Skip to main content

Full text of "Prof. Dr. Thomé's Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, in Wort und Bild, für Schule und Haus"

See other formats


>otanu  • 

ftr  r«G/«SS3xi.- 

V*»  S*>J 

llMWnj  | | (Lnlli'i\r. 

' fAV 

|J  r^rntfi»  Inj 

■ y/v/  Vt  //  ""^v/^v/ 

XV 

Prof.  Dr.  Thome’s 


Flora  von  Deutschland 

Österreich  und  der  Schweiz 

in  Wort  und  Bild 

für  Schule  und  Hans. 


Band  II. 

Mit  160  Tafeln  in  Farbendruck 
nacb  Originalzeicbnungen  von  Walter  Müller  in  Gera. 


m<r 


GeraUntermhaus. 

Verlag  von  Fr.  Eugen  Köhler 


1886. 


,C*  v ( 


Alle  Rechte  Vorbehalten. 


SCIENCE 

Qh 

3IH- 

Ts 

z 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 

Dikotylen  1 

1.  Klasse:  Choripetalae,  Getrenntblätterige  Dikotylen 2 

1.  Reihe:  Juliflorae,  Kätzchenblütler 3 

1.  Ordnung:  Amentaceae,  Kätzchenträger 3 

34.  Familie:  Cupuliferae,  Näpfchenfruchtler 3 

35.  „ Corylaceae,  Haselnussgewächse 8 

36.  „ Betulaceae,  Birkengewächse 10 

37.  „ Juglandaceae,  Walnussgewächse 12 

38.  „ Myricaceae,  Gagelgewächse . 13 

39.  „ Salicaceae,  Weidengewächse 14 

2.  Ordnung:  Urticinae,  Nesselgewächse 29 

40.  Familie:  Urticaceae,  Brennnesselgewächse 30 

41.  „ Moraceae,  Maulbeergewächse 32 

42.  „ Artocarpaceae,  Brotfruchtgewächse 32 

43.  „ Cannabinaceae.  Hanfgewächse 33 

44.  „ Ulmaceae,  Ulmengewächse 34 

45.  „ Platanaceae,  Platanengewächse 36 

46.  „ Ceratophyllaceae,  Hornblattgewächse 36 

2.  Reihe:  Centrospermae,  Mittensamige 37 

1.  Ordnung:  Polygoninae,  Knöterichgewächse 37 

47.  Familie:  Polygonaceae,  Knöterichgewächse 38 

2.  Ordnung:  Oleracinae,  Spinatartige  45 

48.  Familie:  Chenopadiaceae.  Gänsefussgewächse  45 

49.  „ Amarantaceae,  Amarantgewächse 56 

3.  Ordnung:  Caryophyllinae,  Nelkenartige 58 

50.  Familie:  Phytolaccaceae,  Kermesbeerengewächse  ......  58 

51.  „ Scleranthaceae,  Knaueigewächse 59 

52.  „ Paronychiaceae,  Paronychiengewächse  59 

53.  „ Silenaceae,  Leimkrautgewächse  63 

54.  „ Alsinaceae,  Miergewächse 79 

55.  „ Portulacaceae,  Portulakgewächse 92 


IV 


Seite 

3.  Reihe:  Aphanocyclicae,  Spiralblütige 94 

1.  Ordnung:  Polycarpieae,  Vielfrüchtige 94 

56.  Familie:  Lauraceae,  Lorbergewächse 95 

57.  „ Berberidaceae,  Berberitzengewächse 96 

58.  „ Ranunculaceae,  Ranunkelgewächse 97 

59.  „ JSTymphaeaceae,  Seerosengewächse 126 

2.  Ordnung:  Rhoeadinae,  Mohnpflanzen 127 

60.  Familie:  Papaveraceae,  Papavergewächse 128 

61.  „ Fumariaceae,  Erdrauchgewächse 131 

62.  „ Cappari daceae,  Kapperngewächse 136 

63.  „ Cruciferae,  Kreuzblütler 137 

3.  Ordnung:  Cistiflorae,  Cistblütler 197 

64.  Familie:  Violaceae,  Veilchengewächse 198 

65.  „ Resedaceae,  Resedengewächse 208 

66.  „ Cistaceae,  Sonnenrosengewächse 210 

67.  „ Tamaricaceae,  Tamariskengewächse 213 

68.  „ Elatinaceae,  Tännelgewächse 213 

69.  „ Droseraceae,  Sonnentaugewächse 214 

70.  „ Hypericaceae,  Hartheugewächse 216 

4.  Ordnung:  Columniferae,  Säulenfrüchtige 220 

71.  Familie:  Malvaceae,  Malvengewächse 221 

72.  „ Tiliaceae,  Lindengewächse 226 

Register 229 


V erbesserungen. 

Tafel  164.  An  das  nur  im  Umriss  gezeichnete  Blatt  ist  9,  anstatt  7,  zu  setzen.  — Taf.  165.  An  das 
nur  im  Umriss  gez.  Blatt  ist  9,  anstatt  c,  zu  setzen.  — Taf.  194  lies:  la,  lb,  2,  3,  4,  anstatt  l,  2,  3,  4,  5.  — 
Taf.  284  lies:  XV,  1,  anstatt  XV,  2.  — Taf.  286,  287,  288,  289  lies:  XV,  2,  anstatt  XV,  1.  — Seite  49  Zeile  9 v.  u. 
lies:  ambrosioides,  anstatt  ambrosoides.  — S.  61  letzte  Z.  füge  hinzu:  7 desgl.  durchschnitten;  lies:  1 bis  7, 
anstatt  1 bis  6.  — S.  64  Z.  14  v.  o.  lies:  5 Narben,  anstatt  3 Narben.  — S. 64  Z.  5 v.  u.  füge  nach  Agrostemma 
hinzu:  Githago.  — S.  65  Z.  12  v.  u.  lies:  7,  anstatt  8.  — S.  66  Z.  10 u.  19  v.  o.,  sowie  Taf.  208  lies:  Melandrium, 
anstatt  Melandryum.  — S.  73  Z.  2 v.  u.  lies : D.  barbatus,  anstatt  C.  barbatus.  — S.  81  Z.  13  v.  u.  lies  : Sagina 
nodosa,  anstatt  S.  nodosa.  — S.  86  Z.  1 v.  u.  füge  hinzu:  7 Same.  — S.  115  Z.  1 v.  u.  ist  nach  4 hinzuzufügen: 

Frucht;  C.  — S.  120  Z.  12  v.  u.  lies:  Schwarze,  anstatt  Schwarzer.  — S.  120  Z.  6 v.  u.  lies:  Grüne,  anstatt 

Grüner.  — S.  122  Z.  6 v.  o.  lies:  atrata,  anstatt  atrasa.  — S.  122  Z.  8 v.  o.  füge  hinzu : und  Baierns.  — S.  127 

Z.  3 v.  u.  lies:  3 Blätter,  anstatt  3 Blüte.  — S.  206  letzte  Z.  lies:  1,  austatt  3. 


Dikotylen,  zweisamenlappige  oder  zweikeimblätterige 
Samenpflanzen,  Dicotyledones,  Dicotyledoneae. 


Der  Keimling  der  Dikotylen  hat  fast  immer  zwei,  einander  gegenüber- 
stehende Samenlappen;  in  den  Blütenkreisen  herrscht  die  Zahl  fünf,  seltener 
vier  vor;  die  Blätter  sind  nicht  parallelnervig. 

Hierher  gehört  die  weitaus  grösste  Menge  der  Blütenpflanzen,  und  wenn 
auch  die  angegebenen  Merkmale  (zu  denen  noch  einige,  hier  nicht  zu  be- 
sprechende, den  inneren  Bau  betreffende,  hinzukommen)  nicht  immer  zu 
einer  Bestimmung  ausreichen,  so  sind  doch  die  übrigen  Pflanzen,  wie  ein 
Blick  auf  unsere  Figuren  zeigt,  durch  ihre  äussere  Erscheinung  meist  so  aus- 
gezeichnet, dass  sie  leicht  als  nicht  zu  den  Dikotylen  gehörig  erkannt  werden. 

Die  Dikotylen  zerfallen  in  zwei  Klassen: 

1.  Klasse:  Getrennt-  oder  freiblätterige  Dikotylen,  Chori- 
oder  Polypetalae.  Einige  haben  keine  Blumenkrone;  die  Blumenkron- 
blätter  der  übrigen  sind  getrennt  oder  frei,  das  heisst,  nicht  miteinander 
verwachsen. 

2.  Klasse:  Verwachsenblätterige  Dikotylen,  Sympetalae,  Mono- 
oder Gamopetalae.  Ihre  Blumenkronblätter  sind  untereinander  verwachsen 
und  bilden  an  ihrem  Grunde  eine  kürzere  oder  längere  Röhre. 

Diese  Einteilung  lässt  sich  indes  nicht  streng  durchführen,  vielmehr 
zählen  folgende  deutsche  Gattungen  ganz  oder  zum  Teil  zu  den'  Getrennt- 
blätterigen, obgleich  ihre  Blumenkronblätter  mehr  oder  minder  miteinander 
verwachsen  sind:  Althaea,  Corydalis,  Delpliinium,  Fumaria,  Ilex,  Lavatera, 
Malva,  Polygala,  Portulaca,  Vitis;  während  hinwiederum  die  mit  getrennt- 
blätteriger Blumenkrone  versehenen  Ledum,  Monotropa,  Ornus,  sowie  die 
blumenkronlosen  Fraxinus,  Glaux  und  Xanthium  bei  den  Verwachsenblätte- 
rigen ihre  nächsten  Verwandten  und  Stelle  haben.  Dazu  kommt  dann  noch, 
dass  einige  Pflanzen  bald  mit,  bald  ohne  Blumenkrone  gefunden  werden, 
was  natürlich  nicht  hindern  darf,  sie  dort  einzureihen,  wo  die  blumenkron- 
tragenden  Pflanzen  hingehören,  so  Cardamine  impatiens,  Capsella  bursa 
pastoris,  Sagina  procumbens  u.  a. 

Thomfi,  Flora.  II. 


1 


2 


1.  Klasse. 

Getrennt-  oder  freiblätterige  Dikotylen,  Chori-  oder  Polypetalae. 

Die  getrenntblätterigen  Dikotylen  zerfallen  in  7 Reiben  mit  zusammen 
26  Ordnungen.  Die  Hauptmerkmale  der  Reiben  sind  durch  deren  Namen 
ausgedrückt;  es  giebt  jedoch  auch  hier,  namentlich  aber  bei  den  Ordnungen, 
zahlreiche  Ausnahmen  von  der  durch  die  allgemeine  Charakteristik  gekenn- 
zeichneten Gestaltung,  so  dass  zur  Bestimmung  der  Gattungen  mitunter, 
wenn  die  Familie  nicht  erkannt  wird,  auf  die  dem  Bande  I.  beizugebende,  nach 
dem  Linneschen  System  eingerichtete  Tabelle  zurückgegriffen  werden  muss. 

A.  Blüten  ganz  ohne  Blütenhülle,  oder  mit  einfacher,  indes  nie  blumenkron- 
artiger  Blütenhülle. 

1.  Blüten  klein  und  unscheinbar,  an  kätzchen-,  kolben-  oder  knäuelähn- 
lichen Blütenständen.  1.  Reihe:  Juliflorae,  Kätzchenblütler. 

2.  Blüten  mit  vielfach  ansehnlichen  Hüllen  und  nicht  zu  kätzchen-,  kolben- 
oder  knäuelähnlichen  Blütenständen  vereinigt;  meist  Schmarotzerpflanzen. 

7.  Reihe:  Monoclilamydae , Perigonbliitige. 

B.  Blüten  mit  Kelch  und  Blumenkrone;  nur  selten  mit  einer  einfachen 
Blütenhülle. 

I.  Fruchtknoten  oberständig. 

1.  Fruchtknoten  meist  dreifächerig;  in  jedem  Fache  je  eine  oder  zwei, 
gegenläufige,  hängende  Samenknospen;  häufig  mit  einfacher  Blüten- 
hülle. 5.  Reihe:  Tricoccae,  Dreiknöpfige. 

2.  Fruchtknoten  mit  einer  grundständigen  Samenknospe,  oder  mit 
einem  mittelständigen  Samenträger;  der  Keim  ist  gekrümmt  und 
liegt  an  der  Aussenseite  des  Sameneiweisses.  2.  Reihe:  Centrospermae, 
Mittensamige. 

8.  Fruchtknoten  anders  gebaut. 

a.  Blüte  in  der  Regel  aus  lauter  gleichzähligen,  abwechselnd 
stehenden  Blattkreisen  aufgebaut;  Staubblätter  meist  in  2 Kreisen. 
4.  Reihe:  Eucyclicae,  Kreisbliitige. 
ß.  Blütenteile  alle  oder  zum  Teil  in  Spiralen  oder  in  Kreisen  an- 
geordnet; in  letzterem  Falle  sind  aber  die  Staubblätter  durch 
Verzweigung  oder  Verdoppelung  vermehrt,  so  dass  die  Anordnung 
im  Kreise  mehr  oder  weniger  verwischt  ist.  Kelch,  und  Blumen- 
krone sind  nicht  immer  deutlich  unterschieden.  3.  Reihe:  Apha- 
nocyclicae,  Spiralbliitige. 

II.  Fruchtknoten  mittel-  oder  unterständig;  Blütenteile  in  Kreisen  an- 
geordnet. 6.  Reihe:  Caliciflorae,  Kelchbliitige. 


3 


1 Reihe:  Juliflorae,  Kätzehenblütler. 

Kennzeichen  siehe  vorhin;  hierher  2 Ordnungen: 

1.  Blütenhülle  fehlt,  oder  klein,  unansehnlich  und  meist  schlauchförmig-; 
Blüten  eingeschlechtlich,  Staubblüten  stets,  Stempelblüten  vielfach  in 
Kätzchen;  Fruchtknoten  zwei-  und  mehrfächerig  mit  mittelständigem 
Samenträger,  oder  einfächerig  mit  vielen  Samenknospen  (bei  Myrica  und 
Juglans  einfächerig  mit  einer  Samenknospe).  Same  ohne  Eiweiss. 
1.  Ordnung:  Amentaceae,  Kätzchenträger. 

2.  Blütenhülle  mehr  entwickelt,  meist  aus  4 bis  6 schuppenartigen  Blättchen 
bestehend;  Fruchtknoten  einfächerig  und  mit  einer  Samenknospe  (bei 
Ulmus  zuweilen  zweifächerig).  Same  meist  mit  Eiweiss.  2.  Ordnung: 
Urticinae,  Nesselgewächse. 

1.  Ordnung:  Amentaceae,  Kätzchenträger. 

Kennzeichen  siehe  vorhin.  Hierher  gehören  6 Familien: 

A.  Einhäusige  Pflanzen. 

a.  Die  Frucht,  eine  gewöhnlich  einsamige  Nuss,  sitzt  in  einem  Frucht- 
becher, der  sie  an  ihrem  Grunde  umgiebt  oder  ganz  umschliesst. 

1.  Fruchtknoten  drei-  und  mehrfächerig;  der  Fruchtbecher  hat  nicht 

ein  blattartiges  Aeussere  (Tafel  159 — 161).  34.  Familie:  Cupuli- 

ferae,  Näpfchenfruchtler. 

2.  Fruchtknoten  zweifächerig;  der  Fruchtbecher  entsteht  durch  Ver- 
wachsen der  die  Blüte  stützenden  Blätter  (1  Deckblatt  und  2 Vor- 
blätter) und  behält  auch  bei  seiner  Reife  ein  blattartiges  Aeussere 
(Tafel  162 — 163).  35.  Familie:  Corylaceae,  Haselnussgewächse. 

ß.  Die  Frucht  besitzt  keinen  Fruchtbecher. 

1.  Blätter  einfach;  alle  Blüten  in  Kätzchen;  Fruchtknoten  zwei- 
fächerig (Tafel  164,  165).  36.  Familie:  Betulaceae,  Birkengewächse. 

2.  Blätter  gefiedert;  männliche  Blüten  in  Kätzchen,  weibliche  einzeln 
oder  zu  mehreren  zusammenstehend ; Fruchtknoten  einfächerig 
(Tafel  166).  37.  Familie:  Juglandaceae,  Walnussgewächse. 

B.  Zweihäusige  Pflanzen;  Fruchtknoten  einfächerig. 

1.  Frucht  eine  einsamige  Steinfrucht  (Tafel  167).  38.  Familie:  Myri- 

caceae,  Gagelgewächse. 

2.  Frucht  eine  vielsamige  Kapsel,  welche  bei  der  Reife  von  oben  nach 

unten  in  zwei  Hälften  zerreisst  (Tafel  168  — 177).  39.  Familie. 

Salicaceae,  Weidengewächse. 

34.  Familie:  Cupuliferae,  Näpfchenfruchtler. 

Bäume  oder  Sträucher  mit  abwechselnd  stehenden,  einfachen  Blättern 
und  hinfälligen  Nebenblättern.  Die  Blüten  sind  einhäusig.  Die  männlichen 


4 


Blüten  stehen  in  Kätzchen  beisammen;  sie  besitzen  keine  oder  eine  vier- 
bis  fiinfspaltige  Blütenhülle  und  5 bis  10  dieser  Hülle  oder  den  Deck- 
blättern eingefügte  Staubblätter  (Tafel  160.  Fig.  1,  2).  Die  weiblichen 

Blüten  stehen  einzeln  oder  in  geringer  Zahl  gehäuft  oder  ährenförmig;  ihre 
Blütenhülle  ist  oberständig  mit  meist  sechszähnigem,  oft  fast  verschwindendem 
Saume  (Tafel  161,  Fig.  5).  Der  Fruchtknoten  hat  3 bis  8 Narben,  3 bis  6 
(in  der  Regel  3)  Fächer  und  in  jedem  derselben  1 bis  2 hängende  Samen- 
knospen (Tafel  159.  Fig.  5)  Die  Frucht,  eine  nussartige  Schliessfrucht,  ist 
durch  Fehlschlagen  gewöhnlich  einfächerig  und  einsämig;  sie  ist  an  ihrem 
Grunde  von  einem  nicht  blattartigen  Fruchtbecher  (cupula)  umgeben,  wie 
bei  der  Eiche,  oder  ganz  darin  eingeschlossen,  wie  bei  Kastanie  und  Buche. 
Die  Samen  sind  eiweisslos,  besitzen  einen  grossen  Keimling  und  dicke, 
fleischige  Samenlappen. 


Gattungen. 

A.  Der  Fruchtbecher  schliesst  die  Frucht  völlig  ein  und  springt  bei  der 
Reife  kapselartig  auf;  er  ist  dicht  mit  Stacheln  besetzt. 

1.  Die  weiblichen  Blüten  stehen  am  Grunde  der  männlichen  Kätzchen; 
der  Fruchtknoten  hat  5 bis  8 Narben;  die  Nüsse  sind  abgerundet 
(Tafel  159).  Gattung  196:  Castanea,  Kastanie. 

2.  Die  weiblichen  Blüten  stehen  von  den  männlichen  getrennt  auf  be- 
besonderem  Stiele;  der  Fruchtknoten  hat  2 bis  3 Narben;  die  Nüsse 
sind  scharf  dreikantig  (Tafel  160).  Gattung  197:  Fagus,  Buche. 

B.  Der  Fruchtbecher  umschliesst  die  Frucht  nur  an  ihrem  Grunde;  die  weib- 
lichen Blüten  stehen  auf  besonderem  Stiel;  der  Fruchtknoten  hat  2 bis 
3 Narben;  die  Früchte  (Eicheln)  sind  mehr  oder  weniger  ei-walzenförmig 
(Tafel  161).  Gattung  198:  Quercus,  Eiche. 

Gattung  196:  Castanea  Tournefort,  Kastanie,  Marone.  XXL  5. 

Hierher  nur  Castanea  vulgaris  Lamarck  (C.  vesca  Gärtner),  die  Ess- 
bare oder  Zahme  Kastanie,  Edelkastanie,  Marone  (Tafel  159).  Blätter 
länglich-lanzettlich,  zugespitzt,  stachelspitzig-gesägt,  auf  der  Oberseite  glänzend 
grün.  Männliche  Blüten  mit  fünf-  bis  sechsspal tiger  Hülle  und  12  Staub- 
blättern; weibliche  (mit  5 bis  8 Narben)  zu  mehreren  in  einer  borsten- 
tragenden, zum  vierlappigen,  stacheligen  Fruchtbecher  auswachsenden  Hülle 
(Fig.  6).  Blütezeit  Mai,  Juni.  Hochwüchsiger  Baum,  der  in  Süd-  und  Mittel- 
deutschland eine  Höhe  von  25  und  mehr  Meter  erreicht,  etwa  bis  Mosel  und 
Main  vielfach,  weiter  nördlich  mehr  vereinzelt  als  Obstbaum  angebaut  wird, 
auch  vielfach  verwildert  und  dann  oft  strauchartig  ist. 


Tafel  159.  Castanea  vulgaris.  A.  Blühender  Zweig;  1 Zipfel  der 
männlichen  Blütenhülle;  2 männliche  Blüte;  3 Staubbeutel;  4 desgl.  der  Quere 
nach  durchschnitten;  5 drei  weibliche  Blüten  in  der  durchgeschnittenen  Anlage 
des  Fruchtbechers,  2 Blüten  sind  ebenfalls  durchschnitten;  6 Früchte  vom 
Fruchtbecher  umhüllt;  7 Frucht.  1 bis  5 vergrössert. 

Gattung  197:  Fagus  Tournefort,  Buche.  XXI.  5. 

Hierher  nur  Fagus  silvatica  L.,  Buche,  Rotbuche.  Schöner  Baum  von 
oft  30  und  mehr  Meter  Höhe.  Blätter  eiförmig,  schwach  buchtig-gezähnt, 
am  Rande  gewimpert,  sonst  kahl,  glatt,  glänzend.  Die  männlichen  Blüten 
sind  zu  etwa  10  bis  12  in  langgestielten,  kugeligen  Kätzchen  vereint;  jede 
besteht  aus  einer  glockenförmigen,  weich  seidenhaarigen  Hülle  und  10  bis 
12  Staubblättern.  Die  weiblichen  Blüten  stehen  zu  2 (seltener  zu  3)  in 
einer  gemeinsamen,  mit  weichen,  seidenhaarigen  Stacheln  bedeckten,  vier- 
teiligen Hülle;  jede  besteht  aus  einem  dreifächerigen,  von  der  mehrteiligen 
Blütenhülle  gekrönten  Stempel  mit  3 fadenförmigen  Narben.  Nüsse  scharf 
dreikantig.  Blütezeit  April,  Mai.  — Die  Buche  tritt  in  Deutschland  insel- 
artig verteilt  auf;  zumeist  als  Gebirgsbanm,  dann  aber  auch  in  den  Küsten- 
strichen Norddeutschlands  und  auf  den  Ostseeinseln  (Rügen).  Die  „Insel- 
buche“ unterscheidet  sich  von  der  „Gebirgsbuche“  durch  einen  niedrigeren, 
gedrungeneren  Wuchs,  kürzeren  und  dickeren  Stamm,  endlich  eine  tiefer 
hinabreichende  Krone.  Beide  bilden  für  sich  allein  oder  mit  Tanne  und 
Fichte  Wälder.  Das  wertvolle  Holz  ist  gesucht,  aus  den  Früchten,  Buch- 
eckern, kann  ein  wohlschmeckendes  Ol  gewonnen  werden.*) 

Ihre  Abänderungen,  die  Blutbuclie  mit  dunkel-purpurnen  Blättern  und 
die  Geschlitzt-blätterige  Buche  sind  beliebte  Zierbäume. 

Tafel  160.  Fagus  silvatica.  A blühender,  B fruchtender  Zweig; 
1 männliche  Blüte,  2 dieselbe  im  Längsschnitt;  3 Staubblatt;  4 weibliche 
Blüte;  5 Buchecker,  6 Querschnitt,  7 Kern  derselben.  1 bis  4 vergrössert. 


*)  Es  dürfte  angemessen  sein,  hier  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  in  Deutsch- 
land von  den  Laubhölzern  die  Buche  und  nicht  die  Eiche  die  grösste  Verbreitung  hat. 
Ungefähr  l[4  Deutschlands,  genauer  25,26°/o  seiner  Gesamtfläche,  ist  beforstet:  hier- 
von entfallen  auf  den  Hochwald  etwas  über  211l20/0,  auf  den  Niederwald  2°/0,  endlich 
auf  Mittelwald  1V2%*  Der  Hochwald  muss  wieder  in  Laubholz-  und  Nadelholzwald 
geschieden  werden;  auf  ersteren  kommen  6,  auf  letzteren  1572 %.  Die  einzelnen  Baum- 
arten beteiligen  sich  hieran  in  folgender  Weise:  Kiefer  9V4%  (über  5 Millionen  Hektar), 
Fichte  und  Tanne  5 3/4%,  Buche  und  sonst  nicht  genannte  Laubhölzer  4 1/2°/o»  Eiche  l°/0, 
Birke,  Erle  und  Espe  1/2°/o>  Lärche  V9°/o  (60000  Hektar).  Man  kann  Deutschland  in  3 
Laubholz-  und  1 Nadelholzprovinz  Zerfällen;  in  jeder  finden  sich  alle  deutschen  Baum- 
gattungen, die  namengebenden  herrschen  indes  vor.  Der  Regierungsbezirk  Stralsund 
(mit  Rügen)  bildet  die  erste,  Schleswig-Holstein,  Lübeck  und  Hamburg  die  zweite 
der  beiden  nördlichen  Laubholzprovinzen.  Die  Westlaubholzprovinz  zer- 


6 


Gattung  198:  Qiiercus  L.,  Eiche.  XXL  5. 

Die  männlichen  Blüten  bestehen  aus  5 bis  9 Staubblättern  und  einer 
ebenfalls  5-  bis  Öteiligen  Blütenbülle  (Tafel  161,  Fig.  1,  2),  die  weiblichen 
hingegen  aus  einem  dreifäcberigen,  mit  dreilappigem  Griffel  gekrönten  Frucht- 
knoten und  einer  oberständigen,  häufig  krugförmigen,  3-  bis  8 lappigen  oder 
nur  undeutlich  gezähnten  Blütenbülle  (Tafel  161,  Fig.  5).  Der  Fruchtbecher 
ist  zur  Zeit  der  Blüte  noch  klein  und  trägt  erst  wenige,  später  um  so  zahl- 
reichere Schüppchen. 

A.  Sommergrüne  Eichten;  Blätter  buchtig,  mitunter  fast  fiederspaltig-buchtig. 
a.  Die  Schuppen  des  Fruchtbechers  sind  angedrückt,  nicht  abstehend- 
fadenförmig verlängert.  — Die  männlichen  Blüten  stehen  in  schlaffen 
Kätzchen  und  erscheinen  in  Seitenknospen  vorigjähriger  Sprosse;  die 
weiblichen  Blüten  stehen  hingegen  einzeln  oder  büschelig  gehäuft  an 
der  Spitze  der  jungen  Maitriebe  (Tafel  161  A).  Die  Blätter  sind  immer 
buchtig,  jedoch  je  nach  Alter  und  Standort  sehr  verschieden  gestaltet. 
Q.  robur  L.,  mit  3,  meist  als  besondere  Arten  angesehenen  Abände- 
rungen. 

1.  Blätter  kurzgestielt,  fast  sitzend,  beiderseits  kahl;  weibliche  Blüten- 
kätzchen und  Früchte  langgestielt.  Blütezeit  Mai,  Juni  (Tafel  161) 
Q.  pedunculata  Ehr  hart,  Stiel-  oder  Sommereiche.* *) 

2.  Blätter  langgestielt,  auf  der  Unterseite  im  Frühjahre  weichhaarig, 
später  mit  kurzen,  straffanliegenden  Härchen;  weibliche  Blüten- 
kätzchen und  Früchte  kurz  gestielt.  Blüht  etwa  14  Tage  später 
als  die  vorige.  Q.  sessiliflora  Smith,  Trauben-  oder  Wintereiche. 


fällt  in  4 Gebiete.  Der  Regierungsbezirk  Minden,  die  südliche  Hälfte  Hannovers, 
Braunschweig,  Lippe,  Waldeck,  Hessen-Nassau,  Oberhessen  und  Unterfranken  bilden 
das  eigentliche  Buchenwaldgebiet.  Im  Nord  westgebiete,  den  Regierungs- 
bezirken Münster  und  Düsseldorf  halten  sich  Laubholz  und  Nadelholz,  sowie  auch 
Eichen  und  Buchen  ungefähr  das  Gleichgewicht;  der  Rest  Westfalens  und  der  Rhein- 
provinz ist  als  Laubholzniederwaldgebiet  gekennzeichnet,  während  sich  das 
Oberrheinische  Gebiet,  die  Pfalz,  Starkenburg,  Mannheim,  Neckarkreis  und  Eisass- 
Lothringen  als  ein  Mittelwaldgebiet  mit  vorherrschenden  Laubhölzern  darstellt.  Auch 
die  Nadelholzprovinz  zerfällt,  je  nach  dem  Vorherrschen  der  Fichte  und  Tanne  oder 
der  Kiefer  in  mehrere  Gebiete ; meist  überwiegt  die  letztere,  Fichte  und  Tanne  dagegen 
in  Thüringen,  sowie  in  den  Königreichen  Sachsen,  Baiern  und  Würtemberg. 

*)  Tafel  161.  Quercus  pedunculata.  A blühender,  B fruchtender  Zweig; 
bei  A ist  der  zu  oberst,  nach  links,  stehende  Blütenstand  ein  weiblicher,  die 
anderen  sind  männlich.  1 Teil  eines  männlichen  Blütenstandes  mit  2 Blüten; 
2 männliche  Blütenhülle;  3a  und  3b  Staubbeutel;  4 desgleichen  der  Quere  nach 
durchschnitten;  5 weibliche  Blüte;  6 Eichel;  7 dieselbe  der  Quere  nach  durch- 
schnitten. 1 bis  5 vergrössert. 


7 


3.  Blätter  langgestielt,  im  Frühjahre  filzig,  spater  auf  der  Unterseite 
weichhaarig  oder  zuletzt  fast  kahl;  weibliche  Blutenkätzchen  und 
Früchte  kurzgestielt.  Blütezeit  Ende  April,  Anfang  Mai.  Q.  pubes- 
cens  Willdenow,  Weichhaarige  oder  Französische  Eiche. 

Die  Weichhaarige  Eiche  findet  sich  in  Süddeutschland,  bis  in 
die  Rheingegenden,  Thüringen  und  Böhmen  (woselbst  sie  oft  nur 
strauchartig  ist);  weiter  nördlich,  bis  Hannover  und  Danzig,  und 
östlich,  wohl  durch  ganz  Deutschland,  geht  die  Traubeneiche, 
während  sich  die  Stieleiche  durch  fast  ganz  Europa  verbreitet 
und  speziell  in  Deutschland  die  weitaus  häufigste  Eiche  ist.  Stiel- 
und  Traubeneiche  sind  für  uns  ausserordentlich  wichtige,  oft  ganze 
Bestände  bildende  Waldbäume.  Neben  ihrem  wertvollen  Holze 
liefern  sie  Eicheln  als  Mastfutter  für  Schweine  und  zu  Eichel- 
kaffee; die  Rinde  junger  Stämmchen  und  Zweige  dient  als  Lohe 
in  der  Ledergerberei;  die  1 bis  2 Millimeter  dicke,  im  Frühjahre 
gesammelte  Rinde  ist  offizineil;  dahingegen  sind  die  durch  die 
zahlreichen,  aut  der  Eiche  lebenden  Gallwespen  hervorgerufenen 
Gallen  im  allgemeinen  ohne  Bedeutung,  nur  die  durch  den  Stich 
von  Cynips  calicis  in  die  junge  Frucht  der  Traubeneiche  hervor- 
gerufenen, in  der  Gerberei  benutzten  Gallen,  die  Knoppern, 
bilden  einen  bedeutenderen  Handelsartikel. 

b.  Die  Schuppen  des  Fruchtbechers  sind  abstehend  - fadenförmig  ver- 
längert. — Früchte  meist  einzeln  an  kurzen  Stielen.  Blätter  flaumig, 
rückseits  graufilzig.  Im  Süden  des  Gebietes.  Pflanzengeographische 
Charakterpflanze  Ungarns.  Q.  Cerris  L.,  Zerr-  oder  Österreichische 
Eiche. 

B.  Immergrüne  Eichen;  Blätter  eiförmig,  länglich  oder  breit  lanzettlich,  nicht 

buchtig. 

a.  Blätter  mit  langdornig-gezähntem  Rande,  in  ausgewachsenem  Zustande 
beiderseits  kahl.  — Blütezeit  Mai;  die  Eicheln  reifen  erst  im  zweiten 
Jahre.  Q.  coccifera  L.,  Scharlacheiche. 

b.  Blattrand  ganzrandig  oder  stachelspitzig  gesägt  aber  nicht  dornig- 
gezähnt; Blattunterseite  mit  grauem  Flaum  oder  Filz  bedeckt. 

1.  Rinde  dick,  rissig,  korkig;  die  weiblichen  Blüten  stehen  auf  langem 
gemeinsamen  Stiele.  Blütezeit  Mai.  Q.  Silber  L.,  Korkeiche. 

2.  Rinde  glatt;  die  weiblichen  Blüten  stehen  einzeln;  Blütezeit  Mai. 

Q.  Ilex  L.,  Steineiche. 

Die  immergrünen  Eichen  sind  für  Deutschland  ohne  besondere  Bedeutung, 
da  sie  eigentlich  Südeuropa  angehören  und  nur  in  Istrien  Vorkommen;  ausser 


8 


dort  findet  sich  die  Steineiche  noch  in  Südtirol  und  der  Südschweiz.  Die 
Rinde  der  Korkeiche  bildet  den  Kork.  Auf  der  Scharlacheiche  lebt  die 
Kermeschildlaus,  Lecaniuni  ilicis,  deren  Weibchen  einen  roten  Farbstoff  ent- 
halten, daher  gesammelt  und,  als  Ersatz  der  Cochenille,  in  den  Handel 
gebracht  werden. 

35.  Familie:  Corylaceae,  Haselnussgewächse. 

Die  Haselnuss-  oder  Hainbuchengewächse  (Carpinaceae)  nähern  sich 
einerseits  den  Näpfchenfruchtleren,  andrerseits  den  später  zu  besprechenden 
Birkengewächsen  so  sehr,  dass  ein  allmählicher  Übergang  zwischen  diesen  3, 
daher  auch  wohl  zu  einer  einzigen  Familie  (Cupuliferae  im  weiteren  Sinne) 
zusammengefassten  Familien  stattfindet.  Von  ersteren  unterscheiden  sie  sich 
durch  die  Zahl  der  Fruchtknotenfächer,  sowie  durch  das  blattartige  Aussehen 
der  Fruchthülle  (Tafel  162  B,  163  C),  von  letzteren  durch  den  Besitz  der 
Fruchthülle  und  die  unvollkommene  Ausbildung  ihrer  Blütenhülle.  Ihre 
männlichen  Blüten  bestehen  aus  3 oder  mehr  der  Deckschuppe  angewach- 
senen Staubblättern,  deren  Staubbeutel  zweiteilig,  mit  an  der  Spitze  einen 
kleinen  Haarschopf  tragenden  Hälften  sind  (Tafel  162,  3).  Die  weibliche 
Blüte  entbehrt  ebenfalls  der  Hülle  (Tafel  163,  4).  Der  Fruchtknoten  ist 
zweifächerig  und  trägt  zwei  Narben.  Die  Frucht  ist  eine  durch  Fehlschlagen 
einfächerige,  meist  einsamige  (seltner  zweisamige:  „Vielliebchen11),  von  einer 
Fruchthülle  gestützte  Nuss.  Die  Hülle  entsteht  durch  Verwachsung  des  die 
Blüte  stützenden  Deckblattes  mit  den  beiden  darunter  stehenden  Vorblättern 
(letztere  werden  mitunter  als  Kelch  und  Blütenhülle  gedeutet). 


Gattungen: 

1.  Die  Hülle  der  reifen  Frucht  gleicht  einem  flachen  Laubblatte  (Tafel  162). 
Gattung  199:  Carpinus,  Hainbuche. 

2.  Die  Fruchthülle  ist  glocken-  oder  röhrenförmig,  mit  in  unregelmässige 
Lappen  zerschlitztem  Rande  (Tafel  163).  Gattung  200:  Corylus,  Haselnuss. 

3.  Die  Hülle  der  reifen  Frucht  ist  häutig,  krugförmig;  der  ganze  Frucht- 
stand gleicht  einem  Hopfenzapfen.  Gattung  201:  Ostrya,  Hopfenbuche. 

Gattung  199:  Carpinus  L.,  Hainbuche.  XXI.  5. 

1.  Fruchthülle  dreiteilig  mit  grossem  Mittellappen  und  2 kleinen  Seiten- 
lappen (Tafel  162,  Fig.  5).  — Blätter  eiförmig-länglich,  zugespitzt,  doppelt- 
gesägt, kahl,  faltig.  Blütezeit  April,  Mai.  Mittelgrosser  Baum,  von 
selten  20  Meter  Höhe,  der  im  allgemeinen  der  Buche  gleicht  und  sich 
einzeln  oder  horstweise  in  Laub-  und  Nadelwäldern  ganz  Deutschlands 


9 


eingesprengt  findet.  Das  harte  Holz  ist  geschätzt.  C.  Betulus  L.,  Hain-, 
Ham-  oder  Weissbuclie,  Hornbaum.*) 

2.  Fruchthülle  ungeteilt,  eiförmig.  — Blätter  wie  die  der  vorigen,  doch  kleiner. 
In  *Siidtirol,  Krain  und  Istrien.  C.  Duinensis  Scopoli,  Orientalische 
Hainbuche. 

Gattung  200:  Corylus  L.,  Haselstrauch.  XXI.  o. 

A.  Die  Frucht  hat  eine  doppelte  Fruchthülle;  die  äussere  ist  sehr  kurz,  die 
innere  länger  als  die  Nuss  und  in  zahlreiche,  meist  schmale  Bänder  zer- 
schlitzt. — Blätter  kreisrund- eiförmig,  doppelt  gesägt.  Blütezeit  April, 
Mai.  In  Nied  er  Österreich  vielleicht  wild;  zuweilen  angepflanzt  und  dann 
meist  strauchartig,  obgleich  in  der  Türkei  Bäume  von  60  Centimeter 
Stammdurchmesser  bildend.  C.  Colurna  L.,  Türkische  Haselnuss. 

B.  Die  Frucht  hat  nur  eine  einfache  Fruchthülle. 

1.  Fruchthülle  glockig,  oben  offen,  sodass  die  Nuss  sichtbar  ist.  — 
Hochwüchsiger  Strauch  mit  geraden,  rutenförmigen  Schösslingen  and 
glatter,  an  den  jüngeren  Zweigen  drüsenhaariger  Rinde.  Blätter  rund- 
lich, herzförmig,  etwas  zugespitzt  und  beiderseits  mit  kurzen  Haaren 
bedeckt.  Blütezeit  Januar  bis  März.  Als  Unterholz  in  Hecken  und 
Gebüschen  durch  das  ganze  Gebiet  häufig,  auch  der  wohlschmeckenden, 
ölhaltigen  Nüsse  halber  vielfach  angebaut.  Der  Wurm  in  der  Nuss 
ist  die  Larve  eines  Rüsselkäfers  (Balaninus  nucum).  C.  Avellana  L., 
Gemeine  Hasel,  Haselnuss,  Haselstrauch.**) 

2.  Fruchthülle  röhrenförmig,  über  der  Spitze  der  Nuss  verengt,  so  dass 
die  Nuss  nicht  sichtbar  ist;  im  übrigen  der  vorigen  sehr  ähnlich. 
Blütezeit  Januar  bis  März.  Istrien;  zuweilen  angepflanzt.  C.  tubulosa 
Willdenow,  Lampertsnuss. 

Gattung  201:  Ostrya  Micheli,  Hopfenbuche.  XXL  5. 

Hierher  nur  Ostrya  carpinifolia  Scopoli,  die  Gemeine  Hopfenbuche, 
ein  in  Wuchs  und  Belaubung  der  Hainbuche  sehr  ähnlicher,  mässig  grosser 

*)  Tafel  162.  Carpinus  Betulus.  A blühender  Zweig  mit  2 männlichen 
und  1 weiblichen  Kätzchen;  B Fruchtzweig;  1 männliche  Blüte  von  vorne; 
2 dieselbe  von  der  Seite;  3 aufgesprungenes , zweiteiliges  Staubgefäss;  4 weib- 
liche Blüte;  5 Frucht  mit  ihrem  Fruchtbecher;  6 Same.  1,  2,  3 vergrössert. 

**)  Tafel  163.  Corylus  Avellana.  A blühender  Zweig;  B Laubzweig; 
C Früchte  in  ihren  Fruchtbechern;  1 männliche  Blüte  mit  ihrer  Deckschuppe 
von  der  Seite;  2 dieselbe  von  vorne  gesehen;  3 die  Staubbeutel  mit  nach  unten 
gerichtetem  Haarschopfe;  4 weibliche  Blüte;  5 Nuss;  6 dieselbe  halbiert. 
1 bis  4 vergrössert. 

Thom6,  Flora.  II. 


2 


10 


Baum.  Besonders  charakteristisch  sind  die  Fruchtzapfen,  welche  viele  Ähn- 
lichkeit mit  den  Zapfen  des  Hopfens  haben.  Blütezeit  April,  Mai.  Im  Süden 
des  Gebietes  wild;  in  Mitteldeutschland  zuweilen  angepflanzt. 

86.  Familie:  Betulaceae,  Birkengewäclise. 

Bäume  oder  Strauch  er  mit  abwechselnden,  einfachen  Blättern  und  freien, 
hinfälligen  Nebenblättchen.  Ihre  einhäusigen  Blüten  finden  sich  gestützt  von 
schuppenförmigen  Deckblättern  in  Kätzchen  (Tafel  165  A).  Die  männlichen 
Blüten  stehen  zu  je  3 in  der  Achsel  eines  grossen  Deckblattes  (Tafel  165, 
Fig.  1 u.  2);  bei  den  Birken  besteht  jede  aus  einer  kleinen  zweispaltigen, 
dünnhäutigen,  bei  den  Erlen  aus  einer  vierspaltigen  Hülle,  vor  deren  Zipfeln 
die  Staubblätter  stehen  (Tafel  164,  Fig.  1 u.  2;  Tafel  165,  Fig.  2).  Die  weib- 
lichen Blüten  sitzen  ebenfalls  zu  mehreren  (2  bis  3)  in  der  Achsel  eines 
Deckblattes  (Tafel  164,  Fig.  5 u.  6),  bestehen  aber  nur  aus  je  einem  freien 
Fruchtknoten,  mit  2 Fächern  und  je  einer  hängenden  Samenknospe  (Tafel  165, 
Fig.  6).  Die  Früchte  sind  kleine,  geflügelte  oder  ungeflügelte  Nüsse 
(Tafel  164,  Fig.  7)  mit  eiweisslosen  Samen. 

Gattungen: 

1.  Die  weiblichen  Kätzchen  stehen  einzeln;  die  Schuppen  der  reifen  Frucht- 
kätzchen fallen  ab;  die  Nuss  ist  geflügelt  (Tafel  164).  Gattung  202: 
Betula  L.,  Birke. 

2.  Mehrere  weibliche  Kätzchen  stehen  in  einem  ähren-  oder  traubenförmigen 
Blütenstande  vereint;  die  Schuppen  der  reifen  Fruchtkätzchen  fallen  nicht 
ab;  die  Nuss  ist  ungeflügelt,  nur  bei  Ainus  viridis  schwach  geflügelt 
(Tafel  165).  Gattung  203:  Ainus  Tournefort,  Erle. 

Gattung  202:  Betula  L.,  Birke.  XXI.  5. 

A.  Blätter  auf  der  Unterseite  mit  netzartig  verzweigten,  stark  vorspringenden 
Adern  dicht  überzogen;  meist  Sträucher,  seltener  Bäume. 

1.  Blätter  fast  sitzend,  breiter  als  lang,  rundlich  mit  stumpfen  Ein- 
buchtungen zwischen  den  Zähnen  ihres  Randes.  — Blütezeit  Mai.  In 
Mooren  der  Hochgebirge.  B.  nana  L.,  Zwergbirke. 

2.  Blätter  kurz  gestielt,  rundlich  eiförmig,  mit  spitzen  Einbuchtungen 
zwischen  den  Zähnen  ihres  Randes.  — Blütezeit  April,  Mai.  In  Torf- 
mooren Norddeutschlands.  B.  liumilis  Schrank,  Strauclibirke. 

B.  Blätter  auf  der  Unterseite  nicht  netzaderig;  auch  springen  die  Ver- 
zweigungen der  Blattadern  auf  der  Unterseite  nur  wenig  oder  gar  nicht 
vor;  Wuchs  meist  baumartig. 


11 


a.  Blätter  und  Zweige  sind  in  ihrer  Jugend  weichhaarig,  später  ganz 
kahl  oder  auf  ihrer  Unterseite  in  den  Winkeln  der  Blattadem  bärtig. 
Die  Spitzen  der  Flügel  der  Nüsschen  reichen  nicht  bis  zu  den  Spitzen 
der  Narben  hinauf.  — Blütezeit  April,  Mai.  In  Torfmooren  und  feuchten 
Wäldern  Norddeutschlands  und  der  Gebirge,  nicht  selten.  B.  pubes- 
cens  Ehr  hart,  Weichhaarige  oder  Duftende  Birke,  Haarbirke. 

b.  Blätter  und  Zweige  sind  kahl,  nur  ganz  junge,  aus  alten  Stöcken  aus- 
schlagende Zweige  sind  behaart.  Die  Spitzen  der  Flügel  der  Nüsschen 
reichen  bis  zu  den  Spitzen  der  Narben  hinauf. 

1.  Die  jungen  Zweige  sind  bestreut,  ja  oft  ganz  bedeckt  mit  Warzen 
von  grau-weissem  Wachs;  die  anfänglich  gelbbraune,  später  glänzend 
weisse  Rinde  blättert  in  papierdünnen  Lagen  ab,  um  einer  schwärz- 
lichen Borke  zu  weichen.  Blätter  rautenförmig  und  lang  zuge- 
spitzt. — Blütezeit  April,  Mai.  Horstweise  und  einzeln  auf  trocknem 
Boden  in  Laub-  und  Nadelholzwald,  in  der  Ebene  wie  im  Gebirge; 
seltner  ganze  Wälder  bildend.  Zumeist  von  ihr,  doch  auch  von 
den  andern  hochwüchsigen  Birken  gewinnt  man  ausser  dem  Holze 
den  Birkenteer.  B.  verrucosa  Ehrhart,  Gemeine  Weissbirke, 
Warzenbirke.*) 

Von  ihren  zahlreichen  Formen  sind  besonders  bemerkenswert 
die  „Hängebirke“  und  die  Zerschlitztblätterige  Birke. 

2.  Die  Zweige  sind  nicht  mit  Wachswarzen  bedeckt;  die  Rinde  blättert 
nicht  oder  doch  nur  wenig  ab,  so  dass  selbst  alte  Stämme  eine 
zwar  aufgerissene  aber  mattweisse  Rinde  haben.  Blätter  eiförmig.  — 
Blütezeit  April,  Mai.  Sie  findet  sich  mehr  auf  feuchtem  Boden, 
selbst  in  sumpfigen  Erlenbrüchen  und  bildet  nicht  selten  reine 
Bestände.  In  den  norddeutschen  Ebenen  ist  sie  mehr  baumartig, 
in  Mittel-  und  Süddeutschland  dagegen  mehr  strauchartig.  B.  alba  L., 
Nordische  Weissbirke,  Ruchbirke. 

Formenreiche  Pflanze,  bemerkenswert  sind  die  strauchartige 
Karpathenbirke  (B.  carpathica  Willdenow)  und  die  ebenfalls  strauch- 
artige, klein-  und  dunkelblättrige  Schwarzbirke  (B.  sudetica 
Reichenbach). 

*)  Tafel  164.  Betula  verrucosa.  A Blütenzweig  mit  2 grossen  männ- 
lichen und  2 kleinen  weiblichen  Kätzchen;  B Fruchtzweig:  1 drei  männliche 
Blüten,  deren  jede  aus  2 Staubblättern  mit  gespaltenen  Staubbeuteln  besteht, 
in  ihrem  Deckblatte  von  der  Seite  gesehen;  2 dasselbe  von  vorne;  3 ein  Staub- 
blatt; 4 weibliches  Kätzchen;  5 und  6 drei  weibliche  Blüten  in  ihrem  Deckblatte, 
von  vorn  und  von  der  Rückseite  aus  gesehen;  7 der  geflügelte  Same;  8 Deck- 
blatt, von  einem  reifen  Fruchtkätzchen;  9 Blatt  der  zerschlitztblättrigen  Birke. 
1 bis  7 vergrössert. 


12 


Gattung  203:  Ainus  Tournefort.  Erle,  Eller.  XXI.  4. 

1.  Blätter  rundlich  mit  sehr  stumpfer  Spitze,  auf  der  Oberseite  kahl,  unter- 
seits  nur  in  den  Winkeln  der  Adern  rostbraun-bärtig,  jung  klebrig.  Nuss 
ungeflügelt.  — Blütezeit  Februar,  März.  Borke  alter  Stämme  sehr  dunkel, 
daher  der  Name.  In  Ebenen  und  Flussthälern  an  feuchten  Standorten; 
bildet  untermischt  mit  Zitterpappeln  und  Birken  die  Baumflora  der  nord- 
deutschen Erlenbrüche.  A.  glutinosa  Gärtner,  Wiesenerle,  Schwarzerle.*) 

2.  Blätter  eiförmig,  spitz,  in  der  Jugend  beiderseits  weichhaarig,  später  ober- 
seits  kahl,  unterseits  grau  und  weichhaarig  oder  fast  filzig;  Nuss  un- 
geflügelt. — Blütezeit  Februar  bis  April.  Rinde  glänzend  silbergrau, 
daher  der  Name.  Im  Norden  heimisch,  ist  sie  durch  Samenflug  und 
Kultur  durch  ganz  Mitteleuropa,  namentlich  in  dem  Gebirge,  verbreitet. 
Sie  liebt  mehr  einen  trocknen  Boden  und  bildet  oft  hohe  Bäume. 
A.  incana  De  Candolle,  Grau-  oder  Weisserie. 

3.  Blätter  eiförmig,  zugespitzt,  auf  der  Oberseite  kahl,  unterseits  auf  den 
Adern  kurzhaarig;  Nuss  geflügelt.  — Blütezeit  Mai,  Juni.  Strauch; 
namentlich  in  den  Alpen  und  Karpathen  als  wahre  Hochgebirgspflanze, 
selten  im  Schwarzwald,  Böhmer-  und  Bairischen  Wald.  A.  viridis  De 
Candolle,  Griinerle. 

Ein  Bastard  zwischen  Schwarz-  und  Grauerle  ist  die  seltene  Weich- 
liaarige  Erle  (A.  glutinosa  X incana  Wirtgen;  A.  pubescens  Tausch), 
deren  Blätter  die  Form  der  Schwarzerle  mit  der  Behaarung  der  Grau- 
erle verbinden. 

37.  Familie:  Juglandaceae,  Walnussgewäclise. 

Bäume  mit  unpaarig -gefiederten,  nebenblattlosen  Blättern.  Die  Blüten 
sind  einhäusig,  die  männlichen  stehen  in  vielblütigen  Kätzchen  am  vorjährigen 
Holze,  die  weiblichen  zu  2 bis  3 beisammen  an  den  jungen  Trieben  (Tafel  166  A). 
Die  männlichen  Blüten  bestehen  aus  einer  sechsteiligen  Blütenhülle,  welche 
einem  schuppenförmigen  Deckblatt  angewachsen  ist  und  • zahlreiche  Staub- 
blätter umfasst  (Tafel  166,  Fig.  2).  Die  weibliche  Blüte  gleicht  einem  ein- 
fachen, zweinarbigen  Stempel  (Tafel  166,  Fig.  4);  sie  besteht  aber  aus  den 
ringsum  mit  dem  Stempel  verwachsenen  beiden  Blütenhüllen  und  einem  dem 

*)  Tafel  165.  Ainus  glutinosa.  A blühender  Zweig;  B Fruchtzweig; 
C die  verholzten,  stehen  gebliebenen  Deckblätter  eines  entleerten  Fruchtzapfens; 
1 K ätz chens chuppe  mit  3 männlichen  Blüten  vom  Scheitel  gesehen;  2 ein  solches 
Blütenknäuel  eben  ganz  von  vorne  gesehen,  sodass  die  Schuppe  verdeckt  ist; 
3 Staubbeutel;  4 weibliches  Kätzchen;  5 Deckblatt  eines  weiblichen  Kätzchens 
mit  2 Blüten;  6 Längsschnitt  durch  den  Fruchtknoten;  7 Same,  natürliche  Grösse 
und  vergrössert;  8 verholztes  Deckblatt  eines  weiblichen  Kätzchens  (Zapfens); 
9 ausgewachsenes  Blatt.  1 bis  8 vergrössert. 


13 


Fruchtknoten  bis  über  die  Mitte  angewachsenen  Deckhlatte.  Der  Frucht- 
knoten besitzt,  wie  man  an  einer  reifen  Walnuss  am  besten  sehen  kann, 
eine  unvollständige , in  der  Mitte  mit  rundlichem  Ausschnitte  versehene  Haupt- 
scheidewand und  in  seinem  Grunde  2 niedrige,  sich  mit  jener  kreuzende 
Scheidewände,  sodass  er  in  seinem  Grunde  unvollkommen  vierfächerig,  in 
seiner  Spitze  unvollkommen  zweifächerig  ist.  Die  grosse,  kugelige,  einer 
Steinbeere  ähnliche  Frucht  (Tafel  166,  Fig.  51)  ist  eine  Scheinfrucht;  denn 
die  äussere,  grüne,  zur  Reifezeit  unregelmässig  aufreissende  Schale  wird  von 
den  beiden  fleischig  gewordenen  Blütenhüllen  gebildet,  während  die  heraus- 
fallende Nuss  (Tafel  166,  Fig.  6)  die  eigentliche  Frucht  ist.  Der  Same  ist 
eiweisslos,  vierlappig,  mit  unregelmässig  zusammengefalteten  Keimblättern. 

Gattung  204:  Juglans  L.,  Walnuss.  XXI.  5. 

Die  einzige  Art  Deutschlands  ist  die  Walnuss  oder  Wälsche  Nuss, 
Juglans  regia  L.  Blütezeit  Mai.  Sie  ist  aus  dem  Oriente  zu  uns  gekommen 
und  wird  ihrer  wohlschmeckenden,  ölreichen  Nüsse  halber  vielfach  kultiviert. 
Während  sie  in  Südeuropa  oft  waldähnliche  Bestände  bildet,  gehen  in 
Deutschland  grössere  Kulturen  kaum  über  Mosel  und  Main  hinaus.  Das 
Holz  ist  sehr  wertvoll;  die  aromatisch  riechenden,  bitter  und  herbe 
schmeckenden  Blätter,  sowie  die  äussere  Schale  der  fast  reifen  Früchte  sind 
offizinell. 

Tafel  166.  Juglans  regia.  A blühender  Zweig,  der  unten  2 grosse  männliche 
Blütenkätzchen  und  an  der  Spitze  seines  Maitriebes  weibliche  Blüten  trägt;  B Blatt- 
zweig mit  3 weiblichen  Blüten;  1 männliche  Blüte  von  der  Seite;  2 dieselbe 
von  vorne  gesehen;  3a  und  3b  Staubbeutel;  4 weibliche  Blüte;  5 Scheinfrucht; 
6 die  eigentliche  Frucht.  1 bis  4 vergrössert. 

38.  Familie:  Myricaceae,  Gagelgewäclise. 

Sträucher  mit  einfachen,  nebenblattlosen  Blättern.  Ihre  Blüten  sind 
zweihäusig,  stehen  in  Kätzchen  beisammen  und  werden  von  je  einem  Deck- 
blatte gestützt.  Die  männliche  Blüte  besteht  aus  2 bis  5 Staubblättern 
(Tafel  167,  Fig.  1 u.  2);  die  weiblichen  aus  2 bis  6 in  der  Achsel  eines 
Deckblattes  sitzenden  unterständigen  Schüppchen  und  einem  einfächerigen, 
einsamigen,  zweinarbigen  Fruchtknoten  (Tafel  167,  Fig.  4 u.  5).  Die  Frucht 
wird  durch  die  vergrösserten  und  an  sie  angewachsenen  Schuppen  stein- 
fruchtartig (Tafel  167,  Fig.  6). 

Gattung  205:  Myrica  L.,  Gagel.  XXII.  4. 

Bei  uns  nur  Myrica  Gale  L.,  der  Gagel.  Blütezeit  April,  Mai.  Stengel, 
Blätter  und  Blüten  sind  mit  gelben  Harzpünktchen  besetzt  und  haben  in 
folge  davon  einen  stark  aromatischen  Geruch.  Ein  in  Waldsümpfen  und 


14 


Torfbrüchen  Norddeutschlands,  ja  ganz  Nordenropas,  häufiger,  in  Mittel- 
deutschland fehlender,  in  Süddeutschland  seltener  Strauch. 

Tafel  167.  Myrica  Gale.  A Zweig  einer  männlichen  Pflanze  mit  3 Blüten- 
kätzchen; B weiblicher  Blütenzweig,  a kahl  gewordene  Spindeln  der  vorjährigen 
Fruchtkätzchen;  C Fruchtzweig;  1 und  2 männliche  Blüten  von  vorne  und  von 
der  Seite;  3 weibliches  Blütenkätzchen;  4 weibliche  Blüte  von  vorne  (vorne 
in  der  Mitte  steht  das  Deckblatt);  5 dieselbe  der  Länge  nach  durchschnitten; 
6 die  durch  die  vergrösserten  und  an  sie  angewachsenen  Blütenschuppen  stein- 
fruchtartig gewordene  Frucht  (Scheinfrucht).  1 bis  6 vergrössert. 

39.  Familie:  Salicaceae,  Weidengewäclise. 

Bäume  oder  Sträucher  mit  abwechselnden,  einfachen  Blättern  und 
freien,  schuppenförmigen,  hinfälligen  oder  aber  laubartigen  und  dann  häufig 
stehenbleibenden  Nebenblättern.  Die  Blüten  stehen  immer  in  Kätzchen; 
bei  den  Weiden  hat  jede  an  ihrem  Grunde  anstatt  der  Blütenhülle  eine 
oder  zwei  (selten  mehr)  kleine,  honigabsondernde  Schuppen  oder  Nektarien 
Tafel  168,  Fig.  1 u.  2);  bei  den  Pappeln  ist  das  honigabsondernde  Nekta- 
rium  dagegen  fleischig,  schüssel-  oder  becherförmig  (Tafel  177,  Fig.  1 u.  2). 
Die  männlichen  Blüten  bestehen  aus  2 bis  30  freien  oder  mit  ihren  Fäden 
in  ein  Bündel  verwachsenen  Staubblättern  (Tafel  168  u.  170,  Fig  1),  die 
Stempelblüten  aus  einem  freien,  aus  2 Fruchtblättern  gebildeten  Stempel, 
mit  2,  häufig  gespaltenen  Narben  (Tafel  168  u.  177,  Fig.  2).  Der  vier- 
fächerig Fruchtknoten  enthält  viele,  an  2 wandständigen  Samenträgern  be- 
festigt hängende  Samenknospen.  Die  Frucht  ist  eine  zweiklappige  Kapsel, 
deren  Samen  klein,  aufrecht,  eiweisslos  und  mit  einem  am  Grunde  zusammen- 
hängenden, aus  feinen  seidenglänzenden  Fäden  gebildeten  Haarschopf  ver- 
sehen sind  (Tafel  171a  u.  177). 

Gattungen. 

1.  Deckblätter  der  Blüten  ganz;  Nektarien  schuppenförmig;  Knospen  von 
einem  einzigen  Deckblatte  eingehüllt  (Tafel  168  bis  175).  Gattung  206: 
Salix  L.,  Weide. 

2.  Deckblätter  der  Blüten  gezähnt  oder  zerschlitzt;  Nektarien  schüssel-  oder 
becherartig;  Knospen  von  mehreren  spiralig  angeordneten  Deckblättern 
umhüllt  (Tafel  176  u.  177).  Gattung  207:  Populus  L.,  Pappel. 

Gattung  206:  Salix  L.,  Weide. 

Linne  nannte  die  Weiden  das  Kreuz  und  den  Ärger  der  Botaniker,  und 
sie  sind  dies  namentlich  infolge  der  zahlreichen,  zwischen  den  einzelnen  Arten 
auftretenden  Bastarde.  Von  diesen  wurden  die  meisten  früher  als  besondere 
Arten  angesehen  und  demgemäss  besonders  benannt,  bis  ihre  wahre  Natur  von 
Wimmer  erkannt  und  von  Wichura  durch  Kulturversuche  bestätigt  wurde. 


15 


Zahlreiche  Arten  erhielten  von  verschiedenen  Forschern  verschiedene  Namen, 
und  andererseits  wurde  ein  und  derselbe  Name  mehrfach  ganz  verschiedenen 
Pflanzen  beigelegt.  Hier  sollen  nur  die  allgemein  anerkannten  Arten  nebst  den 
Hauptbastarden  angeführt  werden. 

Bei  der  grossen  Ausdehnung,  welche  die  Kultur  der  Weiden  erlangt  hat, 
zeigen  dieselben  vielfach  eine  ganz  andere  Wachstumsform,  als  ihnen  von  Natur 
zukommt:  namentlich  erscheinen  baumartige  als  astlose,  am  oberen  Ende  mit 
einem  Büschel  dünner  Ruten  versehene,  dicke  Stämme,  Kopfweiden,  oder  gar 
als  Sträucher;  wenn  aber  in  folgendem  Angaben  über  Grösse  und  Tracht  der 
Weiden  gegeben  sind,  dann  ist  dadurch,  wenn  nicht  ausdrücklich  anders  be- 
merkt wurde,  stets  die  naturgemässe  Entwicklungsform  gekennzeichnet. 

Bei  der  Bestimmung  der  Weiden  ist  folgendes  zu  beachten: 

1.  Das  Längenverhältnis  des  Nektariums  zum  Stiele  des  Fruchtknotens  ist  fest- 
zustellen, wenn  das  Kätzchen  sich  in  voller  Blüte  befindet,  da  der  Frucht- 
knotenstiel nachher  meist  bedeutend  wächst. 

2.  Blüten  und  ausgewachsene  Blätter  sind  in  der  Regel  nur  ungleichzeitig  zu 
erlangen;  sie  müssen  aber  von  ein  und  demselben  Exemplare  genommen 
werden. 

3.  Die  Blätter  der  bald  besonders  dünnen,  bald  besonders  mastigen,  sogenannten 
Wassertriebe  weichen  vielfach  von  denen  der  andern  Triebe  ab  und  sind 
niemals  zur  Bestimmung  zu  verwenden. 

4.  Breitblätterige  Exemplare  haben  meist  gedrungene  Kätzchen,  sowie  kurze 
Staubblätter  und  Stempel;  schmalblätterige  hingegen  besitzen  längere  und 
und  schlaffere  Kätzchen,  sowie  längere  Staubblätter  und  Stempel. 

Man  teilt  die  Weiden  zunächst  in  3 Untergattungen  mit  14  Stämmen  ein: 
I.  Untergattung:  Mehrmännige  (Pleiandrae)  mit  2,  3 oder  mehr,  nicht 
miteinander  verwachsenen  Staubblättern.  Die  Deckblättchen  der  Blüten 
sind  einfarbig,  d.  h.  an  ihrer  Spitze  nicht  anders  gefärbt  als  an  ihrem 
Grunde. 

a.  Die  Blütendeckblätter  der  weiblichen  Kätzchen  fallen  bereits  vor  der 
Fruchtreife  ab. 

1.  Kapseln  grünlich,  ungestielt;  die  jungen  Zweige  brechen  an  ihrem 
Grunde  leicht  ab;  öfters  mit  2 Staubblättern  (Tafel  168). 

1.  Stamm:  Fragiles,  Bruchweiden. 

2.  Kapseln  thonfarbig,  gestielt;  Zweige  zähe,  glänzend;  Blätter  in 
der  Jugend  klebrig;  4 bis  12  Staubblätter. 

2.  Stamm:  Lucidae,  Glanz  weiden. 

b.  Die  Deckblätter  der  weiblichen  Blütchen  bleiben  bis  zur  Fruchtreife 
stehen;  Kapseln  sehr  lang  gestielt,  braunrötlich  (Tafel  169). 

3.  Stamm:  Amygdalinae,  Mandelweiden. 
II.  Untergattung:  Yerwachsenmännige  (Synandrae).  Die  2 Staubfäden 
sind  an  ihrem  Grunde  oder  auch  ganz  miteinander  verwachsen  (Tafel  170, 
Fig.  1);  die  Deckblättchen  der  Blüten  sind  an  ihrer  Spitze  andersfarbig 
als  am  Grunde. 


16 


1.  Blätter  auf  der  Oberseite  mattgrün,  auf  der  Unterseite  weiss-grau filzig; 
Kapseln  gestielt.  * 


4.  Stamm:  Incanae,  Graue  Weiden. 
2.  Blätter  bläulich-grün;  Kapseln  sitzend,  seidenhaarig;  die  Staubbeutel  sind 
anfangs  purpurn,  färben  sich  aber  nach  dem  Verstäuben  schwarz  (Taf.  170). 

5.  Stamm:  Purpureae,  Purpurweiden. 
III.  Untergattung:  Zweimännige  (Diandrae)  mit  2 nicht  mit  einander  ver- 
wachsenen Staubblättern;  die  Deckblättchen  der  Blüten  sind  an  der 
Spitze  andersfarbig  als  am  Grunde;  die  Deckblättchen  der  weiblichen 
Blüten  sind  nicht  abfällig,  d.  h.  sie  bleiben  bis  zur  Fruchtreife  stehen. 

A.  Die  Kätzchen  stehen  auf  den  Spitzen  der  Zweige  (Tafel  175). 

14.  Stamm:  Glaciales,  Gletscherweiden. 

B.  Die  Kätzchen  entspringen  an  den  Seiten  der  Zweige. 

a.  Die  in  der  Jugend  grünen,  später  dunkel  rotbraunen  Zweige  sind 
mit  einem  abwischbaren  blaugrünen  Reif  belegt. 

6.  Stamm:  Prninosae,  Schimmelweiden. 
ß.  Die  Zweige  sind  nicht,  wie  bei  a,  bereift. 

A.  Die  Fruchtkätzchen  sind  ungestielt.  Die  Kapseln  sind  unge- 
stielt oder  ihr  Stielchen  ist  doch  nicht  länger  als  das  Nekta- 
rium  (Tafel  171). 

7.  Stamm:  Viminales,  Korb-  oder  Hanfweiden. 

B.  Die  weiblichen  Kätzchen  sind  anfangs  oft  ungestielt,  zur  Zeit 
der  Fruchtreife  aber  stets  gestielt.  Die  Stielchen  der  Kapseln 
sind  wenigstens  doppelt  so  lang  als  das  Nektarium. 

a.  Bäume  oder  hochwüchsige,  nicht  kriechende  Sträucher. 

a.  Der  Griffel  fehlt  oder  ist  kurz;  die  Blätter  sind  auf  ihrer 
Unterseite  graufilzig  (Tafel  171a). 

8.  Stamm:  Capreae,  Salweiden. 

b.  Der  Griffel  ist  verlängert;  die  Blätter  sind  beiderseits 
grün,  auf  ihrer  Unterseite  nicht  graufilzig. 

aa.  Die  Blätter  werden  beim  Welken  rotbraun;  Kapseln 
kahl;  Kätzchen  an  einem  beblätterten  Stiele;  Alpen- 
pflanzen mit  knorrigen  Asten  (Tafel  172). 

9.  Stamm:  Hastatae,  Spiessblätterige  Weiden, 
bb.  Die  Blätter  werden  beim  Welken  schwarz;  Kapseln 
meist  seidenhaarig;  hohe  Sträucher  (Tafel  173). 
10.  Stamm:  Nigricantes,  Schwarz  werdende  Weiden. 

b.  Am  Boden  kriechende  Sträucher  oder  zwerghafte  Alpen- 
sträucher. 

a.  Stiel  der  Kapsel  länger  als  die  halbe,  mitunter  länger 
als  die  ganze  Kapsel. 


17 


aa.  Blätter  zart  blaugrün,  meist  ganz  kahl,  die  jüngeren 
rötlich  durchscheinend  (Tafel  174). 

11.  Stamm:  Myrtilloides,  Heidelbeerblätterige  Weiden, 
bb.  Blätter  schmutzig  grün,  unterseits  silberweiss-  oder 
grau -filzig,  beim  Welken  schwarz  werdend. 

12.  Stamm:  Repentes,  Kriechende  Weiden, 
b.  Stiel  der  Kapsel  meist  sehr  kurz,  nie  länger  als  1/3  bis 
v4  der  Kapsel.  13.  Stamm:  Frigidae,  Alpenweiden. 

Bei  dem  grossen  und  mannigfachen  Nutzen,  den  uns  die  Weiden  gewähren, 
dürfte  es  angemessen  sein,  darüber  vorab  im  Zusammenhänge  zu  berichten.  Nach 
amtlichen  Ermittelungen  über  die  Bodenbenutzung  gab  es  im  Jahre  1883  in 
Preussen  28  657  Hektar  Weidenheeger;  gleichwohl  sind  in  demselben  Jahre, 
ganz  abgesehen  von  der  grossen  Menge  der  zahlreichen  eingeführten  Weiden- 
waren, in  Deutschland  über  31  000  Zentner  Weiden  mehr  ein-  als  ausgeführt 
worden.  Für  feinere  Flechtwaren  sind  in  Deutschland  die  Mandel-,  die  Purpur- 
und  die  Hanfweide,  für  Reifenstäbe,  Band-  und  Bügelstöcke  die  Bach-  und  die 
Sandweide,  für  unabgerindete  Waren  namentlich  die  gewöhnliche  Korbweide  mit 
zahlreichen  Abarten  als  besonders  geeignet  befunden  worden.  Dazu  haben  ge- 
rade diejenigen  Weiden,  welche  als  sogenannte  Korbweiden  keinen  oder  nur  ge- 
ringen Nutzen  bringen,  in  anderer  Weise  um  so  grösseren  Wert.  Das  Holz  der 
Weissen  Weide  ist  leicht,  nicht  rissig  und  vorzugsweise  zu  Kähnen  und  ähn- 
lichen Geräten  brauchbar;  jenes  der  Salweide  dient  zur  Anfertigung  von  Schach- 
teln, Sieben  u.  s.  w.;  das  der  gewöhnlichen  Bruchweide  kann  man  als  Bauholz 
im  Innern  der  Gebäude  sehr  gut  benutzen  und  jenes  der  Dotterweide  leicht  mit 
mehreren  Farben  beizen  und  lackieren.  Mit  der  Rinde  der  Weissen,  der  Dotter-, 
der  Sal-  und  der  Rüssels- Weide  gerbt  man  das  Leder  zu  dänischen  Handschuhen. 
Die  Rinde  der  Weissen  Weide  giebt  einen  zimmetbraunen  Lack  zum  Malen. 
Die  Blätter  der  Lorberweide  färben  gelb,  und  die  mit  Erlenrinde  vermischte 
Rinde  der  Salweide  eignet  sich  vorzüglich  zum  Schwarzfärben  von  Leinen  und 
Baumwolle.  Die  Rinde  der  Weissen  Weide  giebt  der  Seide  und  Wolle  Zimmet- 
farbe.  Die  im  August  geschnittenen  Zweige  der  Weissen,  der  Dotter-  und  der 
Lorberweide  liefern  gutes  Winterfutter  für  die  Schafe.  Die  Rinde  der  Weissen 
und  der  Fünfmännnigen  Weide,  desgleichen  die  der  Bruchweide,  besonders  aber 
die  der  Purpurweide  liefern  das  Salicin.  Die  Kohlen  des  Holzes  der  Salweide 
werden  bei  der  Fabrikation  des  Schiesspulvers  und  als  Reisskohle  zum  Zeichnen 
verwendet.  Aus  Weidenbast  werden  die  bekannten  italienischen  Sommerhüte, 
die  französischen  Matten  und  die  russischen  Bastschuhe  gefertigt;  dafür  gehen 
Tausende  ausser  Landes  und  doch  ist  unser  Weidenbast  eben  so  trefflich.  Die 
männlichen  Blüten  vieler  Weiden  geben  in  der  Regel  den  Bienen  das  erste 
Futter  und  viel  Honig.  — Wichtig  zur  Befestigung  von  Ufern  sind  besonders 
Mandel-,  Purpur-  und  Salweide;  zu  Uferbauten,  Faschinen  und  Fischreusen 
dient  namentlich  die  Hanfweide;  andere  Weiden  werden  zu  Heckenanlagen  und 
zur  Befestigung  von  Eisenbahndämmen  verwendet.  Sandplätze  und  Dünen,  oft 
unabsehbare  Flächen,  deren  Boden  aus  feinkörnigem  Sande  besteht,  welcher  keine 
oder  nur  wenige  Pflanzen  trägt  und  bei  trockener  Witterung  vom  Winde  bin 
und  her  geweht  wird,  können  fast  nur  durch  Hanf-  und  Dünenweiden  festgelegt 
und  kulturfähig  gemacht  werden,  namentlich  auch  in  den  Fällen,  wo  Kiefern 
Thomg,  Flora  II.  3 


18 


und  Strandgräser  sich  als  unwirksam  erwiesen  haben:  das  filzige  Wurzelwerk 
der  Weiden  ist  nämlich  imstande,  selbst  den  beweglichen  Flugsand  festzu- 
halten. — Zierweiden  sind  Dotter-,  Lorber-,  Mandel-,  Ohr-,  Purpur-,  Schimmel-, 
Trauer-  und  Weissweide,  sowie  zahlreiche  Bastarde,  Vr arietäten  und  ausländische 
Arten.  An  Bach-  und  Flussufern  der  Niederungen  sind  Weidenbäume  oft  die 
einzige  Zierde  der  Gegend. 

1.  Stamm:  Fragiles,  Bruchweiden. 

A.  Ausgewachsene  Blätter  ganz  kahl. 

a.  Nebenblätter  halbherzförmig. 

1.  Männliche  Blüte  mit  2 Staubblättern;  Stiel  des  Fruchtknotens  2 
bis  8 mal  so  lang  als  das  Nektarium.  Narben  gespreizt-geteilt.  — 
Blätter  lanzettförmig,  lang  zugespitzt,  anfänglich  mit  feinen  Haaren 
besetzt,  am  Rande  mit  einwärts  gebogenen  Sägezähnen.  Blütezeit 
April,  Mai;  XXII.  2.  An  feuchten  Orten,  Ufern  und  Wegen  durch 
ganz  Deutschland,  zumal  als  Kopfweide,  viel  verbreitet.  S.  fragilis  L., 
Bruchweide. 

2.  Männliche  Blüten  mit  3 bis  5 Staubblättern;  Stiel  des  Frucht- 
3-  bis  4 mal  länger  als  das  Nektarium.  — Blätter  ei-lanzettlich, 
langzugespitzt,  am  Rande  dicht  drüsig-gesägt,  auf  der  Rückseite 
netzförmig  geadert.  Ziemlich  hoher,  seltener  Baum  Norddeutsch- 
lands. (S.  tetrandra  L.;  S.  Meyeriana  Willdenow;  S.  cuspidata 
Schultz.)  S.  fragilis  x pentandra  Wimm.,  Yiermännige  Weide. 

b.  Nebenblätter  länglich  stumpf.  Männliche  Blüte  2-,  selten  3männig, 
Stiel  des  Fruchtknotens  so  lang  oder  etwas  länger  als  das  Nekta- 
rium; jüngere  Blätter  mit  zerstreut  stehenden  Seidenhaaren  bedeckt. 
Blätter  länglich-lanzettförmig  gesägt.  Zuweilen  an  Ufern  angepflanzt. 
S.  viridis  Fries;  S.  Russeliana  Koch.)  S.  fragilis  X alba  Wimmer, 
Rüssels-  oder  Bedfort -\Yeide. 

B.  Blätter  auf  beiden  Seiten  seidenhaarig.  Nebenblätter  lanzettförmig,  bald 
abfallend.  Stiel  des  Fruchtknotens  etwa  so  lang  als  das  Nektarium.  — 
Blätter  schmallanzettförmig -zugespitzt.  Blütezeit  April,  Mai;  XXII,  2; 
20  und  mehr  Meter  hoher  Baum.  Durch  ganz  Deutschland  an  feuchten 
Orten  gemein,  sehr  häufig  als  Kopfweide  gezogen.  S.  alba  L.,  Weisse 
Weide,  Silberweide. 

Eine  Abart  ist  S.  vitellina  L.,  Dotterweide  mit  dottergelben  oder 
lebhaft  mennigroten  Ästchen. 

Tafel  168.  Salix  vitellina.  A Blütenzweig  mit  männlichen  Kätzchen; 
B desgl.  mit  einem  weiblichen  Kätzchen;  C Blattzweig;  D Zweig  im  Winter; 
1 männliche  Blüte  mit  ihrem  Deckblatt,  am  Grunde  der  Staubfäden  das  Nekta- 
rium; 2 weibliche  Blüte  mit  Deckblatt  und  Nektarium;  3 aufgesprungene  Kapsel; 
1 bis  3 vergrössert. 

Eine  aus  dem  Orient  stammende,  häufig  angepflanzte  Art  ist  die 
Trauerweide,  S.  bavloiiica  L.,  mit  ihren  hängenden  Zweigen. 


19 


2.  Stamm:  Lucidae,  Glanzweiden. 

Hierher  nur  die  Lorberweide,  S.  pentandra  L.  Ein  über  10  Meter 
hoch  werdender  Baum  mit  steifen  (lorberblattähnlichen)  ei-lanzettförmigen, 
langzugespitzten  Blättern.  Der  Rand  der  Blätter  ist  fein  gesägt,  ihr  Blatt- 
stiel auf  der  Oberseite  mit  vielen  Drüsen  besetzt.  Staubblätter  sind  5 bis 
10  vorhanden;  meistens  XXII.  5.  Der  Stiel  des  Fruchtknotens  ist  etwa 
doppelt  so  lang  als  das  Nektarium.  Blütezeit  Mai,  Juni;  Fruchtreife  im 
Herbste,  aber  nach  dem  Standorte  verschieden.  Sie  findet  sich  zerstreut  in 
Wäldern,  Moor-  und  Torfgegenden,  namentlich  in  den  Thälern  der  Vor- 
alpen und  höheren  Gebirge;  streckenweise  fehlt  sie  ganz,  so  in  der  Rhein- 
provinz. Ihr  Holz  ist  das  festeste  aller  Weiden,  doch  wird  sie  nur  selten 
angebaut. 

3.  Stamm:  Amygdalinae,  Mandelweiden. 

A.  Ausgewachsene  Blätter  beiderseits  kahl. 

a.  Blätter  drüsig -gesägt,  d.  h.  an  den  Sägezähnen  mit  kleinen  Drüsen 
besetzt.  Narbenlappen  ungeteilt.  — Blätter  lanzettlich- spitz,  unbe- 
haart. Blütendeckblätter  einfarbig,  gegen  die  Spitze  zu  unbehaart, 
nicht  abfällig.  Blütezeit  April,  Mai;  XXH.  3;  Stiel  des  Fruchtknotens 
etwa  dreimal  so  lang  als  das  Nektarium.  3 bis  5 Meter  hoher,  an 
Ufern  und  Gräben  gemeiner  Strauch.  S.  amygdalina  L.,  Mandelweide.*) 

Besondere  Formen  der  Mandelweide  sind:  Die  Verschiedenfarbige 
Weide  (S.  discolor  Koch)  mit  auf  der  Unterseite  bläulich  bereiften 
Blättern,  und  die  Dreimännige  Weide  (S.  concolor  Koch,  S.  triandra  L.) 
mit  unterseits  grasgrünen  Blättern. 

b.  Blätter  scharf-,  nicht  drüsig -gesägt;  Narbenlappen  nicht  ungeteilt. 

1.  Narbe  geteilt;  Blütendeckblätter  langhaarig.  Kätzchen  dick,  dicht- 
blütig.  An  Ufern,  selten.  (S.  alopecuroides  Tausch,  S.  speciosa 
Host.)  S.  amygdalina  x fragilis  Wimmer,  Fuchsscliwanz-Weide. 

2.  Narbe  zweispaltig.  Blütendeckblätter  an  der  Spitze  bärtig;  Blätter 
wellig,  in  ihrer  Jugend  fein  behaart.  In  Norddeutschland  mehr- 
fach angebaut.  (S.  undulata  Ehrhart.  S.  lanceolata  Smith.)  S.  amyg- 
dalina X alb a Wimmer,  Wellenblätterige  Weide. 

B.  Ausgewachsene  Blätter  oberseits  kahl,  unterseits  seidenhaarig.  Narbe 
zweispaltig,  Blütendeckblätter  schwach  behaart.  — Blätter  lanzettlich, 
lanzettlich-linealisch.  Seltener,  aber  häufig  angepflanzter,  bis  5 Meter 
hoher  Strauch.  S.  amygdalina  x viminalis  Döll,  Vielgestaltige  Weide. 

*)  Tafel  169.  Salix  amygdalina.  A Zweig  mit  einem  männlichen,  B mit 
einem  weiblichen  Kätzchen,  C ausgewachsenes  Blatt;  1 männliche,  2 weibliche 
Blüte  mit  ihrem  Deckblatte  und  Nektarium;  3 aufgesprungene  Kapsel.  1 bis 
3 vergrössert. 


20 


Von  ihren  zahlreichen  Abänderungen  mögen  genannt  sein:  die  Sand- 
dornblätterige  Weide  (S.  hippophaefolia  Thuillier),  Trevirans  -Weide 
(S.  Trevirani  Sprengel),  die  Weicliblätterige  oder  Weiclihaarige  Weide 
(S.  mollissima  Ehrhart.) 

4.  Stamm:  Ineanae,  Graue  Weiden. 

A.  Kapsel  kahl.  — Blätter  lineal-lanzettförmig,  langzugespitzt,  mit  feinen 
Sägezähnchen,  auf  der  Unterseite  weiss-grau-filzig.  Deckblätter  rotgelb. 
Fruchtknoten  kahl,  mit  einem  Stielchen  von  doppelter  Länge  der  Honig- 
schuppe. Blütezeit  April,  Mai;  XXII.  2.  Strauch  oder  bis  gegen  6 Meter 
hoher  Baum.  An  Alpenflüssen  und  mit  ihnen  in  die  Thäler,  etwa  bis 
Strassburg,  München  und  in  das  südöstliche  Schlesien  hinabsteigend.  Bis- 
weilen angepflanzt.  S.  incana  Schrank,  dräue  Weide. 

B.  Kapsel  filzig-behaart. 

1.  Blätter  oberseits  grau  oder  schmutzig  grün,  unterseits  grauweiss-filzig, 
runzelig-aderig.  Nur  aus  Österreichisch -Schlesien  und  nur  in  weib- 
lichen Exemplaren  bekannt.  (S.  salviaefolia  Koch,  S.  ole’ifolia  Yillars.) 
S.  incana  x aurita  Wimmer,  Salbeiblätterige  Weide. 

2.  Blätter  oberseits  glänzend  grün,  unterseits  weiss-filzig.  An  Flussufern, 
sehr  selten,  in  Schlesien  und  Baden.  (S.  Seringeana  Gaudin,  S.  lan- 
ceolata  Seringe).  S.  caprea  X incana  Wimmer,  Seringes  Weide. 

5.  Stamm:  Purpureae,  Purpurweiden. 

A.  Staubfäden  ganz  miteinander  verwachsen,  sodass  nur  1 Staubblatt  vor- 
handen zu  sein  scheint.  (Yergl.  Tafel  170,  Fig.  1.) 

1.  Blätter  scharfgesägt,  ganz  kahl,  zart,  blaugrün,  unterhalb  blasser- 
Nebenblätter  fast  oder  ganz  fehlend.  — Strauch  mit  gespreizten  gelben 
oder  rötlichen  Zweigen  und  langlanzettlichen , zugespitzten  Blättern. 
Blütezeit  März,  April;  XXII.  10  (scheinbar  XXII.  1)  Kapsel  eiförmig, 
sitzend  mit  eiförmigen  Narben.  An  feuchten  Orten,  Ufern,  Wiesen 
und  Waldrändern  häufig.  S.  purpurea  L.,  Purpurweide.*) 

Besondere  Formen  der  Purpurweide  sind:  Die  Bach-  oder  Schnecken- 
weide (S.  Helix  L.)  mit  nur  wenig  abstehenden  Zweigen  und  Lamberts 
Weide  (S.  Lambertiana  Smith)  mit  viel  dickeren  Kätzchen  und  brei- 
teren Blättern. 


*)  Tafel  170.  Salix  purpurea  L.  A Zweig  mit  eben  schwellenden 
Knospen ; B Zweig  mit  männlichen,  C mit  weiblichen  Kätzchen,  D mit  Blättern ; 
1 männliche,  2 weibliche  Blüte,  jede  mit  ihrem  Deckblatt  und  Nektarium. 
1 und  2 vergrössert. 


21 


2.  Blätter  gekerbt,  in  der  Jugend  beiderseits  seidenhaarig,  im  Alter  ganz 
kahl,  oberhalb  glänzend,  unterhalb  matt.  Nebenblätter  lanzettförmig. 
Bei  Wien.  (S.  calliantha  Kerner.)  S.  purpurea  X (laphnoides  Kerner, 
Schönbliibende  Weide. 

B.  Staubfäden  nur  teilweise  miteinander  verwachsen. 

a.  Die  ausgewachsenen  Blätter  sind  ganzrandig,  am  Rande  etwas  zurück- 
gerollt, in  der  Jugend  fein  seidenhaarig,  im  Alter  oberseits  kahl. 
Nicht  selten.  (S.  rubra  Hudson,  S.  fissa  Ehrhart.)  S.  viininalis  X 
purpurea  Wimmer,  Rote  Weide. 

Bemerkenswerte  Formen  sind:  Die  Sanddornblätterige  Weide 
(S.elaeagnifolia  Tausch)  mit  stets  gelben  Staubbeuteln  und  in  der  Jugend 
kurzhaarigen  Zweigen;  Forbys  Weide  (S.  Forbyana  Smith)  mit  zuletzt 
schwärzlich  werdenden  Staubbeuteln  und  stets  kahlen  Zweigen. 

b.  Die  ausgewachsenen  Blätter  sind  nicht  ganzrandig. 

ö.  Das  Stielchen  des  Fruchtknotens  ist  so  lang  wie  das  Nektarium; 
Blätter  feingesägt,  oberseits  dunkelgrün  und  im  Alter  kahl,  unter- 
seits  blaugrün,  mit  wenigen  weichen  Haaren.  In  Böhmen,  Schle- 
sien, Posen.  (S.  Pontederana  Schleicher.)  S.  purpurea  X cinerea 
Wimmer,  Pontederas  Weide. 

ß.  Das  Stielchen  des  Fruchtknotens  ist  doppelt  so  lang  oder  länger 
als  das  Nektarium. 

1.  Ausgewachsene  Blätter  auf  der  Oberseite  spiegelglänzend,  auf 
der  Unterseite  zerstreut  behaart.  In  Schlesien  häufig,  selten  am 
Harz  und  in  Nordostdeutschland.  (S.  Doniana  Smith.)  S.  pur- 
purea x rep ens  Wimmer,  Dons  Weide. 

2.  Ausgewachsene  Blätter  auf  der  Oberseite  etwas  glänzend,  auf 
der  Unterseite  kahl,  graugrün.  Im  Riesengebirge.  (S.  Siegerti 
Anderssen.)  S.  silesiaca  x purpurea  Wimmer,  Siegerts  Weide. 

C.  Staubfäden  nicht  miteinander  verwachsen. 

1.  Blätter  oberseits  glänzend  grün,  beiderseits  ganz  kahl;  Kätzchen 
schlank.  In  Posen.  (S.  Ritschelii  Anderssen.)  S.  livida  X purpurea 
Wimmer,  Ritschels  Weide. 

2.  Blätter  oberseits  etwas  runzelig,  trübgrün,  in  der  Jugend  kurz-  und 
weichhaarig,  zuletzt  kahl  oder  fast  kahl;  Kätzchen  gedrungen.  Böhmen 
und  Baden.  (S.  auritoides  Kerner,  S.  dichroa  Döll.)  S.  aurita  X 
purpurea  Wimmer. 

6.  Stamm;  Pruinosae,  Sehimmelweiden. 

Hierher  nur  die  Kellerhalsblätterige  Küsten-  oder  Dänen -Weide, 
S.  dapbnoides  Villars.  Sie  wird  ein  über  10  bis  12  Meter  hoher  Baum  mit 
breiter  Krone.  Ihre  Zweige  sind  anfangs  grün,  dann  dunkelrotbraun  und 


22 


mit  einem  bläulich-weissen  Reife  überzogen,  sollte  er  fehlen,  dann  bildet  er 
sich  doch,  sobald  die  abgebrochenen  Zweige  anfangen  zn  trocknen.  Die 
Blätter  sind  länglich-lanzettlich,  zugespitzt,  gesägt;  jung  mit  zottigen  Haaren 
bedeckt,  erwachsen  kahl.  Die  Nebenblätter  sind  halbherzförmig.  Blüte- 
zeit März,  April;  XXH.  2.  Sie  findet  sich  in  den  Thälern  der  Yoralpen 
und  steigt  von  da  an  sandigen  Flussufern  in  die  Ebenen  hinab,  fehlt  meist 
in  Mitteldeutschland  und  tritt  in  Norddeutschland,  wo  sie  auf  den  Ostsee- 
dünen vielfach  vorkommt,  wieder  häufig  auf. 

Besondere,  seltene  Formen  sind  die  Spitzblätterige  Weide,  S.  acutifolia 
Willdenow  und  die  Pommersclie  Weide,  S.  pomeranica  Willdenow. 

7.  Stamm:  Viminales,  Korb-  oder  Hanfweiden. 

A.  Nebenblätter  kürzer  als  der  Blattstiel. 

1.  Junge  Äste  nackt  oder  dünn  behaart;  Nebenblätter  lanzettlich- 
linealisch ; Griffel  so  lang  oder  länger  als  die  fadenförmige  Narbe.  — 
Blätter  lang  und  schmal,  lanzettförmig;  lang  zugespitzt,  schwach  aus- 
geschweift, vielfach  mit  eingerolltem  Rande;  Blattunterseite  seiden- 
haarig, weiss  glänzend,  Oberseite  spinnwebig  behaart.  Deckblätter 
der  Kätzchen  dunkelbraun,  silberhaarig.  Blütezeit  März,  April ; XXH.  2. 
S bis  4 Meter  hoch;  eine  der  gemeinsten  Uferweiden.  S.  viminalis  L., 
Gemeine  Korb-,  Band-  oder  Hanfweide.*) 

2.  Junge  Äste  dicht -samtartig -graufilzig;  Nebenblätter  nieren-halbherz- 
förmig;  Griffel  kürzer  als  die  Narbe.  — An  Ufern  und  feuchten  Orten 
nicht  ganz  selten.  (S.  velutina  Schräder;  S.  Smithiana  Auct;  S.  lanci- 
folia  Döll.)  S.  cinerea  X viminalis  Wimmer,  Smiths  Weide. 

B.  Nebenblätter  so  lang  als  der  Blattstiel. 

1.  Blätter  untersei ts  filzig.  Äusserst  selten,  Norderney,  Oldenburg. 
(S.  stipularis  Smith,  S.  Hostii  Kerner.)  S.  viminalis  X caprea  Wimmer, 
Nebenblatt-Weide. 

2.  Blätter  unterseits  dünn -seidenhaarig,  hellgrau.  Meist  baumartig,  viel- 
fach angebaut.  (S.  sericans  Tausch,  S.  lanceolata  Fries.)  S.  caprea 
X viminalis  Wimmer,  Lanzettblätterige  Weide. 

Findet  sich  in  2 Formen:  a.  lancifolia  Wimmer  (S.  acuminata 
Smith).  Filz  der  Blattunterseite  matt,  nicht  seidenglänzend,  Griffel  länger 
als  die  Narben,  ß.  angustifolia  Wimmer  (S.  mollissima  Smith,  mit 
purpurbraunen  Zweigen;  S.  Smithiana  Willdenow,  mit  hellledergelben 
Zweigen),  Filz  der  Blattunterseite  glänzend;  Griffel  kürzer  als  die 
Narben. 


*)  Tafel  171.  Salix  viminalis  L.  A Blütenzweig  der  männlichen,  B der 
weiblichen  Pflanze;  C jüngere,  D ausgewachsene  Blätter;  1 männliche,  2 weib- 
liche Blüte;  3 Frucht;  4 und  5 Same.  1,  2,  3 und  5 vergrössert. 


23 


8.  Stamm:  Capreae,  Salweiden. 

A.  Ausgewachsene  Blätter  unterseits  behaart  (meist  filzig). 

a.  Stiel  der  Kapsel  wenigstens  so  lang  wie  das  Blütendeckblatt. 
a.  Zweige  und  Knospen  kahl. 

1.  Nebenblätter  kürzer  als  der  Blattstiel.  — Blätter  eiförmig, 
länglich  oder  elliptisch,  zuweilen  fast  kreisrund,  mit  zurück- 
gekrümmter Spitze  und  wenig  wellig -gekerbtem  Rande;  auf  der 
Oberseite  kahl,  auf  der  Unterseite  bläulichgrün,  filzig.  Blütezeit 
März,  April;  XXII,  2.  Strauch  oder  mässig  grosser  Baum;  in 
Laub-  und  Nadelwäldern,  an  Waldrändern,  in  Gebüschen  und  an 
Flussufern  häufig.  S.  caprea  L.,  Sal-,  Palm  weide.*) 

2.  Nebenblätter  wenigstens  so  lang  als  der  Blattstiel.  — Blätter 
verkehrt- eiförmig,  kurz  zugespitzt,  flach,  undeutlich  wellig,  gesägt, 
im  Alter  oberseits  grün  und  kahl,  unterseits  graugrün,  flaumig. 
Nebenblätter  gross,  nierenförmig,  zugespitzt.  Kätzchen  an  ihrem 
Grunde  mit  ziemlich  grossem  Laubblättchen.  Blütezeit  März, 
April;  XXII,  2.  Strauch  oder  Baum,  zerstreut  in  den  Waldungen 
der  Voralpen  und  auf  dem  Feldberg.  S.  grandiflora  Seringe, 
Grossblätterige  Weide. 

ß.  Zweige  und  Knospen  grauflaumig.  — Blätter  elliptisch  oder  ver- 
kehrt-eiförmig, beiderseits  kurz  zugespitzt,  flach,  wellig-gesägt,  grau- 
grün, oberseits  flaumig,  unterseits  kurzhaarig -filzig.  Nebenblätter 
klein,  nierenförmig.  Blütezeit  anfangs  April;  XXII,  2.  Kleiner, 
durch  das  ganze  Gebiet,  an  feuchten  Orten,  Wiesen,  Ufern,  Wald- 
rändern verbreiteter  Strauch  oder  Baum.  S.  cinerea  L.,  Aschen- 
weide, Werftweide. 

b.  Stiel  der  Kapsel  nur  halb  so  lang  wie  das  Blütendeckblatt.  — Blätter 
verkehrt -eiförmig  oder  elliptisch,  kurz  zugespitzt,  wellig  gesägt, 
runzelig,  oberseits  kurz -flaumig  und  dunkelgrün,  unterseits  dünnfilzig 
und  bläulichgrün.  Die  Nebenblätter  sind  gross  und  bleiben  so  lange 
wie  die  Blätter,  sodass  diese  an  ihrem  Grunde  geÖhrt  erscheinen. 
Blütezeit  April,  Mai;  XXII,  2.  Ein  an  feuchten  Orten,  in  Wiesen, 
Waldungen,  Moor-  und  Torfbrüchen  durch  das  ganze  Gebiet  ver- 
breiteter Strauch.  S.  aurita  L.,  Ohrweide,  Geöhrte  Weide. 

B.  Ausgewachsene  Blätter  unterseits  kahl. 


*)  Tafel  171a.  Salix  Caprea  L.  A männlicher,  B weiblicher  Blütenzweig; 
C Blattzweig;  D Blütenzweig  mit  eben  aufspringenden  Knospen;  1 männliche, 
2 weibliche  Blüte,  jede  mit  ihrem  Deckblatte  und  Nektarium;  3 junge,  4 auf- 
gesprungene Frucht;  5 Same.  1 bis  3 und  5 vergrössert. 


24 


1.  Stiel  der  Kapsel  kürzer  als  das  Blütendeckblatt.  — Blätter  verkehrt- 
eiförmig,  zugespitzt,  grob -wellenförmig  gesägt,  beiderseits  fast  gleich- 
farbig, im  Alter  ganz  kahl.  Nebenblätter  gross,  nieren- herzförmig. 
Blütezeit  Mai,  Juni;  XXII,  2.  Strauch  der  Karpathen,  der  Schlesischen 
und  Mährischen  Gebirge.  S.  Silesiaca  Willdenow,  Schlesische  Weide. 

2.  Stiel  der  Kapsel  länger  als  das  Blütendeckblatt.  — Blätter  eiförmig 
oder  länglich -verkehrt -eiförmig,  kurz  zugespitzt,  unterseits  bläulich- 
grün. Blütezeit  April;  XXII,  2.  Ein  in  den  Moorbrüchen  Schle- 
siens, Posens  und  Ostpreussens  seltner  Strauch.  (S.  depressa  Auct. 
[Koch?],  S.  Starkeana  Willdenow.)  S.  livida  Wahlenberg,  Blau- 
blätterige Weide. 

9.  Stamm:  Hastatae,  Spiessblätterige  Weiden. 

1.  Nebenblätter  halbherzförmig  mit  gerader  Spitze;  Staubfäden  nicht  be- 
haart. — Blätter  eiförmig  oder  elliptisch,  kahl,  klein  gesägt,  beim  Welken 
rotbraun  werdend.  Blütendeckblättchen  mit  langen,  zottigen,  indes  bald 
zusammenschrumpfenden  Haaren  besetzt.  Blütezeit  Mai,  Juni;  XXI,  2. 
Seltene,  in  sumpfigen  Gebirgsabhängen  der  Mährischen  Gesenke,  der 
Alpen  und  am  alten  Stollberg  im  Harz  vorkommende  Strauchweide. 
S.  hastata  L.,  Spiessblätterige  Weide.*) 

2.  Nebenblätter  fehlen  oder  sind  durch  kleine  Drüsen  ersetzt.  Staubfäden 
in  ihrer  unteren  Hälfte  behaart.  — Blätter  lederig,  länglich -verkehrt- 
eiförmig, gesägt,  kahl,  unterseits  bläulich -grün,  beim  Welken  rotbraun 
werdend.  Blütezeit  Mai  bis  Juli;  XXII,  2.  Strauch  weide;  an  Bächen  und 
feuchten  Abhängen  der  Voralpen,  in  Würtemberg  bei  Ulm  u.  a.  S.  glabra 
Scopoli,  Kahlblätterige  Weide. 

10.  Stamm:  Nigrieantes,  Schwarzwerdende  Weiden. 

A.  Fruchtknotenstiel  mehreremal  länger  als  das  Nektarium. 

1.  Nebenblätter  gross,  so  lang  als  der  Blattstiel  und  halb  so  breit  als 
lang,  halbherzförmig.  — Blätter  länglich  oder  eirund,  wellig -gesägt, 
unterseits  grau  mit  grüner  Spitze.  Blütezeit  April,  Mai;  XXII,  2.  In 
feuchten  Wiesen,  Brüchen  und  an  Ufern  vorkommende  Strauchweide; 
zumal  häufig  in  den  Alpen  und  von  dort  auf  die  Hochebenen  hinab- 
steigend, ist  sie  in  Mitteldeutschland  selten  und  tritt  in  Norddeutsch- 
land wieder  häufiger  auf.  S.  nigricans  Smith,  Schwarzwerdende 
Weide. 


*)  Tafel  172.  Salix  hastata.  A männlicher,  B weiblicher  Blüten  zweig; 
C Blatt;  1 männliche  Blüte  vom  Rücken  aus  gesehen;  2 weibliche  Blüte  mit 
ihrem  Deckblatte  und  Nektarium;  3 aufgesprungene  Frucht.  1,  2,  3 vergrössert. 


25 


2.  Nebenblätter  unscheinbar,  sehr  schmal.  — Blätter  eiförmig- länglich, 
unterseits  bläulich -grün,  zuletzt  ganz  kahl.  Blütezeit  April;  XXII,  2. 
Strauchartig;  selten,  auf  dem  Brocken.  S.  phylicifolia  L.,  Zweifarbige 
Weide,  Myrtenblätterige  Weide.*) 

3.  Nebenblätter  klein,  ei -herzförmig.  — Zuweilen  angepflanzte  Strauch- 
weide; wild  bei  Leipzig.  S.  phylicifolia  X caprea  Wimmer,  Lorber- 
blätterige  Weide. 

B.  Fruchtknotenstiel  kürzer  als  das  Nektarium.  — Blätter  lanzettförmig  und 
spitz,  oder  eiförmig  und  stumpf,  gesägt,  im  Alter  kahl.  Blütezeit  Juni, 
Juli;  XXII,  2.  Bis  1 Meter  hohes  Bäumchen  der  Alpen  und  Voralpen. 
S.  arbuscula  L.,  Bäumchen -Weide. 

11.  Stamm:  Myrtilloides,  Heidelbeerblätterige  Weiden. 

Hierher  nur  die  Heidelbeerblätterige  Weide,  S,  myrtilloides  L.  Sie  hat 
ein  kriechendes,  mit  aufstrebenden  schlanken  Zweigen  besetztes  Stämmchen. 
Blätter  eiförmig,  an  ihrem  Grunde  mitunter  fast  herzförmig,  glanzlos,  unter- 
seits graubläulich,  netzaderig;  Nebenblätter  halbeiförmig;  Fruchtkätzchen 
langgestielt;  die  Kapseln  unbehaart.  Blütezeit  Mai,  Juni;  XXH,  2.  Sie 
findet  sich  in  sumpfigen  Heiden,  waldigen  Moorsümpfen  und  Moostriften  in 
Schlesien,  Bayern  und  vereinzelt  in  Preussen.  **) 

12.  Stamm:  Repentes,  Kriechende  Weiden. 

A.  Blätter  unterseits  seidenhaarig.  Nebenblätter  lanzettlich.  Blütezeit  April; 
XXII,  2.  ln  Torfmooren,  moorigen  Wiesen  und  auf  feuchten,  sandigen 
Stellen.  In  Moorgegenden  häufig,  anderwärts  selten.  S.  repens  L., 
Mattenweide,  Sand-  oder  Kriechweide. 

Formen  sind: 

1.  Blätter  mit  zurückgekrümmter  Spitze, 
a.  Kapseln  filzig. 

a.  Blätter  lanzettlich:  vulgaris  Koch. 

ß.  Blätter  länglich -eiförmig:  fusca  Koch  (S.  versifolia  Wahlenberg) 
im  Heidewald. 

y.  Blätter  eirund  oder  eiförmig -rundlich:  argentea  Koch  (S.  are- 
naria  L.;  S.  lanata  Thuillier)  auf  Heideboden. 

*)  Tafel  173.  Salix  phylicifolia.  A männlicher,  B weiblicher  Blüten- 
zweig; C Zweig  mit  erwachsenen  Blättern;  1 männliche  Blüte;  2 weibliche 
Blüte  mit  ihrem  Deckblatte  und  Nektarium.  1 und  2 vergrössert. 

**)  Tafel  174.  Salix  myrtilloides.  A männlicher,  B weiblicher,  C be- 
blätterter Zweig;  1 männliche,  2 weibliche  Blüte  von  vorne  gesehen,  jede  mit 
ihrem  Deckblatte  und  ihrem  Nektarium;  3 Blatt.  1 und  2 vergrössert. 

Thomö  Flora.  II.  4 


26 


b.  Kapseln  kahl. 

d.  Blätter  rückwärts  seidenhaarig : leiocarpa  Koch. 

e.  Blätter  in  der  Jugend  seidenhaarig,  später  kahl:  fimnarchia  Koch. 
2.  Blätter  lang  lanzettlich,  mit  gerader  Spitze:  rosmarinifolia  Garcke. 

Auf  Torfboden. 

B.  Blätter  unterseits  runzelig,  mit  angedrückten,  zottigen  Haaren,  zuletzt 
kahl.  In  Torf-  und  Moorwiesen,  bisweilen  angepflanzt.  (S.  ambigua 
Ehrhart;  S.  incubacea  L.)  Auf  Moorwiesen.  S.  aurita  X repens  Wimmer], 
Zwitterweide. 

13.  Stamm:  Frigidae,  Alpenweiden. 

A.  Blätter  auf  der  Unterseite  mit  zottigen  Seidenhaaren. 

1.  Kätzchen  sitzend.  Erwachsene  Blätter  auf  der  Oberseite  runzelig,  auf 
der  Unterseite  filzig.  — Blätter  elliptisch -eiförmig  oder  lanzettlich,  in 
der  Jugend  seidenhaarig-zottig.  Nebenblätter  halbherzförmig.  Kätzchen 
dick;  Früchte  bei  der  Stammform  dicht  behaart.  Blütezeit  Mai,  Juli; 
XXII,  2.  An  feuchten  und  sumpfigen  Orten,  durch  die  ganze  Alpen- 
kette und  die  höheren  Gebirge  verbreitet,  jedoch  nirgends  häufig. 
S.  Lapponum  L.,  Lappländische  Weide. 

Die  Form  S.  Daphneola  Tausch  hat  unbehaarte  Früchte. 

2.  Kätzchen  langgestielt.  Blätter  länglich-lanzettförmig,  ganzrandig,  spitz, 
in  der  Jugend  beiderseits  seidenzottig,  zuletzt  fast  kahl,  unterseits  grau. 
Blütezeit  Juni,  Juli;  XXII,  2.  Nur  auf  den  höchsten  Alpen;  sehr 
selten.  S.  glauca  L.,  Blaugriine  Weide. 

B.  Blätter  beiderseits  völlig  kahl. 

1.  Blätter  glanzlos,  mit  zurückgerolltem  Rande,  klein  eirund  oder  lanzett- 
lich, beiderseits  bläulich-grün.  Blütezeit  Juni,  Juli;  XXII,  2.  Selten, 
auf  den  höchsten  Alpen.  S.  caesia  Villars,  Bleifarbige  Weide. 

2.  Blätter  glänzend,  mit  kleingesägtem  Rande.  Der  Heidelbeere  (Vac- 
cinium  myrtillus  L.)  ähnliche  Pflanze.  Blütezeit  Juni,  Juli;  XXH,  2. 
In  der  ganzen  Alpenkette  verbreitet.  S.  myrsinites  L.,  Myrsine  Weide. 

14.  Stamm:  Glaciales,  Gletscher  weiden. 

A.  Kapseln  filzig;  Blätter  langgestielt.  — Blätter  eirund,  oberseits  runzelig, 
unterseits  bläulich-grün  und  mit  dichtem  Adernetze  überzogen.  Blütezeit 
Juli,  August;  XXII,  2.  Niederliegender  Zwergstrauch  aus  der  Nähe  der 
Schneeregion  der  Alpen.  S.  reticulata  L.,  Netzblätterige  Weide. 

B.  Kapseln  kahl;  Blätter  kurzgestielt. 

1.  Blätter  gesägt,  kreisrund  oder  eiförmig,  kahl,  netzaderig,  beiderseits 
glänzend.  — Blütezeit  Mai,  Juni;  XXII,  2.  In  Felsritzen  der  Hoch- 


27 


alpenregion  und  im  Riesengebirge  auf  den  am  längsten  vom  Schnee 
bedeckten  Stellen.  Der  holzige  Stengel  liegt  meist  in  oder  auf  dem 
Boden,  so  dass  nur  die  letzten,  fast  krautartigen  Triebe  sichtbar  sind. 
S.  lierbacea  L.,  Krautartige  Weide. 

2.  Blätter  ganzrandig,  am  Grunde  mit  kleinen  Zähnchen,  bei  der  Stamm- 
form länglich -keilförmig  mit  stumpfer  Spitze.  — Blütezeit  je  nach 
dem  Standorte  Mai  bis  August;  XXII,  2.  An  Felsabhängen  der 
höheren  Alpen  kriechender  Strauch.  S.  retusa  L.,  Stumpfblätterige 
Weide. 

Die  Form  S.  serpyllifolia  Scopoli,  Quendelblätterige  Weide,  hat  ver- 
kehrt-eiförmige Blätter. 

Tafel  175.  A Zweig  der  männlichen  Pflanze  von  Salix  retusa;  B Zweig 
der  weiblichen  Pflanze  von  Salix  serpyllifolia;  1 männliche,  2 weibliche 
Blüte,  jede  mit  ihr emD eckblatte,  von  Salix  retusa;  lbis3  aufgesprungene  Frucht. 
1 — 3 vergrössert. 

Gattung  207:  Populus  Tournefort,  Pappel. 

A.  Männliche  Blüte  mit  8 Staubblättern;  XXII,  7. 

a.  Blätter  unterseits  filzig  behaart. 

1.  Blätter  unterseits  schneeweiss  - filzig.  — Breitkroniger  Baum  von 
30  und  mehr  Meter  Höhe  mit  in  der  Jugend  weissfilzigen  Zweigen. 
Blätter  oberseits  dunkelgrün  und  kahl.  Blattumriss  rundlich,  doch 
sind  die  oberen  Blätter  der  Langtriebe  fünflappig,  die  unteren 
hingegen  nur  grobgezähnt.  Bäume  höheren  Alters  verlieren  den 
Blattfilz  mehr  und  mehr.  Blütendeckblätter  an  der  Spitze  gekerbt 
und  gewimpert.  Blütezeit  März,  April.  Findet  sich  in  feuchten 
Waldungen,  wahrscheinlich  aber  nur  verwildert;  wird  vielfach  an- 
gepflanzt. P.  alba  L.,  Silberpappel. 

2.  Blätter  unterseits  graufilzig,  zuletzt  mehr  oder  weniger  kahl,  rund- 
lich- bis  herz- eiförmig.  — Blütezeit  März,  April.  Blütendeckblätter 
tief  eingeschnitten  und  langgewimpert.  Bis  30  Meter  hoher  Baum, 
der  vielfach  angepflanzt  wird,  auch  in  feuchten  Waldungen,  aber 
wohl  nur  verwildert,  gefunden  wird.  (P.  canescens  Smith.)  P.  alba 
X tremula  Wimmer,  Graupappel. 

ß.  Blätter  in  der  Jugend  flaumig,  später  beiderseits  kahl.  — Die  Blätter 
der  Langtriebe  sind  breit  dreieckig,  zugespitzt,  mit  seicht  herzförmigem 
Grunde,  die  der  Kurztriebe  hingegen  rundlich,  ausgeschweift  buchtig 
gezähnt.  Blattstiel  lang  und  dünn,  sodass  die  Blätter  eine  grosse 
Beweglichkeit  besitzen  und  bei  dem  geringsten  Luftzuge  ein  eigen- 
tümliches Geräusch  verursachen.  Blütezeit  März,  April.  Blütendeck- 
blätter braun,  fingerförmig  eingeschnitten,  dicht  und  lang  gewimpert. 


28 


20  bis  30  Meter  hoher  Baum  in  feuchten  Waldungen  der  Ebene  und 
des  Gebirges.  P.  tremula  L.,  Zitterpappel,  Espe,  Aspe.*). 

B.  Männliche  Blüten  mit  12 — 30  Staubblättern;  XXII,  9. 

a.  Die  Aste  sind  gleich  an  ihrer  Ansatzstelle  nach  oben  gebogen,  laufen 
somit  dem  Stamme  in  ausgezeichneter  Weise  parallel  und  bilden  eine 
von  allen  Laubbäumen  ausgezeichnete,  langgestreckte,  spitze  Krone. 
Blätter  und  Blüten  gleichen  denen  der  Schwarzpappel  (Tafel  177), 
von  der  sie  auch  eine  Abart  zu  sein  scheint,  doch  ist  der  Rand  der 
Blütendeckblätter  in  zahlreiche,  fast  wimperartige  Enden  zerschlitzt. 
Blütezeit  März,  April.  Durch  das  ganze  Gebiet  angepflanzt  und  viel- 
fach, namentlich  in  Baden  und  Eisass,  in  grosser  Menge  verwildert. 
(P.  italica Moench.)  P.  pyramidalis  Ro zier,  Italienische,  Lombardische 
Pappel,  Spitz-  oder  Pyramidenpappel. 

b.  Die  Aste  stehen  vom  Stamme  ab,  bilden  eine  ausgebreitete  Krone. 

«.  Aste  schlank,  ledergelb;  Blattstiele  von  der  Seite  zusammen- 
gedrückt. 

1.  Jüngere  Aste  rundlich,  Wassertriebe  indes  dreikantig;  Frucht- 
knoten mit  2 Nähten.  — Jüngere  Blätter  rautenförmig,  ältere 
dreieckig  mit  abgerundetem  Grunde,  gesägt.  Blütendeckschuppen 
zerschlitzt,  nicht  gewimpert.  Blütezeit  April.  Wild  und  an- 
gebaut, an  feuchten  Stellen,  Ufern,  in  Wiesen  und  Wäldern 
durch  das  ganze  Gebiet  häufig;  oft  ein  mächtiger  Baum  von 
30  Meter  Höhe  und  2 Meter  Stammstärke.  P.  nigra  L., 
Schwarzpappel.**) 

2.  Jüngere  Aste  kantig;  Fruchtknoten  mit  4 Nähten. 

A.  Blätter  am  Rande  kahl  oder  mit  anliegenden  Haaren  besetzt. 
Aus  Amerika  stammender,  in  Anlagen  häufig  angepflanzter, 
mehrfach  verwilderter  Baum,  der  seine  mit  weisswolligem 
Haarschopf  versehenen  Samen  in  so  ungeheuerer  Menge 
ausstreut,  dass  der  Boden  wie  mit  Schnee  bedeckt  erscheint 
(cotton -wood).  P.  canadensis  Michaux,  Kanadische  Pappel. 


*)  Tafel  176.  Populus  tremula.  A männlicher,  B weiblicher  Blüten- 
zweig, C Blattzweig;  1 und  2 männliche,  3 und  4 weibliche  Blüten,  jede  mit 
ihrem  Deckblatte;  5 die  vierlappige  Narbe;  6 junge  Frucht;  7 reife,  auf- 
gesprungene Frucht;  8 Same.  1 bis  8 vergrössert. 

**)  Tafel  177.  Populus  nigra.  A männlicher,  B weiblicher  Blüten- 
zweig; C Blattzweig;  1 männliche  Blüte;  2 und  3 Staubblätter;  4 Staubbeutel 
im  Querschnitt;  5 weibliche  Blüte  mit  und  6 dieselbe  ohne  Deckschuppe;  7 sich 
öffnende  Frucht;  8 geöffnete  Frucht;  9 Same.  1 bis  9 vergrössert. 


29 


B.  Blätter  am  Rande  mit  kurzen,  steifen  Haaren  besetzt.  Aus 
Nordamerika  stammender,  vielfach  kultivierter  Baum.  P.  1110- 
nilifera  Aiton,  Halsband-,  Rosenkranzpappel. 

ß.  Aste  kurz  und  dick;  Blattstiele  rundlich,  oberseits  rinnenförmig. 

Blätter  unterseits  weisslich.  Knospen  sehr  gross  und  klebrig. 

1.  Blattstiel  kahl.  Aus  Nordamerika,  vielfach  angepflanzt.  P.  balsami- 
fera  L.,  Balsampappel. 

2.  Blattstiel  und  Blattrand  kurzhaarig.  Nordamerikanischer,  mehr- 
fach angepflanzter  Baum.  P.  candicans  Aiton,  Ontario-Pappel. 

2.  Ordnung:  Urticinae,  Nesselgewächse. 

Kennzeichen  siehe  auf  Seite  3.  Hierher  gehören  7 Familien: 

A.  Die  Staubblätter  liegen  in  der  Blütenknospe  gekrümmt  (vergl.  Tafel  179, 

Fig.  2,  3 und  5). 

1.  Samenknospe  und  Keimling  gerade;  Kräuter  (Tafel  178  und  179). 

40.  Familie:  Urticaceae,  Brennesselgewächse. 

2.  Samenknospe  und  Keimling  gekrümmt;  Bäume  (Tafel  180).  41.  Familie: 

Moraceae,  Maulbeergewächse. 

B.  Die  Staubblätter  liegen  in  der  Blütenknospe  gerade,  nicht  gekrümmt. 

«.  Blüten  zwitterig.  Frucht  eine  trockene  Flügelfrucht;  Bäume  (Tafel  184). 

44.  Familie:  Ulmaceae,  Ulmengewächse  (zum  Teil). 

ß.  Blüten  eingeschlechtlich,  zuweilen  mit  Zwitterblüten  untermischt. 

a.  Landpflanzen  (nicht  untergetauchte  Wasserpflanzen). 

1.  Zahlreiche  kleine  und  unscheinbare,  männliche  und  weibliche 

Blüten  stehen  im  Innern  eines  gemeinsamen,  krugartig  aus- 
gehöhlten Blütenbodens  (Tafel  181),  der  heranwachsend  eine 
fleischige  Scheinfrucht,  eine  Feige  bildet;  Baum  oder  Strauch 
(Tafel  181).  42.  Familie:  Artocarpaceae,  Brotfruchtgewächse. 

2.  Blüten  einhäusig,  in  langgestielten,  kugeligen  Blütenständen. 
Frucht  nussartig.  Bäume.  45.  Familie:  Platanaceae,  Platanen- 
gewächse. 

3.  Blüten  einzeln  oder  in  Trugdolden.  Frucht  eine  Scheinfrucht; 
Bäume  (Tafel  185).  Ulmaceae,  Ulmengewächse  (zum  Teil). 

4.  Blüten  zweihäusig,  männliche  in  Rispen,  weibliche  in  Büscheln 

oder  Kätzchen;  Kräuter  (Tafel  182  und  183).  43.  Familie: 

Cannabinaceae,  Hanfgewächse. 

b.  Untergetaucht  wachsende  Wasserpflanzen  (Tafel  186).  46.  Familie: 

Ceratophyllaceae,  Hornblattgewächse. 


30 


Die  Familien  der  Platanen-  und  Hornblattgewächse  haben  zu  den  üb- 
rigen Nesselgewächsen  nur  wenig  Verwandtschaft  und  werden  daher  auf 
die  mannigfachste  Weise  in  die  Reihe  der  Pflanzenfamilien  untergebracht. 
Die  Familien  der  Brennessel-,  Hanf-,  Brotfrucht-  und  Maulbeergewächse 
werden  oft  zu  der  Familie  der  Brennesselgewächse  (Urticaceae)  vereinigt. 

40.  Familie:  Urticaceae,  Brennesselgewächse. 

Die  einheimischen  sind  Kräuter  mit  zweihäusigen,  nicht  selten  mit 
Zwitterblüten  untermischten  Blüten.  Die  männlichen  Blüten  bestehen  aus 
einer  vierzipfeligen  Blütenhülle  und  eben  sovielen  vor  derselben  stehenden 
Staubblättern;  ihre  Staubfäden  sind  in  der  Knospe  bogenförmig  gekrümmt 
und  werden  beim  Aufblühen  elastisch  emporgeschnellt,  wobei  der  Blüten- 
staub wie  ein  kleines  Wölkchen  zerstäubt.  Die  weibliche  Blüte  besteht 
aus  einer  an  ihrem  Grunde  mehr  oder  weniger  verwachsenen  Blütenhülle 
und  einem  einjährigen  Fruchtknoten  mit  pinselförmiger  Narbe.  Jener  ent- 
hält eine  einzige,  aufrechte  Samenknospe.  Der  gerade  Keimling  liegt  in 
einem  fleischigen  Eiweiss. 

Gattungen. 

1.  Kräuter  mit  Brennhaaren.  Blütenhülle  der  weiblichen  Blüte  zweiteilig. 
Blätter  gegenüb  erstehend.  Urtica  L.,  Brennessel. 

2.  Leicht  zerbrechliche  Kräuter  ohne  Brennhaare.  Hülle  der  weiblichen 
Blüte  röhren-  oder  glockenförmig,  vierzipfelig.  Blätter  abwechselnd. 
Parietaria  L.,  Glaskraut. 

Gattung  208.  Urtica  L.,  Brennessel. 

Die  eiheimischen  Arten  nesseln,  d.  h.  verursachen  beim  Anfassen  eine 
mit  Schmerz  verbundene  Rötung,  oft  auch  Blasenbildung  der  Haut;  dies 
rührt  daher,  dass  die  Oberhaut  fast  aller  Organe  der  Brennesseln  besetzt 
ist  mit  grossen,  an  der  Spitze  spröden  Haaren,  mit  Brennhaaren,  welche 
beim  Anfassen  zerbrochen  werden  und  dann  ihren  scharfen  ätzenden  Saft 
auf  die  Haut  ergiessen. 

1.  Weibliche  Blüten  in  lockeren  Rispen. 

a.  Blüten  zweihäusig.  XXII,  4.  Blütenrispe  länger  als  der  Blattstiel.  — 
Blätter  länglich,  am  Grunde  herzförmig,  zugespitzt  und  grob  gesägt, 
ebenso  wie  der  Stengel  mit  weissen  krummen  Haaren  besetzt.  Blüte- 
zeit Juli  bis  September;  2J..  Bis  über  1 Meter  hohe,  an  Zäunen,  auf 
Schutthaufen,  in  Wäldern  u.  s.  w.  gemeine  Krautpflanze.  U.  dioica  L., 
Grosse  Brennessel.*) 

*)  Tafel  178.  Urtica  dioica.  A oberer  Teil  einer  männlichen  Pflanze;. 
1 Teil  einer  männlichen  Rispe;  2 männliche  Blüte  nach  der  Verstaubung’ 
3 Teil  einer  weiblichen  Rispe;  4 weibliche  Blüte  mit  ihren  Deckblättern,  die 


31 


Besondere  Formen  sind:  U.  microphylla  Hausmann;  Stengel 
sparsam  behaart,  Blätter,  abgesehen  von  den  Brennhaaren,  kahl; 
U.  subinermis  Uechtritz,  meist  ohne  Brennhaare;  beide  bei  Breslau, 
letztere  ausserdem  noch  bei  Potsdam  und  Weimar, 
b.  Blüten  einhäusig;  XXI,  4.  Blütenrispe  kürzer  als  der  Blattstiel.  — 
Blätter  eiförmig,  spitz,  eingeschnitten-gezähnt.  Blütezeit  Juli  bis  Sep- 
tember; ©;  Höhe  30  bis  60  cm.  Auf  Kulturland,  Schutt  u.  s.  w.  ge- 
mein. U.  urens  L.,  Kleine  Brennessel. 

2.  Weibliche  Blüten  in  langgestielten  kugeligen  Köpfchen;  einhäusig;  XXI, 4. — 
Blätter  eiförmig,  zugespitzt,  eingeschnitten -gesägt.  Blütezeit  Juli  bis 
Oktober;  0;  Höhe  30  bis  60  cm.  In  Südeuropa  einheimisch,  in  Deutsch- 
land auf  alten  Mauern,  Schutt  u.  dergl.  hier  und  da  verwildert.  U.  piluli- 
fera  L,  Pillennessel,  Kugelnessel,  Römische  Nessel. 

Gattung  209:  Parietaria  L.,  Glaskraut. 

1.  Stengel  unverzweigt,  aufrecht.  Blütenhülle  der  männlichen  und  der 

zwitterigen  Blüten  zuletzt  so  lang  wie  die  Staubfäden.  — Blätter  länglich- 
eiförmig, beiderseits  zugespitzt,  kurz  behaart,  durchscheinend  punktiert. 
Blütezeit  Juli  bis  November;  XXI,  4 oder  IV,  1;  2J.;  Höhe  30  bis  100  cm. 
Auf  Mauern,  Schutt,  an  Zäunen  u.  dergl.  zerstreut.  (P.  officinalis  L.) 
P.  erecta  Mertens  und  Koch,  Aufrechtes  Glaskraut.* *) 

2.  Stengel  verzweigt,  ausgebreitet;  Blütenhülle  der  männlichen  und  der 
zwitterigen  Blüten  zuletzt  doppelt  so  lang  wie  die  Staubfäden.  — Der 
Vv.  .gen  sehr  ähnlich,  aber  mit  eiförmigen  Blättern.  Blütezeit  Juni  bis 
Oktober;  XXII,  4 oder  IV,  1;  2J.;  Höhe  30  cm.  Auf  Mauern,  Schutt, 
an  Zäunen  u.  s.  w.  zerstreut.  (P.  ramiflora  Moench.)  P.  diffiisa  Mertens 
und  Koch,  Ausgebreitetes  Glaskraut. 


pinselförmige  Narbe  tritt  zwischen  den  Blütenhüllblättern  heraus;  5 weibliche 
Blüte  mit  ihren  Deckblättern  eine  Frucht  einschliessend ; 6 die  Deckblätter  und 
das  vordere  Blütenhüllblatt  sind  entfernt,  um  die  Frucht  sehen  zu  lassen; 
7 Teil  des  Stengels,  an  demselben  rechts  ein  grosses  Brennhaar.  1 bis  7 ver- 
grössert. 

*)  Tafel  179.  Parietaria  erecta.  A und  B die  Teile  einer  durch- 
geschnittenen Pflanze;  1 Teil  eines  Blütenknäuels  (in  jeder  Gabel  sitzt  eine  weib- 
liche Blüte,  an  den  Seiten  und  Spitzen  finden  sich  dagegen  männliche  oder 
Zwitterblüten);  2 männliche  Blüte  von  oben  gesehen,  in  der  Mitte  der  narben- 
lose Rest  eines  Fruchtknotens,  ringsherum  die  4 Staubblätter,  deren  Staubbeutel 
von  den  Staubfäden  umrollt  sind  (vergl.  Fig.  5);  3 Zwitterblüte  nach  Entfer- 
nung der  Blütenhülle  mit  noch  eingerollten  Staubblättern;  4 Zwitterblüte  mit 
aufgerollten  Staubblättern;  5 Zwitterblüte,  vorn  zum  Teil  weggeschnitten,  mit 
1 aufgerollten  und  2 noch  in  gekrümmter  Lage  sich  befindenden  Staubblättern; 
6 weibliche  Blüte  mit  ihrem  Deckblatte;  7 Stempel.  1 bis  7 vergrössert. 


32 


41.  Familie:  Moraceae,  Maulbeergewächse. 

Sie  sind  von  den  Brennesselgewächsen  hauptsächlich  durch  ihre  eigen- 
tümlichen Scheinfrüchte  und  die  gekrümmte  Samenknospe  mit  gekrümmtem 
Keimling  unterschieden,  weniger  durch  ihre  Tracht,  denn  wenn  auch  unsere 
Brennnesselgewächse  Kräuter  sind,  so  giebt  es  doch  in  den  Tropen  dahin 
gehörende  Bäume. 

Gattung  210:  Morus  Tournefort,  Maulbeere.  XXI,  4. 

Jede  Beere  entsteht  aus  einem  ganzen  Blütenstande,  aus  20,  30  und 
mehr  Blüten;  jedes  Einzelfrüchtchen  durch  Saftigwerden  und  Verschmelzen 
der  Deckblätter  mit  den  Blütenhüllblättem.  Die  Blätter  sind  ausserordentlich 
verschiedengestaltig,  ungeteilt  oder  gelappt. 

1.  Weibliche  Blutenstände  fast  sitzend;  Rand  der  Blütenhülle  rauhhaarig; 
Scheinheere  schwarzviolett.  Blütezeit  Mai.  Mittelgrosser  Baum;  stammt 
aus  dem  Oriente;  wird  der  wohlschmeckenden  Früchte  halber  vielfach 
angebaut.  Morus  nigra  L.,  Schwarze  Maulbeere.*) 

2.  Weibliche  Blütenstände  länger  gestielt;  Rand  der  Blütenhülle  kahl; 
Scheinbeere  weiss.  Blütezeit  Mai.  Mittelgrosser  Baum  aus  dem  Oriente. 
Wird  vielfach  angepflanzt,  weil  ihre  Blätter  der  Seidenraupe  zur  Nahrung 
dienen;  aber  obgleich  sie  im  Rheinthale  etwa  bis  Köln,  namentlich  längs 
der  Eisenbahnlinien,  vielfach  angepflanzt  wurde,  müssen  doch  die  Be- 
strebungen, dort  die  Seidenzucht  einzuführen,  als  gescheitert  betrachtet 
werden.  M.  alba  L.,  Weisse  Maulbeere. 

42.  Familie:  Artocaryaceae , Brotfruchtgewächse. 

Den  Maulbeergewächsen  nahe  verwandte,  Milchsaft  führende  Bäume 
oder  Sträucher  mit  grossen,  meist  bald  abfallenden  Nebenblättern  und  in 
der  Knospe  eingerollt  liegenden  Laubblättern.  Sie  sind  namentlich  durch 
ihre  eigentümlichen  Scheinfrüchte  gekennzeichnet. 

Gattung  211:  Ficus  L.,  Feige.  XXI,  3. 

Nebenblätter  gross,  jedesmal  die  Endknospe  einschliessend. 

Hierher  nur  Ficus  Carica  L.,  die  Feige,  ein  mässig  (6  bis  8 M.)  hoher 
Baum  oder  Strauch,  dessen  jüngere  Zweige  und  krautigen  Teile  eine  grosse 
Menge  eines  weissen  Milchsaftes  enthalten.  Die  Blätter  sind  gestielt,  tief 


*)  Tafel  180.  Morus  nigra  L.  A weiblicher  Blütenzweig;  1 männliche, 
2 weibliche  Blüte;  3 weibliche  Blüte,  bei  welcher  die  Ränder  der  Blütenhüll- 
blätter abgeschnitten  wurden;  4 einzelne  Frucht  durchschnitten,  um  den  ge- 
bogenen Keimling  zu  zeigen;  5 und  6 halb  und  ganz  reife  Scheinbeere  (eine 
Scheinfrucht,  bei  der  jedes  Körnchen  für  sich  eine  Frucht  ist;  das  Fleisch  dieser 
Einzelfrüchte  ist  durch  das  Fleischigwerden  der  Blütenhüllblätter  entstanden). 


33 


drei-  oder  fünflappig.  Die  Blüten  stehen  in  grosser  Zahl  im  Innern  eines 
ansgehöhlten  bimförmigen  Blütenkruges.  Dieser  besitzt  an  seinem  Scheitel 
eine  enge,  von  dicht  gestellten  Blättchen  umgebene  Mündung  und  bildet 
zur  Zeit  seiner  Reife  eine  beerenartige  Scheinfmcht,  die  als  Speise  beliebte 
Feige.  Die  Blüten  haben  eine  drei-  bis  sechsteilige  Blütenhülle,  welche  in 
der  männlichen  Blüte  meist  3 (1  bis  6)  Staubblätter,  in  der  weiblichen 
einen  Stempel  einschliesst,  aus  dem  sich  eine  häutige  Schliessfrucht  (die 
kleinen  in  den  reifen  Feigen  enthaltenen  Körnchen)  entwickelt.  Blütezeit 
Juli,  August;  XXL  3.  Sie  stammt  aus  Asien,  wird  aber  vielfach  kultiviert 
und  ist  in  Südtirol,  Tessin  und  in  allen  nach  Süden  geöffneten  Alpenthälem 
bis  zu  600  Meter  Meereshöhe  verwildert. 

Tafel  181.  Ficus  Carica  L.  A Fruchtzweig;  1 Längsschnitt  durch  eine 
junge  Feige,  um  die  einzelnen  Blüten  zu  zeigen;  2 männliche,  3 weibliche  Blüte; 
4 Scheinfrucht;  5 Schliessfrucht;  6 dieselbe  durchschnitten.  1 bis  3,  5 und  6 
ver  gross  ert. 

43.  Familie:  Cannabinaceae , Hanfgewächse. 

Zweihäusige  Pflanzen,  deren  männliche  Blüten  in  traubigen  oder  rispigen 
Blütenständen  vereint  sind  und  aus  einer  fünfteiligen  Blütenhülle  und  5 vor 
deren  Zipfeln  sitzenden  Staubblättern  bestehen.  Die  weiblichen  Blüten 
bilden  Kätzchen;  jede  derselben  hat  eine  grosse  Blütenscheide  und  besteht 
aus  einem  vierfächerigen,  vielsamigen  Fruchtknoten,  der  fadenförmige  Narben 
trägt  und  an  seinem  Grunde  umgeben  ist  von  einer  becherförmigen,  eng 
anliegenden,  häutigen  Blütenhülle. 

Gattungen: 

1.  Windende  Kräuter.  Die  weiblichen  Blüten,  deren  jede  ihre  Blütenscheide 
hat,  stehen  zu  je  zweien  in  den  Achseln  grosser  Deckblätter,  welche 
einen  trockenhäutigen  Zapfen  bilden:  Humulus  L.,  Hopfen. 

2.  Nichtwindende  Kräuter.  Die  weiblichen  Blüten  (jede  mit  ihrer  Blüten- 
scheide) stehen  einzeln  in  den  Achseln  ihrer  Deckblätter:  Cannabis  L.,  Hanf. 

Gattung  212:  Cannabis  L.,  Hanf. 

Hierher  nur  der  Hanf,  Cannabis  sativa  L.,  ein  einjähriges  bis  1 1j2  Meter 
hohes  Kraut.  Die  Blätter  sind  langgestielt,  fünf-  bis  siebenfingerig  geteilt, 
mit  schmal  lanzettlichen , spitz  gesägten  Zipfeln;  die  obersten  Blätter  sind 
nur  dreifingerig  oder  ganz  ungeteilt.  Die  männlichen  Blüten  stehen  in 
mehr  oder  minder  zusammengesetzten  Rispen,  die  weiblichen  in  kurz  ge- 
drängten kätzchenartigen  Blütenständen,  doch  findet  man  die  weiblichen 
Blüten  oft  untermischt  mit  männlichen.  Blütezeit  Juli,  August;  XXII,  5. 
Die  männliche  Pflanze  (Femmel,  Fimmel,  tauber  Hanf)  wird  früher  reif  als 

Thom6,  Flora.  II.  5 


34 


die  weibliche  (Grüner  oder  Später  Hanf,  Mutterhanf  etc.).  Der  Hanf  wird 
seiner  Gespinstfasern  halber  vielfach  kultiviert.  Die  weiblichen  Pflanzen  der 
ostindischen  Varietät  Cannabis  indica  Lamarck  sondern  ein  gelblichgrünes 
Harz  ab,  das  im  Oriente  als  Berauschungsmittel  „Haschisch“  dient.  Die 
Varietät  Cannabis  chinensis  wird  vielfach  als  Zierpflanze  kultiviert,  da  sie 
im  Laufe  eines  Jahres  eine  Hohe  von  5 und  mehr  Metern  erreicht. 

Tafel  182.  Cannabis  sativa  L.  A männlicher,  B weiblicher  Blütenzweig; 
1 männliche  Blüten;  2 Staubblätter;  3 weibliche  Blüte  ohne  Deckblatt,  aber 
mit  ihrer  Blütenscheide;  4 dieselbe  ohne  Deckblatt  und  ohne  Blütenscheide; 
5 Frucht  in  der  Scheide;  6 Frucht  ohne  dieselbe.  1 bis  6 vergrössert. 

Gattung  213:  Humulus  L..  Hopfen. 

Hierher  nur  H.  Lupiilus  L.,  Hopfen.  Aus  dem  ausdauernden  Wurzel- 
stocke entwickeln  sich  7 und  mehr  Meter  lange,  dünne,  windende  Stengel, 
welche  wie  die  Blattstiele  und  die  Unterseite  der  drei-  bis  fünflappigen 
Blätter  rauhhaarig  bis  stachelig  sind.  Die  Fruchtzapfen  sind  eiförmig  mit 
trockenhäutigen  Schuppen.  Blütezeit  Juli,  August;  XXII,  5.  Er  findet  sich 
in  feuchten  Gebüschen,  an  Ufern  und  Waldrändern  durch  das  ganze  Gebiet 
häufig  vor  und  wird  in  Süddeutschland  vielfach  angebaut.  Auf  den  Zapfen- 
schuppen und  den  jungen  Früchten  finden  sich  in  grosser  Menge  eigen- 
tümliche Haargebilde,  gelbliche,  Lupulin  genannte  Körperchen,  denen  der 
Zapfen  den  ihm  eigenen  Geruch  und  Geschmack  und  damit  seine  Verwendung 
in  der  Bierbrauerei  verdankt.  Die  jungen  Stengelsprossen  werden  vielfach 
gegessen. 

Tafel  183.  Humulus  Lupulus  L.  A Zweig  mit  männlichen,  B mit 
weiblichen  Blüten;  C Fruchtzweig;  1 und  2 männliche  Blüte;  3 Staubbeutel, 
4 deren  Querschnitt;  5 weiblicher  Blütenstand,  vergrössert;  6 zwei  weibliche 
Blüten  in  der  Zapfenschuppe;  7 einzelne  weibliche  Blüte;  8 Frucht  mit  den 
Lupulinkörnchen;  9 Same;  10  geöffneter  Same  mit  dem  spiralig  gewundenen  Keim. 

44.  Familie:  Ulmaceae,  Ulmengewächse. 

Meist  stattliche  Bäume  mit  zwitterigen,  zuweilen  durch  Fehlschlagen 
ursprünglich  vorhandener  Teile  eingeschlechtlich  gewordenen  Blüten.  Die 
Blütenhülle  ist  meist  fünfzipfelig  oder  fünfteilig.  Staubblätter  sind  soviele 
als  Blütenhüllzipfel  vorhanden.  Der  Fruchtknoten  ist  oberständig  einfächerig, 
mit  einer  hängenden  Samenknospe;  selten  ist  er  zweifächerig,  und  dann  ist 
oft  das  eine  Fach  kleiner  als  das  andere  und  leer. 

Gattungen: 

1.  Blütenhülle  glockenförmig,  meist  fünf-,  seltner  vier-,  sechs-,  achtzähnig; 
Frucht  eine  einsamige,  flache,  mit  häutigen  Flügeln  umgebene  Schliess- 
frucht.  Ulmus  L.,  Ulme. 


35 


2.  Blütenhülle  fünf-,  seltener  sechsteilig;  Frucht  eine  kugelige  Steinbeere. 

Celtis  L.,  Zürgelbaum. 

Gattung  214:  Ulmus  L.,  Ulme,  Rüster. 

A.  Blüten  sitzend  oder  fast  sitzend. 

1.  Blätter  oberseits  sehr  scharf  rauhhaarig,  unterseits  auf  allen  Nerven 
rauhhaarig,  gross  und  dünn,  verkehrt -eiförmig,  lang  zugespitzt,  am 
Grunde  breit  geöhrt.  Knospen  und  junge  Zweige  dunkelbraun,  rostrot 
behaart.  — Blüten  ungestielt,  vier-  bis  sechsmännig  (IV,  2 ; V,  2 ; VI,  2), 
mit  braun  gewimperter  Blütenhülle,  in  grossen,  dicht -halbkugeligen 
Büscheln.  Blütezeit  März,  April;  Laubausbruch  Mai;  Fruchtreife  Juni. 
10  bis  30  Meter  hoher  Baum.  In  Wäldern  zerstreut,  zuweilen  an- 
gebaut. U.  montan a Withering,  Bergrüster. 

2.  Blätter  oberseits  meist  glatt,  unterseits  nur  in  den  Nervenwinkeln 
behaart,  klein  und  dicht,  im  Alter  fast  lederartig,  an  ihrem  Grunde 
unregelmässig  gestaltet,  eiförmig  kurz  zugespitzt,  doppelt  gesägt.  Die 
schwarzbraunen  Knospen,  sowie  die  jungen,  rostgelben  bis  rotbraunen 
Zweige  sind  unbehaart.  — Blüten  vier-  bis  fünfmännig  (IV,  2;  V,  2) 
zu  einem  kleinen  Knäuel  zusammengedrängt,  mit  rostroter,  weiss  ge- 
wimperter Blütenhülle.  Grösse,  Blütezeit  u.  s.  w.  wie  bei  voriger. 
Vielfach  angepflanzt  und  verwildert.  U.  campestris  L.,  Feldrüster.*) 

Feld-  und  Bergr  Ilster  haben  vielfach  an  ihren  Ästen  flügelartige 
Vorsprünge  oder  Rippen  von  Kork;  derartige  Vorkommnisse  gaben 
Veranlassung  zu  der  allerdings  nicht  gerechtfertigten  Aufstellung  der 
Art:  Ulmus  suberosa  Ehrhart,  Korkrüster. 

B.  Blüten  gestielt;  Blätter  oberseits  kahl,  unterseits  scharf  haarig,  dünn,  fast 
wie  bei  der  Feldrüster.  Die  zimtbraunen  Knospen  und  die  glänzend 
hellbraunen  Zweige  sind  kahl.  — Blüten  sechs-  bis  achtmännig  (VI,  2; 
VIII,  2;  VII,  2?),  lockere,  flatterige  Büschel  bildend.  Höhe,  Blütezeit  u.  s.  w. 
wie  bei  der  Bergrüster.  In  Wäldern  und  Hecken  und  an  Ufern  vereinzelt, 
häufiger  in  der  Ebene  als  in  Gebirgsgegenden.  U.  effusa  Willdenow, 
Flatterrüster. 

Gattung  215:  Celtis  L.,  Zürgelbaum. 

Hierher  nur  Celtis  australis  L.,  der  Zürgelbaum,  ein  Strauch  oder  mittel- 
grosser, 10  bis  12  Meter  hoher  Baum  Südeuropas,  der  nur  im  südlichsten 
Teile  des  Gebietes  vorkommt,  zuweilen  aber  angepflanzt  wird.  Blütezeit 
Mai,  Juni. 

*)  Tafel  184.  Ulmus  campestris  L.  A Blütenzweig;  B Fruchtzweig; 
1 Blüte;  2 Blüte  nach  Entfernung  der  vorderen  Hälfte  der  Blütenhülle  und  der 
Staubblätter;  3 die  Flügelfrucht;  4 aus  der  Frucht  herausgelöster  Keimling. 
1 bis  4 vergrössert. 


36 


Tafel  185.  Celtis  australisL.  A Blütenzweig ; B Blütenzweig  nach  der 
Befruchtung,  mit  bereits  angeschwollenen  Fruchtknoten ; C Fruchtzweig;  1 Zwitter- 
blüte; 2 Zwitterblüte  nach  Entfernung  der  Blütenhülle;  3 Blüte,  welche  durch 
Verkümmern  der  nur  als  kleine  Ansätze  noch  angedeuteten  Staubblätter  weiblich 
geworden  ist,  nach  Entfernung  der  Blütenhülle;  4 Steinfrucht,  nach  Entfernung 
der  oberen  Hälfte  des  Fruchtfleisches,  5 ihr  Kern.  1 bis  5 vergrössert. 

45.  Familie:  Platanaceae,  Platanengewächse. 

Stattliche  Baume  mit  abwechselnden,  handförmig  gelappten,  von  ab- 
fallenden, tutenförmigen  Nebenblättern  gestützten  Blättern.  Ihre  Blüten  sind 
einhäusig  und  stehen  in  männlichen  oder  weiblichen,  durch  lange  Zwischen- 
glieder getrennten  Kugelköpfchen  beisammen.  Die  männlichen  Köpfchen 
bestehen  aus  zahlreichen,  dicht  zusammengedrängten  Staubblättern,  zwischen 
denen  sich,  scheinbar  regellos  verteilt,  ebenfalls  zahlreiche,  zum  Teil  an  ihrer 
Spitze  behaarte  Schüppchen  finden.  Die  weiblichen  Köpfchen  sind  ähnlich 
gebaut;  die  Stempel  keilförmig  mit  hakenförmig  gekrümmten  Griffeln.  Der 
einfächerige  Fruchtknoten  enthält  1 bis  2 Samenknospen,  von  denen  sich 
jedoch  regelmässig  nur  eine  entwickelt.  Die  Frucht  ist  eine  lederige,  am 
Grunde  von  Haaren  umgebene  Nuss. 

Gattung  216:  Platanus  L.,  Platane.  XXI.  1. 

1.  Die  Borke  löst  sich  in  kleinen  Schuppen  ab;  die  Blätter  sind  fünfeckig, 
mit  wenig  tiefen  Einschnitten.  Blütezeit  Mai.  10  bis  20  Meter  hoher, 
aus  Nordamerika  stammender,  vielfach  angepflanzter  Baum.  P.  occiden- 
talis  L.,  Nordamerikanisclie  Platane. 

2.  Die  Borke  löst  sich  in  grossen  Platten  ab;  die  Blätter  sind  handförmig- 
fünflappig eingeschnitten.  Blütezeit  Mai.  10  bis  20  Meter  hoher  aus 
dem  Oriente  stammender,  namentlich  im  Süden  des  Gebietes  vielfach  an- 
gepflanzter Baum.  P.  orientalis  L.,  Morgenländische  Platane. 

46.  Familie:  Ceratophyllaceae,  Hornblattgewächse. 

Untergetaucht  im  Wasser  lebende  Pflanzen  mit  wirtelständigen,  zwei- 
bis  dreigabelig  geteilten  Blättern.  Ihre  achselständigen  Blüten  sind  einhäusig 
und  besitzen  eine  sechs-  bis  zwölfteilige  Blütenhülle,  welche  10  bis  20  dicht 
zusammengedrängte  Staubblätter  oder  einen  freien,  oberständigen  Frucht- 
knoten umschliesst.  Die  einsamige  Nuss  enthält  nur  einen  einzigen  eiweiss- 
losen,  aufrechten  Samen. 

Gattung  217:  CeratophyElum  L..  Hornblatt,  Igeilock.  XXL  5. 

1.  Blätter  dreimal  gabelspaltig,  in  5 bis  8 borstenförmige  Zipfel  geteilt;  die 
einzelnen  Zipfel  sind  mit  kleinen  Zähnchen  besetzt;  die  Frucht  hat  nur 
an  ihrer  Spitze  einen  Dorn  und  dieser  ist  mehreremal  kürzer  als  die 


37 


Frucht.  — Blütezeit  Juli,  August;  2|.;  30  bis  60  cm  lang.  In  langsam 
fliessenden  und  stehenden  Gewässern  durch  das  ganze  Gebiet  verbreitet, 
jedoch  nicht  häufig.  C.  submersum  L.,  Glattes  Hornblatt,  Untergetauchter 
Igellock. 

2.  Blätter  gabelspaltig  in  2 bis  4 linealische,  zahnlose  Zipfel  geteilt.  Die 
Frucht  hat  3 Dornen,  2 grundständige  und  einen  endständigen;  letzterer 
ist  länger  oder  doch  eben  so  lang  wie  die  Frucht.  — Blütezeit  Juli, 
August;  2|.;  50  bis  80  cm  lang.  In  langsam  fliessenden  und  stehenden 
Gewässern,  häufiger  als  die  vorige.  C.  demersum  L.,  Rauhes  Hornblatt, 
Emportauchender  Igellock. 

Tafel  186.  Ceratophyllum  demersum  L.  A Zweig  der  Pflanze; 
1 Stengelknoten  mit  abgeschnittenen  Blättern,  daran  rechts  eine  männliche,  links 
eine  weibliche  Blüte;  2 männliche  Blüte;  3 einzelnes  Staubblatt;  4 weibliche 
Blüte;  5 Frucht.  2 bis  5 vergrössert. 

2.  Reihe:  Centrospermae,  Mittensamige. 

Die  Mittensamigen  sind  dadurch  gekennzeichnet,  dass  ihr  Fruchtknoten 
nur  eine  einzige,  auf  dem  Boden  der  Fruchtknotenhöhle  stehende  Samen- 
knospe, oder  aber  einen  in  der  Mitte  der  Höhle  stehenden  Samenträger 
besitzt.  Der  Keimling  liegt  meist  an  der  Aussenseite  des  Eiweisses,  er  ist 
in  der  Regel  gekrümmt  und  lässt  seine  Form  schon  oft  an  der  des  Samens 
erkennen. 

Diese  Reihe  wird  in  3,  jedoch  nicht  scharf  getrennte  und  daher  auch 
nicht  allseitig  anerkannte  Ordnungen  geteilt. 

A.  Die  Nebenblätter  bilden  eine  den  Stengel  umgebende  Tute.  — Frucht- 
knoten aus  3,  an  ebensovielen  Nähten  erkennbaren  Fruchtblättern  ge- 
bildet, einfächerig  und  oberständig,  mit  einer  einzigen,  geraden  Samen- 
knospe. 1.  Ordnung:  Polygoninae,  Knöterichgewäclise. 

B.  Die  Nebenblätter  sind  nicht  tutenförmig,  meistens  fehlen  sie  ganz. 

1.  Fruchtknoten  oberständig,  meist  mit  einer  einzigen,  jedoch  nicht 
geraden  Samenknospe.  Blumenblätter  fehlen.  Die  Staubblätter  stehen 
in  einem  einfachen  Kreise  und  zwar  vor  den  Kelchblättern.  2.  Ordnung: 
Oleracinae,  Spinatartige. 

2.  Fruchtknoten  meist  oberständig,  bisweilen  unterständig,  in  der  Regel 
mit  zahlreichen  Samenknospen.  Blumenblätter  sind  gewöhnlich  vor- 
handen, Staubblätter  oft  in  doppeltem  Kreise  und  doppelt  so  viele 
als  Blumenblätter.  3.  Ordnung:  Caryophvllinae,  Nelkenartige. 

1.  Ordnung:  Polygoninae,  Knöterichgewächse. 

Kennzeichen  siehe  vorhin.  Hierher  nur  die  Familie  der  Knöterich  - 
gewächse. 


38 


47.  Familie:  Polygonaceae,  Knöterichgewächse. 

Die  Knöterichgewächse  sind  Krautpflanzen  mit  knotig  gegliedertem 
Stengel  und  einfachen,  meist  abwechselnd  stehenden  Blättern,  deren  Neben- 
blätter eine  den  Stengel  umschliessende  Scheide,  Tute,  bilden.  Die  Blüten 
stehen  in  Ähren,  Rispen,  Knäueln  oder  Büscheln  beisammen,  sie  sind  zwitterig 
oder  durch  Verkümmern  einzelner  Organe  eingeschlechtlich  und  teils  ein-,  teils 
zweihäusig.  Ihre  Blütenhülle  ist  drei-,  fünf-  oder  sechsblätterig,  oder  ein- 
blätterig mid  dann  in  3,  5 oder  6 Zipfel  geteilt;  häufig  stehen  die  einzelnen 
Blätter  in  2,  oft  recht  verschieden  gestalteten  Kreisen.  Staubblätter  sind  in 
wechselnder  Zahl,  in  der  Regel  3 bis  9,  vorhanden  und  gewöhnlich  vor  den 
Zipfeln  der  Blütenhülle  eingefügt.  Der  Fruchtknoten  ist  frei  und  einfächerig, 
er  enthält  eine  aufrechte,  gerade  Samenknospe.  Griffel  sind  2 bis  4 vor- 
handen. Die  Frucht,  eine  Steinfrucht,  selten  Beere,  springt  nicht  auf,  sie 
ist  häufig  von  den  inneren  Blättern  der  Blütenhülle  bedeckt.  Der  Same  ist 
eiweisshaltig,  der  Keimling  gerade. 


Gattungen. 

A.  Die  Narben  sind  pinselförmig;  die  Blütenhüllblätter  stehen  in  2 Kreisen; 
von  Staubblättern  sind  in  der  Regel  6 vorhanden. 

1.  Die  Blütenhülle  ist  sechsblätterig;  die  3 inneren  Blätter  sind  grösser 
als  die  3 äusseren;  Fruchtknoten  mit  3 pinselförmigen  Narben: 

Rum  ex  L.,  Ampfer. 

2.  Die  Blütenhülle  ist  vierblätterig,  der  Fruchtknoten  hat  2 pinselförmige 

Narben:  Oxyria  Hiller,  Säuerling. 

B.  Die  Narben  sind  kopfartig;  die  Blütenhülle  bildet  nur  einen  Kreis: 

Polygonum  L.,  Knöterich. 

Gattung  218:  Rumex  L. . Ampfer.  VI.  3. 

A.  Blätter  an  ihrem  Grunde  verschmälert,  rund  oder  herzförmig,  weder 
spiess-  noch  pfeilförmig;  Blüten  zwitterig  oder  auch  mit  eingeschlecht- 
lichen untermischt  (Lapathum). 

a.  Die  inneren  Zipfel  der  Fruchthülle  tragen  alle  drei  auf  ihrer  Aussen- 
seite  eine  Schwiele  (Tafel  187,  Fig.  1 und  2). 

a.  Alle  oder  doch  die  meisten  und  zwar  die  unteren  Blütenwirtel  sind 
durch  Blätter  gestützt. 

1.  Die  inneren  Zipfel  der  Fruchthülle  sind  ganzrandig.  — Unterste 
Blätter  herzförmig-länglich  oder  eiförmig-länglich;  mittlere  herz- 
lanzettförmig, zugespitzt.  Blütezeit  Juli,  August;  Höhe 
30  bis  100  cm.  An  Ufern  und  Wassergräben  gemein.  (R.  Nemo- 
lapathum  Ehrhart).  R.  conglomeratus  Murray,  Knauelblütiger 
Ampfer. 


39 


2.  Die  inneren  Zipfel  der  Fruchthülle  sind  an  den  Rändern  mit 

mehr  oder  weniger  langen  Zähnen  versehen. 

A.  Die  Zähne  der  Fruchthülle  sind  zum  Teil  so  lang  wie  deren 
Zipfel.  — Blätter  lineal- lanzettlich,  anfangs  grün,  später 
gelblich.  Blütezeit  Juli,  August;  0;  Höhe  20  bis  60  cm. 
An  Ufern  und  in  Sümpfen  nicht  selten,  aber  ungleich  ver- 
teilt. R.  maritimus  L.,  Seestrand -Ampfer,  Goldgelber 
Ampfer.  *) 

B.  Die  Zähne  der  Fruchthülle  sind  kürzer  als  deren  Zipfel. 

a.  Die  Zipfel  der  Fruchthülle  haben  jederseits  nur  2 bis 
3 Zähne.  — Blätter  lineal -lanzettlich.  Blütezeit  Juli, 
August;  0;  Höhe  25  bis  50  cm.  In  Sümpfen  und  Teichen 
durch  das  ganze  Gebiet  zerstreut,  aber  ziemlich  selten. 
R.  paluster  Smith,  Sumpf- Ampfer,  Grüngelber  Ampfer. 

b.  Die  Zipfel  der  Fruchthülle  haben  jederseits  viele,  bis  10 
und  mehr  Zähne.  — Untere  Blätter  geigenförmig,  stumpf; 
obere  lanzettlich.  Blütezeit  Mai,  Juni;  0;  Höhe  20  bis 
60  cm.  Auf  Ackern  und  Schutt;  nur  im  Eisass  und 
Baden  und  auch  dort  nicht  häufig.  R.  pulcher  L.,  Scliön- 
friichtiger  oder  Schöner  Ampfer. 

ß.  Die  Blütenwirtel  sind  nicht  durch  Blätter  gestützt. 

1.  Die  grundständigen  Blätter  haben  keinen  herzförmigen  Grund. 

A.  Die  Zipfel  der  inneren  Fruchthülle  sind  rundlich,  fast  herz- 
förmig, ganzrandig  oder  am  Grunde  gezähnelt.  Die  Blätter 
sind  lanzettlich -spitz,  wellig,  kraus.  — Blütezeit  Juni  bis 
August;  2(- ; Höhe  60  bis  100  cm.  Auf  Wiesen,  Schutt, 
Ackerland,  an  Wegen  u.  s.  w.  gemein.  R.  crispns  L.,  Kraus- 
blätteriger oder  Krauser  Ampfer.*) 

B.  Die  Zipfel  der  inneren  Fruchthülle  sind  an  ihrem  Grunde 
eiförmig,  nach  ihrer  Spitze  zu  dreieckig.  Die  Blätter  sind 
lanzettlich,  am  Rande  schwach  wellig,  nicht  kraus.  Blüte- 
zeit Juli,  August;  2J-;  Höhe  bis  2 Meter.  An  Ufern,  über- 
schwemmten Orten  und  in  Sümpfen,  durch  das  ganze  Gebiet 
verbreitet  und  nicht  selten.  R.  Hydrolapathum  Hudson, 
Sumpf-  oder  Fluss -Ampfer. 


*)  Tafel  187.  Rumex  maritimus  L.  A Teil  einer  kleinen  Pflanze; 
1 jüngere  noch  grüne  Fruchthülle  mit  bereits  gelben  Schwielen;  2 ältere  Frucht- 
hülle; 3 desgl.  im  Querschnitt.  4 bis  7 Rumex  crispusL.;  4 Blüte;  5 Frucht- 
hülle; 6 Frucht;  7 dieselbe  im  Längsschnitte.  1 bis  7 vergrössert. 


40 


2.  Die  grundständigen  Blätter  des  Stengels  sind  an  ihrem  Grunde 
herzförmig. 

A.  Die  grundständigen  Blätter  sind  länglich  spitz,  ihre  Stiele, 

sind  auf  der  Oberseite  des  Blattes  flach  und  an  jeder  Seite 
mit  einer  vorspringenden  Rippe  versehen.  — Blütezeit  Juli, 
August;  2J-;  Höhe  bis  2 Meter.  An  Gräben,  Teichen, 
Landseeen,  im  ganzen  Gebiete  zerstreut,  aber  mancherorts 
selten.  R.  maximus  Schreber,  Riesenampfer , Grösster 

Ampfer. 

B.  Grundständige  Blätter  herzförmig-länglich,  zugespitzt,  Blatt- 
stiele indes  ohne  die  seitlichen  vorspringenden  Rippen.  — 
In  der  Regel  hat  nur  einer  der  Zipfel  der  Fruchthülle  eine 
Schwiele,  seltener  alle  3.  Blütezeit  Juli,  August;  2g;  Höhe 
50  bis  125  cm.  Fruchtbare  Wiesen  der  Rheingegenden;- 
selten  (vergleiche  b.  ß.  2.).  R.  pratensis  Mertens  u.  Koch, 
Wiesenampfer. 

C.  Grundständige  Blätter  herzförmig,  an  der  Spitze  abgerundet, 
Blattstiel  ohne  die  seitlichen  vorspringenden  Rippen.  — 
Blütezeit  Juli,  August;  % ; Höhe  60  bis  100  cm.  An  Ufern, 
in  feuchten  Wiesen  und  Wäldern  häufig.  R.  obtusifolius  L., 
Stumpf  blätteriger  Ampfer. 

b.  Nur  einer  der  drei  inneren  Zipfel  trägt  an  seiner  Aussenseite  eine 
Schwiele. 

a.  Die  grundständigen  Blätter  sind  ei -lanzettförmig,  an  ihrem  Grunde 
nicht  herzförmig.  — Blütezeit  Juli,  August;  2g;  Höhe  50  bis  120  cm. 
Zuweilen  angebaut  und  manchmal  verwildert;  wild  vielleicht  nur 
in  Unterösterreich.  R.  Patientia  L.,  Gartenampfer,  Mönchsrhabarber. 
ß.  Die  grundständigen  Blätter  sind  an  ihrem  Grunde  herzförmig. 

1.  Die  Zipfel  der  inneren  Fruchthülle  sind  ganzrandig  oder  kaum 
gezähnelt.  — Pflanze  zuweilen  blutrot.  Blütezeit  Juni  bis 
August;  2g;  Höhe  60  bis  100  cm.  An  feuchten  Orten,  in  Ge- 
büschen nicht  selten.  R.  sanguineus  L.,  Blutroter  Ampfer. 

2.  Die  Zipfel  der  inneren  Fruchthülle  sind  jederseits  mit  3 grossen 
Zähnen  versehen.  (Vergleiche  a.  ß.  2.  B.)  R.  pratensis  Mertens 
und  Koch,  Wiesenampfer. 

c.  Kein  Zipfel  der  inneren  Fruchthülle  trägt  eine  Schwiele. 

1.  Untere  Stengelblätter  herz  - eiförmig,  spitz.  — Blütenquirle  blattlos; 
innere  Zipfel  der  Fruchthülle  häutig.  Blütezeit  Juli,  August;  2J.; 
bis  2 Meter  hoch.  An  Teichen  und  Bächen,  zerstreut.  R.  aqua- 
ticus  L.,  Wasserampfer. 


41 


2.  Untere  Stengelblätter  rundlich -herzförmig,  stumpf  oder  an  der 
stumpfen  Spitze  kurz  zugespitzt.  — Blütezeit  Juli,  August;  2J.; 
Höhe  60  bis  100  cm.  Alpen,  Yogesen,  Schwarzwald,  Schlesische 
und  Mährische  Gebirge.  R.  alpinus  L.,  Gebirgs-  oder  Alpenampfer. 

B.  Blätter  an  ihrem  Grunde  spiess-  oder  herzförmig;  Blüten  zwitterig, 

zuweilen  mit  durch  Verkümmern  eingeschlechtlichen  Blüten  untermischt. 

(Acetosa). 

a.  Die  Zipfel  der  inneren  Fruchthülle  sind  ohne  Schwiele  und  ohne 
Schuppe;  die  Zipfel  der  äusseren  Fruchthülle  sind  nicht  nach  dem 
Blütenstiele  zurückgeschlagen. 

1.  Blätter  spiessförmig,  schmal,  mit  lineal -lanzettlichen  Zipfeln.  — 
Häufig  ist  die  ganze  Pflanze  blutrot.  Blütezeit  Mai  bis  August; 
2J-;  Höhe  10  bis  25  cm.  Auf  sonnigen  Plätzen  und  Sandfeldern 
gemein.  R.  Acetoselia  L.,  Kleiner  Sauerampfer. 

2.  Blätter  spiessförmig  breit,  rundlich,  fast  geigenförmig.  — Blütezeit 
Juli  bis  August;  2j- ; Höhe  25  bis  50  cm.  Wird  zuweilen  angebaut. 
Im  Rheinthale  und  dessen  Nebenthälern  an  Felsen  und  Abhängen 
zerstreut,  an  seinen  Fundorten  aber  in  der  Regel  häufig.  R.  scu- 
tatus  L.,  Schildblätteriger  Ampfer,  Römischer  Spinat. 

b.  Die  Zipfel  der  inneren  Fruchthülle  haben  an  ihrem  Grunde  eine 
mitunter  Schwielen  ähnliche  Schuppe;  die  Zipfel  der  äusseren  Frucht- 
hülle sind  nach  dem  Blütenstiele  zurückgeschlagen. 

1.  Stengel  einfach,  d.  h.  unter  dem  Blütenstande  nicht  verzweigt,  oder 
doch  nur  mit  sehr  wenigen  Asten;  am  Blütenstande  sind  in  der 
Regel  keine,  zuweilen  aber  1 bis  2,  den  grundständigen  Blättern 
ähnliche,  spiessförmige  Blätter  vorhanden.  — Blütezeit  Juli,  August; 

Höhe  5 bis  10  cm.  Auf  den  höchsten  Alpen.  R.  nivalis 
Hegetsch weiler,  Schn eearnpf er . 

2.  Stengel  oberwärts  verzweigt;  grundständige  Blätter  spiess -pfeil- 
förmig  mit  5 bis  7 Adern,  mittlere  Blätter  dreieckig  zugespitzt.  — 
Blütezeit  Juli,  August;  2|.;  Höhe  30  bis  100  cm.  Auf  Wiesen  und 
Triften  der  höheren  Gebirge,  Yoralpen  und  Alpen.  R.  arifolius 
Allioni,  Arumblätteriger  Ampfer.*) 

3.  Stengel  oberwärts  verzweigt.  Blätter  alle  pfeilförmig,  am  Grunde 
des  Blattstieles  mit  pfeilförmigen,  den  Stengel  umfassenden  Lappen; 


*)  Tafel  188.  ßumex  arifolius  Allioni.  A unterer,  B und  C oberer  Teil 
des  Stengels,  B zur  Blüte-,  C zur  Fruchtzeit;  1 und  2 durch  Verkümmern  ein- 
geschlechtlich gewordene  Blüten,  1 männliche,  2 weibliche  Blüte;  3 Fruchthülle; 
4 Blütengrundriss.  1 , 2 und  3 vergrössert. 

T h o m 4 , Flora.  II. 


6 


42 


nach  oben  zu  mit  immer  kürzer  werdenden  Blattstielen.  — Formen- 
reiche, vielfach  angebaute  Pflanze.  Blütezeit  Mai  bis  August;  2J-; 
Höhe  bis  30  cm.  In  Wiesen,  Weinbergen,  auf  Kulturland,  Schüttete, 
durch  das  ganze  Gebiet  gemein.  R.  Acetosa  L.,  Sauerampfer. 

Gattung  219:  Oxyria  Hiller,  Säuerling. 

Hierher  nur  der  Nierenblätterige  Säuerling,  Oxyria  digyna  Campdera, 
ein  zartes,  auf  Felsen  im  Alpengebiete  vorkommendes,  ausdauerndes  Pflänzchen 
mit  nierenförmigen  Blättern.  VI,  2.  Blütezeit  Juli,  August. 

Gattung  220 : Polygonum  L.,  Knöterich. 

A.  Der  Blütenstand  ist  eine  einzige,  an  der  Spitze  des  ganz  unverzweigten 

Stengels  stehende  Ähre  (mitunter  Traube).  VIII,  1.  1.  Stamm:  Bistorta. 

1.  Die  Blattstiele  sind  geflügelt,  d.  h.  an  den  Seiten  mit  blattartigen 
Streifen  besetzt.  — Blätter  länglich,  herzeiförmig.  Blüten  rötlich- 
weiss.  Blütezeit  Juni,  Juli;  ; Höhe  30  bis  100  cm.  Auf  nassen 
Wiesen  der  Ebene  und  niedrigeren  Gebirge  durch  das  ganze  Gebiet 
verbreitet  und  häufig.  Der  Wurzelstock  war  früher  als  Schlangen- 
wurzel offizineil.  P.  Bistorta  L.,  Schlangen-,  Natter-,  Otterwurzel, 
Wiesenknöterich.  *) 

2.  Die  Blattstiele  sind  nicht  geflügelt.  Die  Blütenähre  trägt  an  ihrem 
Grunde  anstatt  der  Blüten  dunkelbraune,  von  einem  trockenhäutigen 
Blättchen  gestützte  Zwiebelchen,  oder  auch  nur  diese  Stützblättchen.  — 
Blätter  eiförmig -lanzettlich,  am  Rande  zurückgerollt.  Blüten  weiss, 
mit  rosenrotem  Anfluge.  Blütezeit  Juli,  August;  %■ ; Höhe  10  bis 
15  cm.  Auf  Alpentriften  und  mit  den  Wasserläufen  auf  die  Hoch- 
ebenen herabsteigend.  P.  viviparum  L.,  Sprossender  oder  Lebendig- 
gebärender Knöterich. 

B.  Der  Stengel  ist  ästig,  die  Äste  endigen  mit  einer  Blütenähre.  2.  Stamm: 

Persicaria. 

a.  Die  Ähren  sind  walzenförmig,  gedrungen. 

«.  Die  Blüten  haben  5 Staubblätter.  V,  1.  Der  Wurzelstock  ist  aus- 
dauernd, langgliederig,  weithin  kriechend.  — Blätter  länglich  oder 


*)  Tafel  189.  Polygonum  Bistorta  L.  A Wurzelstock  mit  unterem 
Stengelstück:  B blühendes  Stengelende;  1 Blütenknospe  mit  Deckblatt;  2 Blüte; 
3 dieselbe  im  Längsschnitt;  4 Staubblätter;  5 Stempel;  6 Frucht;  7 dieselbe 
durchschnitten,  um  den  in  der  Figur  rechterhand  liegenden  Keim  und  daneben 
das  Eiweiss  zu  zeigen.  1 bis  7 vergrössert. 


48 


gleichbreit  lanzettlich.  Blüten  hellrosa.  Blütezeit  Juli  bis  Sep- 
tember; 2].;  bis  100  cm  lang.  Je  nach  ihrem  Standorte  in  stehendem 
und  in  langsam  fliessendem  Wasser  (Wasserform,  var.  natans)  oder 
an  Ufern  (Landform,  var.  terrestre),  erhält  die  Pflanze  schwimmende, 
langgestielte,  kahle  Blätter,  oder  aber  kurzgestielte,  schmälere, 
steifhaarige  Blätter.  P.  amphibium  L.,  Ortwechselnder  Knöterich. 
ß.  Die  Blüten  haben  6 Staubblätter.  YI,  1.  Der  Wurzelstock  ist 
einjährig. 

1.  Die  Tuten,  mit  denen  die  Blätter  den  Stengel  umfassen,  sind 
kahl  oder  doch  nur  mit  einzelnen  Haaren  besetzt,  ihr  oberer 
Rand  ist  glatt  oder  mit  ganz  kurzen,  feinen  Wimpern  besetzt.  — 
Blätter  elliptisch,  lanzettlich  oder  eiförmig.  Stengel  und  Blüten- 
hülle grün  oder  rot,  ersterer  oft  rot  gefleckt.  Blütezeit  Juli 
bis  September;  0;  Höhe  30  bis  60  cm.  An  Gräben,  Sümpfen  und 
Ufern  gemein.  P.  lapathifolium  L.,  Ampferblätteriger  Knöterich. 

Beim  Ampferblätterigen  Knöterich  sind  die  Gelenke  oft  sehr 
verdickt:  Grossknotiger  Knöterich,  P.  nodosum  Persoon;  oder 
die  Blattunterseite  filzig  behaart:  Grauer  Knöterich,  P.  incanum 
Schmidt. 

2.  Die  Tuten  sind  rauhhaarig  und  mit  langen  Wimpern  besetzt.  — 
Blätter  länglich -lanzettlich,  in  der  Mitte  gewöhnlich  mit  einem 
dunkeln,  schwarzbraunen  Flecken.  Blüten  weisslich  oder  purpurn. 
Blütezeit  Juli  bis  September;  0;  Höhe  80  bis  100  cm.  Auf 
Aeckern  und  Brachfeldern,  an  Gräben,  feuchten  Orten  u.  s.  w. 
fast  überall  gemein.  P.  Persicaria  L.,  Gemeiner  Knöterich. 
Flohknöterich. 

b.  Die  Ähren  sind  fadenförmig,  dünn  und  locker  (Wasserpfeffer). 

a.  Die  Blätter  haben  5 Staubblätter,  Y,  1 ; die  Tuten  am  Grunde  der 
Blätter  sind  langgewimpert.  Blätter  lanzettlich-lineal,  langzugespitzt. 
Blüten  purpurn  oder  weiss.  Blütezeit  Juli  bis  September;  0;  Höhe 
15  bis  30  cm.  An  feuchten  Orten,  Ufern,  in  Gräben,  durch  das 
ganze  Gebiet  zerstreut;  aber  nicht  überall  häufig.  P.  minus  Hudson, 
Kleiner  Wasserpfeffer. 
ß.  Die  Blüten  haben  6 Staubblätter;  VI,  1. 

1.  Die  Tuten  am  Grunde  der  Blätter  sind  kaum  behaart  und  an 
ihrem  Rande  mit  Wimpern  besetzt,  welche  kurz,  höchstens  halb 
so  lang  als  die  Tute  sind.  — Blätter  lanzettlich.  Blüten  grün- 
lich, mit  purpurnem  oder  weissem  Rande.  Blütezeit  Juli  bis 
September;  0;  30  bis  50  cm.  Die  ganze  Pflanze  schmeckt  pfeffer- 
artig, beissend.  P.  Hydropiper  L.,  Wasserpfeffer. 


44 


2.  Die  Tuten  sind  rauhhaarig,  lang  gewimpert.  — Blätter  lineal- 
lanzettlich,  lang  zugespitzt.  Blüten  purpurn.  Blütezeit  Juli  bis 
September;  0;  Höbe  25  bis  50  cm.  An  feuchten  Orten,  in 
Gräben  und  Wäldern.  Durch  das  ganze  Gebiet  zerstreut,  aber 
meist  selten.  P.  mite  Schrank,  Wilder  oder  Lockerblütiger 
Wasserpfeffer. 

C.  Blüten  in  achselständigen  Ähren  oder  Trauben;  VIII,  8.  8.  Stamm: 

Aconogonum. 

a.  Trauben  kurzgestielt  zu  Büscheln,  nicht  zu  Rispen,  angeordnet;  ein- 
jährige Pflanzen. 

1.  Nuss  mit  ganzrandigen  Kanten.  — Blätter  herz -pfeilförmig,  lang 
zugespitzt,  die  unteren  gestielt.  Blüten  rosenrot  oder  weiss,  an 
ihrem  Grunde  grün.  Blütezeit  Juli,  August;  ©;  Höhe  30  bis  60  cm. 
Stammt  aus  Asien.  Auf  sandigen  Äckern  vielfach  kultiviert. 
P.  fagopyrum  L.  (Fagopyrum  esculentuin  Mönch),  Buchweizen.*) 

2.  Nuss  mit  buchtigen  Kanten.  — Blätter  herz -pfeilförmig.  Blüten 
klein,  grün.  Blütezeit  Juli  bis  September;  0;  Höhe  20  bis  60  cm. 
Mit  Buchweizen  eingeschleppt  und  vielfach  verwildert.  P.  tatari- 
cum  L.,  Tatarischer  Buchweizen. 

b.  Blütentrauben  langgestielt,  zu  Rispen  angeordnet;  mehrjährige  Pflanzen. 

1.  Tuten  am  Grunde  der  Blätter  rauhhaarig.  — Blätter  breit  lanzett- 
lich,  lang  zugespitzt.  Jeder  Ast  endet  in  einer  Blütenrispe.  Blüten 
weiss  oder  blassrot.  Blütezeit  Juli,  August;  %■ ; bis  30  cm  hoch. 
Auf  fruchtbaren  Wiesen  der  Alpenthäler.  P.  alpinum  Allioni, 
Alpenknöterich. 

2.  Tuten  kahl.  — Blätter  am  Grunde  breit,  eiförmig,  kurz  zugespitzt. 
Blütenrispen  achselständig;  Blüten  mit  weisser,  lang-trichterförmiger 
Blütenhülle.  Blütezeit  September;  2J- ; bis  3 Meter  hoch.  Stammt 
aus  Japan,  wird  zur  Befestigung  sandiger  Abhänge  und  Dämme, 
Dünen  (Sylt  u.  a.)  vielfach  angepflanzt  und  ist  mehrfach  verwildert. 
P.  cnspidatnm  Sieb  old,  Japanischer  Knöterich. 

D.  Die  Blüten  stehen  zu  kleinen  Büscheln  in  den  Blattachseln,  mitunter 
verkümmern  aber  an  den  Spitzen  der  Äste  die  Blätter  und  dann  bilden 
dort  die  Blüten  scheinbare  Ähren  oder  Trauben;  YHI,  1. 

a.  Stengel  windend.  4.  Stamm:  Helxine. 

*)  Tafel  190.  Polygonum  fagopyrum  L.  A und  B ganze  Pflanze; 
1 Blüte;  2 Blüte  nach  teilweiser  Entfernung  der  Blütenhülle;  3 Stempel; 
4 Frucht  mit  der  äusseren  Blütenhülle;  5 dieselbe  ohne  Blütenhülle;  6 dieselbe 
quer  durchschnitten.  1 bis  6 vergrössert. 


45 


1.  Nach  dem  Blühen  wachsen  auf  der  Aussenseite  der  3 äusseren 
Zipfel  der  Blütenhülle  breite,  sich  bis  zum  Blattstiel  hinziehende, 
hautartige  Flügel,  so  dass  die  Pflanze  dreiflügelige  Scheinfrüchte 
mit  schwarzer  Nuss  trägt.  Blätter  herz-pfeilförmig,  dreieckig.  Äussere 
Blütenhüllzipfel  weissrandig.  Blütezeit  Juli  bis  Oktober;  0;  Stengel 
2 bis  3 Meter  lang  durch  Hecken  und  Gebüsche  windend.  Durch 
das  ganze  Gebiet  verbreitet.  P.  (lumetorum  L. , Heckenknötericli.*) 

2.  Die  3 äusseren  Zipfel  der  Blütenhülle  erhalten  nur  einen  kleinen, 
stumpfen  Kiel;  die  Nuss  ist  fast  glanzlos.  — Blätter  herz -pfeil- 
förmig. Blüten  grün,  weissrandig;  0;  Stengel  windend;  15  bis 
150  cm  lang.  Durch  das  ganze  Gebiet,  namentlich  auf  sandigem 
Kulturboden  gemein.  P.  Convolvulus  L.,  Windenartiger  Knöterich. 

b.  Stengel  nicht  windend  (5.  Stamm;  Avicularia).  Stengel  meist  niedrig 
und  kriechend,  zuweilen  aufstrebend.  Blätter  länglich,  beiderseits 
zugespitzt,  am  Rande  rauh.  Blüten  grün,  am  Rande  purpurn  oder 
weiss.  Blütezeit  Juli  bis  Herbst.  Durch  das  ganze  Gebiet  gemein; 
0;  Höhe  10  bis  50  cm.  P.  aviculare  L.,  Vogelknöterich. 

2.  Ordnung:  Oleracinae,  Spinatartige. 

Kennzeichen  siehe  auf  Seite  37.  Hierher  gehören  2 Familien; 

1.  Blütenhülle  ohne  Deckblätter,  krautig.  48.  Familie:  Chenopodia- 
ceae,  Gänsefussgewächse. 

2.  Blütenhülle  von  Deckblättern  gestützt,  meist  trockenhäutig  und 
rauschend.  49.  Familie:  Amarantaceae , Fuchsschwanzgewächse. 

48.  Familie:  Clienopodiaceae,  Gänsefussgewächse. 

Die  Gänsefussgewächse  sind  meist  einjährige  Kräuter  mit  saftigem 
Stengel  und  abwechselnden,  nebenblattlosen  Blättern,  zuweilen  aber  ist  der 
Stengel  gegliedert  und  blattlos  (Salicornia).  Ihre  unscheinbaren,  gewöhnlich 
krautigen,  grünen  Blüten  stehen  in  der  Regel  dicht  gedrängt  zu  drei  und 
mehr  in  den  Achseln  von  Deckblättern  ährenförmiger  Blutenstände,  haben 
aber  nicht  jede  ihr  besonderes  Deckblatt;  sie  sind  zwei-  oder  eingeschlecht- 
lich. Die  Blütenhülle  ist  tief  zwei-  bis  fiinfspaltig.  Die  Staubblätter  sind 
von  gleicher  Zahl  wie  die  Zipfel  der  Blütenhülle  und  stehen  dann  vor  diesen, 
oder  sie  sind  in  geringer  Anzahl  vorhanden.  Der  Fruchtknoten  ist  ein- 
fächerig, er  enthält  eine  auf  dem  Grunde  der  Fruchtknotenhöhle  angeheftete 


*)  Tafel  191.  Polygonum  dumetorum  L.  A Stengelstück  mit  Blüten 
und  Früchten;  1 Blüte;  2 Fruchthülle;  3 dieselbe  im  Querschnitte;  4 und  5 
Frucht;  6 dieselbe  durchschnitten.  1 bis  3,  5 und  6 vergrössert. 


46 


Samenknospe;  Narben  sind  2 bis  4 vorhanden.  Die  Fracht  ist  eine  nuss- 
artige Steinfrucht,  welche  zuweilen  von  der  bleibenden  und  veränderten 
Blütenhülle  umschlossen  wird  und  so  eine  Scheinfrucht  bildet  (Blitum).  Der 
Same  besitzt  entweder  ein  mehliges  Eiweiss,  um  welches  der  gekrümmte 
Keim  herumliegt,  oder  er  ist  eiweisslos  und  der  Keim  spiralförmig  gewunden. 

Gattungen. 

Die  Gattungen  der  Gänsefussgewächse  ordnen  sich  zunächst  in  4 Gruppen: 

A.  Keimling  spiralig  gewunden  und  eiweisslos.  1.  Gruppe:  Salsoleae. 

B.  Der  hufeisen-  oder  ringförmige  Keim  umgiebt  das  Sameneiweiss. 

a.  Der  Stengel  ist  blattlos  und  aus  zerbrechlichen  Gliedern  zusammen- 
gesetzt. 2.  Gruppe:  Salicornieae. 
ß.  Der  Stengel  ist  ein  gewöhnlicher,  beblätterter  Krautstengel. 

1.  Blüten  zwitterig,  oft  untermischt  mit  durch  Fehlschlagen  ein- 
geschlechtlichen Blüten;  die  Blütenhüllen  der  männlichen  und  weib- 
lichen Blüten  sind  einander  ähnlich.  3.  Gruppe:  Chenopodieae. 

2.  Die  Blüten  sind  ein-  oder  zweihäusig,  selten  mit  Zwitterblüten 
untermischt.  Die  Blütenhülle  der  männlichen  und  der  weiblichen 
Blüten  sind  einander  unähnlich.  4.  Gruppe:  Atriplicieae. 

1.  Gruppe:  Salsoleae. 

1.  Blütenhülle  fünfzipfelig;  bei  der  Fruchtreife  sind  die  Zipfel  an  ihrer  Spitze 
häutig,  an  ihrem  Grunde  knorpelig;  jeder  der  Zipfel  hat  einen  Flügel 
erhalten.  Die  Frucht  ist  in  der  sternförmig  geflügelten  Blütenhülle  ein- 
geschlossen. Salsola  L.,  Salzkraut. 

2.  Die  Blütenhülle  ist  dickfleischig  und  schliesst  ebenfalls  später  die  Frucht 
ein,  erhält  aber  keinen  Flügel.  Snaeda  Forskal,  Salz  - Gäusefuss. 

Gattung  221.  Salsola  L.,  Salzkraut. 

Hierher  nur  das  Salzkraut,  Salsola  Kali  L.  Stengel  vielästig;  Blätter 
pfriemlich-cy lindrisch,  fleischig  mit  dorniger  Spitze.  Die  Blüten  stehen 
nebst  2,  ebenfalls  stechenden  Deckblättern,  einzeln  in  den  Blattachseln. 
Blütezeit  Juli,  August;  Y,  2;  ©;  Höhe  15  bis  30  cm.  Die  5 Flügel  der 
Blütenhülle  sind  in  der  Regel  von  Grösse  sehr  ungleich.  Auf  Sandplätzen 
am  Meeresstrande  häufig,  im  Binnenlande  sehr  selten. 

Gattung  222:  Suaeda  Forskal,  Salz-Gänsefuss. 

Hierher  nur  der  Salz-Gänsefuss,  Meerstrau ds - Gänsefiisschen , Suaeda 
maritima  Dum orti er  (Schoberia  maritima  C.A.  Meyer;  Chenopodina  maritima 


47 


Mo  quin  Tandon),  ein  zartes  Pflänzchen  mit  halb  walzenförmigen,  spitzen, 
fleischigen  Blättern.  Die  Blüten  stehen,  zu  3 bis  5 zusammengedrängt,  in 
den  Blattachseln,  sie  werden  von  kleinen,  weissen,  häutigen  Deckblättern 
gestützt  und  haben  eine  rötliche  Hülle.  Blütezeit  August,  September;  0; 
Höhe  15  bis  30  cm.;  V,  2.  Am  Meeresstrand  und  an  Salinen. 

2.  Gruppe:  Salicornieae. 

Gattung  223:  Salicornia  Tournefort,  Glasschmalz. 

Hierher  nur  das  Glasschmalz,  Salicornia  lierbacea  L.  Die  Pflanze  ist 
ausgezeichnet  durch  ihren  leicht  zerbrechlichen,  glasigen,  in  einzelne  Glieder 
geteilten  und  an  den  Gelenken  eingeschnürten  Stengel;  ihre  Blätter  sind  zu 
kleinen,  häutigen  Schuppen  verkümmert.  Die  Blüten  finden  sich  an  den 
Enden  der  Zweige  und  sind  in  Vertiefungen  des  Stengels  eingesenkt.  An 
jedem  Stengelgliede  sitzen  in  den  Achseln  der  die  Blätter  darstellenden 
Schuppen  6 Blüten  und  zwar  je  2 dreiblütige,  einander  gegenüberstehende 
Trugdolden.  Letztere  stehen  kreuzständig.  Jede  Blüte  besteht  aus  einer  den 
Stempel  umschliessenden  schlauchförmigen  Blütenhülle  und  1 oder  2 Staub- 
blättern (untere  Hälfte  der  Fig.  1,  an  welcher  die  Schuppen  weggenommen 
sind).  Zur  Zeit  der  vollen  Blüte  treten  die  Staubbeutel  hinter  ihrer  Schuppe 
hervor  (obere  Hälfte  der  Fig.  1).  Die  Fruchthülle  hat  3 bis  4 Zähne,  ist 
schwammig  und  schwach  geflügelt  (Fig.  5).  Der  nur  hufeisenförmig  ge- 
krümmte Keimling  liegt  neben  dem  Eiweiss.  Blütezeit  August,  September; 
II,  1 oder  I,  1;  0;  Höhe  15  bis  30  cm.  Am  Meeresufer  nicht  selten;  auf 
salzhaltigem  Boden  im  Binnenlande;  sehr  zerstreut,  aber  meist  in  zahl- 
reichen Exemplaren  beisammen  stehend. 

Tafel  192.  Salicornia  lierbacea  L.  A Ganze  Pflanze;  B blütentragendes 
Zweigende;  1 blühendes  Zweigstück,  unten  nach  Entfernung  der  Schuppen; 
2 drei  Schuppen;  3 Staubblätter;  4 Stempel  und  Staubblätter;  5 und  6 Frucht 
in  ihrer  Hülle.  1 bis  6 vergrössert. 

3.  Gruppe:  Chenopodieae. 

A.  Die  Blütenhülle  fehlt  oder  besteht  aus  1 oder  2 durchsichtigen  Schuppen. 

Corispermum  Jussieu,  Wanzensamen. 

B.  Die  Blütenhülle  ist  vielblätterig,  fünfzipfelig. 

a.  Jeder  Zipfel  der  Blütenhülle  ist  bei  der  Fruchtreife  auf  seiner  Aussen- 
seite  geflügelt.  Kocliia  Roth,  Kocliie,  Strandkraut. 

b.  Die  Zipfel  der  Blütenhülle  sind  ungeflügelt. 

a.  Die  Blütenhüllen  werden  saftig  und  mehrere  Blütenhüllen  wachsen 
zu  einer  erdbeerartigen  Scheinfrucht  zusammen:  Blitnin  Tournefortr 
Erdbeerspinat. 


48 


ß.  Die  Früchte  bilden  keine  erdbeerartigen  Scheinbeeren. 

1.  Die  Staubblätter  sind  auf  dem  Grunde  der  Blütenhülle  eingefügt. 
Clienopodiuin  Tournefort,  Gänsefuss. 

2.  Die  Staubblätter  sind  vor  dem  Grunde  der  Blütenhülle  auf  einem 
Ringe  eingefügt.  Bei  der  Fruchtreife  ist  die  Blütenhülle  etwas 
fleischig  und  wachsen  meist  mehrere  Früchte  mit  ihren  Hüllen 
zusammen.  Beta  Tournefort,  Runkelrübe,  Mangold. 

Gattung  224:  Corispermum  Jussieu,  Wanzensame. 

Kleine,  einjährige  Kräuter  mit  linealisch en  Blättern;  obere  Deckblätter 

eiförmig  zugespitzt,  mit  häutigem  Rande.  Blüten  zwitterig;  II,  2 oder  I,  2. 

Frucht  rundum  geflügelt,  Flügel  an  der  Spitze  mit  2 Stachelspitzchen. 

Blütezeit  Juli,  August. 

A.  Blütenhülle  ein-  bis  zweiblätterig;  Flügel  der  Frucht  ganzrandig;  Höhe 
20  bis  80  cm. 

a.  Der  häutige  Rand  der  Deckblätter  ist  halb  so  breit  wie  der  krautige 
Teil  derselben.  Brachfelder,  Kiesplätze  bei  Berlin  und  Darmstadt, 
Donauufer  bei  Wien.  C.  hyssopifolium  L.,  Ysopblätteriger  Wanzen- 
same. 

b.  Der  häutige  Rand  der  Deckblätter  ist  so  breit  wie  deren  krautiger 
Teil.  Donauufer  bei  Wien.  C.  nitidum  Kitaibel,  Glänzender 
Wanzensame. 

B.  Blütenhülle  fehlt. 

a.  Flügel  der  Frucht  gezähnelt.  Höhe  15  bis  60  cm.  Rheinfläche  bei 
Schwetzingen.  C.  Marschallii  Steven,  Marsclialls  Wanzensame. 

b.  Flügel  der  Frucht  ganzrandig.  Höhe  15  bis  30  cm.  Im  Sande  der 
Ostseeküste  von  Danzig  bis  Memel*  C.  intermedium  Schweigger, 
Mittlerer  Wanzensame. 

Tafel  193.  Corispermum  intermedium  Schweigger.  A Ganze  Pflanze; 

B Blütenzweig;  1 Blüte  mit  ihrem,  nur  im  Umrisse  dargestellten  Deckblatte; 

2 und  3 Frucht  von  beiden  Seiten.  B,  1 und  2 vergrössert. 

Gattung  225:  Kochia  Roth.  Kochie,  Strandkraut. 

1.  Flaumhaariger  oder  zottiger  Halbstrauch  mit  flachen,  linealischen  Blättern; 
Flügel  der  Fruchthülle  zur  Zeit  der  Fruchtreife  rund.  Blütezeit  Juli  bis 
September;  Y,  2.  Auf  Sandfeldern  in  Steiermark,  Unter  Österreich,  Mähren. 
K.  prostrata  Schräder,  Gestreckte  Strandcypresse. 

2.  Rauhhaariges  Kraut  mit  nabelförmigen,  etwas  fleischigen  Blättern.  An- 
hängsel der  Fruchthülle  eiförmig,  zugespitzt.  Die  Blüten  sitzen  achsel- 
ständig und  meist  zu  dreien.  Blütezeit  Mai  bis  Juli;  Y,  2;  0;  Höhe 
15  bis  30  cm.  Iv.  arenaria  Roth,  Strandkraut. 


49 


Tafel  194.  Kochia  arenaria  Roth.  A Ganze  Pflanze;  la  Blüte  mit 
nur  teilweise,  lb  mit  ganz  geöffneter  Blütenhülle;  2 Blüte,  von  der  4 Blüten- 
hüllzipfel und  4 Staubblätter  weggeschnitten  wurden;  3 Fruchthülle  mit  noch 
nicht  ausgewachsenen  Anhängseln;  4 die  grossen,  rötlich  - weissen  Anhängsel  der 
Fruchthülle  sind  völlig  ausgebildet.  1 bis  4 vergrössert. 

Gattung  226:  Blitum  Tournefort,  Erdbeerspinat. 

Nackte  kahle  Kräuter;  Blütezeit  Juli  bis  August.  I.  2. 

1.  Blätter  dreieckig,  fast  spiessförmig,  tief  gezähnt.  Alle  Blütenknäuel 
stehen  in  Blattachseln;  ©;  Höhe  50  bis  60  cm.  Wild  nur  im  südlichsten 
Teile  des  Gebietes,  verwildert  mancherorts,  namentlich  in  Thüringen,  im 
Rhein-  und  Moselthale  u.  a.  B.  virgatum  L.,  Rutenförmiger  Erdheer- 
spinat. 

2.  Blätter  lang  dreieckig  mit  spiessförmigem  Grunde,  ganzrandig ; die  obersten 
Blütenknäuel  stehen  nicht  in  Blattachseln;  ©;  Höhe  30  bis  40  cm.  In 
Südeuropa  einheimisch,  im  Gebiete  als  ein  dem  Spinat  ähnliches  Gemüse 
zuweilen  angebaut  und  stellenweise  verwildert,  so  in  Baden  und  der 
Schweiz.  B.  capitatnm  L.,  Kopfblfttiger  Erdbeerspinat. 

Tafel  195.  Blitum  capitatum  L.  A oberer  Teil  einer  fruchttragenden 
Pflanze;  1 männliche  Blüte  mit  5 Staubblättern;  2 gewöhnliche  Form  der  Blüte; 
3 gewöhnliche  Blüte  mit  bereits  geschwollenem  Fruchtknoten  nach  Wegnahme 
der  Blütenhülle;  4 Frucht  mit  fleischig  gewordener,  rot  gefärbter  Hülle;  5 durch 
die  beim  Eintrocknen  zerreissende  Fruchthülle  kommt  der  dunkelgefärbte  Same 
zum  Vorschein;  6 Same.  1 bis  6 vergrössert. 

Gattung  227.  Chenopodium  Tournefort,  Gänsefuss.  V,  2. 

A.  Stengel  und  Blätter  behaart. 

1.  Blätter  länglich,  mit  entfernt  voneinander  stehenden  Zähnen,  die 
oberen  ganzrandig  lanzettförmig;  ganze  Pflanze  zerstreut -kurzhaarig; 
Blätter  unterseits  drüsenhaarig.  — Blütezeit  Juni,  Juli;  ©;  Höhe 
30  bis  60  cm.  Same  glänzend  und  glatt.  Riecht  angenehm.  Aus 
Mexiko  eingeführt;  an  unfruchtbaren  Orten,  auf  Kulturland  und  an 
Flussufern  zuweilen  verwildert.  Ch.  ambrosoides  L.,  Wohlriechender 
Gänsefuss,  Jesuitenthee. 

2.  Blätter  fiederspaltig  buchtig  (an  Eichenblätter  erinnernd),  oberste 
Blätter  länglich,  ganzrandig.  Ganze  Pflanze  mit  Drüsenhaaren  besetzt 
und  davon  klebrig  und  stark  aromatisch  riechend.  — Blütezeit  Juli, 
August;  ©;  Höhe  15  bis  30  cm.  Same  glänzend,  glatt.  Zur  Frucht- 
zeit sind  die  Blätter  meist  abgefallen.  Südeuropa,  hin  und  wieder 
an  unbebauten  Orten  verwildert.  Ch.  Botrys  L.,  Klebriger  oder 
Trauben  - Gänsefuss. 

Thom4,  Flora.  II. 


7 


50 


B.  Stengel  und  Blätter  sind  unbehaart,  aber  vielfach,  namentlich  an  den 
jüngeren  Teilen,  bereift  oder  wie  mit  Mehl  bestäubt. 

I.  Blätter  ganzrandig. 

1.  Blätter  eiförmig,  kahl.  — Blütezeit  August,  September;  0;  Höhe 
15  bis  60  cm.  Same  glänzend,  fein  punktiert.  An  bebauten  und 
unbebauten  Orten,  Wegen,  kiesigen  Flussufern  u.  a.  Durch  das 
ganze  Gebiet,  meist  nicht  selten.  Ch.  polyspermum  L.,  Vielsainiger 
Gränsefuss. 

2.  Blätter  rauten -eiförmig,  in  der  Jugend  graumehlig,  später  nur  auf 
der  Unterseite  staubig,  mitunter  fast  rein.  Stengel  und  Blätter 
widrig  riechend  (nach  faulen  Heringen  und  faulem  Urin).  — 
Blütezeit  Juli,  August;  0;  Höhe  15  bis  30  cm.  Samen  glänzend, 
fein  punktiert.  Ch.  vulvaria  L.,  Nickender  Gränsefuss. 

3.  Blätter  dreieckig  mit  spiessförmigem  Grunde,  unterseits  mit  zerstreut- 
stehenden Drüsen.  — Blütezeit  Mai  bis  August;  V,  2;  2]-;  Höhe 
15  bis  60  cm.  Same  glatt,  glänzend,  ln  der  Nähe  von  Dörfern 
und  auf  Dünger,  gemein.  Ch.  Bonus  Henricus  L.,  Guter  Heinrich.*) 

II.  Blätter  nicht  ganzrandig. 

a.  Die  Samen  stehen  zum  Teil  mehr  oder  weniger  senkrecht  in  der 
Frucht  (vergl.  Tafel  196,  Fig.  4),  manche  auch  wagerecht. 

1.  Blätter  unterseits  blaugrün  bestäubt;  Blütenähren  blattlos.  — 
Blätter  länglich,  stumpf,  mit  entferntstehenden  Zähnen.  Blütezeit 
Juli  bis  September;  0;  Höhe  15  bis  60  cm.  An  Wegen,  Ab- 
flüssen, Ufern,  namentlich  an  Miststätten  häufig.  Ch.  glaucum  L., 
Meergrüner  oder  Hechtfarhiger  Gränsefuss. 

2.  Blätter  unterseits  kahl,  glänzend.  — Blätter  rautenförmig- drei- 
eckig, buchtig-gezähnt;  die  oberen  oft  fast  spiessförmig-dreilappig. 
Stengel  und  Blüte  oft  rot.  Blütezeit  Juli  bis  September;  0; 
Höhe  30  bis  60  cm.  An  Wegen,  auf  Schutt,  Düngerhaufen  u.  s.  w. 
durch  das  ganze  Gebiet,  meist  häufig.  Ch.  rubrum  L.,  Roter 
Gänsefuss. 

b.  Die  Samen  stehen  wagerecht. 

a.  Die  Samen  sind  grubig- punktiert. 

*)  Tafel  196.  Chenopodium  Bonus  Henricus  L.  A oberer  Teil  der 
Pflanze;  1 noch  nicht  ganz  geöffnete  Blüte;  2 ganz  geöffnete  Blüte,  an  der 
2 Blütenhüllzipfel  und  2 Staubblätterentfernt  wurden ; 3 Stempel ; 4 Frucht 
geöffnet,  um  die  Anheftung  und  die  senkrechte  Stellung  des  Samens  zu  zeigen; 
5 durch  Öffnungen  in  der  bei  der  Fruchtreife  zerreissenden  Frucht  wird  der 
Same  sichtbar;  6 Same;  7 Umriss  eines  der  Länge  nach  durchschnittenen  Samens. 
1 bis  7 vergrössert. 


51 


1.  Mittlere  Blätter  dreieckig  mit  herzförmigem  Grunde  und  5 
oder  mehr  breiten,  spitzen  Zähnen.  — Blütezeit  Juli,  August; 
0;  Höhe  30  bis  100  cm.  Auf  bebautem  Boden,  Miststätten 
u.  a.  häufig.  Ch.  hybridum  L.,  Unächter  Gäusefuss. 

2.  Mittlere  Blätter  fast  spiessförmig  dreilappig,  mit  grob  kurz- 
zähnigem  Rande.  — Blütezeit  Juli,  August.  Wege  Schutt, 
Kulturland  u.  a.,  namentlich  an  Oberrhein  und  Obermosel, 
doch  selten  und  unbeständig.  Ch.  ficifolium  Smith,  Feigen- 
blätteriger Gänsefuss. 

ß.  Die  Samen  sind  glänzend  und  glatt,  nicht  punktiert. 

1.  Blätter  glänzend  (nur  im  jüngsten  Zustande  mehlstaubig). 

A.  Blätter  fast  dreieckig;  Trugdolden  steif  aufrecht,  dem 
Stengel  anliegend.  Same  nicht  von  einer  Rippe  umgeben. 
Blütezeit  Juli  bis  September;  0;  Höhe  30  bis  60  cm. 
An  Wegen,  auf  Schutt,  nicht  überall.  Ch.  urbicum  L., 
Steifer  Gänsefuss. 

B.  Blätter  rauten-eiförmig.  Trugdolden  auseinandergespreizt. 
Same  von  einer  scharfrandigen  Rippe  umgeben.  — Blüte- 
zeit Juli  bis  September.  Acker,  Schutt,  Wege  durch  das 
ganze  Gebiet  zerstreut  und  meist  gemein.  Ch.  murale  L., 
Mauer -Gänsefuss. 

2.  Blätter  auf  ihrer  Unterseite  glanzlos. 

A.  Mittlere  Stengelblätter  rautenförmig,  oft  dreilappig,  so 
lang  wie  breit.  Blattspitze  stumpf,  oft  fast  abgerundet. 
Blattunterseite  durch  wasserhelle  Drüsen  wie  mit  Reif 
überzogen.  — Blattrand  buchtig  gezähnt.  Blütezeit  Juli 
bis  September;  0;  Höhe  30  bis  60  cm.  Auf  Schutt  an 
Wegen,  durch  das  ganze  Gebiet,  namentlich  in  Schlesien 
und  am  Rhein,  doch  nirgends  gemein.  Ch.  opulifolium 
Schräder,  Schneeballblätteriger  Gänsefuss. 

B.  Mittlere  Stengelblätter  aus  eiförmigem  Grunde  dreieckig 
zulaufend,  fast  rautenförmig,  länger  als  breit.  Blattspitze 
nicht  abgerundet,  stumpf,  doch  auch  nicht  lang  zugespitzt, 
unterseits  mehlstaubig.  — Blatt  im  unteren  Teile  ganz- 
randig,  im  oberen  ausgefressen-gezähnt.  Blütezeit  Juli  bis 
September;  ©;  Höhe  20  bis  60  cm.  Gemein.  Ch.  albuin  L., 
Weisser  Gänsefuss. 

Formenreiche  Pflanze;  Hauptformen  sind  Ch.  spicatuin 
Koch  mit  ährenförmigen  Blütenknäueln  und  Ch.  cymi- 
gerum  Koch  (Ch.  viride  L.)  mit  trugdoldigen  Blütenknäueln, 
letztere  Form  hat  oft  nur  sehr  wenig  bestäubte  Blätter. 


52 


Gattung  228:  Beta  Tournefort,  Runkelrübe,  Mangold. 

Hierher  nur  Beta  vulgaris  L.,  Runkelrübe,  Mangold.  Wurzel  ein- 
stengelig;  untere  Blätter  herz -eiförmig,  stumpf;  obere  rautenförmig.  In  den 
Achseln  der  letzteren  sitzen  die  Blütenknäuel.  Die  reifen  Früchte  werden 
von  dem  Kelche  fast  umschlossen  und  sind  zu  mehreren  miteinander  ver- 
wachsen. Blütezeit  Juli  bis  September;  V,  2;  Höhe  60  bis  125  cm; 
O seltener  ©.  Die  ursprüngliche,  dünnwurzelige  Form  kommt  in  Deutsch- 
land nicht  vor,  sie  findet  sich  an  den  Küsten  des  Mittelmeeres.  Bei  uns 
wird  die  Runkelrübe  in  ausgedehntem  Masse  und  in  zahlreichen  Varietäten 
angebaut: 

A.  Die  Kultur  veredelt  die  Blätter,  die  Wurzel  wird  kaum  dicker  als  die 
Stengel.  Die  zarten  Blätter  sind  wie  Spinat,  die  verschiedenartig  ge- 
färbten Blattrippen  ähnlich  wie  Spargel  geniessbar.  B.  vulgaris  var. 
cicla  L.  Ächter  Mangold,  Gartenmangold,  Beisskohl,  Römischer  Kohl. 

B.  Die  Kultur  veredelt  die  Wurzeln.  B.  vulgaris  var.  rapacea  Koch, 
Rübenmangold. 

a.  Die  Wurzel  bleibt  verhältnismässig  klein,  wird  aber  durch  und  durch 
blutrot  bis  rötlichgelb  und  wohlschmeckend;  die  Blätter  werden 
grünlichrot.  Rote  Rübe,  Rote  Bete. 

b.  Die  Wurzel  wird  dick,  ist  für  Menschen  nicht  geniessbar,  wird  als 
Viehfutter  benutzt.  Runkelrübe,  Runkel,  Turnip. 

c.  Die  zuckerreiche  Wurzel  dient  zur  Zuckerfabrikation.  Zuckerrübe.*) 

4 Gruppe : Atriplicieae. 

A.  Blüten  zweihäusig;  Hülle  der  weiblichen  Blüte  zwei-  bis  dreispaltig; 
Frucht  mit  der  Blütenhülle  verwachsen.  Spinacia  L.,  Spinat. 

B.  Blüten  einhäusig. 

1.  Die  eingeschlechtlichen  Blüten  sind  mit  Zwitterblüten  untermischt; 
Hülle  der  weiblichen  Blüte  zweilappig  oder  zweiteilig,  ganzrandig 
oder  gezähnt,  flachgedrückt,  selten  fünfzipfelig.  Frucht  hartschalig. 
Samenhaut  krustig.  Atriplex  Tournefort,  Melde. 

2.  Die  männlichen,  meist  viermännigen  Blüten  bilden  weissgraue  Knäuel, 
an  deren  Grunde  je  2 bis  3 weibliche  Blüten  sitzen;  Hülle  der  weib- 
lichen Blüte  zweizähnig,  röhrenförmig.  Eurotia  Adanson,  Horumelde. 

*)  Tafel  197.  Beta  vulgaris  L.  var.  rapacea  Koch,  Zuckerrübe. 
A Blütenzweig;  B desgl.;  1 Blüte  von  oben;  2 Blüte  im  Längsschnitt;  3 Staub- 
beutel; 4 Frucht  von  oben  gesehen;  5 Frucht  der  Länge  nach  durchschnitten, 
um  die  Lage  des  Keimlings  zu  zeigen;  6 von  oben  geöffnete  Frucht;  7 Same; 
8 desgl.  durch  schnitten,  der  Keimling  umgiebt  das  Sameneiweiss.  1 bis  8 vergrössert. 


53 


3.  Die  männlichen,  meist  fünfmännigen  Blüten  sind  mit  den  weiblichen 
gemengt.  Hülle  der  weiblichen  Blüte  zweilappig,  jeder  Lappen  zwei- 
zähnig, flachgedrückt.  Schliessfrucht  häutig,  Samenhaut  dünn.  Obione 
Gärtner,  Keilmelde. 

Gattung  229:  Spinacia  L.,  Spinat. 

Hierher:  Spinacia  oleracea  L.,  Spinat.  Die  männlichen  Blüten  sitzen 
zusammengeknäuelt  in  den  Blattachseln  und  am  Ende  des  Stengels,  ihre 
Blütenhülle  ist  vierzipfelig;  die  weiblichen  Blüten  sitzen  in  den  Blattachseln, 
ihre  Hülle  ist  zwei-  bis  dreispaltig.  Blütezeit  Mai,  Juni;  Höhe  30  bis  50  cm; 

0 und0;  XXH,  4.  In  zwei  Varietäten  vielfach  als  Gemüsepflanze  angebaut.  Der 
Winterspinat  (Sp.  spinosa  Mönch)  hat  fast  dreieckige  spiessförmige  Blätter, 
und  die  Zipfel  seiner  weiblichen  Blütenhülle  wachsen  zu  hornartigen  Dornen 
aus;  der  Sommerspinat  (Sp.  inermis  Mönch)  hat  dagegen  stumpf- dreieckige 
oder  länglich -eiförmige  Blätter  und  eine  unbewehrte  Frucht. 

Tafel  198.  Spinacia  oleracea  L.  A und  C Zweige  von  blühenden 
männlichen  Pflanzen  beider  Varietäten,  B weibliche  Pflanze  des  Winterspinats; 

1 männliche,  2 weibliche  Blüte;  3 Längsschnitt  durch  die  von  der  Blütenhülle 
umgebene  Frucht  des  Winterspinats.  1 bis  3 vergrössert. 

Gattung  230:  Atriplex  Tournefort,  Melde.  XXI,  5. 

Die  Blüten  sind  meist  eingeschlechtlich  und  einhäusig;  die  männliche 
Blüte  hat  eine  fünfzipfelige  Hülle  und  5 Staubblätter,  die  weibliche  besteht 
aus  einem  Stempel  mit  2 Narben.  Letztere  hat  keine  Blütenhülle,  besitzt 
aber  2 grosse  Vorblätter,  welche  nach  der  Blütezeit  noch  fortwachsen  und 
so  eine  unechte  Fruchthülle  bilden.  Ausser  diesen  eingeschlechtlichen  Blüten 
kommen  noch  Zwitterblüten  vor;  dieselben  gleichen  den  männlichen  Blüten. 
Man  unterscheidet  3 Untergattungen: 

I.  Die  Staubblätter  der  Zwitterblüten  verkümmern  zuweilen,  sodass  sich 
weibliche  Blüten  mit  einer  Blütenhülle  vorfinden.  Die  Pflanze  trägt 
zweierlei  Samen:  die  Zwitterblüten  bringen  schwarze,  etwas  flachgedrückte 
Samen,  die  eingeschlechtlichen  Blüten  dagegen  doppelt  so  grosse,  leder- 
gelbe, ganz  flach  gedrückte  Samen.  1.  Untergattung:  Dickospermum 
Dumortier. 

1.  Die  Blätter  sind  beiderseits  fast  gleichfarbig,  grün  blass-  oder  blutrot, 
glanzlos.  — Die  unteren  Blätter  sind  herzförmig -dreieckig,  buchtig 
gezähnt;  die  oberen  länglich,  oft  dreieckig,  oft  spiessförmig.  Frucht- 
hülle rundlich -eiförmig,  zugespitzt,  ganzrandig.  Blütezeit  Juli,  August; 
Höhe  30  bis  150  cm;  ©.  Als  Gemüsepflanze  zuweilen  angebaut  und 
verwildert.  A.  hortense  L.,  Gartenmelde. 


54 


2.  Blätter  oberseits  glänzend,  unterseits  silbern-bläulich-grün.  — Untere 
Blätter  herzförmig,  dreieckig,  buchtig-gezähnt-gelappt;  obere  dreieckig, 
am  Grunde  buchtig  gezähnt,  an  der  Spitze  ganzrandig.  Blütezeit 
Juli,  August;  Höhe  60  bis  150  cm;  0.  Auf  Schutt,  Gartenland, 
Mauern,  in  Weinbergen  zerstreut  und  mancherorts  fehlend.  A.  nitens 
Schkuhr,  Glänzende  Melde. 

II.  Die  Pflanze  hat  nur  eingeschlechtliche  Blüten  und  bringt  auch  nur 
einerlei  Samen. 

A.  Die  Vorblätter  sind  in  ihrer  unteren  Hälfte  an  ihren  Rändern  mit- 
einander verwachsen  und  bilden  so  eine  oben  offene  Tasche,  in  deren 
Grunde  die  Frucht  sitzt  (Tafel  199,  Fig.  1);  bei  der  Fruchtreife  wird 
die  ganze  untere  Hälfte  dieser  Tasche  knorpelartig-hart  und  weisslich 
(Tafel  199,  Fig.  2).  2.  Untergattung:  Sclerocalymna  As cherson. 

1.  Die  ährenförmigen  Blütenstände  sind  fast  bis  zur  Spitze  be- 
blättert. — Untere  Blätter  dreieckig  rautenförmig,  die  obersten 
länglich- eiförmig.  Stengel  und  beide  Blattseiten  mit  weissen 
Schüppchen  besetzt  und  infolge  davon  weisslich  - grün.  Blütezeit 
Juli,  August;  Höhe  80 — 100  cm;  0.  Auf  Schutt,  an  Wegen, 
namentlich  auf  salzhaltigem  Boden.  Zerstreut,  besonders  im  Osten 
(A.  alba  Scopoli).  A.  roseum  L.,  Rosenmelde.  *) 

2.  Die  ährenförmigen  Blütenstände  sind  unbeblättert,  höchstens  an 
ihrem  Grunde  durch  einzelne  Blättchen  unterbrochen. 

a.  Männliche  und  weibliche  Blüten  stehen  untereinander  gemischt. 
Blätter  fast  spiessförmig,  tief  buchtig  gezähnt,  untere  dreieckig 
rautenförmig;  obere  spiessförmig  länglich.  Fruchthülle  rauten- 
förmig, oder  fast  dreilappig  gezähnt,  oder  fast  ganzrandig.  — 
Blütezeit  Juli,  August;  Höhe  30 — 60  cm;  ©.  Sehr  selten. 
A.  tataricnm  L.,  Tatarische  Melde. 

b.  Die  männlichen  Blüten  stehen  in  dichtgedrängten,  endständigen, 
ährenförmigen  Blütenständen,  die  weiblichen  Blüten  hingegen 
einzeln  oder  zu  wenigen  in  den  Blattachseln.  Untere  Blätter 
ei -spiessförmig,  stumpf  und  buchtig  gezähnt,  bisweilen  fast 
dreilappig,  obere  spiessförmig  länglich.  Fruchthülle  rhombisch- 
spiessförmig,  gezähnt.  — Blütezeit  August,  September;  Höhe 
30  — 60  cm;  0.  Am  Nordseestrande  und  den  Küsten  von 
Schleswig -Holstein,  selten.  A.  laciniatum  L.,  Gelappte  Melde. 

*)  Tafel  199.  Atriplex  roseum  L.  A oberer  Teil  einer  blühenden, 
B einer  fruchttragenden  Pflanze;  1 Blütenknäuel,  bestehend  aus  einer  männlichen 
und  2 weiblichen  Blüten,  sowie  einer  weiblichen  Blütenknospe;  2 Fruchthülle  von 
der  Seite  gesehen;  3 Same.  1,  2 und  von  3 die  rechtsstehende  Figur  vergrössert. 


55 


B.  Die  Vorblätter  bleiben  bei  der  Frucbtreife  krautig  oder  werden  nur 
ganz  an  ihrem  Grunde  etwas  knorpelig.  3.  Untergattung:  Teutliopsis 
Dumortier. 

1.  Die  Vorblätter  sind  breit -rautenförmig  und  bis  zur  Hälfte  ver- 
wachsen. — Die  unteren  Blätter  sind  dreieckig  - spiessförmig  oder 
fast  dreilappig -spiessförmig,  in  der  Regel  sind  sie  buchtig  gezähnt, 
seltener  ganzrandig.  Blütezeit  August,  September;  Höhe  30  bis 
60  cm;  O.  An  der  Ostseeküste  stellenweise.  B.  Babingtonii  Woods. 
Babingtons -Melde. 

2.  Die  Vorblätter  sind  nur  an  ihrem  Grunde  verwachsen. 

a.  Alle  Blätter  sind  lineal  oder  lanzettlich- lineal,  nach  beiden 
Seiten  zugespitzt,  ganzrandig  oder  fein  gezähnt.  — Die  Frucht- 
hülle ist  rauten  - eiförmig.  Blütezeit  Juli,  August;  Höhe  30  bis 
60  cm;  ©.  Am  Strand  der  Nord-  und  Ostsee  selten.  A.  lito- 
rale  L.,  Ufer -Melde. 

ß.  Fast  alle  Blätter  sind  ganz  oder  nahezu  spiessförmig;  nur  die 
allerobersten  sind  lanzettlich  oder  lineal. 

a.  Die  Zipfel  der  Fruchthülle  sind  von  herzförmigem  Umrisse, 
ihr  Rand  ist  in  lange,  schmale,  pfriemlich  zugespitzte  Zipfel 
zerspalten.  — Blütezeit  Juli,  August;  Höhe  30  bis  100  cm;  ©. 
Auf  Schutt  und  an  Wegen  an  der  Meeresküste,  sehr  selten. 
A.  calotheca  Fries,  Schönfriichtige  Melde. 

b.  Die  Zipfel  der  Fruchthülle  sind  dreieckig,  ganzrandig  oder 
gezähnelt.  — Blütezeit  Juni,  August;  Höhe  30  bis  100  cm;  0. 
Auf  Kulturland,  an  Wegen,  Zäunen  u.  s.  w.  Durch  das 
ganze  Gebiet  häufig.  A.  liastatum  L.  (zum  Teil),  Spiess- 
blätterige  Melde. 

y.  Nur  die  untersten  Blätter  sind  dreieckig  oder  spiessförmig,  die 
anderen  sind  lineal  oder  lanzettförmig. 

a.  Fruchthülle  eiförmig,  fast  dreieckig  - rautenförmig,  ganz- 
randig. — Blütezeit  Juli,  August;  Höhe  30  bis  100  cm;  0. 
An  trocknen  Orten,  Wegen,  Hecken  u.  s.  w.  selten;  häufig 
im  Rhein-  und  unteren  Nahethal.  A.  oblongifolium  Wald- 
stein und  Kitaibel,  Länglichblätterige  Melde. 

b.  Fruchthülle  jederseits  mit  einem  grossen  vorspringenden 
Zipfel,  wodurch  sie  spiess- rautenförmig  wird,  meist  ganz- 
randig, oft  weichstachelig  oder  gezähnt.  — Blütezeit  Juli, 
August;  Höhe  30  bis  100  cm;  ©.  Unbebaute  Orte,  Wege, 
Schutt,  gemein.  A.  patulum  L.,  Ausgebreitete  Melde. 


56 


Gattung  231:  Eurotia  Aclanson,  Hornmelde. 

Hierher  nur  Eurotia  ceratoides  C.  A.  Meyer,  Hornmelde,  ein  aus- 
dauerndes Holzgewächs  mit  lanzettlichen,  graufilzigen  Blättern.  Weibliche 
Blüten  wollig.  Blütezeit  August,  September;  Höhe  30  bis  100  cm;  XXI,  4. 
An  unfruchtbaren  Orten  in  Niederösterreich. 

Gattung  232:  Obione  Gärtner,  Keilmelde. 

1.  Frucht  sitzend,  dreilappig.  — Halbstrauch,  mit  länglichen,  stumpfen, 
ganzrandigen  Blättern.  Blütezeit  Juli,  August;  Höhe  60  bis  150  cm; 
XXI,  5.  Meeresufer  der  Nordsee.  (Halimus  portulacoides  Wallroth).  Obione 
portulacoides  Moquin-Tandon,  Portulakartige  Keil-  oder  Salzmelde. 

2.  Frucht  sehr  lang  gestielt.  — Einjähriges  Kraut  mit  länglich -stumpfen, 
ganzrandigen  Blättern.  Blütezeit  August  bis  Oktober;  Höhe  15  bis  30  cm; 
XXI,  5.  Am  Meeresufer,  an  Salinen,  auf  salzhaltigem  Boden  (Halimus 
pedunculata  Wallroth,  Diotis  atriplicina  Sprengel).  Obione  pedunculata 
Moquin-Tandon,  Stielfriiclitige  Keil-  oder  Salzmelde. 


49.  Familie:  Amarantaceae , Fuchsschwanzgewäclise. 

Krautartige  Pflanzen  mit  einfachen,  abwechselnden,  nebenblattlosen 
Blättern  und  gewöhnlich  kopfförmigem  oder  geknäueltem  Blütenstande.  Die 
Blütenhülle  ist  zwar  trockenhäutig  und  rauschend,  aber  doch  mitunter  leb- 
haft gefärbt  und,  zum  Unterschiede  von  den  sehr  nahe  verwandten  Cheno- 
podiaceen,  von  einigen  Deckblättchen  gestützt.  Die  Frucht  ist  schlauchartig, 
der  Keim  ringförmig. 


Gattungen. 

1.  Blüten  einhäusig  mit  Zwitterblüten  untermischt.  Die  Staubfäden  sind  an 
ihrem  Grunde  nicht  miteinander  verwachsen.  Die  Frucht  springt  oft 
mit  einem  Deckel  auf.  Amarantus  Tournefort,  Fuchsschwanz. 

2.  Blüten  zwitterig,  meist  mit  3 Staubblättern,  deren  Fäden  am  Grunde  zu 
einem  Ringe  verwachsen  sind;  Frucht  nicht  aufspringend.  Polycnemiim  L., 
Knorpelkraut. 

Gattung  233:  Amarantus  Tournefort,  Amarant,  Fuchsschwanz. 

A.  Die  Frucht  springt  nicht  auf  (Albersia  Kunth). 

1.  Blatt,  Stengel  und  Aste  sind  haarlos.  — Aste  ausgetrocknet,  Blätter 
ei -rautenförmig,  stumpf,  an  der  Spitze  fast  herzförmig  ausgeschnitten. 
Blüten  in  blattwinkelständigen  Knäueln,  mit  Deckblättern,  welche 


57 


kürzer  als  der  Kelch  sind.  Blütezeit  Jnli,  August;  0;  Höhe  15  bis 
30  cm;  XXI,  3.  (Albersia  Blitum  Kunth;  Exolus  viridis  Moquin- 
Tandon.)  A.  Blitum  L.,  Gemeiner  Amarant. 

2.  Die  Blattstiele  sowie  die  oberen  Stengelteile  und  Aste  sind  dicht  und 
fein  behaart,  im  übrigen  wie  vorige,  jedoch  sind  die  Äste  mehr  ge- 
streckt. Österreichische  Form  des  gemeinen  Amarant.  A.  prostratus 
Balbis,  Gestreckter  Fuchsschwanz. 

B.  Die  Frucht  springt  mit  einem  sich  ringsum  ablösenden  Deckel  auf. 

1.  Blüten  dreimännig;  Blütendeckblätter  von  der  Länge  der  Blüten- 
hülle. — Blätter  rauten -eiförmig;  Blüten  alle  in  blatt  winkelständigen 
Knäueln.  Blütezeit  Juli,  August;  Höhe  15 — 30  cm;  O;  XXI,  3.  An 
Wegen  und  auf  Kulturland.  Sehr  selten,  fast  nur  bei  Prag.  A.  sil- 
vestris  Desfontaines,  Wilder  Amarant. 

2.  Blüten  fünfmännig;  Blütendeckblätter  doppelt  so  lang  als  die  Blüten- 
hülle. — Stengel  kurz  behaart.  Blätter  eiförmig,  zugespitzt,  Blüten- 
knäuel ausser  in  den  Blattachseln  auch  in  einer  endständigen  Ähre. 
Blütezeit  Juli  bis  September;  Höhe  15  bis  100  cm;  ©;  XXI,  5. 
A.  retroflexus  L.,  Rauhstengeliger  Amarant.*) 

Der  Rispige  Amarant  (A.  paniculatus  L.)  sowie  der  Rote  Amarant  oder 
Gemeine  Fuchsschwanz  (A.  caudatus  L.),  welche  beide  aus  Ostindien  stammen 
und  ihrer  blutroten  Stengel  und  Blätter  halber  als  Zierpflanzen  viel  gezogen 
werden,  finden  sich  mitunter  verwildert  vor. 


Gattung  233;  Polycnemum  L.,  Knorpelkraut. 

Niederliegende,  mehrjährige  Kräuter  mit  dreikantigen,  nadelförmigen 
Blättern  und  sitzenden,  blattwinkelständigen  Blüten. 

1.  Deckblätter  klein,  so  lang  als  die  Blütenhülle.  — Blütezeit  Juli,  August; 
III,  1;  Höhe  verschieden:  an  sandigen  Stellen  etwa  5 cm,  auf  feuchtem 
Boden  bis  15  cm.  Ungleich  verteilt  und  selten.  P.  arvense  L.,  Acker- 
knorpelkraut. 

2.  Deckblätter  länger  als  die  Blütenhülle.  — Blütezeit  Juni  bis  August; 
III,  1;  Höhe  10  bis  20  cm.  Seltner  als  die  vorige  und  nur  in  Mittel- 
und Süddeutschland.  P.  majus  Braun,  Grösseres  Knorpelkraut. 


*)  Tafel  200.  Amarantus  retroflexus  L.  A und  B blühende  Stengel- 
stücke; 1 männliche,  2 weibliche  Blüte;  3 Stempel;  4 weibliche  Blüte  durch- 
schnitten, um  die  Lage  der  Samenknospe  zu  zeigen;  5 sich  mit  einem  Deckel 
öffnende  Frucht;  6 Same;  7 derselbe  durchschnitten.  1 bis  7 vergrössert. 

Thom6,  Flora  II.  8 


58 


3.  Ordnung:  Caryophyllinae,  Nelkenartige. 

Kennzeichen  siehe  auf  Seite  87.  Hierher  gehören  6 Familien. 

A.  Kelch  ein-  oder  zweiblätterig. 

1.  Kelch  einblätterig,  röhrenförmig,  in  der  Regel  fünfzipfelig  oder  fünf- 
spaltig.  53.  Familie:  SilCaaceae,  Leimkrautgewächse. 

2.  Kelch  zweispaltig  - einblätterig  oder  zweiblätterig.  55.  Familie:  Portu- 
lacaceae,  Portulakgewächse. 

B.  Kelch  fünf-,  seltener  vierblätterig. 

1.  Der  Fruchtknoten  ist  mehrfächerig,  er  wird  von  mehreren  (meist  10 

oder  mehr)  getrennten,  quirlständig  um  eine  gemeinschaftliche  Achse 
sitzenden  Fruchtblättern  gebildet,  deren  jedes  für  sich  ein  einfächeriges, 
einsamiges  Fruchtfach  darstellt.  Die  Frucht  ist  eine  mehrfächerige 
Beere.  Blumenkrone  fehlt.  50.  Familie:  Phytolaccaceae,  Kermes- 
beerengewächse. 

2.  Der  Fruchtknoten  wird  aus  2 bis  5 Fruchtblättern  gebildet,  ist  aber 
einfächerig. 

a.  Der  glockenförmig  ausgehöhlte  Blütenboden  trägt  auf  seinem  Rande 
die  Blütenhülle  und  die  umweibigen  Staubblätter.  Blumenblätter 
fehlen.  51.  Familie:  Scleranthaceae,  Kuauelgewächse. 

b.  Die  Staubblätter  sind  unterweibig,  d.  h.  sie  entspringen  unterhalb 
des  Stempels. 

a.  Ohne  Nebenblätter.  54.  Familie:  Alsiuaceae,  Miergewächse. 
ß.  Mit  Nebenblättern.  52.  Familie:  Paronychiaceae,  Paronychien- 
gewächse. 

50.  Familie:  Phytolaccaceae,  Kermesbeereiigewächse. 

Kräuter  mit  ungeteilten,  abwechselnden  Blättern;  Nebenblätter  fehlen 
oder  sind  doch  sehr  klein,  warzenförmig.  Blütenhülle  fünfteilig,  krautig. 
Staubblätter  sind  10  vorhanden.  Fruchtblätter  sind  mehrere  (meist  10  oder 
mehr)  vorhanden;  dieselben  sitzen  getrennt- quirlständig  um  eine  gemein- 
schaftliche Achse  und  bilden  je  ein  einfächeriges,  vielsamiges  Fruchtknoten- 
fach. Die  Frucht  ist  eine  mehrfächerige  Beere;  die  Zahl  der  Fächer  lässt 
sich  schon  äusserlich  an  der  Zahl  der  Rippen  der  Beeren  erkennen. 

Gattung  234:  Phytolacca  Tournefort,  Kermesbeere. 

Hierher  Phytolacca  decandra  L.,  die  Kermesbeere,  ein  perennierendes, 
strauchartiges  Kraut  mit  3 und  mehr  Meter  hohem,  verzweigtem  Stengel  und 
grossen,  ei -lanzettförmigen  Blättern;  X,  6.  Diese  in  Südeuropa  einheimische 
Pflanze  wird  in  Süddeutschland  zuweilen  angebaut,  da  der  rote  Saft  der 
schwarzen  Beeren  zum  Färben  von  Wein  und  Zuckerwaren  dient. 


59 


51.  Familie:  Scleranthaceae , Knaueigewächse. 

Die  Knaueigewächse  sind  Kräuter  mit  gegenständigen,  schmalen, 
sitzenden,  nebenblattlosen  Blättern.  Die  meist  fünf-,  selten  vierzipfelige 
Blütenhülle  fällt  nicht  ab,  sie  sitzt  nebst  den  Staubblättern  auf  dem  glocken- 
förmig ausgehöhlten  Blütenboden.  Staubblätter  sind  in  der  doppelten, 
seltener  in  der  einfachen  Zahl  der  Blütenhüllzipfel  vorhanden;  im  letzteren 
Falle  wechseln  sie  oft  mit  dünnen  Fädchen  ab.  Der  vierfächerige  Frucht- 
knoten hat  gewöhnlich  2 Samenknospen;  letztere  hängen  an  einem  von  dem 
Grunde  der  Fruchtknotenhöhle  aufsteigenden,  fadenförmigen  Samenträger. 
Die  Frucht  ist  meist  einsamig;  der  Keimling  gekrümmt. 

Gattung  235:  Scleranthus  Link,  Knäuel. 

Niedrige  8 bis  20  cm  hohe  Kräuter  mit  fünfzipfeliger  Blütenhülle  und 
10,  selten  5 oder  nur  2 Staubblättern;  X,  2;  V,  2 oder  II,  2. 

1.  Ausdauernde  Pflanze;  Blütenhüllzipfel  abgerundet,  stumpf,  mit  breitem, 
weissem  Hautrande;  zur  Fruchtzeit  an  der  Spitze  fast  ganz  geschlossen, 
die  Frucht  verbergend.  Blütezeit  Mai  bis  Oktober;  5 bis  20  cm  gross. 
An  sandigen  Orten,  Heiden  und  Felsen  durch  das  ganze  Gebiet.  S.  pe- 
rennis  L.,  Ausdauernder  Knäuel. 

2.  Ein-  oder  zweijährige  5 bis  20  cm  grosse  Pflanze;  Blütenhüllzipfel  spitz, 
mit  schmalem,  weissem  Hautrande,  zur  Fruchtzeit  abstehend  und  die 

. Frucht  sehen  lassend.  Blütezeit  Mai  bis  Oktober.  S.  annuus  L.,  Ein- 
jähriger Knäuel. 

Tafel  201.  Scleranthus  annuus  L.  A Ganze  Pflanze;  1 Blüte;  2 Frucht 
von  der  stehenbleibenden  Blütenhülle  umgeben;  3 dasselbe  im  Längsschnitt. 
1 bis  3 vergrössert. 

52.  Familie:  Paronychiaceae,  Paronycliiengewäclise. 

Kräuter  oder  kleine  Stauden  mit  vielfach  gegenständigen  Blättern  und 
trockenhäutigen  Nebenblättern.  Die  Blüten  stehen  trugdoldig  oder  geknäuelt 
beisammen.  Blumenblätter  sind  entweder  soviele  wie  Kelchzipfel  vorhanden 
und  dann  denselben  eingefügt,  oder  sie  sind  klein  und  staubfadenähnlich, 
oder  sie  fehlen  ganz.  Yon  den  Staubblättern  schlägt  der  innere  Kreis  häufig 
ganz  oder  teilweise  fehl.  Die  Frucht  ist  einfächerig  einsamig,  oder  eine 
mehrsamige  Kapsel.  Der  Keimling  ist  gekrümmt. 

Gattungen: 

A.  Frucht  eine  einsamige  Schliessfrncht;  Blüte  in  der  Regel  mit  5 Staub- 
blättern. 

1.  Fruchtknoten  mit  3 Narben.  Corrigiola  L.,  Hirschsprung. 

2.  Fruchtknoten  mit  2 Narben.  Herniaria  L.,  Bruchkraut. 


60 


B.  Frucht  eine  Kapsel. 

1.  Kapsel  von  der  Spitze  nach  dem  Grunde  hin  aufspringend. 

a.  Blätter  gegen-  oder  scheinbar  wirtelständig. 

a.  Kapsel  fünfklappig;  Blätter  scheinbar  wirtelständig;  X,  5 oder 
V,  5.  Spergula  L.,  Spark.*) 
ß.  Kapsel  dreiklappig. 

A.  Blätter  gegenständig;  X,  3.  Spergularia  Presl,  Schuppen- 
miere.*) 

B.  Blätter  in  vierzähligen  Wirteln;  III,  3,  seltner  V,  3.  Poly- 
carpou  L.,  Nagelkraut. 

b.  Blätter  abwechselnd;  V,  4.  Telepliium  L.,  Telephium. 

2.  Kapsel  mit  5 bis  10  schmalen,  an  der  Spitze  zusammenbleibenden, 
am  Grunde  sich  trennenden  Klappen  aufspringend.  Illecebriim  L., 
Knorpelblume. 

Gattung  236:  Herniaria  L.,  Bruchkraut,  Tausendkorn. 

Kleine  niederliegende  Kräuter;  V,  2. 

1.  Pflanze  kahl  und  grün.  — Blätter  länglich  oder  elliptisch;  Kelchzipfel 
nicht  stachelspitzig.  Blüten  in  reichblütigen  Knäueln.  Mit  den  5 frucht- 
baren Staubblättern  wechseln  5 unfruchtbare,  fadenförmige  ab.  Blütezeit 
Juni  bis  Oktober;  2[;  5 bis  15  cm  lang.  Auf  Sandplätzen,  an  Wegen 
und  Triften  gemein.  H.  glabra  L.,  Kahles  Bruclikraut  oder  Tausend- 
korn.**) 

2.  Pflanze  wenigstens  teilweise,  Kelch  stets  behaart;  in  Tracht  und  Blüten- 
bau der  vorigen  sehr  ähnlich. 

a.  Blätter  kurzhaarig. 

a.  Kelchblätter  an  ihrer  Spitze  borstig -stachelspitzig.  — Blütenknäuel 
reichblütig.  Blütezeit  Juli  bis  Oktober;  2[ ; Grösse  5 bis  15  cm. 
Im  südlichen  und  mittleren  Teile  des  Gebietes  zerstreut  und  selten. 
H.  hirsuta  L.,  Behaartes  Bruclikraut  oder  Tausendkorn. 
ß.  Wie  vorige;  Kelchblätter  indes  ohne  Stachelspitze.  Blütenknäuel 
meist  dreiblütig.  An  sonnigen  Orten.  Sehr  selten;  auf  der  Main- 
spitze, in  Istrien.  H.  incana  Lamarck,  Graues  Tauseudkoru. 

*)  Spergula  und  Spergularia  werden  vielfach  zur  Familie  der  Miergewächse  oder 
Alsinaceen  gerechnet. 

**)  Tafel  202.  Herniaria  glabra  L.  A Ganze  Pflanze;  1 Blütenknospe 
mit  Deckblatt;  2 Blüte;  3 desgl.  mit  den  5 fadenförmigen,  unfruchtbaren  Staub- 
blättern; 4 Frucht  in  dem  stehengebliebenen  Kelche;  5 Same  ganz  und  der 
Quere  nach  durchschnitten. 


61 


b.  Blätter  gewimpert,  sonst  kahl.  Blüten  einzeln  oder  in  armblütigen 
Knäueln.  Blütezeit  Juli.  Hochalpen.  H.  alpina  L.,  Alpen  -Tausend- 
korn. 

Gattung  237:  lllecebrum  Tournefort,  Knorpelblume. 

Hierher  Illecebriun  verticillatum  L.,  Knorpelblume,  ein  5 bis  25  cm 
grosses,  ausdauerndes  Kraut  mit  kleinen,  verkehrt  - eiförmigen,  kahlen  Blättern 
und  silberweissen  Blütenhüllblättern.  Letztere  sind  an  ihrer  Spitze  knorpelig 
verdickt  und  an  der  Innenseite  ausgehöhlt;  vor  dieser  Höhlung  steht  je  ein 
Staubblatt  (V,  1).  Blütezeit  Juli,  August.  An  feuchten,  sandigen  Stellen 
und  in  Torfbrüchen,  sehr  zerstreut  und  selten. 

Tafel  203.  lllecebrum  verticillatum  L.  A Pflanze;  1 Blütenknäuel; 
2 und  3 Blüte;  4 Blütenlängsschnitt;  5 Kapsel  in  der  von  ihr  gesprengten 
Blütenhülle;  6 Same;  7 und  8 derselbe  quer  und  längs  durchschnitten.  4 und 
6 bis  8 vergrössert. 

Gattung  238:  Corrigiola  L.,  Hirschsprung. 

Hierher  nur  Corrigiola  litoralis  L.,  Hirschsprimg,  ein  niederliegendes 
Kraut  mit  linealischen  Blättern.  Die  sehr  kleinen,  weisslichen  Blüten  (V,  3) 
stehen  gehäuft  an  den  Enden  der  Zweige.  Blütezeit  Juli  bis  Oktober; 
Grösse  8 bis  25  cm;  0.  An  sandigen  und  an  feuchten  Orten,  Ufern  und 
Ackern  durch  das  ganze  Gebiet,  mancherorts  häufig,  anderwärts  selten. 

Tafel  204.  Corrigiola  litoralis  L.  A Ganze  Pflanze;  1 Blattansatz  mit 
den  Nebenblättern;  2 Blütenstand;  3 Blüte;  4 die  von  dem  stehenbleibenden 
Kelche  umhüllte  Nuss;  5 Nuss.  1 bis  5 vergrössert. 

Gattung  239:  Spergula  L.,  Spark,  Spergel. 

Zarte,  einjährige  Kräuter  mit  dünnem  Stengel  und  lineal -pfriemlichen, 
scheinbar  quirlförmig  stehenden  Blättern  und  kleinen  Nebenblättchen  (205, 1). 
Der  Kelch  ist  fünf  blätterig ; die  5 Blumenblätter  sind  weiss  und  mit  einem 
sehr  kurzen  Nagel  dem  Grunde  der  Kelchblätter  angeheftet.  Die  Blüten 
stehen  in  endständigen,  lockeren  Doldentrauben. 

A.  Der  Same  ist  von  einem  Rande  umgeben  (geflügelt),  der  meistens  halb 
so  breit  ist  als  der  Durchmesser  des  Samens. 

1.  Blumenblätter  lanzettförmig-spitz,  sich  nicht  mit  ihren  Rändern  deckend. 
Staubblätter  meist  5;  V,  5;  X,  5.  Rand  des  Samens  strahlig- gerieft, 
weiss,  so  breit  als  dessen  Durchmesser.  Blütezeit  April,  Mai.  Höhe 
5 bis  20  cm.  Im  mittleren  Teile  des  Gebietes  "auf  sandigen  Orten, 
zerstreut  und  selten.  S.  pentandra  L.,  Fünfmänniger  Spark.*) 

*)  Tafel  205.  Spergula  pentandra  L.  A blühende  Pflanze;  1 Stengel- 
knoten mit  Blättern  und  Nebenblättchen;  2 Blüte;  3 desgl.  von  der  Unterseite; 
4 desgl.  ohne  Kelch  und  Blumenkrone;  5 Frucht  mit  dem  stehengebliebenen 
Kelche  und  den  Resten  der  Blumenblätter;  6 Same.  1 bis  6 vergrössert. 


62 


2.  Blumenblätter  stumpf-oval,  sich  deckend;  meist  10  Staubblätter;  X,  5. 
Rand  des  Samens  bräunlich,  halb  so  breit  als  dessen  Durchmesser. 
Im  übrigen  der  vorigen  zum  Verwechseln  ähnlich  und  an  ähnlichen 
Standorten  (Sp.  Morisonii  Boreau).  Sp.  vernalis  Willdenow, 
Frühlings -Spark. 

B.  Same  mit  sehr  schmalem,  glattem  Rande.  — Pflanze  zerstreut -behaart. 
Blütezeit  Mai  bis  Herbst;  Höhe  20  bis  30  cm,  selbst  bis  1 m;  X,  5. 
Auf  Äckern,  Sandfeldern  an  Wegen  gemein.  Sp.  arvensis  L.,  Acker- 
Spergel. 

Besondere  Formen  sind:  Sp.  vulgaris  Boenninghausen,  der 

Gemeine  Spergel  mit  braunwarzigen  Samen,  und  Sp.  sativa  Boenning- 
hausen, Saatspergel  mit  schwarzen,  glatten  Samen. 

Gattung  240:  Spergularia  Presl  (Lepigonum  Wahlenberg),  Schuppenmiere. 

Den  vorigen  im  ganzen  ähnliche  Kräuter,  aber  mit  dreiteiliger  Kapsel;  X,  3. 

A.  Kelchblätter  trockenhäutig,  rauschend,  weiss  mit  starkem,  grünem, 
krautigem  Rückennerv.  — Blätter  fadenförmig,  stachelspitzig.  Blüten- 
stiele lang  zur  Blütezeit  überhängend.  Blüten  weiss.  Blütezeit  Juni, 
Juli;  ©;  Höhe  5 bis  8 cm.  Unter  der  Saat  selten.  (Lepigonum  segetale 
Koch.)  Spergularia  segetalis  Fenzl,  Saat -Schuppenmiere. 

B.  Kelchblätter  grünkrautig,  am  Rande  trockenhäutig,  ohne  Rückennerv, 
oder  nur  am  Grunde  mit  einem  schwachen  Nerv. 

a.  Blätter  beiderseits  flach,  stachelspitzig;  Kapsel  etwa  so  lang  als  der 
Kelch;  Samen  alle  ungeflügelt.  — Blumenkrone  rosa;  Blütezeit  Mai 
bis  Herbst;  Grösse  10,  zuweilen  selbst  bis  20  cm;  0 bis  %■,  Auf 
Sandboden,  an  Wegen,  Brachfeldern  ziemlich  häufig.  (Lepigonum 
rubrum  Wahlenberg.)  Sp.  rubra  Presl,  Rote  Schuppenmiere. 

b.  Blätter  beiderseits  gewölbt,  stumpflich,  fleischig. 

1.  Kapsel  etwas  länger  als  der  Kelch.  Same  meist  ungeflügelt,  nur 
zuweilen  einzelne  geflügelt.  Blumenkrone  rötlich.  Blütezeit  Mai 
bis  Herbst;  Höhe  10  bis  20  cm;  0 und  0.  Am  Meeresufer,  Salinen 
und  auf  salzhaltigem  Boden  oft  zahlreich.  (Lepigonum  medium 
Wahlenberg.)  Sp.  salina  Presl,  Salz-  oder  Salinen -Schuppen- 
miere. 

2.  Kapsel  nahezu  doppelt  so  lang  als  der  Kelch;  Samen  alle  mit 
Flügelrand.  — Blumenkrone  weiss  oder  blassrot.  Blütezeit  Juli 
bis  September;  Grösse  15  bis  30  cm.  Am  Meeresufer  und  an 
salzhaltigen  Orten  zersreut  und  selten.  (Lepigonum  marginatum 
Koch.)  Sp.  marginata  Presl,  Berandete  Schuppenuiiere. 


63 


Gattung  241:  Polycarpon  L.,  Nagelkraut. 

Hierher  nur  Polycarpon  tetrapliyllum  L.  fil.,  Vierblätteriges  Nagelkraut, 
ein  kleines,  einjähriges  Kraut  mit  länglichen,  in  vierzähligen  Wirteln  an- 
geordneten Blättern.  Blmnenkronblätter  grünlich,  5 oder  fehlend;  III,  3, 
seltener  V,  3.  Blütezeit  August,  September;  Höhe  12  bis  15  cm.  An  Sand- 
plätzen, sehr  selten. 


Gattung  242:  Telephium  L.,  Telephium. 

Hierher  nur  Telephium  Imperati  L.,  Telephium,  eine  15  bis  30  cm  hohe 
Krautpflanze  mit  ausdauerndem  Wurzelstocke.  Blätter  länglich,  abgerundet, 
fleischig.  Blüten  weiss;  V,  4.  Blütezeit  Juli.  An  sonnigen  Felsenabhängen 
im  südlichsten  Tirol  und  im  Wallis,  selten. 

58.  Familie:  Silenaceae,  Leimkraut-  oder  Taubenkropfgewäclise. 

Krautpflanzen  oder  kleine  Sträucher,  deren  oberer,  grösserer  Teil  all- 
jährlich abstirbt.  Die  Blätter  sind  meist  gegenständig,  nebenblattlos  und 
ungeteilt.  Die  Blütenstände  sind  sehr  vielgestaltig,  bald  einfache,  bald 
trauben-  und  köpfchenähnlich  zusammengedrängte,  zweispaltige  oder  Wickel 
bildende  Trugdolden.  Die  Blüten  sind  regelmässig,  meist  zwitterig,  selten 
einhäusig,  zweihäusig  oder  vielehig.  Der  Kelch  ist  vielblätterig  und  fast 
immer  fünfzähnig  oder  fünfspaltig.  Die  Blumenblätter  sind  lang  genagelt 
und  in  der  Zahl  der  Kelchzähne  vorhanden;  sie  sind  nebst  den  Staubblättern 
durch  ein  mehr  oder  minder  verlängertes  Stengelglied,  auf  dessen  Spitze  der 
Fruchtknoten  steht  und  das  deshalb  Stempelträger  heisst,  von  dem  Kelche 
getrennt  (vgl.  Tafel  209,  Fig.  1).  Staubblätter  sind  entweder  eben  so  viele 
als  Blumenblätter  vorhanden  und  frei,  oder  sie  sind  in  der  doppelten  Zahl 
der  Blumenblätter  vorhanden  und  dann  oft  in  wechselnder  Reihe  an  die 
Blumenblätter  und  auf  dem  Stempelträger  festgewachsen  (Tafel  206).  Der 
Fruchtknoten  ist  oft  an  seinem  Grunde  in  3 bis  5,  nach  obenzu  offene 
Fächer  geteilt,  an  seiner  Spitze  dagegen  immer  einfächerig.  Narben  sind 
2,  3 oder  5 vorhanden,  Griffel  fehlen.  Die  Frucht  ist  eine  in  4,  6 oder 
10  Zähne  aufspringende  vielsamige  Kapsel,  eine  mehrsamige  Beere  oder  eine 
einsamige  Deckelfrucht;  der  Keimling  ist  fast  ringförmig  gekrümmt. 

Gattungen. 

A.  Frucht  eine  Kapsel. 

A.  Fruchtknoten  mit  3 oder  5 Narben.  Die  Blmnenkronblätter  tragen 
meist  auf  der  Grenze  zwischen  ihrem  schmalen  Nagel  und  der  brei- 
teren Platte  kleine  Zipfel  und  Anhänge,  welche  in  ihrer  Gesamtheit 
ein  das  Blüteninnere  umgebendes  Krönchen  bilden. 


64 


a.  Die  Kapsel  springt  mit  eben  sovielen  Zähnen  auf  als  Narben 
vorhanden  sind. 

1.  Blumenkrone  ohne  Krönchen.  Agrostemma  L.,  R«ade. 

2.  Blumenkrone  mit  Krönchen. 

a.  Kapsel  einfächerig. 

a.  Das  Krönchen  sitzt  auf  einer  Wölbung  des  Blumenblattes 
auf.  Lychnis  De  Candolle,  Lichtnelke. 

b.  Das  Krönchen  sitzt  flach  auf  dem  Blumenblatte  auf. 

Coronaria  L.,  Kranzrade. 

b.  Die  Kapsel  ist  an  ihrem  Grande  unvollständig  fünffächerig. 
Yiscaria  Rohling,  Pechnelke. 

ß.  Die  Kapsel  springt  mit  doppelt  sovielen  Zähnen  auf  als  Narben 
vorhanden  sind. 

1.  Der  Fruchtknoten  hat  3 Narben;  die  einheimischen  Arten  sind 
zweihäusig.  Melandryum  Rohling,  Lichtröschen. 

2.  Der  Fruchtknoten  hat  3 Narben.  Silene  L.,  Leimkraut. 

B.  Fruchtknoten  mit  2 Narben. 

a.  Der  Kelch  ist  an  seinem  Grunde  von  Vorblättern  (Kelchschuppen) 
umgeben. 

1.  Der  Kelch  hat  dünne,  trockene,  nicht  grün  gefärbte  Streifen. 
Tunica  Scopoli,  Felsennelke. 

2.  Der  Kelch  ist  ganz  krautig.  Diantlms  L.,  Nelke. 

ß.  Der  Kelch  ist  an  seinem  Grunde  nicht  von  Deckblättern  umgeben. 

1.  Der  Kelch  ist  ganz  krautig. 

a.  Der  Kelch  ist  bauchig,  fünf  kantig.  Vaccaria  Medicus, 
Kuhkraut. 

b.  Der  Kelch  ist  cylindrisch,  kantenlos.  Saponaria  L.,  Seifen- 
kraut. 

2.  Der  Kelch  hat  dünne,  trockene,  nicht  grün  gefärbte  Streifen 
oder  Ränder.  Gypsophila  L.,  Gipskraut. 

B.  Frucht  eine  Deckelfracht.  Drvpis  L.,  Kronenkraut. 

C.  Frucht  eine  Beere.  Cucuhalus  To urnefort,  Hühnerbiss,  Taubenkropf. 

Gattung  243:  Agrostemma  L.,  Rade.  X,  5. 

Hierher  nur:  Agrostemma  L.,  Kornrade.  Graufilziges,  zottiges,  ein- 
jähriges Kraut.  Blätter  linealisch -spitz.  Blüten  einzeln.  Kelch  röhren- 
förmig, mit  5 blattartigen  Zipfeln  und  10  Rippen.  Blumenkrone  violett-rot 
oder  purpurn  mit  dunkleren  Längsstreifen,  selten  weiss.  Blütezeit  Juni,  Juli. 
Höhe  bis  100  cm.  Im  ganzen  Gebiet  häufig. 


65 


Tafel  206.  Agrostemma  Githago  L.  A Teil  einer  blühenden  Pflanze; 
1 und  2 Blüten;  3 Blumenkronblatt  mit  davor  stehendem  Staubblatte;  4 Blüte 
nach  Entfernung  von  Kelch,  Blumenkrone  und  den  5 dieser  ansitzenden  Staub- 
blättern; 5 Fruchtknoten;  6 noch  nicht  völlig  reife  Frucht  im  Längsschnitte; 
7 reife  Frucht  vom  bleibenden  Kelche  umhüllt;  8 Same,  9 und  10  derselbe  im 
Längs-  und  Querschnitt.  8 bis  10  vergrössert. 

Gattung  244:  Lychnis  Be  Candolle,  Lichtnelke.  X,  5. 

Hierher  nur  die  auf  sonnigen  Alpenwiesen  der  Schweiz  und  Tirols  vor- 
kommende Lychnis  flos  Jovis  Lamarck,  Zeusnelke,  ein  bis  60  cm  hohes, 
lang  und  filzig  behaartes  Kraut  mit  endständiger,  reichblütiger  Kugeldolde. 
Blumenkrone  fleischfarben  bis  purpurrot.  Blütezeit  Juni,  Juli;  2J..  Mannig- 
fach in  Gärten  kultiviert. 

Gattung  245:  Coronaria  L.,  Kranzrade.  X,  5. 

1.  Blumenblätter  ganz;  die  am  Grunde  der  Blumenkronplatte  stehenden 
Schuppen  des  Krönchens  stechend.  — Ganze  Pflanze  dicht  weiss- filzig, 
seidenartig -zottig.  Blüten  einzeln.  Blumenblätter  purpurn,  selten  hellrot 
bis  weiss.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Höhe  40  — 60  cm;  %■.  In  Gebirgs- 
waldungen  der  Alpen  und  Voralpen;  häufig  kultiviert  und  zuweilen  ver- 
wildert. C.  tomentosa  A.  Braun,  Filzige  Kranzrade,  Kronennelke,  Vexier- 
nelke. 

2.  Blumenblätter  vierspaltig;  Krönchen  nicht  stechend.  — Stengel  und 
Blätter  kahl.  Untere  Blätter  spatelförmig,  obere  lineal-lanzettlich.  Blüten- 
stand eine  lockere  Trugdolde.  Kelch  röhrig-glockig.  Blumenkrone  fleisch- 
farben, selten  weiss.  Blütezeit  Mai  bis  Juli;  Höhe  30  bis  50  cm;  %■. 
(Lychnis  flos  cuculi  L.)  Coronaria  flos  cucnli  A.  Braun,  Knckucksblnme. 

Tafel  207.  Coronaria  flos  cuculi  A.  Braun.  AB  blühende  Pflanze; 
1 Kelch;  2 Blumenblatt;  3 Staubgefässe;  4 Stempel;  5 Fruchtknoten  im  Quer- 
schnitt; 6 Frucht  ganz  und  geöffnet;  8 Same,  natürl.  Grösse  und  vergrössert. 
1 bis  7 vergrössert. 

Gattung  246:  Viscaria  Rohling,  Pechnelke.  X,  5. 

1.  Blütenstand  trauben- rispenförmig,  fast  wirtelig.  — Stengel  kahl,  ober- 
wärts  unter  den  Gelenken  sehr  klebrig.  Blätter  kahl,  lineal-lanzettlich. 
Blumenkrone  purpurrot.  Blütezeit  Mai,  Juni;  Höhe  20  bis  60  cm;  2J.. 
Auf  trockenen  Wiesen  und  Felsenabhängen.  Im  grössten  Teile  des  Ge- 
bietes häufig.  Gefüllte  Varietäten  werden  häufig  kultiviert.  (Lychnis 
Viscaria  L.)  Viscaria  vulgaris  Rohling,  Gemeine  Pechnelke. 

2.  Blütenstand  eine  kopfige  Dolde.  — Handhohe  Pflanze  der  höchsten  Granit- 
alpen. Blumenkrone  fleischfarbig -rosenrot.  Blütezeit  Juli,  August;  21. 

Viscaria  alpina  Meyer,  Alpenpechnelke. 

T h o m 6 , Flora.  II. 


9 


66 


Gattung  247:  Melandrium  Rohling,  Lichtröschen.  XXII,  9. 

1.  Oberer  Teil  des  Stengels,  Blütenstiele  und  Kelche  drüsenhaarig.  Die 
Zähne  der  geöffneten  Kapsel  stehen  aufrecht.  — Stengel  unterwärts  zottig. 
Untere  Blätter  länglich,  obere  lanzettförmig,  zugespitzt,  kurzhaarig. 
Blütenstand  locker  trugdoldig.  Männliche  Blüte  mit  walzen  - keulen- 
förmigem Kelche  und  10  Staubblättern,  weibliche  mit  eiförmigem  Kelche 
und  5 Narben.  Blumenkrone  weiss,  sehr  selten  rosenrot;  abends  geöffnet, 
wohlriechend.  Blütezeit  Mai  bis  Herbst;  0;  Höhe  25  bis  100  cm.  Äcker, 
Gebüsche  häufig.  (Lychnis  dioica  L.;  Lychnis  vespertina  Sibthorp;  Me- 
landrium pratense  Rohling.)  Melau (lryum  albuin  Garcke,  Abend-  oder 
Weisses  Lichtrö sehen. 

2.  Stengel,  Blätter,  Blütenstiele,  Kelche  zottig,  aber  nicht  drüsenhaarig.  Die 
Zähne  der  geöffneten  Kapsel  sind  zurückgerollt  (T[afel  208,  Fig.  C).  — 
Blumenkrone  rot,  sehr  selten  weiss;  tagsüber  geöffnet,  nicht  wohlriechend. 
Blütezeit  Mai  bis  Juli;  Höhe  30  bis  60  cm.  In  feuchten  Wäldern,  an 
Ufern  strichweise  häufig.  (Lychnis  dioica  L.;  Lychnis  diurna  Sibthorp; 
Melandrium  silvestre  Rohling.)  Melandrium  rubrum  Garcke,  Tag-  oder 
Rotes  Lichtrösclien. 

Tafel  208.  Melandryum  rubrum  Garcke.  AB  blühende  Pflanze;  C reife, 
geöffnete  Kapseln;  1 Blumenkronblatt  mit  je  einem  grossen  und  einem  kleinen 
Staubblatt;  2 Staubblätter;  3 Stempel;  4 Fruchtknoten  im  Querschnitt;  5 Kapsel 
geöffnet,  um  die  Anheftung  der  Samen  zu  zeigen;  6 Same.  1,  2,  3,  6 vergrössert. 

Gattung  248:  Silene  L.,  Leimkraut,  X,  3 (selten  XXII,  9). 

Kräuter  mit  fünfzähnigem  Kelche  und  5 Blumenblättern.  Die  Kapsel 
öffnet  sich  an  ihrer  Spitze  in  6 Zähnen,  sie  ist  am  Grunde  drei-,  seltener 
ein-  oder  fünffächerig. 

A.  Die  Blumenblätter  haben  am  Grunde  ihrer  Platte  keine  Zähnchen  oder 
. Schuppen,  sodass  die  Blüte  ungekrönt  ist.  — Der  Kelch  ist  nicht 
netzaderig. 

A.  Die  Pflanze  ist  ganz  oder  teilweise  drüsenhaarig  und  infolge  davon 
klebrig. 

1.  Ganze  Pflanze  klebrig-zottig.  Der  Blütenstand  gleicht  einer  Traube 
mit  quirlförmig  stehenden  Blüten;  letztere  sind  jedoch  gabel-  oder 
endständig,  auf  ein-  bis  dreiblütigen,  gegenständigen  Stielchen  an- 
geordnet. — Blätter  länglich  linealisch,  mit  welligem  Rande. 
Blumenblätter  weiss,  zweispaltig.  Blütezeit  Juni,  Juli;  0;  Höhe 
30  bis  60  cm.  Auf  den  Inseln  Rügen  und  Hiddensee,  sowie  in 
Böhmen,  sehr  selten.  Silene  viscosa  Persoon,  Klebriges  Leim- 
kraut. 


67 


2.  Pflanze  weichhaarig.  Blütenrispe  mit  gegenständigen,  klebrig- 
beringelten  Ästen.  — Untere  Blätter  spatelförmig.  Blumenblätter 
weiss,  zweispaltig.  Blütezeit  Juni,  Juli;  %■ ; Höhe  30  bis  60  cm. 
An  sonnigen,  felsigen  und  waldigen  Abhängen  im  Süden  des  Ge- 
bietes, sehr  selten.  S.  italica  Persoon,  Italienisches  Leimkraut. 

Im  mittleren  Teile  des  Gebietes  ist  die  Art  vertreten  durch 
eine  sehr  seltene  Varietät  mit  rundlich-länglichen  Blättern:  S.  nemo- 
ralis  Walds tein-Kitaibel,  Hain -Pechnelke. 

B.  Die  Pflanze  ist  nicht  klebrig. 

a.  Die  Platte  der  Blumenblätter  ist  ganz,  nicht  zweispaltig.  — Die 
grundständigen  Blätter  bilden  eine  Rosette,  sie  sind  löffelförmig 
und  wie  der  Stengel  ganz  kurz  behaart.  Die  Blütenrispe  ist  reich- 
blütig  und  hat  in  ihren  jüngeren  Teilen  das  Ansehen  einer  unter- 
brochenen Ähre  oder  einer  Traube  mit  quirlförmig  stehenden 
Blüten;  diese  sind  meist  zweihäusig  und  mit  Zwitterblüten  unter- 
mischt (XXII,  9,  selten  X,  3).  Kelch  glockig.  Blumenblätter  der 
männlichen  Pflanze  weiss,  der  weiblichen  grünlich,  linealisch,  von 
der  Gestalt  eines  Ohrlöffels.  Blütezeit  Mai  bis  August;  Höhe 
30  bis  60  cm;  %.  Auf  Sand  durch  das  ganze  Gebiet,  stellenweise 
gemein.  S.  Otites  Smith,  Ohrlöffel -Leimkraut. 

ß.  Die  Platte  der  Blumenblätter  ist  zweispaltig. 

1.  Die  ganze  Pflanze  ist  feinflaumig.  — Blätter  länglich  linealisch. 
Blütenstand  eine  reichblütige,  traubenähnliche  Rispe,  mit  gegen- 
ständigen, ein-  bis  dreiblütigen  Ästen.  Blumenblätter  zwei- 
spaltig, grünlich -weiss.  Blütezeit  Juni,  Juli;  0;  Höhe  30  bis 
60  cm.  In  feuchten  Gebüschen  und  Wiesen  bei  Wien.  S.  umlti- 
flora  Persoon,  Reichbliitiges  Leimkraut. 

2.  Stengel  und  Blätter  kahl,  ersterer  zuweilen  an  den  Knoten  fein 
behaart,  letztere  am  Rande  bewimpert.  — Blätter  lanzettlich, 
am  Rande  fein  gesägt.  Blütenrispe  einer  einseitswendigen  Traube 
gleichend.  Blumenkrone  weiss.  Blütezeit  Juli,  August;  Höhe 
30  bis  60  cm.  An  sandigen  Flussufern  in  der  Neumark;  im 
Memel-  und  Weichselgebiete  häufig.  S.  tatarica  Persoon, 
Tatarisches  oder  Asiatisches  Leimkraut. 

B.  Am  Grunde  der  Blumenkronplatten  finden  sich  kleine  Schuppen  oder 
Höckerchen,  welche  in  ihrer  Gesamtheit  ein  KrÖnchen  bilden  (Blüte 
gekrönt). 

A.  Der  Kelch  ist  von  seinem  Grunde  an  netzig  geadert;  daneben  vor- 
handene Rippen  sind  mehr  oder  minder  deutlich. 


68 


a.  Kelch  20-  bis  30-rippig. 

1.  Blütenstand  eine  lockere,  zuletzt  kurze  Wickel  bildende  Trug- 
dolde. — Stengel  schlaff,  meist  kahl;  Blätter  lanzett- eiförmig, 
spitz,  kahl,  gewimpert  oder  kurz-  und  rauhhaarig.  Kelch  kugelig 
aufgeblasen,  mit  dreieckigen  Zipfeln,  kahl.  Blüten  meist  zwei- 
häusig  (XXII,  9 oder  X,  3).  Blumenkrone  mit  zweiteiliger 
Platte,  weiss,  selten  etwas  rötlich.  Blütezeit  Juli,  August;  2J.. 
Höhe  25  bis  50  cm.  Auf  Wiesen,  Felsen,  an  trocknen,  un- 
bebauten Orten,  Wegerändern,  Ufern,  in  Gebüschen,  häufig. 
(S.  vulgaris  Garcke,  S.  venosa  Ascherson.)  S.  inflata  Smith, 
Taubenkropf. 

Die  Varietät  Schmalblätteriger  Taubenkropf  (angustifolia 
Koch)  hat  linealische  oder  lineal -lanzettliche  Blätter. 

2.  Die  Blüten  stehen  einzeln.  — Kaum  handhohe  Alpenpflanze 
mit  ausdauernd -vielköpfigem  Wurzelstocke  und  grossen,  roten 
Blüten.  Kelch  länglich,  glockenförmig,  rauhhaarig.  Blumen- 
blätter mit  etwas  ausgerandeter,  nicht  zweispaltiger  Platte. 
Blütezeit  Juni,  Juli.  An  Granitfelsen  in  Tirol,  Salzburg, 
Kärnten,  Steiermark.  S.  Pumilio  Wulfen,  Zwerg -Leimkraut. 

b.  Kelch  10-rippig. 

1.  Ganze  Pflanze  kurzhaarig-zottig,  jüngere  Teile  klebrig.  Kapsel 
am  Grunde  einfächerig.  — Untere  Blätter  spatelförmig,  obere 
sitzend  lanzettlich.  Blüten  einzeln  oder  in  lockeren  Trugdolden. 
Kelch  bauchig  - aufgeblasen  - röhrenförmig.  Blumenblätter  am 
Grunde  der  Platte  mit  3 bis  4 Zähnchen,  weiss,  meist  mit  einem 
rötlichen  Anhauche,  nur  im  Schatten  oder  am  Abend  aus- 
gebreitet; wohlriechend.  Blütezeit  Juni  bis  Herbst.  Höhe  15 
bis  30  cm;  0.  Auf  Lehm-  und  anderem  schweren  Boden,  durch 
das  ganze  Gebiet  zerstreut.  (Elisanthe  noctiflora  Döll.)  S.  nocti- 
flora  L.,  Nachtnelke. 

2.  Stengel  und  Blütenstiele  kurzhaarig  rauh,  nicht  klebrig.  Kapsel 
an  ihrem  Grunde  dreifächerig.  — Untere  Blätter  spatelförmig, 
obere  sitzend  lanzettlich.  Blüten  gabel-  und  endständig.  Kelch 
walzig-  keulenförmig.  Blumenkrone  fleischrot  mit  3 rosenroten 
Streifen.  Blütezeit  Juni,  Juli;  Höhe  25  bis  60  cm;  0.  In  Süd- 
deutschland auf  Leinäckern,  mit  Leinsamen  eingeführt.  S.  lini- 
cola  Gmelin,  Flachs  - Leimkraut. 

B.  Der  Kelch  ist  nicht  netzaderig. 

21.  Der  Blütenstand  hat  die  Form  einer  einfachen  Traube  oder  Ähre 
(selten  von  2 neben  einander  stehenden  Trauben). 


69 


51.  Stengel  und  Blätter  behaart. 

ö.  Stengel  und  Blätter  durch  Drüsenhaare  klebrig.  — Untere  Blätter 
spatel-  oder  verkehrt- eiförmig.  Blüten  in  einfachen  oder  paarig- 
stehenden Scheinähren  (seltener  Scheintrauben).  Kelch  länglich, 
zuletzt  eiförmig.  Blumenblätter  weiss,  oder  rötlich,  mit  ungeteilter, 
ganzrandiger,  ausgerandeter  oder  gezähnter  Platte.  Blütezeit  Juni, 
Juli.  Höhe  10  bis  40  cm;  0.  Auf  sandigen  Feldern.  Nament- 
lich am  Mittel-  und  Oberrhein,  doch  ungleich  verteilt  und  un- 
beständig. S.  gallica  L.,  Französisches  Leimkraut. 
ß.  Stempel  und  Blätter  dicht  kurzhaarig,  aber  nicht  klebrig. 

1.  Der  Stempelträger  (s.  Figur  209)  ist  nur  etwa  ein  Drittel  so  lang 
wie  die  Kapsel;  die  das  Krönchen  bildenden  Schlundschuppen 
sind  kurz  abgestutzt  und  nicht  mit  einander  verwachsen.  — 
Blumenkrone  weiss.  Blütezeit  Mai,  Juni.  Höhe  40  bis  60  cm; 
O 0-  Östlich  von  Wien;  zuweilen  nach  Mitteldeutschland 
verschleppt.  S.  dicliotoina  Ehrhart,  Gabelspaltiges  Leimkraut. 

2.  Stempelträger  so  lang  wie  die  Kapsel.  Schlundschuppen  ver- 
wachsen. Im  übrigen  der  vorigen  ausserordentlich  ähnlich.  — 
Blumenkrone  rosenrot.  Blütezeit  Mai,  Juni.  Höhe  30  bis  50  cm ; 
©.  Meeresstrand  bei  Triest;  zuweilen  in  Gärten  kultiviert. 
S.  vespertiua  Retzius,  Ah eud- Leimkraut. 

33.  Stengel  und  Blätter  (nicht  immer  der  Blütenstand)  ganz  kahl. 

1.  Blütenstand  drüsig,  klebrig,  meist  rot  angelaufen.  — Blumenkrone 
innen  weiss,  aussen  rosenrot.  Blütezeit  Juli;  % ; Höhe  40  bis  70  cm. 
Auf  grasigen  Abhängen  bei  Leitmeritz  in  Böhmen.  S.  longiflora 
Ehr  hart,  Langblumiges  Leimkraut. 

2.  Pflanze  ganz  kahl.  — Blumenkrone  gelb -grün.  Blütezeit  Juli, 
August;  21;  Höhe  30  bis  60  cm.  Sandige  Wälder  und  Kiefern- 
heiden. In  Nordostdeutschland.  Wird  leicht  übersehen,  weil  sie 
der  gemeinen  S.  nutans  gleicht;  sie  blüht  aber  später.  S.  chlo- 
rantha  Ehr  hart,  Griinlichgelbes  Leimkraut. 

B.  Die  Blüten  stehen  in  ausgeprägten  Rispen,  Spirren,  Trugdolden  oder 
einzeln. 

I.  Der  Kelch  ist  30-rippig. 

1.  Stengel  drüsig -flaumig  und  klebrig,  Blumenblätter  verkehrt -herz- 
förmig, ungeteilt,  mit  kleinen  Kerbzähnen  rosenrot.  — Die  Stengel- 
blätter sind  lanzettlich- länglich,  die  grundständigen  Blätter  fast 
spatelförmig  und  rosettig  angeordnet.  Blüten  gabel-  oder  end- 
ständig in  traubigen  Spirren.  Kapsel  platt -kugelig.  Blütezeit  Juni, 
Juli;  0;  Höhe  30  bis  60  cm.  Luxemburg.  S.  couoidea  L.,  Kugel- 
früchtiges  Leimkraut. 


70 


2.  Stengel  grauflaumig,  nicht  klebrig;  Kapsel  länglich-eiförmig.  Blumen- 
blätter lineal-lanzettlich  mit  verkehrt-herzförmiger  Platte,  rosenrot.  — 
Blätter  sitzend,  lineal-lanzettlich.  Blüten  gahel-  oder  endständig  in 
trauhigen  Rispen.  Blütezeit  Juni  bis  August;  0;  Höhe  10  bis  30  cm. 
Auf  sandigen  Feldern  ziemlich  häufig  im  Rhein-,  Main-,  Nahe-  und 
Moselgebiet,  selten  bei  Berlin  und  in  Schlesien.  S.  coilica  L., 
Kegelfriichtiges  Leimkraut.*) 

II.  Der  Kelch  ist  10-rippig.  (Die  zahlreichen  hier  aufzuzählenden  Arten 
gehören  meist  den  Alpen  und  Voralpen,  sowie  dem  Gebiete  des  Mittel- 
meeres an,  nur  S.  nutans,  Armeria,  rupestris  und  acaulis  finden  sich 
sonst  im  Gebiete  vor.) 

5(.  Kelch  länglich,  walzig  oder  keulenförmig, 
a.  Pflanze  zum  Teil  klebrig. 

a.  Blumenkronplatte  ganz.  — Stengel  und  Blätter  völlig  kahl, 
die  oberen  Stengelglieder  unter  den  Knoten  klebrig.  Blätter 
eiförmig,  sitzend,  zugespitzt.  Blüten  in  gedrängten,  regel- 
mässigen Trugdolden.  Blumenblätter  ausgerandet,  blass- 
purpurn oder  rosenrot,  in  Gärten  auch  weiss.  Blütezeit  Mai 
(überwinterte  Exemplare)  bis  Herbst;  0 und  O;  Höhe  20  bis 
75  cm.  Auf  sandigen  und  felsigen  Abhängen  und  Ebenen, 
in  Gebüschen,  namentlich  im  Süden  und  Westen  des  Gebietes. 
S.  Armeria  L.,  Garten -Leimkraut. 
ß.  Blumenkronplatte  geteilt. 

1.  Rispen  reich  verzweigt,  mit  einseitswendigen,  drei- bis  sieb  en- 
blütigen  Asten.  Blumenkrone  weiss,  unterseits  oft  grün- 
lich. — Stengel  rauhhaarig -zottig,  oberwärts  drüsenhaarig, 
klebrig.  Grundständige  Blätter  lang  gestielt,  spatelförmig, 
obere  lanzettlich,  alle  weichhaarig.  Blumenblätter  schnee- 
oder  grünlichweiss.  Blütezeit  Mai  bis  Juli;  Höhe  20  bis 
60  cm.  Auf  Grasplätzen,  unter  Gebüsch,  durch  das  ganze 
Gebiet  häufig.  S.  nutans  L.,  Nickendes  Leimkraut.**) 

*)  Tafel  209.  Silene  conica  L.  AB  blühende  Pflanze;  1 Blüte  nach 
Entfernung  des  grössten  Teiles  des  Kelches  und  von  4 Blumenblättern  um  den 
Stempelträger,  d.  i.  das  Stengelglied  zwischen  Anheftung  des  Kelches  und  dem 
Fruchtknoten,  zu  zeigen;  2 und  3 Kelch  in  verschiedenen  Reifezuständen  der 
Frucht;  4 vergrösserter  Same. 

**)  Tafel  210.  Silene  nutans  L.  AB  blühende  Pflanze;  1 Blüte  nach 
Wegnahme  der  oberen  Teile  von  Kelch  und  Blumenkrone;  2 Kapsel;  das  Stück 
des  Stieles  zwischen  der  knotigen  Verdickung  und  der  Kapsel  ist  der  Stempel- 
träger (Fruchtträger);  3 Same.  1 und  3 vergrössert. 


71 


Sie  ändert  vielfach  ab:  S.  infracta  Koch  (S.  glabra 
Schknhr;  Harz,  Schlesien,  Rügen)  kahl,  ihre  Blätter  sind 
nur  am  Grunde  gewimpert;  bei  S.  livida  Willdenow  (Öster- 
reichische Form)  sind  die  Blumenblätter  auf  der  Unterseite 
bräunlich -grün;  bei  S.  alpina  Thomson  (Geröll  der  Alpen 
und  des  Jura)  sind  die  Stengel  niederliegend  mit  aufsteigen- 
den Asten. 

2.  Blüten  gabel*  oder  endständig,  rot. 

a.  Stengel  kriechend,  ausdauernd,  kaum  handhoch,  ein-  bis 
dreiblütig.  Blütezeit  Juli.  Auf  Felsenabhängen  der  höch- 
sten Alpen,  sehr  selten.  S.  Vallesia  L.,  Wallis’sclies 
Leimkraut. 

b.  Stengel  aufrecht,  einjährig,  kaum  handhoch,  gabelspaltig, 
wenigblütig.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Auf  sonnigen  Felsen 
an  der  Adriatischen  Küste.  S.  sedoides  Jacquin,  Mauer- 
pfeffer älmli dies  Leimkraut,  Zwergleimkraut. 

b.  Pflanze  nicht  klebrig. 

1.  Pflanze  völlig  kahl.  — Stengel  einfach,  oberwärts  gabel- 
spaltig, mit  endständigen  Blüten.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Höhe 
30  bis  40  cm;  ®.  Kapsel  eiförmig  mit  sehr  kurzem,  nach 
Wegfall  des  Kelches  von  einem  kleinen  Ringe  umgebenen 
Stempelträger.  Auf  Getreidefeldern  in  Untersteiermark,  bei 
Triest.  S.  annulata  Thore,  Geringeltes  Leimkraut. 

2.  Pflanze  und  Blätter  kurzhaarig -rauh.  — Der  ausdauernde 
Wurzelstock  treibt  einen  Büschel  etwa  15  bis  20  cm  hoher 
Stengel,  welche  an  ihrem  Ende  die  weissen  Blüten  einzeln 
oder  paarweise  tragen.  Blütezeit  Juni  bis  August.  Abhänge 
und  Thäler  der  südlichen  Alpen  und  Yoralpen.  S.  Saxi- 
fraga L.,  Steinbrech -Leimkraut. 

$8.  Kelch  kurz,  glockig  oder  kreiselförmig- glockig, 
a.  Samen  am  Rande  kammförmig  bewimpert. 

a.  Ganze  Pflanze  klebrig,  wollig,  zottig.  — Stengel  5 bis  15  cm 
lang,  ausdauernd,  niederliegend,  oft  gekniet,  aufsteigend,  grau- 
grün. Blüte  weiss.  Blütezeit  Juli.  An  felsigen  Abhängen 
in  Untersteiermark  und  Krain.  S.  glutinosa  Loiseleur, 
Klebriges  Leimkraut. 

ß.  Stengel  nur  oberwärts  klebrig  beringelt.  Kronblätter  vier- 
zähnig. 


72 


1.  Kapsel  ebenso  lang  als  der  Kelch.  — Stengel  rasig  mit 

anfsteigenden,  handkohen  Ästen  und  endstandigen,  weissen 
oder  rötlichen  Blüten.  Blütezeit  Jnni,  Juli;  An 

moosigen  Orten  der  Alpen  und  Voralpen.  S.  qnadrllida  L., 
Vierzähniges  Leimkraut. 

2.  Kapsel  doppelt  so  lang  als  der  Kelch.  — Der  vorigen 
ähnlich,  doch  weniger  reich  verzweigt.  Die  reife  Kapsel 
ragt  zur  Hälfte  aus  dem  stehen  gebliebenen  Kelche  heraus. 
Kronblätter  weiss.  Blütezeit  Juni,  August.  Handhoch.  %. 
S.  alpestris  Jacquin,  Alpen -Leimkraut. 

b.  Samen  nicht  kammförmig  bewimpert. 

1.  Mit  trugdoldigem  Blütenstande.  — Der  Stengel  ist  oft  ein- 
fach, bildet  aber  auch  oft  einen  lockeren,  bis  handhohen 
Rasen,  mit  aufsteigenden,  gabelästigen  Stengeln,  wodurch  die 
Pflanze  einer  Stellaria  ähnlich  sieht.  Blumenkrone  weiss. 
Blütezeit  Juli,  August;  2J-.  Auf  Felsen  der  Alpen  und 
Voralpen,  Vogesen,  Schwarzwald.  S.  rupestris  L.,  Felsen- 
Leimkraut. 

2.  Die  Blüten  stehen  einzeln.  — Der  vielköpfige  ausdauernde 
Wurzelstock  bildet  einige  Centimeter  grosse  Rasen  aus  deren 
Mitte  sich  mehrere  hellpurpurne  Blüten  fingerbreithoch  er- 
heben. Blütezeit  Juni  bis  September.  Auf  den  Alpen  und 
Voralpen,  im  baierischen  Hochlande;  nicht  selten.  S.  acaulis  L., 
Stengelloses  Leimkraut. 

Gattung  249:  Tunica  Scopoli,  Felsennelke.  X,  2. 

Nelkenähnliche  Kräuter  mit  schmalen,  linealischen  Blättern. 

A.  Blüten  mit  zwei  Paar  Kelchschuppen;  in  rispenförmigen  Trugdolden.  — 
Wurzelstock  holzig  mit  zwei-  und  dreigabelig  zerteiltem  Stengel.  Blumen- 
blätter rötlich  oder  weiss  mit  roten  Adern.  Blütezeit  Juni  bis  August. 
Höhe  10  bis  25  cm.  Auf  Alpentriften  und  in  die  Hochebene  hinab- 
steigend; selten.  T.  saxifraga  Scopoli,  Felsenuelke,  Steinbrechende 
Nelke. 

B.  Blüten  mit  drei  Paar  Kelchschuppen;  in  endständigen  Köpfchen. 

1.  Stengel  kahl;  Samen  glatt.  — Die  Kelchschuppen  sind  braun,  durch- 
scheinend-häutig, das  äusserste  Paar  nur  halb  so  lang  als  die  inneren. 
Blumenblätter  klein,  rötlich-lila.  Blütezeit  Juli  bis  September.  Höhe 
15  bis  40  cm.  Die  Kapsel  zerreisst  bei  der  Reife  den  Kelch;  ©. 
Sandfelder,  sonnige  Hügel,  nicht  selten.  (Kohlrauschia  prolifera  Kunth.) 
T.  prolifera  Scopoli,  Sprossende  Nelke. 


73 


Die  einblütige,  auf  ganz  magerem  Boden  wachsende  und  nur  5 cm 
hohe  Form  ist  T.  diminutus  L. 

2.  Mittlere  Stengelglieder  zottig  behaart;  Same  kurz -stachelig.  — Der 
vorigen  sehr  ähnlich.  Blütezeit  Juli  bis  August.  An  unfruchtbaren, 
sonnigen  Abhängen  am  Gestade  des  Adriatischen  Meeres.  T.  velutinus 
Gussone,  Samtnelke. 

Gattung  250:  Dianthus  L.,  Nelke.  X,  2. 

In  der  Regel  kahle,  zuweilen  blaubeduftete  Kräuter,  mit  gewöhnlich 
gras  artig- schmalen,  ganzrandigen,  am  Grunde  scheidenförmigen  Blättern.  Der 
Kelch  ist  an  seinem  Grunde  von  zwei,  selten  drei  Paar,  meist  begrannten 
Deckblättern  (Vorblättern,  Kelchschuppen)  umgeben.  Die  Blumenblätter  sind 
an  ihrem  Grunde  in  einen  scharf  abgesetzten,  mit  Flügelleisten  versehenen 
Nagel  verschmälert,  ihre  Platte  steht  horizontal  und  besitzt  kein  Krönchen. 

Die  hierher  gehörenden,  wahrscheinlich  noch  zusammenzuziehenden 
Arten  zerfallen  in  zwei  Untergattungen: 

1.  Armeriastrum  Seringe,  Blüten  büschelig  oder  kopfig  gehäuft.  (Bei 
Dianthus  Seguieri  Villars  ist  der  Blütenstand  mitunter  rispenähnlich 
gebildet,  die  Blüten  stehen  aber  auch  hier  zu  zweien  und  die  Gipfel- 
blüten büschelig.) 

2.  Caryophyllum  Seringe,  Blüten  einzeln  oder  rispig  angeordnet. 

1.  Untergattung:  Armeriastrnm  Seringe. 

A.  Stengel  gabelig  verästelt  und  mehrere  Blütenstände  tragend.  — Stengel 
und  Blätter  kurz  behaart;  Kelchschuppen  lanzettlich-pfriemlich,  so  lang 
wie  der  Kelch  und  gleich  diesem  behaart.  Platte  der  Blumenkrone  am 
vorderen  Rande  gezähnelt,  karminrot,  am  Grunde  mit  dunkleren  Punkten 
und  einzelnen  Härchen.  Blütezeit  Juli,  August.  Höhe  30  bis  60  cm;  Q. 
Auf  Waldblössen  und  in  trocknen  Gebüschen.  D.  Armeria  L.,  Rauh- 
haarige  Nelke. 

B.  Stengel  nur  einen  Blütenstand  tragend. 

A.  Jedes  Blütchen  hat  drei  Paar  Kelchschuppen;  von  diesen  ist  das 
äusserste  Paar  linealisch,  lang  zugespitzt,  fast  so  lang  oder  auch 
länger  als  der  Kelch,  die  beiden  anderen  Paare  sind  eiförmig  von 
einem  breiten,  in  eine  scharfrandige  Granne  auslaufenden  Mittelnerv 
durchzogen.  — Blätter  breitlanzettlich,  über  der  Blattscheide  stiel- 
artig verschmälert.  Blumenkrone  rötlich-weiss,  blassrosen-  bis  purpur- 
rot. Blütezeit  Juli,  August.  Höhe  30  cm;  %■.  Auf  Alpenwiesen. 
Vielfach  in  Gärten  kultiviert  und  mitunter  verwildert.  C.  barbatus  L., 
Bartnelke. 

T ho m 6 , Flora.  II. 


10 


74 


B.  Die  Kelchschuppen  sind  anders  gestaltet  als  vorhin  bei  A angegeben; 
meist  sind  nur  zwei,  wenig  voneinander  verschiedene  Paare  vor- 
handen. 

a.  Die  Kelchschuppen  sind  lederartig,  braun,  trockenhäutig  und 

rauschend. 

1.  Die  Blumenkronplatte  ist  fast  so  lang  als  der  Nagel;  der 
Blütenstand  ist  meist  sechsblütig.  — Wurzel  vielköpfig  mit 
niedrigen,  überwinternden  Laubtrieben.  Blätter  lineal,  kahl;  mit 
Scheiden,  welche  die  Länge  von  etwa  4 Blattbreiten  haben. 
Blumenkrone  heller  oder  dunkler  karminrot,  selten  milchweiss; 
Platte  gezähnt,  am  Grunde  mit  zerstreut  stehenden  Härchen. 
Blütezeit  Juni  bis  September;  Höhe  15  bis  50  cm.  Auf  grasigen 
Hügeln  und  Triften,  meist  gemein;  fehlt  in  Westfalen.  D.  Car- 
thusianorum  L.,  Karthäuser -Nelke.*) 

2.  Die  Blumenkronplatte  ist  nur  halb  so  lang  als  der  Nagel;  der 
Blütenstand  ist  12-  bis  30-blütig.  — Sonst  wie  vorige.  Auf 
trocknen  Wiesen  und  Abhängen  im  Alpengebiete.  D.  atrorubens 
Allioni,  Purpurnelke. 

b.  Die  Kelchschnppen  sijjd  grün,  nicht  trockenhäutig  und  rauschend. 

1.  Blattscheiden  kaum  länger  als  die  Blattbreite;  Blüten  an  dem 
zuweilen  rispen artig  verästelten  Stengel  zu  zweien,  oder  büsche- 
lig.  — Stengel  kahl,  lineal-lanzettlich;  Kelchschuppen  eiförmig, 
mit  krautiger  Granne.  Blumenblätter  tief  rosenrot,  nahe  dem 
Schlunde  mit  einer  Reihe  tief  purpurner  Punkte.  Blütezeit  Juli, 
August;  Höhe  15  bis  30  cm;  2J-.  Auf  grasreichen  Felsen  und 
Abhängen,  meist  im  Alpengebiet,  doch  auch  in  Böhmen,  Sachsen, 
Thüringen;  selten.  D.  Seguieri  Villars,  Seguiers  Nelke. 

2.  Blattscheiden  länger  als  die  doppelte  Breite  des  Blattes;  Blüten 
in  kopfigem  Büschel.  — Der  Karthäuser -Nelke  sehr  ähnlich. 
Blumenkrone  purpurn.  Blütezeit  Juli;  %.  An  Felsenabhängen 
im  österreichischen  Küstenlande;  selten.  D.  Liburnicus  Bartling, 
Liburnische  Nelke. 

2.  Untergattung:  Caryophyllum  Ser  in  ge. 

A.  Blumenkronblätter  vorne  gezähnt  oder  fast  ganzrandig  (nicht  tief  ein- 
geschnitten). 

A.  Granne  länger  als  die  Kelchschuppe  (hierher  nur  Alpenpflanzen). 

*)  Tafel  211 A.  Diantkus  Carthusianorum  L.  A Blütentragendes 
Stengelende;  1 Blumenkronblatt;  2 Kelch  mit  den  Kelchschuppen. 


75 


a.  Kelchschuppen  eiförmig.  — Der  niederliegende,  ausdauernde  Stengel 
treibt  kleine  Blattbüscbel  und  aufrechte,  handhohe,  einblütige  Aste. 
Blüte  rot.  Blütezeit  Juli.  Auf  Triften  und  Felsen  der  höchsten 
Alpen,  äusserst  selten.  D.  neglectus  Loiseleur,  Hochalpennelke. 

b.  Kelchschuppen  lanzettlich. 

1.  Blumenkronplatte  so  lang  als  der  Nagel.  — Der  niederliegende, 
ausdauernde  Stengel  treibt  kleine  Blattbüschel  und  aufrechte, 
handhohe,  einblütige  Aste.  Blüte  rot,  am  Schlunde  mit  tief- 
purpurnen  Streifchen  und  weissen  Flecken.  Blütezeit  Juni  bis 
August.  Auf  grasigen  und  felsigen  Abhängen  der  Alpen  und 
Voralpen.  D.  alpinns  L.,  Alpennelke. 

2.  Blumenkronplatte  etwa  halb  bis  zwei  Drittel  so  lang  als  der 
Nagel.  — Ist  wohl  nur  die  in  allen  Teilen  gedrungenere  Hoch- 
alpenform der  vorigen,  doch  sind  ihre  Blüten  einfarbig.  Blüte- 
zeit Juli,  August.  Auf  den  höchsten  Granitalpen  in  der  Nähe 
der  Gletscher.  D.  glacialis  Haenke,  Gleis chernelke. 

B.  Granne  kürzer  (nur  bei  der  Gartennelke  zuweilen  ebenso  lang)  als 
die  Kelchschuppe. 

a.  Blätter  an  ihrem  Rande  glatt,  nur  an  ihrem  Grunde  etwas  säge- 
zähnig.  — Aus  Südeuropa  stammend,  im  Gebiete  nicht  wild,  aber 
allgemein  bekannte  Zierpflanze.  D.  Caryopliyllus  L.,  Gartennelke. 

b.  Blätter  an  ihrem  Rande  rauh. 

a.  Die  Blumenkronplatte  ist  an  ihrem  Grunde  bärtig.  — Wurzel- 
stock verzweigt,  einen  dichten  Rasen  treibend.  Blätter  meer- 
grün. Stengel  meist  einblütig;  Blumenkrone  fleischfarben,  hell- 
purpurn, rötlichweiss ; wohlriechend.  Blütezeit  Mai  bis  Juli; 
Höhe  15  bis  30  cm;  D.  caesius  Smith,  Graugrüne  Nelke, 
Felsennelke. 

ß.  Die  Blumenkronplatte  ist  nicht  bärtig. 

1.  Stengel  behaart.  — Mit  ausdauernden,  aufstrebenden  Blatt- 
trieben. Blätter  lineal  -lanzettlich.  Stengel  einblütig  oder 
mit  locker -gabeligem  Blütenstande.  Blumenkrone  purpurn 
oder  rosenrot,  unter  der  Mitte  der  Platte  mit  einem  dunkleren 
Querstreifen,  darüber  öfters  weissliche  Flecken;  selten  weiss. 
Blütezeit  Juni  bis  September;  Höhe  15  bis  50  cm.  D.  delto- 
i’des  L.,  Deltafleckige  Nelke.*) 

*)  Tafel  211 B.  Dianthus  delto'ides  L.  B blühende  Pflanze;  3 reife 
Kapsel  mit  den  Deckschuppen,  einem  Teile  des  aufgeschlitzten  und  zurück- 
geschlagenen Kelches  und  einigen  Überbleibseln  der  Staubblätter. 


76 


2.  Stengel  kahl. 

a.  Stengel  einblütig  oder  ein-  bis  zweimal  gabelig  geteilt 
und  am  Ende  jedes  Gabelastes  eine  Blüte  tragend.  — 
Wurzelstock  ausdauernd,  mehrköpfig;  Blätter  grasähnlich. 
Blumenkrone  rosenrot,  vielfach  mit  dunkleren  Adern. 
Blütezeit  Juli,  August;  Höhe  5 bis  15  cm.  An  felsigen, 
trocknen  Abhängen  der  Alpen.  D.  silvestris  Wulfen, 
Bergnelke. 

b.  Die  sehr  kurz  gestielten,  vielfach  paarweise  beisammen 
sitzenden  Blüten  sind  achselständig  an  dem  drei-  bis 
vielblütigen  Stengel  verteilt.  — Blumenkrone  fleischfarben. 
Blütezeit  Juli.  Auf  Felsen  am  Strande  des  Adriatischen 
Meeres.  D.  ciliatus  Gussone,  Adriatische  Nelke. 

B.  Blumenkronblätter  vorne  tief  fingerförmig  oder  fiederspaltig  eingeschnitten. 

a.  Blumenkronblätter  tief  fingerförmig  eingeschnitten;  das  ungeteilte 

Mittelfeld  ist  umgekehrt -eiförmig. 

1.  Die  Kelchschuppen  sind  kurz  und  einschliesslich  ihrer  Stachelspitze 
ein  Viertel  so  lang  wie  der  Kelch.  — Vielköpfige,  rasenbildende 
Pflanze.  Stengel  und  Blätter  blauduftig.  Meist  einblütig.  Blumen- 
krone rosenrot  oder  weiss,  oft  am  Schlunde  gefleckt  und  meist 
bärtig.  Blütezeit  Juni,  Juli;  2J-.  Grösse  15  bis  30  cm.  An  Felsen- 
abhängen in  Steiermark,  Unterösterreich,  Mähren.  Beliebte  Garten- 
pflanze. D.  plumarius  L.,  Federnelke. 

2.  Die  Kelchschuppen  sind  einschliesslich  ihrer  krautigen  Granne  halb 
so  lang  als  der  Kelch.  — Wurzelstock  mehrstengelig.  Blätter 
lineal,  sehr  spitz.  Stengel  meist  reichblütig.  Blumenkrone  fleisch- 
farben oder  weiss.  Blütezeit  Juli,  August;  Höhe  30  bis  60  cm;  2J-. 
Felsige  und  waldige  Abhänge  der  Alpen  und  höhern  Gebirge. 
D.  monspessulamis  L.,  Vorgebirgsnelke. 

b.  Blumenkronblätter  fiederspaltig -vielteilig,  eingeschnitten;  das  unge- 
teilte Mittelfeld  ist  länglich. 

1.  Stämmchen  niederliegend  und  eine  Menge  Wurzeln  treibend,  sehr 
ästig  und  so  einen  dichten  Basen  bildend;  Stengel  meist  ein- 
blütig. — Blumenkronplatte  weiss,  am  Grunde  mit  einem  grünen 
Flecken  und  mit  weisslichen  oder  purpurnen  Haaren  bestreut. 
Blütezeit  Juli  bis  September;  Höhe  15  bis  25  cm;  %■.  Auf  Sand- 
boden, im  Osten  des  Gebietes  selten.  D.  arenarius  L.,  Sandnelke. 

2.  Wurzelstock  wenig  oder  gar  nicht  verästelt,  nur  einen  oder  wenige 
Stengel  von  30  bis  60  cm  Höhe  treibend.  Blumenblätter  hell 


77 


rosenrot,  blassviolett  oder  weiss,  am  Grunde  grün,  mit  purpur- 
farbenem Barte.  Blütezeit  Juli  bis  September.  Vanilleduftend. 
Q und  In  Bergwäldern,  auf  sumpfigen  und  trockenen  Wiesen, 
meist  nicht  selten,  doch  vielerorts  fehlend  und  nirgends  gemein. 

D.  superbus  L.,  Praclitnelke. 

Dianthus  Wimmeri  Wichura,  Wimmers  Nelke  ist  wohl  nur 
die  kräftige  Gebirgsform  der  Prachtnelke,  wie  sie  auf  den  Gebirgs- 
triften  vorkommt. 

Gattung  251:  Vaccaria  Medicus,  Kuhkraut.  X,  2. 

Hierher  nur  Vaccaria  parviflora  Mönch,  Kuhkraut  (Saponaria  Vac- 
caria L.),  ein  aufrechtes,  ganz  kahles  Kraut  mit  ei-lanzettförmigen,  an  ihrem 
Grunde  zusammengewachsenen  Blättern.  Blütenstand  eine  lockere  Trugdolde. 
Kelch  fünf  kantig,  fünfzipfelig,  bauchig.  Blumenblätter  ohne  Krönchen, 
fleischfarbig  oder  hellpurpurn.  Blütezeit  Ju&i,  Juli;  Höhe  30  bis  60  cm;  ©. 
Auf  Lehm-  oder  Kalkboden  streckenweise. 

Tafel  212.  Vaccaria  parviflora  Mönch.  AB  blühende  Pflanze;  1 Frucht- 
kelch; 2 Kapsel;  3 Same;  4 desgl.  vergrössert. 

Gattung  252:  Saponaria  L.,  Seifenkraut.  X,  2. 

A.  Blüten  gelb.  Hochalpenpflanze  an  der  Südseite  des  Matterhorn.  — Blätter 
linealisch.  Blütezeit  Juli,  August;  Höhe  bis  60  cm;  S.  lutea  L., 
Gelbes  Seifenkraut. 

B.  Blüten  fleischfarben  oder  hellpurpurn. 

1.  Blätter  länglich -lanzettlich,  dreinervig;  Kelch  meist  behaart,  zuweilen 
kahl.  — Blüten  büschelig- gehäuft,  schwach  wohlriechend,  zuweilen 
gefüllt.  Blütezeit  Juni  bis  Herbst;  2J-;  Höhe  30  bis  80  cm.  An 
Ufern,  Hecken  und  Wegerändern  durch  das  ganze  Gebiet  meist  häufig, 
mancherorts  selten.  Die  Wurzel  war  offizinell.  S.  officinalis  L., 
Gebräuchliches  Seifenkraut. 

2.  Unterste  Blätter  spatelförmig,  obere  breit-lanzettlich  zugespitzt.  Kelch 
zottig,  zuweilen  klebrig.  — Blüten  trugdoldig-gedrängt.  Blütezeit  April 
bis  Herbst;  Höhe  15  bis  20  cm;  2J..  Auf  Äckern  und  steinigen  Ab- 
hängen im  südlichen  Teile  des  Gebietes.  S.  ocimoi’des  L.,  Basilikum- 
ähnliches Seifenkraut. 

Gattung  253:  Gypsophila  L.,  Gipskraut.  X.  2. 

Kräuter  mit  linealischen,  oft  fadendünnen  Blättern. 

A.  Kelch  fünfzähnig;  die  Zipfel  des  Kelches  sind  j/3,  höchstens  */2  so  lang 
als  der  ungeteilte  Grund  des  Kelches;  einjährige  Pflanze.  — Stengel 


78 


fadendick,  stark  gabelästig,  mit  endständigen  Blüten,  unten  kurzhaarig. 
Blüte  blassrot,  mit  dunkeln  Adern.  Blütezeit  Juni  bis  Oktober.  Auf 
Brachfeldern,  Ackern,  Mauern.  Höhe  5 bis  15  cm.  G.  nmralis  L.,  Mauer- 
Gipskraut. 

Eine  Abänderung  ist  G.  serotina  Hayne  mit  ausgerandeten  Blumen- 
blättern und  mit  Blättern,  welche  länger  als  die  Stengelglieder  sind. 

B.  Kelch  fünfspaltig;  die  Kelchzipfel  sind  ebenso  lang  oder  länger  als  der 
ungeteilte  Kelchgrund.  Ausdauernde  Pflanzen. 

a.  Die  Rispenäste  sind  flaumhaarig-klebrig.  — Stengel  nieder  liegend,  mit 
aufsteigenden  Seitenzweigen.  Blütenstand  eine  gedrungene  Trug- 
dolde. Blumenblätter  weiss  oder  rötlich,  kürzer  als  die  Staubblätter. 
Blütezeit  Juni  bis  Oktober.  Höhe  25  bis  30  cm.  Auf  Sandboden, 
im  östlichen  Teile  des  Gebietes;  im  westlichen  Deutschland  sehr  selten. 
G.  fastigiata  L.,  Büscheliges  Gipskraut. 

b.  Die  Rispenäste  sind  nicht  klebrig. 

1.  Stengel  kriechend,  mit  aufrechten  Zweigen.  Blumenblätter  länger 
als  die  Staubblätter.  — Blumenkrone  weiss  oder  rötlich.  Blütezeit 
Juli,  August.  Höhe  5 bis  15  cm.  Auf  Gips-  und  Kalkboden  in 
den  Alpen  und  Voralpen;  Harz  bei  Walkenried.  G.  repeus  L., 
Kriechendes  Gipskraut. 

2.  Stengel  von  Grund  auf  stark  verästelt.  Blumenblätter  kürzer  als 
die  Staubblätter.  — Rispen  sehr  stark  verästelt,  locker.  Blumen- 
krone weiss  oder  rötlich.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Höhe  50  bis  60  cm. 
Auf  sandigen  Feldern  bei  Wien,  in  Mähren.  Sehr  viel  kultiviert. 
G.  paniculata  L.,  Rispiges  Gipsblümchen. 

Tafel  213.  Gypsophila  paniculata  L.  AB  Blühende  Pflanze;  1 Blüte; 
2 noch  unreife  Frucht;  3 reife,  aufgesprungene  Kapsel.  1 bis  3 vergrössert. 

Gattung  254:  Drypis  L.,  Kronenkraut.  V,  3. 

Stengel  lialbstrauchig,  rasenbildend,  kahl.  Blätter  pfriemlich,  dornig. 
Blütenstand  eine  flache  Trugdolde.  Blumenkronplatte  weissrötlich,  zwei- 
spaltig, mit  Krönchen.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Die  Frucht  ist  eine  einfäche- 
rige, einsamige  Deckelfrucht;  Q und  2J..  Österreichische  Alpen,  am  Adri- 
atischen Meere.  D.  spiuosa  L.,  Dorniges  Kronenkraut. 

Gattung  255:  Cucubalus  Tournefort,  Taubenkropf,  Hühnerbiss.  X,  8. 

Hierher  nur  Cucubalus  baccifer  L.,  Beerentragender  Taubenkropf  oder 
Hühnerbiss.  Stengel  dünn,  kletternd;  Blätter  eiförmig,  zugespitzt,  kurz- 
gestielt; Kelch  bauchig-glockig;  alles  kurzbehaart.  Blumenblätter  zweispaltig, 
grünlich-weiss.  Blütezeit  Juli  bis  September;  %■;  Höhe  1 bis  2 1j2  Meter. 


79 


\.n  Hecken,  zwischen  Weiden  und  im  Gebüsch  an  Flussufern;  ungleich  ver- 
gilt und  meist  selten. 

Tafel  214  Cucubalus  baccifer  L.  AB  Teile  der  blühenden  Pflanze; 

L Blütenblatt;  2 Staubblatt;  3 Stempel;  4 Beere;  5 dieselbe  der  Quere  nach 
lurchschnitten;  6 Same;  7 und  8 derselbe  in  zwei  verschiedenen  Richtungen 
lurchschnitten;  6 bis  8 vergrössert. 

54.  Familie : Alsinaceae,  Alsineen  oder  Miergewäclise. 

Die  deutschen  Arten  sind  zarte  Kräuter  mit  mehr  oder  weniger  knotigen 
Stengeln.  Ihre  Blätter  sind  ungeteilt,  gegenständig,  zuweilen  am  Grunde 
su  einer  Scheide  verwachsen;  oft  sind  sie  büschelförmig  angeordnet.  Neben- 
)lätter  fehlen.  Der  Kelch  ist  fünf-,  seltener  vierblätterig.  Blumenblätter 
;ind  so  viele  als  Kelchblätter  vorhanden  und  wechseln  mit  diesen  ab.  Bei 
len  Gattungen  Sagine  und  Alsine  fehlt  die  Blumenkrone  zuweilen.  Staub- 
jlätter  sind  meist  10  vorhanden,  doch  schwankt  deren  Zahl  bis  5,  selbst  3. 
Oer  Fruchtknoten  hat  keinen  Griffel,  aber  2 bis  5 Narben.  Die  Frucht,  eine 
iinfächerige,  vielsamige  Kapsel  mit  mittelpunktständiger  Samenleiste,  springt 
nit  ebensovielen  oder  mit  doppelt  so  vielen  Zähnen  oder  Klappen  auf  als 
Farben  vorhanden  sind.  Der  Keim  der  Samen  ist  eiweisshaltig  und  mehr 
)der  minder  ringförmig  gebogen. 

Anmerkung.  Da  die  Blüten  selbst  ein-  und  derselben  Pflanze  oft  in  ihren 
Sahlenverhältnissen  schwanken,  ist  es,  um  die  Gattung  richtig  zu  bestimmen, 
neist  notwendig,  zahlreiche  Blüten  zu  untersuchen. 

Gattungen: 

i.  Die  Kapsel  springt  mit  ebensoviel  Klappen  auf  als  Narben  vorhanden 
sind  (Alsineae). 

a.  Kapsel  flach,  zweiklappig,  zweisamig.  Buffonia  L.,  Buffonie. 
ß.  Kapsel  zwei-  bis  zehnklappig,  mehrsamig. 

a.  Die  Zahl  der  Staubblätter  ist  gleich  der  der  Blumenkronblätter. 

1.  Blüte  viergliederig.  Sagina  L.,  Mastkraut. 

2.  Blüte  fünfgliederig.  Spergella  Reichenbach,  Spärkling. 

b.  Die  Zahl  der  Staubblätter  ist  doppelt  so  gross  wie  die  der  Blumen- 
kronblätter. 

1.  Samen  nierenförmig. 

a.  Same  von  einem  Haarkranze  umgeben.  Faccliinia  Reiche n - 
bach,  Facchinie. 

b.  Same  ohne  Haarkranz.  Alsine  Wahlenberg,  Miere. 

2.  Same  birn- eiförmig,  auf  der  Rückseite  aufge  trieb  en-gewölbt,  auf 
der  Innenseite  vertieft.  Halianthus  Fries,  Salzmiere. 


80 


B.  Die  Kapsel  springt  mit  doppelt  so  viel  Klappen  auf  als  Narben  vor- 
handen sind.  (Stellarieae.) 

a.  Die  Kapsel  springt  in  4 oder  6 Zähnen  oder  Klappen  auf. 

a.  Same  schildförmig  (vergl.  Tafel  219,  Fig.  4);  der  Träger,  womit 
der  Same  an  der  Samenleiste  befestigt  ist,  entspringt  an  der  Unter- 
seite des  Samens.  Holosteum  L.,  Spurre. 

b.  Samen  nierenförmig. 

1.  Same  mit  einem  mehr  oder  minder  fleischigen,  oft  haarförmig 
zerspaltenen  oder  becherförmigen  Anhängsel  versehen.  (Vergl. 
Tafel  220,  Fig.  4.)  Moehringia  L.,  Möhringie. 

2.  Same  ohne  solches  Anhängsel. 

a.  Blumenblätter  tief  zweiteilig.  Stellar ia  L.,  Sternmiere. 

b.  Blumenblätter  ungeteilt.  Arenaria  L.,  Sandkraut. 
ß.  Die  Kapsel  springt  in  10  Zähnen  auf. 

a.  Blüten  fünfzählig,  mit  10  Staubblättern. 

1.  Kapsel  zehnzähnig:  die  Fruchtblätter  (deren  Zahl  und  Stellung 
aus  den  Nähten  des  Fruchtknotens  erkannt  werden  kann)  wechseln 
mit  den  Blumenblättern  ab.  Cerastium  L.,  Hornkraut. 

2.  Die  Kapsel  springt  in  fünf  je  zweizähnigen  Klappen  auf.  (Vergl. 
Tafel  225,  Fig.  3.)  Die  Fruchtblätter  stehen  vor  den  Blumen- 
blättern. Malachium  Fries,  Weichling. 

b.  Blüten  vierzählig,  mit  4 Staubblättern.  Moencliia  Ehrhart, 
Mönchie. 

Gattung  256:  Buffonia  L.,  Buffonie.  Y,  2. 

Hierher  nur  Buffonia  tenuifolia  L.,  die  zarte  Buffonie,  ein  an  Kies- 
plätzen in  Wallis  und  bei  Luzern  vorkommendes,  10  bis  30  cm  hohes, 
weissblühendes  Kraut. 

Gattung  257:  Sagina  L..  Sagine,  Mastkraut.  IV,  4. 

Kleine,  zarte  Kräuter  mit  fädlichen  Blättern  und  weissen,  meist  zu 
Trugdolden  vereinten  Blüten. 

A.  Pflanze  kahl.  — Kelchblätter  stumpf,  grannenlos. 

1.  Stengel  niederliegend,  am  Grunde  wurzelnd.  — Blütezeit  Mai  bis 
Herbst;  O.  Handhoch.  Auf  feuchtem  Sandboden.  Gemein.  S.  pro- 
cumbeus  L.,  Niederliegende  Sagiiie.*) 


*)  Tafel  215.  Sagina  procumbens  L.  A blühende  Pflanze;  1 und  2 
Blüte  vergrösseit;  3 Stengelstück  mit  Blattpaar. 


81 


2.  Stengel  steif  aufrecht,  nicht  wurzelnd.  — Blütezeit  Mai  bis  August;  ©. 
4 bis  5 cm  hoch.  Am  Meeresstrand,  auf  salzhaltigem  Boden.  (S.  maritima 
Don.)  S.  stricta  Fries,  Steife  Sagine. 

B.  Blätter  entweder  an  ihrem  ganzen  Rande  oder  doch  an  dessen  Grunde 
mit  Wimpern  besetzt. 

a.  Alle  Kelchblätter  stumpf,  grannenlos.  — Blütezeit  Juli,  August.  Höhe 
4 bis  5 cm;  0.  In  Tirol;  sehr  selten.  S.  brvoi’des  Frölich,  Moos- 
ähnliche Sagine. 

b.  Die  beiden  äusseren  Kelchblätter  stachelspitzig. 

1.  Die  Kelchblätter  sind  bei  der  Reife  in  ein  Kreuz  ausgebreitet. 
Blumenblätter  sehr  klein,  oft  fehlend.  — Blütezeit  Mai  bis  Herbst;  ©. 
Handhoch.  Auf  Sandboden,  durch  das  ganze  Gebiet  zerstreut. 
S.  apetala  L.,  Blumenkronlose  Sagine. 

2.  Die  Kelchblätter  liegen  bei  der  Reife  gegen  die  Kapsel  angedrückt.  — 
Blütezeit  Juni,  Juli;  ©;  kaum  handhoch.  In  Nord-  und  Mittel- 
deutschland, auf  sonnigen  Feldern;  selten.  S.  ciliata  Fries,  Be- 
wimperte Sagine. 

Gattung  258:  Spergella  Reichenbach,  Spärkling. 

Den  Saginen  ausserordentlich  ähnliche  und  vielfach  mit  ihnen  vereinte 
zarte  Kräuter  mit  fädlichen  Blättern  und  weissen  in  Trugdolden  stehenden 
Blüten. 

A.  Blumenblätter  doppelt  so  lang  als  der  Kelch. 

1.  Stengel  nicht  kriechend.  — X,  5 oder  Y,  5.  Blütezeit  Juni  bis  August;  2J. ; 
handhoch.  Auf  Sumpf-  und  Sandboden,  selten.  (S.  nodosa  Fenzl.) 
S.  nodosa  Reichenbach,  Knotiger  Spärkling.*) 

2.  Stengel  kriechend  und  oft  an  den  Knoten  wurzelnd.  — X,  5.  10  cm 

lang;  2J..  Blütezeit  Juli,  August.  Auf  Alpentriften  bei  Roveredo. 
S.  glabra  Reichenbach,  Kahler  Spärkling. 

B.  Blumenblätter  nicht  länger  als  der  Kelch. 

1.  Stengel  und  Blätter  kahl.  — Der  Sagina  procumbens  sehr  ähnlich. 
Blütezeit  Juni,  Juli.  6 bis  10  cm  hoch.  X,  5;  2J..  Auf  Felsen, 
Moos-  und  Grasplätzen  in  den  Alpen  und  höheren  Gebirgen,  selten. 
(Sagina  Linnaei  Presl,  S.  saxatilis  Wimmer).  S.  saginoides  Reichen - 
bach,  Felsenspärkling. 


*)  Tafel  216.  Spergella  nodosa  Reichenbach.  A blühende  Pflanze; 
1 unreife,  2 reife  Frucht,  vergrössert. 

Thome  Flora.  JX 


11 


82 


2.  Oberer  Teil  des  Stengels  und  Rand  der  Blätter  behaart.  — X,  5. 
Blütezeit  Juli,  August;  6 bis  8 cm  hoch.  S.  subulata  Wimmer, 
Pfriemenblätteriger  Spärkling. 

Gattung  259:  Facchinia  Reichenbach,  Facchinie.  X,  3. 

Hierher  nur  Faccliinia  lanceolata  Reiche nbach,  Sandkraut,  ein  in 
Felsenspalten  der  höchsten  Alpen  seltenes,  wenige  cm  grosses  Kräutchen  mit 
weisser  Blumenkrone. 

Gattung  260-.  Alsine  Wahlenberg,  Miere. 

(NB.  Mehr  als  anderwärts  ist  hier  die  Lupe  anzuwenden.) 

A.  Blätter  verhältnismässig  breit,  eirund -länglich.  — Blätter  kurz  stachel- 
spitzig, dreinervig.  Blumenkrone  oft  fehlend.  VIII,  3.  Blütezeit  Juni, 
Juli;  Höhe  5 bis  6 cm;  %■.  Kleine,  dichte  Rasen  im  Gerolle  der  höch- 
sten österreichischen  Alpen.  A.  aretioides  Mertens  u.  Koch,  Alpenmiere. 

B.  Blätter  schmal,  pfriemlich,  linealisch  oder  lanzettlich.  X,  3. 

I.  Stengel  aufrecht,  einzeln,  nicht  Rasen  bildend.  Blätter,  wie  an  ge- 
trockneten Exemplaren  wahrzunehmen,  dreinervig.  Blumenkrone  weiss. 

1.  Kelch  weiss  knorpelig,  mit  grünem  Rückenstreifen,  ungleichblätterig, 
etwa  dreimal  länger  als  die  Blumenkrone.  Blütezeit  Juli,  August; 
O;  Höhe  8 bis  25  cm.  An  trocknen,  sandigen  Stellen;  selten. 
A.  Jacquini  Koch,  Jacquins  Miere. 

2.  Kelchblätter  trockenhäutig,  länger  als  die  Kapsel,  lanzettlich  - 
pfriemlich,  — Stengel  und  Blätter  drüsenhaarig -klebrig.  Blütezeit 

Mai,  Juni;  0;  Höhe  5 bis  10  cm.  Sandfelder;  selten.  A.  viscosa 
Schreber,  Klebrige  Miere.*) 

3.  Kelchblätter  am  Rande  trocken,  kürzer  als  die  Kapsel.  — Blütezeit 
Mai,  Juni;  Q;  Höhe  5 bis  10  cm.  Kalkboden  und  Sandfelder, 
selten.  A.  tenuifolia  Wahlenberg,  Schmalblätterige  Miere. 

II.  Stengel  Rasen  bildend.  Blumenkrone  weiss  (nur  bei  A.  rubella 
fleischfarbig  - rötlich). 

A.  Die  Blätter  sind,  auch  im  getrockneten  Zustande,  nervenlos. 

a.  Blütenstiele  wenigstens  3 bis  4 mal  so  lang  als  die  Blumen- 
krone, kahl.  Kelchzipfel  spitz.  — 2j..  Blütezeit  Juni  bis  August. 
Handhoch.  Selten;  auf  Moorboden  in  Süddeutschland.  A.  stricta 
Wahlenberg,  Steife  Miere. 


*)  Tafel  217A.  Alsine  viscosa  Schreber.  A ganze  Pflanze;  1 von  dem 
bleibenden  Kelche  und  den  vertrockneten  Blumenblättern  umgebene  aufgesprungene 
Kapsel,  vergrössert. 


83 


ß.  Blütenstiele  höchstens  2 mal  so  lang  als  die  Blumenkrone,  meist 
bedeutend  kürzer,  behaart. 

1.  Kelch  drüsenhaarig -klebrig.  — 2]-.  Blütezeit  Juli;  wenige 
Centimeter  hoch.  Schweizer  Jura.  A.  liniflora  Hegetsch  - 
w ei ler,  Leinbliitige  Miere. 

2.  Kelch  nicht  drüsenhaarig- klebrig. 

a.  Kelchzipfel  an  der  Spitze  häutig  berandet.  — Blütezeit 
Juli,  August;  15  bis  30  cm  hoch.  Auf  trockenen 
Alpentriften.  A.  laricifolia  Wahlenberg,  Lärchenblätte- 
rige Miere. 

b.  Kelchzipfel  nicht  häutig  berandet.  — Blütezeit  Juli,  August ; 
21;  10  cm  hoch.  Auf  höchsten  Alpenahhängen;  selten. 
A.  biflora  Wahlenberg,  Zweibliitige  Miere. 

B.  Die  Blätter  sind,  wenigstens  in  getrocknetem  Zustande,  deutlich 
drein  ervig. 

a.  Staubblätter  am  Grunde  mit  drüsenbesetzten  Blättchen.  Blumen- 
blätter meist  fehlend.  — Moosähnliches  Pflänzchen.  Blütezeit 
Juli,  August;  Höhe  6 bis  8 cm;  2[.  Auf  den  höchsten  Alpen. 
(Cherleria  sedo'fdes  L.)  A.  Cherleri  Fenzl,  Cherlerie. 
ß.  Staubblätter  am  Grunde  ohne  drüsenbesetzte  Nebenblätter, 
a.  Kelch  grün,  am  Rande  trockenhäutig,  mit  drei  oder  mehr 
Nerven. 

1.  Kelch  mit  3 Nerven. 

a.  Blumenblätter  länglich,  an  ihrem  Grunde  keilförmig 
zugespitzt. 

aa.  Kelch  kürzer  als  die  reife  von  ihm  umgebene 
Kapsel.  — 2[.  Blütezeit  Juli,  August.  Handhoch. 
Höchste  österreichische  Alpen.  A.  austriaca  Mer- 
tens u.  Koch,  Österreichische  Miere. 
bb.  Kelch  länger  als  die  von  ihm  umgebene  Kapsel.  — 
2|.  Blütezeit  Juli,  August.  Handhoch.  Auf  den 
höchsten  Alpen  der  Schweiz  und  Kärntens.  A. 
Yillarsi  Mertens  u.  Koch,  Villars’  Miere. 

b.  Blumenblätter  am  Grunde  breiter  als  an  der  Spitze, 
ei-  oder  herzförmig. 

aa.  Blumenkrone  rötlich;  Kapsel  bis  zur  Hälfte  und 
darüber  gespalten.  Blätter  lineal-lanzettlich,  stumpf. 
— 2[.  Blütezeit  Mai,  August.  5 bis  6 cm  hoch. 
Auf  Sandboden  der  höchsten  Alpen.  A.  rubella 
Wahlenberg,  Rötliche  Miere. 


84 


bb.  Blumenkrone  weiss;  Kapsel  höchstens  ein  Drittel 
ihrer  Länge  gespalten.  Blätter  lineal  - lanzettlich, 
pfriemlich.  — %.  Blütezeit  Juli  bis  September. 
Bis  handhoch.  Zerstreut  und  selten  auf  Sandboden; 
in  der  Ebene  bis  auf  die  höchsten  Alpen.  A.  verna 
Bartling,  Frühlingsmiere. *) 

2.  Kelch  mit  5 bis  7 Nerven;  so  lang  als  die  Blumen- 
krone. — Blütezeit  Juli,  August.  Handhoch.  Auf 
sonnigen,  kiesigen  Orten  der  höchsten  Alpen  der  Schweiz 
und  Österreichs.  A.  recurva  Wahlenberg,  Krumm- 
blätterige Miere. 

b.  Kelch  knorpelig,  weiss,  mit  einem  grünen  Mittelnerv. 

1.  Kelchblätter  so  lang  wie  die  Kapsel;  Blumenstiele  2 bis 
3 mal  länger  als  der  Kelch.  — %■.  Blütezeit  Juli,  August. 
10  bis  20  cm  hoch.  An  sonnigen,  trockenen  Orten,  na- 
mentlich Kalkfelsen  Mitteldeutschlands.  A.  setacea  Mertens 
und  Koch,  Borstenmiere. 

2.  Kelchblätter  kürzer  als  die  Kapsel;  Blumenstiel  kürzer  als 
der  Kelch.  — 2J..  Blütezeit  Juli,  August.  8 bis  10  cm 
hoch.  Schweizer  Alpen.  (A.  mucronata  L.)  A.  rostrata 
Koch,  Gesclmäbelte  Miere. 

Gattung  261:  Halianthus  Fries,  Salzmiere. 

Hierher  nur  Haliantlms  peploides  Fries  (Honckenya  Ehrhart),  Salzmiere, 
ein  ausdauerndes,  gabelspaltiges,  15  bis  30  cm  hohes  Kraut  mit  fleischigen, 
kahlen,  eiförmig -länglichen  Blättern.  — Blütezeit  Juni,  Juli.  X,  3.  Am 
Meeresstrande.  **) 

Gattung  262:  Holosteum  L.,  Spurre. 

Hierher  nur  Holosteum  umbellatum  L.,  Spurre,  Scliaclitkolil.  Einjähriges 
bläulich-grünes,  10  bis  30  cm  hohes  Kraut.  Blumenkrone  weiss,  zuweilen 
rötlich;  Blüten  nach  dem  Verblühen  abwärts  gebogen.  Blütezeit  März  bis 
Mai;  V,  3 oder  III,  3.  Auf  Äckern,  Sandfeldern,  Grasplätzen  gemein.***) 

*)  Tafel  217B.  Alsine  verna  Bartling.  B blühende  Pflanze;  2 Blüten- 
blatt; 3 Kelch;  4 Kapsel.  1 bis  3 vergrössert. 

**)  Tafel  218.  Halianthus  peploides  Fries.  A fruchtende,  B blühende 
Pflanze;  C Pflanze  in  der  Jugend;  1 Blüte;  2 Frucht;  3 Kapselklappe  mit  Samen. 

1 bis  3 vergrössert. 

***)  Tafel  219.  Holosteum  umbellatumL.  AB  blühende  Pflanzen;  1 Blüte; 

2 Kapsel;  3 Same;  4 und  5 derselbe,  quer  und  längs  durchschnitten,  um  die 
schildförmige  Gestalt  des  Samens  und  die  Lage  des  Keimlings  zu  zeigen.  1 bis  5 
vergrössert. 


85 


Gattung  263:  Moehringia  L.,  Möhringie. 

Zarte,  meist  kaum  handhohe,  weissblühende  Kräuter,  deren  Same  mit 
einem  eigentümlichen  Anhänge,  Nabel-  oder  Keimwarze,  versehen  ist. 

A.  Blüte  mit  4 Kelch-,  4 Blumen-  und  8 Staubblättern;  VIII,  2.  Kapsel 
vierklappig.  — Nabel warze  schuppenförmig,  gefranst;  2J.*  Bütezeit  Juli 
bis  September.  An  feuchten,  schattigen  Felsen  der  Voralpen.  M.  mus- 
cosa  L.,  Gemeine  Möhringie. 

B.  Blüte  mit  5 Kelch-,  5 Blumen-,  10  Staubblättern;  X,  8.  Kapsel  sechs- 
zähnig  (-klappig). 

A.  Untere  oder  alle  Blätter  eiförmig  oder  ei-lanzettförmig. 

1.  Stengel  zartflaumig.  — Nabelwarze  klein,  gezackt.  Blätter  drei- 
nervig, kahl.  Blütezeit  Mai,  Juni;  © und  0.  An  feuchten  Orten 
durch  das  ganze  Gebiet  verbreitet.  M.  trinervia  Clairville,  Drei- 
nervige Möhringie.*) 

2.  Stengel  kahl.  Nabelwarze  fransenförmig.  — Blütezeit  Juni,  Juli;  0. 
An  schattigen  Kalkfelsen  der  Alpen  Österreichs.  M.  diversifolia 
Dolliner,  Verschiedenblätterige  Möhringie. 

B.  Alle  Blätter  sind  linealisch. 

a.  Alle  Blätter  sind  ganz  oder  fast  stielrund.  — Nabelwarze  schuppen- 
förmig-gefranst;  Blütezeit  Juni,  Juli.  An  steilen  Kalkfelsen 
Tirols,  Steiermarks,  bei  Triest  (Arenaria  bavarica  L.)  M.  Ponae 
Fenzl,  Ponas  Möhringie. 
ß.  Blätter  flach. 

1.  Nabelwarze  becherförmig-zackig.  — Stengel  flaumig-zottig; 
Blütezeit  Juli,  August.  Oberkrainer  Alpen.  M.  villosa  Fenzl, 
Zottige  Möhringie. 

2.  Nabelwarze  schuppenförmig-gefranst.  — Blütezeit  Juli,  August;  %■. 
Felsen  der  Hochalpen,  mit  den  Bächen  zuweilen  ins  Thal  hinab- 
steigend. M.  polygonoides  Mertens  u.  Koch,  Knöterichartige 
Möhringie. 

Die  hochalpine  Form  mit  ziegeldachig  übereinander  liegen- 
den Blättern  wurde  als  Torfmoosähnliche  Möhringie,  M.  spliag- 
noi'des  Frölich,  zu  besonderer  Art  erhoben. 


*)  Tafel  220.  Moehringia  trinervia  Clairville.  A blühende  Pflanze; 
1 Blüte;  2 etwas  herangewachsener  Stempel;  8 aufgesprungene  Kapsel;  4 Same 
nebst  ihren  rechts  sitzenden  Samenanhängsel.  5 Same  von  Moehringia  diversi- 
folia mit  fransenförmigem  Samenanhängsel.  1,  4 und  5 vergrössert. 


86 


Gattung  264:  Stellaria  L.,  Sternmiere. 

Zarte,  meist  kaum  handhohe,  seltener  bis  oder  über  30  cm  lange,  auf- 
rechte oder  niederliegende  Kräuter,  mit  einzelnen,  trugdoldig,  rispig  oder 
gabelständig -angeordneten  fünfteiligen  Blüten,  zweispaltigen  oder  tief  zwei- 
teiligen, weissen  Blumenblättern  und  sechszähniger  oder  sechsklappiger 
Kapsel.  X,  3 (mit  Ausnahme  der  Vogelmiere). 

A.  Stengel  rund  (nicht  kantig). 

A.  Die  Kapsel  öffnet  sich  mit  6 Zähnen,  deren  Länge  höchstens  i/3  dei 
Kapsellänge  beträgt.  Alle  Blätter  sind  schmal,  lineal -lanzettlich  oder 
länglich  - lanzettlich. 

1.  Stengel,  Kelch  und  Rand  der  Blätter  mit  Drüsenhaaren  besetzt 
und  klebrig.  — Blütezeit  Mai,  Juni;  0.  Auf  trockenen  Triften 
in  Mitteldeutschland.  St.  viscida  Marschall  von  Bieberstein, 
Klebrige  Sternmiere. 

2.  Stengel  einzeilig  behaart,  d.  h.  mit  einer  herablaufenden  Reihe  von 
Haaren  besetzt,  sonst  kahl.  — 2[.  Blütezeit  Juli,  August.  An  feuchten 
Orten  der  höheren  Alpen.  St.  cerastoi'des  L.,  Hornkrautartige 
Sternmiere. 

B.  Die  Kapsel  öffnet  sich  bis  zur  Hälfte  oder  noch  tiefer,  mit  6 Klappen; 
die  Blätter  sind  breit,  wenigstens  die  unteren  eiförmig -länglich. 

a.  Jüngerer  Teil  des  Stengels  und  Blätter  fein  behaart -zottig.  — 
Blütezeit  Mai  bis  Juli;  2f;  Höhe  30  bis  60  cm.  In  feuchten, 
schattigen  Wäldern  und  Gebüschen  durch  das  ganze  Gebiet  ver- 
teilt, doch  nirgends  gemein.  St.  nemoruin  L.,  Wald -Sternmiere.*) 

ß.  Stengel  einzeilig  (siehe  A,  2)  behaart. 

1.  Wurzelstock  ohne  Knöllchen.  — © u.  ©•  Blüht  fast  das  ganze 
Jahr  hindurch.  10  bis  30  cm  hoch;  überall  verbreitetes,  ge- 
meinstes Unkraut.  St.  media  Cyrill o,  Vogelmiere,  Hühner-  oder 
Mäusedarm,  Meier. 

Sehr  formenreiche  Pflanze: 

aa.  3 bis  5 Staubblätter;  V,  3;  III,  3;  IV,  3;  Blumenkrone  viel 
kleiner  als  der  Kelch,  Stengel  ganz  niedergestreckt.  Echte 
Vogelmiere,  St.  media  L.  (zum  Teil). 


*)  Tafel  221.  Stellaria  nemorum  L.  AB  blühende  Pflanze;  1 Kelch; 
2 tief- zweispaltiges  Blumenblatt;  3 Staubblätter  mit  Fruchtknoten;  4 Staub- 
blätter; 5 Fruchtknoten,  die  daraus  erwachsende  Kapsel  springt  so  weit  auf  wie 
die  Linien  angeben;  6 oberer  Teil  der  Kapsel.  1 bis  6 vergrössert. 


87 


bb.  10,  selten  6 oder  8 Staubblätter;  X,  3;  VI,  3;  VIII,  3; 
Blumenkrone  so  gross  oder  grösser  als  der  Kelch;  Stengel 
ziemlich  aufrecht.  (V ar.  maior  Koch)  Übersehene  Vogelmiere, 
St.  neglecta  Weihe. 

cc.  10  Staubblätter;  X,  3;  Blumenkrone  fehlt  oder  sehr  klein, 
Griffel  äusserlich  klein.  Blumenlose  Sternmiere,  St.  apetala 
Doll.  . 

2.  Der  dünne,  nahe  der  Oberfläche  kriechende  Wurzelstock  trägt 
kleine  Knöllchen.  — 2[.  Blütezeit  April,  Mai.  Äusserst  selten, 
nur  an  einigen  Orten  in  schattigen  Laubwäldern  Steiermarks 
und  Krains.  St.  bulbosa  Wulfen,  Knollentragende  Sternmiere. 

B.  Stengel  kantig. 

A.  Kelch  an  seinem  Grunde  abgerundet,  nicht  trichterförmig  in  den 
Blütenstiel  übergehend. 

a.  Deckblätter  der  Rispe  ziemlich  gross,  breit,  krautig,  nicht  trocken- 
häutig. — Blätter  oberseits  grasgrün,  mit  zart  bläulichem  Dufte 
angehaucht.  Blütezeit  Mai,  Juni;  %.  In  Hecken,  Gebüsch,  an 
Waldrändern  häufig.  St.  Holostea  L.,  Grossblumige  Sternmiere. 
ß.  Deckblätter  der  Rispe  verhältnismässig  klein  und  trockenhäutig. 

1.  Deckblätter  am  Rande  gewimpert.  — 2J..  Blütezeit  Mai,  Juni; 
30  bis  50  cm  gross;  an  Ackerrändern,  auf  Wiesen,  Grasplätzen 
gemein.  St.  graminea  L.,  Grasblätterige  Sternmiere. 

2.  Deckblätter  am  Rande  nicht  gewimpert. 

a.  Jüngere  Teile  des  Stengels,  Blattränder  und  Mittelnerv  der 
Blätter  durch  aufwärts  gerichtete  Stachelhaare  scharf.  — 
QJ..  Blütezeit  Juli.  In  Brüchen,  an  grasigen  Orten  und  Wald- 
bächen, selten.  (St.  longifolia  Fries.)  St.  Friesiana  Seringe 
Fries’  oder  Langblätterige  Sternmiere. 

b.  Stengel  und  Blätter  nicht  rauh.  — Blütezeit  Mai  bis  Herbst;  2[* 
20  bis  40  cm  gross.  Blätter  meer-,  seltener  grasgrün,  etwas 
fleischig.  An  feuchten  Wiesen  und  Gräben  zerstreut.  (St.  glauca 
Withering.)  St.  palustris  Ehrhart  (Retzius),  Blaugrüne  oder 
Duftige  Sternmiere. 

B.  Kelch  an  seinem  Grunde  trichterförmig  in  den  Blütenstiel  übergehend. 
Stengel  kahl,  nebst  den  Blättern  bläulich-grün  (L’Arbrea  St.  Hilaire). 
1.  Blätter  am  Grunde  bewimpert.  Kelch  viel  länger  als  die  Blumen- 
krone und  ebenso  lang  wie  die  Kapsel.  — Blütezeit  Juli  bis 
September;  2[.  An  feuchten,  sumpfigen  Orten,  besonders  im  Ge- 
birge. St.  uliginosa  Murray,  Sumpf -Sternmiere. 


88 


2.  Blätter  nicht  bewimpert,  etwas  dicklich.  Kelch  kürzer  als  Blumen- 
krone und  als  Kapsel.  — Blütezeit  Juli,  August;  2J..  Auf  feuchten 
Moorwiesen  Norddeutschlands  und  an  einigen  Orten  Wlirtembergs 
und  Schlesiens.  St.  crassifolia  Ehr  hart,  Dickblätterige  Sternmiere. 

Gattung  265:  Arenaria  L.,  Sandkraut.  X,  3. 

Aufrechte  oder  niedergestreckte,  kriechende  Kräuter;  Blüten  fünfgliederig, 
weiss,  endständig,  einzeln  oder  in  Trugdolden.  Kapsel  zuerst  in  6 Zähnen, 
schliesslich  aber  in  3 zweizähnigen  Klappen  oder  in  6 Klappen  aufspringend. 

A.  Blätter  lang,  grasartig,  am  Bande  scharfgesägt.  — Blütezeit  Juni, 
Juli.  Höhe  40  bis  50  cm.  Im  Walde  bei  Lyck;  sehr  selten.  A.  gramini- 
folia  Schräder,  Grasblätteriges  Sandkraut. 

B.  Blätter  kurz  und  breit  oder  pfriemlich,  nicht  grasartig. 

A.  Blumenkrone  länger  als  der  Kelch.  Wurzelstock  ausdauernd,  kriechend 
und  rasenbildend. 

1.  Blätter  eiförmig;  Kelchblätter  am  Grunde  mit  feinen  Wimpern.  — 
Blütezeit  Juli,  August.  An  feuchten  Alpenfelsen.  A.  billora  L., 
Zweiblumiges  Sandkraut. 

2.  Blätter  ei-lanzettförmig  oder  breitlanzettförmig;  am  Grunde  borstig, 
spitz;  Kelchblätter  ganz  kahl.  — Blütezeit  Juli,  August.  Auf 
Geröll  und  Felsen  der  Alpen.  A.  ciliata  L.,  Gewimpertes  Sand- 
kraut. 

3.  Blätter  lanzettlich-pfriemenförmig,  fast  stechend;  Kelch  und  Blüten- 
stiele drüsenhaarig  und  zottig.  — Blütezeit  Mai  bis  Juli.  Auf 
felsigen  Gebirgstriften  in  der  westlichen  Schweiz,  Südtirol,  Mähren 
und  Krain,  bei  Wien.  A.  grandiflora  Allioni,  Grossblumiges 
Sandkraut.*) 

B.  Blumenkrone  kürzer  als  der  Kelch.  Ein-  oder  zweijährige  Pflanze 
mit  aufrechtem  Stengel. 

1.  Fruchtstiel  länger  als  der  Kelch.  Der  trockenhäutige  Band  der 
inneren  Kelchblätter  ist  so  breit  als  der  mittlere,  grüne  Teil.  — 
Stengel  flaumig.  Auf  dürren,  sandigen  Stellen,  von  der  Ebene  bis 
in  die  Alpen;  häufig.  A.  serpvllifolia  L.,  Quendelblätteriges  Sand- 
kraut. 

Formenreiche  Pflanze:  Jüngere  Teile  drüsenhaarig  - klebrig. 
(A.  viscida  Loiseleur.)  var.  glutinosa  Koch,  Klebriges  Sand- 


*)  Tafel  222A.  Arenaria  grandiflora  Allioni.  A Teil  der  blühenden 
Pflanze;  1 Stengelblatt,  vergrössert. 


89 


kraut.  — Sehr  zart:  (A.  leptoclados  Reichenbach)  var.  tenuior 
Koch,  Kleines  Sandkraut.*) 

2.  Fruchtstiel  kürzer  oder  doch  nicht  länger  als  der  Kelch.  Der 
trockene,  häutige  Rand  der  inneren  Kelchblätter  ist  höchstens  halb 
so  lang  als  der  mittlere,  grüne  Teil.  — Blütezeit  Juli,  August. 
Vielfach  nur  als  eine  hochalpine  Form  der  vorigen  angesehen; 
in  der  Nähe  der  Gletscher;  selten.  A.  Marschlinsii  Koch, 
Marschlins’  Sandkraut. 

Gattung  266:  Cerastium  L.,  Hornkraut. 

Zarte,  selten  mehr  als  handhohe  Kräuter  mit  meist  am  Grunde  reich 
verzweigten,  behaarten  Stengeln  und  trugdoldigen,  selten  einzelstehenden 
Blüten;  Blumenkronblätter  weiss,  tief  ausgerandet  oder  zweiteilig;  Kapsel 
zehnzähnig.  Die  meisten  Arten  finden  sich  in  mehreren  Formen,  teils  mit, 
teils  ohne  Drüsenhaare. 

A.  Die  Kapsel  ist  an  ihrer  Spitze  etwas  aufwärts  gekrümmt,  ihre  Zähne 
sind  gerade,  deren  Ränder  zurückgerollt  (vergl.  Tafel  228,  Fig.  3,  4 u.  5). 
A.  Blüte  fünfgliederig:  5 Kelch-,  5 Blumen-,  10,  selten  5 Staubblätter; 
X,  5.  (C.  semidecandrum  meist  V,  5;  C.  triviale  zuweilen  V,  5.) 

I.  Blumenkrone  kürzer,  ebenso  lang  oder  ein  geringes  länger  als 
der  Kelch;  © oder  ©• 

a.  Die  Deckblätter  sind  ganz  krautig  und  grün,  nicht  trockenhäutig 
berandet. 

1.  Die  Fruchtstiele  sind  eben  so  lang  oder  kürzer  als  der 
Kelch.  — Pflanze  meist  matt -gelblich -grün;  drüsenhaarig. 
Zuweilen  ohne  Blumenkrone.  Blütezeit  Mai  bis  August.  An 
feuchten,  schattigen  Orten  und  Grasplätzen  durch  das  ganze 
Gebiet  zerstreut.  0.  glomeratuin  Thuillier,  Knäuelbliitiges 
Hornkraut.**) 

2.  Die  Fruchtstiele  sind  2-  bis  3 mal  länger  als  der  Kelch.  — 
Pflanze  lang  und  grau  behaart  und  daher  graugrün.  Blüte- 
zeit Mai,  Juni.  An  trockenen,  grasigen  Abhängen  zerstreut. 

C.  brachypetalum  Desportes,  Kleinblumiges  Hornkraut. 


*)  Tafel  222B.  Arenaria  serpyllifolia  L.  B blühende  Pflanze;  2 Blüte; 
3 Kelch;  4 eben  geöffnete  Kapsel.  2 bis  4 vergrössert. 

**)  Tafel  223.  Cerastium  glomeratum  Thuillier.  A und  B blühende 
Pflanzen;  C Fruchtstand;  1 Blüte;  2 Kelch;  3 aufgesprungene  Kapsel;  4 deren 
oberes  Ende;  5 einzelner  Kapselzahn  mit  den  zurückgerollten  Rändern;  6 Samen. 
1 bis  6 vergrössert;  6 zum  Teil  in  natürlicher  Grösse. 

T h o m 6 , Flora.  II. 


12 


90 


b.  Die  Deckblätter  sind  an  ihrem  Rande  trockenhäntig. 

a.  Die  Blütendeckblätter  und  der  Kelch  sind  etwa  bis  zur  Hälfte 
trockenhäutig  und  an  der  Spitze  ausgebissen  -gezähn eit.  — 
Meist  fünf-,  doch  auch  zehnmännig.  Blütezeit  März  bis  Mai. 
Fruchtstiele  abwärts  gebogen.  Auf  sonnigen  Hügeln  und 
Triften  sowie  sandigen  Ackern  gemein.  C.  semidecandrum  L., 
Fünfmänniges  Hornkraut. 

ß.  Kelch  und  Blütendeckblätter  sind  an  ihrer  Spitze  ganz,  nicht 
gez  ähnelt. 

1.  Kelch  und  Deckblätter  sind  an  ihrer  Spitze  nicht  trocken- 
häutig, da  der  grüne  Mittelnerv  ausläuft.  Stengel  auf- 
recht, nicht  wurzelnd,  sehr  klebrig.  — Blütezeit  April  bis 
Mai.  Auf  sandigen  Triften  und  Ackern  nicht  häufig. 
(C.  pumilum  Curtis.)  C.  glutinosum  Fries,  Klebriges 
Hornkraut. 

2.  Kelch  und  Deckblätter  mit  trockenhäutiger  Spitze.  Stengel 
aufstrebend,  mit  wurzelnden  Asten.  — Mitunter  2J..  Blüte- 
zeit Mai  bis  September.  An  Wegerändern,  auf  Triften  und 
Brachfeldern  häufig.  C.  triviale  Link,  Gemeines  Hornkraut. 

II.  Blumenkrone  doppelt  so  lang  als  der  Kelch. 

a.  Ausdauernde  Pflanzen  mit  vielköpfigem  Wurzelstocke,  welcher 
jährlich  fruchtbare  und  unfruchtbare  Stengel  treibt. 
a.  Ganze  Pflanze  weiss -jfilzig.  — Blütezeit  Mai,  Juni.  Südliche, 
in  Gärten  kultivierte  und  zuweilen  verwilderte  Pflanze. 
C.  tomentosum  L.,  Filziges  oder  Weisses  Hornkraut. 
ß.  Pflanze  grün;  wenn  auch  behaart,  doch  nie  weissfilzig. 

1.  Deckblätter  grün,  nicht  trockenhäutig  berandet. 
a.  Stengel  kriechend,  ein-  bis  dreiblumig. 

aa.  Die  Blätter  der  Blumenkrone  sind  mehr  als  doppelt 
so  breit  wie  die  des  Kelchs;  Kapselstiel  doppelt  so 
lang  und  länger  wie  die  Kapsel;  Samen  dunkel- 
braun. — Blütezeit  Juli,  August.  Hochalpen,  be- 
sonders auf  Kalk.  C.  latifolium  L.,  Breitblätteriges 
Hornkraut. 

bb.  Die  Blätter  der  Blumenkrone  sind  allerhöchstens 
doppelt  so  breit  wie  die  des  Kelches;  Kapselstiel 
so  lang  wie  die  Kapsel;  Samen  hellbraun.  — Blüte- 
zeit Juni,  Juli.  Hochalpen.  C.  uniflorum  Murith, 
Einblumiges  Hornkraut. 


91 


l b.  Stengel  aufrecht,  vielblumig.  — Blütezeit  Juni.  Im 
Böhmischen  Riesengebirge;  sehr  selten.  C.  Kablikianum 
Wolfner,  Kabliks  Hornkraut. 

2.  Deckblätter  wenigstens  an  ihrer  Spitze  trockenhäutig 
berandet. 

a.  Deckblätter  schmal-trockenhäutig  berandet.  Die  Blätter 
der  unfruchtbaren  Aste  bilden  eine  Rosette. 

aa.  Ganze  Pflanze  langhaarig.  — Kriechende  Stengel 
30  bis  100  cm  lang  mit  aufsteigenden  Asten  von 
20  bis  30  cm  Länge.  Blütezeit  Mai  bis  August. 
Alpen  und  Voralpen.  C.  alpinum  L.,  Alpen-flornkraut. 
bb.  Der  vorigen  ähnlich,  aber  mit  Ausnahme  der  Blüten- 
stiele und  des  Kelches  kahl.  — Blütezeit  Juni,  Juli. 
Marienbad  in  Böhmen.  C.  alsinifolium  Tausch, 
Mierblätteriges  Hornkraut. 

b.  Deckblätter  breit  - trockenhäutig  berandet.  Die  Blätter 
der  unfruchtbaren  Aste  bilden  keine  Rosette. 

aa.  Blätter  eiförmig.  Die  Blütenstiele  senken  sich 
nach  dem  Verblühen  schief  abwärts.  Blütezeit  Juli, 
August.  An  Alpenbächen  Steiermarks  und  Kärn- 
tens. C.  ovatum  Hoppe,  Ovalblätteriges  Hornkraut. 
bb.  Blätter  lineal -lanzettlich.  Die  Stiele  der  Blüten 

behalten  nach  dem  Verblühen  ihre  Stellung  bei, 
die  Blüten  (Kelch  und  Frucht)  nehmen  aber  eine 
nickende  Stellung  ein.  — Blütezeit  Mai,  Juni.  An 
trockenen  Wiesen,  Rainen,  Waldrändern  (Ackern?) 
gemein.  C.  arvense  L.  (Acker -Hornkraut),  Schmal- 
blätteriges  Hornkraut.  *) 

b.  Ein-  oder  zweijährige,  nicht  vielköpfige  Pflanzen. 

1.  Seitentriebe  unfruchtbar,  ausläuferartig  kriechend  und  an  den 
Knoten  wurzelnd,  sodass  die  zweijährige  Pflanze  dadurch 
eigentlich  ausdauernd  wird.  Unterste  Blätter  eiförmig-spitz.  — 
Blütezeit  Juni  bis  August.  In  feuchten  Waldungen  Ost- 
preussens  und  Österreichs.  C.  silvaticum  Waldstein  und 
Kitaibel,  Wald -Hornkraut. 

*)  Tafel  224.  Cerastium  arvense  L.  A blühende  Pflanze;  1 Blüten- 
knospenbüschel; 2 Blüte;  3 dieselbe  im  Längsschnitt;  4 Blüte  ohne  Krone; 
5 Kronblatt;  6 Staubgefässe  von  verschiedenen  Seiten;  7 Stempel;  8 Kelchblatt; 
9 Frucht,  natürl.  Grösse  und  vergrössert;  10  dieselbe  aufgesprungen ; 11  Same, 
natürl.  Grösse  und  vergrössert;  12  derselbe  im  Längsschnitt;  13  derselbe  im 
Querschnitt.  1 bis  8,  10,  12  und  13  vergrössert. 


92 


2.  Der  vorigen  ähnlich  aber  nicht  wurzelnd.  — Blütezeit  April, 
Mai.  Sehr  selten  im  Wallis.  C.  campamilatum  Visiani, 
Glockenblumiges  Hornkraut. 

B.  Blüte  viergliederig : 4 Kelch-,  4 Blumen-,  4 Staubblätter;  IV,  4; 

Kapsel  achtzähnig.  — Blütezeit  Mai,  Juli.  An  der  Küste  und  auf 
einigen  Inseln  der  Nordsee.  (Esmarchia  cerastoides  Reichenbach.) 

C.  tetrandrum  Curtis  Viermänniges  Hornkraut. 

B.  Kapsel  gerade,  mit  kreisförmig  nach  Aussen  zurückrollenden  Zähnen; 
Kelchblätter  häutig  berandet.  X,  5. 

1.  Blätter  lang,  schmal  linealisch,  etwas  fleischig,  fadenartig,  nach  oben 
gewölbt,  graufilzig;  Deckblätter  kurz  eiförmig-zugespitzt.  — 4-.  Blüte- 
zeit Juli,  August.  Alpen  Obersteiermarks;  selten.  C.  grandiflorum 
Waldstein  und  Kitaibel,  Grossblumiges  Hornkraut. 

2.  Blätter  lanzettförmig.  Kelchblätter  ganz  krautig,  den  Stengelblättern 
ähnlich.  — %.  Blütezeit  Juni.  In  der  Nähe  der  Gletscher  auf  den 
Schweizer  Hochalpen.  C.  filiforme  Schleicher,  Fädliches  Hornkraut. 

Gattung  267:  Malachium  Fries,  Weichmiere,  Weichling. 

Stengel  ausdauernd,  schlaff,  kletternd,  einfach  oder  ästig,  oben  drüsen- 
haarig. Blätter  zart,  sitzend,  eiförmig,  zugespitzt.  Kelch  fünfblätterig. 
Blumenblätter  5,  zweiteilig.  X,  5.  Kapsel  mit  5,  an  der  Spitze  zweizähnigen 
Klappen.  Blütezeit  Juni  bis  September.  Feuchte  Orte,  Gebüsche,  Wasser- 
gräben; sehr  häufig.  M.  aquaticum  Fries,  Wasser- Weiclikr aut,  Wasserdarm. 

Tafel  225.  Malachium  aquaticum  Fries.  AB  blühende  Pflanze;  1 und 
2 Blüte;  3 aufgesprungene  Kapsel.  1 bis  3 vergrössert. 

Gattung  268:  Moenchia  Ehrhart,  Mönchie. 

Grau-  oder  blaugrüne,  kahle,  kleine,  mierartige,  weissblühende  Kräuter. 

1.  Blüte  viergliederig:  4 Kelch-,  4 Blumen-,  4 (selten  8)  Staubblätter, 
4 Griffel;  IV,  4,  selten  VIII,  4).  Kapsel  achtzähnig,  3 bis  10  cm  hoch;  ©. 
Blütezeit  April,  Mai.  Auf  Heiden,  sandigen  Triften,  Mauern,  sonnigen 
Hügeln;  zerstreut  und  nicht  häufig.  (M.  quaternella  Ehrh.)  M.  erecta 
Flora  der  Wetterau,  Aufrechte  Möuchie. 

2.  Blüte  fünfgliederig:  5 Kelch-,  5 Blumen-,  10  Staubblätter,  5 Griffel;  X,  5. 
Kapsel  zehnzähnig.  — 10  bis  30  cm  hoch.  Blütezeit  Mai,  Juni;  © Auf 
rasigen  Plätzen  im  südlichsten  Teile  des  Gebietes;  selten.  M.  mantica 
Bartling,  Mautische  Mönchie. 

55.  Familie:  Portulacaceae,  Portulakgewächse. 

Mehr  oder  weniger  fleischige  Kräuter  mit  gegenständigen,  nebenblatt- 
losen Blättern.  Der  Kelch  ist  zweispaltig  oder  zweiblätterig  und  bisweilen 


93 


unten  an  den  Fruchtknoten  angewachsen.  Blumenblätter  sind  in  der  Regel 
fünf  vorhanden,  dieselben  sind  frei  oder  an  ihrem  Grunde  verwachsen.  Die 
Staubblätter  sind  meist  dem  Grunde  der  Blumenkrone  angewachsen.  Die 
Frucht  ist  eine  einfächerige,  drei-  bis  vielsamige  Kapsel  mit  mittelpunkt- 
ständigem Samenträger.  Der  Same  ist  eiweisshaltig,  der  Keim  mehr  oder 
weniger  gekrümmt. 

Gattungen. 

1.  Mit  8 bis  15  Staubblättern;  die  Kapsel  öffnet  sich  mit  einem  Deckel: 

Portulaca  Tournefort,  Portulak. 

2.  Mit  3 Staubblättern;  die  Kapsel  springt  dreiklappig  auf: 

Montia  Micheli,  Montie. 

3.  Mit  5 Staubblättern;  die  Kapsel  springt  dreiklappig  auf: 

Claytonia  L.,  Claytonie. 

Gattung  269:  Portulaca  Tournefort.  Portulak. 

Hierher  nur  Portulaca  oleracea  L.,  Der  gemeine  Portulak.  Einjährige, 
niederliegende  Pflanze  mit  länglich-keilförmigen,  fleischigen  Blättern.  Kelch- 
zipfel stumpf;  Blüten  zu  1 bis  3 in  den  Blattwinkeln  sitzend.  Blumenkrone 
gelb,  einblätterig,  fünf-  oder  sechsspaltig  und  dementsprechend  fünf-  oder 
zehn-,  oder  aber  sechs-  oder  zwölfmännig;  Narben  1 bis  5 (meist  XI,  1). 
Frucht  eine  Deckelkapsel.  Auf  sandigem  Boden  und  Ackern,  an  Wegen; 
zerstreut  und  selten. 

Tafel  226.  Portulaca  oleracea  L.  A blühende  Pflanze;  1 Kelch; 
2 und  3 Blüte;  4 Blütenlängsschnitt;  5 die  einblätterige  Blumenkrone;  6 sich 
öffnende  Frucht;  7 Same;  8 derselbe  durchschnitten.  1 bis  8 vergrössert. 

Der  Gemüseportulak,  Portulaca  sativa  Ha worth,  der  vielfach  als  Küchen- 
gewächs angebaut  wird,  ist  der  vorigen  sehr  ähnlich,  aber  grösser  und 
fleischiger,  auch  sind  seine  Kelchzipfel  auf  der  Aussenseite  zusammengedrückt 
und  dadurch  etwas  geflügelt. 

Gattung  270:  Montia  Micheli,  Montie,  Quellkraut. 

Kleine  Kräuter  mit  gegenständigen  Blättern,  trichterförmiger,  fünf- 
spaltiger,  weisser  Blumenkrone,  3 Staubblättern  und  einem  am  Grunde  drei-, 
an  der  Spitze  einfächerigen  Fruchtknoten ; Griffel  mit  dreispaltiger  Narbe;  III,  2. 
Kapsel  dreiklappig. 

1.  Stengel  aufrecht;  Samen  körnig -rauh,  glanzlos.  — Blütezeit  Juni  bis 
September;  0.  Höhe  3 bis  10  cm.  Feuchte  Acker  und  Sandplätze,  durch 
das  ganze  Gebiet;  nicht  häufig.  M.  minor  Gmelin,  Kleines  Quellkraut. 

2.  Stengel  aufrecht.  Samen  mit  leicht  zerbrechlicher,  glänzender  Schale.  — 
Blütezeit  Mai;  Q bis  2J..  Höhe  8 bis  25  cm.  Nur  in  Pommern;  selten. 
M,  lamprosperma  Chamisso,  Glanzsamiges  Quellkraut. 


94 


3.  Stengel  untergetaucht,  flutend.  Samen  feinkörnig  punktiert,  glänzend.  — 
Blütezeit  Mai  bis  Herbst;  2J..  10  bis  25  cm  lang.  In  Nordwestdeutsch- 

land,  in  Quellen  und  Bächen;  selten.  M.  rivularis  Gmelin,  Bach-Quell- 
kraut. 

Tafel  227.  A Montia  minor  Gmelin. 

B Montia  rivularis  Gmelin;  1 Blüte;  2 Kelch;  3 Blumenkrone;  4 Stempel; 
5 Frucht;  6 Same.  1 bis  6 vergrössert. 

Gattung  271.  Claytonia  L.,  Claytonie, 

Hierher  nur  die  aus  Nordamerika  bez.  Westindien  stammende,  bei  Berlin 
verwilderte,  10  bis  20  cm  hohe,  krautige,  einjährige  C.  perfoliata  Don, 
Durchwachsene  Claytonie,  deren  Stengel  ein  Paar  zu  einer  kreisförmigen 
Scheibe  verwachsener  Stengelblätter  besitzt. 

3.  Reihe:  Aphanoeyelieae,  Spiralblütige. 

Die  Blütenteile  sind  alle  oder  zum  Teil  in  Spiralen,  in  Kreisen  oder 
in  kreuzständigen  Paaren  angeordnet;  in  den  letzteren  Fällen  sind  aber  die 
Staubblätter  durch  Verzweigung  oder  Verdoppelung  vermehrt,  sodass  die 
Anordnung  in  Kreisen  mehr  oder  weniger  verwischt  ist.  Kelch  und  Blumen- 
krone sind  nicht  immer  deutlich  unterschieden.  Fruchtknoten  oberständig. 
Man  unterscheidet  4 Ordnungen: 

A.  Die  Blüte  enthält  meist  mehrere,  selten  nur  einen  Fruchtknoten;  diese 
sind  in  der  Regel  aus  nur  einem  einzigen  Fruchtblatt  gebildet.  1.  Ordnung: 
Polycarpicae,  Vielfriichtige. 

B.  Der  Fruchtknoten  ist  aus  mehreren  miteinander  verwachsenen  Frucht- 
blättern gebildet. 

1.  Blüten  zweizählig.  Die  Samenträger  stehen  am  Rande  der  Frucht- 
blätter. 2.  Ordnung:  Rhoeadinae,  Mohnpflanzen. 

2.  Blüten  meist  fünfzählig. 

a.  Kelchdeckung  dachziegelförmig.  3.  Ordnung:  Cistiflorae,  Cistblütler. 

b.  Kelchdeckung  klappig.  4.  Ordnung:  Columniferae,  Säulenfriiclitige. 

1.  Ordnung:  Polycarpicae,  Vielfrüchtige. 

Kennzeichen  siehe  vorhin. 

Von  diesen  sind  4 Familien  im  Gebiete  vertreten: 

A.  Die  Staubbeutel  öffnen  sich  mit  2,  sich  von  unten  nach  oben  ablösen- 
den Klappen. 

1.  Mit  vierblätteriger  Blütenhülle.  56.  Familie:  Lauraceae,  Lorber- 
gewäclise. 


95 


2.  Mit  Kelch  und  Blumenkrone.  57.  Familie:  Berberidaceae,  Berberitzen- 
gewächse. 

B.  Die  Staubbeutel  öffnen  sich  mit  Längsspalten. 

1.  Die  Blüten  haben  mehrere  (selten  nur  einen),  aus  je  einem  Fruchtblatte 
gebildete,  einfächerige  Fruchtknoten;  dieselben  stehen  frei  auf  dem 
Boden  der  Blüte  oder  sind  doch  nur  am  Grunde  etwas  miteinander 
verwachsen.  58.  Familie:  Ranimculaceae,  Rammkelge wachse. 

2.  Die  Blüten  haben  nur  einen,  aus  mehreren  Fruchtblättern  gebildeten, 
mehrfächerigen  Fruchtknoten.  59.  Familie:  Nvmphaeaceae,  Seerosen- 
gewächse. 


56.  Familie:  Lauraceae,  Lorbergewächse. 

Baum-  oder  strauchartige  Pflanzen  der  wärmeren  Gegenden  mit  ab- 
wechselnden, einfachen,  nebenblattlosen  Blättern,  welche  namentlich  durch 
den  Bau  der  Staubbeutel  (die  mit  sich  von  unten  nach  oben  ablösenden 
Klappen  aufspringen)  und  durch  das  Vorhandensein  einer  Blütenhülle  gekenn- 
zeichnet sind. 

Die  einzige  im  Gebiete  vorkommende  und  auch  dort  nur  verwilderte 
Pflanze  ist  der  aus  Asien  stammende  Lorber. 

Gattung  272:  Laurus  Tournefort,  Lorber. 

Laurus  nobilis  L.,  Lorber  (Lorbeer).  Bis  10  Meter  hoher  Baum  oder 
Strauch.  Die  Blätter  sind  immergrün,  lederartig,  länglich  oder  lanzett- 
förmig, beiderseits  zugespitzt,  wellenrandig,  netzaderig,  kahl,  jedoch  im  Winkel 
der  unteren  Seitennerven  fein-bärtig.  Die  Blüten  sitzen  in  achselständigen 
Büscheln;  sie  sind  meist  durch  Fehlschlagen  zweihäusig,  seltener  zwitterig 
(meist  XXII,  9).  Die  Blüte  besteht  zunächst  aus  einer  unterständigen,  vier- 
blätterigen, grünlich-  oder  gelblich-weissen,  abfälligen  Blütenhülle.  Zu  dieser 
treten  bei  der  männlichen  Blüte  8 oder  12,  in  viergliederigen  Kreisen  ange- 
ordnete Staubblätter  (die  mittelste  Blüte  eines  Büschels  hat  in  der  Regel 
12  Staubblätter)  und  ein  walzenförmiger  Ansatz  eines  Stempels;  die  Staub- 
blätter des  äusseren  Kreises  haben  an  ihren  Staubfäden  %>  grosse  kurz- 
gestielte Drüsen  (Tafel  228,  Fig.  2 und  3);  die  Staubblätter  öffnen  sich 
mit  2 Klappen.  Die  weiblichen  Blüten  haben  ausser  den  4 Blütenfüll- 
blättern 1 Stempel  und  4 unfruchtbare  Staublätter.  Die  Zwitterblüten 
nähern  sich  bald  der  einen,  bald  der  anderen  Form  der  Blüten.  Die  Frucht 
ist  eine  eiförmige,  bläulich-schwarze  Steinfrucht.  Blütezeit  April,  Mai.  Im 
ganzen  südlichen  Alpengebiet  verbreitet.  Die  Beeren  und  Blätter  sind 
officinell,  letztere  auch  als  Küchengewürz  bekannt. 


96 


Tafel  228.  Laurus  nobilis  L.  A blühender  Zweig;  B Fruchtzweig; 
1 Doldenbüschel  weiblicher  Blüten;  2 männliche  Blüte;  3a  geschlossenes, 
3b  zweiklappig- geöffnetes  Staubblatt  mit  Drüsen;  4 weibliche  Blüte;  5 dieselbe 
im  Längsschnitt;  6 und  7 Frucht,  der  Länge  und  der  Quere  nach  durchschnitten. 
1 bis  7 vergrössert. 

57.  Familie:  Berberidaceae,  Berberitzengewächse. 

Kraut-  oder  strauchartige  Pflanzen  mit  abwechselnden  Blättern.  Kelch 
meist  blumenkronartig  abfallend.  Die  Staubblätter  stehen  vor  den  Blumen- 
blättern, ihre  Staubbeutel  springen  nach  Aussen  mit  2 Klappen  auf.  Die 
Frucht  ist  eine  Beere  oder  eine  Kapsel. 

1.  Kelch  und  Blumenkrone  bestehen  aus  je  2 dreiblätterigen  Kreisen;  die 
Frucht  ist  eine  ein-  bis  dreisamige  Beere.  Berberis  L.,  Berberitze. 

2.  Kelch  und  Blumenkrone  bestehen  aus  je  2 zweiblätterigen  Kreisen;  die 
Frucht  ist  eine  vielsamige  Kapsel.  Epimedinni  L.,  Sockenblume. 

Gattung  273:  Berberis  L.,  Berberitze. 

Hierher  nur  Berberis  vulgaris  L.,  Die  Gemeine  Berberitze,  Sauerdorn. 
Dreidorn,  ein  2 bis  4 Meter  hoher  Strauch  mit  dünnen,  bogig  hängenden 
Asten.  Die  ersten  Blätter  verkümmern  meist  in  dreiteilige  Dome,  aus  deren 
Achseln  Zweige  mit  büscheligen,  wimperartig-sägezähnigen  Blättern  hervor- 
treten. Kelch  und  Blumenkrone  sind  gelb;  VI,  1;  Blütezeit  Mai,  Juni.  Die 
Blüte  riecht  stark  und  unangenehm.  Die  Beeren  sind  walzenförmig,  scharlach- 
rot und  geniessbar.  Auf  den  Blättern  findet  man  den  Berberitzen  = Becher- 
rost, dessen  Sporen  den  Getreiderost  veranlassen.  Die  Staubfäden  frisch 
aufgeblüter  Blüten  bewegen  sich,  wenn  sie  an  ihren  Grunde  berührt  werden, 
zum  Stempel  hin.  Zerstreut  in  Gebüschen  und  Hecken,  in  den  Alpen, 
namentlich  auf  Kalkboden,  oft  sehr  häufig;  sollte  als  Wirt  des  Becherrostes 
ausgerottet  werden. 

Tafel  229.  Berberis  vulgaris  L.  A blühender  und  fruchtender  Zweig; 
1 Blütenknospe;  2 Blüte;  3 dieselbe  im  Längsschnitt  (a  Staubgefäss  mit  ge- 
öffnetem Beutel);  4 Kronblatt  mit  Staubgefäss;  5 Staubgefässe;  6 Stempel; 

7 Fruchttraube;  8 Beere;  9 Same;  10  derselbe  durchschnitten.  1 bis  6 und 

8 bis  10  vergrössert. 

Gattung  274:  Epimedium  L.,  Sockenblume. 

Grundständige  Blätter  fehlen.  Der  30  cm  hohe,  blütentragende  Stengel 
trägt  ein  meist -doppelt  dreizähliges  Blatt  und  eine  lockere  Blütenrispe.  Die 
Blättchen  sind  eiförmig,  zugespitzt,  mit  herzförmigem  Grunde.  Der  vier- 
blätterige, grünlichrote  Kelch  ist  abfällig.  Die  ebenfalls  vierblätterige 
Blumenkrone  ist  braunrot;  vor  derselben  liegen  4 kaputzenförmige,  hellgelbe 
Nebenkronblätter  (Nektarien).  — Blütezeit  April,  Mai:  7}.;  IV,  1.  Im  süd- 


97 


liehen  Alpengebiet;  vielfach  angepflanzt  und  mannigfach  verwildert.  E.  al- 

pinum  L.,  Alpen- So ckenblume. 

Tafel  230.  Epimedium  alpinum  L.  A blühende  Pflanze;  1 Blüte; 
2 dieselbe  durchschnitten;  3 Nektarium;  4 teilweise  aufgesprungenes  Staubblatt; 
5 Stempel. 

58.  Familie:  Ranunculaceae,  Ranunkelgewäclise. 

Krautartige,  seltener  halbstrauchartige  Pflanzen  oder  kletternde  Sträucher 
mit  meist  abwechselnden,  ganzen  oder  geteilten,  an  ihrem  Grunde  mehr  oder 
weniger  scheidenartig  gebildeten  Blättern.  Die  Blüten  sind  regelmässig 
oder  seitlich  symmetrisch,  zwitterig,  selten  eingeschlechtlich;  sie  stehen 
einzeln,  end-  oder  blattgegenständig,  oder  aber  in  trauhigen  oder  rispigen 
Blütenständen.  Kelch  und  Blumenkrone  haben  in  der  Regel  gleich  viele 
und  zwar  meist  5 Blätter.  Oft  fehlt  einer  dieser  Blattkreise,  oder  beide 
sind  blumenkronartig,  oder  der  innere  tritt  in  Form  kleiner  Honigbehälter 
auf,  sodass  man  dann  eigentlich  die  Ausdrücke  Kelch-  und  Blumenkrone 
vermeiden  und  statt  dessen  Blütenhülle  gebrauchen  müsste.  Die  Staubblätter 
sind  zahlreich,  in  meist  unbestimmter  Anzahl  vorhanden,  frei  und  spiralig 
auf  dem  Blütenboden  angeordnet.  Die  ebenfalls  meist  zahlreich  vor- 
kommenden, aus  je  einem  Fruchtblatte  gebildeten  Stempel  sind  frei  oder 
an  ihrem  Grunde  etwas  miteinander  verwachsen  (fast  immer  XIII,  2);  sie 
bilden  einsamige  Schliessfrüchte  oder  einfächerige,  an  der  Bauchnaht  sich 
öffnende  Kapseln,  selten  ein-  oder  mehrsamige  Beeren.  Der  kleine  Keimling 
liegt  in  dem  hornigen,  selten  fleischigen  Eiweisse  eingeschlossen. 

Die  Familie  zerfällt  zunächst  in  5 Unterfamilien: 

A.  Die  Staubbeutel  öffnen  sich  nach  aussen  hin. 

I.  Die  Blätter  der  blumenblattartigen  Blütenhülle  liegen  in  der  Knospe 
klappig  oder  einwärts  gefaltet.  — Nektarien  fehlen;  die  einsamige, 
nussartige  Schliessfrucht  ist  geschwänzt;  die  Blätter  sind  gegenständig. 
1.  Unterfamilie:  Clematideae. 

II.  Die  Blätter  des  Kelches  (oder  wenn  Kelch  und  Blumenkrone  nicht 
unterschieden  werden  können,  die  der  Blütenhülle)  liegen  dachig. 

1.  Die  Früchte  sind  einsamige,  nussartige,  ungeschwänzte  Schliessfrüchte. 

a.  Nektarien  fehlen,  meist  auch  die  Blumenkrone.  2.  Unterfamilie: 

Anemoneae. 

b.  Blumenkrone  und  Nektarien  sind  vorhanden.  3.  Unterfamilie: 

Ranunculeae, 

2.  Die  Früchte  sind  mehrsamige,  einwärts  aufspringende  Balgkapseln. 
4.  Unterfamilie:  Helleboreae. 

B.  Die  Staubbeutel  öffnen  sich  nach  innen,  nach  den  Stempeln,  hin;  die  Frucht 
ist  eine  mehrsamige  Balgkapsel  oder  Beere.  5.  Unterfamilie:  Paeonieae. 

Thoxnß,  Flora.  II.  13 


98 


I.  Unterfamilie:  Clematideae. 

1.  Es  ist  nur  eine  einfache,  vier-  bis  fünfblätterige,  blumenkronartige  Blüten- 
hülle vorhanden.  Clematis  L.,  Waldrebe. 

2.  Es  ist  eine  doppelte,  blumenkronartige  Blütenhülle  vorhanden;  eine  äussere 
vierblätterige  und  eine  innere  vielblätterige.  Atragene  L.,  Alpenrebe. 

Gattung  275:  Clematis  L.,  Waldrebe.  XIII,  2. 

A.  Frucht  mit  einem  Schnabel,  der  mehrere  Male  so  lang  als  die  Frucht 
und  mit  Haaren  besetzt  (bärtig)  ist. 

A.  Nicht  kletternde  Pflanzen. 

1.  Blätter  gefiedert,  gestielt.  Die  kleinen,  weissen  Blüten  stehen  in 
vielblütigen,  end-  oder  achselständigen  Rispen.  — Blütezeit  Juni, 
Juli;  2J.;  Höhe  50  bis  225  cm.  Auf  trockenen  Wiesen  und  in 
Gebüschen  im  Flussgebiete  von  Elbe,  Main,  Mosel,  Donau;  mit- 
unter angepflanzt  und  mancherorts  verwildert.  C.  recta  L.,  Steife 
Waldrebe. 

2.  Blätter  nicht  gefiedert,  sitzend.  Die  grossen  nickenden,  dunkel- 
blauvioletten Blüten  sitzen  einzeln  und  endständig  auf  langem 
Stiele.  — Blütezeit  Juni,  Juli;  2J.;  Höhe  bis  100  cm.  Auf  feuchten 
Wiesen  im  südlichen  Teile  des  Gebietes,  namentlich  längs  der 
Donau;  selten.  C.  integrifolia  L.,  Ganzblätterige  Waldrebe. 

B.  Kletternde  Holzpflanzen.  — Blüten  weisslich  in  vielblütigen  Rispen. 

1.  Blätter  einfach  gefiedert,  oft  rankend;  Blütenhüllblätter  beiderseits 
rauhhaarig -filzig.  — Blütezeit  Juni,  Juli;  Höhe  bis  über  7 m. 
In  Gebüschen  und  an  Waldrändern;  in  Mittel-  und  Süddeutschland, 
doch  nicht  überall.  C.  Vitalba  L.,  Gemeine  Waldrebe.*) 

2.  Blätter  doppelt  gefiedert;  Blütenhüllblätter  nur  am  Rande  der 
Aussenseite  filzig.  — Blütezeit  Juni,  Juli.  Im  österreichischen 
Küstengebiete  an  Abhängen  und  in  Gebüschen.  C.  Flammula  L., 
Südliche  Waldrebe. 

B.  Frucht  mit  kurzem,  nicht  bärtigem  Schnabel.  — Kletternde  Holzpflanze 
mit  einfach-  oder  doppelt- gefiederten  Blättern.  Perigonblätter  wellig- 
gekerbt, violett.  Blütezeit  Mai  bis  August.  Im  österreichischen  Küsten- 
gebiete. C.  Viticella  L.,  Italische  Waldrebe. 


*)  Tafel  231.  Clematis  Vitalba  L.  A blühender  Zweig;  1 Blüte  im 
Längsschnitt;  2 Staubgefäss;  3 Stempel;  4 Frucht;  5 Same;  6 derselbe  im 
Längsschnitt.  1,  2,  3,  4 und  6 vergrössert. 


99 


Gattung  276:  Atragene  L.,  Alpenrebe.  XIII,  2. 

Hierher  nur  Atragene  alpina  L.,  die  Gemeine  Alpenrebe.  Holzige, 
hochkletternde  Schlingpflanze  mit  doppelt  - dreizähligen  Blättern.  Äussere 
Blütenhüllblätter  (Kelch)  gross,  violett;  innere  (Blumenkrone)  klein,  spatel- 
förmig, gelb  und  in  unbestimmter  Anzahl.  Blütezeit  Juli,  August.  In  den 
Alpen,  besonders  auf  Kalkboden. 

Tafel  232.  Atragene  alpina  L.  A Teile  der  blühenden  Pflanze;  1 Blatt 
der  inneren  Blütenhülle;  2 Staubblätter;  3 Blütenboden  mit  den  Stempeln; 
4 Frucht. 

2.  Unterfamilie:  Anemoneae. 

A.  Ausdauernde  Kräuter  mit  grundständigen  Blättern  und  einer  am  Blüten- 
stengel sitzenden  Hochblatthülle,  welche  aus  3 (selten  2 oder  4)  im 
Kreise  stehenden,  zuweilen  am  Grunde  etwas  verwachsenen  Blättern 
besteht.  Anemone  L.,  Anemone. 

B.  Kräuter,  deren  Stengel  (ausg.  Thalictrum  alpinum)  mit  zerstreutstehenden 
Blättern  besetzt  ist;  eine  Hochblatthülle  ist  nicht  vorhanden. 

1.  Kelch  und  Blumenkrone  sind  unterschieden.  Adonis  Dillenius, 

Adonis. 

2.  Es  ist  nur  eine,  einfache,  blumenkron artige  Blütenhülle  vorhanden. 
Thalictrum  Tournefort,  Wiesenraute. 

Gattung  277:  Thalictrum  Tournefort.  Wiesenraute.  XIII,  2. 

Die  Arten  dieser  Gattung  sind  sehr  schwer  zu  kennzeichnen  und  dem- 
gemäss schwer  zu  bestimmen.  Die  zahlreichen  zum  Teil  als  besondere  Arten 
unterschiedenen  Formen  sind  vielleicht  vielfach  Bastarde. 

A.  Früchte  glatt,  d.  h.  nicht  gerieft,  aber  dreikantig  mit  geflügelten  Kanten; 
Früchte  mit  besonderem  Stielchen  auf  dem  Boden  der  Blüte  sitzend.  — 
Blütezeit  Mai,  Juni;  Staubfäden  rötlich;  2[;  Höhe  50  bis  150  cm.  In 
schattigen  Wäldern,  Wiesen  und  an  Ufern;  zerstreut  im  östlichen,  mitt- 
leren und  südlichen  Teile  des  Gebietes.  Th.  aquilegifolium  L.,  Akelei- 
blätterige Wiesenraute. 

B.  Früchte  längsgerieft,  ungestielt  auf  dem  Frucht boden  sitzend. 

I.  Blüten  in  einer  einfachen  Traube,  welche  sich  aus  einer  kleinen  Rosette 
grundständiger  Blätter  etwa  10  bis  20  cm  hoch  erhebt.  Nebenblätter 
fehlen.  Blütezeit  Juni,  Juli;  2[.  Auf  steinigen  Abhängen  der  Alpen 
in  2000  und  mehr  in  Meereshöhe;  sehr  selten.  Th.  alpinum  L., 
Alpenraute. 

II.  Blüten  in  reichblütigen  Rispen. 


100 


A.  Stengel  flaumig- drüsig -weich -behaart;  Narben  purpurrot,  fransig- 
gezähnelt  mit  nach  aussen  zusammengeklappten  Seiten.  — Blüte- 
zeit Juli,  August;  Höhe  30  bis  50  cm;  2J..  Auf  Felsen  der  Alpen 
und  Voralpen;  ausserhalb  dieses  Gebietes  sehr  selten.  Th.  foeti- 
duin  L.,  Stinkende  Wiesenraute. 

B.  Stengel  kahl. 

a.  Blätter  doppelt  und  dreifach  fiederteilig,  mit  ganz  schmalen, 
fadenförmigen,  am  Rande  zurückgerollten  Blättchen.  — Blüte- 
zeit Juli;  Höhe  30  bis  100  cm;  2J..  Auf  feuchten  Wiesen, 
namentlich  in  Süddeutschland;  selten.  (Vielleicht  nur  eine  Abart 
von  Th.  simplex.)  Th.  galioi’des  Nestler,  Labkrautblätterige 
Wiesenraute. 

b.  Die  Blättchen  sind  nicht  fadenartig  - schmal. 

ö.  Die  Blütenrispe  ist  pyramidenförmig.  Die  Blüten  stehen  zer- 
streut oder  doldig,  aber  nicht  büschelig,  an  der  Spitze  der 
Ährchen;  sie  sind  grünlich  oder  gelblich  und  nebst  den 
Staubgefässen  überhängend. 

1.  Der  Stengel  ist  zart  gerieft  (nicht  gefurcht)  und  nebst  den 
Blättern  bläulich  bereift.  Blattscheiden  kurz  abgerundet, 
gezähnelt,  etwas  abstehend.  Fiederblättchen  graugrün, 
dreizähnig- dreilappig  oder  dreispaltig.  Blütenhüllblätter 
grünlich,  zuweilen  rötlich  angelaufen.  Blütezeit  Mai,  Juni; 
Höhe  30  bis  150  cm;  2J..  Auf  Bergtriften  und  trockenen 
Wiesen , namentlich  auf  Kalkboden.  Durch  das  ganze 
Gebiet  zerstreut.  (Th.  montanum  Wallroth.)  Th.  minus  L., 
Kleine  oder  Kleinblätterige  Wiesenraute. 

Sehr  formenreiche  und  noch  durchaus  ungenügend  er- 
kannte Pflanze: 

Th.  virens  Koch,  Pflanze  glänzend,  kaum  bereift. 

Th.  roridum  Koch,  Stengel  und  Blätter  bereift. 

Th.  glandulosum  Koch,  Stengel,  Blattstiele  und  Blättchen 
auf  der  Unterseite  oder  auch  beiderseits  mit  sehr  kurzen 
Drüsenhaaren  bestreut. 

Th.  silvaticum  Koch  (Th.  saxatile  Schleicher),  Stengel 
schwach  bereift,  an  den  Knoten  gerade;  die  Stengel- 
glieder bisweilen  schlängelig;  Spindeln  der  Blattfiedern 
mit  nur  schwachen  Kanten. 

Th.  Jacquinianuin  Koch  (Th. flexuosum  Bernhardi),  Stengel 
unbereift,  glänzend;  Spindeln  der  Blattfiedern  durch 
hervortretende  Linien  kantig. 


101 


Th.  flexuosum  Reichenbach  mit  aufrechten,  nicht  wie 
bei  der  Hauptform  abstehenden  Asten. 

Th.  medium  Jacquin  (Bastard:  Th.  minus  X flavum?) 
nicht  blaugrün;  Ohrchen  an  die  Blattstiele  angedrückt, 
nicht  abstehend. 

(Th.  maius  Crantz  der  Hauptform  ähnlich,  doch  in  allen 
Teilen  grösser.) 

2.  Stengel  gefurcht. 

a.  Stengel  meist  ganz  einfach,  astlos.  Blättchen  länglich, 
keilförmig,  dreispaltig;  Ohrchen  der  oberen  Blattscheiden 
nierenförmig-länglich,  zugespitzt.  — Blütezeit  Juni,  Juli; 
Höhe  30  bis  100  cm;  2[.  Auf  Wiesen  und  grasreichen 
Hügeln;  zerstreut  und  selten.  Th.  simplex  L.,  Astlose 
(Einfache)  Wiesenraute. 

b.  Stengel  ästig;  Blättchen  rundlich,  bis  siebenzähnig.  — 
Blütezeit  Juni,  Juli;  Höhe  100  bis  150  cm;  österreichi- 
sches Küstengebiet,  selten.  Th.  elatum  Jacquin,  Hoch- 
wüchsige Wiesenraute. 

ß.  Die  Blütenrispe  ist  mehr  oder  minder  ebensträussig,  d.  h.  die 
Spitzen  ihrer  Äste  stehen  fast  gleichhoch.  Die  Blüten  sind 
gelb,  an  der  Spitze  ihrer  Äste  und  Ästchen  zusammengedrängt; 
sie  stehen,  wie  auch  ihre  Staubfäden,  aufrecht  oder  wagerecht, 
aber  nicht  überhängend. 

1.  Wurzelstock  nicht  kriechend,  faserig;  an  den  Verzwei- 
gungen des  Blattstiels  finden  sich  keine  Nebenblättchen. 
Die  Blättchen  sind  lanzettlich,  spitz.  — Blütezeit  Juni, 
Juli;  2J-.  Höhe  50  bis  100  cm.  Auf  feuchten  Wiesen, 
namentlich  in  Gebirgsgegenden  des  östlichen  Teiles  des 
Gebietes.  (Th.  Bauhinianum  Wallroth,  Th.  nigricans  Gaudin). 
Th.  angustifolum  Jacquin,  Schmalblätterige  Wiesenraute. 

2.  Wurzelstock  kriechend;  an  den  Verzweigungen  des  Blatt- 
stiels finden  sich  kleine  Nebenblättchen  vor. 

a.  Stengel  nicht  glänzend;  Blättchen  auf  der  Unterseite 
kahl;  Ohrchen  der  Blattscheiden  länger  als  die  Breite 
der  Scheide,  länglich -eiförmig.  — Blütezeit  Juni,  Juli; 
Höhe  30  bis  100  cm;  2J..  Auf  feuchten  Wiesen  zerstreut. 
(Th.  nigricans  Jacquin.)  Th.  flavum  L.,  Gelbe  Wiesenraute.*) 

*)  Tafel  233.  Thalictrum  flavum  L.  A Pflanze  in  natürl.  Grösse; 

1 Blüthe;  2 dieselbe  im  Längsschnitt;  3 Carpell;  4 dasselbe  zerschnitten;  5 Same. 

1 bis  5 vergrössert. 


102 


b.  Stengel  glänzend;  Unterseite  der  Blättchen  und  Blatt- 
scheiden mit  sehr  kleinen,  ungestielten  Drüsen  bestreut; 
Öhrchen  der  Blattscheiden  kürzer  als  der  Durchmesser 
der  Scheide,  kurz,  rundlich.  — Blütezeit  Juli,  August; 
Höhe  50  bis  125  cm;  An  Flussufern  zwischen 

Gebüsch.  In  der  südlichen  Schweiz.  Th.  exaltatum 
Gaudin,  Hohe  Raute,  Uferrante. 

Gattung  278:  Anemone  L.,  Anemone. 

Diese  Linnesche  Gattung  zerfällt  in  3 Untergattungen,  die  man  vielfach 
als  Gattungen  ansieht: 

1.  Die  Hochblatthülle  ist  nur  durch  ein  sehr  kurzes  Stück  des  Blüten- 
stengels von  der  Blüte  getrennt,  sodass  sie  sie  sich  kelchartig  der  Blüte 
anschmiegt  und  um  so  eher  für  einen  Kelch  gehalten  werden  kann,  als 
ihre  einzelnen  Blättchen  ganzrandig  sind  und  die  Blüte  selbst  nur  eine 
einzige  blumenkronartig  gefärbte  Blütenhülle  hat.  Hepatica  Dillenius, 
Leberblume. 

2.  Die  Hochblatthülle  ist  von  der  Blüte  entfernt  (liegt  ihr  nicht  kelchartig 
an);  sie  besteht  aus  dreizähligen  oder  fingerförmig -vielteiligen  Blättern. 
a.  Die  Hochblatthülle  wird  durch  dreizählige,  den  Grundblättern  ähnliche 

Blätter  gebildet.  Die  Früchte  sind  ungeschwänzt.  Anemone  Tourne- 
fort,  Windröschen. 

ß.  Die  Hochblatthülle  wird  von  dreizähligen  oder  von  fingerförmig -viel- 
teiligen, an  ihrem  Grunde  meist  miteinander  verwachsenen  Blättern 
gebildet.  Die  Frucht  ist  durch  den  langen,  stehenbleibenden,  bärtig- 
behaarten Griffel  geschwänzt.  Pulsatilla  Tournefort,  Kuhschelle 
(Küchenschelle). 

Untergattung:  Hepatica  Dillenius,  Leberblume.  XIII,  2. 

Hierher  nur  Hepatica  triloba  Gilibert,  Dreilappige  Leberblume,  Vor- 
witz eben.  Die  grundständigen  Blätter  sind  nierenförmig,  dreilappig,  ganz- 
randig, langgestielt  und  lederartig;  sie  kommen  erst  während  des  Aufblühens 
hervor  und  röten  sich  gewöhnlich  auf  der  Unterseite.  Die  Blütenhülle  ist  sechs- 
bis  neunblätterig,  schön  himmelblau,  zuweilen  auch  violett,  pfirsichblütrot 
oder  milchweiss;  in  Gärten  (filius  ante  patrem)  vielfach  gefüllt.  Blütezeit 
März  bis  April;  2|;  Höhe  8 bis  15  cm.  In  schattigen  Wäldern,  namentlich 
im  mittleren  und  südlichen  Teile  des  Gebietes. 

Tafel  234.  Hepatica  triloba  Gilibert.  A ganze  Pflanze;  1 Blüte; 
2 Staubblatt;  3 Stempel;  4 Hochblatthülle  und  Fruchtköpfchen;  5 einzelne 
Frucht;  6 dieselbe  durchschnitten,  um  den  kleinen  Keim  in  dem  grossen  Eiweiss 
zu  zeigen.  2,  3,  5 und  6 vergrössert. 


103 


Untergattung:  Anemone  Tournefort,  Windröschen.  XIII,  2. 

A.  Die  Blätter  der  Hochblatthülle  sind  gestielt. 

A.  Die  Blütenhüllblätter  sind  auf  beiden  Seiten  kahl  (nicht  behaart). 

1.  Die  3 Blätter  der  Hochblatthülle  sind  je  dreizählig  mit  ein- 
geschnitten-gesägten  Blättchen;  das  mittlere  derselben  ist  oft 
dreispaltig,  die  beiden  seitlichen  zweispaltig.  — Blütenschaft  und 
Hochblatthülle  mehr  oder  weniger  behaart.  Blüte  einzeln,  weiss, 
oft  aussen  rosen-  oder  karminrot  angeflogen,  zuweilen  auch  wohl 
auf  beiden  Seiten  rot.  Blütezeit  März  bis  Mai;  2J.;  Höhe  15  bis 
25  cm.  Blühende  Pflanzen  haben  meist  keine  grundständigen 
Blätter  (so  auf  Tafel  235);  die  grundständigen  Blätter  sind  denen 
der  Hochblatthülle  durchaus  ähnlich.  In  Laubwäldern  und  Ge- 
büschen gemein.  A.  nemorosa  L.,  Hain-Anemone,  Gemeines  Wind- 
röschen, Weisse  Osterblimie.*) 

2.  Die  3 Blätter  der  Hochblatthülle  sind  dreizählig,  die  einzelnen 
Blättchen  breit-lanzettlich,  ungeteilt,  mit  scharfgesägtem  Rande.  — 
Blüte  weiss,  aussen  oft  rötlich  angeflogen;  Blütezeit  April  und 
später,  je  nach  der  Meereshöhe;  2J. ; 15  bis  20  cm.  In  Wäl- 
dern der  Voralpen  und  Alpen.  A.  trifolia  L.,  Dreiblätterige 
Anemone. 

B.  Die  Blütenhüllblätter  sind  auf  ihrer  Aussenseite  seidenhaarig  oder 

wollig -behaart. 

1.  Grundständige  Blätter  fünfteilig,  mit  dreispaltigen,  ungleich  ge- 
sägten Abschnitten;  Früchte  filzig.  ■ — Alle  grünen  Pflanzenteile 
sind  lang  und  dicht  zottig  behaart.  Blüte  weiss  mit  rötlichem 
Anfluge.  Blütezeit  Mai,  Juni;  2[;  Höhe  15  bis  30  cm.  In  Laub- 
wäldern, namentlich  auf  Kalkboden;  fehlt  im  Nordwesten.  A.  sil- 
vestris  L.,  Wald -Anemone. 

2.  Grundständige  Blätter  zwei-  bis  dreizählig  mit  dreiteiligen,  je 
zwei-  und  mehrzähnigen  Blättchen.  — Blüte  weiss,  aussen  oft 
rötlich  angelaufen.  Blütezeit  Juli,  August;  Höhe  8 bis  10  cm;  2[. 
Auf  Wiesen  und  steinigen  Abhängen  der  höchsten  Alpen.  A.  Bal- 
densis  L.,  Baldisches  Windröschen. 

B.  Die  Blätter  der  Hochblatthülle  sind  ungestielt. 


*)  Tafel  235.  Anemone  nemorosa  L.  A blühende  Pflanze;  la,  lb 
u.  2 weisse,  beziehungsweise  rot  angelaufene  Blüten;  3 die  Stempel  und  einige 
Staubblätter;  4 Staubblatt;  5 einzelner  Stempel;  6 Fruchtköpfchen;  7 einzelnes 
Früchtchen.  4,  5,  7 vergrössert. 


104 


A.  Die  Blütenhülle  ist  gelb,  aussen  flaumhaarig.  — In  ihrer  Tracht  dem 
Hain -Windröschen  ausserordentlich  ähnlich.  Blütezeit  April,  Mai; 
Höhe  15  bis  30  cm;  In  Laubwäldern  und  an  Hecken  häufig. 
A.  ranunculoides  L.,  Gelbes  Windröschen,  Gelbe  Osterblnme. 

B.  Die  Blütenhülle  ist  nicht  gelb,  auch  nicht  an  ihrer  Aussenseite  behaart. 

1.  Blütenhülle  weiss,  aussen  oft  rötlich  angeflogen;  die  Blüten  ent- 
springen zu  mehreren  (doldig)  an  der  Hochblatthülle;  die  Blätter 
der  letzteren  sind  eingeschnitten.  — Blütezeit  Mai  bis  Juli;  2J-; 
Höhe  30  bis  60  cm.  Auf  Wiesen  und  Triften  im  Hochgebirge; 
in  den  Alpen,  in  Schlesien  und  Böhmen  gemein.  A.  liarcissiflora  L., 
Narzissen  - Anemone,  Berghähnlein. 

2.  Blütenhülle  lila;  Blüten  einzeln;  Blätter  der  Hochblatthülle  ganz 
oder  an  ihrer  Spitze  dreilappig.  — 21;  10  bis  15  cm  hoch.  Im 
südlichsten  Teile  des  Gebietes  selten.  Vielfach  und  in  zahlreichen 
Spielarten  kultiviert.  A.  bortensis  L.,  Garten -Anemone. 

Untergattung:  Pulsatilla  Toumefort,  Kuhschelle.  XIII,  2. 

A.  Die  Blätter  der  Hochblatthülle  sind  nicht  gestielt,  sie  sind  gefingert- 
vielteilig und  an  ihrem  Grunde  zu  einer  Scheide  mit  einander  ver- 

wachsen. 

A.  Die  grundständigen  Blätter  sind  einfach-fiederschnittig;  ihre  Abschnitte 

sind  eiförmig,  dreispaltig,  ungeteilt  oder  zwei-  bis  dreizähnig;  sie  sind 
zerstreut  langhaarig.  — Blüten  weiss,  aussen  violett.  Blütezeit  April, 
Mai,  in  den  Alpen  Juni.  Höhe  8 bis  15  cm;  2[.  In  der  nord- 

deutschen Tiefebene  auf  Heiden  zerstreut;  auf  alpinen  Triften  und 
Abhängen  verbreitet.  P.  vernalis  Miller,  Frühlings -Kuhschelle. 

B.  Die  grundständigen  Blätter  sind  zwei-  bis  dreifach  fiederschnittig. 

a.  Die  grundständigen  Blätter  sind  zwei-  bis  dreifach  fiederschnittig 
mit  linealen  Zipfeln;  sie  sind  stark  zottig. 

1.  Die  Blüten  sind  anfangs  aufrecht  gerichtet,  später  nicken  sie 
etwas;  die  Blütenhüllblätter  stehen  anfangs  glockig,  später  sind 
sie  von  der  Mitte  an  etwas  zurückgebogen.  — Blüte  hellviolett, 
oft  mehr  ins  Rote  übergehend.  Blütezeit  Ende  März,  April;  2J.; 
Höhe  15  bis  30  cm.  Auf  sonnigen  Hügeln  zerstreut;  im  Osten 
des  Gebietes  fehlend.  P.  vulgaris  Miller,  Gemeine  Kuhschelle 
(Küchenschelle).*) 


*)  Tafel  236.  Pulsatilla  vulgaris  Miller.  A blühende  Pflanze;  1 Blüte 
im  Längsschnitt;  2 Stempel;  3 Frucht  im  Längsschnitt. 


105 


P.  Bogenhardiana  Reichenbach  ist  eine  Abänderung  mit 
überbängenden  Blüten  und  bis  auf  den  Grund  zerschlitzter 
Hocbblattbülle.  Ausserdem  finden  sieb  namentlich  am  Mittel- 
rhein und  an  der  Mosel  Formen  mit  schmalen  und  breiten,  ganz- 
randigen  und  zerschlitzten  Blumenblättern. 

2.  Die  Blüten  hängen  schon  beim  Beginn  des  Aufblühens  über; 
sie  haben  eine  vollständige  Glockenform,  doch  sind  ihre  Blätter 
an  der  Spitze  nach  aussen  aufgerollt.  — Blüten  schwarzviolett, 
sehr  selten  gelblich -weiss  oder  grün;  Höbe  25  bis  50  cm; 

Auf  sandigen  Triften,  Hügeln  und  Heiden;  im  Westen  und 
Süden  des  Gebietes  fehlend.  P.  pratensis  Miller,  Wiesen- 
Kuhsclielle. 

Im  böhmischen  Mittelgebirge  und  in  Südschlesien  findet  sich 
zwischen  P.  pratensis  und  P.  patens  ein  Bastard,  P.  patens  X 
pratensis  Reichenbach  Sohn  (P.  Häkelii  Pohl,  P.  Halleri 
Willdenow);  die  grundständigen  Blätter  sind  einfach  fieder- 
schnittig mit  einfach  fiederspaltigen  Abschnitten,  die  Blüten 
stehen  aufrecht. 

ß.  Blätter  dreischnittig,  mit  zwei-  bis  dreiteiligen  Abschnitten  und 
keilförmigen,  an  der  Spitze  zwei-  bis  dreizähnig  ein  geschnittenen 
Zipfeln,  stark  abstehend  zottig.  — Blüte  aufrecht -glockig,  violett, 
selten  weiss.  Blütezeit  April,  Mai;  Höhe  10  bis  20  cm;  2J..  Auf 
Heiden  und  unfruchtbaren  sonnigen  Hügeln  im  nordöstlichen  Teile 
des  Gebietes.  P.  patens  Miller,  Oifenb  lühende  Kuhschelle. 

Zwischen  P.  patens  und  P.  vemalis  hat  man  den  Bastard 
P.  patens  X vernalis  Lasch  mit  fünfzählig- fiederspaltigen  Blättern 
beobachtet. 

B.  Die  Blätter  der  Hochblatthülle  sind  kurz  gestielt;  sie  haben  die  Gestalt 
der  grundständigen  Blätter:  doppelt  dreischnittig  oder  dreischnittig  mit 
fiederteiligen  Abschnitten.  — Blüte  weiss  oder  schwefelgelb;  Blütezeit 
Mai  bis  Juli;  %. ; Höhe  15  cm.  Auf  Triften  und  steinigen  Abhängen 
der  höheren  Gebirge,  Yoralpen  und  Alpen.  (P.  sulphurea  L.)  P.  alpina 
Miller,  Alpen -Kuhschelle. 

Gattung  279:  Adonis  Dillenius,  Adonis.  XIII,  2. 

A.  Ausdauernde  Pflanzen  mit  ästiger,  vielköpfiger  Wurzel  und  hakenförmig 
gekrümmtem  Fruchtschnabel  (Tafel  237,  Fig.  6).  Hierher  nur  A.  vernalis  L., 
Frühlings -Adonis.  Stengel  anfangs  einfach,  später  ästig,  15  bis  25  cm 
hoch.  Grundständige  Blätter  schuppen-  oder  scheidenartig,  obere  mit 
kurzem,  scheidenartigem  Stiele,  in  lineale,  spitze  Lappen  zerschlitzt. 

T ho  b» 6 , Flora.  II.  14 


106 


Blüten  einzeln,  sehr  gross  (4  bis  8 cm  im  Durchmesser);  Kelch  fünf- 
blätterig,  flaumig;  Kronblätter  12  bis  20,  lebhaft  citronengelb , seiden- 
glänzend, oft  etwas  gezähnelt.  Blütezeit  April,  Mai.  Früchtchen  runzelig. 
Auf  sonnigem,  kalkhaltigem  Boden;  sehr  zerstreut.*) 

B.  Einjährige  Pflanzen  mit  spindelförmiger  Wurzel  und  mehr  oder  weniger 
geradem,  nicht  hakenförmig  umgebogenem  Fruchtschnabel.  Der  Durch- 
messer der  Blumenkrone  ist  oft  unter  1 cm,  nur  ausnahmsweise  erreicht 
nr  4 cm. 

a.  Kelch  weich-  bis  rauhhaarig.  — Blätter  dreifach-fiederspaltig.  Blumen- 
krone meist  mennigrot,  doch  auch  blut-  oder  feuerrot,  zuweilen  mit 
schwarzem  Grunde,  ferner  rot  und  gelb  gestreift,  oder  strohgelb; 
drei-,  sechs-  oder  achtblätterig,  mit  gezähnelten  Blattspitzen.  Frücht- 
chen mit  aufstrebendem,  schwarzspitzigem  Schnabel.  Blütezeit  Juni 
bis  August;  Höhe  30  bis  50  cm;  0.  Unter  der  Saat,  besonders  auf 
Kalkboden,  im  südlichen  und  mittleren  Teile  des  Gebietes;  selten. 
A.  flammea  Jacquin,  Brennende  Adonis,  Blutströpfchen. 

b.  Kelch  kahl. 

1.  Die  Kelchblätter  schmiegen  sich  den  halbkugelig  zusammengeneigten 
Blumenblättern  nicht  an,  stehen  vielmehr  von  denselben  ab.  Das 
Früchtchen  läuft  in  einen  geraden  Schnabel  mit  meist  purpurroter 
Spitze  aus,  ist  aber  im  übrigen  ungezähnt.  — Blätter  dreifach- 
fiederschnittig. Blumenkrone  sechs-  bis  zehnblätterig,  blutrot  mit 
schwarzem  Grunde.  Blütezeit  Juni  bis  September;  Höhe  30  cm;  0. 
Auf  Ackern  im  südlichen  Teile  des  Gebietes;  mitunter  angepflanzt 
und  bisweilen  verwildert.  A.  autumnalis  L.,  Herbst-Adonis,  Herbst- 
Teufelsauge. 

2.  Die  Kelchblätter  schmiegen  sich  der  flach  ausgebreiteten,  sechs- 
bis  achtblätterigen  Blumenkrone  an.  — Blätter  zwei-  bis  dreifach 
unregelmässig  fiederspaltig.  Blumenblätter  zinnoberrot  mit  dunkel- 
rotem Grunde,  oder  in  der  Mitte  strohgelb  mit  zinnober-  oder 
mennigrotem  Rande;  mitunter  auch  ganz  mennigrot  oder  strohgelb 
mit  einem  sehr  dunkeln  Flecken  in  der  Nähe  des  Grundes.  Früchte 
zweizähnig,  Schnabel  nicht  besonders  gefärbt.  Blütezeit  Mai  bis 
Juli;  Höhe  30  bis  50  cm;  0.  Unter  der  Saat  auf  kalk-  und 
thonhaltigem  Boden.  (A.  maculatus  Wallroth.)  A.  aestivalis  L., 
Sommer  - Adonis , Sommer  - Teufelsauge. 

*)  Tafel  237.  Adonis  vernalis  L.  A und  B blühende  Pflanze;  C Blüte  von 
.der  Unterseite;  1 Blatt;  2 und  3 Blumenkronblätter;  4 Staubblatt;  5 Fruclit- 
köpfchen;  6 einzelnes  Früchtchen,  vergrössert. 


107 


3.  Unterfamilie:  Ranunculeae. 

A.  Die  Früchtchen  sind  einfächerig. 

a.  Die  Blmnenkronblätter  sind  lang  genagelt;  der  Nagel  ist  zn  einem 
lang -röhrenförmigen  Nektarium  umgebildet  (Tafel  238,  Fig.  4).  Der 
Fruchtboden  wächst  lang,  schwanzförmig  aus.  Myosnrus  Dillenius, 
Mäuseschwanz. 

b.  Die  Blmnenkronblätter  sind  kurz  genagelt;  auf  der  Innenseite  des 
Nagels  findet  sich  das  honigabsondemde  Nektarium. 

1.  Das  Nektarium  ist  von  einer  Schuppe  bedeckt  (Tafel  240). 

a.  Kelch  dreiblätterig  (sehr  selten  vier-  bis  fünf  blätterig),  Blumen- 
krone sechs-  bis  zwölfblätterig.  Früchtchen  ungeschnäbelt. 
Ficaria  Dillenius,  Feigwurz. 

b.  Kelch  fünfblätterig,  abfällig  (muss  in  der  jugendlichen  Knospe 
untersucht  werden) ; Blumenkrone  fünf-  und  mehrblätterig. 

Ranunculus  Haller,  Ranunkel. 

2.  Das  Nektarium  ist  nicht  von  einer  Schuppe  bedeckt.  Batrachium 
E.  Meyer,  Wasserranunkel,  Froschkraut,  (Vergl.  Ranunculus 
sceleratus  und  gramineus,  desgl.  auricomus.) 

B.  Die  Früchtchen  enthalten  ein  fruchtbares  und  zwei  unfruchtbare,  leere 
Fächer.  Ceratocephalus  Mönch,  Hornköpfchen. 

Gattung  280:  Myosurus  Dillenius,  Mäuseschwanz. 

Hierher  nur  M.  minimus  L.,  der  Mäuseschwanz,  eine  ein-  bis  zweijährige 
5 bis  8 cm  hohe  Krautpflanze  mit  lineal -spatelförmigen,  ganzrandigen 
Blättern.  Kelch  und  Blumenkrone  sind  meist  beide  gelblichgrün  (selten  ist 
letztere  weisslich)  und  werden  daher  oft  als  doppelte  Blütenhülle  bezeichnet; 
beide  sind  fünfblätterig  und  an  ihrem  Nagel  in  eine  Röhre  umgebildet. 
Staubblätter  sind  fast  immer  5 vorhanden  (V,  6),  selten  mehr,  bis  15. 
Blütezeit  Mai,  Juni.  Die  dreikantigen  Schliessfrüchtchen  stehen  auf  einem, 
sich  während  der  Fruchtreife  schwanzartig  verlängernden  Boden.  Auf  Sand- 
| und  Lehmboden.  Durch  das  ganze  Gebiet  zerstreut,  doch  nicht  überall  häufig. 

Tafel  238.  Myosurus  minimus  L.  A Pflanze;  1 Blüte;  2 Blüten- 
| längsschnitt ; 3 Kelchblatt;  4 Blumenblatt;  5 Staubblatt;  6 Teil  des  Fruchtstandes; 
7 Frucht;  8 dieselbe  durchschnitten.  1 bis  8 vergrössert. 

Gattung  281.  Ficaria  Dillenius,  Feigwurz.  XIII,  8. 

Hierher  nur  F.  verna  Hudson,  Scliarbocklieil,  Feigwurz  (Ranunculus 
I Ficaria  L.,  Ficaria  ranunculoides  Roth),  eine  den  gelben  Ranunkeln  durchaus 
gleichende  und  daher  vielfach  zu  jenen  gestellte  Pflanze  mit  drei-,  sehr 
selten  Aier-  bis  fünf  blätterigem  Kelche,  sechs-  bis  achtblätteriger,  goldgelber 


108 


Blumenkrone  und  ungeschnäbelten  Früchtchen.  — Wurzel  vielknollig; 
Blätter  liieren-  oder  rundlich-herzförmig.  An  feuchten,  schattigen  Orten  und 
auf  feuchten  Wiesen  gemein. 

Gattung  282:  Ranunculus  Haller,  Ranunkel  (Hahnenfuss).  XIII,  2. 

A.  Die  Blumenkrone  ist  gelb,  oft  goldgelb  und  auf  der  Oberseite  glänzend 

(Butterblume). 

I.  Das  auf  der  Oberseite  des  Nagels  der  Blumenkrone  liegende  Nektarium 
ist  von  einem  fleischigen,  aufrechtstehenden  Schüppchen  ganz  bedeckt. 
(Ygl.  Tafel  240.) 

A.  Die  Blätter  sind  meist  ganz,  wenigstens  nicht  tief  eingeschnitten. 

a.  Die  Wurzel  ist  faserig. 

1.  Stengel  steif- aufrecht;  Blätter  ungestielt,  lineal -lanzettlich; 
Frucht  glatt,  mit  breitem,  kurz-sich eiförmigem  Schnabel.  — 
Blütezeit  Juli,  August;  Höhe  50  bis  125  cm;  2J-.  An  stehenden 
Gewässern  durch  das  ganze  Gebiet.  R.  Lingua  L.,  Grosser 
Ranunkel.*) 

2.  Stengel  aufsteigend  oder  liegend,  an  dem  Knoten  wurzelnd, 
selten  aufrecht;  untere  Blätter  gestielt,  eiförmig  oder  lineal- 
lanzettlich;  Frucht  glatt,  mit  stumpfem,  kurzem  Schnabel.  — 
Hellgelb.  Blütezeit  Juni  bis  Herbst.  Höhe  15  bis  50cm; 
Auf  feuchten  Wiesen  und  an  Gräben  gemein.  R.  Flamniula  L., 
Brennender  Ranunkel. 

3.  Stengel  mit  sich  bogenförmig  - gekrümmt  vom  Boden  er- 
hebenden Gliedern  schleichend,  an  den  Knoten  wurzelnd; 
Blätter  fast  linealisch;  Frucht  mit  zurückgekrümmtem,  spitzem 
Schnabel.  — Blüte  hellgelb;  Blütezeit  Juni,  Juli;  bis  20  cm 
lang;  2J..  An  Ufern  und  solchen  Stellen,  welche  einen  Teil 
des  Jahres  überschwemmt  sind.  An  Seeufern  in  den  Alpen, 
ferner  zerstreut  und  selten  am  Ufer  der  Saale,  Elbe,  Oder. 
R.  reptans  L.,  Schleichender  oder  Ufer -Ranunkel. 

4.  Hierher  zuweilen  R.  cassubicus  L.  (Vergleiche  unter  B.  b.  aa.) 

b.  Die  Nebenwurzeln  sind  knollig. 

1.  Ohne  Grundblätter.  Das  unterste  Stengelblatt  ist  gross, 
sitzend,  breitnierenförmig,  gekerbt,  die  oberen  Stengelblätter 
sind  klein,  vorne  eingeschnitten.  — Blütezeit  Mai  bis  Juli; 

*)  Tafel  239.  Ranunculus  Lingua  L.  AB  Teile  der  blühenden  Pflanze; 
1 Blüte;  2 fruchtbares,  3 unfruchtbares  Staubblatt;  4 Fruchtköpfchen  halbiert; 
5 Frucht  in  natürl.  Grösse  und  vergrössert. 


109 


Höhe  5 bis  10  cm;  21 . In  Waldungen  und  auf  Triften,  in 
alpinen  und  subalpinen  Gegenden;  selten.  R.  Thora  L.,  Thora- 
Ranunkel. 

2.  Mit  1 bis  2 Grundblättern;  diese  sowie  die  unteren  Stengel- 
blätter sind  breit,  vorne  unregelmässig  eingeschnitten-gekerbt. 
— Blütezeit  Mai,  Juni;  Höhe  8 bis  15  cm;  21.  Kalkalpen 
Österreichs.  R.  hybridus  Biria,  Zwitter -Ranunkel. 

B.  Die  Blätter  (wenigstens  die  Grundblätter)  sind  tief  eingeschnitten. 

a.  Die  Nebenwurzeln  sind  knollig.  — Grundständige  Blätter  tief- 
zwei-  bis  dreiteilig  eingeschnitten.  Ganze  Pflanze  dicht  seiden- 
haarig. Blütezeit  Mai,  Juni;  Höhe  30  bis  50  cm;  21.  Auf 
Weiden  und  sandigen  Grasplätzen  zerstreut  und  selten;  im  süd- 
östlichen Teile  des  Gebietes.  (R.  sericeus  Willdenow.)  R.  illyri- 
cus  L.,  Illyrischer  Ranunkel. 

b.  Die  Nebenwurzeln  sind  faserig,  nicht  knollig. 

a.  Die  Früchte  sind  glatt,  d.  h.  nicht  mit  Knötchen  oder  Spitzen 
besetzt. 

1.  Die  Blumenstiele  sind  glatt,  nicht  gefurcht. 

a.  Stengel  und  Blätter  abstehend  rauhhaarig.  — Untere 
Blätter  handförmig  geteilt,  obere  dreiteilig.  Blütezeit 
Mai  bis  Juli;  21.  In  schattigen  Laubwäldern,  Gebüschen 
und  Obstgärten.  Im  ganzen  Gebiete  verbreitet,  stellen- 
weise häufig.  R.  lanuginosus  L.,  Wolliger  oder  Wald- 
Ranunkel. 

b.  Blätter  kahl  oder  am  Rande  bewimpert,  die  jüngern 
mitunter  zerstreut  weichhaarig. 

aa.  Unter  den  1 bis  2 grundständigen  Blättern  sitzen 
häutige  Scheiden  (scheidenartige  Blätter).  — Die 
grundständigen  Blätter  sind  zuweilen  dreispaltig, 
meist  sind  sie  kreisrund,  mit  herzförmigem  Grunde; 
die  Stengelblätter  sind  drei-  bis  fünfzählig- ein- 
geschnitten. Höhe  80  bis  100  cm;  21;  Blütezeit 
Mai.  In  schattigen  Wäldern  des  Ostens;  selten. 
R.  cassubicus  L.,  Kassubischer  Ranunkel. 

bb.  Am  Grunde  des  Stengels  sind  häutige  Scheiden 
nicht  vorhanden. 

aa.  Der  Fruchtboden  ist  borstig  (d.  h.  zwischen  den 
einzelnen  Früchtchen  finden  sich  Borsten). 


110 


aa.  Wurzelstock  fast  horizontal  liegend.  Stengel 
mit  bräunlichen,  abstehenden  Haaren  dicht 
besetzt.  Grundblätter  handförmig  - geteilt, 
die  einzelnen  Teile  mit  spitzzähnigen  Ab- 
schnitten. — Blütezeit  April  bis  Juni;  2J-; 
Höhe  bis  30  cm.  In  den  Alpen,  bis  auf 
die  Hochebenen  hinabsteigend.  R.  montanus 
Willdenow,  Berg -Ranunkel. 

ßß.  Wurzelstock  vertikal.  Stengel  bereift.  Blätter 
denen  der  vorigen  ähnlich,  aber  mit  mehr 
stumpfen  Zähnen.  — Blütezeit  August;  2J-; 
Höhe  bis  30  cm.  Auf  Alpenwiesen;  zerstreut. 
R.  Villarsii  D e Ca n dolle,  Villars’  Ranunkel. 

bb.  Der  Fruchtboden  ist  kahl,  nicht  borstig. 

aa.  Früchtchen  sammetig- behaart;  die  Schuppe 
über  dem  Nektarium  ist  meist  wenig  entwickelt 
und  wird  oft  übersehen.  — Unterste  Blätter 
herzförmig -kreisrund,  tiefgekerbt  oder  wenig 
tief  gelappt;  höher  stehende  fingerförmig- 
geteilt mit  gespreizt  stehenden  linealen  oder 
lanzettlichen  Teilen.  Höhe  15  bis  60  cm;  2J.; 
Blütezeit  Mai.  In  feuchten  Wäldern  und 
Gebüschen  gemein.  R.  auricomus  L.,  Gold- 
gelber Ranunkel. 

ßß.  Früchtchen  kahl.  Schuppen  über  dem  Nek- 
tarium wohl  ausgebildet.  — Untere  Blätter 
handförmig -geteilt,  mit  fast  rautenförmigen, 
eingeschnitten  - spitzgezähnten  Teilen,  obere 
Blätter  dreiteilig  mit  linealischen  Zipfeln. 
Blattstiele  weichhaarig.  Blütezeit  Mai  bis 
Herbst;  Höhe  30  bis  100  cm;  21.  In  Wiesen 
und  Wäldern  gemein.  R.  acer  L.,  Scharfer 
Ranunkel.  *) 

2.  Die  Blumenstiele  sind  gefurcht;  der  Fruchtboden  ist  borstig. 


*)  Tafel  240.  Ranunculus  acer  L.  AB  Teile  der  blühenden  Pflanze; 
1 Blüte;  2 dieselbe  im  Längsschnitte;  3 Blütenblatt  (b)  mit  dem  Nektarium  (n); 
4 unterer  Teil  derselben  Organe  im  Längsschnitte,  b Blütenblatt,  n Nektarium, 
t Honigtropfen;  5 Staubblatt;  6 Stempelköpfchen  und  einige  Staubblätter; 
7 Früchtchen;  8 dasselbe  im  Längsschnitte.  2 bis  8 vergrössert. 


111 


a.  Der  Grund  des  Stengels  ist  knollig  verdickt.  — Wurzel- 
blätter dreizählig  oder  doppelt  dreizählig,  mit  dreispaltig- 
eingescbnitten- gezähnten  Blättchen.  Blütezeit  April  bis 
Juni;  2j_;  Höhe  10  bis  40  cm.  Auf  Ackern  und  Triften 
gemein.  R.  bulbosus  L.,  Knolliger  Ranunkel. 

b.  Der  Grand  des  Stengels  ist  nicht  knollig  verdickt. 

aa.  Stengel  mit  weithin  kriechenden,  an  den  Knoten 
wurzelnden  Ausläufern.  — Untere  Blätter  dreizählig 
oder  doppelt  dreizählig  mit  eingeschnitten-gezähnten 
Zipfeln.  Frucht  eingestochen  punktiert.  Blütezeit 
Mai  bis  Juli;  2j_;  Höhe  15  bis  50  cm.  In  feuchten 
Gräben  und  Gebüschen  gemein.  R.  repens  L., 
Kriechender  Ranunkel.*) 
bb.  Stengel  ohne  solche  Ausläufer. 

aa.  Pflanze  kahl;  winziges,  2 bis  3 cm  hohes,  sehr 
seltenes  Hochalpenpflänzchen,  mit  1 bis  2 Grund- 
blättchen und  meist  nur  einem  (selten  2)  Stengel- 
blättchen. Yon  den  Blättchen  sind  die  ersteren 
meist  fünf  lappig,  die  letzteren  drei-  bis  fünf- 
spaltig.  Blütezeit  August;  %.  R.  pvgmaeus 
Wahlenberg,  Zwerg -Ranunkel, 
bb.  Pflanze  behaart. 

aa.  Schnabel  des  Früchtchens  hakig  gebogen; 
untere  Blätter  handförmig  geteilt,  mit  drei- 
spaltig-linealischen  Teilen.  — Blütezeit  Mai 
bis  Juni;  Höhe  30  bis  60  cm;  In  Wiesen 
und  an  Waldrändern,  namentlich  auf  den 
Höhen,  durch  das  ganze  Gebiet  zerstreut, 
doch  nicht  häufig.  R.  polyantkemos  L.,  Viel- 
bliitiger  Hahuenfuss. 

ßß.  Schnabel  des  Früchtchens  eingerollt;  Grund- 
blätter handförmig,  drei-  bis  neunteilig  ge- 
lappt, mit  breit  verkehrt -eiförmigen  Lappen. 
— Blütezeit  Mai,  Juni;  Höhe  20  bis  30  cm; 

In  Waldungen  der  Alpen  und  Yoralpen,  sel- 
tener in  der  Ebene;  zerstreut.  R.  nemorosus 
De  Candolle,  Hain -Ranunkel. 


*)  Tafel  241.  Ranunculus  repens  L.  A blühende  Pflanze. 


112 


ß.  Die  Früchte  sind  rauh,  mit  Knötchen  oder  Spitzen  besetzt. 

1.  Der  Kelch  ist  bei  der  geöffneten  Blüte  nach  dem  Blütenstiele 
hin  zurückgeschlagen;  die  Frucht  hat  einen  kurzen,  kaum  den 
vierten  bis  dritten  Teil  der  Fruchtbreite  langen  Schnabel.  — 
Untere  Blätter  dreiteilig  eingeschnitten,  oft  mit  zwei-  bis  drei- 
spaltigen Teilen.  Die  Früchtchen  sind  linsenförmig  zusammen- 
gedrückt und  auf  den  ganzen  Mittelfeldern  oder  vor  ihrem 
Rande  mit  einer  Reihe  von  Knötchen  besetzt.  Blassgelb. 
Blütezeit  Mai  bis  August.  Höhe  25  bis  50  cm;  ©.  Auf 
feuchtem  Boden  zerstreut;  im  Süden  seltener  als  im  Norden, 
am  seltensten  in  Mitteldeutschland.  (R.  hirsutus  Curtis; 
R.  Philonotis  Ehrhart.)  R.  sardous  Crantz,  Blassgelber  oder 
Sumpf -Ranunkel. 

2.  Der  Kelch  liegt  der  geöffneten  Blumenkrone  an;  der  Frucht- 
schnabel hat  die  Länge  von  1/2  und  mehr  der  Fruchtbreite. 
a.  Pflanze  kahl,  glänzend.  — Grundblätter  gewöhnlich  drei- 
spaltig, grob  und  unregelmässig  gezähnt,  seltener  ungeteilt, 
eiförmig;  obere  Blätter  dreischnittig  mit  gestielten  drei- 
bis  vielspaltigen  Abschnitten,  deren  Zipfel  keilförmig  und 
vorne  gezähnt  bis  linealisch  sind.  Die  Früchtchen  sind 
gross,  flach  zusammengedrückt,  dornig  oder  knotig.  Blass- 
gelb. Blütezeit  Mai  bis  Juli;  ©;  Höhe  30  bis  60  cm. 
Auf  Äckern  häufig.  R.  arvensis  L.,  Acker -Ranunkel.*) 

Bei  einer  sehr  seltenen,  nur  im  Rheinlande  gefundenen 
Abart  (R.  inermis  Schmitz  u.  Regel)  ist  die  Frucht  nicht 
dornig  oder  knotig,  sondern  nur  mit  hervortretenden,  in- 
einanderfliessenden  Adern  besetzt. 
h.  Pflanze  behaart. 

aa.  Obere  Blätter  dreispaltig  mit  keilförmigem  Grunde.  — 
Blütezeit  Mai  bis  Juli;  Höhe  30  bis  60  cm;  ©.  Im 
österreichischen  Küstengebiete  und  in  Südtirol.  R.  muri- 
catus  L.,  Staclielfriichtiger  Ranunkel. 
bb.  Obere  Blätter  länglich,  ungeteilt  oder  dreilappig,  am 
Grunde  stumpf.  — Blütezeit  Mai  bis  Juli;  Höhe  15  bis 
30  cm;  ©.  Krain.  R.  parviflorus  L.,  Kleinblütiger 
Ranunkel. 

*)  Tafel  242.  Ranunculus  arvensis  L.  AB  blühende  Pflanze;  1 und 
la  Blüten;  2 desgleichen  nach  Entfernung  von  Kelch,  Blumenkrone  und  der  Mehr- 
zahl der  Staubblätter;  3 u.  4 Fruchtköpfchen;  5 einzelnes  Früchtchen.  1 und 
5 vergrössert. 


113 


II.  Das  auf  der  Oberseite  des  Nagels  der  ßlumenkrone  liegende  Nektarium 

ist  nicht  von  einem  fleischigen,  aufrechtstehenden  Schüppchen  bedeckt. 

1.  Es  ist  ein  sehr  kleines,  aufrechtstehendes,  das  Nektarium  nur  an 
seinem  Grunde  deckendes  Schüppchen  vorhanden.  R.  auricomus  L. 
(Siehe  Seite  110.) 

2.  Ein  vor  dem  Nektarium  aufrechtstehendes  Schüppchen  fehlt  überhaupt. 

a.  Stengel  aufrecht,  15  bis  60  cm  hoch,  weich,  etwas  fleischig,  oft 
fingerdick,  hohl,  gerieft  und  nebst  den  Blättern  kahl.  Untere 
Blätter  handförmig -geteilt,  eingeschnitten -gekerbt,  obere  drei- 
teilig mit  linealischen  Zipfeln.  Kelch  gegen  den  Blütenstiel 
zurückgeschlagen.  Blumenblätter  klein,  blassgelb;  Fruchtköpf- 
chen länglich;  Früchtchen  klein,  auf  ihren  Mittelfeldern  fein- 
runzelig. Blütezeit  Juni  bis  Herbst;  ©.  Au  feuchten  schlam- 
migen Orten  durch  das  ganze  Gebiet,  stellenweise  häufig. 
R.  sceleratus  L.,  Gift -Ranunkel. 

b.  Blätter  grasartig,  lineal -lanzettiich,  kahl.  Blütezeit  Mai,  Juni; 
2[;  Höhe  bis  30  cm.  In  Wallis;  selten.  R.  gramineus  L., 
Grasblätteriger  Ranunkel. 

B.  Die  Blumenkrone  ist  weiss,  zuweilen  rot  angelaufen.  (Mit  Ausnahme 

von  R.  aconitifolius  gehören  nur  Alpenpflanzen  hierher.) 

I.  Samen  hängend;  Nektarium  röhrenförmig;  kahle,  blangrüne  Kräuter. 

(Callianthemum  C.  A.  Meyer.) 

1.  Blumenblätter  verkehrt -eiförmig.  — Grundblätter  doppelt  fieder- 
schnittig mit  dreiteiligen  bis  vielspaltigen  Teilen.  Blütezeit  Juli, 
August;  2J.;  fingerhoch.  Auf  den  höchsten  Alpen  an  der  Schnee- 
grenze. R.  rutaefolius  L.,  Rautenblätteriger  Hahnenfuss. 

2.  Blumenblätter  lineal-länglich,  oft  in  mehreren  Kreisen  zu  7 bis  15.  — 
Der  vorigen  sehr  ähnlich  und  vielleicht  nur  deren  Voralpenform, 
doch  in  allem  gestreckter  und  10  bis  15  cm  hoch;  Blütezeit 
März,  April.  In  Nadelwäldern  der  Voralpen.  R.  anemonoiYles 
Zahlbruckner,  Anemonähnlicher  Ranunkel. 

II.  Samen  aufrecht;  Nektarium  nicht  röhrenförmig. 

A.  Blätter  tief- geteilt. 

«.  Kelch  durch  rostgelbe  Haare  rauh -zottig.  — Pflanze  behaart; 
Grundblätter  tief- dreischnittig,  mit  dreiteiligen,  eingeschnitten- 
gekerbten Abschnitten.  Handhoch;  Blütezeit  Juli,  August;  2J.. 
Hochalpen,  in  der  Nähe  der  Gletscher.  R.  glacialis  L.,  Gletscher- 
Ranunkel. 
ß.  Kelch  kahl. 

T h o m & Flora.  II. 


15 


114 


a.  Pflanze  zottig  behaart.  — Der  vorigen  sehr  ähnlich.  Blüte- 
zeit Juli,  August;  Hochalpen,  in  der  Nähe  der  Gletscher. 

R.  Seguieri  Yillars,  Seguiers  Gletscher -Ranunkel. 

b.  Pflanze  kahl. 

1.  Stengel  einfach,  meist  einblüthig;  8 bis  10  cm  hoch. 

a.  Grundblätter  herzförmig-rundlich,  drei-  und  fünfspaltig, 
mit  verkehrt -eiförmigen,  vorn  eingeschnitten -gekerbten 
Abschnitten;  Stengelblatt  dreispaltig  mit  linealischen 
Abschnitten.  — Blütezeit  Juni,  Juli;  Auf  Alpen- 
und  Voralpentriften  oft  häufig.  R.  alpestris  L.,  Alpen- 
Ranunkel. 

b.  Grundblätter  bis  zum  Grunde  dreiteilig,  mittlere  Ab- 
schnitte dreispaltig,  seitliche  zweispaltig;  Stengelblatt 
lineal,  ungeteilt.  — Blütezeit  Juni  bis  September;  2j_. 
Hochalpen;  selten.  R.  Traunfellneri  Hoppe,  Traun- 
fellners Ranunkel. 

2.  Stengel  verästelt,  30  bis  100  cm  hoch.  — Blätter  hand- 
förmig, drei-  bis  sieb  ent  eilig,  mit  zugespitzten,  ein- 
geschnitten-gesägten,  mitunter  dreispaltigen  Zipfeln;  2j_; 
Blütezeit  Mai  bis  August.  Das  Nektarium  besteht  aus 
einem  kleinen  Höcker,  in  den  die  trichterförmige  Honig- 
drüse eingesenkt  ist;  der  freie  Rand  des  Trichters  ist 
schief  abgeschnitten,  sodass  er  nach  oben  in  eine  fleischige 
Schuppe  verlängert  erscheint.  Man  kann  2,  oft  als  be- 
sondere Arten  angesehene  Formen  unterscheiden: 

a.  Kleinere,  namentlich  den  Alpen,  weniger  den  Voralpen 
angehörende  F orm,  mit  breiten,  tief-fünfteiligen  Blättern : 
R.  aconitifolius  L.,  Sturmliutblätteriger  Ranunkel.*) 

b.  Grössere  F orm  mit  handförmig-geteilten,  schmalzipfeligefl 
Blättern.  In  den  Voralpen-  und  Gebirgswaldungen  zer- 
streut. R.  piatanifolius  L.,  Platanenblätteriger  Ranunkel. 

B.  Blätter  ganz,  nicht  tiefgeteilt,  höchstens  am  vorderen  Rande  drei- 
lappig. 

a.  Blattrand  gekerbt.  — Grundblätter  fast  kreisrund,  nierenförmig, 
zuweilen  vorne  dreilappig.  — Blütezeit  Juli,  August;  2J.;  hand- 
hoch. Auf  Granitalpen  Österreichs.  R.  crenatns  Waldstein  und 
Kitaibel,  Gekerbter  Ranunkel. 

*)  Tafel  243.  R.  aconitifolius  L.  AB  blühende  Pflanze;  1 Blumen- 
blatt; 2 Fruchtköpfchen;  3 Früchtchen,  vergrössert. 


115 


b.  Blätter  und  Blattrand  ganz. 

1.  Grundblätter  herzeiförmig,  nebst  Stengeln  und  Kelch  zottig 
behaart.  — Kelchblätter  rötlich.  Blütezeit  Juni,  Juli;  2[;  hand- 
hoch. R.  parnassifolius  L.,  Herzblätteriger  Ranunkel. 

2.  Äussere  Grundblätter  scheidenförmig,  innere  lanzettförmig,  am 
Grunde  gewimpert,  sonst  kahl;  Stengel  oberwärts  behaart. 
Blütezeit  Juni,  Juli;  R.  pyrenaeus  L.,  Pyrenäen-Ranunkel. 
Man  unterscheidet  2 Formen: 

«.  Grundblätter  breitlanzettlich,  bis  10  cm  hoch;  drei-  bis 
siebenblütig.  R.  plantagineus  De  C an  dolle,  Wegerich- 
blätteriger Ranunkel. 

ß.  Grundblätter  schm  all  anzettlich  bis  5 cm  hoch;  einblütig.  R. 

bupleurifolias  De  Candolle,  Hasenohrblätteriger  Ranunkel. 

Gattung  283:  Batrachium  E.  Meyer,  Wasser-Ranunkel,  Froschkraut.  XIII,  2. 

Wasserpflanzen,  welche  je  nach  der  Menge  des  gebotenen  Wassers  (Höhe 
des  Wasserspiegels,  Versiechen  des  Wassers  u.  s.  w.)  überaus  veränderlich,  bald, 
namentlich  auch  in  den  Blüten,  grösser  (forma  maior),  bald  kleiner  (forma  minor), 
bald  fleischig  (forma  succulenta),  bald  mehr  als  gewöhnlich  zerschlitzt  (forma 
trich o’ides)  sind;  infolge  davon  sind  denn  auch  die  aufgestellten  Arten,  Varie- 
täten und  Formen  sehr  zahlreich  und  zum  Teil  noch  unsicher. 

A.  Alle  Blätter  sind  gleichförmig,  nierenförmig,  stumpf-fünflappig.  — Stengel 
meist  kriechend  und  an  den  Knoten  wurzelnd,  selten  flutend.  Blütezeit 
Mai,  Juli;  2J.;  20  bis  30  cm  lang.  An  und  in  Bächen  und  Quellen  West- 
und  Nordwestdeutschlands.  B.  hederaceuin  E.  Meyer,  Ephenblätteriges 
Froschkraiit. 

B.  Die  unteren  und  mittleren  Blätter  sind  in  haarförmige  Zipfel  zerschlitzt, 
die  oberen  häufig  mit  einer  nicht  zerschlitzten  Blattspreite.  Stengel  ge- 
wöhnlich schwimmend. 

A.  Fruchtknoten  ohne  Griffel  mit  dicht-aufliegender  Narbe;  (Vergleiche 
Tafel  244,  Fig.  3). 

a.  Staubfäden  zahlreich,  mehr  als  20. 

1.  Schwimmende  Blätter  kahl. 

a.  Schwimmende  Blätter  von  herz-  oder  nierenförmigem  Um- 
risse; Blüte  mit  5 bis  8 verkehrteiförmigen  Blumenblättern; 
Fruchtboden  eiförmig-kugelig,  rauhhaarig;  2J.;  Blütezeit  Juni 
bis  August.  Stehende  Gewässer  gemein.  B.  aquatile  E. Meyer, 
Gemeiner  Wasser-Ranunkel.*) 

*)  Tafel  244.  Batrachium  aquatile  E.  Meyer.  A Teil  der  blühenden 
Pflanze;  1 Blüte  ohne  Kelch  und  Blumenkrone;  2 Blumenblatt;  3 Fruchtknoten; 
4 Blatt  von  Batrachium  Petiveri  Koch.  B Blatt  von  Batrachium  pantothrix  Brotero. 


116 


Ausserordentlich  formenreiche  Pflanze: 

a.  Flutende  Form  (forma  fluitans).  Obere  Blätter  ganz 
und  gelappt. 

«.  Schildblätterige  Form  (forma  peltata,  B.  peltatum 
Koch),  obere  Blätter  herzförmig-kreisrund,  fünfspaltig, 
die  2 mittleren  Spalten  dringen  bis  über  die  Mitte, 
die  2 seitlichen  bis  gegen  die  Mitte  des  Blattes  ein; 
mittlere  Lappen  dreikerbig,  Seitenlappen  zwei-  bis 
vierkerbig. 

ß.  Fünf  lappige  Form  (forma  quinqueloba.  B.  quinque- 
lobum  Koch;  Ranunculus  diversifolius  Schrank),  obere 
Blätter  ei-  und  nierenförmig,  stumpf-fünf lappig,  mit 
abgerundeten,  gekerbten  Lappen. 
y.  Abgestutzt-blätterige  Form  (forma  truncata,  B. 
truncatum  Koch);  obere  Blätter  stumpf-fünf  lappig,  am 
Grunde  gerade  abgeschnitten, 
d.  Haarförmig-zerschlitztblätterige  Form  (forma 
pantothrix,  R.  pantothrix  Brotero  (Tafel  244  B),  alle 
Blätter  sind  haarförmig  zerteilt. 

b.  Landform  (forma  terrestris  Godron  und  Grenier;  B.succu- 
lentum  Koch) ; Stengel  kurz  aufrecht,  dicht  mit  Blättern 
besetzt,  welche  5 lineal-fädliche  Zipfel  besitzen,  die  ihrer- 
seits wiederum  in  mehrere  lineal-fädliche,  dickliche,  saf- 
tige kurze  Zipfel  zerschlitzt  sind.  Findet  sich  an  Stellen 
wo  das  Wasser  vergangen  und  nur  Schlammboden  ge- 
blieben ist. 

Es  ist  hervorzuheben,  dass  sich  die  verschiedenen  For- 
men oft  durch-  und  nebeneinander  finden;  auch  ist  es 
nicht  unmöglich,  dass  Batrachium  Petiveri,  hololeucum, 
Baudotii  u.  a.  nur  als  besondere  Formen  hierher  gehören. 

b.  Die  oberen  Blätter  sind  ei-  oder  keilförmig  mit  fächerartig 
in  die  Länge  gerichteten  Lappen  (Tafel  244  I,  4).  — Blüte- 
zeit Mai  und  später.  2J,.  Verbreitung  wie  vorige,  jedoch  zer- 
streut und  selten.  B.  Petiveri  Koch,  Petivers  Wasser- 
Ranunkel. 

Schwimmende  Blätter  dreiteilig  mit  keilförmigen  Lappen,  ebenso 
wie  der  obere  Stengel  behaart.  — %■.  Blüten  ganz  weiss. 
Blütezeit  Mai,  Juni.  In  Torfsümpfen  Holsteins;  selten.  B.  holo- 
leucum  Lloyd,  Rein-Weisses  Froschkraut. 


117 


b.  Staubfäden  in  geringer  Zahl,  10  — 12.  — Alle  Blätter  haarformig 
zerteilt  mit  starren  Zipfeln.  Blütezeit  Mai  bis  September.  2[. 
Wasserform  (ß.  trichophyllum  Chaix),  mit  längeren,  haarförmigen 
Zipfeln,  in  stehenden  Wassern  Nord-  und  Mittel-Deutschlands; 
Landform  (B.  caespitosum  Thuillier)  mit  kürzern,  fleischigen  Zipfeln, 
auf  Schlammboden  an  den  gleichen  Fundorten.  B.  paucistami- 
neum  Tausch,  Wenigmänniges  Froschkraut. 

B.  Fruchtknoten  mit  hakenförmigem  Griffel  (vergl.  Tafel  245,  Fig.  2). 

a.  Die  Staubfäden  sind  länger  als  das  Fruchtköpfchen. 

1.  Die  oberen  Blätter  sind  haarformig  geteilt  und  in  eine  fast 
kreisrunde  Scheibe  gestellt;  aus  dem  Wasser  gebracht,  fallen 
die  Blätter  nicht  pinselförmig  zusammen  (wie  dies  bei  Tafel  244  B 
der  Fall  ist).  — Blütezeit  Juni  bis  August;  Durch  das 
ganze  Gebiet  verbreitet.  B.  di varicatum  Wimmer,  Spreizender 
oder  Sparriger  Wasser-Ranunkel.*) 

2.  Die  oberen  Blätter  sind  dreiteilig  mit  keilförmigen  Zipfeln; 
die  haarförmig  geteilten  Blätter  fallen  ausserhalb  des  Wassers 
pinselförmig  zusammen.  — Blütezeit  Juni  bis  August;  2J..  In 
salzigem  Wasser;  selten.  B.  tripartitum  Nolte,  Dreiteiliges 
Froschkraut. 

b.  Die  Staubfäden  sind  kürzer  als  das  Fruchtköpfchen. 

1.  Die  Zipfel  der  zerschlitzten  Blätter  sind  nach  allen  Seiten  hin 
ausgestreckt  (wie  bei  B.  divaricatum). 

a.  Die  oberen  Blätter  sind  dreiteilig,  mit  fächerförmig  einge- 
schnittenen, drei-  bis  vierzähnigen  Zipfeln.  — Blütezeit 
Juni;  %.  Fruchtboden  ganz  kurz  behaart.  Bis  100  Frücht- 
chen im  Köpfchen.  Im  Salzwasser  bei  Eisleben  und  Saar- 
brücken (?).  B.  Baudotii  Godron,  Baudots  Wasser-Ranunkel. 
ß.  Alle  Blätter  sind  zerschlitzt.  Blütezeit  August,  September; 
2|.  Fruchtboden  borstig-behaart.  In  Gewässern  der  Vor- 
alpen. R.  Rionii  Lagger,  Rions  Wasser-Ranunkel. 

2.  Die  Zipfel  der  zerschlitzten  Blätter  sind  alle  gerade  aus  und 
zwar  in  der  Richtung  wie  der  Stengel  flutet  gerichtet.  — 
Der  Fruchtboden  ist  kugelig  und  kahl  (nicht  mit  Borsten 
besetzt). 

a.  Blüte  mit  sechs  bis  neun  ansehnlichen,  keilförmigen  Blumen- 
blättern; Blütenstiele  mindestens  so  lang  wie  die  Blätter. 

*)  Tafel  245.  Batrachium  divaricatum  Wimmer.  A Auf  feuchtem 
Schlamm,  B in  Wasser  gewachsene  Pflanze.  1 Blüte;  2 Fruchtknoten,  3 Frucht, 


118 


Blütezeit  Jnni,  August;  2J..  3 bis  7 m lang.  (R.  peucedani- 
folius  Allioni.)  B.  fluitans  Wimmer,  Flutender  Wasser- 
Ranunkel. 

ß.  Blüte  mit  fünf  bis  sieben  kleinen,  verkehrt- eiförmigen  Blumen- 
blättern. Blütenstiele  nicht  halb  so  lang  wie  die  Blätter.  — 
Blütezeit  Juni,  Juli;  21.  B.  Baclii  Wirt  gen,  Bachs  Wasser- 
ranunkel. 

Gattung  284:  Ceratocephalus  Mönch,  Hornköpfchen. 

Kleine,  10  bis  20  cm  hohe,  einjährige,  wollig  behaarte  Pflanzen  mit  drei- 
teiligen bis  handförmig- vielteiligen  Blättern,  deren  Zipfel  ganzrandig  sind. 
Kelch  fünf  blätterig;  Blumenblätter  gelb,  schmal  mit  langem  Nagel;  das  auf 
der  Oberseite  des  Nagels  befindliche  Nektarium  ist  von  einem  zerschlitzten 
Schüppchen  bedeckt;  vielfach  V,  6 (immer?). 

1.  Das  Früchtchen  besitzt  einen  sichelförmig  gebogenen  Fruchtschnabel.  — 
Blütezeit  März.  April.  Auf  Ackern  in  Thüringen  und  im  Donauthal;  selten. 
0.  falcatus  Persoon,  Sichelfriichtiges  Hornköpfchen. 

2.  Das  Früchtchen  trägt  auf  seinem  Rücken  einen  fast  viereckigen  Kamm,  der 
in  einen  fast  geraden  Fruchtschnabel  ausläuft.  Blütezeit  März,  April. 
Im  Donauthal;  selten.  C.  orthoceras  De  Ca n dolle,  Geradfriichtiges 
Hornköpfchen. 

4.  Unterfamilie:  Helleboreae. 

A.  Blüte  regelmässig. 

a.  Mit  einfacher,  blumenkronartiger  Blütenhülle  (Tafel  246).  ( altha  L., 

Dotterblume. 

b.  Mit  doppelter,  blumenkronartiger  Blütenhülle;  die  äussere  ist  meist 
die  ansehnlichere;  die  Blätter  der  inneren  sind  stets  mit  einem  Nek- 
tarium, oft  sogar  nur  als  kleines  Nektarium  ausgebildet. 

1.  Die  Blätter  der  inneren  Blütenhülle  sind  klein,  flach,  ihr  Nekta- 
rium ist  nicht  bedeckt  (Tafel  247,  4a).  Trollius  L.,  Trollblume. 

2.  Die  Blätter  der  inneren  Blütenhülle  sind  klein,  zweispaltig,  ihr 
Nektarium  ist  mit  einer  Schuppe  bedeckt  (Tafel  251,  1).  Nigella 
Tournefort,  Schwarzkümmel. 

3.  Die  Blätter  der  inneren  Blütenhülle  sind  ansehnlich,  trichterförmig 
und  gespornt;  das  Nektarium  liegt  im  Grunde  des  Spornes  (Tafel 252). 
Aquilegia  Tournefort,  Akelei. 

4.  Die  Blätter  der  inneren  Blütenhülle  sind  klein,  ganz  oder  doch 
wenigstens  an  ihrem  Grunde  röhrenförmig;  die  Röhre  ist  das  honig- 
bildende Nektarium. 


119 


a.  Die  äussere  Blutenhülle  fällt  vor  der  Fruchtreife  ab. 

a.  Die  Blätter  der  inneren  Blütenhülle  sind  röhrenförmig;  der 
Fruchtknoten  ist  gestielt  (Tafel  248).  Eranthis  Salisbury, 

Winterling. 

ß.  Die  Blätter  der  inneren  Blütenhülle  sind  kappenförmig,  nur 
an  ihrem  Grunde  röhrenförmig;  der  Fruchtknoten  ist  nicht 
gestielt  (Tafel  249).  Isopyruin  L.,  Tolldocke. 

b.  Die  äussere  Blütenhülle  fällt  nicht  ab,  sie  umgiebt  noch  die 
reife  Frucht  (Tafel  250).  Helleborus  Adanson,  Niesswnrz. 

B.  Blüte  nicht  regelmässig,  seitlich  symmetrisch. 

1 . Das  obere  Blatt  der  äusseren  Blütenhülle  ist  gespornt,  die  innere  Blüten- 
hülle ist  einblätterig  gespornt  oder  vierblätterig  mit  2 Spornen  (Tafel  253). 
Delphiniuin  Tournefort,  Rittersporn. 

2.  Das  obere  Blatt  der  äusseren  Blütenhülle  ist  helmförmig;  die  zwei 
oberen  Blätter  der  inneren  Blütenhülle  sind  in  kapuzenförmige,  ge- 
stielte Nektarien  umgewandelt  (Tafel  254).  Aconitum  Tournefort, 
Sturm-  oder  Eisenlmt. 

Gattung  285:  Caitha  L„  Dotterblume.  XIII,  2. 

Hierher  nur  Caitha  palustris  L.,  Sumpf-D  öfter  blurne,  Butter-,  Schmalz-, 
Kuhblume.  Blätter  lang-rinnig-gestielt , herz-nierenförmig-kreisrund , fein- 
gekerbt, mit  einer  starken  Scheide  den  Stengel  umfassend.  Höhe  15  bis 
40  cm;  Blütezeit  April,  Juni.  Auf  sumpfigen  Wiesen  gemein. 

Tafel  246.  Caitha  palustris  L.  A Blühende  Pflanze;  la  und  lb  Staub- 
blätter; 2 Stempelköpfchen  mit  Staubblättern;  3a  und  b Stempel;  4 Frucht- 
köpfchen; 5 Einzelne  aufgesprungene  Balgkapsel.  1 bis  5 vergrössert. 

Gattung  286:  Trollius  L.,  Trollblume.  XIII,  2. 

Hierher  nur  Trollius  europaeus  L.,  Europäische  Trollblume,  Dotterblume, 
Kugel -Ranunkel,  Goldknöpf  eben.  Grundblätter  langgestielt,  handförmig- 

fünfteilig mit  mehrspaltigen,  rautenförmigen  Lappen  und  eingeschnittenen 
oder  spitzgezähnten  Läppchen.  Äussere  Blütenhülle  sehr  ansehnlich,  kugelig 
geschlossen,  innere  linealblätterig  mit  nacktem  Nektarium.  Blütezeit  Mai,  Juni; 
2j. ; Höhe  30  bis  60  cm.  Auf  feuchten  Wiesen,  zerstreut  und  im  Nordwesten 
ganz  fehlend. 

• 

Tafel  247.  Trollius  europaeus  L.  AB  Blühende  Pflanze;  1 und  2 
Blüten;  3 Blüte  nach  Entfernung  der  äusseren  Blütenhülle;  4a  Blatt  der  inneren 
Blütenhülle;  4b  Staubblatt;  5 reifes  Fruchtköpfchen;  6 kleines,  halbreifes  Frucht- 
köpfchen; 7 einzelne  Balgkapseln;  8 und  9 Samen.  4,  7,  8 und  9 vergrössert. 


120 


Gattung  287:  Eranthis  Salisbury,  Winterling.  XIII,  2. 

Hierher  nur  Eranthis  hiemalis  Salisbury,  Sternbliitiger  Winterling, 
Winterblume.  Wurzel  knollig;  Grundblätter  langgestielt,  kreis-  und  schild- 
förmig, drei-  bis  siebenteilig,  mit  ungleichen,  stumpfen  Zipfeln.  An  dem 
8 bis  10  cm  hohen  Blütenschafte  sitzt  unmittelbar  unter  der  Blüte  eine 
vielspaltige,  kreisförmig  ausgebreitete,  den  Grundblättern  ähnliche  Hochblatt- 
hülle. Die  Blätter  der  äusseren  Blütenhülle  sind  gross  und  goldgelb,  die  uer 
inneren  klein,  zweilippig,  am  Grunde  mit  röhrenförmigem  Nektarium.  Blüte- 
zeit Februar  und  März;  2J..  In  Wäldern  und  Hainen;  sehr  zerstreut  und 
wohl  nur  verwildert;  vielfach  kultiviert. 

Tafel  248.  Eranthis  hiemalis  Salisbury.  A Pflanze  in  natürl.  Grösse; 
1 Blüte,  zerschnitten,  desgl.;  2 Innenperigon,  vergrössert;  3 Staubgefäss,  desgl.; 
4 Frucht,  natürl.  Grösse;  5 Same,  vergrössert;  6 derselbe,  zerschnitten,  desgl.; 
7 Blütendiagramm. 


Gattung  288.  Isopyrum  L.,  Tolldocke.  XIII,  2. 

Hierher  nur  Isopyrum  thalictroi'des  L.,  Wiesenrautenälinliclie  Tolldocke, 
Musclielblii mchen.  Grundblätter  doppelt  bis  dreifach  dreischnittig;  Stengel- 
blätter ähnlich,  indes  einfacher  zusammengesetzt.  Blütezeit  März  bis  Mai; 

Höhe  15  bis  30  cm.  In  Laubwäldern  des  östlichen  Teiles  des  Gebietes. 

Tafel  249.  Isopyrum  thalictroi'des  L.  AB  Blühende  Pflanze;  1 Blatt 
der  äusseren,  2 der  inneren  Blütenhülle;  3 Frucht.  I bis  3 vergrössert. 

Gattung  289:  Helleborus  Adanson,  Niesswurz.  XIII.  2. 

1.  Blühender  Stengel  blattlos,  nur  mit  2 bis  3 Deckblättern  besetzt.  Äussere 
Blütenhülle  weiss  oder  rötlich  angelaufen,  offenstehend.  — Grundblätter 
fussförmig,  entfernt-gesägt,  lederartig.  Blütezeit  Dezember  bis  Februar; 
2[;  Höhe  15  bis  30  cm.  Giftig.  In  schattigen  Waldungen  der  Alpen. 
H.  niger  L.,  Schwarzer  Niesswurz;  Ohristblume.*) 

2.  Bliitenstengel  nur  an  den  Verästelungen  beblättert.  Äussere  Blütenhülle 
grün,  selten  purpurviolett,  offenstehend.  — Grundblätter  sieben-  bis  zwölf- 
schnittig mit  lanzettlichen  Blättchen,  nicht  lederhart,  ringsum  scharf  ge- 
sägt, unterseits  an  den  Nerven  behaart.  Blütezeit  März,  April;  2[.  Höhe 
30  bis  50  cm.  Giftig.  Die  Wurzel  ist  offizinell.  In  Gebirgswaldungen 
des  Südens  und  Westens.  H.  viridis  L.,  Grüner  Niesswurz. 

Varietäten  sind:  Hecken-Niesswurz , H.  (lumetorum  Waldstein  und 
Kitaibel.  Nerven  der  Blattunterseite  nicht  behaart.  In  Steiermark  und 


*)  Tafel  250.  Helleborus  niger  L.  A Blühende  Pflanze  in  natürl. 
Grösse;  1 innere  Blüte,  desgl.;  2 Innenperigon,  natürl.  Grösse  und  vergrössert; 
3 Staubgefäss,  vergrössert;  4 Stempel,  desgl. 


121 


Krain.  — Duftende  Niesswurz,  H.  odorus  Waldstein  und  Kitaibel; 
Blättchen  breit  lanzettlich;  Krain.  — Schwarzrote  Niesswurz,  Helleborus 
atrorubens  Waldstein  und  Kitaibel.  Stengel  rotgefleckt,  äussere  Blüten- 
hülle purpurviolett;  Krain. 

3.  Blütenstengel  von  unten  an  beblättert.  Äussere  Blütenhülle  glockig,  grün, 
rotbraun  gesäumt.  — Grundblätter  fussformig,  sieben-  bis  neunspaltig1 
obere  einfacher.  Blütezeit  März,  April;  2J-;  Höhe  30  cm.  Giftig.  H.  foeti- 
dus  L.,  Übelriechende  Niesswurz. 

Gattung  288:  Nigella  Tournefort,  Schwarzkümmel.  XIII,  2. 

Einjährige  Kräuter  mit  zwei-  bis  dreifach  fiederteiligen  Blättern. 

A.  Staubbeutel  mit  Stachelspitze  (Tafel  251,  Fig.  3).  Die  Balgkapseln  sind 
etwa  bis  zur  Hälfte  miteinander  verwachsen,  zur  oberen  Hälfte  aber  ge- 
trennt. Samen  höckerig-punktiert.  — Blattfiederchen  fast  haarförmig 
schmal.  Blätter  der  äusseren  Blütenhülle  weisslich-blau;  Blütezeit  Juli 
bis  September;  Höhe  10  bis  20  cm.  Auf  mergeligen  und  kalkigen  Äckern 
zerstreut.  N.  arvensis  L.,  Feld-Schwarzkümmel.*) 

B.  Staubbeutel  ohne  Stachelspitze.  Balgkapseln  ganz  untereinander  ver- 
wachsen. Samen  querrunzelig. 

1.  Blüte  von  einer  vielteiligen,  den  Laubblättern  ähnlichen  Hochblatthülle 
umgeben.  Blätter  haarförmigfein  zerteilt.  Äussere  Blütenhülle  hell- 
blau an  der  Spitze  und  den  Adern  grünlich.  Blütezeit  Mai  bis  Juli. 
Höhe  25  bis  30  cm.  In  Istrien;  doch  vielfach  in  Gärten  gezogen 
und  verwildert.  N.  damascena  L.,  Jungfer  im  Grünen,  Gretclien  im 
Grünen,  Gretchen  im  Busch,  Braut  in  den  Haaren,  Spinnenkopf. 

2.  Blüte  ohne  Hochblatthülle;  Blätter  in  schmallanzettliche,  doch  nicht 
haarförmige  Zipfel  zerteilt.  — Blätter  der  äusseren  Blütenhülle  bläu- 
lich-weiss,  mitunter  mit  grüner  Spitze.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Höhe 
20  bis  30  cm.  Zuweilen  angebaut  und  verwildert.  N.  sativa  L.,  An- 
gebauter Schwarzkümmel. 

Gattung  289:  Aquilegia  Tournefort,  Akelei.  XIII,  2. 

1.  Sporn  der  inneren  Blütenhülle  an  der  Spitze  hakenförmig  gekrümmt  und 
eingerollt.  Grundblätter  doppelt  dreischnittig  mit  dreilappigen  grob -ge- 
kerbten oder  rundlich-gelappten  Blättchen;  Stengelblätter  einfacher,  obere 

*)  Tafel  251.  Nigella  arvensis  L.  1 Zweispaltiges  Blatt  der  inneren 
Blütenhülle,  das  Nektarium  ist  von  einer  in  die  Höhe  ragenden  Schuppe  be- 
deckt; 2 Blatt  der  äusseren  Blütenhülle;  3 Staubblatt;  4 halbreifer  Fruchtstand 
im  Längsschnitt;  desgl.  im  Querschnitt;  6 einzelne  Balgkapsel;  7 Same;  8 desgl. 
im  Längsschnitt.  1,  3,  4,  6 bis  8 vergrössert. 

T ho  m 6,  Flora.  II. 


16 


122 


sitzend,  drei-  bis  fünflappig.  Blumenblätter  sehr  ansehnlich,  violett-blau, 
seltener  rosa.  Blütezeit  Juni,  Juli;  Höhe  30  bis  60  cm;  21.  Auf  Wald  wiesen, 
zerstreut;  häufig  in  Gärten.  A.  vulgaris  L.,  Gemeiner  Akelei,  Harlekinsblume. 

Abänderungen  sind:  A.  Haenkeana  Koch  mit  sehr  grossen  (bis  6 cm 
Durchmesser)  Blüten  und  zierlichen  Blättern  mit  kleinen  (1  cm  grossen) 
dreiteiligen  Abschnitten;  Krain.  — A.  atrasa  Koch  mit  schwarzvioletten 
oder  braun-purpurnen  Blumenblättern  und  kleineren  Blüten.  In  den  Alpen 
Österreichs. 

2.  Sporn  der  Blütenhülle,  wenn  auch  gebogen,  so  doch  nicht  eingerollt. 

a.  Blätter  der  äusseren  Blütenhülle  breit -eiförmig,  die  der  inneren  an 
ihrer  Spitze  ausgerandet-abgestutzt.  Grundblätter  gross.  — Blütezeit 
Juli,  August.  Höhe  30  cm;  %■.  Auf  Felsen  der  Schweizer  Alpen. 

A.  alpina  L.,  Alpen-Akelei.*) 

b.  Blätter  der  äusseren  Blütenhülle  länglich -eiförmig,  die  der  inneren 
abgerundet.  — Wurzelblätter  klein,  die  einzelnen  Abschnitte  kleiner 
als  1 qcm.  Blütezeit  Juni,  Juli;  2J..  Höhe  6 bis  30  cm.  Österreichische, 
seltener  Schweizer  Alpen.  A.  pyrenaica  DeCandolle,  Pyrenäeu-Akelei. 

Gattung  290:  Delphinium  Tournefort,  Rittersporn.  XIII,  1.  (2). 

Die  äussere  Blütenhülle  ist  fünfblätterig , ihr  oberstes  Blatt  gespornt. 
Die  innere  Blütenhülle  besitzt  entweder  vier  völlig  voneinander  getrennte  , 
Blätter,  deren  beide  obere  gespornt  sind,  oder  ihre  Blätter  sind  zu  einem,  } 
am  oberen  Ende  in  drei  Lappen  ausgehenden  Sporn  verwachsen.  Die  von 
den  beiden  Blütenhüllen  gebildeten  Sporne  stecken  ineinander. 

A.  Die  Blätter  der  inneren  Blütenhülle  sind  ganz  (oder  doch  an  ihrem  Grunde)  -j 
miteinander  verwachsen. 

1.  Die  Blätter  der  inneren  Blütenhülle  sind  ganz  miteinander  verwachsen,  j 
Kapsel  kahl.  — Blätter  wechselständig,  flaumhaarig,  zwei-  bis  drei- 
fach dreischnittig,  mit  langen,  schmal-linealischen  Zipfeln.  Blüte  blau,  1 
selten  rot  oder  weiss.  Blütezeit  Mai  bis  September.  Jede  Blüte  ent- 
hält nur  einen  kahlen  Fruchtknoten;  ©;  Höhe  30  bis  40  cm.  Auf  1 
Äckern  durch  das  ganze  Gebiet;  meist  gemein;  mancherorts,  z.  B.  in 
der  Niederrheinischen  Ebene,  selten.  D.  consolida  L.,  Feld-Rittersporn.**) 
Delpliinium  Ajacis  L.,  Garten-Rittersporn  mit  weich  behaarten  Kap-  ! 
sein  und  mit  blauen,  weissen  oder  roten  Blüten  in  reichblumigen  1 

*)  Tafel  252.  Aquilegia  alpina  L.  AB  Blühende  Pflanze;  1 Blatt  der 
äusseren,  2 der  inneren  Blütenhülle;  3 Stempel  und  ein  Staubblatt  auf  dem  Blüten- 
boden. 1 bis  3 vergrössert. 

**)  Tafel  253.  Delphinium  consolida  L.  AB  Blühende  Pflanze;  1 Blüten- 
längsschnitt;  2 Staubblätter  und  Stempel;  3 Staubblätter;  4 Stempel;  5 desgl. 
im  Längsschnitt;  6 reife  Kapseln;  7 Samen.  1 bis  5 und  7 vergrössert. 


123 


Trauben;  stammt  aus  dem  Oriente,  wird  aber  häufig  in  Gärten  kulti- 
viert und  ist  mitunter  verwildert. 

2.  Blütenhüllblätter  nur  an  ihrem  Grunde  miteinander  verwachsen.  — 
Blütensporn  ganz  kurz.  Blätter  handförmig  geteilt,  mit  ganzen  oder  zwei- 
bis  dreiteiligen  Zipfeln.  Blüte  blau,  mit  drei  Fruchtknoten.  Blütezeit 
Juni,  Juli;  Höhe  30  bis  100  cm;  Q oder  0.  Istrien.  D.  Staphisagria 
L.,  Stephans-  oder  Läusekorn-Rittersporn. 

B.  Die  Blätter  der  inneren  Blumenkrone  sind  nicht  miteinander  verwachsen. 

1.  Blätter  handförmig-fünfteilig,  mit  ganzen  oder  zwei-  bis  dreilappigen 
Teilen  und  grob-gesägtem  Rande.  — Äussere  Blütenhülle  blau-violett, 
innere  russfarbig.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Höhe  1 */2  bis  21/2  m,  davon 
30  bis  50  cm  auf  die  dichte  Blütentraube;  2[.  Nach  Blattumriss  und 
Behaarung  sehr  formenreiche  Pflanze.  In  Wäldern  und  Triften  sowie 
an  Bächen  der  Alpen;  über  der  Waldregion  und  in  den  Bergwäldern 

1 Schlesiens  und  Böhmens;  selten.  D.  datum  L.,  Hoher  Rittersporn. 

2.  Grundblätter  zwei-  bis  dreifach- dreischnittig,  mit  spreizenden,  langen, 
schmal-linealischen  Zipfeln.  — Äussere  Blütenhülle  blau,  innere  rötlich- 
violett. Blütezeit  Juni,  Juli;  2J..  Höhe  50  bis  100  cm.  Karstgebirge 
und  bei  Triest.  (Blätter  wie  D.  consolida,  Blüten  wie  D.  elatum). 
D.  hybridum  Willdenow,  Bastard-Rittersporn. 

Gattung  291:  Aconitum  Tournefort,  Sturm-  oder  Eisenhut.  XIII,  2. 

Die  äussere  Blütenhülle  ist  blumenkronartig,  fünf  blätterig,  meist  früh- 
zeitig abfallend;  das  obere  Blatt  ist  viel  grösser  als  die  anderen  und  helm- 
förmig. Von  den  Blättern  der  inneren  Hülle  sind  die  beiden  oberen  unter 
dem  Helm  verborgen  und  in  langgenagelte , kapuzenförmige  Honigbehälter 
umgewandelt;  die  anderen  sind  sehr  klein,  oft  gar  nicht  ausgebildet.  Die 
drei  bis  fünf  (meist  drei)  Fruchtknoten  sind  frei. 

A.  Blütenhülle  gelb;  Sporn  der  Nektarien  kreisförmig  aufgerollt. 

1.  Helm  fast  dreimal  so  hoch  als  breit;  Nektarien  aufrecht;  Blätter  hand- 
förmig-fünfteilig mit  rauten-keilförmigen,  dreispaltigen,  eingeschnitten- 
gesägten Zipfeln.  — Blütezeit  Juni,  Juli;  %■.  Höhe  30  bis  125  cm. 
Bergwälder  zerstreut  und  mancherorts  (z.  B.  im  Königreich  Sachsen) 
fehlend.  A.  Lyeoctoniim  L.,  Wolfs-Eisenhut. 

2.  Helm  so  hoch  als  breit;  Blätter  fünf-  bis  siebenteilig -vielschnittig, 
mit  fiederspaltigen  Abschnitten.  — Blütezeit  August,  September;  21.; 
Höhe  15  bis  60  cm;  Alpen.  A.  Anthora  L.,  Schmalblätteriger  Eisenhut. 

B.  Blütenhülle  violett,  blau  oder  bunt;  Sporn  der  Nektarien  nicht  kreis- 
förmig aufgerollt. 


124 


a.  Die  Fruchtknoten  stehen  in  der  Blüte  spreizend. 

1.  Blüten  meist  in  Trauben;  Samen  dreikantig,  auf  dem  Rücken  stumpf- 
faltig-runzelig; Stengel  nicht  klebrig.  — Wurzelstock  meist  mit 
zwei  rühenförmigen  Knollen.  Blätter  finger-  oder  fast  fussförmig- 
eingeschnitten,  mit  rautenförmigen,  fiederschnittigen  oder  fieder- 
teiligen,  eingeschnitten- gesägten  Abschnitten.  Blütezeit  Juni  bis 
August.  Violett;  2j_;  Höhe  100  bis  150  cm.  In  Bezug  auf  Rich- 
tung und  Behaarung  der  Blütenstiele,  Behaarung  der  Staubfäden 
und  Gestalt  des  Helms  sehr  formenreiche  Pflanze.  In  den  Alpen, 
Süd-  und  Mitteldeutschen  Gebirgen,  zumeist  in  Wäldern.  A.  Na- 
pellns  L.,  Wahrer  Sturmflut.*) 

2.  Blüten  in  Rispen;  Samen  querfaltig,  mit  geflügelten,  häutigen,  wel- 
ligen Falten  auf  den?.  Rücken;  Stengel  oberwärts  klebrig.  — Blüte- 
zeit August,  September.  Blau-violett.  2|..  In  feuchten  Gebüschen 
und  auf  Wald  wiesen  fast  durch  die  ganze  Alpenkette.  A.  pani- 
culatum  Lamarck,  Rispiger  Sturmhut. 

b.  Die  Fruchtknoten  stehen  in  der  Blüte  nicht  spreizend,  sondern  zu- 
sammenschliessend  oder  parallel  nebeneinander. 

1.  Fruchtknoten  zusammenschliessend ; Samen  scharf  runzelig.  — 
Wurzelstock  dreiknollig.  Blätter  fünf-  bis  siebenschnittig  mit  fast 
fiederspaltigen  Abschnitten.  Blütezeit  Juni  bis  August.  Violett, 
stahlblau.  2|_.  Höhe  50  bis  125  cm.  In  Wiesen  und  Wäldern 
der  Voralpen  und  Gebirge.  (A.  Cammarum  L.,  A.  neomontanum 
Willdenow.)  A.  Störkeanum  Reichenbach,  Storks  Sturmhut. 

2.  Fruchtknoten  parallel  nebeneinander  stehend ; Samen  auf  dem  Rücken 
geflügelt,  querfaltig.  — Wurzelstock  zweiknollig.  Blätter  wie  vorige. 
Blütezeit  Juli,  August.  Blütenhülle  bunt  (auf  gelblichweissem 
Grunde  blau  angelaufen);  2J-.  Höhe  50  bis  125  cm.  Auf  Alpen- 
wiesen und  in  Gebirgswäldern.  (A.  Cammarum  Jacquin.)  A.  varie- 
gatum  L.,  Bunter  Sturmhut. 

5.  Unterfamilie:  Paeonieae. 

A.  Äussere  Blütenhülle  vor  der  Fruchtreife  abfallend. 

1.  Blüte  mit  einem  Stempel;  Frucht  eine  Beere:  Actaea  L.,  Christophs- 
kraut. 

2.  Blüte  mit  zwei  bis  vier  Stempeln,  aus  denen  gestielte  Kapseln  er- 
wachsen: Cimicifuga  L.,  Wanzenkraut, 

*)  Tafel  254.  Aconitum  Napellus  L.  A Blühender  Stengel  in  natürl. 
Grösse.  1 Blüte  im  Längsschnitt,  vergrössert;  2 innere  Blüte,  desgl.;  3 Staub- 
gefäss,  desgl.;  4 Fruchtknoten  im  Quer-  und  Längsschnitt,  desgl.;  5 junge  und 
6 reife  Frucht,  desgl.;  7 Same,  desgl. 


125 


B.  Äussere  Blütenhülle  ein  wahrer,  bei  der  Frachtreife  noch  vorhandener 
Kelch;  Kapseln  ungestielt:  Paeonia  Tournefort,  Pfingstrose. 

Gattung  292  . Actaea  L.,  Christophskraut.  XIII,  1. 

Hierher  nur  Actaea  spicata  L.,  Christophskraut.  Wurzelstock  vielköpfig, 
ausdauernd.  Stengel  30  bis  80  cm  hoch,  am  Grunde  mit  scheidenartigen 
Blättern.  Blätter  doppelt-dreischnittig  oder  doppelt-dreizählig-fiederschnittig, 
mit  eiförmig-länglichen,  ungleich-eingeschnitten-gesägten  Abschnitten.  Blüten 
zu  10  bis  15  in  lockerer  Traube.  Äussere  Blütenhülle  vierblätterig,  grünlich- 
weiss;  innere  meist  vier-,  doch  auch  fünf-  und  sechsblätterig,  weiss.  Blüte- 
zeit Mai,  Juli.  Beere  schwarz.  In  schattigen  Laub  Waldungen. 

Tafel  255.  Actaea  spicata  L.  AB  Blühende  Pflanze;  1 Blüthen;  2 Blatt 
der  äusseren,  3 Blatt  der  inneren  Blütenhülle;  4 Staubblätter ; 5 Stempel;  6 Frucht; 
7 und  8 desgl.,  geöffnet;  9 Same;  10  desgl.  durchschnitten. 

Gattung  293:  Cimicifuga  L.,  Wanzenkraut.  XIII,  2. 

Hierher  nur  Cimicifuga  foetida  L.,  Übelrieclieudes  Wauzeukraut.  Der 
vorigen  sehr  ähnlich,  aber  mit  langer,  reichblütiger,  verzweigter  Traube. 
Blütezeit  Juli,  August;  2J.;  Höhe  30  bis  200  cm.  In  Laubwaldungen  Mährens, 
Posens  und  Preussens;  selten. 

Gattung  294:  Paeonia  Tournefort,  Pfingstrose.  XIII,  2. 

Stauden,  seltener  Halbsträucher  (so  namentlich  die  in  vielen  Abarten 
in  Gärten  gezogene  P.  Montan  Sims,  aus  Japan)  mit  doppelt  dreischnittigen 
Blättern  und  einzelnen,  endständigen,  ansehnlichen,  roten  Blumen. 

1.  Meist  fünf  Fruchtknoten;  Abschnitte  der  Blätter  ganz.  — Blütezeit  April, 
Mai;  2J-;  Höhe  60  bis  100  cm.  Reichenhall  bei  Salzburg.  Vielfach  an- 
gebaut und  zuweilen  verwildert.  P.  corallina  Retzius,  Korallenfriichtige 
Pfingst-  oder  Bauernrose.*) 

2.  Meist  zwei  bis  drei  auseinandergespreizte'  Fruchtknoten;  Abschnitte  der 
Blätter  zwei  bis  dreispaltig.  — Blütezeit  Mai,  Juni;  4.;  Höhe  60  bis 
80  cm.  An  Felsenhängen  und  in  Gebirgswaldungen  des  Alpengebietes, 
sehr  selten.  Vielfach  angebaut  und  verwildert.  P.  peregrina  Miller, 
Gemeine  Pfingstrose. 

Hierher  gehört  als  Abart  auch  die  Gebräuchliche  Pfingstrose,  P.  offi- 
ciualis  L.  mit  aufrechtstehenden  Balgkapseln. 


*)  Tafel  256.  Paeonia  corallina  .Retzius.  AB  Teile  der  Pflanze  etwas 
verkleinert.  1 Blüte  im  Längsschnitt,  desgl.;  2 Frucht,  desgl.;  3 Same,  ver- 
grössert. 


126 


59.  Familie:  Nympliaeaceae,  Seerosengewäclise. 

Wasserpflanzen  mit  kräftigem,  kriechendem  Wurzelstocke  und  einzel- 
stehenden, langgestielten,  herzförmigen,  lederigen  Blättern.  Die  Blüten  sind 
regelmässig;  die  äussere  Blütenhülle  (Kelch)  ist  vier-  bis  fünf  blätterig ; die 
innere  (Blumenkrone)  besteht  aus  vielen,  in  mehreren  Kreisen  angeordneten 
Blättern;  zahlreiche  Staubblätter  gehen  oft  in  die  Blumenblätter  über.  Der 
aus  zahlreichen  Fruchtblättern  gebildete  Fruchtknoten  hat  eine  strahlige 
Narbe,  ist  vielfächerig  und  enthält  zahlreiche,  auf  den  Fachwänden  sitzende 
Samenknospen.  Die  Frucht  ist  eine  vielsamige,  hartschalige  Beere. 

A.  Äussere  Blütenhülle  (Kelch)  vierblätterig;  Blätter  der  inneren  Blüten- 
hülle meist  ohne  Nektarium;  Staubblätter  mit  dem  Fruchtknoten  ver- 
wachsen. Nymphaea  L.,  Seerose. 

B.  Äussere  Blütenhülle  (Kelch)  fünf  blätterig;  Blätter  der  inneren  Blüten- 
hülle gelb,  auf  der  Aussenseite  mit  Nektarium;  Staubblätter  frei.  Nuphar 
Smith,  Teichrose. 

Gattung  295:  Nymphaea  L.,  Seerose.  XIII,  1. 

Hierher  die  formen-  und  abartenreiche  Nymphaea  (Castalia)  alba  L., 
Weisse  Seerose  oder  Seelilie.  Blütezeit  Juni  bis  August.  In  Landseeen, 
Teichen  und  Gräben  durch  das  ganze  Gebiet.*) 

Man  kann  mit  Caspary  unterscheiden: 

a.  Polystigma  (Melocarpa);  Nerven  der  Blattlappen  auseinandertretend;  innere 
Staubfäden  so  schmal  oder  schmäler  als  die  Staubbeutel  (Fig.  1) ; Blüten- 
staub meist  stachelig;  Strahlen  der  Narbe  zahlreich  (8  bis  24),  meist  ein- 
spitzig, gelb;  Fruchtknoten  fast  bis  zur  Spitze  mit  Staubblättern  bedeckt; 
Frucht  kugelig,  hoch  hinauf  mit  Narben  der  abgefallenen  Staubblätter 
bedeckt. 

1.  depressa,  Frucht  flach-kugelig,  mehr  breit  als  hoch. 
a.  chlorocarpa,  Frucht  grünlich. 

ß.  erythro  earpa,  Frucht  rötlich. 
y.  luteo-albescens,  Frucht  gelblich-weiss. 

2.  circumvallata,  Frucht  an  der  Spitze  eingedrückt. 

3.  spliaerocarpa,  Frucht  kugelig. 

a.  chlorocarpa,  Frucht  grünlich. 

a.  flava,  Staubbeutel  hellgelb. 

b.  splendens,  Staubbeutel  dottergelb. 

*)  Tafel  257.  Nymphaea  alba  L.  ABC  Teile  der  Pflanze  in  natürl. 
Grösse  (kleines  Exemplar).  1 innere  Blüte,  desgl.;  2 Staubgefäss,  vergrössert; 
3,  4 Frucht  ganz  und  zerschnitten,  natürl.  Grösse;  5 Same,  vergrössert. 


127 


ß.  erythro carpa,  Fracht  rötlich. 

4.  urceolata,  Narbenscheibe  bis  zur  Mitte  der  Frucht  trichterförmig  ein- 
gesenkt. 

b.  Oligostigma  (Oocarpa).  Nerven  der  Blattlappen  zusammenlaufend;  innere 
Staubfäden  breiter  als  die  Staubbeutel  (Fig.  2) ; Blütenstaub  mit  Körnchen 
besetzt;  Strahlen  der  Narben  wenig  zahlreich,  meist  rot  und  dreispitzig. 
(Syn.  N.  candida  Presl;  N.  biradiata  Sommerauer;  N.  semiaperta  Kling- 
graeff.) 

Gattung  296:  Nuphar  Smith,  Teichrose,  Nixblume.  XIII,  1. 

1.  Blume  gross,  5 bis  9 cm  Durchmesser;  innere  Blütenhülle  vielblätterig; 
Narbe  mit  10  bis  20  Strahlen,  welche  nicht  bis  zu  dem  ganzen  oder  schwach 
ausgeschweiften  Bande  verlaufen;  Blattstiele  oben  dreikantig.  — Blütezeit 
Juni  bis  August.  In  Landseeen,  Teichen  und  langsam  fliessenden  Ge- 
wässern durch  das  ganze  Gebiet  verbreitet.  (Nenuphar  luteum  Hayne). 
N.  luteum  Smith,  Gelbe  Teichrose,  Mummel.*) 

2.  Blume  kaum  halb  so  gross  als  die  der  vorigen  Art;  innere  Blütenhülle 
wenig-blätterig;  Narbe  meist  zehnstrahlig,  sternförmig,  spitz  - gezähnt  oder 
eingeschnitten;  mit  bis  zum  Rande  verlaufenden  Strahlen.  — Blütezeit 
Juli,  August.  Neben  voriger,  aber  selten.  Nuphar  pumilum  Smith, 
Kleiue  Teichrose. 

Zwischen  beiden  Arten  hat  man  selten  und  bisher  nur  in  Ostpreussen 
den  Bastard  N.  luteo -pumilum  Caspary  mit  schwach  eingedrückter,  elf- 
bis  vierzehnstrahliger  Narbe,  deren  Strahlen  vor  dem  Rande  verschwinden, 
gefunden. 

2.  Ordnung:  Rhoeadinae. 

Kennzeichen  siehe  Seite  94.  Hierher  gehören  vier  Familien: 

A.  Kelch  zweiblätterig;  Same  eiweisshaltig. 

1.  Staubblätter  zahlreich,  in  unbestimmter  Anzahl  (XIII) ; Milchsaft  führende 
Pflanzen:  Papaveraceae,  Papavergewächse. 

2.  Die  Staubblätter  sind  in  bestimmter  Anzahl  vorhanden  und  meist  in 
zwei  Bündel  verwachsen  (XVII,  2) ; selten  finden  sich  vier  freie  Staub- 
blätter vor  (IV).  Fumariaceae,  Erdrauchgewächse. 

B.  Kelch  einblätterig,  zuweilen  am  Grunde  verwachsen;  Samen  eiweisslos. 
1.  Fruchtknoten  langgestielt;  Staubblätter  bei  der  einheimischen  Art  zahl- 
reich (XIII).  Capparidaceae,  Kapperngewächse. 

*)  Tafel  258.  Nuphar  luteum  Smith.  AB  Teile  der  Pflanze  in  natürl. 
Grösse.  1 Blüte  im  Längsschnitt,  desgl.;  2 Staubgefäss,  vergrössert;  3 Blüte 
der  inneren  Blütenhülle,  natürl.  Grösse;  4 Stempel,  natürl.  Grösse;  5 Frucht, 
desgl.;  6 Same,  vergrössert;  7 derselbe  zerschnitten,  desgl. 


128 


2.  Fruchtknoten  ungestielt  (ausgenommen  Lnnaria);  Staubblätter  vier- 
mächtig  (XIV),  Cruciferae,  Kreuzblütler. 

60.  Familie:  Papaveraceae,  Papavergewächse. 

Krautartige  Pflanzen  mit  gelbem  oder  weissem  Milchsäfte.  Der  Kelch 
ist  zweiblätterig  und  abfallend  (daher  in  der  Knospe  zu  untersuchen);  die 
vier,  zwei  Kreisen  angehörenden  Blumenblätter  sind  unregelmässig;  sie  um- 
schliessen  zahlreiche,  unterständige  Staubblätter.  Fruchtknoten  und  Frucht 
sind  ihrer  Entwickelung  nach  einfächerig;  die  Samenträger  ragen  aber  bei 
Papaver  sehr  weit  in  das  Innere  der  Kapsel  hinein,  sodass  sie  fast  in  der 
Mitte  zusammenstossen  und  die  Kapsel  unvollkommen  mehrfächerig  ist; 
bei  Glaucium  stossen  sie  in  der  Mitte  zusammen,  sodass  hier  die  Kapsel 
unächt  zweifächerig  ist;  (XIII,  1).  Die  Samen  enthalten  am  Grunde  des 
Eiweisses  einen  sehr  kleinen  Keim. 

Gattungen: 

A.  Frucht  aus  4 bis  15  Fruchtblättern  gebildet  und  mit  eben  so  vielen  Nähten, 
unter  der  Narbe  mit  Löchern  aufspringend:  Papaver  L.,  Mohn. 

B.  Frucht  nur  aus  zwei  Blättern  gebildet;  Frucht  eine  zweiklappige  Kapsel. 

1.  Kapsel  unächt  zweifächerig,  mit  von  oben  nach  unten  aufspringenden 
Klappen.  Glaucium  Tournefort,  Hornmohn. 

2.  Kapsel  einfächerig,  mit  von  unten  nach  oben  aufspringenden  Klappen 
und  wenig  vorspringenden,  stehenbleibenden,  leistenförmigen,  den 
Griffel  tragenden  Samenträgern.  Chelidoniuin  L.,  Schöllkraut. 

Gattung  297:  Papaver  L.,  Mohn.  XIII,  1. 

A.  Fruchtknoten  und  Frucht  kahl  (nicht  borstig). 

a.  Staubfäden  nach  oben  verbreitert;  Kapseln  fast  kugelig,  kahl.  — Stengel 
50  bis  150  cm  hoch  und  wie  die  Blätter  kahl;  nur  die  Blütenstiele 
sind  zuweilen  steifhaarig.  Blätter  länglich;  untere  gegen  den  Grund 
verschmälert,  buchtig  gelappt,  grob  und  ungleich-gezähnt;  obere  mit 
herzförmigem  Grunde  halbstengelumfassend  grob-ungleich-  und  doppelt- 
gesägt-gezähnt.  Blütezeit  Juli,  August.  Blüte  bis  10  cm  Durchmesser, 
weiss  oder  hellrot  und  dann  weisssamig  (Weisser  Molm),  oder  weiss 
mit  trüb  - pfirsichrotem  Mittelfelde  oder  hellviolett  mit  eben  solchem 
Mittelfelde  und  dann  mit  grauem  oder  bläulichem  Samen  (Scliiitt- 
mohn,  wenn  die  Kapsel  zur  Reifezeit  aufspringt;  Schliessmohn,  wenn 
sie  geschlossen  bleibt).  Narbe  8-  bis  16-strahlig.  Q-  Stammt  aus 
dem  Oriente,  wird  vielfach  angebaut  und  ist  stellenweise  verwildert, 
ln  letzterem  Falle  ist  die  Pflanze  oft  nur  wenige  Centimeter  hoch. 


129 


Die  Samen  enthalten  ein  fettes  Öl,  diejenigen  des  weissen  Mohn  sind 

officinell.  P.  somniferum  L.,  Saat-,  Schlaf-  oder  Schlaf  bringender 

Mohn.*) 

b.  Staubfäden  pfriemlich,  nach  oben  verschmälert;  Kapsel  unbereift. 

1.  Kapsel  verkehrt  eiförmig,  unten  abgerundet;  Narbenlappen  mit  ihren 
Rändern  sich  deckend.  — Stengel,  Blütenstiele  und  Blätter  steif- 
haarig; Blätter  ein-  bis  zweifach  fiederteilig.  0.  Blütezeit  Mai  bis 
Juli.  Blüten  5 bis  8 cm  Durchmesser,  scharlachrot,  häufig  mit 
dunklerem  Mittelfleck.  Narbe  acht-  bis  zwölfstrahlig.  Höhe  30 
bis  60  cm.  Auf  Äckern  meist  gemein.  P.  Rhoeas  L.,  Klatschrose. 

2.  Kapsel  keulenförmig,  nach  ihrem  Grunde  hin  allmählich  verschmä- 
lert; Narbenlappen  völlig  voneinander  getrennt.  — Steif  haarig. 
Blätter  ein-  bis  zweifach  fiederteilig.  0.  Blütezeit  Mai  bis  Juli. 
Scharlach-  selten  ziegelrot.  Narbe  fünf-  bis  zehnstrahlig.  Höhe 
30  bis  60  cm.  Auf  sandigen  Äckern,  weniger  häufig  als  die  vorige. 
P.  dubium  L.,  Zweifehafter  Mohn. 

Bei  der  zuweilen  weissblühenden  Abart,  Glatter  Mohn,  P.  laevi- 
gatnm  Marschall  von  Bieberstein  sind  Stengel  und  Blattober- 
seite kahl. 

Bei  Lecoqnes  Mohn  P.  Lecoqui  Lamot  färbt  sich  der  Milch- 
saft an  der  Luft  rasch  gelb  und  erreichen  die  Narbenstrahlen  den 
Rand  nicht. 

B.  Fruchtknoten  und  Kapsel  borstig. 

a.  Staubfäden  nach  oben  verbreitert;  Blütenstengel  beblättert,  mehrblütig. 

1.  Kapsel  keulenförmig  verlängert,  mit  vier-  bis  fünfstrahiiger  Narbe 
und  aufrecht -abstehenden  Borsten.  — Blätter  ein-  bis  zweifach 
fiederspaltig  oder  fiederteilig ; wie  der  Stengel  borstig  behaart. 
Blütezeit  Mai  bis  Juli.  Blütenblätter  lebhaft  rot,  am  Grunde  mit 
schwarz-violettem  Flecke;  0;  Höhe  15  bis  30  cm.  Auf  Äckern 
häufig.  P.  Argemone  L.,  Rauhfrüchtiger  oder  Sand-Mohn.**) 

2.  Kapsel  rundlich,  mit  sechs-  bis  zehnstrahliger  Narbe  und  abstehen- 
den, steifen  Borsten.  — Untere  Blätter  doppelt-,  obere  einfach-fieder- 
spaltig.  Blüte  der  vorigen  ähnlich,  aber  meist  etwas  grösser.  Blüte- 


*)  Tafel  259.  Papaver  somniferum  L.  A Teil  einer  blühenden  Pflanze, 
1 Längsschnitt  durch  die  Blüte;  2 Staubblätter;  3 Stempel;  4 Querschnitt  durch 
denselben;  5 reife  Frucht;  6 Samen  in  natürlicher  Grösse  und  vergrössert. 

**)  Tafel  260.  Papaver  Argemone  L.  A und  B Pflanzen  in  natürlicher 
Grösse.  1 Blütenknospe,  an  der  ein  Kelchblatt  bereits  abgefallen  ist;  2 Staub- 
blatt; 3 Frucht;  4 Same.  Fig.  2 und  ein  Same  vergrössert. 

Thomß,  Flora.  II. 


17 


130 


zeit  Mai  bis  Jnii;  0;  Höhe  30  bis  40  cm.  Auf  Äckern;  selten  und 
zerstreut.  P.  hybridum  L.,  Bastard-Mohn, 
b.  Staubfäden  nach  oben  verschmälert;  Blütenstengel  unbeblättert,  ein- 
blütig. — Blätter  ein-  bis  zweifach  fiederschnittig,  samt  dem  Stengel 
meist  dicht  mit  gelben  Borsten  besetzt,  selten  kahl.  Blume  gelb, 
weiss,  selten  rot.  Blütezeit  Juli,  August;  2J.;  Höhe  25  bis  6 cm; 
je  nach  der  Höhe  des  Standortes.  Hochalpen,  namentlich  Kalkalpen 
der  Schweiz  und  Österreichs.  P.  alpinum  L.,  Alpen-Mohn.  Formen- 
reiche  Pflanze: 

a.  albiflorum  Koch  (P.  Bursen  Crantz);  Blumenblätter  weiss,  am 
Grunde  schwefelgelb,  ß.  flaviflorum  Koch  (P.  pyrenaicum  a.  luteum 
De  Candolle);  Blumenblätter  citronengelb , am  Grunde  schwefelgelb 
oder  blassgrün.  y.  aurantiacum  Koch;  Blumenblätter  orangefarben. 
d.  puniceum  Koch  (P.  pyrenaceum,  ß.  puniceum  De  Candolle)  Blumen- 
blätter hochrot. 

Gattung  298:  Glaucium  Tournefort,  Hornmohn.  XIII,  1. 

1.  Blumenkrone  rot.  — Einjähriges,  10  bis  50  cm  hohes,  lauchgrünes  Kraut. 
Blätter  fiederspaltig,  wie  der  Stengel  behaart.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Blumen- 
blätter rot  am  Grunde  mit  schwarzem  Fleck,  häufig  ist  dieser  Fleck  weiss, 
umsäumt  (Abart  ß tricolor  Bernhardi),  selten  fehlt  er  (Abart  a rubrum 
Sibthorp).  Kapsel  zusammengedrückt- vierkantig,  schotenartig;  ©;  auf 
Brache,  Sand-  und  Kalkboden;  zerstreut  und  selten.  (Chelidonium  corni- 
culatum  L.  Glaucium  phoeniceum  Gärtner).  G.  corniculatum  Curtis, 
Roter  Hornmohn.*) 

2.  Blumenkrone  gelb.  — Stengel  bis  1 Meter  hoch,  fast  kahl.  Blätter  ein- 
bis  zweifach  lappig-fiederspaltig,  zerstreut -behaart  oder  kahl;  hell  blau- 
grün. Blütezeit  Juni  bis  August.  Frucht  bis  30  cm  lang,  knotig-rauh; 
0.  Auf  sandigem  und  kalkigem  Boden;  selten  und  zerstreut.  (Chelido- 
nium Glaucium  L.,  Glaucium  flavum  Crantz).  G.  luteum  Scopoli,  Gelber 
Hornmohn. 

Gattung  299:  Chelidonium  L.,  Schöllkraut.  XIII,  1. 

Hierher  nur  Chelidonium  mains  L.,  Schöllkraut  (Schellkraut,  Schöll- 
wurz). Ausdauerndes  50  bis  70  cm  hohes  weichhaariges  Kraut.  Blätter 
fiederschnittig,  fast  leierförmig  mit  gelappten  und  gekerbten  Abschnitten. 
Blüten  in  langgestielten  Trugdolden.  Kelch  hinfällig,  zweiblätterig;  Blumen- 
krone vierblätterig,  gelb.  Blütezeit  Mai  bis  September.  Der  glänzend  braun- 

*)  Tafel  261.  Glaucium  corniculatum  Curtis.  AB  Pflanze;  1 Frucht, 
in  natürlicher  Grösse. 


131 


schwarze  Same  hat  einen  fleischigen,  weissen  Kamm  (Nabelanhang,  Nabelwarze); 
er  besitzt  in  grossem  Eiweiss  einen  kleinen  Keim.  Die  ganze,  widrig  riechende 
Pflanze  ist  mit  goldgelbem  Safte  erfüllt ; infolge  der  Heilkräfte  dieses  Saftes 
ist  das  Kraut  officinell.  Durch  das  ganze  Gebiet  verbreitet  und  oft  häufig.*) 

Bei  der  Abart  ß.  laciniatum  Koch  (Ch.  quercifolium  Willemet)  sind  die 
Blattabschnitte  langgestielt  und  bis  über  die  Mitte  fiederteilig;  der  endstän- 
dige grosse,  nahezu  kreisrunde  Blattabschnitt  ist  fünf-  bis  siebenteilig;  die 
Blumenblätter  sind  meist  eingeschnitten-gekerbt;  sehr  selten. 

61.  Familie:  Fumariaceae,  Erdrauchgewächse. 

Kleine,  gebrechliche,  blaugrüne  Kräuter.  Blüte  mit  zwei  kleinen,  hin- 
fälligen Kelch-  und  vier  Blumenblättern;  letztere  gehören  zwei,  in  der 
Regel  ungleich  gestalteten  Kreisen  an;  meist  ist  ein  Blatt  des  äusseren 
Kreises  gespornt.  Von  Staubblättern  besitzt  Hypecoum  vier  freie,  zwei- 
fächerige (IV).  Die  übrigen  Gattungen  dagegen  haben  jederseits  ein  zwei- 
fächeriges und  zu  dessen  Seiten  je  ein  einfächeriges  Staubblatt,  welche  auf 
gemeinsamer  Basis  stehen  und  so  beiderseits  ein  Bündel  (XVII)  darstellen. 

* Die  Frucht  ist  eine  schotenartige,  zweiklappige,  mehrsamige  Kapsel  oder 
eine  einsamige  Nuss.  Der  Same  besteht  aus  einem  kleinen  Keimling  und 
einem  fleischigen  Eiweiss. 

Gattungen: 

A.  Vier  freie  Staubblätter,  Gliederschote:  Hypecoum  L.,  Gelbäugelchen. 

B.  Staubblätter  zweibrüderig. 

1.  Frucht  eine  zweiklappige,  vielsamige  Schote:  Corydalis  De  Candolle, 

Lerchensporn. 

2.  Frucht  eine  einfächerige,  einsamige,  nicht  aufspringende  Nuss. 

a.  Nuss  kugelig:  Fumaria  L.,  Erdrauch. 

b.  Nuss  flach  zusammengedrückt:  Platycapnos,  B er nhar di,  Breitfrucht. 

Gattung  300:  Hypecoum  L.,  Gelbäugelchen. 

Hierher  nur  Hypecoum  pendulum  L.,  Hängendes  Gelbäugelchen,  ein 
kleines,  einjähriges,  30  cm  hohes  Kraut  mit  doppelt-fiederschnittigen  Blättern. 
Blüten  nickend;  äussere  Blumenblätter  länglich- eiförmig,  ungeteilt;  innere 
dreilappig  (IV,  2).  In  der  Pfalz  und  im  nördlichen  Thüringen;  selten. 


*)  Tafel  262.  Chelidonium  maius  L.  A Teil  der  blühenden  Pflanze. 
1 Staubblätter  und  Stempel;  2 a und  b Staubblätter;  3 Stempel;  4 desgleichen 
etwas  reifer  im  Längsschnitt;  5 desgleichen  im  Querschnitte;  6 geöffnete  Frucht; 
7 Same  mit  seinem  (links  gelegenen)  Nabelanhange.  1,  2,  4,  5,  7 vergrössert. 


132 


Gattung  301:  Corydalis  De  Candolle,  Lerchensporn.  XVII,  1. 

A.  Wurzelstock  knollig;  Stengel  meist  zweiblätterig;  Blütentraube  einfach, 
endständig. 

1.  Knolle  hohl  (mit  sternförmiger  Höhlung).  Unterstes  Blatt  nicht 
schuppenförmig.  Knolle  zuletzt  vielstengelig,  Blätter  doppelt  drei- 
zählig-eingeschnitten,  Blütenendblätter  eiförmig,  ganz.  Blumenkrone 
purpurn,  oft  ins  Violette  spielend,  oder  weiss,  zuweilen  im  Verblühen 
mit  rosenrotem  Anfluge.  Blütezeit  April,  Mai;  2J.;  Höhe  20  bis  30  cm. 
Hecken,  Gebüsche,  feuchte  Wiesen;  durch  das  ganze  Gebiet.  (Fumaria 
bulbosa  a cava  L.)  C.  cava  Schweigger  und  Koerte,  Hohlwur- 
zeliger Lerchensporn. 

2.  Knolle  nicht  hohl;  unterstes  Blatt  schuppenförmig. 

a.  Blütendeckblätter  fingerig  eingeschnitten. 

a.  Blütendeckblätter  so  lang  als  die  Blütenstiele,  sodass  sie  bis  an 
die  Blüten  heranreichen;  Fruchttraube  verlängert,  aufrecht,  mit 
entfernt  voneinander  stehenden  Früchten.  — Blätter  doppelt- 
dreizählig;  Abschnitte  zweiter  Ordnung  wieder  zwei-  bis  drei- 
lappig eingeschnitten.  Blumenkrone  rosenrot  bis  trübpurpum. 
Blütezeit  März,  April.  Der  Griffel  ist  zweimal  in  einem  fast 
rechten  Winkel,  erst  abwärts,  dann  aufwärts  gebogen  (Tafel  263, 
Fig.  5).  2j..  15  bis  20  cm  hoch.  In  Gebüschen,  Waldungen, 

Hecken,  durch  das  ganze  Gebiet  zerstreut,  namentlich  im  Westen 
des  Gebietes.  (Fumaria  bulbosa  var  y.  L.;  C.  solida  Smith) 
C.  digitata  Persoon,  Finger  -Lerchensporn.*) 
ß.  Blütendeckblätter  länger  als  die  Blütenstiele,  sodass  sie  über 
ihre  Blüten  hinausragen;  Fruchttraube  gedrungen,  überhängend. 
Der  vorigen  im  übrigen  sehr  ähnlich,  nur  in  allem  etwas  kleiner. 
Blütezeit  März,  April;  2J.;  Höhe  10  bis  20  cm.  In  Gebüschen 
und  Hainen;  zerstreut,  seltner  als  die  vorige.  C.  pumila  Reichen- 
b a ch , Zwerglerchensporn. 

b.  Blütendeckblätter  ganz  (ausnahmsweise  ein  wenig,  indes  nie  tief 
fächerförmig  eingeschnitten).  — Blätter  doppelt  dreizählig;  Ab- 
schnitte zweiter  Ordnung  meist  dreispaltig.  Armblütig;  Blumen- 
krone trübrot,  Blütezeit  März,  April;  Höhe  10  bis  15  cm;  %■.  In 

*)  Tafel  263.  Corydalis  digitata  Persoon.  A Ganze  Pflanze,  1 und 
2 Schnitte  durch  die  Knolle;  3 Längsschnitt  durch  die  Blüte;  4 ein  Staubblatt- 
bündel; 5 Stempel  in  seinem  unteren  Teile,  der  Länge  nach  dnrchschnitten ; 
6 sich  öffnende  Frucht;  7,  8 und  9 ganze  und  durchschnittene  Frucht;  7 und 
9 mit  ihrem  weissen  Nabelanhange.  3 bis  9 vergrössert. 


133 


Hainen  und  Gebüschen;  selten.  (C.  fabacea  Persoon;  Fumaria  bul- 
bosa  var.  ß L.).  C.  intermedia  Patze,  Meyer  und  Elkan,  Mitt- 
lerer oder  Hain -Lerchensporn. 

B.  Ohne  Knolle;  Stengel  ästig. 

1.  Blattstiele  in  Wickelranken  endigend;  Blüten  gelblichweiss , selten 
rötlich;  innere  Blumenblätter  schwarz  gefleckt.  — Stengel  fadenförmig, 
kletternd  oder  kriechend;  Blätter  doppelt-fiederschnittig,  mit  lanzett- 
lichen  Abschnitten;  Blütezeit  Juni  bis  September;  Höhe  bis  ein 
Meter  und  mehr.  Im  Gehölz  und  Buschwerk  Nordwest-Deutschlands, 
von  Westfalen  (Rheinprovinz?)  bis  Holstein.  C.  claviculata  De  Can- 
dolle,  Rankender  Lerchensporn. 

2.  Blattstiele  nicht  rankend;  Blüten  gelb  oder  weiss. 

a.  Alle  Deckblätter  sind  ungeteilt. 

a.  Die  Kapseln  sind  mindestens  so  lang  als  das  Früchts tielchen. 

a.  Same  glänzend,  sehr  feinkörnig  runzelig,  mit  abstehendem,  ge- 
zähntem Nabelanhange.  — Blätter  dreizählig-dreifachfiederig 
mit  ganzen  oder  dreispaltigen  Blättchen;  Blütentraube  blatt- 
gegenständig; Blütendeckblätter  länglich,  haarspitzig,  ge- 
zähnelt.  Blumenblätter  citronengelb,  an  der  Spitze  dunkelgelb. 
Blütezeit  Juni  bis  Oktober.  Höhe  20  bis  30  cm;  In 
Felsspalten  und  auf  Mauern;  mehr  dem  Süden  angehörig. 
(Fumaria  lutea  L.),  C.  lntea  De  Can dolle,  Gelber  Lerchensporn. 

b.  Same  glanzlos,  körnig-rauh,  mit  anliegendem,  ganz  ran  digem 
Nabelanhange.  — Der  vorigen  ähnlich  aber  feiner  belaubt. 
Blumenkrone  weissgelblich,  an  der  Spitze  gelb,  das  oberste 
Blatt  an  der  Spitze  mit  grünem  Fleck.  Blütezeit  Juni  bis 
Oktober;  %■.  Höhe  20  bis  30  cm.  An  Felsen  im  südlichen 
Teil  des  Gebietes.  C.  oehroleuka  Koch,  Gelblichweisser 
Erdranch. 

ß.  Kapseln  zwei-  bis  dreimal  kürzer  als  das  Fruchtsti eichen.  — 
Blätter  doppelt -dreizählig  oder  einfach-fiederspaltig,  weisslich- 
graugrün.  Blüten  blassgelb  oder  weisslich  mit  grünlicher  Basis. 
Blütezeit  Mai  bis  Juli.  Höhe  15  bis  20  cm;  © (2J-?).  An 
Felsen  und  Mauern  an  der  Südgrenze,  im  Litorale  und  in  Istrien. 
C.  acaulis  Persoon,  Stengelloser  oder  Niedriger  Lerchensporn. 

b.  Das  unterste  Deckblatt  ist  nach  Art  eines  Stengelblattes  geteilt.  — 
Blätter  dreischnittig,  mit  dreispaltigen  oder  dreiteiligen  Abschnitten. 
Blume  gelblichweiss,  mit  langem  Sporn.  Blütezeit  Juni,  Juli;  Q. 
Höhe  bis  30  cm.  An  sonnigen  Bergabhängen  in  Südtirol  und 
Krain;  selten.  C.  capnoides  (L.)  Persoon,  Sparriger  Lerchensporn. 


134 


Gattung  302:  Fumaria  L.,  Erdrauch.  XVII,  2. 

Die  Kelchblätter  fallen  leicht  ab  und  sind  dann  bei  jüngeren  Blüten 
aufzusuchen.  Die  Blätter  unserer  Arten  sind  doppelt-fiederteilig  bis  doppelt- 
fiederschnittig mit  zwei-  bis  dreispaltigen,  meist  schmalen  Zipfeln. 

(Das  Längenverhältnis  zwischen  Kelch  und  Blumenkrone  bezieht  sich 
auf  die  Krone  nach  Weglassung  des  Sporns.) 

A.  Die  reife  Frucht  ist  glatt. 

1.  Frucht  plattgedrückt -kugelig,  sehr  stumpf;  Kelchblätter  halb  so  lang 
als  die  Blumenkrone.  — Blattzipfel  an  der  Spitze  eingeschnitten,  aus 
keilförmiger  Basis,  länglich  oder  umgekehrt-eiförmig.  Blattstiele  meist 
rankenartig  hin-  und  hergebogen;  mit  ihnen  klettert  die  Pflanze  an 
anderen  Pflanzen  und  Zäunen  empor.  Blumenkrone  gelblichweiss  oder 
blassgelb,  an  der  Spitze  dunkelpurpurn,  zuweilen  rötlich  angelaufen. 
Blütezeit  März  bis  September,  in  frostlosen  Wintern  im  Rheinthale 
oft  schon  im  Januar;  ©;  Höhe  10  bis  50  cm.  An  unfruchtbaren 
Orten,  Schutthaufen  und  Wegerändern,  im  ganzen  Gebiete  zerstreut 
aber  selten.  F.  capreolata  L.,  Kletternder  Erdrauch. 

2.  Frucht  kugelig -eiförmig;  Kelchblätter  nur  etwa  ein  Drittel  so  lang 
wie  die  Blumenkrone.  — Blattzipfel  länglich-verkehrt-eiförmig.  Blumen- 
krone purpurn.  Blütezeit  Juni  bis  September;  0;  Höhe  30  bis  50  cm. 
Auf  Mauern  bei  Hamburg  gefunden.  F.muralis  Sonder,  Mauer-Erdrauch. 

B.  Die  reife  Frucht  ist  höckerig-runzelig,  rauh. 

A.  Kelchblätter  eiförmig-lanzettlich,  schmäler  als  die  Blumenkronröhre. 

1.  Frucht  zusammengedrückt- kugelig,  oben  eingedrückt  oder  flach-ab- 
gestutzt.  — Blattzipfel  lineal,  lineal-länglich  oder  lanzettlich.  Blüte 
blassrot  bis  purpurn,  an  der  Spitze  dunkel,  fast  wie  schwarz;  0 
bis  G-  Grösse  10  bis  60  cm.  Auf  Schutt,  Wegen,  Ackern,  Mauern^ 
in  Weinbergen;  durch  das  ganze  Gebiet,  meist  gemein  und  je  nach 
ihrem  Standorte  sehr  formenreich:  Stengel  bald  aufrecht  bald 

niederliegend  oder  rankend;  Blätter  grasgrün,  dunkelgrün  oder 
bläulich  überlaufen;  Blüten  blass  oder  dunkelrot.  F.  officinalis  L., 
Gebräuchlicher  oder  Gemeiner  Erdrauch.*) 

*)  Tafel  264.  Fumaria  officinalis  L.  A Teil  der  blühenden  Pflanze. 
1 Blüte,  2 dieselbe  im  Längsschnitte;  3 Kelchblatt;  4 das  obere,  spornartig  ver- 
längerte Blatt  des  äusseren  Blumenblattkreises;  5 das  am  Grunde  des  oberen 
Staubblattbündels  (vergl.  Fig.  2)  ansitzende,  in  den  Sporn  hineinragende  und  in 
diesen  Honig  absondernde  Nektarium;  6 das  untere  Blatt  des  äusseren  Blumen- 
blattkreises; 7 die  beiden  Blätter  des  inneren  Blumenblattkreises;  8 und  10  die 
beiden  dem  Stempel  angeschmiegt  liegenden  Staubblattbündel;  9 das  untere  der 
beiden  Staubblattbündel;  11  Stempel;  12  Frucht;  13  desgl.  durchschnitten; 
14  Same.  1 bis  14  vergrössert. 


135 


F.  Wirtgeni  Koch,  ist  eine  Varietät  mit  oben  abgeflachtem, 
nicht  eingedrücktem  Nüsschen  und  deutlichem  Griff elspitzchen ; 
Stengel  häufig  rankend  bis  einen  Meter  hoch;  Blumenkrone  blass- 
rot; Kraut  meist  hellgrün.  Im  Rheingebiete;  selten. 

2.  Frucht  nicht  flach- abgestutzt  und  oben  nicht  eingedrückt. 

a.  Blattzipfel  linealisch  (schmal). 

a.  Kelchblätter  schmäler  als  der  Fruchtstiel;  Frucht  kugelig, 
stumpf,  anfangs  spitz.  — Blätter  blaugrün,  mit  linealen,  flachen 
Zipfeln.  Blumenkrone  vier-  bis  achtmal  so  gross  als  die 
pfriemlichen,  vor  der  Blumenkrone  abfallenden  Kelchblätter1 
Blumenblätter  blassrot  mit  dunkeln  Spitzen.  Blütezeit  Juni 
bis  Oktober.  Höhe  10  bis  25  cm;  Q.  Auf  bebautem  Boden, 
aber  auch  auf  Schutthaufen  und  dergl.,  namentlich  auf  Kalk, 
durch  das  ganze  Gebiet,  indes  nördlich  vom  Harz  selten.  F orrnen- 
reiche  Pflanze.  F.  Vaillantii  Loiseleur,  Le  Vaillants  Erdrauch. 
ß.  Kelchblätter  so  breit  als  der  Fruchtstiel;  Frucht  rundlich 
eiförmig,  mit  kurzem  Spitzchen.  — Blätter  blaugrün  mit 
linealen,  rinnenförmigen  Zipfeln.  Kelchblätter  etwa  sechsmal 
kürzer  als  die  Blumenkrone,  letztere  milchweiss,  selten  blass- 
rosenrot, mit  grünlichen,  bräunlichen  oder  dunkelpurpurnen 
Spitzchen.  Blütezeit  Mai  bis  September;  Höhe  20  bis  30  cm ; 
0.  Auf  Kulturland  und  in  Hecken  rankend.  Im  westlichen 
und  südlichen  Teile  des  Gebietes.  F.  parviflora  Lamarck, 
Kleinblütiger  Erdrauch. 

b.  Blattzipfel  länglich-eiförmig  (breit). 

a.  Blattzipfel  eiförmig-länglich  bis  lanzettlich;  Kelchblätter  höch- 
stens */5  so  lang  als  die  Kronblätter.  — Blumenkrone  dunkel- 
rot. Blütezeit  Mai  bis  September.  Höhe  15  bis  30  cm;  0. 
In  Ackern,  Gärten,  Weinbergen.  Zerstreut;  besonders  in 
Thüringen  heimisch.  (F.  acrocarpa  Petermann.)  F.  Schleicheri 
Soyer-Willemet,  Schleichers  Erdrauch. 
ß.  Blattzipfel  aus  keilförmigem  Grunde  länglich- eiförmig.  Kelch- 
blätter etwa  1/3  so  lang  als  die  Kronblätter.  — Höhe  20  bis 
30  cm.  Blumenkrone  rot.  Blütezeit  Mai,  Juni;  ©;  Istrien. 
F.  agraria  Lagasca,  Acker -Erdrauch. 

B.  Kelchblätter  gross,  rundlich- eiförmig,  gezähnt,  breiter  als  die  Blumen- 
kronröhre. 

1.  Blütendeckblatt  in  der  Regel  kürzer  als  das  Fruchtstielchen;  Frucht 
kugelig,  mit  kurzer  Spitze  und  zwei  danebenstehenden,  länglichen 
Grübchen.  — Blattzipfel  lanzettlich  oder  länglich.  Blumenkrone 
purpurn;  Blütezeit  Juni  bis  September.  Höhe  15  bis  50  cm.  ©. 


136 


Auf  Äckern  und  Kulturland  zerstreut.  F.  rostellata  Knaf,  Ge- 
schnäbelter  Erdrauch. 

2.  Blütendeckblatt  so  lang  oder  länger  als  das  Fruchtstiel  eben.  Frucht 
kugelig,  stumpf,  an  der  Spitze  mit  zwei  rundlichen  Grübchen.  — 
Blattzipfel  linealisch.  Blumenkrone  blassrot  mit  dunkelpurpurnen 
Spitzen.  Höhe  15  bis  30  cm.  Blütezeit  Juni  bis  August;  ©.  Auf 
Lehmboden;  sehr  selten  und  unbeständig.  F.  deusiflora  De  Can- 
dolle,  Dichtbliitiger  Erdrauch. 

Gattung  303:  Platycapnos  Bernhardi,  Breitfrucht. 

Hierher  nur  Platycapnos  spicatus  Bernhardi,  Ährentragende  Breit- 
frucht;  sie  hat  ganz  die  Tracht  einer  Fumaria  mit  feinlinealischen  Blatt- 
zipfeln und  kopfartiger  Blütentraube.  — Blütezeit  Mai  bis  Herbst;  Blumen- 
krone grünlichweiss,  an  der  Spitze  rosenrot;  XVII,  1.  Höhe  15  cm;  Q. 
Auf  Schutt  und  Kulturland;  selten. 

62.  Familie:  Capparidaceae,  Kapperngewäclise. 

Die  ziemlich  vielgestaltige,  den  tropischen  und  subtropischen  Klimaten 
angehörende  Familie  ist  im  Gebiete  nur  durch  die  Gattung  Capparis  L.  ver- 
treten, daher  hier  nur  deren  Charakteristik  angeführt  werden  mag. 

Gattung  304:  Capparis  L.,  Kappernstrauch. 

Niedrige,  unbehaarte  Sträucher  mit  liegenden  oder  kletternden  Ästen 
und  wechselständigen,  gestielten,  ungeteilten,  ganzrandigen , glänzend  blau- 
grünen Blättern.  Die  Blüten  sind  langgestielt,  unregelmässig,  zwitterig. 
Der  Kelch  besteht  aus  4 getrennten  oder  am  Grunde  verwachsenen  Blättern. 
Die  Blumenkrone  ist  vielblätterig.  Die  Staubblätter  sind  frei  und  zahl- 
reich. — Fruchtknoten  und  Frucht  sind  langgestielt  (sie  besitzen  einen  langen 
Stempel  träger).  Die  Frucht  ist  eine  ovale,  holzig  berindete,  vielsamige  Beere. 

Hierher  nur  Capparis  spinosa  L.,  Dorniger  Kappernstrauch.  Bis  ein 
Meter  hoher  Strauch.  Blätter  eiförmig,  oft  fast  kreisrund,  stumpf  oder  spitz 
oder  ausgerandet.  Am  Grunde  der  Blattstiele  stehen  2 kurze,  dornige,  ge- 
bogene Nebenblätter  (dieselben  fehlen  bei  der  Form  inermis).  Blüten  gross, 
Blumenblätter  weisslich.  Jüngere  Zweige,  Blütenstiele,  Blattnerven,  Staub- 
fäden und  Stempelträger  sind  meist  rot  angelaufen.  Blütezeit  Juni.  XIII,  1. 
Die  in  der  Regel  nierenförmigen  Samen  sind  eiweisslos,  besitzen  zusammen- 
gefaltete oder  gekrümmte  Samenlappen  und  sind  dem  Fruchtbrei  der  Beeren 
eingelagert.  In  Felsspalten,  auf  Mauern  und  sandigen  Feldern  an  der  Süd- 
grenze des  Gebietes;  mehrfach  kultiviert.  Die  noch  geschlossenen  Blüten- 
knospen kommen  als  Kappern  in  den  Handel. 

Tafel  265.  Capparis  spinosa  L.  A Blütenzweig;  1 Blütengrundriss; 
2 Staubblatt;  3 Frucht;  4 dieselbe  durchschnitten;  5 Same;  6 derselbe  im 
Längsschnitte;  7 Keimling.  2 und  4 bis  7 vergrössert. 


137 


63.  Familie:  Cruciferae,  Kreuzblütler. 

Einjährige,  zweijährige  oder  ausdauernde  Kräuter,  selten  Halbsträucher, 
mit  in  der  Regel  abwechselnden,  einfachen,  gelappten,  oder  fiederig- zer- 
schnittenen, nebenblattlosen  Blättern.  Blütenstand  meist  traubig,  in  der 
Jugend  trugdoldig-zusammengezogen  und  sich  während  des  Aufblühens 
allmählich  streckend.  Blüte  regelmässig.  Der  Kelch  besteht  aus  2 zwei- 
blätterigen Kreisen  mit  dachiger  Knospenlage  (Tafel  267,  Fig.  1).  Die 
inneren  Kelchblätter  sind  oft  sackartig  vertieft  (Tafel  269,  Fig.  3).  Die 
Kelchblätter  fallen  meist  früh  ab,  sodass  dann  die  Blüte  kelchlos  erscheint. 
Die  mit  den  Kelchblättern  abwechselnden  Blumenblätter  sind  in  ein  Kreuz 
gestellt  (daher  der  Name  der  Familie)  und  in  der  Regel  genagelt.  Von 
den  6 viermächtigen  Staubblättern  (XV)  stehen  die  beiden  kürzern  und  einem 
äusseren  Kreise  angehörenden  den  Klappen  der  Frucht  gegenüber,  während 
die  4 längeren  und  inneren  vor  den  Samenträgern  angeheftet  sind.  Der 
Fruchtknoten  ist  frei,  aus  2 Fruchtblättern  gebildet  und  in  der  Regel  zwei- 
fächerig, da  sich  zwischen  den  Samenknospenreihen  eine  Scheidewand  ent- 
wickelt. Die  Frucht  ist  meist  eine  Kapsel,  welche  sich  in  der  Weise  Öffnet, 
dass  sich  die  Fruchtblätter  von  unten  nach  oben  von  den  nebst  der  Scheide- 
wand stehen  bleibenden  Samenleisten  loslösen.  Ist  sie  mehrere  Male 
(3 — 4 oder  mehrere  mal)  länger  als  breit,  so  heisst  sie  Schote  (Tafel  266);  ist 
sie  breiter,  ebenso  breit  als  lang  oder  nur  wenig  länger  als  breit,  so  wird 
sie  Schötchen  (Tafel  280)  genannt.  Je  nachdem  die  Scheidewand,  auf  einem 
Querschnitte  gesehen,  im  grossen  oder  kleinen  Durchmesser  steht,  unter- 
scheidet man  breitwandige  und  schmalwandige  Schötchen  (Tafel  276  u.  290). 
Selten  finden  sich  der  Quere  nach  in  einsamige  Glieder  zerfallende  Spalt- 
früchte, sogenannte  Gliederschoten  (Tafel  301)  oder  einfächerige,  einsamige, 
nicht  aufspringende  Nüsschen  (Schliessfrüchtchen,  Tafel  305).  Die  Samen 
sind  eiweisslos,  ihr  Keim  ist  gekrümmt.  Die  Art  der  Krümmung  des  Samens 
ist  für  die  Einteilung  von  besonderer  Wichtigkeit;  man  unterscheidet  danach 
5 Reihen: 

1.  Reihe:  Pleurorhizae,  Spaltwurzler.  Die  Keimblätter  liegen  flach  an- 

einander, und  das  Würzelchen  liegt  vor  der  von  den  Keimblättern 
gebildeten  Spalte  (Tafel  268).  Man  deutet  diese  Lage  des  Keimlings 
durch  das  Zeichen  0=  an,  wobei  O das  Würzelchen  und  = die 
beiden  Samenlappen  darstellt.  Da  die  Samen  der  hierher  gehörenden 
Arten  meist  flach  sind,  kann  man  diese  Reihe  auch  als  Flachsamige 
bezeichnen. 

2.  Reihe:  Notorhizae,  Rücken wurzler.  Die  Keimblätter  liegen  flach  auf- 

einander; das  Würzelchen  liegt  auf  der  Aussenseite,  dem  Rücken, 
eines  der  beiden  Keimblätter.  Oll-  (Tafel  287.)  Die  Samen  sind 
meist  stielförmig,  lang;  Langsamige. 

Thom6,  Flora.  II. 


18 


138 


3.  Reihe:  Orthoploceae,  Faltenwurzler.  Die  beiden  auf  einanderliegenden 

Keimblätter  sind  rinnenartig  gefaltet;  das  Würzelchen  liegt  in  der 
von  den  Keimblättern  gebildeten  Rinne,  o».  (Tafel  298.)  Die 
Samen  sind  kugelig;  Kugelsamige. 

4.  Reihe:  Spirolobeae,  Spiralsamige.  Die  Keimblätter  sind  spiralig  auf- 

gerollt; auf  einem  in  geeigneter  Richtung  geführten  Querschnitte 
durch  den  Samen  sind  die  Keimblätter  zweimal  sichtbar.  O | ||w 
(Tafel  304,  Fig.  3.) 

5.  Reihe:  Diplecolobeae,  Geknicktsamige.  Die  Keimblätter  sind  derart 

zusammengeknickt  und  hin-  und  hergebogen,  dass  sie  auf  geeignetem 
Querschnitte  durch  deren  Samen  drei-  bis  viermal  sichtbar  werden. 
O 1 | oder  o \\  | ||.  (Tafel  305.) 

Mit  Rücksicht  auf  die  vorhin  geschilderten  Verschiedenheiten  der  Frucht 
und  der  Lage  des  Keimlings  zerfallen  die  in  dem  Gebiete  vorkommenden 
Kreuzblütler  in  15  Unterfamilien,  deren  Unterschiede  aus  folgender  Tabelle 
ersichtlich  sind: 


Spaltwurzler 
O = 

Rücken- 

wurzler 

OH 

Faltwurzler 

o» 

Spiralsamige 

o 

Geknickt- 

samige 

Olillli  1 

Schote  (XV.  2) 

Arabideae 

! Sisymbrieae 

Brassiceae 

— 

Schmalwandiges 
Schötchen  (XV.  1) 

Thlaspideae 

Lepidineae 

I 

Senebiereae 

| 

Breitwandiges 
Schötchen  (XV.  1) 

Alyssineae 

! Camelineae 

— 

1 

Subularieae 

Nüsschen  (XV.  1) 

Euclidieae 

Isatideae 

Zilleae 

! Buniadeae 

— 

Gliederschote 
(XV.  2) 

Cakilineae 

1 ~ 

Raphaneae 

— 

— 

Die  Entscheidung,  welcher  Unterfamilie  eine  gegebene  Pflanze  angehöre,  ist 
nicht  immer  ganz  leicht;  notwendig  dazu  sind  Exemplare  mit  reifen  Früchten. 
Die  Samen  sind  in  Wasser  einzuweichen,  von  ihrer  Schale  zu  befreien  und  dann, 
wenn  nötig,  mit  der  Lupe  zu  betrachten.  Ganz  kleine  Samen  werden  in 
Wasser  eingeweicht  und  dann  zu  mehreren  oder  vielen  in  einen  grösseren 
Tropfen  einer  dicklichen  Auflösung  von  Gummi  arabicum  eingebettet;  ist  dieser 
hinreichend  angetrocknet,  wozu  es  je  nach  dessen  Grösse  einiger  Tage  bedarf, 
dann  wird  er  mit  einem  scharfen  Messer  in  zarte  Scheibchen  zerschnitten;  bei 
einiger  Aufmerksamkeit  gelingt  es  auf  diese  Weise  leicht,  Schnitte  zu  erhalten, 
die  auf  ein  Glastäfelchen  gelegt,  die  nötigen  Einzelheiten  hinreichend  erkennen 
lassen. 


139 


Die  Samen  heissen  einreihig,  wenn  die  Schote  so  schmal  ist  oder  die  Samen- 
stiele so  lang  sind,  dass  die  an  den  beiden  Seiten  der  Scheidewand  der  Schote 
befestigten  Samen  in  einer  einzigen  Längsreihe  liegen  (Tafel  268);  bilden  die 
Samen  der  beiden  Seiten  aber  zwei  deutlich  unterscheidbare  Reihen,  dann  heissen 
sie  zweireihig  (Tafel  272). 

Die  zur  Bestimmung  mehrfach  herangezogenen  Adern  der  Schoten  sind  bei 
ausgewachsenen  und  trockenen  Früchten  leichter  erkennbar  als  bei  jüngeren 
oder  noch  saftigen. 

1.  Reihe:  Spaltwurzler,  Pleurorhizae. 

Das  Würzelchen  liegt  vor  der  von  den  beiden  flach  aneinanderliegenden 
Keimblättern  gebildeten  Spalte,  o =. 

1.  Unterfamilie:  Arabideae,  Gänsekresseartige. 

Spaltwurzler,  deren  Frucht  eine  Schote  ist.  Hierher  gehören 
8 Gattungen. 

A.  Samen  in  jedem  Fache  einreihig. 

a.  Narbe  zweilappig. 

1.  Narbe  tief  zweilappig  mit  zurückgekrümmten  Lappen.  Blume  gelb. 
Cheiranthus  L.,  Lack. 

2.  Narbe  mit  2 aufrecht  nebeneinanderstehenden,  zuletzt  etwas  ab- 
stehenden, auf  der  Aussenseite  buckeligen  oder  gehörnten  Lappen. 
Blume  lila.  Matthiola  R.  Brown,  Levkoje. 

b.  Narbe  ungeteilt,  kopfförmig. 

1.  Klappen  der  Schoten  mit  einem  deutlichen,  deren  Mitte  durch- 
ziehenden Längsnerv,  oder  statt  eines  solchen  von  vielen  Längs- 
äderchen durchzogen. 

a.  Schote  vierseitig  oder  fast  stielrund.  Barbaraea  R.  Brown, 
Winterkresse. 

ß.  Schote  mit  flachen  oder  doch  nur  wenig  gewölbten  Klappen. 
Arabis  L.,  Gänsekresse. 

2.  Klappen  der  Schoten  nervenlos  oder  nur  am  Grunde  mit  einem 
schwachen  Ansatz  zu  einem  Nerv. 

a.  Wurzel  faserig;  Samenstiel  fadenförmig,  Keimblätter  flach. 

Cardamine  L.,  Schaumkraut. 

ß.  Wurzelstock  fleischig,  mit  zahnartigen  Schuppen;  Samenstiel 
flügelartig  verbreitert ; Keimblätter  mit  einwärts  gefaltetem  Rande. 

Dentaria  L.,  Zahnwurz. 

B.  Samen  in  jedem  Fache  regelmässig  oder  unregelmässig  zweireihig. 

1.  Klappen  der  Schoten  einnervig.  Turritis  Dilleniu  , Turmkraut. 


140 


2.  Klappen  der  Schoten  nervenlos  oder  nur  an  ihrem  Grunde  einnervig. 
Nasturtium  R.  Brown,  Bnmnenkresse  (ein  Teil  der  hierher  gezählten 
Arten  hat  Schötchen;  sie  wurden  früher  als  Roripa  Besser  zn  einer 
besonderen  Art  zusammengefasst;  man  vergleiche  Roripa  unter  der 
Unterfamilie  Alyssineae). 

Gattung  305:  Cheiranthus  L.,  Lack. 

Hierher  nur  Cheiranthus  Cheiri  L.,  Goldlack.  Der  ein-  bis  dreijährige 
und  dann  halbstrau  chige  Stengel  wird  30  bis  60  cm  hoch  und  sehr  ästig. 
Blätter  lanzettlich,  spitz,  mit  einfachen,  zerstreuten,  anliegenden  Haaren 
besetzt,  ganzrandig,  untere  jedoch  beiderseits  ein-  bis  zweizähnig.  Die  Blüten 
sind  bei  der  jungen  wildwachsenden  Pflanze,  welche  Linne  Ch.  fruticulosus 
nannte,  Schwefel-,  dotter-,  gold-  bis  orangegelb,  bei  der  eigentlichen,  vielfach 
kultivierten  Ch.  Cheiri  L.  auch  noch  braungelb  bis  fast  purpurn.  Blüte  sehr 
wohlriechend.  Schote  zusammengedrückt- vierkantig,  walzenförmig  oder  fast 
zweischneidig.  Narbe  tief  zweilappig  mit  zurückgekrümmten  Lappen.  Samen 
einreihig.  Blütezeit  Ende  April  bis  Juni.  Zerstreut  auf  altem  Gemäuer, 
namentlich  im  westlichen  Teile  des  Gebietes;  vielleicht  nur  verwildert. 

Tafel  266.  Cheiranthus  Cheiri  L.  AB  Ganze  Pflanze,  natürl.  Grösse; 
1 Blüte  im  Längsschnitt,  vergrössert;  2 (links)  Stempel,  desgl.;  2 (rechts  oben) 
Frucht,  zerschnitten,  desgl.;  3 (rechts  in  der  Mitte)  Frucht,  geöffnet,  desgl.; 
3 rechts  unten)  Same,  natürl.  Grösse  und  vergrössert;  4 derselbe,  zerschnitten, 
vergrössert. 

Gattung  306:  Matthiola  R.  Brown,  Levkoje. 

Schote  stielrund  oder  etwas  zusammengedrückt;  Narbe  mit  2 aufrecht 
nebeneinanderstehenden,  zuletzt  etwas  abstehenden,  auf  der  Aussenseite 
buckeligen  oder  gehörnten  Lappen. 

B.  Blätter  linealisch,  ganzrandig. 

a.  Stengel  nackt,  nicht  behaart. 

1.  Blume  purpurn.  — 2j..  Blütezeit  Mai,  Juni;  am  Gardasee.  M.  varia 
De  Can dolle,  Bunte  Levkoje. 

2.  Blume  schmutzig -violett.  2J..  Blütezeit  Juni.  Oberwallis,  Simplon. 
M.  valesiaca  Gay,  Walliser  Levkoje. 

b.  Stengel  und  Blätter  grau  behaart.  Blumen  wohhlriechend,  weiss,  rot 
und  blau  in  verschiedenen  Abstufungen,  einfach  oder’  gefüllt.  Als 
Zierpflanze  aus  Südeuropa  eingeführt;  30  bis  60  cm  hoch.  Blütezeit 
Juni  bis  September. 

1.  Einjährige  Krautpflanze.  M.  aimua  Swartz,  Sommerlevkoje. 

2.  Ausdauernder,  meist  zweijähriger  Halbstrauch.  M.  incana  R.  Brown, 
Winterlevkoje. 


141 


B.  Blätter  lanzettlich,  untere  buchtig  oder  geschweift- gezähnt.  — Blumen- 
krone purpurn;  Blütezeit  April,  Mai;  0;  Höhe  bis  60  cm.  Im  Littorale. 

M.  sinuata  R.  Brown,  Geschweiftblätterige  Levkoje. 

Gattung  307:  Barbaraea  R.  Brown,  Winterkresse. 

A.  Untere  Blätter  leierförmig  -fiederteilig,  obere  nicht  fiederteilig,  aber  ge- 
zähnt oder  buchtig.  . 

a.  Blumenkrone  goldgelb,  doppelt  so  lang  als  der  Kelch. 

1.  Blütentraube  während  der  Entwicklung  gedrungen;  jüngere  Schoten 
schräg  aufrecht  gestellt.  — Endlappen  der  unteren  Blätter  gross, 
rundlich,  eiförmig  oder  etwas  herzförmig;  Seitenlappen  zwei-  bis 
vierpaarig.  Obere  Blätter  verkehrt -eiförmig,  stumpf  gezähnt. 
Blütezeit  April  bis  Juni;  0;  Höhe  30  bis  60  cm.  An  feuchten 
Orten  und  Ufern  durch  das  ganze  Gebiet.  (B.  lyrata  Ascherson.) 
B.  vulgaris  R.  Brown,  Gemeine  Winterkresse.*) 

2.  Blütentraube  während  der  Entwicklung  locker;  jüngere  Schoten 
auf  fast  wagerecht  stehenden  Stielen  nach  allen  Seiten  abstehend 
und  bogenförmig  aufstrebend;  reife  Schoten  ziemlich  gerade.  — 
Der  vorigen,  mit  der  sie  Grösse,  Dauer  und  Blütezeit  teilt,  sehr 
ähnlich  und  vielleicht  nur  eine  Form  derselben.  Auf  gutem,  etwas 
feuchtem  Boden,  zuweilen  mit  voriger,  meist  allein.  Durch  das 
ganze  Gebiet  zerstreut.  (B.  lyrata  var.  Iberica  Ascherson.)  B.  arcuata 
Reichenbach,  Bogenfriichtige  Winterkresse. 

b.  Blumenkrone  hellgelb,  nur  etwa  */3  länger  als  der  Kelch.  Schoten 
der  Achse  angedrückt.  — Der  länglich -eiförmige  Endlappen  der 
unteren  Blätter  ist  grösser  als  die  2 bis  3 Paar  kleinen  Seitenlappen 
zusammengenommen.  Blütezeit  April  bis  Juli;  0;  Höhe  50  bis  100  cm. 
Sehr  selten;  namentlich  in  der  unteren  Rheingegend.  (B.  parviflora 
Koch.)  B.  stricta  Andrzejowski,  Steife  Winterkresse. 

B.  Alle  Blätter,  auch  die  oberen,  sind  fiederteilig  oder  fiederspaltig. 

a.  Untere  Blätter  acht-  bis  zehnpaarig  fiederschnittig.  — Seiten-  und 
Endlappen  rundlich,  Schoten  sehr  lang  (7  bis  8 cm),  bogenförmig- 
aufsteigend.  Blütezeit  April  bis  Juni;  0;  Höhe  bis  60  cm.  An  feuchten 
Ufern.  Sehr  selten ; soll  namentlich  am  Niederrhein  Vorkommen,  dürfte 
indes  dort  ganz  fehlen.  B.  praecox  R.  Brown,  Zeitige  Winterkresse. 

b.  Untere  Blätter  drei-  bis  fünfpaarig  fiederschnittig. 


*)  Tafel  267.  Barbaraea  vulgaris  R.  Brown.  ABC  blühende  Pflanze 
nebst  Fruchtzweig;  1 Blüten grundriss. 


142 


1.  Schoten  ziemlich  so  dick  als  ihr  Stiel.  — Abschnitte  der  unteren 

Blätter  linealisch -ganzrandig.  Blüten  hellgelb.  Blütezeit  April, 

Mai;  0;  30  bis  60  cm  hoch.  Auf  Brachfeldern  und  an  Wegerän- 
dern; durch  das  ganze  Gebiet  zerstreut,  namentlich  am  Mittelrhein. 
B.  intermedia  Boreau,  Frühbiiihende  oder  Früklings-Winterkresse. 

2.  Schoten  dicker  als  ihr  Stiel.  — Blütezeit  Mai;  O.  Auf  dem  grossen 
St.  Bernhard.  B.  augustana  Boissier. 

Gattung  308:  Arabis  L.,  Gänsekresse. 

I.  Samen  ganz  oder  teilweise  geflügelt,  d.  h.  von  einem  häutigen  Rande  um- 
zogen. 

A.  Samen  breit-geflügelt;  Flügel  i 2/2  bis  2 mal  so  breit  als  der  Same, 
a.  Blumenkrone  weiss  oder  gelblich. 

1.  Pflanze  behaart:  ohne  Ausläufer. 

ct.  Stengelblätter  mit  tief  herzförmigem  Grunde  am  Stengel 
sitzend.  — Untere  Blätter  länglich  stumpf  in  den  Blattstiel 
verschmälert;  alle  Blätter  gezähnt  und  mit  Sternhaaren  be- 
streut. Blumenkrone  gelb  oder  weisslich.  Schote  abwärts 
gebogen,  10  bis  15  cm  lang.  Blütezeit  April,  Mai;  0;  Höhe 
30  bis  60  cm.  Auf  Felsen,  zerstreut,  namentlich  im  Südosten 
des  Gebietes,  in  dem  Jura  und  am  Rhein.  A.  Turrita  L.,  Turm- 
Gänsekresse.*) 

ß.  Stengelblätter  länglich,  nicht  mit  herzförmigem  Grunde  am 
Stengel  sitzend;  Schotenstiele  kurz,  */2  bis  3/4  cm.  Blumen- 
krone weiss. 

a.  Blätter  ganzrandig  oder  doch  nur  schwach  gezähnelt.  — 
Blütezeit  Juni,  Juli;  Blütentraube  drei-  bis  fünfblütig;  2|.; 
Höhe  5 bis  12  cm.  In  Felsspalten  der  Alpen  und  Vor- 
alpen, auf  Kiesbänken  der  Alpenflüsse.  A.  purnila  Jacquin, 
Niederige  Gänsekresse. 

b.  Blätter  grob-stumpf-gezähnt.  — Blütezeit  Mai.  Blütentraube 
acht-  bis  zwölf blütig.  Höhe  15  bis  20  cm;  2j..  Auf  Felsen 
und  Mauern  in  Tirol  und  der  Schweiz.  A.  muralis  Berto- 
loni,  Mauer -Gänsekresse. 


*)  Tafel  268.  Arabis  Turrita  L.  AB  Blühende  Pflanze;  1 Sternhaare; 

2 Schote;  3 oberes  Ende  der  geöffneten  Schote;  4 Same;  5 und  6 desgleichen 

durchschnitten  um  den  Bau  des  seitenwurzeligen  Keimlings  zu  zeigen.  1,  4 bis 
6 vergrössert. 


143 


2.  Pflanze  kahl,  Ausläufer  treibend.  — Doldentraube  ziemlich  reich- 
blütig.  Schotenstiele  1 cm  und  länger.  — Blumenkrone  weiss; 
Blütezeit  Juni,  Juli;  Höhe  10  bis  25  cm;  2J..  Auf  feuchten  Triften 
der  Alpen  und  Voralpen,  mit  den  Flüssen  bis  auf  die  Vorebenen 
hinabsteigend.  A.  bellidifolia  Jacquin,  Massliebchenblätterige 
Gänsekresse. 

b.  Blumenkrone  blassviolett- bläulich.  — Blätter  länglich,  glänzend, 
kahl,  mit  einfachen  Haaren  gewimpert.  Blütezeit  Juli,  August. 
Höhe  2 bis  10  cm;  %■.  Auf  Kies  in  der  Nähe  der  Schneegrenze 
der  höchsten  Alpen.  A.  caerulea  Haenke,  Blaublühende  Gänse- 
kresse. 

B.  Samen  schmal-geflügelt  (Flügelbreite  weniger  als  ij2  der  Samenbreite). 

Flügel  oft  an  der  Spitze  des  Samens  breiter  als  gegen  den  Samenstiel 

hin,  hier  mitunter  ganz  verschwindend. 

a.  Stengelblätter  mit  herzförmigem  Grunde  sitzend. 

a.  Schoten  aufrecht,  nicht  abstehend,  dem  Stengel  annähernd  parallel- 
laufend  oder  anliegend. 

1.  Die  Stengelblätter  liegen  dem  Stengel  an,  desgleichen  die 
Ohrchen  des  herzförmigen  Blattgrundes  derselben.  Der  Same 
ist  netzig- punktiert.  — Stengel  und  Blätter  von  angedrückten 
Sternhaaren  rauh.  Blumenkrone  weiss.  Blütezeit  Mai,  Juni. 
Same  ringsum  geflügelt.  Höhe  50  bis  100  cm;  Q*  In  trocke- 
nen Wiesen  und  lichten  Wäldern;  selten.  (A.  planisiliqua 
Reichenbach.)  A.  Gerardi  Besser,  Gerards  Gänsekresse. 

2.  Die  Stengelblätter  und  die  Ohrchen  des  herzförmigen  Blatt- 
grundes derselben  stehen  vom  Stengel  ab.  Der  Same  ist  fein-, 
nicht  netzig-punktiert. 

a.  Unterer  Teil  des  Stengels  abstehend- rauhhaarig;  Blätter 
meist  von  Sternhaaren  rauh  und  von  einfachen  und  gabe- 
ligen  Haaren  gewimpert.  Same  nur  am  Grunde  geflügelt. 
Blumenkrone  milch  weiss;  Blütezeit  Mai,  Juni;  Q und  2J-; 
Höhe  10  bis  60  cm.  Auf  sonnigen  Abhängen  und  Felsen, 
unter  Gesträuch;  ziemlich  häufig.  A.  hirsuta  Scopoli, 
Rauhhaarige  Gänsekresse. 

b.  Pflanze  fast  kahl;  Same  ringsum  geflügelt.  — Blumenkrone 
weiss;  Blütezeit  Mai,  Juni;  O;  Höhe  30  bis  70  cm.  Auf 
Felsenabhängen;  im  allgemeinen  sehr  selten;  in  der  Rhein- 
provinz häufiger  als  vorige.  A.  sagittata  De  C an  dolle, 
Pfeilblätterige  Gänsekresse. 


144 


ß.  Schoten  vom  Stengel  abstehend.  — Stengel  und  Blätter  von  Stern- 
haaren rauh.  Frucht  schmal -geflügelt. 

a.  Der  kurze,  ausdauernde,  niederliegende  Wurzelstock  treibt  einen 
oder  mehrere,  aufsteigende  Stengel,  welche  am  Grunde  eine 
Blattrosette  bilden.  Blätter  grob- geschweift -sägezähnig.  — 
Blumenkrone  weiss;  Blütezeit  Mai  bis  September;  Hohe  15 
bis  20  cm  (die  Form  crispata  Koch  mit  zwischen  den  Zähnen 
welligen  Blättern  wird  30  bis  45  cm  hoch).  Alpen  und  Vor- 
alpen und  von  da  in  die  Vorebenen  hinabsteigend,  Riesen- 
gebirge, Harz.  A.  alpina  L.,  Alpen-Gänsekresse. 

b.  Aus  der  zweijährigen  Wurzel  erhebt  sich  ein  bis  30  cm  hoher 
Stengel  ohne  deutliche  Wurzelrosette.  Blätter  schwach  ge- 
zähnt. — Blumenkrone  weiss;  Blütezeit  Juli.  Felsenabhänge 
der  Alpen;  selten.  A.  saxatilis  Allioni,  Felsen-Gänsekresse. 

b.  Stengelblätter  nicht  mit  herzförmigem  Grunde  sitzend.  Samen  nur 
am  oberen  Ende  geflügelt. 

1.  Grundständige  Blätter  in  den  kurzen  Blattstiel  verschmälert, 
stumpf-buchtig  gezähnt.  Blätter  zerstreuthaarig  und  gewimpert. 
Traube  drei-  bis  sechsblütig;  Blütezeit  Mai;  Hohe  8 bis  10  cm. 
4-(?).  Auf  Kalkfelsen;  selten.  A.  stricta  Hudson,  Steife  Gänse- 
kresse. 

2.  Grundständige  Blätter  deutlich  und  lang  gestielt,  ganzrandig  oder 
schwach  gezähnt;  ganze  Pflanze  meist  kahl,  Blätter  zuweilen  zer- 
streut flaumhaarig.  Blüte  weiss;  Blütezeit  Juni,  Juli.  Höhe  15 
bis  30  cm;  2J..  Auf  feuchten  Orten  der  Alpen,  Voralpen  und 
Gebirge  Mitteldeutschlands.  A.  Halleri  L.,  Hallers  Gänsekresse. 

II.  Samen  ungeflügelt. 

A.  Ganze  Pflanze  kahl. 

1.  Stengelblätter  mit  herzförmigem  Grunde  stengelumfassend.  Blätter 
ganzrandig.  Die  grundständigen  Blätter,  von  denen  die  äusseren 
löffelförmig,  die  inneren  länglich-spatelförmig  sind,  bilden  eine  lockere 
Rosette.  Pflanze  blau  bereift.  Stengel  30  bis  100  cm  hoch.  — 
Blume  rein  weiss.  Blütezeit  Mai,  Juni;  2f.  Auf  Kalkboden,  auf 
Felsen  und  im  Gebüsch,  im  südlichen  und  mittleren  Teile  des  Ge- 
bietes, namentlich  im  Gebiete  des  Rheins;  selten.  (A.  brassicae- 
formis  Wallrotli.)  A.  pauciflora  Garcke,  Armbliitige  Gänsekresse. 

2.  Stengelblätter  lineal-lanzettlich,  nach  dem  Grunde  hin  verschmälert; 
untere  Blätter  länglich-verkehrt- eiförmig,  ganzrandig  oder  jederseits 
mit  drei  bis  vier  Zähnen  oder  auch  leierförmig.  Pflanze  nicht  blau 


145 


bereift.  Höhe  15  bis  20  cm.  — Blumenkrone  weiss,  lila  oder 
blass-rosenrot.  Blütezeit  April,  Mai;  Auf  Kalkfelsen  (fehlt  in 
der  Schweiz).  A.  petraea  Lamarck  var.  glabrata  Koch,  Stein- 
Gänsekresse. 

B.  Pflanze  ganz  oder  teilweise  behaart. 

A.  Stengelblätter  am  Grunde  herzförmig -stengelumfassend. 

1.  Stengelblätter  am  Grunde  tief -herzförmig -geöhrt- stengelum- 
fassend; untere  Blätter  länglich,  löffelförmig,  in  den  Blattstiel 
verschmälert.  Ganze  Pflanze  von  ästigen  Haaren  rauh.  Blumen- 
krone weiss.  Blütezeit  April,  Mai.  Schote  abstehend,  linealisch, 
kaum  dicker  als  ihr  Stielchen.  Höhe  10  bis  25  cm;  O.  Auf 
sonnigen  Kalkbergen;  selten;  A.  auriculata  Lamarck,  Geöhrte 
Gänsekresse. 

2.  Stengelblätter  am  Grunde  schwach-herzförmig-stengelumfassend. 
Ganze  Pflanze  mit  steifen  Sternhaaren  besetzt.  Blumenkrone 
violett  bis  purpurrot.  Blütezeit  April,  Mai;  0.  Höhe  10  bis 
30  cm.  An  trockenen  Orten  in  Istrien.  A.  verna  R.  Brown, 
Frühlings  - Gänsekresse. 

B.  Stengelblätter  am  Grunde  nicht  herzförmig -umfassend. 

1 . Grundständige  Blätter  geteilt  (schrotsägeförmig,  1 eierförmig  u.  s.  w.). 
a.  Grundständige  Blätter  schrotsägefÖrmig-fiederspaltig,  jederseits 

sechs-  bis  neunlappig,  obere  Stengelblätter  ganzrandig.  Stengel 
mit  einfachen,  Blätter  mit  ästigen  Haaren.  Blumenkrone  meist 
lila,  seltener  weiss.  Blütezeit  April  bis  August;  2J. . Höhe 
15  bis  30  cm.  Auf  etwas  feuchtem  Sand-  und  Felsboden, 
durch  das  ganze  Gebiet  zerstreut,  mancherorts  selten.  A.  are- 
nosa  Scopoli,  Sand -Gänsekresse.*) 
ß.  Grundständige  Blätter  leierförmig,  langgestielt,  länglich -ver- 
kehrt-eiförmig.  Blumenkrone  weiss,  lila  oder  blass  rosenrot. 
Blütezeit  April,  Mai;  2J.;  Höhe  15  bis  20  cm.  Auf  Kalk- 
felsen (fehlt  in  der  Schweiz).  A.  petraea  Lamarck,  Stein- 
Gänsekresse. 

2.  Grundständige  Blätter  ungeteilt. 

«.  Grundständige  Blätter  langgestielt  u.  s.  w.  wie  vorhin.  A.  pe- 
traea Lamarck,  Stein-Gänsekresse. 


*)  Tafel  269.  Arabis  arenosa  Scopoli.  AB  Blühende  Pflanze.  1 obe- 
rer Teil  eines  grundständigen  Blattes;  2 Stengelstück;  3 Blüte  ohne  Kronblätter; 
4 oberer  Teil  der  geöffneten  Frucht;  5 Same  halbiert.  1 bis  5 vergrössert. 
ThomÄ  Flora.  II.  19 


146 


ß.  Grundständige  Blätter  ohne  deutlichen  Blattstiel. 

a.  Wurzelstock  nicht  Ausläufer  treibend. 

aa.  Stengel  steif  aufrecht,  unten  rauhhaarig,  oben  kahl.  — 
Blätter  gewimpert  oder  mit  zerstreut  stehenden  Haaren 
besetzt.  Grundständige  Blattrosette  aus  verkehrt- ei- 
förmig-länglichen, in  den  Blattstiel  verschmälerten 
Blättern;  Stengelblätter  mit  abgerundetem  Grunde. 
Blumenkrone  weiss;  Blütezeit  Juni,  Juli;  Höhe  8 bis 
15  cm;  O-  In  Felsenspalten,  Geröll,  an  kiesigen  und 
grasigen  Abhängen  der  Alpen  und  Voralpen;  nicht 
selten.  A.  ciliata  R.  Brown,  Gewimperte  Gänsekresse. 

bb.  Stengel  dünn,  niederliegend,  hin-  und  hergebogen,  ohne 
deutliche,  grundständige  Blattrosette,  durch  Sternhaare 
grau  und  rauhfilzig.  Blüten  weiss;  kopfig-zusammen- 
gedrängt;  Fruchttraube  locker,  mit  schräg  abstehen- 
den Früchten.  Blütezeit  Juni,  Juli;  O-  Höhe  5 bis 
15  cm.  Auf  Kalkalpen  der  Schweiz.  A.  serpyllifolia 
Villars,  Quendelblätterige  Gänsekresse. 

b.  Wurzelstock  Ausläufer  treibend. 

aa.  Blätter  ganzrandig,  lanzettlich,  stumpf,  mit  kleinen 
Stachelspitz chen.  Blumenkrone  weiss;  Blütezeit  April, 
Mai.  Höhe  15  cm;  2J..  An  schattigen  Felsen  in  Krain. 
A.  procurrens  Waldstein  und  Kitaibel,  Ausläufer- 
bildende  Gänsekresse. 

bb.  Blätter  ganzrandig,  lanzettlich,  stumpf,  ohne  Stachel-  ] 
spitzchen.  Weiss;  Blütezeit  Juni,  Juli.  Höhe  15  cm.  j 
Auf  Triften  der  Österreichischen  Kalkalpen.  A.  Vochi- 
nensis  Sprengel,  Vocheiner  Gänsekresse. 

Gattung  309:  Cardamine  L.,  Schaumkraut. 

A.  Alle  oder  doch  wenigstens  die  untersten  Blätter  sind  ungeteilt. 

a.  Blätter  mit  kreisrund-nierenförmiger,  bis  6 cm  im  Durchmesser  hal- 
tender, unbehaarter  Blattfläche.  Blüten  weiss.  Blütezeit  Juni  bis 
August.  Höhe  30  bis  40  cm;  %■.  An  Bächen  und  Quellen  im  Alpen- 
gebiete; selten.  C.  asarifolia  L.,  Haselwurzblätteriges  Schaumkraut. 

b.  Unterste  Blätter  rauten-eiförmig,  abgerundet,  stumpf,  langgestielt. 

a.  Alle  Blätter  sind  ganzrandig,  seltener  sind  die  zwei  bis  drei  läng- 
lichen, kurzgestielten  Blätter  der  Blütenstengel  dreizähnig-dreilappig. 
Ganze  Pflanze  kahl.  Blumenkrone  weiss.  Blütezeit  Juli,  August. 
Höhe  2 bis  8 cm;  21.  C.  alpina  Willdenow,  Alpen-Schaumkraut. 


147 


ß.  Nur  die  untersten  der  grundständigen  Blätter  sind  ganzrandig. 

1.  Die  höheren  grundständigen  Blätter  sind  wie  die  Stengelblätter 
dreischnittig,  oder  zwei-  bis  dreipaarig-fiederschnittig,  ganzrandig, 
ohne  Öhrchen.  Blumenkrone  weiss,  Blütezeit  Juli,  August;  Same 
an  der  Spitze  schmal  geflügelt;  5 bis  15  cm  hoch.  In  Fels- 
ritzen der  Alpen  und  Sudeten.  C.  resedifolia  L.,  Resedenblätte- 
riges  Schaumkraut. 

2.  Stengelblätter  grobgezähnt  oder  geschweift,  mit  pfeilformig- 
geöhrtem  Grunde  sitzend.  Blumenkrone  weiss;  Blütezeit  Juni, 
Juli.  Höhe  10  bis  15  cm;  %.  Selten;  Tyrol.  0.  gelida  Schott, 
Kälteliebendes  Schaumkraut. 

B.  Alle  Blätter  sind  einfach  - fiederteilig  oder  einfach -fiederschnittig  (drei- 
schnittige, dreiteilige  oder  doppelt -fiederschnittige  Blätter  sind  nicht  vor- 
handen, siehe  C.) 

A.  Alle  Blattabschnitte  sind  sehr  schmal,  die  endständigen  sind  kaum 
grösser  als  die  seitenständigen.  — Blattstiele  nicht  geöhrt.  Blumen- 
krone weiss;  Blütezeit  Juni,  Juli;  die  Schoten  erheben  sich  auf  den 
zum  Teil  fast  wagerecht  abstehenden  Stielen  aufrecht.  Höhe  10  bis 
20  cm;  ©.  In  feuchtem,  schattigem  Rasen.  Sehr  zerstreut.  C.  par- 
viflora  L.,  Kleinblütiges  Schaumkraut. 

B.  Die  endständigen  Blattabschnitte  sind  grösser  als  die  seitenständigen; 
letztere  nehmen  meist  von  unten  nach  oben  hin  an  Grösse  zu. 

a.  Blattstiele  mit  langen,  spitz-pfeilförmigen  Öhrchen  den  Stengel  um- 
fassend. Blätter  mit  fünf  bis  neun  Paar  Abschnitten.  Die  Blumen- 
krone ist  weiss,  sehr  hinfällig;  oft  fehlt  dieselbe  ganz.  Blütezeit 
Mai  bis  Juli.  Die  Schoten  stehen  auf  zum  Teil  fast  wagerechten 
Stielen  aufrecht;  bei  Berührung  springen  sie  elastisch  auf.  Höhe 
30  bis  50  cm.  Q.  An  feuchten  Orten  und  Ufern;  durch  das 
ganze  Gebiet  zerstreut.  C.  impatieus  L.,  Spring-Schaumkraut. 
ß.  Blattstiele  am  Grunde  ohne  Öhrchen. 

1.  Blumenblätter  ausgebreitet,  verkehrt-eiförmig,  mit  breiter  Scheibe, 
plötzlich  in  den  Nagel  zusammengezogen. 
a.  Stengel  hohl;  Blumenblätter  meist  lila,  seltener  rosenrot  oder 
weiss,  dreimal  so  lang  als  der  Kelch  und  doppelt  so  lang 
als  die  Staubblätter;  Staubbeutel  gelb,  Griffel  kürzer  als  die 
Breite  der  Schote.  Pflanze  bläulich  bereift.  — Die  Ab- 
schnitte der  grundständigen  Blätter  sind  rundlich  eiförmig, 
ausgeschweift  oder  gezähnt;  die  der  Stengelblätter  lineal, 
ganzrandig.  Blütezeit  April,  Mai;  im  Gebirge  länger  blühend. 


148 


Höhe  20  bis  40  cm;  2J..  Anf  feuchten  Wiesen,  Waldplätzen; 
gemein.  C.  pratensis  L.,  Wieseu-Schaumkraut.*) 

Formenreiche  Pflanze:  Bei  dem  Gezähntblätterigen  Wiesen- 
schaumkraut (var.  dendata  Reichenbach)  sind  die  Abschnitte 
der  unteren  Stengelblätter  eckig -gezähnt;  das  Stengellose 
Wiesen-Schaumkrant  (var.  acaulis  Berg)  hat  langgestielte  in 
den  Achseln  der  Grundblätter  stehende  Blüten;  das  Sumpf- 
Wiesen -Schaumkraut  (var.  paludosa  Knaf)  hat  sehr  grosse 
Blüten,  und  unbereifte  Blätter  mit  eiförmigen,  gestielten, 
dreinervigen,  grobgezähnten  Blattabschnitten.  Die  beiden 
letzten  Varietäten  werden  auch  wohl  als  besondere  Arten 
angesehen. 

b.  Stengel  markig;  Blumenblätter  weiss,  dreimal  so  lang  als 
der  Kelch  und  nur  wenig  länger  als  die  Staubblätter.  Staub- 
beutel lila  bis  dunkelpurpum.  im  Verstäuben  grau- violett. 
Griffel  länger  als  die  Breite  der  Schote.  — Stengel  am  Grunde 
wurzelnde  Ausläufer  treibend.  Die  Blattabschnitte  sind 
buchtig-spitz-gezähnt,  die  der  unteren  Blätter  sind  rundlich- 
eiförmig, die  der  oberen  länglich.  Blütezeit  April,  Mai. 
Höhe  30  bis  50  cm;  2J..  An  Quellen,  Bächen,  Gräben,  in 
reinem,  fliessendem  Wasser,  an  sumpfigen  Waldstellen;  nicht 
so  häufig  wie  die  vorige.  C.  amara  L.,  Bitteres  Schaumkraut. 

Formen  sind:  Kurzhaariges  Schaumkraut  (var.  hirta  Koch) 
mit  steifhaarigem  Stengel  und  kahlen  Blütenstielchen ; Opiz’ 
Schaumkraut  (var.  Opizii  Presl),  Blätter  mit  zahlreichen, 
untere  mit  15  bis  17,  obere  mit  13  Abschnitten,  in  den  Vor- 
alpen und  Sudeten;  Gewimpertes  Schaumkraut  (var.  ciliata 
Hallier)  sehr  zart,  mit  pferdehaardicken  Stengeln  und  Blatt- 
stielen, Blattabschnitte  gewimpert,  übrigens  kahl,  unterste 
kreisrund,  schwach  buchtig. 

2.  Blumenblätter  weiss,  aufrecht,  verkehrt- eilänglich,  mit  schmaler, 
allmählich  in  den  Nagel  übergehender  Scheibe. 

a.  Schoten  auf  abstehenden  Stielen  ziemlich  aufrecht;  Griffel 
so  lang  als  die  Breite  der  Schote.  — Die  Abschnitte  der 
unteren  Blätter  sind  gestielt,  meist  rundlich -eiförmig,  ge- 
schweift oder  gezähnt,  die  der  oberen  dagegen  länglich  oder 


*)  Tafel  270.  Cardamine  pratensis  L.  AB  Blühende  Pflanze;  1 Blumen- 
kronblatt ; 2 Blüte  nach  Entfernung  der  Kronblätter  und  zweier  Kelchblätter; 
3 Stempel;  4 Frucht;  5 Same,  6 desgl.  halbiert.  1 bis  3,  5 und  6 vergrössert. 


149 


linealisch.  Blumenkrone  doppelt  so  lang  als  der  Kelch. 
Blütezeit  April  bis  Juni;  0 und  0;  Höhe  15  bis  50  cm. 
In  schattigen,  feuchten  Wäldern;  durch  das  ganze  Gebiet 
verbreitet,  namentlich  im  Gebiete  von  Rhein  und  Mosel,  in 
Baiern  und  dem  Alpengebiete.  C.  silvatica  Lamarck, 
Wald-Schaumkraut. 

b.  Schoten  und  Fruchtstiele  aufrecht;  Griffel  klein,  undeutlich. 
Stengel  kantig,  oft  vom  Grunde  an  ästig  (Wurzel  vielsten- 
gelig),  armblätterig;  Blüten  in  der  Regel  dadurch  viermännig, 
dass  die  kürzeren  Staubfäden  zu  Drüsen  umgebildet  sind. 
Bald  mehr  bald  weniger  stark  behaart;  zuweilen  ist  nur  der 
Stengel  mit  einzelnen  Haaren  bestreut  und  sind  die  Blätter 
gewimpert.  Im  übrigen  der  vorigen  in  der  Tracht  so  ähn- 
lich, dass  beide  zu  einer  Art  vereinigt  wurden.  Blütezeit 
Februar  bis  Mai;  Höhe  10  bis  30  cm;  © und  0.  Auf 
schattigen,  feuchten  Plätzen,  namentlich  Waldwiesen,  beson- 
ders im  Gebiete  des  Mittelrheins,  der  Mosel  und  Nahe. 
C.  hirsuta  L.,  Behaartes  Schaumkraut. 

C.  Die  Blätter  sind  wenigstens  teilweise  dreischnittig,  dreiteilig  oder  doppelt- 
fiederschnittig. 

1.  Blütenstengel  einblätterig  oder  blattlos.  — Der  am  Boden  kriechende 
Stengel  treibt  einige  sehr  langgestielte,  bis  10  cm,  dreischnittige 
Blätter,  deren  Abschnitte  rautenförmig -rundlich,  geschweift -gekerbt 
und  ansehnlich  gross,  l*/2  bis  3 cm  lang  und  1 bis  2 x/2  cm  breit 
sind.  Aus  ihrer  Mitte  erhebt  sich  bis  15  cm  hoch  der  Blütenstengel. 
Blumenkrone  weiss;  Blütezeit  Mai,  Juni;  2J..  In  feuchten.  Wäldern 
der  Voralpen  und  der  Gebirge  im  Südosten  des  Gebietes.  C.  trifolia 
L.,  Dreiblätteriges  Schaumkraut. 

2.  Blütenstengel  mehrblätterig. 

«.  Untere  Blätter  im  Umriss  länger  als  breit,  nach  dem  Grunde  hin 
verschmälert,  dreischnittig  oder  doppelt -fiederschnittig.  — Blume 
klein,  weiss;  Blütezeit  Mai,  Juni;  0;  20  bis  30  cm  lang.  Am 
Strand  der  Adria;  selten.  C.  maritima  Portenschlag,  Meer- 
strands-Schaumkraut. 

ß.  Untere  Blätter  quer  breiter  als  lang,  buchtig  gelappt  oder  ge- 
spalten, mit  im  Umriss  rundlichen  Abschnitten.  Stengel  sehr  zart, 
haarfein,  niederliegend,  mit  an  den  Enden  aufsteigenden  Ästchen. 
Blume  klein  weiss;  Blütezeit  Mai;  0.  Auf  feuchten  Waldplätzen 
Istriens.  Cardamine  thalictroi'des  Allioni,  Wiesenrautenblätte- 
riges Schaumkraut. 


150 


Gattung  310:  Dentaria  L.,  Zahnwurz. 

A.  Blätter  alle  oder  zum  Teil  fiedersclinittig  (fingerschnittige  sind  nicht  vor- 
handen). 

a.  Oberste  Blätter  einfach.  — Stengel  vielblätterig;  Blätter  wechsel- 
ständig. Die  untersten  Blätter  sind  zwei-  bis  vierpaarig- tief- fieder- 
schnittig, mit  einem  Endlappen;  die  mittleren  sind  meist  dreischnittig. 
Die  einfachen  Blätter  sowie  die  Abschnitte  der  fiederschnittigen  Blätter 
sind  lanzettlich,  spitz,  grob  und  ungleich  gesägt.  In  den  Achseln  der 
Blätter  bilden  sich  fleischige,  grün  - violette , Zwiebeln  ähnliche  bis 
erhsengrosse  Brutknospen  aus,  welche  herangereift  abfallen  und  nun, 
im  ersten  Jahre,  nur  Blätter  treibende  Stöcke  bilden.  Der  Kelch  ist 
oft  etwas  gefärbt,  namentlich  weisshäutig.  Die  Blumenblätter  sind 
meist  blassrosenrot  oder  lila.  Auf  dem  Blütenboden  finden  sich  vier, 
oft  einen  Ring  bildende  Drüsen.  Schoten  bilden  sich  nicht  oft  und 
fallen  dann  meist  frühe  ab.  Blütezeit  April,  Mai;  4-;  Höhe  40  bis 
70  cm.  In  feuchten  Laubwaldungen  durch  das  ganze  Gebiet  zerstreut. 
D.  bulbifera  L.,  Zwiebeltragende  Zahnwurz.*) 

b.  Alle  Blätter  sind  fiederschnittig. 

1.  Blätter  Wechsel-,  zuweilen  quirlständig;  Blattabschnitte  lanzettlich, 
höchstens  bis  1 cm  breit,  lang  zugespitzt,  scharfgesägt.  In  den 
Blattachseln  finden  sich  oft  Ansätze  kleiner  Brutzwiebeln.  Blumen- 
krone blassgelb.  Blütezeit  April,  Mai;  Höhe  20  bis  30  cm;  %■. 
In  Bergwäldern  der  Schweiz;  selten.  D.  polyphyllos  Waldstein 
und  Kitaibel,  Vielblätterige  Zalmwurz. 

2.  Blätter  wechselstfindig;  Blattabschnitte  lanzettlich,  bis  2 cm  breit, 
spitz,  grobgesägt.  In  den  Blattachseln  finden  sich  keine  Brut- 
zwiebeln; Blumenkrone  weiss  oder  blasslila.  Blütezeit  April,  Mai; 
Höhe  30  bis  60  cm;  2J-.  In  schattigen  Gebirgswäldern,  namentlich 
der  Alpen  und  Voralpen;  selten.  D.  pinnata  Lamarck,  Fieder- 
blätterige  Zahnwurz. 

B.  Blätter  dreizählig-  oder  fingerförmig- eingeschnitten. 

a.  Blätter  zu  dreien  wirtelständig,  dreizählig- eingeschnitten : Blattabschnitte 
langlanzettlich,  zugespitzt,  grob-  und  meist  ungleich-gesägt. 

1.  Blumenkrone  gelblich;  Staubblätter  fast  so  lang  wie  die  Blumen- 
krone. Blütezeit  April,  Mai;  4-.  Höhe  30  cm.  In  schattigen 
Wäldern  der  Alpen,  Voralpen  und  Mittelgebirge  im  Osten  des  Ge- 
bietes. D.  enneaphyllos  L.,  Nennblätterige  Zahnwurz. 

*)  Tafel  271.  Dentaria  bulbifera  L.  AB  Blühende  Pflanze.  1 Blüte 
nach  Entfernung  je  dreier  Kelch-  und  Kronblätter  vergrössert. 


151 


2.  Blumenkrone  rosenrot  bis  purpurn;  Staubblätter  halb  so  lang  wie 
die  Blumenkrone.  Blütezeit  April,  Mai;  %■.  Hohe  20,  selten  bis 
30  cm.  In  den  Blattachseln  finden  sich  regelmässig  kleine  Brut- 
zwiebelchen  „Drüsen“.  In  Laubwäldern  Schlesiens  und  Mährens. 
D.  glandulosa  Waldstein  und  Kitaibel,  Drüsentragende  Zahn- 
wnrz. 

b.  Blätter  wechselständig. 

1.  Alle  Blätter  dreizählig- eingeschnitten,  mit  länglichen,  stumpf- ge- 
sägten Abschnitten.  Blumenkrone  weiss.  — Blütezeit  April,  Mai. 
Höhe  30  cm;  2J..  In  schattigen  Wäldern  Steiermarks  und  Krains; 
selten.  D.  trifolia  Waldstein  und  Kitaibel,  Dreiblätterige  Zahn- 
wnrz. 

2.  Obere  Blätter  dreizählig-,  untere  (seltener  alle  Blätter)  fünffingerig- 
eingeschnitten ; der  vorigen  im  übrigen  sehr  ähnlich.  Blumenkrone 
rosenrot.  Blütezeit  April  bis  Juni;  2j-.  Höhe  30  bis  50  cm.  In 
Alpenwäldern.  D.  digitata  Lamarck,  Gefingerte  Zalmwnrz. 

Gattung  311:  Turritis  Dillenius,  Turmkraut. 

Hierher  nur  Turritis  glabra  L„  Kahles  Turmkraut.  Die  zweijährige 
Wurzel  entsendet  einen  50  bis  125  cm.  hohen,  meist  einfachen,  doch  auch 
mit  aufrechten,  fast  anliegenden  Asten  besetzten  Stengel.  Letzterer  ist  oben 
kahl  und  bereift,  unten  nebst  den  grundständigen  Blättern  mit  ästigen  Haaren 
besetzt  und  rauh.  Die  grundständigen  Blätter  sind  länglich-verkehrt- eiförmig, 
bis  in  die  Mitte  fiederspaltig-  oder  schrotsägeförmig-eingeschnitten  oder  ge- 
zähnt, seltener  ganzrandig.  Die  Stengelblätter  sind  graugrün,  eiförmig- 
lanzettlich,  ganzrandig  und  mit  tief- herz-pfeilförmigem  Grunde  stengelum- 
fassend. Blumenkrone  gelblich  weiss ; Blütezeit  Mai  bis  Juli.  Die  schmalen 
Schoten  stehen  steif  aufrecht  und  sind  etwa  sechsmal  länger  als  ihr  Stiel, 
6 bis  7 cm  lang.  Auf  leichtem,  steinigem  Boden,  an  sonnigen  Orten,  Wald- 
rändern, in  Gebüschen  und  Waldschlägen,  durch  das  ganze  Gebiet.*) 

Gattung  312:  Nasturtium  Robert  Brown,  Brunnenkresse. 

(NB.  Hier  sind  auch  die  Arten  der  nicht  länger  beizubehaltenden, 
schötchenbesitzenden  Gattung  Roripa  untergebracht. 

A.  Blumenblätter  weiss.  Am  Grunde  der  kleineren  Staubblätter  findet  sich 
jederseits  eine  kleine  Honigdrüse.  — Stengel  hohl,  kriechend,  aus  den 
Blattachseln  Wurzeln  treibend,  bis  200  cm  lang,  mit  15  bis  30  cm  hoch 

*)  Tafel  272.  Turritis  glabra  L.  AB  Blühende  Pflanze.  1 aufgesprun- 
gene Frucht  (mit  zweireihigen  Samen)  etwas  vergrössert. 


152 


aufsteigenden  Ästen.  Von  den  Blättern  sind  die  unteren  dreizählig- ge- 
teilt, die  oberen  drei-  bis  siebenpaarig  - fiederteilig;  die  Blattabschnitte 
sind  geschweift,  die  seitenständigen  sind  elliptisch,  die  endständigen  ei- 
förmig, häufig  am  Grunde  fast  herzförmig.  Blätter  auf  der  Oberseite 
dunkelgrün,  ganze  Pflanze  kahl.  Die  Blumenblätter  sind  länger  als  die 
Kelchblätter;  die  Schoten  gedunsen,  schwach  sichelförmig  aufwärts  ge- 
krümmt. Blütezeit  Mai  bis  Oktober  und,  wenn  kein  Frost  eintritt,  bis 
in  den  Dezember;  2J-.  An  Quellen  und  Bächen,  durch  das  ganze  Gebiet, 
aber  mancherorts  fehlend;  als  Salat  und  Gemüse  vielfach  kultiviert. 
(N.  fontanum  Lamarck.)  N.  officinale  R.  Brown,  Brunn enkresse. *) 
Sehr  formenreiche  Pflanze:  Merkblätterige  Brunnenkresse  (N.  siifolium 
Reichenbach)  hat  einen  sehr  verlängerten  Stengel  und  grosse,  aus  herz- 
förmigem Grunde  lanzettförmige,  vier-  bis  sechspaarig  - eingeschnittene 
Blätter;  in  tiefem  Wasser.  Kleinblätterige  Brunnenkresse  (N.  micro- 
phyllum  Reichenbach),  Stengel  niedrig,  Blattabschnitte  kurz  gestielt, 
ausserhalb  des  Wassers  an  feuchten  Orten.  Dodonäis  Brunnenkresse 
(N.  Dodonaei  Lejeune)  Stengel  kantig  und  sehr  dick,  oft  unter  den  letzten 
Verzweigungen  noch  1 cm  im  Durchmesser;  Blätter  häufig  mit  wechsel- 
ständigen Abschnitten.  Kleeblätterige  Brunnenkresse  (var.  trifolium 
Kittel),  Blätter  alle  dreizählig-geteilt,  mit  herzkreisförmigen  Abschnitten. 
Da  die  Länge  der  Schote  von  1 V2  bis  3 cm  wechselt,  unterschied  man 
auch  Kurzschotige  (var.  brevisiliqua  Irmisch)  und  Langschotige  Brunnen- 
kresse (var.  longisiliqua  Irmisch). 

B.  Blumenkrone  gelb.  Zu  den  vier  Honigdrüsen  am  Grunde  der  kleinen 
Staubfäden  treten  noch  zwei  weitere,  mit  jenen  in  ein  Kreuz  und  zwischen 
je  zwei  der  vier  grösseren  Staubblätter  gestellte  Honigdrüsen  hinzu. 

A.  Frucht  ein  kugeliges  Schötchen,  das  kaum  so  lang  als  sein  Griffel 
und  viele-,  oft  sechs-  und  mehrmal  kürzer  als  sein  Stiel  ist.  — Blätter 
langgestreckt;  obere  mit  tief- herzförmig -geöhrtem  Grunde  stengel- 
umfassend, über  der  Anheftungsstelle  verschmälert  und  hier  ganz- 
randig,  nach  der  Spitze  zu  spatelförmig- verbreitert  und  hier  gesägt- 
gezähnt; unterste  in  einen  kurzen,  geflügelten  Blattstiel  verschmälert 
und  zuweilen  etwas  eingeschnitten.  Kelchblätter  hellgelb.  Blütezeit 
Juni,  Juli;  Höhe  50  bis  100  cm;  %.  An  feuchten  Wiesen  und  Ufern; 
im  östlichen  Teile  des  Gebietes.  N.  austriacum  Crantz,  Österrei- 
chische Brunnen-  oder  Citronenkresse. 


*)  Tafel  273.  Nasturtium  officinale.  AB  Blühende  Pflanze.  1 Blüten 
2 desgl.  nach  Entfernung  der  vorderen  Kelch-  und  Blumenblätter;  3 Staub- 
blätter; 4 Frucht;  5 und  6 Samen  ganz  und  querdurchschnitten.  1 bis  6 ver- 
grössert. 


153 


B.  Frucht  linealisch,  länglich,  eiförmig,  mitunter  fast  kugelig,  in  diesem 
Falle  jedoch  zwei-  bis  dreimal  so  lang  als  der  Griffel. 
a.  Der  Stengel  kriecht  und  treibt  an  seinem  Grunde  und  in  den 
unteren  Wurzeln,  oft  auch  Ausläufer;  er  wird  30  bis  90  cm  lang 
und  im  Wasser  gewöhnlich  aufgeblasen-röhrig.  Die  Blätter  sind 
ausserordentlich  verschiedenartig:  alle  sind  in  den  Stiel  hinab- 

laufend, länglich -lanzettlich  oder  eiförmig,  ungleich-  und  spitz-ge- 
zähnt (Ganzblätterige  Wasserkresse,  var.  indivisum  De  Candolle); 
oder  alle  Blätter  sind  in  den  Stiel  verschmälert:  die  unteren  kamm- 
förmig-eingeschnitten  oder  leierförmig -fiederspaltig,  die  oberen 
ungeteilt,  länglich  oder  lanzettlich,  gezähnt  oder  gesägt  (Ver- 
schiedenblätterige  Wasserkresse,  var.  variifolium  De  Candolle); 
oder  die  Blätter  haben  an  ihrem  Grunde  Ohrchen,  mit  denen  sie 
den  Stengel  halb  umfassen  (Geöhrte  Wasserkresse,  var.  auricula- 
tum  De  Candolle);  oder  der  Stengel  schwimmt  zum  Teil  und  ent- 
wickelt untergetauchte,  kammförmig  - eingeschnittene  Blätter  mit 
haarfeinen  Abschnitten,  und  sich  über  das  Wasser  erhebende 
teils  kammförmig  - eingeschnittene , teils  ungeteilte  Blätter  ((Jnter- 
getauchte  Wasserkresse,  var.  submersum  Tausch).  Die  Blumen- 
blätter sind  dottergelb,  fast  noch  einmal  so  lang  als  der  Kelch; 
die  Schoten  sind  ellipso'idisch , länglich-eiförmig,  oft  fast  kugelig, 
zwei-  bis  dreimal  so  lang  als  der  Griffel  und  zwei-  bis  dreimal 
kürzer  als  ihr  Stiel.  Blütezeit  Mai  bis  Juli;  4-.  An  Ufern,  in 
stehenden  Gewässern,  auf  feuchten  Wiesen,  in  feuchtem  Gebüsch. 
(Roripa  amphibia  Reichenbach.)  N.  amphibium  R.  Brown,  Ort- 
wecliselnde,  Amphibische  oder  Landwasser -Brunnenkresse. 
ß.  Stengel  nicht  wurzelnd  oder  Ausläufer  treibend. 

a.  Frucht  etwa  so  lang  oder  länger  als  der  Fruchtstiel. 

1.  Untere  Blätter  fiederspaltig  oder  fiederteilig. 

a.  Blumenkrone  goldgelb,  fast  doppelt  so  lang  als  der  Kelch. 
Schote  linealisch,  zuweilen  fast  fadenförmig,  länger  als 
ihr  Stiel  und  auf  demselben  etwas  aufwärts  gekrümmt. 
Blätter  im  Umriss  länglich  oder  rundlich -eiförmig,  ein- 
fach- oder  doppelt-fiederteilig,  gestielt,  am  Grunde  geöhrt. 
— Blütezeit  Mai  bis  Herbst.  Höhe  15  bis  50  cm;  %■. 
An  feuchten  Orten,  Gräben,  Wegerändern,  Ackern,  im 
Flussgeröll;  durch  das  ganze  Gebiet  häufig.  N.  silvestre 
R.  Brown,  Wilde  Brunnenkresse.*) 

*)  Tafel  274.  Nasturtium  silvestre  R.  Brown.  A Blühende  Pflanze. 

1 Blüte;  2 desgl.  nach  Entfernung  der  vorderen  Kelch-  und  Blumenkronblätter ; 

3 Frucht;  4 und  5 Same  ganz  und  durchschnitten.  1 bis  4 vergrössert. 

Thomfi,  Flora.  II.  20 


154 


Unter  dem  Namen  N.  amphibio  X silvestre  Wirtgen 
kann  man  eine  Anzahl  von  Bastarden  vereinigen,  welche 
der  Blattbildnng  nach  zu  N.  amphibium  gehören,  in  der 
Fruchtbildung  dagegen  sich  zwischen  dieses  und  N.  sil- 
vestre stellen. 

b.  Blumenkrone  grünlichgelb,  so  lang  oder  nur  wenig  länger 
als  der  Kelch.  Schote  ellipsoidisch,  stielrund,  gedunsen, 
fast  so  lang  als  ihr  Stiel.  Unterste  Blätter  leierförmig, 
mitunter  ausgeprägt  schrotsägeförmig,  mit  halb-stengel-  I 
umfassenden,  länglichen,  scheidenartigen  Ohrchen;  obere 
fiederspaltig  oder  fiederteilig  mit  länglichen,  stumpf- 
gezähnten Abschnitten.  — Blütezeit  Juni  bis  September. 
Höhe  15  bis  60  cm;  © und  0.  An  feuchten  Orten  und 
Gräben,  im  Flusskies;  durch  das  ganze  Gebiet  verbreitet. 

N.  palustre  De  C an  dolle,  Sumpf-Brunnenkresse,  Sumpf- 
kresse. 

2.  Untere  Blätter  ungeteilt,  eirund,  langgestielt,  mittlere  leier- 
förmig, obere  tief-fiederspaltig  oder  fiederteilig;  alle  mit  am 
Grunde  des  Blattstieles  lang  herabhängenden  Ohrchen.  — 
Blumenkrone  grösser  als  der  Kelch;  Blütezeit  Mai,  Juni;  ! 
Schötchen  lineal,  etwa  so  lang  als  sein  Stiel.  Höhe  20  bis  - 
30  cm;  2J-.  Im  österreichischen  Küstenlande  und  Südkrain.  } 
N.  lippizense  De  Candolle,  Lippizaer  Brunnenkresse, 
b.  Frucht  nur  halb  oder  drittel  so  lang  als  ihr  Stiel. 

1.  Stengelblätter  am  Grunde  nicht  geöhrt.  — Untere  Blätter  j 
leierförmig,  grob -gezähnt;  obere  von  verkehrt -eiförmigem  1 
oder  länglich  - lanzettlichem  Umrisse,  tieffiederspaltig  mit 
länglich-lanzettlichen,  gezähnten  Abschnitten.  Blumenblätter 
doppelt  so  lang  als  der  Kelch.  Schoten  länglich-lanzettlich, 
oder  lanzettlich,  an  den  Rändern  zusammengedrückt  (indes 
nicht  zweischneidig).  Blütezeit  Juni,  Juli.  Höhe  20  bis  30  cm.  j 

An  feuchten  Orten,  Wiesen,  Gebüschen,  Sümpfen,  Fluss-  I 
ufern ; vielfach  zerstreut  und  nicht  häufig.  N.  anceps 
Reichenbach,  (Meist)  Zweischneidige  (besser  wohl)  Zwei- 
felhafte Brunnenkresse. 

2.  Stengelblätter  am  Grunde  geöhrt. 

a.  Blumenkrone  so  lang  oder  nur  wenig  länger  als  der 
Kelch.  Blätter  nach  der  Spitze  zu  breiter,  verkehrt-  * 
eiförmig  oder  spatelförmig,  ungleich  - eingeschnitten -ge- 
zähnt, mit  tief- herzförmig-geschnittenen  Ohrchen  sitzend; 


155 


glatt  oder  von  feinen,  starren  Haaren  rauh.  Blütezeit 
Juni,  Juli.  Schötchen  ellipsoidisch  oder  länglich,  zwei- 
bis  dreimal  kürzer  als  sein  Stiel.  Höhe  30  bis  60  cm. 
%■.  Auf  Wiesen  im  Gebiete  der  Elbe  und  der  Weichsel. 
N.  armoracioi'des  Baus  ch,  Mährrettichartige  Brunnenkresse. 
b.  Blumenkrone  doppelt  so  lang  als  der  Kelch.  Stengel 
20  bis  25  cm  hoch,  am  Grunde  oft  mit  einer  Blattrosette; 
die  untersten  Blätter  sind  langgestielt,  eirund  und  am 
Grunde  des  Stieles  häufig  mit  linealischen  Ohrchen,  dann 
folgen  meist  leierförmige  Blätter;  die  obersten  Blätter  sind 
stets  fiederschnittig,  mit  linealischen,  ganzrandigen,  seltner 
gezähnten  Abschnitten.  Blütezeit  Mai  bis  August.  Schöt- 
chen, eiförmig  oder  länglich,  auf  etwa  dreimal  längeren 
Stielchen.  Höhe  20  bis  25  cm.  An  sandigen,  feuchten 
Stellen  der  Alpen  und  Voralpen  und  im  Elbthale  von 
Dessau  bis  Magdeburg.  N.  pyrenai'cum  R.  Brown,  Pyre- 
näen - Brunnenkresse. 

2.  Unterfamilie:  Thlaspideae,  Pfennigkrautartige. 

Spaltwurzler,  deren  Frucht  ein  schmalwandiges  Schötchen  ist. 

Hierher  gehören  vier  Gattungen: 

A.  Die  Staubfäden  haben  an  ihrem  Grunde  ein  blumenblattartiges  Anhängsel. 

Die  Fruchtfächer  sind  zweisamig:  Teesdalea  R.  Brown,  Teesdalea. 

B.  Staubfaden  ohne  Anhängsel. 

a.  Fruchtfächer  zwei-  oder  mehrsamig;  Frucht  geflügelt,  flach,  oben 
herzförmig-ausgerandet.  Thlaspi  Dillenius,  Pfennigkraut. 

b.  Fruchtfächer  einsamig. 

1.  Schötchen  oval  oder  verkehrt-eiförmig;  Klappen  kahnförmig,  auf 
dem  Rücken  flügelig-gekielt.  Blumenblätter  sehr  ungleich  gross, 
die  äusseren  strahlend.  Iberis  L.,  Schleifenblume,  Bauernsenf. 

2.  Schötchen  an  der  Spitze  und  am  Grunde  ausgerandet  (brillen- 
förmig) ganz  flach;  die  kreisrunden  Klappen  stellen  ganz  enge 
Taschen  dar,  welche  sich  von  der  sehr  schmalen  Scheidewand  los- 
lösen, aber  den  Samen  eingeschlossen  halten.  Biscutella  L.,  Brillen- 
schote. 

Gattung  313:  Teesdalea  R.  Brown,  Teesdalea. 

Hierher  nur  Teesdalea  nudicalis  R.  Brown,  Nacktstengelige  Teesdalea, 
W eisser  Banernsenf.  Aus  einer  Rosette  gestielter,  leierförmig-fiederteiliger, 
seltener  ganzrandiger,  löffelförmiger  Blätter  erheben  sich  ein  bis  mehrere  in 


156 


der  Regel  einfache  und  blattlose  oder  mit  einigen  lanzettlich-linealischen 
Blättern  besetzte  10  bis  20  cm  höbe  Stengel.  Die  Blumenblätter  sind  klein, 
weiss,  ungleich,  die  äusseren  länger.  Blütezeit  April,  Mai;  spätere  Stengel 
blühen  oft  bis  Juli,  die  einjährigen  Pflanzen  selbst  im  September.  0 und  0. 
Auf  sandigen,  trockenen  Plätzen,  Heiden,  im  Kies  der  Bäche,  nicht  auf 
Kalkboden,  im  ganzen  Gebiet;  zerstreut.*) 

Gattung  314:  Thlaspi  Dillenius,  Pfennigkraut. 

A.  Blumen  weiss;  Schötchen  in  lockerer  Traube. 

A.  Schötchen  breit  geflügelt;  Flügel  an  seiner  breitesten  Stelle  etwa  so 
breit  oder  breiter  als  das  Fruchtfach. 
a.  Ohne  Ausläufer. 

a.  Pflanze  einjährig,  zuweilen  zweijährig,  nicht  vielköpfig;  Stengel 
nach  oben  ästig. 

1.  Blattgrund  pfeilförmig,  Same  runzelig.  — Stengel  aufrecht, 
durch  Leisten,  welche  von  den  Blatträndern  und  dem  Blatt- 
rücken herablaufen,  kantig.  Blätter  wechselständig,  länglich, 
meist  grob  und  entfernt  gezähnt,  sitzend;  wie  die  Stengel 
kahl.  Schötchen  fast  kreisrund,  mit  breitem,  an  der  Spitze 
tief  ausgeschnittenem  Flügel,  vielsamig;  Griffel  schmal  und 
sehr  kurz.  Blüte  weiss.  Blütezeit  April  bis  Juni,  in  kühlen 
Sommern  und  warmen  Wintern  das  ganze  Jahr  hindurch.  ; 
Riecht  knoblauchartig.  Auf  Feldern,  Schutt,  an  Wegen  ge- 
mein. Höhe  15  bis  30  cm;  ©.  Th.  arvense  L.,  Feld-Täschel- 
krant,  Hellerkrant.**) 

2.  Blattgrund  der  Stengelblätter  tief  herzförmig,  Same  glatt.  — j 
Pflanze  kahl,  meist  blaugrün;  Stengel  stielrund,  schwach  ge- 
rieft. Die  grundständigen  Blätter  sind  kurzgestielt,  eirund- 
länglich mit  abgerundeter  Spitze;  die  Stengelblätter  sind 
sitzend,  elliptisch  bis  herzförmig- elliptisch , ganzrandig  oder 

*)  Tatei  275.  Teesdalea  nudicaulis  R.  Brown.  A die  gewöhnliche 
Form  mit  leierförmig  - fiederteiligen  Blättern,  B die  seltnere,  mit  ganzrandigen, 
löffelförmigen  Blättern.  1 Blüte;  2 Kelch;  3 Staubblätter  und  Stempel  (erstere  ; 
mit  ihren  Anhängseln);  4 geöffneter  Fruchtknoten;  5,  6 und  7 Frucht  ganz, 
der  Quere  nach  durchschnitten  und  halb  aufgesprungen ; 8 die  Fruchtscheide- 
wand; 9 und  10  Same  ganz  und  durchschnitten;  1 bis  10  vergrössert. 

**)  Tafel  276.  Thlaspi  arvense  L.  AB  Blühende  Pflanze.  1 u.  2 Blüte, 
geschlossen  und  geöffnet;  3 Blüte  nach  Wegnahme  der  vorderen  Kelch-  und 
Kronenblätter;  4 Staubblätter  von  verschiedenen  Seiten;  5 Frucht;  6 dieselbe 
geöffnet;  7 Same;  8 u.  9 derselbe  im  Quer-  und  Längsschnitt.  1 bis  9 vergrössert. 


157 


gezähnt.  Schötchen  rundlich -verkehrt -herzförmig,  an  der 
Spitze  breit -ausgerandet;  mit  drei-  bis  viersamigen  Fächern; 
Blüte  weis.  Blütezeit  März  bis  Mai;  gewöhnlich  0,  selten  0. 
Höhe  15  bis  20  cm.  Auf  Äckern,  sonnigen  Plätzen,  Ab- 
hängen, auf  Kalk-  und  Lehmboden  im  mittleren  und  süd- 
licheren Teile  des  Gebietes,  sehr  selten  in  Norddeutschland. 
Th.  perfoliatum  L.,  Durchwachsenes  Pfennigkraut. 

b.  Pflanze  ausdauernd,  vielköpfig;  Stengel  einfach. 

1.  Die  Einbuchtung  der  Flügel  an  der  Spitze  des  Schötchens 
ist  etwa  viermal  kürzer  als  das  Schötchen.  — Mit  reicher 
Rosette  grundständiger  Blätter;  diese  sind  langgestielt,  eiläng- 
lich, ganzrandig  oder  gezähnt.  Die  Stengelblätter  dagegen 
sind  länglich,  zugespitzt,  ganzrandig,  mit  herzförmigem  Grunde 
sitzend.  Staubbeutel  gelb.  Blütezeit  März,  April.  Schötchen 
verkehrt-herzförmig,  acht-  bis  zehnsamig.  Höhe  10  bis  15  cm. 
Auf  Kalkbergen  im  österreichischen  Küstenlande.  Th.  praecox 
Wulfen,  Frühzeitiges  Pfennigkraut, 

2.  Die  Einbuchtung  der  Flügel  an  der  Spitze  des  Schötchens 
ist  etwa  achtmal  kürzer  als  das  meist  achtsamige  Schötchen. 
Am  Grunde  mit  einer  Rosette  von  meist  ziemlich  langgestiel- 
ten, löffelförmigen,  im  übrigen  verschiedenartig  gestalteten, 
kreisförmigen,  breitelliptischen,  eilänglichen  oder  länglichen, 
ganzrandigen  Blättern.  Die  Stengelblätter  sind  ei-herzförmig, 
sitzend.  Ganze  Pflanze  graugrün;  die  weissen  Blumen  sind 
oft  rosa  angeflogen.  Blütezeit  April,  Mai.  Staubbeutel  violett, 
später  schwärzlich.  Höhe  zur  Zeit  der  ersten  Blüte  8 bis 
10  cm;  später  verlängert  sich  die  Fruchttraube  auf  oft  40  cm. 
In  Felsspalten,  Gebüschen,  auf  berasten  Plätzen;  zerstreut. 
Th.  alpestre  L.,  Felsen-Pfennigkraut. 

Es  giebt  zwei,  oft  als  besondere  Arten  angesehene  Formen : 
Bei  dem  eigentlichen  Felsen -Pfennigkraut  (Th.  alpestre  L.) 
sind  die  Blumenblätter  schmal,  keilförmig,  ebenso  gross  oder 
kürzer  als  die  Staubblätter;  der  Griffel  ragt  meist  nicht  über 
die  Einbuchtung  der  Flügel  hinaus. 

Bei  dem  auf  Galmeiboden  bei  Aachen  wachsenden  Galmei- 
Pfennigkraut  (Th.  calaminare  Lejeune)  sind  die  Blumenblätter 
breit,  verkehrt  - eiförmig  und  viel  länger  als  die  Staubfäden; 
die  Staubbeutel  sind  zuweilen  gelb;  der  Griffel  ragt  weit  über 
die  Einbuchtung  hinaus. 


158 


Auch  das  im  Hospenthale  yorkommende  Murets  Pfennig- 
kraut (Th.  Mureti  Gmelin)  mit  kaum  ausgerandeten  Frucht- 
flügeln dürfte  nur  eine  Form  des  Felsen-Pfennigkrautes  sein. 

ß.  Mit  Ausläufern.  — Wurzel  vielköpfig.  Grundständige  Blätter  läng- 
lich, in  den  Blattstiel  verschmälert;  Stengelblätter  herzförmig, 
sitzend;  Schötchen  rundlich,  -verkehrt-herzförmig,  am  Grunde  ab- 
gerundet, nur  wenig  ausgerandet,  mit  lang  herausragendem  Griffel 
und  zweisamigen  Fächern.  Blütezeit  April,  Mai.  Staubbeutel  gelb. 
Höhe  15  bis  25  cm.  Auf  Felsen,  in  lichten  Bergwaldungen  und 
Gebüschen;  sehr  zerstreut,  an  seinen  Standorten  meist  in  zahl- 
reichen Exemplaren.  Th.  montanum  L.,  Berg-Pfennigkraut. 

B.  Schötchen  schmal  oder  kaum  geflügelt. 

1.  Ohne  Ausläufer  und  ohne  unfruchtbare  Blattrosetten;  Griffel  die 
Ausrandung  der  Fruchtflügel  kaum  oder  doch  nur  wenig  über- 
ragend. — Grundständige  Blätter  gestielt,  länglich  oder  löffelförmig, 
buchtig-  bis  grob-  und  stumpf -gezähnt  oder  auch  fast  ganz- 
randig;  Stengelblätter  länglich,  stumpf,  sägezähnig  oder  fast  ganz- 
randig,  mit  pfeilförmigem  Grunde,  stengelumfassend.  Blütezeit 
Mai,  Juni.  Same  mit  kleinen,  netzförmig  verteilten  Grübchen. 
Höhe  15  bis  40  cm;  © bis  O.  Die  Pflanze  riecht  nach  Knoblauch. 
Auf  Äckern  im  Salzkammergut.  Th.  alliaceum  L.,  Lauchduftendes 
Pfennigkraut. 

2.  Ausläufer  treibend  und  vielköpfig  mit  unfruchtbaren  Blattrosetten; 
Griffel  die  Ausrandung  der  Frucht  weit  überragend.  — Blätter 
ganzrandig,  grundständige  gestielt,  löffelförmig,  Stengelblätter  ei- 
rund-länglich, stumpf.  Blütezeit  April  bis  Juli.  Höhe  10  bis  15  cm. 
Auf  Triften  der  höchsten  Kalk -Alpen.  Th.  alpinum  L.,  Alpen- 
Pfennigkraut. 

B.  Blüten  violett;  Schötchen  in  gedrängter  Doldentraube. 

1.  Stengelblätter  geöhrt.  — Blätter  kreisrund -eiförmig,  ganzrandig,  grund- 
ständige gestielt,  stengelständige  sitzend.  Blütezeit  Juli  bis  September; 
Höhe  5 bis  10  cm;  %■.  Zwischen  Geröll  und  Kies  in  den  Kalkalpen. 
Th.  rotundifolium  Gaudin,  Rundblätteriges  Pfennigkraut. 

2.  Stengelblätter  nicht  geöhrt.  — Blätter  länglich,  grundständige  gezähnt, 
gestielt,  Stengelblätter  sitzend,  ganzrandig.  Blütezeit  Mai.  Höhe  6 
bis  8 cm;  4-.  Alpen  Kärntens,  Zermatt.  Th.  cepaefolium  Koch, 
Zwiebelblätteriges  Pfennigkraut. 


159 


Gattung  315:  Iberis  L.,  Bauernsenf  Schleifenblume. 

A.  Alle  Blätter  sind  ganzrandig  (bei  der  zweijährigen  I.  intermedia  haben 
die  ersten  Blätter  des  ersten  Jahres  zuweilen  beiderseits  einen  bis  zwei 
stumpfe  Zähne,  alle  andern  Blätter  sind  ganzrandig;  ähnlich  verhält  es 
sich  bei  der  einjährigen  I.  umbellata). 

A.  Stengel  ein-  bis  zweijährig,  krautig,  nicht  vielköpfig. 

1.  Blumenkrone  weiss,  selten  hell  violett  oder  blass-purpurn;  der  Flügel 
der  kreisrundlich- eiförmigen  Frucht  ist  an  der  Spitze  zu  einer 
stumpfwinkeligen  Bucht,  in  welcher  der  Griffel  steht,  ausgerandet. 
Blütenstand  kn äuelig  zusammengedrängt;  Fruchttraube  verlängert; 
Blätter  lineal  bis  lineal-lanzettförmig,  kahl.  Blütezeit  Juni,  Juli; 
Höhe  30  cm;  0.  Im  österreichischen  Küstengebiet;  Boppard  am 
Rhein.  (I.  boppardensis  Jordan).  I.  intermedia  Guersent,  Mitt- 
lere oder  Bopparder  Schleifenblume.*) 

2.  Blumenkrone  fleischfarbig-pfirsichblütrot,  selten  weiss;  der  Flügel 
der  Frucht  ist  an  der  Spitze  zu  einer  spitzwinkeligen  Bucht,  in 
welcher  der  Griffel  steht,  ausgerandet.  Der  Fruchtstand  ist  ge- 
drungen wie  der  Blütenstand  war.  Blätter  lanzettlich.  Blütezeit 
Juni;  15  bis  30  cm  hoch;  ©.  Wild  nur  im  österreichischen 
Küstenland;  aber  vielfach  in  Gärten  kultiviert  und  daher  verwil- 
dert. I.  umbellata  L.,  Doldige  Schleifenblume.  (Ähnlich  ist  I. 
amara  var.  ruficaulis;  vergl.  B.  1.) 

B.  Stengel  ausdauernd,  holzig,  vielköpfig.  — Blätter  lanzettlich,  sehr  spitz. 
Blumenkrone  weiss;  Blütezeit  Juni.  Höhe  5 bis  8 cm.  Schweizer 

Jura.  I.  saxatilis  L.,  Felsen -Schleifenblume. 

B.  Stengelblätter  mehr  oder  weniger  tief  gezähnt-eingeschnitten. 

1.  Die  Ausbuchtung  des  Fruchtflügels,  in  welcher  der  Griffel  steht,  ist 
spitzwinkelig;  die  unteren  und  mittleren  Blätter  sind  keilförmig,  läng- 
lich, stumpf  und  haben  jederseits  zwei  bis  sieben  runde,  grosse  Zähne. 
Blumenkrone  weiss,  selten  hell  violett;  Blütezeit  Juni  bis  Herbst.  Die 
Schötchen  sind  fast  kreisrund,  sie  stehen  in  einer  lockeren  Traube. 
Höhe  10  bis  30  cm;  ©.  Auf  thonigen  und  kalkigen  Äckern  und 
Brachfeldern  im  Rhein-,  Mosel-  und  Saarthale;  nicht  häufig.  I.  amara 
L.,  Bittere  Schleifenblume.**) 

*)  Tafel  277B.  Iberis  intermedia  Guersent.  Blütenzweig. 

**)  Tafel  277 A.  Iberis  amara  L.  A Blühende  Pflanze.  1 Blütenlängs- 
schnitt vergrössert;  2 und  3 Frucht  in  natürl.  Grösse  und  vergrössert. 


160 


Bei  der  Varietät  Rotstengelige  Schleifenblume  (I.ruficaulis  Lejeune) 
ist  der  Stengel  rot  überlaufen,  sind  die  Blätter  klein  (oft  nur  1 cm 
lang,  1 mm  breit)  mit  kaum  bemerkbaren  Zähnen,  endlich  Kelch  und 
Blumenkrone  lila  gefärbt.  Saarthal. 

2.  Die  Ausbuchtung  des  Fruchtflügels,  in  welcher  der  Griffel  steht,  ist 
sehr  stumpfwinkelig;  die  Blätter  sind  zwei  paarig- fiederteilig  oder  vorne 
zwei-  bis  dreiteilig.  Kelch  meist  lila,  Blumenkrone  weiss,  anfänglich 
oft  lila.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Höhe  15  bis  20  cm;  O.  Auf  Kalk- 
felsen in  Niederösterreich.  I.  pinnata  L.,  Fiederblätterige  Schleifen- 
blume. 

3.  Die  Frucht  ist  einschliesslich  ihres  Flügels  fast  kreisrund,  letzterer  ist 
nur  sehr  wenig  ausgerandet.  Die  Blätter  sind  keil- eiförmig,  die  untern 
gezähnt,  die  obern  ganzrandig.  Der  Kelch  ist  purpurn,  die  Blumen- 
krone weiss.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Höhe  4 bis  8 cm;  ©.  Im  Oden- 
walde. I.  bicolor  Reichenbach,  Zweifarbige  Schleifenblume. 

Gattung  316:  Biscutella  L.,  Brillenschote. 

1.  Kelch  nicht  gespornt.  — Rasenbildend,  mit  blühenden  und  nicht  blühen- 
den Stengeln,  letztere  aufrecht,  armblätterig;  grundständige  Blätter  läng- 
lich-keilförmig, in  den  Stiel  verschmälert,  ganzrandig  oder  gezähnt;  obere 
Blätter  länglich-lanzettlich-lineal,  sitzend,  halbstengelumfassend.  Blumen- 
krone hellgelb.  Blütezeit  je  nach  der  Meereshöhe  Mai  bis  Herbst.  Höhe 
30  bis  50  cm;  2[.  An  felsigen  und  sandigen  Orten  der  Alpen,  Voralpen 
und  Mittelgebirge  zerstreut,  sehr  selten  in  der  Tiefebene.  B.  laevigata  L., 
Glatte  oder  Gemeine  Brillenschote.  *) 

Je  nach  der  Behaarung  unterscheidet  man  die  Formen:  Kahle  Brillen- 
schote (var.  glabra  Koch),  völlig  kahl,  und  Rauhe  Brillenschote  (var. 
hispidissima  Koch,  B.  ambigua  De  Candolle),  Blätter  mit  steifen  Borsten. 

2.  Kelch  gespornt.  — Der  vorigen  ähnlich,  aber  mit  grob  gezähnten,  rauh- 
und  steifhaarigen  Blättern.  Blütezeit  Juni,  Juli;  0.  Im  österreichischen 
Küstengebiete.  B.  hispida  De  Candolle,  Steif  haarige  Brillenschote.**) 

3.  Unterfamilie:  Alyssineae,  Schildkrautartige. 

Spaltwurzler,  deren  Frucht  ein  breitwandiges  Schötchen  ist. 

Hierher  gehören  zehn  Gattungen: 


*)  Tafel  278 Au.  B.  Biscutella  laevigata  L.  Blütenpflanze:  1 Kelch 
vergrössert. 

**)  Tafel  278  C.  Biscutella  hispida  De  Candolle;  2 Blüte  vergrössert. 


161 


A.  Die  Staubfäden  (wenigstens  die  kürzeren)  sind  am  Grunde  mit  einem 
Zahne  oder  einem  flügelartigen  Anhängsel  versehen.  (Tafel  280.) 

a.  Fruchtfächer  ein-  bis  viersamig.  Alyssum  L.,  Schild-  oder  Steinkraut. 

b.  Fruchtfächer  sechs-  und  mehrsamig. 

1.  Klappen  der  Frucht  halbkugelig-aufgeblasen.  Vesicaria  Lamarck, 
Blasenscliötchen. 

2.  Klappen  der  Frucht  flach  oder  etwas  gewölbt.  Berteroa  De  Can- 
dolle,  Berteroe. 

B.  Staubfaden  weder  gezähnt  noch  geflügelt. 

a.  Die  Frucht  steht  auf  einem  besonderen  Fruchtträger  (Tafel  282). 

Lnnaria  L.,  Mondviole. 

b.  Die  Frucht  steht  nicht  auf  einem  besonderen  Fruchtträger. 

1.  Die  Fruchtfächer  sind  einsamig;  die  Blume  ist  weiss. 

a.  Die  Schötchen  sind  kugelig,  mit  aufgesetzten  Spitzchen;  sie 
springen  bei  ihrer  Keife  auf.  Lobularia  Desvaux,  Lobnlarie. 
ß.  Die  Schötchen  sind  flach,  netzig  geadert;  sie  springen  bei  ihrer 
Reife  nicht  auf  (vergl.  4.  Unterfamilie  Euclidieae).  Peltaria  L., 
Scheibenkraut. 

2.  Die  Fruchtfächer  sind  zweisamig;  die  Blumenkrone  ist  rosenrot. 
Petrocallis  R.  Brown,  Steinschmückei. 

3.  Die  Fruchtfächer  sind  mehrsamig. 
a.  Schötchen  flach. 

a.  Blumenblätter  ganz;  Stengel  beblättert.  Draba  L.,  Drabe 
(Hungerblümchen). 

b.  Blumenblätter  gespalten;  Stengel  blattlos.  Erophila  De  Can- 
dolle,  Hungerblümchen. 

ß,  Schötchen  gedunsen,  mit  fast  kreisrundem  Querschnitte. 

a.  Blumenkrone  weiss:  Cochlearia  L.,  Löffelkraut. 

b . Blumenkrone  gelb:  Roripa  Besser  (die  hierher  gehörenden 
Arten  werden  jetzt  zu  Nasturtium  gezählt;  vergl.  S.  151). 

Gattung  317:  Alyssum  L.,  Schild-  oder  Steinkraut. 

A.  Die  Staubfaden  besitzen  an  ihrem  Grunde  ein  nach  innen  stehendes, 
stumpfes  Zähnchen,  das  besonders  an  den  kürzeren  Staubfäden  bemerk- 
bar ist. 

1.  Die  Fruchtfächer  sind  zweisamig. 

T h o m 6 , Flora.  II. 


21 


162 


a.  Die  Blumenkronblätter  sind  bis  zur  Hälfte  zweispaltig;  die  rispige 
Fruchttraube  ist  verlängert.  — Blätter  länglich,  umgekehrt- eiförmig, 
in  den  Blattstiel  verschmälert;  stengelständige  ganzrandig,  wurzel- 
ständige ganzrandig,  geziihne.t,  buch tig- gezahnt  oder  fiederspaltig. 
Stengel  und  stengelständige  Blätter  dicht  mit  Gabelhaaren  besetzt 
und  infolge  davon  grau-grün.  Blumenkrone  eigelb;  Blütezeit  Mai, 
Juni;  Höhe  15  bis  30  cm;  ©.  Auf  trockenen  Hügeln  bei  Görz; 
auf  Porphyrfelsen  des  Domberges  bei  Suhl  infolge  Aussaat  ein- 
gebürgert. A.  petraeum  Arduino,  Fels-Schildkraut. 
ß.  Die  Blumenkronblätter  sind  breit  ausgerandet;  die  Fruchttranben 
sind  zu  einer  kurzen  Rispe  zusammengehäuft.  — Die  Blätter  sind 
ganzrandig  oder  geschweift-gezähnt,  in  den  Blattstiel  verschmälert, 
durch  weichfilzige  Sternhaare  graugrün;  stengelständige  lanzettlich, 
grundständige  länglich-spatelförmig.  Blumenkrone  goldgelb.  Blüte- 
zeit April,  Mai.  15  bis  30  cm  hoher  Halbstrauch.  Zerstreut  auf 
sonnigen  Abhängen  der  Kalkgebirge  im  südöstlichen  Teile  des  Ge- 
bietes, nordwärts  bis  ins  Königreich  Sachsen.  A.  saxatile  L.,  j 
Gebirgs-Schildkraut.  (Tafel  280.  Fig.  4 a.) 

2.  Die  Fruchtfächer  sind  viersamig.  — Dem  Fels-Schildkraute  sehr  ähn- 
liche aber  halb  strauchartige  Pflanze.  Blütezeit  Mai,  Juni.  Auf  son- 
nigen Abhängen  der  Kalkgebirge  Ober-Kärnthens,  Krains  und  Istriens 
zerstreut.  A.  medium  Horst,  Mittleres  Schildkraut. 

B.  Den  Staubfäden  fehlt  ein  nach  innen  gerichtetes  Zähnclien,  dagegen  sind 
sie,  entweder  alle  oder  doch  zum  Teil,  geflügelt  oder  mit  einem  flügel-  I 
förmigen  Anhängsel  versehen  oder  zwischen  borstenförmige  Zähnchen 
gestellt. 

1.  Fruchtfächer  einsamig.  — Längere  Staubfäden  geflügelt,  kürzere  mit 
einem  flügelförmigen  Anhängsel  versehen.  Eine  grundständige  Blatt- 
rosette fehlt. 

a.  Blätter  klein,  kein  Centimeter  gross,  umgekehrt-eirund,  spatelförmig 
nach  dem  Grunde  verschmälert.  Blütenstand  eine  einfache  Dolden-  3 
traube;  Samen  auf  einer  Seite  sehr  schmal  geflügelt.  — Mehr-  1 
stengelige,  5 bis  20  cm  lange,  zum  Teil  nieder  liegende,  ganz  mit 
Sterrhaaren  bedeckte  Pflanze;  Blätter  oberseits  graugrün,  unter- 
seits  weissgrün.  Blumenkrone  gelb.  Blütezeit  Juli,  August;  4-. 
Auf  Felsabhängen  der  Schweiz,  Südtirols,  Mährens,  Badens  zerstreut. 

A.  alpestre  L.,  Alpen-Schildkraut.  (Tafel  280.  Fig.  4 b.) 
ß.  Blätter  mehrere  Centimeter  gross,  umgekehrt -eirund,  lanzettlich- 
spitz;  Blüten  gelb  in  grosser,  straussartig- zusammengedrängter 
Doldentraube.  Same  ringsum  breit  geflügelt.  — Mehrstengelige, 


163 


bis  20  cm  hohe  Pflanze.  Blätter  nnterseits  grauhaarig.  Blumen- 
krone gelb;  Blütezeit  Mai,  Juni;  A.  Verviers;  im  Gebiete  nur  bei 
Erfurt  verwildert.  A.  argenteuin  Yitmann,  Silber-Schildkraut. 

2.  Fruchtfächer  zweisamig. 

cc.  Alle  Staubfaden  sind  ungeflügelt  und  ohne  flügelförmiges  Anhäng- 
sel, zu  den  beiden  Seiten  der  kürzeren  Staubfaden  findet  sich  je 
eine  kleine  Borste.  — Blätter  lanzettlich,  stumpf,  untere  oft  etwas 
spatelförmig;  ebenso  wie  der  Stengel  und  die  Frucht  von  ange- 
drückten Sternhaaren  grau.  Der  Kelch  fällt  nicht  ab.  Blumen- 
blätter aufrecht,  linealisch,  meist  kürzer  als  der  Kelch,  gelblich- 
weiss.  beim  Abblühen  weiss- verbleichend.  Blüht  April  bis  Juni, 
oft  im  Herbst  zum  zweiten  Male.  Höhe  5 bis  25  cm;  © und  O. 
Auf  sandigen  Ackern,  auf  Mauern  meist  häufig.  A.  calycinum  L., 
Kelchbiiitiges  Schildkraut.*) 

ß.  Staubfäden  alle  oder  zum  Teil  geflügelt  oder  mit  flügelartigem  An- 
hängsel. 

A.  Blumenkrone  gross,  zweimal  so  lang  als  der  Kelch,  gelb; 

Stäuimchen  ausdauernd,  niedergestreckt  oder  aufstrebend,  am 

Grunde  fast  strauchartig. 

a.  Fruchtblätter  und  Stengel  dicht-sternhaarig- grau-filzig.  Blätter 
lanzettlich,  untere  umgekehrt  - eiförmig.  — Blumenblätter 
stumpf,  abgestutzt  oder  etwas  ausgerandet,  goldgelb.  Die 
längeren  Staubfäden  sind  geflügelt,  die  kürzeren  haben  an 
ihrem  Grunde  ein  flügelförmiges  Anhängsel.  Blüht  März  bis 
Juni,  häufig  im  Herbste  zum  zweiten  Male.  Höhe  10  bis 
25  cm.  Auf  Felsen  und  sonnigen,  kalkigen  oder  sandigen 
Orten  zerstreut.  A.  montanum  L.  Berg-Schildkraut.**) 

Bei  der  Varietät  Sand-Schildkraut  (A.  arenarium  Gmelin) 
sind  die  unteren  Blätter  länglich  - verkehrt  - eiförmig;  die 
Stengelblätter  lanzettlich-lineal.  Sehr  häufig  im  Rheingau. 


*)  Tafel  279.  Alyssum  calycinum  L.  A Blühende  Pflanze.  1 Blüte 
nach  Wegnahme  der  Kelch-  und  Kronblätter,  um  die  Borste  zu  beiden  Seiten 
des  vorn  stehenden,  kurzen  Staubblattes  zu  zeigen;  2 geöffnete  Frucht;  3 durch- 
schnittener Samen.  1 bis  3 vergrössert. 

**)  Tafel  280.  Alyssum  montanum  L.  var.  arenarium  Gmelin. 
A Blühende  Pflanze.  1 Blüte;  2 Kelch;  3 Blumenblatt;  4 ein  kürzeres  und 
ein  längeres  Staubblatt,  jedes  mit  seinem  Anhängsel  (4a  desgl.  von  Alyssum 
saxatile  L.;  4b  desgl.  von  Alyssum  alpestre  L.);  5 Fruchtknoten;  6 Frucht; 
7 desgl.  geöffnet;  8 Same.  1 bis  8 vergrössert. 


164 


b.  Frucht,  Blätter  und  Stengel  mit  Sternhaaren  bestreut;  Frucht 
zuletzt  kahl.  Blätter  umgekehrt-eiförmig,  mitunter  nach  oben- 
zu  lanzettlich;  obere  grün.  — Blumenblätter  abgestutzt  oder 
etwas  ausgerandet,  hellgelb.  Längere  Staubfäden  geflügelt, 
kürzere  mit  geflügeltem  Anhängsel.  Blütezeit  Juli,  August. 
Auf  dem  Boden  hingestreckt,  15  bis  20  cm  lang.  Alpen. 
A.  Wulfeniannm  Bernhardi,  Wulfens  Schildkraut. 

B.  Blumenkrone  blassgelb  oder  gelblichweiss,  beim  Abblühen  weiss- 
verbleichend, kaum  länger  als  der  Kelch;  Stämmchen  ein-  oder 
zweijährig,  aufstrebend,  krautig. 

a.  Längere  Staubfäden  bis  zur  Mitte  geflügelt;  kürzere  am 
Grunde  mit  geflügeltem  Anhängsel.  — Blätter  lanzettlich, 
zugespitzt,  nach  dem  Grunde  verschmälert,  graufilzig.  Kelch 
abfallend.  Schötchen  kurzhaarig.  Blütezeit  Mai,  Juni;  Höhe 
10  bis  25  cm;  ©.  Angeblich  an  der  Obermosel.  A.  cam- 
pestre  L.,  Acker-Schildkraut. 

b.  Längere  Staubfäden  ungeflügelt  und  zahnlos;  kürzere  auf 
jeder  Seite  von  einer  kleinen  Borste  gestützt.  Schötchen 
kahl.  — Die  kaum  6 bis  8 cm  hohe  Pflanze  gleicht  einem 
verkümmerten  A.  calycinum.  Blütezeit  Mai  bis  Juli.  Auf 
sandigen  und  unfruchtbaren  Abhängen  Unterösterreichs.  A. 
minimum  Willdenow,  Kleinstes  oder  Zwerg-Schildkraut. 

Gattung  318:  Vesicaria  Lamarck,  Blasenschötchen. 

1.  Die  unteren  Blätter  sind  gewimpert,  sonst  ist  die  ganze  Pflanze  kahl. 
Blätter  ganzrandig,  fast  spatelförmig.  20  bis  50  cm  hoher  Halbstrauch 
mit  einfachen  Asten.  Blütentraube  anfangs  doldig,  später  verlängert.  — 
Blütezeit  Mai,  Juni.  Blumenkrone  gelb.  Westschweiz.  Vesicaria  utri- 
culata  Lamarck,  Schlauclifriiclitiges  Blasenschötchen. 

2.  Ganze  Pflanze  grau -weichfilzig.  Grundständige  Blätter  länglich -spatelig, 
stumpf,  buchtig  gezähnt,  seltener  ganzrandig.  Stengelblätter  lanzettlich, 
stumpf.  — Blumenkrone  gelb.  Blütezeit  Mai,  Juni;  2J..  Höhe  30  cm.  Bei 
Fiume  und  auf  Inseln  der  Adria.  V.  sinnata  Poiret,  Bnchtigblätteriges 
Blasenschötchen. 

Gattung  319:  Berteroa  De  C an  dolle,  Berteroe. 

1.  Kronblätter  weiss,  zweispaltig;  kürzere  Staubfaden  gezähnt.  — Ganze 
Pflanze  durch  Sternhaare  graugrün.  Stengel  aufrecht.  Blätter  lanzett- 
lich, verschmälert.  Kelch  abfallend.  Blumenkrone  weiss.  Längere  Staub- 
fäden an  der  äusseren  Seite  geflügelt,  kürzere  gezähnt.  Blütezeit  Juni 


165 


bis  Herbst.  Schötchen  elliptisch,  flachgewölbt,  vielsamig.  Höhe  20  bis 
50  cm;  0,  wahrscheinlich  auch  %.  Auf  sandigen  Feldern,  sonmgen 
Hügeln,  an  Ackerrändern;  mancherorts  fehlend,  meist  häufig.  (Farsetia 
incana  R.  Brown)  Berteroa  incana  De  Candolle,  Grane  Berteroe.*) 

2.  Kronblätter  gelblich,  abgerundet  stumpf,  nicht  zweispaltig;  kürzere  Staub- 
fäden ungezähnt.  — Der  vorigen  ziemlich  ähnlich,  aber  kräftiger,  bis  1 m 
gross.  Blütezeit  Mai,  Juni;  0.  Bei  Trient.  (Farsetia)  Berteroa  clvpeata 
R.  Brown,  Schildfrüchtige  Berteroe. 

Gattung  320:  Lunaria  L.,  Mondviole. 

1.  Schötchen  länglich-lanzettlich,  an  beiden  Enden  zugespitzt;  Samen  nieren- 
förmig, breiter  als  lang,  schmal  geflügelt;  Blütenstiel  behaart,  Fruchtstiel 
fast  kahl.  — Stengel  aufrecht,  ästig,  weichhaarig;  Blätter  gestielt,  herz- 
eiförmig, die  oberen  eiförmig,  zugespitzt,  alle  weichhaarig  und  ungleich 
gezähnt.  Blumenblätter  aus  keilförmigem  Grunde  fast  kreisförmig,  lila. 
Blütezeit  Mai,  Juni.  Blüte  wohlriechend.  Fruchtträger  stark  verlängert. 
60  bis  100  cm  hoch;  %.  In  schattigen  Bergwäldern;  nicht  häufig.  L. 
rediviva  L.,  Dauernde  Mondviole.**) 

2.  Schötchen  breit  oval,  an  beiden  Enden  stumpf;  Samen  herzförmig  - rund- 
lich, so  breit  als  lang;  Fruchtstiel  behaart.  Der  vorigen  sehr  ähnlich. 
Blütezeit  April  bis  Juni.  Blüte  geruchlos.  Höhe  bis  1 m;  0.  In  Gärten 
vielfach  kultiviert  und  zuweilen  verwildert,  wohl  nirgends  im  Gebiete 
wirklich  wild.  (L.  annua  L)  L.  biennis  Mönch,  Zweijährige  Mondviole, 
Silberblatt.***) 


Gattung  321.  Lobularia  Desvaux,  Lobularie. 

Hierher  nur  Lobularia  maritima  Desvaux,  Seestrands -Lobnlarie 
(Koniga  maritima  Adanson).  Der  ausdauernde,  im  Sande  kriechende  Wurzel- 
! stock  entsendet  mehrere  bis  30  cm  hohe,  verästelte  Stengel.  Stengel  und 
Blätter  sind  dicht  striegelhaarig.  Blätter  schmal-lanzettlich,  ziemlich  stumpf. 
Blumenkrone  weiss.  Blütezeit  Juni,  August.  Meeresufer  bei  Fiume  und  Triest. 


*)  Tafel  281.  Berteroa  incana  De  Candolle.  AB  Blühende  Pflanze. 
1 Blüte  von  der  die  Kelchblätter  und  drei  Blumenblätter  entfernt  wurden; 
|2  geöffnetes  Schötchen;  3 Schötchen  im  Querschnitt;  4 durchschnittener  Same. 

1 bis  4 vergrössert. 

**)  Tafel  282.  Lunaria  rediviva  L.  A Blütenast.  1 Frucht  (die  Frucht 
beginnt  bei  a,  das  stielartige  Stück  von  da  an  ist  der  besondere  Fruchtträger); 

2 Same;  3 Same  ohne  Stiel;  4 und  5 Same  in  zweifacher  Richtung  durch- 
schnitten. ***)  6 Frucht  von  Lunaria  biennis  Mönch.  3 bis  5 vergrössert. 


166 


Gattung  322:  Peltaria  L.,  Scheibenkraut. 

Hierher  nur  Peltaria  alliacea  L.,  Laucliduftendes  Scheibenkraut.  Der 

ausdauernde  Wurzelstock  entsendet  einen  einfachen  20  bis  50  cm  hohen, 
locker  beblätterten,  kahlen  Stengel.  Grundständige  Blätter  lineal-lanzettlich, 
fast  spatelige,  stengelständige  mit  tief-herzförmigem  Grunde  stengelumfassend, 
alle  kahl.  Blumenkrone  weiss;  die  Frucht  springt  nicht  auf.  Blütezeit  Mai 
bis  Juli.  Riecht  stark  nach  Lauch.  An  Gebirgsbächen  in  Steiermark,  Unter- 
österreich, Istrien. 

Gattung  323:  Petrocailis  R.  Brown,  Steinschmiickel. 

Hierher  Petrocailis  pyrenai'ca  R.  Brown,  Steinschmiickel.  Kleines, 
ausdauerndes,  vielköpfiges,  rasenbildendes,  den  gelbblühenden  Draben  sehr 
ähnliches  Pflänzchen  der  höchsten  Alpenjoche.  Blätter  klein,  steif,  an  ihrer 
Spitze  spitz-dreizackig-dreilappig.  Blumenkrone  violett.  Blütezeit  Juni,  Juli. 

Gattung  324:  Draba  L.,  Draba  (Hungerblümchen). 

(NB.  Der  meistens  angewandte  Name  Hungerblümchen  ist  zu  ver- 
werfen, da  die  Pflanzen  nicht  auf  Hungerboden  Vorkommen.) 

A.  Pflanzen  ausdauernd.  Wurzel  stark,  vielköpfig.  Die  kleinen,  nur  wenig 
Centimeter,  selten  handhohen  Stämmchen  sind  unterwärts  mit  den  ver- 
trockneten Blättern  der  vorigen  Jahre  bedeckt  und  an  der  Spitze  mit 
einer  Rosette  von  Blättern  bekrönt.  Solcher  Blattrosetten  besitzt  die 
Pflanze  fruchtbare,  aus  deren  Mitte  sich  ein  Blütenstengel  erhebt,  und 
unfruchtbare,  bei  denen  das  nicht  der  Fall  ist. 

A.  Blätter  starr,  mit  starren  Borsten  kammförmig -ge  wimpert.  Blumen- 
blätter gelb  (1.  Stamm:  Aizopsis  De  Candolle). 
a.  Schötchen  mit  anliegenden  steifen  Borsten.  — Blätter  lanzettlich. 

Blütezeit  Mai  bis  Juli;  %.  Soll  auf  Kalkfelsen  in  Hohenzollern, 

Würtemberg,  Bayern  Vorkommen.  (D.  lasiocarpa  Rochel)  D.  Aizoon 

Wahlenberg,  Borstenfriichtige  Drabe. 
ß.  Schötchen  kahl. 

1.  Griffel  fast  so  lang  oder  länger  als  der  Qnerdurchmesser  des 
Schötchens;  Staubblätter  so  lang  wie  die  Blumenkrone.  Blüten- 
stengel blattlos.  Blätter  glänzend  hellgrün,  linealisch,  gekielt, 
spitz.  Blüten  in  einer  sich  bei  der  Fruchtreife  zur  Traube  ver- 
längernden Trugdolde.  Blütezeit  April  bis  Herbst,  je  nach  der 
Meereshöhe;  2J..  D.  aizoi'des  L.,  Immergrüne  Drabe. 

2.  Griffel  nur  halb  so  lang  als  der  Querdurchmesser  des  Schötchens. 


167 


a,  Staubfaden  so  lang  wie  die  Blumenkrone.  — Der  vorigen 
äusserst  ähnlich  und  vielleicht  nur  durch  den  höheren  Stand- 
ort erzeugte  Varietät.  Blütezeit  Juni  bis  August.  Auf  den 
höchsten  Granit- Alpen.  I).  Zahlbruckneri  Horst,  Zalil- 
bruckners  Drabe. 

b.  Staubfäden  halb  so  lang  wie  die  Blumenkrone.  Blätter  breit- 
lanzettlich,  ziemlich  stumpf,  nach  dem  Grunde  hin  ver- 
schmälert. Blütezeit  Juni  bis  August.  Auf  den  höchsten 
Kalkalpen.  D.  Sauteri  Hoppe,  Sauters  Drabe. 

B.  Blätter  ziemlich  weich.  Blumenblätter  weiss  (2.  Stamm:  Leucodraba 
De  Candolle). 

I.  Blätter  mit  Sternhaaren  besetzt.  (Manche  der  hier  aufgezählten 
Arten  dürften  nur  Standortsformen  sein.) 
a.  Blütenstengel  und  Blütenstiele  sternhaarig-flaumig, 

1.  Frucht  mit  einfachen  Haaren  bewimpert.  — Blätter  der 
Rosetten  länglich,  stumpf.  Stengel  meist  mit  zwei,  eiförmig- 
stumpfen, ganzrandigen  oder  ein-  bis  zweizähnigen  Blättchen. 
Blütezeit  Juli.  Auf  kiesigen  Rasenabhängen  und  Felsen  der 
höchsten  Alpen.  D.  tomentosa  Wahlenberg,  Filzige  Drabe. 

2.  Frucht  kahl.  — Der  vorigen  ausserordentlich  ähnlich;  Stengel- 
blätter eiförmig  oder  eilänglich.  Blütezeit  Juli.  Auf  Felsen 
der  höchsten  Alpen.  D.  frigida  Saut  er,  Kälteliebende  Drabe. 

ß.  Der  obere  Teil  des  Blütenstengels  und  die  Blumenstiele  sind  kahl. 

1.  Der  Griffel  ist  sehr  kurz  (Narbe  sitzend  oder  fast  sitzend). 

a.  Blütenstengel  an  seinem  Grunde  sternhaarig.  — Blätter 
der  Rosetten  länglich -lanzettlich,  in  den  verschmälerten 
Blattstiel  auslaufend,  ganzrandig.  Stengelblätter  länglich- 
spitz, ganzrandig  oder  etwas  gezähnelt.  Blütezeit  Juli, 
August.  Auf  Felsen  der  höchsten  Granit- Alpen.  D.  Johannis 
Horst,  Erzherzog  Johannes’  Drabe. 

b.  Stengel  ganz  kahl.  — Blattrosetten  oft  länger  gestielt; 
Blätter  derselben  lanzettlich.  Blütenstengel  blattlos  oder 
ein-  bis  zweiblätterig,  mit  kleinen,  einfachen  oder  gabeligen 
Borsten  bewimpert;  von  den  Blättern  der  Rosetten  sind  die 
äusseren  meist  kahl,  die  inneren  mit  kurzem,  sternhaarigem 
Flaume  bestreut.  Blütezeit  Juli,  August.  Auf  Felsen- 
abhängen, an  der  Schneegrenze.  (D.  lapponica  Willdenow) 
D.  Wahlenbergi  Hartmann,  var.  heterotricha  Koch, 
Wahlenbergs  Draba.  verschiedenartigbehaarte  Varietät, 


168 


2.  Griffel  deutlich  vorhanden  (Narbe  nicht  sitzend  oder  fast 
sitzend). 

a.  Griffel  fast  so  lang  wie  die  Breite  des  Schötchens.  — 
Blätter  der  Rosetten  lanzettlich-ellip  tisch  oder  spatelig 
mit  zugerundeter  Spitze,  besonders  auf  der  Unterseite  dicht- 
grauweiss  - sternhaarig.  Blütenstengel  mit  ein  bis  zwei 
eiförmigen,  meist  gezähnten,  sternhaarigen  Blättchen.  Blüte- 
zeit Juni,  Juli.  Auf  nackten  Felsen  der  Kalkalpen.  D. 
stellata  Jacquin,  Sternhaarige  Drabe. 

b.  Griffel  bedeutend  kürzer  als  die  Breite  des  Schötchens. 
aa.  Blumenkrone  ansehnlich  (mit  etwa  7 mm  langen 

Blättern);  Kelch  grünlich  - schwarz.  Blütezeit  Juli. 
Tyroler  und  Kärnthner  Alpen.  D.  nivea  Sauter, 
Schnee-Drabe. 

bb.  Blumenkrone  klein  (mit  nur  2 mm  langen  Blättern); 
Kelch  grün.  Blütezeit  Juli,  August.  Auf  Felsen  der 
höchsten  Alpen.  D.  Traunsteineri  Hoppe,  Trann- 
steiners  Drabe. 

II.  Blätter  ohne  Sternhaare. 

a.  Frucht  länglich-lanzettlich  oder  lanzettlich,  nach  beiden  Seiten 
hin  gleichmässig  verschmälert.  (Siehe  I.  /?,  b). 

a.  Blätter  mit  einfachen,  kleinen  Borsten  fast  kammförmig  be- 
wimpert, übrigens  kahl  oder  mit  einfachen  Haaren  bestreut. 
(D.  fladnizensis  Wulfen;  D.  sclerophylla  Gaudin.)  D.  Walilen- 
bergi  Hartmann  var.  homotricha  Lindblad,  Wahlenbergs 
Drabe,  Gleichartigbehaarte  Varietät. 

b.  Blätter  ganz  kahl.  D.  Wahlenbergi  Hartmann,  var.  glabrata 
Koch,  Wahlenbergs  Drabe,  Kahle  Varietät. 

b.  Frucht  linealisch,  überall  gleich  breit,  an  beiden  Enden  fast 
gerade  abgestutzt.  — Blätter  der  Rosetten  spatelig  oder  um- 
gekehrt-eiförmig, von  einfachen  Borsten  weitläufig  gefranst. 
Blütenstengelblätter  zwei  bis  drei,  länglich.  Blütezeit  Mai, 
Juni.  An  Felsen  und  in  Felsspalten  der  höchsten  Alpen. 
D.  ciliata  Scopoli,  Gewimperte  Drabe. 

B.  Pflanzen  ein-  oder  zweijährig.  Unfruchtbare,  d.  h.  solche  Blattrosetten, 
aus  denen  sich  nicht  ein  Blütenstengel  erhebt,  fehlen.  Blütenstengel 
beblättert,  an  stärkeren  Exemplaren  ästig.  Blumenblätter  weiss. 
a.  Schötchen  schraubenförmig  gewunden,  kahl  oder  flaumig.  — Grund- 
ständige Blätter  rosettig,  länglich-lanzettlich,  stumpf,  sägezähnig 


169 


Untere  Stengelblätter  eiförmig,  stumpf,  sägezähnig,  nach  obenzu  all- 
mählich in  ganzrandige  übergehend.  Stengel  und  Blätter  dicht  grau- 
haarig. Blütezeit  Mai,  Juni.  Q.  Auf  rauhen  Felsen  in  der  Schweiz 
und  in  Tirol;  sehr  selten.  D.  incana  L.,  Graue  Drabe. 
b.  Schötchen  flach  (nicht  schraubenförmig  gewunden). 

1.  Schötchen  länger  als  sein  Sin ' flaumhp^rH  — Blätter  der  Ro 
lanzettlich.  BlutenH  : 

Stengel  und  Blätter  u;  'i*  .ic  Mai,  Jum.  An  rauhen 

Felswänden  der  Alpen.  D.  Thomasii  Koch,  Thomasius’  Drabe. 

2.  Schötchen  kürzer  als  sein  Stiel,  kahl.  — Ganze  Pflanze  zart,  leicht 
welkend.  Stengel  aufrecht,  einfach  oder  ästig,  mitunter  zu  mehre- 
ren aus  einer  Wurzel  kommend,  5 bis  40  cm  hoch,  ein-  und  zwei- 
jährig, nebst  den  Blättern  und  Blütenstielen  kurzhaarig.  Die 
Blätter  der  grundständigen  Rosette  sind  verkehrt- eiförmig,  in  einen 
kurzen  Stiel  verschmälert,  ganzrandig  oder  nach  ihrer  Spitze  zu 
gezähnt.  Blütenstengelblätter  rundlich -eiförmig,  spitz,  gezähnt, 
stengelumfassend.  Blütezeit  April,  Mai.  Die  Fruchtstiele  stehen 
zuletzt  fast  wagerecht  ab.  Auf  Felsen,  trockenen  Äckern,  Mauern; 
strichweise.  D.  muralis  L.,  Mauer-Drabe,  Mauer- Hungerblume.*) 

Gattung  325:  Erophila  De  Candolle,  Hungerblümchen. 

Einjährige  Pflanze  mit  einer  grundständigen  Blattrosette,  mit  blattlosen, 
nach  obenzu  kahlen  Blütenstengeln  und  gespaltenen  Blumenblättern.  Blätter 
länglich -lanzettlich,  gezähnt  oder  ganzrandig.  Blumenkrone  weiss.  Blüte- 
zeit März  bis  Mai.  Schötchen  rundlich,  elliptisch  bis  lanzettlänglich.  Griffel 
sehr  kurz.  Fruchtstiele  meist  aufrecht  abstehend.  Höhe  5,  10,  selbst  20  cm. 
Auf  Hungerboden,  trocknen  Äckern,  Triften,  Wegen,  Felsen,  Mauern  u.  s.  w. 
Durch  das  ganze  Gebiet  und  vielerorts  gemein.  (Draba  verna  L.)  Erophila 
verna  E.  Meyer,  Frühlings-Hungerblümchen.**) 

Höchst  vielgestaltige  Pflanze,  von  der  zahlreiche,  doch  nicht  durch 
scharfe  Grenzen  getrennte  Formen  unterschieden  werden  können:  a.  vulga- 
tissima  Kittel,  Gewöhnlichstes  Hungerblümchen,  Blütenstengel  am  Grunde 
mit  zerstreutstehenden  Gabelhaaren,  oben  kahl,  Schötchen  zwei-  bis  dreimal 
Iso  lang  als  breit,  ß.  stenocarpa  Jordan,  Sckmalfrüchtiges  Hungerblümchen, 
Frucht  lanzett- lineal,  viermal  so  lang  als  breit,  y.  maiuscula  Jordan,  Grösseres 
Hungerblümchen,  Blätter  länglich -eiförmig;  Schötchen  länglich,  d.  praecox 

*)  Tafel  283A.  Draba  muralis  L.  A Ganze  Pflanze.  1 Blüte;  2 Kelch; 
;3  Frucht;  4 dieselbe  geöffnet;  5 Same;  6 Sternhaare.  (Figur  links.)  1 bis  6 
vergrössert,  5 zum  Teil  vergrössert. 

**)  Tafel  283 B.  Erophila  verna  E.  Meyer.  A Ganze  Pflanze;  1 Laubblatt. 

Thomf,  Flora.  II.  22 


170 


Steven,  Frühzeitiges  Hungerblümchen,  Schötchen  rundlich  bis  elliptisch. 
s.  Krockeri  Andrzejowsky,  Ivrockers  Hungerblümchen,  Rauhhaarig;  Blüten- 
stengel und  Äste  gabelhaarig;  Blätter  tiefgezähnt. 

Gattung  326:  Cochlearia  L.,  Löffelkraut. 

A.  Klappen  der  Schote  de1*  ganzen  Länge  nach  von  einem  Mittelnerv  durch- 

•05*  u*  Samen  feinbnc b g-räuL. 

A.  xgem  Grunde 
stengelum  fassenu. 

1.  Schötchen  kürzer  als  ihr  Stiel.  Grundständige  Blätter  fast  fleischig, 
langgestielt,  breit-eiförmig  oder  nierenförmig,  stumpf,  am  Grunde 
gewöhnlich  herzförmig  ausgeschnitten;  untere  Stengelblätter  ge- 
stielt, mittlere  kurz  gestielt  oder  sitzend,  gezähnt.  — Stengel  20 
bis  40  cm  hoch,  geriHt,  an  der  Spitze  eckig,  wie  die  Blätter  kahl. 
Blumenkrone  weiss.  Blütezeit  April  bis  Juni.  Schötchen  ellip- 
tisch, fast  kugelig.  Am  Meeresufer  und  an  Salzquellen.  Cochlearia 
officinalis  L.,  Gebräuchliches  Löffelkraut.*) 

Bei  dem  vielfach  als  eigene  Art  angesehenen  Pyrenäischeu 
Löffelkraut  (C.  pyrenaica  De  Candolle)  sind  die  Blätter  nieren- 
förmig und  breiter  als  lang. 

2.  Das  reife  Schötchen  ist  so  lang  als  sein  Stiel.  Grundständige 
Blätter  löffelförmig-länglich  oder  eiförmig  oder  eiförmig-rhombisch, 
am  Grunde  abgerundet  oder  etwas  in  den  Blattstiel  vorgezogen; 
mittlere  Blätter  länglich,  gezähnt  oder  ganzrandig.  — Blumen- 
krone weiss.  Blütezeit  Mai,  Juni;  Höhe  10  bis  20  cm;  0.  Am 
Meeresstrand.  C.  auglica  L.,  Englisches  Löffelkraut. 

B.  Obere  Blätter  dreieckig,  drei-  oder  fünflappig,  oberste  ei-spiessförmig 
(nicht  stengelumfassend).  Grundständige  Blätter  herzförmig,  kahl. 
Blumenkrone  weiss.  Blütezeit  Mai,  Juni;  0-  Höhe  10  bis  20  cm. 
C.  (lanica  L.,  Dänisches  Löffelkraut. 

B.  Klappen  der  Schote  nur  am  Grunde  von  einem  Nerv  durchzogen  oder 

nervenlos. 

A.  Längere  Staubfäden  in  der  Mitte  rechtwinkelig  (knieförmig)  gebogen. 
Grundständige  Blätter  länglich-lanzettHch,  in  den  Stiel  verschmälert, 
ganzrandig  oder  gezähnt  oder  fiederspaltig,  stumpf,  in  reicher  Rosette. 

*)  Tafel  284.  Cochlearia  officinalis  L.  AB  Blühende  Pflanze.  1 Blüte; 
2 Blütenlängsschnitt,  zum  Teil;  3 Staubblätter;  4 Frucht;  5 desgl.  geöffnet; 
6 und  7 Same;  8 und  9 derselbe  quer  und  längs  durchschnitten  um  den  seiten- 
wurzeligen Keim  zu  zeigen.  1 bis  9 vergrössert. 


171 


Stengelblätter  lineal -lanzettlicb,  nntere  nicht  selten  gezähnt,  obere 
ganzrandig.  Ganze  Pflanze  von  angedrückten,  knrzborstigen  Haaren 
rauh.  Blumenkrone  weiss;  Blütezeit  Juni  bis  August;  Höhe  15 
bis  30  cm.  An  Felsen  und  steinigen  Orten  in  den  Alpen  und  Vor- 
alpen und  mit  den  Alpenflüssen  in  die  Vorebenen  hinabsteigend. 
(Kernera  saxatilis  Reichenbach)  Coclilearia  saxatilis  Lamarck, 
Felsen- Löffelkraut. 

B.  Längere  Staubfäden  nicht  knieförmig  gebogen. 

1.  Grundständige  Blätter  sehr  gross  (30  bis  60  cm  lang),  aus  herz- 
oder  eiförmigem  Grunde,  länglich,  grob-  und  ungleich -gekerbt, 
etwas  wellig,  sehr  oft,  wie  namentlich  auch  die  mittleren  Blätter, 
kammförmig-fiederspaltig;  obere  Blätter  lanzettlich,  gekerbt-gesägt, 
stumpf,  mit  verschmälertem  Grunde  sitzend,  oberste  linealisch,  zu- 
weilen ganzrandig.  Blumenkrone  weiss.  Blütezeit  Juni,  Juli. 
Schötchen  elliptisch,  mit  drei-  bis  fünfsamigen  Fächern.  Frucht- 
stiele aufrecht-abstehend,  vier-  bis  fünfmal  so  lang  als  das  Schöt- 
chen. Ganze  Pflanze  kahl;  50  bis  125  cm  hoch;  2J..  Wird  viel- 
fach angebaut  und  ist  mancherorts  an  Ufern  und  feuchten  Orten 
verwildert.  C.  Armoracia  L.,  Mähr-  oder  Meer-rettich. 

2.  Nur  wenige  Centimeter  hohes,  vielköpfiges  Pflänzchen.  Blätter  löffel- 
förmig, stumpf,  ganzrandig,  in  den  ziemlich  langen  Blattstiel  ver- 
schmälert, etwas  rauhhaarig.  Blumenkrone  weiss.  Blütezeit  Juli, 
August;  2J..  An  felsigen  Orten  in  den  Alpen;  sehr  selten.  C.  brevi- 
canlis  Facchini,  Alpenträubclien. 

4.  Unterfamilie:  Enclidieae,  Schnabelschötchenartige. 

Spaltwurzler,  deren  Frucht  ein  Nüsschen  ist. 

Gattungen: 

A.  Staubfäden  geflügelt,  gezähnt;  Frucht  flach,  kreisrund,  von  einem  flachen 

Rande  umsäumt.  Gattung  327:  Clipeola  L.,  Sckildkraut. 

B.  Staubfäden  ungeflügelt,  nicht  gezähnt. 

1.  Frucht  flach,  von  einem  flachen  Rande  umsäumt.  Hier  wäre  eigent- 
lich aufzuführen  die  ihrer  flachen  Frucht  halber  durchgängig  zu  den 
Alyssineen  gerechnete  und  daher  auch  hier  (Seite  166)  dazu  gezählte 
Gattung  322:  Peltaria  L.,  Scheibenkraut. 

2.  Frucht  fast  kugelig,  durch  den  dicken  Griffel' geschnäbelt.  Gattung  328: 
Euklidium  R.  Brown,  Sclinabelschötchen. 


172 


Gattung  327:  Clipeola  L.,  Schildkraut. 

Hierher  nur  Clipeola  Jonthlaspi  L.,  Schildkraut,  ein  einjähriges,  nur 
wenige  Centimeter  hohes,  grau-sternhaariges  Kraut  mit  kleinen,  sitzenden, 
lanzettlichen  oder  spatelförmigen  Blättern  und  gelben,  beim  Abblühen  ver- 
bleichenden Blütchen.  Blütezeit  April,  Mai.  Früchtchen  gewimpert.  Im 
österreichischen  Küstengebiet.  Bei  Sitten  im  Kanton  Wallis  kommt  eine 
kahlfrüchtige  Abart,  Clipeola  Gaudini  Trachsel,  vor. 

Gattung  323:  Euklidium  R,  Brown,  Schnabelschötchen. 

Hierher  nur  Euklidium  syriacum  R.  Brown,  Schnabelschötchen,  ein 
einjähriges,  nur  wenige  Centimeter  hohes,  sparrig-ausgebreitetes,  kahles  Kraut. 
Grundständige  Blätter  schrotsägeförmig;  Stengelblätter  lanzettlich,  gesägt. 
Blüten  gelblich  weiss.  Früchtchen  kurzhaarig -rauh.  Blütezeit  April,  Mai. 
In  der  Umgegend  von  Wien;  selten  und  unbeständig. 

5.  Unterfamilie:  Cakilineae,  Meersenf  artige. 

Spaltwurzler,  deren  Frucht  eine  Gliederschote  ist. 

Gattung  329:  Cakile  Tournefort,  Meersenf. 

Hierher  nur  Cakile  maritima  Scopoli,  Gewöhnlicher  Meersenf,  Meer- 
viole. Einjährige,  15  bis  30  cm  hohe,  meist  sparrig-verzweigte,  fleischige 
und  kahle  Pflanze.  Blätter  fiederteilig,  etwas  beduftet.  Blumenkrone  hell- 
violett. Blütezeit  Juli  bis  Oktober.  Das  Schötchen  ist  kurzgestielt,  etwa 
2 cm  lang,  zweigliederig,  zweisamig;  sein  oberes  Glied  ist  dolchförmig  und 
etwa  noch  einmal  so  lang  wie  das  untere.  Am  sandigen  Meeresstrand  von 
Nordsee,  Ostsee  und  Mittelmeer. 

Bei  der  Form:  Ganzblätteriger  Meersenf  (integrifolia  Koch)  sind  die 
Blätter  länglich,  unregelmässig  stumpf-gezähnt. 

Tafel  285.  Cakile  maritima  Scopoli.  A Teil  der  blühenden  Pflanze; 
1 Stempel;  2 Frucht;  3 und  4 dieselbe  im  Längs-  und  Querschnitt;  5 Same. 
1 bis  5 vergrössert. 

6.  Unterfamilie:  Sisymbrieae,  Raukensenfartige. 

Rücken wurzler,  deren  Frucht  eine  Schote  ist. 

Hierher  sieben  Gattungen: 

A.  Samen  in  jedem  Fache  einreihig, 
a.  Narbe  zweilappig. 

a.  Klappen  der  Schote  ein-nervig.  Gattung  330:  Hesperis  L.,  Nacht- 
viole. 

ß.  Klappen  der  Schote  drei-nervig.  Gattung  331:  Malcolmia  R.  Brown, 
Malkolmie. 


173 


b.  Narbe  stumpf  oder  ausgerandet. 
a.  Klappen  der  Schote  ein-nervig. 

1.  Frucht  vierkantig.  Gattung  332:  Erysimum  L.,  Schotendotter. 

2.  Frucht  zweischneidig.  Gattung  333:  Hugueninia  Reichenbach, 

Hugueninia. 

ß.  Klappen  der  Schote  drei-nervig.  Gattung  334:  Sisymbrium  L., 
Raukensenf. 

B.  Same  in  jedem  Fache  zweireihig. 

a.  Frucht  stielrund.  Gattung  335:  Braya  Sternberg  und  Hoppe, 
Braye,  Schotendotter. 

b.  Frucht  vierkantig.  Gattung  336:  Syrenia  Andrzejowski,  Faden- 
griffel, Spitzschote. 

Gattung  330:  Hesperis  L.,  Nachtviole. 

A.  Stiel chen  der  entwickelten  Blüte  so  lang  oder  länger  als  der  Kelch. 
Schoten  kahl. 

A.  Blumenblätter  verkehrt- eiförmig,  lila  oder  weiss. 

a.  Stengel  kahl  oder  flaum-  aber  nicht  drüsen-haarig.  Blätter  lineal- 
lanzettlich-zugespitzt,  gezähnt,  unterste  bisweilen  leierförmig-fieder- 
spaltig.  — Blütenstielchen  etwas  drüsenhaarig.  Frucht  bis  gegen 
7 cm  lang,  zwischen  den  einzelnen  Samen  etwas  eingezogen, 
holperig,  abstehend  gestielt.  Blütezeit  Mai,  Juni;  © und  2J-. 
Höhe  30  bis  80  cm.  Abends  stark,  am  Tage  kaum  duftend. 
Eigentlich  wild  nur  im  südlichen  Teile  des  Gebietes,  aber  vielfach 
in  Gärten  gezogen  und  oft  verwildert.  H.  matronalis  L.,  Gemeine 
Nachtviole.*) 

ß.  Stengel  drüsenhaarig.  Blätter  eiförmig -länglich -zugespitzt,  tief 
buchtig- gezähnt  oder  gelappt,  unterste  leierförmig- fiederspal  tig. 
Blütezeit  Mai,  Juni.  Der  vorigen  sehr  ähnlich  und  vielleicht  nur 
eine  Abart  derselben.  H.  runcinata  Waldstein  und  Kitaibel, 
Krausblätterige  Nachtviole. 

B.  Blumenblätter  lineal  -lanzettlich,  schmutzig -gelbgrün,  violett  geadert. 
Pflanze  rauhhaarig.  Blätter  eilanzettlich,  zugespitzt,  ganzrandig  oder 
schwach  gezähnelt.  Blütezeit  Mai,  Juni.  Schote  weit  abstehend,  in 
der  Mitte  holperig;  10  bis  12  cm  lang;  ©.  Höhe  50  bis  80  cm. 
An  unfruchtbaren  Orten  und  sonnigen  Hügeln  in  Mähren  und  Unter- 
österreich. fl.  tristis  L.,  Eigentliche  Nachtviole. 

*)  Tafel  286.  Hesperis  matronalis  L.  Gemeine  Nachtviole.  A Teil 
der  Blütenpflanze.  1 und  2 Blüten;  3 Blüte  nach  Entfernung  der  Blumen- 
krone. 4 junge  Frucht  geöffnet. 


174 


B.  Blütenstielchen  kürzer  als  der  Kelch.  Schoten  drüsig- flaumhaarig.  — 
Grundständige  Blätter  gestielt,  buchtig-fiederspaltig-fiederteilig;  obere 
Stengelblätter  mit  breitem,  fast  herzförmigem  Grunde,  sitzend.  Blumen-  j 
kröne  gelblich  oder  rötlich.  Blütezeit  April,  Mai;  0.  Nur  auf  der  Insel 
Veglia.  H.  laciniata  Allioni,  Fiederblätterige  Nachtviole. 

Gattung  331:  Malcolmia  R.  Brown,  Malkolmie. 

Hierher  nur  die  bei  Fiume  vorkommende  Malcolmia  martima  R.  Brown,  » 

I 

Seestrands  Malkolmie,  Meerviole.  Ein  einjähriges,  bis  30  cm  hohes,  zartes  j 
Kraut.  Untere  Blätter  löflelförmig- elliptisch,  langgestielt,  stumpf,  obere  ; 
lanzettlich,  alle  mit  angedrückten,  zwei-  bis  dreiteiligen  Haaren  bedeckt.  I 
Blumenkrone  rosenrot.  Blütezeit  März,  April. 

Gattung  332:  Erysimum  L.,  Schotendotter,  Hederich. 

A.  Blätter  kahl;  Stengelblätter  mit  tief  herzförmigem  Grunde  den  Stengel 
umfassend.  Blumenblätter  weiss  oder  hellgelb,  aufrecht.  Scheidewand 
der  Schoten  schwammig  mit  Gruben,  in  denen  die  Samen  liegen  (Con- 
ningia  De  Candolle). 

1.  Klappen  der  Schoten  ein-nervig.  Stengel  aufrecht,  meist  einfach,  oben  ■ 
etwas  hin-  und  hergebogen,  kahl.  Blätter  graugrün,  ganzrandig,  die  < 
untersten  verkehrt- eiförmig,  in  den  Blattstiel  verschmälert,  die  oberen  1 
eiförmig- elliptisch.  Blütezeit  Mai  bis  August.  Schoten  aufsteigend, 
abstehend,  stumpf- vierkantig.  Höhe  15  bis  60  cm;  ©.  Auf  Kalk- 
boden; zerstreut.  E.  orientale  R.  Brown,  Morgenländischer  Schoten- 
dotter. 

2.  Klappen  der  Schoten  drei-nervig.  Schoten  aufrechtstehend.  Der  vorigen 
überaus  ähnlich  und  daher  hierher  gezählt,  obgleich  eigentlich  ein  i 
Sisymbrium;  © und  0.  In  Unterösterreich.  E.  anstriacnm  Baum- 
garten, Österreichischer  Schottendotter. 

B.  Blätter  mehr  oder  weniger  behaart;  Stengelblätter  sitzend,  länglich  oder 
lineal  (nicht  herzförmig),  Blumenblätter  hell-  oder  goldgelb,  ausgebreitet.  1 
Scheidewand  der  Schoten  dünn  (Erysimastrum  De  Candolle). 

1.  Schoten  stumpf- vierkantig,  fast  stielrund,  kaum  dicker  als  ihr  Stiel-  j 
chen.  Stengel  oft  stark  verästelt,  30  bis  60  cm  hoch,  wie  die 
Blätter  mit  einfachen  und  dreiteiligen  Haaren  bestreut.  — Blätter  lan- 
zettlich, durch  ihre  ästigen  Haare  etwas  rauh  und  mattgrün,  an  der 
Spitze  zurückgekrümmt;  Grundständige  Blätter  oft  schrotsägezähnig, 
oft  fast  ganzrandig,  in  den  kurzen  Blattstiel  verlaufend;  Stengelblätter 
etwas  buchtig-  oder  geschweift-gezähnt,  bisweilen  ganzrandig.  Blumen- 
stiele halb  so  lang  als  der  Kelch.  Blumen  ziemlich  klein,  ockergelb. 


175 


Blütezeit  Mai  bis  Juli;  © bis  ©.  Auf  Äckern,  Brachfeldern,  an  Wegen; 
im  Gebiete  sehr  ungleich  verteilt,  zerstreut  und  oft  unbeständig. 

E.  repandum  L.,  Geschweiftblätteriger  Schotendotter. 

II.  Schoten  vierkantig.  Blätter  mit  einfachen  oder  am  Grunde  zweiteiligen, 
angedrückten  Haaren  bestreut,  höchstens  an  ihrer  zurückgekrümmten 
Spitze  finden  sich  dreigab elige  Haare  eingemischt. 

A.  In  den  Blattachseln  finden  sich  kleine,  reichblätterige,  Blattbüscheln 
ähnliche,  unfruchtbare  Zweige.  Blätter  linealisch  oder  lineal- 
lanzettlich,  ganzrandig  oder  entfernt -gezähnelt,  spitz. 

1.  Blütenstielchen  höchstens  halb  so  lang  als  der  Kelch;  Kelch- 
blätter am  Grunde  sackartig  erweitert.  Blumenkrone  ansehnlich. 
Blütezeit  Mai  bis  Juli.  Schote  einfarbig,  grünlich -grau,  mit 
ausgerandeter  Narbe;  %.  An  rauhen  Gebirgswänden  in  Tessin 
und  Südtirol.  E.  rhaeticum  De  Candolle,  Alpen-Schotendotter. 

2.  Blütenstielchen  so  lang  wie  der  Kelch;  Kelchblätter  am  Grunde 
nicht  sackartig  erweitert.  Blumenkrone  ziemlich  ansehnlich. 
Blütezeit  Juni,  Juli.  Schote  grau  mit  kahleren,  grünen  Kanten. 
Narbe  kreisrund,  ohne  Ausrandung;  ©.  An  Felsen,  sonnigen 
Abhängen,  unfruchtbaren  Orten;  sehr  selten;  in  Deutschland  nur 
eingeschleppt  und  unbeständig.  E.  canescens  Roth,  Grauer 
Schotendotter. 

B.  In  den  Blattachseln  sind  unfruchtbare  Zweige  nicht  vorhanden. 

1.  Grundständige  Blätter  und  untere  Stengelblätter  schmal-lanzett- 

lich,  tief-geschweift-  oder  buchtig-gezähnt.  Stengelblätter  nach 
der  Spitze  zu  mehr  und  mehr  ganzrandig;  Zweigblätter  ganz- 
randig; alle  Blätter  etwas  rauh.  Wurzelstock  mitunter  viel- 
köpfig. Blütenstiele  zwei-  bis  dreimal  kürzer  als  der  Kelch. 

Schote  vierkantig,  etwas  zusammengedrückt,  gleichfarbig,  mit 
kopfiger  Narbe.  Kelch  bleich-grünlich,  namentlich  an  der  Spitze 
weisshäutig  gerandet;  zwei  Kelchblätter  stumpf- sackartig  vor- 
gezogen. Blume  schwefelgelb,  geruchlos.  Blütezeit  April  bis 
Herbst;  ©•  Auf  Mauern,  Felsen,  Schutt,  an  Wegerändern;  zer- 
streut, aber  stellenweise  gemein.  E.  crepidifoliuin  Reichen  - 
bach,  Pippaublätteriger  Hederich. 

2.  Blätter  ganzrandig  oder  entfernt- gezähnt.  Wurzelstock  aus- 
dauernd, vielköpfig. 

a.  Griffel  etwa  so  lang  als  die  Schote  breit  ist.  — Der  Wurzel- 
stock trägt  auch  unfruchtbare,  d.  h.  solche  Blattbüschel,  aus 
deren  Mitte  sich  kein  Blütenstengel  erhebt.  Blätter  graulich- 


176 


behaart.  Blütenstielchen  höchstens  halb  so  lang  wie  der 
Kelch;  dieser  am  Grunde  sackartig  ausgebuchtet.  Blumen- 
krone ansehnlich  (bis  21/2  cm  im  Durchmesser),  wohlriechend. 
Blütezeit  Mai  bis  Juli.  Bis  50  cm  hoch.  An  Bergabhängen, 
in  den  Voralpen  und  bis  in  die  höchsten  Alpen  hinauf. 
E.  cheiranthus  Persoon,  Goldlackhederich. 
ß.  Griffel  zwei-  oder  mehrmal  so  lang  als  die  Schote  breit  ist. 

a.  Blätter  lanzettlich,  nach  oben  breiter  werdend;  Frucht  zu- 
sammengedrückt - vierkantig;  Narbe  zweilappig  - knotig. 
Blumen  ansehnlich,  anfangs  citronen-,  dann  strohgelb. 
Blütezeit  Juni  bis  August;  %■.  An  steinigen  Abhängen 
im  Schweizer  Jura.  E. ocliroleucum  De  Candolle,  Blass- 
gelber  Schotendotter. 

b.  Blätter  sehr  lang-linealisch  oder  lineal-lanzettlich , sichel- 
förmig zurückgerollt.  Frucht  rechtwinkelig  vierkantig. 
Narbe  ausgerandet.  Blumenkrone  ansehnlich.  Blütezeit 
Mai,  Juni.  An  rauhen  Bergabhängen  der  Alpen  und  Vor- 
alpen. E.  helveticum  De  Candolle,  Schweizer  Schotendotter. 

III.  Schoten  scharf- vierkantig.  Blätter  mit  drei-  bis  viergab eligen,  ange- 
drückten, feinen  Haaren  dichter  oder  dünner  bestreut.  Blattspitze 
gerade. 

A.  Blüten  stiele  zwei-  bis  dreimal  so  lang  als  der  Kelch;  Fruchtstiele 

halb  so  lang  als  die  Schote.  — Stengel  aufrecht,  einfach  oder 
ästig,  angedrückt -behaart.  Blätter  grün,  länglich-lanzettlich,  nach 
beiden  Enden  verschmälert,  mehr  oder  weniger  spitz,  aber  ohne 
aufgesetztes  Spitzchen,  ganzrandig  oder  seicht- geschweift-gezähnelt, 
rauhhaarig.  Blumen  dottergelb,  klein  (4  bis  5 mm  Durchmesser). 
Blütezeit  Juni  bis  Herbst,  im  Rheinthale  in  frostfreien  Wintern 
bis  Januar.  Hauptstengel  oft  mit  fast  100,  2 bis  2 */2  cm  langen, 
kahlen  Schoten;  © und  ©.  30  bis  80  cm  hoch.  An  Wegerändern, 

Zäunen,  auf  Schutt  und  sandigen  Ackern;  durch  das  ganze  Gebiet; 
vielerorts  gemein.  E.  cheiranthoi’des  L.,  Lackartiger  Schoten- 
dotter. 

B.  Blütenstiele  höchstens  so  lang  als  der  Kelch;  Fruchtstiele  viel- 
mal kürzer  als  die  Schote. 

a.  Blütenstiele  ungefähr  so  lang  als  der  Kelch.  Blumen  nicht 
duftend. 

1.  Grundständige  Blätter  lanzettlich,  lang  in  den  Blattstiel  ver- 
schmälert. Stengelblätter  lineal-lanzettlich,  etwa  zehnmal 


177 


so  lang  als  breit,  die  grösste  Breite  in  der  Mitte  des  Blattes, 
spitz,  ganzrandig,  graugrün,  aufrecht,  oft  fast  an  den  Sten- 
gel angedrückt.  Blütezeit  Juni  und  Juli,  bis  in  den  Oktober. 
Schoten  aufrecht,  fast  der  Achse  angedrückt;  0.  Höhe  50 
bis  125  cm.  An  unfruchtbaren  Orten  und  Flussufern;  sehr 
ungleich  verteilt.  E.  virgatum  Roth,  Rutenhederich. 

2.  Grundständige  Blätter  verkehrt-lanzett-länglich,  fast  spatelig 
in  den  kurzen  Blattstiel  verschmälert.  Stengelblätter  lanzett- 
lich,  meist  fünf-  bis  sechsmal  so  lang  als  breit,  die  grösste 
Breite  im  vorderen  Drittel  des  Blattes,  zugespitzt;  meist  ge- 
zähneJt,  mattgrün,  aufrecht  bis  wagerecht  abstehend.  Blüte- 
zeit Mai  bis  August;  Schoten  aufrecht  abstehend;  0.  Höhe 
50  bis  100  cm.  (E.  hieracifolium  L.)  E.  strietum  Flora 
der  Wetterau,  Steifer  Hederich.*) 
b.  Blütenstiele  halb  so  lang  als  der  Kelch.  Blumen  duftend,  an- 
sehnlich. Stengel  20  bis  40  cm  hoch,  fein  gerillt.  Blätter 
lanzettlich  oder  lineal -lanzettlich,  am  Rande  geschweift -säge- 
zähnig  oder  fast  ganzrandig;  die  unteren  stumpf,  mit  aufgesetz- 
tem Spitzchen,  allmählich  in  den  kurzen  Stiel  verschmälert; 
obere  sitzend,  spitz  oder  zugespitzt;  alle  Blätter  etwas  rauh- 
haarig. Blumenblätter  citronengelb , mit  rundlicher  Platte; 
Blütezeit  Juni,  Juli.  Frucht  von  der  Seite  etwas  zusammen- 
gedrückt, vierkantig,  grauhaarig,  mit  kahleren,  grünen  Kanten, 
fast  aufrecht;  © und  Q.  Auf  Kalkbergen  und  an  Flussufern; 
zertreut.  E.  odoratum  Ehrhart,  Wohlriechender  Schotendotter. 

Abarten  sind:  Gezähntblätteriger  Schotendotter  (E.  denticu- 
latum  Koch),  Blätter  geschweift-gezähnelt,  bisweilen  fast  ganz- 
randig; Krainer  Schotendotter  (E.  carniolicum  Dolliner),  Blätter 
tief-  oder  buchtig-gezähnt. 

Gattung  333:  Hugueninia  Reichenbach,  Hugueninie. 

Hierher  nur  (Descurea  Guettard)  Hugueninia  tanacetifolia  Reichen- 
bach,  Rainfarnblätterige  Hugueninie,  ein  60  bis  100  cm  hohes,  steifauf- 
rechtes Kraut.  Blätter  fiederschnittig  mit  lanzettförmigen,  eingeschnitten- 
gesägten Abschnitten.  Blumenkrone  gelb;  Blütezeit  Juli.  Schoten  aus 


*)  Tafel  287.  Erysimum  strietum  Flora  der  Wetterau.  AB  Blühende 
Pflanze.  C Teil  der  halbreifen  Fruchttraube.  1 Blüte  nach  Wegnahme  von 
Kelch  und  Blumenkrone;  2 oberes  Ende  der  geöffneten,  halbreifen  Schote;  3 fast 
reifer  Same;  4 reifer  Same;  5 und  6 desgl.  im  Quer-  und  Längsschnitt,  um  die 
iLage  des  Keimlings  zu  zeigen.  1 bis  6 vergrössert. 

T h o m 6 Flora.  II. 


23 


178 


dünnerem  Grunde  linealiscli,  zweischneidig -zusammengedrückt,  7 bis  8 mm 
lang,  mit  rinnigen,  einnervigen  Klappen  und  einreihigen  Samen.  An  rauhen 
Felswänden  der  Walliser  Alpen. 

Gattung  3BU.  Sisymbrium  L.,  Raukensenf. 

A.  Blumenkrone  gelb. 

I.  Schoten  gegen  die  Spitze  pfriemenförmig- verschmälert.  — Stengel  auf- 
recht, sparrig- ästig,  wie  die  Blätter  kurzhaarig.  Blätter  gestielt,  untere 
schrotsägeförmig -fiederteilig,  mit  zwei-  bis  dreipaarigen,  länglichen, 
gezähnten  Seitenabschnitten  und  einem  sehr  grossen,  spiessförmigen, 
ungleich -gezähnten  Endlappen;  obere  Blätter  spiessförmig.  Blumen- 
blätter klein.  Blütezeit  Mai  bis  Herbst.  Schoten  kurzgestielt,  in  langen, 
blattlosen  Trauben,  der  Achse  anliegend.  Höhe  30  bis  80  cm;  0.  An 
Wegen  und  Schutt  gemein,  seltener  im  Gebirge  (über  450  m).  S.  offi- 
cinale  Scopoli,  Gebräuchlicher  Raukensenf. *) 

II.  Schoten  linealisch,  nicht  pfriemenförmig. 

A.  Wenigstens  die  unteren  Blätter  sind  geteilt;  Samen  länglich  oder 
fast  eiförmig. 

a.  Blätter  zwei-  bis  dreifach -fiederschnittig,  mit  lanzettlichen  oder 
fädlich-linealischen  Abschnitten,  ebenso  wie  der  aufrechte,  ästige  j 
Stengel  mehr  oder  weniger  mit  feinen  Sternhaaren  besetzt.  | 
Blumenblätter  grünlich-gelb,  so  lang  oder  kürzer  als  der  Kelch. 
Blütezeit  Mai  bis  Oktober.  Schoten  dünn,  meist  etwas  aufwärts 
gebogen,  noch  einmal  so  lang  als  ihre  Stiele.  30  bis  100  cm 
hoch;  ©.  Auf  Schutt,  an  Wegerändem,  sandigen  Orten,  Kultur-  | 
land  meist  gemein;  selten  im  Gebirge  (über  450  m?)  S.  Sophia 
L.,  Feinblätteriger  Raukensenf,  Schuttrauke. 
ß.  Untere  Blätter  einfach-schrotsägefÖrmig-fiederspaltig. 

a.  Unterste  Blätter  schrotsägeförmig -fiederspaltig,  im  Umriss  1 
breit-lanzettlich,  obere  schmal-fiederschnittig.  Blattzipfel  ge- 
zähnt, länglich- dreieckig,  am  Grunde  mit  einem  nach  oben 
umgeschlagenen  Lappen.  Ganze  Pflanze  am  Grunde  borsten-,  | 
haarig,  nach  obenzu  immer  weniger  behaart.  Kelch  weit 
abstehend.  Blumen  im  Welken  verbleichend.  Blütezeit  Mai, 
Juni.  Schoten  abstehend,  gewöhnlich  gekrümmt,  sehr  lang 
(7  cm  und  mehr).  © und  0.  An  Wegen,  Ackerrändern,  auf 

*)  Tafel  288.  Sisymbrium  officinale  Scopoli.  A Blühende  Pflanze. 

1 Blütentraube;  2 Blüte  im  Längsschnitt;  3 Kronblatt;  4 Staubgefäss  von  ver- 
schiedenen Seiten;  5 Stempel;  6 Frucht;  7 dieselbe  geöffnet;  8 Same,  natürl.  • 
Grösse  und  vergrössert.  1 bis  7 vergrössert. 


179 


Brachfeldern;  zerstreut,  namentlich  im  südöstlichen  Teile  des 
Gebietes.  (S.  pannonicum  Jacquin).  S.  Sinapistrnm  Crantz, 
Ungarischer  Raukensenf. 

b.  Alle,  auch  die  oberen  Blätter  sind  schrotsägeförmig -fieder- 
spaltig. 

1.  Die  Schoten  sind  höchstens  doppelt  so  lang  als  ihr  Stiel- 
chen,  die  jüngeren  reichen  weniger  hoch  als  der  gewölbte 
Blütenstrauss.  Stengel,  untere  und  mittlere,  mitunter  alle 
Blätter  sind  steif-rauhhaarig.  — Kelch  abstehend.  Blüte- 
zeit Juni,  Juli;  0 und  O-  Höhe  30  bis  80  cm.  Auf 
alten  Mauern  und  Schutt;  zerstreut.  S.  Loeselii  L.,  Lösels 
Raukensenf. 

2.  Die  Schoten  sind  mehreremal,  jedenfalls  mehr  als  doppelt 
so  lang  als  ihr  Stielchen.  Stengel  und  Blätter  sind  kahl, 
mit  wenigen  Borstenhaaren  bestreut  oder  fein  behaart. 

a.  Die  jüngeren  Früchtchen  ragen  über  den  flachen  Blüten- 
straus hinaus.  — Die  reifen  Schoten  sind  etwa  achtmal 
so  lang  als  ihr  Stiel  und  abstehend.  Pflanze  kahl  oder 
zerstreut-behaart.  Kelch  etwas  abstehend.  Blumenblätter 
klein  (2  mm).  Blütezeit  Mai,  Juli;  O und  ©.  Höhe  15 
bis  60  cm.  Auf  Schutt,  an  Wegen.  Unter  Österreich ; 
in  Deutschland  bisweilen  eingeschleppt.  S.  Irio  L., 
Langblätteriger  Raukensenf. 

b.  Die  jüngeren  Früchtchen  ragen  nicht  über  die  Blüten- 
traube hinaus. 

aa.  Stengel  und  Blätter  kahl  oder  nur  sehr  wenig  borstig. 
Kelch  offen.  Blumenblätter  goldgelb,  ziemlich  an- 
sehnlich. Blütezeit  April,  Mai.  Reife  Schoten  dicker 
und  drei-  bis  viermal  so  lang  als  ihr  Stiel;  0. 
Höhe  30  bis  60  cm.  An  rauhen,  felsigen  Abhängen ; 
zerstreut.  S.  austriacum  Jacquin,  Österreichischer 
Raukensenf. 

bb.  Stengel  und  Blätter  weich  behaart.  Die  Zipfel  der 
unteren  Blätter  haben  an  ihrem  Grunde  je  einen 
aufwärts  gerichteten  Zahn.  Kelch  der  Blumenkrone 
enge  anliegend.  Blumenkrone  ansehnlich.  Blütezeit 
Juni,  Juli.  Schote  nicht  dicker,  aber  15  und  mehr- 
mal länger  als  ihr  Stielchen;  O.  Höhe  30  bis  125cm. 
Auf  Schutt  und  an  unbebauten  Orten.  Selten  und 
unbeständig.  S.  Columnae  L.,  Colnmnas  Raukensenf. 


180 


B.  Alle  Blätter  sind  ungeteilt. 

a.  Blätter  länglich -lanzettlich,  zugespitzt,  gezähnt,  von  einfachen 
Haaren  weichhaarig-flaumig.  Kelch  zuletzt  wagerecht  abstehend. 
Blütezeit  Juni,  Juli.  Schoten  etwas  abstehend.  Samen  lineal 
verlängert;  2t.  Höhe  50  bis  150  cm.  An  Flussufern;  sehr  zer- 
streut. S.  strictissimum  L.,  Steifer  Raukensenf. 
ß.  Blätter  kahl,  ganzrandig;  Stengelblätter  mit  herzförmigem  Grunde 
stengelumfassend.  Erysimum  austriacuni  Baumgarten,  Öster- 
reichischer Schotendotter.  (Yergl.  Seite  174.) 

B.  Blumenkrone  weiss.  (Hierher  zwei  häufige,  aber  so  eigentümliche  Pflanzen, 
dass  jede  derselben  die  mannigfachsten  Stellungen  in  der  Familie  einnahm). 

A.  Same  längsgestreift.  — Stengel  aufrecht,  meist  einfach,  kahl  wie  die 
ganze  Pflanze,  oder  unterwärts  nebst  den  Blattstielen  zerstreut-behaart. 
Grundständige  Blätter  langgestielt,  nierenförmig,  gestutzt  bis  keilförmig, 
ausgeschweift-gezähnt  oder  gezähnt-gesägt,  obere  kürzer  gestielt,  herz- 
eiförmig, spitz-gezähnt.  Blütezeit  April  bis  Juni.  Schoten  linealisch, 
stielrundlich  bis  schwach-vierkantig,  mit  einem  hervortretenden  Mittel- 
und zwei  schwächeren  Seitennerven,  mit  dickem,  abstehendem  Stiel- 
chen.  Höhe  25  bis  100  cm;  Q.  Riecht  stark  nach  Knoblauch.  In 
Gebüschen,  an  Zäunen,  in  Laubwäldern  auf  fruchtbarem  Boden.  (Ery-  ] 
simum  Alliaria  L.,  Hesperis  Alliaria  Wallroth,  Alliaria  officinalis  I 
Andrzejowski.)  Sisymbrium  Alliaria  Scopoli,  Laucliliedericb.*) 

B.  Samen  glatt.  — Stengel  aufrecht,  einfach  oder  ästig,  unterwärts  rauh- 
haarig. Grundständige  Blätter  rosettig,  länglich -lanzettförmig,  ge- 
zähnelt;  Stengelblätter  fast  ganzrandig,  gabelhaarig.  Blumenkrone 
klein.  Schoten  fadenförmig,  kaum  länger  als  der  dünne  abstehende 
Stiel,  bogig- aufstrebend,  von  der  Seite  zusammengedrückt,  daher 
schmalwandig  mit  kahnförmigen  Klappen.  Blütezeit  Mai  bis  Herbst,  ; 
mit  Ausnahme  der  Zeit  der  grössten  Hitze,  oft  auch  den  ganzen  I 
Winter  hindurch.  Höhe  8 bis  30  cm;  © und  Q.  — Fast  auf  jedem 
Boden  häufig.  Ihrer  Tracht  nach  wäre  die  Pflanze  zu  der  Gänse-  , 
kresse  (Arabis)  zu  rechnen.  (Arabis  Thaliana  L.;  Conringia  Thaliana 
Reichenbach;  Stenophragma  Thalianum  Celakowsky.)  Sisymbrium 
Thalianum  Gay  und  Monnard,  Thals  Raukensenf. 

Gattung  385:  Braya  Stern berg  und  Hoppe,  Braye  (Schotenkresse). 

Kleine,  weissblühende  Kräuter,  mit  beblätterten  Blütenstengeln  und 
kurzen,  dicken  Schoten. 

*)  Tafel  289.  Sisymbrium  Alliaria  Scopoli.  AB  Blühende  Pflanze. 

1 Frucht;  2 Same  vergrössert. 


181 


A.  Blätter  ungeteilt,  lanzettlich,  allmählich  in  den  Stiel  verschmälert,  stumpf, 
ganzrandig  oder  entfernt-gezähnelt.  Wurzelrosette  reichblätterig.  Ganze 
Pflanze  kurz  - steif  haarig.  Blütezeit  Juli.  Höhe  7 bis  8 cm;  %■.  Auf 
Abhängen  der  höchsten  Alpen.  B.  alpina  Sternberg  und  Hoppe, 
Alpen-Braye,  Schotenkresse. 

B.  Blätter  fiederschnittig. 

1.  Blütentraube  beblättert.  Einjähriges,  niederliegendes  oder  aufsteigendes 
Kraut  mit  8 bis  10  cm  langen  Stengeln.  Blattrosette  kaum  vorhanden. 
Blätter  fast  leierförmig,  mit  länglich-linealischen,  ungleich- abgerunde- 
ten, gezähnten  Abschnitten.  Blütezeit  Juli,  August.  Schoten  kurz- 
haarig. An  kiesigen,  feuchten  Orten,  westlich  vom  Rhein;  sehr  selten. 
B.  supina  Koch,  Niederliegende  Braye. 

2.  Blütentraube  nicht  beblättert.  Ausdauerndes,  oft  mehrköpfiges,  bis 
handhohes,  aus  allen  Blattachseln  verästeltes  Kraut  mit  wenigblätte- 
riger, grundständiger  Blattrosette.  Blütezeit  Juli,  August.  Blüten 
doldentraubig-beisammenstehend;  Fruchttraube  sehr  locker,  lang- 
gestreckt. Höchste  Granitalpen.  B.  pinnatifida  Koch,  Fiederblätterige 
Braye. 

Gattung  336:  Syrenia  Andrzejowski,  Fadengriffel  (Spitzschote). 

Hierher  nur  Syrenia  angustifolia  Reichenbach,  Schmalblätteriger 
Fadengriffel.  Sie  hat  grosse  Ähnlichkeit  mit  einem  Erysimum  (Schoten- 
dotter) und  wird  daher  meist  hierher  gezählt,  obgleich  ihre  Frucht  eher  ein 
Schötchen,  als  eine  Schote  ist  und  sie  zu  den  Camelineen  (Leindotter- 
gewächsen) zu  zählen  wäre.  Bis  60  cm  hohe,  oben  ästige  Pflanze.  Blätter 
sehr  schmal,  entfernt  stehend,  ganzrandig,  spitz,  in  ihren  Achseln  kleine, 
unfruchtbare  Zweige  (Blattbüschel)  treibend,  durch  angedrückte,  steife  Haare 
etwas  graugrün.  Blumenkrone  gelb.  Blütezeit  Juni  bis  August.  Frucht 
etwa  10  mm  lang  und  2 bis  3 mm  breit  (ein  Schötchen),  aber  durch  den 
stehenbleibenden,  ebenfalls  etwa  10  mm  langen  Griffel  zugespitzt  (so  eine 
Schote);  Q.  Auf  Sandflächen  in  Unterösterreich. 

7.  Unterfamilie:  Lepidineae,  Kresseartige. 

Rücken wurz ler,  deren  Frucht  ein  schmalwandiges  Schötchen  ist. 

Hierher  vier  Gattungen. 

A.  Längere  Staubfaden  an  der  inneren  Seite  geflügelt.  Gattung  337: 

Aetliiomena  R.  Brown,  Brandpfeilfaden,  Steintäschel. 

B.  Staubfaden  ohne  Anhängsel. 

1.  Fruchtfächer  vielsamig.  Gattung  338:  Capselia  Yentenat,  Täschel. 


182 


2.  Fruchtfächer  zweisamig.  Gattung  339:  Hutchinsia  R.  Brown,  Hut- 
chinsie,  Gemskresse. 

3.  Fruchtfächer  einsamig.  Gattung  340:  Lepidinm  L.,  Kresse. 

Gattung  337:  Aethiomena  R.  Brown,  Brandpfeilfaden,  Steintäschel. 

Hierher  nur  Aethiomena  saxatile  R.  Brown,  Steintäschel,  ein  kahles, 
kaum  handhohes,  weiss  oder  rötlich  blühendes,  ausdauerndes  Kraut  der  Kalk- 
Alpen  und  Voralpen.  Blütezeit  Mai,  Juni.  Schötchen  mit  breitem,  am 
Rande  fein  gekerbtem  und,  wenn  ausgewachsen,  an  der  Spitze  ausgebuch- 
tetem Flügel. 


Gattung  338:  Capselia  Ventenat,  Täschel. 

A.  Frucht  dreieckig-umgekehrt-herzförmig. 

1.  Blumenkrone  weiss,  fast  doppelt  so  lang  als  der  Kelch  (zuweilen  in 
Staubblätter  umgewandelt,  sodass  die  Blüte  zehnmännig  ist,  var. 
apetala  Koch  X,  1).  Ganze  Pflanze  behaart,  seltener  kahl.  Stengel 
aufrecht,  gewöhnlich  ästig,  bis  50  cm  hoch.  Blätter  der  grundstän- 
digen Rosette  meist  geteilt;  Stengelblätter  sitzend,  gewöhnlich  ganz- 
randig.  Bezüglich  der  Blätter  vielleicht  die  formenreichste  Pflanze  des 
Gebietes;  dieselben  sind  entweder  alle  gleichförmig  und  dann  lineal- 
lanzettlich  oder  kurz  und  oval  oder  länglich  verkehrt-eiförmig,  oder 
sie  sind  verschieden.  Im  letzteren  Falle  sind  entweder  die  Stengel- 
blätter ganz  und  die  grundständigen  Blätter  gezähnt  oder  buchtig- 
gezähnt  oder  fiederspaltig  mit  meist  dreieckigen,  spitzen,  gezähnten 
Lappen  oder  schrotsägeförmig  oder  fiederschnittig  mit  weit  von  einander 
abstehenden  Abschnitten  und  nur  sehr  schmal  geflügeltem  Hauptnerv, 
oder  endlich  sind  die  unteren  Blätter  tief- fiederspaltig,  die  mittleren 
bis  zur  Mitte  geteilt,  die  oberen  gezähnt  und  die  allerobersten  ganz- 
randig.  Schötchen  auf  fast  wagerecht  abstehenden  Stielen.  Griffel 
kurz,  die  Ausrandung  der  Schote  selten  überragend.  Blumenkrone 
weiss;  blüht  das  ganze  Jahr  hindurch,  mit  Ausnahme  der  Zeit  strengen 
Frostes;  die  ersten  Blüten  nach  dauerndem  Froste  sind  stengellos; 
© und  Q.  Auf  bebautem  und  unbebautem  Boden  eine  der  gemeinsten 
Pflanzen.  C.  bursa  pastoris  Mönch,  Hirtentäschel.*) 


*)  Tafel  290.  Capsella  bursa  pastoris  Mönch.  A Blühende  Pflanze. 
1 Blüte;  U Blütenlängsschnitt;  3 Blumenblatt;  4 Staubblätter  und  Stempel; 
5 Staubblätter;  6 Frucht;  7 Querschnitt  durch  dieselbe,  um  zu  zeigen,  dass  die 
Scheidewand  im  kleinen  Durchmesser  liegt;  8 Schötchen  geöffnet;  9 Scheide- 
wand der  Frucht;  10  Same.  1 bis  10  vergrösserf. 


183 


2.  Blumenkrone  rötlich,  so  lang  oder  kaum  länger  als  der  oft  rötliche 
Kelch.  Seiten  wände  des  SchÖtchens  etwas  ausgeschweift;  ©.  Blüte- 
zeit April  bis  Juni.  Südliche  Schweiz;  selten.  Capselia  rnbella  Reuter, 
Rötliches  Täscliel. 

B.  Frucht  kreis-  oder  eirund. 

1.  Untere  Blätter  tief-fiederspaltig,  mit  ganzrandigen,  lanzettlichen  oder 
elliptischen  Zipfeln;  obere  linealisch,  ungeteilt,  selten  alle  Blätter  un- 
geteilt. Blütentrauben  reichblütig,  verlängert.  Blumenkrone  weiss. 
Blüht  April,  Mai,  zuweilen  im  Herbst  nochmals;  ©.  Höhe  5 bis  15  cm. 
Auf  nassen,  salzhaltigen  Triften,  in  Thüringen,  Tirol,  Schweiz;  selten. 
C.  procumbens  Fries,  Liegendes  Täschel,  Salzkresse. 

2.  Untere  Blätter  dreispaltig,  etwas  leierförmig,  obere  lanzettlich.  Frucht- 
traube fast  doldig,  zwei-  bis  vier-,  selbst  ein-blütig.  Stengel  gabel- 
spaltig  geteilt.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Höhe  5 cm;  ©.  Auf  den  Vor- 
alpen und  Alpen.  C.  panciflora  Koch,  Armbliitiges  Täschel. 

Gattung  339:  Hutchinsia  R.  Brown,  Hutchinsie,  Gemskresse. 

A.  Stengel  ästig,  beblättert.  Blätter  tief- fiederschnittig,  mit  sehr  kleinen 
und  schmalen  Abschnitten.  Blüten  weiss,  gedrängt  beisammen  stehend. 
Blütezeit  April,  Mai.  Blumenkrone  wenig  länger  als  der  Kelch.  Schöt- 
chen  elliptisch -stumpf.  Fruchttraube  sehr  verlängert,  locker.  Höhe  5 
bis  15  cm.  Auf  sonnigen  Felsen,  besonders  Kalk-  und  Gipsboden,  im 
mittleren  und  südlichen  Teile  des  Gebietes.  H.  petraea  R.  Brown, 
Felsen-Gemskresse,  Felsenkresse. 

B.  Stengel  einfach,  nicht  beblättert.  Blätter  alle  grundständig-fiederschnittig. 

1.  Schötchen  lanzettförmig,  spitz.  — Blumenkrone  weiss.  Blütezeit  je 
nach  der  Meereshöhe:  Mai  bis  August;  4.  Höhe  5 bis  10  cm.  Im 
Geröll  der  Alpenbäche  und  Flüsse  und  mit  diesen  in  die  Hochebenen 
hinabsteigend.  H.  alpina  R.  Brown,  Alpen-Gemskresse. 

2.  Schötchen  verkehrt  - eiförmig , stumpf.  Blumenkrone  weiss.  Blütezeit 
Juli,  August;  4.  Höhe  5 bis  10  cm.  Im  Geröll  der  Bäche  der 
höheren  Alpen,  besonders  der  Granitalpen.  H.  brevicaulis  Hoppe, 
Kurzstengelige  oder  Niederige  Gemskresse. 

Gattung  340:  Lepidium  L.,  Kresse. 

A.  Schötchen  geflügelt. 

I.  Der  Flügel  des  Schötchens  ist,  wenigstens  an  dessen  Spitze,  so  breit 
oder  breiter  als  die  halbe  Breite  des  Fruchtfaches. 


184 


1.  Ganze  Pflanze  kahl,  blaugran-bereift.  Untere  Blätter  gestielt,  fieder- 
teilig,  mit  ganzen  oder  eingeschnittenen  Lappen  und  lineal-lanzett- 
lichen,  spitzen  Zipfeln;  mittlere  Stengelblätter  dreiteilig  mit  linea- 
lischen  Zipfeln,  obere  lineal-ungeteilt.  — Blumenkrone  weiss ; Blüte- 
zeit Juni  bis  August.  Keimblätter  dreiteilig.  Höhe  25  bis  60  cm. 

0.  Vielfach  als  Küchenkraut  angebaut  und  daher  verwildert.  L. 
sativum  L.,  Gartenkresse.*) 

2.  Stengel  nebst  den  Blättern  und  Blütenstielen  graugrün,  kurzhaarig. 
Grundständige  Blätter  gestielt,  verkehrt-eiförmig,  vielfach  leierförmig- 
eingeschnitten mit  grossem  Endlappen.  Stengelblätter  geschweift- 
gezähnelt,  mit  pfeilförmigem  Grunde  stengelumfassend,  die  unteren 
länglich-stumpflich,  die  oberen  eiförmig- länglich-spitz.  Blumenkrone 
weiss.  Blütezeit  Mai  bis  Juli,  einzeln  bis  in  den  Herbst.  Schötchen 
auf  wagerecht-abstehenden  Stielchen , eiförmig-elliptisch,  nach  oben 
breit  geflügelt.  Höhe  20  bis  60  cm;  Q*  Namentlich  auf  schwerem 
Kalk-  und  Lehmboden;  häufig.  L.  campestre  R.  Brown,  Feld- 
kresse.**) 

II.  Der  Flügel  des  Schötchens  ist  schmäler  als  die  halbe  Breite  des  Frucht- 
faches, oft  nur  eben  angedeutet. 

1.  Stengelständige  Blätter  linealisch,  ganzrandig,  sitzend,  am  Grunde 
nicht  herzförmig-stengelumfassend.  — Grundständige  Blätter  fieder- 
schnittig mit  länglichen  oder  lanzettlichen , mitunter  fiederteiligen 
Abschnitten.  Blätter  und  Stengel  mit  sehr  feinen  Stachelhaaren 
besetzt,  schorfig,  sehr  übelriechend.  Die  Blumenkrone  ist  nur  sehr 
selten  ausgebildet  und  dann  kaum  so  lang  als  der  Kelch  und  gelb- 
lich weiss.  Staubblätter  sind  nur  zwei  vorhanden  (II,  1).  Schöt- 
chen auf  abstehenden  Stielen  kugelig-eirund,  an  ihrer  Spitze  schmal 
geflügelt.  Blütezeit  Juni  bis  Herbst.  10  bis  25  cm  hoch.  0 seltener 
©.  L.  ruderale  L.,  Sclmttkresse,  Stinkende  Kresse. 

2.  Obere  stengelständige  Blätter  eiförmig,  stumpf  oder  kurz-zugespitzt, 
ganzrandig,  mit  tief-herzförmigem  Grunde  stengelumfassend.  Grund- 
ständige Blätter  rosettig,  gestielt,  doppelt- fiederschnittig,  mit  sehr 
schmalen  Abschnitten.  Pflanze  fast  kahl;  Blumenkrone  klein,  weisslich- 


*)  Tafel  291.  Lepidium  sativum  L.  AB  Blühende  Pflanze.  1 Kelch; 
2 Blumenblatt;  3 Staubblätter  und  Stempel;  4 Frucht;  5 desgl.  nach  Loslösung 
der  Klappen;  6 und  7 Same;  8 Same  ohne  Samenschale  und  9 Querschnitt  durch 
den  Samen  um  die  dreiteiligen  Keimblätter  zu  zeigen.  1 bis  3,  5,  7 bis  9 vergrössert. 

**)  Tafel  292.  Lepidium  campestre  R.  Brown.  AB  Blühende  Pflanze. 
1 Leierförmiges  Blatt;  2 Schötchen;  3 dasselbe  nach  Entfernung  der  Klappen; 
4 Durchschnitt  durch  den  Samen.  2 bis  4 vergrössert. 


185 


gelb.  Blütezeit  Mai,  Juni;  Hobe  20  bis  30  cm;  0.  Auf  Wiesen, 
an  Acker-  und  Wegerändern;  in  Unter  Österreich.  L.  perfoliatum  L., 
Durchwacbsenblätterige  Kresse. 

B.  Schötchen  ganz  ungeflügelt. 

I.  Griffel  fadenförmig,  etwa  so  lang,  wie  das  Fruchtfach  breit  ist.  — 
Stengel  und  Blätter  angedrückt-behaart.  Blätter  länglich,  geschweift- 
gezähnt, unterste  in  den  Blattstiel  verschmälert,  obere  mit  pfeilförmigem 
Grunde  stengelumfassend.  Blumenkrone  klein,  weiss.  Blütezeit  Juni, 
Juli.  Schötchen  abstehend,  herz -eiförmig,  durch  die  aufgedunsenen 
Klappen  fast  zweiknotig;  Griffel  so  lang  als  die  Fruchtscheidewand. 
Höhe  30  bis  50  cm;  %.  Auf  Schutt,  an  Wege-  und  Ackerrändern; 
unregelmässig  durch  das  Gebiet  zerstreut  und  unbeständig.  L.  Draba 
L.,  Stengelumfassende  Kresse,  Pfefferkresse. 

II.  Griffel  verschwindend  kurz  oder  nicht  vorhanden. 

1.  Blätter  alle  ganzrandig,  fleischig -dick;  grundständige  löffelförmig, 
stumpf;  stengelständige  breit -lineal  mit  herz-pfeilförmigem  Grunde 
stengelumfassend.  Ganze  Pflanze  kahl.  Wurzelstock  rübenförmig. 
Blumenkrone  weiss.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Schötchen  eirund;  %■. 
Auf  salzigem,  magerem  Boden  in  Unterösterreich.  L.  crassifolium 
Waldstein  und  Kitaibel,  Dickblätterige  Kresse,  Rübenkresse. 

2.  Untere  Blätter  nicht  ganzrandig. 

a.  Schötchen  kugelig-rundlich. 

a.  Grundständige  Blätter  gekerbt -gesägt,  langgestielt,  eiförmig- 
länglich. Stengelblätter  eilänglich -lanzettlich,  scharf  gesägt, 
oberste  ganzrandig;  alle,  nebst  dem  Stengel,  kahl.  Blumen- 
krone klein,  weiss.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Schötchen  kugelig, 
mit  aufgesetztem  Griffel,  flaumhaarig;  %.  Höhe  25  bis  100  cm. 
Am  Seestrand,  in  salzhaltigem  und  fettem  Boden.  L.  latifolium 
L.,  Breitblätterige  Kresse. 

ß.  Unterste  Blätter  eingeschnitten-gesägt  bis  fiederspaltig,  obere 
lineal- lanzettlich,  ungeteilt.  Blumenkrone  weiss;  Blütezeit  Mai, 
Juni.  Schötchen  kahl,  Griffel  fehlt;  0.  Aus  Nordamerika,  bei 
Altona  verwildert.  L.  Virginicum  L.,  Virginische  Kresse. 

b.  Schötchen  eiförmig-spitz  mit  aufgesetztem  kurzem  Griffel.  Grund- 
ständige Blätter  länglich  oder  spatelig,  in  den  Blattstiel  ver- 
schmälert, gesägt  oder  am  Grunde  fiederspaltig;  stengelständige 
lineal  und  ganz.  Blumenkrone  weiss;  Blütezeit  Juni  bis  Oktober. 
Höhe  30  bis  60  cm;  O.  Auf  Hügeln,  Mauern,  an  Wegen;  selten. 
L.  graminifolium  L.,  Grasblätterige  Kresse. 

T h o m 6 , Flora.  II. 


24 


186 


8.  Unterfamilie:  Camelineae,  Leindotterartige. 

Rückenwnrzler,  deren  Frucht  ein  breitwandiges  Schötchen  ist. 

(Vergl.  Syrenia,  Seite  181.) 

Gattung  341:  Camelina  Crantz,  Leindotter,  Dotter. 

1.  Mittlere  Blätter  länglich-lanzettlich,  ganzrandig  oder  gezähnelt,  am  Grunde 
pfeilförmig  mit  fast  gleichseitig-dreieckigen  Lappen.  — Blumenkrone  gelb 
oder  grünlich-gelb.  Schötchen  bimförmig.  Same  sehr  fein  punktiert 
(Loupe!).  Höhe  30  bis  60  cm.  Blütezeit  Mai  bis  Juli;  0.  Auf  Ackern, 
Mauern,  trockenen  Orten  u.  a.  häufig,  zuweilen  auch  als  Ölpflanze  an- 
gebaut. C.  sativa  Crantz,  Angebauter  Leindotter,  Saatdotter.*) 

Besondere  Formen  sind:  Kleinfrüchtiger  Saat-Dotter  (C.  microcarpa 
Andrzejowski)  mit  kleinern  Schötchen  und  Samen;  Behaarter  Saat-Dotter 
(C.  pilosa  De  Candolle),  mit  Stemhaaren  bestreut;  Kahler  Saat- Dotter 
(C.  glabrata  De  Candolle),  Pflanze  fast  kahl. 

2.  Mittlere  Stengelblätter  lineal-länglich,  gezähnt  oder  buchtig-fiederspaltig, 
am  Grunde  pfeilförmig  mit  abstehenden  zugespitzten  Lappen.  Blumen- 
krone gelb.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Höhe  30  bis  60  cm;  0.  Auf  Äckern, 
unter  Lein.  C.  d eil  tat  a Persoon,  Zahnblätteriger  Leindotter,  Flachs- 
dotter. 

9.  Unterfamilie:  Isatideae,  Waidartige. 

Rückenwnrzler,  deren  Frucht  ein  Nüsschen  ist. 

Hierher  3 Gattungen: 

1.  Frucht  flach,  geflügelt,  einfächerig.  Gattung  342:  Isatis  L.,  Waid. 

2.  Frucht  kugelig,  einfächerig.  Gattung  343.  Neslea  Desvaux,  Neeslee. 

3.  Frucht  birnformig,  mit  einem  unteren,  fruchtbaren  und  zwei  oberen,  leeren 
Fächern.  Gattung  344.  Myagrum  Tournefort,  Hohldotter. 

Gattung  342:  Isatis  L.,  Waid. 

Hierher  nur  Isatis  tinctoria  L.,  Waid,  Färber-Waid.  Pflanze  kahl,  nur 
unten  mit  einzelnen  Haaren  bestreut.  Zweijährig,  selten  ausdauernd.  Im 
ersten  Jahre  entwickeln  sich  nur  grundständige,  in  den  Blattstiel  verlaufende, 
auf  der  Oberseite  dunkelgrüne  Blätter.  Im  zweiten  Jahre  erscheint  der 
stark  verästelte  Stengel  mit  blaugrünen,  ganzrandigen,  sehr  selten  gezähnten 
oder  buchtig-gezähnten,  länglich-lanzettlichen  Blättern,  welche  den  Stengel 
mit  pfeilförmigem  Grunde  umfassen.  Die  Blütentraube  ist  sehr  reichblütig, 

*)  Tafel  293.  Camelina  sativa  Crantz.  AB  Blühende  Pflanze.  1 Spitze 
des  Schötchens  mit  dem  Griffel;  2 Schötchen  nebst  abgelöster  Klappe.  1 und  2 
vergrössert. 


187 


die  Blumenkrone  gelb.  Blütezeit  April  bis  Juni.  Höhe  25  bis  100  cm. 
Die  Schötchen  sind  länglich,  nach  ihrem  Grunde  zn  verschmälert,  an  ihrer 
Spitze  ausgerandet,  gerade  abgeschnitten  oder  abgerundet;  sie  sind  anfangs 
lederfarben,  später  schwarzbrann.  An  Ufern,  Abhängen,  auf  Felsen,  Sand, 
Mauern;  sehr  zerstreut.  Früher  viel  kultiviert,  weil  einen  blauen  Farbstoff 
liefernd.*) 

Gattung  343:  Neslea  Desvaux,  Neslee. 

Hierher  Neslea  paniculata  Desvaux,  Rispige  Neslee,  Finkensame.  Die 
Pflanze  gleicht  dem  Leindotter  (Camelina  sativa,  Tafel  298)  ausserordent- 
lich; doch  sind  ihre  Blumen  kleiner  und  lebhafter  gefärbt,  die  Fruchtstiele 
kürzer,  die  Nüsschen  hart,  kleiner,  netzig- runzelig  und  kugelig.  Stengel 
und  Blätter  von  ästigen  Haaren  rauh.  Blütezeit  Juni,  Juli;  ©.  Höhe  15 
bis  50  cm.  Auf  lehmigen  Ackern,  durch  das  ganze  Gebiet  zerstreut;  stellen- 
weise häufig. 

Gattung  344:  Myagrum  Tournefort,  Hohldotter. 

Hierher  nur  Myagrum  perfoliatum  L.,  Pfeilblätteriger  Hohldotter.  Ganze 
Pflanze  blauduftig,  kahl.  Untere  Blätter  länglich- stumpf,  in  den  kurzen 
Stiel  verschmälert,  buchtig-fiederspaltig  oder  gezähnelt;  obere  länglich,  mit 
pfeilformigem  Grunde  stengelumfassend.  Blumenkrone  gelb.  Blütezeit  Mai, 
Juni.  Höhe  30  bis  60  cm;  0.  Unter  der  Saat;  zerstreut  und  unbeständig. 

10.  Unterfamilie:  Brassiceae,  Kohlartige. 

Faltwurzler,  deren  Frucht  eine  mit  Klappen  aufspringende  Schote  ist. 

Hierher  fünf  Gattungen. 

A.  Samen  einreihig. 

a.  Klappen  der  Schote  mit  je  einem  starken  Nerv,  zu  dem  zuweilen 
beiderseits  eine  geschlängelte  Längsader  hinzutritt. 

1.  Samen  kugelig.  Gattung  345:  Brassica  L.,  Kohl. 

2.  Samen  eirund -länglich,  etwas  zusammengedrückt.  Gattung  346: 
Erucastrum  Presl,  Hundsrauke. 

b.  Klappen  der  Schote  mit  je  drei  bis  fünf  starken  Nerven.  Gattung  347 : 
Sinapis  Tournefort,  Senf. 

B.  Samen  zweireihig,  Klappen  der  Schoten  ein-nervig. 

1.  Samen  eirund-länglich,  etwas  zusammengedrückt.  Gattung  348:  Diplo- 
taxis De  C an  dolle,  Doppelsame,  Rampe,  Rempe. 

2.  Samen  kugelig.  Gattung  349:  Eruca  De  Candolle,  Senfkohl. 

*)  Tafel  294.  Isatis  tinctoria  L.  AB  Blühende  Pflanze.  1 Blüte;  2 Blüten- 
längsschnitt; 3 Staubblätter  und  Stempel;  4 Schötchen;  5 dasselbe  der  Länge 
nach  durchschnitten;  6 Samen.  1 bis  6 vergrössert. 


188 


Die  Gattung  Raphanus  Tournefort,  Rettich,  deren  Frucht  eine  zu- 
weilen in  zwei  Glieder  zerfallende,  meist  freilich  weder  zerfallende  noch 
auch  aufspringende  Schote  ist,  ist  als  gliederschotig  anzusehen  und  zur 
12.  Unterfamilie  zu  rechnen. 

Gattung  345:  Brassica  L.,  Kohl. 

Die  nützlichste  Gattung  der  ganzen  Familie.  Ein-  oder  zweijährige 
Kräuter  mit  aufrechtem  Stengel  und  gelben,  meist  ansehnlichen  Blüten. 
Die  Schoten  sind  lineal  oder  länglich,  stielrund  oder  fast  vierkantig,  in  einen 
meist  pfriemlichen  Schnabel  verlängert.  Die  Klappen  haben  einen  starken 
Mittelnerv,  mitunter  auch  zu  dessen  Seiten  je  einen  geschlängelten,  aus  zu- 
sammenfliessenden  Äderchen  entstandenen  Seitennerv.  Die  Samen  sind 
kugelig,  einreihig. 

A.  Alle  Blätter  gestielt.  — Stengel  aufrecht,  sparrig-  ästig,  unterwärts  zer- 
streut-behaart, wie  die  Blätter  etwas  duftig  bereift.  Untere  Blätter  leier- 
förmig-fiederteilig,  mit  grossem,  eiförmigem  oder  länglichem,  ungleich- 
buchtig-gezähntem  Endlappen;  obere  lanzettlich-ganzrandig.  Blumenkrone 
goldgelb.  Blütezeit  Juni  bis  Herbst.  Kelch  zuletzt  ganz  offenstehend. 
Schote  holperig  und  von  der  Spindel  nur  wenig  abstehend  oder  ange- 
drückt. Höhe  50  bis  150  cm;  ©.  An  Flussufern;  stellenweise.  Der 
Samen  halber  mitunter  angebaut  und  verwildert.  (Sinapis  nigra  L.)  B. 
nigra  Koch,  Schwarzer  Senf. 

B.  Untere  Blätter  gestielt,  obere  sitzend. 

A.  Die  Blütentraube  ist  schon  während  des  Aufblühens  verlängert,  so- 
dass  die  geöffneten  Blüten  tiefer  stehen  als  die  oberen  Blütenknospen; 
alle  Blätter  sind  blaugrün-bereift. 

a.  Obere  Blätter  länglich,  mit  breitem,  herzförmigem  Grunde  halb- 
stengelumfassend; untere  leierförmig -fiederspaltig,  etwas  behaart. 
Kelch  zuletzt  halboffen.  Blumenblätter  goldgelb.  Kürzere  Staub- 
fäden abstehend,  aufstrebend.  Schoten  abstehend  holperig.  Samen 
sehr  fein  grubig- punktiert,  braun.  Die  einjährigen  Varietäten 
blühen  im  Juli  bis  September,  die  zweijährigen  im  April  und 
Mai.  Höhe  60  bis  150  cm.  Im  ganzen  Gebiete  in  zahlreichen 
Varietäten  gebaut  und  daher  oft  verwildert.  B.  Napus  L.,  Rapskohl. 
Man  unterscheidet  zwei  Unterarten: 

1.  B.  Napus  oleifera  De  Candolle,  Raps  oder  Reps.  Wurzeln 
dünn,  nicht  viel  dicker  als  der  Stengel,  spindelförmig.  Ol-  und 
Grüngemüse-Pflanze.  *) 

*)  Tafel  295.  Brassica  Napus  L.  A Basalblatt,  B blühende  Pflanze  nat.  Gr. 
1 Blütenblatt;  2 Staubblätter  u. Stempel;  3 Schote;  4 aufgesprungene  Schote;  5 Same; 
6 desgl.  aus  der  Schale  losgelöst;  7 desgl.  im  Querschnitt.  1,  2,  5 bis  7 vergrössert. 


189 


Hauptvarietäten  sind: 

a.  B.  Napus  liiemalis  (B.  N.  biennis  vulgaris),  Winterraps,  Raps, 
Reps,  Ölsaat.  Die  am  häufigsten  angebaute  Ölfrucht.  Blätter 
nicht  kraus;  Blüten  citronengelb ; O. 
ß.  B.  Napus  pabularis,  Schnittkohl.  Blatt-Gemüsepflanze.  Blätter 
kraus;  Blüten  hochgelb;  ©. 

y.  B.  Napus  annua,  Sommerraps.  Zuweilen,  namentlich  im  Ge- 
birge als  Ölfrucht  angebaut;  O. 

2.  B.  Napus  Napobrassica  De  Candolle,  Rübenreps,  Kohlrübe, 
Steckrübe,  Erdkohlrabi,  Rutabage,  Krautrübe,  Unterkohlrabi, 
Dorsche,  Wruke.  Zweijährig;  Wurzel  dick,  fleischig. 

Haupt  Varietäten  sind: 

B.  Napus  alba,  Weisse  Kohlrübe,  Gemeine,  weisse  Boden- 
kohlrabi. Viehfutter. 

B.  Napus  flava,  Gelbe  Kohlrübe,  Gelbe  Erdkohlrabi.  Meist 
in  Gärten  gezogen;  Gemüsepflanze. 

b.  Obere  Blätter  länglich,  mit  verschmälertem  (nicht  herzförmigem) 
Grunde  am  Stengel  sitzend.  Kelchblätter  an  der  Blumenkrone  an- 
liegend. — Blütezeit  Mai,  Juni;  Blüten  ansehnlich,  hellgelb,  selten 
weisslich.  Alle  Staubfäden  aufrecht.  Schoten  durch  die  dicken 
Samen  holperig,  auf  abstehenden  Stielen  aufrecht.  Samen  glatt; 
O-  Als  Gemüsepflanze  in  den  mannigfachsten  Varietäten  ange- 
baut; die  in  allen  Teilen  schlanke,  nicht  sehr  saftige,  unten  völlig 
holzige  Stammform  (Br.  oleracea  silvestris  L.)  findet  sich  auf  Hel- 
goland wild.  B.  oleracea  L.,  Gemüsekohl. 

Hauptvarietäten  sind: 

1.  Blütenstand  nebst  den  mehr  oder  weniger  verwachsenen  oberen 
Asten,  Blütenstielen  und  fehlgeschlagenen  Blüten  zu  einer  flei- 
schigen, geniessbaren  Masse  (Blumenkohl)  verdickt.  B.  oleracea 
hotrytis,  Blumenkohl. 

a.  Blütenstand  dicht  gedrungen,  oben  fast  ebenständig,  käse- 
artig. Blätter  ziemlich  lang,  ungeteilt,  nach  oben  zusammen- 
neigend und  den  Blumenkohl  fast  deckend.  B.  oleracea 
cauliflora,  Eigentlicher  Blumenkohl,  Käsekohl,  Karviol. 
ß.  Blütenstand  mehr  ausgewachsen,  rispenartig-ästig.  B.  olera- 
cea asparagoi’des,  Spargelkohl,  Brokoli. 

2.  Blütenstand  normal  ausgebildet. 

a.  Stengel  kurz,  über  der  Erde  fleischig,  knollenartig  verdickt. 
B.  oleracea  gongylodes,  Kohlrabi,  Kohlrabe,  Oberkohlrabi, 
Obererd-Kohlrabi. 


190 


ß.  Stengel  nicht  fleischig  verdickt. 

a.  Die  Blätter  stehen  einander  sehr  nahe  und  bilden  einen 

geschlossenen  Kopf  (Kohlkopf). 

aa.  Blätter  gewölbt,  meist  völlig  glatt,  zu  einem  festen 
Kopfe  geschlossen.  Br.  oleracea  capitata,  Kopfkohl, 
Kraut.  Man  unterscheidet  hier  noch  das  weissblätte- 
rige, rundköpfige  Weisskraut,  Weisskohl,  Kappus,  das 
ebenfalls  weissblätterige,  aber  spitzköpfige  Zuckerhut- 
kraut,  Yorker  Kraut,  Spitzkappus  und  das  dunkel- 
braunrote Rotkraut. 

bb.  Blätter  blasig  oder  kraus  zu  einem  lockeren,  rund- 
lichen oder  länglichen  Kopfe  vereint.  (B.  o.  bullata.) 
B.  oleracea  sabauda,  Wirsing,  Welschkohl,  Savoyer- 
kohl. 

b.  Die  Blätter  stehen  offen  (bilden  keinen  Kopf). 

aa.  In  den  Achseln  der  Blätter  bilden  sich  kleine  Köpf- 
chen (Sprossen),  aus  denen  im  folgenden  Jahre  die 
Blütenstengel  hervorbrechen.  Blätter  etwas  blasig 
(wirsingähnlich).  B.  oleracea  gemmifera,  Rosenkohl, 
Sprosseukohl. 

bb.  In  den  Achseln  der  Blätter  entwickeln  sich  keine 
Köpfchen.  Br.  oleracea  acephala,  Blattkohl.  Man 
unterscheidet  hier  noch  Grün-,  Pflück-  oder  Winter- 
kohl mit  krausen,  eingeschnittenen  oder  zerschlitzten, 
grünen  Blättern;  Braunkohl,  mit  eben  so  gestalteten, 
dunkelbraunen  oder  violetten  Blättern;  Bunter  Feder- 
oder Plumagekolil  mit  ähnlichen,  aber  vielfarbigen, 
dunkelrot -violett,  grün  und  gelb  gefärbten  Blättern; 
Flachkohl,  dahin  der  Riesen-,  Kuh-  oder  Baumkohl 
mit  lauchgrünen,  ganzrandigen  Blättern,  bis  2 m hoch. 

B.  Blütenstand  anfangs  flach,  doldentraubig,  sodass  die  geöffneten  Blüten 
höher  stehen  als  die  noch  nicht  entwickelten  Blütenknospen.  Untere 
Blätter  grasgrün,  nicht  duftig  bereift,  dünn,  weichhaarig.  Kelchblätter 
zuletzt  offen,  fast  wagerecht  abstehend.  Blumenkrone  goldgelb,  mittel- 
gross; O und  O.  Die  zweijährigen  blühen  im  April  und  Mai,  die 
einjährigen  vom  Juli  bis  in  den  Spätherbst.  Schoten  fast  aufrecht, 
holperig.  Samen  braun.  40  bis  100  cm  hoch.  In  vielen  Abarten 
als  Gemüse-,  Futter-  und  Ölpflanze  kultiviert  und  verwildert.  B.  Rapa 
L.,  Rübenkolil.  Man  unterscheidet: 


191 


a.  Wurzel  nicht  oder  nur  wenig  dicker  als  der  Stengel;  des  in  den 
Samen  enthaltenen  Öles  halber  als  Ölfrucht  angebaut:  (B.  R.  cam- 
pestris),  B.  Rapa  olei'fera,  Rübsen,  Rübenraps,  Ölrübe.  Mit  der 
zweijährigen  Varietät  B.  Rapa  biennis,  Winterrübsen,  Winterrüben- 
raps,  Wintersaat,  Riibsaat,  Winterölrübe  und  der  einjährigen  Br. 
Rapa  annna,  Sommerriibsen , Sommerriibenraps , Sommersaat, 
Sommerölriibe. 

b.  Wurzel  dick,  fleischig,  essbar  und  deshalb  angebaut;  0.  B.  Rapa 
rapifera,  Weisse  Rübe,  Rübe,  Saatrübe,  Brachriibe,  Stoppelrübe, 
Turnip,  mit  den  Formen:  Lange,  Kurze  und  Zwerg -Rüben,  zu 
welch  letzteren  die  als  Delikatesse  bekannte  Teltower  Rübe  gehört. 

Gattung  346:  Erucastrum  Presl,  Hundsrauke. 

A.  Die  einzelnen  Blüten,  wenigstens  die  unteren,  sind  von  Deckblättern  ge- 
stützt. — Stengel  und  Blätter  kurzhaarig.  Untere  Blätter  fiederteilig; 
obere  fiederschnittig,  mit  eiförmigen  bis  länglich -linealischen,  ungleich- 
buchtigen,  zum  Teil  fast  fiederspaltig-stumpf-gezähnten  Lappen.  Kelch- 
blätter aufrecht- abstehend.  Blumenkrone  grünlich -gelb,  bei  der  zwei- 
jährigen Form  oft  fast  goldgelb.  Blütezeit  April  bis  Oktober.  Schoten 
aufrecht- abstehend,  der  dicken  Samen  halber  holperig;  © und  0:  Höhe 
30  bis  50  cm.  An  Ackerrändern,  auf  sonnigen,  unfruchtbaren  Orten,  zer- 
streut. E.  Pollicbii  Schi  mp  er  und  Spenner,  Polliclis  Hundsrauke. 

B.  Die  einzelnen  Blüten  sind  nicht  von  Deckblättern  gestützt.  — Blätter 
tief- fiederspaltig- fiederschnittig,  mit  länglichen,  ungleich -stumpfeckig- 
gezähnten Abschnitten.  Blumenkrone  hell-citronengelb.  Blütezeit  Juni, 
Juli.  Kelchblätter  und  Schoten  stehen  wagerecht  ab;  %■.  Höhe  bis  30  cm. 
An  sonnigen  und  unfruchtbaren  Orten,  Ufern.  E.  obtusangulum  Reichen- 
bach, Stnmpfeckige  Hundsrauke. 

Gattung  347:  Sinapis  Tournefort,  Senf. 

A.  Kelchblätter  wagerecht  abstehend. 

1.  Obere  Blätter  ungeteilt,  eiförmig -länglich,  ungleich -buchtig- gezähnt; 
untere  fast  leierförmig,  bei  kleineren  oder  auf  magerem  Boden  ge- 
wachsenen Pflanzen  sind  oft  alle  Blätter  ungeteilt,  auch  die  unteren 
Blätter  mitunter  ganzrandig.  — Stengel  meist  kurzborstig.  Blumen- 
krone goldgelb.  Blütezeit  Juni,  Juli,  bis  zum  Winter.  Schote  stiel- 
rund-holperig, kahl  oder  kurzborstig,  mit  dreinervigen  Klappen;  so 
lang  oder  länger  als  ihr  zweischneidiger,  bei  der  Reife  abfallender 
Schnabel,  aufrecht  oder  abstehend.  Samen  schwarz,  glatt.  Höhe  30 


192 


bis  60  cm;  ©.  Auf  Feldern,  Wegen,  Schutt,  oft  ein  lästiges  Unkraut. 

S.  arvensis  L.,  Acker-Senf,  Hederich.*) 

2.  Alle  Blätter  fiederspaltig,  mit  gr  ob -ungl  eich -buchtig- gezähnten,  oft 
etwas  gelappten  Abschnitten,  wie  die  Stengel  kurzborstig.  Blumen- 
krone gelb.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Schoten  borstig,  abstehend,  stiel- 
rund, holperig,  so  lang  oder  kürzer  als  ihr  nicht  abfallender,  oft 
sichelförmig -gekrümmter  Schnabel,  mit  fünfnervigen  Klappen.  Same 
gelblich,  grubig-punktiert.  30  bis  80  cm  hoch;  0.  Seiner  Samen 
(Senfkörner)  halber  oft  angebaut  und  daher  verwildert.  S.  alba  L., 
Weisser  Senf. 

B.  Kelch  aufrecht,  der  Blumenkrone  anliegend.  Blätter  alle  fiederspaltig 
bis  tief-fiederteilig;  untere  mit  länglichen,  ungleich-gezähnten  oder  buchtig- 
gekerbten,  obere  mit  linealischen,  ganzrandigen  Abschnitten.  Blumen- 
krone schwefelgelb;  Blütezeit  Juni  bis  August.  Schoten  abstehend,  kahl, 
mit  drei  hervortretenden  Nerven  und  netzförmig  verästelten  Adern.  Griffel 
bleibend,  viel  kürzer  als  die  Schote.  Same  schwarz,  grubig.  Höhe  25 
bis  50  cm;  © und  0.  Auf  Sand  und  Kiesfeldern  im  Gebiete  des  Rheins 
und  seiner  linken  Nebenflüsse.  S.  cheirantlius  Koch,  Lackartiger  Senf. 

Gattung  348:  Diplotaxis  De  C an  dolle,  Rempe,  Rampe. 

A.  Blütenstengel  am  Grunde  halbstrauchig,  ästig,  bis  oben  reich  beblättert, 
meist  kahl.  — Blätter  fiederspaltig  oder  buchtig- gezähnt,  mit  linealen, 
entfernt  gezähnten  oder  ganzrandigen  Abschnitten,  zuweilen  fast  doppelt- 
fiederspaltig;  oberste  oft  lineal,  ungeteilt,  fast  ganzrandig.  Blumenkrone 
citronengelb,  beim  Verwelken  bräunlich,  angenehm  duftend.  Blumen- 
blätter rundlich  - umgekehrteiförmig,  in  den  kurzen  Nagel  zusammen- 
gezogen. Blütezeit  Juni  bis  Herbst.  Schote  über  der  verdickten  Spitze 
des  Bliitenstielchens  noch  einmal  kurz  gestielt;  bei  der  Reife  ungefähr 
so  lang  als  ihr  Stiel.  Höhe  30  bis  80  cm;  %■.  An  unbebauten,  namentlich 
salzigen  Orten,  zerstreut.  D.  tenuifolia  De  C andolle,  Schmalblätterige 
Rempe.**) 

B.  Blütenstengel  krautartig,  meist  nur  mit  grundständiger  Blattrosette. 


*)  Tafel  296.  Sinapis  arvensis  L.  A Blühende  Pflanze.  1 noch 
nicht  völlig  geöffnete  Blüte;  2 geöffnete  Blüte  mit  wagerecht  abstehendem  Kelche; 
3 Blumenblatt;  4 Stempel;  5 aufgesprungene  Frucht;  6 Klappe  der  Frucht; 
7 Querschnitt  der  Frucht  um  die  3 Nerven  der  einzelnen  Klappen  erkennen  zu 
lassen.  1 bis  7 vergrössert. 

**)  Tafel  297.  Diplotaxis  tenuifolia  De  Candolle.  A Blühende  Pflanze. 
1 Blumenblatt;  2 Kelchblättchen;  3 oberer  Teil  der  geöffneten  Schote. 


193 


1.  Stengel  and  Blätter  behaart.  Blumenblätter  rundlich-umgekehrt- eiförmig 
in  den  kurzen  Nagel  zusammengezogen,  grünlichgelb,  beim  Verblühen 
lederbraun.  — Blätter  gestielt,  zerstreut  behaart;  ganz  oder  buchtig- 
gezähnt  oder  fiederspaltig,  mit  meist  stumpfen,  eiförmigen  oder  läng- 
lichen, gezähnten  Lappen.  Schote  nach  unten  nicht  verschmälert, 
zwei-  bis  dreimal  so  lang  als  ihr  Stiel.  Höhe  10  bis  50  cm.  Meist 
O und  dann  vom  Juli  bis  zum  Eintritt  des  Frostes  blühend,  seltener 
O bis  2j.  und  dann  schon  im  Mai  blühend.  Auf  Ackern,  Schutt, 
Mauern;  zerstreut.  D.  nmralis  De  Candolle,  Mauer-Doppelsame. 

2.  Stengel  und  Blätter  kahl.  Blumenblätter  länglich-umgekehrt-eiförmig, 
allmählich  keilförmig  in  den  Nagel  verschmälert.  — Der  vorigen  sehr 
ähnlich,  doch  meist  kleiner;  ©.  Auf  Ackern  und  in  Weinbergen;  im 
Gebiete  des  unteren  Main.  D.  viminea  De  Candolle,  Niederige, 
Diinnstengelige  Rempe. 

Gattung  349:  Eruca  De  Candolle,  Senfkohl. 

Hierher  nur  Eruca  sativa  Lamarck,  Senfkohl,  Raukenkohl,  Rauke. 
Blätter  leierförmig -fiederteilig  mit  langgestreckten,  grob  -ungleich -buchtig- 
gezähnten  Abschnitten.  Blumenkrone  gelblich-weiss,  violettaderig.  Blütezeit 
I Mai,  Juni.  Schoten  kurzgestielt,  aufrecht,  der  Spindel  anliegend,  nach  oben 
: spitz;  ©.  Höhe  30  bis  40  cm.  Wild  im  Canton  Wallis.  In  Italien  und 
; Südfrankreich,  mitunter  auch  wohl  im  südlichsten  Teile  des  Gebietes,  als 
Senf-,  Ol-,  Salat-  und  Gemüsepflanze  angebaut  und  verwildert.*) 

11.  Unterfamilie:  Zilleae,  Calepiue- artige. 

Faltwurzler,  deren  Frucht  ein  Nüsschen  ist. 

Gattung  350:  Calepina  Adanson,  Calepine. 

Hierher  nur  Calepina  Corvini  Desvaux,  Corvins  Calepine.  Wurzel  oft 
rübenförmig  aufgetrieben,  und  dann  von  Maden  einer  Fliegenart  bewohnt. 
Grundständige  Blätter  rosettig,  meist  buchtig-  oder  schrotsägeförmig -fieder- 
spaltig, mit  unregelmässig-gezähnten  Zipfeln;  zuweilen  mit  länglichen,  lang 
in  den  Blattstiel  vorgezogenen,  ganzrandigen  oder  nur  schwach-gezähnten 
Blättern  untermischt.  Obere  Blätter  länglich  - pfeilförmig.  Ganze  Pflanze 
kahl.  Blumenkrone  weiss;  zuweilen  in  Staubblätter  umgewandelt,  sodass 
die  Blüte  zehnmännig  ist  (X,  1).  Blütezeit  April  bis  Juni;  © und  O.  Nüss- 
chen einsamig.  Höhe  30  bis  50  cm.  Auf  Saatfeldern;  am  Niederrhein.**) 

*)  Tafel  298.  Eruca  sativa  Lamarck.  AB  Teile  der  blühenden  Pflanze. 
1 Frucht;  2 bis  4 Same  mit  Quer-  und  Längsschnitt,  um  die  Lage  des  Keimlings 
zu  zeigen,  vergrössert. 

**)  Tafel  299.  Calepina  Corvini  Desvaux.  A Blühende  Pflanze;  B Basal- 
blatt. 1 Blüte;  2 Staubblätter  und  Stempel;  3 Nüsschen;  4 Same.  1 bis 4 vergrössert. 

Thom«,  Flora.  II.  25 


194 


12.  Unterfamilie:  Raphaneae,  Rettichartige. 

Faltwurzler,  deren  Frnclit  eine  Gliederschote  (Schötchen)  ist.  Die  Schote 
des  Rettichs  (Raphanus)  bleibt  meist  ganz  und  zerfällt  nicht  in  einzelne 
Glieder. 

Hierher  vier  Gattungen: 

A.  Schote  langgestreckt,  mehrsamig. 

1.  Schote  stielrund,  aus  kegelförmigem  Grunde  lang  zugespitzt,  korkartig, 
dickwandig,  durch  ein  inneres,  scheinbare  Querwände  bildendes, 
schwammiges  Mark  in  einsamige  Fächer  geteilt,  ein-  bis  zweigliederig, 
meist  nicht  zerfallend.  Gattung  351:  Raphanus  Tournefort,  Rettich 
(Rettig). 

2.  Schote  perlschnurartig- eingeschnürt  und  bei  völliger  Reife  mit  Längs- 
rillen versehen,  lederartig,  hart,  zweigliederig;  das  untere  Glied  bleibt 
leer,  das  obere  zerspringt  perlschnurförmig  in  einsamige  Stücke. 
Gattung  352:  Raphanistrnm  Tournefort,  Hederich. 

B.  Frucht  kurz  (Schötchen),  zweigliederig;  unteres  Glied  stielartig,  oberes 

kugelig. 

1.  Beide  Glieder  einsamig.  Gattung  353:  Rapistrum  Boerhaave,  Raps- 
dotter, Windsbock. 

2.  Oberes  Glied  einsamig,  unteres  unfruchtbar,  leer.  Gattung  354:  Crambe 
Tournefort,  Meerkohl. 

Gattung  351:  Raphanus  Tournefort,  Rettich  (Rettig). 

Hierher  nur  Raphanus  sativus  L.,  Rettich,  (Rettig).  Stengel  aufrecht, 
gewöhnlich  ästig,  unten  hohl,  wie  die  Blätter  zerstreut-borstig.  Blätter  ge- 
stielt, untere  leierförmig,  mit  länglich-abgerundeten,  ungleich- gekerbten  Ab- 
schnitten, unter  denen  der  Endabschnitt  der  grösste  ist;  obere  länglich- 
lanzettförmig, spitz  und  fast  ganzrandig.  Kelch  aufrecht.  Blumenkrone 
weiss  oder  violett  und  violett  geadert.  Zwischen  den  Staubfäden  finden  sich 
4 Honigdrüsen.  Samen  netzig- runzelig.  Blütezeit  Mai  bis  Juli;  Q.  Höhe 
50  bis  125  cm.  Der  fleischigen,  geniessbaren  Wurzel  halber  in  mehreren 
Varietäten  angebaut  und  mitunter  verwildert:  Rettich,  Sommer-  und  Winter- 
rettich (R.  sativus  niger  De  Candolle),  mit  grosser,  aussen  schwarzer  Wurzel; 
Radieschen,  Monatrettich  (R.  sativus  radicula  De  Candolle),  mit  kleiner, 
aussen  purpurner,  violetter,  oder  weisser  Wurzel.*) 


*)  Tafel  300.  Raphanus  sativus  L.  AB  Teile  der  blühenden  Pflanze. 
1 Blüte;  2 Staubblätter;  3 Frucht;  4 und  5 Same;  6 desgl.  im  Querschnitte. 
1,  2,  4 bis  6 vergrössert. 


195 


Gattung  352:  Raphanistrum  Tournefort,  Hederich. 

Hierher  nur  Raphanistrum  Lampsana  Gärtner,  Hederich.  Stengel 
aufrecht,  ästig,  unten  nebst  den  Blättern  steif  haarig,  oben  kahl.  Untere 
Blätter  gestielt,  leierförmig,  mit  mehr  oder  weniger  stumpfen,  ungleich- 
gezähnten Lappen;  nach  oben  zu  werden  die  Blätter  mehr  und  mehr  un- 
geteilt und  kürzer  gestielt.  Kelch  aufrecht;  Blumenkrone  meist  gelb,  violett- 
aderig,  oder  gelb  mit  etwas  dunklergelben  Adern,  selten  weiss,  violettaderig. 
Blütezeit  Juni  bis  September.  Die  Schoten  stehen  aufrecht  ab,  sie  endigen 
in  einem  Schnabel,  der  drei-  bis  viermal  länger  ist  als  die  oberste  Samen- 
anschwellung. Die  Samen  sind  glatt.  Höhe  BO  bis  60  cm;  ©.  Auf  Ackern, 
Schutt,  an  Wegen  und  Rainen;  gemein,  doch  nicht  auf  Kalkboden.*) 

Gattung  353:  Rapistrnm  Boerhaave  (Myagrum  L.),  Rapsdotter,  Windsbock. 

1.  Schnabel  des  Schötchens  fadenförmig,  etwa  so  lang  wie  das  obere  Glied 
der  Frucht.  — Stengel  gerieft,  unten  rauh-,  oben  feinhaarig.  Grund- 
ständige Blätter  spatelförmig,  unterste  ganzrandig,  obere  gezähnt;  stengel- 
ständige Blätter  leierförmig,  buchtig-gezähnt  oder  kurz-gezähnt;  oberste 
länglich-lanzettlich,  gezähnelt  bis  buchtig-gezähnt;  alle  auf  der  Unter- 
seite kurz-borstig,  auf  der  Oberseite  meist  kahl.  Blüten  klein,  in  eineij 
dichten  Büschel  am  Ende  der  langgestreckten  Fruchttraube  zusammen- 
gedrängt. Blumenkrone  gelb;  Blütezeit  Juni,  Juli;  Höhe  30  bis  60  cm. 
©.  Auf  Ackern  und  Brachfeldern;  zerstreut  und  unbeständig.  R.  rugo- 
sum  Allioni,  Runzeliger,  Einjähriger  Rapsdotter,**) 

2.  Schnabel  der  Frucht  kegelförmig,  kürzer  als  das  obere  Glied  des  Schöt- 
chens. — Blätter  tief-fiederspaltig,  mit  länglichen,  grob-buchtig-gezähnten 
Abschnitten;  oberste  klein,  lineal-lanzettlich,  gezähnelt.  Blüten  und  Blüten- 
stand wie  bei  der  vorigen.  Blütezeit  Juni  bis  August.  Höhe  30  bis  100  cm. 
0.  Auf  Ackern,  Hügeln,  an  Wegerändern;  sehr  zerstreut.  R.  perenne 
Allioni,  Ausdauernder  Rapsdotter.***) 

Gattung  354:  Crambe  Tournefort,  Meerkohl. 

1.  Blätter  kahl,  blauduftig,  fleischig,  dickaderig,  am  Rande  wellig -buchtig, 
eirund -länglich,  tief-buchtig;  oder  die  unteren  buchtig -fiederspaltig,  mit 

*)  Tafel  301.  Raphanistrum  Lampsana  Gärtner.  A Blütenpflanze. 
1 Blüte,  von  der  2 Kelchblätter  und  die  Blumenkrone  entfernt  wurden ; 2 Blumen- 
blatt; 3 Stempel;  4 Frucht;  5 und  6 Frucht  im  Längs-  und  im  Querschnitt; 
7 Same.  1,  2,  4 bis  7 vergrössert. 

**)  Tafel  302.  Rapistrum  rugosum  Allioni.  AB  Blühende  Pflanze. 
1 Frucht,  vergrössert. 

***)  Rapistrum  perenne  Allioni.  2a  Frucht;  2b  und  2c  oberes  Glied 
derselben  im  Quer-  und  Längsschnitt,  abc  vergrössert. 


196 


rundlichen,  gezahnt-gekerbten  Lappen;  unterste  langgestielt,  oberste  sitzend. 
Blumenkrone  weiss.  Längere  Staubfäden  gabelig-gespalten.  Früchtchen 
eirund,  stumpf.  Blütezeit  Mai,  Juni.  Höhe  30  bis  60  cm;  4-.  Am  See- 
strand; selten.  Cr.  maritima  L.,  Meerkohl,  Seekohl.*) 

2.  Blätter  in  der  Jugend  steifhaarig,  später  kahl;  Grundständige  doppelt- 
fiederspaltig  mit  länglichen,  gezähnten  oder  eingeschnittenen  Lappen.  — 
Blumenkrone  weiss.  Längere  Staubfäden  gabelig  gespalten.  Früchtchen 
eirund,  stumpf.  Blütezeit  April,  Mai.  Höhe  60  bis  90  cm;  %.  In  Mähren. 
Cr.  Tatarica  Jacquin,  Russischer  Meerkohl. 

13.  Unterfamilie:  Buniadeae,  Zackens chotenartige. 

Spiralsamige,  deren  Frucht  ein  Nüsschen  ist. 

Gattung  355:  Bunias,  L.,  Zackenschote. 

1.  Schötchen  vierkantig,  vierfächerig  zackig  - geflügelt.  — Unterste  Blätter 
langgestielt,  schrotsägeförmig-fiederschnittig,  mit  langen,  spitzen,  ungleich- 
geschweift-gezähnten Abschnitten;  oberste  lanzettlich,  ungeteilt,  geschweift- 
gezähnt; alle  mit  einfachen  und  mit  verästelten  Haaren  bestreut.  Blüten 
langgestielt.  Blumenkrone  gelb;  Blütezeit  Juni,  Juli;  Höhe  30  bis  100  cm. 
©.  Unter  der  Saat,  auf  Brachfeldern,  auf  Schutt;  sehr  zerstreut  und  oft 
unbeständig.  B.  Erucago  L.,  Keulchen-Zackenschote.**) 

2.  Schötchen  schief-eiförmig,  warzig,  ungeflügelt,  zweifächerig.  — Der  vorigen 
sehr  ähnlich.  Blumenkrone  gelb;  Blütezeit  Juni,  Juli;  Höhe  30  bis  100  cm. 
Q.  Auf  trockenen,  wüsten  Plätzen,  an  Flussufern;  selten,  aber  meist  in 
grösserer  Menge  beisammen.  B.  orientalis  L.,  Morgenländische  Zacken- 
schote.***) 

14.  Unterfamilie:  Senebiereae,  Krähenfussartige. 

Geknicktsamige,  deren  Frucht  ein  schmalwandiges  Schötchen  ist. 

Gattung  356:  Senebiera  Persoon,  (Coronopus  Haller),  Krähenfuss,  Feldkresse. 

1.  Früchtchen  mit  kleinem  Griffel,  fast  nierenförmig  - ausgebuchtet , zu- 
sammengedrückt, netzig- runzelig,  am  Rande  strahlig,  fast  kammfÖnnig- 

*)  Tafel  303.  Crambe  maritima  L.  AB  Blühende  Pflanze.  1 Blüten- 
längsschnitt; 2 Staubblätter  und  Stempel;  3 und  4 Früchtchen  ganz  und  ge- 
öffnet; 5 Same.  1 bis  5 vergrössert. 

**)  Tafel  304.  Bunias  Erucago  L.  5 Frucht;  6 desgl.  der  Länge  nach 
durchschnitten;  7 Same;  8 desgl.  im  Längsschnitt.  5 bis  8 vergrössert. 

***)  Tafel  304.  Bunias  orientalis  L.  ABC  Teile  der  Pflanze.  1 Blüte, 
von  der  3 Blumenblätter  weggenommen  wurden;  2 Früchtchen;  3 dasselbe  im 
Querschnitte;  4 Keim.  C,  1 bis  4 vergrössert. 


197 


gestreift;  zerfällt  bei  der  Reife  in  zwei  einsamige,  sich  nicht  öffnende 
Facher.  — Blätter  fiederschnittig,  mit  linealischen  oder  spatelig-linealischen, 
ganzen  oder  eingeschnittenen,  spitzen,  spreizenden  Abschnitten,  oft  blau- 
grün,  kahl.  Blüten  klein,  weiss,  in  knäuelig-gedrängten,  achselständigen 
Trauben.  Blütezeit  Juli  bis  September.  Stengel  ausgebreitet,  auf  dem 
Boden  liegend;  10  bis  25  cm  lang;  ©.  Auf  Triften,  an  Wegen  und 
Gräben,  mancherorts  gemein,  stellenweise  fehlend.  (Coronopus  Ruellii 
Allioni)  S.  Coronopus  Poiret,  Gemeiner  Krähenfuss.*) 

2.  Früchtchen  ohne  Griffel,  an  der  Spitze  ausgerandet,  zweiknotig,  zusammen- 
gedrückt, netzig-runzelig.  — Der  vorigen  ähnlich,  aber  sich  etwa  hand- 
hoch vom  Boden  erhebend.  Blütezeit  Juli,  August.  10  bis  30  cm  lang; 
©.  S.  didyma  Persoon,  Zweiknotiger  Krähenfuss. 

15.  Unterfamilie:  Subularieae,  Pfriemenkresseartige. 

Geknicktsamige,  deren  Frucht  ein  breitwandiges  Schötchen  ist. 

Gattung  357:  Subularia  L.,  Pfriemenkresse. 

Hierher  nur  Subularia  aquatica  L.,  Wasser -Pfriemenkresse,  ein  nur 
wenige  Centimeter  hohes,  ausdauerndes  Pflänzchen  mit  pfriemenförmigen, 
haarlosen  Blättchen.  Blumenkrone  weiss,  unansehnlich.  Blütezeit  Juni,  Juli. 
In  Fischteichen  unter  dem  Wasser  und  bei  zurückgetretenem  Wasser  an 
deren  Rande;  unter  Wasser  blüht  sie  mit  geschlossenem  Kelche,  nur  ausser- 
halb desselben  entfaltet  sie  ihre  Blütchen;  sehr  selten. 

3.  Ordnung:  Cistiflorae,  Cistblütler. 

o 

Kennzeichen  Seite  94. 

Hierher  sieben  Familien: 

A.  Blüten  seitlich  symmetrisch. 

A.  Mit  fünf  Staubblättern.  64.  Familie:  Violaceae,  Veilchengewächse. 

B.  Mit  zwölf  und  mehr  Staubblättern.  65.  Familie;  Resedaceae,  Reseden- 
gewächse. 

B.  Blüte  regelmässig. 

A.  Staubblätter  frei. 

1.  Staubblätter  zahlreich.  66.  Familie:  Cistaceae,  Cistgewächse,  Sonnen- 
rosengewächse. 

2.  Mit  fünf  Staubblättern. 


*)  Tafel  305.  Senebiera  Coronopus  Poiret.  A Blühende  Pflanze.  1 Büte; 
2 u.  3 Fruchtknoten  von  verschiedenen  Seiten  gesehen;  4 Früchtchen;  5 ge- 
öffnete Frucht;  6 Same.  1 bis  6 vergrössert. 


198 


a.  Stränclier  oder  Halbsträuclier,  deren  Samen  einen  Haarschopf 
besitzen.  67.  Familie:  Tamaricaceae,  Tamariskengewäclise. 
ß.  Krauter;  Samen  ohne  Haarschopf. 

a.  Blätter  gegen-  oder  wirtelständig  am  Stengel  verteilt. 
68.  Familie:  Elatinaceae,  El  atinege  wachse. 

b.  Blätter  in  grundständiger  Blattrosette.  69.  Familie:  Drose- 
raceae,  Sonnentaiigewächse. 

B.  Staubblätter  drei-  bis  fünfbrüderig.  70.  Familie:  Hypericaceae,  Hart- 
lieugewächse. 

64.  Familie:  Yiolaceae,  Yeilcliengewäclise. 

Bei  uns  ist  die  Familie  nur  durch  die  Gattung: 

Gattung  358:  Viola  Tournefort,  Veilchen.  Y,  1. 

vertreten,  daher  hier  deren  Kennzeichnung  folgen  mag.  Die  Veilchen  sind 
einjährige,  zweijährige  oder  ausdauernde  Kräuter;  ihr  Stengel  ist  oft  ver- 
kürzt, sodass  Blätter  und  Blüten  aus  dem  Wurzelstocke  entspringen  (so- 
genannte stengellose  Pflanzen);  mitunter  treibt  er  Ausläufer.  Die  Blüten 
stehen  meist  einzeln  . und  haben  an  ihrem  Stiele  zwei  kleine,  bald  mehr, 
bald  weniger  in  dessen  Mitte  stehende  Blättchen  (Vorblätter).  Oft  trägt 
die  Pflanze  zweierlei  Blüten,  grössere  unfruchtbare  und  kleinere  frucht- 
bare, kleistogame,  d.  h.  sich  nicht  öffnende  aber  selbst  befruchtende.  Kelch 
fünf  blätterig;  seine  Blätter  haben  an  ihrem  Grunde  ein  rück-,  d.  h.  stiel- 
wärts  gerichtetes  Anhängsel  (Kelchanhängsel).  Die  Blumenkrone  besteht 
aus  fünf,  ungleich  grossen  und  verschieden  gestalteten  Blättern;  das  unterste 
hat  einen  hohlen  Sporn.  Die  fünf  Staubblätter  stehen  dicht  aneinander 
gedrängt  (aber  nicht  miteinander  verwachsen)  um  den  Stempel;  die  Staub- 
beutel sind  fast  sitzend;  die  Staubfäden  sind  über  die  den  Blütenstaub  ent- 
haltenden Fächer  hinaus  in  einen  grossen,  häutigen,  mehr  oder  minder 
blumenblattartigen  Fortsatz  verlängert;  jeder  der  beiden  vorderen  (unteren) 
Staubfäden  trägt  auf  seiner  Aussenseite  einen  spornartigen  Honigbehälter; 
beide  Honigbehälter  ragen  in  den  Sporn  des  vorderen  (untern)  Blumenblattes 
hinein.  Der  Fruchtknoten  hat  zahlreiche  Samenknospen.  Die  Frucht  ist 
eine  dreiklappig  aufspringende  Kapsel. 

Die  Gattung  zerfällt  in  zwei  Untergattungen:  Nominium  Gingins, 
Echte  oder  Eigentliche  Veilchen  und  Grammeionium  Reichenbach,  Stief- 
mütterchen. Bei  den  Echten  Veilchen  sind  von  den  5 Blumenblättern  2 auf- 
wärts und  3 abwärts  gerichtet,  oder  es  stehen  2 nach  oben,  2 seitwärts,  1 
abwärts.  Die  mittleren  sind  oft  am  Grunde  bärtig,  das  untere  ist  kahl; 
der  Griffel  ist  ziemlich  gerade,  und  nach  oben  zu  gar  nicht  oder  doch  nur 
wenig  verdickt;  die  Narbe  ist  entweder  in  ein  herabgebogenes  Schnäbelchen 


199 


verlängert,  sodass  der  Griffel  hakenförmig  erscheint  (Tafel  306 1,  Fig.  4), 
oder  sie  ist  ein  schief  auf  dem  trompetenförmig  aussehenden  Griffel  auf- 
gesetztes Scheibchen  (Tafel  306 II,  Fig.  3).  Die  zuerst  erscheinenden  Blüten 
mit  entwickelten  Blumenblättern  sind  oft  unfruchtbar,  die  späteren,  oft  blumen- 
blattlosen Blüten  hingegen  fruchtbar.  Bei  den  Stiefmütterchen  sind  vier 
Kronblätter  nach  aufwärts,  eins  abwärts  gerichtet;  dieses  letztere  sowie  die 
beiden  äusseren  der  nach  oben  gerichteten  Kronblätter  sind  an  ihrem  Grunde 
bärtig;  der  Griffel  ist  nach  oben  zu  keulenförmig  verdickt  und  besitzt  eine 
grosse  hohlkugelige  oder  eine  fast  zweilappige  Narbe.  (Tafel  307,  Fig.  6, 
bez.  Tafel  306 II,  Fig.  1.)  Es  muss  hervorgehoben  werden,  dass  die  Stellung 
der  Kronblätter,  namentlich  bei  bereits  länger  geöffneten  Blüten  sowie  an 
kultivierten  Pflanzen,  oft  verwischt  ist,  sodass  die  Veilchen-,  beziehungsweise 
Stiefmütterchenform  nicht  recht  zum  Ausdrucke  kommt. 

1.  Untergattung:  Nominium  Gingins,  Echte  Veilchen. 

A.  Ohne  deutlich  entwickelten,  oberirdischen  Stengel,  sogenannte  stengellose 
Pflanzen,  deren  Blätter  und  Blütenstiele  direkt  aus  dem  Wurzelstocke 
entspringen. 

I.  Der  Griffel  ist  trompetenförmig,  die  Narbe  ist  in  ein  schiefstehendes 
Scheibchen  ausgebreitet  (Tafel  306 II,  Fig.  3);  die  Fruchtstiele  stehen 
aufrecht,  sind  nicht,  wie  bei  anderen,  auf  dem  Boden  hingestreckt  (vgl. 
Tafel  306 IB). 

a.  Blätter  (Ganze  Pflanze)  kahl. 

«.  Blätter  tief-fingerig- vielteilig  mit  rundlichem  Umriss;  Nebenblätter 
länglich -lanzettlich,  ganzrandig  oder  gezähnelt.  Blütezeit  Juni, 
Juli;  Blumenkrone  blau- violett  mit  hellerem  Grunde;  2J-;  Höhe 
6 bis  8 cm.  Auf  hohen  Alpentriften  zerstreut.  Viola  pinnata 
L.,  Fiederblätteriges  Veilchen. 
ß.  Blätter  ganz  (nicht  geteilt). 

1.  Blätter  herz  - eiförmig,  mit  braunen  Drüsen  dicht  besetzt;  der 
Blattstiel  ist  durch  die  an  ihm  herablaufende  Blattfläche  deut- 
lich geflügelt.  Die  Nebenblätter  sind  lanzettlich,  bis  über  ihre 
Mitte  dem  Blattstiele  angewachsen  und  am  Rande  mit  un- 
regelmässigen, in  kleine  Drüsen  endigenden  Zähnchen  besetzt.  — 
Blütezeit  März  bis  Mai;  Blumenkrone  violett,  unterstes  Kron- 
blatt  mit  fünf,  seitliche  mit  je  drei  dunkeln  Längsstreifen;  2J.., 
Höhe  10  bis  15  cm.  Auf  sumpfigen  Moorwiesen  im  nördlichen 
Teile  des  Gebietes;  selten.  V.  uliginosa  Schräder,  Moor- 
Veilchen.*) 

*)  Tafel  306 II.  Viola  uliginosa  Schräder.  B Blühende  Pflanze.  3 Stempel 
vergrössert. 


200 


Bei  der  Abart  V.  scaturiginosa  Wallroth  ist  die  Blumen- 
krone grösser  (bis  24  mm  Durchmesser)  und  meist  dunkel  violett. 

2.  Blätter  nieren-herzförmig , ohne  Drüsen  und  ohne  geflügelten 
Stiel.  Nebenblätter  frei,  eiförmig,  zugespitzt,  kurz  gezähnelt 
oder  ganzrandig.  — Blütezeit  Mai,  Juni.  Blumenkrone  ver- 
hältnismässig klein  (ausgebreitet  12  mm  Durchmesser)  und 
blasslila;  das  untere  Blatt  violett  gestreift.  8 bis  15  cm  hoch; 
%.  In  Torfsümpfen;  nicht  selten.  V.  palustris  L.,  Sumpf- 
Veilchen. 

Auf  Torfwiesen  bei  Oppeln  wurde  der  Bastard  V.  palustris 
X uliginosa  Grabowski  gefunden, 
b.  Blätter  unterseits  kurz-behaart,  netzaderig;  nieren-herzförmig ; Pflanze 
meist  nur  zweiblätterig.  Blattstiel  am  oberen  Ende  schwach  ge- 
flügelt. Nebenblätter  frei,  eiförmig  - spitz.  Blütezeit  Mai,  Juni; 
Blumenkrone  hellviolett,  ohne  dunklere  Adern.  Höhe  8 bis  15  cm; 
%.  Auf  Sumpfwiesen  und  in  lichten  Waldsümpfen;  zerstreut.  V. 
epipsila  Ledebour,  Torf-Veilchen. 

H.  Der  Griffel  scheint  hakenförmig,  da  die  Narbe  in  ein  herabgebogenes 
Schnäbelchen  verlängert  ist.  Die  Stiele  der  Frucht  liegen  auf  dem 
Boden  hingestreckt.  Die  nach  der  Blütezeit  auftretenden  Blätter  sind 
weit  grösser  als  die  früheren.  (Vergl.  Tafel  3061,  Fig.  4,  5 u.  8.) 
a.  Pflanzen  ohne  Ausläufer.  Die  Nebenblätter  sind  an  ihrem  Rande 
gefranst. 

1.  Der  Rand  der  Nebenblätter  und  ihrer  Fransen  ist  fein -rauh- 
haarig. — Die  Blätter  sind  kurz  und  breit,  eiförmig,  am  Grunde 
tief-herzförmig.  Die  Nebenblätter  sind  schmal;  sie  laufen  spitz 
zu.  — Blütezeit  April,  Mai.  Blumenkrone  hellblau,  zuweilen 
weiss.  Sehr  wohlriechend.  Die  Frucht  ist  weichhaarig -flaumig. 
Höhe  10  cm;  %.  In  Gebüschen,  an  Hecken,  Wald-  und  Wege- 
rändern; zerstreut.  (V.  umbrosa  Hoppe.)  V.  collina  Besser, 
Hügel-Veilchen. 

2.  Die  Nebenblätter  sind  an  ihrem  Rande  kahl  (nicht  rauhhaarig). 

a.  Blätter  tief  - herzförmig  - länglich.  Blume  nicht  duftend.  — 
Blätter,  Blatt-  und  Blütenstiele  kurz -behaart,  Kapsel  flaumig 
(Loupe!).  Die  Nebenblätter  sind  spitz,  die  unteren  ei-lanzett- 
förmig, die  oberen  lanzettförmig.  — Blütezeit  März  bis  Mai. 
Blumenkrone  violett,  zuweilen  blau,  selten  weiss.  Höhe  10  cm. 
%■.  In  Gebüschen,  Hecken,  Wiesen,  an  Wald-  und  Wege- 
rändern; gemein.  V.  hirta  L.,  Rauhhaariges  Veilchen. 

b.  Blätter  wenig  oder  kaum  herzförmig.  Blume  duftend. 


201 


aa.  Fruchtknoten  und  Kapsel  mehr  oder  weniger  flaumhaarig. 
Innere  Blätter  länglich -eiförmig,  äussere  nieren- herz- 
förmig; schwach  behaart.  — Nebenblätter  schmal- 
lanzettlich,  haarspitzig,  langfransig,  an  der  Spitze  mit- 
unter fein  gewimpert.  Blumen  hellviolett  mit  weissem 
Grunde.  Blütezeit  April,  Mai.  Kapsel  flaumhaarig. 
Höhe  8 bis  10  cm;  %.  Auf  Alpen;  sehr  selten.  (V. 
Thomasiana  Perrier  und  Songern.)  V.  ambigua  Wald- 
stein  und  Kitaibel,  Zweifelhaftes  Veilchen. 

33.  Blätter  breit-eiförmig,  schwach  herzförmig;  meist  kahl; 
Blattstiele  zerstreut  - kurzhaarig.  — Die  Nebenblätter 
sind  lanzettlich,  zugespitzt,  ihre  Fransen  etwa  so  lang 
als  die  Breite  der  Nebenblätter.  Blumen  hell-blau- 
violett, am  Grunde  weisslich.  Blütezeit  April,  Mai. 
Kapsel  dünn-kurzhaarig.  Höhe  6 bis  10  cm;  2J..  An 
schattigen  Bergen  in  Schlesien;  sehr  selten.  V.  por- 
phyrea  Üchtritz,  Porpliyrbewolmendes  Veilchen. 
bb.  Fruchtknoten  ganz  kahl.  Blätter  breit-eiförmig,  schwach 
herzförmig,  sehr  wenig  behaart.  — Nebenblätter  lanzett- 
lich, zugespitzt;  Fransen  länger  als  die  Breite  der  Neben- 
blätter. Blütezeit  April,  Mai.  Höhe  6 bis  10  cm;  %■.  An 
schattigen  Orten  der  Voralpen.  V.  sciaphila  Koch  (Auc- 
torum?),  Schattenliebendes  Veilchen. 
ß.  Pflanzen  mit  Ausläufern. 

1.  Die  Ausläufer  blühen  schon  gleich  im  ersten  Jahre,  gleichzeitig 
mit  der  Hauptpflanze,  wurzeln  aber  erst  später.  — Blätter  fast 
dreieckig,  herz-nierenförmig , weichhaarig.  Nebenblätter  schmal- 
lanzettlich,  lang-zugespitzt,  drüsig-gefranst.  Blütezeit  April,  Mai. 
Blume  weiss,  duftend.  Fruchtknoten  weichhaarig;  An  Rainen, 
Hecken  und  im  Gebüsch,  auf  Kalkbergen,  namentlich  im  Jura; 
selten.  V.  alba  Besser,  Weisses  Veilchen. 

Die  Form  virescens  Jordan  hat  einen  grünlichen  Sporn  und 
hellgrüne,  fast  kahle  Blätter;  bei  scotopliylla  Jordan  sind  das 
unterste  Kronblatt  sowie  der  Sporn  violett;  auch  sind  die  dunkel- 
grünen Blätter  oft  violett  überlaufen;  diese  sowie  der  Bastard 
alba  X odorata  Gmelin  (Viola  multicaulis  Jordan)  finden  sich 
mit  V.  alba  zusammen. 

2.  Die  Ausläufer  wurzeln  gleich,  blühen  aber  erst  im  zweiten  Jahre. 
a.  Fruchtknoten  und  Kapsel  flaumhaarig. 

aa.  Nebenblätter  ei-lanzettlich,  spitz,  am  Rande  nebst  den  Fransen 
kahl,  an  der  Spitze  fein  gewimpert;  die  Fransen  sind  kürzer 

26 


Thom6,  Flora.  II. 


202 


als  die  Breite  der  Nebenblätter.  — Kelchblätter  stumpf.  Blätter 
wenig  und  kurz  behaart,  daher  dunkelgrün;  die  des  Haupt- 
stockes sind  breit-eiförmig,  ziemlich  stumpf,  mit  tief-herz- 
förmigem Grunde,  die  der  Sommerausläufer  hingegen 
nieren-herzförmig;  Blattstiel  behaart;  Blume  dunkelviolett, 
seltener  hellviolett,  weiss,  rosa  oder  dunkelpurpum ; duftend. 
Blütezeit  März,  April;  Besitzt  auch  kleistogame  Blüten. 
Höhe  6 bis  8 cm.  An  Waldrändern  und  Hecken,  unter  Ge- 
büsch, auf  Triften  u.  s.  w.;  häufig.  Y.  odorata  L.,  Wohl- 
riechendes Veilchen.*) 

Das  Schwer  zu  erkennende  Veilchen,  Viola  perplexa 

Gmelin,  vielleicht  nur  eine  Abart  der  vorigen,  hat  spitze 
Kelchblätter  und  unbehaarte  Blattstiele;  es  findet  sich  selten 
an  lichten  Waldstellen  in  der  Schweiz. 
bb.  Nebenblätter  lanzettlich,  am  Rande  mit  vielen  Fransen 
besetzt;  die  in  der  Mitte  des  Blattes  stehenden  Fransen 
sind  etwa  halb  so  lang  als  das  Blatt  breit  ist;  die  Fransen 
und  der  obere  Teil  des  Nebenblattes  sind  mit  kurzen, 
steifen  Haaren  bedeckt.  Sonst  wie  das  Wohlriechende 
Veilchen.  Blütezeit  März,  April.  Blumen  hell  violett  mit 
weissem  Grunde;  %■.  Höhe  8 bis  10  cm.  Soll  bei  Frank- 
furt an  der  Oder  Vorkommen.  V.  suavis  Marschall 
Bieberstein,  Siissduftendes  Veilchen. 
b.  Fruchtknoten  und  Kapsel  sind  ganz  kahl.  — Die  Ausläufer 
sind  kurz.  Blätter  breit -herz -eiförmig,  zur  Blütezeit  lebhaft 
glänzend  grün.  Nebenblätter  lanzettlich,  lang  zugespitzt,  nebst 
den  kurzen  Fransen  fast  kahl;  Blütezeit  März,  April;  Blumen- 
krone kornblumenblau  mit  weissem  Grunde;  2J..  Auf  Wiesen 
und  an  Zäunen,  im  Osten  des  Gebietes;  selten.  V.  cyauea 
Celakowsky,  Kornblumenblaues  Veilchen. 

Sehr  nahe  verwandt  (Standortsformen?)  sind  V.  suavis 
Auctorum  und  V.  austriaca  Kerner. 


*)  Tafel  3061.  Viola  odorata  L.  A Pflanze  mit  unfruchtbaren,  an- 
sehnlichen Blüten  und  mit  blühendem  Ausläufer.  B Pflanze  mit  kleinen,  un- 
fruchtbaren (kleistogamen)  Blüten  und  mit  Früchten.  1 Blütenlängsschnitt; 
2 die  Staubblätter  aus  denen  die  Narbe  hervorragt;  die  vorderen  Staubblätter 
tragen  einen  Honigbehälter;  3 hinteres  Staubblatt  ohne  Honigbehälter;  4 Stempel; 
5 kleistogame  Blüte;  hier  sind  die  Vorblätter  besonders  deutlich;  6 Querschnitt 
durch  den  Fruchtknoten;  7 Frucht;  hier  sind  die  Kelchanhängsel  besonders  gut 
zu  erkennen;  8 aufgesprungene  Frucht;  9 Same;  10  Querschnitt  durch  den- 
selben. 1 bis  7,  9 und  10  vergrössert. 


203 


B.  Die  Pflanzen  besitzen  einen  deutlichen,  wenn  auch  zuweilen  kurzen,  ober- 
irdischen Stengel.  Der  Griffel  erscheint  hakenförmig,  da  die  Narbe  in 
ein  herabgezogenes  Schnäb eichen  verlängert  ist.  Die  Fruchtstiele  stehen 
aufrecht,  sie  sind  nicht  auf  den  Boden  hingestreckt,  unter  der  Kapsel  sind 
sie  übergebogen.  Die  Frühlingspflanzen  haben  langgestielte  Blätter, 
grosse  Nebenblätter  und  Blüten  mit  wohlentwickelten  Blumenkronen;  die 
Herbstpflanzen  dagegen  kurzgestielte  Blätter,  kleine  Nebenblätter  und 
kleistogame  Blüten. 

A.  Die  Nebenblätter  sind  ganzrandig  oder  ausgeschweift,  die  oberen  kurz 
gewimpert.  Die  Stengel  sind  (und  das  ist  das  Wunderbare,  woher 
der  Name  stammt)  anfangs  sehr  kurzgliederig,  sodass  die  wohlriechen- 
den aber  unfruchtbaren  Frühlingsblüten  aus  den  Achseln  grundstän- 
diger Blätter  entspringen;  dann  verlängern  sie  sich  auf  10  bis  30  cm, 
und  tragen  nun  scheinbar  blumenkronlose  (Blumenblätter  sehr  klein 
und  bleich),  fruchtbare  Blüten.  Die  Blätter  sind  anfangs  tutenförmig 
zusammengerollt;  die  unteren  sind  fast  nierenförmig,  die  oberen  breit- 
herzförmig, kurz  zugespitzt.  Blüte  blass-lila;  Blütezeit  April,  Mai;  2J-. 
In  Wäldern  und  Gebüsch  zerstreut,  namentlich  auf  Bergen  im  mitt- 
leren und  südlichen  Teile  des  Gebietes.  V.  mirabilis  L.,  Wunder- 
veilchen. 

B.  Die  Nebenblätter  sind  gezähnt  oder  gefranst.  Die  Blüten  erscheinen 
nicht  in  den  Achseln  grundständiger  Blätter,  sondern  an  oberirdischen 
Stengeln;  sie  sind  geruchlos  und  werden  daher  vielfach  insgesamt 
Hundsveilchen  genannt. 

I.  Der  Wurzelstock  treibt  eine  grundständige  Rosette  langgestielter 
Blätter  und  aus  dere’n  Achseln  beblätterte  Stengel,  welche  in  ihren 
Blattachseln  die  Blüten  tragen. 

a.  Blätter  nierenförmig-stumpf,  klein,  nur  1,  selten  bis  2 cm  lang 
und  breit,  meist  ganz  feinhaarig,  selten  kahl,  graugrünlich,  unter- 
seits  oft  bleifarben  oder  rötlich  angelaufen.  Nebenblätter  eiförmig- 
länglich, kammförmig  gesägt.  — Die  Pflanze  bildet  kleine,  dichte 
Rasen,  deren  Stengel  am  Boden  liegen  und  nur  an  ihrer  Spitze 
schief  aufsteigen.  Die  Blumenkrone  ist  bleich-violett  oder  weiss. 
Blütezeit  Mai,  Juni.  Kapsel  eiförmig,  zugespitzt;  %■.  Höhe  3 
bis  8 cm.  In  trockenen  Nadelwäldern  und  auf  Sandfeldern  zer- 
streut. (V.  Allioni  Pio.)  V.  arenaria DeCandolle,  Sand-Veilchen. 
ß.  Die  mittleren  und  oberen  Blätter  sind  herz -eiförmig,  kurz  zu- 
gespitzt; wohl  ausgebildete  sind  4 bis  5 cm  lang  und  3%  bis 
4V2  cm  breit.  Die  Nebenblätter  sind  lanzettlich,  häutig.  Der 
Stengel  ist  aufsteigend,  ästig,  die  Kapsel  länglich,  zugespitzt. 


204 


a.  Die  höchstens  2 cm  Durchmesser  besitzende  Blumenkrone  ist 
tiefblau  ins  Rötliche;  Sporn  blau  oder  violett,  5 bis  6 mm 
lang.  Nebenblätter  gefranst- gesägt,  mehreremal  kürzer  als 
der  Blattstiel.  — Blütezeit  April,  Mai.  Höhe  bis  20  cm;  2J.. 
In  Wäldern,  Hainen  und  Hecken;  häufig.  V.  silvestris  Lamarck, 
Wald- Veilchen. 

b.  Die  meist  gegen  2V2  cm  Durchmesser  besitzende  Blumenkrone, 
deren  Blätter  sich  mit  ihren  Rändern  decken,  ist  blassblau 
bis  weisslich;  Sporn  weiss,  3 mm  lang.  Nebenblätter  in  feine 
Fransen  gespalten,  kürzer  als  der  Blattstiel.  — Blütezeit  April, 
Mai  (etwas  später  als  vorige).  Höhe  10  bis  15  cm;  2J-.  In 
Gebüschen  und  Hecken;  häufig;  gewöhnlich  mit  der  vorigen, 
doch  findet  sich  in  manchen  Gegenden  nur  eine  der  beiden 
Arten  vor,  selten  mit  V.  canina.  V.  Riviniana  Reichenbach, 
Rivins  Veilchen. 

II.  Eine  Frühlingsblattrosette  ist  nicht  vorhanden;  die  jungen  Stengel 
entwickeln  sich  in  den  Achseln  der  Herbstblätter. 
a.  Kapsel  abgestutzt,  stumpf,  mit  stumpfem  Spitzchen;  Stengel  auf- 
strebend oder  niederliegend  (aufrecht  bei  der  grossblumigen  und 
grossblätterigen  Varietät  V.  montana  L.).  — Blätter  länglich- 
eiförmig, am  Grunde  herzförmig  oder  fast  abgestutzt,  in  eine  stumpfe 
Spitze  verschmälert,  hellgrün,  ganz  kahl.  Nebenblätter  krautig, 
gefranst-gesägt,  die  der  mittleren  Stengelblätter  sind  nicht  halb 
so  lang  als  der  Blattstiel.  Blumenkrone  verhältnismässig  klein, 
tiefblau,  selten  hellblau  oder  we%iss,  mit  weisslichem  Schlund 
und  weissem  oder  gelblichem  Sporn.  Blütezeit  April  bis  Juni; 
%■.  Auf  Wiesen  und  Triften,  in  Wäldern;  meist  häufig.  V.  ca- 
nina  L.,  Hunds-Veilchen. 

Sehr  formenreiche  Pflanze:  Der  Stengel  ist  sehr  kurz  (2  bis 
5 cm)  bei  den  Varietäten:  Heide  - Hunds  - Veilchen,  ericetorum 
Schräder,  mit  weissem  Sporn  und  mehr  länglichen  Blättern, 
und  Gelbsporniges  Hunds -Veilchen,  flavicornis  Smith,  mit 
gelbem  Sporne  und  herzförmigen  Blättern;  er  ist  15  bis  30  cm 
lang  bei  der  grossblumigen  Varietät,  Hain  - Hunds  - Veilchen, 
lucornm  Reichenbach;  bei  dem  Lanzettblätterigen  Veilchen, 
V.  lancifolia  Thore  (V.  lactea  Smith),  sind  die  unteren  Blätter 
herzförmig,  die  übrigen  eiförmig-lanzettlich,  fast  lanzettlich.  Die 
oben  erwähnte  Varietät  Berg -Hunds -Veilchen,  montana  L.,  ist 
von  dem  Pfirsichblätterigen  Veilchen  (V.  persicifolia  Schkuhr) 
namentlich  durch  die  Form  der  Kapsel  unterschieden. 


205 


ß.  Kapsel  zugespitzt;  Stengel  aufrecht.  — Nebenblätter  lanzettlich, 
gezähnt,  krautig.  Blütezeit  Mai,  Juni;  2J-.  Höhe  15  bis  50  cm. 
In  Gebüschen,  an  Waldrändern,  auf  Wiesen.  (V.  recta  Garcke) 
V.  persicifolia  Schkuhr  (erweitert),  Pfirsichblätteriges  Veilchen. 

Sehr  formenreiche,  vielfach  in  besondere  Arten  und  Varietäten 
zerspaltene  Pflanze. 

a.  Stengel  behaart,  bis  40  cm  hoch;  Blätter  seicht  herzförmig; 

Blumenkrone  hellviolett.  Auf  feuchten  Wiesen  und  Wald- 
plätzen; zerstreut.  V.  elatior  Fries,  Hochwüchsiges  Veilchen. 

b.  Stengel  kahl. 

aa.  Blätter  am  Grunde  herzförmig,  in  den  Stiel  herablaufend. 
3(.  Der  Sporn  ist  so  lang  wie  die  Anhängsel  der  Kelch- 
blätter; Blume  hellblau.  An  nassen  Orten  und  Bächen; 
nicht  häufig.  V.  stagnina  Kitaibel,  Grabenteilchen. 
33.  Der  Sporn  ist  etwas  länger  als  die  Anhängsel  der 
Kelchblätter;  Blume  gross,  hellblau  mit  weissem  Grunde. 
In  schattigen  Gebüschen  und  Hainen;  stellenweise.  V. 
stricta  Hornemann,  Hainveilchen. 

S.  Der  Sporn  ist  zwei-  bis  dreimal  länger  als  die  An- 
hängsel der  Kelchblätter;  er  ist  erst  grünlich,  dann 
gelblich.  Blumenkrone  vor  dem  Aufblühen  gelblichi 
später  milchweiss.  Ostfriesländische  Geest.  V.  Schnltzii 
Bi llot,  Schultz’  Veilchen. 

bb.  Blätter  lanzettförmig,  am  Grunde  in  den  Blattstiel  ver- 
schmälert; mittlere  Nebenblätter  so  lang  oder  länger  als 
der  Blattstiel. 

$1.  Blätter  in  den  Blattstiel  zugeschweift  oder  am  Grunde 
keilförmig  verschmälert;  Blumenkrone  schmutzig- violett, 
hellblau  oder  milchweiss.  Auf  Wiesen  und  grasigen 
Waldplätzen;  ungleich  verteilt.  V.  pratensis  Mertens 
und  Koch,  Wiesen- Veilchen. 

33.  Blätter  am  Grunde  gestutzt  oder  etwas  keilförmig; 
Blume  hellblau.  Stengel  nur  bis  etwa  10  cm  hoch. 
Schweiz.  V.  piunila  Chaix,  Niedriges  Veilchen. 

2.  Untergattung:  Grammeionium  Reichenbach,  Stiefmütterchen. 

A.  Griffel  keulenförmig,  mit  fast  zweilappiger  Narbe,  Dischidiuin  Gingins 
(Tafel  306  II,  Fig.  3). 

Hierher  nur  Viola  biflora  L.,  Zweibliitiges  Veilchen  (Stiefmütterchen). 
Diese  Pflanze  vereinigt  die  Tracht  der  Echten  Veilchen  mit  der  Blüten- 


206 


form  der  Stiefmütterchen;  sie  besitzt  meist  einen,  weniger  oft  einige  zarte 
Stengel  mit  zwei  grundständigen  Blättern,  zwei  Stengelblättern  und  zwei 
kleinen,  citronengelben  Blüten.  Die  Blätter  sind  nierenförmig,  sehr  stumpf 
gekerbt;  die  Nebenblätter  eiförmig,  ganzrandig.  Blütezeit  Mai  bis  August; 
Höhe  8 bis  15  cm;  An  feuchten  Felsrändern  und  in  schattigen 

Thälern;  selten.*) 

B.  Griffel  keulenförmig,  mit  fast  kugelförmiger,  hohler,  eine  seitliche  Öffnung 
besitzender  Narbe,  Melanium  De  Candolle  (Tafel  307,  Fig.  6). 

A.  Sogenannte  stengellose  Pflanze,  deren  Blätter  und  Blüten  direkt  aus 
dem  unterirdischen  Wurzelstocke  entspringen.  Blätter  rundlich-eiförmig- 
gekerbt; Nebenblätter  länglich,  bis  über  die  Mitte  mit  dem  Blattstiel 
verbunden,  an  der  Spitze  gespalten;  dunkelblau.  Blütezeit  Juli,  August. 
%■.  Auf  den  höchsten  Österreichischen  Alpen.  V.  alpina  Jacquin, 
Alpen-Stiefmtitterclien. 

B.  Mit  oberirdischem  Stengel. 

I.  Blätter  ganzrandig.  — Stengel  dünn,  aufsteigend.  Blätter  eiförmig, 
obere  länglich- eiförmig.  Nebenblätter  ganz  oder  am  Grunde  mit 
kleinen  Zähnchen.  Blume  violett;  Blütezeit  Juli,  August;  %■.  Auf 
Geröll  der  höheren  Alpen.  V.  cenisia  L.,  Ganzblätteriges  Stief- 
mütterchen. 

Die  Form  V.  valderia  Allion i hat  geteilte  Nebenblätter;  Viola 
Comollia  Massara  hat  geschweifte,  rundliche  oder  eiförmige  Blätter. 

II.  Blattrand  gekerbt  (hierher  1 bis  3). 

1.  Die  Nebenblätter  sind  leierförmig  - fiederspaltig,  ihre  mittleren 
Zipfel  sind  verlängert  und  gekerbt.  Bei  mastigen  Pflanzen  wer- 
den die  Nebenblätter  stets  sehr  gross  und  blattartig,  bei  Pflanzen 
auf  Hungerboden  bleiben  sie  dagegen  klein  und  wenig  hervor- 
tretend, wie  denn  das  hierher  gehörende  Stiefmütterchen  auf 
Ackern,  Brachen  und  Wiesen  eine  der  gemeinsten  aber  auch 
eine  der  veränderlichsten  Pflanzen  ist.  — Der  Stengel  ist  einfach 
oder  ästig,  niederliegend,  aufsteigend  oder  aufrecht,  nebst  den 
Blättern  kahl  oder  kurzhaarig ; die  unteren  Blätter  sind  ziemlich 
langgestielt  (1  bis  4 cm),  eiförmig  mit  herzförmigem  oder  keil- 
förmigem Grunde,  oder  sie  sind  eiförmig-länglich,  oder  sie  sind 
lanzettlich  bis  linealisch;  die  oberen  Blätter  sind  kurzgestielt, 
länglich- eiförmig  bis  lanzettlich  und  linealisch.  Die  Verschie- 
denheit der  Blumen  wurde  zur  Aufstellung  zahlreicher  Formen 


*)  Tafel  306  II.  Viola  biflora  L.  A Blühende  Pflanze;  2 Kelch  und 
Stempel;  3 Stempel  vergrössert. 


207 


benutzt.  Der  Durchmesser  der  Blüte  beträgt  von  unter  1 cm 
bis  21/2  cm.  Die  Blumenblätter  sind  bald  länger,  bald  kürzer 
als  der  Kelch;  die  beiden  oberen  sind  violett,  die  mittleren  hell- 
violett, das  untere  gelb  mit  violetten  Streifen  und  violetter 
Spitze;  oder  auch  die  mittleren  sind  gelb  mit  violetter  Spitze; 
oder  die  mittleren  sind  ganz  gelb;  oder  die  vier  oberen  sind 
gelb  und  das  untere  ist  gelblichweiss ; oder  alle  sind  ganz  gelb; 
oder  das  oberste  ist  tiefviolett,  die  seitlichen  weiss,  das  untere 
gelb,  an  der  Spitze  violett  gestreift;  oder  alle  sind  gelblichweiss 
das  untere  aber  dunkler;  mitunter  findet  man  auch  an  demselben 
Stocke  gelbe  und  dreifarbige  Blüten,  so  namentlich  an  der  Alpen- 
form saxatilis  Koch,  u.  s.  w.  Dieser  Veränderlichkeit  haben 
sich  die  Gärtner  bemächtigt  und  zahlreiche,  indes  nur  durch 
sorgsamste  Kultur  zu  erhaltende  Spielarten  mit  prachtvollen, 
zum  Teil  5 bis  6 cm  grossen  Blüten  erzogen;  doch  sollen 
dieselben  zum  Teil  auch  von  Viola  lutea  abstammen.  Blüte- 
zeit Mai  bis  Herbst;  Höhe  10  bis  20  cm;  ©,  O,  selten  %■.  V. 
tricolor  L.,  Dreifarbiges  Stiefmütterchen,  Je  länger  je  lieber, 
Freisamkrant.*) 

2.  Die  Nebenblätter  sind  fingerig-vielteilig. 

a.  Obere  Blätter  eiförmig-länglich;  Mittelzipfel  der  Nebenblätter 
bedeutend  breiter  als  die  Seitenzipfel.  — Aus  dem  ästigen, 
kriechenden,  ausdauernden  Wurzelstock  entwickeln  sich  ein- 
fache, niederliegende  oder  aufstrebende  Stengel.  Die  unteren 
Blätter  sind  ei-herzförmig,  die  oberen  lanzettlich.  Der  Sporn 
ist  so  lang  oder  etwas  länger  als  die  Anhängsel  des  Kelches. 
Die  Blumenkrone  ist  meist  grösser  als  die  des  gemeinen  Stief- 
mütterchens, ihre  Blätter  sind  in  der  Regel  alle  gelb,  mit- 
unter sind  die  beiden  obersten  violett,  seltener  ist  die  ganze 
Blume  violett.  Blütezeit  Mai  bis  Juli.  Höhe  10  bis  25  cm. 
Auf  Gebirgswiesen.  V.  lutea  Smith,  Gelbes  Stiefmütterchen. 

Formenreiche  Pflanze: 

a.  Grossbluniiges  Stiefmütterchen,  grandiflora  Villars  (V. 
elegans  Spach) , niedrige  Pflanze  mit  grossen  Blumen ; 

*)  Tafel  307.  Viola  tricolor  L.  ABC  Teile  blühender  Pflanzen.  1 Blüten- 
längsschnitt; 2 Blüte  nach  Entfernung  von  Kelch  und  Blumenkrone;  3 eines 
der  vorderen  Staubblätter  mit  dem  grünen,  spornartigen  Honigbehälter;  4 und 
5 hintere  Staubblätter,  der  blumenblattartige  Fortsatz  der  Staubblätter  ist  bräun- 
lich; 6 oberes  Ende  des  Stempels;  7 Querschnitt  durch  den  Fruchtknoten; 
8 aufgesprungene  Frucht;  9 Same;  10  desgl.  der  Länge  nach  durchschnitten. 
Figur  3 bis  7,  9 und  10  vergrössert. 


208 


Kronblätter  nach  aussen  gerade  abgeschnitten,  das  unterste 
mitunter  tief  ausgerandet,  aber  nur  sehr  selten  ein- 
geschnitten. Vogesen. 

ß.  Sudeten -Stiefmütterchen,  sudetica  Willdenow,  Stengel 
aufrecht;  Blumen  gross,  oft  mit  geschweift-gekerbten  Kron- 
blättern. 

y.  Vielstengeliges  oder  Galmei -Stiefmütterchen,  multicanlis 
Koch  (V.  calaminaria  Lejeune),  mit  zahlreichen  nieder- 
liegenden Stengeln  und  Asten  und  verhältnismässig  kleinen 
Blüten  (höchsten  2 bis  21j2  cm  Durchmesser).  Auf  Gal- 
meiboden bei  Aachen. 

b.  Obere  Blätter  lineal-lanzettlich;  Mittelzipfel  der  Nebenblätter 
nur  wenig  breiter  als  die  Seitenzipfel.  Im  übrigen  der 
V.  lutea  sehr  ähnlich.  Blumenkrone  blau -violett;  die  seit- 
lichen Blätter  haben  drei  dunkele  Längsstreifen  und  sind  an 
dem  Grunde  weisslich  behaart;  das  untere  Kronblatt  hat  einen 
gelben  Grund,  sieben  dunkele  Längsstreifen  und  einen  blau- 
grünen Sporn.  Blütezeit  Juli,  August;  2t.  Bis  30  cm  hoch. 
In  Felsspalten  der  Alpen.  V.  heterophylla  Bertoloni,  Ver- 
schieden- oder  Schmalblätteriges  Stiefmütterchen. 

3.  Die  Nebenblätter  sind  ganz  oder  dreispaltig  oder  gezähnt.  — 
Der  ausdauernde  Wurzelstock  treibt  einen  oder  einige  wenige, 
meist  kurze,  fadenförmige,  mitunter  kriechende  Stengel.  Die 
Blätter  sind  eiförmig,  die  oberen  oft  länglich  oder  gekerbt.  Die 
Blumenkrone  hat  bis  4 cm  Durchmesser;  sie  ist  meist  dunkel- 
violett; die  seitlichen  und  das  unterste  Blatt  besitzen  einen  gelben 
Grund  und  sind  dunkel  geadert;  selten  sind  alle  Kronblätter 
gelb  (V.  flava  Koch,  V.  Zoysii  Wulfen).  Der  Sporn  ist  24/2 
bis  3 cm  lang.  Blütezeit  Juli,  August.  Auf  Alpentriften,  be- 
sonders auf  Kalkboden.  V.  calcarata,  Sporn-Stiefmütterchen. 

65.  Familie:  Resedaceae,  Reseden-  oder  Wau -Gewächse. 

Diese  eigentümliche  Familie  ist  im  Gebiete  nur  durch  die 


Gattung  359:  Reseda  L.,  Resede,  Wau. 

vertreten  und  mag  daher  hier  deren  Kennzeichnung  stehen.  Ein-  oder  zwei- 
jährige Kräuter  mit  abwechselnden  Blättern;  Kelch  und  Blumenkrone  sind 
bei  unsern  Arten  vier-  bis  sechsblätterig.  Die  Blumenkronblätter  sind  ganz  oder 
mannigfach  gespalten;  dabei  sind  die  vorderen  Blumenblätter  meist  kleiner 
und  weniger  geteilt  als  die  der  Blütenachse  zugewendeten.  Am  Grunde 


209 


der  zerschlitzten  Platte  findet  sich  anf  der  Innenseite  der  Blumenblätter  als 
Fortsetzung  des  scheidenartig  verbreiterten  Nagels  ein  kleines  Blatthäutchen 
(ligula).  Die  Blütenachse  ist  zwischen  den  Krön-  und  den  Staubblättern 
mehr  oder  weniger  gestreckt  und  zu  einer,  auf  der  Vorderseite  der  Blüte 
nur  wenig  entwickelten,  auf  der  Rückseite  zu  einer  hohlen  Schuppe  er- 
weiterten Scheibe  (Discus)  angeschwollen.  Die  Staubblätter  sind  zahlreich, 
die  Staubbeutel  am  Grunde  des  Rückens  angeheftet.  Der  Fruchtknoten  ist 
einfächerig,  er  wird  von  drei  bis  vier  nur  an  ihrem  Grunde  miteinander 
verwachsenen  Fruchtblättern  gebildet  und  ist  an  seiner  Spitze  offen;  die 
Frucht  ist  eine  an  ihrer  Spitze  offene,  vielsamige  Kapsel.  Die  Gattung  wird  zu 
XI,  3 gerechnet,  obgleich  sie  nach  der  Zahl  der  Staubblätter  oft  zu  XIII 
zu  zählen  wäre. 

A.  Kelch  und  Blumenkrone  sind  vierblätterig.  — Im  ersten  Jahre  bildet 
sich  nur  eine  Rosette  flach  am  Boden  liegender,  linealischer,  am  Rande 
welliger  Blätter;  im  zweiten  erhebt  sich  ein  50  bis  125  cm  hoher  Stengel 
mit  schmallanzettlichen,  stachelspitzigen,  an  ihrem  Grunde  meist  jeder- 
seits  einzähnigen,  sonst  ganzrandigen , mitunter  welligen  Blättern.  Die 
kurzgestielten  Blüten  stehen  in  langen,  ährenartigen  Trauben.  Blumen- 
krone grünlichgelb  ins  weissliche;  Blütezeit  Juli  bis  September.  Frucht- 
knoten vierlappig;  0.  Auf  Schutt  und  unbebauten  Orten,  an  Wegen 
und  Dämmen,  namentlich  auf  Kalkboden;  zerstreut;  besonders  im  Ge- 
birge; selten.  Enthält  einen  gelben  Farbstoff  und  wird  daher  mancher- 
orts angebaut.  R.  luteola  L.,  Färber-Resede,  Wan.*) 

B.  Kelch  und  Blumenkrone  sind  fünfblätterig.  — Blätter  ein-  bis  zweifach 
fiederteilig.  Kronblätter  einander  gleichgestaltet,  weiss.  Blüten  in  dichten 
Trauben.  Blütezeit  Juni  bis  September.  Höhe  30  bis  50  cm.;  21;  Süd- 
tirol. R.  alba  L.,  Weisse  Resede. 

C.  Kelch  und  Blumenkrone  sind  sechsblätterig. 

1.  Mittlere  stengelständige  Blätter  ein-  oder  zweifach  fiederteilig  oder 
doppelt  dreilappig;  obere  dreispaltig,  alle  mit  lanzettlichen  oder  läng- 
lich-lanzettlichen  Abschnitten;  untere  Blätter  ungeteilt.  Blütenstiele 
so  lang  als  der  Kelch.  Blumenblätter  klein,  grünlich-gelb  ins  weiss- 
liche. Blütezeit  Mai  bis  September.  Kapsel  aufrecht.  Höhe  30  bis 
75  cm.  0 mitunter  An  sandigen  und  steinigen,  namentlich  kal- 
kigen Orten,  Wegerändern,  Ufern  und  auf  Kulturland;  sehr  zerstreut. 
R.  lutea  L.,  Gelbe  Resede. 


*)  Tafel  308.  Reseda  luteola.  A Blattrosette  des  ersten  Jahres; 
B Gipfel  der  blühenden  Pflanze.  1 und  2 Blüte;  3 desgl.  im  Längsschnitte; 
4 und  5 Blumenkronblätter;  6 Staubblatt;  7 Frucht;  8 Same.  1 bis  8 vergr. 
T h o m 6 , Flora.  II.  27 


210  • — 


Die  mitunter  verwilderte,  als  Zierpflanze  beliebte  R.  odorata  L., 
Wohlriechende  Resede  ist  von  der  gelben  Resede  ausser  durch  ihren 
Wohlgeruch,  namentlich  durch  die  niederliegenden  Stengel,  die  fast 
durchgehends  ganzen,  spatelförmigen  Blätter  (nur  die  oberen  sind 
meist  dreispaltig),  so  wie  dadurch  unterschieden,  dass  ihre  Blütenstiele 
doppelt  so  lang  als  der  Kelch  sind  und  die  Kapseln  zuletzt  hängen. 
2.  Mittlere  und  obere  Stengelblätter  mit  dreiteiliger  oder  dreilappiger 
Spitze;  untere  ungeteilt,  länglich-keilförmig.  Blumen  klein,  weisslich, 
in  lockerer  Traube;  Blütezeit  Juni  bis  August.  Höhe  10  bis  25  cm. 
Frucht  hängend.  Auf  sonnigen,  wüsten  Plätzen,  an  Wegen,  auf 
Brache;  selten;  im  Litorale.  R.  Phytenma  L.,  Kleine  Resede. 

66.  Familie:  Cistaceae,  Cistgewäclise  oder  Sonnenrosengewächse. 

Kräuter  oder  Sträucher  mit  regelmässiger  Blüte.  Der  Kelch  hat  fünf 
Blätter;  die  beiden  äusseren  sind  sehr  oft  kleiner  als  die  drei  inneren,  oder 
fehlen  auch  wohl  ganz.  Die  Blumenkrone  ist  fünfblätterig;  die  Staubblätter 
sind  unterweibig  und  zahlreich,  in  unbestimmter  Anzahl  vorhanden.  Die 
Frucht  ist  eine  dreiklappige,  einfächerige  Kapsel,  sie  enthält  zahlreiche, 
eiweisshaltige  Samen. 

Hierher  zwei  Gattungen. 

A.  Kapsel  fünf-  oder  zehnklappig.  Gattung  360:  Cistus  L.,  Cistrose. 

B.  Kapsel  dreiklappig.  Gattung  361:  Helianthemum  Tournefort,  Sonnen- 
röschen. 

Gattung  360:  Cistus  L.,  Cistrose.  XIII,  1. 

A.  Griffel  so  lang  wie  die  Staubblätter;  Blumenkrone  gross  (3*/2  cm  Durch- 
messer), lebhaft  rot,  mit  gelbem  Schlunde.  — Sehr  ästiger,  gegen 
l*/2  Meter  hoher  Strauch,  mit  gegenständigen , eirunden,  beiderseits 
filzig-kurzhaarigen  Blättern.  Blüten  einzeln  oder  fast  doldentraubig  am 
Ende  der  Zweige.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Sie  und  einige  verwandte  Arten 
schwitzen  das  früher  officinelle,  wohlriechende  Gummiharz  Ladanum  aus. 
Auf  Gebirgsabhängen  der  Inseln  Cherso  und  Osero  in  der  Adria;  mit- 
unter als  Zierpflanze  gezogen.  C.  creticus  L.,  Kretensisches  oder  Kleb- 
riges Ciströschen.*) 

B.  Griffel  sehr  kurz;  Blumenkrone  weiss  mit  gelbem  Schlund. 

1.  Blätter  lineal -lanzettlich,  nicht  gestielt.  Blüten  in  kurzen,  einseits- 
wendigen, endständigen  Trauben  (Durchmesser  2 lj2  bis  3 cm).  Blüte- 
zeit Mai,  Juni.  Sehr  ästiger,  bis  1 m hoher  Strauch.  Auf  felsigen, 
sonnigen  Hügeln  in  Istrien.  C.  monspeliensis  L.,  Gallisches  Ciströschen.**) 


*)  Tafel  309  A.  Cistus  Creticus  L. 

**)  Tafel  309  B.  Cistus  monspeliensis  L. 


211 


2.  Blätter  eiförmig -stumpf,  gestielt.  Blüten  einzeln  oder  zu  zweien  an 
der  Spitze  der  Ästchen  (Durchmesser  bis  4 cm).  Blütezeit  Mai,  Juni. 
Ziemlich  ästiger,  bis  1 m hoher  Strauch.  An  steinigen,  sonnigen  Ab- 
hängen und  wüsten  Plätzen  bei  Triest  und  in  Istrien.  C.  salvifolius 
L.,  Salbeiblätterige  Cistrose.*) 

Gattung  361:.  Helianthemum  Tournefort,  Sonnenröschen. 

Kräuter  oder  Sträucher.  Der  Kelch  ist  bleibend,  fünf  blätterig , doch 
sind  die  beiden  äusseren  Blätter  meist  kleiner  oder  nicht  vorhanden.  Die 
Blumenkrone  ist  fünf  blätterig,  hinfällig.  Die  Frucht,  eine  einfächerige, 
dreiklappige  Kapsel,  trägt  die  Samen  auf  einer  unvollständigen  Scheidewand 
oder  auf  einer  vorspringenden  Rippe. 

A.  Blätter  mit  Nebenblättern. 

A.  Griffel  kürzer  als  der  Fruchtknoten;  Kräuter. 

1.  Blätter  stark  behaart,  lanzettiich;  untere  gegenständig  ohne  Neben- 
blätter, obere  wechselständig  oft  mit  Nebenblättern;  Blüten  in 
lockeren  Trauben,  ohne  Deckblätter.  Blumenkrone  citronengelb, 
oft  am  Grunde  dunkelbraun  gefleckt.  Blütezeit  Juni  bis  September. 
Höhe  15  bis  30  cm.  Auf  sandigen,  unfruchtbaren  Abhängen;  zer- 
streut und  selten.  H.  guttatnm  Miller,  Getüpfeltes  Sonnenröschen. 

2.  Blätter  länglich,  gegenständig,  alle  mit  Nebenblättern;  Blüten  in 
Trauben,  mit  Deckblättern.  Blumenkrone  gelb.  Blütezeit  April, 
Mai.  Höhe  bis  10  cm.  Auf  unfruchtbaren,  sonnigen  Orten;  in 
Wallis  und  Istrien.  H.  salicifolium  Persoon,  Weidenblätteriges 
Sonnenröschen. 

B.  Griffel  zwei-  bis  dreimal  länger  als  der  Fruchtknoten.  Halbstrauch. 
— Blätter  gegenständig,  oval  oder  lanzettförmig,  gewimpert,  rauh, 
unterseits  oft  filzig,  flach  oder  mit  zurückgerolltem  Rande.  Innere 
Kelchblätter  stumpf  mit  kleiner  Spitze.  Blumenblätter  breit,  ver- 
kehrt-herzförmig, in  einen  kurzen  Nagel  verschmälert,  citronen-  oder 
schwefelgelb,  seltner  weissgelb,  sehr  selten  weiss.  Blütezeit  Juni  bis 
Herbst.  Äste  20  bis  50  cm  lang,  an  trockenen,  sonnigen  Orten, 
auf  Heiden,  an  Waldrändern;  meist  häufig,  bis  in  die  Alpen,  woselbst 
die  Blüten  grösser.  (H.  vulgare  Gärtner),  H.  Chamaecistus  Miller,  Ge- 
meines Sonnenröschen.**) 

*)  Tafel  309  C.  Cistus  salvifolius  L. 

**)  Tafel  310.  Helianthemum  Chamaecistus  Miller.  A Blühende 
Pflanze;  1 Längsschnitt  durch  die  Blüte;  2 aufgesprungene  Früchte;  3 Längs- 
schnitt durch  den  Samen.  1 bis  3 vergrössert. 


212 


Formenreiche  Pflanze: 

a.  Filziges  Sonnenröschen,  tomentosum  Koch:  Blätter  rückseits  weiss- 
oder  graufilzig,  oberseits  mit  einfachen  Haaren  oder  mit  Stern- 
haaren. 

ß.  Struppiges  Sonnenröschen,  hirsutnm  Koch:  Blätter  rückseits  nur 
spärlich  behaart,  daher  grün. 

y.  Kahles  Sonnenröschen,  glabrum  Koch:  Blätter  kahl,  nur  am 
Rande  und  rückseits  auf  dem  Mitteln erv  gewimpert,  lebhaft  grün, 
d.  Grossblumiges  Sonnenröschen,  grandiflorum  Koch:  Blätter  gras- 
grün, mit  büscheligen,  abstehenden  Haaren  bestreut;  Blüten  oft 
2 1I2  bis  3 cm  Durchmesser. 

s.  Weissblumiges  Sonnenröschen,  albiflorum  Koch  (appenninus  L.): 
Blüten  weiss. 

L Kleinblütiges  Sonnenröschen,  leptocephalum  Koch:  Kronblätter 
lanzettlich. 

Hierher  wohl  auch  das  an  sonnigen  Kalkabhängen  seltene,  viel- 
fach als  besondere  Arten  angesehene  Poleiblätterige  Sonnenrös- 
chen (H.  pulverulentum  De  Candolle),  H.  polifolium  L.,  mit  weiss- 
lichem,  mit  Gruppen  von  Sternhaaren  bestreutem  Kelche,  sehr 
stumpfen,  hinteren  Kelchblättern  und  weissen,  mit  gelbem  Mittel- 
fleck gezeichneten  Blumen. 

B.  Ohne  Nebenblätter. 

A.  Halbstrauch.  Griffel  dreimal  länger  als  der  Fruchtknoten;  die  drei 
grösseren  Kelchblätter  stehen  vor  den  Klappen  der  Kapsel.  — Blätter 
wechselständig,  linealisch,  fein  stachelspitzig  (fast  nadelförmig),  etwas 
rauh,  schwach  gewimpert.  Blüten  seitenständig,  einzeln;  Blumenkrone 
goldgelb.  Blütezeit  Juni  bis  Oktober.  Höhe  10  bis  20  cm.  Auf 
sonnigen  Hügeln;  selten.  H.  Fumana  Miller,  Heideröschen,  Zwerg- 
oder Schmalblätteriges  Sonnenröschen. 

Hierher  als  Abart  wohl  auch  H.  glutinosum  Persoon,  Klebriges 
Sonnenröschen,  dessen  Zweige  nur  im  unteren  Teile  mit  kleinen, 
fast  nadelförmigen,  drüsig-klebrigen  Blättchen  dicht  besetzt,  im  oberen 
aber  armblätterig  sind.  An  sonnigen  Abhängen  in  Istrien. 

B.  Griffel  kürzer  als  der  Fruchtknoten;  die  drei  grösseren  Kelchblätter 
wechseln  mit  den  Klappen  der  Kapsel  ab. 

a.  H.  guttatum  Miller  (mitunter;  Beschreibung  siehe  unter  A). 
ß.  Blätter  gegenständig,  linealisch -länglich  oder  eiförmig,  oberseits 
behaart,  unterseits  von  Sternhaaren  filzig,  selten  kahl.  — Blumen- 
• kröne  gelb.  Blütezeit  Mai,  Juni.  Höhe  10  bis  15  cm;  Halbstrauch. 

Auf  sonnigen  Kalkhügeln;  selten.  H.  oelandicum  Wahlenberg, 
Ölandisches  Sonnenröschen. 


213 


67.  Familie:  Tamaricaceae,  Tamariskengewächse. 

Strauchartige  Gewächse  mit  rutenförmigen  Zweigen  und  sehr  kleinen, 
gedrängtstehenden,  nadel-  oder  schuppenförmigen  Blättern.  Blüten  regel- 
mässig; an  den  Zweigenden  in  Ähren  zusammengedrängt;  Kelch  und  Blumen- 
krone fünf-  selten  viergliederig , frei,  unterständig,  in  der  Knospe  dach- 
ziegelig,  die  reife  Frucht  einhüllend;  Staubblätter  fünf  oder  zehn,  frei,  oder 
am  Grunde  miteinander  verwachsen;  Fruchtknoten  aus  meist  drei  Frucht- 
blättern gebildet,  einfächerig,  mit  zahlreichen,  an  wandständigen  Samen- 
trägern sitzenden  Samenknospen.  Hierher  nur 

Gattung  362:  Myricaria,  Desvaux,  Myrikarie 

mit  einer  Art,  Myricaria  germanica  Desvaux,  Deutsche  Myrikarie.  Halb- 
strauch, mit  linealisch -lanzettlichen,  schuppenförmigen  Blättern.  Blüten 
blassrot,  mit  zehn  Staubgefässen,  die  am  Grunde  einbrüderig  miteinander 
verwachsen  sind.  Blütezeit  Juli,  August.  Frucht  eine  Kapsel,  Samen  mit 
weissem  Haarschopf.  Höhe  1 bis  2 V2  Meter.  An  kiesigen  Ufern  der  Alpen- 
flüsse und  mit  diesen  in  die  Ebene  hinabsteigend.*) 

68.  Familie:  Elatinaceae,  Eiatme-  oder  Tännelgewächse. 

Meist  kleine,  kriechende,  einjährige  Krautpflanzen  mit  gegenständigen 
oder  quirlförmigen,  an  Landexemplaren  sitzenden,  an  Wasserexemplaren 
meist,  wenn  auch  nur  kurz  gestielten,  ganzen  und  ganzrandigen,  seltner  ge- 
sägten, mit  Nebenblättern  versehenen  Blättern.  Blüten  regelmässig,  bei 
den  einheimischen  Arten  einzeln  und  achselständig.  Die  einzelnen  Blüten- 
kreise sind  zwei-  bis  fünfzählig  und  haben  fast  immer  gleich  viel,  mitein- 
ander abwechselnde  Glieder.  Der  Fruchtknoten  ist  oberständig,  drei-  bis 
fünffächerig;  die  Samenträger  sind  mit  dem  Mittelsäulchen  verwachsen; 
die  Frucht  ist  eine  vielsamige  Kapsel;  die  Samen  sind  eiweisslos.  Hierher: 

Gattung  363:  Elatine  L.,  Tännel. 

A.  Blätter  quirlständig.  — Blüte  vierzählig,  achtmännig  (VIII,  4).  Blüte- 
zeit Juli,  August;  Stengel  der  Landform  aufrecht,  1 bis  10  cm  hoch, 
der  der  Wasserform  flutend,  20  bis  50  cm  lang.  Blüte  fast  sitzend; 
Blumenkrone  grünlich-weiss.  Blütezeit  Juli,  August.  Samen  fast  gerade. 


*)  Tafel  811.  Myricaria  Germanica  Desvaux.  AB  Blühende,  C Teil 
der  fruchtenden  Pflanze.  1 Blüte;  2 desgl.  im  Längsschnitt;  3 desgl.  nach  Ent- 
fernung von  Kelch  und  Blumenkrone;  4 aufgesprungene  Kapsel;  5 Same;  6 Same 
durchschnitten.  1 bis  6 vergrössert. 


214 


© oder  2J..  An  Teichrändern  und  in  Sümpfen  zerstreut.  Gleicht  einiger- 
massen  dem  Tannenwedel  (Hippuris  vulgaris  L.).  E.  Alsinastrum  L., 
Wirtelblätteriger  Tännel.  *) 

B.  Blätter  gegenständig.  Die  Stengel  der  einheimischen  Arten  bilden  oft 
grosse,  wirre  Rasen,  welche  kleinen  Landexemplaren  des  Frühlings- 
Wassersterns  (Callitriche  vernalis  Kützing)  ähneln,  aber  als  Tännel  an 
ihren  weichen  Stengeln,  in  welchen  man  die  Gefässbüudel  durchschimmern 
sieht,  erkannt  werden  können. 

1.  Blüte  dreizählig,  dreimännig  (III,  3),  sitzend;  Kelch  zweispaltig ; Blumen- 
krone rötlich.  Blütezeit  Juni  bis  August.  Samen  nur  wenig  gekrümmt. 
©.  Nur  wenige  Centimeter  gross  (1  bis  5;  15?).  An  Sumpf-  und 
Teichrändern;  sehr  selten.  E.  triandra  Schkuhr,  Dreimänniger 
Tännel. 

2.  Blüte  dreizählig,  sechsmännig  (VI,  3),  kurzgestielt.  Blumenblätter 
rötlich.  Blütezeit  Juni  bis  September.  Samen  schwach  gekrümmt;  ©. 
Aufsteigende  Stengel  fadenförmig,  3 bis  8 cm  lang.  In  Sümpfen,  auf  dem 
Schlamm  ausgetrockneter  Gewässer;  zerstreut.  E.  hexandra  De  Can- 
dolle,  Sechsmänniger  Tännel.**) 

3.  Blüte  vierzählig,  achtmännig  (VIII,  4),  sitzend  oder  kurz  gestielt. 
Blumenkrone  rötlich.  Blütezeit  Juni  bis  September.  Same  ungleich- 
schenkelig  - hufeisenförmiggekrümmt,  mit  gerippten  Längs  streifen. 
Stengel  2 bis  10  cm  lang;  ©.  An  überschwemmten,  feuchten  Orten; 
sehr  selten.  E.  Hydropiper  L.,  Pfefferbliitiger  (Pfefferfriiclitiger) 
Tännel.  ***) 

69.  Familie:  Droseraceae,  Sonnentaugewäclise. 

Kräuter  mit  spiralig  stehenden  Blättern.  Blüten  regelmässig,  zwitterig. 
Kelch  bleibend,  fünfblätterig  oder  fünfspaltig,  in  der  Knospenlage  dachig. 
Blumenkrone  fünfblätterig.  Staubblätter  4 bis  20  (bei  den  einheimischen  5, 
mit  der  Blumenkrone  abwechselnde).  Fruchtknoten  aus  drei  oder  fünf  Frucht- 
blättern gebildet,  ein-  bis  dreifächerig,  mit  mehreren  einfachen  oder  geteilten 
Griffeln.  Frucht  eme  fachspaltige  Kapsel;  Samen  zahlreich. 

Hierher  zwei  Gattungen: 

1.  Blüten  in  einfachen,  ährenartigen,  selten  am  Grunde  gegabelten  Wickeln, 


*)  Tafel  312  C.  Elatine  Alsinastrum  L. 

**)  Tafel  312  B.  Elatine  hexandra  De  Candolle.  1 Blüte.  Beide  ver- 
grössert. 

***)  Tafel  312 A.  Elatine  hydropiper  L.  2 Frucht;  3 Same;  beide 
im  Längsschnitte  und  vergrössert. 


215 


auf  nacktem  Schafte.  Blumen-  und  Staubblätter  je  fünf;  Fruchtknoten 
einfäcberig,  mit  drei  (selten  vier  oder  fünf)  Fruchtblättern  und  eben  so- 
viel freien  oder  am  Grunde  verbundenen,  einfachen  oder  verschieden  tief- 
geteilten Griffeln  mit  kopfigen  oder  gewimperten  Narben.  Gattung  364 : 

Drosera  L.,  Sonnentau. 

2.  Blüten  einzeln.  Gattung  365:  Aldrovandia  Monti,  Aldrovande. 


Gattung  364:  Drosera  L.,  Sonnentau. 

Die  langgestielten  Laubblätter  stehen  in  grundständigen  Rosetten.  Die 
Oberseite  der  Blätter  ist  bedeckt  mit  zahlreichen  braunroten  Drüsen;  letztere 
haben  nach  dem  Blattrande  zu  immer  längere  Stiele,  bis  sie  an  diesem  selbst 
meist  nach  allen  Richtungen  hin  strahlend  gefunden  werden.  An  dem  Kopfe 
einer  jeden  Drüse  wird  eine  Flüssigkeit  klebriger  Natur  ausgeschieden, 
welche  im  Sonnenschein  in  krystallhellen  Tröpfchen  glänzt  und  die  Benen- 
nung Sonnentau  herbeigeführt  hat.  Wenn  sich  nun  ein  kleines  Insekt,  eine 
Fliege  oder  Ameise,  auf  die  Blattoberfläche  setzt,  dann  wird  es  durch  den 
Klebstoff  jener  Drüsen  festgehalten,  es  erlahmt  bald  und  rasch,  oft  schon 
nach  einer  Viertelstunde  erfolgt  der  Tod.  Etwa  gleichzeitig  mit  dem  letzten 
Kampfe  des  Insektes  beginnen  die  ihm  zunächst  befindlichen  Drüsenhaare 
sich  gleichmässig  von  allen  Seiten  hin  gegen  das  Insekt  zu  beugen,  und 
sie  berühren  es  endlich  zu  einer  Zeit,  wenn  es  schon  unbeweglich  daliegt. 
Langsam  beginnt  dann  auch  die  Bewegung  der  entfernten  Drüsen,  bis  end- 
lich alle  Drüsenköpfe  sich  nach  der  Insektenleiche  hinneigen.  Die  Ge- 
schwindigkeit dieser  Bewegungen  ist  je  nach  der  Vegetationskraft  der  Pflanze 
sowie  des  gereizten  Blattes  und  der  äusseren  Temperatur  sehr  verschieden; 
doch  vergehen  immerhin  mehrere  Stunden,  bis  alle  Drüsen  ihre  Bewegung 
vollzogen  haben.  Wenn  die  Drüsenköpfe  auf  diese  Weise  mit  dem  Insekt 
in  Berührung  getreten  sind,  scheiden  sie  einen  dem  Magensafte  zu  vergleichen- 
den Stoff  aus,  infolge  dessen  das  Insekt  bis  auf  die  gröberen  Teile  seiner 
Haut  aufgelöst  wird,  um  in  dieser  Form  als  Nahrung  in  die  Pflanze  einzu- 
treten. Doch  hat  die  „fleischfressende  Pflanze“  Fleischnahrung  nicht  un- 
bedingt nötig,  auch  ist  es  noch  nicht  sichergestellt,  ob  solche  „gemästete 
Pflanzen“  sich  kräftiger  entwickeln  und  fruchtbarer  sind  als  „nicht  mit 
Fleisch  gefütterte“. 

Bei  uns  drei  Arten: 

1.  Schaft  aufrecht  und  zwei-  bis  viermal  so  lang  als  die  kreisrunden,  lang- 
gestielten Blätter.  Blumenkrone  weiss.  Blütezeit  Juli,  August.  Höhe 
10  bis  20  cm.  Ausdauernd  durch  kurze,  kriechende,  fadenförmige  Aus- 
läufer, an  deren  Spitze  sich  neue  Blattrosetten  bilden.  An  torfig-moorigen 


216 


Orten  und  in  Sümpfen;  zerstreut.  D.  rotundifolia  L.,  Rundblätteriger 
Sonnentau.*) 

2.  Schaft  aufrecht,  höchstens  noch  einmal  so  lang,  als  die  lineal-keilförmigen 
Blätter.  Blumenkrone  weiss  (etwas  grösser  als  die  der  vorigen  Art). 
Blütezeit  Juli,  August.  Höhe  15  bis  20  cm;  2[.  In  Sümpfen  und  Torf- 
mooren; seltner  als  der  vorige.  (D.  anglica  Hudson.)  D.  longifolia  Hayne, 
Langblätteriger  Sonnentau. 

3.  Schaft  niederliegend  oder  bogenförmig  aufstrebend,  wenig  länger  als  die 
verkehrt- eiförmigen-keilförmigen  Blätter.  Blumenkrone  weiss.  Blütezeit 
Juli,  August;  Höhe  5 bis  10  cm;  2]..  In  Torfsümpfen;  selten,  namentlich 
in  Osten.  D.  intennedia  Hayne,  Mittlerer  Sonnentau. 

Gattung  365:  Aldrovandia  Monti,  Aldrovande. 

Hierher  nur  Aldrovandia  vesiculosa  L.,  Blasige  Aldrovande.  Bis  30  cm 
lange,  untergetaucht  lebende  Wasserpflanze  mit  fadenförmigem,  wenig  ästigem 
Stengel  und  dicht  wirtelständigen  Blättern.  Der  Blattstiel  ist  flach  und 
keilförmig;  an  seinem  vorderen  Ende  läuft  er  in  lange,  borstige  Wimpern 
aus,  welche  die  zwischen  ihnen  stehende  eigentliche  Blattfläche  überragen; 
letztere  ist  muschelförmig-zweiklappig,  in  der  Mitte  blasig  aufgetrieben,  am 
Rande  mit  kurzen  Borsten  besetzt.  Diese  Blätter  sind  sehr  reizbar:  die 
Quirle  falten  sich  über  zwischen  sie  geratende  Gegenstände  zusammen  und 
die  Spreite  schliesst  sich  in  gleichem  Falle  nach  oben  vollständig  zu.  Die 
Blüten  stehen  einzeln,  achselständig.  Der  Kelch  ist  fünfteilig,  die  Blumen- 
krone fünf  blätterig;  Staubblätter  sind  fünf  vorhanden.  Der  aus  fünf  Blättern 
gebildete  Fruchtknoten  hat  fünf  völlig  voneinander  getrennte  Narben  (V,  5). 
Die  Frucht  ist  eine  fünfklappige  Kapsel.  Die  Samen  haben  eine  krustige, 
schwarze,  zerbrechliche  Schale.  Blütezeit  Juli,  August;  2]..  In  Teichen  und 
Gräben;  äusserst  selten  und  weit  zerstreut. 

70.  Familie:  Hypericaceae,  Hartheugewächse. 

Kräuter  oder  Sträucher  (ausländische  auch  Bäume),  mit  mehr  oder 
weniger  harzigem,  in  besonderen  Gefässen  oder  Drüsen,  durch  welche  die 
Blätter  oft  durchscheinend  punktiert  aussehen,  enthaltenem  Safte.  Die  Blätter 
stehen  gegen-,  selten  quirlständig;  sie  sind  nebenblattlos.  Die  Blüten  sind 
regelmässig,  zwitterig  und  meist  in  endständigen,  kreuzständig- ästigen  Rispen 

*)  Tafel  313.  Drosera  rotundifolia  L.  A Keimender  Same;  B Keim- 
pflanze. 1 Blatt;  2 desgl.  „eine  Ameise  fressend“;  3 Blüte  nach  Entfernung 
von  Kelch  und  Blumenkrone;  4 Blüte  im  Längsschnitt;  5 Blütengrundriss; 
6 Staubblatt;  7 geöffnete  Frucht;  8 Same;  9 Keim;  10  Keim  im  Längsschnitte. 

1 bis  10  vergrössert. 


217 


angeordnet.  Kelcli  und  Blumenkrone  sind  fast  immer  fünfblätterig,  die 
Blätter  des  ersteren  haben  eine  dachige,  die  der  letzteren  eine  gewundene 
Knospenlage,  jene  bleiben,  diese  fallen  ab.  Die  Staubblätter  sind  zahlreich, 
bodenständig  und  in  drei  oder  fünf  Bündel  (XVIII,  1)  vereint.  Der  Frucht- 
knoten besteht  aus  drei  bis  fünf  mit  den  Rändern  einwärts  geschlagenen 
Fruchtblättern  und  ist  dadurch,  zumal  auch  die  an  den  Rändern  befestigten 
Samenträger  in  die  Höhle  hineinragen,  mehr  oder  weniger  vollkommen  drei- 
bis  fünffächerig.  Griffel  sind  so  viele  als  Fruchtblätter  vorhanden,  sie  sind 
fadenförmig,  ganz  frei  oder  am  Grunde  miteinander  verwachsen.  Die  Frucht 
ist  eine  meist  scheidewandspaltig  - aufspringende  Kapsel,  zuweilen  ist  sie 
beerenartig.  Die  Samen  sind  zahlreich  und  eiweisslos. 

Hierher  drei  Gattungen: 

A.  Frucht  vor  der  Reife  beerenartig -fleischig,  später  trocken,  geschlossen 
bleibend  oder  in  unregelmässige  Stücke  zerfallend;  Staubblätter  meist 
fünfbrüderig.  Gattung  366:  Androsaemum  Allioni. 

B.  Frucht  eine  Kapsel,  Staubblätter  dreibrüderig. 

1.  Staubblätter  sind  nur  15  vorhanden,  dieselben  sind  vom  Grunde  an 
bis  über  die  Mitte  verwachsen;  die  drei  Staubfadenbündel  wechseln 
mit  drei  Nektarien  ab.  Die  Kapsel  ist  einfächerig.  Gattung  367 : 
Elodes  Spach,  Eiode. 

2.  Staubblätter  zahlreich,  nur  am  Grunde  miteinander  verwachsen.  Zwischen 
den  Staubfadenbündeln  finden  sich  keine  Nektarien.  Die  Kapsel  ist 
dreifächerig.  Gattung  368:  Hypericum  L.,  Hartheu,  Johanniskraut. 

Gattung  366:  Androsaemum  Allioni,  Mannsblut.  XVIII,  1. 

Hierher  nur  (Hypericum  officinale  L.)  Androsaemum  officinale  Allioni, 
Gebräuchliches  Mannsblut,  Blutheil,  Grundheil,  Konradskraut;  bis  1 Meter 
hoher,  vollständig  an  unsere  Hartheuarten  erinnernder  Halbstrauch  Süd- 
europas, der  bis  zum  Fusse  der  Alpen  vordringt.  Blumenkrone  gelb,  Blüte- 
zeit Juni. 


Gattung  367:  Elodes  Spach,  Eiode.  XVIII,  1. 

Hierher  nur  Elodes  palustris  Spach,  Sumpf -Eiode,  ein  rauhhaariges, 
ausdauerndes  Kraut,  mit  niederliegendem  oder  aufstrebendem,  10  bis  40  cm 
langem  Stengel.  Blätter  durchscheinend  punktiert.  Blüte  vollständig  an 
unsere  Hartheuarten  erinnernd  und  daher,  wie  auch  die  vorige,  oft  mit  den- 
selben zu  einer  Gattung  (Hypericum)  vereinigt.  Blumenkrone  gelb.  Blüte- 
zeit Juli,  August.  In  Torfmooren  und  sumpfigen  Wiesen  am  Niederrhein, 
in  Westfalen,  Hannover,  im  Spessart  und  in  den  Vogesen. 

T horaä,  Flora.  H. 


28 


218 


Gattung  368:  Hypericum  L.,  Hartheu,  Johanniskraut.  XVIII,  1. 

Blumenkrone  gelb. 

A.  Kelchblätter  am  Rande  drüsig-gewimpert  oder  mit  drüsenlosen  Fransen. 

A.  Kelch  drüsig-gewimpert. 

I.  Blätter  gegenständig. 

a.  Stengel  stielrnnd. 

a.  Kelchblätter  verkehrt- eiförmig,  sehr  stumpf,  fein-drüsig-gesägt, 
— Stengel  aufrecht  und,  wie  die  herzeiförmigen,  sitzenden, 
unterseits  graugrünen,  durchscheinend  - punktierten  Blätter 
kahl.  Blütezeit  Juli,  August.  Samen  sehr  fein  punktiert;  2J.. 
Oft  ist  die  ganze  Pflanze  rot  überlaufen.  30  bis  60  cm  hoch. 
In  Gebirgswäldem  und  Heiden,  namentlich  im  Westen  und 
Südwesten  des  Gebietes.  H.  pulchrum  L.,  Schönes  Hartheu. 
ß.  Kelchblätter  lanzettlich,  spitz,  drüsig-gewimpert. 

1.  Pflanze  kahl;  Blätter  sitzend,  aus  herzförmigem  Grunde 
eiförmig  bis  länglich,  spitz,  nur  die  oberen  durchscheinend 
punktiert.  — Blütenstand  gedrängt,  fast  kopfig.  Blüte- 
zeit Juni  bis  September.  Samen  fein  punktiert;  2]..  25  bis 
50  cm  hoch.  In  Wäldern,  Gebüschen,  an  trockenen  Berg- 
abhängen; sehr  zerstreut.  H.  montanum  L.,  Berg-Hartheu. 

2.  Pflanze  zottig-rauhhaarig;  Blätter  kurz-gestielt,  oval  oder 
länglich,  mit  etwas  stumpfer  Spitze,  durchscheinend-punk- 
tiert. Die  Wimperdrüsen  der  Kelchblätter  sind  sehr  kurz, 
Blütenstand  pyramidal,  ziemlich  locker.  Blütezeit  Juli, 
August.  Samen  sammtartig  behaart.  Stengel  30  bis  60  cm 
hoch:  2J..  In  Laubwäldern  und  Gebüschen  zerstreut;  in 
Norddeutschland;  selten.  H.  hirsutum  L.,  Rauhhaariges 
Hartheu. 

b.  Stengel  durch  zwei  aufgesetzte  Leisten  fast  zweikantig. 
a.  Blätter  auf  dem  Mittelfelde  durchscheinend-punktiert. 

a.  Stengel  aufrecht.  — Blätter  aus  herzförmigem  Grunde  lan- 
zettlich oder  eiförmig,  durchscheinend  punktiert,  am  Rande 
zurückgerollt  und  mit  schwarzen  Drüsen  besetzt.  Kelch- 
blätter lanzettlich  spitz,  am  Rande  mit  drüsentragenden 
Fransen.  Same  feinpunktiert.  Blütezeit  Juni,  Juli;  2J-. 
Höhe  15  bis  30  cm.  Auf  Kalk-  und  Sandsteinfelsen; 
selten.  (H.  Kohlianum  Sprengel),  H.  elegans  Stephan, 
Zierliches  Hartheu. 


219 


b.  Stengel  niederliegend,  fadenförmig.  — Zuweilen  (wie  es 
scheint  je  nach  den  Fundorten  mehr  oder  minder  häufig, 
in  der  Rheinprovinz  wenigstens  in  der  Regel)  gehört  das 
Niederliegende  Hartheu  (H.  humifusum  L.),  das  sonst 
nacktrandige  Kelchblätter  hat,  hierher  (siehe  unter  B). 
ß.  Blätter  auf  dem  Mittelfelde  nicht  durchscheinend  punktiert.  — 
Stengel  aufrecht  und,  wie  die  Blätter,  kahl.  Blätter  eiförmig, 
unterseits  netzaderig,  am  Rande  dicht -klein -dunkelschwarz- 
drüsig. Deckblätter  und  Kelchblätter  gefranst  - ge wimpert; 
Fransen  an  der  Spitze  etwas  keulig  verdickt.  Samen  der 
Länge  nach  wellig  gestreift.  Blütezeit  Juli,  August; 
Höchste  Gipfel  des  Jura,  Krain.  H.  Richeri  Villars,  Richers 
Hartheu. 

II.  Blätter  zu  drei  oder  vier  quirlständig,  linear,  stumpf  mit  zurück- 
gerollten Rändern,  durchscheinend-punktiert.  — Kelchblätter  drüsig- 
gewimpert.  Blütezeit  Juli,  August.  Halbstrauch,  an  steinigen  Ab- 
hängen am  Wäggis  im  Canton  Glarus.  H.  Coris  L.,  Coris-Hartheu. 
B.  Die  lanzettlichen , spitzen  Kelchblätter,  sowie  die  schmal  - lanzett- 
förmigen Deckblätter  sind  von  langen,  borstenartigen,  drüsenlosen 
Fransen  gewimpert,  sonst  ist  die  Pflanze  kahl;  die  Fransen  sind  zwei- 
bis  dreimal  so  lang  als  die  Deckblätter  breit.  — Blätter  länglich- 
lanzettförmig, unterseits  blaugrün,  zerstreut-schwarz-drüsig-punktiert. 
Blütezeit  Mai,  Juni.  Samen  der  Länge  nach  gestreift;  2|..  Auf  Wald- 
wiesen unter  Gebüsch,  bei  Wien  und  in  Steiermark.  H.  barbatum 
Jacquin,  Bärtiges  Hartheu. 

B.  Kelchblätter  nacktrandig,  d.h.  am  Rande  weder  drüsig  gewimpert  noch  gefranst. 
A.  Stengel  stielrund  oder  durch  zwei  aufgesetzte  Leisten  fast  zweikantig. 
Blätter  durchscheinend-punktiert. 

I.  Stengel  aufrecht  (nicht  fadenförmig  niederliegend). 

a.  Kelchblätter  doppelt  so  lang  als  der  Fruchtknoten,  lanzettlich, 
spitz,  auf  der  Oberseite  zuweilen  mit  einzelnen  Drüsen.  — 
Stengel  ästig,  zweikantig;  Blätter  länglich- oval,  stumpflich. 
Blütezeit  Ende  Juni  bis  Herbst.  Höhe  30  bis  60  cm;  2|..  An 
trockenen  Orten,  Wegerändern,  Triften,  in  Gebüschen;  gemein. 
H.  perforatum  L.,  Durchstocheues  Hartheu,  Gemeines  Johannis- 
kraut.*) 


*)  Tafel  314.  Hypericum  perforatum  L.  Aß  Pflanze.  1 Bluten- 
knospe; 2 Blüte;  3 desgl.  im  Längsschnitte;  4 Staubblattbündel  und  einzelne 
Staubblätter;  5 Fruchtknoten  im  Querschnitte;  6 Frucht;  7 Same;  8 desgl.  im 
Längsschnitte.  1 bis  8 vergrössert. 


220 


b.  Kelchblätter  so  lang  als  der  Fruchtknoten,  lanzettlich  spitz.  — 
Stengel  aufrecht  oder  aufstrebend,  zweischneidig.  Blätter  läng- 
lich-linealisch.  Blütezeit  Juli,  August;  %■.  Höhe  20  bis  50  cm. 
An  trockenen,  unfruchtbaren  Orten;  sehr  zerstreut  und  selten. 
Wird  oft  nur  als  Abart  des  vorigen  angesehen.  H.  veronense 
Schrank,  Veroneser  Hartheu. 

II.  Stengel  niederliegend,  fadenförmig,  am  Grunde  meist  sehr  ästig, 
fast  zweikantig.  — Blätter  länglich-stumpf,  nur  die  oberen  durch- 
scheinend punktiert.  Kelchblätter  doppelt  so  lang  als  der  Frucht- 
knoten, länglich- stumpf,  kurz-stachelspitzig,  mit  einzelnen  schwarzen 
Drüsen,  ganzrandig  oder  auch  fein  drüsig-gefranst  (siehe  unter  A). 
Blumenkrone  klein.  Blütezeit  Juni  bis  August.  Kelch  und  Blumen- 
krone bisweilen  vierzählig.  Länge  5 bis  20  cm.  %.  und  ©.  Auf 
Ackern,  Heiden,  Triften,  auf  feuchtem  Sand-  und  Moorboden; 
stellenweise.  H.  humifusum  L.,  Niederliegendes  Hartheu. 

B.  Stengel  vierkantig,  hohl. 

1.  Kelchblätter  lanzettlich,  zugespitzt,  unterseits  drüsenlos.  — Stengel 
kahl,  ästig,  aufrecht,  deutlich  geflügelt,  vierkantig.  Blätter  oval 
stumpf,  dicht  durscheinend-punktiert.  Blumenkrone  ziemlich  klein. 
Blütezeit  Juli,  August.  Höhe  20  bis  50  cm.  An  torfig-sumpfigen 
Stellen,  an  Waldbächen  und  Teichen,  in  feuchten  Gebüschen. 
(H.  quadrangulare  Smith.)  H.  tetrapterum  Fries,  Vier  Hügeliges 
Hartheu. 

2.  Kelchblätter  elliptisch  oder  oval,  stumpf,  unterseits  schwarz- drüsig- 
punktiert. — Stengel  kahl,  einfach  oder  ästig,  hohl,  vierkantig. 
Blätter  breit-oval,  stumpf,  wenig  oder  gar  nicht  durchscheinend- 
punktiert. Blumenblätter  drüsig-punktiert.  Blütezeit  Juli,  August. 
Höhe  20  bis  50  cm;  2J..  Auf  Waldwiesen  und  Triften.  (H.  dubium 
Leers.)  H.  quadranguhini  L.,  Vierkantiges  Hartheu. 


4.  Ordnung:  Columniferae,  Säulenfrüchtige. 

Kennzeichen  Seite  94. 

Hierher  zwei  Familien: 

1.  Staubfäden  in  eine  den  Stempel  umgebende  Röhre  verwachsen.  71.  Fa- 
milie: Malvaceae,  Malvengewächse. 

2.  Staubblätter  mit  freien  oder  nur  ganz  am  Grunde  vereinigten  Fäden. 
72.  Familie:  Tiliaceae,  Lindengewächse. 


221 


71.  Familie:  Malvaceae,  Malyengewächse. 

Kräuter  oder  Sträucher,  seltner  (in  den  Tropen)  Bäume,  deren  jüngere 
Teile  oft  mit  Sternhaaren  mehr  oder  minder  dicht  bedeckt  sind.  Blätter 
mit  freien,  kleinen  und  hinfälligen  Nebenblättern,  einfach,  meist  handnervig, 
ganz,  handförmig- eingeschnitten  oder  gelappt,  selten  fingerförmig.  Blüten 
regelmässig,  zwitterig,  einzeln  oder  geknäuelt  in  den  Blattachseln  oder  in 
endständigen,  traubigen  oder  trugdoldigen  Blütenständen.  Unter  jeder  Blüte 
oft  ein  Aussenkelch.  Kelch  fünfzählig,  mehr  oder  minder  verwachsenblätterig, 
in  der  Knospe  klappig,  bleibend.  Die  Blumenkrone  ist  unterständig  und 
fünf  blätterig,  doch  sind  ihre  Blätter  an  ihrem  Grunde  sowohl  untereinander 
als  auch  mit  der  Staubfadenröhre  verwachsen,  ihre  Blätter  sind  in  der 
Knospenlage  teils  rechts,  teils  links  gedreht.  Die  Staubfäden  sind  an  ihrem 
Grunde  zu  einer  den  Griffel  umgebenden  Röhre  (Staubfadenröhre,  XVI,  4), 
welche  gleichzeitig  mit  der  Blumenkrone  abfällt,  vereint.  Der  Fruchtknoten 
ist  frei,  meist  aus  fünf  bis  zahlreichen,  im  Kreise  angeordneten  Fruchtblättern 
zusammengesetzt  und  so  vielfächerig  und  vielgriffelig,  als  Fruchtblätter  vor- 
handen sind.  Die  Frucht  ist  eine  nach  ihren  Fächern  zerfallende  Spalt- 
frucht oder  eine  fünfspaltige  Kapsel.  Die  Samen  besitzen  einen  meist  ge- 
raden Keim,  gefaltene  Samenlappen  und  wenig  oder  gar  kein  Eiweiss. 

Hierher  fünf  Gattungen: 

A.  Blüten  mit  Aussenkelch. 

A.  Fruchtknoten  vielfächerig;  Frucht  eine  nach  ihren  Fächern  in  ein- 

samige  Teilfrüchtchen  zerfallende  Spaltfrucht. 

1.  Aussenkelch  dreiblätterig.  Gattung  369:  Malva  L.,  Malve,  Käse- 
pappel. 

2.  Aussenkelch  einblätterig,  mehrspaltig. 

a.  Aussenkelch  sechs-  bis  neunspaltig.  Gattung  370:  Althaea  L., 
Eibisch,  Althäe. 

ß.  Aussenkelch  dreispaltig.  Gattung  371:  Lavatera  L.,  Lavatere, 
Pappelrose. 

B.  Fruchtknoten  drei-  bis  fünffächerig;  Frucht  eine  fachspaltige  Kapsel. 

Gattung  372:  Hibiscus  L.,  Ibiscli  (Eibisch). 

B.  Blüten  ohne  Aussenkelch.  Gattung  373:  Abutilon  Gaertner,  Abutilon, 
Lindenmalve. 

Gattung  369:  Malva  L.,  Malve,  Käsepappel.  XVI,  4. 

A.  Blüten  in  den  Blattachseln  einzeln  oder  nur  oberwärts  in  armblütigen 
Büscheln,  oder,  durch  Verkümmerung  der  Tragblätter,  in  endständigen 
Trauben  oder  Doldentrauben.  (Bismalva  Medicus.) 


222 


1.  Stengel  aufrecht,  oberwärts  nebst  den  Blättern  und  Kelchen  mit  an- 
gedrückten Stemhaaren  besetzt,  daher  rauh  und  graugrün.  — Grund- 
ständige Blätter  herzförmig-kreisrundlich,  gelappt;  untere  Stengelblätter 
meist  handförmig-fünfteilig,  mit  eingeschnittenen,  fiederspaltigen  Lappen; 
obere  dreiteilig,  mit  im  Umriss  fast  rhombischen,  dreispaltigen,  ge- 
zähnten Lappen.  Kraut  geruchlos.  Blättchen  des  Aussenkelches  läng- 
lich - eiförmig,  etwas  zugespitzt.  Blumenblätter  vorne  ausgeschweift, 
2 bis  3V2  cm  lang  und  2 bis  3 cm  breit,  rosenrot.  Blütezeit  Juli  bis 
Herbst.  Früchtchen  kahl,  oder  oben  kurz -steif haarig.  Fruchtachse 
verlängert,  dick,  kegelförmig;  2J-.  Höhe  50  bis  125  cm.  Auf  sonnigen 
Abhängen  und  unkultivierten  Orten,  an  Wegen  und  Rainen;  zerstreut. 
M.  Alcea  L.,  Sigmar swurz,  Spitzblätterige  Malve. 

Formenreiche  Pflanze:  Stengelblätter  bis  zur  Mitte  handförmig 
gelappt:  Gelappte  Malve,  lob  ata  Doll;  Mittlere  Blattzipfel  lang  vor- 
gestreckt, doppelt  dreilappig,  Läppchen  mehrmals  gezähnt:  Vielzäknige 
Malve,  multidentata  Koch;  obere  Blüten  in  den  Blattachseln  büschelig, 
mittlere  Stengelblätter  fünfspaltig,  obere  dreispaltig,  mit  länglich  ge- 
zähnten Lappen:  Ebensträussige  Malve,  fastigiata  Cavanilles;  Blumen- 
blätter tief,  bis  zu  einem  Drittel  ausgerandet,  Lappen  der  Stengel- 
blätter linealisch  oder  lanzettlich,  eingeschnitten  - gezähnt:  Einge- 

schnittene  Malve,  excisa  Reichenbach. 

2.  Stengel  aufrecht,  nebst  den  Blättern  von  abstehenden,  meist  einfachen 
Haaren  rauh;  Kelch  mit  langen,  abstehenden,  einfachen  und  mit  Stern- 
haaren etwas  struppig  besetzt.  — Grundständige  Blätter  herzförmig, 
rundlich,  gelappt.  Stengelblätter  handförmig  - fünfteilig  mit  fieder- 
spaltigen bis  doppelt  - fiederspaltigen  Lappen,  die  oberen  mit  linea- 
lischen,  eingeschnittenen  Lappen.  Das  Kraut  riecht  frisch  und  trocken 
nach  Moschus.  Blättchen  des  Aussenkelches  länglich-linealisch.  Blumen- 
blätter vorne  ausgeschweift,  rosenrot,  1 1/2  bis  2 cm  lang.  Blütezeit 
Juli  bis  September.  Fruchtachse  kurzkegelig,  zugespitzt.  Früchtchen 
dicht -rauhhaarig;  %.  Höhe  30  bis  50  cm.  In  Berggegenden,  nament- 
lich im  westlichen  Teile  des  Gebietes.  An  Wiesen-,  Wald-,  Wege- 
rändem,  Flussufern  und  auf  unbebauten  Orten.  M.  moschata  L., 
Moschus-  oder  Bisam-Malve. 

B.  Blüten  in  den  Blattachseln  büschelig  gehäuft.  (Fasciculatae  De  Candolle). 

A.  Stiele  der  reifen  Frucht  mehreremal  länger  als  der  Kelch. 

a.  Stiele  der  reifen  Frucht  seitlich  abstehend  oder  aufwärts  gerichtet 
(nicht  abwärts  gebogen). 

a.  Blüte  gross  (Kronblätter  etwa  drei-  bis  viermal  so  lang  als  der 
Kelch);  Teilfrüchtchen  mit  scharfem  Rande,  netzförmig-runzelig, 
kahl.  Stengel  aufrecht. 


223 


aa.  Blätter  mit  spitzen,  gekerbt  - gesägten  Lappen,  herzförmige 
kreisrundlich,  fünf-  bis  siebenlappig.  Stengel-,  Blatt-  und 
Blütenstiele  abstehend  - rauhhaarig.  Blumenblätter  l*/2  bis 
2 cm  lang,  tief  ausgerandet,  am  Nagel  dichtbärtig,  hell- 
purpurn, mit  drei  dunkleren  Längsstreifen.  Blütezeit  Juli 
bis  September.  Höhe  30  bis  80  cm;  An  Wegen,  auf 
Wiesen,  Mauern,  Schutt  u.  s.  w.;  gemein.  M.  silvestris  L., 
Wilde  Malve,  Käsepappel,  Rosspappel. 
bb.  Blätter  mit  fünf  stumpfen,  kerbig  - gesägten  Lappen,  am 
Grunde  herzförmig  oder  abgestutzt.  Stengel  zerstreut- 
behaart, fast  kahl.  Blattstiele  oberseits  behaart.  Blüten- 
stiele kahl,  kaum  so  lang  als  die  Blüte.  Blumenblätter  nur 
wenig  ausgeschweift,  rosa  oder  purpurn  mit  drei  dunkleren 
Streifen.  Blütezeit  Juli  bis  September;  %■.  Höhe  30  bis 
80  cm.  Vielfach  in  Gärten  gezogen  und  in  deren  Nähe 
oft  verwildert.  M.  mauritiana  L.,  Mauritanische  Malve, 
Zebramalve. 

b.  Blüte  ziemlich  klein,  Blumenblätter  etwa  zweimal  so  gross  als 
der  Kelch,  tief  ausgerandet,  am  Nagel  mit  schwachem  Barte, 
bleichrosenrot.  Teilfrüchtchen  scharf  berandet,  grubig- runzelig, 
Stengel  niederliegend,  aufstrebend.  Blütezeit  Juli,  August;  ©. 
Istrien.  M.  nicaeensis  Allioni,  Nizzaer  Malve. 

ß.  Stiele  der  reifen  Frucht  abwärts  gebogen. 

a.  Blumenblätter  zwei-  bis  dreimal  so  lang  als  der  Kelch,  tief  aus- 
gerandet, hellrosenrot  oder  fast  weiss.  Stengel  niederliegend 
oder  kurz -aufrecht,  ausgebreitet  ästig,  nebst  Blatt-  und  Blüte- 
stielen zerstreut  - kurzhaarig ; Blätter  herzförmig  - kreisrundlich, 
seicht -fünf-  bis  siebenlappig,  mit  kerbig  - gesägten,  stumpfen 
Lappen.  Teilfrüchtchen  mit  abgerundeten  Rücken,  kahl  oder 
flaumig  behaart.  Blütezeit  Juli  bis  September.  Höhe  30  bis 
60  cm;  2J..  Auf  Schutt  und  Mauern,  an  Wegen,  in  Dörfern; 
gemein.  (M.  vulgaris  Fries.)  M.  neglecta  Wallroth,  Veiv 
nachlässigte,  Übersehene,  Gemeine  Malve. 

b.  Blumenblätter  so  lang  oder  kürzer  als  der  Kelch,  nur  wenig 
ausgerandet,  hellrosenrot,  fast  weiss.  Stengel  gestreckt,  auf- 
strebend. Blätter  herzförmig  - rundlich,  fünf-  bis  siebenlappig. 
Teilfrüchtchen  scharf  berandet,  netzförmig-grubig-runzelig.  Blüte- 
zeit Juni  bis  September.  Höhe  10  bis  30  cm.  © und  2f.  An 
Ackerrändern  und  Wegen,  auf  Schutt;  im  nördlichen  und  mitt- 
leren Gebiete;  zerstreut.  M.  rotundifolia  L.,  Rundblätterige  Malve, 


224 


B.  Stiele  der  reifen  Frucht  höchstens  doppelt  so  lang  als  der  Kelch.  — 
Stengel  aufrecht,  oberwärts  nebst  Blättern  und  Blütenstielen  zer- 
streut-behaart. Blätter  fünf  lappig,  am  Grunde  herzförmig,  klein 
gekerbt- gezähnt,  am  Rande  kraus.  Blüten  sitzend  oder  sehr  kurz 
gestielt.  Kelch  rauhhaarig.  Blumenblätter  so  lang  als  die  Kelch- 
blätter, hellrosenrot  bis  weiss.  Blütezeit  Juli  bis  Herbst.  Teil- 
früchtchen am  Rande  abgerundet,  querrunzelig.  Höhe  50  bis  150  cm. 
©.  Von  Landleuten  oft  als  Vieharzneimittel  angebaut  und  verwildert. 
M.  crispa  L.,  Krause  Malve. 

Gattung  370:  Althaea  L.,  Eibisch,  Althäe.  XVI,  4. 

Aussenkelch  sechs-  bis  neunspaltig. 

A.  Teilfrüchte  mit  abgerundeten  Rücken. 

1.  Die  Blüten  stehen  in  blattachsel ständigen,  reicliblütigen  Büscheln. 
Die  Blütenstiele  sind  viel  kürzer  als  das  Stützblatt.  — Stengel  nebst 
den  Blättern  weich-filzig-zottig.  Blätter  eiförmig-spitz;  die  untersten 
mit  herzförmigem  Grunde,  fünf  lappig,  die  oberen  dreilappig,  doppelt 
gekerbt-gesägt.  Blumen  3 bis  4 cm  Durchmesser;  Kronblätter  so  lang 
als  breit,  seicht  ausgerandet,  weiss  ins  Rötliche.  Blütezeit  Juli,  August; 
2J-.  Höhe  30  bis  100  cm.  Auf  feuchten,  besonders  salzigen  Wiesen ; 
zerstreut.  A.  officinalis  L.,  Gebräuchlicher  Eibisch.*) 

2.  Die  Blüten  stehen  in  den  Blattachseln  nur  zu  1 bis  2;  die  Blüten- 
stiele sind  länger  als  das  Stützblatt. 

a.  Zipfel  des  (inneren)  Kelches  eiförmig  - spitz.  Pflanze  rauhfilzig. 
Unterste  Blätter  handförmig,  mittlere  gefingert,  oberste  drei- 
schnittig, gesägt  - gezähnt.  Kronblätter  rosenrot  mit  purpurnem 
Nagel.  Blütezeit  Juli,  August;  Auf  feuchten  Wiesen,  an  Graben- 
rändern u.  s.  w.  Unteröst erreich,  Littorale.  A.  cannabina  L.,  Hanf- 
blätteriger Eibisch. 

ß.  Zipfel  des  (inneren)  Kelches  lineal-lanzettlich.  Pflanze  abstehend- 
rauhhaarig. Unterste  Blätter  nierenförmig-fünflappig,  obere  hand- 
förmig, oberste  tief- dreiteilig.  Blumen  rosenrot  oder  lila.  Blüte- 
zeit Juli,  August;  ©.  In  Äckern  und  Weinbergen,  vorzüglich  auf 
kalkigem  Boden;  im  mittleren  und  südlichen  Teil  des  Gebietes; 
sehr  zerstreut.  A.  hirsuta  L.,  Rauh  haariger  Eibisch. 


*)  Tafel  315.  Althaea  officinalis  L.  A Teil  der  blühenden  Pflanze. 
1 Blütenknospe  mit  ihrem  Aussenkelche;  2 Blumenblatt;  3 Staubfadenröhre; 
4 Staubblatt;  5 Stempel;  6 Frucht;  7 Teilfrüchtchen;  8 Same  1 bis  8 ver- 
grössert. 


225 


B.  Teilfrüchte  mit  scharf-berandetem,  tiefrinnigem  Rücken.  — Pflanze  rauh- 
biischelig-behaart.  Untere  Blätter  herzförmig-rundlich-fünf lappig,  obere 
dreilappig;  alle  gekerbt.  Blüten  einzeln  oder  zn  zwei  bis  drei  in  den 
Blattachseln.  Aussenkelch  so  lang  als  der  innere  Kelch.  Kronblätter 
ausgerandet-zweilappig,  länger  als  breit,  hellrosa  oder  lila,  am  Grunde 
gelb.  Blütezeit  Juli,  August.  Höhe  bis  1 Meter;  Q.  Auf  Wiesen  bei 
Wien.  A.  pallida  Waldstein  und  Kitaibel,  Bleicher  Eibisch. 

Die  etwas  kräftigere,  der  vorigen  ähnliche,  aus  dem  Orient  stammende 
Stockrose,  A.  rosea  Cavanilles,  wird  in  zahlreichen,  prächtig  gefärbten 
und  gefüllten  Varietäten  kultiviert. 


Gattung  371:  Lavatera  L.,  Lavatere,  Pappelrose.  XVI,  4. 

Hierher  nur  L.  tlmringiaca  L.,  Thüringische  Lavatere.  Stengel  auf- 
recht, nebst  Blättern,  Kelch,  Blatt-  und  Blütenstielen  sternhaarig-zartfilzig. 
Untere  Blätter  fünflappig,  eckig,  ungleich-gekerbt,  obere  dreilappig.  Blüten 
in  den  Blattachseln  einzeln,  das  Stützblatt  überragend,  am  Stengelende 
traubig,  6 cm  Durchmesser,  Kronblätter  verkehrt -herzförmig,  blassrosenrot. 
Blütezeit  Juli,  August;  2J..  Höhe  50  bis  125  cm.  An  trockenen,  sonnigen 
Wegen,  Rainen,  unbebauten  Orten,  in  Weinbergen,  im  mittleren  und  süd- 
lichen Gebiete. 


Gattung  372:  Hibiscus  L.,  Ibisch  (Eibisch).  XVI,  4. 

Hierher  nur  H.  Trionum  L.,  Stunden -Ibisch.  Einjähriges,  bis  50  cm 
hohes  Kraut.  Aussenkelch  vielblätterig;  Kelch  häutig,  blasig  - vergrössert. 
Untere  Blätter  fast  ganz,  obere  dreiteilig,  mit  sehr  langen  Mittellappen. 
Blumenkrone  schwefelgelb  mit  schwarzpurpurnem  oder  sammetschwarzem 
Grunde.  Blütezeit  Juli,  August.  In  Unterösterreich,  Mähren,  Steiermark, 
Littorale;  vielfach  in  Gärten  gezogen. 

H.  syriacus  L.,  Syrischer  Eibisch,  ein  aus  dem  Orient  stammender,  bis 
2 m hoher  Strauch  mit  grossen  ausgebreiteten  Blüten,  wird  in  zahlreichen 
weissen,  gelben,  roten,  blauen,  einfarbigen  und  gestreiften  Varietäten  in 
Gärten  kultiviert. 

Gattung  373:  Abutilon  Gärtner,  Abutilon,  Lindenmalve. 

Hierher  nur  Abutilon  Avicennae  Gärtner,  Bastard  - Eibisch.  50  bis 
150  cm  hohes,  einjähriges  Kraut.  Blätter  rundlich  - herzförmig , zugespitzt, 
gekerbt,  filzig.  Blütezeit  Juli,  August.  Blumenkrone  gelb.  Auf  feuchtem 
Boden  der  Insel  Veglia. 

T h o m 6 , Flora.  II. 


29 


226 


72.  Familie:  Tiliaceae,  Lindengewächse. 

Hierher  von  einheimischen  Pflanzen  nur 

Gattung  374:  Tilia  L.,  Linde, 

daher  hier  deren  Kennzeichnung  folgen  mag.  Baume  der  nördlichen  ge- 
mässigten Zone.  Blätter  abwechselnd,  rundlich-herzförmig,  am  Grunde  viel- 
fach ungleichmässig  ausgebildet,  zugespitzt,  gesägt,  mit  hinfälligen  Neben- 
blättern. Blüten  in  zwei-  oder  mehrblütigen  Trugdolden.  Der  Stiel  dieser 
Trugdolden  ist  mit  einem  langen,  lanzettlichen,  bleichen  Vorblatt  mehr  oder 
minder  verwachsen  und  dadurch  zum  Teil  geflügelt.  Die  Blüte  ist  regel- 
mässig, zwitterig,  duftend.  Kelch  und  Blumenkrone  sind  fünfblätterig,  erstere 
hat  eine  klappige,  letztere  eine  dachige  Knospenlage.  Staubblätter  sind 
viele  vorhanden;  sie  sind  frei  oder  nur  ganz  an  ihrem  Grunde  zu  fünf 
Gruppen  miteinander  verbunden  (zu  XIII,  1 gerechnet,  aber  bisweilen  XVIH,  1). 
Bei  manchen  Arten  ist  das  innerste  Staubblatt  einer  jeden  dieser  Gruppen 
zu  einem  blumenblattartigen  Nebenstaubblatt  umgebildet.  Der  Fruchtknoten 
hat  fünf  Fächer  mit  je  zwei  aufsteigenden  Samenknospen;  der  Griffel  ist 
einfach,  die  Narbe  fünf  lappig.  Die  Frucht,  eine  mehr  oder  minder  kugelige, 
nicht  aufspringende  Nuss,  ist  durch  Fehlschlagen  einfächerig  und  ein-  bis 
zweisamig. 

A.  Nebenstaubblätter  fehlen.  Blumenkrone  radförmig  ausgehreitet.  Staub- 
blätter 20  bis  40.  Griffel  nach  der  Blüte  nicht  oder  nur  wenig  ver- 
längert. Die  Behaarung  der  Blätter  (wo  solche  vorhanden  ist)  besteht 
aus  einfachen  Haaren  (Untergattung:  Fünf  blätterige,  Pentapetalae). 

1.  Blätter  beiderseits  kahl,  unterseits  blaugrün  in  den  Nervenwinkeln 
mit  rotfarbenen  Bärtchen,  schief- rundlich -herzförmig,  zugespitzt,  am 
Grunde  ganzrandig,  sonst  scharf  gesägt.  Die  Trugdolden  sind  wieder- 
holt gabelt  eilig,  vielblütig  (fünf-  bis  elfblütig),  die  Blüten  gelblich- 
weiss,  klein,  aber  sehr  wohlriechend.  Die  ebenfalls  kleinen  Früchte 
haben  eine  dünne  rostbraune  Schale  mit  vier  bis  fünf  undeutlichen 
Kanten.  Blütezeit  Juni,  Juli.  Bis  25  m hoher,  durch  ganz  Europa 
verbreiteter  Baum,  der  etwa  bis  1200  m Meereshöhe  hinaufsteigt. 
„Innerhalb  des  Gebietes  ist  sie  in  dessen  nordöstlicher  Hälfte  häufiger 
als  in  der  südwestlichen.  In  ersterer  kommt  sie  vorzugsweise  als 
wirklicher  Waldbaum,  einzeln  eingesprengt  in  Laub- und  Mischwäldern 
und  an  Waldrändern;  in  letzterer  häufiger  angepflanzt  (in  Parken, 
Alleen,  um  Dörfer)  als  im  Walde  vor.  Auch  kommt  sie  in  den 
Ebenen  und  Hügelländern  Nord-  und  Mitteldeutschlands  (hier  nament- 
lich in  Auen  und  Mittelwäldem,  wo  sie  am  besten  gedeiht)  häufiger 


227 


vor,  als  in  Gebirgen.“  (Tilia  europaea  var.  c.  L.;  T.  parvifolia  Ehr- 
hart) T.  ulmifolia  Scopoli,  Winterlinde,  Kleinblätterige  oder  Riister- 
blätterige  Linde,  Stein-Linde,  Spätlinde.*) 

2.  Blätter  unterseits  mehr  oder  minder  weichhaarig,  gleichfarbig  oder 
etwas  heller  grün,  in  den  Nervenwinkeln  mit  weisslichem  Bärtchen, 
sonst  wie  bei  voriger,  indes  meist  grösser.  Tragdolden  zwei-  bis 
fünfblütig.  Blumenkrone  hellgelb.  Nüsse  mit  holziger,  stark -fünf- 
kantiger Schale.  In  Laubausbrach,  Blüte  und  Laubfall  eilt  sie  der 
Spätlinde  um  14  Tage  vor.  Höhe  bis  30  m.  „Sie  ist  in  unserem 
Gebiete  kaum  heimisch,  höchstens  in  dessen  südlichsten  Gegenden. 
Sie  kommt  fast  nur  angepflanzt  und  verwildert  vor,  denn  als  wirklich 
wild  dürften  höchstens  die  an  Waldrändern  stehenden  oder  vereinzelt 
in  Laub-  und  Mischwäldern  eingesprengten  Sommerlinden  der  süd- 
lichen Rheingegenden,  Süddeutschlands,  der  Alpenländer  und  der  süd- 
östlichen Kronländer  Österreichs  zu  betrachten  sein.  In  den  Alpen 
ist  die  Sommerlinde  schon  häufiger  als  die  Winterlinde,  steigt  dort 
auch  höher  empor  als  diese.  Die  Riesenlinden  (Kirchhofs-,  Dorfplatz- 
Linden)  unseres  Gebiets  dürften  fast  alle  dieser  Art  angehören.“ 
(T.  europaea  var.  b,  d,  e,  L;  Tilia  grandifolia  Ehrhart)  T.  platyphyllos 
Scopoli,  Gross-  oder  Breitblätterige  Linde,  Sommerlinde,  Wasser- 
linde, Spätlinde. 

B.  Die  Blüte  hat  eine  sogenannte  innere  Blumenkrone  oder  an  ihrer  Stelle 
fünf  Staubblätter  mit,  breiteren,  blumenblattartigen  Staubfäden;  die 
Blumenkrone  ist  nicht  völlig  ausgebreitet;  Staubblätter  sind  50  bis  70 
vorhanden;  der  Griffel  verlängert  sich  nach  der  Blütezeit.  Die  Behaarung 
der  Blätter,  wenn  solche  vorhanden,  wird  aus  sternförmigen  Haaren  ge- 
bildet. (Untergattung:  Zehnblätterige,  Decapetalae.) 

Hierher  einige  ausländische,  häufig  als  Zierbäume  angepflanzte  Arten. 

a.  Frucht  kugelig,  dünnschalig.  Blatter  fast  kahl,  unterseits  grün,  noch 
grösser  als  die  der  Sommerlinde.  Blütezeit  Juli.  Aus  Nord-Amerika. 
T.  americana  L.,  Amerikanische  oder  Schwarze  Linde. 

b.  Frucht  nicht  kugelig,  holzig.  Blätter  mehr  oder  minder  behaart. 

1.  Frucht  fünf  kantig;  Blattstiele  und  Blattunterseite  dicht- weiss-stern- 
haarig  - filzig.  Blütezeit  Juli.  Aus  Ungarn.  (T.  argentea  Desfon- 
taines.  T.  tomentosa  Mönch,  Silberlinde. 


*)  Tafel  316.  Tilia  parvifolia  Ehrhardt.  A Blütenzweig;  1 Blüten- 
längsschnitt; 2 Staubblätter;  3 Stempel;  4 Fruchtstand;  5 Same. 


228 


2.  Blätter  schwach  filzig,  deren  Stiele  endlich  kahl;  Frucht  von  oben 
her  zusammengedrückt,  fünffurchig.  Baum  mit  rutenförmig -hän- 
genden Zweigen.  Blütezeit  August.  T.  alba  Ai  ton,  Weisse  Linde. 

3.  Blätter  schwach  behaart;  junge  Blätter  rotbraun.  Nuss  holzig,  unten 
und  oben  zugespitzt.  Aus  Nord- Amerika.  T.  pubescens  Ai  ton, 
Flaumhaarige  oder  Weichhaarige  Linde. 

4.  Blätter  kahl.  Nuss  an  beiden  Enden  zugespitzt.  Aus  dem  Oriente. 
T.  euchlora  Koch,  Grüne  Linde. 


Register, 


Von  deutschen  Artnamen  wurden  nur  die  gebräuchlichen  aufgenommen,  diejenigen 
aber  weggelassen,  welche  nur  Verdeutschungen  der  lateinischen  Namen  sind.  Die  fetten 


Zahlen  geben  die  Nummer  de 

A. 

Abütilon  Gärtner  225. 

— Avicennae  Gärtner  225. 
Aconitum  Tourn.  119,123,254. 

— Anthöra  L.  123. 

— Cammärum  Jacq.  124. 
L.  124. 

— Lycöctonum  L.  123. 

— Napellus  L.  124,  254. 

— neomontänum  Willd.  124. 

— paniculätum  Lam.  124. 

— Störkeänum  Echb.  124. 

— variegätum  L 134. 
Aconogonum  44. 

Actäea  L.  124,  125. 

— spicäta  L.  125,  255. 
Adonis  Dill.  99,  105,  237. 

— aestivälis  L.  106. 

— autumnälis  L.  106. 

— flämmea  Jacq.  106. 

— maculätus  Wallr.  106. 

— vernälis  L.  105,  106,  237. 
Aethiomena  E.  Br.  181. 
Agrostemma  L.  64. 

— Githägo  L.  64,  65,  206. 
Aizopsis  DC.  166. 

Akelei  118,  121,  252. 

Albersia  Kunth  56. 
Aldrovändia  Montagne  2 1 5,2 1 6 . 

— vesiculösa  216. 

Alliäria  officinälis  Andrze- 

jowsky  180,  289. 

Ainus  Tourn.  10,  12. 


• betreffenden  Tafeln  an. 

Ainus  glutinösa  Gärtn.  12, 165. 
incana  Wirtgen  12. 

— incana  DC.  12. 

— pubescens  Tausch  12. 

— viridis  DC.  12. 

Alpenrebe  98,  232. 
Alpenträubchen  171. 
Alsinäceae  58,  79. 

Alsine  Wahlenb.  80.  82. 

— aretioides  M.  u.  K.  82. 

— austriaca  M.  u.  K.  83. 

— biflora  Wahlenb.  83. 

— Cherleri  Fenzl.  83. 

— Jacquini  Koch  82. 

— laricifölia  Wahlenb.  83. 

— liniflora  Hegetschweiler  83. 

— mucronäta  L.  94. 

— recurva  Wahlenb.  84. 

— rosträta  Koch  84. 

— rubella  Wahlenb.  83. 

— setäcea  M.  u.  K.  84. 

— stricta  Wahlenb.  82. 

— tenuifölia  Wahlenb.  82. 

— verna  Bartling  84,  217  B. 

— Villärsi  M.  u.  K.  83. 

— viscosa  Schreber  82,  217  A. 
Alsineae  79. 

Alsineen  79. 

Althaea  L.  221,  224. 

— cannabina  L.  224. 

— hirsüta  L.  224. 

— officinälis  L.  224,  315. 

— pällida  W.  u.  Kit.  225. 


Althaea  rosea  Cav.  225. 
Alyssineae  138,  160. 

Alyssum  L.  161. 

— alpestreL.162, 164,208,4b. 

— arenärium  Gm.  163,  280. 

— argenteum  Vitmann  163. 

— calycinum  L.  163,  279. 

— medium  Horst  162. 

— minimum  Willd.  164. 

— montänum  L.  163,  280. 

— petraeum  Arduino  162. 

— saxätile  L.  162,  280,  4 a. 

— Wulfeniänum  Bernh.  164. 
Amarant  56,  200. 
Amarantäceae  45,  56. 
Amaräntus  Tourn.  56. 

— Blitum  L.  57. 

— caudätus  L.  57. 

— paniculatus  L.  57. 

— prosträtus  Balbis  57. 

— retroflexus  L.  57,  200. 

— silvestris  Desfontaine  57. 
Amentäceae  3. 

Ampfer  83,  187,  188. 
Amygdalinae  15,  19. 

Anemone  L.  99,  102. 

— Tourn.  102,  103. 

— Baldensis  L.  102. 

— hortensis  L.  103. 

— narcissiflöra  L.  103. 

— nemorosa  L.  102,  235. 

— ranunculo'ides  L.  103. 

— silvestris  L.  102. 


230 


Anemone  trifolia  L.  102. 
Anemone  99,  102,  235. 
Anemöneae  99. 
Aphanocyclicae  2,  94. 
Aquilegia  Tourn.  118, 121,  252. 

— alpina  L.  122,  252. 

— aträta  Koch  122. 

— Haenkeäna  Koch  122. 

— pyrenäica  L.  122. 

— vulgaris  L.  122. 

Arahideae  138,  139. 

Arabis  L.  139,  142. 

— alpina  L.  144. 

— arenösa  Scopoli  145,  269. 

— auriculäta  Lam.  145. 

— hellidifölia  Jacquin  143. 

— brassicaeformis  Wallr.  144. 

— caerulea  Haenke  143. 

— ciliäta  K.  Br.  146. 

— glabräta  Koch  145. 

— Gerardi  Besser  143. 

— Hälleri  L.  144, 

— hirsüta  Scopoli  143. 

— mur&ifi  Bertoloni  142. 

— pfiuciflora  Garcke  144. 

— petraea  Lam.  145. 

— planisiliqua  Rchb.  14  . 

— procürrens  W.  u.  Kit.  146. 

— pumila  Jacq.  142. 

— sagittäta  DC.  143. 

— saxätilis  Allioni  144. 

— serpyllifolia  Villars  146. 

— stricta  Hudson  144. 

— Thaliäna  L.  180. 

— Turrita  L.  142,  268. 

— verna  R.  Br.  145. 

— Yochinensis  Sprengel  146. 
Arenäria  L.  80,  88. 

— bavärica  L.  85. 

— biflöra  L.  88. 

— ciliäta  L.  88. 

— graminifolia  Schräder  88. 

— grandiflöraAllioni  88,222 A. 

— leptoclados  Rchb.  89. 

— Marschlinsii  Koch  89. 

— serpyllifolia  L.  88,  222  B. 

L.var.  glutinösa  Koch88. 

L.  var.  tenüior  Koch  89. 

— viscida  Loiseleur  88. 


Armeriästrum  Seringe  73. 
Artocarpäceae  32. 

Aspe  28,  177. 

Aträgene  L.  98,  99. 

— alpina  99,  232. 

Atripliciae  46,  52. 

Atriplex  Tourn.  52,  53. 

— alba  Scopoli  54. 

— Babingtönii  Wood.  55. 

— calötheca  Fries  55. 

— hastätum  L.  55. 

— hortense  L.  53. 

— laciniatum  L.  54. 

— litoräle  L.  55. 

— nitens  Schkuhr  54. 

— oblongifölium  W.  u.  K.  55. 

— pätulum  55. 

— roseum  L.  54,  199. 

— tatäricum  L.  54. 


B. 

Barbaraea  ll.  Br.  139,  141. 

— arcuäta  Rchb.  141. 

— augustäna  Boissier  142. 

— intermedia  Boreau  142. 

— lyräta  Ascherson  141,  267. 

— lyräta  var.  Iberica  Ascher- 
son 141. 

— parviflora  Koch  141. 

— praecox  R.  Br.  141. 

— stricta  Andrzej.  141. 

— vulgäris  R.  Br.  141,  267. 
Baträchium  E.  Meyer  107, 115. 

— aquätile  E.  Meyer  115,  244. 

— Bächi  Wirtgen  118. 

— Baudotii  Godron  117. 

— caespitösum  Thuillier  117. 

— divaricätum  Wimmer  117, 
245. 

— flüitans  Wimmer  118. 

— hederäceum  E.  Meyer  115. 

— hololeucum  Lloyd  116. 

— päntothrix  Brot.  116, 244B. 

— paucistamineum  Tausch 
117. 

— peltätum  Koch  116. 

— Petiveri  Koch  116,2441,  4, 

— peucedanifölius  Allioni  118. 

— quinquelobum  Koch  116. 


Batrachium  Rionii  Laggerll7. 

— succulentum  Koch  116. 

— trichophyllum  Chaix  117. 

— tripartitum  Nolte  117. 

— truncätum  Koch  116. 
Bauernrose  125. 

Bauernsenf  155,  159,  275. 
Berberidäceae  95,  96. 

Berberis  L.  96. 

— vulgäris  L.  96,  229. 
Berberitze  96,  229. 
Berberitzengewächse  95,  96. 
Berghähnlein  104. 

Berteroa  DC.  161,  164. 

— clypeäta  R.  Br.  165. 

— incäna  DC.  165,  281. 

Beta  Tourn.  48,  52. 

— vulgäris  L,  52. 

— — var.  cicla  L,  52. 

var.rapäceaKoch52,197. 

Betula  L.  10. 

— alba  L.  11. 

— carpäthica  Willd.  11. 

— hümilis  Schrank  10. 

— nana  L.  10. 

— pubescens  Ehrhart  11. 

— sudetica  Rchb.  11. 

— verrucosa  Ehrh.  11,  164. 
Betuläceae  3,  10. 

Birke  10. 

Birkengewächse  3,  10. 
Biscutella  L.  155,  160. 

— hispida  DC.  160,  278  C. 

— laevigäta  L.  160,  278  A,B. 
Bistorta  42. 

Blasenschötchen  161,  164. 
Blitum  Tourn.  46,  47,  49. 

— capitatum  L.  49,  195. 

— virgatum  L.  49. 
Blutströpfchen  106. 
Brandpfeilfaden  181. 

Brässica  L.  187,  188. 

— Napus  L.  188,  295. 

— — alba  189. 

ännua  189. 

biennis  vulgäris  189. 

flava  189. 

— — hiemälis  189. 

— — Nassobrässica  DC.  189. 


— 231 


Brassica  Napus  oleifera  DC. 
188,  295. 

pabuläris  188. 

— nigra  Koch  188. 

— oleräcea  L.  189. 

acephala  190. 

— — asparagoides  189. 

botrytis  189. 

capitata  190. 

cauliflöra  189. 

— — gemmifera  1ÖO. 

— — gongylodes  189. 

sabäuda  190. 

— Rapa  L.  189. 

ännua  190. 

biennis  190. 

campestris  L.  190. 

oleifera  190. 

— — rapifera  190. 

Brassiceae  188, 187. 

Braut  in  Haaren  121. 
BräyaSternb.n.  Hoppe  137, 180. 

— alpina  Sternb.  u.  Hoppe  181. 

— pinnatifida  Koch  181. 

• — supina  Koch  181. 
Breitfrucht  181,  136. 
Brennessel  30,  179. 
Brennesselgewächse  29,  30. 
Brillenschote  155,  160,  278. 
Brokoli  189. 

Brotfruchtgewächse  29,  32. 
Bruchkraut  59,  61,  202. 
Brunnenkressel40,151, 152,273. 
Buche  4,  5. 

Buchweizen  44,  190. 

Buffönia  L.  79,  80. 

— tenuifolia  L.  80. 

Buniadeae  138,  196. 

Bünias  L.  196. 

— Erucägo  196,  303,  5 — 8. 

— orientälis  196,  304. 
Butterblume  119,  246. 

C. 

Cakile  Tourn.  172. 

— maritima  Scop.  172,  285. 

— integrifolia  Koch  172. 
Cakilineae  172. 

Calepina  Adans.  193. 


Calepina  Corvini  Desvaux  193, 
299. 

Caliciflorae  2. 

Caltha  L.  118,  119,  246. 

— palustris  119,  246. 
Camelina  Crantz  186. 

— dentäta  Pers.  186. 

— glabräta  DC.  186. 

— microcärpa  Andrzj.  186. 

— pilösa  DC.  186. 

— sativa  Crantz  186,  187. 
Camelineae  138,  186. 
Cannabinäceae  29,  33. 
Cannabis  L.  33. 

• — sativa  L.  33,  182. 
Capparidäceae  127,  136. 
Cäpparis  L.  136. 

— spinosa  L.  136,  265. 
Capreae  16,  23. 

Capselia  Ventenat  181,  182. 

— bursa  pastöris  Mönch  1, 
182,  290. 

— rubella  Reuter  183. 

— pauciflöra  Koch  183. 

— procumbens  Fries  183. 
Cardämine  L.  146. 

— alpina  Willd.  146. 

— amära  L.  148. 

ciliäta  Hallier  148. 

hirta  Koch  148. 

Optzii  Presl.  148. 

— asarifolia  L.  146. 

— gelida  Schott  147. 

— hirsuta  L.  149. 

— impätiens  L.  1,  147. 

— maritima  Portenschl.  149. 

— parviflöra  L.  147. 

— pratensis  L.  148,  270. 
dentäta  Rchb.  148. 

— — paludösa  Knaf  148. 

— resedefölia  L.  147. 

— silvätica  Lmk.  149. 

— thalictro'ides  All.  149. 

— trifolia  L.  149. 

Carpinus  L.  8. 

— Betulus  L.  9,  162. 

— Duinensis  Scop.  9. 
Caryophyllinae  37,  58. 
Caryophyllum  Ser.  73,  74. 


Castälia  126. 

Castänea  Tourn.  4. 

— vulgaris  Lam.  4,  5,  159. 

— vesca  Gärtner  4,  159. 
Celtis  L.  35. 

— australis  L.  35,  185. 
Centrospermae  2,  37. 
Cerästium  80,  89. 

— alpinum  L.  91. 

— alsinifolium  Tausch  91. 

— arvense  L.  91,  224. 

— brachypetalum  Desp.  89. 

— campanulätum  Yisiani  92. 

— filiforme  Schleicher  92. 

— glomerätumThuill.89,223. 

— glutinösum  Fries  89. 

— grandiflörum  W.  u.  Kit.  92. 

— Kablikiänum  Wolfner  91. 

— Latifolium  L.  90. 

— ovätum  Hoppe  91. 

— pümilum  Curtis  90. 

— semidecändrum  L.  89,  90. 

— silväticum  W.  u.  Kit.  91. 

— teträndrum  Curtis  92. 

— triviale  Link  89,  90. 

— tomentösum  L.  90. 

— uniflorum  Murith  90. 
Ceratocephalus  Mönch  107, 1 18. 

— falcätus  Pers.  118. 

— orthoceras  DC.  118. 
Ceratophylläceae  36. 
Ceratophyllum  L.  36. 

— demersum  L.  37,  180. 

— submersum  37. 
Cheiränthus  L.  139,  140. 

— Cheiri  L.  140,  266. 
Chelidönium  L.  128,  130. 

— corniculätum  L.  siehe  Glau- 
cium  corniculätum. 

— Glaücium  L.  siehe  Glau- 
cium  luteum  Scopoli. 

— laciniätum  Koch  131. 

— majus  L.  130,  262. 

— querciföliumWillemet  131. 
Chenopodiäceae  45. 
Chenopodieae  46,  47. 
Chenopodina  maritima  Moquin 

Tandon  46. 

Chenopodium  Tourn.  48,  49. 


232 


Chenopodium  album  L.  51. 

— ambrosioides  L.  49. 

— Bonus  Henricus  L.  50, 196. 

— Botrys.  L.  49. 

— cymigerum  Koch  51. 

— ficiiolium  Smith  51. 

— glaücum  L.  50. 

— hybridum  L.  51. 

— murale  L.  51. 

— opulifölium  Schrd.  51. 

— polyspermum  L.  50. 

— rubrum  L.  50. 

— spicätum  Koch  51. 

— ürbicum  L.  51. 

— viride  L.  51. 

— vulvaria  L.  50. 

Cherleria  sedo'ides  L.  83. 
Choripetalae  1 — 2. 
Christblume  120. 
Christophskraut  124,125,  255. 
Cimicifuga  L.  124,  125. 

— foetida  125. 

Ciströschen  210,  309. 

Cistrose  210. 

Cistaceae  197,  210. 
Cistblütler  94,  197. 
Cistgewäehse  197,  210. 
Cistiflörae  94,  197. 

Cistus  L.  210,  309. 

— creticus  L.  210. 

— monspeliensis  L.  211. 

— salvifölius  L.  211. 
Citronenkresse  152. 

Claytönia  L.  93,  94. 

— perfoliata  Don  94. 
Clematideae  97,  98. 

Clematis  L.  98. 

— Flämmula  98. 

— integrifölia  L.  98. 

— recta  98. 

— Vitalba  L.  98,  231. 

— Viticella  L.  98. 

Clipeola  L.  171,  172. 

— Gaudini  Trachsel  172. 

— Johnthläspi  L.  172. 
Cochleäria  L.  161,  170. 

— anglica  L.  170. 

— Armoräcia  L.  171. 

— brevicaülis  Facchini  171. 


Cochleäria  dänica  L.  170. 

— officinalis  L.  170,  284. 

— pyrenäica  DC.  170. 

— saxätilis  Lmk.  171. 
Columniferae  94. 

Coningia  DC.  174. 

— Thaliäna  Rchb.  180. 
Corispermum  Jussieu  47,  48. 

— hyssopifolium  L.  48. 

— intermedium  Schwgg.  48, 
193. 

— Marschallii  Steven  48. 

— nitidum  Kit.  48. 

Coronaria  L.  64,  65. 

— flos  cüculi  A.  Br.  65,  207. 

— tomentosa  A.  Br.  65. 
Corönopus  Haller  196. 

— Ruellii  Allioni  197,  305. 
Corrigiola  L.  59,  61. 

— litorälis  L.  61,  204. 
Corydalis  DC.  1,  131,  132. 

— acaülis  Pers.  133. 

— capnoides  (L.)  Pers.  133. 

— cava  Schweigger  u.  Körte 
132. 

— claviculäta  DC.  133. 

— digitäta  Pers.  132,  263. 

— fabacea  Pers.  133. 

— intermedia  P.  M.  E.  133. 

— lutea  DC.  133. 

— ochroleüka  Koch  133. 

— pumila  Rchb.  132. 

— 6olida  Smith  132,  263. 
Coryläceae  3,  8. 

Cörylus  L.  8,  9. 

— Colürna  L.  9. 

— Avelläna  L.  9,  163. 

— tubulösa  Willd.  9. 

Crambe  Tourn.  194,  195. 

— maritima  L.  196,  303. 

— Tatärica  Jacq.  196. 
Crueiferae  128,  137. 
Cucübalus  Tourn.  64,  78. 

— bäccifer  L.  78,  79,  214. 
Cupuliferae  3. 

D. 

Delphinium  Tourn.  1,119, 122, 
253. 


Delphinium  Ajacis  L.  122. 

— consölida  L.  122,  253. 

— elätum  L.  123. 

— hybridum  Willd.  123. 

— Staphisägria  L.  123. 
Dentäria  L.  139,  150. 

— bulbifera  L.  150,  271. 

— digitäta  Lmk.  151. 

— enneaphyllos  L.  150. 

— glaudulösa  W.  u.  K.  151. 

— pinnata  Lmk.  150. 

— polyphyllos  W.  u.  K.  150. 

— trifölia  W.  u.  K.  151. 
Descürea  Guettard  177. 
Diänthus  L.  64,  73. 

— alpinus  L.  75. 

— arenärius  L.  76. 

— Armeria  L.  73. 

— atrörubens  All.  74. 

— barbätus  73. 

— cäesius  Smith  75. 

— Carthusianorum  74,  211 A. 

— caryophyllus  L.  75. 

— ciliätus  Gussone  76. 

— delto'ides  Smith  75,  211 B. 

— glaciälis  Haenke  75. 

— Libürnicus  Bartling  74. 

— monspessulänus  L.  76. 

— neglectus  Loiseleur  75. 

— plumärius  L.  76. 

— Seguieri  Vill.  74. 

— silvestris  Wulf.  76. 

— superbus  L.  77. 

— Wimmeri  Wichura  77. 
Dichospermum  Dumort.  53. 
Dicotyledöneae,  Dicotyledones, 

Dikotylen  1. 

Diplecolöbeae  138,  305. 
Diplotäxis  DC.  187,  192. 

— murälis  DC.  193. 

— tenuifolia  DC.  192,  297. 

— viminea  193. 

Dichidium  Gingins  205. 
Doppelsame  187. 

Dorsche  189. 

Dotter  186. 

Dotterblume  1 18, 1 1 9, 246, 247. 
Draba  L.  161,  166. 

— aizoides  L.  166. 


233 


Draba  Aizoon  Wahlenb.  166. 

— ciliäta  Scop.  168. 

— fladnizensis  Wnlf.  167. 

— frigida  Sauter  167. 

— incäna  L.  169. 

— Johannis  Horst  167. 

— lappönica  Willd.  167. 

— lasiocärpa  Rochel  116. 

— muralis  L.  169,  283  A. 

— nivea  Sauter  167. 

— Saüteri  Hoppe  167. 

— sclerophylla  Gaud.  168. 

— stellata  Jacq.  167. 

— tomentosa  Wahlenb.  167. 

— Traunsteineri  Hoppe  167. 

— verna  L.  169,  283  B. 

— Wahlenbergi  Hartm.  167. 

var.  glabräta  Koch  168. 

var.  heterötricha  Koch 

167. 

var.  homötricha  Lind- 
blad 168. 

— Zahlbruckneri  Horst  167. 
Dreidorn  96. 

Dreiknöpfige  2. 

Drosera  L.  215. 

— änglica  Hudson  216. 

— intermedia  Hayne  216. 

— longifölia  Hajme  216. 

— rotundifolia  L.  216,  313. 
Droseräceae  198,  214. 

Drypis  L.  64,  78. 

— spinosa  L.  78. 

E. 

Eibisch  224,  225. 

Eiche  4,  6. 

— Cerr-  7. 

— Kork-  7. 

— Sommer-  6. 

— Stein-  7. 

— Stiel-  7,  161. 

— Trauben-  6. 

— Winter-  6. 

Eisenhut  119,  123,  254. 
Elatine  L.  213,  312. 

— alsinästrum  L.  213. 

— hexändra  DC.  214. 

— hydröpiper  L.  214. 

T h o m 6 , Flora.  II. 


Elatine  triandra  Schk.  214. 
Elatinäceae  198,  213. 
Elatinege wachse  198,  213. 
Elisanthe  noctiflora  Döll  58. 
Eller  12. 

Elodes  Spach  217. 

— palustris  Spach  217. 
Epimedium  L.  96. 

— alpmum  L.  97,  230. 
Eranthis  hiemälis  Salisb.  120, 

248. 

Erdbeerspinat  47,  49. 
Erdrauch  131,  134. 
Erdrauchgewächse  127,  131. 
Erle  10,  12. 

— Grau-  12. 

— Grün-  12. 

— Schwarz-  12,  165. 

— Weichhaarige  12. 

— Weiss-  12. 

— Wiesen-  12,  165. 

Erophila  DC.  169. 

— verna  E.  Mayer  169,  283  B. 

— Kröckeri  Andrzj.  170. 

— maiuscula  Jordan  169. 

— praecox  Steven  169. 

— vulgatissima  Kittel  169. 
Eruca  DC.  187,  193. 
Erucästrum  Presl  187,  191. 

— obtusängulum  Rchb.  191. 

— Pollichii  Schimp.  u.  Spenn. 
191. 

Erysimum  L.  173,  174. 

— austriacum  Baumg.  174. 

— carniölicum  Doll.  177. 

— canescens  Roth  175. 

— chirantho'ides  L.  176. 

— cheiränthus  Pers.  176. 

— crepidifolium  Rchb.  175. 

— denticulätum  Koch  177. 

— hieracifolium  L.  177,287. 

— helveticum  DC.  176. 

— ochroleücum  DC.  176. 

— odorätum  Ehrhart  177. 

— orientale  R.  Br.  174. 

— repändum  L.  175. 

— rhaeticum  DC.  175. 

— strictum  Fl.  Wett.  177,287. 

— virgätum  Roth  177. 


Esmärchiacerastoides  Rchb.  92. 
Espe  28,  177. 

Euclidieae  138,  171. 
Euclidium  syriacum  R.  Br.  172. 
Eucyclicae  2. 

Eurötia  Adans.  52,  56. 

— ceratoides  C.  A.  Meyer  56. 

F. 

Facchinia  Rchb.  79,  82. 

— lanceoläta  Rchb.  82. 
Fagopyrum  esculentum  Mönch 

44,  190. 

Feigwurz  107. 

Ficäria  Dill.  107. 

— ranunculoides  Roth  107. 

— verna  Hudson  107. 
Fräxinus  1. 

Freisamkraut  207. 

Froschkraut  115. 
Fuschschwanz  56. 

Fumäria  L.  1,  131,  134. 

— acrocärpa  Peterm.  135. 

— agraria  Lagasca  135. 

— capreoläta  L.  134. 

— densiflöra  DC.  136. 

— muralis  Sonder  134. 

— officinalis  L.  134,  264. 

— parviflora  Lmk.  135. 

— rostelläta  Knaf  136. 

— Schleichen  Soyer-Willemet 
135. 

— Vaillantii  Loiseleur  135. 

— Wirtgeni  Koch  135. 
Fumariäceae  127,  131. 

6. 

Gagel  13,  14,  167. 
Gagelgewächse  3,  13. 
Gamopetalae  1. 

Gänsefuss  48,  49,  196. 
Gänsekresse  139,  142,  268. 
Geknicktsamige  138,  305. 
Gelbäugelchen  131. 

Gemskresse  182,  183. 
Gipskraut  64,  77,  213. 
Glaskraut  30,  31,  180. 
Glasschmalz  47,  192. 
Glaucium  Tourn.  128,  130. 

30 


234 


Glaucium  corniculätum  Curtis 
130,  261. 

— flavum  Crantz  130. 

— luteum  Scop.  130. 

— phoeniceum  Gärtner  130, 
261. 

— rubrum  Sibthorp  130. 

— tricolor  Bernb.  130,  261. 
Glaux  1. 

Goldlackhederich  176. 
Goldknöpfchen  119,  247. 
Grammeiönium  Rchb.  198,205. 
Gretchen  im  Busch  121. 
Gretchen  im  Grünen  121. 
Guter  Heinrich  50,  196. 
Gypsophila  L.  64,  77. 

— fastigiäta  L.  78. 

— murälis  L.  78. 

— paniculäta  L.  78,  213. 

— repens  L.  78. 

— serotina  Hayne  78. 

H. 

Hainbuche  8,  9,  162. 
Haliänthus  Fries  79,  84. 
Halimus  portulacoides  Wallr. 
56. 

Hanf  33,  182. 

Hanfgewächse  29,  33. 
Harlekinsblume  122. 

Hartheu  218. 

Hartheugewächse  198,  216. 
Hasel  Gemeine  9,  163. 
Haselnuss  8,  9,  163. 
Haselnussgewächse  3,  8. 
Haselstrauch  9,  163. 

Hederich  192,  296,  194,  195, 
301. 

Heideröschen  212. 
Heliänthemum  Tourn.  211. 

— albifiörum  Koch  212. 

— ChamaecistusMill.21 1,310. 

— Fumäna  Milk  212. 

— glabrum  Koch  212. 

— glutinösum  Pers.  212. 

— grandiflörum  Koch  212. 

— guttätum  Mill.  211. 

— hirsütum  Koch  212. 

— leptocephalum  Koch  212. 


Heliänthemum  oeländicum 
Whlnb.  212. 

— polifölium  L.  212. 

— pulverulentum  L.  212. 

— salicifolium  Pers.  211. 

— tomentösum  Koch  212. 
Helleboreae  97,  118. 
Helleborus  Adans.  119,  120, 

250. 

— atrörubens  121. 

— dumetörum  W.  u.  K.  120. 

— foetidus  L.  121. 

— niger  L.  120,  250. 

— odorus  W.  u.  K.  120. 

— viridis  L.  120. 

Hellerkraut  156,  276. 

Helxine  44. 

Hepätica  Dill.  102. 

— triloba  Gilib.  102,  234. 
Hemiäria  L.  59,  60. 

— alpina  L.  61. 

— glabra  L.  60,  202. 

— hirsüta  L.  60. 

— incäna  Lmk.  60. 

Hesperis  L.  172.  173. 

— laciniäta  Alk  174. 

— matronälis  L.  173,  286. 

— runcinäta  W.  u.  K.  173. 

— tristis  L.  173. 

Hibiscus  L.  225. 

— syriacus  L.  225. 

— Trionum  L.  225. 
Hirschsprung  L.  59,  61,  204. 
Holdotter  186,  187. 
Holösteum  L.  80,  84. 

— umbellätum  L.  84,  219. 
Honcken}'a  Ehrh.  84,  218. 
Hopfen  33,  34,  183. 
Hopfenbuche  8,  9. 

Hornbaum  9,  162. 

Hornblatt  96,  186. 
Hornblattgewächse  36. 
Hornköpfchen  107,  118. 
Hornkraut  80,  89,  223. 
Hornmelde  52,  56. 

Hornmohn  128,  130. 
Hühnerbiss  64,  78,  214. 
Hühnerdarm  86. 

Hugueninia  Rchb.  173,  177. 


Hugueninia  tanacetifölia  Rchb. 
177. 

Humulus  L.  33,  34. 

— Lupulus  34,  183. 

Hundsrauke  187,  191. 
Hungerblümchen  161,  169, 

283  B. 

Hutchinsia  R.  Br.  182,  183. 

— alpina  R.  Br.  183. 

— brevicaülis  Hoppe  183. 

— petraea  R.  Br.  183. 
Hypecoum  L.  131. 

— pendulum  L.  131. 
Hypericäceae  198,  216. 
Hypericum  L.  217,  218. 

— barbätum  Jacq.  219. 

— Coris  L.  219. 

— dübium  Leers  220. 

— elegans  Stephan  218. 

— hirsütum  L.  218. 

— humifüsum  L.  219,  220. 

— montänum  L.  218. 

— perforätum  L.  219,  314. 

— pülchrum  L.  218. 

— quadranguläre  Smith  220. 

— Richeri  Vill.  219. 

— teträpterum  Fries  220. 

— veronense  Schrank  220. 

I. 

Iberis  L.  155,  159. 

— amära  L.  159,  277  A. 

— boppardensis  Jordan  159, 
277  B. 

— intermedia  Guersent  159, 
277  B. 

— pinnäta  L.  160. 

— ruficaülis  Lejeune  159, 160. 

— saxätilis  L.  159. 

— umbelläta  L.  159. 

Ibisch  225. 

Je  länger  je  lieber  207. 
Jesuitenthee  49. 

Igellock  36,  186. 

Ilex  1. 

Illecebrum  Tourn.  60,  61. 

— verticillätum  L.  61,  203. 
Johanniskraut  218. 

Isatideae  138,  186. 


235 


Isatis  L.  186. 

— tinctoria  186,  187,  294. 
Isopyrum  L.  119,  120,  249. 

— thalictro'ides  L.  120,  249. 
Juglandäceae  8,  12. 

Jnglans  L.  3,  13. 

Juglans  regia  L.  13,  166. 
Juliflorae  2,  3. 

Jungfer  im  Grünen  121. 

K. 

Kapperngewächse  136. 
Kappernstrauch  136,  265. 
Kappus  190. 

Karviol  189. 

Käsepappel  223. 
Kätzchenblütler  2,  3. 
Kätzchenträger  3. 

Kastanie  4,  159. 

Kuhmelde  53,  56. 
Kelchblütige  2. 
Kermesbeerengewächse  58. 
Kermesbeere  58. 

Kernera  saxätilis  Rchb.  171. 
Klatschrose  129. 

Knäuel  59,  201. 
Knaueigewächse  58,  59. 
Knöterich  38. 

— Floh-  43. 

— Gemeiner  43. 

— Hecken-  45,  191. 

— Vogel-  45. 

— Wiesen-  42,  189. 
Knöterichgewächse  37,  38. 
Knorpelblume  60,  61,  203. 
Knorpelkraut  56,  57. 

Köchia  Roth  47,  48. 

— arenäria  Roth  48, 194. 

— prosträta  Schrd.  48. 

Kohl  188. 

— Baum-  190. 

— Beiss-  52. 

— Blatt-  190. 

— Blumen-  189. 

— Braun-  190. 

— Bunter  Feder-  190. 

— Flach-  190. 

— Gemüse  189. 

— Grün-  190. 


Kohl  Käse-  189. 

— Kopf-  190. 

— Kuh-  190. 

— Meer-  195,  196. 

— Pflück-  190. 

— Plumage-  190. 

— Raps-  188. 

— Rauken-  193. 

— Riesen-  190. 

— Römischer  52. 

— Rosen-  190. 

— Rüben-  190. 

— Savoyer-  190. 

— Schnitt-  189. 

— See-  196. 

— Senf-  193. 

— Spargel-  189. 

— Sprossen-  190. 

— Weiss-  190. 

— Welsch-  190. 

— Winter-  190. 

Kohlartige  187. 

Kohlrabi,  Kohlrabe  183. 

— Erd-  189. 

— Obererd-  189. 

Kohlraüschia  prolifera  Kth.  72. 
Koniga  maritima  Adans.  165. 
Krähenfuss  196,  305. 
Kranzrade  64,  65. 

Kraut  190. 

— Rot-  190. 

— Yorker-  190. 

— Zuckerhut-  190. 
Kreisblütige  2. 

Kresse  182,  183,  291,  292. 
Kreuzblütler  128.  137. 
Kronenkraut  64,  78. 
Kronennelke  65. 
Kuckucksblume  65. 
Küchenschelle  102,  104,  236. 
Kugelnessel  31. 

Kuhblume  119,  246. 
Kuhkraut  64,  77. 

Kuhschelle  102,  104. 

I. 

L’Arbrea  St.  Hilaire  87. 

Lack  139,  140. 

Lack  Gold-  140,  266. 


Lampertsnuss  9. 
Lauchhederich  180,  289. 
Lauräceae  94,  95. 

Laurus  Tourn.  95. 

— nobilis  L.  95,  96,  228. 
Lavatera  L.  225. 

— thuringiaca  L.  225. 
Leberblume  102,  234. 

Ledum  1. 

Leimkraut  64,  66,  209,  210. 
Leimkrautgewächse  58,  63. 
Leindotter  186,  187. 
Lepidineae  138,  181. 
Lepidium  L.  182,  183. 

— campestre  R.  Br.  184,  292. 

— crassifölium  W.  u.  K.  185. 

— Draba  L.  185. 

— graminifölium  L.  185. 

— latifölium  L.  185. 

— perfoliätum  L.  185. 

— ruderäle  L.  184. 

— sativum  L.  184,  291. 

— Virginicum  L.  185. 
Lepigonum  Whlnb.  62. 

— marginätum  Koch  62. 

— medium  Whlnb.  62. 

— rubrum  Whlnb.  62. 

— segetäle  Koch  62. 
Lerchensporn  131,  132. 
Levkoje  139,  140. 

— Sommer-  140. 

— Winter-  140. 

Leucodraba  DC.  167. 
Lichtnelke  64,  65. 
Lichtröschen  64,  66,  208. 
Linde  226. 

— Schwarze  227. 

— Silber-  227. 

— Sommer-  227. 

— Spät-  227. 

— Stein-  227. 

— Wasser-  227. 

— Weichhaarige  228. 

— Weisse  228. 

— Winter-  227. 
Lindengewächse  226. 
Lobuläria  Desv.  161,  165. 

— maritima  Desv.  165. 
Löffelkraut  161,  170,  284. 


236 


Lorbeer,  Lorber  95,  228. 
Lorbergewächse  94,  95. 
Lunäria  L.  161,  165. 

— ännna  L.  165,  282. 

— biennis  Mönch  165,  282. 

— rediviva  L.  165,  282. 
Lychnis  DC.  64,  65. 

— diöica  L.  66,  208. 

— diürna  Sibth.  66,  208. 

— flos  cüculi  L.  65,  207. 

— — Jovis  Lmk.  65. 

— vespertina  Sibthorp  66. 

— Yiscäria  L.  65. 

M. 

Mähr-rettig  171. 

Mänsedarm  86. 

Mäuseschwanz  107,  238. 
Malächium  Fries  91. 

— aquäticum  Fries  91,  225. 
Malcölmia  R.  Br.  172,  174. 

— maritima  R.  Br.  174. 
Malva  L.  221. 

— Alcea  L.  222. 

— crispa  L.  224. 

— excisa  Rchb.  222. 

— fastigiäta  Cav.  222. 

— lobäta  Döll  222. 

— manritiäna  L.  223. 

— moschäta  L.  222. 

— multidentäta  Koch  222. 

— neglecta  Wallr.  223. 

— nicaeensis  All.  223. 

— rotundifolia  L.  223. 

— silvestris  L.  223. 

— vnlgäris  Fries  223. 
Malväceae  220,  221. 

Malve  221. 

Malvengewächse  220,  221. 
Mangold  48,  52. 

Marone  4,  159. 

Mastkraut  79,  80. 

Matthiola  R.  Br.  139.  140. 

— ännua  Sw.  140. 

— incäna  R.  Br.  140. 

— sinuäta  R.  Br.  140. 

— valesiaca  Gay  140. 

— väria  DC.  140. 

Maulbeere  32. 


Maulbeere  Schwarze  32,  180. 

— Weisse  32. 
Maulbeergewächse  29,  32. 
Meerkohl  194,  195,  196,  303. 
Meer-rettig  171. 

Meersenf  172,  285. 

Meerviole  172,  174,  285. 
Meier  86. 

Meländryum  Rohling  64,  66. 

— album  Garcke  66. 

— pratense  Rohling  66. 

— rubrum  Garcke  66,  208. 

— silvestre  Rohling  66,  208. 
Melänium  DC.  206. 

Melde  52,  53,  199. 

Melocärpa  126. 

Miere  79,  82,  217. 

— Vogel-  86. 

Miergewächse  58,  79. 
Mittensamige  2,  37. 
Moehringia  80,  85. 

— diversifolia  Doll.  85, 

220,  5. 

— muscösa  L.  85. 

— polygonoides  M.  u.  K.  85. 

— Ponae  Fenzl  85. 

— sphagnoides  Frölich  85. 

— trinervia  Clairv.  85,  220. 

— villösa  Fenzl  85. 

Moenchia  Ehrh.  80,  92. 

— erecta  Fl.  Wett.  92. 

— mäntica  Bartl.  92. 

— quaternella  Ehrh.  92. 
Mohn  128,  259,  260. 

— Schlaf-  129,  259. 

— Schluss-  128. 

— Schütt-  128. 

— Weisser  128. 

Mondviole  161,  165,  282. 
Monochlämydae  2. 
Monopetalae  1. 

Montia  Micheli  93. 

— lamprosperma  Cham.  93. 

— minor  Gmel.  93,  227  A. 

— rivuläris  Gmel.  94,  227  B. 
Moräceae  29,  32. 

Morus  Tourn.  32. 

— alba  L.  32. 

— nigra  L.  32,  181. 


Myagrum  L.  195. 

— Tourn.  186,  187. 

— perfoliatum  L.  187. 
Myosürus  Dill.  107. 

— minimus  L.  107,  238. 
Myrica  L.  13. 

— Gale  L.  13,  167. 
Myricäceae  3,  13. 

Myricäria  Desv.  213. 

— germanica  Desv.  213,  311. 
Mummel  127,  258. 

». 

Nachtnelke  68. 

Nachtviole  172,  173,  288. 
Näpfchenfruchtler  3. 
Nagelkraut  63. 

Nasturtium  R.  Br.  140,  151. 

— amphibio- silvestre  Wirtg. 
154. 

— amphibium  R.  Br.  153. 

— anceps  Rchb.  154. 

— armoraci oides  Bausch  155. 

— auriculätum  DC.  153. 

— austriacum  Crantz  152. 

— brevisiliqua  Irmisch  152. 

— Dodonaei  Lejeune  152. 

— fontänum  Lmk.  152. 

— indivisum  DC.  153. 

— microphyllum  Rchb.  152. 

— lippizense  DC.  154. 

— longisiliqua  Irmisch  152. 

— officinäle  R.  Br.  152,  273. 

— palüstre  DC.  154. 

— pyrenä'icum  R.  Br.  155. 

— siifölium  Rchb.  152. 

— silvestre  R.  Br.  153,  274. 

— submersum  Tausch  153. 

— trifolium  Kittel  152. 

— variifolium  DC.  153. 
Natterwurzel  42,  189. 

Nelke  64,  73,  211. 
Nelkenartige  37,  58. 

Nenüphar  luteum  Hayne  127. 
Neslea  Desv.  186,  187. 

— paniculäta  187. 
Nesselgewächse  3,  29. 

Nessel  Römische  31. 

Nigella  Tourn.  118,  121,  251. 


237 


Nigella  arvensis  L.  121,  251. 

— damascena  L.  121. 

— sativa  L.  121. 

Nieswurz  120,  250. 

Nixblume  127. 

Nominium  Gingins  198,  199. 
Notorrhizae  137,  287. 

Nuphar  Smith  126,  127. 

— lüteo-pümilumCasparyl27. 

— luteum  Smith  127,  258. 

— pümilum  Smith  127. 

Nuss,  wälsche  13,  166. 
Nymphaea  L.  126. 

— alba  L.  126. 

— biradiäta  Sommerauer  127. 

— cändida  Presl  127. 

— semiaperta  Klinggraeff  127. 
Nymphacäceae  126. 

0. 

Obione  Gärtner  53,  56. 

— pedunculäta  Moquin-Tan- 
don  56. 

— portulacoides  M.-T.  56. 
Ölsaat  189. 

Oleracinae  37,  45. 
Oligostigma  Casp.  127. 
Oocärpa  127. 

Orthoploceae  138,  298. 
Osterblume,  Weisse  103,  235. 
Ostrya  Micheli  8,  9. 

— carpinifolia  Scop.  9. 
Otterwurzel  42,  189. 

Oxyria  Hiller  38,  42. 

— digyna  Campdera  42. 

P. 

Paeönia  Toum.  125. 

— corallina  Retzius  125,  256. 

— officinalis  L.  125. 

— peregrina  Mill.  125. 
Paeonieae  97,  124. 

Papäver  L.  128. 

— albiflorum  Koch  130. 

— alpinum  L.  130. 

— Argemöne  L.  129,  260. 

— aurantiacum  Koch  130. 

— Bürseri  Crantz  130. 

— dübium  L.  129. 


Papäver  flaviflörum  Koch  130. 

— hybridum  L.  130. 

— laevigätum  M.  v.  B.  129. 

— Lecoqui  Lamot  129. 

— puniceum  Koch  130. 

— pyrenaicum  luteum  DC.  1 30. 
puniceum  DC.  130. 

— Rhoeas  L.  129. 

— somniferum  L.  129,  259. 
Papaveräceae  127,  128. 
Papavergewächse  127,  128. 
Pappel  14,  27. 

— Italienische  28. 

— Kanadische  28. 

— Schwarz-  28,  178. 

— Silber-  27. 

— Zitter-  28,  177. 

Parietäria  L.  30,  31. 

— diffusa  M.  u.  K.  31. 

— erecta  M.  u.  K.  31,  180. 

— ramiflora  Moench  31. 
Paronychiäceae  58,  59. 
Paronychiengewächse  58,  59. 
Pechnelke  64,  65. 

Peltaria  L.  161,  166,  171. 

— alliäcea  L.  166. 
Perigonblütige  2. 

Petrocällis  R.  Br.  161,  166. 

— pyrenä'ica  R.  Br.  166. 
Pfennigkraut  155,  156. 
Pfingstrose  125. 

Persicäria  42. 

Pfriemenkresse  197. 
Phytoläcca  Tourn.  58. 

— decändra  L.  58. 
Phytolaccäceae  58. 
Platanäceae  29,  36. 

Platane  36. 

Platanengewächse  29,  36. 
Plätanus  L.  36. 

— occidentälis  L.  36. 

— orientälis  36. 

Platycäpnos  Bernh.  131,  136. 

— spicätus  Bernh.  136. 
Pleurorhizae  137,  138,  268. 
Polycärpon  L.  60,  63. 

— tetraphyllum  L.  fil.  63. 
Polycnemum  L.  56,  57. 

— arvense  L.  57. 


Polycnemum  majus  Braun  57* 
Polygonäceae  38. 

Polygoninae  37. 

Polygonum  L.  38,  42. 

— alpinum  All.  44. 

— amphibium  L.  43. 

— aviculäre  L.  45. 

— Bistörta  L.  42,  189. 

— Convolvulus  L.  45. 

— dumetörum  L.  45,  191. 

— fagopyrum  L.  44,  190. 

— Hydropiper  43. 

— incänum  Schmidt  43. 

— lapathifolium  L.  43. 

— minus  Hudson  43. 

— mite  Schrank  44. 

— nodösum  Pers.  43. 

— Persicäria  L.  43. 

— tatäricum  L.44. 

— viviparum  L.  42. 
Polystigma  Casp.  126. 
Populus  Tourn.  14,  27, 

— alba  L.  27. 

tremula  Wimmer  27. 

— balsamifera  29. 

— canadensis  Michaux  28. 

— cändicans  Aiton  29. 

— canecens  Smith  27. 

— itälica  Moench  28. 

— monilifera  Aiton  29. 

— nigra  L.  28,  178. 

— pyramidälis  Rozier  28. 

— tremula  28,  177. 

Portuläca  93. 

— oleräcea  L.  93,  226. 

— sativa  Haworth  93. 
Portulacäceae  58,  92. 

Portulak  93,  226. 
Portulakgewächse  58,  92. 
Pulsatilla  Tourn.  102,  104. 

— alpina  Miller  105. 

— Bogenhardiäna  Rchb.  105. 

— Häkeln  Pohl  105. 

— Hälleri  Willd.  105. 

— patens  Miller  105. 

XpratensisRchb.fil.105. 

X vernälis  Lasch  105. 

— pratensis  Miller  105. 

— sulphurea  L.  105. 


238 


Pnlsatilla  vernälis  Miller  104. 

— vulgaris  Miller  104,  236. 

q. 

Quercus  L.  4,  6. 

— Cerris  L.  7. 

— coccifera  L.  7. 

— Ilex  L.  7. 

— pedunculäta  Ehrh.  6,  161. 

— pubescens  Willd.  7. 

— robur  L.  6.  161. 

— sessiliflöra  Smith  6. 

— suber  L.  7. 

Quellkraut  93,  227. 

R. 

Rade  64. 

Rade  Korn-  64,  65,  206. 
Radieschen  194. 

Rampe  187,  192. 
Ranunculäceae  95,  97. 
Ranuncüleae  97. 

Ranünculus  Haller  107,  108. 

— acer  L.  110,  240. 

— aconitifolius  L.  114,  243. 

— anemonoides  Zahlbr.  113. 

— alpestris  L.  114. 

— arvensis  L.  112,  242. 

— auricomus  107,  110,  113. 

— bulbosus  L.  111. 

— bupleurifolius  DC.  115. 

— cassübicus  L.  108,  109. 

— crenätus  W.  u.  K.  114. 

— diversifolius  Schrank  116. 

— Ficäria  L.  107. 

— Flamm  ula  L.  108. 

— glaciälis  L.  113. 

— gramineus  L.  107,  113. 

— hirsütus  Curtis  111. 

— hybridus  Biria  109. 

— illyricus  L.  109. 

— inermis  Schm.  u.  Reg.  112. 

— lanuginosus  L.  109. 

— Lingua  L.  108,  239. 

— montänus  Willd.  110. 

— muricätus  L.  112. 

— nemorosus  DC.  111. 

— parnassifolius  L.  115. 

— parviflörus  L.  112. 


Ranünculus  Pkilonotis  Ehrh. 

112. 

— plantagineus  DC.  115. 

— platanifolius  L.  114. 

— polyanthemos  L.  111. 

— pygmäeus  Walilenb.  111. 

— pyrenäeus  L.  115. 

— repens  L.  111,  241. 

— reptans  L.  108. 

— rutaefolius  L.  113. 

— sardous  Crantz  112. 

— scelerätus  107,  113. 

— Seguieri  Yill.  114. 

— sericeus  Willd.  109. 

— Thora  L.  109. 

— Traunfellneri  Hoppe  114. 

— Villärsii  DC.  110. 
Ranunkel  107. 
Ranunkelgewächse  95,  97. 
Raphäneae  138,  194. 
Raphanistrum  Toum.  194,195. 

— Lampsana  Gärtn.  195,  301. 
Raphanus  Tourn.  194. 

— niger  DC.  194. 

— radicnla  DC.  194. 

— sativus  L.  194,  300. 
Rapistrum  Boerh.  194,  195. 

— perenne  All.  195,  302,  2. 

— rugösum  All.  195,  302. 
Raps  188,  189. 

— Rüben-  191. 

— Sommer-  189,  191. 

— Winter-  189,  191. 
Rapsdotter  194,  195,  302. 
Rauke  193,  298. 

Raukenkohl  193,  298. 
Raukensenf  173. 
Raukensenfartige  172. 

Rempe  187,  192,  297. 

Reps  188,  189. 

— Rüben-  189. 

Reseda  L.  208. 

— älba  L.  209. 

— lutea  L.  209,  308. 

— luteola  L.  209. 

— odoräta  L.  210. 

— Phyteuma  L.  210. 
Resedäceae  197,  208. 

Resede  208. 


Resede  Färber-  209. 

— Wohlriechende  210. 
Resedengewächse  197,  208. 
Rettig,  Rettich  194,  300. 
Rettich  Mähr-  gleich  Mähr- 

rettig  171. 

— Meer-  171. 

— Monat-  194. 

— Sommer-  194. 

— Winter-  194. 

Rhabarber  Mönch-  40. 
Rhoeadinae  127. 

Rittersporn  122,  252. 

Roripa  Besser  140,  161. 

— amphibia  Rchb.  153. 
Rosspappel  223. 

Rotkraut  190. 

Rubatage  189. 

Rübe  191. 

— Brach-  191. 

— Kohl-  189. 

Gelbe  189. 

Weisse  189. 

— Kraut-  189. 

— Kurze  191. 

— Lange  191. 

— Oel-  191. 

Sommer-  191. 

Winter-  191. 

— Rote  52. 

— Runkel-  52. 

— Saat-  191. 

— Stoppel-  191. 

— Teltower  191. 

— Weisse  191. 

— Zwerg-  191. 

— Zucker-  52,  197. 

Rübsaat  191. 

Rübsen  191. 

— Sommer-  191. 

— Winter-  191. 

Rücken wurzler  137, 138,  287. 
Rüster  35. 

— Berg-  35. 

— Feld-  35,  184. 

— Kork-  35. 

Rumex  L.  38. 

— Acetosa  L.  42. 

— Acetosella  L.  41. 


239 


Rumex  alpinus  L.  41. 

— aquäticus  L.  40. 

— arifölius  All.  41,  188. 

— conglomerätus  Murray  38. 

— crispus  L.  39. 

— Hydroläpathum  Huds.  39. 

— maritimus  L.  39. 

— maximus  Schreber  40. 

— nivalis  Hegetschw.  41. 

— obtusifölius  L.  40. 

— paluster  Smith  39. 

— Patientia  40. 

— pratensis  M.  u.  K.  40. 

— pulcher  L.  39. 

— sanguineus  L.  40. 

— scutätus  L.  41. 

Runkel  52. 

Runkelrübe  48. 

Rutenhederich  177. 

S. 

Saatdotter  186. 

Säuerling  38,  42. 
Säulenfrüchtige  94,  220. 
Sagina  L.  79,  80. 

— apetala  L.  81. 

— bry oides  Frölich  81. 

— ciliäta  Fries  31. 

— Linnaei  Presl  81. 

— maritima  Don.  81. 

— nodosa  Fenzl.  81,  216. 

— procümbens  L.  80,  215. 

— saxätilis  Wimmer  81. 

— stricta  Fries  81. 

Sagine  80. 

Salicäceae  3,  14. 

Salicörnia  Tourn.  45,  47. 

— herbäcea  L.  47,  192. 

Salix  L.  14. 

— acuminäta  Smith  22. 

— acutifolia  Willd.  22. 

— alba  L.  18. 

— alopecuro'ides  Tausch  19. 

— ambigua  Ehrh.  26. 

— amygdalina  L.  19,  169. 

X alba  Wimm.  19. 

X frägilis  Wimm.  19. 

X viminälis  Doll.  19. 


Salix  arbuscula  L.  25. 

— arenäria  L.  25. 

* — argentea  Koch  25. 

— aurita  L.  23. 

X purpüreaWimm.’21. 

— — X repens  Wimm.  26. 

— auritoides  Kerner  21. 

— babylönica  L.  18. 

— caesia  Vill.  26. 

— calliäntha  Kerner  21. 

— caprea  L.  23,  171a. 

X incäna  Wimm.  20. 

X viminälis  Wimm.22. 

— cinerea  L.  23. 

X viminälis  Wimm.22. 

— cöncolor  Koch  19. 

— cuspidäta  Schulz  18. 

— Daphneola  Tausch  26. 

— daphnoides  Vill.  21. 

— depressa  Auct.  24. 

— dichroa  Döll  21. 

— discolor  Koch  19. 

— Doniäna  Smith  21. 

— elaeagnifölia  Tausch  21. 

— finmarchia  Koch  26. 

— fissa  Ehrh.  21. 

— Forbyäna  Smith  21. 

— frägilis  L.  18. 

X alba  Wimm.  18. 

XpentändraWimm.18. 

— fusca  Koch  25. 

— glabra  Scop.  24. 

— glauca  L.  26. 

— grandiflöra  Ser.  23. 

— hastäta  L.  24,  172. 

— Helix  L.  20. 

— herbäcea  L.  27. 

— hippophaefolia  Thuill.20. 

— Hostii  Kerner  22. 

— incana  Schrank  20. 

X aurita  Wimm.  20. 

— incubäcea  L.  26. 

— Lambertiäna  Smith  20. 

— lanata  Thuill.  25. 

— lanceoläta  Fries  22. 

Ser.  20. 

— — Smith  19. 

— lancifölia  Döll  22. 

Wimm.  22. 


Salix  Lapponum  L.  26. 

— leiocarpa  Koch  26. 

— livida  Whlnb.  24. 

X purpüreaWimm.21. 

— Meyeriana  Willd.  18. 

— mollissima  Ehrh.  20. 

— mollissima  Smith  22. 

— myrsinites  L.  26. 

— myrtilloides  L.  25,  175. 

— nigricans  Smith  24. 

— oleifolia  Vill.  20. 

— pentändra  L.  19. 

— phylicifölia  L.  25,  174. 
X caprea  Wimm.  25. 

— pomeränica  Willd.  22. 

— Pontederäna  Schleich.  21. 

— purpürea  L.  20,  170. 

X cinerea  Wimm.  21. 

X daphnoides  Kern.21. 

X repens  Wimm.  21. 

— repens  L.  25. 

— reticuläta  L.  26. 

— retusa  L.  27,  176 A,  1,  2. 

— Ritschelii  Anderssen  21. 

— rosmarinifölia  Garcke  26. 

— rubra  Huds.  21. 

— Russeliäna  Koch  18. 

— salviaefölia  Koch  20. 

— sericans  Tausch  22. 

— Seringeäna  Gaud.  20. 

— serpyllifölia  Scop.  27, 176  B. 

— Siegerti  Anderssen  21. 

— Silesiaca  Willd.  24. 

X purpurea  Wimm.21. 

— Smithiäna  Auct.  22. 

Willd.  22. 

— speciösa  Host.  19. 

— Starkeäna  Willd.  24. 

— stipuläris  Smith  22. 

— teträndra  L.  18. 

— Treviräni  Sprengel  20. 

— triändra  Koch  19. 

— unduläta  Ehrh.  19. 

— velutina  Schrd.  22. 

— versifölia  Whlnb.  25. 

— viminälis  L.  22,  171. 

X caprea  Wimm.  22. 

X purpüreaWimm.21. 

— viridis  Fries  18. 


240 


Salix  vitellina  L.  18,  168. 

— vulgaris  Koch  25. 

Salsola  L.  46. 

— Kali  L.  46. 

Salzgänsefuss  46. 

Salzkraut  46. 

Salzkresse  188. 

Salzmiere  79,  84,  218. 
Sandkraut  80,  82,  88,  822. 
Saponäria  L.  64,  77. 

— ocimoides  L.  77. 

— officinalis  L.  77. 

— lutea  L.  77. 

— Yaccäria  L.  77,  212. 
Sauerampfer  42. 

Sauerdorn  96. 

Schachtkohl  84,  219. 
Schaumkraut  139,  146. 

— Wiesen-  148,  270. 
Scheibenkraut  161,  166,  171. 
Schellkraut  130,  262. 
Schildkraut  161,  171,  172. 
Schlangenwurzel  42,  189. 
Schleifenblume  155,  159. 
Schmalzblume  119,  246. 
Schnabelschötchen  171,  172. 
Schoberia  maritima  C.  A.  Meyer 

46. 

Schöllwurz  128,  130,  262. 
Schotendotter  173,  174. 
Schotenkresse  180,  181. 
Schuppenmiere  60,  62. 
Schuttrauke  178. 
Schwarzkümmel  118, 121,251. 
Scleranthäceae  58,  59. 
Scleranthus  Link  59. 

— ännuus  L.  59,  201. 

— perennis  59. 

Sclerocalymna  Aschs.  54. 
Seekohl  196,  303. 

Seerose  126. 

Seerosengewächse  95. 
Senenkraut  64,  77. 

Senebiera  Pers.  196. 

— Corönopus  Poir.  197,305. 

— didyma  Pers.  197. 
Senebiereae  138,  196. 

Senf  187,  191. 

Senfkohl  187,  193,  298. 


Sigmarswurz  222. 
Silberblatt  165. 

Silenäceae  58,  63. 

Silene  L.  64,  66. 

— acaülis  L.  70,  71,  72. 

— alpestris  Jacq.  71. 

— alplna  Thoms.  71. 

— augustifölia  Koch  68. 

— annuläta  Thore  71. 

— Armeria  L.  70. 

— chloräntha  Ehrh.  69. 

— cönica  L.  70,  209. 

— conoidea  L.  69. 

— dichötoma  Ehrh.  69. 

— gällicä  L.  69. 

— glabra  Schkuhr  71. 

— glutinösa  Loisel.  71. 

— infläta  Smith  68. 

— infräcta  Koch  71. 

— itälica  Pers.  66. 

— linicola  L.  68. 

— livida  Willd.  71. 

— longiflöra  Ehrh.  69. 

— multiflöra  Pers.  67. 

— nemorälis  W.u.K.  67. 

— noctiflöra  L.  68. 

— nutans  L.  70,  210. 

— Otites  Smith  67. 

— Pumilio  Wulf.  68. 

— quadrifida  L.  71. 

— rupestris  L.  70,  71,  72. 

— Saxifraga  L.  71. 

— sedoides  Jacq.  71. 

— tatärica  Pers.  67. 

— Vallesia  L.  71. 

— venösa  Aschs.  68. 

— vespertina  Retz.  69. 

— viscösa  Pers.  66. 

— vulgaris  Garcke  68. 
Sinäpis  Tourn.  187,  191. 

— alba  L.  192. 

— arvensis  L.  192,  296. 

— cheiränthus  Koch  192. 

— nigra  L.  188. 
Sisymbrieae  138,  172. 
Sisymbrium  L.  173,  178. 

— Alliäria  Scop.  180,  289. 

— austriacum  Jacq.  179. 

— Colümnae  L.  179. 


Sisymbrium  Irio  L.  179. 

— Loeselii  L.  179. 

— officinäle  Scop.  178,  288. 

— pannönicum  Jacq.  179. 

— Sinapistrum  Crantz  179. 

— Sophia  L.  178. 

— strictissimum  L.  180. 

— Thaliäna  Gayu.  Monn.  180. 
Sockenblume  96. 

Sommersaat  191. 
Sonnenröschen  211. 
Sonnenrosengewächse  197, 210. 
Sonnentau  215. 
Sonnentaugewächse  198,  216. 
Spärkling  79,  81,  216. 
Spaltwurzler  137, 138,139,268. 
Spark  60. 

Spergel  61. 

Spergella  Rchb.  79,  81. 

— glabra  Rchb.  81. 

— nodosa  Rchb.  81,  216. 

— sagino'ides  Rchb.  81. 

— subuläta  Wimm.  82. 
Spergula  L.  60,  61. 

— arvensis  L.  62. 

— Morisönii  Boreau  62. 

— pentändra  L.  61,  205. 

— sativa  Bönningh.  62. 

— vernälis  Willd.  62. 

— vulgaris  Bönningh.  62. 
Sperguläria  Presl.  60,  62. 

— marginäta  Presl.  62. 

— rubra  Presl  62. 

— salina  Presl  62. 

— segetälis  Fenzl  62. 
Spinäcia  L.  52,  5c. 

— inermis  Mönch  53,  198. 

— oleracea  L.  53,  198. 

— spinosa  Mönch  53,  198. 
Spinat  52,  53,  198. 

— Römischer  41. 

— Sommer-  53,  198. 

— Winter-  53,  198. 
Spinnenkopf  121. 

Spiralblütige  2. 

Spirolöbeae  138,  304,  3. 
Spitzkappus  190. 

Spitzschote  173,  181. 

Spurre  80,  84,  219. 


241 


Steinkraut  161. 

Steinsclimückel  161,  166. 
Steintäschel  181,  182. 

Stelläria  L.  80,  86. 

— apetala  £>511.  87. 

— bulbosa  Wulf.  87. 

— cerastoides  L.  86. 

— crassifölia  Ehrh.  87. 

— Friesiäna  Ser.  87. 

— glauca  Withering  87. 

— grarainea  L.  87. 

— Holöstea  L.  87. 

— longifölia  Fries  87. 

— raedia  Cyrille  86. 

L.  z.  T.  86. 

— — var.  mäior  Koch  87. 

— neglecta  Weihe  87. 

— nemorum  L.  86,  221. 

— palustris  Retz.  87. 

Ehrh.  87. 

— uliginösa  Murray  87. 

— viscida  M.  v.  B.  86. 
Stellarieae  80. 

Stenoplirägma  Thaliänum  Ce- 
lakowsky  180. 

Sternmiere  80,  86. 
Stiefmütterchen  198. 

Stockrose  225. 

Strandcypresse  48. 

Strandkraut  47,  48,  194. 
Sturmhut  119,  123,  254. 
Suaeda  Forskal  46. 

— maritima  Dumort.  46. 
Subuläria  L.  197. 

— aquätica  L.  197. 
Subularieae  138,  197. 
Sumpfkresse  154. 

Sympticalae  1. 

Syrenia  Andrzj.  173,  181.  186. 

— augurii  fölia  Rchb.  i 1. 

T. 

Tännel  213. 

Tännelgewachse  213. 

Täschel  181,  182. 
Tamaricäceae  198,  213. 
Tamariskengewächse  198,213. 
Taubenkropf  64, 68, 78, 79, 214. 
Taubenkropfgewächse  63. 


Teesdälea  R.  Br.  155. 

— nudicaülis  R.  Br.  155,  275. 
Teichrose  126,  127. 
Telephium  L.  60,  63. 

— Imperati  L.  63. 
Teufelsauge  106. 

Teutliöpsis  Dumort.  55. 
Tlialictrum  Tourn.  99. 

— augustifolium  Jacq.  101. 

— aquilegifölium  L.  99. 

— Bauhiniänum  Wallr.  101. 

— elätum  Jacq.  101. 

— exaltätum  Gaud.  102. 

— flavum  L.  101,  233. 

— flexuösum  Bernh.  100. 
Rchb.  101. 

— foetidum  L.  100. 

— galio'ides  Nestler  100. 

— glandulosum  Koch  100. 

— Jacquiniänum  Koch  100. 

— maius  Crantz  101. 

— medium  Jacq.  101. 

— montänum  Wallr.  100. 

— minus  L.  100. 

— nigricans  Gaud.  101. 
Jacq.  101,  233. 

— röridum  Koch  100. 

— saxätile  Schleicher  100. 

— silväticum  Koch  100. 

— simplex  L.  100,  101. 

— virens  Koch  100. 

Thlaspi  Dill.  155,  156. 

— alliäceum  L.  158. 

— alpestre  L.  157. 

— alpinum  L.  158. 

— arvense  L.  156,  276. 

— calaminäre  Lej.  157. 

— cepaefölium  Koch  158. 

— montänum  L.  158. 

— Mureti  Gmelin  158. 

— perfoliätum  L.  157. 

— praecox  Wulf.  157. 

— rotundifölium  Gaud.  158. 
Thlaspideae  138,  155. 

Tilia  L.  226. 

— alba  Aiton  228. 

— americäna  L.  227. 

— argentea  Desf.  227. 

— euchlöra  Koch  228. 


Tilia  europaea  L.  227. 

— grandifölia  Ehrh.  227. 

— parvifölia  Ehrh.  227,  316. 

— platyphyllos  Scop.  227. 

— pubescens  Aiton  228. 

— tomentösa  Mönch  227. 

— ulmifölia  Scop.  227,  316. 
Tolldocke  119,  120,  249. 
Tricöccae  2. 

Tröllius  L.  118,  119,  247. 
Trollblume  118,  119,  247. 
Tunica  Scop.  64,  72. 

— diminütus  L.  73. 

— prolifera  Scop.  72. 

— saxii'raga  Scop.  72. 

— velutinus  Guss.  73. 

Turnip  52,  191. 

Turritis  Dill.  139,  151. 

— glabra  151,  272. 
Turmkraut  139,  151,  272. 

U. 

Urtica  L.  30. 

— dioica  L.  30,  179. 

— microphylla  Hausm.  31. 

— pilulifera  L.  31. 

— subinermis  Uechtritz  31. 

— urens  L.  31. 

Urticäceae  29,  30. 

Urticinae  23,  29. 

Ulmäceae  29,  34. 

Ulme.  34,  35. 

Ulmengewüchse  29,  34. 
Ulmus  L.  34,  35. 

— campestris  L.  35,  184. 

— montana  With.  35. 

— suberosa  Ehrh.  35. 

Y. 

Yaccäria  Med.  64,  77. 

— parvifiöra  Mönch  77.  212. 
Veilchen  138. 

— Wohlriechendes  202,  306. 

— Hunds-  203,  204. 
Veilchengewächse  197,  198. 
Vesicäria  Lmk.  161,  164. 

— utriculäta  Lmk.  164. 

— sinuäta  Poir.  164. 
Vexiernelke  65. 

Viola  Tourn.  198. 


Viola  alba  Besser  201. 

odoräta  Gmelin  201. 

— Alliöni  Pio  203. 

— alpina  Jacq.  206. 

— ambigua  W.u.Kit.  201. 

— arenäria  DC.  203. 

— austriaca  Kerner  203. 

— biflöra  L.  205,  306 II. 

— calaminäria  Lej.  208. 

— calcaräta  208. 

— cauina  L.  204. 

— — flavicörnis  Smitli  204. 

lucörum  Rchb.  204. 

montäna  L.  204. 

ericetörura  Schrd.  204. 

— cenisia  L.  206. 

— collina  Besser  200. 

— Comollia  Massara  206. 

— cyänea  Celakowsky  202. 

— elätior  Fries  205. 

— elegans  Spach  207. 

— epipsila  Ledeb.  200. 

— flava  Koch  208. 

— heterophylla  Bertoloni  208. 

— hirta  L.  200. 

— läctea  Smith  204. 

— lutea  Smith  207. 

grandiflora  Vill.  207. 

— — sudetica  Willd.  208. 
multicaülis  Koch  208. 

— miräbilis  L.  203. 

— multicaülis  Jordan  201. 

— odoräta  L.  202,  306. 

— palustris  L.  200. 

— — X uliginosa  Grab.  200. 

— perplexa  Gmelin  202. 

— persicifolia  Schk.  204,  205. 

— pinnäta  L.  199. 

— porphyrea  Uechtritz  201. 

— pratensis  M.  u.  K.  205. 

— pümila  Chaix  205. 


- 242  - 

— recta  Garcke  205. 

— Riviniäna  Rchb.  204. 

— saxätilis  Koch  207. 

— scaturiginosa  Wallr.  200. 

— Schultzii  Billot  205. 

— sciäphila  Koch  201. 

— scotophylla  Jordan  201. 

— silvestris  Lmk.  204. 

— stagnina  Kit.  205. 

— stricta  Hornem.  205. 

— suavis  Auct.  203. 

— suavis  M.  B.  203. 

— Thomasiäna  P.  u.  S.  201. 

— tricolor  L.  207,  307. 

— uliginosa  Schrd.  199,306  II. 

— umbrosa  Hoppe  200. 

— valderia  All.  206. 

— virescens  Jordan  201. 

— Zoysii  Wulf.  208. 

Violäcea  197,  198. 

Viscäria  Rohling  64,  65. 

— alpina  Meyer  65. 

— vulgaris  Rohling  65. 
Vogelmiere  86. 

Vorwitzchen  102,  234. 

W. 

Waid  186,  294. 

— Färber-  186,  294. 
Waldrebe  L.  98. 

Walnuss  13,  166. 
Walnussgewächse  3,  12. 
Wanzensame  47,  48,  193. 
Wasserdarm  91,  225. 
Wasserpfeffer  43. 

W asserranunkel  115, 244, 245. 
Wau  208. 

— Gewächse  208. 

Weichkraut  91,  225. 
Weichling  80. 

Weichmiere  91,  225. 


Weide 

— Bruch-  15,  17,  18. 

— Dotter-  17,  18,  168. 

— Gemeine  Band-  22,  171. 

Hanf-  22,  171. 

Korb-  22,  171. 

— Graue  16,  20. 

— Hanf  16,  22. 

— Heidel  beerblätterige  25, 

175. 

— Korb-  16,  20. 

— Mandel-  17,  18,  19,  169. 

— Ohr-  23. 

— Palm-  23,  171a. 

— Purpur-  16,17,18,20,170. 

— Quendelblätterige  27, 176B. 

— Sal-  17,  23,  171a. 

— Spiessblätterige  24,  172. 

— Stumpfblätterige  27, 176  A. 

— Trauer-  18. 

— Werft-  23. 

— Weidengewächse  3,  14. 
Weissbuche  9,  162. 
Wiesenraute  99. 

Windröschen  102,  103,  235. 
Winterblume  120,  248. 
Winterkresse  139,  141. 
Winterling  120,  248. 
Wintersaat  191. 

Wirsing  190. 

Wrucke  189. 

Y. 

Yorker  Kraut  190. 

Z. 

Zackenschote  196,  304. 
Zahnwurz  139.  150. 

Zilleae  138,  193. 
Zuckerhutkraut  190. 
Zürgelbaum  35,  185. 


Prof.  Dr.  Thomes 

Flora  von  Deutschland 

Österreich  und  der  Schweiz. 


Der  nunmehr  im  Erscheinen  begriffene  Band  I wird  enthalten: 


Gefässkryptogamen 

: 

Monokotylen : 

1.  Familie:  Hymenophyllaceae  1 Tafel 

15.  Familie: 

: Naiadaceae 

1 Tafel 

2. 

„ Polypodiaceae 

12  Tafeln 

16. 

11 

Potamiaceae 

4 Tafeln 

3. 

,,  Osmundaceae 

1 Tafel 

17. 

Juncaginaceae 

1 Tafel 

4. 

„ Ophioglossaceae 

1 „ 

18. 

11 

Alismaceae 

2 Tafeln 

5. 

„ Marsiliaceae 

1 M 

19. 

„ 

Butomaceae 

1 Tafel 

6. 

,,  Salviniaceae 

1 99 

20. 

11 

Hydrocharitaceae2  Tafeln 

7. 

„ Equisetaceae 

1 „ 

21. 

11 

Araceae 

B „ 

8. 

„ Lycopodiaceae 

1 „ 

22. 

Lemnaceae 

1 Tafel 

9. 

,,  Isoetaceae 

1 ,, 

23. 

11 

Thyphaceae 

2 Tafeln 

10. 

„ Selaginellaceae 

1 „ 

24. 

99 

Gramineae 

47  „ 

Sa. 

21  Tafeln 

25. 

V 

Cyperaceae 

14  „ 

26. 

11 

Juncaceae 

2 „ 

27. 

11 

Asparagaceae 

6 „ 

28. 

11 

Colchicaceae 

3 „ 

Koniferen : 

29. 

11 

Liliaceae 

15  „ 

11.  Familie:  Taxineae 

1 Tafel 

30. 

11 

Dioscoreaceae 

1 Tafel 

12. 

„ Cupressineae 

1 „ 

31. 

11 

Iridaceae 

4 Tafeln 

13. 

„ Abietineae 

4 Tafeln 

32. 

11 

Amaryllidaceae 

3 „ 

14. 

„ Gneteae 

1 Tafel 

33. 

,9 

Orchidaceae 

18  „ 

Sa.  7 Tafeln  Sa.  130  Tafeln. 


Gefässkryptogamen  mit  21  Tafeln 

Koniferen  „ 7 „ 

Monokotylen  „ 130  ,, 

Sa.  158  Tafeln 

Das  ganze  Werk  wird  in  3 Bänden  (ca.  36  Lieferungen  ä 1 M.) 
erscheinen  und  etwa  600  kolorirte  Tafeln  enthalten. 


IW“  Dieser  II.  Band  wurde  aus  technischen  Gründen  vor  Band  I 

ausgegeben. 


Druck  von  Herrn.  «T.  Kamm,  Leipzig. 


Verlag  von  Fr.  Eugen  Köhler  ln  Gera-Untermhaus  (Reuss). 


von  Schlechtendal  - Hailier’s 

Flora  von  Deutschland 


mit  auf  Oesterreich-Ungarn  und  die  Schweiz  erweitertem  Gebiet. 

Fünfte  Auflage,  I.  ivohlfeile  Ausgabe. 


IST euestes  saöhMrÄS«1^  bestes 


und 


oinwio'Aca  umfassendes  derartiges 
wr erk  mit.  naturgetreu 


kolorirten,  anerkannt  vorzüglichen  Abbildungen.  Komplett  in  ca.  200  Lieferungen,  fast  3000  kolorirte  Tafeln, 
nebst  Text  enthaltend,  zum  Subscr.-Preis  von  nur  1 M.  pro  Liefg.,  welche  ca.  14—16  Taf.  nebst  Text  bringt. 
Nach  komplettem  Erscheinen  erhöht  sich  der  Preis  um  ein  volles  Dritttheil. 

Ausgabe  in  Bänden  (je  nach  Inhalt)  ä 5 — 10  M.  brosch.,  fertig  in  eleg.  dunkelgrünem  Original-Halbfranzbd. 
geb.  per  band  s ,20  Mark  mehr.  Erschienen  sind  23  Bände  mit  über  100  Familien. 

Prämiirt  von  der  J ary  der  I.  Internationalen 
pharm,  Ausstellung  in  Wien  im  August  1883 
durch  die  goldene  Medaille. 

Diese  Flora  von  Deutschland  kann  sowohl  direkt  als  auch 
durch  jede  Buchhandlung  gegen  bequeme 

monatliche  Ratenzahlungen, 

deren  Norm  gegenseitiger  Uebereinkunft  bedarf,  bezogen 
werden;  auch  ist  ein  allmonatlicher  Bezug,  zum  Beispiel 
stets  1 Band  am  l.  oder  15.  des  Monats,  franco  gegen 
Nachnahme  beliebt. 


MT  In  diesen  23  treffliche!»  Bänden  mit  ca.  2400  naturgetreuen  Pflanzantafeln  erhält  jeder  einen 
prächtigen  Schatz,  den  er  wohl  kaum  wieder  von  sich  lassen  wird.  — Bei  diesen  bequemen  Bezugsbedin* 
gungen  kann  das  Werk  Gemeingut  werden. 

fclßF  Der  änsserst  billige  Subscriptionspreis  stellt  sich  pro  kolorirte  Tafel  nebst  Text  auf  ca. 
Sieben  Pfennige!  Aehnliche  Werke  haben  sämmtlicli  mehr  als  doppelt  hohe  Preise.  Einzelne  Fände  oder 

Lieferungen  werden  nicht  abgegeben. 

§ts$~  Probelieferungen  und  Prospekte  gratis 

Die  letzten  10  Familien  befinden  sich  in  Vorbereitung  resp.  zum  Theil 
bereits  im  Druck. 


Band  i.  Gefäss-Kryptogamen.  Mit  83  Kupfertafeln.  Subscr.-Preis  5 M. 

Band  II.  Coniferae , Najrtdeae,  Typhaceae.  Lemnaceae,  Äroideae,  Acoreae,  Alismaceae,  Colchicaceae.  Mit 
82  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  5 M. 

Band  111.  Junceae,  Liliaceae.  Mit  117  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  7 M. 

Baud  IY.  Smilaceue,  Amaryllideae,  Dioscoreae,  Irideae,  Orcliideae,  Hydrocharideae.  Mit  11 2 Kupfertafoln. 
Subscr.-Preis  7 M. 

Band  V.  Cyperaceae  I.  Mit  82  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  6 M. 

Band  VT.  Cyperaceae  II  Mit  82  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  6 M 

Band  VII.  Gramineae  I.  Mit  130  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  8 M. 

Band  VIII.  Gramineae  II.  Mit  125  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  8 M. 

Band  iX.  CeralophyUeae , Santalaceae,  Loranthaceae,  Polygoneue,  Oleraceae,  Urticeae,  Ulmaccae.  Mit  109 
Kupfertaf.  Subscr.-Preis  8 M. 

Band  X.  Myriceae , Salicincae,  Betulaeeae.  Juglandeae,  Cupuliferae , Elaeagneae,  Thymeleae,  Laurineae.  Mit 
80  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  6 M. 

Band  XI.  Baminculaceae.  Mit  111  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  8 M. 

Baud  XII.  Nyrnphaeaceae,  Berberideae,  Caryophylleae.  Mit  156  Kupfertaf.  Subsc.-Preis  10  M. 

Band  XIII.  Elaiineac,  Tamariscineae , Beseduceae,  Cistineae , Violuccae,  Droseracecie,  Papaveraceae,  Fu?na- 
riaccae.  Mit  84  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  6 M. 

Baud  XIV.  Capparideae,  Cruciferae  I.  Mit  100  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  7 M. 

Band  XV.  Cruciferae  II.  Mit  100  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  7 M. 

Band  XVI.  Polygaleae,  Acerineae,  Oleaceae,  Jasmineae,  Gentiancae,  Apocyneue,  Asclepiadeae,  Cunvolvulaceue, 
Soluneae.  Mit  97  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  7 M. 

Band  XVII.  Scrophularineae.  Mit  135  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  9 M. 

Band  XVill.  Orobancheae,  Globularieae,  Labiatae.  Mit  142  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  10  M. 

Band  XIX.  Verbenaceae,  Boragineae , Polemaniaceae , Primulaceae,  Plumbagineae , Utriculariceae.  Mit  133 
Kupfertaf.  Subscr.-Preis  9 M. 

Band  XX.  Plantagineae,  Ericeae,  Phytolacceac,  Euphorbiaceae.  Mit  85  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  6 M. 

Band  XXI.  Rutaceae,  Zygophylleae,  Hypericineae , Empetreae,  O xalideae,  Lineae,  Balsamineae,  Geraniaceae , 
Malvaceae,  Tiliaceae,  Pindaceae,  Tcrebinthaceae  , A mpelideae,  Aquifoliaceae , Celastrineae , Staphyleaceae, 
Rhamneae,  Philadelpluae,  Aristolochiaceae.  Mit  107  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  8 M. 

Band  XXII.  Rafflesiaceite , C ucurbitaceae , Campanulaceae , Onagreae,  Grosmlariaceae , Cacteae,  Myrtaceae. 
Mit  100  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  7 M. 

Band  XXIII.  Papilionaceae  (Leguminosae).  Erster  Theil.  Mit  130  Kupfertaf.  Subscr.-Preis  9 M. 

Bei*  Subscriptions  - Preis  erlischt  vor  komplettem  Erscheinen,  voraussichtlich  im  laufenden  Jahre; 
öffentliche  Anzeigen  vorher  unterbleiben. 


yy 


ffyiefmrU. 


/Mc, 


IWaUnuiilnuiiti. 


ifölaitMtittüi*. 


SpicßMättrip  HflJtfce 


;<ltijrtcnblattrige  Wcibf. 


j^i&fUu'crtueibc. 


-{ " iälcittbiättrigjc  IteiiUL 
StljtrmimuMU^ 


~ 


Sdjtunrjcr  $laultacrtraunu 


Cuvrzn&'l 


/■:*.  // 


'j&tu-va  e 


/&:<£/£ 


, /P  S j? 

iZStä&dwtj  MrjjeHmuut, 


ßurijroctjnt, 


-i 


*3crhcnhnx>t^rii!j. 


©uter  ijetaririf. 


80fenmdfce. 


Urmljljöftriöcr 


tfnsrSjkrßut. 


ßwrpeibluitu« 


.-g 


^seJfrürf|t{0C5f  Leimkraut 


ttiikcnbts  Hirnkraut 


ßuljkrmit 


/ c? 


JScZ 


Sifpiflts  ®ip9hliuurt)fn. 


' 


' * , 


fiiwtigtr  SpJrtUiag, 


s ßleUrig*  ffl itzt. 


JTs. 


s'/vw.cYa-, 


/ / 


w G&zeJ.  $fti;tttim. 


,'Z€*Z'. 


törflfirlumtg**  Sjn&Jtmk 
Löf  <$u*niJ£lMätirigi‘$  Smtfchrßut. 


lättttUJlblütiQfjö  tfjornhrnut. 


J* 


-JZ. 


SrijmaiMfittriges  Hornkraut, 


(Sratrmer  Portulak. 


sl. 


ßteiit*$  ^ucükrmit, 
iBnö?  - (Qufilfcrmit 


* 


Corte, 


^U^n-Södw?ttblumf. 


(Scmciitf  Utotoreta, 


yf  • 


tämtitu  %lptnttbt< 


IHrfsKrsutc- 


cSt 


'{£L. 


/> 


$mn-,2tu£w*mc* 


'SV-  r / *i  '/2  t/;?rrc/ar^at'. 


r /?  f‘>  /'  ryffj 


& 


jffriiWtajs-aiwnis. 


JWe. 


(Örö^rr  IJmwnhd. 


JW.e. 


«fri&Hanutthel. 


<&& 


* 


cy7^z?i4t4u^uz4>0tze' 


SturmljutMäiinser  SinnunkeL 


me. 


Winterling. 


^uffyclfclttitufcn. 


- SrijmankümmsL 


3üp*tt-^ftrlßkinsMume. 


Storks  Sturm  tiut. 


Cljrißüpljskrmtt 


-^5 torattra-totrwft. 


Sdjlof  ober  Saatmoljm 


tööuljfrürijttgcr  4*t0jjn, 


~/7 


^0t£r  ^ormrcaljn. 


I 


SdjöiUurmU. 


Ringer -CertijettJV0rn. 


iS 


fflornijcr  töapjrrrttftrauiii. 


©ölMatft. 


UUaflTerkrcffje. 


®ttrm-<öänf*fcr*f]je» 


s Sani>-<!5ättfcfcn;fl*. 


lUicftn-Sitfnumknutt 


ttadttjtengdig* 


ii)£Üerkrmit. 


Steinkraut 


Jlmwrttte  «tHöitböiolf 


45art*n  jfltantoiolf. 


Mzsxfenf. 


Ofammf  fllwtjtotol*, 


(ßartenftruff*. 


Heft- 


SdjmaUUättrigs 


m 


J ( 0 


ßräijfitfufj, 


ttlojjlrinijfttiit*  Dfildjen. 


ßr*UnJtfrij*s  Ctjh:0siij£tt. 
<6nllifät&  (Eißrösifan. 
SaUttifclättrixjw  €\$vö$tk}tn. 


zzaz^ 


^JZZTs 


jT  ^feffeTftüdjtiger  tonnet. 

£eet)0mmmi|jer  STännet 
Z IBUrtelMnttrifler  tonet. 


KunWättriger  Sonnentau, 


SWjamttekrflHt. 


ßttorij. 


Stfinlinic« 


' 


$ l 

Date  Due 

1 

s 

1 

7 

1 

L 

k 

1 

1 

1 

i 

1 

i ■ 

1 

ZJ 

y 

■ 

1 

l 

r 

■ Library  Bureau  Cat.  No.  1137 

WELLESLEY  COLLEGE  LIBRARY