Natangen.
Dollbrägen, m.^ wörtlich ToUgehim,
Wildfang, Raufbold. Schemionek, 8.
Dolle, m, u. n., s. doli.
Dolle, /., Pflock in dem Borde eines
Ruderbootes als Stütze und Halt des
Ruders. In Hessen Dolle und öfter
DoUnagel, starker hölzerner Nagel zur
Verzwickimg der Balken; technischer
Ausdruck der Zimmerleute. Vilmar,75,
DOlle, DVII, /., Ohr an Hacke und
Spaten, auch das Ohr, worin Löfzstock
und Löfzw^ide des Wagens passen.
dollen, tollen, »w,, lärmen, wild spielen,
ausgelassen munter sein; von Eondern
und jungen Leuten. Wir wollen ein
bifzchen dollen. E jedet spält on doUt
mot siener Fru. Dorr, 59. Dollt nicht
so! ruft man wilden Knaben zu. Er
dolU wie ein Kalb. Auch dallen. Sie
rallen und dallen. Verwandt mit ddlen,
dalben^ ddlbem. Sperber, 10, weist
darauf hin, dafis DoUe und Dollfufz als
Familiennamen auftreten.
Dollfulz, ?n., Elumpfulz. Vgl. Roch-
holz, aleman. Kinderlied etc., 137.
Dollgerste, /., Tollgerste, Tollkom,
Taumellolch, Lolium temtdentum L.
Hagen, 135. Über die Schädlichkeit
der Tollgerste s. Leunis, 1227.
Dollhaus, n., Tollhaus, Irrenanstalt.
Dollheit,/., Tollheit, Wahnsinn, Über-
mut. Ein Wortchen von preu/zischen
DoUheiten zu reden. Soph. R. VI, 534.
dollieren, sw., laut tollen, ausgelassen
herum jagen. Elbing. Schemionek, 8.
Dollkraut, n., Tollkraut, Name für
verschiedene Giftpflanzen: Tollkirsche,
Atropa belladonna L., Schierling, Cb-
nium maculatum Z/., Nachtschatten, <So-
lanum. Nach Hagen, 247, das schwarze
Bilsenkraut, Eyoscyamus niger L. Vgl.
Grimm, Wb. H, 1229. Wenn er sich
vollgesoffen y so ist^s, als wenn er Doll-
kraut gefressen. Mielcke II, 133a.
Dollmann (^— ), w»., toller Mann.
Mit einem Dollmann spielen, ihn un-
gezogen, roh, rücksichtslos behandeln.
Ungezogene Schüler spielen mit takt-
losen Lehrern Dollmann. •
Dollmannswerk, n., Werk eines tollen
Mannes, grober Spaiz, arge Neckerei.
Dat ÖS Dollmannswerk. Hennig, 52.
Sprw. I, 585.
Doilmutter, /., s. Dollvater.
Dollpatsch, m., s. Tollpatsch,
dollpatschig, adj., s. tollpatschig.
DoUvater — Donnerkröte.
143
Dollvater, rein hchd. Tollvater, m.,
Vater der Tollen, Aufseher in Irren-
häusern und Hospitälern, soweit in
letztem Irrsinnige untergebracht sind.
Ebenso Dollmutter, Tollmutter, /.
Domänenamtsbauer, m., Bauer zum
Domanio gehörig, Eronbauer. Veraltet.
Vgl. Bock, Nat. I, 170.
DSmelei, /., Dummheit, gedanken-
loses Gebaren. Es ist^ wenn sie (die
Frauen) einen guten Mann beleidigen^
fast immer nichts als die pure Dömelei,
Soph. R III, 176.
difmeln, st^., gedankenlos gehen, tau-
meln. Ich dömelte nd>enher; denn vnrk-
lieh, ich umsste nicht, was ich that Soph.
R. I, 384. Nun bin ich heut früh mit
ihm in der Stadt herumgedöhmelt (suchend
die ausgebliebene Sophie). Ibid. II,
356. SahJbadem^ durch welches ein
Schwätzer sich wieder ins erlernte Con-
cept hinein domelt Ibid. V, 366. Vgl.
DKmelei.
Domkescheit, m,^ von domm^ dumm,
mit lit. Endung; wohl Verstümmelung
von Dan Quieote. Hei ös e rechter Dom-
kescheit, ein alberner Spafzm acher. Sam-
land. Sprw. I, 591.
Domnau, Stadt im Kreise Friedland, das
Abdera der Provinz Ostpr. -4t« Domnau
Verstand holen, Vergebliches thun. Er
ist aus Domnau, ein Dummer. In
Domnau wachsen die besten — diegro/zten
— Kartoffeln (ähnlich: die dümmsten
Leute bauen die besten Kartoffeln, Sprw.
I, 650. 651), der Dumme hat Glöck.
Die Sage vom Domnauer Düttchenbrot
und von der Entstehung des Sprich-
wortes: y,Gute Nacht, meine Herren Dom-
nauer^ 8. Sprw. I, 588 u. 590. Der
NameDümnaw kommt hei* von dümiu,
ich schäle ab, von den Seen und Wassern,
die daselbst sein. Pierson, Matth.
Pritor., 119. iä
Domnik, m., Jahrmarkt zu Danzig,
am Tage des h. Dominikus (5. August)
und den folgenden Tagen bis einschliefz-
lich 2. September. . , , ein für mich
neuer Auftritt, nämlich die Messe — hier
(in Danzig) heifzt sie Dominik, Soph,
R. m, 118. Hennig, 52.
domp, adj,, dumpf, feucht. DompeLuft
Dömpftp, DQmpftp, DQnpftp, m., Dom-
pfaffe, Blutfink, Gimpel, FringUla pyr-
rhula, Mühling, Tiem , 169, hat Don-
papke.
DSmpel, m , Tümpel, Wasserloch,
Pfütze.
DOnhoffstädt, Gut im Kreise Rasten-
burg. Die Gebruder Grafen von Dön-
hoff teilten das väterliche Erbe. Ger-
hard erhielt die Besitzung im Kreise
Rastenburg und erbaute ITlOdasSchlofz,
das er Dönhoffstädt (Dönhoffstätte)
nannte, während sein Bruder Friedrich
bei Königsberg in demselben Jahre nach
demselben Plane das Schlolz Fried-
richstein erbauen lieiz. Die Flügel
des Döuhoffstädter Schlosses wurden
etwa 15 Jahre später gebaut. Dönh.
Donner, m,, als Fluch wort. Donner
und Blitz ! He hefft mi beleidigt, Donner
on Müfz, he hefft! Dorr, 1. Wiew., 7.
donnergrUn, adj,, aufföllige Farbe. Vgl.
blHzblau.
Donnerkell, Dudderkeil, DQderkeil, DOda-
keil, m,, Belemnit, der, nach der Volks-
meinung, während des Gewitters vom
Himmel fallt. Sperber, 10. Sche-
mionek, 8.
DonnerkrSte, /., 1. Seehahn, Cottus
scorpius. Zeigt, gedörrt an einem Faden
hängend, mit dem Kopfe die Richtung
des Windes an. Bock, Nat. IV, 558.
Mühling, Tiem., 169. Auch Knurr-
hahn und Seebull. Benecke, 70. 2.
Schimpfwort; doch auch als Anerken-
nung für einen pfiffigen, verschlagenea
144
Donnerlichtiog — Drab.
Menschen. Dat os e Donnerhrät^ der
versteht sich zu wenden und zu winden.
Et göwt Mansche^ äwer 6k Donnerkräte.
Sprw. I, 2620.
Donnerlichting, m,^ Ausruf des Staunens,
Fluch: Donner und Blitz! S. Lichting.
Donnermessing, m., Ausruf des Stau-
nens, Fluch. Treichel.
donners, adv.^ viel, sehr viel, ver-
teufelt viel tausend Grille ös bat
dise Jore och all donnasch vel Geld,
Ermländ. Freisch., 10.
Donnerschlag, m., als Fluch. Als Ver-
stärkung: Kreuz Donnerschlag!
Donpapke, m. u. n., s. Dömpftp.
Dönt, n.j s. thun.
Dop, m., Topf. Samland.
doppelt, pltd. dobbelt und doppelt, adj,^
aufzer der gewöhnlichen Bedeutung:
gefüllt. Eine doppelte Nelke,
DOr, m. Vom., Isidor. Hartwich, 54.
Auch w. Vorta., Dorothea: DOr, DOre.
Bei Pott, 111: Dooer.
Dorfshube, pltd. DerpshOw, /., s. Haken.
Dorfslage, jf^., Besitzstand im Dorfe
vor der Gemeinheitsteilung (Separation).
Nun haut er sich aus, inmitten seiner
Feldmark^ oft weit von der Dorfslage^
dem alten Sitzstucke, Passarge, Balt., 7.
Difrk, Difrksen, Dirks, m. Yom., Diet-
rich. Hartwich, 54.
Dornfisch, m., Meerstichling, Gaste-
rosteus spinachia. Benecke, 76.
Doröt, w. Vorn., Dorothea, auch Dore,
Dor'. Dor, ßr vor! Volksr., 74, 283.
Hartwich, 54, führt aufzer Doroth noch
an: Örtchen^ Thechen^ Tuscfichen^ von
Tusch.
Dorschangel, /, Angel zum Fang der
Dorsche. Sie ist eine lange Leine,
woran in Abständen von je 60 cm.
6—900 Haken mittelst der sog. Vor-
SChnUre von 20—24 cm Länge befestigt
werden. 600 Haken werden eine MullOi
900 Haken ein Holz genannt. Beschrei-
bung und Bild in Benecke, 403.
Dort, m.^ s. Dwalch.
DSsch, Darsch, Dersch, m., der Dorsch,
Gculus mo9rhua. Er heiizt auch Po-
muchel, Pamuchel, Permochel, Pomochel,
nach Mühling auchPomuggel, lii.menke,
pomükelis^ kur. menzas^ küss, pomu^chel^
pomuchla. Benecke, 87. Bock, Nat.
IV, 544.546. Bujack, 395f. Nsslm.,
Th., 137. Von einem ungeschickten
Menschen sagt man: Hei ös ongeschockt
wie e Pomochel, Bei Stein ist Pomochel
als Schimpfwort und Ekelname auf-
geführt. Peregrinus XII, 82. W. Mtsbl.
V, 191.
Dösel, 9n., Drehkrankheit der Schafe.
Bock, Nat. IV, 164. Vgl. DOsel.
döseln, sw.^ s. duseln.
dVsen, sm?., irren, umherirren. Wohl
verwandt mit düsen^ duseln, döseln.
dösig, adj., ärgerlich, aufsätzig, eigen-
sinnig, erbost. Na war man nich wedder
dosig.
dessen, «tr., schlagen, keilen; eindossen,
einschlagen, einkeilen.
Dofzring, m., Ring am Wagen, der
den Langbaum mit dem Hinter wagen
verbindet.
DSttke, m. u. n.y s. DUttchen.
Dous, 7n., Iltis. S. Duck.
döWSChlQwig, adj., scheinbar harthörig,
boshaft, unfolgsam. Dat ös en dow-
schJüw'ger Racker. Unfolgsame Kinder
fragt man anspornend: Du bist wohl
ddwschlüungf Die hchd. Form taub-
SChlaublg tritt seltener auf. Vgl. taub-
schneidlg und Schlaube.
Drab, pltd. Draf, m., Trab, Gangart
des Pferdes. Bei ihm gehfs immer im
Drab, er ist schnell, eifrig in seinen
Bewegungen, bei der Arbeit. Es ging
nun im Draf. Soph. R. V, 116. Eine
besondere Art des Trabes ist der schau-
Drabe — drall.
U5
kelnde: Schuckeldrab. Er reitet fast nur
Schucheldrab,
Drabe, /. Die Böhmen kamen mit
5000 Drahen vor Conitz, Herrn en-
berger, 59.
drftben, drawen, pltd. dni,we(n) (a = ä),
aw,^ von Drab^ traben, laufen, eilig her-
beikommen. Öck hadd noch ömmer Peerd
tom Droawen. Dorr, 17. Da quam
dat Volk gedraa/t Carm. mipt I, 282,
4. S. durchdraben.
Dr&bschlitten, pltd. Drawschiede(n) (a
» a), auch halb hchd., halb pltd. DrftW-
schlitten, m., leichter Schlitten, den ein
Traber ohne Anstrengung zieht. Dtn
Herzke fort allwedder op em Dräw-
schiede^ du bist wieder munter und wohl-
gemut. Wehlau. Sprw. II, 1188.
Dracht, /., Tracht, Last, die mit
einem Male getragen werden kann.
Eine Dracht Wasser^ zwei Eimer mit
Wasser. Eine Dracht Wasche, 'ne Dracht
Koldunen, Dorr, 1. Wiew., 81. Aber
auch: eine Dracht Prügely eine Tracht
Schläge. Hennig, 52.
Drachtschlunk, m., Schlunk, Schlund,
der eine Dracht (zwei Eimer voll)
Speisen verschlingen möchte, starker
Esser. Vgl. ZwSlfschlunk.
drafeen, sw.y s. trappsen.
dräge, adj,^ s. dr§g.
Dragge, /., Anker zum Festlegen der
Staknetze, namentlich der Störgame.
Die Drange ist ein von einem Holz-
kreuz und vier an demselben befestigten
und zusammengebundenen Weidensta-
ben umschlossener Stein von einem Ge-
wicht bis zu 50 kg. Dragge^ nd. auch
dregge^ engl, drag^ niederl. dreg^ franz.
grappin^ verwandt mitDrache. Grimm,
Wb. II, 1321. Brem. Wb. I, 238.
Drähn, Drän, m., von dröhnen^ 1.
Rausch. Er hat einen Drähn — ist
Fritehbier, Wörterbuch 1.
im Drähn. Sprw. I, 445. 2. Hieb,
Schlag, Stolz. Das war ein guter Drähn,
sagt man, wenn man sich stark den
Kopf stöfzt. Jö' hat einen Drähn weg,
er ist nicht recht bei Verstände. Sprw.
1, 594. Schemionek, 9, schreibt
DrVhn.
drähnen, dränen, sw, 1. dröhnen, er-
schütternd tönen. 2. in nachhallendem
Reck- und Zögertone sprechen. Er
drähnt so lange, da/z einem die Geduld
vergeht Er drähnt in einem weg, ohne
Aufhören. In der zweiten Bedeutung
auch: drähteln Draht ziehen, drillen,
drallen drehen. Bock, 8 u. Hennig,
53^ schreiben drOhnen.
Drähner, m., von dröhnen 2, lang-
weiliger Sprecher.
Drähnung, /., Dröhnung, Erschütte-
rung. . . . sintemal auch Nachricht ist,
dass auf 3 Meile weges von hie die
Dränung oder das erschüttern der Er-
den ist gemerket worden (bei Explosion
des Pulverturmes am Schlofzteich im
Juli 1636). Linem., 19a.
Draht ziehen, schnell laufen, die Flucht
ergreifen, entlaufen. Vielleicht zurück-
zuführen auf drät adv., schnell, ge-
schwind, flink, bald, ahd. drdto, mhd.
drdte, hoU. dra, im Brem. Wb. I, 235:
drade, drae, bei Dähn., 84 b: drade,
bei Scham b., 46b: drä. Vgl. Schade,
109b.
drähteln, sw,, s. drVhnen.
drall, adj. u. adv, 1, gut und fest
gedreht. Draller Zfwim — ein draller
Strick. In dieser Bedeutung auch drell.
2. rund und fest, kraftig und stark;
zunächst von Personen. Eme dralle
Margell, ein dralles Mädchen. Von
Kleidern: eng anschliefzend. Dralle
Büaen, Beinkleider, welche das volle
runde Bein hervortreten lassen. 3. hur-
10
U6
drallen — Dranktonne.
tig, schnell. Wer lang" schleppt an draU
leppty kömmt 6k noch Wan, Dönh.
Sprw. n, 2338. Vgl. drell.
drallen, ^., s. drellen und drullen.
Dl4m (a lang), m. u. n. , Ende der
Aufzugiäden, das nicht mehr verwebt
werden kann und an dem Hävelt ab-
geschnitten wird. Nds. heii'zt der ab-
geschnittene Rest des Einschlages Z)ra?n,
Drum^ von Trumm Trümmer, Rest; in
Pomm. Drämt und Dröm, im Götting.
drom, drom, dram^ draum. Brem. Wb.
1,256. D ahn., 85a. Schamb, 49a.
Schmellerl, 490. In Hessen Drom^
9n., Ende eines Fadens, Faden soviel
jedesmal in die Nadel eingefädelt wird.
Vilmar, 78.
dramarschen, sw,^ s. drammarschen.
Drämel (ä lang), m,^ wohl Dem. von
Dräm^ Trumm^ zur Bezeichnung einer
kurzen, korpulenten Person. Hennig,
52, schreibt Dremel: ein dicker Dremel;
im Brem. Wb. I, 256: een körten Drum,
eine kurze Person; schwed. droemel.
Nsslm. Forsch. 2 weist, in der An-
nahme, daiz der korpulente Mensch zu-
gleich unbeholfen und ungeschickt, auf
lit. dnmelts Flegel, Tölpel, ungeschlach-
ter Mensch hin, Förstemann in Auf-
recht und Kuhn Zeitschr. I, 416, auf
nd. drummeln schlummern. S. Nsslm.
Th., 216. Marold hat Drämel als
pltd. Form von DrimmeL Dat es d
goder Drämsl^ ein zu dick geratenes
Stück Garn. Vgl. Dramsack.
drammarschen y dramarschen, sw,^ un-
ruhig sein, ruhelos umhergehen. Er
drammarscht immer ^ ist immer unterwegs,
hat keine Ruhe an einem Ort, eilt weiter.
Nach Marold auch wiederholt an-
treiben.
Dramsack, m., kurzer vollgestopfter,
gedrängt gefüllter Sack; kleiner kor-
pulenter Mensch. Er ist ein dicker
Dramsack Sprw. I, 595. Ygl. DriLm
und DriLmel.
dramsackig, adj. u. culv., von Dram-
sack. Sich dramsackig ärgern^ sich
stark, bis zum Aufschwellen, bis zum
Platzen ärgern. Dönh.
Dramschel, m., Yielfresser. Er ist ein
DramscheL Samland. Sprw. H, 546.
Drän, 7n., s. Drähn.
dienen, sw,y s. drähnen.
drang, adj, u. adv.^ eng, fest, eng an
einander gedrängt; in der Verstärkung
gedrang. En HcC en Kolea, blos e Baske
gedrang^ seggt de Foss^ on trett de Ek-
katz. Sensburg. Sprw. H, 1065. Nds.
dränge, ebenso bayerisch. Brem. Wb.
1,246 Schütze I, 246. Schamb.,
47a. Schmeller 1,414. Vgl. Grimm,
Wb. n, 1335.
Drängsei, m.^ schlechter Rauchtabak.
Ebenso Drängeiberger. Zur Bezeichnung
einer schlechten Sorte Taback sind
noch üblich: Gaigenknaster, GTz, Graben-
kant', Knaiiwenzel, Knäller, Kniller, Luch-
tenknaster, Luchtländer. Auch: Lichf
den Anker. Der Wind ist gut.
Drank, m.. Trank für die Schweine,
Ansammlung von Speiseüberresten als
Futter für die Schweine, Spühlicht, lit
dranka, lett. drankis (beides wohl aus
dem Deutschen übernommen). Dicker
Drank mäkt fette Schwtn. Sprw. I,
601. Übertragen: ungeklärter Kaffee,
trübes Getränk überhaupt.
Drankdrofzel, /., scherzhafte Bezeich-
nung für ein Schwein, aber auch für
ein Mädchen, das die Schweine zu
füttern hat oder an und für sich un-
sauber ist. Fischhausen. Sprw. II,
549.
Dranktonne, /. 1. Tonne zur Auf-
nahme des Dranks; in Posen Trank-
tonne^ Trankfajz. Bernd, 319. H.e
es en der Dranktonn versapen^ er ist
Draschke
— dregeo.
147
sieht bei der Hand, nicht anfznfinden.
Elbinger Ndrg. 2. ein Mensch, der
keine Diät beobachtet, also alles durch-
einander geniefzt. Der Kerl ist eine
reine Dranktonne, 3. ein korpulenter
Mensch, der dick wie eine Drank-
tonne ist. — Von einem Mädchen, das
beim Tanze sitzen gebliebep, sagt man :
Sie hat die Dranktonne scheuem mtissen.
Sprw. I, 602 a De Dranktonn kr eggt
Ohre — onse Dranktonn heß Ohre
krege^ wenn jemand die Hände in die
Seiten stemmt. Jerrentowitz. Mockrau
bei Graudenz. Sprw. H, 550. Bock,
8. Hennig, 52. Beide schreiben:
Drangtonne.
Draschke, m,^ Ast, namentlich von
der Linde, der von der Binde befreit
ist: Lindendraschke,
drftt, adj. u. adv.. schnell, geschwind,
flink, bald. S. Draht ziehen.
Drtume, (?), Abfall von Seide,
WoDe etc.; ein Fischer- und Weid-
mannsausdruck. Sperber, 10.
drawalgen, sw.^ in Geschäften viel
hin und her gehen. Ich bin den Weg
nun schon 20 Jahre drawalgt. De Tür
hebb öck nü 6k bSl twintig Jär drawalgt.
Auch : drawolgen, drawalken, drawalksen.
Nds. dravaljen. Dähn., 86 b. Brem.
Wb. I, 243. In letzterm wird darauf
hingewiesen, dafz das Wort sich be-
quem von drdwen traben, herleiten
lasse, der Hinweis auf das frz. tra-
vaiUer mithin überflüssig sei. Bernd
für Posen: travaljen, Bernd, 374.
In Estland dravcUjen eifrig arbeiten.
S allmann, 30b. Engl, travel reisen.
drawalken, drawalksen, 8w., s. das vor.
Drawe, /., eine Gattung Bauern-
schlitten. Danzig. Klein I, 89. Von
Draf Trab. Vgl. Drftbschlitten.
dräwen, dr§wen, no.^ drehen, arbeiten,
mit dem Nebenbegriff der Emsigkeit,
sich treiben, fördern. He dräwt tot e
Rüpeschiter, Stall uponen. Sprw. I,
605. He drckot wt Scdomo's Kater.
Dönh. Sprw. H, 551. S. auch draben.
drawolgen, sw,, s. drawalgen.
Drftwschlitten, m,, s. DrabsoMitten.
drAz, adv.^ beinahe, fast Mühling.
Vgl. dr§2.
Dreb, m,, Traberkrankheit der Schafe.
Mühling. Man nennt sie nach Müh-
ling auch Gnubberkrankheit, das Gnap-
pen, Nuppen, Schruckigwerden.
Drebnau, Dorf im Kreise Fischhausen.
In DrMenau bellen die Hunde mit dem
A, Samland.
Dreck, m., Hefe, Bodensatz, lit. dra-
gioSy engl, dregs. Vgl. Drosl
Dreckhammel, -hans, -matz, -sack, m.,
Schmierfinke, unsauberer Mensch, der
sich im Schmutze wohl fühlt und alles
besudelt.
Dreckharker, m.^ Mensch, der Dreck
harkt. Bei Stein unter den Ekel-
namen. Peregrinus XII, 82. W. Mtsbl.
V, 191.
Dreckhäuser, m., zur Bezeichnung einer
schlechten Weinsorte. Bei Stein:
Dreckheuser, Rotzburger, GensfUsser. Pe-
regrinus, tef*tiae partis HI: Georgica,
dreckkalt, adj,, nafzkalt, zur Bezeich-
nung von Kälte bei rauhem Regen oder
feuchtem Schnee. Vgl. mottkatt.
Dreckmatz, Drecksack, m., s. Dreck-
hammel.
Dreckskin, Ortsn., s. GrawenorL
Dreckwagen, plur,, Sekte der Men-
noniten im Werder. Vgl. KIftrken.
dr§g, adj.f trocken. In Danzig dl4ge.
Oedaniam. Im Ermlande: da Acker
ÖS aü dräg, das Land ist schon trocken.
Sperber, 10.
dr§gen, st 1. trugen. Lege on drege,
IG*
U8
Drehbasse — dreihärig.
lügen und trügen. 2. sw. trocknen.
De Wä&cK drege. 3. drehen. Dreg mt
nich e Näs. Vgl. dreien u. drellen.
Drehbusse, /.^ s. Busse.
drehen, pltd. drellen, sw. 1. das Spinn-
rad, daher spinnen. In Litauen wird
Donnerstag nicht gedreht^ der Wocken
steht. Ygl. drellen. 2. den Acker:
wenden, umwenden, rajolen.
Dreher, pltd. Dreiler, m. 1. Drechs-
ler, oft Abkürzung für Bernsteindreher.
In Danzig giebt es eine DrehergcLSse^
Stralze, in der die Bernsteindreher
wohnten. 2. Krankheit der Schafe,
veranlafzt durch den Gehimblasenwurm,
bei welcher die Tiere, auf einer Stelle
stehend, mit seitwärts gebogenem Kopfe
sich herumdrehen. Das Schaf hat den
Dreher, Bei manchen Schafen äufzert
sich die Krankheit so, daCz sie, stille
stehend, die Vorderfüfze wie beim Tra-
ben halten ; daher nennt man die Dreh-
krankheit auch Traber. Mit Dreher u.
Traber bezeichnet man jedoch auch
das von dieser Krankheit befallene
Tier. Man sagt auch: Das Schaf ist
verrückt — dumm. Dönh.
Drehhals, m., Wendehals, Ji^na tor-
quiUa. Mühling, Tiern., 169.
Drehnetz, n., s. PIBtznetz.
Drehstein, m.^ Bernstein, der sich
drehen, vom Drechsler verarbeiten läfzt.
Vgl. Stein.
Drehtonne, /., poln. kadiub, Winde
auf einem Schlitten zum Aufholen des
Garnes bei der Winterfischerei. Ma-
suren. S. Benecke, 360.
dreibastig, adj\, s. v. a. dreihärig.
Sperber, 10.
Dreiblatt, n., Kartenspiel, s. Dreikart.
dreidämlich, adj.^ dreifach dämlich.
Vgl. dreidrähtig.
dreidfig, adj.y Zusammensetzung aus
drei und deg tüchtig, also dreitüchtig,
dreifach tüchtig. He os en Dreideg,
Dzg. Nhg. Sprw. I, 623.
Dreidraht, m,, Draht aus drei Fäden.
Vgl. das folgende.
dreidrähtig, adj, u. adv,^ aus drei
Drähten oder Fäden zusammengedreht;
auch zur Bezeichnung eines dummen
Menschen, doch mehr noch eines sol-
chen, der sich pfiffiger Weise nur dumm
stellt. Er ist dreidrähtig — ist ein
Dreidraht Dönh. Sprw. II, 561. Vgl.
dreihärig.
Dreiecker, m.y Schwert mit drei Ecken
(Kanten), auch Schwert überhaupt.
Preufz. Archiv I, 519.
dreien, sw,, drehen, kräuseln, wenden,
umwenden. Drei dt öm! Dreid! mi
een Paar Siede-Locke, Wardersch. Buur
5, 7. Den Boden dreien^ in der Nie-
derung s. v. a. rajolen, den durch Über-
schwemmung versandeten guten Boden
wieder nach oben wenden. Vgl. drCgen
und drellen.
dreigedoppelig, dreigedoppelt, adj. und
adt\, dreifach. Nimm den Faden drei-
gedoppelig. Ich schmei/z^ ihn dreige-
dopplig 'raus. In Estland wirft man
jemand drei- und vierkantig hinaus.
Sallmann, 62b. Es hat ja sonst ge^
heifzen : Ein' dreg gedoppelt Schnur kann
nicht so leicht zerreifzen. Carm nupt
I, 189.
dreigedritt, adj. num.^ aus dreimal
drei bestehend. Jüngst bäte mich die
Schaar der dreygedritten Musen zu einem
Gastgebot in aller Höffligkeit. Carm. nupt.
IV, 13 b.
dreihärig, adj. u. adv.^ verschmitzt,
pfiffig, dummdreist, Mensch, der sich
dumm stellt und es faustdick hinter
den Obren hat; auch dickhäutig, wider-
sinnig, dreihäv^ger Schelm — Racker.
Er ist ein Dreihäriger. Sprw. I, 624.
1412. Hennig, 97 f. Mühling, N.
Dreikart — Dresch.
149
Pr. Prov.-Bl. a. F. VE, 438. Brem.
Wb. 1,243. Schamb., 47b. Vgl.
dreibastig and dreidrähtig. Schemionek,
9, hat dreihaarig.
Dreil(arty /., Kartenspiel, bei welchem
jeder Spieler drei Blätter erhält, daher
auch Dreiblatt. Im Ermlande, nach
Mühling, auch Hackauf, weil der Aus-
spielende stark mit den Knöcheln auf-
schlägt.
Dreil(iewery?7»., dreiblättriges Kleeblatt.
S. Kiewer.
Dreimorgen, Dorf bei Insterburg, das
nur auf einer Seite der Landsti^aCze
liegt. Daher: ön Dremorge wäre de
Flinze op ene Std gebacke. Das Dorf
heii'zt auch Neu- Stobingen. Sprw. I,
625.
DreipBIcher, pltd., doch auch hchd.
Dreipälker (o u. alang), w., frühere Kupfer-
münze, 6 alte Pfennige wert. Nach
dem Bissen legt die Alte einen Dreipöl-
eher auf den Tisch. Pierson, Matth.
Prätor., 96. S. Hennig, 316, unter
Achtehalber.
Dreischlag, m., Fehler beim Billard-
spiel. Von ungefähr setzte Herr Mal-
gri sich so aus^ dafz sie (die Kugel)
»ich zweimal verlief und endlich einen
Dreischlag machte. Soph. R. IV, 373.
Hermes giebt die Erklärung: „Aus-
drucke, die ein Mislingen des Spiels
anzeigen.^
Drtlich, auch Drell, bei Hennig, 52,
Dreelicht, 9n., Drillich. Als adj. dr§lich,
gedrSglich, ein Faden dreifach. Ahd.
drüth, mhd. drilich^ drilch. Et ös e
gedreglige Sack, ein Sack aus Drillich.
Volksr. 264, 922. In Liv- und Est-
land Drell. Hupel, 52.
Drell, m., s. das vor.
drell, adj. u. adv. 1. s. v. a. drall.
Ein gesundes drelles Mädchen. Soph.
R. IV, 138. Dreller Zwirn. Zur Ver-
schärfung gedrell. Ein gedreUer Faden.
2. fest, zähe, vom lehmigen Boden,
der an den Rädern und Schuhen fest-
hält; vom zähen Fleisch: der drelle
Dreck. Volksr. 95, 400. Das drelle
Fleisch. 3. kurz, hurtig, elastisch im
Gange*, daher auch munter, lebhaft
(Danzig): sie geht so drell^ d. i. mit
kurzen, geschwinden Schritten, sich
drehend. Klein I, 89. In Livland
hat drall letztere Bedeutung. Hupel,
52. Bock, 8. Hennig, 52; er kennt
drall nicht.
drallen, auch drallen, sw. 1. drehen,
wenden. Das Rad — den Wochen
drellen. Werde gequetscht^ geklopft^ ge-
kratzt^ gedrellty geschlagen — der Flachs.
Pflz -Rats. 41. DreU mi nich e Näs,
öck hebb all ene. Kannst dt drelle wt
du wallst^ de Närsch blowt dt ömmer
hinde. Öck sprang uut dem Weg onn
wör vöUeicJd ömmgedrellt, äwer hinjger
mi hord öck uck wat Spook, 473.
Da Wingt da hat sich umgedrellty der
Wind hat sich gedreht. Ermland.
Sperber, 10. 2. sich unmanierlich
auffuhren. In der Schulersprache : Wer
meUFt^ der drellt, wer von dem Ge-
stanke Anzeige machte der hat ihn
auch verursacht. Sprw. I, 2606.
Dreller, m., s. Dreher.
Dr§m, m., s. Dröm.
Dremel, m., s. Drämel.
DremBse, f., s. DermBs.
Drengfurt, Stadt im Kreise Rasten-
burg. Er ist aus Drengfurt\ von dem,
der sich gewaltsam durch die Menge
drängt. Sprw. I, 631. Die Drengfur-
ter haben ihren Rathaustui'm mit
Schnodder angestrichen^ er ist mit blan-
kem Blech beschlagen. Sprw. II, 564.
Drepsdrell, m.^ s. Dripsdrtll.
DrSsch, m., gewöhnlich DrCschacker,
Drfischland, das dresch liegende Acker*
150
dresch — Drijakel.
feld, gewöhnlich mit einer Grasnarbe
überzogen. Im Holst. Dreesch Brach-
feld. Schütze I, 250. In hochd.
Wörterbüchemi)riös<?Ä,7».u.n. Grimm,
Wb. n,1408. Weigand 1,342. Hei
eggt hVm Dtwel of^m Dreschackei\ Sprw.
I, 3742.
drtoch^ adj.^ unbeackert, unbebaut;
vom Acker als ürland, oder vom ruhen-
den Acker. Der Acker liegt dresch —
ist DreschackeTy -land. Bildlich: Er la/zt
seinen Magen dresch liegen. Sprw. I,
2512. Im Ermlande drtsch. Im Göt-
tingenschen dreisch^ auch dreist ^ pom.
dreesch. Schamb., 47b. Dähn., 86b.
Lit. drysze) auch der gestürzte Acker.
Nsslm. Forsch. 2.
dre8chaken,8t£^., prügeln, durchprügeln.
Ebenso nds. und in Pommern. Brem.
Wb. I, 245. Dähn., 88a. Vielleicht
eine Zusammenziehung aus dreschen und
hacken; erinnert sei jedoch an das Kar-
tenspiel Treschdky Treschaken, Treschä-
keUy franz. brelan. Adelung IV, 669.
Brem. Wb. V, 106. Richey, 313. In
Hessen draschaken, traschdken, durch-
prügeln; bedeutet ursprünglich das
Hazardspiel Trejaques (richtiger tre
sciacchi) spielen, und darnach: einem
Dritten in diesem, im Anfange des
vorigen Jahrhunderts sehr üblichen
Spiele sein Geld abnehmen^ ihn „ge-
hörig schneiden". Vilmar,415. Hen-
nig, 274, hat terschakeny wohl Schreib-
fehler für treschaken,
Dreschdiele, pltd. Dreschdfil, /., Tenne.
Vgl. Diele.
dreschen, st, zur Bezeichnung eines
starken Regens: Es regnet, da/z es man
so drischt Oedanism.
DrSsIcammer, Trfislcammer,/., Sakristei,
in der der Schatz der Kirche, das Geld,
die kostbaren Gerate, aufbewahrt wer-
den, also Schatzkammer. Ahd. trSsOj
dreso, mhd. trese, angs. tresor, Schatz,
fr. tr^sor aus lat. thesaunis. Schade,
953a. Pisanski hat in den Nachtr.
Dresekammer Tri» camer a. Bock, 8.
Hennig, 53. Mühling, N. Pr. Prov.-
Bl. a. F. Vn, 437.
Dresp, 971., Drespe, /., Trespe, Bromus
secalinus L. Hagen, 111.
dre8pig,vhchd. trespig, adj.n,adv.y müh-
selig, elend, kränklich. Er sieht dres-
pig aus. Es geht ihm recht drespig,
Dat Ding dat kern ganz drespig 'rut
Volksl. 40, 26, 8.
Drefzelstock, m,, s. Drifzelstock.
drtwen, sw,, s. drilwen.
dr§z, adv.y beinahe. Vgl. dr&z.
Drift, pltd. DrBft,/. 1. Trift, breiter
Land- und Feldweg, auf dem man das
Vieh nach und von der Weide treibt.
On an der Dröft, dat kannst du
sehnen, Doar bleuen idel Kiarschen-
beem. Dorr, 45. 2. die getriebene
Herde: e Drift Schweine; auch gröfzere
Menschenmenge, Haufe, Schar. Et
quam en Drbft von Hochtiedsgäst Carm.
nupt I, 282, 13. 3. zusammenhängen-
des Flofz aus Rund- oder Balkenholz,
das stromabwärts treibt, hchd. gewöhn-
lich Traft genannt, poln. tratwa, trafta.
Dergleichen Traften werden vorzugs-
weise aus Galizien und Polen die Weich-
sel abwärts von den FUefzen, Flissen
oder Flissaken gefuhrt und sind noch
mit Getreide in Säcken, mit Flachs etc.
beladen; die Stroh- oder Holzhütten
auf den Traften dienen den Fliessen
als Obdach. Vgl. Altpr. M. IV, 323.
driftig, pltd. drBftig, adj. u. adv.y ver-
schmitzt, durchtrieben, verschlagen, ge-
rieben, pfiffig, schlau, hinterlistig, sati-
risch. Man mu/z schon driftig sein und
freundlich thun,
Drijakel, m., Pflzn., Akelei, Aquäegia
vulgaris L.
drillen — drok.
151
drillen, übel vhchd. trillen, »w.y ur-
spranglich starkes Verb: drille^ drall^
gedroüen, 1. drehen und zwar mit krei-
sendem Schwünge; drechseln. Den gan-
zen Tag den Wocken drillen. 2. ein-
üben, exerzieren: den Soldaten drillen,
3. quälen, plagen, belästigen, necken.
Mnen driUen, ihn „mit beständiger Ar-
beit quälen oder auch mit unablässigen
Bitten verfolgen^. Hennig^öS. Bock^
8. S. Grimm, Wb. II, 1410 f. W ei-
gand I, 343.
Drimmel, m., s. Drämel.
drimmeln, sw,y träumein, leicht schla-
fen. Er drimmelt ein bifzchen. Auch:
schlachten, also schlafen machen. Drim-
mel drimmel af. S. Sprw. I, 633.
Drinke, n., s. Trinken.
Dripleine, /., s. Treibleine.
Drippchen, pltd. DrBpke, n. 1. Tröpf-
chen. Dat hvhcht Make heft e Dröpke
an e Nds- Sprw. I, 2500. 2. ein kleines
Mafz einer Flüssigkeit E Dröpke Melk
— Wäter etc.
Drippe, Dripp\ pltd. DrSpp, /., Traufe.
Unter die Drippe kommen. Es läuft
von der Dripp.
drippeln, sw., s. drippen.
drippen, pltd. drtippe(n), sw.^ tropfen,
in Tropfen fallen; davon drippeln, pltd.
drSpple(n)y tröpfeln, träufeln. Es drippt
vom Dach. Es regnet^ da/z es drippt
Es drippelt man^ es regnet sehr un-
bedeutend. Er drippt wie ein Schwein^
beim Nasenbluten, bei Verwundungen.
— abdrippen, abdrippeln, sw,^ abtropfen,
abtröpfeln. Es ist kein Braten so mar-
ger^ es drippt was ab^ auch kleine Äm-
ter gewähren Nebeneinnahmen.
Dripsdrill, nach Bock, 8, u. Hen-
nig, 53, Drepsdrell, m., langsamer, ein-
fältiger Mensch, Schlafmütze; nach
Bock Spottname für einen Unvorsich-
tigen. Er ist ein rechter DripsdriU.
Denkst du, da/z es mein Castis ist^ in
gelehrten Gesellschaften dazusitzen wie
DripsdriUf Soph. R. IV, 92. Trepps-
treu! das es je man alles dwatsch Zeig.
Schaltj. 1, 438. Zu Trippstrill, einem
Orte im Würtembergischen, Uegt nach
schwäbischem Volksglauben die Alt-
weibermühle. Zeitschr. f. d. Myth. u.
Sittenk. II, 196; lU, 116. Sprw. I,
632. Grimm, Wb. U, 1420.
Dripsdrille, /., Grille, Niedergeschla-
genheit, Zimpferlichkeit. DripsdriUen
und kein Ende! ob nicht alle Mädgen
thunj als schämten sie sich des Hoch-
zeittages. Soph. R. m, 219.
dripsdrillig, adj.^y on DripsdriUf nieder-
geschlagen, trübselig, einsilbig, ein-
fältig.
drisch, adj.^ s. drtsch.
drifzeln, sw., drehen, winden.
DrTfzelstock, tt»., gedrehter, geflochte-
ner Peitschenstock. S. StiKzel.
DrTwIeine, /., s. Treibleine.
drog, adv.^ s. drok.
Drog (g = ch)^ m.. Trug. E Drom
OS e Drog^ ein Traum ist ein Trug.
S. Sprw. I, 3817.
DrShn, 9n., s. Drähn.
drok, drock, adv., beschäftigt, pres-
siert in der Arbeit sein ; es schwer, be-
schwerlich haben; stark, heftig, schnell,
eilig, geschwinde. Boold kömmt de
Aust, de drocke Tiet. Dorr, 13. Na
aber wacht doch man en emigstes Ogen-
bleckcfie^ so drock werscht es doch nich
habe. Schemionek, 50. Es kömmt
drock, es gehen viele Bestellungen ein.
Er hat es so drok und fährt doch spa-
zieren. Dat kömmt drok, seggt de Sehnt-
der on krögt e Paar Strmip to versdU.
He heft et so drok wt de Pann ön de
Fasten. Sprw. I, 634. Es regnet drok
152
Dröm — drucksen.
zu; ergehtdrok^ eilig, geschwinde. Bei
Klein I, 91, der drog schreibt. Ober-
land, Westpr. Vgl. Brem. Wb. I, 255.
Dröm, Drfim, tt»., Traum; Dummheit,
Einfalt. In einem Fadengewirre, in
einer verworrenen Angelegenheit ist
kein End kein Drom. Drom hier wohl
Trwmm, Vgl. Dräili.
drBm, adv., drum, darum.
drömeln, sw,^ träumein, schlafen. Öck
drömeld aü\ ich schlief schon. Na-
tangen. Nach Muhling auch lang-
sam und schläfrig, gleichsam im Traum,
arbeiten. Vgl. drimmeln.
drBmen, sec;., träumen.
drBmerig, adj.y s. drBmem.
drBmern, wie drömen^ aw., träumen.
Davon drttmerig, adj.^ träumerisch, halb
im Schlafe sein oder handeln.
DrBmert, m., Träumer. Er üt ein
Drömert^ ein Träumer, eine Schlaf-
mütze. Sprw. I, 3820.
drBmmeln, ^t^., trommeln; bildlich:
einen hart abweisen, forttreiben. Öck
war em drömmle^ den Marsch nämlich.
drBmseln, sw.^ schlummern, träumend
(also nicht fest) schlafen, s. v. a. dru-
sein. — eindrttmseln, einschlummern.
öck war gräd öngedrömselt^ da kern er.
DrBmsnase, /., Traumnase, zur Be-
zeichnung eines schläfrigen, träume-
rischen Menschen.
Dr08Chl(e,/.,poln. drozka, russ. droshjki^
leichter, schmaler und kurzer Wagen
ohne und mit Verdeck, ursprunglicher
Sitz rittlings; jetzt allgemein bekanntes
Gefährt. Von dem poln. drozka klei-
ner Weg (von droga Weg), weil man
mit diesem Fuhrwerk auf dem schmäl-
sten Wege und in engen Straizen fah-
ren kann. Hupel, 53, leitet es von
droga = Bauerwagen mit bloizen Latten
oder Schwungbäumen, dieZ)roy»heirzen,
her. In Estland giebt es Brett-, Reit-
droschkeetc. Sallmann, 56. S.Bernd,
43 f. Grimm, Wb. II, 1434.
DrosSy Drost, m, 1. die Wabe, das
Wachs. Dein Liebeshonig sei ohrC allen
Kummer 'Droßi, Carm, nupt II, 37 d.
Mank de Btne ös Ronnig^ on ver*m
Närsch OS Drost, Sprw. I, 393. Bock,
8. Hennig, 54. 2. Di*ost^ Droster^
Hefe, Bodensatz. Ahd. trestir^ trester^
mhd. trester^ bayr. trest Seh melier
I, 500. Schade, 953a. Vgl. Dreck.
Drossel, m.^ kurzer, zusammengedreh-
ter Strick. Oberland. Mühling.
Drost, Droster, m., s. Dross.
Drllcker, Drllckert, pltd. DrSckert, m.,
hebelartiger Griff an Thürschlössem,
durch dessen Niederdrücken oder An-
ziehen die Thür geöffnet oder geschlos-
sen wird. Bock, 9. Hennig, 54.
Hupel, 53.
Druckerantwort, /., Antwort, die nicht
klar und bestimmt ist, die zurückhält,
die Wahrheit verschweigt, gedrückt
herauskommt. Es ist zwar etwas drauf
gesaget^ aber nicht gentig, denn die Ant-
wort eine ziemliche Dnccker - Antwort
heifzen konte weil sie nicht die wahre Ur-
sache anzeiget. Linem., Oo la.
DrUckert, m., s. Drticker.
Druckpfennig, m., der den Pfennig
drückt, ehe er ihn ausgiebt, Geizhals.
Er ist ein rechter Drückpfennig. S t ein ^
Peregrinus XIU, 88. W. Mtsbl. VI,
159.
Drucks, m., mit Druck schwer auf-
fallender Stolz, Faustschlag. E^ gab
ihm einen tüchtigen Drucks. Das gab
ihm den letzten Drucks, das beförderte
seinen Untergang. In gleichem Sinne
auch Rucks. Bock, 8 f. Hennig, 54.
Nsslm. Thes., 33. Vgl. Ducks, Dulks.
drucksen,su7.^ Verstärkung von äruc^e^,
drücken, um vorwärts zu kommen; in
der Rede stocken, mit der Sprache
Droggel — Dubas.
153
nicht recht herauswollen. Ygl. Bernd,
45. Grimm, Wb. II, 1451.
Druggel, m.^ Dem. Dncggelchen^ kleines
dtuggliches Kind.
drugglich, adj., gedrungen im Körper-
bau, drall^ rund und voll im Fleische,
wohlgenährt, üppig. Sie ist klein und
dnigfflich. Ein drugglickes Mädchen.
Bock, 9. Hennig, 54. Vgl. drall
und quabbelig.
Drull, Drulle, m. Vom., Andreas.
Druüe drelle^ komm Schocke pelle. Volksr.
73, 276.
drullen, bw.^ drehen: 1. die Kader des
Wagens, daher auch üahren. Drall
sachtche weiter^ fahre langsam weiter.
2. die Räder des Rockens, und dann
spinnen. Zieh hübsch fein^ drulV nicht
ein^ zieh lang am! Volksr. 235, 829.
Den ganzen Tag drallen und doch nichts
verdienen. Auch drallen. Von druUen:
Gedruil, n., das langsame Fabren, das
Spinnen. Vgl. drallen.
Dramme, pltd. Dromme, hchd. auch
Trumme, /., Wassergerinne, Rinnsal,
mit Bohlen oder Steinen überdeckt.
Abd. trumbay poln. trcfia^ lit. truba^
lett. trabe ^ das lat. taba^ aber auch,
mit Ausnahme des ahd., Rohr, Röhre,
trqba zugleich Teichgerinne, Schleusen-
gerinne. In Kgsbg. giebt es eine Dnimm-
strafze. Kaffeedrumme, /., Eaffeetrom-
mel.
Drummel, m.^ leichter Schlummer,
kurzer Schlaf. Er macht ein Drum-
melchen^ hält ein Mittagsschläfcheu.
drummeln, sw., leicht, nicht fest,
schlafen, schlafen überhaupt. Er drum-
melt ein bifzchen^ er hält sein Mittags-
bchläfchen. Gedanism. — eindrummeln,
einschlafen, ohne solches zu beabsich-
tigen. Er ist bei der Zeitung eingedi^um--
melt.
Drunkelbeere, /., Sumpfheidelbeere,
Vaccinium uliginosum L. H e n n i g , 280,
hat Trunkelbeere, und ist nicht abge-
neigt, das drunkel mit trunken zu identi-
fizieren, da die genossenen Beeren
Schwindel und Betäubung verursachen,
also trunken machen sollen. Der sonst
übliche Name Rauschbeere gründet
sich, fälschlich, auf derselben Annahme.
Die Beeren sind jedoch narkotisch.
Leunis, 887. Sie heifzen bei uns auch
pltd. Drankele u. Bollbeere. Treichel,
Volksth. Bock, Nat. III, 381. Hagen,
417.
Drunkelpfeife, /., Ackerschachtelhalm,
Equisetum arvense L. Hagen, 1081.
Vgl. Katzenzagel.
Drupp, m., von drüppen tropfen, aus-
getropftes, schales Bier. MielckeU,
137 b.
Drusch, Drusche, Druscha, m. Vorn.,
Andreas. Drusche, geh doch, mein Sohn^
on hoV mcts Fdrd^ hol' mir's Pferd.
Ermländ. Freisch., Manuskript.
Drusche, n., Kaninchen. Friedland
Ostpr.
dniseln, drQseln, sw.^ schlaftrunken
nicken, schlummern, einschlafen, schla-
fen. Glikk genug, da/z er nicht auch
seine Hausmütze anstatt der Perüke im
Druseln — in der Schlaftrunkenheit —
ergt^fen hatte. Soph. R. IH, 391. Er
dröselt ein bifzchen, er hält ein Mittags-
schläfchen. Drusely m.^ Er ist im Drusely
er ist schlaftrunken.
Drfiwe,/., Bohrer. Vom pltd. drtwen^
treiben.
Dschimke, m., s Schimke.
Dschfn'y Dem. Dschinkä, w. Vom.,
Regine. Dschienken komm, wi goarC
önH Föld, Dschienken ganz alleen vd
beid!. Dorr, 39. S. Schlne.
Dschum, m., s. Schum.
Dubas, Dubbas, m., Dubesse, /., poln.
dubas, Lichter-, Leichterkahn, plattes
154
Dübel — dacknackig.
Weichsel - Fahrzeag von bedeutender
Breite, aus starkem Holz gebaut und
leicht zerlegbar. Die Dubassen führen
aus Polen Getreide, Holz etc. die Weich-
sel abwärts und werden in Danzig als
BückenholzyerkeLVift, Vgl.Altpr.Mtsschr.
rV, 323. Nsslm.,Th., 33. W.Seidel,
29, schreibt Dubbafz. S. Galier u. Ge-
fäfz.
Dübel, DUbel, m., s. Dtbel.
dachten, st^ dünken, denken, wähnen,
meinen. SirC Fru ducM^ he wäa dodes-
krank. Volksl. 32, 21, 2. Öck hebb'
hüd! noch mischt genate^ Mina Süng,
08 wi mi duckt, Yolksl. 68, 44, 11.
Wie mi wich angers dickt — föhrd hei
mi — an enen Junfer^ Kaste. Carm,
nupt I, 282. Dat Ding hefft^ mi dicht,
5n Haake, Carm. nupt I, 241. A/z
eck noch junk gewese^ do had eck^ wie
mi ducht^ all dreemahl derchgelese dat
wunggerliche Bokk. Ibid. HI, 77 c. Dat
trefft^ 80 aU my düchtj woll aüerwegens
in. Ibid. 133b. My ducht^ wennt my
geschog^ ock war meist gantz entzockt.
Carm. nupt IV, 59 d. My ducht^ hier
rickt et schon na luter Hochtiets^Braaden.
Carm. nupt V, 200b.
dUchtig, dichtig, adj. u. adv., tüchtig,
brav; viel, stark, bedeutend, von dSgen
taugen. En düchtger liegen. Düchtge
Lüedy brave, achtbare, ehrsame Leute.
Düchtig trinken — laufen — hauen.
Einem düchtig geben^ in Worten oder
mit der Faust. He os düchtig on deg.
Ducl(, Dock, Duch, m., Iltis, Mustela
Putorius L. Er heilzt auch Elk^ Ilk,
Ilsk^ llske^ Etke^ ülk^ lUing^ Nüling,
Ökk^Öhke. VgLBujack, 363. Müh-
ling, Tiem., 173. Nsslm., Forsch., 3
u. Th. 34, hat noch die Namen DQs u.
DollS, welche auch als Familiennamen
vorkommen; zu vergleichen wäre hier
poln. du8z§, dusicy russ. duszüy duszl^
würgen.
ducicen, sw., ahd. duhan^ df/hen, mhd.
dühen^ diuhen^ 1. bücken, niederdrücken,
tauchen. Du>ck dt, BrSder^ et k&nvmt
en Sten geschwonvme! Sprw. I, 637.
Hingem Tun ducken on lungern. Dorr,
1. Wiew., 40. Wie die Kerlen sind;
gleich den Spürhunden revieren sie aUent-
halben^ bis sie ein Wachtelköp/chen gewar-
werden. Dann ducken sie und sehns un-
schuldig an. Soph. R. HI, 268. AUe
drei rannten nun davon ^ wie Gänse^
wenn etwa ein Hund vor ihnen über
ging^ sich ducken. Ibid. V, 487. Ge-
duckt gehen, gesenkten Hauptes, mit
gekrümmtem Rücken gehen. — 2. bild-
lich: sich demütigen, nachgeben, klein
beigeben: Er mu/z ducken, er mufz nach-
geben, schweigen^ sich demütigen. He
(der Lehrer) hat schon oft geschräge.
He hat schon oft gemuckt^ Dabie wenig
gekräge On ruhig sock geduckt Lhrztg.
4, 355b. — In Zusammensetzungen:
anducicen, anschmiegen. Mühling. auf-
duclcen, auftauchen; bildlich: sich aus
gedrückter Lage wieder emporarbeiten.
niederdijcl(en: Kamt m§t, wi wpUen ons
gm Schiottgrawen nedderducken, durch
Niederducken verstecken. Er duckt ihn
nieder, er bringt ihn zum Schweigen.
unterducken, im Wasser untertauchen,
wie die Enten. Bock, 9. Hennig^54.
Duckloch, n., Loch in Mehl- oder
Kartoffelbrei, mit zerlassenem Fett ge-
füllt. Man duckt ^ taucht, in dasselbe
den löffelweise abgeschnittenen Brei. S.
Dulkskartoffeln.
ducknackig , adj. , mit geducktem
Nacken, vorgebeugtem Kopfe gehen. Er
geht schon recht ducknackig. Bildlich
auch in dem Sinne von duckmäuserig:
scheinbar demütig und dabei tückisch,
ducknasig — Dümeke.
155
hinterlistig. Das ist ein ducknackiger
Racker^ ihm ist nicht zu trauen. Auch
sahst. Ducknack^ m.
ducknasig, adj.^ der die Nase hängen
läfzt, niedergeschlagen, melancholisch
ist. Bock, 9.
DuckSy 7n., 1. Schlag, Faustschlag;
Nackenstofz, wie DuÜcs u. Drucks (s. d.).
Lett. dukka^ duksts^ dukstinich Puff,
Faostschlag, Rippenstoiz, auch dunk^ch,
dunk^chkis. 2. geheimes, parteiisches
Einverständnis demjenigen gegenüber,
der sein Recht sacht Du kannst von
einem Herrn zum andern geheuy es hilft
dir nichts^ sie haben aUe einen Ducks.
Lit. säwo dukU eiti^ nach seinem Kopfe
handeln. N s s 1 m. , Th., 33 f. Sprw. I,
639. Hennig, 54.
Dudakeil, Dudderkeil, m , s. Donnerkeil.
Duddei, m,, Mensch, der auf den
Kopf gefallen, pflegmatisch und be-
schränkt ist. Marold.
Dudderkeule, /.^ s. Duderkeule.
Dudel (u kurz), 9»., getrockneter Na-
senschleim. Vgl. Kikel anter Keuchel.
Dudeldaschke, n., Schmeicbelwort. Se
wart Dy nenne denn myn trutstet Polwar-
Flaschkcy Myn Hartens-Stengelke, myn
lewstet Dudeldaschke, Carm. nupt V,
48 c.
Dudeldop, Dudendop, m., Dummkopf,
Einfaltspinsel, Träumer. Hennig, 54.
Sprw. iy 640. Mnd. dudendop, Hahn-
rei, überhaupt einfaltiger Mensch, Tropf.
Mnd. Wb. I, 591a. Es dat nich wunder-
lichf gy senne dat ju op. Verseckt Jun
bestet nuy ut junem dudeldop. Carm.
nupt, n, 206 b. Hey weet seck sölverst
nich den ühtschlag recht to gewen On
krögt opt letzt woU nuscht^ denn hv4:kt
Matz Dudendop. Ibid. HI, 133b.
Dudelnase, pltd. Dudelnäs, /., unsaubere
Nase; Schimpfwort für einen unrein-
lichen Menschen.
Dudendop, m., s. Dudeldop.
DQderkell, m., s. Donnerkeil.
Duderkeule, Duderkeii, /., Eolbenrohr/
Typha latir und angvstifolia L,\ auch
Donnerkeil, m.^ Bumskeule, Pumskeule, /.
Hagen, 944. 945. Schemionek, 9:
Dudderkeule. In Pommern Pumpkule
und BuUenpäskey in Posen Bumszkaule.
Dähn., 363b. Bernd, 33.
Dudichak, m., s. Duichak.
DUdschker (ü lang), m,y s. Deutscher.
DUfrick, m., s. DifferL
Dulk, /., Nase. Denn weer et jenner
m§t der roden Didk. Dorr, LWiew., 10.
Dulks, 9n., Stolz, Nackenstofz, Faust-
schlag. Einem ein paar Dulkse ins
Genick geben. Nach Schemionek, 9,
auch Dullaks. Vgl. Drucks und Ducks.
S. Nsslm., TL, 34.
dulksen, sw., von Dulks ^ mit der
Faust stoi'zen, puffend schlagen, nament-
lich in Nacken und Rücken. Nach
Sperber, 41, auch dullaksen.
Dulkskartoffeln , plur.^ zu Brei zer-
quetschte Kartoffeln, mit Milch abge-
macht und mit zerlassenem Fett (But-
ter etc.) Übergossen. Oft wird zur
Aufnahme des Fettes in die Mitte des
Breies mit dem Löffel das Duckloch ge-
drückt: Dulkskartoffeln mit ^m Duck-
loch. Dönh. Der Kartoffelbrei heilzt
auch Kartoffelgrutsch und Staukkartoffeln,
pltd. Stükkartoffle.
Dulksnase, /., lange, dicke Nase. Im
Göttingenschen lange und spitze Nase.
Schamb., 50b.
Dullaks, m.y s. Dulks.
dullaksen, sw.^ s. dulksen.
DUmeke, m.^ der Stern Alcor, das
Reiterchen, im Sternbild des groiizen
Bären; auch der kleine Bär. Er heifzt
auch Pudfnke. Etzliche aber wohnen
eben unter dem polo oder dem kleineren
Wagen, die Ackers-Leute pflegen ihn den
156
Dummbeatel — Dung.
Dümekeriy aus einer sonderlich^ doch ndr-
Tischen Fabel zu nennen, Linem.,
F 3 b. In der ersten Frage ist erwehnet
worden^ da/z diejenigen so unterm Polo
oder fast unterm kleinen Baehren und
Dümeken wohnen^ den Tag über ein halb
Jahr lang haben sollen. Ibid., F4b.
Den wem der grosse Wagen mit seinen
Dümeken^ oder der grosse Bahr^ besser
noch der kleine Bahr bekandt etc. Ibid.,
Cc la.
Dummbeutely pltd. DommbUdel, m. He
ÖS mot dem Dommbüdel bekloppt^ er ist
sehr dumm, die Dummheit sitzt in ihm,
wie der Puder auf ihm sitzen würde,
wäre er mit einem Puderbcutel beklopft.
Elbing. Dzg. Nhg. Sprw. I, 664.
dummdätsch (a lang), ad)'., aus dumm
und dätsch zusammengesetzt, also über-
aus dumm; doch auch dumm und wun-
derlich. St nich ömmer so dommdatsch!
Dummenuschte, plur.^ dumme Nichtse,
alberne Einfalle, einfaltige Reden. Hei
heft nuscht wt Dommenuschte öm Kopp,
Rid nich solk Dommenuschte!
Dummerjan, pltd. Dommerjan (a = a),
m., dummer Jan, Johann, D.ummkopf,
Einfaltspinsel Sehr weit verbreitet.
Hei OS en rechter DomTneryän, Kann hei
denn gar kein Dütsch verstän\ . Volksr.
26, 96. Hei ös dem lewe Gottke stn
Dommerjan. Sprw. I, 665. Als Ab-
kürzung ist wohl Dojftn anzusehen.
Sperber, 10.
dummerlichy cuij. u. adv,^ einfältige von
beschränktem Verstände. Grimm, Wb.
II, 1519.
Dummzeug, n., dummes Zeug^ dunmier
Streich, Späfzchen. Heute mache ich
positiv noch Dummzeug. Soph.R.V 1,453.
DUmpel, pltd. Dttmpely m., Tümpel.
Kinger j jaagt dey Kiekel ut dem Dömpel,
Caim. nupt. I, 282, 16.
Dompfaff, DQmpftp, DOmpap (a = d), m.^
Dompfaffe, Fringilla pyrrhula,
dQn, vhchd. daun, adj.^ dick, gedehnt-
dick, elastisch- voll; vollgegessen, voU-
getrunken, daher auch betrunken. Er
ist dick und dün^ fest, feist, gesund und
munter; aber auch: er ist betrunken.
Öck st ganz di/n, ich bin voll gesättigt,
Muske dün^ Komke bötter, Sprw\ I,
2587. Böst satty krup op e Duck; böst
dün^ krup und're Tun. Dönh. Sprw.
II, 2253. Hei ös so dun wt Schulte
Glornssack, Sprw. I, 641. Se heft ook
hübsche duhne Ohg*. Carm, nupt, V,
48 c. Wenn er daun und voll ist^ so
entrust er sich bald. Stein, Peregrinus
Xni, 87. W. Mtsbl. VI, 159. On as
he dun weer^ Sir^ vnyrd he utgekeschert.
Dorr, 1. Wiew., 11. Zur Bezeichnung
eines hohen Grades von Trunkenheit:
sterndfln. Gedanism, Eck was von erseht
noch rommei-duhn on voll, Carm, nupt.
I, 282, 2. — bedQnen, sw.^ sich^ sich
voll essen, betrinken.
dQnbackig, adj,, s. dQnbacksch.
dQnbacksch, dQnbackig, vhchd. daun-
backig, adj.^ mit vollen, runden Backen,
Wangen, pausbackig. Dat MüJdke was so
7Tind as wie en duhnbacksch Höhnke.
Carm, nupt. I, 282, 11.
DQne, /., Dem. DQnke, Daune, Flaum-
feder.
denen, sw,^ dehnen, ausdehnen, auf-
lockern, aufblasen; daher auch hoch-
mütig erscheinen. De läwe Gottesgaaw
dey duhnd seck af on op. Carm. nupt.
I, 282, 11. Er dünt sich^ spielt sich
auf. Eck bild mie nu wat en^ mien
Muhl duhnd sehck^ de Kopp Ward all
acht Dagh gekehmt, eck ginck wie en
Glantopp, Carm. nupt. III, 77 c.
Dung, m., Nahrungsstoff für den Acker,
Dünger. Dem Acker fehlt Dung.
DuDgflecbt — durcbgäugeln.
157
Dungflechty /., Seitenbrett an Wagen,
die zaro Dungerfahren benatzt v^erden.
dUnigen, dinigen, didigen, sw., sättigen,
satt machen. Natangen. Dönh. Nach
Mühling auch: deinigen.
Dunkeriing, /., Dämmerung. Öck ging
ön e Dunkei'ling tom Naber, Natangen.
DUnne, m. u. /., Diarrhöe. Er hat
den Dünnen. Sprw. I, 672. Für diesen
Zustand hört man noch folgende Um-
schreibungen : Er hat den Durchmarsch
— den, Oeschmndmachhurtig — den Ge-
Schwindschleifer — den Gräulichmach--
los — den Herrengang — die Kaka-
dinna — die schnelle Kathrin — die
PUlatLSche Reise — den Schatter — den
Schotter.
dUnnlachtig, adj,, s. lachtig.
dUnnschällig, dUnnschellig , adj,^ von
duDner Schale. Dünnschällige Kartoffeln.
MühÜDg.
dUnn8Chlagig,a6^'., von dünnem Schlage,
von geringer Stärke, Dicke.
DUnnung, pltd. DKnnung, /., die Weiche
unter den Rippen, die Flanke. In El-
bing: Dinning. Schemionek, 8. ön
de Dönnung schlage. Er trägt die Bil-
dung in der Dinning^ den Geldgurt, die
Börse: er ist reich, aber ohne Bildung.
dunsen, pltd. don8e(n), don8te(n)^ sw.^
schwellen, aufschwellen, daher gewöhn-
lich aufdunsen. Aufgedunsener Leib —
opgedonstet Gesöcht Im Götting. auch
schlummern Schamb., 51b.
Dunst, pltd. Donst, m. 1. Rausch. Er
ist im Dunst. 2. ein Weifzbier, welches
warm getrunken wurde und sehr be-
rauschte. Danzig. W. Seidel, 29.
dunsten, sw.^ in der Fischersprache
vom Wasser. Es muss besonders darauf
gesehen werden^ dass das Wasser (T)eim
Stintfange unter dem Eise) nicht ge-
trübt werde ^ denn wenn es „dunstet^ ^
wird der Fisch verscheucht Benecke,
361.
Dunstkopf, pltd. Donstkopp, m., Kopf
voll Dunst, angeheiterter, berauschter
Kopf; aber auch Dummkopf. Auch
Dustkopf.
Dups, m., der Hintere, podex. Ich
hau! dir den Dups voll! Von dem
gleichbed. poln. dupa\ Pierson in den
Lit. Aq. weist auf das lit. duba^ Loch,
hin. In Posen die Duppe^ der Dupps^
der Duppsel. Bernd, 46.
Durant, m., Kleiderstoff, Zeug. Da
ist ihrer vielen^ sonderlich unter dem
von Natur zur Hoffarth sehr geneigten
Frauenzimmer , Grobgrün , Macheyer^
Durant u. dergl. erbar und reinlich Zeug
zur Bedeckung ihrer sündlichen Blöfze
nicht gut genug. Aus einer Predigt.
Hartwich, 50.
durch, durchen, adj. u. adv.^ wund;
zerrissen. Eine durche Nase^ eine wunde,
entzündete Nase. Durchne Füjze,
Durchne Hosen^ durchene Schuhe. Sich
die Füfze durch gehen — sich durch
liegen — durch reiten.
durchackern, sw.^ s. ackern.
durchampein, sw,, durchwaten. Den
Schmutz durchampeln,
durchballem, sw.^ sich durch schlech-
ten Weg durcharbeiten. Elbing. Sche-
mionek, 9.
durchdraben, sw.^ durchtraben, auf
den Trab einreiten. Bildlich: Sie ist
durchgedrabt — eir^ Durchgedrabte ; von
einem Frauenzimmer, das viel erlebt
und durchgemacht hat. Königsberg.
durchen, adj., s. durch.
durchfallen, st.^ in der Rede grob,
unanständig werden.
durchflitzen, sw.y schnell, blitzartig
durch ein Zimmer eilen. S. flitzen.
durchgängeln, m., s. gängeln.
158
durchgehen — darchsetzen.
durchgehen, st 1. vnnd gehen. Sich
die Füfze durchgehen, 2. ungehörig und
onerlaabt gehen : die Pferde gehen durchs
nehmen Reifzaas; der liederliche Mensch
geht durchs treibt sich schwärmend um-
her. Durchgehen wie ein Holländer.
Die Holländer gekoren zu den schnell-
sten Seglern. Man pflegt scherzweise
von diesen Schiffen zu äufzem^ da/z sie
unter den Wellen durchgingen^ und
daher kommt die Redensart: Er geht
durch etc. Passarge, Balt., 144. Vgl.
Sprw. I, 673. Wander, Sprw.-Lex.
I, 712.
durchgerben, sw.^ & gerben.
durchholzen, sw.^ s. holzen.
durchkallaschen, sw.^ s. kailaschen.
durchklotzen, sw.^ durchsuchen, durch-
schnüfFehi; das Getreide oberflächlich
dreschen. Mühling.
durchkommen, st.^ auskommen, mit
dem Verdienste, dem Gehalte reichen.
Davon das Durchkommen. Sie haben
ihr Durchkommen^ ihre Einnahme ist
eine auskömmliche.
durchkrUppeln, pltd. dorchkraple(n),
sw.y sich^ sich mit Mühe und Not,
ähnlich dem bettelnden Krüppel, durch-
schlagen, sein Fortkommen, seinen Un-
terhalt finden. Man kräpeü sock so
dorch^ als Antwort auf die Frage: Wie
geht's?
durchliegen, st, sich wund liegen in
langer Krankheit
Durchmarsch, m. 1. Diarrhöe. Er hat
den Dwrchmarsch. Sprw. I, 672. S.
Dünne. 2. Kunstausdruck beim Boston-
spiel für Schlemm.
durchnehmen, st.^ raufen, balgen, prü-
geln. He hefft sik mal m§t eenem Ka^
rdnkenwachter dorchgenamen. Dorr,
L Wiew., 24.
durchpauken, sw., s. pauken.
durchpelzen, sw.^ durchprügeln, s.
pelzen.
durchpiastem (ä lang), no., durch-
prügeln, abprügeln. Vgl. plSstern.
durchplumpsen, sw., durchs Examen
fallen.
durchpremsen, sw.^ gewaltsam durch-
drangen. S. premsen.
durchschachten, ato., durchprügeln.
Elbing. Schemionek, 9. Vgl. Schicht
durchschalmen, sw.^ einen Schdlm
(s. d.) durch den Wald schlagen.
durchschlagen, pltd. dorchschlage(n),
dorchschlane(n) (a == ä)y st 1. vom Ge-
treide, das gemahlen wird. Man läfzt
es nicht ganz in feines Mehl und Kleie
absichten^ sondern schnell über und
durch das Sichttueh laufen. Man er-
hält so etwas feineres Mehl, und von
dem übrigen groben Mehl bäckt man
auch noch Brot. 2. von Speisen (Erb-
sen, Kartoffeln), welche durch den sog.
Durchschlag — blechernes Küchenge-
räte mit Siebboden — gerieben wer-
den: durchgeschlagene Erbsen.
durchschlQpen , sw. , durchschlüpfen,
durchschleichen, entschlüpfen. Er wUl
hier so durchschlwpen. Hennig, 237.
durchschmaddem, sw.^ durchschmieren,
beschmutzen. Mühling. S. schmad-
dern.
durchschmieren , sw. , durchprügeln ;
durchs Examen fallen. Vgl. schmieren.
durchschustem, sw.^ sichy mit Mühe
und Not sich durchschlagen, durch-
bringen. Vgl. einschustem.
durchschwuchten, sw.y durchschwärmen.
S. schwuchten.
durchsetzen, sw.^ ausführen, zu Ende
bringen. Sein Stück durchsetzen. Mag--
lieh, dat de Keerl m^ Sachen prahlen
deed^ de he nich dorchsetten kunn. Dorr,
1. Wiew., 73.
darchsihen — Duschak.
159
durclMithen, «te., durchseihen.
durchstftkem, sw,^ s. stflkern.
durchstankern, sw., s. stänkern.
durchstauken, sw., s. stQken.
Durchstecherei , Durchsteckerei , pltd .
Dorchstäkert,/., aach Durchstich, t^., ge-
heimes Einverständnis, mit einem an-
dern verabredete, geheime Betrügerei.
Ich setze meine Ehre, da/z du da Durch-
stecherei hast Soph. R. m, 205. Herr
I^vfessar, wo dies nicht Durchstecherei
isty so heifze ich Klöh&ken, Ibid. VI,
327. Ehe aber solcher Prei/z oder Taxa-
tion geschieht, soU der Schultz in Gegen-
wart des Krügers, solch£s Biei^-Probe in
einer Flasche oder sonst in ein bequemes
Gefä/z versiegeln, damit hierinnen kein
Durchstich dem Eigner zu Schaden ge-
schehen möge. Willkür von 1676. Hart-
wich, 329. Vgl. Hupel, 55.
durchstecken, sw., kleine Diebereien
begehen, unterstützen; ein heimliches
Verständnis mit einem andern an-
knüpfen. Mühling.
durchstewem, sw,, durchstöbern, auf-
merksam durchsuchen. Gaht §n miene
Stawen 'nop, spart ut^ seektnah, dorch-
steewert Alles, Dorr, 1. Wiew., 72.
durchstflkem, sw., s. stQkem.
durchum, adv,, zur Verstärkung des
durchaus. Durchaus und durchum hat
er wissen wollen, wem er zu danken
habe. Soph. R. VI, 243.
durchwackeln, sw., durchprügeln, s.
waggein.
durchwalken, sw., durchprügeln, s.
walken.
durchwamsen, sw,, durchprügeln, s.
Wams.
durchwaschen, st., durchprügek, s.
waschen.
durchweg, adj,, aufgeregt, angegriffen.
Du bist viel zu sehr durchweg, sagte ich.
ab da/z du jetzt mit Glück dich schlagen
kanntest. Soph. R. V, 349.
durchwichsen, sw,, durchprügeln, s.
wichsen.
durchwickeln, sw., s. wickein.
durchwutschen, sw., s. wutschen.
dOren, sw., 1. dauern = währen, vor-
halten, ausreichen. Dat wdd bt dem
nich lang dure, das gute Leben, er
wird sein Geld bald vergeudet haben.
2. dauern = bedauern, leid thun. Dat
dürt mt, das dauert mich.
dürfen, sw.,, in Danzig n. Kgsbg. s. y. a.
brauchen. Ich dar/ das nicht thun, ich
brauche das nicht zu thun. Ich darf
nicht arbeiten, ich habe nicht nötig,
durch Arbeit meinen Lebensunterhalt
zu suchen. E. Förstem. Nach Sper-
ber, 11, in ganz Ostpreufzen.
DUrrkraut, n., s. Jungfergras.
durschten, sw,, wagen, getrauen; ge-
wöhnlich in der Verneinung. Ock durscht
nich, ich wagte es nicht Mühling.
S. dfiren.
DOS, m., s. Duck.
DOS, n., As. S. Daus.
dOs', dOse, adj. u. adv., sanft, still;
dunkel, glanzlos, gedämpft in Ton u.
Farbe, dumpf, nicht froh. Dus' reden,
dus' gehen. Duset KLederttg, duse Musik.
E duser Mansch, ein Mensch ohne
Lebenslust und Munterkeit. Das franz.
doux-, auch das franz. doucement tritt
auf: Man orrmier düsemang^ nur immer
sachte, leise vorwärts gehen!
Dusch, w. Vorn.^ Dorothea.
Duichak, Dudichak, auch Duichnack u.
Duichel,m., Einfaltspinsel, träumerischer,
dumm-alberner, plumper, unbeholfener
Mensch. Sprw. I, 675. Pierson in den
Lit. Aq. und nach ihm Nsslm., Forsch.
3 u. TL 34, weisen auf das lit. duzas
dick, beleibt, ungeschickt^ plump hin;
160
Doschel — dut.
Passarge in seinen schriftl. Beiträgen
hält DuJchak mit dem serbischen tezak^
Bauer, verwandt. Poln. dudek Einfalts-
pinsel. Hingedeutet sei auf das pro-
vinzielle dut in bedut betäubt, momentan
verdummt.
Duichel, m,y s. v. a. Dunchak^ dann
aber auch: Schlag in's Genick. Gieb
ihm einen Duschel = Dulks.
duichlig, adj., albern, dumm^ träu-
merisch, unüberlegt. Mühling.
Duichnack, m., s. Duichak.
DOsel, Duiel, Dilsal, m., 1. Schwindel,
Taumel. Öck kreg so^n Düsel, mir wurde
so schwindelig. 2. Rausch. He as öm
Dusel^ er ist betrunken, hat sich in
Dusel gesetzt. Von diesem Zustande
wohl auch Benommenheit, Unklarheit
im Denken und Handeln, Traumhaftig-
keit. Er lebt im holden Dusel ^ ist ein
Duslak (ttkurz). Sperber, 11. 37. 41.
3. Ereiselkrankheit bei den Schafen.
In Posen aufzer 1. auch, gleich unserm
Du^chel^ Schlag an den Kopf, der duseln
macht. Bernd, 48. In Dusel und allen
davon abgeleiteten Wörtern wiid u oft
auch kurz gesprochen.
Dttsel (ü lang), m., s. DOsel.
dOselig, dUseiig, duieiig, dfsiig, adj, von
Dti««2, Schwindel, schwindelig, taumelnd,
wirr im Kopfe, betäubt Mt ös ganz
duselig to Mod^ mir ist ganz duselig zu
Mute. An einigen Häusern vmrde das
kranke Gesinde unbarmherzig ausgetrie-
ben^ welche dann ganz dieselicht nach
dem Posthause zugingen, Act. Bor. II,
258. Ich kann ja nicht für meinen
schwachen Kopf, welcher hiervon (von
einer Überraschung) düslich geworden
ist Soph. R. III, 169.
DUselkopfy m., Schwindelkopf, Mensch,
der viel umherschwärmt. Danzig. Klein,
I, 93. Vgl. Dudeldop.
dQseln, diteein, dutein, diseln, »w.^ tau-
meln, betäubt, schläfrig, schwindelig
gehen, handeln^ im Dusel sein oder
etwas ausführen. Mt duselt de Kopp^
mir wird schwindelig. Wo düseist hen^
wo gehst du in deinem Dusel, in deiner
Gedankenlosigkeit hin? Nach Hennig,
55^ dusen und dossein y bei Bock, 9,
dussen und dossein, schwärmen, wie im
Taumel leben, sich betrinken. Sie haben
die ganze Nacht durch gedosselt. Er
duselt aus einem Wirthsfiaus ins and&re,
Mühling hat für dossein auch: herum-
springen, alberne Streiche angeben,
dumm-albern reden, also s. v. a. scho-
ieln. Hor^ hei op to donle! Volsksr. 11,
5111,2. — Zusammensetzungen: ailS-
duseln, den Dusel verschlafen, aus-
nüchtern, beduseln (s. d.). In Bayern
dusen^ duseln^ im Götting. dusseln, du-
seln^ dutzeln, in der Schweiz daseien^
daseien, holl. duizelen. Schmellerl,
401. Schamb.,52a. Grimm, Wb.I,
1758. Weigand, I, 356.
Duieltiery n., Tier, das duselt; doch
nur vom Menschen, der trunken tau-
melt. Ich bin ein wahres Duselthier,
Ach, lieber Gott, kommC helfe mir. Kgsbg.
Sprw. n, 588.
dosen, SU?., s. dOsein.
Duslak, m., s. DOsel.
dUsllch (u lang), adj,, s. dQselig.
Dust, m,. Schlag, Stofz. Mühling.
Vgl. Dulks und Ducks.
DUster, m , von düster, Finsternis.
Hei lätt sock den Düster on e Ndrsch
krupe, er zeigt im Düstem (Finstem)
Furcht. Sprw. II, 589.
Dustkopfy pltd. Dustkopp, m., Dunst-
kopf, benebelter, angeheiterter Kopf;
Dummkopf. Dustkopp, schmer Botter
Wop. Königsberg. Sprw. H, 590,
dut, adj.y dumm, dumpf, benommen
im Kopfe; vorzugsweise in bedut. Vgl.
Duttke und Dutschker.
Diitscilback — dwaleii.
16t
Dubchbacky m., Paasback, Kind mit
dicken Wangen. Kim Dutachiackke,
als Schmeicheiwort. Natangen.
Dutschker, m., ärmlicher, unansehn-
licher Mensch in untergeordoeter Stel-
lung. Friedland Ostpr. Sprw. I, 567.
Dltttchen, Dittchen, pltd. DUttke, Dittke,
Dttttke, m. u. n,y Silbergroschen, jetzt
das Zehnpfennigstück; von Deut^ holl.
duit Er mochte wohl nur ein Paar
Düttgen in die Hand kriegen, Soph.
R. n, 76. Für jede mir nicht gemeldete
Unart musste Mutter Susanne ein Dütt-
chen^ welches ich von ihrem Lohn ah-
zogy ins Hospital tragen. Ibid. III, 194.
Sehtf wt de Bür nau'm Düttke springt
Er ist bekannt wie ein Düttchen. So/z--
Ungj stä opf lät Düttken sitten, Dütt-
ken^ stä op, lät Däler sitten. Dzg. Dick-
thun ist mein Reichthumj Bnuh^ leih'
mir 'nen Düttchen, Sprw. I, 275. 309.
3294. 575. Er ist ein rechtes altes Dütt-
cheny von jungen Leuten, die in ihrem
äuTzem Erscheinen alt aussehen oder sich
überhaupt altklug stellen. Yon solchen
sagt man auch: sie sind altbacken (s. d.).
Klein I, 94.
Dlittchenbrot, n., Brot, das 1 Dütt-
chen kostet. Bekannt in der Provinz
ist das Domnauer Düttchenbrot. S.
Sprw. I, 588. Dtne Kinder freie vel,
Alle Dag* e Dittkebrot, Nomm e KU on
schlag* se dot. Volksr. 79, 313. S. auch
145, 615.
DUttchenposty /., Name für die frühe-
ren Korbwagen, die an den Thoren
der Stadt Königsberg hielten und gegen
1 Düttchen (jetzt 10 Pfg.) Passagiere
nach vor der Stadt gelegenen Yer-
gnügungsorten beförderten. Sie hiefzen,
da sie stark aufstiefzen, „stänkerten^,
und den Fahrenden tüchtig durchrüttel-
ten, auch ironisch GesundheHswagen.
Dutte y /. Dumme Dutte, einf<iges
Prlfehbitr, W6rt«rbaeh I.
Frauenzimmer. Yon dut; vgl. bedut^
auch Dutschker. Dutte, Dutten auch
Mutterbrust, Brustwarze. Schmeller
I, 405.
Dutz, m,y von dutzen, die Anrede mit
duy als Folge des Abschlusses der
Brüderschaft. Wo de Dutz ös, da os
6k de Mutz, aus der Vertraulichkeit
entspringt die Dreistigkeit, aus dieser
Hader und Streit. Vgl. Sprw. ü, 592.
Dutzkeilchen , n. Wir haben noch
nicht Dutzkeilchen mit einander gegessen,
als Zurückweisung der Anrede mit Du.
Sprw. I, 679.
Duwack, Duwocky m,, Schachtelhalm,
Equisetum arvense und pcdustre L. Schilf
un Duwak! Klang der Glocken zu
Lopienen bei Tilsit Volksr. 270, 937.
Duwock ist Zusammensetzung aus düw,
dof taub, unfruchtbar und usock oder
m^g Ähre, weil die Pflanze eine Ähre,
aber keinen Samen bringt. Leunis
1446. Vgl. Grimm, Wb. II, 1774!
Mnd. Wb. I. 608b: duwenwocke, Urem.
Wb. I, 270: duwokken,
Dttwel, m., s. Debel.
Dwaly m.. Dem. Dwalchen, Dumm-
kopf, Narr. Hans Dwall^ rop eck em
to, bost du verrockt öm Koppf Carm,
nupt. V, 190c. Nach Bock, 9, und
Hennig, 55, ist DwaUchen Schmeichel-
wort, namentlich für Kinder. Im Brem.
Wb. I, 281, DwacJke alberne Frauens-
person. S. dwalen.
Dwalch, Twalch, m., Roggentrespe,
Bromus secalinus L. In Natangen
Dwelk, Twelk. Pisanski, Nachtr. Müh-
ling. Auch DorL Hagen, 111.
dwalen, sw, 1. gehen, wandeln; irre
gehen. SuM mi de Lost befaUCn, Mot
di hier rom to dwalTn! Dorr, 57.
Weä man die siid>en Planeten für ir-
rende und dwallende Sterne gehalten hat,
wohero sie ihren Namen btsjetzo annoch
11
162
Dwfirw — Dwatscher.
erltcdten. Linem., Gg 2 b. Sie (die Sen^
tenüa Arütarchi etc.) befreiet alle Sterne
. , . von dem weiüäufftigen dwalen^ in
dem sie beynahe das kleinste Corpus un-
ter aüen, die Erde^ allein umbdrähet.
Ibid. M2a. 2. alberne läppische Streiche
machen, unvernünftig handeln und re-
den. Mühling. In Livland: gaakelo,
Possen machen, albern oder läppisch
sich anstellen, verwirrt reden. Hu-
pel, 55. Sallmann, 30b. In Lü-
beck: kalbern, scherzen. Brem. Wb. I,
280. Letztere Bedeatung ist nach
Grimm, Wb. II, 1776, die ursprüng-
liche. Davon dwftlisch, adj., albern,
dumm, närrisch, läppisch. Mühling.
Goth. dvah thöricht, närrisch. Schade,
120b.
Dwarg, Twarg, vhd. Zwerg, m., Quark-
käse, kleiner Käse aus geronnener Milch,
Glumse. Ist der Dwarg cylindrisch
geformt und an den Grundflächen ab-
gestutzt, so heifzt er in Königsberg
Stutzhedwarg^ Stutzchenzwerg; die ab-
geplatteten runden Zwerge nennt man
hier Botterdwarg, Butterzwerge. Bock
Nat. I, 267, der Dwarch schreibt, und
nach ihm Hennig, 55, weisen für die
Erklärung des Wortes aaf poln. dwa-
rog zweigespitzt, Zweispitz, hin, das
jedoch nur auf den Stutzkedwarg pas-
sen würde, abgesehen davon, dal'z diese
Zusammensetzung bei Mrongovius
nicht zu finden ist. Nach dessen Wb.
heiiist der Dwarg poln. gomotka^ doch
auch, wie der Quark, die Glumse, aus
welcher der Dwarg bereitet wird, twa-
rög. Für diese weiche Käsemasse
und den aus ihr geformten frischen
Käse, unsem Dwarg^ haben wir neben
dem poln. twarög^ mhd. twarCy twarg^
qiuirk; russ. twarog^ tvarogü^ serb.
toarog^ czech. twaroh^ lett. twahraka^ lit.
warske, S. Nsslm. Th., 34. Schade,
973b. Bock, 9. Ön Stockke Dwarg
on Brot (nam öck mi möt). Carm. nupt
VI, 242 b. Näy sone Twarg^ docid öck^
de sonn mi doch to barsch. Elbinger
Höhe. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. IX, 246.
Firmenich III, 496b. S. Sprw. I,
612. Vgl. KnappkHse.
dwarschy adi. u. adv.^ quer, schräg,
überzwerch. Natangen. Gewöhnlich :
dwfir: Hei kern de dwer. Auch Substan-
tiv.: He legt mi ok noch Andret gn de
Dwer. Dorr, 1. Wiew., 76. Brem.
Wb. I, 281, und Schütze 1, 280: dwars,
dwaSy bei Dähn., 97b: dwas.
dwase, adj.j quer; dumm, närrisch,
dämlich ; verwandt mit dwalischy dwarsch
und dwatsch. Jungsken! Dwas'f Soph.
R. III, 222. DwaSy Dwaler^ m.y Narr,
Thor, Dumkopf. Rein. Vos 830 und
öfter. Grimm, Wb. U, 1776.
dwatsch, adj. u. adv.^ närrisch, thö-
richt, aberwitzig, unsinnig, toll, ver-
rückt; albern, spafzig, geckenhaft. Ygl.
dwcUen. Dat sond dwatsche Narre.
Volksr. 51, 194. Dat ös noch doüer wi
dwatsch. Sprw. I, 3797. Unsem Sehnte-
der ginget dwatsch. Volksr. 81, 329.
Happer' hei doch nich so dwatssh. Yolksl.
12, 5 lY^ 4. Mi was so dwatsch to
Mod. Carm. nupt. YI, 241 b. t/o, de-
watsch Zeig lere se (die Kinder in der
Schule) genug ^ man nuscht Omteljes.
Ermland. Firmenich III, 104a. Dwat-
sches Zeik! Schaltj. 3, 6. Dwatscher
HanSy verschrobener, halb verrückter
Mensch. Sperber, 41. Hermes in
Soph. R. II, 448 u. V, 167, hat twafscb,
welche Yerhochdeutschung heute nicht
mehr gehört wird Hennig, 56.
dwatschen, stc^ dwatsch thun, albern,
scherzen, Späl'ze machen. Nataugen.
Dwatscher, m., einer, der dwatsch ist
oder handelt. En Dwatscher kann mehr
fragen^ als tten (zehn) Kloge beant-
Dwat.schkowski — Edder.
163
worden können ElbiDger Ndrg. Nu scher, dummer, alberner, durchtriebc-
redt e Dwaischer mot dem Damnüige. ner, sonderbarer Mensch. Er ist ein
Dat 08 90y ak wenn de Domme mot dem rechter Dwatschkowski, In den Gedanism,
Ikoatsc/ie kSst Sprw. I, 3094. 661. Ikcatschkopfski. Sprw. II, 594.
Dwabchkowsid, m.^ von dwatsch mit
pohi. Endung gebildet, also ein dwat-
Dwelky Pflzn., s. Dwalch.
dwer, ado.^ s. dwarsch.
E.
e, Vokal, erscheint in hchd. Aus-
sprache gedehnt, geschärft und stumm
oder dumpf. Das gedehnte e (ß)
bleibt in der Mundart oft, nähert sich
dann aber sehr dem a, wenn es nicht
geradezu in dasselbe übergeht (dann
mit e bezeichnet): Pferd Perd^ Seele
Sel^ lesen lesen^ geben gewe, erst erseht^
Leben Lewe; geht aber auch in ein
bald leiseres, bald merklicheres ei über:
wenig weinig, Segel Seigel^ gehst geist^
stehst steist (in Natangen gaist, staist),
oder bekommt in Natangen und grofzen-
teils auch in Litauen ein vorgeschobe-
nes i: giewe^ geben, liewey leben. Zu-
weilen wird es ein gedehntes i (»);
zehn tteny tte, ttge^ oder verkürzt sich
blofz: Leder Ledder^ Feder Fedder,
jener jenJ(ji). — Das geschärfte e
bleibt entweder: steUen steUe^ setzen
sette^ retten redde, sechs seas, Brett
Bretty oder nähert sich dem Umlaut o:
Fenster Fönster^ gelten gdUe, schelten
schölle y und dem langen d: brechen
breke, gelb gel, vergessen vergete, essen
etey messen mete. In Kerl oder Kerdel
Kerl, wird es ein gedehntes e (e). Sehr
häufig geht es in ein offenes, meistens
gedehntes, seltener geschärftes a über:
Herz Harty Schmerz Schmarty Erbsen
Arfte, Ärße^ Ferkel Farkel^ Fdrkel^ fest
fasty Berg Barg, Barg, Zwerg Dwarg.
Twdrg (das auslautende g = ch klin-
gend), Sperling Spdrling. — Das
stumme oder dumpfe e bleibt in den
Vorsilben, besonders in be und ge: ge-
gessen gegete^ nähert sich aber in den
Flexionssilben und namentlich bei den
Infinitiven, wenn kein Konsonant folgt,
sehr dem kurzen d: essen ete^ eten in
Danzig, Blumen Blome. Bei den Erm-
ländem und Natangem wird es sogar
ein klares a, ein Lieblingslaut derselben :
eta. Bei den Substantiven wird es als
Auslaut im Singular, seltener im Plural,
gern weggelassen: Stube Stäw, plur.
Stawe, Lehmann, Volksmd., 23 f.
Eberty m. Vom , Eberhard. Hart-
wich, 54.
Ecker, /., goth. akran Frucht, daher
1. Frucht der Eiche und Buche. Letztere
Fracht gewöhnlich Buchecker; Eichel-
ecker vermag ich nicht nachzuweisen,
wohl aber hört man Eckei*b6m, allgemein
jedoch jI@ä:«,jE%'=» Eichenbaum. 2. Spiel-
karte mit dem Zeichen der Eichel:
EckemdauSy Eckemobery Eckemkonig etc.
Er ist ein Kerl wie ein Eckemdaus, ge-
sund und kräftig gleich der Eiche.
Sprw. I, 1255. 1954. Hennig, 56:
Egger und Ecker. Weigand I, 359.
Edder, /., edderig, adj.^ s. Adder.
11*
164
Edel — ehrgestem
Edel, w. Vorn , Edeltraud, Edeltrad.
Hartwich, 54. Auch m. jüd. Vorn.
S. Eiter.
Edelherzpulver, n., Medik. Pulvis anth
epäepticus.
Edward, m. Vom., Eduard. Hart-
wich, 54. Bei Jeroschin Eddewart^
kunic von Engelant 107b. Pfeiffer,
141.
efferiy adv,^ eben, soeben, sogleich,
auf der Stelle. Se sacke sich an^ onn
erseht redten se nuschty on demacher
schwiegen se stelle onn effen waren se sich
ffuU, Schalt). 1, 439. Efen hatf der
Vater was befohlen, Schaltj. 3, 6. Brem.
Wb. I, 292; Schütze I, 294: effen.
Schemionek, 9, hat effend, soeben,
kaum. (Kaum?)
tgdbalkeriy m., Balken der Egde^ Egge-
scheide. Wol dem, dei under Dack os,
seggt de Foss on httckt underm Egd-
bcdken, Sprw. I, 530.
^gdBy f'9 Sgge. Ahd. egida^ ekitha,
mhd. egide, eide., mnd. egede, eide, lat.
occa; altpr aketes (Voc. 255), lit. aketes,
akeczoSy ekSczos, lett. ezzeldisj ezzeichi.
Nsslm., Th., 3. Hennig, 57. Davon
figden, eggen, mhd. egen, ahd. egfan,
eckan = lat. occare. Weigand I, 361.
Grimm, Wb. HI, 32.
Cgder, m., Führer, Lenker der Egge.
Cgdochs, Eggochs, pltd. £gdo8, Eggos,
m., Ochs, der die Egge 2deht, doch
auch Pflugochse. Eggochs heilzt auch
die Wasserwanze, Notonecta glauca.
Egdos, £gdo8,/., Eidechse. Grimm,
Wb. in, 32: Egdes, Egdesse, ahd. egi-
dehsd^ mhd. egedehse^ mnd. egedmCy
eigdisse. Über weitere Namen und Her-
leitung s. Grimm, Wb. III, 83. Wei-
gand I, 365. Vgl. Ardas.
Cgdscheide, /, Scheide der Egge,
Eggebalken.
Cgdwinde, rein pltd. £gdwinge, /., Eck-
winde, wallende Ereisdrehung des
Wassers, besonders in den Krümmungen
(Ecken) der fliefzenden Gewässer Sam-
land. Muhling.
Egge, /, 1. Ecke, Eckstreifen an
Tuchen, Tuchsaum. Es werden daraus
Eggendecken und Eggenschuhe geflochten.
2. märchenhafte Frauensperson. Es is
e Mar che Vom EppelbSrche, Von der
schonen Egge. Wilbt es wisse, werd!
icKs dir segge, Oberland.
Eggochs, m., s. tgdochs.
Eheberedung, /., Ehepakt, Verlobung.
Die Ehliche Versprechungen werden ins-
gemein Ehberedungen genennt; Sie sind
aber auch in der That rechte Beredungen.
Carm. nupt. I, 165. Für Eheberedung
bitten, sagt man nach Hennig, 57,
wenn der Prediger eine „vorhabende
Verlobung'' zweier Personen öffentlich
in's Gebet schliefzt. Mit dem Ge-
brauche hat wol auch das Wort auf-
gehört.
eher, ehr, adv., in wenn-ehr (s. d.).
ehern, ehr, adj., irden, thönem. Ehm*
Geschirr, irdenes Geschirr, Töpferzeug.
ehr, adv.', s. eher.
ehrbar, adv.y ernst, ernsthaft, steif im
Wesen. Er ist ehrbar wie eine Töpfer-
schürze — vde eine bleclieme Topfer-
mütze. Sprw. I, 686. In gleicher Be-
deutung auch in Liv- und Estland.
Hupel, 56.
Ehre, Pflzn., weifzer Ahorn, Acer
pseudo-platanus L. Hagen, 1074.
Ehrentag, pltd. Ehredag, m,, Tag der
Ehre, Hochzeitstag. Htde ös mtn Ehre-
dag, morge gä ock möt Bessern — fär
öck mot Kaddig. Sprw. II, 604 f.
Ehrentanz, pltd. Ehredanz, m., Tanz
derEhre^ Auszeichnung: mit Braut oder
Bräutigam am Hochzeitstage.
ehrgestern, pltd. ehrgisfa^e', adv., ehe-
gestern, vorgestern. Ersucht den ver-
ehrke — einbacken.
165
lornen Ehrgestem. Döhn. Sprw. ü,
2611. Marold: Ehrgestemy m. , ein
langweiliger Mensch, der in allen Din-
gen za 9pät kommt.
ehrke, firke, adj.^ von eher, in dem
Sinne von nächst, demnächst, in Kürze.
Erke Dä^^ in den nächsten Tagen.
Eck warju ehrke Daag twey Eyer daver
schocke. Carm. nupt I, 282, 3.
ebrmals, atfo., ehemals. Joh. Stephan^
ehrmaU ein Buchbinder-Geseä. Hart-
wich, 304.
ehrpufohlig, culj.^ übertrieben ehr-
würdig, gesucht ehrbar. In Danzig
ehrpinlich.
ei, Doppellaut, bleibt in der Mundart
ei oder wird ai: Eier Eier^ Aia^ oder
geht grofzenteils in i (u) über: reiten
Ttde^ rüde^ leiden Itde^ mein mtn^ Eis Is;
selten wird es langes e: breit brety
Kleid Kled^ noch seltener geschärftes e:
Eimer Emmer, (ai pflegt wie ei ge-
sprochen zu werden: Kaiser Keiaer,
Waise Weise.) Lehmann,Yoiksmd., 27.
ei, intery.y in Kgsbg. und wol auch
weiter in der Provinz mehr noch conj.
= aber und oder. Eiy ich hau! Eiy
ich geb' dir eins! Ei was! Ei der Tau-
send! Mir ist heute gar nicht kaU, ei
dirf Kaufen Sie mir etwas ab, Hosen-
träger^ Kdmmey 2!ahnbürstenf EiSchwe-
felhölzchenf Ei hast du auch Sand-
schuhe f Weifztdu^ wo Brinkmann wohntf
Ei duf Ei der Meiert Ei der Seligf
S. Sperber, 11.
EichkStzchen, n., pltd. £kkat, £khämke,
n., gewöhnlich jedoch £kkftter, Eichkater,
m., Eichömchen, Sciurus, Eichkaier
hin und wieder auch zur Bezeichnung
des männlichen Tieres. Mühling,
Tiem., 169. Vgl. Sprw. II, 640.
Bdat, /., s. Ardas.
Bdei, m. jüd. Vom., s. Eitel.
EiergrUtze, pltd. BergrOt, /., eine sehr
feine Grütze. Hennig, 58.
eifersiclitig, adj.^ kurzsichtig. Dönh.
Nach Mühling im Ermlande: hitzig,
aufbrausend. Vgl. übersichtig.
eigen, pltd. ftgen, adj., sauber, genau,
proper, akorat. Er ist ein eigener Mensch.
Sie ist ein eigenes Mädchen.
Eigengärtner, m., s. 6ärlner.
Eigenheit, /., Akuratesse, Sauberkeit,
proprietas. Besonders zeichneten sich
durch Eigenheit der Wagen und gute
Pferde die Droschken des FuhrhdUers
WaUner aus. Ostpr. Z^. 1871. Nr.
128.
Eigenkäthner, pltd. £genkätner, m., Be-
sitzer einer Käthe, Köthe, Kote. S.
Käthe. In den Dorf em^ den alten Bauern-
häusern^ bleiben meist nur die Proletarier
zurück, die Eigenkäthner^ welche Haus
und Garten für ein paar hundert Thaler
von dem y,ausgebau,ten^ Besitzer kaufen.
Passarge, Balt., 7. S. Käthner.
Blau, Stadt, s. Eylau.
Ble, /., s. Eule.
Eilje, m. jüd. Vom., Elias. Flatow.
Schmitt, 112.
Eilung, /., s. Hing.
Bme, /., Granne, Ahrenstachel. Vgl.
Achel.
Bmermacher, m., Böttcher, der aus-
schliefzlich Eimer macht. In Danzig
giebt es einen Eimermacherhof. In
Hamburg bildeten die Eimermacher seit
1464 ein Amt zusammen mit den Beke-
makem. Germania XV, 266.
einaa8en,8t(;., einsudeln, vollschmutzen.
einSschern, sw.j in Asche verwandeln;
mit Asche bestreuen; bildlich: einem
derb zusetzen, ihm bange machen. Sie
haben ihn tüchtig eingeäschert.
einausten, sw., Einaustung, /., s. austen.
einbacken, sw.j s. v. a. aushacken, aas-
\
166
einbansen — einfallen.
gebacken. Das Brot ist gehörig {gut)
eingebacken. Stallaponen. Marold.
einbansen, sw,^ das Getreide ein-
scheuem, in Bansen logen. S. Banse.
einblasen, 8«<7., durch Blasen, mit Musik
begruizen. Diese Ehre v:\rA auf Land-
hochzeiten jedem geladenen Gaste zu
teil. Mosekante ^ spUt e mol was of^ da
hot (ihr habt)y^ de Bräutgom noch nich
eingeblose, Ermländ. Freisch , Manu-
skript. Die Verabschiedung der Gäste
erfolgt ebenfalls durch Musik: sie wer-
den ausgeblasen. Vgl. Einspiel.
einbolzen, sw.^ s. bolzen.
elnbofzen, sw,^ s. bofzen.
einbiegen, str., einprägen, eindringlich
vorstellen. Ich honte nur kaum ihm
einbrdgen, da/z das (das schnelle Reiten
beim Gewitter) gefährlich ist, weüs den
Bliz zieht Soph. R. IV, 163.
einbrennen, pltd. ilnbrenne(n), st^ stark
trinken. Er hat sich gut eingebrannt
Er ist eingebrannt^ hat einen tüchtigen
Rausch.
Einbringen, n, nach Elein^I, 79, in
Danzig ehemals die Handlung, nach
welcher die beiden letzten Ordnungen
(das Gericht und die Bürgerschaft) der
ersten (dem Rath) ihre Entschlüsse
Ober die von dem letztem in Vorschlag
gebrachten Sachen feierlich vortrugen.
einbrocicen, sw,^ brockenweise von sei-
nem Besitz einbüfzen, Vermögen ver-
lieren. Bei dem Geschäfte habe ich
tüchtig eingebrockt Nach Mühling
auch: versehen, sündigen.
einbuddeln, sw,^ zunächst auf Bud-
deln, Flaschen, füllen, sodann aus der
Buddel in sich aufnehmen == trinken,
saufen. Mühling. Auch: Verlust er-
leiden, vom Vermögen zusetzen, ban-
kerott werden; letzteres gewöhnlich
einbuttem. S. Sperber, 11. Vgl.
Bttdel.
einbuttern, sw.y s. das vor.
eindälgen, sw.^ s. dalgen.
eindämmern, sw.^ heftig einschlagen.
Einem die Fenster eindämmern.
Eindarm, pltd. Endarmel, m., wörtlich
ein Mensch, der nur einen Darm hat,
zur Bezeichnung eines langen, ha-
gern Menschen mit vorzüglichem Appe-
tit. Nach Klein 1,98, im Elsalz, „ein
einfältiger Kerl; auch ein Mensch, der
einfach gekleidet einen lässigen Gang
führt«.
eindftsen, eindSsen, sw., einnicken, ein-
schlummern, einschlafen. Mühling
hat eindähsen. S. d&sen.
eindrummeln, sw., s. drummeln.
eindruseln, eindrQseln, eindfiseln, ein*
duseln, sw.y einschlummern, leicht schla-
fen. Ich icar ein bi/zchen eingeduselt
S. druseln u. dQseln.
einemweg (gesprochen einemwech)^
€ulv.y in einem Wege, ununterbrochen,
immerfort. Das (Geschrei, Klavier-
spiel etc.) geht in einemweg.
einer, pron^ man, jemand. Hier ist
einer seines Lebens nicht sicher. Sche-
mionek, 9. Es ist einer dagewesen^
es hat jemand einen Besuch gemacht.
einfädmen, sw.^ einfädeln: 1. den Fa-
den in ein Nadelöhr ziehen; 2. bildlich:
für eine Sache die ersten Schritte thun,
sie anstiften, veranlassen. Die Ge-
schichte war fein eingefädemt^ fein an-
gelegt. Nach Grimm, Wb. IIl, 169,
ist einfädmen die altere und bessere
Form des modernen einfädeln.
Einfahrt, pltd. Önfart (a = a), /., das
Thor des Hauses, gewöhnlich jedoch
in Gasthäusern der Anbau, in welchem
die Fuhrwerke ein Unterkommen fin-
den.
einfallen, pltd. ttnfalle(n), st De Kachel
ÖS ongefcdle^ die Frau ist entbunden.
Sprw. II, 1362.
Einfalt — Einkehle.
167
Einfalt, /., einfaltiges, einfaches,
schwaches Bier. Dos kJ/uge Bier lacht
die ikumme EinfcUt aus. Carm, nupt
I, 174.
einfeuern, sw.^ stark heizen; bildlich:
stark trinken. Er hat gut eingefeuert
Sprw. I, 445.
einflelhen, st, 1. Ausgefliehenes wie-
der einpacken. Vgl. fieilien. 2. stark
essen. Er fleiht gut ein, 3. klein bei-
geben. Er mu/z einfleihen^ gewöhn-
licher: einpacken. 4. Kraft und Fülle
des Körpers verlieren, durch Krank-
heit körperlich herunterkommen. Der
hat gut eingefliehent heiizt es von einem
elend Aussehenden.
einfuchsen, sw.^ tüchtig vorbereiten,
einarbeiten^ abrichten. Darin ist er ein--
gefuchst. Studentisch.
einfuppen, sw.y in die Fuppe, Tasche
stecken. YgL fuppen.
eingal, pltd. finge! (a = ä)y adj. und
adv.^ egal, einerlei, völlig gleich. Dat
ÖS mi alles engäl.
eingrasen, pltd. ttngraseCn) (a = ^),
berasen, festwachsen, einwurzeln. Wer
en den Stand seck der gefleckten Hasen
(Hosen, d. i. in den Ehestand) Wel
ahne Ruh ahn' Rasty ahn a/holden en-
grasen^ De mot den groten Gott an--
ropen. Carm. nupt II, 206 b. Grimm,
Wb. III, 193, führt aus Kant V, 481,
folgende Belegstelle an: Der nun gut
eingegraste, vom Volk bestätigte Regie"
rungserbe.
eingiitizen, sw.y s. grätzen.
einhalten, st.y sichy sich zu Hause hal-
ten, wenig ausgehen. Hennig, 95.
einharicen, sw.^ s. haricen.
einheiraten, sw., sich^ durch Heirat
in den Besitz des Erbes der Braut ge-
langen. Sind mehrere Söhne vorhanden^
so gehen sie zw See oder heirathen sich
irgend wo ein. Passarge, Balt.,
258.
einhexen, pltd. ttnhexe(n), sw.^ einem
scharf zusetzen, ihn in die Enge trei-
ben, ihn warm machen, ihm einheizen.
öck war dt önheae!
einholen, pltd. ttnhale(n) (a = ä)^ sw.^
an sich ziehen, heranbringen. Häl ön!
Ruf der Schiffer, wenn das von ihnen
losgelöste Tau, woran das Schiff be-
festigt war, an Bord gezogen werden
soll.
einhomen, sw.y sich^ sich betrinken.
In der Zeit entstanden, in der man aus
wirklichen oder sog. Hörnern trank.
Dei heft söek göt öngehomt
einhucicen, sfiv.^ einsitzen, wenig von
Bause sich entfernen; im Gefängnis
sitzen. Er mufz einhucken.
einhussen, sw.^ wiegend einschläfern.
S. hussen.
einhutzeln, sw.^ s. hutzeln.
einjuxen, sw.^ voll Jux, d. i. Schmutz,
machen: Wäsche, Kleider. Der Iiat
seine Hemden gut eingejuant.
einkacheln, sw.j heizen, in die Kachel
legen; der Begriff des starken Heizens
ist mit dem Worte verknöpft. Heute
ist gut ftüchtig) eingekachelt.
einkegeln, sw.^ einstürzen. Das Haus
ist eingekegelt.
Einkehle, pltd. ÖnkftI, Önkel, /., das
wie eine Kehle Gestaltete: 1. die Bucht.
In der Einkehle des kurischen Haffes
darf . . . keine Art der Fischerei be-
trieben werden. Fisch.-Ord. für d. kur.
Haff § 10. Die Einkehle bei MemeL
Benecke, 315. 2. das trichterartige
Netz innerhalb des Aclitergarns in einem
Keitel, Sack oder Wenter, durch wel-
ches die Fische gehen, und das sie
am Entweichen aus dem Achtergarn
hindert; es heiizt auch Inkel, was wohl
168
einklucksen — Einlaof.
nur die vbchd. Form das pltd. Önkfil,
Önker, Enkel ist. Ygl. Kehle.
einklucksen, atr., glQcken, gelingen.
Dem khichst etgn^ dehriggter! Dorr,
L Wiew., 64 Vgl. klucken.
einknalfen, 9w,^ stark einheizen. Heute
habt ihr gut eingekndUt
elnknllllen, sw., Falten durch Druck
erzeugen; sich elnknUllen, eich betrin-
ken. S. knüllen.
einknQfscheny su?., quetschend in Fal-
ten bringen. S. knfibchen.
elnkommen, st, , einer Behörde mit
einem Gesuche kommen, ein solches
einreichen. Um ürlavb einkommen^
Urlaub nachsuchen.
EinkOmmlingy m.^ der eingeschaltete
Tagy der Schalttag, die Einschaltung.
Wenn es aber geschehe^ dafz in einem
Monat 2 neue Licht fallen^ wird das
erste dem Einkombling^ das andere aber
des folgenden Monats Benennung gege^
ben . . . Das folgende neue Ldcht aber
und Vollmond werden Einkömlinge. Also
soUe der Vollmond so den 20. Aprilis
V, J. ein/ällty voll ApriU-Schein heissen^
der Newmond aber^ so den 5. May, und
der Vollmond den 20. May selten vom
Einkömling nach dieser Regel ihre Be~
nennung haben, Linem., Cla. Ein^
kdmmling = Schalttag. Lepner, 110.
Pierson, Matth. Prätor., 51.
einkriegen, sw,^ einbekommen, ein-
nehmen; einholen. Schulden einkriegen.
Ich werde ihn schon einkriegen^ wenn
auch langsam. S. kriegen.
einkuicheln, sw.^ sich, einkubchen, sw.^
s. kuichefn.
einladen, st, in übertragener Bedeu-
tung: unmälzig essen. S. einpacken.
Einlage, /., mit niedrigen Dämmen,
sog. Sommer- oder Stauwällen, ein-
gefriedigtes Vorland in dem Inundations-
gebiete der Weichsel und Nogiit als
eingefügtes (eingelegtes) Land, das bei
eintretenden Überschwemmungen und
Eisgängen, zunächst preisgegeben, den
andringenden Wassermassen ausreichen-
den Raum gewährt. Im Sommer sind
die Einlagen Acker- und Weideland
und werden in dieser Zeit durch die
Sommerwälle gegen etwaigen Anstau
des Wassers geschützt. Es giebt eine
Marienburger und eine EXbinger Ein--
läge. An selbigem Tage (11. April 1740)
Abends trieb eine Eisscholle herab und
spaltete zwo Ruthen oben vom Damm
ab, in der bebaueten Einlage . . . Diese
genannte Einlage, welches ein niedriges
Land zwischen zwiefachen Därnmen ist,
war vom Eisgange an noch den 28. April
tief unter Wasser. Bock, Nat. I, 796.
Vgl. Vorland.
einlassen, st, Säume in den Rock des
Mädchenkleides einlegen; sie werden
ausgelassen, aufgetrennt, zur Verlänge-
rung des Kleides, wenn das Kind ge-
wachsen ist
Einlafz, m., auch Bnlafzloch, n., Wune
(Loch) im Eise, welche die Fischer
aushauen, um durch dieselbe das Garn
ins Wasser zu senken, einzulassen.
Vgl. Winterfischerei.
Einlafzloch, n., s. das vor.
Einlatt, n., nach Klein I, 99, in Dan-
zig die „dicke Leinwand^ in welche
die Federn der Betten geschüttet wer-
den^ ; auch inlü, üblicher Inlet, gewöhn-
lich jedoch BnschUthing, pltd. OnschSd-
dung, /. Seine Frau und älteste Toch-
ter hatten aus Inlitten sich Kleider ge--
macht Soph. R. V, 332. Einschüttung
erklärt sich selbst; für Einlatt weilt
Klein auf einladen oder einlassen
(hineinthun » einschütten) hin. S. ein-
lüden. Hennig, 58. Grimm, Wb.
IV 2, 2122.
Einlauf, m., Flinte mit einem Lauf.
einlegen — einpacken.
169
einlegen, pltd. ttnlegge(n), ein Ge-
schenk zum heil. Christ machen, wol
^eil ein solches ursprünglich in einen
Teller gelegt wurde. Wat heft hei (der
heil. Christ) dt angeleggt, was hast du
zu Weihnachten bekommen?
Einlesung, pltd. Önlfisung, /, die Fäden
des Aufzuges eines Gewebes, durch
einlesen = einziehen (einsammeln) zwi-
schen Kamm und Schienen geordnet
Vgl Das Wirkgestell, 125.
einliegen, pltd. ttnligge(n), st 1. bei
der Mahlzeit tüchtig zugreifen, stark
essen; in langem Zuge trinken, also
gleichsam sich in Schüssel und Krug
hineinlegen. Hei liggt in, as wenn de
Dtwel Blot sitt, Elbinger Ndrg. 2. mit
Yoller Kraft und grofzem Eifer an die
Arbeit gehen. Dat Perd liggt on, liegt
mit ganzer Kraft in den Sielen, zieht
mit Anstrengung.
Einlieger, m. 1. Mietsmann, Ein-
wohner zur Miete. Liegen ■=■ wohnen,
dän. ligge wohnen: ligge paa landet, auf
dem Lande wohnen. 2. in der Dzg. Nhg.
Arbeiter, gewöhnlich verheiratet, welcher
bei einem Hofbesitzer in Dienst steht und
mit seiner Familie in einer Käthe wohnt;
oft jedoch ist er auch ein unverhei-
rateter Insimann. Yiolöt, 86. Vgl.
fiärlner und KSthner.
einlitzig, einletzig, pltd. finlHzig, 8n-
HMzig, ermländisch einlit8ch,finlit8ch,mhd.
einUtz, einltUze, ahd. einlme, cidj.y ein-
zeln, unverheiratet. Öch sei noch en-
litschy ich bin noch unverheiratet. Eir
ist ein einlitziger Mensch. Ein ein-
Utscher Mann (der die »gilde gewinnen
will**) giebt drei/ floren geringen geldes
und eine einlitsche Frawe die da Fische
seilet die gid}t 1 mr. ger, geldes. Fischer-
Rolle Königsberg 1538. §3. Benecke,
287. In Schwaben einlitzig und ein-
letzig. Schmid, 161. In Pommern
enslick Dähn., 107a. In Posen eelitzig.
Bernd, 49. 383. In Hessen einlitzig
einfach, einzeln, wenn es gilt, die Ein-
fachheit der Mehrheit recht deutlich
gegenüber zu stellen: ein einlitziger
Schuh, ein einlitziges Hemde. Yilmar,
251. In Bayern ainlützig. Schmel-
1er II, 531.
einlüden, sw., Federn in die Ein-
schQttung füllen. Vgl. BnlatL
einmachen, pltd. ilnmake(n) (a = a),
sw., den Ofen heizen. Bei strenger
Kälte mu/z zweimal eingemacht werden.
Hennig, 58.
Einmafz, n., Abgang an Gewicht
und Volumen beim Getreide durch La-
gerung. Er betragt, nach Mühlin g,
auf die Last S^ Schffl., so dafz eine
Last beim Einmessen 60, beim Aus-
messen nur 56^ Schffl. gerechnet wird.
Daher Einmafz auch = Last von 60
Scheffeln, Ausmafz = Last von 56^ Schef-
feln. Vgl. Abmafz, Aufmafz, Krumpfmafz,
Zumafz.
einmottein, zw.y unreifes Obst zur
Nachreife in Heu oder Stroh hüllen.
Mühling.
einmummeln, sw., warm bekleiden,
einhüllen, s. mummeln.
einnuteheln, sw. 1. schmutzig machen
und zwar Wäsche und Kleidung. Die
Hemden sind gut eingenuichelt. 2. sich
einnuicheln, sich einnisten, mit der Nase
voraus sich innig ein- und anschmiegen
in Deckbett oder Lager. Vgl. nufoheln.
EinVsel, n., der Hemdärmelsaum, die
Linte, weil darin die Ösen oder Knopf-
löcher eingenäht sind. Hennig, 58.
einSsen, sw., den Faden in die Ose
ziehen, einfadeb. S. ttsen.
einpacken, 8ti7. 1. unmäl'zig essen. 2.
unverrichteter Sache abziehen. 3. an
170
einpampsen — einschuscheD.
Kräften abnehmen. Der hat tüchtig
eingepackt^ sagt man von einem, den
Krankheit stark mitgenommen.
einpampsen, sw.^ einstopfen, viel essen.
Vgl. pampsen.
einpauken, m.^ s. pauken.
einpftkeln, rein pitd. ttnp6kle(n), sw.^
einpökeln, einsalzen. Bildlich: einge-
pekelt sitzen^ sehr gedrängt und beengt
sitzen, als wäre man eingepökelt. Er
ist eingepekelty er sitzt im Gefängnis.
Nach Hennig, 58, auch stark heizen.
Die Magd hat heute recht eingepökelt
einpfarren, sw.^ zu einer Kirchen-
gemeinde schlagen, einer Pfarre za-
veisen. Jedes Dorf ist eingepfarrt^
einer Kirche zugewiesen. Vgl. ein-
widmen.
einpinkeln, sw.^ das Bett nässen.
einprägein, s«o. 1. an einer Flamme
schmoren, oder durch Hitze etwas ein-
trocknen lassen. Die au/gestrichene
Salbe mujz eingeprägeU werden. Sich
den Puckel einprägeluy andauernd mit
dem Rücken gegen den heil'zen Ofen
steten. Die Linden einprägeln^ sie
eine Zeit lang in den Ofen halten, da-
mit sie sich gut schälen lassen. 2.
stark heizen. Heute habt ihr gut ein-
geprägelt Vgl. einpökeln.
einpremsen, sto., einpressen, drückend
hineinzwängen, einstopfen. Er steckt
in dem (engen) Rock wie eingepremst^
als ob er hineingezwängt wäre. Vgl.
premsen.
einpfideln, sw., wörtlich: in die Pudel^
hchd. Pandel^ packen; davon: plötzlich
aufhören, unerwartet aufgeben, ab-
brechen: eine Arbeit, ein Geschäft etc.
Der Kaufmann hat einpudeln müssen^
er hat Bankerott gemacht. Pudel on,
OeseUke, mtn Mann dankt fer de Arbeit
Dönh.
einpummeln, pltd. ttnpummle(n), sw. =
einmummeln^ einhüllen. Bei strenger
Kälte werden die Kinder in Tücher
gemummelt, gepummelty gepungelt
einpungeln, pltd. ttnpungle(n), s. das
vor.
einpQsten, sw., einblasen, einreden.
Er läfzt sich allerlei Dummheiten ein--
pusten.
Einquartierung, /. Er hat Einqar-
tierung^ er hat Läuse; von dem, der
sich kratzt und schobbt
eins, num. 1. zur Bezeichnung der
Schnelligkeit einer Thätigkeit oder
Handlung. Eins einSy weg war er. 2.
In der Redensart: Einem eins brennen,
eine Ohrfeige geben.
einsalben, pltd. OnsalweCn), str., s. salben,
einsauen, pltd. VnsOeCn), sw.j ein-
schmutzen « einjuxen (s. d.).
einsaufen, pltd. ttn8Qpe(n), st, in sich
saufen, sich betrinken.
einschenken, aw. Er mu/z einschenken^
„sagt man von jemandem, der weit
unter einem anderen ist, oder auch
seines Zweckes verfehlt^ Hennig,
230. Ebenso im Brem. Wb. IV, 636.
Vgl. schenken, aufschenken.
Einschiebbett, n., Bett, das durch einen
verschiebbaren Teil verbreitert werden
kann.
Einschlag, pltd. önschlag, m , der in
den Aufzug des Gewebes eingeschossene
und dann mittelst des Kammes ein-
geschlagene Faden. Über die Zuberei-
tung des Games zum Einschlagen s.
Das Wirkgestell, 126.
einschmieren, sw.y stark beschmutzen,
unsauber machen; namentlich von der
Wäsche.
einschmoren, sw.^ sich^ s. schmoren.
einschnittig, adj.j was nur einmal im
Jahre geschnitten wird, z. B. die ein-
schnittige Wiese. Hennig, 58.
einichuichen, sw.^ Kinder durch Hin-
einschustern — einweichen.
171
und Herwiegen in den Armen und
durch Gesang von ich^ ich! oder kihunch^
ickaich! in den Schlaf bringen. In Bay-
ern einpüschen (psch^ psch!). S ch mel-
ier I, 300.
einschustern, pltd. VnschustreCn), m.^
im Schustern zusetzen, überhaupt ein-
bulzen (weil b ü i'z c n = anflicken.
Grimm, Wb. U, 572), Verlust erlei-
den, aus seinem Vermögen zusetzen.
Bei dem QescJidft haV ich eidig einge"
schustert. Nach Mühling auch: ein-
schmeicheln; sicher so im Posenschen.
Bernd, 52. Vgl. Grimm, Wb. III,
2H7. Weigand 1,374. Vgl. einbuddeln,
einbuttem. S. durchschustem.
EinschUthing, /., s Einlatt
Einsegnung, f., Konfirmation. Wmi£
mir noch bis zu deiner Einsegnung.
Einsegnungsspruch, -vers, m., Bibel-
spruch oder Liedervers, den der Eon-
firmande bei seiner Einsegnung, oft
neben dem Glaubensbekenntnis, als Ge-
löbnis laut hersagt.
einseifen, pltd. Vnsfipe(n), sw., von der
eigentlichen Bedeutung übertragen: ver-
leumden, anschwärzen; einen derb an-
fahren, ihm tüchtig Bescheid sagen;
anführen, prellen. Der hat mich gut
eingeseift, Ek war se ^nseepen. Dorr,
1. Wiew , 103.
Einspänniger, m.^ der einspännig Fah-
rende, in früherer Zeit volkstümliche
Bezeichnung für den Rathausdiener.
Hennig, 58. In Pommern ein Reiter
zu öffentlichen Geschäften. Dähn.,
100h. Auch: Junggeselle.
einspicicen, sw., s. spidcen.
Einspiel, n. 1. Orgelspiel oder Ge-
sang mit Orgelbegleitung, womit ein
Brautpaar bei seinem Eintritt in die
Kirche emgfangen wird. Nach Been-
digung der Feier verläfzt das getraute
Paar die Kirche unter den Klängen
des Ausspieles. Hintz, 64. 2. Tusch-
artiger Grufz der Hochzeitsmusiker bei
Eintritt des Brautpaares und der Hoch-
zeitsgäste in das Brauthaus. Musikengte^
speelt ^ mol was of^ ea hotje noch nich
de Braitkomm eingespeelt Ermländ.
Freisch., 15. Vgl. einblasen.
einspielen, sw.^ s. das vor.
Einsprach, /., Einspruch, Widerspruch.
Sie Iiat Einaprach erhoben^gegen die Ver-
heiratung eines proklamierten Paares).
einspUnden, einspunden, sw.y einsperren,
gefangen setzen. Ek weer nah dranj
as Hex von Brentfoi^d ^espuingt to
warren. Dorr, 1. Wiew., 112.
einstechen, st^ einstecken. S. stechen.
Einstellung, /., die Befestigung des
Netztuches im Kurrennetz zwischen den
Simmen (s. d.).
einstfmen, sw., von treibendem Schnee
eingeweht werden. S. stTmen.
einstQken, sw., s. stQken.
einthun, pltd. ftndAn, ein Thun, einer-
lei, gleichbedeutend, gleichviel, eben
dasselbe; auch einthunt^ ent&nt^ endßntj
und Substantiv.: en D6nt. Ija^ das ejz
meer denn och all eenthuhnt Schaltj.
3, 12. Ei^ Vader Joost, dat es eendoont^
Wat onse Schwin on Rinder weren,
Seelen w., 85 f. Doch das §s ein Thunt.
Dorr, 1. Wiew., 4. Äwer dat ^ aUer
eendont^ leewei* Mann, Ibid., 27. Dem
^t ganz eendont^ wat he uinger de Press
bringt Ibid., 32. S. auch das. 42. 44.
117. Dat ÖS iweierlei on en Dont Sprw.
II, 3022. Bock, 9. Hennig, 59.
Eintunke, /., Brühe, Sauce.
eintunken, sw.^ eintauchen.
einweichen, su\, eiiitränken in Wasser
u. s. w., um zu erweichen. Die unreine
Wäsche wird eingeweicht, damit sich
der Schmutz löse; Schafe werden ein-
geweicht, d. h. am Tage vor der Wäsche
dnroh Wasser getrieben; Flachs ein-
172
einwendig — Eiswache.
weichen = rösten. Bildlich: verleum-
den, anklagen, beschuldigen, öck hAb
em g6t ongewekt^ ich habe seine Fehler
eingehend zur Sprache gebracht.
einwendig, adj, und adv.^ inwendig,
innerlich. Das kann ich aus- und ein-
wendig^ das verstehe ich aus dem
Grunde.
einwidmen,9ti7.^ einpfarren^ einerKirche,
einem Kirchensprengel zuweisen. Die
Dörfer sind zur Kirche N. eingewidmet^
auch eigetoiddemty und letzteres rich-
tiger. Hennig, 59. Vgl Widdern.
einwifoiien, sw,^ s. witehen.
einwiesen, st In der der Redensart:
nicht ein^y nicht atisunssen^ keinen Aus-
weg wissen, in grofzer Verlegenheit
sein.
einziehen, pltd. ttnt6ne(n), zum Milit&r
ausheben, einberufen. Sie haben ihn
eingezogen.
Eisbocic, pltd. tsbockj m., Eisbrecher
im Strom vor den Brücken.
eiscil, adj.y s. aifz.
eiiche, eife, interj.^ warnend « ei.
Sperber, 41.
Eisen, pltd. Ise, n., die Säge, beson-
ders die der Brettsohneider. Dat Ise
scharp makcy die Säge schärfen. Muh-
ling.
Eisen, altes. Zur Bezeichnung alter
Junggesellen und Jungfrauen. Nichts
mehry als da/z man denn die alten Jung-
Gesellen 2kim alten Eisen mit verächt-
lich pflegt zu stellen. Carm. nupt. II,
94 d. Noch ene Landhochttt motmäke
on denn ön't Sie Iser. Sprw. I, 2288.
eisen, pltd. 1Se(n), mr., das £is mit
einer Bicke losschlagen, öffnen. Den
Rinnstein eisen ^ von Eis frei machen.
In Zusammensetzungen: auf eisen, los-
eisen. Letzteres auch bUdlich: Öck
hebb em den Oille losgetsty ich habe durch
Bitten ihm den Gulden abgeschwatzt
Einen loseisen ^ ihn frei machen, z. B.
den Mann von der Frau für einen
Kneipabend. — S. ein anderes eisen
unter aifzen.
eisendig, pltd. Tsendig, adj. von £&,
eisig. Es ist eisendig kalt — eine eisen^
dige Kalte.
Eisensand, m., der durch Eisenoxyd-
hydrat zu einer festen Schicht verbun-
dene Sand, der auf der kurischen Neh-
rung %. B. schon in einer Tiefe von
2—3 Fufz hegt. Altpr. Mtsschr. IV,
204. Er heil'zt auch: Fuchserde, Ort-
stein (0 lang), Ur, lit. kraulis.
Eiser, n.^ Eisen. Ermland. Sper-
ber, 11.
Eiserapfel, m., eiserner Apfel, Winter-
apfel, der erst spät reift und lange
liegen mufz, bis er genielzbar wird.
Eisfiscil, m., Fisch iu Eis eingefroren.
Hennig, 59: „Eisfisch wird genannt,
wenn der Wind das Eis beim Abgange
an^s Land wirft und einige Fische, die
eingefroren sind, zugleich mit ausge-
worfen werden.«
Eishecht, m., Hecht, der unter dem
Eise gefangen und dann gesalzen wurde.
Benecke, 275f.
Eiswache, /., die Wache auf den
Weichseldämmen zur Zeit des Eisgan-
ges. In jedem Deichrevier sind ge-
wisse Ortschaften verpflichtet, die Eis-
wache zu besorgen; zu diesem Zwecke
beziehen die Eiswachtmannschaften, ge-
wöhnlich Eiswächter genannt, ihre Wadi-
buden (Krüge) auf den Dämmen. Die
Beillcnechte halten, das Beil, die Axt,
im Arm, militärisch vor der Bude
Wache; der Damm Verwalter eröfinet
die Eiswache und präsidiert derselben,
ihm zur Seite stehen die Schulzen und
Schoppen, welche die verschiedenen,
von anderen Wachbuden durch be-
ritteue Boten abgeschickten Rapporte
eifz — Ellirche.
173
in ein Protokoll eintragen. In gefahr-
losen Standen wird die Zeit darch Kar-
tenspiel und beim dampfenden Pfeif-
chen verbracht. Naht die Gefahr, so
ist die Th&tigkeit der Wachen eine an-
gestrengte und gewaltige und dennoch
oft eine erfolglose. Näheres Yiol^t^
107 f. Passarge, 196 f. — BUdlich
sagt man von dem Ehemann, welcher
der Entbindung seiner Frau entgegen-
sieht und darum nicht ausgeht: Er ist
auf Emoackt. Sprw. I, 721.
eifz, adj,^ s. aifz.
eiben, «tr., s. aifzen.
Eitel, m. jüd. Vorn., auch Eidel, Edel,
Odel. Yon eitel oder edelf Flatow.
Schmitt, 112.
eiwo, interj.^ s. äwo.
eife, interj,^ s. eiiche.
£k, £ke, /, Eiche. Vgl. Ecker.
ekelig, eklig, adj.^ leicht Ekel erregend,
widerlich, verdriefzlich, unangenehm.
Sei doch nicht gleich so eidig, Dat ös
ml eklig, dat du geSchahbert hast Das
ist ein ekliger Mensch.
ftken, o^;., eichen, aus Eichenholz.
Eken Dosch. Hei kann dorch e eke
Brett kicke — wenn e Loch banne ös.
£khamke, n., das Eichhörnchen. S.
Eichkätzchen.
£kkatt, /., £kkater, m., s. Eichkätzchen.
tUig, adj.y 8. ekelig.
□hing, Stadt in Westpr. am Elbing*
flösse, früher, neben Elbing, Elbinga,
EUnngumy bei Jeroschin: Elbinc, m.,
zu dem Eibinge. Pfeiffer, 142. Der
FluCz hieiz Elbing und Elbingus, bei
Wulfstan üßng. Nsslm. Th., 35. Die
Bowohner Elbings heil'zen im Volks-
munde Albinger. Es giebt dreierlei Men-
schen: gute, schlechte und Albinger,
Element, n. Flucht ges Element, Medik,
Ldnimentum ammoniacatum.
Elend, n., das Elen, Cenms Alces,
Elen aus dem poln. jeleh^ russ. oleh,
lit. ilnisy in allen Sprachen m. = Hirsch,
während das Elen slav. hs, poln. loi,
lit. 6r^4iw heifzt. Hennig, 59. Grimm,
Wb.m, 406. Weigand I, 38.2.
Elf gang, m., elf Gänge im Weber-
kamm; zur Bezeichnung eines sehr schma-
len Gewebes. Jeder Gang enthält
40 Rohrsprossen des Kammes. Lnkes
üt em Elf gang. S. Sprw. H, 1851.
£lge, Ölge, /., das Ol. Danzig; doch
nur pltd. f.
Elies, m. Vom., auch Lietke, Elias.
Hartwich, 54.
Elk, m, n.f^ Otis. Muhling, Tiem.,
169. Viol^t, 100. Denn (kriecht der
Geist) en de Elk Seelenw., 41. De
Elk sali dat Rackertieg holen! Dorr,
1. Wiew., 36. Hier scheint also Elk =
Teufel zu gelten. Auch als Schimpf-
wort tritt Elk, ölk auf: ß Elk! Dorr,
a. a. 0. 100. Vgl. Duck.
Elier, /., plur. EH're, Ellem, Erle, altpr.
ahkande, lit älksnis^Hksnis, \&ii. elkschnis,
walkichniSf poln. olsza; provinziell auch
Dse. Hagen, 987. Hennig, 59. Hu-
pel, 58. Nsslm. Th., 5. Davon ellem,
adj. : eüeme Bretter, Eller als Ortsname,
im Reg. -Bez. Königsberg: Ellem, EUer-
krug, Eüerlacken, EUermühle, EUem-
bruch, EUemhaus, EUeiifihof, EUemkrug,
Eilerwalde; im Reg.-Bez. Gumbinnen:
EUembruch, EUemthal.
Ellernbruch, pltd. Ellerbrtk, m,, Bruch
mit Erlen bestanden. Auch als Orts-
name: EUembruch, Dörfer im Kr. Ger-
dauen und im Kr. Niederung.
Ellernholz, pltd. Eilerholt, n , Holz der
Erle. Rotes Haar und EUemholz wächst
auf keinem guten Orund. Sprw. H,
1064.
Ellerwald, pltd. EllerwOld, m., Wald
von Erlen.
Ellirche, /., Ellritzo, PhoainuslaevisAg.
174
Eis — En poor Koffe.
Simon Grünau, 7Va(T#./, cap. 7/7. Be-
necke, 285.
Eis, Ehe, 1. w. Vorn., Elisabeth; auch
lls, Dem. Ekke^ Ihkey bei Hartwich,
54, Rnch Sziui (ächud). Noch e Mäche
had wa^ das hiss Eh, Ermländ. Freisch.,
9. 2. Schimpfwort auf ein Frauen-
zimmer: dwmme Ek^ dumme äckud!
3. Die blinde Ek bedruckt ihn^ zum
Kinde, das der Schlaf überfällt. Die
blinde Eis vertritt also die Stelle des
Sandmannes.
Else, /., s. Eller u. das vor.
Elsenich, m., Sumpf-Ölsenich^ Selinum
pcUustre. Hagen, 308.
Elwe, /., s. Heweiten.
Sinke, /., Ameise. Dzg. W.Seidel,
29. S. HSfliske.
Emmer, m., Eimer. Hennig, 59.
End', pltd. ebenso und Eng, Engd,
Dem. Endke, Engdke^ Ende. 1. Strecke,
Weg. Komm ein Endchen mit! Oehe
(rücke) ein Endchen weiter! Zeige (auf
der Karte) ein Endchen oaüicher! Eis
ist noch ein gutes Ende (Endchen) hin.
Dat 08 man e Endke. Was ist das fwt ein
weites Ende /Auf die Frage nach der Lage
eines Ortes : E Endke op jenstds dot (jen-
seits dort). Dönh. 2. Gegend, Stadtteil,
Landesteil. Er wohnt auf unserm End.
Er ist auf unser End gezogen. Jero-
schin: Littouwin hetdn in der stunt
ein ende von Kurlande mit roube und
mit brande alzu vreisUch verhert 72a.
Pfeiffer, 143. 3. Überrest, Stumpf,
kurzer Teil. Ein Endchen Siegellack^
ein Endchen Band^ Licht ^ Wurst etc.
4. Ghrenze. Am Ende des Tisches sitzen.
Die Wurst hat zwei Enden, 5. Sorte.
Das beste Endy die beste Sorte. Vom
besten End^ vx)von der Bürgermeister
die Hosen hat. Weitere hierher gehö-
rige Redensarten s. Sprw. I^ 729 ff; H,
636 ff.
£ndannel, ?»., s. Eindarm.
endeken ( — ^«^— ), präp.^ entgegen.
Wt wolle dem Väder endeken gän, wir
wollen dem Vater entgegen gehen. Döhn.
Muhling schreibt endekeng.
finethängs, adv y in einer Hand, d. h.
gleichzeitig Verschiedenes abmachen,
auf einem Gange verschiedene Geschäfte
besorgen. Dat latt sock enethängs mäke.
Gah doch enethängs da hen. Auch blofz
bängs. Samland.
Engel, m. Vom., Engelhard, Engel-
bert, auch w.Engelberta. Hartwich, 54.
EngelsUfz, n., Pflzn., gemeiner Tüpfel-
farn, Poh/podium vulgare L. Hagen,
1092. Das Engelsü/z blühet auf Ihren
holdseligen Lippen, Carm. nupt 1, 139.
Engeltier, ti., ygh Prätorius unter
den Gesträuchen Preufzens angeführt.
Pierson, Matth. Prätor., 13. Hagen,
522: Engelthierrose^ Rosa rubiginosa.
Englingsloch, n., Loch, das durch die
Made des Büwurms in der Haut der
Rinder entsteht Mühling.
engser, engster, enkser, conj.^ entweder.
Engser oder! Ermland. Muhling
schreibt ängser und übersetzt, wohl irr-
tümlich: heute oder morgen.
Enkel, Änkel, m.^ FuTzknöchel, ahd.
anchalj mhd. enkel Weigand I, 291.
Grimm, Wb. HI, 485. Schmellerl,
83, weist auf einen altem Ausdruck
anken « bewegen hin. Bei Jeroschin
enka. Pfeiffer, 143.
enkelt, tnkelt, adj.y einzeln, einfach.
Er ist ein enkelter Mensch. Hennig,
59. Dähn.,106b. Hupel,58. Sall-
m a n n , 30 b : EnkeUaufy Einzellauf. Ygl.
einlitzig.
enkser, conj.^ s. engser.
En poor Koffe, ein Paar Kaffee, eine
Tasse Kaffee, weil Ober- und Unter-
tasse gereicht wird. Dzg. Nhg. Yio-
Ut, 99.
Entenflott — Brbscblussei.
175
Entenflott, n., Eutengras, Festaca flui--
tans L. HenDig, 60. Nach Hagen,
941: Lemna minor L. Leanis, 1154:
Entenflott ^ Lemna , Lieblingsnahrang
der Enten.
Entenpest, /., Pest anter den Enten ;
zar Bezeichnang längst vergangener
Zeit Vgl GesselpesL
Enter, m., Enterich. Mielcke II,
155 b. Vgl. Erpel a. Wart.
entfallen, st, entweichen, aasweichen.
Ako auch das Clement hincze nach Hans
Adam mit einem Messer gestochen vnd
sojm der nit entfallen het erjnen mögen
vom leben zum Tode hr engen (1532).
Die Zünfte, 49. ... sticht er nach hans
adam vn der entfeit jm hinder den posten
(Pfosten). Ibid., 50.
entlangs, adv., entlang, läogs, der
Länge nach hin. De Gass enüangs;
enÜangsdemWol, Hennig, 60. Grimm,
Wb. m, 564f.
Entrach, m., Enterich. Bajack, 388.
entscheiden, pltd. entsch6de(n), st , aas-
richten, verrichten, besorgen. Ock mot
entSchede gane, ich maCz nach der Wirt-
schaft sehen gehen. Natangen.
entweichen, st, abtreten, vnd so
die elderlewthe Rechenschaft thun, so
sollen sie entweichen das m>an wnJbfroge,
ab den eldesten genügt an der Rechen-
schaß oder nicht (1452). Die Zünfte, 16.
entzwei, pltd. entwei, adv, a. adj., mhd.
enzweiy ahd. in zuei = in zwei (Teile),
in Stücke gebrochen, zerrissen. Mnd.
entwe(J)^ entweig, intwei, bei Jeroschin
inzwei, das auch jetzt noch gehört wird.
Pfeiffer, 147. Der Topf ist entzwei,
Entziceine Stiefel, Hosen etc. Soph. R.
in, 99 : d€is Halstuch war entzwei. Bild-
lich: Entzwei sein vor Schmerz^ Kam-
meretc.y an tröstlich sein, jammern. Sied
nich entweiy hier helpt kein M§del mehr.
Dorr, 1. Wiew., 128.
- enzelt, enzeln, auch mit anlautendem
langen ^, adj, a. ado,^ einzeln. Bei
Jeroschin enzelin, enzeln, ado., und
enzelf adj., ebenso enzeUich, Pfeiffer,
147.
Enzian, m. Witter Enzian vom schwarte
Pudel Medik. Excrementa canina,
erbarmen, sw,, in Ausrufen der Ab-
wehr, des Erstaunens: Erbarm^ dich,
Kind, ifz nicht so viel! Erbarm' dich,
Mensch, wie siehst du ausf Aber er-
barm' dich, warum giebst du dem Armen
so viel!
Erbbuch, n, 1. das durch Erbschaft
erlangte Buch. Man wendet es an
wie den Erbschlüssel (s. d.). 2. das
öffentliche Stadtbucb, worin die Grund-
stücke (Erbe = eigentümliches (xrund-
stück) mit ihren Eigentümern nebst
den Kapitalien, für die sie verpfändet
waren, verschrieben standen. Danzig.
Klein, I, 102. Gegenwärtig vertritt
das Hypothekenbuch die Stelle des
Erbbuches. W. Seidel, 29.
Erbhaken, m,, Haken, der in einer
Familie von Geschlecht zu Geschlecht
sich fortgeerbt hat; es ist der Feuer-
haken, an welchem der Kessel über
dem Herde hängt. Auf der kurischen
Nehrung schreibt man diesem Haken
übernatürliche Kraft zu. Als 1709 die
Pest auch dort ihre Opfer forderte,
schützten die Bewohner von Sarkau
ihr Dorf dadurch gegen diesen furcht-
baren Feind, dafz sie um dasselbe mit
einem Erbhaken einen Kreis in die
Erde pflügten. Als der „Pestmann^
auch nach Sarkau wollte und an die
Furche kam, blieb er ohnmächtig ste-
hen: Da kann ich nicht hinein, es ist
ein Zaun vor. Mündlich.
ErbschlUssel, pltd. Arwschlätel, m,,
Schlüssel, den man von Verwandten
geerbt hat. Mit seiner Hilfe yerTnag
176
ErbseiMcheasal — erkriegen.
man nach dem Volksglauben Diebe zu
ermitteln. S. Hexenspr., 117ff. Auch
giefzt man durch das Ohr des Erb-
schlüssels in der Sylvestemacht Zinn.
S. Zinngiefzen.
Erbsenscheusal, pltd. ArfteschUsel (ü
lang), n., Frauenzimmer, das in hohem
Grade unordentlich aussieht, ein Scheusal
ist. Samland.
Erbsenschmecker, m., Spottname für
einen Bewohner von Schippenbeil. Das
Erbsenschmeckerlied s. Volksl., 66, 44.
S. Schippenbeil.
Erbunterthany m , Lehnsmann. Über
die Stellung der Erbunterthanen in Ost-
und Westpreufzen s. Bock, Nat. I,
169.
Erbzinser, n»., bäuerlicher Besitzer,
der durch Erbzinskontrakt ein liegen-
des Gut mit Erlegung eines Einkauf-
geldes und Festsetzung eines jährlichen
Erbzinses (Kanons) für sich und seine
Erben besitzt; auch Erbzinsmann. Vgl.
Bock, Nat. I, 171.
Erbzinsgut, n., Gut eines Erbzinsers.
Erdapfel, m,y die Kartoffel. Ursprün-
lich hielz mhd. ertaphely erdapfel^ ahd.
erciapAu/ die Melone, Gurke. Grimm,
Wb. m, 745. Weigand I, 402.
Erde, /., Fufzboden. Diele. Seit op
de Erdy setze (es) auf den Boden hin.
Erdfisch, m., s. Nase.
Erdkrebs, m., Maulwurfsgrille, Ghryüw
Gryüotalpa. S. Schrotwurm. Mühling,
Tiem.^ 169.
Erdmann, m. Yom«, Adam. Familien,
denen die Söhne gestorben, geben dem
nachgeborenen Sohne den Namen Erd-
mann, um ihn gegen frühen Tod zu
schützen. Erdmann bezeichnet auch
den Tod. Sich mit Erdmann verhei-
raten = sterben. Sprw. 1, 115.
Erdmut, w. Vom., im Sinne von Erd-
mann. AUe Geaeüen und Jungfern
dienen nirgend hin als unter die alten
Weiber im Spital oder zur Erdmut in
die Erde. Stein, Peregrinus XIV, 8.
Wies. Mtsbl. VI, 184. Sprichwort: Wie
einer hier lebet, also auch dort^ das weifz
Frau Erdmuth. Pisanski, 23. Hen-
nig, 60. Sprw. I, 745.
Erdschucke, Erdschocke, /., Kartoffel.
Danzig. W. Seidel, 30. Lit irczukas.
Vgl. Schucke u. Erdapfel.
Erdwender, pltd. Erdwender, m.^ einer,
der die Erde wendet, aufwühlt: das
wilde Schwein. S. Pdanzrät. 8.
ergattern, sw.^ s. gattern.
ergretzen, sw.^ Ergretzung, /., s. gretzen.
erjachem, «tc^., Yon jachem^ eijagen,
auf Umwegen, durch List und Ränke,
durch liederlichen Lebenswandel etwas
erlangen. Das bifzchen Staat hat sie
sich erjachert,
6rke, adj.^ s. ehrke.
erkobem, mc., s. erkowem.
erkommen, sty in die Höhe kommen,
sich erholen, s. v. a. erkOwern.
erkOwem, «lo., sich, sich erholen, zu
neuen Kräften kommen, nach einer
Krankheit oder nach grofzerem Verlust;
auch erkobem^ erkubem^ erkmoem^ ter--
kawem, derkowem^ terkuwemyderkwwemy
vhd. zerkowem; mhd. erkoberen, ahd.
irkobordn^ franz. recouwer^ schwed. ySr-
ko/vra^ engl, to recover (recovered);
sch^Sb^sicherkobem^ erkowem, Schmid,
321; bayer. sich erkobem , sich kofem.
Schmellerll, 276. 286; nassau. sich
erkobem^ erkowem^ erkuwwem. Kehr-
ein, 130. Da erkoowerd ock mie öhrst.
Carm. nupt, I, 282, 12. Hei terkmoert
sack. Sprw. I, 747. Li Posen erkobem
erlangen, sich in Besitz setzen. B er n d ,
17. 54. Bock, 9. Hennig, 60. 323.
Grimm, Wb. III, 879. Weigand I,
405.
erkriegen, terkriegen, sw,y sich^ sich
erkronen — erstentags.
177
erholen, neue Kräfte kriegen, bekommen.
Hei terkröggt BÖck cUlwedder,
erkronen, »w.^ erfreuen, kräftigen,
starken. Schwarte Mas on BSne, Dat
fßdd min Hart erkrane. Volksr,, 263.
880.
erkubem, erkuwem, sw.y s. erkOwem.
Brfings, adv»^ s. Srechlings.
erfBsen, sw.y los, frei machen; ent-
binden. Eine Gebärende wird erlöst;
die Hebamme erlöst sie. Dzg. Klein,!,
103.
erlungem, eriunkern, 8w,^ s. lungern.
Ermland, Ermeland, n., Land der Erma^
der Witwe Warmo'Sy eines der Söhne
des Königs Widewut, daher auch War-
mien genannt. Voigt, Gesch. Pr. I,
171. Diese Herleitangen der Namen
aus der Sage sind^ wie v. Mülverstedt
in seiner Abhandlung: „Die Namen
Ermeland und Warmicn etc." (N. Pr.
Prov.-Bl. a. F. XI, 65 ff.) festgestellt,
balüos; er versucht mit Gluck den
Nachweis, dafz Wormdüt nicht nur zu
den Territorien des alten Ermelandes
gehörte (was heute auch noch der Fall),
sondern auch der ganzen Landschaft
den Namen gegeben (man liest in einer
Urkunde von 1388 Wormedithe und
Warmeland dicht nebeneinander: In
das Landtgehegette ding Vnsers Herrn
Lande von Warmelande zu Wormedithe\
und dafz Wärmten und Ermeland nicht
als verschiedene Namen aufgefafzt
werden dürfen, sondern nur verschiedene
Sprach- oder Dialektformen des eben
genannten Stammwortes sind. Vgl.
auch Toppen, hist.-comp. Geogr. 16ff.
- Ermlandy im Yolksmunde auch das
Ermeländische, umfalzt heute die vier
landrätlichen Kreise Braunsbergy Heils-
berg^ Rössel und AUenstein, Ich erfuhr^
er geh' in's Ermeländische. Soph. R. IV,
FrUcbbler, Wörterbuch I.
218. Und so geh£s wie ein Sturmwind
in's Ermelandische. Ibid. V, 624.
Ermländer, m., Bewohner des £rm-
landes, bei Dusburg ermyni die Erm-
länder. Vgl. Voigt, Gesch. Pr. II, 615.
N. Pr. Prov.-Bl. a. F. XI, 72. Nsslm.
Th., 39.
Erntefuder, n., die vierspännige Fuhre
ungedroschenen Getreides, welche im
Werder und in der Nogatniederung
jeder Besitzer von zwei kulmischen
Hufen und mehr nach beendeter Ernte
dem Geistlichen als Geschenk sendet.
Die Sitte, welche seit länger als 200
Jahren bestanden, kommt allmählich
in Vergessenheit. Heinel, 322. Hintz,
136.
erobern, pltd. ferobre(n), sw.^ erübrigen,
ersparen, gewinnen. Was sie von ihrem
Taschengelde erobert^ verwendet sie auf
den Putz, Bt dem Geschäft ös nuscht
to terobre.
Erpel, m.y Enterich, ömmer munter
on kontenty wt de Erpel op de Ent
Sprw. I, 2676. 4030. Schleicherus safz
und grihflachte ide ein Erpel. Soph.
R ni, 217. Grimm, Wb. IH, 937.
Hennig, 61. In Friedland Ostpr. auch
Arpel. Vgl. Enter, Entrach, Wadik |und
Wart
erprachem, sw.^ erbetteln. S. prachem.
free, /., Hirse, mhd. hdrsey hirsy ahd.
hirsi, hirse. In Kgsbg. auch Xiche
{Ä lang). Davon: Srsengriltze, )Uchen-
grIHze, /., Grütze von Hirse.
Srsken, plur.^ s. v. a. Unterfirsken
(s. d.).
erspuren, sw.^ erspuren, aufspüren,
die Spur finden. Der Hund hat das
Wild erspurt Vgl. verspüren,
erstenfaigs, pltd. erschtendags (a = d)y
adv.y in den nächsten Tagen, sobald als
möglich. Marc Id.
12
178
erstunken — Eulenpfingsten.
erstunken, part, prät von erstinkerty
erdichten, aafbringen, lügen. Das ist
erstunken und erlogen^ eine gemeine,
böswillige Yerleamdung, Luge. In
Posen dieselbe Redensart mit dem Zu-
satz: und dazu nicht wahr, Bernd,
54. Hupel, 58. Sprw. II, 653.
Erwehen, plur.^ Erbsen.
£rzi88,/., Narcisse. Dzg.Nhg. Yiol^t,
99.
Erzpriester, m., Archipresbyter; in der
kathol. Kirche der Würde nach, was
in der evangel. der Superintendent.
Nach Hennig, 61, noch: „in Preui'zen
unter den Lutheranern diejenigen Geist-
lichen, welche die Aufsicht über die
Kirchen eines ganzen Sprengeis haben''.
fis, ees, adj,^ s. Vs.
£s-che, Eser, Oser, m. jüd. Vorn. Fla-
tow. Schmitt, 112.
escherig, adj.^ s. äscherig.
£sel, /., s. Äsel.
8sen, sw.y s. äsen.
Essen, n., Gericht, Gang beim Essen.
Zur seihten lobte (Verlobung) sollen vber
ij, oder drey essen nicht geben werden
bey dreyen marcken b%ces. Kleid.-Ordg.
1529—53. Kgsbg. N. Fr. Prov.-Bl.
a. F. VII, 374.
Essenträger, pltd. £tedräger, plur,,
die drei Sterne im Gürtel des Orion.
Dönh.
ftst, adv.y fast, beinahe, kaum. Es
ist est nich zu glowe^ es ist fast nicht
zu glauben. Oberland. Ein anderes
est s. unter Vs.
Sts, adv., gar; erst, ets nich, gar
nicht. Dönh. ets recht nicht\ erst
recht nicht.
Ctsch, intety\y höhnender Zuruf^ wobei
man schadenfroh den Zeigefinger der
linken Hand schabt, was man fttschen
nennt. Einen ausetschen^ ihn mit Schabe-
finger ausschämen.
etzerje, adü,^ eben, jetzt, diesen Augen-
blick. Mühling. Hennig, 323, schreibt
ezterje.
eu (äu), Doppellaut, wird fast immer
ein gedehntes, zuweilen auch ein ge-
schärftes i mit leise nachklingendem e
oder o, in manchen Gegenden auch ü:
Beutel Btdely heute htde, hüde, Leut-
chen Litkes, Lütkes^ Leute Ltdy Lüdy
läuten Itde (auch lödde)^ Scheune ScMny
Schien, freundlich frindlich, Kreuz KriZj
säumen stme, sieme, steme (auch some,
seme — beseme). Wird das eu ge-
sprochen, so lautet es ei: gefreut ge^
freit, Eule EUe. S. Lehmann , Volksm.,
28.
Eule, Eile, pltd.ll(/=0,/. 1- Egel, Blut-
egel, Hirudo. Hei ös danau un de II
nau Blöt Sprw. I, 537. Hei söpt wl
e II, der starke Trinker. Bluteule,
Pferdseule. Iletiln, Trin\ die mit Blut-
egeln handelt, Blutegelverkäuferin. 2.
pltd. Ul {ü^ü), Nachtschmetterling.
Mühling, Tiem., 169.
Eulenfeder, pltd. Ulefedder (I7=u), /.,
Feder der Eule. Hei ös möt Ulefeddre be-
Schott, er hat Unglück. Wehlau. Sprw.
II, 677.
Eulenflucht, pltd. Uleflucht, Uleflocht
(i7=w), /., in pltd. Form üblicher,
Zeit nach Sonnenuntergang, in der die
Eulen ihren Flug beginnen, Dämmerung.
In der Ulenflucht, in der Abenddämme-
rung. Hennig, 323.
Eulengicht, pltd. Ulegicht {U^ü), /.,
Brühe von einer abgekochten Eule.
Wer mit solcher Gicht begossen wird,
hat Unglück, wird dumm und zum besten
gehalten; es ergeht ihm wie der Eule,
wenn sie sich am Tage sehen läfzt —
er wird verfolgt Si ock denn nü ganz
begäte Hü^d^ möt itel Ulegicht f Volksl.
44, 68. Sprw. I, 774.
Eulenpfingsten, pltd. Ulepingste (I7»«i),
Eve — fach.
179
/., zar Bezeichnung eines Ungewissen
Termins. Op Ulepingste. Sprw. I,
775.
Eve, f.y das Mutterschaf. Mühling,
Tiem., 169.
Ewig, m.y Ephea, Bedej^a, weil er
immer grün ist Hagen, 273. Nach
Leunis, 721, heifzt auch der Taxas-
baum Ewtff,
Ex, /., die Axt. S. Ax.
expree, adv.^ ausdrücklich, durchaus.
Dat woü eck nü espree. Das franz.
expr^.
Eylau, Pr.,pltd.llau(/^Q, Ereisstadtin
Ostpr. Er steht ctus tüte der Tod von
Eylau. Erinnert wohl an die Schlacht
von Pr. Eylau am 7. und 8. Februar
1807. Fr ist aus Eylau, er thut eilig,
hat Eile. Wortspiel. Fiene Herres on
Flaues ut Hau on Kensbarg weare dabi.
Boldt, 12.
ezterje, adv., s. etzerje.
F-
f behält pltd. im Anlaut hchd. Klang,
geht jedoch im Auslaut meistens in p
über: auf op, Schaf Schäp, zu Häuf
to häp. Im Inlaut wird / zu p, b oder
w: saufen süpe, Haufe Hupe, laufen
lope, Hafer Haber y Häwer, Stiefel Steb'ly
Stewelf Teufel IXwel, Düwel. Auch im
schlechten Hochd. hört man w statt /:
Briewe, Ha wen, Howmann. Auch ff
wird p mit Verlängerung des vorher-
o
gehenden Vokals: Affe Ap, Scheffel
Schepel, Löffel Lepel. Lehmann, Volks-
mund., 30. Hennig^ 62.
fäaken, adv.^ s. fach.
Fabeikrailt, n., echte Königskerze,
Verbascum ihapsus L. Das Volk glaubt,
dafz die Wurzel der Pflanze, in Häu-
ser, Stalle, Scheunen gelegt, die Rat-
ten und Mäuse vertreibe. Hagen,
241.
Fach, n. 1. das Scheunenfach, der
Scheunenraum zur Seite der Tenne, die
Banse. In nem Fack^ in nem Fack
schleit de Bue sine Junge, Volksr. 44,
167. '2. das LieblingsvergnQgen. Er
hat sein Fach recht ausgeführt, sich
recht lustig gemacht. Bock, 10. Hen-
nig, 62
fach, fache, fachen, auch fake, faken
(a = a), faken, auf der Dzg. Nhg. und
im Werder fäaken, aefe., oft, mehrfach,
mannigfach, häufig, wiederholt, viel-
mals. Es hat hier fache geregnet. Ober-
land. Öch hc^s dir fauche gesagt, ich
habe dirs wiederholt gesagt. Ermland.
Ich bin faken in der Stadt gewesen.
Alien Ohm dat wer en leewster Mann,
Recht foaken kehrd öck bi em an Dorr,
7. . . .de Lied ön der Stadty Se schrie-
wen foaken on weeten nich wat. Ibid.
9. Wie faacke hebb eck da manch
Poüke Bohr gesaape. Carm. nupt I,
282, 1. Hapning (Hofl&iung) §s faken
wie en stiewer Jagdhund. D orr, 1. Wiew.,
34. Wat awer mach doch da onga Herr
so faachen maaken. Carm. nupt. VI,
168 c. Eere Schwester pisackt on klem-
pinigt se fachen. Schalt). 3, 6. Ew.
Ehrwürdigen Gnaden haben mir fast
viel und gefach geschrieben. Aus einem
Briefe des Komturs von Thom an
den Hochmeister L. von Erlichshausen
aus 1454. Beitr. z. Kde. Pr. V, 291.
S. auch Erl. Pr. I, 479. — Mnd. vaken^
vake, holl. vaak, allgemein nd. faken,
vaken. Brem. Wb. I, 334. Schütze I,
12*
180
Fachwerk — fahren.
307. Schamb., 256a. In Posen : /acA,
fache, Bernd, 55. Bock, 10. Hen-
nig, 63.
Fachwerk, n., das hölzerne Bandwerk
einer Wand, das mit Ziegeln ausge-
mauert wird. Hennig, 62.
fackeln, 9iw,^ schwanken, zweifeln, un-
entschieden zögern, umständlich und
mit peinlicher Behutsamkeit zu Werke
gehen. Fackel nicht so lang! Mit dem
werde ich nicht lange fackeln^ ich werde
ihn nicht lange bitten und fragen, viel-
mehr ernstlich gegen ihn vorgehen.
Wer na der Schiewe schotty dey mot
nich erst veel fackeln. Carm, nwpt, HI,
133c. Hennig, 63.
Fadem, m, der Faden. Mi e Icke
hat in seinem Wb., H, 173: Fadem^
Fadem gezwimty Fadem einziehen^ fa-
demweise; dagegen: dem Faden nach^
zu einem Faden.
Fademaufleser, m., Geizhals, Knicker.
Stein, Peregrinus XIH, 88 : Federn auf-
User. W. Mtsbl. VI, 159.
fademrecht, adj,^ in der Richtung des
hängenden Fadens, lotrecht. Sperber,
11: Fademrecht ist ein bekannter Fa-
milienname.
ndmen, sw.^ fädeln, gewöhnlich ein-
fädmen.
Fagfis, 9n., Vagabund^ Herumtreiber,
poln. wagus^ lit. wagis; aus dem lat.
vagtis. Flatow. Schmitt, 109. Hen-
nig, 323. Nach Mühling ist Fagas
ifi der Niederung auch Name für das
^ Schaf ; er schreibt auch Vagas. Sehe-
mionek, 10: Faggass grofzer Fett-
hammel.
Fahle, m.^ braunes Pferd, dessen Farbe
ins Gelbliche spielt, der Falbe.
Fahlland, n., Land, auf dem nichts
wächst.
Fahm, /., s. Fftm.
Fahnenspiel, n., das Schwingen, Wer-
fen und Fangen der Gewerksfahne vor
den Herbergen der Maurer u. Zimmer-
leute bei den sog. Quartalen. Die
Fahnenspieler sind nicht, wie Ro-
senkranz, Egsbg. Skizzen I, 221,
meint, die Altgesellen, sondern geschickte
Gesellen, die das Gewerk zu dem Spiel
gewählt hat. Das Fahnenspiel wird
auch bei Festaufzügen, z. B. zu Ehren
des anwesenden Kaisers, ausgeführt.
Königsberg.
FähnkefUhrer, m., eigentlich Führer
des Fähnchens (der Fahne), eines
Fähnleins (Reiter); hier Anführer, An-
stifter, Aufwiegler, wo es gilt einen
lustigen oder auch schlechten Streich
auszuführen. Well wi beid uk darbt
de Fahnkefeehrers s§nnen. Dorr, 1.
Wiew., 102. Verderbt zu: Hähnke-
fUhrer (Kgsbg.), HahnchenfUhrer (Sens-
burg), TähnkefUhrer (Wilgaiten im Sam-
lande), welche Benennungen Hähnchen^
und Zähnchenführer bedeuten. Bock,
10. Hennig, 62. Sprw.I, 782.
Fahr, Fahre, pltd. Far (a = ä), F6r,/,
Furche im Acker, die der Pflug zieht,
mhd. furchy ahd. furuh^ engl, furrowy
holl. vooTy vore. Je mehr Fär^ je mehr
Ar, je mehr Furchen, desto mehr Ähren,
d. h. je besser man pflügt, desto mehr
Getreide baut man. En Fär — en Ar^
zur Bezeichnung mangelhafter Beacke-
rung und ihres Ertrages. Sprw. I, 791;
11, 681. Min* Zoch woll nich packe.
De Fahr föüt mi op e Hacke. Volksl.
35, 23, 2. De Hadebar, De Hadebar^
De geit on trett em (dem Bauern) de
Fahrkes torecht Yolksr. 51, 195. In
Hessen ist Faere die quer oder schräg
durch den Acker zur Ableitung des
Wassers dienende Furche. Vilmar,
97.
fahren, st, machen, dalz man vor-
wärts kommt. Na fahr, fahr! ruft
Fahrt — Farach.
181
man in Egsbg. auch dem zögernden
Fafzgänger zu. Mit einem fahren^ ihn
abfuhren, heimsenden, gefangen fort-
führen. Se fahre mot «n, gewöhnlicher:
sie fahren mit ihm ab^
Fahrt, /. 1. die Einfahrt (s. d.); 2.
eine Tracht Wasser, zwei Eimer voll,
das Malz einer Fahrt, d. h. eines Gan-
ges.
fake, faken {a = ä\ adv.^ s. fach.
Faken (a = a), plur,^ Hürden aus Ha-
selruten oder Latten. Mühling.
Faktor, m, Hausknecht, Ausläufer,
namentlich in kaufmännischen Geschäf-
ten. Kgsbg. Sperber, 44.
Falbelan, m., krausgezogener Besatz
unten an Frauenröcken; aus dem franz.
falbala, Dönh. Hennig, 64, hat das
allgemein gebräuchliche Falbel.
Fale, w. jüd. Vom. Flatow. Schmitt,
114.
Falk, Falke, m., Wunde, die man sich
selbst beibringt: einen Falken setzen.
In der Sprache des geheimen Bettler-
ordens, der zu Anfang des 17. Jahrh.
in der Provinz Preulzen bestand und
dessen Mitglieder sich „Brüder^ nann-
ten (Pracherke min Broderke). Die
Wunde hatte den Zweck, Schauder
und Mitleid zu erregen, war aber nicht
gefahrlich; zu ihrer Hervorbringung
bediente man sich ungelöschten Kalkes,
in Branntwein gelöst, womit die Haut
au%eätzt wurde. Pr. Archiv, 1793, 8.
Sprw. n, 689.
Fallderallke, Elangwort von fallen und
rollen^ zur Bezeichnung des fallenden
und rollenden Eies. S. Tierräts. 62.
Fälle, n., FSIIekobbel, /., s. Fohlen.
falsch, adj. 1. ärgerlich, erzürnt,
bissig. MacK nichts dafz ich falsch
werde. Er ist auf dich sehr falsch^
böse, gegen dich aufgebracht; 2. un-
zuverlässig, hinterlistig, gemein. Das
ist ein falscher Mensch — ein falscher
Hund. Er ist falsch wie Galgenholz.
Sprw. I, 803. Vgl. ptksch.
Faltfn, m. Vom., Valentin; auch Fa-
milienname. Ermland. Sperber, 11.
Fftm, /., das lat. fama. Ol lieber
Meister, wie ist dein Nahm, Ich h5rt
von dir ein gute Fahm. Vers 1 u. 2
der dritten Strophe eines Gesprächs-
liedes einer Sekte Quäker, welche sich
1704 „im Tiegenhöfischen Gebiete auf-
warf und die sich Ecclesiasten wollten
genannt wissen." Hartwich, 299.
Familie, /., das Familienglied, je Mann
und Frau. Es sind nur zwei Famüien^
es ist nur Mann und Frau da, das
Ehepaar hat keine Kinder. Königs-
berg.
fanir, adv.^ s. wennir.
fanCrsch, adj.^ venerisch. Sperber^
44.
fangen, s^., mit Steinen, Knöcheln.
S. knBcheln.
Fanillj', /., Vanille. Sperber, 44.
Farbchen, n.. Dem. von Farbe. Sprich-
wörtlich: Das Farbchen ist mir zu bunt.
Soph. R. VI, 459.
Farbe, pltd. Farw, /. Auf seine Farbe
halten^ sich seinem Stande gemäfz klei-
den, auf seinen Stand nichts kommen
lassen. Hennig, 64.
Färbe, /., Farbe; Färberei. Ein Kleid
in die Färbe geben. Königsberg.
Färberzeichen, n., Blechmarke, die
der Färber als Zeichen für das in die
Färberei gelieferte Stück ausgiebt.
fllreng, adv.^ am Ende. Marienbg.
Ndrg.
Färflochte, plur.^ nicht völlig aus-
gedroschene Garben, die zu Häcksel
zerschnitten werden. Mrbg. Ndrg.
färfots, ado.y s. väriots.
Farsch, m. u. /., die First des Daches,
dessen oberste Längenlinie. Wenn ut-
182
Farsching — Faude.
gangs März de Vefjoahrschstorm De
Farsch terpliesert, det Dock opritt etc.
Dorr, 18. 'Sds, fast, faate^ ^^- /y^t,
holl. vorst Schamb., 257a. — be-
farschen, das Dach mit Farschsteinen,
Firstziegeln, schlielzen, verdichten.
Hennig, 323.
Farsching, m., First des Strohdaches,
Strohlage unter den Hangelten (s. d.).
Fartuch, n,, Handtuch. Poln. fartuch
die Schürze. Sperber, 37.
fasch, Hetzruf zum Hunde =* fass\
greif an. Fasch die Kotz!
faschen, »w.j anfassen, angreifen; vom
Hunde.
Fasel, m., Junges, junge Brut, Zu-
ZQcht, Yieh, das aufgezogen werden
soll; schon ahd. faseh Davon faseln,
sto., Jange werfen. Zusammensetzun-
gen: Faselgans, Faselschwein etc., Fasel-
vieh überhaupt. Aiich ein Fasel-Ganfz
Et hafzt^ Die ziwm Brühten, noch zum
Legen, Noch zum Sitzen zu bewegen,
Sondern nur auffs Bratspie/z pa/zt
Carm, nupt. I, 205. Hennig, 64.
Hupel, 60. Schmid, 182. Schamb.,
257a. Weigand I, 436. Grimm,
Wb. m, 1337.
Faselherrschaft, /., zur Bezeichnung
der Handwerker auf adeligen Gütern.
Er gehört zur Faselherrschaft. Sprw. I,
805. Mühliug: „Leute, welche nach
ihrer Art auch vornehm sein wollen.**
faseln, sw., von Fasel, Junge zeugend
sich fortpflanzen, sich vermehren. Dn-
recht gut faselt nicht und kommt nicht
auff den dritten Erben, Stein, Pere-
grinus Vn, 17. W. Mtsbl. V, 141.
Fase, /. , s. Fofo.
fasen, sfw., rasen, laufen.
Fassan, m.^ Hundename, auch Name
im Märchen. Es war einmal ein Mann,
der hie/z Fassan etc. Volksr. 86, 360.
Fassbäcker, m., s. Fastbäcker.
fasstehrig, adj., aus fassen und lehren
= lernen, also leicht auffassend und
lernend, gelehrig, talentvoll. Hei äs
sehr fasslehrig.
fast, adj, u. adv.^ fest. Hol em fast.
Hei kann sock fast mäke, er kann sich
kugelfest, unverwundbar machen.
Fastbäcker, m., auch Fassbäcker,
eigentlich Festbäcker, Bäcker, der festes
Brot aus Roggenmehl bäckt; im Gegen-
satz zum Losbäcker (s. d.). Egsbg.
Hennig, 67.
Fastelabend, m., auch Fastlabend,
Fastlawend, Fastelauwen , Fastenabend,
Fastnacht, Dienstag vor Beginn der
Fasten; mnd. vastelavent, dsLU, fastelavny
holl. vastenavond. Provinzielle Fast-
nacbtsgebräucbe und Fastnachtslieder
s. Volksr. Nr. 790—796. Fastnachts-
gerichte : Mohnkeilchen, Mohnnudeln,
abgekochter Schweinskopf, Sauerkraut
mit geräuchertem Schinken; Gebäcke:
Krapfen, Purzeln, Pummelchen, Heifz-
weck. Sperber, 11.
Fastelabendkringel, m., kleiner Krin-
gel, hart gebacken und mit Salz be-
streut, in Kgsbg. vor und während der
Fastenzeit beliebtes Gebäck. S. Krin-
gel.
Fafzstab, m,, die Daube, Fafzdaube.
Sperber, 46.
Fftts, /., cunnus, vulva. Ermland;
sonst allgemein Fotz, Fotze; auch
Schimpfwoj't auf eine Frauensperson.
fats (a=^ä), adv., s. förts.
Faude, /., Warnungszeichen, Grenz-
zeichen, bestehend aus einer hohen
Stange, deren oberes Ende mit Stroh
oder Strauch umbunden ist. Es soll
kein Angesessener von Adel oder einiger
Einsa/z sich unterstehen Favden ins
Haab zu setzen oder abzustecken, als die^
welche hiezu geordnet. Haff- und Fisch.-
Ordnung von 1640. Bock, Nat. IV,
Faue — fegen.
183
696. Nach Bock, a. a. 0. werden
die Fauden von den gemeinen Leuten
Fhsten genannt. Hennig, 64. S.
FQse.
Faue, /., Fischerkahn. Pisanski's
Nachtr.
Faulack, pltd. FQIak, m., Faulenzer,
Faulpelz. Aus faul mit der poln. Mas-
kulin-Endung dk. Treichel.
Faulbank, pltd. FQlbänk, /., Bank für
faule, aber auch für schwatzhafte und
unartige Schüler. Er sitzt auf der
Faulbank.
Faulbaum, m., s. Wählbaum.
FaulbrUcker, 9n., Fischer, der nicht
zur Gilde gehorte. Es soll auch bey
dem Abschiede bleiben^ da E, E, Roth
den 13. Juli 1621 gesprochen ^ dass die
FauUmicker keine Zun/t und Brüder-
schaft aufzurichten frey haben. Rolle
d. Kgsbg. Fischergilde. Bock, Nat.
V, 567.
faulfeil, adj., feil, käuflich, für Geld
zu haben. Viel hungrige Brüder machen
die Kunst wolfeil und fauLfeU. Stein,
Peregrinus XVm, 38. W. Mtsbl. VI,
191.
Faulfieber, Tl., fingierte Krankheit träger
Schüler. E/r hatte das Faulfieber sagt man,
weun ein Schüler angeblich wegen
Krankheit die Schule versäumte. Sper-
ber, 12.
Faust, m. Yom., Faustinus. Hart-
wich, 54. Vgl. Pott, 49.
Faut, m.y gewöhnlicher pltd. Föt
Faxe,/., üblicher die Mehrzahl Faaen^
Possen, Späfze, närrische Eiufälle; aber
auch alberne Ausflüchte. Dat ös Faa,
Unsinn, dummes Zeug. Friedland Ostpr.
Mach keine Faaen. Davon Faxenmacher,
m., Spafzmacher, Clown. Hennig,
63. Sperber, 12. Grimm, Wb. HI,
1225. 1385. Vgl. Flause.
fechten, st, betteln, ursprünglich das
handwerkgebräuchliche Geschenk von
den Meistern erbitten, wie solches von
reisenden Handwerksburschen geschieht.
Davon Fechtbruder und Fechtmeister;
auch als Schimpfwort: Bistu ein fecht-
meister von Danzigk. Morgenspr. von
1532. Die Zünfte, 50.
fCdag, adv.^ heute. Marbg. Ndrg.
f eddern, sw.^ von Feder, verschrei-
ben, inventarisieren. He heft nuscht to
feddÜre^ er hat nichts zu federn, kann
nichts den Seinen verschreiben lassen,
ist arm. Korkehnen (Samland). Sprw.
n, 706.
Feddemedder, /., die Libelle. Fedder-
nedder^ ha ht, settdt! Volksr. 60, 231.
Samland. Ygl. Medder.
Federau, fingierter Ortsn. NachFederau
reisen^ zu Bette gehen. Ygl. Federland
und Posen.
Federball, m.^ Schmaus mit Tanz nach
Beendigung des Federschleifzens, wobei
man sich in ländlichen Haushaltungen
gegenseitig unterstützt; auch Federtalk.
S. Talk.
Federflunk, m., Abstäuber aus Federn.
Treichel.
Federfuchser, m., s. Fuchser.
Federland, n., das Bett. Wir reisen
ins Federland, wir gehen zu Bett.
federn, sw.^ der Feder gleich elastisch
nachgeben. Ein auf Federn g^auter
Wagen federt. Ygl. feddem.
Fedemägelchen, n., Pflzn., Fedemelke,
Dianthus plumarius L. Hennig, 65.
Hagen, 460.
Federpose, /., Federkiel, Federspule.
S. Pose.
Federtalk, m., s. Federball.
fegein, sw.^ s. fegen.
fegen, »w. 1. kehren mit dem Besen;
2. wild tanzen, wobei die Tänzerin mit
ihrem Kleide den Saal fegt; 3. einen
schelten, derb abfertigen, zum Weichen
184
Feger — Fell.
bringen. Aber ich fegte sie nach der
Schwierlichkeit, Soph. R. V, 583. Aber
wie fegte sie mich^ ah ich sagte: ich
würde in ihren Angelegenheiten nie wie-
der einen Fufz über ihre Schwelle setzen.
Ibid., 591. Komrri man her^ ock war
di fege! Volksl. 64. 42, 9. Hennig,
65. Grimm, Wb.ni, 1412 ff. 4t,coire,
vorzugsweise aus der ersten Bedeatmig,
nnd dann gewöhnlich firequentativ fegein,
fBgeln.
Feger, m. , Verschwender, Prasser,
Durchbringer. Op e göde Heger folgt
e göde Feger. Sprw. I, 1541.
Felbel, Feibusch, m. jud. Vorn., von
Phöbus. Flatow. Schmitt, 112.
Feichler, m., Schmeichler. Bei Stein ,
Peregrinus XU, 13, unter homines do-
losi: Tickische^ nickische Lauscher^ slei-
cher^ feiclder^ heichUr etc. W. MtsbLV,
188.
Feldettuch, n., grobes Wischtuch zum
Reinigen des Fufzbodens. Danzig. W.
Seidel, 30. Nach den Gedanism. auch
Feiltuch. In Elbing feilen, auffeilen, mit
einem nassen Lappen den Fuizboden
reinigen. Schemionek, 10.
Felle, Dem. Feilchen, w. jud. Vorn.
Flatow. Schmitt, 114.
feilen, sw.^ s. Feideltuch.
Felltuch, n., s. Feideltuch.
Feime, m. u. /., geschichteter Haufe
von Garben. Sperber, 12. S. Grimm,
Wb. m, 1451.
Felmel, m., felmeln, sw.y s. Fimmel,
-fimmeln.
Feinbrot, n., Brot aus fein gebeutel-
tem Roggenmehl, im Gegensatz zu
Grobbrot Vgl. Brot u. Ösbrot.
Feine, plur,^ Sekte der Mennoniten
im Werder. Vgl. Klftrken.
Feine, w. jüd. Vom. Flatow. Schmitt,
114.
feinknochig, pltd. ftnknaklg (a ^ d),
adj.^ von feinen Knochen, zart gebaut.
En ßnkndkiger Mansch.
feinnasig, pltd. ftnnäsig, adj.y hoch-
nasig, vomebmthuend.
Feinstoff, ?n., Mennoniten -Sekte im
Werder, wie Feine. S. Kl&rken.
Feise, /., kleines StQbchen in Müh-
len, Schlafraum für die Gesellen, doch
auch zum Aufenthalt für die Mahlgäste
dienend. Sich in der Feise aufwärmen.
feistem, at^. 1. einen derb abfuhren,
abfertigen, mit Schlägen forttreiben.
Ich werde ihn feistem! Sprw. I, 825.
In Posen feestem. Bernd, 58. Bock,
10. Hennig, 65. Hupel, 61. 2.
coire. Nach Treichel auch fBstern.
Feitsche, /., der Elingerstock des
Hirten. Die Feitsche tappte faUira!
Aus einem Schmackosterreim. Dönh.
feixen, sw,y mit Grimasse höhnen, am
unrechten Orte lachen; dasselbe wie
grif lachen (s. d.). Sperber, 12. S.
Grimm, Wb. HI, 1473.
Felbel, 9n., Halbsammet von Seide
und Garn. FelbelhUte, Filzhüte mit Fel-
bel überzogen. Aus dem gleichbed.
ital., span., portug. felpa^ /., sicilianisch
felba. Weigand I, 447. Hennig,
66.
Feldchen, tw., Dem. von Feld^ Abbau,
Ausbau, allein gelegene Besitzung. Na-
tangen.
FeldflUchter, m., Taube, die ihre Nah-
rung so lange wie möglich auf dem
Felde sucht, Feldtaube. Mühling,
Tiern., 169.
Feldwftke, /., nach Hennig, 66, die
hin und wider im Felde zerstreut lie-
genden kleinen Steine, lapides in campo
dispei^si^ im Gegensatz der Flufzwaken.
Vgl. Wake.
Fell, n., die Haut, in Redensarten:
Einem das FeU auskbpfen — gerben.
Einem aufs FeU steigen — ein FeU ge-
Fellebröch — Fesen.
185
ben^ alle « schlagen mit Stock oder
Rate. Er hat ein dickes Fell^ er ist
Ermahnungen und Warnungen schwer
zugänglich.
FellebrVch, m., s. BrSch.
Felleisen, pltd. FellT8e(n), Bauch, Ma-
gen. Sein Felleisen gut voUpacken^ stark
essen. Sprw. I, 828.
Felp, m. Vom., Philipp. Hart wich,
54: Phelp. In der Dzg. Nhg. Phelps.
Viol^t, 103. (JPlelps das. ist wol nur
Drackfehler.)
FelpTn, w. Vorn., Philippine. Hart-
wich, 56. Vgl. PTn.
fCbchen, sw.^ auf eine Ware bieten,
feilschen, markten. Ich feUchte wohl,
aber er wollte mirs dafir nicht lassen.
Hennig, 65; 323.
Femel, Femmel, m., femeln, femmeln,
8w., s. Fimmel, fimmelnj
Fenköl, m, Fenchel, Foeniculum^ lit.
pankolisy lett. wennkohk. Hennig, 66.
Fenne, n., Sumpfland mit grasbe-
wachsener Erdrinde, Moorland, Moor-
weide. Goth. fani^ n., Eot, altnord
fen, w. = Sumpf, Morast, ahd. fennt u.
fenna^ f. Weigand I, 450. Grimm,
Wb. HI, 1519. Mühling hat nur den
Plural: Fennen = niedrig gelegene Stel-
len in den Forsten.
Fensel, n., s. Finsel.
Fenster, plur,,, die tiefen, unergründ-
lichen Stellen in den Seen von Anger-
burg. Mühling.
Fensterkest, /., s. Kest.
Fensterkopf, m.^ das Brett auf der
FensterbrüstuDg. Die Blumentöpfe stehen
auf dem Fensterkopf.
Fensterkutsche, /., Kutsche mit Glas-
scheiben, Fenstern. Morge ward se
(das Weib) wedderkame Mot de grote
Fänsterkutsch. Volksr. 120, 505.
Feosterlade, /., s. Lade.
fenstem, mo., vom Fenster her schel-
ten, ausschelten, doch mehr noch schel-
ten überhaupt. Ich reiste nach Roth-
schJoss^ um die Alte zurück zu fänstem.
Soph. R. IV, 150.
Fensterpeter, m.^ der mittlere Fenster-
pfosten. S. Peter.
Fensterraute, auch blolz Raute, Fenster-
scheibe, nicht blofz die viereckige.
Ferkelmacher, m., s. Goldap.
ferkeln^ sw. 1. Ferkel werfen; über-
tragen: Garben vom Austwagen ver-
lieren. Das Fuder ferkelt Die Lade^
rin ferkelt Sprw. I, 2278. 2. wie ein
Ferkel sein = unsauber, schmutzig.
ferkelig, ac^.j von Ferkel^ sudelig, un-
sauber.
ferm, adj.^ fest, tüchtig, geschickt,
sicher; von dem lat. firmus. De ös on
allem ferm. E fermer Speler.
Fernabuk, Femebok, m., das Pemam-
buk-, gewöhnlich Femambukholz, eine
Art des Brasilienholzes. Hennig, 66.
Sperber, 44.
fernen, sw.y in der Ferne ein gutes
Aussehen haben. Das Frauenziminer
femt^ sieht von ferne schön aus. Hen-
nig, 66.
Femgesicht, n., Femglas, Teleskop.
. . . aber von QaUlaeo und denen so sich
stattlicher fem-Oesichter brauchen^ sind
ihrer (Fixsterne) mehr denn unzählbar
observiret Linem., M 2 a. Das andere
eaperiment zeigt das femgesicht in den
Planeten auch andern Fixsternen^ welche
dem bhfzen Auge eckicht scheinen^ wenn
man aber selbige schawet durch ein Qrlafz
oder femgesichty so scheinen sie gar rundt
Ibid., Q 2a. . . . denn sonsten würde das
herfürragende Licht auch durchs fem
gesicht oder durch den tubum opticum ge-
mercket werden. Ibid., Xx2a.
Fernitz, m,, korrump. aus Firnis.
Fesen, ^., Dinkel, Spelz, Triticum
speUa L. Hagen, 142.
186
Fest — Ff.
Fest, n. Mit einem sein Fest haben^
mit ihm Scherz, Mutwillen treiben, ihn
zum besten haben. Hennig, 67. Sprw.
II, 715,
Festbäcker, m., s. Fastbäcker.
festhalten, pltd. fasth6le(n), seine An-
sicht, Meinung, dabei beharren. Sin
Stock fastholen, H6V dat letzte Eng*
fast Elbinger Ndrg.
festmachen, st^., bannen durch Zauber-
spruch. Die Kuren stehen bei dem ge-
meinen Volke in Memel in dem Ver-
dachte^ sie konnten Jemand y^festmachen'^.
Kommt nämlich ein Dieb zu dem un-
beaufsichtigten Wagen des Kuren y so
fühlt derselbe sich plötzlich festgehalten;
er kann nicht fort und mvjz bis zur An-
kunft des Kuren warten, Pas sarge,
Balt., 140.
fett, adj. Er ist dick und fett, er ist
gesund und kräftig. Ein fetter Mund,
ein mit Fett beschmierter Mund. Ein
fetter Acker, Er wird zu fett, es geht
ihm zu gut^ er wird übermütig.
Fetter, m., der Fette. Et ös en Fetter,
ein Gutsbesitzer aus der fruchtbaren Ge-
gend zwischen Mewe, Dirschau undStar-
gard. Mühlin g, Sprw. I, 845. Auch
Fetteracker, m,, vielleicht Vetter a^kevy
weil die dortigen Bauern durch Heirat
mit einander verwandt sind.
Fettfleck, m,, bildlich: Er hat einen
grofzen Fettfleck gemacht^ ein groi'zes
Versehen. Hennig, 323.
Fettgänske, Fettgänschen, Pflzn., gelber
Milchstern, Omithogalum luteum L,
Hagen, 361. Nach Mühling auch
Fetthennke.
Fetz, m., Dummkopf. Du Fetz! Du
dämligerMensch, dummer Michel. Sper-
ber, 12. Sonst Fea;, Blödsinniger, Ein-
fältiger, närrischer Eerl, Spafzvogel.
Vgl. Weigand I, 455. Grimm, Wb.
m, U25: fdchs.
Feuer, n,, rötliche Geschwulst, na-
mentlich im Gesicht, Rose. Er hafs
Feuer, Bock, 10. Hennig, 67.
Feueranschlagen, n., spielartige Be-
lustigung, bei welcher die beiden Be-
teiligten die Knöchel in vertikaler Rich-
tung gegen einander schlagen, wie man
den Stahl gegen den Feuerstein schlägt.
Vgl Volksr. 205, 762.
Feuerbake, /., s. Bake.
Feuerfuchel, m., s. Fuchel.
Feuermal, n,y dunkelrotes Geburts-
zeichen, nach der Volksmeinung hervor-
gerufen durch Erschrecken der schwan-
geren Mutter, namentlich bei einer
Feuersbrunst. Vgl. Hupel, 63.
feuern, sw. 1. wie Feuer glühen. Die
Backen feuern mir, vor Hitze, Kälte,
oder in Folge starken Trinkens. Hen-
nig, 67. 2. mit Kraft werfen, schlagen,
stofzen; entfallen, entfliegen wie aus
einem Feuergeschofz. Er feuerte ihr
eins ins Gesicht, gab ihr eine tüchtige
Ohrfeige. Die Uhr feuerte an die Erde,
sie entfiel mit kräftigem Schwung.
FeuerstUbchen, n., Gefafz von Eisen-
blech, Messing etc.^ worin glühende Koh-
len zur Erwärmung der Füfze gehalten
werden. „Die Feuerkieke von Messing. •*
J. H. Vofz, Der siebzigste Geburtstag.
Hennig, 268. Vgl. Kohlentopf.
Feuerwurm, pltd. FU'rworm, m,, Hirsch-
käfer, Lucanus cervus,
fex, adj., fix, behende, schnell, ge-
wandt. He OS so fex as en Bund Arften-
stroh gegen Wind, ironisch vom Lang-
samen. Sprw. I, 893. Auch fexig und
deminutivartig fexke, fexkens: eck leep
feakens hen tom Liekedrage. Ward. Bur.,
12, 4. In Natangen subst.: Er ist ein
Fex, ein gewandter, leichtfufziger Mensch.
S. doch auch Fetz. Vgl. fix.
Ff, m. Aus dem Ff bekommen, scharfe
Hiebe bekommen. Sprw. H, 728.
Fibel — Fiddeltanz.
187
Rbel, /., Magen der Wiederkäuer,
Psalter, Buch. Samland. Natangen.
Fiberitze, Fibritze, Fibritzenkatze, auch
Viferitze, /., Eichhörnchen, Eichkätz-
chen. Conitz. Die Wurzel ist wohl
fibem^ das aufzer zittern in Bayern,
neben fippem^ auch die Bedeutung hat:
sich schnell hin und her bewegen.
Schmeller, I, 507. Ejine jede ange-
klagte Person besafz einen bösen Geiste
entweder in der Gestalt eines fahlen Eich-
horns (hier öfter Viferitze pltd. genannt)
oder schwarzen Hündchens, Conitzer
Hexenprozefz. Pr. Prov.-Bl. II, 133. S.
Sprw. I, 916.
Fiblatschker, m.^ Abc-Schütze, Kind,
das noch in der Fibel lernt; spottweise:
Student. Lippke^ do dem Fiblatschke
dat tarn Gefalle, Kgsbg. Firmenich I,
102b. Die Studenten werden in Kgsbg.
auch Fibeljungen genannt Hennig, 67.
ficheln, 8t&., liebkosen. Posst onßchelt
immer ju^ kulzt und liebkost immer
euch. Violit, 188. Doch denkt ju:
Lott kickt mi nich an^ Met Anderen se
blofz ficheln kann. Volksl. 19, 10, 6.
FTchen, w. Vorn., abgekürztes Dem.
von Sophia. Hartwich, 55: Phichen,
Auch Fusch, Dem. Fuschchen.
Ficho, m., Schnaps. Einen Ficho ein-
giefzen — trinken, Samland (Korkehnen).
Sprw. II, 729.
Fichte,/., mifzbräuchlich zur Bezeich-
nung der Kiefer, PinvA sylvestris^ während
Fichte eigentlich der Pinus abies zu-
kommt. E. Förstern.., 295. Er ist be-
soffen wie. eine Fichte^ schwankt wie
diese. Sprw. I, 445. Einen in die
Fichten führen^ ihn irre leiten, hinter-
listig betrügen. Hennig, 67.
fichten, adj.^ grob. Der Rock — die
dgarre ist fichten. Treichel.
Fichtenräuber, Pflzn., Fichtenspargel,
Monotropa hypopitys L, Wächst auf
den Wurzeln der Fichten. Hagen , 434.
ficl(facl(en, ficirfacicem, sw,^ Possen
treiben, Ränke schmieden; Blendwerk
und Taschenspiel machen; Windbeute-
leien ausüben; auch wie fitschen und
fitzen : mit der Rute schlagen (zur Züch-
tigung). Davon Ficitfacker, m., Possen-
reifzer, Taschenspieler, Ränkeschmied.
Vgl. Weigand I, 456. Grimm, Wb.
in, 1617. Schmeller 1,510. Vilmar,
101. Bock, 10. Hennig, 68. Sprw.
I, 854.
Fiddel, pltd. FBddel, /., Fiedel, Geige;
namentlich in verächtlichem Sinne. De
Fiddel hieschdy de Brommbass schnard^.
Dorr, 31. Ä kann Föddel spöhle on
Waldhorn. Ermländ. Freisch., 7. Vada
leetju bodde Öm degrote Föddel Volksr.
37, 139. Moda^ toi wa wt dot springe
Wenn de Feddels wäre klinge. Volksl.
45, 28, 5.
fiddeln, pltd. fiiddle(n), sw. 1. auf der
Fiedel spielen. Eöa^ ös et FiddUe schwäf
So fidd!le migd öck 6k vastäne. Rasten-
burg. Firmenich I, 109b. 2. coire^
futuere. In dieser Bedeutung als
Schimpfwort auf ein Frauenzimmer:
Fiddelelse.
Fiddelsomp, m. Name einer vor-
städtischen Strafze in Elbing, der jetzige
innere Georgendamm, öch sei öm Fiddel-
somp gewesen. Schaltj. 3, 4. Ent davon
het^ wi htr bi Elunng dat erste Hüs öm
Föddelsomp. Elbinger Höhe N. Pr.
Prov.-Bl. a. F. IX, 244. Firmenich
III, 495b. Nach Schemionek, 10,
standen im Fiddelsomp Tanzhäuser.
Fiddeltanz, m., Tanz zur Fiedel, und
weil es beim Tanze oft zu Streitig-
keiten kommt, auch Zänkerei, Schlä-
gerei. Nugeit de Föddeldanz los. Sprw.
I, 855.
188
fiddern — fingero.
Addern, W),^ das prickelnde Gefühl in
den frierenden Fingern; die Kalte selbst:
es fiddert heute tüchtig, Friedland Ostpr.
Fidibum, m., Schnaps. S. Sprw. I,
1532.
fldQzen, si/7., schmuggeln, die Thor-
steuer (Mahl- und Schlachtsteuer) um-
gehen. Mehl fiduzen. Davon FidQzer,
m., Schmuggler. SteuerfidQzer,m., Steuer-
erheber. Kgsbg. Vgl. Sprw. I, 857.
Piek, m^ s. FTk.
Fiekchen, w. Vom., Sophie. Aber
mein Fiekgen ist achtzehn Jahre alt ge-
worden, Soph. R. I, 205. Fiekgen!
leiden sie es nie etc. Ibid., 304. Möchten
Sie, liebstes Fiekgen etc, III, 211 u. öfter.
Fleke, /., s. FTke.
fies, adj.^ s. fts.
Fiest, m., FTsi
FiglTn, Fijöl, /., Violine, s. ViglTn und
Vijöl.
Fijuchel, m., Windbeutel, Lieder-
jan, namentlich von einem liederlichen
Frauenzimmer. Zur Verstärkung: Fi-
juchel vijöl. Vgl. Sprw. I, 861. Sper-
ber, 41.
fijucheln, sw,^ windbeutebd, liederlich,
leichtfertig, abenteuernd sich umher-
treiben. Davon fijuchlich, adj. Von
Jüchen und jagen.
FTk, m., Bandwurm. De Hund schleppt
Flkey ein Ende Bandwurm steckt ihm
zum After heraus. Grimm, Wb. III,
1627: Fieky /VcA = Eingeweidewurm,
Riemenwurm, Gürtelwurm.
Ftke, /., Tasche. So well eck ut miner
langen Fieken Enen Timpfheruter rieken,
Volksr., 277, 966.
Filzlaus, /., 1. die Skorpionspinne.
Mühling, Tiern., 169. 2. das frühere
Sechspfennigstück, seiner Kleinheit
wegen.
Fimmel, Femmel, Feimel, Femel, m,^
die männliche Pflanze des gemeinen
Hanfes, Cannabis sativa L, Man nennt
auch die männliche Pflanze des ge-
meinen Hopfens, Humubis lupulus Z/.,
Fimmelhopfen. Hagen, 1039. 1040.
Fimmel aus dem lat./e»wZZa Weibchen,
dem Dem. von femina Weib, weil man,
vor Erkennung des wahren Geschlechtes,
die kleinere und zartere männliche
Pflanze für die weibliche hielt. Wei-
gand, I, 458. Grimm, Wb. IH, 1638.
Fimmelei, /., zu^m^n^Zn, flatterndes
Umherfahren, unstätes Wesen.
fimmelig, adj. von fimmeln^ unstät^
flatterhaft.
fimmeln, feimein, femeln, femmeln, pltd.
fVmmeln, sw, 1. die männlichen Pflanzen
von Hanf und Hopfen ausscheiden von
den weiblichen; 2. hin und her fahren,
namentlich mit den Händen; wedeln;
wehend flattern. Fimmel mir nicht
immer mit der Hand vor den Augen,
On da heft hei de LUd! ver de Näs ge-
fömmelt (mit dem Klingbeutel), De hebbe
em ömmer wat e 'rönner gebammelt,
Volksl. 39, 25 II, 6. Mit der Peitsche
fimmeln. Der Hund fimmelt mit dem
Schwanz. Die Bänder der Haube fimr-
mein. Auch hin und her rennen: Er
muss überall hemmfimmeln. femmeln
scheint auch coire zu bedeuten: Bit
hemmelt on femmelt mt undre Bank, op
er Bdnky am Bedd am beste, Tierräts.
102. Vgl. fummeln.
final, odt?., durchaus, endgültig. Ich
thue es absolut und final nickt, Dzg.
W. Seidel, 30.
Finanze, /., wohl Verstümmelung von
Finesse, falsche Vorspiegelung, Flun-
kerei, Kniff, besonders rücksichtlich be-
trüglicherGeldschwindeleien. S.Nsslm.
Th., 15 unter balere.
fingern, sw.y mit den Fingern fertig
Finke — Fischbrocke.
189
machen; eine Sache in Ordnung und
Schick bringen ; auch fingerieren. Davon
befingern. Er hat das richtig beßrin
gert,
Finke, m. Er ist ein lustiger — ein
munterer Finke — ein Dreckfink — ein
Schmielfink, Treichel.
Finkeljochem, m.y schlechter Brannt-
wein. Nach Grimm, Wb. III, 1664,
aas der jüd. Gaunersprache: Jochem^
hebr. jajin = Wein, finkein - kochen,
sieden. En Schluckske FinkeUJochem
hahr! Carm. nupt. I, 282, 15. Das
Wort ist weit verbreitet: Brem. Wb. I,
374. Bernd, 60. Vilmar,478. Hupel,
63.
Pinsel, FUnsely pltd. FVnsel, Fengsel, m.
1. Füllsel. Man sehckt den ledgen Gän-
aebuckmetFengselvoUtoproppen. Carm.
nupt I, 298. 2. in der Redensart: Den
ganzen Finsel nehmen^ das Vorhandene
— als Ganzes oder als Rest, z. B. den
Einsatz beim Kartenspiel; daher auch
das Wenige, die Kleinigkeit: es ist ja
nur ein Finsel. In diesem Sinne auch
Riel; in Hessen Fimel, Finzelchen.
Vilmar, 102. Bock, 11. Hennig, 68.
Pinsel, Pensei, m., eine Art kleiner
Netze; von dem poln. wfzel = Bündel,
Pack, Gebinde. Flatow. Schmitt,
106.
finstern, verfinstern, sw,^ irre gehen.
Er ist verfinserty er hat sich verirrt.
Hennig, 68. Vgl. bistern.
fippem, sw.^ s. fispern.
fipprig, adj.j mutwillig, lustig, leicht-
fertig, foldtre. Dann wird er das^ was
wir fipprich nennen. Soph. R. VI, 142.
fips, adv.y schnell, fix. F%pps war
sie mit einer Nadel da und fing an an-
zunähen, Soph. R. I, 639.
Pips, m.j ein Leichtfüfziger, Fixer;
nach Marold ein unfertiger Mensch,
auch ein solcher, der in engen, kurzen
Kleidern geht; Spottname für den
Schneider.
fipsen, sw. 1. schnell zugreifen, daher
auch stehlen. I}r kann das Fipsen nicht
lassen. — verfipsen, zu kurz, klein, enge
machen; namentlich von Kleidungs-
stücken. Ze jenner Zieit war der Fe-
bruar noch nich so verfippst wie nu^ he
hau noch 30 Tag. Schaltj. 3, 8. 2.
coire,
fipsig, adj, 1. schnell in den Be-
wegungen, leichtfüfzig, ruhelos. 2. enge,
von Kleidungsstücken. Der Rock ist
zu fipsig.
Pimifzstein, m., schlechtere Bemstein-
sorte, zur Bereitung des Firnisses ver-
wertbar. Bock, Nat. n, 218. S.Stein.
PiS, PIser, /., zu PoSe, Faser: F&d-
chen, unbedeutendes. Geringes über-
haupt. EinFis-chen — Fiserchen Fleisch
Du kriegst auch nicht die Fis^ nicht das
kleinste Stückchen. Sprw. I, 890. Da-
von fiserig, adj.^ faserig, schmächtig,
dünn. Vgl. Pitzchen.
fts, adj.^ zimpferlich, mäkelig. Sche-
mionek, 10.
Pisch, pltd. PVsch, m.^ der Dorsch.
Samländ. Ostseeküste. Jeder andere
Fisch wird mit Namen genannt; der
Dorsch heii'zt Fisch: Fisch* hob* wir nicht
bekomme^ Dorsche haben wir nicht ge-
fangen.
. PischbrUcke, /., in* Kgsbg. ein Teil
des gebrückten = gepflasterten Pregel-
ufers, worauf der Fischmarkt abgehalten
wird. Vortmehr cUlerley treuge Fische
soll man veil haben uf dem marckte
und nicht uf der Fisch brücke. Der
Kgsbg. Fischer Rolle 1538. Benecke,
287 f. FischbrOcken giebt es auch in
Danzig und Elbing. In Danzig heifzt
ein Teil des Motlau-Quais hinter dem
Fischmarkte Fischbrucke. Das ABC der
FischbrUcke s. Sprw. II, 743.
190
Fiscbbuxen — Fischtag.
FischbUxen, pltd. Föschböxe, plur,,
Fischhosen, der Rogen des Dorsches.
Samland.
Fiichel, m., Strauchwerk von Tannen
und Fichten, wohl nach dem Tone ge-
nannt, den es beim Brennen hören läfzt.
Dat 08 je man DannefiSchel, das sind
ja nur Tannenäste. In Westpr. nennt
man solch Strauchwerk Bri§el. Müh-
ling.
fiicheln, sw.^ mit einer Sache hin und
her fahren, fachein; nach Mühling
auch: viel Holz verbrennen.
Fischerbauer, m.^ in den Stranddörfem
der mit der Fischereigerechtigkeit aus-
gestattete Grundbesitzer. MQhling.
Fischermeister, m., Meisterder Fischer,
als Eigentümer des Wintergams; er
heifzt auch Gammeister, als Meister des
Garns. Es sind bei der Ausübung der
Winterfischerei zwei Gammekter er-
forderlich, von denen jeder einen Flügel
des Garns beaufsichtigt. Bock, Nat.
IV, 717. Hennig, 80: Gammeüter^ ge-
wöhnlich der älteste unter den Fischer-
knechten. Einem Gammeister wöchent-
lich 3 mk. und zum Gottspfennig im
Winter 4 mk. 10 Gr, iV., im Sommer
3 mk, RoUe der Kgsbg. Gildefischer
V. 1662. Bock, Nat. V,559.
Fischerschulze, m., Beamter zur Beauf-
sichtigung der Fischerei. Es gilt über
die Fischenchulzen dasselbe, was über
die Fischmeister gesagt ist. Im Gebiete
des frischen Haffes sind deren 9 an-
gestellt.
Fischertuch, n., Abteilung am Flügel
des Herbstgarnes. S. Windegam.
Fischfrafz, m., eine grofze grüne Mücke
ohne Stachel, am Ufer des kurischen
(auch frischen?) Haffes. Die unter dem
Namen HaffmUcke auftretende Mucke ist
klein, aber in ihren Stichen bösartig.
Altpr. M. IV, 202.
Fischhausen, Kreisstadt im Samlande,
aus Bischoveshusen, woraus Bischhusen^
Bischhausen ^ Vischhausen^ Fischhausen.
Pr. Prov.-Bl. I, 409. Pr. Land.- und
Volksk., 503, Die Bewohner von Fisch-
hausen heifzen spottweise GiideJmTper
als Zunftfischer — vielleicht richtiger
Gtbekntper^ — Bärenstecher, weil sie auf
einen Baumstumpf als auf einen Bären
Jagd machten, und MUckenspritzer, weil
sie auf einen Schwärm Haffmücken,
der den Kirchturm rauchartig einhüllte,
in der Befürchtung, der Turm brenne,
losspritzten. Genaueres s. Reusch,
Sagen, 113. Sprw. I, 1278.
Fischmeister, m, Beamter zur Beauf-
sichtigung der Fischerei, schon zur
Ordenszeit. Voigt, Gesch. Preulz. YI,
475. Er steht unter dem Oberfischr
meister. Für das frische Haff sind
drei Fischmeister angestellt. Ihre Bezirke
smd begrenzt durch Reg.- Verf. vom
11. Aug. 1843. Hennig, 69.
Fischsamen, m., Fischbrut, junge
Fische. Fischsamen darf nicht zum
Thrankochen^ auch nicht zur Fütterung
von Federvieh und Schweinen verbraucht
werden, Fischer-Ordg. f. d. kur. Haff
V. 1792. § 12. S. Benecke, 314.
FischspCt, m., Fischspielz, s. Sp6L
Ffschstätte, /., s. Kammertuch.
Fischtag, m., Tag, an welchem ge-
fischt, und Tag, an welchem Fisch ge-
gessen wird. Am Mittwoch u. Freitag
jeder Woche durfte der Fischmarkt
unbehindert abgehalten werden; auch
gelten diese Tage heute noch als Fast-
tage. Auch soU er (der Störpächter)
schuldig sein . . . gemeiner Bürgerschaft
zu gutte den Fischmarkt zwey Fischtage
zu versorgen. Eontrakt Elbing, 19. Jan.
1611. Benecke, 301. Es ist alle Tag
Fischtag^ aber nicht Fangiag. Sprw. I,
888. Ygl. Fleischtag.
fise — Fiat.
191
ftse, ac2/., vrählerisch, namentlich beim
Essen. Er ist sehr ftse^ ihm ist nichts
gut und fein genug. Gedanüm.
Fiiely n. 1. Kleinigkeit, Unbedeu-
tendes, gleichsam Dem. von Fi^. 2. m,
u. /. leicht bewegliche, hin und her
fahrende, alberne Person. Mhd. vüel =
penis. Vgl. Finsel und Fis.
FKsel, m., o£Penbar verwandt mit
Fiiel2^ Spottname für einen, der ver-
dreht ist, handelt und redet; der die
deutsche Sprache „halbwortsch"^ d. i.
mangelhaft, redet. Pisanski, Nachtr.
Sprw. I, 859.
füBelig, adj.^ zerstreut, albem, wild,
auCzer sich sein. Ick hin ganz fUelig^
ich weil'z mich nicht zu fassen. Er ist
ganz fUelig vor Freude^ gebärdet sich
auffallig, läuft unüberlegt hin und her.
Heiratslustige Frauenzimmer sind fise-
lig. Von Ftsel. Vgl. fispelig.
fiieln, sto., kleine Bewegungen hin
und her machen, mit den Fingern, einer
Rute, einem Halme, einer Peitsche etc.
FiSel mir nicht immer vor'm Gesicht
herum. Ebenso in Bayern, in Bremen:
oft mit den Fingern über etwas fahren,
die Oberfläche eines Dinges nur eben
berühren, kitzeln, gelinde kratzen.
Schmellerl, 571. Brem. Wb. I, 396.
Bei Schemionek, 10: fisseln, mit
Feder oder Strohhalm jemand kitzeln.
Von Fiiel und fimmeln.
flseln, sw.^ unruhig, unstät umher^
laufen, sich zwecklos umhertreiben. He
fiselt dat ganze Derp üt Wehlau.
Rseirtsel, m.^ ein Leichtfülziger,
Leichtfertiger. Sprw. H, 748. Vgl.
Hirzefirz.
Fisematenten, plur.^ s. Fismatenten.
fiserig, adj.f s. Fii.
RskedQdely m., ein kleiner, korpu-
lenter, munterer Mensch. Sprw. H,
750.
Fismatenten, Fisematenten , plur.^ und
in diesem allein gebräuchlich, Weit-
läufigkeiten, Ausflüchte, Winkelzüge,
Redensarten , Flausen , Blendwerk,
dumme, alberne Geschichten. Mach
keine Fismatenten. Sprw. I, 889. Fr.
Woeste weist zur Herleitung des Wor-
tes auf das etwas veraltete ital. ßsima
= cappriccio Grille, wunderlicher Ein-
fall, hin. Vgl. Korrespbl. I, 46f. Hil-
debrand (Vorrede zu Albrecht, Die
Leipziger Mundart. Leipzig 1881, VI)
führt das Wort auf die Heraldik oder
die geheimnisvolle Heroldswissenschaft
des 14. Jahrb. zurück und hält es für
eine scherzende oder spottende Ver-
drehung des lat. visam>entum,
fispelig, adj.^ fispeln, sw., s. fispem.
fispern, sw.y mit kurzen Schritten
gehen, leicht und schnell, eilfertig und
unruhig sich bewegen, drehen, hüpfen,
alles mit dem Nebenbegriff des Zier-
lichen oder Gezierten ; auch fispeln und
fippern. Nach Sperber 46: fispeln =
heftige, unnütze Bewegungen machen,
sich ungeschickt anstellen. Sie fijspeU
aberaU herum. Indem er mir eine Ver-
beugung machte^ fipperte er nach der
Seite herum ^ um sein Corps (Corpics
juris) wieder wegzulegen. Soph. R. I,
398. In Bayern fi^em^ fi»peln^ kleine,
schnelle Bewegungen, ein zischendes Ge-
räusch machen, fippern zittern, sich
schnell hin und her bewegen. S c h m el -
1er I, 573. 546. 507. Ln Rein. Vos
(5109) wispeln wedeln; in Hessen sich
eilig hin und her bewegen, wie kleine
Kinder thun. Vilmar, 456. In Posen
fixpem^ wispern y pischpem, heimlich
sprechen, flüstern. Bernd, 60. — Da-
von fisperig, fispelig, adj., unruhig, eil-
fertig, leicht und schneM in Gang und
Bewegung. Hennig, 69.
Ftst, Flest, 771., leiser Bauch wind«
192
Fistbeutel — fix.
Davon ftsten, sw.^ Bauchwinde anhörbar
entweichen lassen; auch fUsten und eu-
phemistisch flüstern.
Rstbeutel, pltd. RstbUdel (ü lang) m.,
der Kutscher. Ratsei: Ver rüge Nonne,
ver Theertonne^ schmink schmank^ FUt-
büdel damank, (Viergespann.)
ftsten, 8U}., s. RsL
Rstgroschen, Ftstergroschen, m., Gro-
schen, der fur's Fisten zu zahlen ist.
Goß man e Ftstergroschen zu dem, der
in der Eneipe sitzt, ohne etwas zu ver-
zehren. Friedland Ostpr.
Ftstkrauty m., der Eaddig, Wachholder,
mit dem geräuchert wird.
Rstloch, n., podea. S. Sprw. I, 2506.
ftst'rig, €uij,y elend, mühselig, abge-
mattet, kränklich. Er sieht ftsteriff aus,
nach Krankheit oder durchschwärmter
Nacht. Von Ftst im Gegensatz zu Furz^
da ersterer gegen letztem kränklich er-
scheint Zur Verstärkung: wHtfMerig,
weif^fiesterig.
RstsQr, m., Fistsauer, sauer und sufz
gekochte Erbsen.
fital, oc^'., fatal. Treichel.
Fitkehalloh, m., ein verpfuschter, enger
Rock. Barten. Dönh. Nach Müh-
ling auch ein liederliches, feiles Frauen-
zimmer.
fitschen, sw., Rutenstreiche geben;
ebenso in Pommern. Dähn., 121a.
Schemionek, 10: fitschem, mittelst
Peitsche jemand belästigen. S. fitzen.
Fitschfatsch, m., der Rutenstreich.
Fitschfatsch ist ablautende Wiederholung
vonFifecA, Fitsche Rutenstreich (Dähn.,
121a. Bernd, 60), wie ßckfacken^
Schnickschnack , Wiggelwaggel. Vgl.
Brem Wb. I, 399. Schmeller I, 580.
Schamb., 270b. Bock, 11. Hennig,
69.
Fitzchen, n.. Dem. von Fitze ^ Fäd-
chen, doch vorzugsweise in der Bedeu-
tung von Fetzchen, ein bifzchen, ein
wenig, sehr kleines Stückchen. Gieb
mir ein Fitzchen. Auch nicht ein Filz-
chen gd>e ich dir. Vgl. FIS.
Fitze, /., Faden, durch welchen die
einzelnen Gebinde eines Stückes Garn
(Wolle) umbunden und so markiert und
geschieden sind, auch das Gebinde selbst.
In Hessen ist der Fitzfaden der einzelne
in di%s Gewebe eingeschlagene Faden,
mitunter von hervorstechender Farbe,
um eine Stelle im Gewebe (Ellenlänge,
Anfang eines anders gewebten Linnen-
stückes etc.) bemerklich zu machen.
Vilmar, 103. Er ist ganz aus der
Fitze — er ist aus der Fitze gerissen^
aulzer Rand und Band, sehr ausge-
lassen, auEzer aller Ordnung. Sprw. I,
892. Ahd. ßsza^ ßza, vitza^ mhd. vitze^
/. u. vizy m. Hennig, 324.
fitzefasemafz, od/., nafz in jeder Fitze
und Faser. Sprw. II, 751.
Fitzelbandy n. 1. s. v. a. Fitze; 2.
schmales Linnenband, das man zu Auf-
hängsein an Handtüchern, Schürzen-
bändem etc. gebraucht. Nach Klein
1, 114, alle Gattungen von Leinwand-
band und nicht blofz die schmälste.
3. das dem Fitzelbande ähnliche ge-
meine Seegras, Zostef*a marina L. Ha-
gen, 935. Eine Seepflanze^ so die Strand-
leute Fitzelband nennen^ ist das glück-
lichste Kennzeichen des ankommenden
Betnsteins, Bock, Nat. II, 168. Hen-
nig. 69.
fitzeln, sw.^ s. fitzen.
fitzen, SU), 1. mit der Fitze binden;
2. mit langem Faden in weiten Stichen
nähen, trakeln; 3. mit Ruten streichen ;
4. fetzen^ zerstücken, in diesem Sinne
auch fitzeln. Er zerfitzt alles.
fix, adj. 1. schnell, hurtig, munter;
fertig und bereit. Ich bin fix und fer-
tig. 2. richtig, bei Verstand: er ist
fixen — fladdern.
193
nicht recht fix^ Bicht recht bei Ver-
stände. Hennig, 70. 323. Davon:
Fix, m., Handename, der Schnelle, fix-
niedlich, adj.y niedlich nnd fix, leicht*
gewandt, namentlich von zierlichen
Mädchen. Das lä/zt'ihr alles ßanied"
lieh. Sie ist ein Rxniedel, Fixniedelchen.
fixen, sw.y fix, eilig verdienen, an
der Börse spekulieren, Scheinkäufe
machen. TreicheL
Fixjakob, Medik. Oxymel Aeruginis.
Auch GIbsjakÖb. Königsberg.
Flab, Flabbe, /., breites, hängendes
Maul; Maul, Mond überhaupt; dicke
und herunterhängende Unterlippe.
Einem eins vor die Flabb geben, ihm
aufs Maul, eine Ohrfeige geben. Hei
lät de Flab hänge, er hängt die Unter-
lippe, läfzt Niedergeschlagenheit, Ver-
drufz merken. De Flabb dey flunkerd
mie. Carm, nupt I, 282, 14. Nds.
flahbe, im Götting. flappe, fläwe, dän.
flab; zu vergleichen das engl ßap =
das breit und los Hängende. S. Brem.
Wb. 1,400. Dähn., 121b. Schamb.,
271a.
Flabjtn, m., herabhängender Zeug-
lappen, Fetzen, eines zerrissenen Klei-
dungsstückes, zunächst der Kopfbe-
deckungen weiblicher Personen. Fried-
land Ostpr.
Racli, m.j 8. Flaok.
Fläche, /., flache, seichte Stelle im
kurischen Haff. S. Seke.
. Flaolisbrftke, /., Flachsbrftker, m., s.
brftken.
Flaciiskopf, pltd. Flasskopp, Mensch
mit Haaren von der Farbe des Flachses,
hellblonder Kopf.
Flaclisrftkel, m., Scheit- und Schimpf-
wort. Mufzt du Flßchsrekel dich in
Gegenwart einet* Dame so au führen?
Soph. R. I, 172. JtUchen, du kriegst
ihn nicht, und ich hoffe, du unrst «An
Fri»chbitr, Wprterbneh I.
auch nicht wollen, den FlachsrekeL Ibid.
H, 454. Vgl. Rftkel.
Rachsrftte,/., Flachsröste. DerhaXben
wir dann hiemit gänzlich das Flachs-
rö/zen in der ganzen Deume bey 20 Fl.
üng. Straff und bey Verlust des Flachses
verbieten, Kurfürstl. Verord. vom J.
1630, Hennig, 70; er schreibt Flaclis-
rSttie. Vgl. Rfite.
Flactisschäwe, FlachsschTfe, /., s.
Scliäbe.
Flaciistalk; m., s. Talk.
Rack, im Erml. Flach, m., Strecke,
Fläche; Abteilung, Teil. En Flach
Weg^s, eine Strecke Weges. EFlack
Zaun^ Zaunteil von einem Pfahl bis
zum andern. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH,
438. Brem.-nds. flag, flage, in Ham-
burg flak, im Götting. fldke, flage, in
Pom. flag, flxich, ßrem. Wb. I, 401.
Schamb., 270b. Dähn., 121b. Müh-
ling hat noch Flage für eine niedrig
gelegene Gegend, Fläche.
Flacke, /., Hürde, von Haselruten
oder Latten eingezäunt. Mühling. Zu
Flack gehörig.
Flacker, ?, gewöhnlich Flackerfeuer,
n., kleines flackerndes Feuer, beson-
ders in Backöfen zur Erhaltung der
Ofenwärme. Hennig, 324.
flackerig, adj., unstät, flatterhaft. S.
fladderig.
Fladder, m,, Flügel, s. Flatter.
Fladderflftt, n., s. Fiel
Fladdergras, n., Flattergras, Milium
ejffusum L. Bock Nat. HI, 264.
fladderig, adj., flatterig, flatterhaft,
leichtfertige unstät.
Fladdermaus, Flattermaus, /., Fleder-
maus.
fladdern, flaggern, sw., flattern, beben,
zittern. Mt fladd^re de Hand! — de
Kneie. Nach Treichel auch: ins
Hemde machen; also wohl vor Furcht,
13
194
Fladdratzen — Flammfladen.
da das Fladdem in erster Bedeatung
auch diese Ursache haben kann.
Fladdratzen, plur,^ feine Wäsche za
weiblichem Patz und Staat. M&hling: *
RaddrOiche, /., von fladdem flattern,
verquickt mit der poln. Deminutiv-
endung oi, oiia. 1. stark beputzte^ alt-
modische Fraoenhaube, Haube über-
haupt, im Kreise Flatow auch Kopf-
tuch. 2. Nach Sperber, 41, auch
reichliches, umherfliegendes Haupthaar.
3. Übertragen: altes Weib. Schmitt,
110. Hennig, 70.
Fladensonntag, m., der Ostersonntag,
weil zu diesem Sonntage Fladen, dünne
flache Kuchen, gebacken werden. Vgl.
Blaumontag.
Fladerbaum, tti., weifzer Ahorn, Acer
. psevdchplatanus L. Hagen, 1074. S.
Ehre.
Flage, /, Wutanfall, Anfall von Ver-
rücktheit. Nu kroggt hei wedde de Flöge
wt e doUer Hund. Samland. In Liv-
und Estland Flöge die Epilepsie der
Kinder. Hupel, 65. Sallmann, 31a.
Im Brem. Wb. I, 408, isi fl,age ein ver-
fliegendes Wetter, eine dicke Regen-,
Hagel- oder Donnerwolke, welche vom
Winde geschwind fortgetrieben wird
und gleichsam über uns hinfliegt. Dan.
ßage Windstofz, norw. fl^a brausend
verhallen; bei Schmeller I, 586: flaur
gezen flackern, lodern, ahd. flcgaron^
lat. ftagrate, — Flöge = Flache s. un-
ter Flack.
flaggem, ato., s. fladdern.
Raguster, m., Taugenichts. Sper-
ber, 41.
flagwelse, adv. 1. in Pausen wieder-
kiehrend. Das FHeber hnnmt flagweis^
es verfliegt, läizt naöh und kommt wicr
der. Vgl. Flöge. Bock, 11. Hen-
nig, 70. 2. verstohlenerweise, auf
schneUe und listige Art, also in flie-
gender Weise (etwas ausführen).
' Flaider, ?, bei gekochtem Kalbfleisch
die weifze, weder als Fleisch noch
als Knochen zu betrachtende Masse.
*
Sperber, 37.
Flamel,m., gemeines Zittergras, Briza
media L. Hagen, 101.
flämisch, flSmschy adj. . 1. flandrisch.
Im Weichseldelta wohnen Abkömmlinge
der Friesländer, Niedersachsen, Flam-
länder. Passarge, 210; 2. zornig,
grimmige rücksichtslos grob; 3. kräftig
und etwas ungeschlacht im Körperbau,
gewichtig und energisch in der äufzem
Erscheinung. Er ist ein flämischer Kerly
ein grofzer, kräftiger Mann.
Flämische, pZi^r., Sekte derMennomten
im Werder. Vgl. Kttrken.
flammen, sto.,. schlagen, wie eine
Flamme. Einem eins flammen^ ihm
einen Schlag ins Gesicht geben. Sam-
land (Korkehnen). Elbiug. Sprw. H,
758.
Rammfladeiiy m., dünner runder Fla-
den, ' bei Bereitung des Hausbacken-
brotes an der Flamme gebacken. Er
wird den Kindern mit nach Hause ge-
bracht und noch warm mit darauf ge-
strichener Butter verzehrt. Im Erm-
lande heifzt dieser Fladen Flammwegg'.
Er sitzt toie ein Flammfladen^ er sitzt
unbeholfen und unverändert auf einer
Stelle, zur Bezeichnung eines hohen
Grades von Phlegma. Über die Ent-
stehung dieser Redensart s. Sprw. I,
896. Erl. Pr. V, 711. Pr. Sammler II,
1246. Pr. . Chron. von Luc. David I,
104, Anm. Liedert, Abbildung des
preuiz. Frauenzimmers in den ältesten
Zeiten. Kgsbg., 1774. S. 17. Bock,
11. Hennig, 70. Über das Backen
der Flcmmfladen s. Bock, Nat. I, 265.
Flammschnauze — Fleck.
195
Rammschnauze, pltd. Flammschnfiz, /.,
Scboauze = Maol, verhaaenes, vorlautes
Maul; Person mit einem derartigen
Maulwerke. Im Grötting. fldmsnüte
(Flaumbart), Milchbart, unerfalirener
vorlauter junger Mann, La£Pe. Schamb'., *
271a.
Flammwegg', /., s. Flammfladen.
fISmschy adj.j s. flämisch.
flander, s. flinder. *
Flandern^ Name des Landes zur Be-
zdchnuDg des Wankelmutes, der Flat-
terhaftigkeit, der Treulosigkeit. ' So
schreibt sich der Ursprung der Ldtbe
von Fland^ßm^ Denn Wardcelmuth schei-
det ein Herze vom andern, Carm. nupt
ni, 114 c. Ach springt doch nich von
Flangem^ hopt lower nach dem Wink^
on hopt Sehe Sehe nahm angem. Ibid.
\, -190d.
flankieren, pltd. flank6re(n), sw^ um-
herschweifen, herumstolzieren, bald hier,
bald dort sein; aus franz. ßanquer.
A uch : verschwenden. Er Id/zt das Geld
flankieren. Bock, 11. Hennig, 71.
Flaps, 9n., s. Laps.
fiftschen, «ti?., s. flOschen.
Flatter, Fladder, Fledder, m., der Flü-
gel des Vogels; von flxittern^ pltd. flad-
dem.
Ratterer, m., Strohwisch oder flaches
Brettchen an den Zugleinen desSommer-
gams als Scheucher» Die Flatterer ste-
hen in Abstanden von je 2 tt» und
heiüzen auch Scheucher, Schwenker, pob.
klepki. S. Ben ecke, 352.
Flatterfiet, rt., s. Fiel
Flatterlaus, /. 1. der Floh. 2. Person
in einem Hochzeitsspiel. Du Iwmpene
Flatterlaus bist glücklicher als ich, N.
Pr. Prov.-Bl. X, 449.
Flattermaus, Fladdermaus, /., Fleder-
maus.
Flätz, Fläz (a lang), m, 1. Mensch mit ro-
hen Manieren, Flegel, Grobian, Rekel,
ungeschliffener Mensch. Ijr ist ein grober
Flätz. Nach Weigand I, 469, wohl
.von einem fletzen^ mhd. vletzen s breit
da liegen oder lagern, welches ab-
geleitet ist von .ahd. flaz = flach,
woher auch ältest-nhd. das fletz^
mhd. das vletze = ebener FuGsbod^n,
Lager-, Herdstatt, Lagerstatt zum Spei-
sen, Speisesaal. Davon: fiätzig, fIBzig,
adj, 2 Mütze, weil der Fletz diese auf-
behält. Kannst deine Fläze nicht alh-
nehmen!
flau, adj. 1. lau, weder warm noch
kalt. Es ist heute flaues Wetter. 2. ohn-
mächtig, schwach, matt. Mir ist ganz
flau zu Mute — sehr fl^u ums Herz.
Hennig, 71.
Flausch, 77»., Flaus, Büschel Wolle,
dieses auch Flusch; Rock von dicker
Wolle: Flauschrock. Vgl. Fitsch.
Flause, /., in der Mehrzahl besonders
üblich, Winkelzug, Unwahrheit, 6e-
mäntelung) Windbeutelei, Scherz, Scha-
bernack. Mach keine Flatlsen, keine
Ränke, Winkelzüge. Davon Flausen-
macher, m.
FIBz, m., fIBzig, ac^., s. Flätz.
Fleck, /.y Eingeweide, Gedärme, Kut-
teln; das zerschnittene Eingeweide als
Essen. In Egsbg. ist Rinderflec|^ ein
sehr beliebtes Gericht, das, abgesehen
von den Bierhallen, in besonderen
FleckkeUem und FUchbuden verkauft
wird. Oft haben die Fleckhändlerinnen
auch ihren Sitz an Strafzenecken. Zu
Hennig ^s Zeit wurde Fleck gewöhn-
lich mit braunem Kohl gegessen. Fleck^
ahd. fl£c^ mhd. vüc^ vlecke Lappen,
Fetzen, spät-mhd. Stück vom Magen
oder Eingeweide (der kutelvlec Euttel-
fleck — Kutteln = Gedärme sammt
Wanst und Magen, besonders der efz-
baren Tiere — ), lit. bleka% plekai Fleck,
13*
196
Fleckbade — Fleischtag.
Eingeweide, Gekröse, poln. Haki. Vgl.
Weigandi, 469. Grimm, Wb. DI,
1741. Hennig, 71.
Fleckbude, /., Fleckkeller, m., s. das vor.
Reckdrescher, m., s. Wormditt.
FIftd, n., s. FKt
Fledder, m.y s. Flatter.
fleddern, mjo.^ s. fledem.
Fledermaus, pltd. Fledder-, HaddermQs,
/., die Haarschnepfe, Scolopax GaUp-
nula; auch Haberbock, Sfumpfschnepfe.
Bujack, 383.
fledem, fleddern, sw.^ schaffen; schla-
gen. Treichel.
FledQse, /., Flöte.
neg, /., Fliege; Floh. Erstere heiizt
Flochtflftg, Fliege mit Flochten -=- Flu'
geln, letzterer HopsflQg, die hüpfende
Fliege. Da danzt de LuttSy Da sprang
de Fleeg tom Fonster herus. Volksr.
36, 138. Übertragen auf den Men-
schen: Er ist eine lustige Fliege, ein
lustiger, leichtfertiger Mensch.
Fleh, /., s. Floh.
flelhen, praeU flieh , pari, gefliehen,
pltd. flte(n), aufschichten, neben oder
über einander, reihenweise ordnen.
Holz ßeihen^ ein Scheitchen zum an-
dern legen, bis die Reihe ordentlich
dasteht; ebenso Ziegel, Kleider,
Wäsche. Davon abfleihen, von einem Hau-
fen nehmen und nebenbei fleihend neu
ordnen. — aufflelhen^ über einander legen,
aufschichten. — ausflelhen, 1. auseinander
legen, auskramen. Eine Kiste avxfl^
hen, den Inhalt derselben auspacken
und ordnen. Die Stube mit Tannen
ausfleihen^ gehackte Tannen längs den
Wänden legen. Das Schaufenster aus-
fleihen, die zu verkaufenden Gegen-
stande im Schaufenster in ansprechen-
der Anordnung , auslegen. 2. putzen,
zieren, schmücken das, was befliehen
wird, wie solches schon aus dem Bis-
herigen hervorgegangen. Die Braut
hat ihren Staat recht ausgefliehen, ihren
Putz recht ins Auge gestellt Von einem
Frauenzimmer, dessen Kleidung reiz-
volle Blöfzen läfzt, sagt man in Bezug
auf diese Blöfzen: Sie hat gut ausge-
fliehen. — befleihen, belegen, bepacken.
Der ganze Tisch ist (mit Büchern) be-
fliehen. — einflelhen, einpacken, z. B.
Bücher in eine Eiste, aber auch Spei-
sen in den Magen: daher auch stark
essen; körperlich zurückkommen: Er
hat tüchtig eingefliehen^ ist' allmählich
um Kraft und Gesundheit gekommen.
— wegfleihen, ordnend auf ^ine andere
Stelle fleihen = abfleihen. — Bei Je-
roschin vlien^ vlihen^ alts. fithan, im
Brem. Wb. I, 418: flijen, im livl. Idiot.
vonHupel, 66: fliegen, beiSchamb.,
272b: vlten nur putzen, schmücken;
im Quickborn (6. Aufl.), 325: flien,
fligen putzen, zurechtstellen, in Ord-
nung bringen. Hennig, 71. Sper-
ber, 12,
Fleischbank, /. 1. Bank, Tisch, wo-
rauf das feilgebotene Fleisch ausliegt;
2. Haus, in dem derartige Bänke aufge-
stellt sind. . . .vnedenn vor andemStadten
die Danziger Fleischbänke vorzüglich sind.
Bock, Nat IV, 171. In Kgsbg. giebt
es eine Fleischbänkenstra/ze.
Fleischblume, /., Kuckucksblume^
Lychnis flos cucuM^L. Hagen, 483.
Fleischscharre, /., wie Fleischbank:
Tisch oder Halle zum Fleischverkauf.
Hennig, 71. Hupel^ 66.
Fleischschragen , m., ' Fleischbank,
Fleischbude. S. Schrägen.
Fleischtag, m., Tag, an. dem es Fleisch
zu Mittag giebt, zumeist Dienstag und
Donnerstag. Diese beiden Tage galten
früher als Glückstage, da es an ihnen
reichliche Kost gab. Vgl. Fischtag.
S. Vilmar, 105.
Fleüz — Pliegendistel.
197
Fleifz, mit, adv.y mit Absicht, ab-
^chtlich. Etwas mit Fleifz thun, es
mit Bedacht, oft auch' zum Tort thun.
öck kos mot Fliet gelehrt. Carm. nupt
VI, 168d. Vgl. Grimm, Wb. IH,
1765.
flentem, sw. Wie ich so unbarmherzig
angeflentert (schnell zu Roiz angejagt)
kam, und ein Kerl so kräftig hinter mir
drein klabasterte . . . sperrten die Mönche
den Klosterhof angelweit auf, Soph. R.
V, 123. In BAjern flctTidemy flandem
hin und her bewegen, wehen, ziehen,
z. B. weg-, fort/ldndem etc.; brem.-
nds. flentem Diarrhöe haben. S ch m e 1-
ler I, 588. Brem. Wb. I, 412.
Flet,/., Flosse, Flocke, Zotte, Die
Fletten ausbreiten. Dat he (der Bär)
nich ene Flet kann reren. Dzg. Nhrg.
Parad., 70.
Flet, n., kleines Boot mit scharfem
Kiel, dessen sich die Pillauer Lotsen
bedienen. Mühling.
FI6t, FIM, n. 1. Holzklötzchen an
den Netzen. 2. Flofz an der Angel,
dessen Bewegung das Anbeifzen eines
Fisches anzeigt. Ein leicht spielendes
Flofz heifzt FladderfUt, Flatterflet. Oben
auf dem Meteritz werden kleinere Späne
bis drey Schock mit dünnen Schnüren
angdmnden, welche die Fischer Ftatter-
fled nennen, weil sie unaufhörlich hin
und her über dem Wasser sich bewegen etc,
Bock Nat. IV, 714. Flet, Fled ist das
hchd. fliefz(8. d.), also ist^^i?7i, flief'zen,
die Wurzel. Vgl. auch Flot
Fietkrebs, m., halb platt-, halb hoch-
deutsches Wort: Fliefzkrebs, Fietkrtwt,
Krebs aus einem Fliefz oder Flet.
• Flibb, 77»., Warmbier mit Eiern. Nach
Sperber, 12: Getränk aus obeijähri-
gem Bier, Rum, Zucker und Citronen-
saft. Bevor das bayrische Bier Ein-
gang fand, war Flibb das Hauptgetränk
bei den Gelagen der Königsberger Stu-
denten. Man findet das Wort auch
Phlipp geschrieben.
flibbern, sw,, flimmern, schimmern;
ahmt die unruhige Bewegung der vor
dem *Auge erscheinenden Funken im
Laate nach. Sperber, 34. S. flirren.
Flicht, f. u.' m., 8. Flocht
Flick, n., hier nie m. 1. der Flick,
Flicke, Flicken, Lappen, also s. v. als
Fleck, mhd. vlicken. 2. vom Teil auf
das Ganze übertragen: Kleidungsstück,
Kleid. Jäke dt de Flocker ^jxickt dir äas
Kleid, d.h. der Buckel, willst du Prügel ha-
ben? 3. vom Kleid auf den Mann: Er ist
ein lustiges Flick, ein munterer, lieder-
licher, leichtfertiger Mensch, jedoch
ohne Falsch oder Bosheit; ähnlich ver-
drehtes Flick.
Hickbau, m., Bauarbeit, die sich nur
auf Reparaturen erstreckt, im Gegen-
satz zu Neubau.. Von flicken. Hen-
nig, 72.
Flickhecht, m., Hecht, der zerflickt
ist; ein Gericht. Grofze Hechte, welche
eine Zeit lang in Asche gelegen ha-
ben, 'werden dazu in kleine Stücke zer-
flickt.
Flickhering, m., geräucherter Hering,
der Länge nach angeschnitten. Brem.
Wb. I, 420. Hennig, 72.
fliddem, sw., flattern, herumfliddern,
viel anCzer dem Hause sein.
Flieder, pltd. FIftder, m., gemeiner
Flieder, Syringa vulgaris L.,9kUQ\i blauer,
spanischer Flieder. Hagen, 9. Fälsch-
lich Holunder, in Danzig Jasmin. E.
Förstem., 295f.
Fliederkreide, /., Flieder- oder Ho-
lundermus. Hennig, 324. S. Kreide.
Fliege, /. 1. leichtfertiges Frauen-
zimmer. Sie ist eine lustige Fliege. 2.
der Floh. S. FKg!
Fliegendistel, f., klebriges Kratzkraut,
198
Fliese — 'flirren.
Cmetu.Erisühales. Hagen, 842. Qi.
Erigii/udes fehlt bei Leunis u. Garcke.
Hlese, /., dünne Steinscheibe, Sand-
steinplatte; gröfzeres Stück Bernstein.
Altnord. flis S[ditter, Stück eines Gan-
. zen, schwed. ßüa dünne Steinscheibe^
Steinplatte, dän. flise, Ygl. Grimm,
Wb. II, 1792. Weigand I, 473. Hen-
nig, 72.
Hiefz, pltd. R6t, n., kleines fliefzen-
des Gewässer, Bach; zugleich für man-
chen Bach Eigenname, z. B. in Egsbg.
In älterer Zeit Flufz überhaupt. So
spricht Hennenberger gleich S. 1.
8. „Erclerung etc:" von den „fisch-
reichen fliefzern, strömen und Seen"
Prenfzens. Von ßü/zen^ holl. vliet Bach,
vlaed Flut. Auf SanUand fraget ich
einen Hauptman^ wie das nechate Flu
alda hies^ Er söffet, wie das Dorf so
darbey lieget . . . Dennoch hob ich den
fleis darauf gewendet^ das man nicht
viel flisser darinnen toird finden, dar--
bey man seinen rechten namen nicht
auch finde. Hennenberger, 7. Es
ist ein Flis zu Mülhausen auf Na-
tangen^ das ist so Fischreich, das man es
billig ein Gulden Flis nennen möchte.
Ibid. 345. Bei dem Fliesz Elbing da
baueten sie eine Burg, nenneten sie nach
dem Fliesz EUnng. Waissel, Chron.,
50. Grimm, Wb.-IU, 1792. Hennig,
72. 2. das vom fliefzenden Gewässer Ge-
tragene: FlSt, an der Angel, FladderflSt
Flimmerangel, /., Angel, die äimmerrt,
glänzt, und durch ihren Glanz den
Fisch (Hecht) anlockt. Schmal zu-
gehendes und in einen Haken endigen-
des löfPelartiges Messingblech von blan-
kem Glänze, das sich bei schneller
Bewegung wirbelnd dreht. Dange.
Weichsel. Die Flimmerangel heilzt auch
Darre, /. S, Benecke, 406 f.
Flinder, Flinger, m. \i.f, die Flunder,
Fleuronectes flesus. Nach B u j ack , 396^
auch Honder und Scharre (?). Engl.
ßuondery dän. flynder, schwed. flundra,
lit. kur. plekszte, kass. stamiew, star-
newka^ ^oitufiMidery flqder. Benecke,
98. Hennig, 72.
flinder, mit flunder Klang- u. Reim-
wort. Vgl. Tierräts, 83.
Rinae,/., s. Hinze.
Flintenpapier, n., •»wisch, m., Umschrei-
bung für A.-wisch. TreicheL
Flinze, Flinse,/., Plinze, dünnes flaches
Pfannengebäck in Butter ans einem Teig
von Mehl, Milch und Eiern. Besteht
der Teig aus zerriebenen Ejurtoffeln, so
heifzt das Gebäcke Kartoffelflinze. Neck :
Hinz — bacK dir eine FUnz! Nach
Weigand H, 363, findet sich 1678
die FUntze^ 1562 die bUnze (in die
blinzebeckerin) , 1587 die plmfzen.
Weigand fragt: Ob aus dem lat. p2a-
,centa Kuchen? In der Lausitz PUnz,
lit. plincai, altpr. pUnxne = ^Plecze^,
jetzt Platz Fladen; in Posen Plinze.
Vgl. pr. Voa 342. Lit Aeq., 10. Über-
tragen: Ohrfeige. Einem eine FUnze
mit fünf Zdgeln geben. Sprw. I, 919.
Hennig, 72.
Fllnzenpfanne, /., eiserne Pfaime, wo-
rin, die Flinzen gebacken werden; wird
in kleinen Haushaltungen auch als Brat-
pfanne überhaupt benutzt.
Flirr, FIttrr, /., s. flirren.
flirren, pltd. flttrren, sw. 1. leicht
blitzend auf und ab schweben; viel-
leicht als eine etwas kühne Zusammen-
ziehung aus* flammen und irren zu deu-
ten, daher auch flimmern, schimmern.
Es fiirrt mir vor den Augen. Der Be-
griff der Bewegung, den das Wort aus-
drückt, tritt in herumflirren, herum-
treiben, mit dem Nebenbegriff der Eile
and Hast, lebhaft zur Anschauung,
während der des Flimmems und Schim-
Flirren — Flockfisch.
199
mems in der weitem Bedeutung des
sich Hei^ausputzens und Schmückens
erscheint. Sie hat sich gut au&geflin%
sich auffallend herausgeputzt. Da den
Frauen aber der Kopfputz die Haupt-
sache ist, so heifzt die mit flatternden
Bändern und Schleifen reich besetzte
und flimmernde Haube auch die Flirr,
pltd. HttiTy und nach dieser ein auf-
geputztes, eitles, flatterhaftes Frauen-
zimmer ebenfalls die Flirr, welches Wort
auch als Schimpfwort auftritt. Sie ist
eine alte Flörr. Sprw. I, 927. Engl.
flirt^ to flirt mit Schnelligkeit bewegen,
flirt Bnhlerin^ Metze. Nach Bock, 11,
und Hennig, 73, ist Flörr Spottname
für ein bejahrtes und sauersehendes
Frauenzimmer. 2. eine zweite Bedeu-
tung für flörren findet sich bei Hen-
nig, a. a. 0.: weinen, flennen. S. flib-
bem.
Flirren, nur in der Mehrzahl gebräuch-
lich, Grillen, Launen, wunderliche Ein-
fälle. Er hat Flirren im Ktrpf^ Grillen,
alberne Einfälle und Streiche. Im
Götting. vlirren. Schamb., 272b.
flirrig, pltd. flifrrig, adj.^ von flirreny
leichtfertig, kokett, albern; von Frauen-
zimmern.
Hirtchen, n., träges^ unordentliches,
unachtsames Mädchen. Sprw. I, 920.
In Berlin auch Flittchen und in der
Bedeutung von kokett. Ygl. flirren.
FItS, Flis, Flisak, m., poln. /is, fiisak^
Flölzknecfat, Schiffsknecht. Die Flissen,
daher auch die Einzahl Flisse, bilden
die Bemannung der aus Polen, resp.
Galizien die Weichsel herabkommenden
Flöl'ze und Fahrzeuge. Das Wort ist
wohl Bildung jaüs dem deutschen ßofzen.
Westpr. Vgl. Altpr. M. IV, 323. Sper-
ber, 37. Schmitt, 109; Westpr. 167.
S. ^chimke.
FiTech, n. u. m«, s. Flusch.
Flisse, m.; s. His.
Flitschbogen, miy Flitzbogen, Bogen
zu leichten Pfeilen, den- Knaben sich
selbst fertigen; nds. flitzbagen^ holl.
ßitsboogy Zusammensetzung mit flitZy
fiiisch Pfeil. Brem. Wb. I, 424.
Schamb., 272b. Hennig, 72. Sper-
ber, 12.
flitschen, sw., mit dem Pflitsch » Pfeil
schiefzen, schiefzen überhaupt. Jü
ßitschen em denn dorch de Neren, ihr
schielzt ihm dann durch die Nieren.
Dzg. Nhg. Parad., 69.
flitz, adv.^ hurtig, schnell wie ein
Flitz = Pfeil Mehr Segel op, flitz nah,
de Schlacht geiht los! Dorr, 1. Wiew.,
44.
flitzen, pltd. fltttzen, sw. 1. schnell
wie ein Pfeil vorwärts eilen. Dat h
(Eis) flitzd üchtingsch dorch de Noacht
(Nogat). Dorr, 33. 2. flink, hurtig,
behend Von einem Orte zum andern
sich bewegen: — herumflitzen. Davon
Flitzer, m., der Unbeständige, Flatter-
hafte, ein flotter Überall und Nirgend,
ein Windbeutel. Vgl. Sprw. I, 922.
Flocht, /. ü. m., plur. Flochten^ Flocht^
Flügel; übertragen: Flügelartiges. In
Westpr. Flicht, FlUcht; in Liv- und Est-
land die Flucht. Hupel, 67. Sall-
mann, 120b. Mt sond- de Flöchte ge-
bundcy ich kann nicht, wie ich möchte.
Die Flochten hängen lassen^ verzagen,
ermüden, ermatten. Wenn och en Voo^
gely ock raud bi dr^ Weer^n mi de Flicht-
kes meed on schwoar. Dorf, 51. Der
Himmel nehrri das Recht unter seine
Flochten. Dorr, 1. Wiew., 57. Mot
Flöchte on mot Puffe se (die Lehrer-
firauen und -Töchter) opgedonnert gän.
Lhrztg. IV, 355 b. S. Sprw. H, 769 f.
Hennig, 73.
Flochtfliege, /., Stubenfliege, s. Rftg.
Flockfiech, m. Nach Simon Gru-
200
Floh — flotig.
naoy „ein treoger fisch ans der Po-
mochil gemacht".
Floh, FWb, Fleh, /., der floL Sper-
ber, 12.
flöhen, «IT., Flöhe sachen. Übertnigen:
Einen ßahen, ihn fiberrorteilen, betrü-
gen; ebenso: einem die Augen flohen,
Sambind (Eorkehnen).
FHHikrailt, n., gemeiner Knöterich,
PolygonumPenicariaL. Bock,Natin,
385. Hagen, 426.
FMisack, m., Mensch, der YoUer flöhe
ist Sperber, 12.
flok, ocfo., flink, fleükig? AMiekgiitem
bi er toaSj Spann ze Flau, yßi, wat
do ju da 80 drok Un so ßokf^ Mähte
sad: Dat ös ferju tom Hemdke, Yolksl.
27, 17, 1.
FIAm, Flomen, FKünen, m. u, /., Nieren-
fett der Schweine, Schmalzfett in den
Gänsen, Hühnern and Fischen. Ahd.
ßoum Schmatz, nds. vfoom, vlaum
schmatzig, trübe, ebenso flomrig; flom
Fett, Sahne, Rahm, ßaum wie unser
Flom^ dän. flomme. Vgl. Grimm,
Wb. m, 1735: Flaum. In Livland
die Flome. Hnpel, 67. Davon flömen,
Str., den Flom entfernen, abnehmen;
daher auch abflAmen, ausflAmen. flömig,
adj.^ rdch an Flomen; auch trübe, un-
rein, fettig.
FMniger, FlSming, m., dankler, un-
dorchsichtiger Bernstein. Von Flom.
Brem. Wb. I, 428. Hennig, 73.
Fhmder, m., s. Hinder.
Flor, iTiV Flor, Boden. Wenn eine
Nadel oder sonst anderes Heines ent-
faüenes Ding aufm floor oder Bodem
gesucht wird, . . . wenn man sonsten
gleich nieder gegen den ßoor siehet.
Linem., Bbb la.
Florchen, w. Vom., Dem. yon Flora,
auch Florentine. Hart wich, 54.
FRIrr, ^, flhren, mo., 'IHrngy ^v^-» s-
flvren.
flos, aif^, flach, seicht Der BaA
(^Fbiss) ist sehr flos geworden.
Flol,.Ftott, n., das Flotte, Schwim-
mende, Flolz; hoIL vloL Das Fht aaf
Flüssen and Bächen, worauf man steht,
nm Wasser zu schöpfen, Wäsche zu
spülen; das Fiat der Angel — an Aea
Netzen; das letztere heüzt auch FMt-
hoiz, lit phtdis. Die Flotthölzer, yier-
eckige Stucke yon Pappelborke, halten
das Netz flott, während die abwärts
ziehenden QroijpeUme ihm die Spannung
geben. Vgl FML Hennig, 73, führt
das Adj. fott » schwimmend, mit Auf-
wand lebend, an«
RAte, FMt, /., groGeer Milchnapf zum
Absetzen des Rahms; nach Schemio-
nek, 11: „flaches HolzgefiUz zu Milch,
auch daraus zu essen*', also auch Speise-
teller. Nd. flot Sahne, Rahm, Schmand,
ahd. phUed. Im Götdng. flSte breiter
Löflel zum Abnehmen der Milch. Brem.
Wb. I, 415. Schamb., 273a.
FMtei, n., s. flMen.
fltten, sto., fließEen lassen; von Hüh-
nern, wenn sie Eier ohne Kalkschale
l^;en, verlieren — verwerfen. Ein sol-
ches Ei heiizt FMtei = Windel
flöten, in der Redensart flöten gehen.
All sin GoUL os flöte gegange. Aus
dem jüd. - deutsch pleite gehn = flüch-
tig sich fortmachen. VgL Weigand
I, 477. Hennig, 73.
RUendOse, /., Flöte; zusammengesetzt
aus Flöte und dem frz. douce (doux).
Der Wüliomm war der Ton der schonen
Flöten-Dusen. Carm. nupL IV, 13 b.
flMig, a£^.j dickflüssig, dehnbar flüs->
sig. Mühling: von einer Flüssigkeit,
welche durch Gärung Unreinigkeiten
hat,diesich&stausrecken,dehnai lassen.
Flotmilch ~ Flusch.
201
FlOtmilch, /., saure, doch nicht dicke
Müch. Mühling. Fht == Sühne. S.
HOte.
Flott, Hottholz, n., 8. Flot
RUcht, /. u. m., 8. Flocht
fluck, richtiger wohl flug, adj. u. adv.^
fluga, schnell, hurtig. Flacker noch^
rund de Däl^ hopsa Mariet Dorr, 37.
Darhi fs he m§t siene Fusten so fluck
hi der Hand, Flock hier §n§n (hin-
ein), Uewer jtmger Mann! Dorr,
1. Wiew., 24. Fhick on flink. Ibid.
107. In Hessen flügger. Vilmar, 107.
fluddem, sw.^ flunkernd flattern, er-
zittern. Fluddert om dat Kramke^
Dann före ans tom Damke, Yolksreim.
Mühling. Ihm fluddert das Kinn vor
Zorn.
flug, adj\ u. oefe., s. fluck.
FlUgel, m.^ in der Fischersprache die
Hälfte eines Netzes oder Garns. Die
beiden Flügel werden bei der Ausfahrt
zum Fischen in besonderen Böten be-
fördert und erst kurz vor dem Gebrauche
durch Schnüre verbunden. Die Flügel
des Wintergams des Putziger Wieks
heifzen kass. skrz^dlo.
FlUgelgarn, n., s. WIndegam.
ROmen, /., s. FlOm.
flUmen, sw.^ Bauchwinde unhörbar
entlassen. Treichel.
Flunder, /., zur Bezeichnung eines
schmutzigen Weibes. Treichel.
Flundergarn, -netz, n., Netz zum Fange
der Flundern. Beschreibung und Ab-
bildung s. Benecke, 378 f.
Flunker, m. So reiten die Junkern
Mit den blanken Flunkern. Volksr. 36,
137.
Flunkerbart, tt»., blaue Molinie, blaues
Perlgras y Melica coerulea L. (Molinia
coer. Mnsch.). Hagen, 89.
flunkern, bei Hennig, 74, wohl irr-
tümlich, fluntemj sw.j flimmern, einen
Zitterschein geben; vorspiegeln, mit
Humor und Lieblichkeit die Unwahr-
heit sagen, Windbeuteln. Mir flunkert s
vor den Augen. Er flunkert — flun^
kert mir was vor; daher auch vorflun-
kern.
Flunkersand, m , Sand, der flunkert,
glänzende Glimmerteilchen enthält,
Flittersand, flimmernder Streusaud.
Hennig, 74.
Flunsch, Fluntsch, auch Frunsch, /.,
schmollender Mund^ Mund mit auf-
geworfenen dicken Lippen; zur Ver-
stärkung Flunschmaul. Letzteres auch
auf die Person übertragen: sauertöpfi-
scher Mensch, Schmollender. Eine
Pommersche Flunsch machen. Mit dem
Zeigefinger der rechten Hand die Nase,
mit Daumen und Mittelfinger die bei-
den Backen drücken und durch solchen
Druck den Mund verzerren. Treichel.
Li Bayern flanschen das Gesicht ver-
zerren, die Flenschen das verzerrte,
verzogene Gesicht, verächtlich: Maul.
Schmeller I, 590. Vgl. Flabb. Da-
von flunschtg, adj., im Gesichte, nament-
lich um den Mund hin^ dick und auf-
gedunsen. htFosen plunschig. Bernd,
213.
flunschakem, sw., dad Gesicht ver-
zerren. Schemionek, 11.
flunschen, sw., eine Flunsch ziehen,
wenn das Weinen beginnt. Von Kin-
dern. Schemionek, 11.
fluntem,- sw., s. flunkern.
Runtsch, /., s. Flunsch.
Flusch, FlOsch, FItsch, n. u. 971., ersteres
das gebräuchliche und mehr noch sein
Dem. Fluschchen, Floöke, Flöckchen
von Wolle, Hede, Elunker, Haaren;
die durch Schrobbeln gebildete länglich
runde WoU-, Hede- oder Elunkerflocke,
welche versponnen wird. Li weiterm
Sinne auch Wisch (was man mit einem
202
fluschen — Forleale.
GrifF erwischt), Handvoll. He rit mt
gltk e Fltisch Här üt em Kop. Gieb
dem Pferde ein Fluschchen Heu. Aus
Flies f mhd. vlus Schaffell, nds. fliis
Schaffell,auch Büschel Wolle; s. Flausch.
Vgl. Brem. Wb. I, 430. Weigand 1,
468: Flaus.
fluschen, flQschen, auch flutschen, und
fiftschen, sw,^ eigentlich zu Fluschen
bilden, flocken; von der Hand gehen,
fördern; wirken, verschlagen, zusammen-
stimmen, passen. Das (die Arbeit)
fluscht ihm man so.. So fluscht et beter!
durch die preufzische Landwehr, die
in der Schlacht bei Grofz-Beeren mit
Kolben drein sdilug, historisch gewor-
den. Bock, 11: Das flascht nicht zu-
sammen^ das gehört nicht zu einander,
das palzt sich nicht. Hennig, 71. N.
Pr. Prov.-Bl. a. F. VU, 438.
flüstern, sw., s. fisten.
Fliifzhähnchen, Pflzn., Flufzhahnenfufz,
Ranunculus fluviatilis. Hagen, 592.
Flutter, m., Flitter; verächtlich von
leichten Kleidungsstücken , wertlosem
Putz: Flutterstaat, Marold.
flUtzen, 9W.J coire, Treichel.
foats, adv.^ s. fOrts«
FVbar, Fttbasch, n.^ das Fieber. Na-
langen. Dat Föbasch verspingen, das
Fieber verspunden. Hennig, 68. Vgl.
Hezenspr., 55, 9.
fSgeln, sw.^ s. fegen.
Fohlen, Fälle, n., Füllen, Junges vom
Pferd; die Kinder nennen es nach seinem
Wiehern HYtsch, HTbcherchen (s. d.).
Hengstfohlen, rein pltd. Hingstfälle, männ-
liches, Stutfohlen, pltd. Kobbelfälle, weib-
liches Füllen; Fohlenkobbel und Fällen-
kobbel jedoch Mutterstute. Mühling,
Tiern., 170. Zahn. Fdrd Soh e FoUe-
kobbel^ di krtt man em a Mestelfua We
Föüej zehn Pferde auch eine Füllen-
stute, die kriegte nur um (die Zeit) der
Mistfuhr ein Füllen. Ermländ. Freisch.,
Manuskript. Na^ Jung.^ hast ok de Falles
'rom gejagt? Volksr. 261, 911. Dat
Falle n^äge^ mutwillige Scherze treiben.
fohlen, sw,, Junge werfen; doch nur
vom Pferd.' Die Stut' hat gefohlt. Hen-
nig» 74.
fttmmeln, W., s. fimm^ln.
Forelle,/, Bachforelle, TruttafarioL.^
auch MSIIitz (bei Danzig) und Rautele,
lit lasztDoraSy mas., kass. pstrag, lett.
rauda, ruhdelis (lit. ramfeZ^ rötliche, wilde
Ente, rauda rote Farbe). • Benecke,
162. Bujack, 392. Mühling, Tiern.,
170. Nsslm., Th,147.
Forennesche, /., Äsche. Fischn. bei
Simon Grünau, Tract. /, cap. Hl:
forenn eschen.
fifrftttsch, (zweites o kurz, auch lang),
ac{/.y Zusammensetzung aus for für und
ßtsch^ vom pltd. Fdi Fufz; also: Fufz
für Fufz, ohne Aufenthalt, eilig, eifrig.
Hei OS en förfStscher Kerl. Sprw. H,
235.
Forke,/., Heugabel, Mistgabel; aus dem
lat. furca. Man unterscheidet die zwei-
zinkinge Schofzforke (von schiefzen
= befördern), mit der Heu, Stroh und
Getreidegarben aufgegabelt werden, und
die St&kforke, (listforke, dreizinkig, zum
DüDgerladen. Ek w§U 'nen Stel an de
Fork maken, die Sache in Gang, in
Schick bringen. Dorr, L Wiew., 77.
Hennig, 74. Sperber, 12. S. Gaffel.
. Forieule, /., Föhren-Eule, Phalena
noctua piniperda. Aus Arys berichtet
die Kgsbg. Hartg. Ztg. nach der Pr.
Lit.-Ztg. vom 14. Juli 1867 (1. Beü., Nr.
162): „Der uns zunächst liegende Theil
der kgl. Forsten — Oberförsterei Gron-
dowken — ist von einer grolzen Kala-
mität heimgesucht worden; es hat sich
nämlich eine sehr gef&bi*liche Raupe,
die Forl-Eule eingefunden und die Fich-
Fornal — fosen.
203
tenbäame massenhaft bedeckt, so da(z
bereits aaf Hunderten von Morgen die
Fichtenbäame total vernichtet sind. Die
daneben stehenden Tannenbäume sind
unberührt geblieben.
Fornal, m.y Ackerknecht; von dem
poln. fornal Ackerknecht, Pferdeknecht.
Flatow. Schmitt, 106. Sperber, 37.
Ebenso in Posen. Bernd, 65.
fOrs, adv., s. fOrts.
forsch, cuij, und adv, 1. kräftig, kühn,
mntig, tapfer; aus dem franz. fort^ von
dem lat. fortis. Er üt forsch — Tnackt
sich forsch. Auch die Forsche, aus dem
franz. force. Forsch anfcussen — mit
Forsch anfassen^ mit voller Kraft. Forsch
drauf losgehen. 2. hübsch, elegant,
hoch fein, zierlich kräftig. Es sieht bei
ihm recht forsch aus. Ein forsches
Mädchen — ein forscher Kerl,
fOrt, adv,^ s. fArts.
ttrls, adv.^ Abkürzung von sofort^ so-
gleich, augenblicklich, auf der Stelle;
gleich, zugleich — in mannigfach schat-
tierter Aussprache: foats, fats, foat,
foatsch, fat, fort, fflts, fots, fOrs, fors,
auch in der Verlängerung förzig, fortzend,
im Samlande sogar fortzersch. Öck kam
f6ts mot, Voatsch treck den ölen Flausch-
rock an. Dorr, 53. Hei ging forts
weg, eben jetzt. Wa wolle ons man
foaz (gleich) duze. Wa woüe ons foaiz
za Kesting einüwe^ 'wir wollen uns gleich
jetzt (den Tanz) zur Hochzeit einüben.
Ermländ. Freisch., 14. Na^ a kunnt
doch de viahungat Tolafoatz voll mache^
na, ihr könntet doch die 400 Ihaler
gleich voll machen. Ibid., 10. das
vooajafoatz e Kardel^ wie e Gemäldnifz^
o das virar ja gleich ein Kerl, wie ein
Gemälde. Ibid., 7. Wird er fortge-
schickt^ so bleibt er forts wohnen, Se
OS fäts tom Anbite^ sie ist gleich zum
Anbeifzen (schön). Efen (soeben)'Aa^
der Vater was befohlen^ fohrz gab se
Wedderwohrt (Widerwort). Schaltj. 3,
6. &e hefft nu fort ganz wat Needget
m^ ju to bereden. Dorr, 1. Wiew., 69.
Nehmt fortzend on ohne Omständ dissen
Korf op June Schullem. Ibid., 66. Afz
ock önn dat Hinge Brook an de erseht
groote Eek kam, schiend Ott mi foorts
(gleich) nich rochtig. S p o o k , 472. On
doa funge se foaz aUa an to lache.
B'oldt,6. Hennig, 74. Sperber, 12.
fosch, fAsch, adj.^ los, locker, schwam-
mig, porös, mürbe, Gegensatz von dicht
und fest. . . . so befindet sichs^ dafz^
weü auf der einen Seiten (eines Stam-
mes) dichtes und festes Holtz ist^ auf
der andern Seiten aber Schwammichter
und fosch, die Dielen^ welche auf der
einen Seiten geschnitten werden dichter
und fester sein^ als auf derfoschen und
schwammichseiten . . . da werden die
Dielen also fallen, dafz die halbe breite
einer Dielen fest^ die ander helft aber
mürb und fosch sind. Linem., Tt2a.
In der Gegend von Dönh. fosch holzig,
faserig, zähe. Im Götting. v6sch schwam-
mig, weich, sehr los, mürbe. Schamb.,
278a. Vgl. Grimm, Wb. IV, 1, I, 41.
FoJe, /., kurzer, kleiner Faden, Fäd-
chen, Fäserchen, das sich von einem
Gewebe bei der Verarbeitung oder beim
Gebrauche ablöst, absondert. Altes
Linnen- und Wollenzeug löst sich in
Fo^en auf!, hat Fo4en. An zerrissenen
Kleidungsstücken hängen die Foien bei--
her. Es kommt einem eine Foie in den
Mund. In unreiner Tinte sind Foien,
und kommen diese in die Feder. Hen-
nig, 64, schreibt Fasen, Klein I, 121,
schreibt Fofz', ahd. u. mhd./oAs, vahs,
das Haar, wovon vielleicht Fase, Fose
und Fis.
fOfen, sw., sich in Foseü auflösen,
fosig werden, ausfofon. Das Zeug foit
204
fostern — Frauenburg.
sehr^ sein Gewebe geht leicht auf, fok
leicht aus. Die Säume des - Hemdes
foien attö, wenn sie zerwaschen und
angetragen sind. — abfoien, einzehie
Fasern auszupfen, auch s. v. a. auS"
fosen. Mit einem abfosen^ mit ihm derb
abfahren, so dafz seine Kleider sich in
Foien auflösen. In Livland ausfwen. —
foiig, adj,^ 1. locker, lose im Gewebe.
2. voller Foien, Die Tinte ist fong,
Hupel, 12. Bock, 11. Hennig, 74.
fiMem, sw., s. feistem.
fAts, fotSy adv.y 8. fAris.
fAX, adv.^ bald. Ermland. Mühling.
Frädem, Frfttem, Frteem, m., Atem,
vorzugsweise der sichtbare Atem, Hauch,
Dampf, Brodem. Er hat einen Übeln
Frddem -^ sin Frddem stinkt^ er riecht
aus dem Munde. Der Framdem des
kochenden Wassers — heifzer Speisen.
. . . wenn man in einer warmen Bad-
stuben wegen des Qualmes und Fradems
einen Menschen, ob er schon nahe genug,
nicht wol erkennen kan, Linem., Aaa
la. ... «0 sind doch die Balsamische
und gesunde Au/zdünstungen mit denen
Neben aufsteigenden Qualmen und Fra-
demen, so viel die Mengte antrifft, gar
nickt zu vergleichen. Ibid., Aaa 2b.
. . . wird ein Fensterchen gelassen, da/z
der Fraden von dem zu dorrenden Ge-
treide gelassen ausgehen kann. Pierson,
Matth. Prätor., 108. Siet der Tied kann
§k den Fradem von warmem Eten nich
utstahnen. Dorr, 1. Wiew., 15. Da-
von: fr&dmen, sw., atmen , dampfen.
ausfrädmen , ausdampfen , verrauchen,
ausschwitzen, ausdünsten und dadurch
die Elraft oder den Qbeln Geruch ver-
lieren, befrftdmen, anhauchen, mit Dunst
beschlagen. Die Fenster (Scheiben) be-
frddmen, wenn die Luft draufzen kalt
wird. In Posen für Fradem Braden,
Bernd, 28. Bock, 12. Hennig, 74.
Frange,/., Franse, Faden-, Troddel-
saum. Aus dem firanz. /ränge, itaL
/rangia, span. /ranja, aus lat. fimbria
Faser, Franse. Weigand 1, 487. Hen»
nig, 74.
Franz, m. Vom., nach Hartwich,
54, statt Franziskus.
Franzbrot, n., rundes Gebäck aus
Weizenmehl, französisches Brot; nach
Sperber, 13, Brot des heiligen Fran-
ziskus. /, da sotzt je der kliene Jung
on muffelt am Franschbrot Schaltj. 3, 4.
Franzosen, plur. 1. morbus gallicus,
lues venerea, Lustseuche^ poln. franca,
2. Karbunkel-Krankheit des Rindviehes.
3. Schaben, Blatta europaea, die man
auch Blatta und Rackopill nennt; in Ruß-
land und Yolhynien heifzen sie prusaki.
Mühling, Tiem., 170. Mrongov.H,
635 b.
Franzosenholz y Medik. Lignum Qua-
jaci.
FranzosenSI, Medik. Oleum animale
/oetidum.
Fräse, /., s. Fröse.
Frafz, m., ursprünglich Tiemahrung,
dann Speise für den Menschen; Mahl-
zeit; Schwelgereiv Das war ein schlech-
ter Fra/z. Was kostet der Fra/zf Dem
Frafz nachgehen, sehen wo der Schorn-
stein raucht. Frass und quass, schlem-
men und demmeny schmaussen undsaussen
machen rote äugen etc. Stein, Pere-
grinus V, 4. Wiss. Mtsbl. V, 96. in
Natangen mit franz. Endung: Frafzion.
Fra/zion zu den Feiertagen aus der
Stadt holen. Ygl. Fressen.
Fralz, m., die Epilepsie. S. HVchste.
Frau, pltd. FrO, /., Herrin, Gebieterin,
Hausfrau. 0ns Frw, unsere Frau, nennt
das Gesinde die Hausfrau; auch^^re-
fräke, Herzensfrauchen. Die gute Frau
s. Gutmann. Vgl Vater.
Frauenburg, Stadt im Kreise Brauns-
Fraaensmensch — Freischleuse.
205
berg. Sie heifzt im Scbimpf: Boch-
staU, Er ist in den Bochstall geraten^
ist nach Fraueoburg gekommen. Sprw.
1, 413. Die Bewohner heifzen Bock-
Stecher, Bockstofzer.
Frauensmensch , n. , Frauensperson,
jede Frau, jedes Mädchen. Du Comelü,
bring das Frauensmensch hin. Soph.
R. I, 171. Cfutj dachte ich^ jetzt ist das
Frauensmensch zur Dame geworden.
Ibid., 172. Wo zum Stern käme hier
ein einzelnes Frauensmensch her. Ibid.
V, 458. Qd>t er dissen Briff^ denn das
§s en Frujensm^nsch. Dorr, 1. Wiew..
17. Vgl. Frauenvolk.
Frauentage, plur.^ Arbeitstage der
Frauen, im Gegensatze zu den Manns-
tagen; für diese Tage wird ein geringerer
Lohn gezahlt. Vgl. Mannstage.
Frauenvolky n., Frauenzimmer, Weib.
Ihr Herren kennt das Frauenvolk nicht
Soph. R. VI, 323. Dieweil Dein Auge
nie . . . nach dem Frauen- Volck bisher
verliebt geschielt. Carm. nupt II, 94 b.
JSr sieht das Frauen-Volck mit Matd-
umrfsaugen an. Ibid., 94 c. S. Weiber-
volk.
Frei, Freite, pltd. Fr!,/., Brautwer-
bung, von freien, ursprünglich lieben,
von demgleichbed. goih. frijdn. Grimm,
Wb. IV, 1, 1, 105. Weigand I, 491.
Auf die Frei gehen j um ein Mädchen
werben. Ich sag*, er (Amor) sei nicht
blind^ bekenn es sonder Scheu^ ein Zeug-
nifz wird mir sein, Herr Doctor seine
Frey. Carm. nupt 11, 83 d. Vergnügen,
Friede^ Glück und Heü zu der wol-
getroffnen Frey. Ibid., 84 c. Fat he
nich mehr so 'n Maken an, Wor von
der Fri nuscht warren kann. Dorr,
67. VolksL 13, 5V, 5. Im Volksmunde
auch Freirttch, Filrateh (a»a), holl.
vrijaadge, bei Schamb., 280a: fryäde,
Freie, m., preufzischery Besitzer eines
Freigutes. Vgl. Boct, Nat. I, 173;
m, 302. 651 f.; V, 386. Hennig, 75.
Freigut, n., erbliches Bauer- oder
Eölmergut von 1 bis 2 Hufen, das frei
von Abgaben und Scharwerk war; der
Besitzer hatte dagegen die erbliche Ver-
pflichtung zur Verwaltung des Schulzen-
amtes. Der Besitzer hiefz in früherer
Zeit Berittschulz und vermittelte als Ober-
Schulze den amtlichen Verkehr zwischen
den zu einem Ajnte gehörigen könig-
lichen Dörfern. Di^Berittschulzen hiefzen
auch Pakmore (s. d.). S. Bock, Nat. I,
173. Hennig, 75.
Freilieit, pltd. FrTet, Frft't, Fritt, /.,
aufzerhalb der eigentlichen Stadt ge-
legener Stadtteil, Vorstadt. Er wohnt
auf der Freiheit; die Bewohner der-
selben heifzen Freiheiter. Die Frei-
heiten waren von den stadtischen Ab-
gaben frei. S. Sperber, 13.
Freil(en,n., junges Frauenzimmer fürst-
lichen Standes, Prinzessin. S. Act
Bor. II, 820. 846. Hennig, 75.
Freilciilmer, m., Besitzer eines frei-
kölmischen Gutes. Solche Güter wurden
den in die Provinz einwandernden deut-
schen Kolonisten naqh den in der kul-
mischen Handfeste enthaltenen Rechten
vom Orden verliehen. Die Freikolmer
standen im Gegensatz zu den Preu/zisch-
Freien. Vgl. KVImer.
Freimann, pltd. FrTmann, plur., Frei-
leute, Frtlüedy freier Mann, Arbeiter,
Tagelöhner, der zur Miete wohnt und
keinem Herrn zur Arbeit verpflichtet
ist. Vgl. Losmann.
Freirftich, /., s. Frei.
Freischlächter, m., Landmann, der das
Fleich des von ihm geschlachteten Viehs
zum Verkauf in die Stadt bringt, ohne
durch Gewerbschein dazu berechtigt zu
sein. Mühling. -
Freischleuse,/., Schleuse, durchweiche
206
freisen — Freund.
das überflüssige Wasser aus Mühlen-
teichen abfliefzt, wodurch der Teich in
bestimmter Höhe gehalten wird. M ü h -
ling. Ebenso bei Hupel, 69.
freisen, s. fiisen.
Freisgewerbe, pltd. FrTsgewarw, n.,
Heiratsantrag. Dar §8 so to segen en
Friesgewarw anffebrocht worden. Dorr,
1. Wiew., 12.
Freismann, pltd. FrTsmann, m., Braut-
werber, deshalb auch Freiswerber, Frts-
werber. Er ist der Begleiter des jungen
Mannes, der dem Mädchen, das dieser
sich ausersehen, seinen ersten ernstlich
gemeinten Besuch macht; er fuhrt für
diesen das Wort und ist später bei der
Hochzeit der erste gute Mann: Na-
tangen. Drum wer nur diesen FreyS"
Mann (Gott) hat^ der darf es vmmer
kuhnlich wagen, Carm. nupt. H, 98 c.
De mot den groten Gott anropen^ dat
he sy De Friefzmann, gode Mann^ un
Twchwatmehrdaby. Ibid., 206b. Hen-
nig, 324.
Freiswerber, m., s. das vor.
Freiwasser, n., Wasser, dasausMühlen-
teichen durch die Freischleuse abläuft.
Freiwohner, m., Einwohner ohne Miet-
zins, der als Entgelt die Aufsicht über
das Gebäude, in dem er frei wohnt,
führt, Kastellan, Hausdiener.
Fremde, m,^ der Gast. Wir haben
heute Fremde, wir haben geladenen Be-.
such, Gäste bei uns. Heutig, 75.
Ebenso in Liv- und Estland. Hupel,
68. Sallmann, 65b.
Frfise, /., s. FrBse.
frfisen, sty s. frTsen.
Fresse, pltd. Fr6t, /., Maul, Mund.
Der Kerl hat eine Fress' urie ein Scheur-
nenthor. Bali die Fress, sei still! Einem
eins Dor die Fress' geben, ihm eine Ohr-
feige geben. Hau em ön de Fret!
Bock, 12. Sperber, 13. Vgl Flab.
fressen, pltd. fr(te(n), st, essen. Se
(sie) lassen einen nicht einmal ruhig
fressen, sie stören den Vielbeschäftigten
sogar bei der Mahlzeit.
. Fressen, n., das Essen, die Speise,
namentlich schlechter Qualität, und dann
vorzugsweise Fr&fz, m. Mohs mot Molche
afgemahckt, dat woer mien bestet Frehte.
Carm. nupt HI, 77c. Ein gefundenes
Fressen, eine Sache, die unerwartet,
aber gelegen kommt, angenehm ist.
Wenn es wahr wäre^ wäre es ein gefunden
gebratenes Essen für mich. Linem.,
B 3 b. Dat ÖS em so^n rechtet Freten,
Dorr, 1. Wiew., 16. *
Frefzalat, m., s. Rftp.
Frefzbartel, m., Bartel, der frifzt,
starker Esser, Fresser. Oedanism.
Frefzbeutel, m., Beutel, in den man
das Fressen, die Wegekost, steckt, Brot-
beutel, Ranzen; aach Frefzsaclc
Frefzpulver, Medik. Pulvis Equarum.
Frefzsack, mi, dasselbe was Frefz-
beutel; aber auch starker Esser, Fresser.
In Livland in letzterem Sinne auch
Frefzbauch. Hupel, 68.
Fretze, /., s. fretzen.
fretzen, sw.^ weiden, füttern; von
fressen gebildet, wie etzen Yop essen,
goth. fraaijan. Er läfzt sich von ihm
fretzen, ernähren, lebt auf seine Kosten,
fällt ihm zur Last. — ausfretzen, aus-
füttern', durchfüttern; vom Vieh und
vom Menschen. Nach Mühling auch:
schmarotzen. — Fretze, /., dem Vieh
leicht zugängliche* Stelle in Feld oder
Wiese, wo es fretzen kann. Vgl.
Grimm, Wb. IV, 1, 1, 141. Hennig,
75. 824. .
Freude, w. jüd. Vorname. Flatow.
Schmitt, 114.
Freund, pltd. Frtlnd, m., Verwandter.
Daher Freundschaft, pltd. FrUndschaft,/,
Yerwaadtechaft. JBei ös 4t ons Fründ-
fribbeln — froden.
207
scha/ty er ist unser Yarwandter. Wo
du den griesen Keerdel nömmst On mi
de ganze Frindscha/t schampst Dorr,
65. Dat bloß ön er Fründschaft Hei
OS egentUch min Frind^haft^ wi sond
durch Grofsnyädersch Pitsch verwandt
Samland. ä. Sprw. II, 808. Die puch-
Uge Freundschaft y viel gegliederte Fa-
milie' an ein and demselben Orte (Fried-
land OstpreuTzen); im Eegelspiel 33
,,Holz«. Vgl. Sprw. I, 987.
fribbeln, sw. 1. schwänzeln, zierliche
Wendungen and Bewegungen machen.
He fribbelt as. en Kielpogg, er schwän-
zelt (aus Zuvorkommenheit) wie eine
Kaulquappe, welche auch das Schwänz-
chen flink regf. 2. jemand an den
Kleidern zupfen, reilzen. Conitz.
Frtd, m. Yom., Gottfried,
fndeln, 8w.^ gewinnen^ erlangen, pro-
fitieren. Sie werde dem Teufel kein
Pechlicht nicht .gebe^ 2^n^«r8 (besonders)
dass sie was von mir frtdle wtüe, Erm-
land. Muhling.
Friedland, Kreisstadt in der Provinz
Ost-Prealzen, am Alleflufz. Name,
Qröfze und Aussehen der Stadt haben
zu den Redensarten Yeranlassunfi^ ge-
geben: Friedland ist das beste Land.
Friedland ist gut Land^ wohl dem^ der
nicht drin ist Sprw. I, 992. 993.
Friedrichstein, Ortsn., Gut (Schloi'z)
im Kr. Königsberg. Ön Friedrichsteen
st öck ganz allSn, es fehlt der Krug,
das Wirtshaus. Vgl. DVnhoffstädL
Friedrichswalde, Ortsn., Dorf im Kreise
Ragnit, im Tolksmunde StOimeri (Stor-
merei), weil in früherer Zeit mehrere
Besitzer NamensStörmer dort wohnten.
frte(n), 9U7., freien, werben, heiraten.
De Mäkens salen aller frten, Seelen w.,
109,
Friesen, plw.y Mennonitensekte. S.
KlAricen.
Frimann, m., s. Freimann/
frischmilch, pltd. früschmelk, oJ/., von
Kühen/ welche nach dem Kalben wie-
der Milch geben. Die Kuh ist frisch-
mUch.
frlsen, freisen, frtoen, frttsen, frfeen,
fristen, frVsten, st^ frieren, frösteln, vor
Kälte schauem, ahd. friosan, mhd.
^^riesen^ ags. frysan^ engl, freeze^ dän.
fryse^ hoU. vriesen. Mt frist — mt
fresty mich friert, fröstelt Öck mot
freise^ denn det Nachts ösH kooü. Volksl.
63, 42, 5. Marunke fröst, Kathrinke
posst, wenn e^ am Martinstage (11. No-
yember) friert, so regnet es am Katha-
rinentage (25. Novbr.). Dat (Wasser)
schwemmt^ dat önem dafär gruth onn
fröst Carm. nupt V, 216b. Hubbrig,
frest dty nomm de Fü^rtang on bedeck
dt! Kgsbg. Twoschen Pingste on Jo-
hann terfrSs ok jennem Wtw de Mann,
Oberland. Sprw. I, 2926.
frOd, frOt, frot, frOdsch, ifriltsch, fnrt,
adj.y klug, verständig, weise, beanlagt;
vorsichtig. Dat ös en frdder — fruUer
Monsch, ein Mensch mit guten natür-
lichen Anlagen. Daher Frilder, Frilter,
Fruter, m.y ein Kluger, ein anschlägiger
Kopf. Natangen. Ermland. Im Dönh.
tritt das adj. frOter auf — aufmerksam,
aufmerkend; vom jungen Kinde gesagt,
wenn es anfangt auf seine Umgebung
zu merken; in Natangen fretem, Sfw.
In Danzig nennt man diese erste Auize-
rung der Empfindung sinnlicher Gegen-
stände wie auch das erste Lächeln der
Kinder das Frohnen. Klein I, 125.
Vgl frOden.
frilden, fröten, fruten, mo., begreifen,
verstehen, einsehen, wissen, kennen,
können. Nach Sperber, ^%y'frutten
= nützen: es frutt nuschty es hilft nichts,
fruchtet nichts. He frSd nichy er be-
greift nicht, versteht von der Sache
208
Frosch — fuchern.
nichts. Dei Jung heft e schwdre Kopp^
er terfrot dat nick. He mot noch ön
a Welt frdde lehre^ er mafz noch khig
werden lernen. Sprw. I, 1003. N. Pr.
Prov.-Bl. a. F. VII, 438. Natangen. Im
Ermlande; f ruften. Er frutt nuscht
Warzel ist das goth. fraihjan denken,
verstehen, erkennen, verstandig sein;
dazQ goth. frothsy ahd. fröt^ fruoty mhd.
vruoty adj.^ verstandfg, weise, brav.
Schade. Wb. 221a. 227b.
Frosch, m,y Geschwulst unter der
Zunge der Menschen, Pferde und Rin-
der; poln. zaba.
Frjie, /., s. Wrttse.
FrVse, Frese, Frese,/., Dem. Fröschen^
pltd. Frodce^ Halskrause, gekräuselter
Halskragen, Fraise. EckwuüekrFröhske
gähm bekicke. Carm. nupt I, 282, 2.
Det 08 dat JunferkCy diy ohrst dm Frohste
lohp. Ibid. 10.
frOsen, frOsen, sw.y s. frfsen.
Frosine, w. Vom., Euphrosine. Hart-
wich, 54. Sein Frohsinchen wird ihn
wieder erquicken. Carm. nupt. II, 44c.
Frost, m. Er hat den Frost in den
Fi^fzen — Händen^ hat angefrorene
Fafze oder Hände.
frtoten, 9to., s. Msen.
frestrtg, frttsterig, adj.^ frostig, leicht
frierend. Er ist sehr frostrig. Hennig,
324.
fröt, frot, frOten, frOter, FrOter, frötern,
frOtsch, s. frOd und frOden.
FrVtsch, FrtJtz, Dem. Frotschke, Frotzke,
m. Vom. Fritz, Friedrich. Hei^ Frotschkcy
noch ohnmahL Carm. nupt III, 136c.
FrQ, /., 8. Frau.
FrQannke, /., Frau Ännchen, gewöhn-
liche Benennung fQr eine Kinderfrau,
gleichviel, welchen Namen sie führt.
Marbg. Ndrg.
FrUhkind, pltd. Froikind, n., zu früh
geborenes Eind; vor der Ehe geborenes
Kind. Et es e Freikind. Im J. 1755
vyird die alte Verordnung emeuf, dass
kein Schäferknecht Bürger werden kann.
Noch im J. 1762 hatte ein y^Frühkindf'
MuhCy in's Schmiedegewerk aufgenom-
men zu werden. MerkwQrdige Notizen
ausConitz. Pr. Prov.-Bl. H, 208. Vgl.
Siebenmonatskind.
frundschein, sw., s. frunscheln.
Frunsch, /., s. Flunoch.
frunscheln, frundscheln, sw.^ schmei-
cheln, schmiegen, freundlich und zärt-
lich thun. E" versteht sich einzufrun-
scheln. Vgl. dftsen.
fnrt, adj.y fruten, sw., Fniter, m., s.
frOd und fröden.
Fuchely m. 1. Fächer, Wedel. Als
Feuerfuchel wird der aus gedorrte Flügel
der Grans gebraucht 2. Windharfe.
Logau hat fQr Fächer Fechel. Vgl.
Weigand I, 424: fächeln. Bock, 12.
Hennig, 62.
fucheln, sw. 1. fachein, gelinde an-
und zuwehen. 2. Getreide auf einer
Windharfe, Fuchel^ reinigen.
Fucher, m., s. fuchern.
fuchern, sw., betrügen, beim Karten-
spiel. In geselligem Sinne gilt das
Fuchern, worunter man vorzugsweise
das listig geheime Vertauschen der Kar-
ten versteht, als heitere Unterhaltung.
Bei Bock, 12, und Hennig, 75:
fuckern, bei Schemionek, 11: fuggem,
nach Klein I, 129, in Dzg. fuschen,
in Westpr. auch fuschein (Treichel);
in Hessen fuckeln^ fuschein^ auch mu-
scheln. Vilmar, 111. Nds. fukebi.
Brem. Wb. I, 461. fuschen ist dem
schwed. fuska entlehnt «= heimlich listig
vertauschen, Durchstecherei treiben.
Grimm, Wb. IV 1, 1, 960. In der
Pfalz hat fuggem^ verfuggem bei Kin-
dern die Bedeutung: durch Hin- und
Herhandeln etwas gewinnen Das Ge-
fachseu — Foinmel.
209
schlecht der Fugger soll hierzu den
Anlafz gegeben habcD . M o n e , Anzeig.
lY, 72. Fucherer, Fuchrer, nach Mfih-
1 in g Fucher, Fucker, Fugger, m. » listiger
Betrüger, and davon: Fucheret^ Fucke-
rel, Fuggerei. Im Brem. Wb. a. a. 0.
Fuker^ Foker Eaufinann, Wacherer.
fuchsen, dw. 1. hart antreiben, an*
feaem zar Arbeit, oft durch Hiebe.
Davon einfuchsen, mit Energie far ein
Examen vorbereiten, überhaupt ad hoc
zustutzen, zusammenfuchsen, scharf mit-
nehmen, durchbläuen. 2. nach altem
Pennalismus milzhandeln. ' Die neu ein-
tretenden Schüler werden von den älteren
gefuchst
Fuchser, m., einer Aet fuchst^ treibt,
antreibt, sich selbst oder andere. Da-
von Einfuchser (s. fuchsen). Federfuchser,
Schreiber, doch meist in verächtlichem
Sinne von einem solchen, der seine
Federfertigkeit mifzbrancht. Pfennig-
fuchser, Greizhals, der die Pfennige
fuchst^ zusammentreibt.
Fuchsleber, pltd. FossISwer,/. Sie wird
als Medik. für krankes Yieh gefordert.
Ebenso Fuchslunge. '
FuchslungensafI, Medik. Syrwpu» Li-
qairitiae.
fucht, adj.^ feucht. Heilsberg. Ahd.
fühty fühti, mhd. viuhte^ angs. fvht^
hoU. vocht. Schade Wb. 230b.
Fuchtel, /., zunächst Degen, dann
auch Gerte und Peitsche; Schlag mit
Gerte oder Peitsche. Es giebt Fuchtel
Davon fuchteln: mit einer Fuchtel schla-
gen; mit einer solchen leicht hin und
her schvnngen — ein verstärktes fu-
cheln,
fuchtig, adj.y leicht erregt, zornig,
angebracht. Er ist gleich fuchtig.
Ebenso in Bayern. Schmellerl, 509.
S. Grimm, Wb. IV 1, 1, 360.
Fucker, m., fucicem, sw., s. fuchenu
Frlf ehUtr, Wörtorbaoh L
Fudling, m., Findling. Muhling.
FQg, m.y Onkel. Conitz. Tuchel.
FQge, / 1. Falte, öhn Sichren ahne
FogCy eine Stirne ohne Falten. Carm.
nupt Y, 48a 2. In Fuge fallen. Die
Fra/w merckte^ das sich der Man ihres
fluchens nicht annam, sie ßel in fuge
vnd sprach. Hennenberger, 483.
Grimm, Wb. IV 1, I. 380, woselbst
noch eine zweite Belegstelle mitgetheilt
und die Erläuterung der Redensart
durch: „in gutes Benehmen treten —
nachgiebig werden^ in Frage gestellt
ist.
Fugger, m., s. fuchem.
Fuhrleute, plur., ansäfzige Fischer,
welche Fuhrwenk besitzen und die ge-
Cangenen oder erhandelten Fische nach
den benachbarten Ortschaften verkau-
fen. S. Bock, Nat IV, 718.
Fuhrmann, m., der StemAlcorimgroizen
Bären, gewöhnlich Reiter. S. DUmeIce.
FUlibier, n., scherzweise Benennung
des Wassers, womit die von den Brauer-
knechten angetrunkenen Fässer wieder
vollgefallt werden. Hennig, 30.
FUliebeifzer, m., FoUenbeiizer; Name
für den Wolf. Ermland.
FUllelceiichen, plur.^ gefällte Elöfze.
Zar Füllung benutzt man Pflaumen
oder Speckstückchen, sog. Spirkel. S.
Keilchen, und Pragge.
Fummel, /. 1 . Stück Holz, das zum
Glätten gebraucht wird ; in Bayern eine
Art Lederfeile der Schuhmacher. 2.
schlechtes, stumpfes Messer, mit dem
man nur fummelnd schneiden kann.
3. liederliches Frauenzimmer, Hure.
Ähnlich in Bayern. • Schm eller I,
532; im Götting. vummel und virnmel.
Schamb., 283a und 270a, wo auf das
lat. femeüa hingewiesen ist. In Zu-
sammensetzungen: Fummelmadam, Fum-
melmamsell. Stender übersetzt den
14
210
Fununelei — fappeo.
Namen der lett. Göttin brehkina^ Be-
schützerin der Hausschlangen and
Kröten, mit Schreierin, alte Fummel.
Altpr. M. IV, 26.
Fummelei, /., s. fummeln.
fummeln, sw. 1. hin und her fahren,
an etwas reiben mit der Fummel oder
einem stumpfen Messer. 2. tasten, be-
tasten; schwed. famla tappen. 3. sich
herumtreiben, unstat sein. 4. coire.
Davon Fummelei, /., das Muhling noch
durch Glättung erklärt, und fummelig,
adj. Vgl. G rim m , Wb. IV 1, 1, 526 f.
Richey, 67. Schamb., 256b. Vil-
mar, 112. S. fimmeln.
FUnfaderblatt, n., Pflzn., Wegerich,
Plantago major und media L, Trei-
chel, Volksth. Nach Hagen, 170:
FUnfaderkraut, Fl. lanceolata L. Grimm,
Wb. IV 1, I, 557.
FUnfer, pltd. Fttfer, m,, das Zwölftel-
Thalerst&ck, der Achtehalber. Hen-
nig, 316: „Achtehalber heifzt in Me-
mel ein Fünfer^ plattdeutsch Füfer^ weil
er fünf Dreipölcher oder Vierdinge in
sich enthält. ** Das Wort ist heute
aufzer Gebrauch.
FUnfSGhiliing, FUnfscIiillinger, m., SUber-
münze auTzer Kurs, im Werte von 7
alten Pfennigen. S. Schilling.
Funfzehner, m.^ Bündel Garn von 15
Gebinden. Vgl. Tali und Pungel.
Funke, m., der Schnaps, weil er einem
Funken gleich brennt. Einen Funken
nehmen^ einen Schnaps trinken.
funkelhageinagelneu, adj.^ Zusammen-
ziehung von funkeUiagelneu (Schamb.,
283 b) und dem 'allgemein üblichem
funkelnagelneu, völlig rein und neu,
wie frisch gefallener Hagel oder ein
neu geschmiedeter Nagel; auch funkeU
nageUiagelneu,
funkeln, «to., schnapsen, Branntwein
trinken. Sich befunkeln, sich betrinken.
funkem, stc?., gleich Funken gl&nzen,
leuchten, flimmern, funkeln, flunkern.
Nach Grimm, Wb. IV 1, 1, 611, nach
dem 17. Jahrh. erloschen; bei Bock,
12, und Hennig, 76, noch aufgeführt,
die auch das Adjektiv funkerneu, das
heutige funkelneu — ganz neu, anführen«
Funktion, /., nach Klein I, 129, in
Dzg. (früher) eine aus den Mitgliedern
der drei Ordnungen zu einem gewissen
Endzwecke ausgesetzte Deputation. So
sagte man z. B. die Funktion zur Aus-
findung baarer Geldmittel; die Feuer-
funktion, unter deren Aufsicht die Feuer-
anstalten standen. Aus dem Isi. funetio
Verrichtung.
FUnsel, n., s. Finsel.
FUnstem, Pflzn., gemeiner Erdrauch,
Fumaria officinaUs L. Hagen, 729.
Funzen, plva^,, Schnurrbart. S. Wun-
zen.
Fuppchenziehen, n., Kartenspiel, sonst
Mosch genannt Ermland. Der Name
rührt daher, dafz bei diesem Spiele das
Fuppchen Täschchen, der Beutel, oft
gezogen werden muTz.
Fuppe, /., Dem. Fuppchen, Fuppke
(in Dzg. ist Fuppke am gebräuchlich-
sten), Tasche, die man an sich trägt,
besonders die Tasche am oder im
Kleide, vorzugsweise die in den Röcken
der Frauen. Spring mi man nich ön
e Fupp! zu dem, der sich ereifert. Er
kann nicht mit dem Ellenbogen in die
Fuppe, er hat kein Geld, auch: er ist
geizig. Bock, 12. Hennig, 76.
fuppen, aw» 1. in die Fuppe stecken,
und dann gewohnlich einfuppen, das
zugleich den Nebensinn der Heimlich-
keit und Unredlichkeit hat. Er hat
gut eingefuppty bei einem Gastmahle die
Speisereste in die Tasche gesteckt.
Speicherarbeiter fuppen Getreide ein.
Als Gegensatz: ausfuppen, die Taschen
Fuppeiiknif — faselig.
211
leeren. 2. Falten werfen^ Unebenheiten
zeigen, nicht glatt anschliefzend stehen ;
von Kleidern. Da» Kleid fwppt sich^
sitzt nicht glatt, zeigt gleichsam kleine
Taschen. 3. Bock, 12, und Hennig,
76, haben noch fuppen in der Bedeu-
tung von foppen aufziehen, necken. Er
läfzt sich nicht fuppen, läfzt sich nicht
hänseln, aber auch: er lälzt sich nicht
lumpen, ist am rechten Orte freigebig,
hat da, wo es notwendig, eine offene
Tasche.
Fuppenkntf, n., Taschenmesser. Dorr,
L Wiew., 40. Vgl. Knlf.
Flipper, m. 1. Mensch, der in die
Fuppe steckt, einfuppt; geschieht dies
widerrechtlich: Dieb. 2. Nach Trei-
chel Eorrumpierung yon fatuc-pas Fehl-
tritt: Einen Fupper machen.
furchtbar, adv,^ in dem Sinne von
überaus zur Verstärkung angenehmer
Eigenschaften und Eindrücke. Sie ist
furchtbar schön — war heute furchtbar
liebensumrdig. Auch Herders furcht-
bar angenehm (Grimm, Wb. IV 1, I,
693) gehört ab provinziell hier her.
fUmigy adj., vorjährig. Fumiger Rog-
gen. Mielcke II, 199b.
Fufoh, Dem. Fufohchen, pltd. Fufehke,
auch Fufehel und Wufehei, w. Vom.,
Sophie. Vgl Rehen.
ftlicheln, sw. 1. sich geschäftig hin-
und herbewegen, vorzugsweise in hertim-
fllicheln, geschäftiges Umherfahren ohne
reelle Leistung. 2. Durchstecherei trei-
ben, heimlich tauschen, s. v. a. fiischen
und mit diesem gleichen Stammes; doch
auch betrügen, stehlen. 3. heimlich
mit einander reden, sich in die Ohren
flüstern. Wat es datf kann de Kerdel
hexend So fuschelt en (einer) dem an-
dern to, Dzg. Nhg. Parad., 5 1 . Westpr.
Mühling. Hiervon Fuschelei, /.
fuschen, sw., s. fuchem.
• FQse, /., aufrecht stehende Stange
oder Stock mit Strohwisch an der Spitze
als Warnungszeichen oder Marke an
Wegen, Feldern, Wiesen oder an offe-
nen oder dünnen Stellen im Eise. Nach
Passarge, Balt. 65, heifzen auch die
Tannen- und Birkenäste, welche auf
dem Haffeise die Fahrbahn bezeichnen^
Füsen, Eine Bahn auf diese Weise
markieren, heüzt sie ausfQsen, mit Fu-
sen versehen. Zur Verhütung von Un-
glück sind bei der Winterfischerei die
ausgehau&nen Eisstücke jedesmal am Ein-
lasse sowohl wie beim Auszüge aufrecht
zu stellen und auch die gemachten Locher
durch Fusen oder Strauch zu bezeichnen,
Fisch.-Ord. f. d. kur. Haff § 52. Fuse
erscheint auch in der Bedeutung von
Fahne: (das Haus) had uihgesiockt ön
Fuhsz. Carm. nupt. V, 190c. Hen-
^^S) ^^> weist rücksichtlich der Ab-
stammung des Wortes auf Fa»e, Fo^e
= Faser; Grimm, Wb. IV 1, I, 961,
fragt verlegen: „slavisch ist es nicht;
ob etwa Ableitung von fusen fasern?"
Das Wort liefze sich wohl, da die Fuse
Ähnlichkeit mit einer Spindel hat, auf
das lat. fusus, ital. fuso «= Spindel,
zurückführen. In den Pflznräts. treten
aulzer Fuse (Nr. 30) noch auf (Nr. 70):
KomfeifDs' und KunkeIfQs'. Die letztere
Form (Kunkel= Spinnrocken und Spinn-
rockenstock) unterstützt die Herleitung
des Wortes Fuse von fusus - Spindel
S. Pas sarge, Balt 65. Vgl. Fäude.
FQsel, m. 1. schlechter Branntwein,
besonders Kombranntwein. Hennig,
77. 2. Nach Klein I, 129, in Danzig
auch schlechter Tabak; daher: der Ta-
bak fuseüy d. h. er hat den Geruch des
schlechten Tabaks. In dieser Bedeutung
auch in Bayern. Schmeller I, 571.
fOselig, adj, 1. Fusel enthaltend. 2.
s. V. a. ftseligj zerstreut etc. Natangen.
212
foseln — Fntterok.
fflseln^ 9w, 1. Fusel trmken, saufen. .
Sprw. I, 445. Davon: befOseln. Er
hat sich befuselt Hennig, 77. Nach
Mühling aucli ekelhaft ausdünsten
(also nach Fusel riechen); herumschlen-
dern^ fanllenzen, überhaupt schlecht
sein. In Bayern: tändeln, übereilt und
schlecht arbeiten, geschäftig und eilig
sein, ohne doch zu einem Zweck zu
kommen. Schmeller I, 571. Ver-
wandt mit fiseln, 2. nach Fuael
schmecken. Der Branntwein fuselt^ hat
einen unreinen Geschmack. *
fitoten, 9w,, s. ftsten.
fOstern, «to., schänden, hin und her
reden, Klatschereien machen. Vgl.
plachandem.
Fufz, m., s. Nacht, freie.
Fufzüscherei, /., Fischerei, wobei die
Fische durch watende Menschen all-
mählich ins Netz getrieben werden. S.
Pferdefischerei.
Fufzschiene, pltd. FOtschftn, /, auch
Fubschemel, m.y Tritt am Webestuhl,
durch welchen das regelmäfzige Sprin-
gen und Fallen der Fäden des Auf-
zuges bewirkt wird. Das Wirkgestell,
125.
Fufispar, /., auch m. u. n., schmerz-
hafte Geschwulst an den Füfzen und
Beinen, Krampf im Fufze, wodurch
dieser steif wird. Eine Beschwörungs-
formel gegen dieFufzspar s. Hexspr., 58.
Bei Prätori US Fu/zapar = Fufzspur-
stapfe. , .,die (Litauer) nehmen einem
Menschen das Fufzq>ar auf, da er etwa
mit dem Fu/z gestanden: das schneiden
sie mit sambt der Erden aus^ begraben
solches . . . auf dem Kirchhoff. ErL
Pr. I, 136.
futsch, ihterj., zur Bezeichnung grolzer
Schnelligkeit^ nach dem eigentumlichen
Tone, den abbrenuendes Schierzpulver
verursacht Futsch von e Fanny von
der Pfanne (PulverpfEume an alten
Gewehrschlössern). Das ist futsch^ ist
im Nu verloren, auch futschicato,
FlltschkrUmel, plur., Krümchen, die
ywto(?Ä« verloren sind, vertrocknete Brot-
krümchen in der Tasche. Friedland
Ostpr.
Futteraiche, /., Fourage, Zehrkost.
futterig, adj.y Futter, das vom Yieh
gern gefressen wird, das gut futtert.
Futterig Stroh, Siroh, worunter Queken-
gras u. a. dem Vieh angenehme Kräu-
ter. Mühling erklärt: Getreide, wenn
es reich mit Unkraut durchwachsen
ist. Im Brem. Wb. I, 432: voderig^
vorig.
Futterok, Futterrock, Futtrok, Futlerak,
m., Mittelknecht. Werder. Die Futtroke
sind meist junge Burschen, aushilfsweise
jedoch auch Greise, denen vorzugsweise
die Wartung und Pflege des Tiehes
obliegt. Der Name ist aus futtern
füttern mit EQlfe der poln. Maskulin-
Endung aky ok gebildet. Wiwonschen
dem Futtrock do Schoffel en de Häng,
Dat he kann schmongen de 6rov entlang.
Violöt, 119. Volksr. 215, 785 IV.
Schemionek, 11. Tgl. Knecht
g — Oadspfennig.
213
G.
g, Gaumenlaat, wird mundartlich vor
a, o and u sowie vor Konsonanten wie
hochd. ausgesprochen, nähert sich da-
gegen vor e, », d, ö und ä, femer vor
2, n und r, wenn auf diese ein e, i oder
Umkut folgt, ganz dem j^ sowie in der
Endung ig dem ch. In einigen Wör-
tern verdoppelt es sich: sagen s€gge(n\
legen legge(n\ in andern geht es in ä;
über: kluger klöker^ und während es
vor den Zungenlauten zuweilen ganz
ausfallt: sagt^ säd^ Segel Seü (Danzig),
schlagen schiän^ schlägt scJUeit, drängt
es sich andererseits auch hinter langen
Vokalen ein: Heu Hög^ Heg^ neun nege^
Nähe Nage. Hinter n wird es im
Deutschen selten Nasenlaut Lehmann,
Volksmd., 30 f.
Gabel, pltd. Gawel, Gaffel, /., fwca.
1. SpeisegabeL 2. die bei d^r Acker-
Wirtschaft gebräuchlichen Gabeln. S.
OafeL 3. gabelartiges Gerät bei der
Winterfischerei, auch Zossgabel, poln.
tüidla. Masuren. S. Winterfischerei.
gabeln, pltd. gawle(n) (a=ä), gaffle(n),
gaffeln, sw.^ mit der Qabely Gaffel oder
Forke arbeiten. Das Beet umgabeln^
es mit einer Forke umstechen.
gacksen, «u?., gackern, gackeln.
Gadder, Gatter, n., Gitter, mhd. gater^
ahd. kataro. OaddeTj Oader und Qa-
derung helTzen auch die meist aus Hanf
gefertigten gröberen Netze mit einer
Maschenweite von etwa 50 cm, welche
das eigentliche Netztuch gitterartig ein-
schliefzen. Sie geben diesem Festig-
keit und schlängen gröfzere Fische noch
ein, wenn diese die Fäden des Netz-
tnches durchbrochen haben. Am Flun-
demetz sind' die Qaddem bindfaden-
dicke Schnüre in Abständen von je
1 m. Die Oaddem heilzen auch Lede-
ring. Nds. gadem versammeln, engl.
gather; lit. gadas Vereinigung. Brem.
Wb.n, 474. S. ßenecke, 334. 379.
Bock, Nat IV, 719. Passarge, Balt,
296.
Gadderneb, n., Netz mit dreifacher
Wand, also gitterartiges Netz. Es be-
steht aus dem eigentlichen Netztuch,
oder der Schlenge, und den beiden
Qaddem. Vgl. Kurrengarn. Benecke^
334.
Gadel, /., Thür. Toom on Sadel^ Sc^
del an Toom^ Dähr on Gadel^ Gadel on
DäfiTy Foach on Stör. Volksr. 149, 637.
Vgl. GaL
Gading, /., Gattung, Art. Dei ob von
e gSde Oading^ die ist von einer guten
Art.
Gadslohn, m., s. Gadspfennig.
Gadepfennig, m., Gadslohn, m.^ Miets-
pfennig, Dingpfennig, Handgeld, zur
Sicherung eines mündlich abgeschlosse-
nen Eontraktes. Eigentlich Oottespfen-
nig, mnd, godespennink^ von dem alten
Gebrauche in Deutschland, bei Ab-
schluTz von Verträgen ein Geldopfer
in die Eirchenkasse oder an die Armen
zu zahlen, teils zur Bestätigung des
getroffenen Bündnisses, teils in der Ab-
sicht, daTz die Sache wohl gelingen
möge. Gleiches geschah auch bei der
MietuDg des Gesindes. Es sollen aufm
Lande und in Städten die Qotte^fennige
nicht hoher als 1 Fl. . . . gegeben wer-
den, Gesindeordnung des Herzgth. Pr.
V. J. 1633, Art. I, Eap. 15. Bock,
12. Hennig, 77. Gottespfennig soU
niemard höher gd)en ah 6 Gr. Hart-
214
Gaf&rt — CkkUer.
wich, 349. Nds. gadesgeld^ gaesgeld^
gadergroten etc. Brem. Wb. 11, 476.
Gafftrty Gafart (a = a), oder wie Müh-
ling schreibt: Gaafahrt, 9n., der ge-
haubte Steifzfufz, Haubentaucher, Po~
diceps cristatus. Drausensee. Nach
Mühling, Tiern., 170, ist es auf die
Vertilgung dieses den Enten gefahr-
lichen Vogels abgesehen, daher wohl
der Name Gehfort.
Gaffel, /., Gabel, furca. Gaffel hchd.
und pltd.; rein pltd. Gäwel und dann
nur für die Speisegabel, während Gaf-
fel ansschliel'zlich die bei der Acker-
wirtschaft gebräuchlicheu Gabeln be-
zeidinet: die eiserne zweizinkige Heil-
gaffel, die gleichgestaltete Mistgabel, die
hölzerne zweizinkige Schliddergaffel =
Schütter-, richtiger Schüttelga£Pel, mit
der nach dem Dreschen das Stroh aus-
geschüttelt (geschuddert) wird, und die
Gaffel an der Zoch (s. d.), die Zoch-
gaffel. Die Heugabel heifzt auch Schofz-
forke, die Mistgabel Mistforke, auch kurz-
weg Forke, worin das lat furca noch
lebt. Alle diese Namen gebraucht auch
der Hochdeutsche. Hennig^ 77. S.
Forke,
gaffeln, sw.^ s. gabeln.
Gaings, m., nach Mühling in einigen
Gegenden des Ermlandes der Ganter
(s. d.).
Galber, Galwer, tt»., der Speichel, Gei-
fer. Davon galbern, galwem, sw.^ spei-
cheln, geifern. Dcu (kranke) Vieh gaU
berU Mühling. begalwern, mit Spei-
chel beschmutzen, überziehen^ begeifern.
Dat, heft de Hund begalwert
Gäle, /., Viehsterben, Pest. Von
Galle, Woher kompts, das nicht so ojfft
unter den Pferden eine Gdle oder Feste
entstehe, als lool unter dem Rindviehef
Linem., Gccla. [Zur Erklärung der
Abstammung von Galle: Es ist bekand.
was bey solchem ViehrSterben sich begie-
bet^ das nemblich meistentheils die Lun-
gen-Adern taerstoffft und mit kleinen
steinen gefüllet sind^ Öieils sich die Galle
übergössen. Ibid.] . . . wenn dem Pferde
das Geblüet luffiAg und frisch wird (durch
seine natürliche Munterkeit etcj, so
faulet gleichsamb das Geblüet defz (trä-
gen) Rindviehs^ mag also das Pferde-
sterben nicht so oft als die Rind- Viehes-
gäle erfahren werden. Ibid., Ccc Ib.
Galgen, m. Er sieht wie vom Galgen
gefallen aus^ von dem, der nichts Weilzes
am Halse trägt. G^danism.
Galgenknaster, m., s. Drängsei.
Galgenlatein, n., Diebeslatein, Sprache
der Grauner. Dat gs je wraftig en rei-
net Galgenlotinsch. Dorr, 1. Wiew.,
90.
Galitzkenstein, Kalitzkenstein, pltd. Ga-
litzke- und KalitzkestSn, m., Vitriol. Der
blaue ist Cuprum sulphuricum, der toeifze
Zincum sulphuricum. In Bayern &a-
lizenstain^ GaUzelstatn, ungar. gaUtzkö.
Schmeller 11, 29. Grimm, Wb.
IV 1, I, 1180: GaUtzenstein,
Galle, /., Widerschein des Regen-
bogens, ein Stück davon; auch Regen-
galle. Altnord. gaUi, m, » Fehl, Man-
gel, Gebrechen, Schaden. S. Wei-
gandl, 520. Grimm, Wb. IV 1, I,
1189. — S. auch das folg.
Galler, 17)., Gallerte,/., nach Mühling
auch die Galle, richtiger wohl Qalee
von Galeere (Mielcke II, 207 b), plat*
tes Weichselfahrzeug ohne Mast, wo-
rauf aus Polen Getreide nach Danzig
gebracht wird. Nsslm., Th., 42:
Gallias, flaches Schiff, auf welches das
auf den Haffl^ähnen ankommende nnd
abgehende Getreide verladen wird, am
durch die flachen Flufzmündongen
transportirt zu werden. Poln. gcdar,
mhd. gdlie^ alt&z. gaUe ^ Galeere. S,
Gallerte — gangein.
215
Grimm, Yfh. IV 1, I, 1160: Oalee.
Ygl. Dubas und GeHfz.
dauerte, f.y and Gallias, s. Galler.
Gallotchen, n., Eäppchen, s. Klutchen.
Galrei, /. . . . tn dem man stehet, tote
das Wasser so hoch vher dem Rand des
glases erhxjbeny und in Form einer GaU
rey gesehen toird. Linem., Ff Ib.
Galster, Gälster, m., ranzig geworde-
ner Speck.
galstem, sw,, ranzig werden, ver-
derben^ in Fäulnis übergehen.
galstrig, gSIstrig, adj. 1. ranzig, faul,
unschmackhaft, von Speck, Butter, Fett.
Den Speck hangen sie nicht in den
Rauch, besondem in ihre Kammern,
da/z er recht gelh und gaktrig wird,
von dem halten sie mehr ah von dem
geräucherten; alles^ was sie schlachten,
lassen sie zuvor^ ehe sie es essen, gasirig
werden, Prätorius, Von der Litthauer
Arth etc. Erl. Pr. I, 133 f. 2. geil;
Yon Pflanzen, die schnell aufgeschossen.
— Brem. Wb. II, 478. Schütze II,
9. Schamb., 59a. Dähn., 141a.
Hupel, 72.
Galtgarben, m., höchster „Berg" im
Samlande, etwa 110 m hoch, 3 Meilen
von Königsberg entfernt. Die letzte
Hälfte des Wortes ist das altpr. garbe,
garwe Berg, die erste vielleicht aus
altpr. gaylis weiTz gebildet: gailgarben,
geilgarben der weiGze Berg. Nsslm.,
Th., 41. 43. Faber, 156, ohne Nach-
weis: zu heidnischer Zeit Gaütegarwo
= Todtenberg. Die Genfer blicken nuch
dem Monti>lan€ nicht mit gröfzerer An-
dacht, als die Samlander nach ihrem
GcUtgarben; er ist gewisserma/zen der
Mittelpunkt des schonen Samlandes.
Passarge, Balt., 31. Vgl. Geschicht-
liche Nachrichten vom Galtgarbenschen
Berge und dem Schlosse Rinau. Von
Karl Faber. Beitr. z. Kde. Pr. IV,
J 22 S. Auch als Separat-Abdruck er-
schienen: Königsberg 1B21.
Galupe, /., s. Kaluppe.
galwern, sw., s. Galber.
Gamm, /., ein an der Stuben- oder
Stalldecke angebrachter kammerartiger
Bretterverschlag als Schlafstatte für das
Gesinde, mittelst einer Leiter zu er-
reichen. Ermland. Natangen. Solch
ein Kämmerchen heiGst auch Hetzhund
Kordoll. Vgl. Nsslm., Th., 216. Müh-
ling, N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VU, 438.
Ganaf, Gannef, m., Dieb; aus dem
gleichbed. hebr. ganab. Davon
ganafen, ganneffen, sw., stehlen, die-
bisch mausen. In Hessen ganfen.
Vilmar, 115; ebenso W ei gan dl, 522.
Sperber, 44: ganeffen.
Gang, m. 1. Tanz. E Ganghe Tnäke,
ein Tänzchen machen. Auch hochd.:
Seihst alte Leute machen noch e Gangehe
mit Hennig, 78. 2. beim Wirken,
Weben, Reihe von 20 Fäden, welche
zu je 10, also in einem halben Gange,
durch die Zähne des Retkammes hin-
durchgezogen sind. Vgl. Das Wirk-
gestell, 128.
Gangel, /. 1. die bogenartigen Füfze,
worauf die Wiege geht. 2. in dem
Pflznräts. 9, ist Gangelke das pltd.
Dem. von Gangel, der Gehende, das
wilde Schwein: BomyneVce hing, Gan-
gelke ging.
Gangelband, n., Gängelband, Band,
an dem ein Kind gehen lernt. Hen-
nig, 78.
Gangelbank, /., s. Gängelstuhl.
gangein, sw., von gehen, einen Gang
machen. Einen gängeln, einen Gang
mit ihm machen, ihn durchprügeln;
daher auch durchgängeln. Sonst wollte
ich Sie gängeln, da/z Sie den Himmel
für eine Bafzgeige ansehen sollten. Soph.
R. II, 460.
216
G&Bgelstube — Ofinsichen.
Gangelstube, /., s. Hangelstube.
Gängelstuhly m., kleines stahlartiges
Gestell auf Rollen, in welchem junge
Kinder das Gehen erlernen. Sie wer-
den in den obem Holzkranz gestellt,
der ihnen Handhabe und Stütze ist,
wenn sie das Gestell weiterschieben.
Es heifzt auch Gängelbank, nach Hen-
nig, 78, auch Gängelwagen, m. S.
Grimm, Wb. IV 1, J, 1246.
Gängelwagen, m,j s. das vor.
Gängerei,/., viefes Gehen, viele Gänge.
Die Oängereien nehmen kein Emde,
gängern, sw.^ von gehen^ hin und her
laufen durch Zimmer und Flur. Sche-
mionek, 11.
Gangwerk, n., Art des Gehens, Gang.
Blot wiel §k so natierlich dat Gangwark
cn dat Qedo von 'nem ölen Wiew ncih-
maken deedy keem §k davon fri. Dorr,
1. Wiew., 112.
Gannef, m., ganneffen, sw.^ s. Ganaf.
Ganner, m., Arbeiter, der gegen eine
sehr billige Wohnungsmiete seinem Yer-
mieter für einen festgesetzten Tagelohn
stets zu Diensten sein mufz, und nur
dann zu andern Herren in Arbeit gehen
darf, wenn jener für ihn keine Be-
schäftigung hat. Ermland. Die Gan-
ner stehen also den InsÜeuten gleich.
Ursprünglich bedeutete Ganner wohl
Hirte, von dem lit. ganaUy gamyüj lett.
ganu^ ganniht hüten, lett. gans^ plur.
ganni Hirte. Nsslm. Forsch., 3; Th.,
42 f. Mühling, N. Pr. Prov.-Bl.
a. F. VH, 438. 7gl. Gamer unter
Instanann.
Gans, trockene^ /., Violine.
gän's, gen's, gin's, adj.^ verkürztes:
gnädiges. Gän's Herrke gnädiges Herr-
chen. Gin's Herrke — Fruke. Vgl.
Vader.
gansaugen, pltd. gan80ge(n), sw.y
Augen wie eine Gans machen. Von
einem Knaben, der mit dem Schlafe
t kämpft, sagt man: Er gansaugt,
Gansdreck, 9n., Gänsedreck. Kannst
Gansdreck spSle = spalten.
Gänseaar, pltd. Gansear (a=a), m.,
der weifzschwän^ige Adler, Falko albi-
ciUaL.y eigentlich Adler von der Grdize
einer Gans. In der Jägersprache der
Provinz ist Ganseär der groize Adler
im allgemeinen. Bujack, 366. Müh-
ling, Tiem., 170.
Gänsefell, n., Gänsehaut. Dat Gänse-
Fell schmeckt schon on goot Carm,
nupt I, 298, 8. S. GanshauL
Gänserei, /., Verkehrtheit, Dummheit,
aus der Verlegenheit entsteht. Habe
ich Ihnen gesagt, da/z der Gänserei noch
mehr ist, da/z nämlich JtUchen nicht da
istf Soph. R V, 592.
Gänserumpf, pltd. Gans'romp, m. 1.
Rumpf einer Gans, der abgefederte
Ganskörper. 2. Schuh, völlig aus Holz
gearbeitet, wegen seiner Ähnlichkeit mit
einem Gänserumpf. Litauen. Vgl.
Klumpe und Korke.
GänsfUfzer, m., schlechte Weinsorie.
S. Grimm, Wb. IV 1, 1, 1270. Vgl
Dreckhäuser.
GansgekrVse, n., Eingeweide, Flügel,
Füfze, Hals und Kopf der Gans.
Ganshauer, m., der Geier. Samland.
Ganshaut, /., Haut, Fell der Gans.
Öck krtg e Ganshüty ich bekomme eine
Ganshaut, ein Schauer überläuft meinen
Leib.
Gänsichen, n., eüzbarer Schwamm.
Bock, Nat. lU, 625: Gottsched zeiget
unter vielen andern (Flor. JPr. CCXXI)
einen in Preu/zen bekannten Schwamm
an^ Gänsichen genannt. Er ist ganz
Uchtgelby stehet auf hohen Stengeln^ es
wachsen mehrere bei einander^ sitzen tief
in der Erde und werden darum auch ^
geele Schweinichen genannt ^
\
G&ns^scbichrer — Garre.
217
GBns'schichrer, m., Schicherer, Scheu-
cher der Gänse, Spitzname far den
Ulanen.
Gansstock {a^ä), m.^ s. Gehstock.
Ganter, m., Ganser, Gänserich, männ-
liche Gans; im Ermlande auch Gent,
Gaings. Mnd. gante ^ engl, gander^
altengl. gandere^ ags. gandra; lit. noch
in gandras Storch, isl. gandrr Un-
geheuer; im Sanskrit (nach Passarge)
ein ähnliches Wort^ das Schwiegersohn,
Erzeuger, bedeutet. Er üt noch mit
dem Qanter im Streit, ihm wächst der
erste Bartflaum. Sprw. 1, 1060. Ömmer
op twei Bene toi e Qanter. Auf die
Frage: Wie geht's. Sprw. I, 1138.
Hennig, 79. Vgl. Wcigand I, 522.
Grimm, Wb. IV 1, 1, 1309: ganzer.
Gantinn-Jagdnetz, n., Netz zum Bressen-
£Emg; es wird durch Löcher, welche in
das Eis gehauen wurden, in's Wasser
gesenkt. Lit. gantinne, gantinnis Stock-
netz, eine Art Netz, das im Wasser
schwimmend gehalten wird. Nsslm.,
Wb., 239 b.
GSnzchenholz, n., s. Gellenholz.
gappen, sw.^ s. jappen.
- Gajpsey/., s. Geps.
gar, adv., gänzlich. Also, das sie
Qfede ehrbare fraw) yhren frewUchen
schteOer vber der hawben trage, Damit
der ehrliche vnd zierliche frawen schleüer
so gar durch die newe tracht nicht vnter-
gehe. Kleid. -Ordg. von 1529—1553.
Kgsbg- N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH, 373.
GHr, /., krause. Nach Mühling wird
krause Oähr als Ausdruck dafQr ge-
braucht, dafz eine Sache bis zum
äuTzersten gekommen, die höchste Stufe
erreicht hat.
Gardine, /., hoher und breiter Erd-
wall, eine Art Verhau oder Hagen (viel-
leicht auch blofze Düne), jetzt mit
Eichen und Gestrüpp bewachsen, in
der Nähe des Dorfes Tenkitten. über
die Entstehung des Walles ist nichts
bekannt; er geht quer über den Isthmus^
der die Lochstädt-Pillauer Halbinsel
von dem eigentlichen Samlande trennt.
S. Passarge, Balt, 44f.
Gäre, /., Kind, namentlich Mädchen.
garen, sw., gar werden, gar machen.
Treichel.
Garn, n., Netz, namentlich grofzes,
zum Fischfänge; Oam^ weil es aus ge-
zwirntem oder gedrehtem Garn gear-
beitet ist. Er fischt mit einem grofzen
Garn, er ist ein grofzer Fischer, im
Gegensatz zu den Fischern, die nur
mit kleinen Netzen auf den Fang gehen.
Hennig, 80.
Garn, kurlandiscJies, n., s. Kurrengarn.
Gambaum, pltd. GambOm (a = a), m.,
die Walze im Wirkgestell, um welche
das Qam, der Aufzug^ die Scherung
oder Schering gewunden wird. S. Das
Wirkgestell, 124.
Garner, m., Tagelöhner, Scharwerker,
auch s. V. a. Listmann (s. d.). Dat ös
soWtQamervolk. Samland. Nds.gdmer
Grärtner, gameren, gämeren im Garten
arbeiten. Brem. Wb. II, 489. Vgl.
Gärtner.
Gamkahn, m., Kahn, der das Garn,-
das Fischemetz führt.
Gamleute, plur., Leute, die beim Garn
thätig sind, die Gehilfen des Garn- oder
Fischermeisters. Bock, Nat. IV, 718.
Gammeister, m., s. Fischermeister.
Gamsacki m.y Netz mit zwei Flügeln
und einem Eingange. Ein Fischer zog
in einiger Entfernung vom Ufer einen
Gamsack mit vielen Fischen h£rvor.
Soph. R. IV, 447. Pierson, Matth.
Prätor., 117. Vgl. Gam und Sack.
Garnsicke, /., Fischerboot, s. Sicke.
Garre, /., Ader in Holz oder Gestein.
Dönh.
218
garren — Gtärtoerhaus.
garren, »w., röcheln, gurgeln, schwer
und hörbar atmen; in den letzten Zügen
liegen. Er garrt man noch. Häufig
in der Verbindung mit gTmen: ich kann
nicht gimen nicht garren ^ bei starkem
Sclmupfen.Mhd.^arr^npfeifen. Schade,
265 b. Lit. ^aros Dampf, lett. Geist;
lit. gargahti gurgeln, röcheln. S. gtmen.
Garrer, w., einer, der garrt; auch
Ekelname und Schimpfwort. Stein,
Peregrinus Xn, 82. W. Mtsbl. V, 191.
Garstely Gärstel, /., s. Gerstel.
garsteln, gäreteln, sw,^ s. gersteln.
Garsterer, m., s. das folg.
Garstbammel, m., garstiger Hammel,
Schimpfwort auf einen widerlichen, un-
flätigen Menschen, auf einen solchen,
der „häCzlich redet oder sich sonst un-
sittlich aufführt". Bock, 13. Hennig,
80. Sprw. 1,1061. Mühling hat noch
Garsterer; im Göttingenschen GasthdmeL
Schamb., 60a.
garstig, adj.^ korrump. aus gastrisch.
Er hat das garstige Fieber, Ygl. gastVig.
Garten, m., Abkürzung far Junker-
garten und Gemeindegarten als zunft-
mäfzige Vereinigung, deren Versamm-
lungen im Sommer in den Gärteny im
Winter in den jSo/!?7istattfanden. Kgsbg.
In den Junkergärten und JunkerhVfen ver-
sammelten sich die Junker^ die Eauf-
leute und Mälzenbräuer; die Klein-
bürger, zu welchen die Handwerker
zählten, hegten und pflegten als Mittel-
punkt ihrer geselligen Zusammenkünfte
die Gemein- oder Gemeindegärten. Da
Eönigsbergfrüher aus drei selbständigen
Städten: Altstadt, Eneiphof u. Löbe-
nicht, bestand, so hatte auch jede der-
selben c/unA^^i^^ar^^n uJkdQemeindegarten.
Gröfzere festliche Versamnüungen in
Garten und Hof hielzen ebenfaUs Gärten
und Ho/Cj und fanden im Sommer und
im Winter deren je drei statt: der erste^
der andere^ der dritte Garten oder Hof.
Unter den drei Gärten^ die im Sommer-
halbjahr „geschenket^ wurden, war der
Jahrmarktsgarten, des herrschenden, regen
Verkehrs wegen, der einträglichste.
Näheres s. Die Zünfte, 8ff. 37f.
Gartenbuch, n., Protokollbuch über
die Versammlungen der Eönigsberger
Junker und Bürger in Garten und ffof.
S. Die Zünfte, Iff.
Gartenleute, plur.^ s. ÄHerleute und
Gerdeleute.
Garthagen, Pflzn., s. das folg.
Garthann, Pflzn., Stabwurz, Artemisia
abrotanvmL. AuchHaartagel. Mielcke
n, 209a. Bei Prätorius: Garthagen.
Pierson, Matth. Prätor., 114.
Gärtner, m, 1. Instmann, weil er
Gartenland besitzt. 2. in Westpr. und
im Ermlande sind die Gärtner Besitzer
kleiner Grundstücke, nur aus Wohn-
haus und Garten bestehend; auf der
Dzg. Nhg. Eigentümer eines kleinen
Stückes Ackerland und gewöhnlich noch
Handwerker oder Fischer. Im Gegen-
satz zu ihnen, den Eigengärtnem, stehen
die Mietsgärtner, welche die kleine Äcker-
fläche nur gepachtet haben. Die Eigene
gaartners und Mietsgärtners ernähren sich
ihrer Hände Arbeit bei den einwohnenden
Bauern. Hartwich, 347. Auf die
Bauern folgen ^ unter den Landleuten^
die Gärtner und InsÜeute. Bock, Nat.
1, 172. S. auch das. V, 385. Im Erm-
.lande heiTzen Gärtner^ welche einen
magdebg. Morgen oder darüber an Land
besitzen, Grofzgärtner; die übrigen heiTzen
Kleingärtner. Beitr. z. Ede. Pr. IV, 349.
VioUt, 86. Vgl. EInlieger, Käthner, Inst*
mann.
Gärtnerhaus, n., Haus eines Gärtners.
Am Anfang rjooWl ich hoch hincms und
kam nMhher ivls Gärtnerhau». Sprw.
1,65.
Ofirtnierer — Oaasap.
219
', m., Gärtner, hortulanuSy
Ennstgärtner. Nach Hesnig, 80,
heÜ'zen die Ziergärtner als Pfleger von
Lustgärten Lustgärtnierer.
GH8e,(?), s. Dfbel.
gassatem, mo., s. krassaten.
Gassenrftkely m., Rekel der Gasse.
Schimpfwort. S. R6kel.
Gassenschlachter^m., Gassenschlächter,
Fleischer, der im Herbst die von den
Bürgern gemästeten Schweine in oder
yor den Häosem schlachtet; nach Hen-
nig hat ein solcher weder Bürgerrecht
noch Gewerk. Danzig. W. Seidel^
30. Hennig, 81.
gasteriren, pltd. ga8terftre(n) , sw.^
gastieren, ein Grastmahl, einen Schmaus
ausrichten, traktieren. Schemionek,
12: gastriren,
Gastgebot, n., Gasterei, Schmaus, wozu
die Gäste ^^io^f, feierlich geladen sind.
Hennig, 325. Vgl. Grimm, Wb.IV 1,
I, 1478.
gast'rig, adj.^ korrump. aus gantig.
Ein gestriger Mensch, Hennig, 325.
Vgl. garttig.
Gat, n. 1. Loch, öfihung, Durch-
gang, Thür. Rundegatt »kleiner Durch-
gang zu Königsberg am Pregel auf -der
altstädtischen Seite des Bollwerkes. '^
Hennig, 325. 2. der Hintere. Eroggst
ver 't Oatt — Ltdce, wt geföüt cU datf
Volksr., 78, 304. Alts., altn. und holl.
gatj ags. geat^ gat^ engl, gate, Schamb.,
60a. Grimm, Wb. IV 1, 1, 1488.
gatlich, adj,^ was sich schickt, zu-
sammenpafzt, von derselben Gattung
ist. Gaüiches Tuch — eine gaätche
Farbe. Nach Klein I, 136, für Dzg.
paTzlich, bequem. Das ist mir nickt
gcOiUch^ es ist für mich nicht passend,
ich kann es nicht recht gebrauchen.
Da §s Anne Page..,^ das §s en gat-
Uches Freilenke. Dorr, L Wiew., 5.
Nach Mühlin'g auch: mittehnäfzig,
ziemlich, gut, grofz. Bei Adelung gät-
lichj nds. gddUk, in Pom. als Verb gaden
dienlich, bequem sein, in Hessen gat-
ZtcAj^aäicAangemessen, passend, schick-
lich. Brem. Wb. II, 474 D ahn., 140a.
Vilmar, 118. Grimm, Wb.IV 1,1,
1490.
Gatspfennig, m., s. Gadspfennig.
Gatter, n., s. Gadder.
gattern, su;., lauernd streben, spähend
zu erlangen suchen; erstreben, erlangen
imd dann ergattern. Danach hat er
schon lange gegaUert. Ich kann ihn
nicht ergattern^ ich kann seiner nicht
habhaft werden, ihn nicht auffinden.
Jakob Grimm, Wb. HI. 815, weist
für ergattern auf Oatter^ Gitter hin:
durch's Gitter zu erreichen, zu erhaschen
suchen, weil nach altdeutschem Brauch
dem, der ein Haus nicht betreten durfte,
über das Gitter hinaus gereicht wurde.
Hildebrand, Wb. IV 1, 1, 1510, hält
die Zugehörigkeit zu Gatter für un-
sicher.
gattiich, oct;., zu einander passend.
Schemionek, 12.
gau, adj. u. adv,, munter, behend,
schnell, nds. gau, hoU. gauw hurtig,
listig, geschickt. Gau von Aussehen.
Danzig. W. Seidel, 30.
Gaudieb, m., verschmitzter, verschla-
gener Dieb, aus dem vorstehenden gau
und Dieb zusammengesetzt Auch zur
Bezeichnung eines pfiffigen, gewandten,
verschmitzten Menschen mit Neigung
zur Liederlichkeit. Der Gaudieb Schulz
habe ein Mädchen entführt. Soph. R.
VI, 248. Vgl. Brem. Wb. U, 492.
Grimm, Wb. IV 1, 1, 1538.
Gausup,/., eine viel besuchte Schlucht
am nördlichen samländischen Ostsee-
strande zwischen Bauschen u. Georgs-
walde. Lettisch -kurisch: gows Kuh,
220
Gaatsche — Gebrach.
wiAuppeFlvSzy Bach: Eolibach. Vgl.
Passarge, Bali., 363.
Gautsche, /., irdenes Geschirr mit
HandgrifP zum Schöpfen. Hennig, 81.
Gawel (a = a)^ f.y 8. Gabel a. Gaffel.
Geaase, pltd. Geas (a^^ä)^ n., s. aasen.
Gebabbel, n., s. babbeln.
Gebeier; n., s. beiem.
Gebelk, n., s. belken.
Geberche, pltd. Geberke, Gftwerke,
Dem. von Gfber^ der Gebende; ihm
entgegengesetzt ist der Nehmerche, pltd.
NSmerkey der Nehmer, Nehmende. Ge-
werke — Nemerhe! rufen Knaben dem
Kameraden zu, der sein Geschenk zu-
rückfordert. Vgl. Sprw. n, 857.
Gebet, n. 1. der Religions- Unter-
richt, den die Konfirmanden durch den
Geistlichen erhalten. Sie geht schon
znm Gebet. 2. Verhör. Einen in's
Gebet nehmen y ihn scharf inquirieren,
ihm in's Gewissen reden. Vgl. Gebet-
yerhVr. S. beten.
Gebett, n., Bette. Zwischen dem Ofen
und der Wand lag ein Gebett, welches
ziemlich repetierlich aussah, Soph. R. I,
396.
GebetverhVr, GebetsverhVr, auch Pfarr-
gebet, n., die jährliche öffentliche Prü-
fung (Verhör), welche die Pfarrer
auf dem Lande in den zum Kirchspiel
gehörigen Dörfern mit den Gemeinde-
mitgliedem, namentlich mit den Kon-
firmanden und der erwachsenen Jugend^
in den Heilswahrheiten anstellen. Mit
dieser Prüfung ist zuweilen auch die
Au&ahme der Seelenregister und die
Einnahme der Kaiende verbunden. Nach
beendigter Prüfung folgt bei dem Wirte,
in dessen Behausung das Gebetsverhör
stattfand, ein festlicher Schmaus. —
Die Gebetsverhöre haben ihren Ur-
sprung in der Instruktion, welche der
Obermarschall Ahasverus v; Brandt,
Hofrichter v. d. Osten und Ho%erichts-
rat Fr. v. Götzen entworfen^ die 1639
der Kurf&rst im Juni ef. a. bestätigte.
Sie setzt im ersten Teile, Kap. 3, fest,
daßs die Prediger, welche eine Land-
gemeinde haben, jährlich eine Visitation
derselben oder ein sog. Gebetsverhör
halten jind jede Person ohne Ausnahme
nach den Stücken des Catechismi und des
Christenthums befragen sollen. Müh-
ling nach den Pr. Prov.-Bl. ohne ge-
nauere Angabe. Em önH Gebedverhor
nehme^ ihn ernstlich ermahnen. Dönh.
Hennig, 81.
Gebietsdeputierter, m., s. Delchgeschwo-
rener.
Gebimmel, n. 1. vieles, wiederholtes
Geläute. 2. das Baumelnde, Berlocken.
S. bimmeln.
Geblarr, n., Geblärre, Geplärre, s.
blarren.
GebVIster, n., weitläufiger^ unschöner
Bau; viel Raum einnehmendes Haus-
gerät. Schemionek^ 12.
gebVren, sw.^ sichy sich zutragen, er-
eignen. Wenn soont sich möglich kann
gebohren^ Sett eck den Fot nich mehr em
Stau. Seelenw., 68f. Vgl. bftren.
Gebot (o kurz), auch dem Klange
nach Gebott geschrieben, n.y von bieten.
Es war Tnein Gebott — bei Auktionen.
gebrannt, adf.^ partic. von brennen.
Sollte einer nicht denken, ich thäte ihr
alles gebrannte Herzleid anf Soph. R.
VI, 325.
Gebrtsdie, Gebrfttsche, n., s. brtschen.
Gebräusei, n., s. Biibisel.
GebrUch, Gebrildinis, pltd. GebrSknis,
n., Bruch, Moor, Morrast, Sumpfland.
Wenn der Winter einen Anfang mit
Schnee machet . . . kan die Kälte die
Gebrüche nicht durchgehen, indem der
Schnee wie ein PeUz dem Frost wider^-
stehet. Linem., Ttla. In Liv- und
Oebund — Gefräfe. 221
Estland Gehroge^ Gebroche. Hnpel, 73. Gefacies, n., Gesicht, Antlitz; aus dem
Vgl BrOk. lat. fades. Wenn ich das Männchen
Gebundy n., Band, Bündel, Zusammen- untet ein Pahr krausen Augenbraunen
gebundenes. Und entweder das (eine heraus ins Gefacies sehn werde^ so toird
Heuchlerin) oder ein Gebund Holz mu/zte er sich . . . dran begnügen. Soph. R. 11,
sie (Mariechen) werden ^ denn wo toiU 483. Er (der Barbier) . . . schnitt über
das hin mit einer solchen Erziehung? das ganze Ge/azies. Ibid. III, 37.
Soph. R. V, 595 f. geffthr, adj. u. adv.^ böse, feindlich
geek, ad^. von Geck; jäck spielen, gesinnt. Dem mot Ener rein gram on
schwindelhaft spielen, beim Spiel tau- gefähr wäre. Samland.
sehen, wie dies Gaukler thun. Bei gefährlich, adj,, besorgt und empfind-
Linem., Oo 2a. S. berispern. lieh, ängstlich um sich selbst sein, sich
gecken, 9w., s. ausgecken. gefährdet halten. &i doch nich so ge-
gecksen, sw,, schluchzen. Mielcke fährUch! Dei os e mal gefährlich, er
n, 212b. wimmert bei dem kleinsten körperlichen
Gedabber, n., s. dabbem. Schmerz.
Gedftrmel, n., Gedärm, Eingeweide; GefBfz, n., Strom- und Hafffahrzeug,
von Darm. Bei Jeroschin: gedirme. Boot, Kahn. Nach Klein I, 138, teils
Pfeiffer, 155. allgemeiner Name für derartige Fahr-
GedBu, n., Gethu, Gebahren, Gerede, zeuge, teils Benennung fOr die gröfzeren.
Geklätsche. Ein grofz Gedäu machen. Die kleineren heifzen Bording, Dubais,
Friedland Ostpr. Gaüer, Kokoske, Lomme, Pobitzke. Kein
Geddert, m. Vorn., Gotthard. Hart- Fischer darf sich den Schiffen^ Bordingen
wich, 54. oder befrachteten Kähnen auf dem Haffe
GedSrty n., Gretier, Tier. De dommste nähern, oder an irgend ein beladenes
Mensch grenzt an't Gedert, Seelenw,47. oder unbeladenes Gefäfz anlegen, wenn
gedrang, adj. u. adv., s. drang. sich dasselbe nicht etwa in Gefahr be-
gedrfiglichy adj., s. Drilich. ßndet und der Huf e bedarf. Fischer-
gedreii, adj., s. drell. Ord. f. d. fr. Haff, § 57. Die M^e
Gednill, n., s. dnillen. der polnischen Fahrzeuge, Simsen, Ge-
Gedunken, n., Gkitdünken, Bedünken, fäfze, Kähne, Pramen u. d. gl. so auf
Ermessen, Geratewohl. Nach Gedanken der Weichsel jährlich ankommen, ist doch
geben, ohne genaues Mafz. De mäkt immer beträchtlich. Bock, Nat. I,
dat na Gedanke, als wenn de Hund 615.
Plüme frett. Dönh. Der Nachtwächter Gefimmel, n., das Hin- und Her-
rn Stranddorfe Rauschen pfeift die gefahre. S. fimmeln.
Standen nach Gedanken ab, ihm fehlt gefix, adj., verstärktes fix. Ein ge-
die Taschenuhr. In Hessen unkehivke fixes Kerdelchen.
auf geratewohL Yilmar, 424. Bei Gefräb, n.^ was zu fressen, zu essen
Jeroschin: der (?)^e(2ttnc; daz ist nach ist, Speise, Speisevorrat; auch Fresse,
im gedunkin {: trunkin) kurzewüe 29a. Mund, Maul. Nach geschehener Schütr
Pfeiffer, 155. Mielcke H, 214a^ hat tang (des Grabhügels) haben die Be-
für das Verb, gedunken, lit. rodos, es freundete der Verstorbenenen einige hun-
scheinet. dert 2jober Wasser, auch soviel Tonnen
222
Gefacbel — Gehrsafz.
Bier nebst vielem Greffäfz angeschafft etc.
Pierson, Matth. Prätor., 99.
Gefuchely n., ^wiederholtes Fächeln. S.
fucheln.
Gegerk, n., das Gesaufe, s. gerken.
Gegers&st, m., s. Gehrsafz.
geglissen, part, von glissen.
GeglQp, n., s. glQpen.
Gegnäg, n., s. gnägen.
Gegnappy n., s. gnappen.
Gegnarr, n., s. gnarren.
Gegnaiscb, n., s. gnaischen.
Gegnao, n., s. gnauen.
Gegnibbel, n., s. gnägen.
Gegnidder, n., s. gniddern.
GegnObbei, n., s. gnägen.
Gegnodder, n., s. gnoddem.
Gegnorr, n., von gnorren^ Gegnurre,
Gebrumme, verdrieizliches Wesen.
GegnOrr, n., s. gnOrren.
Gegnorsch, n., s. gnorechen.
Gegnuff, n., s. gnuffen.
GegBschy n., s. giscben.
Gegrabbelt n., s. grabbeln.
Gegranse, n., s. gransen.
GegrätZy n.^ von grätzen^ Gezärge,
Geärger, Neckerei.
Gegnisel (u kurz), s. gnneln.
Gehage, n., s. Hagen.
Gehecky n., Sippschaft. Schemionek,
12.
GehM, n., 8. GehSfL
gebeten, sw., s. beien.
Geheier, n., s. Heierei.
Gehell, n., das Ganze, alles in allem.
Mit aUem Geheil backen^ aus nicht ab-
gesiebtem Mehl Brot backen.
gehen, pltd. gane {a=^ä)^ st 1. als
Gegensatz Yon stehen : die Weichsel geht^
wenn im Fruhlinge ihre Eisdecke sich
in Bewegung gesetzt hat. 2. angehen,
möglich sein: et geit^ es geht zu machen.
3. vor den IVediger gehen ^ die Konfir-
mationsstunden besuchen. 4. ihm geht
der Kopf mit QrundeiSy er hat den Kopf
yon vielen Geschäften voll und wei(z
nicht, was er zuerst vornehmen soll.
E. Förstemann. 5. einen gehenmachen,
ihn scharf, spöttisch etc. zurückweisen,
kurz zurückweisen; mit einem gehen^
ihn in^s Gefängnis bringen. S. ab-
fahren. 6. gären, schwären. Der Teig
geht. Die (geimpften) Blattern gehen.
Geheiz, n., s. Hetze.
Gebiift, Geheft, n., Hof, Bauernhof,
kleines Gut Mien Wiew joagt mi vom
Gehegt raff. Boldt, 19.
GehOmpel, n., s. hOmpeln.
gehörig, adj. u. adv., recht stark; be-
deutend, in hohem Malze. Die Mauer
hat einen gekorigen Umfang. Das ist
ein gehöriger Baum. Sie haben ihn ge-
hörig betrogen.
Gehorsam, n., Gef&ngnis, besonders
für die Bürger, und dann BOrgergehor-
sam. .. .sol mit der Stat bues gestrafft
werden, Aber acht tage ynn den gehör'-
sam gehen. Kleiderord. a. d. J. 1529
bis 1553. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH,
368. nemUch das ehr drei thaler solte
abelegen oder szo ehr sich dasselbe weir
gern thäte VTHtage jn gehorsam gehen
soUe. Die Zünfte, 46. S. Brem. Wb.
II, 493. Grimm, Wb. IV 1, II, 2539.
Gehre, GSre, /. 1. ein keilförmig ge-
staltetes Stück Ackerland. Hennig,
83. 2. keilförmiges Stück im Hemde,
Frauenkleide. Ursprünglich der Gehr^
6«Artfns Zwickel, eigentlich Speereisen.
Grimm, Wb. IV 1, H, 2542. Vgl
Brem. Wb. H, 499. Schmeller II,
62. Schamb, 62b.
Gebrkekraut, Pflzn , s. GtrkekrauL
Gehrsafz, Gftrsafz, m., Hausbau aus
Baumstämmen, Balken, bei dem diese
in der Gehre gefugt, d. h. durch Win-
kelkerbung mit einander verbunden
sind. Die Litauer nennen diese Bauart
Qehrsch — Gekröse.
223
scaparä. Die Häuschen (in Pillkoppen
auf der kurischen Nehrung) sind in so-
genanntem Gehrsafz von vierhantig be-
hauenem Holz erbaut Altpr. Mtsschr.
IV, 303. S. Pas 8 arge, Balt., 215.
FürErmland Sperber, 13. Pierson,
Matth. Prätor, 118: Schurzwerk von
klarem HoltZy da Balken auff Balken
wol gefugt werden^ nennt man Geger-
saasL
Gehrech, Pflzn., s. GSrecb.
Gehstock, pltd. Gämtock^ m., Stock
zum Gehen, Handstock, Spazierstock,
Reisestab. Den Ganstock nemmt de BuW
tar Hand On wankt vergnogt op't Föld.
Violit, 197. Volksl. 1, 4. De Goan-
stock ÖS miene Flint. Dorr, 48.
Gejacher, n., s. jachern.
Gejag'y n., das Umherjagen, nament-
lich der Eander. Wat '« dat fer e Ge-
geil, adj,^ fett, sehr fett und deshalb
widrig, ekelerregend. Von Fleisch und
zu fett abgemachten Speisen.
geilen, pltd. gtlen, sw.^ nach etwas be-
gierig streben, lungern, lästern sein;
um etwas bitten, betteln. Kinder geilen,
wenn sie Essenden verlangend und mit
den Augen bettelnd nach dem Munde
sehen. Davon abgeilen, sw.^ Geiler, m.,
Lungerer. Vgl. Schmeller II, 31.
geistlich, adj.^ schmächtig, hager, blafz.
Er sieht geistlich aus, E. Förstemann
meint, bei diesem Aussehen wird der
Körper gewissermalzen als verschwin-
dend und nur der Geist als übrig
bleibend gedacht; richtiger dürfte das
Bild woU auf den geistlichen Stand
zurückzuführen sein, dessen Glieder
meistens hager und blafz erscheinen.
Geifzel, /., die Fuhrmannspeitsche,
Knallpeitsche. So vermak öck gegen dS^:
. . . iiinem hass'le Geisseistock y Minem
Pölz on Sinndagsrock. Volksl. 7, 3 ; S. 1 5 .
Gejuch, Gejuchz, n.y lautes Jauchzen,
Gejauchze, s. Jüchen.
Geizbauch, pltd. GtzbOk, m., Geizhals.
... da war ein Pfleger zu Passenheim,
den die Vnterthanen vmb seines schin-
den» halben den Geitzbauch nenneten.
Hennenberger, 342.
Geizhammel, 971., Geizhals.
Geizknauser, 7n., Geizhals; aus Geiz
und Knauser zusammengesezt. wie
oft habe ich den Geizknauser und den
Prasser gefragt^ nach welchem Recht sein
Reichthum ihm gehört? Soph. R. I, 3&6.
Geizpinsel, m., Greizhals. Denn wenn
er auch ein Geizpinsel ist, so etc. Soph.
R. V, 602.
Gekabbel, n., lebhafter Streit, Zank,
Hader. S. kabbeln.
Gekftkel, n., s. kakeln.
Gekalwer, n., s. kalwem.
Gekeiter, n., s. keltern.
Gekicher, n., s. kichern.
Gekick, n., s. kicken.
Gekliere, n., s. klieren.
gekniffen, part. präet. von kneifen.
Gekniffen sein^ sich gekniffen fühlen,
verlegen sein, sich in der Gesellschaft
bedrückt, unsicher fühlen.
GekSch, n.y von kochen, Gemüse.
Schemionek, 12: Geköchs. Davon
Gekttchgarten, m.j Gemüsegarten.
Gekräle, n., s. krftleh.
Gekritzel, n., s. kritzeln.
GekrHsader, /., Ader im Gekröse^
auch Hypochondrie. JEh* (der kluge
Hausvater) sol die Verschaffung thun,
das sowol sein als der seinigen oder ihm
angehörigen Geblüht mit guten Medi-
camenten reinigen, dasselbe Lufften, die
Hypochondria oder sonsten Gekröfzadem
genannt aufzpurgiren etc. Linem.,
Aaa2b.
GekrOse, n. 1. eigentlich das kleine
Gedärme^ gewöhnlich jedoch die Brust*
224
Oeknnkel — Gtölfl^h.
eingeweide. Zum Gekröse der Gans
rechnet man noch Hals mit Kopf, Flügel,
Falze, Magen und Herz. 2. auf Klei-
dungsstücke übertragen : Busenkrause
(Jabot); in früherer Zeit Hals- und
Kopfschmuck der Frauen. Hennig,
81. Vgl. GescbnOrr.
Gekunkel, n., s. kunkeln.
gtl, adj. 1. gelb. Gern mit grSn
grün in einem Zuge genannt: gSleNtucht
mot grene Pote^ auf die Frage, was es
zu essen giebt. Ermland. Sperber,
45. S. grfin. — 2. gewogen, zngethan,
gut. Ich sei ihm sehr gel^ ich bin ihm
sehr gut. Doch auch ironisch. Erm-
land. Mühlin g. Dan. Igäl zärtlich.
Vgl. Schmid, 227: geU.
Gelachy n., Gelag, Gelage^ von liegen.
Es hat der Hochsinnreiche und LoHh
würdige GcdHaeus^ nicht der miser Italus
(wie ihn jener miser peccator in H. Ga-
lüaei Künsten^ beym Gelach unbesonnen
nennete) in seinem Nuricio Siderio als
ein Wärheit Liebender die Circum Jo-
viales Planetas observiret L i n e m. , T 4a.
— Die Redensart: Ins Gelach hinein
reden, ohne Überlegung reden, könnte
wohl gedeutet werden : unbesonnen ins
Gelage hineinreden, wobei das Gelach
(von lachen) nicht ausbleiben wird.
Geiaebschwestery /., Schwester beim
Gelage. Fvrwitz macht Jungfern tewr,
Gelachschwestemy Fidelelsen ^ Hetzen,
Huren, Ammen gar gemein. Stein,
Peregrinus XIV, 18. W. Mtsbl VI,
185.
GelBlrter, n., Geländer, Einfriedigung,
Lehne.
GMbauchy m., s. Gelbbauch.
Gelbbauch, GMbauch, rein pltd. GUbOk,
auch Gelbfink, Goldammer, Emberiza
citrineUa. Mühling, Tiem., 170. Sper-
ber, 13. Den Gesang des Vogels s.
Volksr. 68, 259.
Gelbfink, m., s. das vor.
GelbmOhre, GUmObre, auch GelbrObe,
/., Daucus Carota L, Auch Scherz-
benennnng der ähnlich gestalteten Kla-
rinette.
GelbShrcben, GSlOhrchen, n., Uiezker,
Reizker, gelber Pfifferling, Agaricus
chantarellus, ein efzbarer Hutschwamm.
Mühling.
Gelbrllbe,/., s. GelbmOhre.
Geldkraut, n., vielleicht Pfennigkraut,
nach Hagen, 220, rundblättriger Gilb-
weiderich, Lysimachia nummularia L.,
nach Leunis, 676, noch Thlaspi L.
Penning zqles Geldkraut nennen sie ein
Kraut, wenn sie es im Walde finden,
wird es keiner pflücken, ohne da/z er
einen Schilling auf die Stelle legen wird.
Pierson, Matth. Prätor., 115.
Geldratze, /. Er ist eine Geldratze,
ein reicher Mann.
Gelegenheit, /. 1. Wohnung. Das ist
eine hübsche Gelegenheit. 2. Gelafz,
Ränndichkeit. Hier ist nicht viel Ge-
legenheit, es fehlt an Raum, Gelafz.
3. Abort. Wo os doch ht de Gelegen-
heitf
Geleite, n., s. Treibnetz.
GelenUcraut, n. Femer das Kraut,
gryz^ole zu Deutsch Gelenk'Kraut Pier-
son, Matth. Prätor., 115. Bei Hagen,
371, findet sich als provinzieller Pflzn.
Gelenhwurz, vielblumige Eonvallie, Con^
vaUaria multiflora L.
Gtifltocb, Geelfleiscb, n. Er lauert wie
der Fuchs auf Geelfleisch, Sprw. 1, 2315.
Hei gilt wt de Hund nau GelflSsch.
Ibid. 1190. GelflSsch zunächst gelbes
Fleisch, aber kaum Hühnerfleisch, wie
Einsender der Redensarten angegeben;
viMleicht am Ochsenfleisch die glatte
zähe, gelblieh weifze und fast nicht
zu schneidende gelbliche Substanz, die
sogar die Katzen verschmähen, der
gelimpen —7 GeAiatsche.
225
Hand jedoch' noch Mizt: sie hei&t in
Holland geel haar. Auch könnte an
geü gedacht werden in dem Sinne, wie
man von den geilen Zweigen eines
Baumes spricht. Vgl. Korrespbl. HI,
46, &.
gelimpen, entsprossen dem aHd. Wur-
zelverb, limphan, limfen angemessen
^in, hervorgegangen aus dem ags. linh-
pan sich ereignen, zukommen. Etwas
mit gelimpen kriegen^ es durcli freund-
liches Zureden, unschuldige List, auf
Umwegen erlangen. Man hört auch
gelimper. Vgl. den Artikel OUmpf bei
Weigand I, 601.
Gelinde, n.. Gelander. Davon Ge-
llndegeld, n., Jahresbeitrag zur Unter-
haltung der öffentlichen Zäune eines
Dorfes. Germau. Samland. Hennig,
82.
gell, geile, geltö, adj.^ nicht trächtig,
vom Yieh. Min Schdp ös dit Jär nich
gelly es ist* nicht trächtig, trägt kein
Lamm. E gelle K6; nach Muhling
nennt man eine nicht trächtige Kuh
eine Gülte, Gelte. (Vgl. gist) Bei Je-
roschin (25782) -gelde unfruchtbar;
ahd. gialt sterilis, nach Vi 1 mar, 123,
wahrscheinlich des Sinnes: aufgescho-
ben, imterbrochen, nämlich in der Frucht-
barkeit In Hessen gell^ geUe^ gelte^ in
Bayern galty gald^ gold, Schmeller
n,40. Vgl. Weigand 1,553. Schade,
255a.
Gelle, w. jüd. Vom., vielleicht Abi-
gail. Flatow. Schmitt, 114.
Gellenholz, n., klein gemachtes, ge-
spaltenes. Holz; es heiizt auch GSnzchen-
holz» Westpr. Muliling: geUen = hal-
len, laut schallen, welches Geräusch
beim Zerkleinem des Holzes zu ver-
nehmen 'ist.
gellrich, adj,^ nachschmeckend, nicht
FliMbMer, WdrttrbaohL
rein von Geschmack. Solch' Nach-
geschmack heifzt der Gellrich. Sam-
land*
GeimShre, /., s. Gelbmühre^
Gelodder, n., s. loddern.
Gtltthrchen, n., s. Gelbtthrchen.
gelösen, sw.^ lösen, einnehmen, durch
Verkauf los werden Ock kann hüde
nuschi gelSse, ich finde heute keinen
Käufer für meine Ware. Hennig, 82.
Gete, Gib, m. Vom^ Gallus. Hart-
wich, 54.
geletrig, adj., s. gaistrig.
Gtttän (alangX von H^nnig vhchd.,
doch nicht gebräuchlich, Gelbzabn, ein
Gespenst in Volksmärchen, mit dem
man die Kinder schreckt. Es ist die
lit gütiniy die Pest- oder Todesgöttin,
hat also mit dem pltd. GSltän^ hchd.
Gelbzahn, nichts gemein. Vgl Nsslm.
Th., 45. Pierson, A. W. 14. Hen-
nig, 84. 307.
gelte, adj.^ s. geil.
Gtiwunn, rein pltd^ Gelworm, gelber
Wurm =- Klarinette. Volksl. 25, 4;
S. 89. S. GeibmOhre.
Gemaclc, n., s. Gemak.
gemahnen, sto., eigentlich nachdruck-
lich erinnern; hier jedoch scheinen, er-
scheinen, vorkommen, bedünken. Es
gemahnt mir so^ ah ob er nicht recht
bei Verstände wäre. Hennig, 82. S.
Weigand I, 555.
Gemak, n., Gemächlichkeit, Ruhe,
Bequemlichkeit. ÖUer kommt nich möt
Gemak' Elbinger Ndrg.
gemaldich, adj.^ gemach, gemächlich,
bequem. Dahen kann ock noch gemak-
lieh Icäme. ön dem Bedd kann Sek ge-
maklich ligge^ es ist bequem und ge-
räumig. Hennig, 82. S. maklich.
Gdmaische, n. 1. Gemenge, Gemisch;
von verfS^chten Getränken, schlecht
16
226
gemein — Geqn&se.
zabereiteten Speisen. 2. das Matschen
selbst. Bock, 13. Hennig, 82. S.
maischen. Vgl. Gepaische.
gemein, adj, u. adv., leutselig, freund-
lich, herablassend, umgänglich; ohne
Stolz, populär. Dat ös e recht gemener
Herr^ ein Herr, der mit dem gemeinen
Manne freundlich und leutselig redet
und umgeht. Fast wdU et manchmal
schtne — Trefft man em (den Lehrer)
ganz aüen — Ah tooU dorch Redü on
Mine He make aöck gemen. Lhrztg. 4,
355a. So pflegt das Glück in solchen
Sachen (im Freien) nur kühne Herzen
anzulachen und ist mit ihnen sehr ge-
mein. Hochzeitsarie von George Rie-
del a. d. J. 1711.
Gemeindegarten, Gemeingarten, m.^ s.
Garten,
gemirmelt, a^/., s. mirmeln.
GemOII, GemUll, n., s. MUH.
genauen, sw,, von genau. Et genaut
sock nich 80, es kommt so genau nicht
darauf an. Egsbg.
genaunebmend, adv,^ empfindlich. Ek^
de §k so ^nauiiehmend gegen de Warm
siy toi Botter. Dorr, 1. Wiew, 86.
Genendel, Gnendel, w. jüd. Vom., von
Hananaeel. Flatow. Schmitt, 114.
gen's, ad;\y s. gän's.
Genst, Genster, Pflzn., Färber-Ginster,
Genista tinctoria L. Aus genista^ ge-
nesta Staude, vom celtischen gen Strauch
oder vom lat. genu Ejiie, weil die jun-
gen Zweige sich wie ein Ejiie beugen.
Leunis, 379. Hagen, 733.
Gent, m.y s. Ganter.
Geniige, n., Gelüste, Verlangen, Appe-
tit. Er hat Genüge darauf.
genung, adv.^ genug.
Gepaper, n., s. papern.
Gepappel, n., Geschwätze, sinnloses
Gerede. Vgl. päppeln.
Gepaiscb, n., das Wühlen in Flüssig-
keiten : Yon patschen. Lafz das Gepaixeh!
ruft man Kindern zu, welche im Wasser
mantschen. VgL Gemaiscbe.
Geperzel, n., s. perzeln.
Gepladder, n., Geplatscher; von plad-^
dem (s. d.). Treichel: Gepludder,
das auf ein Mühlrad herabfallende
Wasser.
Geplärr, n., s. plärren.
Geplenge, n., Geklätsch. S. plengen.
GeplOmper, GepiUmper, n , Geplätscher,
Gemantsche. VgL plumpem.
Gepludder, m., s. Gepladder.
Gepöfel, n., Pöbel. S. POfel.
Geporre, n., wiederholtes Porren. S.
porren.
GepSrzel, n., s. perzeln.
Gepranzel, n., eifiriges, scheltendes
Reden. So mach die Junge Frau bei
Leibe kein Gepranzel: wie kommt er
(der Mann) denn so spät etc. Carm.
nupt. I, 128. Solch ein Gepranzel ist
nicht auszuhcUten. Lofzt eier Gepran-
zely Weibstock! Dorr, 1. Wiew., 90.
Ek b§dd dij keen Gepranzel mehr. Ibid.
115. Von pranzeln.
gepritscht, adj.^ s.-pritschen.
Geps, Gepse, Gäpee, /., als MaTz für
soviel, ab beide Hände gegeneinander
greifend fassen können. E Geps Hdijoer.
Eine Gepse Heu — Mehl — Gerste'
Schemionef, 11: GcAs. Brem.-nd.
gäpsCy gött. göpschcy mark, goppelche,
hoU. gaps. Mhd. gou/e hohle Hand,
mnd. gepse und gespe. Brem. Wb. H,
528. Schamb., 66 b. Mnd. Wb. H,
82 a. Man rechnet 10 Gepse = 1 Metze.
Hennig, 83.
Gequacicel, n., unbesonnenes, unnützes
Geschwätz. S. quackeln.
Gequftse, Gequ&s, n., Schlemmerei,
verschwenderisches Mahl, schwelgeri-
sches Gelage. Da war ein rechtes Ge-
quds^ on Geschlampamp mot dem Essen.
Geqaatsche — Gerdeleute.
227
Schalt]. 3, 9. S. quaseiu Doch früher
auch Festlichkeit, Gefage überhaupt.
Wissentlich das der erbar rath sampt
mit den eldisten dis garthen eyntrechtic-
Uch beslossen haben^ das alle dyjene dy do
vnrtschafte als hochczit vnd ander ge-
qwese in dem garthen wollen haben den
suUen dy alderlwthe des garthen kirs not-
dürft Schafen vnde der den qwos thut
der sal das bir das czu syner Wirtschaft
wirt vertan Hier heczalen. Gesehen czur
rechenschaft am sontage vor michaelim
xl ( 1440) yori?. Kgsbg. Die Zünfte,
34.
Gequatsche, Gequatsch, n., ungewasche-
nes Gerede. S. quatschen.
Gequebbe, n., Moorboden^ der bei
jedem Tritte zittert, versteckt quelliger
BodeD, gewöhnlich Quebbe. Ein Mensch,
wenn er solches (LtT") Licht verfolget,
kan in gefährliche Gequebbe und Marrast
gerathen: Linem., Ua3a.
gerade, adv,, in nc^ch gerade, nach
und nach, endlich. Der Knabe wird
nach gerade klug wei'den, mit der Zeit
verständiger werden. Der Mensch mrd
nach gerade immer einfältiger, Bock,
13. Hennig, 83.
Geradewohl, n., Zusammensetzung von
wohl mit dem Imperativ von geraten,
mitteld. geraden y erwünschten Fort-
gang haben. Etwas aufs Geradewohl
unternehmen. Vgl Weigand I, 563.
Geragge, n., s. raggen.
gerand, gerande, adj., dicht, fest, grob,
haltbar. Von Fäden, von der Lein-
wand. Diese Leinwand ist gerander als
jene, aus festerm, stärkerm Garn ge-
webt. Hennig, 83. Schemionekj
12: gerant, rund und voll, grofz, stark,
z. B. von Fischen. Vom lat. grandisf
Gerar (a«ä), n., lautes Brüllen,
Weinen, Röchebi. Vgl. racan.
Gfirascb, m. Vom., Georg. Hart-
wich, 54.
gerast, adj., rüstig. Marold.
geraten, pltd. gerade (a^ä), st. 1.
zulangen, ausreichen; gewöhnlich in
der Verneinung Man kann mit dem,
was man einnimmt, nicht geraten, nicht
auskommen. Wir geraten nicht mehr
(Steuern) zu geben, wir vermögen nicht
mehr, die Steuern aufzubringen. 2.
fertig werden, einem andern gleich-
kommen. Ich kann ihm nicht geraten,
ich vermag ihm in der Arbeit nicht
gleich zu kommen; ich bin au(zer
Stande, dem Kinde so viel Kleider an-
zuschaffen, als es zerreilzt. Dei kann
aUe(n) gerade, der wird mit allen fer-
tig. Bock, 13. Hennig, 83.
Geratz, n., Menge gleichartiger, na-,
mentlich kleiner Dinge. Geratz Men-
schen — Kinder — Fische — Kartoffeln.
Auch Geratzel. Bock, 13, erklärt:
„Vermischter Haufen von pöbelmäfzigen
Leuten. Vermuthlich von Ratzen und
heifzt Ratzengesind.^ Schemion ek's
Erklärung (S. 12):* schlechte Gesell-
schaft, stimmt hiermit überein. — Ge^
ratz hat auch die Bedeutung von Ge-
zänk. Hennig, 83.
gerben, sw.y prügeln. Einem das Fell
— das Leder gerben — ausgerben. Einen
durchgerben. Nach M ü h li n g gerben =
werfen; nach Treichel auch brechen.
Gerberhnnd, m. 1 . Hund des Gerbers ;
Werkzeug des Gerbers? Er frilzt wie
ein Gerberkund, er frifzt viel und hastig.
Krank on ongesund, frete wt e Jarwer-
hund. Sprw. I, 2168. Auch Gerber-
tttle.
Gerd, m. Vom., Gerhard. Hart-
wich, 54. .
Gerdeleute, plur., Beamte der Zünfte
der Königsberger Junker und Bürger.*
16*
228 Gerdemann — Gerstel.
Sie hatten gleich den Alterleuten die gesagt. Heilsberg. Ermland. Auchjark,
Ordnang in Hof und Garten aafrecht järken.
zu erhalten. Die Schreibung des Wor- gerken, 9w.j saufen; vom Menschen.
tes wechselt in Einzahl und Mehrzahl: Samland. Davon Gegerk, n., das Gq-
Girdemany Gerdeman^ Gertman, 'Gärt- saufe. Gerkgeselle, Saufbruder, Trink- *
mann^ Gartmann — Girdemans^ Ger- genösse. Et ginge mal drei GerkgeselT
demanes, Gerdemans^ Gerdeleuie^ Ger-- Mot rode std^ne Binde. Volksr. 237,
' dermanSy Gerderleute^ Gerileut(h)ej Gärt- 839. Lit. gerkle die Gurgel, der Schlund;
leutey Gariteute, Nach dem Mnd. Wb. bei Pierson, Matth. Prätor., 150a:
II, 65a, bezeichnet gerde^ /., die Aus- gurlde Kehle.
richtung, Anordnung eines Mahles, und ' Gerkgeselle, m., s. -das vor.
gerdß^y gardeman^ plur, -hide^ s. v. a. gern, adv,. gewöhnlich. Der Wind
Scha&er, der ein Grastmahl zu besor- kommt in diesem Jahr gern aus Mor-
gen und die Ordnung bei demselben gen. Marold. Vgl. Adelung H, 593.
aufrecht zu erhalten hat. Vgl Die Zünfte, Gerttll, GerUII, n., Gerülle, Zusammen-
^5 ff. und DurcheinandergeroUtes, Rumpel-
Gerdemann, m., s. das vor. werk, namentlich unordentlich au%e-
Gere, /., s. Gehre. speichertes altes Hausgeräte. Davon
gereidig, adj.^ schnell, schneidig; ge- Gerttll-, GerOilkammer, /., Kammer zur
rade, schlank. Dat geit gereidig. Dat Aufbewahrung des Gerölles. Bock,
09 e gereid^ger B6m. 14.. Hennig, 83. Sperber, 13; Sind
gerfit, adj.. und adv. , bereit. Dönh. in einer Familie mehrere kleine Kinder,
Mühlin g. Mnd. gerede^ geret, gereide so nennt man sie liebkosend kleines
bereitet, fertig; vom Gelde: baar. Mnd. GeroU.
Wb. n, 67a. Vgl, rUs. Gerolmus, m. Vorn., Hieronymus.
[Jgericht, adj. undVfo., gerade, in ge- Hartwich^ 54.
rader Richtung. . . < vnd were Winters Geromme, m.y Lärmen, Aufruhr, Zu-
zeiten^ gericht vber den See (die Ent- sammenlauf. Eck sach en groot Geromm^
femung zweier Orte) nur. eine meyle. en ohl verschrompelt Wiew, de hadd biem
Hennenberger, 5. Kopp gekräge min' arme NaberscKe»
gerieben, adj.y eigentlich part. von Carm. nupt YI, 242 b. Vgl. gremmen.
reüien, pfiffig, schlau, verschmitzt. Er GerOmpel, n., Gerfimpd, altes Gerät
ist ein geriebener Racker, Yön rompeln » rumpeln mit dumpfem
(Berkekraut, Gehrkekraut, Pflzn., besen- Geräusche wackeln und brechen. S.
Biüger 'Pfriemen, Sarothamnusscoparius Weigand I, 567. Vgl. GerSII und
Koch. Treichel, Botan. Not. II. T. Krämpel.
meint, der Name komme 'daher, weil Gtrsafz, m., s. Gehrsafz.
die Pflanze mehr auf Höhen, poln. göra, GSrsch, Pflzn., gemeiner Giersch, ^^^o-
ange.troffen wird. In der Mark und podium podagraria L. Bock, Nat HI,
Neuvorpommem' ^08^72^^. Treichel, 364. Hagen, 340. Auch Stefizel.
Yolksth. Gfiretel, f., dickes Strohseil, womit
& gerk,gerken,gerkemal,ad9., oft, manch- die Garben des Sommergetreides, be-
mal, wiederholt. Ich ha dir^s gerkemäl «onders de( Erbsen und Bohnen zu-
Gerstel — Geschldder.
229
sammengebunden werden. NatangeD.
Hennig, 83f. Ifsslm. TL, 216. Pi-
sanski in den Nachtr. schreibt Ger-
stellen, 'plw.
Geistely /., ruderförmiges, langgestiel-
tes Brett^ aof dem die Bäcker das Brot
in den Backofen schieben nnd geratein;
lettisch gerztele Backbrett Aach Gar-
stel. Früher bekannt als Reitpferd der
Hexai zum Blocksberge. Gonitzer
Hexproz. v. J. 1623. Pr. Prov.-Bl. II,
115. Hexspr., 2.
Geretelbroty n.^ s. Brot n. das folg.
gersteln, 9w. 1. da» Brot gersteln, dem
auf der G^s^Z liegenden Teigbrote jdurch
Einschieben in den Ofen zwischen hell-
brennendem Stroh oder Reisig schnell
eine leichte Rinde geben. Wiederholt
wird das frisch gerindete Brot .ans dem
Ofen gezogen und die Rinde mittelst
eines Wischers aus Gerstenstroh durch
Wasser^ zuweilen mit Eiweifz versetzt,
genäTzt. Dies Verfahren giebt der Kruste
das glänzende, appetitliche Ansehen.
Man unterscheidet gegersteltea und un-
gegersteltes Brot Hennig, 80, sqhreibt
garstein und geharateln nnd nimmt gar
als Stamm an, so daTz gärstein gleich-
sam gar stellen bedeuten würde, (wohl
nichts als unzulängliches Wortspiel).
Nds. gasseln^ im Götting. gaatem (amt-
lich: gerstem), Brem. Wb. 11, 489.
Dähn., 143a. Schamb., 60a. ' Sche-
mionek, 14, hat görstein, — 2. mit
einem Strohwische, der an einem Har-
kenstiel festsitzt, die Eimen oder Gran-
nen in ausgedroschener, aber noch nicht
gereinigter Gerste abfegen.
Gersten, m. jüd. Vom., Gersön. Fla-
tow. Schmitt, 112.
Geretenjuiep, m., s. Julep.
Gertke*, w. Yom., Gertrud, s. JarL
Gerllll^ n., s. GerSII.
Gesabber^ n. 1. das Sabbem, Geifern.
2. unnützes Geschwätze, Geplapper. In
diesem Sinne auch, und üblicher, Ge«
schiabber. Vgl. sabbern.
gesalzen, part von salzen^ sehr teuer.
Bei dem (Eaufioaann, H^öker etc.) ist
alles sehr gesalzen.
Gesangbuch, n., ein Spiel Karten. Wer
hat ein • Gesangbuch mitf Er nimmt
das Gesangbuch vor, ' Er singt am lieb-
ster^ aus dem Gesangbuch mit 32 Blät^
tem. Er trägt das Gesangbudh stets bei
sich.
Gesäfz, n.y Sitz im Wagen. Setze
dich auf das hinterste Gesäfz^ nimm auf
dem letzten Wagensitze Platz.
Geichabber, n., s. ichabbern.
geschäftig, adj.^ s. schäftig.
gesehen, sw.^ s. gisoben.
Gescherke, n., s. Gesobirke.
Geschick, n., gefalliger Wuchs, gute
Körperhaltung. Er hat ein gutes Ge-
schieh Ebenso in Liv- und Estland.
Hupel, 76.
Gesobirke, Gescherke, Geschiirke, n. 1.
Gezirpe der Schirke oder Grille. 2.
jede zirpende, schwache Musik, nament-
lich stümperhaftes Geigenspiel, kurz-
atmiger Gesang. Dat ist ein rechtes
Gescherke, Hennig^ 243,
Geschirr, n., Zugapparat für das Zug-
vieh; irdenes Hausgeräte. Redensart:
Sich irCs Geschirr 2^^^ energisch sich
an die Arbeit machen^ mit Einst und
Eifer arbeiten. Ebenso: Ms Geschirr
»gehen,
Geschice, f,, Weste. Gegend von Co-
nitz und Tuchel.
Geschlabber, n., Geschwätz. S. schlab-
bern.
Geschlampamp, n., verschwenderisches
Mahl. S. Gequase.
GeschiOder, n, 1. die Nachlässigkeit
bei der Arbeit. Was ist das für ein
Geschluder! 2. das Herumtreiben,
230
geschmeisig — Oesellenschnbchen.
geschmeidig, adj.^ geschmeidig, ge-
lenk, gewandt. Ein gesckmeiHges KerU
chen.
Geschmettertee, n., Gebratenes. Etwas
Geschmettertes zu essen haben, Wehlaa.
GeschnSrr, Geschneit, Geschnirr, n.,
die kleinen Korperteile der Gänse und
Enten: Kopf, Hals, Flügel, Fufze, Ma-
gen, Herz. Gansgeschnorr mot Kar-
toffeln. Schaltj. 3, 9. S. Sperber, 13.
Schemionek,12. Hennig, 84, schreibt
Geschnarre. Vgl. Gelcriise.
gescbonicen, part. praet. Von schenken.
Ich haV es geschanken gekriegt
Geschttrice, n., s. Geschirice.
Geschösel, n., s. Schöselel.
geschossen, part. praet. von schiefzen,
überspannt, rappelköpfig. Er ist nicht
recht geschossen.
Gescboiz, n.y die Krankheit, bei der
sich Knochensplitter aassondern. Vgl.
Hexspr., 59.
Geschttiz, n., vtdva der Kuh. Sam-
land. Natangen.
Geschricht, auch blofz Schricht, n.,
Geschrei, Lärmen, lautes eiferndes Ge-
rede. Er macht ein grofzes Geschricht^
viel Aufhebens von der Sache. Chrojz
G^chricht^ Mein Gericht^ viel Lärmen
um nichts. Uennig, 246.
Geschwabbel, n., Geschwätze. S.
schwabbeln.
Gescbwadder, n., wiederholtes Schwad-
dem, Vergiel'zen von Flüssigkeiten; un-
nützes Geschwätze. Vgl. schwaddem.
Geschwindmachhurtig, m., Diarrhöe;-
auch volkstümliche Bezeichnung des
Medik. Tinctura Amica. Ygl. DUnne.
Geschwindschleifer, m. 1 . Raschwalzer ;
2. Diarrhöe.
Geschwister, plur., Schwestern. Ich
habe zwei Brüder und drei Geschwister.
gesegent, adj. Sie ist in gesegenten
Umständen^ ist schwanger. Von ge^
segnen^ mhd. gesegenen^ gekürzt gesegeUy
zum Wohl, zum Gedeihen werden^lassen.
Weigand I, 573.
Geseier, n., lebhafte und laute kla-
gende oder scheltende Rede, Geschrei,
Durcheinander von Stimmen. Aus dem
hebr. gesera^ geseira^ plur, geseraus^ vul-
gär geserSs^ ursprünglich Verhängnis,
Beschlufz, in der Umgangssprache un-
angenehme obrigkeitliche Verordnung,
schlimmes Ereignis. Er ist in grofzen
Geseires ^ in übler Lage, er ist in un-
erwartetes Unglück geraten. Da plötz-
lich eintretende Unglücksfälle meist laute
Klage, Jammer, Geschrei im Gefolge
haben, so lag es für Nichthebräer nahe,
Geseier^ Unglück, als Geseier^ Geschrei,
au£cufiassen. Mach kein Geseier! Was
ist das für ein Geseier! Dat ös en Ge-
seier wi on er Judenschol. Se kömmt
all bet arit Poatke on moaiet e Geseia,
dat de oarm Schelm nich tom Wood
koame kann, Boldt, 18f. S. seiem.
Geselitz, Fischn., s. Gesenitz.
Gesell, m,^ Junggeselle. . . . und im
Fall sich jemand^ er sey Mann^ Gesell^
Frau oder Jungfer^ dieser Verordnung, . .
widersetzen wurde etc. SchluCz einer
Kleiderordnung V. 1684. Hart wich, 52.
Gesellenkasten, m., Kasten mit Hand-
werksgerät zum Hausgebrauch, worin
man aber auch alles aufhebt, was später
(„nach zehn Jahren^) noch zu ge-
brauchen; aber wohl kaum „unreine
Wäsche", wie H e n n i g , 84, meint. Dat
liggt dm GeseUekaste ^ eine vermifzte
Sache, die von einem Unordentlichen
gesucht wird. Dönh. NachMühling
sagt man auch^ wenn in einer Ange*
legenheit, z. B. in einem Prozefz, nichts •
geschieht, sie liegt im QeseUenkasten.
. Gesellenschuhchen, n., Pflzn., blauer
Eisenhut, Aconitum napeUus L. Müh-
ling.
Gesenitz — gestört.
231
GesenHz, m., nach Bock, Nat. IV,
659, in Danzig Name für einen Fisch
aas dem Earpfengeschlecht (system.
Namje fehlt). Hennenberger, Von
Seen and Strömen etc., S. 29, nennt
einen Fisch Geseritz. SperbeV, 13:
gemitZf eine Fischart Vgl. Sprw. I,
3289: Lat em schete^ 't es en Qeslitz,
laiz ihn schieTzen, es ist ein Geselitz.
Mühling, Tiem., 170. S. GSselHz.
Gesenke, n., von senk^n^ die Gewichte
an den Fischemetzen, durch welche
diese aaf den Grand gesenkt werden.
Bock, Nat. IV, 723.
Geseritz, m.y s. GeseriHz.
Gesetz, n., das Festgesetzte. Die
Mägde bekommen als Spinnerinnen ein
Gesetz aaf: sie haben eine bestimmte
Anzahl von Gamstücken in einer Woche
za spinnen. Mädchen müssen ihr Ge-
setz stricken. S. Besen.
Gesichtender, m., Gesichtskreis, Hori-
zont; aas Gesicht und Ende gebildet.
Die Astronomi undPhysici nehmen jhres
Tages Anfang^ wenn die Sonne Corper-
lieh aber den Gesichtender oder Horizont
kommet Linem., A3a. Wie gro/z
ist der sichtbare Horizont oder sichüiclie
Gesicht Ender f Ibid., R3b. Unter
solchen Circulis wird auch der Horizont
oder Gesicht Ender gezogen . . . Der ander
heist Horizont sensibilis^ oder sichtlicher
Gesicht Ender, Ibid., R 4a. ... so
lang die Sonne continuirlich über dem
Gesichtender oder Horizont ist. Ibid.,
X 3b n. ö.
Gesipp, Gesttpp, GesSbb, GesUbb, n.,
Sippschaft, liederliche, anordentliche
schlechte Gesellschaft. Dat os en godet
Gesobb, Elbing. Se selbst waren schlechte
Menschen met allem eerem Gesobb^ was
se em Haus* hadden; es war so 'ne rechte
Nation. Schaltj. 3, lOf. Hennig, 84:
Gesippe. Stein, Peregrinus I, 6: Von
dem pack und gesÜb. ' Wiss. Mtsbl.
V, 94.
Gesnitz, Fischn., s. Gesenitz.
Gesiibb, GesSpp, n., s. Gesipp.
Gesparte!, n., s. sparteln.
Gespenst, n., Wasserralle, RaUus aqtut-
ticus. Elbing. Mühling, Tiem., 170.
Gespocbt, n., Gespenst; übertragen:
ein sehr hagerer Mensch. Dönh. Vgl.
Specht
Gespök, GespBJcnis, n., Spak, Gespenst.
üt dat Gebröknis kern e Gespöknis. Sam-
land. Vgl. Spök.
Gessei, GUssel, n. 1. janges Gäns-
chen. Bock, 14: Gessei; Hennig, 91:
GüfzelxraA. ö^z^/; Sperber, 37: Guael;
Schemionek, 13: CHesseL Lit. zas^le^
poln. gqska, go^i^y engl, goüing; im
Brem. Wb. II, 530: Gössel Im Götting.
Gössel. Schamb., 66b. Krd^ Krd^
GesseldeWj Wo hast dat Gessei gelätef
Volksr. 54, 205. 2. junges Eind, das
kränkelt. Et os en rechtet Gessei — en
Pipgessel. 3. Scherz- and Spottname
für Mädchen. Güssell Ei nun, Sie
legens mir auch gar zu nah. Soph. R.
III, 220.
Gesselhabicht, pltd. Gesselhafke Ca=a),
m.^ roter Milan, Falco Milvus L. Ba-
jack, 368.
Gesselpest, /., Pest unter den Gesseln,
zur Bezeichnung einer fernen Zeit. Das
ist von der Gesselpest her. In gleichem
Sinne auch Erttenpest — Kurrenpest Sprw.
I, 1253.
Gest, 971., Hefe, und vorzugsweise die
in der Gärung gehobene Gischtmasse
beim Bier; nach Frisch, Wb. I, 320c,
Gäscht^ m.; nach dem Brem. Wb. H,
491, Gast; hoU. gest u. gist^ f. Dzg.
W. Seidel, 30. Gedanism.
GM, m., s. BTst.
GestiUner, n., Gestotter, s. stftmem.
jgestOrt, adj., part. von stören^ in be-
232
Gesttndbeitswagen — Gieb\
treff der Sinne in Unordnung, wahn-
sinnig. Er ist gestört^ ist wahnsinnig.
Ihi bist wohl gestört^ es rappelt dir
wohl?
Gesundbeitswagen, m., s. DttichenposL
Getftkel, n., s. Täkel.
•Gethu, pltd. Gedö, n., von thun^ Ge-
prahle, Aufheben. Hält da mit grofzem
Gethu eine^ denk* ich^ holländische Rede.
Sx)ph. R. IV, 222.
getippelty adj.^ getüpfelt, tupfelig, punk-
tiert, fleckig.
Getratsch (ä lang), n., Geschwätz;
Klatscherei, üble Nachrede. S. tratschen.
Getreidewäger, 9»., s. Kornmesser.
Gevatterklatschen, n., Geklätsche unter
Gevattern, im Kreise von Freunden
und Bekannten überhaupt. Meinem
Geschlecht ist in- der Welt nichts so ver^
hafzt^ als solches Qeoatterklatschen. Soph.
R. V, 491.
gewaltig, adv.^ zur Verstärkung: er
ist gewaltig gutherzig y gewaltig freund-
lichy gewaltig böse etc.
Gewende, n.j Längenmafz. 60 Ruthen
oder 6 Seile machen ein Gewencle; 30 Ge^
wende eine Meile. Landesordnung(l307).
Bock, Nat. I, 688.
Gewerlalade, /., s. Lade.
gewinnen, st^ siegen. Die Preufzen
haben gewonnen^ gesiegt. S. verspielen.
GewUrzIcapitSn, m., Kapitän über die
Gewürze; er führt auf dem Seepackhof
die Aufsicht beim Ausladen der Kolo-
nialwaren. Dzg. W. Seidel, 30.
GewUrzmennig, m., s. IMehnig.
Gezabber, n,y s. ichabbern.
Gezagel, n., s. zagein.
Gezeider, n., s. zeidern.
Gezeug, n.. Fischerzeug, Fischerei-
gerät, namentlich Netze. Die Fischer-
ordnungen unterscheiden kleines und
grofzes Gezeug. Die Befugnifz zur Aus-
Übung der gro/zen und kleinen Fischerei
mit allen Arten von Gezeugen berechtigt
jedoch noch nicht zur Ausübung der
Kßitelfischerei. Fisch.-Ord. f. d. fr. Haff,
§6.
Gibbel, m.^ Mund. Dei heft e göde
Gibbel. Samland. Poln. g^a Mund,
g^bal Grofzmaul.
gibbeln, sw. 1. schwatzen, plappern.
Von Gibbel 2. nach Mühling: etwas
schnell au^bssen, angreifen, aber, nach
rasch verflogexier Hitze unausgeführt
lassen. 3. s. v. a. Icrtbbeln. Es gibbeU
und kribbelt ihm auf dem, Kopfe^ er
wimmelt von Ungeziefer.
Gibsjakob, Medik., s. Rxjalcob.
Giche, /., s. Gicht
gichem, »to., s. kichern.
Gicht,/., lange, dünne Brühe, Suppe,
Jauche, mnA. juche^ altpr. jvse (Voc.
377), lit. jv^sze^ poln. Jucha. Hennig,
84: Giche, Güche, Wurstgicht, Brühe,
worin die Würste gekocht sind. Vgl.
Eulengicht S. Nssim. Th., 60. Brem.
Wb. n,706. Dähn.,210a.
gicks, inteiy. in Verbindung mit gacks:
er weifz nicht gicks nicht gacks, er weilz
weder aus noch ein, gar nichts.
Gieb', Giebe, /., der Gieben, die
Goldkarausche, Cyprinus Gibelio Gm.,*
Blicca bijörkna L. Auch Blecke y Blei,
Bleicke, Giester, Grüster^ düster (Danzig),
Halbbressen, Rotflofz, Rotflofzgiester, bei
Simon Grünau BfecAtn, bei Hennen-
berger Giben, lit. plakis, lett. plcJce,
mas. krumpg, gosciory, Ben ecke, 123.
W. Seidel, 30. Mühling, Tiern., 170.
Anno 1695 sind im Vor- Jahr bey und '
umb Lindenau so viel Zoopen und CHesters
in den Grabens und Laaken gefangen
worden, dafz auch die Leuthe gantze
Wagen voll ruich Maiyenburg verführet,
und sie fast umbsonst haben weggaben
müssen. Hartwich, 515. S. Sprw. I,
445.
Giebel — Gillbaüs.
233
Giebel, m, 1. Nase. E gdder Oiebel
ziert dat ganze HÜ8; auch hcbd. Sprw.
I, 1274. Er hat einen gehSrigen Giebel,
Vgl. Gimm.
Giebenkneifer,pltd.Gtbeknfper,m., Spitz-
name der KöDigsberger Fischer. Ebenso
Giebenkopf, pltd. Gtbekopp, tts., aber
auch Schimpfwort. S. Sprw. I, 1272 f.
Gien, n., s. GTn.
Gift, n. u. /., Zorn, Bosheit, Wut,
Groll, Tacke, Hafz. Er ist voU Giß
und Galle. Dat dt dat Goft terschleit!
Carm. nupt I, 282, 4. An einem seine
Gift auslassen^ ihn schlagen, aasschelten.
Davon
giftig, ac^'., ärgerlich, erzürnt, zornig,
wütend, tückisch. Ich bin auf ihn giftig^
ärgerlich, böse. Die Mutter ist giftig^
angebracht, erzürnt.
Gildebier, n., s. Gillbier.
Gildefischer, auch Gildeschipper, m.^
Fischer, der zur Gilde, der verbundenen
Korperschaft, der Fischer gehört. Die
Zanftrolle der Eönigsberger Fischer-
gilde von 1662. 'St Bock, Nat. V, 555ff.
GildeknTper, m., s. Fiscbbausen.
Gildeschipper, m, s. Giidefischer.
gilen, «i?., s. geilen.
- Gtige, Gilgen, Pflzn., Schwertlilie, Iris.
HagCD, 44. 45. In Bayern %, ilgen.
Schmeller I, 48.
Gilke, PflzD., verwilderte, gebräuch-
liche Ringelblume, Calendula offvcir-
ncUis L.^ nach Bock, Nat. III, 543,
Calendula arvensis; auch (hin und wie-
der)gelbe Wucherblume, Chrysanthemum
kucanthemum L. Altpr. gelatynan gelb,
lit. geltönas. Nsslm. Th., 45. Trei-
ehel, Yolksth., hat: GUlke, Tagetes.
Gilkenberg, m, Berg (Anhöhe), mit
GHken bewachsen. In Grerdauen : Kirch-
hof, weil auf der Anhöhe, auf welcher
der Kirchhof liegt, die Gilke wuchert.
Gill, /., Fest, Schmaus der Gilde;
Tanzgelage, namentlich um die Pfingst-
zeit. AltDord. gildi Bezahlang, Abgabe,
Steuer, Gelage, Schmaus, vom alts. geld
» Da.]rbringung, Opfer, augs*. gild^. gtfldj
gield (auch beim Opferschmau^e ver-
sammdte Genossenschaft), goth. gild=.
Steuer. Vgl. Weigand I, 592. Bei
Jeröschin: man lies der todten
fleisch den voglin und dem wüde zu
spislickir güde. 62c. Pfeiffer, 166.
Als hei (der Knecht) de Gill met heel^
mit hielt, mit feierte. Carm.. nupt. IV,
324b. Vgl. Sprw. I, 1279. In Bayern
gild^ /., ein kleines Mahl. Schmeller
II, 35.
Gillbier, Gildebier, n., das bei Gilde-
versammlungen dargebotene, aus der
Gemeindekasse bezahlte Bier; das Trink-
gelage selbst. In der Landesordnung
von 1577 ist den Teilnehmern des GUI-
biers Mäfzigkeit empfohlen. Anno 1570.
Auff Pßngsten im Gielbier^ ersticht ein
Weib das andere. Hennenberger,
III. Jdan soll auch vneszen dasz man
das gildebier zu Weyhenachten trincken
soll drey tage und nicht mehr Und zu
Sanct Johans baptiste drey tag und nicht
mehr. Der Kgsbg. Fischer Rolle v. 1538.
Benecke, 289. Zum Kauf des Gilde-
biers sollen die vier erwählte AeUerleute
noch vier der* äUesten ZfunftbrOder neh-
men etc. Rolle der Kgsbg. Fischergilde
V. 1662. Bock, Nat. V, 571.
Gillbnider, m., Teilnehmer an den
Gillen; Schlemmer, Säufer. Er ist ein
rechter GUlbruder^ Besucher lustiger Ge-
lage. Sprw. I, 1279.
Gille, m., Gulden, das atte Zehnsilber-
groschenstück, das heutige Einmark-
stück. Sperber, 14, hat auch guUe^
vielleicht nur Druckfehler.
Gillhaue, n., Haus, in dem die Giüen
2U
GilB — gist.
abgehalten werden. Stein, Peregrinns:
CHUlheuser.
Gils, m. Vom., s. Gels.
gTmen, 8w.y asthmatisch keichen, mit
zischendem Hauch atmen, namentlich
ausatipen. Eck schmuhszerd aa de Fo/Zy
wenn hey de Gans horcht gieme. • Carm.
nv/pt \y 282, 12. Er kann kaumgimen.
Er gtmt und garrt man noch. Er kann
nicht gtmen nicht garren^ leidet an
Asthma, ist äberhaapt durch Krank-
heit stark geschwächt. Adelung 11,
388, hat gienen = gähnen. S. garren.
Gimm, m., Verlangen, Begehr, Appetit,
Lecker; in Drengfurth GUmper; in Dan-
zig Qiper. Einen Giper worauf haben,
Qtdanism,^ in Elbing 6^eL Sche-
mionek, 12: Giebel. Sper'^ber, 40,
schreibt Jim.
gimmeln, mi?., wimmeln. Schemio-
nek^ 13.
Gimper, m., s. Gimnr.
GTn, n., lange, starke Leine zur Be-
festigung der Reusen und Angelschnure.
Benecke, 397 u.403:ei^. S. Aalangel.
gin's, adj.^ s. gSn's.
Glper, m., s. y. a. Gimm. Davon glpVig,
adj.y verlangend, begehrlich, voll Ap-
petit glpern, «i?., begehrlich verlangen.
Gipsjakob, Medik., s. Rxjakob.
Girrehlischken, Ortsn., Dorf im Kirch-
spiel Friedrichswalde, Er. Pillkallen,
im Yolksmunde Sausbezdu, Zusammen-
setzung aus lit 900808 trocken u. bezdas
Bauchwind, Furz. NsslnL, Wb., 456b.
328 b.
gischen, gesehen, gSschen, m. 1. nach
raschem Gang, schnellem Lauf stark
und hörbar dtofzweise atmen. Müh-
ling, N. Pr. Prov.-Bl, a. F. VH, 439,
schreibt jäschen. Er kann nicht gdschen,
ihm ist die Luft benommen, auch er
ist stark verschnupft Auch: gischem.
Von erste haben die Katzen heute ge-
gischert ...» Wief^ — Da/z sie so auf
die Zunge hauchen wie die Hunde (ha^
Uter). Soph. R. IV, 166. 2. heimlich
zischeln, sich im Geheimen etwas sa-
gen. Es gischt etwas davon^ es ver-
lautet etwas von der Sache, man redet
in der Stille davon. Bock, 14. Hen-
nig, 85^ 3. gären. Das Bier gischt.
Ebenso im Augsburgischen vom Weine:
gischen und giren, Birlinger, 196b.
— verglscben, sw.y aufzer Atem kommen
(Dzg., W. Seidel, 35), aber auch: aus-
gischen, verschnaufen. Die Pferde ver-
gischen lassen. Lit giezu^ ich gische.
gischem, sw.^ s.-das vor.
Gtse, GUse, Giise, Jese, f., Fischn«,
Aiand, Cyprinus Jeses L. Bujack, 394.
Gise bei Hennenberger, der gleich
dahinter CHsitze nennt, nach Mühling,
Tiern., 170, wahrscheinlich identisch mit
Geseritz, nach seinem Manuskr. jedoch
» Gtse. Simon Grünau hat gysenn.
giien, sw., s. bifen.
GIsItze, /., Fischn., s. Gtse.
Gisitzer, m., Fischn:, s. Gtbel.
Gtssei, n., s. Gessel.
gissen, s^., mutmafzen, nachdenken,
überschlagen, schätzen, mit den Augen
messen. Ags. gaetan^ schwed. giasa^
engl, guess. Brem. Wb. ü^ 514. Frisch
1; 350c. Davon: Gissung, /. . . . da
nemblich unser Sinn durch sein gissen
und aestimiren, die entzwischen gelegene
Corper, Bäume^ Wälder^ Dörfer etc.
gleichsam zehlet und propter angubim
fnsionis minorem . . . schätzet^ da/z der
sichtliche Horizont gar klein sey und also
das letzte sichtliche Ding gar nahe sey.
LinenL, Xx 2a. Wie die falsche und
fehlende gissung oder aesdmxrung der
distantz entstehet^ wodurch eine richtige
Abgelegenheit nicht erläennet wird. Ibid.,
2b.
gbt, gllsty nach Hennig, 91, auch
Gistekneifer — Olappken.
235
gllSy adj.^ unfruchtbar, unbefruchtet. Nur
von den Ruhen gebraucht. Die Kuh
üt gisty hat keine Aussicht auf ein Ealb,
ist nicht trächtig. De K6 steit gtst^ hat
keine Milch. Übertragen auch auf kin-
derlose Familien. Die Frau ist eine
CHsterliSy eine giste Lise. EgtstetKin^
delber^ ein Festmahl, dirs kein Eind-
taufschmaus. Ygl. Richey, 82. 411.
Brem. Wb. 11, 558. S. geli.
Gtstekneifer, pltd. GMekntper, m., Geiz-
hals. Elbing. Sprw. I, 1275. Da
Otster^ GHester = Giebe ist, wohl dasselbe
was Qiebenkneifer (s. d.).
Gtster, m.^ Fischn., s. Gieb.
GttvDgei, Gutvogel, m.j grofzer Brach-
vogel, Numenius arquatus; der kleine
Gitoogel ist N/phaeopus. Bujack, 384.
Der Name ist nach dem Rufe: gtt^ gtt!
gebildet; der Yogel gilt als ein Regen-
verkünder. Vgl. Pr. Prov.-Bl. XXVI,
536 und VolksV, 58, 221.
Gitz, 97»., Schimpfwort auf Schwer-
hörige, Taube. Samland.
G12, m.^ eigentlich Geiz, schlechte
Sorte Rauchtabak. Nach Mühliog
auch zur 'Bezeichnung des Auswuchses
an der Tabakspfianze. Vgl. Drangsal.
glabben, mr., gleiten auf glattem
schlüpfrigen Boden. Davon abglabben.
Glabber, ^n., Schleim, Geifer; zäher,
klebriger Schmutz. Der Glabber auf
der Strafze. Davon beglabbem.
glabberig, adj.^ schlüpfrig, glatt, kle-
bend, schleimig. Der Aal ist glahVrig
— der lehmige Weg. Vgl. Sprw. I,
2341. In gleichem Sinne glibberig, pltd.
giOb'rig. Es ist recht glibbrig zu gehen^
man gleitet und klebt im zähen Lehm.
Von glippen gleiten. Bock, 14: glipp-
richty Hennig, 85: gUpprich^ Sche-
mionek, 13: glabbrich, Sperber, 13.
GIftdeis, n., Glatteis. Nach Line-
mann auch blofz Gläd, n. Weil aber
danebenst das Erdreich gefroren, als ge-
freuret solche (niederschlagende) Regen^
Feuchte wegen der unteren KcUte^ xooraus
das Olad oder Qlat-Eyfz (weils eds den
sehr glatt ist) entstehet. L i n e m. , Xx 4a.
Bock, 14, Hennig, 85: Glaadeis.
glädeisen, sw., glatteisen. Nach Line-
mann auch winterrieseln. Es hat ge-
glddeist Falle se nich^ Herr Leutnant^
et heft gegladist Sprw. I, 798. Hier-
aus nun jedermann verstehet, was Win-
terrieseln^ Glat-^sen und Rohrreiffen
fieisse. A. a« O., Xx 4a.
Gladsack, m., glatter, unbehaarter Sack,
scrotum. Zur Bezeichnung eines gut-
genährten Mannes, namentlich eines
fetten Mennoniten. Westpr.
glaffen, «n?., gaffen, mit stieren Augen
und offenem Munde sehen. Vielleicht
Zusammenziehung aus glarren u. gafen,
also ein Gaffen, das zugleich ein Glarren
ist Hingewiesen sei auch auf das slav.
glav Gesicht, woher Triglaff Dreikopf.
— anglaffen, einen stier und mit offenem
Munde ansehen.
Glage, Klage, /. , Mafz beim Flachs-
binden, Bändel von 30 Händen voll.
Ermland. Mühling. Vgl. Topf.
Glambuwken, plur., kleine Fichten,
Krüppelfichten. ' Von dem poln. gbfi.
Gen. giqba, auch gt§ba Strunk. Flatow.
Schmidt, 106; Westpr., 165. Vgl;
Kuiel.
glämsen, sw., in beglatnsen.
glams'rig, adj,, glatt, schlüpfrig. Vgl.
glabberig.
glandern, sw., auf der Eisbahn dahin
gleiten. Gedanism. Vgl. glitschen.
Glantop, m. Eck ginck wie en Glanr
topp. Carm. nt<p^. UI, 77c. S. dunen.
Glappken, plur,, kllsine Fische, Gründ-
linge. Flatow. Schmitt, 106, leitet
das Wort von gU^, Gen. glqfna Gründ-
ling, in Westpr., 165, von gl^ Gtünd-
236
glftren — Gleichtag.
ling ab; nach Mrongroyius heihi gUjfij
Gen, gl^na die Tiefe, der GrOndling
aber kieS)*,
giftren, sw.^ s. glarren.
glKren, aw,, glimmen, von Holz und
Kohlen; glühen, vom Gesicht. Sche-
mionek, 13.
Glärke, w., Dem. von Olarre^ Fischn.,
eine Art Scholle, Fleuronectes UmandaL,^
v^ohl von deD groizen glarrcTfiden A.\xge;n.
Bujack, 347.
Glarr, Glarre, /., Brille. Ermland.
Glaitauge, n., hervortretendes grofzes,
klares, stieres Auge.
Glarre, /., Auge, gewöhnlich im fhir.
Olarren. Mach die Olarren auf! In
Bayern glorren^ glurren, Schmeller
II, 94. S. auch Glarr und GIftsen.
glarren, giftren, su?., mit groi^eu hellen,
klaren Augen, aber auch starr und
stier, gedankenlos sehen, dreist und un-
bescheiden anstarren. In Bremen und
im Götting. gldren glühen, doch nur
von Kohlen; dagegen in Bremen grau
scharfsichtig, heiter, graUSged Von einem,
der grolze muntere Augen hat, scharfe
Blicke wirft. Davon anglarren, nach-
glarren, umherglarren. Eck glard mi
flink heröm. Carm. nupt I, 282, 10.
Jeroschin hat verglärren nicht recht
sehen, übersehen. Pfeiffer, 256. In
Hessen und Bayern glorren^ anglarren.
Vgl. Brenu Wb. II, 515. 533. Schämb.,
64b. Schmeller 11, 94. Vilmar,
130. S. glären.
glftsaugen, pltd. gläsOgen, aw.^ s. v. a.
glasen und glädeisen. Falle ae nicA, Herr
Leutnant^ et heft gegldaSgt, Dönh.
gllschen, sie., s. gleischen.
gISsen, adj. und ado,^ gläsern, stier,
ausdruckslos blicken; mit dem Schlafe
ring.en. Mr hat verglaste Augen.
Qlftseh, pbir.j die Augen, wenn sie
grofz und starr sind. Der hat ein Paar
gute Oldsen. S. Glarre.
glatt, adv. In Redensarten : glatt ab^
gehen, ungestraft, ungeschlagen davon
kommen. Das ist diesmal noch glatt
abgegangen, glattweg^ ohne Weiterungen,
Umschweife, Aufenthalt eine Sache ab«-
machen.
Glattbtitte, /., Scholle, s. Platteis.
GlatHing, m,y ein dem Steinpilz ähn-
licher Schwamm; auch Bratpllz, in Dan-
zig Pemke. Bock, Nat. lU, 627.
glauben, pltd. glOwe(n), gllwen, sfw.,
sterben. He mot dran glewen^ er mufz
daran (an der Krankheit) sterben. El-
binger Ndrg. Er hat dran glauben
miisaen^ er ist gestorben.
glaubensfest, adj. Er ist nicht glau-
bensfest^ nicht zuverlässig. Das. Tau —
die Kette ist nicht glavbensfes% auf deren
Haltbarkeit ist kein Verlafz. Sehe-
mianek, 13.
Glauder, «n., Köder zum Fuchsfange.
Mühling. In Bayern gleider, phir,,
eine Art Fischzeug, z. B. Gleiderkörbe.
Schmeller 11,91.
gleddem, aw.y sich^ sich glänzend auf-
putzen, schmücken. Sie schminken^ po~
lireny glentzem und gleddem sich^ das sie
sich sehen lassen und einem daimt aufs
aug drucken. Stein , Peregrinus IX, 1.
W. Mtsbl. V, 158.
glei, cuij»j hübsch, schön von Ange-
sicht; aber auch heiter, munter. He
"^wer so gleij he ging so forsch On drooch
so stolt den Hoot Dorr, 29. S. Dähn.,
153b.
Gleichtag, m.^ Tag- und Nachtgleiche,
aequinoctium. Wenn die Sonne von
Mittage zu Mittage zur Zeit des Gleich-
tages 24 Stunden erfordert etc. . .Jm
Oleichtage durchlauft die Sonne die
graste spk^am etc. Linem., Pp 3b u. 4a.
gleichüber — glorig.
237
gieichliber, a4v.y gegenüber. Er wohnt
gleichüber dem Rathatue, Pisanski,
Nachtr.
gleichviel, adv.^ gleichgültig. Das
kann ja dem grofzesten Theil der Leser
gleickoiel sein, Soph. R. Y, 372, Note.
^eichzUi adv,^ gerade aus, in gerader
Linie. Und umb soviel (15f Ml.) sind
mehr gedachte Städte (Danzig and
Königsberg) von einander abgelegen^
wenn man gleichzu reisen solte. Linem ,
Gglb. S. Krümme.
gleinig, adj., glühend,, abscheulich,
verflucht. Westpr. Burgsdorf. Treichel.
S. glUhendig.
Gleisch, m.^ der glänzende Wider-
schein eines Feuers. Das Nordlicht
verbreitet einen hellen Gleisch. Von
gleifzen. Mhd. gliz^ ahd. cKe. Glanz;
auch mhd. gUze. Ygl. Weigand I,
599. Mühling hat auch Gltsch.
gleiechen, sw,^ gleüzen, glänzen. Ihm
gleisohen die Backen, sie glänzen in
feuriger Röte. Nach Mühling auch
gllschen und gltsehen. Hennig, 85.
glenzern, sw., s. gleddem.
glibberig, adj., s. glabberig.
gliddem, sw., gleiten, namentlich auf
der Eisfläche. Sperber, 34. S.*glit-
schen.
Giliedweich, Pflzn., aufgeblasener Tsku-
henktoft, CueubcUus Behen L, Hagen,
462.
gltmen, siw.y Blähungen geräuschlos
entweichen lassen, stänkern. Er hat
gegUmt — eich begltmt Bock^ 14.
Sperber, 13. Vgl. n»L
Gltmer, m., die Person^ welche glimt;
der Podex.
Gltmstengel, m.y ursprünglich die kurze
Pfeifie, jetzt auch die Gigarre. Sper-
ber, 13: GlimmstengeL
Glin, m.y Lehm, poln. glina. Nach
Sperber, 37, auch eiii grofzes Stück
Brot.
glinzem, sw., mit Glanz funkeln,
glitzern, von glinzen glänzen. .Line-
mann erörtert auf Blatt L 1 ausführlich
die Frage: Woh^ kompt das gKntzem
oder unstdtige schimmern der Fixsterne f
und gebraucht glintzem als Substantiv
und Verb wiederholt . . . das glintzem
des Schnees. Ibi4., Cc. 2b. VgLY^ei-
gandl, 601: glinzen und glinstem.
gllppen, sw.^ gleiten, ausgleiten ; auch
glippem. Davqn gUpprich, ^lippricht.
Vgl. glabberig.
GlTsch, m., s. Gleisch.
gltsehen, sw., s. gleischen.
glissen, sw., gleifzen, glänzen. Von
oben gegUssen, von unten beschissen.
Sprw. I, 2815.
Glibchy Pflzn., kleine Klapper, Rhi^
nantkus Christa gaUi L. Hagen, 641.
Glibch, Glitsche, /., Eisbahn zum
Gleiten oder Schurren. Vgl. Sprw. I,
1303.
glibchen, sw.y gleiten; mit Geschwin-
digkeit auf der OUtsche schurren, glei-
ten; letzteres auch gKtschem und glitzern.
Sperber, 34. Vgl. Y^eigandl, 602.
Vgl. glandern, gliddem, schurren.
glitscherig, adj\. von gUtschen. Es ist
heute glitscherig zu gehen.
glitschem, glitzern, sw., s. glitschen.
Glockenkapitän, m., scherzhafte Be-
nennung fQr den Aufseher über die
Glocken und das Geläute. Hennig, 85.
Glodder, m., Block, Ge&ngmsstock;
von dem gleichbed. poln. Idoda, /.,
Flatow. Schmitt, 106; Westpr., 165.
Gloms, Glomsd, /., Glomsnickel, m., s.
Glums.
Glomssack, m,, s. Glums.
glorig, ac^.^ wässerig, nicht mehlig.
Treichel.
238
glotzen — Glühwein.
glotzen, 9w.^ starr sehen, mit weit
geöfiiieten,herYortretenden Augen sehen.
Ahd. chUozan^ mhd. kliezen auseinander-
reifzen, spalten. Weigand I, 603.
Island, fflotta fletschen, lächeln. Ebenso
in Hessen. Vilmar, 130.
Glueh, m. 1. die Glut, namentlich
die mit hellem Schein aufflammende.
2. ein vor Zorn glühender Mensch.
Dönh. Oberland.
gluchen, sw,^ glühen, in flammender
Glut stehen. Die Kohlen auf dem Herde
glucken. Friedland Ostpr.
GlUck, pltd. GISck, n. 1. fortuna. 2.
die neun Figuren, aus Teig oder Lehm
geformt, welche am Sylvesterabende
zum Olückgrei/en benutzt werden. Kö-
nigsberg. Jede Figur hat ihre be-
stimmte Bedeutung: 1. Mann, resp.
Frau = Hochzeit. 2. Ring = Braut*-
schaft. 3. Kind in der Wiege oder
Wickelkind = Kindelbier. 4, Geld =
Reichtum. 5 Brot =^ Nahrung. 6. For-
tuna, gewöhnlich durch eine Kugel oder
einen Ordensstern dargestellt = Glück.
7. Leiter « Beförderung. 8. Schlüssel
=» Weisheit, auch gute Wirtschafts-
führung. 9. Totenkopf^ mit zwei ge-
kreuzten Knochen = Tod. — Um oder
gegen die Mittemachtsstunde wird über
jede dieser Figuren ein Teller gedeckt;
man deckt drei derselben auf und be-
stimmt so sein Schicksal für das nächste
Jahr. Diese Handlung ist das sog.
GlUdcgreHeriy das heutzutage jede cere-
monielle Bedeutung verloren hat und nur
noch gesellige Sylvesterunterhaltung ist.
Das Glück wird nach Weihnachten
und vorzugsweise am Sylvestertage bis
spät in den Abend hinein von armen
Kindern durch die StraTzen zum Ver-
kauf ausgerufen: Na Glock an Segen,
Glock an Segen, wer keftf Wer keft,
dei heft Glock Glock! Nach Hennig
nennt man das Glückgreifen auch Neu-
jahrgreifen, doch ist diese Benennung,
so weit mir bekannt, aufzer Gebrauch.
Vgl. Volkskal., 24. — Eine eigentüm-
liche Art der Verwendung von Glücks-
figuren giebt Lukas David in seiner
geschriebenen Chronik: Nach geenddgter
Pest in Preufzen 1397 war das Volk
froh^ und wenn das Neujahr vorhanden
war^ hakten sie vom Teige, den sie am
Neujahrstage zugerichtet^ gewisse Tkier-
lein^ als Hirsche, Rehe^ Hasen^ auch
Menschen. Dieselben umrden m die
Kcicheln der Ofen gelegt, da/z sie darin
hart umrden. Die schickte ein guter
Freund dem andern am neuen Jahrs-
tage Nachmittags mit dem Wunsch, da/z
der liebe Gott ihn wollte in langem
Wohlstände samt den Seinigen erhalten.
Hennig, 169 f. — Am Sylvesterabende
wat Glock gegräpe^ Tönngegoate, Lichfke
gedröppt, Schlorrke geschmSte^ Häcksdke
gepust, Rosemockke gefoagt. Boldt,
16.
GlUckgreffen, n., s. das vor.
GlOderauge, n., gewöhnlich nur im
plur,^ groi'ze, starr blickende Augen.
Nach Mühling bez. das Wort in den
Hexenprokessen rote, entzündete Augen.
Vgl. Glarrauge.
glOdem, sw., mit einem Seitenblicke,
verstohlen und verlangend nach etwas
sehen. Ein Kind gludert^ wenn es von
einem andern die Arbeit absieht, auf
das Essen eines andern blickt. Hen-
nig, 86. Nsslm. Th, 216. Pierson,
Lit. Aeq., 19.
glUhendig, adj.^ stark glühend, erhitzt.
Er ist ganz glühendig rot im Gresicht,
der Erhitzte. Kgsbg.
Glühwein, m., heiTz aufgekochter Rot-
wein, mit verschiedenem Gewürz an-
gemacht. Bock, Nat. I, 275: ^mit
vielerlei Gewürzen und dazu geklopften
GlfiluKecker — gldpsch.
239
gelben Eyerdotterngekochet.^ Bei Frisch,
I, 358 b: glüender Wem.
GlUhzecker, m.^ erhitzter Mensch. El-
bing. Schemionek, 13.
Glummas, m., ein unfreandlicher^ ver-
drielzlicher, mürrischer MenscL Pill-
kallen. Nds. glum trabe, engl, glum
verdriefzlich; bei Jeroschin glümen
in beglümen trübe machen, hinter's Licht
fahren. Pfeiffer, 123. Vgl. beglamsen.
S.Brem.Wb.n,519. WeigandII,604.
Giuffi8, Glumse, pltd. Gloms, /., poln.
glamzday daher hin und wieder auch
Glomad, Quark, die dicke, geronnene,
gerade Milch, Eäsebrei. So wird er
(der Freund) sich an OIotm und an
Pomocheln laben. Frhr. y. Canitz,
Gedichte. 1727, 113. In den An-
merkungen heifzt eß: Gloma in Preufzen
80 gewöhnlich ab beliebt und ungefähr
das^ was in Nieder-Sachsen Sültemilch
und in Ober^Sachaen Comps oder Compist
Wobei die Wirthin einen Strützel und
Brot^ item Warzskas i. e. Glumbsde mit
Rahm oder Schmand vermengt in einer
Schüssel auftragt. Pierson, Matth.
Prätor., 53. Schmand und Olumse ist
provinzielles Lieblingsgericht, vorzugs-
weise in Königsberg; daher Spottname
derEönigsberger: Glumsnickel, bei Stein ,
Peregrinus: Glomsneckel. Vgl. N. Pr.
Prov.-Bl. m, 122f. Nach Bock, Nat.
I, 259, Spottname der Preufzen über-
haupt« — Bock, 14. Hennig, 86.
Nsslm. Tk, 49. Sperber, 40. Sche-
mionek, 13.
GiuRiskeilehen, pltd. Glomskflke, plur.,
Elöfze von oder mit Olumse. S. Schal-
tenOs und Keilchen.
Glumskopf, m., Schwachkopf^ Dumm-
kopf, der in Stelle des Gehirns Glums
im Kopfe hat. S. Sperber, 40. Vgl.
GrIUzkopf.
Glummidcely m.^ s. Glums.
Glumssack, pltd. Glomssack, m. 1. Sack,
worin die Glumse gefafzt und geprefzt
wird, Eäse aus Glumse. Bei ös so dun
wt Schulte Glomssack. Sprw. I, 641.
Über den aus Metall gegossenen Me-
meler Ohmssack vgl. Erl. Pr. IV, 240
Hennig, 86. 2. s. v. a. Plumpsack.
S. Hennig, a. a. O. Volksr., 174, 687.
GlOpauge, n., glupendes Auge; aber
auch zur Bezeichnung einer glupschen
Person. Ekelname und Schimpfwort.
Stein, Peregrinus XH, 82. W. Mtsbl.
V, 191. De ene schompt em OlüpSg,
de andre Kulpogg. Kgsbg.
glOpen, sw.y heimtückisch seitwärts
sehen, von unten auf sehen, finster,
grollend oder lauernd sehen. HoU. glui-
pen. Glüpen wie ein Hund. Wo ock
sety wo eck ety fung öck an to glüpe
dort nau jenne Winkel. Yolksr. 224,
794. Blck gluhpt man äwer quer op
siene Flinzepann, Carm. nupt. I, 282,
8. N. Pr. Prov.-BL a. F. Vli, 439. —
beglOpen, glupend besehen.
GlOpert, 7n., einer der glüpt Glüpert^
merkstnichf Sprw. 1,1319. Bei Stein,
Peregrinus: GlOper als Ekelname und
Schimpfwort. W. Mtsbl. V, 191.
gluppen, sw., gleiten, glitschen, ab-
gleiten; daher gewöhnlich abgluppen.
Die Kneifzange gluppt ab:, fafzt nicht.
GiOpsack, m.y glupscher, verdriefzlicher
Mensch. Sprw^. I, 1321. Schemio-
nek, 13.
glOpsch, adj. u. ado.y' finster und un-
freundlich im Blick; unfreundlich, falsch,
hinterlistig, heimtückisch im Wesen.
Wie se nu Mann on Frau waren, wwrd
de andre Schwester gluhpsch. Schalt). 3,
7. Ob ein Mann^ der das Herz hat,
einem jedem^ sobald er mufzy zu sagen,
was er denkt, die niedrige Mut/dosigkeity
die wälsche Bosheit haben kann (ich be-
diene mich eines I^vmnzialausdrucks)
240;
glüren — gnagen.
gluhpsch ZV. kommenf Soph. R. IV, 210.
Ein glupscher Hund^ ein Hund, der un-
versehens beifzt; auch ^übertragen auf
den unfreundlich bösartigen Menschen.
Einem einen glupschen Streich spielen.
Es ,ist recht glupsch kalt — das friert
glüpscK bei plötzlich eintretender Kälte.
En Wamms on Boxen bl so 'nem glup-
sehen spettschen Wedder^ bei so* einem
unfreundlichen spöttischen (rauhen)
Wetter? Dorr, 1. Wiew., 58. Einem
glupsch etwas wegnehmen^ heimlich ent-
wenden. Holl. glüpsk, schwed. glüpsk
unversehens angreifend, heiizhungerig,
dän. glubsk grimmig; verwandt (?) das
poln. ghipi und das lit. glupas dumm.
glOren, sw.j mit weit geöfineten Augen,
unverwandt, lauernd auf etwas sehen;
holl. gluuren; auch s. v. a. glüpen. Brem.
Wb. n, 521. GlQren, plur.^ die Augen.
Ermland. Mühlin g. In Bayern ^Zurr^n
und glorren die Augen. Schm eller
II, 94. Vgl. glQdem und glarren.
gluschig, adj,^ nebelig, feucht; vom
Wetter. Samland.
gnabbelig, adj,^ uneben, wie benagt,
auf der Oberfläche, höckerig, knotig,
schwielig, holl. knobbelagtig^ knobbelig.
Vgl. Kntibbel. Im Samlande gnabbelig
auch fett, dick, also s. v. a. quabbelig
(s. d.).
gnabbeiriy sw., gnagen, nagen, be-
gnabbein benagen. Das Koben die Mäuse
begnabbeü.
gnabben, gnabbem, sw.y s. gnagen.
gnabsen, sw.^ s. gnappen.
gnadd'rig, adj.y gnarrend reden, knur-
ren, viel und oft unnütz tadeln ^ daher
auch tadelsüchtig. Ein gnadd^riger
Mensch. Friedland Ostpr. Ygl. gnarren.
gnägeln, sw.^ nach dem Brem. Wb.
II, 523; karg sein, angs.-^o^^an nagen,
ursprünglich abnagen, abbeilzen, un-
eigentlich abkürzen, abziehen^ abknap-
pen. Bei Hermes in dem Silme von:*
mürrisch,' brummend sprechen : wird er
im Hause umhergehn und mir was vor
gnägeln. Soph. R. VI, 148. Sche-
mionek, 13: mäkeln, tadeln, unzufrie-
den sein.
gnagen, gnibbeln, gnabbeln, gnBbbeln,
gnabbern, st«?., nagen gnngen schon bei
Jeroschin. Pfeiffer, 166; es ist das
hchd. nagen, gnibbeln^ gnabbeln und
gnöbbeln ist langsames^ wenig fördern-
des Nagen, wie man's bei alten Leuten,
denen die Zähne fehlen, antrifft; gncA-
bem ist, ähnlich wie knabbqm (s. d.),
ein geräuschvolleres Nagen. Sche-
mionek, Id: gnibbeln = naschen, z. B.
von -Brot und Kuchen die Kruste ab-
brechen. Idol Götting. gndben^ gnawen
nagen, dän. gnave^ engl, tognau^ Island.
gnaga. Im. Brem. nibbeln^ umher be-
nagen, wenig zur Zeit abbeilzen; von
nibbe Schnabel. Brem. Wb. UI, 236;
ebenso in Pommern nibbeln wenig und
in kleinen Stückchen essen. Dähn.,
328b. Lit. gnybti kneifen, mit dem
Schnabel fassen. Nach Grimm, Wb.
V, 1333, bietet sich für die Frage nach
der Urform zend, ghrdg benagen. Es
bilden sich die Substantiva Gnager
(Hartegnager^ Herzennager, wie eine
Frau ihren Mann nannte. Bock, 15),
Gnibbler, GnBbbler, m. etc. Gegnäg, Ge-
gnibbely GegnBbbel, n. etc. Zusammen-
setzungen mit ah und be: abgnägen
(Hennig, 2), abgnabboln, abgnBbbeln,
abgnibbeln (Hennig, 3 : abgnObeln)^ ab-
gnabbem, begnägen etc. — Da gnagen^
d. i. nagen, zugleich ein Beifzen ist, und
dieses, wenn es einen Körperteil be-
trifft, ein Eratzen herausfordert, so be-
deutet gnagen, gnibbeln und gnöbbeln
auch kratzen, schobben. . Bei Danneil,
66 f., gnapsen, gnuppen kratzen; in glei-
chem Sinne auch gnabben, gnobben, na-
Gnager — goibbeln.
241
mentlich von Pferden, die sich mit den
ZähD'en schaben. Daher Gnibb und
GnSbby/., die Krätze^ welche auch Gnatz,
/«, heiizt. — gnabbeln und gnahbern
scheint dagegen nur in der Bedeutung
von nagen aufzotreten. Hennig, 87.
Sperber, 13.
Gnager, ^n., der Nagende, s. das vor.
Giiappen, n., s. Dreb.
gnappen, gnabben, aw.^ Zusammen-
ziehung au« gnagen und schnappen^
schnappend beüzen; auch gnapsen und
gnalnen. Das Pferd gnappt — gnapst,
wenn es seitwärts zubeifzt. Die Bunde
gnappen sich^ schnappen spielend nach
einander. Im Ermland auch: zanken,
streiten, also ein Beifzen mit Worten;
ebenso in Bremen. Brem. Ylh. II, 522.
Bock, 15: gnappen. Hennig, 87:
gnabhen. Schemionek, 13: gnabsen,
Sperber, 35: gnapsen. — begnapsen,
MT, beifzend benagen. Ygl. gnagen.
gnapsen, mt., s. das vor.
gnarig, adj.y s. gnarren.
gnarren, gnaren, mt., knarrend klagen,
stöhnen, yerdrieizlicb und unzufrieden
murren; dasselbe was quarren. Kleine
Kinder gnarren und quarren. Schon
bei Jeroschin. Pfeiffer, 166. Sche-
mionek, 13. Davon gnarrig und gnlr-
rig, gnerrig, gnarig, adj. Sperber, 13.
35. Vgl. gnorren.
gnarrig, gnMrrig, adj.^ s. das vor.
Gnarrsack, m., ein Mensch, der viel
gnarrt Sprw. I, 1322. Vgl. Quarsack.
Gnaeei, m., gnaselig, adj., s. Gnosel.
Gnaslerbart, m , s. KnSsteriiarL
gnabchen, sw.^ Klangwort, in einer
FlOssigkeit patschen, im Teige kneten.
Gnalz, /. 1. Krätze, Grind; auch
Gnibb, GnSbb und Gnos. Ygl. gnagen.
2. Qnatz, m., schmutziger Geiz. Davon
Gnatz, Gnatzer, m., Geizhals, Filz,
Knicker. Stein, Peregrinus XUI, 88.
FrlMhbitr, W&rtoibaehl.
W. Mtsbl. VI, 159. Davon in beiden
Bedeutungen gnatzig, adj.^ krätzig, grin-
dig, schorfig; nicht ausschliefzlich von
menschlicher Krankheit. Die Kartoffeln
sind gnatzig, haben schorfige Flecken.
Bei Weigandl, 605: Gnatze. Brem.
Wb. 11,523. Vilmar, 131. Hennig,
87. Sperber, 13.
Gnatzer, m., s. Gnatz.
gnatzig, adj., s. Gnaiz.
Gnatzkopf, m., ursprünglich Grind-
kop^ dann aber auch Schimpfwort um
einen launigen, eigensinnigen, unver-
träglichen Charakter zu bezeichnen.
Vilmar, 131.
Gnatzsalbe, Medik. Ungentum contra
seabiefn.
gnauen, aw.y verdriefzlich uod weiner-
lich stöhnen, reden, sich gebärden,
8. V. a. gnarren. In Bremen und Ham-
burg: beifzen. Brem. Wb. II, 523.
Davon: begnauen, verdriefzlich bereden,
neidisch mäkeln, gnauig, adj., weiner-
lich verdriefzlich, krittelig.
gneddern, sw., s. gniddem.
Gnegel, m.y von gnegeln aus gnagen,
ein Karger, Greiziger, der zu seinem
Vorteil von allem etwas abnagt, ab-
beifzt, abzieht Stein, Peregrinus XIII,
88. S. Brem. Wb. U, 523: gnegeln.
Gnendel, m. jüd. Vorn., s. Genendel.
gnerrig, adj., s. gnarren.
Gnibb, /. 1. Krätze. S. gnagen und
Cfnatz. 2. nach Schemionek, 13:
ein Zulegemesser; von Kneif. Vgl.
KnTf.
Gnibbas, m., Kopf. Werder.
Gnibbelbifzchen, pltd. Gnibbelb8tke(n),
n., das Bilzcben zum Gnibbeln, der
Imbifz. Dat GrnibbelbStken vernehme,
die Wegekost auspacken und davon
speisen. Mutter, bring* e GnibbelbStke
her!
gnibbeln, sw., nagen, auch naschen.
16
242
goibben — gnttoch.
S. gnagen. — begnibbeln, sw,^ naschend
benagen.
gnibben, sw.^ gnappend kratzen (von
Menschen) oder beifzen (von Tieren)
und dann gewöhnlich ^o&s^ gnapsen
(s. d.).
Gnibbler, m.^ s. gnagen.
gnibb'lig, adj.y von Onibb = Eratze,
eigentlich gnibbig^ krätzig, schorfig.
Und 80 gnibVlig und so gnatzig Und
dabei noch so gepatzig^ gegen * ein ko-
kettes zweideutiges Frauenzimmer. Me-
mel.
Gnickkraut, n., Pflzn., Halskraut, Cam-
panula cervicaria L. Gnick = Genick,
Nacken, Hals (cervix); die Blatter der
Pflanze dienten £rüher gegen Halsent-
ztindungen. Leunis^ 889. Hagen,
235.
gniddern, gneddern, m. 1. heimlich
und unterdrückt und doch hörbar kichernd
lachen, griflachen, hohnlachen. Das
unterdrückte und doch hörbare Lachen
auch: quiddern; im Götting. gnickem,
Schamb., 65b. 2. gniddem: knirschen.
Mü den Zahnen gniddem. Der ge-
frorene Schnee gniddert. S perber, 46:
knirschen, wegen einer Sache zänkisch
verfahren. Nach Treichel gniddem
und gnittem (s. d.), auch: sich heim-
lich ärgern. Hennig, 87, neben 1:
durch Hin- und Herreiben einer Sache
ein gelindes Erschüttern hervorbringen.
Gntden, plur,^ eine Art kleiner gelber
Mücken. Mühling Tiem., 171. In
Bremen gnid dasselbe^ mit dem Zu-
sätze: „die wie Fliegen gestaltet sind
und heftig stechen;^ mnd. gnitte^ engl.
gnat. Brem. Wb. H, 524. Mnd. Wb.
n, 126 a.
gniden, gntden, sw.^ glätten, Glanz
geben (Papier, Leinwand, Leder, Zeug)
durch Hin- und Herreiben mit einem
glatt geschliffenen Stein^ dem Gnid- oder
Gntdstein, einem Glasstücke, Glas-
pfropfen, Zahn. Hennig, 87. Dönh.
Schwed. gnida^ in Bremen und Ham-
burg gnideln^ ahd. knitan^ ags. gnidan^
mnd. gniden. Brem. Wb. H^ 524. Mnd.
Wb.n, 125 b.
gntdsch, culj,^ s. gnltsch.
Gnidstein/ Gntdstein, m., s. das vor.
Gntf, m.y Tücke, von dem poln. gniew
Zorn, Grimm. Schmitt, Westpr., 165.
GnTfke, m,, s. Gntwke.
gnirren, gnBrren, sw.^ hämisch mit
Murmeln und Zähnefletschen lachen,
hohnlachen; murren. Schemionek,
13: Die Hunde gnorren (murren) ehe
sie beifzen. Nach Mühling auch über
Kleinigkeiten verdriefzlich sein, viel
klagen, ohne Aujfhören sehelten; also
= gnarren. Davon gnirrig, gnSrrig, adj.
Bock, 15, und Hennig, 88: gnSrren,
Vgl. ausgniiren.
gnirrig, adj.y s. das vor.
gnirschen, pltd. gn8iT8che(n), sw.y knir-
schen. Mit den Zahnen gnirschen» Fried-
land Ostpr.
gntsen, sw,y lachen. Dzg. Nhg.
Viol^t, 98. '
Gni8k,9n.,von Stein, Peregrinus XHI^
88, unter den Schimpfwörtern aufge-
führt. Vielleicht verwandt mit Gnatz
in dem Sinne von Filz, G«izhalz.
Gntst, m., angetrockneter Schmutz
auf dem Kopfe kleiner Kinder, an
Schweinen etc.; Schinn. Im Göttmg.
der fettige Schmutz auf dem Rock-
kragen. Scham b., 66 a. Davon gnlstig,
ac^.j mit Onist überzogen.
gntstig, adj.^ s. das vor.
gnltsch y o^'. 1. gemein habsüchtig,
eigennützig, knauserig^ geizig» miTz-
günstig, neidisch. Beim Kartenspiel:
Er spielt gnttsch wie ein Pfaffe, 2.
falsch, boshaft, heimtückisch, hinter^
rücks feindselig, malitiös. Es ist gni^
I
gnitscbawig — Onorrbafz.
243
sches Volk. Der Kerl üt ein gnlUcher
Hundy ein gnttscher Racker. StoU (still)
on gnttch. 3. zornig, heftig. Wahr-
scheinlich korrumpiert aus gniewisch,
von dem poln. gniew Zonü, Grimm.
Schmitt, 106; Westpr., 165. Nsslm.
Th., 49; Nsslm. Forsch., 3. S. auch
Altpr. Mtsschr. XV, 581, wo F. Hoppe
auf Dr. M. Fufz „zur Etymologie nord-
rheiu&änkischer Provinzialismen'' hin-
weist. Dr. Ful'z erklärt nitsch heftig,
schnell zufahrend, durch nidisch nei-
disch; daher setze gnttsch = genitsch.
In PreuÜE.-Litauen schimpft der ge-
meine Mann denjenigen, der hinterrücks
auf ihn losfährt: gnttsche Zock. Man
hört auch gnltschig. Vgl Gnlwke.
gnHschäwig, adj.^ abg&nstig. Trei-
chel. Vgl. das vor.
gnttschen, sii?., waschen. Das Hemd
ffnitschen — ausgnitscheny auswaschen.
Gnftschke, m., von gniisch^ ein hab-
süchtiger, eigennütziger, boshafter
Mensch. Gedanism. Dasselbe was
Gntwke.
gntttem, st^., sich^ sich äi^em, krän-,
ken. Sie haben sich aufgedrungen zu
dieser ReisCj da hat der gute Mann sich
gegnittert: und weg hat ers. Soph. K.
IV, 151. Vgl gniddem.
gnittig, adj.^ von solcher Leinwand,
die durchweg feine, kleine bräunliche
Strichelchen hat, die von der schlech-
ten Bearbeitung des Flachses herrühren.
Weder Bleiche noch Wäsche entfernt
diese Flecken.
Gntwke, m., zunächst filziger Knau-
ser, gemeiner Geizhals, dann heim-
tückischer, boshafter Mensch; Mensch,
der in rücksichtsloser malitiöser Weise,
nur auf seinen Vorteil bedacht, andere
zu beeinträchtigen und alles an sich
zu raffen trachtet und versteht. Der
Begriff des slav. gniew Zorn, Grimm,
hätte sich demnach in den der Bosheit
modi6ziert. Hingewiesen sei auch auf
das hebr. ganäb stehlen. Schock schwere
Schntfke^ ÖS dat en Gntwke. Sprw. I,
1324. Man hört auch Gniwke und
Gnuwke. Nsslm. Th., 49 f. Sperber,
37. Vgl. gnttsch und Gnttschke.
GnSbb, /., Erätze, s. gnagen.
gnVbbeln, gnobben, sto., s. gnagen.
GnSbbler, 7n., s. gnagen.
Gnoek, m.y bei Stein, Peregrinas I,
6: ein schurck und gnock^ in XII, 82,
unter den Ekel- und Schimp&amen.
W. Mtsbl. V, 94, 191.
gnoddem, sw. 1. Schall nachahmend,
zur Bezeichnung eines Geräusches, wie
es beim Zerreüzen oder langsamen
Brechen und Zerbrechen eines Gegen-
standes entsteht Als ihm der Zahn
gezogen wurde^ gnadderte es reckt. Er
gab ihm eins (mit dem Stocke), da/z
es man so gnodderi. Beiizt man auf
eine harte Brotrinde, so gnoddert es.
Mit den Zahnen gnoddem knirschen.
2. knurren, murren, brummen. Müh-
ling. Böl gnoddert mt de Mann, hol
hoi^ eck Kinger blarre. Carm. nupt V,
264 b.
gnorbschen, sw.^ s. gnorbsen.
gnorbsen, gnorbschen, sw., zur Be-
zeichnung des Geräusches, welches beim
Kauen roher Wrucken, Gelbmöhren etc.
entsteht. Friedland Ostpr.
Gnorrbach. Das Gnorrbachsche Re^
giment, die Schweine als Herde, weil
sie gnorrend, d. i. gnurrend, einher-
schreiten. Er ist vom Gnorrbachschen
Regiment, er ist dem Schweine ähnlich,
unsauber. Vgl. Sprw. I, 1325. S.
gnorren.
Gnorrbafz, m., ein BaTz, der gnorrt,
gnurrt, der Brummbafz; aber auch ein
grämlicher, mürrischer und brummender
Mensch. In gleichem Sinne GnoiT-
16»
244
gnorren — Onuschke.
kaier y m., zanächst also gurrender
Kater,
gnorren, gnurren, su?., knarren, mur-
ren, brommen und zwar tadelnd, un-
zufrieden. Die OUche gnorrty die Alte,
die Frau, brummt. Wenn sie an/engt
zu gnurren^ brummen und krehen^ so
ist kein auffhSren. Stein, Peregrinus
Xni, 90. W. Mtsbl. VI, 173. Ein
Weiby das immer gnorrty die Stirn voll
Ruhtzeln zieht. Carm, nupt U, 266 d.
Seltener auch knorren, Sperber, 14.
Schemionek, 14. Vgl. gnarren.
gnürren, sw,^ s. gnirrin.
Gnorrer, m,y Enurrer, Brummbär,
mürrischer Mensch. Stein, Peregrinus
Xn, 82. W. Mtsbl. Y, 191. Auch
Onorrhahn, Onorrkater, gewöhnlich
hchd. OnurrKahn etc. Treichel.
gnorrig, adj, von gnörreny unfreund-
lich, brummend, mürrisch.
gnOrrig, adj.^ s. gnirren.
Gnorrkater, m., s. Gnorrbafz.
gnorschen, gnurschen, adj.^ tonnach-
ahmend, knirschen. Mtt den 2!dhnen
gnorschen. Beim Wurstmachen ruft
man: Worscht, Worschtt Bi£ r6p, dait
gnorsckty beifze hinauf^ dafz es knirscht!
Schemionek, 14: gnurschen knirschen
mit den Zähnen, z. B. die Schweine (!).
Gnoi, /., Enltze, Schorf. S. Gnab
und Gnoiel.
gnoi, adj.y s. Gnoiel.
Gnosbock, Gnusbock, m., nach Sper-
ber, 14: yerkümmerter, widerhaariger
Mensch. S. Gnoiel.
Gnoiel, Gnuiel, Gnaiel, m.y auch kurz-
weg Gnoi, das Kurze, Dicke, Abge-
stumpfte, z. B. ein astiger Knubben,
Klotz; daher auch ein kleiner, dicker,
ein im Wachstum verkümmerter Mensch
und ebenso ein derartiges Tier. Im
Werder Qnusd ein unordentlicher
Mensch, ein UnSseL Lit. gnüsas, russ.
^nt^' Ungeziefer. Nsslm. Th., 50. Lit.
Aeq. 19. — Davon die Adj. gnoielig,
gnoiig, gnaiellg, auch blorz gnoi und
gnui klein, unansehnlich, verkümmert,
schwach, elend; vom Tier: in den
Haaren struppig, in den Formen hager
und eckig. Ygl. das poln. gnusny faul,
träge, russ. gnüsnyi häPzlich, ekelhaft.
üt em gnosge Farkel wd^t oft e gSdet
Schwin. Sprw. I, 835. 837. In der
Gegend von Friedland Ostpr. gnasdig
auch s. V. a. grämlich «= gnarrig. In
Natangen gnoSig auch verächtlich, hafz-
lich. Vgl. Gnuschke und Knast
gnoielig, gnoiig, adj,^ s. das vor.
Gnoikopf, pltd. Gnoikopp, m.^ Grnatz-
kopf. Schimpfwort.
gnlibbein, sw.^ s. gnibbein.
Gnubberkrankheit, /., s. Dreb.
Gnuff, n., schlechtes Messer^ Knie£
YgL Gnibb.
gnuffen, sw, 1. puffen, stolzen mit
Faust (Knöchel voran) oder Ellenbogen,
namentlich in Heimlichkeit und Stille
Püffe und Stöfze austeilen. Er gnufft
mich immer. Bei Schemionek, 14,
für Elbing gnufsen; in Hessen knupsen.
Yilmar, 213. S. knuffen. 2. mit
stumpfem Messer stofzweise und sägend
schneiden: Brot gnufen. In diesem
Sinne auch gnupsen. Davon abgnupsen,
uneigen mit höckeriger Schnittfläche
abschneiden. Ygl. knuicholn.
gnupsen, ai«., s. das vor.
gnurren, m, s. gnorren.
Gnurrhabn, Gnurrkater, m., s. Gnorrer.
gnurschen, sw.^ s. gnorschen.
^ gnui, adj.y s. Gnoiel.
Gnuibock, m., s. Gnosbpck.
Gnuschke, m., verwandt mit Onoi,
Onoiely GhwUeU doch nur zur Bezeich-
nung eines kleinen und gewöhnlich
dicken Menschen, nach Hennig, 88,
auch eines phlegmatischen, trägen Men-
Gnaiel — Oolombiewö.
^45
sehen. Poln. gnufny üeml, tra^e, gnus-
nik Faulenzer; lett. knatülsis Knirps.
Vgl. Nsslm. Th., 50. Pierson A. W.,
15. Onuschke ist in der Provinz aach
Familienname. S. 6nofei.
Gnuiel, m., s. Gnofel.
Gnusery m.^ Knauser. Bei Stein,
Peregrinus Xni, 88, unter den igno-
miniösen Namen angeführt. W. Mtsbl.
VI, 159.
Gnuwke, m., s. Gniwke.
Goddarty m. Vom., Gottbard. Dzg.
Nhg. Viol^t, 100.
goddengenOg, gOdengenög, adv.^ GoU
und genug und gut und genug^ über-
reich, übermäfzig genug. Nach reich-
licher Mahlzeit: er hat godengemg^ des
Guten genug; ebenso nach ausreichen-
der Honorierung: et os godengenog^ die
Arbeit ist gut und genügend bezahlt.
Hennig, 88.
Goldap, Kreisstadt im Reg.-Bez. Gnm-
binnen, am Goldapfiusse. Der Name
der Stadt kommt vom Flusse her, und
soll Croldap, slav. Ooldopa^ von dem
poln. golqb Taube, abstammen, da
Tauben sich in den Wäldern, die in
alten Zeiten dort standen, in grofzer
Menge aufhielten. S. Preufz. Land-
und Volksk., 473. Pr. Pro v.- EL VE,
433. Die Bewohner der Stadt haben
den Spitznamen Ferkelmacher, weil ein
boshafter Maler eine in öl gemalte Sau mit
Ferkeln dem eigentlichen Wappen der
Stadt, das er in Wasserfarben aus-
f&lirte, geschickt unterzulegen verstand.
Näheres s. N. Pr. ProV.-Bl. HI, 120.
Sprw. I, 838. Goldap brennt, wenn
man Drang zum Stuhle hat Sprw. I,
1329.
Goldaper, m. 1. Bewohner der Stadt
Goldap. 2. Goldfinger, Ringfinger. Vgl.
Goldringer.
Goldbutte, /., Scholle. S. Platteis.
Golde, w. jüd. Vorname, poln. ziotko^
Goldchen, Schätzchen, Goldschätzchen,
Herzchen. Flatow. Nach Schmitt,
114, walirscheinlich aus Hulda kor-
rumpiert.
goldenes, adj\ von Oold, als schmei-
chelndes Epitheton bei Anreden. Gol-
denes Herrchen! Goldenes^ schönes Ma-
damchenl Julchen, goldnesl Soph. R.
n, 388.
Goldinger, m., s. Goldringer.
Goldonkel, m.^ (neuerer) Name für den
Beamten, welcher in dem Bernstein-
werke Palmnicken die Reinigung des
Bernstein-Sortiments und der mittleren
Stucke von der Verwitterungsschicht
zu überwachen hat. Der Bernstein ist
hier als Gold gefafzt. Ostpreufz. Ztg.
1878. Nr. 274. Beilage, Feuilleton: Das
Bemsteinland und die Bemsteinstrafzen.
Von Dr* Bujack.
Goldringer, m., er (der Finger), der
den Goldring trägt, der Goldfinger. Er
heifzt auch Goldinger und Goldaper. Vgl.
Volksr., 32, 124.
Goldschmied, m., EotklQmpchen, Elä-
ter, am Hinterteil des Schafes. Die
Goldschmiede müssen beim Scheren sorg-
sam von der Wolle entfernt werden.
Ermland. Sperber, 14.
Goldspinner, ??»., Wasserjungfer, Lir-
beUula. Muhling, Tiem., 171.
Gollubien, Ortsn., Dorf im Er. Goldap.
In 6i>llubien sind die Zäune mit Brat-
wursten verflochten. Sprw. I, 1330.
Golombiewo, Ortsn., jetzt Taubendorf,
von dem poki. golqb* Taube, Dorf
zwischen Rehden und Strasburg in
Westpr. Zum Bettler:
(ra na Goüebew^
Nemm de BOdel met^
Kregst erit Tqpke Fett
Ok e Betke Grett.
Denn gä na Riwoüj
246
Oölte — Oott
Da kregst en voll^
On denn gä na Bltse^
Da wäre se dt den A. totse.
Jerrentowitz.
RmoU Rehwalde, Bltse Bliesen, Dörfer
in derselben Gegend.
GVIte, /., s. gell.
Gommer, w., poln. Weizen, Triticum
jTofontcuTn; auch Glimmer. Hagen^ 141.
Gommes, Ausruf. S. Herrgommes.
Gomolka, /., masurisches Zugnetz,
aus einem Sack ohne Flügel bestehend.
Es heifzt auch Spönklappe, weil die Zug-
leinen Holzspäne als Scheucher tragen.
Der Gebrauch der Gomolka ist seit
1855 verboten; sie wird jedoch heim-
lich noch viel angewandt. S. Benecke,
352. Sperber, 37.
GVnig, /., ehemals grofze Forst in den
„Ämtern" Nordenburg und Gerdauen.
Das ganze Waldgebiet, von dem die
Qinig ein Teil war, umfafzte die Da-
merau^ die Gonzg^ die Bajohrsche Heide
und Lablaugken. Kogge, 4.
gBnseln, sw., wehklagen, winseln;
schmeicheln, abschmeicheln, um den
Bart gehen. Se wuiten on ganselten so
lang^ bis he sienen Wollen zur Heirath
dreingab. Schaltj.3, 7. Schemionek,
14.
GBrgenpferdchen, pltd. Gürgepfirdke, n.,
s. Herrgottspferdchen.
gSrmeln, 8w.<, gären, namentlich in
der Redensart: ^ Er gormeU (gewöhn-
licher: gäri) voll Läuse: auch nur: dat
gormelt {gärt) bl em^ er ist sehr stark
mit Läusen behaftet. Drückt wie gä-
ren das in sich Bewegte aus.
gBrstein, «o., s. gersteln.
Gorw, Gorwe, /., Brakstube, Flachs-
brachstube. Dönh. Samland.
Goschel, m.y der FuTz. Mühling.
gBscheriy sw.^ s. gischen.
QBse^/., Fischn., s. Gtse.
GSseliiz, m., Fischn., Nase, Ctfprinus
nasus. Ostpreufz. In Danzig Schneider-
fisch. Bock, Nat IV, 669. Bujack,
394. Ygl. Gesenitz.
Gifte, /• Mner dieser Leute macht
Crote von Schlangen und Kröten. Be-
richt über den Gonitzer Hexenprozefz
V. J. i623. Pr. Prov.-Bl. 11, 134.
Gott, Dem. Gottchen, pltd. Grottke und
gewöhnlich de leuoe Gottke. De lewe Gott
mäkt et doch^ wt he woU. Seufzer: Ach
lewet Gottke! — In Verbindung mit Gott:
Gott behüf ! als Verwahrung. Gott behv£^
dafz mir Niemand mit solchen gewissen
Dingen komme! Soph. R. III, 135.
— Gott geV! ebenfalls mehr Verwah-
rung als Wunsch. In dem Sinne von
„Na nu(n)!" Gott geb\ was das für
Narrenspossen sind! Femer s. v. a. viel-
leicht; möglich, dafz qs geschehe. Dei
breckt (bricht), Gott gew^ noch den Hals!
als Angstruf, z. B. bei Seiltänzerkunst-
stücken. Gott gew, dei Krät versopt
(ersäuft, ertrinkt) noch — der Junge
auf schwachem Eise. Gott gSwy hei starwt
(stirbt) lool noch! spricht die Frau be-
trübt von ihrem kranken Manne. Bock,
15. Hennig, 81. Wönsche woU ocVi
nich, man Gott gew^ wünschen will ich^s
nicht, nur Gott geb' (es). Wehlau. Nanüy
Gottgew(geb')! als zurückweisende Be-
teuerung bei Berührungen, Angriffen,
Beschuldigungen ; Ausruf der Zurückwei-
sung und Yerwunderung. In Bayern:
es sei der Fall, es sei. Schmeller 11,
83. Gott gebe^ da/z sie Koschchen ihm
gegeben hätte^ ich wünschte, dafz etc.
Soph, R. III, 135. — ChUvergeV! Eben-
falls Ausruf der Verwunderung: Gott
vergew^ wat os dat fär e Drachty was
ist das für eine Tracht, wie geht die
gekleidet! Wehlau. — Gvttsndm! in
Gottes Namen. Ruf des Kutschers beim
Antreiben der Pferde, auch Anffordemng
Oottesgabe — Oottestischkleid.
^47
des Herrn an den Kutscher zur Ab-
fahrt. Der eigentliche Sinn der Redens-
ari wird beim Gebrauche kaum klar, sie
hat vielmehr die Bedeutung von vorwärts.
— RicMgen Oott! als Ausruf der Be-
teueraug, der Anerkeunung. Rickfffen
Ootty sie ist es! BdcMgen Oott, er hccfs
erraten. — Oott stärK! Wunsch beim
Niesen; oft noch mit dem scherzhaften
Zusätze: möt blau an witte Kraßmehl.
Auch: Help' OoU^ Oott helfe! Help
de Uwe Oottke! Zu Kindern: Help de
lewe Oottke^ dat du fromm on gr6t
wärscht Dönb. In Litauen: JJiY/ 6^^,
häf Jesus! Meist mit dem Zusätze:
Hüft nicht dieser^ so hilft doch jener.
Help de lewe Oottke! beim Beginn der
Arbeit; nach Beendigung derselben:
Help de Uwe Oottke op't ancFre! Sprw. I,
1560. — Ootfs Kreuzburg 'Heilgenbeil-
Zinten und MetUsack, Häufung von
Städtenamen zum Fluche, abschwächend
iiSi&Ootts heiiges Kreuzdonnerwetter. Tom
Kriezholgebiebsinteonmehlsack^ woa geit
de Wech noa Beenkeimf Boldt, 9.
Auch : Ootfs HeHgenbeil - Kreuzburg^
Mehkack und Zinten! Ootfs Kreuz
Kringel und Zwieback! Sprw. I, 1341.
Als durchaus unüberlegten Fluch hört
man: OoUs Schlag^ Gottes Schlag, denn
es kommt dem Fluchenden wohl nicht
in den Sinn, dafz er den Blitz herab-
ruft: Ootts Schlag y wt frei ock mi^ dt
to sehne y wie freue ich mich, dich zu
sehen. Nee^ Ootts Schlag on noch isens!
Dorr, 1. Wiew., 13. 58. — WUTs
Oott! als Einleitung von Anzeigen
einer Keisegelegenheit. An Reisekäh-
nen im Pregel sah man früher öfter
als jetzt eine Tafel mit der Inschrift:
WiWs OoU nach EUnng, PiOau, Memel,
Danzig etc. Auch : So Oott will nach etc.
— Oottes Segen j als Wonsch und Be-
Zeichnung der Hülle und Fülle. Sehn
Sie Mast (Schweinemast: Eicheln) Oottes
Segeny alle Wälder liegen voll. Soph. R.
VI, 231, — Ootfs Welt! fast fluchender
Ausruf. Oottswelt! de Keddel stund as
wt e WaterUmrC. Carm. nupt. I, 282,
6. — Du groter Oott von Dommelkäm^
du Herrgott von Perschttte! Ausruf der
Verwunderung. Die Dörfer sind Dom-
melkeim und Pojerstiten im Samlande.
Sprw. I, 1348; H, 990flF.
Gottesgabe, /., die Gabe Gottes, vor-
zugsweise das Brot. De lewe Oottes-
gdw mof ju nich an de ErcP schmtte.
Gotteshand,/., Pflzn., geflecktes Kna-
benkraut, Orchis mactäata L. Voll-
ständig: Ootteshand und Teufelshand;
die Wurzelknollen sind haudförmig:
die junge ist Gotteshand, die alte die
Hand des Teufels. Samland. In Vor-
pommern heifzt Orchis überhaupt Teu-
felMaue^ auch Kvhfufz. Treichel,
Vlksth. S. Heiratsblume.
Gotteskuhchen, n.^ s. Herrgottskuhchen.
Gottespfennig, m. 1. Handgeld, An-
geld. OotteS'Pfennig soll niemand hoher '
geben y als 6 Oroschen^ wer aber mehr
gegeben.^ soU selbiges bey OUichmafzigung
vom Lohn abziehen. Hartwich, 349.
Es sollen auch die Spiellewte^ die dem
fiof zustendigky ynn hoffkostungenr(BLOc\i'
zeiten, die im Junkerhof gefeiert wer-
den) gebraucht werden^ yhr lohn soll ij
marck sein^ vnd einen firdung zum gots •
Pfennige. Kleid.-Ordg. v. 1529. Kgsbg.
N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH, 378. 2.
Beneficium^ Trinkgeld (zu Weihnachten
und Jahrmarkt). S. Gadspfennig.
Gottespf erdchen y n., s. Herrgottspf erd-
chen.
Gottestischkleid, pltd. GottsdVschkl§d, n.,
Kleid, in welchem man zu Gottes Tisch,
d. i. zum heil. Abendmahl, geht, Sonn-
tagskleid, Sonntagsrock überhaupt. Von
der Sitte, nach welcher der gemeine
2^
Oottesvergefs — Gramaft.
Mann einen neaen Rock zuerst zur
Kirche (wenn ang&nglich zum Abend-
mahl) anzieht. Auch Heirgottstlschkleidy
-rock. Ygl. Genaueres bei Hintz, 6
u. 26.
GottesvergefZy Pflzn., gemeiner An-
dorn^ Marrubium vulgare L. Hagen,
629.
Gotteswort y n. 1. Eombranntwein.
Er trinkt reines Gotteswort. Sprw. I,
1358. 1532. 2. zur Bezeichnung eines
Landgeistlichen. Crotteswort vom Lande,
In diesem Sinne auch in Posen. Bernd,
78.
Gottfried, m., alter^ alter Flauschrock,
alter bequem gewordener Hausrock.
Treichel.
gottsjämmerlich, adü.^ so daTz es Gott
jammern mochte. Einen gottesjämmer--
lieh hauen. Er sieht gottsfämmerlich
ausj sehr elend.
Govel, m. Vom. im Werder; nach
Hartwich, 54, fOr G5el(?).
Grabbe, /., nach Simon Grünau ein
Fisch in Preufzen.
grabbeln, sw.^ wiederholt greifen,
suchend hin- und hergreifen, tasten, be-
fassen, befühlen. Ausschliefzlich von
dehHanden gebräuchlich, während krab-
beln iur Hände und Füfze gilt. Hei
grabbelt bSl hen^ hei grabbelt bSl her
(auf dem Instrument). Volkslied. N.
Pr. Prov.-Bl. IH, 150. On drop to
grabbele was he ok nich fuL Yolksl.,
25 II, 4. In Bremen grabbeln u. grub-
beln^ im Götting. grawweln^ engl, grabble.
Brem. Wb. II, 532. 552. Schamb.,
68a. — Davon: begrabbeln, «to., mit
den Fingern tastend begreifen, befählen,
befassen. Er mufz aües begrabbeln.
Hennig, 88.
grabeion, sm,^ in der Erde herum-
wühlen. Elbing. Schemionek, 14.
Orabeninker, plur. Nach Hennig.
88, die Anwohner an dem grolzen und
kleinen Friedrichsgraben.
Grabenkant', /., Bezeichnung fELr eine
schlechte Sorte Rauchtabak, gewachsen
an der Kante des Grabens. YgL
Drängael.
Gräber, m., einer, der gräbt, der
Dachs. Ermland. Bujack, 363. Im
Götting. griwing, im Rein. Yos grevink.
Schamb., 68b. Mühling, Tiern., 171.
Gräberfett, n., Fett des Gräbers^
Dachsfett.
Grablez', n.. Füllen, von dem gleich-
bedeutenden poln. zrebi§. Schmitt,
Westpr,, 165.
Grabowken, päir., Kartoffeln und zwar
die blauen. Mühling.
Grabsch, /., grabschen, mt., s. grap-
schen.
Grabstein, m., gebrannter, ringartiger
Thonstein von ca. 8 cm Durchmesser
und 2 — 3 cm Dicke, zur Beschwerung
derFtschemetze, namentlich desEurren-
netzes. {Die Fischer nennen sie) Grab-
steine^ weil die Absicht bei denselben ist^
dafz sie sich in den Grund graben sollen.
Bock, Nat. IV, 714. Benecke, 335,
schreibt Grapstein. Statt der Thonringe
werden für manche Netze auch flache
Seesteine gewählt
Grachel, m., der Pflugsterz. Ermland.
Sperber, 14.
Grady m. Grad und Lof^ s. y. a.
Schrot und Korn der Münzen. Landes-
ordnung von 1640, S. 46. Mühling.
Grftd, m. u. /., Rückgrat. Et geit em
an e Grdd^ es greift ihn scharf an.
Sprw. I, 1174. Eei ös gdt bt Grad, er
ist wohlgenährt Dönh.
grftdenäSy ocfe., der Nase gerade nach,
gerade ans.
Gramaft, m., s. Gramhaft.
Gramasse — Oranhandel.
249
Gramasse y /., Grimasse. Abo war
iene Ohrfeige nur eine Orammaase ge-
wesen, Soph. R. IV, 414.
Gramhafty Gramafty 971., ein grämlicher,
mürrischer, anfreandlicher Mensch, ein
Griesgram. Nach Pisanski in den
Nachtr.: der uns verhafzt, dem jeder
gram ist. Jetzt gewöhnlich Gramsack,
m. Er ist ein rechter Oramhaft, Auch
adjektiv.: unlieb sein, Kummer bereitend.
Natangen. Bei Hennig, 88, grämlich,
mürrisch, verdriefzlich. Vgl. Sprw. I,
1361.
grammein, su?., befühlen. Treichel.
Gr&mpel, m., s. Grumpei.
grampig, adj\ rauh, zerrissen, schorfig.
Gebet alsdann Achtung auf die Seite
(des Baumes) da die rauche grampichte
alte Borck vorhanden^ selbige Seite wird
euch den Norden oder Nordosten zeigen.
Linem., Ce la.
Gramsack, m., s. Gramhaft.
Gramschlunk, m.j Schlund, der nie
genug bekommt, ein starker £sser, Viel-
frafz. Elbiug. Sprw. 1, 1352. Sehe-
mionek, 14.
Gramschuld, /. 1. Schuld, die Gram
bereitet, auch: die gram macht. Sich
Oramschuld machen^ sich den Hafz, die
Verachtung eines andern zuziehen. Na-
tangen. 2. Mifzgunst, Neid, heimlicher
Hafz und Zorn. Es stehen zwar die
Scheem in den Calendem (. . . welche
anzeigen wenn gute Zeit verhanden sey
zum Haarabnehmen . . .), aber nicht an-
zeigende da/z Unterscheid zu halten sey^
und scheinet^ dafz selbige Calender-Schrei-
ber au/z Oramschuldt gegen die Bar-
bierer solches setzen, Linero., Mm 2b.
Er hat Oramschuld auf michy ist mir
abgeneigt, auf mich erzürnt. 3. auch
als m. zur Bezeichnung eines Menschen,
der andern Gram bereitet, an dem Gram
anderer schuld ist.
gramsig, oc^'., gram, böse. Sche-
mionek, 14.
gramstieren, gramstUren, sw.^ gram =
böse, wütend anstieren. Westpr. Müh-
ling.
gramsUerig, adj. u. adv, von dem vor.,
böse blickend; widerwillig, eigensinnig,
Unzufriedenheit im Blicke zeigend. Man
ech sach em gramstürich an. Seelenw.,
49. Schemionek^ 14.
Gran, von dem lat. granum Getreide-
kom, in Zusammensetzungen: Oran-
handel Getreidehandel, Oranhändler,
Oranmakler. Königsberg.
Granatstuck, n., Stück, Splitter einer
zerplatzten Granate. Es ist auf Cfranat-
stücke entzwei j in die kleinsten Teile
zerbrochen, zersprungen.
Granchen, von dem lat. granum^ Körn-
chen, Glasperle.
Grand, m., grober Kiessand, ]it grantas.
grandig, adj. von Orand^ kiesig, grob
sandig; übertragen: grob in Manier
und Wesen, unverschämt, stark. Das
ist zu gi*andig. Das kam mir doch zu
grandig vor^ erschien mir zu arg, über-
schritt Malz und Ziel. Nach Hennig,
83, auch groi'z, schrecklich, aulzer-
ordentlich. Ein grandiger Mensch^ „ein
sehr grofzer oder sonst fürchterlicher
Mensch.^ Das lat. grandis liegt zu
Grrunde. Bei Jeroschin: D6 trhüb
sich ein gepruis von ungewittere s6 gröz^
daz v/ st mit vldge dSz t grandir und
i grandir. 156 d. grandir ist nach
Pfeiffer, 167, der Kompar. vom part.
praet. gerant^ und der Sinn wäre hier:
je rascher, je ungestümer. Frisch I,
366 c, leitet es von grandis hefdg, ab,
welche Ableitung Bech, Germania VII,
96, nicht, wie es Pfeiffer thut, ver-
werfen möchte. Brem. Wb. II, 535.
Granhandel, Granhändier, Granmäkler,
m., s. Gran«
2S0
gransen — Orasbüpfer.
gransen, 9w.y heftig weinen; nament-
lich von Kindern. Wohl Zusammen-
ziehnng aus greinen und grinsen. Im
Augsb. graumen. Birlinger, 201. In
Hessen^an^^Ti weinen, verdriefzlich sein.
Vilmar, 134. Substantivisch: Wathdpt
dat Oranse^ Stäne on Klage! Firme-
nich I, 101a. Davon granserig, adj.^
zum Orangen geneigt; von Kindern,
welche nicht recht gesund sind. Ge-
granse, n., anhaltendes Weinen. Bock,
15. Hennig, 88.
granserig, adj,y s. das vor.
Grapchen, ph/r.^ EinfiJIe, Nicken,
Possen. Schemionek, 14.
Grapen, m., eiserner Topf mit drei
Fülzen und zwei Henkeln. Weigand
hat Groppen^ im Göttiog. gröpen, grepen,
grdpen^ in Hessen Orappe. Das nd.
Orapen ist durch J. H. Yofz und Joh.
Falk in die Schriftsprache eingeführt.
Weigand I, 621. Schamb., 69b.
Brem. Wb. n, 535. Vilmar, 138. Von
einem starken Trinker sagt man: Er
ist ein giUer Cfrapen. Sprw. H, 1024.
Grapsch, m, 1. Griff, eine Hand voll,
auch d.as, was man mit beiden hohl
gegen einander greifenden Händen fassen
kann (vgl. Geps)» 2. Hand, als Glieds
das zum Greifen ond Grapschen ge-
braucht wird. Die diebische Hand
nennt das Volk auch Gripsch-, Gripsklaue,
f. Den Griff bezeichnen noch Gräpsch,
Grepsch, Gripsch, m. Fif Fingre on e
Grapsch — Gripsch, Sprw. H, 736. Zur
Bezeichnung des schnellen ^ raffenden
Greifens: gripschgrapsch, gripsgraps. —
Grapscher, Grapser, Gripscher, Gripser,
einejr der grapscht^ namentlich der Dieb,
lit. grcdbszus^ poln. grabie£ca. — Grapsch^
Grepsch m., /., auch Tasche, kleiner
Sack, wie Krepsch^ Krepsche (s. d.),
weil das Gegrapschte in Tasche oder
Sack geborgen wird.
grilpsch, grepsch, adj.y bei Bock, 15:
greepischy von grapschen^ zogreifend, be-
gehrt. Ein gräpscher Mensch, ein solcher,
der zugreift, heimlich nimmt, stiehlt.
Mnd. gripech räuberisch. Mnd. Wb. H,
148 b. Eine grepsche Ware^ eine stark
begehrte Ware, die schnell vergriffen
wird. En grepschet Make^ ein begehrtes
Mädchen. Hennig, 89.
grapschen, str., auch grapsen (Sper-
ber, 35) und gripschen, zunächst von
grtpen greifen, hastig und gierig zu-
greifen, raffen; daher auch stehlen.
Schemionek, 14, schreibt grabbschen
und erklärt nicht zutreffend: eine Hand
voll entwendeu. Lit. grdbti^ graäjyii,
poln. grabac raffen; in Pomm. grapsen,
im Götting. grapschen, bei Luther
grappen, ebenso noch in Hessen, aber
auch krapschen (Vilmar, 134. 223),
engl, to grasp, norm. -franz. grapper,
ital. grappare packen (mhd. krapfe,
krappe, krape Haken: ital. grappo das
Anhaken, span.^aponElammer). Wei-
gand 1,613. Dähn., 160a. Schamb.,
67b. Brem. Wb. H, 536. Hennig,
89. — Davon begrapschen, begrapsen,
mit den Grapschen, den Händen, be-
greifen, roh betasten, plump befühlen;
bestehlen.
Grapscher, Grapser, m., s. Grapsch.
Grapstein, m., s. Grabstein.
Grasbock, m., im Volksrätsel das
Gessel, die junge Gans. S. Tierräts. 90.
Grashecht, m., kleiner Hecht, der im
FrQhling im Gras der überstauten Wiesen
und in den Wiesengräben nach Rück-
tritt des Wassers gefunden wird. Müh-
ling, Tiern., 171.
Grashupfer, pltd. Grashttpper, Gras-
hopser, m. 1. Heuschrecke. De Gras--
hüpper sunk Nachtbiet, sang Nachtzeit.
Dorr, 26. 2. bildlich: ein leichtfertiger
und leichtfülziger Mensch. Sie machte
Graepomncbel — Greif.
251
damals gro/ze Attgen^ ab der Oras-
hupfer (Herr y. Poafaly) so geschwind
entwischte, Soph. R. VI, 255.
firaspomuchel, m., Grasdorsch, Dorsch,
der sich an Stellen der See aufhält,
deren Boden Pflanzenwachs hat. Patziger
Wiek. Mühling, Tiern., 171.
Grasschnarcher, m., s. Grasser.
Grasschnepfe, /., Streithahn, Tringa
pugnaa L, Thorn. M&hling, Tiern.,
171.
Grassei, m.^ Mensch von häfzlichem
Charakter. Treichel.
Grasser, m.^ Schnarrwachtel, Crexpra-
iensü. Andere Namen: Himmelsziege^
Wiesenkasper, Wiesenschnarre ^ Kasper^
Scherp, Schnarp, Schmerz, Scharp, Grras-
Schnarcher, Schnarrwachtel, Wachteln
konig. Seinen Gesang s. Yolksr., 69,
263.
Grasteilfel,77i., Schimpfwort. Yilmar,
410, meint: der Grasteafel müsse ehe-
dem eine besondere Art von Dämonen
oder wenigstens Besessenen gewesen
sein oder bedeatet haben. S. das Nähere
daselbst.
Grate, /., Gräte; Traille. Mhd. a.
md. grdt Spitze, spitzer Fischknochen
(nhd. Gräte), Ähren- a. Distelstachel etc.
Weigand 1,614.
grftten, sw., abnagen, loslösen, das
Fleisch von den Knochen; aasgräten.
Graischan, m.^ s. Gritschan.
gratschein, sw.^ grätscbeln, mit ge-
spreizten Beinen gehen, watschelnd
gehen.
grätschen, sw,, schlecht spielen; von
dem poln.^a<! spielen. Flatow. Schmitt,
106; Westpr., 165.
grätzen, sw., grätzig, adp, s. gretzen etc.
Grauchen, pltd. Grauke, n., eine graa
angehaachte schöne Birne. S. Agtapfel.
Graugam, n., einfaches engmaschiges
Netztach zum Fange des Steinbeifzers
als Angelköder. Frisches Haff.
graulen, sw., sich, Granen empfinden.
Vgl. krauein.
Gräuiichmachlos, m., Diarrhöe. S.
DUnne.
Graupe, pltd. Grupp, / 1. Oraupe
jagen y Graape machen. Nu üs kein
Mehl to krtgCy sejdge op de Mahl Orupp,
— 2. Oute Oraupe, Name eines Turmes.
(In Königsberg?) Vgl. Soph. R. II, 455.
grausam, adj. a. ado., sehr, viel, zahl-
reich. Es war eine grausame Mensch-
heit da, es war viel Volks da. Dzg.
W. Seidel, 30. Das ist grausam teuer
— grausam viel. Er ist grausam reich.
Das ist ein grausam guter Herr — ein
grausam gemener Herr. Ebenso in Liy-
ond Estland. Hupel, 82. In Hessen
in gleichem Sinne grausam and gräu-
lich. Vilmar, 135.
Grawenort, Ortsn., Dorf zwischen Nor-
denbarg und Insterburg, im Volksmunde
Dreckskin.
GrftwewTn, m., korromp. aus Graves-
wein.
graztach ( l . a = a) , ado. , geradezu.
öch fiü vom Schoppe on e Kustaü an
gräztache da Kü rnangk de Homa.
Erml&nd. Freisch. N. Pr. Prov. Bl. IX,
398.
greckig, cuij.y mischfarbig, meliert
Ein greckiges 2jeug. Friedland Ostpr.
Greger, m., s. Gröger.
greidig, adj., von ansehnlicher Ge-
stalt, hoch, schlank und gerade ge-
wachsen; Yon Bäumen und Menschen.
Eine greidige Tanne. Ein greidiges
Mädchen. Hennig, 89, erklart: sonder-
bar, seltsam, ekelhaft, wie Nsslm. Th.,
216, nachweist, wohl irrtOmlich. Vgl.
Nsslm. Forsch. 3.
Greif, m., von greifen, beliebter Hunde-
252
Greifchen — Griebe.
name. Er haut Sn wie Schulte Oreif
on e MSstop. Sprw. I, 713.
Greifeben y n., von greifen, beliebtes
Eänderspiel, sonst Haschens genannt.
Wir woüen Oreif chen spielen! Durch
Abzählen wird festgestellt, wer zu grei-
fen hat, oder wer ihn hat. Ein Mal,
von dem ausgelaufen wird und das
Schatz und Sicherheit gewährt, wird
festgesetzt: die Gegriffenen wenden in
Not oder Ermüdung sich diesem Asyl
zu, in manchen Gegenden mit dem
Rufe: Mal frei! Wird kein Mal be-
zeichnet, so gilt das Spiel bis zur Er-
müdung oder bis der Gegriffene ruft:
Ich verbiefl S. Sperber, 14. Vgl.
HÄstem.
greinen, pltd. gilne(n), sw.j grinsend
weinen, weinen; davon greinerlicliy pltd.
grTneriicIi, ac^'., weinerb'ch. Na grient
man nich^ ock law je noch. Spook,
473. Awer doch war ock noch ommer
to 9ehr voU Angst on aäd ganz griener-
Uch: Herr etc. Ibid., 474. Bock, 15.
Hennig, 89.
greise, adj , greis, grau, alt. Die alte
Katsl greise ist wiedergekommen Und hat
mir alle Freud! benommen. Yolksl., 12,
S. 20.
Greiling, m., s. Gringei.
Bremse, /., Grille. Wi woUen sienen
Oremsen noch eenmal Tog laten^ noch
einmal Zug lassen. Dorr, L Wiew.,
101.
Jirftn, 04^.9 das pltd. grün. Oren on
gel^ beliebte Fai-benzusammenstellung.
Dat sit üt (sieht aus) wi gren on gel
dorch e HSkel (Hechel) geschete. Dönh.
Mi wurd ganz grSn on gel ver de Oge,
es wurde mir übel, ich war der Ohn-
macht nahe. Ygl. gU.
firlneicICym. I.Gänserich. 2. Gänse-
blümchen, PotenHUa anserina L. Dönh.
Qrepech, m. u. /, s. Grapsch.
grepsch, adj.^ s. grapecli.
Grfit, Dem. Grfitice, 1. w. Vom., Mar-
garete. Hartwich, 54. Hanske on
Oretke. S.YolksL, 241, 851f. 2. FauU
Orete. a) Pflzn., Gartengleifze, AeAusa
cynapium L. Hagen, 327. b) Medik.
Semen Foenigraeci pulo.
Gretsdian, m., s. Gritsclian.
gretzen, grätzen, mo., reizen, erregen,
aufbringen, erhitzen, erzürnen, einär-
gem, yerschlimmem. Einen Menschen
gretzen^ ihn durch Neckereien reizen,
ärgern. Daraus eingretzen, einärgem;
vergretzen, eine Wunde durch unnötiges
Berühren, durch Kratzen reizen, ent-
zünden. Hennig, 60, hat dafür er-
gretzen. Mühling, Ergretzung, /., Är-
gernis.
gretzig, grätzig, adj. von gretzen, leicht
aufgebracht, erzürnt, gereizt, geärgert;
Sperber^ 14: widerhaarig, kratzbürstig.
Ein gretziger Mensch — Hund. Er ist
gretzig wie ein KatUbarech.
Griblielclien, n.. Dem. von Oribbel,
kleiner Teil, Rest eines gröfzeren Gan-
zen. Ein Ghribbelchen Kreide. Fried-
land Ostpr.
Gricic, /., Gricken, Grttcken, m., Buch-
weizen, Pölygonum fagopyrum L. Lit.
grikkaty lett grikki^ poln. gryka. Nsslm.
Th., 52. Nsslm. Forsch., 2. Hennig,
90. Nach einer Mitteilung aus Fried-
land Ostpr. wird auch die Hirse, Pani-
cum mäiaceum L., Oricken genannt
Sä^t der Bauer Oricky kommt er sehr
zuriicl;^ — auf gutem Boden; in den
sandigen Gegenden: Sommerkom und
Orick Bringen dem Bauer Qlück. Sprw.
I, 1367.
Grickenmelil, n., Mehl von Qridcen.
Grickenzlhlery m.^ Filz, der dieGricken-
kömer in den Topf zählt. Hennig,
90. S. GrUzchenzUiler.
Griebe, pltd. GrSwe, /. 1. ansge-
Griffgraff — grineln.
253
schmelzter Fettwürfel. Mhd. griebe, m.,
ahd. kriupoy criwpOy griapo, griebo. Vgl.
Weigandl, 617. He het dem Dtwel
de Grewe utfrete^ er hat einen schmie-
rigen, fetten Mond. Mockran bei Grau-
denz. Hennig, 89. 2. bei Pferden
der runde Mnskel über dem After, aus
welchem der Schweif tritt
Griffgraffy m., im Yolksrätsel das
Schwein, wohl von dem greifend raffen-
den Abbeifzen der Nahrung. Tierrats.
36.
griflacherii grieflacben, mi?., höhnisch,
schadenfroh lächehi, eine hämisch
lächehide Miene machen. In Hamburg
gruflachen; daselbst gniffeln lächehi.
Riebe 7, 77. 82. S. Erpel,
firiflacber, firieflacher, tti., einer, der
grifiacht,
Briggelgraggely n., s. kriggeln.
firiilvogely m., der grüne Kiebitz, Va-
neüus; er heifzt auch Pardel. Müh-
ling, Tiem., 171.
Grimmgram, m., im Volksrätsel der
Wolf, der grimme, dem alles gram ist.
S. Tierräts. 36.
grimmgramseni «c., Grimm und Gram
empfinden. Mühling. In Bremen,
Bayern grisgrarnmen^ l^mut und Grimm
äufzem. Brem.Wb.n,546. Schmeller
U, 120.
firimpel, m., s. firumpel.
Grindkraut, Pflzn., gemeines Kreuz-
kraut, Senecio bulgarü L. Hagen,
869.
firindwurz, Pflzn., spitzblättriger
Ampfer, Rumea actUus L, Aus der
frischen geschabten Wurzel bereitet man
in Mischung mit Rahm eine Salbe ge-
gen Hautausschläge und Krätze (Grind).
Lennis, 970. Hagen, 395.
gilne(n)y sw.^ s. greinen.
firingel, tt»., der Gründling, Oobio
Auviatüü CJuv.j auch Grilndel, Grundely
firelHng, altpr. grundaUs^ kur. grundob,
mas., kass. ketpg^ kieSIfy kieibch. Be-
necke, ll5i Man kommt endlich doch
an e Hockt^ sdd de Gringel^ wt hei an
e Angel hungl Sprw. I, 1635.
grinselig, adj.^ trübe, bei Flüssigkeiten.
Elbing. Schemionek, 14.
GripSy m. 1 . Verstand. Ei* hat Orips^
er begreift, fafzt leicht. Eck to§U eich
de Sach begreiflich mache^ wenn ihr den
Qrips dazu habt Dorr, 1. Wiew., 12.
Nehmt allen junen Orips fhop. Ibid.^
70. 2. Kopf; aber auch Kragen, wobei
man einen falzt Einen beim Orips
kriegen, ihn beim Kopf, beim Kragen
nehmen. In diesem Sinne auch Kripsch.
Friedland Ostpr. Yon gripsen und dies
von grtpen greifen.
firipsch, 97»., s. Grapsch.
Grtpsche, /., von grtpen greifen, die
Greifende, die Hebamme; gewöhnlich
Mutter Ortpsche.
gripschen, sw.^ s. grapschen.
Gripscher, Gripser, m., gripscbgrapsch,
gripsgraps, od«., GripschMaue, Gripsklaue,
/., s. Grapsch.
gripsen, sw,^ wie grapschen^ gripschen
von grtpen greifen, doch ausschliefzlich
in der Bedeutung des unrechtmäfzigen
Zugreifens, also s. v. a. stehlen. Hen-
nig, 89. Sperber, 35.
grts, adj. 1. greis, grau, weifzgran.
Ortses Haar, 2. ungebleicht, ungefärbt
Ortse Leinwand. 3. ungewaschen. Ortr
ser Hab. Alts, gris, hoU. grijs. Pas-
sarge, handschr., weift hin auf das
dän. grise Ferkel, schwed. grisa ferkeln.
Die Zusammensetzung von grts und
graUy grtsgrau, gleichsam als Verstär-
kung der grauen Farbe. Hennig, 89.
Davon grtslich, adf.y ins Graue spielend.
GrTsbart, m.^ Graubart.
Gilse, m.y der Esel, nach seiner Farbe.
grisein, grtseln, grUseln, sw.y schauem,
254
grisen — grölen.
firosteln. Et grüeU mt^ mir läuft ein
Schauer übern Leib, im Volksmunde:
Der Tod läuft über mein Grab. Ist
der Schauer starker und mit Grausen
gemischt, so nennt man das erschüttern-
de Gefühl grasein und grfiseln. Brem.-
nds. grasen^ bayr. grtiseln^ götting. gri-
sein. Brem. Wb. II, 538. Schmeller,
122. Schamb., 69 a. Davon gris'licb
und gras'lich, o^'., mhd. grindich^ ags.
grülic. Val vateüe oawa ok sea grur-
seiiget Tieg^ viele erzählen aber auch
sehr gruseliges ^eug. Boldt, 12. —
gruseln bezeichnet auch das erste Auf-
treten des Zahnschmerzes. Der Zahn
fangt an zu gruseln, — Grasel, m.,
Schauer, Schauder. Hennig, 89.
grtsen, «c., grau werden. S. begilsen.
Grtsgram, m^^ verdriefzlicher, roiCz-
gelaunter Mensch. Davon grTsgramig,
o^'., mirzgestimmt, übellaunig, vergrämt.
Schemionek, 14: griesgrammig,
grTsgrau, ad^.y s. grts.
gris'lich, adj,, s. griseln.
gilsHch, adj,^ s. gils.
grTsmaulen, pltd. grtsmOleCn), mü., ein
grieses, greinendes Maul ziehen. S.
begrlsmaulen.
Gritschan, Grttzan, Gretschan, Gratschan,
m., Kuchen aus dem Mehl von Buch-
weizengrütze, sülzer Milch, Eiern, Ko-
rintheu, Zucker. Masuren. Poln. gry-
czakj gryczanek^ von gryka^ gryczka
Buchweizen, gryczany von Buchweizen
gemacht; russ. grkcza^ grecs^cha Buch-
weizen. Nsslm. Forsch., 3; Th., 53.
Bock, 16. Hennig, 91. Sperber,
37: völlig poln. grycanek. Schemio-
nek, 15: Chrützczanke. Gortzitza:
Orizan. Bock, Nat. I, 262: Orett-
schan,
Gritte, gewöhnlich Gritt, Dem. Grittche,
w. Yorn., Grete, Margarete. Ermland.
itz, m., s. Grtttz.
Grizan, m., s. Gritschan.
grob, pltd. grof, adj.y stark an Um-
fang: grober Zwirn; grobe Leinwand^
Leinwand aus starken Fäden; grober
Kamm^ Kamm mit groben und weit ab-
stehenden Zähnen.
Grobbrot, n., Brot aus ungebeuteltem
Roggenmehl. Hennig, 174. S. Brot
Grobgrlln, pltd. Grofgrfin, n., Eleider-
stofip, Zeug; nach dem Brem. Wb. 11,
548, eine Art Seidenstoff mit groben
und dicken Fäden. Den Dienstmägden
soll dUerley seiden Oewand zu ScJumben
und Kragen verboten seyn^ sondern ein
schlecht Grobgrün zur Schauben und
Gewand zu Röcken. Eleiderordnung von
1640. Hennig, 227. N. Pr. Prov.-Bl.
a. F. n, 424. Mnd. Wb. H, 150a.
grobknochig, adj\ grob^ d. i. stark in
den Knochen.
Grock, Groch, m. (?), kleine Rohrdom^
mel, Ardea minuta. Dransensee. Der
Name ist dem Geschrei des Yogels
nachgebildet. Mühling, Tiem., 171.
Lit. gruifUy griöti krächzen^ schelten;
poln. gruchac sich hören lassen. Nsslm.
Forsch., 3; TL, 53.
Grodde,/., rote R&be, Bete, mit stark
dnnkelroten Rippen in den Blättern.
Ermland. Muhling.
Gröger, Greger, m. 1. Reiher, wohl
nur Eorrump. des hchd. Wortes; auch
Mensch mit langem Halse. Samland.
2. Nach Stein, Peregrinus XUI, 122:
Greger ^ Name zur Bezeichnung eines
Impotenten. W. MtsbL VI, 174.
grttlen, sw.^ laut und mifztonig weinen,
heuten, schreien, singen. In Bayern
grellen^ griUen. Schmeller II, 108. Im
Rein. Vos, V. 330 b: grdlj m , Spiel
und Tanz. Dav^on Grttler, 9n., Schrei-
hals, Lärmmacher, Schreier beim Ge-
Gröler — ' Grolzkaule.
255
sänge. In Hessen groelm^^ laut and
derb sprechen; schimpfen. Vi 1 mar,
188.
Grttler, m., s. das vor.
grollsch, odj., voll Groll, grollend,
ärgerlich, erzürnt.
Grommely Grammely m.^ von dem pob.
grfim Donner, femer Donner; aus der
Feme tönendes, dumpfes Geräusch, Ge-
töse; dieses russ. ebenfalls grom, Wei-
gand I, 623.
grommeln, »u?., s. grommen.
grommen, grommeln, grammeln, str.,
dumpf rollend tönen, von Orommel^
GrummeL Ein femes Gewitter grom-
meü in der Luft. Blähungen im Unter-
leibe ^pnmwTi^Zn. Altpr.jfrtfmma(yoc.51)
donnern, lit. grv/nUnte leise donnern,
pohi. grom Donner. Nsslm. Th. , 53.
Pierson, A. W., 16. Im Götting. ^rrum-
men^ alts. grimmian^ ags. grimman^
hoU. grtmimen^ mnd. grummen* in der
Mark ^rrui/iTn^Znleise donnern. Schamb.,
69 b. Bei uns dient gm/mmeln auch
noch zur Bezeichnung des wühlenden
Schmerzes bei Zahnweh =$pruM/n. Müh-
lin g hat die Zusammensetzung aus-
gremmeln, vom abnehmenden Rollen des
Donners. Bock, 16. Hennig, 90.
Nach Treichel grummeln auch für sich
brummen.
firommeskopf, m,, Schimpfwort. Sens-
burg.
firoppe, /., Fischn., Eaulkopf, CoUus
gobio L. Mühling, Tiem., 171.
firoscben^m. 1. Kupfermünze, 4 Pfen-
nige an Wert; zum Unterschiede vom
Silbergroschen auch Kupfergroschen. Seit
Einführung der Reicbsmünzen (1875)
eingezogen. Das Wort 6ro8cA«n stammt
von dem mlat. (Denarius) grossus. 2.
Verstand. Er üt nicht recht beim
OroscheHy er ist nicht bei Verstände,
nicht recht gescheut.
firoschenferkel, pltd. Grotcbefarkel, n.,
Ferkel, das nur einen Groschen wert.*
Schimpfwort. Er sieht aus wie ein
Groschenferkel. Sprw. I, 208. 1378. Ei,
Qroschefarkel^ schwieg! Carm, nupt I,
282, 9. äewqahrschet (siebenjähriges)
Groschefarkd! Volksr. 151, 649.
grefzbernairtsch, adj,, s. beroaiilsch.
firofzbrftscher, pltd. Grttbra8cber(a=»a),
m., Grofzsprecher, Prahler, lärmender
Schieier. Vgl. brüschen.
grofzbrutälscb (a lang), ck|^'., Zusam-
mensetzung aus gro/z und brutal. Er
ist gro/zbrtUcUsch. Königsberg.
firofzbUrger, m., in kleinen Städten
Haus- und Grundbesitzer, selbst wenn
er ein Gewerbe oder Handwerk be-
treibt. Zur Zeit des Ordens erhielten
Ansiedler in Städten Häuser mit Brau-
gerechtigkeit und den Ehrentitel Chro/z-
biurger. Ein bedeutendes Ackerfeld
mufzte mit übernommen werden. Müh-
ling. Vgl. Bock, Nat. I, 169.
firofzbUrgermuSy /., Mus für Grofz-
bürger, ironisch : dönneMus ausBoggen-
mehl. Dönh.
Grefzehen, pltd. Grorzke, /., Grofz-
mutter; alte Frau. Oro/zke schleppt am
Kämmerke. Volksr., 1, 3.
grofzfretsitch, pltd. grAtfrfttsch, adj.,
mit grofzer Fresse redend, grofzmäulig.
Er ist ein grofzfrest^cher KerL
Grofzgam, n., grofzes Fischemetz.
Orofzgam auf Ibis 200 Klafter. Pier-
son, Matth. Prätor., 117.
Gro(zglrbier, m., s. Gärtner. '
Grofzhomy m., Januar. Im Lit. hom
als Name für den Wintermonat und
zwar Qrofzhom für Januar, Kleinhom
für Februar.
Grofzkaule, /., wörtlich : grol'se Grube,
groi'zes Loch. . . . 1625 am 10. Med
erscheint Paul Priebe . . . vor dem Ge-
richt und macht sich^ otia freiem An-
256
Ororzkind — Gruchalka.
triehy schriftlich verbindlich^ kein Karten-^
•Würfel' oder anderes Spiel um Geld
mehr treiben zu wollen^ ausgencymmen
mit der Orofzkavle. Notizen aus Conitz.
Pr. Prov. Bl. II, 209.
firobkind, n., Enkel-^ TochterkiDd.
Grofzknecht, m., erster Knecht Vei^ e
Jung kannst dt vermede^ De Schwtn
kannst du hede^ Awerscht Orotknecht nich
sini Yolksl. 36; 23, 4. S. Knecht
firobkomtur, m^ s. Komtur.
firofzkrtckente, /., Knäk-Ente, Anas
guerquedula L. Elbmg. Mühling,
Tiem., 171.
firofziandgam, n., s. Windegam.
6ro(zlandgamfi8chereiy /, s'. Windgam-
fiacherei.
Grefzmagd, pltd. GrOtmagd (a = ä)^ /.,
erste Magd in einer gröfzeren Wirt-
schaft.
firolzmauly pltd. GrttmOI. 1. vorlauter,
rechthaberischer Mensch, Schreier. 2.
Nachtschwalbe, CaprimulguseurapaeusL,
Mühling. Der Yogel hat einen yer-
h<nism&Tzig grofzen Rachen.
Grobmutter, /. 1. Hebamme. 2. die
erprobte Frau, welche an dem Web-
stuhl mit kundiger Hand das Aufbrin-
gen des AufisQges leitet, auch wenn sie
nicht GroCzmutter sein sollte. YgL
Das Wirkgestell, 128. 3 die alte Grofz-
mutter im Himmel. Man sagt in der
Elbinger Ndrg., wenn es schneit: de Sie
Qro/zmMUer em Himmel schoddert er
Bedd op.
grolzpotttschy pltd. grtipotBlscb (a'^ä)^
adj.^ grofzprahlerisch, grofzm&ulig. Dat
OS en gr6lpotdtscher KerL
Grofzwadendunk, m., Pflzn., giftiger
Wasserschierling, CtcutootrosaL. Bock,
Nat HI, 859. Hagen, 326: Grofzer
Wededmg.
grotti ac^,j verrottet, morsch, spröde.
verlegen, leicht brechend, bröckelig,
leicht zerreifzend. rott in verrotten
dürfte der Stamm sein; vgl. jedoch lit
graudüs spröde, leicht brechend; lit
grudas^ poln. gruda gefrorener Erdklofz.
Nsslm. Th., 53; Nsslm. Forsch., 3.
Lit Aeq., 19. Hennig, 90, und nach
ihm Nsslm. und Pierson schreiben
grodd\ doch klingt stets t am Schlüsse,
und schon Pisanski in den Nachtr.
schrieb lautrichtig grott.
Grott, m. u. n., von groU^ das Ver-
rottete, Verfaulte, Verwitterte, in Ver-
wesung Übergegangene, Verweste. Es
reifzt wie Qrott — geht wie Grott aus-
einander^ ein Gewebe (Leinwand), dem
die Festigkeit fehlt, das verwittert ist
... es bandet sichy dafz eine Parteg
(Ziegelsteine) dawrhafftig, eine andere
Parteg in grot und staub sich verändert
Linem., Zz 2a.
Grottstein, m., grotter, brüchiger Stein.
S. das vor.
Gm, m.y Sandaal, Eohlbart, Ammo-
Aftes Tobianus. Eurisches Haff. Bock,
Nat IV, 539. Mühling, Tiem., 171.
Lit grupmas kahl, grui^fixfs Kahlkopf.
Nsslm. Th., ö3. S. Suter.
Gnibas, m., korpulenter Mensdi, Dick-
bauch; ebenso poln., von grubg dick.
Fhitow. Schmitt, 106; Westpr., 165.
Grube, /., krummey StraTze in Egsbg.,
zwischen Altstadt und Löbenicht Der
tiefen Lage und Krümmung w^en so
genannt Hennig, 90. Wo wohnen
Sie^ zum Kukukf . . . In der krummen
Grube. Soph. R I, 395.
grObelieren, pltd. grabeMre(n), atr.,
grübeln, nachsinnen. Denn makt se
Anschlag* j denn spn^eert on gr§b^eert
se. Dorr, 1. Wiew., 50.
Gnidltika, pob. gruchaika^ /., mit
Strohbündein bewickelte Stange zum
Grncken — Gränfraa.
257
Scheachen der Fische, am diese in dem
Sacke des Wintergams zarückzuhalten.
S. Benecke, 360.
Grllcken, m., s. Grick.
Grttckenzähler, m,y s. Grickenzäbler.
grfien, grOgen, auch grfieln, grOlen, «r.,
grauen, grauein, Furcht empfinden.
Mühling. Na^ Pauby hart op^ mt
ffruelt all. Seelenw., 67. Mi gruelt^
foenn eck denken sali etc. Ibid., 79. On
hüten grvlt en Mensch sick doch. Dzg.
Nhg. Parad., 82. Nach Treichel
gnigeln, einen grauelig machen, ihn
eiDängstigen. S. griseln.
Gmfty /., in den Werderd&mmen eine
auf der Lan'dseite ausgestochene Stelle.
Der Durchbruch war an einer Stelle ge-
schehen^ wo landwärts schon ehemals aus-
gestochenes Land (eine sog, Gruß) sich
befand/ Durchbrach der Nogat am
9. Aprü 1829. Pr. Prov.-Bl. H, 75.
grugeln, grOgen, grOlen, mü., s. grflen.
grOlig, adj.^ graulich, bange, Dameot-
lich infolge von Gespenstererzählungen.
Et s§ndrechtgrulge^ rüge Dinger. Dorr,
1. Wiew., 16.
Gramat^ GrammoH, m., s. Grummet
Grammel^ m., s. Grommel.
grummeln, sw.^ s. grommen.
Grammet, Grammelt, GrammoH, m.y
zweiter Grasschnitt, Nachheu. Nach
Hennig, 90, auch Orumat; in Hessen
das Grummet, früher Gromat^ Gromath,
Aus Grünmad = Grün-Mahd, grüne
Mahd==junge8, unreifes Gras im Gegen-
satze zu dem harten und reifen Grase
in der Heuernte. Vgl. Weigand I,
623. Frischl, 378b.
Grampel, pltd. Grompel, m., fester Ex-
crement^Cylinder von Mensch und Tier;
auch Grtünpel und Grimpel. Mühling
hat f&r Grämpd und Grimpel die nackte
Erklärung: kleine Stückchen.
Fitedibltr, W6rt«rbii«li L
Gramsing, Pflzn., gemeiner Gänserich,
PötentiUa anserina L.; auch Grllnsing.
Hagen, 532.
griln, adj, 1. freundlich gesinnt, ge-
wogen. Er ist ihm nicht grün, mag
ihn nicht leiden. 2. unreif. Grüner
Apfel — grüner Junge.
Grand, /., der Grund, kleines Thal,
Schlucht. Die Markheimsche Grund
bei Heilsberg. Die Pulvergrund bei
Elbing. Schemionek, 35. Nach E.
Förstern, in Danzig mindestens in
diesem Genus schon im 15, Jahrh. ge-
brauchlich. Auch isländ. /.; in Hessen
ebenfalls Femininum. Yilmar, 139.
Sperber, 14.
Grilnd, /., früher turmartiges Gefäng-
nis in Königsberg. . . .sie (die Schen-
ken haben) verdiendt, da/z man sie alle
vier jn die gründt stecke vndt ein 8 tage
setzen Hesse. Protokoll d. Morgenspr.
V. 24. Jan. 1618. Die Zünfte, 52.'
Grandbime, pltd. Grandbtr, f., Kar-
toffel. Mühling.
Grandel, Grllndel, m., s. Gringel.
GrandgrSber, plur.y machen in Danzig,
nach Klein I, 166, ein eigenes Ge-
werbe aus und werden zu allerlei Grab-
arbeiten bei den Häusern gebraucht.
Vgl. Adelung n, 833: Grundgraben,
grandlos, ac{;., ohne Grund; uner-
gründlich, unzuverlässig, schlecht; von
Menschen. Mühling.
Grandnetz, n., grofzes Seefischemetz
zum Fischfang auf dem Grunde; auch
TrewI. Beschreibung in Benecke, 341.
Grllndonnerstagkringel, m., Kringel-
gebäcke für den Gründonnerstag. S;
Kringel.
Grandsack, m., niederer Haff sack
(Netz). Frisches Haff. S. Hafisack.
grandswarklicb, ad/., s. warklich.
Grttnfrau, /., Frau, die mit Grünem
17
258
Orünfatter — guckeloren.
handelt, Gemüsehandlerin. Danzig.
Vgl. Rosenkranz, Egsbg. Skizzen I,
145.
Grllnflltter, n., Futter, das noch grün
und irisch ist, das eben gemähte Fut-
ter.
Grllnhof, Ortsn., Gut und Dorf im
Kirchspiel Pobethen, Kr. Fischhausen.
Als Spott: Rümy Bahn! de Grenhäfer
käme, Sprw. I, 3073.
GrUnknochen, m., Hornhecht, nach
den hellgrünen Gräten. *S. Hornfisch 2.
Grttnlirtg, m., Grünfink, FringiUa chUh
rü L. Mühling, Tiern., 171.
GrUnschleng, Grllnschling, m., Gold-
ammer^ Emberiza citnnella L. Sper-
ber, 14.
GrUnschling, ti»., s. das vor.
Griinschnabely m., Schnabel, der noch
grün, unreif ist, zur Bezeichnung eines
naseweisen und vorlauten jungen Men-
schen. Dasselbe was allgemein Gelb~
whnabeL Bock, 16. Hennig, 90.
Grllnsing, m,, s. Gramsing.
GrOSy m. und n., nhd. Graufz, grob-
kömiger Sand, Gerolle; Bauschutt Ahd.
grioZy mhd. griez^ gruz Sandkorn. Auch
die kleinen Bemsteinstückchen nennt
man im Haufen Grus; ebenso Torf-
gruSy Kohlengrus. Brem. Wb. H, 554.
Hennig, 91. Sperber, 14.
Graicbely m., Gründling. Litauen.
Lit. grüzaSy grUza^ grkze, gruzlis^ Gründ-
ling, Gringel (s. d.).
Grafehel,n., Überrest, Bodensatz, Ab-
gang, stark gequetschte Masse gleich-
artiger kleiner Dinge. Die Fische sind
ein Gruschel; noch mehr eine stark be-
nutzte Streu. Davon grafeh'lig, adj.y
durcheinander gedrückt, verquetscht.
grafehlfg, adj., s. das vor.
Grasely 9n., graseln, grilseln, m., gras-
lich, ac^\y s. gritein.
grfisen, mo., sich zu Gfnts auflösen,
bröckeln, zerbröckeln. Treichel.
Gruisch, /. u. m., Brei aus grobem
Mehl, aus Kartoffeln, Erbsen: Kar-
tofelffrutsch^ ErbsengnUsch. Enem to
Grutsch schlage^ ihn zu Brei, d. i. sehr
derbe, schlagen. Sprw. I, 1500.
Gratschice, Pflzn., Wrucke^ Wruke.
Stallup. Marold.
GrUtz, Gritz, pltd. GrStt, m.. Verstand,
Scharfsinn, Einsicht. Er hat Grütz im
Kopf. Strengt deinen Grütz an. In
Natangen im entgegengesetzten Sinne
gebräuchlich. He he ft statt Marks Cfrott
öm Kopp. S. Sprw. I, 1389.
GrUtzbaucli, pltd. GröttbOk, m., scherz-
hafte Bezeichnung für etwas korpulente
Personen, oder auch solche, welche
gerne und viel Grütze genielzen. Die
Litauer heifzen wegen ihrer Vorliebe
für den Kiefzeel (s. d.) Ghrützbäuche.
Lepner, 83.
Grlltzchenzählery m.^ einer, der die
Grützkömer zählt, Knauser, Geizhals;
namentlich von einem kargen Ehemann
gebraucht, der die Ausgaben lür die
Haushaltung arg beschränkt, sehr genan
ist. Hennig, 90, hat GrückenzcSder^
vielleicht Grickenzä/der, In weiterer
Bedeutung auch Kleinigkeitskrämer,
leicht Verletzter. Bei Stein, Pere-
grinus XII, 82, Gritzenzeler unter den
Ekel- und Schimp&amen.
GrUtzczanke, m., s. Griisclian.
Grtttzenzähler, m., s. GriltzchendUiler.
GrUtzkaeten, m. 1. Kopf. Nimm dei-
nen Grützkasten zusammen^ strenge dei-
nen Kopf^ deinen Verstand an. 2.
Lazarett Hei ös am Grottkaste^ im
Lazarett.
GrUtzkopf, m.y Dummkopf. Vgl. Grlltz.
guckelOren, au?., aus gucken und luren
lauem zusammengesetzt, also guckend
Gaddak — Gusch.
259
lauern, mit klaren Gucksaugenj schein-
bar schlafend im Bette liegen. Hen-
nig, 91.
fiuddaky m. 1. Achtehalber (s. d.).
2. Kolonist. Nach Pisanski's Nachtr.
nannte man die Kolonisten Gvddaks,^
weil die Acbtehalber in Preafzen gang
und gäbe wurden, da aus der Schweiz,
Pfalz, aus Franken etc. viele Kolonisten
in dieses Land kamen.
Gudde, m.y polnischer, russischer
Bauer oder Holzflöfzer. Lit. guddas^
nach Nsslm. Wb., 260 b, Pole^ Russe,
meist als verächtliche Bezeichnung, nach
Mielcke, 89a, Gothe, der an preufz.
Litauen grenzt. Er üt ein rechter Oudde^
ein zerlumpter, schlecht gekleideter
Mensch. Hennig, 91. Wenn der
Preufze redety hat der Gudde zu Schwei-
gern. Litauen. Schleicher, 175. Sprw.
I, 3009. 'Dieser Nahme^ Gotheh^ schei-
net annoch nicht in Preufzen erloschen
zu sein^ indem noch zur Zeit die in
Nadravien und Zalavonien wohnende
wm den deutschen Einwohnern bey Kö-
nigsberg pflegen schimpfweise Gudden
genannt zu werden. Pierson, Matth.
Prätor., 5. Vgl. Nsslm. Th., 54;
Forsch. 3. Lit. Aeq. 19. Pierson,
Elektron, 23 ff.
Gudiilann, m., s. Gutmann.
Gulatschwasser, Medik. Aqua vegeto
minercU. Goulardi. (Aqua plumbica).
Kgsbg.
Gulden, m.^ das heutige Markstück,
s. Gille.
GUlke, /., Pflzn., s. Gilke.
Gully /., kalkutische Henne. Pi-
sanski, Nachtr. Wohl von dem 6e-
schrd dieser Hühner gebildet.
GUIIe, 97>., s. Gille.
Gülle, /., Misljauche, Mistpfütze;
Sumpl Mühlin g.
GumMnnen, Regierungsstadt in der
Provinz Ostpreufzen. Der Name stammt,
nach Passarge, Balt, 310, wahrschem-
lich von gumbiSy Fischreuse, her. Der
Yolkshumor macht den Gumbinner
Mädchen das Kompliment: der kann
von grofzem Glucke sagen^ der aus Gum-
binnen unbeweibt kommt Vgl. Sprw. I,
1808. S. Insterburg.
Glimmer, tt»., s. Gommer.
Gumpel, GUmpel, m. jüd. Vorn., Gnm-
precht. Flatow. Schmitt, 112.
Gundau, Ortsn., s. Guntau.
Gunderam, Gundram, m.y Pflzn., Gun-
dermann, Glechoma hederacea L. Auch
üdramy üdramb und Kick durch den
Zaun. Bock, Nat. IH, 445. Hagen,
610.
gUnseln, sw.y winseln^ wimmern, kläg-
lich bitten.
Guntau, Gundau, Ortsn., Dorf bei Weh-
lau^ früher gundow. Er sieht^ aus^ wie
der heilige Geist von Guntau. Sprw. I^
201. S. Nsslm. Th., 54.
Guntchen, w. Yom., Adelgunde. S.
Alchen.
Gurchel, m., Schmutz. Ön e Gurchel
tredcy in den Schmutz treten. Natan-
gen.
gurdelOy ato., wie gurgeln^ vielleicht
auch korrumpiert aus grvmmeln von
grommen: es gurdelt mir im Leib, es
rollt in den Gedärmen. Hennig, 91.
Gurke, /. 1. Pflzn., Ctunimis sativus
L. 2. übertragen: grofze Nase. Der
hat eine gute Gurk\
Gurkemei, m., Eurkume, wie dieses
aus Ourcumci, von dem indischen kwr-
htm, gelber Ingwer, indischer Sa&an.
Leunis, 1082. Bei Bock, Nat. UI,
252, Grurkumeif, Kurkume f. Als Medik.
Radia Curcumae.
gllSy adj.y s. gtSL
Gusch, Gusche, /., der Mund. Bock,
16. Der Kaschke fyhrd de Gaseh, as
!?•
260
guBchen — Outmann.
8e% den Braade wengd^ Eäthchen feuerte
der Mund, als sie den Braten wandte,
am BratspieTz drehte. Carm, nupt I,
282, 7.
guschen, sw., von Ousch, küssen.
Schemionek, 15.
GUse, /., Fischn., s. Gtse.
6u88, Guie, /., Dem. Gtusche, Name
und Lockmf für die Gans. OuSe Guie
Gänskes, kämt na Hüs! Volksr., 177,
691; 64, 242 g.
GQssely n., s. Gessel.
gllst (ü lang), ctdj.y s. gTsL
Gustabalde , Gustabalda , Gustebalda,
Name eines unförmlichen weiblichen
Steinbildes in Bartenstein, der s. v. a.
Oustel aus dem Walde bedeuten soll.
Nach der Sage wurde eine von ihrer
Mutter verfluchte Tochter in diesen
Stein verwandelt. Beschreibung, Ab-
bildung, Geschichte, Geschicke und
Deutung der GwtabaMe s. Behnisch,
Versuch einer Geschichte der Stadt
Bartenstein etc. Königsberg, 1836, S.
18 ff. Vgl. auch Bock, Nat. I, 67 f.
Preufz. Archiv. Jahrg. 1796, S. 667.
N. Pr. Prov.-Bl. III, 57 ff.
Gltoter, n., s. Gieb.
Gut, kolmüchesy n., s. Kölmer.
GUtel, w. jüd. Vom., auch GUttel, JU-
tel, Jitel, von Judith, Jutta, vielleicht
auch aus dem deutschen Gute, Flatow.
Schmitt, 114.
Gutfrau,/., s. Giifanann.
Gutkind, m. jüd. Vom. Flatow.
Schmitt, 112.
Gutmann, guter Mann, GOdmann, pltd.
GAdmann, göder Mann, m., zunächst Zeuge
bei der Trauung; nach Sperber, 14,
auch bei Taufe und Verlobung; ebenso
Gutfrau, gute Frau, GOdfrau, pltd. GOdfrfi,
gOde Frfl. Die guten Männer und gu-
ten Frauen stellen ' den Brautleuten
gleichsam das verträgliche Ehepaar
dar, sie sind stets verheiratet und stehen
auch schon vor der Trauung dem Braut-
paare ratend zur Seite. Der gute Mann^
oft zwei gute Männer^ begleiten den
Bräutigam schon bei Bestellung des
Aufgebotes zum Pfarrer, oder sie brin-
gen bei derselben die Einwilligung der
beiderseitigen Eltern, als Stellvertreter
dieser, mit Bisweilen überreichen sie
vor der Trauung dem Pfarrer einen
Krug Bier nebst einem Sträufzchen auf
einem Teller, welches der Pfarrer sich
auf den Ärmel heftet und während der
Trauung trägt; Ahnliches geschieht
dem Organisten. (Hermsdorf bei Pr.
Holland.) In der Kirche holt Ai&v gute
Mann nach dem Gesänge des Ein-
leitungsliedes den Bräutigam zum Altar,
alsdann die Braut, welche sich nur
mit Widerstreben dahin fuhren läfzt
(Gr. Rosinsko bei Johannisburg). Gv^
Männer geleiten auch am Sonntage
nach der Trauung das junge Ehepaar
noch in die Kirche. Hintz, 65 u. 67.
GSdmani Godfru weisen hin auf das
ahd. goto^ gotto^ cottOy mhd. gote^ götte
und gute^ m., Taufzeuge, Pate, und das
ahd. gotdy mhd. gote^ gotte^ /., Tauf-
zeugin, Patin, mnld. godvader^ godr
moedeTy engl, godfather^ godmothery
schwed. gud/ader^ gudmoder^ bayt. Gott,
Gottel (Gid, Gidn\ m. und Gott^ Got-
ten, Gottel(ß6d,Gödn,G6de),f. Schade,
342b. Schmeller II, 84 f. — Nach
Klein I, 174, hiefzen in Danzig gute
Männer^ auch geschworene Männer^ die
beeidigten Leute, durch welche die ge-
richtlichen Aussagen der auf Grund-
stücke bestätigten Kapitalien geschehen.
Man bediente sich ihrer auch als Mäk-
ler, wenn man Kapitale auf Pfand oder
Wechsel suchte oder bestätigte, Häuser
kaufte oder verkaufte, mietete oder
vermietete. M* brauch ihn erstUch in
Gutsthuner — haben.
261
schweren sacken und vertragen zum gut-
ten Mann^ so wird er sehen^ was er für
einen Freund an ihm hat Stein, Pe-
regrinus Xu, 41. W. Mtebl. V, 189.
In den Werdern heifzen nach Hart-
wich, 508, gute Männer diejenigen,
„welche alle beliebte nachbarliche Zu-
lagen, treulich und fleifzig einsammeln^
aufschreiben, und wegen der Einnahm
und Ausgab richtige Rechnung geben
sollen, wenn sie solches drey Jahr ver-
waltet, sollen wiederumb andere an ihre
statt erwehlet werden."
Gutsthiiner, m., einer, der Gutes thut;
doch gerade in gegenteiligem Sinne
angewandt: Thunichtgut, Taugenichts.
Du bist ein rechter Qutsthuner. ein recht
ungezogener Mensch. Hennig, 91.
Guttel, w. jad. Vom., s. Gtttel.
GOtvogely 9n., s. GTtvogel.
H.
h, Hauchlaut, wird pltd. inlautend ein
j (ähnlich dem g): blühen bleje^ blege^
blüqen^ blOegen; Nähe Näje, Nä^^ näher
najer^ neger; höher hojer hoger (auch
hocher), oder auch ein unzweideutiges^:
hoher hoger, rauher ruger; auslautend
wird es häufig ein ch: sah sach^ ge-
schah geschach, oder ein g: rauh rüg.
Lehmann, Yolksmd., 34.
Haar, pltd. Har (a = ä)y n. 1. im
Sprichwort und in sprichwortlichen Re-
densarten: Es ist kein gutes Haar an
ihm. Kurze Haare sind leicht zu bOr^
sten. Rothes Haar und EUemhoh wächst
auf keinem guten Chrund, pltd. Fossget
Här on ellre Stobbe stdne op keinem
gode Grund. Langes Haar und kurze
Gedanken, pltd. Lange Här on karte
Gedanke. Von Frauenzimmern. Dat's
alles en Här on en Kaier (Couleur),
min Schommel on din Foss. Kgsbg.
Haare lassen müssen, Verluste erleiden.
Soph. R IV, 556. Geschwollene Haare
hohen, angetrunken sein. Vgl. Hen-
nig, 97. Sprw. I, 1404 flf.; H, 1062 £F.
2. Unglück, Harm, Sorge. Gott woegh
dorch sienen Wingdt mehr Gloeck as
Haar op Ju, Gott weh' durch seinen
Wind mehi* Glück als Haar auf Euch.
Carm. nupt. HI, 77 d. Erinnert an die
in Oberhessen auftretende Redensart:
Haare zwischen Jemanden blasen, durch
Zuträgereien und Klatsch Uneinigkeiten
stiften. Vgi. Vi 1 mar, 142.
Haarchenmöve , pltd. HArkemöv', /.,
schwarzgraue Meerschwalbe, Stema
nigra L. Mühling, Tiem., 171.
Haarschneppe, f., Schnepfe mit Haa-
ren, Strafzendime.
Haartagel, m., Pflzn., s. Garthann.
haartagen, sw., mnd. hdrtogen, här-
tagen, an den Haaren ziehen, in den
Haaren liegen, zanken, hadern. War
öm sock hartaget, kabbelt on schleyht etc.
Vgl. begehen. S. Hennig, 98. Brem.
Wb. H, 595. Mnd. Wb. H, 211a.
Habakucksöl, n., Medik., Oleum Caja^
puU, Kgsbg.
Habakuckstropfen, plur., Medik., Tina-
tura Asae foeOdae.
habbern, sw., hadern, necken, zanken,
streiten. Sie habbem sich in einem fort.
Davon verhabbem, in Hader, Zank ge-
raten, sich mit einem Freunde erzür-
nen. Sie haben sich ein bifzchen ver^
habbert. Vgl. häddem.
haben, sw. 1. besitzen, habere. Ha-
ben ist besser, denn hätten — ist besser,
262
Haber — Hachel.
denn nehmen. Wat de ener to vel heft^
heft de and!rer to weinig. Eibinger
Ndrg. Hennig, 92. — 2. sich haben,
a. sich grämen und klagen, Gram,
Schmerz, Kammer in Worten und Ge-
bärden lebhaft äuizem. HaV dich doch
nwr nickt 9oI ruft man dem laut Be-
kümmerten beruhigend zu. Das Tdchr
terchen e/z je nu doch enmal Aer Boi%
se michten sich -je an dem Tag man
blofz sehr haben. Schalt}. 3, 12. Die
Frau hat sich so übely da/z sie den
Mann aus der Erde kratzen will. In
der Verstärkung zerhaben, also bis zum
Vergehen vom Schmerz erfüllt sein;
doch auch sich ereifern, über seine
Kräfte hinaus thätig sein: sich bei einer
Arbeit zei'haben. b. neben dem auf-
richtigen Sichhaben, geht ein unredlich
schauspielerisches: Er hat sich sehr ge^
fährlich^ er thut sehr gefährlich, stellt
sich z. B. kränker als er ist. Er hat
sich grofz^ spielt sich auf, verausgabt
über seine Verhältnisse, c. ist von
zweien, die sich haben die Rede, so
sind sie in Streit und Unfrieden. Sie
haben sich beim Kopfe.
Haber, Hawer (a » a), m., Hafer. Re-
densarten : Der Hafer sticht ihn; volks-
tümlich derb: De Häwer prockelt em
öm A. Der Heitere hat den Haber gut
verkauft. Nu 5s got Häwer scgCy wenn
in gröfzerer Gesellschaft Stille herrscht.
Wo kein Häwei' os, futtert man mot
Häcksely man mufz sich nach der Decke
strecken. Vgl. Sprw. I, 1428 fif. ; H,
1082 ff. — Im Samlande nennt das
Volk den Bernstein den gelben Haber^
pltd. gele Häwer.
Haberberg, ti»., Stadtteil von Königs-
berg, :cur Zeit des Ordens ein grofzes
Dorf. Der Name wird wohl von dem
Anbau des Habers (Hafers) auf den
höher gelegenen Fluren herzuleiten sein.
Nach Hennenberger, 211, rührt der
Name von König Ottokar her, der
beim Streit mit den heidnischenPreuizen
gefragt: Haben tcir^n Bergf Hennig,
93.
Haberbock, m., Haarschnepfe, Scolo-
paa gallintda L. Bujack, 383. Müh-
ling, Tiem., 171,
Habermilch, Pflzn., Wiesen-Bocksbart,
Tragopogon pratensis L. Hagen, 797.
Häberschwemmen, rein hchd. Hafer-
chenschwimmen^ Belustigung am Syl-
vesterabende, bei der man Haferkömer
in einer Schüssel mit Wasser schwim-
men läfztals Frage „an das Schicksal^.
Jeder aus der Gesellschaft wirft ein
Haferkorn in die Schüssel: wessen Korn
schwimmt, bleibt leben, und wessen
Korn untergeht, mufz im kommenden
Jahr sterben. Während nun jeder das
Gesicht über die Schale beugt und auf-
merksam die schwimmenden Kömer
beobachtet, schlägt unvermerkt ein
Schalk auf das Wasser, dafz alle be-
spritzt werden. Yolkskal., 29.
Habesfrom, Ortsn., Kirchdorf am
frischen Haff, jetzt Hqfstrom, Herrn
Johann Friedrich Kofzling^ Wolmeritir-
ten Pfarrern und Seelen -- Sorger der
Christlichen Gemeine in Habestrom,
Carm. nupt. H, 216a: Aus d. J. 1717.
Der Orthy allwo der Herr Bräutigam
sein Pfarr-Ambtführety wird von einigen
genandt Hafen- Strohm, von etlichen
Haabe-Strohm^ von andern gar Haber-
Stroh. Ibid., 216b. Letzterer Name, ge-
schrieben Haberstroh^ in Soph. R. U, 50.
Hachel, Dem. Hachelchen^pltd. Hachelke,
/. 1. Granne, Ährenstachel; von Achel
(s. d.). 2. Stachel, Nadel. Tannenn
hcu^hel, Kaddighachely die Hachein eines
Domstrauches. 3. zur Bezeichnung eines
Kleinen^ Wenigen, Geringen, öck gew
em man (ich gab ihm nur) e Hachel
•
haöbelig — - Hackenleder.
268
— e Machelke — FUsch. Es üt nwr
ein HachelckeHy ein Kleines, Winziges.
hachelig, adj. von Hachel^ mit Hachein
vermengt; von Mehl und Getreide.
hachein, 9w. 1. essen, namentlich
wenn's mit Schnelligkeit geschieht; doch
hin und vneder auch das Gegenteil:
langsam und „mit langen Zähnen" essen.
Nach Klein I, 7, im Harz und in der
Püalz (tchelUy das Grimm als aus dem
Judischen und der Gaunersprache ent-
nommen bezeichnet. Wb. 1, 162. Hier-
von zerhacheln, zerbeifzen^ mit den Zäh-
nen zerreifzen, durch Beifzen beschä-
digen. Mühlin g. In der Gegend von
Friedland Ostpr. zerhacheln^ zunächst
durch Hachein (Domspitzen) zerreifzen,
dann durch Hängenbleiben etwas zer-
reüzen : dch das Kleid zerhacheln. 2. lang-
sam und erfolglos arbeiten. Hei kachelt
damankj äwer heft nuacht gedäne. Sam-
land. 3. nach Mühling stark und
schnell atmen nach angestrengtem Laufe ;
bei Tier und Mensch. Im Götting. nur
voD erhitzten und ermüdeten Hunden.
Schamb., 71a.
Macht, 97»., Höcker, Spitze an der
unteren Eisfläche, oder auf dem Grund-
eise. Das Wintergam kann bey dem
ersten Zuge^ wenn viele spitzige Höker ^
welche die hiesigen Fischer Hachten^ Eis-
hachten^ auch Grrundhachten nennen^
sich unten bei den Wuhnen angesetze%
. . • also beschädiget werden^ dafz kaum
100 Qvlden zur Ausbesserung hinläng-
lieh sind. Bock, Nat. IV, 716.
hachteiiy mo., haften, halten, festhalten,
mit der Hand oder dem Gedächtnis.
Dei kann nuscht hachte^ auch tahachte^
eigentlich zerhackten = er kann nichts
festhalten; es hafbet bei ihm nichts.
Samland.
Hacky m. Hack und Packy auch Hacke-
p€u:ky Hackpack n. 1. das Durchein-
andergemengte, . die wenig wertvolle
Habe des Armen. Mit Hack und Pack
abziehen. Sie kaben ihn mit Hack und
Pack aus dem Hause geworfen. Nach
Treichel heifzt die geringe, ganze Habe
auch Hackepei, Wie Hack so Pack.
2. die bunt gemischte Gesellschaft armer,
gemeiner Leute. Es ist ein rechtes Hacke-
packy Gesindel. Hackpack schlagt sick^
Hackpack verträgt sick. VgL Grimm,
Wb.IV2, 102: Hackemack. Bock, 16.
Hennig, 94. Sprw. I, 1481.
Hackan, Pflzn., kletterndes Labkraut,
Galium aparineL.j weil die Früchte
sich leicht anhäkeln; auch Huckauf, pltd.
Huckop, Klebrich und KlebkrauL Fried-
land Ostpr. Bock, Nat. IH, 266. Ha-
gen, 166.
Hackaufyn., Kartenspiel mit drei Kar-
ten, auch unter Dreien. S. Dreikart
Hacke, /. 1. Werkzeug zum Hacken.
Er ist nickt reckt Hack im Stiel, nicht
recht gesund. Er kat nickt Hack nickt
Stiel, aber auch: nickt Hand nickt Stiel
(hier = Stil), arbeitet ungeschickt. In
diesem Sinne sagt man auch: Was er
mackty kat weder Hand nock StU. 2.
Ferse und davon 3. Absatz an Schuh
oder Stiefel u. 4. der Teil des Strumpfes,
den die Ferse ausfüllt. Enem op de
lELacke sötte, hinter ihm her sein, ihn
antreiben. Hacken macken^ entfliehen,
Fersengeld geben. Vgl. Sprw. 1, 1433 f. ;
II, 1079f.
Häckel, m., Häckelung, /., s. HMkel.
Hackelkraut, Pflzn., gemeine Kuh-
schelle, PubatiUa vulgaris Mal. Ha-
gen, 565.
Hackemtackem, auch Hakeltakel, Medik.
TacameJiaca.
hacken, .sw., sick, sich ärgern, zanken.
Vgl. hacksen.
Hackenleder, n., in Schuh und Stiefel
das innere Hacken- oder Fersenstück,
264
Hackenschar — Haffgericbtstag.
das Afterleder, das sieh* um die Ferse
schliefzt.
Hackenschar, Pflzn., s. Mill.
Hackepack, n., s. Hack.
HackSy m.j Schlag, und zwar ein kurz
hackender. Er gab ihm einen Backs.
Ihm einen Hoch versetzen. Dat wor en
Dütoek Hoch! Carm, nupt I, 282, 4.
Einen Hack» abbekommen. Einen Racks
voeghabeny zunächst einen Schlag weg-
haben; übertragen: einen körperlichen
Fehler sich zugezogen haben, in üble
Nachrede gekommen sein. Sprw. I,
1435.
hackschen, sto., grobe Zoten anreilzen,
ausfuhren; frivoles Zeug reden, pbscöne
Witze machen. Dönh. Sperber, 14:
hakschen. Davon Hakscher.
Hacksei, Häcksel, m. u. n., von hacken^
da das Stroh mit hackendem Schnitt
zu Häcksel zerkleinert wird. Er ist im
Häcksel ersoffen^ spurlos verschwunden.
Häckselche pusten^ als Sylvesterabend-
Belustigung. Es kommt darauf an, ein
Geldstück mit dem Munde aus einer
mit Häcksel gefüllten Schüssel zu neh-
men. Hennig, 94, der auch noch
Hackeüade und Hackelmesser aufiführt.
Vgl. Grimm, Wb. IV 2, 108.
hacksen, sw.^ von Hacksy schlagen,
doch kurz und leicht. Kleine Kinder,
die „lose Hände^ haben, hacksen. Sche-
mionek, 15, Aaa;«n:dnrchleichte Schläge
necken, Böses nachsagen.
häddem, sw. 1. hadern, an einander ge-
raten. Davon verhäddern, sichj sich er-
zürnen, entzweien. Se war met ehrem
Mann sehr verheddert. Schaltj. 1, 441.
2. verwirren: die Fäden sind verhädderty
sie sind verwirrt. Vgl. habbem.
Hadebär, m., s. Adeb&r.
Hafdom, Haftdorn, Pflzn., Weiden-
blättriger Sanddom, Hippaphae rham-
noides L. Hagen, 1038.
Haff, n., die beiden grofzen SüEe-
Wasserbecken (kUrisches und frisches
Haff)y welche von der Ostsee durch
die Nehrungen geschieden sind. Haff^
die niederdeutsche Form des Wortes,
ist jetzt zur allgemeinen geworden;
die hochdeutsche war in früheren
Jahrhunderten Hab^ Haab. Das eine
ist das frische oder preussche Haab.
Waissel, Chronik (1559) la. Die schiff-
ten durch das Haab. Schütz, PreuTzen,
20. Waissel, a. a. 0., schreibt auch
Hav: aus der See hat es (Preulzen) zween
schone Einflüsse in das Land, die werden
Hcujtbe oder Haive genannt, da nemlich
die Schiffe in das Land ein und aus-
laufen. Im deutsch -preuf'z. Vocabu-
krium ist das altpr. mary mit Hab =
Haff übersetzt (Voc. 65). Hennen -
berger hat schon Haff: Es sol auch
die frische Neerung in dieser zeit, durch
solche starcke Nordenwinde auffgetrieben,
denn zuuoren kein Haff allda, sondern
lauter See gewesen sein soü: A. a. O.
S. 363; s. auch S. 413. Ost&ies. ist
hef derjenige Teil des Meeres, der sich
zwischen der Küste und den Inseln be-
findet, oder als Wattenmeer die Küste
des Festlandes wie ein Gürtel umfafzt
und einschliefzt; die offene See wird
niemals hef, sondern im Gegensatz zu
diesem stets se genannt. Doornkaat
Koolman, Wb. H, 54a. Ags. heaf,
isländ. und schwed. haf dän. hav Meer.
Haff als Name für das Land an einem
Haff tritt nicht auf. Grimm, Wb.
IV 2, 126 f. Zur Bezeichnung groGsen
Durstes: Ich mochte das Ha ff aussauf en.
Sprw. I, 1438.
Haffgerichtstag, m. Zum Verfahren
bei Fischereikontraventionen sollen monat-
lich vnderkehrende Haffpolvsep-Oerichts-
tage {Haffgerickbstage) bestimmt und die
Orte, an welchen sie zu halten sind, von
Hailkraut -« Hagen.
265
der Regierung bekannt gemacht werden.
Fisch.-Ord. f. das kur. Haff; §§ 66. 67.
69 etc.; f. d. fr. Haff § 71 etc.
Haffkraut, n., Pflzn. Nach Bock, Nat.
U, 168, die Seeeiche, (^uercw marina^
„welche auf der stürmenden See vor
dem Bernstein hergehet,^ also der ge-
meine Blasentang, Fucus vesiculasus L.
Nach Mühling das gemeine Seegras,
Zoatera marina. Hennig, 93. Vgl.
Blumenstein und Fiizelband.
Hafhnist, 97»., Mist, Dünger aus dem
Haff: das in Verwesung übergegangene
Haffkraat. Der Haffmist wird in denen
Gegenden^ die an beyden Haffen liegen^
aufzer dem Stalldünger^ am nützlichsten
befunden. Bock, Nat. XU, 684.
HafhnSve, /., Latus. Allgemeiner
Name für die Möven und Meerschwal-
ben. Zeigen sie sich im Lande, so kün-
den sie Sturm an. Haffe. Ostsee. Bock,
16. Hennig, 93. Am Drausensee
heifzt nur die schwarzköpfige Möve,
Z/aru8 rtiefi6und[us, Haffmöve. Mühling,
Tiem., 171.
HaffmUcke, /., kleine Mücke am Haff.
Nach den Mücken am frischen Haff
heifzen die Bewohner von Fischhausen
(s. d.) Mückenspritzer. Vgl. Fiscbfrafz.
Haffpadde,/., Seehase, Seekaulbarsch,
CycUypteruslurnpusL, Mühling, Tiem.,
172. Nach Bujack, 396, gilt dieser
Name für Helgoland, auch Benecke
führt denselben nicht auf. Hier zu
Lande heifzt der Fisch nach Bujack
a. a. O. Hogeriump.
Haffpäpke, m., das Haffpfäffchen, klei-
nere Gattung des Wasserhuhns, Fulica
atra L. Mühling, Tiern., 172.
Haffsack, 97»., Netz aus zwei Flügeln
und einem daran hängenden Sack mit
drei bis vier Bügeln und einer oder
zweiinkeln. Jeder Flügel ist 2 V4 Klafter
lang und 1 Klafter hoch. Netze von
dieser Grdfze heifzen hohe Haffsacke^
auch Brassensdcke; die niederen Haff-
sacke y auch Orundsdcke^ sind in Sack
und Flügel nur 4 FuTz hoch, und haben
die Flügel nur eine Länge von 1 Va bis
2 Klafter. Die Maschen in den Flügeb
beider Sackarten dürfen nicht enger als
3 Zoll im Quadrat und in den Säcken
(Metritzen) nicht enger als 1 Zoll im
Quadrat sein. Fisch.-Ord. f. d. fr. Haff,
§ 29. Der auf dem kur. Haff benutzte
Sack(j?ajf<a(;Ä;)heiizt gewöhnlich Wenter
(s. d.).
Hafke, Hawke(a = ä), m.^ Habicht;
auch Raubvogel überhaupt. Ags. heafoc^
hafoc.^ engl, hawk^ holl. havik. Vgl.
Grimm, Wb. IV 2, 91. Sprw. I, 1835.
Wt de Häßes on de Rawe Feie se
daräwer her. Ward. Bür, 4, 1. Wie
ein Häfhe hinter etwas her sein. Boawn
jecht (jagt) sick HoafK on Schwalm^
ünjgen (unten) rept de Wachtel luud.
Dorr, 39. Hafke, Häfke, HSnerdew!
Volksr. 57, 220.
Häfkeklau', /!, Habichtsklaue; ein
Schnaps, der tüchtig kratzt.
Haftdorn, Pflzn., s. Hafdom.
Häge,/., Schutz, Sicherheit, Behagen,
Ruhe, Frieden. Er läfzt fnir keine Hage,
Hennig, 93.
hagelneu, pltd. hagelnU (a = a), adj.y
neu, vne der frisch gefaUeue Bagel.
Onn denn baut he schraats der Nas^ nach
een hagelneies Schlo/z. Schalt). 1, 439.
S. funkelhagelnagelneu.
hagelweifz, pltd. hageiwitt (a » a), adj.y
weifz wie Hagel. Man hört auch hdgel-
Xr2tfeun^, hagelkreide weifz. Hennig, 92.
Hagen, m., aus Hag, gehört zur deut-
schen Wurzel hag schlagen, stofzen,
stechen, und ist (vgl. Grimm, Wb.
IV 2, 137) die nächste Bedeutung von
h>ag: die aus geschlagenem Holze her-
gestellte Umfriedigung, Zaun. Daher
266
bagen — HahnenBohrioht.
Hagen 1. Grehege, Zaun. 2. in Forsten
das Jagen, Waldgehege, dies auch 6e-
hage. SchnarUngs Qehage in der War-
nicker Forst (ßchnarling kleines Gat
im St-Lorenzer Kirchspiel, Kr. Fisch-
haasen). 3. Yerhan, Yerschanzang.
Heinrich von Wida der dritte Landt-
meister in JPreussen zog mit grosser
macht auff Samlandtj aber die Samen
hatten ein starcken Hagen von grossen
Beumen vnd ricken. vom Seestrande an
bis in das frische Haff gemacht^ den
durchhieben, die Brüdery sprengten in
das Lfandty branten vnd mordeten, miüer
weil samleten sich die Samen^ machten
den Hage vAder^ vnd warteten alda des
Meisters etc, Hennenberger, 413. Der
Hagen auf der karischen Nehrung, vom
Ufer des Haffis bis an den Strand der
See reichend, war ßus mächtigen Baum-
stämmen und Strauchwerk errichtet
und diente den Samländem zum Schutze
gegen die von der Memelburg aus sie
verfolgenden Ordensritter. Voigt, Gesch.
Pr. III, 108. Passarge, Balt, 44.
hagen, sw,^ hegen, umzäunen, durch
Umzäunung schützen. Hennig, 93.
S. hegern.
hagen (a kurz), str., spotten. Sich
hagenj sich hämisch über eines andern
Nachteil freuen. Stalluponen. Marold.
haggem, seo. 1. hakend hängen blei-
ben, sich anhängen. An den Domen
des Strauches haggem bleiben. Fäden
haggem an Kleidern an. 2. losen,
schwachen Zusammenhang haben. Der
abgequetschte Finger haggerte nur nach
an der Hand. In beiden Bedeutungen
anhaggerriy sich anhängen; lose befestigt
sein: das ist auch nur so angehaggert.
3. im Fortgange stocken. Eine schlechte
Maschine haggert alle Augenblick, steht
sehr oft still. In allen drei Bedeu-
tungen auch hakem. Hennig, 94. In
Liv- und Estland in der letztem Be-
deutung hackem. Hupel, 87. YgL
hapern.
HägereHer, m., Hägebereiter, Wald-
bereiter^ Waldwächter^ Buschwächter;
Yon Hag^ Hagen. Unweit Memelj wo
mein Mann als Hdgreuter monaüich
3 Rubel etc. hat. Soph. R. VI, 384.
Hägster (a lang), m , s. Heister.
Hahft, /., Wiege, Kinderbett über-
haupt; nach dem Schlummergesange:
hahahd! ,Komw! in die Hahä. In die
Haha gehen; nach Treichel auch: In
die Baba gehen. Vgl. ^chuichu, Wiiche.
Hahnchenbier, pltd.Hankeb&r (a»"d), n.,
junges Bier, dem der Beisatz von Hopfen
fehlt und das daher süfz schmeckt.
Nach Mühling auch Meusch, Werz. In
Liy- und Estland auch Hahnchen.
Hahnchenfllhrer, m., s. FMhnkefUhrer.
Hahnenlcammldee, m., die angebaute
Esparsette, Hedysarum onobrychis L.
Dies vorzügliche Futterkraut heifzt bei
uns auch Heiligheu. Hagen, 764.
Hahnenidötchen, Pfizn., Gemeiner Spin-
delbaum, Bjoonjfmus europaeus L. Ha-
gen, 259.
Hahhenkorn, n., Mutterkorn, Entartung
des Kornkernes zu einem zapfenartigen,
auizeti schwarzen Körper; auch Hunger-
kom, Komzapfen.
HahnenJoilh, m., Zeit des ersten Krä*
hens des Hanshahnes. EriatumHahnenn
kräh aiusgefahren. Hennig, 326. Auch
HahnenIcrOg; mnd. hanenkrät^ -kracht.
Mnd. Wb. II, 187 a.
Hahnenpfote, pltd. HanepOt (a »> d), /.,
dem ELahnenfuIze ähnelnder, winkel-
artig zusammengeknoteter Strick an
Fischemetzen, woran die Bott- oder
Treibleine befestigt wird. Sie heifzt
auch Schlricer. S. Benecke, 339.
Hahnenschricht, m., Hahnenschrei; zur
Bezeichnung eines kurzen Zeit- und
HahnenBehritt — Hakenstein.
267
Wegmafzes. De Dag os cdl e Häne-
schrocht länger^ der Tag hat am die
Dauer eines Babnenschreis zugenommen.
Et 08 man e Häneschröcht tfyit^ nur so
weit, als man den Schrei eines Hahnes
hören kann. Vgl. Hundeblaff.
Hahnenschritt, 971., Schritt eines Hahnes,
zur Bezeichnung eines geringen Zeit-
mafzes, wie Hahnensckncht, Denn die
Sonne erleuchtet über unaem Horizont
die Luft gleichsam mit dem Tages^IAckt^
wenn sie noch 18 oder 20 Orad^ welches
ein ziemlicher Hanenschritt heifzen mag^
unten ist Linem., A3b. Der Tag
hat einen Hahnenschritt zugenommen.
Sprw. I, 1449. Bock, 17.
HahnkefUhrer, m,, s. FahnkefUhrer.
Haibftk, /., s. Heibftk.
Häkel, Häckel, m., auch Häckelung, /.,
dicht gestricktes Schlufzende, hinterster
Teil an der Metritze oder dem Sack des
Netzes. Der Gebrauch des Häkeis ist
bei allen Sommerfischereien verboten.
Fisch.-Ord, f. d. kur. Haff §46; für
das fr. Haff § 20. Benecke, 315.
Sperber, 14. Vgl. Windegam.
Hakeltakel, Medik., s. Hackemtackem.
haken, sw. 1. mit einem Haken fassen,
fest greifen. 2. hängen bleiben wie an
einem Haken. Er ist haken geblieben^
bei dem Verkehr mit einem Mädchen,
ist ihr Bräutigam geworden. 3. nach
Mühling im Ermlande auch kratzen,
also mit den hakenartigen Fingerkrallen
bearbeiten.
Haken, pltd. Hake (a = a), m. 1 . Land-
spitze, holL hoek. An der saniländi-
schen Ostseeküste, aufzer BrOsterorty
der Alknickenschcy Wangkrugsche^ La^
pehnensche Haken, 2. lange, schmale
Untiefe, die sich vom Ufer landspitzen-
artig weit in das Haff erstreckt. Am
frischen Haff: Kaddighaken^ Mövenhaken^
Lehmberghakeny Rapenhaken; am kuri-
schen: Pferdehaken. Die Fischer des
kurischen Haffes nennen den Haken
auch retgas == Hom. Hier stürzt ein
Berg kopfüber in das Haff und wird
zu einem Haken. Passarge, Balt, 225.
Doar legende Hoakesvon Jungfer (Ortsn.),
voll Seesen^ Schölp on Somp . , . op ere
Hoakes hebben se Wild de HöU on FöU.
Dorr, 28. 3. Malz fär eine Acker-
fläche von 20 Morgen kulmisch (vgl. I
Kölmer\ nach Hennig, 94, Hakenhube,
pltd. Hdkehöwy zum Unterschiede von
der Dorbhube, pltd. Derpshöw, welche
30 Morgen enthält. Drei Haken machen
zwei Huf en. Landesordnung von 1307.
Bock, Nat. I, 688. Über den Haken
als Ackermafz in Liv- und Estland s.
Hupel, 84ff., Sallmann, 47. 4. kleiner
Pflug (s. das folg.).
Haken, n., den Acker in die Quere
pflügen, was mittelst eines Hakens ge-
schieht, der als Karrhaken auf Rädern
geht und durch Zugvieh in Bewegung
gesetzt, oder als Handhaken von Men-
schenhand geführt wird. Preufz. Mark.
Niederung. Vgl. Bock, Nat, HI, 959.
1024.
Hakenbude,/., Hökerbude, s. Bude.
HakenbUdner, m.^ Inhaber einer Hakens
bude.
Hakenhube, pltd. HakehOw (a = d), /.,
s. Haken.
Hakenlachs, ?n., s. Lachs.
Hakenstein, m., an einem Holzhaken
befestigter Stein, der bei der Eeitel-
fischerei auf der Treibleine bis zur
Bottleine herabgleitet, um den Eeitel
auf dem Grunde zu erhalten. lit. uszlei-
kis. S. Benecke, 340. Bei Vermei-
dung derselben Strafe (50 Thlr.) dürfen
an der Treibleine aufzer den sogenannten
Hizkensteinen keine Steine oder Holz-
späne befestigt werden. Fisch.-Ordn. f.
d. fr. Haff § 22.
268
H£ker — Halbecboke.
HSker, m., Höker, Höcker, Hocke,
Hocke, Eleinhändler. Besorgt eine Frau
das Geschäft, so heifzt sie Häkerin, pltd.
Hakersche.
HSkergasse, /., StraTze in Königsberg,
in der Haker wohnen, mehr noch wohn-
ten. In Danzig ebenfalls eine Häker-
gassey in der Ton den sogcD. Bergen-
Fischhökem die Torz&glich aas Bergen
in Norwegen kommenden Stockfische
yerkaaft worden.
hakerig, o^?'., was Haken hat, hakt,
hängen bleibt; nicht recht yorwärts
will. YgL haggern.
hakem, 9w., s. baggern.
hSkern, mo., das Geschäft eines Haken
treiben, in kleinen Posten verkaufen.
Er hakert mit Holz. Bildlich: mit seinem
Vorräte an Efzwaren, Getranken etc.
sehr sparsam umgehen.
hakschen, sw., Hakscher, m., s. hack-
schen.
Häkwerk, n., Hökerei. Er fängt ein
Hcuickwerk an^ legt eine Hökerei an.
Danzig. Klein I, 175.
Halbander, m., Halbbier, nach Bock,
16, und Hennig, 94, ein Getränk halb
Bier, halb Schemper, ans Bier und
Tafel bier gemischt; an anderen Orten
soll es Cofent^ auch Mmterhier genannt
werden. Stein, Peregrinus UI, 3:
Halwander vel Halbander. Schemio-
nek, 2: Aboander.
Halbbressen, m., s. Gieb.
Halbbrader, pltd. Halfbröder, m.^ zu-
nächst Stiefbruder, dann aber auch
Cousin, Vetter. Wi sönd Halfbroder
(Cousin und Cousin) — Halfgeschwöster
(Cousin und Cousine) — Hal/schwestre
(Cousine und Cousine), onse Vddersch
wäre Broder, Sperber, 14.
Halben, m., ein halbes Quart. Wenn
er vier Schillinge zum Halben Bier er--
bittet, Mujz er r^ch Redner-Kunst fiinf
viertel Stunden flehn. Carm. nupt. II,
199 c.
balbfein, adj.y s. Brot
Halbfisch, m., der Bressen, weil er
zunächst der Länge nach getheilt —
gerissen — wird. Vgl. Reibfisch. Nach
Hennig, 326, der Plattfisch, Seiten-
schwimmer, Scholle, Pleuroneete». So
auch Grimm, Wb. IV2, 200. Nach
Mühling, Tiem., 172, der kleine, halb
ausgewachsene Bressen. Die grofzesten
von den QiAen nennet man in Preuuen
auch Halb/tsche^ noch öfter aber beleget
man mit diesem letzten Namen die klei~
nen magern Brassen. Bock, Nat IV,
681.
Halbgam, n., kleines masurisches Som-
mergam, poln. pui niewodak.
Halbgeschwister, j9/t«r., Stiefgeschwister,
aber auch Cousin und Cousine. S.
Halbbrader.
halbgrob, adj.^ s. BroL
HalbhUfner, HalbhUbner, m., Besitzer
einer halben Hufe. S. HUfener.
Halbjungfer, /., halbe Jungfer, halbes
Fräulein, dienendes Mädchen, das höher
als die Magd steht, Kammermädchen.
Bock, 16. Hennig, 95. Jetzt Stuben-
mädchen, Kleinmädchen.
halbpart, pltd. halfpart, ado., auf die
Hälfte geteilt, zu gleichen Teilen; aus
dem lat. pars. Halfpart^ öck stä 6k mot
an^ zur Hälfte, ich stehe auch mit an,
ich beteilige mich auch!
Halbschein, pltd. Halfschfn, m.^ Halb*
rasse, Mischling. De Mutter os e Neger'-
sehe, de Dochter ös e Halfschtn, die
Mutter ist eine Negerin, die Tochter
ist eine Mulattin. Königsberg.
Halbschulze, m., Stellyertreter des
Schulzen. Eurische Nehrung. Jedes
Dorf hat seinen Schulzen und Halb-
schuhen (^Stellvertreter), und in Rossiten
thront gar ein Rentmeister^ der zugleich
Halbschwester — Hambott
269
Ober/ischmeiater^ cdso Herr ist zu Wasser
und zu Lande. Passarge, Bali,
191.
Halbschwester, pltd. Halfschwester, /.,
Stiefschwester, Cousine. S. Halbbruder.
Halbwagen, pltd. HaKwage, m., Wagen
mit halbem Yerdek, vorne offen.
halbwfigSy halw§g, ocfe., einigermaizen,
ziemlich. Dat os halbwegs got^ es ist
alleDfEdls gat, eigentlich: auf halbem
Wege znm Guten. Bk geit allwedder
hahoegj sagt der Genesende, auch: Öck
st allwedder halweg. Ich bin zufrieden^
wenn er nur halwrge ßeifzig ist De
Franzas versteiht m§t sienem Degen hall-
wegs omtogahnen. Dorr, 1. Wiew., 38.
balbworbch, pltd. halfwOrtsch, adj,^ mit
halbem Wort, unverständlich, mangel-
haft reden, eine Sprache schlecht
sprechen. Kannst du polnischf Nicht
viely so halbwortsch,
Haie, Hfile, /., Bretterkasten auf Ar-
beitswagen und Arbeitsschlitten; daher
Haiwagen, Hätochliiten. In Franken Etile;
der Stamm ist hohi; Island. fieUir
Höhle; hierher gehört auch Häüer,
Heller (s. d.). Kartoffelhäle, /., Häle,
Beh<er zur Aufnahme von Kartoffeln
bei der Ernte. Hennig, 100.
Hälftehen, pltd. HSIftke, n., Hälfte eines
Ganzen; als Mafz die Hälfte der halben
Metze, also eine Yiertelmetze. Heft
man dat woU jemals gesehn ^ Tiegen
Groschen dat Hälftke Mehl, Lied. N.
Pr. Prov.-Bl. a. F. IV, 159.
Haling, m., der Zugwind im Ofen.
Vielleicht von Hall Schall, den ein
Ofen mit gutem Zuge hören läf'zt.
Halles, Hallasi, m., Unbequemlichkeit,
Beschwerlichkeit, Mühe, Verdruft. Wat
ock Tnot dei Geschichte /er e HcUlast
hebb^ os gär nich tau segge. Samland.
Dat mäkt mü HaUas. Elbinger Ndrg.
Halleluja, Pflzn., gemeiner Sauerklee,
Oaalis acetoseüa L, Hagen, 481.
Häller, Heller, m,. Hälter, Behälter fQr
Fische, Fischkasten, doch gewöhnlicher:
kleiner Teich. Vgl. Häle.
Hals, m, Hals dwer Kopp^ Hals über
Kopf, in grofzer Eile, in überstürzter
Weise.
Hälschen, pltd. Hälske, n., Dem. von
HalSj eigentlich also kleiner, zierlicher
Hals; doch ausschliefzlich Vorhemde,
das den Hals umschliefzt und die Brust
deckt, Chemisette.
Halsel, HalssU, Halss&l, n. u./., Hals-
koppel; Säly Siele (s. d.), die um den
Hals gelegt wird. Hennig, 95: Hals-
seUe.
halsen, sw. Auf dem Schaar an-
gelangt^ halsen die KähnCy legen sich
neben einander. Halsen hat hier die
Bedeutung: Hals an Hals legen; sonst
versteht man unter Halsen^ plur.j die
Taue, womit man die unteren Ecken
der Segel spannt und festhält. G r i m m ^
Wb. IV 2, 256. Breusing, 19.
Hälschlitten, m., Schlitten mit einer
Häle (&. d.).
Halssäl, n. u. /., s. Halsel.
halten, st^ stark und fest sein, aus-
dauern. Die Stiefel halten gut Sich
halten^ sich gut konservieren. Sich zu
einem halten^ ihm anhangen; sich bei
einem (Geistlichen) halten^ seine Kirche
besuchen, bei ihm zur Beichte und zum
Abendmahl gehen. Sich mit einem
(einer) halten^ geschlechtlichen Verkehr
mit jemand pflegen. Sprw. I, 1453.
Bock, 17. Hennig, 95.
halterdequalter, adv., s. talterdequalter.
Hälwagen, m.^ Wagen mit einer Hole
(s. d.).
halwfig, adv.j s. halbwegs.
Hambott, Hambotte, /*., Hambutte, Hage-
270
Hamen — Handkahn.
hatte, Fracht des Hagedoms; aachiZosa
viüosa and Rosa canina L, and deren
Fracht. Hagen, 521. 523. Sperber,
14.
Hamen, ^., Netzsack zwischen ge-
kreazten Stäben aasgespannt, die an
langer Stange befestigt sind, eine Art
Kritnetz (s. d.), besonders auf tieferen
Binnengewässern gebraacht. Beschreib
bang and Abbildang in Benecke, 365 f.
Mhd. hume^ ham^ ahd. hämo = Angel-
rute, Angel, aas dem lat. hamv» Haken,
Angelhaken, Angel. Weigand I,'646.
Hämer, Pflzn., gemeines Pfeilkraat,
Sagittaria sagüH/oUa L. Drausensee.
Mühling.
Hamf, m.j s. Hampf.
Hamm, m., der Teil der Sensenklinge,
der in den Sensenbaam eingeschlagen
wird. In Hessen ist die Hamme das
Qaerholz am Sensenwarf („Haferge-
stell" in Niederhessen), in welches die
zam Fassen der Gptreidehahne dienen-
den Stäbe eingefügt und; aach das
Eisen an der Sense selbst, mittels dessen
der Sensenwarf an die Sense befestigt
wird. Vilmar, 147.
hamm, interj.^ nachahmend den Ton,
der darch das Zasammenschnappen mit
den Lippen entsteht. Er kann nicht
hmm flicht hamm sagen — Tor Blödig-
keit) Beschranktheit etc. ham! meist
verdoppelt: ham! ham! ist in Hessen
Zaraf an kleine Kinder, darch welchen
sie vom Betasten von Gegenständen,
die sie nicht berühren dürfen, abge-
halten werden sollen. Vilmar, 147.
Hammelinski, m, Hammelbraten; von
Hammel mit poln. Endang. Trei-
chel.
hammschen, sw.YonJuimm^ schnappend
nach etwas greifen. Der Hund hammscht
nach dem ihm zugeworfenen Bissen.
Aach hampschen. In Posen hamfzen.
Bernd, 89.
hampeln, sw.y mit Händen and FuGsen
angeschickte Bewegungen machen. Die
aas Pappe (froher aus Holz) gefertigte
Ziehpappe, welche um die Weihnachts-
•zeit auf dem Markte ausgeboten wird,
nennt man Hampelmann. In Hessen ist
der Hampel ein Einfaltspinsel, unge-
schickter Mensch; in Bayern HdmpeL
Vilmar, 147. Schmeller II, 197.
Hampf, Hamf, w., gemeiner Hanf, CVin-
na&t8 saiAoa L. Hagen, 1039.
Hämpinne, /., die weibliche Pflanze
des gemeinen Hanfes, Bock, Nat HI,
569.
Hämpöl, n., Hanföl? Einem Hamp-
öl geben — ihn mit Hämpöl schmieren^
ihn mit einem Tauende durchprügehi.
Seemannsausdruck. Dzg. Sprw« I, 1.
hanbuchen, adj.^ hainbuchen; über-
tragen: derb, grob, knorrig, nach Sche-
mionek, 15, robust, ungeschickt.
Handel, w. jüd. Vom., s^ Hende.
Handf^te, /., Tlrkonde, durch welche
Rechte Einzelner oder ganzer Gemein-
den unverbrüchlich festgestellt wurden.
Die Handfeste von Königsberg — Dan--
zig — Thom — Elbing — Ctihn. Im
Jahre 1233 ist ersüich die Oidmiseke
Handfeste . . . gegeben. Schütz,
Preufzen, 18. Und fischten (die Bauern
zu Passenheim) nach dem laut jhrer
Handtfest Hennenberger, 343. Bei
Jeroschin: dt pebstlichin hantoestin
(Bullen). 8a. Pfeiffer, 171. Vgl.
Grimm, Wb. IV 2, 387. Brem. Wb.
H, 586 f. Hennig, 96.
Handhaken, m., s. Haken.
Handkahn, m., Kahn mit flachem Bo-
den, der durch äandruder bewegt und
gelenkt wird, lit. walUle^ daher auch
Waltelle, /. Gröfzere Handkähne fgh-
handlich — Hans.
271
ren auch Segel. Eine kleinere Sorte
Handkähne auf dem kar. Haff heüzt
lit Lutas^ nach Nsslm. Wb., 376b, ur-
sprünglich = Lowe.
handlich, adj,y leidlich, ziemlich, mit-
telmäTzig gut. Die SchUtAahn ist noch
handUcky d. h. möglichst gat. Es gekt
noch 80 handUchl antwortet man auf
die Frage nach dem Befinden. Hen-
nig, 96.
Handmangel, /., Mangel, Glättrolle
for Wäsche, die darch die 'Hände be-
wegt wird.
Hand|rferd, pltd. Handpfird, n., Pferd,
das vom Sattelpferde rechts geht, das
der Kutscher zur ^'echten Hand hat.
Hennig, 96.
Handplack, m. 1. Plack, Fleck auf der
Hand. 2. SchmiTz, Rutenstreich, Hieb
auf die Hand. Bock, 17. Hennig,
96. Lit. pWeUy pldkti schlagen, peit-
schen, mit Schlägen züchtigen. Nsslm.
Wb., 304a.
Handschke, Hanschke, m. u. p^., Hand-
schuh. So wahr as dit miene Handschr-
ken 8§nd. Dorr, 1. Wiew., 9. Brem.-
nds. handsken^ hansken^ Götting. flan-
schen, dän. hanskcj isl. handski, holl.
handschoen.BTem.^h,n^b90. Schamb.,
74a.
handschlagen, st, mit Gebärden die
Hände bewegen, gestikulieren. Da sitzen
oft ein Haufen Weiber, reden und handr
schlagen, und reden, toovcnf Soph. R.
HI, 193.
Handwerk, n., geschenktes. Die wan-
dernden Gesellen eines geschenkten Hand-
werks (Müller, Schmiede, Fleischer)
haben das Recht, von den Meistern
ihres Gewerbes ein bestixnmtes Reise-
geld, zur Zeit einer Mahlzeit diese
und abends noch ein Nachtlager zu
fordern.
hangelbaiUg, bangbasUg, bankelimstig,
adj^ hängend, lang und schwankend,
ohne Halt. Die schwanken, herab-
hängenden Aste der Hängebirke sind
hangdbastig, Lose, weite Kleidungs-
stücke sitzen hangdbastig, hangbastig.
Bäume, die schlank und geil aufjge-
schossen, junge hochgewachsene Men-
schen sind hankelbasiig. Alte Zugtiere,
die schwach und schwerfällig wurden,
nennt man hankelbastig: de 61 Os ös 6k
schon so hankelbastig. Samland. Fried-
land Ostpr. Elbing. Li Estland ha^äyn-
gebastig zerlumpt, abgerissen. S all-
mann, 75 b.
HMngels, plwr., s. Hangelten.
Hangelstube, /., kleines Zimmer im
zweiten Stockwerk, welches in den Flur
hineingebaut ist, so, dafz es gewisser-
mafzen darin hängt. Dzg. W. Seidel,
30. Ebenso in Elbing. Schemionek,
15. Hennig, 78, hat, wohl fehlerhaft,
Gangelstube. Im Brem. Wb. 11, 590:
Hängelkamer, Gallerie oben in den
Häusern, welche zu den Zimmern füh-
ret^ und wo das Gesinde zu schlafen
pflegt. Mpd. Wb. n, 188b: hängel-
kamer.
HMngelten, /. u. plur., Ereuzhölzer,
welche über die First des Strohdaches
gehängt werden und diese zusammen-
halten; von hangen hängen. Hennig,
326, schreibt HengeUe. Sie heifzen auch
Hängeis und Kappeln.
Hängenetz, n., s. Senknetz.
hangrUckig, adj., mit hangendem
Rücken; von einem Pferd, das lang
geschlossen ist, sich schlecht füttert
und nicht rund wird.
hings, adv., s. finethängs.
hankelbastig, adj., s. hangelbastig.
Hans, m. Vom., Abkürzung von Jo-
hannes, wofür nach Hartwich, 54,
auch Haas und Jan, Hds auch in der
Gegend von Oonitz. Zu den zahl-
272
Hans op — Hspp.
reichen im Grimm 'sehen Wb. IV 2,
459 f. aufgeführten Verbindungen von
Hans mit ersonnenen Eigennamen seien
hier ergänzend angefahrt: Hans Danne-
berg (s. d.). — Hans Haberecht ...zu
hülfe genommen wird Jungfrau Optica^
mit welcher nicht gar zu viel ein Hanfz
Habrecht ml zu thun haben. Linem.,
T4a. — Hans Oberwttz. Zwar meint
Hans Oberuntz, es sei ein leichtes Wesen,
Wenn m^n mit Feder ^ Dinf und Schreib^
papier umgeht Carm. nupt I, 204. —
Hans PannkOk, Hans Pfannkuchen.
Gedanism. — Hans überall. Dannenhero
sich über den armen Astrologum lustig
machen Hans überall^ Marx Weifzling^
Lux Vierkant^ als wenn der Astrologus
alles Gewitter (Wetter) im Sack hatte.
Linem., D 2b. — Echt preufzisch sind
die beiden folgenden: Hans von Legitten.
Wer lügen wiU^ der lüge in die FemCy
so kann es Hans von Legitten nicht
merken. Pisanski, 22. Hennig, 37.
Sprw. I, 2479. Legitten, Kirchdorf im
Kr. Labiau. — Hans von Sagen, im Volks-
munde Hans von Sagen^ ein Schuh-
machergeselle zu Königsberg, der sich,
der Sage nach, in der Schlacht bei
Rudau (1370) rühmlich ausgezeichnet
hat und von den Schuhmi^hem Königs-
bergs noch heute mit Stolz genannt
wird. Sein Holzbild steht auf einer
Pumpe am Brandenburger Thor. Hen-
nenberger, 210. Hennig, 97. Sprw.
I, 1414.
Hans op! Hans, auf! Name für den
Springkäfer.
Hans, wat fragst du danau, Hans, was
fragst du danach, ünguentum contra
scabiem^ Kratzsalbe.
Hanschke, m., s. Handschke.
hänsen, sw.^ in die Hanse oder Hanse,
Genossenschaft, Gesellschaft, Zunft^
unter gewissen Gebräuchen, die jBdn-
mng au&ehmen. Das Hansen der Bett-
ler im preufzischen Bettlerorden geschah
folgendermafzen: Der Alteste der Bett-
ler, der die Taufe verrichtet hatte, nahm
eine Schüssel voll Bier, warf eine Hand
voll Salz hinein, und gab dem Getauf*
^^ Ml
ten davon zu trinken, den Überrest
golz er ihm über den Kopf, und nun
wurde dem gehänseten der zweite Na-
men aus den 48 Karten des Karten-
spiels zugetheilt. Seine beiden Paten
verehrten ihm zum Patengeschenk
jeder einen Dreypölicher (ohnge&hr
iVs gr. Preufz.), diesen muTzte er ein
ganzes Jahr lang entweder im Ohr
hängend öffentlich, oder wohl verwahret
stets bei sich tragen. Die geheimen
Bettlerorden in Preufzen. Preufz. Ar-
chiv 1793, 10. Vgl. auch Grimm,
Wb. IV 2, 465: hansen. S. kaisem.
hftpemy sw.^ stocken in der Bewe-
gung, nicht glatt fortkommen, langsam
vorwärts gehen. £k hapert. Es hapert
damit Hier hapert es. Ich sagte ihnen
aber^ dafz ich bei ihren Lehrern mich
erkundigen würde . . . Da wirds hapern,
sagte er; denn seit einem halben Jahr
besuch ich keine CoUegia mehr. Soph.
R. I, 416. . . . mit ihrer Jugendgeschichte
haperts. Ibid., 637. Das kommt daher,
weil es mit unsrer eigenen Sache noch
immer hapert. Ibid. H, 385. Davon
haperig, adf. u. adv. Wie jener Küster
van seinem Sohn sagte, der auch so
haperich gepredigt hatte. Soph. R. I,
324. Schwed. heifzt in der Rede stocken
oder stecken bleiben happla. A delun g
n, 971. Bock, 17. Hennig, 97.
Sperber, 15. Schemionek, 15.
Grimm, Wb. IV 2, 471.
Happ, Happe, Happen, m.. Bissen, so-
viel mit einem Male abgebissen wird,
das mit einem Zuschnappen ErCeifzte.
Ein Happen Fleisch^ womit soan jedoch
bappen — HAroscB.
273
auch ein kleines Stfick Fleisch be-
zeichnet, das einige Happen giebt. Auch
Haps. Beliebt ist das Dem. Häppchen^
Häppchen^ pltd. Happke. Qieb mir doch
ein Häppchen. Lät mt e Happke af--
Inte (abbeifzen). Hennig, 326. Sper-
ber, 15.
happen, sw,^ zuschnappen; auch hap-
sen. Ebenso in Bremen, im Gölting.,
in Pommern, in Estland. Brem. Wb.
11,594. Schamb.,74b. Dähn., 175a.
Sallmann, 32b.
happerig, adj.^ reizbar, streitsüchtig.
Natangen.
happig, adj.^ ^von happen, gierig, hab-
süchtig, mit Verlangen hastig zugreifend.
Man nich so happig! Ebenso in der
Altmark. Danneil, 75a'.
Haps, m, s. Happ.
hapschf, intery,, s. hepschl.
hapsen, aw.^ s. happen.
Harbsel, n., nach Henn ig, 98, Über-
bleibsel, das, nachdem eine Getreide-
lage abgedroschen, in den Winkel ge-
fegt wird. Vgl Harksel und Harfsel.
HArchen, plur,, kleine Säcke zum
Fischfange. Drausensee.
Hardel, /., Oberhaut am Flachs-
stengel.
harden, au;., härten, erhärten lassen.
De Botter härden- Dorr, 61.
h&ren, 8w., schärfen, dengeln: die
Sense durch Klopfen mit dem Här-
hammer auf einem kleinen Ambofze
scharf machen. Mnd. hdr und Aar-
hamer. Mnd. Wb. II, 205 ff. In Hessen
auch metaphorisch: durchprügeln: ich
hob ihn ordentlich gehört, Yilmar,
151. Hennig, 98.
Harfsel, n., das durch eine Getreide-
harfe geworfene und so gereinigte Ge-
treide.
Hargimke, (?), ein Rücken (Beet) des
Ackerlandes. Dzg. Nhg. Yiolöt, 100.
PrlaehUer, Wörterbuch I.
Hftrhammer, m., Hanmier zum hä-
Ten,
Harke, /., Rechen. Verwandt er-
scheint engl, harrow^ dän. harv Egge.
Ek war dt wUen, wat 'ne Hark es, ich
werde dir den. Standpunkt klar machen.
Elbing. Ndrg. Vgl. Sprw. I, 1492.
Grimm, Wb. IV 2, 478.
harken, 9W.j mit einer Harke arbeiten;
auch, wenn scherzweise Harke = Kamm
genommen wird, kämmen, ^k harkd
syn Haar so knius, as wie en Schwaalke-^
nest Carm. nupt I, 282. — aufharken,
den Boden mit der Harke lockern,
mit der Harke reinigen. — einharken,
mittelst einer Harke die Saat in die
Erde bringen. Nach Prätorius auch
s. V. a. sammeln, einaugsten, einernten.
Pierson, Matth. Prätor., 28.
' Harkenzinkef pltd. Harketink, /., Zinke,
Zahn einer Harke.
Harkenzinker, pltd. Harketinker, m.,
Bohrer zu den Löchern der Harken-
zinken. • *
Härksel, n., das mit der Harke auf
einen Haufen Gebrachte: Heu, Getreide-
halme etc. Vgl. Harbsel.
Harm, m. Vom., Hermann. Hart-
wich, 54. In der Dzg. Nhg. Harms.
Viol^t, 101.
härmen, sw.y sich, sich härmen, mit
trüben Gedanken quälen ^ sich dem
Grain, dem Kummer hingeben. Sock
härme on karme. Ygl. karmen.
Harmus, Pfizn. 1. ^Sumpf- Dreizack,
Triglochin palustre L, Hagen, 400.
Nach Muhling im Ermlande Sensen-
draht 2. Ackerschachtelhalm, Equise--
tum arvense L. Muhling. S. Dnin-
kelpfeife und Hfirmoos.
HArosch, n.y Lied nach eigentümlicher
Weise, welches beim Ackern den Pfer-
den vorgesungen wird; sie sollen nach
demselben nicht nur besser und mun-
18
274
Barren — hasdienu
terer, soodern sogar nach dem Takte
gehen. Marienbg. Niederung.
harren, sw.j in abkarren und anhar-
ren, raten, anspornen, ermantem, an-
reizen, mnd. harderiy herden. Mnd.
Wb. n, 206a.
Harres, m., Kleiderstoff, s. Rasch.
hart, adj, 1. sprindig; vom Wasser,
das aus der Erde quillt, im Gegensatz
zum weichen Wasser, Flufzwasser. 2.
laut, kräftig; von der Stimme. Er hat
eine harte Redt^ er spricht sehr laut.
3. dicht dabei, angrenzend, anstreifend.
Dat 08 hart am Perdstehley das grenzt
fast schon an Pferdediebstahl, ist die-
sem zu vergleichen.
hftrtagen, 9w.y s. haartagen.
Härtern, Hartreder, Pflzn., Blutroter
Hornstrauch, Comus sanguinea L. Ha-
gen, 175.
hartleibig, adj. 1. harten Leibes, ver-
stopft; 2. geizig, schwer zugänglich für
Hilfesuchende.
hartlich, adj, 1. härtlich, «ein wenig
hart. Das Quellwasser ist hartlich^ sei-
ner mineralischen Bestandteile wegen
zum Waschen und Kochen nicht ver-
wendbar. Das Bier ist harüich^ es
fangt an sauer zu werden. 2. strenge,
mit Härte. Hartlich fasten ^ einfach
gesalzene Speisen genieizen, ohne Zu-
that von Butter oder Milch.
Hartreder, Pflzn., s. Hartem.
hartschallg, adj.^ oft fälsch hchd. hart-
schäligj mit harter Schale versehen;
von Kartoffeln, Äpfeln etc.
Hartschlag, m, 1. Schlag des Her-
zens, Herzschlag. 2. Krankheit der
Pferde und des Yiehs, in der ihnen
das Atmen schwer wird. Hennig, 98.
hartschlaubig, pltd. hartschlQwig, adj.,
mit harter Schlaube versehen; von
Hülsenfrüchten. Vgl. Schlaube.
Hartspanni /., Herzspann, Herzge-
spann, Herzspannung, Yerschwellnng
unter den kurzen Rippen, Magenan-
schwellung, Mangenkrampf. In Pom-
mern auch Geschwulst zwischen den
Schultern. D ahn., 177b. VgLHexspr.
65 f.
Hfts, m. Vom., s. Hans.
Haschapischa, ^., kleiner Ackerwirt,
der vorzugsweise als Fuhrhalter Dienste
leistet; auch Hotkepit8cha(er); aus den
anspornenden Rufen: Ha, Hascha^ Hot
und Peitscher (von Peitsche) zusammen-
gesetzt. Frauenburg.
HBschen, n., zunächst Dem. von Hase,
1. Lederpolster, das die Schuhmacher
auf das Blatt des Leistens heften. Dat
Häske. 2. Die Haschen, Holzkloben,
HolzabföUe, welche die Arbeiter sich
aneignen. Hennig, 98. 3. das Fleisch
am Rückgrat der Rinder und Schweine,
das Märchen (s. d.). Li dieser Be-
deutung auch in Estland. Sali mann,
67 a.
Haschenbrot, pltd. Hftskebrot, Hasen-
brot, n., Brot, das den Kindern von
Besuchen oder aus der Stadt mitgebracht
wird. Ein Häschen, so wird erzählt,
hat^s für das Kind mitgegeben oder in
einem Verstecke zurückgelassen. Fremd
Brot — NcAers Brot — os Hdskebrot
Sprw. I, 466. Pippen pappen Hasen-
brot. Volksr. 132, 552. In der Alfc-
mark Häosk^nbrot alles Efzbare, das
den Kindern mitgebracht wird. Dan-
neil, 77b. S. absent.
Haschenschiefzen, n. Das Häschen, das
geschossen wird, ist die Holzklobe,
welche der Arhisiter bei der Anfuhr
des Brennholzes für sich bei Seite schafft.
Kgsbg.
Hascherlapp, m., Geck, alberner
Mensch. Samland. Mühling.
haschern, sw,, alberne Streiche trei-
ben. Yon haschenf Mühling.
Haschü — Haubenkobbenerche.
275
HaichQ, /., Dem« Haichuche^ pltd.
Haschukey die Wiege, das Bett; der
Schlaf, ön e Haichü gane^ zu Bette
gehen. NameDtlich zu KinderD. Mäk
Haschuke^ lege das Köpfchen an,
schlummre ein! S. Hahä.
haichOeiiy sw., schlafen. Komm ha-
schueUy mein Herzchen!
Hase, m.^ blanker^ Trinkart in der
Danziger NehruDg. Viol^t, 165. Ge-
naueres nicht angegeben.
Hase, m., Strumpf. Mnd. hase^ hose
Bekleidung der Beine und der Fulze.
Im Nd. hat sich später der Begriff des
Wortes verengt und hase bedeutet nur
Strumpf. Mnd. Wb. II, 305 b. Brem.
Wb. II, 601. Hennig, 98.
Haseleiche,/., Quercus Robur^ s. Augst-
eiche.
Häseling, Fischu., s. Häsling.
Hasellämmchen, n., Kätzchen der Ha-
sel. Es kann wahr mn, dafz der Bräu-
tigam aus der Seitenlocke seiner Perticke
ein Hasellammchen herauszup/te. Soph.
R. III, 241.
Hasenbrot, n., s. HaschenbroL
Hasenstricker , m, , Strumpfwirker.
Hennig, 98. Vgl Hase.
Hflsicefett, n., Häschenfett, wird in
den Apotheken als Heilmittel gefordert.
Es wird Schweineschmalz gegeben.
HBsling, m.^ Fischn., SquaUus leucis-
cus L. Auch wei/zer Dobel^ kur. balta
szapalas^ mas. jasz. Benecke, 139.
Nach Mühling, Tiern., 172, ÜKseling
und in der Gegend von Braunsberg
Lauben.
Hasp, Pflzn., Espe, Zitterpappel, Po-
pulus ti'emula L. Treichel, Yolksth.
Haspel,/, n. m.y die Garnwinde, Weife;
auch genauer Garnhaspel. So da/z sie^
um noch bleiben zu können^ den Haspel
nalvm und jene Arbeit (des Abwindens)
fortMizU, Soph. R. V, 188.
haspeln, mo, 1. aufwinden, weifen,
das Gespinnst in Gebinde und Stücke
bringen. 2. mit den Beinen ampefai;
von kleinen Kindern. S. abhaspeln.
3. schnell gehen, laufen. Grimm,
Wb. IV 2, 545.
Haspelstock, «n., eiserner oder hölzer-
ner Stock, auf welchen die Spule mit
dem Gespinnst aufgesteckt wird, wenn
dieses abgehaspelt werden soll.
Hassel, /., Hasel. Gode Morge^ gode
Morge^ min Hasselbusch. Yolksl. 243,
854. Ebenso Hasselnu/z, Hasselstock^
Hasselstrauch,
Hästem, n., Hastihn = du hast ihn
zu greifen. Greif spiel der Kinder, von
Hochdeutschen Greif chen genannt. Wi
wolle Hästem speie! He speit möt em
Hästem, er hänselt ihn, täuscht ihn.
Kgsbg. Die Mäuse jagen sich hier
Hästem y in einem unbewohnten, ver-
fallenen Raum, Hause etc. Vgl. Greif-
chen.
Haster, m,, s. Heigster.
hastig, adj. 1. eilig, in Hast. Hastig
laufen — sprechen — trinken, 2. er-
regt, eifrig, zornig, ungestüm. Er ist
ein hastiger Mensch — ist gleich hastig.
Hennig, 99.
Hastkopf, m., Kopf, der in Hast gerät,
leicht in Eifer und Zorn kommt; zur
Bezeichnung eines jähzornigen Men-
schen.
Hau, Hei, m., Schlag, Hieb; von hauen.
Es giebt Haue. Dat ging ömmer Hau
fer HaUy oder Hei fer Hei^ d. i. rasch,
schnell.
Haube, /., die breite Fläche der Axt.
Mühling.
Haubenkobbellerche, /., Hanbenlerche,
Alauda cristata. Sie heifzt auch Kapp-
lerche, Schubslerchcy Spitzkopf Strafzen-
räubeTy im Ermknde SpitznickeL Müh-
ling, Tiern., 172.
18*
27ff
Haubitze — Häuschen.
Haubitze, /. Er ist besoffen tme eine
Havbitz. Sprw. I, 445. Vgl. Kanone.
Haubuche, /., s. Heibuche.
hauen, sw.^ schlagen, prügeln; mähen,
das Getreide, im Gegensatze zu schnei-
den. Nach Hartwich, 348, wird in
den Werdern Korn und Weizen mit
Sichehi abgeschnitten, Gerste aber,
Hafer, Bohnen und Erbsen werden mit
Sensen abgehauen. In Ostpreufzen wird
bcHm Mähen allgemein die Sense • ge-
braucht.
Hauer, Häuer, m. 1. der da haut^
nämlich das Getreide mit der Sense,
der Mäher im Gegensatze zum Schnit-
ter. Die Schnitter werden besser bezahlt
ah die Haner. Hartwich, 349. 2.
die drei Sterne im Gürtel des Orion.
Dönh. Dree goldne Hauer boawen stoan\
Du sittst se op on nedder goan\ Dorr,
45.
Häufchen, pltd. HQpke, n., Häufchen,
Dem. von Haufe. Häufchen Unglücky
pltd. Hüpke Onfflock, schwächlicher,
elender, siecher, betrübter Mensch.
Sprw. II, 2757. Sperber, 15.
Haulclotz, m.^ ein Mensch, stämmig
und kräftig, aber auch ungeschickt wie
der Klotz, worauf der Fleischer das
Fleisch haut. Der Kerl ist ein rechter
Hauklotz.
Häunerbrink, Heunerbrink, HUhnerbrink,
n., eigentlich Hühnerstelle. Volkstüm-
liche Bezeichnung für Hünedgrab.
Westpi^."^ Treichel, prähistorische
Fundstellen in Westpr. Verhandl. der
Berl. anthr. Ges. 1880, S. 401.
Haupt, pltd. HSft, /!., Landspitze, Eap.
Hier kann man viele Schiffe seheriy die
sich sehr fleifzig Tag und Nacht ümbs
Haupt dei* guten Hoffnung drehen.
Carm. nupt. I, 59. Das Danziger Haupt,
Landspitze, an der sich die Weichsel
zum zweitenmale teilt Vgl. auch dei-
chen. An den Baffen heifzen diese
Landspitzen Haken. S. RixhSft
Hauptsiein, m.^ erste Sorte des Bern-
steins nach der General-Strand- und
Bernsteinordnung vom J. 1693. Bock,
Nat. II, 216. Vgl. Stein.
Haus, pltd. HQs, n. I.Hausflur. Klein
I, 188, und nach ihm W.Seidel, 30,
imd E. Förstem. führen Haus in die-
sem Sinne als ein der Stadt Danzig
eigentümliches Wort an; mit Unrecht,
es ist in Ost- und Westpreufzen und
weiter allgemein gebräuchlich. Vgl.
Grimm, Wb. IV2, 641. Daneben
gilt Hausraum. 2. Heimat, Vaterland.
Bt mt to Hvs, bei mir zu Hause, in
meiner Heimat. Wo bOst du to Husf
3. Er kommt mir so bekannt vor, aber
ich kann ihn den Augenblick nicht zu
Hause bringen, ich weife nicht, welchem
Hause er angehört, wer er ist, wie er
heifzt. 4. in den Folgen sich ein-
stellen. Wenn der Unwissende wüstej
dafz jeder Rausch ihm einst, wenigstens
im Alter zuhause kommt. Soph. R. III,
463 f.
hausbacken, part. adj. 1. Brot, das
zu Hause gebacken ist oder im Teige
zu Hause dem Bäcker vorbereitet wurde:
das hausbackene Brot, auch Hausbacken-
brot j n., im Gegensatz zum Bäcker-
brote. Vgl. Brot 2. übertragen auf
den Menschen: gewöhnlich, einfach,
simpel, ledern: ein hausbackener Mensch,
ein Mensch beschränkten Verstandes.
Hausbackenbrot, n, s. das vor.
Hausbestie, /., Bestie im Hause, zur
Bezeichnung eines recht bösartigen und
schlechten Menschen, namentlich eines
Weibes. Das ist eine Hausbestie. Auch
adjekt.: hausbest'ge Kanaille!
Häuschen, pltd. HQske, HUske, n., Dem.
HAuscbnnr — Hansmarke.
277
von Ecms. 1. der Abtritt, die Retirade.
2. das Eeroliaus des Obstes. Bock,
17. Hennig, 99.
Hauschnur, pltd. HauschnOr, /., eine
überaus lange und feste Sclinui* mit
zahlreichen Angelhaken zum Fisch-
fang in der See. Als Lockspeise wer-
den vorzugsweise Süter angesteckt^ da-
her auch Sütergam. Die Pomticheln
werden an unsem Küsten nicht mit
Netzen, sondern mit Hamen, welche die
Fische eine Hauschnur oder, auch ein
Suitergam nennen, gefangen, Bock,
Nat. IV , 705. ... und von Jacobi bis
Mich, was etwan grober Fisch wäre, so
ußn Hauschnur gefangen vnrd, das
Schock zu 15 Gr. Pr. Haff- u. Fisch.-
Ordnung von 1640: Ibid., 697.
hausen, pltd. hDse(n)y sw., von Haus.
1. wohnen: sich aufhalten, wirtschaften;
zusammenleben. Hei ward ht nich lang'
hüse, er wird hier nicht lange wohnen,
aushalten, sich aufhalten. Dei heft
schleckt gehiisty er hat schlecht gewirt-
schaftet^ seine Wirtschaft übel geführt.
Mit dem läfzt sich gut hatisen, gut ver-
kehren, zusammenleben, zusammen-
wohnen, weil er ein friedlicher Mensch
ist; gegenteils: Mit dem ist nicht zu
hausen. 2. lärmen, toben, poltern,
stürmen; vom Winde, der heulend durch
das Haus jagt, vom wilden, jähzornigen
Menschen, der im Hause umherlärmt;
in letzterem Sinne herumhausen. Der
hat hier gut gehaust — herumgehaust
HausenschlUssely pltd. HQseschlätel, HQs-
schlätel, m., Hausschlüssel.
HausenthUr, pltd. HOsedär, HOsdär, /.,
Hausthür.
Hausgesinde, pltd. HOsgesind, n., in
den Werdern zur Bezeichnung der Fa-
milie mit Ausschlufz der Dienstboten.
Fassarge, .214.
HausgraSy n., .Pflzn., nach Mühling
in Litauen das Ackergras (s. d.).
hausieren, sw,, wie hausen 2, lärmen,
unbändig und wild im Hause umher-
fahren. Man ruft tobenden Kindern zu:
Hausiert nicht so! Bock, 17. Hen-
nig, 99. Beide führen noch die all-
gemeinere Bedeutung an: von Haus
zu Haus ziehen, Waren feilbietend,
oder bettelnd.
Hauskater, pltd. HQskater (a = ä), m,,
der zum Hause gehörige Kater; über-
tragen: der in Gemütlichkeit häus-
lich lebende Familienvater. Bei Stein
unter den Ekelnamen. Peregrinus XII,
82. W. Mtsbl. Y, 191.
Häusler, pltd. HUsler (t^ lang), m.,
Instmann, der ein Haus besitzt, ohne
dafz ihm der Grund gehört, worauf
dies steht. Bock, Nat. V, 386,
Häusling, pltd. HUsling (u lang) , m.,
aus dem ursprünglichen Begriffe Mit-
bewohner eines Hauses: Bewohner eines
Armenhauses, Arbeitshauses, Sträfling.
In Estland: der zu Hause unterstützt
wird. Sallmann, 67a.
Hauslummely m., bei Stein unter den
Ekelnamen. Peregrinus XH, 82. Im
Bremischen Lümmel Weichling, fauler
Schlingel. Brem. Wb. HI, 98.
Hausmännchen, Hausmännlein, n., das
Heinzelmännchen. Vgl. Untererdschken.
Hausmarke, /., -zeichen, n.^ Marke für
das Haus als Wahrzeichen für das
Grundstück und den beweglichen und
unbeweglichen Besitzstand desselben;
ebenso Hofmarke, -zeichen. In manchen
Schulzenämtem ist das Verzeichnis
dieser Marken^ womit auch alle Geräte
gezeichnet werden, auf den sogen.
Hof zeichentafeln aufgestellt. Weichsel-
Niederung Dzg. Nhrg. Vgl. P as-
sarge, 348 ff. Violöt, 37,
278
Hansmauser — Heck.
Hausifiauser, m., der im Hause maust,
d. i. heimlich stiehlt. Von Stein, Pe-
regrinus Xu, 82, als Ekehiame ver-
zeichnet und hier wohl gleichbedeutend
mit Hauskater y der ja aueh ein Mau-
ser ist. W. Mtsbl. Y, 191.
Hausotter y /., Hausschlauge: böse
Hausfrau; wie das vor. bei Stein un-
ter den Ekelnamen.
Hausquartal, n., im Werder das bare
Gehalt des Geistlichen; wohl, weil
jedes Haus quartaliter einen bestimm-
ten Beitrag zu demselben zu entrich-
ten hat.
Hausschlingel, m , Ekelname auf einen
bösen Hausvater, vielleicht auch un-
nützen Sohn des Hauses. Stein, Pe-
regrinns XH, 82. *
Haustrinken, pltd. HOsdrinke, n , leich-
tes Bier, Tafelbier, das sich die Land-
leute steuerfrei, jedoch nur för den
Hausbedarf, brauen dürfen. Da dies
in einem Kessel geschieht^ so heii'zt
das Bier auch Kesseltrinken. Das Kessel-
trinken ist in den Landesordnungen
von 1577 und 1640 aufgeführt; es ist
darin den Freien und Bauern freige-
stellt, dies Getränk zu brauen. Jedoch
gegen Ablegung der gebührenden Zeise.
Hauswirt, m., Hausvater, Hausherr.
Es fragete einsten ein guter Ilaujzvater
oder (wie wir ihn bei uns nennen) ein
guter Haufzwirih etc. Linem., Ccc 1 a.
Häwel, 9n., s. Hftwel.
Hftwke, m., s. Hafke.
haxen, sw,^ s. hacksen.
he {e kurz), interj.^ Zuruf an die
Pferde, wenn sie anziehen sollen. Vgl.
hol
hft, jwon-, er; mehr noch hei (s. d.).
Hebelten, plur.^ s. H§welten.
heben, st Einen heben^ einen Schnaps
trinken. Einen gehoben haben^ ange-
trunken sein. Sprw. I, 445. 1532.
Alancltem war dat noch nich recht, Roddü
gewös 'noch Snt gehätve. Wardersch.
Bur., 8, 5.
Hebenetz, n., s. Senknetz.
hebnasig, adj., die Nase hebend, hoch-
tragend: hochnäsig, stolz, hochmütig.
Er ist ein hebnasiger Mensch.
Hechster, m., s. Heister.
Hecht, n., das Heft am Messer, Stemm-
eisen, Schneidemesser etc.
Hechtlock, m., Pflzn., spiegelndes Sam-
kraut, Laichkraut, Potamogeton lucens
Z/., weil es den Hecht anlockt, seinen
Laich darunter zu bergen. Hagen,
185.
Hechtpant, /., Pant zum Fange .der
Hechte. Memelmündung Beschreibung
imd Abbildung in Benecke, 392 f.
Hechtsuppe, /., Suppe, Sauce zum
Hecht. Es zieht cm wie Hechtsuppe^
der Hieb, die Prügel
Heck, n. 1. Einzäunung, Gehege von
Dorngesträuch, Kaddig, Latten, Sta-
ken etc. 2. Thür in einem solchen Zaun,
in einem Hofe, am Dorfeingange An
dem Dorfheck stand in früherer Zeit
eine Hütte, in welcher der Ortsarme
wohnte^ der das Heck zu öffiien hatte.
Und da sie (die Braut) durch ein Thor
oder Heck geführt wird^ mu/z sie auch
was hinwerfen. Pierson, Matth. Prätor.,
89 f. Die Weiber begleiten ihn (den
Leichnam) bis an des Dorfes Heck oder
Thor. Ibid., 103. Er ist gleich beim
Heck^ er ist gleich bei der Hand, nodt
der Antwort bereit; auch: mischt sich
in Dinge, die ihn nichts angehen. In
Bayern : bei da Heck sein, gleich dabei
sein. Klein I, 189. £h* macht ihm
das Heck zu, hilft ihm bei seinen schlech-
ten Streichen. Er mufz das Heck zu-
machen, den Schaden allein tragen, eine
Angelegenheit beendigen. Sprw. I,
1535 f. Wenn sich mir da ein zweiter
Heckel — bei.
279
Hahn aufs Heck setzt, so mrd mir's
doch niemand verdenken können^ da/z
ich ihn wegschetiche. Sopk R. IV, 156.
Die Wurzel ist hegen^ wovon auch Ge-
hege, Hag. Im Brom. Wb. IF, 614:
Im Hek hangen bliven = stecken blei-
ben, nicht zum Zweck kommeD. Hen-
nig, 101.
Heckely (?), nach Mühling, ohne
genauere Angabe, ein Fischergerät, 2
Klafter lang und 2 Schock Maschen (?)
breit; im 17. Jahrh. üblich.
Heckfeuer, n., nach Grimm, Wb. IV
2, 747, auch Heckenfeuer s. v. a. Elein-
gewehrfeuer der Infanterie, das nur
von einzelnen aus dem Gliede Hervortre-
tenden abgegeben wird. Vielleicht näher
liegend: Brand einer Hecke, der sich
überaus schnell fortpflanzt. Man sagt
von einer Nachricht, die sich schnell
verbreitet: sie geht wie ein Heckfeuer,
Wie schnell würde eine Hecke aus
Eaddigstrauch fortflammen! Der im
Wb. aus Hippel I, 340, angeführte
Beleg: ein Oespräch, das wie ein Hecken^
feuer herauf sprang y und wcbei mir viel
entging, spricht für diese Annahme;
während folgende Stelle aus Soph. R.
V, 590, mehr die Erklärung des Wör-
terbuches belegt: Das (Gezanke, der
Streit) ging wie ein Heckfeuer, und die
Nachbarn etc. blieben unter den Fenstern
stehen.
Heckposten y m., Posten, Aufpasser
am Heck, um es zu offiien und zu
schliefzen.
heda, interj., Zuruf in dem Sinne von
he da, er da, sie da! und anspornend
zn den Pferden. Vgl. hoL
Hedchen, pltd. Hftdke, Dem. von Hed-
wig.
Hedderich, m., Hederich, Raphanus
raphanistrum L, Vgl. Kidik.
beddem, sw. 1. hadern , zanken,
zerren, necken. 2. haken, haftend fest-
sitzen, zusammenhaken, wirr werden,
verwickeln; zunächst von Fäden und
Geweben, aber auch von Personen und
dann gewöhnlich verheddern. Herr
Malgr4 hat sich da in Koschchens Schiin^
gen verheddert. Soph. R. I, 648. Sich
verheddern, sich erzürnen, entzweien.
Heddemessel, pltd Heddemettel, /. 1.
Pflzn.,Brennnessel^ ürticaurensL.Mnh'
ling. Treichel, Volksth. 2. hadern-
der, zanksüchtiger Mensch; von heddem.
Schemionek; 15. S. hiddern.
Hede, /., der zuletzt in der Hechel
zurückbleibende Rückstand des Flachses,
Werg. Sie wissen, wie ich bin: ich
brenne lichtei^hh auf wie ein Bund
Hehde. Soph. R. I, 383. Brem. Wb.
n, 611. Vilmar, 156. Grimm, Wb.
IV 2, 750.
heden, adj., aus Hede gemacht He-
den Garn, Hedgam. Ein hedenes La-
ken. Hedene Leinwand^ Hedleinwand.
Heermoos, Heermufz, Pflzn., Apker-
schachtelhalm, Equisetum arvense L. S.
Harmus und Katzenzagel.
Hefenbrot, n., s. Brot.
Hftft, n., s. HSft
hegen, sw., beisammen halten, zu Rate
halten, sparen; schonen. Davon der
Heger, Sparer. Sprw. I, 1541. Hen-
nig, 100.
hegem, sw.', durch Hegen schützen.
Vgl. anhegem.
Hftgster, m,, s Heigster.
hei, prcn., er. Hei, sei an stn Wtw.
Doch auch Substantiv. Hei, He^ m.,
Dero. Heichen, Heike, Hecken, HekCy
das Vogelmännchen. Ös et en Heike f
Bock, 18. Hennig, 99. Vgl. S6
und Sie.
hei, interj., Anruf zur Aufmerksam-
keit. Hei, Vdder, de Schommel ös dot
Volksr., 18, 74. Vgl RL
280
Hei — beien.
Hei, m., 8. Hau.
Heibuche, pltd. Heibftlc, Haib§k, /.,
Hainbuche. Heibüchen^ heibeke Holz^
hainbuchen Holz. Im Ermlande Heti-
buch. Sperber, 15. Aach Haubuche.
Hagen, 1006.
Heide, /., Wald. Die Capomsche
Heide. Die TucheUche Heide. Hennig,
326.
Heideblume, /., Pflzn., offenbluiuige
Kuhschelle^ PuUatiüa patens L. Hen-
nig, 100. Hagen, 563.
Heideche, Heidex, /., Eidechse, mhd.
egedehsey eidehae, ahd. egideksa^ egidehsd,
eidechsd^ edehsa. Weigand I, 365.
Heideldei, n., alles in allem, die „ganze
Bagage^. Mit allem Heideldei. Schc-
mionek, 15.
heideldldelduschke, Klangwort, im
Reime: HeideldtdeldtLschke^ Gahnichön
de Knuchke. Volksr. 13, 57.
Heidemalc, m., wilder Heide, Mensch
von ruhelosem Wesen, unkirchlichem Le-
benswandel, wilder, unbändiger Junge.
Königsberg. Stallupönen. Die Hajde-
maken waren rebellische Bauern, später
Räuber in den galizischen Karpathen;
S. Sacher-Masoch, Der neue Hiob.
Deutsch, Hausschatz 1875/76, S. 70.
113. 131. Revue ^e deux mondes,
15. Septembre 1874: Sacher-Masoch,
Le Hajdamak. R^cit des moeurs des
Carpathes.
HeidenbSst, pltd. Heidebtet, n., Heiden-
bestie, Schimpfwort auf Tiere (Pferde.
Rindvieh etc.), aber auch auf Menschen.
Vgl. Bist Heiden^ Heide dient als Ver-
stärkung des Grundbegriffes in dem
Sinne von fürchterlich, wild, verflucht,
gewaltig, übermäfzig, heftig. Hennig,
100. Siehe die folgenden.
Heidengeld, pltd. HeidegSld, n. Das
kostet ein Heidengeld^ ubermäizig viel
Geld.
Heidenicälte, pltd. Heidel(UI!, /., hefibige
Kälte.
Heidenlärm, m., wilder Lärm; ebenso:
Heidenrandal, m, s. Randal.
Heidex,/., s. Heidechs.
heidf, interj.y zur Bezeichnung schnel-
len Koramens und Gehens, des Ver-
lorengehens. Heidi war er fort. Auch
als Scheuchruf. Stn Gold ös heidt, sein
Geld ist heidi^ im Umsehen verloren.
Letztere Redensart, nach Grimm, Wb.
IV 2, 809, durch ganz Deutschland ver-
breitet. On nu heidi! ^ioTi. Dorr,
1. Wiew., 122. Richey, 93. Schmel-
1er I, 152. Vilmar, 157.
Heldnägelchen, n., Pflzn., Earthäuser-
nelke, Dianthiis Carthusianoi'um L. Ha-
gen, 45ß.
heidsch, adj. Heidsche LffdkeSy kleene
Lüdkes! Klang der Glocken zu Plasch-
ken bei Tilsit. Volksr., 270, 937.
Heiduck, auch Heisuck, /., zur Bezeich-
nung strenger Aufsicht, scharf beobach-
tenden Naheseins. Ich hab^ ihm immer
auf die Heiduck gesessen, gleichsam auf
dem Nacken gesessen. Einem auf der
Heiduck sein. Hei heft em op e Hei-
sucky er hat ihn auf dem Zuge. Ygl.
Sprw. I, 1543. Wäre uns aber Sirius
so nahe auf der Heysuck mit seinen
Gaben und Licht, würde Sirius solche
Hochheit und nicht die Sonne von uns
erlangen. Linem., C 3b. ' Ursprüng-
lich wohl von dem ungarischen Volks-
stumme der Heiducken^ die an H5fen
als Diener hinter ihren Herren her
waren. Vgl. Grimm, Wb. IV 2, 812.
heien, geheien, pltd. hten, gehte(n),
sw., neckend täuschen, vexieren, zum
besten halten, versprechen und nicht
halten. Dönh. Ermland. Mühling.
heien bat mhd. intrans. die Bedeutung
von wachsen, Irans, pflanzen, aufziehen,*
hegen^ schützen^ pflegen. Schade Wb.,
Heier — heileD.
281
379 b. In Bayern geheien werfen,
schmeifzen; kümmeni, bekümmern; plar
gen; sich packen, fortmachen; verder-
ben, zu Grunde richten, zerbrechen;
an willig, zornig machen; in Hessen pla-
gen, vexieren, ärgern. Schmellerll,
132. Vilmar, 157. Man mujz emer-
giren^ andere premiren^ sich herfürthuny
da und dort Mnatasgehen^ f reihen^ gelt
leihen^ geheien^ landgüüer kaufen^ seine
Adelschaft und seinen standt herfOrbrin'
gen. Stein, Peregrinus VI, 30. W.
Mtsbl. V, 140. Wir (die Ordensritter)
han einander wolgeheit. Und sind des
Landes worden queit. Das haben wir zu
dancken den Bayren, Schwaben und
Francken, Erl. Pr. I, 157. — Geheien^ n,
Freihen^ Geltleihen und Geheien sind
oft einerley man muf 2 schweigen. Stein,
a. a. 0. XIII, 66. W. Mtsbl. VI, 158.
Vgl. Grimm, Wb. IV 2, 813; IV 1,
I, 2340 ff.
Heier, pltd. HTer, m., von heien^ Vexie-
rer, Necker, Betruger, Mensch, der einen
andern zum Narren hält, ihn neckend
schiert und schurigelt. Öck hid£ en-
moal ^non FVier^ Dat weer en rechtet'
Hier. Dorr, 62. Volksl. 16, 8.
Heier, /., die Heuer, Miete, Pacht,
Werbegeld. Wenn eck war^ Matter^
munstre^ Gäw eck de Heier, dt. Memel.
Firmenich m, 500b.
Heierei, pltd. HTerT, /., auch Geheier,
pltd. GehTer, n., das Genecke, die ab-
sichtliche Täuschung, Schererei. Eben-
falls von heien. Da hadd man Ju ge-
seggty une veele Hyery seck by dem Fryen
dndt Carm. nupt V, 264 a.
heiern, sw,^ heuern, mieten. S. das
vor.
Heigster, m^ s. Heister.
Heiice, n. u. /., dreizinkiger Aufsatz
zur Sense beim Getreidemähen. Das
SeikCy von hauen^ hat den Zweck, die
geschnittenen Halme beim Fallen zu
stützen, damit sie ungeknickt auf den
Schwad gelegt Werden können. Vgl.
auch N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH, 439. '
Heikespiefz, pltd. Heikesptt, m., Spiefz,
Stab an dem Heike^ der sie an der
Sense festhält.
heil, pltd. h6l, adj. u. adv. 1. unver-
sehrt, ganz, unverletzt, gesund. Teller
und Gläser, die zur Erde fallen und
unbeschädigt bleiben, sind heil^ hei.
In Liv- und Estland ebenso auch vom
ungeschnittenen Brot, Eäse. Hupel,
,92. Sallmann, 32b. Sage er ihm^
da/z er dem Herrn Hofrath seine heilen
Knochen zu verdanken hat Soph. R. II,
459. Et ÖS all wedder hel^ die Wunde
ist vernarbt. Ene hele Hut, unverwun-
det. Bei Jeroscbin: daz st vortägtin
swaz da e was blibin heil. Pfeiffer,
171. Man bekommt aus fieüer Haut^
pltd. üt fixier Hut, eine Entzündung,
Geschwulst. 2. ungemischt, lauter, rein.
Pures helges Fett. Vgl. hell.
Heil-aller-Schaden, Pflzn., Kreuz -En-
zian, Gentiana ctniciata L. Hagen,
295. Die Enzianwurzel enthält viel
Bitterstoff und wird deshalb als magen-
stärkendes und kräftigendes Heilmittel
gebraucht. Leunis, 790.
Heil-aller- Welt, Pflzn., arzneilicher
Ehrenpreis, Veronica officinalis L. Ha-
gen, 18. Die Blätter werden des
vorwaltenden Bitter- und Gerbestoffs
wegen in Theeaufgulz als Brustmittel
bei rheumatischen Leiden und Ver-
schleimung der Atmungsorgane und
von Landleuten frisch als Wundmittel
gebraucht; der ausgeprel'zte Saft dient
auch wohl als Frühlingskur. Leunis,
861. Nach Hagen, 543, und Leunis,
429, auch gemeines Benediktenkraut,
Geum urbanum L. Vgl. Heilnftrsch.
heilen, pltd. hSle(n), sw., heil machen,
282
Heilgegeistwarz — HeiratswarzeL
wieder ganz macheD, ausbessern. Dei
Schade lätt sock hele.
HeilgegeistwurZyPflzn., Wald- Angelika,
Angelica süvestris L. Hagen, 320.
Als Mcdik. Heilgegeistwurzel^ Radix
Angelica, Wurzel und Samen der
Pflanze sind jetzt nur noch in der Tier-
heilkunde gebräuchlich; die gepulver-
ten Samen werden zuweilen von Land-
leuten noch als I^ausepulver gebraucht.
Leunis, 743.
HeiPgentag, pltd. Hiflgedag, im Erm-
lande Helljtag, m. 1. Tag einem Heili-
gen geweiht; 2. heiliger, geheiligter
Tag, Feiertag. ÄfgebröcM HoWgedag^
abgebrachter, d. i. abgeschaffter Heili-
gentag — dritter Feiertag eines der
groizen Feste. De leewe Holgedag koa-
men nich Tiet genooch. Dorr, 43. Alle
Dag Sinndag on &n e Modd noch e
BölVgedag! Sprw. 1,3536. S. das. 822.
Wedder HoWgedag on kein Fläde. Wöllr
komm^ BölTgedag^ on kein Fläde, Sprw,
I, 1547. Vgl. Tdel.
Heili'genbeily Städtchen an der Ostr
bahn und dem FlüTzchen Jarft. Das
beil in dem Namen ist moderne Um-
wandelung des altpr. pü^ päa^ pHe,
piUe, Berg, Burg, Schlolz. Die Stadt
hielz auch Swento-^mest^ heilige Stadt;
ein Su>entO"pily heiliger Berg, heilige
Burg, ist nicht nachweisbar. Ygl.
Nsslm. Th., 128.
Heiiigheuy Pflzn., s. Hahnenkammklee.
Heilmann y m. jüd. Vom. Flatow.
Schmitt, 112.
Heiinftrschy Pflzn., Heil den A., ge-
meine Nelkenwurz, Geum urbanum L.
Eine beim Volke sehr gerühmte Ge-
würz- und Heilpflanze, welche als Nel-
kemourz {Radix caryophyUatae) gegen
Unterleibsschwäche und schwache Ver-
dauung noch jetzt als Heilmittel dient
Leunis, 429,
Heilsbecky im Ermlande Name der
Stadt Heilsberg.
Heil- und KUhlsalbe, pltd. HM- on K§i-
8aiv\ Medik. Emplastrum Plumbi cam^
positum. Auch Heil- und Zugpflaster,
pltd. Hei- on Togflaster.
heimleuchten, sw.^ . hinausleuchten;
doch mehr in bösem Sinne. Einem
heimleuchten, ihm mit harten Vierten
die Thür weisen, oder wohl gar ihn
zum Hause hinauswerfen. Hennig
hat, 331, unter leuchten in gleichem
Sinne herausleuchten.
Heims-chen, n., s. HImske.
Hein, Hifnn, Hennig, m. Vom., Hein-
rich. Hartwich, 54. Auch Hendrich.
Hendrich Renhold en Stodent^ Burchards
Buu/z nich onbekennt Carm. nupt H,
206. In der Dzg. Nhg. noch HendrlcL
Viol^t, 101. Nach Sperber, 15,
Heindrich. Als eigentümliches Schmei-
chel-Dem. Heinucke: Beinucke, Beinucke^
du motst di bekehre. Sprw. I^ lil.
Heinrich, m., sanßer, ein süfzer
Schnaps.
heinzen, hinzen, scr., coire, Sperber,
15, meint, es komme vielleicht vom
Kater Bim und seinen Gelüsten her.
Heiratsblume, / , breitblättriges Kna-
benkraut^ Orchis laüfoUa L. Die Pflanze
wird am Johannistage gegraben, wäh-
rend man denkt, ob ein gewisses Paar
sich finden werde. Je nachdem die
beiden handformig geteilten Wurzel-
knollen sich an einander legen oder
von einander abwenden, kann man auf
das Zustandekommen der Heirat
schlief zen. Samland. Volkskai., 115.
Nach Hagen, 914, Orchis maculata.
Vgl. Gotteshand.
Heiratsnotel, /., Heiratsvertrag.
Heiratswurzel y Pflzn., zweiblättriges
Breitkölbchen, Platanihera (Orchü L.)
bifoUa Rieh. Hagen, 907.
heisch — Helft.
283
heisch, pltd. hSsch, adj,^ heiser. Ärions
heüchre Ct/ther schweigt Carm. nupt. II,
33b. Ahd. und mhd. heU^ ags. hds^
holl. heesch^ im Brem. heestrig^ in Pom-
mern heesch, heesk. Brem. Wb. II, 627.
D&hn., 181b. Ygl. ktech.
heischen, pltd. haschen, sw, 1. fordern
im Handel, den Preis bestimmen. Man
mot doch hesche^ tom Afdinge os Ttt
genog^ man mafz doch fordern, zum
Abdingen ist Zeit genug. Hesche on
Bede motte sock Schede^ Heischen und
Bieten müssen sich scheiden = der Ver-
käufen hat zu fordern, der Käufer auf
die Forderung zu bieten. Sprw. I, 1554.
Nach Mühlin g auch das Herausfordern
der Trümpfe beim Kartenspiel. 2. bitten,
flehen.
heissen, sw.y s. hissen.
Heister, Helgster, Htgster, Häster, m,,
Elster, Corvus Pica, In Natangen Heis-
Icer, in der Altpr. Mtsschr. IV, 115:
Hechster, Sperber, 15: Hifxter; auch
Spachheister, Spochheister. Somt nennt
die kluge Welt sie nur den bunten Heister.
Carm. nupt H, 266 c. Ilei os so bunt
tot e Heister^ von dem der mehrfarbige
Kleider trägt Heister nöm e Farkel.
Volksr., 143, 602. De Heister lackt.
Dorr, 40. De junge Heister mot Fo-
der hebben. Dorr, 1. Wiew., 19. Hen-
nig, 101. Mühling, Tiem., 172. In
Natangen Heigster auch Name des Holz-
hähers, Corvus glandarius. — In Hessen
Heistery junger Waldbaum, vorzüglich
Buche. Vilmar, 161. Vgl. Alster. S.
Kurre.
heisterbunt, adj.^ bunt wie ein Heister^
scheckig, gefleckt. Hennig, 101.
Heisterfeister, m., ruheloser Mensch,
der bald hier, bald dort ist, der seine
Arbeit schnell aber unordentlich ver-
richtet. Bock, 18. Hennig, 101.
Sprw. I, 1556. Brem.-nd8. heisterbeistem
in unordentlicher Eile etwaß thun. Brem.
Wb. n, 614.
Heisterkopf, pltd. Heisterkopp, m.,
schie/zen, kopskegeln, einen Purzelbaum
machen. Dzg. Klein I, 191. Allge-
meiner Kopheister schie/zen. Ebenso in
Bremen, in Hamburg Heusterpeuster^
in Pommern Hdsterkopp. Brem. Wb.
II, 614. Richey, 94. Dähn., 167a.
Heisternest, n., Nest der Elster; Name
eines Kirchdorfes auf der Landzunge
Heia.
Heisuck,/., s. Helduck.
Heifzweck, pltd. Hiffzweck, Hiftweck, /.,
heifze Weck (s. d.), eine Art Mohn-
kuchen, Gebäcke zu Fastnacht, Fast-
nachtsfladen. Elbing. Sperber, 15.
Schemionek, 16: Hoschwerk. Vio-
Ut, 98: Hotwerg ^ Heifzweck. Vgl.
Hilzweck.
heitsch, hetsch, Zuruf an die Zug-
ochsen, wenn sie rechts gehen sollen.
Auch aitsch und hot Vgl. Korrespbl.
m, 90.
heitschen, sw.^ pflügen. Wohl aus
heitsch gebildet, weil man beim Pflügen
so häufig diesen Ruf hört.
Heizfisch, m. Nach Hennig, 101,
heifzen in Dzg. die im Winter unter
dem Eise gefischten Fische HeizfUche.
Der Name soll von dem Feuer her-
rühren, dafz die Fischer zu ihrer Er-
wärmung anmachen.
HSkel, /., Hechel, ahd. u. mhd. hechele^
hachelcy holl. hekel^ engl, hatchel^ haclde,
dän. hegle^ schwed. häckla. Grimm,
Wb. IV 2, 735 f.
HSIe, /., s. Häle.
Helfer, pltd. Hiflper, m., Gehilfe in
der Brauerei^ Brauknecht. In Königs-
berg bildeten die Helfer eine eigene
Zunft. Bock, 18. Hennig, 101.
Helft, m.j Pflzn., gemeiner Sinau,
AlchemiUa vulgaris Jj. Bock, Nat. lU^
284
Helger ■ — Hemske.
315. Hagen, 178. Aus ihm wird
nach Bock, a. a. 0., ein wirksames
Infusam bereitet, das gegen Kriebel-
krankheit und Fieber hilft; woraus sich
wohl der Name erklärt. Vgl. auch
Leunis, 427.
Helger^ m. Vorn., Hilarius. Hart-
wich, 54.
hell, adj. Es ist zu hell^ es sind
Kinder da! Als Warnung, wenn Er-
wachsene in ihren Gesprächen in Ge-
genwart von Kindern zu weit gehen.
Sprw. I, 1565. Den hellen ausgescMa^
genen Tag hindurch^ zur Bezeichnung
der langen Dauer des Wartens. In
diesem Sinne auch hellig. Et war emal
e armer Schmöd, De kloppt io heWgen
Däge (die ganzen, langen Tage). Sam-
land. Firmenich II, lie-b. InHessen
lautet eine gleichbedeutende Redensart:
dsn ganzen heälangen Tag hindurch;
auch: den heilen Tag durch. Vilmar,
159.
Helle, /. 1. die Kratze des Schorn-
steinfegers, die er auf der Schulter
trägt. Schontenfeger ^ Helledräger!
Volksr.,84, 343. - 2. Hölle, Höhle:
w ^ÄS grofze Loch jAterm Ofen, der Raum
zwischen Ofen und Wand. Hinterm
Ofen in der Belle, da ist allerhand
Vorrat, Aus einem Volksliede.
Heller, m., s. Häller.
heller, adv,^ immer: heller drop, im*
mer drauf! Dzg. Nhg. VioUt, 100.
heilig, adj. u. adv.y müde, entkräftet,
durstig, lechzend. Mhd. hellic^ hellec;
verwandt mit dem nd. hahl, hählig
dörr, trocken, im Götüng. hellig. Vgl.
Schamb, 78b. Grimm, Wb. IV 2,
973. Hennig, 326.
hellig, adj.^ l&og) gfuiz, voll; vom
Tage. S. hell.
hellsch, adj, u. adv.j von BeW Hölle,
höllisch, gewaltig, auIzerordentUch. öck
st heUsch mody ich bin stark ermüdet.
Das ist ein heiisches Feuer^ ein grofzes,
gewaltiges Feuer. Er ist ein helbcher
Kerl, ein tüchtiger, auizerordendicher
Mensch. Ek heww 'ne ganz hellsehe
Angst utgest^hnen. Dorr, 1. Wiew.,
85. In Hessen hellig. Vilmar, 163.
HeliDy m.y Stiel an Axt und Beil.
Brem.-nds. hel/t^ Götting. helf und helfty
engl. Jielve, hoU. heim, Brem. Wb. II,
617. Schamb., 78a. Vgl. Sprw. I,
3728.
h§in, adv.y heim. Heim, Haus. Denn
hesauf ech m£ch wol noch on fin^ nich
na hhfhy und finde nicht ni^ch Hause.
Ermld. Frcisch., 9. Ech sei aü ze dlty
ech mufz emma dahem hucke (zu Hause
sitzen). Ibid., 10. Sperber, 15.
Hemdedrem, n., das Hemde drum, zur
Bezeichnung des letzten Tanzes auf
einer Landhochzeit im Emilande, der
selbst mit dem Hemde nicht zu teuer
bezahlt wäre. VolksL, 45, 28, 6.
HSmke, n., Heimchen, Hausgrille.
hemmeln, sw^ s. femmeln.
Hemp, m., Hanf, holl. henn>ep.
• hemp, adverb. interj.^ links. Bemp
on hott schwingt der Elöpfel in der
Glocke. Vgl. Tierräts., 12.
Hempeldipempei, Elangwort zur Be-
zeichnung des Eis. S. Tierräts.^ 59.
hempeln, sw., s. hSmpeln.
Hempling, m., Hänfling.
Hempsaat, /., Hanfsaat.
H§m8ke, m. u./., auch HSmske, HOmske,
HAmsk, Heims-chen, H§m8-chen, in Dan-
zig £mke, Ameise. Dat ös fer dem so,
als wenn sock e Hemske an e PSrdxfot
hängt, Se krabble wt de Bemskes, sind
so rührig und thätig wie Ameisen.
Sprw. I, 1538. De Hdmske hde moch
bepi/zt, wenn man ein Jucken oder
Brennen der Haut empfindet. Ermland.
Bock, 18. Hennig, 100. Mühling,
Hdmskebröch — H^rmoos.
285
Tiem., 172. Sperber, 15. Sche-
mionek, 16.
H§m8kebrifchy m., Ameisen bauch, als
Schimpfwort auf einen dicken Men-
schen, namentlich Jungen; nach Muh-
ling zur Bezeichnung eines sehr ma-
gern Menschen. Sprw. I, 1539. S.
BrSch.
HCmskengreifer, pitd. H§m8kegrTper, m.^
ein heimtückischer, arglistiger Mensch;
Kleinigkeitskrämer. Verwandt nach
Bildung und Sinn mit Griüenfänger.
Hennig, 99. Pisan8ki,Nachtr. Sprw.
I, 1540.
Hende, Hendel, Handel, w. jüd. Vom.,
\on Hananaeel. Flatow. Schmitt, 114.
Hendelweifz, Pflzn., gemeine Woll-
blume, Anthyllis vtUnerarta L. Ha-
gen, 737.
Hendrich, Hendrlck, m. Vom., s. Hein.
Hangelten, /. u. plur,, s. Hangelten.
hennewedder, adv,^ hin und wieder.
Dzg. Nhg. YioUt, 100.
Hennig, m. Vom., s. Hein.
hepschf, hapschf, interj.^ Ruf beim Nie-
sen, den Schall nachahmend.
heranhSren, «w., besuchend vor-
sprechen, nachhören. Ich soll Ihm In-
formation verschaffen; das kann ich wol
nicht: cAer mag Er doch einmal vneder
heranhören. Soph. R. I, 230.
herausleuchten, sw.y sx heimleuchten.
herausmausem, sw., s. herausmuiern.
herausmuiern, rein hchd. herausmau-
sem, Str., sichy sich aufnehmen, heraus-
arbeiten, aufbessern, nicht blofz äufzer-
lich in EJeidung, sondern auch in Wuchs,
Haltung, im Betragen: wie der Yogel
aus der Mauser neu hervorgehen. In
gleichem Sinne heratismustem.
herausspintisieren, sw,, s. spinfa'si§ren.
herauswickeln, 8to., s. wickeln.
Hertotgarn, n., Hertetgarnfischerei, /.,
s. Windgam.
Herbstkeichel, n., Eeichel, das im
Herbst ausgekrochen. Da diese in der
rauhen Luft leiden und viel kränkeln,
übertragen auf einem schwächlichen
Menschen, dem jeder Luftzug zuwider
ist und schadet. Wie ein Herbstkeichel
kränkeln — piepsen — schwach sein.
Vgl. Sprw. I, 1574.
Herd, m. 1. vorderer Teil des Keitel-
gams (s. d.), der Herd, Sammelplatz,
fQr die Fische; auf dem kurischen Haffe
auch Vorderteil genannt, lit. peiszakis.
2. Name für eine flache Stelle, Untiefe,
im Pillauer Hafen.
H§rd, w., Hirte.
Hfirdsjung, m., Junge des Hirten, Ge^
hilfe desselben.
H§ring, Hifring, Hifming, m.y Monats-
name, Homung, Februar. Der Bor-
ning macht den Zagel kram. De Hering
scfdeit möt em Zägel op^t Is^ der Hering
schlägt mit dem Schwanz' aufs Eis.
Beide Redensarten bei strenger Kälte
im Februar. Offa Hearing (Manuscr.
Höring) wat eascht de Wingta näkomme^
im Homung wird erst der Winter
nachkommen. Ermld. Freisch., 12. S.
Sprw. I, 1671. Vgl. Grofzhom.
Heringsbrftker, m.^ s. brftken.
Herlngshingst,m.,Heringshengst, männ-
licher Hering. Als Schimpfwort : Dorr,
1. Wiew., 49.
Heringskapitän, m.y Aufseher bei Ver-
packung und Verladung der Heringe.
Dzg. W. Seidel, 30.
Heringsmanze, /., Netz zum Fange
des Herings. Danziger Bucht. Putzi-
ger Wiek. Benecke, 380.
Herle, (?), der Bast an der Flachs-
pflanze. Mühling
H§rmoos, Hermus, Pflzn., Ackerschach-
telhalm, Equisetam arvense L., und
Sumpfschachtelhalm, E. palustre L.
Beide Arten Unkraut sind wegen der
286
hernacher — heramdammeln.
schweren Ausrottbarkeit gehafzt L e u -
nis, 1447. Hennig, 100. Nach Ha-
gen, 1078, heifzt E, hiemale Ileermoos.
S. Duwack und Harmus.
hernacher, adv,^ hernach, nachher^
später. Das kan das Christenthum
hemachei' gar wol leiden. Carm. nupt.
I, 174. Auch hernacherL Sperber,
15.
Herold, Herolz, auch Jäckel, 7n., Eichel-
häher, Corvus glandarius L. Bujack,
375.. Mühling, Tiem., 172. Vgl. die
Namen des Hähers in Korrespbl. II,
64 f.
Herr, m. 1. Hausherr, Gutsherr. 2.
katholischer Geistlicher. Ermland. 3.
die drei gestrengen Herren: die Kalen-
dertage: Pankratius (12. Mai), Serva-
tius (13. Mai) und Bonifacius (5. Juni);
oder: Mamertus (11. Mai), Pankratius,
Servatius; auch: Pankratius, Seivatius
und HoDoratus (16. Mai). An diesen
Tagen ist nach der Yolksmeinung die
Witterung gewöhnlich kalt.
Herrengang, m,^ Diarrhöe. He heft
den Herrengang. Dzg. Nhg. S. DUnne.
Herrenschätter, Pflzn. Nach Müh-
ling „Pfennigkraut, Lymnachia'^\ dem
Namen nach also L. nwmmulaiHa. Viel-
leicht L. vulgaris^ gemeiner Gilbweide-
rich, dessen Kraut firüher officinell war.
Leunis, 869. Vgl Schatten.
Herrentag, ptd. Herredag (a=^ä\ m.^
Tag, den die Herren leben. He lewt
'nen Herrendag^ er lebt gut, führt ein
herrliches Leben. Elbinger Ndrg.
Herrgommea. Ach Hergommes! Aus-
ruf der Verwunderung.
Herrgottche, m., Dem. von Herr Gott.
1. Ausruf. Herrgottche^ was erlebt man
alles! 2. Im Ermlande Bezeichnung
für das ILrucifix, namentlich das an
der Landstrai'ze. Se hde e neies (ha-
ben ein neues) Herrgottche gesetzt.
Herrgottskuhchen, Gotteskuhchen, Herr-
gottsvogelchen, n., das Marienkäferchen,
Cocdnella septempunctata. Fleeg op^
fleeg op, min Herrgottskohke ! Kinder-
reim. Volksr., 59, 226. Über die ver-
schiedenen Volksnamen des Marien-
käferchens s. Rochholz, Alem. Kinderl.
S. 92. 543. Vgl. butehe.
Herrgottspferdchen, n., auch GottCe)8-
pferdlein, -chen, Himmelspferdchen, nach
Hennenberger, 195, auch Gttrgen-
pferdlein, die Libelle. Anno 1589 den
28. 29. 30. Aprüis^ flogen so viel der
würme^ die man Hergots Pferdlem^ oder
Jürgen Pferdlein nennet^ das wenn man
in die lufft schlug^ hont man ein oder
2 treffen. Das. S. 325 : Jörgenpferdlein,
Kinderreim: Herrgottspferdchen^ fli^g^y
dein Vater ist im Krieget Volksr., 68,
223.
Herrgottstischkieid, -rock, n., s. Gottes-
tischkleid u. Bratenrock.
Herrgottsvogelchen, n., s. Herrgottskuh-
chen.
herrjeche, pltd. herj§ke, Dem. von
hetjey Kürzung von Herr Jesus; als Aus-
ruf des Staunens, der Bewunderung etc.
Man hört auch herrjes, herrjemerche,
und fje, Ijeche. Letzteres könnte auch Tgeh
(gehe docb) gedeutet werden. Vgl. J6.
herrsch, adj. u. adv.^ herrisch, ge-
bieterisch, wie ein Herr auftreten; was
einem Herrn geziemt, zukommt.
Herr8Chaft,/.,Genos8euschaft^ Freunde;
als Anrede zu seinesgleichen. Herr-
schafty kämt on seht^ kommt und sehet.
Königsberg.
herumaasen, sw.^ s. aasen.
herumftlen, sw.^ sich, sich voll Wohl-
behagen reckend umherwälzen. S.
ftlen.
herumdammeln, sw.^ dumm tändelnd,
zwecklos sich herumtreiben. Vgl. dam-
meln.
herumdollen — Hesse.
287
herumdollen, sw,^ wild lärmend nm-
herfahren, s. dollen.
henimfasen, »w., herumrasen, -laufen.
Von fasen.
herumfimmeln, mü., s. fimmeln.
herumfliddem, svt.y s. fliddern.
herumflirren, »w.^ s. flirren.
herumhausen, aw.^ s. hausen.
herumjacheln, sw.^ s. jacheln.
herumjachem, su?., herumjagen, sich
herumtreiben, s. jachem.
herumklarren, sw.^ s. klarren.
herumklätem, st^., s. klätem.
heramklucken, sw., s. klucken.
hemmkrängeln, sw., s. krtngeln.
heramiatschen, sw.y s. latschen,
herumlungem, sw,, s. lungem.
heramratzen, sw.^ sich^ zanken, strei-
ten, sich in den Haaren liegen.
heramsSlen, «tr., s. sälen.
herumstankern, mo.^ s. stankem.
hemmstSwern, sw,, s. stSwern.
heramtreiben, st^ sich, s. umtreiben.
heramtrossen, sw.^ s. trossleren,
herumwifehen, sw.^ s. wifehen.
herumzabbeln, sw,^ s. zabbeln.
herumzageln, sw., s. zagein.
herumzoddem, 8w.y s. zoddem.
Herz, n., Inkel, Einkehle, des grofzen
Aalsackes. Benecke^ 387.
Herzbruch, m., Bruch des Herzens,
töüicher Herzensschmerz. Ich armer
Stümper habe den Herzbnich, mir will
das Herz brechen. Soph. R. Y, 598.
Herzen, n., in der deutschen Karte
coeur,
' Herzenfresser, m., Ehegatte, der dem
Herzen der Frau Weh zufugt Stein,
Peregrinus XIU, 88. W. Mtsbl. VI,
159. Vgl. gnagen.
Herzfrauchen, pltd. HerzfrQke, /., An-
rede des Gesindes an die Hausfrau. S.
Frau und MOder.
Herzkaule, pltd. HerzkQI, /, Herz-
grube.
Herzmutter, pltd. HerzmOder, /, An-
rede wie Herzfrauchen.
Herzogsacker, m., grofzer, freier Platz
vor dem Königs- und Rofzgärterthor in
Königsberg, jetzt Exerzierplatz; zu
Hermes' Zeit und auch in meiner
Jugend noch ein freies Feld. Wir
standen mitten auf dem Blachfelde in
Berzogaacker. Soph. R. I, 390. Komm
auf den Herzogsacker, Ibid. V, 353.
Herzpolchen, Dem. von HerzpoUy das
Innere einer Pflanze, woraus sich Blätter
und Blüten entwickeln. Mühling. Im
Brem. Wb. IH, 351 : HartepoUe das Herz,
oder die jungen zarten Blatter in den
Pflanzen, z. B. in einem Kohlhaupte.
Herzvater, ?»., innigere Anrede der
Kinder an den Vater, des Gesindes an
den Hausherrn. Herzvater, sagte ich
leise. Soph. R. IV, 445. Herzvader,
st dem San nich gram, de Appel fallt
nich Wit vom Stamm. Sprw. I, 3883.
He satt on fratt on hadd e Brüll op,
Medik. Ldgnum Sassafras und Radix
SarsapariUae. Kgsbg.
hftsch, adj., s. heisch.
Hespe, /., Haspe, Thurangel, Knie-
band. Mn Tisch mit Hespen an der
Wand. Soph. R. H, 61.
Hesse, /., Kniebug an den Hinter-
f&fzen der Tiere; die Hinterfuize voll-
ständig; die Fersensebne des Hinter-
fufzes. Auch übertragen auf den Men-
schen: Beine, Fufze, Fersen. Die Brach
schlagt dem Pferde an die Hessen. Heb*
die Hessen! Es liegt mir in den Hessen^
ich habe müde Beine. Wenn du mit
deine ungeschickte Hessen der vneder so
fachen in de Wurzeln un im Strauch
verzabbeln werscht^ weer ich der etc.
-Dorr, Driewjagd. Nd. allgemein J^^ss«^
288
HeMing — hexen.
bayr. hachsen. Brem. Wb. 11, 626.
Schamb.,81b. Dähn.,184b. Schmel-
1er II, U7. Grimm, Wb. IV 2, 738.
Hennig, 102.
Hefziing, w., unter „mancherlei Fische"
bei Hennen berger, 29^ S. Häsling.
Ketsch, m., hetschen, »w-,^ s. hiftschen.
Hetternessel, /., kleine Brennnessel,
Urtica urensL, Hagen, 990. Geijvöhn-
lich Heitemessely wegen ihres hitzigen
Brennens. Vgl. Grimm, Wb. IV 2,
929. S. Heddemessei und hiddem.
hetzchefetzche, adv., s. hirzefirze.
Hetze, /., Menge, übertragen nach der
Koppel Hunde, die zur Hetzjagd dient.
Die ganze Hetze Kinder; auch das Ge-
hetz. Mit dem ganzen Gehetz Kinder
über die Straf ze zu gehen ^ ist unan-
genehm, S. Grimm, Wb. IV 2, 1271.
hetzefetze, adv., s. hirzefirze.
Heuaust, /., Aust, Ernte des Heus.
Vgl. Aust.
Heudrofzel, pltd. H§gdrofzel, /., scherz-
hafte Benennung für das Bind.
Heuer, ?n., s. heuern.
Heuerkutsche, /., früher in Danzig
eine Mietskutsche. Hennig, 102.
heuern, heuren, atc?., mieten. Davon
Heuer, Heure,/., Miete, Lohn. Hennig,
102. Grimm, Wb. IV 2, 1286.
Heunerbrink, (?), s. Häunerbrink.
Heure, /., heuren, 9w.^ s. heuern.
Heusack, t»., Sack zur Aufnahme von
Heu. übertragen: Du hast keinen Heu-
sack daran ^ keinen Schaden, Verlust.
Sprw. I, 1603.
Htwel, Häwel, m., Hügel, Anhöhe auf
Feld oder Acker. Natangen. Von
hewen heben.
HSwelke, 71. u./, kleiner Hebel, Dem.
von Hewel Hebel. S. Htwelten.
H§weltbaum, m,^ Baum für die jET^^^/e^.
HSwelten, plur.^ verhchd. Hebelten,
sing, HeweÜ, m.^ Hewehe, Hebelte^ He-
welke, n. u./., doch meist nur im plur.
gebräuchlich, auch H§lwen, Hif Iwen, ölwen,
ölben und Elwen (Gegend von Barten-
stein), Teile des Wirkgestells. Es sind
die um zwei Stabe (Ober- und Unter-
Stab) geschlungenen Doppelfaden, die
in ihrer Mitte kleine Ösen bilden, durch
welche die Fäden des Aufzuges einzeln
hindurchgezogen werden, und zwar mafz
jeder Aufzugsfaden seinen eigenen
HeweÜ haben. Das ganze breite Faden-
geflechte mit dem Ober- und Unter-
stabe — kurzweg die Hewelten — hängt
am oberen Stabe in Tritzen oder kleinen
Schwengeln an dem Hewelibaum und
wird vermittelst der Fufztritte des Ge-
stells wechselweise gehoben und ge-
senkt, wobei der Einschlag durch die
Fäden des Aufzuges geschossen wird.
— Der Name Hewelten ist offenbar eine
eigentümliche Deminutivbildung aus
Hebel, pltd. Hewel; die übrigen oben
angeführten Namen sind wohl nur Kor-
rumpierungen aus dem allgemein üb-
lichen Hewelten. Nach Hennig, 326,
nennen die Weber die Hewelten Schäfte.
— In Posen: das Häwelt eine hänfene
Schnur, -Bindfaden ; vielleicht vom jüd.-
d. chewel der Strick. Bernd, 92. Im
Angs. Hefeid, Heueid Faden, Weber-
faden etc.; vielleicht von haban, haben,
halten, also ein Ding, woran man etwas
hat, hält oder halten kann. Ibid., 393.
Vgl. Das Wirkgestell, 125.
Hexe, /. 1. grauer Schmetterling,
Nachtschmetterling. Mühling, Tiem.,
172. 2. Nachtschwalbe, Ziegenmelker,
Caprimulgus europaeus L, Vgl. Tag«
schlaf.
hexen, sw. 1. zaubern. 2. schnell
eine Sache fertig schaffen. Der kann
hexen. Öck kann doch nich heae, als
Entschuldigung, wenn eine Arbeit trotz
aller Anstrengung nicht rechtzeitig fertig
Hexenbntter — Hindb«ere.
289
werden will 3. peinigen, plagen, in
die Enge treiben, öck war dt hexe!
Hexenbutter, /., eine Art Schimmel.
Bock, Nat. III, 639, nennt ihn muccr
septicus.
Hexenmehl, -puiver, n., s. Biitzpuiver.
ht, hU, anspornender Zuruf zum Zug-
vieh, wenn es anziehen soll, uamentlich
zu Pferden. Vgl. hoL
hieben, 9w,^ kurz. und scharf atmen
in Folge raschen Herzschlages; von
Menschen und Tieren ^ besonders von
Hunden. HoU. hijgen. Im Gdtting.
hiche^ /., das Herz, bei Tieren; ebend.
htchen u. Mchepachen^ hich^puchen^ wie
brem.-nds. hachpachen kurz und schnell
atmen. Schamb., 81b. Brem. Wb.
n, 560.
Hiebt, HSeht, /., Höhe. Kid in die
Hicht, sieh aufwärts.
hiddem, str., brennen, nach einer Ver-
letzung ein empfindliches Brennen
empfinden; daher Eeddemessel u. Hitter-
nessel. Mühling.
Hieb, m,y Rausch; der Berauschte geht
schwankend, als wäre ihm ins Bein
gehauen. Er ha^ einen HiA {einen
kleinen — tüchtigen — gehörigen) ^^ ist
weniger oder mehr angetrunken.
Hier, 97)., s. Heier.
bietsch, interj.^ s. bttsch.
bift, interj.y Jagdruf. Nicht schreyn
hiß! hißl juch! juchl allein die Nimrods-
Söhn. Cann. nupt IV, 23 c. Ursprüng-
lich ist Ei/ty m., der Stofz in das Hom
bei der Hirschjagd und der dadurch
erzeugte Ton. Grimm, Wb. IV 2, 1321.
himm, interfy s. hamm.
Himmel, m.^ Obergaumen, die obere
Wölbung in der Mundhöhle. Ihm ist
der Himmel eingefallen y er hat einen
Fehler in der Elachenhöhle und spricht
„durch die Nase".
Himmelbett, n., Familienbett mi^ einer
Friaehbltr, WörteTbneh I.
auf leichtenEckpfeilem ruhenden Decke,
dem Himmel; es wird rings von Gar-
dienen umgeben. Der „Himmel" trägt
vielfach Datum und Jahreszahl des*
Hochzeitstages. Hintz, 129. Ich
schencke Ihnen aber nicht ein ofen-
stehendes^ auch nicht ein oben zugespitz-
tes ^ sondern ein Himmel-Bett, Carm,
nupt n, 185 a u. b. Hier ^ siene grote
StaWy sien Hus^ sien Schlotte sien Himmel-
bedd on sien F§ldbedd, Dorr, 1. Wiew.,
107. Bildlich: Die Sonne ist in ihr
Himmelbett gestiegen^ sie ist hinter Wol-
ken untergegangen.
bimmeldicic, adj. Er ist hhmneldicky
stark betrunken, bewölkt wie der wol-
kendüstere HimmBl. In weiterer Ver-
V
Stärkung: himmellcanonendicic S.Sprw.I,
445.
Himmelsbrot, n., der innere, weiche
Teil des Kalmus, der von Kindern ge-
gessen wird. Er heifzt auch Butter.
Dönh.
HimmebcblUsselcben, pltd. Himmel-
8Cbl8tell(e, n., Pflzn., gemeine Schlüssel-
blume, Primula veris L.
Himmelsgucker, pltd. Himmelekicker, m.,
Name für verschiedene Arten kleiner
Fische: Stinte, Bitterlinge. Bujack,
392. Mahling, Tiem., 172.
Himmetepf erdeben,: n., s. Herrgottspferd-
eben.
Himmelsziege, pltd. Himmelsztg, /.,
Heerschnepfe ^ Scolopax gaüinago L.
Bujack, 383. Mühli^g, Tiem., 172.
Himpbamp, m., gebrechliches^ wacke-
liges Gerät, Werkzeug. Im Brem. auch
weitläufiges Gestell ohne sonderlichen
Nutzen. Brem. Wb. II, 633. Richey,
95.
bindftlen, sw.^ hinwerfen, niederwerfen;
aus hin und däl (s. d.) zusammen-'
gesetzt.
Hindbeere, /., Himbeere^ s. Insbeere.
19
290
Binde — Hirschmelde.
Hinde, w. jüd. Vorn., Hirschkah.
Flatow, Schmitt, 114.
Hindschkraut, n.y Bittersüfz, Solanum
dtdcamara L., gewöhDÜch Hinscfikraut^
weil es gegen die Hinsch^ das Eeichen
der Pferde und Rinder angewandt wird.
Hagen, 251. Grimm, Wb. IV 2,
U68.
Hfnenbergy m,^ HCinenberg, Hünen-
grab? Bei Eckrüten üt der Hienenbergy
um welchen man noch Spuren einer ehe-
maligen Befestigung siehety den dieHeyden
zu ihren heiligen Bergen zählten, Bock^
Nat. I, 406.
hingnfts, ad^.^ hintennach, hinterher.
Eck averat quam hingnahs iom blaue
Krooch gekraape^ ich aber kam hinten-
nach zum blauen Krug gekrochen. Carm.
nupt I, 282, 1.
Hingsffälle, n., Hengstfüllen, s. Fohlen.
hinhSmpeln, sw., s. httmpeln.
Hinkeldeiy m., lahmer Mensch, Hin-
kender. Treichel.
Hinkepinke y m.y der Hinkende. Oe-
danism,
hinkullern, sw,y hinrollen; hinfallen.
HinkuUemy %o lang man ist
hinschlagen, pltd. henschlane .(a»a),
sty hinfallen mit Schlag, zu Boden
stürzen. Er schlug hin vrie ein Stück
Holz, Vgl. dftl.
hinschmieren, pltd. hen8chmSre(n), sw.y
hinfallen, namentlich wenn man in die
Schmiere, in den Schmutz^ fällt.
hinstrompeln, sw.^ strauchelnd fallen.
Vgl. strompein.
^ Hintbeere, /., Hind-, Himbeere, s.
Insbeere und Kratzelbeere.
Hinterdorfsche, n., Gegend von Zihten,
mit den Dörfern Hermsdorf ^ Stolzen-
berg^ Lauterbach. Im Hinterdorfschen
klingt Ende = Bh^^ Hände = Hän^^
Hunde = Hunj^, Samland (Wilgaiten).
Hinterend', pltd. Hinderend', Hbidereng',
n., hinteres Ende, Hinterteil. Mien
Hos' sott (sitzt) ganz vergneegt ap dem
Hingereng, Dorr, Driewjagd.
Hintergesäfz, n., der hinterste Sitz im
Wagen, Rücksitz. , S. HeeSb.
Hintergetroide, n, s. HintersL
Hinterhaltung, /., „Halten hinter dem
Berge," unredliche Verschwiegenheit,
Geheimthuerei. Du hast auch deine
Hinterhaltungen^ oder wie Herr Waker
sagte^ deine r^ticences. Soph. R VI^215.
Hinterkastell, n., der Hintere, Podex.
Einem eins aufs Hinterkasteü geben,
Hintersielen, plur,^ Geschirr für die
Pferde im Hintergespann, ön e Hinder-
sele kamCj im Geschäft, in der Wirt-
schaft zurückkommen. S. SieL
Hinterst, n. u. m., das leichte, beim
Ausharfen hinter die Harfe gefallene
Getreide; daher auch Hintergetreide. VgL
aushärten und Schieber.
Hinterstellige, n., von hmtersteüig, das
Rückständige, der Rest Jost iVicA-
wein ist'zuerkantXvng: ßaren zugaben,
Dorauff hat er gegeben X thaler^ wo er
aber wider kamen wirt, soll das hinter-
sieO^e auch von jme gefordert werden,
Protok. der Morgenspr. v. 17. Septbr.
1561. Die Zünfte, 52.
Hinterviertel, pltd. Hinder-, Hingervfirdel,
n., Schimpfwort auf eine bösartige Frau.
Bock, 18.
hinOt, adv.^ hinaus. Dzg. Nhrg. Vio-
lö.t, 101.
hinzen, sw.^ s. heinzen.
htpen, hllpen, mo., häufen. Botterge-
hipty Flinse drei Schvwe voll, zur Be-
zeichmuug des Überflusses bei einem
Gastmahl. Dönh. Sprw. H, 466.
Hir8ch,m.jüd. Vom. Flatow. Schmitt,
112.
, Hirschmelde, beiHennenberger, 110,
Hirschtalg — Hobelspan.
291
Hirsmelde, Pflzi^., Springkraut, Imfpatiem
nolt tätigere L, Hennig, 103. Hagen^
272.
Hirschtalg, m., Talg vom Hirsch. Medik.
Sebum oviUum.
hirzefirze, hirzfirz, hirzfirzig, adj. u adv.^
übereilt, fluchtig, leichtfertig, vielge-
schäftig, eifrig und doch nicht wirksam
beschäftigt. Der macht alles hirzefirze^
zu eilig, überstürzt. Auch hetzefetze,
hetzchefetzche. Davon Hirzefirz, pltd.
HttrzefVrZy m., Leichtfufz, Leichtfertiger^
scheinbar Yielbeschäftigter, Hans in
allen Gassen. S. Sprw. I, 1628. S all-
mann, 112: Mrz(hitz)firzig,
hisch, interj.^ Hetzruf = A^/e? So (wie
der Wolf) heben . . . diese Kerlen ihre
frechen Augen empor ^ schleichen uns
(Mädchen) na4:h^ bis sie uns nah sind^
fßUen die Manchetten und ziehn an der
Weste^ und beugen die Haarlocken auf^
neigen sich dann üef^ üef^ o! bis in den
Stauby von dem sie genommen sind^ und
hisch! dann ^springen sie. Soph. R. 11,
225.
Hiichy/., weibliche Haube mit Strich;
auch Schifeh. Mühling.
Hischy Hischchen, Htschflillen, n., s.
Hftsch.
hissen, heissen, sw,^ in die Höhe ziehen,
aulwinden. Her Sack mit Getreide,
Mehl, wird auf den Speicher gehisst
mittelst der im Giebel angebrachten
Winde. Ruf: Heiss op ^ hisse aufl
DieFahne — das Segel au/hissen. Egsbg.
Engl, hoiscf franz. hausser. Im Brem.
Wb. n, 625: hdsen und hiessen.
hitsch, interj,^ Lockruf für das Füllen.
HTtsch, gewöhnlich im Dem. HItschchen,
n., Folien. Interjektion wie Name sind
dem eigentümlichen Wiehern des Tieres
nachgebildet. Der Name variiert auf
Hitsch (Ostpr.) und Hisch (Westpr.):
Hitschchen, Hitscherchen, HitschfäUchen,
HitschfäUe, HitschfüUen; Hischchen,
HOschchen (Dauzig), Hischfullen (El-
bing). Schemionek, 15. Hennig,
107 u. 327, schreibt HüttschfeU und
Hüttsch. Bei Schmeller 11, 249, heifzt
das Füllen der Heiß, das Hei/slein,
Heissel, von heissen = wiehern; auch
der Bein/z, das Heinfzelein. A. a. 0.,
216. In Westfalen: das £te8(?A«». Kuhn,
Sagen, I, 227. Vgl Volksr., 63, 232a.
Sprw. I, 1611.
Hifsch, 9n., hifschehy si«., s. hSfschen.
Hitzche, w. jad. Vom., /. von Itzig.
Flatow. Schmitt, 114.
hitzen, s/w., hetzen; namentlich von
Hunden. Er hitzt ihn immer an, Nd.
hissen, hoU.. hitsen. Brem. Wb. H, 635.
Schamb., 83b.
Hitzepatschy m., Klatsch, Zuträgerei,
unüberlegtes Patschen, Mantschen mit
Worten in der Hitze des Gespräches.
Was der Teufel nicht ihat, das thut
seine Mutter, ein alt böss weib mit ihrem
Brieff tragen, neuen meerlein, merken,
mischmasch,tüirwasch,hitzepatsch. Stein,
Peregrinus SJH, 128. W. MtsbL VI,
174.
Hitzflicic, pltd. HVtzflSdc, n., Flick gegen
die Hitze, scherzhafte Bennennung einer
Sommerjacke, Sommerjope. Dönh.
Hitzpeditz, im Volke gebildeter Name.
Fräulein von Hitzpeditz! Bat vom e
Ritz und hinten e Schlitz, Wehlau.
Hitzweclc, /., Wecke, die aus der
Hitze, in der sie gebacken, den Kindern
noch warm mit nach Hause gebracht
wird. Vgl. Heifzwecic.
Hobelspan, m. 1. Span, der beim
Hobeln fallt. 2. nach der Ähnlichkeit
der Form, die lockenartige Talgmasse
am oberen Umfange eines brennenden
Lichtes. Nach der Volksmeinung stirbt
diejenige Person demnächst, welcher
der Hobelspan zugekehrt ist.
19*
292
hoboiern — Hocke.
hoboiem, sw.^ fuhrwerken mit schlech-
tem Angespann. M&hling.
HAbutter, /., Hofbuttw, Butter von
einem Hofe. Vgl. HAmann.
' hochblasen, pltd. hochblase(n) (a = a),
8t^ in die Höhe blasen, aufblasen; in
die Luft blasen, nachblasen, nachpfeifen.
Du kannst mich hochhlcaen^ als Schimpf-
wort mit dem Nebengedanken, dafz
solches durch den Hintern geschieht.
Kannst mt hochblase, wenn öck war leg
sötte. Sprw. I, 1632.
hochge$tänderty adj. Er ist hochge-
ständert, hat lange Beine. Friedland
Ostpr.
hochgity adj., Zusammenziehung von
hochgeehrt j hochgQtig; Hochgit Herrke,
hochgeehrter Herr. Hochgit Fruke, Vgl.
hViterbIVffig..
Hochhausen. Nach Hochhausen reisen,
nach dem hohen Hause, dem Himmel,
reisen, sterben. Sprw. I, 115.
Hochmieter, m., freier Arbeiter auf
dem Lande, der zur höchsten Miete
wohnt und der Gutsherrschaft deshalb
nicht arbeitspflichtig ist; also Freimann,
Losmann, freier, unabhängiger, nicht ge-
bundener Arbeiter. Nur während der
Aust hat der Hochmieter an 12 Tagen
mit der Sense, seine Frau mit der
Harke für den Gutsherrn auf dem Felde
zu arbeiten; auch hat er eine gewisse
Anzahl (30) Talle Garn fOr das Gut
zu spinnen. Samland. Li manchen
Gegenden sind die Hochmieter Hand-
werker (Böttcher, Tischler, Stellmacher,
Dachdecker). Neidenburg. Vgl. Hoch-
zinsor.
Hif ch8te,n., Fallsucht, Epilepsie. Auch :
schwere Krankheit, böses Wesen, Ffafz,
Zuckung. Welches wir mit dem schreck-
lichen Namen Zukung, Fräs, böses We-
sen nennen. Soph. R. IV, 388. Hei
heft e£ önnerlich wt dat Höchste. Sprw.
I, 1803. Die Masuren bezeichnen die
Krankheit eben&lls als die schwere,
höchste, gefahrlichste: ci§zka choroba,
wieVca choroba; auch gebrauchen sie zur
Bezeichnung derselben Umschreibungen :
der Herr Jesus hat ihn gefunden, heim-
gesucht, pan Jezus go znplasi. Bock,
18. Hennig, 103.'
HScht, HUchi/., engl. %A^, Höhe.
Hochzeit, /., hohe, festliche Zeit: 1.
Vermählungsfest. Ltistige Hochzeit eine
solche, auf der getanzt wird, im Gegen-
satz zur stillen Hochzeit, die ohne Tanz
gefeiert wird. Hennig, 165. Als
günstiger Hochzeitstag gilt in Oslpr.
wohl allgemein der Fr^tag, in den
Werdern der Dienstag oder Donners-
tag. Passarge, 216. 2. Jahrmarkt,
als lustiger Festtag fur's Volk, ön e
Stadt ÖS Hochttd, Jahrmarkt. Vgl. Kbid-
taiife und Kost
Hochzinser, m. Ein Hochzinser ist. . .
ein mrklicher Bauer, der entweder auf
königlichen oder adlichen Bauerhufen
wohnet, aber dafür allein einen Hufen-
zins, ohne allem, oder doch sehr geringe,
bestimmtem Schaarwerk, abpräget; da-
gegen die andern Bauern . . . Schaar-
werksbauem heifz&n. Die Hochzinser
hiei'zen -auch Zinsbauom. Bock, Nat. I,
ITOf.-, V, 385. Vgl. HoQhnfrieter.
Hock, m , Hocke,/., eingezäunter Raum
zur Au&ahme für das Vieh, Verschlag
im Stalle, in dem das Jungvieh ge-
halten wird. Verwandt mit Hag, Hagen,
hegen. — Weidenhock, m., Anpflanzung
von Weiden mitten im, Dorfe, Weiden-
hag. Westpr. Werder.
Hocke,/., zweischichtiger Garbenhaufe,
eine Mandel aufgestellter Garbenpaare;
nach Nsslm. Wb., 527a, zehn Paar zu-
sammengestellter Garben auf dem Felde.
Hennig, 103. Sperber, 15. Sall-
mann, 32: Hocke, im Felde aufgestell-
i
bdcken — Hofmeister.
293
• terGarbenhaafeD, stimmt laatverschoben
zu unserer Kujßy lit. hügis^ estn. hihi.
Nach Nsslm. Wb., 207, ist kugü ein
grofzer Heuhaufen von mehreren Fudern
auf dem Felde , während Hocke lit
9zUt(e heifzt.
' hScken, sw.y hacken, namentlich von
dem Hacken der Küchlein im Ei. Dat
Ei 08 angehockt^ das Küchlein hat ein
Löchelchen in die Schale gepickt, diese
' aber noch . nicht durchbrochen. Der
Hahn heilzt im Rätsel: Mannke von
Hockepocke^ Männchen von Hockenpicken.
Tierräts., 38.
Hockerlandy n., auch Hoggerland, das
hoch gelegene, HQgelland; im 15. und
16. Jahrb. Name für die aJtpreuIzische
Landschaft -Pogesanien oder einen Teil
derselben. Er findet sich zuerst in der
Danziger Chronik EbertFerber's und
bezeichnet im Gegensatze zur Niederung
die „Höhe". Vgl. Toppen, histor.-
comp. Geogr., 15 f.
Hockiing, HSckling^ m., von Bock. 1.
ein Stück Vieh, das im Hock gehalten
wird. 2. ein junges Rind, Ferse, Stärke.
Westpr. Werder. Hocklingsbull, m., ein
zweijähriger Stier. Mühling, Tiem.,
172.
HVckling, Hockiingsbull, m.^ s. das vor.
hSddy intety.y Lockruf zu Schaf und
Ziege. Samland. Volksr., 64, 242 d.
hodder, Zuruf, s..hoL
Hodelutkevolk, n., s. Hollottenzeug.
HojIeSy'w. jüd. Vom., Judith, s. JUdes.
Hof, 7n., vom Volke jetzt, und früher
auch von Gebildeten^ mit kurzem Vokal
gesprochen, daher vielfach Hof ge-
schrieben, plur. Häw\ 1. das herrschaft-
liche Wohnhaus nebst den Wirtschafts-
gebäuden eines grofzen Landgutes. 2.
das Bauerngut 3. der umzäunte Grar-
ten. 4. abgekürzte Benennung für
Junkerhoff wie Garten für Gemeinde-
gart6n. . . . das gibt atu:h die erfarung,
das eizUche jnn den Hofea^ Gertenj vnd
anderen schenckhewsem spotdscK etc. re-
den. Kleiderordnung a. d. J. 1529 bis
1558. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH, 368.
Da in den Höfen und Gärten Hoch-
zeiten, ausgerichtet wurden, so hiefz
früher »jETo/ oder Garten bestellen^
Hochzeit machen. Stein^ Peregrinus
XUI, 1. W. Mtsbl, VI, in. Über
die Hofe der Jupker und Bürger Königs-
bergs s. Genaueres: Die Zünfte, 37 f.
Vgl. Garten.
Hofarbeiter, m., s. HOfsche.
Hofbesitzer, pltd. Hoffbesiftter, m., Be-
sitzer eines Hofes, namentlich Bauer
im Werder und auf der Danziger Neh-
rung.
HOfd, n., s. HVft
Hofer,' m., zünftiges Mitglied des Ho-
fes (ßof 4), auch Volihof er. Dieser gar-
ten ist geschencket den volhofem Vij mk.
Morgenspr. im Kneiphof, Septbr. 1561.
S. Die Zünfte, 39.
Hofjunge, Hofl(necht, m., Hofmagd, /.,
s, HVfsche.
Hofm.ann, m.^ gewöhnlich HAmann,
Mann vom Hofe, zum Hofe gehörig.
1. Aufseher und meist auch Vorarbei-
ter auf einem grofzen .Landgute. Da
er Lohn erhält, auch Lohnhofmann,
LohnhOmann. 2.. Verwalter, oder auch
Pächter des Milchertrages auf grofzen
Gütern, und dann, da er Pacht zahlt,
Pachthofmann, -hAmann. Die Holeute
bringen oder schicken täglich die
Milch etc. nach den Städten. Die Milch
vom Homanne nehmen. Hennig, 103.
Hofmarke, /., s. Hausmarke.
Hofmeister, m., Wirtschafter, aber
auch Hauslehrer. Hofmeister für die
Knaben^ Hofmeister fwr das Vieh, Hof-
meister für den Küchenzettelf • Soph,
R. HI, 51.
• ft
294
Hofrecht — höjatien.
Hofrecht, n,, regelmäfzige Zusammen-
kunft der Junker und Bürger in Hof
und Oarten^ oft mit Eonzertmusik aus-
gestattet; es fanden sich dabei zusam-
men, die das Recht hatten, im Hofe
zu erscheinen. Königsberg. In der
Woche fanden mehrere Ho/rechte statt.
Nach dem Erl. PreuJ'z. 11, 505, hielz
in der Altstadt Königsberg das mit
KonzertmusikbegleiteteAus8pielen(Ver-
losen) des Jahrmarktsochsen das Hof"
recht S. Die Zünfte, 38.
Hiff sehe, pltd. Häfsche (a lang), plur.^
die Höfischen, d. i. die Dienstleute
vom Hofe, Herrenhofe, Edelhofe. Platz
da^ de Häfsche käme! Sprw. I, 3992.
Zu den Höfschen^ dem Hofgemide ge-
hören : Hoßnechte, Hof jungen^ Hofmägde^
Hofarbeiter.
Hofsteuer, /., Steuer, die von einem
Hofe zu zahlen ist. Zur Zeit der Or-
densherrschaft. Mühling.
Hüft, H6ft, HVfd, HOfd, n. 1. Haupt,
caputy hoU. hoofd^ dän. hoved^ schwed.
hufrmd^ ^rx!^, head, Dat ging em barsch
erit Hofd herom^ das ging ihm ärger-
lich im Kopf herum. Dzg. Nhg. Parad.,
27. 2. übertragen auf den ganzen Men-
schen; auch zählt man das Vieh nach
Häuptern. Tmntig Hoft OssCy zwanzig
Ochsen. 3. kopfartige Frucht, nament-
lich vom Kohl: Kohlkopf, und da der
Kohl in der Provinz Kamst heilzt, ge-
wöhnlich: ein Höwt Kamst Öck wöU
er e pär Höft Komst bringe, Kgsbg.
Firmenich I, 102b. De Komst ös
mehr on e Bldder ah on e Höwte ge-
gange. Auch als ein Wort: Der Heß-
kamst ist erfroren. 4. Landspitze, Vor-
gebirge; dies doch meist hchd. Haupt
(s. d.). Da;s Damiger Haupt. Vgl.
RixhSft
Hofzeichen, n., s. Hausmarke.
Hofzeichentafely /., s. Hausmarke.
Hogeriump, m., s. Haffpadde.
Hoggerland, n., s. Hockeriand.
hohäy interj.^ zurückhaltender Anruf
zum Rinde. Litauen. Volksr. 63, 242b.
Hifhe, pltd. Hifg' (o lang), das hoch-
gelegene Land im Gegensatze zur Nie-
derung (s. d.). Mbinger Hohe — Elr-
binger Niederung. Vgl. Hockerlafid.
\M\Bn^ 9W.J erhöhen, in die Höhe
bringen, füllen. Die HeringsUmnen wer-
den gehSht^ es wird Lake nachgefüllt,
bis sie voll sind.
hShisch, hShsch, adj., das zur Höhe
Gehörige, Personen, die auf der Höhe
wohnen. HoKsche Leute ^ Leute von
der Höhe, im Gegensatze zu denen,
die in der Niederung wohnen. Elbing.
Schemionek, 16. Du heegscher Rom-
dr§f% du! Dorr, 1. Wiew., 10.
HohleiSy pltd. Hollfs, n., Übereis, s.
Bollels.
Hohikuchen, m.^ Butterkuchen, der
innen hohl ist, Pfannkuchen. Hen-
nig, 103.
Hohtechiunk, rein pltd. Holischlunk, m.^
Mensch mit hohlem Schlünde, Nimmer-
satt, Vielfralz.
hohnpfpeln, hohnepTpelny sw.^ höhnen,
necken, aufziehen. Treichel.
hoho, intery.y Scheuchruf zu)n Pferde.
Samland.
hAjanen, Ojanen, hOjanen, aw., gähnen«
Ln Werder huijanen. Treichel hat
neben humanen: hu^appen; Hennen-
berger, 236, aufjanen: ...das er (ein
vom Baumaste Getroffener) cdso stracks
todt ligen bleibt, vnd nicht einen Fus
noch Finger mehr rOret^ sondern nur
zweymal mit dem Munde auf janet.
Heute wQrde man dies auffappen neu-
nen. Vgl. jappen. Nuscht met NS on
Hqjän to'r Lepelkost^ als Gericht.
Sprw. I, 2640 d. Brem.-nds. hojanen
und janen^ im* Götting. hdgaenen, hS^
höhsch — Holländer.
295
jaenen^ hßjdnen^ in Bayern geuen^ geur-
wen, gäunen, geunen, Brem. Wb. II,
643. 685.. Schamb., 71a. Dähn.,
190a. Schmeller U^ 8. Hennig,
103,
hBhsch, ad/.y s. hShisch.
holen, 9w, 1. in RedensarteD. HoF der
Deiwel! Dm kann der Deiwel holen.
HoV der Fach»! 2. heranziehen, das Tan,
das Netz. S. einholen.
Hiflger, m., httigern, wo., s. Aalhiflger.
Holk, /. u. m.y Höhlung, Vertiefung;
Grrube, kleines Thal, kleine Schlucht^
Hohlweg, Raum zwischen zwei Erd-
schanzen. Sperber, 15. Vgl. holken.
Holke, Httike, /., kleines Schiff. £rl.
Preulz. n, 499. Nach dem Mud. Wb.
II, 288 a, hoUc^ holKky hulk, m., und
holke, /., grofzes, schweres Jjastschiff,
das mit geringer Veränderung der Ar-
matur auch als Kriegsschiff verwandt
werden konnte; nach dem Wb. von
Grimm, IV 2, 1743, ist der Holk eine
Art Lastschiff mit flachem Boden. In
dem Königsberger Junkerhof hiefz der
Raum, in welchem die Mälzenbräuer
sich versanmielten, HOlkenwinkel, weil
die Zunft eine Holte als ihr Wappen
f&hrte. Aus den variierenjicn Namen
dieses Winkels ergiebt sich für Holke
noch Hoüich^ EoUichy *HoUing. Helling
und Hölk. S. Die Zünfte, 10. Hen-
nig, 104.
holken, mo., höhlen, aushöhlen, daher
gewöhnlich ausholken. Nds. kolken,
schwed. hoVca, Ich halte davor, da/z
sie das Qetreydigt' oder Fische etwa auf
ein ausgeholchtes Bredt geleget Pier-
son, Matth. Prator., 22.
HVIkenwinkei, m., s. Holke.
Holker, m., Hehler; im plur. Gesindel,
Diebsgesindel. AuchTolker. Mühling.
Brem.-nds. holker un tolker. Brem. Wb.
n, 6^.
holkig, €uij\y uneben, höckerig; von
kolken. Mühling.
Holkuijel, m., ein schlecht kastriertes
männliches Schwein oder ein solches,
dessen Testikel zu tief nach innen lie-
gen. Solche Eber sind impotent und
dennoch sehr begehrlich; ihre stete
Unruhe verhindert ihr Fettwerden; ihre
Schwarte ist ungewöhnlich dick. Müh-
ling. Zusammensetzung aus kol, hohl
und Kuijel,
holly adv. 1. in Verbindung mit boli,
unordentlich, wüst und eilig. 2>a8 ging
alles koU über boll, über Hals und Eop^
in gröfzter Eilfertigkeit, überstürzt,
darunter und darüber. Vgl. holterde-
polter. Bock, 18. Hennig, 103. 2.
Imperativ von hSle(n) halten: warte,
nimm dich in acht. Holt man! eck
war die kriege. Carm. nupt. I, 282, 5.
Holl, Peter, Eigenname, zur Bezeich-
nung eines Gesellen der Frau Holda.
Vgl Mannhardt, Zeitschr. f. d. Myth.
u. S. II, 197 u. Volksr., 135, 264.
hollft, interj,, Scheuchruf zum Rinde.
Samland.
Holländer, m. 1. Bewohner der Wie-
sen swischen dem alten und neuen Pre-
gel, auch der westpr. Niederungen,
wahrscheinlich weil sie aus Holland
Eingewanderte sind. Ihre Besitzungen,
mit denen vorzugsweise Viehzucht und
Milchwirtschaft verbunden sind, heifzen
Holländereien. In den mehrsten Niede-
rungen sieket man Holländereien, das
sind abgeiheüte Wirtkschaften, in voelchen
ein jeder sein Land um seine Hof stelle,
ohne Gemeinschaft mit andern,- beisam-
men hat Bock, Nat. I, 418. 2. Wie-
dertäufer oder Mennoniten, da die Hol-
länder in den Niederungen meistens
Mennoniten sind. Im 16. Jahrh. nannte
man die deutschen Landwirte bei Thom
allgemein Hollander. Mühling. hx
296
hoUerdeboller — Hölzchenschemper.
Liv- und Estland sind Holländer Eäse-
macher, Yiehzüchter. Hapel, 97.
Sallmann, 122b.
hoUerdeboller, ado,^ s. hotterdepolter.
Holfing, HVIIing, /:,Höhlimg,Vertiefang,
Thal, Höhle. Ji weeteUj dat et dar en
paar Med Barg op an dal geit^ on nu
itund emer von de Schützen nich wiet
von der tweiden HoUing. De Wind hadd
aiwer an der andern Sied von der HoU
ling den Schnee hoch opgeweikt^^ Dorr,
Diiewjagd« Elbinger Niederung. Heils-
beig. Vgl HolL
Holiottenzeug, n., nach Hennig, 104,
der Abschaum des Pöbels. Von dem
poki. holota Lampenpack. Gewöhnlich
hört man jetzt Hottentottenzeug u. Hoi-
tentottenvolk, wobei der heute verständ-
lichere Hottentotte mit dem namentlich
in nicht polnischen Gegenden unbe-
kannten Hollotten vertauscht ist. Im
Flatower Kreise Hotteluke- und Hodeltitke-
volk, von dem poln. oihik Tangenichts.
Flatow. Schmitt, 107; Westpr., 165.
Vgl. Sprw. I, 1674.
. Holm, m., s. Wolm.
HVIsbeck,.Ortsn., volkstümlich im Erm-
lande für Heilsberg; auch Heilsbeck.
hVIterblVffig, adj.y hölzern, stupide,
schwer von Begri£F. Sag' Sie mir dochj
Westerwieksche^ was versteht man unter
JiSUterbloffigf^ — iVa, Hochjitterherrche^
höllterblofflg das es meenst so als wie
stobbekopsch. Elbing. Schemionek,
16. 51.
hotterdepolter,. cuiv.^ eigentlich interj.
zur Bezeichnung eines polternden Ge-
räusches -und der lärmenden Hast, mit
der eine Sache abgemacht wird. Das
, ging holterdepolter^ in gr&fzter Eile und
gexäuschvoll. Er kommt hoüerdepolter
die Treppe herauf. Hennig, 105,
schreibt huUerdepuiter, Auch hört man
hoUerdipoUer^ hoüerdAoüer und hoUerde^
tolter; in Hoch- Paleschken: holderdi'
polier. In Liv- und Estland: holderdi-
bolderdi. Hupel, 96. Vgl. holi.
holterdetolter, adv.^ s.' das vor.
hotterig, ßdj,^ hölzern. Gewöhnlich
in der Zusammenstellung mit tolterig,
* plump, tölpelhaft. Er geht holtertoUerig.
Er ist ein HoltertoUer, ein hölzerner,
plumper, tölpelhafter Mensch. Sam-
land.
HVttke, m. u. n., s. HSizcben.
HSItkenschemper, m., a. HVlzchenscbem-
per.
Holunderkreide,/., s. Kreide.
HOiung, /., grofze Wake im Eise, aus
der das eingelassene Netz geholt, d. i.
gezogen wird. S. Winterfischerei.
Holunk, bei Stein, Peregrinus, Hoi-
lunck, Halunke.
HSIwe, /., s. Hfiwelien.
Holz, n. 1 . Geld. Das ist vid Höh,
viel Geld, sehr teuer. Sprw. I, 1649.
Studentisch; hat wohl Zusammenbang
mit der Berechnung des „Holzes^ beim
Eegelspiel. 2. Dorschangel' mit 900
Haken.
Holzbopk, m.y die Zecke, Ixodes.
Mühling, Tiem., 172. Grimm, Wb.
IV 2, 1768:. Acorus rediwius.
HSlzchen, HOlzken, rein pltd. HSKke,
n. , eigentlich Dem. von Hoh^ pltd. .
Holt^ wilder holziger Apfel, auch der
wilde Apfelbaum selbst; letzterer jedoch
gewöhnlich Hölzchen-, Hohskenbamn,
rein pltd. HoWuhom. .Sperber, 15:
Hehsk^ für die Frucht, fQr den Baum
Hflzkeboom. HoWce, vhd. Holzke, ist
der gebräuchlichste Name. So sü'r wie
Holtke. De Dtwel schoddeU ßöUke.
Sprw. I, 788. Bock, Nat. HI, 167.
Hennig, 104*
HBlzchenbaum, m., s. das vor.
HVlzchenschemper, pltd. HBItkeschem^
per, m., Schemper (s. d.), Getr&nk ans
Holzgarten — Hopsaschleifer.
297
klein geschnittenen Holzchen, durch
Äufkochong in Wasser bereitet. Vgl.
Kwas.
Holzgarten, pltd. Hottgarde (a = a),
9n., Platz in der Nähe eines Flusses,
auf dem Brenn- und Nutzholz ange-
sammelt und verkauft wird.
Holzhacker, n., Eichelhäher, Cormu
glandarius. Bujack, 375.
Holzkapitän, m,; er fuhrt die Aufsicht
über das von den Eaufleuten angekaufte
Bauholz, bis dasselbe aus dem Wasser
auf die Holzfelder gebracht wird. Dzg.
W. Seidel, 30.
Holztemer, m., s. Temer.
HOmann, m., s. Hofmann.
Hommel, /., kanalisiertes Flülzcheq^
das Elbing in vielen Armen durch-
fliefzt und zwölf Mühlen treibt. Sche-
mionek, 16.
hommeln, sw.^ bei den Haaren zupfen.
Sommel hommel Saarke^ Kling^ klang
Baarkey Wer nick wat tom Hommle
kainey Wat gehommeU wäre. Yolksr.,
116, 484.
HSmpely m., 8. Humpel.
hBmpeln, humpeln, sw, 1. langsam
schleppend geben, unsicher und ge-
brechlich gehen; hinkend sich fortbe-
wegen, lahmen. In Bayern humpen
hinken; im Gotting. humpeln und hun-
kein lahmen, lahm gehen, etwas ^hinken.
Schmeller U, 197. Schainb., 88a.
Bock, 18, u. Hennig, 102, schreiben
hempeln. — abhUmpeln, einen Weg an-
treten, hömpelnd zurücklegen. Wi
wäre doch man qfkomple motte, wir wer-
den doch man abmarschieren müssen.
— aushVmpeln, ausgehen und zwar höm-
^hBmpeln. Ich war 90 ganz
7) Bjdny hier hinter die
Ttenhauses hingehumpelt,
92. — GehBmpel, n., der
.ang. — 2. stümperhaft tan-
zen. Steit friCy dat eck en Dangs na
miener Buurart hompelf Carm. nupt
I, 282, 15.
HOmske, HVmske, m. u. /., s. Hfimske.
honett, cuij.y anständig, ehrbar. Ik
Ö8 en honetter Mansch. Aus dem frz.
honnetCy ehrlich, bieder, ehrbar, recht-
schaffen.
Honigbrilcke, /. 1. Name der Brücke
in Königsberg^ welche von den Kneip-
höfern den Altstadtern zum Hohn ge-
baut worden ist Hennig, 104. 2.
In Kgsbg. beliebtes Kinderspiel. Ygl.
Brückenspiel. Volksr., 179, 693.
HonigIVffel, m., schlecht bereiteter
Sensenstreich.
HBnn, m. Vom., s. Hein.
HOophOan, m., Hochaufhochan, zur
Bezeichnung eines Ungeschickten, eines
Tölpels. Hoophoan stött äwerall an^
Hochaufhochan stöfzt überall an. Weh-
lau.
Hopfengar, m.y der aus Hopfen ge-
kochte dicke Brei, welcher zum Bier-
brauen benutzt wi^'d. Hennig, 104.
Hopfenoack, pltd. Hoppesack, m., Sack
zur Aufnahme des Hopfens. Da ge-
füllte Hopfensäcke sehr umfangreich .
sind, so nennt man auch einen' korpu-
lenten Menseben Hoppesack.
HVpp, m.y ohne plur.y der Hüpf: Ga-
lopp des Pferdes. Er reitet im Hopp.
Von hoppen hüpfen.
Hoppasch, m.y kurzer Sprung in die
Höhe; zugleich auch auffordernder Zu-
ruf zu einem solchen Sprunge. In
Pomm. huppas, Däbn., 200b. Ge-
wöhnlich hoppas. Grimm, Wb. IV2,
1798.
hoppen, mo.y hüpfen, üblicher jedoch
hopsen (s. d.)-
HopsaschleHer, m., alter Tanz, Schlei-
fer mit hüpfender Bewegung. SpSUaity
speit doch e mal e Hopsaschlaifay Spiel-
298
Hopsassa — Horserettich.
leute, Musikanten, spielt doch einmal etc.
Ermld. Freisch., Manuscript. Aach
Hopsawalzer. Erml. Freisch., 14.
Hopsassa, m., von hopsen hüpfen. 1.
der Tanz. 2. der Floh. Hier bei/zfs
mich^ da beifzfs mich! Flohe haV ich
nichj Läuse auch nichy die schwarze
Hopsassa isfs nich^ drum mufz 's die
weifze Sachtmarschier sein* Jerrento-
witz.
Hopsawalzer, m., s. Hopsaschleifer.
hopsen, sw.^ hüpfen, springen, tanzen,
angs. hoppon^ hoU. huppen. Hops hops
vber^n Graben! Hops hops^ Peerdke!
Volksr. 29, 109; 37, 139. Ak ich den
Kerl (Fechtmeister, Tanzlehrer) zuerst
hopsen sah,ßelmir^s in' s Lachen. Soph.
R. n, 482. Bock, 18. Hennig, 104.
Davon Hopser, m., Sprung, Tanz. S.
Hopsaschleifer.
Hopser, HOpser, m., Frosch; doch auch
Heuschrecke und jeder Hüpfende. Von
hopsen. In Grimm, Wb. IV 2, 1801,
in erster Bedeutung Hopzger.
Hopsfliege, /., die. hüpfende Fliege,
der Floh. Wenn ji dar 'nen Mann
b^nen fingen^ säl ;t em wie 'ne Hupps-
fleeg dodtmaken. Dorr, L Wiew., 99.
S. FIfig.
horchen, sw. 1. hören, auf etwas
merken, lauschen. Davon aufhorchen
(s. d.), aufhören, in zweifacher Bedeu-
tung. 2. gehorchen, gehorsam, folgsam
sein. Der Jung horcht gar nicht Willst
du wohl horchen! 3. warten, verweilen.
Horch ein Körnchen — e Bofzche, ein
Bi/zcheny warte, verziehe ein wenig.
hVren, sw. 1. gehören, zugehören. Et
hört mt. 2. wie horchen gehorchen,
gehorsam sein. Er wül mir nicht hö-
ren. Kannst du nicht horen^ hast du
keine Ohren, willst du nicht gehorchen?
BeideBegriffe finden, nachE.Förstem.,
ihre Einheit in dem Hörigkeitsverhältnis,
in dem der ünterthan dem Gebieter
gehört und gehorcht. 3. Er sagt auf
ihn hören Sie, er redet ihn mit Sie an^
er duzt ihn nicht, Dat os man nich
so so, dat ÖS höre se, das ist etwas Be-
sonderes, Vorzügliches. Zum Lobe
einer Sache, einer Speise. Sprw. I,
3538.
Httring, ?»., s. Hfiring.
Hom, n., in zwei Bedeutungen, s.
Hfiring und Zoch.
hBrnertoll, adj., toll wie ein Hörner-
träger. Wenn eh Heemer heww, de
Eenen doü maken känen, denn sali dat
Spr§chword bi mi wahr s§nnen: §k w§Ü
heemerdoU s^nen. Dorr, 1. Wiew.,
87.
Homfisch, 9n. 1. Schwertfisch, Xi^Ames
ghdius L. Benecke, 78. 2. Horn-
hecht, Behne rostrata Flem. (JEsox be~
lone L.); auch OrünknocJien, Sehne fei,
Windfkch, Nadelfischy Windsutter, lit.,
kur. wejhtwisy kass. piskorz. (?) Be-
necke, 101. Bujack, 392 f. Müh-
lin g, Tiem., 172.
HVming, m.y s. HMng.
Hornist, m., s. Homte.
Hornscheln, m., der Neumond im Hor-
nung. Sie feyren Ihre Hochzeit in dem
Vollmond und vollen Homschein. Carm.
nupt. ni, Idd.
Hornske, /., s. Horinte.
Hernie, /., Hornisse, Fespa Crabro.
Samland. In Natangen und im Ober-
land Hornske; vielfach auch Hornist, m.
Munter seintoiee (ein) Hornist. Eorrespbl.
UI, 51. Ahd. und mhd. homuz, ags.
hymet, engl, homety holl. horh, m.y horzel^
f.jimQ6t\mg,homeke,homke. Schamb.,
86 a.
Horsch, (?), Pferd, Gegend von Conitz,
Schmitt, Westpr., 165. VgL Schade
Wb., 426: hrosy ros etc. *= Rofz.
Horserettich, pltd. Horseraiflch,in.^Meer-
Hort — Hots.
299
rettig, Pferderettig. Engl, hor^e^addük,
Meer — mar^ engl, mare^ ahd. fnaroA,
mhd. march^ md. mar Mähre, Pferd,
Rofz.
Hort, m. 1. Verschlag aas Brettern.
Schweinehort, 2. korbartiges ^ langes
WeidengeflechtzarAu&ahme des Obstes,
worin es aaf dem Ofen getrocknet wird.
Auch: die Horte.
Hosenband, n., Hosenträger, Trag-*
band. Hoseribender mit güldenen flitterfiy
vnd golde^ sollen gentdichen abgelegt vnd
nicht getragen werden, bei dreyen marcken
bues. Kleider . Ordng. 1529. N. Pr.
Prov>Bl. a, F. VU, 371.
Hosenkacker, ?»., zur Bezeichnung
eines alten Mannes; aucli blofz Kacker.
Hosennäher, m.. Näher der Schiffer-
strümpfe. Ahd. Jiosd, mhd. hose Bein-
bekleidung, Hose oder Strumpf. In
Danzig die Hosenruihergasse, Forste-
mann, Strafzn.
Hosianke, Pflzn., Gundermann, Gle-
choma hederacea L. ' Dönh.
hot, Zuruf an die Pflugochsen, wenn
sie sich rechts wenden sollen; doch
auch jede Wendung nach rechts. Eck
wengd hot an tom Ewerdik, ich wandte
(mit dem Fuhrwerk) rechts an zum
Oberteich. Carm, nupt I, 282, 1. In
gleichem Sinne auch hodder und heitsch.
Dat ÖS nich hodder nich schwodder, das
ist nicht rechts nichts links ^ also un-
entschieden. Der eine hodder , der andre
schwodder. Sprw. I, 1640. Er weifz
davon nicht hot nicht schwodde^ er ist
in der Sache völlig fremd, weilz sie
nicht anzugreifen. Hennig, 251, führt
folgenden hierhergehörigen „bekannten
Yers^ an: Hotte tenet deatramy retinet
sibi ScJiwodde sinistram, Hot ist auch
noch anspornender Zuruf an die Pferde
zum Anziehen des Fuhrwerkes bei der
Abfahrt. Ebenso: he^hi^ Au, hedayß!
Yolksr., 63, 242a. Eck ging bol hoU böl
schwodr. Carm. nupt. VI, 242 b. Bock,
18. Hennig, 105. S. Korrespbl. DI,
90. Vgl. hemp, pftlsch und schwodder.
HVtke, n. Dat ös Hotke mSt Motke^
das ist gemischte Gesellschaft, Krethi
und Plethi. Sprw. 1, 1675. In Mecklbg.r
Yorpom. HüM un Mütty sammt und
sonders, mit Sack und Pack. Mi, 35b.
Hotkepit8cha(er), m., s. Hascbapischa.
Hotpferd, n., Pferd, dem man hot zu-
ruft. In der Eindersprache das Schau-
kelpferd, der Knabe oder Erwachsene,*
der das Pferd vorstellt. He lätt mott
Sek Hottperd spSle, er l&fzt sich alles ge-
fallen, folgt dem Willen anderer.
Htttsch, m.y s. hVtschen.
htttschen, hetschen, hitschen, sw., hin-
ken. Er kommt angehotscht, Htftsch,
Ketsch, Husch, r/»., Neckname för einen
Lahmen oder Hinkenden.
Hotschpotsch, n.^ Fleisch in kleinen
Stucken, holl. huispoty ein Gemengsei
von zerkleinertem Fleisch, mit Rüben,
Kohl u. Wurzeln gekocht. Jenn Hottsch-
potsch dat send Junge Dirnen y jenes
Hottschpotsch das sind junge Tauben.
Dzg. Nhg. Parad., 61. Vgl patschen.
hott, Zuruf, s. hot
HOttehil, n., in der Kindersprache das
Pferd. Treichel. Zusammensetzung
aus den Zurufen hot und hü. S. Hot-
pferd.
Hottelukevolk, n., s. Hollottenzeug.
Hottentotienvolk, -zeug, n., s. Hollotten-
zeug.
Hottepotete, als Klangname für das
Ei im Ratsei, im Gegensatz zum Hott-
potetCy der das zerbrochene nicht mehr
ganz machen konnte. S. Tierräts. 61.
HSttke, m.y s. H»tke.
Hotz, Hetze, /. 1. Wiege; von hotzen.
2. Schlafstelle, an der Decke eines Ge-
maches befestigt, die also über einem
300
Hotebatterie — Hübsche.
anderen Bette angebracht ist; aach
Bette überhaupt. Natangen. 3. zwei-
rädiger Karren; auch Hotzkarre. Vgl;
Gamm und Kordoll.
Hotzbatterie,/., die beiden Zahnreihen.
Einem eins in die Hotzbatterie — Hotz-
patrie — geben. Eins vor die Hotz-
batterie bekommen, einen Schlag in die
Zähne bekommen. Egsbg. Vgl. Sprw.
I, 1514.
Hotze, /., *s. Hotz.
hotzen,*««^. 1. wiegen; in den Armen
schaukeln; ein Eind auf dem Knie
wiegend heben, es reiten lassen. 2.
tanzen. Se gäne hotze^ sie gehen tanzen.
3. prügeln. Öck war d% hotze! Im
Götting. hotten, Schamb., 86b.
Hotzkarre,/., s. Hotz.
Höxter, /., s. Heister.
hll, Zuruf, s. hl und hoL
Hubback, Huckeback, sonst gewöhnlich
Huckepack, der zum Aufhocken ge-
krümmte Rücken; Last, die auf dem
Rücken huckendy hockend, getragen wird.
S. Huck Rücken. Einen Hvbback neh-
men^ ihn den Rücken besteigen lassen,
wie man den Kindern gern gestattet.
(Nät Ktas) dreckt Hukkepack 'non groten
Eoppensack. Dorr, 48. Den Tod
Hubback tragen^ elend aussehen, als
wäre man dem Tode nahe. Sprw. I.
3776. In Tolkemit Hulpag, in Elbing
HuUpack. Schemionek, 16. Hennig,
.105. Vgl. Schamb., 87b. Grimm,
Wb. IV 2, 1860.
Hubbel, m.y kleine Erhöhung, Uneben-
heit, HügQL Vor Jahre war g6t fahre,
wo da klSne Hubbelkes wäre, sönd nü
grSte Bar^. Schon bei Jeroschin:
dß hüt der brudir vane — üf eime huble,
derddlac. 155d. Pfeiffer, 176. Nach
Hennig, 326, auch* Beule, Geschwür,
Knorren an irgend einem Körper.
hubbeiig, adj\ *you Huhbely uneben,
höckerig, hügelig.
Hubberhase, m., gewöhnlich im Dem.
pltd. Hvbberhaskey von hubbem, ein
liubberig aussehender, stets fröstelnder,
kränklicher Mensch. Hei ös e rechtet
Hubberhaske.
hubberig, adj,y Hubberfg, m., s. hubbem.
hubbern, »w., {röstein, namentlich vor
Kälte oder Nässe SiQh hubbem y sich
vor Frost zusammenziehen, vor Kälte
schauem. De Sparling hubbem aik om
Struck, Dorr, 50. Im Götting. AtiAm.
Schamb.., 8Za. Davon hubberig, ge-
wöhnlich hubb'rig, odf/., fröstelnd, vor
Kälte gekrümmt, gekauert gehend. Mir
ist hubVrig und schubVrig. Der sieht
recht hubberig aus. Er ist einkubVriger
Mensch, er empfiiidet feicht Kälte. Ein
solcher heifzt auch Hubberig, Hubb'rig,
m. Das Wetter ist hubberig y nafzkalt,
macht also, dafz man hubberig wird.
In Dzg. hupprig. Gedanism.' Bock,
18. Hennig, 105. Vgl. frlsen.
Hubbemack, m. 1. wie Hubberhascy
ein fröstelnder, hubberiger Mensch, oder
einer, der sich wie ein solcher trägt
und häk: mit eingezogenem Nacken
geht. 2. ein Schnaps, der das Hubbem
vertreibt. Einen Hubbemack nehmeny
einen Schnaps gegen die Kälte trinken.
HQbe, /., Hufe. Er besitzt zehn Hüben.
HQbel, /., Hobel. Im Brem. Hövel,
im Götting. bowel, in Estland Hubeh
Brem. Wb. H, 662. Schamb., 87a,
Sallmann, 47. «
HUbener, m., s. HUfener.
hUbsch, adj, xmA^adv,, artige ^Uig)
gern etc. Geh hübsch hin, Küss' dem
Onkel hübsch die Hand. Das lass* ich
hübsch bleiben. Kommen Sie hübsch
wieder. Tku das hübsch.
Hübsche,'/., Husche, Ohrfeige. Hen-
Hacheldibuchel — Hühnerarsch.
301
nig, 105. Nach einer handschr. Be-
merkung Nesselmi^iin's findet sic}i bei
Simon Grünau: Eine gute Hübsche
g^ben,
Hucheldibuchely Klangname für das
£i im Ratsei. S. Tierräts. 58.
HUcht, A Höhe, s. H»chL
Huck, m., Hucke, /., Sitz, Wohnsitz,
Heimwesen, Daheim, gewöhnlich im
Dem. Huckchen, n. Wohl dem^ der sein
warmes JBuckchen hat Auf dem Huck-
chen sitzen^ auf seinem Besitz wohnen.
Dat ÖS min Huckke^ das ist mein Häus-
chen, mein kleines Besitztum. S. Be-
hucL
Huck, /. 1. Gans; auch Scheuchruf
für die Gänse: 'Huck huck hahül Sam-
land. 2. der Rücken; auch Hucke.
Sperber, 15. Einem auf der Hucke
säzen^ hinter ihm her sein, ihn an-
spornen und treiben.
Huckauf, pltd. Huckop, Pflzn., s. Hackan.
Huckauf emstobben, pltd. Huckopem-
stobbe, m., Sitz' auf dem Stubben, eine
Falkenart, angeblich der Nachtfalke,
den ich nicht näher zu bezeichnen ver-
mag. Samland.
Hucke, /., s. Huck und HQke.
Huckeback, m., s. Hubback.
buckeln, «u;., von hucken^ zusammen-
gekauert sitzen; elend und mühselig
leben. Besser einmal lustig gelAt^ ab
immer so gehuckeU, Flatow. Sprw. I,
332. In Hessen kuckeln, hockelny auf-
huckeln auf den Rücken setzen und auf
demselben tragen. Yilmar,'178.
hucken, «u;., hocken, sitzen. Huci^
still y sitze ruhig! Huck ofm DupSy'
bleibe auf deinem Sitz, wandere nicht
aus, bleibe im Lande und- nähre dich
redlich. Ermland« Sperber, 16. Hucken
bleiben^ sitzen bleiben, unversorgt, ohne
.SteUe, ohne Mann bleiben.* Huck^ dt
e Stund verontwintigy setze dich ein'
Stund' vierundzwanzig — als Nötigung
zum Sitzen. Er huckt immerwegy er
dehnt seinen Besuch zu lange aus. Der
Rock huckt schlecht Die Gänse müssen
hucken^ brütend sitzen. Auch kauernd
niedersitzen, sich ducken. Bock, 18.
Hennig, 105.
HUcker, m.^ von hucken^ Schuster-
schemel. Mühling.
Hucksducks, m., Zusammensetzung aus'
hucken und ducken, geheimes Einver-
ständnis. SiemacfienHucksduckSyhsiben.
Durchstechereien. Vgl. Ducks.
Huckstätte, pltd. Huckstäd, /., Stätte,
auf der man huckt; Lager der wilden
Enten. Drausensee. Mühling.
huddeln, sw,, zögerü, lausem, langsam
arbeiten, die Zeit unthätig hinbringen.
Treichel hat noch: sich begnügen.
HDde,/., von huden hüten, die Herde,
als das zu Hütend^. Treichel.
HQf, HQW, m., das Öhr der Axt, na-
mentlich die äufzere Fläche derselben.*
HUfener, HUbener (das e meist elidiert),
m,y pltd Hewner, Besitzer einer Hufe
Landes, und dann gewöhnlich Ein-
hüfener genan^it. So Zwei^y Drei- etc.
HUfeiier. Landleute, die es noch nicht
bis zum Besitze einer vollen Hufe ge-
bracht, heifzen HalbhUfner, HalbhUbner.
Hufenzins, m.^ Zins, Abgabe, von jeder
Hufe. Abgabe zur Zeit des Ordens;
sie betrug pro Hufe IV«— 2 Mark. Müh-
ling. • .
Hüff, m.y Huf des Pferdes. Huf^ d. i.
hebe den Huf! als Zuruf zum Pferde,
wenn es den Huf erheben soll.
Huffhaff, m.y im Volksrätsel der Hund;
der Name ist dem Klange des Bellens
nachgebildet. S. Tierräts. 36. Vgl.
Hrimnigrani. .
Hühnerarsch, m,, der Hintere des
Huhns. 1. Plaudertasche. Er hat vom
Hühnerarsch gefressen ^ er kann den
302
Hübneraugenbaam — Hölle.
Mond nicbit halten, yerrät ihm anver-
traute Geheimnisse. Sprw. I, 1700. 2.
eine aufgedrückte Blase zwischen den
Zehen. Dat ob kein Henerogy dat ös e
ßenetnaT9ch.
HUhneraugenbaum, m., Pflzn., AhU
oder Traubenkirsche, lentis Padus L.
Hagen, 507.
hUhnerblind, culj.^ blind wie die Hühner,
welche nach Sonnenuntexgang schlecht
sehen; kurzsichtig. Du bist ioohl kühner-
blindt Vgl Übersichtig.
HUhnerbrinICy n., s. Häunerbrink.
HUhnerdieby m., Dieb, der Hühner
stiehlt Er geht wie ein HOhnerdiebj
scheu, mit niedergeschlagenen Blicken.
HUhnerelementy pltd. Hftnerelement, n.,
als Fluch. Potg Heehnerelementj Herr^
ju blifft keene Wahl. Dorr, 1. Wiew.,
16.
HUhnerfresser, pltd. HftnerfrSter, m,,
Spottname fiir die Juden^ die von den
Märkten die meisten und besten Hühner
kaufen und eigenhändig nach Hause
tragen. Königsberg. Rosenkranz,
Kgsbg. Skizzen I, 114.
HUhnergreifer, m., der die Hühner
greift, stiehlt. Er sieht aus toie ein
Huhnergreifer. Sprw. I, 208.
HUhnerhuck, pltd. Hfinerhuck, m. u./..
Huck (Sitz) der Hühner. Er hat unteren
Mühnerhuck gestanden — zur Bezeich-
nung eines sehr dummen Menschen.
Er hat untr$ Hühnerhuck gesessen^ ah
der liebe Grott den Verstand austeilte.
Sprw. II, 1249.
HUhnerplapper, pltd. Hftnerplapper, /.,
8. V. a. HUhnerarsch (s. d.).
Hui, /., Nase. Sie hat eine gute Hui,
Kgsbg.
hulBtty 8w,y spotten, verspotten, höhnen.
Er wird gehuit. Denn kam wi^ nehmen
em de Heemer af an huifen em bit Hus.
Dorr, L Wiew., 105. S. verieuem.
' hutjanen, hOjanen, hujappen, no., s. hö-
janen.
Huk, /., Name für die Spitze der ku-
rischen Nehrung, Memel gegenüber.
Auch im Dan. heifzt Huk Spitze, in
Jütland und Island werden die Land-
spitzen ebenfalls Huk genannt. YgL
Passarge, Balt, 144. In Hessen der
Huk hervorragender Hügel, Berg, Vor-
gebirge, Landspitze. Yilmar, 1771
HQke, Hucke, /. 1 . Zäpfchen im Halse.
Die Hucke ist herabgefallen^ das Zäpf-
chen ist angeschwollen und berührt die
hintere Zunge. Einem die Huke auf-
ziehen; dies geschieht, indem man den
Daumen, gewöhnlich jedoch einen Löffel-
stiel stark gegen das Zäpfchen drückt,
oder dem Kranken einige Wirbelhaare
auszieht. Vgl. Hezspr.,64. Bildlich:
Schaden zufügen, namentlich beim Spiel
einen tüchtig „ausbauen^, ihm den
Standpunkt auf etwas schmerzhafte,
derbe Weise klar machen. Sprw. I,
1703. Sich die H4ke — Hucke voü
lachen — w>U ärgern. Einem die Hucke
voü lügen. In den beiden ersten Redens-
arten ist Hucke als Hals, in der letzten
auch als Rücken (s. unter 2) aufzu-
fassen. 2. Rücken. Einem die Hucke
voll schlagen, voll schmieren. Sie sah'n
sich so seitwärts dabei an^ wie zwei Leute^
welche sich die Hucke schlagen wollen.
Soph R. m, 378. Vgl Huck, Hubback.
Hennig, 105.
Hülle, /., von hüllen, einfache Frauea-
mütze, wie sie in den niederen Ständen
getragen vnrd. In Kgsbg. besteht eine
' Mädchen-Erwerbschule, in welcher alle
Schülerinnen weifzleinene Hüllen tra-
gen mQssen; im Volksmunde heifzt
sie daher HüUenschule. Die Königs-
berger Handelsfrauen trugen früher
HülC on DSk, Hülle und Tuch, das
Tuch um die Hülle turbanartig ge-
Hallpack — Hund.
803
wunden und in eine Knotenschleife
endigend.
Hullpack, Hulpag, m., s. Hubback,
hulterdepulter, adv.y s. hojterdepolter.
Hummely m. oder/, je nach dem nator-
lichen Geschlecht, hornloses oder einhor-
niges Rind. In .Schwaben derZachtstier;
humlet angehömt Schmeller II, 197.
Lit. ffumuli, poLi. gomoly hornlos. Vgl.
Nsslm. Th., 55; Forsch. 2. Müh-
lin g, Tiem., 172.
Hummel, /., üble Laune, Milzmut,
Ärger. ^ (der Mann) t^^r^ncA^ anefer-
toegen mühe und kwmmeln Stein,
Peregrinus XIII, 90. W. Mtsbl. VI,
173. Trauen y gutsagen und borgen
Machen viel hummeln und sargen. Peregr.
III, 3 (Manuskript).
Hummelskopf, m.y Schimpfwort. De
Diwd mU ae hale^ De Sie Hummeb"
kapp! Volksr., 238, 840.
Kumpel, HUmpel, HVmpei, m., Erd-
höcker^ Elumpenhöcker, kleiner Hügel.
Auf einem Torfbruche steht Humpel
an Humpel. Humpelchen laufen^ laufend
nur auf diese Erhöhungen treten. Maul-
wutfshompely Maulwurfshügel. Diese
Erdhöcker heiCsen auch Kumpel and Kum-
pen. Engl, hump Buckel, Kucken; in
Estland Humpel. Sallmann, 32. In
Hessen Hüppel^ Hoppel Vilmar, 179.
Sperber, 15: Humpel -(ermlandisch)
der Haufen. Ein Humpel Kom^ ein
Haufen Roggen.
Httmpel, 97»., s. das vor.
humpeln, sw.^ s. hBmpeln.
Humpen, m., nach Hennig, 326, ein
grofzes Stück irgend einer Speise. Ein
Humpen Brot.
' humpsen, mo., in behumpsen, betragen.
Treichel.
Httn, m.y Hüne^ Riese. Natangen.
Ähd. Hün, mhd. Hiune, mlat Hunma
Hunne. Grimm, Wb. IV 2, 1942. •
Hund, m.y Dem. Hundchen ^ pltd.
Hundke. 1. canis. In Redensarten: Er
geht Hunde BcUageny ge\iihe\ibAvi. Sam-
land. Er ist hundsmager^ zar Bezeich-
nung eines hohen Grades, der Mager-
keit. Hennig, 327. Vgl, N. Pr. Prov.-
Bl. a. F. VII, 439. Sprw. I, 1708ff.-, II,
1252 ff. Der Mensch, verglichen mit
dem Hände: Wie ein Hund abgebrüht
— bei/zig — gelehrig — geizig — glupsch
müde — treu sein; — arbeiten wie ein
Hund; — abziehen wie ein begossener
Hund (Pudel); — arJcommen wie der
Hund an die Peitsche; — aufpassen wie
ein Schie/zhund; — aussehen wie ein
Hund ohne Zagel (Schwanz) — wie
ein Scho/zhund; — bekannt sein wie ein
bunter Hund; — dastehen wie ein be-
pifzter Pudel; — fressen wie ein Qer»
berhund; — gebunden sein wie ein Ketten^
hund; — gehen wie der Hund ohne
Zagel; — gtlen wt de Hund na Qeel-
ßesch; — kommen wie der Hund von
der Käst; — dazu kommen, wie der
Hund zum Pßaumenfleisch; — kotzen wie
eine Gerbertöle; — lauem wie der Hund
auf Geelßeisch; — lügen wie der Hund
lauft; — em Gesicht m,achen wie ein
Hundy wenn er Bauchschmerzen hat; —
rennen wt e posscga Huingd (Sprw. I,
3131); — etwas vet^stehn wie der tote
Hund das Bellen; — vertieft sein wie
der Hund auf der Zock; — wie Hunde
um einen knochen eich beifzen — reifzen
— schlagen — streiten; — sich herum-
treiben wie ein Hund — ein bunter Hund
— Hirts Hund; — eich quälen wie ein
Hund; — sich schämen wie ein bepifzter
Hund; — einen haben, wie den Hund
an der Peitsche; — et bekommt em —
kommt em to HüSy wi dem Hund dat
Grasfrete; — sich nach einem bangen,
wie der Hund nach der Peitsche; —
einemgut sein, wie der Hund dem Juden;
364
hnndarschen — Handewirtschaft.
— sich amimeren wie ^n J/opa ^Spitz)
im Rosengarten — im Theegarten — im
Tischkasten, Eorrespbl. III, 51. Sehr
beliebt ist die Zasammenstellong: Hund^
Teufel^ Mensch, gewöhnlich : Hund, Dei-
wel, Menschj pltd. Hund, Düwel, Mönsch.
Er kann doch wenigstens sagen: Hund,
Deiwel, Mensch, hilf mir! Du kannst
mir doch wohl dm Maul vergönnen und
sagen: Hund, Teufel^ Mensch, thu' (gieb)
mir das. 2. der grol'ze Wasserkäfer,
Dytiscus. Mühling; Tiem., 172. 3.
Branntweinflasche, die in der .Tasche
getragen wird. Der Hund bellt, wenn
man, den Pfropfen drehend, die Flasche
kreischen läfzt. 4. kleiner Schlitten
zom Anfahren des Bauholzes; aacb der
korze Schlitten, auf dem das Wipfel-
ende eines Baumstammes ruht, der dem
gröfzern Yorderschlitten, der das Stamm-
ende trägt, wie ein Hund nachfolgt;
gewöhnlich Hündchen^ pltd. Hundke,
Schlitten mit einem Hundchen. 5. nach
MQhling auch ein eisernes Gestell in
der EQcbe, worauf die Fenerbräade ge-
gelegt werden.
' hundarichen, hungBrichen, sw., rasen,
tollen, umherjagen wie die Hunde. Vgl.
verhundAsen.
HundaUy Uuntau,./., in alten Zeiten
Huntenau, die Gegend um Branden-
burg am Frisching, wo sich schöne
Fettweiden befinden. Er ist aus dem
Huntauschen.
Hunddrecksacker, m., Acker mit leich-
tem, schlechtem Boden.
Hundeblaff, m., s. Blaff.
Hundebroty Hundsbrot, n. 1. Brot, das
der Hund bekommt; Lohn. Hei deit
dat fer e Hundebrot, er arbeitet für
einen sehr geringen Lohn. 2. Preis.
Um ein Hundsbrot Wertvolles verkaufen.
Stein, Peregrinus XI, 28. W. MtsbL
V, 160.
Hundedrab^ m., Trab eines Hundes.
Er geht klein Hundedrab, er läuft Einen
auf den Hundedrab bringen, ihn zum
Aufgeben seiner Absichten zwingen,
ihn in die Flucht treiben.
Hundegasse, f., Gasse, in der viele
Hunde zu finden sind. Li die Hwnde-
gasse kommen, in's Elend geraten. Sprw.
I, 1747. Li Danzig heilzt eine statt-
liche Strafze Hundegasse.
Hundekälte,/, grimmige Kälte. Heute
ist eine Hundekälte.
Hundeloch, n., Loch, Haus für einen
Hund; zur Bezeichnung einer elendoi
Wohnung, eines schwer zu erwärmen-
den Zimmers. Das ist ein wa/{gres Hunde-
loch.
Hundemackerwinkel, m., Gegend zwi-
schen Labiau und Tapiau. Zum Hunde-
macherwinkel gehören die Dörfer Uder-
ballen, Augstupönen und Stampelken
in den Kirchspielen Goldbach und Kre-
mitten, Ej:. Wehlau. Als Spott: Bir
ist aus dem Hundemacherwinkel: in
Stampelken werden die Hunde gemacht,
in UderbaUen werden sie geringelt und
in Augstupönen wird ihnen die BelP ein^
gesetzt. Neckfrage: Wie steit et, son de
junge Hundkes fertig f Vgl. Sprw. I,'
1750; n, 1268.
Hundemyrte, Pflzn., Feld- Thymian,
Quendel, T%ymus Serpyüum L. Trei-
chel, Volksth.
hunderackermllde, pltd. hunderaokerm&d,
adj., müde wie ein abgehetzter Hund
und ein beschäftigt gewesener Racker.
Vgl. rack.
Hundeseele, /., Seele eines Hundes.
Es ist keine Hundeseele- da, es ist nie-
mand da. Sprw. I, 1752.
Hundewetter, n., Wetter, in das man
keinen Hund hinausjagt. Das ist heute
ein Hundewetter.
Hundewirtschaft, /., zur Bezeichnung
Haodezucht <- Hungertuch.
305
einer in hohem Grade unordentlichen,
schlechten Wirtschaft, in der allenfalls
ein Hund, der alles erträgt, aushalten
würde.
Hundezucht, /., zur Bezeichnung einer
ungeregelten Wirtschaft, eines unordent-
lichen Hauswesens. Hier herrscht die
richtige Hundezucht.
Hundsbroty n., s. Hundebrot,
hundsen, 8w.^ s. hunzen.
Hundsklunker r m., Klunker für den
Hund, Hieb. Öck war dt Hundsklunk^re
gewe, als Drohung. Wehlau. Ygl. Hunds-
noten.
Hundsknochen 9 m.^ Knochen für den
Hund. Einem Hundsknochen geben, ihn
derb ausschelten, abfertigen.
Hundslaieme, /. Mit der H^ndlateme
leuchten, mit dem Stocke drcinschlagen.
hundsmager, adj. öck bot htde schon
fer e hundsmägret Dink (Gansrumpf)
tweiOiUe. Kgsbg. Firmenicbl^ lOla.
S. Hund.
Hundsnoten y plwr.^ Noten, die dem
Hunde aufgespielt werden. Hiebe, harte
Worte, Verweise. Er kriegt Hunds-
noten — mu/z mit einem Gericht Hunds-
noten vorlieb nehmen. Sprw. I^ 1756.
In gleichem Sinne auch Hundsklunkem.
Hundsromei, Pflzn.^ stinkende Hunds-
kamille, Anthemis Cotula L, Hagen,
896. Hennig, 213.
Hundsspftr, /. 1 . die Raupe des Bären-
spinners, Euprepia caja. Nach dem
Yolksgiauben zeigt sich bei Personen,
die mit blofzem Fulze auf die Raupe
treten, eine Wunde amFufze, welche die
Gestalt der Raupe hat, Hundspdr heifzt
und schwer heilt. 2. die eben bezeich-
nete und jede Wunde am Fufze, welche
die Form einer Raupe hat. Samland.
Natangen. Ygl. Hundsspom.
Hundsspom, m., nach Mühling eine
Fiiiehbitr, W6rt«rbQoh L
schmerzhafte Aufschwellung der Fersen
aus heiler Haut. Ygl. das vor.
• HundstUrkei, /, Gegend zwischen Zin-
ten und Pr.-Eylau. Er stammt aus der
Hundstärkeiy ist nicht weit her. Sprw.
I, 1757. In der Mark heifzt jede dürre
Gegend Hundetürkei.
hundzen, sw., s. hunzen.
Hungerkarren, m., ironische Bezeich-
nung des Spinnrades,, weil mit Spinnen
kaum das tagliche Brot gewonnen werden
kann.
Hungerkom, n., Mutterkorn, s. Hahnen-
kom.
Hungertuch, pltd. HungerdOk, n. ... in
der egedachten krumme Mittwoch (s.
Eirummmittwoch) gehet der Glöckner oder
Küster der Kirchen des Morgens früe^
mcuiht das grofze breite Festen- oder Hun-
gertuch, so mitten vot* dem Chor in^der
Kirche pflegt zu hengen^ los, da/z es nur
an der letzten Ecke mit dem Stricklein
feste angeheß bleibe^ in der Mitte ists
gai}z losy an der andern Ecken hat ers
nuhr mit einer Schlingen gefofzt, damit
wenn der Priester in der Passion dessel-
ben Tages singet oder lieset et velum
templi scissum est medium (und der Vor-
hang im Tempel rijz mitten entzwei)
zeuhet er (der Küster) mit der herunter-
hangenden , Schnure die Schlinge auf^
damit fallet dann das Tuch auf die
Erde. Ehe aber der Küster den Stricken
zeucht vnd die Schlinge auflöset^ hanget
das Tuch zwischen den beiden Ecken^ so
noch ge/ast vnd gdmnden sein^ ganz
krump^ vn^ ein Bogen^ davon hats son-
derlich bey den Kindern den Nafnen be-
kommen^ dafz der Tag- genennet worden
die krumme Mitwoche vnd wann das
Tuch also herunter war gefallen, das
hie/z many die faste hette den hah ge-
brochen. Lucas 'David Y, 173. Beh-
20
306
Hankebaok — Hiueb.
nisch, GescL der Stadt Bartensteiii,
220£
Honkebllllk, m., zur BezeichnoDg eines
sehr magern Menschen, nach Treichel
eines schlechten Pferdes. Im Brem.
hunken un bunken^ nichts als Knochen.
Brem. Wb. ü, 672. Hennig, 106.
Sprw. 1, 1767. Vgl. Bunke.
Hunkelbunk, m. n. n., ein anförmlich
gestaltetes Tier. Friedland Ostpr.
Huniau, /., s. Hiindaii.
hunzen, sw.^ laat and in beleidigender,
ehrenrühriger Weise schelten. Einen
herunterhumen — aushunzen, jemand
-i^ie einen Hand behandeln^ also ur-
sprünglich hundsen^ hundzen. heranter-
hWMn^hiTz^egrunterhunzen^ mit harten
Worten aasschelten, verhunzen verder-
ben, rerpfaschen, verunzieren, schimpfie-
ren, Schweiz, verkünden. Vgl. Grimm,
Wb. IV 2, 1953. Hennig, 106.
httpeln, 9w., häufeln. Die Kartofdn
hüpeln^ sie mit einem Erdhaufen um-
geben.
HUpelzoch, /., Zoch, Pflag zum Be-
häufeln der Kartoffeln.
huppaschen, aw,, laufen, hüpfend lau-
fen. He (der Hase) huppaschd so läng-
samkes vor mi hen. Dorr, Driewjagd.
Hupphupp, m.^ s. Huppke.
Huppke, Hupphupp, m.^ der Wiedehopf,
Upu/pa EpopSj nach seinem Geschrei
hupp hutpp. Wenn de Huppke Hupp-
kupp ichrtt^ mot sock de Winter hewe,
Samland.. De Huppke helpt de öle Kob-
beb üt em Oräwe^ wenn er sich im
Frühlinge hören läfzt, kräftigt das
frische Gras die alten Pferde. Vgl.
Bujack,380. Mühling, Tiern., 173.
Sprw. I, 2225.
hupprig, a<|;>., s. hubbem.
Hups, m., voh heben^ etwa = Stufe.
Hei kommt e Hups hSchery er kommt
in seinem Geschäfte empor.
HanM, (?), schwarzes Wasserhahn,
FuUca atra L. Auch Ptpke and POpifie.
Mühling, Tiem., 173. Nsslm. Tk,
219-
Hurdel, m., ein Stofz V^nd, Regen
oder Hagel. Schemionek, 16.
Hure, /., aUe^ zur Bezeichnung der
letzten Roggengarbe; ' aber aach des
letzten Emtefuders.
Hurenbalg, pltd. HArebalg, n., Balg-
Idnd einer Hure, Hurenkind. Vgl. Balg.
Hurenbock, m.y arger Hnrer; in
G ri m m , Wb. IV 2, 1962, Hurenjdger.
Hurenkasten, m.,. Hurenhaus; das Hans
als Kasten gedacht
Hurenpomade,/, Lausesalbe, UngerUum
pediculorum.
huiT, interj. 1 . des Erstaunens. j,Die
hat sieben Fehler.'' Hurr! Verstüm-
melung von Herr: Hurrje = HenjA =
Herr Jesu». 2. rauschend eilender Be-
wegung. Hurr — p>g ,ein Volk Reh-
huhner auf!
hurrasch, oc^'., rasch, geschwind, mutig.
Dei OS noch &nvmer sehr hurrasch. Sam-
land. Wohl eine Zusammenziehung aus
hurtig und rasch; doch liefze sich die
erste Silbe auch zurückführen auf die
Interjektion hurr 2. Grimm, Wb.
IV 2, 1968. Ebenso das folg. .
Huirdeldurrdel, m., Saus und Braus.
& geht bei ihm im Hurrdeldurdely er lebt
in Saus und Braus. Friedland Ostpr.
hurren, ««^., tanzen. Sie gehen hurren.
.Egsbg. Vgl. hurrasch.
Husarenspirkel, m., grofzer, durch-
wachsener Spirkely gebratene Speck-
scheibe, wie er sich für einen Husaren
eignen würde.
Husch, m. 1. Busch*, aW auch
buschiger Zweig. Der Wolf sitzt hin-
term Husch. Volksr., 178, 691. Em
Husch Kaddig — Flieder — Tannen —
Blumen. Vgl. Pusch. 2. das Vorüber-
husch — Hutmachergeschenk.
307
huschende, Vorüberrauschende. Ein
Wmdkuaeh. Ein Htuch Regen,
liuschy intejr}, 1. zur Bezeichnung der
Schnelligkeit, Eile, auch Substantiv, der
Busch: im Husch. ,Das macht er alles
husch husch. Busch husch war er fertig,
2. Scheuchrnf zn Hühnern, Federvieh
überhaupt. Yolksr., 64, 242i.
HOschchen (ü lang), n., s. HYttch.
Husche,/ 1. Ohrfeige, Schlag der'
im Husch gegeben wird. 2. Mund.
Vf^eibj' half deine lose Husche^ Fing der
Monn jetzt wieder an. Aus einem Volks-
liede. YgL Hübsche. *
huschen, sw. 1. schnell, leicht, un-
bemerkt, im Husch sich fortbewegen.
2. schnell und oberflächlich, leicht hin,
ungenau arbeiten, etwas abhiischen. In
Hessen huscheln^ daher die Büschel^ ein
unordentliches Frauenzimmer, das un-
genau in ihren Arbeiten und in ihrem
Anzüge ist. Yilmar, 180. 3. ohrfei-
gen. Einen huschen^- ihn ohrfeigen.
Vgl. Husche.
huschig, hufehig, adj.^ von huschen in
allen Bedeutungen und auch noch: wirr,
nnordentUch in den Haaren^ und dann
gewöhnlich :
• Huschkopfy m., Kopf mit wirrem Haar;
Mädchen mit nngeglättetem Haar: dat^s
an gSder Huschkopp!
huichlig, oc^'., wirr, unordentlich in
Haaren und Kleidern > Ein huichUger
Kopfy Wirrkopf. Ein huichUges Frauen-
zimmer. Vgl. huschen.
husSy Hetzruf, zunächst zu Hunden.
hussen, sw. 1. wiegend in Schlaf
lullen, wobei hu hu husi gesungen wird.
Das Kind einhussen. 2. ängstigen. Einen
' behussen.
Hust, /. Ein Nero miste zahme wer-
den^ Ein saurer Cato freundlich seyn^
Wann noch CcdigtUa auf Erden^ ESr
buste Hitz und Geilheit ein^ Die ThrSr
nen des BeraclituSy Die würden sich in
Bust verkehren^ Es tanzte selbst der Tul-
lii/^y Würd ihr ve9'u}estes Ohr nun spieU
und singen hören. Carm. nupt. H, 33 b.
HUtegam, HUtgam, n., grofzes Netz, in
welchem, vorzugsweiseim Winter, Fische
lebend aufbewahrt^ gehütet ^ werden.
Bock, Nat. IV, 727. Wenn die Frem-
den Fische fangen^ und sie Selbsten die
Fische in ihr eigen Biedegam aussetzen etc.
Rolle d. Kgsbg. Gildefischer v. 1662. '
Bock, a. a. O. V, 561. . . . ihre Sw-
und Büdegam commun zu machen etc.
Ibid., 572.
HUtekind, n., Kind, das hütet; bei
Grimm, Wb. IV 2, 1986, Bütebube. In
den Provinzen Ost- und Westpr. hüten
Knaben und Mädchen; über die Be-
schäftigung von Bütekindem und deren
Schulpflicht bestehen besondere gesetz-
liche Bestimmungen.
HÜtentUty Spitzname fär einen Arzt^
namentlich für einen Quacksalber. Er
ist ein Bütentüt, Doctor BOtentütj der
den Leuten das Waeser besieht. Müh-
ling. Sprw. 1,1775.
HUtgam, n., s. HDtegam.
HUtkasten, m., gewöhnlich Büttkasten
gesprochen, durchlöcherter Kasten im
Teiche, worin Fische gehütet d. i. auf-
bewahrt werden, Fischkasten, Fißch-
behälter. Hennig, 107.
Hutkolpock, m., nach Mühling die
Hutkrämpe oder die Öffnung des Hutes.
Poln. kolpak hohe Mütze; ein Butkolr
pock, richtiger -kolpak, ' würde mithin
eine hutartige« Mütze sein.
Hutmachergeschenky n., Geschenk des
Hutmachers. Das Butmachergeschenk
kriegen, Prügel bekommen, wobei der
Hut eingetrieben wird. Zinten. Sprw.
I, 1.
20*
308
Hatsche — i.
Huteche, '/., von hilschen^ Fufzbank,
die auf dem Boden hin und her ge-
schoben werden kann.
hufschen, sw.y auf dem Boden gleiten,
ratschen, kriechen; imch Hennig, 106,
so schwach sein, dafz man beim Gehen
nur schwer die FüTze fortschleppen
kann. In Bayern: auf dem Hintern
fortratschen, wie kleine Kinder; im
Götting. am Boden kriechen. S c hm el -
1er n, 259. Schamb., 90b. Vgl
Grimm, Wb. IV 2, 1993.
hufschh^y hufschehäy interj.^ Scheach-
raf za Hühnern, aber auch zu andern
Vögeln. Eutechehd! Du Kreegefoo%
nommst mi aÜe Qemlfät (fort) ! Volksr.,
55, 207.
Htittsch, HUttschfell, n., s. Httsch.
Hutui, m., liederlicher Eerl, Tauge-
nichts, Herumtreiber, Halunke; von
dem gleichbed. poln. hvltay, Flaltow.
Schmitt, 107; Westpr., 165.
hutz, intefj,y zur Bezeichnung des
Unerwarteten, Plötzlichen; ähnlich wie
husch. Auch Substantiv, der Hutz.
Hiiizbutz, m., im Volksratsel die Eichel^
welche im Hutg butzend auf den Boden
fäUt Pfizräts. 8. Vgl. blitzen.
Hlrtzely /. 1. längliches Gebäck aas
feinem Roggenmehl, ursprüngUch aas
zusammengekratzten Teigresten ge-
backen. Gumbinnen. 2. Obst, das
nicht ausgewachsen ist Hutzel^ etwas
Eingedorrtes, Geschrumpftes. Grimm,
Wb. IV 2, 2000.
Hiiizelkaldaunen, plur., Schwarzsauer,
Geschnörre der Gans in deren Blut
gekocht, wie es bei festlichen Gelegen-
heiten auf dem Lande gereicht wird.
Dönh.
hutzeln , 9w. , zusammenschrumpfen,
alt werden und Falten . bekommen,
durch Krankheit zusammenfallen: ein-
hiiizeln; verhutzeln, verderben, verkom- «
men. Vgl. Schmellerll, 261. Nach
Marold auch hilizlichy adj.^ klein, im
Wachstum zurückgeblieben.
hiiizen, sto., schlagen, schelten. Sie
werden dich hutzen. In Bayern hutzen
hetzen. SchmellerH, 260. In Hessen:
saugen^ von dem Kinde und dem jun-
gen VierfOfzler. Vilmar, 180.
hiiizlichy adj\, s. hutzeln.
HOw, m.j s. Huf.'
Huxtnix, Medik., s. Ochskroks.
I.
i, Vokal. Das gedehnte i bleibt
pltd. selten: vrir wt^ dir dt^ mir mt;
häufiger wird es geschärft: dieser düe^
disae^ Fiedel FHddel^ riechen nc^^, aber
auch rtke^ sieht sitt; oder es geht in
ein gedehntes e über: dieuen deney
Bier Ber^ schrie schrSg^ frieren frere^
vier vÄ», tief dep^ Brief BrSf (selten
geschärft: gieb gef, gof^ wieder wed-
der); zuweilen hat es Hinneigung zu
ei: Vieh Veihy aber auch Veh; bald
wird es e (a), bald o, besonders in
Altpreufzen: Wiese We8\ lieb lewy lowy
ihr. er (ehr\ Fliege Flog^ durchtrieben
dorchdrewe; in Natangen auch wieder
mit vorgesetztem t: mir m«?, ihr Her.
Auch geht es bei^ Verben in u über:
fiel fuU^ schieben schuvoe^ kriechen
krüpe. — Das geschärfte i bleibt
entweder: Himmel Himmel^ Fichte
Fichfy namentlich vor nd, nt und ng:
Ding Dingy, hinten hinde und hinge^
i — Igel.
809
finden finde und finge, binden binde,
hinge, bringen bringe, Kinder Kinder,
Ringe, Linde Ldnd, Lin^ , zwingen
twinge; oder wird ein gesch&rfibes e, e
(a) und im Samlande o: Silber Selwer,
Selwer, Sohoer (in Natangen Sielwer),
ist es, 08, Michel Mechel, MocKel, im
Sm, Milch Melk^ Sc)iiff Schepp, SchSpp,
dritte dredde, drödde, bitten bedde, bodde,
Hitze Hett, Hott, Bilfe Help, Hötp,
Fische Fesch, Fosch, ich eck, och, in
en, on, Kirche Korch, Kerk (auch £ark
und Keark in Westpr.)- Selten wird
es ein gedehntes e: Wirt Wert, oder
a: Birke Bark, wirken (weben) wdrke,
wird ward; am seltensten ein u: nichts
niMcA^. Lehmann, 'Volksmd., 23.
i, interj^, Bewunderung, Staunen^ Ver-
langen, Mifzbilliguog, Befriedigung
Zorn, Freude, Schmerz, Klage, Zweifel,
Gewilzheit, Furcht, Hoffiaung etc. aus-
drückend. Gewöhnlich in Verbindung
mit andern Partikeln: / nich doch! I
neil Ijä! I too! I nich möglich ! Ina
nü! I nich gär! I, §k gah doch leewer
vor ju her, wie en Mann. Dorr, 1.
Wiew., 61. Sperber, 16.
Ibenbaum (/= %), m,, gemeiner Eiben-
baum, Taatis baccata, auch Hbaum, Iff-
holz, ahd. twa, mhd. iwe, ags. tv, engl.
yew, dän. ibe. Mühling, N. Pr. Prov.-
Bl. a. F. VII, 440. Nach Leunis, 721,
ist Ibe, Iven, Eibe, Eibenbaum auch
der Epheu.
iehta, stibst. pron., in Erweiterungen
ichtsersch, ichtersch, ichtasch; auch ichst
Nach Hennig, 108, Zusamimenziehung
aus icht etwas, irgend etwas: irgend,
nur^ etwa; nach Schemionek, 17^
auch: kaum, soeben. Älteste Formen :
ikt, icht, ieht u. a. s. Grimm, Wb.
IV 2, 2033. Wenn's ichts (ichtersch etc.)
ingeht, komm* ich. Wenn du ichtdsch
kannst, ihu^s doch. Boold kommt de ganze
Iswach (Eiswache) an, E jeder recPt, wat
ichst he kann. Dorr, 20. Mühling,
N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VII, 440, führt
aus einer Amtsrechnung von Sehesten
aus 1652 folgende Stelle an: welche
aber von Vieh ganz unterkommen und
weder Schaafe noch Ichts was anders
vorhanden ist Auch so habe ich nichts
von Wein, wollte mich euer Gnade ichte
bedenken, das stehet zu euch seihen.
Heinrich t. Plauen an Paul von Rufz-
dorf, d. d. 8. Septembr. 1428. Beitr.
z. Kde. Prfz. I, 93. In Liv- und Est-
hmd; ichtens und jichtens. Hupel, 99.
Sallmann, 32b.
Ickefei, m., der ückelei, Albumus
lucidus Heck, lit., kur. aukszle, mas.,
kass. ucklegka. Benecke, 127.
Ickepickey m., Klangwort als Rätsel-
name für den Krebs. Vgl. Tierräts.,
93.
tdely adj., eitel, lauter, rein, unver-
mischt «= nichts als, nichts weiter al^.
Doar bleegen iedel Kiarschenbeem, da
blühen lauter Kirschenbäume. Dorr,
45. Dat OS tdel Narrheit. Siene Red
gs wie iedel H§lgedag. Dorr, L Wiew.,
64. Auch tUl: ttel Ulegicht (Eulen-
gicht). Im Götting. tle, angs. idel, mnd.
idel, holl. ydd. Schamb., 90b.
Idelpatidely Klangname für das Ei im
Rätsel; ihm entgegen steht Adelpatadel,
der das zerbrochene Ei nicht „zurecht^
machen kann. S. Tierräts., 60.
Idsch (/ lang), weibL Vom., Ida.
Gortzitza.
Ifbaum (/ lang), m., Iffholz, n., s.
Ibenbaum.
Igel (/ lang), m., Egel, Hirudo. Er
ist danach, wie der Igel nach Blut,
Sprw.I, 1799. Vgl Eule und Stachel-
schwein.
310
Igelkolbe — ImktippeL
Igelkolbe, /., Pflzn., gemeiner Stech-
apfel, Datura 8tramanium L, Hagen,
246.
IgelsUette, Igebläuse, Pfizn., gemeine
Spitzklette, Xanihium tiruTnarium L.
Hagen, 992. S. Pracherläiise.
IgebläuSGy Pfizn., s. das vor.
tjfty ifUerf\j s. heiTJeche.
Ily /., plur. IIa (i lang), s. Eul^.
Hamm (I lang), n., Lamm weibbchen
Geschlechts, Mutterlamm. Natangen.
Friedland Ostpr.
ilder, s. Hier.
Ilenapen, ein Herr von Ilenapen im
Volksrätsel, der das zerbrochene £i nicht
wieder ganz machen kann. Vgl. Tier-
rätsel 59,
Hing, Uung (/ lang), /., Windsbraut,
plötzlich auftretender heftiger Wind,
Windstofz. Lit. ylingüj ylinge^ schwed.
iZ, üning, Nsslm. Forsch. 2; Th., 56.
Pierson, A. W. 16. Verhchd. Eilung.
Zwischen dem 12. u. 13. (Juli 1636)
'entstunden sehr ffroase Ey langen. Linem.,
E2b.
Hk, m., ntis. De Ilken fahlen, die
Iltisse fohlen, bekommen Junge, sagt
man in der Elbinger Ndrg., wenn in
einer Gesellschi^ ein übler Geruch sich
bemerkbar macht. S. DucL
illa, auch Hier, alle, alles. Na denn
blaiwt iUa gesungd. Ermld. Freisch. N.
Pr.Prov.-Bl.IX,399. P5ssaMä^ches,hid,
hid seie de Poasa Knechts Mal Mädchen
aus Pissau (Dorf bei Seeburg) hier,
hier sind die Knechte aus Pissau alle!
So riefen am Markttage in dem Stadt»
chen Seeburg die Knechte aus Pissau
ihre Mädchen an. 8e kann illa on
alla .(alles und jedes), was Tnan a
Waiw^rvolk könne suU. Ermld. Freisch.
a. a. 0., 398. Na iUa gut! 's.Ss illa
gutt. Ibid., 399. . . . der sal das bir
das czu syner würtsehaft urirt vortan Hier
beczalen, Protokoll der Morgenspr. a.
1450.
Hier-, ilder- I. aller, zur Verstärkung
vor Superlativen: Hlerbesty iüererscht,
iüerletzty HlerUwst^ iUerschSnst^ Hier-
ttütst etc. und die gleichen Zusammen-
setzungen mit ilder. lUertriitst Väderke^
aUertrautstes Väterchen. E Pfarrer
OS dat Hderbesf. VolksL, 24, 15, 9.
Hennig, 108.
Hllng, m., Iltis, s. Duck.
Hof, m., Pflzn., Hedera heUx L. B eck,
Nat. m, 338. Hagen, 273. Hennig,
108.
Hs, w. Vom., s. Eis.
ils, ado., s. iisL
llsk, Ibke, m., Iltis. De Sske schlept
5m leddtgen Facky der Iltis schläft im
led'gen Fach. Dorr, 40. Vgl Duck.
ilst, ils, adv.y ganz, völlig, vollständig.
ilst baowen^ ganz oben, hoch oben. De
Lewark singt zedder gister so ruschkens
schmeck Hst bowen ende Lo/tj die Lerche
. singt seit gestern so sehr schön Jhoch
oben in der Luft. Dzg. Nhrg. Viol^t,
98. Dat OS e Lewe wie om Lehm, Uo/z
dat et nich ilst so glabbrig — kltstrig
— 08, — blol'z daTz es nicht ganz so
glatt — kleisterig — ist. In Natangen
gegenteils: 'Et os ils sOy es ist nicht
ganz so.
Iltke, m.y ntis, s. Duck.
Ilung (/ lang), /., s. Hing.
Imber, m., Ingwer.
ImkUppel, m. He heß den Imktippd
getrofe. Sprw. I, 1801. Zusammen-
setzung aus dem lit. imk uAd Tippdf
Wenn, so wäre Imktippel = Fafzpunkt
im Sinne von Achillesferse. Imk ist
der Imper. von dem lit imti &ssen.
Eine ähnliche Zusammensetzung ist
Puskuijel (s. d.). .
Inune — Intern.
811
Imme, /., Arbätsbiehe. Hennig,
109. Das Wort tritt provinziell wohl
nur höchst selten auf. .
immer, adv., beliebtes Ubertreibungs-
wort in der Kindersprache: Erschlagt
mich immer — ato/zt mich immer —
sieht mich immer an etc.
in einem weg, adv., immerfort, fort-
während, ununterbrochen. En Mann^
de §n eenem weg blot schmälten an dauen
deit D orr, 1. Wiew., 86. In Mecklen-
burg- Vorpomm. in emchen tau, Mi,
35b.
Ingedömte (ö lang), pltd. öngedSmt,
n., Eingedärme, Eingeweide, nament-
lich Herz, Lunge, Leber. Muhling.
Ebenso in Bremen und im Holstein-
schen, aber auch Füllsel und Hausrat.
Brem. Wb. II, 696. Schütze II, 191.
In Bayern Ingetum Eingeweide von
Rindern und Kälbern. Schmeller I,
71. In Pommern Ingedömte Hausrat
und früher die Ausstattung der Braut
an Möbeln. Dähn., 206a. In Meckl.-
Yorpom. Ingedaum Eingeweide. Mi,
36b.
inglleute, plur.^ Tagelöhner ohne
dienstliches Verhältnis^ Losleute. Jäeitr.
z. Kde. Pr. IV, 363. Vgl. Losmann.
ingtter, adv.y irgend. Wenn ich ingster
kann^ komm ich zu dir. Friedland
Ostpr. Vgl. iclits.
Inicel, /. u. f»., s. Einicehle u. Kehle.
Iniet, Inlit, n., s. EinlatL
Innerlich, m. Er redet mit dem Bruder
Innerlich^ er redet mit sich selbst, ist
angetrunken. Sprw. I, 3099.
insbeere, /., Himbeere, Brombeere,
Rvbus idaeus L., wohl eine Korrum-
pierung von Hinds'j Hindbeere^ Beere,
welche die Hinde (Hirschkuh) gern
frifzt. Grimm, Wb.IV 2, 1332. Vgl.
Kratzelbeere.
Insler, /., QueUfluTz des Pregels, altpr.
fir»frud, instrutj lit, iera^ erinnert an
har\ hhre^ ünstrut, Weser, und be-
deutet fliefzendes Wasser. Nsslm. Th.,
56. Passarge, Balt, 304.
Insterburg, Stadt am Pregel im Re-
gierungsbezirk Gumbinnen, lit, bru^.
Spott:
Wer aus Insterburg kommt unbekneipt^
Aus Gutnbinnen unbeweibt^
Aus PiUkaUen ungeschlagen^
Der kann von grofzem Glücke sagen.
Sprw.. I, 1808. Sicher nur Variante^
von: Wer von Wittenberg kommt mit
gesundem Leib, Und von Leipzig ohne
Weib, Und von Halle ungeschlagen.
Der kann etc. Hesekiel, Stadt und
Land im Volksm., 23.
Insthaus, n., Haus, in dem Instleute
wohnen.
Instigator, m., Fiskal. WettinstigcUor^
der die Verletzung der Gesetze zur
Klage bringt. Waiseninsiigator^ der
die, welchen es zukommt, zur Über-
nahme der Vormundschaft verwaiseter
Kinder zwingt u. dgl. Dzg. Klein
I, 213.
Instmann, m., plur. Instleute, Arbeiter,
welche in gröfzeren und kleineren Wirt-
schaften auizer dem Hofgesinde in
dauerndem Engagement stehen. Der
Instmann erhält beträchtliche Natural-
lieferungen und gewöhnlich mehrere
Morgen Land, aufzerdem* Wohnung im
Insthause; er ist deshalb meistens ver-
heiratet. Prov. Prfz., 455. Vgl. Bock,
Nat. I, 172. Hennig, 109. Inst aus
inste von insete =^ Insasse. Grimm,
Wb. rv 2, 2145. Vgl Gärtner und
Gamer.
Intern, n.,-besondere Art des Fischens.
An einem Keitelgarn (s. d.) sind
zwei Zugleinen befestigt, die mit Holz-
spSnen und angehängten Steinen ver-
sehen sind, um die Fische zu scheuchcQ,
an
Internetz — i-wo.
Gezogen wird das Garn von zwei Segel-
fahrzeugen, die mit gröfzter Schnellig-
keit vor dem Winde treiben« Durch
Fortreifzen des Pflanzenwuchses und
massenhafte Zerstörung von Jungfischen
wirkt diese Art der Fischerei, die auch
das Steiern heifzt, besonders schädlich.
Wird das Netz von Pferden geschleppt,
so heifzt die Art des Fischens die
Kleppfischerei. Fisch.-Ord. f. d. fr. Haff
§ 46. Benecke, 410.
Internetz, n., Netz zum Intern^ grofzes
trichterförmiges Eeitelgam mit einem
Inkel Die beiden Zugleinen des Netzes
sind je 40 Elafiber lang. Das Fischen
mit dem Internetz gehört zu den un-
erlaubten Arten des Fischfanges. Fisch-
Ord. f. d. fr. Haff § 46. Sperber,
16.
Intimation, /., öffentliche, auf obrig-
keitlichen Befehl vorgenommene An-
zeige von der Kanzel. Dzg. Klein I,
213. Yon dem lat. intimare.
Inventarium, n., altes ^ Dauerstück,
altes Familienglied, alter Hausgenosse,
Gesinde, das in dem Hause alt gewor-
den. Stein, Peregrinus XUI, 44, hat
altes Inventarium zur Bezeichnung eines
impotenten Ehemannes. W. Mtsbl. VI,
128.
inzwei, adv. a. adj.j s. entzwei.
Iper, /., Ipernbaum, auch bpe, gemei-
ner ülmbaum, Feldrüster, ülmus cam-
pestris L. Hagen, 291.
Ipernbaum, m.^ s. das vor.
iprump, 7n, Rohrdommel, ArdeasteU
laris L. Bujack, 'SSI. Mühling,
Tiem., 173.
Irrltse, /., Lise^ die irr ist, verwirrtes,
konfuses Frauenzimmer.
Irrwisch, m. 1. Wisch oder Wicht =
Kobold, der irre fQhrt, Irrlicht. Es
wird gefragety was es doch für eine rich-
tige Beschaffenheit mit dem Irrwisch
oder Kobolt habef . . . ESnte dahero nicht
absehen^ wie solches Irrwisch ein meteo-
rum oder natürliches Fewer seyn sollte^
sondern hUt den Irrwisch für ein ge-
spenst oder Teufel. Linem., Uulb.
Adel^unglV, 157S, hält das wisch in
Irrwisch für eine Onomatopöie, von der
leichten und zischenden Bewegung.
Bock, 19. 2. Kind, das ruhelos um-
herftlhrt. Das ist ein rechter Irrwisch.
Isel, m. Vom., Isbrand. Dzg. Nhg.
Viol^t, 101.
IskWj pron.^ jeder; auch HzIceriL Es
wa fe iskem ein Fisch^ es war far jeden
ein Fisch. Itzkerd sorgt far sich selbst
Ermland.
Ispe, /., s. Iper.
Itages, acfo., heute, an diesem Tage,
desselben Tages. Culmisches Recht II,
cap. 51. Hennig, 110. In Hessen
jentag (jenntak) vorgestern (an jenem
Tage). Vilmar, 182.
Itzig, Itzcheck, m. jüd. Vorn., Isaak;
auch ItM^hel, Itschle. Flatow. Schmitt,
112.
itzkerft, pron,, s. isker.
iwenberg oder Waidehnen, Dorf im
Kirchspiel Friedrichswalde, Kr. Pill-
kallen, im Yolksmunde Waidinü Zank-
dorf. Lit. waidas Hader, Zank, Streit.
Nsslm. Wb., 56a.
i-WO, interf.^ s. S-wo und i.
j — Jacksmit
SIS
J.
j, ab Anlaut, bleibt im Plattdeutsch
überall: ja jä^ jener jenner ^ jag^i^ j^g^'
Xehmann, Yolksmd., 34.
Jaby m. Yom., Jakob. Ik tveeren
uewen Oroschen etc.y de mi Job Meüer
foT tivee ScheUing on twee Penning ver^
koßJieft Dorr, 1. Wiew., 10.
JabbaS; Jabbaseh, m., Schmutz, Kot.
Sperber, 40.
Jabbely m., Mund, Maul, Schnautze.
Mal£ den Jabbell Poln g^al Grofz-
maul, Grofzsprecher, von g§ba Maul,
Mund.
jäbbeln, vw,^ von Jabbel^ schwatzen,
viel und unnütz reden, erzählen. Er
jabbeU ohne Auflwren. Davon bejabbeln.
Vgl. Plsk.
jach, adv.^ sofort. Treichel.
jachelig, adj.^ s. jacheln.
jacheln, jackeln, «u^., frequent. von ja-
gen^ viel hin und her laufen, reiten,
fahren und zwar mehr zum Vergnügen,
als zu geschäftlichen Zwecken. Poln.
jechuc fahren, reiten; in Liv- und Est-
land jachem^ juckem zur Belustigung
umherreiten, scharf oder ungeschickt
reiten. Sallmann, 67. Hupel, 101.
— ^ Davon herumjacheln. Das Fuhrwerk
mu/z den ganzen Tag herumjacheln,
Hunde jacheln herum, Dat Mike jacheüe
fröf'er . . . mot dem 'Kopp herSm on wuü
wnmer hoch ^rut E[gsbg. Firmenich
I, 101b. Hier würde jacheln bedeuten:
mit dem Kopfe hoffiurtig umherfahren.
— jachelig, adj,^ bringt die Neigung
zum Umherschweifen aus sinnlicher Lust
zur Anschauung, was noch mehr durch
das seltener auftretende jucbelig bezeich-
net wird, in der Verstärkung vijuchelig.
Ein jacheUges — ein jucheUges — vi-
juchUges Frauenzimmer^ ein den Män-
nern geneigtes Mädchen, eine Strafzen-
dime. Sie hat vijuchlige Augen^ lüstern
sinnliche. Treichel schreibt jaglich
und erklärt: begehrlich.
jacherig, adj,j s. das folg.
' jachem, jackern, sw., mit jacheln innig
verwandt, aus Lust lärmend umher-
jagen, wie das ausgelassene, wilde Kin-
der, mutwillige junge Leute so gern
tfaun; doch auch leichtfertig sich um-
hertreiben, sich durch Ausschreitungen
ermüden. Hernach ward Sauball ge~
ynelty gelacht und gefächert^ da/z die
Bauern es nicht ohne Mitleiden ansehen
konnten, Soph. R. UI, 237. Sche-
mionek, 16, hat yacA^&m; bei Schamb.
jachtern und jaxikem^ hoU. jagten^ nds.
jagten^ jagtem^ in Estland jackem»
Scham b., 93. Brem. Wb. II, 683.
Sallmann, 32b. — Davon Jachert, m.,
wilder, ausgelassener Knabe. Jacbertsche,
/., ein wildes Mädchen. 6e jacher, n..
Gejage, wildes, wüstes Treiben, jacberig,
adj,^ zu wildem Wesen, zum ümher-
fahren geneigt, nicht häuslich, ver-
gnügungssüchtig; von Mädchen und
Frauen. In Zusammensetzungen: ab-
jachem^ au/jachem^ erjachem^ herum-
jachem^ verjachem. Bock, 18. Hen-
nig, 107. Sperber, 16.
Jachert, m., Jacbertsche, /., s. jachem.
jackeln, 9U7., s. jacheln.
Jackenfett, n., Fett für die Jacke,
Hiebe. Das gab Jackenfett. Sprw. I, 1.
jackern, sw.^ s. jachern.
Jacksmit, m., Bergname. Zwo Meilen
vom SchwarzbergCy auf der (kurischen^
Nehrung ist der Berg Jacksmitt, den
auch die Schi f er ^ wegen seiner mit
814
Jadwige — Jahrmarktsochse.
weifzem Sande vjie mit Schnee bedeckten
Spitze^ von ferne sehen. Bock, Nat. I^
407.
Jadwige, /., poln. jaduoiga^ Flafzfahr-
zeag von gröizerm Tiefgänge als die
unter Gefäfz aufgeführten Kähne. Dzg.
Der Jadwige ähnlich gebaut ist die
Jagde. Vgl. Altpr. Mts. lY, 324.
Jagd, /., Lärm, Streit, Spektakel, Ge-
schrei. Jagd machen^ lärmenden Streit
verorsachen. Er hat mit ihm beständig
seine Jagd, zankt unausgesetzt mit ihm,
hat mit ihm seinen Scherz, seine Kurz-
weil. Hennig, 107. S. Katerjagd.
Jagde, /., s. Jadwige.
jagen, sw. 1. dem Wilde nachstellen.
2. schnell laufen, fahren. Er jagt, da/z
es nur so stSwert. 3. dem geschlecht-
lichen Triebe folgen; zunächst vom
Vieh, doch auch vom Menschen. De
Kobbel jagt sock. Sei (das liederliche
Frauenzimmer) jagt sock wt e Zock
Davon bejagen. 4 treiben, wegtreiben,
daher gewöhnlich wegjagen. Hei jäckt
mi nau de Dar. Carm, nupt I, 282, 8.
Jagen, n., verbotene Art des Fischens.
S. Pumpen.
JSgercben, n., Zwergdorsch ^ Gadus
minutu9 L. Danzig. Heia. Grofze
magere Dorsche nennt man dort Jäger-
uhren. Bujack,396. Mahling,Tiem.,
173.
JSgerhofgasse, /., Strafze in Königs-
berg, in der fr&her der Jägerhof, die
Wphnung des Oberforstmeisters und
anderer Forstbeamten, stand. Hennig,
107.
JSgeruhr, /., s. Jägerchen.
Jagleine, /., Leine am Jagnetz.
jaglich, adj., s. jacheln.
Jagloch, n., in das Eis gehauene Ö£P-
nung, durch welche man den Fischen,
sie jagend, nachstellt Fisch.-Ord. £ d.
kur. Haff § 52; £ d. fr. Haff § 53.
Vgl. Zessloch.
Jagnetz, n., kleines Wintergam, in
welches die Fische ge.wöhnlich durch
Geräusch hineingescheucht « gcjag;!
werden. Masuren. S. Benecke, 362.
Jahr, n. Es ist en Jahmer acht her,
es sind etwa acht Jahre her. Gortzi tza.
zujahr = vergangenes Jahr. Ermland.
Sperber, 16. In Königsberg auch:
ze/ahr, pltd. tefdr.
Jahrchen, n.. Dem. von Jahr. Ihr
HöUenbrandl für den rothen Bahn sollt
Ihr mir noch ein Jahr chen langer
schwitzen. Soph. K. I, 616 f.
jähren, sw., sich, ein Jahr werden.
E» jährt sich bald, ist bald ein .Jahr
her, wird nächstens ein Jahr.
Gortzitza.
Jahrgroschen, m.^ in alten Urkunden
Bezeichnung des Elirchen - Decems.
Hennig, 107.
Jährling, m., das jährige und zwei-
jährige Füllen. Gr. Werd^. Nach
Hennig, 107, Jährling jedes Tier,
das ein Jahr alt ist. In Pommern
Jarlink junger Hammel; in Estland
Jährling einjähriges Kind. Dähn.,
204a. Sallmann, 67b.
Jahrmarkt, m., Streit, Zank, Lärm.
Sprw. : Es ist kein Städtchen so klein,
es mu/z einmal Jahrmarkt drin sein.
Er macht ein Leben, als wenn in der
HölP Jahrmarkt ist Jahrmarkt machen,
irdenes Geschirr zerbrechen. Hennig,
107. Sprw. I,- 1786.
. Jahrmarktsgarten, m., s. GiEuien.
. Jahrmarkbochee, m., Ochse, der auf
dem Königsberger Jahrmärkte ausge-
würfelt wurde. Näheres: Erl. Prfz. 11,
504. Diese („Personen, die durch ihren
Putz und Kleider- Stolz sich hervor-
thun**) kommen mir vor als der bunte
J«ikif — jappen.
815
JahnnarckU-Ocha in KoenigAerg^ den
man mit Blumen^ Kräutern^ ichönen
Decken und dergleichen Zierrath Tnehr'
auszuschmücken pflegt, nur umb so viel
mehr Liebhaber, dadurch anzulocken.
Carm. nupt III, 56c. Er ist geputzt
wie ein Jahrmarktsochse. Sprw. I^ 1227.
216,
Jaikff, Jokef, Jukef, m. jad. Vorn.,
Jakob. Flaiow. Schmitt, 112.
jak und tak. Hei seggt nich Jak nich
tak^ er entscheidet sich nicht, sagt nicht
ja nicht nein. Aas dem poln. fak wie,
und tak SQ. Ersteres aach fragend:
wie? letzteres aach antwortend: ja, so
ist es. Mrongov. Wb., 141 u. 524.
Sprw.I, 1788.
Jäke, JOdke, w. Yom., Judith. Hart-
wich, 54.
jäken (a lang), 8w., jucken. Wem't
fäkty dei krats^ sock, öck wd di kratze j
wfft dt nich jäkty als Drobong.
Jakob, m. Yom., der wahre. Bezeich-
nung für den, der sich unberofen in
eine Sache mengt, anbefragt seinen
Rat erteilt. Sprw. II, 1317.
Jikstäd, /., 8. Juckitelie.
jampeln, 9w., s. ampeln.
Jftn, m. Yom., Johann, Haas, Dem.
Jdnke und Janke, Auch zur Bezeich-
nung eines dummen Menschen: dwmr
mer «/<£ii = dummer Hans und daraus
Dummerjan (s. d.)« Er ist Janke Con-
tra^ Johannchen dagegen, ein Wider-
spruchsgeist, einer, der, wenn alle an-
deren etwas billigen, dagegen opponiert
Qedanmn.
Jan, adi. u. adv»^ übel, unbehaglich.
Mi OS so Jan to Möd^ mir ist so übel,
80 „wässerig'^ zu Mute. Samland.
Janeimann, Jannamann, m., Scharwer-
ker, Instmann, Gärtner, Arbeiter auf
dem Lande, der für seine Arbeit Woh-
.nung, Lohn und ein gewisses Aus-
gedinge erh< Oberland. Friedland
Ostpr. Die Benennung ist nur noch '
im Muude der Alten gebräuchlich ui\d
wohl nichts weiter als eine Zusammen-
setzung mit Qanner (s. d.).
Jankel» m. jüd. Yorn., Jakob. Flatow.
Schmitt, 112.
Janker, m., jankerig, o^'., s. jankjMu
Jankern, sw., Yerlangen, Gelüste, Be-
gierde nach etwas haben, lechzen, heftig
begehren. Jankern nach einem Olase
Wein — nach einem Hering etc. Mi
jankert nau 'm Pofzke^ nach einem Küfz-
chen. Dt jankert wol nau *m Puckel,
voll Progel (Prügel), sagt man zum un-
gezogenen Jungen. In Pommern janken
in gleichem Sinn, in Mecklbg.-Yorp.
janken sich sehnen, schmachten, im
Bremischen yan^^n vor Gier winseln, in
Posen aaüoem nach etwas, danach stre-
ben; in Estland ist xk\i%^T jankem sogar
junksen^ das zunächst winseln bedeutet,
wie denn janken diesetf Begriff allge-
mein hat: pflegt doch ein heftiges «Tan-
kemy namentlich bei Kindern, stets mit
begehrlichem Wimmern verbunden zu
sein. HoU. honkeren^ hunkeren begierig
sein, sich nach etwas sehnen, daifach
verlangen, streben. — Davon Janker, m.
Den Janker auf etwas haben. Lafz dir
den Janker vergehen^ gieb das Yerlan-
gen auf. Wudd datjunen Janker stgllen,
wenn §k gewennen stUly wat ji geneeten
wollen. Dorr, 1. Wiew., 48. — jankerig,
adj.y verlangend, begehrlich etc. Ygl.
Dahri.,203b. Mi, 37a. Brem.Wb.n,
686. Bernd, 61 Sali mann, 32 b.
Grimm, Wb.IY 2, 2263. Bock, 19.
Hennig, 108. Sperber, 16.
jann, adj. u. ado.^ s. jan.
Jannamann, m, s. Janeirnann.
jappen, mo., den Mund öfhen und
schliefzen, in kurzen Zügen nach Luft
schnappen. Isl. gap^ engL to gape den
316
Japper — jaulen.
Mund weit 5£hen, gähnen, in der Edda
gap =» hdatus^ gaffen, in verstärktem
Ausdrack gapffinnänga Kluft der Klüfte.
Grimm, Myth., 525. Er kann nicht
mehr ja'ppen^ ist aufzer Atem, liegt in
den letzten Zügen. Da liegfs (das
Küken) nun und jappt Soph. R. IV,
152.. Statt yo^^n auch japsen. Hen-
nig, 108. Sperber, 16. Schemio-
nek, 17.
Japper, Jappert, m., yon jappen^ einer,
der den Mund aufsperrt, nach Luft
schnappt, ein Luft;schnapper, Kurzat-
miger, wohl auch Ga£Eer, der meist
offenen Mundes dasteht, ein hohler
Schwätzer. 1. Der altstadtüche Jappert
in Königsberg, Maske am altstadtischen
Rathause, welche bei jedem Schlage
der Uhr den Mund weit aufsperrte, bis
ein hineingeflogener Sperling den Mecha-
nismus verdarb. Die Königsberger
heifzen nach diesem Vorgänge Sperlings-
SChlucker. In den Jahren 1871—73 er-
schien in Königsberg unter dem Titel
„der Japper^ ein Lokalblatt, das den
altstadtischen Japper als Titel- Vignette
amKopfetrug. Vgl.Reusch,Sagenetc.,
113. Sprw. I, 1307. 1793. 2. Der
Jappert von Darkehmen^ Kopf in grellen
Farben, mit blauer Mütze, unter der
Uhr des Rathausturmes in der Stadt
Darkehmen. Bei jedem Schlage der
Uhr schnappte oder jappte er. Die Be-
wohner des Stadtteils, gegen welche
hin dieser Jappert schnappte, wurden
von den übrigen Bewohnern der Stadt
gefoppt und gehänselt, und. schieden
sich die Bewohner in „Vor- und Hinter-
Japperts^, aus welcher Gegenüber-
stellung mancher Streit und Zwist er-
wuchs. Kgsbg. Hartungsche Ztg. 1867.
No. 274. Erste Beilage, Feuilleton. 3.
Zwar manchem Japert und manchem
Generali Fhysiw peripatetico mochte hier
zur Lehre können etwas vorgeschrieben
werden, Linem., Bbb 3a.
Jappert, m.^ s. das vor.
japsen, sw,^ s. jappen.
jark, järken, adv.^ s. gerk.
Jftrscht, /., Gerste. Er wachst mit da
raifen Jarscht um die Wett^ er bleibt
im Wachstum stehen, kommt nicht vor-
wärts; auch es bleibt beim Alten. Erm-
land. Wi düW de Jarscht^ wie teaer
die Gerste? fragt man neckend den
Hinkenden. Gemütlich lautet die Ant-
wort: Acht Sesser de Jarscht, Sprw. I,
3951; 11,2673.
Jart, Järtke, Gertke, w. Vom., Gertrud.
Hartwich, 54.
Jasch, Dem. Jaschke^ m. Vom., Jo-
hann. Danzig. Klein, I, 250. Von
dem f6\ji.ja8^jasiek^ Johannchen, Häns-
chen S. Pott, 111. Jedet Jaxchken
heft sin Kaschken^ Gleich und Gleich
gesellt sich. Auch: Jeder Jasch heft
Sin' Kasch. Westpr. Sprw. H, 1319.
jSschen, sw.^ s. gischen.
Jauge, /., Flachsbrachstube, Trocken-
scheune, Dreschhaus. Lit jauja^jaugia.
Nsslm. Th., 59; Forsch. 2. Pierson,
A. W., 17. Lepner, 139. Sprw. I,
1555. Hennig, 108. Au/zer vielerhand
Stallen j Scheunen etc. haben sie auch
Jaugien^ worin sie das auszudreschende
Korn vermittelst einer gewissen Kammer^
darin ein von Feldsteinen gemarkter Ofen
eingeheizt voird^ dorren und ausdreschen.
Pierson, Matth. Prätor., 107. S. da-
selbst die Beschreibung der Jauge. Ein
Weib in Wankallen hielt einst in ihrer
Jauge (ist eine Art Scheune, da die
Nadraven ihr Getregdig dörren und
dreschen^ Gespräch mit dem TeufeL
Ibid., 18*.
jaulen, sw,, quarren, weinen, jammern,
heulen; auch jaunem. Ln Bremischen
f auein miauen, in Mecklbg. -Yorpom.
jannem — JphanDisfeuer.
817
jaulen^jaugeln stöhnen, wimmerD, wider-
lich weinen. Brem. Wb. 11, 689. Mi,
37 a.
jaunern, 9w,y s. das vor.
Heiligenfresser, Mucker. Mrongov^
Wb. 1, 146a. Nach Sperber, 46, arm-
seliges Menschlein.
Jette, JStte, w. Vom., Heinrietto, Dem.
\hj Abkürzung von JesiuA: Herr Ji! Jettchen^ Jottchen. Ich habe einen Äuger^
Herr Jfe, de heww §k vergeten! Dorr,
1. Wiew , 92. Oft auch als blofze Interj.
herrje^ herrjeche (s. d.).
je (js kurz und gestofzen), interj n^^
Erstaunen, Verwunderung, Abscheu,
Ekel, Verachtung, Zurückweisung aus-
drückend. Jey tote siehst du ausl Je^
Lemke! nach Sperber, 16, Eönigs-
berger Redensart. Je ist auch an-
spornender Zuruf = hot (s. d.). Je he!
Zuruf^ wenn die Pferde oder Zugochsen
links gehen sollen.
Jehodes, w. jüd. Vom., s. JUdes.
blick für mein Jettchen, Soph. R. I, 6.
Jiabock, m, im Yolksr&tsel der Habicht.
S. Tierräts. 90.
jiggeln, sw,^ mit stumpfem Messer
schneiden. Schemionek, 17.
JfpSy m.^ leichter, kurzer Rock, Jacke,
Joppe, Juppe. Marold.
jischen, ew,y s. gischen.
Jitel, w. jüd. Vorn., s. GUtel.
. jitwMer, jitvrtder, p'on., jeder, jeg-
licher. Je schewer^ je lewer ^ na ^m Oräde
kickt jitweder. Sprw. I, 3286. He wer
ganz fringdlich an schenkf jitwtderm en
Jeremias, m. Yom., volksüblich Jermts. grotet Glas vom besten Bischoff on, El-
Holzemer Jeremias, Mensch ohne Re-
gung, Gefühl, Klotz. Ich wiU den sehn^
der so sehr ein hölzerner Jeremias wäre^
das zu tadeln^ da/z er sie so gern weg^
kapern wollte? Soph. R. VI, 250. Jüd.-
deutsch: Jenn/e^ Jermjes^ Jermix. Fla-
tow. Schmitt, 112.
Jermts, m. Yom., s. das vor.
Jerrentowiiz, Ortsn., Dorf im Er.
Graudenz. Er ist von Jerrentowitz^ wo
sei dei grSten KiUken kdken, vom hakoen
Schepel drei. Die Gefoppten geben zur
Antwort: Wir kochen nicht vom halben
Scheffel^ sondern von Mehl Keuchen,
Sprw. I, 4091.
Jeee, /., Fischn , s. Gtse.
Jesen, Jesenifz, m., Fischn., s. DVbel.
Jesugreifer, pltd. Jesugrfper, m., schein-
heiUger Mensch, Frömmler. Sprw. II,
1323. Sperber, 46.
binger Höhe. N. Pr. Prov.-Bl. a. F.
IX, 241. Firmenich m, 493a.
Job, Jobse, m. Yom., Jakob. £rm-
land. Dzg. Nhg. Viol^t, 101. S.
Kub.
Joch, n., Jochbaum, m., Jochkette,/.,
Teile des altpreufzischen Pfluges, s.
Zoch.
Jochem, . Jochim, Chim, m. Yom.,
Joachim. Hartwich, 54. Pa/z'man
up^ Lunt^ Jochem ward Füer gewen.
Sprw. 1, 164. De Noaber hadd en Doch-
terkeUy Hans Jochem weer sien Noam.
Dorr, 29.
JAchwed, w. jüd. Vom., s. Juch6witL
JodupBhnen, Ortsn. Or.-Jodupohnen^
auch KaulbaJlen^ Dorf im Kirchspiel.
Friedrichs walde, Er. Pillkallen, im
Yolksmunde Kiaulkemen Schweinsdorf,
von dem lit. kiaulS Schwein. KL-Jodu-
Jesuitermttize, Pfizn., schwimmende pohnen heifzi huch Kickschen, Kigsen.
Stachelnufz, Trapa natans L, Hagen, Johannisfeuer, n., Feuer am Abende
176. vor Johann (24. Juni). Nach Tettau
Jesuschek, von dem polo. Jezusek (von und Temme, 227, noch an vielen Orten
Jezus Jesus) Kopfhänger^ Schw&rmer, Preufzens und Litauens üblich; jetzt
318
Johanniskraat — jösohen.
wohl mehr und mehr aufzer Gebrauch jokelfl^ 9W,^ allerhand Eoizweil and
gekommen. Die Johannisfeuer helfen Scherz tceiben, SpaPz machen. In
nicht nur gegen Gewitter, Hagelschlag Mecklbg.-Yorpom. ßkeln spalzen, tän-
und Yi^hsterben, besonders wenn man dein. Mi, 37b. Holl. jokken ronJot
am folgenden Morgen das Vieh über Scherz, Spafz, Possen, lat jociu. Da-
die Brandstelle nach der Weide treibt, von Jokel, m., Spafzmacher^ PosseA-
sondern auch gegen allerlei Zauberei, reifzer. Pott, 113, leitet ^o^Zn, albern
namentlich Mildibaiehmung. Darum thun, von Jockele^ Jakob, ab. Nach
gehen die jungen Bursche, welche das TreicheltrittJOk,Sparz,auchinWestpr.
Feuer angezündet, am folgenden Morgen auf. Bock, 19. Hennig, 110.
von Haus zu Haus und sammeln Milch Joile, /., Boot, Fischerboot. Dan.
ein. Tettau etc. a. a. O. Pisanski jeüe, jöUe^ joUe^ {rnjiz. jelle, joL Hen-
' berichtetnochyomTanzumdieJohannis- nig, 110.
feuer; auch, erzählt er, daPz an einigen • JOn, n., Gewende. Nach Mühling,
Orten das Herdfeuer gelöscht wurde, der John schreibt, im Ermlande und in
um es sodann an der Flamme, die durch manchen andern Gegenden Ostpr. in
Drehung eines Rades um einen eichenen Ochsenjon = Ackerstrecke, welche ein
Pfahl neu e)rzeugt wurde, wieder zu Ochse vor dem Pfluge, ohne besonders
entzünden. Volkskal., 110.
Jobaimiskrauty n., s. LebenskrauL
angestrengt zu werden, gehen kann.
Poln. u. russ. gony^ plur., ein gewisses
JohannisOI, n., öl, das in den westpr. Feldmafz. Mrongov. H, 346a.
Niederungen aus gewöhnlichem Baumöl Jontef, m. jüd. Vom.) der am Feiertag
und dem roten Safite des Johannis- Geborene. Flatow. Schmitt, 112.
krtkuteSy Hypericum^ bereitet ¥nrd. Müh-
ling.
Jöpchen, pltd. JOpken, plur.^ Apfelsorte
in den westpr. Niederungen. Hart-
Jobannistranky -tnink, m.. Trank, am wich;38. 'B.oll.joopenappel^ijiQTimm^
Tage Johannes d. Evang. (27. Dzbr.) Wb. IV 2, 2337, Joppenapfd.
geweiht Er besteht aus Bier, Tafel- JOpe, JQpe, /., Jacke mit Schofz, ge-
bier oder Wasser und wird in die N&he wohnlich im Dem. Jdpchen. Hennig,
des Hochaltars gestellt Der Priester 111.
besprengt die den Trank enthaltenden Jopenbier, n., im vor. JahrL ein be-
Gef&Tze mit Weihwasser, r&nchert mit liebtes starkes Bier, Doppelbier, das zu
heiligem Raucherwerk, betet und spricht Danzig in der Jopengasse gebraut wurde,
den Segen über sie. Der Trank ist, Bock^ Nat HI, 696.
nüchtern genossen, ein vorzügliches Jopengasse, /., Strafze in Danzig, in
. Präservativ gegen allerlei Ej*ankheiten, der das Jopenbier gisbraut wurde. Nach
wird jedoch vorzugsweise zum An- einer alten Sage soll der Name von
machen des Teiges verwandt, woraus der Stadt Joppe hej^enommen sein, weil,
die Gegenstände zum QUickgreifen ge- wie es heifzt^ die Kreuzherren die Um-
• formt werden. Ermland. Yolkskal., 23. gebungen der von ihnen erbauten Eir-
JohanniswUrmcben, n. Johannkwurm-' chen gern nach biblischen Orten zu be-
ehen tetzefiycoire. Bei den Volksfesten nennen pflegten. Löschin, Dzg., 43.
in der^ Johannisnacht Egsbg. Dzg. JBrgen, m. Yom., Georg, s. Gfirasdi.
Jokefy m. jüd. Vom., s. JaiMf. jSschen, m., s. gbchen.
i
Jo8t — Juckstelle. 319
JM, m. Vorn., Jodocus, schon bei jUchen, ocfo. Dm Meidlein kSmpt ahei'
Jeroschin. Pfeiffer, 179. hinweg^ das man etzliche tage nichts von
jofzeln, 8w.y hin- und herreiten, wie ihm weia^ letzlieh findet man es vnter
fächeln and jackeln, Lit. jöti reiten. einem Busche Jüchen mis sitzen. Hen-
JVtte, w. Vom., 8. Jette. nenberger, 435.
jli, intefj.j Zuruf an das Zugvieh, wenn JuGh6witt, Jochwed, w. jüd. Vom.,
es vorwärts soll. . Vgl. hoL Jochcbed. Flatow. Schmitt, 114.
juch, interj.y Ausruf der Freude; subr ' Juchhei, /, s. Juche.
stantivisch: Freude, Lust. Denn was juchheien, <to., s. jucb.
ist ein Weib erwählen? Einmai Juch Juchtelfuchtei,9n., faseliger Eombranntr
und zehmal Ach. Carm. nupt II, 249 b. wein.
Davon: Jüchen, no., Juch rufen, jauchzen, juchten, adj. Wat maackt eck ohle
munter, lustig sein; ebenso juchheien, Welt mot myne picht^e Oopef Carm.
8W.^ Juchhei schreien, beim Tanze firöh>- nupt 1, 282, 12.
lieh jauchzen. Wo Sek min Qold ver- juchzen, nachTreichel auch juchezern,
tehr^ kann öck 6k juche. Dönh. Juchet, juchzern, sw.^ jauchzen, aus Lust wieder-
trampelt^ daiH SU punkt! Firmenich holt aufschreien. Verstärkung von
I, 118. Volksr. 222, 790. De Wimer Jüchen, s. juch.
hdben darbie gequiekt on gebucht Dorr, Jucke, /., die juckende, empfindliche
1. Wiew.^ 16. Juch, Jülke, mak deBene Stelle. Die Jucke treffen, die Fehlfarbe,
kromml' Sprw. I, 1831. verjuchen, sw., renonce, im Kartenspiel. TreicheL
durch lustiges Leben d|ts Seiiie durch- Vgl. Juckitelie.
bringen^ sich körperlich schwächen. Er Jucks, Jux, m. 1. Schmutz, Dreck,
hat air seih Geld verjucht Dat ös ener namentlich Strafzenkot. Das ist heute
von de verkehrde Welt, mot verjuchte ein schöner Jual 2. Scherz, Spafz. HoU.
öge. Egsbg. jok Scherz, .ans dem lat jocus. In Soph.
Juche, JUche, /., dünne, lange Suppe, R. II, 159, auch: inhaltloses Gerede:
Fleischbrühe. Altpr. juse (Voc. 377) er (der General) habe im Felde einen ,
Fleischbrühe, lit jusze' schlechte Suppe . Pfaffen, der hmter Jux gepredigt hatte,
von Sauerteig, sanskr. ju;sha Fleisch- die Jacke ausziehen (ihm Hiebe geben)
brühe, 'russ. und poln. dasselbe ^ucAa. laxsen. 3. schlechte Ware, unnützes
Nsslm. Th., 60. Brem. -nds. Juche Zeug, Schund. Da» ist lauter Jux.
dünne Brühe, schlechtes Bier, pomm. Sperber, 16. Vgl. Grimm, Wb. IV2,
Jüche. Brem. Wb. 11, 706. Dähn., 2350. Hennig, 110.
210a. Statt Juche hört man in der jucksen, juxen, «lo., sdimatzen, yerun-
Provinz vielfach auch das modernisierte reinigen; unsaubere Reden führen.
Juchhei, /. Das ist die reine Juchhei, juck8ig,juxig,ac^'.,schmierig,schmutzig,
eine wässerige Suppe. Hennig, 84: unsauber. Das Kleid ist juxig.
Giche, Ouche, 110: Sfüche. Jucksteiie, pitd. Jäksttd' (beide ä lang),
juchelig, adj., s. jacheln und jucheln. f.y juckende Stätte, wunde Stelle, die
juchein, sw., aus juchxn und ja/aheln, leicht empfindlich getrofiPen werden kann;
in Leichtsinn und sinnlicher Lust leben, körpedich und geistig, öck war di de
umherschweifen. Davon jucheiig, adj. Jäkstdd seke, ich werde dich empfind-
Jüchen, swi^ s. juch. li^h zu trefiPen wissen. Von jdken
320
Jadenbart — Jungfergras.
Jacken. Rei trefft em de Jäkstdd. Sprw.
1, 1815. Vgl. Jucke.
Judenbart, Pflzn., s. Kick ttbem Zaun.
Judenglocken, Pflzn., Bach- Nelken-
wurz, Geum rivale L.
Judenzopf y m., Weichselzopf, plica
Polonica. Frisch I, 493a. S. Mftrzopf.
JUdes, Jehodee, Hodee, w. jad. Vorn.,
Jadith. Flatow. Schmitt, 114.
jueln, sw., s. jQlen.
Jukef, m. jüd. Vom., s. Jaikif.
Jule, Dem. Juike, w. Yom., Julie.
JtUej baat du rein van Sonnef
jQlen, jueln, m., heulen. Wie de Wind
iueltl Dorr, 1. Wiew,63.
Juiep, Gersten -Juiep, m., ein gutes
Löbenichtsches Braunbier in Kgsbg. zu
Zeiten Simon Dachs (1605—1659)
und später.
Die/z (Gersten-Saft) ist ein Gesundheit-
Trank!
Der kann recht das Herz erquiAchen,
Weh dem^ welcher matt und krank
Mufz nach andern Säßen schicken!
Gersten-Julep schmeckt erst wohl^
Dann auch thut er^ was er fol.
Hochzeit-Reyme etc. von S. Dach. N.
Pr. Prov.-Bl. a. F. V, 82. Kommtj mein
Männchen^ setzt euch nieder^ Sehet da
den Julep hier. Stärket eure matte Glie-
der. Carm. nupt U, 136 d (aus dem
J. 1708). Andre fangen im ersten FrOhr
linge das Birkenwasser äuf^ legen ein
mit Honig bestrichenes Stück Brot hin^
einj um es zur Gährung zu bringen und
bewahren es in einem Fa/z bis zum Juli
und August zum kühlenden Juiep. Bock,
Nat. I, 271. Aus dem franz. julep^
EüUtrank, ital. ghdebbo^ welches aus
arab. dfuldb, aus dem p'ers. guläb Rosen-
wasser (^Rose^ a& Wasser). Diez,
Wb. 1,214. Weigand 1,744. Grimm,
Wb. IV 2, 2369.
Julius, m. Vom. Er ist Julius^ er ist
betrunken. Tolkemit. Sprw. I^ 445.
lumfer, /, s. Jungfer.
Jung', Junge, m.. Dem. Jungchen. 1.
Knabe, junger Mensch. 2. Sohn. Dat
OS min Jung! Min trütster Jung'! 3.
Lehrbursche. Er ist noch Junge —
Lehryunge. 4. Knecht, Jungknecht
Vef^ Jung kannst di vermede, Awerscht
Gfrotknecht nich sin. Yolksl , 36, 23.
Jungy säd de Jung^ dat de Jung dem
Junge seggty dat de Jung de Schwin vir
jäggt. Sprw. I, 1836. öck Jung^ du
Jung^ wat könne wt 6k vel d6ne! Dönh.
Beliebte^ Schimpfwort: Ruger Jung^
rauher, d. i. behaarter Junge. Wir
vntnschen dem Jungen eine Schaufel in
die Hand! Yolksr., 213,785, S. Knecht
5. leddeme Jungen, lederne Jungen, die
Saubohne, Faba vulgaris Atnch, Ein-
lage bei Elbing.
jung, a/ö^. n. adv,, jung werden^ ge-
boren werden. Ich bin in Königsberg
jung geworden,
jungen, sw., Junge werfen; vom
Vieh.
Jungensmargell,/., Margell, Mädchen,
die gern und viel mit Jungen verkehrt
.und spielt.
Jungifer, /., gewöhnlich Jumfer ge-
sprochen. 1. Jungfrau. 2. Libelle, auch
verfluchte Jumfer^ Setjumfer, vefrvaunsehie
Jumfer. Volksr., 60, 230. Schott-
maller,20. Bock, 19. Hennig, 111.
3. verfluchte Jungfer, Pflzn., Cichorium
intybus L, . Hennig, 287.
Jungfergras, n., kahles Tausendkom,
Hemiaria glabraL. Bock, Nat IH,
340. Hagen, 278. Es heifzt auch
DUrrkraut und Krütenkraut Die Kräuter-
weiber in Preufzen nennen es Jungfer-
gras^und die Bauern Durrkraut. Bock,
a. a. 0.
Jangfemägelchen — k.
321
JungfemSgelchen, Pflzn., Feldnelke,
Dianihus deUoide9 L, Hagen^ 459.
Jungfemmädchen y n., nach Klein I,
215, in Danzig Dienstmägde^ welche
bei bürgerlichen Personen die Stelle
der Eammerniädchen yeriareten.
Jungfemmilch, /., Aqua rösarum et
Tinctura Bemoes.
Jungfemschlange,/., Ringelnatter, Co-
luber natrix L. Bujäck, 390. Müh-
ling, Tiem., 178. Nach Grimm^ Wb.
IV 2, 2386: CbZ. domicellß,.
Jungfemschuh, Pflzn., gemeiner Scho-
tenklee, Lotus comictUaius L, ■ Hagen, '
787.
Jungferatritt , Pflzn., Vogelknöterich,
Polygonum aviculare L. Hagen, 427.
Hennig, 111.
Jungkhechty m., s. Knecht
Jungmädehen, n., Haus-, Stubenmäd-
chen.. Danzig. In Schlesien: SchleoTz-
nerin.
Jungmeister, m., der jüngste Meister
in der Zunft.
JUngsterschaft, /., ehemab das Ver-
botteramt des jüngsten Bürgers in der
Mälzenbräiierzunft. Hennig, 111.
Junker, ?n., auch Anrede des Gesindes
an* die Söhne bürgerlicher Gutsherren;
in früherer Zeit Name für die Grofz-
bürger. Unterm Junker stehen^ unterm
Pantoffel stehen. Schemionek, 17.
Junkerchor, m., Ohor, Eirchensitz,
Empore, für .die Junker oder Grofz-
bürger in den drei Hauptkirchen Königs-
bergs. Hennig, 111.
Junkergarten, m., Garten für die Junker
oder Grofzbürger. Kgsbg. S. Garten.
Junkerhof, m., Hof für die Junker oder
Grofzbürger^ S. Artushof und Hof.
JQpe, /., s. JOpe. .
Jurrbahn, /., s. jurren.
jurren, sw.j tanzen. Segeit jurre^ sie
geht tanzen. Samland. Davon Jurr-
bahn, Tanzboden.
jusi, adj,^ richtig, genau, gerade, eben.
Es üt Just 90, Oder welcher (Land-
messer) sich keiner justen und genawen
Instrumenten und Ketten gebrauchet,
Linem., Yy 3a. Das lat.^ = Recht
ist der Stamm. Vgl. Weigand I,
746.
just, interj,^ jetzt! Von Kindern beim
Versteckspiel gerufen, wenn alle ihren
Ort gefunden haben. Dönh. In Königs-
berg lautet dieser Ruf: Ist aUl
justement, cuiv.y aus dem franz. juste-
ment gerade, doch nicht in franz. Aus-
sprache. On justment satt dat Wie/-
stock doar. Dorr, 34. Nu dS öck *t
pistemeni nich^ nun . thue ichs gerade
nicht Allgemein eingebürgert. Vgl.
Vilmar, 188. Grimm, Wb. IV 2,
2406.
Jttster, m.y Fischn., s. Gieb.
JUtel, m. jüd, Vom., s. GUtel.
juttem, no., verlangen, begehren. Dem
juttert naiim Gansbräde, Natangen.
Jux, m.j juxen, sw.^ juxig, adf., s.
Jucks etc.
E.
k, Graumenlaut, bleibt im Plattdeutsch
dem. Hochdeutschen gleich; in Erm-
land und Natangen bekönunt es zu-
Friichbi«r, W6rt«rbiieli L
weilen hinter sich einte;: hwam^ kwSm
kam, se kweme sie kamen. Lehmann,
Volksmd., 31.
21
322
Kab&che — kabolxen.
Kabäche, Kabäcke, /., schlechtes, bau-
fälliges, dem Einstürze nahes Haus.
Rass. u. poln. kabak Krug, Schenke,
Kneipe; altpr. kabt-t hangen; frz. cabane^
cahute Hütte; nds. Rabak; in der Ält-
mark Kabach, In Liv- und Estland
Käbdk, m,y gemeine Kneipe. Grimm,
Wb. V, 6. Nsslm. Forsch. 3; Th., 60.
Schamb., 95a. Brem. Wb. m, 413.
Danneil, 93a. Hupel, 102, Sall-
mann, IIa.
kabischen, chabischen, sw.^ stehlen,
sich eine Sache durch Unterschlagung
aneignen. Westpr. Mühling.
Kabätker, m., s. Kaschube.
Kabbelei, /., s. kabbeln.
kabbeln, auch, jedoch seltener, kibbeln,
sichy sw.y hadern, zanken, in Worten
streiten. Hei kabbelt sock mot mt^ mt
mot em Näber. Kabbelt jü nichy scfdagt
ju lewer. Sprw. II, 1359 f. Wor öm
90ck hartaget^ kabbelt on schleyht Simon
Dach. Volksl.,28, 13. Schwed. käbbla,
engl, gaible schwatzen; in d.' Altm.
auch kawweln in Hamburg auch kab-
bauen; nds. kibbeln; in Bayern keweln^
ket4/weln, von Ken Kiefer, kauen; in der
Schweiz t?^A;a«(;«Zn kleinkauen; in Hessen
kippeln y kibbeln, kippem (kabbeln ist
dort ein Frequent. von kauen: alte Leute
kabbeln an einer Brotrinde). — Davon
Kabbelei, /., Hader, Zank, Streit; auch
Kibbelei und Gekabbel, n. Kabbler, m.^
Zänker, Haderer. auskabbeln, einen
Wortstreit beenden; einen zankend aus-
schelten. Hennig, 112. Grimm, Wb.
V, 7. Danneil, 93a. Richey, 105.
Brem. Wb. 11, 765. Schmeller H, 273.
Vilmar, 188. Hupel, 102. Sali-
mann, 32 b.
Kabbler, m.^ s. das vor.
Kabel, /. u. m.y Los und Losteil. Auf
Jahrmärkten werden Waren reste in ver-
schiedene Kabel geteilt und alsdann
durchs Los verkauft. Daher kabeln, sw.j
losen. Das zum Losen zugerichtete
Stuck Holz heifzt ebenfalls Kabel. Nach
Mühling auch Kdgel (und kdgeln\
Käwel; hoU. kavely schwed. ka/vel Los,
poln. kawai StQck. Auch Holz wird
gekagelt^yerlost Danneil, 98b. Grimm,
Wb. V, 7f. Weigand I, 747. — Kabel-
huben. Niemand soll kabeüiuben von
einander teilen oder verkaufen. Verfug,
d. Vogtes Hans Roder zu Seheburg
V. J. 1475. Mühling.
Kabeljau, m., der frische Seefisch
Gadus Morrhua; gedörrt heifzt er Stock-
fisch. Im Brem. Wb. II, 713, Kabelau;
holL kabbeljaUy kabeljaauwy schwed. ka-
beljo, dän. kabliaUj kabeljau. Hennig,
112. Grimm, Wb. V, 10. Weigand
I, 747.
Kabeltau, n., Kabel, Tau, Seil; vor-
zugsweise Ankertau. Frz. cäble^ span.
cahUy engl, cahle^ holl. kabel; das mlat.
capuium, caplum Seil, mhd. kabel. Hen-
nig, 112. Grimm, Wb. V, 7. Wei-
gand 1,747.
Käber, m., Käfer.
Kabtse, Kabttse, Kabuse, /., Dem. Kor
bischen etc.^ Haus, Häuschen, Hütte und
zwar mit dem stark ausgeprägten Neben-
begrifP der Baufalligkeit ; enges und
dunkeles Gemach; Verschlag unter der
Treppe, Kammer. Wermer kam ock ön
dM Kabus'f Volksl , 31, 20, 13. Dafz
Mademoiselle ihn in ihr Häubchen führte
— ein elendes y kleines ^ verfallenes Ka-
buschen. Soph. R. I, 369. Das Brem.
Wb. H, 713, hat Kalmus für Kern-
gehäuse; Schamb. ,95a, Danneil, 93a:
Kabuze, Kabäz; Schmeller H, 275:
chubisi; holl. kabuys, schwed. kabysa.
Bock,. 19. Hennig, 112. Grimm,
Wb. V, 10. Weigand I, 747. Hupel,
102. Sallmann, 33a. Vgl. Kove.
kabolzen (a = a), sw., s. Kobolsld.
Eabase — Eftdderwäsche.
323
Kabuse, KabUse, /., s. das vor.
Kachel, /. 1. irdenes Gefäfz, woraus
man die Öfen setzt. StH em nick de
Kachel uty Et rSkt em an de Stawe.
Volksr., 30, 117. Er üt die neunte
Kachel vom Ofen^ zur Bezeichnung weit-
läufiger Verwandtschaft. Sprw. I, 3980.
2. der Ofen selbst; Kachelofen. Gd an
de KacheL Schmtt man nich de Kachel
dm! Volksr., 37, 139. Bock^ und^re
Kachel! Ibid., .91, 387. Wo wa' wt'm
(den Kuckuck) denn begrawef Under
Schulte Kacheldwe. Ibid , 30, 117. 3.
der Raum zwischen dem Kachelofen
und der Wand als' Wohnung; lit. uz-
kakele; übertragen auch kleines Zimmer.
öck 8i hingre Kachel getage^ ich habe
meinen Kindern die Wirtschaft abge-
treten und bin Ausgedinger geworden.
Dat Margellke leeg sea krank om Stoawke
hinga dem Kachel öm Bedd, Boldt, '
12. 4. Schmeichelwort für ein kleines
Mädchen; aber auch Schimpfwort auf
ein altes Weib. Bock, 19. — Mhd.
kachele y kachel irdener Topf, irdenes
Geschirr, ahd. chachcda^ wohl aus dem
lat. cacabulus^ Dem. von cacabus Koch-
geschirr. Weigand,I, 747f. Grimm,
Wb. V, llf. Hennig, 112. In Esl^
land Kachel ebenfalls altes Weib, alte
Schachtel. Sallmann, 67b.
Kachelfriisch, rein pltd. KachelfrStsch,
971., KacheUritze. 1. Freund des warmen
Ofens. 2. Spitzname für die Bewohner
des Kirchdorfes Germau im Samlande.
Sprw. I, 1842.
kacheln, sw. 1. stark heizen, ein-
kacheln. 2. zu Wagen fahren; doch
auch gehen. Er kachelt hin und her.
Denn woü M doch man kachle — a/-
kachle^ abfahren, abgehen, uns auf den
Weg machen. 3. wiegen, auf den Ar-
men schaukeln. Die Kinder kacheln.
De KaU kachle. Sprw. I, 1928. 4.
kenchen. Hei kachelt^ kencht, atmet
schwer. Nach Treichel kacheln auch
coire: verkacheln schwängern.
Kachelofen y m., Ofen aus Kacheln
zusammengesetzt; n'och allgemein im
Gebrauch. Lit. kakalys^ poln. kachlowy
piec. Kälte dafz auch die Kachelofen
bisu^eilen umb Pfingsten rauchen müssen.
Linem., A 3b. . . . warumb die Kachel-
ofen-Schomstein^ wenn sie nur ein schlecht
Loch in den grossen Schornstein haben,
nicht mögen Rauch ziehen. Ibid. , Yy 2 b.
KackedUnn, Kackadinn, Kakadilnna, /.,
Diarrhöe. Vgl. DUnne.
kackelbunt, oJ;., s. kakelbunt
kackeln, «to., s. kakeln.
Kacker, m., alter Mann; gewöhnlich
Hosenkacker (s. d.).
Kackeratorium, n., Abtritt, Latrine.
Kackerau, fingierter Ortsn., wie das
vor., auch Nachtstuhl. Treichel.
Kackfarbe, /*., Farbe wie Kacke, zur
Bezeichnung einer unreinen, schlechten
Farbe.
Kackhaus,. n., Haus zum Kacken, Ab-
tritt.
Kackstuhly m., NachtstuhL
Kadftksch,/. u. m., erhöht angebrachter
Verschlag an der Wand in Ställen und
Stuben als Schlafstätte. In die Kaddksch
steigen. Auch s. v. a. Kabache. Pill-
kallen.
kadäksen, sw.^ kaddks schreien wie
ein Huhn, das ein Ei gelegt hat; in
der Gegend von Friedland Ostpr. auch
kaducksen. Vgl. kakeln.
kaddern, sw.y waschen, mit dem Neben-
begri£F des Unsaubern, Schlechten,
Wenigen. Dat ös kein Wasche^ dat os
Nosz Kadd^re. — auskaddern, schlecht,
unsauber auswaschen. Nach Mühling
kaddem auch naschen. Bock, 20.
Hennig, 112.
Kadderwäsche, /., unsaubere, aber
21*
324
Kftddig — KadriDBkivolk.
auch kleine Wäsche. Wir haben heute
nur Kadderwäache, kleine Wäsche; viel-
leicht auch in der Bedeutung Kodder-
wasche. Vgl. Kadrinskivolk.
Kaddig, Kaddik, m. 1. Wachholder,
Juntperus communis Z/. Ein krachen
und prasseln^ wie solches bei den Dannen
und Kattigstrauch zu sehen, Linem.^
Tt 3b. Heisa! Lafzt uns lustig sein^
heute hohen wir Hochzeit^ vnorgen gehn
wir mit KaddikI Soph. R. II, 388.
Ohne Herrn Puff müfzte ich jetzt mit
Kaddik in den Gassen umherschreien.
Ibid. VI, 556. Nun ist er von Gestalt
gleich einem kattich Wald^ der voller
Feuer steht. Carm.nt^|>^. III, 23 c. Altpr.
kadegis, lit kadagys^ estn. kadakaSy finn.
kataju\ in Böhmen kadik (von kaditi
räuchern). Nach Leunis, 1048, wird
Cadig, Kaddik, von Cad, einer Neben-
form von Kot abgeleitet und bedeutet
auch Nufz. Für Pommern Dähn.,
213a; ffir Livland Hupel, 102, für Est-
land Sallmann, 52: Kaddak, Grimm,
Wb. V, 17. Nsslm. Forsch. 2; Th., 60.
Hennig, 112. Jetzt nur noch als
Strauch anzutrefiPen, in früheren Jahr-
hunderten standen in der Provinz auch
Kaddigbaume, bis zu einer Höhe von
16 flllen und einer Dicke von 2| Ellen.
Vgl. Bock, Nat m, 222 f. u. Act. Bot\
I, 215. — 2. Branntwein aus Eaddig-
beeren, Kaddigschnaps; in Danzig Ma-
chandel.
m
Kaddigbeere, /., Beere des Eaddigs.
Kaddighase, m., Spitzname fär einen
Füsilier, der beim Schwärmen die
Kaddigbüsche zur Deckung benutzt;
auch Kaddighopser, Kaddigspringer.
Kaddigheister, m., grauer Würger,
Lantus excubitor, Bujack, 370. Müh-
ling, Tiern., 173.
Kaddighopser, m., .der unter den Ead-
digstrauch Hüpfende, oder der in diesem
Gesträuch Umherspringende. S. Kad-
dighase.
KaddigmfiSy /. u. m., n. nur in gebil-
deten Kreisen, dicker Brei aus Eaddig-
beeren. Hennig, 327.
Kaddigpalwe, /., Pahoe mit Eaddig-
gesträuch bestanden.
Kaddigspringer, m., s. Kaddigbopser u.
Kaddighase.
Kader, m. u. n., Cnterkinn, Kropf,
Wamme beim Rind. Ebenso in Pom-
mern. Dähn., 21da. Im Brem. Wb.
V, 401, und bei Schütze II, 314, KSd-
der; in Bayern Köder und Ooder, in
Estland Köder. Schmeller U, 283. 17.
Sallmann, 35a. Vgl. Köder, Köder
in Grimm, Wb. V, 1569. Hennig,
112.
•
kaderig, adj., s. kadem.
kadern, «o., sich, den Kader stark
hervortreten lassen, den Kopf hoch
heben, sich brüsten. Truthähne und
Gecken kadem. B/em. Wb. V, 401.
Dähn., 213a.
kadem, sw,, zur Bezeichnung des
eigentümlichen Greschreis gereizter Trut-
hähne. Davon: kaderig, kad'rig, adj,,
leicht erregt, angebracht, erzürnt Er
ist eine kadrige Krät\
kadreiern, sw., schänden, bereden,
Klatschereien machen. Davon : Kadreier,
m. u. n., Klätscber; Geklätsche. So*n
KadrePre mäkt enem ganz dammlig.
Kadreiersche, /., Klätscherin, Zwischen-
trägerin. Gordack schreibt Kardreier-
sehe und erklärt, mit Hinweis auf das
lat carus, Scheinheilige, Mundkoserin.
— abkadreiem (s. d.).
kad'rig, adj., s. kadem.
Kadrillgenschwenker, m., aus (^uadriUe
xmA' schwenken, zur Bezeichnung des
Frackes, Leibrockes.
Kadrinskivolk, n., 9^i& koddrig xmA Volk,
zur Bezeichnung armseliger Leute, also
kadack — kaisern.
325
richtiger Sbdrinakioolk, kodderiges Volk,
Bettelvolk, Gresindel. Samland. Ygl.
Garner.
kaduck, adj.^ hinfällig, matt, auf die .
Neige, zu Ende gehend. Mit ihm ist
es ganz kaduck^ mit Vermögen oder
Gesundheit ist es am Ende. Das lat.
caducuA, Schütze II, 210. Bock, 20.
Hennig, 113. Sallmann, 62b.
Kaduckef, n., Dem. Kaduckelche, kleine,
dicke Frauensperson. Sie ist man .so e
Kaduckelche,
kaduckseiiy sw.^ s. kadäksen.
Kaff, n. 1. Fruchthülse, besonders
die Hülse des ausgedroschenen Getreides,
die Spreu. Mhd. haf^ mnd. kafy hoU.
ifca/, ags. ceafy engl. chaf. Nach Grimm,
Wb. V, 20, von kafeln nagen, knabbern.
2. wertloses Ding, ein Nichts wie Spreu.
Dat 's mi man Kaff^ erscheint mir wert-
los, gleichgültig. Das ist lauter Kaff.
ßrem. Wb. H, 714. Schütze H, 210.
Dähn.', 214a. Danneil, 94a. Hen-
nig, 327. Im 17. Jahrh. ein Kleider-
stoff. Altpr. Mtsschr. V, 14
Kaffbrot, n., Brot aus Ea£^ Kleie,
schlechtes Brot überhaupt.
Kaffee, m.^ kwrischer^ s. KOre«
Kaffeebohne, /. 1. Kernfrucht der
Bärenwicke, Vicia dumetorum L. Nach
Mühling heifzt auch die ganze Pflanze
Kafeebohne^ BXLch BiMer^ Schaf skoL 2.
Eügelchen des Kotes der Schafe^ Zie-
gen, Hirsche.
Kaffeeschwester, /., leidenschaftliche
Liebhaberin des Kaffees; Klätscherin.
In gleicher Bedeutung auch von der-
artigen Männern.
kaffen, «i;.,. schreiben. Davon Kaffer,
n»., Schreiber. Treichel.
KAgel, /. u. m., und kägeln, sw., s.
Kabei.
kahly ac^'., arm. Ahd. chaloy mhd. hol.
ags. cahy caluj engl.* caUowy hell, kaal^
schwed. kaly dän. skaldet. Grimm,
Wb. V, 27. Se os käl wt e Pastemack\
Sprw. I, 1856. Jeroschin: wolde
sich diz zeicMn ouch üf mich kaiin
reichin» Pfeiffer, 180.
Kahlau, Ortsn., Dorf im Kr. Mehrun-
gen. Ehr trinkt auf die Cfrüts^^ wie die
Kahlauer. Sprw. I, 3831.
Kahlbarsch, m., Kaulbarsch, Acerina
cemua L, Pas sarge, Balt, 296.
Kahlfrost, m., kahler, nackter Frost
ohne Schoee. Ygl. Sallmann, 47.
Kahlnarsch, m., Kahlarsch, armseliger
Mensch. Sprw. I, 1856.
Kahn, m., doch mehr noch n, 1.
Flufzschiff, gewöhnlich Reisekahn. 2.
Boot, Nachen mit flachem Boden, ge-
wohnlich Handkahn. Bind das Kahn
los. Mhd. kan, Jeroscliin: Dtmüs-
ten ouch zu pflege hdn aldd ir kanen etc.
Pfeiffer, 180..
Kaile, w. jüd. Vom. Ffatow. S chmitt,
114.
Kaiser, m., ehemals Name für einen
alten Met. Pisanski, Nachtr.
kalsem, sw.^ zur Bezeichnung einer
Hanse, welche im vor. Jahrh. Königs-
berger Kaufmannslehrlinge von den
„Kaufgesellen^ auszuhalten hatten. Sie
wurden mit dem Hintern gegen einen
grofzen Stein gestofzen, der vor äem
Friedländer Thor lag und der Kaiser
hiefz. Die Gewohnheit des Kaisems
wurde später von den „Juugens auf
der Lastadie und in der kneiphöfischen
Vorstadt^ ebenfalls eingeführt; . jene
hatten dazu einen besonderen Eckstein
bestimmt, diese wählten den ersten
Stein, der ihnen vorkam, dazu. Ge-
naueres in Erl. Pr. I, 311 ff. Hennig,
113. Sprw. I, 1857. Die Prozedur
hiefz auch stutSrsen. Vgl. hänsen.
326
kajern — Eäkelwerk.
kajem, sw.^ nach Mühling auf dem
Schi£Fe auf und ab gehen, überhaupt
zwecklos hin nnd her gehen. Pillau.
kajinken, 31^., klagend winseb, heu-
len. Kiine Predigt kann so unschuldig
sein^ bei welcher nicht ein getrofner
Hund kajinken und ilber Pei'sonalien
lamentiren sollte. Soph. R. V, 407.
' Kajüte,/. 1. Kammer, Schi£Fszimmer.
Kegute casteria, aus der ersten Hälfte des
15. Jahrh. bei Th. Hirsch, Danzigs
Handels- u. Gewerbsgesch. Lpzg., 1858,
S. 264. Schwed. kajuta^ dän. kahyt^
franz. cajute, holl. kajuit 2. Nach Hen-
nig, 113, auch elendes, schlechtes Haus;
vgl. franz. cahute Baracke, schlechte
Hütte. S. Kabäche. Grimm, Wb. V,
47. 3. cunnus, Sie hat sich die Kajüte
vollpumpen lassen^ ist geschwängert.
Käk, m., Schandpfahl, Pranger; nach
Mühling auch Halseisen. Schwed. kak^
dän. kag^ holl. kaak, Grimm, Wb. V,
47. Brem. Wb. H, 716 f. Vilmar,
190. Sallmann, 33a. • . ,
Kakadlinna, /., s. KackedUnn.
Käke, Käksche, /., Köchin. Sin Liske
OS e düchfge Koke. VolksL, 29, 19, 4.
De Koke on de Katt wäre vom Locke
saU, Sprw. I, 2093. Vgl. Balgen-
stucker.
- Käkel (a lang), m. und n., Mund;
Schwätzer, Plaudertasche. MQhling.
In letzterer Bedeutung auch im Holstein.
Schütze n, 213. Im Brem. Wb. II,
717: Maul, Plaudermaul, eigentl. Gur-
gel, Kehle; lit. käklas der Hals. S.
auch Richey, 107.
kakelbunt, kOkelbunt, adj,, grell ver-
schiedenfarbig, auffallend bunt, bunt-
scheckig. Fer mtne Oge was mt alles
köckeUmnt^ grün und gelb. Carm, nupt,
VI, 242b. Schemionek, 17: kackeU
bunt Hennig, 130: kokeUnint Er
läfzt die Ableitung Yon Kokler (Bock,
25), also bunt wie ein Kokeier, dahin-
gestellt sein.
Kakeldei, m., Schwätzer, Treichel.
S. kakeln.
käkelen, sw.^ s. kakeln.
Kakelhans, -Ilse, -lotte, -maiz, s. kakeln.
kakelig, käkelig, adj.^ s. kakelri.
kakeln, kakeln, sw. 1. gackern. Eogl.
cackle, schwed. kackla^ dän. kagle^ holl.
kakelen^ lit. kadakoju^ poln. gdakctc. Lat
de Rener kachle^ wenn ock man de Eier
hM. Sprw. I, 1695. Vgl. kadftksen.
2. viel reden, schwatzen, dumm reden,
wortreich über unbedeutende Dinge re-
den, prahlend sprechen, ausplaudern,
widersprechen; in dieser Bedeutung
auch käkelen, kakeln. Hd kackelt wie
e Kluck. Sprw. I, 1843. KcJcel nick!
Da/z die Schwester und Tochter und
Magd und Gevatterin ihm ein Haufen
vorkakeln. Soph. R. U, 318. . > . ^ würde
doch wol Tnancher das gekackeUe Hon
Ens sauberer^ als wie es zum Theü ge-
Schicht, künftig wissen zu überlegen,
Linem., Qq 3a. Der provinzielle Aus-
druck zur Bezeichnung des Redens um
des Redens wiUen, also des Wahlge/aüens
am hin und hergehenden Gespräch als
solchem^ hei/zt: käkelen, Rosenkranz,
Kgsbg. Skizzen I, 73. — Davon kake-
lig, käkelig, adj.^ schwatzhaft. Ein
schwatzhafter Mann heilzt Kakel-^ Kä-
kelhans^ auch Kakelmatz (Stein, Pe-
regrinus XUI, 88. W. Mtsbl. VI, 159);
ein geschwätziges Frauenzimmer KakeU
lise.-lotte. Treichel. Gekakel und Ge-
kakel, n., Geschwätz. Vgl. KikelkakeL
Kakelnest, Käk^lnest, n., das jüngste
Kind, das kakelnde Nesthockchen. Et
OS ons' Kdkelnest. Das Kdkelnest be-
kommt den Überrest (der Hinterlassen-
schaft). Sprw. II, 1371. Sperber,
17.
Käkelwerk, n., Werk der KäMer^ Kok-
kaken — kalbten.
327
ler^ Kokeler^ Gaukler. Dafz sie das
Trommehcfdagen und die Fechter und
ander Käkelwerk am Sonntage abschaffen,
Act. Bor. II, 126.
kaken (a = a)^ sw.^ kochen. In der
Dzg. Nhg. käaken. Violöt, 101.
Kakemak, m,^ Rauchtabak. Schlech-
tere Sorte? Doch erseht rook man e
Piep Toback^ Dat os gewö/z kein Ka-
kemack. Tci&tament vom ryke Bure.
N. Pr. Prov.-Bl. H, 352.
KAkhure, /., auch Galgenhu/rcj ge-
meine Hure, reif für den Kak oder
Galgen.
Kakler, Kftkler, KSkler, m., Schwätzer,
Yon kakeln. Stein, Peregrinus XVIII,
5: &ritzler^ Klecker^ PUxpper{er)^ Kak-
ler. W. Mtsbl. VI, 189.
käksch (a lang), a^'.y schwindsüchtig,
kurzatmig. Hennig, 27. Bei Dähn.,
213 a: kagsch kränklich, dem kein Essen
schmeckt; bei Dann eil, 98b: kdowsch
schnupfig. Vgl. Grimm, Wb. V, 49:
kakig kränkL'ch aussehend, ohne Farbe,
besonders gelblich.
Kttksche, /., s. Käke.
Kaksel (a =:^ a), n., s. Kochsel.
Kftkstfp'y /., Stipe am Pranger. He
heft Käksttp* on Brandmark gekregen,
er ist am Pranger gestäupt und ge-
brandmarkt worden; übertragen: er ist
hart ausgescholten worden. Sprw. I,
1841. In gleichem Sinne: Einem Kdk-
stip' geben. Hennig, 113: KaakstOb-
sel^ Ausstübsel, schimpflicher Abschied.
Er hat den Kcuikstäbsel bekommen.
kalakeln, sw.^ gackern. Dönh.
kalaschen, kallaschen, mr., prügeln.
Einen durchkalaschen^ ihn durchprügeln.
Mühling. In Posen: kaUaachen^ auch
in Zusammensetzungen mit ab und aiis^
auch KallaschCj /., Prügel. Bernd,
110. Inder Altmark: ^o/cKcA'n. Dan-
neil, 94a.
Kalb, pltd. Kalw, n., Junges vom Rind
oder Rothwild. Das männliche Kalb
heifzt Ocksenkdiby pltd. Ossekalw^ das
weibliche Kuhkalb^ pltd. K6kako^ Kau-
kalw. Vgl. Kfskalb. Der Mensch, yer-
glichen mit dem Kalbe: Wie ein Kalb
albern — doUen — spielen; dumm —
toU sein wie ein Kalb. Eorrespbl. HI,
51. Jung Kaho gehört dem Hunri
(Hunde) halw. Lewer dat Kalw öm
Schau (Schuh), als ön er Kau
(Kuh). Sein Kalb ausfogen^ mutwiUige
Scherze treiben. Dem Kalb in die
Augen schlagen, eine Sache ungeschickt
anfangen, ausführen; einem derb die.
Wahrheit sagen (Schütze H, 215).
Kälber streifen^ Kälber machen, vomie-
ren. De Kälwer lope weg, dem, der
die Hosenlatze o£Pen hat. Vgl. Grimm,
Wb. V, 50. Hennig, 113. Sprw. I,
1858 flf; H, 1372flF.
Kaiback, Kalbak, Kolbalk, m., eins der
beiden Seitenholzer am Joch des alt-
preulzisehen Pfluges (s. Zoch); auch
der statt dieser angewandte gekrümmte
Holzbügel am Pfluggeschirr, worin des
Ochsen Hals steckt. Dieser heil'zt auch
Kolpalky Kolpack, Kolpock, Kulpalk,
Kulpack, Kulpach, Kuibak, Kolbacke,
lit. hübökas, Poln. kulbaka der Sattel,
aber auch, wie siedle Sä*ttel, bildlich:
das Joch, die Sklaverei. Nsslm. Forsch.
2; Th., 83. Sperber, 38.
Kalbak, m., s. das vor.
kalbecken, sw., vomieren. Hennig^
113.
kalbftken, »w. 1. viel und laut reden,
mit demNebenbegrifP der Weitschweifig-
keit, Lang.weiligkeit, ja der Dummheit,
streiten, zanken, schelten. Auch, nach
Hennig, 113, kalbecken; in Westpr.
kalbakem, kalbekem, kolbekem (Dzg.).
Lit. kaJbHi reden, Lnp. kaJbik. Nsslm.
Forsch. 2; Th., 62. Herum kalbeken^
328
kalbeiii — Elalender.
viel and brummend reden. Weä dt/z
(Schlofz) aber achanner geworden war
wie das alte^ darein kalbäkert on brasselt
de Alte en* Langes on Breetes, Schalt).
3, 8. Schalt]. 1, 439: kalbäkert en Lan-
ges on en Breites, 2. auf gehässige
Art über einen andern sprechen, ihn
bereden. 3. nach Hennig, a. a. O.,
sich beim Tragen einer Sache abmatten.
kalbern, kälbern, kalwern, kälwern, sw.
1. wie . ein Kalb thun, alberne, mut-
. willige Späfze, Kurzweil treiben. Dann
geht es an ein Rallen und Kalbem^ und
sie wünschen dabeiy dafz ihr Vieh alle-
zeit möge so lustig sein und so springen.
Pierson, Matth. Prätor., 57. Davon
kalbrig, kälberig, kalwrig, mutwillig; Ge-
kalwer, n. A^gl. alskalbem u. dalbem.
2. . sich erbrechen. Sich bekälwem,
Kälber machen (s. Kalb). — kalbern
auch = kalben, ein Kalb werfen. Einem
kalbern die Ochsen^ dem andern nickt
einmal die Kühe. Sprw. I, 1862. Vgl.
Bock, 20. Hennig, 113. Brem. Wb.
n. 721. Dähn., 213b. Schutzeil,
215! Schamb., 96a.
Kälberstall, m., Stall für Kälber; bild-
lich die Hosenlatze. Er hat den Kai-
bjsrstall ofen stehen, Sprw. Il, 1375.
KalbsgekrOse, n., Gekröse des Kalbes;
bildlich stark gekraustes Vorhemde,
wie solches in früherer Zeit beliebt.
Inamorirte Jecken mit KombsMättem
'^nd kdlbsgekresen behangen. Stein,
Peregrinus X, 5. W. Mtsbl. V, 158.
kaldftksen, sw,^ g^ickem, namentlich
von dem eigentümlichen Geschrei der
Hühner nach dem Eierlegen. Vgl. ka-
lakeln und kadäksen.
Kaidaunen, pltd. KaldQne(n), plur. 1.
Eingeweide, namentlich der Tiere. Poln.
kaidun^ kaldon^ dän. kaldun^ kaUun,
schwed. kalun, Grimm, Wb. V, 61.
Esse ess och^ trinke trink öch^ on schloafe
schloaf och och — man ,es romort mer
so en de Kcddaunen. Schemionek,
49. Sich die Kaidaunen voll schlagen^
tüchtig essen. Sock de KcUdune voü
ärgVe^ .starken Arger haben. Sock de
Kcddüne verstuke, verstauchen, bei
schwerer Arbeit sich verheben. S.
Sprw. I, 1864. 2. Körper, Leib. Wer
nur -zwei Hemden (wenig Leibwäsche)
besitzt, hat: ent op de Kaldun\ ent op
em Tun, Sprw. 1, 1865.
kalducksen, sw,^ laut schallende Töne
lachend ausstofzen. Friedland Ostpr.
Vgl. kaldäksen..
Kaiende,/., Abgiibe, welche im Herbst
an den Pfarrer und Organisten als Teil
ihres Einkommens zu entrichten ist.
Es giebt GöW-, Getreide-^ Holz-^ FUicks-^
Wurst-y Eier-y Gänse-^ , Hühner- j Krd-
hen- etc\ Kaiende. Kaland ist nach
dem Brem. Wb. II, 720, ein üppiger
Schmaus; nach Schütze II, 213,. in
Schleswig-Holstein eine Art Synoda}-
versamnUung; auch in unserer Provinz
pflegt nach eingelieferter Kaiende und.
abgehaltenem Gebetverhör die Dorf-
schaft zum Schmause sich zu vereinigen .
Bock, 20, und Hennig, 43, führen
für die Ableitung in erster Reihe das
lat calendis (calendae\ erster Tag des.
Monates, an, weil „an einigen Orten
die Einrichtung ist, dafz die Prediger *
jeden Monat etwas an Viktualien von
ihren Eingepfarrten abfordern^; Hen-
nig -weist aufzerdem noch hin auf coU
Ugere sammeln, cc^lare^ concalare zu-
sammenrufen. Lit. kaledas ein Almo-
sen, aber auch die Kaiende; poln. £a-
Ißda zunächst Kaiende, dann Weih-
nachtsgeschenk, Neujahrsgeschenk. Vgl.
Hoff mann, Nachricht von der Priester-
kalende in Preufzcn. Königsberger
Intelligenz-Bl^tt 1742, Nr. 30.
Kalender, m, 1. In sprw. Redens-
kalendem — kallaschen.
329
arten: Hei makt Kalender^ er sitzt nach-
denkend, grübelnd, morrisch da. Hen-
nig, 114. De Kalender schroft^ on de
lewe "Gott goft, das Wetter. Die Katze
hat den Kalender vencMepptf wenn eine
Frau in der Zeit ihrer Niederkunft sich
geirrt hat. Sprw. I, 1866 f. 2. Eorif^n-
dersamen.
kalendem, sw,^ im Kalender blättern;
sinnen, grübeln =» Kalender machen,
Kalesche, Kalesse, /., leichter, o£Fener
Wagen, kleine einspännige Kutsche.
Nach Grimm, Wb. 11, 602, scheint
die Wurzel das slavische höh Rad.
Poln. kohskaj russ. kolesnitza^ böhm.
kolesä, ital, caleaso^ irasiz, caUche. Bock,
20. Hennig, 43.
Kalftt, n. 1. die Jacke, aber auch
der Rücken; das franz. coüet Em dat
KcUet utkloppe^ ihn durchprügeln. Sprw.
I, 1. 2. Nach Bock, 21, und Hen*
nig, 114, Kalet, auch KaVter „ein
dünnes Getränk, fast dem Halbander
gleich, welches für die so in der Kam-
munitat (akademischer Konvikt) zu
Königsberg speisen, gebraut wird.^
Poln. kaleczny krüppelig, verstümmelt,
kaleczyd, russ. kaljkczit verkrüppeln, ver-
stümmehi, also Kalet Krüppelbier.
Nsslm. Forsch. 3; Th., 62. Bock,
21.
Kalfakter, m., nach Grimm, Wb. Y,
64, in der ursprünglichen Bedeutung
Einheizer calefactar; gewöhnlich ein
Diener ohne Lohn; ein Aus- und Zu-
träger, wie etwa Faktor, Laufbursche;
ein Mensch, der sich zu allerhand klei-
nen Dienstleistungen brauchen läfzt,
viel geschäftig ist oder sich so stellt;
ein. Spion oder Aushorcher. BoU. Cal-
factOT Bedienter, Stubenheizer ^ Auf-
wärter. Das Verb ist kalfaktemi Dei
kalfaktert äweraU herom,
kalfaktern, sw.y s. das vor.
kalfatern, at^., Schiffe ausbessern,
flicken, in den Fugen verstopfen. Holl.
halfaaieren^ firz. calfater^ ital. calfaMare.
Hennig, 114.
Kalfönje, Kalfunje, auch Klafunje, n.,
Kolophonium. S. auch Karfunkel.
KaÜnchenstrauch, m., Wasser- oder
Hirschholunder, wilder Schneeball, Vir
humum opulus L. Grimm, .Wb. V,
64. Pierson, Matth. Prätor., 13: Kai-
linchenstrauch. Bock, Nat. I, 877:
KaninchenholZj auch Kaiischen; IH, 147 :
Kalinkenstrauch und Kalinkenbaunn,
Russ. kcUina^ kalinik, poln., böhm. ka*
lina, Dor&ame Kalinken^ Kr. Grau-
denz. Nsslm. Thes., 62.
Kaiischen, Pflzn., s.*das vor.
Kalltzkensteln, n., s. GalHzkenstein.
Kalkaun, m., s. KalkOn.
KalkUfscher, pitd. KalkISscher, m., Spitz-
name für einen Musketier, weil er mit
Kalk das Lederzeug anstreicht. Da
käme de Kalklaschersch
Kalkstein, Ortsn., Dorf an der Pas-
sarge im Ermlande. Ungeschickt von
Kalkstein. Sprw. I, 3869.
Kalkun, Kalkaun, m., der Kalkute, d. L
der Hahn aus Kalkuta, Truthahn, Pute.
Ln Pr.-Pohi. u. Russ. kalkun^ lit. kal-
kunas; im Hochpoln. heil'zt der Vogel
indyk^ also der aus Indien stammende.
Kalkun denkt Skj als Zurückweisung
eines dummen Einwandes, der mit „ich
dachte" beginnt. Kgsbg. Of jeder
Seit von der grojzen Babb^ die vof^m
Kenik stund, wor en Kalkun mit Fön-
sei gestoppt, hengesteUt. Schalt). 3, 10.
S. Hupel, 104. Sallpann, 33. Nach
Mühling, Tiem. 173, heifzt der Kal-
kun auch Konsistorialvogel, wohl weil
bei Eorchen Visitationen u.' anderen geist-
lichen Lispektionen es bei der Mahl-
zeit Putenbraten giebt. Vgl. Kurre.
kallaschen, «to., s. kalaschen.
380
Ealle — Kalw.
Kalle, /., Braut, von dem hebr. kalla.
Schmitt, 110.
kälten, sw.j s. kelten.
Kallftnen, Ortsn., L)orf bei Euglacken
im Er. Wehlau. Spott: Ön Kallene
wäre de Gans* op ener Std gebräde^
weil die Wohngebäude nur auf einer
Seite der Stralze stehen. Wehlau.
YgL Dreimorgen.
Kallmann, m. jüd. Vorn.; auchKallme.
Flatow. Schmitt, 112.
Kalmaus, m., s. Karmaus.
kalmäusem, sw.^ Grillen fangen, zu-
rückgezogen und einsam leben. Hen-
nig, 114. Schemionek, 18, schreibt
kaUmeisem und erklärt es noch als
duckmäusern; in der Altmark kalmü-
sem^ klamü&em. Danneil^94a. Sub-
stantiv, der Kalmäuser, Kallmeiser. Über
die mannigfachen Bemühungen, den
Ursprung des Wortes aufzuklären, s.
Grimm, Wb. V, 72.
Kalmuck, m., Schimpfwort für einen
herumtreiberischen Menschen; nach den
Kalmücken benannt.* Sperber, 44.
Kalmus, m.j Acoma calamm L, Man
streut mit den zerhackten oder zer-
schnittenen Blättern der Pflanze an
Sonn- und Festtagen die Zimmer aus.
Die Kinder essen das von den Blättern
eingeschlossene innere Blattwerk und
nennen es Himmelsbrot, auch Butter; auf
den Blättern des Kalmus blasen, d. h.
musizieren sie.
Kalmusjunge, tti., Junge^ der Kalmus
zum Verkaufe austrägt. Die Kalmtia-
jungen mit ihrem Strafzensange : / 1 tp't
Kai, 'rei Bond fer e. Fenn, kauft Kal-
mus, drei Bunde für einen Pfennig!
sind den Königsbergern trotz ihres Ge-
schreies liebe Frühlingsboten.
KalSr (o lang), /., s. KolOr.
Kalse, /., s. Kaluppe.
k&lstem, sto., 8. kVIstern.
kalt abbrennen, s. abbrennen.
Kalte, pltd. Köle, n., hchd. auch die
Kälte, Ellipse für das kalte Fieber. De
Ole heft det Köle, De Dtwel Ml de Ole
(so vergeit dat Köle). Sprw. I, 41. Vgl.
Hexspr., 56. Outen Tag, Kreuzweg!
Hier bring' ich dir meine Kälte etc.
Ebda., 53.
Kalte, /. In der Rolle der Königs-
berger Fischergilde von 1538 (s. Be-
necke^ 286 SJ) wiederholt sich als Bufz-
und Straffestsetzung: calte Wachs, Cahe
Wachs. S. BelegsteUe unter Beigraft.
Nsslm., Th.^ 63, hat nach Simon Grü-
nau: y^caUe ein Margk", wonach Be-
necke a. a. O. die caUe Wachs als ein
Gewicht im Werte einer Mark deutet.
Der S. 287 gegebene Hinweis auf das
lit. kalte Schuld, Bufze^ nach NsslnL,
Wb., 174b, kalte Schuld, Verschuldung,
führt mehr irre, als er fördert^ da Calte
entschieden ein Gewicht oder Ma(z be-
deutet Nun ist Schweiz. Kalt, m., d. i.
6^t,Behälter,Behältnis; ebenso schwäb.
g'haU, m. (Schmid, 256), allgemeiner
Kalter, ja Kälte tritt als Trinkgefafz auf.
S. Grimm, Wb. V, 74. 88. 89. CaUe
dürfte also vielleicht auch als ein Mafz
zu deuten sein, dessen Grösse sich eben
vorläufig nicht feststellen läfzt.
Kaluppe, /., altes, schlechtes Haus.
Poln. chatupa, lit. kalupa, böhm. cha-
lupa; auch ungar. kaliba, kalgiba.
Nsslm. Forsch. 2; Th., 63. VgL
Grimm, Wb. V, 95. In Westpr. nach
E. Förstern. Galupe. Auch Haus über-
haupt. Denn kömmt gewos wol äwei^t
Jär ön sin' Kalup de Adebär. VolksL,
30, 19, 6. — Kaluppner, der Bewohner
einer Kaluppe, poln. chahipnik. -r- In
der Gegend von Lötzen heifzt nach
Mühling eine Kaluppe auch Kabe, /.
Kaluppner, m,, s. das vor
KalWy n., s. Kalb,
kalwern — Kammtag.
331
kalwern, kUwern, sw., kaiwrig, adf\, s.
kalbern.
Kalwsmosch, m., unreifer, alberaer
Mensch, der weder Kalb noch JMoscfh
Mti^ctie = Kuh^ ist
Kftniy 971., Schimmel auf gegorenen
Flüssigkeiten, gewöhnlich Kahm und
Kahn, Davon kfimig, adj.^ mit Schim-
mel überzogen. Vgl. Schmeller II,
302. Sallmann, 33b. Grimm, Wb.
V, 31.
kamen, s. kommen.
Kamerad, m., hier im plur. Kameror
ten. AUe meine Kameraten, Gortzitza.
kämem, sto., s. kämmem.
kftmig, adj.^ s. Kftm.
Kamm, m,^ Weberkamm, Teil des
Webestohls, hier Wirkgestell; durch
seine dichten Rohrzähne werden die
Fäden des Aufzuges gezogen. S. Das
Wirkgestell, 125.
Kammand, /., s. Kommand.
Kammbraten, m., Braten, der aus den
Rippen des Rindes gehauen ist. flen-
nig, 115, erklärt: „weil die Ribben
die Gestalt des Kammes haben.^ Bock,
21.
Kämmel, /., von Karrnn^ die Eratze
der Tuchmacher, Spionerinnen, mit der
die Wolle gekratzt, fein gestrichen, ge-
breitet wi^d. In Posen auch Kammel.
Bernd, 111.
kämmein, «u?., die Wolle mit der Kam'
mel fein kämmen. S. schrubbekl.
Kämmerchen, pltd. Kamerke (a = a),
n.\ kleine Kammer, geheimes Gemach,
Abtritt. Ebenso in Estland. Sall-
mann, 33b.
Ittmmerer, m, 1. Schaflner, Ausgeber
auf ländlichen Besitzungen, der die
Kammer zu besorgen, d. h. die Leute
zu speisen hat; auch Vorarbeiter. 2.'
der Vorsteher und Verwalter der Käm-
mereieinküBÜbe in Städten: Stadtkcm-
merer. Hennig, 114.
Kammerknecht, m, , Strandaufseher.
Die Kammerknechte hatten darauf zu
sehen, dafz niemand den von der See
ausgeworfenen Bernstein wegnahm.
Hennig, 43.
kämmem, sw,^ eigenmächtig befehlen,
meistern, besser ordnen wollen; nach
Hennig, sich viel zu thun machen,
Sachen untereinanderwühlen, aus einem
Orte in den andern setzen. Bock, 20.
H e n n i g, 1 14. Beide schreiben kämem.
Vgl. schäffern.
Kammerteich, m.j Karpfenteich mit
ausgetieftem Boden, als Winterlager
und Stätte für die in dieser Vertiefung
überwinternden Karpfen. Der Teich
h^ilzt auch Winterteich, Winterung; die
kammerartige Vertiefung Winterlager
oder Hschstätte. S. Ben ecke, 496.
Kammertuch, n., feinste Art Leinwand,
„hat den Namen von Camerich^ (Cam-
brai/j Cameracum)^. Schwed. cammar--
dukf dän. kammerdug. Grimm, Wb.
V, 130. In der Altm.: Kammerdok,
Danneil, 94b. Vgl. Klappe.
Kammervater, pltd. Kamervader (a^ä),
97»., s. Altsitzer.
Kammlade, pltd. Kammiftd', /., laden-
d. i. kastenartiges Gestell, worin der
Weberkamm, kurzweg Kamm steckt.
Sie hängt an vertikalen Holzleisten
beweglich im Kammladenbaum ^- pltd.
KammladdfSmj in handlicher Entfer-
nung von der Wirkerin. Das Wirk-
gestell, 125.
Kammladenbaum, m., s. das vor.
Kammtag, pltd. Kammdag, m.^ der
Sonnabend, an dem die Kinder ge-
badet und mit dichtem Kamm, dem
Latisekammy gekämmt werden; daher
auch Kamm- und La/u»etag,
332
Eam6t — kangkotsoh.
Kamöt, m., tierischer Eot. Dönh.
Kampchen, n., s. Kampe.
Kampe, /., phir, Kampen, 1. ein
Stack Land, das nur zur Viehweide
gebraucht wird. Hennig, 115. 2.
SchiK- und Binsen-Inseln io den HafiPen
und Strömen^ namentlich an den Mün-
dungen der letzteren ins Haff. In der
Mündung der Elbinger Weichsel giebt
es folgende Kampen: Steerbuden- (Stör-
buden), Neukriegers^^ Groschken^^ Not-
durft-^ Laschken^, Hom-^ Hecken-^
Schweinkampe; eine heifzt Abgunst.
Passarge, 221. Über die Eampenbil-
dung s. a. a. O., S. 341, und Prov. Prfz.,
470. — Man hört auch Kamp u. Kämpe;
nach Mühling heifzen sie auch Bilten
und Pillen. Klein 1,221. Bock, Nat.
in, 1022: Inzwischen giebt man sich qlle
MOhey den Dünger zu vermehrehy und
fähret zudemEndeKämpenausBruchern^
oder Palten^ welche gro/ze Stucke wässe-
richter^ torflchter Erde sind^ in die Mist-
statten (Pommerellen). Die Weichsel-
Insel Kempe bei Graadenz. Grimm,
Wb. V, 135. Poln. %>a, lit. kampas.
Die Entstehung aus dem lät. campus
ist nach Grimm a. a. O. nicht frei von
Zweifeln. Das lit. kampas bedeutet
nach Nsslm , Wb., 176b, auch Land-
strich, Gegend, Zipfel, Ecke, Winkel, und
letzteres scheint der Ausgangspunkt
der Bedeutung des Wortes.
Kämpe, /., s. das vor.
Kämpelei, /., Streit, Zank.
kampeln, mr., s. kantern.
kampeln, sw,, sichy streiten, zanken.
Grimm, Wb. V, 138.
Kampen y m., Brotschnitt, tüchtiges.
Stück Brot, lit. kampas^ in Estland
Klampe, Klampen^ Klamps, Sallmann,
34a. 50a. Hupel, 114. In der Ge-
gend von Pillkallen ist ein Kampen
Brot ein Schnitt ums halbe Brot, also
ein Stück in Hufeisenform. Das Köpf-
chen des Brotes, der Anschnitt, heifzt
Kampdhen, n.; es wird aber auch Sohn-
chen, Söhnchen, genannt . . . nimmt
er (der Wirt) ein gut Kamp i. e. Ende
Brot und dann ein Stück Speck etc.
Pierson, Matth. Prator., 57. Nach
Treichel heifzt ein Brotende Kanten,
m. Hierher gehörig ist -auch Kompen,
971., nach Hennig, 139, ein grofzes
Stück Fleisch, in Darkehmen eingesal-
zene Schweinef üTze; lit kumpis ge-
räucherter Schweineschinken; nach
Nsslm., Wb., 209b, das eingepökelte
oder geräucherte Schulterstück des
Schweines. S.Nsslm.Th.,83. (ßartsch)
hat bisweilen einen nicht unangenehmen
Geschmack y wenn sie (die Nadraaer)
einen guten feisten Schinken^ den sie
Kumpen nennen^ hineinlegen, Pierson,
Matth. Prötor., 110. Vgl. Palte.
Kampweide, f., Weide, die auf der
Kampe wächst^ weifze Weide, SaUx
alba, Bock, Nat HI, 130.
Kamsol, n., Eamisol.
Kamstigall, Ortsn., Dorf am fnsch»i
fiafF, Pillau gegenüber. Der Name
soll, nach Hennenberger 43, Schafs-
kopf bedeuten, von dem altpr. camstian^
Schaf, und gatwa^ Kopf. Nsslm. TL,
64. Nach Passarge, Bdt, 57, be-
deutet galt allgemein eine Landschaft,
Gegend.
Kamürk, /. und n., kleines Gemach,
Kämmerchen, poln. ^(mu^ia. TreicheL
Kanaljen-, Kamaljenvogel, m., Eanarren-
vogel.
Kanditer, m.. Konditor.
KanftI, m., Zimmet. Vom ital. caneüa
Röhrchen, Röllchen, von der Form, in
der der Zimmet im Handel ist Grimm,
Wb. V, 160.
Kanfilatritzel, m,^ s. StrHzel.
kangkotschy adj.y s. kankadsch.
Kaninchen — kantem.
333
Kaninchen, n. Er hat Kaninchen im
Kopf^ er ist gestört, d. h. wahnsinnig.
Danzig. Nach E. Förstern, ist die
Redensart dort nicht mehr im Schwaifge.
Kaninchenholz, n., s. Kalincbenstrauch.
kanjAlen, sw.^ jolen und jauchzen,
lastiges Geschrei erheben; jauchzend
tanzen. Natangen.
kankwbch, kankatsch (zweites a karz
auch lang), ad^.y wählerisch, m&kelnd
im Essen, mit „langen Z&hnen^ und
•scheinbarem Widerstreben essen. Dzg.
W. Seidel, 31. Natangen. Auch kan-
kaubcb (Friedland Ostpr.^, kankutsch,
kangkotscb (Dönh.). OmEteos hei sehr
kankadsch. Schemionek, 18: kann-
katsch.
kankatsch, kankaiibch, adj,, s. das vor.
KanklaSy m., die litauische Zither, ein
einfach konstruiertes, guitarrenartiges
Instrument der Litauer, das längst aufzer
Gebrauch ist Vgl. N. Pr. Prov.-Bl.
V, 58flF.
kankudach, kankirtsch, adj., s. kan-
kadsch.
KaiwiOy /., Dem. pltd. Kannke, Pistill
der Mummel^ Nuphar Sm,; nach der
Form, welche an eine Kaffeekanne er-
innert Nach Passarge, Balt, 28,
ebenso in Dänemark.
Kannenwinkel, m., Winkel, Platz, für
die Schenken in dem Altstädtischen
Junkerhof zu Königsberg, welche aus
Kannen das Bier verschenkten. Hen-
nig, 115.
kanVffeln, ew,^ sich^ sich kratzen. Vgl.
karmUffeln.
Kanone, f. Er ia besoffen wie eine
Kanone^ zur Bezeichnung starker Trun-
kenheit Denselben Zustand bezeichnet
kanonendick und kanonenknUppeldick. Ygl.
Haubitze und himmeldick.
Känsbfik, Känsberg, Königsberg. Erm-
land.* Natangen.
Kantapfel 9 m., kantiger, gerippter
Apfel; bei Stein, Peregrinus XIII, 16,
unter den Schmeichelnamen, die zwischen
Eheleuten üblich: Popken, Kaniopffel-
ken^ klein Schelmken etc. W. MtsbL YI,
112.
Kante, /. 1. Ecke, Spitze, Rand.
Einen an die Kante kriegen — an die
scharfe Kante kriegen^ ihn zur Entschei-
dung zwingen. Op de hohe Kant legge^
das Geld nämlich, also sparen. Hen-
nig, 115. 2. Einem die Kante halten^
ihm beistehen, für ihn sprechen, ein-
treten, ihm (oft unverdiente) Nachsicht
schenken. De gSde Herr^ de holt noch
am meiste onse Kant^ He ptpt mot ons
ut enem Loch. Lhrztg., 4, 355 b. Sie
halten alle seine Kanlf^ nehmen alle f&r
ihn Partei. 3. Kanten, Zacken oder
Spitzen als Schmuck. Brabanter Kanten,
Vgl. Ankant
Kanten, m.^ Brotende, s. Kampen.
kanten, sw,^ über die Kante wenden,
wälzen. Kantholz! d. i. kante oder kantet
das Hoh^ ist das Kommandowort der
Zimmerleute beim Umwenden eines
Balkens. Kantholz^ säd de Tommer"
mann on schmet stne Fru ut em Bedd.
Sprw. I, 1884. Hennig, 115. Sche-
mionek, 18: kantein,
Kanter, m., Kantor. Die Frau Kan-
tern. Wasch' de Kann ut^ seggt de Kan-
ter, wt hebbe Liehe, Alt-PiUau. Sprw.
n, 1380.
kantem, umkantem, sw.^ umsetzen, um-
legen, umstellen, umkehren, wenden^
verändern, etwas anders einrichten und
ordnen, namccftlich Möbel u. a. Haus-
gerät. Hei heft alles Smgekantert. , ..da '
das fortgetriebene Orundeifz bald ins
Wasser weichet^ bald aus demselben
herfürkompt bald sich gantz umbher
kantert und gleichsam aufgericht stehet.
Linem.jRla. , . . und von selbigem
334
Kantbaken — Kapome.
(vom Aeqaator) nachmahln weiter und
weiter hi/z zu seiner ffrösten abweichung
abgehet^ da er (der Planet) seinen spi-
ralem motum wiederumb verkantert und
gewaltsamer weyse sich zum aequatore
zurück nahet. Ibid., Pp 3b. Nach
Treichel auch umkampeln. Bock^ 21.
Hennig, 115.
Kanthaken, m., eiserner Haken, um
Lasten, Fässer etc., an der Kante zu
heben. Grimm, Wb. V, 175. Einen
beim Kanthaken kriegen, packen, er-
greifen, festhalten beim Genick, bei den
Haaren oder Armen. Hehnig, 115.
Danneil, 95b. Richey, 109. Brem.
Wb. n, 734.. Vilmar, 192.
Kanthoi.NachSimonGrunauCan^oJ
ein Fisch in Preuizen. Benecke, 285,
fragt: Zander? Doch scheint diese An-
nahme unberechtigt, da in dem betr.
Kapitel in nächster Folge Zander be-
sonders an%ef&hrt ist.
Kantholz, n., könnte als gekantetes
Holz, behauener Balken^ bezeichnet
werden; ich vermag jedoch nicht nach-
zuweisen, dafz dies geschieht. Trei-
chel hat es = Kerbholz: aufs Kant-
holz 'Schreiben. Vgl. kanten.
kantig, adj,, mit Kanten, Ecken ver-
sehen, dreikantig, vierkantig etc, H en *
nig, 115.
Kantschuck, m., Kantschu, kurze und
dicke Peitsche, aus Riemen geflochten.
Vom poln. kanczug, böhm. kanduch,
Ungar, kancsuka; türk. kamtschi ledej^e
Geifzel, kandschugu Riemen am Sattel,
Gepäck anzubinden. Grimm, Wb. Y,
176.
Kapaunenfresser, m., s. Bratenfresser.
kapftwel, adf/., kapabel, föhig, imstande
sein. Öck st kapäwel on gd mot de Fork
opH dMge Gessel, um einen, der mit
seinem Mute prahlt, lächerlich zu
machen. Dönh. Hema so woü eck ock
recht june Sach bedeehnen on wiesen^ dat
eck sy en recht cappawUr Mann. Carm,
nupt. ni, 50 d.
Kapellan, m. Hennig, 44: Diakonus
bei den Lutheranern.
Kaper, Pflzn., s. Kapper.
Kapeme, Kapemewe, /., s. Kapome.
Kapfenster, n., s. Kappfenster.
kapitelfest, adj,, sicher, zuverlässig in
der Sache. Zunächst vom Prediger;
dann allgemein, selbst von G^enstän-
den: Möbeln, Wirtschafbsgeräten etc.,
die schon Alterschwäche zeigen. Er
ist nicht recht kapitelfest, er ist seiner
Sache nicht gewifz und sicher.
Kapizchen, n., Dem. von Kapuze; nach
Hennig, 115, diejenige Kapsel von
Leinewand, worin das Genick und der
halbe Kopf des Kindes eingewickelt
werden, damit es nicht hin und her
wackle. Davon:
- kapizen, sw., ein Kind in ein Kapiz-
chen wickeln.
kapnieren, sw,, s. kaputnleren.
Kapome, Kapurne, /, nach Hennig,
44, jedoch unbelegt, Kapeme und Ka-
pemewe, aufgeschütteter Grabhügel aus
heidnischer Vorzeit. Kapumei nennt
man die aufgeworfene EOgel auf den
Feldern in Samland, denn selbige die
Begräbnisse der alten Preu/zen gewesen.
Pierson, Matth. Prätor., 123. Diese
geschüttete Berge {auf Grabstätten) hei/zen
in der preu/zischen 'Sprache Kapume,
item Kapinnei, welches auf Deutsch ein
Kirchhof und Leichenstätte heifzt Ibid.,
98. ... welche Gräber sie (die Preuizen)
Capomen hdlzen. Prätor. Manuscr.,
fol. 12. S. Pierson, Lit. Aeq., 19.
Lit. kdpas Grabhügel, kapinne Kirchhof;
nach Pierson auch kapume,' kapumei
Grabhügel, Kirchhof. Matth. Prätor.,
150. Nach Nsslm. kapumai moosige
Hügel auf Viehweiden und Wiesen.
Kappe — Kapplfiken.
335
Wb., 179a; Forsch, 3; TL, 65. Nach
den au%eworfenen Hügeln faeifzt ein
Wald zwischen Königsberg uod Fisch-
haosen längs dem Ufer des frischen
HafiPes Kaparmche Heide ^ also Wald
mit Kapornen, Kapumen, Davon auch
der Name des Dorfes und Gutes Kapom
im Kirchspiel Wargen, Kr. Fischhausen.
— Ein völlig abweichender Name ftr
die alten Preufz^Dgräber findet sich in
folgendem Satze bei Pr&torius: Zinn-
und Süber-Ertz^ 80 man noch heutiges
Tages in ihren Capum oder Päluhchtia
d. i, Grabstäte-Hilgeln der alten Preuf zi-
schen Herren findet Pierson, Matth.
Prator., 10.
Kappe, /., litauische^ eine sturmhau-
benartige, mit Klappen versehene Mütze
von blauem Tuch mit roteingefafzten
Kanten. Die Klappen werden- bei
schlechtem Wetter bis auf die Schultern
herabgezogen. Man nennt sie gewöhn-
licher litauische Mütze — Kapuse (s. d.).
Kappel, /., Aiigel mit Doppelhaken
zum Fang der grölzten, ungesellig le-
benden Dorsche. Lit. kahl^ Haken.
S. das folg. Beschreibung und Ab-
bildung s. B en e ck e , 405. Der Dorsch-
fang mit der Kappel heifzt das Kappeln.
Das Kappeln wird meistens von 2 bis
4 Mann auf einem Boote betrieben. Die
Dorschkappel wird bei 12 bis 40 m Wasser-
tiefe , am besten auf Steingrund y aus-
geworfen und nachdem man ihr Auf-
stofzen auf den Grund gefühlt hat^ etwas
gehoben und nun abwechselnd gesenkt
und aufgezogen y um den Dorsch anzu-
locken. Benecke, 406.
Kappel, Koppel, /., Kreuzholz auf der
First des Strohdaches zur Befestigung
desselben. H e n n i g , 116. Die Kappeln
heilzen auch Hangelten (s. d.), Aufhängel,
Dachreiter, und spanische Reiter. Kappel
lielze sich zurückführen auf Kappe^ da
die Kappeln der First des Daches auf-
sitzen; Koppel weist deutlich genug auf
Koppel = Fessel hin, indem die Koppeln
dem Dache festen, haltbaren SchluTz
geben. Nsslm., Forsch., 3; Th., 217,
weist hin auf poln. k6bylicd\ kobylenie
spanischer Keiter, Holz block, Scblag-
baum, Brustwehr, lit. kabcdnycza^chiBg''
bäum, kablys Haken, Pflock, alles Ge-
krümmte, von der Wurzel kabü^ kabiti^
preufz. kabtt hangen, lit. kaJbünti auf-
hängen.
Kappeln, n., s. Kappel «= Angel.
kappen, sw. 1. die Spitze wegschnei-
den. Einen Baum kappen ^ damit er
üppiger ausschlage und grüne. 2. ab-
hauen, mit Hieb zerschneiden: ein Tau
kappen. 3. kastrieren, verschneiden,
kapaunen. 4. bildlich: einen kurz ab-
fertigen, ihm die Wahrheit sagen, Yer^
weise geben^ ihn durchprügeb^ In diesem
Sinne auch abkappen und bekappen; von
gleicher Bedeutung behauen.
Kapper, Kaper, Pflzn., grofze Kapu-
ziner-Kresse, Tropaeolum majus L.,
auch unechte Kapper. Auch werden
auf den Wiesen viel Capper Bluhmen
gefunden^ welche der Pöbel Klappern
nennet; sonsten werden sie auch Kuhr
bluhmen genannt Hartwich, 39. In
betre£F des letzten Namens scheint ein
Irrtum vorzuliegen; der Verlauf der Dar-
stellung bezieht sich ausschlieizlich auf
die unechte Kapper.
Kappfenster, Kapfenster, n.^ vorsprin-
gendes Dachfenster, Mansarde; über-
haupt kleines Feilster in der Dachetage
des Hauses. Bei Hupel, 103, Kaf-
fenster. Hennig, 116. Grimm, Wb.
Y, 185. Vgl. Kapploch.
Kapphahn, m., Kapaun, Hahn, der
gekappt y verschnitten, ist. Grimm,
Wb. V, 186.
Kappiftken, n., in den Seestädten eiu9
336
Kapplerche — Karansse.
„ErgetzUchkeit'' (Adelmig), Vergütung,
Trinkgeld^ welches der Schiffer' noch
über die bedungene Fracht erhält.
Grimm, Wb. V, 200. Zusammenge-
setzt aus haken Tuch und Kaff Kappe,
d. i. Mantel, also eigentlich Tuch zu
einer Kappe. S allmann, 33.
Kapplbrche,/., s. Haubenkobbellerche.
Kapploch, n.; fensterartige öffiiung
im Giebel, im Dache einer Scheune,
eines Stalles; auch LQke (s. d.).
'Kappstein, m., Knabenspiel^ bei wel-
chem ein gröfzerer Stein, der auf einen
andern gestellt wurde, durch Wurf mit
Stein oder Holzstück gekappt^ zu Falle
gebracht, werden mufz. Der Name gilt
für Stein und Spiel. Gumbinnen.
Kaps, 771. u. /., s. Keps.
kapsen, mß.^ geschickt stehlen, listig
wegnehmen. Poln. kapza Tasche, Beu-
tel Davon:
Kapser, 9»., Dieb.
Kaptein, tto., eigentl. Kapitän, Knecht^
welcher in einer Branntweinbrennerei
die Aufsicht über die Mastschweine
fÄhrt. Dzg. W. Seidel, 31. Müh-
lin g hat dieselbe Benennung auch in
der Neidenburger Gegend gehört.
Käpterchen, n., kleines Mützchen; von
dem gleichbed. poln. Jcaptu/r^ und dieses
von dem deutschen Kappe, Flatow.
Schmitt, 110.
KapulkSy 7»., aVschwächende Benen-
nung für TegfeL-^flöfi dt de KaptUks.
^amla^dr-"^
mnieren, sw.^ s. kiyiutnieren.
Kapurne, /., s. Kaporne.
KapQse, /., litauische Mütze, Kapuze.
Yommlat. oaputium^ ital. cappuccio^ m.y
franz. capuc^^ m. (^captichan). Grimm,
Wb. V, 202. Das Eü betreten die {kw-
fiich£n)Fücher äafzerstwa^habig. Wenn
es die Kapuse trägty dann trägt es auch
dm Sarkauer, Passar ge^ Balt., 297.
KapQsendiebe, plur.^ Spitzname fftr
die Bewohner der Stadt Rastenbarg.
Mühling.
Kapuskraut, n., Kohl, Kopfkohl, aach.
Kapuste^ Kapmter^ mt, Brcßssica oleni-
cea L, vor, capitata; von dem poln.
kaptista, lit. kopustas^ kapustas; in Ost-
und Westpr. allgiemein Kumst (s. d.).
Schmitt, 107; Westpr., 165. Trei-
chel, Volksth.
Kapustigal, Ortsn., Schlofz in der Nähe
von Brandenburg im Kr. Heiligenbeil;
neuerer Name Waldburg, der wenig ge-
braucht wird. Vgl. KamsiigalL
kaput, cuij. Er ist ganz kaput, es ist
mit ihm aus, er ist zu Grunde gerich-
tet, kann sich nicht mehr erholen. Et
OS kaput^ es ist verdorben, zu nichte
gemacht, zerbrochen. Hennig, 116.
kaputnieren, verkürzt kapnieren, mo.;
auch kapunieren, verschneiden, kapau-
neu. Hennig, 116. Sallmann, 47.
Kapuzinersalbe, f.y Med. Unguentum
pedictUare.
karajeschy adj. u. adv.j s. karjBsch. ^
karanzen, sw,, derb prügeln, schlagen.
Im Poln. lieifzt kara die. Strafe, kartU
strafen, züchtigen; im Lit karauju
kämpfen, kriegen, kdKas der Krieg.
Nach Adelung II, 1719, scheint die
erste Hälfte des Wortes, zu dem alten
kary kor Leder, lat. corium zu gehören,
welches auch in Karbatsche auftritt.
Grimm, Wb. V, 2793, nach Rietz,
hält für die richtige Herleitung: mlat
carentia Bufzübung mit Fasten, Gei-
seln etc. Danneil, 96a,:^ karans^n^ ku-
rant^n, Bock, 21. Hennig, 116.
Karas, /., Fischn., s. Karausse.
Karausse, Karas , Karus, Krus, /., die
Karausche, CaroMmt'u/jramMbs. Nach
Mühling auch Kcuresse^ Karosse^ bei
Hennenb erger C%arattö86, \\i,karosaSy
kur. karuscJm^ poln. karas^ mas.^ kass. •
Karbatke — Eaceiiz.
337
karrascL Benecke, 109. Hennig,
117: Karu/ze. Karauschen mit Mai"
butter — mit Dilkauce, Vgl. Karessen.
Karbatke, /*., langes Flofz zam Holz-
transport. Polnischen Ursprungs.
Karbat8Ch(e), /., Peitsche, Leder-
peitsche aas Riemen geflochten. Dafz
ich in Sprachen und Wisseflschaften ein
JSsel bin, das habe ich Ihrer Karbatsche
zu danken, Soph. R. IV, 76. Poln.
karbacz und korbacZy lit. karböczus^ kar-
bdczus, böhm. karabd^^, ungar. korbats^
törk. h/ffidtsch^ arab. karbadsch^ pers.
kffrbac. Grimm, Wb. V, 206. In Po-
sen Karwatsche. Bernd, 115. Bock,
21. Hennig, 116. Nsslm. Forsch.
2; Th.,65, Sallmann, 13b.
karbatschen, sw.y mit der Karbat^he
peitschen, prügeln Oberhaupt.
Karben, Karbes-, Karbisherr, m., s.
Karwan.
Karbinade, Karbonade,/, s. Karmenade.
Karbsherr, m., s. Karwan.
Karch, m.^ Gerüste über dem Ofen,
worin man nasses Holz zum Trocknen
au&chichtet. Mühling. Sollte es mit
Kcerch Earreu> ahd. carruh^ mhd. kar^
rechy karrich gleichbedeutend sein ? Eine
gewisse Ähnlichkeit des Karchs mit dem
Karren ist nicht in Abrede zu stellen.
Karczanupchen, Ortsn., s. Karczupchen.
Karczauningken, Ortsn., s. Kartczau-
ningken.
Karczemk', Name einer Vorstadt von
Deutsch-Eylau; von dem poln. karczma
Schenke, Wirtshaus. Sperber, 37;
Karczupchen, richtiger* Karczanupchen,
auch Kartzamupchen, Ortsn., Dorf im
Kirchspiel Szirguponen, Kr. Gumbinnen.
Der Volksspott nennt, die Bewohner
Ungetauße, Die Sage erzählt von ihnen,
daGs sie einst mit einem Kinde, das sie
zur Taufe nach Szirguponen führten,
in eine Schenke einkehrten und sich
Frisebbl«rt WSrtarbneh I.
dort so gut gefielen, dafz sie die Kirche
vergafzen und das Kind ungetaufi nach
Hause brachten. Da die Karczupcher
sich durch Roheit auszeichnen, so pflegt
man mit der Redensart: Er ist ein Unr-
getaufter^ auch einen groben Menschen
überhaupt zu bezeichnen. Zeigen sich
abends die Kinder scblq.{rig, . so sagt
man: Die Karczupcher kommen. Sprw.
1,3871. 3205 e.
Kardebom, Kardemom(e), /, s. Korde-
moni.
Kardel, K&rl, .m. Vom., Karl.
Kardreiersche, /., s. kadreiern.
karduchsen, »w. Ermland. Müh-
ling: die Erde auf einen Hügel auf-
werfen. (Erde zu einem Hügel auf-
werfen?)
Karechel, m. u. /^ s. Kareichel.
Kareichel, Kbreikel, m. n. /., die Saat-
krähe, Carvus frugilefftis L. Mühling^
Tiem., 173. Doch nennt man so und
KarSkel auch die Nebelkrähe, Corvus
comix. Grimm, Wb.V, 222, führt für
Saatkrähe noch auf: Karocke^ Karoche^
Karechel} in Pommern bei D ahn. Karok;
erinnert zugleich an das fränk. krack
Krähe und ihren ahd. Namen hruoh^
mhd. ruoch. Bock, Nat. IV, 293: Ka-
rechel; ebenso bei Bujack, 375.
Xareikel, Karftkel, m. u /., s. das vor.
Karenz, /., nach Hennig, 116, die-
jenige Strafe, „da ein solcher, der freien
Tisch in jier Kommunität hat, eine Zeit
lang von demselben ausgeschlossen wird.
Man sagt: Er hat Karenz.^ Hennig
leitet es von dem lat. carere ab, deutet
jedoch auch an, dafz es aus dem nieders.
Karene, dem verderbten quadragena,
den bekannten 40tägigen Fasten, ge-
bildet sein könne. Es wird wie ka-
ranzen (s. d.) auf das mlat. carentia
zurückzuführen sein. - Vgl. kuranzen,.
Karme. S. Brem. Wb. H, 739.
22
338
Kare86e — karmeiu
Ibresse, /., Fischn., s. Karausse.
Karfite, /. Wagen, Spazierwagen,
Kutsche, pöln. a. russ. karHc^ lit. kareta^
lett. karreete. Man hört auch karfiten,
9w,y oft and ohne Ziel spazieren fahren.
Wie der Herr^ %o die Karet. Sprw. I,
1584. Eck quam mank angre Lüde^
eck sack Caröte stahn, Carm. nupt VI,
242 c. Täglich in der kareten epatzieren
fahren. Stein, Peregrinus XIII, 86.
Wenn die Kareten nicht fahren und
Bratenwender knarren^ 80 ist wenig zu
curieren. Ibid. XVIII, 39. W. Mtsbl.
VI, 169. 192. Nsslm. Forsch. 3; Tb.,
65.
Karfunkel, m., korrump. Kolophoninm.
Slrieckt doch en Veerdel Pund Car--
funckel op de VeddeUBage. Carm, nupt.
IV, 324d S. Kalffinje.
Karlr, n., Saatmischnn^ aas Wicken,
Bohnen, Erbsen, Hafer u. dgl. Sam-
land. Mühling. Vgl. Kortr unter
Kormor.
karjölen, ew.^ zu Wagen fahren, mit
dem Nebenbegriff unnützer Geschäftig-
keit. Er karjoU in einem fort herum.
Vgl. krajölen.
karjVsch (o lang), karajfisch, adj. u.
adv.y aus dem franz. courageux, also
mutig, beherzt, anerschrocken, munter,
karsch, forsch. Sitit käme mal en Butzer^
katySschy stramm etc. Lhrztg., 4, 355 a.
Kark, /., Kirche. Dzg. Nhg. 6r.
Werd.
Karkasse, /., nach Hennig, 44, das
Gerippe von Draht, zum Kopfputz der
Frauen. Das franz. carcasse Gerippe.
KArl, m. Vom., Karl. S. Kardel.
Karline, Dem. Kariinchen, pltd. Kar-
iTnke. 1. w. Vom., Karoline. 2. scherz-
hafte Benennung für die Branntwein-
flasche. Drock de Karltnke^ am Ena
lett se t6. Man pflegt, wenn der Inhalt
geleert ist, die Flasche scherzweise zu
drücken, damit sie noch einige Tropfen
ausfliefzen lasse. 3. .Mittelball nnter
den Bällen des deutschen Billards. Die
Karline schneiden.
KarlusGh, Dem. Karluschcben, -ke, m.
Vom., Karl (fiarolus).
Karmaus, Kramaus, m,^ nach Hennig,
117, auch Karwauchs (die letzte Silbe
hat den Ton), Wirrwarr, Verwirrung,
Verwickelung, Lärm, Geschrei, Hader,
Streit, Unordnung; nach Nsslm. auch
unordentlich durcheinander geworfenes
Hausgerät. Karmaus machen^ viel We-
sens machen, Verwirrung hervorrufen.
Kramaus anfangen^ Streit anstiften.
Sperber, 46, hat Kalmaus; man hört
auch Karwau und Rawau. Hennig weist
auf lit karauju^ karawau, karauti
kämpfen, kriegen, nach ihm auch strei-
ten, ^^anken^ hin; Nsslm., Forsch. 3.
Tb;, 217, citiert für seine Annahme lit.
gramozdaiy grarnzdatBlter Hausrat, mss.
gromozd^ gromada^ lit. grumddas^ gru-
mödas Menge Menschen — Fliegen.
Bock, 21. In Hessen gramausen sich
mucken, mucksig machen, sich Unbe-
fugtes herausnehmen; tadeln^ unzufrie-
den sein. Streit anfangen. Cframauser
Zänker, Haderstifter. Vilmar, 134.
Karmel, Kärmel, Karwel, Kärwel, m.y
Kern. Mandelkarmelj Mandelkern. Na-
tangen.
karmelig, adj., s. karmein.
karmein, sw., viel und unnütz r^den,
unnütz tadeln. Mühling. Er karmelt
heu£ immerweg herum. Davon karmelig,
karmlig, adj.^ mäkelnd, kleinlich tadeln.
Wohl von karmen.
karmen, sw.^ jammern, wehklagen,
seufzen, stöhnen, sich härmen. In der
ersten Silbe klingt goth. kara Soi^,
ahd. cha/ra Wehklage, wie denn ahd.
charan = wehklagen. S. Schade, Wb.,
474 a. Ei wi ward min lewet Wiew
Karmenade — karren.
339
&m de schöne Arfte karme! YolksL, 68,
44,12. Richey, 110. ßrenuWb.n,
741.
Karmenade, Karminade» Karbinade, /.,
die KarboDade, jedoch nicht Rostbraten
(carb<mnade)j sondern Rippenstücke
(cdteUttes) des Kalbes oder Sch^veines,
gebraten oder gedämpft; man unter-
scheidet daher KaHskarbanade and
Scknüeinekarbanade. Hennig, 117, ver-
sacht die Herleitang von dem lat. car-
minore zerreilzen^ zerhauen; also car-
minatum was zerhackt, zerrissen ist.
Bei Hermes (Soph. R. I, 399): Car-
mmoL Einem die Karmenad auf-
frischen, ihn durchprügeln. Sperber,
44. In gleichem Sinne : enem ent op 't
Karmenadstock gewe. Sprw. H, 1 387.
kaim'lig, adj. s. karmein.
kaimUfFeln, sw., s. karkSffeln.
Kamaljensaat, /., Semen cannabis.
Kamaljenvogel, m , s. Kanaljenvogel,
kamerten, kamisten, sw,, zerbrechen,
namentl. Töpferzeug. Kamistus machen^
irdenes Geschirr zerbrechen. Friedland
Ostpr. Das Rad peht kamestes^ zer-
bricht. Nach Gordack: kamittes, adj.,
zu Ende, vorbei^ aus. Mit dem ist es
kamistes.
Karnickel, n., Kaninchen; s. auch Kor-
nickel.
karnisten, sw., karnittes, adj., s. kar-
nesten.
kamBffeln, kamttffeln, «u?., stofzen, prü-
geln, zwacken. Nach Hennig, 117,
aach die üble Gewohnheit „mit den
Zähnen zu kauen: Er kamüf/el^. Ge-
wöhnlicher hört man jedoch für diese
Art des Kauens mit den Yorderz&hnen :
muffeln (s. d.). In ersterem Sinne
weit verbreitet. Sperber, 17, hat kar-
muffeln, maltraitieren, an den Schul-
tern schüttek. Vgl. Grimm, Wb. V,
221. Hupel, 106. Vilmar, 194.
Kamully (?), Krickente, Anas crecca L.
Bujack, 388. Nach Nsslm. Thes.,
217, ist der Name in Natangen und
Barten üblich. Bujack a. a. 0. hat
folgende Namen für die Krickente:
Kriech-, Krechr^ Kruck-, Murr-, Schaps-
ente^ Krieke, Binkelchen, Kamuli, Kar-
nette^ Wäbke, Sammerhdlbente, das Weib-
chen Grauentchen^ Trosel, Socke.
Karttsae, /., Fischn., s. Karausse.
Karotte, f., Pflzn., gemeine Möhre,
Gelbmöhre, Daucus carota L. Bock,
Nat. in, 347.
Karp, Karpe, m., der Karpfen, Cyprinus
carpio. auch Karpf, Karpfe, altpr. son
rote, lit.-kur. karpa, mas., kass. karp,
karpie. Benecke, 106. Bujack, 393.
Karpfensetzer, m., Fischerknecht, der
die Zucht des Karpfensatzes, der Karpfen
über 3 Jahre, besorgt. Im gemeinem
Sprichwort pfleget man zu sagen: Ein
früher Herr, ein später Knecht: Ein
früher Junckherr, ein später Carpen-
Setzer. Linem., Bb 3a. Sprw. 1, 1008.
Karpfenseugner, plur., in Danzig die
Fischer, welche in eigens dazu ein-
gerichteten Behältern Fische, besonders
Karpfen, zum Verkaufe halten. In der
Landes-Ordnung von 1640 heilzen .sie
Seuner. Mühling. Vgl. Stgner.
Karpfenteich, pltd. Karpedfk, m., Teich
zur Kai pfenzucht. Mit einem nach dem
Kaipfenteich gehen, ihn abführen, mit
seiner Weisheit heimschicken. Sprw. I,
1130. Vgl. Volksl., 41, 26, 15.
karren, sw. 1. eine Karre schieben;
2. mit schwerer Wagenlast langsam
fahren; 3. fahren überhaupt, aber auch,
gehen. Nu motte wt man karre, nun
müssen wir nur fahren. Meisterke, nü
karre tot, nun gehen wir. Ma(r)ttnke,
se karre mot em, sie gehen mit ihm ab,
fuhren ihn zum Gefängnis; aber auch:
lassen ihn «in seiner Ansicht abfallen,
22*
340
Karren . — KartAn.
weisen iha zureclit,- geben ihm „auf
die Nase«. Sprw. H, 1391.
Karren, w., u Karre, /. Der Karrenj
schlechter ' (vierraderiger) Wagen mit
Kasten; die Karre ^ Kastenwagen mit
zwei Rädern, oder Handkarre mit einem
Rade. In Deutsch-Litauen die Karren
(letzte Silbe betont). Sperber, 46.
Eine unzulängliche Sache ist* im Karren
zu lang, im Wagen zu kurz, Sprw. II,
1390. .
Karrenfllhrer, m., Führer einer Karre.
In Königsberg heifzen Karrenführer die
städtischen Fuhrleute, Magistratsknt-
scher, welche den Strafzenschmutz und
die E^loake in ihren ebenüalls vierräderigen
Karren abfahren.
Karrhftken, m*, Haken auf einer Karre,
ein dem Werder, resp. den Niederun-
gen ' eigentümliches Ackerinstrument,
ein zwischen zwei Rädern in halb senk-
rechter Richtung angebrachter Balken,
der mit einer Hakenschar versehen ist
und eine mehr wühlende Arbeit leistet.
Prov. Prfz., 478. S. Haken.
karrig, adj., s. kurrig.
karsch, ae^'. 1. munter, frisch, stark
bei Kräften, mutig, keck. Er ist harsch.
Ein harsches Pferd, Karsch wie etn
Kaulbarsch. Ein kleiner kecker Mensch
ist kltn aber karsch. Elbing. Sche-
mionek, 18. Wieder karsch sein, von
einer Krankheit sich paeder erholt ha-
ben, gesund und munter sein. 2. ^Iz,
eingebildet, trotzig, frech, Kraft und
Mut in der Ausartung. Er war sehr
karsch, er that, als wolle er alles ver-
nichten, niederschlagen. 3 erzürnt.
Eck dacht mien karschet Moderke woü
wedder to versöhne. Carm. nupt. VI,
242b. Bock, 21. Hennig, 117.
Sperber, 42. Mühling u. Treichel
haben neben karsch auch kasch. Im
Brem. Wb. H, kask, dän. und sohwed.
karsk, norw. kask, altnord. karskr, kaskr,
auch kerskr, kirskr, und dort ist der
Ursprung klar: Karl Mann, eigentlich
Held. Grimm, Wb. V, 230.
• Karschbeere, /., Kirsche. Dzg. Klein
I, 222.
Karschtftniei, /., Kitstani^. Sperber,
44.
Karicfiul, 7»., schlechter Kaffee, schlech-
tes Bier. Samland.
Kartczauningken, auch Karczauningken,
Ortsn., Gut im Kirchspiel Skaisgirren,
Kr. Niederung. Qd na Karczauningkey
da kregst Ete on Drinke. Wortspiel.
Lit. karczauninke die Schenkwirtin;
von karczema die Schenke, poln.^r(;2;7iia.
Spw. II, 1385.
Kartempergeld, Bock, 21, schreibt
Kartempelgeld, n., korrump. aus Qua-
tembergeld, welches die Knechte des
Scharfrichters einfordern. Hennig,
117. Veraltet.
* Kartoffel, /., Taschenuhr: Treichel.
Kartoffelflinze, /., s. Flinze.
Kartoffelgmtsch, /., KartofPelbrei, -pu-
r^e, s. Dulkskartoffeln u. Gnitsch.
Kartoffelhäle, /., s. Häle.
Kartoffelhingst , m. , Kartoffelhengste
nennt man spottweise die Bewohner
der Dörfer Lawsken undMethgethen,
weil sie Königsberg reichlich mit Kar-
toffeln versorgen.
Kartoffelholz, m., Kraut der Kartoffel,
Holz nur scherzweise genannt. Er ist
so dumm wie Kartoffelhoh, das völlig
unbraucl^bar ist.
Kartoffelkaul, /., s. Kaul.
Kartoffelkellchen, n., s. Keilchen.
Kartoffelzwiebel, /. Eine Art Zwie-
beln, die man Kartoffelztoiebeln nennet,
weil sie sich in der Erde wie die Kar-
toffeln vermehren und neue ansetzen.
Bock Nat. HI, 835.
Karton,- Kortfin, m., Kattun, Baum-
KartQsch — kaBchautem.
341
woUenzeu^, poln. kartun, lit. kartunas,
kät&nas. über die Herleitung des Wor-
tes s. Grimm,. Wb. V, 278.
KartlJ8Ch,/.iL9n. 1 das franz. careoM^Ä«,
das zur Zeit der Vorlader- Kanonen
auch den Lader und Wischer bezeich-
nete; nach der Ähnlichkeit auch Weih-
buschel. Nu kern de Priester mot dem
Kartusch, Volkal.,39, 25 ü, 7. 2. Schelt-
und Schimpfwort für ein unsaubere^
Frauenzimmer.
Kartzamupchen, Ortsn., s. Karczupchen.
Karus, Karufze, /., Fischn., s. Karausse.
karwaien, »m?., s. karwauen.
Karwan, Karben, Karbis, Karbs, m.,
Vorwerk neben dem Amtshause, eines
Ordensgebietigers , das als Rüsthaus
und 3chirrkammer diente und worin
Waffen, Reitzeug, Wagen, Pferde,
Ackergeräte etc. aufbewahrt wurden.
, . . tres viri servientes in caruano. Man,
hist Warm. II, 84. Im Jahre 1400
wurde dem Orden eine Quantität Ge-
treide verbrannt, welches in den Kar-
benshofen bei Marienburg au%espeichert
war. Grünau, tract. 14, cap. 3. Hen-
nenberger, 268. Der Aufeeher eines
Karwan hiefz magüier karuani. Mtm,
Imt Warm. I, 183. 377. Cod. dipl
Pr. V, 22. maffüter kanumorum. Man,
hist W. I, 378, deutsch *karuanshere,
Karbsherr, Karbesherr, Karbisherr. Hen-
nig, 116; in Pisanski's Nachtr. auch
noch Korwindsherr. Der Kavbüherr hatte
Sitz und Stimme im Rate der Stadt.
Das Wort erscheint noch in einer An-
zahl von Güter- und Dörfemamen:
Karwen oder Karben bei Heiligenbeil,
bei Braunsberg, bei Wormditt, bei
Sensbnrg, selbst in Pomimerelle^, Bj*.
Neustadt 'jEan(;^ Karuoenhof^ Karwen-
brück; desgl. in den Ableitungen Car-
vntten^ im Kr. Pr.-Holland , Carmnden
im Kr.,Pr.-Eylau, desgl. Pokarben^ bei
Hennenberger Pökarwen, bei Dusb.
Pocarwie bei Brandenburg. Vgl. die
Karwemtut, d. h. das Gestüt auf* dem
Karwan, die Ackerpferde. Toppen,
Altpr. Mtsschr. IV, 689, aus dem In-
ventarienregister von Mewe 1396. —
Die Etymologie des Wortes ist un-
sicher: Pierson, Altpr. Mtsschr. VIH,
366, erinnert an lit. szärwas Rüstung,
azarwal Waflfen, szärwwete Zeughaus.
Nsslm. Forsch. 2; Th., 66.
Karwau, Karwauchs, m., s. Karmaus.
karwauen, karweien, aw,, klagen, jam-
mern, klagendes Geschrei erheben.
Nsslm. Th., 217. Nach Mühling
auch lärmen, rasen; brausen, vom
Winde, Schemionek, 18: kafwayen
zanken, streiten, verwickeln. Gordäck:
kawatien brummen, über jede Kleinig-
keit räsonnieren,
Karwel, Karwel, m,, s. KarmeL
• karwendig, adj\, munter, unbesorgt,
schnell und geschickt in der Bewegung.
He 08 karwendig uA e Klederlüs, wie
eine Kleiderlaus, die sich geschickt zu
keliren und zu wenden . versteht.
Wehlau. *
Kasaweika, /., Damenjacke, Frauen-
jope; in den Gedanüm, Kasawoika, bei
Gortzitza Kasawaikß.
Kasch, /.,.Dem. Kaschchen, pltd.
Kaschke, w. Vorn., Katharine. Nach
Klein I, 250, in Danzig auch Ver-
stümmelung von Karl. S. Pott, 111.
Das Wort wird femer gebraucht * als
Schnieichelnam« für kleine Mädchen,
aber auj^h als Schimpfname für ein
einfältigem Frauenzimmer, oder für eine
Hure. Poln. kasia. In Posen Kasche
Hlire: Bernd, 116. Vgl Jasch und
Kathrin.
kasch, adj., s. karsch,
kaschantern, sw., sich auf der Strafze
herumtreiben« Hennig, 117 f., meint,
342
Easchcheoa — Kaschlan.
das Wort sei aus Ocissentreten korrump.,
weist aber auch auf Kasch = Hure hin.
Bock, 22.
Kaschchen, w. Vorn., s. Kasch, Kosch.
kafehelieren, sw.^ jemand liebkosen,
liätschebi, ihm schon thun; das franz.
cajoler.
KKscher, Kescher, 77». 1. sackartiges
Handnetz mit Bügel und Handgriff,
um Fische aus dem Kasten zu heben,
zu tragen. 2. in Masuren Netzsack an
einem eisernen Ringe von circa 1 m
Durchmesser, nach Art einer Wag-
schale an drei Schnuren hängend, die
in eine Leine auslaufen. 3. am Ostsee-
strande wie 1. mit langer Stange, zum
Schöpfen des Bernsteins gebraucht.
Bock, Nat. IV, 725. \Afan fing sie (die
Kaulbarsche) nicht allein mit Garnen^
sondern auch mit Keschern, Hennen-
berg er, 72. Die preufz. Bernstein-
Ordnung von 1693 schreibt vor: es soU
sich kein Strandbaur ohne Kescher am
Strand finden lassen. Frisch I, 512b.
Auch Ketscher und KVtsch^r. Wenn sie
zum Schöpfen (des Bernsteins) kommeny
so bringt ein jeder sein eigenen Ketscher
mit^ich. Schütz, Beschr., 42. Pi-
sanski in s. Nachtr. schreibt Ketzer
und Kietser. Grimm, Wb. V, 248.
Nach demselben dGrfte das Wort an
der Ostsee von alter Zeit heimisch sein
als Fischerwort, längs der Oder und
Weichsel und sonst ins Binnenland ge-
wandert. Koscher^ poln. kaszerz, klingt
an lit kaszus Korb an^ und ist kaszSie
Lastkorb. Man fischte also jirsprüng-
lich wohl mit solchen; auf der kurischen
Nehrung kiselys (lettisch). In Königs-
berg zogen früher in der Fastnachts-
zeit die Fischer, Fischerweiber und
-kinder mit geschmückten Käschem —
sie trugen Rauschgold, bunte Bänder,
Glöckchen — umher, Lieder singend
und sich Gaben erbittend. Über diese
Gesänge s. Rosenkranz, Königsbg.
Skizzen I, 224 f. und Volksr., 224, 796.
Bock, 23. Hennig, 120.
Käschereid, m., £id, den früher die
Strandbauem schwören mulzten, welche
zum Bemsteinschöpfen gebraucht wur-
den. Hennig, 120.
kKschem, keschem, sw. 1. mit einem
Koscher fischen. Weil dabei die Fische
gejagt werden, auch 2. jagen, verfolgen,
nachsetzen. Kinder käschem die Katze.
3. anspornen, antreiben zum Fieifze.
Öck war di koschre^ ich werde dich
treiben! Davon auskSscbem, pltd. ut-
koschre^ ütkeschem, On^ as he dun u)eer,
Sir^ Word he^ wie' man to seggen plegt,
utgekeschert. Dorr, 1. Wiew., IL
Kaschke, /., Ente, Märzente, Anas
boschas L., poln. kaczka; auch Katsch.
Flatow. Schmitt, 107; Westpr. 165.
Katschy katsch! Scheuchruf zur Einte.
Kaschke werfen^ einen flachen Stein auf
die Wasserfläche werfen, dalz ex mehr-
fach aufprallt. Vgl. Butterbrot
Kaschlan, m. 1. Kastellan, Burg-,
Schlofzvogt Bonnen en Saal on Söller
(der Matyenborch Marienburg) Herrscht
nu de Kaschhan fru Dorr, 46. 2.
ein in Familienkreisen beliebtes Karten-
spiel, in .welchem die Kaschlan^ auch
KaschUmsche, Kaschlanka, poln kaszte-
lanka (Carreau - Dame) , die höchste
Karte ist. Wer zuletzt Karten in der
Hand behält, ist Kaschlan geblieben;
deshalb wird bei dem Spiele stark ge-
fächert. S. Sperber, 38. Redensart:
Näs on Mül speie Kaschlan (in Danzig:
Kurrhahn)y bei alten. zahnlosen Leuten,
deren Nase und Kinn sich derart ge-
nähert haben, dafz sie beim Kauen
oder Sprechen gleichsam auf einander
spielen. Sprw. I, 2759. In der Graa-
denzer Gegend wird diese Redrasart
Kaschube — Kasten.
343
angewandt, wenn jemand zu schnell
spricht. Der Magen spielt mit dem
Darm KascfUan. A. a. 0., 2511.
Kaschlibe, m., Eassube, Bewohner der
zom Teil westpr., zom Teil pommerr
sehen Landschaft Eassuben. Der Kö-
nig von PreufzcD führt auch den Titel
eineß Herzogs der Kassaben. Poln.
kcazuba. Die Kaschuben nennen sich
selbst kaszeba von koiuch der Pelz,
oder von dem im Poln. veralteten, aber
im Böhm, noch üblichen koza das Fell^
die Haut, da die in der Nähe der Ost-
see wohnenden lange Schafpelze, Tier-
felle tragen; die tiefer im Lande woh-
nenden tragen Tuchröcke, kabat^ und
werden daher Kabatker genannt. Mron-
govius, Wb. n, 433b. Li Danzig
der Kasmbische Markte früher Haupt-
sammelplatz der aus Kassuben nach
Danzig kommendenLandleute.Löschin,
Danzig, 43. Wo kommen denn alle
Kaschuben her, Es sind so viel wie Sand
am Meer"! Signal, s. Volksr., 267, 929.
Ein rechter Kaschube. Unhöflich —
ungeschliffen wie ein Kaschube, Gedanism»
Genaueres über Land und Volk der
Eassuben s. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. II,
104 ff.
Kaschulle, Koschulle, f., ein von Bast
geflochtenes längliches Kästchen, nach
Hennig, 118, „mehrentheils eine Elle
lang und zwei Hände breit ;^ nach Pi-
sanski, Nachtr., auch Koscholke (er
weist hin auf: Der Rathgeber 1762,
S. 3). Lit. kaszile Speisekober, Lischke
(s. d.) Dem. des weniger gebräuch-
lichen kaszüs Korb, groHzer Kober, poln.
kosz Korb, koszalka flacher Korb von
Binsen. Ön Stöckke Dwarg on Brot
(nam öck mie mot) ön mienem Fraht-
KoschuUke (Frefz- , Speisekoberchen).
Carm. nupt, VI, 242b. Bock, 22.
Nsslm^ Forsch. 2; TL, 67.
kaschunken, sw,, umherlaufen. Trei-
chel.
kasdobern, 81^., cotr^. £rmlan({. Müh-
lin g. Auch kasnobeln, kastnobeln.
Kftsel, m. 1. Meizgewand, Chorhemd,
castda. Kasten, kappen, andre Meit, di
gotis dtnste warn gereit, truc an des
tuvils rote zu vorsmeunge gote. Jero-
schin, 180b. Pfeiffer, 180. 2. wei-
ter Überrock, bequeme. Jacke, altes
liebgewordenes 6ewa9d. GHeb mir den
alten Kasel 3. langer Rock von dicker
Leinwand mit Kapuze, vor dem Ge-
sicht ein Haarsieb, ein sog. Bienensieb.
Dieser Kasel wird beim Honigschneiden
angelegt. Samland.
Kaselatersche, /., sehe = in, also Käse-
lateriny von Haus zu Haus laufende
Klatschschwester. Elbing. S c h e m i o-
nek, 18.
kaseln, sw,, dumm und unüberlegt
reden, kosen,- faseln. Mühling.
kasnobeln, sw., s. kasdobern.
Kasper, m. 1. Vogelname, s. Grasser.
2. Teufel, und dann gewöhnlich sch/war-
zer KasptfT. Aber wann sie nachfolgen-
den ünteriicht würden eingenommen hor
ben, dörfften sie leicht erkennen, das hier
nicht gefraget werde von jhrem Ei/z-
machen, welches sie nicKt Natürlich, son-
dern nach göttlichen Zulafz, durch Hulffe
ihres schwartzen CasperSy Blowen, Beixen,
Rothenkurtz etc. mit grossem Abbruch
und Schaden ihres Nechsten zu machen
pflegen, Linem., Rlb.
KaspershVfen, Ortsn., Dorf bei Fisch-
hausen, in welchem vier Wirte, je zwei
und zwei auf einer Seite der Dorf-
strafze wohnen. Daher neck weise: Öm-
mer Paar on Paar, v^ie de Käspershäwer.
Sprw. I, 2858.
Kast, /., s. KesL
Kasten, m. A. arca, Kiste, Lade. Dat
.ÖS üt em Kaste Noah, es ist altmodisch.
344
Kastenlierr -^ Eaterjagd.
Vgl. Beilade. 2. Bordell; Kasten als
Gebäude. 3.. bildlich: Kopf, auch Ver-
standskasten. Einem auf den Kasten
geben — auf den Kasten bekommen,
Gedaniam. Vgl. Grimm, Wb. V, 267.
KastenheiTy m,y in alten Zeiten der
JSrheber der Steuern in einem Lande
oder in einem gewissen Distrikt In
der preuTz. Landesordnung von der
Bischofswahl werden auch die Eorchen-
väter KastenRerren genannt. Hennig,
118.
Kastenschlofz, n., Schlofz in kasten-
artiger Hülle, das nicht in das Holz
der Thür eingelassen, sondern au£Eer-
halb desselben angeschlagen wird.
kastTgen, sw.^ züchtigen, kasteien. Von
castigare^ Want gewalt der vaHr hat
zu kastigen den son vil wol, aber der
8on den vatir aol eren und vor Ougen
hdn. Jeroschin, 187d. Pfeiffer,
180.
Kasttgung, /., Kasteiung, Züchtigung,
castigatio. Bei Jeroschin: kastigunge,
Pfeiffer, 180.
Kästing, /., s. Kest
kastnobeln, st/;., s. kasdobem.
'Kastroll, /. 1. irdene, kupferne oder
eiserne Pfanne ohne Füfze, und dann
gewöhnlich KastroUe. Von dem franz.
casserolle, das selbst aus deutschem
Stamm wurde, von ahd. chezi. Grimm,
Wb. V, 260. He nnig, 327, .2. Schimpf-
wort für ein altes Frauenzimmer. 3.
Korrump. von KazroU^ einem Gesellen
der Frau Holda: Geh nicht zu Bier^
Sonst kommt die KastroU Und schmiert
dir den Puckel voll. Mannhardt,
Zeitschr. f. d. Myth. u. S. H, 197.
Volksr., 135, 564.
KataischTnchen, n., kleiner Thomer
Pfefferkuchen, der dutzendweise ver-
kauft wird. Li l£X\Angu Kattersinchen.
Schemionek, 18.
Kftte, /., s. Käthe.
Katek, m.^ ein Zeug. . . . auch Seydene
Wambes von Tamaschken^ Kateck vnd
Atlas zu haben^ macht vnd frey sm,
Welchs als ein yder nach seynem ver-
mügen trägen mag, Kleider-Ordg. von
1529. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VH,
370. Vgl. Grimm, Wb. V, 238: Kar-
tek.
Kater, m, 1. Kater, catus^ felis m.
Dat kannst gäne dem Kater verteUcj
zur Abfertigung. Eb.enso: De Kater
ward di wat klemme. In der Elbinger
Ndrg. : di schit de Kater aoat — , manier-
licher: di ward de Kater wat bräden.
Etwas Unwahrscheinliches, Unmög-
liches geschieht, u>enn der Kater Junge
kriegt. Sollte dieses auTzergewöhnliche
Ereignis eintreten, dann, repliziert der
Volks witz, braucht er keine HebammC
nicht. Der Mensch verglichen mit dem
Kater: Wie ein Kater neugierig sein;
— verliebt sein, wie ein Märzkater; —
aussehenvne eingeleckter Kater. Korrespbl.
lU, 52. 2. von Menschen; namentUeh
mürrischen, brummenden. Er ist ein'
rechter Kater — Brummkater. 3. im
Ermlande das Ackerinstrument Exstit"
pator, Sperber, 44. 4. Im Volks-
munde als witzige Bezeichnung des
Ejiippschlosses: Es Hegt Schmieds Kon
ter davor, Jerrentowitz. 5. ein Netz.
S. BIftrkatze. 6. gro£ze Blase im Eise.
Dönh. 7. Katzenjammer; aus studen-
tischer Sprechweise.
Katerherz, n., falsches, schlechtes
Herz. Der Mensch hat — viel Unglück
hat er gestiftet — hat — hca ein Kater-
herz. Soph. R. IV, 72.
Katerjagd, /. 1. Jagd der Kater auf
die Katzen; da es dabei sehr laut her-
geht: 2. lebhafter, lauter Wortwechsel,
Zank, Streit Das ist 'ne rechte Kater--
Jagd, 8. eifriges Streben xüxd Jagen
EaterliBchen — katzbalgen.
345
mehrerer zu bestimmtem Zwecke, nach
gleichem Ziel. Dca curiren aühte üt
eine katerjagt und pracherey, Stein^
Peregrinus XVin, 39. W. Mtsbl. VI,
192. Vgl. Katzen jagd.
Katerlischen, n., zur Bezeichnung eines
Junggesellen mit weiblichen Manieren.
Treichel.
KateMeig, m.. Weg, den die Kater
gehen. Auf den Katersteig gehen^ den
Mädchen nachgehen, Vgl. Katzensteig.
Käth, w. Vorn., s. Kathrin.
Käthe, pltd. Kat (a = a), /., kleines,
schlechtes Bauernhaus, zu dem selten
Ackerland gehört; unansehnliches,
schlechtes Haus überhaupt Wart he
de Löwste oock hiermot wohl contentoren^
Onn Ann Zaphieken nich an schlechte
Kokten fbhren. Carm. nupt. V, 200 d.
He schSmpt min Hus fd 'na Käth^ er
schimpft mein Haus für eine E^the^
beleidigt mich. Flitig op e Strät^ fül
ön e Käth. Vgl. Sprw. I, 3298. 908.
Mnd. kate^ holl. keete = casa. In der
Altm. £di. Danneil, 98a. In Est-
'\saxdKate, Sallmann, 33b. Hennig,
118. S. Grimm, Wb. V, 274 u. 1882;
hier Kote.
Käthner, m. 1. Besitzer, oder Be-
wohner einer Käthe; in ersterem Falle
Eigenkäthnef. Dann gehört zur Käthe
meist etwas Acker- oder Gartenland.
S. Bock, Nat. I, 172. 2. in der Dzg.
Nhg. Besitzer eines kleinen Gartens;
er arbeitet aushelfend gegen Taglohn
bei den Holbesitzem. ,Violät, 86.
Vgl. Gärtner, instmann, Kossttte, Ein-
iieger.
katholisch y adf. Als Ausdruck der
Verzweiflung, der Verzagtheit. Das.ist
zum Kattiolüchwerden, Bitter scherzend
sagt der Darbende mit Hinblick auf
sein unfreiwilliges Fasten: Ich bin ka-
1h/oli»cK
Kathrin', Dem. Kathrtncfhen^ Kathrinke^
1. Abkürzungen: Käthe y Käthy Kethy
Trtne. Hartwich, 55. 2. Die schnelle
Kathrin y Diarrhöe. 3. Kaihrinke, die
Aster. Gr. Werder. 4. beim Karten-
spiel: Rtt (hau', stich) dem Kaihrtnke!
Huf beim Stechen der Karte des Geg-
ners. 5. Hennenberger^ 233, er-
zählt, dalz zu einer Frau, „so mit schwe-
rem Leibe gegangen, ein» vnbekannter
Vogel in die Stuben geflogen, vnd sich
vmb die Fraven hergehalten, auch vn-
ter diß Katrinichen gekrochen^. Ka-
trinichen hier wohl Frauenrock. Vgl.
Kaech.
Katissem, m , Korrumpierung von Ka-
techismus, öck kam dine Fru verhöre
de Bichty Se kann noch dem Katmem
nicht. Volksl., 31, 20, U.
Ketsch, /., Ente, s. Kaschke.
katschen, »u?., alles durcheinander
klatschen. (?) Schemionek, 18.
katschkem, sw,^ durch dünnen Kot
gehen. Danzig. W. Seidel, 31,
Kattekuh, /., Korrump. von Cat^chu
(ßachou).
Kattersinchen, n., s. Kata^hTnchen.
katz, Scheuchruf zur Katze. Katz
katzl Vgl. katzT.
katzaus, adv. katzaus machen, ein
Ende machen, eine Sache schnell zum
Ausgange führen, also in gewissem
Sinne die Katze zur Thür hinausjagen.
Mit einem katzaus machen ^ ihn besei-
tigen, aus seiner Stelle entfernen, ihn
wegjagen wie eine Katze.
katzbalgen, »sw.j sich, sich zanken,
streiten, raufen, schlagen — ' sich bal-
gen wie die Katzen. In Bremen katt-
halsen. Brem. Wb. H, 753. Man lese,
vyie ahcbald Osiandei*, Wigand^ Fla-
cianer, sich mit einander zu katzbalget.
In der Predigt Ecclesia allio pasta des
Jesuiten Radau. Erl. Preulz., IV, 541.
346
Eatsbalgerei -^ Katze.
. . . alsdann ist die Oesundheit kranck^
der Wohtand bettelt^ Faocr fürchtet sich^
und die Glückseligkeit besteht in Armukt^
katzbalgen^ Processen und lameniiren,
Linem., Bb 4a. Da kann wohl das
Kazbalgen losgehn. Soph. R. IV, 135.
Sieh^ da ist ein Kazbalgen ohne Mahs
und Ziel^ ein calabrisches Lärmen
zwischen der Alten und der Wittwe.
Ibid. Y, 588? Davon: Katzbalgerei, /.
Ich habe von der Kazbalgerei unter Lehr-
rem aller Art soviel gesehn ^ da/z ich
die Oeduld verloren habe. Soph. R. I,
406. Auch fängt wohl der Geschickte
die Kazbalgerei an. Ibid. II, 806. Hier
komm ich in eine so jüdische Kazbal-
gerei. Ibid. 71,238.
Kabbalgerei, /., s. das vor.
Katze, pltd. Katt, /., felis. Über die
weite Verbreitung dieses Wortes s.
Grimm, Wb. V, 280. Es tritt hier
wie überall in einer Menge von Sprich-
wörtern und Redensarten auf: Dat ös
fer de Katt to Boxe^ das hat keinen
Wert. Dat schmeckt Katt on Hund to
vergewe^ ein verdorbenes Getränk^ eine
schlechte Speise. Dat ward nich emäl
de Katt gewähr — das ist man für die
Katsi — dat drägt de Katt op em
Zagel weg^ es ist ungenügend, unzu-
länglich. Bring de Katt op e Dosch!
heilzt es, wenn Kinder bei der Mahl-
zeit nach mehr Fleisch verlangen. Wer
aber gut gegessen hat, dem wird die
Katze den Bauch nicht wegschleppen.
Katty dat stdlst du wete, ongegönnt Brot
ward oft gegete. In einem zerlumpten
Eleidungstück greifen zehn Katzen nicht
eine Maus. Wirf die Katze wie du willst^
sie fäUt immer auf die Füfze. Man
kann es hin und her drehn^ die Katze
kommt immer auf die Füfze zu stehen.
De Katt wascht sock, wi krtge Gäsf, all-
gemeine Yolksailnahme. Die 'Gäste
kommen aus der Gegend, von weicht
Seite her die Katze die waschenden
Bewegungen macht. H6l't Mul^ ^9^
de Katt tffm Brädfosch. Wat von de
Katty lert (d. h. lernt) muse, Art läfzt
nicht von Art. Beim Kartenspiel: De
erschte Katte sond Maikatte, der erste
Gewinn ist bald dahin. Er hat mU
der- Katze gehurt, von dem, der aufzer-
gewöhnlich glücklich spielt. Chs Katt
krogt 6k e Foschke, wenn man einen
Stich nimmt. Heraus mit der unlden
Katz! zu dem, der zögert, eine Karte
auszuspielen, die er schon gefafzt hat
— Da Katt, hast 6k e Bräde — e Fösch
— e Hätzl wenn man etwas hingiebt
Die Katze im Sack kaufen^ eine Sache
ohne nähere Besichtigung und Prüfung
übernehmen. In der Elbinger Ndrg.
auch: de Katt em Sack verkepen. Die
Katze im Sack haben, das Erstrebte er-
reicht haben. Bei einer langweiligen
Arbeit mu/z man sich eine Katze be-
sorgen zum Lausen. Die Katze, wdche
Handschuhe anhat, fängt keine Mcmse.
Wer för andere etwas auszuhalten und
zu leiden hat, mufz die Katze in die
Sonne halten. Der Hinterlistige gehört
zu den Katzen, die vorne lecken, hinten
kratzen — er geht wie die Katze um
den heifzen Brei; erreicht er seine
Absicht nicht, so zieht er ab, wie die
Katze vom Taubenschlag. Je mehr man
die Katze strtgeü (streichelt), je hoher
hebt sie den Zügel — Schwanz. Eine
verlegte Sache, die nicht sogleich ge-
funden werden kann, hat die Katze mit
dem Zägel bedeckt. Regnet's am Hoch-
zeitstage oder gar bei der Fahrt zur
kirchlichen Trauung, so hat die Braut
die Katzen schlecht gefüttert. Manche
Eheleute leben wie Katz und Hund mit
einander. Von Einem, der in seinem
Vortrage stecken bleibt, sagt man: De
Eatzenbaldrian — kauderwelsch.
347
KaU 08 em mot dem End! weggerennt
Der Mensch, verglichen mit der Ratze:
Wie eine Katze fahch — schlau sein;
— aussehen {aufhorchen — ein Gesicht
machen) wie die Katze^ wenris blitzt —
wenfis, donnert — wenris wettert; —
gehen wie die Katze auf Nufzschalen;
— kicken wie die Katze in den KaUiv-
der; — es innerlich haben wie die Katze
das Höchste; — une eine Katze nafz
sein; — sich vertragen wie Katz und
Hund. Korrespbl. ÜI, 52. Vgl. Sprw.
I, 1900ff.; n, 1401ff.
Katzenbaldrian, Kabenbullerjan, m., s.
Bullerjan.
Katzendreck, pltd. Kattedreck, m. 1.
Der Kot der Katze. 2. Schimpf- und
Hohnwort. Dat geit di e Kattedreck an.
— Watf Kattedreck os natty verweigert
die Wiederholung einer Rede. K^tte-
dreck os Trumpf. Wehlan. Sprw. I,
1935; n, 1412.
Katzenfisch, pltd. Katlefösch, m., ganz
kleiner Fisch, den man der Katze vor-
wirft Bring* .man ein paar Katzen-
fische (vom Markte) mit. Ein Unthier
und kein Mensch^ der seines gleichen
liebt, m<ig stets bei ekler Kost, halb-faulen
Katzev^kchen und einem Stänker -Käfz
vor sich aUeine tischen. Carm. nupt. III,
60c.
Katzengepfiker, n., Lärm, Zank, Streit,
laut wie das Geschrei der Katzen, wenn
sie sich begatten. Na nu ging orst
recht an dat lostge Kattgepäker, Carm.
nupt ly 232, 9.
Katzenjagd, /., Lärm, Zank, Streit.
Wie Katzengepeker. De Kattejagd geit
an. Pr. Archiv, Jahig. 1794, S. 753.
Vgl. Katerjagjd.
Katzenkäs, -kSschen, Pflzn., rund-
blätterige Käsepappel, Malva rotundi-
folia L. Hagen, 722.
Katzenkommedie, /., Komödie von
Katzen ausgeführt, wilder Streit, Zank,
Lärm, s. v. a. Katzengepeker u. Affen-
kommedie (s. d.).
Katzenkopf, ^., Hieb an den Kopf.
Einem einen Katzenkopf stechen.
Katzenmargell, /., Margell, Mädchen,
das die Katzen besonders lieb hat.
Katzenpotchen, Pflzn., Katzenpfötchen,
Ruhrkraut. Onaphalium arenarium L. :
gelbes Katzenpfotchen, On. dioicumL.:
rotes oder weifzes. Hagen, 857 f.
Katzenpuckel, m. Einen Katzenpuckel
machen^ eine Visite machen; aber auch
Hohergestellten schmeicheln, vor ihnen
kriechen: katzenpuckeln, katzpuckeln.
Katzensprung, m., Sprung einer Katze,
zur Bezeichnung einer kurzen Strecke.
Es ist nur ein Katzensprung bis dahin.
Soph. R. VI, 485.
Katzensteig, m.. Steig, Weg für Katzen;
enge, bergige Strafze im Löbenicht.
Königsberg. Vgl. Katersteig.
Katzenstreif er, pltd. Kattestriper, m.,
einer, der den Katzen das Fell abzieht;
Spitzname für den Kürschner; Schimpf-
wort. Davon das Adj. : katzenstreiferig,
pltd. kattestrSperig. Ju onjune katte-
sti^eeperge Keerls. Dorr, 1. Wiew., 8.
Katzenzagel, pltd. Kattezagel, auch
Katzenzahl, Pflzn., Ackerschachtelhalm,
Equisetum aroense L. Nach Bock, Nat.
III, 578, in einigen preofzischen Ge-
genden auch Heermufz (s. Hirmoos).
Hagen, 1081. Vgl. Drunkelpfeife.
Katzerizahly Pflzn, s. das vor.
katzT, Scheuchruf zur Katze. Katzty
kotzt Waus^ vielleicht: Katze, zieh hin-
aus! Volksr., 31, 119. Vgl. katz.
Kau, /., s. Kuh.
kauderwelsch, adj. u. adio.^ unver-
ständlich reden, sowol in Rücksicht auf
Aussprache und Form, als Klarheit der
Gedanken. Über Herleitnng des Wor-
tes s. Grimm, Wb. V, 309. Auch
348
Kauel — ELaularach.
substantivisch. Dat trun mien Nedder-
»
dietsch hier wenig gellen ward^ Et es
wat KuderwaUcK un Hochdietsch klingt
to hart, Carm. nupt II, 206b. Hen-
nig, 118.
Kauel, Kawel, m,y Dom. Katielstiük^
Dornstraach. Samland.
kaufen, pltd. k§pen, st, in der Dzg.
Nhg. keppen. Eh du von dem dat kepe
svMst, kannst lewa ön e Apthek gäne^
selbst in der Apotheke würdest du
billiger kaufen. Kep, on wenn metzwts,
richte dich mit dem ein, was du hast.
Nu keptj et ös dat letzte Schepel! Litauen.
Sprw. I, 1938f. Mancher keuft er es
feil wirdt vnd findet ers verloren vnrdt
derselbe stirbt Ehr er kranck wirdt Hand-
schriftlich auf der Innenseite des hin-
teren Deckels von: Dat Gants Nyewe
Testament M. D. XXv. (Cb. 20. 12 o,
der Egl. Bibliothek zu Königsberg.)
S. W. Mtsbl. V, 45.
Kauffahrer, 9n., Fischer, der mit ge-
kauften Fischen handelt. Es soll keinem
Bruder^ er sei Gamschipper oder Kauf-
fahr er ^ gestattet werden ,, Fische zu la-
den, er habe denn etc. Rolle der Egsbg.
Gildefisch, von 1662. Bock, Nat. V,
561.
Kaufmann, m. jüd. Vom. Flatow.
Schmitt, 112.
Kauf leute, pZt^., landwirtschaftlich: die
aufrecht stehenden Getreidehalme mit
leeren Ähren. Das Getreide wird teuer
werden, es sind viele Kaufleute, Dönh.
kaufschlagen, st, durch Handschlag
einen Rauf abschliefzen, aber auch
handeln überhaupt. Das weder EdeU
leute noch Bauern selten Kauf schla--
gen . . . das solte der Städte Nahrung
sein. Schütz, Beschr., 54. DieFreyerey
ist eigentlich zu reden kein Kauffschla-
gen. Carm. nuptML, 56b. Hennig,
119. S. Grimm, Wb. V, 345.
Kauft, /., Schöpfkanne von Holz,
Milchkübel. U en het e Kauft up *m
Kop u e KruiMke um. Konitz. Tucbel.
Firmenich lU, 637i. Vgl. Kausche.
Kaul, Kaule, pltd. Kdi, KOIe, /. 1.
Kugel; 2. Grube, Loch, Pfütze. Se
hebben sik aUer. §n eener Kul verstaken.
Dorr, 1. Wiew., 118. Gl kebbe de Knie
on de Kelle (Gruben und Keller) voll.
Flatow. Firmenich I, 119b. Auch
Grab, und dann gewöhnlich das Dem.
Kaulchen, pltd. KQIke, n, Gah ock op em
Karkhofj graw öck mi e Kutdke. Volksr.,
93, 395. Et geit mot ons alie e mal on
e Kul, ins Grab, wir müssen alle ster-
ben. Einen in die Kaule tragen^ ihn
begraben. Bock, 22. KOIkebArg, m.,
der Friedhof im Felde, gewöhnlich auf
einem Hügel belegen. KfllkegrSwer,
-maker, der Gehilfe des Totengräbers
(pSdegrdwer), der unmittelbar das Grab
gräbt. Dat Külke dm Kann — das
Kaulchen in der Backe (Wange) — im
Kinderhändchen, das Grübchen im
Kinn etc. In Zusammensetzungen: ifor-
tofelkaul, Grube, worin Kartoffeln über-
wintert werden. Lehmkaul^ Grube, in
der Lehm gegraben wird. Er hat in
einer tiefen Leimkaulen oder^ Gruben
ersauf en müssen. Hennenberger,310.
Sandkaul, Torf kaul; Kinder spielen im
Sande: Pischkaulchen, Tnachen Pisch-
kaidchen, Sperber, 38. In der Nähe
von Georgswalde am nördlichen Ost-
seestrande heifzt eine Schlucht Wclf^
kaule. Hennig, 119. Grimm, Wb.
V, 348.
Kauiarsch, m. .u. n., pltd. Kulndrsch,
KuUr, KuUemarsch, KuU-j Kuller-
närschke, auch blofz Kuli, KuUke, eigent-
lich Kugelarsch (von Kaul, Kuli, Kuüer
= Kugel), ungeschwänztes Huhn, Huhn
mit rundem Hintern, Kluthuhn. Müh-
ling, Tiem., 173. Vgl. Klöte.
Kaulballen — kautechen.
349
Kaulballen, Ortsn., s. JodupBhneiu
Kaulbarsch, m., Fischn., s. Kfllb&rsch.
KaulbarechnetZy n., Netz, vorzogsweise
zum Fange der Kaulbarsche, poln. ;Vs-
garnik^ lit. pukinnis. Die Pricken der
Kaulbarschnetze werden behufs ihrer
Ausstellung, wenn sie nicht mit Spitzen
versehen sind, mit einem an dem un-
tersten Ende befestigten seh werien Steine,
Stebder^ ausgestattet. Zu Zügen dürfen
die Kaulbarsnetze bei 50 Thlr. ' Strafe
nicht benutzt werden. Fisch. -Ord. f.
d. fr. Haff, § 25. S. Benecke, 345.
375. Vgl. Staknetz.
.Kaulbarschpelze, plur,, Spottname für
die Einwohner auf der Festlandseite
des kurischen Haffes^ der ihnen von
den Nehrungern gegeben^ worden ist,
lit. pükiu skrdndei. Passarge, Balt,
176.
Kaulchen, n,, s. Kaul.
Käulchen, n., s. Keuchen.
Kaule, /., s. Kaul.
kauien, m., s. kQlen und kullern.
KauIhVxt, m. Nach Simon Grünau,
der caulhöxte schreibt, ein Fisch in
Prenfzen; nach Benecke, 285, der
Kaulkopf^ Cottus gobio L,
kaulßcen, »u?., unausgesetzt sich tadelnd
über etwas äufzem. Marold.
Kaulkopf y m. 1. der unter KavlhSxt
genannte Fisch. 2. das junge dick-
kopfige mit einem fischartigen Schwänz-
chen versehene Fröschchen; auch Kaul-
pogge, KClIpogge, Keilpogge, KTIpogge.
M ü hli n g , Tiem. , 173. In Hessen KuU-
und KidUkapf; in der Oberlausitz Kaul*,
arsch. Vilmar, 231. Anton, 9, 6. S.
Pogge.
Kaulpogge, /., s. das vor.
kaum, adj. Er hat mit kaumei' Not
das Examen bestanden. Gortzitza.
Kaup, Kaupe,/, Erdhugel, Grabhügel.
Lit kdpas aufgeworfener Erdhugel, be-
sonders Grabhügel, Grabstätte; kdpai
Begrabnisplatz. Nsslm. Wb. 178b.
Die Kaup bei Wiskiauten im Kreise
Fischhausen, kleiner Wald mit zahl-
reichen Grabhügeln. In Posen ein
kleiner Erdhügel, besonders auf Wie-
sen, Maulwurfshügel. Bernd, 118. S.
Grimm, Wb. V, 360.
kaupeln, sw., s. kuppeln.
^ Kaurengam, n., s. Kurrengam.
Kausche, Kaufzel, /., deutsch-lit., höl-
zerne Kanne, Trinkschale. Eine Kausche
Bier. Alle Feste der jetzigen Nadrauer
beginnen mit Saufen, Die geleerten
Kaufzeln d i. Trink- oder Handschalen
werden über den Kopß geworfen, Pier-
son, Matth. Prätor., 51. Hennig, 119.
Lit. kdvszas hölzerner Schöpflöffel, höl-
zerne Trinkschale, Dem. kauszele^ lett.
kauüs^ kausts^ kausinsch Napf, Schale,
Becher y estn. Kause Schale, Napf,
Schüssel, sanskr. koshas Behältnis zum
Aufbewahren, Tresor. Nsslm. Th., 68.
Hupel,107. Sallmann, 19a. GrLmm,
Wb. V, 362. Im Brem. Kausse höl-
zerner Schöpflöffel, in Ponimern Kou)se
Schale, Brem. Wb. II, 755. Dähn.,
251b.
kauscher, auch wohl kAscher, adj.^
rein, echt, wie etwas seiii soll; von
dem jüd. koschor. Die Sache ist nicht
recht kauscher, nicht recht jgeheuer, wird
nicht rechtlich und ehrlich behandelt.
Ebenso in Bayern. Schmeller II, 338.
Schmitt, 110. Sperber, 44.
Kaubel, /., s. Kausche.
Kautsche, /., Mund, Maul, Schnauze.
Halte die Kautsche!
kautschen, »w. 1, vom Hunde, na-
mentlich vom kleinen: viel und anhal-
tend bellen. Hei kautscht on enem weg,
er bellt ohne Aufhören. Wenn eine
Feste verhariden in einer Stadtj beßndfit
sichs, dafz den Abend und die Nacht
350
KautBcber — Kehle.
über auf edlen Gassen und Vorstädten
der Hunde kautzschen.und heulen can-
tinuirlich gehöret werden . . . und also
in demselben so viel mehr Hunde zum
Kautzschen und Heulen angetri^en wer-
den, Linem., Qq 4a. 2. vom Men-
schen: Tiel and scheltend reden, zanken;
also ähnlich wie keifen (s. d.). Bayr.
kaussen^ kauschen. Schmellerll, 3t36.
Davon Kailischer, m., Hund oder Mensch,
der viel kautscht
Kautscher, m., s. das vor.
Kairtschkebeere, /, taube Erdbeere,
Sanderdbeere, Fragaria steriUs L. Sam-
land.
Kauz, m. 1. Eule. 2. eigensinniger,
wunderlicher Mensch, tlr ist ein vmn-
derUcher Kauz, Die Bezeichnung ist
von dem Vogel hergenommen. Bock,
22. Hennig, 328.
Kaviller, m., Abdecker, Schinder (in
der Gaunersprache). Grimm erklärt
sich nicht für die von Frisch beliebte
Herleitung von vülen^ fiUen das Fell
abziehen, meint vielmehr, das Wort
lasse sich eher auf das auch rotwelsche
caval Rofz zurückführen und bedeute
ursprünglich den Abpuffer, Abdecker
des Rosses. Wb. Il, 610.
kawauen, sw., s. karwauen.
Kawel, m.y Stück, Stück Land; von
dem gleichbed. poln. kawal. Flatow.
Schmitt, 107; Westpr., 165. In Meck-
lenburg- Yorpom. Kautel ein Ackerteil.
Mi, 40a. -.Eine zweite Bedeutung s.
Kauel.
Kawke, /., die Dohle, Cornus monedula
Z/., von dem gleichbed. poln. kawka,
Schmitt, Westpr., 165.
Kazroll, Eigenn, s. Kastroll.
ke, Dem.-Endung, s. chen.
Kebs, (?), in Stein, Peregrinus, III,
3, unter den musikalischen Instrumenten
aufgeführt.
Keddel, m., s Kittel.
KeddelbUxen, plur,, s. BudMMheiL
keddein, sw. 1. kitzeln, und dann
auch ketteln. 2. den Keddel (Kittel) in
Bewegung setzen, was beim Greheo ge-
schiebt, daher gehen, laufen. Nu mot
wt doch man keddle^ nun müssen wir
uns doch schon auf den Weg machen,
heimgehen. Keddel doch man^ dai du
hen kömmst y laufe doch nur, eile, dal'z
du hinkommst. Samland.
Keddelweh, n., das Weh, das im Keddel
oder Kittel steckt, das Frauenzimmer.
Keddik, m., Pflzn , eipe Binse, welche
der Böttcher zum Verdichten der Faiz-
fugen gebraucht. Mühlin.g. Nach
Mi, 40a, eine Schilf art
kiding,. adv.y wird nach Mühling im
Ermlande in der Bedeutung „das ist
es eben" gebraucht.
kegeln, sw, 1. stürzend fallen wie
die KegeL Ich bin kingehegeU^ geüallen.
Schemionek, 17: kekeln. DerSchmandr
topp es mer omgekehett, 2. einen Por-
zdbaum machen, s. kOkeln. Vgl. kel-
feln.
Kehle, pltd. K6I, /., die Kehle. 1.
Biegung, Höhlung zwischen Kinn and
Hals, der Hals selbst. De Kä af-
schntde. Em ent undre Kel gewe, 2.
die Luftröhre, die unrechte Kehle, Mi
ÖS wat ön de onrecht Kel gekame, 3.
die Speiseröhre. Hei heft alles dorch
de Kel gejagt^ der Verschwender, 4.
die Stimme. vS^' heß e helle Kel, 5.
übertragen auf kehlähnliche Biegungen,
Höhlungen: die Kniekehle. Die Kehle
an Möbeln, Särgen, Mauerwerk. Ege-
keldetSarg, dessen Flächen mit schwung-
vollen Hohlkehlen geschmückt sind; im
Gegensatz zum glatten Sarge. Die Kehle
im N^etz, abgekürzter Name für Einr
kehle (s. d.), besonderer Netztrichter
innerhalb des Achtergams am Keitel-
kehlen — KeiGhelstuDge.
351
netze. Ahd. ckeldy mhd. keU^ kel^ hoU. 51. KeucheJbraten mit Chrütorbeeren^
keel. Grimm, Wb. V, 395.
kehlen, sw, 1 . mit Kehlen versehen,
beliebtes Gericht: janges Hohn mit
Stachelbeeren. 2. Übertragen: a) Kind,
auskehlen. Bei Tischlern und Zimmer- kleines Kind. Du kannst nicht mit-
leuten üblich: Kellest Kehlleiste, Kel- reden ^ du bist noch ein Keichel. Die
hubel Kehlhobel. 2. ans voller Kehle Keichel wollen immer Idüger sein als die
schreien. Dei kelt got Hennig, 328. Henne — als die KLuck. b) geliebtes
Kehlung, /, Höhlung, Aashahlung,
Auskehlung. Hennig, 328.
Wesen. Mein Kikelken^ Schmeichelwort
Zur Gattin. Stein, Peregrinus XHI,
Kehr,/, Umkehr, Wendung. Zur 16. W. Mtsbl. YI, 112. c) kränkeln-
Kehr geheny in sich gehen, Reue fühlen, der, schwächlicher Mensch, der stöhnt
zum Guten umkehren, zurückkehren; und winselt. Er ist ein rechtes Keichel
auch : den Gram vor andern in sich — e rechtet Harwsik^kel^ Herbstkeichel,
verschliefzen. Natangen. Bei Jero- ist empfindlich gegen Wind und Wetter,
schin häufig in dem Sinne von Wen- d) der trockene Nasenschleim. Zum
düng, Ejreislauf, Gang, Fahrt. S. Kinde: Komm^ eck war dt de Kikelkes
Pfeiffer, 181.
kehren, «tr., schätzen, würdigen, ach-
ten, kümmern, beachten, engl, to care
4t er Näs pule! Hennig, 121. Vgl.
Dudel.
Keichelbalken^ pltd. KTkelbalke, m.,
for. Er kehrt sich weder an. Vater noch Riegelholz in den Dachsparren,- Kebl-
MuUer^ schätzt und ehrt sie nicht, balken; auch Keichelhoiz, pltd. Kikelholt
achtet nicht auf ihre Ermahnungen. Der Name .rührt von den Keicheln,
Daran werde ich mich nicht kehren, Hühnern, her, welche auf dem Kehl-
Kehrwiederstrabe, /., Sackgasse. Im balken über. Nacht sitzen. Wenn nü
vor. Jahrh. Strafzenname in Königs- min Mvl e Schtnddr war on de Mäge
berg. Hennig, 328.
Kehrwiederwurzel, Pflzn., Wiesen-
knöterich, Polygonum bistorta L. Ostpr.
Treichel, Volksth. Die Wurzel dieser
e Kikelholt hadt Wunsch eines Fressers.
Sprw. I, 2579.
Keichelhoiz, n., s. das vor.
Kelchelskopf, pltd. Kikelskopp, m., Kopf
Pflanze krümmt sich wurm- oder schlau- des Keioheb. 1. Schimpfwort. 2.
genartig und hatte früher mehr als jetzt schwächlicher, kränklicher Mensch. Kt-
medizinische Bedeutung. Vgl. Leunis, kebkopp, ISr supe^ lerne trinken, d. h.
973. Im Samlande heifzt die Pflanze geistige Getränke vertragen. Hei heft
KerraWIde, Kehrewieder.
keibeln, sw.^ s. keifein.
Keichel, Keuchel, pltd. KTkel und in
e Kikelskopp^ einen schwachen Kopf,
der beim Trinken leicht berauscht wird.
3. schlecht, falsch gemachter Knoten
weiterer Verkleinerung Kikeike, n. 1. in Webefaden oder Strohseil. Da^s
Küchlein, junges Hühnchen. Jä^ doch kein Knotte^ dafs e Kikelskopp. Müh-
de Kikel ^rüt^ jage doch die Keuchel ling.
aus der Stube. On verfarwt heft se Keichelstange, pltd. KTkelstang, /.,
sick^ as wenn ehr de Haafk aUe Kiikel Stange in Hühnerställen, worauf die
genaamen hadd. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. Küchlein und Hühner sitzen. Da bawe
IX, 244. Firmenich HI, 495a. Eia op de Kiekeistang, Da sott hei (der
Popeia schlag Kiekelkes dot Volksr., 12, Hahn) bawen an. Volksr., 54, 202.
352
Eeidel — keilen.
Keidel, m., Keidelgam, n , s. KeifeL
Keidelmabl, n., s. KeHelmahl.
keifeln, sw., bei Hennig, 119^ keibeln
und keiweln, stolpern, -stürzen, plötzlich
fallen.. In Zusammensetzungen : herab^.
heifeln^ herabstürzen, urnkeifeln^ um-
fallen, umundumkeifeln^ fallen mit Um-
drehung. Vgl. kegeln.
Keuchen, pltd/ KTIke, n. u. / 1. Dem.
von Keü^ pltd. Kü^ cuneus^ und von
Kßulej cUwa^ kleiner Eeil, kleine Keule.
2. Elofz als Speise, von keil-, keul-
oder kugelförmiger Gestalt , besonders
von Mehl und Kartoffeln. Die Keilchen
werden von dem Teige mittelst eines
Blechlöffels in Keil- oder Keulform ab-
geschnitten oder in Kugelform mit den
Händen gerollt; werden sie zwischen
den Händen platt geformt, so heü'zen
%\e Platichkeüchen^ ^ktlke. Bock, 22,
und Hehnig, 119, schreiben Külken^
Keulchen und Käulchen^ und leiten das
Wort — nach der Gestalt der Klöize
— entweder von Keü oder von Kaul^
Kugel, her. Lit. kyUkü kleiner Keil,
plur. kyUkei Klöfze^ poln. kluM Klöize,
böhm. kulka. Die im Volke belieb-
testen Keuchen sind Kartoffelkeüchen^
Klöize aus zerriebenen Kartoffeln. Im
Ermlande werden mit Vorliebe groize
Keilchen gegessen, in welche man ein
Stückchen Speck (Spirkel) oder auch
nur eine Pflaume hineingethan; man
nennt sie Fvüekaüchen^ gefüllte Keil-
chen, und dasErmland spottweise da»
Land der grofzen KaUchen (nach dor-
tiger Aussprache). He ös von da to
Hus^ wo sie de grofze Kaiiche koche.
Sprw. 1, 1 525: Unter den ermländischen
Keilchen hieben ihrer beträchtlichen
Giröfze und derben Btechaffenheit wegen
die im Dorfe Lautem, Kr. Rössel, be-
reiteten, gewisse Berühmtheit erlangt.
Gerichte: Sauer und süfze Keuchen;
Aal mit Keilchen (Schemionek^ 18:
weizene Aal mit Keilchen » Aal mit
Keilchen von Weizenmehl); KUke mot
Plüfne^ Pflaumenkeilchen ; ApfeU^ Bir^
nen-^ Glums-^ Schmandr^ Mohnkeächen,
letztere in der Fastenzeit S. Bock,
Nat 1, 261. Vgl. auch Pragge. Von
einem Menschen, der undeutlich spricht,
sagt man: Hei rScPt ab tcenn hei KUke
öm Mül heft. — KTlkewärger, m , Keil-
chenwürger, ist Schimp&ame für einen
gefräfzigen Jungen; einen dickbäuchigen
Jungen nennt man KTIkebrSch, m. Kflke-
prttckel, m., Keilchenprickel, Bezetch-V
nung für ein schlechtes und schwaches,
oder auch fast aufgenutztes Messer, für
einen Infanteriesäbel He lett sock de
KUke nich üt de Scheitel nehme = er
läfzt sich die Butter nicht vom Brot
nehmen. Volksreim:
Twei öge öm Kypp,
Twei Kilke om Topp,
Bin Hart om LttOj
San dat nich ftff
Vgl. Volksr., 121, 509.
keilchenkauerig, adj.^ s. kllkekau'rig.
keile, pltd. KTI, /., Hiebe. Kieile krie-
gen, Hiebe bekommen, geprügelt wer-
den. Sperber, 17.
keilen, pltd. klle(n), str., schlagen,
prügeln. Einen keilen. Sie keilen sich,
sie schlagen auf einander los. Zur Ver-
stärkung verkeilen in zwiefachem Sinn:
gehörig durchprügeln; losschlagen, ver-
kaufep. Einem die Augen verkeüen, ihn
so prügeln, daTz er kaum noch „aus
den Augen^ sehen kann. Ein Buch
verkeilen j es beim Antiquar verkaufen.
Meine (ßeige), eine Breslauer und zwar
eine Zachertsche, habe ich leider ver-
kailen müssen. Soph. R. I, 400. zer-
keilen in doppelter Bedeutung:' einen
wund schlagen; etwas entzwei schla-
gen, zertrümmern. Sie haben den gut
Keilerei — Keitelkahn.
353
zerkeüt Die Fensterscheiben sind zer^
keilt. Gemütlicher ist abkeilen, abschrei-
ben. Er hat den Aufsatz abgekeilt.
Alle diese Wörter sind ursprünglich
Schüler- und Stadentenausdrücke. S.
Sperber, 17.
Keilerei, pltd. KTIert,/., Prügelei. Da
ist Keilerei und TanzüergnOgen. Häufig
enden die Tanzvergnügen des Volkes
in öffentlichen Lokalen mit Prügelei.
Keilpogge, /., s. Kaulkopf.
keiner, in Yerbindang mit nicht. Das
tceijz keinef* nicht. Gortzitza.
Keiper, m.y Fischmeister. Keipper,
das ist ein Oberster vber die Fischet^eyen.
Hennenb erger, 5. Ein Keipper^ so
lange Zeit die See allda gefischt hatte.
Ibid. Der Fischmeister oder Keiper soll
im Beysein des Gammeisters all das
Fischgeld empfangen. Amtsart. von
1642, § 42. Hennig, 120.
keisch, adj., s. ktech.
Keite, f.y Mund, Maul. Mühling.
Keitel, Keutel, Keidel, KTdel, m., lit.
kiuddeUsj aus Hanf gefertigtes trichter-
förmiges Netz ohne Flügel zur Fischerei
in den Haffen. Auch Keitel-, Keutel-,
Keidel- und KTdelgarn, n. Das Keitel-
gam hat drei Abteilungen: den Herd^
den Mittelrock und das Achtergam.
Fisch.-Ord. f. d. fr. Haff § 22; f. d. kur.
Haff § 20. Beschreibung und Abbil-
dung s. Benecke, 338 f. Hennig,
121. Auch die zur Keitelfischerei be-
nutzten Kähne heiizen kurzweg Keitel.
Die Fischer mit ihren Keuteln^ Oamen
und Oezeuge. Schütz, Beschr., 306.
. . . auch genie/ze ich eures Keutels nichts
da/z ich Armer einen guten Fisch esse^
Elagebrief Heinrichs von Plauen an
Paul von Ruizdorf^ dd. am Tage Bar-
tholomäi 1427. Beitr. z. Kde. Pr. I,
91. Gott lat Ju tur Freude so hüpich
Fxiiehbler, W6rt«rbiidi L
gelange^ als Fische am Kiedel der Fische-
Leut hange, Carm. nupt, IV, 324 d.
Keitelbrief, auch Keitelpafz, m., Ur-
kunde, durch welche das Recht zur
Fischerei mit dem Keitelgarn verliehen
wurde. Solche Briefe teilt Benecke,
291 u. 304, mit.
Kelteldorf, n., Fischerdorf, das die
Berechtigung zur Keitelfischerei besitzt.
Die Keiteldör/er sollen nicht, mit ein^
grofzem Anzahl Keitel fischen^ als sie
wirklich dem Amte verzinsen. Fischer-
ordnung V. J. 1738. Bock, Nat. IV,
700. Benecke, 311.
Keitelfischerei, /., Fischerei mit dem
Keitel. Sie geschieht auf folgende Weise:
Nachdem der Keitel auf einem Kahne
ausgefaltet, sodann mittelst des Treib-
baumes ausgespannt in die Tiefe des
Haffes eingelassen und mit der Treib-
leine entweder am Mastbaume oder
am Hinterteile des Kahnes neben dem
Steuerrader befestigt worden, wird das
Segel aufgehi(zt und durch dasselbe mit
halbem Winde das GefäTz mit dem
Keitel so lange fortgetrieben, bis der
Fischer es angemessen findet, den Kei-
tel aufzuziehen und zu leeren. Der Be-
trieb der Keitelfischerei mit vollem
Segel oder Winde, das sog. ScIiwUren,
ist bei einer Geldstrafe bis zu 50 Thlm.
verboten. Fisch. - Ord. f. d. fr. Haff,
§ 22; f. d. kur. Haff, § 20. § 23 der
letzten Ordnung beschränkt die KeiteU
ftscherei auf den Zeitraum vom 1. Juni
bis zum 1. Oktober. YgL Benecke,
340 f.
Keitelgarn^ n., s. Keitel.
Keitelkalin, Keuteilcahn, m.^ Kahn, Boot
zur Fischerei mit dem Keitel; auch
Keutelscliiff, „welcher Name schon in
der Landesordnung von 1309 unter
dem Hohem. Siegfried von Feucht-
23
354
Eeitelknecht — kellen.
wangen vorkömmt." Bock, Nat. I,
586. Der Eeitelkahn auf dem kuri-
schen Haff ist dem Kurren- oder Brad-
denkahn gleich and wird nur als Keitel-
kahtiy lit. kiuddelü walte ^ bezeichnet;
auf dem frischen Haff werden zum
Betriebe der Eeitelfischerei die sog.
Angelkähne (s. d.) gebraucht. Das Boot
heifzt auch kurzweg KeiteL S. Be-
necke, 339.
Keitelknecht, Keutelknecht, m., Fischer-
knecht, der bei der Keüelfischerei hilft.
Einem Keutelknecht GoUespfennig 2 mk.
5 Gr,^ Lohn von offenem Wasser bis
Michael 60 mk, Rolle der Egsbg.
Gildefischer v. 1662. Bock, Nat V,
559.
KeKeimahly n., nach Hennig, 121,
die Mahlzeit, welche bei der Abnahme
der Altstadtischen Zunftrechnuug aus-
gerichtet wurde, wozu die Schiffergilde
ein Gericht Fische von allerlei Gattun-
gen schickte. Nach Bock, Nat. lY,
652, ein Gericht Butterfische von ver-
schiedener Art: Man speiset sie (die
Gründe!, Gründlinge) hier selten allein^
sondern mehrentheüs mit mehreren BtUter-
fischen, als Barschen, Kaulbarschen^ San-
naten u, d. g. so man ein Kiedelmal
nennet, *
KeHelmeister, Keutelmeister, m,, Vor-
steher, Leiter der Eeitelfischerei. Einem
Keutelmeister im Vorjahr und Herbst,
bis es zufrieret, zusammen OoUespfennig
9 mk, Bolle der Egsbg. Gildef. von
1662. Bock, Nat. V, 559.
KeHelpafZy m,, s. Keitelbrief.
Keitebchiff, n,, s. Keitelkahn.
KeHer, m,, einer, der die Keite, den
Mund, das Maul, fleifzig braucht: der
Schwätzer, der kläffende Hund. Nament-
lich nennt man kleine viel bellende
Hunde Keiter. Ju sönd mi e rechter
Keiter. VolksL, 10, 5n, 6. Nach
Hennig, 120, wäre Keiter ein Bauer-
hund von gemeiner Art, den man in
Hamburg Koter nenne; ein solcher
Hund heilzt jedoch auch bei uns Koter,
wie. denn dieser Name allgemein zur
Bezeichnung des Hundes dient.
keltern, sw, 1. viel reden, schwatzen,
unnützes Zeug und dazu unverständlich
sprechen, sich in Worten ereifern, mhd.
kideren. 2. viel bellen; von kleinen
Hunden. Davon Gekeiter, n., anhalten-
des Plappern, Bellen. Verwandt mit
ktfen, kiffen, kiffem; vgl. mhd; kMen,
ahd. cheden sagen, sprechen. Bock,
22. Hennig, 120.
Keitler, Keirtler, m., Fischer, und wohl
vorzugsweise ein solcher, welcher mit
dem Eeitelnetze fischt. Keuder und
andere Fischer, welche Sommerzeit am
Habe {Haff) Hegen, Preufz. Landordn.
1577, 50. Grimm, Wb. V, 656.
keiweln, sw., s. keüeln.
kelen, sw., s. kVlen.
Kelle, /. 1. Eochlöffel, Schöpflöffel.
Efo^ nommt de KeU o hogt (haut) Adam
äwet FeU. Volksr., 118, 491. 2. die
Maurerkelle zur Behandlung des Mör-
tels. 3. der hohle Packraum in Wagen
oder Schlitten, die sogen, ßchofzkeüe.
Hennig, 328. Ahd. cheüa und cheUd,
mhd. kelle,
kellen, källen, quellen, sw,, quälen. De
Tone keUe mt, die Zähne fangen ao
wehe zu thun. In Besprechungsformeln
gegen Zahnschmerz, gegen Feuer und
Schwulst heilzt es : Dat se (die Zähne)
nich käUe etc. Du (Feuer und Schwulst)
sollst nicht queüe(n). Du sollst nicht
kellen. Es (das Feuer) soü nicht kellen
und nicht schwellen, Hexspr., 99. 84.
49. Bei Jeroschin: Alsus st got tr-
getzte der leide dt st queUin pflac um ir
i
Kellerigel — Kerl.
355
geseUin, 115d« Er gedachte %t bewam
vurbaz vur des jdmirs vdm^ dar in ge^
queü was ir lebin, 14e. Pfeiffer, 180.
Kellerigel, m., s. BierigeL
Kelleriflke,/., Loch, Öffiiung, Luftloch
zum Keller. Vgl. LOke.
Kellerratze, f., Ratte im Keller; da
diese von den Vorräten im Keller
nascht, auch Dieb, der den Keller be-
stiehlt
keistern, sw., s. kötetern.
Kemling, m,^ Name eines Blatterpilzes,
s. RIbke.
Kempe, /., s. Kampe.
ken, präp,y gegen. Das sag ich ken
moch, gegen mich. Ermland. Ach
libistis frageleyn czart^ ich habe mich
ken dir ny werte geoffenbart. Aus dem
Liebesbriefe eines Ritters a. d. 15. Jhrh.,
mitget. in d. Beitr. z. Kde. Pr. V, 182.
Bei Jeroschin: kegin^ kegn, Pfeiffer,
180.
kennen, st.^ s. ainkennen.
Kensborch, Ortsn., Königsberg. He
bracht von Kensborch ^ schwere Nooty
Ganz warm uk frosch en Beckerbrot
Dorr, 17.
Kftnsplötter, -spOn, m., s. Kienspan,
kfipen, sty s. kaufen.
K6per, m,^ s. KVper.
kfiporn, sw.y s. kVpern.
KepSy Kaps, KVps, m. u. /., kleinerer
Heuhaufe. Man setzt das Heu auf
der Wiese vor dem Einfahren in Eepse
zusammen, um es gegen Regen zu
schützen: Heukepse; auch Kups u. Kux.
Es lielze sich aus dem poln. und lit.
kupa Haufe, woraus für Keps lit.
kupetä entstanden, herleiten, doch liegt
das deutsche Kop/, pltd. Kopp^ plur,
Kdpp\ wohl naher. Vgl. Nsslm. Th.,
69. Sperber, 17. Hennig, 120.
Kerbelspiefz, pltd. KftrwelspM, ^., s.
KorwelspM.
^ Keriis, Kerws, m. 1. Kürbis. 2. Kopf.
Enem int op em Kerws gewe. In wei-
terer Übertragung auch der ganze Mann.
Du pldstriger watriger Kerbs! Dorr,
1. Wiew., 67.
KIrdel, Kerdel, m., s. K§ri.
Kerdel, m., Kittel, kurzer Rock. Vgl.
Keddel.
Kergel, KSrgei, m., ein Kleiderstoff,
Zeug, im 15. u. 16. Jahrh., seiner Halt-
barkeit wegen von Ruf. •
Kergei an Schmerüedder
Bringt dat Oöld wedder^
Kortun an Cordwon
Lehrt barft gon.
Dzg. Nhg. Viol4t, 178. Vielleicht
dasselbe, was Kirseiy Kerseiy Kirsch^
m. u. n.y ein gekepertes Wollenzeug.
Vgl. Grimm, Wb. V, 850. Mnd. Wb.
U, 466 a.
K§ri, Kfirdel, Kerdel; auch KSdel, m.,
Kerl, Mann; Knabe. Über Geschichte
und Herkunft, Gebrauch und Bedeutung
dieses merkwürdigen aus der mitteld.
oder niederd. Sprache entsprungenen
■ Wortes s. Grimm, Wb. V, 570ff. Hier
nur Belege, soweit solche zu erlangen,
aus Schrift und Volksmund der Provinz.
Er ist ein guter — ein düchtiger — ein
pudelnärrscher Kerl — ein Kerl auf
Deck — ein Kerl wie ein Ast — wie
ein Daus — wie ein Eckerdaus (Trefle-
As) — toie 'ne Wurzel, Er is e Kerl
wie e Blum — wie e Gemaldnis (Erm-
land). £}r ist ein Mordskerl — ein fldmi^
scher Kerly ein grolzer und kräftiger
Mann. Verächtlich: E KSrl wt e Füst,
klein wie eine Faust. E Kerly wt e
Pünd Worscht Wt de Kerdel, so de
Arbeit, Sie (Julchen) reichte die Hand
ihm und sagte lebhaft: ^Halten sie mir
das Wortf^ y^Poz Narm und kein
Ende! Jule, wenn du ein Kerl wärst,
so schlüge ich dir davor an den Hals^.
28*
356
Kerms — Kest.
Soph. R. VI, 314, Und hSr^ Puff^ wenn
du dich darüber kränkst (über die Un-
treue des Mädchens), so bist du kein
Kerl, Ibid., 529. Wcui er an dem
Abend für Possen getrieben hat^ er ist
wirklich ein narrischer Kerl! Ibid., 587.
Es kommt doch bald ein kleiner Kerl^
der seinem Vater gleiche. Ibid., 638.
Ich gab^ wm den Jungen zu beschwich-
figen^ ihm die Brust „ Was? den gro/zen
Kerl haben sie noch nicht gespänt (ent-
wöhnt)?« Ibid., 636. Vgl. Sprw. I,
1952 ff; n, 1425 ff.
Kerms, Kirms, Kirmes, /., Abkürzan-
gen von Kirchmesse. Im Volksmonde
vorzugsweise für den dem kirchlichen
Feste sich anschliefzenden Schmaus
üblich. Ermland. Im Werder Kirmas,
doch nur in der Bedeutung Jahrmarkt.
kemfrisch, pltd. kemfrSsch, adj,^ £nsch
im Kerne, durch und durch fitisch, ganz
frisch. De Botter os kemfrosch, sie ist
eben gebuttert. Der Junge trifft die
kemfrische Blüthe, Hippel, Lebensl.
II, 453. Bock, 23. Hennig, 120.
kerngesund, adj.y gesund im Kern,
vollkommen gesund. Wie das vor.
Kemgiit, pltd. Kemgöt, n, 1. vorzüg-
liche, im Kern taugliche Ware. 2. ein-
trägliches, tüchtiges Landgut.
KerraWTde, /., Pflzn., s. Kehrwieder-
wurzel.
kfirsam, od!;., s. kfirscham.
kfirscham, kfirsam, adj, u. adv. 1. wider-
lich schmeckend. Mühling hat: nach
Gerste schmeckend. 2. spärlich, mit
langen Zähnen, mit Widerwillen essen^
Dat Veihfrett kerscham^ besonders wenn
das Futter geil ist. Man hört auch:
kSrscham. Natangen.
Kerscht, Kerste, /., s. Kirste.
kerwauen, sw.^ weinen, wimmern, weh-
klagen, schreien. Ermland. Mühling.
Vgl. Karmaus.
Kerwelspfit, m., s. Korwebptt.
kerwixen, «to., rasen, toben, grolzen
Lärm verursachen. Mühling.
Kerws, m., s. Kerbs.
kfisch, keisch, culj. u. adv,, heiser.
Öck st ganz kesch, Öck hebb ml ganz
kesch geschrege. Vgl. heisch.
Kescher, m., s. lOlscher.
keschem, sw.^ s. käschem.
KesselbUsser, m,, s. Kesselflicker.
Kesselchen, pltd. Kfitelke, n., Name
für die Blüte der Kornrade, Agrostsrnma
giihago L., auch für die ganze Pflanze.
Samland.
Kesselflicker, pltd. KSteMVcker, früher
auch KesselbUsser. Kinderreim: Kessel-
flicker hier herein^ Es wird wohl was
zu flicken sein! Neckrnf: Kesse^icker^
es regnet! Hartwich, 522. Kesseln
flickeTj Racker und Schinder sind in
einer Crildey weil die Kesselflickerei
auch zu den verachteten und ehrlosen
G-ewerben gehörte. Ibid. Bei Hen-
nenberger, 259: KesselbUsser, Racker
vnd Pferdschinder were doch in einer
Oilde, Sprw. I, 1966.
Kesselbinken, pltd. KSteldrinke, n., s.
Haustrinken.
Kest, Kesting, KSst, KSsting, /., aach
KSst, Kästing, in älterer Zeit auch Koshtng
(Kleid.-Ordg. v. 1529. N. Pr. Prov.-Bl.
a. F. VII, 374). 1. die Hochzeit,
dasHochzeitsfest, der Hochzeitsschmaos,
daher auch HochtTdskest. Se ward küed
Kesting gewe, Op der du Feu- on
Brochmansche Kesting wuü sienen kromr
men Lorentz maacken on truhartger
Buhr. Königsberg, 1722. Titel von
Carm, nupt, I, 282. Öck bodd jü^ min'
lewe Gast, Morge Klock zehn op de Käst!
Volksr., 245. 857. Ech woa je all e
mohl mot aich ze Schamick offa Kesting
zehof. Ermland. Freisch., 6. Mot dem
{Hingst) wad da Mechel of de Kesting
1
KeBtingeleute — kicken.
357
raite. Ibid., 13. Hennig, 118. In
Bremen Kost Hochzeit, in Hamburg
Koste. Brem. Wb. H, 856. Richey,
136. 2. Fest oder Festmahl überhaupt;
daher Schweinekest, das gemeinschaft-
liche Mahl, welches am Abend nach
dem Schlachten der Schweine — ge-
wöhnlich in der Zeit vor Weihnachten
— den Nachbarn gegeben wird, die
dabei behilflich waren. Vgl. VioHt,
129. Rindkest, Fest beim Schlachten
von Rindern. Fensterkest, der Richt-
schmaus oder das Gastmahl, welches
den Baohandwerkem nach der feier-
lichen Weihe des Hauses gegeben wird.
£lbing. Marienburg. Mehrungen. Wer-
der. Hintz, 134. Passarge, 220.
Der Stamm des Wortes ist Kost^ /., in
der Bedeutung von ImbiTz, Schmaus.
S. Grimm, Wb. V, 1853.
Kestingsleute, plur.^ Hochzeitsgäste.
Na nü sei wa noch unga ons , , , bis de
Kestingslait komme. Ermländ. Freisch.,
Manuscript.
Keth, w. Vom., s. KathrTn'.
Keischer, m., s. KSscher.
ketteihftrig, adj. 1. von Pferden: mutig,
frisch, weichmäulig; 2. von Menschen:
empfindlich, mutwillig. Scheinbar Zu-
sammensetzung ans ketteln kitzeln und
haarige letzteres aber wohl korrump.
aus arg^ also arg durchs Eatzeln. Ni-
colai, Neue Berlin. Monatsschr. 1799.
Septb.-Hefb. Mühling. Hennig, 121.
In Mecklbg.-Vorp. kettelhoorig empfind-
lick, übelnehmend. Mi, 40 b.
ketteln, sw,, kitzeln, s. keddeln.
Keuchet, n., u. Komposita, s. Keichel.
Keulchen, n., s. Keuchen.
Keutel, m.j u. Komposita, s. Keltel.
kfiwig, €tdj,y keck, mutig, beherzt. In
e Schul bist immer so kewigy nu pack
ihn doch!
Kibbelei, /.^ kibbeln, au^., s. kabbeln.
Klbitk', KlbKke, /., schlechtes Fuhr-
werk, nach Sperber, 38, ein armseli-
ger Schlitten ; das poln. kibitka^ worauf
er hinweist, bezeichnet jedoch einen
leichten russischen Reisewagen. Mron-
govius, Wb. I, 159a. In Liy- und •
Estland Kibitka leichter halbverdeckter
Reisewagen (Hupel, 108), Kibitke halb-
yerdeckter Schlitten (Sallmann, 13b).
kichen, sw., hörbar karz und schnell
atmen in Folge von Engbrüstigkeit oder
Fettheit. Die Schweine^ insonde^^heit
wenn sie feist sindy haben ein geschwin-
des Kichen, Linera., Tt4a. Magere
Schwein dürffen solch behende Fuhr nicht
notig habeUy weil die mageren wegen dei'
Feistigkeit nicht kichen oder engbrOstig
seyn. Ibid. Tt4b.
kichern, ««?., viel und versteckt —
verstohlen — lachen, in sich hinein-
lachen; lachen überhaupt Die junge
Frau konnte das Gichem nicht lassen.
Bayrisch und hessisch kittem; in Posen
kickem, SchmellerH, 343. Yilmar,
204. Bernd, 121. Kicher, m.y unter-
drückte oder laute Lache, Lachkrampf.
Yon einem, der viel lacht, sagt man:
Er hat den Kicher. Gekicher, n., Ge-
lache, nan^entlich von mehreren. Lafzt
doch das Gekicher! Bock, 23. Hen-
nig, 121. Ygl. gniddern.
Kick durch den Zaun, Pflzn., s. Gun-
deram.
Kicke, m., Hut litauischer Frauen:
eine Art Bügelhaube ; lit. kykas. Bock,
Nat. I, 163. Vgl. Kicks.
Kickelkackel, m. u. n., s. Kikelkakel.
kicken, sw.^ kucken, gucken, blicken,
sehen. I}r kickt! Sei kickt nü dorch
dat Schietelloch, Samland. Firmenich
ni, 498b. Kickt, dar steit en Korf!
Dorr, 1. Wiew., 70. / kick mcUy de
Heir Pfarrer. Ibid., 57. Dei kickt
grad s6 wie de Bür op Monsche, He
858
Kicker — Ejelkropf.
kickt em an wie de K6 dat hohe D&r.
Hei kickt em on de Ogen as de Kreg
dem kranke Beg, Jerrentowitz. Hei
kickt sock stark more Näs^ der Hoch-
mQtige. Alt-PiUau. Nimm die Augen
in die Hand und kick durch die Löcher!
Zum UDvorsichtigen. Kickste = kickst
du^ wie du best! Zu einem der durch eine
unbedachte Äufzerungsich verraten. Wer
dot 08, lätt stn Kicke. He kickt wie de BoU
op't Brett — tme de Oss on e Bibel —
tde de Katt on e Kalender — vne de
ül ut em Schmolttopp — une de Mus
ut de Klunkre — vne de Pögg ut de
Lehmkäl. Vom Schielenden: Hei kickt
mot enem Og nau Speck^ mot dem andre
nau Kilke. Einem ins Maid kicken^
geilen beim Essen. In Zusamensetzun-
gen: ab-, an-, auf-, aus-, hin-, um-, zu-
kicken etc. Vgl. Sprw. I, 1968 fiF.
Kicker, m. 1. das Auge. Op em Rtker
stan^ twei Kicker^ auf dem Richer, der
Nase, stehen zwei Gucker, die Augen.
Aus einem pr. Volksräts. Einen auf
dem Kicker haben^ ihn scharf im Auge
behalten, ihm auf die Finger sehen,
ihm nichts durchlassen. Etwas auf
dem Kicker haben^ nach etwas scharf
ausschauen, es begehren. Der Plural
heifzt Kicker y aber auch Kickse: Ön de
Kickse hatte ^ in die Augen hauen. 2.
der guckende Mensch, Zuschauer. Ygl.
aufkicken. 3. das Femrohr. Die Fix-
Stern abet* des Firmamentes ihre schim-
merende Stralen so wol durchs perspicü
oder den Kiket* ah durchs natürliche
Gesichte zeigen* Linem., L 4a. . . .die
Sonne durchs Perspectiv oder den Kicker
odeTy wie mans sonsten nennet durch die
Holländische Brille erwogen und genaw
besehen etc. Ibid., T2b.
kickerdekick, adv^^ Elangwort, von
kicken gebildet. De Ogen stunjgen em
kickerdekicky dem Lamm* Tierräts. 20.
KickhSfchen, pltd. KickhBfke, im Yolks-
munde Name fQr das Vorwerk Hen-
ri ettenhof, zu Tolksdorf^ Er. Rasien-
burg, gehörig. Dönh.
Kick in die Welt, m.^ junger, unerfah-
rener Mensch. Hei os je man erseht e
Kickonewelt
Kick Sn de Awe (A » i), m.. Guck
in den Ofen, imperativisch gebildeter
Name. nei^ o nei^ du Kick on e Awe.
Volksl., 82.
Kicks, /., Frauenmütze. Krig er bt
de KickSy kriege, fasse, sie bei der
Mütze. Samland. Trotz des weibl.
Geschlechts wol gleichbed. mit dem lit
kykas, m. S. Kicke.
Kickse, Kicksen, Kucksen, plur.^ die
Augen. S. Kicker.
Kick Ubem Zaun, pltd. Kick ttwre TOn.
1. Pflzn., spanische Kresse, grolze Ka-
puziner - Kresse, Tropaeobim mcffus L.;
auch Judenbart. Ygl. Kick durch den
Zaun. 2. junger, unerfahrener, nase-
weiser Mensch. Wat konn ji Kick äwer
den Tuun doch weeten^ wie ot on de
WoU togeiht. Elbinger Höhe. N. Pr.
Prov.-Bl. a. F. IX, 242. Firmenich
ni, 494 a. Vgl. Kick in die Welt
kiddem, sw., wiederholt und halbver-
hallen lachen. In Bayern ködern^ kü-
dem. Schmeller II, 283. Ygl. gnid-
dem.
KTdel, m.j u. Zusammensetzungen, s.
Keitel.
Kidik, Kiding, m., Pflzn., Ackersenf,
Sinapis arvensis L. Bei Hagen, 705,
KUdig, Kiedigl, auch falscher Hederich.
Im Samlande und im Kreise Friedland
nennt man auch den Hederich, Rapha-
nus Raphanistrum L., Kiding. Vgl.
Adelung n, 1050.
Kiding, Kiedig, m., s. das vor.
Kielende, n., s. KTlende.
Kieikropf, m., s. KTIkropf.
kiem — Ktkel.
859
kiem, adj., s. Mm.
Kienbaum, m.j kienbaltiger Baum,
Fichte, Pinna abies und sävesiris L. Ein
gut Experiment kan am Fichten oder
Kien-Baum sehr behende gemercket wer-
den. Linem., Aaa4b.
Kienspan, pltd. Ktaspön, m., auch Kien-
splitter, pltd. KSnsplOtter, Span oder
Splitter von kienigem Holz, der auf
dem Lande als Leuchte gebrannt wird.
Kiensplitter, m., s. das vor.
Kiepe, /., s. KTpe.
Kierei, /., mantelartiges Oberkleid mit
langen hängenden Armein. Wie sich
da» auch nicht schickt^ da/z er mit einer
Kierei in der Stadt herumzieht. Soph.
R. I, 8. Bei Schmeller H, 325 f.
KürSy bei Adelung 11, 1589, Kireh
und Kiree^ w»., bei Grimm, Wb. V,
2801, Küreh^ Kireh^ Küree. Nach Ade-
lung vielleicht von dem poln. kireia
spanischer Oberrock; vgl. poln. kir^
kier^ m., schlechtes, leichtes Tuch.
Kies, n., Geld; in der Gaunersprache
und aus dieser in die Sudentensprache
und in weitere Kreise übergegangen.
Kieslcalb, n., s. KTsIcalb.
Idetem, sw., s. Icttem.
Kiewe,m. jud. Vom. Flatow. Schmitt,
112.
Kiewen, m.^ s. Kiwen.
Kiewitten, Ortsn., Dorf zwischen
Heilsberg und Bischofstein im Erm-
lande, im Yolksmunde Klwten. Er sieht
aus wie der Tod von Ktwten^ elend,
blafz. Auf dem Portale der Eirchhofs-
mauer steht ein steinernes Toten-
gerippe mit der Unterschrift: Was ich
bin^ wirst du einst werden, Sprw. I,
203.
Idfen, Idwen, Iciffen, sw. 1. keifen,
streiten, zanken. Se ktft en enem fortj
sie keift ununteTbrochen. Nach Trei-
chel auch: sich, kkoen, sich zanken,
ärgern. In Bayern keiben und keifein.
Schmeller H, 275. 285. Bei Jero-
schin ktfen als starkes Neutrum: kegn
in mit ktfen. Pfeiffer, 181. 2. von
kleinen Hunden: viel bellen, nament-
lich kifen^ auch kifem^ keitem. Vgl.
Grimm, Wb. V, 442. Davon kifig,
kturig^ adj.^ keifend, böse, zänkisch,
leidenschaftlich; widerstrebend; vom
Hunde belllustig, scheinbar bissig. Hei
08 kiwig wt e KüJbärsch. Friedland Ostpr.
hmg hat jedoch auch eine mit keifen
nicht verwandte Bedeutung: unver-
drossen, fleifzig, tapfer, wacker. Klwig
arbeiten — drein schlagen.
Kiff, Kiffe, /., Mund, Maul, nament-
lich der lose, schnell fertige. H61 de
Kify halte den Mund!
Kiffe, KUffe, /., kleines, baufälliges,
elendes Haus. Es regnet in die ver-
dammte Kife überall ein. Goltz, Jug.
I, 95. Hennig, 330. Schemionek,
19: Kif. Vgl. Kove.
Mffen, sw., s. ktfen.
Kiffer, ?n., von kifen^ ktfen. L vom
Menschen: Zänker, Rabulist; 2. vom
Hunde: Beller, EläfPer.
kiffern, sw.^ Verstärkung von kifen.
1. viel reden, keifen, zanken, streiten.
2. namentlich von kleinen Hunden:
bellen. Kif er nich so! ruft man dem
bellenden Hunde zu. Das Gebell
gröfzerer Hunde nennt man konischen
(s. d.).
Idffig, adj.y von kiffen^ s. Ictfen.
Cilcade, /., korrump. aus Sticcade
Citronat in zerlassenem Zucker.
Gedanism.
KTkas, m.y Platzmeister, Brautführer.
Lit. kykas Weiberhaube, Frauenhut
Nsslm., Wb. 199b.
Kftel, n., 8. KeicheL
860
Ktkelbalken -- Kim.
Kfkelbalken, ?n., s. Keichelbalken.
Mkelbunty adj.^ auffällig bunt; io der
Verstärkung kTkelkftkelbunt
Ktkelhans, m., oberflächlicher Schwät-
zer, Plappermaul. In gleichem Sinne
Ktkelfrtd.
Ktkelholz, -holt, n., s. Keichelbalken.
KTkelkftkel und Kickelkackel, m, u. n.,
ein Kakeln wie's die Kikel thun, Ab-
lautspiel zu kakeln^ albernes Geschwätz.
In der That, lieber Herr Puf^ mir fehlt
nichts. Ha Kikelkakel! ich weifz solche
Dinge^ das ist kein Spafz. Soph. R. I,
349. Aber der Domher Kopemikus hafs
doch bewiesen! KickeUcackel BratworscM^
du Piamieser! Ech scheer mech grad
um so ^nen Domherrn, La/z den kackele
was he well! Schalt]., 1, 442. Mit sol-
chem Kikelkakel komm mir ja nicht auf-
gezogen. Soph. R. VI, 124. Hennig,
121. Ähnliche allitterierende Formeln
sind: Kiks-kaks^ Wischke-waschkCy Teil-
lell,
kTkelkakelbunt, adj., s. kTkelbunt
Kfkelmannchen, pltd. -mannke, n., s.
Kitkelmannchen.
kTkeln, sto., s. kSkeln.
Kiks-kakSy n. Dat os nich kiks nich
kaJcs. Je kicks kacks Bratworst m>aakt
my klohckf wyhl buhte myh nah Bradens
rohck. Carm. nupt. V, 145 b. Vgl.
Kikelkakel.
Ktl, m. 1. der Keil. Redensart:
Hier mot öck nu all bltwe^ on wenn se
mi KtV op em Kopp scharpe (schärfen,
scharf machen), ich mufz unter den
härtesten und ungünstigsten Umstän-^
den auf der Stelle aushalten. Sprw. I,
1947. Vgl. auch Zoch. 2. die Gehre
(s. d.). 3. der Schiffsbauch. Hennig,
328, in dieser Bedeutung, jedoch nicht
belegt.
KU, /. 1. Keule. Bei Jeroschin
kuHe. Di heidin — ouch in swindin
vreidin tcurfin kuHe unde sper kegn den
cristnen abe her rechte als ob iz snite
(istte). 161 d. Pfeiffer, 184. 2. Prü-
gel, Hiebe; das pltd. I^He, Et heft
KU gegewe,
kllen, 8t£7., s. keilen.
KTlende, n., Ecke am Dache, wo die
Giebelwand abgestumpft ist Hennig,
328, vermutet Keilende^ weil die Ecke
die Gestalt eines Keiles hat, and so
findet es sich wieder in der Oberlansitz:
Keilende^ keilförmiges Ende einer Sache.
Anton, 9, 6. Grimm, Wb. V, 679.
ktlfretsch, adj, u. adv. Hei ett kil-
fretsch, er ifzt mit langen Zähnen. Vgl.
kTsfitig.
Kilian, m. Vom. und Name des Possen-
reifzers, den die Gesellen bei ihren
Fastnachtslustbarkeiten hielten. Dzg.
W. Seidel, 31.
KTlke, n., u. Zusammensetzungen, s.
Keilchen.
kllkekau'rig, adj.^ zur Bezeichnung der
Angewohnheit mancher Pferde, ihre
Nahrung zu Keilchen zusammenzukaaen
und diese Ballen dann auszuwerfen.
KTikropf, KTIkrop, m. 1. MiFzgebart,
Wechselbalg. Bayr. Kielkopf ^ Vogel,
der im Wachstum zurückgeblieben ist;
Mensch solcher Art, Wechselbalg.
Schmeller H, 290. 2. Ziegenbock
ohne Homer. Bock, 23. Hennig,
121.
Kill, /., Kälte. Et os htde e groU
Kiü — e Perdskül, Pferdekälte. Vgl.
Hering.
killen, sw.^ kälten, vor Kälte schmer-
zen. Mi kiUe de Hand. — veridlien,
erkälten. Du warscht di verkille, du
wirst dich erkälten.
KTlpogge, /., s. Kaulkopf.
MlsSttg, adj\, s. klseHg.
KTm, KTn, m.. Keim, mnd. ktme^ htne,
Kim, m. Vom., s. Chim.
j
khn — Eindelbier.
861
ktm, kiem, adj.^ matt Die Fische
sind kienhy wenn sie sich nicht lebhaft
bewegen, nicht munter sind. Danzig.
Klein I, 230.
Mmen, ktnen, sw., von Ktm^ Ktn^ Keim,
keimen. Ich ktme; nachdem ich aus-
gektmet^ bin ich gewachsen. Pflzr&ts.
55. Hier e Ktn 6k da e Kin. Ibid.,
31.
Kimme, /., am Fafze der über den
Boden hinausragende Rand der Dau-
ben; am Schiffe der äufzere Rand.
Hennig, 122, hat für beide Erklärun-
gen auch Kimmung; doch bezeichnet
man mit letzterm Ausdruck die Ver-
tiefung, Fuge, Kerbe, in den Dauben
der Fässer, worin der Boden sitzt.
Sallmann, 34: Kimme Kerbe in den
Fafzdauben zum Einsetzen des Bodens.
Vgl. Grimm, Wb. V, 705.
kimmeln, sw.^ s. kUmmeln.
kimmen, sw,^ ein Fafz mit neuer KimTne
versehen.
Kimmung, /., s. Kimme.
Kimnat, /., Kämmerchen. Dönh. Es
ist das mhd. kemendte, ahd. chemindta,
aus dem mlat caminatOy eigentlich Zim-
mer mit einem caminus. Grimm, Wb.
V, 528.
KTn, m., Keim, s. I(tm.
Kind, n. In Redensarten und Sprich-
wörtern: Dat OS wahr, 6k dit ös wahr:
De Kinder bringt de Adebär. Wenn
dit nich wä, wenn dat nich wä^ wo kerne
denn de (de klene) Kinga hef On dat
OS ganz gewofz nich wä^ de Kinga bringt
de Adebd, Wat ös hty wai ös da, Kinga
bringt de Adebä. Alles ön e Welt^ man
kein klen Kind^ seggt jen Make, Lewer
e klen Kindj tvie e Kalf^ zur Entschul-
digung anlizerehelicher Geburten. Kinr
der blfwe Kinder^ on wenn se bet Mödr
dag ligge, KlSne Kinder gehäre hindre
Äwe. VeV Kinder, vele Müler. Vel
Kinder^ vele Stockke Brot- Je mehr
Kinder^ je mehr Väderunser, je mehr
Vaderunser^ je mehr Brot. Kindes Hand
ist bald ge/üUt Wer Kinder heft^ heft
Dreck^ wer Schwin heft^ heft Speck.
E Kind ohne Lus ward nich gr6% Läuse
sind, der Volksannahme nach, Kindern
gesund. En Kind — Onglöckskind —
auch Angstkind. Sptkinder (auch: Schrt-
kinder) — Gedihkinder. Kinder wie de
Bilder, Gesöchter wie de Ape. Kinder
on Lüede, wenn dat aWs Mönschen wei^n.
Kinds WiU, Drecks wert. Dat Kind
ÖS doty de Geoaddersehaft liggt öm Dreck
— ÖS üt Sei heft nich Kind, nich
Rind — nich Kind, nich Kegely sie ist
ohne Verwandtschaft, hat keine Sor-
gen. Öck hebb man en Kind, dat andre
sönd Margeües, hört man scherzweise
auf die Frage: Wieviel Bänder hast du?
Das Kind ist der Junge. Volksreim:
Ach G^tt! Ach Gott! Säggt Leidig s L/Ott,
Liggt önne Wake, Heft e Kind 6k e
Make. Wehlau. Kleine Kinder kleine
Sorgen — Mvh, Leiden — , grofze Kin-
der gro/ze Sorgen — Müh, Leiden. Ar-
tig Kind fordert nichts, artig Kind be-
kommt auch nichts, üt Kinder on Narre
ward man am erschte klok. Kinder und
Narren reden die Wahrheit. Wir sind
alle Gotteskinder, der eine mehr, der
andre minder. Kind in der Mehrzahl
als Ausruf der Verwunderung: Kinder 1
Na Kinder! Als gemütliche Anrede im
Dem. Kinderchen. Hennig, 122. Sprw.
I, 1990; n, 1447 ff.
Kindelbier, Kingelbier, pltd. Kindelbfir,
KingelbSr, n. 1. eigentlich das Bier,
das beim Kindtaufsschmause getrunken
wird, doch vorzugsweise dieser Schmaus
selbst, der in der Oberlausitz KindeU
brot heifzt. Anton, 2, 5. Die Patoren
baten ihn (den Pfarrer) zu Köstungen^
Kindelbieren, Pßngst vnd S. Johannisbier^
862
Kinderdreok — KindsfuljE.
Hennenbeiger, 259. Der Hoemeüter
verbot die grossen Kostungen vnd Kin-
delbier. Ibid., 385. 2. die Kindtaufe,
selbst wenn kein Schmaus mit derselben
verbunden sein sollte. 3. die Nieder-
kunft der Frau. Wann warscht Kin-
deJber utröchte^ wann wird deine Frau
niederkommen? Doch steht uns vor
der Thwr auffs Jahr ein KindeUBier.
Carm. nupt III, 13d. Wenn ons dit
schone Paar dat Kingel-Beer wart ge-
wen. Ibid., 133d. Hier ist Käst {Kästing)
und KindeUner. Volksr., 44, 170; 255,
883.
Klnderdrecky m., Kot des Kindes. Er
hat noch Kinderdreck im A.y sagt man
von einem unreifen Menschen. Kinder-
dreck ist der beste Eheleim,
Kinderfabrik, /., scherzweise Benen-
nung eines Hauses, in welchem viele
mit Kindern gesegnete Familien wohnen.
Das ist ^ne reine Kinderfabrik,
Kinderfang, m., der Hebammendienst,
die Hilfe bei der Eutbindung.
Kinderfrag, /., leichte Frage; Frage
an Kinder; neugierige Frage des Kin-
des. Auf letztere erfolgt die Antwort:
Kinderfrag — KleinHnderfrag — mit
Zucker bestreut^ grofze Leute vnssen Be-
scheid. Kifiderßrag niöt Zocka bestritt
die LOed wete woL Natangen. Sprw. I,
2024.
Kinderfrau, pltd. -frO, /., Kinderwär-
terin; im Hessischen Hebamme. Vil-
mar, 201.
Kinderlehre, /. 1. Lehre für Kinder.
2. der Religionsunterricht für Konfir-
manden. Er geht schon in die Kinder-
lehr^ er ist Konfirmande. 3. Religions-
unterricht für Erwachsene. Nebenbei
hielt ich in den Sonntagsabendstunden
für eine gewisse Klasse Unvnssender in
meinem Hause ebenfalls eine Kinder-
lehre. Trescho, Herders Lebensbild
I, 1, 41.
Kindermädchen, pltd. -mälce, n., Mäd-
chen, das die Kinder beaufsichtigt
Kindermafz, n., das den Kindern zu-
trägliche MaTz an Speisen. Kindermat
on Kdlwennät motten öle Luede witen,
Sprw. I, 2020.
Icindem, sw.^ Kinder bekommen. Se
hindert alle Jähr.
Kinderplager, m., von Stein, Peregri-
nus Xin, 88, als Schimpfwort aQ%e-
fuhrt. W. Mtsbl. VI, 159.
Kindertag, m., s. Allericindertag.
Kinderweric, n., Kinderarbeit, kindi-
sches Thun. Kindg/wark ös Klärwark,
ist bedeutungslos, Spielwerk.
Kind Jesus. Als Zurückweisung. Kind
Jesus üt em Sepscharwel^ aus dem Seif-
scherbeu. In' Mecklbg.- Vorpommern
Kind Jei für Weihnachtsgeschenk. Mi,
41a.
Kindke, n., Kindchen. Hei woU sock
lew Kindke make, er will sich ein-
schmeicheln.
Kindsfulz, m,, dasjenige, was man an
Gebacken oder Speisen von irgend
einer Mahlzeit mit nach Hause nimmt
Hennig, 122. Nach Klein I, 231,
erklärt sich der Ausdruck, der damals
in Danzig nicht üblich war, aus einem
niedersächsischen: dort sagt man scherz-
weise von dem, welcher an einem
Kindtaufsschmause teilnimmt, oder
welchem nach alter Weise Gebacke-
nes etc. zugesandt wird: Er bekomme
etwas vom Kinderfufz ab. Ml dünkt
dat Ding es klaar^ eck hebb et recht ge-
raake^ Wer weet wie lang et duhrt^ so
war jü KindS'Foht kaake. Carm, nupt
VI, 230 d. Hier scheint an Kindtaufe,
Kindelbier, gedacht zu sein. Vgl. Mnd.
Wb. H, 464a: kindesvot
Kindskest — Kirobenvater.
868
Kindskest, /., Tauffest Werder. S.
KesL
Kindtaufe, pltd. Kinddöpe, /., Scherz-
bezeichnong für Yiehmarkt. Ön e Stadt
08 Kinddope^ es ist Yiehmarkt. Dönh.
Vgl. Hochzeit
Kindtaufsvater, pltd. Kinddöpsvader
(a =« d), m., Vater des getaufteD Kin-
des, Veranstalter der Kindtaufe.
ktneiiy 8U7., keimen, s. ktmen.
Kingelbier, rein pltd. KindelbSr, m.j s.
Kindelbier.
Kinger y Kingerscli, plur, von Kind,
KtTigench ist nur als Anrede gebräuch-
lich. Sperber, 18.
Kingerten, Pflzn., gemeiner Hartriegel,
IjigustrumvvlgareL.^di,geny%. Grimm,
Wb. V, 607: Kemgerte.
Kinlcerlitzclien, Kinkerlibl(en,^{t«r., eine
Einzahl ist nicht da. 1. Flitterstaat,
Flitterkram, unnutzer Tand; Kleinig-
keiten. 2. Albernheiten, Dummheiten,
Kindereien, Allotria, Ausfluchte, Um-
s<;h weife. Durchsteckereien . Mach keine
Kinkerlitzken. Vgl. Grimm, Wb. V,
773. Sperber, 35. Schemionek,
19.
KTpe, Kiepe, /., grofzer Korb, der auf
dem Rücken getragen wird, aber auch
ovaler, bügelloser Korb mit gewölbtem
Boden. Lit. Ai^os, poln. ^a. Hennig,
122, schreibt auch: Küpe,
KTper, m.^ s. KSper.
kTpem, Str., s. l(Spem.
kippen, pltd. l(Sppe(n),mü. 1. das Gleich-
gewicht verlieren und umfallen. Der
Wagen kippt um. Das Schiff wollte
umkippen^ es war dem Umstürze nahe.
Bildlich: Er wird bald kippen^ er steht
auf der Kippe^ er ist dem Bankerott
nahe. 2. wenden, gewöhnlich uinkippen^ •
umwenden. Die Kaffeetas&e umkippen^
die Obertasse mit der öffiiung auf die
Untertasse setzen, zum Zeichen, daTz
man genug habe. 3. Einen kippen,
einen Schnaps trinken, wobei das Glas
gekippt, gewendet wird. 4. abhauen,
abschneiden, umstürzen, umlegen. Einen
Baum kippen^ ihm die Spitze nehmen
(s. V. a. kappen), aber auch ihn fällen.
Kirche, /. In die Kirche gehen, zur
Beichte gehen. In einigen Gegenden
Litauens; unter den Polen hört man
auch wohl den vielleicht noch an die
röm. Obrenbeichte anklingenden Zusatz:
u/m gehört zu werden. Saberau, Kr.
Neidenburg. Hintz, 21. Hei geit
on de Korch, ux) se mot Gläser klappre,
in deu Krug. De Korch ös üt Tegel
on Kalk, on de Dtwel ös e Schaue. Ich
werde dir eins geben, da/z du neun
Kirchen auf einmal sehen sollst. Neun
Kirchen sehen, etwas Aufzerordentliches
erfahren, erleben. Sprw. I, 2025.
Kirchenarbeit, /. Los und dicht ist
Kirchenarbeit. Dönh.
Kirchenfab, n., das heilige Geföfz,
vasa Sacra. Jeroschin hat kirchenvaz.
Pfeiffer, 181. '
Kirchenfrau, pltd. KVrchefrQ, /., Diene-
rin, Thürhüterin in der Kirche.
Kirchenhufe, /., zur Dotation des Pfar-
rers gehörige Hufe; es sind deren ge-
wöhnlich mehrere, weshalb man nur
von Kirchenhufen spricht«
Kirchenicasten, m., Kasten, in dem
sich das Vermögen der Kirche befin-
det; Kirchenkasse.
Kirchenthaler, pltd. KVrchedaler {a=a),
m., scherzweise Bezeichnung für einen
Pfennig; es ist dies die geringste Gabe,
die man in den Kirchensäckel opfert.
De Bracher heft luter Korchedäler,
Samland.
Kirchenvater, pltd. KSrchevader (a^a),
m., Kirchenvorsteher, Mitglied des
864
Elirchenvisitatioii -* kiächeln.
KirchenkoUegiums oder GemeiBde-Eir-
cbenrates. Auf der Dzg. Nhg. Karke-
väder. Viol^t, 101.
Kirchenvisitationy /., die jährliche Vi-
sitation und Revision der Kirchen und
Schulen durch den Superintendenten,
die in der Kirche zu erfolgen pflegt.
Kirchgang, m., Gang zur Kirche und
zwar der erste nach überstandenem
Wochenbett. Die Frau hält ihren Kirch-
gang. Der Geistliche gedenkt der Kirch-
gängerinnen im Gebete.
Kirchspiel, pitd. KSrchspSII, n., Parochie,
Diöcese^ Pfarre. Bei Jeroschin kir-
8piL Als Bezeichnung des zur Kirche
gehörigen Territoriums läfzt man das
Wort meist fort und sagt: om Krtz&che
d. h. im Gebiete des Kirchspiels Heü.
KreuZj öm Pobethsche^ im Kirchspiel Po-
bethen, dm Schaakensche^ im Kirchspiel
Schaaken etc.
Ktre, plur,^ Ranke, Streiche. Dei
Jung heft luter Ktre dm Kopp. Na-
tangen.
Kirmas, Kirmes, Kirms, /., s. Kerms.
Icirren, IcUrren, aw. 1. tönen, erschal-
len. Wenn die Sackpfeif nicht voÜ isf,
80 hürret süe nicht. Stein, Peregrinus
XIV, 12a. W. Mtsbl. VI, 184. 2.
bändigen, zahm machen. Ein Pferd —
einen Menschen kirren — kirr(e) mcu:hen.
Kirschbeerbaum, pltd. KearschbSrböm,
77>., Kirschbaum. Dzg. Nhg. Parad.,
24.
Kirschbier, m., Getränk aus Kirschen.
Vgl. Bock, Nat. I, 271.
Kirschkreide, /., s. Kreide.
Kirschmet, m., Met aus Kirschen,
Kirschwein. Oraudenz, an welcliem
Orte noch vor wenigen Jahren ein vor-
trefflicher in Polen sehr beliebter Kirsch-
meth (poln. vnsniak) gebratcet und ver-
schicket wurde. Bock, Nat. I, 616.
Kirscht, /., s. Kirste.
Kirste, Kirscht, Kerste, Kerscht, KSrste,
bei Hennig, 140, KUrste, bei Bock,
29; auch Kurste, /*. 1. Kruste, nament-
lich die des Brotes. Ahd. krustdy mhd.
krustey altniederd. croste; aus dem lat.
crusta. Wi hebbe drei Gerockt: Kr&m,
Kerscht on dreg Brotke. . . . nachmahk
begiefzen sie (die Litauer und Russen)
die bewickelte Füsse mit Wasser , welches
bey sehr kalter Zeit gar geschwinde ge-
frieret und eine gefrome Korste verur-
sachety wannenhero die Kälte naehmahls
wegen der gefrome Korste zu den Füssen
selbst nicht penetriren kan. Linem.,
Ttlb. 2. hochbetagter Mensch. Hei
ÖS all e ölet Kerschtke.
Ictsätig, Ictsätsch, adj., s. kTsttig.
Kiichel,9n.;die aufgesammeltenKüchen-
überreste, welche gewöhnlich den
Schweinen gegeben werden. Mühling.
Vgl. Drank.
Kiteheleimer, pltd. Kiichelemmer, m.,
Eimer zur Au&ahme des Kiichels.
kiichelig, ad^.^ weich, schwammig,
aufgetrieben, aufgedunsen, aufgeschwol-
len. Kischelge Finger^ von Frost auf-
getriebene Finger. Kiichelge MuSj weich-
klunkrige, dicke Mus. Nach Schemio-
nek, 19: wässerig, z. B. Suppe, die
zu dünn.
Iciicheln, sw. 1. im Wasser patschen
und es dabei vergiefzen, verschütten,
und dann gewöhnlich veridicheln, Uber-
kiicheln. Sperber, 42. 2. verderben,
aufgären. In dieser Bedeutung auf-
kifeheln. a) die aufsteigende Bewegung
des Garens, b) aufdunsen. Das ist an
ihm nur aufgekUcheltes Fleisch und kein
gesundes^ er ist trotz seiner Korpulenz
nicht kräftig. Mühling. 3. obenhin
und schlecht braten, etwas in der Pfanne
anrichten. Gordack.
Eischelwasser — kitern.
365
Kiichelwasser, pitd. Kifehelwater (a=:ä),
n., anreines Wasser, Spülicht. M ü h li n g.
Ygl. Patschwasser.
Kischkebauch, pltd. KischkebQk, m.,
Dickbaach^ namentlich zur Bezeichnung
eines dicken Jungen.
Kiichlak, n.^ das Füllen; bei Sper-
ber, 37, unter den Ausdrücken von
„unzweifelhaftpolnischer Abstammung^.
Bei Mrongovius nicht zu finden.
kiSStig, ktsettig, adj.^ Zusammensetzung
aus kisen^ schmeckend prüfen, und ete(n)
essen, wählerisch im Essen, ktsen von
mhd. kiesen^ ahd. chiosan, alts. kioaan^
goth. kiusan erproben, prüfen; schmek-
kend prüfen, kosten. Schade, 493a.
Treichel schreibt kiesäiig und hat
noch kiesätsch. Auch Tiere, nament-
lich Schweine, welche nicht fressen
woUen, sind kisetig. In der Rede wird
ki als erste Silbe gesprochen, so dafz
setig und settig = satt klingt. Auch
verderbt zu kilsetig und ktl/retsch. Sam-
land. In der Altmark kisfrätsch, Dan-
neil, 101a. Vgl. kankadsch.
Ktskalby n., weibliches Kalb, Kuhkalb;
ebenso auch bei Sperber, 17, und
Viol^t, 101, der Mutterkalb erklärt.
Die nachfolgenden Belege, welche un-
ter Kiskalb ein männliches Kalb ver-
stehen, befinden sich im Gegensatz zur
heute gültigen Annahme. . . . da/z ein
Jagtoerstandiger und Jäger sich fast
vermessen kan, wenn er den Spur von
einer trächtigen Hindin (auch wol von
andern Kühen) welcher insonder in weicher
Erde eingetreten^ ansichtig wirdy alsbalde
zu berichten weijz^ ob selbige eine Kühe-
oder aber Kyfzkalb (wie bey uns in ge-
mein geredet wird) trage. Linem., Zz
3 a. Wenn nun das Kyfzkalb oder Männ-
lein zwr Rechten lieget^ als wird der
tiefste Spur zur Rechten anzeigen^ da/z
die Hindin ein Kyfzkalb trage. Ibid.,
Zz3b. Vgl Kalb.
Kissfil, /. u. m.^ lit. kisilus^ m,^ ein
säuerlicher, gallertartiger Hafermehl-
brei, der mehrmals abgewässert wird,
Hafermus. Vgl Bock, Nat I, 262 f.
Lepner, 82. Pierson, Matth. Prätor.,
110. Er ist das zehnte Wasser vom
Kissely er ist ein weitläufiger Verwand-
ter. Sprw. I, 3980. Der fünfte Auf-
gufz von der Kissel wird ein dünnes
Getränk genannt. Poln. kisiel Mehl-
suppe von Sauerteig und Honig, russ.
kislo sauer. Bock, Nat. V, 390. In
Estland KissSl^ m., beliebte Speise aus
Kartoffelstärke mit einem Zusatz von
Fruchtsaft, bei den Bauern ein saurer
Mehlbrei. Sallmann, IIa. Hupel,
103.
Kissen, n. Einem ein Kissen unter-
legen ^ ihm nach seinem ersten kirch-
lichen Aufgebot für die bevorstehende
Ehe Glück wünschen. Sprw. I, 2028.
Lewersch tte (Kinder) op em Kosse^ une
ent op em Oewösse^ als Entschuldigung
auizerehelicher Geburten.
KHche, n., s. Kiste.
ktten, sw. Ich wollte^ dafz es (das
Pferd) kürzer ^ekiht wäre. Soph. R. VI,
136. Der Riem ist auch zu lang; das
mochte der wol haben wollen^ mit seinem
kurzem Kihten. Ibid.
KTtereimer, m.j Eimer zur Aufnahme
des Kiterwassers (s. d.).
kttern, klitem, sw. 1. im Wasser pat-
schen, eine Flüssigkeit aus Unvorsich-
tigkeit oder Ungeschick vergielzen, und
dann auch verkttern. Sich bekttem, sich
naTz machen, z. B. beim Wassertragen^
bei der Wäsche: Du hast di got be-
kitert Oberland. 2. an einer Sache
zerrend zausen und arbeiten und sie
dadurch in Unordnung bringen, der
366
Eiterwasser — klabastem.
Zerstörung entgegenführen. Kinder kt-
tem an Spiehachen. Westpr. Kieter
nich an madder nick, mtne Mutter lidt
dat nich. Elbg. Niedg. W. Seidel,
31, hat noch für Danzig: arbeiten im
Stofzen.
Ktterwasser, pltd. Kiterwater (a « a),
m., unreines, schmutziges Wasser. Vgl.
Kiichelwasser und Patschwasser.
Kittel, pltd. Keddel, m. 1. Rock, vor-
zugsweise Weiberrock, lit. kidelys Wei-
berkittel, Unterrock. Se (Trienliske)
heft er KeddeUce krus^ Sei geit wolj dot
et brüst. Volksl., 21, 13, 2. Gottswelt!
de Keddel stund as vne en Wahter-Tonn.
Carm. nupt I, 282, 6. Vgl. Kerdel. 2.
beim männlichen Dorsch die Befruch-
tungsteile.
KittelbUxen, plur., s. BuddelbUxen.
KHtler, m., s. KSttler.
Kittraute,/., Fensterscheibe, die durch
Kitt in dem Holzrahmen befestigt ist,
im Gegensatz zu der in Blei einge-
lassenen Raute. Hennig, 328. Die
Betzeichnung hat fast aufgehört, da
letztere Art der Rahmung selten ge-
worden ist.
Kttzing, KSbing, /, Eingeweide der
Fische. Die Kitzing des Karpfen wird
gern gegessen, worunter man Üer jedoch
nicht den Rogen (Grimm, Wb. V, 883),
sondern die eigentlichen Gedärme ver-
steht.
Kiwen, vhchd. KUben, m., grofzes Falz,
Kübel, Kufe, worin bei Feuersbrünsten
das Wasser herbeigeschafft wird, ge-
wöhnlich auf einer Schiefe oder Schleife
(s. d.) stehend. Die Feuerwehren ha-
ben die Ktwen auf Räder gestellt. Ob-
gleich hchd. allgemein Kiewen gesagt
wird, so ist Kufe doch der richtige hchd.
Ausdruck, franz. cuve^ poln. kufa. In
alten Kiwen ist gut baden. Stein, Pe-
regrinus XHI, 36. W. MtsbL VI, 128.
Öm öle Ktwe 5s got bäde^ man rott sock
ken' Splotter on, neckend als Trost für
den, der eine alte Frau geheiratet hat.
Zwar war ists und wirds ein jeder be-
'kennen^ das die Sonne im Aufgang
manchem vne ein Tonnenboden^ man-
chem wie ein grofz Kubenboden in» Ge-
sicht kommet. Linem., S la. 2. Mund,
Schlund, Gurgel, und dann wohl nur
Verwechselung mit Kiemen. Öck gew
dt ent an e Ktwe. Hau em undre Kudc!
Vgl. Sprw. I, 418.
ktwen, sw.^ ktwig, o^'., s. ktfen.
Kiwit, TTO., gemeiner Kibitz, Vanellus
cristatus. Der Name ist dem Ge-
schrei nachgebildet: Kiwit^ wo bUw ocki
Volksr., 69, 264. türkischer Kiwit,
Austernfischer, Haematopus ostrcdegusL.
Bujack, 382. Mühling, Tiem., 173.
Kiewitt triM auch als Familienname
auf. Sperber, 35. Vgl. Kommit und
Pardei.
KTwten, Ortsn., s. Kiewitten.
kJabacken, sw.^ s. klabastem.
Klabaster, m., StraJzenschmütz, dicke
klebrige Dreckmasse. Ech kunnt (der
Pfütze) nich vorbei on da mu/zt ech
dorch den Klabaster motten dorch. Schal^.,
3, 4. Vgl. klabastem.
klabastem,^««;. 1. geräuschvoll klopfend
arbeiten, klopfend etwas zusammen-,
zurechtflicken, ausbessern. Sperber,
35: mit Gegenstanden derart umher-
wirtschaften, dafz ein heftiges Gepolter
entsteht Der Klabaster anter den Hand-
werkern ist der Schuster, der im Volks-
reim Klabuster^ Klapttsterh^zi: Schuster,
Klapuster^ wat kosten de Schdf Volksr.,
81, 332. Vgl bastein. Übertragen:
prügeln, schlagen. Se klabastert em den
Puckel voll. Es giebt Klabaster. Müh-
ling hat in diesem Sinne auch kla-
backen. 2. polternd gehen, laufen, rei-
ten, fahren. Und ein Kerl so kräftig
klabberig — Klaffke.
367
hinter mir drein klabasterte. Soph. R.
y, 123. So auch in der Altmark und
InMecklbg.-Vorpomm. Danneii^ 101b.
Mi, 41a. Als Stamm för diese Be-
deutuDgen drängt sich Idap in klappen^
klappern^ klopfen, auf. Vgl. Grimm,
Wb. V, 888. 3. Eine dritte Bedeutung
haikleben zur Wurzel : iCZa&as^ Schmutz,
Dreck; klabastem schmutzen, drecken,
in Schmutz und Staub wühlen, treten;
in der Verstärkung sich beklabastern,
sich die Kleider mit Stralzenkot be-
werfen, klabastrig, adj.^ schmutzig,
dreckig. S. Klabuster. In Posen kla-
bastem gehen: durch den Dreck kla-
bastem. Bernd, 124. In Hessen: sich
unruhig bewegen, jemand in unruhige
Bewegung setzen, abquälen. Yilmar,
204. S. Anton, 9, 7.
klabberig, adj,^ kleberig, gallertartig.
Er hat eine klahVrigfi Handy diq innere
Handfläche ist schweiizfeucht.
klabbern, sw.^ kleben.
Kiabusler, m.y s. klabastem.
Klabuster, KiabOster, /., yon kkben,
znsammengetrocknetes Dreckklümpchen
in der Wolle der Schafe, in den After-
haaren klebender Überrest der Exkre-
mente. Da das EJümpchen Beeren-
gestalt hat, auch Kiabusterbeere. In
Mecklbg.- Yorpom . Klabasterbeeren. M i ,
41a. Er kann die Klabustem vom A.
leseny sagt man in der Gegend yon
Mewe von einem Kinde, welches noch
nicht Gedrucktes zu lesen vermag. S.
klabastem.
klabustem, sw.^ zusammenkleben, sich
zu Klabustem gestalten.
Klackde, /., s. Kleck.
klacken, sw., s. das folg.
Klackem, sw.y Frequent. von klacken,
kleckern, kleckernd fallenlassen, streuen.
Die Euh klackert, wenn sie mistet, der
Landmann, wenn er den Dünger aus-
streut, der Ungeschickte^ wenn er beim
Essen etwas auf die Kleider fallen läfzt.
Klackersmann, m.. Mann der klacker%
SpottbenennuDg für den Bauer und
Landwirt. Ackersmann, du Klackers-
mann, wol dem, dei en Handwerk kann!
seggt de Bessembinder tom Bür. Jerren-
towitz. Sprw. II, 27.
Klacks, m. 1. Klecks, Fleck. 2. bild-
lich: Schandfleck, Makel. Sie hat einen
Klofiks weg, sie ist in Qbeln Ruf ge-
kommen. 3. Stück einer klebrigen
Masse. Ein Klacks Butter — Kalk —
Lehm.
klecksen, sw, 1. klecksen, Kleckse
machen, kleckend etwas verlieren. Die
Maurer Idacksen bei der Arbeit und
verklacksen den Kalk. 2. einen Klacks
anwerfen, wie es Maurer und Töpfer
thun. SpottgruTz für Töpfer: Klicks
klacks Tepperdreck, Tobacksnds^ on Ber-
krSg! 5s dem Tepper stn Ehregru/z.
Sprw. II, 2712. In beiden Bedeutun-
gen auch klicksen.
kladätsch, interj., s. klatsch.
kladderig, adj\, kleberig schmutzig,
schlüpfrig. Richey, 118: Kladde
Schmutz. Vgl. klabberig.
kladdem, sw.^ unreinlich und unge-
schickt ai'beiten, besonders bei der
Wäsche. Mühling.
Kläffer, m,, Schwätzer, Ausplauderer,
Geschichtenträger. Alle kleffere vor-
Speer vnd logener, de erbaren hide an
er ere spreken vnd an eren gude schaden
unllen, . , ,de solen des haves entberen,
Dzg. Artushof-Ordn. v. 1421. Hirsch,
Dzg. Handelsgesch., 287. Mnd. Wb.
II, 475 b.
klaffk, adv., anpassend, uDSchicklich,
besonders vom Putz. Mühling.
Klaffke, m. Dat schlachtet nau^m
Klaffke, das ähnelt, gleicht dem Klaffke;
Ton schlecht sitzenden Kleidern, ge-
36&
Elaffez — klappern.
schmacklosem Putz. Vgl. das vor.
Klaffke tritt häufig als PersonenDame
auf, und ist in der Redensart irgend
ein Klaffke gemeint. Vgl. Sprw. I,
3309.
Klaffte, n. Einen beim Klaffez Jene-'
geny ihn beim Kragen fassen, ergreifen,
festhalten. Egsbg. Marold. Ich habe
in diesem Sinne nur Schlafittchen (s. d.)
gehört; in Litauen auch Klaßttchen.
Sprw. I, 3319.
Klafittchen, n., s. das vor.
Klan,/. 1. Klafter. Eine Klaß Holz.
2. Kloben.
Klafunje, n., s. Kalfönje.
Klage,/., s. Glage.
klämen, sw,^ vor Kalte erstarren; ge-
wöhnlich verJdamen (s. d.). Hennig^
122. Vgl. klamm.
kiftmerig, adj. von Idämen^ kälüich,
nafzkalt. Dat os klämeriget Wedder,
Vgl. hubbern.
klamm, adj. 1. klebrig feucht; feucht
kalt, schweii'zig, feucht überhaupt; er-
starrt. Klamme Hände kalte, schweüz-
feuchte Hände; — kUmvme Finger^ vor
Kälte erstarrte Finger; — klamme
Wasche, nicht ganz getrocknete Wäsche;
— klammer Schwei/z, klebrig feuchter
Schweifz. Der Schnee ist klamm, wenn
er feucht wird und sich leicht ballen
läfzt. Hennig, 122. Vgl. Brem. Wb.
U, 784. Schamb., 101a. Danneil,
102a. Grimm, Wb. V, 936. 2. in
völlig abweichender Bedeutung bei
Sperber, 18: in beschränktem Mafze
vorhanden. Das Geld ist ihm klamm,
er hat augenblicklich wenig verfügbares
Geld.
Klammspeicher, pltd. Klammspfker, m.,
kleiner eiserner Nagel. Die Eisennägel
in Kgsbg. und Provinz sind nach ihrer
Verwendung: Zaun-, Rohr-, Huf- und
Schlo/znägel (Ganze-^ Halbe- u. Viertel-
schlo/znägel) ; nach ihrem Preise ab-
steigend : Groschen ( Vierpfenniger ) -,
Pälke (Zweipfenniger)-, /ScAäKn^s (Pfen-
nig)- und Klammspeicher, deren es
zwei für einen Pfennig giebt. Hen-
nig, 122, leitet das Wort von klemmen
und Spiker Nagel, Spitze, ab.
klaneien, ew., wehklagen, jammernd
klagen und weinen. Dzg. W. Seidel,
31. Davon vorklaneien, vorwimmern.
Vgl. klänen.
klänen, kISnen, sw., fortgesetzt jam-
mern, wehklagen, winseln. Im Brem.
Wl). II, 808 : mit durchdringender Stimjne
reden; schallen, widerschallen, welches
nach Grimm, Wb. V, 1222, die alter-
tümlichste Erscheinung des Begriffes
sein wird; das fortgesetzte Klingen,
das einem im Ohre liegt, vorzugsweise
ein unangenehmes.
Klapka, /., der Sinn, senstis. Er hat
eine Klapka zu viel, er hat sechs Sinne,
ist übergeschnappt. Sperber, 38, der
es unter die Ausdrücke von unzweifel-
haft polnischer Abstammung gestellt
hat. Bei Mrongov. ist klapka als
Sinn nicht verzeichnet; es bedeutet ein-
fach Klappe.
klapp, (zdj., hurtig, fertig. Klapp und
klar, fix und fertig, bereit. Mühling.
Treichel hat klip^ und klar.
Klappe, /. 1. Überschlag an den
Westärmeln der Prediger von feiner
weilzer Leinwand oder Batdst und Kam-
mertuch; früher das Erkennungszeichen
der ordinierten Prediger. Hennig,
123. Er fing an zu husten, schob an
seinem Kragen und zog beide Klapp-
chen hervor. Soph. R. III, 69. 2.
Fischemetz, üblicher Kleppe u. Klippe
(s. d.). 3. nach Mühling auch s. v.a.
Schlappe, Schaden.
klappen, sw., gut zusammenpassen,
glücken. Dat klappt nicht, paEzt nicht
Klapper — Elappholz.
369
zasammen, schickt sich nicht. 2. auf
einander treffen, zur Ausf&hrung schrei-
ten, zur Entscheidung kommen. Im
Kriege kommt es oft zwm Klappen^ zum
Zusammenstofz. Ich habe mich so ge-
freut^ einmal an Sie schreiben zu dür-
fen; nun gleichwohl^ da es zum Klappen
kommt^ liAer Qott^ was unrd^s nunf
.Soph. R. IV, 113. Vgl. Grimm, Wb.
V, 959. Anton, 9, 7. Bock, 23.
Hennig, 123.
Klapper, /., Werkzeug zum Klappern.
1. Die Kinderklapper. 2. die Gutsklapper.
Sie besteht aus einem freihängenden
eichenen Brette oder einer eisernen
Platte, worauf mit zwei hölzernen Häm-
mern geschlagen wird. Die Leute wer-
den durch die Klapper zum Essen oder
zur Arbeit gerufen. 3. Hausthurklapper^
zum gröizten Teil durch die Haus-
glocke verdrängt. 4. Glocke, beson-
ders Kuhglockeprimitiver Art, die kei-
nen vollen, sondern nur einen klappern-
den Ton giebt. Das Vieh mit den
Klappern geht aus der Dunkelheit des
Waldes hervor. Aus eineto mas. Liede.
Klinger oder Klappert Volksr., 34, 132.
Hennig, 123.
Klapper, Pflzn., Klappextopf^ Rhinan-
tkus L., weil die Samen im aufge-
blasenen Kelche klappern. Hagen,
641. Vgl Kapper.
Klapperbein, pltd.Klapperbta,9n., Name
für eine hagere, klapperdürre .Person,
für. den Tod als Gerippe, für den
Storch:
Klappermann, m., Bettler oder Hospi-
talit, der mit der Klapper Gaben sam-
melnd von Haus zu Haus geht.
Ebenso Klingelmann, volksmäizig Klin-
germann. Er meldet sich durch Klap-
per oder Klingel an. Im Ermlande ziehen
die Klappermanner mit Tragkörben
und Büchsen umher; erstere zur Auf-
FziMhUtr» W6rt«rbneh-L
nähme der ihnen gereichten Viktualien,
letztere zar Au&ahme des Geldes. —
Diese Klappern und Klingeln waren in
der Zeit des aufkommenden Aussatzes
den Kranken gegeben worden, um von
ferne schon die Gesunden vor Berüh-
rung zu warnen, es ward aber ein
Bettelwerkzeug daraus. Grimm^ Wb.
V, 969. Hennig, 123.
klappern,* sw.y Frequent. von klappen^
wiederholt klappen. Frieren^ da/z die
Zähne klappern. Ironisch : Er klappert
wie ^ne bastne Lischke, Er klappert wie
'ne Zieg^ der hagere Mensch.
Klappern, auch Bullern, n.^ die Art
des Fischens, bei welcher die Fische
durch das Getöse, das durch Klappern
oder Schlagen mit einem Stocke auf
das Fahrzeug verursacht wird, in das
Netz gescheucht werden. Es gehört zu
den verbotenen Arten des Fischfanges.
Fisch.-Ord. f. d. kur. Haff § 45; f. d.
fr. Haff § 46. Benecke, 310. 410.
Vgl. Bullern.
Klapperwagen, m.^ Wagen, der klap-
pert, gewöhnlicher Leiterwagen. Wie
häfzlich rasselt es^ wenn Klapper- Wagen
fahren. Carm. nupt H, 266 c.
Klapperwlese, pltd. Klapperwfis', /.,
Strai'ze in Königsberg am linken Pre-
gelufer vor dem Bahnhof. Vor ihrer
Bebauung war die Gegend Wiese, auf
welcher das Klappholz vorrätig lag.
Nesselmann meint in handschr. Be-
merkung: fr&her Holzwiese, auf welcher
das Holz geklappt, d. i. gespalten wurde.
Hennig, 123.
Klappfischerei, /., Fischfang mit der
Klappe oder Kuppe (s. d.).
Klappholz, n., pltd. Klapholt und ebenso
mnd., gespaltenes Eichenholz, wie^ es
zu Fafzdauben gebraucht wird, längere
StQcke heilzen PTpenstilbe. Sintemahl
etliche Qebiethieger . . . die.Letithe zwin-
24
370
Klappe — klarren.
gen^ BoUa^ Wagenschofz^ Asche und
Klapholtz nicht allein zu hatten, aandem
auch . auszuführen in die Städte. Aus
dem Briefe des Mönches Borricger an
den Hochmstr. Paul Belliger aus der
Zeit von 1426-1440. Hartwich, 511.
nach üartknoch, Pr. Eirchhist. Rut-
tenholz, Wagenscho/Zy Asche^ Klappholz.
Schutz, Preufzen, S. 138. Raub,.,
an Vieh, Fischen, Bogenholz\ Klapholz,
S. 241. 1777 wurden aus Memel aus-
geführt: Klappholz 198 Schock, Bock,
Nat. I, 608. Dan. klapholt, schwed.
klapphoUs, engl, clapboard auch clap-
holt, holl. klaphout, bayr. Knappholz.
Grimm, Wb. V, 979.
Klapps, Klaps, m., kurzer klatschender
Schlag. Da gebe ich lieber in der Ge-
schtmndigkeit einen Klaps. Soph. R. III,
189. 190. Sperber, 35.
klappsen, klapsen, sw., klappend und
klatschend schallen. Ach! ich höre es
klapsen — Ja^ das Küchenmädchen hat
richtig eine Ohrfeige von ihr weg. Soph.
R. 1,213.
Klapuster, m., Schuster, s. klabastem.
klar, adj., fertig, in guter Ordnung;
in der Seemannssprache: zum Absegeln,
zur Abfahrt fertig. Öck st klär. Et
ÖS alles klär. Mein Freund war klar
. . . und lieh mir sein Schiff. Soph. R.
V, 125. Hennig, 123. Vgl. klapp.
Klare, /., Brille. Eir hot die Klare of.
Ermland.
klftren,*st(7. 1. klären, klar, hell, sicht-
bar werden, glänzen. Da» Wetter klärt
auf, der blaue Himmel wird klar, sicht-
bar. Jeroschin:- Des dbindis er (der
comete) cldrte. Pfeiffer, 181. Dan.
klare, schwed. klama. 2. in der Fischer-
sprache: die Netze ausbessern, also klar,
brauchbar machen. Frische Nehrung.
3. nach Schemipn'ek, 19, schlecht
schreiben; dies gewöhnlich klieren. Ygl.
klarren.
klarieren, sw.y klar machen, fertig
schaffen, in Ordnung bringen. Mfih-
ling.
KIftrke, w. Vom., Elärchen, Dem. von
Klara. Hartwich, 54.
KIftrken, plur. nach H ar t wi c h, 279, *
die Sorte der Mennoniten im Werder,
welche die feine oder flämische heiTzt:
Ob nun wol zwar von den Mennonisten
unterschiedene Gattungen sind, so findet
man doch nur zweyerUy Art im Wer-
der^ alfz die feine und grobe Mennonisten. '
Die feine werden Flämmlscbe, oder Klahr-
ken, oder Reinstoff und Feinstoff genant;
die Grobe aber nennet man Friesen, oder
Bekümmerten, oder Dreckwagen. Den
letztem Namen haben diese erhalten,
weil sie zwar „alle anderen Sekten der
Wiedertäufer verdammen: doch sie
gerne annehmen, wenn sie .aus anderen
Mennonisten-Gemeinen abgesetzet sind,
defzwegen sie auch einen solchen Na-
men von dem Dreckwagen bekommen
haben. ^ HM'twich, a. a. O.
Kiarre, /., Hand, gewöhnlich im Plu-
ral Klarren. Nimm die Klarren weg!
Er mufz seine Klarren überall haben.
Klarren, plur., die Augen. Die Klar-
ren aufsperren. Vgl. klarren.
klarren, kiftren, sw. 1. von Kiarre =
Hand: langsam und schlecht arbeiten. .
Nach Muhling auch an einer. Sache
rühren und sie dadurch in Unordnung
bringen. Klarrst denn immerweg dran,
bringst du die Arbeit gar nicht fertig?
Dast ist klarke klarke, es taugt nichts.
Gedanism. In der Zusammensetzung:
herumklarren, sich viel und unnötig zu
schaffen machen und dabei nichts fer-
tig bringen, beklarren, mit den Hän-
den befassen, betasten; sich mit Putz
Klarrkott — Kl&tke.
371
behängen. 2. ton Klarren = Augen:
stier, neugierig auf etwas sehen; davon
anklarren, anstieren, mit weit geöfiPneten
Augen anstaunen.
Klarrkott, /., Schimpfwort auf ein
träges, arbeitsscheues, ungeschicktes
Frauenzimmer ; zusammengesetzt aus
Harren 1 und Rotte.
Klftrz^ in ermländischer Sprechweise
Kiarz^ Pflaumen-, auch Kirschenharz.
Mühling.
KltiS, Klaus, m. Vom., Nikolaus; auch
* KIVschen. Aber ich hei/ze Clas^ wo ich
wei/z, was ich da geschrieen habe, Soph.
K. III, 28. Wo Herr Lese Sie lieb, so,
heifze ich Clas Niclas, Ibid. VI, 424.
KlaschtOr, n., Kloster, poln. lUasztor.
Sperber, 38.
* klästrig, cuij.y schmutzig, kleisterig,
gleichsam wie mit Kleister beschmiert.
Mühling.
KIftter, /., ein unbeholfenes, vier-
schrötiges Frauenzi mmer. Sperber,
J8. Vgl. Kläter.
Kläter, auch Klatter, /. n. m. 1. an-
gespritzter Dreck auf Kleidungsstücken,
namentlich der Drecksaum an Bein-
kleidem und Weiberröcken. Sie hat
Kldt^m bis ins Genick. Es V doch von
oben bis unten ene Kläter. Schalt)., 3,
4. Wem eck nich gefall en e Klatte
De kann mt öm A. lecke em Glatte.
Jerrentowitz. 2. Die Schmutz- und
Düngerklümpcben an Kühen, Schafen etc.
du Hebe Ann' Christin\ Schapsklate
send ken Rosin'.^ J^rrentowitz. Hei ös
voll Stolz wt de Bock voll Kldtere»
Wehlau. 3. angetrocknetes Klümp-
chen überhaupt. Augenkläter, getrock- -
neter Augeneiter. Mi e Icke II, 55a.
4. ein schmutziges, unreinliches Weib:
sie ist ^ne rechte Kläter. In Hessen
Klunder. Vilmar; 208. 5. Geld, Ver-
mögen: Dat Make heß schone Klätre.
^. da^
— beklätem, sich^ sich mit KläteA be-
werfen. Du hast dich gut beklätert.
Weniger gebräuchlich ist Matern, Klä-
tem werfen, im Schmutze gehen; dann
gewöhnlich herumklätern, d. h. sich in
den schmutzigen Strafzen herumtreiben.
kläterig, adj. 1. schmutzig, dreckig,
schmierig. 2. dürftig, elend. Es geht
ihm kläterig, es geht ihm schlecht, er
mufz sich sehr stümpern. Dafz es mit
*dem Herrn von Poufaly so ein klaterich
Ende genommen hat. Soph. R. VI, 478.
Auch vom Anzüge: de Rock os kläterig
genSg. fi. schwierig, uneben, verwickelt;
von einer Sache. Die Geschichte ist mir
zu kläterig, sie ist mir bedenklich,
nicht genehm, nicht ehrenhaft genug.
Holl. klad Unflat, Schmutz, Jdadden
beflecken, bedrecken, besudeln. Im
Götting. bei Schamb., 101b, Kläter,
in Thür. Klader. Das Wort steckt
wahrscheinlich .auch, aus der gothi-
schen oder longobardischen Zeit her,
im nordital. iciatra f., spruzzo (Be-
sprützung) in Parma, s'ciatra dt fanga
Kotklunker, s'cui^on Schweifztropfen,.
iciatrar besprützen. Auch eine nor-
dische Spur wohl in Schweden dial.
glätra schneien und regnen zu gleicher
Zeit (von Schlackerwetter), adj. glädr-
drig, Idatra (dies auch norweg.), kludr
dra, schlecht schreiben. Grimm, Wb.
V, 1008. Vgl. Danneil, 103b. Mi, 41b.
kläterig, klatterig, adj., verwirrt, zu- *
sammengefilzt in den Haaren. Vgl.
klattern.
kläterig, adj., s. Kläter.
Matern, sw. 1. von Kläter (s. d.). 2.
plaudern, klatschen, Heimlichkeiten aus-
posaunen. Mühling. •
Klätke, /., das Vogelbauer, der Käfig,
poln. klatka,' lit. kUtkä, russ. kljetka,
böhm. klec. Nsslm.; Forsch. 2; Th.,
73. Vgl. Klätke und Klete.
24*
/•
372
Elatke — klattern.
Klatke, /., Lüge, Un Wahrheit; hängt
wohl mit klatscfien 1 zusammen. Geda^
ntsm.
Klätke, Kl§fl(e, /., scheinbar ybchd.
Klätchen, Kletchen^ GeiUngnis. Sie brin-
gen ihn ins Kletke. S. KLdike^ Vogel-
bauer. Hennig, 124. N. Pr. Prov.-
Bl. a. F.Vn, 440.
Klatsch, /., die Stute, von dem poln.
klacz^ preuiis.-poln. klacza. Sperber,
38.
Klatsch, Klatsche, /., das Gastmahl,
der Schmaus überhaupt; dann insbe-
sondere jede Kaffee- und Frauengesell-
scbaft (Kafeekldtach) und der Eind-
taufschmaus. In letzterm Sinn: Klatsch
ausrichten, taufen lassen. De Brüdgam
mot woU denke, wtl nü de Kräwt nich
dür, war kostbar Klatsch tau schenke.
Carm. nwpt VI, 230. Et rqok noch
von der Klaatsch, de hei on Pingste gaw.
Ibid. IV, 324b. Göft man hier Awend-
Klaatsch mank solke bunte Ldede. Ibid.
V, 190 d. E gtste Klatsch ausrichten,
ein Festmahl veranstalten, dem eine
Kindtaufenichtzu Grunde liegt. Schwed.
kalds Fest. S. Kollatsch.
klatsch, interj.y nach dem Schalle,
den ein Schlag hervorbringt, oder ein
fallender Körper verursacht. Ist der
Ton breit, so sagt man auch kladatsch.
Substantivisch Hieb, Schlag: ünger-^
wegens kriggf he (der Schneider) Klatsch,
Volksr., 81, 329.
Klatschbutter, /., gemischte^ unreine
Butter. Der Achtelbutter (s. d.) wird
heifzes Wasser, Salz, Kartoffelmehl,
Alaun etc. zugesetzt, das Ganze tüch-
tig durchgerührt und zu Tischbutter
geformt Auf den Königsberger Märk-
ten werden oft gröfzere Mengen Klatsch-
butter von der Polizei konfisciert. Vgl.
Butterklatscher.
Klatsche, /., der Teil des Dresch-
flegels, welcher klatschend niederge-
schlagen wird, Schlägel, auch Teittien-
klatsche, /. Der Potthammer besteht aus
einem V langen und 5" breiten Stucke
Holz, genau in der Gestalt unserer
TennenJclatschen. Hausburg, 20.
klatschen, sw, 1. schänden. Sitzest
du da, um zu klatschenf Fort! Soph.
K. IV, 508. beklatschen, beschänden.
2. unreinlich zubereiten, mischen und
mengen, namentlich Butter. 3. klappern.
Vgl. Klatschmohn.
Klätschgevatter, m., Hochzeitsgevatter,
Festgenosse, plld. Kldtschvadder, plur.,
Klätschvaddersch, Kldtschvaddasch. S.
Boldt, 7.
Klatschltse, /., Frauenzimmer, das
Klatschereien macht; unnütze Schwätze-
rin, Zuträgerin. jS^ ^ *ne gewaUge
£^latsch-Lies\ Dorr, 1. Wiew., 69. In
Danzig auch Klatschpastete. Gedanism.
Klatschmaul, n.. Maul, das klatscht,
schändet, Klätscher. Er ist ein rechtes
Klatschmaul.
Klatschmohn, m., Feldmohn, Papaioer
rhoeas L,, weil die Samen in den rei-
fen Mohnköpfen klatschen oder klap-
pern. Hagen, 550.
klatschrig, adj. von klatschen, klatsch-
haft.
Klatte, /. 1. verwirrtes Haar. 2.s.v.a.
Kläter (s. d.).
Kletten, pZur.^ Klunkern. (?) Oberland.
Mühling.
Klatter, /., PQzn., E^lette, Arctkem
bardana Will., wie Klette das E^ebende,
Haftende ausdrückend.
klatterig, adj., s. klaterlg.
Kiatterkamm, m,, s. klattern.
klattern, sw,, kämmen. Dos Haar —
die Wolle klattern. Vgl. kämmein. ailS-
klattern, das verwirrte Haar glatt käm-
men. Kiatterkamm, m.^ weiter Haar-
kamm, im Gegensatz zum Kamm mit
EJaabe — klecken.
373
engen Zähnen, dem plid. Laiiskamm,
LOskamm oder der Lamharke.
Klaube, /, s. KIQbe.
* KlaudHke, m., ehemals Spitzname des
Rinnsteinreinmachers. Dzg. W. Sei-
del, 31. Klein I, 74, hat: Clauditge,
der Unterbediente des Frohnvogts, viel-
leicht a claudendo. Im. Brem. Wb. IE,
797 : klauditjen allerhand Geschäfte listig
durchtreiben.
Klaue, Klau, /. 1. Hand. Nimm die
Klauen weg. Dem Feinde in die Klauen
geraten. Da grabbelet hei ommer de
Kriz on Quer^ Ab wenn em de Diwel
ön e Klaue bönne war. Volksl., 38,
25 n, 4. 2. Handschrift, und da Klaue
ein unzarter Ausdruck für Hand ist,
schlechte Handschrift; daher meist iro-
nisch: Du schreibst eine gute — eine
nette Klau, 2. auf Tierklaue zurQck-
gehend: Stuck Rindvieh. Jeroschin,
92 d: Si behüten ir vt sS gar, daz ni
abeqaam ein cldwe. Pfeiffer, 181.
klauen, sw. 1. mit der Klaue, den
gekrallten Fingern, kratzen, jucken.
Klau mir den Puckel! sich klauen^ sich
kratzen. Klau dt^ Simonke^ zu dem,
der sich kratzt. Gedanism. Die Hüh-
ner klauen ihm Sand in die Augen, er
fangt an schläfrig zu werden, mit dem
Schlafe zu kämpfen. Sprw. I, 3205.
2. etwas hervorkratzen, heraussuchen,
loslösen. Die Kartofeln aus der Erde
klauen — die Erbsen aus der Schote.
Du kannst deinen Grofzvater at^ der
Erde klauen! sagt man zu dem, der
lange Fingernägel hat. 3. mühsam ar-
beiten. Da mufz .man klauen, da/z
einem da» Blut unter den Nägeln her--
vorkommt 4. langsam eine Handarbeit
machen. Klau^ nicht so lang, d. i. mach',
dafz du fertig wirst! Bock, 23, und
Hennig, 124, haben für langsam ar-
beiten, zaudern, auch. Mauern; dies ist
holst, klettern. Grimm, Wb. V, 1033.
5. schlecht schreiben.. Du hast gut ge-
klaut,
Klauen, n., das Knäuel. Ein KUmen
Zmm. Ebenso in Hessen. Auch,
nach Hennig, 124 u. 329, KIQwen und
Kleuel; man hört auch KlQe, KIQwel und
Klaun. Schemionek, 19. In Liv-
und Estland Klaube und Klau. Hüpel,
115. Ahd. cliuway mhd. kliutve, md.'
klüwen glomus Knäuel und globus Ku-
gel. Vgl. Schade, 498a. Grimm,
Wb. V, 1032.
Mauern, sw., s. Mauen.
Klaus, m. Vorn., Nikolaus. Hart-
wich, 54.
Maustken, sw., viel zu Hause, in der
Klause sitzen, einlicj^en müssen; in der
Klemme sein; ein Übel ertragen, sich
in Geduld ergeben. Hei mot got klau-
stken. Lit. klausyti gehorchen. Bock,
23. Hennig, 124. 328.
Klaute, /., s. KIQte.
kleben, sw., als scherzhafte Verstär-
kung für l^en. So was klebt nicht, so
was lebt nicht! So was klebt nicht,
sagt jeifC Tischler und spuckt anifs Holz,
Na so wat klewt nich, seggt de Döscher
on limt mot Spt — Wäter. . Sprw. I,
2037. 3768.
Kl§ber, m., s. Kl§wer.
Klebrich, Klebkraut, Pflzn., s. Hackan.
Kleck, m\ 1. Kleckbuch, Kladde.
Jetzt wird man in deinem Kleck von
lauter Ausgab lesen, Carm, nupt II,
37 d. Auch Klackde, /. Sie halt zu
ihrem Brauch auch Klackden und Jour-
nalen. Ibid. III, 21b. 2. erster Ent-
wurf einer Schrift, Brouillon. Kehrt
eilend ^wieder um, sucht den verworffnen
Kleck und wirft gar mit der Zeit den
bunten Zettel weg. Ibid., 58b. Hen-
nig, 124. .
klecken, »w, 1. Klecke fallen lassen;
374
Kleckerei — SQeiderleine.
tropfenweise fallen, von dicken Flüssig-
keiten; Thon- oderLehmklecke werfen,
anweopfen, wie das der Töpfer thut,
Jeroschin, lOOd; erzählt von einer
Frau, welche einen Angstkampf mit
einem Manne besteht, wie sie in zorne
heiz ihm des mottis in munt^ in juise
unde in dm und üf so lange kiekte um
»t in gar voratekte, Pfeiffer, 1-81.
2. bildlich: kleine Vorteile, kleiüen Ge-
winn haben und dadurch vorwärts
kommen. Wem't kleckt, dem kleck't
Sprw. I, 2038. Tausend Thaler Gehalt,
das kleckt schon, das verschlägt schon
etwas, hält voipj reicht aus. Vgl. klek-
kern.
Kleckerei, /., was kleckweise, tropfen-
weise kommt, namentlich Geld, Ar-
beit.
Kleckerkitben, plur., s. Kitben.
Kleckermus, /., eine Mus, welche so
bereitet wird, dafz man Stücke von
einem lockern Mehlteige in warme
Milch kleckend fallen und darin auf-
kochen läi'zt. Wird der Teig statt in
Milch in Wasser umgerührt, so heifzt
die Speise Kitter-, KlUtermus. Danzig.
Klein I, 235. — In Kgsbg. nennt man
derartig zubereitete. Mus Klunkermus
(s. d.); unter Kleckermus versteht man
hier eine solche, welche aus einem dick-
flüssigen, sogen, bündigen Mehlteige
in der Art bereitet wird,' daiz man
diesen kleckweise in siedende Milch
oder siedendes Wasser tröpfelt, also
kleckert Vgl. Kittermus.
kleckern, sw,,\. tropfenweise fallen
oder fallen lassen, vorbei tropfen; von
dickflüssigen Speisen und Flüssigkeiten.
Dreg Brotke kleckert nich, sagt man be-
schwichtigend zu Kindern', welche But-
terbrot verlangen. Sprw. I, 465. 2.
kleckweise, tropfenweise kommen^ ein-
gehen, von Geldern. Es kleckert sich
so zusammen. Vgl. klecken. — ver-
kleckern, einzelne Klecke vorbei auf
den Boden fallen lassen. Kindern,
welche Speise (Essen) tragen, mfib man
warnend zu: verklecker nicht! Ebenso
bekleckern, das Tischtuch, die Kleider:
sich beklecken.
Kleckerschulden, plur., verkleckerte
Schulden, kleine Schulden bei ver-
schiedenen Gläubigem. In Hessen
Klipperschulderiy Klepp^rschulden. Vil-
mar, 207. Vgl. soddern.
Kieckner, m., Glöckner, von Klöcke
Glocke, also eigentlich Klockner. Rö
ofz myhn Broder, vne bcKt kor, all, ahs
dies Bapst noch Kieckner war. Carm.
nupf. V, 145 c. He lett dam Kleckna
to sock koame. Boldt, 15.
Kledaich', auch hchd. Kleidafohe, A
Kleidung/ Anzug. Seh man, wie deene'
Kledasch aussiu! Schaltj.l, 438. Ek
wuU, mien Mann trof em §n disse Klee-
dasch. Dorr, 1. Wiew., 96.
Kleeblättchen,' n., Dem. von Kleeblatt
Ein' Kleeblattchen trinken, drei Gläser
nach einander in einem Trünke. Soll
das Kleeblattchen noch ein Stengelchen
bekommen, so wird ein viertes Glas
nachgesendet. Mühling. Viol^t, 164.
Sprw. II, 1474. Aus den Schlemmer-
kreisen des 16. Jahrh.,^ vgl. Grimm,
Wb. V, 1062.
kleejunkerig, adj,, gierig, begehrlich,
leckerig. Schemipnek, 19. Gehört
zu. jankem (s. d.).
Kleekoppel, /, für den Kleebau an-
gelegtes und zubereitetes Land, das
man durch neue Anlagen nach Be-
dürfois und Vermögen erweitert und
so Koppel an Koppel reiht. Vgl. Bock,
Nat. in, 980 ff.
Kleewer, m., s. Kliwer.
Kleldaiche, /., s. Kledateh'.
Kleiderleine, pltd. KlSderim, /., s. Ltn.
Kleiderruinp — Kleinschmied.
375
Kleidemimp, m.^ Eleidemimpf, das za-
geschnittene^ zusammengeheftete Kleid,
dem noch die Ärmel fehlen. Hennig,
215.
Kleiderseiler, m., Trödler, der vorzugs-
weise mit alten Kleidern handelt. Hen-
nig, 124. Vgl.. Seiler.
kleimpeinigen, m,^ s. kiempelnigen.
kleinbeigeben, pltd., klAnbtg§we(n)y st^
nachgeben. Er mufz UeinheigAen^ er
mufz von seiner Ansicht abstehen, zu-
rücktreten, mufz «ich unterordnen. On
wascht öt wol aU weten, wer dat wer, de
mt klinbtgaf. Elbingcr Höhe. . N. Pr.
Prov.-Bl. a. F. lX,248..Firmenichm,
497b.
Kleinbier, n., Halbbier, Schemper.
Vgl. Bier.
Kleinbürger, pltd. KllnbVrgerp m., im
-Gegensatz zu Gro/zbürger (s. d.), der
Handwerker. Bock-, Nat 1, 169. H^en-
nig, 124.
Kl^'nerchen, n. u. m,, Kleiner. Als
Anrede an Kinder, doch scherzweise
auch an Erwachsene.
Kleingärtner, m.y s. Gärtner.
Kleinhom, m., Februar^ s. Grofzhom.
Kleinjung, pltd. Kllnjung', m., Scherz-
benennung für die Hebelade, die Winde
zum Hebe^ schwerer Lasten, nament-
lich starker Bäume, auf den Wagen.
Lät de Kienjung man hewe, dei hewt
mehr wt du, .
Kleinknecht, pltd. KKnkneoht, m., im
Gegensatze zu Grofzknecht (^. d.), zwei-
ter Knecht. Wir wünschen dem Klein-
knecht ein rothes Leibchen! Volksr,
213, 785. Dem Kleenknecht Peter «y
ock got Testament vom ryke Bure.
N. Pr. Prov.-Bl. H, 353. •
kleinkriegen, sw., von einer Sache,
die ärgerlich, unüberwindlich, nicht zu
lösen scheint, die man nicht vergessen
und yerschmerzen kann, die sich also
nicht zerkleinem läfzt. Es. ist nicht
zum Kleinkriegen.
kleinmachen, pltd. kl§nmake(n) (a^d),
sw.y Holz mittelst Säge und Axt für
den Küchenbedarf zerkleinem. Vgl.
achteln.
Kleinmädchen, pltd. KKnmäke, n.,
Stubenmädchen; junges Mädchen, das
kleinere Handdienste im Hause zu
leisten hi^t. Eine Tracht, welche seit
JtJirhunderten bei den Danziger Klein-
mädchen sich erhalten hat Soph. R. IV,
468. Öck hehb mi als Klenmdke ver-
met (vermietet). Nach Hennig, 124,
heifzen die Kleinmddchen in Danzig
Jungmädchen. Vgl. Halbjungfer.
Kleinmagd, /., Untermagd in einer
gröfzeren Wirtschaft. Wir wünschen *
der Kleinmagd 'nen Besen in die Hand.
Volksr., 213, 785.
Klein-Norgau,^ Ortsn., Gut bei Fisch-
hausen. Im Volksmunde heifzt es:
Hunger, wehr dt, Dorscht, bekehr' dt,
auch Rotströmpke, rotes Strümpfchen,
womit der nackte Fufz gemeint ist.
Die Erträge des Gutes sollen unza-
länglich sein und den Besitzer „auf den
Strumpf" briugen.
Kleinnuisch, Kleinutsch, gewöhnli.ch im
Dem. Kleinnutschchen , Kleinutschchen,
Kleinuschchen, pltd. Klennutschke, KU-
nuschke, n. auch adj., ein kleines Bifz-
chen^ etwas sehr Kleines, gleichsam
ein kleines Nichts;* von Sachen, wie
von Personen, daher Kosewort zu Kin-
dern. Mein Kleinutschchen! (jrieb mir
man (nur) ein Kleinnutschchen davon.
Hei OS man sdn Klennutschke, ein Zwerg.
Sprw. I, 2044. Sperber, 42, Vgl.
Nuckel.
Kleinschmied, pltd. KIftnschmSd, m,, der
Schlösser, im Gegensatz zu Grobschmied,
also ein Schmied, der feine Arbeit
macht. •
• « •
•376
kleinstädtsch — Elengen.
Meinstädtsch, pltd. Mlnstädtsch, adj,,
nnbedetiteiid, gering, yerächüich, ge-
wöhDÜch, altmodisch. Dat os mi to
Idenstddtach,
Kleister, pltd. KlTSter, m., ron kttben,
kleiben^ kleben mit ster gebildet, wie
Laster, Pobter. Grimm, Wb. V, 1134.
Das poln. Uajstfr ist aus dem Deut-
schen entlehnt. Im Kleister sitzen, in
einer schwierigen Lage festsitzen ; auch
mit deni Zusatz: und Poten saugen.
Kleisterstange, /., kurze Stange, die
man bei Stroh- oder Rohrdächcfn als
Latte gebraucht. Mühling.
Klemme, /., Einengung, sowohl das
Engende, wie der Zustand des Geeng-
ten. Ahd. nicht vorhanden^ mhd. sel-
* ten, gewöhnlich klamme^ isl. kUmma,
schwed. klamma, dän. klem, Uemme,
norw. Idäma, nnl. hlem, Grimm, Wb.
V, 1137. Enem e Klemm op em Zagel
sette, ihn in peinliche Verlegenheit brin-
gen. Er befindet sich in der Klemme.
Ein panzir, daz im was vor ein hemde.
mit alsuchdr clemde er das vleisch in
zoume htlt. Jeroschin, 96a. Pfeif-
fer, 182.
klemmen, »w. 1. einengen, drücken,
zwicken. Die Stiefel Memmen. Jero-
. seh in: Da undir — der reine gotis de-
gin vacht daz vleisch mit hungir clem-
minde (^:hemminde). 128b. Pfeiffer,
182.. 2. stehlen, mit der Klaue (Hand)
klemmen; im 2. pari, geklomjnen. Vgl.
beklemmen. 3. cacare, klemmen mit dem
After. De Kater ward dt wat klemme!
zur Abfertigung einer Bitte. 4. sich
klemmen, a) sich ins Gedränge begeben,
zudrängen, einzwangen. Hei klemmt
sock wi de Bür to\r Bicht. Sprw. I,
2046. Die Thür klemmt sich, sie geht
nur geprefzt zu schliefzen. b) sich
zieren, zimpferlich, spröde thun; von
koketten Frauenzimmertr. In letzter
Bedeutung bei Bock, 23. Hennig,
124.
Klemp(e), /., plur, Klempe(n). 1. die
Kuh* Westpr. Von dem poln. klfpa,
verächtlich für Kuh, sonst krowa. De
Klenipe plackt (pl^gO de Bimorm. El-
blng. Dit Awens, wenn de Arbeid dan,
Em Stall gemelkt de Kiempen stan.
VioUt, 194. Nach Muhling be-
zeichnet im Ermlande und in der
Elastenburger Gegend KISmpe eine kleine,
schlechte Kuh und ein schechtes Stück
Vieh überhaupt. 2. ein unsauberes
Frauenzimmer, eine Schiunze.
Mempelnigen, kleimptnigen, Zasanmien-
ziehung aus Klemme und peinigen, pei-
nigen,* quälen, foltern, einen in der
Klemme haben, ihm stark zusetzen.
Sie sollte nur die Bergausche, so den
Herrn Lieutenant schlimm gemachet,
wacker kleimpeinigen, so würde es mit
ihm wohl besser werden. Inquisitions-
Rezefz etc. der Anna Bergauin. Beitr.
z. Kde. Pr. IV, 52. Wenn euch de
MargeUens (Mädchen) nochmoal klem-
pinjen (hier neckend weh thun), denn
soagt man, ihr hoabt de Bildung in der
Dinning. Schemionek, 52. SeUem-
pinigt em (ihren Mann), «oo se wojzt
on kunnt. Schalt}., 1^ 44L Vgl. pi-
sacken.
klempern, sw., s. klimpern.
Kiengen, plur. . . . diese inhaftirte Anna
habe mit ihrem Geist Johannes ah Mann
und Weib bishero zusammengelebet . . .
hatte auch ein Paar Kiengen mit ihm
erzeuget, so schwartz ausgesehen und als
Menschengesicht gehabt, und sofort ah
Sie selbe geboren^ ins Q^nüch gegangen.
Inquisitions-Rezefz etc. der Anna Ber-
gauin etc. Beitr. z. Kde. Pr. IV^ 65.
Sie gestehet zu, nebst ihrer Mutter zwei
Kiengen der Frau Rippen wollen auf'-
gebannet zu haben, weü die Frau Sie
Kieppe — klieren.
377
schlagen lassen^ und als sie nach Koniffs-
berg fahren wollen^ habe Sie Haare, so
Ihr Geist Johannes Ihr gegeben^ vor die
Hausthüre geworfen, dafz Sie darüber
gehen und die Kiengen empfangen solle^
allein y da Herr Ldeut. v. Ripp zuvor
heratisgekammen und nach der Karosse
gegangen^ weren die Kiengen ihn be-
fallen^ darvon Er auch nun so krank
sein müsse. Ebenda.
Kieppe, /., 8. Klippe.
kleppern, sw., mit einem Sturgel (s. d.)
die« Fische aus ihren 13 fer verstecken
hervor ins Netz treiben. Vgl. Klappern.
Kleppfischereiy /., s. intern.
KIMchen, n., s. Kl§te.
KIfite, /. 1. in Litauen ein kleines
Nebengebäude auf dem Hofe, in wel-
chem Vorräte von Getreide, auch
Kleider, Betten, überflüssige Utensilien
u. dergl. aufbewahrt werden, auch be-
findet sich darin zuweilen ein Zimmer
zur Aufnahme von Gästen. Nsslm.,
Wb. 218a. Auch Kammer. .Lepner,
85.- Von dem lit. kUtis in dieser Be-
deutung, in Livland Kleete; poln. kleta
schlechtes Bauwerk, russ. kletu Kam-
mer, Vorratskammer^ mhd. glet Hütte
aus Rohr, Stroh oder Reisig, als ärm-
liche Wohnung, auch als Vorratskam-
mer oder (mit Erdaufschüttung) als
Keller. Hupel, 115. Schade, Wb.
335 f. Wenn sie sich nun müde getanzt
haben, nimbt der Braut Schwester den
Bräutigam, und des Bräutigams Bru-
der die Braut und führen sie in die
Klete,. Pierson, Matth. Prätor., 79.
. . . eine Hand voll Korn heimlich schnei-
den und es in seine Klete, d, i. die Vor-
rathskammer, da er sein Getreide halten
will, einlegen. Ibid., 57. Denn der-
selbe Aitwars (s. Alf) anderen Leuten
in die Klethe, Speicher und Scheune ein-
dringen und da Getreydigt auszrauben
sol. Ibid., 30. 2. Gefängnis, da auch
dieses in Dörfern ein kleines Gebäude
ist. Bei Mielckel, 123a, Ä:Z<?^a Vo-
gelbauer. Sie gehen mit ihm in die
KleU — in's Kletche. Sprw. I, 1132.
In diesem Sinne auch KItche, n.
Kl§ter, /. u. m,, kllterig, a<i;., s. Klä-
ter.
' Klettenweide, /., Rosmarienweide, Sa^
lix rosmcfinifolia L, Hagen, 1029.
Kleuel, n., s. Klauen.
Kl§wer, Kllber, oft nach der Blattzahl
Dreikllwer, m.y der Klee, ahd. chle^
mhd. US, holL klaver, engl, clover, dän.
klever und klöver, schwed. klofoery norw.
klj/ver. Vgl. Grimm, Wb. V, 1060.
Findet sich unter dem Klee ein Pfiänz-
chen mit vier Blättern, so heifzt es
VierklSwer, Vierkleber. Der Vierklewer^
den man zufallig findet, bringt Glück
und wird aufbewahrt.
Klibbacksch, m , abgenutztes Zuschlag-
messer. jStallup. Marold. Von dem
gleichbed. lit. kltbis. Nsslm.^ Wb.,
215a.
klibberig, kllbb'rig, adj,, kleberig, mnd.
klibbere. KMbVrige Hände, warmfeuchte
Hände.
Kitben, (?), Klei. Kitbensuppe, Klei-
breisuppe, auch Kleckerkitben. Trei-
chel.
Klicks, 971., Klecks. Mühling.
klicksen, sw.^ s. klacksen.
klicks-klacks,.tntor/., aus Idicksen und
klacksen, schallnachahmend.
kitdderig, adj, 1. kleberig in dem
Sinne von klitschig (s. d ); 2. mifzlich,
bedenklich. Mühling. Vgl. kläterig
unter Kläter.
klieren, sw,, schlecht schreiben. Du
hast gut gekliert. Die Feder kliert^ sie
schreibt dick, schmierig. Davon Ge-
kliere, n., schlechte Schrift. Sie wer-
den sich über mein Gekliere nur ärgern.
378
Elim — Klippe.
Soph. R. rV, 139. Gordack deutet
anf das franz. icrire hin.
Klillly m. Vorn., s. Chim.
klimpern, pltd. kIVmperny sto., auf einem
Saiteninstrument, namentlich auf einem
Klavier^ stQmperhaft spielen, hammern.
Bock, 23, und Hennig, 124, schrei-
ben klempem. Sperber, 35. Das
Klavier heilzt auch Klimperkasten.
Klingbeutel, pltd. KlingbUdel, m , Klin-
gelbeutel, Beutel mit Klingel an einem
Stabe zur Einsammlung der Almosen
während des Gottesdieostes. Die lästige
Klingel ist abgelegt, der Name ge-
blieben. Und jener aus der Dürftig-
keit de» KlingbeuteU (preu/zisch: des
Säkek) beweiset. Soph. R. VI, 144.
Klinge, /. Er schlagt eine gute Klinge^
ist ein starker Esser. Sprw. 1, 2047.
Kliriger, /., Klingel, kleine Schelle;
auch Glocke. Von klingen. Vgl. Klap-
per. .
klingern, 8t&., klingeln, schellen, läu-
ten. Es Idingert, die Hausglocke wird
gezogen. Et klingert tom* Ete, De
Mutter steit om kole Wind^ Heft e
Klockke an klingert fer^t Kind, Volksr.,
4, 13.
Klingerschlitten, pltd. -schllde, m.,
Schlitten mit Schellengeläute. Von
Klinger.
Klingerstock, m,^ der dicke Stab des
Rinderhirten. Ein au ihm befestigter
Eisenbügel trägt mehrere eiserne Ringe,
deren Gerassel ein Klingem^ Klingen,
verursacht. Mit dem Klingerstock re-
giert der Hirte das Vieh.
Klinke, /., der Thurdr ucker älterer
Art, den man aus dem Klinkhaken
hebt. Auf dem Lande wird hie und
da die innen angebrachte Klinke von
einer Schnur, welche durch ein Loch
der Thür nach aulzen geführt ist, auf-
gehoben. Diese Schnur wird über
Nacht eingezogen. Hetin st dt snur
irkom, di an dt klinke was gehaft, diz
Kete einis vingirs craft Jeroschin,
82a. Pfeiffer, 182. Ich trat, nach-
dem ich Müh gehabt Juäte, das lederne
Bändchen an der Klinke zu finden, in
die Stube. Soph. . R. V, 186. Es itt
der Windy der spielt mit unsWer Kam-
merldink. VolksL, 85, 10. Foln. klamia
die Klinke. Klinke kann wohl her-
stammen Von dem Klange, den sie in
ihrem Dienste giebt Grimm, Wb. V,
1196. In Natangen erhält man auf «die
Frage: Was machst (fertigst) du? zur
Antwort: E Klink an't Henemest, dat
de Hän nich hebt kann. Sprw. I, 2049.
KlinkendrUcker, m., Mann, der die
Klinke, drückt, Bettler. Man nennt
die Bettler auch Klinkenputzer, da ihre
Griffe die Klinke blank machen und
glänzend erhalten.
. Klinkerkost, /., eine weiche, leicht ver-
dauliche Speise für schwache Leute.
Mühling.
klinkklank, intery., das zusammen-
geschobene kling klang, schallnach-
ahm^d. Man sagt, wenn ein Glas
zur Erde fallt und klingend zerbricht,
scherzend: klinkklank! Hennig, 125.
klipp, intery.;, Ableitung von klcq^p,
(s.. d.).
Klipp, n., Knabenspiel, bei welchem
ein Stäbchen oder ein Stein durch
Schlag mit einem Holzstabe fortge-
schleudert wird. Sperber, 18. Der
Name ist wohl Nachahmung des Tones
klipp, der beim Schlagen sich hören
läizt.
Klippe, /., Klippnetz, n. .1. kleines
Zieh- oder Zuggam, kleines Wadegam,
aus zwei Flügeln und einem Sacke
(Metritze) bestehend. Besondere KUp-
pen sind: die Stintklippe, die Stichiings-
kUppe, lit. stegin kUppe. Kurisches
klippem — klitschig.
379
Haff. Fisch.. Ordg. f. d. kur. Haff,
§32. Ben ecke, 350. 2. Klippe, Kleppe,
Klappe, kleine^ auch Wathe, poln. wate und
brodniay masarisches Wadegarn. Es
heil'zt auch Badnetz undRandnetz, nach
Mubling auch Kose, /., und gehört
zum* kleinen Gezeuge. S. Hennig,
125. Sperber,- 18: Nsslm. Th., 74.
Benecke, 352.
Mippem, «it., klappern, doch in leise-
rem Geräusch bei höherer Tonlage.
Klippern gehdrt zum Handwerck. Stein,
Peregrinus XVm, 28.- W. Mtsbl. VI,
191.
*
. Klippfischerei, Klappfischerei, /., Fisch-
fang mit der Klippe oder Klappe.
Klippneb, n., s. Klippe.
Kits', plur,, Klöfze. Nu seiht, wat
"wi all mauke va Tüffke: Brot u Klis*
u Grott^ uk Kes u Kuchen^ nun seht,
was wir alles machen von Kartoffeki etc.
Flatow. Firmenich I, 120a.
Klisch, m., der FoTz, gewohnlich je-
doch in der Mehrzahl Klische. Natan-
gen.
Klischche, Klischke, n., Gläschen^
Schnapsglas. Ermland. Von dem poln.
kieliszek Spitzglas.
Kitsche, /., eine Art Scholle, Heu-
ronectes limanda; sie heil'zt auch Gl&rke.
In manchen Gegenden wird auch der
Brassen, Ciprirm» Brama^ Kitsche ge-
nannt, poln. Kleszcz.
Klischke, n., s. Klischche.
klispern, 8t&., wispern, zischeln . M ü h -
ling.
Kitter, Klttter, /., kleines, winziges
Mehlklümpchen in der Mus. Westpr.
In Ostpreul'zen heifzen die Klitem ge-
wöhnlich Klunkern, ' •
Kittermus, Kllltermiis, A Mus mit Kli^
tem. Dzg. W. Seidel, 31. Erseht
kämm of der Tafel of enem End Kit-,
termds von schenem feinem Mehl, Schalt).
3, 9. In OstpreuTzen Khmkermus, Vgl.
Kleckermus,
klttern, »w,^ s. v. a. kleckern (s. d.).
KIttsch, m., der teigfge, unausge-
backene, nicht fecht aufgegangene Teil
eines Gebäcks^ der Wasserstreifen im
Brote. Ist das ganze Gebäck derartig
roh, so ist es reine KUtsch. Es heifzt
auch Kbinschy m.
Klitsch, m.y plur. Klitschen^ grblze
Späne, welche beim Behauen von Rund-
holz und Bauholz abfallen. Sie heilzen
auch Klatschen und Körbelspäne; letz-
teres von kerben. Scherzweise sagt
man, dalz Mädchen, welche auf einer
festlichen Begebenheit nicht zu tanzen
bekommen, 2Mi Klitschen nach Hause
gehen müssen.
Klitsch, 77»., Klatsch^ Schänderei. Einem
einen Klitsch anhängen^ ihn zu seiner
Schande bereden, verleumden. Trei-
chel.
klitschen, s/w. 1. Holz kleinmachen.
Der Ausdruck ist nur in verächtlichem
Sinne gebräuchlich. 2. klatschen. Mit
den Händen klitschen und klappern.
Stein, Peregrinus XH, 76. W. Mtsbl.
V, 76. 3. klatschen =; Neuigkeiten ver-
breiten, schänden. 4. kneten, anteigen,
wobei ein knitschender Ton zu hören
ist; daher auch backen. In dieser Be-
deutung jedoch nlehr knitschen xmd
knetscfien.
klitschig, kittschig, adj,^ nicht ganz
ausgebacken, noch teigig, halb roh; vom
Brot, von Kuchen, Klölzen etc. Auch
Idizig, klitzig\ klOzig, klunschig^ kniischig^
nachHennig, 189, sogar pfötet^. Sper-
ber, 42. Schemionek, 19. Im Bre-
mischen klitzig und klidderig^ in Liv-
und Estland küntig^ glintig^ während
klitschig kleisterig, klebrig bedeutet.
Brem. Wb. U,*803. Hupel,116. Sali-
mann^ 34b.
380
Klitschkebock — Salopper.
KIHschkebockym., Holzbock. Treichel.
Vgl. klitschen 1.
Klitschkesonnabend, m,, der heilige
Abend (Sonnabend) vor Ostern, weil
an diesem Tage geldiückt^ zum Feste
gebacken wird.
Klitschklatsch, m.^ Zosammenziehung
aus klitscfien und klatschen ^ oberfläch-
liches Gerede, Gewäsche, Geklätsch.
Sollen sie mit andern Mädchen Briefe
wechseln : , , so wird das entweder Klitschr
klatsch^ oder sie gewöhnen sich ans hecheln
und medisiren, Soph. R. IV, 133.
Klittag, m., Pflzn., Hundsweizen, Ely-
mus caninus L, {TriOcum caninum),
Bock, Nat. HI, 299.
Klitzke, flur,, Klöfze. . Dzg. W. Sei-
del, 31. Morge war^ wt Hochttd mäke,
War' tut dabiKlttze käke, Pommerellen.
Volksr., 78, 308.
kllzig, adj.y s. klitschig.
klobig, adj.^ aus dem Groben, gleich-
sam aus einem Kloben^ gehauen, un-
behilflich, massig. Das ist mir denn
doch zu klobig^ zu stark, zu unverschämt.
Sperber, 18. Vgl. klotzig und klüftig.
Klock, /. 1. Glocke. Hei mot alles
glik an de gröte Klock hänge^ es unter
die Leute bringen, ausposaunen: De
gröte Klock tene^ laut sprechen oder
schreien, um sich Gehör zu verschaffen.
2. Uhr. Wat ös de Klock^ was ist die
Uhr? De Klock schleit De Klock geit
na Schömper^ geht unrichtig, ungenau.
Elbinger Ndrg. Werder. Klock sechsen
fängt man an zu hexen ^ Klock sieben
wird er (der Kaffee) gerieben, Volksr.,
100, 448. Kbck os Klock, Mutter göft
EU. Sprw. I, 1305. Vgl. S§ger und
WTser.
kIVftig, adj., s. klüftig.
klOk, adj,y u. die Zusammensetzungen,
s. klug.
Klomp,KHimp,m.,j:>Zt£r.£2(>9np^, Klompe,
Elofz, Klöfze, Erdklumpen (s. Klute).
Klompes mehr as Fusten dick^ Op den
Mann wol dertig Stock, Dzg. Nhg.
Volksl., 42, 27, 4. Vorgen Sinndag et
hei noch Bt mt sure regge Klompe (Klöfze
aus Roggenmehl). Oberland. YolksL,
5, 4, 5. Von Klumpen. Vgl. Korn.
Klumpe,/., s. Klemp.
klVmpern,.9t(7., s. klimpern.
klVnen, sw., s. Manen.
Klonnen, n., eine verbotene Art des
Fischens, bei welcher die Grondleine
des Netzes den Boden des Gewässers
berührt. Nach H e n n i g , 125, die Art,
bei welcher das Klappnetz langsam am
Lande fortgezogen wird, wobei es nicht
tief geht. Ostpr. Prov.-R. § 6. Zusatz.
Fisch.-Ordg. von 1738. Nsslm. TL,
217, schreibt, unberechtigt, J:2ora<?n. Vgl.
Bullern.
Klopf, /. u. 772., s. Klopp.
klopfen, sw. Steine klopfen j Steine
klein schlagen. Ah der Chaussee safzen
in ganzen Regien Arbeiter und zer-
schlugen oder vielmehr „klopften*^ die
spröden Granitsteine . . . Da will ich
doch lieber an der Chaussee Steine klopfen 1
sagt der Arbeiter^ dem man eine schwere
.Arbeit zumuihet. Passarge, Balt, 110.
Klopfpulver, n., s. Blitzpulver.
Klopott, 77»., Kummer, Soi^e, Herze-
leid; Yon dem gleichbed. poln. klopot
Flatow. Schmitt, 107; Westpr., 165.
.Klopp, Kloppe, Klopf, /. und m. Der
Schlägel am Dreschflegel; er ist mit
dem Staf (s. d.) durch das Gehänk ((Je-
häng) verbunden. Vgl. Klatsche.
Kloppe, /., Schläge, Hiebe. Es gid>i
Kloppe,
Klepper^ m,j Klopfer in Gestalt eines
Hammers oder Ringes an den Haus-
thüren; durch die Hausglocke fast ver-
drängt. Auch Anklopper (s. d,).
Klopperbärsch, m., s. bSrsch. :
Klopperbfirsch — klnbern.
381
Kloppfische, plur,^ Prügel, von Idopfen^
pltd. kloppe(n). Es gieht Klopp fische.
Bey den Moscovitem ist es fast eine all-
gemeine Gewohnheit^ Dafz sie ihre Wei-
her^ um dieselben in der Ldebe und Treue
bewehrt zu machen^ oft mit Stock- und
Klopf-Fische tractiren, Carm. nupt I,
292.
Klopphengst, 77»., Hengst, durch iT/op/^n
gewallacht; auch nicht völlig entmannter
Hengst. S. Grimm, Wb. V, 1231.
Klops, m. 1. platt geformte Fleisch-
kagel aas fein zerhacktem Rindfleisch,
worunter etwas Reibbrot und Ei ge-
mischt ist Sie werden in Bouillon ge-
kocht und mit einer pikanten Sauce
versehen: Konigsberger Klops = saure
Klops, Sardellenklops, Weinklops — , oder
gebraten : Bratldops. Nach Bock, Nat.
1, 260, ist Klops ein geklopftes, inürbe
geschlagenes oder auch geädertes Rind-
fleisch^ das in kleinen Schnitten mit
etwas Wein, Butter, Muskatenblumen
und fein geriebenem Weifzbrot über
den Kohlen in einer zinnernen Schüssel
gesotten wird. Schwed. kalops, engl,
coflop Fleischschnitte. Bock, 23. Hen-
nig, 125. Verlangst du einen Klopsf
der ist dir bald bereit. Carm, nupt II,
199c. Die Wurzel ist klopfen^ daher
2. Klaps, Schlag. Es hat Klopse ge-
g^)en, d. h. Prügel. Eine .beliebte
Scherzfrage der Kinder lautet: Willst
Klops oder Reisf Je nach der Antwort
wird ein Schlag gegeben oder das Haar
gezupft. Sperber, 19.
KISschen, pltd. Ki»ske(n) (o lang),
m. Vom.^ Dem. von Klaus, Klos, Niko-
laus. da steckt was dahinter, oder
ich hei/ze Klphsken! Soph. R. III, 144.
Wo ihr beide nicht von Herzenssachen
geredet habt, so wiU ich Klohsken heifzen,
Ibid . I V, 434. Wo dies nicht eine Durch-
stecherei ist, so heifze ich Klohsken. Ibid.
VI, 327. Vgl. KIfts.
Klosterwenzei, m., auch Mauskopf, die
schwarzköpfige Grasmücke, Sylvia atri-
capiUa. Bujack, 37*2. Mühling,
Tiem., 173.
Klosterzwim, m., Zwirn, im Kloster
gesponnen. Frauenburg. Heilsberg.
KlOte, /., mnd. kl6t, Hode, testiculus.
Treichel.
KIStsch, m., s. Klitsch.
Klotzbeute, /., Beute in einem Klotze,
Holzblock. Vgl. Beute.
Klotze, KIVtze, Klotzen, plur,, s. Korke.
klotzen, sw, 1. zahlen^ bezahlen. Er
mufz gut klotzen, besonders Strafe. Der
Stamm dürfte Khtz, Block sein: das
Klotzchen tragen in Thüringen s. v. a.
der Letzte sein, eigentlich aber wohl
eine Strafe. Grimm, Wb. V, 1254.
Für dieselbe Bedeutung auch blotzen,
8. Grimm, Wb. II, 153. 2. nach Müh-
ling das Getreide oberflächlich aus-
klopfen.
klotzig, adj. von Klotz, ungestalt,
plump, unbehilflich; grob, arg; in hohem
Grade. Das ist klotzig gelogen.
Klotzkorke, -schlorre, /., s. Korke.
KlObe, KIQwe,/. 1. zusammengedrehter
(Birken-) Zweige den man als Band oder
Strick benutzt. Das Achtelholz wird
durch JOut^^nzusammengehalten, ebenso
das Flö/zholz, In der Gegend von
Tilsit und Pillkallen nennt man eine
Rute, Gerte, überhaupt Klmoe, ver-
hochdeutscht Klaube. N^ch Mühling
heifzen sie aach W§den, was Weide be-
deutet und auf die Zweige dieses Baumes
hindeutet. Lit. klübas. 2. Holzscheit,
Kloben und dann auch m. In Hessen
Klauwe, Klohe, Klo, Kla, m.; bei Frisch
I, 520b, maue. Vgl. Kluft
klQbern, klQwem, «U7.,.klauben, Kleinig-
382
Eluck — Elugkoser.
keiten mühsam anfertigen, schnitzeln.
Hennig, 125. Tgl. ausklOwern. S.
klDwen.
Kluck, laucke, /. 1. Glucke, Brut-
henne. Das Wort ist dem Tone nach-
gebildet, mit welchem die Henne die
Efichlein lockt, daher Eiangähnlichkeit
in den Benennungen der verschiedensten
Nationen. Vgl. Grimm, Wb. V, 125^..
He huckt wie ß Kltick^ der Phlegmatische.
Von de Kltick op't Perd spare, auf un-
sicheres rechnen. Sprw. 1, 1308. .1685.
2. Frau. Öle KlucL Mit solcher Glucken
ist auch .keinem Mann genützet. Carm.
nupt n, 266d.
Kluckey /., verschlungene, .oder auf-
fallig gekrümmte Baamwurzel als Schul-
zenstab, mit dem zur Gemeindever- '
Sammlung eingeladen wird. Die gro/ze
Klucke wird umhergeschickt, wenn
Bauern und Knechte zusammenkommen
sollen, die kleine^ wenn die Versamm-:
lung nur die Bauern betrifiFt. Pom-
merellen. S. Beschreibung und Ab-
bildung in N. Pr. Prov.-Bl. 3. F. HI,
182. Vgl. KriwQle.
Mucken, sw. 1. glucken, von den
Hennen, welche brüten wollen oder
brüten, herumkiucken, die Küchlein
gluckend führen. Es kann gar wohl
davon herkommen^ da Sie nur mit Einem
herumgluken werden. Soph. R. IV, 152.
2. von Flüssigkeiten, die durch eine
Enge gehen: sie machen ktuckkluch •
Auch Muckern, Mucksen, bayer. kluckezen,
SchmellerII,352. DatWoaterkluckerd,
schlooch enan (an den Kahn). Dorr,
48..
Muökern, sw., s. das vor.
Mucksen, mo., s. klucken.
KIQe, n., s. Klauen.
Kluft, pltd. Klofl, /., Kloben; vom
Holz. Ouch wer dem andre des nachtis
oder des tagis seyn holtz vorstiltj wird
her des nachtis mit einer kUmft begrifen.
Willkur Marienburgs. Voigt, Gesch.
Marienb., 525. Poln. kkfta. Hennig,
125. Vgi: Klube.
MUftig, pltd. MOfUg, o^'. 1. grob,
wuchtig, derb, plump, unbescheiden,
gemein, obscön. Das ist klüftig —
kommt klüftig. Er kam mir sehr klüftig^
redete mich* unbescheiden, grob an.
Bock, 23. Hennig, 125. 2. schlau
gend, zutreffend, witzig, sinnreich. In
diesem Fall ist die Kunst Kleinigkeiten
zu sagen schwerer^ als die klüftigsten
Beweise. Hamann IV, 457. Ak Aas-
ruf der Verwunderung: I\>tz Idöft!
Carm. nupt Hl, 50 d.
klug, pltd. klOk, auf derDanz. Nehrg.
Mock, adj. In vielen Redensarten: KLSk
wie e Dorschrtwer. KlSk wie e Monsch.
Höhnend: Hei ös e kUker Monsch, hei
kann sogar HarketirSce mäke. Bekannt
ist das alte preuizische Sprichwort: Bist
du klug, so gehe hin und tausche die
Brüder in Preufzen; bei Eichendorff,
Wiederherstellung des Schlosses der
deutsch. Ordensritter in Marienbui^,
22: die Herren in Preufzen. So klok
OS ok Horts Gorg\ Hei os Idöger wie
näge'Domme — loie nage domme Hener.
Böst e Idoger Monsch ^ schäd^ dat ddn
Koppke verfüle mot Vgl. Sprw. I,
2052f.;.n, i485f.
Klugerjän, mi, kluger Johann. Schimpf-
name für klug sein wollende Leute.
Mühling.
klugkosen, pltd. klOkkose(n), sw., Zu-
sammensetzung aus klug und kosen =
reden, schwatzen, erzählen: altklag
reden, zu Munde sprechen, um sich ein-
zuschmeioheln. Im Volksmunde kur-
siert die hübsche AUitteration:' Klokhose
kosft kein Gold,
Klugkoser, pltd. KlOkkoser, m., einer,
der klug kost, zu Munde redet. Als
i
Klugscheifzer — Klunkerflasche.
383
Spott: KlSkkoaer^ . hdl (hole) mt doch
det Eundke. Dönh. KMkkoser von
SchmodiUe. Schinoditten, Kirchdorf bei
Pr.-Eylau. Sprw. 11, 1489 f. Nu koost
di fast (fest), mien Klookkoosa! schreeg
Luddwig Hess. Boldt,.18.
Klugscheifzer, pltd. KlOksehtter, m.,
wörtlich ein solcher, der auch den Grang
zu Stuhle klug abmacht; ein Über-
kluger, der alles besser versteht. Spot-
tend: Klokschiter von Kromarge: Kro-
margen, Dorf bfei Pr.-Eylau. Sprw. 1,
2063. Davon klug8c)iei(zen, sw.
kluingen, sw., s. Mungen.
Klumka, Klumke, /., sackartiges Netz
an einem dreiseitig pyramidalen Gerüst
von Stäben, die vereint an einer Stange
befestigt sind, namentlich zum Fange
der Laichfische. Die Klumka ist ein
verbotenes Gezeug. Masuren. Be-
schreibung und Abbildung in Benecke,
366 f.
Klumpatsch, m., Unsinn. Treichel.
KlUmpchen, n.. Dem. von Klumpen^
Geld.' Sie scharrt nun ein KUmpgen
zusammen^ weil ich kein Interesse nehme,
Soph. R. V, 581.
Klumpe, m, u./., Holzschuh aus einem
Stück geschnitten, lit. klumpes. Nach
Nsslm. Th.y 75, auch Schuh ohne Hack-
stück von grobem Leder mit hölzernen
Sohlen; also Korke (s. d.). Der (Lehrer)
hohe Bücher gebunden^ der geschneidert^
der Klumpen gemacht Passarge, Balt.,
158. Vgl. Gänserumpf.
Klumpsack, m., s. Plumpsack.
KlOn, n.^ das Sieb. Das Erbsensieb
heifzt Arfteklun;. ein Spreu^ieb, das ge-
wöhnlich aus Bast gefertigt iSt, Sptt-
klün,
klungelriy mü., heimliche Anschläge
machen, hinterlistig handeln, sich zu
derartigem Thun vereinigen. M ü h 1 i n g.
klungen {ng weich gesprochen), klun-
nen (nn mit durchklingendem ^), «r.,
Schemionek, 19: kluingen, im Wasser,
im Sumpfe, im Schmutze, in zähem
Lehmboden waten. Westpr. In der
Bhtt klunjyen. Elbinger Ndrg. Die
Stube voUklunnen^ den Schmutz an den
Stiefeln in die Stube tragen. Werder.
Nsslm. Th., 217: Zu lit. kldnas Wasser-
pfütze, kUnis niedrige Stellen im Acker?
Klunker, /. 1. Elümpchen von Mehl .
in 'Mus, . Suppe etc. Vgl. Klunkermus,
2. grober. Flachsrest, welcher in der
Hechel zurückbleibt; das, was von der
noch einmal durchgehechelten Hede
(s. d.) in der Hechel zurückbleibt. Das
aus Klunkern gefertigte Gai^i heifzt Klul\ke^
garn,' die aus diesem bereitete Lein-
wand Klunkferlelnwand. Lit. klunkurei
dass. was Klunkern und Klunkergam.
Frosch ön de WoU^ seggt de Dokmaker
on spönnt Klunker, Ja tool^ seggt de
DSkmaker on kchnmelt Klunkre, Sprw.
I, 1000. Hei du^ min Junkerke^ Mot
de Sack voll Klunkerke. Volksr., 14, 64.
Vgl. auch H§de. — Nach Grimm, Wb.
V, 1297 ist zu Klunker das Mutterwort
noch zu finden. Zunächst dürfte es
wohl als eine Form von lücfz ange-
sehen werden; hingewiesen sei auch,
auf das anklingende ahd. clunga, mhd.
klunge = glomus Knäuel. Bock,' 23.
Hennig, 126.
Klunkerball y m., ordinäres Tanzver-
gnügen.
Klunkerband, n., Band aus Klunker-
garn gewebt.
Klunkerflasche, /. 1. Flasche mit
engem Hal3e, Branntweinflasche, welche,
wenn man daraus trinkt, ein KlurJcem
hören läfzt. Gewöhnlich Klunkerßaschr-
cheny pltd. Klunkerßaschke. On wat mt
denn noch lewer os^ Als du^ min lewer
Schniefke bost^ Dat 5s min Klunker-
flaschke, Volksl.,57,38,7. Auchgröfzere
384
Klankergarn — Klutchen.
Flasche mit vier Röhren in der Mitte,
aus welcher in den Kneipen der Brannt-
weingeschenktwird; diezarückfliefzende
Flüssigkeit Idunkert in den Röhren.
Schemionek, 19. In Hessen £^Zun^^r,
m. n. n., Krug mit engem Halse; auch
Klunkerkrüschen^ ^glas. Vilmar, 209.
2. Frauensperson, welche gern klunkert,
dem Fläschchen zuspricht Bock, 24.
Hennig, 126.
Klunkergam, m., s. Klunker.
Klunkerkirtsche, /, Wagen mit Ver-
deck, Dach, aus Klunherleinwand, Na-
tangen.
Klunkermus, f.y Mus mit Klunkern.
Bock, 24. Hennig, 126. Über die
Bereitung s. auch Bock, Nat. I, 264.
Vgl. Klttermus.
klunkern, sw, 1. von klucken, klang-
malend : daskluckende, gluckende Tönen,
welches sich beim Trinken aus einer
Flasche mit engem Halse hören läfzt;
auch das Rollen im Unterleibe, lit.
klukaiti. 2. schnapsen, wiederholt dem
Fläschchen zusprechen. Bock, 23.
Hennig, 126. 3. reflexiv: Hch Idun-
kern, sich zu Klunkern ballen. Die
Federn in alten Betten klunkern sich.
Klunkersack, m., Sack aus Klunker-
leinwand, doch mehr noch das Säck-
chen am Wocken, in welchem die
Klunkern (Flachsreste) aufbewahrt wer-
den.
Klunkerzeug, n., Gewebe aus Klunkern,
Elunkerleinwand.
klunnen, 8w., s. klungen.
Klunsch, m., s. Klttsch.
klunschig, adj., s. klitschig.
Klunte, /. 1. nach Hennig, 126, eine
freche und unzuchtige Weibsperson;
jetzt wohl mehr Bezeichnung für ein
schmutziges, plumpes und ungeschicktes
Frauenzimmer. Jede Klunt,op em Weg
heft mi afgeredÜt, em to neme. Dar-
kehmen. Vgl. Brem. Wb. H, 814.
Richey, 126. Sallmann, 34b. In
Hessen Klunder. Vilmar, 208. — 2.
Klute, Erdklofz. S. das folg.
Klunter, /., Klumpe, Erdklumpen, Erd-
klofz (s. Klüte); Kugel, Kugelartiges:
Samenknopf, Samenkapsel. Dat nt dei
Khmtre Tüffke (Kartoffeln) sind. Fla-
tow. Firmenich I, 119b. Am In tnt'
hei dei Klun£re Stef Flatow. Ibid.,
119a. Vgl. das vor.
Muppem, sw.j frische Fische, unge-
schuppt, in der Asche rösten; so za-
bereitete Fische heifzen Klupper. Dem
Wasser zu Ehren pflegten nach Bretkim
die Hafffischer im Frühjahr einen Hecht
oder andern Fisch zu Iduppem (unge-
schuppt in der Asche zu braten') und
zu verzehren. Pierson, Matth. Prätor.,
34. Ich erinnere mich, dafz ich in
meiner Jugend pflog van meinem Vater
in die Russe nach Klupp er geschieh
wardy i. e. nach trockenen Fischen. Ibid.,
28.
Klurke, /., kleines, schlechtes Wirts-
haus, Winkelschenke ohne Einfahrt
Pr.-russische Greiße. Lit. klurke.
Klusack, m.y Tölpel; vom poln« khisak
schwerer Zelter, Hochtraber, dieses von
Klotz. Flatow. Schmitt, 110.
Klose, /. 1. Klause. 2. Gefängnis.
Se hehbe emönde Klus gebrocht Königs-
berg. Bei de Standdr (Gendarm) kämmt
on leit se in de Kalus. Kr. Gumbinnen.
Korrespbl. V, 49. 3. Haus, Wohnung.
Du Schelm^ wat deist on minem Hm^
Wennor kam ock on dine Klus'f VolksL,
85, N. Pr. Prov.-Bl. HI, 155.
Klutchen, n., aus dem hochd. Kabottr
chen. Dem. von dem franz. calotte Käpp-
chen f&r den kahlen Schädel, nach
Hennig, 78, Gaüotchen, Wer aüezeU
bei abnehmendem Licht die Hetäre wird
abnehmen lassen ^ kan endlich unver-
Elüte — knabbern.
385
merckt zur Glatze gelangen^ und mag
sich alsdann mit besserm Fuge eines Com-
medienrKypffs {yoie jener vornehme Mann
die Calotchen zu nennen pflog) als ein
dickhaariger Kopf gebratichen, Linem.,
Mm 3a. Hieraus ist ofenbahr ^ dafz
ein Kaloty oder wie es etliche nennen^
der Bochsbeutel, aufm Kopfe ^ wenn es
das Haar dicht zusammen presset^ nicht
so sehr der freyen Kälte, als vor das
ventiUrte Haar für sich selbst wieder-
stehen möge. Ibid., Nn 2 a. Der Mann
ist das Haupt ^ — on de Fru ös dat
K2utke, dat sot bläwe drop. Sprw. 1,
2530.
KIQte, /., Erdklumpen, Erdklolz, ge-
frorene Erdscholle, Lehmscholle. Wohl
eine Form von Klofz, Vhchd. und im
Ermlande Klaute; holl. kluit DeJonges
ichmeifze söch mot Klaute ^ die Jungen
werfen einander mit Erdstucken. Sper-
ber, 18. November^ grodis^ führt den
Namen von den Erdkluten^ derer sich
viel im November finden, Pierson,
Matth. Prätor., 50. Der Winter-Monaih^
Gfrodis^ von Qrodys eine Klaute^ weil
der Weg alsdann ktautig ist Lepner,
110. In Westpr. heifzt der Landwirt
Klvtenpadder, Eluten treter. Treichel.
Vgl. Richey, 126. Brem. Wb. H, 810.
Vilmarj 210. Hennig, 126.
KlOte, /., schwanzloses Huhn, Huhn
mit abgestumpftem Schwanz, auch Klüt-
huhn^ Klüthahnj Klutnarsch, In Bayern
Keüarsch. Schmeller U, 289. Vgl.
Kuli.
klQten, sw.^ sichy sich zusammenballen,
zu KLüten formen; Lehmiger Boden —
die Federn in alten Betten klüten sich.
KlUter, /., 8. Kirter.
KiUtermuSy /., s. Klltermus.
klütern, sw.^ sich^ sich ballen, zu-
sammenfugen zu Kluten, Frequent. von
klüten. Die Federn alter Betten klütern
Fri«ehbl*r, Wteterbofihl.
sich' zusammen. Hierher gehörig Klüter,
Klunker.
klQtig, adj., s. KIQte.
Klutnarsch (a » a), m, u. n., s. KIQte.
klutschen, sw,y glitschen, gleiten. Da-
von:
klutschig, ad^'., schlüpfrig, glatt. Müh-
ling.
KlutZy /., Mädchenmütze. Barten-
stein. Vgl. Klutchen.
Kluwander, ein Spiel der Knaben. Sie
schneiden mit ihren Messern kleine
runde Löcher in den Rasen und werfen
dann der Reihe nach die Messer in
die Höhe. Zuvor ist festgestellt, auf
welche Seite das Messer nicht nieder-
fallen darf. Fällt es dennoch auf diese,
so macht der Nachbar den nächsten
Wurf. So geht es fort, bis die richtige
Seite oben zu liegen kommt. Der so
Werfende darf nun soviel Raseu um
die Grube seines Nachbarn herum weg-
schneiden, als er in einem Atemzuge:
Klu(wiwu)wander ! ZM sagen vermag. Am
Schlüsse des Spiels sucht jeder sein
Loch mit dem gewonnenen Rasen zu
füllen; wers nicht vermag, hat ver-
loren und wird mit der übrig geblie-
benen Erde beworfen. Ein ähnliches
Spiel heilzt in ^ahyfdk^esaÄckerles: Meier,
394. Vgl. Volksr., 192, 716.
KIQwe,/., s. KIQbe.
KIQwel, KIQwen, n., s. Klauen.
kIDwen, sw.^ klauben. ausklQwen, aus-
klauben, aushülsen, mühsam mit den
Fingern heraussuchen. Nach Mühling
auch erforschen, ersinnen, ergrübein.
S. klObem.
. KlQwerarbelt, /., mühsame Handarbeit,
Schnitzelei. S. Kntwelarbeit
klOwem, sw.^ s. MQbern.
klUzig, adj,^ s. klitschig.
knabbeln, «to., s. knabbern.
knabbern, sw,^ mit Geräusch und Eifer
26
386
Enabkfise — knallen.
nagen, in kleinen Stücken abbeif^n.
Die Maus knabbert. Kleine Kinder
müssen immer etwas zu knabbern haben :
sie sind Knabbermäuschen, Auch knab-
beln. NachGrimm,Wb.V, 1323: von
knabben nagen; engl, knab knabbern,
nagen (auch knabble). In gleichem
Sinne knibberri, knibbeln, knubbern, knup-
pern. Sämtlich in der Zusammen-
Setzung mit ab: abknabbern^ abhiabbeln,
abknibbem^ cAknibbeln^ abknitbberh, mit
auf: aufknabbern etc.y mit be: beknabbem^
Brot oder Kuchen rundum benagen etc.
Vgl. gnagen.
Knabkäse, m., s. Knappkäse. *
knackeny sw.^ rauschend knistern^ als
solle ein Bruch erfolgen; von Holz,
von schweren Kleiderstoffen. Die als
Jungfer geputzt war^ da/z sie nur so
knakte. Soph. R. II, 477.
Knackerweide, /, Pflzn., Bruchweide,
Salio! fragtUs L, Bock, Nat. III, 131.
Knackosbot, m.^ Storch. Ök en Bet
denn Grett (ein Bifzchen dünne Grütze),
as de Knackosbot vom Dack schett. Jer-
rentowitz. Volksr., 245, 857.
Knacks, m., aus der Interj. knacks^ die
den Ton bezeichnet, den ein brechen-
der Holzstab erzeugt. 1. knackender
Ton, Knack. Da^ Eis giebty wenn es*
sich setzty einen gewaltigen Knacks. 2.
Bruch, Sprung, Ril'z.. Das Glas hat
einen Knacks bekommen. Die Achse,
die Deichsel hat einen Knacks, einen
Bruch. 3. bildlich: Schaden an der
Gesundheit. Er hat einen Knacks* weg-
bekommen.
knacksen, sw^, Frequent. von knacken.
Mit den Fingern knacksen, aufknacksen,
aufknacken, verknacksen, sich^ *sich be-
schädigen. Er hat sich den Fu/z ver-
knackst.
knaddem, «^., s. kniddem.
knaddrig, o^'., was sich leicht ver-
biegt, leicht bricht Schemionek, 20.
In der Ältmark knaddrig und knoddrig
=B knorrig. Danneil, 108a.
Knagge, /. 1. Pflock, etwas dairan
aufzuhängen, Kleiderriegel.. In den
Schfdzimmem sind Knaggen angebracht^
woran die Kinder Hüte und Überkleider
hangen. 2. hölzerner Wirbel an Thür
oder Fenster. 3. bildlich: die Nase.
Er hat eine gute Knagge^ eine tüchtige
Nase. 4. nach Mühling überhaupt
ein Stück von ziemlicher Gröize, also
eine Knagge Brot s. v. a. KnasL
KnäkerbSn, m., Knochenbein, kndher-
nesy knöchernes Bein. 1. ein hagerer,
knochendürrer Mensch. 2. der Storch.
3. der Tod.
knäkern, adj.y knöchern. Muskey gbff
ml e tseme Tan, öck gew dl e knäkre^
sagen die Kinder, während sie den
Wechselzahn auf den Ofen werfen.
Knäkschale, /., die Klaffmuschel.
knäkschälig, •schalig, adj.y schwach,
gebrechlich, körperlich angegriffen, hin-
fallig; vom Menschen. Der Kranke
sieht knäkschälig aus. Er geht sehr
knäkschälig y er ist schwach zu FoTz,
die Beine wollen ihn nicht tragen.
Bock, 24. Hennig, 126, schreibt
kneekschälig und leitet das Wort ab
von Knake(n) Knochen und- schelen
hin und her schwenken, wie solches
mit der Wäsche geschieht. Da man
aber auch knttckschalig, vhchd« knick-
schälig, -sqhalig, hört und dies auch auf
alte, dem Zerbrechen nahe Möbel an-
gewandt wird — de Stol (der Stuhl)
08 knöckschalig — , so scheint mir weniger
Knochen als knicken y pitd. knocke(n)y
die Wurzel des ersten Gliedes der Zu-
sammensetzung zu sein. Danneil,
109 b^ schreibt knaokschäolig und er-
klärt: was nicht so ist, wie es sein soll.
knallen, »w.y aufzer den allgemein be-
J
•1
En&Uer — Knaster.
88T
kannten Bedeutungen: 1. grell in die
Augen fallen; von kreischenden Farben,
namentlich rot; daher knallrot 2. caire.
S. einknallen.
Knäiier, KneJIer, Knilier, Knüller, m.,
schlechter Rauchtabak. Vgl. Drängsei.
knallig, adj, von Knall^ plötzlich,
schnell^ raschj unversehens, wie ein
KnalL Es geht knallig. Hei kern foaU
knallig.
knallrot, adj.y s. knallen.
Knall und Fall, augenblicklich, auf der
Stelle. Es hiefz ursprünglich' KnaU
und FaU war eins^ mit dem SchuTz zu-
gleich fiel der Mann, und mag im
30jähr. Kriege entstanden sein, obwohl
^8 auch der Jagd entnommen sein kann,
wie Adelung will. Grimm, Wb. V,
1334. Wer kann dat End* af spüre?
Et kömmt oft KnaU on Fall. Lhrztg.,
4, 355 c. Awer wiel §k en boset Ge-
wissen hadd on so Knall on FaU awer-
rumpelt wordy merkd §k nich den grawen
Bedrog. Dorr, 1. Wiew., 124.
Knallwenzel, m., schlechte Sorte Rauch-
tabak. S. Knäller.
knapp, adv.j kaum. Es reicht knapp
aus. De Schien-Dähry. . war knap man
opgeschlate. Carm. nupt I, 282, 1. He
§s knapp dreemal Qn miener GeseUschoft
west.' Dorr, 1. Wiew., 30.
knappemang, ado.\ französiert: mit
knapper, genauer Not. Treichel.
knappen, sw. 1. knapp, unzulänglich
geben, austeilen, s. abknappsen. 2. mit
der Peitsch^ knallen. Treichel.
Knapphans, m,. 1. Knicker, der von
allem, was er zu geben hat,* gern etwas
abknappt. 2. in Garnisonorten Spitz-
name für den Höker in der Kaserne,
Marketender. Der Knapphans wiUuns
nichts mehr borgen,
Knappkäse, m., kleiner Käse; dasselbe,
was Dwarg (s. d.). Nach Mühlin g in
älteren preuFz. Schriften fnod^os^. Nach
Sallmann, 34b, von nd. knc^em
kui'z zubeilzen.
Knappkuchen, m.^ hartgebackener Ku-
chen. Mühling. Eine Art Pfeffer-
kuchen, Lebkuchen, hoU.ÄJwappteöit. Von
knappen Hartes beifzen. Grimm, Wb.
V, 1350.
Knappsack, 9n., Reisesack, Ranzen.
knappsen, sw.y s. abknappsen.
Knappspeiser, 7n., Knicker, Geizhals,,
der knapp speist, sich am Essen ab-
knappt. Stein, Peregrinus XUI, 88.
W. Mtsbl. VI, 159.
Knarrband,, m.^ Schmerz in den' Ge-
lenken, mit welchem, wenn man da^s
leidende Glied bewegt, ein knarrendes
Knacken verbunden ist. Rateformeln
gegen den Knairband s. Hexspr., 69,
knarren, sw. 1. gewöhnliche Bedeu-
tung. Die Thür knarrt. Wenn die
Stiefel knarren y so sagt man: sie sind •
hoch nicht bezahlt, 2. quarren, ver-
driel'zlich und weinerlich murren. Er
knarrt wie e*judscher Wagen. Memel.
' knas, ado.y auf der Stelle, sofort.
Treichel.
Knäuel, m., s. KnasL
Knast, m. 1. Knorren, Knorz. 2. Ein \
Knast Broty ein tüchtiges Stück: Man
hört dafür auch Knagge, Knüllen, Knolle,
Knust, Kna§el, Gnasel, m. In der Alt-
mark Knagg^ Knagg'L Danneil, 108a.
3. vom Menschen: kräftig, knorrig,
derb. Er ist ein Knast, ein dicker, un-
geschickter Mensch. Dat ös en 6ler
Knast, ein alter, noch kräftiger Mann.
Auch: ein reicher Knasty ein reicher
Mann. Er ist ein fauler Knast, ein
Faulpelz. Dan. u. schwed. knast, holt.
knoest
Knaster, m. 1. Tabak, ursprünglich
eine feinere Sortö, besonders Varinas. .
Er raucht Knaster, er raucht was Fei-
25*
388
Knftsterbart — Enebelspiefo.
Des. Knaster Wohlgemuthj Rauchet
schlecht, doch stinket gut Sprw. I, 2067.
Das Wort ist aus canastertobacy Knaste}*-
tobak^ d. i. Eorbtabak, gekürzt; span.
canastro Korb aus Rohr geflochten, lat.
canistrum; vgl. canna Rohr. Grimm,
Wb. V, 1357. 2. nach Treichel alter
Herr. Ygl. das folg. u. KnasL
Knasterbart, m,^ Bart, der knastert,
rauscht, weil er borstig und steif ist.
Zur Bezeichnung eines alten, mürrischen,
auch impotenten Mannes. 0, si doch
stolly du Knoasterboartj Reep nu de
Mumm vom Oawen. Dorr, 11. Bei
Stein: Gnasterbart. Peregrinus XIU,
. 44. W. Mtsbl. VI, 128.
Knasterblank y auch KnSstergold, n.,
ersteres aus knastern^ knistern ^ und
blank zusammengesetzt, Rauschgold.
Noch fer e Orosche Knästerblank. Sprw.
1, 3148.
knastern, sw, 1. prasseln. Darein
warf das gerneine Volk brennende Fackeln^
damit (so dafz) das Feuer mit grofzem
Knastern in die Luft aufging. Schütz,
Preuizen, 4. Grimm, Wb. V, 1359.
2. knarren, rasseln. Die Bank knastert,
wenn ein Korpulenter sich darauf setzt.
' Die Bettstelle knastert^ wenn man sich
niederlegt. Der intensiv höhere Ton
des Prasselns und Knarrens wird durch
knistern bezeichnet. Brennender Kad-
dig knistert und knastert 3. coire, 4;
nach M ü h 1 i n g nachlaufen . Er knästet^t
mir. nach, er folgt mir, mich belästigend,
nach.
knatschen, sw,, tonmalendes Wort,
durch welches der eigentümliche tsch-
Laut bezeichnet wird, der z. B. beim
Kneten des Brotteiges oder beim Gehen
in einem aufgeweichten lehmigen Boden
sich hören läizt. Grimm, Wb. V, 1360,
hält kneten nicht für das Mutterwort,
obwohl dies verwandt sein wird. In
dem Pflznräts., 42^ das zur Lösung
„Flachs^ hat, heiizt es: sie kmUckten
mich, sie knatschten mich, wodurch das
Kneten und Quetschen der Flachs-
pflanze bezeichnet wird. Vgl. knitschen.
knätschen (a kurz), nach Marold
Iterativ zu kneten, zur Bezeichnang
des schmatzenden Kauens oder des
Zerrührens und Zerdrückehs von dick-
flüssigen, breiigen Substanzen.
knauen, nauen, sw. 1. miauen, von
der Katze, lit. kniaujti, kniaiUi, davon
knauka, die Katze, und kniaukä dass.
als Rä.tselwort Nsslm. Forsch. 2; Th.,
75. Pierson, Lit. Aeq., 20. 2. aber-
tragen: weinen, winseln, weinerlich
sprechen, wie es namentlich kränkliche
oder unartige Kinder thun: sie knauen
in einem weg. Nach Mühling auch
unverständlich reden. Marold hat als
verstärktes knauen knauksen, unwillige,
unzufriedene Laute ausstofzen.
Knauphaff, n., Busen des kurischen
Haffes. Fisch.-Ordg. f. d. kur. HaflF,
§12.
knauselig, adj., s. knauserig.
knausen, sw., s. knausern.
knauserig, adj. von Knauser, knicke-
rig, filzig, genau in Gabe und Ausgabe.
S. Weigandl, 820.
knausern, sw., geizen, ungern und
ungenügend geben; von Knauser. Er
knausert, sucht überall Ersparnisse zu
machen. Auch knausen.
knautschen, sw,, s. knOtschen.
Knebel, Knewel, m. 1. Knöchel. 2.
ein kurzes Holzstück zum Knebeln. 3.
Schimpfwort*. S te i n , Peregrinus XII,
82. W. Mtsbl. V, 191.
Knebelspiefz, pltd. KnSwelspIt, m., alte
Jagd- und BauemwafiPe, in Hessen auch
Spiefz, den die Nachtwache auf den
Dörfern führte und der von Hand zu
Hand ging. Vilmar, 76. De ol Mann
Knecht -<- kDeten.
389
nem den KneweUpet On scfUog dem
Pape etc. Volksl., 32, 20, 17. From-
mann, Mndart. YII, 218. 8. Grimm,
Wb. V, 1379. Vgl. Korwelspet
Knecht, 97». 1. famulus^ servus; jeder
männliche Dienstbote auf dem Lande;
in der Niederung Titel des ersten
Knechtes, welcher in den meisten Ge-
genden auch Oro/zknecht heifzt. Er
führt zugleich die Aufsicht über das
übrige Gesinde und ist gewöhnlich
verheiratet. Der zweite Knecht heifzt
Mittelknecht^ im Werder auch Futterok
(s. d.). Diesem nach stehen die Jung-
knechte und die Jungen; letztere im
Sommer beim Schweinehüten und bei
leichteren Feldarbeiten, im Winter
bei häuslichen Arbeiten behilflich. —
Von einem Knecht, der zur Haus-
frau in unerlaubten Beziehungen steht,
heifzt es: Det Dags Knecht^ det Nachts
Herr. Sprw. I, 2068. öck Knecht, du
Knecht, nu war vn ok e mal ete. 2.
nach Bock, 24^ und Hennig, 126,
auch ein Strohwisch, den die Königs-
berger Bauern- anstecken und statt des
Lichtes gebrauchen.
Knechtvater, m., Vermieter männlichen
Gesindes. Danzig. W. Seidel, 31.
Klein I, 240 für Danzig: eine von der
Obrigkeit bestellte Person, welche männ-
liche Bediente den Herrschaften zu-
weiset und vorschlägt.
kntentlichy <xdf. u. adv., knieentlich,
auf den Knien liegend. Kneenüich
bitten, flehentlich, fuTzfSällig bitten.
Treichel.
Kneif, n., s. Kntf.
kneifen, pltd. l(nTpe(n), st, kneipen,
zwischen zusammengehende Spitzen,
Schärfen etc. drücken. Weigand I^
821. Er sitzt wie gekniffen^ ist ver-
legen, beklommen. Er hat heSbkneifen,
pltd. Ltfkntpej Khtpe dm Li/, Leib-
schmerzen.
Kneifer, m., der Gänsesäger, Mergus
merganser; auch Kronente und Lang-
Schnabel. Bujack, 389.
Kneifzange, pltd. KnTptang, /., Kneip-
zange; auch scherzweise Benennung für
den Frack.
Kneiphof, pltd. KnTphof, m., eine seit
1327 bebaute und als Stadt priviligierte
Pregelinsel in Königsberg, früher kfdp-
abe, knypabe, kniepab, kneypabe, auch
Pregormunde, Pregelmünde, oder Vogts-
werder genannt. Gebser u. Ilägen,
Gesch. d. Domkirche etc. I, 89. 1Ö9.
114. 117. Toppen, Histor. - comp,
Geogr., 214. Faber, 51. Knipaff
heifzt auch ein Ort in Mecklenburg
(Lisch, Mecklenb.ürk.II,282),i5iw6aw
eine Ortschaft in Danzig. Vgl N. Pr.
Prov.-Bl. Vm, 107.460. Nsslm.Th.,
75.
Kneller, m., s. Knäilec.
Kneis, m. Vorn., Komelias. Dzg.
Nhg. Violit, 99.
Knepel, m.y Klöpfel, Glockenklöppel.
Ein Suh-KIock (Sauglocke), a/z hey was
brttkt keinen bätren Knäpel. (Der groCze
Kochlöffel ist gemeint, mit dem der
Kochsjunge auf den Gratulanten ein-
dringt.) Carm. nupt. I, 282, 8. Ein
Hochzeitmahl ohn* .Pfeif- und Seiten-
Klang ist wie . . ohn* Knepel eine Glock.
Ibid. II, 101 b.
Knerps, m., s. Knirps.
Knesaclc, m. Auf der Curüchen Neh-
rung stehen zween grofze Sandhügel
neben einander, die heifzen die Knesdcke.
Bock, Nat. I, 26.
Icneten, sw., durcharbeiten, depsere,
subigere; betrachtend erwägen. Er na/m
vor dem beginne drt stucke gar zu sinne,
dar an ein geistlich lebin stdt, .und di
390
knetschen — Kniper.
in 8ime herzin knat hin und her betrach-
linde. Jeroschin, 130b. Pfeiffer,
182.« EfT knetet die Geschichte in einem
weg^ spricht unaufhörlich davon.
knetschen, sw,^ von kneten^ quetschen,
zerquetschen. Denn nehm^ öck mine
PepermdP On knetsch de Bohne (Kaffee-
bohnen) lanff on veL Volksl., 56, 38,
3. Ygl. knitschen.
knetten, 9w,^ s, knitten.
Knetterkasch , /. , Plapperkatharine.
Schimpfwort für ein schwatzhaftes
Frauenzimmer. S. Kasch.
knettern, sw.^ knittern, s. v. a. knül--
leh (s. d.); auch plappern, schwatzen.
Knettttg, n,y Enittzeug, s. knitten.
Knewely m.^ s. Knebel.
knibbern, sw,^ an einem Dinge kratzen
oder brechen mit den Fingern, nagen
mit den Zähnen oder dem Schnabel;
ein Frequentativ von gnibbeln, Kinder
und Mäuse knibbem am Brot — be-
knibbem das Brot Für Estland bei
Sallmann, 34b.
Knickebein, m.^ feiner Schnaps: Ma-
raschino mit rohem Eidotter; er kräf-
tigt den Knickebein, den Mann, der
(beim Gehen) knickt.
knicken, sw, 1. mit gelindem Geräusch
zu brechen anfangen, knicksen^ wenn
der das Brechen anzeigende Ton kurz
ist; den volleren Ton bei einem Bruche
bezeichnet knacken. Das Msy der TeU
fer, das Olas knicken^ ehe der völlige
Bruch erfolgt. Davon Knicks. 2. die
Knie beugen, knieksen^ knixen. Hen-
nig, 127. 3. vom Alter geknickt, ge-
drückt, gebeugt sein. Er knickt schon.
4. geizen. Davon Knicker, m., Knauser,
Geizhals.
Knicks, Knix, w. 1. Schall, der durch
Brechen entsteht. Der Topf hat einen
Knicks bekommen. Bildlich: Er hat
einen Knicks weg^ einen Schaden. 2.
interj, , den Knicks - Ton nachahmend.
Knicks^ da war es entzwei. 3. Knie-
beugung, als weibliches Kompliment.
Einen Knicks machen. Dem. Knieks-
chen^ Knixchen; zu Kindern : Mach dem
Onkel ein Knickschen! Grimm, Wb.
V, 1421. Hennig, 127.
knickschälig, -schalig, adj., s. knäk-
schälig.
knicksen, «u?., s. knicken.
kniddem, reinhchd. knittern, pltd. knSd-
dern, sw. 1. ein glattes Gewand dorch
Druck faltig machen, knüllen^ kmddem^
verkniddem, verknüUen, Bock, 24.
Hennig, 127. 2. mit den Zähnen
knirschen; dies auch knaddem knattern.
Seidenzeug, das man zerreifzt, hdddert
und knaddert,
Kniebaum, pltd. KneibOm, m., Quer-
balken im preulzischen Webestuhl, der
gegen das Knie der Weberin gerichtet
ist. S. Das Wirkgestell, 124.
Kniefurz, m,y als Schimpfwort und
Ekelname. Stein, Peregrinns XII, 82.
W. Mtsbl. V, 191.
Kniegel, n., schmales Seitenbrett längs
dem dem Kniegelenke zugekehrten
Rande am Banksitze. Die Bank hat
ein Kniegely Ein Kniegel hat die Bank etc,
Volksr., 107, 458. Die daselbst nadi
den N. Pr. Prov.-Bl. XI, 431a bei-
gegebene Parenthese: Knöchel, erklärt
nichts.
Knlf, n., Taschenmesser, Einschlag-
messer, schlechtes Messer überhaupt;
mnd. knif, n., holl. knyf^ w., engl.
knife, franz. canif. Hennig, 329, hat
die hchd. Form Kneif, Dat Schede-
knief (Schabemesser) von 'nem Hand-
schohm^aker. Dorr, 1. Wiew., 23.
knifflich, adj.^ s. knUfüich.
knillen, sw,, s. knllllen.
Kniller, m., s. Knäller.
KnTper, m., Kneifer. 1. nach Müh-
ii
Knippchen — Knfst.
391
ling Käfer *mit starken FrefzzaBgen.
* 2. der Ohrwurm, Forficula. Er heifzt
gewöhnlich Ohrenkneifer, pltd. Ohre-
knTper. Vgl. Backel.
Knippchen, n., s. Knips.
Knippel, m,^ s. Knüppel.
knippen, pltd. knUppe(n), sw.^ knüpfen;
mit hörbarem Krupp scblielzen, z. B.
ein Schlolz. In beiden' Bedeutungen
öÄ- und" zuknippen; in ersterer auch
an- und aufknippen,
Knippschlofz, n., Vorhängeschlofz, das
man nicht mit einem Schlüssel, sondern
durch Druck schlieizt, wobei ein Knipp
hörbar wird. Vgl. Voriegeschlofz.
KnippspQle, /., Reservespule an dem
Wirkgestell, von welcher bei Beschädi-
gung eines Fadens ein neuer Faden
zur Ausbesserung genommen wird,
welche durch Knüpfen geschieht.
. ^ Knips, m,^ Dem. Knipschen. 1. jeder
Schall, der durch Knipsen entsteht. 2.
das Schnippchen, der Schneller. Sie
schnellen jene (Wagschale) mit einem
Knippschen empor, Soph. R.. VI, 263.
Kleinen Kindern giebt man, sie be-
lustigend, ein Knipschen^ Knippchen,
pltd. Knipske(n) einen leichten Nasen-
stüber. Einem ein Knipschen schlagen
als Zeichen des Hohnes, Trotzes. Hier
ist Knipschen der Knall, der durch
Mittelfinger und Daumen hervorgebracht
wird. In PosenXmjpps, w., Knippschen,
n*, Schlag auf die vorgestreckten Fin-
gerspitzen. Bernd, 134. 3. das Ge-
stohlene, die Konterbande. 4. im Sam-
lande Knipse Bemsteinstücke von mitt-
lerer Grölze.
knipsen, sw. 1. schnellen, schnippen
mit Zeigefinger und Daumen oder Mit-
telfinger und Daumen, Frequent. von
knippen, Herr Puf knipste einige Fe-
derchen von seinen rauchschwarzen Stie-
feln. Soph. R. VI, 535. 2. mit schal-
lendem Knips schneiden; s. abknipsen.
Hennig, 127. 3. abknappen, abzwacken,
kürzen, betrügen; in Estland knippen,
Sallmann, 34b. Bock, 24. 4 steh-
len. 5. coire.
Knirps, w., nach Sperber, 19, auch
Knurps, m., kleiner, unansehnlicher
Mensch. Bei Stein, Peregrinus XII,
82, Knerps. In Hessen Knups^ auch
Knez; in Liv- und Estland Knips,
Vilmar, 213. 212. Hupel, 119.
knirren, sw. 1. feineres Knarren; 2.
knurren, brummen; 3. auch s. v. a.
gnirren (s. d.).
Knirrenficker, KnSrrkeficker, pltd. Knttrke-
fttcker, m, 1. Kjiicker. .2. Mensch, der
andern nichts gönnt, sie beschändet,
herabsetzt.. 3. kleiner, schwächlicher
Mensch, den man in die Ficke (Tasche)
stecken könnte. Zusammensetzung aus
knirren 2. und Ficke Tasche.. M ü h 1 i n g.
In Hamburg Knirrfickery in Bremen
Knirßk, Brem. Wb. H, 828.
Knirring, Pflzn., sparrige Binse, Jun-
ais squarrosus X., ,^weil die Pflanze
fest und zähe ist". Treichel, Vlksth.
knirscii, adj,^ gedrängt nahe, sehr
dicht. Der Maurer hat den Stein knirsch
angemauert, so'fest, dafz dabei ein knir-
schender Ton zu hören war.
Knisch, m., wunder, geschwollener
Unterschenkel; auch SUIzfufz, weil das
blanke Aussehen des Beines der gallert-
artigen Sülze gleicht.
Kntst, m,^ Dem. Knistchen, 1. kleines
Brot. Die kleinen dreizipfeligen Bröt-
chen, welche früher in Königsberg sehr
beliebt waren und sich noch auf den
Schildern der Fastbäcker finden, nannte
man Knistchen^ auch Zimpelbrotchen^
Zipfelbrötchen. Vgl. Volksschulfr. 1873,
156. Sperber, 18. Im Harze heilzen
sie Knauste'. Das Wort ist mit Kna»t
und Knvst (s. d.) stammverwandt. In
392
knistern — knocheln.
Estland Knust, Entistchen Ecke vom
Brotleib, Brotschnitt. Sallmann, 35a.
2. Fauststöfze gegen den Kopf mit vor-
gestrecktem Daumen. Die Schuljungen
traktieren einander mit Kntsten. Sei
stül^ oder es giebt Kntsf !
knistern, sw.^ s. knastern.
knitschen, «ta., von. ^n^^^n, quetschen,
zerquetschen. Die Birnen sind alle
zerküttscht — sind eine Knitsch, knit-
sehen hat auch die Bedeutung von
knatschen (s. d). In Posen: ausknit-
sehen, ausdrücken, auspressen. Bernd,
9. Vgl. knetschen.
knttschig, od;., s. klitschig.
knitten, knUtten, pltd. knetten, knStte'n,
sw., stricken, knoten. De Mummke
knött am Oawen. Dorr, 15. De Lieske
knött on eenem foort. Ibid., 23. Weü
die Weiber vergafzen das Spinnen und
Knütten, sind Manche von Haus
und Hof geschritten. Der preul'z. Samm-
ler I, 825. Sprw. I, 4001. Hennig,
128.
knittern, sw,^ s. kniddem.
Knittzeug, n., von knitten^ Strickzeug.
Westpr. Im Werder, in der Dzg. Nhg.
pltd. Knettttg, Knotttg, Knottich.
KnTwelarbeit, /., mühsame Arbeit, die
Fingerfertigkeit, Geschicklichkeit und
Geduld erfordert, an der viel zu kniwein
ist. Vgl. PQIarbeiL
kniwellg, adf. 1. mühsam, schwierig.
Manche Handarbeit ist kntwelig, 2.
verwickelt. Die Sache ist kntwelig, sie
ist schwer aufzuklaren, schwierig aus-
zuführen.
knTweln, sw., mit den Fingern an
einer Sache zupfen, Teile derselben ab-
lösen, Verwickeltes entwirren, lit. knlbti,
knibinetiy knebineti, lett. knibbeht, kni-
binaht An einem Knoten kntweln, um
ihn aufzulösen. Kinder kntweln am Brot,
lösen Krümchen und kleine Brocken
ab. Hennig, 128: knüweln. Nssln.
Forsch. 3; Tk, 75. Sperber, 41. Vgl.
pflien.
Knix, m.,. s. Knicks.
Knobbel, m., s. Knubbel.
Knebel, m., Bemsteinsorte dritten
Ranges, woraus Knopfe, Ohrgehänge,
Korallen etc. gefertigt werden. Auch
KnUbel. Vgl. Grimm, Wb. V, 1448.
S. Stein.
knobeln, sw., mit Knobeln, Würfeln,
werfen, spielen. Die Zeche ausknobeln^
um die Zeche worfeln.
Kbobloch, m., mnd. knußok, Knob-
lauch. S. KnoffeldOk.
Knöchel, Knochen, m., Würfel.
knttcheln, sw. 1. wurfein. 2. mit
Knöcheln oder Steinchen fangen, kurz-
weg fangen in der Kindersprache. Es
gehören zum Knöcheln 5 Knöchel oder
Steinchen; sie werden aus der innem
Hand in die Höhe geworfen und mit
dem RQcken derselben aufgefangen.
Die Kinder nennen dies aufpantem.
Bleibt kein Knöchel auf der Rückfläche
liegen, so ist das Spiel sogleich an den
Gegner abzugeben. Darauf werden die
Knöchel verschiedenartig auf dem Bo-
den ausgelegt und entweder einzeln
oder zu zweien, dreien und vieren von
der den fünften Stein werfenden Hand
während de^ Wurfes aufgehoben. Wird
der geworfene fünfte Stein dann nicht
aufgefangen, oder gelingt das Aufheben
der liegenden Steinchen nicht, so mulz
das Spiel an den Gegner abgetreten
werden. Die Arten des Auslegens
variieren mannigfach und steigern sich
in der Schwierigkeit ebenso wie die
Ausführung des Wurfes. — Ein ur-
altes und weitverbreitetes Kinderspiel.
Bei der griechischen Kinderwelt war
es das Pentalidizein; Clarke (Reise
durch Rufzland, S. 196) sah es durch
KDOchen — Knöffe.
393
ganz Rafzland verbreitet und Niebuhr
(Reise nach Arabien I, S. 171) fand
es bei den Kindern am Eaphrat zwischen
Basra nnd Helle. Zu diesem Spiele
hatten die Kinder ursprunglich die
Knochen des zu Ostern geschlachteten
Lammes, aus welchen man ihnen Wür-
fel machte; auch hier benutzt man
dazu die Gelenkknochen der Lämmer
nnd Schafe, welche man Kiitschkey Klltke,
auch Kurtke nennt (vgl. KuUchke). Ich
habe als Kind mit den Wirbelknochen
des Lachses geknochelt. Fischart, Gar-
gant 25, nennt dieses Knöcheln Hü-
teckens^ in Grimms, Wb. II, 826^ wird
es als DaUchehpiel beschrieben; es
heifzt auch wirten^ wirtein von wirten
Wirbelknochen, bickeln von bickel
Knöchel etc. Rochholz, Alem. Kin-
derlied etc., 447. Grimm, Wb. V,
1453. 3. spielartige Belustigung, bei
welcher die beiden Beteiligten die
Knöchel der geballten Fäuste wechsel-
weise aufeinander schlagen. Vgl. Volksr.,
205, 762.
Knochen, pltd. Knake (a«=a), m.^ es
ist ins hchd. erst gegen die nhd. Zeit
eingeführt aus dem Mitteid. für das
rein hchd. Bein^ 09, Grimm, Wb. V,
1454. In der Provinz tritt nur Knochen^
Knake auf, Bein hört man nui* für cms^
täna. Er hat Knochen im Leib, ist ein
kräftiger Mensch, aber auch: ist un-
gelenk, mag sich nicht bücken. Gegen-
teils sagt man: Er hat keine Knochen.
Sie hat Knochen im Leibe, ist schwan-
ger. Ebenso: Sie hat Memchenßeisch
gegessen und die Knochen im Leibe be-
halten. Einem bis auf die Knochen
kommen, pltd. in verstärktem Ausdruck:
Enem bet op de wüte Knäkens käme,
ihn hart züchtigen, durchprügeln, sb
daTz er die Knochen im Sack nach
H(xuse tragen muß. Ebenso: Einem
die Knochen im Leib zerschlagen. Öck
war mot enne Knake noch Kruschke von
e Boni schmite, oder: ock war noch
mot enne Knake speie, sagt man, um
anzudeuten, dafz man den Angeredeten
überleben werde. Knochen ansetzen
heifzt, bei einer Arbeit Kraft anwen-
den. Den Knake, dei enem beschert os,
wat de Hund nich wegschleppe. Du böst
nich so e Hund op em Knake, wenn
du man't Flesch hast E Knake, an
dem drei Pund Flesch hänge, wünscht
sich der Arme. Vgl. Sprw. I, 2074 fiF.;
II, 1497 ff.
Knochenbeifzer^ m., Filz, Geizhals.
Stein, Peregrinus XIII, 88. W. Mtsbl.
VI, 159.
Knochensuppe, /., Suppe aus Rinder-
knochen gekocht, Fleischbrühe, Bouillon.
Se mussd on't Ketelke, wo de Knake-
sopp käkt e Stöpke Wäter togete. Kgsbg.
Firmenich I, 103b.
knochentrocken, adj. 1. zur Bezeich-
nung des höchsten Grades der Trocken-
heit Die Wäsche ist knochentrocken.
2. von einem sehr dürren und hagem
Menschen: Er ist knochentrocken, be-
steht aus Haut und Knochen.
Knocke y /, u. w., ein Bündel ge-
hechelten Flachses, zopfartig zusammen-
gedreht; nach Mühling nimmt man
dazu 10 Hände voll Flachs, nach Ma-
rold 20. In Schweden landsch. knokka
f., linknokka; in allgemeinerer Bedeu-
tung altengl. knöche und knicche Bün-
del, z. B. von Heu, von Unkraut beim
Ernten knycche (Matth. 13, 30); aus
letzterer Formel jetzt engl, schott
knitch, Grimm, Wb. V, 1462. In
Liv- und Estland knocken, knucken
Flachs in Bündel schlagen. Sallmann,
35a. Hupel, 119. Hennig, 128.
knttddern, sw., s. kniddern.
Knüffe, KnVtfel, plur., fioiöpfe. Nach
394
Knoffeidok — Knöricfi.
Mühling noch im 16. Jahrh. gebräucli-
lich; jedoch nicht nachgewiescD.
KnoffeldOk, m., Knoblauch. Er ist
ein treffliches Mittel gegen alle Hexe-
rei. Man trägt ihn als solches bei
sich und giebt ihn auch dem ^ieh.
Hexspr, 9. Vgl. Knobloch.
Knoll, 9n., Grobian, Mensch mit bäu-
rischen Manieren. Von Knolle^ Knol-
len. Der Bauer - KnoU Trotzt, ^ocht,
ist toU^ Wenn's ihm geht wohl. Über-
setzung des alten: Rustica gens, optima
flem, pemma ridens. Lepner, 59.
Sprw. I, 287. Auch Knüll. Bei Stein
KnoU als Schimpfv^ort und Ekelname.
Peregrinus XU, 82. W. Mtsbl. V,
191.
Knolle, Knülle, Knüll, m. 1. Knollen,
£norren; groizes, unförmliches Stück.
Ein Knüllen Brot Mhd. knoUey engl.
knoll, dän. knold, schwed. knoly knall,
knalle, m. und knula und knyla f. in
verschiedenen, aber immer noch hier-
hergebörigen Bedeutungen. Grimm,
Wb. V, 1465: Hennig, 128. 2. un-
gehörig Zusammengeballtes. Knüllen
in den Betten. Gordack. 3. bild-
lich: Ärger. Qrobianche hat kein' Bttch
in die Hand nehmen wollen und mir
noch gutte Knollen zu verkochen gegeben.
Lustspiel: Auf der Rösselschen Schau-
bühne. Scene IX. Nach Mühlin gs
Mannscript. S. das folg.
Knollen, plur., Kartoffeln, zunächst
die Wurzelknollen, aber auch die ganze
Pflanze; auch Tarhiffel. Hagen, 252.
Knollerve, /., Pflzn., knollige Wald-
erbse, Orobus tuberosum L. Hagen,
741.
Knttller, m., s. KnSller.
knollig, adj. 1. reich an Knollen; 2.
vom Menschen : grob, plump, bäuerisch.
Auch knulllg.
Knolllille, «uch Knillllie, /., Türken-
bund, Lilium Mctrtagon L. Hagen,
360.
Knolte, m., s. Knast
Knopf, pltd. KnOp, m. 1. in der Be-
deutung von Geld. Er hat Knopfe.
Einen Knopf 'springen lassen, etwas
drauf gehen lassen. Hennig, 128, er-
klärt die Redensart dahin, daTz man,
wenn man zuviel gegessen hat, durch
Auflösung eines Knopfes sich Luft zu
machen sucht. In manchen Gegenden
der Provinz pflegt, nach Mühling,
der Schulze, wenn er die Bauern zur
Gemeindeversammlung ruft, an die KuU
(s. d.) einen Knopf anzubinden, zum
Zeichen, dafz die Geladenen Geld mit-
zubringen haben. 2. zur Bezeichnung
gedankenlosen, schläfrigen Dasitzens.
Er Tnackt Kn&pfe, sagt man im Sam-
lande, wenn ein Geschäftsmann müCzig
uod nach Kunden ausschauend am
Fenster sitzt. Du getst (gielzt) Knep,
on öck de Öse, sagt im Dönhoffstadti-
schen ein Schläfriger zum andern. Ist
man beim Sitzen eingeschlafen, so heii'zt
es: Hei mäkt aUwedder KUep, Du mäk
de Lächer (Löcher) ron, schallt es zu-
rück.
knttpfeln, pltd. kn6ple(n), sw,, knöpfen.
au/', zvknopfeln.
Knoppe, m., Knoten; Knospe. Dem.
für Knoten Knoppke, für Knospe Knospke,
axxch Knoppche. Knoppche (Knöspchen),
wo b§st duf Dorr, 1. Wiew., 121.
Knopper, /. u. m., plur. Knappem,
Gallapfel. Knopper ist ursprünglich Knor^
ren, Knoten und eine Weiterbildung
von Knopf, bedeutet aber auch Knospe.
Grimm, Wb. V, 1483.
KnUppke, plur., (schwarze) Spitzen.
Yen Knoppe, Knotte Knoten, knotten
knütten. Dzg. Nhg. Violöt, 101.
Knopse, /., Knospe.
Knttrich, Pflzn., s. Knttrrich.
l!
Knöring — knüfflich.
395
Knttring, m.^ Krampf im untersten
Daamengelenk oder in der Handwurzel.
Ermland. Mühling.
Knorpel, Pflzn., sechszeiliger Mauer-
pfeffer, Sedum seaafigulare L, Hagen,
480.
knorpern, 8w,y von Knorpel u. Knochen.
Von der Henne heifzt es im Tierräts.
54: sie hat ein knorpemes Angesicht
Knorre, Knurre, m., Knorren. 1. an
Holz, Bäumen. 2. ein Stück fax sich:
ein Knotren Brot 3. hervorstehender
Knochen, namentlich Knöchel am Fufz,
Enkel. 4. Beule, Auswuchs, Knust
(s. d ). Denn geft et Knurren an de
biete Feet Dorr, 1. Wiew., 19.
knorren, sw.^ s. gnorren.
Knorrhahn, Knurrhahn, m., Fischn.,
Seebnll, Cottus scorpius L. ^gl. Donner-
krSfe.
Knttrrich, m., Pflzn., jähriger Knöte-
rich, ScUranthus annuus L. Hagen,
450. Blauer Knorrich^ Knorich, rotes
Sandkraut, Arenaria rubra Li Hagen,
476.
knorrig, adj. von knorreny s. gnorren.
Wat jung os, ös mSdigy wat alt da, ös
knorrig. Dönh.
Knofz, w., grolzer Fufz. Werder.
Elbing.
Knote, 771., Handlungsdiener.
Knotte, 77t. 1. Knoten; auch Knoppe.
2. Knospe. 3. Samenknoten des Flachses;
dieser heii'zt in Estland Knutte. Sall-
mann, 35 a. 0ns Kau frett Knotte.
Volksr., 96, 4l4.
kntttten, sw., s. knitten.
Knubbel, Knobbel, m. 1. Knorren,
derbes Stück: Ein Knubbel Brot 2.
Geschwulst, Beule, Schwiele; das der
Geschwulst Ahnliche. Er hat einen
Knubbel auf dem Kopf. Ein Knubbel
Geld. Früher pflegten die Schüler der
masurischen Schulen am Martinstagc
dem Lehrer eine lebende Gans zu
schenken, an deren Hals ein Knubbel^
d. h. ein Beutel mit Geld, befestigt war.
Sperber, 19. HoU. knobbel. Vgl.
KnQst. Hennig, 127. 3. kleiner Mann,
kleiner dicker Junge. Daa ist einmal
ein kleiner Knubbel. Das Mutterwort
ist wohl Knopf y Knoten, welchem Knüp^
pel entspricht. Vgl. Grimm, Wb. V,
1522 u. 1513.
knubbelig, adj., mit Knuhbeln behaftet,
uneben, höckerig. Der Rucken der Kuh
ist nach dem Volksrätsel knuhVlig. S.
Tierräts. 3. Mühling hat noch in
gleichem Sinne knubberig.
Knuff, Knuffs,^. l.Pu£P, Stolz, nament-
lich mit Faust oder Ellenbogen. Bild-
lich: Er hat einen Knuff 8 weg, er hat
einen Schaden an seiher Gesundheit er-
litten. In gleichem Sione Puffs, und
auch, nach Mühling, Knups. Vgl.
Knacks, Knicks, Knups u. knuffen. 2. ein
schlechtes Messer, also ein Kntf (s. d ).
knuffen, «u^., pu£Pen, stofzen, yn^gnuffen
(s. d.), . . . an knufft sik so vdr de
Steem. Dorr, 1. Wiew., 93. Ein im
nd., *md. u. obd. bekanntes Wort. „Den
Weg zum Ursprung zeigt vielleicht die
Bedeutung, die bei ihrer Einfachheit
und Natürlichkeit die ursprungliche
sein mag: die Faust, genauer die
Knöchel, als Waffe brauchen." Grimm,
Wb. V, 1516. Man hört auch knuffzen;
schwed. hnuffa.
knuffig, adj., klein, dick, untersetzt.
Mühling.
. knüfflich,' knifflich, adj. 1. verwickelt,
schwierig, mühsam, ohne Kniff oder
heimlichen Kunstgriff nicht zix lösen,
zu ordnen; voj^ einer Arbeit, einem
Ereignis, also ähnlich wie hntwlig. Das-
ist eine kniffUche Geschichte, eine ver-
wickelte Angelegenheit, die. in ihren
Folgen unangenehm sein kann. Von
396
Knoffs — Knups.
einer pikanten Speise sagt man: das
ist etwas Knifliches. Ygl. schwed. dial.
knupla fingern, stochern an etwas,
langsam und mühsam arbeiten. 2. nach
Mfihling aach grob und stark. Da
das Adjektiv da ist, malz aach das
Verb knUffeln leben, doch ist es mir im
preaiz. Yolksmunde nicht entgegenge-
treten. Grimm, Wb. V, 1514, weist
knüffeln in der Bedeutung von knüllen,
als Deminativ von knufen und dann
in der hier unter 1. gegebenen Bedeu-
tung nach.
KnuffSy 97»., s. Knuff.
knuffzen^ sw.^ s. knuffen.
knuien, sw. 1. mit stumpfem Messer,
stumpfem Schneidewerkzeug überhaupt,
schneiden. Brot knuien, 2. langsam
und mii Unlust 'arbeiten. Pillkallen.
Vgl. knuteheln.
Knüll, m., s. Knoll und Knolle.
Knülle,/, s. Knolle.
Knillle, /., ungehörige Falte im Kleide,
durch KnüUen oder Knutschen entstan-
• den.
knüllen, st^., verstohlen und mit Eifer
Brot, Gebackenes überhaupt, kauen.
Elbing. Schemiouek, 20.
Knüllen, m., s. KnasL
knllllen, kniilen, sw. 1. drücken, na-
mentlich Kleider und Wäsche, dafz sie
in unordentliche Falten geraten; in der
Verstärkung verknlllien, zerknllllen. In
Hessen verknulgen^ verknülgen. Vil-
mar, 213. Bock, 24. Hennig, 128.
2. herzen, drücken; s. abknllllen. Vgl.
knOtschen. 3. berauschende Getränke
genielzen : sich beknOUen sich betrinken.
In Estland knüU^ knill stark betrunken.
Sallmann, 35a. *
knullig, adj.^ s. knollig.
Knilppel, m. 1. der Knüttel. Der
Knüppel liegt beim Hunde, man kann
nicht, . wie man gern möchte. Einen
Knüppel unter die Hunde u>erfen, Rahe
stiften, aber auch Zwietracht säen. 2.
der ungespaltene, runde Holzscheit.
Dünne Baumstämme werden ungespal-
ten als Knilppelholz au%escbichtet. 3.
bildlich vom Menschen s. v. a. Grobian;
in der Verstärkung Bauerknllppel.
Knilppeibrllckey /., Brücke aus Knüp-
peln, dünnen, runden Baumstämmen;
nur noch in Wald- und Wiesenwegen.
Das geht, wie auf einer (juber eine) Knüp-
pelbrücke, uneben, holperig.
knilppeldick, adj\, dick wie ein Knüp-
pel; zur Verstärkung des Begriffes der
Trunkenheit: er ist knilppeldick. Ebenso
in Estland. Sallmann, 112b. In
weiterer Verstärkung: kanonenkniq>pd-
dick,
KnUppelhard, m., Knittelvers. Knitklr
hardi nannte man zuerst die versus
leonini, die in sich gereimten lateinischen
Hexameter des Mittelalters. Grimm,
Wb.V,1536. NachPisanskisNachtr.,
welche Hennig, 128, benutzt hat,' be-
zeichnete Knüppelhard früher ein be-
kanntes Sprichwort, eine allgemeine
Sage. Die erste Meynung haÜs dafiir,
dafz man den alten Knüppelhart, in
quo completur m^ensi binatio detur. Das
ist: In welchem Monat der Mond er-
füllet wird, von selbigem soll der Mondr
schein seinen Nahmen haben. Linem.,
B 4b. Auf Seite Cla nennt Line-
mann diesen Knüppelhart auch Knüp-
peherfz,
knilppen, sw.^ knüpfen. *
Knups, m. 1. Knopf, Knoten, auch
Geschwulst: vgl. Knvbbel und KnusL
Se heft e gode Knups undre HStj einen
starken Zopfknoten. Er hat einen guten
Knups im Befitel, er hat viel Geld darin.
Se heft e degen Knups Gold, sie ist
reich. 2. Haufe. Auf einen Knups
bringen. 3. Stolz. Er hat einen Knups
Knurps — koütschen.
39T
weg^ er hat Schaden an seiner Gesand-
heit genommen. Ygl. Knuff.
KnurpSy m., s. Knirps.
Knurre, /, s. Knorre.
Knurrhahn, m., s. Knorrhahn.
knurrischy knursch, adj.^ mürrisch, un-
zufrieden.
Knurspel, m.^ Knorpel.
knurspeln, knurspern, sw,^ s. knuspeln.
Knuichel, m. 1. kurzes stumpfes
Messer. Bock, 25. 2. kleiner, unter-
setzter Mensch. Oft verbindet sich bei
Personen mit dem Worte der BegriflF
der Unsanbeikeit und erinnert an Puichel
(s. d.). YgL Knusel.
knufehelig, adj.^ kurz^ gedrungen im
Wachstum. Dat o^ *ne knuichUge Mar-
geU.
knufeheln, aw.^ mit stumpfem Messer
(Schneidewerkzeug) mühsam schneiden. *
Bfot knuicheln^ sich ein Stück Brot ab-
knuscheln Ygl. knuien.
Knusel, m. 1. Knorren, Ast. Ein
Knusel Brot Ein Knusel Holz. 2.
kleiner dicker Mensch. Auch Knuichel,
Als Ekelname und Schimpfwort bei
Stein, Peregrinus XII, 82. W. Mtsbl.
Y, 191. Davon:
knuselig, adj^^ knorrig, ästig; klein,
dick von Gestalt.
knusperig, knuspelig, adj.^ hart und
spröde, croquant. Ein (Tcbäcke, das
heim Kauen kracht und knackt, die
stark gebratene Kruste am Schweins-
braten ist knusperig. Nach Mühling
auch kruspelig. Ygl. rfisch.
knuspern, knuspeln, «u^. , mi t knackendem
Geräusch brechen: ein sprödes Gebäck;
es bei diesem Geräusch nagen, kauen,
essen. Mühling hat noch knurspeln,
knurspem, kruspeln.
KnQst, auch Kntst, m., Dem. Kniist-
chen^ Knistchen^ Knustke, Knistke. 1.
Knorren, tüchtiges Stück; Eckstück,
Randstück vom Brote. E groff Knust
OS betet ah e leddig Fast Sprw. I,
2090. 2. Beule, Hautanschwellung,
durch Fall oder Stolz efzeugt, Aus-
wuchs, Überbein an Gelenken. Ei* hat
sich einen dicken Knust geschlagen. Hen-
nig, 128. Sperber, 19. 3. knorriger
Ast ini Holze, hoU. knoest 4. Wulst
von Haaren, wie Knupa. Gordack.
5. eckiges Brötchen = Kntst (s. d.).
6. kleiner Kerl, untersetzte Person. Yon
einem Kinde, das plötzlich und uner-
wartet wächst, sagt man: ihm ist der
Knust geplatzt Es ist also der Knust
oder Knoten, der sich dem Wachstum
entgegeußtellte, gelöst, au%egangen; in
Schweden sta % knut^ zu wachsen auf-
hören.' Grimm, Wb. Y, 1507, Ygl.
Knast, Kntst und Knubbel in allen Be-
deutungen. In Hessen Knust^ Knost^
97»., Knuste j /., Knustchen^ KnOstchen^
Kniestchen^ Dem. Yilmar, 213. Knust
trifft mit dem alem. KjMtus und Knvs
überein; schwed. dial. knyaty m.y Knor-
ren, Ballen am Körper; auch knSs^ 97».,
Knorren, Knoten, Beule; knosey m.,
ebenso, atuch kurzer, dicker Kerl.
Grimm, Wb. Y, 1373.
KnU8tbltlt,n.,Dem Knustkebrot^ vhchd.
Kntstchen; s. KnTsL
Knustbflk, «derber Knustbrttch, m, 1.
ungeschickter, dicker Mensch. 2. ver-
kümmertes Stück Yieh. Mühling.
knustbOkscli, adj,^ ungeschickt, plump
von Körper.
KnOtsch, /. Auf Knutsch spielen^ ohne
Einsatz, nicht um Gewinn spielen. Bei
Kindern üblich. Wenngleich der Ver-
lierergegenwärtig keine iCntJ^A^, Hiebe,
mehr erhält, so dürfte doch knutschen 3
das Wurzelwort sein.
KnQtsche, /., s. das folg.
knOtschen, vhchd. knautschen, sw, 1.
drückend quetschen, zerquetschen. Die
398
knÜtten — köbern.
Kartoffeln werden zu Brei geknutscht
und heifzen dann Knfltsche, / oder
KnOtschkartoffeln. 2. liebkosend drucken/
Ein Kind knutschen, es herzen und
drücken^ es abknflischen (s. d.). Hen-
nig, 128. 3. schlagen, aber mehr
stofzend un^ druckend als mit kräftig
ausgeholten Hieben. Die Mtttter knut-
schen^ die Väter hauen. Wer gefiorcht
onfolgty ward nich geknutscht. Es giebt
Knfltsche. Man nennt ein solches Schla-
gen auch4(nuffen. Bock, 25. 4. Wäsche,
Kleider, durch Druck, Quetschung um
ihre Glätte bringen: beim Einpacken,
Sitzen etc., sie ver-, zerknQtschen. 5.
mit einem stumpfen Messer •mühsam
drückend schneiden. Vgl. knatschen,
knitschen, knuien; auch knllllen. S.
Schmeller H, 377. Grimm, Wb. V,
1529. Weigand 1,831.
kntttten, sw., s. knitten.
knuttern, sw., brummen. Mirhling.
.Yilmar,* 214, erklärt: murren, murrend
tadeln, kleinlich tadeln.
knllweln, sw., s. kntweln.
Kobbel, /. 1. Stute, altslavisch ko-
byla, Tuss.kobylay poln.Aö6yfa,'oberwend.
kobla, niederwend. kobtda, kobylc^ sloven.
kobila, im Voc. (433). als deutsches Wort
kobele. Dazu lettisch kfwe, vergL lit.
szebilka alte Stute, lat. caballus Gaul.
Die Entlehnung des deutschen Wortes
Yon den Slaven ist aber doch nicht
sicher; überhaupt scheint der Wort-
stamm auch im übrigen Europa älter
heimisch als die Slaven. Grimm, Wb.
V, 1540. Das lit. kumm^le, Stute, steht
wohl auizer Verwandtschaft.. In Ur-
kunden, besonders in den Inventarien-
registem kommen häufig die Plural-
formen kobeln, kobelen, kcbün, koblin
vor. In Ortsnamen : KobbeUmde, KobbeU
grübe, KobbeüuUs, Kobbelkampe, Nsslm.
Forsch., 2; Th., 76. Host nich noch de
griesschemmeUg Kobbel, die och da va-
taitschtf Ermländ. Freisch., 6. Dem
Schuster ös de Kobbel dot Volksr., 82,
336. Der Kobbel e rode Rock antene,
sie abledern. 2. Schimpfname für ein
albernes Mädchen.
Kobbelfälle, n., s. Fälle.
Kobbellerche, richtiger KobeUerche, f.,
von KobCy elsäss. Haube, die Hauben-
lerche, Alauda cristata, F r i s c h I, 530 b.
Kobbelmarkty m., Pferdemarkt. In
dieser Zusammensetzung, die Mühling
aus der Gegend von Pr. Holland no-
.tiert, "Würde K(Abel als Pferd überhaupt
zu fassen sein, stände also zu dem altn.
k^paU Pferd (Grimm, Wb. V, 1540)
in Beziehung.
Kobbelmilch, /., Pferdemilch. Bei Je-
roschin : Ir tranc — in aldin zttin was
*öuch drilch: wazzir, mete, kobümüch.
28d. Pfeiffer, 182. Hennig, 128.
Kobbelzähne, plur., Mais; Graupe.
Kobe, yn., s. Kove.
kObem, kOwern, kabern, kOwem, mc.,
in allgemeiner Bedeutung: erlangen, er-
reichen, ahd. koboron, mhd. koberen^ ko-
veren, JSich kobem, sich erkobem, sich
erholen, nach überstandener Krankheit
wieder Kräfte gewinnen, kobem^ kowem
hat auch die Bedeutung: kränkeln.
Bock, 25. Schemionek, 22. Des
Mächen fung an ze kub^m, alles Dok-
tern hulf nuscht Schaltj., 3, 11. In
Bayern: sich erkobem — erkofem^ sich
erholen, ebenso in Estland; schwed.
kofra sig. In Hessen: kobem, erkobem^
bekobem erlangen; auch reflexiv ge-
braucht: sich erholen, und sich einer
Sache an jemand erkobem^ sich in ii^end
einer Sache an jemand erholen, sein
Recht, seine Vergeltung, Kache, an
jemand nehmen. Schmeller II, 276.
Sallmann, 50a. Vilmar, 214. Vgl.
erkOwero.
Eobilke — Rodder.
399
Kobilke, (?), Reiherente^ Anasfuligula.
Gegend am Draasensee. Mühling,
Tiern., 173. Nsslm. Forsch., 3; Tli.,
76^ halt das Wort als eine aus d^m
Volks witze hervorgegangene Bezeich-
nung: das Kobbelchen^ aus poln. kobylka
j unge Stute. Vgl. Kobelente in G r i m m ,
Wb. V, 1541.
Kobolskiy m., durch die Endung ki
polonisiert aus AbioZc^. Kobobki machen,
einen Purzelbaum schiefzen; nach T rei-
ch elfb&ofesc^ti^^^ kobolzeUy kabolzen.
Erinnert auch an das franz. culbuter,
cuUmte. Vgl. Grimm, Wb. V, 1550.
kochen, sw,^ sieden. Wei* gut kocht^
lüird gut essen. Wie jeder kocht^ so ifzt
er, Koch mir Hausmannskost^ brat mir
e Entche, Ock kok so gut vne öck kann,
frett nich min Hund, so frett doch min
Mann. Er ist nicht zu kochen, nicht
zu braten, mit ihm ist nichts anzufangen,
er ist nicht für eine Sache jsu gewinnen.
Friedland Ostpr.. Vgl. Sprw, I, 2091.
2092; II, 1138.
KochhauSy n., Anatomie, „weil daselbst
Körper und Gebeine zu den medici-
nischen. Observationen gekocht und Zu-
bereitet werden." Hennig, 329.
' Kochsei, KUchsely pltd. Käksel, n., die
Portion Eochstoff, welche auf einmal
zu einer Mahlzeit gebraucht wird; be-
sonders von Euchengewächsen, Gemüse.-
Ein Kochsei graue Erbsen. E Kdksel
Rewe (Kuben) — Komst (Kumst) etc.
Öch woa Sckwodegrötz stampe, dis ös e
Kochsei offnorge ze Frühstück. Ermländ.
Freisch, N. Pr. Prov.-Bl. IX, 399. In
Bayern Kochel, TCöchel, /.und n., in
Hessen Kochsal, doch üblicher Kochend,
n. SchmellerH, 278. Vilmar, 214.
kockhalsen, sw. 1. kränkeln. He
kockhalst, er kränkelt. Tiegenhof. 2.
aus dem Halse heraus kocken, stofisen,
würgen. Red, kockhäh^ et 7iit, parleer;
kort on scharp, fluck on flink! Dorr,
1. Wiew., 107. S. Grimm, Wb. V,
1567: hocken stark aufstofzen, rülp-
sen etc. Bei S c h m el 1 e r II, 280 : kackezen
abgestolzen und schwach husten: Vgl.
kUMern.
* Kodder, n. 1. Lappen, Lumpen:
Waschkodder, Aufwaschkodder, Schrobb-
kodder, Scheuerlappen.' Die MargeU
soll mit 'nem Kodder kommen, ich hob*
Schmand vei^schwaddert, das Mädchen
soll mit einem Aufwischlappen kommen,
ich habe Sahne vergossen, übergeschüttet.
In gleichem Sinne Plunder, Plunder^
daher im Zusammenhange Koddem und
Plündern. Vgl. Volksr., 269, 937. Der
Sammler von Koddei^ ist der Kodder-
•
oder PlUnderleser. 2. Kleidungsstück,
namentlich das schlechte , zerrissene.
Die Koddem gehen zu Schanden, wer-
den leicht beschädigt, brauchen sich auf. *
De Koddre son schwer to verdene, man
mot se schone. Et sont je man alles ole
Koddre, abgetragene, zerlumpte Kleider.
Da Hiebe zunächst auf das Kleid fallen, .
heifzt: auf die Koddem kriegen Schläge
bekommen; doch braucht man die Re- *
densart schon , wenn man iiur ausge-
scholten wird. Einem die Koddem voll
hauen, ihn durchprügeln. Vgl. Volksr.,
135^ 564. — Ist man in Kleidern und
Wäsche zurückgekommen^ so ist man
abgekoddert, ein Kodderiapp, Kodderlaps,
Kodderinskt, Kodder jan. Kodderlapp ist
aber auch Bezeichnung für einen armen
Menschen überhaupt; das Wort ist also
dem Sinne nach Lappen-Lappen, eine
Verstärkung des Begriffes, wie sie auch
sonst vorkommt. Sprichwörtlich: Kod-
derlapp von Goldap, Statt Kodderlapp
hört man auch 'Koddemarsch (a = 4);
doch bezeichnet Koddemarsch gewöhn-
lich ein Mädchen, das keine oder nur
eine sehr geringe Aussteuer hat. Kodder-
400
Eodderadel — Eofent.
pupp' nennt man in Kgsbg. und Elbing
ein mit wertlosem Flitterstaat aufge-
putztes Frauenzimmer. Schemionek^
20. — In betreflF der Herleitung des
Wortes sei verwiesen auf lit. kkderiSy
kuduria Lappen^ vielleicht aus dem deut-
schen Kodder^ und auf poln. koldra
Decke, Bettdecke.. — In Estland ist
Koddef' ein abgerissener Eerl. S all-
mann, 50a. 3. nach Treichel Kodder
auch die Haut, welche sich auf der
Milch bildet.
Kodderadel, m., Adel ohne Reichtum,
„heruntergekommener Adel, der sich
auf sein blolzes Von zu steifen roh
genug isf Rosenkranz, Königsbg.
Skizzen I^ 115f.
Kodderei, /. 1. Lumpen. E» ist lauter
Kodderei. 2. Lumperei, Kleinigkeit. Um
eine solche Kodderei werdet ihr doch nicht
in Feindschaft geraten^ der Gegenstand
des Streites ist viel zu gerinfügig. • 3.
Armut, Elend. Bei denen ist die Kod-
derei gro/z — zu Hause, 3. äulierer
Glanz bei ofiFenbarer Ärmlichkeit. Da
ist eitel Kodderei»
kodderig y ge wohnlich kodd'rig, adj.^
von Kodder^ zerlumpt, lumpig, ärmlich,
dürftig; trübselig, schlecht, krank, un-
wohl. Es geht ihm koddrig, schlecht.
Mir ist koddrig zu Mute, ich fühle mich
unwohl. Ich habe einen koddrigen Hals,
einen kranken Hals. On wi ging etju,
Herrf Sehr koddrig, Herr Bäk. Dorr,
1. Wiew., 84. Auf die Frage: .Wie
geht's? erhält man oft zur Antwort:
koddrig und lustig. Koddrig on lostig
OS Eddelmanns Volk. Alt-Pillau. Je
koddriger, je hstiger.
Kodderige, m., der Zerlumpte, Arme,
Elende. Dem Koddrige kommt de Wind
ommer t^on vare, Dönh.
Kodderinsld, Kodder jan, m., s. Kodder.
Kodderlakai, m,^ Lakai in Koddern,
zerlumpter Eerl. Oedanism.
Kodderlapp, m. 1. Mensch, in Klei-
dern verlumpt. Vgl. Kodder, 2, Kahn
eines armen Fischers. Das ist nur ein
Kodderktpp, ein elendes Boot. Gegend
des fr. Haffes.
Kodderleser, m., gewöhnlich Plunder-
leser. S. Kodder. Nach Bock, 25, s. v. a.
Kodderiapp.
koddem, sw. L reilzen, zupfen, pflücken
an einer Sache, also Ganzes und Gutes
zu einem Kodder verwandeln. Kodder
nicht immei* dran! ruft man einem
Kinde zu, das an einem Gewebe reifzt,
zupft. Hunde koddem, wenn sie an
einem Gegenstande mit den Zähnen
zausen. 2. In der Bedeutung Kodder
EQeidungsstück: abkoddern, zerkoddem,
Kleider und Wäsche zertragen, zer-
reiizen. Von einer Person sagt man:
sie ist abgekoddert, von einem Kleidungs-
stück: esüt zerkoddert. abkoddem heifzt
auch: die Kleider ablegen, sich ent-
kleiden. Die Mutter ruft dem Kinde
zu: kodder di af on gä ligge, entkleide
dich und gehe schlafen, bekoddem, mit
Vt^äsche und Kleidungsstücken neu ver-
sehen: öck h^b mi voedder bekoddert.
verkoddem, verludern, verkommen. Er
ist verkoddert und verloddert. 3. Mit
einem koddem, mit ihm zanken, streiten.
Elbing. Marold. In Estlasii koddem
verunreinigen, verkoddem; eigentlich in
Eile obenhin das Leinenzeug waschen.
Sallmann, 35a. Vgl. kaddem.
Koddemarsch (a = a), m., s. Kodder.
Kodderpupp'y /., s. l(odder.
kodd'rig, adj., s. kodderig.
Kofent, Koventy m. u. n., Dünnbier,
Nachbier, zweiter, auch dritter Au%uis
eines Gebräues. Dasselbe was Schemper
(s. d.). Es bedeutet eigentlich Kloster-
KofBtdd — Kohlkammer.
401
bier, von cojwent Kloster. Grimm,
Wb. V, 1574.
Koffitzkiy m., recht schwacher Kaffee.
Das ist der richtige Koffitzki, Vgl.
Plurksch.
Kogely /., Kappe, Kapuze, ahd. cu-
culdy mhd. gugele^ gugel^ kogel, aus dem
lat. ctundlus. Zu der Zeitj ak ihr mir
sandtet Mantel^ Rock und Kogel ^ das
ich euer Gnaden groß gedanket habe etc.
Bri^f Heinr. v. Plauen an Paul
y. Rufzdorf d. d. Lochstadt, 8. Septbr.
1428. Beitr. z. Kde. Pr. I, 92.
Kogge, /*., Handels- und Lastschiff
älterer Zeit, mehr breit gebaut, mit
rundlichem Vorder- und Hinterteil, im
Gegensatz zu den länglichen Galeeren.
Das Wort war im Mittelalter fast über
sämtliche Küstenplätze des atlanti-
schen Meeres, der Nord- und Ostsee
verbreitet und hat sich früh schon bei
uns eingebürgert. So giebt es in Kö-
nigsberg in der Nähe des Pregels eine
KoggengassCj die Stralze, welche zu den
Koggen fOlirt, und hiefz die heutige
KrämerbrOcke früher Koggenbrücke^ weil
in ihrer Nähe die Koggen lagen (Hoff-
heinz^ Stralzn.^ 598); in Danzig findet
sich ein Koggenikor^ eine KoggenbrUcke^
ein Koggenquartier; am Pregel liegt das
Vorwerk Koggen ^ Kr. Königsberg; bei
Frauenburg an der Baude das dem Dome
zugehörige Etablissement Koggenbusch;
am Ausfluiz des Elbing in das Haff
das Bürgergut Koggenhofen. Auch ins
Lettische ist das Wort übergegangen:
kug^ Lastschiff, Kauffahrteischiff und
davon kuggineeks Scfdffer. Bei Je-
roschin: unde stiften da intsamt ein
spitdl uf dem*velde undir irme gezeldey
daz von einem seggle was einis koggin
ab ich las (bei Dusb., p. 14^ Cockd),
Pfeiffer, 182. Toppen, Volkth. Dich-
tungen (Altpr. Mtsschr. IX, 296), ver-
FrUehbier, WArt«rbaeli L
öffentlicht „Ein Lied vom Koggen auff-
ruhr änno 1456: De kogge ist ein far-
schip old etc,^ Nsslm* Forsch. 2; Th.,
76. Brem. Wb. n, 836. Prisch, I,
531a. Grimm, Wb. Y, 1565. Mnd.
Wb. n, 513b. Hennig, 129.
Kohl, m. 1. Brassica^ von dem lat.
caulis und colis Stengel oder Strunk..
Kohl — st öck saU bol. Elbing. Eu
Kohlj ward di uk de Rock krus stäne.
Ebda. Em ward de Kohl to feU. El-
binger Ndrg. Bildlich: Das wird den
Kohl nicht fett machen, es ist unzulaug-
lich. Er macht Kohl, er richtet Ver-
wirrung an. Sprw, I, 2096. Hennig,
130.' 2. Rabe, Corvus. Ein feiger
Schmierig ein fauler Schweimer bebt, Da
HokeTy Gier, Kohl, Saker, Medianen Be--
streichen Erde, Jjufft und See, Und
stossen Adler, Gems' und Reh. Carm.
nupt. I, 264,
Kohlentopf, 77»., irdener Topf, in welchem
Marktfrauen glühende Kohlen zur Er-
wärmung der Fülise halten. Sie über-
decken ihn mit ihren Röcken. Ygl.
FeueretUbchen.
Kohlhase^ m. 1. Hase im Kohl. Kohl-
haservmnkel, früher eiae Strafze auf dem
Anger in Königsberg. 2. Spitzname
für einen kinderlosen Ehemann. Die
Kohlhasen müssen am Johannisabend
auf den Blocksberg und reiten dorthin
auf Hähnen. Alt-Pillau. 3. nach M ü h -
ling auch ein alberner Mensch. Bock,
25. Hennig, 130.
Kohlkammar,/., zimächst Kammer, in
der Kohl aufbewahrt wird; früher in
Königsberg ein Gefängnis für Bürger,
vielleicht weil* der Raum, ehe er zum
Gefängnis eingerichtet wurde^ als Kohl-
kammer gedient hatte. Daniel Domies
wird zu 5 Thalem oder Kohlkammer
verurteilt (J.60S). Pruhwein wird y^in
die kolkamer eingezcogen^ (Jtäßl). Clauss
26
402
kohlrabenscbwars — kolben.
Dirickaphn mrd mit acht Tagen „KoU- •
kcmmer'' bestraft (1596). Etliche Per-
sonen ... . sollen 14 tage in -die kinderfite
KoMkammer gehen {1595). Die Zünfte,
49. 51 £F.
kohlrabenschwarz, adj.y zur Bezeich-
nung tiefer Schwärze; in weiterer Ver-
stärkung: kohlrabenteerschwarz.
kshr, /. u. m.y s. Kttr.
KOje,/.^ Eämmerchen, Schlafbehältnis
auf SchifFen;' eigentlich Verschlag, Stall.
Nach Mühling auch Häuschen. Das
Wort ist eine umlautende Nebenform
zu hchd. Kaue Hütte, Häuschen, mhd.
k(mvxe. Grimm, Wb. V, 1600.
kVkelbunt, adj., s. kakelbunt.
Kokeler, KKkeler, KKUer, m., Gaukler,
Seiltänzer. Den -25. März ist ein Kokler
•
vom Schlofzihurm auf einer Leine her-
unter gelaufen, seinen Sohn^ der ein
kleiner Kiiahe war^ vor sich auf einem
Karren her abgeschoben^ hat etUche mal
auf der Leine »ich mit dem Jungen
herumgesckwinget. Auch hernach ist er
auf ein hohes Ding^ so muf der Leine
urie ein Thurm gemacht voller Feuer-
v)9rk bis oben in die Spitze gestiegen,
das Ding angezündet^ und hernach da-
mit herumbgefaUen, dafz er so weit unter
der Lernen gehangen^ als er droben ge-
wesen. Chronic, manuscr. des Pet.
Michels ad annum 1593. Erl. Pr. I,
305.
Kttkelmannchen, n., Männchen aus
Holundermark mit Bleifufz, ein Steh-
aufchen. Gewohnlich KHcelmHnnchen.
Von kökeln. Hennig, 130.
kOkeln, * kVkeln, sw. l. gaukeln. 2.
einen Purzelbaum, Kopfsprung machen,
wie ihn geschickte Gaukler und mim-
tere Knaben ausfuhren. Jetzt nennen
die Blinder dies Vergnügen kegeln und
ktkeln^ woraus Kopskegel und Kopsktkel
(machen) entstanden. Kegeln und kikeln
sind lautliche Umbildungen yon kSkeln^
haben aber auch mit kegeln^ in die Ke-
gel werfen, Verwandtschafii^ da sie auch
ein plötzliches Fallen, Umstürzen be-
zeichnen. Item das Schleudern. Hiezü
gehört auch das Kockdn über den Kopff
mit umnderlicher Verstellung des Leibes^
da sie eine gute Ecke Weges gUicksam
aufm Köpfe gehen. Pierson, Matth.
Prätor., 116.
KSkler, m., s. Kokeier.
Kokoschke, /. 1. Garbenpyramide,
doch anders geformt alß die Hocke.
Westpr. Es werden mehrere Garben mit
den Ähren nach oben zusammengestellt
und über diese wird eine mit den
Ähren nach unten als Dach gebreitet.
Da dieser Haufe, aus der Feme ge-
sehen, die Gestalt eines hockenden
Vogels hat, so leitet Nsslm. Tb., 77,
den Namen von poln. kokoszka junge
Henne, oder russ. kokuszka Kuckuck,
her. Schemionek, 20, erklärt Ao-
koschke: Getreidegarben so zusammen-
gestellt, dalz eine als Schirm darüber
gestülpt wird. Mühling schreibt Ko-
kosche. 2. aus Strauchwerk geflochtene
Egge mit hölzernen Zinken, auch völ-
lig poln. Kozy und Koszy. Masuren.
Von dem poln. kosü der Korb, oder,
nach Bock, Nat. ÜI, 671, von koza
die Ziege — „weil sie, so bald sie an
einen Stein odev steinharte Klöfze an-
stofzen, wie- die Ziegen herumspringen.^
3. ein Weichselfahrzeng, oder auch nur
ein Fach auf einem solchen; es heilizt
auchKokoske, rein fo]n.kokoszka. Mrbn-
govius Wb.I, 165a. Vgl. eefUz. •
Kolatsch, 97»., s. Kollatsch. *
Kolbacke, Kolbalk, 9?»., d. Kaiback.
kolbekem, sw.^ s. kalbeken.
kolben, kohfven, sw. 1. scheren. Die
Schafe kohoen^ die Schafe scheren. Die
Raare kobven^ die Haare scheren, mehr
Eolbitsen — Eollatsdi. 408
noch sie angeschickt uneben värschnei«* nur wenige Fofz über den Wasser-*
den. Der Stamm ist Kothe^ Kolben^ m., Spiegel ragt nnd wo 'früher -Haff und
KoJbe^ f.y ahd. cholbo^ cholpo^ mhd. See in Verbindung stand. S. Altpr. M.
kolbe m. in der mannigfachsten Be- lY, 207. An einer Stelle — wahr-
deatong, von der hier nor Eopf und sckeinlich emem einstigen Tiefe - — , die
Haare anzufahren sind. Das poln. und Kolk genannt^ sinkt der Nehrungsbeden
russ. kolba^ f. ist ^vi'e das dän, kolbe beincJie zum Nioeau der beiden Meere (?)
nach dem Deutschen gebildet, vielleicht herab-; die Sage erzählt^ sogar f)on einem
auch lit. kvXbe^ f. Schlägel. Über das Seehunde^ der an dieser Stelle über die
sonstige aoTzerdeutsche Vorkommen des Nehnmg seinen Weg gefunden. Pas-
'Wortes s. Giimm, Wb. V, 1602. 2. sarge, Balt, 180. 5. von kolken er-
schneiden mit dem • Messer. Brot kol- brechen: das Aasgebrochene, die Kotze.
wen^ Brot in gröfzem Stücken aus dem 6. der Frosch. Treichel. Vielleicht
Vollen heraasschneiden, ungeschickt ab- weil er in Sumpf und PfQtze lebt
schneiden. (s. oben 3). • •
Kolbibeiiy Ortsn., Dorf im Kirchspiel KOIke, /. u. m,, Kolik, Darmgicht.
Leunenburg bei Schippenbeil. Dei os In Litauen und Masureh hält das Volk
m Kolbitze on e Schöl gegange, hei die Kolik für ein lebendiges, eigen-
kann nich emäl grö/ze (grüTzen). Das artiges Wesen, das den Menschen im
Dorf hat JiLeine Schale. Innern plagt und wie der Bandwurm
KOIe, w., s. Kalte. erblich ist. Vgl. Toppen, AbergL,
kHlen, kelen, sw.^ kühlen, durch Kühle 27 f. • Hexenspr., 72. Man hört dort
lindem. Vgl. kUllen u. LotlchenblatL häufig die Klage: der böse Kolke plagt
Kolky m. u. /. 1. allgemein: Höhlung, mi. Besprechungsformeln gegen den
Vertiefung in der Erde, Loch, Grube, und die Kolke s. Hexenspr., 70 ff.
dasselbe was Holk und KOle^ vielleicht On'toenn mi nu mot aUer Macht
durch Verschmelzung beider Wörter De Kolke plagt bi Dag on Nachtj
entstanden. Ebenso nl., aber auch En Schnaps kann Ldndrung gewe.
Aschenloch, altfries., doch auch Augen- ' Volksl., 57, 38, 8. Hans^ spang an^
höhle und gegrabenes Erdloch. Grimm, häl dem Dokter^ de Mutter heft det Kolke.
Wb. V, 1613: 2. die Grube, welche .Volksr., 262, 914.
bei einem Dammdurchbruch durch das * kolken, s%p.^ sich erbrechen, nach Hen-
herabstürzende Wasser am FuTze des nig, 130, auch rülpsen. Das Wort ist
Dammes ausgespült worden ist. An eine Ableitung von Kehle und lautet
den Ufern und Dämmen der Weichsel in Hessen kolken. Vi 1 mar, 198. De
finden sich Kolke von beträchtlicher Kreg kolkt^ et ward weket Wedder wäre^
Gröfze und Tiefe. 3. Sumpf^ Pfuhl.' die Krähe erbricht sich, es wird ge-
Nachweisbar in bildlicher Anwendung lindes Wetter werden, die Kalte wird
bei Jeroschin:(fes tmik «un her Swan- nachlassen, auskolken, durch Erbrechen
topoVc sich abir in der sundin kolk ttfir sich Erleichterung veAchaffen. Vgl.
unde ttfir watf^ 42a etc. des todes kolk kotzen..
146c. It'feiffer, 183. 4. tiefer Busen Kdllatsch, Kollatz, Kolatsch, ^. l.Sem-
des karischen Haffes, an der Stelle der mel, Paarsenmiel, Weilzbrot überhaupt,
Nehrung, wo diese am schmälsten ist, aber auch, nach Mühling, Salzfladen;
26*
404
Eollatz — KöhDer.
von dem poln. kolacz Fladen, Kuchen,
Semmel, niss. kaläcs^y altpr. kabo Fla-
den (Voc. 345). Nsslm., Forsch. 2;
Th.; 77. 2. Gastmahl, nach Hennig,
130^ speciell ein Hochzeitsmahl. Heii-
nig leitet es von coUatio her, „weil
bisweilen gute Freunde ihre Speisen
zusammentragen und mit einander ver-
zehren." In gleicher Bedeutung in der
Oberlausitz Kollazje, Anton, 9, 10.
In Bayern heifzt eine Art Backwerk
KcUatschen^ plur.y und' bezeichnet das
Wort zugleich eine Sache von geringier
Bedeutung. In Posen Kolatsche^ Ko-
latschte, /., ein schlechtes^ besonders
ein nicht ausgebackenes Backwerk.
SchmellerII,288. Bernd, 138. Vgl.
kollaizen.
Kollatz, (?), die Dohle. S. auch das
vor. '
kollatzen, sw., ein kleines frugales
Essen einnehmen, bestehend aus kalter
Küche! Mühling. Ebenso bayerisch,
SchmellerH^ 290, poln. kolacya das
Abendessen. Vgl. Kollatsch.
Kollerhahn, m., s. Brausehahn. *
Kollo, 7n., Kreis, von dem gleichbe-
deutenden poln/Ļfo. Nach Klein I,
248, in Dzg. von den Quartiermeistern
gebraucht, wenn sie in der drij;ten Ord-
nung, welche aus einem Ausschufz der
Bürgerschaft besteht, in einen Kreis
treten, um zu beratschlagen, welche
Sachen sie den Ordnungsgenossen vor-
tragen wollen. Dann heifzt es : sie tre-
ten in KolOy welcher Ausdruck auch
von dem Zusammenträten der Land-
boten am Wahlreichstage in Polen üb-
lich ist.
KSImer, m., fteier Bauer. Jetzt steht
. er mit einem hiesigen Köllmer m San-
del. Soph. R. VI, 573. Hermes' hat
für Kölmer Freischulz. Der Stand der
Kolmer ist in der Provinz weit ver-
breitet lind wohnt zum Teil in ganzen
Ortschaften, den sogen, kolmüchen Dar-
femy zum Teil vernfengt in den Dör-
fern, zum Teil auf einzelnen Höfen,
wie im Weichselthäl und in Masuren.
Der Name stammt von der Kulmischen
Handfeste, der am 28. Dezbr. 1232 von
dem deutschen Orden zu Thom gege-
benen Urkunde, welche die Rechte und
Freiheiten, Verpflichtungen und Ver-
bindlichkeiten der neuen. Stadt Kulm
enthielt und bald in ganz Preufzen als
allgemeines Landesgesetz betrachtet
wurde. Die darin angenommenen
Rechtsbestimmungen bildeten das den
Kölmem gegebene Recht, das kulmüche
Rechty Jus Culmense, wie es ausdrück-
lich genannt wird. Anfänglich erteilte
man es nur den deutschen Ansiedlern,
später jedoch auch den Stamippreufzen,
den sog. Preuf zisch- Freien, Die Kdl-
mer erhielten ihre Güter, die sie nur
mit .Genehmigung des Ordens verkau-
fen durften^ als freies, vererbliches
Eigentum und leisteten dafür einen be-
stimmten Zehnten: einen Scheffel Rog-
gen von jedem Pfluge und einen Schef-
fel Weizen von jedem Haken (20 Moi^.
kulmischen MaTzes), welcher demBischof
zufiel; indessen kommt zuweilen auch
Zehntenfreiheit vor. Die* Kölmer ent-
richteten femer einen Zins: zwei Mark-
pfimd Wachs und einen Kölnischen
Pfennig oder fünf Thomsche und £1-
bingische Pfennige, welche dem Orden
zufielen und ans nächste Ordenshaus
oder Kammeramt geliefert werden muTz-
ten. Endlich mufzten sie gewisse Kriegs-
dienste leisten: kleinere einen sogen,
kulmischen oder Platendienst (s. d.),
gröfzere einen doppelten. Diese Leistun-
gen der Kölmer sind später m eine
Geldabgabe umgewandelt worden. Ge-
genwärtig sondert sich der Grundbesitz
kolmisch — Koznmand.
405
(politisch) in: Rittergüter, kölmische
und Baaergüter. Die Besitzer kglmi-
scher Guter über 6 Hufen (kulmischen
MaTzes = circa 400 Magdeburger Mor-
gen) haben, nach dem Gesetz vom
17. März 1828, gleich den Besitzern
von Rittergütern j das Vorrecht, auf
dem Kreistage, der kommunalen Ver-
tretung eines ganzen Kreises, persöq-
lich zu erscheinen und mitzustimmeD,
sie dürfen jedoch ihre Stimme nicht
durch einen Bevollmächtigten abgeben.
Sie dürfen auch nicht, wie die Ritter-
gutsbesitzer, direkt die Abgeordneten
zur Provinzialvertretung, dem.Provin-
zial-Landtage, wählen, sondern können
deren Wahl nur, wie die bäuerlichen
Besitzer, durch von ihnen gewählte
Wahlmänner vollziehen lassen. (Gesetz
vom 1, Juli 1823.) Voigt, Gesch.
PreuTz. II, 237. Gebauer^ Kunde des
Samlandes, 60. Prov. Preufz., 423 f.
Bock, Nat. I, 173.
kttimisch, adj.^ s. kulmisch.
Kolonie, /., Ansiedelung im Ermlande
durch Auswanderer aus der Mark Bran-
denburg, aus Russisch-Polen etc. Solche
Kolonien sind die Dörfer Regerteln
bei Guttstadt, Pom ehren bei Heils-
berg. Meist der evangelischen Religion
angehörend und bemittelt^ bilden die
Bewohner dieser Dörfer, Kolonisten,
feste Säulen in der Diaspora. Vgl.
Bock, Nat. I, 175.
Kolonist, m.y s. das vor.
Kolifr, Kalifr (ö lang), /., korrumpl
aus dem franz. cotUeur^ von dem lat.
color Farbe.
Kolpack, Kolpalk, Kolpock, m.y s. Kai-
backen.
Kolpock, m., ein in Bock, Nat. IV,
688, aufgeführter preufziseher Fisch,
der „noch keipen lateinischen Namen
empfangen hat^.
KKIster, m. 1. Husten. Öck hebb cfen
KoUter^ jedoch mehr scherzweise, ge-
wöhnlich: och hebb den Hoste, 2. Alter
Kobter^ richtiger wohl Kohterer^ zur
Bezeichnung eines alten Mannes, Ehe-
krüppels. Stein, Peregrinus XIII, 44.
W. Mtsbl. VI, 128.
kSIstern, kälstern, sw,^ wiederholt und
stark husten, mit und ohne Schleim-
auswurf. Hei köktert ön enemweg^ er
hustet ohne Aufhören. De kolsterd om
wat op. Carm. nupt I, 282, 5. Sche-
mionek, 20: kolstem hüsteln; Sper-
ber, 42: kebtem (gesprochen: kiebtern)
husten und dabei ausspucken. Gordack
hat kobtern auch als räuspern. In
Bayern und der Oberlausitz kibtem
husten, in Posen kuhtemj kubtem.
Schmeller ll, 293. Anton^ 2, 5.
Bernd, 151. Vgl. Bock, 25. Hen-
nig, 131. Grimm, Wb. V, 1623. S.
qualstern.
Kolter, n., Pflugmesser. Die vormhmr-
8ten Stücke eines Pßuges sind das Kol-
ter ^ Schar und Streichbrett, Bock^
Nat. m, 669. S. Grimm, Wb. V,
1624.
Koltki, plur.^ s. Untererdschken.
kolwen, »w,^ s. kolben.
Körnige, /., s. Komegge.
Komegge, Kernige, /., tiefer gehendes
Flufzschiff. Weichsel. Von dem poln.
komiegäy komifga^ komienga^ komaga.
Vgl. Altpr. M. IV, 324.
Komerk, 7n., Kammer, abgeschlagener
^ammerartigerRaum im Hausflur. Fried-
land Ostpr.
komfeien, «t^., gewöhnlich zusammen-
gesetzt herauskomfeien, heraustreiben,
und zwar mit Eifer und Energie.
Stallup. ' Marold.
KomfeIfQs, /., s. FQse.
Kommand, /., Kommando. Em on de
Kommand nehme — hebbe^ das Kom-
••
406
Komme — Komtur.
mando über ihn führen, ihn kurz fassen
und halten. De Deiwel Tieft em ön de
Kommand. gehatt, wenn jemand auf-
fallend zerlumpt oder zerschlagen er-
scheint. Auch Kammand. Egsbg. S.
Sprw. n, 1516.
Kommey f.. Kommen, m.y s, Kumme.
kommen, pltd. kame(n) (a^a)^ st.\.
v&nire. Im Ermlande und Oberlande
vorzugsweise: das praet. quam^ plur,
quamen^ sonst kern. Da quam dat Volk
ged/raaft Carm. nupt I, 282. 2,
kosten, preisen. Was kommt daSy wie
teuer ist das? Der Rock kommt zehn
Thaler, Ähnlich: Es kommt mir auf
zehn Thaler zu stehn,
Kommisftickel, m., s^ Nickel.'
Kommissärpriese, /. Mne Kommissar-
priese nehmen^ einen kühnen Griff in
die Tabaksdose thun. SprW. I^ 1)21.
Kommmit, m., ein Kauz, nach sei-
nem Rufe: Komm mit!- Hoffheinz
handschr. Hennig, 328, hat, irrtüm-
lich^ Kirnt (s. di.y als Ruf und Name
der Nachteule.
Kommolt, n., s. Kummolt
Kommraus-kommrein, m.. Komm her-
aus, komm herein, beliebtes Kinder-
spielzeug in der Weihnachtszeit: ein
^liedermännchen, auf einem Stabe
schiebbar^ das kletternd sich überschlägt
und dann wieder in die alte Haltung
zurückkehrt. Auch Kommrein-komm-
rau^s, Köiiigsberg.
Kommstracks, m.. Komm sofort, Spitz-
name für den Kommissär,. Polizei-Kom-
xnissär. Königsberg. Kühne Korrum-
pierung dieses Wortes, die mit Ein-
führung des Namens Schutzmann in
Vergessenheit geraten.
Kommunität, /.^ akademischer Kon-
vikt . . . „derjenige Saal im alten Col-
legio der Königsbergschen Akademie,
wo yiele Studirende Mittles und Abends,
theils gratis, theils für etwas sehr we-
niges, was sie wöchentlich geben, ge-
speist werden**. Hennig, 4d. jSö guU
Worte . . giebt kaum ein armer Student^
der aus der Communität versto/zen wer-
den soü, Soph. R. V, 614 f. Hermes
erklärt Ci>?nmt«m^f:Freiti8chein Königs-
berg, die vortrefflich — sein könnten.
S:Bock, Nat.I, 59.' Vgl. Kal§t
KomSdienbude, /., gesprochen Komodr
genbude. I.Schauspielhaus. 2. Himmel-
bett. • Elbing.
•Komornik, m., Häusler, Einlieger; von
dem gleichlautenden und gleichbe-
deutenden pöln. hmcmik. Flätow.
Schmitt, 107; Westpr., 165.
Kompan, Kumpan, m, 1. Ge&hrte,
Genosse, Gesell, Gesellschafter. 2. zur
Zeit des- Ordens ^bmpa», der specielle
Genosse (Adjutant) des Hochmeisters.
„Mit der Zeit haben auch die Kom-
thurs ihre Kompans bekommen.^ Hen-
nig, 40, nach Pr. Samml., 152. Zu
letst geschach üf eine nacht -7- daz ein
kompan zuzim quam. Jeroschin, 153a.
Pfeiffer, 183. 3. Kumpan Viceprasi-
dent. Dzg. Klei^ I^ 74. 4. Ehe-
genoßse. Ermland. Mühling. Spä-
tere Bildungen und Korrnmpierungen
sind Kompe, Kümpe, Kompas. Ock fösehd
(fischte) mot mtnem Kompas. Vgl.
Grimm, Wb. H, 631.
Kompas, Kompe, m., s. Kompan.
komplei kumplet, adj.^ yollständig,
stark an Körper^ korpulent. Er ist
recht komplet. S. Sperber, 44.
Kompst, Komst, m., s. KumsL
Komtur, m.^ Ordenspfründner,. der '
die Nutznieizung oder Veirwaltung einer
Commende^ Ordenspfründe, hat, Vor-
gesetzter, eines Ordenshaases. oder Or-
densgebietes. Landkomtur, m., Verwal-
ter einer Provinz. Bei Jeroschin,
180 a, lantcomentur. Offenbar nach der
KoDiiirk(e) — Kopf.
407
altfranz. Form efmmmieor.. Grimm,
Wb. Y, 1688. Grofzkomtur, tt)., im Range
von diesem, vertrat die Vice& dea Hoch-
meisters bei* dessen Abwesenheit
Koinurk(e), Kumurk(e), Kamurk, /., Ge-
fängnis. Yon dem poln. homörha^ Eäm-
merchen. Flatow. Schmitt^ 107, A»-
mdrhi, vom poln. hmwa,\imera Kam-
mer und lit ham&ra wieder von dem
deutsch. Kammer^ wie dieses und das
gleiche Wort in anderen Sprachen von
dem lat fiameray 'camara,
'Konad (o kurz), m., s. Kornad.
Kttne, w. Vom., Kimigunde. Hart-
Wich, 65. •
Konert, Kort, Kuns, m. Yom., Konrad.
Hart wich, 54, der die Namen mit C
schreibt In der Dzg. Nhg. C(mnei%
Cwr% Cum. Violöt, 99.
Konfekt, m.^ Defekt Er hat Konfekt
g Aachen — gegessen^ er hat einen -De-
fekt gemacht. Sprw. I, 522.
Kttnig« An den Konig gehen^ einen
ProzeCs bis zum Austrage durch die
höchste Instanz bringen. Passarge,
225.
KSnigsberg, Haaptstadt der. Provinz
Ostpreufzen. Der Name ist dem Kö-
nige OUokar von Böhmen zu Ehren
gewählt, der dem Orden riet, die Burg
auf einem Berge am Pregel anzulegen.
Die Königsberger heilzen Olumsnickel
(s. Olumse)^ auch Sperlingsachlucker
(s. Japper), Die Bewohner der Stadt
Lobenichty jetzt Stadtteil von Königs-
berg, hiefzen spottweise die Batiem.
Vgl. Reusch, Sagen, 113. Erl. Preulz.
IV, 25. N. Pr. Prov.-Bl. HI, 123 ff.
Sprw. I, 1307*. — Im Volksmunde heifzt
Königsberg in Natangen Kansberg^ KßnS"
barg (Boldt, 5)^ im Ermlande Käns--
bek, KSnabed^ in der Elbinger Ndrg.
Kensborch,
Koniniky m.^ Schornsteinfeger, Kamin-
feger; aus dem poln.^ wohl dem Deut-
schen ' entlehnten kominik, ^min Ka-
mp; dieses aus dem gr.-lat caminus
Feuerstatte, Zimmerherd. Weigand
I, 7S|^. Sperber, 46.
Konkursch, m., Konkurs.
kSnnen, pltd. prät kunn^, part ge-
kannt Ich konnf nich kommen = ich
konnte nicht etc. War ock nich könne^
wenn ock man wöU. Antwort auf eine
mit „Kannst du nicht = kannst du
wohl etc.^ beginnende Bitte.
Kttnnewiippke, n., das Kinn, weil es
tooppt vTippt-, in der Kindersprache.
Vgl. Volksr., 32, . 122.
KonradowaldOy. Ortsn., Dorf bei Mühl-
hausen an der Ostbahn. Ehe man
nach Konracbwalde kovvmt^ ist man schon
vor dem Ihr/ betrogen. Fromm wie der
Schulze aus Konradswalde, Sprw. I,
2118. 1005.
Kontusche, /., weites, fliegendes Über-
kleid der Frauen^ aber auch kurzer
Schlafrock' für Manner; von dem frz.
contotiche. Auch zu den Contuschen und
Schwenkern (mufz noch Zeug zugekauft,
werden). Soph. R. VI, 560. Vgl. Ade-
lung I, 1349.
KOp§per, m., s. Kuhpeper.
KSper, Klper, KTper, m., Gewebe, in
welchem Einschlag und Scherung sich
schräge kreuzen^ ein drell- oder rasch-
artiges Gewebe. Koperzeug^ Koperband,
Von dem nl. Kq>er in gleicher Bedeu-
tung; es stammt, diese Art zu weben
aus den Niederlanden. Brem. Wb. 11,
845. Salimann, 35. Grimm, Wb.V,
556.
kttpern, kipem, kTpern, sw.y Zeug mit
einem Koper^ Keper versehen, in Keper^
form weben: geköpertes Zeug. Hennig,
.131.
Kopf, pltd. Kopp,' m. 1. Caput, Haupt
Dem. Koppche^ Koppke, doch vielfach
408
Kopfarbeit — Kordemom.
aach hclid. Kopfchen, Koppche stekn.
Reich vertreten in Sprichwörtern und
Redensarten. S. Sprw. I, 2119flf.; II,
1532 ff. 2. Becher mit Henkel, Tasse.
Mühling. Bei Haupt- und gr^fzem
Zahnen-Weh bringt niemand ihm ein
Kopchen Thee. Carm, nupi DI, 330 b.
Kopfarbeit, /. 1. angestrengtes Den-
ken, geistige Arbeit. 2; körperliche
Arbeit mit dem Kopfe, in der Scherz-
redensart: De Osse hebbe de g^^otste
Koppärbeit^ weil sie mit dem Kopfe
ziehen.
KopfbUre, /., ' Kopfkissenbezug. S.
BUre.
kOpfen, 8w, 1. enthaupten. 2. stutzen,
s. y. a. kappen. Die Weiden köpfen,
Kopfheister, m., s. Kopskigel.
Kopfnufz, /;, stelzender. Faustschlag
an den Kopf. Einem Kopfnüsse ge-
ben.
Kopfschuster, Scherzbenennung f&r den
Hutmacher. Sperber, 19.
Kopftuch, pltd. KoppdOk, n., Tuch, den
Kopf einzuhüllen. Hüll on D6k dräge^
eine schlichte Mütze tragen, welche
von dem Kopftuch turbanartig umwun-
den ist, dessen Ecken vom in eine
grofze Schleife gebunden wurden. Frü-
her beliebte Tracht der Königsberger
Handelsfrauen. En schlichtet Koppdoky
Sir John, wat Andret pafzt nich to
miene Ogbruen. Dorr, 1. Wiew., 68.
Kopfwehtag' pltd. Koppwidag' {a^ä)^
plur.^ Kopfschmerz. Öck hebh* solke
Koppwedag.
Kopp, m.^ s. Kopf.
Koppel, /., gemeinschaftliche Weide,
Weiderevier, an dem mehrere gleiches
Recht haben. Grimm, Wb. V, 1786.
Sallmann, 35a: der Koppel umzäun-
ter Platz, mit Gras, meist auch Holzung
bestanden und als Weideplatz benutzt.
Eine zweite Bedeutung von Koppel s.
Kappel,
Koppeltrift,/., gemeinsame Trift. Bock,
Nat. m, 766. Vgl. Drift •
kVppen, 8w.y s. kippen.
Koppheister, m., s. Kopskegel.
Koppierbalsam, m., Medik., Balsam
Copaivae. Kgsbg.
K8ps, m. u. /., s. Keps.
Kopscheller, 9n., s. Kupscheii.
Kopskegel, KopskTkel, m. Kopskegel
machen^ einen Purzelbaum, Kopfsprang
machen. Davon kopskegeln^ hopskikebi.
Diese beliebte Knab'enbelustigung heifzt
auch Koppheister sdhiefzen, Helsterko)»f
schiefzen. YgL kOkeln.
Korallenberge, plwr.^ Reste einer di-
luvialen Insel an der Seeseite der ku-
rischen Nehrung bei Rossitten, jetzt
Teil der Nehrung. Der Name kommt
von .dem lett. kordlus König, Herr,
slavisch krol. Vgl. Passarge, Balt,
186 ff.
koninzen, »w.y s. kuranzen.
Korbatsch, /., korbatschen, sw.^ s. v. a.
Karbatsch etc. (s. d.).
Kttrbebpan, m.j der durch kerbenden
Hieb beim Fällen der Bäume, Behauen
von Rundholz etc. erzengte grofze Span.
Vgl. KIttsch.
Korbwagen, m., Wagen mit Wänden
von Flechtwerk, das der Korbmacher
gefertigt, als Spazierwagen.
Kordchen, Kordel, Kordelchen, w. Vom.,
Kürzung von Kordula. Hartwich,
54. Vgl. Kosche.
Kordll, n., Gefälz, welches 40 Stof
(35 Liter) enthalt, also um 10 Stof
(8f. Liter) gröfzer als ein Anker ist;
sonst auch Kordele^ Quartele = Quart,
Viertel. Mühling.
Kordelgam, n., s. Kurrengarn.
Kordemom, n., Kardemom(e), auch
Kordoll — Korke.
409
Kardebom, /., das Gewürz Eardamoro^
Cardamomum. Die Margell frijzt Kor-
demomkuctichens^ Kuchen mit Karda-
mom bestreut.
Kordolly n. 1. ein aus Brettern her-
gerichteter Behälter zur Aufnahme von
Feldfrüchten, namentlich Kartoffeln:
KartofeUeordoU. 2. Schlafstatte an der
Decke des Pferdestalls für die Knechte,
also eigentlich eine hölzerne Eänge-
matte. Samland. Vgl. Gamm u. Hotz.
Korduppel, m.^ kleiner^ dicker Mensch,
Knirps. Elbing. AuchKurduppel und, nach
Gortzitza, Kurdupsel. Das gleichbed.
poln. kordupelj kurdupel^ zunächst
schlechterDegCD, Säbel, Plempe. Mron-
govius I, 171b. Nach Schmitt, 107,
der die Möglichkeit nicht ausschliefzt,
dafz das Wort eine Korrnmpierung des
lat quddrupes sei, Kwädnipel.
Kordwftn, KordwOn, m., KorduaD, feines
Leder, ans Ziegenfellen, ursprünglich
aus Spanien stammend und nach Cor"
doba benannt Grimm, Wb. Y, 1808.
In Bayern Kudenoany Chuderwan,
Schmeller ü, 283. Vgl. Kergei.
kSren, sie., kosen, schwatzen, ober-
flächlich plaudern, öck kann dat frank-
sehe KSren hier nichha^fventan\ Yolksl.,
63, 42, 3.
korSre(n), 8to., kurieren, heilen. Sock
ütkorere.
KSrg^i, m., s. Korgel.
Koring, (?), die frische Brise^ deren
Nahen kräuselnde Wellen verkünden.
Koring kommt Treichel.
Korinthe, /., Schafekläter, wegen der
Ähnlichkeit mit der £bnn£A^, der kleinen,
kernlosen Rosine.
Korinthenball, m., Kaufinannsball. Die
beiden Offidere sind auf einen Korinthen-
bau eingeladen, Soph. R. I, 66.
Korinthengeeell, m., Gesell, Gehilfe,
der die Korinthen verkauft, Handlungs-
diener.
Kortr, m.y s. Kormor.
Korke, /., Pantoffel, Weiberschah ohne
Hackleder, nach Grimm, Wb. V, 1811,
zuerst von Kork, später von anderen
Stoffen. Nsslm. TL, 78, erklärt: Sache
und Wort haben mit dem Korkbaum,
Korkholz gar nichts zu schaffen. Auch
trugen» (die Sehn abelspitzen) Weiber
an den Korken^ item Reuter hattens an
den Stiefeln. Hennen berger, 278.
Sie verlor (bei einem Sturz in den
Pregel) beide Korken^ er aber eine. Ibid.,
237. Doch 80Ü keine einzige Diemtmagd
' Wollen- oder Sammete Korken tragen
bei Verhut der Korken und Strafe des
Thurms, Landesordnung von 1640.
Hennig, 131. Den Mägden werden ver-
boten aüe gestickte und bebrämte, in-
gleichen andere ah von Leder gemachte
Schuhe und Korken. Danziger Willkür
von 1783. S. 15. Grimm, Wb.,a. a. 0.
Es erscheint, nach einer Bemerkung
daselbst, nötig, ausdrücklich zu er-
klären, dafz Korkej plur. Korken^ noch
heuter der fast ausschliefzliche Name
für Pantoffeln ist, der auch ins Lit.
übergegangen ist: kurke' korke'. Im
Yolksmunde tritt neben Korke für Pan-
toffel Schbrre (s. d.) auf und wird mit
Vorliebe gebraucht. Man unterscheidet
Frauenkorken y -schlorren und Manns-
korken ^ -schlorren. — Pantoffeln von
Holz heifzen Klotzkorken, Klotzschlorren,
auch blofz Klotze, Klotze, Klotzen und
Klumpen. .Sie führen diese Namen
weniger nach ihrer klotzigen, plumpen
Gestalt, als weil sie aus Holzklotzen
gearbeitet werden. Mnd. glotze, glosse,
klotze, klossCf grober Schuh, Pantoffel;
klapglotzen hölzerne Schuhe. Mnd. Wb.
II, 123a. 471a. Fehlt ihnen auch da«
410
Korke — Korameister.
Oberleder, sind sie also volLstSndig,
also aucli fär das Blatt d6s FoTzes, aas
Holz gearbeitet, so heiizen sie aus-
schlief^lickSZuTnp^jlit. Idumpas, khimpis^
auch Qän8erÜ7npfe(fi, d.). Diese werden,
in Litauen noch häufig getragen.
KOrke, /., die Hausgrille, OryUus do-
meaticm. Samland.
Korkenmacher, m., Yerfertiger von
Korken. In Danzig die Karkenmacher-
gösse.
Korkholz, n., von Prätorius unter
den Bäumen PreuTzens aufgezählt, das
Pantoffelholz, aus dem die Pantoffeln
oder Korken gemacht werden, die Eiche
öder Linde. Ygl. Pierson, Matth.
. Prätor., 13,
Korklacky Ortsn., Dorf in der Gegend
von Gerdauen. Spott: Hei heft et onner-
lieh wi de Korkl€u;k8che Bure. Sprw. I,
1805.
Kerl, Korigam, n., s. Kurrengam.
Kirmer; m., s. das folg.
Kdrmor, Kdrmur, m., auch Kdrmer,
Mischgetreide yon zwei durcheinander
gesäeten Getreidearten :Hafer mitGerste,
mit Wicken, wohl auch mit Erbsen.
Nsslm. Forsch., 3; Th.,218: Kdrmer.
W.Seidel, 32: Kurrmurr. Schemio-
n e k , 20 : Korrmorr. Das gemähte Grün-
futter nennt man Korfr. Mühling.
Korn, pltd. KOm, n. 1. grawum^ ahd.
ehom^ mhd. hcm^ angsl und engl. com.
' 2. Roggen, Seeale cereale L., als die am
•meisten übliche Getreideart Aus ähn-
lichem Grunde bedeutet das KoUektiy-
wort Kom in Schweden Gerate, in West-
' £EJen Hafer, in Fr^mken und Schwaben
Spelt. S chm eller H, 332. Dat K6m
seg (säe) en de Klomp* on de Säwer Sn .
deSomp. Dönh. Dat os anger Kam seggt
de Meiler cn bot op Müsdreck. 3. zur
Bezeichnung der Kleinheit, Geringfügig-
.. keit: ein Korn, pltd. e.Komy e Kem^
ein wenig, ein bifischen, ein Bröckchen,
Tröpfchen. Besonders gebräuchlich ist
As&ü&ai. Körnchen^ pltd. Komke, Kemkey
Ein Kornchen Brot — Fleisch. Bei
Tische hört man auf die einladende
Nötigung, frisch zuzugreifen, die ab-
lehnende Entschuldigung: Auch nicht
ein Körnchen mehr. Hennig, 131. Gi^
mir noch ein Körnchen — ein klein
Körnchen. E nutschet — Uennutsehet
Kemke^ ein Kömchen, fast, wie nichts.
Muske dun^ Kßrnke boiter. '
Komad, m., piur. Komade^ Bleikugeln
in den Fischemetzen, wodurch diese
auf den Grund gezogen werden; auch
Konad (o kurz). Samland.
Komaiwt, /., Atist, Austung des Kornes,
zugleich als Zeitbestimmung. Et war
an e KSmaust^ es war zur Zeit der
Roggenemte, im*Monate August. Vgl.
Austzeii
Komelis, m. Vom., Kornelius. Du,
CwneUs^ bring das Ffouensmensch hin.
Soph. ß. 1, 171. Sie kriegte ein Kind —
eij den KömeUajungen.,: Ibid., 360.
KomeliiiS Nepos, m.^ Kombranntwein;
aus der Schule übertragene Bezeich-
naog.
Kornickely n , achter Teil eines Achtels
Holz (s. Achtel)^ das kleinste, hier üb-
liche Holzmafz, '/j ) Klafter, 1,39 Raum-
meter. Bock, 25. Hennig, 131.'
Nsslm. Forsch., 3; TL, 218.
Komkaptein, m., Name für diejenigen,
welche das Aufspeichern, Messen und
Verladen des Getreides besorgen. Dzg.
W. Seidel, .31. Vgl. Kommeitter.
Kömmade,/., Komwurm, auch kurzweg
Wurm, 9n., Larve von dem Saat^Schnell-
käfer, Elater segetis^ welche den Korn-
feldern grofzen Schaden thut.
KomnueistAr, m., vereidigter Aufseher
über das au%espeicherte Getreide. Ihm
sind untergeordnet: Kammesser, Kon^
^ornmesser — Körschen.
411
wäger^ Trager etc. ; er hat die Inspek-
tion über alles zum Speidiergeschäfb ge-
hörige. Geräte: Säcke, Mulden, Taae etc.
Er heiTzt anch Scheffelmeister und in
neuester Zeit, da das Getreide gewogen
und nicht gemessen wird, Wiegemeister.
Kommesser, m., vereidigter Getreide-
messer; jetzt Getreidewäger. Vgl. das
vor.
Kommuhmey /., s. Kommutter.
Kommiltter,/. 1. die Wachtel, Tetrao
Cotumix, Mühling, Tiem., 173. 2.
ein. mythisches Gebilde. Die Komr-
mutter sitzt im Koggenfelde; sie ist
eine Frau von übermenschlicher Gröfze,
hat viele und grofze eiserne Brüste^
woran Kinder, welche ins Kornfeld
gehen, saugen müssen^ bis sie sterben,
oder sie werden von den Wölfen, den
Kindern der Eornmutter^ gefressen. Die
Kommoder kommt! ruft man den Kin-
dem warnend zu, wenn 'sie dem Roggen-
felde zu nahe kommen; sie würde die-
selben ins Korn schleppen. Sie heifzt
auch Kornmuhme, Roggenmutter, Roggen-
muhme. In Pommern Roffgenmöme.
Oähn. , 386 a. Man schreckt die Kinder
auch mit dem Wolf, dem Speilzahn, dem
Spiittericopf, die im Korne sitzen, von
den Feldern zurück. Ygl. Mannhardt,
Roggenwolf, 17. 3L Sprw. I, 2149.
l(omil8, 9/»., von KorHy latinisierte Be-
nennung für Kombranntwein ; doch auch
BrMintwein überhaupt. Einen Kamua
trinken^ einen Schnaps trinken. Komus
mit Oewehar vber^ Korn mitBiiXer, Sprw.
I, 1532. Polonisiert KoMwchewski als
Scherzname für d^i Liebhaber von
Komus. Treiehel, Volksth. 11.
Komwerfer, m. 1. der Arbeiter, der
das Gretreide zur Reinigung umwirft,
umschaufelt. 2, in Danzig Name for
diejenigen, welche die Aufsicht über
das aufgespeicherte Getreide führen und
dessen Umarbeitung besorgen. W. Sei-
del, .31. Ygl. Kommeister.
Kornwurm, m., s. Kommade.
Komzapfen, m., Mutterkorn; s. Hahnen-
kom.
KOrperstrafze,/. Elbing. Nach Fuchs
Beschr.vonElbing,Bd.II(1821), S.310,
hei(zt die Strafze so, weil durch sie
di^ Leichen nach den Kirchhöfen ge-
tragen wurden. Diese Art der Namen-
gebung wäre unerhört (in Kgsbg. heifzt
die betr. Strafze: Totengcuise); richtiger
dürfte dieHerleitung von Körber Korb-
macher, Korbflechter sein. Vgl. Jacob-
sons T'echnoL.Wb. Förstemänn,
Strafzn.
KKrpferd (o lang), n.^ der Hengst^
den eine Dorfgemeinde zum Decken
der Stuten gewählt hatte und der auf
gemeinschaftlicheKosten gehalten wurde.
ÄSr, Köre = Wahl, Substantiv zu kiesen.
In anderen Dörfern bestand wieder die
Einrichtung, dafz Besitzer von Heng-
sten diese auf Zeit, .gewöhnlich ein
Jahr „zum Köhr^ auf die Weide sen-
den mufzten. Es ist in Frage gestellt^
ob behufs Erzielung einer bessern Pferde-
rwe den Landbewohnern des diesseitigen
RegierungS'Departements die Einführung
einer Köhrordnung^ wie solche im Qrofz-
herzogthum Posen I^esteht^ von Erfolg
sein wOrde. Yerf^ der Königl. Reg.
Königsberg v. 27*. Dezbr. 184L Müh-
ling..
. Korr, n. 1. das hölzerne • Schwing-
messer zum Flachsschwingen. Das Ge-
stell, worüber der Flachs geschwungen
wird^ heifzt Schwingblock. 2. Lockruf
zu Schaf und' Ziege. Volksr., 64.
242d.
korrekt, adj.^ sauber. Gr. Werder.
Korrmörr, m., s. Kirmor.
kSrscham (o lang), oc^'., s. kirscham.
K5r8chen,j92ur.,' Korsette. (?) Es soUen
412
Eorschompel — Koschkelocker.
auch sylbeme knSpff vber eine marck
lotiges schwer an den korschen ztUragen
nicht zugelassen werden bey drei marck
bues. Kleid.. Ordg. von 1529. N. P.
Prov.-Bl. a. F. VII, 374.
Korichompel, n., schlechtes, wertloses
Gerät; auch Korichompelzeug. Besitzer
davon, also arme Leute: Korfehompel-
volk.
Korichuil, /., alte Fraaenmutze.
Kttrste, /., 8. Kirste.
Kort, 97»., m. Vorn., s. Konerl
KortOn, m., s. Karton.
Korwelspit, m., Eurbelspiefz, der
Schweinsspiefz oder das Fangeisen;
von Kurbel als gekrümmtes Qaereisen.
Grimm, Wb. V, 2797. In den N. Pr.
Prov.-Bl. m, 155, wird KorweUpeet
als Bratenwender, Bratspielz erklärt
unter Strophe 17. VolksL, 32, 20: De
Buurschmann (61 Mann) nem det (den)
KorweUpeet (Knewel8pet% On haud^ dem
Päpe etc. Da jedoch der Bratenwender
in Bauemhaushaltungen sich kaum
vorfinden möchte, so dürfte die erste
Erklärung die zutreffendere sein. Vgl.
Frommann, Mndart. VII, 218. Der
Korwelspet heifzt im Samlande auch
Kerwelspit und wurde mir als Eerbstock
bezeichnet.
Korwlndsherr, m., s. Karwan.
Korzek, m,^ poln. korzec^ der polnische
Scheffel *= 2 preufz., genau 2Vs Berliner
Scheffel. Danzig. Mrongov. Wb. I,
172a. •
Ko§, Kofe (o kurz), /. 1. Ziege, vom
gleichbed. poln. koza. Koi zugleich
Lockruf für die Ziege. Einderreim:
Meine Mutter matka, Oing wohl nach
der Stadtkgt^ Kaufte Messer noza,
SchlacMt 'ne fette koza. Thom. 2.
Knopf aus Zinn, Blei, Eisen etc., ohne
Öse, mit Löchern. Vgl. Mühling,
Proben9'440. 3. Schlafstelle. 4. Perücke,
zunächst eine solche, zu welcher Zie-
genhaare verwandt wurden. 5. Klapp-
netz. S. Klappe. 6. m. jüd. Vom.,
vielleicht ähnlich von koza gebildet wie
andere jüdische Tiemamen: Wolf^Hirsch,
Flatow. Schmitt, 112.
Kosak, 97»., ein beliebter Tanz, von
dem poln. kozak der Kosak, davon ko-
zaczek kleiner Kosak, kosakisches Tänz-
chen. Mrongov, Wb.I; 175b. Sper-
ber, 38.
Kosch, Dem. Koschchan, w. Vom.,
Konkordia. In der Dzg. Nhg. Kasch-
chen. Kosche und Koschchen für Dan-
zig auch bei Klein I, 250. Koschgen
ist eine Ebuptfigur in Sophiens Reisen.
S. das. I, 175 und wiederholt. Pott,
111.
Kosch, Dem. Koschke. 1. Name für
das Schwein, namentlich für das Fer-
kel. 0ns Koschke ös bSl (bald) fett
2. Lockruf zum Schwein: auch Koschke
und Kusch. Volksr., 64, 242 c.
KSsche, /., Schürze. Simon Grünau.
Mühling.
Koichel, nach Mühling auch Kuicbal,
97»., Fulz in verächtlichem Sixine, un-
geschickter Fufz, Bocksfuiz. Poln.
koÜa, koszla schiefer Fulz, BocksfuTz,
koiUmy krummbeinig. Nsslm., Th.,
78, stellt beides zu russ. kozHy pohi.
kozietf koziot Ziegenbock. Die einem
Koichel angemessene Fulzbekleidung
heifzt Koichalar. Nsslm., a. a. 0.
kAschar, ad/,, s. kauscher.
KoschKz, (?), das Spatelchen an der
Ochsenpricke; auch Kuachik. Donh.
Poln. kolczysty stachelig, voll Stachehi.
Mrongov. Wb. I, 166a.
Koschka, n., s. Kosch.
Koschkalockar, m., Ferkel-, .Schweine-
locker, das Rotschwänzchen, Syhia
phoenicwrus. Der Ruf des Vogels soll
übereinstimmen mit dem Lockruf kosch
Eosohneiderei — kdsen.
413
kosch! f&r die Schweine; er heifzt da-
her aach Saulocker (s. d.). Hennig,
222.
Koschneiderei^ /., Gegend zwischen
Konitz and Tuchel. Es ist eine Yer-
stümmelang von dem poln. koayniery
Sensenträger, Sensenmann. Die Be-
wohner' der Koschneiderei^ die sich auf
etwa 10 bis 12 Dörfer verteilen, gel-
ten als roh and boshaft; daher sagt
man von einem rohen Menschen: Er
ist aus der Koschneiderei, Sprw. 11^
1560.
Koscholke, Koschuile, /., s. Kaschulle.
Koichuchy m., weifzcr Schafspelz,
Baaempelz; von dem gleichbed. poln.
kozuch. Sperber, 38.
KOse, /. 1. der Mund. 2. Gerede,
Geschwätz, ahd. cMsi^ n., auch chösa^
/., mhd. kose^ kose. Er hat eine gute
K6se^ eine gute Suade, er ist beredt.
Koie, /., s. Klippe und Koi
Koie, auch kurz Kos', / 1. früher
Grasthaus, jetzt Holzgescbäfib vor dem
HoUänderbaum am Damme nach Hol-
stein. Königsberg. Entweder von dem
poln. koza Ziege (vgl. Kos\ oder wie
Hennig, 132, annimmt von dem lat.
casa Hütte. 2. ToVcemüer Kose. Es
giebt eine Laichstelle im frischen Haff
von der ToUcemiter Kose bis Succase.
Koiebart, m. 1. Ziegenbart überhaupt.
2. spitzer Einnbart. 3. gehäubter Steiiz-
fufz, Podiceps cristatus. Bujack, 385,
der KossebaH schreibt.
Kofebock, m.^ Ziegenbock, bildlich
auch Mädchenjäger. Mühling» Mot
nu ok noch en wallisischer Kossenbock
*
op mi 'ronyperdelnf Dorr, 1. Wiew.,
124.
koielfttrig, adj,^ nachlässig gekleidet
sein. Elbing.
Kofeleiy /., von kosein, Albernheit,
kindisches, läppisches Wesen.
kofelig, koilig, adj,, von ko^eln, albern,
läppisch; widerhaarig, nichtsnutzig.
Vom Acker, der unfruchtbar, mit Kraut
bewachsen ist; vomHoIz,das sich schwer
spalten läfzt. Ermland. Mühling.
koieln, sw., albern, tändeln, scherzen
in Rede 'und That; sich kindisch, läp-
pisch benehmen. Mühling hat noch:
gleich einer Ziege herumspringen, neigt
also zur j^erleitung des 'Wortes von
Kos = koza, Ziege, oder wie Hennig,
132, von poln. koziel Ziegenbock. Im
Brem. Wb. H, 749: kaseln wirrisches
Zeug reden, phantasieren; Kose Zank,
Schlägerei (S. 748). Vgl. schoieln.
Kofomarkty m., Ziegenmarkt. Gä na
Kurzentnick (Kauemick bei Löbau) op
'm KosemarkL Sprw. I, 1145. S.
Koie.
kOsen, sw., reden, sprechen, sagen;
plaudern^ plappern, vertraulich und
gemütlich sich aussprechen. Mhd. kS^
sen, ahd. chösSn. Marie diviagit zart
in tuginüichim tröste ofte mit im koste,
Jeroschin^ 71c. Pfeiffer, 183. Hort
doch wat de Lietkes kose, Carm, nupt.
ty 241. Blck koojz so vehl eck wöth,
nah myner doTnmen Art. Ibid. V, 190 d.
Obgleich der Begriff des Wortes ur-
sprünglich ohne jede üble Nebenbedeu-
tung ist, so tritt diese doch a^uf, und
man drückt mit kosen auch ein Schwatzen
ohne Gehalt und Glaubwürdigkeit, üble
Nachrede aus. Käs' nicht! De Kldck-
ner (Glöckner) suä hebbe myn schwär-
tet Kleed on Hose, Denn hefft he nuscht
to kose, Testament vom ryke Bur. N.
Pr. Prov.-Bl. II, 354. — Kosen, Ge-
kOse, n., liebliches Gerede, wie das Oe-
kose eines Kindes, aber auch gehalt-
loses Geschwätz: De (Knecht) honT
ons Koose cm, Carm, nupt IV, 324b.
Lafz das alberne OekSse! Auch Ge-
spräch, Gerede, Erzählung, Gerücht:
414
Koseschmör — EöttelgaBse.
dat met enander gehohlene Gekoofz^ das
mit einander gehaltene^ geführte Ge-
spräch. • Carm, nupt IQ, 50a. Dat
schpookt (sptikt) ön Kutschitte! So geü
et Qekoos' Snne veatiga Joare von Däip
to Därp bet äwa de Grenz von Noaiange,
Boldt, 11. Bock, 25. Hennig, 131 f.
Vgl. Grimm, Wb. V, 1842
KofeschmOr^ m.^ aas Koie and zchmo-
rerij Ziegenbraten. Mühling.
kosllg, adf.y.s. koselig.
Kossack, m. y Brotbeutel • der Hflte-
Jong^n. Natangen. Wohl Eorrumpie-
nmg von KostaacL Ygl. Krepsch.
Kossäte y Kossat, m., Häusler, Be-
wohner einer Kate oder Kote, daher
auch Kotsa/z und Kdtsa/z. Die Re-
paration der Kirchen soll zwischen de-
nen Eingepfarrten dergestalt geschehen^
da/z allezeit auf einen Ackersmann zwey
Cossäten gerechnet werden. Kirch.-Ord.
V.J.1711. Hennig, 4:6f, Vgl. Grimm,
Wb. V, 1898. S. Käöiner.
Kost, /. 1. Speise, Nahrung, stets als
Eollektivwort, daher ohne Mehrzahl,
mhd. koste^ kost^ fries., .dän., schwed..
kost^ schon altn. kostr'^ entlehnt auch
sloven. kösta^ /., vfesnA.,kh6stym. Grimm,
Wb. V, 1846. Zu jungist doch do in
gebrach der kost Jerost^hin, 77 a.
Pfeiffer, 183. In Dzg. vorzugsweise
solche Speisen, welche aus Hülsen-
früchteu bereitet werden, auch Grützen
und Mehlmus. W. Seidel, 31. '2^.
Verköstigung. Sich in die Kost geben:
sich gegen Bezahlung von einer Fa-
milie beköstigen lassen; für längere
Zeit bei einer befreundeten Familie sich
besuchsweise aufhalten. 3. Kosten, tlf
sine kost er sande zu hülfe Pruzinlande
drtzic schutzin gerittin. Jeroschin,
52a. Pfeiffer, 183.
Kttst, Kttsto, /., s. Kost.
Kosten, plwr: allein üblich, Ausgabe,
Aufwand. Etwas auf. seine Kosten her-
stellen lassen. S. KosL
KSsting, Kostung, /., s. Kost
KOte, K0te,'K0t, /., GeUnkknochen am
Pferdefttfz, die Verbindung zwischen
dem Schienbeinknochen und dem Un-
.terfuTz, das Fersengelenk, 'Fesselgelenk. .
Mnd. kötCy kute^ auch Huf,- Klaue*. . Mnd.
Wb. H, 550b. S. Grimm, Wb. V,
1885. Sallmann, 50a.
Kttter, m,j grofzer Hund, Bauemhund,
Hund überhaupt. Vgl.. Grimm, Wb.
V, 1887.*
KStsoher, m.y s. KSscher.
Kotschke, n. u. /., Schmeichelwort
für das Lieblingskind^ namentUeh . das
Töchterchen. Nach Mühling auch
kleines Kind überhaupt.
Kott, Kotte, /. 1. cunnuSy vulva; lit.
kathe^ doch gewöhnlich pt/zda^ pjfzute,
poln . kiep ; im Holstein. Kutt, Schütze
U, 389. 2. übertragen auf die weib-
liche Person, doch nur .in verächtlichem
Sinne und als Schimpfwoi-t. 3. Hülle,
Hülse. Hemp on hott^ Iseme PU cn
blecherne Kotty)xtjk% und rechts (schwingt)
der. eiserne Klöpfel und die blecherne
Hülse : die Kuhglocke. Tierräts., 12.
Kifttelbrlicke, /., Brücke über den Pre-
gel in Königsberg, früher und im Volks-
munde wohl auch jetzt noch KDttel-
brUcke. . Dm 8. April 1621 rifz der
Strom die Küttelbrücke um und führte
solche mit vielem Bauholze weg. Bock,
Nat. I, 725. * Küttel s. v. a. Eingeweide,
Gedärme; Nebenformen sind KSttd und
Kottel\ Küttel^ und Kottelhof Schlacht-
hof; nds. kSt (t« lang), mnd. kut Ein-
geweide, kuter Schlächter, Fleischer..
Der kneiphöfsche KuMelhef stand in
früheren Jahren uimiittelbar an der
Brücke, etwa der neuen Börse gegen-
über. Hoffheinz, Strafisn., 599.
Kttttelgasso, /., Strafze, die nach dem
kottendoll — Krabtt
415
KSUelhof f&hrt. Königsberg. §. das
vor.
kottendoll, adj,^ von KoUe^ m&nner-
toU.
KSttler, nach Hennig, 122, KttUer^
richtiger Kütder, m., ein Fleischer, der
als Aufseher auf dem Schlachthofe
wohnt; jetzt KöUelmeister. Vgl. Kttttel-
brOcke.
KotbnUcke^ /., nach Mühling, Tiem.,
174,. eine 'kleine Mücke, die gern in
die Augen fliegt.
KotZy /., Verschlag für die Hühner,
worin sie die Eier legen. Donh. In
Hamburg Kott Käfig, worin man Ge-
flügel mistet. Richey, 136. Brem.
Wb. n, 859.
Koizebi. An Kotzdn schreiben^ sich
erbrechen, übergeben; von kotzen darch
Yerstümmelong des Namen» Kotzebue.
In gleichem Sinne: Kotzebues Werke
herausgeben.
kotzen, aw.y yomieren, sich erbrechen.
Erscheint zuerst im 1^. Jahrb., ist aber
sicher viel älter. Grimm, Wb. V, 1905.
Er kotzt wie ein Reiher — me eine
Oerbertole. Möwe. Davon: Kotze, /.,
das Ausgebrochene. Kötzer, m., der
VomierendjB. kotzerig, adj,, zum Kotzen
geneigt: mir ist 80 kotzerig zu Mute;
die Redensart bezeichnet auch das Ge-
fühl des Unwohlseins überhaupt. Der
Keiz zum Erbrechen wird auch durch
koizem bezeichnet: mich kotzert, au8-
koizen, sich durch Erbrechen Erleich-
terung verschaffen. So kots^ er sich
eins aus! Studentenlied. Ygl. Sper-
ber, 19.
KStzing,/., s. KItzing.
Kotzlauken, Ortsn., Dorf im Kirch-
spiel Kumehnen, Kr. Fisehhausen. Es
wird im Yolksmunde Schanddorf ge-
nauQt Hei os ut em Schandderp.
Kove, Kowe, Kobe, m., hohler Kaum,
kleiner StaU, stallartiger Behälter, na.
mentlich für Schweine; mit. cooa, ndrhn.
coeven^ nd. kave^ kaven^ bayr. kobel Be-
hältnis, Behälter, wie Taubenkobel etc.
Da er (^Nabuchodonosor) DanieUen mit
stnen gesellen htz werfin in den koven
des gar gluenden oven. Jeroschin,
Ic. Pfeiffer, 183. Sehade, 503a.
Schmeller H, 275. Kife (s. d.) ist
mit Kove verwandt.
Kovent, m. u. n., s. Kofent
Kowe, /., s. Kove.
kOwem, m., s. kobem.
KSz (ö lang) /., Menge^ Masse, Quan-
tum. Et goß e ganz KSz fdr't Oold^
es giebt eine ganze Menge für's Geld. •
• Kozelarice, m., kleberichter Löcher-
schwamm, I\>lyporus (Boletus) luteus.
Bock, Nat. III, 626.
Krft, /. 1. Krähe, Cormts comix^ nach
dem- Greschrei derselben; in der Dzg.
Nhg. Krftg, üblicher pltd. Krfig; nach
Treichel auch Krftk. Schon ahd. ord,
mhd. krdj hraeje^ krSge^ kreie. De
Schwin' on de Krege Beßehne min JPtege
(mein Pflügen). VolksL, 35, 23, 3.
Der Mensch, verglichen mit der Krähe :
Einen ansehen (nach etwas sehen) wie
die Krähe das kranke (nach dem kran-
ken) Ferkel (Qessel); — danau sSn wt
de Rreg nau Aas, Korrespbl. JII, 52.
Wie das Volk die Sprache der Krähe
deutet s. Volksr.,66, 255. 2. als Schimpf-
wort: SP Kregl
Kraalik, m., s. Krftlik.
• Krabftt, Krabat, m.* Dem. MrcAdike,
Krabatkcy ältere Form für Kroat, jetzt
nur noch üblich zur Bezeichnung eines
wilden, ausgelassenen Kindes; auch
Krabut, Krabutk, Krabutke. Sperber,
41, hat die Krabutt und erklärt: klei-
nes, unbedeutendes Wesen, namentlich
ein ungewöhnlich kleines Kind. W(U
woü jl Krabaikes allwedderf iVo, man
416
krabbeln — Krst&t.
nick Krabaikes! öck hdV all mirCt
Väden 61 Pölzmotz op, Spook, 470.
Das macht, weil du Krabutk gerade aftn
29. Februar of de Welt gekommen böst.
Schaltj., 3, 5. Schalt)., 1, 438: Kra"
batt. Im Flatower Kreise annützer
Mensch. Schmitt, 107. Vgl. Brem.
Wb. n, 859. . Vilmar, 222. Bernd,
141. Sallmann, 3öb. Bock, 26.
krabbeln, ew. 1. die Finger, Zehen,
Klauen krümmen zom Greifen, Krauen,
Kriechen, Wühlen, Kratzen; das Ejie-
•
chen selbst, das stets langsam geschieht :
Gewürm, kleines Getier, Kinder, ältere
Personen krabbeln. Tom Olock os blo/z
e boske Woata drön (in der Torfgrube)
on he krabbeü wedder 'rut Boldt, 11.
Ablautend dazu kribbeln, ein kleines
Krabbebi. Wie das kribbelt und krab-
belt (in einem Ameisenhaufen). Grimm,
Wb. Y, 1911. u. 2202. herumkrabbeln,
herumkriechen. Achy dafz er auch
gerade heute da im Walde herumkrab-
beln mufz! Soph. R. VI, 137 f. 2. das
kitzelnde Gefühl, welches das Krabbeln
verursacht. Wob krabbelt mir da am
Habef
Krabbelweri(, n., Werk zum Krabbeln.
Im Tierräts. 3 : die Kuh, heilzt es von
dieser, sie habe unnev^m^BükKrabbel-
wark^ womit die Zitzen gemeint sind,
an welchen die Finger melkend krcA-
beln.
Krabenle,/., gemeine Ejrabbe, Strand-
krabbe, Cancer ma^no«. Danzig. Müh-
1»
mg.
Krabiit, Krabutk, m.^ s. KrabftL
Krilch, m., Husten. TreicheL
Kracke, Kragge, /. u. n., altes, ab-
getriebenes Pferd; doch auch schlecht-
weg jedes Pferd. Die zweite Form,
Kragge, ist die gebrauchlichere. Das
Kragg toöll nich weita! Ermland. Norw.
krakje, m., kraftloses, abgemagertes
Tier und eben solcher Mensch, schwed.
krakcj m,, kraftloser Greis u. &^ auch
Pferdekracke; in beiden Bedeutungen
auch in Mecklbg. - Yorpomm.; franz.
criquet kleines Pferd. Krackeigespann,
n., Gespann elender Pferde oder Ochsen.
Vgl. Grimm, Wh. V, 1927. Hennig,
134. Mi, 45b. Sperber, 19. Hu-
pel, 124. Sallmann, 35b. Vgl.
Krftk.
Kracke,/, Pflzn., Vogelwicke, Vicia
cracca L. Sie heifzt auch Krock. Ha-
gen, 752.
Krackelgespann, n., .s. Kracke.
krackein, aw., schwer atmen, sich wür-
gen. Lit. krokiu, krökti^ lett. krahzuy
krahkty auch krahkelekt schnarchen,
röcheln, schwer atmen.' Nsslm. Forsch.
3; Thes., 79. Vgl. krackig.
Krilckenthor, n.,* Thor auf dem löber
nichtschen Berge nach dem Anger hin.
Bock, Nat. I, 59, später Krankenthor
(s. d.).
krackig, o^'., kranklich. So *ne krtickge
Creatur sie §k nich, Ghtt Lofon Dank!
Dorr, 1. Wiew., 78.
kraddein, aw., stehlen. Von dem poln.
krasc, praes. kradn§, praet. kradi steh-
len. S. Nsslm. Forsch. 3; Th., 79.
Vgl. kraseln.
crade, krade, kradske, adj. u. ado., s.
accrftd.
Kraffil, Krawfil, Kralla^ n. 1. grofzes
Lastschiff, KaufParteischifF. Anno 1489
den 16, Septembris da vorging (ging
unter) Brosien Maüin mit seinem Kra-
feel, mit seinen zween Söhnen vnd mit
WO ausserlesens Volks, daruon borgten
(retteten) sich 16 Mann, Hennen-
berger, 80. Im Sommer Ues Caspar
von der Memel ein solch (so grofz) Kra-
feel.bawen, als in vielen Jahren keines
gebawet war. Ibid., 94. Item anno
(^14)62 nach längsten kwam das gtvj'ze
Kraf61 — Krähenseife.
417
Kraffel (von Lebarn) zu Danizk in die
Reide (Reede) mit Saltz geladen. Da
schlug im der Tanner die Mast entzwey.
Weinreich. Passarge, 87. Franz.
caraveUe^ engl. caraveU^ schwed. krawel.
Brem.Wb.n, 866 : Kraveel. Vgl. Grim m,
Wb. V, 1931. 2rKrawel, altes grolzes
Gebäude, altes Möbelstück. W. Sei-
del, 31. Vgl. Krftk.
Kraföl, m.y Kanal zwischen £lbing-
flalz and Nogat. Sperber, 19. Sehe-
rn ionek, 21. J^ach letzterem bezeich-,
net man mit Krafol auch einen Haufen
alten Gerätes.
Kraft (a lang), Krfiff, m,^ ebenso der
pZwr., Krebs. Vgl. Ftttkrtft Nach
Treichel Kreft auch Blut.
Kraftmehl, n., feinstes Weizenmehl,
das die Ejraft des Weizens enthält^ da-
her auch Stärkemehl, Starke, /. Mehr
im Gebrauch, weil billiger, ist jetzt die '
KartofPelstärke. Aus dem Deutschen
entlehnt: dän. kraft/rneel^ poln. kroch-
mal, lit. krapmilei. Grimm, Wb. V,
1952.
Kragau, Ortsn., im Volksmunde Kra-
gen, Dorf im Kirchspiel Medenau, Er.
Fischhausen. WoUst frage f Gä na
Krage. WöUst wetef Oä na Pobethe.
Samland.
Kragen, Ortsn., s. das vor.
kragen (a=»a), krajen; sw., bei der
Mahlzeit dringlick bittend nötigen. Dzg.
Nhg. VioUt,101. Werder. Elbing^r
Ndrg. Die letzte Tasse, die ein Gast
nach eindringlichei' Nötigung der Wir-
tin trinkt, ist die Krägtasse,
Kragge, /., s. Kracke.
KraggeHub, pltd. Kraggelföt,m.^ schlech-
ter Schriftzug, schlechte Schrift über-
haupt. Er macht nur Kraggelfüfze,
MoU'Kried hewt he am Hauklotz väl
&raggelfeet gemoakt Boldt, 21.
Frlsdiblcr» WSrterbocbl.
kraggelich, adj., krumm^ verbogen,
namentlich von Schriftzugen; auch in
Verbindung mit kriggeln: kriggel-krag-
gel. In Hessen krackelich, Vilmar,
222.
kraggeln, sw,, kriggeln, kritzelnd
schreiben.
kräglich, krSglich, adj. von kregel, mun-
ter, lebensfrisch, übermütige wehr-
haft. As noch de dieische Rittersmann
Öm Marjenborger Schiott deed woahn\
Donn weem de Lichtenausche Buur'n
Ganz grvMchkräglich'von Natur. Dorr,
31. Vgl. Brem. Wb. II, 866. Grimm,
Wb. V, 2ia6.
KragtaBse (erstes a = a), /., s. kra-
gen.
krähen, sw., laut und schreiend
sprechen.
Krähenbeifzer, plw:., s. Krähenfresser.
Krähenfresser, pltd. KrfigefriSter, plur.,
Spottname für die Bewohner der kuri-
schen Nehrung, die sich vielfach mit
dem Fange der Krähen beschäftigen
und von diesen Vögeln nähren. Da
sie die gefangenen Krähen dadurch
töten, dafz sie denselben den Kopf ein-
beilzen, so nennt der Volks witz sie
Krähenbeifzer, pltd. KrfigebTter, welcher
Name besonders noch den Bewohnern
des Dorfes Sarkau beigelegt wird. In
neuerer Zeit gebraucht man zur Tötung
der Krähen Zange oder Messer. Vgl.
Pr. Prov.-Bl. V, 463. Pas sarge, Salt,
296.
Krilhenmilch, Pflzn., scharfe Wolfs-
milch, Euphorbia estUa L. Bössei. Müh-
ling.
Krähenseife, /, Pflzn., kahles Bruch-
kraut, Herniaria glabra L. Das Pflänz-
chen, das gröfzere Mengen von Kali,
Natron, Kalk und Magnesia enthält,
erzeugt beim Reiben mit Wasser einen
27
418
Kraitis — krälen.
seifigen Schaum, mit dem die Kinder
sich die Füfze waschen. Westpreufz.
Treichel, Botan. Not. II, 13.
Kraitis, 97»., nach Muhling in Litauen
der Wagen, auf welchem die Aussteuer
der Braut, der Brautschatz, in das Haus
des Bräutigams gefahren wird; nach
Nsslm., Wb., 224 b, der Brautschatz
selbst.
krajen, aw.^ s. kragen.
krajSlen, sw.^ schreiend lärmen, roh
singen; auch krijSlen.
Krftk, n., gemeines .Yolk, Gesindel,
Pöbel. Es war lauter Krdk zusammen,
Bock, 25. Wenn glyck onjz fühlet
Kraack de Arbeit ganz vergäte. Carm,
nupt IV, 59 b. Na wacht% ju sull de
Diwel hale^ Ju verflacMget Krak! Dönh.
Volks!.,. 76, 6, 5. Zur Verstärkung
Krftkzeug, pltd. Bräktig, Letzteres nach
Hennig, 132, auch unnützes altes Ge-
rumpel, Hausgerät, gewöhnlicher Krftfzel,
n., in Danzig Krawfil, das aber auch
ein altes grolzes Gebäude bezeichnet.
W. Seidel, 31. In Pommern ist Kraak^
f.y schlechtes, nichts wertes Ding (auch
Scheltwort: Du Kraakl)^ in Breiten
Krakke baufälliges Haus; schwed. krdk
Plunder, Ausschulz, Wegwurf aller
Art, engl. dial. croke Abfall aller Ajt;
um den Mittelrhein bezeichnet krack^
/., allgemein etwas Kleines, Schlechtes,
Unansehnliches, von Menschen, Tieren
und Dingen. Dähn., 251b. Brem.
Wb. II, 862. Grimm, Wb.V, 1927.
Verwandt mit Kracke (s. d.). Vgl.
Kröpzeug.
Krik, /., Schiff mit drei korblosen
Masten. Vgl. Krfl.
Kräkfii, m,y lärmender Streit, Zank,
Scheltö. Das Wort erinnert an nd. u.
nl. kraken krachen, und der Lärm des
Streitens scheint der Ausgangs- und
Kernpunkt des BegriQes. Nl. krakkeel^
schwed. krakel. Vgl. das Ausführlichere
Grimm, Wb. V, 1976. Hennig,
133.
Kräkelei, /., s. krakeln.
krakfilen, sw., von Krakel^ zanken,
streiten, nergeln. . Vgl. ki^kein.
Krakfiler, m., Zänker, Händelsucher,
Nergeler.
Kräkeler, m., krakelig, adj., s. krakeln.
krftkeln, sw,^ schwankend, unsicher
gehen; von kleinen Kindern und Be-
trunkenen. Muhling. Vgl. schraggein.
Oberd. grageln die Beine spreizen. Vgl.
Grimm, Wb.V, 1979.
krilkeln, krfikeln, sw.^ rechthaberisch
widersprechen, zankend tadeln, kritteln,
mäieln. JEr krakelt über jede Kleinig-
keit. Er hat immer etwas zu krakeln.
In Hessen prekeln^ prepeln. Vi 1 mar,
306. Davon Kräkeler, Kräkler, m., Kritt-
ler, Rechthaber. Kräkelei, /., Zank,
Streit, Krittelei, und der Adjektiv kiü-
kellg, kraklig. Oberd. krackein streiten,
schwed. kräckla. Vgl. krakfilen u. krä-
teln.
' Krilkelpastete, /., unzufriedenes, zum
Krakeln geneigtes Frauenzimmer. Qe-
danism,
krakig, adj.^ kränkelnd, hinfallig, zei^
schlagen, elend. Westpr. Muhling.
Schemionek, 21. Vgl. Kräk.
kraklig, adj., s. krakeln.
Krftkmandel, /., Mandel in der Schale,
beim Bruch krachende oder knackende
Mandel, Knackmandel. Hennig, 132.
Krftkzeug, n., s. Kräk.
Krale, /., Perle (Koralle). Trei-
chel.
kralen, sw. 1. von Kindern, wenn
sie die ersten Versuche zur Bildung
von Wörtern machen, das muntere, be-
hagliche Lallen der Kleinen. Er krält
schon! meldet die beglückte Mutter dem
Vater. Bock, 26. Hennig, 133. 2.
y
Krälick — Krämergasse.
419
von Trunkenen, deren Zunge nicht
mehr imstande ist verständlich und zu-
sammenhängend zu sprechen. 3. über-
haupt reden, sprechen, doch mit dem
Nebenbegriff des Ungereimten, Uber-
mäfzigen, Prahlerischen. Hei hrält ah
wenn em de Backtäne wasse. Er hrdlt
wie ein Advokat Davon Gekrftie, n.
Krftlick, m:^ Name eines Weges bei
dem Kittergute Kirpehnen, Kr. Fisch-
hausen. N. Pr. Prov.-Bl. XI, 74: Kraa-
lick.
krallmunter, adj,^ sehr munter, auf-
geräumt. Gedanism.
Krftlwasser, n., Wasser, das krfllen
macht, Branntwein. Et' hat Krdlwasser
getrunken^ ist betrunken. Sprw. I, 445.
Krftm, m. 1. kleiner YerkaufsFaden.
Die (Braut) steht geputzt^ als kähm sie
aus dem Kraam. Carm, nwpt ü, 266 c.
Wie der Herr^ so der Kram (poln. jaki
pan^ taki kram). 2. die Ware selbst,
welche in einem Kram feilgehalten
wird; oft in verächtlichem Sinn: Was
soll der Kram kosten? Die Elle ist län-
ger als der ganze Kram. 3. Sache,
Angelegenheit. Von dem Kram ist
weiter nicht zu reden, da schweigt Tnan
lieber stiU. Du rei/zt den bunten Kram
verdrehter Schlüsse hin. Carm. nupt. II,
64c. Nach Grimm, Wb. V, 1986,
erweist sich als die älteste erreichbare
Bedeutung: Zeltdecke; so in einem rh.
Glossar des 12. Jahrb.: tentorium Ge-
zelt, papilid Gram. Ahd. ehr dm, mhd.
kram; entlehnt altn. isl. kram^ n., dän.,
norw., schwed. kram^ poln. kram, böhm.
krdmy lit. kr&nias.
Kramaus, m.y s. Karmaus.
Krambambuli, m., Danziger Wach-
holder- oder Eirschbranntwein ; Gold-
wasser; Branntwein überhaupt.
KrambawbtUij so heifzt der Titeln
Womit dich ein Starost beehrt.
Du bist das sü/ze Labungsmittely
Das Danzigs Offizin gewährt
Halb klingst. du deutsch^ halb popolski,
Recht majestätsch Kramhambuli.
Anfang, eines Liedes, das den Kram-
bambuli preist; es ist nach einem 1747
in Danzig gedruckten Liede gearbeitet.
Erk, Neue Sammlung deutsch. Yolksl.
II, 6. Heft, 60. 66. Böhm, krampam-
puU^f.^ zugerichteter Branntwein. Vgl.
Grimm, Wb. V, 1994, wo der sla-
vische Ursprung des Wortes in Frage
gestellt ist.
Kramber, m., s. Krankeit
kriLmeln, sw., mäkeln, Kleinigkeiten
hervorsuchen und tadelnd besprechen.
krftmen, sw. von Kram. 1. Aus der
Bedeutung : einen Kramhandel treiben,
mit dem Kram sich zu thun machen:
mit Sachen hantieren, in ihnen rühren,
sie in andere Ordnung bringen, nach
ihnen suchen. Gegenstände, welche
verlegt sind, wurden verkramt; ein mit
mannigfachen Gegenständen belegter
Tisch ist bekrdmt und mui'z abgekrdmt
werden. Wie der Kräm^er seinen Kram,
auslegt, avAkrdmt^ so sagt man auch
bildlich zu dem, der Neuigkeiten mit-
teilt, dafz er sie auskrame. Möhling
hat in dieser Bedeutung noch krämem.
2. einen Liebeshandel haben. Die ha-
ben mit einander was zu kramen. In
Schles. kramem.
Krämer, m., Händler mit sog. Mate-
rialwaren: in Königsberg gewöhnlich
Apotheker^ gekürzt Aptheker; in Berlin
Kaufmann; in Schlesien Spezereien-
händler. Gedanism.
Krämerbrllcke, /., Brücke in Königs-
berg, nach den früher auf beiden Sei-
ten derselben stehenden Krämerbuden.
Hoffh.einz, Straizn., 598.
Krämergasse//;, Strai'ze in Königsberg
und Danzig.
27*
420
krämern — Krämperpferd.
krämern, 8W,^ mäkeln, tadeln. Er hat
an allem zu krämern.
KramkUmmel, m., Eümmelj der im
Kram zu haben ist, zum Unterschiede
von "Feldkümmel, römischer Kümmel,
in kaufmännischer Sprache C^TTzm. Ygl.
Adelung n, 1746.
Krammeist, Vorstadt von Memel. Von
dem[^lit. kruma miestcts Waldstadt, „weil
vordem allhier ein ziemlicher Wald ge-
standen*^. Erl. Pr. IV, 241. Die Her-
leatung von Kram^ „weil liier vor dem
Brande viel Krämer gewohnt," erscheint
schon Hennig, 47, verfänglich.
Kramp, m.^ Krampf, von krimpen^
krimpfen zusammenziehen. Kramp in
der Hand^ im Fufz; Magenkramp, Ahd.
chrampho^ mhd. cramphy krampf^ alts.
cramp^ nl. kramp, ags. cramp, cromp^
engl, cramp; dann dän. krampe, schwed.
kramp. Grimm, Wb. V, 2010. Vgl.
klumpen.
Krampe, /., Haken zum Festhalten,
Windhaken: Fensterkrampe, Thürkrampe;
Klammer, Klinkhaken.
Krilmpel, Krempel, KrSmpel, m. 1. al-
tes Hausgerät, Gerumpel, Trödelkram,
Plunder. Übertragen: 2. alter Mensch.
Jetzt bin ich ein alter Krämpel. 3. im
Handel die ausgelegte Wate, nament-
lich wenn sie ohne gröfzeren Wert ist
und als Ganzes zusammengefafzt wird.
Dat^8 alles man Krempel — Krempelttg,
Krempelzeug. Nimm den ganzen Kräm-
pel. Was kostet der Krämpelf Sper-
ber, 19: die ganze Geschichte; von
Dingen gebraucht, die- einem lästig
werden. So nahe die Ableitung von
Kram liegt, so hat es, nach Grimm,
Wb. V, 2007, nichts mit diesem Worte
zu thun, eben so wenig mit dem ital.
comprare, crompare, sondern weist, wie
auch Krampe Höker, auf ein verlornes
kramp, m., Ausschufz, Wegwurf , Ge-
rumpel. In. Oberdeutschland, im ElsaTz
Grempel. Vilmar, 336. Vgl. Fmsei.
krampelklakig, adj., schadhaft, klapp-
rig, nicht haltbar. Schemionek, 21.
krämpeln, krempeln, pltd. krOmpeln,
sw., aufschlagen, umschlagen, gleich
der Krampe am Hut, und dann ge-
wöhnlich aufkrämpeln, umkrämpeln. Sich
die Hosen — die Hemdsärmel aufkrämr-
peLn. umkrämpeln hat auch die Be-
deutung: umkehren ; eine Sache um
und um drehen, sie aus den Fugen
bringen. Sperber, 19. Öck segg on
bitte dabt: De Welt deit sock omkremple.
Lhrztg. 4, 354. verkrftmpeln, durch
Krämpeln in Unordnung bringeiS, ver^
wirren, verbiegen, auch s. v. a. ver-
h'ängeln (s. krängein). Ein verkram^
pelter Hut. ' Von einem Manne, der
nicht recht bei Sinnen, der verdreht ist,
sagt man, ei' ist ein verkrämpeüer Kerl
— ist im A. verkrämpelt. Statt kräm-
peln auch krimpefn.
krampen, sw., mit Krampen -ver-
schliefzen, und dann zukrampen. Das
Fenster zukrampen, es mit einer Krampe
schliefzen. aufkrampen, die Krampe
heben : das Fenster aufkrampen, es öff-
nen. Vgl. ankrampen, abkrampen.
Krämper, KrSmper, Krimper, m. 1.
Krümper. Er ist ein rechter Krämper.
2. geübte, teils beurlaubte, teils für
gewöhnliche Zeiten entlassene Soldaten.
Grimm, Wb. V, 2010. Schwed. ist
krämpig kränklich, bedeutet aber eigent-
lich schwach.
krämperpferd, auch Krimppferd, n., Krim-
pfer, Krimper, Krttmper, m., das Pferd,
welches früher Kavallerie -Regimenter
überzählig aus dem ersparten — nicht
eingeschrumpften -^ KruibpfinaTz zu
füttern hatten. Jedes Regiment hatte
Erftn — Elrfinke.
421
einige solcher Krmper zu oDterhalten.
Das Wurzelwort ist also krimpen^ krum-
pen. Mühling.
Krftriy 97»/ 1. an Flufzafern, in Häfen:
Hebemaschine zum Ein- und Ausladen
schwerer Schiffslasten. In Königsberg
gab es früher einen roten und einen
grünen 'Kran^ nach dem Anstriche
benannt. 2. an.Geiafzen: Zapfen zum
Auslassen der darin enthaltenen Flüssig-
keit 3. der Yogel Kranich, gras.
De Kiebitz on de Kranke^ De satte op
ene Dannke etc. Volksr., 57, 217.
Hennigs, 133, Annahme, dafz Kran
1 „von der Ähnlichkeit mit einem
Kranicbhalse hergenommen sei^, findet
in Grimm, Wb. V,^ 2018/ Zustimmung:
ähnlich ward lat. ciconia (Storch) ver-
wandt, und noch mlat bedeutete es
Brunnenschwengel, wie noch ßpan. ci-
gueha^ auch poln. iöraw (Kranich)
Brunnenschwengel und Krahn, böhm.
ielrdb. Übrigens galt auoh hchd. Kra-
nich für Krahn. Grimin, Wb. a. a. 0.
Krängel, Krengel, m. 1. horizontales
Drehkreuz an Fufzwegen, um diese
für Fuhrwerk und Reiter abzusperren.
2. dreh'bare Stange von der Decke zum
FuTzboden mit Bügel, in den man kleine
Kinder stellt, * welche das Gehen er-
lernen sollen; auch Krängelstuhl. 3.
Drehvorrichtung am Wagen. Ygl. Us.
Krängelei,/., s. krärlgeln.
krängein, krengeln, »w. 1 . in die Runde
drehen, sich kr angeln^ sich im Kreise
drehen, sich zwecklos hin und her be-
wegen, umherschlendern, nicht hin nicht
her wissen. Was krängeist dich hier
herum f Er krängelt sich-vne der Furz im
Schnupftuch. verkrängelnisicAd^JEc^/
vei'kf angeln^ verdrehen, schwindelig
machen, was Eander gern thun, indem
sie sich lange im Bereise herumdrehen.
Im Pöln. At^, Gen. kr§gu der Kreis.
2. sich rührig drehen, zu schaffen
machen. Da krängeld sick de Tusch,
an hadd on Hand voU Darmel. Carm.^
nupt. I, 282, 7. 3. die Rede drehen,
wenden, mit der Wahrheit nicht her-
auswollen, lügen. Krängel mir nicht
was vor! Eck sett em Fall, eck denck
met mienem Kopp op wat^ So krengelt
seck dat Muhl, alfz vne en Wage-
Radt. Carm. nupt, IV, 324 c. JDa*
von: Krilngler, m.^ Krängelei, /. Vgl.
abkrängeln, bekrängeln. Bock, 26. Hen-
nig, 133.
Krängelstuhl, tt»., drehbarer Gängel-
stuhl für Kinder, Drehstuhl. Hennig,
133. S. Krängel.
KrilngelthUr, /., Kreuzthür von vier
Flügeln, welche sich vertikal um ihre
Achse dreht. Der Haupt^ingang zur
alten (abgebrochenen) Königsberger
Börse hatte Krangelthüren.
Krängier, m.^ s. krängein..
Kranich, m., als Werkzeug zur Bauem-
plage bei Stein, Peregrinus XVI, 12.
W, Mtsbl. VI, 187. Vgl Temnitz.
Krftnjunker, m.^ ehemals der Inspek-
tor des Krans. . Danzig. W. Seidel,
31.
Kranke (a lang, auch kurz), m., Kra-
nich, gras. Vgl. Krftn.
Krilnke, /., Kraqkheit, Schwäche,
Fallsucht^ Dafz du die J^änif kriegst I
als Fluch. Sperber, 19, hat Kränk'
= Krätze, und bedeiitet nach ihm der
vorstehende Ausruf, dafz du die Krätze
bekämst. Wepn in der folgenden Re-
densart aus Me'we : du kriegst die Krärüi
in die Waden ^ kein Scherz liegt, so
würde KränK hier die Bedeutung von
Krampf haben. In Posen: Kranke^
Kränkt, f. Bernd, 142. Vgl.' Dan-
neil, lUb.
422
Krankenbericht — kra(z&ten.
Krankenbericht, m,^ die Abendmahls-
feier auf dem Krankenbette. Ygl. be-
richten.
Krankert, m.^ nach Hennig, 133,
auch Kramber, m. 1. Ausruf der Ver-
wünschung und Verwunderung, bei
dem man wohl an den Teufel denkt;
daher auch Teufel. Dafz dich der Kran-
kert holen mag! Geh zum Kr ankert!
M der Kr ankert! I der Kr ankert! na^
ivie •kömmt dasf Schaltj., 3, 5.
/ vör^n Krankert! Wat mll denn datf
Junker^ schäm' hei sock doch wat!
Volks!., 8, 51, 6, auch N. Pr. Prov.-
Bl. in, 153, wo es-: Ei wat Krankert
heifzt. Bock, 26. 2. die fallende
Sucht; Epilepsie. Mühling leitet es
von GramhaSy Grumbas^ dem Diener
des heil. Nikolas her, dem Schrecken
böser Kinder. Zu erinnern ist an das
lit. kranka ein Strafinstrument zum
Krummschliefzen. Nsslm., Wb., 223b.
Vgl. Grim.m, Wb. V, 2040: krankt, /.
Krankheit, /., schwere, s. HSchste.
Krftnmeister, m., Aufseher beim Krdn.
Königsberg. . Hennig, 133. Wohl
dasselbe was in Danzig Krdnjunker,
Krant, m. Die eigenihümliche, Kraut
genannte, gelbbraune Sandformation
mit ihren felsartigen Geschieben, Zacken
und Zinken, den durch Eisenoaydhydrat
gebildeten Röhren^ welche die über ein-
ander gelagerten Schichten meist senk-
recht durchziehen, bildet den Grundstock^
die Basis der gewaltigen' Höhen (von
Grofzkuhren). Passarge, Balt., 367.
Krantas, m,, s. PackranL
Kranzabend, m.. Abend, an dem der
Brautkranz geflochten wird, Kränz-
chenabend, Polterabend. Masuren. Es
geschieht am Abende vor dem Hoch-
zeitstage; auf besondere „Bitte zu den
Kränzchen" (prozba na zianki) ' finden
sich die jungen Leute und Mädchen
im Hochzeitshause ein, winden der
Braut Kränze und - tanzen dann „bis
zum hellen Tage".
Kränzchen, n., Backwerk.' On off*m
Tösch stunden Kränzchen, Zeppchen etc.
Schaltj., 3, 9 f.
Kränzchenabend, m., s. Kranzabend.
Kränzeljungfer, /., s. Brautjungfer.
kränzen, sw,, den Kranz des Wagen-
rades^ die Felgen, neu machen; auch
bekränzen. Das Rad mu/z neu gekränzt
— bekränzt werden. Hennig, 134.
Kranzknochen, m., das Schlüsselbein.
Krapanz, Krapanzke, /., s. Krepangs.
Krilpel, Krfipel, rU., KrQppel. Ein un-
glücklicher KrepeL
krilpelig, adj, yon Kräpel, krüppelig,
verkrüppelt. Herrche, schenke se möch
doch all was, öch haa* softer kräpUcher
Fuss. Ermland. Sperber, 19.
kräpeln, krfipeln, sw., krüppeln, stüm-
pern. Man kräpelt sich so weiter^ man
kommt vorwärts, doch nur sehr all-
mählich.
kräschen, sw., rauschen, tosen; von
der bewegten See. De Sei krischt mal
wedder. Samland.
kraseln (a kurz), sw. l. im Fett bra-
ten, poln. krasic. 2. -.stehlen, poln,
kra^c. Flatow. Schmitt, 107; Westpr.,
166.
krästicksen, sw.y packen, viele Gegen-
stände auf einen, meist erhöhten, Platz
schaffen. Stallupönen. Marold.
krafzäten, sw., zwecklos auf der Strafze
umherschlendem, bummeln. Er geht
krafzäten, er spaziert die Strafze auf
und ab. Denn ging he oft alleen oder
möt de Tächter krafzäten. Schaltj., 3,
8. Westpr. Mühling. Schemionek,
21, hat auch gassatem. Für Xiv-* und
Estland bei Hupel, 125. Marold
fragt: Ob es mit grassari zusammen-
hängt?
ErafiE^l — kratzbürstig.
423
Krafzfil, Krefzfil, m. Einen beim Kra/zel
kriegen, ihn beim Kopf, bßim Kragen
kriegen. Bock, 26. Hennig, 134.
Nsslm.,. Forsch. 3. Vgl. Krepscholl.
Kra(zel, 7/1., Krftfzelwerk, Krftfzelzeug,
n., altes, unbrauchbar gewordenes Haus-
gerät. Skandinav. kraa. Es heifzt auch
Scfunrmorry ScharmuUy Schurrmurr^
Bakeber^i: Vgl. Krak.
krälzeln, »uo. 1. in altem Gerät han-
tieren, herumwirtschaften. 2. sich rüsten
zur 'Arbeit, zum Aufbruch. Wi wolle
ons sachtke ki^äfzle^ uns rüsten z. B.
zum KartofiFelgraben. Piilkallen.
krftlzlich, adj. von Krafzel^ gebrech-
lich, aufgebraucht, aus Rand, Band und
Fuge: krdfzliche Möbel,
lüilt (a lang), /. m, m. 1. Kröte,
bufo, 2. Schimpfwort, oft noch mit
verstärkendem Beiwort: Dammelge Krät
Kleine unnütze Krät Falsche Krät.
Naziansche Krät Krätsche Krät Auch
in Zusammensetzungen: Aaskrät^ Bes-
krätj Böskrät (böse Kröte oder Zu-
sammensetzung mit B€8t)y Aasböskrät,
Rfickei'böskrät^ Hundskräty Hundsbös-
krät^ Hunäerackerböskrätj Brandskrät^
Schlagböskräty Wetterkrät, Wetterbös-
krät Rosenkranz, Kgsbg. Skizzen
I, 147, hat noch Zankkrät Wenn Kin-
der Krät geschimpft werden, so ant-
• Worten sie:
De Krät liggt dm Gräwe^
Heft de Näi^sch na bäwe^
Gä poss* e rop^
Denn hast Ktlke mot fett Sopp,
Volksr., 123, 518. 3. Schmeichelwort.
Dat let dem Krät (Knaben, Mädchen)
ganz narsch, kleidete niedlich. Auch
im Hochd.: Und du Rtote hast (als
kleines Kind) geschrien^ dafs^s Gott er-
barmte, Soph. R. H, 413. Denken Sie
mir dochj die kleine Kröte, Ibid. VI,
229. 4. zur Bezeichnung der ver-
schiedenartigsten Gegenstände mit und
ohne Ijrebenbegriff des Schimpfens. Dat
Krät (Messer) -achnott nich. E wohret
(wahres) Prachtstöck war dei Krät (die
Drehorgel). Nowack, 6. Ich habe
nur noch die paar Kräten (Geldstücke).
Treichel.
kräteln, sw,, kleinlich tadeln, mäkeln,
wie krakeln. Lieber Herr^ Sie haben
ein capital Pferdy und die Nachbarn
da wollen nur was zu kräteln haben.
Soph. R. VI, 136. Vgl. krakeln.
Kräten, plur.^ Gitter vor den Fenstern.
Dzg. W. Seidel, 31. Lit. krdtas,
krata, krdte\ gewöhnl. plur. kratai, krd^
tos^ kräte's, poln. krata dasselbe. Nsslro.^
Forsch. 2; Th., 79.
Krater, m., Prokurator. On daromm
mu/zt man de Broder den Kraater spä- '
len, Elbinger Höhe. N. Pr. Prov.-Bl.
a. F. IX, 244. * Firmenich HI, 495a.
krätsch, auch krätig, jedoch selten,
adj. von Krät Ein krätscher Mensch
ist der Superlativ von Schlechtigkeit,
der von jemand ausgesagt wird, Ro-*
senkranz, Kgsbg. Skizzen I, 147. S.
unter Krät: die krätsche Krät Die
krätsche Margell. Die krätschen Bücher
kosten so viel Geld. Dat krätsche Messer
wöll nich schnide,
kratz, krätzke, adv,, s.accrftd.
kratzbifckeln, su?., mit Kratzfußs eine
Yerbeugung machen, scherwenzeln.
Treichel. S. Katzenpuckel.
Kratzbürste, f, 1. grobe kratzende
Bürste, namentlich eine solche von
Draht. 2. bildlich: ein widerhaariger,
leicht erregter Mensch, besonders ein
kleiner.
kratzbürstig, adj,^ wie eine Kratzbürste
widerhaarig, leicht gereizt, trotzig, jäh-
zornig, eigensinnig, rauh .von GemQt.
E kratzberschtger KM, Sperber, 20.
Schemionek, 21. *
424
Kratase — kraus.
Kratze, /. 1. gewöhnlich in der Mehr-
zahl KrcUzen^ WoUkamm. In der Ober-
lausitz das Kratzel. Anton, 2, 7. Vgl.
Schrobbel. 2. das ersparte, zasammen-
gekratzte Vermögen, oder die Hoffimog
* darauf^ der Genarz davon. Au» der
Kratze gehen^ das Yermögen verlustig
gehen. Treichel.
Krätze, /., Korb. Die Mission toird
nichts kriegen und in unsre Kräze kommt
auch nichts. Soph. R. V, 646. Über
Krätze in der Bedeutung Eorb s.
Grimm, Wb. V, 2073 f. Vilmar,
223.
Kratzelbeere, /., blaue Brombeere,
Rubus caesius L. Yon den kratzenden
Spitzen am Strauche. Grimm, Wb.
V, 2071. Hennig, 134. Hagen,
525. Sie heiTzt auch Hindbeere, Bock-
beere und Brommelbeere.
kratzen, sw.<, aufzer^den allgemeinen
Bedeutungen: 1. schlecht schreiben;-
2. geigen. Nun loissen Sie, da/z ich
einst ein bisgen . krazte, und ich hatte
'eine Cremoneser. Soph. R. I, 629.
Kratzfufz, m., Verbeugung, Bückling,
wobei der rechte Fufz sich rückwärts
bewegt; Visite. MacK 'nen Kratzfufz!
Ich haV ihm noch meinen Kratzfufz
(meine Aufwartung) zu machen. Ich
habe Ihren Fall ihnen ganz buchstäblich
erzählt, ohri einen Krazfus zu machen,
Soph. R. m, 493. Vgl. Scharrfufz.
Kratzhamen, m,y auch Schraphamen,
poln. kUmia gespannjtes Netz über einem
dreiseitig pyramidalen Holzgerüst mit
Stiel,« das ein im Wasser watender
Mann auf dem Boden kratzend oder
schrapend fortbewegt. Gehört zum
' verbotenen Gezeuge. Masuren. Be-
' Schreibung und Abbildung in Be-
necke, 366f. Pierson, Matth. Prätor.,
117.
kratzig, adj., zum Kratzen geneigt.
unbändig, um sich beifzend a kratzend.
Mühling. .
krittzig, adj. 1. mit der Erätze be-
haftet. Schon mhd. ankretziCy auch
kretzoth 2. gereizt, erbost == gretzig.
krauchen, st, kriechen, s. kraufen.
Krauei, n., s. KrafSi.
krauein, kraulen, «r., Granen, Furcht
empfinden. Vgl. graulen,
krauen, 8w.\ kratzen. Hennig, 134.
kraufen, pltd. krflpe(n), krBpen, st.,
praet. krof, krief part. gekrofen^ lang-
sam gehen, kriechen, klimmen, klettern;
in üblem Hochdeutsch auch krauchen.'
Auf allen Vieren kraufen. Er kräuft
man noch, der Altersschwache. Er
kreift (kräuft) wie e Schneck. Er ist
auf die Ofenbank g^farofen. Krup otCt
Bedd — on't Fedderland — und^re
Taudeck, unter den Zudeck, das Deck-
bette. Na krup, krup! mache, dafz du
vorwärts kommst. Ei träpe -^ wat
kröppst! Na so wat kroppt nich! im
Sinne von: ^Na so was lebt nicht,^
als Ausdruck der Verwunderung; im
Grolz. Werder: So wat krüpt nich cp*m
Heubän. Vgl. Sprw. I, 2l91 ff.; H,
1595 ff. — Zusammensetzungen: be-
kraufen, pltd. bekriipe(n), bekriechen,
und beikraufen, pltd. l4krApe(n), bei-
kriechen, zusammenliegen,, cotr^. unter-
kraufen, pltd. underkrupe(n), unterkrie-
chen; ein Unterkommen finden; ster-
ben. Krup under, krüp under, de Welt
OS dt gram. Ubep die Entstehung die-
ser Redensart s. Hennig, 138. N. Pr.
Prov.-BL Vn, 28; VIH, 306. Sprw.
I, 2192.
kraulen, sw., s. krauein.
kraus, pltd. krOs, adj., von der gera-
den Linie abweichend, gebogen, schlän-
gelnd. Der krause Weg. Se (die Milch-
straize) geit moal groad, modl geit se
kruus. Dorr, 45.
Erausenickel — Eraxtepellen.
425
Krausenickel, Krausnickel, m.^ runde
Haarbürste, kopfartiger .Haarbesen an
langem Stiel zam Säabem der Decke
und Wände hoher Zimmer von Staab
und Spinneweben. 'Bock, 26. Hen-
nig, 134. Schemionek, 21.
Kraushuhn, n., Huhn mit gekräuselten,
zuruckgebogenen Federn; auch Straub«
huhn. Bock, Nat. IV, 379.
Krauty pltd. KrQt, n. . 1. die verschie-
denen Tangarten, welche die bewegte
See auswirft und die den losgetriebe-
nen Bernstein umschliefzen. P|issarge,
Balt., 385. 2. Unkraut. Das Beet —
der Acker ist voU Kraut 3. neunerlei
Kraut Am Johannisabend (23. Juni)
gehen die Mädchen ins Freie und sam-
meln schweigend neunerlei Kraut, flech-
ten daraus einen Kranz und gehen
wieder schweigend nach Hause. Der
Kranz darf aber nicht durch die ThQr
•getragen werden, sondern man mufz
ihn entweder auf die Thur hängen,
dann ins Haus gehto und ihn von in-
nen wiedbr abhängen, oder man mulz
ihn durch die Thür werfen. Legt die
Binderin ihren Kranz zur Nacht unter
das Kopfkissen, so träumt sie von* ih-
rem zukunftigen Gemahl. Yolkskal.,
117.
krauten, pltd. krflte(n), sw.^ Unkraut
jäten: in Gärten; vorzugsweise aber
in kleinen flielzenden Gewässern, Ka-
nälen, Wasserleitungen. Vgl. auskraü«
ten.
-Kräuter, m., Gesellenausdruck für
Meister. 2. alter Mann. Er ist ein
alter Krauter. 3. Knabe. Was toHIst
du kleiner Krauter ausrichten!
Kriluterbier, n., Getränk aus ver-
schiedenen Gewürzen bereitet. Bock,
Nat. I, 271.
krautig, pitd. krOtig, adf.^ voU Un-
kraut Das Wasser ist krautig'.
Krautweihe, /. Am Tage der Him-
melfahrt Maria, 15. Aug., werden in
der. kathol. Kirche allerlei Kräuter ge-
weiht, die dem Hause das Jahr hin-
durch Segen bringen und es vor Zau-
ber und Teufelsränken bewahren. Vgl. •
Grimm, Wb. V, 2125.
Krawft, Krawöl, KrawflI. tn., gesellige
Zusammenkunft derDor^ugend, nament-
lich an den Abenden der Zwölften. In
dieser Zeit darf nicht gesponnen wer-
den, es kommen vielmehr die jungen
liCute bei einem der Einsassen — der
Reihe nach — nach dem Abendbrote
zusammen und machen ihre Spielchen.
Der Krawd wird vorher durch einen
Burschen angemeldet,' indem er' in der
Dämmerstunde aus voller Kehle durch
Abs Dorf ruft: Krawa bei N.N.! Ge-
gend von Wehlau. - Litauen. In der
Gegend von Gerdauen heiTzt jede gröfzere
Spinngesellschaft Krawul. Die Kra-
wule finden an Werktagen selten, stets
jedoch an den Abenden der Sonntage
und zweiten Feiertage statt, und wech-
selt das Lokal der Reihe nach. Zu
Leuten von schlechtem Rufe wird je-
doch nicht gegangen. Zu den Zusam-
menkünften wird ebenfalls, vne an-
gegeben^ gerufen. Um das „Gesetz"
abzuspinnen, wird oft recht spät gear-
1}eitet; nach beendigter Arbeit folgt
aber dennoch das Spiel. Der Name
ist von dem der Dorfgemeindeversamm-
lung; Kriwule (s. d.), hergenommen.
Krawer, n., s. Krattl und Kräk.
Krawöl, m., s. KrawL
Krawor, m,\ s. Krawft und KriwQle.
Kraxtepellen, Ortsn., im Volksmunde
KrispeUen^ Fischerdorf im Kreise Fisch-
hausen. ' Er ist aus KrispeUen (^Krax-
tepeÜen)^ wo die Hunde mit dem A.
bellen. Sprw. I, 2179. Vgl. Augstu-
pShnen.
426
Er&z — krellen.
KräZy m. Yom.j Pankratius. Hart-
wich, 54.
Krebb, /., s. kreppen,
krebbeln, aw.^ s. kribbeln.
Krebsblut, n,, Medik. Oleum Hypend.
Krebsbutter, /., Medik. Ungttentum
potabüe rubrum.
krebsen, »w. 1. Ej*ebse fangen. 2.
langsam (wie ein B[rebs) vorwärts
kommen, langsam gehen, fahren, arbei-
ten. Das Fuhrwerk krebst im tiefen
Sande.
Krebulle, Krewulle, /., knieförmig ge-
wachsener Eichenstamm, beim Schiff-
bau verwendet. M ü h li n g. * Der Stamm
des Wortes ist wohl das lit. kriwas
kramm« S. KriwQle.
Krfift, m.y s. KräfL
Krfig, /., s. Krft.
krfigel, adj.^ glücklich, munter, heiter,
zufrieden. Ach^ wie wäre wt so kregel.
Volksl.^ 4, 4 I, 3. Oberland. Für Est-
land: Sallmann, 35b; für Mecklbg-
Vorpomm. Mi, 46b. Vgl. Grimm,
Wb. V, 2136. Mnd. Wb. H, 561a.
Krfiger, m.^ s. KrUger.
Kreide, pltd. KrTd, J. 1. eigentlich
Erde aus Kreta; ahd. crtddy mhd. krtde^
poln. kreta^ kreda, Ht. kreida^ aus dem
Deutschen. De.Krtd ös got for a Kro-
ger^ sagt man, wenn die Kreide Dop-
pelstriche macht. An die Kreide kom-
men s. y. a. an die Kost kommen. —
angekreidet werden, in schlechten Ruf
kommen. 2. dicker Saft oder Mus,
Marmelade, aus Kräutern (Gewürz),
Obst, Fliederbeeren etc. eingekocht;
daher : Kirschkreide, Pflaumenkreide^ Flie-
derkreide^ Holunderkreide. Hennig,
134. Nach E. Förstemann ist Kreide
eine Entstellung von Kraut, das noch
im Mhd. namentlich die Bedeutung von
Gewürz hat. Vielleicht hat zu dieser
Entstellung das *holl. kruid mitgewirkt:
kruidnagel Gewürznelke, kruidkook Pfef-
ferkuchen.
Kreidnelke, /., pltd. Krtdnägelke, n.,
holL kruidnagel, Gewürznäglein, Caryo-
phyUus aromaticus. Nelke wie Ndglein
von der Gestalt hergenommen.
Kreisel, pltd. KrTsei, m, 1. der hohle
Treibkreisel, Brummkreisel. Den Krei-
sel drehen. Aus dem beigefügten Latei-
nischen Scjipto erhellet, dafz dieser Sca-
lichius (Paul Scalichius, Günstling des
Herzogs Albrecht) bey denen damals
verworenen Zeiten den Kreisel am meisten
gedrehet, und an den damaligen Motibus
gro/ze Schuld gehabt habe. Erl. Pr. HI,
298. Sprw. I, 2182. 2. der Quirl,
weil er kreisend gedreht wird. 3. der
Haarwirbel auf dem Kopfe. Wer de-
ren zwei hat, mufz nach dem Volks-
aberglauben ertrinken. 4. der Wirbel-
wind, Krtselwindy kurz Krtsel. Der
Kreusel aber hat dem Wemero den huä
vnd das mützlein, so er darunter ge-
habt, vom kopff genommen, hoch in die
lufft gefüret Hennenberger, 248.
Vgl KrTsel.
kreiseln, pltd. kriseln, sw. 1. mit
Kreiseln spielen. 2. reflexiv: sich wie
ein Kreisel in die Runde drehen. Hen-
nig, 137. Die pltd. Form wird auch
hchd. gebraucht.
Kreke, Krekel, /., s. Krichel.
Krekelbaum, m.y s. Krichelbaum.
Krekelbeere, /. Bock, Nat. I, 535,
ohne nähere Angabe.
krfikeln, sw., s. krakeln.
krekt, adj,, Verstümmelung von kor-
rekt^ in der Bedeutung gerade, gut.
Dei" Weg ist krekt, gut fahrbar, frei
voii Schmutz, Unebenheiten. Ein krek-
ter Kreuzweg, dessen Kreuzung recht-
winkelig ist. Werder.
krellen, krttlleh, krillen, sw., brühen^
in siedendem Wasser, ohne Beigabe
Kremohnen — kreppen.
427
von Fett oder Gewürz, kochen und
nach Abgafz des Wassers im Dampf
völlig gar werden lassen, wobei sich
in der gekochten Frucht Sprünge, Ril-
len zeigen. Die {grauen) Erbsen wer-
den gekriUt^ wenn das siedende Wasser
abgegossen ist und sie bis zum Platzen
gar brühen. Man schüttelt sie kräftig
im Topfe um; sie heifzen dann Krill-
erbsen, oder auch KrSII- und Krellerbsen.
Nach Bock, 27, nennt man sie auch
SprVckelerbsen, nach Bock, Nat. I, 266,
SpVckelerb8en. Hennig, 134. Werden
ungeschälte Kartoffeln in gleicher Weise
gekocht, so heifi^cn sie Krell-, Krillkar-
toffeln.
Kremohnen, Ortsn., Yorwerk zu den
Wehlackschen Gütern im Er. Rasten-
burg gehörig. Gä nä KremSne Homske
opsckwdnze, zu dem, der eine Arbeit
ungeschickt macht. S. Sprw. II, 1589.
Krempel, m., s. Krämpel.
krempeln, si^., s. krämpeln.
Kremper, m.^ s. Krilmper.
KreAipsch, /., s. Krepsch.
Krendel, w. jüd. Vorn., der aus Vre-
dula korrumpiert sein soll. Flatow.
Schmitt, 114.
Krengel, m.^ krengeln, %w.^ s. Klüngel.
Krenke, /., Taille, Wiste. Neue
Muster^ Rauben^ KoUer^ Meder^ Hembdy
Krencken etc. Stein, Peregrinus XIII,
136. W. Mtsbl. VI, 159.
Krepangs, Krepanz, /., auch Krapanz,
Krapanzke, Kreplnski, von h^epieren^ der
Tod, das Sterben, nach Sperber, 44,
iiuch die Todesangst. Dat ös de Kre-
pangs to krtgen^ das ist den Tod zu
kriegen. Krepinski maclien^ sterben.
Kr6pel, m., s. Krilpel.
krfipeln, 9u?., s. krilpeln.
krepieren, pltd. krep6re(n), »w, 1.
sterben; vom Vieh, aber auch vom
Menschen. Es ist, nach Grimm, Wb.
V, 2169, aus dem Ital. im 17. Jahrh.
übernommen. 2. ärgern, kränken. Dat
kreptrt mi^ das ärgert mich. Das ist
zum Krepieren. Aber da/z die Herren
sich Amtsbrvder nennen^ sehn Sie^ das
crepirt mich. Soph. R. 11, 304.
Kreplnski, /., s. Krepangs.
Krepp(e), /*., Pferdekrankheit, die mit
Husten verbunden ist, Schnaube, Rotz,
auch Kropf. Durch Anschwellung der
Drüsen, die ebenfalls Kreppen heifzen,
entsteht Schnupfen und Husten. Das
dagegen angewandte Pulver heifzt nach
Hennig, 134, Krepppulver. Nsslm.,
Forsch. 3.
kreppen, sw.^ ärgern, namentl. reflexiv:
sich kreppen^ sich ärgern, ohne dafz
man's äufzerlich merken lassen darf,
sich bofzen. kreppisch, gewöhnlich ein-
silbig: kreppsch oder krippsch, adj.,
empfindlich, jähzornig, kurz angebun-
den. Henni^, 135, bringt letzteres
noch besonders unter kribbsch, ärger^
Uch, boshaft, „vornehmlich von kleinen
Kindern, die sich über die Ruthe so
erbofzen, dafz sie im Gesicht feuerroth
werden." Diese Schreibung hat in-
sofern etwas für sich, als sich Krebb
als Substantiv findet, und dieses zur
Klarlegung der Bedeutung des Begriffes
einen Schlüssel darbietet. In dem Lust-
spiel auf der Rössilschen Schau-
bühne etc. (Mühlings Mskr. S. 442)
.heifzt es: (Der Bock hat den Kumst
abgefressen) . . . ek voll Kreb, lat ihn
vor mien gerechte Temlitz farddere un
frägd en: hea^ mien Bockche, weest du
nich etc. — Kreb, Krebb, /., Ärger, Zorn;
hiervon krebbelig, kribbelig (s. d.). 6 r i m m,
Wb. V, 2170, neigt für kreppen zu der
Ableitung von kröpfen (B[ropf), der
Ärger würde also im Halse liegen.
428
kreppisch — kribbelig.
gleichsam einen Kropf yerursachen;
kreppkchy Nebenform hnppschy wäre so-
mit eigentlich kröppisch.
kreppi8ch, kreppsch, adj.^ s. das vor.
Krepsch, Krepsche, Krep(ze, /. u. m.,
kleiner Sack; Handsack, Ranzen, Hir-
tentasche, Brotbeutel; von dem lit.
kripsze^ /., krdpsza»^ m. Nsslm. Forsch.
2; Th , 80. Auf dem Rücken trug er
(der Litaaer) eine kleine von Ba$t ge-
flochtene Krepfze, Temme, die schwarze
Mare. Lpzg., 1854. Hj 160. Grimm,
Wb. V, 2170. Moim Krepsch dod he
(der Lehrer) 90ck schleppe^ Wenn hoV-
ger Awend kern. Lhrztg., 4, 355 a.
Pracher steit dm Hüse Heft e grote
ledd^re£repsch(j8L\ichSremp8ch). Volksr.,
8, 31.
Krepscholl, m., Kragen. Einen beim
KrepschM kriegen, Kgsbg.
krtechen, JcrVschen, sw.^ braten, schmo-
ren; nach dem kreischenden Ton, der
aus der Pfanne sich hören lälzt. Zu-
sammensetzungen: abkrftschen, bekrfi-
8chen. Vgl kri§cheln.
Kreschentchiny m,^ nach Simon Grü-
nau, Tract I. cap, IH, ein „treuger
Fisch aus der pomuchil".
Kr6§chiing, m.^ eine Tunke aus Speck,
Essig imd Mehl bereitet, worin der
gemeine Mann seine Kartoffeln tunkt.
Nsslm. Th., 218. Von krfischen.
Kre(2U, m., 8.1(ra(zti.
Kretschmann, m. Er ist Kretschmann
gebUAenj sagt man im Samlande 2u
dem^ der zuletzt von der Mahlzeit auf-
steht.
Kreuz, n. 1. im Kartenspiel treffle.
2. Rucken. Einem aufs heiTge Kreuz
Steigal, ihn durchprügeln. Sprw. I, 1.
Ia*euzbrav, adj.y sehr brav. Sie sind
eine kreuzbrqfe Frau. Soph. R. Hl,
291.
Kreuzdonnerwetter, n.^ Fluch. Da soll
doch gleich das heiTge Ereuzdonnerwetter
drein schlagen! Kreuzdonnerwetter j seggi
de Fetter^ ös dat öle Wtto keine Grosche
wert, Samland- Sprw. I, 21:88.
kreuzfidSI, adj,^ fidel, lustig in höch-
stem Mafze.
Kreuzgilt, n., gekreuztes Gut, Ware,
in der Schlechtes mit Gutem gemischt
ist; z. B. derartig gemischte Heriuge.
Kreuz, tieüig^ Ortsn , Kirchdorf im
Samlande, Kr. Fischhausen. De,Krizsche
Hanse^ Spitzname für die Bewohner des
Dorfes. Öm Krtzsche ös g6t prachre
gäne^ auf den Wohlthatigkeitssinn der
Bewohner des Kirchspiels hindeutend.
öm Krtzsche gofft et 6k noch die Hod
genog, man findet im Kirchspiel alte
Mädchen genug. Sprw. I, 2187.
KreuzkUmmel, Pfizn., Schwarzkümmel,
NigeUa sativa L, Der Name rührt
wohl her von den grundaufwärts zu-
sammengewachsenen Kapseln oder den
querwurzeligen Samen. Treichel,
Volksth.
Kreuzspinne, pltd. Krizspenn, /l, ein
böses Weib. Sie ist eine rechte Eireuz-
spinne,
Kreuzstück, pltd. KrfZStSck, n., Kreuz,
Rücken. Dat Kriezstock vmrd mi schon
mod on matt. Nowack, 13.
kreuzweis, adv.^ in Kreuzes Weise,
übers Kreuz, sich kreuzend. - E}r be-
kam kreuiweis zwischen die Ohren. In
criiziswis fumf wundin, Jeroschin,
117c. Pfeiffer, 184.
Krewulle, /., s. Krebulle und Kriwfile.
Krf, /.,' die fallende Sucht, das ib*i^
sehende (kreischende) Höchste y .der
Schreikrampf. Dat ös de Krt to huge.
Von krischen kreischen.
Krfbbeler, m. 1, Hitzkopf, leicht ge-
reizter, schnell erregter Mensch. Vgl.
Kribbelkopf. 2. Grübler.
> kribbelig, kribblig, adj.^ reizbar, em-
Kribbelkopf — kriggeln.
429
pfindlich, leicht verletzt; von kribbeln.
Eine kribblige Haut Man blofz de ältste
Prinze/z ärgert aech' ichloffrührend da-
dreber on war ganz kribblig. Scbaltj.,
1, 440.
kribbelkopf, m.^ Hitzkopf, reizbarer,
gleicht erregter Mensch. Davon das
Ädjekt. kribbelkSpfig, pltd. kribbeVcäpsch.
Für Liv- und Estland Hupel, 127.
Kribbelkrabbely n., aas kribbeln und
krabbeln^ hin und her kratzen. Kribbel-
krabbel machen^ jemand mit dem Fin-
ger am beibe oder auf dem Kopfe um-
herkratzen. Treichel.
kribbeln, krabbeln, sw. 1. ein kleines
Krabbeln^ krabbelnd sich- regen. Ein
kribbelnder Häuf e (Ameisen, Menschen).
Wie das kribbelt und krabbelt — krib-
belt und tüibbeU. 2. prickelnd juckeu,
äuizerlich als Folge einer Beibang,
Enteundung etc.^ oder innerlich aas
Freude, Zorn, Verdrufz, Ärger, Kran-
Iftmg. Grobes Gewand kribbelt auf
der blofzen Haut. Es kribbelt mir in
aüen GUedem. E Dener^ de hmgsamke
Akte man drächt^ Het twihundeiii Däler,
dat kribbelt mt recht Tilsit. Firme-
nich I, I06a. Es kribbette mir in allen
Fingern^ meine Finger juckten und zuck-
ten, ihn anzugreifen. Da/z mvi\ das
Ding im Kopf gekribbelt hat. .. das
will ich nicht leugnen. Soph. R. VI,
463 f. 4. grübeln. In dieser Bedeu-
tung bei Mühling. . In Hessen krib-
beln^ krivTweln^ krimmelß, Vilmar,
226f.
kribblig, adj.y s. kribbelig.
kribbsch, ßdj.^ s. kreppen.
Krichel, Krtichel, /., unedle Pflaume,
Waldpflaume, Dem. von Krieche^ Pru--
nus insititia L; avich Krickel y Kreke^
Krekel, Kröke^ Krokely Kriikely Krüle,
mhd. krieche, lit. kryke^ kryUe.
Krichelbaum, pltd. KrichelbOm, m., wil-
der Pflaumepbaum. Nach Bock, Nat
m, 161, auch KrdkeUy Krühienbaum.
Krick, pltd. Krifck, /., Kürzung von
Krickente, Anas crecca; nach Müh-
ling, Tiem., A. querquedvla. De
Kröckent satt on schnatterd vergneecht
on Scholp on Moor. Dorr, 29. Stein
hat Krickendt unter den Ekelnamen.
Pcregrinus XII, 191. W. Mtsbl. V,
191.
Krickel, /., s. Krichel.
Krickelei, /., Eigensiun, Unzufrieden-
heit,Starrsinn. Mühling. NachGrimm,
Wb. V," 2204, Verdrufz, VerdrieiiUch-
keit.
Krickler, m.y empfindlicher, eigensin-
niger, störrischer ^tensch. Mühling.
Davon kricklich, adj. Ygl. krtkeln.
KrTdnägelke, n., s. Kreidnelke.
kriegen, sw.^ Präs. krigst^ krig(ch)ty
Prät. krigte^ Part. gekrig(ch)t, pltd.
kfTge(n), st , Prät. kreg^ P Art: gekrege(n)y
bekommen, erhalten, erhaschen, ein-
holen, erreichen. Seinen Lohn kriegen.
Ich hob nichts gekrigt Etwas Warmes
in den Leib kriegen. Soph. B. I, 265.
, Kerigen kericht er sie^ wenn er auch
nicht so süsse thdte (höhnt die Königs-
berger Aussprache). Ibid., 260. Hei
kricht e Hau mehr^ as e Hund. Elbing.
Von dem krogt de Dtwel nich emal e
Endke Pochlicht. .Du suüst alles krtge^
wat de Hiner legge^ man blofz de Eier
nich. Ygl. Sprw. I, 2196 £F. Da krohch
eck sey to kenncyich erkannte sie wie-
der, erinnerte mich ihrer. Carm. nupt
I, 282, 10. Du wirst mich nicht krie-
gen! beim Greifspiel. — Zusammen-
setzungen: ab-, an-, aut-, aus-, be-, ein-,
vorkriegen.
kriggeln, sw.^ kritzeln, .unleserlich
schreiben. Davon Oekriggeli Kriggelei.
Das ist KriggeUKraygeUHahnchefufz;
von schlechter Schrift. Vgl. kritzeln.
430
krijolen — Krippensetzer.
krijttlen, »w.^ s. krajttlen.
krillen, bw.^ s. krellen.
Krlmel, m.^ s. Kiilmel.
Krimmenabteuer, /., aach KrVmmenai-
steuer, korruml). aus Eommunalsteuer.
Königsberg.
krimmemi sw.^ jucken, Kitzel verur-
sachen. Ermland. Mühling. Eibing.
Schemionek, 22.
krimpein, »w.^ s. krämpeln.
Krimper, Krimpfer, m., Krimppferd, n.,
s. KriLmperpferd.
Krimskrams, m., kleiner unbedeuten-
der Kram, ein Durcheinander von alten,
abgebrauchten Sachen, Plunderwerk.
In Mecklbg. -Vorpomm. Krimmskram,
Mi, 46 b. Ähnlich wie Krd/zeL
Kringel, m. 1. bekanntes geringeltes
Gebäck aus Weizenmehl, BretzeL Es
giebt Kringel, welche genau die Form
eines Ringes haben, und solche^ welche,
wenn das verbindende Stuck abge-
brochen wird, möglichst genau eine 8,
also zwei aneinander gefugte Ringe,
darstellen. In beiden Formen liegt so-
mit die Gestalt des Ringes zu Grunde,
und ist daher Ring als das Mutter-
wort anzusehen. Poln. okrqgly rund,
kass. kr^gielj kr§fftelek^ krymoneky russ.
kr§giel Kringel, Zwieback, dän. kringle^
schwed. und norw. kringla; in Bayern
Kringel Kreis. Mrongo v., Wb. II,
.460b. Schmeller U, 389. Butter-
kringel, tn., Kringel aus Butterteig. Fast-
labendskringel, m,y kleiner spröder Krin-
gel, den die Königsberger Bäcker in
der Fastenzeit backen. Sie f&gen diese
Kringlein, deren drei für einen Pfennig
gegeben werden^, in Tafelform aneinan-
der, und haben ein Bild solcher Krin-
geltafel* gern auf ihren Schildern. GrUn-
donnerstagskringel, m., Kringel^ der in
Königsberg zum Gründonnerstage von
Los- und Festbäckem wie Konditoren
gebacken wird. Man erhalt diese Krin-
gel in allen Gröfzen bis zum Preise
von 2— 3 oÄ pro Stück. Für Kinder
sind das Wesentlichste an diesem Krin-
gel die aus hartem Teige geformten
und darauf geklebten kleinen Relief-
bilder, Männchen, Tiere etc. darstellend.
Gründonnerstagskringel, welche ein Jahr
alt geworden sind, bilden nach der
Volksmeinung ein gutes Mittel gegen
Diarrhöe und Fieber. Man bewahrt
auf dem Lande daher häufig solche
Kringel auf und hängt sie an* den Bal-
ken. Salzkringel, m., Kringel aus ein-
fach gesalzteip Teige und mit Salz be-
streut. Schmalzkringel, tn., Kringel aus
geschmalztem Teige; er blättert sich
der Länge nach und wird gern ge-
gessen. Schmandkringel, m., der Teig
zu diesem Kringel ist nut Milch oder
Schmand (s. d.) angerührt. Streukringel,
;/>., Kringel mit Reibbrot und Zimmet be-
streut. Zuckerkringel, ?n., gesüfjster Krin-
gel. Berilner Kringel heilzen in Königs-
berg die braon gereeschten Mürbkrin-
gel. Man kennt sie in Berlin unter
diesem Namen nicht. Bock, 27. Hen-
nig, 135. Bock, Nat. I, 270. 2. ge-
ringelte Baumwnrzel als Schnlzenstab.
Heilsberg. Treichel. Vgl. Kriwflie.
Kringelkrangel, m., im Yolksrätsel
50 zup Bezeichnung eines sich rin-
gelnden und rankenden Gewächses,
des Hopfens, der Erbse: Kringelkran-
gel dorch en Tun.
Krintewinte, pZw., Narrheiten, Ge-
schichten, Redensarten, Ausflüchte.
Macht ma man nick völ Krmtotmnto^
sonst geh och nach bei ö Herr Fdr^ da
ward ma woll dö T6fschein gäo, Erm-
land. Oberland. Firmenich I, 115b.
Krippensetzer, 7n., s. v. a. Krippen-
beilzer, Pferd, das beim Fressen „auf-
setzt^, d. h. beim Niederschlucken und
krippBch — Ejritselei.
431
Atemholen die Yorderzähne auf die
Krippe setzt. Vgl. Grimm, Wb. V,
2326. Bildlich: Hagestolz. Er ist ein
alter Erippen-, Krihbensetzer,
krippsch, adj., s. kreppen.
Kripsch, m,^ s. Grips. .
KllSch, m. 1. kreischender Schrei.
Er sfiefz einen lauten Krisch aus. 2.
PflzD., Ackerschachtelhalm, Equisetum
arvense L. Von krischen.
Krischan, m. Vom., Christian, Chri-
stoph.
• Krfschäppel, m., Ereischapfel, Brat-
apfel; von hreischen^ pltd. krischen.
Schemionek, 21.
Kriichei, m., s. kriteheln.
kriteheln, sw.y schmoren, braten, kri-
schein^ abgeschwächtes ' krischen krei-
schen, da beim Schmoren and Braten
immer ein schwacher Ereischton hör-
bar ist. Davon Kritehel, m., gebratenes
Speckstück; auch schor£Artiger Aus-
schlag am Munde. Du hast wol Kriichle
gegessef fragt man den damit Behafte-
ten. Ermland. Sperber, 42, schreibt
KaHzeL Serbisch krtzka Schnitt, Stück-
chen. Vgl. Spirkel. S. abkriteheln.
krTSChen, st, u. »w. 1. grell schreien,
' laut weinen, kreischen. Die Kinder
krischen. Das ist zum Krischen! sagt
man von einer staunenerregenden Sache.
Jeroschin: Sl zabüten und krischin,
11c. Pfeiffer, 184. S. Schade,
Wb., 516a: krizen. 2. sw,, von der
Butter, von Speck oder Fett überhaupt,
das in der Pfanne kreischt. Wi hadde
to Moddog Mos möt Äwergekrischt Ein-
lage bei ElbiAg. 3. sich krischen^ See-
mannsausdruck, aufkreuzen, lavieren.
Wind im LufiF (gewöhnlich die Luf)
haben. T reich el. *
KrTscher, 9n., Kreischer, Wieherer,
Hengst der kleinen bäuerlichen Pferde-
rasse. Dönh.
KrTschpeltQr,/. Mohnkuche met Krisch-
peltur. Schalt)., 1, 440. Zusammen-
setzung aus krischen und Politur: Mohn-
kuchen mit in der Pfanne aufgekreisch-
ter Butter Übergossen, geglänzt.
Krtsel, w., Schwindel, Taumel, Ver-
wirrung. Öck kreg so e Krisel 5m Kopp. .
Er ist immer im Krisel, er ist stets
verwirrt, zerstreut — aber auch: be-
trunken. Für Schwindel tritt die hchd.
Form Kreisel nicht au£ Hennig, 329.
S. Kreisel.
kilsefig, krTsiig, adj., die reinhchd.
Form kreiselig wird kaum gehört, ver-
dreht, schwindelig, taumelnd, wirr, wild.
Mir ist ganz krislig im Kopf, es schwin-
delt mir. Von einem in Freude aus-
gelassenen Mädchen sagt man: Sie ist
ganz kriselig. Er ist h'iselig, wirr, un-
klar im Kopfe. Böst wol krislig f hört
man, wenn jemand etwas Ungewöhn-
liches, Ungereimtes wünscht, fordert.
Bock, 28, und Hennig,* 137, schrei-
ben krOslich.
krfseln, sw., s. kreiseln.
kriseln, sw.f .von Treichel mitge-
teilt, das im Anlaut geschärfte ^rns^Zn
(s. d.).
Krtselwind, m., s. Kreisel.
Kristfnkenkraut, Pflzn., gemeines Floh-
kraut, Inula pulicaria L. Hagen,
884.
. KristTr, n , korrump.* aus Klystier.
Kristisnacht, /., Weihnacht An der
heilgin Grisjbisnacht. Jeroschin, 58d.
Pfeiffer, 184.
KristOrbeere, /, s. Christorbeere.
Krftken, n., s. KrUtken.
Kritnetz, n.. Netzsack zwischen zwei
gekrizten, gekreuzten Stangen ausge-
spannt. S. Beschreibung und Abbildung
in Benecke, 364 f.
KritsGhbeere, /., s. Christorbeere.
Kritzelei, /., s. kritzeln.
432
kritzeln — Kriwnle.
kritzeln, st^., kleines Kratzen. Die
Wände und Schultische voUkritzeln^ be-
kritzeln. Die Feder kritzelt; daher auch
schlecht, klein, undeutlich schreiben.
Davon Gekritzel, n. Kritzelei, /., ge-
kritzelte Schrift. S. kriggelrw
. Kriwe, m., Oberpriester der heidni-
schen Pteufzen. Hennig, 136, leitet
den Namen von der Krtwüle (s. d.)
her, welche der Kriwe zum Zeichen
seiner Würde geführt; er stützt seine
Annahme auf folgende Stelle bei Duis-
burg: (Eriwas) tahtae fuit auctoritatis]
ut non solum ipse^ vel aliquis de San-
ffuine mOj verum et nüncius, cum baculo
Su>o vel alio Signo noto in magna reve-
rentia haberetur. Als Verstärkung tritt
nach Hennig in den „preufzischen
Schriftstellern^ Kriwe Kriwaiüu auf.
Kriwflie, /., bei Hennig, 136, m.
1. Kiummstah,den der Krkoe als Zeichen
seiner Würde trug; jetzt Krummstab
d^s Schulzen, aus stark verwachsener
BaumVmrzel geschnitten, der im Dorfe
umhergesendet wird, wenn eine Ge-
meindeversammlung stattfinden aoll.
Der Turnus für den Umgang der Är^-
wule steht genau fest, und sendet den
Stab Nachbar zu Nachbar, bis er wie-
der in das Schulzenamt zurückkehrt.
Ins Haus gebracht darf der Stab nicht
werden; der Trager klopft nur an die
Thür, meldet, dafz die Kriwule da sei
und lehnt sie an die Wand; sie muTz
sofort' weiterbefordert werden. Ge-
wöhnlich ist auf einem angebundenen
Zettel der Gegenstand der Beratung
vermerkt; sind in der Versammlung
Zahlungen zu leisten, so deutet dies
an einigen Orten ein angebundener
Knopf (vgl. Knopf)^ im Oberlande ein
umwundener Leinwandlappen an. Der
Stamm des Wortes ist lit. krvuxU^ krei-
wcOj krumm, die Kriunile ist eii> Krum-
mes. Poln. krzywy krumm, krzyuyulec
Krummholz. Joh. Voigt lehnt sich,
wohl mit Unrecht, gegen diese Ablei-
tung auf und zieht die Abstanimung
von Ortwe, dem Oberpriester der alten
Preufzein, vor, will daher auch OrttouUe
geschrieben haben. Gesch. Preufz. I,
603. Kriumle ist mit Priester-^ oder
Krummstab zu übersetzen^ je nachdem
man es von Kriwe {Oberpriester) oder
vom lit kreiwas (JeruTrmi) ableitet ....
Nicht irgend welcher gewöhnliche Stock
darf als Kriumle benutzt werden^ son-
dern man wählt dazu eine eigenthümlich
geformte^ verschlungene Baumwurzel^
oder in deren Ermangelung einen von
zwei Nebenästen in Schlangenform um-
wundenen^ dem Merkurstabe ähnlichen
Stock, -— Einem ähnlichen Zwecke dient
in Pommereüen (bei Dansig) die Klucke;
in Masuren aber habe ich selber ein
solches gewundenes Holz gesehen, das
auf polnisch kunna hie/z, Passarge^
Balt., 138. . . . Hölzerne Zeichen, die
der Krywe gebraucht, wenn er seine
Leute zU sammen berufen lassen, und
noch vor jetzo in Nadranen gebräuchr'
Uch, welche Holzer Krywule genant wer-
den Pierson, Matth. Prätor., 9. 38.
2. die Gemeindeversammlung. In die
Kriwule gehen. Aus der Kriwule gehen,
lit. i kriwul§ eiti — isz kriwilis eiti.
Nsslm. Wb., 229b. Zur Versammlung
rufen, Ut. f krüwa wargti ^ zu Kauf
treiben. Sprw. I, 4223. Stab wie Ver-
sammlung h^ifzen auch, und in' den
deutsch-lit u. a. Gegenden jetzt ger
wohnlicher, Krawul, Krawol, Krawd,
KrewuUe; im Oberlande KuU, Kulte, f.
In Pommereüen heiTzt der Stab Klucke,
Kluch Treichel fuhrt noch folgende
Namen für denselbenan: Schulzenzeichen,
pltd. SchuUeteike, Dorfknüttel, Bock
(nachMühling Schulzenbock%Schulzen-
Krobzeag — kroD.
433
keide (Ostpr.), Knagd^ Knaggel (Eassu-
bei), Kula (Gegend von Stuhm). Ma-
surisch kulas^ m.^ Erückenstock, kram-
mer Hakenstock, poln. kula Erücke;
polD. kluka Haken. Vgl. Nsslm. Forsch.
2; TL, 81. Treichel, Die Elucke
und die Erijvule. Verhandl. der Berl.
anthropol. Gesellschaft, Sitzung am
21. Januar 1882. S. Krawa und Krin-
gel.
Krobzeug, n., s. Kropzeug.
krocheln, 8w.^ stöhnen, ächzen, in Un-
behagen, Eränklichkeit. Friedland
Ostpr. Hupel, 128: krochein röcheln;
in dieser Form auch bei Grimm, Wb.
V, 2347. Als das Mutterwort wird
das. krochen^ krochen bezeichnet: krochen
wie eine Sau. Stein hat's von den
W«ibern; aber ebenfalls in Beziehung
auf die Sau: Böse Weiber haben drey
heutj ein Jäundshaut, ein Sawhaut und
ein Menschenhaut mit widerbeUen^ krochen
und aufhören wenn sie geschlagen wer-
den. Peregrinus XHI, 94. W. MtsbL
VI, 173.
Krock, /., Pflzn., s. Kracke.
KrOg, Krüger, m., s. KrQg, Krllger.
KrOgsGhalke (a = a), n., Erugschäl-
chen, kleine Schale wie ein Erug ge-
staltet, Tasse. Noch e Krogachdlkey noch
ein Täfzchen!
Kroik, /. u. w., in der Gegend von
Dönhof&tädt anderer'Name für Politschy
Teil der Zochgabel. Vgl. Zoch.
XrSke, KrSkel, /., s. Krichel.
KrVle, /*., schlechte Sorte Birnen.
Treichel.
kroll, krull, adj.^ kraus; holl. krul^
masur. kruzowaty.
KrOlly /., das Erüllen, Eochen. öck
hebb diss^ Wek de KroU^ ich habe die
Eüche zu versehen, das Erüllen, Eochen
zu besorgen. Natangen.
Friietabler, WSrtorbach I.
Krolle, Krulle, /. 1. Erause, Spitzen-
krause an Frauenhauben: Krollmütze^
Mütze, Haube mit Ejrausen. Von kroU^
krulL S. KrVnke. 2. Locke. Dan.
krolle. Jeroschin hat krullil^ w., für
krauses Haar, Löckchen : ich wold mtn
crtdlil atreichin^ 128 d. Pfeiffer, 184.
Davon: krollig, adj.y lockig, kraus.
KrollhafU", n., lockiges, krauses Haar;
gekochtes Rofzhaar zum Polstern.
Sallmann, 36a. Mi, 47a. Ein Eopf
mit lockigem Haar heifzt Krollkopf. Im
• Tierräts. 20 stehen dem Lamm die
Haare kroUerdekrolL Vgl. Vilmar,
227.
krttllen, 8U7., KrSllerbse, /., s. krellen.
Krollhaar, n., krollig, adj\ s. Krolle.
KrVlling, m., Name für ein schwaches
Bier, Schemper; von krollen, krellen.
S. Bier.
Krollkopf, m., s. Krolle.
Kromarike, (?), nach Bock, 27, und
Hennig, 136, eine Art Weifzbrot, wel-
ches in der Fastenzeit zu Eönigsberg
gebacken wird; jetzt unbekannt. Da
das Gebäck Ähnlichkeit, mit einem
Beutel hatte, so meint Bock, der Name
wäre nicht unpassend vom lat. crumena
abzuleiten und würde durch dies Back-
werk an den Verrat des Judas erinnert;
Hennig leitet das Wort von dem franz.
careme (quadragemnae) Fasten, Fasten-.
Keit, her, „wie denn auch in den katho-
lischen Ländern bekanntermalzen die
Mittwoch in der Marterwoche die krumme
Mittwoch genannt wird.^
KrVmmenalsteuer, /., s. Krimmenal-
steuer.
KrSmpel, m., s. Kribnpel.
krümpelny sw,, s. kiümpeln. •
KrSmper, m.^ s. Kriimper.
krOn, adj.^ frei, unabhängig; von
Krone. Wi (die Niederungschen Bauern)
28
434
ErÖDcbengaBse — Krücke.
joagen op dem eegnen Fold So kroon^
OS heerd (gehörte) ons just de Welt
Dorr, 14.
KrSnchengasse^ /., KrSnchenthor, n.; s.
KrSnkengasse.
Krone, /., Kopf, Das ist mir sehr in
die Krone gefahren. Soph. R III, 135.
Das hat mich unangenehm berührt,
gekränkt, geärgert, erzürnt.
kronenguty pltd. krOnegOt, adj., echt,
ganz besonders gut, vorzüglich; zur
Bezeichnung von Primaware. Dat ös
kronegöt 6k noch e Endke dräwer (ein
Endchen darüber). In Estland Kran--
wäre im Gegensatz zu Wrackware: Krön-
asche, -ßachs, ^heringe etc. Sallmann,
69 a.
Krbnente, /., s. Kneifer.
KrVnke, n., hochd. Krönchen^ Dem.
von Krone. 1. der krause Spitzenstrich
an Frauenhauben, weil er diese wie
eine Krone umgiebt. 2. nach Bock,
28^ und Hennig, 137, geknüppelte (ge-
klöppelte) oder genähte Spitzen. 3. wie
Krone: Kopf. Hei heft wat öm Krönke^
er hat einen kleinen Rausch.
KrOnkengasse, rein hchd. Kronchen-
gasse^ /., Strafze im Löbenicht. Königs-
berg. Sie hat ihren Namen von dem
KrVnkenthor, Krönchsnthqr, einem der
vier Thore der alten Stadt Löbenicht,
das nach dem Anger ausmündete und
1814 abgebrochen worden ist. Auf
diesem befand sich das Löbenichtsche
Wappen: eine Krone zwischen zwei
Sternen. Hennig, 137. Korrespbl. HI,
69. Hoffheinz, Strafzn., 600. Vgl.
KrHckenthor.
Kronsbeere, /., rote Heidelbeere,
Preifzelbeere, Vaccinium Vitis idaea L.
Hagen, 418. Vgl. Bemitzke.
KrOp, n., s. KrOpzeug.
Kröpfen y plur.y in Schmalz gekochte
kugelförmige Kuchen. Fastnachtsge-
backe. Ähnlich den Pfannkuchen der
Konditoren, jedoch ohne Füllung.
Kropper, KrOpper,??».^ KrSppertaube, /,,
Kröpfer, Kropftaube. Es (ein Tier im
Rätsel) hat auch im Gebrauch^ sich
schrecklich aufzublasen^ wie eine Kr&pper"
taub. Carm. nupt Ul, 203 d. S. Brem.
Wb. n, 880. Grimm, Wb. V, 2401.
KrOpzeiig,n.,auchkurzwegKrOp, nichts-
nutzes niedriges Gesindel, roher ge-
meiner Pöbel. Alle unsre hiesigen Be-
kandtenerhaÜendieNameneinesL. ..voUcSy
falschen Krohpzeugs. Soph. Rr IV, 344.
Na wachty ju suil de Diwel hole, Ju
verflucMget Kroop. Volksl., 14, 6, 5.
Nsslm. Forsch. 3; Th., 81, stellt un-
sicher Krop zu lit. kropiü^ kröpti^ lett.
krahpt betrügen. Die mehrfach mit-
geteilte Schreibung Krobzeug und Er-
klärung „Grobes Zeug** = grobes Volk,
liegt nahe, aber ist nicht zutreffend.
Das Wort zeigt Verwandtschaft mit
Krdky Krdkzeug (s. d.). Vgl. Grimm,
Wb. V, 2392f. Hennig, 137.
krBscheh, sw.^ s« krSschen.
Krofeholke/ 7n., Branntwein; von dem
gleichbed. poln. ^or2;a^. Dat SsKro-
ichoVce DoUwäter (Tollwasser), das ist
ein sehr starker Branntwein.
KrSse, auch KrVsung, /., die Falze,
Kerbe, in Tonnen und andern Holz-
geföfzen, worin der Boden festsitzt; auch
der Daubenrand von dieser Kerbe ab.
Davon abkrSsen (s. d.). Hennig, 137,
hat Krüscy Kröse Vgl. Kimme.
Kröte, /, s. Krtt
KrVtenkraut, n., s. Jungfergras:
krotzke (o nach a hinüberklingend),
jetzt, eben jetzt, soeben. Vgl. accräd,
KrUchel, /., s. Krichel.
Kruckas, tt»., Krückstock zum Gehen,
wohl lituanisiert aus Krücke. Stalin-
pönen. Marold.
Kracke, /., gehenkelter Steinkrug, in
Kräckenzagel — Krumme.
435
Cylinderform oder bauchig, mit engem
Halse. Essig^^ Tafelbier- ^ Tintkrucke.
Vgl. Weigand 1,871: Kruke.
KrUckenzagel, m,^ Zagel (penis)^ der
eine Krücke braucht. Zur Bezeichnung
eines alten Mannes. Die kleinen Königs-
berger Jungen singen naiv: Grofzoader^
Krochezagel^ Marge wöW wt Baske jage!
Volksr., 90, 380.
Krude, /. Diacomts und Sttbdiaconus
sitzen am Ende des ConventtischeSy aber
bei CoUacion sitzen sie am Wiüngtische
und man giebt ihnen Krude, Altpr.
Mtsschr. IV, 143.
Krug, pltd. KrOg, m., in der Dzg. Nhg.
Kröag^ Schenke, Wirtshaus auf dem
Lande und in Landstädten; in gröfzeren
Städten Gasthäuser niederen Ranges.
In Königsberg: blauer Krug, gelber Krug,
Leuenkrug. Winkelkrug etc. Von Krug
(s. Krus), weil ehedem ein wirklicher,
geschnitzter oder auch nur gemalter
Krug als Zeichen der Bier-Schenkwirt-
schaft ausgebangen war. Frisch I,
551b. Weigand I, 871. Die länd-
lichen Krüge bestehen aus dem eigent-
lichen Wirtshause mit Krugstube, für
die Bauern, und Stube, Stubchen für
besseres Publikum, und der Einfahrt,
einem Nebengebäude mit o&em Thor,
zur Aufnahme der Fuhrwerke. Der
Lihaber eines Kruges heifzt KrUger, pltd.
Kroger, die Wirtin Klägerin, KrUgersche,
pltd. Krögersche, In der ostpreul'z. Sage
bekannt ist die Klägerin von Eichmedien,
S. unter diesem Titel die Abhandlung
von A. Schottmüller in dem Pro-
gramm des Königl. Gymnasiums zu
Bartenstein. Bartenstein 1875. Bock,
28. Hennig, 137. Für Liv- und Est-
land Hupel, 129. Sallmann, 36a.
Krugschälchen, n., s. KrOgschalke.
KrugzinSy m,, alte, vom Orden ein-
geführte Abgabe für die Erlaubnis,
Kleinhandel oder Hökerei treiben zu
dürfen. Mühling.
KrUle, /., s. Krichel.
krull, adj,, s. kroll.
Kralle, /., s. Krolle.
Krullille, /, s. Knolllille.
Krambholz^ m., nach Sperber, 20,
scherzhafte Verstümmelung von Grum-
met (s. d.), das allerdings zu Grrummolt
ausgeartet ist. Vgl. Krumpholz.
Krümel, KrTmel, pltd. KrSmel, Kr6mel,
m,, Dem. von Krume, kleines Krum-
stückchen, Bröcklein. Weitere Ver-
kleinerung: Krümelchen, pltd. Krömelke,
Kremelke. Hennig, 137. Sperber, 20.
Auch: kleines Kind, Kind. Davon
KrUmelgesellschaft, /., Gesellschaft von
Kindern.
krümeln, pltd. krSmeln, krfimeln, sw.
1. bröckeln. Den Hühnern Brot krür-
mein, 2. vom Schnee, wenn er in
kleinen kömigen und wenig zahlreichen
Flocken fallt. Es krümelt. Hennig,
137. verkrümeln. I.Krümel verstreuen,
nach und nach verlieren. 2. sich ver-
krümeln, sich in der Stille, unbemerkt
aus einer Gesellschaft oder Versamm-
lung verlieren, davonmachen, weg-
schleichen. Verkrümel dich, verziehe
dich, mache, dafz du fortkommst!
Krummdienstag, pltd. Krommdinsdag,?^.,
der krumme Dienstag, der Dienstag in
der Karwoche. S. Blaumontag.
Krumme, Krümme, /. 1. Krümmui^g,
Abweichung von der geraden Linie.
Er jaite sundir krumme. Jeroschin,
54 b. Es fraget sich, Wie weit Dantzig
von Königsberg abgelegen sey, wenn man
die Reise gUlichzu ohn eintzige Krümm
des Weges verrichten soltef Linem.,
Ff 4 b. Weil an jeder krumme der An-
sto/z vemewert udrd. IBid., Oo 2 a. 2.
Umkreis. Jeroschin: Des kirchovis
crumme, 63d. Pfeiffer, 184.
28*
436
Krommhack — Krfipbohne.
.KnimmhaGk, m.. Hakenstock, Spaader-
stock mit Haken. Friedland Ostpr.
Kiummmittwoch , pltd. KrommmSdwSk,
77»., der krumme Mittwoch, der Mitt-
woch in der Karwoche, auch der Mitt-
woch nach dem Sonntage EsU> müd^
gewöhnlich AschermittwOGh genannt
Über die Entstehung de^ Namens s.
Hungertuch. Vgl. Blaumontag.
Krummstroh, pltd. Krommstrau, n., ge-
krümmtes, geknicktes Stroh, Wirrstroh,
Streustroh, im Gegensatz zu Langstroh^
Richtstroh (s. d.). Es liegt alles tote
Krummstroh herum (umher), die Sachen
eines Unordentlichen.
Knimmtuchy n., in der Fischersprache
Streichtuch^ das krumm, d. h. im Halb-
kreise vor Pricken aufgestellt ist.
Krumpel, /., Falte, Unebenheit^ die
aus Versehen oder nachlässiger Be-
handlung entstanden. Tach^ gebügeltes
Weifzzeug, Papier kann Krumpeln be-
kommen; es ist dann krumpelig, voll
Krumpeln, krumpeln, sw., etwas Glattes
unregelmafzig faltig drücken, knittern.
Vgl. Vilmar, 229. Weigand I, 872.
krampen, krUmpen, krampten, sw., krim-
pen, zusammenziehen, einschrumpfen,
einschrumpfen machen; namentlich von
Tuch, das man durch Nässe zusammen-
schrumpfen läfzt, dekatiert. Schwed.
krympa^ nl. krimpen. Die Feuchte der
Humorum im Auge kann die gekrumpfene
tunicam uveam im huy iciederumb er-
weichen. Linem.;P4b. Hennig, 329.
Davon KrUmptung, Einkrlimpfurig, /., 'Zu-
sammenziehung. . . . woraus entstehet eine
corrugatio oder einkrümpfungl L i n e m. ,
P 4a. . . . denn wegen der yrofzen Sub-
tilitet der üveae tunicae kann solche cor^
rugatio oder krümpfung im huy ge-
schahen. Ibid., P 4b. Kramp, m., Krampf.
krumpfen, »«?., rümpfen. Die Nas\
das Maul krumpfen, S. pllnken.
Krumpfmafz, n., üntermaiz, weiches
durch Einschrumpfen, Eintrocknen des
Kornes sich herausstellt und welches
dem Käufer einer Getreideladnng oder
den Verwaltern eines Getreidelagers
zvL gute gerechnet wird. Von krumpen^
krumpfen. Vgl. Enimafz.
Krampholz, n., Branntweinsorte. Sprw.
I, 1532. VgL Krumbiioiz.
Krank, m, 1. Rundbrett, Holzscheibe,
von dem poln. krqg Kreis, Scheibe.
Schmitt, Westpr., 166. 2. Spiel der
Dor^ugend mit dieser Scheibe, die unter
gewissen Regeln von den beiden spie-«
lenden Parteien mit' hölzernen Stäben
bis zu einem bestimmten* Punkte fort-
getrieben wird — ein kassubisches
Gricket Kassubei. TreichöL
Kranichel, Kranze! , in Westpr., nach
Treichel, Krankel, m., f., Runzel, Falte.
In der Verstärkung auch Kruntschel
(ebenso in allen Ableitungen). Er hat
schon viele Krunscheln im Gesicht. In
dem Kleid ist eine Krun4chel neben der
andern. Vgl. Krampei und KruicheL
kruntehelig, kranzelig, in Westpr. kran-
kelig, adj.^ voll Krunscheln j runzelig,
kraus, faltig; von der Haut, von Klei-
dungsstücken, Wä8che,Papier,Nähten etc.
Das ist einmal krunschUg genäht!
kranichein, in der Verstärkung kran-
zein, in Westpr. krankein, sto., runzelig,
faltig machen, werden; krausein, kraus
machen. NachMühlingauchzusammen-
schrumpfen. Die Stime krümeln. Ein
dreUer Faden krümelt sich. Kleider
werden verkrümelt — sind zusammen-
gekrümelt
Kranzel, /., etc., s. die vor.
Krapatki, plur,^ Rebhühner, von dem
poln. kuropatwa Rebhuhn. Treichel.
KrOpbohne, /., niedrig wachsende,
kriechende Bohne; von krupen kriechen.
Ebenso KrOperbse,
krfipen — Kruschkenmus.
437
krOpen, st, s. krauten.
Krflperbse, /., s. KrOpbohne,
Krupfhuhn, n., englisches Zwerghuhn
mit rauhen, befiederten Füfzen . Bock,
Nat. IV, 379.
KrOprocky m., wörtlich: ein Rock, in
den man hineinkriecht — von krupen — ,
Mieder, weite Leinwandjacke, na-
mentlich eine solche, welche die Bin-
derinnen bei der Ernte tragen. Nach
Mühling auch Kuprick und Buscheck.
KrOpsch, KiupSGh, m., weiter, hemd-
artiger Rock ohne Taille, für Knaben,
der durch einen Gürtel zusamnrenge-
halten wird.
Krflpunter, n., kriech' unter, Verschlag,
Notdach zum Unterstehen. Schemio-
nek, 22.
KrOs. pltd. KrOs, m., Dem. Kräsche,
Kroske, Kröske, Krug, Stein-, Fayencer
topf, Glas mit Benkel und Deckel. Ahd.
kruog, kruag, cr6g^ erde, mhd. kruoc,
dän. kruiis, nl. kroes, engl, cntse^ franz.
cruche, schwed. karuA, poln. kruz, aleman.
chruse. Ein Krus Bier, Gah, hol mi
^nen Kros Sekt Dorr, 1. Wiew., 81.
Olaskrös, Tönnkros, Zinnkrus, StSnkrSs,
Krus aus Steingut. De Kröser motte
stracks möt alle Scheue flöge. Carm.
nupt IV, 59c. Richey, 140. Brem.
Wb.II,880. Schmellerll, 394. Vil-
mar,230. Hupel, 129. Sperber, 20.
Schemionek, 22.
Kni8, /., Karausche, s. Karausse.
Krufohel, m. u. /., Locke, Krause,.
Halskrause, krauser = gekräuselter Be-
satz. Das Stammwort ist krus kraus;
poln. hyza Halskravse, hoU. krul: Nach
Marold Kruschel auch Falbel, Fältchen.
Vgl. Krun§Ghel,
kruichelig, adj,, kraus, lockig. Kruich-
liges Haar, Solch rothe Wange hot a
on solch kruschel^ H6a. Ermld. Freisch.,
Manuskript. Im Druck, 7: krujgelge
Boa,
Kruichelrnuichel, n., krauses und wirres
Durcheinander, Gemengsei von Kleinig-
keiten. Das ist ein buntes Kruschel-
muschel. Sperber, 42: kruzelmuzeL
S all m ann , 36 : Kruschemuschen. D an -
neil, 119a: Krusemuse.
kruicheln, sw,, kräuseln, locken^ faltig
und uneben machen. Ähnlich wie
krunscheln.
Kruschke, /. 1. wilde Birne, poln.
gruszka, russ. gi'uszka, böhm. hruszka,
lit. grusze. Marie, Marie, Maruschke,
Gä nich an de Kruschke. Kgsbg. Vgl.
Volksr., 13, 57. 239, 842. Bock, 28.
Nsslm. Forsch. 3; Th., 82. 2. BildUch:
kleine dicke Person. Er ist ein Kruschke,
Sie ist ein kleines Kruschchen. Hennig,
138. In Danzig: alte Kruschke, altes
Weib. Gedanism. 3. Puflf, Kopfiiufz.
WöUst Kruschke?
Knischkebirne, /., Pleonasmus zum vor.
Kruschkenbaum, m,, wilder Birnbaum ;
aber auch spottweise Name für 'jeden
Birnbaum schlechterer Sorte. In Ost-
preufzen weit bekannt ist der Krusch-
kenbaum, allgemein Birnbaum genannt,
in dem Badeorte Neukuhren, unter
dessen erleuchteten Ästen an den
Abenden der Badesaison die Jugend
durch Tanz sich amüsiert.
Kruschkenmarki, m,, der in den Herbst
fallende Jahrmarkt in Angerburg, weil
„daselbst ^ele Fuder Kruschken (Birnen
überhaupt) zum Verkauf gebracht wer-
den«. Bock, Nat. m, 168; V, 495.
Hennig, 329. Auch in Goldap giebt
es einen Kruschkenjahrmarkt.
Kruschkenmus,/., Mus von Kruschken.
Kruschkenmus mit Melch! So singt die
Lerch. Häti die LercK nicht so ge-
sungen, Wän^ die Kruschkenmus nicht
438
EmscMks — Kuckel.
80 gelungen. Kruachkenmus mit Melch!
Dönh.
Kruschüks, m., spöttische Benennung
eines kleinen Geföfzes (Topf, Eimer etc.),
oft noch mit dem Attribut klein oder
in Deminutivbildung. Marold. Wohl
von Knachke,
Kruse, /., s. KrSse.
KrOsecke, /.. kraterähnUches, mehr
oder minder grofzes und tiefes natür-
liches Erdloch: Er. Earthaus. Tr ei-
ch el. Elingt gleich dem poln. kruszec
Erz, Mineral, Metall — läge eine Ver-
wandtschaft vor?
Kruselmint, Pflzn , s. KruselwT.
KruselWT, Krtiselmint, Pflzn., krause
Minze, Mentha aquatica L. Treichel,
Volksth.
KrQsemQs, /., im Yolksrätsel Bezeich-
nung für die Brennnessel. Vgl. Pflzräts.
68.
krtispelig, adj. von kruspeln; von Ge-
backen mit harter Eruste. Das krus-
pelige Wei/zbrot^ das beim Drucke
krachend in der Rinde bricht, wird ge-
schätzt. Für Hessen bei Vilmar, 230.
Vgl. knusperig.
kruspeln, »w.^ s. knuspeln.
KrUtken (i« lang), Krltken, n., Blume,
Blumenstraufz. Werder. Dzg. Nhg.
On Kingerplocken Krttken sick. Volksl.,
1, 1, 2. Viol^t, 101.
KrOtstSckyn., Erautstück, Blnmenstück,
Blumenbeet. Marienburger Ndrg. Gr.
Werder. Ebenda: •
KrQttopp, m., Erauttopf, Blumentopf.
krutzen, sw,^ nicht recht gedeihen,
nicht recht gesund sein. Davon kniizig,
adj,y nicht in voller Lebenskraft. Ma-
rold.
Kruzel, m. u. n., s. Kusel.
ksä, kse, Zuruf an die Pflugochsen,
wenn sie links gehen sollen. Masuren
und • benachbarte Gegenden, kse^ von
ksobie gegen, zu sich, nach der linken
Hand zu; ecz ruft man, wenn die Ochsen
sich rechts wenden sollen. Mrongo v.
I, 183. In der Elbinger Gegend ksei.
Schemionek, 2: aey, S. heibch.
kse, ksei, Zuruf, s. das vor.
Kub, m. Vorn., Jakob, Hartwich,
54. Ermland. Elbing. WoesderKubf
Ktibcken^ wo bestf Schaltj., 3, 4. Vgl,
Job.
Kubbel, m., Eübel, Eimer. Nach
Hennig, 138, ein cylindrisches Gefafz,
das aus einem ausgehöhlten Stücke eines
Baumstammes besteht und mit einem
Boden versehen ist. Ermland. Ober-
land. Lit. kulnlis^ poln. kubet. Schmeckst
du prächtig on kosft nuscht, ach wenn
en Kubbel voll wä! Jerrentowitz.
KQbel, 97t., Easten, Eoffer, Lade. Des
Bräutigams Bruder mu/z der Braut
Kuhbel i. e. Lade . . . auslosen mit einigen
Qroscfien. Pierson, Matth. Prätor., 80.
KUben, m., s. Kiwen.
kObem, »w., s. kobem.
Kuchen, m. Jay Kuchen! als Zurück-
weisung in dem Sinne: es wird nicht
sein, wie du denkst.
Kuchenfresser, pltd. KAkefrSter, m.^
Euchenesser. Schimpfwort auf den
Reichen, elegant Gekleideten. Eönigs-
berg. Rosenkranz, Egsbg. Skizzen
J, 114. Vgl. Bratenfresser.
Kuckel, m. u. n. 1. kleines Brot, das
man bei einem Bäckscl aus dem nicht
mehr zu einem grofzen Brote aus-
reichenden Teigrestc herstellt oder den
Einderu besonders zur Freude bäckt.
Wir haben fünf Brote und ein Kuckel
gebacken, Mutter^ bacü uns doch auch
ein Kuckelchen! Heft de Mutter den
Kuckel garf Volksr., 209, 777. 2.
Enchen. Hierauf wird Honigschnaps
und Honigkuchen {Hüwebrannwien und
Himekuckel) herumgereicht, Jerrento-
knckeiuren — Kuckuck.
m
Witz. Volksr., 246, 859. Lit. kukulys^
kuklys Fladen, Mehlklofz, poln. kulda
Wecke, längliches Brötchen. Nach
Schmitt, 108, ist das poln. kukla aus
dem deutschen Kugel gebildet. Für
Liv- und Estland bei Hupel, 130.
Nsslm. Forsch. 2; TL, 83.
kuckeluren, sw.^ lauernd gucken. Ee
hukeluurd drrymer verstohlen äwer de
Tüdingen weg, Elbinger Höhe. N.
Pr. Prov.-Bl a. F.IX, 243. Firmenich
III, 494 b. Dorch H Gitter kuckeluren.
Dorr, 1. Wie w., 89.
kucks, ktks, Ausruf der Kinder beim
Versteckspiel. Das findende Kind ruft
kucksy das aufjgefondene kiks. Kgsb^.
Kucksen, plwr,, die Augen, s. Kickse.
Kuckuck, m. l.mcidus^i^oin.kukawkay
kukuika^ lit. giguze; dagegen: rufen wie
der Kuckuck kuköti^ kukauti. Der
Kuckuck ist nach der Yolksmeinung
der dümmste Vogel, denn er versteht
es nicht einmal, sich ein Nest zu bauen.
Als der Goldammer ihn diese Kunst
lehren wollte, wies er ihn stolz und
höhnend ab. Darum legt er sein Ei
in das Nest anderer Vögel, und diese
brütea es aus. Der Kuckuck ist aber
auch ein andankbarer Vogel, denn, er-
wachsen, verfolgt er seine Pflegemutter
und trachtet, sie zu töten. Entkommt
die aber seiner Verfolgung, so ist sie
fortan ihres Lebens sicher: kein Raub-
vogel greift sie an, kein Jäger trifft sie,
so gut er auch schiefzen mag. Der
Kuckuck schreit nur von Tiburtius
(14. April) bis Johann (24. Juni), denn
nach Johann wird er ein Habicht.
Volkskal., 111. Wenn der Kuckuck
bis zum 1. Mai nicht schreit, so platzt
er auf. Hat man Geld bei sich, wenn
man den Kuckuck zum erstenmal
schreien hört, so wird man das ganze
Jahr hindurch nicht in Geldverlegen-
heit kommen. So vielemal der Kuckuck,
den man im Frühlinge zuerst hört, seinen
Namen ruft, • so viele Jahre wird man
leben. Man ruft ihm daher gern einen^
der folgenden Reime zu:
Kuckucksknechty
Segg mi recht^
Segg mi währ
Op e Här^
Wie vel Jahr^
Dat öck noch Uwe war! Dönh.
Kuckuck op e grene Wes^
Wovel Jähr sali eck noch lewef
Kuckuck op e grene Hassel^
Wovel Jähr soll eck noch wassenf
Pommerellen.
Auch als Ratgeber in der Liebe wird
er beansprucht, indem man aas seinem
Rufen entnimmt, wie viele Jahre man
noch bis zur Verlobung oder Heirat zu
warten hat:
Kuckuck op de grene Massel^
Wovel Jähr war eck noch wasse^
Kuckuck op de grene Ficht^
Wovel Jähr war eck noch bliwe onbe/rigt
Kr. Karthaus.
Volksr., 209f. In alter Zeit war der
Kuckuck ein Mann. Er war verhei-
ratet und hatte mit seiner Frau sieben
Kinder. .Da er aber ein böser Mann
und arger Wüterich war, so hielt es
seine Frau nicht bei ihm aus. Sie nahm
ihre sieben Kinder und ging mit ihnen
zum lieben Gott, um über die Roheit
ihres Mannes Klage zu führen. Der
liebe Gott ward sehr entrüstet; er wollte
den bösen Gatten und Vater zur Rechen-
schaft ziehen, doch dieser war in seinem
Hause nirgend zu finden. Als aber der
liebe Gott seinen Namen rief, antwor-
tete ihm der Bösewicht höhnend aus
dem Ofen, in dem er in sicherm Ver-
stecke safz. Da ward der liebe Gott
zornig und sprach: Da du deine Frau
440
Knckuckssaat — Ea£Fe.
und Kinder so schlecht behandelt und
nun auch mich verhöhnet hast, so sollst
du geschieden sein von Weib und Kind
und sollst als Yogel durch alle Welt
dein Kuckuck rufen, mit welchem du
deinen Gott gehöhnet hast. Deine Fraa
aber und deine Kinder will ich zu mir
nehmen; doch böte dich, dafz sie dich
nie mehr sehen, es würde dir sonst übel
ergehen. Wie Gott gesagt, so ist es
geschehen: die Frau glänzt als Abend-
stem am Himmel, und die sieben Kinder
leuchten als Siebengestirn. Der Kuckuck
aber streicht einsam durch die Welt,
ihm fehlt sein eigenes Haus; auch hütet
er sich wohl^ seinen Ruf erschallen zu
lassen, wenn seine Kinder sich am
Himmel zeigen: sobald das Sieben-
gestim sichtbar wird, schweigt er und
versteckt sich. Samland. — Dafz dieser
eigentümliche Yogel ^ der nach dem
Volksliede „sieben Frauen halten kann
und für alle Arbeit hat*' (Volksr., 212),
der es in betreff der ehelichen Treue
und Ehrlichkeit nicht sonderlich genau
nimmt^ sich vielfache Beziehungen zum
Menschen hat gefallen lassen müßsen^
ist leicht begreiflich. Zu dem, der Fehler
an andern rügt, die ihm selber eigen
sind, sagt man: Der Kuckuck schreit
seinen eigenen Namen. Der Undank-
bare ist ein undankbarer — ein böser
Kuckuck^ und wer Undank erntet, hat
Kuckucks Dank, Wer schadenfroh lacht,
la^ht — spottet wie ein Kuckuck, Der
treulose Gatte ist ein rechter Kuckuck
— ; der richtige Kuckuck — ein treuloser
Kuckuck, Der Kranke, von dem man
annimmt, er werde das Frühjahr nicht
mehr erleben, toird den Kuckuck nicht
mehr singen — schreien — hören. Wer
Sommersprossen im Gesichte hat, ist
bunt wie ein Kuckuck. Einen Unwill-
kommenen wünscht man zum Kuckuck,
Hol ihn der Kuckuck (und sein Küster) !
Hat ihn der Kuckuck schon wieder daf
Heut isfsy als ob der Kuckuck los wäreJ
In des Ktickucks Namen! Das ist um
des KtLckucks zu werden! Das weifz der
Kuckuck! In allen diesen Redensarten
vermag der Kuckuck seine nahe Ver-
wandtschaft mit dem Teufel durchaus
nicht abzuleagnen. In Natangen macht
man den Kuckuck sogar tücksichtlich
der Sittlichkeit verantwortlich: beschreit
der Kuckuck im Frihjahr unbelatibie
Bäume ^ so giebt es in dem Jahre viele
uneheliche Geburten. Damit nun aber
dem Kuckuck der Hohn, welchen er
einst als Mensch gegen Gott geübt,
heimgezahlt werde, ruft ihm die Jagend
auf seinen Ruf neckend und höhnend
als Echo: DickMk! Vgl. Sprw.I, 2214ff:
Volksr, 55, 209. Zeitschr. f. d. Myth.
u. Sittenk. IH, 244. — 2. der Kuckuck
am Arbeitswagen, die zwei Querhölzer
hinter der Vorderachse über und unter
den Deichselarmen, durch welche der
Spannnagel geht, der Vorder- und Hin-
terwagen verbindet. — 3. blauer Kuckuck,
Pflzn., kriechender Günsel, Ajuga rep^
tans L. Hagen, 597.
Kuckuckssaai, /., Medik., Pulvis contra
pedicuhs; auch ohne Umschreibung ge-
fordert: Lausepulver, Kgsbg.
Kuckucksspei, pltd. -spT, m., Kuckucks-
speichel, Schaum, den die Cicada spu-
maria^ besonders im Frühlinge, an Wei-
denbäumen u. a. Pflanzen absetzt; vom
Volke dem Kuckuck zugeschrieben.
Mühling, Tiem., 174.
kuddlich, adj.y zottig; von dem lit
kudlä Haarzotte. Pillkallen. Stallu-
pönen. Schemionek, 22: kuddlig rup-
pig, von Vieh, das schlecht genährt und
geputzt ist.
KUdig, m.\ s. Kidik.
Kuffe, /., Kufe, Kappe, die beiden
Küffe — Kuh.
441
.starken Langhölzer des Scblittens. Der
Schlitten raht auf den Kufen. H en n i g,
329! Bayer. Kuechen^ K%iefen^ plur.
Schmellerll, 280.
KUffe, /., 8. Kiffe.
Kuffel, f,y tassenartiger tiefer Napf,
weite und tiefe Tasse, kleine hohe
Schüssel. Nach Mühling auch ge-
henkeltes cylindrisches oder bauchiges
Trinkgefafz, gewöhnlich mit Deckel.
In der Schlochaaer Gegend auch Krug:
Ldese^ Brannwie hee U en Kuffel Beee.
Firmenich, I, 118a. Volksr., 222,
790. Vgl. Kumme.
Kuffert, Kliff er, m., Dem. Kuffertchen^
KuffercheUj KofiFer. Herr PcM war
ganz aufzer sich, da er seine Tochter
und ihren Kuffer sah, Soph. R. V, 523.
Bayer. Ätip/«r. Schmellerll, 320. In
Liv- und Estland Kuffer. Hupel, 131.
kuffig, adj. von Kuffe, Ech liss ma
noch e bretkuffge Q^che) Schläue mache.
Ermland. Freisch., 12.
kugebiy sw.^ rollend sich fortbewegen.
KugeVy Sonnke^ kugel% de Qltderkes wäre
ßl. Volksr., 258, 898.
Kugelranunkel, /., europäische Troll-
blume, TroUius europaeus L. Auch
Kugelhahnenfufz und KnoUblume. Ha-
gen, 592.
kugut (beide u kurz), Lockruf für
Schweine. Kirchspiel Friedrichswalde,
Kr. PillkaUen.
Kuh, pltd. Kau, KO, /. 1. vaccaf lit.
kdrwe\ poln. krowa^ kass. karwa. In
Redensarten: Eine Kuh ist eine lange
Seit' Speck. FröschmeVc K6 os e lange
Std Speck ^ weil sie sich gut verzinst,
durch Milch, Kälber etc. Die Kühe,
die am meisten brüllen^ geben die wenigste
Müch. Mewe. Wer viel von seiner
Arbeit redet, leistet Wenig. In der El-
binger Ndrg.: de Klg^ de am meisten
raren, gewen menchmällichtingscfie weinig
Melk. Die (fette) Kuh hat die Milch
auf den Rippen sitzen. Mewe. Der
Kuh ist die Milch in die Homer ge-
gangen^ sie hört auf, Milch zu geben;
in Lit.: die Milch sammelt sich in die
Homer. Schleicher, 172. Eine fette
Kuh macht einen leeren Beutel, indem
sie keine Milch giebt und tüchtiges
Futter verlangt, öle Ko^ giwe Melk,
junge Hener legge Eier. Schwarte Kög"
gewe 6k witte Melk, Vel Kög, vel Mög,
Wem de Kau gehört, dei packt er M 'm
Zagel. Hei f dt de Koh bt'mZägel an,
er faCzt die Sache beim rechten Ende
an. Elbinger Ndrg. Wenn ene K6 den
Zdgel hewt, so hewe se em alle. Wenn
en K6 den Schwanz kewt, gisen — biien
— sie alle, Konitz. Schlechte Beispiele
finden schnelle Nachahmung. Was soll
der Kuh eine Muskätnu/zf Was nützen
der Kuh Muskaten, sie frifzt Haferstroh,
s. V. a. Perlen vor die Säue werfen.
Wem eine Sache unklar ist, weifz dar-
von soviel wie die Kuh vom Sonntage —
steht davor une die Kuh vor^m grünen
(Königsberg) — hohen (Danzig) — roten
— bunten — Thor.. Blinder Eifer scha-
det nur: die Kuh stürzt ihre MUch selbst
um. W. Mtsbl. V , 45. Jedermann lobt
seine Kuh und. glaubt, sie ist die beste.
De K6, de e schmerge Zagel heft, schleit
öm sock on mäkt ok andre schmerig. S.
Sprw. 1, 2234flF.; II, 1613flF. - 2. eiserne
Kuh, pltd. iseme Kau, Kö, Kuh als Aus-
gedinge, die erforderlichen Falls wieder
erneut werden mufz. Sie wird gericht-
lich dem Ausgedinger verschrieben. —
3. schwarze Kuh, in der Redensart: die
schwarze Kuh hat ihn gedrückt; in Lit-
tauen, nach Schleicher, er ist vom
schwarzen Ochsen getreten, er hat viel
Ungemach ausstehen müssen. Ja es
vermeinen wol etliche, dafz es ein stuck-
chen bey der löblichen Jäger ey sey, welches
442
Eahblame — Kuijon.
mit der schwartzen Kühe (Kunst wolle
ick sagen) werde practciret. Linem.,
Zz 3 a. S. Zeitschr. f. d. Myth. u. Sittenk.
IV, 425f.
Kuhblume, Pflzn., Dotterblume, Caltha
palustris L, Die Euhe und anderes
Vieh rühren die Blume nicht an, und
doch steht der gemeine Mann in dem
Wahne, dal'z die gelbe Farbe der Butter
Ton dieser Blume herrühre. Hagen,
594. Sie heifzt nach Hagen auch:
Kuhschmergel, Gelbe Wiesenblume, Moos-
blume, Mottblume, Schmalzblume ; in Kgsbg.
kurzweg Gelbe Blume. S. auch Butter-
blume und Kapper.
Kuhdreck, m. Das kommt davon^ wenn
aus Kuhdreck Butter wird. Egsbg. Wer
aus niederer Stellung empor kommt,
zeigt oft Hochmuth. Sprw. U, 1625.
Kuhfufz, pltd. KOnt, m. 1. Gewehr,
Muskete, Flinte, namentlich alter Form,
wegen der Ähnlichkeit des Kolbens mit
einem Euhfufze. 2. Brechstange, Brech-
eisen mit gespaltener Klaue, also eben-
falls dem Kohfufze ähnlich. Hennig,
138.
kuhhessig, adj. Von Hesse. Sehr
häufig findet man bei den Bauern Hol-
lands jene Thiere (Rinder) mit schmaler
Brust . . ., ziemlich hochbeinig und „kuh-
hessig^ ^ welche unserm Niederungsvieh
so ahnen. Haus bürg, 75. Kuhhessig
gehen y stark auswärts gehen, mit den
Hacken, Fersen, beim Geben zusammen-
schlagen. Schemionek, 22: kuhhessig
= X beinig,
Kuhkalb, n., s. Kalb.
KUhlIng, m., s. OTbel.
kUhllaGhtig,a(^'., der Kühle sichnäherud,
ein wenig kühl. Dai^s htde man kol-
lachtig. Vgl. lachtig.
Kuhmaul, n., s. DTbel.
Kuhmensch, n., plwr. Kuhmemcher^
Bauemdime, Magd, unsauberes Frauen-
zimmer.
Kuhmilde, /., Champignon, Agaricus
campestris L, Bock, Nat, lU, 619.
Kuhmist, m.^ scherzhafte Benennung
des Weifzkohls, weil er auf diesem
Dünger gewachsen. Eck hadd Kühmost
to Möddag. Elbing.
KuhpSper, KOpSper, dem Klange nach
Kuhpfefer. Medik., Cubebae. Kgsbg.
, kUhsätig, ad/.^ mäklich; wählerisch,
wenn man satt ist. Schemionek, 22.
Wohl nur das verderbte kisetig (s. d.).
Kuhschmergel, m., Pflzn., s. Kuhblume.
Kuhschwung, m., Tanz und Tanzlokal
für gewöhnliche Leute. Studentisch.
Auf den Kuhschumng gehen. Treichel.
Vgl. Kuhmensch.
Kuhstelze, /., gelbe^ gelbe Bachstelze,
Motacilla ßava. Bujack, 373. Mühn
ling, Tiem., 174.
Kuijel, Kujjel, Kujel, m. 1. der zahme
Eber, Stammeber, altpr. cuylis^ lit. kuilySj
lett. kuUiSy poln. chujec. Lä^ Mutter^
de Kujjel ofz dood^ He reehrt nich mehr
as eene Foot. Dorr, 69. De Kudgel
dane kann och earscht goa nich gahne^
wa luma dana one gainze Derf zehof
den Kuigel^ den kann ich erst gar nicht
geben (als Teil der Aussteuer), wir
haben den in dem ganzen Dorf zuhauf
(gemeinsam). Ermländ. Freisch., 10.
Bock, 30. Hennig, 138. Nsslm.Th.,
82. • 2. Schimpfwort auf Männer. 3.
Nach Bock und Hennig auch Öffnung
im Darrofen, die den Rauch abzieht.
4. der grofze Kachelofen in der Flachs-
brachstube. Vgl. Sprw. I, 1555.
Kuijelfichte, Kujelfichte, f., s. Kuj.
kuijeln,' sw.^ zur Bezeichnung der Be-
gattung der Schweine.
kuijenieren, sw.y s. kuijönieren.
KuijOn, m.^ das frz. ccnon^ Schurke.
kaijdnieren — kullern«
443
Mit der Krücke ins Genicke Dem Kuijon
Napoleon! Soldatenlied.
kuijOnieren, sw.^ kujonieren, franz.
colonner, quälen, hudeln^ einem das
Leben sauer niachen; gewöhnlich kuije-
nieren.
Kuj, Kuje, /. 1. grofzer Heu- oder
Garbenhaufen, der turmartig aufgebaut
wird für den Winter. Lit. kugis, lett.
kui^a, auch kaudse, d. i. älteres kauge.
Nsslm. Forsch. 3; Th., 82. Für Est-
land Sallmann, 20a. 2. Kuje schlechte
Fichte, von dem poln. cha/a^ chqjka^
choina Fichte. Schmitt, Westpr., 166.
Treichel, Yolksth. Auch Kujefichte
und, obgleich es mit Kuijel nichts ge-
mein hat, verderbt zu Kujelfichte und
Kuijelfichte.
Kuje, Kujefichte, Kujelfichte, /.^ s. das
vor.
kujiSnen, «tr., nach Schemionek, 22,
der kujiehnen schreibt, winseln; von
jungen Hunden.
KUken, n., Küchlein, junges Federvieh
überhaupt. Wenn sie allzu lebhaft auf
dem Nest herumtrampeln, so werden sie
das Paar Küken todt treten. Soph. R.
in, 388. Habe ichs Ihnen nicht schon
neulich gesagt, dafz Sie auf dem Nest
so lang herum irischen werden, bis Sie
eins von den beiden Küken würden zer-
trampelt haben f Ibid. IV, 151.
Kükuritz, Pflzn., ungarischer Mais, von
dem poln. kukurucd, kukuryza. Trei-
chel, Volksth. II, 25.
Kfll, KOIe, /., s. Kaul.
Kula, /., s. Kriwflie.
Kulbak, m., s. Kaiback.
KOIbärsch, Kfllbfirsch, Kaulbarsch, Dem.
KulbSrschke, in alten Rechnungen KuU-
perszken, m,, Kaulbarsch, Acerina cer^
nua. Lit. pukys, kur. pukis^ mas.jesgarz,
kass. jasgar, jadzdzie^ hUbiersz. Be-
necke, 65. Die Litauer benennen die
Deutsclien mit dem Spitznamen pukys.
Mühling. Der Mensch, verglichen
mit dem Kaulbarsch: Wie ein Kaul-
barsch barstig — brastig — grätzig —
karsch — trotzig sein; — sich pirschen
toie ein Kaulharsch; — sich stremmen
wie ein Pukis, Korrespbl. III, 52.
kflien, vhchd. kaulen, sw,, rinnen,
fliefzen, fliefzend rollen; rollen wie eine
Kifle, Kaule == Kugel. Es ist kein Haus^
in welchem nicht die Thronen von den
Backen knien, Königsberg, zur Zeit
der Cholera. Dat Appelke kült nich
wit vom Stamm, wt dat Schapke ös 6k
dat Lamm (oder: lewe Lüdkes sid mt
nich gram), Sprw. II, 102 f.
Kflifufz, m., Klumpfufz. Mühling.
Kulik, m y Möwe, Wasservogel über-
haupt, Strandläufer (2W?i^a); von dem
gleichbed. poln. kuligy kulik, kuling,
letzteres kass. Strandläufer. Mrongo v.
I, 185 a.
Kflikebärg, KQIkegrHwer, m., s. Kaul.
KUlken, plur.^ s. Keilchen.
Kuli, Kulle, /., s. KriwOle.
Kuli, Kulle, m. u. /., lit. kuUys Sack,
Fischsack ohne Inkel. S. Achtergam
und Sack.
Kuli, Kullke, n.y s. Kaularsch.
Kulla, (?), Stab, mit zuckerhutförmigem
Knopf, zum Scheuchen der Fische.
Samland. Lit. hdu, kulti schlagen.
Nsslm. Th., 83. Vgl. Sturgel.
Kulle, n, Colli. KuMemehl, Mehl in
OoUis verpackt De Rufz schockt wedder
vel Kuüemehi, Kgsbg.
Kuller, f.f Kugel, alles was kullert
rollt, also auch jeder scheibenartige
Körper. Poln. kula, lit. kuU, hdka
Kugel; in Hessen Kulle. Vilmar, 331.
Bock, 28. Hennig, 139.
kullern, sw, 1. um die Axe rollen,
kugeln, wälzen, einen runden Oegen-
stand oder sich selbst; poln. kulai rollen,
444
Kullernarsch — Kamebnen.
Der Stein, welcher oft gekullert wird^ be-
wachst nicht mit Moos, Sich im Orase
kullern. Den Berg herabkullem. Eck
kullert mie fer aller Foht Carm, nupt
I, 282, 16. Öck wuU mt glik kuWre fer
Lache, Im Hessischen hullem, Vil-
mar, 178. Bock, 28. Sperber, 37.
Nach Sperber, 38, hört man statt kul-
lern auch kaulen; es wäre dies das
vhchd. kulen. 2. das Rollen in den
Gedärmen : mir kuUerfs irn Leibe, Vi 1 -
mar, 311 : quvllem, quollem.
Kullernarsch, -narschke (a » a), m. u.
n., s. Kaularsch.
kullig, adj., kugelig, rundlich. Müh-
ling.
Kullke, Dem. von Kully n., HandgrifiF
am Spatenstiel. Ermland. Mühling.
Kullnarsch, -narschke (a = d), m, u. n.,
s. Kaularsch.
Kullrad, n., das kugelnde, kullernde
Rad; Rad als Einderspielzeug.
kulmisch y kVlmisch, adj. von Kidm,
der vielleicht ältesten Stadt Preufzens.
Adelig- und Kölmisch-Willjaiten (Sam-
land) . . . die Bezeichnung kölmisch kommt
von dem kulmischen Stadtrechte her,
welches für Ostpreufzen ganz dieselbe Be-
deutunghat, wiedaslübische(lQbeckische)
Recht für die Städte Norddeutschlands.
Pa'ssarge, Balt., 30. 1. Kulmische Hand-
feste, /., s. unter Kölmer. 2. Kulmisch
Mafz, n., Längen- und Flächenmafz,
durch die Handfeste bestimmt, das in
Preufzen bis in dieses Jährh. hinein
in Gebrauch gewesen. 1 kulmischer
Morgen == 332 kulm. Ruten, 1 kulm.
Hufe « 30 kulm. Morgen. 1 kulm.
Morgen = 2 preufzische oder magde-
burgische Morgen, nach denen amtlich
gerechnet wurde; im ^olksverkehr ist
jedoch das kulmische Mafz noch im
Gange. Die kulm. Rute als Normal-
jnafz war an der Mauer der Kirche zu
Eulm angebracht. Preufz. Land.- und
Volksk., 417. ^Es giebt aber ein altes
und neues kulmisches Mafz . . . Das
neue kulm. Mafz. ist zu den Zeiten der
Herzöge in Preufzen entstanden, und
ist die ehemalige kulmische Ruthe noch
mit zwei Mannsdaumen verlängert wor-
den.'' Hennig, 47. 3. Kulmischer Pfen-
nig, m.y eine ehemalige Münze in
Preufzen, die in Kulm geschlagen wor-
den, auf der einen Seite mit einem
Ereuz, auf der andern mit einem Schilde
und einem Adler. Der pr. SammL, 11.
Hennig, 48. Mit* dem Ausdrucke wurde
zugleich die Abgabe bezeichnet, welche
jeder Erbbesitzer als Anerkennung der
Oberherrschaft des Ordens an diesen
zu zahlen hatte. Mühling. 4. Kul-
misches Pflugkom, n., Abgabe zur Zeit des
Ordens: von jedem deutschen Pfluge
1 Schfl. Roggen und 1 Schfl. Weizen,
von jedem poln. Pfluge 1 Schfl. Weizen.
Von dieser Abgabe ausgeschlossen waren
nur die eigentlichen Freilehne. Müh-
ling. 5. Kulmischer Dienst, .971. Vgl.
Platendienst 6. KSImisches Gut^ n,, s.
Kölmer. 7. Kulmisches Gewende, n.,
Ackerfläche von 125 Schritten bei einer
Breite von 5 Fuiz. Mühling. Vgl.
Jon. S. KVImer.
Kulpach, Kulpack, Kulpalk, m,^ s. Kai-
back.
KOIpogge, /., s. Kaulkopf.
kum, imper, von hmvmen, Kum mit.
Ermland.
Kumbst, m., s. Kumst.
Kumehnen, Ortsn , gewöhnlich Cu-
mehnen geschrieben,' Kirchdorf im Kreise
Fischhausen« Kumehnen hiefz ursprüng-
lich Bischofsdorf. Als jedoch ein Geist-
licher des Ortes Kühe stahl, wurden
die Bewohner desselben spottweise Kuh-
n^hmer genannt^ woraus mit der Zeit
Äf^m^ATi^T» entstanden. Dorfsage. Spott:
kamfdg — Kamst.
445
De KSmehner segge: Drink üt on komm
on nomm de Hanschke äwre SchuUer^ on
denn drinke se doch noch de ganze Nacht
dorch. Auch kurz: Drink üt on kommy
on häng^ de Handschke äwre SchuUer!
Sprw. I, 3iB34.
kUmfUg, adj\ künftig.
kuinmand6re(n), mv., befehlen, frz.
Commander. He heft mt nuscht to kum-
mandere. V. Auer.
Kumme, Komme, /., Dem. Kummchen^
Kommchen^ n. 1. tiefes schüsselartiges
Gef&fz, Napf, kleine runde Bowle. Eine
Kumme mit Milch ^ grofze rotirdene
Schüssel mit Milch. Die Spülkumm\
Schüssel, worin der Theetopf ausge-
spült wird. Gedanism. Ein Kummchen
Flecky ein Schalchen mit Fleck. 2.
Krippe, namentlich eine trag- und stell-
bare Krippe, wie sie in Krügen und
Gasthöfen gehalten wird. Nicht aus-
spannen^ setze den Pferden eine Kumme
vor und gieb ihnen etwas Hafer! Schodd,
et on de Komme^ lät de K6 et opfrete!
Auch Trog. 3. Kasten, auch der
Kommen und der Kummen y so in der
Friedländer Gegend. Bei Bock, 28, u.
bei Hennig, 139: Lichikummen^ Mehl-
kämmen^ Häckselkummen, 4. scherzhaft
für Himmelbett. Krup on de Komme^
spSd dt^ ock päst dat Licht üt. Sam-
land. 5. Nach Mühling bezeichnet
Kumrr^e den sechsten Teil einer Schacht-
rute. In Bayern Kumm^ w., Trog,
Kumpf^ m., hölzernes Gefafz, das der
Mäher anhängt, den Wetzstein darin
zu netzen und zu verwahren . Schmeller
n, 299. 302. In Brem. Kumm Cisteme.
Brem. Wb. n, 895. Vgl. Hup el, 133.
Sallmann, 36a. Adelung H, 1826.
Grimm, Wb. V, 2588.
KUmmeleckchen, n., Ellenbogenspitze,
anderwärts Musikantenknochen, v. Auer.
In der Aiimwck Kommeleck. Danneil,
112b.
kUmmeln, sw.^ eigentlich Kümmel trin-
ken, überhaupt aber Branntwein trin*
ken. bekUmmeln, sich, sich betrinken.
verkUmmeln, sein Geld vertrinken, aber
auch: Sachen verkaufen, um einen ^Sauf-
groschen^ zu haben; daher überhaupt
verschwenden, durchbringen.
Kummen, m.^ s. Kumme.
Kummolt, Kommolt, n., Kummet, Kumt,
Halsjoch der Zugtiere, namentlich der
Pferde. S. Grimm, Wb. V, 2610.
Kumpan, m., s. Kompan.
Kumpanie, /., Kompanie, Compagnie,
Genossenschaft, Gesellschaft. Hei os
von e ersehne Kumpanie. Jeroschin:
Heinrich Monte man sach intwtchin —
mit stnre cuTnpante dan, 91b. Der selbe
Merttn abir nam di reise sin mit kleinre
kumpanie^ 115d. Pfeiffer, 184.
kumpäwely adv.y s. v. a. kapdweL
Kumpe, 97»., s. Kompan.
Kumpel, m,y s. Humpel.
Kumpen, m.. Dem. Kumpchen, s. Kampen.
kumplet, adj y s. komplet
Kumst, Kumbst, pltd. Komst, Kompst,
m.y Kohl, besonders Weifzkohl, sowohl
der frische, als auch der eingesäuerte.
Bock^ 29. Hennig, 131. Aus dem
lat. compositum^ womit man früher ein-
gemachte Dinge bezeichnete: Kompost^
Kompstj Komsty Kumst Poln. kapusta,
lit. kopustaSy bayer. Ournpost^ Kumpost^
Kumpes. Schmeller 11,49. In Hessen:
KappuSy Kappes, Kappeskraut, Kompes,
Kumpes, Kaumpes. Vilmar, 193. 218.
In Estland: KumskoM, Sallmann, 36a.
In Danzig giebt es eine Kumst-y pltd.
Komstgasse, in Königsberg einen Kumst-
Speicher, d. h. nicht einen Speicher, in
welchem Kumst verkauft wird, sondern
der diesen Namen nach einem Kohl-
446
Kumstfarbe — kunkeln.
köpf in seinem Schilde führi. De Komst
schmeckt erseht got^ wenn de Su dorch-
g^agt ös. Sure Komst schmeckt got^
äwer hei mot schwtnsch afgemäkt sön,
Sure Komst mot Premke^ als Scherz-
Gericht. Es dünkt manchem Mütter^
chen^ es sei/ nicht rahtsam im, Schalt- ■
Jahr viel Kapptis^Kraut oder Kombst zu
pflanzen^ denn nur eitel Schälcke daraus
wurden und keine Häupter, Linem.
B 2a. Auf saurem Kamst bleiben^ iu
der Schale zar Strafe nachbleiben.
Weichseldelta.
Kumstfarbe, /., Farbe des. Kumstes;
Bernstein von dieser Farbe. Vgl. Stein.
Kunde, m., von kennen^ einer, der
Kunde von einer Sache hat. Jetzt fast
ausschUefzlich in der Bedeutung Han-
delsfreund , Geschäftsbekannter. Der
Kaufmann hat viel Kunden. Er ist ein
guter Kunde^ er entnimmt viel aus dem
Geschäfte. IronisQ^xond ohne Hinblick
auf die Geschäftsverbindung: Das ist
mir ein guter Kunde^ ein sauberer
Bursche, ein gefahrlicher, ein durch-
triebener Mensch! Bi so'ne Kunden on
bi crem Wark Es so'n kleen Bet Be-
drog en reiner Quark. Dorr, 1. Wiew.,
118. Ebenso in Schweden: en kund.
kundig, adv.y bekannt. Da mit er ouch
irwachte kundic machte abir dem wibe
dt gesteht Jeroschin, 154b. Pfeiffer,
185.
Kundschaft, /. 1. persönliche Bekannt-
schaft. 2i bei Jeroschin: Kenntnis,
Erkenntnis, das Wissen: himftiger
dinge kuntschaft. Pfeiffer, 185. 3.
Blech marke, welche den zugereisten Ge-
sellen der geschenkten Handwerke (s. d.)
auf der Herberge zur Legitimation bei
Einziehung des Yiatikums an dem be-
treffenden Orte eingehändigt wird.
Kungerpreufzen, p/ur., Name der heid-
nischen PreuTzen, die unter Fürsten
standen, die, neben Ryhs^ Rekis^ Reyks
(res, reges), auch Kongos oder KunigSj
von dem lett. A^^n^s Herr, hielzen. Beh-
nisch, Gesch. der Stadt Bartenstein etc.,
16.
Kunkel, /., altes Weib. Von Kunkel
Spinnrocken. In Estland dickes, run-
des Frauenzimmer. Sallmann, 36a.
Kunkelel, /., s. kunkeln.
kunkeIfQs, adj , kunkelfusen, sw.^ Kun-
kelfuserei, /., s. kunkeln.
KunkeKOs', /., s. FQse.
kunkeln, sw.^ heimlich reden, hinter-
rücks reden, munkeln, heimlich thun.
Kunkel Rocken ist der Stamm. Davon
Gekunkel, n,^ heimliches Gerede, aber
auch 8. V. a. Gemunkel, n., in seiner
scharfem Bedeutung: dunkles Gerücht.
Kunkelel, /., Durchstecherei, welche sich
in Geflüster kundgiebt, hinter dem
Kücken eines andern handelt. In der
Verstärkung KunkeIfQserei, /., Durch-
stecherei, die den Betrug nicht scheut.
In gleichem Sinne kunkeIfQsen, mo., dies
aber auch, nach Mühling, schlechte
Wirtschaft fuhren,. Verwirrung anrich-
ten. Hennig, 139, hat kunkeKus, adj.^
verwirrt, unordentlich (nach Mühling
auch noch betrügerisch, listig, diebisch)
und meint, es sei aus dem lat. confusus
entstanden. Wenn aber die latein.
Sprache zur Erklärung dieses Wortes und
der voraufgehenden kunkelfüseny Kun-
kelfuserei herbeigezogen werden muEz,
so empfiehlt sich als geeigneter /tmo,
das aufzer der eigentlichen Bedeutung
des Gielzens auch noch die des Er-
gusses in der Rede hat; Kunkelfusen
wären also Geschwätze am Rocken. Im
Nachtrage, S. 330, erklärt sich Hen-
nig auch für die Ableitung von Kun'^
kely kommt aber, da qt/us = Fulz als
^Zusatz, wo pars pro toto genommen
ist, wie z.E. Hahnenfufz, Zabbelfulzetc.^
Kuns — Kuppelweib.
447
ansieht, zu einem Sabstantivbegriff,
während er kunkelfus, oc^'., mit ver-
wirrt, unordentlich erklärt. In Hessen
die Kunkelfu^en betrügliche Reden,
Spiegelfechtereien, leere Ausreden, in
Mecklbg. -Vorpomm. Vorspiegelungen,
Durchstechereien. S. auch Danneil,
120b. Vilmar, 232. Mi, 48. Vgl.
Grimm, Wb. V, 2662. S. FQse.
Kuns, m. Vom., s. Konert
Kunter, m. 1. kleines kräftiges Pferd,
Bauernpferd, nach Nsslm. Forsch. 2;
Th., 84, besonders kleiner Wallach, üt
künterüy poln. kon Pferd. Über dieses
merkwürdige Wort, das ursprünglich
Ungetüm und dem Ahnl. bezeichnet, und
seine mannigfachen Bedeutungen s.
Grimm, Wb. V, 2741. 2. scherzweise:
kleines kräftiges junges Frauenzimmer;
nach Schemionek, 22, jeder kleine
aber derbe Mensch.
kunterbunt, adj. u. adv. 1. ungeord-
net, regellos, au(zergewöhnlich, mit dem
NebenbegnfiP des Ungeheuerlichen. Er
redet kunterbunt Das geht mir doch
etwas zu kunterbunt zu. Wenn öck nich
önrnier bi er stund . . . Denn ging de
Wörikschaft kunterbunt^ drunter uod
drüber. Dorr, 22. Et geit nemich
so kunterbunt to wt op er Welt^ das
Aufzerge wohnlichste und Ungeheuer-
lichste ist auf Erden möglich. Ganz
kunterbunt seit he (der angetrunkene
Spiefzbürger) de Ben. Samland. Fir-
menich III, 115 b. 2. bunt in der
Farbe, buntscheckig, geschmacklos, wie
kdkelbunt. Doch nimmt es (ein Tier im
Rätsel) Farben an sechs ^ sieben ^ €u:ht^
neun^ zehen^ grün^ gelb, blau, kunter-
bund. Carm. nupt III, 203 d. S.Grimm,
Wb. V, 2744.
kunträr, ado., im Gegenteil, nicht
nach Wunsch; das franz. contravre.
Kunz, m., apfelartiger Auswuchs, s.
Schlafkunz.
KUpe, /., s. Kfpe.
Kuppelfrau, /., s. Kuppelweib.
Kuppelmarkt, m , Yiehmarkt, Pferde-
markt, weil auf demselben gekuppelt,
d. h. gekauft und getauscht wird. Du
wärschty denk\ gesta an Mohring (Meh-
rungen) of em Kuppelmarchtf Firme-
nich I, 115a.
Kuppelmatz, m., Mensch, der viel kup-
pelt, handelt, kauft und verkauft. Trei-
chel. Vgl. kuppeln.
kuppeln, sw. 1. koppeln, verbinden.
Daher 2. zwei Personen verschiedenen
Geschlechts zusammenbringen, vereini-
gen: ehelich oder zu aul'zerehelichem
Verkehr. In letzterem Sinne: Kuppler,
m. und Kupplerin, /. 3. handeln, Klein-
handel treiben, tauschen. Schüler kup-
peln, wenn sie ihre Sachen gegen ein-
ander austauschen. In Westpr., nach
Treichel, kaupeln, ebenso in Posen;
Aayotl KaupUr, KaypUrei. Bernd, 119.
Altpr. kaupiskan Handel, poln. kupic
kaufen, kupiec Kaufmann, kupia, kupla
Handel, Kauf. Nsslm. Forsch. 2; Th.,
84.
Kuppelpelz, m,, scherzhafte Bezeich-
nung der Belohnung für das Zustande-
bringen einer Ehe. Sich einen Kuppel-
pelz verdienen, ein Paar zur Heirat zu
bestimmen suchen. Rührt von der ver-
alteten Sitte her, daTz der Freiersmann
einen Pelz zum Geschenk erhielt. Aus
kuppeln. Wi wollen ju to Herrn Bdk
bringen, an dem ji 'nen Kuppelpelz ver-
deenen umllen. Dorr, 1. Wiew., 126.
Kuppelweib, n., Handelsfrau; von kup-
peln. In Danzig nach E. Förstem.
auch Kupplerin. Die Kuppelweiber kaufen
vor den Thoren und auf den Märkten
der Stadt den Landleuten ihre Waren
448
Kapperrot — Kür.
ab oder besorgen sich dieselben von
Grofzhändlem und rufen sie durch
die Strafzen zum 'Kaufe aus. Einige
von ihnen haben jedoch auch feste
Plätze. Ihre vor^glichsten Handelsar-
tikelsind Gemüse^ Eier, Obst, Fische etc.
Der StraTzengesaug der Kuppelweiber
ist eine eigentümliche Erscheinung Kö-
nigsbergs. Proben davon s. Sprw. U,
1636 u. Rosenkranz, Kgsbg. Skizzen
I, 162£F. Zur Ergänzung: NaEierftw
(fünf) e DüUke, Eier, Eierl Den Ruf
hörte man vor 40 und mehr Jahren;
heute sind die Eier in Kgsbg. ein teurer
Artikel. Ein Ruf jener Zeit ist auch:
Na hetey fette Qrötivorscht^ kete^ hete!
heifze^ fette Grützwurst. Berüchtigt sind
die Kuppelweiber durch ihre Grobheit
und ihre Fertigkeit in gemeiner Schimpf-
rede, daher sprichwörtlich : Er schimpft
wie ein Kuppelweib. Vgl. das ABC der
Fischbrücke, Sprw. II, 743, und die
ebd. Nr. 1636 mitgeteilten Schimpf-
wörter. Über die (frühere) eigentüm-
liche Kopftracht der Kuppelweiber s.
Kopftuch. Hennig, 139.
Kupperroty n., Kupferrot, Zincum sul-
phuricum.
Kupricky m., s. KrQprock.
KupSy Kupsty m. u. /. 1. s. V. a. Keps
(s. d.). 2. kleiner Erdhügel auf Wiesen,
"Weiden und Palwen ; auf der kur. Nhg.
Kupsen die vom Winde unregelmäfzig-
ausgerissenen und teilweise dünn mit
Sandgräsem bewachsenen Hügel. Altpr.
M. IV, 208. KupatundKaddik! SfTeLche
der Glocken in Coadjuthen bei Tilsit.
Volksr., 270, 937. Lit. kupstas Wiesen-
höcker, poln. kopiec ein aufgeworfener
Erdhügel, Grenzhügel, poln. wie lit.
kupa^ /., Haufe.
Kupschell, Kupschellef, rn. 1. Yor-
käufer, Aufkäufer, Kleinhändler, Höker.
Bock, 29. Hennig, 139, leitet es vom
lit. kupcz^lüj Dem. von kupczus Kauf-
mann, Handelsmann, Vorkäufer ab,
Nsslm. Forsch. 2; Th., 84, weist auf
lit. kupczdlninkas Kleinhändler, Höker
hin; doch dürfte das engl, seüer Ver-
käufer mit in Erwägung zu ziehen sein.
Pohl. kupi6 kaufen, kupczyc Handel,
Kramerei treiben, kupiec Kaufinann.
Wo sich Kupscheüen oder Kaufgesellen
am curischen Strande finden lassen^ und
ohne Vorwis&en des Burggrafen und
Fischmeisters heimlich Fisch aufkaufen^
denen soll der Fisch genommen werden.
Preufz. Fischerordnung, S. 19. Hen-
nig a. a. 0. Den fremden Kupschellem
ist es nicht erlaubt^ vor Jacobi Fische zu
kaufen etc. Fischerordnung von 1738.
Bock, Nat. IV, 701. Sperber, 19, hat
Kopscheller Pferdehändler, Rofztäuscher
aus Liebhaberei. Auch Gordack er-
klärt Kupscheüer Pferdetäuscher und
hat KupscheUermarkt für Pferdemarkt
S. Kuppelmarkt. 2. bildlich Gauner, Be-
trüger. Dat ÖS en rechter Kupscheller
Samland.
kupschellen, kupschellem, sw.y kuppeh,
tauschen, schachern, handeln; betrügen.
Da^on verkupschellen, verkupschellem,
verkuppeln etc.
KQr,/., der Tag im Jahr, an welchem
die Grofzbürger zusammenkamen, um
sich von den Alterleuten Rechnung über
die Verwaltung der Zunftkasse ablegen
zu lassen. Gleichzeitig pflegte auch die
Neuwahl des Ältermeisters stattzufinden,
daher der Name; doch hiefz der Tag
auch Wahl, /. Ahd. chutt, chure, mEd.
küre^ kür. Hennig, 47. S. das fol-
gende.
KUp, /., Wahl, und zwar Wahl der
Ratspersonen. KUrtag, m.^ Tag im Jahr,
an welchem die obrigkeitlichen Per-
sonen gewählt und öffentlich bekannt
gemacht wurden. Danzig. Klein 1,264.
kuranzen — Kurre.
449
kUTBnzen, sw,, prügeln, peitschen; aber
auch derbe anfahren, aasschelten. Wacht
man, Franzos^ dat findt sek schhn, Wi
wäre dikuranze! Volkslied: Dat Dan-
ziger VoUblot an de Franzose. 1870.
Danz. Dampfboot, Nr. 173. Eine ver-
wandte Bedeutung hat das Wort in den
Versen: Matz gemakt. nu weWn wt
danzen On de Mähend Wom koranzen,
Volksl, 43, 27, 9: wir wollen die Mäd-
chen tüchtig hemmschwenken, taozend
mitnehmen, angreifen. Treichel ver-
zeichnet die Zusammensetzungen, ab-,
an-, auskuranzen. Schwed. kurrantsa,
engl, to cwrry gerben und striegeln,
aber auch ^)rugeln. Schemipnek, 22.
Hupel, 134. Grimm, Wb. V, 2793.
Vgl. Karenz.
Kurb, w., Schnupftabaksdose von Bir-
kenbast. Kr. Neustadt. Treichel.
Von dem poln. koray kura Baumrinde,
Borke. Die Tabaksdose aus Hörn heilzt
ROschke, /., von rög Hörn.
kurdeln, kurdien, kurein, kurlen, sw.,
das hörbare Rollen der verschlossenen
Winde in den Eingeweiden. Das Wort
ist schallnachahmend, ähnlich wie bur^
beln, doch erinnert es auch an kullern
rollen, und hört man auch: es kullert
mir im Bauche. Schwed. kurla girren.
Bock, 29. Hennig, 139.
Kurduppel, Kurdupsel, m., s. Korduppel.
KOre, m,y Bewohner der kurischen
Nehrung und der Memeler Gegend,
ursprünglichEurlands, lit.At^r82is. Auch
die Letten und Ldtauer werden vom
Volke Kuren genannt. Die Kuren
bringen Gemüse, vorzugsweise' Euinst
und Zwiebeln, auf ihren Kähnen nach
Königsberg. Das Volk nennt sie hier
Zippelkuren Zwiebelkuren. Bei dem
Trunkenen sönd de Küre angekäme —
de Kvre hebbe em behext — ön e Mäk,
in der Mache^ gehatt, Sprw. I, 445,
Frischbier, Wdrterbaoh I.
S. 36. Die JSjiren sprechen litauiscli
und lettisch; letztere Sprache nennen
sie kurisch. Auch in Estland kursch
statt kurländisoh. Sa 11 mann, 125a.
Kurisches Wetter ist rauhes, unbeötäa-
diges Wetter, bezeichnet aber auch den
Donner und gilt als Fluch. Warmbier
mit Branntwein nennt man ironisch:
kurischen Kafee. Hennig, 48. Pi-
sanski, 5. Sprw. I, 4037.
kurein, d«(?., s. kurdeln.
Kurler, w., von kurieren, Arzt. P6rd8-
kurier, Pferdskurier, der Rofzarzt Muh-
ling.
kOrisch, adj , s. KQre.
. Kuriemurrepuff, m., eine besondere
Trinkart in der Dzg. Nhrg. Viol^t,
165.
Kurmur, m., s. Kormor.
Kurp, TW., plur.^ Kurpien, Bastschuh,
Pareske (s. d.). Von dem gleichbed.
poln. kurp, plur. kurpie, lit. kurpe Schuh.
kurr, Lockruf für die Kurre, Pute.
Kurraich(e) (a — a), /., courage. He
heft kene Kurräsch nich. Den Ausdruck
Mut braucht der Plattdeutsche nicht.
V. Auer.
Kurre, /., Kurrhahn,m. 1. kalkutischer
Hahn, Truthahn, Pute, Meleagris gallo-
pavo. Gewöhnlich pflegt man die Trut-
henne Kurre) Kurr, den Puter Kurr-
hahn zu nennen; poln. kura Henne,
kur Hahn. Kun^^e) kann auch als Nach-
bildung des eigentümlichen Tones ge-
deutet werden, den der Vogel hören
läl'zt. Vgl. KalkQn. Bock, 29. Hen-
nig, 139. Nsslm. Forsch. 2; TL, 84.
2. MenscK, der leicht gereizt ist, wie
eine Kurre. Der Mensch,, verglichen
mit der Kurre : Wie ein Kurrhahn giftig
sein -r denken; — es innerlich haben
me die Kun^r den Gesang; — den Kopf
hängen vm die jungen Kurren beim Regen-
wetter. Korrespbl. HI, 52. S. kurrig.
29
450
kurren — kus.
klirren, sw.^ knurren, murren. Müh-
lin g, der es Substantiv, erklärt: Un-
zufriedenheit, Murren.
klirren, sw., s. kirren.
Kurrenfahrer, m.^ Fahrer, Segler,
Fischer auf dem kurischen Haff, der
die Kurrenfischerei betreibt.
Kurrenfischerei, /, Fischerei mit dem
Kurrengam, über Zeit, Ort und Art
und Weise ihrer Ausübung s. Fisch-
Ordn. f. d. kur. Haff, § 18.
Kurrenfresser, pltd. KurrefrSter, m.,
aus Kurre und fressen zusammengesetzt,
zur Bezeichnung eines Reichen. Et
ward e Kurrefrcter begräwe^ wenn ein
Leichenzug mit grolzem Gepränge die
Straizen durchzieht. Kgsbg. Vgl. Bra-
tenfresser.
Kurrengam, Kurrennetz, in älteren Ur-
kunden churländisch Garn, Kauren-, Korl-,
Kordelgarn, lit. kurenai, n., grofzes zwei-
flügeliges Zugnetz, mit Segelfahrzeugen
betrieben, nur auf* dem kurischen Haff
in Gebrauch. Das Kurrennsiz ist ein
Gaddemetz (s. d.). Wohl aus Kurdel^
Kordel Leine, Schnur, da die Einfassung
des Netzes, die Simme (s. d.), eine starke
Leine ist. Die Beschreibung des Netzes
s. Benecke, 333 ff. FiscL-Ord. f. d.
kur. Haff, § 18. Bock, Nat. Ü, 719.
Sperber, 20.
Kurrenkahn, m., Segelboot zum Be-
triebe des Fischfanges mit dem Kurren-
netZy lit. kurenu-walte. Beim Fisch-
fange sind stets zwei Böte thätig. Sie
heiizen auch Braddenkähne^ lit. braddaus"
walte. Eurisches Haff. Beschreibung
s. Benecke, 333.
Kurrennetz, n., s. Kurrengarn.
Kurrenpest, /., s. Gesselpest
Kurrhahn, m, 1. Truthahn, Kurre
(s. d.). 2. leicht gereizter Mensch. Er
ist ein rechter Kurrhahn. 3. Karten-
spiel. Vgl. Kaschlan,
kurrig, adj,^ reizbar, leicht erregbar,
ärge'rlich, heftig, jähzornig, ungehalten,
frech. Er ist gleich kurrig^ in einigen
Gegenden (Friedland Ostpr.) auch karrig.
Hei ÖS kurrig vne de Pogg on e Teer-
pudel. Sprw. I, 2256. Von Kurre^
welche ebenfalls leicht gereizt ist. S.
Sperber, 20. Schemionek, 22. Altpr.
Mtsschr. Vni, 366.
Kurrmurr, ?/»., s. Kormor.
KUrste, Kurste, /., s. Kirste.
Kurtke, m. u. n., s. Kutschke.
kurz, adj. l. brems. Dat Körte on
dat Lange von det* Sach, „der langen
Rede kurzer Sinn.** Dorr, 1. Wiew.,
42. 2. ulnr kurz^ kurz vorher, kurz
hernach. Abir ubir kurz dar nach —
da melte er btnamen alle. Jeroschin,
141b. Pfeiffer, 185.-
kurzpingelich, adj.y kurz angebunden,
schnell fertig mit Rede und Gegenrede.
Ygl. pingeln.
kui, oJ/., klein, kurz, abgestumpft;
poln. kusy gestutzt, abgestutzt, kurz.
Hiervon Kutel m. u. n., das Kleine,
Kurze überhaupt: in der Gegend von
Pillkallen ist Kuzel ein kleines Gebäck
aus Weizenmehl, ein Zwieback; dann
auch eine kleine Fichte; letztere aul'zer
Ku^el auch Kuielfichte, Kuijefichte, Kuijel-
fichte (poln. choina aus dem nicht mehr
üblichen choja Fichte). Bei Danneil,
121 b^ Ku9sel (ss = f) zusammenstehen-
des Strauchwerk ; niedrige Tanne : Danri-
kussel. In Pommern KusCy /., Backen-
zahn. D ahn., 263b. ^iaXt Kusel, Kuzel
hört man auch Kruzel, worin das deutsche
kurz anklingt. Kuser^ m.^ allgemein
alles Verkürzte, ein kurzer, dicker
Knüttel, dann aber auch ein kleiner
Mensch, namentlich ein kleines dickes
Kind {mein Kuselchen^ Kuielkej Kuser-
chen^ Kuserke% ein kleines Pferd. Kui-
zagel, m. , kurzer Zagel, Schwanz,