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Full text of "Real-encyklopädie für protestantische theologie und kirche"

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STANIKT YRTN AT TVERSITY: 
DIN VYINDVIBINDAL I 


u 


LIBRARY 


Renl-Encyklopädie 


protejtantiihe Theologie und Kirche. 


Unter Mitwirkung 
vieler proteſtantiſcher Theologen und Gelehrten 


in zweiter durchgängig verbeſſerter und vermehrter Auflage 
begonnen von 
D. 3. 3. Herzog F und D. G. J. Pitt + 
; fortgeführt von | 


D. Alb. Hauck, 


orb. Profeſſor der Theologie an ber Untverfität Erlangen. 


Bwölfter Band. 
Pius II. bis Ring. 





Leipzig, 1883. 
J. & Hinrichs'ſche Buchhandlung. 


er 


202 
—582 


„Alle Rechte vorbehalten“. 


710320 


Drud von Junge & Sohn in Erlangen. 





2 Pius 11. 


Palaft des Kardinals Albergati. Lehterer nahm ihn in feine Dienfte und als ie 
nen Sekrelär zu jenem Kongreſs mit, der 1495 in Arras den Frieden zwiſ 
Burgund und Karl VO. von Frankreich vermittelte. Bon hier aus machte Pic- 
colomini im Auftrage Albergatis eine Reife nach Schottlaud, die ihm beinahe 
ein Grab in den Wellen bereitet hätte; das wärend der Lebendgefar getane Ge— 
fübde, barfuß zu einer fchottiichen Kapelle der Jungfrau Maria zu wallfarten, 
zog Me da er es zur Winterzeit einlöjte, die Gicht zu, die er nie wider verlor; 
doc ſcheint feine Buße nicht eine ſehr tiefe gewejen zu fein; für ae loderen 
L2ebenswandel nach der Wallfart ift der Umftand beweifend, daſs ihm bald nach 
jener Reife eine Schottin einen Son gebar. 

Als Aeneas Silvius im Frühling 1436 nach Bafel zurückkehrte, trat er nicht 
wider in die Dienſte Albergatis. Leicht fand er Verwendung und Unterhalt als 
Sekretär bei anderen Konzilsprälaten. Wie fo mande Kopiften und Schreiber 
erlangte auch er, obwol er noch nicht einmal Priejter, fondern exit Pjalmift war, 
Sitz und Stimme im Konzil. Dasfelbe follte eben die Enticheidung fällen, an 

Orte die Zuſammenkunft der Griechen mit den Abendländern zum Zwecke 
einer Union ftattzufinden habe. In feiner erſten Monzilsrede fuchte lomini 
die Wal auf Pavia zu Ienfen, one einen Erfolg zu erzielen, aber er erreichte 
doch den geheimiten Bwed bes glänzenden Vortrags, die VBerfammelten auf den 
redegewandten Schöngeift aufmerffam zu machen, der jeder Partei, felbft der 
päpftlien, eine Schmeichelei zu jagen wufäte. Bekanntlich wollte Eugen IV., 
um weitere, tief in das Fleisch der Kurie einfchneidende Beſchlüſſe zu verhindern, 
dad Konzil aus Bafel in eine italienifche Stadt, womöglich nad) Florenz, ver— 
legen, und daſelbſt die Verhandlungen mit den Griechen eröffnen. Auf dieſen 
Vorſchlag einzugehen, weigerte fich die Majorität der Bafeler Kirchenverfamm 
bon ihr jagte ſich 1437 die Minorität los und begab fi zu Eugen IV.; 
Stojß fi) Aeneas Silvius nit an, obwol er damals der Sekretär des Kar— 
nal3 Cervantes, eines VBertreterd der päpftlichen Ansprüche, war. In dem vom 
Bajeler Konzil gegen Eugen IV. gejürten Prozejs, der am 24, Januar 1438 
au Suspenjion, am 25. Juni zur Mbfegung des Papſtes fürte, muſs Aeneas 

ſvius immerhin eine Nolle gefpielt haben, fonft wäre e3 faum erklärlich, dafs 
ihn die Kirchenverfammlung mit der Beit zu ihrem Schreiber, dann zum Abbrer 
viator, ſchließlich zum Oberabbreviator ernannte, ja fogar in den ſehr einfluſs— 
reihen Ausſchuſs der Zwölfmänner mwälte. Auch rühmt fich Aeneas Silvius, 
dafs ihn die Synode oft mit Geſandtſchaften betraut habe. Auf dieſen ſcheint 
er, wie ein galantes Abenteuer in Straßburg mit einer Brittin beweift — bie 
ihm dem zweiten Son gebar — feine finnliche Natur dafür —— t zu haben, 
daſs ſie Ki in Bafel unter Augen des Konzils vor groben ferucllen Vergehungen 

en muſste, die doch auch einem tonſurirten Pſalmiſten, obwol ein ſolcher noch 

Keufchheitsgelübde übernahm, ſchlecht zu Gefichte ftanden. Wie früher im 
Schottland, fo ift Piccolomini jept ein zweites Mal wie durch ein Wunder dem 
Tode entronnen ; die im Sommer 1439 Bafel verheerende Peſt hatte auch ihn 
ergriffen. Schon war ihm das Biatikum gereicht, als eine Kriſis eintrat; der in 
Bafel bereits —— genas völlig. 

Das Baſeler Konzil fur fort, den Aeneas Silvius auszuzeichnen, es beſtimmte 
Em umMitgliede des Konklaves, das nun nach Abjehung Eugen IV. einen neuen 

ph mwälen jollte; doch der an ein Leichtfertiges Leben allzu gewönte Biccolomini 
ſchlug diefe Ehre aus, da er, um Mitglied der Walverſammlung zu werden, fich hätte 
zum iakon weihen lafjen und das Gelöbnis der Heufchheit ablegen müffen, Troßdem 
bertrug ihm in Gemeinfchajt mit einem Anderen das Konzil die Aufficht über 
die äußere Ordnung des Konklaves, aus dem als ermwälter Papft der Rt 
Amadeus bon Saboyen hervorging; er nannte fich Felix V. (f. d Urt. Bd. IV, 
©. 522). Unter den Abgefandten des Konzils, die diefem im Januar 1440 feine 
Erhebung auf den Stul Petri anzuzeigen hatten, befand fich auch Aeneas Silvius, 
der nicht une nachher von Felix V. zu feinem Sekretär in Konzilsſachen ers 


nannt wurde, 
Bald nach der Abfegung Eugen IV. hatte Piccolomini feine Kommentarien 





4 Pius Il. 


ift etwas Nichtswürdiges, was dich noch nicht ein Greis fein läfst; ich will aber 
deinem Gelüfte dienjtbar fein und deine alte Sinnlichkeit kipeln“' fondern in 
öherem Grade feine aus dem Augujt und September 1444 ftammende Komödie 
ſis, von der ein Kenner urteilt, „dafs fie zwar einen glänzenden Witz und 
eine innige Vertrautheit mit den Boten und Obfcönitäten der römischen Dichter 
beweift, aber im übrigen einer Auffürung im Bordell durchaus würdig ift, wie 
fie denn unter Dirnen, Dirnenjägern, Kupplerinnen und änlichen Unflätigkeiten 
—— Auch wird das Zeugnis, welches in den die Bitte um Beſorgung einer 
bel begleitenden Worten für eine ſittliche Umwandlung zu liegen ſcheint, durch 
ſpüteren Brief vom 1. Juni 1445 entkräftet, in dem wir ganz 
en des Aeneas wie in dem vorhin eitirten Schreiben an feinen Vater 
bom 20, September 1443 begegnen. Heißt es bier doch, „ich wundere mich nicht, 
dafs der Menſch nach dem Menſchen entbrennt, und ein änliches Geſchöpf auf- 
ſucht, das ift eben menjchlich und dieſes Begehren liegt in der Natur. Wenn 
aber jemand niemals ein geliebt und zu feiner in Liebe erglühte, jo war 
er ein Gott oder eine Beſtie“. Allerdings Hat e3 den Anfchein einer tieferen 
Sünbenerfenntnis und einer hieraus entipringenden Umkehr, wenn Biccolomini, 
der noch am 18. Februar 1444 einem Freunde brieflich erklärt hatte, daſs er 
nicht in dem geiftlihen Stand treten wolle aus Furcht dor der in demjelben 
bewarenden Enthaltfamfeit, num am 6. März 1446 von fich meldet: „Ich 
Subdiafonus, was ich zu werden einft überaus fcheute. Uber es ift bon mir 
jener Leichtfinn des Geiſtes gewichen, der unter den Laien zu wachjen wünfchte*. 
Der Eindrud der Neue und der aus ihr entfprungenen Abwendung vom Lafter 
wird noch derftärkt, wenn wir in einem Briefe des Aeneas Silvius vom 8, 
1446 an einen feiner vertrauteiten Freunde lefen, „der ift ein elender 
und der Gnade Gottes nicht teilhaftig, der micht endlich zu feinem befjern Inne— 
ren zurückkehrt, im fich geht, feinen Wandel befjert, der nicht Darüber nachdenkt, 
was nach diefer Welt in einer anderen fein wird; ich habe genug und über 
ft, ſchon gehe ih in mich, o! möchte es nicht zu fpät fein”. gedoc) 
en diefe Worte zugunften einer religiög-fittlichen Erneuerung zu deuten, 
indert und der Umftand, dafs der Verfaſſer diejes Briefes einige Beilen weiter 
e frommen Äußerungen felbft mit den Worten für Phrafen erklärt: „Doc 
was foll zwifchen mie und dir diefer Ernſt? Ich weiß, dafs ich vergebens rede, 
daf3 du mir nicht traueft; du denkſt, ich rate mit vollem Magen das Faften an. 
Sc geitehe es dir ein, liebjter Bruder, ich bin voll, ich habs fatt, ich habe mir 
an ber 8 dem Überdrufs geholt”. Dafs der tieffte Grund der Abkehr des 
Plecolomini von den finnlihen Ausshweifungen nicht Buße und Neue über bier 
ſelben, fondern körperliche Siechtum war, beweift die hier von ihm abgegebene 
Erflärung, dajs feine Schnen fo matt, feine Knochen fo morjch feien, dafs er „kei— 
nem Weibe mehr zur Lujt dienen“ und ihm „kein Weib mehr Luft bringen könne“. 
„Beim Herkules“, ruft er aus, „an ber Kenfchheit habe ich wenig Verdienſt, 
denn lafje mich dir die Warheit jagen, die Venus flieht mich mehr, als ich fie 
verabſcheue. ch ich danke Gott, daſs das Begehren nicht größer iſt, als das 
Können“. Angeſichts folder Außerungen ſollte man es doch nicht wagen, von 
einer Bußftimmung und einer allmählich ſich vollgiehenden Giunesänderung fowie 
von religiöfen Motiven beim Eintritt des Aeneas Silvius in den geiftlichen Stand 
zu reden! Je weniger berfelbe nun Gefallen an den finnlichen Freuden fand, 
um jo mehr an Erwerb und Geldgewinn. Cine ftaunenswerte Virtuofität ent- 
widelte er wärend feiner Amtstätigkeit am königlichen Hofe in der Pfründenjagb. 
Allerdings erwarb er fi) die Gunſt feines füniglichen Herrn nicht durch ſchriſt— 
ftellerifche Zeiftungen, wie er zuerſt gehofft Haben mag, fondern durch diplomatische 
Geichidlichleit. Seine Bemühungen, den Humanismus nach Deutfchland zu ver— 
pflanzen, waren nur von geringem Erfolge gefrönt; er beklagte ſich darüber, dajs 
d rſten in Deutſchland die Poeſie gering achten, und droht ihnen, dafs, went 
Dee und Hunde lieber halten ald Dichter, fie ruhmlos wie Pferde und 
H ſterben werden. Unter den deutſchen Verhältniſſen wolgefült hat er ſich 
nie; bie Deutſchen waren ihm Barbaren, deren Fürſten, Adel und ſtudirende Ju— 





6 Pius IL. 
bewirken. Den erften Dank für alle feine Bemühungen um die Anerkennung bed 


g er don biefem in der Form feiner Ernennung zu 


römischen Papftes empfin 
deſſen Sekretär. Bon Rom eilte Aeneas Silvius zu dem Frankfurter Reichstag, 
der am 14. September 1446 eröffnet wurde. Mag nun Piccolomini feinen Ans 
teil an ber Sprengung bed in gleicher Weife gegen Friedrich III. wie Eu: 
en IV. gerichteten Hurfürftenbundes und feine Verdienſte um bie ber 
Mojorität der I Frankfurt berfammelten Stände zum Gehorfam gegen ben 
röm. in einer bis zur wiſſentlichen Entſtellung der Tatſachen übertreibeu— 
den Weiſe ſchildern, jo bleibt doch immerhin das Faktum beſtehen, daſs er bie 
Stimmung des Frankfurter Reichſtages, die im Anfange feinen früheren 
den Papit des Bajeler — zu großen Hoffnungen berechtigte, in eine ſei⸗ 
nem neuen Herrn, Eugen IV., günjtige umzuwandeln gewufst hat. Hier in Frank— 
furt legt er die zweideutige Haltung ab, auch den Abgefandten des Bajeler Kon— 
—* gegenüber vertritt er ſeinen neugewonnenen Standpunkt eines entſchiedenen 
rteigüugers Eugens IV. Daſs er zu der Geſandtſchaft gehörte, die dieſem ._ 
furz dor feinem Tode am 7. Februar 1447 die Obedienzerflärung Sriedrich HI 
und des größeren Teiles der deutfchen Nation überbracdhte, war bei feinen Ver— 
dienjten um das Zuſtandekommen derjelben jelbftverftändlich. Zur Zeit der Wal 
Nikolaus V. (j. d. Art. Bd. X, ©. 571 ff.) weilte er noch in Nom und trug 
bemfelben bei der Krönungsfeier das goldene Kreuz vor. Dem an den Hof Fried— 
rich III. zurüdfehrenden Aeneas folgte dorthin als weiteres Zeichen der bes 
neuen Bapftes die Ernennung zum Bifchof von Trieft. Noch immer war der Einfluſs 
des Aeneas Silvius am lönigl. Hofe im Steigen begriffen. So ward er zu einem ber 
fönigl. Unterhändfer beftellt bei dem berüchtigten Wiener (Afchaffenburger) Kon— 
forbate vom 17. Februar 1448, welches Deutſchland um die wichtigſten Errums 
— ber Baſeler Kirchenverſammlung brachte (ſ. d. Art, Konkordate Bd. VIII, 
er Auch trug er durch fein Bureden viel dazu bei, daſs Friedrich II. am 
20. Zuli 1447 den Bafelern gebot, den bort verjammelten Konzilsvätern das 
freie Geleit aufzufagen, 

Mit einer großen Zal wichtiger diplomatifher Miffionen wurde Piccolomini 
von Friedrich III, betraut. Zweimal begegnen wir ihm in Mailand, 1447, um wegen 
der Ansprüche Ri unterhandeln, die der König nach dem Tode des letzten Vis— 
conti auf den Befih der Stadt machte, ımd dann 1449, um die Hilfe feined Herrn 
gegen den die Stadt belagernden Sforza anzubieten. Mag nun auch Aeneas Sil- 
vius für eine kurze Zeit in die Fönigliche Ungnade gefallen fein und ſich aus die— 
fem Grunde in fein Bistum Trieft zurüdgezogen haben, jo errinnerte ſich Friede 
rich HI. doch ſchon 1450 wider des gewandten Diplomaten, ben er jeßt nach Rom 
zu Berabredungen wegen der Raiferfrönung und nach Neapel zum Abſchluſs feis 
ned Ehefontraftes mit Leonore von Portugal fendet. Auf der Reife nach Stalien 
wurde Biccolomini Bifchof feiner Baterftabt Siena; und als er beide Aufträge zur 
volliten Zufriedenheit des Königs audgefürt, erhob ihn diefer in den Reichsfürſten— 
ftand und zum föniglichen Rathe. Um die aufgeregten Böhmen, die von Fried— 
rich II. die Auslieferung des von diefem immer noch zurüdgehaltenen Ladislaus 
Poſthumus verlangten, durch Vertröftungen zu beruhigen , ging Aeneas Silvius 
im Auftrage des Königs 1451 zu denfelben, bisputirte mit ben taboritifchen 
Geiftlihen über die Berechtigung des Laienkelches und mit Georg Podiebrab 
über die Gültigkeit der Bafeler Kompaktaten. Dem nad) Rom zur Kaiſerkrönung 
aufbrechenden Friedrich II. fürte er am 24. Februar 1452 die Braut nad Siena 
entgegen, nub ald Vertrauter feines Herrfchers wurde er vielfach zu den Be— 
ratungen desſelben mit Nikolaus V. vor und nach der Kaiſerkrönung hinzugezogen; 
daſs trotzdem der Bapft damals dem vom Kaiſer fehr geſchätzten und um die 
römische Kurie hochverdienten Biſchof von Siena nicht den roten Hut verlich, 
erflärt fih nur aus einem nie gefchtwundenen Zweifel Nikolaus V. an der Au 
—— und Ehrlichkeit des Apoſtaten des Baſeler Konzils, 

ie ga egeiſterung, deren die Seele Piccolominis fähig war, bemäch— 
tigte ſich derjelben, als die Eroberung Konſtantinopels durch die Türken am 
29. Mai 1453 eine furchtbare Schmach auf die abendländifche Chriftenheit wälzte, 












; die Wal diejes Namens nicht mit einer € ee | 
ontich unbetannten Zerdirnfte des — er tung eine 
auf eine humaniſtiſche Spielerei mit dem „pius Aencas“ bes Bil ge 


Nom jubelte, als fi die Nachricht von der Wal des beim Volke 
bon Siena v te. Mit überfchwenglicd großen Erwartungen u 

Forderungen traten —* mit der päpſtlichen Krone geſchmückten Schöngeiſt und 
Sitteroten fe feine humaniſtiſchen Stollegen von der Feder entgegen; bitter war il 
ee Sie wandten 80 mit poetiſchen Ergüſſen, mit Widmungen, 
—— ften Bitten um Geld an Pius II, der nur einigen unter ‚ wie 

dem Jacapo Ammannati und dem Giantonio Campano feine Gunſt duch Geichente 
und ng kirchlicher Würden bewies; Lehterer, ein heiterer 
wie einft Silvins, wufste Pius IT. in den’ — Stunden 


— — überbot. Daſs Pius II. 
nicht in den Bahnen Sol wandelte, dafs fich nur über die —— der 











10 Pius II. 


nr der ihn um fo mehr erfreut Haben mag, als es bon —— 
nge vorher in einer Rede mit beikenbem Spott dar —— hatte, 
—* Heiligkeit die —— der Liebesbriefe aus Italien zu den deutſchen 
— habe. Das Facit, das Pius I, aus allen feinen andlungen 
mit den Fürften oder den Abgefandten derjelben fowie den ital a. 
blifen ziehen muſſte, war, daſs Staten und Städte ſich dem Machtworte der rös 
miſchen Kuvie wicht mehr fügen wollten, daſs der Stuf Petri infolge der Noms 
zilien von —— und Baſel und ihrer Theorie von der Äherorduung einer alle 
— Kirchenverſammlung über den Papft viel an Anſehen hi Aa, 

Verftimmung über den nicht abzuleugnenden Mifserfolg des Fi 
fam hinzu, um in Pins II. den Entilufs reifen zu lafjen, durch eine Füne Tat, 
wie er ‚ das aan in feine frühere Stellung zurückzuverſehen. — 
willigung der Kardinäle und der Prälaten veröffentlichte ev am 16. 
die berüchtigte Bulle „Execrabilis et pristinis temporibus inauditus*, im ı 
er über je pe ber „getrieben dom Geifte des Aufrurs“, vom römi Biiheh 
dem Stellvertreter —* Chriſti, obgleich jenem in der Perſon des hei Petrus 

eſagt ſei: weide meine Schafe ‚ und was bu auf Erden bindejt, ſoll im 
Simme gebunden fein, an ein allgemeines —— zu appelliren wagt, das 
——— fällte, und alle ſolche Provokationen „für ketzeriſch und a 
lich erflärte, kaſſirte und völlig annullirte*. Jeder, der fermerhin bie! 
übertritt, fol, „wenn er aud in der Eaiferlichen, königlichen oder Söfigen 
Würde glänge, ſchon im unmittelbarer Folge der Tat dem Fluche verf 
welchem er nur durch dem römiſchen Biſchof und angeſichts des Todes fi 
chen werden kann“. Mit diejer, jede Appellation an ein Konzil zur 
ftempelnden ügung vinbizirte fih Pius IT. als dem Stellvertreter 
Eprifti die Infallibilität; daran kann man ermeffen, welch eine Ent 
ihn don dem Standpunkte des Aeneas Silvius trennte, der einft in Bafel 

uperiorität des Konzil über den Papſt in Wort und Schrift verfochten hatte, 
Mit diefer Bulle „Exeerabilis“ Hat Pius I. zugleich jedes Streben nad) .- 
Kirchenreform zu erfticen gefucht, obwol er als Glied des Bafeler Konzils die 
Neformbebürftinfeit der Kirche beſſer als irgend ein römiſcher Prälat kannte, 
Der radikale Bruch Pius II, mit feiner Vergangenheit bewiefe allerdings eine 
dem Bapaljyftem innewonende unmwiderftehlihe Macht, wenn man annehmen könnte, 
dafs Aeneas Silvius einft aus reinjter Begeifterung fi) zum vorwärts drängenden 
Verfechter der Anfprüche des Baſeler Konzils aufgeworfen hätte, War aber, mie 
man zu behaupten allen Grund hat, die Triebfeder feines Redens, Schreibens und 
—— zur Zeit des Baſeler Konzils und auch nachher die Mearime, unter jeder 

ge Bu fegeln, die ihm Gewinn und Ehren in Ausficht ftellte, jo erſ 

ee bfall Pius IT. von den Theorieen des Aeneas Silvius als das Schluſs— 

lied in der großen Kette von Gemiffenlofigkeiten eines an feine feften Grund— 
äße gebundenen, nur dem Uugenblide und dem Nutzen Rechnung tragenden 
Schmeichlers jowie Spielballed der jeweiligen Beitftrömung. Nachdem Pius I. 
am 14. Januar 1460 die Bulle nach einem feierlichen Hochamte hatte verleſen 
laſſen, welche den Türken den Krieg anfagte und Sündenvergebung allen denen 
in Ausficht jtellte, die mindeftens acht Monate im Sreuzheere dienen oder doch 
auf ihre Koſten einen Krieger ausrüften und befolden, oder aber im Falle ber 
Armut den zehnten Teil von den Koſten der Ausriftung und Befoldung eines 
Kriegers tragen wollen, ſchloß er am 19. Januar den Fürftentongrefs, 

Wärend Pius II. noch in Mantua weilte, brad in Süditalien der Krieg 
aus; bie nenpolitanifchen Barone beriefen aus Genua den diefe Stadt im Nas 
men” Karla VII. von Frankreich beherrfhenden Johann von te 
den Son Renés, des Kronprätendenten beider Sizilien, damit er fie als 
beherrſche. As nun Serrante don Neapel gegen den im Oftober 1459 am 
der neapolitanifchen Küſte gelandeten und im rajchen Siegeszuge vorwärts drin— 

enden Johann von Lothriugen-Anjon die Hilfe des Papftes erbat, ſandte dies 
‚2 ihm Truppen, die aber bald in dem Abbruzzen eine empfindliche Nieder: 
lage erlitten, Num aber traten die Barone der Eampagna, an ihrer Spitze Ever: 








12 Pius II. 






tend mit der Vernichtung feines Lieblingsplanes einer glanzvollen 
feines Neffen mit neapolitanifchem Gebiete gewejen. Bald mufste e8 nur 
an dem veränderten Benehmen Ludwig XI. bemerken, daſs er diefen aufs Zi 
gefränkt. Die Oppofition der Parifer Univerfität gegen die Aufhebung de 

mati Sanktion wurde vom Könige nicht unterdrüdt, die —— 
ben und des Parlaments über Bedrückungen und Angriffe der nicht 
Feier königliche Befchle erfolgten, die die Widerbelebung der alten 


2 







n bezweckten. Daſs unter fo bewandten Verhältniſſen Pius II, den 
u don Frankreich vergeblich an den Türfenfrieg manen ließ, nimmt micht 


T. 
Aber auch in Deutfchland wollte man troß des Verfprechens, das die beut- 
fchen Abgefandten zu Mantua gegeben, nicht zum Kampfe gegen ben Halbmond 
rüften. Der Papft fandte dorthin den Kardinal Befjarion, um den 3 
betreiben. Jedoch blieben die Bitten und Vorftellungen desfelben fowol auf i 
Neichtage zu Nürnberg im März 1460 als auch auf dem Meichstage zu Wien 
im September 1460 one jede Wirkung. Bertröfteten die Stände ihn dort mit 
der Zukunft, fo erklärten fie ihm hier, als er die fofortige —— des zu 
Mantua Pius TI. von den Deutſchen bewilligten Heeres forderte, die damals 
gebene Zuſage fei nicht verbindlich, geftatteten ihm auch nicht, den 
ten einzutreiben. Und Friedrich II.? Wol ließ er zu Wien dem päpftlichen 
ten die Verficherung erteilen, er wolle die Befchlüfje des Tages don Mantıra als 
Raifer zur Ausfürung bringen, aber er war machtlos. Schon verhandelte der 
König von Böhmen, Georg Podiebrad, mit den Kurfürften über die deutjche Kö— 
igäfrone, die er Friedrich III. zu entreißen gedachte. Vergebens warnte jenen 
us I, in einem Briefe vom 27. Nov. 1460, nicht nach mehr zu ftreben, als 
ihm von Gott befchteden ſei; der römiſche Stul werde es nicht dulden, dafs bem 
um die Kirche wolverdienten —— ein Unrecht geſchehe. Es kam ſchließlich ſo 
weit, daſs die Kurfürſten von Brandenburg, Mainz und bon ber Pfalz am 
1. März 1461 auf dem Aurfürftentage zu Nürnberg den Kaifer aufforberten, ſich 
demnächſt auf einem Tage zu Frankfurt zu verantworten. Auch erhob fich zu 
Nürnberg auf VBeranftaltung des Erpbiichors Baer von Mainz eine gewal 
Oppofition gegen Pius U. Diejer Diether von Iſenburg, der am 18. Juni1459 
um Grzbifchof von Mainz erwält worben war, ift der unverfönlichite Feind 
Rius I. Die Mifsftimmung des Erzbiſchofs rürte daher, dafs der Papſt feine 
Beitätigung der Wal an die Bedingungen geknüpft hatte, Diether folle feine Zus 
ftimmung zu dem im Reiche zu erhebenden Türfenzehnten erteilen und geloben, 
daſs er niemals an ein allgemeines Konzil appelliren wolle. Als endlich Bius I, 
bon biefen Forderungen abging, gewärte er die Beitätigung der Wal den Ge— 
fandten des Erzbifchofs nun unter der Yumntung, 20,650 Gulden für die Annas 
ten zu zalen. Dieje hohe Summe weigerte fich aber Diether zu entrichten. Auf 
dem Hurfürftentage zu Nürnberg appellirte er num für den Fall, daſs die Aurie 
ihre Forderung nicht ermäßige, an ein allgemeines Konzil; diefer Berufung tras 
ten die Rurfürften von Brandenburg und bon ber Pfalz bei. Zu einem 
füneren Schritt gegen Rom wuſste Dietrich die drei Kurfürften, an die fich 
noch der Erzbifchof von Trier anfchlofs, fortzureißen. Diefe und eine große Zal 


von Fürſten oder deren Botfchafter unterzeichneten bier eine Verwarung der ' 


deutfchen Nation gegen die Forderung des Türfenzehnten, gegen die Erhö 

der Tare bei der päpftlichen Beſtätigung der geiftlichen Würden, gegen die La: 
der zallofen Indulgenzen ꝛc. Auch fam bier eine „Einigung ber Fürſten“ zu 
Stande, in der dieſelben allerdings erklären, dafs fie fich „gegen Seine Heiligkeit 
halten wollen nad; Ordnung und Gefeg der heiligen allgemeinen hriftlichen Kirche 
und der heiligen Konzilien, jedoch gegen des Papſtes Geldforderungen ſich mit 








14 Pius 11. 


6. Mai 1458 heimlich einen Obedienzeid leiten müffen, in welchem er wol 
nicht direlt die Aufhebung der Bafeler Kompaftaten, der magna Charta der Utra— 
quiften, gelobte, immerhin aber den orthodoxen Glauben der apojtolifchen Kirche 
zu befennen und zu ſchützen verſprach, fowie „das ihm unterworfene Volk von 
allen Irrtümern, Sekten und Härefien, zur Beobachtung des waren — 
und orthodoxen Glaubens, zum Gehorſam, zur Gleichförmigkeit, zur Ver 
— ſowie — —— —* zen: Bob — 5 

ü en“. Bi . wollte nun den Georg Podiebra t eher 
it dem Königstitel nennen, als bis diefer in der Tat die Kirche Böhmens zum 
Gehorſam gegen Rom gebracht. Doc in ber jeiten Erwartung, daſs der Röı 
bald energiiche Mafregeln gegen die Reber in Böhmen ergreifen werbe, br 
Pius IT. e8 durch feine Legaten dahin, dafs 1559 die widerjpenftigen 
dem Podiebrad zu —2 verſprachen. Wir wiſſen bereits, daſs der Böhmen- 
Lönig nad) der deutjchen Krone trachtete, fie durch Unterhandlungen mit den Kur: 
fürften zu gewinnen dachte. Daſs aber berfelbe, da er eingefehen, dafs auf bie 
Kurfürften fein ficherer Verlaſs fei, fih 1461 an den Papſt mit dem von allı 
hand Zugeſtändniſſen in ber Neligionsfache begleitetem Geſuche gemandt 
ihn — eine Bulle zum römiſchen König zu ernennen, läſst ſich nicht 
Diefer —— Plan war ſchwerlich mehr als ein Ratſchlag ſeines 
tums, des Dr. Martin Mayr. Eins iſt gewiſs, daſs Pius U. nicht daran 
zweifelte, die böhmijchen Gefandten würden demnächſt erjcheinen, um die Wider: 
bereinigung ihrer Kirche mit Rom —— Es geſchah nicht; der Papft 
wurde miſstrauiſch; noch mifstrauifcher zeigte fi) Rokyczana, der in dem König 
einen Apojtaten und Verräter der Utraquijten jah; auf einem Sandta e amib, 
1461 ift Podiebrad genötigt worden, den Utraquiften, um ihre Aufregung zu 
befhwidhtigen, den Fortbeſtand der Bafeler Kompaktaten ausdrüdlih zu gas 
rantiren. Um nun auch nad) ber anderen Seite Hin zu beruhigen, fandte exe 
endlich im Beginne des Jared 1462 die oft berheifene Sefanbtfchaft an Pius II, 
die demſelben für Böhmen Obedienz leiſten follte, dann ihn aber um die Bes 
Ieitigung der Bafeler Kompaktaten bitten. Die Antwort des Papſtes auf dieſes 
—* ft bekannt. Am 31. März 1462 erklärte er „die Kompaktaten, welche das 

eler Konzil den Böhmen zugejtanden, für vernichtet und vertilgt”; fo handelte 
der Pius D., der einft ald Aeneas Silvins dem Papſte Ealirt II. an 
hatte, doch ja den Böhmen ben Laienkeld zu gewären, da der Genufs des 
mals unter beiderlei Geftalt dem orthodoren Glauben und der apojtolifchen Tra— 
dition nicht zumider fei, fobald er nur mit Erlaubnis dev Kirche erfolge. Ein 
unüberlegter Racheakt des Böhmenkönigs war es, dafs er den päpftlichen Legaten 
Fantinus de Valle, ber in feiner —— die Utraquiſten der Keherei, ihn 

bit einer falſchen ern de aka rönungseides befihuldigte, im August 1462 
ns Gefängnis werfen ließ. Vorher hatte Georg auf einem Hoftage gelobt, bei 
ber Kommunion unter beiderlei Gejtalt zu leben und zu fterben und da die 
Utragquiften ganz für fi) gewonnen. Nicht die Freilaffung des Legaten (Oktober 
1462), fondern die Fürſprache des Kaiferd Friedrich IH. für Georg Podiebrad, 
dem er die Rettung aus der Hand feines Wien belagernden Bruders, des 

ogs Albrecht, verdankte, lieh Pins II. zunächft von der Verhängung kirchlicher 

njuren über den Böhmenkönig gm Doc die ins Abentenerlihe ausartens 
den Projekte Podiebrads — ihren Urſprung nahmen fie übrigens in dem Mopfe 
bed überfpannten Marini, eines königlichen Rates — welche auf eine Verbindung 
Böhmens mit Ungarn, Polen, Frankreich, Venedig, Burgund zu einen über dem 
Bapft zu Gerichte jipenden Parlamente abzielten, nötigten Bis U. zu einem 
entjchiedeneren Vorgehen, Am 15. Juni 1464 befchloj3 er eine Vorladung an 
Georg Pobiebrad ergehen zu laſſen, der gemäß er fich binnen 180 Tagen wegen 
Keherei in Nom verantworten follte. Noch war aber dieſe Citation nicht abge— 
gungen, al3 der Mund deſſen, der über ben Löniglichen Häretifer den Fluch der 

che zu verfündben gedachte, fich für immer ſchloſs. 

Unter den von Pius I. mit den deutſchen Fürſten gefürten Streitigkeiten 

hinterläfst jedenfalls den peinlichſten Eindrud die mit dem Herzog Sigmund bom 





16 Pins 11. 


Sultan u wollen. Die Vorhaltungen diefes Schreibens, Mohameb I. 
möge dem $ ifpiet Konftantind des Großen und be a zum Ehtifenum über⸗ 
getretener Fürſten folgen, dann werde der Papſt in ihm den Kaiſer des Orients 
und Griechenlands erblicken, erſcheinen ebenſo wie die in dem Briefe vorgetragene 
ee Darlegung der Grundlehren der Kirche in einem hantaft 




























Caſtro ftürzte zum Bapfte mit dem Nufe: „Heute verfündige i S 
über die — er hatte die Alaungruben von Tolfa entdedt, deren järlichen 
Ertrag er jo Hoch jchäpte, dajs mit demfelben der Kre i verd 
könne. Auch glüdte e8 dem Papfte, die der Ausfürung eh Lieblingsplane 
entgegenſtehenden Feindſeligkeiten zwiſchen dem Kaiſer Friedrich III. und di 
Könige von Ungarn, Matthias Corvinus, im Juli 1463 — Im Septer 
ber dieſes Jares vereinigte Pius U, in Nom die Gefandten Burgunds und dei 
italienifchen Mächte zu einer Beratung über den Türfenfrieg. Jebt beſchloſs 
der Papft auch feinen Beitrag zum Kreuzzuge zu geben: er, der vom Gürtel ab 
gelähmt war, erklärte in einem Konfiftorium der Kardinäle felbjt den Türkenzug 
mitmachen zu wollen, um bie Ehriften dadurch, dafs fie ihn, ihren Lehrer und 
Bater, zum Tode bereit jähen, nad) fich zu ziehen; wie Mofes wolle er auf 
einem e beten, wärend das Volt Gottes mit den Ungläubigen fümpje, Die 
Kardinäle forderte er auf, gleich ihm das Kreuz zu nehmen, nur wenige i 
ben trugen aber nach dem gemiflen Tode Begehr. Am 22. Oft. 1463 erließ er bie 
Kreuzzugsbulle. Außer in Venedig und Ungarn fand fie feinen —— 
lipp von Burgund, die letzte Hoffnung des Papſtes, wurde durch Ludwig 
der Pius II. noch wegen deſſen neapolitaniſcher Politik zürnte, zur Hinausſ 
bung des von ihm feierlich gelobten Kreuzzuges genötigt. Am 19. Juni 1464 
trat Bius IT. feine Reife nah Ancona an, von wo er fi zum Kreuzzuge eine 
zuſchiffen gedachte. Krank reifte er ab, krank traf er dort ein, noch erlebte er 
am 12, Auguft die Ankunft der venetianifchen Flotte, doch ſchon am 15, 
verichied er, nachdem er das Abendmal empfangen und das, was feinem Her 
auf Erden am teuerjten gewefen war, den Kreuzzug und feine Nepoten dem 
ftehenben ans Herz gelegt hatte. Seine Leiche wurde nad Rom übergefürt w 
in ber Undreasfapelle der Peterdfirche bejtattet. 1614 find bie irdif er⸗ 
reſte Pins II. in die Kirche S. Andrea della valle gebracht worden. Pins 
auch noch den legten Ehrenkranz, den urn die Mit- und Nachwelt gewunden, 
dadurch zu entreißen, dafs man feiner Beteiligung am Kreuzzug mit einem Fileljo 
und anderen Gegnern des Papftes niedere Motive unterfchiebt, ift durch mie 
gerechtfertigt, ie Erklärung dafür, daſs er in feinem Greifenalter den ' 
auf einem Kreuzzuge fuchte, gibt jene Rede, in der er ben Kardinälen 
nen Entſchluſs der Beteiligung anfündigte mit folgenden Worten: „Sterb 
müſſen wir doc einft... . Selig die im Gehorfam des Herrn fterben. Ein 
guter Tod fünt ein übles Leben. Wir meinen, es gefchehe wol mi 
uns, wenn es Gott gefallen follte, daſs wir in feinem Dienfte unfere Tage em» 
digen“. So verſönt uns der Tob des Kreuzfarers mit dem Leben des 
niften Aeneas Silvius und des Papſtes Pius I. Was er auf dem Konzil zu 
Bafel verfochten, was er zu befjen Ruhm gefchrieben, Hat er unter Berufung auf 
Auguftin, der auch in feinen Netraktationen feine Irrtümer befannt, im der Bulle 





18 Pius It. 


Quellen: Pi II., pontif, m. commentarii rerum 


hr ra suis contigerunt ... Frankf. 1614, seit Rabe 
EEE En Fer 






















hr A 


—— rem 4 Die Briefe des 
Su abe 35 —— die er Ausgaben find die Edit. € 
— * 1478 e Edit. Norimb. von 1481 (1486 zum zweiten, 1496 zum 1 
Male aufgelegt), fowie die Edit. Basil. in desAeneas Gilvius opera « 
sel 1551 (zum zweiten Male aufgelegt 1571). Die Briefe, die uns t 
Adreſſe und Datum überliefert find, in eine chronologifche e Orbmung au 
unternahm zuerft Dee (Bonn 1853), mn unter ung einer g 
don Handforiffen und — ac Mr bon 46 bisher umedirten 
t in dem Archiv für ara hichtsquellen, 6. | 
‚©. 321 ff; Leider find ——— die Briefe des Aeneas Silbins, welche in 
Fe 2: —— F öl befindlichen Autographen-Eodices enthalten find, n 
nicht ebirt. ale ns U, finden fich bei Cocquelines, Hellas mplis- 
sima —— t. in. p- 3, pag. 91eq.; bie Retraftationen Pius IL. fi * 
De —* bei Car. Fea, Pins O., Pont. max. calumniis \ 
1 sq. und pag. 148— 164. Die Commentarii de gestia! « 
Bas dene; Sins os fh in Silvii opera — 
p. 1sq.; bier e anderen angezogenen hen 
hiſchen Werke abgedrudt, mit schen cher es zweiten Gefchicht wer! 
Bank — Konzil, das von Car. Fea a. a. ©. p. 31sgq. edirt iſt umb ber 
historia Friderici III, die fi) bei Kollar, Analeeta Monumentorum. omnis aevi 
Vindobonensia, tom. I, Vindobonae 1762, p. 1 sq. findet, jowie des 
dialogorum de generalis Coneilii authoritate, welches ebenfalls bei Kollar 
ift. Die Neden Pins IT. find gefammelt in Mansi, Orationes politieae 
siasticae Pii II, 3 vol,, Lucae 1755—59; —— Annales eccles, 
1458—1464. Vergleiche auch die beim Axtifel „Basler Konzil“ I, ©. 125 augen 
gebenen Duellen x. 
x Litteratur: en Vitae et res gestae — — ab 
ldoine recognitae, t. II, Romae 1677, p. 999 ilh. Franz Wo 
Entwurf einer vollftändigen Hiftorie der rim. Päpſte, 2, Ausg., © t 
©. 359 ff.; Arch. Bower, Unparth. Hiſtorie der — Päpfte, üb von 
Rambach, 9. Theil, Magp. und Leipz. 1772, ©. 299 ff.; Helwing, de Pii I, 
. . rebus gestis et moribus commentatio, Berolini 1825; Delscluze, A. 
eolomini, in der Revue de deux mondes, 1833; Beets, De Aeneaeßilvüi 
erg we mutationis rationibus, Harlemi 1839 ; Hagenbad), Erinnerungen 0 
ilv. Piccolomini, Baſel 1840; Chmel, Geſch Kaiſer Friedrich IV. 
2, Bb,, Sambung 1843; Scharpf, Nicot. v. Eufa, Mainz 1843; Verdiöre, 
sur Aen. Silv. Piecol,, Paris 1843; Dür, Der deutjche Kardinal Nitol, von 
Cuſa, 1, Bb., Regensburg 1847, ©. 169 ff. x, 2. Bd., ©. 119 ff, ©. 142 
emann, Aen. Silvius als rediger eines allg. Kreuz ugs gegen bie 
1855; —— eſch. der Stadt Rom im Mittelalter, 
1857, ©. 487 TA ©. 512f.; Püdert, Die kurfürftlihe Neutralität wärend Ded 
Basler Konzils, Leipzig 1858; Gengler, Über Aeneas Silv. in — 
Beute = tögeichichte,, Erlangen 1860; Christophe, Hist, de la 
sitele, vol, I, Lyon et Paris 1863 ; Georg Voigt, Eneo 
Eiiviode Ser als Bapit Pius IT. und fein Zeitalter, 3 Bbe., Berlin 1856 bis 
1863, ift das wertvollfte Werk über Pius IT.; Palacky. Geſch. von Böhmen, — 
2 — 8 König Georgs Regierung 1457—1471, Prag 1860, ©. 80 fi.au; 
Brodhaus, Gregor von — Leipz. 1861, S. 16 ff; Fäger, Der & | 
des Nitol. - ufa mit —— Sigmund von Öfterreich, 1 1. Bd., Juns⸗ 
brud 1861, ©. 817 ff. ıc., 2. an ©. 44ff. x; Jordan, Das Königtum 
von podiebrod, Leipz. 1861, S. 4sfl. 1.5 Petrucelli della Gattina, Hi 











20 Pius 111. Pins IV, 
























nit — VLe 

Ei = Art. Aerand NE DB. 1, & .. 272 ff.) zw dev r 
it „eig Hatte, enblich den verdienten Lom ; 

flüchtend, vertraute Cäſar mur noch auf den 

Mr — Per en feiner Krönung am 8. Oftober 1503 fi 

wach ae as die bejchwerlichen Geremonieen teilweife umterlafien ® 
bereit am 18. Oltober dieſes Jares. 


Oueilen: Historia Platinae de vitis pontifienm Roman. . 
—— accessione nunc illustrior reddita, Coloniae Agrippinae 166,7 
—— Vita Pii J in Muratori: Rer. Ital. Ser. t. III, p. 


termpore Pauli II, ibid, . 1030; au 
bei bei Aulius I u. (f. ?. At 3b. VO, ©. 803) angefürten Quellen. 
Litteratur: Ciaconii vitae et res gestae pontif. Rom, ” zust, 

doino rocognitae, tom. II, Rom. 1677, p. 1048 2 und tom. 
Arch. Bower, Unparth. — der Rz Bäpfte, überf. von J hu 
—* ya u, Pa 1772, © Wi Fi Neumont, Geſchichte der Stabt 9 
erlin 1878, Gregoroving, eſchi te 9— 

Yon im nie $ 8. Band, SC, —— 1881, S. 12 
Zi 


Pius IV., Papit von 1560—1565, beitieg in einem für das Pap 
ſchen Beitpuukt den Stul Petri, Sein Vorgänger, Paul IV, (Earal ee | 
einmal eine Regierung im Stil der Gregore und Aumocen e berj er die 
unfluge Leidenjhaftlidfeit, mit welcher Paul feine hochgeſpannten ir ungen 
ber gen Belt gegenüber geltend zu machen juchte, hatte überall, ſelbſt 
tholiſchen Ländern, zur Beihädigung der päpftlihen Macht gefürt. Dar eben 

atte der Eliadzorn, mit dem der Papft, wie zum Troft dafür, dafs feine großen 

äne zur Heritellung der Macht feiner Kirche geſcheitert waren, wei ig tens 

ſeinem Rom allem ungeiſtlichen Weſen ein Ende machen wollte, daup 
ſtadt entvölkert und durch Fate Haubpabung der Inquiſition mit $ 
Schreden erfüllt (f. den Art. X 82). 

Nach feinem Ableben am 18. ehe 1559 galt e8, einen Nachfolger zi 
len, der befonders taftvoll und ſtatsmänniſch gewandt, weitherzig und *— 
unkirchlich gefinnt, milde, aber herrſchverſtändig fein mufste, wenn De 
Erfolge des Pontifikats Pauls IV. einigermaßen wider gut gemacht A 

eg e banerten die Verhandlungen der Kardinäle; exit gegen Ende des 
— 5 * e ſich zur Wal des Kardinals rer Angelo Medici, der den 6. 
re — gekrönt wurde und den Namen Pius IV. annahm. Die Wal war eine 
8 

Johann Angelo Medict war ein mailändifcher Emporlömmling, der mit der 
Bamilie der berühmten Medici in feinem Zuſammenhange ftand; unter drückeuden 
äußeren Verhältnifien hatte er die Rechte ftubirt, war Doktor geworden und 
hatte fid) einigen Ruf als Juriſt erworben; da Hob ihn fein Bruder Giaucomo, 
ein tapferer, glüdlicher und erbarmungslofer Soldat, der fih in faiferlichen Dienz 
ften nad) und nad) bis zum Marchefe vou Mariguano emporjchwang, mit ſich 
aus ber Dunkelheit empor. Er verfchaffte ihm die Mittel, fich in Nom im are 
1527 bie Stelle eines Protonotars der Kurie zu Faufen; nachdem Johann er 
aber einmal auf diefem Poſten war, lieh ihn feine bedeutende Geſchäftsgewandt⸗ 
heit raſch an Clemens VII. und Baul III. Gönner finden, die feine Dienfte in 
eiuffufßreichen Stellungen gebraudten. Und als nun fein Bruder, ber Marcheſe. 
durch feine ©: Gabe mit einer Orfina, ber Schwägerin Peter Ludwig Far 
neſes mit den Nepoten des Papſtes in Verbindung trat, kam Johann Angelos 
Verdienſten noch die Macht diefes Einfluffes zu gute; infolge davon wurde ee 
im Jare 1549 von Paul II, zum Kardinal ernannt. Seine einflufsreihe Stel 








Vie IV. a 


iser ır Kom mm er jehnch cmorker, o!& ou! IV, zur Ropierim Yom. Die 
Sumer, De bier mm emmher m ®erieomg Immer, mocer je noir, mE 
Ne Im ın enper Bermmnbimg neher enonler böree hrücher mm. Vo om 
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Sem: Regierung bescen eT on Im cincm kite, meldur rn um der Re 
permmr iemes Qrroimorrs Deren derdieden mer Sein eriker EN er 
Einberr rue ollarmrine Ammetne für clr& dasrenioe, maa ımfalae NT tamaltearie 
iher Arĩ noh dem In Roms IV. in Rom gridehen mar. Droe Wie 
ten: Erizreren& herabigte die amwacreamen German. und nk Id aadhlaiende, 
ans; Trcmnrähr md !emrielige Venebmen Des aemen Wiries gacmarr idm 
sm Zor zu Zay mebr Die Serien des Qui And die Induiſirida ſing am, 
amı& von ibıen Säreden zn verlieren: denn odwol Wins IV, nidt wagte, Die 
ſtenden Iaamtnionsaeiege feines Vorgängers dufzudeden, ſo deſnchte cr edit 
eh Yelıen oder nie die Kongreaarion und befenerte weniaftent nicht, MC ſein 
Srrpänzer, durd ſcin meriönlidbes Ginareifen den Eiter der Inaaiiiteren Que 
sehen verwinhte der Poroit große Summen ant die Neribincrung Numt; die 
Römer waren zufrieden und glaflih, wenn ihnen audb almäblid der immer zu ⸗ 
zchmende Dradt erdöhter Steuern die Stimmung verdard, Nur cin italieniſchos 
Geiler mujäte den ganzen Zorn der Papftes jülen, dic Caraffas. dir Nepoten 
Saul IV. Bald nah dem Anfang feiner Regierung lich er vier derjelden, unter 
iszen Den Kardinal Caraffa und en Derzog von Palliano. auf eine Anklage ibrer 
Gegner binrichten: die anderen entfloben. Eo endeten dieſe Nepoten, „die ledten. 
die nach unabhängigen Fürſtentümern getrachtet und um politiicher Iwecke willen 
grobe Weltbewegurgen berrorgeruien baden“. Freilich auch ſpäter bat eð noch 
Nepotenfamilien gegeben, aber ihre Stellung war cine gang andere; idve Glie⸗ 
der wurden nur geiftlihe Würdenträger und in der Regierung des NKirdhen- 
Rated verwandt. Ein Nepote diejer Art war der eigne Neffe von Rius IV, Karl 
Borromeo. Es war ein Glüd für Pius IV., daje ihm dieſer Wann, ben hei 
hoher geiftiger Begabung die reinjten Sitten, cine ungedeucelte Frömmigkeit uud 
dad ermitejte kirchliche Intereſſe zu einer Zierde der katholiſchen Kirche aller Zei⸗ 
ten maden, in der Berwaltung der höchſten Regierungsangelegenbeiten vatend 
zur Seite ftand. Denn jeinem Einfluffe zumeiſt ift es wol zu danken, dafs Pius UV. 
in feiner Regierung mit den perfünliden Eigenfchaften, die ihn im Kirchenſtate 
beliebt machten, eine würdige Haltung ſeines Pontifikats verband, tropdem dafs 
ec feiner natürlichen Geiltesrihtung nah mehr zu einer glänzenden weltlichen 
dürung der Herrſchaft neigte; aber unter diefem Einfluffe blieb ev auf dem Wege 
der kirchlichen Reform, deu da8 Papſttum feit der Reformation notgedrungen ein⸗ 
fhlagen musste; die kirchlichen Geſichtspunkte waren für die Behandlung dev Ges 
ſchäfte maßgebend; alle Gefchäfte wurden mit Ernfl und Eifer beforgt. 

Sn diefer Weile ftellte Bius IV., one die kirchlichen Antereffen preiszugeben, 
einen gedeihlihen Zuſtand innerhalb des Kirchenſtates wider her; aber auch bie 
Beziehungen zu den auswärtigen Tatholifchen Mächten geftaltete ev freundlicher, 
als fein Vorgänger. So war die Hinrichtung der Nepoten Pauls IV., nament- 
lih de3 Kardinal Caraffa, des bitterften Feindes don Karl V., nicht bloß ein 
Sünopfer, da3 den Born der Römer fiel, es war zugleich cine ſtillſchweigende 
Konzeffion an DOfterreih und Spanien; aber auch ausdritdlich hatte nur fofort 
nah dem Untritte feined Pontifitats die don Paul IV. beftrittene Wal ferdis 
nands I. zum deutfchen Kaifer als rechtmäßig anerkannt. Schon che er zum 
Bapft gewält wurde, hatte er den Kardinälen diefed verfprechen milffen, und da 
er ſelbſt der deutfchen Partei unter den Kardinälen angehörte, fo ie er um fo 
weniger gezögert, fein Verfprechen zu Halten. . Auch gelang eß Ihm, bie ganze 


Pius IV. 





— 


—— der bie — des 
— FE es kan 


BE nr ee — 
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and — * ——— 


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Kan vn Widerftand der weltlichen Macht gegen feine Anfpräge fie; — fe dem 
bon Frankreich, Karl IX. gegenüber, der eine im Jare 1563 an der 
Sfirche angejchlagene Vorladung der proteftantiichen Königin 
‚ der Mutter Heinrichs IV., vor das römiiche Inquiſiti 
fir einen Eingriff in feine oberlehenäherrlichen Nechte erklärte und bie 
der päpftlihen Sentenz verlangte; jo gegemüber dem deutjchen Kaifer 
lian —2 dem er anfänglich die Anerlennung verweigerte, weil er den alten £ 
ra ben päpftlichen Stul nicht mehr ſchwören wollte; als aber ber 
ieb, erfannte er ihn 1564 aus freien Stüden doch an; ja als 
allem ik feine deutſchen Untertanen den Laienkelch verlangte, geftattete er 
denjelben ebenfo, wie dem Kurfürften von Baiern, der diejelbe Bitte a 
chen hatte; — aus diefem Grunde endlich betrat Pius IV. den Weg ber 
—— als die katholiſchen Mächte in die Forderungen ihrer — 
auf dem Tridentinum einſtimmten, und blieb dadurch nicht nur in 
wit ihnen, ſondern erreichte auch mit ihrer Zuſtimmung nahezu Höheres — 
Befeſtigung des päpſtlichen Anſehens, als irgend einer feiner Vorgänger oder bis— 
berigen Nachfolger nad erreicht Hat | 
Auch das tridentinische Konzil hat nämlich Pius IV., dem Drängen der tu 
Berger Welt nachgebend, wider aufgenommen und zu Ende gefürt; man mus 
bewundern, mit welchem günjtigen Erfolge für die Kurie, wenn man es 
tejtant auch beflagen muſs, daſs das Nefultat der letzten neun Sitzungen des 
Konzils (Sitzung 17—325), "die unter Pius IV. gehalten wurden, jo ganz anders 
ausfiel, ald es anfänglid von Seiten der katholifhen Fürften fowol als ihrer | 
Landesbiſchöfe angejtrebt wurde. Nur zögernd fchritt Pius zur Konvokation bed 
—— zwar hatte er vor feiner Wal ſchon verſprechen müſſen, endlich das Werk 
formation der Kirche an Haupt und Gliedern durch das Konzil vollenden 
—— und hatte auch wol den Willen, fein Verſprechen zu Halten; aber er 
——— ſich die Gefar nicht, welche das Konzil der abfoluten päpftlichen Macht⸗ 
vollkommenheit moglicherweiſe bringen konnte. Denn Verhandlungen mit den 
nten waren auf dem Konzil nicht mehr zu erwarten, wie denn auch ber 
ntag zu Naumburg 1561 die Beſchickung des Konzils abfehnte und dem 
Kaifer gegenüber diefe Ablehnung damit rechtfertigte, daſs die Proteftanten biel- 
t an einem neuen Konzil, auf keinen Fall aber wegen der zu Trient ſchon 
————— katholiſchen Lehrbeſtimmungen an einer Fortſetzung des Zriden 
teilnehmen fönnten; auch die Verhandlungen über das Dogma der — 
Kirche waren in den früheren Seſſionen ſo ziemlich abgeſchloſſen; es 
alſo endlich die für den Papft fo —— Verfaſſungsreformen an die Reihe 
kommen. Dennoch mufste die Sache zum Abſchluſſe gefürt werben; vom 20. No» 
vember 1560 iſt die Konvokationsbulle —32 welche die Teilnehmer am il 
auf Oſtern einlud; durch mancherlei Verhandlungen wurde aber der wirkliche 
ſammentritt derſelben bis in das folgende Jar verzögert; erſt den 18. Jauuar 
1562 fand die erſte Sitzung des erneuerten Konzils, die 17. der ganzen Reibe, 
ftatt. Übrigens hatte ie IV. die Schwierigkeiten feiner Lage dem Konzil 








24 Pius IV. Pius V. 





fat durch die Bifchöfe zur Geltung a Und da nun dem päpft 
auch das Recht vorbehalten war, die Beſchlüſſe der tridentinifhen Synode end» 
Ci * ſo datirt von dem Pontifikat Pius IV. * ein neuer 
ismus, der freilich feine —— über einen —— Teil der chriſtlichen 
erden hatte, und der auch den katholiſchen Souverainen gegenüber gi 
een da eine fo je gelölofene Since entfäähg —— — 
aber e durch eine jo geſchloſſene Kirche eutſchüödigte, daſs von 
wen alle Fäden der kirchlichen Regierung in ber Hand des Papites — 
n, —* auch die ganze. Lehre diefer Kirche von nun an ———— 
—5 ng des Papſtes unterjtellt 
Als Pius IV. diejes Biel erreit hatte — ein Biel, defjen Erreichung 
lich mehr im Intereſſe der Kurie, als in dem der unfichtbaren Kirche 5 
aber wol einen energiſchen Papſt reizen konnte, alle ſeine Kräfte an 
feßen —, wollte man bemerken, dafs fein Eifer für Lirchliche Dinge abnehme und 
feine Suft an der Welt und ihren Freuden wachſe; „Eatholifche Eiferer nahmen 
einen Unterſchied zwiſchen ihm und feinem Vorgänger war, den fie laut 
ten“. Sogar ein freilich mes Mordverjuh wurde auf Pius IV. ge | 
von einem fanatischen Schwärmer, Benedetto Nccolti in Rom, der von einer 
nen chriftlichen Weltmonarchie unter einem heiligen Bapfte träumte und des⸗ 
16 den augenblicklichen unheiligen Träger der päpſtlichen Macht hinwegräumen 
wollte; überhaupt regte fich der Geiſt der jtreng Fatholifchen Rejtauration, für 
Pius us IV. im Tridentinum erjt eine fichere Stätte erkämpft hatte, dem er 
aber aus politi — nicht aus religiöſen Motiven in feinem Pontifilat 
gedient hatte, a ihn. Da ftarb Pius IV, am 9. Dezember 1565 und 
—* Is Mangold, 


Nachfolger Pius’ IV., Papft von 1566—1572, war ein Träger 
Se —— — Be I Geiftes; ſchon feine Antecedentien Laffen dieſes * 
ie Ghisleri — das war der weltliche Name des neuen Papjtes — 
Bofeo, in der Nähe von Allefjandria geboren, war von geringer Herkunft; a 
iu feinem 14. Jare ging er in ein Dominifanerklofter und nahm mit dem g gone 
Enthufiosmus jeiner Frömmigkeit und mit dem ganzen Ernſte eines ſtarken 
lens die volle Strenge feiner Ordensregel auf jih. Als ein Mann von nidjt ge 
wönlicher Begabung Thieg er bald zu den Würden feines Ordens auf; er verwal⸗ 
tete als Prior mit Ruhm mehrere Klöſter; damı wurde er, da er theologi 
Einficht mit einem unbeugfamen Charakter verband, mit dem Amte eines 
fitor8 betraut. Gerade in den für den Katholizismus gefärdetiten und für feine 
Perſon gefärlichjten Gegenden, in Como, Bergamo und im Beltlin, hatte ex dies 
es Amt zu verwalten; hier, im lebhaften Grenzverkehre zwiſchen Deutjchen, 
—— und Italienern, berürte ſich am meiſten die alte Seh re mit veformas 
toriſchen Elementen ; oft war hier das Leben des Inquiſitors —2 aber Are 
—* — ihn in der Erfüllung feiner graujamen Pflichten irre, Ein 
nquifitor erregte die Aufmerkjamfeit Caraffas, der als Kardinal 
I a über die Inquifition in Nom hatte; er zog Ghisleri ald Komiſ— 
arius des Inquifitionshofes im Jare 1550 nad Nom. Mit feinem Gönner ftieg 





26 Pius V. Pius VI, 
des ent zu inc em unit -üufägkichen 





hg ze Bapft erlebte die Freude, bafs am 8. "Öftober BTL bei, 
ein glängenber Sieg über die Türlen ten wurde. Diefe Freude —53 
Reſt ſeines Lebens; den 1. Mai 1572 ſtarb er. In der Tat, Pius V. hat Vie- 
les dafür getan, den Katholiszimus mit einem ernjten, kirchl ichen —— zu er⸗ 
füllen und dadurch das Werk ſeines Vorgängers vollendet; dafür ex bon 
Elemens XI. geilin —— aber ſein Heiligenſchein ift —— vd 
Über find zu —— Walch, Entwurf einer 
vollſtändigen iforie * —— Päpſte, ©. 392 397; Bower’s 
Hiftorie der en Päpſte, Theil 10. —— von J. Rambach 
bis 224; vor allen Anderen aber 2. Ranke, Die römiſchen Päpſte im 16. und 
17. Sarhumdert, Theil 1, S 318-378; daneben M. Broſch, Gefchichte des Kir: 
chenſtates, I. Band, Gotha 1880, ©. 221274, der namentlich für die Schatten 
feiten der päpftl ichen Verwaltung de Kirchenftates ein jcharfes Auge hat; außer 
dem die reiche —— Se die Gefchichte des tridentinifchen Konzils bes 
trifft. — Über V. ſ. noch im Befonderen: Leonardi, Oratio de laudibus 
Pü IV., Paduae —* Seine Bullen und Verordnungen finden fih teils im 
Schriften, die das tridentinifhe Konzil betreffen, teils find fie in Cherubini 
bullar, magn. tom. IH. gefammelt. — Weiher ift die Speziallitteratur über 
Pins V. Wald) zält a. a. DO. ©. 397, Anm. 3, neun See Table auf; 


5* mitte. 2% — — Pins’ V FR Falloux, der im ‚Jare 


Pius VI. Papſt von 1775—1799. Zohann Angelus Brafchi wurde in Ceſena 
am 27. Dez. 1717 geboren. Die adelige Familie, der er eutſtammte — einige 
Beitgenofjen geben derfelben den Örafentitel — war ſehr verarmt, was mit die Eltern, 
Marcus Aurelius Brafhi und Gräfin (?) Anna Terefa Bandi, bewogen haben 
—* Son die geiſtliche Laufban einſchlagen zu laſſen. Zunächt ftudirte Bra 

in feiner Baterjtadt Jurisprudenz, abjolvirte hier 1735 den Doktor, begab 
dann zum Bruder feiner Mutter, Carlo Bandi, nad Ferrara, wojelbjt er in 
den geiftlichen Stand trat, Als num ber Onkel, der bei dem Kardinalerzbifchef 
Nuffo von Ferrara die Stelle eines Auditors beffeidete, 1740 mit feinem Herrn 
nad Rom überſiedelte, folgte ihm Braſchi bald Be Beinahe wäre hier der 
junge Geiftliche feinem Berufe untreu geworden. Er joll um die Hand einer vor 
nehmen Römerin geworben und nad einer Verſion fie erhalten, dann aber bie 
Braut kurz vor der Hochzeit durch den Tod verloren haben. Nach einer anderen 
Nachricht wäre er mit feinem Heiratsantrage don dem Vater der Geliebten wegen 
feiner — * ee worden. Mag num diefe oder jene Darftellung die 
richtige fein, Eines ift ſicher, das über ihn hereingebrochene Unglüd ließ * den 
feſten Eutfchluß faſſen, ganz mit der Welt zu brechen und ſich in das Studium 
der Theologie zu vertiefen. Bon feinem Onkel dem Kardinal Ruffo auf: das 
Beite empfohlen, machte er durch diefen bald in Rom fein Glüd, er wurde auf 
befien Fürfprache päpftlicher Kämmerer und in bejonderer Würdigung feiner 
fhönen Handſchrift 1755 Sekretär Benedikts XIV. Einen Beweis jeiner Gunft 
gab ihm diefer durch Ernennung zum Kanonikus der Peterskirche. Unter Cle— 
mens XIII, gelang es Braſchi, das Proteftorat des allmächtigen Kardinallegaten 
Nezzonico zu erwerben, der ihm 1766 zu der einflufsreichen Stellung eines Schafe 








28 Pius VI. 


tigen Nuntien ‚in er gebot, daſs weder 
a a en — 
im Februar d. $. drei der Erjefuiten aus der Engeldburg unter 
—— daſs uni mit einem —— — das ————— 
als Kirchen anzunehmen en als au uſehen, 
die Minifter der jejuitenfeindlihen Mächte hierin eine Berheifung | 
erbfiden, demnächit die Bulle feines Vorgängers: „Dominus ac Redemptor nöster 
beftätigen zu wollen, Jedoch hat Pius VI. bereits 1775 Friedrich II. von 
das Augeftändnis gemacht, daſs die Jefuiten trog der Aufhebungsbulle 


ausdehnen könnten; doch mujsten auf Friedrichs I. | 
Namen und ihre Ordenstracht opfern und ſich Priefter des königlichen 
inftituted nennen laffen. Diefe Schulenanftalt Löfte dann Friedrih Wilhelm IL 
1787 auf. Noch zuvorfommender zeigte fih Pius VI., al3 die Kaiſerin 
rina I. von Rußland den Fejuitenorden in ihrem Reiche vor ber 


4 
: 


F 


ii 


Hein 


— 


Konnte Clemens XIV. bei der Dringlichkeit der Jeſuitenfrage den Zuſtünden 
ber deutfchen Kirche, mofelbjt das von dem Trierer Weihbischof, Johann Nies 
laus von Sontheim (f. d. Art. Bd. VI, ©. 310 ff), 1763 unter dem Namen des 
Juſtinus Febronius verfafste und fchon 1764 von Clemens XIII. auf den 
geſetzte Werk „de statu ecelesiae et legitima potestate Romani pontifieis* 
die Widerhofung der alten gallitanijchen Ideeen immer weitere reife in Erre— 
gung ale hatte, nicht die volle Aufmerkſamkeit fchenten, jo bewies fein Nach— 
folger in einer am 24. September 1775 gehaltenen Allofutiom, daſs er die Trage 
weite diefer Bewegung richtig erfannt Hatte. Seinen Nuntius in Köln beauftragte 
der Papſt, den Trierer Weihbifchof durd; VBermittelung des Kurfürſten Clemens 
Wenzel von Trier zum Widerruf zu bewegen, Hontheim zeigte jich zur Verdam— 
mung feiner Säße bereit. Jedoch der Inhalt feiner Netraktation gefiel Pius VI, 
nicht, enthielt fie doc immer noch, wenn auch in verichleierter Form, die gallis 
kanifchen Grundgedanken über die Kirchliche Gewalt des States. In einem Breve 
vom 22. September 1778 mutet der Papft dem Trierer Weihbifchof zu, feinen 
Widerruf in der Weife zu ändern, daſs man ja nicht merfe, von wen eigentlid) 
die Korrektur herrüre. du dem Zwecke foll diefe verbejjerte Netraktation in Form 
und Datirung fich als die erjte von Hontheim felbit verfafste ausgeben. In wel— 
cher Abjicht Pius VI. diefe Fälſchung betrieb, iſt aus feiner am 25, Dezember 
1778 im Konfiftorium der Kardinäle gehaltenen Rede evfichtlich, in der er dem 
Berjammelten mitteilte, daj8 Hontheim nicht „durch Dringendes Bureden, fondern 
aus freien Stüden* widerrufen habe. Wie tief beſchämt wufste fich der Papft 
fülen, als die Florentiner Zeitung eine von einem Wiener Freunde Hontheims ihr 
übermittelte Nebeneinanderjtellung des an den Weihbifchof gerichteten päpftlichen 


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lichen Hirde sem S:are dry gemirdigt morden it, doruder Para füin —8 
bdenehen Teis cher der Pedie zogen den Koiſer nicht mir der Starte met NWx⸗- 
ger VIL vorcieg. wie die Zelanri es mwünibten, mag durch die Donnvung dinge 
gweien teim, Iotei D. den er. wie er meinte, dunb die Weigerung. Scclienmeſen 
iz der päpitlichen Kopelle für jeine verstorbene Mutter Icien zu laiten, aufs Trende 
gerämft habe, vieleicht doch noh durch einige Augeitändniiie au beriünen. So 
erflärt es fi, dais Pins VI. dem kaiſerlichen Grlait dem NM. Warz 1781. were 
möge deitea clle Ordensgeiſtliche Der õnerreichiſchen Monarchdie der Odevaufſicht 
ihrer auswärtigen Ordenẽgenerale entzogen wurden. nicht nur nicht entgegentrat. 
joadern vielmehr im Semptember 1781 die Rogulargeiſtlichkeit don dem Geludde 
des Gehorſams gegen ihre Ordensvorſteher entband, ja ſogar im Oktoder dieſes 
Jares in einem Breve an die öfterreibijchen Biſchöfe dieſe dom Kaiſer vollzogene 
Auflöſung des Ordensverbandes als eine den Kirchengejepen nit zumiderlau- 
fende Konjequenz aus den Majejtätsrechten der weltlichen Monarchen deurteilte, 
Nachdem nun der päpjtlihe Runtius in Wien, Garampi, ſich für fein Prome- 
moria vom 12. Dez. 1781, welche? den Laiſer über ſeine Rechte belehren wollte, 
eine ſehr derbe Abjertigung des Miniſters Kaunip zugezogen, und als ev Dies 
jelbe zu beantworten gewagt, den kaiſerlichen Bejcheid erhalten batte, dafs iede 
weitere fchriftliche Behandlung diefer Angelegenheit vom Über ei, fo glaubte 
Pius VI. einen ſchon längit gefalsten Beſchluſs — trup des Wideripruchs feiner 
Kardinäle — zur Ausfürung bringen zu müjlen. Bereit am 15. Dezember 1781 
batte er Joſef II. angezeigt, daſs er perjönlich mit ibm „wie ein Vater mit dem 
Sone“ über die Eirhlichen Neuerungen verhandeln wolle. Gewiſs darf mar cs ale 
ein Zeichen der Demut des Nachfolgers Petri anfehen, dafs er, obwol der Kaiſer ihm 
am 11. San. 1782 zu wiljen gegeben, daſs nichts im Stande fein werde, ihn zur 
Anderung, gejchweige denn zur Zurüdnahme feiner Deaßregeln zu bewegen, am 
27. Sebruar d. 3. feine Reife nah Wien antrat, nachdem er noch in der Nacht 
vorher inbrünftig um den Segen des Apoftelfürften am Örabe —— gefleht und 
am Morgen der Abreiſe die Meſſe in der Peterskirche gehört. Ihn geleitete in 
die Kaiſerſtadt die ſichere Hoffnung, durch die ihm eignende, “unwiderftehliche 
Liebenswürdigkeit ſeines Auftretens das Gemüt Joſefs II. zu erweichen. Wis 
rend feines Aufenthaltes in Wien wurde Pius VI. vom Kaiſer aufs anfmerts 
famfte behandelt — nit fo vom Statskanzler Kaunitz, der die geforderte Etikette 
gröblich verlegte —, vom Volke ın feiner Mehrzal mit tiefiter Devotion ein⸗ 
pfangen; der Bubrang zu feinem Segen, den er mit wunderbarer Wilrde und ber 
vollen Weihe eines GStellvertreterd Gottes zu erteilen wußte, war eben fu groß 
wie zum Hand- und Fußkuſs; doch der Berfuh, den Raifer und feinen erſten 
Minifter umzuftimmen, war vergeblich. Joſef II. [chreibt feinem Bruder, dem 
Großherzog Beopotb I. von Toscana, daſs ihm die drei Stunden täglid), die er 
auf die Konferenzen mit dem Bapfte verwandt Habe, ſtets fehr langſam verfloffen 


— 


30 Pius VI. 


eien. ingfügig waren die Zugeftändnifje des öfterreichifchen Neformators an 
nen Gaſt, fe beitanden in der den Ordensprovinzialen erteilten Erlaubnis, dem 

Ordensgeneral ihre Wal anzuzeigen, fowie in einem Alte der E 

Pius VI., dem er — one doch diejes Vorrecht auf die Nachſolger des Papjte 


—— — die von ihm bisher für ſich ſelbſt beanſpruchte Beſetzung der | 


stümer und Benefizien in ber Lombardei überlich. In allen übrigen Stüden 
hat Joſef U., wie fein Edift vom 30. Mai 1782 beweiſt, feine —— 
erhalten. Dagegen verſtand ſich der zum Frieden geneigte Pius VI. ſchon 
in Wien in einer Unterredung mit den ungarischen Biſchöſen am 20. April, dann 
in einem nad) feiner Rückkehr im Auguft d. J erlafjenem Dispenfationsjchreiben 
die den kaiſerlichen Reſormen entgegenjtehenden Disziplinarbeftimmungen durch 
Erteilung der weitgehendjten Fakultäten an die Biſchöfe hinwegzuräumen, Es ehrt 
den in allen En offnungen getäufchten Papſt, daſs er das ivalent, wels 
8 ihm Sofef II. antrug, die koſtenloſe Erhebung feines Nepoten Braſchi— 
One ni in den Neichsfürftenftand mit dem Bemerken zurüdwies, eine folche jei- 
nem zu teil gewordene Auszeichnung könne den Schein erweden, ala 
* Papſt mehr für die Erhöhung feiner Familie als für die Wider f 


Kirche entzogenen Rechte, Es läſst fih nicht mit Sicherheit 


der 
daſs Pius VI. fhon in Wien im Geheimen mit den öfterreichifchen Bifchöfe 
über die Mittel zur —— des Joſefinismus beraten habe. Dagegen iſt 
es ſehr worfcheintic, daſs die Verhandlungen, welche der Papſt mit dem Erz: 
bifchof von Trier, Elemend Wenzel, dem damaligen Gegner des Kaifers, 
in München, dann in Augsburg pfing. ein gemeinfames Vorgehen gegen bie 
liebfamen Kirhlichen Reformen zum Gegenjtande hatte, der Trierer Hurfürft 
bas war das Refultat der Beiprechungen, ein Konzil deutjcher Biſchöfe auf frans 
göfiichem Boden abhalten, deſſen Aufgabe es geweſen wäre, fich gegen bie De 

te Joſefs II. zu erklären. In München und Augsburg erregte das 

bed Papſtes die höchſte VBegeifterung; in Augsburg wetteiferten die Pr 
mit den Katholiten in Ehrenbezeugungen, die allereings von jener Seite Pius VL 
nicht ald dem Oberhaupte der Kirche, fondern als dem liebenswürdigen Fürften 
eines italienifchen States dargebradjt wurben. — 

Den Feinden Joſeſs II. an der Kurie gelang es leider, den —* durch die 
Ausſprengung des Gerüchtes, jener beabſichtige die Einziehung aller Kirchengüter 
ſeines Reiches, ſo gegen DE einzunehmen, daj3 er ihm am 3. Auguft 1782 unter 
Anderem jchrieb, „die, welche ihre Hände an die Güter der Kirche legen, gehören 
in die Hölle“. Durch die am 19. Auguft 1782 erteilte Verſicherung, dafs 
Gerücht grundfalfch fei, berubigte Joſef II. allerdings den PBapft jo weit, dafs 
diefer in einem Konfiftorium der Kardinäfe (23. Sept. 1782) von dem „großen 
Geifte*, „der Leutfeligleit“ und „der Menfchenliebe* des Kaiſers redete, ja 
die mit den Tatſachen nicht ganz übereinftimmende Verfiherung gab, dafs 
in Wien einige und zwar wichtige forderungen fojort zugeftanden worben, dafs 
won ihm in eff anderer die beften Hoffnungen gemacht habe. Was man aber 
in Rom über des Papſtes Reife nad Wien trop feiner beruhigenden Erklärr 
dachte, lehrt und ein Zettel, den Pius VI. im Oftober d. J. auf feinem 
fand, er enthielt unter Anderem folgenden Satz: „Was der höchſte Priefter, 
Gregor VL, errichtete, vernichtete der niedrigfte Priefter Pius VI.“ Unter die 
fen Bettel fol der Papjt fofort die Worte gefeht haben, „das Reich Chriſti ift 
nicht von diefer Welt; der, welcher himmlische Kronen außteilt, raubt feine welt: 
lichen ; gebt dem Kaifer, was des Kaifers, und Gott, was Gottes ift", Hätte er 
diefe das ganze Vorgehen eines Gregor VII. und aller feiner nach den — 
Grundſäthtzen handelnden Nachfolger mit ſchneidiger Schärfe verurtellende 
wort auf die Herausforderung wirklich erteilt, Pius VI. wäre durch dieſe Ber 
ichränfung auf feinen geiftlichen Beruf der Gröfejten einer untern den Nach⸗ 


olgern " 

“ Schließlich ſchien es num doch zwiſchen dem Wiener Hofe und der Kurie zu 
einem völligen Bruch kommen zu müfjen, als der Kaiſer im September 1783 ben 
Erzitul von Mailand von fid) aus — und zwar mit einem Visconti — bejeßte, 


| 














32 Pins VI. 


fowie daf3 der Stul Petri feit 1400 Jaren ganz nad jeinem Gutdünfen Legate 
abgefandt habe. Auf eine ihm im Februar 1787 —— zbiſchöfliche 
ſchwerdeſchrift, die fich ſowol gegen Pacca als gegen Miünchener $ 
lio wandte, antwortete Joſef II. mit einer —— ke Mana’ 
und mit der an den Kurfürſten von der Pfalz gerichteten A 
rung, den Boglio nicht als Nuntius in feinem Lande zu A —* 
Nicht allein die ——— der ua höfe, die Pins 
um jo leichter ee al3 dieje lieber von dem in Rom refidirenden Bapfte 
von ihren aus nächjter Nähe fie beauffichtigenden —— —* ig j 
ten, verhalf der Kurie zum Siege über die renitenten Kirchenfürſte 
ward —— daſs einer der Streiter für die deutſche Nationalkicdhe, 
der Erzbifchof von Mainz, ins päpftliche Lager überging. Diefer war am 18. Ol⸗ 
tober 1785 dem von Friedrich I, vom Preußen gejtifteten antikaiferlihen Kurs 
fürftenbunde beigetreten. Damit num Mainz demjelben aud) nad) dem To 
gegenwärtigen ee 2 —— überredete König Friedrich Wilhe 
von —— —— ſich einen — zu wälen, der 
jur befolgte Politik —— anheiſchig made. Der ! 
Vorſ gebrachte Statthalter von Erfurt, Dalberg (ſiehe d. 
©. 463 ff.), konnte aber nur dann auf die päpftliche Beftätigung un 
fich der Erzbifhof von Mainz von der Emfer —— —— und in Bezug 
auf alle Disziplinarangele — gelobte, ſich nicht vom Status quo entſernen 
zu wollen. Als dieſer ſich bereit zeigte, die päpſtliche Forderung zu acceptirem, 
war damit das Schidjal der Emſer Bunktation ſchon entichieden. Da nun auch d 
Negensburger Reichstag von 1788 nichts zur Aufrechthaltung der Emfer ? 
jchlüffe tum wollte, wandte fich zuerft dev Mainzer Erzbiſchof (am 1. Deze 
1788), dem die andern drei Kirchenfürjten bald folgten, mit der Bitte an Pius VL, 
bod) die den Nuntien übertragenen Fakultäten wieder an fi zu nehmen, 
den übrigen Bejchwerden doc) ‚nicht ganz jein Ohr zu verjchließen. Obmwol d 
Bapit am 14. Nov. 1789 in einem, den Charakter einer breiten wien ch 




















onalkirche geleiſtet Da zeigte fi) Pius VI. in einem Breve vom 5° 
1788 erfenntli Hier gab er Friedrich Wilhelm IL, den bisher von ben Kurie 
den Beherrjchern Preußens vorenthaltenen Titel eines Königs. 
Noch eine größere Genugtuung als der raſche Niedergang der bon ; 


herige wie der 3 und der Berihtäbarteit auflöfte, 





echib ten Gemüter der Biſchöfe zur Revolution — "Habe, 1afst fi 
— denn ſein pre in Belgien, Bonzadari, ſich —— 


34 Pius VI. 








ſs. der 
ee 

















9 n, die e8 vom 
Be Se 
ten von Bontremoli die Beftätigung 
a 
1 


prmation Sofefß 


4rheiner ia Regen. Being te were Se alfe 
Bari diefes u * feines Ontels wie. | 


Schriftſtücks in den öſterr n Landen — 

im dem Stule Petri unterworfen et machte (Ott and 
feinen Frieden mit Rom. 

Was das Verhältnis Pius VI. zu den übrigen katholischen — nlangt, 

— hie fremnbfeiattichften Bepiefungen, 1781. gemärte ex ifm baBı 

iehungen er da 

im Kriege mit Gr — ien den * —— —* 1) au ef I; ja 

ihm wurde geftattet, nach feinem Belieben Klöſter aufzul Miishrän 

ee zu bejchränfen. So hat denn Karl HL, der ha 


h [3 J Y 
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u... Fr zz a 
z2.= Be.73 #236: f 
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— — a 2 2: 


—— zu weltlichen Zwecken verwandt. es 
Auf keinem Lande mag das Auge Pius VI. mit folhem Wofgefallen 
jaben, wie auf * al, wo bald nad) dem Tode des Königs Hofef (' 
onna Maria 1. alle lichen Anordnungen des Minifters Rombal yider um⸗ 
* dem päpftlichen Nuntius die dor Pombals Tagen *—— Stellung 


* herftellte, 1787 fuchte man in Portugal de ſamen 
römiſchen Gliſtes einen Damm zu ſetzen, indem man die Bü 
a — und dem päpftlicen Nuntius entzog, fie welt — 


— hatte Pius VI. einen ſchweren Stand im Königreiche beider S 

of —5 — man in Koi über den Abgang des allmächtigen — 
der Kurie Verluſte —— aber es erwies fich < 

Ser bei var ei des Minifterd nicht einen Wechſel im Negierungsiy 

IV, von Neapel zur Folge hatte, die Nachfolger Tanuceiß im 








die Sambuca, Earraccioli und ton yaben den Kampf gegen Nom jortje m 
müfjen. 1779 wurde einer Reihe —— Dispenſe und Breven das königlich 
verſagt. 1780 beanſpruchte en Sl ein — 21 — 








36 Pius VI. 


und Berluft der ſtats werden würden. Über 50,000 

Bere bs Mt Bo oa, mann aaa 

dad entjhiedene Benehmen des franzöſiſchen Klerus ermutigte —* 

am 13, il 1791 einen künen Entſchluſs. Er verdammte die in 

— enthaltenen Neuerun mi zugleich den bereidigten 
nfion. Auf dieſe Briegserti des Papſtes antwortete 

Sat mit Verbrennung einer den Baptt darftelenden Buppe und 
— * am 14. September 1791 die Nationalverſammlung mit der —— 
er päpſtlichen Gebiete von Avignon und Venaiſſin in wi. 
oteft vom 5. Nov.1791 gegen dieje Beraubung verhallte wirfungslos. Und 
reiben Pius VI. vom 19. März 1792, in welchem er die Sta 

—— Ps —— fürte nur „ae fan = 

mutigen udererregen ederme bon ©. under: 

eidigten Brieftern in Price 1792) forgte der Pat unermüdlich 

die —— der c. 40,000 deportirten Geiſtlichen; 2000 elben 

er ſelbſt im nftate auf. Als im Janıtar 1793 * VI. dem 

Konſul die Befeh ung der Abzeichen der Republit an feiner Wonung u 

der franzöfifhen Akademie ıumterfagte, jah Frankreich in diefem Verbote 

— in ber —— Pöbel Noms bewarf den Wagen des fra ſiſchen 8 

ters —— Kot und Stei 

der tobenden Menge, ein n. Peltinee Soldat hatte ihm eine tiefe — 





fürten am 28. Juni 1796 zum BWaffenftillftande von Bea der der Kurie die 
cona, 21 Millionen 
Francs, 500 wertvolle Handfchriften und 100 Kunftwerte koftete. Als Pius VI, 


egserktä: 
ftete den Franzoſen feinen —— * am 19. Februar 1797 zu Zolentins 
King a ede legte dem Ba r harte Bedingungen auf: bie 
ftung auf en und hen die definitive Übergabe der —— von 
und Ferrara nebſt de m 


es ſcheint an ihre Spitze geſtellt, von ber Kugel eines päpftli 
Berlch om tot —* oden ont: der  feanpfißhe Befandte nahm feinen Pafs und 


fündeten e. 300 Römer, dafs bie Papſtherrſch aft — die en eh *5 
ei; die Anerkennung ward derſelben vom General Berthier fofort 
ins VI. verfagt. Den Morgen des 20. Febr. wurde * = Gelege vn von 
om nad Siena, dann von Siena weiter nad) Sioreng gefürt 
fand der kranke Öreis feine Muhe ; er warb über die Alpen —— ge⸗ 
bracht, am 14. Juli kam er in Valence in der Dauphiné an. Schon wollte man 
ihn nad Dijon transportiren, als er am 29. Auguft 1799 in Valence ftarb. 
An Pius VI. bewundern wir vor allem die Befonnenheit, mit der er im 
ben vielen, fein Bontifitat ausfüllenden Streitigfeiten vor jedem entfcheidenden 
Schritte die ihm zu Gebote ftehenden Mittel und die fich ihm eröffnenden Aus— 
fichten auf Durchfürung bed Unternehmens in feinen Geiſte erwog; dadurch ward 











38 Pius VI. - Bius VI. 


Staatswefens dom Tode Friedricd des Großen bis zu den Freiheitäfriegen, 1.8. 
Fe —2 — — at — en = 
eljen, te des Pap ‚1. vr ru ‚8.6f 
—— he ch. 3. Aufl., 1. Bd —— ;. 4095 
2 — 5.117 ff 
ch, Die Geſchichte des Kirchenjtaates, 2.Bd,, Gotha 1882, S 144 ff. ; J, Färr 
Histoire — ue de la Papauté , 6. tome, Paris 1882, p. 542 sq., ım 
aris 1882, .p. 585 su.; Datder, Der Cinflufs Bortugals bei der 
82; x. Vergl. auch die Litteratur bei den Ar— 
— —* ein ers gg Hontheim, Zofefinismus, Pacca, Revolution 
— VH., Papſt von 1800 bis 1823. Barnabas Ludwig Chiaramonti 
war — wie Pius VI, — in Ceſena geboren und zwar als Son bed n 
Scipio monti und der Gräfin Johanna Ghini. Das Licht der Welt er 
er am 14. Aug. 1740 und wicht, wie die Mehrzal feiner Biog angibt, am 
14. Auguft des Jared 1742, Den erjten Unterricht erhielt er zu 
in bie unfern von Cefena gelegene Benediktinerabtei Santa Maria del Monte be 
gehrte, geſchah wol unter dem Einflufje feiner frommen Mutter, die / 
den Schleier in einem Kloſter der KRarmeliterinnen zu Fano genommen hat. 
foll ihrem Sone Barnabas einft, wie diefer als Pius VII. ſelbſt erzält hat, je 
Er g auf den Stul Petri, aber auch die Leiden, die über ihn als Pa 
gehen werden, vorausgeſagt haben. Nachdem Gregor — fo nannte ſich Chiara 
monti im Klofter — jeine philofophifchen und theologifchen Studien mit einer 
Disputation befchloffen Hatte, in der er unter Anderem ben Saß verteidigte, 
dafs auch die Töchter Evas einen Pla im Himmel erhalten könnten, wurde er 
Lehrer an dem Kollegium feines Ordens, zuerjt in Parma, dann in Rom. BiusVL, 
ber mit dem * e der Chiaramonti verwandt war, bewies ihm dadurch zum 
eriten Male j olwollen, daf3 er ihm den Titel eines Abtes des Benediktiner- 
Hlofters von San Eallifto verlieh, wodurch Chiaramonti das Recht erhielt, Miten 
und Ring zu tragen. Der Neid einiger Kloſterinſaſſen ward aber hiedurch | 
er verleitete fie, den Bruder Gregor bei dem Papjte wegen Unfolgfamfeit 
die Befehle der Oberen zu verklagen. Als es fich jedoch herausftellte, dafs ſich 
Titnlarabt von San Eallifto nur der Anwendung allguharter Strafen gegen Or 
densmitglieder widerfeßt hatte, ftieg derjelbe in der Gunft Pius VI., der den pflicht- 
eifrigen Chiaramonti, um ihn den unaufhörlichen Anfeindungen feiner Mlofterbrüder 
u ——— zum Biſchof von Tivoli erhob. Am 14. Februar 1785 nahm ihn 
—* I. in die Zal der Kardinäle auf, nachdem er das Bistum Tivoli mit dem 
von Imola vertaufcht Hatte; Diefe dem Barnabas Chiaramonti zu teil gewordene 
Auszeichnung war nicht etwa ein Aft des päpftlichen Nepotismus, fondern die Be- 
fonung zalreiher Berdienfte, die fich der Bifchof von Tivoli um feine Diözeſe er- 
worben, Als ſich die Sranzofen 1797 Imola näherten, ermante der Bifchof feine 
Didzefanen, den Feinden feinen unnügen Widerjtand entgegenzuſetzen. Trohdem 
brad) ein Aufftand in der Stadt Lugo aus; Chiaramonti war ed, ber den Em 
pörern Rettung brachte, indem er den General Augereau durch einen Fußfall be 
— der Plünderung des Ortes ein Ziel zu ſetzen. Es ſcheint faſt, als ob der 
Biſchof von Imola ſich mit der demokratiſchen Regierung der cisalpiniſchen Re— 
publif ausgeſönt Habe, hielt er doch zu Weihnachten 1797 eine Prebigt, in der er 
ausdrüclich erklärte, daſs die republifanifche Verfaffungsform in feinem Wider— 
ſpruch zur fatholifhen Religion ftche, vielmehr diefelben Tugenden verlange, bie 
man völlig nur in der Schule Ehrifti lerne; die Worte „werdet ganze € 
aladann werbet ihr auch vorzügliche Dentokraten fein“, enthalten einen zu 
Appell an das religiöfe Gefül, um im Munde des Kardinal eine ihm wider 
Villen von dem augenbfidlichen Berhältuiffen aufgebrungene Phrafe zu feim. 
Später mehrmals des Verrathes an der Republik angellagt, gelang es 
monti immer wider, durch fein fünes und freimütiges Auftreten die franzd 
Oberbefehlshaber zu feinen Gunften zu ftinmen. 






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der Reiche * 
— Sürfentümer voll 
—* * " Grabifchofs und 1 


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lirche — —— Een — auch die Kurie yon dem 
zer, * und Konſtanzer rent beſaß, am 15. 1803 3 
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Koeln je —— für Ion Deutſchland 9* Hu: hm L — 
mie dei Primatsti it. fe a jede io dat fe Die 

DO e die Sät 
* unden. Nur das 


nie den 
lichen Fürften jlliger Ohm 
ae hielt den Papft davon dB, Die fätufarifieten — tifter ſſen 


möge dd fx vn zu verhüten, dafs die 
—— — nta i ——— Er 

| antafte: 

= Diderferfte ber Tach 


feinem die firchlichen Verhältnifje in Deutſchland durch ei j ont t 
ı ordnen, unterftüpen möge. Es hand bei dem dam 
y tordates mit a um de — "che IE —* mit 

Be Bien gejonderte a a mit den, verjch 


mit R to di In 
Zi m Co ran —5 — "Bing —— mit — u dm 


he Kirche noch immer beherrjchenden Zofefinismus a er rängen 
Die im Februar und März 1804 in Regensburg zwifchen den retern des 
apftes, des öfterreichifchen Kaiſers umd Zn er enen $ 
eben nur deshalb völlig refultatlos, weil di 
fordat aufgenommen jehen — Ku ſowoi Öfterreich als au) der % 
en 
fayette ati g geurteilt, al3 er beim Abfchlufs des $ date ‚dom 
15. Juli 1801 Napoleons geheimjten Pläne mit den Worten aufbeetter „& eſte hen Sie 
nur, die Feine Krönungsflaſche ſoll über ihrem Haupte zerbrochen werden mir ade | 
dem der Senat am 27 27. März 1804 804 beantragt hatte, die höchſte Gewalt im S 
Familie erblich zu —— — ſuchte “| als Kaiſer der Franzofen ben 18. Mı 
proflamirte Empor kömmling das, was ihm an —— * 
rechten mangelte, durch den Segen der Kirche zu erj 
ee ch vom Papfte zum Be falben zu —— 


 endf ben, En = 
der en nase IR: | 


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‚ als vielmehr in Folge ? 

Bash. die ihm den Widergewinn der von der framgi 

dem Kirchenftate entriffenen Legationen, die Zurüdnahme —* r 

ſchen Artikel von ſeiten Napoleons, ſowie die Unterwerfung der 








— — 
42 Pius VII. 


eingeholt bie be erl 
BEER ENT — — 


"bald einen Segaten nad) Deutfchland zum Abfchlufß. des fie 
En — Du * er n ſtörend kam 


er Verhandlungen mit Dalberg zu —— Bald — ſich ein 
drohen = ar menzuziehen. Der Kaiſer 
forderte, am 24, Mai er daſs der — die Ehe löſe, „nie fein Bruder er 
rome mit dev Batterfon, einer Proteftantin, gefchloffen. A 
ius he obwol —— Kanoniſt, keinen ſtichhaltigen 3 
Katholiken mit einer Proteſtantin galt ihm nicht 1 ler 
— nr ausfindig machen konnte, fo geriet Napoleon, der feinen Bru- 
* mit einer — fin vermälen wollte, in den höchſten indem er in 
der Weigerung nur böswilliges Verſteckſpielen mit kanonifti Aus: 
lien de Year ihied der Kaiſer jelbft die Ehe. Was aber der des 
Welteroberers bedeute, mufste Pius VII. fülen, als franzöfifche Truppen im Ok 
tober 1805 die päpftliche Stadt Ancona befebten, angeblid um dieſelbe vor einem 
iſchen Gewaltſtreich zu bewaren. Vergebens forderte der Papſt die —— 
mung Anconas. Die Antwort des Raiferd auf diefes Begehren — 
erſt aus dem Januar bes folgenden Jares — war überaus verletzend, Pius win 
wurden Undankbarkeit und Unverjtand vorgeworfen; ein um biejelbe Beit bon 
Napoleon an Kardinal Feich gerichteter eigt uns, daſs ſchon damals der 
Kaiſer den Plan der Säkulariſation des K A enftnte® erwogen bat. Was ihm 
bevorjtand, wenn er fich dem Kaiſer nicht bedingungslos unterwarf, muſste 
Bius VII. —— ſeitdem er dem Brief feines Gegners vom 13, Februar 
1806 in den Händen hatte, jenen Brief, in welchem Napoleon den 
einer engeren Verbindung unter der Bedingung machte, dafs alle feine ' 
bom Bapfte auch als die der Kurie angejehen werden. Hier — — 
parte fir ſich die Stellung eines „römiſchen Kaiſers“, wärend er Pius VII. bloß 
die eines ihm untergeordneten „Souberäns zu Nom” zumies. Der Broteft des 
Papſtes gegen den von Napoleon fich zugelegten Titel eines römischen —— 
an die nach Ernennung Joſef Bonapartes zum Könige beider Sizilien an bie: 
en gerichtete Aufforderung Eonjalvis (26. Upril 1806), die —— 
pels vom römiſchen Stule anzuerkennen, goſſen Öl ins Feuer. Selbjt di 
nd bes Statsſekretürs Confalvi durch den Kardinal Eafoni (17. Juni 1806) 
€ rar mn nur einen Wechjel der leitenden Berfonen, nicht des päpftlichen 
Standpunktes bedeutete — vermochte nicht den Kaifer zu befänftigen. Das Jar 
1807 ſah die Erbitterung fich jteigern; der Bruch zwilchen dem Raijer und dem 
Papſte erfolgte, als Rom am 2. Februar 1808 von den franzöfiihen Truppen 
unter bem General Miollis bejeßt wurde; am 17. Mai 1809 — Nas 
poleon in Schönbrunn das Dekret, welches Rom zu einer kaiſerlichen Stabt 
ea den Neft des Kirchenſtates mit Frankreich vereinigte, dem —— 
der Kirche aber völlige Unabhängigleit in allen geiſtlichen Angelegenheiten, den 
Befig der päpftlichen Paläſte und die järliche Einnahme von 2 Millionen Franfs 
zuficherte. Diejes Dekret wurde am 10. Juni 1809 in Rom bekannt gemacht, 
feich das päpftliche Wappen von der Engelöburg entfernt und duxch Die Tri- 
—* erſetzt. Die Antwort Pins VII. auf dieſe mit einem Federſtrich vollzogene 
Vernichtung des Kirchenftates war die fofort erfolgende Veröffentlichung einer 
auf Zureden des damaligen Statsſelretärs Pacca (j. d. Art. Bd. XI, ©. 155.) 
rechtzeitig fertiggeftellten Baunbulle gegen alle diejenigen, die ſich ala Urheber 
oder Gehilfen an der Beraubung der Kirche beteiligt haben. In der Nacht Dom 
5, auf den 6, Juli 1809 wurde Pins VII, mit Bacca von dem —— 











l — 
Engländer den Plan gefafst, von der See aus ſich Savonas zu 
Pins VIL zu — In der Frühe des 10. "Suni trat ber Reife 
an. Unbarmberzig war die Behandlung auf der langen Fart. mit man ihn 
nicht erkenne, durfte er den Wagen nie verlaffen, nicht einmal zu Mittag. Seine 
Narung wurde ihm in denfelben gebradht, nachdem diefer in einer Remiſe ben 
Bliden Neugieriger entzogen war. Auf dem Mont Eenis erkrankte der Greis 
fo jchwer, dafs er um die Sterbefatramente bat. Nachdem fie ihm gereicht, 
mujste der Sterbensmüde die Neife fortfegen; am 20. Juni gelangte er nad) 
——— en —— ſeiner wc —8 = * Pe 
ſiſchen ie Unterhan n mit Pius VII. auf. 

indem Napoleons Überredungen von den Bitten der Karbinäle und Prälaten ums 
terftügt wurben, zu dem Konkordate von Fontainebleau vom 25. Januar 1818, 
berüchtigten Konkordate, in welchem der Papſt, wenn auch nicht direkt, 
I infofern indireft auf den Kirchenftat verzichtete, al3 er verfpracdh, in 
bignon zu reſidiren, kirchlichen Oberbehörden von Rom dorthin zu verlegen 
und ein Firtiches Einfommen von 2 Millionen Franks aus der Statäfaffe ent 
enzunehmen; in diefes Konforbat waren dann auch die Beitimmungen dei 
etionaltonzils vom 5. Auguft 1811 wegen der fanonifchen Inftitution der Bis 
ſchöfe mit aufgenommen. Aber durch den Einflujs der herbeigeeilten Rardinäle 
onfalvi und Pacca vollzog ſich rafch in der Stimmung Pius VII. ein Umschlag; 
am 24, März wibderrief er alle feine Zugeſtändniſſe. Hatte er feit dem 25. Ja— 
nuar das Gefül mit fich herumgetragen, daſs er feine Seele und den Stul Petri 
durch das Konlordat befledt, fürdhtete er, in Raferei zu verfallen und in derſel— 
ben fterben müſſen, wollte er die notwendige Speife nicht mehr zu ſich neh— 
men, fo fülte er am 24. März, wie er ſelbſt jagt, jeine Seele von einer fchwes 
ven Loft befreit. Am 9. Mai 1813 hat Pius VII. fogar alle — 

ber dom Kaiſer ernannten Biſchöfe für ungültig erklärt. Die Ereigniſſe 
Jared 1813, die Schlacht von Leipzig, das Einrüden der Verbündeten in Frant- 








teidigern des iichen Glaubens und ber 

Die it jcbem Sihiel Tampfeuben, zur Offenfive 

bie Hd in Dem Bunbe der Garbonert yufammenfan 

bie — dem der Earbonari zufammenfanden. 

äuerjt in Benevent und Pontecorvo, dann — 

a a a ET a 
die en ee | - 
Noch größer in der en Kirchenftateß waren 

—* am 11. Juni 1817 ein für Rom überaus tonf 

ve) abflichen Tonnte, in weldem der Bertrag 

veih Sein Pr —— — — 22 u 

Boiern die Bontorbateverhanblingen am 5. Juni 1817 zu 


‚N 
3 
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aber 
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äußeren Rechtsv 


teftanten durch das „Edikt über bie 
im Beziehung ‚und firchliche Gejell 
— —————— * Bus vu. a 
— | 
er 

enden und Privilegien", gibt — den 

und — Bote mit —— ne n geiftlihen Ange 

, f die € 
uud dehnt bie Gerichtsbarkeit auf achen aus. 


u aber ro 
ſchöflichen Sietenbriefe one borangegangene ſtatliche Genehmigung — 
Aud) mit den einzelnen deutfchen Staten ward ein Modus vivendi:ge 


und ge Durd die Eirkumffriptionsbulle „De salute animarım“ vom 
16, uti 1821 wurden die Gren * De preußifchen Bistümer 


Bistiimer der oberrheinifchen binz erhielten * Cirkumſtription 
Provida sollersque* 16. "gu 1821. Berha 
— m a ee itie een is VI 





„Impensa Roman, Pontifieum“ (25 
Ülsr as ran bas —— hm —* 1817 und über das bairiſche vom | 
—— Ei —— Preußen, die oberrheiniſche Kirchenprovinz und Hannober 
eo vergleiche das e bei dem Art. „Konkors 


date und re tondbullen“ BD. II, ©. 159 Br 
Um Schluſſe feines Lebens ſah 1a Pius Vu. noch einmal in einen 
ren amp —— It, mit —— und 


—— Mächten verwi Die 
volution die katholische —5* ſcharfen Waffen au; am 
die Geſellſchaft —— wider aufgehoben, am 26. Sept. 
* iche ſehr beſchränkt; ein von den Cortes erla dom 
Könige * 23. Okt. unterzeichnetes Geſetz unterdrückte die —* | 
Alöfter. Gegen biefen —— erhob die Kurie Proteſt; da wurden k 
ben Cortes am 14. April 1821 die Geldfendbungen aus Spanien an den 
Ale As fi) Pius VII. 1822 weigerte, 5 —— Villanueva, m | 
Gefandten in Rom —— —— am ——— —— die 
tius Giuſtiniani e | 
Jares unterbrüdten aber franzöſiſche Truppen die fpanifche Reb | 





48 Pius VI. 





M. 1824; Guadet, Esquisses histor, et polit. sur Pie VI 
Pistolesi, Vita del 8. P. Pio VO, 2 t., Rom 1824; Pacca, 
leide Ministero e de’ due viaggi in Franeia ete., 5. Anfl., Rom 1831, 
mE ch der 2. römischen Aufl., 3 Bde., Augsb, 1831. unter dem Titel: & i⸗ 
— über Se. Heiligkeit Pius VII. vor und wärend fein 


ris 1893; ; See, Kai: * des —— Bin vo. mit, n 
En — 





Wal 3 Vin, Harms 1833; Artaud de Montor, Hist, du —— 
3. ed., Paris 1839, 3 Bde.; Nodari, Vitae Pontifieum Pi VI 
Padova 1840; Baldassari, Relazione delle aversita e patimenti del P. Pie v 
negli ultimi tre anni del 'suo pontif. 2, ed., Bologna 1840; Portalis, 
rapports et travaux in&dits sur le eoneordat de 1801 ete. ‚ Paris 1845; 
Geſch. der Kirche Chriſti im 19. Jahrh., Innsbr. 1853, ern Bo S. 2er 3 
Die Propaganda, 2. Theil, Göttingen 1853, ©. 352 ff.; Gerbinus, & 
(it des 19. Jahrh., 2. Bd. Leipzig 1856, ©. 8ff.; ; Wiseman, Recolleetions 
of the last four popes, überfet ins eutfche von Finf, Schaffh. 1858, — 
er en the last four popes, London 1859; 
t feit der frangöfifchen Revolution, Freib. 1860, e. 8.5 
. Bat Pius VH., in den öffentlichen Vorträgen, gehalten von einem 
hrer zu. Marburg, 4: —— 1. Bd., Stuttgart 1862; Cipoletta, Memorie pı 
litiche sui conelavi da Pio VII, a Pio IX,, Milano 1863; Petrucelli ı 
Gattina, Histoire diplomatique des conelaves, vol. 4, Bruxelles 1866, p. 282 8q.; 
Giucei, Storia di Pio VOL, 2 t., 2. ed., Rom 1864; Crstineau- — Memoires 
du Card, Consalvi, 2 vol,, ’ Paris 1864; "Sclofier, Gef. des 18. u. 19. 
bi zum Sturz des franz. Raiferreid), 5. Aufl, Heidelberg 1864 ff, 6—8 
de Meaux, Pie VII. et Napoleon, in d. Revue des questions histor., Paris 1867, 
p- 549 q.; Häußer, Deuifche Ge 6 v. Tode Friedrichs d. Gr. bis "Sc, Sranes 
deutſches Bundes, 4. Aufl., 4 Berlin 1869; Baumgarten, Geſch. 
= Ausbrucd; der franz. —— bis auf unfere Tage, 2. Theil, —— 
©. 376 ff.; Sentis, Die Monarchia Sieula, Freiburg i. Br. 1869, ek 
Theiner, Hist. des deux Concordats de la Röpublique Frangaise et de Ia R& 
publique Cisalpine, 2 vol., Bar-le-Duc 1869; Cretineau-Joly, Bonaparte et le 
concordat de 1801, Paris "1869; D’Haussonville, L’Eglise Romaine et .- — 
mier empire 1800—1814, 3. edit., 5t., Paris 1870; Reumont, © oe 
Nom, 3. Bb., 2, Abth., Berlin 1870, ©. 665 ff.; O. Mejer, dur etiöte de 
tömifch-beutfchen Stage, 1. Thl., Noftod 1871, S 164 ff., 2. Thl. 
gr 1872, ©. 3 ff., 2. Thl., 2. Abth,, Roftod 1873, ©. 20 ff., 3 Bb,, er 
©. 7ff.; Holzwarth, Napoleon I. Bius VIL, Maiı 1872; . Schmid, | 
d. Tathol. Kirche —— von der Mitte des 18. ahrh. bis in die eyen- 
wart, —— 1874, ©. 232 ff.; Ranke, Die röm. Päpſte, 3. Bb., 6. 
— 1874, 148 fr; 8. Friedrich, ðeſch des vatikan. Konzils, Bonn 1 } 
S. 35 ff.; Kanke, Kard. Eonfalvi und feine Statdverwaltung unter dem 
N a in Ranfes fämtlihen Werten, 40. Bd. Leipz. 18775 B 
Sebensbild aus der franzöfifchen Revolution, Bafel 1878, 
—— Kardinal Maury, Würzburg 1878; Gams, Die Kir 
















bon Spanien, 3. Bbd., 2. ‚ Regensburg 1879, ©. 429 ff.; : Beaulieu⸗ 
connay, Karl von —— und —9 — Zeit, 2.8d., Weimar 1870, ©. 27. — 
—— ſchichle 3. Auft, 1. 8b., € 


©. 484 ff.; —* a Be ums im 19. Kahıh., deutfch von 








—J ni Schlepptau nehmen lieh, bemeift allein fein Verhalten —— 
erſten Stadium des Kölner Kirchen treites. Sein Breve vom 25. März 
welches ertlärte, daſs bei er von iſchten Ehen in dem Falle, 
fi die Nupturienten nit zur Erziehung aller Kinder —* ber katholiſchen 
gion verpflichteten, allerdings feine Einfeguung, wol aber bie assistentia 
ttet Kr (f. d. Art. „Drofte zu —— ade — * ©. 700), it als ein 
ndes Beugnis milder, verjünlidher ten. Eine: 
eidung galt e8 zu treffen, als bie —— ben Thron der 
nen umftieß und —— Philipp von den Kammern als König der 
protlamirt wurde. Schweren Herzens entſchloſs ſich Pius VII. dieſe ae 
—— anzuerlennen, doch er tat es, den franzöſiſchen Biſchöfen wurde von 
faubnis erteilt, den Eid auf die Verfoſſung zu leiten, und den Nds 
nig ins a ee einzufchließen. Diefer Papft ift eine ganz —— Er⸗ 
ir anf dem Stule Petri. Dem Nepotismus, diefer Schoßſünde 
olger Petri, Nas er fo abhold, daſs er gleich nad) feiner Erh uns — 
Verwandten verbot, ihren augenblicklichen Aufenthaltsort zu eich A 
Rom zu kommen. Die roße Gewiffenhaftigkeit, die ihn veranlafßte, { 
SE jr rar aier —— Ein = zu —— lud ham eine 
auf, die fe i tper zu tragen nicht im Sta a 
bereit$ am Morgen des 1. Dez. 1830 feine Seele auß. A 
Duellen und Litteratur: Die Bullen Pius VIII finden fi in Bak 
larii Romani continuatio, ed. Barberi, 18. t., Rom 1856; Nodari, Vitae ponti- 
fieum Pi VI., Pii VII. Leonis XI, et Pi VIIL, Padova 1840; Artaud de 
Montor, Hist, "du p Pie VIII, Paris 1844; Wiefemann, Recolleetions‘ of the 
last four popes, deu bon Fin, Schaffhaufen 1858, ©. 297 ff.; Gavazzi, Re- 
eollections of the —* four popes, London 1859; Cipoletta, Memorie 
sui eonclavi da Pio VII. a Pio IX., Milano 1863, p. 174 sq.; Petrucelli della 
Gattina, Histoire diplomatique des conclaves, 4. vol, Bruxelles" 1866, p. 3668q.; 
Neumont, Gefch. der Stadt Nom, 3. Bp,, = "Berlin 1870, &. 681; Niel 
fen, Die römijche — im 19. Jahrh., da3 Bapftthum , —8 bon 
air 2 1878, ©, 328 fi.; Brote, See des Sirchenftanteß, 2. BD, 
1882, ©. 316f; - x. Auperdem fiehe die Litteratur beim Art. „Droſte 
ſchering M. Zoepffel. 
59* IX. ſiehe — Konzil*, * 


Bi Organi ation der verſchiedenen Vereine erjchien — Gemäfs einer 


© einem gr en Gentralverein zufammen, ber ſich Katholi ſcher Verein 
ands“ nannte, abkürzend aber ri ben ur. ern Bweigvereinen ebenfalls « 
des Bereind joll laut $ 1 
bie focialen und politiſchen —— vom Fath. Standpunkte aus zu 
usbefondere ondere bie Freiheit, Unabhängigkeit und das Wol der kath. Kirche zu waren 











«T “ iu n 
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Bayern * war 
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62 Piusbereine 
tholiſchen Verein aufſtellte und ſo den 
wifermahen zum enden Benin iſtitut Hän den —— 


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Weitere nden 5 * M 51: 
—— 3 ats. Bat: 8) ea ee 
genannten Kongreffen hatte eine dreijärige Pauſe eintreten müffen, weil die fü 
1854 ‚nad Köln berufene Zuſammen = — en yreufifd 
gt worden r a * 
au ittelt werden konnte. Die X T 





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— —— Herrn als erſter Beiſpiele —— 
u legen ſuchte. Bei der Freiburger Verf d 
wurde mit nie: — cht von Deutſchlands baldiger Rückkehr zur Glau⸗ 


benseinheit geredet. Zu München 1861 proteſtirte man gegen bie 
des Kirchenftates als Gottesraub; zu Würzburg 1864 empfahl man Beteiligı 
an einer bom Papfte ausgefchriebenen Anleihe; zu Trier 1865 erflärte 
Syllabus = Encyklifa des vorhergehenden Jares für die größte Tat des 
dert3, pries J. v. Görres als „größten Deutfchen“ und nannte den Trie 
Rock „ein Symbol ber fatholifchen Einheit”. Zu den heftigſten Inveftiven auf 
den mus fchritt man aan feit Eröffnung des fi 
fort; jo namentlich zu Breslau 1872. — Übrigens trat im ber 
Kufturkampisjare allmählih — neben engeren Unfchluffe der Piusvereine am bie 
en Biſchöſe und Aufhören des früheren gelegentlichen Verlehrens über deren 
Köpfe hinweg mit Rom — eine etwas anjtändigere Haltung der anti 
fchen nee zu er ge. Pie u a ar wi —— nach — Grund⸗ 
a an 8 nicht aggreſſibv, ſondern nur defenfiv gegen afatholifchen 
ende zu "erfaren fei. „Nicht mit dem Schwert, jondern mit dem 
wollen: wir fämpfen“, lautete die auf dem 25. allg. Katholifentage zu ku 
1877 ausgegebene Parole. Und ebendaſelbſt erklärte man: „Das Wort 
Iution iſt im Wörterbuche der Katholilen nicht zu finden. Auch nicht einmal in 
unferen Herzen wollen wir auf eine gewaltfame Umwälzung hoffen!“ — 
—— ber vier lehten Jare, wobei dieſe etwas ruhigere Stim 
im —— hauptete, ſind in Aachen, Breslau, Conſtanz und Bonn ab 
worden. An Kundgebungen triumphirender Freude ob der begonnenen 
des Kulturkampfs hat es auf den letzten dieſer Verſammlungen nicht — So 
in ——— 1880, mo Domkapitular Moufang konſequentes Ausharren beim 
— Widerſtandes bis zu errungenem völligem Siege empfahl, 
tr Rurie, die es verjiche zu warten, und wo beögleichen des 


= 











54 1 Placet 


päpftliche a ea bon Janfenius’ —**— —— nicht one Placet zit 
ee etwas em audiri sine horrore animi non potest. 
Pius VI. A een der oberrheinifchen Kirchenprovinz gegenüber 
das Breve — vom 80. Junius 1830 das Placet verworfen und 
Pius IX, are een in der Allofution Meminit unusquisque v. 30, 
tember 186 fomft getan und es im Syllabus der Zeiti unter ie 
— * * ale der Stat in Dingen, welche die Kirche für kirchliche erklärt, 
Ihftverantwortlichfeit und ſonach ein „Statögewiffen“ habe, wird —— der 
— xömiſch⸗katholiſchen Kirche ſchl echthin in brede genommen : 
* Se nnungögeno en ſehen bie Handhabung vn flötfichen R — 
In ien I der Gewalt an, der man ſich jo lange fügt, ala 
‚ne zu 


Statäfeitig hat man Inge Beit auf biefe kirchlichen Erklärungen == 





genommen. Als die Bulla Coenae one königliche Genehmigung in 
publizirt war, verfolgte e3 Philipp II. mit den ftrengften Maßregeln (F 
©. 545f.), und auc von feinen Nachfolgern wurde das Placet aufrecht erhalten. 
& bildete Jurisprudenz wie Gefepgebung das in Verbindung mit dem 
Appel comme d’abus — Aber, Homann bis ind Einzelne aus: 
—— wenn die eu g allein das Gewiſſen anlangt, follte e8 der 
—— gung wicht —— tönigl. Deklaration vom 8. März 1772 
ae —* v. 28. Febr. 1810. Friedberg ©. 600 f. Wie die ſpani 
he Theorie und Praxis ſich in Belgien ausgeſtaltete, iſt am deutlichſten zu 
erjehen aus 3.8. Ban Ehe n8 internen Tractatus de promulgatione legum 
ecclesiasticarum ac speeiatim bullarım et rescriptorum Curiae Romanae ; — 
de Placito Regio, quod ante earum publicationem et executionem in — 
requiritur Lovan. 1712 und in-den Opp. u. Besier, Spec. de juris placeti hi- 
storia in Belgio, Traj. ad Rh, 1848, — Die fran ngöfich-belgiiche Theorie ift 
dann bon weientfichen Einftafte auch auf die deutſche Nechtsentwidelung gewefen, 
—— —— Placet in anderen Staten hier nicht näher verfolgt 
werden bra 
7 In Deutſchland v. das Reich zwar im Banane Neichsabfchiede don 
1526, im burger Religionsfrieden und dem weftfälifchen Frieden, zum teil 
auch jchon früher, * Selbftändigfeit gegenüber der Kirche gewart, aber das 
Placet —— es dabei nicht ausgebildet; das Statsbewuſstſein, qus welchem dies 
tsinſtitut hervorgeht, fand ſich im 15. und 16. Sarhundert bloß noch in ben 
—— * 3 famen dabei nur die größeren in Betracht, unter ihnen 
— folange ntiſcherſeits das die katholiſche Kirche überhaupt ausfchließende 
——— Syſtem feſtgehalten wurde — nur die katholiſchen, und unter 
den katholiſchen nur die weltlichen, da in den geiſtlichen Territorien das ſelb— 
ee Nebeneinander von Stat und Kirche, welches die Vorausſetzung dieſes 
——— bildet, nicht beſtand. So fand ſich für dad Placet nur in —— 
und in ich Blap. In diefen beiden Ländern aber entwidelte es fih, und 
in nachweisbarem 8 ammenhange Eng ben — — 
ungen, vgl. Friedberg S. 200f. S. 828 Anm. Die baieriſche Entwickelung 
iſt eingehe Ba — bis —— — war, zumeiſt aus bis dahin nicht benubr 
ten Duellen, von Friedberg a. a. O., dann noch volljtändiger von Kahl, 
bie mh befonders” nad bayr. Kirchenſtatsrecht, Erlangen * 
©. 132f., und hier mit näherer Rückſicht auf dieſes Executivmittel, deffen die 
Statsgewalt ſich bediente, dargeftellt worden. Diefe baierifchen Verhältniſſe find das 
durch qualifizirt einesteilg, date bis 1803 die Bifchöfe, welche die Landesregierung 
fi ges egenüber hatte, —8* ſelbſt benachbarte Landesherren waren, andernteils 
ie landesherrliche Behörde, durch welche die ſtatliche Kirchenhoheit gehand 
ward, der geiſtliche Rat, ein aus Geiſtlichen und Nichtgeiſtlichen gemiſchtes 
fegium war, bejjen Zufammenfepung die Art der Handhabung bef. des * 
beeinflufdte und es möglich machte, dafs diejelbe zur Beit der Stiftung ber 
Numciatur (1785) von verfchiedenen jener Bifchöfe ſogar ausdrücklich, 
wenn auch weder prinzipiell, noch mehr als bloß vorübergehend, anerkannt wor— 








ene Jung m 
dindende Kraft und Gültigkeit nur fo lange 


) 1 \ 
yors J 4 


1838. J ls) 
; der dem fonftitutionellen Syfteme entjprechenden Freilaffung 
‚ba die lirchl nverbände 

— Soweit ihre ‚fciien Mill weißen 7 benmalie 


, u 
J 

— 
nm — 10W 


3 











die 6 lien 8 tnifje auch nur —— sehen", bor 
— Cie, dr — Das —* ee (16. Sarg 1847 * 
ie Bewegungen des Jares 1848 der to i 


— * ve Forderung von neuem zu formuliven; 
— ee ir auf Anlaſs bes 


— —— — Bir a deffen Vorſchlag ei 
loſſen: „die — — at ehaupten das un 
mit dem apoftolifchen Stule, ern a —* dem Volle frei zu —— 
auch die päpſtlichen und ——— Verordnungen und Sirtenbriefe ame 
iches Placet zu veröffentlichen“. Der Biſchof Richarg von 
—*—* als der —— —— Placet „als unwürdige und un Ber 
kſamkeit“ bezeichnete, widerjprochen, dann aber 
bo —— Baudri, Der Erzbiſchof von Coln, Cardinal 
gm Be (San —* &. 119 Anm. Die hreußiſche Regierung war ſolchen For: 
ent ker efommen: ihr Berjafl —— aus dem Mai 1848 
bereits —* dasſelbe, was in dieſem Punkte nachher in die B.-U, vom 
——— — 
anntmachung er Anordnungen nur 
unterworfen, welchen alle übrigen Veröffentlichungen — 
An en umd in ber oberrheinifchen Kirchenprovinz verlangte der Epiffopat in 
Hichriften vom Februar und März 1851 neben anderen Defiderien Beſei— 
des Placet (Ginzel, Ach. f. Kicchengefh. und Kirchenrecht, 2, 173. un: 
Die, baieriſche hließung bom 8. April 1852, Nr. 3 indes (Walter 
tes etc. p.283) bewilligte badfelbe nur für Jubiläums«, Nbfafspatente: ern 
verfündigungen, und hielt im übrigen die obenerwänte Beftimmung ded 
ediftes von 1818 feft, und die entiprechende Verordnung der bei der oberrheini- 
ſchen Kirchenprovinz beteiligten Regierungen vom 1. März 1853, $ 2 (Walter 
348) ſchrieb Vorlegung jämtlicher Erlaſſe und das Placet zu allen irgendwie 
- Stat tangirenden vor; was Kurheſſen in feine, Berfafjungsurfunde vom 
13. April 1852, $ 103 aufnahm. Nachdem indes in Ofterreich ſchon durch kai— 
er Entfchliegung vom 18. April 1850 Abfchaffung des Placet erreicht und 
Beſtimmung in Urtifel 2 des Konkordates von 1855 bejtätigt worden war 
— nulli placetum regium obtinendi necessitati suberit (Walter p, 281), — 
ließen auch die ee von Württemberg und Baden fih in den 1857 und 
bezw. 1859 von ihnen mit Nom gejchloffenen Konventionen (in beiden Art. 6 
Walter p. 366. 378) bereit finden, zuzufagen, daſs ſowol die biſchöflichen wie bie 
päpftlichen Anordnungen in kirchlichen ngefegenheiten (de rebus ecclesiastieis 
A rer — fh vel adprobatione Gubernii publicabuntur, Das heſſen⸗ 
eime Übereinfommen mit dem Bifchofe ging nicht völlig fo weit. 
J ni bie die firlice Intention in ganz Dentfchland zum Siege gelangen 
u fo 
Er una eboch zuerſt atie Beh dann Su —— die Art, wie die 
tsregierungen das ſtatliche Recht dem gen aftli en untergeordnet hatten, 
Widerſpruch fand, und Baden wie Württemberg fich entichlofien, durch Statsgeſeh 
die —— der "Tömifch-tathotifchen Kirchenfreiheit zu normiren, nahm jowol das 
betr. badifche ck bom 9. Oft. 1860, $ 15, wie daß mwürttembergifche vom 
30. Januar 1861, Urt. 1 das Placet wider auf: alle kirchlichen Erlofje, die all- 
Ben Borfchriften enthalten, müffen der Statöregierung vorgelegt werden, und 
das Statsinterefje berürenden erhalten rechtliche Geltung nur durch ftatliche 
Genehmigung (Walter, Fontes p. 207; Golther, Der Stat und die fathol. Kirche 


58 Placet 


und —** RN 1 (1829), ©. Perg ber —* —2* Kircheuverfaſ⸗ 
ſungsentwurf von 1851, $54. Erklärung der Evangel. Sy i 
vom 2. März 1858 bei dv. Moſer, Allg. Kirchenblatt 1858, ©. 31 u. a. 


iment 
mit der ſynodalen li ein kirchliches Statut — fogenanntes 
it der heutigen Kirchen— 


gegen⸗ 
über, Noch immer iſt, wie in altlandeskirchlichen Zeiten, es das Statsoberhaupt 
als ſolches, one deſſen Einwilligung das Statut nicht —— kommt; die Prü⸗ 
fung feiner ſtatlichen Zuläſſigkeit geſtaltet ſich daher als Erwägung darüber, ob 
die fi imentlihe Sanktion und bezw. Publikation verfügt werben folle. Zu 
diefem 3 hört der Landesherr, bevor er die bdesfallfige Entjheidung trifft, 
die kompetente oberjte Statöbehörde, und wird er Durch dieſe veranlajst, das 
Placet zu verfagen, fo ‚geiciebt died, indem er das Statut nicht ſanktionirt 
und demgemäß die Publikation nicht anorbnet. So heißt es in der Oldenburger 
revidirten Kirchenverfoffung von 1853, $ 78 f., daj3 „Gejepe im Gebiete bes Hi 
chenwejend vom Grofherzoge nur in Übereinftimmung mit der Landesſynode 
erlaffen, aufgehoben und authentifch ausgelegt werden fünnen“, daſs aber ber 
Großherzog fie „verkündet“. Ebenfo in ber badifchen Kirchenverfafjung von 1861, 
79 f., wo noch ausbrüdlicher gejagt wird: „der Großherzog betätigt und ver- 
be die Geſetze“. Änliy in der Hannoverfchen Kirchenvorftandg- und S 
dalorbnung von 1864: „Wirchengefege werden unter Zuftimmung ber 8: 
ſynode erlafjen“ u. ſ. w. Diefe Zuſtimmung „beſchränkt fich auf den wefentlichen 
Inhalt der Gefege*, ihre „Bearbeitung verbleibt der Kirchenregierung“. Dieſe 
Kicchenregierung wird aladann durch FE. Verordnung vom 17. April rn 
einem Lanbesfonfiftorium beigelegt, dieſes jedoch (dajelbit $ 7) dem Kultus— 
minifterium „umtergeordnet* und lebterem die Befugnis erteilt, den Maß— 
regeln des Landestonfiftoriums, auch den die „Kirchengeſetze“ betreffenden, 
„Einhalt zu tun“. „Allgemeine Anordnungen des Landeskonſiſtoriums“ find zu 
dem Zwede „vor der Exrlafjung dem Kultusminiſterium zur org vorzulegen“, 
Hier blieb alfo gewifjermaßen die Statsbehörde kirchenregimentlih. Nach mwürt- 
tembergifcher Verordn. bom 20. Dezember 1867, 8 14 befteht „die Hauptaufgabe 
der Landesiynode in der Mitwirkung zur kirchl. Gejeggebung* u. ſ. w. In den 
altpreußifhen Provinzen jchreibt die ep wre Large vom 20. Januar 
1876, $ 6 vor: „landesfirchliche —* bedürfen der Zuſtimmung der Generals 
fynode und werden von dem Könige, Fraft feines Recht? als Träger des Kirchen— 
tegimentes, erlaffen. Sie werben behufs der Beglaubigung von dem Präfidenten 
des evangelifchen Oberkirchenrates gegengezeichnet . . - . . Bevor ein bon ber 
Generalfynode angenommenes Geſetz dem Könige zur Eirchenregimentlihen Ges 
nehmigung vorgelegt wird, ijt die Erklärung des Minifterd der geiftlihen Uns 
gelegenheiten darüber —— ob gegen den Erlaſs desſelben von Stats— 
wegen etwas zu erinnern ſei. Ein Kirchengeſetz erhält feine „verbindliche Kraft“ 
erft durch die „Verkündigung“, welche auf die firchenregimentliche Genehmigung 
folgt.“ Dem entfprechend befagt das Statsgeſetz betr. die evangel. Mi 
Kaffung in den acht älteren Provinzen der Monarchie vom 3. Juni 1876, $ 183: 
„Kirchliche Gefege und Verorbnungen, fie mögen für die Landeskirche ober für 
einzelne Provinzen oder Bezirke erlaffen werden, find nur foweit rechtsgültig, als 
fie mit einem Statsgeſetze nicht in Widerſpruch ſtehen. Bevor ein von einer 
ine. am ae oder von ber Generalfynode bejchloffenes Gejek dem Könige zur 
nftion vorgelegt wird, ift durch eine Erklärung des Statöminifteriums feſtzu— 
ftellen, daſs gegen das Geſetz von Statöwegen nicht zu erinnern ift. In der 
Berkinbigungsformel ift diefe Feitftellung zu ermwänen. Abſatz 4 bed $ 6 ber 
Beneralipnodalordnung vom 20. Januar 1876 — d. i. die oben ausgejprochene 
Vorſchrift — findet auch anf propinzielle Kirchliche Gefehe Anwendung. Die Ber 


60 j It ar 


Kirche abweichen, die alle bis of jene Korruption, als auch diefe Imputa— 
tion, als auf alle nd, —— d —— —— 
quien und Synoden der Provinzen wird dieſes überbunden, auf daſs ſie alle 
zum ‚heiligen Dienft aufzunehmenden Kandidaten dieſes Dekret unterfchreiben 


affen*. — Fr 
laceus bemerkt, das Dekret fei von ben Provinzialfgnoden unglei 
Er worden, bon einigen ji a bis auf 9 * 
tionalſynode ſuspendirt. Vielen Geiſtlichen ſei es erwünſcht und vortreffli— 








‚unnötig und übereilt vorgekommen, ja mit Gottes Wort nicht r 7— 

einſtimmend. Seen abe ſich das Gerücht bis ins Ausland verbreitet, es 

durch. diefes deb PlnsenS Bere verurteilt worben, Inaß bie ber Alaben 
ie 


Sara m Bann EN Bel ätten, 


außer den theses de statu hominis lapsi ante gratiam im Februar 1640, 

are vor jenem Dekrete. Über diefe dei, obwol die Theſen allen Paſtoren de 

angrenzenden Provinzen zur Cenfur mitgeteilt und von Amyraut der Provinzial: 

f ode Pie tn worden, habe niemand fich aufgehalten. Und doch müfjen Ceht- 
en 

Nationalſynoden verboten ift, jedenfalls auch ber —— vorher ermant 


lagen. 
n find auch gar nicht vorgeleſen, wider ihn ſelbſt ſei nichts vorgenommen 
ur * Hähte Semand gellagt, jo wäre es allenfalls Garifjol, Be Bräfes, 


Kmputation einfach geleugnet, jondern nur eine gewiffe Art derfelben. Al 
"ihn, jondern die, „welche die urfprüngliche Sünde r 


Pen Placeus bei, dafs, wer dieje leugne, verwerflich werde. Und jolde Lehrer 
ommen wirklich vor. Iſt aber die exite aktuelle Siündentat gemeint, was mir 
warscheinlich ift, jo muſs die Imputation unterschieden werden in eine unmittel- 
bare, vorhergehende und im eine mittelbare, nachfolgende. Jene wäre nicht 
durch Korruption vermittelt, dieje wäre durch die ererbte Korruption vermittelt; 
jene ginge der Korruption voran, dieſe folgt ihr nach als Wirkung der Urfache, 
Das ere berwirft Placeus, das Lehtere verteidigt er. Sollte nun diefe Mei- 
nung verdammt worden fein? Eine ziwiefahe Imputation hat man doch ſchwer— 
lich lehren wollen, eine mittelbare neben einer unmittelbaren, da Eine genial. 
Iſt nun nicht gejagt, welche von beiden die Synode verwirft, jo wird man 

Placeus Meinung das Urteil ſuspendiren. Iſt die unmittelbare verworfen, jo 
alfo nicht des Placeus Meinung, Nur wenn die Leugnung der unmittelbaren 
verworfen wäre, träfe es denjelben; das aber ſei ferne, denn es träfe den Apo— 
jtel. — Hiefür werden num eregetifche Zeugniſſe Beigebrogt von Hunnius, Cal⸗ 
vin, P. Martyr, Gariſſol ſelbſt und Waldus. Sollte es denn zweierlei ur— 





62 Pland, ©. 3. 


mütbollen als ftrebfamen, auch poetiſch begabten Züngling mit gleichalterigen 
Studiengenoffen, wie Spittler, Georgi, Geh, Abel u. a. verband. Nachdem er 
1771 ald Primus unter 31 Comilitonen Magiſter geworden, 1774 fein theolo- 
giſches Eramen vor dem Stuttgarter Konfiftorium nden, kehrte er ſchon 1775 
als Nepetent nad) Tübingen zurüd, um fünf Jare, 1775—80, in diefer zur Vor— 
bildung eines zufünftigen afademifchen Lehrers fürderlichen Stellung zu ver— 
bringen. Diefe Zeit verwandte Pl., wie er felbft fagt, zu freiem Umbe i— 
fen in dem großen Feld der Gelehrſamkeit und ſchönen Litteratur — ſeinen in 
dieſer Zeit entſtandenen Roman: Tagebuch ꝛc. 1779). wandte ſich ſchon jehzt 
mit Vorliebe dem Fach der Kirchengeſchichte zu, zu welcher innerer Trieb und 
ber Vorgang ſeines Freundes Spittler ihn hinzog, der 1777 nach einjärigem Ge— 
ſchichtsſtudium bei Gatterer und Schlözer in Göttingen in das Tübinger Repe— 
tententollegium eingetreten, aber fchon 1779 einem Rufe als hist. nach Göt- 
tingen gefolgt war. Pland ging 1780 als Stabtvifar nach Stuttgart und wurde 
bier 1781—84 als Prediger und a. o. Profeffor an der hohen Karlsfchule au— 
‚ bie damald unter der Direktion —— Kanzlers Lebret auf dem Gi 
ihrer Blüte und ihres Ruhms ftand (vgl. Wagner, Geſchichte der hohen 
ſchule 1856). Pland hatte hier aufer dem fonntäglichen Gottesdienft den Reli— 
—— zu erteilen, hatte daneben Zeit zu anregendem en 
erfehr und zu litterarifchen Arbeiten; gründete hier auch im Oktober 1781 
nen Hausftand mit J. 2. geb. Schikhard aus Stuttgart. In diefer Zeit vol— 
lendete er, unter Benugung der reichen reformationsgefchichtlichen Schäße ber 
Stuttgarter Bibliothek, feine fhon in Tübingen begonnenen Vorarbeiten zu dem 
rer erften Bänden feiner Geſchichte des proteftantiichen Lehrbegriffes; ſchon im 
ril 1781 erjhien Band I, Banb H im September 1783. Die Aufnahme des 
Werts war eine jo günftige (vgl. die warſcheinlich von Spittler verfafste Anzeige 
in den Göttinger Gel. Anz. 1781, ©. 758), daſs 1784 nach dem Tode des Kir— 
chenhiſtorilers W. Fr. Wald in Göttingen Pland als defjen würdigſter Nachſol— 
ger erſchien. Sein Freund Spittler, der feit 1779 als Profefjor der Geſchichte 
n ©. neben ben profangeſchichtlichen auch kirchengeſchichtliche Vorleſungen gehal- 
ten hatte, war es, der feine Berufung befonders betrieben hatte, der ihm mit 
offenen Armen aufnahm und ihm das Fach der Kirchengeſchichte von jept am ganz 
überlied. Im Herbjt 1784 trat Pland fein neues Amt an ber Georgia Augusta 
an, zu deren hervorragenditen Bierden er num (unter Ablehnung verſchiedener 
an ihn gelangten Berufungen) fajt ein halbes Jarhundert lang (1784—1833) 
gehören follte, Er trat als dritter ord. Profefjor neben Lei und Miller in bie 
theologische Fakultät ein, rüdte aber fchon 1791 zum prof. primarius auf, wärend 
Schleußner und Ammon, Stäudlin und Pott, zuletzt auch nod fein Son Heinrich 
Pland (f. folg. Art), Lüde und Giefeler ihm ald Kollegen zur Seite jtandem. 
Seine Vorlefungen umfajsten Kirchen: und Dogmengejchichte, Dogmatik, Sym⸗ 
bofit, theologifche Encyklopädie und Methodologie, einigemal auch Gefchichte der 
Kirchenverfafjung und des Kirchenrechts. Und obgleich fein äußerer Vortrag nichts 
weniger als glänzend, fein. ſchwäbiſcher Dialekt, den er nie ablegte, für nord» 
deutiche Oren ftörend war, fo fammelte er doch durch die Grümdlichkeit feiner 
Forſchung, die Mlarheit feiner Darftellung, den Ernſt und die Milde feines Ur— 
teilö ein zalreiches und trem ergebened Auditorium um ſich (Näheres bei Lüde, 
der felbjt in den Saren 1812—13 zu feinen Zuhörern gehörte, ©. 33 f.). Im 
P lands äußerer Stellung änderte ſich feit feiner Überjiedelung nad Göttingen 
wenig mehr: im Jubildumsjar der Univerfität 1787 wurde er von Tübingen aus 
unter Storrd Dekanat zum Dr. theol, creirt, 1791 zum Konftitorialrat, 1800 zum 
Ephorus der Hannoverſchen Theologen, 1805 zum Generalfuperintendenten des 
Fürftentums Göttingen, 1828 zum Abt von Bursfelde, 1830 zum Oberlonfiftos 
riolrat ernannt. Auch die — Annexion 1806, wie die Einverleibung Göt⸗ 
ingens in das Königreich Weſtfalen 1807—13 Hatte wenig Änderung gebracht, 
außer daſs er 1811 von der weitfälifchen Negierung zum Bräfidenten eines nen 
errichteten Konfiftoriums für das Leinedepartement war ernannt worden — eine 
Stellung, die nach dem Sturz der Fremdherrſchaft wider ein Ende nahm. Auch 





. Blond, 6. 3. 63 


Bun — Grit wi x Hi Ben Er 
‚ bie ichlei wie ie Vern 
— e bie — — 










als vorher die Veränderungen von Jarhunderten. Und zwar 
„worin Planck die ſeit Mitte des 18. > 


un eologie vor enen Beränderungen erfennt (G 
Bem Bet une, Then Mi nkali, 1) in der Ertenntni von a2 Bot 





e. Damit bezeichnet Pland auch —* 


* per ser. interpretari j —— eine * andlung, die 
— Samalig 8 Vorliebe für eregetifche Studien ertennen ee —— 
be en en behi er elch frühe eig Kran 

zeug asjenige iet aber, welchem ene 

ei —— wie Äußere Anregungen (durch Gotta, Lebret, Spittler ꝛc.) 
hin eher >> und worin er mit richtiger (hen Theolont 2. eigentliche Des 


ne g ick. als Theolog, ja feine Sefinnung 

ſch * Chriſt war a en Mit einer folchen fich felbft ver— 
geſſende g ging er der Erkenntnis deſſen nad, was geſchehen und was 
lo Gottes Wille — iſt; mit ſolcher Freude und os ding “ a den 
d und an der Arbeit, ſie aus S 

—* inner ei reinerer Geſtalt — — 2*— fe, fehr — ih ae 
benle Er In pe ——— ende ber 2* — * war der 


in 





























{ um, weld } daſs er übe ————— * 
men ımb ar ir un, im er ‚ce Brfen wie u ne —* 


men un 3 | 3 elb 
zalfofen Mifchur Ar eh Neu, welhe ihm die Gefchichte neigt, fam ibm 
nicht fo bedeut dafs er jemals dafür einen Streit anzuf oder gar 
ba den ſich wa entichließen können. Und wie 1 bies ie 
dr lofi ‚Heiterkeit feiner Seele ficherte, jo bewarte es ihm auch ſei— 
Opi 3 und fein Gottvertrauen, ſchühte ihn vor Hadern und Schwarze 


— 


64 Pland, ©. 3. 


; die Welt 18 ein nter einent 
— 
Dankbarkeit gegen a der er are —— »und Güte, 
—5 immer herrl — und der Unerſchöpflichkeit der 


und unter welchen er 
—— —— atte, und wie er darin En nicht gegte, o de 


Diefe Denkart wirkte denn auch im * hiſtoriſchen Schriften wi feine 
Aufjafjung der Kirchenlehrer —— ein, wel Hauptgegenſtand der⸗ 
ſelben waren. Des größten Fleißes im Benutzen emp Quellen Fi 
sis" Ontejuchh nd Dem —— en —— — rannte ſah, 
i nicht entfi 
nicht der Itigiten Kritik ihres — und i nverlä 
Ne ne de zu ra gemeinfmen Eigenfchaften aller * I 
Eigentümtices hinzutat, war eine Unterfuhung, melde er über die Nachrichten 
ergehen ließ, au dem Bwed, um aus denjelben als aus Indicien den ** 
und ſittlichen Geſamm tzuftand ber. handelnden Perſonen herauszubringen. 
geihah nicht bloß, * wi —— ————— —— Sie 
gewinnen, ſondern war ein ei 1 ultoriſches 
—— Allgemeinen durch das gegebene Einzelne, woraus ſich dann un für bie 
Darftellung am beften die Frucht der feinften und lehrreichſten Char 
en ergeben konnte Bei diefer Unterfuchung achtete er aber weniger auf 
und gemeinfamen Einwirkungen, welche in der Strömung eines 
talters bejtimmend über Die, er it angehöten, ergehen, jondern mehr nur 
auf die —— der bewuſsten Abſichten und unbewuſsſten Neigungen, mit 
welden der Ei gegen In —— und die auf ihn vererbten Tradi—⸗ 
tionen reagirt. Bei eh ihn die zunehmende Ausbildung feines 
öfter en da Plan Abficht fuchen und finden, wo davon auf der O 
und vielleicht ſelbſt im — Beirfpkiee der Handelnden nicht viel zu jehen war. 5% 
dieſen fubjettiven Gejdichtöpragmatismus, dieſes Aufjuchen der — 
Ereigniſſe in den Motiven der Perſonen und die dabei verwandte, tief e 
pigchologifhe Divination hat man ihn zuerjt enthuſiaſtiſch gepriejen *), 
un getadelt **); richtiger ift es, beides, die Einjeitigfeit, aber auch den 
dieſer befonderen Gabe und Eigentümlichteit Pland3, neben einander anzuerfens 
nen. Es war einfeitig, bei der Neprobuftion bed Caujalnerus, welche die Aufe 
abe der Geſchichte ift, fait nur anf die —— gu achten, welche in ben 
Eubjetten, —* in den Überzeu 15 in dem Willen, den Ges 
finnungen und ſichten der handelnden na —— daneben * die ein 


Mr 
3 8. L. v. Woltmann jagt in ber Schrift über Johannes len © * eß 


ta 
von berühmtes Bert In dac bas fein as ‚tieffte und reihba Hape, ! J ind —— pl 

emals geliefert hat”. Und ESpittler FR fagt (Kirchenaefh., 5 ©. 15): „Ein 

as Ganze ber * m mit ber feinen bifloriichen Pk, "ber Pi n ———— 

bem ſcharfen —* geſchrieben, wie Plands klaſſiſche Geſchichte ber 

bes —— —— wärbe nidt nur —* was bisher geleiſtet worben, weil 


trefien, fo mbern —* weiteren Wunſch übri en’, 
*% An cn 3 m Gbr v. er RN kirchl. Geſchi Ren Sa 
und RO des 19. im ei ), —* aber auch bie großen 
bifhen Pandsmannes ſchön nk bat in Rn lu Be —— 
Ey : In Osiandri doetrinam ex recentio 1831, 
L. Domer, . b. prot. Theol. S. To X ern —5* a 
l. 1857, ©. 640 fi. 





66 Plantd, ©. 3. 


begriff ala ihr innerfter Haltpunkt allmählich hervorgeht, wie die neue Kirche mit 
= unterfcheidenden Dogma und ihrer eigentümlichen Ba fi tt. 
ber freilih wird jener Lehrbegriff oſt weniger dogmenhiftorifc aus feinen 
Grundgedanken und deren innerer Fortbildung abgeleitet, vielmehr werden 
Gedanken und deren verjchiedene Modifikationen jelbjt meijt betrachtet als Wir: 
fung perjönlicher oder zufälliger äußerer Faktoren, als entjtanden oder doch mit- 
mt durch die perfönlichen Neigungen oder Beftrebungen ihrer Belenner; bie 
fubjektive, perfönlihe Seite der Entwidelung ift zu ſtark hervorgehoben, man 
vermifät nicht felten den objektiven Bragmatismus der Idee, — nur hinter 
dem Vorhang der äußeren Erſcheinungen die innere Entſtehung des Lehrbegriffes 
(vgl. die Urteile von Lücke ©. 24; Baur, Epochen, ©. 174 ff.). — Die fpäter, 
1808—9 entjtandene Geihichte der Kirchenverfaſſung, gewifjermafen eine nach— 
—— Rechtſertigung der Reſormation durch den Nachweis ihrer geſchichtlichen 
Notwendigkeit (vgl. die Schlufsworte bes V. Bm durch Gründlichkeit des 
Duellenftudiums, durch Feinheit der pragmatifchen Verknüpfung, durch edle Uns 
parteilichkeit, burch Flare und wolgeordnete Darftellung dem erjtgenannten Wert 
teihftehend, trägt doch noch mehr als jenes die Schwächen des Plandihen Ges 
Michtöpragmatißmus an fi), der vom erften Anfang der Kirche an jede Ver— 
änderung mit inquifitorijcher Strenge darauf anfieht, welche Abficht ihr zugrunde 
liegen konnte, und der insbejondere die Gejchichte des Papfttums nur als plan— 
mäßige Erwerbung oder ſchlaue Erjchleihung einer unrechtmäßigen Herrſchaſt 
betrachten weiß — eine Betrachtung, bei der man ſchließlich nicht ſowol Die Bäprie 
felbft als vielmehr den Gefchichtichreiber bewundern muſs, welder jo tief in ihre 
innerften Gedanfen hineinſchaut und die feingefponnenen Fäden ihrer kunſtvoll 
verfchlungenen Politit mit fo fcharfem Blick aufdedt (vgl. Baur a. a. D. ©. 186), 
Viele andere Eirchenhiftorische Schriften und Abhandlungen Plands deigen 
teild feine urteildvolle Teilnahme an den kirchlichen Ereignifjen feiner Beit (fo 
feine Fortſetzung von Walchs neueſter Neligionsgefchichte in 3 Bänden, 
1787—93, von welchen Band I u. II faft nur mit Bapft Pius VI. und Kaiſer 
Joſeph II, Emfer Kongreß, Synode von Piſtoja ꝛc., Bd. III mit der firdhlichen 
Revolution in Frankreich) von 1791 fich bejhäftigt; ferner zwei Schriften über 
die katholische Kirche, ihre neueften Veränderungen und ihr Verhältnid zur pros 
teftantijchen Kirche aus den Saren 1808 und 1809, beide ausgezeichnet durch 
Nüchternheit und Unparteilichkeit des kirchenpolitifchen Uxteild; dann drei Schrif- 
ten über die gegenwärtige Lage und die Vebürfnifje der proteftantifchen Kirche, 
über Trennung und Widerbereinigung der chriſtlichen Hauptparteien u, f. f. aus 
den Jaren 1803, 16, 17, vgl. Lüde ©. 59 ff.), — teils find es Beiträge zur 
allgemeinen, zur älteren oder mittelalterlichen Kirchengefchichte, wie feine Fort 
fegung von Fuchs, Bibliothek der Kirchenverfammlungen (Bd. IV), feine Bei— 
ge zur Geſchichte des ZTridentiner Konzils (Anecdota ad hist. C. Trident, 
ee, fase, I-XXV in einer Reihe von afademifchen rang. jeine 
Specimina anthologiae patristicae, Göttingen 1820—82, 4°, feine neue en 
von Spittler8 Grundriß der Kirchengefchichte 1812, dann eine große Bal von 
nen Aufjäpen, Programmen und Rezenſionen lirchengeſchichtlichen Inhaltes (Lüde 
©. 43 ff.), ſowie endlich fein Berfud einer „in großen Umrifjen gezeichneten Ges 
ſchichte des Chriftentums von ber erjten Gejtalt im Geiſt jeined Gtifterd und 
feiner Apojtel duch alle Beränderungen hindurch bis auf unſere Zeit herab* — 
ein von ihm lange geplantes Werl, von welchem aber nur der Unjang zur Aus— 
fürung fam in feiner 1818 in 2 Bänden erjchienenen: „Gejchichte des n 
tums in der Periode feiner erjten Einfürung in die Welt durch Jeſum und bie 
Apoftel*, — einer Schrift, die freilih, wie von Allen zugegeben wird, feinen 
Hauptwerfen weit nachſteht und im Grunde nur noch ein pathologijches Intereffe 
hat zur Charakteriftit eines überwundenen biftorifch=theologiichen Standpunttes 
(vgl. darüber Lüde ©. 71; Baur ©. 187; Uhlhorn ©. 640 f.). ww 
Auch Plands übrige theofogifche Schriften zeichnen fich aus durch das Aus— 
bon dem genau unterjuchten Gejchichtlichen, durch reife Erfarung und 
äßigung des Urteils, und durch das fromme Verlangen, eine verjünende Mit 


68 Pland, ©. 3. Platina 


Rheinwald, Rep. 1839, Bb. 25, ©. 105 ff.; Mohnicke in Ztſchr. für —* 
1836, I, 313 ff.; €. Henfe, ebendaſ. 1843, IV, 75 ff.; ©, Franck, Geſch. ber 
Theol. I (Henfe 


Th. 
prot. 
‚ 359 ff. 7) Bagenmann. 
77 
‚ Heinrih Ludwig, proteftantifcher Theolog des 19. Jarhunderts, 
Son des ei war geboren zu Göttingen den 19. Zul 1785, Schon in jeis 
ner Studienzeit 1803 ff., wo Heyne, Heeren, Bouterwel, Herbart in Philologie, 
Geſchichte und Philofophie, fein Vater, Ammon, Stäudlin, Eichhorn zc. in ber 
Theologie feine Lehrer waren, zeichnete er ſich aus durch zwei Preisſchriften; 
über den Werth der Beugniffe der älteften Gegner des Chriſtenthums, 1805, und 
über bie allegorifche Interpretation des PhHilo, 1806. In demjelben Jare wurde 
er zufammen mit W. Gejeniuß Nepetent bei der theologifchen Fakultät in Göt- 
fingen und begann, nad) Vollendung einer wiffenfchaftlichen Reife, zu Oftern 1807 
exegetiſche Vorlefungen über das ganze Neue Teftament, welches er von nun an 
in je vier Semeftern durchzugehen pflegte. Der neuteftamentlichen Kritif und 
der Erforfchung der Sprache des N. T.'s widmete er nun auch vorzugsweiſe feine 
fitterarifche Tätigkeit. Der erjteren gehören an feine „Bemerkungen über 1 Tim,*, 
Göttingen 1808, gegen Schleiermachers Bejtreitung der Echtheit jened Briefes 
gerichtet, und fein „Entwurf einer neuen fynoptifchen Zufammenftellung der drei 
erſten Evangelien nah Grundjäßen der höheren Kritik“ (im Anſchluſs an Eichhorn), 
Göttingen 1809. Für die Unterfuchung der Sprache ded N. T.'s wurde fein 
Antrittöprogramm de vera natura atque indole orationis graecae N. T., Gött, 
1810, jo bedeutend, dafs der vornegmjte Kenner dieſes Fachs, Winer, ihn „den 
Erften genannt hat, der mit Vermeidung wefentlicher Irrtümer der Früheren 
ben Charakter der neuteftamentlichen Diktion klar und vollftändig entwidelt —* 
ein größeres Werk über denſelben Gegenftand, eine isagoge philologiea in N. T., 
follte folgen und bejchäftigte ihn lange; in fünf Programmen aus den $. 1818, 
21, 24, 25, 27 gab er Proben eines Lerifons für das ganze N. T., welches aber 
undollendet blieb. Neben dieſen F ſchen Studien, von welchen er noch in 
anderen lateiniſchen Programmen (z.B. über das Lukasevang., den Kanonbegriff, 
die Chriſtologie des N. T.ꝛc.) Proben gab, richtete er, veranlajst durch die dog⸗ 
matiſchen Vorleſungen, die er ſeit 1817 regelmäßig hielt, feine Aufmerkſ 
auch auf die Religionsphiloſophie und ſchloſs ſich hier, wie ſein „Abriſs der 
philoſophiſchen Religionslehre“ (Göttingen 1821) zeigt, eng am die Erg 
ber Friesſchen Philofophie an. Im are 1810 war er außerordentliher Pros 
ſeſſor, 1817 Doftor, 1823 ordentlicher Profefjor der Theologie geworden; aber 
bie jchredliche —— welche ſeine Lehrerwirkſamleit don Anfang an geſtört 
hatte, die Epilepſie, ſehte ihr auch ein frühes Ende. Un Frömmigkeit, Herzens— 
güte und Anſpruchsloſigkeit war er feinem Vater gleich, als Exeget und durch 
ein ſpelulatives Talent ihm vielleicht noch überlegen, den er freilich an 
blid, Umficht und Kunſt des Hiftoriferd ebenfowenig als andere theologifche 
genofjen erreichte und deſſen fraftvolle und faft ritterliche äußere Erfcheinu 
beinahe jugendlicher als die gebrüdte Haltung und Stimmung des ——— 
darſtellte. Allgemein geliebt und beklagt ſtarb Heinrich Pland noch zwei Jare 
bor feinem Vater am 23. Sept. 1831. Nachrichten über ihn, nebſt Au 
nungen von feinem Freunde, dem Philologen Difjen, hat Fr. Lücke 1831, 8% ge: 
geben, wider abgedrudt in feiner Biographie bes Vaters, Göttingen 1835, S. 153 ff; 
außerdem vergl. Nefrolog der D. 1831, U, 303; Döring, Gel. Theol, 
Göttinger —— 2b. III und IV.; fein handſchriftlicher Nachlaſs 
der Göttinger Bibliothek. (Henker) Wagenmann, 


—— Sein Familienname war Sacchi, ben er in Platina umänderte 
nach feinem Geburtsorte Piadena (lateiniſch Platina), einem zwiſchen Mantua 
und Cremona gelegenen und zum Gebiete der lehteren Stadt gehörigen Dorfe, 
In Betreff feines Bornamens ſchwankte man lange zwiſchen Baptifta und Bar 
tholomäus; Voßius * Historieis latinis, Lugd, Bat. 1651, L. III, p. 688 6q.) 
hat ſich mit vielen triſtigen Gründen jür Bartholomäus entjhieden. Platina 





10 Hin Plitt 

ten, dem eblen ‚in deffen und Fa er 

— en ers Allee ker — — 

u D 

len Direktor Elafjen, dem er immer ein dankbares Andenten bewart hat, 

j ee zu den geſchichtlichen Studien, die ſeinen ſpäteren Lebensgang we— 

"Im Yare 1854 bezog er die Univerſität Erlangen, um Thediogie zu ſtudi— 
— eedk nei DonRam kt ah Tas nen eben Tu 


Im er Ne und Begabung nah zu wiſſenſchaftlichen Studien und das 
duch zum afademifchen Berufe Singegogen, bereitete fi Plitt, nachdem er im 
Jare 1858 die Kandidatenprüfung in Lübeck mit beftem Exfolge bejtanden batı 
wärend ber beiden folgenden Jare in Berlin zu jenem Berufe vor, erwarb ſich 
gegen Ende ded Jared 1861 bei der Erlanger theologiihen Fakultät die Licen— 
tiatenmürbe und habilitirte jih dann am berfelben Univerfität zu A des 
Jares 1862. Wie ſchon feine Habilitationsſchrift? de auetoritate artieulorum 
Smalealdicorum boliea, Erlangen 1862, zeigt, war es die hiſtoriſche Theo— 
fogie, welcher er feine Studien zu widmen gedachte, vorzugsweiſe die Geſchichte 
des 16. Sarhunberts, des Beitalterd der Neformation. Denn and) die zwei Jare 
frühere Öffentlihung der „Feſtpredigten des heiligen Bernhard“, Exla 
1860, galt diefem „Zeugnis für die evangelische Warheit au$ der mittelalterl 
Kirche"; Plitt wor nämlich nicht der neuerdings borgetragenen Meinung, daſs 
ber Einfluj3 Bernhards auf die Kirche der Reformation einen Abfall derjelben 
von fich jelbft, von den reformatorifchen Grundanfhanungen bewirkt habe, ſon— 
bern er erinmerte fich defien, wie oft Luther, Melanchthon u. a. auf 
als en ber evangelifchen Warheit wider ihre Gegner ſich berufen; er zält 
zu den Autoren, durd welche die evangelifche Kirche ihr Geſchlecht 

u jüren fünne auf die apoftolifchen Ahnen (vgl. die Vorrede dieſer 

8 gelang dem jungen Docenten bald, unter der alademijchen Jugend Fuß zu 
foffen, feine Vorlefungen, die fich teils auf Kirchengefchichte überhaupt, teils auf 
einzelne Teile derjelben, namentlich auf Neformationsgefchichte und Luthers Les 
ben bezogen, ab und zu aud) der eregetifchen Theologie fich zuwandten, wurden 
erne gehört. Dameben entwidelte er eine rege litterarifche Tätigkeit, veröffent— 
ichte außer einzelnen Vorträgen, wie über Friedrich den Weifen (Erlangen 1863), 
und Aufſähen, wie unter anderen über „Defiderind Erasmus in feiner S 
zur Reformation” (Beitichr. für die gefamte Muth. Theol. u. Kirche 1866, 8.479 ff. 
„Melanchthons Loci communes in ihrer Ürgeftalt* (Erlangen 1864), und 
darnach fein Hauptwerk, in welchem er eine Reihe von Einzelftudien zur Refor— 
mationsgejhichte niederlegte, „Einleitung in die Auguftana“, in zwei Bänden, 
nämlich „Geſchichte der evangelifchen Kirhe bi8 zum Augsburger Reichstage“ 
(Erlangen 1867), und „Entftehungsgefchichte des evangelifchen Lehrbegriffs“ (Er— 
langen 1868). In diefem größeren Werk, welches für das tiefere Studium bed 
Grundbelenntnifjes der evangelifchen Kirche für immer unentbehrlich fein h 
fpiegelt fih am deutlichjten die Eigentümfichkeit feiner Richtung und Beg 4 
forgfältigfte Detailforfhung, die auch das Kleinſte wicht für gering achtet, Objek 
tivität und Unbhängigkeit des Urteils bei aller perſönlichen Hingabe an die evan— 
Beh Warheit, eine nicht im Dienfte der Syitematik jtehende, ſondern rein ges 
ſchichtliche Auffaſſung des Lehrbegriffes, eine leichte überblicliche, allenthalben 
vom Hauche perfönlich-chriftlicher Überzeugung durchdrungene Darftellung, 





12 Pritt Plymouthbrüder 


I Seeliger ea Same Be 
tt zur ellung einer gründlichen und v en r 
——— en 


ee Be er ehe > 

Keen afademifchen | Be und feinen litte⸗ 

tarischen Arbeiten mit gewontem Eifer fi) — Aber ſchon am Schluſſe 
— 


Davos wärend des darauffolgenden Winters eine unverkennbar günſtige Wirkung; 

mit Freude und Zuverſicht begann Plitt im Sommerfemefter 1878 feine lange 

unterbrochene Tätigkeit auf neue, Der Sommer verlief im ganzen ——— 
n 


Mann der Wunſch einer längeren Lebensdauer, und die Natur der £heit 
brachte es mit fih, daſs dieſer Wunſch zur Hoffnung fich geftaltete, Aber als 
diefe Hoffnung durch die zumehmende Schwäche fich ihm als vergeblich erwies, 
ſah er mit voller hriftliber Klarheit und Gefafstheit dem Tode ind Angeficht. 
Wenige Tage dor feinem Abjcheiden diktirte er noch feiner Gattin Worte der 
Manung und des Trojtes als geiftliches Vermächtnis für die Seinen; am Abend 
vor feinem Tode befahl er die Fürſorge für feine Kinder einem an fein Sterbe 
bett herangeeilten Freunde, Am Morgen des 10. September 1880 ift er one 

fchweren Todeskampf heimgegangen. . 
Bir freuen uns hinzufügen zu können, dafs der ſel. Plitt das drudfertige 
Manufkript feiner Lutherbiographie, foweit fie unter feiner Hand gediehen war, 
furze Zeit dor feinem Tode feiner Gattin mit dem Auftrage übergab, für die 
Beröffentlihung Sorge zu tragen, und dafs diefem Wunfce des Heimgegangenen, 
nachdem durc feinen Freund, den Hauptpaftor E. F. Peterfen in Lübeck, bag 
‚Werk im gleichem Sinme und Geifte vollendet worden ift, in Kurzem entſprochen 
fein wird. Das Werk, wovon die erjten Lieferungen bereits erfchienen find, trägt den 
Titel: „D. Martin Qutherd Leben und Wirken. Zum 10. November 1883 dem 
deutfchen evangeliſchen Volke gefhildert von D. Guſtav Plitt, o. 6. Profefjor in 
Erlangen, vollendet von E. F. Peterfen, Hauptpaftor in Lübeck“, — 1883. 
Dr. #- * 


Plymouthbrüder find, wie der Name es andeutet, eine engliſche, in dem zwan⸗ 
ziger Jaren, zunächſt in Irland, beſonders in der Heinen Stadt Ennis im Sü— 
den, eutftandene Sekte, deren gewönlicher Name, wenigitens auf dem Kontinente 
von Europa, Darbyften ift, eigentlich ein Übername, entlehnt von dem ihres 
















zu 
it in Soon, — in Anker: —— Städten — und 

‚ reichen: —— nun Vieles für 
des 3 Beides Gottes in ihrem Sinne. Zur md 
ftifteten ve eine —— Zeitſcheiſt, christian witness, 
re Artikel einrüi Eine Oppofition von feiten b * li⸗ 
lonnte nicht Ausbleiben, Sie * dem Überhandehinen der 
Zeil dadurd wurde Darby bewogen, fein Vaterland zu 
9 einen gern Aufenthalte im kam er nach Genf, etwa 


von en ein, De 
— inmitten —* Einga — 
‚unter der Anfürung eines ſ teten und 


| Venen, benfeben 
een — der gemeinde bon Lau— 


um den Methodismus z 
— dur igten fowie 
* — ar en 


arbn 7 


at am, die nachher unter dem it 
Englifche und 3 —5 — were en. Sie made re groben a) a * 
* —* je Zuhbrergal nicht bloß von Mitgliedern der Diffidentengemeinde. 


i an * 
Teil dee Die iften mit den anderen en von Sa ufanne, 











L  Plymouiäbrüber 


Num fehlender Schäffel zu den Weisfagungen gefunden 
ber fe Die Bahin. Beheit "Hatte Bu uleldee ge 


rühmten 
Botteh zu bereinigen. 7 
Alls er durch alles Vorhergehende die Gemüter hinlänglich vorbereitet glaubte, 
ging er an die eigentliche Verwirklichung feines Planes, die bisherige Diffidenz 
gänzlich auseinander zu fprengen, dadurch die beften Kräfte der Erwedung in 
der Nationalfirche an fich Kin ziehen und einen Kreis von völlig freien Berfanmts 
lungen, one alle Organifation, um ſich herum zu bilden. Denn je mehr alle or: 
ganiſchen Formen befeitigt waren, ein dejto größerer Spielraum war feiner übers 
wiegenden Perſönlichkeit eröffnet. Eine Reihe von Flugjchriften, die nacheinander 
in Lauſanne und in Genf erſchienen, enthüllten den Revolutionsplan des —* 
Mannes. In der „apostasie de l’&conomie actuelle“ legte er bie Art an 
Daum der chriftlichen Kirche; die Grundlagen davon waren in den Vorträgen 
über die gegenwärtige Erwartung der Kirche gegeben worden. Im Traktat „sur 
la formation des &glises“ ging er direkt der Diffidenz zu Leibe und berpönte 
alle Verfuche zur Bildung von neuen Kirchen. Dieſelben Anfichten beftätigte und 
ergänzte der Traktat: „quelques döveloppements nouveaux sur les prinei 
émis dans la brochure sur la formation des &glises“, Dazu kommen einige Ir 
titel auß dem „christian witness“ in franzöfifcher Überfeßung. Der Traktat „li- 
bert& de pröcher Jesus possed6e par tout chretien“ hob alles geordnete geifts 
liche Amt auf durch die ausjchweifendite Anwendung der Idee des a i 
eftertums. „La promesse du Seigneur“ (Matth.18, 20) gab den Walfprud) 
die darbpftiichen Verfammlungen, worin die Kirche fich auflöfen follte. „Le 
schisme“ bezeichnete alle diejenigen als Schißmatifer, welche fich weigern, an Dies 
fen Berfammlungen teilzunehmen. * 
Was die Lehre Darbys anlangt, jo betrachtet er die göttliche Offenbarung 
als eine Neihe aufeinanderfolgender Ofonomieen. Die Ofonomie des — 
der vorſintflutlichen Zeit, des Judentums und des Chriſtentums; jede | 
fordert von dem Menfchen Treue gegen das im fie gelegte Gut, darauf beruht ihr 
Beitand; jede berjelben ift aber durch die Untreue der Menfchen vernichtet: „So 
war Adam in dem Buftande der Unschuld verantwortlih: er fiel. war 
verantwortlich in 2* auf die Pflicht, ſein Haus und ſeine Familie heilig zu 
verwalten: ex fiel. —* unter dem Geſetze als Haushaltung (Ofonomie) ans 
gejehen fiel ebenfalls“. Befonders gilt das aber von der neuteftamentlichen 
nomie: auch fie it vernichtet, Darby fteift fich dabei auf die Stelle Röm. 11, 
22; nad ihr berubte die ganze hriftliche Heilsöfonomie darauf, daſs die Chri— 
jten im der Güte Gottes verharren, und zwar dies jo gefaſst, dafs die Ehriftens 
it im Oanzen es tut. Weicht fie davon ab, d. 5. verläfst fie den Weg des 
bend in ber Haltung der Gebote, fo ijt der Gnadenbund zerrifjen: Car la 
bont& de Dieu, dans laquelle I’'homme fut place, est abandonnee par la trans- 
gression de l!’homme, Der Abfall und damit die Vernichtung der neuteftaments 
lichen Ökonomie fällt ſchon an das Ende der apojtolifchen Zeit. — 
—— * ben Brief Judä, auf Stellen wie 1 Jo. 2, 18; 2 Tim. 3, 1ff. 
2 Petr. 3, 3f. Ws 
Troß der Vernichtung der göttlichen Okonomieen gibt es Gläubige, werben 
einzelne Seelen gerettet. Denn der Bejtand der göttlichen Olonomieen und bie 
Nettung der Einzelnen hängt nicht zufammen; jene dienten der Offenbarung der 





Beusssglgsger 





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du s. esprit dans l’&glise en röponse A 
& an | k a6 ME 
geht von ns, da die Anne an 


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383 











—* — (eharge) engefeht ber Die fien orte if eh! 
ad — — —* | 
ei dub; geiifienhafte Bnmehbung einer Guobengade be$ —— 

1 Petri 4, 10. Es iſt darin nichts, was an menſchliche Einrit 


——— iſchgfe und der Diakonen. 
e Hei ie, ſondern etwas ches | 


‚ Wie 3; B. S 

hatte; aber e8 beſtand keine organif 
Babe —— 6 end jene — 253 
var das Amt das Reſultat einer menſchlichen Wal 


‚herleitete, und g. 
Dos Alles iſt verkehrt in dem gegewärtigen Kirchen. Das ice Amt bez 

&) auf Geiftliches, und es oied durch enfehen übertrogen, “ märenb das E 

acdje des frei wirkenden Geiftes ift. Dazu kommt: Geit dem Abtreten 

Apoſtel und ihrer unmittelbaren Delegirten, 8 Timotheus u. a., hat mies 
recht, zu irgend einem Amte in der Kirche, auch noch 


Bi 


es 
Denn wel örbe, wel —5* 
— and m 





76 plymouthbrüder 


ſagt man: die Ämter müſſen da fein um der Ordnung willen, fo wird dieſe 
mensch dung bald —* Unordnung vor dem jefichte Gottes erfcheinen, 
Gnabenmittel iſt ausfeiehlic das Wort; Taufe und mal find nur Sinn: 


neh ‚un abe —* —— m. ——— = fye ih ee * 
u ala un a ge ift an un 
göttlich, Gott bat fi — ee Hof. 

Daraus erflärt fich endlich der breite Raum, * a —— en Erwar⸗ 
tungen im Darbysmus einnehmen. „Der Bräutigam ift nahe, um ‚ wir ars 
men Berbannten auf einer feindfeligen Erbe, follten wir und ich erneuten, um 
und auf unfere Abreife vorzubereiten ?* Auf das Einzelne kann hier nicht eins 

ngen werden; es genügt zu erwänen, daſs das Ende als unmittelbar bevors 
Nehend erwartet wird. 


Es ift zum Verwundern, dafs folche Orundfäße vielen Eingang finden fonns 
ten; e8 et ch dieje Erjheinung nur aus einem tief gegründeten 
teild mit den Zuftänden ber Nationallicche, teild mit denen der Diſſidenten⸗ 
gemeinden, ſowie aus großem Mangel au warhaft chriſtlicher Erleuntnis, * 
dem Hang zu Neuerungen, endlich aus der unermüdlichen Tätigkeit, Darbys und 
feiner Anhänger. Denn bald gründete er eine Urt von Heinem Seminar, worin 
junge Leute in jeine Lehre eingefürt wurden, worauf fie nun auf Mifjionen aus— 
gingen, und was bezeichnend iſt, fich nicht an die Maffe der Indifferenten wen— 
beten, fondern lediglich die erweten Seelen in ihren Netzen zu fangen trachte⸗ 
ten, was ihnen denn nicht übel gelang. So wurden denn manche Gemeinden im 
Waadtlande, ſodann in dem Kantonen Genf und Bern in Verwirrung gebracht 

und e8 bildeten fi darbyjtifche Häuflein. Es gab Streit mit den vom State 
angejtellten Beiftlichen und mit den Diffidentenpredigern, wovon einige, die i Hah 
fi) an Darby angejchlofjen, fi bald von ihm losjagten. Darby wirkte nicht bio 
durch Predigen; er lich mehrere neue Xraftate auegeben, um feine Grund⸗ 
fäge im erbaulicher Weije zu verteidigen und zu verbreiten. Einige, feiner 
Anhänger — eine Zeitſchrift? „le témoignage des disciples de la Pa- 

role“, an deren Stelle jpäter bie studes scripturaires traten, don denen je= 
doch nur drei Bändchen erjchienen. Sie wurden erfeßt durch Le messager svan- 
gelique, feuille d’&dification chrötienne, Vevey 1860 ff., 23 Jahrgänge, — 
monatlich erſcheinend; le salut de Dieu, feuille consacree & l’övan isation und 
la bonne nouvelle annonode. aux enfants, die beiden leßteren erſcheinen einmal 
im Monat. Eine deutſche darhyſtiſche Zeitſchrift iſt der Eiberfelder „Botjchafter 
des Heils in Chriſto“ jeit 1853. Als bei Anlaſs des Yefuitenfturmes am 
14. Hebruar 1845 im Kanton Waadt eine Revolution ausbrad, hatten die Dar 

byſten an einigen Orten Verfolgungen zu leiden. Wuch die durch die Revolution 
De eigefürten Suftände der Nationalfiche des Waadtlandes waren warlih nicht 
geeignet, ihnen ihre Separationsftellung zu verleiden. Ihre Bal hätte fich wol 
bedeutend gemehrt, wenn nicht die Demifjion der Geijtlichen im November 
und die Bildung der freien Kirche des Waadtlandes den gärenden Kräften in ber 
Nationalkirche einen anderen Ausweg verjchafft hätte. 

Auf dem Kontinente von Europa ift nächft der Schweiz Frankreich ihr Haupifi, 
wo fie an fehr vielen Orten ſporadiſch vorkommen, und aud in Paris, Lyon umb 
Marjeille eigene Kongregationen haben, doc beftehen fie meift aus ungebildeten 
Leuten. Im der deutſchen Schweiz beftehen gegenwärtig (1883) 15 ba 

„Berfamminngen“ mit einer Mitgliederzal, die zwifchen 15 und 200 


"s  Pönktenfiarins Past 


&. 161) Rüdficht genommen, wie in Baiern, Preußen, der oberrheinijchen Kir: 
— der Schweiz. — Ein eigener Poenitentiarius major (G 

ar) ſteht in Nom an der Spike der Poenitentiaria (f. d. Art. Kurie Bd. VII, 
©. 320; vgl. Bangen, Die römische Curie, Münfter 1854, ©. 419 f.). Als Vers 
treter desjelben erjcheinen die poenitentiarii minores, welche in St. Peter, im 
Lateran und in St. Maria Maggiore für die Gläubigen aller Sprachen bejtchen 
(a. a. ©. ©, 422). 9. 8 Yarobfont (Meier), 


‚Al 
Poihl, Thomas, der Stifter der fchwärmerifchen Sekte der Pöfchlianer, 
war am 2. März 1769 zu Hörig in Böhmen geboren, römiſch-katholiſcher Kon⸗ 
feflion, feit dem 6. September 1796 Priejter in der Linzer Diözefe und ſeit 1806 
Venefiziat-Eooperator und Vorjteher der Stadtſchule zu Braunau. Als Eoopes 
rator bereitete er den unglüdlichen Buchhändler Palm zum Tode dor und bes 
gleitete ihn auch zur Hinrichtung. Gerade diejed Ereignis fcheint feinen onehin 
überfpannten und zur Schwärmerei geneigten Geiſt ge erjchüttert u ya 
denn bon jeßt am offenbarten fi an ihm vielfach Spuren von Tiefjinn und Mes 
lancholie. Als er darauf als Landkaplan nach Ampfelmang im Dekanate Vökla— 
brud in Oberöfterreich verjeßt wurde, fand er darin eine Zurüdjeung, die feiner 
Ihwärmerifchen Richtung neue Narung bot; nun hielt er fich für einen Märtyrer 
des Glaubens; er träumte don Bifionen und Offenbarungen, glaubte fih berufen, 
eine neue Kirche zu ftiften. In feinem Pfarrorte und in anderen benachbarten 
Ortfhaften (Azbach, Unkenach, Gampern, Schärfling) gewann er — * be⸗ 
onders unter dem weiblichen Geſchlechte, deren Zal er durch Predigten, fliegende 
fätter und Heine Brofchüren zu jteigern wufste. Seine Lehre ging weſentlich 
dahin, dafs Gott und die Zungfrau Maria allen Reinen erjcheine und fich of» 
bare, daſs Chriſtus in ihren Herzen wone und fie zu allen Handlungen leite. 
e Reinigung des Menjchen fei aber die Hauptfadhe in feinem Leben; denn fie 
nur könne ihm den Himmel öffnen, und fie zu unterlaſſen ober ihr fich zu ent: 
gieben, müfje zum Tode füren, der dann allein noch die Reinigung fchaffen könne, 
urch die Reinigung — eine Art Exorcismus — follte der Teufel aus dem Men» 
ſchen getrieben werden; dazu wurde dem ſich Neinigenden ein gewifjes | 
und ÖL eingegeben. Beide Mittel bewirkten heftige Konvulfionen, wärend wel 
Her Frauen in —— Wut um die ſich Reinigenden herumtanzten und 
den Teufel vertreiben halfen. Die Gebetsübung bezeichnete Pöſchl als ein wich— 
tiges, der Reinigung dienendes Mittel; daher wurde fie mit der größten Mus 
ftrengung bald mit geſenktem Haupte, bald auf der Erde mit hingeftredrem Kör— 
per vollzogen, in ber Erwartung, dafs fich der Himmel öffnen follte. Dem 
der Reinigung dienten auch oft widerholte Opfer für Meffen, Wallfarten, 
Faften und Communiciren mit oder one Beichte. Auch Frauen jollten die 
wen ung und Abfolution erteilen können. Endlich meinte Pöſchl, dafs eine all 
gemeine Yudenbefehrung nahe bevorftehe, daſs das Juden⸗ und — 
einer allgemeinen Religion ss eine neue, jüdiſch-katholiſche Kirche ges 
gründet, dann aber das taufendjärige Reid) beginnen und eine Yuswa 
nad dem nenen, im Diamantenglanze ftralenden Jeruſalem eintreten werde, 
Lehren jollte man, nad) Poſchls Äußerung, ſelbſt unter der Gefar de8 Todes bes 
fennen, denn außerdem würden die neuen Offenbarungen verloren gehen 
Das Treiben Pöſchls und der Pöſchlianer zog manche ernftliche Störung der 
bürgerlichen Ordnung nad) fich, daher jchritten die Behörden mit ſtrengen Maß— 
regeln gegen die Schwärmer ein, hoben die VBerfammlungen derjelben auf, zogen 
die Teilnehmer zur Unterfuchung, veranftalteten, um fich ihrer zu bemäd) 
nädhtlihe Streifzüge und fchritten mit Verhaftungen gegen fie vor. Poſchl 
fam erft eine Beit lang unter die fpezielle Aufficht des Deforates bon Bölla 
wurde dann eingezogen (1814) und nad Salzburg in Haft gebracht. Das fleir 
gerte nur dem Glaubenseifer feiner Anhänger; fie wufsten mit ihrem Ober 
eine geheime Verbindung zu unterhalten, erwälten aus ihrer Mitte den Bauer 
Joſeph Haas zum Fürer, erfannten in der Rücklehr Napoleons von Elba (1815) 
das Erjcheinen des Antichrifts, erwarteten den nun erfolgenden Eintritt des tau— 


vöſchl Poiret 29 
e Reichs, und ſchritten bis au den Ausbrüchen des wi ng Fanatis- 


ordung 
eitage 1817 beichfoffen fie, * 
r u bringen, das Opfer * duch das 2008 yu hart 
nen, —* aber ſeine 19 Jare alte Pflegetochter dazu beredete, 
ſeine —— Sie wurde darauf in 
Beife ermord des Haas und ein alter Mann. 
on biefer — en Gefängnifje hörte, verabjcheute fie tief; er wurde 
v und im Deficientenpriejterhaufe verwart; bald Tiefen fich die 
be ſteszerrüttung deutlich erfennen, er ſtarb am 15. Nobeniber 1837. 
vor — war durch geeignetes en ber Behörden die Sefte 
Pöſchlianer verſchwunden. Übrigens hatten fich ihre Spuren 1816—1817 
Hirzburg und in der Umgegend gejeiat; ber der Auguftiner Conbentual Fo: 
8 9008 Hatte hier mit Bernhard M von Koftheim bei Mainz den re> 
iöfen Banfinn jener fanatishen Schwärmer geweckt, aber das Einſchreiten der 
m und weltlichen Behörden unterdrüdte ihn bald. Vgl. Würth, Die Fe 
he Pfarrei Völlabrud von ihrer Gründung im Jare 1812 unter B 
zu ih rmlichen Auflöfung im Jare 1825 nad) ihrem Nüdfall unter 
eich; ei —— g zur Kenntnis des Zuſtandes der —— in Öhterreich 
d ber Bofaioner ı jener Gegend, —— * 2. Feuerbach, Anſelm 
ter von Feuerbachs Leben, 33 —* I} * L. Gieſelers Kirchen— 
ji der neueften Beit,vnD ER —— Bonn 1855, ©. 338 f. 



























voiret, Peter, wol der einzige Myſtiker unter dem franzöſiſchen ——— 
ten Theologen, ward geboren zu Metz 1646. Sein Vater * Schwertfeger, er 
er ſollte ſich zuerſt 7 Bildhauerkunft widmen, lernte aber im 13. Jare las 
‚ fand fpäter zu Buchsweiler ein Unterfommen ala franzöfifcher Lehrer 
"lindern de be3 Herrn don Kirchheim, Statthalterd des Grafen von Hanau— 
Bichtenberg, und sin 1664 nad) Bafel, wo er Theologie jtubirte. Bier Jare 
er ward er Prebi u Heidelberg; don da ward er 1672 ebenfalld als Pre— 
jer nach Anmeiler weibrüdijchen berufen. Hier las er Tauler, Thomas 
m andere myjtiihe Schriftjteller ; fie entjchieden von nun an feine 
richtung. Nachdem er, durch die Kriegsunruhen genötigt, Unweiler 1676 
hat lebte er mehrere are in Holland und zur Hamburg, bis er ſich 
688 nac Rheinsburg unweit Leyden zurückzog, wo er in völliger Abgeſchieden— 
3 an jein im Jare 1719 erſolgtes Ende ſich nur mit möftifcer Theologie 
yäjtig Durch das Ergreifen des Tiefjten und Innerſten im Glaubendleben 
eit er ſich ſür über die Äußeren Gegenſätze ber Kirche erhaben, war jedoch nicht 
don untlarer Schwärmerei; fein Myitizismus mar die in Gefül und Phan— 
rzelnde Theologie der Liebe oder des Herzens, wie er felber fie zu nen- 
Dabei nahm er alles auf, was er in älteren und neueren, zumal 
myjftischen Schriftjtellern fand; am innigften ſchloſs er ſich ber Uns 
Bourignon an, mit der er perfünlich befreundet war, bie er gegen 
ungen verteidigte und deren Leben er beſchrieb. Cine Fortbildung oder 
e Geitaltung des Myſticismus ſucht man vergebens in ſeinen eige— 
n, bie übrigens in geringerer Zal find, als feine Ausgaben und Über— 
| ber Werke Anderer. So hat er die Imitatio Christi, die deutſche Theo» 
n der an Katharina von Genua ind Franzöfifche überjept, 
e der. non, der Madame Guyon und mehrere andere herausgegeben, 
mit längeren Vorreden verjehen. Auch Jakob Böhmes Grundfäße hat er 
lateiniſchen user kurz zufammengeftellt. Die bemertenswertheften 
Werke find: L’&eonomie divine ou Syst&me universel et d&mon- 
er et des desseins de Dieu envers les hommes, Amfterdam 1687, 
; La paix des bonnes ämes dans toutes parties du Christianisme, 
ine es matie de la religion et —— sur l’Eucharistie, Amſterdani 


1687, 120; Les principes solides de la religion et de la vie chrötienne, appli- 


a 


80 Poiret Poifiy 


* & Y’öducation des enfants, Amſterſtam 1705, 120. Sein ber ı Bteriepne 
rue Theologie beigegebener, immer brauch arer Catalogue 
auch anderen feiner Werke beigedrudt, welche fajt "ale aus ins La⸗ 
e, — und Deutſche überſetzt worden find. — * 


I Reli — u, im September 1561. Katharina bon 
Medici a Negentin gr ichs wärend der Minderjärigkeit ihres Sones 
Karls IX., fülte die gkatwenbigteit, auf irgend eine Weife zwijchen den. Katho— 
lifen und den Neformirten, die zalteid), mächtig und einflujsreich waren, eine 
friedliche reif 8 zu bewirken. Sie konnte um fo eher ſich diefer ı Ben 
bingeben, ui unter allen Ständen bis zu den höchſten 
trägern der Kirche und des States hinauf lebhafte Sympathieen ——— 
Dis 2 geigte Ti in der Notablenverfammlung in Sontainebleon im Auguft 
alverfammlung der Stände, am 13. Dezbr. 1560 zu Orleans Ber 
—F am 31. Januar 1561 geſchloſſen mit der beſtimmten Erklärung, daſs bie 
Verſamml ung im Monat Juni wider ftattfinden follte. Damals aber wurden bie 
Geiftlihen vom Adel und vom dritten Stande getrennt, Wärend diefe beiden 
Stände im Städtchen er verſammelt wurden, beſchied der Hof, — 
St. Germain verweilend, Geiſtlichen nach der nabe gelegenen Abtei Boiffy; 
dahin wurden fäntliche —52— und Erzbiichöfe des Neiches, jowie die 
treter der abweſenden Prälaten berufen, Die Verſammlung ſollte teils für die 
bevorftchende Erneuerung des Tridentinum borarbeiten, teils ald eine Art von 
Nationalkonzil die Reformation der franzdfifchen Kirche betreiben, teil endlich 
aus dem Neichtum der Kirche die Schuldenlaft des Königreiches verringern 
fen. Die Verſammlung wurde am 28. Yuli 1561 eröffnet. Die Zumutung a 
bie der Kanzler Michel de lHospital im Namen des Königs den Berfammelten 
nicht undeutlich machte, dafs jie an eine Reformation nicht nur der Mi 
fondern auch der Lehre Hand anlegen follten, fand bei den Prälaten, wie nal 
lich, eine ſehr geteilte Aufnahme. och weniger konnten fich viele darein finden, 
daſs auch die Reformirten angehört werden jollten. So #8 e3 nämlich die 
Generalverfammlung in Orleans befchlofjen, und diefer Beichlufs war vom. er 
nige genehmigt worden. Wie man dazu gefommen, wie dad mit anderen Ber 
—— —— das bedarf einer näheren Erörterung. 
ober 1557 war Beza nebſt einigen anderen franzöſiſch— veformirten 
—— nach Worms gefommen und hatte die dort verſammelten deutſchen Theo— 
Bu eine Verwendung zu Gunften der in Paris eingekerkerten Evangelifchen 
ch 11. gebeten. Die deutjchen Theologen forderten die Übergabe eines 
Blorbenäbetenntifes. Beza übergab eine Erklärung, die ald Glaubensbelennts 
nid gelten konnte; e& war darin gejagt, daſs die Reformirten mit der a 
giſchen Konfeffion volltommen übereinjtimmten, den einzigen Artifel vom 
mal ausgenommen, der noch ftreitig fei, von dem fie aber hofften, dafs er nad 
beiberjeit3 gehörter Erklärung frommer und gelehrter Männer wol beigelegt wer 
ben könnte. Dies fowie die perfünliche Berwendung Bezas bei mehreren 
Fürften hatte au Folge, daſs namentlich der pfälzische Kurfürſt Otto Heinrich) 
bei dem franzdfifchen König die Sache der evangeliichen Gefangenen in Paris 
vertrat. Bu gleicher Beit aber wuchs in Deutſchland die Spannung zwiſchen den 
beiden proteftantifchen Schwefterlirhen. Als Friedrich von en Pfalz zum jchweis 
zerifchen Belenntnis übertrat, fam ein großer Schreden über das weitere Ein- 
dringen des Ealvinismus über die deu Hohen Lutheraner. Die württembergi 
ren zeigten ſich befonders eifri ga Ausprägung des ftrengiten Tut 
Behrbegrifies. Bald darauf, im Beier 1561, ließ König Anton von —— 
der neue Generalſtatthalter des Königreichs, bie deutſchen ebangelifchen Fürften 
—— Geſandtſchaften mit Verwendungen fir die frangdfifchen Protejtanten 
ben Hof abzuorbnen, worauf er beutfcherjeit3 ermant wurde, die Augsburg. 
Konfeffion zur —— me zu bringen, und zwar beſonders im Bunfte der Lehre 
* ein Triumph, wenn Anton mit ſeiner ganzen Partei und 
vielleicht gar mit ben ganzen Lande zum lutherifchen Behrbegrifie fi befennen 












































| J Yan 


Pe * * = 


—— bereit, 


113 
er 


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Ben 
8 


dei "Her og don it der Bitte, ‚er verfolge. Dei 
embergif and di er rer 13 Natio il hans 
ein joll Eee In Beziehung * ſeine aft be⸗ 


Aber des Rat, proteſtanti 
gen ne bei dem Pair der Hogentin., * auch * 
—5* Louf. blieb nicht one Nachwirkung Am 


e ein Patent allen, die in der Religions an Boifiy 
n a allen, in der angel zu 
————— freies, ſicheres Geleit. —B Pri- 


—— Sinne darauf ein, daſs die reformirte aus 
den Kirchenvätern widerlegt werden follten. Der Kardinal von 
ch —* —— und begehrte feine anderen Waffen al als bie 


tung. 
„Burde ala ie Sade es Cs en dan 


gangsformen, jeine Kenntnifje, feine Gewandt ber dv nete 
u —* — ee — — 


von Heidelberg und Stuttgart heile —— ed bie 
bereit3 gejchlofien. 
die Einladung anzunehmen, aber bie Genfer Re⸗ 
a es übel, dafs man ſich bloß an Beza, nicht auch am fie ee 
Ber Urlaub zu geben er Da zugleich die Züricher 

artyrs — ung, da die Kunde einlief von einem neuen hars 
—* ra jo fand man es in Fl nicht Ken Seat, 








u a Kontumazurteil als auf einem um der Religion willen 






m 


N 


er Brief war für die Predi 
er ber rmirte 


———— zu laſſen, und er muſste mit ——5—— —— an 






int Sa Paris fchreiben, er werde dem Kolloquium nicht beiwonen. Dies 


iger, welche ſchon anfingen, fich einzufinden, und für 






i n am Hofe ein warer Donnerjhlag. Sogleich er— 
an Beza ein dringendes Schreiben, doch ja ihnen feine Hilfe nicht zu 


erjagen 0. — uns und Anton bon Nabarra muſste an die Herren vom 






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pen 19, 3 in ein na iur * —* — 
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h willen. lafjen, was ich fr fol«, gg —— 


— 6 


82 Poifiy 
m In heulen "Et Baza a det, fie follte ſich aber ſpäter 
nur ehr verwirklihen. Tags darauf am oje zu er Germain eingefürt, 
ur Beza 1 (ine Empfang. Am Morgen des folgenden Sonntags, 
—* ſeiner in in ©t. Germain, hielt er, aufgefordert bom dem 
Seinen, in der Wonung don Condé Gottesdienft. Wer nur Zutritt erhalten fonnte, 
fanb — viele aus Neugierde, um die ihnen unbekannte Art und Weiſe des 
tesdienſtes zu andere aus dem Wunſche, den von den Hohen 
und —— geigäpten M onfichtig zu werben. Eine feierliche Stille der 
Verwunderung bei den Einen, ber re Mac den Anderen lag auf der 
——— als der ketzeriſche Prediger das Wort auslegte. Am Abend wurde 
von Navarra eingeladen, der damals zwar auf die 
— neigte, aber ae aus Charakterfchwäcde den Mann, der am Hofe 
ä line, Die RB ee zurüditoßen mochte. Er fand bei ihm eine gläns 
je Oh Königin Satharine Eonde, Kardinal Bourbon, Kardinal 
ut ihm etwas anzuhaben: ‚in einem Buche, das man 
: 4 es, Chriſtus ſei im Brote wie im Kothe, in coena sieut 
in. eoeno.. Beza erw erwiderte, das jei eine baare Verleumdung. Es war ein Er; 
htnisjehler des Kardinals; Melanchthon hatte jenen Sah als aus der 8 
ſchen Abendmalslehre ſich ergebend aufgeftellt. Darauf brachte der Kardinal, 
nem vorhin erwänten Plane gemäß, das Geſpräch auf die Differenzen z 
Lutheranern und Reformirten, Als u enigegnete, daſs beide ——— 
der Wandlung übereinſtimmten, gab der Kardinal zu, daſs man 56 der Wand⸗ 
lung ſich nicht trennen follte, bafs die Theologen Unrecht getan, einen Haupte 
daraus zu maden. As derfelbe ihm fragte: befennt ihr, dafs wir im 
Abendmale natürlich und dem Wejen nach des Leibes und Blutes Chriſti teils 
—* werden? antwortete Beza, ſeine Verneinung und Bejahung in Eins zus 
ammenfajjend: —* nimmt mit der Hand, ißt und trinkt bie natürlichen Zeichen, 
die bezeichnete Sache aber, Chrifti Blut und Leib, wird Jedermann warhaft und one 
an Täuſchung angeboten, aber nur geijtlich, durch den Glauben empfangen, 
mit der Hand und aud nicht mit dem Munde. Demungeachtet ijt dieſes Ems 
Ken, und Teilhaftigwmerben jo gewijs, als dasjenige, —— wir mit den 
ſehen und mit den Händen berücen,, und nur immer gewiſs —— kann, 
dad Geheimnis diejer Teilnahme, diejer Wirkung des Ba er 
= bed Glaubens all unjer Willen und Verſtehen überjteigt”. 89 
mir, gnädige Frau“, ſagte der Kardinal zur Königin, „und das iſt auch ur 
Überzeugung; und wenn man fo friedlich und mit Öründen verfärt, ift alle Hoffe 
nung. vorhanden, daſs die Unterhandlungen einen glüdlichen Ausgang haben wer— 
den“. „Sehen Ew. Majeſtät“, fagte Beza zur Königin, „das jind bie * 
lange verfolgten und verleumdeten Sakramentirer“. Worauf Katharina am den 
Kardinal fi wendete: „Höret Ihr, Herr Kardinal! er jagt, Date die Gokremen« 
tiver feine andere Meinung haben, als welcher Ihr ſelbſt beiftinmt“. Beim Wegs 
gehen bezeugte diefer dem Beza, dajs es ihn freue, feine Bekanntſchaft gemacht 
zu haben, umd ſetzte hinzu: „Ihr werdet finden, daſs ich nicht gar jo ſchwarz 
bin, als man mic; gemadt hat“. Es war über dieſen Verhandlungen 11 Uhr 
geworden. Doc erfuchte man Beza, noch zu bleiben und den Tag mit Gebet 
== Ynjpraihe zu beſchließen, was er willig, freudig, one alle Spur von Er 


Bent fonnte ſich mit dem beſten Hoffnungen zur Ruhe begeben ; hatte er doch 
Br auf die weniger Bünftigen einen vorteilhaften Eindrud gemacht, Schien 
och ſelbſt der Kardinal von Lothringen bereit, der beſſeren Anſicht Gehör zu 
geben. Freilich konnten diejenigen, die dieſen Mann näher kannten, Faum glaus 
ben, dafs, was er zu Beza gejagt, im Ernſte gemeint fei. Daher hatte ihm beim‘ 
—* * ey ae ſchallhaft zugerufen: „Guter Mann für diefen Abend, 

ber morgen?“ "za omme ce soir, mais demain quoi?), In der Tat jtreute 
— am anderen Tage aus, Beza ſei von ihm überwunden und zum römiſchen 
Glauben zurüdgebradt worden. Sogar an der föniglichen Tafel war davon bie 
Nede, aber die Königin felbft bezeugte die Unwarheit diefer Ausfage. Die Has 


J 


as 


Paifn 8 


Seliichen Tagen mn. Beza zu fürchten. Ne Reformirten waren voll ireudiger Er⸗ 
zarrıeg and Demung. 

Seen ermge Tage dor Bezas Ankunft besten Me rerermirten Prediger eine 
Birma ıbgerajät, worn He dem Küng für das ihnen gewärte ichere Geleit 
Yanften. com baten. ihr Ölauvensdefennemg :}. 3. Art. Franzöñiſches Glaudens⸗ 
gefinnrms* Bd. IV. S. 673° aufs neue gnädig anzunehmen und den Prüluten 
‚m Sefester, deis te dasſe:be unteriuchen und was fie dagegen zu erinnern hüt- 
zum. jfrentich in \Hegenwarz der Abgeordneten des reformierten Teiles vordringen 
and dieien rete Antwor: gettarten teilten, Damit, nuchdem alled orerolollirt, vers 
ziichen. and vor Se. Maieftät den König gebracht fein würde, Dieteibe nedit dem 
Regenticheitsrate Yariber ach Recht und Serecnigleit einen Beſchluſs faſſe. „Dur 
zur ıber Dad Neligionsgeivrih nach gehöriger Ordnung itartinde, haden wir eb 
che unumgängiich nowendige und Jeglichem gewiſs einleuchtende Artikel aufge 
Teile, deren Beachtung wir Allen zu beichlen untertänigit bitten: 1) Die Viſchöfe 
amd iSeritlichen fünnen uicht untere Richter tert, weil fie unfere Gegenpartei find; 
2, der König im Beiſein der Königin, der übrigen Prinzen ven Gedlküte und 
zmderer redirichaffener und durch beilfaume Lehren ausgezeichneter Perſonen mö⸗ 
zen dad Kollouuium vräfidiren: 3) ule Srreitpunkte ſollen allein durch Wortes 
Bor m A. und N. T. enrichieden werden, als auf welche? allein der Glaube 
Ach gründen kann. Bei ſchwierigen Ausdrücken jol man im A. T. den dedrdi⸗ 
iheu, im N. T. dem griechiichen Ürtert zu Hilfe nehnien: 4) zwei don jeder Partei 
deñeſſte Schreiber iolen Tag für Tag ihre Protokolle gegeneinander vergleichen, 
amd dieſe jollen wur dann als richtig anerkannt werden, wenn beide Sarteien 
re geiehen umd unterzeichnet haben“. Tiere Bittſchrijt wurde am 17. Auguft in 
reierlicher Audienz dem König übergeben. Tiejer nahm jie gnädig auf und ber 
iprach bald darauf Beicheid zu geben, indem er die Prülaten davon in Kenntnis 
zu iezen gedenfe. um womöglich mit ihrer Beiltimmung die Sache ins Reine zu 
Sringen Man begreift übrigend, daſs die Begehren der Reformirten den aller 
meitten Präluren jebr miſsfielen. Beza, der, wie bevormwortet, am 22. Auguſt 
ıngelomwen, betrieb die Suhe auf das Eifrigite An der Spige einer neuen 
Zepuration begab er ſich zum Nünig und widerbelte jene Begehren mit der Ers 
Härung, daſs e3 ihm und den Seinen, wenn die Begehren abgejehlagen würden, 
unmöglich jei, mit gutem Gewiſſen und mit der Überzeugung, für die Beruhigung 
bes Reiche zu handeln, dem Geſpräche beizumonen. Die Königin erwiderte, die 
Abgeordneten möchten ſich mit dem Beicheide begnügen, dafs die Biſchöfe in feis 
ner Weiſe Richter fein jellten; etwas Schriftliche aber von ſich au geben, fcheine 
unpaftend, da die Biſchöſe davon Anlajd nehmen könnten, dag Geſpräch zu per 
eiteln. Aljobald nachdem die Abgeordneten die königlichen Zimmer verlafien, er⸗ 
ihienen 12 Toftoren der Eorbonne, um gegen alle Verhandlungen mit Ketzern, 
welche die Biſchöfe nicht als ihre Oberen erkennen, zu protejtiven; als dieſe Kos 
teftation nicht angenommen wurde, verweigerte die Sorbonne alle Teilnahme an 
dem zu Haltenden Geſpräche; es fanden fih aljo Mitglieder der Fakultät ein auf 
rein private Weiſe. 

Am Bormittage ded 9. Sept. nahm endlich das Gefpräch feinen Anfang im 
großen Refektorium des Nonnenklojterd zu Poiſſy. Der junge, damals gut aus⸗ 
fehende König nahm unter dem für ihn errichteten Thronhimmel Platz. Er war 
umgeben von jeiner Mutter, den Prinzen und Prinzeſſinnen des Löniglichen Haus 
ſes, den Großwürdenträgern der Krone und vielen Herren und Damen vom Hofe, 
Bon geiftlichen Herren waren anweſend: Kardinal von Tournon, Präſident der 
Brälatenverfammlung, die Kardinäle von Lothringen, von Chatillon (diefer zur 
Reformation jehr geneigt), von Armagnac, von Bourbon, von Buife, die Erz⸗ 
bifhöfe von Bordeaur und Embrun, 36 Bifchdje, die Stellvertreter der abweſeü⸗ 
den Prälaten, die Abgeordneten der Abteien und Stifte in großer Bal, Doktoren 
der h. Schrift, viele Mitglieder der Sorbonne, — überbied Buhörer in Menge. 
Da man dem Kampfe nicht ausweichen konnte, fo war alles aufgeboten worden, 
um dur Zal und äußere Pracht im Aufzuge die Hugenotten zu überbieten und, 
wenn möglich, einzuſchüchtern. Die zwanzig Abgeordneten ber reformirten Ge⸗ 


6* 


84 Poijiy 


meinden und ihre Äfteften, im ganzen 34 Perfonen, mufsten einige Zeit warten, 
ehe fie Zutritt erhielten. Als fie durch Die auf beiden Seiten neugierig fich ans 
drängende Menge hindurch in den Verſammlungsſaal eingefürt wurden, entfuren 
einem Kardinal die Worte: „ba kommen die Genferhunde*. „Ja warlich“, er— 
widerte Beza, „treue Hunde tun not in der Scafhürde des Herrn, um anzu— 
bellen gegen die reißenden Wölfe“. Die Männer blieben am Eingange des Sales 
ftehen, denn Siße wurben ihnen nicht angewiejen. 

Nachdem der König einige Worte über den Bwed der Verſammlung gefpro- 
en, hieß er ben a vortreten und der Verſammlung den elben 
näher darlegen: „ber König habe, nad dem Beifpiele feiner Borfaren, wenn fie 
in gleicher waren, die Prälaten zu fich gerufen, um ihnen die Lage der 
Dinge darzulegen und ihren Rat und Hilfe zu begehren. Er bitte jie num, auf - 
Mittel zu finnen, wie der Zorn der beleidigten Gottheit zu verſönen fei; ebenſo 
bitte er, die Prediger der neuen Sekte fo zu empfangen, wie ein Vater feine 
Kinder empfängt, und fich der Mühe zu unterziehen, fie zu belehren und zu un— 
terweifen. Sollte ji, gegen alles Erwarten, die Unmöglichkeit herausjtellen, fie 
gut Widerkehr zu bewegen, jo werde man wenigjtens nicht wie bisher behaupten 

nnen, dafs fie ungehört verdammt worden ſeien. Eine getreue Darjtellung der 
Verhandlungen werde im ganzen Königreiche veröffentlicht werden und das Bolt 
fich, überzeugen fünnen, daſs die neue Lehre aus guten, gerechten und gewifjen 
Gründen verworfen worden. Übrigens verfpreche der König, immer und überall 
ber Beſchützer und Verteidiger feiner Kirche zu fein“. Offenbar war das Ber: 
ſprechen, die Biihöfe nicht als Nichter aufzuftellen, nicht eigentlich gehalten wor— 
ben. Indeſſen gab der Kanzler am Schluſſe feiner Nede den Prälaten den doch 
u bedenken, dajs, wenn ihr Spruch gerecht und leidenſchaftslos fei, er Geltung 
en werbe, nicht aber dann, wenn er durch Herrfchjucht und Ehrgeiz eingeges 
worden. Mit Dank gegen Gott möchten fie erkennen, daſs Er ihnen dieſe 
Gnadenfriſt gewärt habe, um ihnen zur Selbiterfenntnis zu verhelfen. Bliebe 
fie — fo ſei gewiſs anzunehmen, daſs der Herr drein greifen und dafs 
fein Gericht über fie mit unfäglichem Sommer und Berderben hereinbrechen 


rde. 
Darauf rief der Herold: „Theodor don Beza hat das Wort!“ Beza, in 
ſchwarzer Edelmannstracdht, trat vor die Schranken und fprach mit feiter und voll« 
tönender Stimme: „Sire, da der Ausgang jedes Unternehmens von Gottes Gnade 
und Beiftand abhängt, fo wird es Ew. Maj. weder übel noch befremdend finden, 
wenn wir mit der Anrufung feines Namens beginnen“. Hierauf fiel er auf bie 
Kniee, fowie die Begleitung, und in feierlicher Stille ſprach er das Gebet, womit 
bamald der Gottesdienft in Genf eröffnet wurde und dad in den franzöfifchen res 
formirten und felbjt in einigen deutſchen Kirchen (3. B. in Bafel) bis jeßt ge 
bräuchlich iſt als Eingangsgebet des fonntäglichen Gottesdienjtes (Beza hat &i- 
niges ausgelafien, Anderes, auf den Moment Bezügliches, beigefügt); auch bie 
Königin kniete nieder, die Kardinäle ftanden wenigjtens auf und nahmen den Hut 
ab. — Darauf erhob ſich Beza wider, mit ihm die reformirte Deputation, und 
hielt eine lange Rede folgenden Juhalts: Er dankte dem König für die Woltat, 
nad) jo langem Harren endlich angehört zu werden, ſprach fi rechtfertigend aus 
über den feiner Partei fchuldgegebenen Mangel an Unterwürfigleit und Friedens» 
liebe und über das eigentliche Begehren derjelben, das dahin gerichtet ſei, das in 
Trümmern liegende Jeruſalem wider aufzubauen, die durch die Yarläffigkeit der 
Menfchen zerjtreuten und zerſchlagenen Herden wider zu fammeln innerhalb der 
Hürde desjenigen, der oberjier und einziger Hirte ſei. Er drüdte den Wunſch 
aus, dafs ftatt alles Sprechens aus allen Kehlen dem Herrn ein Loblied ange— 
ftimmt werde, Darauf gab er eine gedrängte Darftellung des rejormirten Lehr— 
begriffs, wie er fagte, um zwei Irrtümer abzuweiſen, als ob die Neformirten 
nur in ganz unmwejentlichen Dingen von der bisherigen Lehre abwichen, oder als 
ob jie alle und jede chriftlihe Grundlage verwärfen und mit Juden und Mus 
banımebanern auf derjelben Stufe jtänden. — Dieſe Darjtellung war mit Stellen 
der K.-Väter belegt, um zu beweifen, daſs die Reformirten in vielen Punkten 


86 Poiſſy 


Sehr geſchidt vermied er es, von 
ubſtantiation und von der Meſſe zu reden er fprach von der leib— 
genwart in einer Art und Weife, die — Intherifchen Auffaffung fi 
—— re leibliche Gegenwart finde nicht lofaliter, fondern in {cher 
ntialiter ftatt. Im übrigen enthielt er fich aller beleidigenden Aus— 
Die Nede machte großen Eindrud auf die — und alle enden, 
hei vergebens baten die Reformirten um eine Abfchri ft derſelben; fie folkte nicht 
bisfutirt werden. Überhaupt wollten die Prälaten von weiteren —— 
u. wiſſen. Die Königin dagegen bejtand auf ber —— 
A nur jo weit na, daſs die bisherige Offentlichkeit —— bee der 
— en gen fein ſollte. So wurde die na Sipung auf den 
Fr Heinen Sale, bes Mlofterd anberaumt. Zugegen waren die Königin 
Katharina, —* Saar von Navarra und ihr Gemal, nebft den Prinzen: von 
‚vom Slerus fünf Kardinäle, 16 Doktoren, nur wenige Biſchöſe, — von 
reformirter Seite nur zwölf Prediger, denen diesmal Sipe iefen wurden. 
Es wurden von beiden Seiten lange Reden gehalten, wobei ſich freilich immer 
‚mehr zeigte, wie eo die Verſchiedenheit zwiſchen —— Teilen war, und wobei 
beide Zeile ſich den Sieg zuſchrieben. In der Sipung vom 26. Sept. 
—— der Kardinal von Lothringen darauf, daſs die Reformirten die U. —— 
—— worauf ine Son wurde, dieje Forderung jei nicht 
anerönch Kg — —* ufeſſion zu unterzeichnen ſich weigere. 
dem man * w teter Dinge auseinander gegangen war, wurde ein 
Ausſchuſs — ————— —5* aus fünf Männern von katholiſcher Seite und 
von reformirter Geite, unter jenen Montluc, unter diefen Beza. In brei 
‚Konferenzen brachte dieſer Ausichufs die Formel zu Stande: „Wir befennen, daſs 
Jefus 6 riſtus im feinem heiligen Abendmale warhaft anbiete, gebe und bar» 
reiche die Subjtanz —— — und Blutes durch die Wirkung feines heiligen 
—— und daſs wir eben den Leib, der für uns geſtorben, ya und fa 
framentlich, geiftlich und durch ben Slauben genießen, — unb weil der auf bas 
‚Wort Gottes geftüßte Glaube die verheißenen Dinge für ung gegenwärtig macht und 
wir durch dieſen ce warhaftig und in der Tat den waren und natürlichen 
Leib, dad ware, natürliche Blut durch die Kraft des heiligen Geiltes empfangen, 
fo befennen wir im diefer Weife die Gegenwart des Leibed und Blutes unſeres 
Erlöfers im heiligen Abenmale*. — Alle am Hofe waren mit diefer Formel zit- 
frieden; es ſchien der fchwierigite Punkt erledigt zu fein. Katharina begengte 
Beza und Montluc ihre Billigung, wärend Martyr, damit weniger zufrieden, 
als hart und zühe F doch wo te er obiger Konfeffion feine Zuftimmung nicht 
geradezu berweigern. Auch der Kardinal erklärte, er habe in feinem Leben nie 
einen anderen Glauben gehabt, und er hoffe, daſs "die verjammelten Prälaten ſich 
damit zufrieden geben würden. Allein dem war feineswegs fo. AL die Formel 
ihnen am 6. Dftober vorgelegt wurde, erflärten ſich zwar einige als damit eitt- 
verftanden, aber die Mehrzal erflärte die Formel für feperifch. d'Espenſe Hatte 
Mühe, fich wegen feiner Teilnahme zu reditfertigen, und der Kardinal bon Lo— 
thringen wurde lebhaft getadelt; er entfehulbigte fich Damit, dafs in —— 
die Doktoren heller ſähen, deren Urteil et ſich denn unterwerfe. Sofort wurde 
eine ftreng fatholifche Formel aufgefegt und der Beichlufs gefajst, die Neformir- 
min nad) — ———— —— dieſes Bekenntnis zu unterſchreiben, nicht weiter 
Önige auf die Verbannung der ſich Weigernden aus dem 
—X e es en. — 
der Dauer diefer Verhandlungen war die Reformation überall in 
Eee Bortfchreiten begriffen; die Evangelifchen erhielten manche fatho 
Kirchen, an vielen Orten gab es einen waren Bilderjturm. Die hugeno 
Bevölferung war duch das Gefpräh aufs lebhaftefte aufgeregt worben. 
num aber jener Beſchluſs der Prälaten vom 6. Oftober befannt wurde, da wurde 
die katholische Reaktion jtärker; eine Verſammlung in der Nähe von Paris wurde 
von dem duch Möndhe fanatifirten Pöbel mit Steinen angegriffen, wobei einige 
Wunden, andere den Tod empfingen. Der finanzielle Punkt war es, der zuleht 


88 Pole 


üt ichen. Trotz der Ub B.’3 Unitate cap. 79 
u Age einer Seite bon —— die teils en * 


n 
den Studien und zwar jetzt den theologiſchen (vgl. ſ. Brief an Sadoleto, Poli 
Epp. I, 400). Bielleiht hat fich in ihm —— eine Wendung vollzogen, 
Rejultat feine fpätere entfchiedene Stellung in der Ehejcheidungsfragne geweſen i 
Das ihm 1531 angebotene Erzbistum York nahm er nicht an. Ob aber, 
Beccadelli angibt, die Weigerung Ps, öfſentlich auf die Seite des — 
treten, allein daran ſchuld war, daſs P. das Erzbistum nicht übernahm, bleibt 
bahingeftellt ; vieleicht hat ihn dev noch auf Sare hinaus vom ihm gehegte Ges 
danfe, bie Hand ber Prinzeffin Marie zu erringen, don der Übernahme des Erz— 
bistums wie auch der Weihen abgehalten. Strengere Maßregeln jeitens des Kö— 
nigs erfolgten jedenfalld nicht gegen P.; er behielt feine Pfründen und erhielt 
die Erlaubnis, abermals zu reifen, nebſt 400 Dukaten Reifeftipendium. Im are 
1532 verließ er England aufs neue. In Avignon fich aujhaltend, ermeuerte er 
die Bekanntſchaft mit Jacopo Sadoleto (ſ. d. Art.), welcher als Biſchof in Car« 
pentras lebte und ihm fernere Beziehungen zu hervorragenden Männern. in Ita— 
lien eröffnete, Denn dorthin zog e3 ihn zurüd. In Padua und Venedig ver— 
fehrte er mit Bembo, Gontarini, Moarcantonio Flaminio, dem jtrengen 

(fd. Art. Paul IV., Bd, XI, €. 332 ff.) und ſchloſs innige Freundſchaft fürs Les 
ben mit dem BVenetianer Alvife Priuli, auf defien Villa. bei Trevifo er ſich häufig 
einfand. Auch den Biichof von Verona, Giovanni Matteo Giberti, und den bom 
Modena, Giovanni Morone, befuchte er, um freundfchaftliche Beziehungen zu er— 
neuern, bez. au ſchließen. 

Wärend der nächiten Jare (bis 1535) blieb P.’3 Verhältnis zu Heinrich VIIL 
äußerlich ungeftört. Man betrachtete ihn in England als in der Frage nach ber 
Suprematie des Königs über die engliche Kirche und bezüglich der Eheſcheidung 
wenn auch nicht als auf des Nönigs Seite ftehend, fo doch als neutral und zalte 
ihm den Ertrag feiner Pfründen aus. Als nun aber gegen Mitte des —* 
neten Jares vom Könige der direkte Befehl an P. erging, ſich ſchriftlich über d 
beiden ftreitigen Punkte zu äußern, und zwar im Hinblick auf deren Behandlung 
durch Sampſon in der „Oratio de dignitate et potestate Regis“, da hat er nad 
längerem Zögern die Schrift „De Unitate“ gegen den König verfajst, bie als 
eine leidenfchaftliche, den Gegner auch perjönlich mit den gröbjten Schmähungen 
überhäufende Streitfchrift einen ganz unerwarteten Wendepunft in der. St 
nahme ihres ſonſt unentjchiedenen und zum ZTrandigiven geneigten Verfaſſers be— 
eichnet. Beccadelli und die ihm folgen, glauben nun zwar diefes pſychologiſche 
Srärfet binlänglih aus P.'s Treue gegen den heil. Stul und die Kirchenlehre ers 
Hären zu können, fowie aus dem gerechten Zorne desjelben über das willfürt 
und graufame Vorgehen des Königs gegen Mitglieder des englifhen Klerus, 
ihm eibft nahe jtanden — allein volles Licht werfen auf P.'s Vorgehen exit 
einige aus dem Archiv von Simancas durch Bergenroth befannt gewordene Briefe, 
welche inzwifchen teil$ von P.’3 Hand, teild von der des Laijerlichen Agenten 


—— of State Papers, Henry VIII. (Brewer). Neben Nr. 62352 (März 1532) 
und Nr. 6383 (Pole an Heinrich VIIL, Paris 13. Mai 1532) kommen befonders in Betracht 
Nr. 6394 (Heinrich VIII. an Nicholas Dorigni, President of the Chamber of Requests 
in Paris, 20, Rai d. %.), beſſen Inbalt lautet: Understands by his beloved eousin Re- 
ginald Pole, that the French king hath enjoined the said Dorigni to promote his 
eause (nämlih die Eheſcheibung) there. He exhorts him to he diligent and to receive 
the directions of Reginald Pole. Sobann Nr.6505 (Role an Heinrich VII, 7. Julib, 9): 
The conclusion of the Divines in the University of Paris in „your great matter“ was 
„achieved‘‘ according to the kings purpose on Saturday last; but the sealing of the 
same has been put off... The adverse party use every means to „embecyll“ the 
whole determination ... As he has been informed that the king cannot grant him 
longer absence after this matter is achieved, hopes to wait upon him shortly. 


9 Pole 


Nachdem die Infurrektion erftidt und P. feitens des Königs als 
räter * erklürt worden war, hielt er es für geboten, die Nied zu 
— e Zeit voll Demütigungen für den Legaten folgte, da weder der 


v 
fer noch Franz J. von Frankreich ſich offen des „Verräters“ annehmen moch— 
ten. Er zog nach Paris — Franz I, obwol in der Nähe un —— 
Dann er ſich auf das Gebiet des Erzbiſchofs von Cambray — nur 
Bagen nahm der ihn auf und fah ihn mit Freuden bald wider ee 
‚ wo er endlich in Ruhe ein par Monate zubrachte. „Deus nobis haee 
otia feeit“ fagte er aufathmend zu Priuli. Einen von England angekündigten 
Unterhändler wollte er nicht abwarten. Im Auguſt fehrte er nad Italien 
rück. Paul II., der dem „engliſchen Kardinal“ ftet3 gewogen blieb, Tie 
n den Mifserfolg nicht entgelten. Ja, er —* ihm im Juni 1638 mit zur 
ammenkfunft nach Nizza und fandte ihm im folgenden Jare zum Kaifer nach 
oledo, wo der englische Geſandie vergeblich die Bulaffung des „Verräters“ zu 
hintertreiben ſuchte, wie deun auch ebenſo vergeblich | ne Auslieferung 
Grund alter Verträge von Franz I, gefordert wurde, als P. durch Frankreich 
in feinen Zufluchtsort zu Sadoleto zurückeifte. 2 
Da der König ihn * zu erreichen vermochte, fo ließ er Ende 1688 feine 
Brüder, dann auch feine Mutter im den Kerker werfen, unter der Anklage, dafs 
fie mit dem Kardinal zufammen gegen ihn fonfpirirt hätten. Der jüngſte Bru— 
der fagte gegen bie andern aus, jo rettete er ſein eigenes Leben und brachte jene 
auf das Ehnffot. Die Nachricht von dem Tode der Mutter ereilte den Kardi— 
nal, als er 1541 fein neues Amt als Legat des Patrimoniums angetreten hatte, 
welches ihn veranlaſſte, den größeren Teil des Jares in Viterbo zuzubringen 
P. Hat feine Mutter als eine um ihres Glaubens willen zur Märtyrerin Ger 
w e gepriefen, aber e3 ift Har, dafs bei dieſem graufamen Vorgehen des 
Königs nur politiiche Motive maßgebend gemwefen find. In PViterbo nun haben 
unter Teilnahme Vittoria Colonnas, fowie der zur „Familie“ des Kardinals 
hörigen Männer — Alvife Priuli, Pietro Carnefechi, Marcantonio 
Vittorio Soranzo, Apollonio Merenda u. a. — Geſpräche über religidfe Gegen: 
ftände ftattgefunden, welche fpäter der römischen Inquifition als im höchſten Grade 
von Keperei infizirt erfchienen find und von deren Teilnehmern fie mehrere dor 
ihr Gericht gefordert, einen zum Tode gebracht hat. Den Hauptgegenftand die 
fer Gefpräche bildete der Artikel von der Nechtfertigung aus dem Glauben (f. 
Carneſecchi's Ausfage im Estratto del processo, Misc. di Storia Patria, X,, Tu- 
rin 1870, p. 117), der auch den Schwerpunkt des Büchleins „Von der 
Chriſti“ bildet, welches von Gleichzeitigen, freilich irrtümlich, P. zugef 
mworben ift. Daſs P. damals jenen „benedetto articolo* annahm, und zwar in 
dem Sinne der Ausichließung der Werke von der Mitwirkung zur Seligteit, if 
ebenfo fiher, wie das zweite, daſs er ſich dadurch nicht — fülte, irgen 
wie bie Fülle ber päpftlichen Autorität anzuzweifeln oder Einrichtungen der 
anzugreifen. So riet er denn auch Bittoria Colonna, die ihn fich zum geiſtlichen 
Fürer ermält hatte, an: che ella dovesse attendere a credere come se per la 
fede sola l’havesse a salvare et d’altra parte attendere ad operare come se la 
salute sua consistesse nelle opere (ebd. ©. 125). Diefes Schwanten 
Entgegenftehendem, dieſes Verſuchen, Unvereinbares zu verbinden, ijt für. Pes 
ganzes Weſen harakteriftiih. „In Rom“, jagt Carnejechi von ihm, „hielt man 
ihn für einen Qutheraner, in Deutfchland für einen Papiiten, am Hofe von Flans 
dern für Einen der franzöfifch und am franzöfiichen Hofe für Einen der kaiſer— 
lich gefinnt wäre”. Ihn für einen „Lutheraner“ zu Halten, fonnte man ſich eine 
Beit lang als berechtigt anfehen, war es doch bekannt, dafs er nicht allein Dem 
articolo della giustificazione“ beiftimmte, fondern auch dafs er, obwol einer der 
drei päpftlicen Legaten im Konzil, doch Rranfheit vorgeichügt hatte, um micht 
bei der. Feſtſtellung der katholifchen Lehre über diefen Artikel zugegen fein oder 
mitwirken zu müffen. Bei allen Schwankungen aber ift er in Einem ſich 
gleich geblieben: in der bedingungstofen Verteidigung der päpftlichen Autorität. 
Nach einem fehlgefchlagenen Verfuche, 1549 einen Modus zur Rücklehr nad 


9 Pole Poliander 


D ft an den Protektor von England (7. Sept. 1549?) in: Calendar of 
State Venetian 1534—1554, p. 241—273. Epistola ad Eduardıum VI, 
Angliae Regem de Opere adv. Henr. seripto (bei Schelhorn, Amoenit. Hist, 
Ecel, et Lit. Francof. et Lipsiae 1737, p. 191—276), Oratio qua Üaesaris 
animum accendere conatur ut adversus eos qui nomen Evangelio dederunt arma 
sumat. o. O. 1554. Öratio da Pace, Rom 1555. Öratione della Pace, Ven, 
1558. De Coneilio Liber; De Baptismo Constantini Imperatoris; Reformatio 
Angliae, Dilingae 1562. (De Cone. nebjt De Ref. Anglise aud; Rom, 1562, 
De Cone. nebjt De Bapt, Const, auch Venet, 1562). DeSummo Pontifice Christi 
in terris vicario, Lovan. 1569. An uniforme and catholyke Prymer (Andachts- 
buch) in Latin and Englishe, London 1555, A treatise of Justification founde 
amony the writings of Card. Pole, Lovan. 1669. — Epistolarum Reg. Poli 
voll. V ed. A. M, Quirini, Brixiae 1744 sq. — Balreiche fonftige Briefe in den 
Calendars of State Papers, vornehmlich in: Venetian 1534—1554. — Unges 
deudte Schriften in der Bibl. von Corpus-Christ-College, Cambridge. 
Sitteratur: Vita R. Poli S. R. E. Card,, Italice scripta a L. Beccatello, 
Latine reddita ab A. Dudithio, Venet. 1563, London 1690 (auch bei Qui—⸗ 
rini, I). — Schelhorn, Hist. operis a R. Polo adv, Henr, VIII. seripti (Amoen, 
Hist. Ecel, et Lit., 1737, p. 1—190). — Philipps, History of the life of R. 
Pole, Oxford 1764. — Hook, Lives of the Archbishops of Canterbury, Vol, VIII, 
London 1869 (val. * die inſtruktive Beſprechung von Reumont im Theol. Lit. 
Blatt, Bonn 1870, Ep. 964—975 und 993—1005). — Über die in England 
getroffenen Mafregeln vgl, Maurenbreher, Die Lehrjare Philipps IL. (Hift. Tas 
ſchenbuch 1883, ©. 271— 346). Benrath. 


Polemit, f. Symbotit. 
Polens, j. Georg v. P., 3b. V, ©. 76, 


Poliander (Öraumann), Johann, geboren im Jare 1487 zu Neujtabt 
in der bayerifchen Oberpfalz, daher in dem preufifchen Gefangbud) von 1675 
Palatinus genaunt, zu unterfcheiden von einem jpäteren holländifchen — 
leichen Namens, iſt einer von den drei Männern, welche in Preußen die 
ormation begründet und darum von Luther den Ehrennamen Prussorum evan- 
gelistae empfangen haben. Von ſeinem Bildungsgange, auf dem er nad) einer 
von ihm felbjt in einem feiner Bücher gemachten Notiz mit Erasmus in nähere 
Berürung gelommen und durch die Schule der Humaniftif hindurchgegangen iſt, 
it uns mit Gemwifsheit nur fein Studium auf der Univerjität zu Leipzig. bes 
fonnt, wo er fih außer dem Magijtergrad zugleih mit feinem Freunde Petrus 
Mofellanus auch das Baccalaureat in der Theologie erwarb und öffentliche Vor— 
Iefungen hielt. Bon 1516—1522 verwaltete er ein Lehramt und dann das 9 
toramt an der Thomasſchule zu Leipzig, was für feine auch aus feinen handſchrift⸗ 
lich nod vorhandenen Arbeiten erfihtlihe gelehrte und humaniſtiſche Bildung 
fpricht. Ihm, als Iudimagistro apud Divum Thomam, iſt die 1520 zum vierten 
Male aufgelegte paedologia des Petrus Mofellanus dedicirt, Als Amanuenſis 
des Dr, 1 wonte er der berühmten Disputation zwijchen bemjelben und Karl 
ftadt und Luther zu Leipzig 1519 bei und empfing bon der fiegreichen Be 
der Eichen Thefen durch Luther einen fo mächtigen Eindrud ber evan 
Warheit, daſs er, wie mehrere andere junge Männer, die dabei. waren u 
als hervorragende Zeugen des Evangeliums auftraten, wie auch Johannes 
mann, fpäter Polianders Mitreformator in Preußen, alabald „den papiftifchen 
— den Rücken kehrte und auf die Seite Luthers überging“ (Seckendorf, 
Hist. Luth. I, 26, $ 62). Ob er feitdem fchon in Leipzig mit der Prebigt bes 
reinen Evangeliums aufgetreten ſei (j. Rost, Memoria Poliandri p. 26) und beds 
halb unter Niederlegung feines Schulamted dem entschiedenften Feind der Reforma— 
tion, Herzog Georg von Sachſen, habe aus dem Wege gehen müffen, der fein Wort, 
womit er auf die Abhaltung jener Disputation gedrungen hatte: „die Wa 
könne durch Kampf nur gewinnen“, in entgegengefegtem Sinne fich erfüllen 


94 Poliander Polhchronius 


aus Ein and, nachdem og Albrecht mit dem Ichteren in Siegn 
einem Behr F — — Friedrich — befannt —— 
war. d begutachtete Briesmann md Sperat eine von 
en zus Abeecht erichtete — und beteiligte ſich an dem 
von Sperat darüber verfajsten ten Öutochten ran fih am nden 
—— Kampfe mit * ieh —— ud Wibertäufern, * 
d Rated Friedrichs bon Heyded — der eine 


ezirk kom arienwerder, kamen und jelbjt * ten Geifte 


n — J — Besen erhaltenen Ge 
j eb t 
—— — nes (1531) gab fein Bort den —— 


für den Sieg über die S Der Chroniſt Freiberg, ein Zeitgenoſſe, be— 
richtet: „Unſer treuer Poliander, der einzige Mann, widerlegte dieſelben —— 
mer, wie klug Ding ſie auch fürgaben, alles mit Gottes Wort, und beſtunden die 
Sakramentirer mit ihrem Herrn don Heydeck mit großen Schanden; . fie 
ſchweigen mujsten. Wenn * und der einzig Mann Poliander nichts dazu ger 
tan, Died Preufen wäre gang und gar mit der Schwärmer Lehre vergiftet und 
verfüret worden“ (Preuß. Chronik des 3. Freiberg, herausgeg. von Dr, Medel- 
burg, Mönigsberg 1848, ©. 226). Würend Sperat ihm 1531 feine Widerlegung 
de3 von Benfer, bed Einen der Hauptfürer der Widertäufer, verfajäten 
nifjes zur Begutachtung vorlegte, ſchrieb er ſelbſt eine Widerlegung des von en 
dem zweiten Hauptfürer berjelben, aufgeftellten Belenntnifjes, die im 

Teile vom heil. Abendmale, im zweiten vom Worte Gottes handelt. Im 

1535 finden wir ihn abermals mit Briesmanm im Kampfe wider die widertän- 
ferifchen Schwärmer, die von ihm in Verhör genommen wurden, aber mtr zw 
einem fcheinbaren Widerruf ihrer Lehren fich bejtimmen ließen und burd) her⸗ 
zogliches Edikt aus dem Lande verwieſen wurden. 

Wie Poliander „dem gemeinen Mann lieb war um des Fürtragens willen 
des Wortes Gottes, dazu ihm don Gott dor Andern Gnade verliehn” (Act, 
Boruss, U, 677), io ftand er auch mit dem Herzog Albrecht, der ihm nur auf 
furze Zeit durch Friedrichs bon Heydeck feltirerifee Agitation entfremdet murbe, 
ihn aber nachher zu feinem befonderen Ratgeber in allen kirchlichen Angelegeit 
beiten machte und jelbjt bis zur Erregung der Eiferfucht der altjtädtifchen Ger 
meinde viel mit ihm verkehrte, „weil er ſich gern mit ihm befprechen und fröße 
lich machen mochte*, in einem innigen Freundſchaſtsverhältnis. In dieſem blieb 
er bis zu feinem Tode, der nach einer langen, mit einem heftigen Schlaganfalle 

onnenen Srankheit, "wärend welcher dem Herzog von auberhalb mehrere Bei— 
chreiben wegen ‚der fehweren Leiden feines Sreundes, z. B. bon dem Bredr 
—* Reformator Heß sugingen, im April bes Jared 1541 erfolgte, Seine Bücher, 
die er außer mit feinem Namen mit dem Spruche: „omnis legendi labor 
—— zu bezeichnen pflegte, vermachte er teſtamentariſch dem Rate der Alt- 
; fie befinden fich , vielfach mit Bemerkungen von feiner Hand verfehen — 
feinem Bandfchriftlichen Nachlaſs auf der Königsberger Stadtbibliothet. — 
fein Leben und Wirken: Erläutert. Preußen I, 4325.; 5 W. € €. Roft, 
moria Poliandri, Lips. 1808 und: Was hat Die Leipziger Thomasfchule für Biene, 
formation gethan? Leipzig 1817; Rhesa de primis sacrorum refo 
Zwei; Progr. III, Regiom, 1824; Eojad, Paulus Speratus ser > und Lieder, 
1861, ©. 77 ff. D. Erdmann. 


- 


ML 


olydhronius, Biihof von Ap und Brud des Theodor "bon Dapfir 
a ch Ban den ee en der antiodenifgen Säule (j. Bol, 
ber jeine Lebensumftände wiſſen wir außer einer Notiz bei Theo— 





— 
Volychroniiaz Wolyglottenbibeln 95 


FE — — el Se — P. über da Jan 120 im 
e Syn er — eig in fpäterer Me 


17 haben 6,29 ’ eig er 
ben id —— feinen Beten) Sonn uni 


l de nd —— erwei⸗ 
— b Bud fe Dur — 

























Men 639669. und * 362 89. — > ER 


), aud) di ung bon Unechtem nur 
ine An des —— und —— — — des Polychro⸗ 
us chweg arteii 

ſicher darf man en dafs Po re ‚umfangreiche ommentare 
db, Daniel * —— verfaſst hat. res iſt ——— Von dem 
el-Romme bejißen wie relativ die meiſten Bruchjtüde, Im Exegeſe 
3 Propheten — ſich Polychronius mit Porphyrius, und das genügte zu. 
Berurteilung. So deutete er das Buch ftatt auf den Antichriit auf Anz 
3 Epiphanes und jah in der vi vierten Weltmonarchie das macedonifche Reich, 
) Häuptern die Diadochen, Überall ift er bemüht, den Hifto ‚Sinn 
Den und polemifirt unter Bezugnahme auf Origenes gegen die allegorifche 
je, ſowie gegen die Theorie vom doppelten Schriftjinn. Dennod 
Ei dee Rt Ponfersativer wie fein Bruder geweſen zu fein und gegen 

rünheiten in Bezug auf die Beurteilung einzelner fanonifher Schriften 
irt zu haben. Dies zeigt namen jein Hiobfommentar. Doch find 
—* noch nicht möglich, da, wie bemerlt, die * der Poly⸗ 
ee gmente durch Bardenhewer kaum erſt begonnen hat. Die ſprachlichen, 
antiqu n und hiſtoriſchen Kenntniffe (namentlich in * ſyriſchen Geſchichte) 
ei jeonius waren bedeutende; in die jemitiihen Sprachen jcheint er aber 
j —— zu ſein, obgleich er ſich um Nachrichten über die ga des 
—— und „des Syrers“ bemüht hat, Seine Chriſtologie iſt aller 
Warſcheir nach —* en Bit, Bar as ii, des * ar es er 

hewer fre — * ur da geſtehen, da n 


— Bolnd 
4 Hiafe 

EEE ve 

ae 


Bolyhronii, die zum Zeil mit dem Biſchof von Apamea 
5 find, ſ. Bardenhewer ©. 18 8 — die Litteratur 
erxz AR) und Fabricius-Harleh a, a, O Adolf Harnad, 


— im allgemeinen Ausgaben der heil. Schriſt in meh⸗ 
er er Begriff ift infofern ein unbeftimmter, als bie 
he bald eı enger, bald weiter gefafst haben, fo zwar, —** 
nie auf ſolche Ausgaben angewendet wird, wo neben 

ng ſteht, zumal eine in gangbarer Sanbeefprache, oder 
Sl wir, ber elbe aber gar auf eine fehr gering 
chig beſchräukt, die denſelben im gelehrten Ehrad). 
1 für fih in Ban genommen haben. Wir wollen indeſſen 
enblid don me * Gebrauche abſehen und den Be— 
5 weit als möglich fa gegenwärtiger Notiz nod eine ans 
liche Titterärhiftorifche A— geben zu können. 
‚ber Welt iſt befanntlich jo viel verbreitet worden wie die 


4 Le Li 











96 Polyglottenbibeln 


Bibel, und hat, wie diefe, jo vielen Völkern gedient. Bibelüberfegungen find da— 
ber gemacht worden in wachjender Zal, in allen Zeiten, ja ſelbſt jchon ehe die 
Bibel ſelbſt ein in allen feinen Teilen vollendetes Ganze war. Der ſchon in bie 
Zeiten Ejras und Nehemias hinaufreihende, im weiteren Sinne fo zu nennende 
pädagogische Gebrauch des Geſetzes und jpäter anderer Teile der allmählich 
fammelten und geheiligten Schriften verwob fi jo enge mit dem Leben der Hi 
difchen Gemeinde und Familie, daſs der Wechjel der äußeren Schickſale derjelben 
hierin feine andere Veränderung herbeifüren fonnte, als die, welche die Sprache 
mit ji brachte. An die Stelle des Althebräifchen trat im Laufe der Jarhun— 
derte das fogenannte Chaldäiſche, richtiger Babylonifche, oder die nordjemitifche 
Gemeinſprache, auswärts ſodann das Griechiiche, in jüngerer Zeit das Urabifche, 
Perſiſche und die verfchiedenen europäiſchen Sprachen. Inwiefern nun diefe Wand- 
lungen fitterarifche Arbeiten herbeifürten, welche mit unferem vorliegenden Gegen- 
ftande in Beziehung u fepen wären, ift uns mehr oder weniger unbefannt. Das 
ift gewiſs, dafs die Vorlefung dev nad der Kultusordnung vorgefchriebenen Ab: 
fchnitte zeit: und ortsweiſe nacheinander in zwei Sprachen gefhah, in der alten 
heiligen und in dem landläufigen Volksidiom. Ob aber zu diefem Behufe überall 
zweijprachige Eremplare gefertigt waren oder aber die zweite Mitteilung mehr 
eine erflärende aus dem Stegreif war, läſst fich nicht für jedes im Einzelnen 
gegebene Verhältnis bejtimmen. Bon beidem find Spuren da, von leßterem ber 
Natur der Sache nach ältere und durchgängigere. Übrigens erinnern wir hi 
ausdrüdlih an die Zufammenftelung des hebräifchen Urtertes und der be 
denen Targums, in Deus auf welche wir auf den befonderen Artikel diefer En- 
cyElopädie hinweifen. höchſt intereffantes Denkmal der mittleren Zeit, das 
ganz eigentlich Hier zu erwänen ift, das ift die famaritanische Pentateuch-Triglotte 
anf der barberinifchen Bibliothek zu Rom, welche in fogenannter famaritanifdher 
Schrift den Tert in drei ſemitiſchen Dialeften nebeneinanderftellt, nämlich den 
—— Urtert, die ältere Überfegung desſelben in die auf dem Gebirge 

raim in den erften Sarhunderten n. Chr. gejprochene Mundart und eine im 
Mittelalter verfajste arabifhe. Die Sprache des Volks hatte mehrmals gewedh- 
felt, die Schrift, ald Sache der Gelehrten, war diefelbe geblieben. 

An der Kriftlihen Kirche brachten änliche Verhältniſſe dieſelben 
nungen hervor, aber in viel mannigfaltigerer Weije, al3 in der Synagoge. 
bier war es zunächſt das Bedürfnis des Volkes, welches auf doppelte Vorl 
fürte und jofort auf zweiſprachige Eremplare, und wir fünnen hier, wenn au 
nur, wie ſchon für jenen älteren Kreis, beifvielsweife einige, doch ſchon mit leich— 
terer Mühe mehrere, ja ganze Gattungen von Denkmälern gelegentlih in Erin— 
nerung bringen. Jedermann weiß, um dies zuerjt zu erwänen, dajs einige 
unferer älteften vorhandenen Handſchriſten des Neuen Teftaments, occidentaliſchen 
Urjprungs, neben dem griechijchen Urtert noch eine lateiniſche Überfegung haben 
(3. ®. D, evv. E. act. DF. paul.), die gewiſs zu feinem anderen Zwede beir 
gejchrteben worden ift, ald weil das früher noch allgemeiner verjtandene Original 
für gewönliche Zefer, für die Gemeinde onehin unverjtändlicd; geworben war, 
wärend die eingewurzelte Gewonheit noch nidjt erlaubte, es ganz wegzulafien. 
Gleicherweiſe entfianden bei dem allmählihen Schwinden der griehifhen Sprache 
im Niltale in der dortigen Kirche griechiſch-koptiſche Eremplare. Von einem fol 
chen uralten bietet der fogen. Codex Borgianus auf der Vibliothel der Propa— 
anda zu Nom. (Cod. T. evr.) ein Fragment. Später, als infolge der welt— 

rmenden arabifchen Eroberung vom 8, zum 12. Jarhundert die Länder vom 

Zigris bis an die Säulen des Herkules allmählidy ihre Sprache änderten, ent 
ftand auch für die Kirchen das Bedürfnis einer dem Volke verftändt = 
leſung in feiner jegigen Mundart. Das Griechifche war längjt vergefjen; » 
Syrifche, das Koptifche waren jet die alten heiligen Kirchenſprachen und bie 
fortan gebräuchlichen Exemplare ftellten neben dieſe eine arabijche 
Dies Hat fo fortgedauert gemwonheitshalber bis auf den heutigen Tag, 
jeßt in Ägypten fein Geiftliher mehr Koptiſch, in Vorderafien wenige mehr das 
alte Syriſche verftehen. Der alte Tert, zur undeutbaren Hieroglyphe geworden, 





Palyglottenbibeln 


ältere, — 5 lich beglaubigte, alſo zu anderen als rein exeg 
—5 ne fommt, weil auch bei diefen der en von 
iheit (moi —* in dem Namen liegt, nicht ‚zu feinem Rechte füme su 
gehören z. u — apa n des Urtextes mit der Bulgata oder mit 
Em 4) — — n mei en * — zwei Überfegungen in derſ 
e — aus dem glei nde; alſo wo man, um eine pe 
mg zu verbeſſern, den Ürtert Benend —— und damit die neue Über 
e Beh ven Abweichungen rechtfertigt. So z. B. die Ausgaben des. N. T.s 
oder die vierte Erasmiſche von 1527, oder die vierte Stephaniſche von 
Be: oder die zu New-VYork jüng begonnene, diefe mit doppelter englijcher, 
ltern mit doppelter lateinischer — 5) Genauere —— ver⸗ 
—— den Namen Polyglotten auch ſolchen Ausgaben, in denen überhaupt lauter 
ſetzungen, der Urtert aber gar nicht erſcheint; doch liegt dieſe ränkung 
zit im eigmologi iſchen Be rorifer fondern allein in der konventionellen Gel 
tenfpradhe. Dapin ge hören Bücher wie die Ausgaben des Hohenliedes 


Se — Br Kr = feier arabiſcher und lateinischer —— urch 


— 


— 


Wie viel mehr alſo, wo gar nur zwei 

mmen, wie in ben —* erwänten koptiſch-arabiſchen, ſyriſch-⸗arabiſchen 
a in den im vorigen Karhundert öfters veranjtalteten Irangöfiärbeutfihen, 
6) One alle Frage faljch angewendet ift der Name, wenn man ihn z. B 
gen Biblia pe * gegeben hat (Bandsbed 1711), in. welcher ns fünf 
J lauter deutſche erſetzungen ſtehen, die katholiſche don Ulenberg, die I 

bie reſormirte von Piscator, die jüdiſche von Athias und Reiz und 
ai erländifhe der Generalftaten. 7) Konjequenterweife möchten wir gegen. bem 
prachgebraud) ars diejenigen Ausgaben ausjchließen, in welchen neben 
dem UÜrtert eine ältere Überjegung in fremder Sprache fteht, diefer —— aber 
u feichterem Verſtändnis bes etwaigen Unterſchieds eine —— 1 
lie, 0 Fi —34 der Verſion, nicht zwei Verſionen dem Texte) be Fl a * 
die im 17. nen mehrfach zu Schulzweden gedrudten — 
* mit nebenſtehendem Urtert und lateiniſcher Dee. oder das 
beö Le Föyre de la Boderie (Paris bei — 1584, 4°), in wel⸗ 
5* zum riefen und ſyriſchen Terte eine lateinijche Üerfepung Deies 
teren fommt. Es ijt ein triglottum allerdings, joll aber nicht Bibkiogr 
chen Sinne unter die Pol glotten gerechnet werben. 

Nach Ausfonderung aller diefer Rubriken, welche aber in deu Katalog * 

Bibliotheken, befonders derer im Privotbeſitz, öfters zu den Polyglotten 

werden, weil man darin einen Glanz ſucht, bleiben nur verhältnismäßig w 
Werle übrig, welchen jener Name mit Recht zufommt und bon Sprachgebrau 
vorbehalten wird. Unter dieſen ſind num einige, vier an der Hal, die * 
der Geſchichte des Vibeltertes eine bedeutende Stelle einnehmen uud von welchen 
wir darum etwas ausfürlicher handeln wollen, 

1. Die complutenſiſche Polyglotte. Eines der berühmteſten und feltenft 
Bibelierke, welches unter der Aufficht und auf Koften de3 Kardinals Franz x 
minez de Cisneros, Erzbiſchoſs don Toledo und * von Caſtilien J 151 
unternommen und bon den damals berühmteiten Gelehrten Spaniens 
wurde, unter denen beſonders Demetrins Dukas aus Kreta, Aelius —* von 
Lebrixo, Diego, Lopez de Stunica, Herd. Nunnez de Guzman und Alph. vom 
mora genannt zu werden berdienen, Nach —— rbeit wurde bon 1 
bis 1517 zum Drude gefchritten in ber Stadt Alcald de Heuarez (Complutum. 
der Nömer), durch deu Druder Aru. Wild. de Brocario, und derfelbe we 
Monate vor des Kardinals Tode beendigt, das Werk ſelbſt indefien erft 
auf —* ondere Erlaubnis Leos X. veröffentlicht. 2 begreift jechs ** von 
—* ie vier exſten das U. T., der fünfte das N. T. enthält, ber. lehte im 

bräifch-chalbäifches Lexikon "nebft Grammant und einigen berwwandten 
Fri was alles nachher befonders unter dem Titel „Alphonsi Zamorensis in⸗ 
troduetiones hebraicae“, 1526, 4°, widerholt wurde. Die in dem Werke zuſam⸗ 
mengejtellten Texte find: 1) der hebräif e des U. Teft.'3; 2) das Targum des 








Polyglottenbibeln 99 


Pentateuch; 3) bie griechiſ LXX; 4 
das per FEN, Teit. Se Targum Pr —* 
























um erſten Male. —— 
ie der —— äber. seien — * 


orrelt als 
bedeutende Anzal Lesarten, welche die neuere Kritif (au8 —— 
— —— und allgemein eingefürt hat. Dies sin —S 
er in den Evangelien, am ſeltenſten in den üb 
Im vorigen Sarhı ndert war ein längerer Streit befonders wer 
amd 3. Mel Se dem befannten Hamburger Paſtor und gelehrten 
„über den bon erjterem erhobenen Vorwurf, das compl. Neue Teft 
ei ir "geiedijchen Terte geflifjentlih und ‚gegen die Handichriften nad —— Fa 
ka geändert. Da er dies namentlid mit Beziehung auf die berühmte 
5,7 hg, welche in der compl. Ausgabe fteht, wicht aber in den —— 
teſten auch bei Luther nicht, und welche von der heutigen Kritik ge— 
chen wird, ſo 0 ift begreiflih, daſs fid) der Gtreit zu einem theologifchen ver- 
tterte und mit | fo leicht zu jhlichten war. Die nenere Beit urteilt im alle 
en billiger von ber Arbeit der gelehrten Spanier. Das Werk foll nur zır 


— aren gebruct worden fein und fümmt deshalb nur äußerft jelten noch 


m Büchermarkte vor, wo es mit 1000 Mark und mehr bezalt wird. Das 
je N. T. ift erft in unferem Jarhundert (dur Pet. U. Orap, Prof. der 
Theo logie zu Tübingen und Bonn, 1821 und 1827) wider genau abgedrudt 


en Polyglotte (Biblia regia), auf Koſten König Philipps I, 
chen, in Antwerpen angefiedelten Buchdruder Chriſtoph ehe 
an in 8 Foliobänden gebrudt, unter der Leitung des ſpaniſchen 


enedift Urias, genannt Montanus (nach feinem Geburtsorte Frerena ber 


ierra) unter Bugiehung vieler berühmter Männer der Beit, Spanier, Bels 
b re: unter denen wir nur die befannteren nennen wollen, Andre 
) ‚ Sup Le Feoͤpre de la Boderie (Fabricius Boderianus) und 
Rapbeleng . Blantins Schwiegerfon und Nachfolger, alle drei gelehrte Orien— 
aliſte Das Werk gibt bereits viel mehreres als das vorhergehende. Die bier 
ter Bände enthalten das Alte Teft., der fünfte das Neue. Außer den m 
n, ber Bulgata und den mit einer eignen fateinifhen Überfepung begleiteten 
ſich hier haldäifhe Targumim über daß ganze Wlte Teftament 
‚ Nehentia und Chronik ausgenommen) nebft deren lateinifcher Über— 
an * Zeit. kommt auch die alte ſyriſche Verſion (Peſchito), bei wel— 
e zm Epiſtel Petri, die zwei kleineren des Johgnnes, die des Judas 
Upolalypſe fehlen. Auch diejer ift eine lateiniſche Überfegung beigegeben. 
x zweimal auf jeder Seite gedruckt, einmal in ber Kolu ummenreihe mit 
hrift, das anderemal unter den übrigen Terten mit hebräifcher. Die 
ıden Bände enthalten das Hebräifche Lerilon des Santes Pagninus, 
paldäifche des De eure de la Boderie, eine ſyriſche Grammatik von 


7* 





Überfetzung bei Die —ã— war are 
drudt worden, au, Dr — Trzt einigemale, Die = — 


fa 


100 Bolyglottenbibeln 


——— Sprachlehre und Reihe archäolo- 
— — —* unter er — 3: B. Mark —* Prie⸗ 
kein us ( Ber 3 Phaleg, Caleb, — (drei 


Santes hu agninus, hier ber ta‘, ‚und gerade —* Zeit des Bes, 6 —* 
— 
Im Biefen Gtücen Blich man in Abhäng ängigfeit Don bem comptutenfifchen Werte: 
der handſ —— —— der einzelnen Texte zuſammeng wor⸗ 
pe —— Dies Kehl ma dt ma ber em — er — —* 
[4 n - 
welcher eine neue, freili nur nad) —ã—— gemachte Rezenſion darbietet⸗ 


zingfie don allen, wurde 1629-1645 ii * itr& gedruckt, auf n bes 
Michel Sie, Formats, Die 
dier erſten Bände find bloße Abdrüde der Antwerpner Bibel, fo jr, daſs 


Zugabe am untern Rande — arabiſchen Verſion mit — Tel 
Die übrigen Bände — aber ba en früher entweder gar nicht ober 


wir mur den Oratorianer Sean Morin, ber ſich een mit den — 
ſchen Texten befchäftigte, und den Maroniten Gabriel Sionita, dem man das Beſte 
bei der — rn verdankte (demm die andern Teilnehmer taten mur wenig); 
ber aber mit Le Jay Streit befam, eine zeitlang von der Leitung des 
verdrängt und fogar ins 3 Gefängnis prozeffirt wurde. Le Jay fehte fein Ber- 
mögen dabei zu, war aber ſtolz genug, den Antrag des Kardinal Richelieu ab» 
gun umeifen, welcher ihm bie Ehre des Patronats bei diefem Unternchmen, en auch 
Nahruhm desfelben, um eine bedeutende Summe abkaufen wollte. 
an noch rn feine Bibel ald Makulatur verkaufen. Sie iſt indefjen ode 
iſe en und findet ſich nicht eben häufig. Eine ſehr ausfürliche Ge— 
ja e berjelben — Jaq. Le Long, welche auch in Maſch's bibliotheca sacra I, 


ft. 
ak Die Londoner Polyglotte, die wishtigfe, wiſſenſchaftlich ſchätzenswerteſte 
und jetzt noch verbreitetſte. nternommen wurde das Werk von Brian 
jpäter Biſchof don Chejter, und vollendet 1657 in 6 Zolianten (London 
oft). Es ift Karl II. gewidmet, doch exiſtiren auch Exemplare mit einer 
republikaniſchen Dedikation, was und daran erinnern mag, daſs die Arbeit, unter 
ben Wehen einer ar Nevolution und den Schreden des Bü vgerkriegs bes 
gonmen und mut — rtgefürt, eben in bem Zeitpunkte zum Abſchluſs * wo die poli⸗ 
Bee — mr wider in das alte Geleife ‘6 u ordnen im Begriffe waren, 
fen, mittelbaren und unmittelbaren, hatte n gewifjermaßen das ganze 
er gelehrte England, namentlich aber die Orientaliften, unter denen noch 








‚werben Edm. Caſtle (Eaftellus), Ed. — * rar 
br. Wheloc, Tho. — En ae. © pa 


Bibe 
‚ bie in —— 



















—— in der — und in —— — 
er 


die Herſte er Texte. ſelbſt 

engere "geil teen — —— wie bes 
Dingen die pröteftanti] ftens refor⸗ 

En bie katholiſche überflügelt hatte. ——— — ebenen 

nun in feinen vier erften Bänden das A. Zeit, — öivar außer dem 

ir der ——— —— aritani 


Haie — der Überſetzung —— — 9 en —— | 


iel befjern Texte, als ihm die Parifer geliefert, ebenfo eine be 
sabifcen Gehen, —* * —— —— are ae L 


ee ae je Texte, nebft Iateinifchen Überjegungen des griechi- 
der rientalifchen, ftehen ſynoptiſch neben= oder untereinander. Außer: 
ſich im vierten Bande noch zwei andere Targums zum Pentateuch, 
das des Pieudojonathan und das von Jerufalem, nebſt einer perfiihen Über: 
'bebjelben Buches. Das N. T. erjcheint im fünften Bande, was den grie— 
betrifft, mit geringen Ünderungen abgedrudt aus der befannten 
des Robert Stephanus (1550) mit Arias’ Verfion und den Varianz 
Alerandrinus, dazu in ſyriſcher (Peichito), lateiniſcher (Bulgata), 
und arabifcher, Überjegung, die —— auch perſiſch; ebenfalls 
mit buchftäblicher Übertragung ins Lateiniſche. Zu allen diefen Texten 
nun noch im erjten Bande Waltond Apparatus, eine kritiſch-hiſtoriſche 

—A den Bibeltert und die Verſionen, ein Buch, wie man es hundert 
eine Einleitung genannt haben würde, und wie es auch, etwa die 
bon Rihard Simon ausgenommen, über hundert Jare lang unübers 
| etichen an ſodaſs es nachher ee ——— worden ift, Züri) 

Leipzig 1777, 8%, dur J. U. Dathe. Der ganze fechfte Band 
ie eine Brise tifcher Sammlungen zu den verſchiedenen abgedrudten ya 

den obgenannten Gelehrten und einigen anderen, aud älteren. Endlich pflegt 
einen integrirenden Teil diejer Bolyglotte zu betrachten das Den 
heile Edm. Eaftellus (Profefjor der arabiſchen Sprache zu Cam: 
‚1669, 2 Thle. Fol., in welchem der Wörterfhaß der femitifchen Mund⸗ 
— chaldäiſch, ſyriſch, TE) äthiopifch, arabijch) vereinigt 
das Perſiſche aber bejonders behandelt wird. Wenn man be bedenkt, daſs troß 
ihen Mängel einer folchen Arbeit, troß bes wachjenden Reich⸗ 
tums rer Sprachkenntnis und trob der heute ungleich größeren 
und Mittel einen unſerer Zeit würdigen Thesaurus linguae semi- 
we \öafien, 6 doc noch niemand gewagt hat, m an ein änliches Werk zu 
der Ruhm und das Verdienſt des Berfafferd nur um fo glän- 
— * Aus dieſem heptaglotton iſt das ſyriſche Lexikon an 

onder3 edirt worden 1788 und das hebräifche 1790. Beide mit 
Age und ae von 3. D. Michaelis. — Die Londoner Polyglotte, 
ſteht jebt im Antiquarpreis von wenigend 350 Mark, mit dem 
lus verlangt man über die Hälfte mehr. 

Unſer Zarhundert künnte allerdings dem Ideal, welchem Walton nachitrebte, 
= fommen. Die kritifchen Studien find viel weiter vorgerüdt , die 
orientalifchen Spraden und Handfehriften beſſer ftudirt, noch andere alte Über- 
fehungen in den Bereich der Kritil gezogen, die ägyptiſchen, die armenifche, bie 


* 


102 Polyglottenbibeln 
Äuft 
u 

— ſich die gelehrte Arbeit viel mehr als früher und, notwendigerweiſſe verteilt 
er ttert hat und dafs unſer Geſchlecht won der Überzeugung b üft, 
u einer Chre,. dafs noch viel zu tun übrig ift, ehe in irgend Teile 
n8 lu Ubic t werden barf. Beifpielsweife wollen. wir. mux 
daran. erinnern, dajs £ 17: Sarhundert für die chaldäiſchen Texte gar 
nichts geſchehen ift und dafs für die Herſtellung des Tertes der. kaum 
rt einige viel zu frühe al3 gemügend auspojaunte Verſuche gemacht worden find, 
anderer Dinge nicht zu gedenken. | 
Außer jenen vier großen und vorzugsweiſe fogenannten Polyglotten gibt es 
aber auch einige für befcheidenere Anjprüche und Kaufmittel bevedjnete, welche 

wir nur  auffüren wollen, nd dh 
1. Die Heidelberger Polyglotte, warfcheinlich beforgt von Bonav, Eorn. Bers 
tram, der bon 1566 bis 1584 Profeffor der hebräijchen Sprache in Genf ges 
wejen war, nachher in Frankenthal als Prediger lebte. Sie erſchien zuerit 1586 

bei Commelin (nur das 4. Z.), nachher 1599 kam auch das N. T. hinzu, 

one daſs das Alte wider gedrudt wäre; die alten Eremplare befamen bloß den 
neuen Titel. Sie enthält außer den Urterten nur LXX und Bulgata ; nebjt der 
lateinifchen Über ebung, wie fie in der Antwerpener Polyglotte beigefügt war, 
Auch, der griechiihe Text ift dorther genommen. Es gibt Exemplare mit, ber 
Jarzal 1616, Vom N. Teft. find auch Mbzüge in 8% vorhanden mit den Balen 
1599 oder 1602. Es ift aber überall derjelbe Satz. Im Grunde ift nur das Alte 
—* Be Polyglotte, das Neue iſt einfach griechiſch mit der Interlinearverfion 


d 
2. Die Hamburger Polyglotte. Ein Werk, das fich felten vollftändig vor— 
ndet. Es beiteht aus einer 1587 in Fol. von Elias Hutter herausgegebenen 
ebräifchen Bibel, in welder im Drud die Radikalbuchſtaben von dem übrigen 
unterjchieden find, und einer 1596 von Dav. Wolder bejorgten Uusgabe, im 
welcher in bier Kolumnen der griechiihe Text des Alten und Neuen Teſt.'s, bie 
Bulgata, die lateinische Überſehung des A. Teft.’3 von Pagninus, die des Neuen 
von Beza, und die deutiche Luthers in 6 Foliobänden zujammengejtellt find, und 
wozu dann für die obengenannte hebräifche Bibel Titelblätter mit der —— 
ci i 


for 


1596 gebrudt wurden, da beide Werke aus derſelben Dffizin vom 3. Lu 
men. Eine ganz ungenügende Arbeit, welche, obgleich die dänische Regierung 
& ei Schleswigs zwang, fie zu kaufen, ihren Herausgeber an den Bettel- 
ab brachte. IPs: 
3. Die Nürnberger Polyglotte. Der eben genannte Elias Hutter, ein höchſt 
betriebjamer Bibelfabrikant, gewiſſermaßen felbjt im zweideutigen Sinne, des 
Wortes, hat jelbjtändig mehrere Werke veranftaltet, die hierher gehören. a). Sein 
ſechsſprachiges A. T., 1599, Fol., iſt unvollendet geblieben und bricht beim Bude 
Ruth ab, Es enthält in fechs Spalten links den —— Text zwiſchen dem 
chaldäiſchen und dem griechiſchen, rechts den lutheriſchen zwiſchen dem lateiniſchen 
und einem anderen neueren. In Betreff dieſes lepteren variiren die Eremplare, 
Es gibt welche mit franzöfifher, amdere mit italienischer, andere mit platts 
deutſcher, emdlich andere mit flavijcher Überjepung (ich weiß nicht zu fi 
melde Mundart damit gemeint ift, da mir fein ſolches Exemplar zu seh 
gekommen iſt). b) Ein Pialter hebräiſch, griechiſch, Iateinifch und deut 
1602, 8%, e) Ein neues Teftament in zwölf Spraden, 1599, 2 Thle. Fol, Es 
bietet auf der erſten Kolumne die ſyriſche Überfegung, deren damals noch jehe 
lende Stüde er ſelbſt überſetzte, und die italienische des Bruccioli, je Vers um 
Vers unter einander gejegt; auf der zweiten ebenjo einen von ihm ſelbſt 
tigten und mit den zweierlei Buchjtaben gedrudten hebräifchen Tert und Die ſpa— 
niſche Überfegung des Eafjiodoro Reina; auf der dritten dem griechiſchen Text 
und die franzöfifche Genfer Überfegung; auf der vierten, der eriten bed zweiten 
Dlattes, die Vulgata und die damals gewönliche engliſche Überfepung; auf der 


* 


Polyglottenbibeln Polytarp 103 


d . 
Ben ref un be acer abet Que Kipa Dem vd = 


fäntlichen übrigen ar propter insignes et aolatii oetrinas. Das 
aber an dem Buche ift die Keckheit, Y Base: Ser ir te 
er , um fie einander näher zu Bringen, nbelte und | 
| in der Vorrede anrühmt, N BR ern nur J 
— Bee Sa aus der Ihe — — Be geb⸗ 
ondern ſo Br er e he u ge 
Besnrten fabrigiee, z· B 0,28: xvolov xal Heoü ** 
5: miorevorr de övov; 1 Kor. 10, —* Add. zul && od — 
3 tor Hebv Xotoro f. m. d) Ein N. £. in vier 
| „ Sebräif „griech, Inteinifeh ind Deut id. aus dem Bor en änberän 
(Titel-U.1615) E3 gibt auch don —* 
—A— * —* und einzelner Evangelien in zwölf © 
eigener Verleger und Bruder. 
t. Die Leipziger ‚Feist bon Chr. Reineccius, Retlor zu — 
wurde bei Lankiſch's Erben 1713 (neuer Titel 1747), Fol., das N. T. ges 
ei Keira welchem zum Urtert die ſy —9 und eine neugriechiſche, ferner Lu t en 
deutſche und Seb. Schmidts ten heat —— nebſt griechiſchen 
rianten, Parallelſtellen und Luthers Randgloſſen. D UT e chien erjt iroof 
zwei Bänden uud begreift außer den beiden — ehun 
iſchen Text und die LXX. Es find auch, beſonders im N.T., * 


ef 
5 Die Beh che Polyglotte, 1845 bei Velhagen und Kl 

8 Bänden gr. 8%, unt te —* von Rud. —— C. 3 ile. Ran 
Alten Tehemen! hebräifch, griechifch, Lateinifch und deutfch,; im Neuen Teitament 
itt der dierten Kolumne Varianten verfchiedener deutfcher Überfegungen. Es gibt 
are, wo die vierte Kolume die englifche — enthält. Sonſt 
"auf dem Titelblatt, ald von einem ftereotypirten Werke, Kara 
nm. Der griechiſche Tert des Neuen Teſt.'s weicht wenig von dem 
ab, ift aber von Varianten ber bebeutenderen neueren Rezenfionen be⸗ 


Um biefe Anzeige nicht über die Gebür a ie wollen wir nur noch ve 
der Kürze erwänen, —— namentlich der Pfalter in älterer Zeit öfters m 

ee ben iſt, ſodann das N. T. 3. B. griechifch, All 5 >. I 

Bee —— hanus, Genf 1569, Fol., unter der Lei 

ich, fateinifch und franzöfi 6, Mond 1673, Be Senf Ye 

— init und a je Beile iber Beile, Roftod 1614, durch Eilh. 

Subin, der vieſem Zwede die Wortftellung des driechifchen nach dem deutfchen 

ummwandelte; auch neulich von Conſtantin Tifchendorf, Leipzig 1854, in quer 89, 

mie ade Spalten Spneptifeh. Bon den beiden leßteren Werfen gibt es Grempfare 


| | hierher als eine eigentümliche Liebhaberei die Vaterunfer- 
deren e3 fehr viele gibt, je und je vermehrte, die ältefte, Rom 1591, 
| + ‚ unter den fpäteren z. B. die von ndr. Müller 1660 in Hun- 
eo die von Chamberfayne 1715 in 150 Sprachen, fodann das be 
Wert von J. Adelun ng, betitelt Mithridates, worin das Vater-Unſer die 
Grundlage einer wiſſenſchaftlichen Klaſſifikation aller befannten Sprachen wurde; 
—— Vaterunſer⸗Polyglotte don Bodoni in Parma, die von J. J. Marcel 
erlicyen Druderei zu Paris, die lehteren —— zur Exhibition 
—— der betreffenden Dffieinen, one Anſpruch auf — 
Bert; und im beiber Rückſicht, d. h. ſowol negativ al3 pofitiv, fümtlich üb 
— dem Auer’ichen Werke aus der Wiener Hof- und Statedrudene, x 
Reu 

EL un: Bifhof von Smyrna, der Märtyrer. Obwol fein Re einer 
des chriftlichen Altertums ift, wiſſen wir doch von feinem Leben 
nur wenig. Nimmt man, wie neuerdings viele, an, dafs fein Tod in das Jar 





ka | 


104 Polytarp 


nagdueıve xal navv gehe. Ie roü Blow“ 
III, A ſo = 86 are, wärend Dean wilder en feinem eigenen 
Ausſpruch (Martyr. c. 9) dem Seren gedient hat, — u —* ſonſt nicht 
paſſen würde, von feinem Lebensalter zu hen. Nach Irenäus Angabe, ber 
fich feiner als feines Lehrers und der damals gejhehenen Dinge —* genau erin⸗ 
nert, iſt er ein Schüler der Apoſtel geweſen und hat noch mit vielen, die dem 
gejehen, gewandelt. Namentlich war Johannes fein Lehrer, und Irenäus 
'rte aus feinem Munde, was er ar —— von ——— und denen, die den 
en, vernommen (E ’ 
6 N land ame mus * ser. — —8 hat ihn 
es —* ih bon Smyrna gemadt * das nicht erh — ie 
iſt —— — Po farp ſchon zur Beit des M 
8 des Ignatius Biſchof ‚ Polye. e. 1. 8), Aus —— 
—— Beben — wir nur, dafs — „ee Zeit des —S iſchofs Anicet 
Rom kam und bei diefer Gelegenheit mit Anicet über die Paſſahfeier ver— 
Es gelang weder dem Anicet, den Polyfarp, der fich dafür auf den 
oftel Johannes berief, von ber Heinafiatifchen Feſtfeier abwendig zu machen, noch 
u * dem Polykarp, den Anicet für dieſe zu gewinnen, da er ſich auf die 
tonjtante Praxis feiner Vorgänger Beet Dh ftörte die bleibende Differenz 
die — — nicht, die im Gegenteil darin ihren —— fand, daſs 
Polykarp in Rom das Abendmal mitfeierte (Eus. H. E.V, 23 49 
Genaueres wiffen wir von dem Märtyrertode ofyfarps. Er bejigen ein 
Martyrium Polycarpi, das fchon Eufebius in feine KeGeſch. (IV, 15) dem Haupt- 
inhalte nad einge ochten hat, Geſondert hat es zuerſt Halloix lateiniſch, und, 
obwol unvollſtändig, auch griechiſch nach einem Codex Mediceus in feiner Vitis 
PP, orient, herausgegeben, dann er volljtändig 1647. Nuinart nahm es 
—* die Acta mart. sincera auf und Jacobſon auf Grund einer neuen V 
der Handſchriften in jeine PP. App. (1838), Die befte Ausgabe = as ‚bon 
* (PP. App. Opp. ed. post Dresselianam alteram tertia. Fasc. II, ); 
der auch einen neuen von Gebhardt (Ztſchr. f. Hift. Theol. 1875, "356 * ee 
tionirten Codex Mosquensis heranzieht, welcher dem Texte des Eufebins am näche 
ften verwandt iſt. Birend diefe Märtyraften, die Valeſius als bie —— 
und e — bezeichnet, bis dahin (abgeſehen von einzelnen Interpo 
allgem t echt galten, auch neuerdings don Schürer (Ztfchr. für hift. 
100, 203), Gebhardt (a.a.D.), Bahn (die oben angefürte Ausgabe p. XLVIITF. 
gnatius von Antiochien 1878), Harnad (Btichr. f. — 1877, 2, 


2 


Bf t (Die Chriftenderfolgungen der Cäfaren 1878, p. 34 ff.) u. a, fo aner⸗ 
kannt find, Hat auerft u tſchr. für wiſſenſch. Thent. * 1874, 200 ff.) und 
dann ausfürlich Ke dem Urchriſtenthum 1870, ©. 90 ff.) beftrittem, de 


wir bier wirklich —— —* nach dem Martyrium feldt geſchriebenen 
ber Gemeinde in Smyrna vor und haben. Lipſius verlegt die Alten, deren 
Inhalt er übrigens großenteils und abgejehen von einigen ee 
glaubwürdig Hält, in die Beit um 260. Seine Gründe find vor allem das darin 
aufgeitellte Märtyrerideal, welches in Polyfarp verwirklicht fein foll, wärend bie 
anderen Märtyrer kompendiös behandelt werden, die hochgrabige Märtyrerbers 
ehrung, die römiſche Paſſahfeier, die jtatt der zu Polykarps Beit herrſchenden 
reinen a —— wird, und ganz beſonders ba Lojungswort „ — 
in die leblere Bezeichnung iſt um 167 nicht mehr neu; 
* was ich nicht anerkennen kann, daſs in dem Martyrium die römische 
—* ſich fände, ftatt der Heinafiatifchen, fo würde da3 nötigen, das Mar— 
rium noch viel weiter herabzurücken, was doch Euſebius gegenüber ur. 
F endlich die Märtyrerverehrung paſſst recht wol in jene Zeit. Allerdings 
wird man annehmen müflen, daſs wir das Martyrium nicht mehr ganz in feiner 
urfprünglichen It haben (vgl. aud) Gebhardt und Schürer a. n.D.). Es ber 


and) im Save 158. —— mithin * mög! 


Ere- 
: 


2*5 
— 
9 
—— 


* 
3 
55 
‚ca 
——— 
* 
=. 
F 
— 
==. 
5 
23 
— 


der 
Ausgabe 1709, dann in den Ausgaben der PP. AA. von Co 
„Hefele, Dreſſel u. ſ. w. Die ſorgfültigſte Ausgabe iſt die von 


2.8. 
5 
J 


—J 


und 
die Igna — riefe nimmt, “ft die Frage“ 
> * ei in die Dich Bau age verflochten. Die, ns 
de3 Ignatius für unecht erklären, erklären auch den Brief des 
Briefe de8 Ignatius für interpolirt 
rteil über den Brief des Polykarp. Daſs die —— 
als —* verwerfen, —* one een 4 Tiefer begründet ift diefes Ur: 
die Tübinger Schule. Schwegler (Rachapoft Beitalter I, Fan. 
ihm nur eines der vielen Produkte der Vermittelung zwifchen Yuben- 
und Paulinismus. Iſt diefe Anfhauung jept —— ſo halten 
u alle Gegner der De ven —— wie Hilgenfeld, Lipſius u. a., am ber 
—— Gedanken 


Eu 
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Hohkuzägnov or Dianyolovg yergayı — * — 
se rjs nlorewg aörod xal TO xnguyun vis —— ı zul 
— This Euvror owrnolus Övrarrur adv“), Eufebius —* den Brief 
2 eitirt ihn (H. Eeel. a3 36), ieronymus (Catalog, ser. e, 17) 
fei bis zu Sr Beit in den afiatifchen — vorgeleſen. Wenn äußere 
niffe irgend etwas gelten, jo muſs man jagen, dieſer Brief ift bezeugt wie 
anderer. Es ift doch ſchwer denkbar, daſs um 180 (um dieſe Beit —— 
näus) bereits ein unechter Brief des Polykarp ſollte nicht bloß vorha 
weſen, ſondern auch allgemein als echt angeſehen ſein, daſs ſogar 
doch dem Verfaſſer ſo nahe ftand, ihm als ein echtes Beugnis von ber 
feines Lehrers follte betrachtet und bingejtellt haben. * 
Freilich mit dem Briefe bes Polykarp muſs man auch bie Janati 
anerkennen. Denn die Verſuche, in dem erſteren Interpolationen na 
dürfen wol als verunglückt gelten. Den erſten Verſuch dieſer Art ma 
Dalläus. Er verwarf nur dad 13. Kapitel mit feinen —— Fear 
tianifchen Briefe. Im Intereffe der von ihm verteidigten fyrifchen R n der 
letzteren nahm Bunjen (Ignatius don Antiohien S, 107 ff.) die faft — 
6 e wider auf. Daſs fie unhaltbar iſt, hat bereits Deiele (PP. — 
leg. LXVII sqq.) nad; Nourry (Appar. ad Biblioth. max. P. 1) Bad 
Nitfchl, der das Ungenügende der Hypotheſe einfah, jtellte — im Intereſſe 
der ſyriſchen Redaktion der Ignatianiſchen Briefe eine viel ſorgſamer begründete 
auf, indem er außer e. 13 auch noch andere Stüde des Brief als 
ichnete und annahm, ber Bälfcher der Ignatianiſchen Briefe habe auch den 
En des Polykarp in den Kreis feiner Tätigkeit gezogen (die Entftehung ber 
Altkatholiſchen Kirche ©. 584 ff.). Die Hypotheje girl, bie anfangs 
fach Beifall fand, darf jetzt, nachdem die fyrifche Redaktion des Ignatius 
gemein aufgegeben ift, au wol als aufgegeben angejehen werden, Bol. ‚gegen 
diefelbe Bahn, Ignatius ©. 497 ff. 
Der Brief ijt eine Antwort auf ein Schreiben der Philipper. Seinen 
. It bilden Ermanungen mit zalreichen Schriftftellen durdjept. Er 
em einen Fall von Veruntreuung durch einen Presbyter Valens und Hat 
fonft wenig Charakteriftiihes. Im rain zeigt er denfelben Typus wie 





Bolptarp Polptfeismus 107 
und 


andere Schriften ber Zeit, z. B. der Brief des Clemens, Paulinifche 

amvermittelt. baneben bereitß art gefeplich gefärbte — Es iit der 
—— saltlatäutifeen‘ Dahin deutet im 

re Biſchof eh * auch der. Gpiftopat ent im 


* den Noten Es: — 8 bs, Pant, ud ‚eine alte 


dem Polyfarp gehören a BE 
a —— — — 
on an 33 
| mehr dem r 





a. a. O. S. 171 wider 
te, An v. Epheſus, j. Paſſah, sein, = x, * 275 






rtere das, was Font Abgätterei, Gbben⸗ 
ode: ‚Deibentum der geht wird. ——— beiden erſteren Namen n fehr häufig 
tige Ausartungen monotheiftifher Neligiofität wie die 1 Joh. 5, 21 
| ‚erimänte, oder wie ber man Bilder:, Reliquien» und Heiligentult 
dienen; ba ferner ber me Heidentum (vom goth. häithns, ahd. 
heidan “) nichts als ein —— nr für das fpät-lat. pa- 
I ‚eine notoriſch ge, durch äußerliche und zufällige Umftände 
— a Sicherhalten —— ſcher Sitten und Anſchauungen 
tebewonern — vgl. Valentiniaus J. und der folgenden 
Eee rer 
von den a en b. a. 
iſraelitiſche VB — räeifirsuben Ki6brns nicismus und dem 
en Tat. a gentes — itt, fo erfcheint „ —— 
ob “ir die Gem in or Tat als die ie veirfee — — * 
ng ee Gruppe von Religionen, welche dem Sriftlic-jüd Ken Sie * 
eism geg genüberfteßt. 


— waren Gottes beruft auf einer — ae bes 
ie Si ei x Ne und — der a 











Bee a — ü eriehifche Ei der She ich vn 
t wargenommen, aber fraft ii 


Ei entiprechend, fr — panth 
heiſtiſchen ſich erſt hervorbilden, F aa al 
| + 


nung und Berkehrun er göttlich geoffenbarten 

1 = * eiſtesfinſternis und u mit böfen Geiftern 

"af einzuta chen. Die heibnifchen Götter als folhe eriftiren 
Nichtige, BEYER, ihr Dienft ift Trug 895; fie find onmächtig (er. 2, 

11, 28 3 17; 46, 1ff.), aus irdiſchen Sto von nd E 

acht (f. bei. Ief. Al—44; Wi. 115, 4ff.; 135, 15 f.), am fic) tot und one Seele 

6, 28 Eofern ihnen eine wirkliche Nenlität —5* ind ſie nicht Göt⸗ 

n en mur Dämonen, böfe widergöttliche Geiftwejen, DITS daumuörız (Deut, 

0, 10,17; Pſ. 96, 15; 106, 27). Eben dieje abwechſelnde Hervor⸗ 

des völlig nichtigem, oder bed dimonifeh-wibergöttlichen Charalters der 












108 wolhtheibmus 


begegnet uns in den atl. Apokryphen, wo Bezeichnungen wie dar- 
zuövıa — Hol ne de 1,22) ⁊c. mit lebhaften 
——— ich eingebildeten Charakters oder Soentität mit dem 

von Holz, S ehr (io bei; Weish. 13—15) wechſeln. Ganz fo im Neuen 
Teftament. Die Goben find nichtig (aaramı Apg. 14, 15); find nicht wirklich 
Götter Iren Gal. 4, 8), ſondern nur ſogenannte — 


ersuasione Pi ia u fuppliren 
us, aus Offb, 9, 20 Ei, 9, 11, 





Gottesvorſtell achli — Auch ſtliche 
teratur der na apoſtoliſchen Beit läſst beide —— ſen, die nihiliſtiſche 
und die — —* — jene beſonders durch die Ep. ad Diognet, und 
Arnobius vertreten; diefe die bevorzugtere und von faſt allen übrigen Vätern 
bed Morgens wie des Abendlandes feftgehalten — nebeneinander 
——— nach dem Urſprunge des eismus, fo könnte jene ſchon 
berürte Tatſache, daſs der Pantheismus aus rer vielgbtlerei ſich 
wideln pflegt (jo bei den u der Brahmanismus, bei den Hellenen die Res 
ligionsſyſteme Eleaten, Stoiker zc.) dazu verleiten, die Verehrung einer Viel⸗ 
it von Göttern überhaupt für die Urform aller Religion zu — 
Bit re ae —* ihr ſich —— zu — 
—* ieſer Behauptung einer Priorität des 
Eulen zunädjft fe fellanfiellen daſs die heil. Schrift An nichts 
—* —— Begünſtigendes ausſagt. Weder die Stelle Gen. 4, 26 — 
weiche vom Anfange nit der Anbetung Eines Gottes jtatt vieler, , oe be 
Anrufung des Einen Gottes unter dem Namen Jahve handelt — n och Exod. 6,3, 
wo ein Hinweis auf m ere Vielgötterei noch viel weniger gefunden — 
—* ſich zu ihren aufüren. Weber im Pentateuch noch in der 
tischen Litteratur are man irgend welchen Spuren urjprünglicher 
Der Eine Schöpfergott Sahve-Elohim ift der mit den frommen Vätern dor wie 
nad; Noah verfehrende; er und fein anderer iſts, ber fi dann auf dem Fee 
offenbart und hier feine alleinige Anbetung als oberjtes und erfted Gebot. 
kündigt. Die Bibel betrachtet ehr beftimmt die Vielgötterei der Heiden 
rubend auf einem Abfall von dem Einen lebendigen Gotte der Urzeit. m 2 
Tejtament wird diefe Entitehung des Heidentumd durch einen Abfall do 
monotheismus erzält im Anſchluſs an die Geſchichte dom Turmbau zu a 
Gen. 11, 1ff, Das an dieſes Ereignis fih knüpfende göttliche Str 
Sprachenverwirrung bedeutet zugleih mit der Bertrennung der Spraden 
Nationen auch die der Religionen, mag immerhin dieſes letztere Moment bom 
alten dia viſtiſchen) Erzäler nicht beftimmt und ausdrüdlic hevorgehoben wer 
Mit Recht haben fchon ältere chriftliche Denler in Gen. 11 die En ng 
Heidentums angedeutet gefunden, 3. B. Origened, der die durch den 
Strafaft zerftreuten Menſchen fortan völferweije einzelnen Ar d.i. 
tionalgöttern untergeorbneet werben läfst (c. Cels. 1. V), auch Au (De 
Dei. XVI, 6 3. €. u. 9). Bon neueren Vertretern diefer Auffafjung der Kata⸗ 
ftrophe von Babel als der „Geburtäftunde des Heidentums” v ı ie 
Einleitung im die Philoſ. der Mythologie (Werte Abth. II, ‚&$ 
Kurtz in der Gefchichte des U. Bos; Delipfch zu Gen. 11, ae 1% Sabri, 
Entjtehung des Heidenthums und die Aufgabe der Heidenmilfion, 1859; 
Ien, Die göttlihe Offenbarung, I, 131 ff. u. I, 118 ff; Kaufen , Die 
verwirrung zu Babel (1861) und M. U Strobl, Die Entftehung ber. 
Studie aus "einer Philoſophie der Gejchichte (Shaffgaufen 1868). — 






Besseren vn 


whileurrerkumeme vorm 2 0 ton. mi ea Xx 
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z2& dm zediziz, ioalerm . daden verrandert Ba Dervtablis Ba alu hans, 
lichen Gerttes ın an Ri) dad dem venananiden Wirte hab fu Vyrd ei 
der vierfüßigen und Der krichenden Tiere Day Dat dv dd Wann haklın rate 
ben im ihrer Herzen Weluite, Me Da Maited Wlan Haban ha adessdtn de 
in Lügen und baben gecbret und gedienet deu Whbapg md han han wenlatphn 
2... 1. Auf der gleichen Voraudſepung einen Mammut hun hass han Mr 
heidniſche Menſchheit abgeſalleu. ſuſſen Die hetannlen Vuoſenen Ina Yrebnertehun 
in der Apoftelgefchichte, welche Dina) hlumelſen, le EITTT I Bus IT BGE STE SUITE TTITETTHTMERTHITET) 
„alle Heiden ihre eigenen Wege hube yuanbein Lallen®, unbe Ale Ma Atbs Aumdı mathh 
lihen Gefchlechted, wärend der „Adeit ben Unwoiſſfeulnite Mont nen iibenen I 
bernen oder fteinernen Wildern anbeten 4u malen gnwanatus Babe tn IR. Ann 
17, 29 f.). 

Se unzmeifelhafter hienach bie Liltifhe pet ng bass Merk iunnn dlr 
hiltorifche Priorität vindizirt, um ho bryſen rſehhelult ade damen bresuchligt. R 
die umgelehrte Annahme eines Urpolythrismus, die Je hun amudanaan anhansnätfinlihen 
Lreiſen ſeit etwa einem Jarhunbei! beliebt gemeniun ναν andy gulsadile 
Bertreier zält, etweld;e ſuchliche, burd, Eprudj-, Allestune uns Hliylans basti hang 
acbe geiegie Gründe vorhanden May? or nn haaik Yrsaldyaann ann 
kwirermiden Sprtulation cut raturyhilolophyiida bike num ar uch array 
$E legen ihe:ren, olen Werurbergarug IE old, genau Dollars 
eohei: rehrier zeistbeifefdoer Yerelurgsen gu warfen Who natckl, Dia dex 
ürhere Kerrbeeg, insbeierbeu cs! beulugtigem alla, bar kra Yanlul:wus 
pedarke ir. ie:ner bermilen beiiebten weiter YWucssheoeg wu! Lipsbessi nun ka 
eÜri ir zuge end nid ve Zetiugae nun Yeiig wrrpeidgikun He un Ana 
Seit ieguringer. veig jene Gieriugeng 04 wur wien Web geiuilg ge ann 
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uaruger De genmititunge etz Mia wal IA nu Argus etetyen 
wer or Hhentget wor Iyiea Kalgelykirn gm Beigan Warn Ws 


110 Polgtheismus 
oll, entiveber als ber alı chiedene Stammbdäter 
Ahnen, 9 Ray) ce 0 ‚Seitefen fon Bon ber brtfen, l6 Gehlene (Some 


huldigt alfo entweder der Fetis 
e— — —* he Ber —— eines „ubeingigen Ken (Unimismup, 


‚ Heroen- 
Bu —— oder lie der Annahme ee —— Sabäismus oder Ge 
ftirndienftes. Eine nähere Prüfung dieſer Hypothejen hat ums dem 
direkten Erweifung des Urmonotheismus als mit den Thatjachen der hiſto 
Religionsforfgung, im Einklang ftchend zu banen. 

I. Die FetifhiSmu3=- Theorie ftammt aus dem Zeitalter Boltices er 
Humes. Sie wurde im weſentl begründet durch de Broſſes (Du eulte des 
Dieux fetiches, ou parallöle de Vancienne religion de ’Egypte avec la 
actuelle de la Nigritie, Paris 1760); doch erjchien fie bei biefem erſten 
brecher einer umfafjenderen ——— des fetiſchiſtiſchen Religionsweſens ber 
Negervölker Afrikas noch mit Beh He ben mer * ein 
alfo nicht konjequent im Geifte des Naturalismus entwidelt. 

ftreifte ihr neuerer Begründer Aug. Comte, der — des ——— 
in ab. Die durch ihn (bei. in einer Physique sociale, in vol, V feines 

urs de philos. positive, 1830) aufgeitellte Annahme: es habe fih aus —— 

Ka Kultus rohſinnlicher Objekte eines kindiſchen ———— 

che (fetisso augeblich — chose fôe, enchantée) zunächſt ber 
556 heidniſcher Nationen, und aus dieſem Na uleßt der. 

Heiemub ala ethiſch Höchfeftehenbe Neligionsform entwidelt, iR t zu einem Lieb⸗ 
lingsdogma —— ritiſcher und nordamerikaniſcher Poſitiviſten —— 
Wie in Fraukreich noch vor Kurzem 2. Jacolliot dieſen Stufenfortſchritt vom 
Urfetifchiem mus — den rationelleren Polytheismus zur —— Eines 
als das „Werden der Humanität“ gefeiert hat (La genèse de lhumanité 
tichisme, polyth&isme, monothéisme, Paris 1880), jo Dlädiren ran eng! 
Neligiond- und Altertumsforjcher für eben diefe Theorie. So vor a 
Lubbock, der eifrige Verfechter des angeblihen Stujenganges — 
unten), Fetifchis mus, Totemismus oder Sinnbilderdienft, Schamanismus, 
latrismus* als allgemeinen Grundgejepes für das allmähliche Emporfteigen der: 
Menjchheit von thierifcher Brutalität zu ethifirter Neligiofität (On the Origin 
of eivilization etc., 1867; 1870). So ferner Baring Gould, Origin and deve- 
lopement of religions belief ‚ Zond. 1869; Monier Williams, Progress of nn 
dian religions thought, im Contempor. Revier 1878, Gept.; IJ. A. Farrer, Fri⸗ 
mitive manners and customs, 1879 u. a. Aber auch deutfche ‚Gelehrte, beit denen 
irgend welche Beeinfluffung durch Comteſche Spekulationen nicht 
fe be ben rn der Neligionsentwidlung vielfach jo darzuftellen verju 

den Fetiſchismus für ihren Ausgangspunkt erklärten. So zuerit €. Meiners 
in feiner „ kritifchen ang der Meligionen* 1806, wo die Theſe, daſs 
der Fetiſchismus „nicht nur der ältefte, fondern aud) der allgemeinjte Go 
dienſt“ fei, ala etwas von jelbit Einleuchtended und „Unleugbares* 
wird; er Gottl. Phil. Chr. Kaiſers Bibliſche Theologie 1813 (ſowol Natur 
als Geſchichte und Erdbeſchreibung 9 bezeugten den Fetiſchismus als „die 
erſte Religion der Nationen“); desgleichen —* Vorleſungen über 
der Religion 1832 (Zauberei in der Form eines kindiſch ſpielenden, A 
ehrungsobjefte bejtändig —— Fetiſchdienſtes bilde die erſte und 
Form der Religion); Pu Waitz's Anthropologie der Naturvölter (Bd, Fa 
wo mit dem „rohen fyitemlofen PBolytheismus“, der an die Spiße aller‘ 
gionsentwidlung ge wird, —— ich feuſchiſtiſcher Aberglaube und 
kult gemeint iſt. H. Baret, der Berfafjer des in Aufl. 1 diejer 
enthaltenen Artifels —— huldigte einer änlichen evolutioniſti Be— 

tungsweiſe; er beſchrieb die fetiſchiſtiſche Religion —— als das erſte 

Hineintreten des religiöfen Bewuſstſeins in ein ſonſt dom tieriſchen nur wenig 
verſchiedenes Leben“, überhaupt als die „denkbar niebrigfie Stufe der 
aus welcher alle entwicelten Religionen exit geworden ſeien“. Börmlich zum Dogma 








Be alenbjorheen | id Tat han ter 
Kr are 
——— und wie neueſtens ©. Roskoff tut 


2 Bde 1870) und beſonders “ 
— —* 





































— — 
Hm ob ul Di sit betannten Bilden, fondern gleid) 
— — 


— —— 


in bed 





Namens eigentlicher Bes 

objefte, die jedenfalls auf eine 

enere Neligionsentwidlung, | ie auf einen beginnenden des res 

Ale: Und diefer waren J des Namens Fetiſch 

emnet im Afrikas N gri-gri oder gru- gru, 
 mokis on Mint —— 58 die Mur here 









ir 2 riesen 
Br — 


Sn er Rai ; irgendwelche Ide 
gntujenben Bejen.ögerer Sirt. mufß {ion vorhanden geivefen je, wo zum 
u 








112 Volytheismus 


Machen eines Fetiſch sr Pleite Der Stein, Kloh, Knochen, Lappen, Har: 
Tierſchwanz ür olchen 
— —— Ar * rar Se Be ci gewejenen, wenn 


zum Reliquiendienfte — ichen Formen des Aberglaubens im 

{ is 
Ba, SET a Ei Se Be 
e 


Bembinss der Katholiken, wie die ette der Griechen und Römer, wie 
—— eneriſchen Aberglaubens, bie ſich zu widerholten Malen 


völfern her in Ziraels Religion einzubrängen fuchten. Ver haben 
ners, Hegel, Lubbock und andere Vertreter der e den Charalter 
des Kindifcen betont, da * Verkehr des learn — ch oder 
Gri⸗Gri eigne, das uppenartige — Idole und das kindiſch Au der 
ihnen —— durch Klapper⸗ oder ee 
bergl., aus angeblich die Bugehörigteit des Fetiſchdienſtes zur Kindheitsſtufe 


der —— erhalten fol. Es wird da kindiſches und blödſinnig 
—* mit lindlichem, jugendlich emporſtrebendem a 
—— Se 
enug am ie en fin er 
Ben, feine beten ah zufunftsvolle —— er iſt ein Vers 
Sproduft gejunfener und entarteter, nicht ein triebfräftiger 
er "Religionen onen. Weder er, nod jene Lubbockſche finjtere Nacht des völligen Urs 
heismus fönnen bernünjtigerweife an die Spipe der religiöfen » 
—— es we a nn im ganzen, fei es ein — Stämme oder Völker 
* Die Anlage des *— zur Religion, Leiden 
— D. Pfleiderer, Religionsphiloſophie, Berlin 1878, ©. — 
—— eſungen über ben ürſprung und die Entwidlung ber Religion 
ntit bei. Rüdficht auf die Religionen des alten Indiens, Straßburg 1880 (def. 
Borl. I: Iſt Fetifchismus die Urform aller Religion ?); Zahn, Iſt Fetiſchismus 
a) alle Form der Religion? (in der Allgem. Wäff.- Stiche. he u 


1, Die Animismus-Hypotheſe oder Annahme eines Seelentultsal 
des Nusgangspunktes aller religiöjen Entwidlung it bedeutend 1 
fprungs als die Fetifchismustheorie. Den Nomen „Animismus“ gebrauchte 
im vorigen Jarhundert, um das don dem Arzt und Chemiter ©. E. Stahl (}1 
begründete medizinische Syitem zu bezeichnen, wonach die Seele, anima, als das 
den Körper des Menjhen zufammenhaltende und die verfchiedenen 
urfachen befümpfende —— galt. Im Unterſchiede zu dieſem 
chen Animismus lehrte neuerdings der engliſche Kulturhiſtoriler Edward 

r (bef. im f. Werfe Primitive Culture, Researches into the d 

mythology, philosophy, religion, art and custom, London 1871 
Spengel und Posfe: „Die Anfänge der Eultur”, 2 Bde., Leipzig 1873], 
in —— jüngſten Schrift: „Anthropology*, Sondon 1881) mit „ 
vielmehr eine bei den Naturbölkern aller Weltteile verbreitete religiöfe Boret 
lungsweiſe user ren. welche im Glauben an finnlihe Kundgebungen 
oder minder m ächtigen Seelen oder Geijtern oder kürzer in einem „ 
beſteht — —— Ausdruck namentlich bei Jul. Lippert: Der — 
ſeinen ur hebräiſchen Religion, Berlin 1881). Logiſch 
ep —* un iöfe er jedenfall3 eine Stufe höher als ber 

denn fie unte unterfcheibet an dem als Anbetungsobjeft und Baubermittel gebrauchten 
Raturding eine Außen und eine Innenſeite; fie denkt ihre —— 
füllt oder ergriffen von gewiſſen Beiftweien, auf deren Erjcheinen und 
werben menjchlihe Zauberkunſt einzumwirten vermöge. Doch mifchen 
ftändlich rohere fetifchiftische Vorftellungsweifen und Bräuche den Pe 


©: 


114 Polyiheismus 


und Traditionen erblidt werben dürfte. Sodann belehrt uns die Entwidlung 
gerade derjenigen Religion, in welcher der Ahnenkult feinen intenfivften Gehalt 
und fozufagen feinen klaſſiſchen Ausdrud gefunden, der altchinefifchen Reichsreli— 
on, aufs Unwiderfprechlichite darüber, bare der Glaube an ein höchites göttliches 
fen bier den Hintergrund und die Hiftorifche VBorausfegung für die den Ahnen 
te Verehrung bildete. Bu der in ferner Höhe und ftarrer Abgeſchloſ— 
fenheit th n Himmelsgottheit (Ti, Shangsti, Thian) find die Ahnen als 
mittlerifche Fürfprecher oder als Bmifchengottheiten erjt allmählich im Laufe 
der Zeit hinzugetreten; das umgekehrte Entjtehungsverhältmis ift fchon deshalb 
höchſt ap einlich, weil es einen befonderen Priefterftand in China niemals 
gegeben hat, vielmehr dem Kaifer als oberftem Patriarchen des Volles und ben 
einzelnen Familienvätern die Ausübung aller Hultustätigfeit von jeher allein ob— 
Ing. — bilden in der älteſten Religionsentwicklung der Indier die Pi— 
3 (= Mann), die Riſchis (— Weiſe, Heroen) und andere Äquivalente des 
Ahnendienftes fonftiger Völker unleugbar accefforifche Elemente, denen ältere und 
einfachere Formen des Naturkultus vorausgegangen waren. Für die Babylonier, 
die Ügppter und die Haffifchen Völker ijt die Vorftellungsweife, als hätten bie 
Hauptgottheiten fih aus nah und nach zu göttlihem Rang erhobenen Heroen 
oder Patriarchen hervorgebildet, vollends undurchführbar. Euhemeros ftieß mit 
feiner in diefem Sinne gehaltenen Mythendeutung mit Recht auf den Widerfpruch 
aller einfichtiger Mythenforfher des Altertums. Und jo oft und mannigfach mo» 
bifizirt der Euhemerismus fpäter wider aufgelebt ift, feiner einjeitigen Durch— 
fürung ftehen unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen. Schon die Kirchenväter 
gejellten, jo germ fte fich durch Emmius, Diodor u.a. Euhemeriften über den an— 
thropolatrifhen (heroolatriſchen) Ursprung einzelner Göttergeftalten wie Saturn, 
x. belehren ließen —— Tertullian, Lactanz, Auguſtin 2c.), doch ſtets 
ihren Kritiken des helleniſch-römiſchen Mythenſyſtems auch ein dämonologiſches 
und gelegentlich auch ein kosmiſch-phyſikaliſches Element hinzu. Und wenn in 
neuerer Zeit manche Denker der euhemeriftifchen Betrachtungsweiſe fich mit aus 
ſchließlicher oder fait ausfchlieglicher Vorliebe zugewendet haben — Hobbes, Bar 
nier, Freret, Lempriere, Stanley Faber, Carlyle (Das Heroenthum in der Ges 
fchichte, 1840), 9. Lüken (Die Traditionen des Menfchengefchlechts, 1856, 2,4, 
1869), Emanuel Hoffmann (Mythen aus der MWanderzeit der gräco-ita 
Stämme, 1876) — jo hat es an Kritikern folcher Einſeitigkeit niemals gefehlt. 
Mit Recht lafjen unter den Vertretern des Animismus nicht bloß ſolche wie 
lor, Ziele ꝛe., ſondern auch ©. Caspari (Urgeſch. II, 254) einer allzuweit 
benen Betonung des Faltors der Ahnenderehrung ihre Genfur —— Gegen 
H. Spencers oben erwänten Verſuch einer Zurüdjürung aller Religionsanfänge 
auf (totemiftifhen) Ahnenkult hat befonders Reville treffende Gegenbe } 
gemacht (La nouvelle theorie euhömeriste — in der Revue de l’Hiftoire des 
ligions, vol. 4, n. 4) Bol. noch Karl Werner, Die Religionen und Culte des 
vorchriftlichen Heidenthums (Schaffhaufen 1871), ©. 218 f., jomie was insbeſon⸗ 
bere die Urform der Religion Chinas betrifft: Vict. v. Strauß, —— — 
Überf. des Schi⸗king (1880); E. Faber, Introduction to the science of Chines 
Religion, Songfong 1879); Sul. Happel, Die altchinefische Neichsreligion vom 
Standpunkte der vergl. Religionsgeſchichte (Leipz. 1882), ©. 16 ff. . 
II. Die Sabäismus-HYpothefe oder Annahme eines Kultus der Hims 
melslihter Sonne, Mond und Sterne als der Urform aller Religion hat zu 
ihrem früheften Vertreter zwar nicht den mythiſchen Sanduniathon, der (bei Ei 
feb,, Praep. ev. 1, 6) der allerdings für uralt erklärten Ajtrolatrie immer noch die 
Eur 0 borangehen läßt, wol aber biejenigen Kirchenväter, welche (wie ſcho 
lemens Uler., Firmicus Maternus [De err. prof. rell. 1—5] u. a.) von 
im übrigen monotheiftijhen Vorausjegungen ausgehend den „Dienit der 
mente“ d. i. der Himmeldlichter (ororyeiu, Gal. 4, 3 x.) an die Spike der 
ceffiven Phafen der Abgötterei ftellten. Ünfich dann Mofes Maimonides (De 
idololatr, e. 1), nad welchem Stern- und Planetendienft die äftefte Form 
Heidentums gewefen und ſchon zur Beit des Enos (Gen. 4, 26) entjtanden fein 














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giondenzwmid.:3: seririz seien Ran, Die an aß nalen ram That 
der Geitirnvereirzz: zedmen id in der Tat eder ee Wenabranınun ano ale 
das eigentlib Böriıte erſcheint in ıbaen wubt ſowoh die Dunn aber vn Want 
oder das „Hier des Himmels— (m. Moſ A. 1m, ER U ide u 
Ser. 8, 2: 19, 13: Zeph. 1, 5; App. EN, ſandern Aueh en ln ill 
als Symbol oder Maniſeſtation der hächſten ſegnenben Wnhe tn Anlage au 
welcher den einzelnen Geſtirnen eine ſekundäre Meltung lo naßen adayakl 
heiten zulommt. Daher denn die Sahbalomus-HYypotheſe van liht Mal dh 
der Annahme eined Urmonotheigums ſeſthaltenden lehnten In hun Kles mie 
deuteten Beſchränkung feftgehalten wird: als bie unſein nſtuſe, buret am hie bir 
Menſchheit bei ihrem Abfall von Der urſprüungliihjen Menchpuug Mlnya malen 
Befens zur Vielgötterei zumächft inburchgugehen Ile men bo Magna 
den gröberen Formen des Polyiheisnms. «un im wefendihen \g Mann, Asa: 
zer, U. W. Schlegel, C. Ritter, Wovrıs (Vde Plydclen, rel. B, Dh pp Mail, 
Benjamin Conftant, F. de Rougemont, andy Aenuglenbeng, %aflplahle neun Mutchun 
Ger:e3 unterm Alten Bunde, 1868, 1, DS, mie mine unden much gu Man 
BEIM. 

Tie Kritik der Enbäiemus: Hypothrſe hust —D al aha re Ya 
perm:tes zur Stotuirung eines Urmonnshsizmm®, mm wu dh abc 
wSer ven döllig ausgebildeter abilolnter Gehalt Via nur selelivau Yuan 
Srsırık. beirehend in einer theiſtiſchen Grunuunlteiiung a werdlsrturld,as Mel 
mäßereer. wrün bereits Edeling in Armen Yycnlerhıe baa Wolieluua u 
ferbereng bereubcee. 1286; 218 Yurgereipirtt chen sdluten Nıiwidlung 
Imfreler Bir E;ieere bober ob Derie bereit, wemaaiicd, u, EM 
üler At Le. ] ver Enyt. lugt pri lie beyuig yet yılıy sie. 


4 
& 


116 Volytheismud 


tiven ober pantheifirenden Urmonotheismus: „Monotheismus und Polytheismus“, 
waren noch nicht auseinander gegangen, und bei der bewujstlofen Unbefangen- 
heit des unfchuldigen Beitalterd war man beider Elemente als heterogener fich noch 
nicht — = ——— Naturgefül und das theiſtiſche Gottesgefül waren 
noch friedlich beieinander“. Man d * einer derartigen Auffaſſung des gemein- 
ſamen Ausgangspunktes für alle heidniſchen Religionen wol zuſtimmen, voraus— 
geſetzt, daſs man im dem beſchriebenen relativen Monotheismus nicht die aller- 
urjprünglicite Erfcheinungsform der Religion, fondern bereit3 den Anfang eines 
Herabfintend von derjelben zu nieberer Stufe erblidt, Es ift nicht die Re 
des Paradieſes, fondern die der nicht unter Gottes direftem Offenbarungsein 
verharrten nachparadiefifhen und nahfintflutlihen Völkerwelt, die Religion der 
„ihre eigenen Wege* (Upg. 14, 16) zu wandeln ſich anfchieenden en iſt RR; 
welche diefen nur relativ monot Seiftiichen Charakter getragen haben 
neuerdings von Mar Miller für diejen relativen —— er * 
geſchichtlich —— Zeit vorgeſchlagene Benennung henotheismus“ ober 
Henot — zunädjt nur auf gewiſſe charakteriſtiſche 
tümli der bedifchen Religionsftufe des alten Indien, läſst ſich aber 
wol auf bie früheſten Religionsſtufen verſchiedener anderer Völker von änlichem 
Alter mutatis mutandis übertragen. Als Henotheismus bezeichnet näm— 
Müller (Borlefungen über Urfprung und Eutwidlung der Religion x. S.292ff., 
fchon in dem Auffape: „Ueber Henotheismus, Polytheismus ꝛc.“ im- rn 
Deutfchen ——— Sept. 1878) den kindlich naiven Glauben an einzelne, „abs 
wechjelnd als Höchſte hervortretende* Naturmächte, wie beſonders der Rigveda 
ihm im nicht wenigen feiner Lieder hervortreten läjst. „ES werde“, fo lehrt er, 
„in dieſer älteften Urkunde der vediſchen Religionsſtufe feinesiwegs bloß Varung, 
der Himmelsgott mit Prädikaten göttlicher Macht und Würde ausgeftattet, ſon— 
dern gelegentlid) werden auch Mithra, Arjaman, Agni oder andere Götter nie: 
deren Ranges jo angeredet. So oft einer diefer individuellen Götter angerufen 
wird, wird er nicht als durch die Kräfte Anderer bejchräntt, als höher oder tie 
> im —* ſtehend vorgeſtellt, ſondern jeder Gott ift dem Gemüte des Bit 
fo gut als alle Götter. Er wird als ware Gottheit empfunden, als er— 
hen und unbegrenzt, one eine Anung derjenigen Schranfen, welde nad) unferer 
eitellung eine Mehrzal von Göttern für jeden einzelnen Gott zur Folge 
muſs“ (a. a. ©.). Die Stufenfolge, nach welcher die Vermehrung der 
ben Objekte diefer hemotheiftifchen Naturandacht ftattgefunden, denft Müller ſich 
fo, dafs zuerft „halbgreifbare” —— z. B. Flüffe, Berge, Bäume, Winde ıc.* 
vergöttlicht worden feien; vom dieſen jei der Andachtätrieb dann ——— 
zur Apotheoſe „ungreifbarer“ Dinge, wie Himmel, Sonne, Mond, Sterne 
enröte; erſt ganz zuletzt, ſpeziell innerhalb der Bedenlitteratur (exit — ſog. 
u arda-Beda), habe man auch „greifbare* Dinge, als Steine, Knochen, Mufcheln, 
Kräuter göttlich zu verehren begonnen. Alſo ein Fortſchriit der — 
Phantaſie, welcher auf jeden Fall der die Verehrung grobſinnlicher und greife 
borer Dinge an die Spite bed Prozeſſes ftellenden S etifegismushhp ypotheſe ent⸗ 
ſchieden widerſpricht, mag er immerhin auf der anderen Seite nicht mit der Sa— 
bäismus-HHpotheje übereinftimmen, fondern eine etwas finnlichere Form des Na 
turkults der Anbetung des Himmel! und feiner Lichter vorangegangen fein lafs 
fen. — Für Indiens ältefte Religionsgeſchichte mag diefer von Müller 
der Dinge im ganzen wol ala geſchichtlich anzunehmen ve Dass a 
anderwärt3 die Vermannigfaltigung der kathenotheiſtiſchen tl ung en —* 
mäßig fo und nicht anders — nämlich ausgehend vom Fuftus Balbgreifbe 
Stüffe, Bäume, Berge ꝛc., dann fich erhebend zur Uranos und Atrofatrie, 
rabfintend zu fetifhbienftortiger Phyfiolatrie — er, ogen babe, bürfte 
chwerlich behaupten laſſen. In Bezug auf die ie ifce Religion 
bereit3 oben Beugniffe für deren Außgegangenfein von der Urform eines Hims 
melsfultus, und => von ziemlich geiftiger Urt und I von gröberen göhen⸗ 
bdienerifchen Beimifchungen, beigebradht (j. bef. die mr Schrift von ou) 
pu 


Die altperfifhen Religionsurkunden zeigen änliche ren eines velativ reis 


Balnigrisums 17 


nen und giftigen Urmonotheismus, ſofern zwiſchen dem bächſten Pimmolkgatte 
und Schönier des Alls Ahura Mazda und zwiſchen deſien Untergöttern oder Welt- 
regierungsgebhitien. den ſechs Ameſchaſchentas cin ziemlich weiter Abſtand gedacht 
it Spiege!. Zur vergl. Religionsacichichte, im Audland“, 1872, Nr.2, S. 82.: 
3.» Strauß, Eiione, ©. 36:: cin almählichet Aufſteigen ded benotbeiftiichen 
Andadırstriebs non irdiſchen zu bimmiischen Odjekten ſcheint bier nicht ſtattgehabt 
zu boben, eber das Gegenteil. Reicher an palntbeiftiichen Beimiſchungen ftellen 
fich uns bie Älteften Religionevorftelungen der übrigen aviichen Völter dar, 
wiewol ouh bei ihnen die Himmelsgottheit durchweg eine deminivende Wolle 
fpielt und ſchon durch ihren Namen auf cin überant hohes Witer binmweift: dem 
ſanstr. Tvaud-pirk entſpricht griechiſch Zeus, lateiniſch Wierpiter, Juppitere alt- 
germ. Tyr, lett. Döwa x. Bon den ſüdweſtaſiatiſchen Religionen gaben die der 
alten Araber und der Bhönizier einen urmonotheiſtiſchen Kern an erkennen, 
beftehend in Verehrung eines döchſten Licht- oder Sonnengottes (Ilah ander 
Schamſch bei den Nordarabern, Bel bei den Sabäern in Südarabien, Waal Dam- 
man bei den Phöniziern); fo mweit aber unfere Urkunden veichen, evfcheint ſchoön 
viel aftrolatrifch + polgtheiftiiche Superitition um diefen Kern berumgelagert (val. 
Movers a. a. ©. und für Wtarabien: 8, Krehl, Über die Religion der buriala- 
mifhen Araber, LZeipz. 1863). Anlich die altbabyloniſche Religion, fn weit 
die Afiyriofogie fie aus den Keilfchrijten dev Enpbratftädte erforſcht hat. Dem 
älteften und höchſten Himmelsgotte Ilu (= betr. El, EI, eljon) muſe bier friiß- 
zeitig ein Anu, ein Bel und ein Ea (Oannen) zur Seite getreten fein; dann nie 
zweitältefte Götterreihe der Mondgott Sin, der Sonnengoti Samas und ber Auft- 
gott Bin; endlich zur Vervollftändigung des Pantheon die filnf Planetengötter 
Mardak, Star, Adar, Nergal, Nabu (E. Schrader, Affyrifeh-Wibfifchea, In hen 
Theol. Stud. u. Ar. 1874, ©. 336; vgl. Smith-Delipieb, Chald. Geneſis, IH76, 
©. 51 ff.; Lenormant, Die Magie u. Wahrfagekunft der Chalbäer, IKTH, ©. 076 f). 
Betreffd der Urgeftalt der ägyptifchen Religion ſtimmen Die bebentenhften Au⸗ 
toritäten darin überein, daſs fie eine bald YUnumn-Ma (fo bei den Thebern), halb 
Btah (fo bei den Memphiten) genannte himmlische Schöpfergettheit ala „Monig” 
oder „Vater“ der Götter an die — der betr. Idecenentwicklung ſehen; val. 
H. Brugſch, Geſchichte ügyptens ꝛc., S. 20 f.; de Nougé bei dv. Strauff, Elfnya, 
S. 27 ff. Ein im 125. Kapitel des Totenbuchs enthaltener Hymnns an die auf- 
und untergehende Sonne — vielleicht die älteſte dermalen befannte Dichtung ber 
Belt — beſchreibt Gott ald den „Schöpfer Himmels und ber Erbe”, ben „jellit- 
feienden Einen“, der die „Kinder der Trägheit“, d. h. die Elementarktäffe her 
Natur ald Werkzeuge zur Beherrihung des Weltalls gebrauche, In bem mm 
2300 v. Chr. geihriebenen Papyrus Briffe iſt Ichlehihin nur von (Einem glilt- 
lichen Weſen, angerebet bald als nuter (Yott), bald mit dem geheimnisvolſen 
Namen hanti, die Rede; die zum Gehorſam gegen bieje Hutthieht manenben Sit- 
tenivruche Hingen foft wie altteftamentlih (Laut, Aus Agyvtend Vorzeit, 1879, 
E. 357.1. Mag Le Page Henoui in jeinen 187% gehnltenen Kihbret: ertures 
wer die cl:agyr:. Relizion (Lord. 1439, veusih Leivz. 17#2, brcin weht Ihn, 
mis er 222 wesien einer irrerg veriönt ken mung bieies nheeiten Ghutteß her 
ilteæ Acızzer kezuzser und, anlıy wie Ari Mallet hetreiis Der minnhen Mn: 
sealehre, bar der Azıchme erıe3 Kober Herotheigmus inatt eines ergontt hen 
Doucckeiizıs Reber dritt: sat item Almen sah sr er he IT 


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3 


118 Polytheismus 


notheiſsmus oder Henotheismus bar, der auf einen reineren Urmono— 
theismus al3 feinen Borgänger zurücdweift und feinerfeit3 einem mehr oder 
minder rafchen Vergröberungsprozeſſe unterliegt, wodurd er zum völligen Poly— 
theismus oder Göhendienfte herabzufinten im Begriffe fteht. Aus einem erft 
werdenden Monotheismus lafjen die in unferer Aufzälung berürten Erjceinungen 
4 nirgends begreifen, wol aber umgefehrt aus einer allmählichen Degeneratiom 
3 urfprünglihen Monotheismus, welcher teild pantheiftiich zu verblaffen, teils 
polytheiftiich au zerfaren beginnt und dem ſich bald mehr aftrolatrifche (jiderifch- 
fabäifche) bald mehr phyfiolatrifche oder anthropolatrifche Verderbniſſe anheften. 
Daſs dieſer Entartungsprozeſs allenthalben auf demjelben Wege vor fich gegangen 
fei und die gleichen Zwifchenftufen durchlaufen habe, kann unmöglich angenommen 
werben. Weber der aus der Theologie der Vedas abjtrahirte Müllerſche Sche— 
matismus: zuerft haldgreifbare, dann umgreifbare, zuletzt greifbare Dinge als 
Anbetungsobiette, art als allgemeine Regel angenommen werden, nod hat ber 
Sonnen und Geſtirndienſt als das umabänderlih und in jedem Falle auf die 
Anbetung des unfichtbaren höchſten Gottes zunächſt Gefolgte zu gelten. Und än— 
lich wie mit diefem zeitlichen Stufengange wird es fi) auch mit den verſchiede— 
nenen Urten und Motiven der älteften Mythenbildung verhalten. Weder jenes 
einfeitig naturaliftifche WVerfaren bei Deutung der Göttermythen, welches überall 
nur Berfonifilationen von meteorologijchen Prozefjen findet, noch der einfeitige 
Unthropologismus der Euhemeriften, moch die durchweg nur Wirkungen diabolis 
cher oder dämonifcher Mächte warnehmende Betrachtungsweife der altkirchlichen 
Orthodorie befindet fih mit dem wirklichen Tatbejtande im Einklang. Es gibt 
Sonnenmythologen, die (mie Mar Müller in feinen früheren Schriften, 3. ®. 
den Eſſays zur vergl. Religionswiſſenſch. 1866; desgl. Cor, Darmejteter, Senart, 
Bergaigne x.) möglichft allen Götterfagen einen auf die aufs oder umtergehende 
Sonne, die Morgenröte x. bezüglichen Sinn abzugewinnen ſuchen; ferner Wind» 
und Sturmmwolfenmythologen (wie Roſcher, Schwarg ꝛc.), Luft: und Waſſer— 
mpthologen (wie Forchhammer) u. ſ. w. Keine diefer Einfeitigfeiten bleibt vor 
dem Berfallen in manderlei Abfurditäten gefhüßt, jo wenig wie ausſchließliche 
Geltendmahung des euhemeriftifhen oder des dämonologischen Prinzips eine Ges 
wär gegen dergleichen bietet. So gut wie die hi. Schrift, laut dem oben vom 
uns Dargelegten, neben zoolatrifhem und fonftigem Naturbienfte auch Anthropo— 
latrie und Dümonolatrie als bei der Genelis des Götzendienſtes beteiligte Fal⸗ 
toren zur Geltung bringt, weit der tatfächliche Gang der Mytbenbildung bei 
älteren wie neueren Völkern auf ein Zuſammenwirken diefer Mehrheit von Urs 
fachen hin, und zwar ſtets fo, daſs je nach der verjchiedenen Dispofition der 
Völker das eine oder das andere Element ald überwiegend wirkſam erfcheint. 


Was ſchließlich das Verhältnis von Polytheismus und Sittlich— 
keit betrifft, fo bleibt auch in diefem Betreff das ftrenge Urteil in Geltung, das 
von der h. Schrift Alten wie Neuen Teftaments über die Abgötterei —— 
one Unterſchied ihrer verſchiedenen Stufen oder Arten gefällt wird. Die Göhzen⸗ 
Diener find ſchlechtweg Übeltäter, 718 2, durchs Geſetz mit den härteften Stra: 
fen bedroht, von den Propheten mit eifernder Nede ob ihrer Greuel gealichtigt 
Im N. T. stehen Heiden und Sünder parallel (Matth. 18, 17; Gal. 2, 15; 
1 Kor. 5, 1), wird die Gößendienerei unter den argen „Werten des Fleifches*, 
und zwar zwifchen Unzucht und Zauberei aufgejürt (Bal.5,20) und widerholt als 

u ben jchweren Greueln gehörig bezeichnet (Röm. 2, 22; Offb. 17,4 f.; 21, 27). 

m die Apofalypfe unter den durch den Götzendienſt bewirften Sünden 
ders Hurerei, Zauberei, Ejjen von Göpenopferfleifh und Dieberei he 
(Ofib. 2, 15.20; 9, 21; 18, 22), fo verweilt Paulus im Nömerbriefe (1, 24—28) 
vor allem bei den unnatürlichen Gefchlechtsfünden, womit auch das 
und feinftgebildete hellenifche Heidentum fajt one Scham ſich befledte. Bon bem 
da zufammengeftellten ſurchtbaren Schuldregiftern hat weder eine bis in die leh— 
ten erreichbaren Tiefen eingedrungene Erforſchung der Kultur: und Sitteng 
bes Haffishen Altertums, noch eine warhaft gründliche ethnologiſche Forſchung 


120 Pomerius Pontifilale 


nben, wie bie ſchon erwänten Prognosticorum futuri seculi Lib. III (Lips, 
loss; De —— sextae aetatis s. Christi adventu (Heidelb. 1532); 


nlich 
an der letzten Redaktion der altſpaniſchen Liturgie und desgleichen an ber des 
weftgothif Kichenrecht3 einen mejentlichen Anteil gehabt haben (nah Cams, 
f. u) — %gl. Patrum Toletanoram quotquot extant opera ed, P. 


VI, p. 248 sq.; Acta 88. t. I, Mart. p. 782—787; Du Pin, Nouv, 
bibl. des auteurs ecelöa., t. VI, p. 37 sqq.; Bähr, Die hriftl.röm. Theologie, 


(Reudeder +) Bödler. 

Pontianus, römiſcher Bifchof nad; Urbanus, trat fein Amt im $. 230 am 
zur Beit des Alerander Severud. Bon feiner Amtszeit wiſſen wir nur, dafs 
unter ihm eine römifche Synode in die Verurteilung des Origenes durch Deme— 
triuß einftimmte (Hieron. ap, Rufin, invect. in Hieron. IV, 2, p. 430). Das 
Scharfe Edilt des Mariminus Thrar gegen die äpxovres rov duxknaıövr (Kuseb. 
h. e. VI. 28), welches freilich im Ganzen unausgefürt blieb, wurde in Rom ber 
folgt. Nach dem zuverläffigen Zeugnis des Catalogus Liberianus ift 0 
nad Sardinien verbannt worden (Severo et Quintino Coss.) im Jare 235 (jo 
darf man annehmen, obgleich ed wenigjtens nicht unmöglich ift, daſs bie Ver— 
bannung jhon vor dem Mär; 235, alſo unter Alexander Sev, | 
dal Jedenfalls hat Pontian in Sardinien am 28. September 235 feiner Würbe 
entjagt nach einer Amtözeit von 5 Joren 2 Monaten und 7 Tagen. Höchft war— 
fcheinlich ift er auch in Sardinien geftorben. Deponirt worden IR fein Leichnam 
jpäter im Coemeterium Callisti, wie eine alte Überlieferung berichtet. Mit 
— warfcheinlih ald Apywr (Biſchof) einer Heinen fchismatifchen Gemeinde im 
Rom — iſt auch Hippolyt nach Sardinien verbannt worden (Catal. Liber.). Diefe 
Nachricht ift das einzig Sichere, wad wir über die Ausgänge des Lebens des 
Hippolyt willen. Bereit3 unfichere Vermutung ift e8, wenn man annimmt, Hip 
polyt und Pontian hätten beide refignirt, um die Vereinigung der getrennten td« 
mischen Gemeinde zu ermöglichen. Euseb, h. e. VI, 23, 3; 29 und Chron. 4— 


Adolf 

Pontifitale heißt, was ſich auf den Biſchof bezieht, namentlich die von ihm 
zu brauchende Kleidung und zu vollziehende Heilige Handlung. Daher nennt man 
diejenigen jura ordinis, welche dem Biſchofe vorbehalten find, pontificalia. Darüber, 
wie biefelben verrichtet werden jollen, ſind fchon zeitig —— Anord 
in der Kirche ergangen; die römiſche Kirche macht es ſich zu beſonderer 
gabe, Abweichungen von den zu Nom üblichen Formen möglichſt zu — 
Nachdem Paul III. und Paul IV. die älteren Ritualbücher in dieſem Sinne 
befonderen Reviſion hatten unterwerfen laſſen, übertrug das tridentiniſche Konzil 
die Angelegenheit einem Ausſchuſſe, defjen Arbeiten der Bapft zur Vollendung ber 
Sache benupen follte (Coneil, Trident. sess. XXV. continuatio: de indice librorum 
ete.). Was dadurch zunädhit unter Pius V. 1568 für das Mifjale und Breviarium 
erzielt wurde, beſchloſs Clemens VII. aud für die Pontifikalien. Er gab daher 
einer Kommiſſion den Auftrag, unter Benupung der älteren handſchriſtlichen wie 
gedruckten Werke eine jorgfältige Umarbeitung vorzunehmen und ihm zur 
tigung vorzulegen, Um 10. Februar 1596 erfolgte die Approbation des meuen 
PontificaleRomanum mit der Beftimmung, dafs alle anderen Bontifitaliem,, 


122 Pontoppibdan 


in beutfcher Sprache heraus: Der helle Glaubensfpiegel und die Kraft der Wa 
(1727), exit 1740 bon einem Anderen ind Dänifche überjegt. Durch alles 

er die Aufmerkjamkeit feines Königs Chriftian VI. auf ſich, dieſes vielver- 
nten, aber one Zweifel ernftgejinnten, für die waren Intereſſen der Kirche be= 

geifterten Regenten, welcher aber zugleich jeine Stellung als summus epi 
behaupten nicht vergaß. Derjelbe war, nebjt jeiner Gemalin, von der pietiftis 
tung ergriffen, und veranlajste daher die Berufung einer Anzal feiner 
leswigſchen Geiftlichen nad) Kopenhagen. Er wünfchte lebendige Zeugen Chrifti 
in feiner Refidenz zu haben, melde nicht allein dem damals (im jog. Holberg- 

Beitalter) auffommenden Nationalismus und Unglauben entg 
udern auch die Übertreibungen und Verirrungen des Pietismus, fowie des 
Herrnhutismus zurüdzumweifen vermöchten, jedoch frei von dem Zelotismus, mit dem 
de der me. von der Kanzel herab gegen die genannten Rich— 
e 


hat 3 dort mit Eifer und Treue gewirkt; und obgleich die Zeit der erften ftar- 
fen Bewegung ſchon borüber war, fo übte er doch jedenfallö einen pa 


Kämpfe zu beftehen. Jedoch erwarb er ſich durch die Tüchtigkeit feiner 

H die Würde feiner Perfönlichkeit, insbeſondere auch durch feine 
gegen die Seftirer, allgemeine Achtung. In diefe Beit fällt die Herausgabe eine 
nicht geringen Anzal von Schriften teils theologifchen, teils hiſtoriſchen Inhalts 
Bon den erfteren find zıL erwänen: Everriculum fermenti veteris (1736), einen 
rügenden Nachweis von Überbleibjeln des Heidentums im Vollsleben enthaltend; 
dann eine in Halle (in deutjcher Sprache) 1739 gedrudte, Kleinere Schrift: Neue 
Erörterung der alten Frage: ob Tanzen Sünde fei (durchaus nicht in einfeitig 
pietiftiihem Geiſte beantwortet); ferner die vorzügliche, alsbald über ganz GH 
binabien verbreitete, zum teil noch heute in autorijirtem Gebrauche gel = 
Sandhed til Fang udi en Forklaring over Lutbers liden chis 
mus (1737), eine einfache, Elare, wolgeorbnete Erklärung des Katechismus, berem 
Einfürung in Kirche und Schule aber keineswegs one lebhafte Oppofition ber 
ftarrorthodoren Partei erfolgte; ebenjo auch ein im königlichen 8 aus⸗ 
gearbeitetes Geſanghuch für Dänemark und Norwegen, ſpäter von P. e[bR rebie 
dirt und befonderd mit vielen deutſchen —— Liedern bereichert; endlich, 
außer einer Schrift über „Schlechte Sprichwörter“, ſein berühmter, in mehrere 
Sprachen überfepter, unlängft in Deutfchland neu herausgegebener theologifche 
Roman: „Mendoza, ein afiatifcher Prinz, welcher in der Welt umberzog u 
Epriften fuchte, aber wenig fand“, drei Theile, 1742—43, bie unerjchütterli 
Grundlagen ſowol der natürlichen als ber geoffenbarten Religion, und bejonbers 
die mancherlei Abmwege der Chriften in Lehre und Leben darlegend. Diejer Di 
tung verwandt ift Pes ſatyriſche Schrift: Nils Klimms unterirdifhe Reife (in 
viele Sprachen, fogar ins Lateinische überjegt). Aber P. war zugleich von einem 
lebhaften Interefje für Gejchichte und Natur, namentlich des ſtandinabiſchen Nor 
dens bejeelt, worin er ſowol der neuen Beitrichtung als namentlich ber 
patriotiſchen Gefinnung des Königs begegnete, P.'s umfängliche hiſtoriſche Schrif 
ten haben bis auf diefen Tag ihre Geltung als fog. Stoffichriften, da fie 
buch urkundliche Sorgfalt empfehlen und durchweg aus, teilweife berforen ges 
gangenen, Duellen geihöpft find. Im Sare 1739 veröffentlichte er Marmora 
Danica (eine Sammlung monumentaler Injhriften aus dem Norden), und Gesta 
et vestigia Danorum extra Daniam (1746). Bon weit größerer Bedeutung 
fein, um jene Beit angefangened, aber erjt zwölf Jare fpäter vollendetes 
deutſcher Sprache abgefajstes) Wert: Annales ecclesiae danicae diplomatici 








124 Pontoppidan Pordage 


Duellen, ontoppidbans oben angefürten Selbftbiographie: J. Möls 
ler, Tidsſtrift —— og Theol. Thl. 4, —— Beten, Bidrag til 
den bansfe Litteraturend Hiftorie 1871 (2. Ausg.), 4, ©. 128—135; 
Easpari og Johnſon, Theol. Tidtjfrift 1875—77; 3. 8. ‚ Bontoppidans 
Birffomhed ſom Biskop, im Kirkel. Kalender for Norge 1875 und 1876. 
desſelben: Bergens Stifts geiftlige Hiftorie); A. Staulan, Hiftoriste 

fra ben nyere Tid i Norge ꝛc., ©. 99—145; Sriftiania 1878; Erslev, Al- 
mindelig Forfatter-Lexicon, Kphg. I, 1847, ©. 577 ff. A. Michelſen. 


Vordage, Johannes, auch Porbädfch genannt, augleich mit Yane Leabe 
und Thomas Bromley Begründer der philadelphiichen So 
1608 zu London geboren, wo fein Vater Sammel Bordage, welher im Jare 1626 
ftarb, Bürger und Krämer war. Zu Orford ftudirte P e Theologie und 
Medizin und trat hierauf in das Pfarramt ein, und zwar zunädjit an die Gt. Los 
renzfirche in Reading. Nach furzem Aufenthalte darelbit mwurbe er zu 
Bradfield in Berkihire. Aus den Schriften Jakob Böhmes, an we Karl I. 
einen fo großen Gefallen fand, daf3 er fie in das Englifche überfegen lieh, zog 
Pordage die Keime feiner apokalyptiſchen Myftit, welche ernitere Gemüter mas 
mentlich in einer Beit anſprach, in welcher der religiöfe Zuftand Englands unter 
Karl J 8 —— —— aus —* Extrem — or andere fürte. An- 
geregt durch die onen Pordages hatte ein reis Gleichgefinnter um ihr 
A Save — 


roesedings of the eommissioners of the County of Berks against John Por- 
age, late Rector of Bradfield in Berks. London 1655. In der — 
Innoeeney ee 1655, fuchte Bordage feine Unfchuld darzulegen. gab 
man feinen Vorftellungen, ihn in feinem Ute zu belaffen, fein Gehör; dagegen 
griff Fomler in einer weiteren Schrift, dem zweiten Teile des daemonium me- 
ridianum, London 1656, Pordage mit neuen Befchuldigungen an. $ r 
hatten ſich die Philadelphier nach London begeben und in einem dazu 
teten Haufe ihre Verſammlungen abgehalten. Die Peſt hatte die Gemeinde auf⸗ 
elöft, deren Häupter im Jare 1655 nad) Bradfield zurückkehrten, und unter ben- 
elben auch Jane Leade. Lebtere befennt, dafs Pordage nicht allein ein Sucher, 
fondern aud ein Finder der köftlichen evangeliichen Perle geweſen fei und ihr 
namenlich Unterriht in dem tiefen und wichtigen Punkte der hriftlichen 
erteilt habe. One die Abficht, eine befondere Gemeinfchaft zu gründen, ſchloſs 
fi) Leade immer inniger an Pordage und deſſen Frau an. Den täglichen Vers 
fammfungen gefellten fh immer mehr zu, unter denen auch Thomas nl 
Eduard Hooker und Sabberton zu den hervorragenditen gehörten. Nach bem 
Tode der Frau Pordage, im Jare 1670, fand eine abermalige Rückkehr nad Lon— 
don ftatt, und erfolgte jeht die eigentliche Gründung der Societät, zu 
ein der Leade erfchienened Geſicht gewiſſermaßen die innere Nötigung 
wärend ihr der im demfelben Jare erfolgte Tod ihres Mannes völlige 
geftattete, „fich zu einer foldhen Heiligen Einweihung fund Abſonderung zu ber 
neben und gänzlich aufzuopfern“. Für die Glieder der Societät, fowie für den 
Eintritt in bietelbe waren bie paradiefiichen Geſetze bindend. Pordage ftellte ber 
felben fein Haus in London zur Verfügung. Die Zal der Mitglieder wuchs 
—— an, auf welche die ekſtatiſchen Zuftände einer Leade, eines ) 
nderer eine gewaltige Anziehungskraft ausübten, | eh, 
Pordage unterfcheidet viererlet Offenbarungen des Geiftes, mämlid 1) Ges 

ſichte, als die niedrigfte Urt, d. h. himmlische Geſtalten, Bilder, Formen, 
den inwendigen Sinnen de3 inneren Menfchen durch den heil. Geift aus einem 
göttlichen Lichte auf geiftige Weife vorgeftellt werden; 2) Erleuchtungen, auch 


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Vaters, ein reis 

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feiner Efjenz“) © find, mit dei 

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Beifter Far Pe Subftany, deren Sub⸗ 
x, unmittelbar —— ſeloſt — ſe | ui 
willen a ver find 


sigenttiche Ex- 









a ’ fie r 
n, ſich aber feine Kuge geben, und haben die Höhe und Dicke eines 
dieſe — ottes ober 
eiter ſchuf Gott ein vortreffliches Weſen, nämlich die ewige Natur. Sie 
Hott geſchaffen, aus jener anderen Subjtanz, die dad ewige Nichts oder 
sttlihe Chaos heißt, —— aus denen er die Welten ges 


h ! 
- Be" en 
4 


Bejens der ewigen Natur“, welche miteinander vermifiht find und fi) ein 
re "Reibe, find Sera 


Vet 





126 Pordage 


Merkurius, Schwefel; 2) dad Feuerweſen; 3) das Waffer und das Ol; 4) das 
Licht; 5) die Luft; 6) eine Fryftallifche durchſichtige Erde; 7) ein fünftes 
das aus der beftändigen Wirkung aller diejer Elemente in einander befteht. 
den bier ewigen Elementen, Feuer, Luft, Erde, Waffer, und den drei ewi 
—— chwefel, Salz, Merkur, iſt die engeliſche Welt durch den göttli 
lien in einem Augenblick hervorgebracht worden. Sie beſteht nach dem Beug— 
nis Chrifti oh. 14, 2 aus drei Abteilungen, dem äußeren Hof, dem inneren 
Hof und dem eiligjten. Die engelifche Welt hat einen Himmel und eine 
Erde, ftatt der Sonne leuchtet die Geftalt der Dreieinigfeit in einem umbegreif- 
lichen Lichte. So fehr auch Pordage jeden Anthropomorphismus vermeiden will, 
fo fällt er doch dahin zurüd, indem er Gott in der Gejtalt von gewifjen Glie— 
dern des menfchlichen Leibes zu imaginiven bemüht ift. Die Sophia offenbart 
fi in der engelifchen Welt in einem Leibe (in der heil. Schrift nah Dffb.2, 28, 
Morgenftern), welcher die ewige Menfchheit der englifchen Welt ift und bon ber 
Trinität feinen Glanz überfommt. Sie gebiert aus fich viele Kräfte, denen fie 
eine gewiſſe Selbftändigfeit gibt, obgleich diefe Subftanzen weder Geifter, noch 
Seelen, noch Leiber find. Dieſe Kräfte vertreten die Stelle der Sterne in ber 
Engelwelt, erleuchten und regieren jie durch ihre Einflüffe. Die Engel bewonen 
die engelifche Welt. Sie beftehen aus einem ewigen Drei, nämlich einem ewigen 
Geift, einer ewigen Seele und einem ewigen Leibe, welche zu einer Perſon ver— 
einigt werden. Eine gar mwunderliche, ins Detail eingehende Befchreibung ent 
wirft 2. e von dem engelifchen Leibern. 

Ein Teil der Engel iſt gefallen, und ift die Veranlaſſung des Falles die ges 
ftörte Harmonie zwifchen ewigen Geift, Seele und Leib. Dev Abfall Luciferd 
aber aus feiner Stätte ijt für Gott eine Beranlafjung, im Werke der S 
weiter fortzugehen. „Denn“, jagt Pordage, „Lucifer machte fich in feinem Fa 
und’Berberben feine eigene Hölle, welche die finftere Welt oder die finftere Feuer— 
welt genannt wird. Denn Gott hat die Feuerwelt zur Bein der 79 
nicht geſchaffen. Die Teufel haben dieſelbe in ihrem eigenen Abfalle formirt, ſie 
erbrachen in ihrem Falle das Band der ewigen Natur, und das Prinzipium des 
Feuers formirte ſich felbjt in ein Prinzipium des finfteren ängijtlichen Feuers, 
und in derjelben Zeit machten fie ſich ihren eigenen Gott, der ihnen ihre Wil- 
lengeifter gefangen nahm und aus dem feurigen Centro der Finſternis ging ein 
finjterer, giftiger Geiſt aus, welcher in der heil, Schrift ihr Gott, der 
mit fieben Köpfen umd zehn Hörnern genannt wird“. Die Teufel find im 
einer höllifchen Tinktur, der finjtere Stein der finiteren Welt genannt, welche fie 
zum Verderben der Menſchen in die Seelen derjelben eintralen laſſen. Sie ber 
dienen ſich der ſchwarzen und weißen Kunſt. Die Theurgen wifjen nicht, 
fie mit dem Satan im Bunde ftehen; fie jchöpfen ihre Kenntniſſe aus dem 
ten der Kabbaliften. “on 

Als Gegenjaß zur jittlihen und teufliſchen Welt ſchuf Gott eine Licht-Liebe— 
Welt, im der er feine Güte und Barmherzigkeit gegen alle Menfchen erzeigen 
wollte. Die heilige Schrift nennt diefelbe „Paradies*, Durch die Sophia wurde 
der erſte adamifche Menſch geſchaffen. Dieſe Lichtwelt war vor der 
der fichtbaren Welt vorhanden; Adam brachte legtere durch feine Begierde 

ur Offenbarung. Bor Adams Fall durhdrang die paradiefiche die 1 
elt, nad demfelben „zog Gott das Paradies im feine eigene Sphäre ein" bis 
zum triumphivenden Tage der Weisheit. Adam, aus der Subftanz — 
geſchaffen und mit der Sophia auf das Innigſte vereinigt, war Mann-Weib 
trug die Fähigkeit der Fortpflanzung in ſich. Aus der von Adam 1 
„weiblichen Tinktur“ entjtand die Eva, Die abtrünnigen Engel Haben Adam zur 
Sünde und zum Ungehorfam verleitet. Sobald das Paradies von dem 
Prinzipium der Welt zurüdgezogen war, fonnten der Teufel und deſſen 
nicht nur frei in der Welt fchalten, fondern auch im die innerfte Natur des Mens 
fchen eingehen. — Es gibt ſechs Welten oder Prinzipien; alle Bewoner derſel⸗ 
ben feben nur in der Welt, zu welcher fie gehören. 
Die Erlöfung befteht — Pordage in der Vereinigung mit der verflärten 








128 BPort:Noyal 


fannt Durch den bedeutenden Einflufs, welchen ed im 17. Karhundert auf die Las 
tholiſche Kirche und Gefellichaft Frankreichs ausübte, ſodaſs fein Name eine Art 
Deldgejchrei gegen den Jeſuitismus wurde, in einem tiefen, fumpfigen, ungefunden 
Tale der Mette gelegen, zwifchen Verſailles und Chevreufe, Dep. Seine, wurde 
1204 durd; Mathilde von Garland, Frau von Mathieu Montmorency-Marly ges 
Bor und gehörte dem Eifterzienferorden an. Das nahe gelegene Bernharbiner- 
(ofter Baur de Cernay übte eine Art Aufficht über es aus und ftellte ihm die 
Veichtväter. Die Äbte von Eiteaur hielten von Zeit zu Zeit Viſitationen, wo— 
von noch Protokolle vorhanden find, 3. B. 1504, 1572, 1574. Durch die Gunft 
ber Päpfte erhielt es die Eremtion von der Aurisdiltion des Parifer | 
durch Honorius III. 1223 das Privilegium, das Abendmal genießen, 
wenn daß Land im Suterbift ſei, ſowie das für die Folge jehr —5* 
Recht, als —E (retraite) für ſolche Laien zu dienen, welche one das & 
Lübde abzulegen, fih von der Welt zurüdziehen und Buße tun wollten. Das 
Kloſter befam raſch eine ziemlih große Anzal Nonnen (1233 zälte man ſchon 60), 
gebot auch über einen bedeutenden Beſitz und zälte unter feinen Übtiffinnen Nas 
men aus den bvornehmften Teangöfen damilien. Die Kirche, von 

—— erbaut und 1229 v 
a 


Sie war die Tochter des berühmten Advokaten und Generalprofurators Ans 
ton Arnauld (geb. 1560, get. 1619) umd der Katharina Marion und 
ber tüchtigen Familie Urnauld aus der Auvergne an, welche Frankreich eine 
ebler und bedeutender Necdhsgelehrter, Finanzleute und Soldaten gab; es war 
ehrenwertes religiös beanlagtes Gejchlecht, wie die Patriarchen reich mit Kindern 
gefegnet (Anton LaMothe Arnauld, ihr Großvater, hatte 20 Kinder, ihr Vater 10) 
und lang lebend, mit ausgeprägtem jtarfem Familienbewufstfein, defien Glieder es 
mit ihrem Chriftentum wol vereinbar hielten, alles zu tun, um ihr Haus em» 
porzubringen, jelbitändig und unabhängig, ftarfe Geifter, welche die fittlich ent— 
nervende Macht des Sefuitismus frühe erkannten und mit der Muttermilch 
Lich die Abneigung gegen den Orden einfogen und lebenslang Feinde desſelben 
waren. 1594 verteidigte Anton Arnauld die Univerfität von Paris gegen ben 
Orden und verlangte deſſen Austreibung aus Frankreich, es wurde ihm nie bon 
dem Orden vergeben und vergefjen. Söne und Töchter wandelten in feinen Fuß— 
tapfen, jodaf3 man den Kampf des Janfenismus mit dem Orden nicht ganz uns 
richtig einen zwifchen dem Haufe Arnauld und der Geſellſchaft Jeſu —— 
Familienpolitik brachte es dahin, daſs Johanna dv. Boulehart, ſeit 1575 iſſi 
von Port-Royal, die 7järige Jacqueline (geb. 8. Sept. 1591 zu Paris) zur 
abjutorin mit ber Ausficht auf die Nachfolge annahm; am 2, Sept. 1599 wurde 
Jacqueline eingefegnet und nahm den Novizenfchleier; ein Zar fpäter nahm ihre 
Schweiter Jeanne (geb. 31. Dez. 1593) ebenfalls den Schleier, um Äbtifſin bon 
&t. Eyran werden zu fünnen; um die päpftlichen Bullen zu erlangen, man 
beidemal das Datum der Geburt gefälſcht. 1602 ſtarb die Übtifjin Boulehart, 
An 5. Suli nahm Facqueline, welche in Maubuifjon erzogen worden war und 
den Namen Ungelique de Ste. Madeleine angenommen hatte, die Abtei in 
nur widerftrebend gab der Papſt feine Betätigung. Jarelang fürte Jae 
ihr früher gewontes wenig religiöfes Leben, gepart mit äußerem Anftande, ihres 
Gelübdes manchmal überbrüffig, aber one eine gewijje innere Unruhe über bie 
Forderungen, welche dasſelbe an fie ftellte, lo8 zu werden. Bwei Predigten eines 
ernjten Mönches im 3. 1608 fürten bei der 1Bjärigen, aud durch Kran 
ters heimgefuchten Hbtiffin eine Wendung herbei, fie fajste den feiten 
ein ftreng religiöjes Leben von jeßt an zu füren; mit der ganzen Energie 
männlichen Seele hat jie denjelben ausgefürt, ihr Kloſter ——— beinahe ihr: 
ganze Verwandtichaft, jedenfalls die edeljten und geiftig bedeutenditen Mitglieder 
derjelben zu den gleichen Grundfägen befehrt und in die fatholifche Kirche ihres 
Vaterlandes die Anregung zu einer Bewegung gegeben, welche tief ging und weit« 





Port⸗Nohal 129 


Mönchiſch-aſletiſche Grundſähe leiteten fie in i und. Beleh: 
| a Fu Saas ent. „Sende au ale 
€ enge ur wurde e 
ung „zeigte IN ihre Frömmigkeit in den a 
leg —— beſonders in einem entſchiedenen Drängen auf 
obachten des eigenen Seelenlebens, der Begierden 
rad Beten und innige Hingabe an Chriftus, Durch 
ie — hindurch laſſen ſich dieſe Grundzüge verfolgen. 
mpf, welchen fie bei der Durchfürung ihrer Reformation in ihrem 
beſteh a — un die Liebe und Verehrung, welche bie 
‚ihrer Abtiffin Hatten, Biel ſchwerer war der Streit mit ihrer Familie, 
rend — ————— Beijammenfein mit der Tochter auch im Bier 
aber dieſe blieb feit, verkehrte mit ihrem Vater nur Durch —— 
* die Ge ng, daſs ein Glied um das andere ihren 
8 in ihre Gemeinſchaft eintrat; 1616 trat ihre —— — 
1, 1618 ihre andere Schweſter Anna, 1629 nad) dem Tode mer 
Tanne Mutter in — ein (+ HA: der die — den 
e —— Neffen, die Einſiedler von Port-Royal 
denken —— genden gehörten 19 Mitglieder Port-Royal an, 1618 — — 







































que a { bed Abtes von Elairveaur nad reg um das dor⸗ 
ige jehr entartete Kloſter zu veformiren (auch andere öfter, z. B. Poijiy, wur— 
nad) ber —— bon Port-Royal reformirt). 1623 kehrte fie wider nad 
{ Anſteckende Krankheiten, häufige Fieber, durch die ung 
t, rafften viele Nonnen wa — beſchloſs, das Kloſter 
— und kaufte auf Schulden ein Haus in der Straße 
das —* — Kloſter (jet Hospice de la maternité uhr 
yal in a. genannt zum Unterfchiede von Port— a 
Shane), Um unabhängiger zu fein, wirkte das Kl 
ein Bulle. — vern rban VIII. aus —— bon der Yurisdiktion 
—n in die des Erzbifchofs von Paris überging, u Po 
Kloſters, denn die Erzbiſchöſe von Paris waren oft genug die ger 
zeuge bes Hofes; eine weitere Ünderung war, dafs die Socimn nur 
si date gewält wurde, warſcheinlich, um den Geiſt des Hochmuts nicht 
w laſſen; 1630 dankte Angelique ab. Sie Fam damit zugleich dem 
Mannes entgegen, der für eine Reihe von Jaren (1626—83) die 
m Port-Ropyl an ſich geriffen, aber zugleich der geiftigen Phyſiogno— 
a Nichtung gegeben hat. 
hof von ngre3, der, durch eine fchwere Krankheit erfchüttert, 
heiten durch ftrenge Bußübungen und gute Werfe gut zu mas 
‚ war nach dem Tode von Franz von Sales Gewifjensrat für Anges 
rden; er bracdte fie dahin, dafs fie den Gedanken, aus dem Orden 
te ie. immer aufgab, er ftand ihr bei der Überfiedelung nach Paris 
eher bein Klofter, deſſen ftrenge Einiachheit feiner Eitrifeit mifsfiel, 
in borne Gepräge zu geben. Mit tiefer Betrübnis ſah Angelique Pomp 
ıb Glaı 3 "abwechfelnd mit merkwürdig ftrengen Bußübungen in dem Haufe, 
en Leitung fie nicht mehr hatte, Platz greifen. Ju demſelben Geifte war eine 
9 Bamets, ein Klofter für die beftändige Anbetung des Sakraments 
s wi weldes Mai 1633 in ber Nähe des Soubre feierlich einge: 
deſſen Oberin Angeligue vom Erzbijchof von Paris beftinmt 


u nee, — ihr wurde der Mann als Prediger und Beichtvater in das 


—— der durch ſeine Verbindung mit Janſenius Port-Royal 
| —— Per es geleitet we ee und im 
he hung aufdrückte, die es zu einer welthiſtoriſchen Erjcheinung 

olifchen Kirche machte, Sean du BVergier de Hauranne, 
rat u un —— St. Cyran und deswegen gewönlich 
nun geh, ti. Ci mit Sanfenius. befreundet, blieb er mit ihm An 


Veal· acytlopadie für Theologie umb ſirche. XII. 9 


— 


Zn 





130 Port:Royal 


baterd, war er zum Gewiſſensrat iu Eee Seelen wie gejchaffen. 1623—25 
wonte er häufig in Paris und wurde 


war eine Kraft, mit welcher man rechnen mufste, Richelieu trug ihm 
Biſchofsſihe an, ftet3 aber zerfchlug fi) die Sache. 1633 erregte ein B 

von Agnes (Arnauld), Chapelet secret du St. Saerement, in weldem: fie ber 
Bal der Jarhunderte feit der Einfegung des Abendmald 16 Tugenden E 
beſpricht, Auffehen. Die Sorbonne verurteilte es am 18. Juni. Bas 


wurden. Durch ihn wurde die Richtung der Nonnen bald eine andere, 
weltlichende Einflufjs Zamets verfchwand immer mehr. Ebenſo war es in 
Royal (in Paris, 16. Mai 1638, mufste das Saframentshaus ganz 
werden, fein Vermögen und Rechte wurden auf Port:Royal übertragen). 

1636 war Angelique dorthin zurüdgetehrt, ihre Schwefter Agnes wurde zur 
Übtiffin erwält, St. Cyran wurde auch) Hier der geiftliche Leiter und fürte als 
Beichtvater und Prediger Singlin ein (geb. 1607, gejt. 1664). Es wird a oe 
feftftellen lafjen, daf3 St. Cyran eine Erneuerung der franzöfisch-tatholifchen Kird 
im großen anftrebte, vom Reformator in proteftantifchem Sinne hatte er nichts 
an Ki er war der getreue, warhaftige Urzt einzelner Seelen, die er retten wollte 
dadurch, daſs er don a — Grundſätzen ausgehend, auf ware innerliche 
Frömmigkeit, auf wirflihe Buße, auf Beobachtung der eigenen Seelenzuſtände, 
auf Betätigung der Nefigion in praktifchem Tun, auf Bedürfnisfofigkeit, Selbfte 
zucht, mit echt katholifchen aftetifchen Übungen drang. Ein Feind von Glanz, 
nie bemüht ſich äußerliche Geltung zu verfchaffen — er liebte ein gewifjes Ber 
ſteckſpielen, Anonymität bei feinen Schriften — befaß er eine zähe männliche Uns 
abhängigteit, und aud) diefe Seite feines Weſens iſt auf die walverwandten Sees 
len, die er in der Familie Arnauld und andern Gleichgefinnten fand, übergegangen, 
Unter feinem Einfluſs und von feinem Geifte belebt entwidelte fich in Port-Royal 
jene3 eigentümliche Eöfterlihe Leben, das zwar weit entfernt ift von der profes 
—— Freiheit des Glaubens, in ſpezifiſch katholiſchen Dogmen, Gebrüuchen 
und Kult (Verehrung der h. Jungfrau, der Heiligen, Glauben an ihre Wunder, 
Reliquienkult, Anbeten des Salramentes x, St. Cyran öffnete z. B. nie ein 
feberifches Buch, one das Kreuz vorher zu fchlagen), jtreng auf dem Boden der 
fatholifchen Kirche blieb, aber fonft eine Berinnerlihung und Vertiefung des res 
ligiöfen Lebens bezweckte und bewirkte, welche troß mancher Übertreibungen und 
monchiſch⸗aſtetiſcher Weltflucht Hohe Achtung verdient, für lange Zeit ein Gegens 
gewicht gegen die beräußerlichenden und verflachenden Einflüſſe des Jeſuitismus 

ot, ein Salz der Kirche war. Jener merkwürdige Zug der Weltflucht 
im 17. Jarhundert ein charakteriftiicher Begleiter der Frivolität und 
der —* franzöfifchen Geſellſchaft iſt, machte ſich auch hier in eigentüm⸗ 
licher Weiſe geltend in dem Einſiedlervereine, welcher ebenfalls unter St. 
Einflufs fi in Port-Royal auf dem Felde bildete. Anton Lemaitre (geb. 2, Mat 
1608, gejt. 4. Nov. 1658), der ältefte Son der ältejten Tochter Arnaulds, ein 
ae 5 Abvofat, dem die höchſten Chrenftellen winkten, eine feurige, 
fhaftliche Natur vol Wärme und Tiefe, entjagte, ergriffen durch eine. 
St. Eyrand am Totenbette feiner Tante d'Andilly, 1637 feinem Berufe, „ 
gm zu den Füßen Gottes zu werſen“. Bald nach ihm beſchloſs fein Bruber 
imon (2emaitre) de Sericourt (geb. 1611, geit. 4. Oft. 1658), 
Soldat, Einfiedler zu werden; bejondere Zellen wurden für fie in 


132 Port⸗Nohal 


ſche Anwendung janſeniſtiſcher ha = und erregte überall ebenfo gr 
Auffehen als Widerfprud. Es war das 


nym zu fchreiben oder ſich in eine ſtille Verborgenheit ueiikguniehen, blieb er 
In an Anſehen gewann, 
Das Kloſter 
wurde bergrößert. See de Louis Lemaitre (mach feinem Anagramm gewönlich 
de Sacy genannt), geb. den 29. März 1613, geft. 4. Januar 1684, ber 
Bruder von Anton Lemaitre, feit 1638 in Port-Royal, hatte fich dem geiſtliche 
Stande gewidmet, las 1650 feine erjte Meſſe dort und blieb eifriger Anhänger. 
1648 fehrte Angelique von Paris nad) Port-Royal auf dem Felde zurüd, im 
demfelben Jare wurbe auch die Ordenstracht geändert. (Abbildungen der ber: 
[oleenen Tracht f. in Helyot V, 526 ff.) In den Kriegen der Fronde — 
as Kloſter zu der de dr Partei, aber als Junocenz X. durch feine 
bom 31. Mai 1653 5 Sätze von Janſenius verurteilt hatte, brad) der Sturm 
egen Port-Royal als die fichtbare Burg des Janſenismus in Frankreich 08, 
tmauld wurde wegen jeiner Oppofition gegen die Bulle aus der Sorbonne ges 
ftoßen (31. Januar 1656) er, Sacy, Fontaine, und Nicole (geb. 1625, auch aus 
einer Advokatenfamilie ftammend, feit 1654 aufs innigjte verbunden mit Arnauld, 
ein fanfter ruhiger Geift, mit nachgiebigem Charakter) hielten fich in Paris vers 
borgen, die Einfiedler —— den Befehl, ſich von Port-Royal zurückzuz 
aber der gefürchtete Schlag wurde zurückgehalten durch das Wunder mit 
. Dorn (f. Bd. XI, ©. 253), welches als fichtbare Intervention zu 
ort:Royals gedeutet wurde, und durch die Verteidigung des Janſenismus, welche 
Scal in feinen Lettres —— übernommen hatte. So waren die nächſten 
are Beiten der Ruhe. Arnauld konnte feine Parifer Einſamkeit wider mit der 
in Bort:Royal vertaufchen, Nicole folgte ihm dahin nah, d'Andilly und bie ams 
deren Einfiedler fanden fich dort wider zufammen, und Singlin wurde 
auf Angeliques Vorfchlag, von Meg zum Superior der Nonnen ernannt. Im 
Bwifchenraume des Friedens jchlug aber der Tod der Gemeinde tiefe Wun— 
: innerhalb zweier Jare raffte er 25 Schweitern weg; doch drängten fich im— 
mer neue girauen nad) in die angejeindete Gemeinde. Aber die Verhä 
änderten ji, al3 Ludwig XIV. 1660 die Regierung felbft übernahm; er war 
fejt entjhloffen, dem Janſenismus wie dem Proteftantismus in feinem 
ein Ende zu machen, mit feinen Anfichten von einer wolgeordneten { 
ftimmten die Unterfchiede des Belenntniffes bei feinen Untertanen nicht 
Am 13. Dez. 1660 erklärte er feine MAbficht dem Präfidenten der Verſa 
bed franzöfiihen Klerus. Den Worten folgten bald bie Taten, von da iſt 
Royal mur der Schauplah eines Hoffnungslofen Widerftandes, dem von 
Beit kurze Baufen der Erholung gegönnt waren. Die Heinen Schulen waren 
an 1660 verboten worben, im April 1661 muſsten die beiden Möfter ihre 
fionäre, ihre Poftulantinnen und Novizen entlafjen, unter Tränen umd Pros 
tejten wichen fie vom ihrer geiftigen Heimat; 66 Töchter verlor die 
auf diefe Weiſe. Singlin entging mit Mühe der Baftille, er und Arnauld vers 


Port-Royal 133 


bargen fich wider in Paris, Am 8. Juni —— erging der 
tg ſchwankenden Ausdrüden die Unterzei te Sen fee 
ie one ſchwere innere Kämpfe unterzeichneten endlich 
‚6. Auguſt ftarb die Mutter Angelique in Bort-NRoyal in I, bis ei wie: 
ten eine trene Belennerin ihres Glaubens. Auch der S ee acn 
brach dieſe re das Herz, fie — * — 4. — 
—— > die Stelle des durch eine lettre de cachet 
ya den Moliniften Bail als Prem ——— — ner der 
Arnauld, Pascal, Singlin, durfte ſich mehr nach Port-Royal wagen, 
iehr war nur noch ein brieflicher. Am 11. Juli 1661 hatte Bail bie 
‚der Klöſter begonnen; bis 2. September wärte diefelbe; alle Nonnen 
in den beiden Häufern und die Schweftern Konberfen wurden eine um die ans 
dere ‚ und da nad der Sitte von Port-Royal jede —— — 
einen Bericht über —— Verhör niederſchrieb, kennen wir et des 
bie Fragen und Antworten ſehr genau. Die Fragen ——— ſich J die 
tfragen des Tages, die — der Gnade, auf den den 
man line leiften könne ꝛc. und die Antworten waren dem Geiſte Yemen Ver in 
genärt wurde, würdig und einfach; offen befannten Bail und ber 
re von Paris, von dem den Nonnen Borgeworfenen nichts gefunden 
Uber die unbedingte Unterzeichnung bed Formulars blieb ihnen nicht 
erſpart, am 28. Nov. 1661 unterzeichneten fie dasfelbe nach viel Beratungen und 
Tränen mit der Bemerkung, —* e ſie voranſtellten: „In Betracht der Unwiſſen— 
worin wir über alle D ftehen, welche, über unferen Beruf und unfer 
find, ijt alles, was wir tun tönen, dafs wir von der Reinheit m 
Beugnis abfeg en. Und jo erklären wir freiwillig durch unfere 
heit, em wir, in * tiefſten Ehrfurcht unſerem heiligen Vater, 
fen, — —— wir nichts jo Koſtbares haben, als — Slaus 
Herzen alles annehmen, was ©. 9. der Papſt Juno— 
x nie gu mm —— alle Irrtümer, die als dawiderlaufend 
ſind“. Die ———— das Beſtreben, den Kampf bis zur letzten 
leit ——— trat deutlich darin hervor. Die Streitigkeiten, in welche 
t ber Kurie geraten war, gewärten ben hart Angefochtenen einige 
a der König jchonte Bort-Royal, um es nachher dejto ficherer zu vers 
Der Verſuch, friedlich durch Unterredungen eine —— um 
an der Hartnädigfeit Arnaulds. Im 9.1664 mit der 
nung bon ut zum Erzbifhof von Paris begann ber Bamof die Berfolgung 


—— und keine ſonſtigen klöſterlichen Rechte ausüben, die —— 
we —— Gottesdienſt hörte auf, auch Bu 
Genofjen jollten fie völlig abgeſchloſſen ed 
genug zur Kortejpondenz, wodurch man 


= ‚wärend —— —— die Nonnen die Sakramente at genießen, feine 


m 


— Mai in meinem Artifel Pascal Bb.XL ©. 254, 3. 10 iſt darnach 


Kası 





134 PortzRoyal 


gegenfeitig ftärkte. Im Yuli 1665 waren alle Nonnen der beiden öfter ver 
einigt worden, auch die Weggefürten hatte man ihrem Klofter wider ge: 
Die Blofade des Kloſters dauerte bis zum Anfang des Jares 1669, one 
fie die Nonnen zu einer anderen Gefinnung gebracht hätte. Unterdeſſen 
der Tod Alexanders (1667) dem Streite eine erträglichere Geftalt gegeben. Der 
etwas milder denkende Papſt Clemens IX. bewirfte 1668 duch Geftarkung einer 
cheinbaren Zweideutigfeit bei der Unterfchrift, daſs die meiften Mitglieder der 
anfeniftiihen Partei, 3. B. Arnauld, Nicole, Sacy, unterzeichnen zu dürfen glaubs 


J 
uf 


br. ö 

Bis zum are 1679 genoſs Port-Royal ziemlicher Ruhe; Harakteriftifch ift, 
dafs fich die Polemik der Häupter der Partei num gegen den 
wandte. Dem ganzen Janſenismus liegt eine äußerliche Hinneigung zu demfel 
ben völlig fern und troß mancher innerer Berwandtichaft (3. B. Lehre von der 
Gnade) wurde ſtets der Gegenſatz hervorgehoben. Als St. Eyran Vincennes 
verlieh, trug er fih mit dem Gedanken, gegen die Proteftanten auf ‚der 
Tod verhinderte fein Vorhaben, 1669 erſchien das Werk von Arnauld u. Nicole: 
La perpetuit& de la foi de l'eglise catholique touchant l'eucharistie, geaen den 
proteftantifchen gelehrten Geiftlichen Claude gerichtet, der Vorläufer des befann- 
ten en Die Sf Bofjuet, Histoire — ebenſo billigte Arnauld im 
ganzen die Aufhebung des Ediltes von Nantes. er troß dieſer — 
Feine Nechtgläubigkeit zu bemweifen, traf ihn doch dasſelbe Schickſal wie fein 
Gegner. Das Mlofter hatte in den Friedensjaren fich wider bevölkert und am 
fehnlich vergrößert, die Einfiebler waren wider zurücgefehrt, Männer und Frauen 
aus der vornehmſten Gefellichaft nahmen zeitweife ihren Aufenthalt dort, Pascals 
Pens6es erſchienen, Nicole gab feine trefjlichen Essais de mora Uber 
als diefer 1677 feine gewandte Feder dazu bergab, einen Brief an den Papſt 
Innocenz XI. zu richten, worin um Verurteilung der laren Lehren der Eafuiften 
gebeten wurde, jah der König darin eine Verlehung des Waffenftillftandes; in 
dem Streite über die Negalien, der damals heftig entbrannt war, war ihm bie 
Teilnahme des Janfenismus für den Papft zuwider. Arnauld und Nicole mufs- 
ten aus Frankreich flüchten. 1683 durfte Nicole wider in fein Vaterland zurüd- 
fehren, wo er am 16. Nov. 1695 ſtarb. Der umbeugfame Arnauld hielt 
teil3 in Belgien, teild in Holland auf, am 8. Aug. 1694 ftarb er, ſein 
wurde nach Port:Royal gebracht. Dorthin hatte der Erzbifchof Harlay am 17. 
1679 den f. Befehl überbracht, die Zöglinge fortzufchiden und keine ——— 
aufzunehmen, bis die Zal der Brofeffen auf 50 zurücdgegangen feiz auch die 
Einfiedler mufsten das Mlofter verlaffen, von da ijt die Öefchichte besfelben ein 
langjames Sterben. 1681 waren e8 noch 61 Nonnen, 1693: 43, 1705: 25; bie 
Bitte, Novizen wider annehmen zu dürfen, als ihre Zal nur nod 50 
wurde abgejhlagen. Am 8, Januar 1700 ftarb Marie Ungelique von St, 
vefe, die legte Arnaufd in Port-Royal; am 3. Juni 1691 war die Abtiffin du 
gis geftorben, ihre Nachfolgerin wurde St. Thella Racine, die Tante des 
ter8, der ein alter Bögling von Port-Royal in jenen Jaren der Koll "dem 
Klojter treulih zur Seite jtand, Am 19, Mai 1700 ſank auch diefe ins 


Port:Royal 


135 
rin Elifabeth von St. Anna Boulard war die Tehte Äb⸗ 


dem 20. April 1706 dringenden 
e man ———— — —— weiber Schleier 



































A | 
ie Bulle ———— Vineam Domini vom 15. Juli 1705 mit ihrer boll» . 
igen Berbammung bon Sanjening fürte die Kataftrophe herbei; die Nonnen, 


ganz 3 
all £ ee Durch ein Detret des Erzbifchofs bon Paris vom11. Juli 
t Eee Port⸗Royal auf dem Felde f —— erklärt und 
dem von Paris zugewieſen. Als die ſſin des letzteren Beſitz 
—* nehmen Bari ni fe fie * En al elafjen. — 55— — 
ieutenant von Paris mit feiner Mannſchaft; dem königlichen en, 
e der Nonnen ihren künftigen Won anwieß, gehorchten diefelben 
MWiderrede. Dies militärische Aufgebot gegen eine Schar von 22 armen wehr- 
ofen frommen Jungfrauen, von welchen die jüngfte über 50, mehrere über 80 
are zälten, würde * ————— * —* os nicht Ar en —* 
drück — ————— it, welche frivolem köni achtgebot erliegt 
würde. Des Troſtes, —8 Beiftandes beraubt, * bie be 
ließen ſich die zerſtreuten Nonnen bald bewegen, die Bull 
han interzeichnen, nur zwei, darunter die Priorin Unaftafie du Mesnil, blieben 
‚am 18. — 1716 ſtarb ſie im Urſulinerinnenkloſter zu vibis one 
angen. Das künigliche Mifsfallen erftredte ſich bis auf 
In Aut * Port-Royal, nad Befehl dom 22. Jan. 1710 wurde Kloſter 
e zevftört, auch den Toten war ihre Ruheftatt nicht vergönnt, mit bar— 
er Rabei wurden fie — fo weit nicht Verwandte * ihrer annahmen — 
E- auf einen benachbarten Kirchhof geichafft 
gehört zu jenen eigentümlichen Erfcheinungen , welche in der 
— Kirche Frankreichs häufiger als in einer anderen zu Tage 
Beugnis geben von einem Fräftigen religiöfen Leben, ich erinnere nur 
mincenfer. Die auguftinifchen Grundſäte, bon welchen die Do 2 








- 


” einfchaf 


en Auegang nahm, fürten zu einer tieferen Anffaffung der Heils— 
che m fi e Kirche fonft lehrte, ihr Betonen war ein Pr 
e imme = ch greifende Macht des Sefuitismus und — oral 
e Reformation bes Ordensweſens herborrief, lag beſonders 
nen — von einem Frauenkloſter auöging ; die Menge des katho— 
konnte fi für die Subtilitäten diefer Theologie auch nicht begeiftern 
a Port» Royal font an der kirchlichen Lehre feithielt, befonders aud) die 
leiten des Kultus, das ganze Ceremonienwer der fatholifchen Kirche 
Ems der Kampf mit der oberjten kirchlichen Gewalt nur erfolglos 
fe Bewegung blieb befchränft auf eine Anzal bedeutender Familien, auf 
i eg in diefen find ihre Wirkungen bis zur franzöfifchen Revo— 
Sbar, befonders in dem Kampf gegen die Sefuiten 1760. Es ift 
ı Rort-oyal einen Zweig bes Proteftantismns in — — ev 
1; Die Mitglieder von Port:Royal haben nie verfäumt von ihrer 
ich Bekämpfung des Proteftantismus Zeugnis abzulegen. In * 


136 Port:Royal Portugal 


gallifanifchen Streitigkeiten ftellten fie fich nicht, wie man erwarten fönnte, auf 
—* —— ber. Nationalpartei, vo etwa weil fie durch Anhängliiteit an * 


* nn der Buße — —— 
und Männer von Port-Royal zierte, war ein lauter A 


vorgearbeitet und das tragiiche Gejhid der red Nonnen muß 
wo man fich mit der Aitefe des Mönchslebens und feinen Eigentüml 
nicht befremden kann, ernſte Teilnahme erregen. 

Die Litteratur über Port-Royal ift außerordentlich rei: —— 
stoire litéͤrairs de P.-R., Par. 1868, hat den Verſuch gemacht, fie z 
ftellen; das Wert wurde" leider nicht "vollendet, Die Originalquellen find 
ten in Fontaine, Mömoires pour servir à l’histoire de P.-R., Col. 1738, 1. 2; 
Dufoss6, M&moires p. s. A V'hist. de P,-R,, Col, 1739; Vie "des religieuses 
P-R., Utrecht 1740, 1-4; Racine, Abr&g6 de Thistoire de P.-R., befte Augg. 
p: Mesnard, PT. IV, Par, "1865; Guilbert, M&moires sur P.-R, des champs, 
1-7. — Gregoire, Les ruines de P.-R. en 1809, Par. 1809; Beard, 
P.-R. 1. 2. 1861. Benüft wurden von mir befonders: 9. Reuchlin, Gefchichte 
von —— 1. 2. Hamburg 1839—44 und Sainte-Beuve Port-Royal 1—5. 
1840—1859. zb. Schott. 


PortiunenlasAblafs, ſ. Franz von Aſſiſi, Bd. IV, ©. 656, 


Portugal, Königreih, nimmt faſt den ganzen weftlihen Teil der pyrendi— 
fchen Halbinfel ein; feine Längenausdehnung beträgt 558 Kilometer, feine mitte 
lere Breite 163. Auf einem Flächeninhalte von 89,625 erg dazu 
noch 3203 von den Azoren und Madeira hinzufommen, wonen 4,550 699 Eins 
woner, Zälung von 1878 (1872: 4,390,598 Einw.) in 21 Diftriften, 17 für den 
Kontinent und 4 für die Infeln, welche fich auf folgende Provinzen verteilen: 
Azoren, Alemtejo, Algarve, Beira Alte, Beira Baira, Ejtremadura, Madeira, 
Minho und Tras 08 Montes, Die größten Städte find Liſſabon mit Belem 246.348, 
Porto 105,838, Braga 19,755, Fundal 19,752, Coimbra 13,369 Einw. nad) ber 
Bälung von 1878. Die Sprache unterjcheidet fich nicht jehr vom Spaniſchen, etwa 
wie das Holländifche vom Deutſchen; doc ift bie Ausſprache duch Quetſchlaute 
ziemlich verändert. 

Die Statd-Religion ift die römisch-katholifche ; ihre Hierarchie teilt das Sand 
in 4 Provinzen: Im Norden Braga, defjen Erzbiichof den Zitel eines 
hat; unter Seiner Direktion ftehen die Bistümer von Porto, Aveiro, —72 
Braganza, Coimbra und — mit 6 Biſchöſen. Der Batriorchat bon 
begreift die Bistümer von Lamego, Leiria, Guarda, Eaftellobranco, Portalegre, 
Ungra,, Funchal, Cabo Verde und Angola mit 9 Bilchöfen. Das Erzbistum 
bon Evora bat drei Biſchöfe unter fih in Elvas, Beja und Faro, und enblid 
der Erzbiichof von Goa, der auch Primas des Oftens heißt, ift Metropolitan des 
Be bifhofs von Cranganor und der Bifchöfe von Codim, Meliapor, N 

efim, Malacca, Timor, Macao und Mozambique. Außerhalb diefer Jurisdit⸗ 
um ftehen zehn unabhängige Domtfapitel Be an den Kathebralen der großen 
Städte. In der Hauptitadt jeder Diözeje befindet fich ein Priefterfeminar mit 
Ausnahme von Aveiro, Beja, Eaftellobranco, Elvas und Pinhel. Die Gelder zur 
Erhaltung der Seminare werden durch die fogenannte Kreuzzugsbulle a 
eine päpftlihe Bulle, welche früher (jeit 1534) im Anfchluffe an die Kreuzzüge 
gegen die Mauern erlaffen wurde, und welche gegen eine Abgabe von M. 2 ers 
laubt, an Fafttagen Eier und Milch zu efjen. Sie bringt dreis bis vierhun⸗ 
derttaufend Franken ein. 

Der Klerus iſt bloß teilmeife vom State botirt, welcher auch nur ben Prä- 
faten des Kontinents ihre Gehälter zalt; daneben werden die Priefter durch bes 


5 


5 














Fer na 


aan u 








iin ii 


138 Portugal Pofitivismus 


Thron er 1828 ufurpirte und bis 1834 behauptete, wo er bom Kaifer Web: 

und dem Liberalen geftürgt und zur Entfagung gezwungen ward. Don Pedro 
verzichtete auf Brafilien, ward Regent für Portugal; feine Tochter und Nach— 
folgerin Maria war mit Ferdinand von Sachjen-Coburg-Gotha vermält, der nad 
ihrem Tode 1853 als Regent bis 1855 für feinen Son Pedro V. regierte, Dies 
fem, der mit der — — Stephanie verheiratet war, die aber 
bald ſtarb, folgte nach ſeinem frühen Tode 1861 fein Bruder Luiz, unter dem 
1869 am 26. Februar die Sklaverei abgefchafft wurde. 4 

Auch noch iſt dem Geſetze nach das öffentliche Bekenntnis anderer 


Kirchen in Portugal nicht erlaubt, doc geduldet. Die für den Gottesdienſt ver— 
wandten Gebäude dürfen nicht äußerlich die Form von Kirchen haben, d. 5. dem 
ftaben des Geſetzes nad. In Wirklichkeit it e8 befjer geworden. Bon der 
freien fchottifchen wie der engl.episfopalen Kirche unterjtügt haben fich mehrere 
eb.=portugiefifhe Gemeinden gebildet, befonders in Liffabon, Porto und Port 
legre, welche langjam zunehmen. Der Bibelverbreitung wirb fein Hindernis ent- 
gegengejeßt, obgleich Ausbrüche des Fanatismus in den Provinzen zuweilen vor— 
fommen. Die Prefje befürwortet die religiöje Toleranz im weiteften Sinne, und 
der Einfluſs des Klerus auf das Vollk hat fich bedeutend vermindert, fodafd man 
auch gefegliche Reformen zugunften der Religionsfreiheit mit Buperficht erwarten 
darf. Seit der Invaſion der Jeſuiten aus Frankreich entfaltet die römifche Kirche 
eine rege Tätigfeit. Wichtig it die Einfürung der Eivilftandsämter dur Der 
tret vom 28. November 1878 durch den Minifter Thomor Nibeiro, wodurch den 
Proteftanten ermöglicht ift, ftatlich gültige Ehen zu jchliefen, welches bis dahin 
unmöglich; gewejen war. 8. Fliedner. 


Pofitivismus, &cole positiviste, Die fo benannte philofophifche 
welche befonderd in Frankreich, England und Nordamerika zalreiche 
zäft, wurde begründet durch den Mathematiker und Naturphilofophen Augu 
(volftändig: Yidore Augufte Marie Francois Xavier) Comte, geboren zu 
pellievr om 19, Januar 1798. Schon wärend der zuerft auf dem Lyceum feiner 
Baterftadt, dann in der Ecole polytechnique von ihm zugebrachten Sc 
zeigte er neben glänzender mathematiicher Begabung einen ftarfen 

feit3drang und ein revolutionäred Sichauflehnen gegen alle Autorität, befo 

auf religiös-firchlihem Gebiete. . Seit 1817 nad Baris übergefiedelt, närte er 
fich zuerft ziemlich fümmerlid durch Erteilung von Mathematitftunden. Später 
trat er, zunächſt als Privatfefretär, dann als Schüler und Mitarbeiter, in ein 
intimes Verhältnis zum Grafen von St. Simon, dem er bis gegen die Zeit fei- 
“ned Todes (1825) nahe ftand und im deſſen Journal l’Organisateur er (1822) 
den Anfang mit Veröffentlihung feiner philofophijchen Ideecen machte. 
nachdem ein heitige8 Zerwürfnis fein Verhältnis zu diefem Gönner gelöft 

trat er in die Ehe mit Caroline Maffin, wobei er die von feinen religiös gejinn- 
ten Eltern gewünfchte kirchliche Einfegnung beharrlich ablehnte. Die wurde 
feine glüdliche. Ein Plan, reiche Zöglinge in Penfion zu nehmen, ſich. 
Der pomphaft angekündigte und anfänglich ſogar von Gelehrten wie Humboldt, 
Poinfot, de Blainville sc. befuchte Kurſus von 72 Vorlefungen, worin er „bie 
Philoſophie aller Wiſſenſchaften“ darjtellen wollte, mufste jchon nach dem dritten 
Bortrage abgebrochen werden, da ein heftiger Anſall von Wanfinn bei 
einjtellte (1826). Halb geheilt aus Esquirols Irrenanſtalt entlaffen, holte ex, 
einem bon Lamennais erteilten Rate folgend, die bis dahin verweigerte Kirchliche 
Trauung nah, verhönte aber die Traurede des Priefter® buch zw ge: 
ftreute irreligiöfe Bemerkungen und unterjchrieb das Protofoll fo, daſs er 
Namen boshaft fpottend die Namen „Brutus Bonaparte“ beifügte! Öftere 
morbverfuche, dabei einer, von welchem ein in die Seine ihm nachſpringender 
föniglicher Beibgardift ihm rettete, folgten wärend der ein ganzes Jar erfordern 
den Genefungsperiode nah. 1828 nahm er die mündliche Darlegung feines ph; 
loſophiſchen Lehrſyſtems wider auf, ermutigt durch den Beifall geiftesve ter 
Forfcher, wozu diesmal außer Poinfot und Blainville namentlih der Mediziner 
















* leiden 
er, nach unglüdlicher on ihrem 
1845) bilden den ı jeiner I 
* Arie und Bublifetion feines nn 


e Yhumanite, — Comte 





























chtni 
Ausdrücken feierte. Auch tägliches Leſen eines Abſchnitts aus ae 
8 umd eines Geſangs von Dante, dazu regelmäßiges 
End di * Diät von aſtetiſcher und Einfachheit — 
—* Nas Jare. Den Aufbau und Ausbau feines 
pofitiviftifcher Kalender* (1851; 4. 6d. 1852) und ein 
ms“ A —— * ze 
' t Gomtes nen re nen weiteren Kreis 
Sehe und eine — ser ofitiviften in ſich. * erſteren gehö⸗ 
auch ſeiner poſitiven Politik oder ————— 
ließlichen Bewunderer ſeiner poſitiven Philoſophie, denen 
— wenn nicht als Prodult einer ernſtlichen Geiſtesſtö 
ler een oder ald ein Analogon zu Platos „Repub 
‚ die man zwar ftubiren aber wicht —— hr —J. 
letztere zen ift bei weitem die zalreichere. Sie bleibt 
i bie positive enthaltenen Grundfinien Comteſcher 
Ds — ——— fchn, un unter Ablehnung der fpäteren religiöfen Zutaten und 
Imbildung Es war eime wejentlich atheiftiiche, Rreng me reg 
Wiſſe —— Bunste: (tn — — — ———— 1830 ff. geboten 


| Zhrofogie u d bie Moral blieben von der darin gebotenen Bufamm —— 





W * ften gänzlich — nur Mathematik, Mechanik (einſchließlich 
der at ri Chemie, Biologie und Sociologie follten als * 
Dauptʒwei * —2— Wiſſens zu gelten haben. Sogar die e 

| ale Iwiſck deng) > zwilen Bios und Sociologie war über , weshalb 
‚ber et tuart Mills Vortritt vor allem die: 
es en * 5 und je die en pe Wiffenfcjaften“ aus einer 


‚Se ha 
— & Mar Ela fen ätlich irreligid d theofogiefeind! 
a er nr 


n 






























































mm 


140 Pofitivismus 


—— ualphiloſophie 18 3; Jorfunberts Arge an Gondillc, jo 
ge — ugald Stewart, ee —— 
Feng in — Idee — — 
— in au geidihtaphlie ſoph. t⸗ und —— — 
1744) und Bee « ach. 1637) zurüdgebt. Was 
ß Ey nit een } s er Geijtestat und ruhmreichite 
ichen „Ariftoteles und Baco des 19. Jarhunderts“ 
— un. ——— n Hindurchgehen alles —— Geiſtesfortſchritts 
die drei ha der Theologie, der Metaphyfit und des Poſitivismus (d. i. 
5* Empi rismus der ſog. exakten Suede ft) —— ſo iſt dieſer 
—* San: an man —— bem nämlichen Sue 






































‚omoll. 


id erobernden, ber Itjam abwehrenden und ber —* arbe 
n — als — — deſſen, — 
älde ber Fortſchritte des Menſchengeiſtes“ 1793. — etwas fo 
Me ‚ verteilt auf zehn Stufen; entwicelt hatte, Nicht minder geht feine 
vom Fetifhismus als der Urform aller Religiofität ihrem Kerne nad) auf b 
— zurück (vgl, d. Art, „Polytheismus“ oben S.110) u. ſaf. Tri 
13 an Originalität und trotz weitgehenden, faum Wefentlid 
nglihen Aufriſs übriglaffenden Umbildung, welche ſolche Kriti 
Serben ae und ber Nordamerifaner Sohn os e ihr fpäterhin am 
ließen (vergl. darüber befonderd Ch. W. Shields, The Order of the 8 
——— — 12 sqq.) — die Comteſche — der ——— 
—— philoſophiſchen Kreiſen bis herab zur * 
ei ix ee Unfehen behauptet. Bon franzöfiichen Celebritäten b 
(at und Litteratur ftehen oder jtanden der jüngft verjtorbene Lit ( (v 
an) €. Nenan und H. Taine, von englifhen und nordamerikaniſch 
Budle, ©. H.Lewes, Leslie Stephens, I. Tyndall, Hurley, 3. W. Dean, 
lich auf pofitiviftiichem Grunde; auch der moderne tie Senfualiß 
Gelehrten, wie Bain in Aberdeen :c., erjcheint ſtark pofitiwiftiich & 
Bon Deutfchland freilich ift bie Eomtejche Weisheit jo gut wie ga 
ichloffen geblieben. Teils ihr gänzlicher Mangel an Elementen einer — 
Eulation, teils ihr Unberürtgebliebenfein vom Kantſchen Kritizismus, 
Berftändniffe Comte fih nie aufzufchwingen vermochte, * ſie * * 
ng Kreiſen fern gehalten. Was ——— —— 
eltan — 








Curſus der Philoſophie als ſtreng wiſſenſchaftlicher 
ee * Big 1875), ober der feichte Philoſophaſter Ado 
aſſer einer weibändigen Philofophie im Umriß“, Stuttgart en 
Andere dem Comteismus Analoges zu lehren verjucht haben, berußt 
ftimmung in ber grundfäßlie religiongfeindlihen Te 
fentlih anderen — — Grundlagen. Dagegen hat in 
renden Kreiſen Italiens der Poſitivismus ziemlich ſtark um ſich g 
viele —5 und Religionsforjcher ſchwören 2 um Comtejchen „Se J 
C(Mythol., Metaphyſ., exaltes Wiſſen). Vgl. u. a. Tito Vignoli 
ins Deut he überfeßtes Buch: „Mythus und Wiffenfchaft“, Leipzig 188 
Die religiöfe Sekte der Bofitiviften befigt ihren Religionsfodeg om 
de politique positive, dem jener Calendrier und Catechisme —— 
—* ag enormen zur Ergänzung gereichen. Es ift „Umwandlur 
rein ligion“, was bier gelehrt wird; bie umzuwanbelnde p 
eben "die — eine P ilofophie" one Gott, Seele, Unfte 
wenn mit irgendwelcher Moral dann mit einer folchen des abfoluten 2 
mus und ber entfchiedenften Meligionslofigkeit. Der Sumanitätstultus, a 
chen dieſe Comteſche Religion one Gott Hinausläuft, ftellt ji dar als ei 





2 Pofitivismus P 141 


Gelehrten- und — Weiberkultus. Zwei volle 
ede 8 ſoll "der ei dem Gebete widmen, d. h. der „Ausftrö- 
x Gefüle, "womit wir die Ideeen ber Verehrung, der Liebe und ber 
it unter dem Bilde von Mutter, Gattin und Tochter in uns wirken”. 
Kultus der Poſitiviſten — Sakramente und 84 järlich wider⸗ 
see. Ihe Jareslauf ift geteilt in 18 Monate, jeder von * 
ſtatt der herfümmlichen Benennungen a 1 und or 
der 13 größten Woltäter des Men enger er war im fi 
Ya ——* Ariſtoteles, U a, 
ante, Gutenberg, Shatf halfpeare, Descartes, riedrich T Din, ie 
— ee in Paris, +1802; aljo ftatt des Na poleon der 
te vielmehr der „Napoleon der modernen Medizin“). Beder Done 
t im bie Wochen, zu deren Be — — Namen kleiner Gei 
N aus ben Bereichen der ® Mlenjaft, Kunſt, Poeſie, Philoſop —* 20, 
nen; alj Io 3 .B. — —— Horaz, Kopernikus, Galilei, Euvier ꝛtc. Zur Ver⸗ 
9 Satramente ſowie überhaupt zur Leitung der gemeinfamen Rul- 
langer er eine Art von Hierarchie zu beftellen. Ale irn bloß kraft 
ini ** romantiſchen Anklänge an den Mar fondern auch 
% — 


















































ilats einer organifirten Prieſterſchaft und einer höheren Au⸗ 
öfen Amts erfcheint der Comteismus ald ein, wenn Kae noch fo 
Mt abge jener und antichriftlich entarteter Ausfluſs des muß, — 
8 wir in keiner Weiſe Kultuseinheit bei den religiös gerichteten. tat 
en Comtes. Wärend wol eine ziemliche Zal ae ——— 
r Zeil der britischen Pofi viften — 3. B. jene Andächtigen a Sr 
eitiaffen 18 in der Bo — nes um die ae Gr der DD. Eon: 
und Bridges, Schoo x ſammeln pflegen 
‚ Maurice D Heterodox London 1872, u N a, bei im 
oe, borgezeichneten Lehr⸗ un — im Gan 
ten, nennen Rordameritut Boftipiften nuter der Sürung don &.&. WAtok 
einer „Eree Religion“, Ihre in den „50 Affirmations“ dieſes theo- 
Für ausgedrüdten Anschauungen find eie nod) radifaler als die 
und werden von den Theologen auch folcher liberalen Denominatio: 
Bau, Mt. Sirhenpeitung A874 Mr. 187). Melt rabi 
ote thenzeitun radi⸗ 
* ziehung nähere an gewiflen Schein von Kon— 
8; N, —— Poſitivismus tritt ferner der bei der Arbeiter— 
Englands neneftend zu großem Einflufs gelangte Sekularismus von 
und Genofjen auf (f. dieſen dei) en das —* 
** ee 3, 3* €. — ei ne —— — 
ailles un nend, m a a 
Et dem er „Eine Neg — one A! und 
gar" N in Dr. Robinets Blatt „Le Radical“, in Edgar Mons 
eur, worin ein mit ein par theiftifch —3 
ajen notdür —E ter — und auf Grund des ſelben eine weſent⸗ 
fur ıl mit der Morime „Genieße das Diesfeits* & k 
1881 zu — der — Schwedens erſchienenes Andachtsbuch 
nirt € J Ale ige, d. h. die lenlenden von —— vorhandenen 
iſchen, intellettuellen und moraliſchen Gejege“, ober auch 
n x An ffe de 3 Hohen und Waren“ ; es lehrt teild am — —— 


—— et 


ar manitäre — Den Eduard R ee 

— projeftirte „Kirche ber Menſchheit“ — beide wo 
eilt 5 Beute Se odufte, wennfchon in manden —— lheiten mit den 
mteſchen und Grundſahen 9 nahe berürend (vgl. Alb. F. Lange, Ge: 
dhte des Materinlismus, 2. Aufl, II, S. 506). —— Yheint ber Haft Im 


bie be - 


142 Pofitivismus Pofjenino 


Wien aufgetauchte Verſuch zu einer Zuſammenſchweißung von Poſitivismus und 
Reformjudentum in der Tat don franzöfifher Seite her Anregungen empfangen 
zu haben. Comte einerfeit3 und Jelinek andererfeitd figuriren hier als die reli- 
—* Reformer, von welchen die Vollendung deſſen, was einſt et — 
— zum Beſten der Menſchheit erſtrebt, zu erwarten ſtehe. 
ec — Der Poſitivismus in dem Mofaismus erläutert * 
Grund der alten und mittelalterlichen philoſophiſchen Litteratur der Hebräer, 
Wien 1880, 
Litteratur: Über Comtes Leben und Wirken: — — 
Journals Le Radical), Notice sur l’oeuvre et sur la vie de 
E. Littrd (wiffenfhaftliher Hauptvertreter und Fortbildner des * 
—— von feinen Anhängern gefeiert als „ber Heilige, der an 
glaubt*, 1881): Comte et la philosophie positive ‚ Par. 1863, und: Comte 
Stmart Mill, 1866; John Stuart Mill, Aug. Comte and Positivisme, PR 
(aud) deutich von Elife Somperp, Seipzig 1874); George 9. Lewes, 
u Ben: von Thales bis Comte, a. d. Engl., Berlin 1871— 76 
. 698 
Über Littrd (F 2. Juni 1881) bei. Sainte Bruce, Notice sur Ne A 
63; M. €. Caro, Em, Littre, in der Rev. des deug Mondes 1882. 
Darftellungen und Kritiken des pofitiviftifchen Syſtems: Guizot, Medita- 
tions sur létat actuell de la Religion chretienne, Par, 1866, p. 249291; 
—— English positivism; a study on J. Stuart Mill \ ——— 
Tu 5— Lond. 1870; F. de Rougemont, Les deus Citss, 1872, 
t. 1, 461478; 3. B. Zijjandier, Origines et d&veloppement du positivisme 
contemporain, Paris 1874, Edward Eaird, The social — — and religion 
of Comte, im Contemp. Review, 1879 (May—June); W. S. Li 
French and English (ebendaſ. 1882, Febr.); Bernh. Pünjer, —* es vol. 
* ie, in d. Jahrbb. für prot. Es: 1878; Derfelbe: A. Comtes, 
r Menſchheit, mensch - Abb& de Broglie, Le positivisme et 
— exp6rimentale, Paris 1 fowie die — des Ionen ze — 
von P. Janet in der Revue des d — 1882, 1. Jnin, 





Pofievino, Antonio, Jeſuit, päpftliher Diplomat, geehrter, und frucht- 
ang Schrijtfteller, ward geboren zu Mantua im Jare 1534. Nachdem er zu 
Nom jtudirt und eine zeitlang Erzieher der Kinder Ferdinands don Gonzaga, 
StattHalters von Mailand, gewejen, fieß er fi) 1559 in den Jeſuitenorden auf- 
nehmen. Er trat ſofort als eifriger Bekämpfer des Proteftantismus auf, zuerſt im 
den Tälern der Waldenfer, dann in Frankreich, befonders zu Lyon und Ronen, 
Häufige Reifen im Intereffe feines Ordens, die Herausgabe einer Reihe polemiz 
her iften, das Reltorat der Sefuitenkollegien zu Avignon und fpäter 
on füllten die Beit don 1562 bis 1577, Im Ießterem Jare beauftragte 
r XIU., die Rücklehr des Königs und des Volkes von Schweden 
mifchen Kirche zu betreiben; er fam, dem Namen nach als kaiſerlicher 
fand den Hof teilmeije einem Bwede geneigt, vermochte indefien troß bieler 
—— den Abfall Schwedens nicht zu erlangen, Hierauf (1581) ſandie 
Papſt als Nuntius nad Polen und Rußland, fowol um den Frieden 
beiden Mächten zu vermitteln, als um die Rufen zum Katholizismus zu 
Bald darauf wurde er abermals nad) Polen gejhidt, 1586 jedoch nad 
zurüdberufen, wo er ſich nadeinander zu Padua, zu Bologna und zu 
aufbielt, mit wiſſenſchaftlichen Arbeiten beſchäftigt. Er ftarb zu Ferrara 
Bon feinen polemifchen Schriften, deren Titel man unter anderen bei 
e Ausgabe Bd. XVI, ©. 302 u. j-), füren wir feine bier am 
unen nur * Intereſſe haben für bie fpezielle Geſchichte der betreffenden 9 
ten und Mar unächjt tankreid und Polen), für die er fie verfajste. 
biftorifches oscovia, sive de rebus moscovitieis et acta in conventu 
gatorum regis Polonias et magni ducis Moscovise, Wilna 1586, 8°, ift wichtig, 





























A u five: Bibliotheca De Er ratione studiorum, Re 

‚ it mit diel unnötigem Beiwerk überlade an nd überhaupt 
Daß. vorz lichite und aud) 

—— — — 

* * novi Testamenti, ‚interpretes 

ig 1603— 1606, 3 Bände hol ein eine mit vielem Sleiß, 

er it gemachte Bufammenftellung ‚der. — 





idonius DB { dien, A 
EEE 


ge ner — welch | 
Rarthago a ere 411 (Maosi, colleet. concil. IV, 51 4) 
en ie er (un Do im are 416 (Mans, coll. cone, IV, 335) beiwonte, 
um das Jar 432) eine Lebensbeſchrebung ſeines Lehrers 
fchrieb. Im Jare 437 wurde er don Genjerich vers 
ad en a), das —* een rn +4 ——— Die 
ni bon einem Beitgenofjen a äbendwert. 
fin, © das Vorbild anderer, wol des Sulpieius — (Vit. 
ſlinus von Mailand (Vit. Ambrosii) vor (praef.), er un⸗ 
von beiten dadurch, daſs da8 Miracnlöfe im jeiner Sehensbefänes 
* 2 fetoi fie in fi en Korea u —— 30. —* wird 
e in feinen onen beſpr abe (praef. 
Eh ee ng welchem Poſ —5* 
— — ziemlicher Vollſtändigkeit berichtet. Auch it bei der 
erlaufes mannigfad auf die innere Entwidelung dieſes 
3 Riücfich t genommen. Dabei ift dem Schüler — — nicht 
zu verar — er —6 das er geben will, mit den hellſten Farben malt 
mb im | ericheinen läjst, um fo weniger, da Pofjidius mit diefer 
b le auch einen erbaufichen Zweck verband. Wertvoll wird 
ie Arb eit noch dadurch, dafs ein beinahe vollftändiges Verzeichnis der Schriften 
de us nut u iſt. —— „ie bie Biographie in den Werfen 
— ee 
ögegebe 8 zu * 
* Bine ——— rt — 


ut — 






7— ee 3 dr Cor 
a Seitdem i 








1. Auf das ab des Nikolaus von ta wurde Ba 

li — Men; — oder — 

e GE So ſprach man von Lyrani ——* * 

berjog f. 

— u Alexandrien, die unter Septimiuß Geberus 
> Affefe wie ihr Martyrium ‚machten fie dem chriſt⸗ 
teue Fi ' e war, "dafs bereitö zu der Be des er ich 
jree Perfönlichkeit bemüchtigt Hatte (& h. e. VI, 5: mepl ng moldg 
































144 Polaminän Prübende 


ö siofrı vor roic in 7277 TuS Tod owuu- 
rn TE — acer dv ee ae ur Sende, y 


BVothinus, der Vorgänger des Irenäus im Bistume zu Lyon. Der Bericht 
ber Gemeinde über die Verfolgung unter Marcus Anrelius gibt au 
Kunde von feinem Martyrium. Das ftolze Wort, mit dem 5 die Frage 
Legaten, wer der Gott der Chriſten fei, beantwortete: 2av Ic Afıog yroan, und 
die empörende Behandlung, die dem meunzigjärigen Greife widerfur, zeichnen die 
Stimmung auf beiden Seiten (Eus. h. e. V, 1).— Bet Gregor von Tours gilt 
Pothinus al der erſte Biſchof von Lyon (h. Fr. 1, 27, vgl. de glor. mart. 49 
und 50), Hand, 


Potiphar, j. Joſef Bd. VII, ©. 100, Nr 
Prübende (praebenda, Pfründe) ift urſprünglich der —— 
welcher Mönchen oder Klerilern an dem gemeinſchaftlichen Tiſche gegeben 
(praebenda quotidiana in refectorio ad majorem mensam, ſiehe Du Fresne s. v, 
praebenda). Diefe Bedeutung ift auch jpäterhin noch im Seorunde gelicen, 
„B. Innocenz IH. im e. 16 X. de verborum sign. (s. 40); infolge der 
fung des gemeinfchaftlichen Lebens aber wurden die Einkünfte der Stifter ge— 
teilt und dem einzelnen Mitgliede des Stifts eine fejte Einnahme zugewiefen, bene- 
fieium (f. d. Art. I, ©. 288 u. d. Art. Kapitel VI, ©. 506), und nun hieß. dieſes 
praebenda. So erklärt Öregor VI: beneficia, quae quidam praebendas vocant 
ſe. 2. Can. I. qu. III), weshalb auch der Ausdruck beneficium praebendae ober 
beneficium praebendale gebraudt wird (c. 17 X. de praebendis. IH, 5. 
cent. III. a. 1198). Die durch Sonderung der bona communia Ä 
tung der Präbenden (ec. 9 X. de constit, I, 2. Innocent. III, a. 1198) eı 
nicht überall (in praedieta ecclesia [in Aſti) non erant distinctae praeb 
e.10 X. de concess. praebendae. III, 8. Innocent, IIl.a. 1204, e.25 X. de. 
bendis. III, 5 [in Troyed]); wo fie aber eintrat, wurde ein Zeil der 
doch zu täglicher Verteilung (distributio quotidiana) rejervirt und dafür der Aus— 
drud praebenda im — Sinne mitunter beibehalten (ſ. « 16 X. ib, 
s. 40 und urkundliche Belege bei Ant. Schmidt de varietate praebendarum in 
ecelesiis germanieis dissertatio, Heidelberg 1773, $ IV, aud in ben bom i 
außgegebenen thesaurus juris ecclesiastiei, Tom. III, p. 226. 227). In 
L wird jedoch unterjhieden zwifchen der Präbende und dem täglichen 
bungen: Corpus praebendae est, quod pereipitur praeter distributiones coti- 
dianas, quae illis solis dantur, qui personaliter et praesentialiter intersunt 
(Barthol,, Paris 1226 bei Du Fresne s. v. corpus praebendae). Da den Stif 
ger die Präbende — (canonieus praebendarius e. 2. dist. LXX. Urban 
095), in berjelben Weife wie andern Klerikern das Benefizium, fo wird, wie 
diejes letztere don offieium, jene von der canonica unterjchieden (Du Fresne 
s. v. praebenda). Ebenſo aber, wie beneficium und offieium and) glei u 
tenb gebraucht werben, wird auc der Ausdruck canonica und praebenda promiseue 
angewendet (f. Schmidt a, a. ©. ©. 228). Zur Präbende gehören beftimmte 
te Einnahmen (fructus annui, grossi), Kapitalrenten, Früchte, Behnten, 
gungen gewifjer Örundftüde (f. ce. 6 X. de constitut. I, 2), insbefondere 
eigene Wonung (curia), vergl. Duerr, De annis gratiae canonicorum, Mo- 
unt, 1770, $ VII (bei Schmidt, 'Thesanrus juris eecl. Tom, VI, p. 192). 
ozu kommen verjchiedene Diftributionen aus Stiftungen, in der Negel aber nur 
für die Unmwefenden (fiehe den Artilel Präſenz). Mit Nüdficht auf Die 
pienten unterfcheibet man praebendae capitulares und domicellares, 
je nachdem ordentliche Mitglieder des Kapitels fich im Beſitze befinden ober nur 
Domicellare,, juniores; mit Rückſicht auf die Größe majores, mediae, minores, 
semipraebendae u. ſ. w., Schmidt a. a. ©. ©. 233). Durh die neueren Ein- 
richtungen bei der Herftellung und Umwandlung der Kapitel find die — 







hältniſſe der Präbenden in vieler Hinficht geändert worden. Dieſelben beſt— 
gegenwärtig vornehmlich aus einem fixirten Geldeinkommen, außerdem gewö 






















d den ftiftungsmäßigen Diftributionen. Da die im 
.. gen — Präbenden 


m N, 
auf den Mt, „Beneigium“ J &.288 bi | nm 
pitel“ Bd. VII, ©. 506. Dr 8. Jacobfon + (Meier). 


" I Allgemeine Bee nd ah 





über Tatfadhen, welche der von 3 9. be 





"Seilser nämlich, Butritt zur 
ng —— 


"einer Weife flott, dafs di (ade bi Ste as 
D e ’ 
Entwidlungen un * beurteilt werden, namentlich der 
— Ca am De 
i u ea } 
F ſozialer und individueller, km 


—* He Ben iligung der i € Verteilung 

a ans a age ae 
ı Gmb nur das Walten, apa en einer abjo 
diejes = aber wirklich ab ſolut. von 


e Ewigkeit —78 — werben. — Allein diefes 

e hat bei un e eigentliche 
1 eine — r — Intereſſe. Die chriſtliche Demut kann n 
umhin zu  ftatuiren, 8 der Heilderlang Leuten zu teil wird, die nicht würdiger, 
fall: unmürdig waren, als die, welche vom .. re 


[2% ern je 


Renich — nebigten fo gut wie die anderen, ewig —* * ſoll⸗ 
’ 
wa —— rund des Unterſchieds von dieſen und jenen anders 
ei abſolut freie, göttliche Wal unter den mit gleichem Recht verdamm⸗— 
| aber gerade wenn auch die Geretteten ich dem Recht nach als 
—* würdig erfennen, und wenn fie innerhalb der irdiſchen Eniwich⸗ 
e fie mit d ihr eigenes Verhalten bedingt ift, diefes Urteil immer 
K ‚jüle ı müfjen, woher wollen fie denn überhaupt einen fejten Grund 
u haben, auf dem ftehend fie von ſich, fich felbft und der Welt 
Troß, ftatwiren, dafs fie Gerettete find. Diefer Grund kann 
* was tliche vität g inaus 
über irdiſch⸗geſchichtliche Rel it bi liegt, 
1b Dd * wider das göttliche ewige abſolute He tet Sn dem Belag: 
tei find Di ‚Seiten des religiöfen Interejjes ——* * angegeben, wie 
fie von je "bei den Prädeftinatinnern geltend gemacht wurden. Zwar Auguftin 
5 — das der Demut, gelten, weil er in Beziehung auf das 
echt ber Anſicht iſt, —9 vielmehr Heilsungemißpeit mit ihrer 
ein Shorn zum Streben nach der Heiligung jei; vgl. Dorner in ®b, I, 
gen heben Luther und Galoın die beiden befchriebenen Gefichts- 
et ift in de servo arbitrio das erjte die humiliatio nostrae 
erbia« ae Dei, dann aber auch ift die una et summa conso- 
atio | um sie Gewifsheit, daſs allein Deus omnia immutabiliter facit 
eres ſ. Nach Calvin (Inst. III, 21, 1) heißt dieſe Lehre leugnen ipsam 
—* evellere, andererſeits fiegt in ihr allein solidae fiduciae ful+ 
turn, re nostrae fandamentum. Echt calviniſch iſt namentlich auch der Sap, 
18 die Gemeinde nur durch die Prädeftinationslehre —— als Gemeinde der 
Dann had werde, fie die miro utroque modo latet, intra gremium 
ata ip: ) ra lestinationis et intra massam debitae damnationis. "Auch die Kon⸗ 
ei here 0 *{ hebt die beiden Gefichtäpunfte, den der Demut und den der 
Berg 8 (3 in aeternum propositum tanquam in arcem munitissimanm 
jerbor ( "98; 210, 45; 811, 50), weiſt auch auf die praftiiche —— 
ir — admonitiones et exhortationes (811, 51) hin. Unter 
werben dieſe religiöfen Jutereſſen der Lehre noch ganz 


— — — 10 


HE 
“u 
5; 
——— 


Pr 


U 
*— 


— — 

















| — 





148 Průãdeſtination 

Mittel 6, Gott f jo dasjelbe ‚in der 

Diefe riatigen Cie mälfen aber Dur Die Sernerhehung be El 
t werben. Als der ewige Baoıkeig tor alumın ( abe 17) 


mitten in feinem in die Ok (eich mit. | 
— — 1 ui ne Bedfe 
Seiten 


ung ift für Ihn, den über Zeit und — Ha eg 
in jeine ewigen, unverrücklichen — auſgenommenes 
— 52— „bie 

















= 


bie —— der tra i ' Lebens erd ber 
all ihrer — ER ih re a! atib — — 


ihr Motiv lediglich in ſich a ft, in der Tat arbitrium „ mobei — 
menſchlichen — anhängenbe Haltlofigfeit von Gottes arbitrium 
— — a Selbſthingabe Gottes am die Menſchen, fie. ift das bie 
jebung bed — 53 Lebens vollziehende, namentlich Hat fie auf ME 
enjchen zum notwendigen Correlat eben den freien Willen, Der Menſch feiner 
ſeits nämfich_ift zwar, als auf Gnade angewiefen, völlig abhängig bon Gott, Diefe 
in gewifjem Sinn völlig preisgegeben, geſchweige dafs er zum Ergufs der Gnadei 
ihn etwas beitragen fünnte. Und doch iſt Gnade der volle Öegenjat zum ; 
Gnade als ſolche ſetzt nie ein 0 ſondern immer ein ethiſches Ver 
zwiſchen dem Willen des 3 genden und dem des zu ar 
zwar nicht die Gnade jelbft in ihrem Sein und Tun, aber die On 
von htm des Menſchen ijt von —— freier eg namen 
beiden Seiten können nur durch den Begriff der * 
den. Im gewiſſem Sinne handelt es ſich ſogar um b 
ern das Be ee Ibft, das dafs des durch * —9— epten Heils 
Betracht fommt. Alle und jede Spontameität fällt nur auf Gottes Seite, 
dem Menſchen u e3 zu, die fpontane Aktion Gottes für ſich zu | 
das in ihr liegende in jein Leben eingehen zu lafjen. Dieſe Nezeptivität 
von anderer Seite aus angeſehen, die höchjte Aktivität, die vollſte. Pofition 


150 ‘ Prüdeftination 
t da ift; ier ir einen über all 
sid Sein übergrefenen ns Bench Benflen bergen, ber ie 


h (tmi Gemein de eine doch nie ein⸗ 
ET 


— iſt, fo ift im der Tat aud) hier reiht ua 


ineinander ; die göttliche Willensbeftimmung hat jeben- 

einen nicht al bloßes Glied der ®emeinfhaft, fondern im biefer 

als —— ndig ſeiend und wirkend aeieht, es ift in — ee Beftimmts 
heit des Einem durch Alle und Aller den Einen, au h 


I. Die Prädeftinationslehre felbft. 1) Die Probleme unb 
ißre ge —— ed Dad Sneinanber von 


8, find wir ge ftatwiren, wir kö 
— er er —— * re. En in Sn Und „Bier 


—* PBröp onderanz,, aber jedenfalls — — des m 
Vollends aber, indem die ganze Frage über Gnade und Serie fi — 
Prädeſtingtion zugefpigt hat, hat offenbar bereits der göttliche oder er 
tor fein Übergewicht über den menjchlichen, fittlichen Faktor bewiefen. Stellt man 
die ganze Frage auf die von Gnade und Freiheit, fo handelt es ſich doch um ein 
bleibendes, eine Bewegung durchmachendes Verhältnis zweier Potenzen; ftellt 
man fie aber auf die der Bröbeftination, fo joll mit einem einzigen 
ewigen Akt Gottes Alles fertig fein, umd fo fcheint * voraus ſchon mit der 
bloßen Thefe der Prädeitination die ganze Frage völli B du u Gunften bes einen 
Faktors entjchieben. Iſt e3 daher verwunderlich, wenn in der geſchichtlichen Ent- 
widlung dieſes Theologumens diejenigen Theorieen, die das religidfe Jutereſſe 
einfeitig vertreten, eben als Prädeftinatianer zu Sufsebung | weiten 
fortgehen, umd wenn umgefehrt die, welche das fittliche Intereffe einfeitig ders 
treten, bewufst oder unbewujst Antiprädeftinatianer werden 7— see der 
der Andern den erften Faktor, den der Gnade, aufheben? Will man beiden 
terefien in der ihnen zufommenben Weife gerecht werben und babet die 8 
der ganzen Frage in der ——— —— ſo wird es ſich um den 
weis davon handeln, daſs ein göttliher Alt eben als göttlicher es fertig b 
one Berluft feiner Abfolutheit doch den menſchlichen Faktor fo wie ihm 
als Moment im fi aufzunehmen. — Sehen wir aber näher zu, ſo 
Gegenſähze und bie Berriittfungen bauptfählich in drei Fragen 
betrifft das Verhältnis des ewigen Tuns aut zeitlichen Heilsbefhaffung um 
aneignung; bie zweite die Verfonen, welche das Heil erlangen, nu 
Berhältnis der Geſamtheit und der Einzelnen; die dritte endlich die 
3 Reſultat des göttlichen, auf die Heilserlangung zielenden Handelns 
Menſchen. In Beziehung auf den erſten Punkt ſtehen ſich, um die 
mal allgemein zu bezeichnen, gegenüber: einesteils dieſe Lehre: das in 
feit gejchehene, das göttliche —— dominirt fo völlig über das 
Beit vor fich gegangene und gehende d. h. dad Werk Ehrifti und bie 
eifung durch den Glauben, dafs das iepiee lediglich —— fe 
oe a8 ins irdiſche Dafein treten deſſen ift, was in der Ewigkeit —— 
bis ins Einzelnſte hinaus ſchon vorliegt. Andernteils wird — 
was in der Zeit vorgeht, Chriſti Werk und der Glaube, entſcheidet, wi 


— 


Hm 


u 





—— 
















s —— 
e für ide if, fo mafe aug) die Sünde 


| —— fein, daher der Sat, ber das 8 Belenn mi | 
! ausdrüdt: Adamus cadit Dei providentia sic ordinante, —— 
Inst. 11, 23, 8). Wie am — daB abfofute göttiche arbitrium 
Die ref —3 ee an ana 
hı8 nur für die electi geitorben und —— ie. acht: nme 


ch die Erkenntnis, dafs Gott nichts ——— —** sed om- 
u ae —— —— 
— praeordinare identifh, daher omnia quae facimus, 


Bu. 











fiunt necessario et immutabiliter, si Dei voluntatem spectes. Die Gebote Got+ 
tes, womit er. fi an — — — ⸗— ſind 


diseat. Was aber die Gnabenberheifüngen uf. m. bei, jo ———— 


Wort Goltes, non vult mortem BE nad dem iepteren —— 
Be —— vult, — d 


tis, iell b Gott di icht —— nee 

mit man * au der — Ken Dr So wirkt denn im 

a ee aaa ſtehlich, en 
omnium voluntas, ut voht et en sive * bona —— 


Ber. Null, Quid hinc lib bitrio relinqui — 
— * — ehe, — 


Die Jeßtere ift — die einzige causa, quae nostram en eur 


pracscientin. infofern die de abhänge , als nur un. erit vun den 


causa 
electionis (821, 5). ber menjchliche Wille ift ja total unf ei zum geil Guten, 
die * a iebiglich auf donatio. Die Srrefiltibilität der Gnade wird ja (freie 


tentiam agunt et Christum vera fide an — SEE 
menter praescit — justificare vult (802, le So "iheint fe alſo 
eleetio nach der fides zu beſtimmen und Calvins Satz, daſs electio mater ſidei 
est, auf den Kopf geftellt. Allein das Glaubigwerden ift ja ſelbſt nur Wert 
—* die ewige Beftimmung geht ja nad) 808, 40 dahin, daſs der heil. 

u verbum vocet, illuminet, convertat, und auch die Kehrſeite 
—— daſs die, welche dem Wort und Geiſt Chriſti in obſtinatem 
ben widerfieben, kraft bes ewigen Dekrets Gottes verftocdt und verdammt wer— 
ben Pak). So nähert ſich doch wider die F. E. der Anficht Quthers pa 
Ealvins, und es ift feine bloße eiterbildung, jondern eine Mopifikation, 
dann die Iutherifchen Dogmatifer der pracvisa a resp. infidelitas die 
entfcheidende Stellung geben. Die Lehre der F. E. muſs einesteild ihren Duas 
lismus verhüllen durch jtetes ſich Zurüdziehen auf Die Unerforfchlichleit — 
Ihe —— andernteils aber allerdings deutet ſie, freilich ſehr 

Löſung an, teils durch ihre Lehre von der justitia civilis, 

der ber Dont es wenigitens in ber Gewalt bat, ob er verbum Dei externis auribus 


154 een 


Willen der Men abhängen; wer es nicht davonträgt, von dem’ 2 ob 

— Ma 97; umgefeprt, Seder der als — mer, ie 
w. zu Sm fommt, wird angenommen (Matth. 11, 81; 

37. ‘6, 37). “Aber der freie Bille des Menfchen ar, — 9 das ug 

[pobern lediglich es annehmen, reſp. zurüditoßen. Und — 
— — ‚tritt ein g bittihes Agiren auf den 

Pi Ende, jo Ehiet, dafs kraft göttligen. ——— 

sr Bel ) d. 6. Scheidung unter den Menſchen, 

ner Mr vie „ F 536 I ift nach 

den € u, diefer vo N) 

Eng z.B —— Ehrifium eine zwa 


ti — 5 * ugleichg ich gefü Wurend rue 
‚ we de verloren = die ee ftion ur aftion, re ae 










as s Bet ‚Boy fie es ecnae, ft eben jenes * —— 


den das ie auch as — "Dabei weiß Jeſus, daſs —* 


ihren Grund in einem göttlichen Einwirken auf den 
in jenem Axbta⸗ u Kos zum Son, jenem dıdöra: bon Seiten Gores an 
ftum Dr 6, 37. 44 6. 24). Das Bleiben fodann bei Jeſu, feine 
folge u w. ift Sade FB freien Willens, aber es iſt das Bleiben der 
am Beinftod (Joh. 15, 1ff.), die one diefen nichts tun konn (15, 5), ind De 
fie in Chriſto erhaltende Macht ift doc die des Vaters (Joh. 17, 11. hu 
enblich, der lebte Heilseffeft, die Erlangung des ewigen Lebens, ht j 
außer allem Verhältnis zur menfchlichen Würdigfeit, daſs er nicht bloß a 
göttlichen Zuteilen ruht, jenem &eor/ wor nom 6 Im, Matth. 20, 15, 
dern dafs gerade bier, an dem in der Ewigkeit nach der Zeit 
ilerlang fich die, in der Ewigkeit vor der Beit —— Beftimmung 
s effeftuirt und fo gleichſam der freie, das ganze Menfchenfeben — 
nadenring ſich ſchließt. Das Geſagte wird nun auch Aufſchluſs geben’ 
Stellung des Begriffs Erwälung, ZeAlyeadaı in ber * Jeſu. 
erſcheint im Mund Chriſti — (beim N sro! an Chri us nur) in 
— auf die zwölf Apoſtel, Luk. 6, 13; Joh. 6, 70; 13, 18; 15, 16ff. 
ier ift fiher nur von einem — Tun, der Wal zu diefem- Beruf ad 
hoc, die Rede. Sodann aber ſteht das Wort von allen Gläubigen in einer 
die zeigt, daſs die Zudexroi, ons /eiduro 6 xupiog (Marc. 13, 20) allerdings | 
in ber Beit, d.h. kraft ihrer eigenen Heildannahme Auserwälte werben; aus 
der Gefammtheit der »Anrol heben fie d. h. diejenigen, die Die vocatio 
efficax werben lafjen, nl& dxAexrod fich hervor, Matth. 20, 16, und niemals it 


. Bräbefiinition 155 
flich don einem befonderen vorzeitli ——— he 
— ee EHEN: 
I en an ” 5 
> im bie (eh et * 


— DM. 24,28), und bi ı us — — 
A ' un: * 
u ” er —* als — e im N 1 fonhein ul 







= nzig nn En — Kurz HE Bere! (ib ji iR be 
Bi tens das 8. einige an fh univerjell Abe ii Heils Hei Bd n ver⸗ 


Br jr tgeſchichte und der niht paulini Br 
= en an Dil Yang we — J— 
berganig ie paulinifehen Gere wie Ds 1 Bee, 1 der nie Zen 

Muß if Hier — van der 
Bes rn 2. 24; ne 
g aus * —S in ie enoſſenſchaft Jak.2, 5 


OHDEREPRT — 
welche gewordene iſt, — ER Fon ber H ſelbſt rt 
Ao1To © ch entjprechendes Verhalten, 2 Petr. 1, 10. Aber andererfe 

bomin — er Br göttliche Baftor —* ſehr, daſs eben die ie Soon 
e rer Ter@; es den 48) gerettet w ; wir erklären diejen Aus— 
drud änlich ); wie bie Veh mit dem —— im Mund Jeſu und 
usdrüde; aus —* ee des —— nur 























ee Sr: * 9 es 
J D 
der ie der —2* — —* — en An chauu di 5% m 





der en —— RE ra widerfepe .. * * —* 
daſs Seht Ar zum Fall wird, nun, ve 
Sie san Troft ae en dazu 
ie pontinil e Lehre. Baulus ehrt er Bari des REN Heils nicht 
8 göttliche Hzıa (Gal. 1, 4; 1 Tim. 2,4), die erdoxia 
3 Eh. 1, 5), fondern nennt, Jeſu —J95 weiter ausfürend, 
—— aus diefem göttlichen eigen Heilswillen fließenden vor= 
en M €. Diefe find nach Röm. 8,29 mgoHenıg (cf. zus ‚11; 2Tim. 
= ee ER en ne 
8 Hier jtatt ma is jofort die aufritt und zwar als ebenfa 
iche Urt ( ‚xaraßoljs x008), wärend fie fonft (. 3 bei Baulus ein 
Was mun zuerft meoseoıg betrifft, jo fteht dasſelbe, fo- 
ee (Eph. 1, 9) nie mit Bezug auf ein perjönliches Ob: 
nur den Willensentfchlufs des Heild an und für fih, dajs 
n KU nit wer die Erlöften fein follen. Wenn alfo über: 
iehung zu zoossoıg beigebracht werden foll, fo kann 
e gan; tan! fein, und der bekannte locus classicus im Streit 
therifchen und Calvinifchen 1 Tim. 2, 4 mit feinem mivras ürdgunag 
Ha ficher mit der Anſchauun bes Römer⸗ und Epheferbriefes. 
das göttliche moorldeosFu fofort ei eine Modalbeftimmung b 
‚ 9, was fiher = & Xoror@ (3, 11) ift: der göttliche Heils- 








Gott ala folihe, bei denen die a —* Zweck en anerkannt, —— 
Alles — sit venia verbo — fo arrangirt, daſs das Heil ihnen zu teil —— 
* Aue Learn das Röm. 9, 23; En. 2, 10 gebrauchte, an Chriſti Lehr 
v auf diefes vorzeitliche etliche Arrangement 

und Di — — Tätigkeit Gottes in der Zeit, können wir 

ti Das aber ijt zweifellos, daſs don einem pofitiven bo 
Gottes —J——— denen, die verloren gehen, nirgends die Rede iſt. Sie 
durch das dv Xoor indirelt bedacht, d. h. als ſolche, die nicht in dieſes 
—*— eintreten, faktiſch und kraft göttlichen Willens ausgeſchloſſen; 
dieſen Perſonen als —* an und für ſich dasſelbe gar nicht offen ſtände, 
nirgends nur auch ange — Die innerzeitliden Alte, womit ( 
das Heil applizirt, find —* Röm. 8, 30 xuleir, dıxwär, dofaler, Unſere 
gabe berürt aus biefer Lehre nur folgendes: einmal, durchaus ift es Rn - 







riihe Erlöfungswert Ehrifti, was durch das Wort von Chriſto den 
nahegebracht wird, leineswegs erſcheint der hiftorifche Ehriftus nur als der 
plıfator eines an fi ewig fertigen, abgeſchloſſenen Werkes, fondern immer 

ber eigentliche Effizient des Heilswerkes, und dieſes, fowie das Wort von dem⸗ 
* Der allen Menſchen, Tit. 2, 11. Auch der Rekurs Pauli anf das um 


alwwioıg 080 dor parsomFEr Öl vör Röm. 16, 25. be 
fh na ne f, dafs, was Ehrijtus tat, nur Deklaration oder be Ahr wis 





Prübeftination 157 
ea Be Yom Olfen Oüetuh, as In 










— — uf. w. eſſ. 5, 28), 
ein unfererjeit3 gejchehendes ethiſches Tun des 9 He 
Sehr. 12,14). Ja gerade weil (yag) Gott Alles wirkt, müſſen 
ber eben demütig, iv favrov owrnglar Iaı (Phil, 

alſo von —* des göttlichen und m chen 
ondern von naivſter Verbindung beider, wie * eben der 
C er und jenem unter Nr. I Yoh und peichlle 
Sverhältnig zwi Golles Geift und unferm Geiſt gibt, 
lm aber freilich das te Jutereſſe den jeweilis 
t, fann und muſs auf — 


die Bere * und heran —* — 
rung aus der t 8 riſtus⸗ um 
— a Röm. er 16, Ba 2 32,2% 
104 

—— das — der —— Heilstätigfeit in ber 
iiber änlich wie in Jeſu Neben, von hier aus auf den 
> zurücgejcloffe n Eph. 1, ———— u dv 
die Rede iſt. —* ganz anderer "Weife aber wird —* — 
‚mit dem Emwigen, die &xAoyn mit dem göttlichen Grundalt ber 

nmen, wenn “8 11 von # xar' dehoyn nbhoıc 16 H6 
18 bie Bedeutung diefes Ausdrudes an —— * ſcheint — die 
‚n als effieax gewordene vocatio vor er das Gegenteil 
gt: dort rat die Berufenen (Ausermwälten), bie Beni dem Bors 
n iſt der V a ein gemäß der Auswal gef 


wort nicht überfegt werden; und bie meueren Ers 
us dem —*5 wenn ſie e umfchreiben, Meyer: Weiß, 

in ihm eine Auswal getroffen wurbe*, 
aforme, a ——— un plan 2 conduite que Dieu 


— —— der feine Beſchaffen⸗ 
‚Gott € a elf, in einem Zum es 
dieſem * wei * Lu ir müfjen Weiß 

— alte due: inet nn no nad 








158  Prübeftination 
| das andere. t, ‚gebt bi b 

den helm arten Sa, "Ba — —* * 

nere ’ u n 
—— richtet ſich —* legterer, - Darin . iegt —3— 
dante, der aber nicht als Überſezung von 7x. 2. rg. etwa —— ind 
ee 

ch wenn | unferer U {uS hier. wirfli 1 bie Wal unter. 

ne a a N a 


in das 
Meinung ift, beweift ja das gemäl Bei. von Rebeffas — 
* (teren vorgezogen wurde — auch — 
EDER —* 5 ach ‚ Und da! 







— 
Er 
8 
3 
2: 
En 
“2 
ar 


Die Beiiee von Bharao und Ste Seoegn 17 rt 
Bun, Hab — > —— ee 
den ui de Be Bes N ya des Reiches Gottes von — Heide 


ganzen in die Sp 
aber nicht einz 
Bun n 


— 







diſche Heilsgemei * zum Heil, zum 
Leben heljend, jo 2 auch — die —— als ſolche —5* 
auch, wie wir gleich ſehen werden, Paulus in Röm. 9 anders, Be abe 
nad dem Gefagten bie dxAoyn Rüm. 9 zwar nit, wie Dorner will (Il ©. 708) 
Ci auf in ve Oleg jondern —* eſe als offieax — * 


— iſt nicht auf in Sei ff des h Shane ale — es 6 
privativen „Wi end“ zum — 





— — 
ee ſch —— — De 











bi 
lv, ‚eine Willens 
gar fein 













ddr en don 


entlich | gehe { 
eutet utet, | Tann der Elm dieſes bielbefpr 
. gefäße, di 





wre 


JIERBUN: 








— —— wäre. D 





agegen veilich, Bei ben. Alss ift 
‚Aktivität das Eine enticheide als dikar. Daſs 
ber. bie er göttlichen Atioität menſchliche Regeptip tät entipredien mujs, beweift 
ganze folgende Expofition des Apoftels. Go it freilich — 
Lehre, daſs Menſchenruhm aus iſt, aber von einem Gott, 
n je arbitrium und in feiner Macht mit den Menſchen fpielt * 
8 3 bon. — Be ah one alle ethi ie 
ern ne 















en 


Er: zum a he Se Da eB HZ 
Ben,» die an den Menfchen im Reich Chrifti herantreten, fo ift «8 
ein Agiren der göttlichen a ‚was der geſchich dhilichen Ap⸗ 
gear an bie in der Zeit lebenden Menſchen zu Grunde Liegt. Num 
die Vorſtellung der göttlichen Ewigleit ald dor der Zeit jo lie⸗ 
‚und eritere zwei getrennte spatia find, ſodann ift die 

ihen Tuns als eines befonderen, vom a rein 
reg vollends die Teilung besfelben. in drei le, 
———— das Alles iſt die freilich unumgänglich 

ige, ee rg Form für die Warheit, dafs — * dem 
vielmehr in der Einen Selbſtbewegung gu Offen⸗ 
bung feines 5* die ie Denfgen eo —— nr Konfequen- 
loſſen liegen, alſo fowol Lebens- oder ( 


bsoluta, ſondern —— und conditionata 
r — Seelen in der —— Bee ift von a 


— Mr, 
——— ir die ie Menthe and. m Hlufs 
garung fir Günbee I and heifus ap bee Gine Selland eich 


160 Prüdeſtination 


res: der Glaube ald das Eine fubjektive Mittel, Chriftum 
N) * damit in die göttliche Air auch inbireft alle Vermit 
Verflechtungen, ja Verwidlungen der Heilsausfürung 
gewiſs Au fie hiemit auch, wie Bed fagt (Sehrroiffenf — S. 1037) 05 
—— Pu a ri mit feinen Nüancen als einheitliches und gegliederte 
* — iſt * nokvnolxıhog als Eine. Eben daher ge 





















von Emigteit und Zeit mäffen toi vietmepe =, fobatd 
18 offenbarer Gott gefeßt hat, jo b und ber 3 
A Fr * * * —* ER von — 


tes in ihn hinein und durch) ihn iſt und im en 
Gott dur) ihn, aber Gericht, Wird num | 
pomorppiftifche Form * bon der Beit getrennten, vorzeitlichen ; 
etzt, jo kann das nicht anders ai en als dadurch, daſs das, was m 
—59 iel —— göttlicher Aktivität und menfchlicher" Sg 
ottes fällt, zu vorzeitlihen Alten Gottes wird, melde den Lebens: 
Seiser er Menfchen determiniren. Dadurch entjteht dann auch 
** teils urbitrüren, teils ftarren, unfebendigen, ein für allemal fer 
hen —— über bie Menfchen, "wärend der eigentlihe Sinn nur der 
dafs mitten in der ungemeinen Elaftizität und Niüancirfähigkeit der 
rer Ar eier gegenüber dem freien Menſchen doch nicht bloß die 
fende Mraft nur auf Seiten Gottes ift, fondern auch die Eine Teleolog 
—* allein ſouveränen Gott mit Meifterhand burchgefürt, Alles mitten im 
der Menſchen und ihrer Looſe doch mandellos dem Einen Biel Gottes 7 
wird. So ift aud) Mar, daſs der ewige Inhalt der Wroibefe direft nur ein 
und ein fachlicher ift, daS Leben Gottes als den Menfchen erichlofjen; 
fönlicher iſt er nur, weil das dv Norori notwendig eben Menſchen * ef 
tem Charalter, eben die in Chriſto feienden, als bes Heils tei n 
ponirt. Vorausgeſehen und vorausbeſtimmt ſind dieſe eben in e 
göttliche Arrangement des Lebens dieſe ——— in ſich ſelb hat, 
doog oder bie Türe des Lebens nur für ſolche Menſchen offen iftz für 
zum voraus ein Pläpchen beftimmt, und fo dürfen die, welche 
Seh Plätze als für fie fozufagen von Ewigkeit her teferbirt und ſich 
immt anfehen. Etwas Negatives aber liegt in der mgodenıg d 
fequenz der Beſtimmtheit » Xoro, die nicht in Chriſto feienden Tolle nat 
—æ8 Willen draußen bleiben, und innerhalb jener a I dot 
und Menfch agirt Gott gerichtlich geradezu auf biejes Aus erer, 
die Chriſtum nicht annehmen, hin. Endlich liegt in dem Gejagten aud 
bei der Eregeje angedeutet haben, unfere Stellung zu der von Se 
(Glaubenslehre $ 119), Lipfius (S. 421) u. a., namentlich Ritſchl 
tretenen Anfchauung, daſs mur die Gemeinschaft, die Gemeinde als jold 
En Gegenftand der göttlichen Erwälung ſei. Was hievon für die inner 
liche Entwidlung der Heilsoffenbarung — und auf diefe, fowie ihr Nefultat 
man den Ausdrud „Erwälung“ befchränten — richtig ift, haben wir gefehen 
wirb unten noch deutlich werden; aber für das ewige göttlihe Tun können w 
hievon nur eben den Gedanken anerfennen, dafs die Einzelnen nicht 
zufälligen uni anne fondern eben nach ihrem chriftlicden Cha Un 
gehörige Chriſti und feiner Gemeinde (dieſes Wort aber im \ bibti hen Sini 
nommen, ecclesia striete dieta) Segen enftand der göttlichen VBorherbefti [ 
b) Das innerzeitlide Berhältnis ift im allgemeinen 


















se Mid an ger ao en 


p ‚dem | ‚ein Unterfa 
m ein — Ende —— 










Hl 





— 





— 


—* — — ———— | 
j mi Iufs, 
Gi en m mal, 


— — der Einzelne unter J 
Grad di n unter den Borfaren leiden. 

otin des rien Bares nementi bes poftiven, deb 

e Heils, Bil göttliche W die Gnade 

— der — ſteht auch ein Genuſs 

—* ne von der Gemeinſcha Sodann, der Partiku- 

m — ſtets genau an 














| ih Mittel des Univerjalismus, 
Bun * auch nur an — die gött 


us Krei b 
a denen nn Ad eocie — yuhalten, daſs, —* 
rganismus jenem göttl 
















— N ae ni ein 
liegt, damit über feine perſönliche ewige Verdammnis nod nicht 
das lepte Urteil über ihn 1 vieimce bon feinem Sehor Hekenfen 


Bot Abe —5* *6 ——— 
eibt, ſich ſtellen einem eleetus ma 

[ eier 
— er bob — Bir Rtuiren alle zit Dem. een 


efficax werben ei tifch»Tebendiges des gött- 
hen und fallen ma ar beiberfeits Pr en freien — Wir in 
—* bel ent (in dr vo) De Se ——— aft der Enticheis 
o 

k, mob: “ ber un fe ner Freiheit —— wird, die nur 
3 faſſen und in hier Hingabe ———— 
it f bie — io ih bien mine 
F) Saft zu alten fei 


bloß e ugt, von und. tretenden Geift, da gegen, ber Glaube 
JF a (1 * ——— Beifes, Be Kahnis das bezeichnende Bild braucht: 
—— für Tpeologie und Kirche. XI. 11 





162 Prübeftinatin | Präfonifation 


nur durch das Licht kann das Auge fehen, aber dad Sr in 

des =. — trifft ein 35 nicht a inftröm: 

Licht, ſondern die immanente Sehkraft ift die eigentliche Kraft des Sehens. Nun, 

w ift eben a im — — Ar nur bon —— 
rausrüſtung herſtamm nur fra gratia —V 

buch jenes oben beicjriebene Witten Gotte8 aud; auf den Nichte Sr 4 —* 

—* Sehkraſt, die Glaubenskraft vorhanden; und mit vollem Recht vertre— 
ten nicht bloß J. Müller (Dogm. —— ſondern — we 


fing * 0. Be enüber Frant und anderen neueren Verſ 
mobi tation der Lehre bon ber justitin Di Man an, Sen ka 
ment ichen vocatio tei —* er aber alleine fie Ale find 
mp ee 


rüg Inayyellas — 
bie ini ——“ t als S dem und als 
ſich un aa Seien rag das ift ine It u — 


immanenten Go Wirkungsfühigkeit ſelbſt ſchon vom rel 
ſchen Verhalten des * mit abhängt, ſchließt ſich ei = ns vocatio 
bon außen herfommende, homogene $rait. de 3 Wortes zufammen; 


daſs in * die eritere Tran Biel, ihre — findet, eh Die ei 
—2 iles, aber auch mit all dem iſt es Sache des menſchlichen freien Wil 
lens, ob und wie er dieje Kraft fich ameignet, verwendet und demgemäß — 
wird. Widerum andererſeits mit alledem iſt doch und bleibt nicht bloß Die 
reichung der Lebenzfubftanz, womit des Menfchen fich öffnender geiftiger 

üt werden foll (alfo der ee abfolnt nur Gotte8 Sache, ſondern 

ift auch in Allem das eigentliche Agens. Er ift e8, der fchon in jener 
5 v. v. natürlihen Glaubenskraft und vollends in der Kraft des 
Er der Herr, der der Geift iſt. Es ijt ein umendlich feines und doch 
großes, was dem Menſchen bleibt: Gott im fich wirken laſſen oder nicht. 
ae ſchon hervorgehoben wurde, auch wenn der Menſch nicht will, — wirlt 
Gott in ihm und durch ihn, aber zum Tod, alſo auch zuerſt zur — 
kg ebend genau in dem Maß als die "Selbftabwendun —* Sünders 
—— Gottes und damit des Lebens von ihm zur 
Folge hat. eg rt, wo die vocatio efficax zur Widergeburt gefürt hat, 
findet auch wider fein bloßes cooperari von zwei erbeten Faktoren, dem in 
lihen und dem menschlichen ftatt, jondern ein immer bollfommeneres Gott in 
und durch fich wirken laſſen, ein lebensbolles Ineinander, wie es des 
Pay zeigt: Lo dR Bxdrı yo, Li Ö2 dr duol Noiorös Gal. 2,20, odx db, 
<, 1 for. 15, 10. * Er der Wir das ſtille fein” und ruhen in Gott 
Pi hn In in fid) wirken laſſen, wie die zarten Blumen der Sonne ftille Hal- 
ten — leider ein dem modernen Ehriftentum ganz ne gefommenes Jdeal —, 
das ift, richtig verftanden, wirklich das Biel des Chriftenlebens. Und je mehr 
dasſelbe ber Ewigkeit entgegenteift, um jo mehr erfärt und erkennt ber 
dafs ed Emigkeitöfräfte und ewige Alte Gottes find, denen er Alles d 
um jo mehr jchließt fich fein endliches Erfundenwerden als electus mit der eh 
gen Beftimmung zum Heil zufammen. — 

Zur Litteratur: Die biblifche Lehre betr, vgl. für das A. Ur 
und Schulg, U. T. Theol.; zum N. T. befonderd die Kommentare von 
Hofmann, Godet zum Nömerbrief, Bed zu Röm. 9; von dbogmatifchen 
befonders —* angefürten von Ritſchl, Luthardt, Kahnis, Frank, Rn 


Müller, 2 

P ‚ bon dem in ber Latinität des Mittelalters none: 
nizare, praeconisare, in dem Sinne don praeconari (f. Du he s. h. v.), 
„Öffentlich verkünden", nennt man den Alt, —* welchen der Papſt in der Ber 


ung der Kardinäfe die durch die Prü elben geeignet — 
Beate als Biſchöfe proflamirt und kam he —2* Biden) —— 


— 





Mönden und mit herzgewinnendem Erbarmen, mit — 
—* vu : —— — an en — Se Warſ —— 
cht one auf allerl ech 


tbeiter von begeifterter — und ausdauernder Geiſteskraft ader 
hätte. Das war Hugo des Foſſees, Hoſtapellan des Biſchoſs von re 
—— der hö erus im —— Frankreichs auf Norbert au 

ab Biſchöfe, welche ſich ſelbſt, ihre ig und ihre Did —— 
—* smus und zum Aſtketismus belehren und ſich Norberts al 
Papſte, eines Reformators ihrer Domkapitel und eines Bezwingers 


Boltes bedienen wollten. Bartholomäus, Bijhof von Laon, u 
gr zu diefem Zwecke bei Beigenpeit einer Hi a —— 








ne chtun d zur Dufter le der Kleri werben konnte. 
möndiih-Eleritale. Kieberkaffung wurde ein Ort geſucht. Norbert hat neh 
ihm dargebotene verworfen und ſich mit Berufung auf ein himmliſches 
ein Tal im Walde von Couch, wo eine dem Täufer Johannes gemi 
Be: entjchieden 6 mochte wol in Johannes fein Vorbild ſehn). Ser gen 
—— er fi 1 * > ——— oder — —— —— 
te er an und im folgenden Jare wurde das Kloſter gebaut, in 
welchem er mit 7 Genoſſen in der am Anfang geſchilderten Weiſe z u leben ber 
ba Schon dur das angenommene weiße Gewand, daß er bon F 
aria ſelbſt erhalten zu haben behauptete, ſehen wir feine Stiftung im 
der Erjcheinungen verſetzt, welche feit Anfang des 11. Jarhunderts auf dem Ge: 
Biete des Möndtums aufgetreten waren und deren größte damals in Norberts 


NAN 
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. 1125 it Mmber: nach Rom gegangen mh am 16. Rehrmar 1138 dar er 
Baviı . die Bekängumpshulr iin iemen Order erhalten. Raum 
aut zuristpelebr:, neriich er Bremmunc icon minder und üterlch md 
ganzen newer Urben icmem Arcunbe Ina Des Aofiech, Dem ernen &onctal 
zer Brümmmirmmenier, meihem tıc moribemlih Die ganze Oraaniiahen ibrer 
Me zu danter boten. Norvert reite mi: dem Graien non Chamvagnt 
kuumen mad Deutichiond. iom nad Spreier. mo Kauer Lothar gerade einen Neubt- 
mp ek, ımr munsıe vor demielben predigen. Daran Mmünite ich cine arahe 
mw iemen Smeialen. Der Koner datte emen Snitemmehie: Mint 
? fick Der iemer Sotohngern iemdhien nänitiihen Bartcı ın Dir Arme. 

& im m Amber: cm vorcreñuches Bertzeug Weiner neuen tirdiden Rolitit 
= erunnm ibht, ınbem cr bomu emen mihermärhoen Streit uber Die Weiekung 
bei kebig gewordener Erzhiätoms endigte. zum Erzvichof nor Magdeburg. Nor- 
ker hen ich zur Arnabme nörigen lofen und zog nun derfuß. auf einem Eiel 
zur, m jemer Buſprediger:radut non Sperer nad Per nordijchen Worronole. 
& el jenen Cınzjur in IRookehura cm Ende emer jedr Hartiıben mrächneen 
Yerzeinon ımb wurde cm 25. Qımi 1126 geweiht und ınzbroniint. Frieden bat 
er als ſirtbenfüru nıdr ortunden: cr bar au feımen Untertanen keinen Frioden 
ghraiet Er regte das Magdeburger Domkodnel di zur ditzerſten eindicaft 
wöer Fi ou, indem cr mır ollen ibm zu Gebote ſtedenden Mitteln dien Tom- 
Verren und ibren Verwendten ale& das Kirchen- und Kloftevant zu entreißen 
Tue, wo3 noch und nad ın ihren Befitz gekommen war. Er verfolgte die Sit⸗ 
walnngleit der Griftlichen umd drang ihnen ſjein Tanonithck Ideal auf. CT for⸗ 
derte yon Den nicht larze erſt beichrren Senden dic ſtrenge Erſüllung idrer kivch⸗ 
Inden Rilichten Aber die Senden warten das Chriſtentum von ſich. Der Klerus 
fautte Menchelmörder gegen den Erzdiſchof. Das Volk non Magdeburg ſchirte 
die vollstümlihen Sünder ſeines geiltlichen und weltlichen Adele. Wer durch 
eime grobe Ansſchweifung verunteingte Tom jolte Don neuem geweibt werden, 
Des Bolt war auf Seiten der Verbrecher. Der Erzbijchof N nun die Heide 
bei Nocht. Aber es centitand das Gerücht, Norbert wolle die Neliquicnichreine 
erbrechen und mit den Kirchenihägen von dannen zieden. Das Volk exrzwang ſich 
ven Eintritt in den Tom. Norbert mujäte mit jeiner Umgebung im Turme Ju⸗ 
Hut fuhen Am Morgen wurde geſtürmt. Da trat Norbert in bollem erzg⸗ 
bifchöflidhen Ornate hervor und duch Vermittelung des Burgarafen wurde Krie⸗ 
den geichlofien. Sehr wenig gefiel es auch der Mehrzal feiner Didzeſanen, dafs 
er fich mit Vorliebe der Ausbreitung feined Prämonitratenjerordens bingad, Wr 
nahen Klofter-Bergen in Beichlag, deſetzte es mit feinen Ordendgeiſtlichen und 
errichtete fünf andere, dem Propite von Klojter:Bergen untergeordnete Klöſter im 
3.1129. Es war darauf abgefchen, dem Erzbifchofe an dieſer neuen mönchiſchen 
Mlerifei eine feite Baſis für fein äußeres Auftreten und für feine inneren Mes 
organifationen zu gründen, losgelöſt vom verrotteten Domkapitel, Es entftund 
aber ein fehr gefärlicher Aufſtand. Norbert zog fih nad Halle zurück und ping 
auf den Beteräberg, von wo er bald wider von der ruhig gewordenen Einwoner⸗ 
ſchaft Mogdeburgs in feine erzbifchöfliche Reſidenz zurüdgerufen wurde, Nicht 
lange darauf wurde er als Unterhändler des Kaiſers mit dem Wapfte verwandt, Er 
begab fih 1131 nach Frankreich zum Papſte Innoceny II., war im April dieſes 
Jares in Laon und in Premontre und fürte ihm dafelft 500 Chorherren des 
jegt von neuem pribilegirten Klofterd vor. Auf dem im Oktober zu Rheims abs 


BuENE 
= 


| 


166 Prämsnfratenfer · ""  Prüfentationsreit 


Ronzile überreichte Norbert dem Papfte J ; IT. einen Brief des 
en De a ee 
auf feinem, Rönsrzuge, te amt 4. Juni 1133 ber Rrömuig ähye Bau) ae 


\ h 4 der 
Aber im dreißigjärigen Kriege hat fich der — reichen —— 
ftiftes Strahow in Prag in Beſitz der Reliquien des inzwiſchen (im J. 1582 von 

Bei prodhenen Norbert t 1 s | 


nur äußerlich unterfcheidet. Er hat wie alle Mönchsorden große 
—— * ‚ Nelarationen und Reſtriktionen und Reformationen 
müſſen, befteht nur noch in wenigen Ländern der fatholiichen CH 
nimmt ſich des höheren Unterrichts in Gymnaſien an. Abteien 2 
tenfernonnen find ſehr felten geworden, feitdem geboten wurde, fie ganz von bem 
Abteien für die Mönche zu trennen, aber doch von denfelben erhalten zu laſſen. — 
Helyot, Gefchichte der geiftl. und welt!. Mlofter- und Nitterorden IT, 18 | 
annales ord, Praem. Nanceji 1734 sqq.; Möller in Pipers evang. 
—* 1851 und ei —— =. te ne des — — —3 
ihre Bedeutung für das nördl. Deutſchland, Berlin 1865; Gie j . bei 
deutfchen Kaiſerzeit, IV, in reiht Bopel 
a (jus praesentandi) ift die Befugnis, eine Perfi 
ftellung in einem geiftlihen Amte dem kirchlichen Oberen in VBorfchlag zu 2 
Im allgemeinen findet fie als Ausflujs des Patronats nur bei niederem 
fizien ſtatt; ausnahmsweiſe aber auch in Fällen, wo ſonſt ein fönigliches N 
nationsrecht befteht, wie z. B. in Ofterreich nach Art. XIX des Konto 
19, Yug. 1855 (Majestas Sua Caesarer in seligendis Episcopis, quos — 
sentat seu nominat . , .) und in einigen änlichen Fällen (Schulte, 
©. 675). Indem wegen der hiftorifchen Verhältniſſe, Entftehung und bildung , 
der Präfentation auf den Art. „Batronat" (Bd. XT, S. 309) verwiefen we 
mufs, ift hier der Nechtsbeftand felbit darzuftellen. te 
Nach den Grumdfägen des kanoniſchen Rechts befindet ſich dev Bif 
mäßig im dem, unter den dorgefchriebenen Bedingungen auszuübenden, 
ſetzungsrechte der Benefizien. Diefe collatio libera wird aber befchränkt, ſobald 
ihm jemand, vermöge zuftehenden Patronats, die anzuftellende Perſon deſig 
darf. Das Präfentationsrecht ift ein Bejtandteil des Patronats, dieſer aber 
eht aus dem Eigentum, der Vogtei, der Lehenverbindung oder einem 
Berhättniffe hervor; im allgemeinen müfjste demnach auch unabhängig vom 
fenntniffe jeder Eigentümer u. f. mw. das Präfentationsrecht üben können. 
beffen würde es jedenfalls unangemeffen erfcheinen, wenn dasjelbe 
chriften tiberlaffen würde (f. Jos. de Buininck, De Judaeo juris 
impote, Col. 1777). Die Gejeßgebungen fchließen daher Juden meiſtens aus— 
drüdlic; von der Ausübung aus (Preußiſches Landrecht TH. II, Tit. XI, 8 5825 
Verordnung vom 30. Aug. 1816; Gefeh vom 23. Juli 1847, 8 3; Defterreidh.. 


168 Prüfentationsreht Prätorius 
— Te se ed a 
Die Grundfähe des e chen is über bie e Pefenetion 


im wejentlichen an die Bertrifiek ber der 3* Kirche am. Seid 
tirende hat in der Regel unmittelbar dem geiftlichen Obern den zu 


üllen t ein Unterfchicd von 
— 
412, £ | " 
288. Das Devol t tritt über 5 ten ebenfo ein, 


wie in ber, xömifejetotholifchen Mixche (vergl. —— der fünften 

Prov | , Neuwied 1848, ©. 180 #). Alle Berhandlungen, vn 
a 
ſ Staaten, B. , © | sh 9. 5. Incobfon + (Meier). 


| Brälnn — ü Jeder Inhaber einer geiſtlichen Stelle iſt ver⸗ 
pflichtet,; dieſelbe in Perſon zu —— inſoweit nicht aus —— 
eine Stellvertretung und Abweſenheit des Beamten zuläſſig iſt he 
Die —— dam enheit (Präſenz) wird im Bejonderen von all 
efoxdert, denen —* — ——— an an a — n 
tei —— j.d I, &. 623), Nah —— 
von Vienne *— dies dies —* Fall in den Kathedrals, Regular⸗ und 
Kollegiatkirchen, in andern nad) der Obſervanz (Clem. I. de celebratione misss- 
rum et aliis divinis officiis, III, 14). Diejenigen, welche biefer Veror nicht 
malte, follen, abgefehen von ’ anderen Strafen, die „Präfentien“ und 
lationen“ verlieren. Präfentien, Präfenzgelder find aber folhe Balungen, melde 
durch die BORN Gegenwart täglich verdient und täglich oder wöchentl — 
teilt wurden (praesentiae oder massa diurna, distributiones quotidiauae). Kon-— 
folationen find Leiſtungen in Geld und Naturalien (Rein, Geflügel, ... u.a), 
welche zu gewifjen Zeiten unter die Gegenmwärtigen verteilt werden (f. Du 
8, — uam — Kr ers Arhiv für 
sbra weigiſche ichte, 1834, Heft 7 azu 
—* —* wiſſe Jares-, Gedächtnisfeiern u. dgl. —— defune- 
torum, anni ifpiele aus Kapitelſtatuten bei Duerr, De annis gratiae 
eanonicorum, t nt $ VI, in Schmidt, Thesaurus juris ecel. Tom. VI, 
—— Da — in allen Stiftern dergleichen Präſenzgelder und änliche 
waren, hat das tridentiniſche Konzil vorgeſchrieben, dafs 
britte Teil ler t —— Einnahmen zu täglichen Diſtributionen für bie An— 
iden verwendet werben folle (Tone. Trid. sess. XXI. cap. 3. de —— 
ſonſt ſollen die täglichen Hebungen ben übrigen Reſidirenden ——— 
Beſten der Kirchenfabrik oder einer anderen frommen Unftalt nach dem 
des Bifchofs verwendet werben (sess. XXI. cap. 3. de reform. sess, 
eap. 12. de ref., verb. c. 32 X. de praebendis III. 5 (Honor. 11T, — 
clerieis non resident. in VI, III. 3. Bonifaz. VIII). Damit der 
a entiprochen werden könnte, bedurfte es befonderer Beamten, welche 
überreihten und die nötigen Regiſter fürten. Diefes find "bie e fen. * 
— Fr nad) fpäterer Bezeichnung Bunktatoren (vgl. Benediet. iet, XIV. 
institutio 107, de synodo dioecesana lib. IV, cap. 1V.). 
> 9. 8. Yacobfon + ao. 
Dieſen Namen tragen zwei rn Theologen des 16. Jar⸗ 
derts. Der im Art, Musculus, Andreas Bd.X, ©, 381 genannte Abdias 
rätorius war geboren 1524 im der Mark Brandenburg, eine Zeit lang 
reftor in —— darauf Profeſſor der Theologie in Frankfurt a. ©. 
—— 2 den Streit mit Musculus über die Notwendigkeit der guten Bere, der 
D. kürzlich dargeftellt ift. Dies war die Veranlafjung dazu, bafs er feine 


Prütorins Vrcbiger Salome 169 
Stelle in Frankfurt aufgab und ——— oſophie in Wittenberg 
3 geftorben iſt. Einen Brief * 
D. ſ. bei Döllinger (3. Band, An . 18.14). — Stephan Pri- 
Paſtor in Salzwedel und den 
hatte ſich mit großem Eifer in j 
1570 an felbft eine bon ‚ die Arnold 
—— Sie find öfter wis 




















—— zuerſt 1622 von Joh. A —— 1692. 
‚ Diakon zu Danzig * 1655), hat unter dem Titel wer 
fie einen - —* veranftaltet, mit je 

Stellen, gegeben hatten. Prätorius m⸗ 
—— der —* —— Pk wollte er feinen Aue ni 
Ebenfo wurde i Antinomismus 
mn “The: man mäfe il de die Selig 
ald daſs die guten * it 


Be ee 

ng im Die ne 
erichen Kirde Genert 
m Sanktion, ſ. Sanktion, pragmatiſche. Ah 
2 — 8, |. Monardianismus IV, Bd. X, ©, 202 ff. 


— — heißt derjenige, welchem eine Anwartſchaft ar eine nr 
ufteht, welche ihm durch den Inhaber des Rechtes der erjten Bi 
* verliehen iſt (ſ. d. Art. „Exfpeftang* Bd. IV, 458). Da * 

m précum die Befugnis, förmliche rescripta de providendo zu ertei— 
A auch der Papſt aus den urpringfig m, — der praces 

geipeflangen für beſtimmte Fälle zu erlaſſen ſt (J. * Art. 

IX, ©. 590), jo werden auch die N ah Providir⸗ 

genannt. Jarobfon f. 


Salemo, bebräifch Koheleth, iſt der Name der lehten unter den 
chen Lehrichriften. Ein Prolog 1, 2—11 und ein Epilog 12, 9—14, 
ws ‚beiden von Koheleth als dem vedend —— Lehrer in der dritten 
| fprochen wird, ſchließen das Ganze des Buches ein. Der Prolog hat 
leich ich. bie —— "eines — Erordiums; die von ihm als Senten- 
„Alles ift eitel; nicht8 Bleibendes hat der Menſch 
u . De; es gibt nichts Neues unter der Sonne; was vorüber ift, 
ba i  vergefen*, 1,2.3. 9.11, durchziehen da8 Ganze; die von i * angeſchla⸗ 
em mung der fhmerzlichen Betrachtung über das — und —* 
Ic € Treibe "unter, der Sonne, in dem nur die tote Erde das Be 
trägt das Ganze; fein Eingang 1, 2 bildet zugleich den Bielpunkt, in —— an 
Ausfürungen des Buches vor dem Epilog zurüdjinfen, 12, 8, Mit 1, 12 tritt 
im der erſten Perſon vedend ein und fürt im der erften großen 
g 1, 12—2, 23 ben Induftionsberveis für.die Eitelteit alles menfd- 
er der Erfarung, die er als König zu Ierufalem re won 
* g und durch die Gunſt dieſer —— in der Lage, dem 
eben nach nach Genuſs und Beſitz, nach befriedigender Tätigkeit in 
ebigſter und ——— (2, 9) Weiſe nachzuhängen, fand er doch alles 
— Dual als Befriedigung; im beiten Fall das Gewonnene unficher, 
wen. die zweite große Ausfürung 2, 24—3, 22 zeigt, nicht bloß 
göttliche Ordnung, die allen realen Erfolg unabänderlich feſtſtellt, 
—S— ſeine Arbeit daran wie die Freude bei der Arbeit zumiſst; 


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u) 
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“ * 


170 Vrrdiger Salams 


die ihm zwar bie Emigfeit ins Herz gegeben, aber fein fuchendes Denken durch 
die Paradorieen der Erfahrung jo zerfchlägt, dajs das Reſultat äußerſte Demü— 
tigung in Bezug aufs eigene Erfennen, Furcht Gottes und Ausblid auf fein Ger 
‚ und GSelbjtbefcheidung in der zugemwiefenen Lebenäfreude fein muſs. Diefen 
beiden zufammenhängenden Ausfürungen, deren Gefüge jedoch gegen dad Ende 
bin —— locker geworden iſt, ſchließt ſich als dritter Abſchnitt e.4—6 
ein glomerat einzelner kürzerer Ausſprüche an, welche teils aus Beobachtung 
und Erfarung Nachträge zur erſten (4, 4—6; 13—16; 5, 9—16; 6, 1--6) und 
weiten (&, 1—3; 5, 7. 8. 17—19) Ausfürung bringen, teils aber auch jelb- 
dige Weifungen praktifcher Lebensweisheit enthalten (4, 7—12. 17; 5,16), 

in denen das Ich des Redenden faft ganz zurüdtritt. Durch den Schlufs 6, 7—12, 
welcher die Reſultate von I und II (im Suchen fein Friebe; das Beite die Freude 
‚am &egebenen; alles dergänglich) energisch zufammenfafst, wird auch dieſer Ab— 
ſchnitt in das Gefüge des Ganzen eingegliedert. Mit einem neuen Anfah ft 
die vierte Ausfürung 7,1—9, 10 dem Schlufsrefultat, 9, 7—10 zu; die Freude 
und das frische Wirken am Gegebenen als befte Lebensregel zu empfehlen. 
einer Aufreihung von Sprüchen tiefen Qebenseruftes, die aber 7,6 durch die Be— 
merfung, daf3 auch das eitel fei, jäh durchfchnitten werden, und nach einem wars 
men Lobe der Weisheit, welche als die richtige Mitte unnützes Grübeln und 


Er 


thos jie weit hinter fich läist, den Ausblick auf Gericht und Tod zur eigenen 
Bee + Ko⸗ 


gründung gegeben, daſs das fpätere Hebräiſch 
namen mit femininiſcher Endung bildet (Neh. 7,57; 1 Chr.4,7). Salome 

das Cognomen Kloheleth „der Öemeindefammler, Prediger“ erhalten mit 
auf die große Weihefeier, bei welcher er Jfrael zur Gemeinde verfammelte (Hiph. 
jakhal) und predigte, 1 Kön. 8, 1, 55—61. Aber die bei diejer | 
nötige Änderung der Tertlesart in 7,27 ift ein Gewaltftreich, da die t 
des Tertfehlerd nicht begreiflich zu machen wäre. Es kommt dazu, dafs 
Koheleth nicht Bloß im der Perfon Salomos jene Beobachtungen gemacht hat, ſon— 
dern auch zu einer gar anderen Beit, wo Menſchen herrichten über 

ihnen zum Elend und die rechtichaffenen Leute vom heiligen Ort getrieben und 
vergeſſen wurden 8, 9 f. Und fein Ausleger denft daran, all die Hiftorifchen Erem- 
pel, die Koheleth als felbftbeobachtete gern feinen Ausfürungen einverleibt (4,18 ff. 
10, 5fj. u. a.) aus dem Beobadhtungskreife Salomos erklären zu wollen. So 


Eh 























‚Prediger Salomo mm 


Mm doc mit Ewald u. 0. Si ber Muffeflung Reßen Seien men, tee 
etus durch die Überſetzung ä deeinaudorgun, i deehnauiloven 
nämlid; da i al eines unbes 

ich — ersehen —— es 


—— 
= von It ft, wie ‚anders 
en 5: weil — ‚bie 


| itreben, 
a an der —— des ** nen —— 


erfafler fein Werk in den Mund fegt, ‚von d der er Rh felber infpirixt 
die Zeit, der wir die Entitehung des Buchs zumeifen müffen, 
. Dun die am vollftändigften bei Delitzſch ————— ſprach⸗ 
igen kann als feſtgeſtellt gelten, was zuerſt von Luther ausge— 
fi 1 und. Don Grotius auf philofogischen Boden geftellt, den KRonjenfus der 
gege mn Exegeſe bildet und auch durch die fleißigen Sammlungen von Stier 
(Int * 1871, ©. 409 ff.) u. a. nicht ernſtlich in Frage geſtellt erjcheint: 
bafs ch im die Ausgänge der altteftamentlichen Litteratur fällt. Seine 
auf dem Übergange von der biblifchen zu der der Miſchna; feine 
a hat nur noch vereinzelt den Gliedbau des alten Mafchal; md wie 
— (Hlob u. Pr.S. 1831) der Verſuch gemacht ift, eine ftrophifche Glie⸗ 
aa oe aufzuweiſen: jener Eindrud des Rauhen und Berriffenen der 
ing, dem Elſter beredte Worte gegeben, macht fich im Vergleich mit den 
| m der Haffifchen Sprachzeit mur zu deutlich fülbar, — aber iſt 
2 jere Beftimmung der Epoche, welcher die Entitehung des Buches zuzuwei— 
jen. 2 —— von Gräß, dafs der Verfaſſer = Beit Herodes d. Gr. Snerfeits 
mden Vollshaſs gegen dieſen Emporkömmling feinen Griffel geliehen, 
—** aus der Seele dieſes alternden Königs die Betrachtungen 
t, endlich aber auch wider die Desichimgen gen auf denjelben vor» 
', um von feinem politiſchen king et feinen Schaden zu haben, 
ren Betrachtung in eine Reihe von Unmöglichkeiten und Selbit- 
auf, die fich gegenfeitig aufheben. Und überhaupt ift es nicht an— 
| it der Abfaſſung "Ges Buches der chriftlichen Zeit jo unmittelbar nahe 
— — zu erklären wäre da die Entſtehung der am vollſtändigſten bei 
a und Entſtehungszeit d. B. K. 1872) geſammelten talmudiſchen 
nt bie Stieberfehrift 3 de3 Buches mit den Männern des Hisfia (baba 
r mit Salomo felbft, feine Kanonifation mit den Männern der 
ange in ne fegen (Aboth R, Nathan 69); und die es bes 
‚Sero aliel3 Zeiten als kanoniſche Autorität gebraucht fein 
e lt 4a. Schabbath 30b). Wenn auch die griechiiche Überjehung 
ji Bud, bie unfer Tert der LXX. bietet, das fpezifiihe Gepräge des 
la (ov» th aceusativi) trägt und Demnad) vor 100n ‚Chr. schwerlich entſtanden 
wir fo FA damit nicht erwiefen, dafs dies die erfte und älteſte Überſetzung 
uches geweſen. Sowol die Fragmente ber apla (ed. Field Ox. 1875, 
sg.) als auch Hieronymus (praef. comm.) wiſſen 8 einer berſetzung 




































































‚Prediger Salomo 


Such bach pet neben der dee LXX. Namhaft Höher mit der 
„Sinaufgugefen nötigt uns die Tatfahe, dajß e8 im Buch der Weiß: 
von € Com Samt (8.03.1720) Eee Beredtner Bais 
—— wiſchen beiden Büchern be * in der Einfhränfung, dafs 


Koheleth ſelbſt, fondern bie —— desſelben durch eine 
niſtiſche im Buch der Weisheit ſeig ig als 
gelten. Val. Welsh. ; 8, 2f.; 5, 14—16; 8, 13 mit Koh, 9,2. 5, 105 
8, 8; 1, 115 2, 16; 8, 18—21; ®. 2, 6-9 mit 8.9 —— 22;5, = 


Rn: ; 
—— 8, 16 mit 8, 5; 3431.18; 9, —— 

Sal wendet, —— te —— 1 isn —* 
ſeines Verhältniſſes F —* nicht über das zweite Jarhundert v. Chr. — 


verlegt sion wenn —— ber terminus ad quem für bie 
Buches, und er näheren Maßgabe fizirt, dafs es dem Bud ber Weiss 

‚da da. —* he auf feine Auswirkungen refleftirt, ni 
ondern vora gen ift. Ob auch das Bud Sirach, defjen „Arefungsterain 


nicht über die fänge des 2. Jarhunderts hinabverlegt werden kann, den 
leth bereits vorausjege, läſst fih nicht mit gleiher Sicherheit —— Die 
ſeltenen Parallelen gnomiſcher Gedankenbildung beweiſen nicht für Ab 


iv, —* 11; 14, 18; 21, 12. 33 (86), 18 ben Einfluſs der Lektüre vom 
. Roh. 1. 2 zu erkennen. Und jedenfalls ift klar, daf jene mächtige Neuerwedung 
iftnetitifchen Patriotismus und Religionseifers, welche mit den Malka 
ins ifraelitifche Geiſtesleben eingetreten ift, vom Berfaffer unferes Buches noch 
nicht miterlebt it: vom Eifer um das Geſetz, von der Auswal, Miffion und Bus 
kunft3hoffnung Iſraels ift feine Seele unbemwegt; der —— Charakter, 
ber in der altteftamentlichen Chokhmalitteratur wurzelhaft angelegt. 1 ib ift bei 
ihm auch des legten Meftes nationaler Farbe entlleidet. Immerhin bleibt für 
nähere Beitimmung der Entitehungszeit des Buches der weite Raum bon ber 
Nehemiaepoche ce. 430 bis e. 200; der Zeitraum der ifraelitifchen Volls⸗ und 
teraturgejchichte, betreffs deſſen unfer hiſtoriſches Willen von ficheren Daten und 
Detaild fo gut wie verfafjen it. Die nehemianifhe Epoche ſelbſt weilt im 
focialen Lage Jerufalems mande Erfcheinungen auf, welche mit den in umferem 
Buch vorausgeſetzten übereinitimmen (vgl. Kleinert, D. Pr. Sal. 1864, 6, 
—* über fie hinabzugehen nötigt ſchon der Umftand, daſs der Titel Mali 
im Koheleth bereits vezipirte Bezeichnung des Prieſters ift 5, 5, wärend er bei 
Maleahi nur erjt noch in Verbindung mit Jahve diefe Bedeutung und daneben 
auch noch andere hat, 2, 7; 3, 1. Sehr viel weiter würden wir hi 
müffen, wenn Plumptre u. 0. Recht hätten, eine ftarfe Aufnahme epiku 
en Philofopheme in unferem Buch zu ftatuiren. Uber nirgends nötigt dazu 
Befund des Inhalts. Daſs die ausfürliche Allegorie in e, 12 aus der Nas 
Permiffenfehaft der grichiichen Philofophen geflofjen, ift Fiktion. Und wenn ber 
eigentümliche Eudämonismus des Buches, der doch aus een u 
fhon durch auswärtige Berürungen are Geiftesentwide 
wol zu begreifen fteht, durchaus auf fremde Quellen zurüdzufüren wäre, 
dürfte es dazu, keineswegs der Neflerion auf jene fpätgriechiichen Philo 
uvalt war in Ägypten gerade dieſe eigentümliche Miſchung von Todes 
Lebensfreude. „Die Leiber gehen vorüber jeit Ewigkeit", heißt es in einem Ge 
fange aus dem Grabe de3 Nfr-htp zu Abdelgurna, „und jüngere treten an 
Stelle. Die Sonne zeigt fich allmorgendlich und bie —— geht unter. Die 
Männer zeugen, die Weiber empfangen, doch alle, die geboren ſind, gehen zur 
Stätte die ihnen bejtimmt iſt. Sei fröhlich! Laſs Wolgeruch und Salben um 
dich ftellem und Lotoskränze u. ſ. w.“ Vgl. Records of the past vol, VI 9.187 
und das änliche alte Antef-Lied ebendaf. IV. 117. Nicht der materielle | 
unferes Buches bietet Diktate der epikureifchen und ftoifhen Philofophie; wol 


Her Il —— 


Ei 


‚Prediger Salomo 173 


ein relative Recht an der en Pr. ©. Ar 
ee 3 die e apraße green Sin er Auf Rofee 
bes griechifchen er 5,17; 3,11; der Sinn — 12 ie fr la 
} hangsgemäß, wenn man bei “asOth thöbh &d noärrev belt; 
Lofophi e termini techniei {pa Dilben wie tur oxdemadue 1, 13; 


Ran ja 20 877,24 — 






742 
ir 
Bi 
En 
28 


— 
ts in hebräi rachweiſe was über d 
der SE Ken —* en läſst. Dafs a * Al im britten Jar» 
v. Ehr. eine griechifche Ba Sign Ben nn var fi außer 
auch aus dem Namen des do 


feid wie Knechte 
me one die Mer je Lon zu ee u Ki Ser die Furcht 2 
Jeruſalem ee 


‚2—5. 11; 5,8, der d ae bon ber wir.veben, in des 
Ri eejtabt 


Mind 
Ni drien, die * und — die rn Wiege kanifee 
Eu m Geiftesbilbung lag, war e3 natürlich, neb enjchengejchlechtern 
Wind die zum Meere wallenden Ströme —* allbekannte Anſchauung 
Bel 7. 1,2. id in Jerufalem wird Die —— fonjt im A. zw uns 
König in Jeruſalem“ 1, 12; 1, 1 geprägt fein; ägyptifch 
ii die eng des Grades al8 eines ewig en —* 12, 5, vgl. "Diod, Sie, 
1, 51. Das einzige Moment, welches für e Abfaſſung in Serujalem zu ſpre⸗ 
* die Anweifung über den Beſuch des Gotteshaufes 4, 17; und 
auch hier ift, da ald Bwed des Beſuchs das Hören erideint, bie Nötigung ges 
zabe an den jerufalemiihen Tempel zu denken feine veifenbe. Apg. 15, 21. 
wie werden in die —* und Lage gedrängt, der ſchon Luther das Bud) gu 
iejen: Fo die Beit der Ptolemäer und an ihren Hof. Und ch da von 
| Fr rer als folcher das Buch nichts weiß, die Lefer vielmehr in 
it behaglichen Genufjes fich befinden und der Zugang zu einfluſs— 
vn haben 10, 4, in die erjte Ptolemäerzeit vor dem inn der 
Zudenbedrüdung unter Ptolemäus IV. Philopator. Zwilden 320 und 217 ift 
unfer Buch von einem jüdiſchen Weifen zu Alerandrien verfafst worden. Vgl. 
8, 2. 8 mit Jos. antt. 12,1, 1. — Diejer ifolivten Lage der Abfafjung ent 
ber Charakter des Buches im Verhältnis zu der übrigen en 
Litteratur. Die eijige und ſchneidende Kälte, —* welcher der Verfaſſer 
t am Anfang die Nichtigkeit der Güter, welche nicht bloß materiellem, ſon— 
ern auch idealem Sinn als eritrebenswerte Biele erfcheinen, aufzumeifen nicht 
müde wird; die Beflifenheit, mit der er gerade bei fol en Lebenserfarungen ver» 
weilt, welche jeder nicht gemacht er oder wenn gemacht möglichjt ſchnell 
vergeſſen wünjcht; die eüdfichtölote ucht, mit der er die Demütigende men > 
licher Erkenntmisunfähigteit gegenüber den legten Gründen des Gejchehens zum 
Ausdrud bringt: das Alles gibt ihm den Charakter des Einfamen und 
Sit auch der troftlofe Eindrud, den auf uns feine Betrach— 






ua 


tungen über das Nichts an allen Lebensausgängen machen müfjen, durch die Er» 
wägung zu mildern, daſs das Alte Tejtament age über ein Jeuſeits zwar 
Anungen, Weisſagungen, aber keine Lehre hat — das Buch der Weisheit 


treff ein künerer Neuerer als Safe — fo bleibt doch bejtehen, 
Unterſchied ift, wenn das U. T. von was über den Tod hinaus 

‚ und wenn Eee: immer —* ausfürt, daſs der erfennbare 
Bu das Nichts fei. 9, 6. 10; Dean begreift, wie Die 
* deren eigenſte Behuofität in der —5 — Geſamt⸗ 
t, nicht müde wird, von der Zweifelſucht, Müdigkeit, Blaſirtheit 


& 
n 


& 
EHE 


= 
— 


174 Prediger Saloma 


des Buches zw reden; wie die Beyeiämung eines —— — — — 
dasſelbe ſich bat bilden —— nd doch iſt das gerecht. 
Bo poſitiver ſer Äberzeugung und Lehre ch ben Seien unge⸗ 
brochen gegenüber. Über all dieſem Treiben der Welt waltet Gott‘ 
Er ift —* Schöpfer 12, 1; 7,29; er hat dem Menfchen dad Leben g 
ijt Herr darüber 8, 8. 15; 12, 7; 9,11 f.; er. hat ihm das Suchen ne die 
geneben 1,13; 8, 10, ſodaſs dies ganze Wejen ber —— als Gottes — 

ſtung ingenommen werben muſs 2, 26; er gibt — aber auch die Freude au 
dev 3,13; 5, 11 uud am Gemufs 2, 24; ; 5,185 6,257, 14 
Gott ordnet Alles nad) Zeit und Weile, und an hieier £ Ordnung, die gut 3, 11 
jr umabänderlich it 3, 14; 6, 10; 7, 13, hängt jeder reale Erfolg 3,18; 

7,1459, 1.11, ®ie "tragifch es "dafs er dem Menſchen die Ewigfeit ins 
Herz gelegt (3, 11; die Bedeutung Welt, die einige Neuere hier wider aufneh- 
men, widerftreitet. de m ſtehenden Gebrauch des Wortes “oläm bei K.), und daſs 
er dod) dem dadurch bejtimmten Berlangen des Menſchen * tran 

kenntnis das Reſultat wi 3, 11; ie —* 8,175; 9, 13116 

er doc der Welt nicht en lee und. Dem 
menſchlicher —e— weiſt darauf din, daſs in der Alangung der Go 
in der Welt feine Abficht befteht 3,14; 5, 6; 7,18; er zürnt 
> als der Richter feine Ordnung auch in der 34 durchſetzen 8, 

5, 75 8. 6—8. 13; 11, 10; 12,14. Darum gibt es auch fittliche * der 
Welt. Ein Gut ift das Leben 9, 4f. 7—10; 11, 75.5; ein Gut —— 
heit (ſ. 0.); ein Gut die — 4, 7—12;. ein Gut die Obrigkeit 5, | 
ein wol warzunehmendes die Freude a Arbeit und Lebensgütern, die er 
jedem zugemeſſen. 3, 22; ig 3, 12; 5,17; 6, —* 8, 15; —— 
So ungewiſs der von Gott en abhängige Erfolg, fo gewiiß ift doc, dafs ı 
da, —— —— auf Io de — iſt wie —E . 
nen u enmwärtigen, jo rfen im enen un nwärt 
jo lange e8 Tag ift. 11, 1-6; 6, 9; 9, 10. Allerdings, in die ſtarken Felſe 
diejer veligiös-fittlichen Grundiehren 34 ſich die Brandung des Zweiſels 
und da tief genug ein; und wenn an einzelnen Stellen Satz und Gegenſatz 
im bintettifchen © Spiel folgt, ſodaſs die mittlere Warheit von ſelbſt rejultirt (4, 
a fo. —* an anderen Thefe und Antitheſe hart und unvermittelt aufeinan— 

der. (S. 11—13, Daher die Verſuche Älterer, mit Luther das Ganze ais eine 

Anthologie aus verjchiedenen Verfaflern, oder mit Gregor d. Or. als Dial, Er 







ufaſſen) Uber ber Pofition ſelbſt wird nichts abgebungen. Das Bud, 
den in dem Konflikt zwiſchen Glauben und Wiffen, aber nicht fo, dafs es 
dieſem die Realität, jenem die Traummelt zumiefe, jondern fo, dafs es dem 
wifjsheiten bes Glaubens den höheren Charakter der Unerjchütterlichteit zuweiſt 
—— den Unzulänglichkeiten und Ungewiſsheiten des Wiſſens. Es gehört 
as im Sehen ebenſo phantaſievolle wie im Nichtſehen willensſtarke Auge Renans 
dazu, in dem Berfafler einen „Liebenswürdigen" Roue der Hautebolée zu erblicken, 
a nur eins gewiſs ift, nämlich dajs die Frommen Schwachlöpfe find; —* von 
Heinrich Heine il n'y a qu' une porte a entr' onvrir, 
ift diefer Bejchaffenheit des —— aſs ſeine Würdigungen und Gefant- 
wirkungen im Religions: und Geiftesfeben der nachlommenden chlechter un⸗ 
endlich mannigfache gewefen find. Dit es auf der einen Seite das 
a — Tu a jonbern auch geiſtig vornehmer Steptifer, wie Friedri 
jo haben auf der anderen chriſtliche Denker, wie Gr v. Nyſ 
— — ictor kein Bedenken getragen, es in ihren Hom Spekula 
nen pofitiojter Art zu Grunde zu legen; Hingt in der kirchlichen Poeſie al 
Jarhunderte die fchmerzliche Klage Fan Todesbetrachtungen wider, jo ift es 
dererjeitd don Männern wie Hieronymus, Comenius, Hengſten ala ein Zrofe 
bud im eminenten Sinne gewertet werben. möchte ein im: 
mifjen, defjen jcheinbare Armut jo Vielen zum Reichtum geworden: it? — 
doc wird e3 nicht wundernehmen können, daſs feine Stellung im Kanon 
bon Auftößen, die mar am Inhalt nahm, nicht ganz unberürt geblieben iſt. Wir 







——— Vresbyter 175 


Eharatter Som Br fanonifchen „bie ra ua 
die Schule Hillel3 auf der — zu —— —— r.) den Sieg zu Guns 
fen de3 Buches erftritt. ©. Delipich, doheslied ©. 15, ab. bie — 
—* — ————— vo, 5 —— ellten talmudifchen Stellen. Die an 
(begründete Bemerkun on N. Krochmal (more nebochim hazeman ed, 
ar Fe! 2; lan, 10), af — Schluſsverſe * nr nicht von Dans a 
elbjt he ern r e iſt von In: 

Pe F — — 


en (Megilloth) eingereiht hat. 

—8 Beten. uber den im Wrtitel felbft benannten Monographieen ver: 
eiche die Kommentare und —— des Buches von J. Mercerus 1573; 
8 1635; M. Geier 1647; ©. Schmidt 1691; J. F. Kleufer (Sal. 3* 
I) 1777; Stnobel 1836; Ko 1838; H. Ewald (Dichter des A. B. 

. Sion 267 1); Hitzig 1847; iter 1855; 52 1858; Hengſtenberg 
; L. Young 1865; Chr. Ginsburg 1868; Zödter 1868 ; Gräß 
jene Die 1870; Kyle 3. Deli io1c 1875 ; Plumptre u. Renan 1882. Aus- 
turangaben namentlich b Börler und Giusburg. —— Kom⸗ 
— von re und Wright befinden fich unter der Preſſe. P. Al ; 


Predigt, ſ. Somiletif ®b. VI, ©. 270. 
Predigt, DSH der, fiche am Schluſs des Bandes. 


erfafjung. Won jeher hat das Bewufstjein mans 
= — ehreehienne Mn Achtung vor dem Alter erwedt, und den durch hohe 
und BvR: Lebenderfarung ausgezeichneten Männern einen berborragen- 
ben. 3 auf die Leitung des betrefjenden Gemeinweſens eingeräumt. Die 
‘T , ber Senatus zu Rom, hatten ihren Namen, —— 

ung und poltiige Bedentung diejem Umftande zu verdanken. 
g hat Ehrfurdt vor dem Alter e efärft, Bon Dre 
an kommen Ttefte in $frael vor, welche teild in freier Weiſe das Volk ver- 
(2 Mof. 3, 16; 12, 21 u. a. ©t.), teils zur obrigfeitlichen Leitung des— 
Gemeinfchaft mit bem Gefeßgeber ausdrüdlich beftellt wurden (4 a 

11,16f ng a an treten zu allen Beiten und in den verjchiedenjten 
—— in Iſrael auf, teils als Vertreter und Sprecher des geſamten 
Bolles 
ältefte (2° 


— mit t DS —* iturgifche Verwendung beim Saubhüttenfeft m Fünf 






7. 6; 1Sam, 8,4; Serem, 29, 1 u.a. 6t.), teild ald Stammes: 
19, 12), teils als verwaltende und richterliche Orts obrigfeiten 


176 Presöpter, Presbtperinfoerfaffung 


eit komm fi —* 
(m “ * —— —— —* * Üttefte ſowol im —— 
—— Sms 5, 21), teils als Bee —— an ber na ine 


| bit, d 81 bloß bie wirkt 
— En. Eike: — 


Bon dem altteftamentlichen Boden aus ift dag Amt der Ülteſten and) in bie 
Kirche Chriſti übergegangen; hier hat ed aber die Va Band: 
lungen durchgemacht. Wir unterjheiden drei Hauptgejtaltun 

2 die apoftolifche, 2) die reformatorifche auf calvini‘ em: Boben, 3) bie 


&: 1. Die —— Geſtaltung des Älteſtenamtes ſteht nicht von allen Sei⸗ 
ten in klarem Lichte. Darüber zwar exiſtirt fein Zweifel, dafs im ap 
Beitalter ar jelbjt noch geraume Beit nach demfelben in manden Teilen 

Ehriftenheit Älleſte und Bijöje nur dem Namen, nicht aber der — 
verſchieden waren. Anders aber verhält es ſich i) in Dei der nen. 
des chriftlichen Ülteftenamtes, 2) der eigentlichen Bedeutung und Wirtſamteit bes: 


me. 
Was 1) die Entftehung desjelben betrifft, jo berichtet und daß Neue Te⸗ 
ftament nichts darüber, wol a * die erſte Beſtellung der Sieben zu 
falem (Apg. 6, 1 ff.). Die ſchon im 3, —— bei a a (Ep. II 
— — 83 (vgl. Ritſchl, Entſtehung ‚3 
bis in mem Tage herein —— — al dafs 

fein a Ant bekleidet haben follen, als daS der jogenannten Diafonen. 
diejer Vorausſetzung beruhte auch die Sitte, ſelbſt in den größten Stabtgemeins 
ben nicht mehr als fieben Diafonen zu bejtellen, wärend die wz ter in 
Städten bei weitem zalteiher waren, Allein jene Anſchauun vo und 
grundlos. Nicht nur wird jenen Sieben in der ganzen Upo —7 nir⸗ 

ends der Name „Diakonen“ beigelegt, wärend Lukas die Namen 7r 

oxonor, ebayyeluorns u. j. w. recht wol kennt; fondern aud) der 
Tann das Amt der Sieben nicht eine mit dem eigentlihen Diakonat 
Größe gewejen fein; jenes war ſicherlich umfaffender und felbftändiger als diejes. 
Daſs zwiſchen beiden irgend ein Unterjchied fein müſſe, hat ſchon 
der oft fo feine Ausleger, wol bemerkt, denn bei der Frage, welcher Urt das 
«Eloua jener Männer gewejen jei, verneint er ausbrücl , nn es das ber 
—* geweſen ſei, —8 ſich dien dahin aus, oöre diaxorm» oüre 

oluse 70 bvoua elvar Öfhor ul Yurepov (Homil. in Acta App- 

= 115 ed. Montf.). 

Dieſes Urteil ijt volllommen * Denn die Anſicht Pa 
mer’3, die Erwälten jeien nicht mehr und nicht ar als „ 
ift jo wenig als die ältere, daſs jenes Amt mit dem Diafonat — 
langlich begründet. Vielmehr füren die e en Zatjachen, welche in ber 
—— zu Tage liegen, auf die Vorſtellung, daſs das Amt der Sieben 

in ſich bejafst Habe, ſowol dasjenige, was fpäter den Ülteſten 
en dasjenige, was dem eigentlichen Diafonat zufiel. Und nur infomweit 

eben wir Witfchl zu, „daſs die Befugnis der Siebenmänner die Ge— 
t des nachher in Jeruſalem auftretenden Presbyteramtes war“ (a. a. ©, 

©. 867), als basfelbe Verhältnis auch gegenüber dem jpäter "Dias 

fonenamte jtattfand. So hat man aud) nicht nötig, mit Vitringa, De synag, 

vet. III, 2, 9, anzunehmen, daſs das Amt ber Sieben ein — 

geweſen "und ſpurlos verjchwunden jei. Verhält ſich die Sache jo, wie 

angedeutet, jo ermangeln wir doch nicht aller Kenntnis davon, auf wi 

das Ültejtenamt in der Kirche Chrifti gegründet worden it. 

zunächit dad Geſchüft der Armenpflege in befjere Ordnung zu — 

gleich Zeit und Kraft der Apoſtel für die Hauptaufgabe ihres Berufes um ir 







118 Presbyter, Presbyterialverfafjung 


ben follen, „am meiften diejenigen, welche in Wort und Lehre arbeiten". Died 
verjtehen die meijten Presbpterianer fo, wie wenn der Upoftel zwei Mafjen von 
Üfteften unterschiede, nämlich 1. „lehrende*, 2. „regierende* oder „verwaltende* Al— 
tejte. Allein die Worte Haben nicht dieſe Tragweite; fie füren vielmehr nur auf die 
Borftellung, dafs die Älteften, je nad) der Gabe, die ihnen verliehen war, und 
nach perfönlicher Neigung, diefer oder jener Obliegenheit ihres Amtes ſich vor— 
wiegend widmeten, vermöge einer nicht faßungsmäßigen, fondern freien Teilung 
‚der Arbeit. Jedenfalls erhellt hieraus, 1) daſs Dienft am Wort und an der Lehre 
in der That mit zu dem Wirkungskreife der Ältejten gehörte, 2) daſs das Lehren 
nicht unbedingt die Obliegenbeit Vebes Alteſten war. Auf die lehrende Funktion 
bezieht fich auch das, was Paulus im Briefe an Titus 1, 6 ff. don dem erforder: 
derli Eigenſchaſten eines Biſchoſs, d. h. Altejten (B. 7 vgl. 5) jagt; nach 
dem fittlichen Charafterzügen, die hier, wie 1 Tim, 4, 1 ff., geforbert Find ver 
langt der Apoſtel V. 9 unter anderem, daſs der Mann an dem zuderläffigen 
Worte Gottes fejthalte, damit er durch die gejunde Lehre fowol zu vermanen 
als Gegner zu widerlegen vermöge. Endlich jet Hebr. 13, 7 voraus, dafs die 
Älteften (Hyovzeror) das Wort Gottes reden, wärend V. 17 ihr Wachen für die 
Gläubigen, d. h. ihre Sorge für die Seelen und ihre fittliche Leitung —* 
hebt. — Nach alledem können wir als Ergebnis über den Wirkungskreis der 
teften in den apoſtoliſchen Gemeinden ausſprechen, daſs dieſelben die innere ſittlich— 
religiöfe Zeitung und Überwachung der Gemeinde und ihrer einzelnen Glieder 
ebenfowol als die Verwaltung der äußeren — ————— zu beſorgen 
atten; Lehre und Dienſt am Worte Gottes kam dem Alteſtenamt zu vermöge 
jeiner auf Grund des Gvangeliums ftehenden Obliegenheit, Aufjicht und Leitung 
der Seelen zu üben. Aber das Lehramt war weder der Schwerpunkt des Ültejten 
amtes, noch jein ausfchliefendes Net. Wir kommen hiermit auf die Stellung 
der Ältejten und das Verhältnis zwijchen denfelden und der Gemeinde. Die Älter 
ften der apoftolifchen Zeit waren weder bloße Vertreter der Gemeinde, noch b 
Prediger und Lehrer, noch vorzugsweife Organe der Nirchenzucht, fondern 
handhabten die Hegemonie in der Gemeinde (Ayovzero), überwachend (dmioxo- 
zo), die Einzelnen und das Ganze der Gemeinde fittlich:religids leitend. Sie 
‚waren nicht identifch mit Predigern, weil jedes männliche Gemeindeglied, mel: 
chem die Gabe gefchenft war, auch in der Gemeinde fprechen und vermanen durfte; 
noch weniger repräfentirten fie, dem Pfarramt oder dem Kirchenamt gegenüber, 
die Gemeinde ; fie waren nicht „Laienältefte*, weil der Unterfchied zwiſchen Kle— 
rus und Laien exit fpäter fich bildete und allmählich erweiterte, Sie jtanden in 
der Gemeinde und über der Gemeinde zugleich; jenes, fofern fie der Gemeinde 
urfprünglic; und fortwärend angehörten, dieſes, ſofern jie das Necht und bie 
Pflicht der Aufficht und Leitung übten. Sie wurden in der Regel durch die Ge- 
meinde gewält, jo die Sieben (Apg. 6), auch wol die Heinafiatifhen Älteften (14, 
23); darum aber waren fie nicht von der Gemeinde abhängig (obwol fie 
herrſchen, fondern dienen follten), denn fie waren von Heiligen Geiſte zu 
ſehern geſeßt (Apg. 20, 28). Und wenn and einzelne derſelben zunüchſt bon 
den Apojteln oder ihren Beauftragten zu Üiteften bejtellt wurden, wie im 
Kreta dur Titus (vgl. Tit. I, 5: xaraornong xara mol noeo 
Dr ee anzunehmen, daſs dies nicht one Mitwirkung der Gemeinde 
geichah. 

Ehe das erſte Jarhundert der Kirche EHrifti zu Ende ging, brach in ber 
Gemeinde zu Korinth eine Zwiftigfeit aus: mehrere Gemeindegenofjen Tehnte 
fich gegen einige Ültefte auf, und wujsten die Abfegung der feßteren herbei 
Elemens von Rom fchrieb ans diefer Veranlafjung, im Namen der römif 
Gemeinde, feinen Brief an die Korinther (T. Clementis) warfcheinlich um 
Sar 97 n. Chr. Sein Hauptabfehen ift darauf gerichtet, die Einigkeit im ber 
Gemeinde wider herzuftellen, und Diejenigen, welche gegen jene Älteſten aufgetre— 
ten waren, zur Sinnesänderung und Unterwerfung unter die Älteften zu be 
(Rap, 3, 7.57). Diefe Erfcheinung war eine Krifis in der Entwidelugßgefehichte 
des Ülteftenamtes und ber Gemeindeverfafjung. Die Urheber der Auflehnung ver 





180 Presbpter, Presbyterialverfaſſung 


gleichen Br Suther geltend, daſs die Schlülfe 


). 
Brenz, hat 
im She 1526, in einem Gutachten an den Rat von Hall in in 6*8 


und Predig 
ſchöfen“ der apoſtoliſchen Gemeinden — die Prediger v t, und 





u weiteren Beratungen und Vermittelung zwiſchen Gemeinde und J 
nicht beigelegt, auch ſollten fie nicht von der Gemeinde gewält, ſondern von de 

er erhin aber ift bie 
zum erjten Male der Gedanke ausgefürt, dem Predigtamte einige wirdige Mäı 
ner aus der Gemeinde beizuordnen, für Zwecke ber Birhenzudt und 


meinde, ja ſelbſt an ber Ordination (Reformatio ecclesiarum Hassiae bei 
ter, K.Ordn. I, 58 ff., Kap. 15. 20. 21). Übrigens geht diefe Kirchenordnung, im 





— 


Preshpter, Preshyterialverfaffung 181 


einen fchon von Luther („Deutiche Meſſe“, 1526 f. u.a. D. I, 36b 
—— aber als allzu ideal nicht weiter verfolgten Gedanken, dar 
vn de Drtögemeinde durch Be Erklärung einzelner Glieder und d 
Kine, m unter ftrengjte —— u einer Gemeinde ber Heiligen zu kon— 
— ſodann im Vollbeſiß —E Rechte ſtände. Ein Gedanke, wel— 
den Independenten zur Ausfürung — iſt, in Heſſen 
— A weil Luther davon abriet, nie in Wirkſamkeit trat. 
en ift, obwol ihm "bie —— der ſächſiſchen Reforma- 
durchaus geneigt waren, zunächſt ni — g gekommen; ſon—⸗ 
die ſchweizeriſche Reformation iſt hierin zur Tat —— Und zwar 
gli und was ve. Borgange nachfolgte. Diefer betrachtete theoreti 9 
einde als Inhaberin der vollen kirchlichen Gewalt, ſah aber ve 
Ne Beide cite als berechtigte Vertreterin der Gemeinde an, wenn ſich 
— — der evangeliſchen Geiſtlichleit beraten und leiten ließ. So kam 
m zu feinem der Gemeinde ſelbſt, im Unterſchiede von Geiſtlichkeit und 
', angehörigen Amt, denn der „Stillftand" war nur eine kirchenpolizei— 
örbe, In und überall, wo der reine zwinglifhe Typus zur Herr- 
ſchaft gelangte, ging, ungeachtet der im Prinzipe anerkannten Autonomie der Ges 
geinde fattifch die ticchl che-&emeinde in der bürgerlichen auf. In Bafel machte 
3. Defolampabius im ‘are 1530 wenigftens einen energifchen und reiflich über 
egte Berfud), die Aufftellung von Älteſten, als Vertreter der Gemeinde, einzu— 
- (seniores quidam, quorum sententia — totius quoqne 
ee constet. J. Oecolampadii et Zwinglii Epistolarum 
ibri 4°, . 1536, F. 44b). Oekolampadius arbeitete in Verbindung mit 
—— darauf Hin, daſs die Kirchenzucht organifirt werde; da- 
dieje nicht wiber, wie in der päpftlichen Kirche, in eine Tyrannei aus⸗ 
ſollen unbeſcholtene und achtungswerte Männer zu Älteſten ernannt wer 
ni etliche vom Nat und etlihe aus der Gemeinde, damit fie im 
dung mit den vier Pfarrern der Stadt ein Kollegium von 12 Sitten— 
Be 9 eensorum consessus) für Behandlung der Kirchenzucht und fonftiger 
Angelegenheiten bildeten. Allein wegen Abgeneigtheit der republifani- 
jegierung, die Autonomie der —— zu befördern, fürten dieſe 
u feiner nachhaltigen Frucht. — Nur in einigen oberdeutſchen 
Bde m, Straßburg wurden Einrichtungen im Sinne Defolampads ges 
und von Strafburg aus wurde eine = —— Gemeindeordnun 
en der Kirchen“ dem Magiſtrat zu Frankfurt a. M. vorgeſchlagen 
meine Geſchichte der Presbyterial- und mmoatereung | fei t der Reformation 
3. 28 ff.) "Am bedeutenditen ift jedoch, was 1539 ſiſche —— der 
Me irch — — (bei Richter I, 290 ff.), ML jeder Gemeinde 
um der Kirchen“ verordnet werben follen zum Behufe forgfältiger 
auf Gemeinde und Prediger, zur Teilnahme an ber Seelforge und dem 
irtenamte in Gemeinfchaft mit den Dienern am Worte, zur Fürforge für chriftliche 
a der Kinder, und zur Barnung, ja Ausſchließung aus der 
er. gegenüber Be welche le ii riftlicher Strafe“ bebiirfen. Vermöge 
zugedachten Wirkſamkeit werden die Älteften geradezu auch „Seel: 
mannt, ſodaſs dies der allgemeine — iſt, on welchem Prediger 
ie; engefaf3t werben (a. a. 291a unter Nr. IV). Diefer An 
icht die Anordnung, daſs die We See bei Antritt ihres Amtes in 
eis mit öffentlihem Gebete und Vermanung eingeſetzt und beftätigt 
(a. a. ©. 290b). Noch nie bisher war das Älteftenamt fo hoch 
Sie enge en worben, „als ber notwenbigfte und heilfamfte Dienſt, jo nad) 
Amt re in der Kirche ſein mag“. Dennoch geht nicht von Heſſen, 
ondern von —— unter dem mächtigen Einfluffe Calvins, die Preshpterialver- 
fung ad) ‚um einen umfafjenden und gejchichtlich bedeutenden Wirkungstreis 


m wurde von 1536 an in Genf Farels Mitarbeiter und Nachfolger 
‚ wie 190m diefer begonnen hatte, auf eine Reform der Sitten, nicht 





























182 Presbyter, Presbyterinlverfafjung 


‚bloß der Lehre und des Bekenntniſſes, mit aller Tatkraft und Beharrlichkeit 
Infolge davon wurde er, nebſt jämtlichen evangelifchen Predigern —— 
der Stadt vertrieben. Aber 1541 dog er, von der durch bittere zur 
Erkenntnis feines Wertes gebrachten Gemeinde zurücdderufen, wider in Genf eim, 
Und nun wurde duch alle Inftanzen der Republik eine Kirchenordnung angenoms 
men und als Gejeg publizirt (20, November 1541: les Ordonnances ecelesia- 
stiques de l’eglise de Geneve, bei Richter a. a. ©. I, 342 ff.), worin — 


lichleit 39 zu haben. — Die bedentendſte geſchichtliche Wirkſamleit hat das 
lteſten, von Genf aus ſich verbreitend, in der reformirten Kirche Fran 
reichs und Schottlands gewonnen, Die erjte fürmliche Gemeinde reform ö 
fenntniffes in Sranfreich, die zu Paris jelbft, bildete fi 1555 durch Ermä- 
lung eines Predigers, zugleich mit mehreren Hiteften und Diakonen, die ein Con- 
sistoire zur Überwachung der Gemeinde ausmachten. Nach dem Borgange bon 
Paris organifirten fi in einer Anzal von Städten geordnete Gemeinden, durch 
Aufftellung von Ülteften zur Seite der Prediger (was man dresser forme de 
Veglise nannte); und unter dem Drange der Verhältnifje, fofern die —— 
—* der Neformation ſchlechthin entgegen war, gejtalteten ſich die 
völlig autonom, ſodaſs das gejomte Gemeinderegiment in den Händen des „Konz 
fiftoriums* oder des „Senats der Kirche, d. h. der Alteſten und Diafonen, ums 
ter dem Vorſitze der Diener des Wortes, lag. Nur die im Jare 1559 gegrün- 
dete Synodalverfafjung beichränfte, vermöge der den Synoden anvertrauten Firchens 
vegimentlichen Gewalt, die anfänglich unbedingte Vollmacht der Gemeindefonfi- 
ftorten. Wärend in Genf die Lebenslänglichkeit des Ältejtenamtes als Regel galt, 
war das Amt in Fraukreich von Anfang an nicht lebenslänglich, wiewol fpätere 
Synoden ſich deranfafst fonden, allzu Häufigem Wechſel, weil derfelbe —— 
wirke, entgegeyzutreten. Dos Consistoire ernannte, vermöge der Kooptation, 
erforderlichen Alteſten ſelbſt. Und was die Amtsobliegenheiten betrifft, fo wur⸗ 
den in der franzöſiſchen Kirche die —— der Älteſten (anciens, surveillans 
auf Berwaltung nnd Regierung ‚der Gemeinde, ſowie auf Kirchenzucht bejchränft; 
das Seelforgerliche, was den Älteften in Heflen, f. oben, aber auch den Gen 
Ülteften zulam, befonders im Hinficht der Hausbefuche mit den Pfarrern, fi 
hier weg, umd ging auf die Diafonen über. Wie hoch die franzöfiichen Nefor: 
mirten das Ülteftenamt hielten, erhellt aus dem Grundſatze, den fie int 
Blaubensbelenntniffe ausfprachen, dafs für die ware Kirche Chrifti das Kirchen: 
regiment durch Paftoren, Älteſte und Diakonen, als von Ehrifto felbft geftijtet, 








Preshyter, Presbhterialverfaſſung 183° 


ebenfo notwendig fei, wie reines Wort Gottes und rechte Sakramentsverwaltung 
Confession de foy 1559, art. 29. 17. 28). — Auch in Schottland wurde die 
——— | g mit Älteſten fhon damals als ein Bedürfnis empfunden, als 
bie Freunde des Evangeliums noch in Kausgemeinden ſich en mufsten 
x, Hist. of the Ref., by M’Gavin, 2. ed. 1832, p. 231). Als im J. 1560 
—— das Älteſtenamt geſetzlich einfürte, gingen jene Einrichtungen 
der reſormirten Privatgemeinſchaſten in die Öffentliche Landeskirche über, nicht 
one Ichrhafte Begründungen, welche die presbyteriale Kirchenverfaffung für die 
) und ausſchließlich fchriitmäßige erklärten und das Alteftenamt auf völlig 
Br fe des Ranges und Unjehens mit dem Predigtamte erhoben (mas we— 
Genf nod in Franfreich der Ball, geivefen war). Man ftellte die Pfarrer 
leer ders neben die regierenden Ültejten (ruling Elders, nad) 1 Kor. 12,28 
eovne & , was eine Annäherung an das apoftolifche Älteftenamt war. Das 
chotti Iteftenamt ift eine geiſthiche Funktion fo gut als das Predigtamt, 
‚wenn bie Verwaltung der Kirche in drei Stüden bejteht: Lehre, Regierung 

umd Austeilung, fo ergeben ſich nad) jhottifcher Theorie dreierlei Kirchenbeamte: 
Geiftliche, welche zugleich Prediger und Negierende find; Älteſte, welche bloß Re- 
e find, und Diafonen, welche das lirchengut verwalten und Almojen aus— 

teilen. Die Älteſten ftchen den Pfarrern in Rranfenbefuchen und Prüfung der 
Konmmmifanten bei; bilden mit ihm und unter feinem Vorſitz die Kirk-Session, 
a den Vorſchlag des Pfarrers, die Kirchenälteften wält, aljo durch Ko— 
jtation ſich ſelbſt ergänzt. — Won Genf aus verbreitete ſich das Älteſtenamt 
um bie Mitte des 16. Sorhunderts auch in Deutjchland felbft, wiewol nur 
Einmal dur Joh. a Lasko und feine Fremdengemeinde, Dieje ließ 

ich, von Königin Maria aus London vertrieben, um 1555 in Frankfurt a. M. 
und brachte eine Älteftenordnung mit, welche unverkennbar nad) der cal— 
vinischen Anjhaunng und dem Genfer Vorgang gebildet war, jo jedoch, daſs 
1) das Amt der Aiteften mit dem der Diener des Wortes „genzlich einerfei* fein 
‚indem der Prediger unter den Begriff des „Elteften“ mitbefajst iſt a 

nad) 1Tim. 5, 17 im Sinne von zweierlei Klaſſen gejajst); 2) daſs das 

t mehr ald in Frankreich und Schottland beachtet war, indem ber 

Gemeinde —— kein unbedingtes Walrecht, aber wenigſtens eine Mitwirkung bei 
der r ihrer Amtsträger eingeräumt war; die Geſamtheit der Diener des 
und Alteſten war der „Rath der ganzen Gemeinde“ (Richter, K-Ordn. 

1, 99 5f.). Zum Anderen lichen fich die vor den Verfolgungen, namentlic, Alba’s, 
ans den Niederlanden geflüchteten Fremdengemeinden „inter dem Kreuz“ am 
Niederrhein nieder. Diefelden komftituirten ſich duch die Synodalbeſchlüſſe 
ee und Emden (1568. 1571) auf presbyterialem Fuße, jodajs jedem 
| jein Bezirk in der Gemeinde angewiejen wurde für Hausbefuche, Seel: 
und fittliche Aufjicht. So wurde durch diefe in den Landichaften Jülich, 
‚und Berg und in Oftfriesland fich anfiedelnden niederländ. Gemeinden das 

in Niederdeutichland einheimifch, verbreitete jih von jenen aus weis 

ter, and erhielt ji fort, auch nachdem die Niederländer fich wider in ihre Hei— 
mat egeben hatten, wo die presbyteriale Ordnung innerhalb der Gemein» 
Konflikt geriet mit dem zwinglifchen Prinzip, daſs die Obrigkeit Vertre— 

terin der Gemeinde ſei. Am Mittelrhein beftellte Kurfürſt Friedrich III. don der 
Balz durch ein Edikt von 1570 in jeder Gemeinde ein Kirchenkollegium, mit 
dem age, für den inneren und äußeren Wolftand der Gemeinde zu jorgen 
und die Kirchenzucht zu üben; die Mitglieder desjelben, aufer dem Pfarrer, hießen 
„Genforen*, und waren nichts anderes als Kirchenälteſtez fie wurden vom kur— 
ee ernannt und fürten das Amt lebenslänglich. Dies war das 
erite Beiſpiel von presbyterialer Gemeindeordnung unter landesherrlichem Kou— 
ment, d. h. von Kombination der Konftftoriale nnd Presbyterialver- 

foflung. Im der Graffhaft Teklenburg wurde eine Kirhenorduung mit Älte— 
ften in jeder Gemeinde, zugleich mit dem reformirten Belenntniffe 1588, ein: 
gefürt; in Naffau fehon 1578, nachdem erſt ein Jar zuvor reformirte Lehre 
und form an die Stelle der Iutherifchen gefept worden war. Übrigens 








184 Preöbpter, Presbyterinlverfaung 


haben treue ge Männer in anderen Landen den Mangel 
an Berfaflunn und —— der Gemeinde ſchmerzlich gefült und für Verei— 
—— presbyterialer Gemeindeordnung mit konſiſtorialem Kirch gear⸗ 

tet. So in Württemberg ſchon im 16. Jarhundert Jakob Andreä und Caspar 
Lyſer, jener als Mitbeg der Konkordienformel allbefannt; fie hatten den 
Herzog Chriſtoph ſelbſt für fih, aber Joh. Brenz gegen fih, als fie für Ein 
fürung der Gemeindeälteften zum Behufe Kirchenzucht wirkten. Auch Eras— 
mus Sarcerius, ein Mann, ber in berjchiedenen Sonbi ften für futherifche Lehre 
und tätig gewejen ift, machte die Überzeugung geltend, daſs mit 
dem — die Aufſtellung von Älteſten, als einem Ausſchuſs jeder 
Gemeinde, vereinigt werden ſollte Allein die Strömung des landes ch kon⸗ 
ſiſtorialen Negimentes und das Übergewicht der Lehre über die Bedürfniſſe des 
Gemeindelebens war zu ftark, al3 dafs eine Modifikation der im Gebiete der 
ſächſiſchen Reformation herrichend gewordenen Kirchenverfaflung, welche die Ge⸗ 
meinde — Objelt a. Pflichten, nicht als Subjekt von Rechten betrachtete, 


hätte nnen. - 
ie reformatoriſche Geftaltung des Alteftenamtes im 16. Jarhunderte unter 

fcheidet ſich von der me auf eigentümliche Weife, ungeachtet man ſtets 
auf die Bibel fich berief nur die urchriſtliche Ordnung widerherzuftellen ſich 
bewußt war. Der Hauptunterfchieb beftand offenbar darin, dafs im 
tume den Älteſten die gefamte Leitung der Gemeinde zuftand, und das 
amt nicht —* fie, oder gar über fie geſtellt war, ſondern nur mit ber 
Zeit aus dem Alteftenamte hervorwuchs und fich zu einem felbftändigen Amte 
entwidelte, Hingegen das reformatorifche Älteſtenamt, — auch wo e3, wie in 
Schottland und in der Kirchenordnung a Lasko's, mit dem Predigtamte unter eine 
Kategorie geftellt wird, — ift wejentlich ein Gemeindeamt neben dem Predigt— 
amte, und zwar rg ald Organ der Kirchenzucht. | 

Die Gefhichte des Alteftenamtes im 17. und 18. Sarhundert zu —— 
iſt bier nicht der Ort. Nur ſoviel iſt kurz zu bemerken, dafs die presby 
Verfaffung wärend der Bewegungen auf britiihem Boden um die Mitte des 
17. Jarh.’$ nahe daran war, von Schottland aus, ald ihrer Operationsbafis, 
auch England für fich zu erobern. Allein fie wurde aus England verdrängt und 
in Schottland felbft zu einem Kampfe um ihre Eriftenz gezwungen. In Frauk— 
reich ging, nachdem durch Gemwaltmaßregeln der Protejtantiamus anfcheinend 
völlig dertilgt worden war, die Widerbelebung der reformirten Kirche Hand in 
Hand mit der Widerherftellung presbyterialer Organe, ſodaſs das Älteftenamt 
fein verlorened Gebiet bis auf einen gewiſſen Punkt wider gewann (f. Coquerel, 
Hist. des &glises du desert, 1841, I, 25 sqq. 102 sqq. 200) In Deütſch— 
land ift die Preöbpterialorbnung wärend des 17. und 18. Jarhunderts, ıme 
geachtet der Verdrängung aus einzelnen Gebieten, in denen fie im Re i 
jarhundert eingefürt worden war, im ganzen im rechtlichen Beitande geblieben; 
ja fie bat in Beiten des Drudes nicht felten zur Erhaltung und Stärkung evan— 
gelifchen Glaubens und Lebens wefentlich beigetragen. Überdies nahmen im Laufe 
des 17. Jarhunderts ganze Reihen von Iutherifchen Gemeinden am 
und in Weftfalen die Gemeindeorbnung mit Kirchenälteften von ihren 
ten Nachbarn an. Namentlich aber ift von großem Belang, dafs Spener, bei jeir 
nen Bemühungen für Widerbelebung warer Gottſeligkeit und ernfter 
fi nicht auf das Bedürfnis der einzelnen Seelen bejchränfte, fondern die Ge» 
meinde umd die Kirche mit ind Auge fafste. Bon der ebenfo urchriſtlichen als res 
formatorifchen Warbeit des Prieftertums aller Gläubigen befeelt, erkannte er das 
Klerikalregiment, wie e3 in Gemeinjchaft mit der landesherrlichen Kicchengewalt 
in der futherifchen Kirche im Schwange ging, für eine unebangelifche Miſsbil⸗ 
dung, und forderte, dajd neben der Obrigkeit und dem Lehrftande auch der Haus— 
ftand, als der britte Stand in der Ehriftenheit, zu feinem Rechte fomme, Und 
died, fand er, wiirde erreicht, wenn nad dem Vorgange der franzöfifchen refors 
mirten Gemeinden Presbyterien errichtet würden, ſodaſs gewälte Kirchenältefte 
die Gemeinde in allgemeinen Angelegenheiten vertreten und unter ber Leitung 


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Siondezsen, Deder msn nl polttiſhene Worbito vum —AX han 
Kirdrare egtmente gegenuber, um Auge Baby de Aenstigpen Dinaontgpeantshtenkkihu SS hen 
der Kirche Chriſti, als Die angebtab unverauſie Liiſehen ya nie ya duch 
bemüht wur. Allein unnmittelbare prabtiſthe erenebie DE WITITTU IT TET we TU DE WETTE BETT TETBETT we 
Anders jeit 1848, wo von poliliſhher Selle un). Aasug peiſehhen Mnche  ccnt 
Staat“ angetragen wurde. errither DE hun rilen dan Uieilie ymese bh Asa 
nung, aber Auseinanderſehung graruitlene dan @Zchube suggelandeb nenn, en Abe 
Stelle der Vermiſchung Aminen Wbrayprahtiion we Abechllehe m Yello nennt, 
Sonderung beider Gehiete, um ie Zerdhı alla tl Mb 0 Annede 
felbjtändige Verwaltung ihieı ernennen los nd ben Analım DI EL T ii 
find zuerjt in Preußen, 24 "ku Dein, Hose hama eng ll Mu 

meindeordnung Füz Dre östlichen onedugen" mente l mens en, 
wurden in vieler Ei — — ringehen rn erahnen men. 


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2. Kersıae Say, 3 a A ea zi 

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186 Presbpter, Presbyterialverfaffung 


Kirhenborftandsorbnung (mebft Synodalordnung) 1868 ins Leben, indem Kirchen- 
vorjtände durch Gemeindewal eingefeht und kirchlich verpflichtet wurden. — In 
en en war 1850 die Abficht nicht dahin gegangen, Gemeindelirchenrüte allent— 

alben gejelich einzufüren. Erft die Kirchenordnung vom 10. September 1873 
verfügte Aufftellung diefer presbpterialen Kollegien in ſämtlichen evangelifchen 
Gemeinden der 8 alten Provinzen der Monarchie. 

Suchen wir nad) diefer Überficht der Gefchichte des Amtes, den Begriff eines 
Alteſten und der presbpterialen Gemeindeordnung zu beftimmen, jo wird die Ver— 
Ki ung mit anderen Ordnungen zur Mlarheit dienen. Das Prespyterialprinzip 

nicht zu verwechjeln mit umbedingter Selbftregierung der Gemeinde. Leßtere 
findet 3. B. bei den Independenten oder Kongregationaliften ftatt, welche nicht 
nur die unbedingte een Ni jeber Gemeinde, ihre Unabhängigkeit vom jeder 
bürgerlichen oder firchlichen Behörde, auch jeder anderen Gemeinde, fordern, ſon— 
dern auch alle Vollmacht innerhalb der Einzelgemeine oder „Brüderfchaft“ jedem 
freiwillig Veitretenden zugeftehen, ſodaſs nicht nur die Älteften und Diakonen, die 
fie zu Beiten ebenfalls eingefürt Haben, fondern auch die Prediger von der Ge— 
famtheit der „Brüder“ u abhängig find, Presbyterialverfaffung ift ferner 
nicht unbedingte und gleichmäßige Wollmacht aller einzelner Mitglieder einer Ges 
meinde, fondern Gliederung der Gemeinde durch geordnete Beauftragung Einzels 
ner inmitten der Gemeinde. — Ebenfowenig iſt Presbyterialverfaffung geradezu 
identifch mit Zaienregiment in der Kirche. Denn wo die Kirchengemeinde in der 
bürgerlichen Gemeinde aufgeht, wo dem bürgerlichen Gemeindeamte eo ipso auch 
kirchliche Vollmacht zufällt, wie das in der reformirten Schweiz und in den, 
Städten de3 beutfchen Bundes der Fall war, da mögen wol Namen wie „Altefte* 
u. dergl. exiftiren, aber eine Presbyterialverfaſſung iſt das nicht. Diefe ſeht nicht 
bloß theoretifche Unterfcheidung fondern auch reale Sonderung des religiöjen Ges 
meinwejens von der bürgerlichen Körperjchaft, des Ülteftenamtes von irgendwelchem 
bürgerlihen Amte voraus, In diefer Unterfcheidung ift das Urdhrijtentum umd 
die Reformalion volllommen einig. — Ferner, nicht jedwedes Kirchliche Amt im 
der LZofalgemeinde, welches Gemeindeglieder bekfeiden, ift auch wirkliches Alteſten⸗ 
amt. —— „Kirchenvorfteher, Kirchenpfleger“ oder wie fie ſonſt beißen 
mögen, falls fie einzig und allein zur Verwaltung des Kirhenvermögend und 
zur Nufficht über die ökonomischen und rechtlichen Angelegenheiten der Orts— 
emeinde beftellt werden , find feine Kirchenältefte im waren Sinne des Wortes, 
war ift ſelbſt das N. Teft. Zeuge, dafs die rosoßrreoo: zu Jeruſalem Gelder 
für die Armen ihrer Gemeinde in Empfang genommen und verwaltet Haben; 
aber weder dad N. Teft., zujammengenommen mit allen Urkunden über den 
byterat des Urchriftentums, noch die veformatorifchen Grundfäge und Kirchenord⸗ 
nungen berechtigen uns, das Weſen des Alteftenamts ausfhließlich in Bkono- 
mifche Verwaltung und rechtliche Vertretung der Einzelgemeinde zu ſetzen; jondern 
es gehört dazu notwendig auch Warnehmung und Fürforge für das innere ſittlich— 
religidfe Leben der Gemeinde, irgendwelcher feelforgerliche Beruf in Verbindung 
mit den Dienern des Wortes. Nach alledem gehört zu den Merkmalen des echten 
Äfteftenamtes: 1) Unterfcheidung und Sonderung des Bürgerlichen und Kirch 
lichen in Hinficht der gefamten Gemeinde und der betreffenden Amter; 2) Glie— 
derung der Gemeinde, ſodaſs nicht one Unterfchied jedes wirkliche Mitglied der— 
felben auch an der gefamten Vollmacht des Gemeinwejens gleichmäßigen Anteil 
hat, fondern dafs für Erfüllung der Pflichten und Übung der Nechte gewiſſe 
Glieder der Gemeinde zu Organen desfelben berufen und amtlich berorbnet 
werden; 3) Auftrag nicht allein zu Bermögensvermwaltung und Vertretung bes 
Rechts der Gemeinde, fondern zugleich zur Teilnahme an der geiſtlichen Fürforge 
und Zeitung der Gemeindegenofjen, in Gemeinſchaft mit dem Predigtamte, ’ 

Alles das fällt freilich weg, wenn man den Orundfaß aufftellt, daſs Die Ges 
meinde als ſolche keine Rechte anzufprechen habe, außer dem auf unbejchränften 
Empfang der®nabenmittel (f. Trummer, Aphorismen über das chriftliche Kirchen: 
recht, 1859, ©. 109 ff., def. 112). Allein es ift auch nicht einzufehen, in wie— 
fern diefes Prinzip ebangelifch fein und fich von dem römifchen Grundfage unters 





188 Preußen 


Ausdehnung und Wirkung das befondere —— der Kirchen unſeres Ja 
derts bildet, fo muſs die ſtatiſtiſche Darſtellung derſelben doch hier unterbleiben 
und beſchränkt ſich nachfolgende Beſchreibung auf die zu regelmäßigem Gottes— 
dienſte —— kirchlicher Erziehung und Seelſorge organiſirten Kirchen— 
gemein n. | 

Die rechtliche Lage derfelben iſt feit Menfhenaltern in Preußen durch 
die beiden Grundfäße der freien Neligionsübung und der paritätifchen Stellung 
des State zu den Fonfefjionellen Spaltungen innerhalb der Ehriftenheit be— 
ftimmt, Der ftatlihe Schuß der Religiondfreiheit ift formell durch bie 
Art. 12—14 der PVerfaffungsurfunde vom 31. Januar 1850 (vgl. Allgem. Land» 
recht U, 11, $ 2 ff.) gefichert, welche die Freiheit bes religiöfen n 
die Vereinigung zu Religionsgeſellſchaften und deren gemeinfame häusliche und 
öffentliche Neligionsübung gewärleiften, den Genuſs der bürgerlichen und ſtats— 
bürgerlichen Rechte unabhängig machen von dem religidfen Bekenntnis, wärend ben 

erl und ſtatsbürgerlichen es durch die Ausübung der Religions» 
freiheit fein Abbruch gefche en darf. Die Religionsgefellfchaften, fowie die 
lichen Genofjenfchaften, welche feine Korporationsrechte haben, fünnen dieſe 
nur durch befondere Geſetze erlangen. Die chriftliche Religion wird bei denjenigen 
Einrichtungen des States, welche mit der Neligionsübung in Zuſammenhange 
ftehen, unbefchadet der gewärleifteten Religionsfreibeit, zu Grunde gelegt. ne 
preußifchen Berfafjungsbeftimmungen fügt das Bundesgejeß vom 3. Juli 1870 
Vorſchrift Hinzu: Die Befähigung zur Teilnahme an der Gemeinde: und Landes 
bertretung und zur Bekleidung here mter foll vom religidfen Bekenntnis 
unabhängig fein. Nach dem Grundfaße der Neligionsfreiheit genießen auch Fleis 
nere, nicht ausdrücklich anerkannte Neligionsgemeinfhaften in ben Gren- 
zen und unter dem et bed Vereinsrechtes für die Pflege des 
Lebens in ihrem reife freie Bewegung. Einige derfelben find auch feit älterer 
oder neuerer Zeit mit Korporationsrechten außgeftattet, jo Die evangelifche Brü— 
bergemeinde (Herrnhuter) ſchon feit 1746 refp. 1789, die unter dem 
torium zu Breslau ftehenden Altlutheraner feit 1845. One Korpora 
aber fonzeffionirt zum Erwerb von Grundſtücken, ift bie nieberländif ı 
Gemeinde zu Elberfeld feit 1849. Den Mennoniten:Gemeinden ift durch 
vom 12. Juni 1874, ben Baptiften®emeinden durch Gefeg vom 7. Juli 187 
die Erwerbung von Korporationsrechten unter beftimmten Bedingungen ermög- 
licht. Auch den jüdischen Neligionsgemeinden ift nach $ 37 bes Geſehes vom 
23, Juli 1847 Korporationsrecht gefichert. 

Ungleich komplizirter ift die rechtliche Stellung der beiden öffentlich an» 
erfannten großen hriftlihen Religiondgefellfchaften, weil bei bem 
alreihen Berürungspunkten mit den Aufgaben des States die Ausgleihung der 
ihnen einzuräumenden Autonomie und der dem State vorzubehaltenden 
rechte er Schwierigfeiten mit fich bringt. Da einerfeit3 die fatholifche 
als ihre oderfte Firchliche Autorität einen ausländifchen Kirchenfürſten 
und anbererfeit3 in der evangelifchen Kirche das StatSoberhaupt der oberfte Träg 
des Kirchenregimentes ijt, erleidet der Grundfah der Parität, fo ſehr 
der Stat an fich feithält, in der Anwendung notwendige und mweittragende Mos 
difilationen. Indeſſen fehlt e8 nicht an gemeinfamen Grundbeitimmungen; die 
evangelifche Landeskirche in den älteren und in den neueren Provinzen, wie bie 
römifchetatholifche Kirche haben die Rechte privilegirter Korporationen, und ihre 
Beamten, Gebäude und Hultushandlungen geniegen das Anjehen und den 
öffentlicher Einrichtungen. Wenn auch die Artikel 15. 16. 18 der 
urkunde vom 31. San. 1850 durch Gefeb vom 18. Juni 1875 aufgehoben 
um der ftatlihen Gefehgebung für Feititellung der Hoheitsrechte des States 
Bewegung zu geben und prinzipielle Schranfen für die firchenpolitifche 
gebung zu befeitigen, fo ift dod der in ihnen niedergelegte Grundgebanfe id 
aufgegeben. Nach demjelben foll die evangelifche wie die katholische —— 
gefeltchaft ihre Angelegenheiten felbitändig verwalten und im b und 
der für ihre Kultus-, Unterrichts: und Woltätigleitszwecke beftimmten Anftalten, 






bleiben; der 
indert, die Bela 

















— ie, Bat und nit auf dem Bar 
beſonderen Rechtstiteln beruht, 


Asien vatifanif üÜ und der Ausftattung 
beju EEE EINE Ev mann vo 
utceff b erwicjen, umd die — her in Per find 
ee ereskhe 1 mal ersemairte — 
—* ezial e —— Ak yon de mit dem boppelten Zwecke, er 


feftzubalten und zu begrenzen, 
fie Hoheitsrect N Da’fih mit der Mb t pojitiver Orga= 
die polemiſche Tendenz der Abwehr sehen verband, jo kann 


als dauerndes Rech 
hat die regierung Grundſatze 3*8 Bien 
iehungen der Kirche, der katholi ? 
—* oder — sa dem Heiden, der Bei: Per 


u firchenpofitiiche Geſetzgebung betrifft teilweiſe beide K 

eu a * A Ymfang 8 en —A 
5 das Ci vilftandsgejeg vom 6. Februar 1875 die Beurkundung —— 
— Gheihliebung ouf jtatliche —— übertragen und damit den 


ich i rift Ung 

lichen Srieden gefärdenden Weife — mi nis ——— 
oht « Endlid) ift die Ai ie frühere, den ea —— —* 
eiung vom —— —52 at. 

"preußifde Geſetzgebung ficherte —— — ——— vom * 
cht über alle öffentlichen und 
in ih dem State. Die mit Bieter ie —— * 
sinn im I den des a die Ernennung der Loka 


ede" ee Hu 1.2. 18. ML — 1873. 7. —* Nicht» 
| * — Geiflihen a f deutfche Statsanftalten (Öymmafien und ner —A— 
ai au anjtalte: mma täten 
En n, theologijche Beute ftatlicher Sutaffuns und Yuffcht una unterftellt, 
\ ung ens breijärigen theolog. Studiums an einer Univer— 
ſität noc aftliche Statsprüfung Be die Beitellung 
vilarifher fire! icher Ämter eingefhräntt, die Anzeige an die Stats- 
börde bei g eines geiftlichen Amtes gefordert und atliches Eins 
egen ann aus ten der geſetzlichen und ftatlichen Orb» 
pen. Die retung dieſer Beftimmungen und die unbefugte VBor- 
2 geiftlicher Amtshandlungen wird mit Strafe bedroht. Des Weiteren wirb 
YUusübung der lihen Disziplinargewalt über Kirchendiener auf er 
liche Behörben, beſchräukt, von Anhörung der Beſchuldigten ab 
ntfernung aus dem Umte an ein geordnetes prozefjualiiches Dee 
 Trpertie Züchtigung —— Geldſtrafen und Frei— 
und bei ſchwereren Strafen die > an die Statöbehörbe 
Heibungsgründe erfordert. Gegen die kirchliche Verhängung 


190 Prengen 


von Diszipfinarjtrafen ftcht fowol den Betroffenen, als auch, wenn cin öffent 
liches Intereſſe vorliegt, den Oberpräfidenten die Berufung an den föniglichen 
Gerichtshof für Firchliche Ungelegenheiten offen, welcher über diefelbe endgültig 
enticheidet. Dieſer Gerichtshof ift auch befugt, Kirchendiener, welche die anf 
Ant bezüglihen Vorſchriſten der Statsgeſetze oder obrigfeitliche Anordnungen fo 
jchwer verlegen, daſs ihr Berbleiben im Amt mit der öffentlichen Ordnung ums 
verträglich erfcheint, auf Antrag der Statsbehörde aus ihrem Amt zu entlafien. 
Die Entlofjung aus dem Amt hat die rechtliche Unfähigkeit zur Ausübung des 
Amtes, den Berluft des Amtseinfommens und die Erledigung der Stelle zu 
Bolge. Weiter ift die Verhäugung kirchlicher Straf und Yuchtmittel über Ge— 
meindeglieder auf ſolche Mittel eingejchränft worden, welche dem rein religiöjen 
Gebiet angehören und die Entzicehung eines innerhalb der Kirche wirkenden ⸗ 
tes oder die Ausſchließung aus der Kirche betreffen. Straf: oder Zuchtmittel 
gegen Leib, Vermögen, Freiheit oder bürgerliche Ehre find verboten. Die zu: 
läjfigen Zuchtmittel dürfen nicht verhängt werben wegen Handlungen, zu weichen 
Statögejepe oder obrigkeitlihe Anordnungen verpflichten, oder welde biejel 
geftatten. Auch darf die Verkündigung verhängter Zuchtmittel nicht Öffentlich oder 
in befhimpfender Weife erfolgen. Der Austritt aus der Kirche, ſofern derſe 
bürgerliche Wirlung haben und von ben Lajten bes bisherigen Verba bes 
jreien jo, it an eine Erklärung vor dem Richter gebunden. 

Die kirchenpolitifche Geſetzgebung, fofern fie die beiden hriftlihen Kom: 
feffionen befonders angeht, bewegt fih dem verjchiedenen — zum 
Stat entiprechend in entgegengeſetzter Richtung. Die katholiſche! 5 In 
1840 durch Aufgabe wefentliher Hoheitsrechte ſeitens des States allzu ſelbſt 
dig geworden, hat eine Einfchränkung ihrer freien und übergreifenden Be 
erfaren, für die evangelifche Kirche ift unter Sicherheiten für die Stats 
und unter ——— des landesherrlichen Kirchenregiments eine Befreiung 
zu jelbftändiger Organifation angebant. PR! 

Durd Reichsgeſetz vom 4, Juli 1872 ift der Orden der Geſellſchaft 
Jeſu, fowie die ihm verwandten Orden und ordensänlichen Nongregationen vom 
Gebiet des deutjchen Reiches ausgefchloffen. Die Errichtung von Re 
berjelben ift unterfagt. Wenn die — dr der Orden Ausländer find, 
nen fie aus dem Bundesgebiet ausgewiejen werden, wenn fie Iuländer jind, ann 
ihnen der Aufenthalt in beftimmten Bezirken oder Orten entweder berfagt ober 
angemwiejen werden. Eine Deklaration vom Juni 1873 bezeichnet bie ** 
tionen der Redemptoriſten, der Lazariſten, der Prieſter vom hl, Geiſt uud 
Geſellſchaft vom heiligen Herzen Sefu als im Sinn des Reichsgeſetzes mit dem 
efuitenorden verwandt. Nocd weiter geht das preußische Gejeh vom 31. Mai 
1875, welches alle Orden und ordensänlidhen Kongregationen ber 
Kirche mit Ausnahme derer, welche ſich ausschließlich der Krankenpflege 
von dem Gebiet des preufifchen States ausſchließt. Auch die zugelaffenen 
und Kongregationen fönnen jederzeit durch landesherrliche Verordrrung aı 
werden und find der Aufficht ded States unterworfen. Das Vermögen der au 
gelöften Niederlaffungen jtellt das Geſetz einjtweilen unter ftatliche arme 

die 






und Verwaltung. Außerdem wurde in Preußen bereit$ am 8. Juli 187: 
fatholifhe Abteilung im Nultusminijterium aufgehoben und damit 
übung der jtatlihen Hoheitsrechte des konfefjionellen Einfluffes entkleidet. 
formell erklärte und tatſächlich durchgefürte Widerftand des katholiſch 
Epiſtopats und des Klerus gegen die Maigefege, insbefondere gegen die Beſtim 
mungen betreffend die Anzeigepflicht, die Vorbildung der Beijtlichen und dem Fir 
lihen Gerichtshof hatte zur Folge, dafs teils durch Abfegung, teils buch % 
Unmöglichkeit der Widerbejegung eine große und wachjende Zal von Biſchoſsſitze 
und von geiftlihen Stellen unbejegt blieb, Auch veranlafste er weitere U 
der Gefeßgebung. Das Gejeh vom 20. Mai 1874 ordnet die g 
ledigter katholiſcher Bistümer, bindet die ſtellvertretende Ausübung der . 
lihen Funktionen an die Vorſchriſten der Maigeſehe und die Bereitwilligleit 
eidlichen Verpflichtung, dem Könige treu und gehorfam zu fein und bie Gefehe 








Preußen 101 


des States zu befolgen. Es bedroht die Kirchendiener, welche einem ftatlich nicht 
anerkannten Verweſer Folge leiſten, mit Geld- oder Gefängnisſtraſen. Das Ver— 
mögen des Bistums wird unter ſtatliche kommiſſariſche Bermoltung geftellt. Durch 
a ch dom 22. April 1875 wurden für jämtliche innerhalb des Na 
belegenen latholiſchen Kirchengebiete die für die Bistümer, die denſel 
Inſtitute und die Geiftlichen, mit Ausnahme der Anftaltögeiftlichen, bes 
n Leitungen aus Statömitteln eingeftellt und ihre —— an die 
pflichtung des Biſchoſs oder ſeines Vertreters gebunden, die Geſetze des 
3 zu befolgen, Durch ſolche Verpflichtung können auch einzelne Empfangs— 
zum Genuſs der ſtatlichen Leiſtungen gelangen. Widerruf oder Zu— 
handlung nach erklärter Verpflichtung wird mit Amtsentlaſſung und Amts— 
jandlungen der aus dem Amte Entlaſſenen mit Geldſtrafen bedr Ein drittes 
Bejeh vom 20. Juni 1875 regelt die Vermögensverwaltung in fathol *— 
ngemeinben, überträgt dieſelbe einem Kirchenvorſtand und einer G 
verfretung unter Warung der —— der Kirchenbehörde, ſowie —* 
Patrone und der Statsbehörde. Den Altkatholiken, deren Biſchof als Biſchof 
der Enthofifchen Kirche ſtatlich anerkannt und dotirt iſt, wurde, obwol bie herr— 
ſchende Kirche jede Gemeinſchaft mit ge durch Geſeß vom 4. Juni 
1875 der Mitgebraucdh der Kirche und des Kirchhofs, ſowie der Mitgenufs an 
de reg Bermögen eingeräumt, auch den fründeinhabern im &alle des 
itrittö der Beſitz und Genus der Pfründe gefichert. 

Angeſichts des hartnädigen Widerftandes, welchen Klerus und Bevölkerung 
ischen Kirche diefer tief eingreifenden —— Geſ —— ent⸗ 
engejtellt haben, one durch die finanziellen Einbußen und die wochſende Ver— 

ung der Bistümer und Pfarreien zur Unterwerfung unter die —— 
mmt zu werden, iſt die Regierung Brit einigen Saren im Intereſſe des fir 
hen Friedens auf Herftellung eines modus vivendi bedadt. —— 
vom 14. Juli 1880 und vom 31. Mai 1882 den Wr 
igung einiger der ſchärfſten Maßnahmen gebant. Der kirchliche Fichtahof 
jol i — — Fällen jtatt auf Entlaſſung aus dem Amt auf Unfähigkeit 
ur Bekleidung des Amtes erkennen. Begnadigt der König einen hiebon betrof- 
Biſchof, jo gilt derſelbe wider als ftotlich anerkannter Bifhof feiner Diö— 
Bon der in Geſetz vom 20. Mai 1874 vorgefchriebenen eidlichen Verpflich— 
um dur erh ber erde fann das GStatöminifterium dispenfiren; 
ie die eingeleitete tommifjarijche Bermögensverwaltung in erledigten Bistümern 
x aufheben und die Wideraufnahme eingeftellter Statsleiftungen anordnen. 
Beitimmungen haben aber vorerjt nur bis 1. April 1884 Gültigkeit, Geiſt— 


















e Amtöhandlungen, welche von geſetzmäßig angeftellten Geiftlichen in erledig— 
oder in folchen. Pfarreien, deren Inhaber an der Ausübung des Amtes ver— 
‚hindert ift, vorgenommen werden, one die Ubficht zu befunden, dort ein geiftliches 
nt zu übernehmen, unterliegen micht den Strafbeftimmungen. Die Errichtung 
' Niederlajfugen von der Krankenpflege gewidmeten Genofjenfchaften und 
der Genofjenjhaften, welche zugleich die Pflege und Unterweifung von nod) 
flüchtigen Kindern übernehmen, kann durch die Statsregierung geftattet 
Don Ablegung der wiſſenſchaftlichen Statsprüfung find Theologen be- 
weiße ben Nachweis füren, daſs fie nächſt Ablegung der Maturitätsprüjung 
u einem deutjchen Oymnafium und einem Zjärigen theologifchen Studium auf 
einer Univerfität refp. einem in Preußen beftehenden kirchlichen Semi: 
aus dem Gebiet der Philofophie, Geſchichte und deutſchen Lit- 
‚teratur ji eiß gehört .. Auch im übrigen kann der Minifter von den, 
J—— die Borbefdung ür das geijtliche Umt betreffenden Erſorderniſſen der 
11 bes Gejeßes vom 4. Mai 1875 dispenſiren. Endlich ift die den 
htigten und den Gemeinden beigelegte Befugnis zur Widerbe- 
es erledigten geiftlichen Amtes und zur Einrichtung einer Stellvertre- 
MG ofge Diele auf Gerfellung. bes Briebens gieenben Geſete find mef 
—* eſer au ellung des Friedens zielen eſeße ſind mehrere 
‚erledigte Biſchofsſitze unter Erlaſs der eidlichen Verpflichtung wider beſetzt, die 







192 Preußen 


der Statsl d die ſtatliche Verwaltung des f Ver⸗ 
mög lee ——— A pen in größerem en latho⸗ 
wider mit der Schulinſpeltion betraut und die Einrichtung ſimul— 

taner Volksſchulen —— Die abgebrochenen diplomatiſchen Beziehungen 
u > zur —— rch Erneunung eines preußiſchen ——— bei dem püpſt⸗ 
Entgegento t aber die Stats dem Grundjaß 

echten nn —* vg er Hattihen een — ihrer 


——— len | t fie die Herbei weiterer 
M Erungen "ber ÜReiarlehe, fonie — 
>. "1880 und 1882 enen Vollmachten an ein tatjächliches Entgegentommen 
— der katholiſchen e gebunden. Ein Schreiben des Kaiſers am id er 


nennung don Geiftlichen hingewieſen. Dieſes Zugeſtändnis hat der Bapft 
a Te Se 
He re u fein und ift der a zwifchen Stat und Kirche mit neuer 


aufg 

e ftatlihe Gefeggebung für bie evangeliſche Kirche 

fi) durch deren bisherige De bindung mit dem Stat = Fun Ko 

ee Berfafjung geftalten. Bis in die neueſte Zeit‘ 
Kirchenregiment unbefchränft in der Hand des Qandesherrn. Die Öefehgebung 

wurde —* König, die Verwaltung teils don ſtatlichen Behörden, teils von Be— 
rden mit firhlihem Namen und ftatlihem Charakter ausgeübt. One den 

riſch — Zuſammenhang der Kirche mit dem Stat und dem Stats 

—— en, iſt dieſelbe einer korporativen Verfaſſung zugefürt worden. 
Dabei wurden drei verſchiedene Geſichtspunkte feſtgehalten, die Ela der dem 

Stat als ſolchem vor, — Hoheits⸗ umd Aufſichtsrechte, die Beibehe 

des Tandesherrlichen Klirchenregiments, welches durch Eollegialifch geftaltete 


liche Beh ausgeübt wird, und die Einrichtung gemeindlicher und fpnobafer 

gume, fowie deren Ausstattung mit erheblichen Befugnifjen teil® für die 
erwaltung, teils fir die firchliche Gejeßgebung. Bei der Schwierigkeit, * 

drei Gefich spunite gleichmäßig feſtzuhalten und untereinander aus r 

es bei den grundlegenden Schritten zur VBerjelbftändigung der evang 5* 

an Bewegung ver —— und an Kampf der Parteien 





Befugnis, —53 für die öde Bedürfnifie auszujchreiben, rn. en 
ber einde gewälten ®emeinde-Kirchenräten und Gemein unter 


— 


Preufen 













Bei diefer Überleitung der evangeliichen Sandesfirche zur Selbftverwaltung 
ind aller ng3 den ae ee Rechte der Kuffict und Mitwir- 


- Hung vorbehalten, melde zum Teil als Unwendung des ftatlichen 
werden müfjen, zum Xeil aber aus der fr: iell noch 
| ing it der Kirche vom State — = find. 
Ernennu im Obers 
—— ion nd den Sur er König 
h d Ber beieffebe —* Erlafs umier engei ung des Minifes 


Din 
Be 
en 
ax. bi 


"der Kirhenbehörden mit dem St 
Pe Be Satin, ben —— 
- Ährer Mitglieder und Beamten mit —— handen er 


ſaowie z Unterftügungen und —— an Geiſili rchengemeinden, über 
die jtatlichen Aufwendungen für kirchliche — Bee über einige Gentraffonbs 
een Bwede feftgehalten. Bis jegt fehlt der evangelifchen Lan- 
"ie tn ie — —— —— 
mlagen, ſowo em wie vob 
zkirchliche —* mäffen a az ihen Behörden für vo i bollftretbar 
Här nn die —e—— und provinzialticchliden Umlagen dürfen in 
— einen gejepli i 


is jen Statsſteuern nicht über) reiten. Ad die Ein 
| | en Geb üren 


Aa, 
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a 

» nd | 






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{ äh — 2 


—E 





u dringen. 
ihe Selbjtverwaltung noch bindenden Befugnifjen 
> * — und Kirge. AIL. 13 


194 Preußen 


* 
tonfeffionelle harakter tatfächtich bewart iſt und in —— 0 to 
neller Eagle erteilt wird, daſs die Schulinipeftion in dem 
Teil des Landes, in ganzen Provinzen aud) die Kreisſchulinſpeltion, do iſt⸗ 
lichen im Nebenamt ausgeübt wird, daſs die Leitung des — — — 
freilich in ſtark eingeſchränkter Ausübung, Organen der Kirche zuftcht, dafs der 
Neligiondunterricht in den höheren Schulen, auch in den ——— 
regelmäßig von dem Generalfuperintendenten vifitirt wird, dafs die ‚ber 
Neligionslehrbücher in den Schulen der Genchmigung der Kicchlichen Behörden 
unterliegt, daſs vor der Anftellung von Profefjoren der Theologie und Direfto- 
ven der Schullchrerfeminarien die gutachtliche Anhörung des ev. Oberlirchenrates 
in Bezug auf Lehre und Belenntnis der Anzuftellenden vorgefchrieben ift. Dazu 
fommt der jtatögejeplihe Schuß der kirchlichen Zeiertage, und wenn auch dem 
—5 nicht überall ausreichend entſprechend, der Sonntagsruhe, ſowie die 
ung kirchlicher Kräfte für die Waiſenpflege und die Erzie ung Verwar⸗ 
—— at es auch in den letzten zehn Jaren an Verſuchen zur Einſchränkung 
der hergebrachten Teilnahme der Kirche an der dem Stat obliegenben Aufgabe 
fittlicher Vollserziehung nicht gefehlt, jo ift doch neuerdings die I 
Statöregierung dahin gerichtet, das noch Beſtehende zu erhalten und teilmwei ei 
Kirche wider zu ihr entzogenen Funktionen heranzuziehen. Auch iſt die Mite 
wirkung der Schulbehörden zur Ausdehnung der kirchlichen Bifitation auf dem 
Religionsunterricht in der Schule, zur Herbeifirung der verfäumten Taufe eins 
— Kinder, wenn auch unter Ablehnung ſtatlichen Zwanges, nicht verſagt 
w 
Eine völlige Entftatlihung der evangeliichen Kirche würde nidt allein bie 
Entziehung ſchwer entbehrlicher finanzieller Beihilfen, fondern au wertvoller 
Wege des Einflufjes auf das Volksleben naturgemäß zur Folge haben, ganz abe 
geſehen von der nicht zu unterfchägenden Schwierigkeit, one den Verband mit dem 
Stat und die firchenregimentliche Stellung des Stat3oberhauptes die innere Ein- 
heit der Kirche aufrecht zu erhalten. 
Die feit 1872 eingeleitete grundlegende YAuscinanderjeßung — Hate 
licher und kirchlicher Organifation ift auch für die evangelifche Kir 
lich zu ihrer definitiven Geſtalt gelangt. Nad erfolgter Konfolidation der a 
jehr jungen kirchlichen Orbuung wird eine Weiterentwidlung im Sinne größerer 
Seiten der Kirche, namentlich auch nach ber finanziellen Geite, laum 
a iben 
An den dem preuß. State 1866 einverleibten neuen Provinzen bilden 
Hannover, Schleswig-Holſtein nebſt Lauenburg, das chemalige Ku 
Hefien nebit einigen früher baieriihen und großherzoglich heſſiſ en Gebieten, das 
ehemalige Herzogtum Nafjau nebſt Heſſen-Oomburg und einigen früh 
zoglich heſſiſchen Gemeinden und endlich die Stadt Frankfurt mit * 
bejondere kirchliche Bezirke. Das oberſte ———— ſteht auch hier dem 
Könige zu und werben die Befugniſſe der oberſten Aufſichtsbehörde auch in in 
ternis durch den Kultusminiſter ausgeübt. Die Beſtimmungen der ld de 
urfunde von 1850, jowie die jeit 1866 allgemein erlaſſenen kirchenpol 
feße ſtehen au in den neuen Provinzen in Kraft. Im übrigen aber 
rechtlichen Berhältnifje der betreffenden Kirchen teild durch die Trüberen 
+ gefeße, teils durd; neue Spezialgefege geordnet. BZ 
In Hannover waren bereit3 vor ber Annerion die Intherifchen airchen 
und Gemeinden in der Kirchenvorſtands- und Synodalordnung vom 9. Olt. 1864 


196 Prenfen 


die Unitätdgemeinden. Auch wird in dem Berfonalbeftand der Konfijtorien auf 
eine Vertretung ihrer Interefjen Nücficht genommen. Die meijten Kirchengemeinden 
find der Union ausbrüdlich oder gi tattächlich bei n, wärend eine Unze 
den lutherischen bzw. reformirten Charakter unter jtärferer oder geringerer 
tonung desjelben nicht aufgegeben hat. Bon den vereingelten vorgenannten Syno— 
dalverbänden abgefehen, find auch die Kreisſynoden territorial, nicht fonfefjionell 
abgegrenzt. Vollends in den Provinzialfynoden und der Generaljynode übt die 
Konfeffion feine trennende Wirkung. Die Beftimmung des S 70 der Synodal⸗ 
ordnung vom 10. Sept. 1873, nad) welcher in den Provinzialfynoden bei Fra 
deren Entfheibung nur aus einem der für das Bereich der Provinz zu 
beftehenden evangelifchen Belenntniffe gejchöpft werden fann, die dem 
Belenntnifje perſönlich nicht angehä rigen Mitglieder jich an der Abjtimmung im 
o weit, als fie die fonfefjionelle Vorfrage betrifft, nicht zu beteiligen haben, hat 
isher feine wejentliche praktifche Bedeutung gewonnen, ebenfowenig wie die 
die Behörden vorgefchene itio in partes nach der Konfejjion. Durch die Agende 
find fämtliche evangelifche Gemeinden zu einer gemeinfamen Ordnung für den 
Gottesdienft und die Umtshandlungen verbunden, bei deren Durchfürung nur eins 
zeine lokale oder landſchaftliche Beſonderheiten jhonende Berüdjichtigung finden, 
unbefchadet des Anſpruchs aller Glieder der Landeskirche, zur Teilnahme an dem 
ottesdienftlihen Handlungen zugelafjen zu werden. Eine große Zal derjenigen 
emeinden, welche nicht durch ausdrüdliche Erklärung der Union beigetreten find, 
. der Union durch Gebrauch der unirten Hultusform, insbefondere der ſa— 
{ hie Härten Hanibeten ob Im ‘ lien Ant * — 
erklärten Kan n find im geiftli n 

e — und die Ordination für daB geiftliche Amt verpflichtet nicht zu 
einem Sonderbefenntnis. Wie die Bibelüberfegung Luthers im gemeinjamen Ges 
brauch fteht, fo find auch, von einigen lokalen Ausnahmen abgefehen, die im got 
tesdienftlihen Gebrauch befindlihen Sammlungen von Kirdenliedern konfeffionell 
nicht getvennt. In dem theologifchen Fakultäten und den Prebi i 
hat eine konfeſſionelle Beſonderung nicht ſtatt, mit einzelnen Ausnahmen auch 
nicht in den Schulen. Die tatfächliche Folge der Union ift in den —* chen Pro⸗ 
vinzen bie ſtetig zunehmende und durch die ſtarke Beweglichkeit der Bevblkerung 
unterſtützte Verſchmelzung beider Typen auch in den Gemeinden, wozu außer der 
Agende das gemeinſame Geſangbuch und der Unionskatechismus in der 
pruvinz nicht wenig beigetragen haben, in den öftlihen Provinzen die. 
Annäherung der reformirten Öemeindeglieder und Gemeinden an den 
den —— Typus. Die der Union beigetretenen reformirten Gemeinden 
werden lutheraniſirt, die in der Sonderſtellung verbliebenen werden vereinzelte 
und ſtetig abnehmende Perſonalgemeinden. 

Auch in dem Konjiftorialbezivt Wiesbaden (Nafjau) ijt die Union beiber 
Konfeffionen feit 1817 begründet und volljtändig Durchgefürt, wärend im dem 
Konfiftorialbezirk Kafjel (Rurhefjen) zwar mit der Errichtung des gemeinfamen 
Konfiftoriums ein wejentlicher Fortſchritt für die einheitliche Organifation einer 
Provinziallirche erfolgt ift, aber die Einfürung einer gemeinjfamen odalver 
fafjung bisher an den äußerſt verwickelten tonfeffionellen Verhältniſſen unüber— 
windliche Hinderniſſe fand. Die geiſtlichen Räte im Konfiftorium werden teils 
als refoxmirt, teils als lutheriſch, teils als unirt bezeichnet. Streng geſondert 
iſt der Bekenntuisſtand in Hannover und Schleswig-Holſtein, und äußerlich and, 
in Fraulfurt a/M. . 

Was die innerkirchliche Organijation betrifft, jo bejteht der evang 
Oberkirchenrat zu Berlin, die kirchliche Gentralbehörde in den älteren Lan—⸗ 
den, einfchliehlich 2. le —— und * —— — 
gegenwärtig aus ordentlichen Mitgliedern. In den Ungelegenheiten 
ned Reſſorts verkehrt er unmittelbar mit dem Mönige und mit den Gen 
den des States umd übt die ihm zuftehenden Befugniffe der Oberaufficht im: 
legialiſchen Gefchäftsgang aus. Die NAusfertigimg der nad Sti 
gefajsten Beſchlüſſe erfolgt unter Unterfchrift des Präfidenten. Das Amt 


erteilt und haben die Mitglieder des ebang. Oberfirchenrates die⸗ 
Sen! is⸗ und Rangftellung wie die —— Näte in den Miniſterien. 
Brovinptaltenfiforien haben ihren Sig in den Provingial⸗Haupt⸗ 
berg, Berlin, Stettin, Breslau, Pofen, Ma ‚ Münjter, 

bem die Gefchäfte leitenden weltlichen Prä denten” ſtehen die 
fuperintendenten als ftellvertretend dirigirende Mitglieder. Die Bal der- 


— je aus Bes Danfuig ber Wejgtite zmifden 6 und 5. Si 


3 Brandenburg find 3, in Sachen und Preußen je 2 Generalfuperint- 

In Gehalt und Rang der Mitglieder find bie denfiftorien den Pro» 

a nd ver mir Fam im wefentlichen gleichgeftellt., Im und 

ber Ronfiftorien fungiren theologifgeWeifungstommilfie- 

* welche beide theofogifche Prüfungen abnehmen, auf Grund deren das Kon— 

zunächſt die Befugnis zu predigen und alsdann die Walfähigfeit zum 

| Amt erteilt. Im evangel. Oberficchenrat, wie in den Kon iſt 

der —— Mitglieder nicht unerheblich größer als die Hal der welt- 

lien. Da aber die erjteren zum großen Teil nur im Nebenamt angeftellt find, 

ftebt der Anteil an den Geſchäften in umgelehrtem Ver 
Der Geſchäfskreis des evangel. Oberkirchenrates umfajst die Beratung des 

in allen der allerhöchſten Entſcheidung vorbehaltenen Angelegenheiten der 

mg und Verwaltung, den Berfehr mit den ftatlichen Gentralbehörden in 

den enheiten gemifchten Refjorts, deren Entfcheidung in enden. 
N die Borbereitungsarbeiten für die firchliche Gefeßgebung, die Verfügung 

Beer Feen landesherrl. Patronat3 mit einem Eintonmen bon — 

als 2400 M., ſofern deren Beſetzung nicht alternirend durch Gemeindewalen erfolgt 

oder den Konfiftorien überlaffen wird, die — — in Disziplinarſachen 

den, den Erlaſs allgemeiner landeskirchlicher Verordnungen 
ftruftionen, die Oberaufficht über die geiftliche Amtstätigkeit der Militärs 2 
Anftaltägeii ſtlichen, die Aufficht über das Domkandidatenftift, das u ee 

uberg und einige der Landeskirche näher angefchloffene Wo —— 

„die Aufſicht über das kirchliche ——— die Verwaltung der lan⸗ 

ichen Zwecken dienenden Fonds, die Aufſicht über die Geiſtlichen der 





liege angefchloffenen evangelifchen Gemeinden des Auslandes, Unter 


der oberen Leitung des evangel. Oberficchenrates liegt den Konfiftorien die fpe- 
En Verwaltung der äußeren und inneren Angelegenheiten der Provinzialkicchen 
ob, insbeſondere auch die Prüfung der Kandidaten, die Anjtellung der Geistlichen, 
die ee über ihre Dienjtfürung und die Disziplinargewalt in erſter Inſtanz. 
Kirchenprovinzen ſind in Diözeſen geteilt, welchen Superintenden— 
ante In den öftlichen Provinzen werden die Superintendenten vom 
Könige auf Lebenszeit ernannt, in den wejtlichen Provinzen auf 6 Jare bon den 
| gewält und vom Kirchenregiment beftätigt._ Mit Einfhlujs der Mi- 
litäroberpfarrer gibt es 415 Guperintendenten, 97 in Sachfen, 77 in Branden⸗ 
burg, 57 in Bommern, 56 in Schlefien, 54 in Preußen, 30 in der Rheinpro— 
binz inel. Hohenzollern, 23 in Pofen, 21 in Weitjalen. Durchſchnittlich find den 
Superintendenten 16 Geiftliche unterftellt, in der Provinz Pofen 10, 
in und Weftpreußen 12 reſp. 13, in Pommern 13, in Schleswig 15, in 
und Sachſen 17. In Weſtfalen und Rheinland kommen auf jeden Su 
perintendenten durchſchnittlich 21 Geiftliche. Die räumlich, ausgedehnteften Sprengel 
haben die Superintendenturen in Pofen und Preußen. Die Superintendenten 
vermitteln den amtlichen Verkehr zwifchen den icchlichen Behörden und den Kir— 
hengemeinden und ihren Geiftlichen, und üben die unmittelbare perſönliche Auf— 
ficht Über die Amtsfürung der Geiftlihen und das Firdliche Leben in den Ge— 
meinden, namentlich aud, über die innerhalb ihrer Diözefe wonenden Kandidaten, 
bifitiren in geregeltem Wechjel die Geiftlihen und Gemeinden bezüglid der ex- 
terna und interna. In zalreichen Bezirken, ja im ganzen Provinzen iſt ihnen 
auch die Hreisichulinfpettion übertragen. 
Neben diefen in drei Stufen gegliederten Organen des Kircheuregimentes, 
welche je näher dem Gemeindeleben ftehend um fo perjönlicher, je ferner demfel- 





198 Preußen 


ben, um jo mehr follegialijch angelgt find, ftehen ebenfalld in dreifacher Abſtufung 
die aus den gewälten Gemeindeorganen herauswachienden Synoden. Die ge- 
famte - Synodalordnung * aber auf der Presbyterial-Verfaſſung in 
den Gemeinden. Den Öeijtlihen, welche in den geiftlihen Amtstäti 

der Lehre, Seelforge, Berwaltung der Sakramente und den übrigen Minifterial- 

—— unabhängig bleiben, heben eine Kleinere und eine größere &emeinde- 
Örperfchaft zur Seite. Die erjtere (Gemeindelirchenrat im den öſtlichen, Pres— 
byterium in den meitlichen Provinzen) hat das Pfarramt im religiöjen und 
fittlihen Aufbau der Gemeinde zu unterftügen, diefelbe in ihren inneren und 
äußeren Angelegenheiten zu vertreten, bie Kirchenzudt in erfter Inſtanz 
üben und die chriftliche Sitte zu fördern, für Erhaltung der äußeren dotteßbrenft« 
lichen Ordnung zu jorgen, die Heilighaltung des Sonntags zu bejürdern, die re- 
ligiöfe Erziehung der Jugend zu beachten, die kirchlichen — — 
der ‚ Kranken und Verwarloſten zu leiten, die kirchlichen Gemei 

zu deranftalten, die niederen Kirchendiener zu ernennen, das kirchliche Vermögen 
einjchließlich der Stiftungen zu verwalten und aud) in diefer Hinficht die Kirchen: 
gemeinde rechtlic) zu vertreten. | 

Die Gemeindevertretung (Repräfentation) entjheidet in Verbindung mit dem 
Gemeinbelirchenrat ar Ma bei wichtigeren Angelegenheiten der Vermö— 
——— bei Beſchaffung der zu den kirchlichen Bedürfniſſen erforderlichen 

ittel, insbeſondere bei Feſtſetzung der Umlagen auf die Gemeinde, bei Verün— 
derung bejtehender und Einfürung neuer Öebürentaren, bei Bewilligungen aus 
der Kirchenkafje zur Dotirung neuer Stellen und dauernder Verbefjerung des Ein- 
kommend ber bejtehenden, bei Fejtitellung des Etats und Abnahme der Jares— 
rechnung, bei Errichtung von Gemeindeitatuten, bei der den Gemeinden zujtehen- 
ben Pfarrwal, fofern nicht befondere Lokale Ordnungen eine Ausnahme bedingen. 

ie. Mitglieder beider Gemeindeorgane werden in den öjtlichen — 

von den kirchlich qualifizirten, zur Wälerliſte angemeldeten männlichen i 
glieder auf 6 Jare der Art gewält, daſs von 3 zu 3 Jaren die Hälfte ausfchei- 
det, aber wider gewält werden fan, Die Ültejten haben bei der Ein ürung in 
ihr Amt ein Gelübde abzulegen. Die Zal der Älteften ſoll nicht mehr als 12 
und nicht weniger als 4 betragen, die Zal der Gemeindevertreter das Drei 
der Zal der Ältejten. Der Patron kann perjönfich und ſofern er feine p 
ſche Perſon ift, durch einen Vertreter das Altejtenamt beanjpruchen oder 
einen Üitejten jeinerjeit3 ernennen. Der Borjig in den Gemeindeorganen 
dem Geiftlichen. 

Die Gemeindeverfaſſung in den wejtlihen Provinzen jtimmt mit der in den 
öjtlihen Provinzen wejentlich überein, wärend in der ——— einige 
Unterſchiede vorhanden find. Sm den öſtlichen Provinzen beſtehen die Kreis— 
ſynobden aus fämtlichen ein Pfarramt verwaltenden Geiſtlichen, wärend die An— 
ftaltögeiftlihen und Militärgeiftlichen nur beratende Stimme haben und der dop— 
pelten Zal gewälter Mitglieder, von denen die eine Hälfte durch die Gemeindes 
vertretungen aus den derzeitigen und früheren Alteften, die andere Hälfte aus 
den angejehenen, kirchlich erfarenen und verdienten Männern des Syn 
von der Vertretung der an Seelenzal jtärkeren Gemeinden auf 3 Jare | 
wird. Die Provinzialſynoden bejtehen aus den von den Kreisſynoden oder 
Synodalverbänden zu wälenden Abgeordneten, einem Deputirten der theologischen 
Fakultät der Provinz und den vom Könige zu ernennenden Mitgliedern, deren 
Bal den jehsten Teil der zu wälenden Mitglieder nicht überjteigen ſoll. Jede 
Kreisſynode reſp. jeder Kreisſynodalverband wält einen Geiftlichen, einen 
ordneten aus denen, welche in den Kreisipnoden oder in den Gemeindel 
ichaften ala weltliche Mitglieder der Kirche dienen oder früher gedient habe 
Das legte Drittteil wird one Nüdjichten des Standes von den an See L jtärs 
teren Kreisſynoden oder Shnodalverbänden gewält. In den weitlichen 
zen bejteht die Kreisſynode aus dem Geijtlichen (den, Anjtaltögeiitlihen und Mi 
litärgeiftlichen mit beratender Stimme) und einem Alteften jeder ® 
Provinzialjgnode aus den Superintendenten und einem Geiftlihen und einem Als 


“ Preußen ‘199 
teſten jeder Kreisipnode. Im Dften und Weften fteht der Vorſitz in den Kreis— 
Ägnoden — — zu, in den — wird der Präfes 
— Die Generalfypnode beſteht aus 150 vom 8 Provinzialſynoden 
Rn. —— denen auf Bra 27,0 

Bommern 18, auf Die Rhel 15, auf Weſt⸗ 


en und 30 vom —— 


imen —— der 
de firtien h ste, Bultas und erlafung ımb- Der Griebigung 


Ordnung in 
Borlagen, li d Geltung auf Die 
—— soll, Ahre —— mung gu ren. u Pr Bine ihre 
neue Katechismuserklärungen, Religionslehrbücher, ze. und 
ı nicht eingefürt werben. Sie beauffichtigt die Kreisignodalkafjen, ordnet die 


e 


Bun et * — — * — zu F 
n un unter e Rege 
—— die — 4 der Sehioe Page all: 


faffung des wegen 
im de Beben, die —— über — — andere Pa 
die firchlichen Erfordernifje der Anftellungsfähigkeit und die firchlichen 
über die Beſetzung der — Ämter, die kirchlichen —— 
g. Für die Zwiſchenzeit zwiſchen dem gu ammentritt der 

in den öſtlichen Provinzen die Zertänse derjelben, welche ni Aus⸗ 
der Superintendenten von den Synoden gewält werden, auf a en drei Stu- 
Pe die Ausfürung der gefafsten Beichlüffe zw beforgen, die nächte Berfammlung 
und erforderte Gutachten zu erftatten. Der Kreisfynoda lvorſtand 
außerdem in erſter Inſtanz in Disziplinarſachen betreffend die Älteften 
rtreter, bei Pfarrbejegungen über Einwendungen der Gemeinde 
— und Wandel der Defignirten, im zweiter Juſtanz über Einfprüche 
die Wal von Älteften und Pf eindevertretern, über die AZuläffigfeit einer 
fehnung und Amtöniederlegung derfelben, über den Ausſchluſs vom Wal: 

—— bei Angelegenheiten der Kirchendisziplin, wenn die Kreisſynode 

iſt. Dem Vorſtande der Provinzialſynode ſteht die —— an wi 
Ben des Konfiftoriums zur. Diefelbe muſs eintreten bei ® lägen 
—— er Ämter, bei — in ber Refurs- 
"Gent von Ülteſten, im erfter Inftanz über Einwendungen 
die Lehre eines zum Pfarramt Defignirten, fowie bei Ent- 
Br —— 2* wegen Mangels an Übereinſtimmung mit dem Belennt- 
fung eines ſonſt Anftellimgsfähigen zu einem geiftlichen 
Be —— er erklärt — und in allen Fällen welchen einen 
Irrlehre die Unterfuchung eingeliel + eine heidung 


er den weitlichen Provinzen heißt = Vorſtand Moderamen, be: 

3 geiftlichen Mitgliedern, dem Präfes, Aſſeſſor und Seriba und be: 

— ih feine Befugniffe im wefentlihen auf die Gefchäftsleitung der Fein 
moden und Vertretung der Prodinzialfynoden bei den Kreisſynoden umd kirchlichen 
Felerlichteiten. Die Erweiterung feiner Befugniſſe wird von einer Verfaſſungs— 


200 Prenfen 


änderung abhängen, welche in der Zuſammenſetzung der oben —— 
ſtände dem Laienelement ſtärkere aan —— — die 
niſſe des Vorſtandes der ya Kae Als felbjtändiges Koll 
kann derjelbe Anträge auf Bejeitigung von Mängeln jtellen, welche bei der kirch 
lihen Geſetzgebung und Verwaltung hervortreten, auch Gefegentwürfe für die 
Generalfynode vorbereiten. Bei Anordnungen, welche regelmäßig der beſchließen— 
den Mitwirkung der Generalfynode unterliegen, wegen ihrer Un 
aber durch — Erlaſs proviſoriſch ge n werden ſollen, vers 
tritt er die nicht verfammelte Generaliynode, er verwaltet die Generaliynodalkaffe, 
und ift ihm in den Saren, in welchen die Generalſynode fich nicht verfammelt, 
die Jaresrechnung über die landeskirchlichen Fonda au Prüfung und —— 
der Entlaftung vorzulegen. Mit dem evangelifchen Oberkirchenrat wirkt er 
legialifch zufammen in der Rekursinftang bei Einwendungen gegen die Lehre eines 
i oder gewälten Geiftlichen und bei Disziplinare 
Irr —— bei der Feſtſtellung der von der Kirchenregierung der Gen 
vorzulegenden Gefeßentwürje und der zur Ausfürung der landeskirchlichen 
rderlichen Inſtruktionen, bei den dem evangel, Oberkirchenrat zuftehenden Vor— 
fchlägen für die Beſetzung der Generalfuperintendenturen, bei Vertretung ber evans 
gelifchen Landeskirche in ihren vermögensrechtlichen Angelegenheiten und fonjtigen 
wichtigen Angelegenheiten der kirchlichen Gentralverwaltung, in welchen der evan- 
gelifche Dberfirdenat die Zuziehung des Synodalvorjtandes beſchließt. Außer— 
dem wird in Verbindung mit dem Generaliynodalvorftand der aus 18 von ber 
Generaliynode gemwälten Mitgliedern beftehende Synodalrat in jedem are 
einmal in Berlin verfammelt, um mit dem ebangel. Oberkirchenrat über Aufgabe 
und 0 lern der Landeskirche zu beraten, in welchen die Hi 
* Feſtiſtellung leitender Grundſätze den Beirat desſelben für notwendig er 
tet. Ba 


Am meisten verwandt der Kirchenordnung in den älteren preußifchen Landen 
ift die Kirchen, Gemeinde» und Synodalordnung für den Konfiftorialbezirt Wies- 
baden vom 4. Juli 1877,- welche durch Statögejeb vom 6. April 1878 ihre 
volle Wirkfamfeit erlongt hat. Die Kirchenvorftände und die Gemeindevertres 
tungen, die Kreisſynode und die Bezirksſynode haben bis auf einige wenig erhebliche 
Abweihungen diefelbe Zufammenfegung und denjelben Wirkungsfreis wie dort. 
Nur iſt die perfünliche Anmeldung zur Aufnahme in die Wälerlifte nicht 
fchrieben. Die den 13 Diözefen vorftehenden Geiſtlichen heißen Detane. 
bisherige Biichofstittel für den Generalfuperintendenten ijt aufgehoben. In der Bes 
zirksſynode erweitert fich der Vorſtand durch zwei andere gewälte Mitglieder zum 
Synodalausfhufs, welcher auch bei Vorfchlägen über die Beſetzung der General: 
fuperintendentur, der Dekanate und der Lehrerjtellen am Seminar zu Herborn, 
bei Bejegung von Pfarreien, deren Einkommen 2400 Mark überfteigt, bei Er 
teilung von Zulagen an Geiftlihe und Kirchenbeamte aus dem Gen 
fond und anderen geeigneten Fonds, bei Dotationderhöhungen der Pfarreien, bei 
Erlaſs der aur Ausfürung kirchlicher Geſetze erforderlichen Injtruftionen, bei Abs 
änderungen der Grenzen der Kirchſpiele mitwirkt. ‚am 

Etwas mehr Abweichung zeigt die Berfafjung der jhleswig-holftein. Pros 
binzialkirche vom 4, Nov. 1876, welche auch in den Gemeinden des 
tumsd Lauenburg am 7. Nov. 1877 eingefürt wurde und durch das bereits 
Statögefeb vom 6, April 1878 volle Wirkjamkeit erhielt. Die Organe der Selbſt⸗ 
verwaltung in ben Gemeinden find die Kirchenvorſtände und die Fi 
die Mitglieder der letzteren werden von den walberechtigten Gemeindegliedern, 
ber leßteren von den Gemeindevertretern auf 6 Jare gewält. Alle 2 Jare jcheidet 
ein Drittel aus, bei aufer der Zeit eintretender Erledigung werden die Ausſchei⸗ 
denden durch Erfapmänner feitens des Kirchenkollegiums erjegt. Die Bera | 
des Kicchenfollegiums find in der Regel öffentlih. Das Präjentationsrecht w 
von den Kirchenvorftänden, das Walrecht von den Kirchenfollegien ausgeübt. Die 
Kirchenfollegien fallen nicht nur bei den Gemeinden von weniger als 500 See— 
len, jondern au in den Gemeinden mit Privatpatronen, in welchen bänifches 


Preußen 201 


Kichenrecht gilt, fort. Dazu kommen befondere Beftimmungen - ofche Ges 
meinden, * —— Beitragapfticht * den Kirchenumlagen enter erem 
Umfange auf dem adeligen Gütern ruht, und über die Rechte der Kirchenpa- 
trone. Die Propfteiipnoden, welche alle 3 Jare zufammentreten und einen Aus— 

‚wälen, und die Geſamtſynode, welche auf 6 are gewält wird und alle 
Jare zufammtentritt, in Borfigenden wält und einen stufe von 3 Mit- 
find n r den 


ern beſtellt, ſind nach Zuſammenſetzung und Wirkungskreis den entſprechen 

— öſtlichen Provinzen der älteren Lande änlich eingerichtet. Für 
zu der Geſamtſynode find 26 Walkreiſe feſtgeſtellt, welche je nach ihrer 

1zal je 2, 3 oder 4 Abgeordnete wälen. | 
iR nover hat für die Iutherifche Kirche feine befonbere, bereits vor der 
nbe in Preußen feftgeftellte Kirchenverfaffung vom 9. Dft. 1864. Doch 
die ſynodalen Organe den Bezirken wie die Landesſynode erſt unter 
vpreußiſchen Regierung in das Leben. In den Gemeinden find nur Kirchen— 
feine Gemeindevertretungen. In der Bezirksſynode find Geiſtliche und 
a ran gleich ftarf vertreten. Die alten Provinzialkonfiftorien find ge- 
blieben zu Hannover mit 6 Generalfuperintendenten, 67 Infvektoren und 764 Pfar- 
zeien für die Fürjtentümer Calenberg, Grubenhagen mit dem Harze, Göttingen, 
meburg, Hildesheim und die Graſſchaften Hoya, Diepholz und Hohnftein; zu 
Stade für die Dergogtlimer Bremen und Berden mit 1 Generalfuperintendenten, 
peftoren und 145 Pfarreien, zu DOtterndorf für das Land Hadeln mit 10 
‚ zu Osnabrück mit 39 Pfarreien (die Stabt Osnabrüd hat noch ihr 
tum), zu Aurich mit einem Generalfuperintendenten und 104 lu— 
(88 reformirten) Pfarreien. Der Entfcheidung des Landeskonfiftoriums 
vorbehalten die Angelegenheiten betreffend das Bekenntnis und die Lehre 
Kirche, die Seelforge, den Kultus, die Kirchenzucht, die VBorbildung, Prüfung 
und Ordination für das geiftlihe Amt, die Anftellung und Entlaffung der Geiſt— 
Uchen einfchliehlich der Hilfsprediger, der Superintendenten und Generalfuperinten- 
benten, deren Amtsfürung. Fortbildung und Wandel. In allen diefen Ange— 
darf der Kultusminister nur den Verfügungen des Landeskonfiftoriums 
nhalt tum, nicht aber one dasfelbe eigene Anordnungen treffen. Das Landeskon— 
beſteht aus 5 orbentl. umd gegenwärtig 11 auferordentl, Mitgliedern, welche 
htere mur an beftimmten Gefchäften teilnehmen. Die reformirten Gemein- 
den find mit Ausnahme der 4 der niederfächfifchen Konſöderation angehörigen Ge— 
meinden zu Hannover, Celle, Göttingen und Münden durch die vom 12. April 1882 
als Kirchengeſetz publizirte Kirchengemeinde und Synodalordnung für die ed,srefor- 
mirte Kirche der Provinz Hannover zu einem Organismus zufammengefafst, welcher 
mac dem Zuftandefommen des erforderlichen, gegenmärtig dem Landtage vorlie— 
Statögejeges einer kollegialiſchen Kirchenbehörde unterjtellt werben ſoll. 
re größere Teil dieſer Gemeinden befindet ſich in den Landdrofteibezirken Osna— 
brüd und Aurich, einschließlich dev Grafihaft Bentheim. Im Often finden fich 
mir 5 Gemeinden am Ausfluſs der Wefer in dem bormaligen Herzogtum Bre- 
men und 4 in der vormaligen Herrſchaft Pleffe. Bis auf meiteres ift die re= 
formirte Kirche in 9 Synodalbezirfe geteilt. Die Verfaſſung ift durchgängig der 
des Konfiftorialbezirtes Wiesbaden, im wejentlihen alfo der der älteren 6 öſt— 

{ Provinzen nachgebildet. 
Für die Vorbildung der evangeliſchen Geiftlichen beftehen 9 theo— 
Fakultäten zu Berlin, Breslau, Halle, — —— Greifswald, Bonn, 
Öttingen, Kiel und —— Dieſelben find den Statsuniverſitäten eingeglie— 
dert und von den kirchlichen Behörden völlig unabhängig, abgeſehen von dem be— 
reits erwänten Votum des evangeliſchen Oberkirchenrates bei Anſtellung der Pro— 
innerhalb der älteren Provinzen. In organiſchem Zuſammenhang mit 
der Kirche ſtehen fie nur durch die Befugnis, zu den Synoden Deputirte zu ent— 
fenden und den Unteil der Kollegien oder ihrer Mitglieder an den theologischen 
rüfı BPredigerfeminare zur Fortbildung der Kandidaten beftehen zu Witten: 
‚ Berlin, Mlojter Loceum und Herborn. 

Sehr ungleich ift dad Maß firhliher Verforgung in dem einzelnen 













un 


u 















202 - Prenfen 


preußijchen Provinzen, wenn die räumliche Ausdehnung, die Bal der a 
ſchen Ginwoner, die Zal der Parochieen und der Orte, in welchen eigene Gottes— 
dienfte ftattfinden und die Zal der gottesdienjtlichen Gebäude und der Geiftlichen 
—— * geſtellt werden. Dabei iſt Berlin von der Provinz Brandenburg 
trennen. Von den 3 Kirchenprovinzen, welche nach obigen Angaben am mei- 
Ten & 150 a nen —9* evangeliſche Einwoner haben, hat weitaus den größ— 
chenraum Oſt- und Weſtpreußen mit annähernd 62,500 Quadratkilometern, 
ee Brandenburg (ome Berlin) mit 39,839, Sachſen mit 25,240 DR. Die 
—— der Pfarrorte fieht hingegen in umgefehrter Selen, Sadjen hat deren 1453, 
andenburg 1061, Breußen nur 562; fonjtige Orte, in welchen eigene Gottes- 
dienjte ftattfinden, find in Brandenburg 1250, Sachſen 1044, Preußen 350, umd 
Ortichaften oder größere Wonpläße one eigenen Gottesdienft find in Preußen 
7947, Brandenburg 1793, Sachſen 1021, Ein gleihes Mifsverhältnis 
chfen und Brandenburg” einterjeits, Oſt- und Weftpreußen andererfeit3 
Geſamtzal der gottesdienftlichen Räume, 2653 bezw. 2472 gegen 900, fowie die 
Bal der geiftlichen Stellen 1681, bezw. 1247 gegen 678. Wärend von 1000 Seelen 
in Brandenburg 969, in Sadjfen 932, in Oftpreußen 855, in Weftpreußen 478 evan- 
geliſch find, kommen Angehörige der ev. Landeskirche durchſchnittlich auf —* 
chie in Oftpreußen 4400, in Weſtpreußen 8614, in Brandenburg 2071, in 
fen 1482, auf ein gottesdienjtliches Gebäude in Oſtpreußen 3181, Weftpreufen 
1769, Brandenburg 889, Sachjen 812, auf eine geiftliche Stelle in Oftprenßen 
3558, Weftpreußen 3156, Brandenburg 1762, Sachſen 1281. 

Nicht jo ftark jind die Gegenfäge zwifchen Schlefien mit 1,859,535 Goung 
lifchen auf 40,285 Quabdratfilometern, Hannover mit 1,842, ‚005 Eoungeliren au 
38,285 Dil, und Pommern mit 1,495,982 Evang. auf 30,107 
betragen die Evang. in Schlejien 46400, in Pommern und Hannover — 
860°, der Öefamtbevölterung. Aber in der kirchlichen —— ſteht 
mit 2656 Evangeliſchen auf je einen Pfarrort, 1820 auf ein gottes 
Gebäude und 2172 auf je eine geiſtliche Stelle erheblich zurück gegen Sannober, 
welches für je 1851 Lutheraner und 1408 Reformirte eine Barschie, u .- 
Lutheraner und 1135 Reformirte ein gottesdienftliches Gebäude und | 
Lutheraner und 1200 Reformirte eine geijtliche Stelle aufweiſt, fowie A 
mern mit einer Parochie für 2229, einem gottesdienftlichen Gebäude für —2 
einer geiſtlichen Stelle für 1948 Edangelifche. Hiernach ift Pommern beffer mit 
gottesdienftlichen Räumen, Hannover befjer mit parochialen Einrichtungen und 
Geiftlichen verjehen. 

Als dritte Gruppe bieten fih zur Vergleihung dar Schleswig-Holftein mit 
1,111,383 (986 °/,,) Evangelifchen auf 18,287 Duadratfilometern, Rheinpro 
mit 1,074,943 (264%/,,) Evangelifchen auf 26,975 Duadratfilometern und Weit 
falen mit 949,191 (465°/,,) Evangelifchen auf 20,199 D.-Ril, Die 
forgung iſt zafenmäßig in der Rheinprovinz am beiten; es gibt dort Evangelifcdhe 
pro Parochie 2363, pro gottesdienftliches Gebäude 1416, pro geiftliche Stelle 1798, 
wärend bie gleichen Zalen für Weftfalen 2833, 1492 und 2182, für 
Holitein 2684, 2150, 2175 betragen. Dabei fommt aber in Betracht, dafs 
der letzteren Provinz eine gejchlojjene evangelische Bepölferung auf 
Flächenraum wont, wärend die Rheinprovinz nur wenig mehr ald 4 
Einwoner hat. Einen jtarfen Unterjchied jtellen widerum die Kon 
Kafjel und Wiesbaden, verglichen mit der Provinz Pofen dar, die heben erjteren 


mit zufammen 1,087,597 (578%/,,) Evangelifchen auf 15,663 D.-Ril., I mit 
531 365 (312,6) Evangelifchen auf 28,952 Q.Kil. In Heſſen — 


* 


das Verhältnis der Parochieen mit durchſchninich 1539 und 1474 U 
der gottesdienjtlichen Gebäude mit durchſchnittlich 652 und 737 auf 
eiwiefenen, und der geiſtlichen Stellen mit 1377 und 1277 der Seelſorge Unter 
tellten ebenſo günftig wie in dem beftjitwirten Sachſen, wärend in Poſen auf eine 
Parochie 2857, auf ein gottesdienftliches Gebäude 1413, auf eine geiftliche Stelle 
2426 Evangelifche fommen. 

Ganz anomal find die Verhältniffe in Berlin mit 19,251 Evangelifchen auf 



























3 
Eifbte üb db l 
ne — Pen a 
rochie, —— auf ein ——— 3517 auf einen 


riſch, boinife wendifch, in vereinzelten Fällen 
laſſubiſch) vertreten. Bei etwa 300,000 maſuriſch Spredenden in Oft und Weit- 
preußen wird in 113 Kirchſpielen majurifcher Gottes dienſt gehalten. Go 
her Sprache finden in 12 Kirchſpielen der Provinz Poſen und 49 Kirch— 
2 Probinz Schleſien jtatt. Im 6 reifen beider Provinzen finden fich 
5,000 evangelifche Polen, wärend jonjt die Polen ganz überwiegend der 
liſchen Kirche angehören. Eine Sprachinſel bilden die PBenden in der Nie- 
elaujig, den Provinzen Brandenburg und Schlefien angehörig und auf etwa 85,000 
m geihägt. In 42 Kirchſpielen wird noch Sottesdienit in wendiſcher Sprache 
gehalten. Im norböftlihen Dftpreußen wonen in 11 Kreifen etwa 150,000 Lit- 
ner, für die in 77 Kirchſpielen litthauiſcher Gottesdienft jortbeiteht. Kur Nord- 
| er werden die däniſch Redenden auf ungefär 150,000 gejhäßt und ift auch 
hier die däniſche Kirchenfprache noch überwiegend. In Oſtfriesland hat fich hie 
> as ® elebungs, Sprade im Gottesdienſt erhalten. 
ungsreht für die geiftlihen Amter fteht in den 9 älteren 
‚dem eier —— bei 2474 Stellen zu, darunter 
N 75 Stellen jeit dem are 1874 in Äbwechſelung mit den Gemeindeorganen, 
> Stellen Privatpatronen, bei 675 Stellen fommunalen Korporationen, 
9 Stellen den Gemeinden, bei 105 Stellen anderen Landesbehörden als 
en — Die Befugniſſe des Kirchenregiments und der Privatpatrone 
— über weitaus die meiſten Fälle und ſtehen beide einander, von der 
lt ı Beteiligung der Gemeinden abgejeben, —— leich. —* Gleich⸗ 
eben fie in Sachſen, Brandenburg und — — „ Hingegen —— 
die Zal der von Privatpatronen zu beſetzend llen (503) faſt 
* der dem Kirchenregiment zur Berti ügung — (138), und dazu 
oa ; od) über 100 Stellen 55 Patronats. In Weſtfalen wird etwa 
die ** ſte ſämtlicher Stellen (209) durch Gemeindewal beſetzt; in der Rhein— 
probin Ber in Bojen erheblich mehr als die Hälfte (331 und 125 gegen 247 und 
S. Bal der berechtigten Privatpatrone ift in den leßtgenannten 3 Pro— 
bin; ı mr gering. In Oftpreußen werden 301 unter 460 Stellen vom Rirchen- 
| ‚bejeht, in Wejtpreußen nur 50 unter 204, wärend hier 65 kommunale 
a orationen, 54 jonjtige Patrone und 33 Kirchengemeinden das Beſetzungsrecht 
üben. Am wenigſten Walrecht beſitzen die Gemeinden in Pommern, Bran— 
und Djtpreußen. 
ı den neueren Provinzen überwiegt, mit Ausnahme der reformirten Kirche 
ge Dannover und der Stadt onkfurt, wo die Kirchengemeinden am 
te ausüben, Die Kirdienzegimentlice Beſetzung der geiftlichen Stel- 
nregiment beſetzt im lutheriſchen Hannover 674 von 1069 Stel- 
eswig-Holftein 308 von 507 Stellen, in Heſſen 360 von 482 Stellen, 
Na| 209 bon 253 Stellen. In Hannover bei 569 Stellen und im Bezirk 
| Beh ift den Gemeinden alternativ das Walrecht eingeräumt. An Schles— 
ſoll alternativ die Gemeinde aus 3 vom Konſiſtorium räfentirten 
i Demnäcjit find die von Privatpatronen zu bejependen Stellen in allen 
en zalreichiten. 





204 Pr uf 


_ Die Befoldung der Geiftlichen ift außerordentlich verſchieden, > 
fichtlich der Dxrellen und der Art des Einkommens, wie hinfichtlich der Höhe 
jelben. In der Regel ſteht dem Geiftlichen eine Amtswonung zu und mird, wo 
diefelbe fehlt, meift eine Entjchädi gewärt. Die Befoldung befteht unter man> 
nigfachfter Verteilung in der Nupnießung von Grundſtücken, Natırrafleiftungen 
oder an Stelle berfelben getretenen Renten, Naturalberehtigungen, nießung 
von Rapitalien des Pfarrvermögens, Beiträgen des States, der Kommunen, ber 
Patrone oder fonftiger Verpflichteten, Stolgebüren und Opfern bei Gelegenheit 
der Amtshandlungen, Zufchüffen aus den Kirchenkaffen, aus Umlagen — 
pflichtete Grundſtucke oder Gemeindeglieder, aus perſönlichen Zuſchüſſen, aus Stats- 
fonds oder kirchlichen Kollektenſonds oder kirchlichen Vereinen. 

— find erſt Schritte g ehen, um eine Ausgleihung in dem Miſs— 
verhältnis zwijchen den über das Bedürfnis ftandesgemäßen Unterhaltes h 
gehenden und den unter demfelben zurücbleibenden Amtseinkünften der © jer 
berbeizufüren. Einerſeits gewärt der Stat allen evangelifhen Geiftlichen, deren 
Einkommen unter 1800 Mark bleibt, Zufchüffe, um diefen Betrag gu erreichen ; 
für Geiftfiche mit 5 Dienftjarem iſt der reg auf 2400 Mark, für Geiſt⸗ 
liche mit 20 Dienjtjaren auf 3000 Mark erhöht. Auch ift bei der Beſetzun— 
Stellen Tandesherrlichen Patronats im den älteren — vorgeſ 
Pfründen mit einem Einkommen von mehr als 3600 (außer der 
wonung) nur nach zurückgelegtem 10, ——— in Kirche und Schule, und Pfründ 
mit einem Einkommen von über 5400 Mark nur an Geiſtliche mit 15 
jaren verliehen werben künnen, Andererfeits ift durch $ 15 der Generalfgmi 
ordnung eine Betenerung des, abgefehen von der Dienftwonung, 6000 
überfteigenden Einkommens bis zu 109/, des Mehrbetrages ermöglicht, ur 
nur diejenigen Stelleninhaber ausgenommen, welche bereit$ bei Erlajs des € 

efepes vom 3. Juni 1876 im Amte ſich befanden. Die Ausfürung diefer 
—6 kann nur durch landeskirchliches Geſetz erfolgen. Nach einer Bı 
menftellung vom are 1878 eriftirten 328 foldhe Stellen, davon allein 17 
der Provinz Sachſen, 76 in der Provinz Brandenburg. Der Betrag de 
treffenden Überſchüſſe, abgejehen von den perfünlichen Mechten der da 1 
Stelleninhaber, belief fich auf 402,557 Mark, Der Durchichnitt des P arrein— 
fommens, einſchließlich des Wonungswertes, iſt im Jare 1878 für die öſtliche 
Provinzen auf 3772 Mark, für die weſtlichen auf 3159 Mark, zuſammen auf 
3679 Mark berechnet worden. Ferner ift durch das Nirchengefeb vom 26. i 
1880 (vgl. Statögefet vom 15. März 1880) umter Aufhebung der 
Emeritenfonds für die 7 öftlichen Provinzen ein landesfirhliher Pen: 
fionsfond begründet, aus welchem emeritirte Geiftliche ein Ruhegehalt ber 
ziehen, das jogleich mit einem Viertel des legten Dienfteinfommens beginmt ım 
nach 10 Dienftjaren unter järlicher Steigung um "/g,, bis zum 40. Dienftjare mit dre 
Bierteln desfelben feinen ae erreicht. Doc) find als Minimaljah 900 Mar 
und als Marimalfap 5000 Mark feitgefegt. Die im Amt ftehenden Geiftliche 
eben 1—2%/, ihres järlichen Einkommens an den Penfionsfond ab, und die Tept 
Stelle de3 Emeritirten hat 8 Jare lang ein Viertel ihres gefamten Einfomme 
als Pfründenabgabe beizutragen. Die Rapitalbejtände vormaliger 
tenfonds im Betrage von mehr ald 2 Millionen Mark für die dftlichen 
bilden die Reſerve des Tandesfirhlichen Penfionsfonds. Für bie Provinz 
nober find die Befoldungs- und Penfionsverhäftniffe der Geiftlichen, wenn 
im einzelnen abweichend, doc nach denfelben Gefichtspunften geordnet. Die 
lien nehmen in den älteren Provinzen an der Woltat der allgemeinen Witwer 
Berpflegungsanftalt teil und find im Fall der a verpflichtet, die Frau 
zu mindeften® einem Fünftel des Gehalts zu verfichern. Von den neueſſen meit 
günftigeren VBeranftaltungen des Stated zur Verforgung der —— 
von Beamten find fie vorläufig ausgeſchloſſen. Es exiſtiren wol zalreiche Lo 
fiftungen und Synobalwitwenfaffen, dod) nicht allenthalben, und die Verſorgung 
der Relikten wird dadurd eine ſehr ungleihmäßige. . ° 

Einzelne Provinziallirchen find mit größeren Fonds für allgemeine Kirchliche 
























J ie 
) 





ge Zumendungen —* ir 




























und Kirchenbauten 

— Auch in den —— Provinzen werden regelmäßige Kollelten 
dringender kirchlicher Bedürfnifje der Provinzen gejammelt. Bon 

en — a0 ehesten Beiaer ——— (121, 230 Sr), 
ebangelifdie Biarefond (87,600 Mart), welche der Verwaltung deB ed. Ober: 


ati db, und d l 
Sa — 


M. 3 widerrufli ul Geiſtliche, Kirchenbea 
11M., ——— — ee. — —* 
— ————— oder der Verbeſſerung bedürftiger Stellen 36 


‚ 4,025,085 M. 

® n ben Heineren kirchlichen Gemeinſchaften ſtammen aus älterer 
4 an find wolorganifirt die mennonitifhen Gemeinden und die (Herenhuter) 
: Brübergemeinde, erſtere erheblich cher (über 13,000, die zum 
gr wonen), aber jtill ihren Kultus und ihre Sitte 
F— Teßtere nicht ganz 4000 Seelen umfaſſend, aber — durch ihre 
Anftalte: —— — Arbeiten auf dem Gebiet der Ben ung und der Miffion. Ihr 


—— 


—— in neuerer * entſtanden und 
d fe . —— —— ai werden. Die erjte Gruppe umſaſst die unter 
Jeton 5: Dt Tiozelten Standpunftes gebildeten Freifichen. Hierzu 
gehören zunächit Itlutheraner unter dem Oberkirchenkollegium in Breslan, 
‚borzugäweife in Sdlehen und Pommern, welde in etwa 60 Heinen Parochien 
ejam t find. Die Ungabe i Mitgliederzal (vgl. oben) jhwantt zwifchen 
h 1000 ‚42,000. Bon ihmen jtehen einige kleinere luther. Freilirchen abgeſon— 
dert ji fi ba. Sn entgegengejepter Richtung hat ſich die niederläudifch-refor- 
mit irche in Elberfeld (von Kohlbrügge geftftet) auf das calvinijche Befennt- 
tellt. Auch die Konföderation der reformirten Gemeinden in Niederſachſen 
—* ‚one prononcirten dogmatiſchen Standpunkt, eine unabhängige Stel- 
lung zweite Gruppe ſind die freireligiöfen Gemeinden (Licht 
de), melde unter. ——— des poſitiv Chriſtlichen ſich nach dem Grund- 
b abjolut religiöſer Freiheit, d. h. Unbeſtimmtheit, organiſirt haben. Eine 
ritte Örupp e find die jalzeichen, nicht auf beutjchem Boden gewadjjenen, Bon 
jurch Anregung aus England und Amerika gefammelten Gemeinfchaften, de— 
Mitglieder teilmeife noch in der Landeskirche verbleiben, ſich aber in Kultus 
: Zeitung befonderen Agenten und Geiftlihen anfchliefen. Es find 
— * Darbyſten, Baptiſten und Methodiſten, lehtere in verſchie— 
ungen. Wärend ſowol die Altlutheraner wie die. jreireligiöfen 
ben, entfalten die ausländijchen Gemeinschaften eine äuferjt 
veligiös gewerktereu 


| ae und es gelingt ihnen, bejonders unter dev 


u 


206 Preufen 


Bevölkerung, viele am fich zu ziehen, Ihr Gewicht und ihre Bedeutung ift gr 
ber als ihre ſchwer zu beftimmende A Das Nähere über die kleineren — * 
geliſchen Gemeinſchaften iſt in beſonderen Artikeln mitgeteilt. 


Die kathohiſche Kirche hat ihre ſtärkſten Poſitionen im Südweſten und 
Südoſten des Königreichs, insbeſondere in den linksrheiniſchen und den chemals 
polnischen Gebieten. In der Rheinprovinz wonen 2,944,250, einfchliehlich Hohen— 
zollerus 3,008,641 Katholiken, Nechnet man die in dem benachbarten Na 
lebenden 283,448 Ratholifen hinzu, fo ergibt fich erheblich mehr als ein Drittel 
der Gefamtzal, Andererfeits in Schlefien mit 2,082,038 und Poſen mit 1,111,962 
Katholiken findet fich widerum eim ſtarkes Drittel der Gefamtzal, und mit Pojen 
und Sclejien ſtehen die 693,694 Katholiken Weftpreußend in näherem Zuſam— 
menhang. Zwiſchen Djten und Welten finden ſich in Weftfalen, zumeift im Nor— 
den, 1,070,107 Katholiken, in Hannover 258,806, in Sachſen (Eichsfeld) 145,498, 
in Helfen 136,935, zufammen wenig über ein Sechſtel der Gefamtzal. Überwie- 
gend gehören diefelben dem wejtlichen Teil des mittleren Gebietes an. Die 249,708 
Katholiken Oftpreußens finden fid) zum größten Teil in dem deutfchen Ermeland, 
Die übrige Dinspora verteilt ſich auf Berlin mit 80,616, Brandenburg mit 50,913, 
Pommern mit 23,373, Schleswig-Holftein mit 8897 Katholiken. In der Rhein» 
provinz ift die katholiſche Bevölkerung faft dreimal fo ſtark als die evang — 
in Er mehr als doppelt fo ſtark. Etwas, aber nicht fehr überwiegend ift jie 
in Schlefien, Wejtfalen und Weſtpreußen. Im Bezirk Wiesbaden verhält fie ſich 
zur evangelijchen etwa wie 2 zu 3, im Bezirk Kaſſel wie 1 zu 5, in Hannover 
wie 1 zu 7, in Oftpreußen wie 2 zu 13. Die wechjelfeitige Jueinanderſchiebung 
der Konfeffionen nimmt aber bei den heutigen Verkehrsverhältniſſen ftetig zum. 

Die Kirchliche Organifation der Fatholiichen Kirche beruht in den älteren 
Provinzen auf der unter Genehmigung des Königs vom 23. Auguft 1821 in ber 
Geſetzſammlung publizirten und ihrem wefentlihen Inhalt nad) fanktionitten päpit- 
lihen Bulle de salute animarum vom 16. Juli 1821. Die Einrichtung der bir 
ſchöflichen Diözefen ſchließt fih im allgemeinen an die provinzielle Einteilung am. 
Unter dem erzbifchöflichen Stul zu Köln beftehen in der a zwei Bi 
tümer zu Köln und Trier, von denen das erjtere an Geelenzal und Beiftlichen 
doppelt fo groß ift als das letztere; in Weftfalen find zwei Bistümer zu | 
(zugleich für Oldenburg) und zu Baderborn von nicht erheblich verſchiedener Gr 
lepterem ift das in der Provinz Sachſen belegene Eichsfeld eingegliedert. Im der 
Erzdidzefe Pofen und Onefen nd die beiden Bistümer Pofen und Gneſen vers 
bunden. hr ift das Bistum Culm in Wejtpreußen angefchloffen. Die eſi— 
ſchen Katholiken ſtehen unter dem eximirten Fürſtbiſchof zu Breslau, deſſen 
ſichtsbezirk ſich in das öſterreichiſche Gebiet hineinerſtreckt, wärend die Graff 
Glatz zur — ran: der Diſtrikt Katjcher zur Erzdiözeſe Olmüß geht 
Der Delegaturbezirt von Brandenburg und Pommern ijt unter ſpezieller U t 
des Propſtes zu St. Hedwig in Berlin ebenfalls dem Fürſtbiſchof von Breslau 
unterjtellt. In Dannover beftehen zwei Kleinere bifchöfliche Diözejen, Osnabrüd 
und Hildesheim, letzteres Braunſchweig mit umfafjend, in Hejien-Kafjel das Bis— 
tum Fulda zugleich über Sachſen-Weimar fich erjtredend und in Naſſau— j 
das Bistum Limburg. Die Katholiken in Schleswig-Holftein ftehen unter dem 
meift mit hannöveriſchen Bifchofsfigen verbundenen apoftoliichen Vikariat für Norbs 
bentjchland. Hohenzollern gehört zur Erzdiögefe Freiburg, die vormals baieris 
ſchen und hefiensdarmftäbtifchen Gebiete zu den Diözejen Würzburg und Mainz. 

Die kirchlihe Jurisdiktion und Verwaltung wird von den Bilchöfen ausge 
übt und werden dieſelben dur den von ihnen ernannten Öeneralvifar unters 
ftügt, für die faframentalen Handlungen auch durch einen Weihbifchof vertreten. 
Die bei jedem Biſchofsſitz beitehenden Domkapitel, deren Mitglieder in den Als 
teren Provinzen teild durch den König, teild durch den Biſchof ernannt, in dem 
neuen Propinzen abwechjelnd vom Biſchof und vom Domkapitel erwält 
haben in der laufenden Verwaltung in der Megel nur beratende Stimme, 
erledigtem Biſchoſsſitz wälen fie zunächit den Bistumsverwejer, alddann den Bir 


Preußen Prierias 207 


of, find aber in der Wal auf eine dem König genehme Perſönlichkeit be— 


und Bonn, außerdem an der Akademie zu Miünfter und dem Lyceum Hosianum 
zu Braunsberg nebjt einer philoſopiſchen Fakultät. Ein großer Teil der Theo: 
logem-erhielt jrüher feine Vorbildung bei den am den Biſchofsſitzen eingerichteten 
BVriefterfeminaren. Denfelben fehlt aber feit der Maigefepgebung die jtatliche 


Anerkennung. 

Die altkatholiſche Kirchengemeinjchaft jteht unter einem ſtatlich anerkannten 
und dotirten Bischof, der zu Bonn refidirt und auch über altkathofijche Gemein- 
ben außerhalb Preußens die Auffiht übt. Die Verfaſſung derfelben ift auf 
der erjten Synode zu Bonn im Jare 1874 feftgejtellt und erklärt die Synoden, 
—— auch das Snienefement vertreten ijt, als die verfaffungsmäßigen Organe 


d er ‚ 

Die Synode wält mit Stimmenmehrheit den Bifchof und die Synodal-Re— 
präfentanz. Im Mai 1880 bejtanden 35 Gemeinden mit 18,453 Angehörigen 
und 43 in der Seelſorge tätigen Prieſtern. 

Die wichtigſten Duellen: Allg. Kirchenblatt für das evangelifche Deutſch— 
fand, 1883, jtatiftifche Mitteilungen aus den bdeutfchen evangel. Landestirchen; 
| Geſetz- und Verordnungsblatt der evangel. Landeskirche der älteren 
Provinzen 1876/82; Die firchlichen Einrichtungen in der evangel: Landeskirche 
der älteren preuß. Provinzen, in der Beitfchrift des Fgl. preuf. ftatiftifchen Buͤ— 
bon 1882; Theologijhes Jahrbuch zu dem Schreib» und Hülfskalender für 

‚ bon Schneider, Jahrgang 1874/83 (emthält die wichtigften firchlichen 

pe und Verordnungen); Statiftiiche Aufjäge von Pieper in den letzten Jahr— 
gängen der Deutich-Evangelifchen Blätter von Beyfchlag; Deutſches Kirchenrecht 
—— 1877; v. Dettingen, Moralſtatiſtik, 3. Aufl. 1882. Äültere ſtati— 

tisch) e find: Zeller, Zur Statiftif des evang. Deutichlands im Jare 1862; 
xxſchfeld, Neligionsitatiftif der Preuß. Monardie am Schlujs des Jahres 

Neher, Kirchliche Geographie und Statiftif 1865; Zeitſchrift des Kgl. Sta— 
iſt. Bureaus in den früheren Sahrgängen. vb. d. Goltz. 
EITR 


— Brierins, Sylvefter, gehört zur denjenigen Männern , welde ihren Plaß 

in der Geſchichte einzig der Berürung mit Luther verdanken. Er hieß eigentlich 
und hatte feinen gewönlichen Namen von jeiner Baterjtadt Prierio in 

er italienischen Grafjchaft Montjerrat, wo er um 1460 geboren war. Schon im 
Lebensjare trat er in den Dominifanerorden, Ichrte jpäter thomiftische 

gie zu Padua und Nom und wurde an lepterem Orte Magister sacri Pa- 

‚dh. päpjtlicher Büchercenjor und Hoftheolog. Als daher Luther 1517 feine 

wider den Miſsbrauch des Ablaſſes ausgehen ließ, beeilte ex fich, ihm 

bexeits im Dezember 1517 mit der dem Papſte Leo X. —— Schrift 
Kar⸗e i Patris Fratris Silvestri Prieriatis, ordinis praedicatorum et sacrae 
iae Professoris eeleberrimi, sacrique Palatii Apostoliei Magistri, in prae- 

ıosas Martini Lutheri Conclusiones de potestate Papae Dialogus“ (Löſcher, 


r 















rmationsacta, U, 12 ff.; Luth. opp. Erl. var, arg. I, 341 sqg., vgl. Secken- 
Jist. Luth. I, 31. 38 sqq.) entgegenzutreten. Hier jchlägt er in ziemlich 
barifchem Latein einen außerordentlich hohen Ton at, bezeichnet feinen Gegner 
als einen gewifien Quther (Martino neseio eui Luther), behauptet, jeine Streit 
f der Beihäftigung mit einem Kommentar der Summa des heiligen 
in drei Tagen bingeworfen zu haben, und eröffnet diefelbe mit vier fun- 
er feines Beweiſes bedürftigen Ariomen: 1. Die gefamte Kirche 
wird virtualiter dargejtellt von der römifchen Kirche, dieſe von dem Bapfte. 
kann in Sachen des Glaubens und der Sitten nicht irren. 8. Wer 

bon der Lehre der römischen Kirche und des Papftes, von welcher auch die 
ihr Anfehen gewinnt, fich entfernt, ift ein Ketzer. 4. Die rö- 
n Kirche kann über Glauben und Leben jede beliebige Feſiſetzung treffen, 
am. welche jedermann gebunden ift. Nach diefen weitgehenden Süßen, welden 









ba 


Katholifch-theofogifche Fakultäten beftehen an den Univerfitäten zu Breslau 
n, 


208 Prierias 


feloft vechtgläubige Lehrer der Kirche niemals beigeftimmt hatten, nimmt er, Qu- 
thers Thejen in dialogifher Form der Reihe nad) vor, verteidigt ſogar die in 
der 27. und 75. Bde gerügten Übertreibungen des Ablafjes (Erl. 1, 357. 371) 
und gelangt überall zu dem Ergebnis, dafs Luther ein verdammung 
Keber fei. Wie wenig er den Geift Luthers verftand, beweift befonders die 
—— 1. 806} den Ablaſs loben, wenn ihm der Papſt ein gutes Bistum 
verli . Is 
Selbit katholische Hiftorifer verkennen nicht, daſs Prierios mit diefer Schrift 
dem Papfttum einen übeln Dienjt geleiitet und die Reformation indirekt gefördert 
bat (Lämmer, Die vortrident. kathol. Theologie, S. 3 f.; Kampfchulte, Die Unis 
verjität Exfurt, U, 16; vgl. jchon die Äußerungen des Erasmus vom J. 1527 in 
deſſen Epp. XIX, 71, bei Sedendorf I, 40). Luther war weit entfernt gewejen, 
dem Bapfte und der römischen Kirchengewalt zu nahe treten zu wollen, und er: 
ſchrak, als er in Rom plöglic zum Ketzer geitempelt wurde. Erjtaunt rief er 
ans: „Will es dahin gereichen und die Sade für den Papſt fommen? Was will 
daraus werden" (Tiſchr. Ausg. von Förftem. III, 81. 269). Erſt jetzt wurde er 
feines Gegenfaßes zu der römifchen Kirche jich bewufst (ebend. I, 421f.; IV, 
334. 388 f.). Noch in ſpäter Folgezeit war ihm nicht zweifelhaft, dafs, 
Prieriad und Cajetan feinen Handel anders angefajst hätten, der Verlauf 
felben ein ganz verfchiedener gewejen wäre (ebend. IV, 346), Dazu kam, dafs 
Prierias in dem Reuchlin'ſchen Streite fi, verhafst gemacht Hatte umd —— 
in ungünſtigem Rufe ſtand; Adelmann ſchreibt von ihm den 15. Auguſt 1516: 
„Silvester, quem seribunt esse hominem malum conscientiae nullius i 
ingenii“ (Heumann, doe, litt. p. 146). Als daher Luther den Dialog des römi- 
—— Theologen ſchon im Januar 1518 über Nürnberg erhielt (de Wette, Luthers 
tiefe, 1, 83), vermutete er anfangs einen ſchlechten Scherz im Sinne der Briefe 
der Dunfelmänner, und wollte darauf nicht antworten (de Wette I, 87). Nachdem 
er aber erfaren hatte, daſs Prierias nebſt Hieronymus Ghinucci, Bifchof von Astoli, 
u feinem Nichter vom Papſte ernannt fei, verfajste er im Auguſt 1518 im 
en (de Wette I, 135) die fchneidige Gegenſchrift „Responsio F, Martini 
theri, Augustinensis Vuittenbergae, ad Dialogum Silvestri Prieriatis 
Palatii, de potestate papae (Löſcher II, 389 ff.; Erl, U, ösgq.; de Wette 1 
136), vgl. den Urt. Luther Bd. IX, ©. 43. Die Dominikaner fuchten i 
Verbreitung dieſer geiſteskräftigen Antwort möglichſt zu verhindern, aber ſchon 
Anfang September wurde fie durch Melchior Lotther neu gedruckt (de Wette I, 141) 
Leo, mit diefen Gange der Dinge jehr unzufrieden, wünſchte nicht, 
daſs jein Magister Palatii an dem Streite jid) weiter beteiligen möchte, ſondern 
beauftragte einen Dominikaner zu Paris, Cyprianus, die Luther'ſchen Sä 
u widerlegen (de Wette I, 345). Gleihwol griff Prierias 1519 mals zut 
Feder zu einer perfönlihen Erwiderung (Replica F. Sylvestri Prieriatis, Saeri 
Palatii Apostoliei Magistri ad Martinum Lutherum Ordinis Eremitarum) und 
einer fachlichen Entgegnung (Epitoma Responsionis ad Martinum | 
welche jedoch Luther une eingehende Widerlegung ließ, indem er fi igie 
jene mit einem kurzen ſcherzhaſten, dieſe mit einem ernſt ftrafenden Vorwöorke 
—— (Erl. U, 68. 79 sqq.). Bon jetzt an verſchwindet zo. 
ich von dem Schauplaße des NReformationstampfes. In der Ba 
der Opuseula Lutheri nannte ihn dev Wig „Magirum (d. 5. ) Palati® 
(de Wette I, 232. 452; VI, 13). Beit und Ort feines Todes find unbelannt 
Nach 1525 gab er zu Venedig heraus „Apologia de convenientia institutorum 
Ecclesine Romanae cum evangelica libertate“. Frühere längft vergefjene Schrif 
ten ded Mannes find „Rosa aurea eo quod in en sint flores et rosae ommium 
doetorum super Evangelia totius anni“, Bol. 1503, und Summa Sylvestrina, seu 
Summa de peccatis aut casuum aut conscientiae, vel Summa Summaram*, Bol, 
1515. . 
Bergl. überhaupt Plitt , Einf. in die Aug., I, 89 ff.; Kahnis, Die 
Neform,, I, 204 ff.; Köjtlin, Martin Luther, 1, 179 ff., 204 ff. . 
Dina Schmidt}. 





j EU 


£<. Priefter, Priefterweihe in der römischen Kirche. 1) —— der Lehre. 
Schon ſehr frühzeitig wurden die kirchlichen Gemeindebeamten den altteftament: 

lichen Prieftern gegenübergeitellt. Das gejchah bereits am Ausgang bes een 
Iarhunderts in dem fog. 1. —S vgl. e, 40 ff. Doc übt hier die Idee 
des altteftamentlichen vieftertums nod) feine Einwirkung auf die Anſchauung 
vom dem gemeindlichen. Amte, jondern die Erinnnerung an die gefepliche Ord— 
nung des altteftamentlicen Gottesdienſtes fol nur den Gedanken beweifen, daſs 
———7 noir — Dan konnte das gemeindliche Amt nicht Jin 


und da man, feine priefterlihe Opferdarbring ung durch d 
debeamten kannte. Jene berzeu Re findet man bei Aufrin Dial, 116; 
dıa roũ — dvuuros ds 










Er xafupas ——— FA 1,10 f.). od Öfyeraı aag — 


do- 
en ordinem; auch hier iſt es die Gemeinde, welche en Are 


auf die Verwaltung der Satramente auf das allgemeine Priejtertum der 
de exh. cast, 7: Nonne et laici sacerdotes sumus? Seriptum est: 
quogque nos et sacerdotes deo et patri suo feeit, Differentiam inter 
et plebem constituit ecclesine auetoritas et honor per ordinis conses- 
sum sanctificatus, Adeo ubi ecelesiastiei ordinis non est consessus, et offers 
‚et sacerdos es tibi solus. Vgl. de bapt, 17 de monog. 7. Nach Dri- 
find die Chriſten * —DDD—— doy- 
de orat. 28. Vgl. In Lev. hom. 9, 1: omnes nos iste sermo (Lev. 16, 
Br eontingit, ad omnes pertinet quod hie loquitur lex. YAuguftin bemerft de 
Dei 20, 10 zu Apof. 20, 6; Non utique de solis episcopis et presbyteris 
dietum est, qui proprie jam vocantur in ecclesia eacerdotes, sed sicut omnes 
—— dieimus propter mysticum chrisma, sie omnes sacerdotes, quoniam 
‚membra sunt unius sacerdotis. Auch Leo der Große erinnert mit einer gewiffen 
‚Vorliebe an das Priejtertum aller Gläubigen; vgl. 5. B. serm, 4, 1: Omnes in 
regeneratos erucis signum efficit reges; sancti vero spiritus unctio con- 

‚secrat sacerdotes. 


| En nung in  Tertullians Beit bereit3 üblich, J und da man 
| bereits die Beſtimmungen des altteftamentlichen a. Bu die Prieſter 
‚ber Kirche übertrug, de bapt. 17 (der Biſchof summus * dos); de exh. cast, 7 


‚(qui alleguntur i 
nera); de —* 1. Tertullian ſelbſt polemifirt Dagegen, —8* man die Vorfcrif- 
ten des es nur auf die Kleriker anmwende; er will fie auf alle Ehrijten ans 
ieh ie de exh, cast. 7, de monog. 7; aber gerade feine Polemik zeigt, 
et jenes geſchah. Die Bezeichnung Pe wurde bald allgemein, man 
im dritten Jarhundert in * pe Refut. om. b. 1 proem, 
Ban 9 bl erögovteg yıeourelag Te —E wie im Orient (ſ. 
ee he. X, 4: @ pihoı Heoö xal —* wenn 
* bald man ſich gewönt hatte, die Kleriler im Unterſchied von den Laien 
als Priefter zu bezeichnen und geſetzliche Beſtimmungen des Alten Tejtamentes 
RulsEnchllopäble für Theologie und Kirge. XI. 14 


210 brieſter 


auf fie anzuwenden, war es unumgünglich, dafs die altteſtamentliche Prieſteridee 
ia ftend madite. Am Alten —— aber ſind Prieſter und Sünopfer Begriffe, 
ie fi fordern; indem der —* en das Volt opfert, ift er der Mittler zwi: 
ſchen Gott und dem Bolt. man von Anfang an von einem chriſt— 
—* Opfer; aber ſo lange die A gen die Darbringenden waren, ftüßte biefe 
vielmehr den Gedanfen des allgemeinen Prieftertums. Jedoch än— 
—* ſich die Opferidee im dritten Jarhundert dahin, daſs nicht mehr nur die 
Opfer der nn fondern daſs Opfer für bie Gläubigen Per rw 
— Art. Meſſe IX, ©. —866 Seht brachte der chriſtliche sacerdos 
altteftamentlichen analoges Opfer bar; dem entſprach es, daſs er m Die 
—— zwiſchen Gott und dem Gläubigen wurde. Dieje Anschauung liegt bei 
prian bereit8 vor; erjcheinen bei ihm zumeift die Bifchöfe als -sacerdotes (zZ. 
ep 55, 8; 56,3; 61,1; 65), jo doch ces die Presbyter (ep. wir —— 
e Diakonen (ep. 20, 2). tr Amt ift ein Mittleramt (vgl. de 
unit. 17: an esse sibi cum Uhristo videtur, qui adversus sacerdotes Christ far fa- 
eit...? Arma ille contra ecelesiam portat, contra Dei dispositionem repug- 
nat, hostis altaris, adversus sacrifictum Christi rebellis . . . contemptis episco- 
pis et Dei saterdotibus derelictis constituere audet aliud altare, precem alteram 
inlieitis voeibus facere, dominicae hostiae veritatem per falsa sacrifieia profa- 
nare). Demgemäß ift nicht mehr die Gemeinde Subjeht der euchariftijchen = 
bringung, ſondern der Prieſter: oflerre pro illis fteht neben eucharistiam dare 
(ep. 17,2); die Mia © —— Stellen auf die chriſtlichen Prieſter 
gilt als elbftverft rſtandlich 69 
Nicht anders iſt dh miete auf dem Gebiete der griechiſchen Kirche. 
Wie bei Eyprian, fo ift in dem apoftol. Konftitutionen der Bilchof gemönlich ber 
iepeus, ome daſs doch von dieſer Würde der Presbyter ausgeſchloſſen wäre. Bol. 
11,25, 12. V1,15,1. Nach dem dritten u. fog. apoftol. canones (über deſſen Alter 
vgl. Hefele, Tone. Geſchichte, 2. Aufl., 1, ©. 800) ijt nicht mehr die Gemeinde, 
fondern der Bifchof oder Wresbyter der Darbringende; nad) der Synode von Ans 
cyra (314) verrichten die Presbyter ieparıxyr Acırovpylar, die Diakonen 
‚iepävy Atırovpyiur (can. 1 u. 2. Mansi Il, p. 513). Die Synode von 
attet nur den ieparıxois an den Opferaltar zu treten und an — * an a 
teilzunehmen (can. 19 p. 567). 

Vollftändig entwidelt findet man bie Vorjtellung des — 
bei Ehryſoſtomus negi iegwerdvng, beſonders III, 4, örur yap ie 
Hyulvor zul xeluerov zul Tor iepka Igeorüra” To Iuuarı zul —— 
ch —— ee —— —VV—— alnurı, Goa Frı ner üardowrew eva 

er ra d8 raöra (Taufe, Abendmal) dr — ur —— 
u 9* Jia zür üylov dueivur dnırehtiran yeıpor, Tr ToU 
üv Tıg vourww derög M TO Tg yelvung —— dvrnosra nög pr 
voy orepürıov wuyeis; vgl. IV, 1; VI, 4; 

So überfam die mittelalterliche Kieche bie Anschauung. Der priefterfiche @ 
ralter der höheren Kleriker ift ſür fle überall VBorausfepung; er fteht nn 
Verbindung mit dem Sünopfer der Mefie. 

3 Lombarbus fpricht Sent. IV dist.24 J in engem Anjchlufs an be 
bon Sevilla (de ecel. offie. U, 5 u. 7 und etymol, VIl,21) von dem ordo ber 
Presbyter. Sie heißen sncerdotes, quia sacrum dant. Hic ordo a filiis Aaron 
sumpsit initium; summos enim pontifices et minores sacerdotes instituit Deus 
per Moysen .. Christus quoque duodecim elegit discipulos prius, quos et apo- 
stolos vocavit; quorum vicem gerunt in ecclesia majores pontifices, Du 
alios septuaginta et duos discipulos designavit, quorum vicem in 
nent presbyteri. Sodann der Bufommenhang zwifchen Prieftertum — 
opfer: dad Amt der Prieſter iſt sacramentum corporis et s 
Deo eonficere, orationem dicere et dona Dei benedicere. Dabei fällt — 
—* auf das erftere: bei der Weihe erhält der Presbyter Kelch ——— 
per hoc seiat se acceppisse potestatem placabiles Deo hostias o ‚(ibid.). 

Bei Thomas Aquin. kommt gelegentlich der Gedanke des allgemeinen Prie 


 Priefter zu 


ftertumsd der Öläubigen vor: allein Thomas zieht daraus nur die Konfequenz, 
daſs alle Gläubigen als Priefter Gott geiftliche £ Opfer —— nicht Die ans 
dere, dajs fie menfchlicher Mittler nicht bedürfen (S. Th, IH, q. 82. art, 1: Lai- 
eus justus unitus est Christo unione spirituali per fidem et charitatem, non au- 
tem per sacramentalem potestatem: et ideo habet spirituale sacerdotium ad 
offerendum spiritunles hostias Ps. 50, 19. Ro. 12, 1, 1 Ptr. 2,5). Vielmehr 
können die Priefter des Neuen Teftamentes Mittler —— Gott und Menſchen 
genannt werden, in quantum sunt ministri veri media ce ipsius salutaria 
—— liominibus exhibentes (ibid. q. 26. en Ba Het das sacerdo- 

im engſter ers zu der Suseritie er Dune 37, art, 2), d. h. dem 


Bi 3.1 op Felle Sr Para dc  Bsnde rn Kr Ar 
er inderte alfo n einer n 
— feſtgehalten wurde; er * — —— Fe bed ar 


Eben deshalb blieb die römische Kirche dem —— n Widerſpruch ge- 
er (dgl. bei, Luther, an den hr. Adel zc., WW. Erl. Ausg 21, ©. — 
ben, wie man Kirchendiener wählen und „einen fol, ®. ®. v. Wald, 
X, &, 1808 ff., bef. ©, 1859. Apol, conf. 13, p. 203; 24, p. 260. Conf. Helv, 
Er 18, p. 508) bei der mittelalterlihen Lehre hen 
2) Symboliſche Lehre. Zwar redet der römi de Katechismus änlich wie 
bon einem doppelten sacerdotium, einem inneren und äußeren: quod 
 interius sacerdotium attinet, omnes fideles, postquam salutari aqua abluti 
sunt, sacerdotes dicuntur, praecipue vero Justi, qui spiritum Dei habent et di- 
vinse gratiae benefieio Jesu Christi, summi sacerdotis, viva membra effecti 
sunt, Hi enim fide quae caritate inflammatur in altari mentis suae spirituales 
Deo Br immolant, quo in genere bonae omnes et honestae actiones, quas 
ad Dei gloriam referunt numerandae sunt. Apoe. 1, 5f, 1Ptr. 2,5. Ro. 12,1. 
Ps. 50, 19. Externum vero sacerdotium non omnium fidelium multitudini, sed 
hominibus convenit, qui legitima manuum impositione, solemnibusque 8. 
eaerimoniis instituti et Deo consecrati ad — proprium sacrum- 
en adseribuntur (de ord, sacr. $ 505 sq., p- 613 Danz). Allein 
der Nacdrud fällt durchaus auf das letztere. Wie fehe, dn8 zeigt der aud dom 
u Standpunfte aus undorjichtige Sa der tridentinifchen Synode (sess. 
de sacr. ord. c. 4, p. 160): Si quis omnes Christianos promiscue 
Vestamenti sacerdotes esse aut omnes pari inter se potestate spirituali praedi- 
— en nibil aliud facere videtur quam ecclesiasticum hierarchiam con- 
a uae est ut castrorum acies ordinata. 

Die —— eines neuteſtamentlichen Prieſtertums beruht auf dem neu— 
teitamentlichen Opfer: 1, e. cap. 1, p. 159: Sacrifieium et sacerdotium ita Dei 
ordinatione eonjuncta sunt, ut utrumque in omni lege exstiterit. Cum igitur 
in N. Testam, s. Eucharistiae sacrifieium visibile ex Domini institutione catho- 
liea ecclesia aeceperit, fateri etiam oportet in ea novum esse visibile et exter- 
num sacerdotium in quod vetus translatum est. Die Stiftung des Prieſtertums 
wird ee ben Herrn je —* zurückgefürt, der den Apoſteln und ihren Nachfolgern 

im sacerdotium bie potestas consecrandi, offerendi et ministraudi corpus et san- 

u. et peccata dimittendi et retinendi überteug, wie bie heil. 

. 16, 19; Me. 14, 22 ff.; Zur. 22, 19f.; So. 20, 22 5.) beweift 
erg der —— Kirche immer gelehrt hat. Bol. can.1.p,161. 
SE Prieftertum wird mit den ausfchweifenditen Ausdrüden 
Die Arien find nicht nur Gottes Dollmetfher und Boten, welche in 
sem Namen das göttliche Geſetz und die Gebote des Lebens verfündigen und 
Stelle Gottes auf Erden vertreten, jondern e3 kann überhaupt ein höheres 
Be das ihre nicht gedacht werden; darum werden fie mit Recht nicht nur 

| aud Götter genannt, quod Dei immortalis vim et numen apud 
nos Nahmen zu allen Zeiten die Prieſter die höchſte Würde ein, fo 
f Pu Ira alle übrigen an Ehre weit übertroffen von ben Prieftern des Neuen 
Denn die Gewalt corpus et sanguinem Domini nostri confieiendi 


14* 







94 


— — 


| 


212 Prieſter 


et offerendi, tum peccata remittendi überſteigt alle menſchliche Vernunft und 
Erkenntnis, gefhwei denn, a etwas ihr Steiches oder Änliches auf Erden 
je —— werden könnte. Cat. Rom, de ord. saer. e. 1, p. 603 49. 
em sacerdotium iR eine doppelte Macht gegeben, potestas ordinis und 
gs  jurisdietionis; jene bezieht ſich au ir Mefsopfer: fie ift vor Allem vis 
et potestas consecrandae eucharistiae, de ch aber auf alles aus, was ad 
eucharistiam quovis modo referri potest l, e. e.2, p.606. Dieſe bezieht 
—* auf den ganzen myſtiſchen Leib Chriſti, zu ihr gehört christianum populum 
ernare et moderari et ad aeternam coelestemque beatitudinem dirigere, ibid.; 
Ei nderd auch die potestas absolvendi ©. R. de poen. sacr. c.10 p. 582. * 
die abweichende Zälung der zen Kanoniften, die feit Walter, hrbuch des 
RR. 814 potestas —— ordinis und jurisdietionis unterjcheiden v 
bee Spitem de3 fathol. K.-R. 1, ©. 163 ff. Sie ift offenbar aus der 
erborgegangen, daſs bie befenntnismäßige Lehre an einem Mangel leidet, 
be feinen bejtimmten Plaß für den —— des prieſterlichen Amtes angibt, 
n fie - ausſpricht, vgl. C. Rom, de ord, saer. e. 1, p. 605. Nam et sacra 
‚pro se ipsis et pro omni populo faciunt et divinae legis vim tradunt ad eam- 
a prompto et alacri animo servandum fideles hortantur et — et Christi 
omini sacramenta administrant, 
es die Priefterweihe. Der Eintritt in den priefterlichen Stand gericht 
ie Priefterweihe, das sacramentum ordinis; denn wie Chriftus bom 
— die Apoſtel aber don Chriſto gefandt waren, jo werden täglich Brieher, 
mit der gleihen Macht wie jene- beffeidet, zum Bwede der Vollendung ber Gläu⸗ 
bigen, zum Bau des Leibes Chriſti gefandt; niemand aber kann ſich felbjt dieſe 
re nehmen, ee er muf3 berufen werden von Gott und zwar find die don 
Gott berufen, die a legitimis ecclesiae ministris berufen werben (C. R, de ord, 
sacr, 1, p. 603). Erteilt kann die Priefterweihe nur von den Biſchöfen werden 
(ib. 5, p. 606). Sie iſt ein — das behauptet die tridentiniſche 
node als auf das Zeugnis der heili Schrift (2 im. 1, 6; 1 Tim. 4,14), 
— Überlieferung und den einftimmigen Konfens der Väter begründet (8.28. 
e. 8. p. 160, vgl. can. 3, p. 162). Die Wirkung des Saframents ift vw 
— geiftliche Charakter, kraft deſſen der Priefter die Gewalt hat. Deo 
sacrificium facere, ecclesiastica sacramenta administrare (O. R. J. c. 8 fr 
befonderö domini nostri corpus et sanguinem conficere, Durch biefen ber 
aufgeprägten Charakter unterjcheiden ficy die Priefter von den übrigen —— 
Daneben ſteht als ſeklundäre Wirkung der Empfang der gratia justifieationis, Die 
e3 dem Empfänger möglich macht, fein Amt recht zu verwalten (C.R.1.c.p.618). 
Demgemäß ift die Form der Ordination geftaltet: der Bifchof nebft den anne 
er Prieftern legt dem Ordinanden die Hand auf, er legt ihm die Stola an, 
ndem = fie vor der Bruft kreuzt (quo declaratur, sacerdotem virtute indui ex 
alto, ossit erucem Christi Domini et jugum suave divinae legis 
er fat n ” m die Hände und übergibt ihm darnad) den vollen Kelch und die Pa: 
tene mit der Hoftie, indem er ſpricht: Aceipe potestatem offerendi saerificium 
Deo, —2 eelebrandi tam pro vivis quam pro defunetis, Dadurch wird 
ber Priefter beftellt zum interpres ac mediator Dei et hominum, quae 
pua sacerdotis functio existimanda est, Schließlich erneuerte 
Bei den — Aceipe spiritum sanctum, quorum remiseris peccata ete. 
e. 5 p. 614 
Vorausſetzung für den Empfang dieſes Sakramentes ift die Taufe — * 
männliche Geſchlecht; gefordert wird die fittliche Integrität des Empfängers, mes 
halb derſelbe vor der Ordination fi) durch das sacramentum poenitentine 
reinigen hat, fodann Kenntnis der heiligen Schrift und der Verwaltung ber 
kramente. Ausgeſchloſſen vom Empfange find die Verheirateten (ſ. d. Urt 
libat Bd. III, S. 299 f.), die noch nicht Zöjärigen, die Sklaven, foldye die Diät 
vergoſſen haben und die mit eine ars förperlichen Behreden behaftet 
endlich die unehelich Geborenen (CO. Trid. ses. 23 Deer. de ref. 4 sg. p. 
‚Be, 6, p. 616 6q.). Wenn in der alten Kirche Ordinationen one gleid- 











Priefier Vrieſtertum im 9. T. 213 

ee 358) 2 euerte —— Shnede — diefe Behme 
VMII. P. ern ⸗ 

fie geftattete zugleich ihre Überſchreitung, indem fie in ung 


aber 
titulus beneficii "Bergen zul — * nahe mes d. An 
hier — —— 
es Du ihten Unterhalt zu gewären (Syn. v. Augsb, 1567 
“Die der g Kirche über das Prieftertum und di — 
— Rh Id weenstih nr der * ——* 





















— im Alten Teſtament. Wenn die Mittlerfcat Kan. jen 
tt und dem Volke als das Wejen des Priejtertums bezeichnet zu 
jo iſt int Allgemeinen richtig; doch ift hiemit die Weaiiihe Beftimmung des 
tums im Unterjciede von den beiden anderen theokratifchen Ämtern noch) 
geswegs ausgedrüdt. Auch dem Könige und dem Propheten kommt * mitt⸗ 
iſcher Beruf zu, dem Könige, indem er in Jehovahs Namen bansekt und 
Träger feiner Macht im Gottesftate die richterliche und vollziehende Gewalt 
übt, dem —— indem er in Jehovahs Namen redet und dem Volke 
en göttlid ließt. Auch der Priefter ſteht da in Jehovahs Namen 
5 Mo 8, 5), d. g' * a göttlicher Vollmacht; aber dieje KH en 
Mem darauf, das Volk als heilige Gemeinde vor Jehovah au PERLE 
gang zu feinem wur zu erfchließen. Obwol nämlid das Volk 
kratifchen Bundes, durch welchen es aus 55 Nationen von 
Jehovah exwält, ihm nahe gebracht, —* geheiligt iſt, in ſeiner Ge prie⸗ 
ſen H) “ Sharatter trägt, ein „Reich von ern“ bildet (2 Mof. 19, 6; vgl. 
Moſ. 16, 3), fo ift doch diejer See die Erſcheinung nicht entfprechend. Segen 
er natürlichen Sündhaftigfeit und wegen der fortgehenden Übertretungen 
Geſebes, durch deſſen Erfüllung es ſich heiligen foll, vermöchte es bie unmittel- 
re Nähe de3 —5 — Gottes nicht zu ertragen (2 Mo j. 19, 21 u. a.). Darum 
3 zwiſchen das Volk und Jehovah die priefterliche Vertretung ſich aſchieben. 
Stand vor Jehovah für die ihm nahende Gemeinde tretend, dient 
ſchon durch fein Dafeim zur Dedung der leßteren — eine Bes 
Ä A die auch —— Mage (AM * —— han 2 
mmeittelbar bor dem Heiligtum angewiefenen Platze 0 —_; 
weiter vermittelt es durch fein amtliches Handeln im Kultus den Verkehr zwi 
beiden, indem es einerſeits mit der Süne für die Gemeinde und mit den 
ber verſönten Gemeinde Jehovah naht (3 Moſ. 21, 83 4 Moſ. 1663 
> u. |. m. —— von Jehovah Gnade und Segen der Gemeinde zus 
(3 of. 9 ‚22 f.; 4 Mof. 6, 22—27). [Der gewönlihe Name des 
rd bezeichnet ihn als den Liturgifch Adminifteirendem, bem Beiligen 
Die ft Verrichtenden. Denn 772 ift mit 77> nahe verwandt, bedeutet fomit: SR 
echt jtehen, daſtehen, nämlich vor dem Herrn (5 Mof. 18, 5.7; 10,8; Richt. — 
‚Gebr. 10, 11) — wie and) die alten Ngypter ihre Priefter ftehend — 
aben. So konnte das arabijche Wort die ihm eigene Bebentur ke 
Auſpicien adminiftrirt) annehmen. Siehe Fleischer zu Delitzſch, Jeſ ein 13: . Aufl.) 
525 |. und Gefenius Handwörterbuch, bearbeitet von Mühlau und Bold, kr 
ter jn2, wonach Geſenius, Thesaurus p. 661 69q. zu berichtigen iſt. Nicht 
fremde: Ba nach dem Gefagten, daſs yr> im A. T. auch von —— * 
eſagt wird (1 Dr, 41, 45; 1 Sam, 5, 5 u, a.). Ausſchließlich 
yon f — Drya>, welches im Syrifchen bon Prieftern überhaupt gebraucht 
int d — Über die "rss unter den Königlichen Beamten fiche Band VII, 


Neben di mittlerifchen Beruf hat der Priefter zweitens aud die Be— 
— —— eh bes Geſetzes L. fein (8 So 2) 10, 11), in wel⸗ 
t er demnad) eine göttlihe Sendung an das Bolt empfangen hat 













—_ 


214 Prieftertum im A. T. 


und Mal, 2, 7 ein mim Tabr genannt wird. Die Prieſter follen, wie es 
44,23. heißt, „mein Volk lehren, dafs fie wifjen Unterfchied zu Halten 3 
Heiligem und Gemeinem und zwijchen Reinem und Unreinem“ da 3 Mof. 10,10 
und die Kap. 13 und 14 beſchriebenen Funktionen; Hagg. 2,11 ff.); ferner „fie 
follen — annehmen, ihn gu ſchlichten, nach meinen Rechten follen fie richten“ 
Dal. 5 Mof. 17, 9. Uber rihterlihen Funktionen des Prieftertums ſ. 

. V, &, 1085.). Übrigens ift auch nad) der zweiten Seite hin der prieſter— 
liche Beruf von dem prophetichen dadurch gefchieden, daſs der Priefter Tediglich 
an die Auslegung und Anwendumg de3 gegebenen Geſetzes gebunden ift, nicht im 
Geifte weitere Kunde über dem göttlichen Rat empfängt, wovon nur dad Urim 
und Thummim des Hohenpriefterd eine Ausnahme bilden würde, wenn, wie 
Einige angenommen haben, ihm hierbei die göttliche Entſcheidung durd) innere 
Eingebung zu teil geworden wäre. Man beachte, wie Jer. 18, 18 den Prieftern 
Selen, den Weifen Rat, den Propheten Wort, oder Ezech. 7, 26 —— 

rn Geſehz, den Hteten Rat, den Propheten Geficht zugefchrieben — 
Die beiden Seiten des prieſterlichen Berufs find zufammengefajst 5 Moj. 
33, 10; vergl. das unter dem Artikel „Hoherpriefter" (Band VI, ©. 241) Be- 
merkte, 


Wer num ift würdig, vor Jehovah für fein Volt zu treten, da doch bei re 
Menſchen der Widerfpruch ſeines natürlichen Weſens mit der göttlichen Heilig- 
feit widerfehrt? (vgl. Ser. 30, 21). Ein natürlihen Verhältniſſen entfprungenes 
Vrieftertum war freilich jchon vor Mofes vorhanden. An der Zeit ber P 
hen erjcheint der Hausvater auch als der priejterliche Vertreter feiner Fam 
(vol. Hiob 1, 5), ferner der Fürft zugleich als Priefter ſeines Stammes, wie in 
elchiſedel Königtum und Prieftertum geeinigt find. Auch die 2 Moſ. 19, 22 er- 
wänten Priefter werden es vermöge folder natürlichen höheren Stellung gewefen 
fein, fei ER daſs die Erjtgeborenen (ſ. über diefe Anfiht Bd, VIII, ©. 618) 
oder die Älteſten als STE) wa ER 2 Mof. 24, 11) zu folder Ehre ve 
waren. Sind ed doch noch fpäter % Moſ. 16, 2) die Fürften der Gemeinde 
als die Nepräfentanten (op) berjelben, bejonder3 die aus dem Stamme bed 


Erftgeborenen Ruben, welche die Ehre des Prieftertums fich nicht entwinden Taffen 
wollen. Doc) alle derartigen dem Rechte dev Natur entjprungenen Anfprüche werden 
t. Wie Sfrael heiliges Volk ift eben nur vermöge göttliher Wal, 
alle Bundesordnungen, namentlich die des Kultus (vgl. das Bd. IV, ©, 539, 
Bd. XI, ©. 32. VBemerkte), auf göttliher Stiftung beruhen, jo kann die 
leihung des Prieitertums eben nur göttliher Gnadenalt fein; zu Gott nahen 
—— des Volkes dürfen nur ſolche, die er ſelbſt berufen, herzug 
ſich geheiligt hat (4 Moſ. 16, 7, vgl. Hebr. 5, 4). Allerdings „aus der 
der Ehne —*28 denn der Vertreter des Volls muſs in natürlichem 
menhang mit demſelben ſtehen, aber mitten heraus nach göttlichem Belieben 
den Aaron nnd feine Söne zum Prieſtertum erwält (2 Moſ. 28, 1 
1 Sam. 2, 28); fie empfangen dasjelbe gefchentweife (4 Mof. 18, 7), 
diefer göttliche Erwälungsaft erfolgt früher als jener Vorgang 2 Mof, 32, 
durch welchen der Stamm Levi der in ihn gelegten priefterlihen Ehre fich würdig 
erweift und einen gewiſſen Anteil an der mittlerifchen Vertretung des Volles er 
ringt, bei der jedoch die ——— des prieſterlichen Geſchlechtes umangetaftet 
bleibt, weshalb bie mittleren Bücher des Pentateuchs die Prieſter als „ 
Aarons“ zw bezeichnen pflegen (f. das hierüber in dem Art. Leviten B®b, VIE, 
©. 616 f., 628 ff. Ausgefürte). Die Erwälung des Haufes Aarons wird infolge 
der Empörung Korahs und feiner Genofien, die eine priefterliche V 

Volkes auf breitefter Grundlage in Anfpruch nehmen, aufd neue er > —9* 
16) und hiebei (Kap. 17) durch das Zeichen des ſproſſenden Mandelſto 
glanbigt, das darauf deutet, daſs das Prieftertum micht auf irgend weldhem mas 
türlihen Vorzug beruht, fondern mur bon der dieſes Amt mit Lebenäfräften 
füllenden göttlichen Gnade abhängt. Bon nun aber bindet fich die göttliche Ber 
vufung zum Prieftertum am die natürliche Fortpflanzung in Aarons Familie, und 


* 


sz338 


s 


Ssd 


dei 
de 


3 


Prieftertum im 9. T. 215 
es fi, da Nadab und Abihu, wegen Entweihung des Rauch⸗ 
An ei n * feine Söne —— hatten, in der ne 


Ber beiden m anderen Söne Aarons, Eleajar und eher Während der 
‚ ber Knecht (727) Jehovahs fein Amt fürt vermöge der freien, an feis 
nen fi bindenden göttlichen Berufung und vermöge ber perfönliden 


Ausrüftung durch dem göttlichen Geift, hat der Priefter, der Diener (man) 
‚ wenn auch in feinem Amte göttliche Lebenskräfte walten, doch 
vor allem durch feinen Stammbaum fih zu 1eg itimiren. Mangel an 

ifung ‚der aaronitifchen Abftammung fließt vo m Brieflertum aus, —* er 
2, 62; Nehem. 7, 64 berichtet wird ( EN Um 
lichen Fürung des priefterlichen Fe I lm hat der Aaro⸗ 
—— gewiſſen Forderungen in Bezug auf leibli elaaenbeit und 
Debensordnung zu genü * Die Beflimmungen über die leibliche Be 

heit der er find in 3 Mof. 21, 16—24 enthalten. Da bie —* 
des Prieſters den 48 der Reinheit und Volllommenheit — io. 
alle bedentenderen Leibesgebrechen zum priefterlichen Dienfte untaugs 
‚ nad) Mischna Bechoroth 7, 1 dieſelben, weldje die Erftgeburt vom Vieh 
a zum Opfer machen; und wirklich ſtimmt die —— der Tier⸗ 
in 8 Moj. 22, 22 f. fat durchaus mit 21, 18 ff. überein. Ausgefchloffen 


find nach der Ießteren Stelle der Blinde, der Lame, der Erin (nad) dem meiften 


— oritäten der Plattnäſige, nach Knobel u. a. jeder, der ' eine Berftiimmer 
ee im Gefichte erfaren hat), der 27% (dev, defjen Glieder irgend» 


* über das Normale hinausgehen, nad) Vulg. ipezieller vel grandi vel torto 
Be ferner wer am einem Arm- oder Beinbruch leidet, der Budelige, Abgema- 
wer einen led im Auge, wer die Krätze oder eine Flechte oder zerdrüdte 
en Mischna Bechoroth Rap. 7 fügt diefen Gebrechen nocd eine erkleck— 
KR anderer Hinzu. Hiernach mufste natürlich der Berufung zum Prie— 
Körpervifitation borangehen. In der Zeit des berobianitchen Tem: 
—— —— im Prieſtervorhof, im der mar n2Wb, wo das Synedrium 
Sitzungen hielt, vorgenommen; ſ. Mischna Middoth Rap. 5 am Ende, mo 
— Prieſter, au dem etwas Profanirendes (270%) gefunden wurde, 
— Kleider an und verhüllte ſich ſchwarz und ging feines Weges; ber: 
an dem nichts Profanivendes gefunden wurde, z0g weiße Kleider an 
—* ſich weiß (eine Stelle, die Surenhus zur Erläuterung von Offenb. 
5 Bei) ging m. und diente mit feinen Brüdern, den Prieſtern“. Nas 
auc ein fpäter eingetretenes Gebrechen zum enſte untüchti 
wovon Kin. Ant. XIV, 13, 10 ein Beifpiel gibt. Übrigens —** alle ſ 
Gebrechlichen nach 3 Mor. 21, 22 von den ben Prieftern zu ihrem Unterhalt 
nn | heiligen Gaben fowot des erſten als des — Nanges genießen. gt 
Jos. b..jud. V, 5, 7. Raum bemerkt zu werben braucht, daſs nicht a 
iden, eich, wenn fie die geſetzliche Dualififation hatten, darum auch wirf- 
ende Priejter waren; jo war Benaja, Militärbefehlshaber unter 
und Salomo (2 Sam. 8, 18; 20, 23; 1 Kön. 2,25), nah 1 Chron. 27,5 
— — zu der Stelle) ein Priefterfon. — Belhes Alter fir den Ein: 
teitt im den priefterlichen Dienft erforderlich fei, darüber ift im Geſetze nichts 
Be aeeen. Vermutlich follte das über das Alter der Leviten Feſtgeſehte much 
den Prieftern gelten. Nach der jüdiichen Tradition hätte die Mannbarfeit oder 
näher das 20. Jar als der Termin gegolten, vor dem Keiner als Priefter fun- 
‚durfte. (S. die Stellen bei Ugolino, Sacerdot. hebr. im Thes. vol. XIII, 
). — Was die 2ebensordnung der Priejter betrifft, jo bejtimmt in 
| auf die Häuslichen Verhältniſſe derfelben das Gefeg 3 Mof. 21, 1—9 Fol: 
3, Der gewönliche Priefter joll fich bei feiner Leiche verunveinigen durch 
g der Beſtattung und Beteiligung bei den Trauergebräuchen, mit Aus— 
der nächſten Blutsverwandten, nämlich des Vaters, der Mutter, des So— 
„der Tochter, de3 Bruders und der Schweſter, wenn dieje noch Jungfrau ift, 


















216 Prieftertum im U. T. 


Diefelben fe nennt Czech. 44, u vgl. auch Philo 
Nas Ä ——— felbftverftändlich- nicht genannt. Aus di 
läjst fich an ichließen, daſs die Totentrauer um fie uuterfagt war. 
56 ‚24,16 ff, wo e8 als etwas ungewönliches b — 
phet Su um — Gattin trauert, En bei 3; 

ng — * a 1 dena 
wa na v 
boten war), nit den Rand des Bartes abfcheeren, Nicht am 
machen ( ‚beides freilich nad) 3 Breite 19, 277. ebenfalls 
ten hr gen müſſen den gemeinen Prieftern die fo 

. 10 unterfagten — das 

* des Kopfbundes vg * — anders K 
ie, lee der — a) —— 
heweſ en * —— 10, 6 den — Aarons auch d 
rden. — In Bezug auf die Berbeizaiumg.d 
3 * rs "haie der Prieſter feine Hure, feine Gejd e, 
> ehelichen dürfe, alfo mur entweder eine Jungfrau oder eine it, Tine O6 
..44, 22 dahin befcränft wird: „Jungjrauen vom Samen & * 

{ oder eines Priefters machgelaffene Wittiwe*, Die ſchere Beier pri 

ii nuv, prophetifchen Charalter (j. Wagenseil, Sota p. 557 hen ageg 
w ) 

is 






































ie erftere one Zweifel gauz im inne des Sefehes ,„ Lei es 
10, 18 ff. Nehem. 13, 28 ff. verſaren. Daſs das Priorität zwi 
jener Thora und Ezeiel nicht umzukehren iſt, follte einlen J. iner 
ſephus (ec. Ap. I, 7) fagt, wer —* Prieſterſtande angehöre, dind * 
gen nur 2£ Suosdvods yuraog; den Beitimmungen des Gefepes fü 
Ul, 12, 2 noch bei, daſs der Priefter auch feine Sklavin heiraten d 
die in Kriegsgefangenfchaft geraten war (da eine ſolche — e. Ap. 1,7 
Fremden Umgang gehabt haben fonnte), endlich feine, die eim — Dem 
etrieben hatte. Aufs Genauefte wurden nach ec. Ap. T 7 bie genealog) je 
ie geprüft. Nach Mischna Kiddusehin IV, 4 mufste ein Briciter, | 
ejterötochter heiratete, wenn feine Söne zum "Brieftertum in joll 
— vier Müttern don beiden Seiten ſich erkundigen, ob nämlich nichteii ne 
fereth, oder die nicht in die Gemeinde fommen durfte, darunter fs rat 
aber eine Levitin oder eine gewönliche Iſraelitin, ſo ſetzte man noch. einen 
hinzu. — Wie ftreng das Geſetz im Haufe eines Priejters auf Bach 
nung gehalten wiſſen mollte, erhellt aus 3 Mofe 21, 9, wonod) bie % 
Prieſters, die fi) der Hurerei ergeben hatte, verbrannt werden follte 
fel nad) vorangegangener Steinigung). — Die diätetif hen Vorſchri F 
das Geſetz den Prieſtern gibt, beſchränken ſich darauf, daſs dieſelben, u: 
volle Klarheit des Geiftes für ihre Funktionen zu bewaren, zur Zeit it 
Jeiftung im Heiligtum den Genuſs des Weines und fonftigen berauſch 
tränkes zur meiden haben (3 Mof. 10, 9f.), ferner auf die befonbere € 
fung des allgemeinen —— ſich wicht durch Genuſs don Gefallenem oder 
riſſenem zu verunreinigen (22, 8). Wenn ein Prieſter ſich unwillkürli — 
unvermeiblicher Weiſe levitiſch verunreinigt hatte, durfte er nicht ** ll 
ejjen, bis er wider geſetzlich gereinigt war. Jeder Verſtoß hiegegen I re 
Tode bedroht (22, 2 ff). — Was oller diefer dxummuare 
tung fei und worauf ihre Pädagogie abziele, das ift 5 Mof. 33,9. 10 an 
= da fpricht von feinen Vater und feiner Mutter: ich jche ihn 7 
feine Brüder nicht fennt, und von feinen Sönen nichts weiß, demm fi 
dein Wort und deinen Bund bewaren fie; fie werden Jakob deine 
und dein Geſetz Sfrael, legen Weihrauch vor deine Nafe und — 
nen Altar“. Die eigentliche ſubjektive Befähigung zum — 
—* der ungeteilten Hingabe an Gott, die, wo es ſich um feine Ehre I es 
die höchiten irdiſchen Intereſſen aufzuopfern bereit ift. Unverbrüchlid 
fom wird vom Priefter gefordert (3 Mof. 10, 3; vgl. Mal. 2, 5. t Aus 
jpäteren Ordnung find noch befonders zwei Bunkte hervorzuheben: 1 ı dr 






















sich ee mit ‚bie Pri * 
J * ed von dem die an he be 
auc — ———— 
= 3 Mof. 8 an Aaron oe 
von Alten: > rer — 







vd. 










—— 
veih ei der —— 





Jo I, 7, 1-8, von der Sitteratue Gefondens die 
Seife m im Sof, Gramm: — Bähr, Symbolit de mo —— | 
Befepesftellen waren den Sönen Aaron 


Seen verfeen Sei 
on o reinen 
Byſſus,ed a — er we 
eftinm: 44,17 über die eriwänte —— mann 
25 re & - Fehr Fa des Gere, nicıt mE 
n Stüden zufammengenäßt fein. Den Ausprud yaun 2Mof, ae 


mine elfürmigen oder — chem Gewebe. Ten 


| Beige von ® 
Fäden ——— %of.) durchwirkt. — ge⸗ 
| 3) gr — (m — gleichfalls aus 


turbanartig_ gewunden 

ger Hö fief ab in eine el aus. Jo— 
a E en Kine 
reg: Hofen (m mar ni Seinengeig 







It zu —— 

fü nicht vorausgeſetzt au fein. rmals erfche auch 
(MER) ie der BAR 4 Grgalang von priefterlichen 
Gejeh > Dem —5 enprieſter dasſelbe erwänt. 
terliche von reichen Stoffen verfertigt war, wird in 

Bar jein linnened genannt. So an David 2 Sam. 6, 


218 Prieftertum im 9. T. 


14, dem Knaben Samuel 1 Sam. 2, 18. 28, und 85 Prieftern 1 Sam. 22, 18. 
Bon einer Fußbedeckung der Priefter verfautet nichts. Die Heiligkeit des Ortes 
verlangte vielmehr nach allgemeiner morgenländifcher Anſchauung (2 Mof. 3, 5), 


Mischna Berachoth 9, 5 eine foldhe fi findet: „Man gehe nicht auf den Tem— 


hen Kleidung tritt mehr die 
—— Herrlichleit Tage, bei der des einfachen Prieſters jene zum 
iche Reinheit. Siehe über das Weiß als „die liturgiſche 
Grundfarbe“ Bd. IV, ©. 494 f.)] vd 
Der priefterlichen Salbung, dem Symbol der Mitteilung de3 im priefter- 
fichen Amte waltenden göttlichen Geiftes, ging nach 3 Mof. 8, 10 f. die Salbung 
des Heiligtums und feiner Geräte voran, Was aber die priefterliche Salbung 
ſelbſt betrifft, fo redet allerdings 2 Mof. 29, 7; 3 Mof. 8, 12 nur von einer 
aeg Bone allein 2 Mof. 28, 41; 30, 30; 40, 15; 3 Mof. 7,35 F.; 10,7 
weifen beftimmt auch auf eine Salbung der Söne ÜUarons hin. Nach der Tra- 
bition erfolgte bie leßtere nicht durch Begießung des Hauptes, fondern nur durch 
Beitreihung der Stirne. Nah 2 Mofe 40, 15 foll diefe Salbung den Sönen 
Aarons dienen „zum ewigen Prieftertum auf ihre Gefchlechter hin“, was gemwön« 
lich fo verftanden wird, daſs diefe Salbung bei den gewönlichen Prieftern fpäter 
nicht mehr zu widerholen war. — Die hierauf folgende Opferhandlung, die na— 
türlih noch nicht von den zu Weihenden, fondern von Moſes vorgenommen 
wurbe, befajste ein Sünd:, ein Brond- und ein Heildopfer. Durch das erjte, einen 
Stier, werden der Priefter und der Altar (3 gr 8, 15) entfündigt, durch das 
zweite, einen Widder, wird die Hingabe des entjündigten, in die Gemeinf 
des Altars verjehten Priefterd an Gott vollzogen, worauf dann durch das 
abermals einen Widder, die eigentliche Einfegung in die priefterlihen Funktionen 
und Rechte erfolgt. Die zwei erften Opfer bedürfen nad) dem, was in dem Ars 
tifel „Opferkultus des Alten Teſt.'s“ audgefürt worden iſt, feiner weiteren Ers 
fäuterung; dagegen ift hier das dritte Opfer noch näher ins Auge zu faſſen. Dies 
fem ift nämlich fürs Exfte eigentümlich, dafs, ehe das Blut, wie bei den gewüns 
lichen Heilsopfern, rings an den Altar gejprengt wurde, Mofes mit demfelben 
da3 rechte Orläppchen, den rechten Daumen und die rechte große Fußzehe n 
und ſeiner Söne beſtrich, das Or, weil der Prieſter allezeit auf Gottes 
Stimme hören, die Hand, weil er die prieſterlichen Handlungen richtig voll 
den Fuß, weil er richtig und heilig wandeln foll. Weiter ift eigentümlich, | 
Mofes die Fettftüde, die rechte Keule des Widders und dazu von dem bdreierle 
um Heilopfer gehörigen Backwerk nimmt, diefes alles zufammen in die Händ 
Yarons und feiner Söne legt und es vor Jehovah webt, worauf alles verbrannt wir 
Diefer Akt bedeutet erſtens die Übertragung der den Prieftern zufommenden Funk 
tion, bie Fettjtüde auf dem Altar Gott darzubringen, pe die Belehnung ber 
gehe mit der Gabe, die fie fünftig für ihren Dienjt empfangen, jegt aber, ba 
ie noch nicht —— find und darum noch nicht ſelbſt als Prieſter fungire 
Jehovah übergeben follen. Yon diefem Afte heit das Opfer own (8 Mof. 7, 
375 8, 22.28), Füllung nämlich der Hand; daher die Nedensart "D TYne am 
(2 Mof. 28, 41; 29, 9. 29. 33; 3 Mof. 8, 33; 16, 325 4 Mof. 3, 3; vergl, 
Richt. 17, 5), die nicht ein Beſchenlen des Priefterd von Seiten Jehopahs bes 










Prieftertum im 9. 2. 219 


2 will , fondern die —— gleichſam Einhändigung einer Amtsbefugnis, 
f. 22, 21). Dagegen, wenn einer feine Hand dem 
Jehobah füllt (1 Chr. 5 5; 2 Chr. 29, 31; vgl. 2 Mof. 32, 29), Helft dieß: 
* etwas verſehen, wog man Jehovah bardrindt. Das Bruftitüd, wel 
den gewönlichen Heilsopfern Sehovah durch Webung übergeben, dann aber 
von diejem dem Priejter abgetreten wird, fällt im vorliegenden alle dem im 
— Eigenſchaft fungirenden Mofes zu. Nachdem endlich Moſes nod) 
mit einer Mifchung von Salböl und Opferblut die Priefter und ihre Mleider bes 
—— (3 Moſ. 8, 30; dagegen läſst 2 Moſ. 29, 21 dieſen Akt ſogleich ns 
der Beiprengung bes Atars eintreten), wurde das übrige Fleiſch ſamt den 
übrigen Broten und Kuchen zu einer Malzeit an heiliger Stätte bereitet und 
doch fo, dafs an bieder Malzeit niemand außer den Prieftern teilnehmen 
(2 Mof. 29, 33). Die Refte der Malzeit waren, um Profanirung zu ver: 
Ben, u he nen. —* a ni Weihe ift * — ss —— 3 Bi 8, af 
en e angejeßt. In diefer ganzen Beit jollten die Einzumweihenden Tag 
au Sa t am Eingang der Stiftshütte, fo im Vorhof, verweilen, An jedem 
en folgenden Tage follte nicht mur eine Widerholung des Sündopfers 
am . 29, 36), fondern one Zweifel auch der zwei anderen Opfer ftattfinden; 
e 2 Mo. 29, 35; 3 Mof. 8, 33 vorgejchriebene tägliche Füllung der 
"onen ja eben durch das Füllopfer, das ſelbſt wider das Brandopfer zu Is 
bat. Ob auch, wie die Rabbinen annehmen, die Salbung er, 
FR * —— bleiben, indem höchſtens die Analogie der nah 2 M 
i. 1 — hindurch flattfindenden Salbung des Brandopferaltars 
für ſprechen könnte. Am Tage nad) der ſiebentägigen Weihezeit beginnen ſodann 
—— er ihre Funktionen mit Darbringung eines Kalbes zum Sünd- und eines 
Widders zum Brandopfer für fih, worauf Sünd- und Heildopfer für das Volt 
(3 Mof. 9, 1 fi.). Ebenfalls an biefem achten Toge wurde auch warſchein— 
en das beftändige PViannenopfer dargebraht, wovon 3 Moj. 6, 13 ff. 
t. Gegen die Beziehung ber Worte Ink mar or2 auf bie Weihezeit 


— hier nur von einer an jenen ſieben Tagen darzubringenden Mincha 

ſpricht ſchon der Umſtand, dafs dieſes Speisopfer von Aaron und 

ſeinen Sönen — * dargebracht werden ſoll, dieſe demnach bereits (nt pr t A 

(S. über diefen —— Punkt beſonders Thalhofer, Die unb —* 

des moſaiſchen Cultus, S. 140 ff.). Dieſes Speisopfer wird ausdrů ich 

als ein von Aaron und ſeinen Sönen darzubringendes bezeichnet. Nach der Tra— 

dition mufste der Hohepriejter diefe Minda von feinem Amtsantritte am jeden 

— Sie dagegen hatten die gemeinen Priefter fie nur einmal beim Ans 

ihres Dienftes zu opfern, und zwar wäre nad) der Tradition dieſes Speis- 

ae einzige Stüd der bisher gefchilderten Ceremonieen gewefen, welches 

die Zukunft auch bei der Einfürung der gemeinen Priefter in ihr Amt bei- 

behalten wurde, wogegen die ganze Neie der Weihealte jpäter nur noch bei ber 
eine des Sohenpriefters vollzogen worden fei. 

x Die. dienftliden Verrichtungen der Priefter werden im Unterjchiebe 


m denen der Seviten 4 Mof. 18, 3 fur durch „Nahen zu den Geräten des 

j und zu dem Wtare“ bezeichnet. ie betrafen im eiligen das 5 

den des Näucerwerkts auf dem goldenen Altare jeden Morgen und Abend, 
inigen und Bejorgen der Lampen und das Anzünden berjelben gegen ara 










Auflegung der Schaubrode am Sabbath; im Borhofe die Unterhaltung des 
fändigen Feuers auf dem Brandopferaltar, die Reinigung des Altars von der 
che, b e Darbringung des Morgen: und Abendopferd (3 Mof. 6, 1ff.), das 
preche —* Segens über dad Volk nad vollbrachtem täglichen Opfer (4 Mof, 
3- an dad Weben der Opferftüde, die Blutſprengung, das Auflegen und 
jen aller Opferteile auf dem Altare. Ferner lag nad) 4 Mof. 10, 8—10; 

eftern ob das Blaſen der filbernen Pofaunen an Feften und bei 
licpfeiten , ſowie bei Kriegszügen (vgl. 2 Chron. 13, 12). Da nämlich 
er des Poſaunenhalls die war, das Volt, deſſen Gebelsruf er gleich 


un 


220 Prieftertum im A. 2, 


am aufwärts trug (vgl. 2 Chrom. 13, 14), bei Gott in Erinnerung zu bringen 
Ü Mof. a. a. O.), fo bildete das Blafen der Poſaunen ein Stück der priefter- 
ichen Interceffion. (Wie feit David die priefterlihen Pofaunen mit der leviti— 
ſchen Pjalmodie in Verbin gejegt wurden, indem jene an gewifjen befonders 
marfirten Stellen einzufallen hatten, darüber vergl. Sommers bibl. Abhandlun 

I, 38 fj.). — Nach 5 Mof. 20, 2 ff. hatte vor Beginn des Kampfes ein Pri 
eine Ermunterungsrede an das Volk zu halten; aber.von einem befonderd hierzu 
gejalbten Priefter (Marsa men ao), deſſen Würde mit Nüdficht auf 4 Moſ. 31, 
6 als die der hohenpriefterlichen nächſte beftimmt wurde, weiß erft Mischna Sota 
VIN, 1. (Weiteres ſ. bei Wagenfeil z. d. ©t.). 

Was endlich den Dabandunterheit ber Priefter betrifft, jo wird derfelbe 
nicht, wie bei der ägyptifchen Priefterkafte — 1 Moſ. 47, 22. 26), auf 
unantaftbaren Grundbefig gegründet. „Du ſollſt“, wird zu Aaron 4 Mof. 18, 20 
geſprochen, „in ihrem Lande nichts befigen und feinen Teil haben unter ihnen; 
ich bin dein Teil und dein Erbgut unter den Sönen Iſraels“ (vgl. Ezech. 44,28 
Später, unter Jofua, wurden den Priejtern von den Levitenjtädten (vgl. Bd, \ 
©. 622) 13 mit ihren Bezirken durch das Lo3 zu Wonfigen angewiejen, ſämt— 
lich in Juda, Simeon und Benjamin, alfo in der Nähe des fpäteren Hei 
gelegen, nämlih aus den beiden erften Stämmen Hebron (zugleich Frei 

ibna, Jatthir, Ejthemoa, Holon, Debir, Ain, Jutta, Bethſemes, aus 
Gibeon, Geba, Anathoth, Almon —* 21, 4. 10 ff. verglichen mit der übri 
von Korruptionen nicht freien Aufzälung in 1 Ehron. 6, 39 ff), Daſs in die 
jen Berzeichniffen Jernfalem fehlt, wo jeit David der Hauptfiß der Priefterfchaft 
war, jpricht für ihr Hohes Alter] Um nun aber doch den Prieftern ihren Uns 
terhalt zu verſchaffen, beftimmt das Geſetz (die Hauptftelle ift 4 Mof. 18, 8 ff. 
dafs alles, was Jehovah als Gabe geheiligt wird, den Prieftern als S 
anteil (3% oder nun, ſ. über dieſen Ausdrud Knobel zu 3 Mof. 7, 35.) 
gehören folle. Dieſe Prieftereinkünfte ordnen ſich nad folgenden Arten: ? von 
dem Behnten, welchen die Leviten an Feld- und Baumfrüchten erhielten, 
fie den Prieftern wider den Zehnten abzugeben (4 Mof. 18, 25 ff.), worin einer: 
ſeits die höhere Stellung der Priefter über den Leviten ausgefprochen ift, ander— 
ſeits aber auch ein wejentlicher Teil des Unterhalt3 der Priejter von der Ges 
wiffenhaftigfeit der Leviten abhängig gemacht wurde. (Im Übrigen f. den Art. 


das nad) Unzündung des Fettes übrige Fleiſch gm Wenn dagegen nad) 5 Mof. 





Prieftertum im ©. T. 


Een ger 


50). Te Eimiergte Eiierigteit jet 5 Ref. 18, 3 zu Ben 












‚ 
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Ep 
2: 
E 


En — 
gabe . er d 
— ect un ft 


Arte Briefter na nach Belieben gerei 
in eine Priefterftadt gejendet oder ——— einem in —— tele 
vie — werden; Fa wo die — hierzu feh die 1. a 


= 


je unge, warum dom — — die genannten drei Stüde ab» 


den me Fe dafs diefelben die drei Hauptteile des ziens, bon denen fie 
ide bildeten, Rumpf und Füße vertreten ſollen. d) Endlich gehörte den 
eiterr , nd bon den Speisopfern und er erde m Schuldopfe 


— Philo: ano z@v Zw zoü —— ober, wie bie Mil na es auedrudt 
dieſ⸗ eh von ah, ae geben, unter welden Geſichtepunkt a. a. O. xLi 
au am 5 —— 18, 4 erwänten Erſilinge der Schaſſchur gefellt werden. 

) Man ım — unler ben 24 Prieſtergaben (Hs: 5* die man zälte, 10 
—* 4 ESS, 10 0 yroras2. Bon Br sth ch man nf 
je, — en jedem Priefter, fünf dagegen nur den Do im — —— ſchen 9 ern 
Ch: db bei — Antiq. — Vogel F Hoi r —— —* 
‚De vol, XI, pi 1070 8qq. ’ " * ie 








222 Priefterium im A. T. 


Daher verordnet 3 Mof. 22, 10—16, dafs von dem Genuffe a chloſſen fein 
jolle der Beifafje und der Lonarbeiter des Priefterd, da diefe nicht zur Familie 
gehören, Dagegen dazu berechtigt feien die Sklaven, ſowol bie erfauften als Die 
im Haufe geborenen, Eine Prieftertochter, die einen Nichtprieiter geheiratet hat, 
wird ald aus dem Familienverbande ausgetreten betrachtet; wird fie Witwe oder 
gejchieden, fo kehrt fie, wenn fie feine Kinder hat, in Die päterliche E— 
an dem Tiſch derſelben zurück, wogegen diejenige, die Kinder don einem Nicht⸗ 
priefter hat, ausgeſchloſſen bleibt. Natürlich ift unter dem am fich zum Genuffe 
Berechtigten ausgejchloffen , wer gerade in ımreinem AZuftande ſich befindet; bei 
Strafe der Yusrottung wird einem folchen die Enthaltung vom Heiligen gebo— 
ten (3 Moſ. 22, 1-9. Das Weitere hierüber f. unter dem Art. „Reinigungen"). 
Wenn ein Nichtberechtigter aus Verfehen vom Heiligen genoſs, jo hatte er dem 
Prieſter unter Hinzufügung eines Fünfteild de3 Wertes die Gabe zu eritatten ( 
14). Bei bedeutenderer ‚Sntziehung trat nad) 5, 15 zugleich ein Schuldopſer ein. 
Das 1 Sam. 21, 4ff. Erzälte ift etwas rein Erzeptionelles. — Durch diefe Be— 
ftimmungen war für den Unterhalt der Priefter ausreichend, aber keineswegs 
reichlich geforgt; gegen die Ausftattung der Priejterfafte bei manchen anderen 
alten Völkern fteht die der levitifchen Prieſter weit zurüd, Beſonders iſt zu bes 
achten, daſs der Unterhalt der Priefter durchaus von dem blühenden mi 
des Jehovahlultus abhing, was geeignet war, den Eifer der Priefter für be 
ben wach zu erhalten. Was freilich der tiefere Gedanke des Wortes ift, 
— allein Teil und Erbe der Prieſter ſei, und was demgemäß der 
Grund des priefterlihen Sinnes umd Lebens fein follte, das ift aus der Anwen- 
dung jenes Wortes in Pf. 16, 5 leicht zu erfennen, 
Daſs die neueſte Pentateuchkritit das aaronitische Prieftertum als ah 







Rnftitution nicht will gelten Lafjen, ja fogar vorerilifchen Urfprung ihm ab 
wurde im Urt. Levi Bd. VIU, ©. 628 ff. bereit3 berürt, wo Näheres nar 
in Bezug auf das gejcichtliche Verhältnis zwiſchen dem priefterlihen Stamme 
Levi und dem prieiterlichen Haufe Waron zu finden ift. Wir haben bort feit- 
gehalten, dafs innerhalb des im allgemeinen dem Dienjte Jahves geweihten Stamme 
vi ein bevorrechteter engerer FKreid, ber Aaron zum Mittelpunfte Hatte, —* 
eigentliche Prieſtertum am Nationalheiligtum verwaltete, im Laufe der Zeit a 
Schwankungen dieſes Berhältnifjes ftattfanden. Die priefterliche Würde näm 
erfur zum teil eine weitere Ausdehnung unter Einwirkung äußerer Verhältniſſe 
und auch fremder Kulte, zum teil wurde fie nach ber mofaijchen Jdee wider m 
eingefhränft, Dem Volle gegenüber bildeten Priefter und andere Leviten eine 
Einheit. Wenn im Deuteronomium und anderwärts beide Wörter appofitionell 
verbunden werden (Y arsm>m), jo beweilt das nicht, daſs hei de3 Stam⸗ 
mes feine Auszeichnung der eigentlichen Priefter, die am Gentralheiligtume wa 
teten, befannt gewejen ſei. Findet fich doch diefe Nedeweife außer bei Ezechie 
der gerade am jenen Stellen einen Unterſchied feittellt (43, 19; 44, 15), 
in den fpätejten Schriften, zu deren Zeit er auch nach jewer fritifhen Hypot 
längit anerkannt fein mufste (2 Chron. 5, 5; 23, 18; 30, 27; Eſra 10, 5), w 
bei Maleachi noch, welchen man nur gezwungener Reife vor Ejra jegen far 
wird Levi one weiteres als Anherr der Priefterfchaft gefeiert, one daſs von War 
‚die Rede wäre, Mal. 2, 4—7. Siehe aufer den Band VII, ©. 631 aufgefür 
ten Schriften von Eurtiß, Dillmann, Delitich noch die Abhandlungen von R 
Art. Priefter im HWB., bei. S. 1221ff.; VBredenfamp, Gefeh und Proph 
(1881), ©. 172 ff.; Delipih in Lutharbts Ziſchr. 1882, ©. 117; R. Kittel, 2 
neueſte Wendung der pentateuchiichen Frage in den Theol. Studien aus Würt 
temberg, III (1882), &.278 ff. Aber auch zwiſchen Priefterftamm und Volk beftan! 
nach ber motaifihen Idee ſelbſt feine umüberfteigliche Scheidewand, da vbielm 
nach derſelben eigentlich da8 ganze Volk Jahve priefterlich dienen follte (2 ’M 
19, 6) und in jenem Stamm mur feine Stellvertretung fand (fiehe den 
des Urt). So kann es nicht befremden, wenn wir in der Geſchichte noch 
reſte des allgemeinen Prieftertums finden und namentlid) von Gott zu fein 
Dienfte erkorene Männer der Priefterwürde teilhaftig wurden fo gut wie jemer 













Prieftertum im A. T. 223 


der fein® eichfalls göttlicher Erwälung verbantte. reili 
Bei et tn u Sa ri 
ae en an — 
ı ber unDeräuberlijen priejterlichen Birde des Has Volles a 






2 Über die —— — —— des Brieftertums i nad) dem, 
bereits in den Artt. „Hoberpriefter” und „Leviten* ausgefürt worden ift, Bi 
u * ende zu bemerken. Wie die” Nachkommen der zwei Linien Elea- 
ar | 18 in den erjten Sarhunderten die prieſterlichen Funktionen 
ilten, darüber ift lediglich nichts befannt. Die Angabe der jüdi- 
| tn (Taanith 27a u. ſ. w.), daſs bereits feit Moſes die Priefter in 
eh gewefen jeien, vier aus Eleofar und vier aus Stthamar, und 
Samuel die Zal der Klaffen auf 16 habe, verdient kaum eriwänt zu 
erden. Daſs das Priefterperfonal ſich wä der Ki terzeit ſtark vermehrte, 
eigt die Erzälung 1 Sam, 22, 18, wornah Saul an Einem Tage 85 Prieiter 
(nah B. 16 das Haus — alfo aus der Linie Itthamar) ermorden lief, 
t ‚gab dem Priefterdiente eine fefte Organifation, indem er die Priefterfchaft 















in 24 Klaſſen (mp5r2 oder mind) teilte, von denen 16 zu Eleafar, 8 zu It— 
thamar gehörten (1 Ehr. 24, 3 ff. vergl. mit 2 Chron. 8, 14; 35, 4 ff.). Jede 
Klaſſe Hatte einen Vorfteher an der Spihe; dies find die mar Bd (2 Ehr. 
‚ 14; Eir. 10, 5) ober muTDT wing, LXX Agyorrsg tür Teplr (Neb. 12, 
auch TIP ib genannt (1 Ehr. 24, 5, dgl. Jeſ. 43,28). Dagegen find unter 
ı Erb spr Geſ. 37, 2; 2 Kon. 19, 2) wol bie vermöge ihres Alters an- 
Prieſter, und — den OD in Ser. 35, 4, die Movers (frit. Un- 


über die Chronik ©. 284) ebenfalls auf die Vorfteher der Priefterklafjen 

ns: feine Prieſter gi verjtehen. Was endlich die Annahme betrifft, 
zyıegeis im N. T. und bei Zojephus die Vorfteher der 24 Prie 

ben jeien, Au —* dagegen en —— eines au 
Pe Leidensgeſch, S. 32 ff., und © tubien und 

— 93 fi. al auch R.-E. Bo. d. VI, 330. See dr 2 Blafen 


Ex 


der nel des Reichs wurden die —** Prieſter aus dem Behn⸗ 
. fämme: — BODEN RES SIE 358. BPSENERIERSREE 11, 14; Bund 


224 Prieftertum im A. T. 
nicht von den Sönen Levis waren, wie einer Luft hatte” (1 Mön. 12, 315; 13, 


33). „Wer da Fam, um seine Hand zu füllen mit einem jungen Stier und fie 
ben Widdern, der ward Priefter der Nichtgötter* (2 Ehron. 13, 9, eine © 












eigt Dof. 6, 9. Beſſer ftand es längere Zeit mit dem legitimen P 
Im Neiche Juda; namentlich 


6032 auch levitiſche Prieſter bei dem abgöttiſchen Höhenkultus ſich 
aben. Ja wenn, wie Hitzig annimmt, die Schilderung Ezech.8, 14 ff. auf Ma 
5 Beit zu beziehen wäre, fo hätte damals die Prieſterſchaft in der Gejamt 
heit ihrer Häupter der Abgötterei ſich hingegeben. Siche ferner Beph. 3, 4; Ye 
2, 8; 2 Chr. 36, 14. Allerdings dienten bie Priefter auch wider, mie früße 
unter Hiskia (2 Chr. 29 ff.), als Werkzeuge der reformirenden Tätigkeit des Hof 
(2 Kön. 22; 2 Chr. 34), Wenn aber diefe legte Neform, fo jtreng und dur 


ochen ſie dabei ai 
Geſetz und die dem State feine Fortdauer verbürgende gejepliche Ordnung, 
Beitand eben durch jie gefichert fei, denn „nicht abhanden kommen Tamm 
Gefeh den Prieſtern“ (18, 185 vergl. außerdem 7, 4 5; 8, ILwa). | 
Allem find aber Männer, wie Jeremia und Ezechiel, ein Beleg dafür, 
inmitten der entarteten Priejterfchaft fich noch immer ein gefunder Kern 
haben muf3 (f. auch Ezech. 44, 15); uud wie jehr vollends wärend be ‚its 
‚in das ſchon bei der Deportation unter Jojachin (Der. 29, 1; Ezech 1,8) Hi 


226 Prieftertum im A. T. 


ofjen gelaffen worben war; dafs man inzwijchen diefe Klaſſen — 
anderer Geſchlechter beſetzte, begreiflich (vgl. Movers, Krit. Unterſ. über 
Ehront, S. 232). Roch bei der von Efra und Nehemia veranftalteten —E 
tung us Volkes auf das moſaiſche Geſeh wird die Verpflichtungsurkimde nur bon 
Sie ——— Ob man über die Zal 24 durch Beifügung der 
familien, die nach Efr. 8, 2 mit Ejra neu ve —— waren ( 
— ber Eſra 8, 2 erwänte Daniel mit dem Neh. 10, — 
Er oder auf andere Bar vervollftändigte, wiſſen wir wicht. 
ajst die Sache Her a. ©. ©. 397 ff. Nach ihm follen bie 24 
Hafjen überhaupt DE * Exil ſich gebildet haben, nämlich aus den 22 Fa— 
milien, in melde die mit Serubabel heraufgefommenen vier Geſchlechter zerfielen, 
und den zwei mit Eſra zurüdgefehrten. Die Zal 24 fei fomit.ganz zufällig ent- 
ftanden; bei einer abfichtlichen Einteilung würde man, meint Hersfeld, der Zal 
25 den Vorzug gegeben haben, damit gerade in jedem halben Mondjare ber 
Dienftwechjel zu Ende gefommen wäre. Die 1 Chron. 24 auf David 
5* Namen feien erſt etwa um 400 v. C rar worden. Wenn bie 
24 Prieſterklaſſen auf diefe Weife entſtanden wie fol man dann. — 
daſs ſie nicht nach ihren älteſten Vertretern, die den Büchern Eſra und 
vorkommen, ſondern großenteils mad ſpäteren benannt und dann dieſe 
nungen mit älteren, ja mit einer Anzal folder Namen, die unbedingt auf Die 
vorerilische Zeit zurüdgeben, vermifcht worden wären? — Was die 
folge ber 24 Klaſſen im Dienjte betrifft, jo iſt allerdings ge dafs man 
die in 1 Ehr. 24 angegebene Ordnung Deibehielt. Beweifen aber läſst 
Sade nicht, und es iſt ſchon aus biefem Grunde gewagt, auf den orbis hierati- 
eus chrono logiſche Berechnungen zu gründen, wie von Scaliger (de emend, teı 
im Anhange ©. 56 ff.) und auderen gefchehen ift. Feſt ftcht, daſs die Klaſſe So 
jarib auch fpäter nod an der Spihe der Klaſſen ftand. Dafs diejelbe in höherem 
Anſehen als die übrigen jtand, ſodaſs die Abftammung von derjelben als befon 
bere Ehre galt (Jos. vita $ 1), dazu mag noch befonders der Umftand, daſe di 
Maktabäer zu derfelben gehörten (1 Makk. 2, 1), beigetragen haben. — Sebi 
Kaffe gliederte fich nach Hieros, Taanith a. a. ©. (nat Bightfoot zu Luk. 
in Baterhäufer nach verjchiedener Bal, fünf, ſechs, ſieben, acht, neun; wo 
waren, hatte jedes Baterhaus einen Wochentag zu Funftioniren; wo 
mehr waren, wurden die Tage in angemeſſener Weiſe verteilt; om & 
alle Baterhäufer vera Kt das Nähere bei Li tfoot, Minist, 
e. VI, opp. vol. I, pag. 693 sq.) — Ihren Wonfig hatten bie nadheritifd 
Beine grofenteils in —— wo ſie ein rn Quartier inne 
nach Neh. 3, 28. Nach der warfcheintich auf die fpätere Zeit des Wehemie fi 
beziehenden Lifte 1 Ehr. 9, 10—13, dgl. Neh. 11, 10—14 (über das 
nis beider Rezenſionen zu einander |. Bertheau im "Comment. zur — 
NR. Smend, die Liſten der Bücher Eſra und Nehemia, Univerfitätspr 
1881, S. 7) wonten zu Jerufalem ſechs Priefterhäupter mit 1760 Bri 
Sefhlechter. Daſs u die alten Priefterftäbte wider aufgefucht wurden, jcheint 
aus Era 2, 70; Neh. 7, 73; 11, 3 ſich zu ergeben. Nach Neh. 10, 85 
den unter Nehemia auch "die Brieftereinkünfte dem Gejege, gemäß 
nach 12, 44 die zur Verwaltung derſelben erforderlichen Ämter ge 
der strengen Zucht, welche Efra und Nehemia in Bezug auf die gemifchten: 
übten, vornehmlich aud die Priefter unterworfen wurden, erhellt aus Efr, 10,18 
bis 22 und Neh. 13, 28 f. Solche Zucht war um fo nötiger, jemehr der ürm 
liche Buftand der Kolonie auf den Kultus zurücdwirkte und bei dem 
— und Verdroſſenheit erzeugte, wie aus Mal. 1, 6—2, 9 zu 
gend zeigt fich in dem reftaurirten Prieftertum der nachexiuͤſchen 
eine bemerkenswerte Veränderung. Zum prieſterlichen Berufe gehört 
früher Bemerkten auch die Auslegung des Geſetzes. „Die Lippen bed 
Ne Erkenntnis bewaren, und Geſeh ſoll man ſuchen aus feinem Munde“ 
2, 7); wie auch noch bei Haggai 2, 11 ff. die Priefter es find, welche über Ges 
ſehes fragen Beſcheid erteilen, iſt immerhin möglich, daſs auch ſchon früher 






























Prieftertum im A. T. 27 
{me 
— ——— 





erte di rt Urbeit und das —2 — — des Judentums 
e. Ben F > or — die rein Her Be 
sebnungen er mit ihnen zufammenhängenden Verrichtungen bejchränft. 
- den fchönen Gottes bieafien auf dem Zion, von — der Siracide 
2; de bc ‚begeiftert zu reden weiß, die alten Unterpfänder der Einwonung & ei 
der Gemeinde fehlten, weiß das Prieftertum fich nicht mehr ala wirkliche Ber: 
tt und dem Bolfe; um fo geneigter wurde es, feine hierar— 
worrechtung zu Gunſten weltlicher, namentlich politischer en aus⸗ 
zubeut hierüber Joſt, Geſchichte des Judentums, 1857, Bd. I, 5 148). 
och Finde unter den fpäteren n Einrichtungen eine, welche ehr geeignet war, 
L sifcien bem Volke und ber Priefterfchaft enger zu Enüpfen. Es find 
> nannten m773772, bie hier um fo mehr erwänt zu werben berbienen, da 


* ee ‚der Priefter in en 1 Erich —— ſtehen, ja 











Mischna 

en darbringen, wenn er Acht babei to (daher eben der 
55 —— alſo * Aſſiſtenz, Beiſtand, zu erklären iſt). Man teilte bem- 
‚Bolt — wie und im welder Ausdehnung, ift nicht bekannt — ent: 
end den Priefter- und Levitenklafjen, in 24 Abteilungen, deren jede Ver— 
Dede den * aus ſich zu wälen Hatte, die zur Aſſiſtenz bei dem täglichen 
Jeruſalem gejchidt wurden; wogegen Diejenigen, welde in der Heis 
‚blieben, fich in der Synagoge zu verſammeln Hatten, um wärend des Opfer 
ee ferner im der betreffenden Woche an vier Tagen faften mufsten 
—— &, Mischna Taanith a, a. O. und die — dazu, Hieros. Pesachim 
30 u. a. talmubifche Stellen bei Ugolino a. a. ©. ©. 948 ff.; vergl. Soft I, 
168 f.; Segel II, ©. 188 ff. — Bon ben fonftigen Priefterordnungen des 
[8 — noch) in der Nürze folgendes erwänt werden, Dem Hohen— 
ftand in der Priefterfhaft am nächſten der Sagan (7d, f. über diejen 
VI, ©, 2425.); auf diefen folgten auf dritter Nangftufe zwei Katholikin 
re), ® efehlshaber über den ganzen Tempel; biefen waren viertens unter- 
Ir Bis 7 Amarkalim (or5>mas), in deren Händen fih die Schlüffel 
‚befanden; unter diefen ftanden fünftens 3 bi8 7 Gißbarim (bHans), 
er, welche Einnahme und Ausgabe beauffichtigten; dann folgten im 
die Klafjenoberhäupter (22 vERT) und nächjt dieſen Semitienaberfäup- 
— ——— dann der Om 773, der gemeine Prieſter, die Rangfolge ſchloſs. Es 
alfo 8 Rangjtufen, von denen die Fünf erjten zufammen den Prie rrat, 
ee 'yı ma (Mischna Ohetubh. I, 5) oder Durn> pr (M. Joma, I, 5) 
gebildet Haben follen. S. iiber diefen Gegenitand beſonders Light- 
ot, Minist. templi hieros. ce. 2 und 5 (opp. vol. I, p. 679. 687). Außerdem 
moch 15 zrsm20, Präfeften, mit zum teil fee, fpegiellen Obliegenheiten er- 
—* beſonders M. Schekalim V, 1 und bie Erläuterung dieſer Stelle bei 
406; del. 3 Koft I, 151 f. — Über die Verlofung — täglichen Ge- 
en den einen funktionirenden Prieftern (vgl. Luk. 1, 9), f. Mischna 
fie viermal des —* — ferner Thamid, e. 3 und 
mub bei Ugolino ©. ; zu dieſem Behufe war 
ein über bie Soje ——— Präfekt vorhanden. Über Der bi täglihe Ordnung des 
tes finden fid die bis ins — Detail didetha 

Satzungen — — bei Ugolino ©. 1019 















Prieftertum im A. Prima 


228 
ch. Tempels erreichte der priejterliche Dienft fein Ende; und zwa 
dem Talımud der Tempel von Titus erobert worden fein, gebe 
ee het So an der Neihe war. Ut tragen. fich noch 
Juden mit — von dem alten SPriefter echte; j. 
De —— hebr. pag. 7 und Gerfon, Der Jüden 
BEL EB Era — 
men ebu agegen a 
an all nichts befommen joll, aud) feine —33 Obliegenheit het, | 
Beten einen Segen ber Bi —* Volk zu ſprechen. 
Litteratur: Siehe die unter Levi Bd. VIII, ©. 631 
Außerdem feien genannt: Joh. Lund, Die alten — Seitigt ae 
von 3. Chr. Wolf, Hamburg 1738; "Habr. Neland, uitates. Bacrae. veterum 
Hebraeorum ed. IV, ad Rbenum 1741, p. An, ‚Joh, Lightfooti Mini- 
sterium templi, im Thes. Ugol. T. IX, p. 809 sqgq a 
—5* et sacris Ebraeorum —*— comm, im Thes, Ugol. Tom. XI, p 










ar. A, * — ar auch je 6. aa 


„Joſeph, der berühmte Phyſiker und Chemiker, wird hier er⸗ 
en; wegen —— Eingreifens in bie Theatogie Geboren im Yare 1733 im 
Schofe einer puritanifchen Familie in Biefd ead bei Leeds, wurde er durch 
das Stubium der Schriften von Hartley Lardner für die fociniani 
ren gewonnen und verwaltete darauf bus —— bei mehreren Di 
gemeinden, zulegt in Birmingham. Da er ſich offen gegen die franzöfifche Revo— 
Thtion ausfprac) , entitand 1792 ein Volksauflauf bee ibn; er mujste f 
ein Haus wurde ein Raub der ölammen. Er jiedelte mit feiner Familie n 
fa hinüber, wurbe Lehrer einer Heinen Gemeinde in der Stadt Nort 
berland, F 1804. — Er hat 150 Schriften a —* uns pe nur d 
jenigen von ——— er ſeinen ſocinianiſchen Le „= 
verteidigt. feine eidigung des Unitarismus u. f. * * ee 
——— der Chriſtenheit, ſeine Geſchichte der urfprünglichen 
Betreff Jeſu Chriſti, fein theolog. reposit., 6 Bde. Unermeitign übe De ne die 
türlihe und geoffenbarte Religion, feine Anmerkungen zur Beil. Schrift, je 
Biehengefchlchte in Bergleihung der Einri tungen Moſis mit denen der Hinbu 
und anderer alten Völker. Durch diefe Schrift zog er fich heftige Angriffe zu. 
Allein, indem er jo das pofitive Chriftentum angriff, verteidigte er das Chriften- 
tum, fo weit er ed noch zuließ, gegen ungläubige — gegen —* 
gegen Gibbon, gegen die Swedenborgianer x. Seine M ’ 
ondon im Jare 1806. 













Primas heißt bei Profanfcribenten jo viel wie primus und wird im 
lichen Gejegen von Hochgeitellten Beamten, ſowie von Hauptjtäbten 
(Beugnifie bei Jac. Gothofredus im Glossarium nominum zum Codex 
sianus, bei Dirksen im Manuale u. a.) Kirchlich verjteht man unter 
in der Negel den erſten Geijtlichen eines Landes oder Volls. Diefe Bedeutung 
bat fich aber erſt allmählich feftgeftellt. ei 

Die hierarchifche Ordnung ſchloſs ſich an die politifche Einteilung des röml- 
fchen Reichs an, ee für Die Ge dern — — veränderten 
“ er — und nach, * ————— an in a — 

en ftanden in den eſen (im Sinne der griechifchen Erarden, 
Provinzen ngen (Ep parch 44 Eparchen. Vgl. Bd. x, Aare 2 Dccident ents 
ir diefer Gliederung das Berhäfinis, des viſchoſs von Rom, ber Primaten, 























lichen dv 
Sun 6 ein — — 


ssiarum . . . sollicitudinem sustineo Mans, 889); er berief Die afeite 
t Generalfynoden und präfidirte are 
eeel. —— —* 95. ———— ae; Sie [ eines Primas war an fein 
r —8 Wal wurde durch ihn entſchieden u 
, * 25). Endlich hatte er das Recht, auf Verl 
E Gemeinden üerall zu ordiniren one Carth. III, a. 397, can. 45. Mans, I 
p- 889), Ein ee war Kur Ten nicht ——— er Beh Primas 
ober semex (C. Carth. XVI, a. 418 can. can, ecel, afr. e. 127. 
II, 823). Die Bezeichnung Me en — auf der achten 
thag. Synode (2.403, can.3. — Cod.can. 92. Mans. III, 791) darf mar kaum 
'inen ſte m der Titel holten. In anderen Ländern ber Inteinifchen Kirche wurde 
primatus“ überhaupt den Bifchöfen m ehr er noch jernerhin beigelegt m. 
. 3. B. Cone. Taurinense a.401, e.1. 2 bei Manſi III, 860sq.), doch Brake 
der Zeit die Bezeichnung „primas“ dem Metropoliten erteilten ifate 
arc Bu piseopus“ und wurde nur einigen berjelben vorbehalten, nämlich en — 
iche a En SCHEN ). Bwif ale 5 
un! der * 8 chöfe von Karthago beſteht der weſentliche ed, * "ie 
bteren die Befugniffe des Primats — von dem popfi⸗ auf Grund der 
ejchichtl Entwidelung der — aniſchen Kirche, die erſteren dagegen nur 
pftliche Vikare beſaßen. Für dieſe, als über den anderen Metropoliten 
obgleich ihr Vorrang von denjelb en beftritten wurde, bediente fich Peudo- 
"Ausdrud® „primas“ (c. 1. 2 dist, LXXX, c.2, dist, XCIX: „Nalli 
Cop primates " vocentur nisi illi, qui primas tenent civitates, quarum 
os et successores eorum regulariter patriarchas vel primates esse consti- 
nt, nisi aliqua gens deinceps ad fidem convertatur, cui necesse sit propter 
wltitudinem episcoporum primates constitui. Reliqui vero qui alias metropo- 
m " nedes adepti sunt non ates sed metropolitani nominentur. Dieje 
m päpftlichen Intereſſe entiprechende Auffaffung —— ſich ſchon Nikolaus J. 
ı (ep. ad Rod. areh. Bitur. Mans. XV, 389 — e. 8 qu,III. a. 864), und 
demgemäß ſuchten ſeitdem die römifchen Biſchöfe in ben er einen Ländern ſich 
ur Ernennung von Primaten größeren Einfluſs zu berfchafen. Über die ein= 
‚einen alſo — ſ. m. Thomassin, Vetus ac nova ecclesiae 
disciplii , I. cap. XXX — XXXVIN: Hinſchius, Syitem des ka— 


hof von u o eine andere —— eh bie 



















7 
i 
en —— Die ‚In ber Pine 


Primas Primicerius 
den alten Patriarchen einen geringeren bei und nannten 
ten rien bereut, fo daſs fie auch beide Ausdrücke gleichbedeutend brauch: 
ten (f. die angef. Dekret. Nik. I., dgl. Gratian von dist. XCIX: Primates et 
patriarchae —— sunt nominum, sed ejusdem offieii — c. 9 X de of- 
ficio jud. ord. I. 31. Innocent. III. a. 1199). Allerdings legte Yunocenz LIT. 
in —— ſicht auf die rer gi der Kirche des Orients mit der bed Deeir 
den vier .. triarchen mad einem Beſchluſſe des Lateraukonzils von 
— öhere — 23 X. de privilegiis. V. 33), indeſſen iſt dieſe Ein— 


hergeſtellt und die von Rom ernannten Primaten nahmen daher in ber 
die zweite Stelle ein. Den Umfang ihrer Rechte beftimmten teils bie 
—— Kanones, teils das Herkommen, ſowie beſondere päpftliche a en ( 
die vorhin citirten Stellen; vgl. G ongaleg Tele; zum e. 9 X. de oft, 
I, Ki Es gehörten dazu 1) die © ätigung der Wal der Biſchöſe und Fr 
ann. prengeli M die Berufung von Synoden 1 Met Sr Gaben und 
3) die Aufficht über ihren Diftrikt; 4) das Mi 
—— 5) "ie Krönung der Könige des Landes. Ein Teil’ Bere Be 
—— die Konfirmation der Biſchöfe und ———— 
überging, iſt fpäterhin — und es blieben im er en 
Ehrenvo orgüge. Das Prädifat „Primas“ Hat fih für mehrere 
jet erhalten und ift felbjt in neuefter Zeit vom Bapfte ee 
zurüdgerufen (Erneuerung des Primats von Gnejen et Pius wo 187 
n Spanien war Prima der Erzbiſchof don Toledo, im Srankrei 
Deu? und von Lyon; in Rheims und Narbonne war. die Bezeichn 
ein j ber Titel; in Stalien der Erbifhof von Pifa (für Sardinien und. 
Ungarn der don Gran; in Böhmen der von Prag; in Polen der von © meſen 
in weden der von Lund; in England der von Ganterbury ; in Schottlan 
* bon St. Andrew; in Irland der von Armagh. Was Deutſchland betrifft, 
— die Würde die drei geiftlihen Kurfürſten in Anſpruch und neben be 
en die E vabifchöfe bon Magdeburg und Sal —J ber legte Erzbiſchof 
Bart von Dalberg (f. den Art. Bd. II, ©. 464) fürte nach der Auf: 
2 > des deutſchen Reichs den Titel „Fürft-Brimas des Nheinbundes“. Gegen: 
wärtig fürt den Titel ae von Deutjhland der Erzbiſchof von Salzburg 
deſſen Würde Papft Pius IX. durch Motu proprio vom 25. Nov. 1854 bejon- 
ders anerfannt hat. j * 


Aus der römiſch⸗katholiſchen Eee fich auch nad) der Refo 
der evangelifchen den Titel „Brimas* mehrere frühere Primaten, \ 
re England für die Erzbifchöfe bon Canterbury umd York; im — von 
Man vergl. er dem ſchon angefürten Thoma b ers Jo. Erid, 
——— —— Diss, Fr —— —— reli- 
oh episcopis ecclesiae Germanicae, Lipsiae ed. III, 1741, 4°; —— 
stratus, Tom. I, p. 1162 sq.; Damianus Molitor, De primatibus eo Jjuri- 
bus speciatim Fr — Gotting. a 4°, Bingham, 
203 i ragmat der Fi erfafjungsformen ;- 
Rirhenret, Band in,S 7%; Hinfhius, Syftem * eh 
Si ff. — liber die Derfuhe, einen füdg iſchen De in Arles zu grüne 
Löning, Gejchichte des deutfchen Kirchentedhts, I, ©. 468 ff. BT, 
O. 8. Jacobſon + Su. 


Primicerius (moreuxngıos) erklären die Lexikographen: qui us n 
batur in cera, in tabula corata, sive in albo vel catalogo a 
gentium ideoque fuit magister vel princeps euiuscunque publ, offieii: (Du 
s.h. v.). Jeder erjte Beamte einer gewifjen Bategorie dei ißt dah er 

im Unterfhiede von ben daranffo — secundocerius, —— uf. w,, wie 
Fin der Notitia dignitatum et inistrationum tam civilium quam militarium 











4 











in partibus Orientis et Oceidentis in den mannigfachſten Auwendungen erhellt 
(m. dgl. deshalb Böckings Ausgabe mit dei fpezie —— — Für bie 





232 | Peiscillianiften 
Die 


Konzeption im Mutterleibe wird durch Einw bon Dämonen (Emana} 
i Mi een Bir wicht Die 4 — 
n 
‘ D * nd Heichen des 


Inter beB einen Gottes als Son, ala C Briftus, ober e8 i Bwede 
Erlöfung aus Gott emanirter Kon). She hat nur ba mat 
ſchen, nicht die Seele angenommen, ift durchaus wicht in dad ganze Wefen, die 
chränkung und den Entwidelungsprozej3 des Menſchen eingetnete. Er ift 
nicht — der waren Natur eines Menſchen geboren. Man kann gar nicht jagen, 
daſs er geboren wurde. Er ift unfähig, geboren zu werden, Iſt aber gar feine 
er Menschheit Ehrifti vorhanden, jo Niet ni C are — Gottweſen ummits 
telbar irdiſcher Unvollkommenheit und d en anbequemen 
u nben aljo menſchliche Schranfen und Beiben an ein Eichen, das nur Gott⸗ 
—* ſich zn jener Paſſivität eines menſchlichen Körpers, aber feiner Seele 
edient "und omit aus Gottheit und Fleiſch in einer Natur beiteht. De" 
Na ejer Lehre haben die Prisciianiften ein ftreng affetifches Leben 
ch beſonders des Fleifchgenufies — und ſich hüten —— 
hlichen eburten Veranlafjung zu geben. Dabei waren die Greuel ber 
Gehe ft noch —— Fig! — hm ben De Beier durchweg vor⸗ 
ewo haben ſie Pantheismus 
Sm Un heidniſches Wefen erinnert —— und gie, 


frie 
Sie ftellten ji übrigens, als wären —— katholiſche Chriſten und — 
bie Gottesdienſte und Feſſe dev Kirche. Nur faſteten fie am den Sonntagen und 
am Feſte ber Geburt Chrifti, und bei dem heil. Abendmale vermicden fie es, das 
Brod zu verzehren, Daneben haben fie im Geheimen ihre befonderen Gottes— 
aa eh * re —* = —— —— Kelle am Borlefen und 
am Geſa eteiligen 8 gerade hier Magie un ucht vorgefommen 
ſei, ift bie Heinung ihrer Antläger. Sie hielten ihre Lehre geheim und erach⸗ 
teten e3 für erlaubt, * dieſem Zwecke zu au lügen und Meineide zu ſchwören. Die 
Begründung = Seh re ſuchten fie in der heil. Schrift altern und neuen Teſta— 
ments, deren Tert fie aber verdarben und die fie allegorijch deuteten. —— 
bedienten ſie ſich vieler apokryphiſcher Bücher. Eigentümlich ſcheint —— 
Hymnus —5 zu ſein, den Jeſus auf dem Wege nach Gethſemane 
ferner memoria apostolorum und orientalifche Geheimfchriften. ⸗ 
Belangen auch eine eigene, aber gn nz untergegangene Litteratur zur 
ihrer Sache herborgebradt. Außer bem Stifter ber Sette, von 
— weiter die Rede ſein ſoll, ſind noch Latronianus, Tiberianus und 
Di us als Schriftjteller befannt gewefen. - 
Die Geſchichte der Sekte ift folgende. Im Jare 379 wurde ihre Erifteny 
in Spanien zuerft bekannt. Als ihr Haupt trat Priscillianus hervor, ein vor 
—* ci reicher, berebter, belefener, gewandter und zu jeder Vera 
ann. Bon Jugend auf Hatte er mit Verachtung ſinnlicher 
— eb nit one große geiftige und körperliche Anftrengungen durch Stubium 
ihm vorkommenden Schrifien und durd Übung geheimer Künſte, die er fich Ich 
ven ließ, die Warheit in ihrer eigenften und berborgenften Geftalt 
wollen. Dabei ift er mol jelbft auf pantheiſtiſch-myſtiſche —— Lit 
Dichter und Philoſophen und auf magifche und gymnofophiftifche Aben 
feiten gelommen. Aber er mufste auch mit diefem feinem Triebe nn —— 
men u berjelben Zeit den Mathematifern und den Manichäern in die Hände 
e hohe Stellung, die er in der bürgerlichen Geſellſchaft duch Abhunft 
und — —— ferner feine große Eitelleit und fein Bewufötfein, 


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inus von Cordova hat die llia 
—— * — 
geweſen zu fein, der eine Art von gung ihrer religidfen Be 
en nee En 
Beron und in ihrem rer —5 die 


eter, 
und 
uptmerkmale dev Keper. Dieſe ließen ſich natürlich durch 









) nen. 1] 
Fiharius und Kdacius Hilfe beim Kaifer Gratianus, ber wirklich den 
n ee nik Boten ohte. - * 

des Inſtantius und Salvianus über Gallien, wo es ihm gelang, unter ben 


an fein 
der Prokonſul fuchte fich des Ithacius zu bemächtigen. Ai 
mpörte fi Marimus und Öratian wurde ermordet. Bu dem neuen 
in Trier Hof hielt, begab fich der flüchtige Ithacius und bes 
mmte ihn leicht, Die Sache der Priscillianiften einer neuen Unterfuhung, welche 
! geſchehen jollte, zu unterwerfen. Die Synode ift 384 zu Bor: 
ilten worden. Gie verurteilte den Inftantius zur Ab eng. Pris⸗ 
e ſein Urteil von dem Kaiſer, vor deſſen Tribunal in Trier der 
wurde. Biſchof Martin von Tours erklärte es für ein Verbre— 

aſs ein weltlicher Richter über eine Kirchenſache zu Gericht ſihe. 
wäre Erfommunilation und Amtsentfepung, verhängt von Bischöfen 


L SEE _ 


234 Priscillianiſten Probabilismus 


auf ben. — ollte von der Anklage abſtehen. Der aber wagte es, 
öffentlich den Biſchof Datin felbft der Ketzerei zu beſchuldigen. Warſcheinlich 
geſchah das nicht bloß wegen der erbetenen Schonung, fondern wegen des 
tums Martins, welches vom katholischen Abendlande damald noch als orientali 
Schwärmerei mit Mifstrauen betrachtet wurde und leicht der Aſkeſe Priseillians 
gleichgeftellt werden konute. Biſchof Martin ließ ſich vom Kaifer predhen, 
dafs Priscillian nicht mit dem Tode beitraft werden follte, und verließ Trier. 
Sogleich wandten fich die Dinge anderd, und nad; einer fehr ftrengen Unter: 
ng glaubte ſich der Raifer berechtigt und verpflichtet, auf Grund Don Ge— 
nifjen fchändlicher Dinge das Todesurteil mit Güterkonfisfation über 


“ 


Kommiffion au weiterer Verfolgung der Priscillianiften nah Spanien geſchickt. 
Martin von 


auf einer jpanifchen Synode 447 Fräftige Mafregeln gegen die Ketzerei em 
wurden. Dennoch erhielten fich die Priscillianiften bis nach der Mitte des 
ten Zarhunderts, bis zu der Beit, in welcher die Fatholifche Kirche im ı 
den Sieg über den Arianismus davontrug. Als der Suevenkönig Theodemir in 
die katholifche Kirche Übertrat, wurde 563 zu Braga eine Synode gehalten, welche 
den leßten Streich gegen den Priscillianismus gefürt hat. Diefer Name wurde 
feitdem nicht mehr gehört. Aber die pantheiftisch-gnoftiichen und bie ⸗ 
gnoſtiſchen Lehren der Sekte verſchwanden nicht, ſondern ließen ſich in ben ſpü— 
teren Jarhunderten oft genug noch vernehmen. ei 
Onellen: Sulpieius Severns, Hist. s. 2, 46—51. dial. 3, I1sgq. — ® 
ſchon angefürten Schriften des Oroſius und des Auguftinus. — Einige 
des Hieronymus. — Leonis Magni epistola ad Turribium. Pacati ——— 
negyrieus Theodosio I. dietus a, 391. Zu vergleichen: 8. van Fries, 
tio eritiea de Priscillianistis eorumque fatis doctrina moribus, Ultraj. 1745, — 
Wald, Keberhiftorie III, ©. 378ff. — Lübkert, De haeresi Priscill., Havn, 


—* = —— Dei Em per * 1851. — Neander's 
=®. I, 812—816. — Kurtz, Handb. d. Kirchengeſch. I, 2, 228—238. — Hefele, 
6-6. ! u. I, Albrecht Bogel. 


wortung wiflenfdhaftlicher Fragen mit einem höheren oder geringeren Grade bon 
Warſcheinlichkeit fich zufrieden gibt. Der für uns bier allein — 

mende moraliſche Probabilismus beſteht in dem Grundſatze, bei Alten ſitt 
Selbſtbeſtimmung ſich nicht nach dem Gewiſſen, ſondern nach dem —— 
Nichtigen, d. 5. mach dem durch irgendwelche vorbildliche oder Lehr: 


236 Probabilismus Probft 


—— bloß unnbtig, ſondern li Nach Moja 
Kal nad Fee eh “ geräte, Tate cm mar 
BE Sa ee 









wider Kr * * — — ren * = 


abe niemals ext 


noch — fe et —* De Rp bie —* abiliſtiſche beffe 


ur lem E las ——— Dieſer raffinirteren —— 
an lismus ich ie (jeluitifche Kafuiftit im vorigen Sarhunde tt bejo i 

erbortreten: 1) de Ägquiprobabilismns (auögebilbet haup 
U M. da Liguori), bei von zweien fittlichen Meinungen nur dann 
befolgt werden bar wenn fie ganz ebenfo probabel ift, wie ihr entg 
2) den Brobabiliorismus, wonad) es Fälle von gleicher Probabili 
nungen nicht gibt, vielmehr jedenfalls eine wirktich probablere Meir 
gebend fürd Handeln werben muſs; 3) den Tutiorismus, w 
probablere, jondern die jiherere Meinung zu befolgen ift. — Nod 
AR fi te derartige bejheidenere probabiliftiihe Lchren zu ve 

— aber iſt der gröbere, jeit Mitte des 18. Jarhunderts ent 
perhorreszirte Probabilismus wider — Vol. auch Ludwigs, 
über das Moralfyftem (Innsbruder Ztſchr. f. kath. Theol. 1878, I.1 * ) eine 
„Alleinberechtigung des tutioriftiihen und des probabiliftifchen Prinzi in ihrer 
Sphäre* darzutun berfucht wird. 

Zur Gedichte und Kritik des Probabilismus ſ. — Sam, 
Examen probabilitatis Jesuiticae, Helmstad. 1664; Cotta, De 3*8* 
rali, Jenas 1728; Concina (Dontinifaner in Venedig, + 1756), Storia 
babilismo e rigorismo, Quce. 1748, 2 voll.; Stäublin, Gefch. der 
feit dem Wideraufleben der Wifſenſchaften, 1808, &. 448. 489. 523 fi. ie 





Huber, Der efuitenorden, Rn 1873, ©. 284 ff.; Buttle-Schulze, 
hr. Sittenlehre, Lpz. 1874, I, 284 ff. 


rob t inen jeder weltliche wi * x— 
“ ee ie Borfieher eines nr h t 


— 


Probft 237 


ginex eingeluen elle vorgefeßte Beamte fo gemannt. So ſchon im ber Regel des 
dachomius, 2 —E des —— „una d ham — —— lus 
re fratres habeat, qui obediant Praeposito sin er numero Per 
jginta vel uadraginta domus in uno monasterio“; sol auch cap. 2. dist. LVIIT 
‚Cone —R a. 398) u. a. (ſ. Stellen bei Du e 8. v. itus), 
Nad Ber Regel Benedikts ijt der Präpofitus der unmittelbar auf 
nde Obere des des N lofters, neben dem dann auch ein Dekan beftellt * (f. Al- 
—55 reset 
n änlicher e nach der Abti ne 
rissa (a. a. D. lib. II, cap. XI). Bei der dem Möfterlichen ——— 
ten Juſtitution ie Kapitel behielt Chrodegang den ofitus bei 
g ihm bie Berteilung der Gaben an die Stiftöglieder (Reg. Chrodeg. 
















r — re Aquis c. OXXXIX [a.a. ©. I, 511]). Er follte 
jer aud ch unter der oberen Bei des Bischofs Disziplin üben, nad 
cap x —* glichen Regel (a. a. ©. I, 100). Hier wird der situs 


Bean iaconus bezeichnet, was ſich daraus erklärt, daſs der zum bifchöf- 
zbyterium gehörende Archidialonus feine Funktionen mit dem Amte der 
7 fe ‘(praepositura) vereinigte, märend in gleicher Weife der Archipresbyter 
m Kapitel Dekanus wurbe. An der ke ihr ra, domus) wurde 
a Bl —— 
en Pro obſt und Dekan eten jeitdem 
Stellen in den Kapiteln und wurden Dignitäten der Prälaten, ihre — 
t war in ben einzelnen Stiftern nach den — — — 
ſpiele bei Schmidt, Thesaurus juris eceles. T. I, p. 7 ayer, The- 
us novus juris ecel. T. I, p. 61 sq.; F. J. L. Meyer, De See ra np 
— — 1782, 4. $ XII; Binterim, Dentwürdigfeiten III, 2, 361 f.). Da 
! ee "Temporalien ben Probft häufig an der Refidenz verhinderte 
und er — Geſchäften des Kapitels nicht widmen konnte, ſchied er bis— 
weilen m aus dem —* aus und der Dekan trat an deſſen Spihe. Hieraus 
eigen, die neueren verſchiedenen Organifationen. 
Wie —— J— ſo ſind auch ſpäterhin Pröbſte mehrfach als Vorſteher von 
term beibehalten, jo bei den Auguſtinern, Dominikanern (praepositus vel prior), 
ern (praepositus vel custos). Bon dieſen zu den Megularen gehören: 
Be Bee 16 —— —— un * 5 und 
(advocati 8 Vermögen u verwalten oder als deren Schußs 
a Ba atten, (Du Fresne s. h, v.; J. H. Böhmer, Jus parochiale 








N, HI—XV). Der Ausdrud „Probft*, insbefondere Kirchen: 
— —* zuweilen auch andere Pfleger, welche den Kirchen: 
Gemeinden al3 Mitglieder angehören. 
en —— iſt auch in die evangeliſche ah — 
Bisweilen füren ihn Superintendenten. So in dem früh ſchwediſch 

mern (her, Die Kirchenordnungen I, 386). ie —2 iche ti 

bie Leges Praepositorum Pomeraniae von 1621 (öfter gedrudt, 
anderen bei Moser, Corpus juris Evangelicorum ecelesiastici, T'om. II, p. 16810.) 
 fpätere Verordnungen (f. Eit. bei Balthasar, Tractatus de libris seu ma- 
ecclesiasticis, Gryphiswald. 1748, 4°, p. 22. 53sq. 304 und mehrere im 
biefes Werkes abgedrudte fandes errliche Gefepe). Ebenfo in Medien: 
bt die Be Age eigentlich die Stelle eines Bice-Superintendenten beklei⸗ 
ynodalkonferenzen in ihrem Zirkel hielten, — — 
Bene ng io u.a f. Say eltow) Handbuch des mecklenb. Kirchenrechts, 
1783, ©. 104 f.). lu eines Generalfuperintenden über die 
ichen at in Preußen ber Feldprobit (f. die Militärsstivchenord- 
en Februar 1832 im der be für 1832, ©. 69. $1, 2). 
welche aus der vorreformatorifchen Kirche beibehalten wurden, dauerte 
das Amt des Probites fort; fo 3. B. beim Domftifte in Hamburg, und aus ans 
—* hiſtoriſchen Grunde in Berlin. Müller, Gefhichte der Reformation in der 


238 Probjt Professio fidei Tridentinae 


Mark Brandenburg, Berlin 1839, ©. 212 f.; Spieler, Geſch. der Einf. ano 
formation in die Mark Brandenburg, Sranff. a. d. O. 1839, ©. 205 f., berb, 
mit dem Bifitationsabjchied von 1574, im Corpus Constit. Marchicaruma bon 
lius, Theil I, Abth. I, Vol. XI. Auch lofterpröbfte find der rn 
nicht unbefannt. Man verjteht darunter Beamte, welchen die Aufſicht üb 
—— ebangelifcher Frauenſtifter anvertraut iſt, und bie auch unter * * 
g Kloſterkuratoren vorlommen. (M. f. z. B. die Kloſterordnung — 
ee Sräufeintlofter zu Barth von 1835, —— 49, RE Aue 


Professio fidei Tridentinae, Dem Protejtantismus gegenüber, der im 
feinen beiden Bweigen feine Lehre befenntnismäßig firirt hatte, machte ſich anf 
römischer Seite alsbald die Notwendigkeit eines — tömifchen Be 
bemerflic. Denn e3 bedeutete nicht, wenn bie tridentinifche Synode im 
3. Sitzung vom 4, Febr, 1546 „dem Beijpiele der Väter fo eis bie — 
heiligen Konzilien im Beginn ihrer Berhandlungen diefen Schild ee 
reien borzuhalten pflegten”, das nicäno-fonftantinopolitanijche Ehanbol. 
widerholte (Danz, Lib, symb, ecel. rom.-cath, p . 17), ar ja alle Proteftanten 
fich ebenfalls zu bemfelben befanuten. Deshalb. ließ Pius iv. ſchon im 
1556 eine formula christianae et catholicae fidei aufjtellen, die der polı 
—— zu Lowicz (11. Sept. 1556) durch feinen Legaten Alohs 
mani borgelegt und von ihr angenommen wurde. Diefe Formel (Danz p. 31 
Streitwolf et Klener, I, p. 321) umfafst 36 Wrxtifel; an der 94 — 
Bekenntnis zu den drei fog. ölumeniſchen Symbolen; es folgt Art. 2 ber 
Blaube an die Trinität, daun Art, 6—24 die Sakramentslehre, wobei vom 
Nechtfertigung im Anschlufs an das sacramentum poenitentiae gehandelt. 

Art. 25—29 die Lehre von der Kirche, endlich Art. 30—36 vom 

Deiligen, rg ae Bildern, dem Fegefeuer, den Gelübden. Die römije 
en kurz und bejtimmt ausgejprochen; der Gegenſatz gegen die 
tifche Überzeugung ſcharf hervorgehoben (dgl. beſonders Art. 14: fides qua qı 

firmiter credit et certo statuit propter Christum sibi remissa esse peccata, ı 

possessurum vitam aeternam, nullum habet in seripturis testimonium, immo eis- 

dem adversatur). Gin zweites unter Pius verfajstes Belenntnis find, bie. De 

ereta et artieuli fidei jurandi per episcopos et alios praelatos in susception 

neris consecrationis, publizirt am 4. Sept. 1560 im Konfiftorium der Ka 

Danz p. 321; Streitw, et Klener I, p-321 W Hier tritt ſachgemüß —— 

nis zum Frabitionspeingi der römifchen icche und zum päpjtlichen Primat an 

die Spige, es folgen die Saframente, Sünde, freier Wille und 

die Traditionen (Fajten, Heiligendienft x.). Den Schluſs bildet gegenüber 

Glaubenszwieipalt der Gegenwart das Belenntnis zu dem, was —* e heil. römi⸗ 

fche Kirche hält, glaubt und bekennt“, und die VBerdammun Häretifer “ 

mentlich der Reformatoren. Ein drittes Befenntnis findet Me in ei — 

nones super abusibus sanctissimi sacramenti ordinis (Danz p. 325; 

et Klener p. 330 sq.), welche am 29. April 1563 bem Konzil ü | 

darauf in Beratung gezogen wurden. Der 17. Kanon leitet es ein mit de 

ten: „Quoniam lupis naturale est in vestimentis ovium venire . - 

gat et obtestatur . „ omnes „ , Principes, Dominos et Rectores, — Por: 

eipit et mandat, ne deinceps ullum ad ullam dignitatem, magistratum, 

quodeunque officium promoveant aut admittant, de cujus fide et 

tea non curaverint inquiri, et a quo sincere, distinete ac libenter non f 

haec summaria fidei nostrae catholicae formula lecta, confessa et —— 

hie duxit approbandam: et postulat in singulis dominiis lingua r 

ferri et publica . . . proponi, Die Formel ſelbſt ſchließt fich im der 

der Gegenſtände ben decreta et artionli fidei ziemlich genau an, 

aber von ihnen dadurch, daſs fie beinahe überall zu einem Bel 

was die Kirche hält, zuſammenſchrumpft (vgl. 3. B. über bie Saframente: eorum 

usum, virtutem et fructum sieut hactenus catholiea docuit ecelesia firmiter ere- 

dimus et confiternur ; über die Traditionen; omnia quae a majoribus pie, sancte 











| 


Professio fldei Tridentinae 239 


ae religiose ad nos usque observata sunt, firmissime retinemus, nosque ab 
is dimoveri nullatenus patiemur). Sie ift als Laienbefenntnig gedacht. In 

tient erregte fie große Bedenken und rief fie Widerfpruch hervor, da fie auch 
‚weltlichen Behörden eidlich in Pflicht und Gehorfam gegen den Papſt umd 
die Kirche genommen werden follten, und die Synode beſchloſs daher, diejen Ka— 
mon über die confessio fidei für jetzt aus den Beſchlüſſen fortzulafen. Die 23. 
Seffion des Konzil de sacramento ordinis etc. vom 15. Juli 1563 enthält da— 
ber feinen die confessio fidei betreffenden Artifel. Die sessio XXIV. cap. 1 
unb 12 de reform. (Danz p. 188 u. 197) fpricht ziwar davon, daſs die Biſchöfe 
und Sanonifer eine professio fidei abzulegen hätten; aber eine Formel wird nicht 
— ebenſowenig in der 25. Sitzung, die im deeret. de reform. e.2 (Danz 
\ Anordnungen über die allgemeine und dauernde Verpflichtung auf die 
der Synode trifft. An den Beſchlüſſen der 24. Sikung nahm Bius IV, 

‚ eine neue Bekenntnisformel aufftellen zu laſſen. Diefelbe ift nicht fo 
ausjchliehlich formal wie die der XVII canones, one dafs fie doch auf die Leh— 
‚weit einginge, wie die früheren Formeln; ber beherrichende Gefichtspuntt 

F wicht mehr. in erfter Linie der Gegenfaß gegen ben tejtantismus, fondern 

die Verwirklichung der päpftlichen Monardjie. Über die Rechtfertigung heißt es 
nur; omnia et singula quae de peccato originali et de justificatione in ss. Tri- 
dentina synodo definita et declarata fuerunt, amplector et reeipio (art. V). Da— 
— gen Urt. 10: sauctam catholicam et apostolicam Romanam ecclesiam omnium 
matrem et magistram agnosco, Romanoque Pontifici, beati Petri 
apostolorrum prineipis suecessori ac Jesu Christi vieario veram obedientiam - 
pondeo ac juro. Das Bekenntnis beginnt mit der Widerholung des nicäniſch— 
ftantinopolitanifchen Symbol3, wie im Concil. Trid. sess. II, enthält die Ver— 
ichtung gegen apoftolische und kirchliche Traditionen und Konftitutionen, die 
imige Auslegung der Schrift durch die Kirche, die Annahme der fieben Sa— 
mente, ber tridentinijchen Lehre vom Fall und der Mechtfertigung, des Meſs— 
opfers, des Senfeuers, der Bilder und Indulgenzen, Gehorfam gegen den Bapft, 
s Chriſti Vikarius, unbedingte Annahme der Sagen der Konzilien, vor: 
bmlich des Tridentinums, Berwerfung aller von der Kirche verdammten Hä- 
reiten und das Gelübde, den befannten Glauben unverbrüclich zu halten „atque 
a meis subditis vel illis quorum cura ad me in munere meo spectabit, teneri, 


Wien at quantum in meo erit curaturum“, (Über die fi) daran an- 
⸗ 













1L 


nde eidliche Obedienzpflicht ſ. d. Art. „Obedienz“ Bd. X, ©, 675), 
Das Belenntnis wurde (13. Nov. 1564) durch die Bulle Injunetum nobis 
Ausfürung des Beſchluſſes der 24. Sipung der tridentinifchen Synode pu— 
lizirt, durch die Bulle In sacrosaneta unter dem gleichen Datum motu proprio 
ala von allen Lehrern an Univerfitäten und Gymnafien, wie von allen Graduir— 
tem abzulegendes Belenntnis beftimmt. (Beide Bullen im Magn. Bull. Roman. 
— * „U, p.127sq.; Danz p.307 sq.; Streitwolf et Klener p.315sq.; bins 
der Ausgabe des Conc. Trid. von Richter und Schulte Nr. L. LI, p. 5738q.). 
Die Bezeihnung im Bullarium ift forma professionis fidei catholicae, wofür Die 
B ng professio fidei Tridentinae, wegen de3 Gebrauchs als Konvertiten: 
befenmtwis auch Forma juramenti professionis fidei üblich geworben ift. 
Mit Unrecht ift die ſymboliſche Bedeutung der Profefjio bezweifelt worden. 
Römi eits ift fie jtet8 anerkannt worden, wie denn aud) die professio in der 
m Sitzung des vatikaniſchen Konzils feierlich befannt wurde. Bur eidlichen 
| der Profeffio find verpflichtet Erzbifchöfe und Bifchöfe vor der Konſe— 
‚, Stiftögeiftlihe vor der UIbernahme der Präbende, jeder Benefiziat vor 
ber fanonifhen Inftitution, Lehrer der Theologie (f. Cone. Trid. sess XXV, 
. 2 de reform., bie Bulle Sacrosancta und viele andere Erlaſſe bei Ferraris, 
li eanonica s. v. fidei professio, Richter und Schulte in der Ausgabe 
bed Tridentinums ad ll. * 
— Urkundliche Geſchichte der ſog. Professio fidei Tridentinae, Greif: 
wald - Bol, außerdem die Werke über Symbolik. 
©. F. Jatobſon + (Hand). 





240 Proles 


Proles, Andreas, Auguftiner-Generalvifar, Vo sgänger von ge⸗ 
boren den 1. Oftober 1429 zu Dresden, bezog 1446 ir e — wo 
er 1447 als Baccalaureus und 1451 als * 


fKlöſter 
— 5— feiner terftabt gehörte * 
fter ordinirt, wurde er im folgenden Jare zu ſeiner weiteren Ausb nach 
einer der vielen Studienanſtalten bes Ordens in Italien geſandt und verweilte 
anderthalb Jare auf dem vielbefuchten Studium zu Perugia, wo er jehli 
mit Erlaubnis des Generald zum Lektor befördert wurde. Nach Deutſchl 
—— wurde er 1456 als Profeſſor der Theologie an das Studium 
— berufen, damals das einzige Stubium der Obſervanten **), dem 
Dr. e Sein u Bolter, zugenannt Psalterii, als Regens und erfter Sejemeifer vor⸗ 
ſtand, der Mann, der ſich die Reformation der deutſchen Auguftinerklöfter, d 
die Zurüdfürung derfelben zur ftrengen Orbensregel, zur Lebensaufgabe 
—* und, ſchon gealtert, nun an dem jungen, von glühendem Eifer für 
ormation srfülten, ebenfo energijchen wie gewandten Bruder Andreas einen 
lihen Nachfolger in ber Betrei derfelben finden ſollte. Noch in 
—* = —— Prior in Himmelspforte erwält, wurde er bald die Seele 
itation für die Obſervanz. Nachdem es ihm auf einer Reife — 
Tien i —* t 1459 gelungen war, vom Ordeunsgeneral die B 
vergefjenen, feiner Zeit den reformirten Konventen gewärten Privil * 
neue Regelung des Vikariats zu erwirken, wonach der auf einem Kapitel 
für drei Jare zu erwälende Vikar die Autorität bes Generals für fie. 
fie — ge Provinzial erimirt fein follten, wurde er jelbjt Oftern 1460 ober @i 
—— erwält und fungirte als ſolcher zuerſt bis 1467 und wider nach be 
gan feines De Nachfolger vom Jare 1473 an beftändig, indem er | 
mit rajtlofer Energie für die Sache der Reformation ald eine hei — — 
tes, wie fie ihm erſchien, tätig war. Er hatte es nicht bloß mit dem gegen bie 
Strenge der alten Megel ald eine Neuerung fi fträubenden Hlofterbrüdern, 
bern aud, mit dem Widerftand der Provinziale, die, auch wenn fie fonft — 
ſervanz zugetan waren, ſich doch die * der veformirten Konvente von 
Autorität * gefallen lafjen wollten, wie mit der ſchwankenden — 
Generals — n; daher ſuchte er beſonders ſeit 1473 einen Rückhalt 
weltlichen Macht, zunächſt bei dem ſächſiſchen Fürſtenhauſe und vor Allem — 
Gönner Herzog Wilhelm von Sachſen, der ihm bereitwillig feine ob 
Autorität lieh, um, wenn es jein muſste, mit Gewalt die Klöſter — 
zu reſormiren oder bei der Reformation zu erhalten. Auf die Klagen 
—* lten Konventualen und des in feinen Gerechtſamen gejchädigten Se 
affirte nun freilich der General fein Vikariat und 1 Pay eis = 
Eoiberfpenfigen 1476 den Bann; aber Proles wandte fih an P 
und ging ald Sieger aus dem Kampfe hervor: durch den unter ren 
mittlung mac Pfingften 1477 zu Stande gebrachten Vergleih von —— 
ſich in Seiner Stellung neu befeftigt und durfte nun fortfaren mit 
ganda, die fich immer rt über die Grenzen der — ſtich den Ba 
auch auf die übrigen drei —— des Ordens im regnum Al 
riſche, rheinifch-[hwäbifhe und Lölnifhe erjtredte — mit dem Ertolg dafs 
ber Heinen ſächſiſchen Union eine mächtige deutſche Kongregation der 
erwuchs, die eine Menge zum Teil der reichjten und mike 
Höfter in Deutfchland und den Niederlanden in ſich vereinigte, an van 86 


*) Außerdem noch Beten zu Magdeburg, Waldheim unb Königsberg in — 
39 Obſervanten, ſpäter auch, heil He einem befonberen Bifar bes Generals 

—— (J u, — hiefen bie hing ber firengen Obfervanz im Gegenfag zu ben 

„Konventualen 


Fi 


Be 


Beet ee 
Becken, Brom d 














— ——— wegen 4 
= ON riat niedergelegt un 
Iten hatte. 


— — — N atmen 
| Fr BE er — —35 gt a ji a u sic he mit hen 


em x auf das Gerede eines alten Mö Sim 2 u — 2 
— * re — — — 
or Luthe — tt er der 
engeſchichtſchr ſo bei — Hist. Lutheranismi, 1692, I, fol. 

oh 3 Act. Reform. I, . 151: ‚Send, Kirchen: * HE I, 
















4% öf öe, en 1867. Die oölige Örabiiae 
t bei oz 4 —2 


Chri 
bas Berderben der Kirche und des Bunt lagt und unbe 
ey Devotion gegen den allerheiligiten einen Sturz 
) und ll emporgefommenen regnum papae verkündet. Und jo 


ng, olß : Bla nie ber ehangel it, fondern als Gi 
| Een Male: Mer Se Bois ber thengeiihen Beeihei, Inden th Bileme 


of von Meifen, Le 


E nnes VI., 
—* IL 49: NEL. Ausgabe — es eve S. 80 f., de Belle, Sur 
——— und Kirche. XII. 16 


En Du 


— ——— 


22 Proles Propaganda 


ungen unevangeliſcher Werkheiligkeit, im ben —— 
be Mönch zei d 
—— gang bejange nen Eirk A aud) das 


auptjächlich | 
—5—— über Kindertaufe, autept noch 1580 von J. Rabus, ER sfarrer 
ing, wider aufgelegt, aud in einer niederdeutſchen Aus gabe erjchienen 










1500, nach einer —— sburger Ausg. * 1511 ab gend in ben In= 
fchuldigen Na F 1713, ©. 928. und dar ‚ &.38ff, 
—— ai e fiebenfadhe Woltat ‚der Taufe 
men ber heil. Dreieinigkeit, A e su Satan * und 


wie bafür zu Ye a ik in neun Regeln ir die — Sau 
Ä ii 6: Ih feine Bea welche durch. — eine gem 


eriten , ‚vom Nuben bin ASungfräulich * han einden a. a. O. — 4 ff 

ten ei gehalten“. 3) 

mones dominicales des 5 gm Predigers U. Prolis u. ſ. w., int 
denen Sammlun ausgegeben von Petr. Sylvius, katho fchem P 
Dresden, zuerjt A 1530, die aber vom Heraus eber ein Hs Due 

e ber ku gegen Luther bearbeitet Di 







Propa A. Das Miffionswefen war feit etwa dem 2 Sarhunder 
in der Hand verfchiedener Orden geweſen. Auch die Jeſuiten bei io 
und Ignatius Loyola regte außerdem den Gedanken an, als Bild — 

onare „Nationaltollegien“ zu ſtiften, zur Erziehung ju ite 

et Gegenden feisft, in denen zu mifjioniren war; damit fie da 5* 
rütete Streiter für den katholiſchen Glauben — * möchte: . geb 
diefer Anftalten und jeder ſich mit der Mifkon beſch heiten 
= ihm ugemiejene Feld feine Tätigkeit — * — ** 

—— or XII. ſtammen — der erſte Jeſuitenzögling, 
N Hit, * XV., am 21. Juni 1622 eine Kardinaldfongregatie 
da Fide für das Miffionswefen, errichtete, umd in i Ken 8 

I centralifirte, Sowol diefe Rongregation, wie eine in ihrem 
he Erziehimgsanjtalt der genannten Urt, wie gelegentlich auch d 
der Kongregation betriebene Miffionswefen heißt Propaganda. Br 

Über die allgemeinen Einrichtungen einer Kongregation f, den Art. Kurie 
Bd. VIII, S. 320. Die Propaganda befteht aus einer bald größer, bald ge inge 
—8 Anzal Kardinäle — anfangs 13, jetzt gegen 30 — und wei 9 Eu 

i. dem Sekretär und dem Protonotar. Einer der Kardinäle äte ih ® 
— ein zweiter Vorſtaud ihrer Ofonomie; ihre zu Nom nicht a anıe t 
Mitglieder, dem auch auswärtige Hardinäle find darin, dienen als heane 
männer. Rrifert und Sefretär haben den eigentlichen Gefchäftsbetrieb, m 
a beiden Ämtern Perfonen, die fich ausgezeichnet haben. Als — 

ongregation einesteils das nötige Expeditions-, Rechnungs-, Archivperſo— F 
—— * anderſeits eine Anzal fachfundiger Hilfsarbeiter, denen Einz ni N 
earbeitung gegeben werden, jog. „Ronfultoren*. Lehztere find, fo ı Pit z 


Fit a 
















ähig, aus den Miſſion treibenden Orden entnommen, Sie referiten 


v 





244 Propaganda 


in den eatholicae fällt die alte Statsunterſtützung weg. Allein ren een 
fcheiden ſich die beiderlei Gebiete doch noch immer fehr merkbar; 
nung, daſs man die Statdgewalten, welche ſich emanzipirt haben, — 
a sen 5 
14 a bom t un ih au m, 
von 1864 fich ausdrückt, widerum bejeitigen werde, hält man dissimnlando bie 
Unte —— zu Rom feft. 
llerdings gibt es chedem katholifche Gebiete, welche wegen dauernden Un⸗ 
ach ams der —— in ‚ber Tat Mifjionsland geworden * Su die 


Proteſtantiſche — 
are römiſch⸗katholiſche — als einzige — 
wider jeden getauften Chriſten, der ſich, —* es als iin, — es 
—— rem Gehorſam entzieht, zu verfaren. a 
aljo auch) n die Proteftanten das normale fein Re fih nach 
mittelalterlihen Vorſchriften über den Ketzerprozeſs. —— ii Borfeeiften 
ift bißher u oben. Zunächſt en iſt der Reber zu befehren; Hält er aber 
dem gegenüber feinen Irrtum feft, fo ift er durch die —— Macht zum Ges 
er zu bringen, eventuell unfehübtich zu machen. Diefes Berfaren miz 
auch im Reformationszeitalter tirchlicerfeite ein, jedoch verjagte fich die 
si ‚ exit feitend der proteftantifch gewordenen Sandesherrichaften, dann — im 
gsburger Religivnsfrieden von 1555 — zugleich ſeitens des Reiches; und wenn 
dies der römischen Kurie auch als eine jedes rechtlichen —— e 
Tatſache erfchien, jo mufste fie doch damit rechnen. Reichsgeſetzlich war —* 
ſchöfliche Kirchenregiment für die proteſtantiſchen Gebiete ſuſpendirt worden; bie 
evangelifchen Landesherrichaften duldeten in ihnen feine Tatholi 
übung; fo weit alfo vor der Reformation dort Bifhofsfige be 
waren dieſelben jegt * impeditae, und die Sorge für dieſe Diözeſe Devoloirte 
zulegt an den Bapit; fo weit fie Teile von noch bejtehen Be 
— fonnten die 5 ihr kirchliches Regiment in dieſe 
erſtrecken. Die katholiſche —— war alſo in Betreff ihrer © 
auf biegt bejchränft, womit fie in der Miffion arbeitet, und bie: 
eit gelangte bald an die in Wien (1581), Köln (1582) und — 
ae ftändigen Nuntiaturen, deren —— u dieſem 
was ihnen an Miffionsfatuftäten nötig war. iffionare wurden 
weife teild Mitglieder des Sefuitenordens, teils gti bes im ae 
fauer Vertrages entitandenen älteften unter den rear rn, des 
Germanieum zu Rom umd änlicher anderwärts entſtandener Anſtalten 
Die oberjte Aufficht und Direktion aber war anfangs in den Händen ber 
Kardinalprotektoren diejes deutſchen Kollegiums, jeit 1622 im denen dev. fPropa 
panda, deren Stiftungsbulle ihr die Miffion gegen den Pr 
fo wie die gegen das —— untergibt. 
Zwar 1622 hoffte man noch, auch die Statsgewalten in Deutſchland 
den damaligen Krieg wider zu unterwerfen; ald dies aber nicht gelang, 
im we tfätichen Frieden (1648) die Lage im allgemeinen aufrecht 
noch nr Toleranzbejtimmung hinzugefügt wurde (j. d. Art, „Zoler 
möge deren, wie fie einerſeits den Katholifen für die Amer 
—* fam, jo andererſeits auch den Proteſtanten für kathol. Territorien gewär⸗ 
urde, dafs fie dort, jo lange fie nicht turbationibus ansam praebent, m 
geftien Aufenthalt und Hausgottesdienft, und wenn der Befikftand von 1624 





— 


Propaganda 245 


ig war, noch mehr hätten, wodurch alfo auch in diefen Territorien das sanc- 
exercere gehindert ward, ließ man die eingerichtete on ſelbſt⸗ 
—— Ja man eutſchloſs ſich, die bis dahin nur den ers 





ung durch die Circumferiptionsbulle De Salute vom 16. Julius 1821 
ſche Regierung nicht geftattete, daſs die Gebiete, im welchen durch dem 
‚Neligionsfrieden und den weitfälifchen Frieden das bifchöfliche Kir— 
ur nt ausgeſchloſſen worden war, zu den nenumgrenzten Dibzeſen agcogen, 
{ b, daſs daraus zwei befondere, vom nordiſchen apoftolifchen ate 
—— apoſtoliſche Vikariate formirt, und „zu immerwärender Adminiſtra— 
mit den Stühlen von Breslau und Paderborn verbunden wurden. Ebenfo 
‚jene Buftände noch in dem fächfifchen und dem —— apoſtoliſchen 
xiate ertennbar. Lebterer, von welchem Scandinavien ſchon früher abgezweigt 
war, beſteht, nachdem 1869 auch Schleswig-Holſtein zu einem beſonderen Miſions— 
fe gemacht iſt, jetzt noch aus Mecklenburg, Lauenburg und den Hanſeſtüdten. 
Den 1840 vor preußiſch-däniſchem Widerſtande zurückgezogenen Verſuch, ihn zum 
Bistum Hamburg fortzuentwideln, hat man vertagt. In Hannover umd in der 
ee nprovinz ift bei den Verhandlungen über Widerherftellung 
der I chen Birhenverfahung dasjenige gelungen, was Preußen nicht erlaubt 
. Die Statöregierungen ſelbſt brachten e3 der Kurie entgegen. Die Bullen 
‚sollersque dom 16. Aug. 1821 und Impensa Romanorum Pontiff. vom 
28. März 1824 haben auch diejenigen Gebiete der Staten der oberrheinifchen 
Ss und Hannoverd, in welchen das biſchöfliche Kirchenregiment feit 
155 1648 Say er war, wider dem Eatholifchen Didzefanjprengeln einge: 
‚ die Bulle Provida sollersque unterstellt ausdrücklich alle „Chriften“ dies 
jer Sprengel den Bifchöfen. Die Kölner Nuntiatur, die man der Revolution ges 
zurückgezogen hatte, wurde nicht wider aufgerichtet. 
Die Bistümer auf proteftantifchem Boden — nicht bloß die deutfchen, fon: 





auf proteftantifchem Boden vertreten den päpftlichen are 
n 


— 


j 





246 —E 


ift ſchon erwänt, — eine bekannte zweite iſt in eee 
ie Proteſtanten des Biſchofs Martin von Boberborn (1864) enthalten, 
—3 ſich den „rechtmäßigen Oberhirten der —— feines Bistums wonenden 
* mennt; andere Anerfennungen lafjen fih in Menge anfüren. 
iſchöfe un bafer fortwärend unter der Propaganda, und > erhalten im 
berürter Weiſe die nötigen Miffionsfakultäten von ihr. Ob bie 
borreformato den Bi Ghofaftäte, mit deren Sprengeln 3 neu umgre 
—5— decken, für nichtsdeſtoweniger de jure fo nude hält, ift nicht völ⸗ 
lig Har, ift aber nicht anzunehmen. Dagegen n erachtet jie Bistümer, — 
heute durch apoſtoliſche —— und Vikare verwaltet werden, 
für nicht aufgehoben. Sie fih 3. B. nach dem Berbleiben bed 
ens En: Bistums S 2 * vor wenigen Jaren aufmerk⸗ 


derte.. "Andem ihre —*— neue en gegründet werden iu 

ten, ſchritt —— die — der Riſinen A denn ber —*— befommt 

—* rg ot bie er 
zirkes 


tiam — non debent, contra vero alteri sunt er, Da bie 
protejtantifchen Taufen als foframental wirkende anerkannt find, fo die 
oteftanten zu denen, deren fatholifche Obedienz, wenn der. Berfuch) zu bes 
ven nicht don Erfolg iſt, hiernach allerdings erzwungen werben ſoll. Das 
protejtantifche Deutfchland befibt, wie fich oben gezeigt hat und wie 
üt, nur deswegen und nur auf jo lange der Charakter als er 
weil und wie lange daſelbſt der weltliche Arm zu ſolchem Bwange bie Sillene 
jagt. Zur Beit der Gegenreformation und wer im 17, Sarhundert bofite man 
ihn durch Belehrung der, protejtantichen Landesherren wider zu gewinnen 
haben fich, nad) einem Übergange, den wir außer Betracht laffen ——— 
den londesherrlichen Semwalten die der Volfövertretungen ald eine Macht ent- 
widelt, durch welche der Wert folder Belehrungen für * Propaganda 
“ herabgejegt wird, Aber eben diefe Veränderung gibt ihr eine neue 
Die Bollsvertretung auf ihren verjchiedenen Stufen entfcheidet allemal —* 
jorität. Wem es gelingt, die meiſten Vertreter ſeiner Intereſſen in eine ſolche 
——— zu entjenden, der beherrſcht fie. Es fommt alſo auf Walen und 
Walſiege an, und hier ift es ein Grundgedanke des Lonftitutionellen Syitems,- 








Propaganda 247 


indem * Wa du fen Einflufs den werben, 
—— — 3 —— onen ein Dear hat. Bein nun [8 
——— olhen — beſizt und —— ſo gar es Br 
Genoſſenſchaft der römijchskatholifchen Kirche he auch dem ihren in "older Seite 


zu su Daneben, In die Gemeindes, Kreis⸗ — — in den Land⸗ 
nd Reichstag bringt fie baburd) von i von i ei Vorkämpfer ihrer Inters 
—— gebt die heute fi „ artei 


hervor, die, da e8 die kirchliche Sorcht it it, nicht bloß Bloß bie ber — Volks⸗ 
— ondern durch ſie auch die Regierungen zu rag n, mit —— 
inken das ſogenannte rege welchem die 
kgeungen dr ———— arn — — Bear g über 
gierungen, welche die o römiſch⸗katho 3 
von Gott reset beanſprucht, hofft fie auf — Weiſe Sch Sr 
wider zu gewinnen. Daſs jie, 8 he dies glüden follte, fich ——— hal⸗ 
ten wird, eo auch u zwangsweiſer Herftellung der Glaubenseinheit zu gebrans 
chen, iſt "fe ge; und fo ift auch die politifche Aktion, deren wir gedacht 
Gaben, in ihrer Weile Miffionsarbeit. Daſs die proteftantifchen Bundesgenofjen 
und Freunde des Centrums Ziele unterftüben, welche der evangelifchen Kirche 
abjolut feindliche find, darüber fünnen fie fi kaum täufchen. 
Mejer, Die Propaganda, ihre Provinzen und ihr Recht, mit befonderer Rück— 
fit auf rg dargeftellt, zwei Teile, Göttingen 1852 f,; Bullarium Con- 
gregationis de Propaganda fide, Roma 1839 sqgq. Meier. 


ber een — B. Der folgende Teil des Artikels ſtimmt nicht ganz genau mit 

Propaganda. Einerſeits gibt er mehr, als die Ichtere vermuten 

Br Ai Mehr uns der befchränfte Raum zwingt, wur die allgemeinſten Umriſſe 

Ro fo nötig halten wir e8, hier der fatholifchen Miffion bis in ihre An- 

* folgen, da wo ſie ſich von der mittelalterlichen fondert, und das ijt nahezu 

rhundert vor der Stiftung der Congregatio de Propaganda Fide. Ans 

aber ijt, was die folgenden Beilen bieten, viel befchräntter, ald was 

— erwarten läſst. Die ganze Thätigkeit der katholiſchen Kirche zur 

unung ber Reber und Schismatifer ſetzen wir ER beifeite, um aus— 

— der katholiſchen ———— zu handeln, uud verſuchen 
in eeenze kurzen Umriſs darzuſtellen. 

— Die katholiſche Miſſion in Weſtafrika reicht mit ihren Wur— 

die — üikelatirtite jfion zurüd. Die Portugiefen, welche ın der zwei⸗ 

fte des 15. Jarhunderts jene 9 Püftentänder entdeckten und unter der Aegide 

Welke ee in Befit nahmen, pflanzten durch Dominikaner und Franziskaner, 

‚die — begleiteten, ſofort die chriſtliche Kirche in den 

* Beſihungen. ieſe Pflanzungen in Oberguinea find meiftenteil3 bald 

wider eingegangen, nachdem das Klima reichliche Opfer geforbert hatte. Mit der 

politischen Macht Portugals verſchwand auch das Chriftentum: fo z. B. im bem 

einft — en Königreiche Benin. Nur an ein par unbedeutenden Punkten 

"beibes erhalten, dad Chriftentum zum teil in großer Entartung nnd mit 

Momenten dermifcht. 

ſchien die Miffion in dem Nönigreihe Kongo, wo ımter ber 

Gunst bes befehrten Königs und durch die Schärfe der Inquifition das Chriften- 

tum die weitefte Verbreitung fand. Die Hauptftadt, in der im 2. Jarzehent des 

un. Sarhunderts ein Biihofsfih errichtet wurde, prangte mit zalreichen Kirchen 

und Kloſtern. Dabei bfühte der Sklavenhandel. Unter dem Klerus eingertfjene 

gfeit war ſchon um die Mitte des genannten Karhunderts nahe daran, 

ven Berfall dieſer Miffion herbeizufüren; der Eintritt der Jeſuiten (1547) hielt 

Jemehr jedoch die Portugiefen, die in Kongo Tange vergeblich 

"Gold gefucht hatten, ihren politifchen Einfluf3 aufgaben, defto mehr erlamte 

die Miſſion. Im 18. Zarhundert hörte aller europäif Verfehr in Kongo auf, 

umb e3 wurde wider eim elendes Heidenland, wenn auch manche hriftliche Formen 

fich dort erhalten Haben. Erſt nachdem infolge der Stanleyihen Entdedung in 


248 Propaganda 
Kongo eine eli 1 ndet war, hat bort wider bie 
I nun a8 Hbf Fi as Diesmal F —* —— * vera 


Flagge. 

Die katholiſche Miſſion in Weſtafrika war jedoch ſchon früher wider auf- 
men, indem im Anſchluſs au die franzöfifchen Ir Aa in Senegams 
ien 1765 eine ap. Präfektur gegründet war, welche die Jurisdiktion hatte über 
die n Küftenländer, bis über Niederguinea hinaus. Die Leiftungen diefer 
Miſſion, weiche fi etwa jeit Unfang unſeres —— in den Händen der 
Kongregation vom hl. Geifte befand, blieben jehr gering. Bon Epriftiani- 
firung der Eingeborenen ift bis gegen Mitte unferes Jarhunderts jo gut wie 
nichts zu berichten. Erſt feitbem durch den für das Heil der Neger iſterten 
P. Libermann die Kongregation zum heiligſten Herzen Mariä | 
ftet war, welche 1848 mit der vorgenannten veremigt die weſtafrikaniſche 

on übernahm, begann diejelbe Lebenskräfte Ein entfalten. Unter vielen Sch 
eiten waren die Erfolge zunächſt gering. dem im erften Sarzehnte der Ar— 
beit von 75 Miffionaren 42 dem Klima erlagen, betrug die Zal der Bekehrten 
nur 280. Um diefe Beit wurde die Präfektur geteilt und folgende vier ap. Bir 
fariate gegründet. * 
1. Senegambien mit den Stationen St. Louis, Gorée und Dacar (in 
ber Nähe des Cap Verde), von dort 12 Meilen ſüdöſtlich St. Joſeph von Nga- 
fobil, Joal und Sa. Maria von Gambia (Bathurft) in der engliſchen Kolonie 
m gleichnamigen Strome. Un einigen diefer Punfte bereiten die —* der 

F 1 






a 
Beißen der Miffion ein ſchweres Hindernis; an andern find die aufopferu 
vollen Arbeiten in Krankenpflege und Kinderzucht erfolgreicher, Fiir das Jar 
wurbe die Zal der Bekehrten in diefem Sprengel auf 10000 angegeben, zu deren 
Verſtändnis freilich die kathol. Taufpraris zu berüdjichtigen ift. 
2. Sierra Leone. Über die dortige gleichfalls von der genannten Kom 
—— etriebene Miſſion finden ſich nur ſehr wenig Berichte. Die 1000 Be: 
ehrte, welche fie gefammelt hat, jind ſämtlich nicht aus dem Heiden, fonbern J 
evangeliſchen Gemeinden gewounen. Außer Freetown und Umgebung befteht e 
Station am Rio Pongas. 


dieſes 
4. Das ap. Vikariat der beiden Guinea hat feinen Mittelpunkt im 
der Station am Gabun, wojelbit unter dem Schuhe der dortigen ſranzöſiſchen 
Kolonie der eifrige Pater (fpäter Bischof) Beſſieux mit Hingebender Arbeit vers 
schiedene hriftliche Anftalten gegründet hat, die als bie blühendften in 
gepriefen werden. Bei der Begründung der Miffion (1849) fand er keinen kath. 
geborenen vor; bei feinem Tode (1876) trauerten deren 2000. Eine weitere Sta- 
tion ift neuerlihft am Ogowe gegründet (St. Kaverius). Im 9. 1872 (?) wurde 
von Gabun aus der Verſuch gemacht, die Kongo-Mifjton zu erneuern. Es ent» 
ftanden jedoch nur einige Stationen an ber Hüfte, die unter vielen 
feiten nicht recht gedeihen wollten. Der Mittelpunkt diefer Miffion, welche jet 
eine befondere ap. Präfektur (von Kongo) bildet, it Landana an der Loangos 
. In Banana und Mboma bat fie es befonderd mit den Mulatten zu tum, 
die an diefen Handelsftationen aus den europäischen Verkehr mit den | 
nen hervorgehen, wärend fie zu St. Anton Namendriften, die völlig ins Heis 
dentum zurücgefallen find, wider zu beleben fucht. Wie neuerlichſt auch bie 
Miffion im Kongo ſelbſt (San Salvador) aufgenommen worden ift, wurde bes 


20 Propaganda 
GE er am unteren —— fürt uns ſchon auf ein ar 


Mon otapa = Er Ir (6e8 * [> Ben — 

wa ein n 
mit en Berfall der Poctugiefife * der 
Alpen dahin. en — daſs dies Gebiet * Erzbistum Br unter| ie 


e Exp 
befi Scheint * * die 
tern de ben Stlihen —— * * eu 5 it 2; 


b 
Hat an er qm enannten n Sie en —— 6 a aber iin Si 


bem nbe verlegt wurde, wo zu Bagamoyo erf * 
— der —————— vom heiligen Geiſte und vom 
ariä — Banzibar Be bis jeßt * apoſtoliſche Ehe / 















—— Bogozlande dagegen konnten nl eine | Hr { 
5 — Tatigleit entfalten. Mit * an 


tenteil$ ein Marienverein in gm dchi 8 art wurde etzt und — 
Süden Goudokoro und Heiligenlreuz gegründet. Des mörderiſchen Klimas wegen 
wurde die ale nach zehnjärigem Beftande an die Grenze Nubiens, nad) Sch 
lal, zurüdgezogen. Nachdem fie 1861 den Be übertragen war, wur 
ben die verlaffenen Stationen wider aufgenommen. Aber auch dieſer Ver 
Mean, St und 1865 finden wir nur noch 2 Aut, onare in Khartum, nachdem 
ganzen hrer mehr als 40, meiſtens Deutjche, ihr Leben daran gegeben atten. 
Die mit diefen Opfern erfauften Erfolge waren jehr gering. Von nım am fr 
der Gedanke, Afrika durch Afrikaner zu chriſtianiſiren, in den Vordergrund. Eine 
Erzie ungsanftalt in der Nähe von Kairo (feit 1867) foll Ne eger u Miffione 
eranbilden. Aber auch europäische Kräfte werden HR diefe Miffion ausgebildet 
n dem afrifanifchen Inititute zu Berona, das befonders für 
Zwed gegrünbet wurde. Seit 1872 iſt nicht nur die Station — 
itärfer beſetzt, ſondern auch ein par neue in Kordofan gegründet. Mif: 
ſion hat aber noch immer mit viel Schwierigkeiten zu kämpfen. 

Die neuen Entdedungen in Centralafrita haben weitere katholiſche 1 
nehmungen hervorgerufen. Die von Weiten und Süden her —— 
pebitionen find ſchon erwänt; hier haben wir nur noch die beiden er 
unternommenen Mifftonen angufüren beide veranfafst don dem Erzbi 
Algier, der zum Zwecke der Bekehrung Afrikas eine befondere Ben 
gründet hat. Die eine verfuht, am Bictorias-Nyanza beim 
die ur bejtehende Miffion der Church Missionary Society zu — 


*) Nach neueren Berichten iſt biefe Miſſion wider aufgenommen worben, 


252 Propaganda 
arbeiten Miffionare mehrerer Nongregationen unter der re spe —— 
— auf den Seychellen auch unter den von engliſchen BIgerH bei 
Auch die Miffion unter den Eingeborenen der fanarifhen a 
noch mit in die Grenzen unferer Darftellung. Leider fand fie ihren Schluſs mit 
der Ausrottung der noch heidnifchen Guanches, zu der die 1532 ei te Ins 
quifition Fräftig mitwirkte. | | ⸗ 
Afien. — Die katholiſchen Miſſionen in Kleinaſien, Syrien und Per— 
ſien übergehen wir, da fie fich vorwiegend mit der Gewinnung von N 
anderer Ronfeffionen befchäftigen und über die warfcheinlih nur enge 
ſamkeit unter den Muhammedanern Feine befondern Berichte vorliegen. Wir wen- 
den ums —* ſofort nach ee 
en. Auch bier wie in Weit: und Oftafrifa ging bie frühefte ka— 
tholiſche Miffton Hand in Hand mit der politischen Macht der Portugiefen. Für 
beide bildete Goa den Mittelpunkt, wo wir fchon in den erjten Jaren des 16. Jar: 
hundert® Franziskaner und Dominikaner finden, die jedoch bei den Eingeborenen 
wenig Eingang hatten. Auch die Inquifition mit ihrer Schärfe vermochte nicht 
viel auszurichten. Nur wo die Macht der Portugiefen zn fülen war, entftanden 
u an ehe die dem 1534 errichteten Bistum Goa unterftellt wurden. Erft 
mit Franz Xaver beginnt eine ind Volksleben eingreifende Miffionswirkjam- 
keit. Als er mit zweien feiner Ordensbrüder el in &oa 1542 — 
fand er dort eine furchtbare ſittliche Verwarloſung. Mit gewaltiger ® 
keit predigend und hingebend in Werfen barmherziger Liebe entfaltete er eine 
tene Wirkſamkeit. Mit noch größerem Erfolge arbeitete er ſpäter im der f e 
ften Landfchaft Indien, Tinnewelli, wo die Eingeborenen, um fi vor mu— 
hbammedanifhen Angriffen zu fichern, die Portugiefen herbeigerufen hatten. 
war es befonders die Fiſcherkaſte (Paraver), welche fich auch dem Glauben ihre 
Beſchützer mit Eifer zumandte. Die Hingebende Wirkſamkeit Xaver, ber 
3. B. in einem Monate 10000 Heiden taufte, ift von der Legende mit 
Wundern ausgeftattet worden. So anerfennendwert auch der Eifer dieſes Glau— 
bensboten fein mochte, jo ift er doch nicht über die Pflanzung eines ä 
———— hinausgekommen. Schon nach wenigen &ahren verließ er 
diefes Miffionsfeld *), um auf den Infeln in Japan und China, wohin befon 
ders fein Streben ftand, zu arbeiten. Andere Jeſuiten traten in Indien in 
Fnfftapfen, und fchon 1565 zälte man in den portugiefiichen Befigungen Indiens 
300,000 Ehriften. Goa war 1557 zum Erzbistum erhoben und demfelben die 
Suffraganbistümer Cochin (Kotſchin) und Malakta unterftellt. Die Thätigfeit der 
Jeſuiten erftredte fic übrigens nicht bloß auf die Heiden. Zu nicht geringem 
Erjtannen hatten die Entdeder auf dem füdlichen Teile der Küſte Malabar 
reiche Ehriften vorgefunden, in ihnen aber alsbald Schismatiker entdeckt. Die € 
fürung diefer Thomaschriſten in den Schoß der römischen Kirche hat viel Mif- 
fionsarbeit in Anfpruch genommen. Uuterftüßt durch die Inquifition, unter Ans 
wendung von Gewalt und Lit, gelang die Vereinigung eines Teils diefer Chri— 
ften mit Nom auf der fogenannten Synode zu Diamper 1599. Die Unir- 
—* behielten ihren Biſchöf, deſſen Sitz nach Cranganore (Kranganfr) verlegt 
wurde 44 


Die oben erwünten Maſſen der Heidenchriften ftammten aus ben en 
Kaften der Bevölkerung ; die höheren blieben für die Miffton unnahbar. Um 
jem Übelftande abzuhelfen, erſchien 1606 der Jeſuit Roberto de’ Nobili als au— 
a Brahmane höchſten Nanges und produzirte ein mit unglaubl ie Sch 
— 






rſchaft angefertigtes heiliges Buch (V Veda), in dem er die chriſtliche 
den Brahmanen mundrecht gemacht Hatte. Wie auch zu anderen Zeiten 


4 Auch auf Ceylon Hat Xaver vorübergehend gewirkt. Seine Nachfolger haben ba 
begünftigt von ber politiſchen Macht der Portugiefen, bem fatholifhen Glauben weiten 


gang verſchafft. 


Propaganda 253 


— de nbien . erb an Babe (ciao der ſchließlich bis auf 
— Das Accomodationsverfaren w — Papſte ver⸗ 
aber erſt nah langen —— von den sage. 


aeitfong hatten die Sefuiten auch im Meiche des Großmoguls eine Hoff- 
Kae rkſamkeit unter Atbär, der fie ald Leute der Kuuſt und Wifjenjchaft 
Base feinem Tode 1606 jand diefe Mifjion one bleibende Erfolge 
fpäter wurde von dem genannten Orden die Miſſion in Ben- 
——— an die franzöſiſche Kolonie Tſchandernagar begonnen und ent 
zu Anfang des 18. Jarhunderts zu bedeutender Ausdehnung. Schon 
—— und Tſchittagong im Oſten waren Stationen gegründet. 
Neben der regen Tätigkeit der Jejuiten nahmen die Mifjionen der anderen 
Orden (vom denen wir nur die unbejhuhten Rarmeliter [Barfüher] und die Ka— 
r erwänen), eine mehr oder weniger untergeordnete Stellung ein, Die ganze 
ar ſank daher zu einem Schatten herab, als 1773 jener Orden 
Freilich) Batte die Aufklärung, welche dieſen Sieg über den 
Den gewann, ſchon lange zuvor daran gearbeitet, * die —* 
der Miſſion überhaupt morjch zu machen. Die großen Mafjen der in And 
Heidenchriſten an ag an weitere Belehrung don Heiden war 
‚nicht mehr zu denen. Das Bild des Katholizismus in Indien, wie e8 
Anfang unjeres S arhunderts ein ſachkundiger Kar entwarf, war höchjt ‚al 
los, und dies um jo mehr, als auch die Streitigfeiten der bortugief hen Krone 
mit dem päpftlichen Stufe über das Patronatsrecht der Erzdiözeſe Goa ein Schisma 
—— hatten, das die ärgerlichſte Verwirrung zuwege brachte, Re die 
Geiftlichen und die von Rom gefandten ap. Präfeften ſich g 
und ihre Amtshandlungen. für ungültig erklärten. Dies 36 
wärte bis die neueſte Zeit. Zwar verjuchte ſchon Papſt Gregor XIV. mit 
für die einftigen Beherrſcher Indiens durch die Bulle Multa 
praeclare 1838 ie kirchliche Einteilung neu zu ordnen, indejjen die Portugiefen 
waren nicht damit zufrieden, daſs die Erzdiözefe Goa auf das nun ſehr bes 
fchränfte portmgiefifche Gebiet und Gudfcherat bejchränft fein follte. Es fanı noch 
ch zu unangenehmen Erörterungen, bis endlih Papſt Pius IX. na ab 
durch das Breve Ad reparanda damna 1861 dur außerordentliche 
macht eine Anzal von Gemeinden in den neugegründeten Vikariaten der — 
dittion des Erzbiſchofs von Goa, der fie von altersher unterſtellt waren, zu— 


Inzwifchen war ein neuer Miffionseifer innerhalb der —— Kirche 

Seit dem 3. Jarzehnte unſeres Jarhunderts PEN ftauration 
indiſchen Miſſionen. Fur unfere Zwecke genügt folgende Überficht über den 
Beſtand derfelben im nenejter Zeit, 58 wir der illuſtrirten Monatsjchrift, 
„Die Latholifhen Miffionen*, 1880, S. 10 f., entnehmen. 

Die Erzdiözefe Goa umfafst die Städte Goa und Neu-Goa (Bandihim) 
nebjt dem umliegenden portugiejiihen Gebiet (72 D,-Meilen), fowie eine Anzal 
von Gläubigen in dem apoftolifchen Vitariaten Madras, Pondichery, Madura, 
Bene Berapoli, Mangalür, Bombay und Oft-Vengalen. — Die Bistümer Kran- 
Bi in, Meliopur und Malakka find aufgehoben. — Iriſche as 


Al Ha 


Hi 


die ang e des apjtol. Vilariatd3 Madras (err. 1832), das die O 
"Di6 zum Palar umjajst *). — Das Seminar der auswärtigen 
Bine u "ca feitet drei ſehr blühende Vikariate, welde unmittelbar an— 
Bondichery (err. 1836), Maifjur und Koimbatur 
SE as), die beiden legteren veichen bis zur Weſtlüſte. Dem Mailänder 
ee iſt die Verwaltung zweier ap. Vilariate anvertraut. Haidera- 


SET ‚In früeren Zeiten bildete bies Gebiet das 1606 von Kotſchin abgezweigte Bistum 


254 Propaganda 
bad, * 1851 von Madras, Ds ek DER hear ze 
Weſt⸗ en abgetrennt wurde. Erſteres erſtreckt en Flüſſen 
Kiſtna und Godavery bis weit über die Mitte der albintel hinein, 
dehnt fich zwifchen den Mündungen des Ganges und Brahmaputra nad) Bhutan 
und Ajam hinauf. — Un Haiderabad grenzt nördlich das ap. Vikariat Viſcha— 
gapatam, welches fich zwifchen den Flüffen Mahanady und Godaverh noch 
weiter als jenes nach Weſten erjtredt, ſeit 1845 von Miffionaren aus der Kon— 
ation des heil. Franz von Sales zu Annecy verwaltet. — Oblaten der un— 
Be edten Empfängnis leiten das ap. Vikariat Dihaffna im nördlichen on 
eit 1847; bie unbefchuhten Karemliter aber, die dem Flächenraume nach 
ap. Bilariate VBerapoli und Duilon, deren erjtered jedoch die größte An— 
zal Katholifen zält, 310,000. Es find die unirten Syrer, von denen die meiften, 
210,000, erjt 1879 aus dem Schiöma, in das fie wider verwidelt waren, zurüd- 
efehrt find. — Die Benediktiner haben 2 ap. Vikariate: Kolombo im ſüdlichen 
&ey on (1849) und Dft:Bengalen (Dakkha), 1850 vom übrigen Bengalen abge- 
trennt, 1870 um Arrafan erweitert und 1875 von dem Vätern dom HI. Kreuz auf 
die Caſſinenſer Benediktiner-Kongregation übertragen. — Die Kapuziner verwalten 
neben der 1672 entjtandenen ap. Präfektur Pondichery bie zwei ap. Vilariate 
Agra (1822) und Patna (1845), welche das Gebiet von der Hi 
bis zum Nerbadbafluffe, vom Indus bis zum unteren umfasst. _. 
Die Jeſuiten arbeiten in folgenden vier ap. Bilariaten: 1) Bombay— 
Puna, an der Weſtküſte vom Indus bis Goa, feit 1856 geleitet —— 
Miſſionaren; — Mangalur, zwiſchen Bombay und Verapoly (gegr. 18583, 
Jeſuiten zugewieſen 1878); 3) Madura, bie öftlichen Landichaften der Süd— 
bise * end, ſeit 1846; 4) Weſt-Bengalen, dom Gangesdelta bis 
hanaddy reichend, got. 1834. Geit 1879 endlich haben Milfionare aus 
i 


Seminare von Mill-Hil bei London die Arbeit in dem neuerrichteten Bifariat 
a übernommen. vo 
ie Zal der Katholiken in den einzelnen Vikariaken nad dem Stande don 
1879 zeigt folgende Tabelle: . 
Kolombo 108,400 Transp. 1,067,000 | 
Dſchafna 67,500 Goa 245,000 
Madura 169,000 Bombay-Puna 51,000 - 
Quilon 87,600 Haiderabad 9000 
Verapoly 810,000 Viſchagapatam 10,000 
Maiſſur 27,000 Weſt⸗Bengalen 14,100 j 
Koimbatur 21,000 Eentral-Bengalen 1200 
Pondichery 144,000 Oſt⸗Bengalen 11300 
Madras 48,500 Patna 9500 
Mangalur 84,000 Agra 14300 
1,067,000 Sa.  1,432,400 


8.068 


Es iſt ſehr fchwierig, den Wert dieſer Zal auch nur annähernd zu 
ftimmen. Den größten Teil bderjelben bilden — abgejehen von den hier 
ezälten Europäern und Eurafiern — die Nachlömmlinge der in früherer 

die katholifche Kirche gewonnenen Volksmaſſen, welche unter den f 
Verhältnifjen Indiens ſich zu einer befonderen Kaſte geftalteten und 
dadurch auch wärend der für den Katholizismus höchſt ungünftigen 
fervirt haben. Bielfach ftehen dieſe Mafien auf einer ſehr niedrigen S 
erheben fi nur wenig über die fie umgebende heidnijche Bevölkerung. 
fathol. Miffion feit ihrer Widerbelebung aud in Indien nicht one di 
eidenbekehrung getrieben hat, iſt außer Zweifel. Es fehlt und aber au 

aten, um die Früchte diefer Arbeiten erkennen au fönnen. Genauere jto 
Daten würden und die willen Leiſtungen zur Chriftianifirung der Heiden 
diens doch in einem anderen Lichte erfcheinen laſſen, als fie den großen Ba 
len auf den erjten Anblick erfcheinen, wie ſchon das Beifpiel der 210,000 in 


——— 


* 


& 


E 
er 


H 





256 Propaganda 


Die ent de Bal (excl. Kambod rde 1868 481,554 
geben, MN SE HE ale 12 —2 Bumad —* — 55 
ommt. 


Auf den Philippinen wurde das Chriſtentum durch ſpaniſche Dominikaner 
gepflanzt. on um die Mitte ded 16. Jarhunders hatte die Miffion, im der 
fpäter auch Sefuiten arbeiteten, meite Ausdehnung gewonnen und erhielt noch 
vor Ablauf desfelben die kirchliche Organifation. Neben dem Erzbistum Manila 
waren die Bistümer Nueva Caceres, Cebu und Nueva Segovia errichtet. Von 
der lehteren ift memerlichit die Diözefe Faro abgezweigt. Auf diefen Juſeln follen 
5,502,000 Katholiken Leben. Die Chriftianifirung der Eingeborenen geſchah 
vielfach nur ſehr äußerlich. „Ihre Gebräuche wurden in der mildeften ge: 
ſchont“ und „bie leichtlebigen Judios an ein geordnete Leben gewönt, one dafs 
die Laſt der Pflicht durch allzuhohe Forderungen auf einmal zu brüdend gewor- 
den wäre“, Hiernach wird man ermeffen, daſs noch viel Miffionsarbeit zur Ver— 
tiefung des Chriftentum3 bei den gefammelten Mafjen übrig bleibt. v auch 
ertenfib ift die Miffion noch nicht abgefchloffen. Ein nicht unbedeutender Teil der 
Bevölkerung ift noch wicht ber Kirche einverleibt. Der obigen Zal fteht die Bes 
völferungszal der Philippinen mit 7,451,000 gegenüber. — Was in neuerer Beit 
bort en Seidenmi fion in engerem Sinne getrieben wird, läſst ſich nicht er— 
mitteln, 


Die Infeln des indifhen Ardipels find infolge ber holländiſchen 
Herrſchaft der kathol. Miffion verſchloſſen geweſen. Zur Zeit der Portugiefen gab 
e3 auch dort fchon ausgedehnte Gemeinden. 3. B. auf Java zälten fie im are 
1596 30—35,000 Mitglieder. Im folgenden —— ward der Ha 
mu3 dort völlig verdrängt. Erft nachdem in Holland die Neligionsfreiheit 3 
Geltung fam (1807), konnte man mit Erneuerung der Miſſion vorgehen. 
Anfänge aber gejchahen nur langſam. Batavia wurde 1842 um — 
Bilariat mit dem großen, die holländiſchen Kolonieen umfaſſenden Sprengel. Un 
auf Java wurden auf Flores, Sumatra und Banfa Stationen angelegt. 
auf Celebes unter den bereits ar Alifuren ber Minahaffa find Be 
liſche Miffionare eingedrungen. Wie fih die von unfrer Duelle (Kath. mai 
nen) angegebenen 23,600 Katholiken diejes Vikariats auf die verſchiedenen ⸗ 
ſionsfelder verteilen, iſt nicht erſichtlich. 


China. Wir übergehen die Rene Sranzisfanermiffion im chineſiſchen 
Reiche (Johannes von Monte Eorbino), die nach adhtzigjärigem Beſtande 1370 unter 
Kriegsunruhen zugrunde ging. Wider aufgenommen wurbe die Arbeit von bem 
Sefuiten. Franz Taver zwar erreichte nicht das Biel feiner glühenden Wünfche, 
fondern ftarb an der Schwelle des Arbeitsfeldes (1552). Bon feinen Nachfolgern, 
die ſich ſtühend auf die portugiefifche Kolonie Malao (jeit 1576 Bistum) weiter 
vordrangen, ift bejonber8 Matteo Nicci (1582—1610) zu nennen. Ex ber- 
ftand es, mit großer Gefchiclichkeit durch Geſchenke und durch — ſeiner 
mathematiſchen Kenntniſſe hohe Beamte ſich günſtig zu ſtimmen und mit ihrer 
Di (1601) ſelbſt die Gunft des Kaiſers zu gewinnen, ja die Stellung ein 

oben Staat3beamten zu erlangen. Seine Miffionsmethode iſt mit der des 

bert de'Nobili verwandt. Mit ſchlauer Accomodation ließ er Anenverehrung u 
Anenopfer, ja jelbft die Verehrung des Khungfutſz (Confucius) beftehen, und ed _ 
wurbe ihm leicht, den Gebrauch der Kruzifixe, Marienbilder, Gebetsformeln u. ſ. m. 
einzufüren. Aulich wirkte Adam Schall (1628—1666), — 1 
und mehrere andere, die ſich als Künſtler, Urmacher, Drechsler, Maler, u 
gießer, Kalenderſchreiber, Kartographen unentbehrlich machten und eine große 

al von ihren Ordensgenoſſen ins Land augen. Wenn fi auch zeitweife die Ber- 
Bätife verdunfelten und bier und da Berfolgungen entjtanden, fo — ns 

die Anhänger der Jefuiten, befonders feitbem der Kaifer Pag uch € 

Geſehz die chriſtliche Religion für gut erflärt und ihre Annahme feinen Ih 
tanen gejtattet hatte, Es joll gegen Ende des 17. Jarhunderts 300,000 Chriſte 
in China gegeben haben. — Neben den Jeſuiten aber waren feit 1630 zalreiche 


- Propaganda 257 


Dominikaner und Franzisfaner in das Arbeitsfeld eingetreten, welche die Acco— 
—* angriffen. Darüber kam es zu heſtigen ärgerlichen Streitig- 
keiten. Ja als der Papſt zur Beſeitigung der verwerflichen Praxis einen Legaten 
— ſandte, brachten jie es dahin, daſs er ins Gefängnis geworfen en 
wurde in Peking mit Hon und Spott abgewiefen. Bald darauf 
—* er — (1723). Sein Son und Nachfolger Yu Sing fa rn * u ben 
Einmifhung des Papftes etwas jtatsgefärliches, und verbot das 
ben nun entjtehenden Berfolgungen ſchmolz die Bal der Ghriften one a 
men. Trotzdem hielten fi die Jeſuiten noch lange und achteten nicht der päpft- 
lichen Bulle, weiche ihre Praxis aufs neue verdammte, wärend die Priejter der 
anderen Orden audgemwiejen waren. Durd die Aufhebung des Sejuitenord n 
Ungunft der Revolutionszeit kam die Miffion immer weiter zurüd, 
un di in olten ſich bis gegen die Mitte unjeres Jarhunderts immer wider bie Chr 
ftenverfolgungen. 
Erſt Ar China im Frieden don Nangking (1842) ſich demütigen mufste, 
langte der franzöjijche Abgeordnete auch einen Duldungserlafs für die Katholifen 
im Frieden won Peking (1860) fogar dahin erweitert wurde, daſs den 
* —— —— enge. —— an er Een 
atholi iſſion dur iſſionare b iedener e 
ehnte —2 — Sa Tabelle 2 veranschaulicht diejelbe un ee 


Tele j 





IM 


— E Bargaiten Briefter 


"At der 


Benennung der ap. 
Mifjionare 


Byariate 
















thin . 28,000 28. ' 
€ 36,800,000| 24.000 20° . 
u —— 24,000 40 
pi jao⸗ riſer —1X Ya 
u x minar 12,000,000 8,700 15 
—* *4 Belgiſches sr 
& Seminar }) 9, 900, 000 6,000 18 
Korea ) Barifer Se P mal 
1 minar 8,500.000 20,000 6 






N: “ Latus 110,700 | 127 


Die Katbol. Miffionen 1881, ©. 116 und 129, 
a bier batten bie’ Befuiten fhon im 17. Karhunbert miffionitt. 
Miffion entfiand daburd, dafs ſich wärend ber Verſol gungen Katholifen aus 
jenfeits der großen Mauer nieberliehen. Hauptort ift Siwantfe — von 


— dom unbefledt en gen erzen Mariä 
In Korea hatten gegen Ende des vorigen Jarhunderts Arififie, mit dem PRO! 
von ber eingelürte ——— im Kreiſe einiger hochgeſtelllen Familien ben Samen bes 
ausgefireut. Nach geringer Berürung mit ben ie in Peking, wobei 
ber Tozean Gefanbten getauft wurde, organifirte fi bie * ſtliche Gemeinde auf 
ge Verfolgungen erhoben fi genen bie neue Selte, die troßdem nad) 10 Jar 
Mit lieber zälte. Endlich nelang es 1794, dem erften Priefter, ‚einem als Korcaner 
en, ſich in das verſchloſſene Lanb "einzufcleichen. Unter fehejäriger —* 
— ſich die Anzal der Chriſſen. Bei einem politiſchen Wechſel erneuten ſich 
gen —JF— wurden hingerichtet. Aber unter allen — erhielt ſich die 
mein Erſt 1836 gelang es einem enropäifdhen at — —— einzuſchleichen 
"Die vorbanbenen Ghriften mebrten. ner er 
die 3 Priefter enihanptet. Wiberholt fanden ſich sk F Miſſiona 






md —* nn u es Märtyrer, Der jehige apoft. Vilar hat vorläufig —— Sir. > 
art hang — 5 — ——— Kun ? 
RealsEncptlopäble für Theologie und Kirche. XII, 17 











Art der 
Mifjionare 


Bal der 
Einwoner | Katholiken Prieſter 






Seminar 


Belgiſches 































Seminar 3 
—— ea | 
unan anzis⸗ 
laner 10 
Beit-Hupe r 
Nord⸗ " " 27 
De „ ie 
—— Lazariſten 
—— Jeſuiten 
. Region. 
Sytfehuen (Sübd-, Barifer 
Oſt⸗, Weit-) Seminar 64 
ünnan 6 
itſcheu 20 
ibet *) 13 
V. Region 
Kwangtung 12,000 29 
ien Domini⸗ 
faner | 40,000 28 
Kwangfi Parifer Se: 
minar | 4,000 6 
Hongfong **) Mailänder | | 
Seminar 139,000) 5,000 11 


Sa. 413,000 519 


Japan. Sieben Jare, nachdem die erjten Europäer japanifhen Boden be 
treten hatten, landete dort (1549) Franz Taver. Die damaligen Friegı 
hältniffe waren der Miffion nicht günftig, und nad) drei Jaren verließ er 
Infelreich, one namhaften Erfolg gefehen zu haben. Deſto mehr gelang es fe 
nen Nachjolgern. Sie wuſsten einige der mächtigen — — zu — 






die one weiteres Yet gefamten Untertanen ins Ehriftentum einfürten, 


*) Tibet wurde erft ae infolge ber Reife Huc und Gabets nad Hlaffa ber 
einer Mifion. Die am ber öfllichen Grenze gegründeten Stationen wurden jebo& en 
fört. Um das 1857 errichtete ap. Bilariat Tibet zu erbalten, wurbe demſelben ein za von 
Sztiduen en Dort ift Tatfieniu ber Sit des apofolifchen Vifars, Bon eithang und 
Bathang aus juchen bie Miffionare aufs neue ind eigentliche Tibet vorzuräden. 


**), Die Bevölkerung bed benachbarten Bistums Mafao einjhlichli ber 
Befigungen auf Timor und Kambing wirb auf 322,000 angegeben, bie fümtlid 
follen. Hinſichtlich ber beiden —— — auf welche aan Ener ge Nur 
als fraglih, Die bortigen an I deinen —— noch 
zweifelhaft, ob im — von Makao alle es chineſiſche 33 RR 


Propaganda 259 


aber wuchs die Schar der Bekehrten, ald Nobunaga nah dem Sturze ber bis— 
herigen D najtie die Herrſcherwürde —— offen als Freund der Chriſten 
auftrat und die ihnen widerſtrebenden Bhud ——— —* verfolgte, 
Die Zal der Chriſten ftieg auf 600,000, en ftrömten aud) 
Miffionare anderer Orden, Auguftiner, Dominikaner und Franziskaner ins Land, 
Die Inguifition entfaltete ihre Tätigkeit. Die politifchen Verhältniffe aber än— 
derten ſich. Die Prieſter verloren die Gunft der fpäteren Herrfcher. Der erſte 
Ausmweifungsbefehl wurde don Bielen umgangen; 1614 aber wurden fie ſämtlich 
(139) mit Gewalt aus dem Lande entfernt. Die Chriften wurden graufam ver— 
folgt. Mit harten bis in die neuejte Zeit immer wider norigkihen Gejepen 
wurbe das Chriftentum fcheinbar außgerottet, Japan war für allen Verkehr mit 
andern Völkern vollftändig abgejchlofjen. Erſt die befannte amerikanische Expedi— 
tion im Sare 1853 wurde Veranlafjung zu einem völligen Umſchwung. Nach hef- 
tigen Parteifämpfen gelangte das gegenteilige Syitem zur Herrjchaft. Nie ift 
irgendwo europäijche Kultur mit folcher Gier aufgenommen, wie in Japan in den 
legten Jarzehnten, Sobald das Land offen war, traten auch Miffionare ein, ka— 
liſche und evangelifche 19; Die erjteren entdedten bald mit Freuden die 
der jo lange verfolgten Chriftengemeinden, die fi num wider and Tages- 
licht wagten. Die 53 verſuchte freilich nochmals die alten Geſetze gegen 
das Chrijtentum zur Anwendung zu bringen. Mehr als 4000 Perſonen wurden 
in die Verbannung gefhidt; aber nad Intervention der chriſtlichen Mächte zu: 
rüdberufen. Noch find die Gejege nicht aufgehoben, aber man läfst fie ruhen, 
und — genießt das Chriſtentum Duldung. Die katholiſche Miſſion iſt bon 
der Kongregation der auswärtigen M. in Paris wider anfgenommen. Das er— 
neuerte ap. Vikariat wurde 1877 in ein ſüdliches, Nagaſali, und ein nörbliches, 
Tokio, geteilt. Das erftere umfafste (1881) mehr als 20,000 Katholiken in Ber: 
bindung mit dem Prieftern, wärend mande von den alten Anhängern bes —— 
en 8, jei ed aus hergebrachter Scheu, jei es der ftrengeren fittlichen Anſor— 
en wegen, bom jenen ſich nod fern hielten, Über die Bal der Katholiken in 
nördlichen Bilariate finden fich feine ausreichenden Angaben ; jedenfalls ift fie bes 
trächtlich geringer, als im ſüdlichen. 


Auftralien. Indem wir von den Mifjionen unter der Kolonialbevölferung 
des Kontinentes abjehen, bejchränfen wir und auf die fathol. Miffionsarbeit an 
ber jpärlichen Urbevölferung, die nur an einem Punkte in —— Weiſe 
getrieben wird. Es iſt die Benediktiner-Abtei Neu-Nurfia in Weſtauſtralien, 
— 1846. Spaniſche Mönche gewönen dort die Eingeborenen an Ackerbau 

Handwerke. In neueſter Zeit wurde die Zal der — auf 70, die der 
letzteren auf 300 angegeben. 

Weuſeeland. Die Erfolge der evangelifchen Miſſion in der — veran⸗ 
den erwachenden Diffiongeifer in der kathol. ir auf demjelben Ge— 


eben vielen Jeſu 


biete die Arbeit aufzunehmen. Im are 1833 errichtete Papft Gregor XVI, das 
‚Bilariat Djt-Oceanien, drei Jare jpäter ein zweites Weft-Oceanien. 
ed legtere wurde dem Biſchof Pompallier übertragen, der 1838 auf —59— 
eintraf, und gerade dort, wo die evang. Miſſion am meiſten ihre Tätigkeit 
entfaltet hatte, feine Stationen Hofianga und Kororareka errichtete.  E3 gelang 
ihm, eine Menge der Eingeborenen angugichen, und man zälte in jenem Gebiete 
um 1850 mehr als 5000 katholische Maori. Infolge des befannten Krieges und 
ber veränderten Verhältniſſe ift hiele Miffion zugrunde gegangen. Die Tätigkeit 
wandte ſich der ſchnell wachjenden Kolonialbevölferung zu. Es find die Bistümer 
Hand und Wellington errichtet, aber eine Miffion unter den Maori be 
t nicht ehe wie * neueintretende Biſchof von Aukland 1870 klagte. Er— 

war die au 
ien und ben benachbarten kleineren Juſeln ſeit 1843 ebenfalls 
on Mariften ——— Miſſion, obgleich die Hauptſtation 1847 durch einen 
der renen zerſtört wurde, wobei ein Miſſionar ſeinen Tod fand. 


Die franzöſiſche Befipnahme 1853 gewärte dem Werke Schutz. Es bejtehen jet 
17* 








960 Propagandı 


auf der Hauptinfel 5 Stationen, die 1875 gegen 3000 Getaufte in Die Be 
woner der Heinen Belep-Injeln im Norden und der Fichteninſel nebft Uen im 
Süden, zufammen 1400, find fämtlich chriſtianiſirt. | a * 
Die öſtlich gelegenen Loyalty-Juſeln, welche one alle Veranlaſſung 186: 
von Frankreich auneftirt wurden, bildeten ſeit 23 Jaren ein fruchtbares Arbeits 
E der Londoner Miſſion. Die empörende Behandlung der dortigen chriſtlicher 
ngeborenen erregte allgemeine Entrüftung. Unter dem Schuße der jre 
fihen Kanonen aber drangen katholiſche Mitfionare ein. Die noch heiduiſe 
Beitandteile der Bevölkerung afjimilirten fie ſich ſchnell. Es gelang ihnen jedod 
en ar nicht, auch evangelifche Eingeborene zu gewinnen, troß aller 
[ ungen. In neuerer Beit änderte die franzöfifche Negierung ihre 
in Bezug auf die Inſeln, und one den Nachdruck der politiichen Macht find die 
-tichritte der Katholiken noch geringer geworden. Die Statiftit von ‚1876 zalt 







2000 Katholiken auf den Loyalth-Inſeln. 

| nefien wurbe bereitS 1844 ein ap. Vilar aus dem Mariſte 
ernannt, der die Inſel Yſabel im Salomoarchipel zum Arbeitsfelde mwälte, 
aber mit mehreren Begleitern den giftigen Pfeilen der Iufulaner zum Opfer tel, 
1846. Die übrigen augen fih nad) San Ehriftoval zurüd. Im n a 
aber fand der neue tot, daſs auch fie ermordet waren, Ein nochm Ber: 
ſuch auf der Infel Woodlark fcheiterte, da auch jener ftarb, und die Miffion wurt 
aufgegeben. Noch einmal verjuchten ſich Miffionare ber Mailänder Gefellfchaft 
1852 auf diefem Felde. Aber auch fie jtanden underrichteter Sache ab, nachdem 
einer don ihnen erfchlagen war. Erſt im are 1881 wurde das ap. Vika 
Melanefien zugleich auch Mikronefien umfaffend wider erneuert und der Fk 
gation U. L. Fr. vom Seiligften Herzen zu Sonden übertragen. Es verlaute 

dj 


























nichts barüber, wie die Arbeit begonnen werden fol. 

Auf den Mitis(Fidfhir)Infeln drangen 1844 Mariftenmifjionare in 
Arbeitsfeld der Weslehaner ein, als diefe unter der chredlichen Rannibalenbenö) 
ferung eben einen fiheren Halt gewonnen hatten. Ihre Verſuche aber ware 
lange Zeit jehr unbefriedigend. Erft unter der wadjenden Kofonialbevölterumng 
konnten fie eine weitere Tätigkeit entfalten. Auch haben fie mit der Beit ein 
Häuflein der evangelifchen Eingeborenen zu ſich herübergezogen. Auf 9 
werben 7,600 Katholifen gezält. Wie viele derfelden Eingeborene find, if n 
ermitteln. Der ap. Präfeft Hat feinen Sig auf Dvd. 

Das ap. Vilariat Central-Oceanien 9 feinen Stühpunkt auf ber 
Inſel Usa (Wallis J.) wo P. Bataillon, jpäter der erfte ap. Vilar, ſch 
die Miffion begann. Die ganze Bevölkerung, 4000 Seelen, ift fathofifh. 8 
felbe gilt von der benachbarten Inſel Futuna mit 1500 Einwonern. | 
verſchiedene evangelifche Arbeitsfelder eingedrumgen , geftüßt auf die h anzöſiſe 
Macht und drohend mit dem Schickſale Tahitis. So nötigte 1858 die franzöſiſch 
N —— den — Georg, auf den Tonga-Inſeln katholiſche Miſſionare zugu 
faffen. te haben einige Stationen gegrümdet, aber nur da, wo noch heibnifch 
Elemente der Bevölkerung im Gegenfape zu ber bereits driftianijirten fanden 
nennenswerte Gemeinden gejammelt, indem fie die Feinde der leßteren an 
ogen (Tongatabu). Auf der nördlichen Gruppe gibt es neben 6 Evangeli— 
ra nur 200 Katholiken. Auf der Inſel Rotuma, die ebenfalls zu Gentra 
Dceanien gerechnet wird, [eben gegen 600 Satholiten neben 2000 Ebangeliſche 
und geben immer aufs neue Veranlaffung zu Streitigteiten. Auch auf die vom 
Londoner Miffionsgejellfchaft hriftianifirten SamoasInfeln haben fich feit 18 
die Mariften eingedrängt und auf 11 Niederlafjungen angeblid „etwa 5000 
fehrte gefammelt. Auf den nördlich gelegenen Tofelau-Snfeln, wel 


ftationen der Londoner Mifjion bilden, Haben die Katholifen eben 


aus find die katholischen, der Mariften-Kongregation angehörigen Mif 


Y un 
Am empörenditen war das gewaltfame Eindringen der katholiſchen 
nare auf Tahiti. Nachden 1836 zwei Patres, die den erften 
nad ben Landesgeſehen —— waren, erzwang franzöſiſche 


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gebiet des American Board durch Die frausoſtſehe Bantsiud sbaltinnunn Mao Ana 
Bevölkerung, melde bereits one Audunabine Das Hreibentumm anbieten dalıı 
wandten ſich alle, Die mit der ſtreugen Jucht ber sbsupehtfen Bihler an 


262 Propaganda 
ufrieden waren, den Katholilen zu. Much der äußere Glanz des Gottesdienftes 


ıt viele herangezogen. Dabei muſs anerkannt werden, daſs von den katholiſchen 
Miffionaren — Ede gearbeitet wird. & bat ich —— 
Deveufter den eutſagungsvollen Beruf erwält, fein Leben unter den auf einer 
befonderen Inſel gefammelten Ausfägigen im Dienfte chriftliher Liebe zu bers 
wenden. Nach den Angaben von 1874 befanden ſich auf den Hawaii-Inſeln 
Katholiken. ebenfalls ift eine nicht unbedeutende Zal derfelben auf a 
Europäer zu rechnen, NEN. 


Britifhen Norbamerifa tritt uns als das wichtigfte Gebiet ber fathol 

[en he Kanada entgegen, welches mit den zugehörigen Provinzen die Erz» 

dibzeſen von Duebec und Toronto bildet. Befonders das noch heute den 

u Typus tragende Unter-Ranada ift ein weit überwiegend katholiſches 

— en - —— — ga Se en feit Anfange 
Jarhun ſuiten mit großer Hingebun onirt, e find zu 

Märtyrern geworden. Sr gefammelten Gemeinden famen ir el che 
—836 etiwad in Verfall, find aber in neuerer Zeit ſeit dem Erwachen di 

tholi Miffionslebens wider organifirt worden. Es ift koch ermittelr 

wie viele von den 29,000 Indianern Kanadas und der öftlichen im; * ho⸗ 








liſch ſind. Vermutlich erreicht die Zal 16—18,000, die ſich überwiegend 
Provinz Quebec befinden. In neuerer Zeit iſt das Gebiet nördlich vom 
und Oberen⸗See zum ap. Vikariat nörblihes s Kanada erhoben worden | 
25 Jaren hatten hier Fefuiten unter ben noch wilden Indianern gearbeitet. % 
Bal der Heiden wurde auf 1500 gefchäßt, — Vorübergehend wird auch | 
der Verſuch erwänt, den zerftreuten Indianern im Innern Labradors das Ehri 
ftentum ix bringen. A 

Un die Erzdiözefe von Toronto grenzt diejenige von St. Bonifariu —* 
Welten. Sie umfafst den Teil des britiſchen Gebietes, der ſich ſüdweſtlich 
der Hubjonsbai bis gegen das Felſengebirge erſtreckt. Die Nordweſtgrenze folg 
dem Laufe des Süd-Säſkatſchewann und des Churchill: Fluffes. Den Mittelpunt 
bildet Die 1820 angelegte Station St. Bonifaciud am Red River, Die Miſſi 
nare aus den Oblaten der unbefledten Empfängni® (Oblats de Marie Immacn 
welhem Orben die fümtlihen Miffionen im britifchen Nordamerika übertrage 
find, haben hier mit Eifer gearbeitet. Die Früchte der Mifffon aber find 
bedeutend, da die Eingeborenen befonders feit der Entftehung der Kolonie Mani 
toba ſchnell dahin ſchwinden. 

Weiter im Weiten folgt die Diözeſe St. Albert. Die Nordweſtgren 
berfelben zieht fich von den Quellen des Athabaska nad dem Wollafton-See 
weiter bis zur Melville-Halbinfel. Die erfte Station in diefem Gebiete iſt Die 
1843 gegründete St. Anna. Cine andere, La Erofje, wurde aut 5 höflic 
Reſidenz; die lehtere wurde fpäter nach St. Albert verlegt. Die — 
Gebietes (gegen 20,000 — Kri-, Blut-, a ner u. ſ. m. — 
noch ir one fefte Wonfige. In den füdöftlichen Teilen dringt ſchon bie 
Flut der Koloniften heran und droht den Eingeborenen den Un . Bon 
legteren mögen mit Einfhlufs der Mifchlingsbenölferung 5—6000 
Kirche angehören. — 

Jenſeits der angegebenen Grenze liegt das ap. Vikariat —— 
welches auch das früher ruſſiſche Gebiet umfaſst. Auf dieſem weiten Gebie 
wurde bie kathol. Miſſion 1849 begründet. Die erſte Station (de la Nativite) 
wurde am Athabaska-See bei Fort Chippewyan angelegt, eine andere (N. D. des 
Douleurs) 1856 am Nordufer des Sees. Am Sklawenfee entitand St. Kt 
St. Midael, St. Unna und Providence. Im Jare 1858 trieb ber fer 
en Ah re Miffionaren auch die katholischen an den Mackenzie-Fluſs Es wur: 
den die Stationen zu Fort Simpfon umd Fort Good Hope gegründet. Von ber 
legtgenannten Station werben aud; die Esfimo an der Küſte des eres be 
fucht. Seit 1862 ift dies Gebiet zu einem befonderen ap. Bilariat erhoben. 
Mehr als Dreiviertel feiner 12,000 Bewoner follen Katholiken fein. a 








Propaganda 263 
Ein ‚weiteres ap. Vikariat umfafst Britifch Rolumbien. Über katho— 
liſche Miffion unter den auf 18,000 Seelen gefhäßten Indianern biefes Gebietes 
verlautet nichts. Dagegen finden fich mehrere Stationen auf dem benachbarten 
Bancouver Island ermwänt, das ein befonderes Bistum bildet unter dem 
Erzbifhof von Oregon, Es umfajst 8000 Katholiken, von denen jedoch nur ein 
fehr Heiner Teil Indianer fein dürfte, 
Im Gebiet der Vereinigten Staten waren vornehmlich die von Franzoſen 
und Spaniern folonifirten Zeile der Schauplag früherer fatholifher Miffionen: 
Louiſiana und Florida. Hier hatten die Dominikaner mehrere Märtyrer, dort die 
Jeſuiten. Die fortwärenden ämpfe mit den Eingeborenen ließen es zu feiner 
N A und nachhaltigen Wirkung unter denfelben fommen; etwas mehr 
urde unter den Stämmen im Norden von den bon Kanada vordringenden Mif- 
ſionaren ausgerichtet. | I 
‚_ Unter den neueren Indianermiſſionen ift eine der blühendften und befann- 
teften die unter den Stämmen bes Felſengebirges. Sie folgte den Spuren der 
evangelifchen, die 1836 bei dem Stamme ber Fathends (Plattköpfe) vom Ame- 
rican Board im Gebiete des Kolumbiafluffes jenfeit3 bes eljengebirges gegrüns 
bet war. Die fatholifhen Miffionare wufsten bei ben Indianern datt zu ges 
1en, als nach einer Mafernepidemie eine der evangelischen Stationen zer: 
Hört und die Miffionare erichlagen wurden, nahmen jene das Arbeitsfeld in Befi 
* und haben ſich ſeitdem auf die benachbarten Stämme ausgedehnt. Es ſin 
) uiten (aus der Ordensprovinz Turin) auf 6 Hauptjtationen tätig. _ Die 
| enden Stämme (Coeurs d’Aldne, Nez Perck3, Pendants d’Oreilles, Flat- 
reg Dladfeet u. a.) leben zum teil im State Oregon (wo von 5000 Indianern 
fatholifch jind), zum teil in den Territorien Waſhington und Idaho, — 
Beniger bedeutend jind bie Latholifchen Miſſionen unter den dahinshwindenden 
mittleren Staten, wie 3. B. in Kanſas unter den Ofagen. Das Indianer-Ter- 
= ift erſt neuerlichft zu einem ap. Vikariat erhoben und den Benediktinern 


eriwiefen, obgleich dies Gebiet reichlich mit ed, Honeret beſetzt ift. Ausge⸗ 

Inter iſt die Tätigkeit der Jeſuiten unter den nördlichen Stämmen Sioux, Mans 

as u. a. in ben Gegenden des oberen Miffifippi und Miffouri. Dort hatten 

m in früheren Zeiten kanadiſche Pelzjäger dem Katholizismus Ban gemacht. 

R * * — Indianerſtämme betrachten ſich ſchon als katholiſch, obwol 
mc nen 

rien find aus früherer Zeit nicht unbedeutende fatholifche Indianergemein- 

den — vorhanden, denen jetzt wider mehr Sorgfalt zugewendet zu wer— 

a int, Die blühende Miffion in Kalifornien, wo in den letzten Jarzehnten 

bed vori und in ben erſten unſeres Jarhunderts bie Franziskaner einen 

— eil der Indianer in Reduktionen geſammelt und civiliſirt hatten, find, 

8 Merito Republif wurbe, durch die Mafregeln des Liberalismus zerftört 


iffionar bei fi haben. In den früher = Merico gehörigen 


U 


Darüber, wie viele von den noch vorhandenen 270,000 Indianern der Ber: 

einigten Staten katholiſch find?, ſchwanken die warſcheinlich jehr übertriebenen An- 

bon 80,000 bis 106,000. In dieſen Balen find jedenfalls große Scharen 

eingeſchloſſen, die erit faum äußerlich vom Chriftentum berürt find, wie 

3: DB. daraus ergibt, daſs nur 2000 unter dem Einfluffe von Schulen ftehen, 

wärend 80000 dieje Woltat noch nicht genießen. 

In Merito wurde mit der blutigen Eroberung durch Cortez zugleich das 

Kreuz aufgepflanzt. Die eriten Mifjionare dort waren Franzisfaner, bie ſich 

konnten, in 6 Zaren 200,000 Heiden ber Kirche einverleibt zu haben. 

Wenig jpäter hatte der erfte Erzbiihof in 8 Jaren fogar eine Million derjelben 

Später famen auch Dominikaner, Auguftiner und Zefuiten ind Land. Ob: 

gleich fih unter diefen Glaubensboten eble, aufopferungsvolle Männer finden, war 

die Einfürung ded Chriſtentums eine ſehr äußerliche. Unter den 6 Millio- 

nen Tatholifcher Indianer herrſcht noch jept in vielen Beziehungen das alte Hei— 
dentum, wenn auch unter Hriftlihen Namen und Formen, 


264 Propaganda 


amerifanifhen Staten, wo fich 
1,200,000 Indianer befinden, die meiftensd infolge der früheren Franzis: 
vn. und Dominikaner-Miſi a fich zur fatholifchen Kirche bekennen. 


den und namentlich auf faſt allen zu England gehörigen Infeln Gemeinden ges 
Bones Leider erfaren wir nichts genaueres darüber, wie viele der Neger Bel 
ndiend zur setbolijchen Kirche gehören. i 
Ebenſo find unfere Duellen nicht ausreichend, eine genauere ung ber 
heutigen katholiſchen Miffionen in Südamerika zu geben. Wir können mur im 
allgemeinen andeuten, daſs fich in allen den dortigen Staten als Ergebnis der 
arken Miffionen riftliche Indianer finden. Bon diefen gilt, mas oben über 
to geiagt ift. Eine ausgedehnte Mifjionstätigkeit hatten im 17. und 18. 
t in verschiedenen Gegenden Südamerikas die Jefuiten geiibt, indem fie die 
ndioner in Reduftionen fammelten, und wenn auch ımter r Borm 
haft, doc zu einem gefitteten Leben erzogen. Infolge der — des Je⸗ 
uitenordens und des ſich erhebenden Liberalismus find dieſe —* alle zu⸗ 
grunde gegangen. Die früheren Inſaſſen find entweder ganz in die Wälber ünd 
zu ie alten heidnifchen Leben zurückgekehrt, ober füren als Yar-ıs Halb» 
civiliſirte ein wenig erfreuliches Dafein. Außerdem aber gibt es in Giübomerifa 
no oße Scharen von wilden Indianern, die noch niemal3 bon ber ] 
find, In Brafilien allein wird ihre Zal auf eine Million gefhäßt. 
Der in den füdamerifanifchen Staten herrfchende Liberalismus, verbunden 
mit dem Mangel an religidfem Leben, ſcheint bis jetzt eine — re 
der Miffion unter der Urbevölferung zu verhindern. Nach dem Mangel der Be: 
richte muſs man annehmen, dafs in diefem weiten Gebiete Heidenmiffton im irgend» 
welder namhaften Ausdehnung von fatholifcher Seite nicht getrieben wird. WIE 
einzige Ausnahme wären nur die Kolonieen in Guiang zur erwänen, beſonders 
— ‚in der bie u freilich Hauptfächlich der ſchwarzen Bevölkerung ſich 
widmet, doch auch der heidniſchen Kulis ſich annimmt. 


Wir bedauern es, wegen der unzureichenden Angaben von dem Verſuche 
einer allgemeinen Statiftit der Fatholifhen Miffionen abftehen zu müſſen. Biel 
ieh fheint diefe Mangelhajtigkeit der Angaben eine beabfichtigte zu fein: Die 
ath. Mifj.-Litteratur verdient durchaus nicht das Präpdifat einer unparteiijchen 
Objektivität. Alle Erfolge werden im hellſten Lichte, oft mit offenbarer Üben 
bung, ——— die Miſserfolge dagegen meiſtens verſteckt, und immer mit 
Hintanſetzung aller Warhaftigkeit die gehäſſigſten Ausfälle gegen die evan 
Miffion eingeflochten. Unter diefen Verhäftnifien ift es micht möglich, eim 
fendes Bild von dem gegenwärtigen Stande der kath. Miffion zu gewinnen. Tat 
fache ift, daſs fie erjt nach dem Aufblühen der edang. Miffion um die Mitte ım 
jeres Jarhunderts aufs neue belebt worden ift. Berechnungen, fomweit ih 









nad) dem mangelhaften Material anftellen konnte, machen es warſcheinlich, Mi 
bie Leiftungen der fath. Miffion in diefer neueſten Periode im allgemeinen nur 
fehr gering find und zu den aufgewandten Kräften in nicht günftigem iltn 
ſtehen. One die Scharen der früher gefammelten Katholiken würde. die 

in neuerer Beit befehrten Heidenchrijten diefer Konfeffion auf ihren meiften Mi 
fionsfeldern eine fehr geringe fein. ' 


Als wichtigſte Quellen für das Studium der katholiſchen Miffion find zu 
nennen: Annales de la Propagation de Ia Foi, Syon; feit 1822 (deutfche Aus 


Propaganda Propheten im N. T. 265 


| el in Köln: Jarbücher der Verbreitung des Glaubens); Die Katho- 
Hin ſſionen. Illuſtrirte Zeitfchrift, nm Br; Hahn, Geſchichte der 
ſchen Miffionen, Köln 1857—63, 5 Bde; Kalkar, Den katholſke Miffions 
Hiftorie, Kopenhagen 1862, deutſche Ausgabe Erlangen 1867; Lettres &difiants 
et eurieuses, Paris 1843; Dictionnaire des Missions Catholiques par Djunkovs- 
„ Paris 1864, (Höchſt leichtfertige Arbeit und nur mit Born a gebrauchen; 

t jedoch einige bequeme Zufammenftellungen, wie z. B. das Verzeichnis der 
Drden, der ap. Vilariate u. a.) Grundemann, 


beten im Neuen Zeftamente. — Daſs in der Zeit nad) Chrifti Hingang 
ropheten auftreten würden, Männer, die in gleicher Weife und mit gleicher Voll— 
ht, wie die alttejtamentlichen Gottesboten, zunüchſt dem Volke Jirael die War: 
eit des erjchienenen Heiles vorlegen und zur Entjcheidung für oder wider das— 
elbe drängen follten, ijt von dem Herrn ſelbſt Matth. 23, 34, vergl. Luk. 
11, 49 aufs beſtimmteſte angekündigt, und zwar jo, daſs er nad Matthäus ihre 
Sendung ummittelbar fich felber zuſchreibt, nach) Qufas fie ’auf einem Beſchluſs 
ber göttlichen Weisheit beruhen läjst, — worin wir einen Widerſpruch nicht fine 
en können. Sein eigenes Wirken war ein prophetifches gewejen; Matth. 13, 57; 
. 13, 33 nennt er ich ſelbſt fo; Luk. 24, 19 fegen die Emmausjünger ihm 
en Namen bei; Luk. 7, 16 und fonft öfter bricht beim Volke die Anerkennung 
jeſer feiner Eigenfhaft dur. Es follte aber feine Verwerfung von jeiten 
raels noch nicht ald endgiltig angefehen werden; erſt das Zeugnis feiner Knechte 
on u als dem Auferftandenen und Erhöhten und die Ablehnung desſelben 
durch das Volt im ganzen gab ben letzten Ausſchlag und fürte das Gericht 


Dies Beugnid, wie die erſte ChHriftengemeinde e3 ausrichtet, teigt durchaus 
ee Charakter. Die erjte Wirkung des Pfingftgeiftes ift das Weisfagen 
der jo plöglid und wunderbar mit feiner Kraft erfüllten Gläubigen ; fie reden 
die groien Taten Gotted, zudws 16 nreüun 2dldov adrois anopFtyycoduı, Apg. 
2, 4 11. Ihr Wort wird bekräftigt duch Zeihen und Wunder, ib. 3, 6; 
4, 30; 5, 12. 15. 16; 9, 34. 40 Die rihterlihe Gewalt ihres Prophe- 
—— 18 offenbart ſich, Furcht einflößend, an Ananias und Sapphira, 5, 1—11. 
en als folche, in ihrer ganzen Erfcheinung und Haltung, wie in ihrer 

gfeit, 4, 31, fteht ala ein Prophet Gottes inmitten des Volkes da, und es 
it im Bewufstfein diefes ihres Berufes, dafs fie von weltlicher Befhäftigung 
und Verfolgung irdifcher Interefjen ſich jo vollftändig abmwendet, Gie Ei ein 
dom Herrn ihr befohlenes Werk zu treiben, ein Werk, mit dem e8 eilt; fie kann 
an nichts anderes denken; durch fie will Gott „Sfrael geben Buße und Vergebung 


der Sünden“ 5, 31; fie ift die von Jefaja 40,9 voraus bverfündigte Is myisan, 
die den Städten Juda zuruft: „fiche euer Gott“! 

Aus diefer Gemeinde gehen nun einzelne Propheten hervor, genannte und 
ungenannte. Ein prophetifcher Mann, wenn er auch nicht fo heißt, war Stepha= 


nus. Ihm widerfur, was der Herr Matth. 23, 34 geweisjagt. Bei feinem Tode 
öft di —— a mit dem fleifchlichen Iſrael zum erjten Male heftig zu— 
hm en; ihr 


« 










Zeugnis wird blutig zurüdgewiefen. Aber es verftummt deswegen 
icht, breitet fich nur aus; die denonupevreg, Upg. 8, 4, gründeten die dıuomopn, 
am welche Jakobus 1,1 feinen Brief richtet; fie find die zgopjrar, Jat. 5, 10, 
welche in Jubüa, Samaria, Galilda umberzogen und das Wort Gottes zu dem 
Juden redeten. 
Indem wir jo den Gejamtberuf der Gemeinde auf ihre Glieder übergetragen 
„ergibt jich uns die Weite, in welcher der Begriff des neuteftamentlichen 
Prophetentums zu faſſen iſt. Er entjpricht genau der Grundftelle 5 Mof. 18, 
18 j., und gilt daher nicht bloß, wie Coccejus u. a. wollten, von denen, welche 
bie alttejtamentlihe Prophetie interpretirten, auch nicht bloß von folchen, die 
Zul borherfagten, das eintraf, wie 3. B. Agabus Upg. 11, 28 ımd 21, 
10, oder Paulus ib. 13, 11; 20, 29.; 27, 22, jondern in dem allgemeinen 


266 Propheten im N. T. 


Sinne, den etwa Philo (de praemiis et poenis) ausdrüdt: doumveds yap dor 
2 en mg Do Kae Tu — Hood. Prophet ge — 


Geiſtes dienſtbar. Der Zweck der Prophetie iſt die Erb 
1 Kor. 14, 4, und zwar * auch dieſer Zweck im weiteſten 


nächſt der Gründungszeit der Kirche angehört, in welcher eimerjeit$ der new 





jerufalemifchen Gemeinde nad Antiochien fam und dort aus Eingebung und Trieb 
des Geiftes die große Teuerung weisjagte, welche unter ben Fr 


farea erfchien, um dem Apoftel Paulus das feiner in Jeruſalem tmartende Sehe» 
fal zu verkünbigen, Kap. 21, 10, 11; — fodann Kap, 13, 1 die Propheten und 
Lehrer der antiohenifchen Gemeinde Barnabas, Symeon Niger, Lucius 
bon Cyrene, Manc'en, der ovrroopog des Tetrarchen Herodes, und Snulus, 
aus deren reis die Aufforderumg ergeht. Barnabad und Saul auszufondern zu 
dem Werke, dazu der hi. Geift fie berufen hatte; — Propheten waren f 
Judas und Silas, die mit Barnabad und Paulus nach Antiochia geſchickt wur 
den, um den Inhalt des Briefes der Muttergemeinde, Kap. 15, 23—29, münd⸗ 
lich zu befräftigen, und von denen Silas (B. 34) in Untiochia blieb, bald dar- 
nach Paulus’ Begleiter auf der zweiten Miffionsreife wurde (B. 40, Kap. 16, 
19 ff.), neben dem Apoftel in der Auffchrift der zwei Briefe nach onid), 
1 Betr. 5, 12 aber als Überbringer diefes NRunbiehreibeng an bie 
Kleinafiens genannt wird (falls die durch 1 und 2 Theil. 5, 1; 2 Kor. 1, 19 
nahe gelegte Annahme, daſs Silvanıs nur andere Form für Silas ei, 
ift); — prophetifch begabt waren endlich die vier jungfräulichen Töchter des 
lippus, Kap. 21, 9. h 
Uber weit über diefe einzelnen Perfonen hinaus war das Charisma der 
Prophetie allenthalben in den Gemeinden der apoftolifchen Zeit verbreitet. Wo 
aulus in feinen Briefen auf die Austattung der Kirche mit Gaben, t 
ften zu ſprechen kommt: Rom. 12, 6—8; 1 or. 12—14; Eph. 4, 11; 1 Ehefl, 
5, 20, erwänt er die Propheten, und zwar 1 Nor. 12, 28 und Eph. 11 ı 
zweiter Stelle, unmittelbar nad den Apoſteln, mit welchen er fie Eph. 2, 20 als 
die menfchlihen Träger und Grundveiten des Haufes Gottes nie. 
Er unterſcheidet, wenn auch vielleicht nicht die Perjonen, jo doc die Gabe 


Propheten im N. T. 267 


Beisfagung beftimmt von den Evangeliften, Hirten, Lehrern; wie denn das x6- 
or des Fimptheus (1 Tim.1,18; 4,14; 2 Tim.1, 6) nicht die Prophetie, fondern 
n did zoopnrelag durch Enideog zerpwr der Preöbyter von ae und Pauli 
[6ft verliehen war und in der didwoxerde beftand. Waren die Evangeliften 
gen Boten, die das Wort vom Heil aus den größeren Städten, wo fid) 
Sa Fa bildeten, hinaus im die —— trugen, widmeten die 
irten ſich der Leitung der Gemeinden, wozu ihnen die Gabe der zußdornaıs 
n war, beforgten die Lehrer dem nötigen genaueren Unterricht der neu zus 
den Taufbewerber (Katechumenen) und die Erörterung und Löfung auftau: 
nt ———— vereinigten die Apoſtel je nach Bebart alle diefe Funktionen 
in ihrem Verhältnis zur Gejamtfirhe, jo blieb den Propheten immerhin ihr 
et Tatigkeitsgebiet vorbehalten. | 
wWie ihre Tätigkeit in den Gemeinden fich vollzog, davon geben uns die in 
ber ip geſchichte berichteten Jon erwänten Vorkommniſſe im Zuſammenhalt 
=: Anordnungen Pauli 1 Kor. 14 Hinreichenden Aufſchlufs. Paulus ftellt 
unter ben geiftlichen Gaben die Prophetie obenan um ihres hervorragenden Nubens 
willen, 1 Kor. 14, 1. Sie gereicht den Hörern zur Erbauung, zur Ermanung, 
m Troſt, ib. ®. 3. Jusbeſondere ift fie der Gloffolalie — (2. 3) 
‚ihrer unmittelbaren Verſtändlichkeit; denn die prophetifche Rede geht du 
ben »oög bed Medenden hindurch und wendet fich an den voög bes Hörers v. 19. 
So hält es der Apoftel für angemeffen, dafs in der gottesdienftlichen Verſamm-— 
Pe je zwei bis drei Propheten auftreten und nacheinander fprechen (v. 29—33), 
8 der Geift des Herrn ihnen gibt. Daſs keine Unordnung dabei entftehe, nicht 
zwei augleid das Wort nehmen, dafür bürgt einmal, dafs die Propheten ihrer 
dabe mächtig find (B. 32), dann dafs ihre Tätigkeit unter göttlicher Aufficht und 
Beitung fteht (8. 33). Ausgeihloffen vom öffentlichen Sprechen, alfo aud) vom 
Ban, find die rauen (V. 34 .35). 
_ Über ben Inhalt der weisfagenden Neben, die jo in Korinth und anderwärts 
Bee. it und näheres nicht befannt. Es begreift fich aber Teicht, wie vieles 
| Schnelligkeit, womit 3. B. Paulus feine Gemeinden jammelte und die 
eben gefammelten — man denke an Philippi, Theſſalonich, Galatien — wider 
verlaffen mufdte, zu tum übrig blieb, um den außgeftreuten Samen des Evans 
eliums zur Entwidlung und zur Reife zu fördern, wie bie mitgeteilten Heils— 
en, dad Fundament des chriftlichen Gemeinglaubens, der Ausbeutung und 
| beburften, um ihren Reichtum an Lehre und Troft den Gläubigen 
— Das Verhältnis der Arbeit, welche Paulus und welche Apollos 
(1 Kor. 3, 5—8) verrichteten, gibt uns etwa ein Bild der Art und 
Beife, wie die prophetifche am die apoftolijche Predigt ſich anreihte. Die Aus: 
fürungen einzelner Lehrſtücke in den paufinifchen Briefen (Röm. 8; 1 Kor. 15), 
die Behandlung altteftamentlicher Weisfagung und Geſchichte in den Predigten 
des Petrus (Upg. 2), des Paulus (Apg. 13) zeigen ungefär an, in welcher 
Richtung die prophetifche Nede ihre Wirkfamfeit entfaltete und ihren Zweck er— 


Neben der regelmäßigen Verwendung bes prophetifchen yagıoua im Gottes— 
te geſchah, in außerordentlichen Fällen, bejondere Offenbarung des göttlichen 
Willens durh Wirkung des heiligen Geiftes, wie ſolche Baufus teils direkt, Apg. 
22, 17—21; 16, 6. 7, 9; 18, 9; 27, 235., teils durch andere, 13, 2; 15, 2 
(Gal. 2, 2); 20, 23; 21, 4. 11, empfing, vgl. auch 2 Betr. 1, 14. Um die Sau- 
terfeit und den göttlichen Urfprung folcher Mitteilungen und der gewönlichen 
BWeisfagung au prüfen, war der Kirche die Gabe ber dluxgunıs nveuuiren, 1 Nor. 
12, 10, verliehen, welche ber Prophetie ib. 14, 29 zur Seite ging ımd deren 
Kanon 1 oh. 4, 1—3 feitgeftellt ift (vgl. Herm, Pastor lib, I, Mand. XI), 
Weift diefe apoftoliiche Regel der Geifterprüfung darauf Hin, daſs die warnen- 
ben Worte Jeſu, Matth. 7, 15. 22; 24,4, 28 f. ſchon frühzeitig eintrafen (Apg. 
20, 30; Offb. Joh: 2, 20), fo hat die Apofalypfe des Johannes ficherlih die 
ung, den Sclufsjtein der neuteftamentlihen Prophetie zu bilden und 

gegen alle derartige Berfürung bis zur Widerkunft des Herrn * Kirche als 






268 Propheten im M %  _ Prophetentum des A. T. 


Kr red zu dienen. Denn nad dem en ber Upoftel trat die Er 

lich n hinter den Gebrauch der hl. Schrift Neuen Teftaments, ie 

bon ba an und bis heute Duelle und Norm der göttlichen Warbeit für die © 
— iſt. a beruft ſich zwar noch II, 32 auf die Fortdauer bes — 

„0 dE zul no ww Erovar Tv uehlörrwv zai onraciag zei od AOOPTTL- 

xas“ (außEuseb, hist, ecel.V,7); ober er ſelbſt Iden bedient ſich zur — 

der Gnoſſiker ber neuteftamentlichen Schriften und der in den apoſtoliſchen Ge— 

meinbden bewarten Tradition. Die montaniftiihe Bewegung des 2, Ja 

erzeugte in ber Kirche ein ganz natürliches Renee gegen neue Prophe 

ein Mifstrauen, welches wir zur Zeit der Meformation bei Quiher (wi 
— Propheten) wider erwachen fehen, welches auch durch die irbiı 

egungen u dm Tage nicht befeitigt, fondern nur verftärkt wird, Für die 

Ente nd ben; einde des Heren noch die zivei Zeugen of. Joh. 11 —* 
BE, ur Pr —— * ea i in ei * ig —5 

e ubigen muſs das feſte propheti ort 

ein Licht in dieſem dunklen Ort uns ſcheinet bis zum Anbruch x sie 


ana? Die in der 1. Auflage der Encyflopäbie angefürte 
fung: De illis qui prophetae vocantur in Novo Fordere ift nicht von Mos 
ſelb 9 ſondern jr unter deſſen Aufpizien von Gottlieb Chriftian ee 17: 
Helmftädt verfajste und verteidigte akädemiſche Differtation. Karl Bu roet. 


Prophetentum des Alten Teſtaments. Die Aufgabe des — 
lichen Prophetentums und die Bedeutung desſelben in der altteſtamentli u 
fenbarungsgefhicdhte wird im allgemeinen aus dem erkannt, was A ‚18,9— 
über die Einſetzung des Prophetentums gejagt wird, Wie Mofes dor y 
Sceiden einen neuen Träger der erefutiven Gewalt im Gottesjtate ir =, 
fon des Joſua beſtellt — für den Fall der Einfürung des Königtum 


— angeordnet hat (17,14 fj.), fo ſoll mit dem Abtreten des 5 Seit 7 
A 





auch die Offenbarung des göttlichen Willens nicht abgeſchloſſen fein, b 

Sendung neuer Offenbarungsorgane in Ausficht ftehen. Deun das Bolt, d 

die Bundesgemeinfchaft mit dem lebendigen ee gejellt it, darf micht 
Natlofigkeit anheimgegeben werden, die ihm Anlaſs geben Lönnte, zu * 

ihren Formen ſchwer verpönten heidniſchen Mantik ſeine Zuflucht 535* 
Vielmehr wenn das Heidentum — Himmel und Erde t, um * 
tungsfähige Zeichen des göttlichen Rates zu erlangen, ſoll Iſrael burch * 
BVortzeugnis der Runde desſelben teilhaftig werden. (Vgl. 4 Moſ. 23, 21, 
Hengitenberg z. d. St.) Und da das Volk die Schreden der Gottesericheinung 
nicht zu ertragen vermöchte, will Schovah durch Menfchen mit ihm — 
indem er aus der Mitte des Volkes immer wider Männer wie Moſes 

deren Mund er ſeine Worte legt und die darum als Vertreter Jehovahs 
dem Volk für ihr Beugni underbrühlihen Gehorfam zu fordern haben, F 
häufigſte Name dieſer Geſandten und Dolmetſcher Jehovahs iſt &25, von dem 
Verbalftamm 832, der wie der verwandte >23 (vgl. auch 2%, 722 m. a) ur 
ſprünglich „bervorquellen*, „hervorfprudeln* bedeutet und dann auf die aus er— 
fülltem Innern hervorbredhende, überwallende Rebe übergetragen wird, Erläus 
ternd für den Begriff des 872: ift 2 Mof. 7,1 vgl. mit 4, 16; wenn es an der 
einen Stelle heit, Aaron folle für Moſes reden und ihm als „Mund“ dienen, 
fo wird die in der andern fo ausgebrüdt, Aaron folle 822, db. h. Spreder, 
des Mofes fein, [Siehe das Nähere über Form und Bedeutung des Wortes x" 
fowie über die Benennungen, welche den Propheten als Seher bezeichnen u 

jo feine rezeptive Tätigkeit ausbrüden, v. Orelli, Altt. Weisfag. v. db. B 

des Gottesreihes ©. 6 fi] — Die prophetiihe Sendung iſt nicht wie ber 
fterliche Beruf Stammes» oder Familienprärogative; fie ift 


eine gewiſſe äußere Succefjion für die Prophetie fich bildete, "doch — 


Propgetentum bes A. T. 269 


an eim Äußeres Inſtitut. Der 5 Mof. 18, 15 — Ausdruck „Jehovah wird 
erweden“ (EP), dgl. Am. 2, 11; Jer. 6,17), der ebenſo von den Schopheten 
u ftehen pflegt (Richt. 2, 16. 18; 3,9. 15 u. a.), weiſt auf die Freiheit der 
Bilden nn hin, die übrigens ihre —5 — was widerholt (B. 15: 
aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern“, ebenjo V. 18) mit Nahdrud erklärt 
wird — an das Bundesvolk binden will. Doch ſoll das Prophetentum darum 
t. außer gefchichtlichen Zufammenhang gejtellt jein. Wenngleid der Prophet 
Moſes das Wort Jehovahs unmittelbar empfängt, alfo nicht Jünger des 
Moſes, jondern >" 77725 (vgl. Jeſ. 50,4), unmittelbarered Organ Jehovahs ift, 
b liegt doc in B.15f. und 18f. zugleich, dajs er anknüpft an Mofes und die 
) gegebene Offenbarung fortfeßt. Soll doch nach 13, 2—6 der Prophet feine 
göttliche Sendung nicht ſowol durd Zeichen und Wunder, zu deren VBollbringung 
auc ein faljcher Prophet die Macht empfangen kann, als durch das Bekenntnis 
des Gottes beglaubigen, der Iſraei aus Ägypten erlöft und ihm das ge: 
geben hat. Weiter ſoll, was der Prophet redet, fommen (x3Y18, 22), fol aljo 
prophetiiche Wort ſich legitimiven durch gejchichtliche Erfüllung. In erfterer 
FIRE das Prophetentum, wärend e3 felbjt in die Ordnungen des Ge— 
hineingeſtellt ift, der toten Überlieferung der aefenticen Sapungen wehren, 

es die Forderungen des göttlichen Willens je nad) dem Bedür fe der 

it und in der Friſche eines immer neu ergebenden Gottesworts dem Volfe ver: 
digt. In Beziehung. ſoll das Prophetentum dem Wolfe ſtets Licht 
feine Zufunft geben, 2 zur Warnung oder zum Trofte die göttlichen Ge: 
Ihichtsratfchlüffe enthüllen (vgl. Am, 3, 7), auch hierin wider das Zeugnis der 
Ehora fortjeßend, die ja nicht bloß die göttlichen Forderungen an das Volk, fon: 
auch dad Geſetz der göttlichen Fürung desjelden und das Endziel der gött: 
lichen Reichswege geofienbart hat (3 Mof. Kap. 26; 5 Mof. Kap. 28—80; 32). 
in beiden Beziehungen ift die Prophetie eine der höchſten Gnadenerweifungen, 
Gott feinem Volke erzeigt; fie wird in gleiche Linie mit der Erlöfung aus Ügyp- 
den und der nachherigen Fürung des Volks geftellt (Am, 2, 11; Ho]. 12, 10h) 
Wenn für die heidniichen Völker die perfönliche Selbftbezeugung der Götter über- 
a der Vergangenheit angehört, aljo mehr nur Säche der Erinnerung ilt, 
fo iſt dogegen in der PBrophetie ein fortdanernder lebendiger Verkehr gejtiftet 
zwiſchen Sehovah und dem Bolfe, in deffen Mitte ev wont und wandelt; wes— 
wegen umgefchrt das Verſtummen ber ee ein Beichen davon iſt, dafs es 
Done bon dem Volke ſich zurüdgezogen hat (Um, 8, 12; Klagle2, 9; Pf. 74,9). — 
doch iſt hiemit die Beziehung der Prophetie zum Gejeh und ihre Bedeutung für 
den Fortſchritt der altteftamentlichen Religionsöfonomie noch nicht vollftändig bes 
ichnet; beide werben erſt genügend erkannt, wenn neben dem prophetifchen Wort 
uch die prophetifche Geijtesausrüftnng und das prophetifche Leben ins Auge ge 
werden. Das moſaiſche Geſetz, das den Siraeliten in allen feinen Lebens: 
berhältniffen einem abfolut gebietenden Gotteswillen unterwirft, hat allerdings 









H 27, 18 u, ſ. w.), iſt 


270 Prophetentum bes A. T. 


* Sek, und dem Menfchen ftiitet, vermöge deſſen ber Menſch nicht 
ee —— Rates wird (Am, 3, 7), ſondern auch ſelbſt ſich r 
are Be wie umgewandelt, ald einen neuen Menfchen 2 1 a 10 
6. 9). So bildet bie * eine relative Anticipation jen dere Knie a * 
—* und menſchliche llens, welche das Biel der Offenbarung 
Broppeie ift en eine ante auf die xuwn xrioıg bed neuen We 
arauf zielt das Wort des Moſes 4 Mof. 11,29: „o daſs doch das ganze Volk 
Jehovahs Propheten wären, dajs Jehovah feinen Geiſt über fie gäbel* Eben 
darum wird die Geiſtesausgießung, durch welche die künftige Heildgemeinde, im 
der alle unmittelbar von Gott gelehrt find und fein Geſetz als heiligende Bebens- 
kraft in fich tragen (Ser. 31, 34), ind Dafein gerufen wird, ald ein Allgemein: 
werden ber Prophetie geicilbert. — Nach diejen allgemeinen Säßen über das 
Wejen und die Bedeutung des Prophetentums ijt num im Folgenden ein an 
blid über die gefchichtlihe Entwidlung desjelben au geben, —— * auf die 
Weisſagung im engeren Sinne ſich beziehenden Erörterungen, wohin auch die 
nähere Beſtimmung der pſychiſchen Form der Prophetie oder des prophe 
Bewuſstſeins gehört, dem Art. „Weisſagung“ vorbehalten find, 
Der gefchichtliche — Bo nüpft fich an die Srinbun » der 
Theokratie (vgl. Ser. 7, 25). Mofes, obwol er ald Vermittler der 
ndlegenden Beebesoffenbarung er 9 Verwalter des ae göttlichen H on 
ht, fowie vermöge des ihm eigentümlich zulommenden höheren Gottfcha 
der allen Prop * rent (4 Mof. 7 Pr ki gr. or der —— 
Prophetentums (vgl. 5 Mof. 34, 10; 14). Und zwar heißt er 
nicht bloß in dem weiteren Sinne, N ern der Name x123 ſchon —5 
Patriarchen (1 Moſ. 20, 7; Pi. 105, 15) gebraucht wird, weil Gottes Wort an 
und durch jie F aan war, fondern i in Iegieler Bedeutun ‚ jofern er der Geis 
ftesausrü eh Propheten macht, teilhaftig ift (4 ut 11, 25). Wenn 
nämlich die hie der altteftamentlichen Offenbarung von der Theophanie zur 
Inſpiration fortſchreitet, jo findet bei Mofes neben jener bereitd auch dieſe ftatt, 
* ogegen ſpäter die Theophanie * und mehr zurücktritt. Neben Moſes wird 
feine Schweſter Mirjam 2 Moſ. 15, 20 als 8722 erwänt, was auf kei⸗ 
= Fall bloß durch Dichterin oder Sängerin erklärt werben darf, da Mirjam 
Mof. 12, 2 ausdrücklich die Ehre für Mh in Anfprud nimmt, dafs ae. 
bar fie rede Joſua, den der Siracide 46, 1 als duadoyog Muve 
— bezeichnet, wird nie X23 genannt, Überhaupt erjcheint in den ei 
—— nach Moſes die ophetie nur ſporadiſch; fie ift noch nicht zu einer 
Volke geworben. Mit dem Schophetentum ift fie ‚geeinigt in der Per» 
5 * Fe welche Nicht. 4, 4 Prop je heißt, wei 


unter dem 'm> 7852 2,1 föwerfid eine menfeitiche Perfönlichkeit zu verfichen 

ift) nur nod) 6, 7 ff. einen Propheten, der wärend des midianitifchen Druds fü 

erhob, Iſrael an feine Erlöfung aus AÄghpten erinnerte und es um feiner 

gr willen ftrafte. Weiter erjcheint 1 Sam. 2, 27 ein „Mann Gottes“, ber 

ganz in der Weife der jpäteren Propheten das Strafamt an dem Hohepriefter 
fi und feinem Haufe übt. Daneben muſs e3, wie fih aus 1 Sam. 9, 9 erras 

ten läjst, noch da und dort Seher (R", wie man fie damals ftatt R33 zu nen 

nen pfleg 3 gegeben Haben, bei denen man gauch in Eee 

göttlichen Rat erfragte; eine umfafjendere Wirkfamfeit kann aber be 

vorausgeſeht werben. Dais, wie vermutet worden tft, die nen 

vor Samuel böftanden haben, nämlich in der Form afketijcher V die 

rend ber eg N bes theofrafifche hen Lebens fi in die Stille yuie 

etwa ald Nafiräer Gott dienten, ijt möglich, läſſt fich aber aus Er 

erweifen. Im allgemeinen ift es noch —* die Zeit des Eli —— 

wie 1 Sam. 3, 1 geſagt wird, „Jehovahs Wort ſelten war in jenen abe ot 

Gefichte nicht verbreitet waren”. Eine durchgreifende und zufammenbängen 





3 


Prophetentum des A. T. 


ber erſt mit © L, der als der 
— oltirhamentlicen Brophetratumd qn betenien IR (ol. Mpacd, 


war außerordentli da mit der der ! e 
centrale —— eingebüßt :feigung dr A des Hohes 
irt war, und num die Mittierfchaft zwifchen Gott und dem 
zen in der Perfon des gottbegeifterten gg nn her ya 
alten Kultusordnungen durchbrochen find, ee ed zu 
— Sehoba feine Silfeeidhe Gegenwart nicht an-Dad bis Vehikel 
unter dem Bolf gebunden habe, vielmehr überall, wo man mit 
Ber: [et a8 geiögent zu Aaben Von —— iſtigen 
Volk ergriffen wurde, — davon zeugt die große der 
die Ne aldbeih um Samuel ſich (dene, und die —— Prophe— 

a ulen bilden. Über dieſe merfwürdigen Inititute, in denen die 
liche, bald Mönchsklöſter, bald — — bald — und dies iſt die 

in der gewönlichen Benennung 


en bloß 
a —— beim Ob diefe in der Beit 
Samuel und = ne Ssrune, * er 


—— a Ei Sehranfalten gefeen je Ken en in den Die Buchern 







jroße = bon — die nach 1 Ho, 18, 13 beim Safer er Cie Elia 


4 


er — —* m Be 
beiberfeitigen Relationen — werden. — Zuerſt begeg⸗ 
= wir 1 Sam. 10, 5—12 einem Verein ( San) don D823, die mit Muſit von 


der Höhe (ma) Gibens im Stamm Benjamin herabfteigen und weisjagen. Saul, 
ber, von —— geſandt, ihnen begegnet, wird ſelbſt — es Feier des PR 


id d 
— — zu a ER ge nicht —— ehe ln 


©) Baın n in die erften Möndsklöfter erblidte (f. die betr. Stellen bei 
Vitringa de a 364), To Ichen Dagegen Die Rabbhnen in Ihnen vn 


im 5. 8b. feiner Werfe ©. — Anti *— bie —— ber Spätern 
— — in denen, wie 
th et —— divinarum 
Ebenfe, Bejelönet Pau (Ab: 
Is Schulen, um geſchicke 





! Fr —J a Mio dt a in fe ia Auffäru 
waren an m e wiſſenſchaftlichet 
oetit, Naturwiſſenſchaflen, vor Ei aber Moralp —— 
fie dienten namentlih aud dem * polttifger Oppofition. (gl ler, 
ae at oa ‚ ©. 380f.;5 Herl 21.) Neuere lichen fie nach Tenne— 
manns Vorgang mit * Putbagoreien Seelen. Die en weiche — ihnen — 
fieht, werteitt aud) Herzield (Geſch. des Volkes Jfrael, Bd, 2, ©. 4 
ihm foll Samuel bort Jünglingen bie reine Yahveidee und bie —— PR 


1 haben, in ber — Abſicht, die er von ihnen bloß zu erleuchteten 
welde, ihren heimiſchen Kreifen zurüdgegeben, ſehr heilſam auf fie einwirken 
r, bie begabteſten bteſten darunter aber zu wirklichen Prop —* "anszubild eu. 


373 Prophetentum bes A. T. 


auch auf einer Wallfart zu der genannten Anbetungsftätte begriffen gewefen fein 
anders Thenius 3. d. ©t.). Weiter finden wir 1 Sam. 19, 19 ff. eine Ber 
ſammlung (p72) weisfogender Propheten, an deren Spite Samuel fteht, bei 


Rama n'n2 (Keri mr32), welcher leptere Ausdruck eine aus mehreren Behau— 
fungen bejtehende Wonftätte bezeichnet und demnach auf ein Prophetencönobium 
hinzuweiſen fcheint. Auch in jener VBerfammlung werden zuerft die Boten Sauls, 
dann diejer felbft wider von dem prophetifchen Geifte ergriffen, was ſich bei Saul 
in einem konvulſiviſchen Zuftande äußert. Un eine eigentlihe Schule kann man 
bier nach einfaher Auffafjung des DVerichtes noch nicht denken; es it wol zu 
beachten, dajs von Propheten (2822), die nm Samuel verjammelt find, bie 
Rede ift, nicht, wie an jpäteren Stellen, von Propheten ſün en (28733 32), welche 
vor ihrem Meifter fipen (f. 2 Kön. 4, 38; 6,1 und Keil und Thenius zu dieſen 
Stellen). Wir haben in jener Brophetenverfammlung wol cher einen durch fre 
Bug ded Geifted zufammengefürten Verein zu fehen, als befien ——— 
pflege der durch gemeinfchaftliche Heilige Übungen mächtig zu förde prophe= 
tiichen Begeiſterung zu betrachten ift, wobei zugleih angenommen werben ba 
daſs Samuel in jener Zeit, in der das der Bundeslade beraubte Heiligtum ni 
mehr das Centrum der Theofratie war, dem mächtig angefadhten religiöfen Leben 
des Volkes einen neuen Heerd gründen wollte Pie ————— cichei- 
nungen, in denen ber probhetifche Geift ſich äußert, und den unwiderſiehlich über- 
wältigenben Einfluſs, ben er auf jeden, der in feinen Kreis fommt, ausübt, hat 
dieſes Auftreten der Prophetie mit der eriten Friſche verwandter Geiſtesbewe— 
gungen gemein (vgl. z. B. 1 Kor. 14, 24. 25). Daſs, wie früher don 
angenommen wurde, zum Prophetenverein in Rama vorzugsweife Lebiten ge 
haben, davon ift feine fihere Spur. Ein Abftammungsvorreht fand hier auf 
feinen Fall ftatt, wie dies auch 1 Sam. 10, 12 angebeutet ift. Im diejer fehr 
verjchieden erklärten Stelle find die Worte: „wer if ihr Bater?“ jchwerlich zu 
fafjen: „wer ift ihr Vorſteher?“, was hier eine höchſt mühige Frage wäre, ſon— 
dern auf die Frage B. 11: „was ift dem Sone des Kis gefhehen?“ erfolgt als 
Antwort die Gegenfrage: „wer ift denn ihr Vater?“ d. h. haben denn jene den 
prophetifchen Geift kraft eines Geburtsprivilegiums? Daſs fich in jenem Pros 
phetenverein auch Leviten befanden, ift allerdings mit Warfcheinlichkeit 

men, nicht bloß, weil Samuel felbjt Levite war, jondern bejonders mit R 

auf den Umftand, dajs die Pflege der heiligen Mufit, die nad) den oben ange- 
fürten Stellen in dem Prophetencönobium ftattfand, von David an in die Hände 
fepitifcher Familien gelegt it, deren Sangmeifter als gottbegeifterte Männer jelbjt 
auch orwr22 heißen (1 Ehron, 25, 1ff.). Jedenfalls ift anzunehmen, dafs zu 
dem Aufſchwung, den feit David (der in naher Verbindung mit dem Propheten: 
verein zu Nama ftand, ja nah 1 Sam. 19, 18 eine Zeit lang daſelbſt ſich 
hielt) die heilige Lyrik genommen hat, vorzugsweife auch die Prophetenfi 
beitrugen, wenngleich die Pflege von Muſik und Geſang feinesmegs direlter Bı 
jener Vereine war, vielmehr teil zur Zubereitung der Seele, um bie i 
Stimme zu vernehmen (vgl. 2 Kön.8, 15), teils als Vehikel für — 
der prophetiſchen Begeiſterung diente. Daſs ferner in jenem CoOnobium zu Rama 
auch die heilige Litteratur gepflegt wurde, iſt warfcheinlich, denn one Zweifel bes 
innt mit Samuel das prophetiihe Schrifttum und zwar zunächſt ala theofratis 
he Geſchichtſchreibung. (Vgl. 1 Chron. 29, 29 und was Thenius zu 1 Sam’ 
19, 19; 22, 5 über die Spuren von in der Prophetenfchule gemachten Au 
nungen der Geſchichte Davids bemerkt hat.) Schon damals mag ber 
legt worden fein zu dem durch die folgenden Jarhunderte herab von 
verfajsten großen Gejhichtöwerfe, das in den Büchern der Könige fo B 
Duelle eitint wird und, wenn auch überarbeitet, noch dem Chroniften vorlag R 


’ rs 

















. f bie bier nicht näher zu erdrternde Streit ie fi die in den 
ku DE ut Si nid über zu et Sa, mie ih Mei bi 


Prophetentum des U. T. 273 
weiter unten erhellen. — Sonft läfst Ben * innere pe Here 
phetenjchulen oder, da das Vorhandenſein eines —— er außer dem 
zu Rama wicht zu erweiſen ift, des Prophetenvereind im Somuels Zeit in Er- 

aller weiteren en nichts jagen. Daſs es fa Bei demſelben nicht 

um ein liches Leben in aueh nheit von der Welt handelte, dafür 
5% ‚ welche das Pr on jeht an ausübt 
nachdem Samuel dad Königtum gegründet und 


dieſe beſtimmt ſich | 
auf die bis dahi and und Gewalt 
* die des Are ————— "edge Die Propheten 


nud arſtredt t daß Bo 
N, — — en De anf bie een atifchen Bätecerf til is u it 
—* — — nach * ee Beingip Be — 


— 
a 
& 
a} 
eg 
1 
it 
A 
ker 
PER 










emeſſ⸗ an 
| l. 9 
— Senders *8 N, überall. auf bie gi: 


BEER Se 


Tamereiie göttlichen ende ee n, nad dem Map- 

e3 die vergangenen Aujtände des Volkes, namentlich das Leben 

einer Könige zu beurteilen, in ihrem Sejcjide die Realität — 5 

ungen und Drohungen nachzuweiſen, und durch alles dies den 

—— zur War und zum Troſte in der Geſchichte ihrer — 
——— „theotratiſche Pragmatismus“, 


verleiten kann, u die Geſ — welche den Propheten 


it, vielmehr die Frucht einer die Gefchichte für fubjektive Tendenzen z 
Darftellungstunft fein ſoll. * Da die des 
d Wirkens der einzelnen ausgezeichneteren Propheten befonderen * 
Br ift, jo haben wir uns im Folgenden auf bie ——— 


ee Propheten in ihnen vorlomme 
eirac X röniſt, wie ee I R — 22 in Bezug auf bie von Jeſaja —— — 
uſia gm —— at fagt, die jenem e zu Grunde Negenden Bücher als 


Real-Enepklopädte en ee unb Rirde. XII. 18 


274 Proppetentum bes A. T. 
Nah den. a un des Prophetentums beſonders charalteriſtiſchen Büge 


Stellung, das Prophetentum Königtum ehmen 
iſt —— in dem —— — Saul, Yan we = 
des * ſich zu emangipiren bemüht, das öpfer feines Bir 
derjtrebens wird, D Konfequeng, mit der Samuel den König 
—— range rate De Die Mfichten. feinen Bmteh erfäl 
NL, 5 v4), Die ‚em 
übe in ber te des Prophetentums wider, wo es vor gegen eine 


überall. es 
abtrünnige Statögemwalt 3 und feines u bertretem. 
bildet dad Wort Sam — rege nn "22 IK Fe 5 Programm für 
die, — des a reg zum —— — 
Nachdem Samuel ar Sauls Stelle David zum Rönig BER —— 
i u 


il — Be AR Thrones, doch nicht mehr als rech 


Ko opheten allen Verkehr abgebrochen (v 
28, © hei 5 * und David, fo a es ER 
5 * * ee — ſputer br n® 3 Ge 
vorkomme u Prophetenderein 
kim nd —2*— 8 dauerte wärend Havide Negierum 4 
Else God Saba n * ſ. über ihn Bd. X, ©. 


in Umftand, dafs gerade in feiner der — in denen d 






a Beier gen 


si Dan at 


nus — findet Die nen Beopfeten N 
nter Salomo, ber unter — Fr opheten — 
ee erhoben worden war, * das Brophetentum längere Beit Be 
grund getreten zu fein; es erhob re ie a = 
* ſo drohender wider den zum Abfall von —5 ſich neigenden 
Prophet war es one Zweifel, durch den das ſtrafende —— 1 
11—13 an Salomo erging, vielleicht derſelbe Ahia von Silo, 
B. 29 ff. dem Jerobeam die Erhebung zum König über die am 
Stänme — anlündigte. Das —— aren des Ahia iſt im vo 


demjenigen, welches Samuel gegen eingeſchlagen hatte, © ana 
Bo *9 dieſe⸗ aus ſelbſtſüchtig te zu erklären, —— 
—— (Geſch. Sfr. II, 1, erfte 9 Aufl., S. 461) meint, das 


zum Seren über das menſ liche Königtum habe machen 
feil Nicht — —— * = —— — | 
erden, ba 
pörung ermächtigt habe. In te auf Salomo erklärt Ahia V. 34 — 





276 Vrvphetentum bes A. T. 


beiden Seiten, hielt Baals- und Jehovahkullus vereinbar. In ige Beit fürte 

den Kampf gegen das fe reiche Heidentum der Mann, in dem die 

lichfeit des alttejtamen hetentums widerftrahlt, Elia ber‘ 

„der Prop —— Worte brannten wie eine Fackel“ (Sir. 48, 1). 

—*— der —— Mi t adcn Hai, ch (1 Kön. 18, 22), da die etwa noch 
ag 38 aber in diefer ee E% 


fein unbe —— as Verfaren gegen * befiegten Benhadad ftrenge 
fin — — Bereils aber findet ſich auch eine — 
re n, * en. König gern hört; vgl. die Erzälung 1 Kön, 22, wo 
En "Haufen bon 400 Denen der ältere ia, Son des Jimla, ald ein- 
ü Warheitszeuge gegenüberfte Daſs nämlich unter jenen 400 nicht die 
erapropheten 18, 19, bie Pa "nicht hatte umbringen laſſen, überhaupt mi 
—* Propheten zu berftehen find, erhellt au V. 17 u. 24 ganz 
fünuten diefelben mit dem VBilderkultus in Vethel in indung ges 
den haben.) Bald, doc erft unter Joram, werden auch die Propheten 
ihulen wider erwänt, und zwar finden fi) auf einem ziemlich beſchränkten 
Gebiete nicht weniger als drei, gerade an dem Hauptfiken der Abgötterei, 
Bethel (2 KRön. 2, 8), Jericho (2, 5) und Gilgal (4,38); die Teptgenannte w 
fpäter (6, 1) wegen Mangel3 an Raum in bie Kordansaue verlegt. Aus 2, 
4,43; 6,1 ift auf eine zalreiche Befegung der Eönobien zu ſchließen. 


Name der Angehörigen derjelben DrR’22 "22 , Prophetenföne (zuerft 1 Rön, 
vorfommend), 2 Kön, 4, 38; 6, 1 mit benz Beifap „ſihend dor" (web. Pe 
dem Meifter, weiſt, wie bereits früher bemerkt wurde, auf ein Schülerverhältnis 


— 







(Analog iſt die Bezeichnung der Weisheitsſchüler in den 
hen us den zulceht angefürten Stellen erhellt, daſs die Prop 
Berjammlungen ein gemeinfames Lokal hatten, das nach 4, 38 
———— Speiſen diente, wobei übrigens bemerkt werden mufs pü 
wenn nach dieſer Stelle Elifa wärend einer T euerung für die i 
eine Mahlzeit bereiten läjdt, daraus nicht fiher auf regelmäßige Syifitien ge— 
fchlofjen werden kann. Auch fand ein jo enges Zuſammenleben one — 
bei den unverheirateten Prophetenſchülern ſiatt, mogege en die berheir 
vermutlich in Heinen Häufern um das gemeinfame Etat wonten, ihre 
—* —— gefürt zu haben ſcheinen (ſ. 2 Kön. 4, 1ff. und — 
Ka den Cönobien aus durchzogen Die Propheten das Sand, umt 
Bolle zu wirken. Daſs fie übrigens auch außerhalb d ihren. 
enthalt nehmen konnten, zeigt dad Beiſpiel des Elifa, —* na Petr 


Prophetentum bes A, T. 277 
25 längere Beit auf dem Carmel (vielleicht al3 Einfiedler ont haben muſs, 
er aber (5, 9; 6 Ma in a in * eigenen ee — Sen 


— u den Prophetenvereinen bie Ber ichtung zum Cölibat 
It aus dem eben Bemerften. * übrigen wird all 

——— der Propheten dem —— Berufes entſprochen haben. 
ihre 5* — ſollte ihren Widerſpruch mit dem en 
rend Samuel nad) 1 Sam. 15, 27; vgl. 28,14 das an 
bie — Amtstracht erinnernde SH getragen Hatte, —* Elia nach 
en 1, 7. 8 einen rauhen, aus Schaf— ober Bie — ober Ke ren 
figten Mantel (IS dgl. 1 Kön. 19, 13) und an einfachen, *. ap 












bernen Gürtel. Bon da am fcheint der härene Mantel das — 
tiſchen Berufs geweſen zu jein (Sad. 13, 4; — 11, 37; vgl. auch gi 
‚4; 11, 8). Darum wirft Elia, als er den Elifa in feine 3 achfolge 
feine: Mantel auf ihn (1Kön. 19, 19), ein ſymboliſcher Alt, analog der P 
nd Beamteninveftitur, der übrigens außer diefem Fall nicht erwänt wird, 
Haupt ift bon einer befonderen Weiheceremonie für die zum Prophetentum Be 
enen nirgends die Nede. Die Salbung mit Ol wird zwar 1 Kön. 19, 16 
bänt, ſcheint aber ſelbſt bei Elifa nicht vollzogen worden zu fein; Jeſ. 61,1 
eweiſt, da bie Rede bildlich ift, nichts für die Salbung der Propheten. Die 
Succeflion des prophetifchen Amtes follte nicht an einen ceremonialgefi Ar niat es 
gebunden fein, ſondern auf unmittelbarer göttlicher Berufung und Weihe beruhen 
Am. a 15; ef. 6; Ser. 1, Eye. 1), weshalb ſelbſt Eh, als Elija ihn um 
srüftung mit einem doppelten Anteil feines Geiftes vor den anderen Pro de 
enjü je n bittet, die Gewärung dieſes Wunfches ald nicht in feiner Macht ftehend 
begeichne! (2 Fön. 2, 10). Date (Eichhorn a. a. O. S. 196) Die He auf Die af 
om Vater auf den Son überging und die Geburt ein Erbrecht auf die Auf- 
me in den Prophetenorden gab, beruht auf Mifsverftändnis des KYa7ja in 


ai 
Am Rh 14; e3 findet ſich nur ein Beiſpiel bavon, daſs ber Son dem Vater im 
)ro fchen Berufe nachfolgte, nämlich bei Jehu, dem Son Hanani (1 Kön. 
Die an der Spihe der Vereine ftehenden Propheten ha gr. n fich, wie das 
de De tot durch die auf ihnen ruhende göttliche Geiftestraft * Ira 
imire 15). Die gu t in den Prophetenfchulen muſs vor U 
Tal ch haben, zu unbedingtem Gehorfam gegen das göttliche ea zu 
rückſichtsle ingabe an die mit göttlicher Auftorität ergehenden Er A 
ziehen Bon bes Bropdetenge orfams vgl. 1Rön. 13, 20 Er 
fung von Sona, er Ser. 1 Ezech. 33 u. f. m; merfwärbdig ift auch die 
Erzälung 1 Kön. 20, 35 ff.) Außerdem ift: in Betreff der Prophetenfchufen noch 
) —— daſs in ihnen, da das Volk des nördlichen Reiches von dem legi— 
tim Heiligtum in Serufolem getrennt war, ein den dortigen Kultus vertreten- 
der „Gotesbienf beitanden je haben fcheint. Aus 2 Kön. 4, 23 ift zu fchliehen, 
bie Frommen an den Neumonden und Sabbaten bei den Propheten au got- 


geßbienft her Erbauung fich verfammelten; ja aus der 2 Kön. 4, 42 berichteten 


arbringung von Erftlingsbroten und en Getreideförnern jcheint ſich zu 
— 3 —— im Geſetz lebitiſchen Prieſter — ab. 
St 
die 




















beten überbrachten. Auf freiwillige Unterftügung mögen —* 

eten hinſichtlich ihres Unterhaltes vorzugsweiſe angewieſen ge— 
fein. Daſs man ihnen, wenn man ihren Nat einholte, Gefchenfe brachte, 
aus 1 Kön. 14, 3 (vgl. ſchon 1 Sam. 9, 8), Welche Uneigennüßigfeit 
dem Propheten jein Beruf zur Pflicht wie er jeden Schein von 
enerei vermeiden ke, zeigt 2 Fön. 5, 20—27; beziehungsweife gehört 
ch 1 Kön. 18, 16 ff. bieher. "4 dem hoben Anfehen, welches die Propheten 
Volke genofien (vgl. z. B. 2 Kön. 4, 8 ff.) — wärend freilich vornehme 
e fie ald Verrückte betrachteten (@ Kin. 9, 11) —, wird es ihnen nicht 
feicht an Unterhalt gefehlt haben, Um fo eher konnte es gefchehen, dafs auch 
Schwäher das Prophetenfoftüm miſsbrauchten, wie fhon 1 Kön. 22 er- 
raten läfst. Auf eine folhe Entartung des Prophetentums weift Amos (7, 12ff.) 









278 — — — — 
——— zu Fr er für einen 


ei ſchüler gehalten , 
— Ba In dem a En 










ererbt 

d b 
— — in Bohren 

BT Ben 

n, Joram ‚feiner Fa er Geſchl 


Baal 
Faden etenuin. über * — Königtum 34 voch bfieb d igiöfe \ 
auf halbem —— Mn indem der gejehwibrige Sat n Bethe 
ea —— Daher ſollte zwar nad) einer au Jehu ergangeı 
N, 


10. 0) um deſſen en, a E re ge: 
tan rn ES at ftie hie Big zu Fri vierten — J ehai 
ten, dann eher fe — Ri Gerichte verfallen. Doc tritt in dem mächiter 
im ch Samaria, bejonderd unter * Kr J 
— durch * en Belege fchwer bedrängt wurde, die prophetiſche O 
zurück Ja, nachdem es mit dem Reiche aufs — 
t e8 eben der Mund der Propheten, der noch einmal göttliche R 
Big, indem re —— dem Sei angehört Jo Ba 
r — ener Zeit angehörige Prophet Jona, 
Simtehal, bie Zi 


robeam I, zumege — weisſagt (2 Kön. 14,25). Doch bewirkte d Auf * 
Slüd feine „au De lung; r Fr jenen 


us Juda a Bert ge 

Sei ber Sicherheit en Vornehmen in Samaria, — 
gleißn migleit be Haufen das Nahen des 

sa ig ihm tritt, warfcheinlich gegen das Ende der Regien 
— ofea auf, um num, vs 2 dad Weisſa a? 2 Rön 
€ > geftedtte Frift ihrem laufe nahe. if it, zunüchſt ji 
ve aber dem Reiche Samaria überhaupt den Untergang anzufündigen, um 
Gerichtögeugnis wärend der mit Jerobeams Tod ——— greuelvolle 

Be fortzufegen. Und zwar ift e8 nicht bloß die im Schwange — bg 
terei und bie in allen —— —— hervortretende Bosheit Laſterha 
tigteit, —** Kai eifri phet kin ftrafendes Wort — ondern na 


iner R mach 
Sue, wi Mein bei Gott diefen aber aud) a 
gerad — — her Wbteünmigtei 
——— oll, daſs es aber andererſeits, wenn es einmal ein Bündnis mit ein 
heidnifchen —* t gefchloffen Hat, zu gewiffenhafter Haltung desjelben ehe 


A 





280 Prophetentum bes A. T. 


one —*22* Lücken bis zum Exil herab verfolgen. Unter Rehabeam er— 

‚bereit3 ‚oben te —— ur Zeit der Invaſion Siſals im 
—— us Seen, (2€ st) Auf ihn folgen unter Afjas 
farja, ed (2 Chron. 15, 1) und Ha= 





nani 19% 03 Der erftere, der auch — 8 le iſt Ne nur duch 
—— Oped — ermunterte durch fein Zeugnis dem‘ 
zur ea van —— der lehtere ſtrafte den König, weil er im Krieg 
mit Babſa ſtatt auf den gött lichen Schuß zu bauen, ein Bündnis mit ken am 
Syrern geſchloſſen Hatte, muſſte aber für feinen Freimut im 
* ben. Weiter erſcheinen unter Joſaphat — Jehu, Son et 
En 19, 2), bereit früher unter den in das Sehnftämmereich ei ngreifenben. 
eten erwänt, und Eliejer (20, 37), beide die Verbindung, w —— 
phat mit den Königen des nördli "Reiches eingegangen, ſtren 3 
auch der Levit Jehaſiel tritt 20, 14 ganz in der Weiſe eines * 
Im allgemeinen aber * unter Joſaphat die Wirkjamleit ber m sin: 
ter dem priefterlichen Einflufs zurüdgetreten zu fein, wie denn at 
weisen * —— —* 17, 7ff. zum Behuf der en 
Lande um herreiſen ließ, feine Propheten ſich befanden. 
eat 7 dafs, als einige Jare nad Joſaphats Tod 2 ja die R 
Iſebel im Reiche Juda durchzufüren unternimmt, die rettende 
von en Seite auögeht. In welcher Eintracht übrigens —* bie 
pheten mit den Prieftern verbunden waren, zeigt Joel, der im die —* 
es Joas zu ſetzen iſt, Sein Wort iſt im Stande, bei einer ſchweren La 
Seiefter und Bolt einer Bußfeier am —— zu bereinigen. 
port Fler Wropfeten eine rege Teilnahme für den — — 
alb Ewald (Proph. des alten Bundes II, 89. 91) ihn ſelbſt für einen 
n Serufalem gehalten —39 eig: head befand fi) unter den Propheten, 
nad 2 Chror. 24, 19 ff. i Breya Periode der Negierung des Ions a 
traten, um wider den Afal a önigs zu zeugen, ein Son des Ho 
Jojada, jener Dan: tja, ‚ jo viel wir wiffen, der erite Blutze Cine 
ben Prop eten des Reiches a geweſen ift. Unter Joes Nachfolger | 
werben 2 Chr. 25 zwei anonyme Propheten erwänt, bon denen ber eine. 
Könige verbietet, die von ihm gebungenen Mietfoldaten aus dem nörbli 
bei dem ii gegen Edom zu verwenden, der andere ihm wegen r 
— —— ſtraſt und deshalb mit Drohungen ab * ird. 
Sn allem Bisherigen tritt feine Wirkfamfeit der Propheten in 
fi der der Propheten des Behnftämmereichd Hinfichtlich —— 
tung zur Seite a ließe; Jeſajas Auftreten ift epochem 
aber I Darſte dieſer "Zeit übergehen, ift auf ein in die Entw —— 







— * 






Prophetismus neu eingetretenes Moment hinzuweiſen 
t Joel nämlich oder mit Obadja, falls diefer ſchon * Jorom 

etzen iſt, alſo in den * Dezennien des 9. Jarhunderts 

engeren Sinne prophetiſche he Schrifttum oder Die —— von  Weisfagt 
büchern. Auch die älteren Propheten hatten Weisfagungen tusgchraden, Di 
den prophetifchen Geſchichtsbüchern aufgezeichnet wurden. Die Grundlagen F 
prophetiſ Eſchatologie ſind Bi bereit3 in den Älteren Offenbarungd 
zeugniffen gegeben. Doc ift der Blid der früheren Propheten mehr der Gegen— 
wart als der Zukunft des göttlichen Reiches zugemendet, ihr Wort in Ermar 
Fe und Berheißung ftet8 auf einen unmittelbaren praftiichen Zweck gericht 

Jeht aber, da bie Völferbewegung im Anzug begriffen ift, durch bie Fir 
den Konflikt ber heidnifchen Welt che, und für feine Abtrünnigk 









richtet werden foll, da es mehr und mehr fi berangjtellt, dafs nit das Sfrael 
der Gegenwart zur Reafifirung des göttlichen Heilszwedes berufen ift, daſs bie 
mehr = gegenwärtige Form der Theokratie zertriimmert werben muſs = = 
duch fichtende Gerichte aus dem Volk die Heildgemeinde der Zukunft, 

— —— iſt, erſtehen wird, — jetzt gewinnt das prophetiſche — F 
weit über bie Gegenwart Hinausgreifende Bedeutung, Von den Beitgenofjen 


Prophetentum des A. T. 281 


— a — kai 


Hi 
SH 


1 2 5 Jer 3 ’ 2 ’ 
Ein tea, — 
ällen verknüpft fi die” U ee 
‚zur i der letzteren, wobei es zuweilen (Jeſ. 8, 7508 
er er) genügen fonnte, wenige Shlugt wörter, in melde ber 
des Oralels fi a bor „Seuen niebe a, Im all 
—* geht An (öriftfiellerifche it jelbftändig neben der mündl 


oe ein Gejamtbild ihrer —— — — aſs und 
ext iſt, als die er, ni 


Jeſ. it ſelbſt fich Ba al "lberaumma me eines alten 

u erkennen gibt. Doch find die Spuren folcher älteren, verloren 

— ——— ſo häufig, wie —— oph. des U. B. I, 69) 
— 12; 8,12 nicht auf frühere propheti 

art. ment die non & bezieht ſich beutfih auf mündliche —— 

ee (228), die letztere auf das in großem Umfang vorhandene ges 

e Geſetz. Daſs Joel. 3,5, wo man a n (vgl, Ewald 5. db. ©t. 

oealet ung auf eine ültere Weis agung 8 — — eben auf * 

enge angene Gotteswort geht, bedarf faum bemerkt zu werben. Die 

vollends, daſs die vorliegende Sammlung ber Weisfa 

* * J egen — waren Umfang der prophetifchen Litteratur verhältn Anäbie 

ger Ing, und nur Refte bilde, die wie wenige Blüten bon einem weiten Stamme 

halter F — — auf ſtarker Übertreibung. Gegen fie zeugt na— 

ientlich emias, dieſem librorum sacrorum inte e vindex 

f —— Bezeichnung), bei dem man vorzugsweiſe die Spuren der 

Be —— — ngsbücher finden ſollte, die älteren Stoffe eben den 

—* = altenen propheti ne Büchern entnommen find, In ein Ve: 





bereit3 auf Eee bedeutungsvolle Gigentüimlichfeit ! des prophetifchen 
—5 — — auf den Zuſammenhang, der zwiſchen den Weis— 
ſofern die jüngeren Propheten vielfach an die Aus— 


an älteren Mi 6 Fate nen, bdiejelben fi aneignen, erweitern und fort: 
ben t, um no ein par Beijpiele anzufiven, Amos mit feiner 
ericht agung wider bie heibniftgen Nationen 1, 2, an Joel 4, 16 an, der 


x ai an den Schlufß der Rebe des älteren (1 Mön. 22, ‚28). Saft bar 
all heten herab Tafien ſich —— oder doch — ver: 

ophetenwerfe nachweiſen; verhältnismäßig am ftärfften —* 
—* Zephanja und Jeremia hervor. Es gehört dies, Ai de — 
ang ; ber ayrop ſchen Geſchichtſchreibung, zu der axsı@ng Stadoxn, die Jos, 
—9— dem altteſtamentlichen Prophetentum zuſchreibt. Die Propheten bes 

educch die Einheit im Geiſte, in der ſie Heben, die im Wechſel der Bei- 
arr Einheit des von — verkündigten Gotteswortes und die fort: 
igkeit der noch nicht erfüllten Weisfagungen. 


—2 





282 Prophetentum bes A. T. 
Eine durchgr t des wir, 
* Wirtſamteit de Prophetentums im Reiche Juda 
da ln ha bie Oefdie ihte des Stats entjceidungsvollen en —— 
durch di 8 ala a Suthams en worben war. Uber 
—* die Hp aufret 


w emeinen die theokrati —— er⸗ 
war ——— ri religiöſe Zuftand * Volkes 
dem Re ötterei und — 
et Hof ee Behriäung der Armen überhand na 
‚ wie aus den Schriften des Jefaja und feines 8 en ren 
; — a höheren Stände ergriffen. Neben einer — Junkerpartei, 
in Jeruſalem auf pieleibe Politif, melde Reih Samaria 


— te, losſteuerte und im Innern eine feile rar (a 
— ——— nunmehr — — entartet ( 
‚ und mit ihr einträchtig zum Verberben 

treibt don jeßt an auch in Juda ein Haufe falf F Rep 
— —— Demagogen, die, ſelbſt dem —— — gen 
erben fröhnend, um Lohn weisfagen, was das Volt cn ört, nn es im ſei⸗ 
ner fleifchlichen Sicherheit bejtärfen (ef. 9, 14f.; . 2,11; 8, 5). 
Nachdem Jeſaja bereitd unter Jotham den A A in 

une Troß Kap. 2—6 das uhr des großen Tags Jehovahs geweisſagt 

alles Hohe und Stolze auf Erden ergehen und es erniebrigen 
beginnt, 4 viel wir aus ſeinem Buche erſehen können 7), ſeine 
— eit unter Ahas in der kritiſchen Lage, in die Juda durch den 
ephraimitiſchen Krieg verſetzt worden war, und ſie erreicht ihren Hö unter 
His kia bei der af Myrifgen — welche die göttliche Sen des = 
pbeten legitimirte und, mie fein anderes Ereignis, die heilige Größe des alt- 
teftamentlichen Prophetentums ins Licht jtellte. BWärend d Jeſaja im Kampfe wider 
das fittliche Verderben der Beit, dem auch die Kultusreform unter Hiskia nicht 
abzu u vermochte, in ber — der Ste ae be: WinnbEnR 


t bie fi 
falen * dem der — —* der 


⸗ und Ge d Stärke, i lob feine Miffetat 
a ine Sünde“ ea — — * der 





Blut ee Seelen erfüllte, "namentlich Propheten ge hie 
ſchon aus dem Zuſammenhang bon 2 Kön. 21, 16 mit dem Vorherge 
wird beftätigt durch das auf jeme Zeit zurüdhweifenbe Wort des 

„Euer Schwert fraß eure Propheten wie ein reifender Löwe“ Ä 
Ant, X, 3, 1). Belanntlich fol nach der Sage Jefaja unter Man 
worden fein. Ob unter dieſem ——— ein Bee Namens er rfte, iſt 
mehr als zweifelhaft, ba das von Targ. in 2 Ehr. 33, "2 a 
propr, gefulßte win höchſt —e —* v* 18 am Ende) appellativifch zu 


















' 3 8 
eſe fi (von Gramberg. P. dv. Bohlen u. a.), damals im Ins 
e der Reform von Prieftern mit ——— r Propheten, namentli 
temia, Denteronontium er irt Ka ol, iſt beſtimmt a 
® Die XI, ©. dösf. Sl “aber 


! 


en, X rwãg 
t der hetin Hulda, Das den za nad) ber 
er —— pen anfenerte (2 — 


— do sogen (f Mag wo —— Rück⸗ 
ſleiſſelle 2 Chr. 34, 30, — att der Prophe⸗ 
hätte anta follen). —— rnahm Jeremla, wie 

11, 1—8 erhellt, das ——— durch wc Predigt in in 

a in he —— ie 9— 5 Rom mio —* * 

g zum Demujstjein zu gen. Doch war ori, ſo 
heren im Stande, 


A 


Außen war, noch viel weniger al bie frü 


ebendreinigung zu ers 
ve nicht mit ganzem Herzen, ſondern mit Trug, wie 
der abgöttiiche Sinn feine Herrichaft wie zuvor bes 
—— die äußerliche ee der gejehlichen — 

zu haben. Selbſt die Trümmer Samarias, en, ide 
en —— —** u dienen dem 


nd es — * — fleiſchlichen S es) 1—15, 

m nun ſchon die frü —* — eat gefopen 

endienſt und eitle en zu zeugen, wie beim 

jeder Beftancaion des von 22 an ein dera — 


15; dan Hiskias Zeit 
6, 6), fo either” vollends jeht die Beni wider bie Heu ei der 


5 äußerlichen Kultusform und wider bie Er eg 8 im 
| — ein weſentliches Stück der * ronferifhen bee diefe op 
—— * —— Propheten zum landes no Ruftus fiehe F 


ſerlults Bd. XI, 
Wet Dil Jeremia, der, wor aud und zwar dom feiner eigenen Familie ans 
efeindet, — unter Joſia feine öffentliche Wirkſamkeit ungehemmt ausgeübt zu 
ben ſcheint, brach unter Jojakim und deſſen Nachfolgern eine ſchwere idende 
jerein, wenn er gleich bei der peinlichen ne an im Anfange der Res 
rung Bed Yojaim gegen ihn erhoben worden war, re Sung solang — 
päre ophet Uria, der durch die Flucht nach — 
zu — geſucht, zurückgebracht und hingerichtet eh Dur 
Dezennien des Neiches Juda zieht fich ein gewaltiger Kampf zwiſchen 
uud dem —** — — der ct Der Mütter um die politif en 


284 . Prophetentum des . T. 


Berhand bie unter Bebefia (28,1, ber ZTertjehler in 27, 1 
verbefjern ift) mit den Gehenbien —* ——— zum Behufe her a 
Sat — en Nebukadnezar in Jeruſalem gepflogen wurden, 


1 De. Br DR Den DE MIR SE 
ie Ir urch die herrſ ——— — 
er ögelüften beftärkten (j. Kap. 27 u. 28). Nach em legteren Stelle 
ah be An ne P — Han or a entgegen, dem, weil er, ont 
— ſeiner lüge He —— we rrte, Jeremia, entſprechend der 
DR Mof. 18, lee ir | — — — verhängenden Strafe, den nahen 
d anfündigt — achdrůckliche Warnungen muſsſte Jeremia 
—— an die bereits im — befindlichen Juden ergehen luffen, da diefe don 
ben in —— 5 Demagogen aufgehegt wurden. (©. Jer.29, 
wo als ſolche Lügenpropheten Ahab, 8 ebelia und Semaja genannt —— 
vol. Ezech, Kap. 13, wo nämlich ®. 9 zeigt, dafs von Propheten, welche unter 
en Erulanten aufgetreten waren, gehandelt wird.) Merkwürdig ift, dafs — 
— 17 das jalfche Rroppetentum feine Jüngerſchaft namentlich 
unter —— chen Weibern fand, die mit Weisſagen in Jehovas Namen ein * 
Gewerbe trieben. Bon der Gabe der waren Brophetie war a 
* aus der bisherigen — ſich ergibt, das weibliche Geſchlecht ni 
—— ausgeſchloſſen; doch ſind Prophetinnen im Alten —— = 
Ausnahme *). Ob das Beifpiel der — — ——— 
Sübinnen anftedte oder, wie Schmieder 3. d 
Serufalem verſeht, vermutet hat, das große Unfehen, das —* 
Prophetin Hulda genoſſen hatte, andere Frauen wvien ſich der Bone Be 
u rühmen, muſs bdahingeftellt bleiben, — In dem Kampfe, den 
Güttert durh Schmad und Verfolgung bis zur Berftörung des Reiches for fo 
ht er, wenn auch eine Heine Zal theokratiſch eig Männer zu ihm hi 
(f. den Art. „Sebalja“ Bd. IV, ©.780), doch in Jeruſalem als Prophet 
indem fein treuer Schüler und. Gefärte Baruc ihn lediglich bei Abfaſſung 
Berfü igung feiner Weisfagungen unterftüßt. Dagegen wirkt gleichzeitig mit 
ihm im Lande der Verbannung und bon dort aus nad Jerufalem hinüber ber 
mit Jojachin deportirte Priefter Ezehiel, der im fün 
jongenf ft zum Brophetenamt berufen wurbe, deſſen Ernft er felbit 3, 16 ff. und 
ap. 33 in gewaltiger Rebe gejhildert hat. Die Stellung Ezehiels unter dem 
le ift mit der ber Propheten im Behnftämmereich zu vergleichen. 
vom Tempel und Opferkultus Gefchiedenen bietet er durch Verkündigung bed 
lichen Wortes und Erteilung peopfetijäen Nates (8, 1; 11, 25; 14, 1; 20, 1; 
24, 19) einen religiöfen Stüppuntt; und es mag hierin der Anfang des auf bie 
Erbauung aus dem göttlichen Worte angewiejenen Synogogenkultus gefehen 
den erhaupt erw an im Eril dem Wrophetentum die Aufgabe, in der 
Iſraels, in der ber Hang zur Abgötterei tief gewurzelt war ——3 14,8 
und auch noch fpäter, wie man befonders aus el. 65 ficht, der U mächtig 
um fich griff, eine religiöfe Gemeinjchaft zu bewaren, innerhalb welcher a tam 
der treuen Jehovahverehrer, der den Grundſtock der Gemeinde der Zukunſt 
den follte, fich fortpflanzen Fonnte, Hierzu diente neben dem *851 
das unabläſſig auf Iſraels künftigen Heilsberuf hinwies, auch die 
tung —— geſetzlichen Ordnungen, deren Ausübung auch) auf heidnifchem £ 
den möglid war, namentlih der Sabbatfeier. Diefe Ordnungen bildeten eine 
heilfame Umzäunung für das unter die Heiden geworjene Volk, eine a 






*) Es find brei, Mirjam, Debora und Hulda, denen vielleicht auch bie Gatfin 
bes Jeſaja beizufügen ifl, wenn nänlic maN22 Jeſ. 8, 3 im feiner fonfligen Bebeutumg ge 
nommen wird, In Seder Olam (fap. 21 X ) werben neben 43 Propheten 5*8 — 
tinnen gezält, PER außer ben brei genannten noh Sara, Hanna, A 
MH ur — 6, über bie Hibiden Zälungen = er Herzfeld, Geld. bes 

4 44 


Prophetentum des 9. T. 285 
Di da I bei der Beurteilung der 
—— € ei * und 55 — a⸗ 


* ousprägen fol. Ezechiel mag u dem lebitifchen Geiſte, der bei ei 


Juden t weni aber die Entartung 
Er, —— ee y "Yemen Daniel betrifft, fo ift 


gen. 
Beſtreben, das Buch desjelben dabur Gege bem alten 
En I ihm eine äuf : Auhere Ser F 55 


—— kann nur — anftößig fein, die es im — * 
— keine geregelten Gebetszeiten zu haben; ferner daſs er im 
Gebet en Zerufalem hinwendet, wie bereits 1 Kön. 8 gefordert wird, ift 
der natürliche, Ausdrud, der jedem Iſraeliten, der an die göttlichen Berheißungen 
inwonenben Sehufucht. Endlich in 4, 24 — auf welche Stelle en bes 
—— —* hat — ſchreibt Daniel nicht dem Almoſengeben eine ſün— 
‚, londern jagt dem Nebufadnezar, worin feine Sinnes⸗ 
une. Eine Eregefe, welche Daniel den edanfen findet, 
* m dur Vase Almojengeben jeine Sünden ablaufen fünne, würde eben 
dem noch niemand den Geiſt des echten Propgetentums ab» 
ne 58, finden können, Faſten zwar gefalle Gott nicht, aber ara 
* Wollatigiei und Sabbatfeier begründen den Anſpruch auf die 
Gnade, da doch der Prophet dort eben nur diejenigen äußeren 9 rfe 
— in denen eine —* —— ſich —J kund geben * Was es 


h ' 
"Daniels Bervortritt, eine. direkte Miffion an das Heidentum. Von 
RS war e8, bajs —— die Verſezung des Prophetentums 
auf bi chen Boden, namentlich in das Hauptgebiet der alten Mantif, den Hei- 
—— eine Feuchte bes göttlichen Wortes aufgerichtet und ihren Barfagern 


ung bes 

Bolles aus der ägyptiſchen Knechtſchaft mit den elle 5 e 

kehrt ‚auf höherer Stufe wider. Wo en ein oz des göttticher 

—— ‚der Nationen lenkt, wo Be künftiger e zu finden fei, 
tum erproben und darnach bie Realität feiner Götter bemeſſen. 


286 Prophetentum bes A. T. 


© durchzufüren, iſt neben. Daniel wei 
ei seen, ie Bei gabnd) in im %e a en Ei ei en 


e8 Kampfes iſt 
(Ant, XI, 1, > das Edikt des ee die d Herricher 
fagung (ef 28) veranlajät ae läjst, jo mag man 
—— Sofepfu & jür —— Angaben eine —— —— je; us 


ber bernänftigerweif leugnen fünnen, 
— werden muſs en Gern 38 —* Men ecke 


igt war, zeigt ber fpätere Verlauf der. Gefchichte. Das { ‚dem 
Pac A ie mar * kebigfich — Da —* aber ein 
ird ganz begreiflich, wenn ein wie Da⸗ 


ie lächter Iſraels (vgl. Jeſ. 52, 8 u. eye der Rüdfehr des Vol⸗ 

fes auf dem heiligen Boden tätig waren, wiſſen nicht. Unſere Kunde von 

der nachexil Wirkſamkeit des Prophetentums beginnt ir der —— der 

ſchweren die gar bald über die voll begeiſterter 

jüdifche Niederlafjung hereinbrachen. Als infolge der ein — 

Tempelba ues und auderer Heimſuchungen M —— 

tes bemüchtigte und ſelbſt den Beſſeren ſich der 

denn überhaupt noch — ael Vergebung der — —* —— 

denverheißung wurden im zweiten Jare des Darius —— 
ai und & —* wen * 5, \ 8 14), um daß Zeugnis der alten 

Dice aufzunehmen (vgl. Sad), 


12), da8 Volk aus feiner 
zu reißen, bie Bideranfnahme er ns zu bewirken und die 
g neu zu beleben. Man dürfe nicht verachten die Tage der | 
(4, 10), denn nicht durch Menſchenmacht, jondern ge Sek 
ton das Ver (4, 1-6; Hagg. 2, 5); wie jetzt troß 


ih w erde vollendet werden (Sad. 4, 7—9), fo ter — 
endung des Heiles ſicher verbürgt. Noch zwar wonen die heidniſchen Nationen 
in ſtoizer Ruhe, wärend I Bebe gebeugt jei en 8—13), aber bald werde die Bül- 
g eintreten, in welcher die Weltmächte ſich jelbft unter einander x 
—— (Song. 3 2, 6. 21f. dgl. —— 1, —— —* ein. dieſe 
en nicht I bor dem Beginm ber erfriege geip find). 
Irlmphire 0 Gottes ed Reich, die Edelften der Sehen tinverleibt 
ihre weihen (one 2, DE Sad). 8,2023). Für das —— —— 
ſei eine neue Sichtung verordnet (Sach. 5, 1-11). — Bon 
der die Propheten damals ftanden, zeugt nit nur * ai * — 
Wideraufnahme des Tempelbaues, ſondern auch Sad). on da an 
bis auf Nehemia keine Propheten mehr erwänt, * ser Hoi j bieieh tut, 
weiſt auf einen tiefen Verfall des Prophetentums” bin, indem es als 
tifcher Intriguen erfcheint. Nehemia wird von Sanballat befchulbigt, er 
—— beſtellt, die ihn zum König ausrufen ſollen; Nehemia aber 
— er Sanballat gr ben —— 
—— um ihn in Furcht zu ſetzen, wobei erwänt h uch andere 
ah an und eine Prophetin Mond a dem Nehemia Aare haben 









i 


plages 
Er ” ul, ä \ Sassz- 





TON. Euanne „Be33 283: Ze zse 
* ——— 
st: ae Be 
J lea 
| — 
3 
— 

——— 





X. 1829—32, 2. 


288 
Entwicklung ſeit der —— ee 5 — N Prophe⸗ 
ee 


3 Cu, Die altteftamentl. Beißfagung bon ber Se 
188 882.] (Dehler +) v. x 


— dagegen auch die nicht tube. die ganze Bücher der Scrift 

Sonntag Nachmittag follte dem — des U. Teft.’3, bie 

— * der Erläuterung des Katechismus, teils der Lektion der Evangelien 
und Epifteln des Neuen Teſt.'s gewibmet fein (Bon Ordnung bed Gottesbienftes 
1523, Deutſche Mefje 1524). Calvin hat feinem Grundfage gemäß, durch —* 
ilarung ganzer Bücher dem ungeteilten Schriftworte Gehör zu verſchaffen, die 
Perilopen vollitä beſeitigt (Opp. ed. Amst. VIII, 679). 4 
Dieſe von den Reformätoren vertretenen Pringibien ſind für die proteſtan⸗ 
tiſchen Kirchen im allgemeinen typifch geworden. Der geſammte Norden von 
Deutfchland bis hinauſ nad Schweden, Norwegen und Irland, ebenfo die AD. 
von Schwäbiſch-Hall und Köln folgten der Wittenberger Ordnung. Bu Genf, im 
der wejtlichen Schwei der franzöfifchen, jpäter auch in der nied d 
iſchen Binde en die einfache Schriftlefung ihre Stellung vor dem Be 


— 
lſtunden, — durch Myconius im Chor bes 


563. 
Wie oft sn auch b * Prophezei mit dieſer —— und »Erflä 
fammengeftellt, ud; verm wird, fo hat fie doch weder 
nod) begeifich wit 5* 25 ie ——— geht —* wie 
leſung aus der Meſſe Vesper hervor in 
erſten Stadium als reformatorifhe —— der —* 
ſein. Sie bildet nie ein Moment des Gemeindekultus. Das wird er 
*8* ihre Geneſis und ihre bedeutendſte Wandlung im Verlaufe der Zeit vor— 
n. 







” 


Prophezei 
Key ! erjtere find mir ae na Geeiumag Bee Ye die im Rede 


* —— Seitens We die nötige Belthigung gu voietümliger 


m [abotfchaft 68 folten laut 
) j8 vom 29. — — je RL — een 











verfügbar rde ömittel auf 

wendet werben, —— ———— le „alle in ber hei⸗ 
ige Säit je PM — in — griedii * and I atein 5 —* 
leſen ” ofitiven“ ullinger erus 
ung — 5 ikan a die ee —— is Leitung 


h RT Leben gerufen (19. Juni 1525). Morgens * a an 
men, traten die jämtlichen Stadtpfarrer und 
or ‚ Kapläne und Studirenden im Chor des Groß— 
fammen. Auf ein kurzes een wurde in Ne 
halbes oder ganzes Kapitel des duch einen Studioſus nad) der 
Bulgata, ———— fpäter durch lee —— 
ach dei geleſen; ſodann gaben die genannten Profeſſoren (‚Leſemeiſter“) 
iſche Erörterungen, Zwingli fiel beſonders die onmatifche und praftifche 
Beleud tung des — —2 — zu. Diet find die aftenmäßigen Anfänge 
| —— „an Val. Compar. WW. I, 235). re gene 
oren deö Stifts getreten haben wir in ihnen 
1 Bürich zu erbliden. Im unmittelbaren "infhtufs am ar Sem in 
ng faljste einer der Prediger um 9 Uhr in 
derjelben für die Gemeinde in einem erbaulichen in —— 


; 2. Jubä 

3.8 Aunot, ad Philipp.; Bullinger, Comm. zu 1 Cor. 3.3 WW. IV, 206 j.; 

fiturgie von 1535: Form die Prophezei zu begahn). Aus ber Propheze 
Kommenta ‚Bwingli's über die zwei erjten Bücher des — 5— und Je⸗ 


ander publizirt, gewären den re alt Y die At, 
dort gelehrt wurde. Auch die züricherſche Überjepung der Hagiographen 
Propheten von 1529 ift teilweife dis eine dahin einjchlagende Arbeit zu ber 


En Mit Megander wanderte die Prophezei nad) Bern, one fich jedoch) Tange zu 







(Rhellicans Brief in Meganders Komm. zum Gal.brief). In Züri 
 veranlajsten Rüdfihten der Zwedmäßigkeit bald mehrfache Abänderungen 
: Form. 1534 wurde die Prophezei zunüchſt jür das Sommer- 
r in das nengebaute Auditorium verlegt, Die beiden —— — 
Rai e in — —— und —— — * 
Rit x Martyr (1556) erfolgte die Aufhebung der beutfchen „ ofogifchen 

tion“ für er Volk; die Prophezei gi ng in eigentliche Vorlefungen über. So 
lauben wir die mancerlei zerjtreuten Notizen — Dei zu jollen, —* = 


Bullinger 1, 290; Hottinger, pet 

bon ben constit. der Büricher irche ac. in Simmiers et 84 rn : 
deß, Urfprung ꝛc. ber ee, ©. 43 und 48, und Sammlungen 
rer a., 1811, ©, 174. 

— eregt durch den Vorgang der Büricher nahm die Prophezei in Laskys 









Flüchtlingsgemeinde eine neue höchſt merkwürdige Geftalt an. Einer 
© Prediger, Mirronius, berichtet darüber 1554, daſs im Intereſſe der Erhal- 
‚apoftolifcher Lehre und zur Vefeftigung der Gewiſſen in der wöchentlichen 
hetie die Sonntagsprebigten einer Drüfenden Beurteilung unterworfen und 
Ülteften zujammt dem verordneten Doktoren oder Propheten zır jenen 
| ern Schrift vorgebracdht werde, was zum befjeren Berjtändnis bes 
Zerted und zur Erbauung der Gemeinde dienlich erſcheine. Überdies hielten Lasky 
be’ das Neue, Delenns | über das Alte Teitament lateinische Vorlefungen in ber 
tirche, welche gleicherweife der öffentlichen Kritit durch Schriftvergleihung unter» 
Real⸗Encytlopadle für Theologie und Kirge. XII. 19 










den Hiefür Greigneten unter ben Ülteften, Diafonen und Asien Gemeine 
er —— des Seien An in der rhein. — Ri 


FE: asis 


‚Wie eat im Heformtionsjshunbert das 
| ndım ber dortigen Alabemie eine der güriherfchen 
— ya! Befnnen seid, er 
he adoptirt worden, Die Berbre als 


fonnte kei ‚da tm 
von Tepsnen: Geftehonten ober Bencaben m 





— — 
—— Bee R seadie — ihre —3* libera publicaque — 
protandi 8. Seripturas. Zuläſſigleit der collegia prophetarum ex pleb 
on eoetibus sacris interpretentur verbum Dei publiceque audiantur, 
Abrede. Dagegen Teer er die Übung, wie fie da und dort in Holland vor- 
, ut privatim sive in Consistorio sive alio loco pii auditores eonveniant 
Slate I er Badipeune disserant de fide et religione, unter gewiſſen Re— 
onen als eine fromme und nüßliche. Bur Begutisung der exercitia pie 
tatis, d.i. der privaten Erbauungsftunden, hatte ſich di —— dor 
* veranlaſst geſehen. Aufeht verſtand man unter der freiheit der Brophe 
kaum mehr etwas weiteres, als was man gegenwärtig theol.ficchliche L hrfreibi 
beißt. gl. Jer. Taylor, Theol. elenct, s. discursus de libertate prophetandi 
1647; G, Voet, Polit. ecel. III. de lib, proph. — 
Wie aus diefen Ausfürungen erbellt, trat die —2 =  irfihe ger 













ne Schriftbetradhtung * den —2 in Port⸗Rohal. rpflanzt 
ſie Labadie nunmehr in der Form von erweiterten —— nad; Amie | 
Ei Genf (1659) und Middelburg (1666). Unter den Jünglingen, bie i 
ze — er Welten, befanden ſich Untereyk und Spener. Unteren fi 
im, Schlüter in Wejel, eg in ne Copper in Duii ur 


* Tr De ee A Fir 
obit, r u afo 
lanchthons, Feilnefmer am Dreformati onswerke, befonders in der Stadt 







b kn ihn 
Me jan = —* 1523 se 


B ‚Set neo IL, Kr 
rafen | Oftfrie demjelben in 
ingen zu Selen, und a, fich mit us der u —9 Kai 
19 * 


“a 


292 Bropſt 


"Sm an 158 1524 ee —* endlich einen eigenen ———— 
Sein Freund und Ordensbruder Heinrich von Zütphen hatte Nor 
vember a Eee das —— verkündigt und großen An ge⸗ 
Obgleich der bremiſche Erzbiſchof Chriſtoph ein grimmiger Feind der 
war und die g ange Geiftlichkeit dem fremden Prediger viele Schwie- 
rigfeiten machte, hingen die Bürger ihm eifrig am, und der Rat jchüßte N —* 
bi — —— Propft hen — * (aus ee 
FRE an My 
ch 1 Em „hei bes —— —— (1524) nad dem Lande Dithma em und 
am 11. Dezember re einen fchredfichen Märtyrertod. 
hierüber einen ti 4 erſchütterten Brief an Luther, der infolge deifen ein 
reiben an 2 Bremer fanbte, worin er ihnen ganz bejonders 
diger Propſt emp An Bremen fürte man darauf die Reformation durch, im- 
dem man en ajäafe — evang El eben om te 55 
— a nur am e ome e3 einftweilen 
beim A N das Schulwefen * neu geordnet und die zwei ſtädtiſchen 
Kiöfter Aufheben (1528). *8 leiſtete bei dem allen gute Hilfe, er wurde 
Senior der Geiftlichfeit und fürte hernach den Titel eines Superintendenten. 
180 aber wuchjen ihm bie Dinge über den Kopf. Un bie hl nüpfte ſich 
ämlich in Bremen eine foziale Bewegung, die zu einer volljtändigen Revolution 
Ei. Bei der Gelegenheit wurbe auch die Domfirche geftürmt und Id Propft vom 
her die Kanzel gefürt, er predigte über das Evangelium von dem Einzug 
in Serujalem he "die Austreibung der Tempelfchänder (Palmfonntag 
100) . Sonft verhielt fi Propft und die übrigen evangelifchen Prediger 
egen die Revolutionäre, und als der Nat aus der Stadt wid), zog auch er 
ae tanın fort (bald nach Oftern 1532). Hierauf aber kam die Fevolution 
um Gtillftande; der Nat und die Prediger Fehrten zurid (September 1532), und 
e Ver met "wurden neu geordnet, Die firhlihen Dinge erhielten ihre fefte 
Regelung in der „Bremifchenstirchenordnung”, welde befonders Timann ab 
(7. Ep. 16 ugenpgen fie mit einem Vorwort verfah und Luther fie 
ep 
—5 —* num noch manches Jar ruhig in Bremen fortwirken, ba auch 
ber Erzbifchof mit der Stadt einen „Erbfrieden“ bis auf das in Aussicht 
Konzil geſchloſſen — Mit Suther, den er noch einzelm befucht zu | 
eint, ſiand n ftetem Brieſwechſel. Die Briefe des Reformators he 
find noch erhalten und bezeugen ein inniges Freundſchaſtsverhältnis beider Män- 
ner. Luther ibt ihm von allem, was fein Herz bewegt, erzält ihm von den 
Bee, und firdlichen Ereigniffen, fowie von Seinen äuslichen und 
Daft fit a. Br In —* di —— ae —5* inne 
ut üngſte er Margarete (zugleich mit dem n 
Anal), a in den Briefen eben after die Rede ift. Auch wird darin 
perl Propfts eigne Fran erwänt. Ebenfo find einige warme Briefe Meland- 
an Propft erhalten. Un befonderen Ereigniffen aus des leßteren eben 
—* zunüchſt hervorzuheben, daſs, wie Janſſen (a. a. ©. ©. 159 ff.: Het char- 
ter van Keulen) behauptet, 1535 Bropft mit Melanchthon an einer 
derfammlung zu Köln teilgenommen und eine noch vorhandene Urkunde derjelben 
mit biefem unterzeichnet, fodann dafs 1540 der fpanifche Kaufmann Francisto 
San Romano durch eine Predigt desſelben befehrt, von ihm unterwieſen und als 
Evangelift in —— — wurde, woſelbſt er nz den 
tob erlitt (nah Croeius Märtyrerbuch). Höher gingen — ed 
Lebens feiner Stadt erft — als dieſelbe ſich fmalt 
fiegreich Hervortat, mit demfelben aber auch in dem —— 


(155562) ftand aber Propft der Höhe feiner | 
dern trat hinter zimann ya, ab un Mahler Ser Dt er 
he DL Be Orcbentere Ta rem Shake L. 5 dod 


Sturm zu beihwören, und ward ’ 


» 
. 
=. - 
2 


den f als 
1559 Amt ni und dem Te 
man ihn aufforderte, jein —— ſtrengen 


— g 
i 
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di 
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& 
5 
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5 
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Era der Juden. Luth. Judengenojjen, griech. * Avror And 

vaı zur}, ui nolreia, wie Philo definirt wie 

Theodoret: oi LE EIvv npooe)nhudörss zul xara rodg Heloug mo- 

« vönovs, dgl. Jojephus ant, 18,3. 6 von der Fulvia: r@r dr dEwuare 

* zul Bohn: noooÄnkuhvia roi« Tovdaixoic. Matth. 23, 15; Apg. 2,10; 
;ı18, ob 


woran das Hellenift. yerogas 2 Moj. 12, 19; Jef.14,1 anflingt Auch Emma, 





oh gab es Nichuiſroeliten die durch Belehrung zu dem Gotte Iſraels dem 
Bolle Iſraels einverleibt wurden. Fremdlinge (273, verſchieden nad) 5 Mof. 
* 24 von dem mur vorübergehend im Lande fi) aufhaltenden 023, — 







uder und bom Sohn, Beiſaß, dem im Lande an einem beftimmten 


Jausbefit bar ‚genen Grundbe — en — * — 
Auszuge — an unter &n de 
raelitijchen States u —— je sie! D——— en, ng bie 2 
af der Fren En e bis auf 153,600 (2 Chr. 2, 16) remblinge wur⸗ 
Berehrer A: ließen ſich Ch Befipneibun —— firen exe 
ngter Aunrech er A Borre % In Heils ala ze. en 
uch beich und demzufolge zur Er me Ar ajjah berechtig 
Mo A dürfen Srofelpten 5 heißen. Die i iu an ERRR 
heidniſcher Sklaven 72 72° wurden in der Regel def nitten. Doch warb nad) 


| | Der ch Joba dem 
einem Heiden erfaujten heidnifchen Knecht, wel er Knecht bleiben Lafjen will, 
im Aft der Taufe dies hie ee —* zu erkennen geben; 
geſchieht dann nicht Pyn 72 pw>, ſondern mar pwb, fie bewirkt mm ( 


heine außbehdt)  d. , Subalfirung, “mit Sleibenbem Rneätsftanb, ehe 


vom Herrn ab, wann er ihn freigeben wolle. Wollte 
Herr tım, fo mufste der Save nochmals vor drei gebadet werben. 
Sklaven, die ſich der Beſchneidung und Taufe nicht —— w 


ten nach Verfluſs eines Jares an Heiden verkauft werden (Jebamoth 

den Überteit ii eigspefogener Weiber zum Subentum, dB ARoh: Kr 
lachim e. 8. ehe im Dienfibe 
Lande anfäffigen Nichtifraeliten, nad) 5 Mof. 23, 3ff. Edomiter 
‚aber er im dritten Gliede, mit Uns chließung der Ammoniter und 
Moabit abiter in allen: Geſchlechtsfolgen, jollen nad) 2Mof. 12,48, went der Volls— 
gemeinfchaft durch Beſchneidung einverleibt, den geborenen Jiracliten (ar 
Ka nam, Edgaios 2 Efgalwv, Phil. 3,5) vollkommen gleichgeachtet wer⸗ 
4 Mof. 15, 14ff.; 3 a 29, 25. —* Beſtimmungen der — 
— biefer Gleich 

olcher befchnittener P 


er 
Bi 
— 
ie 
= 
HE 
= 
SE 
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"Bo 
Il, 
BE 


bung ul 
ten (3 Mof. 1 20,2; 24, 16 f. unten) Schuß und Begiinftigung im 
Lande, und ie —* —— ſelbſt * un —————— Stellung am Hofe em⸗ 

ethiter Uria 2 Sam. 11, 6, über« 
haupt Davids 33 15, or der —— Aravna 24, 16, welch lehterer 


wenigſtens mac) feinem Wort an David Jetz mim zu urteilen, fein ni 

war; auch nicht feine ammonitiſchen und moabitifchen Helden Zelet und 

1 Ehr. 11, 39. 46 mach dem Geſetz 5 Mof. 23, 3). Eine Klaſſe von 

= on dor bem Exil waren auch die zu Haltung des Geſetzes verbundenen 

je Nethinim, f. den Art. Levi Bb. VII, ©. 625. Nad) den Ner 

Kinn he Nehemia 10,28 als letzte Selafje der nenen Gemeinde folche, die „fd 

von ben Bir fern in Sändern gejondert haben zum Gejep Gottes“, dem aus dem 

Eril rüdlehrenden 1 Bolt angeichlofjen haben, wie einft dem aus Agyptem * 

ziehenden. Doch waren die Übertritte zum Judentum immer nur v 

den erſten Jarhunderten der neuen Gemeinde. Auch was Eſth. 8, 17 " 

hatte feine nachhaltige Wirkung. 


aan Ara er aber entmwidelte fich ald Reaktion gegen gewaltfame 
Propaganda eine ‚jüdifche. Io! — wang die Wurn 
120" db. Chr. zur Befchneidung. Unter Ariftobulos re dasjelbe —J Sturäern. 
Auf fo — —* gen Proſelytismus unter dem ſonſt freilich nichts wenige 
als Geier Alerander Jannäus bezieht fich auch Joſeph. ant. 13, 15. h 
wo unter einer Menge von ihm eroberter Städte Pella erwänt it, das zerftdrt 
worben 4 weil es 5 ih eiveigert, dad Judentum anzunehmen. Bei ſolch 
Zwangsbekehrungen aus —— Zeit ſ. Joseph. vita 23, bell. jud. 2, 17. 10 
Aus diefer Zeit batirt der pharifätfche Eifer, Profelyten zu machen (Danz 
cura rien J dat — — J ri 39 lustr 
est, , der jpäter, als er nicht mehr au) po: 
ttifche Macht und Vorteile, we der maktabäifchen Zeit, ftüben konnte, 
Mittel der Lift und Schmeichetei verfhmähte, um Erfolge zu — * 
den „Sand und Meer umzlehenden“ (Beifpiele ſ. bei Sofep —— 
rern meiſt nicht ſowol um Herzensbekehrung, ſondern um bloß Au 
eg u tum war; ſolche —— wurden fanatifcher, als Die 
bft (Mattb. 23, * und nach 8 Zeugnis *v c, 
Sr) die heftigften Hera Mm Ein Beifpiel eigener Art N * 










gapeagE Ess higtsee gerri 
Mn Kin — —— 





pessimua quisque 


: quatuor m 


— 
SAGE 
mächtige Ginwirkung 
üften® genannten — 
—— — 
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—— des 
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machte. 
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rung chueß ge0 
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nur dieſer, 
durften —— 
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riſtſtellern ein 
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jesp. 4) 
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1) 
citus ann 2, 8 
nfecta, hist, 5, 5: 


icero 
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me 
Donners und der 
—— Ser, 
u 
— 
denen die 
Glauben 
im Neuen 
—— 
befriedi 
rteten 
jener 
dem 
de jüdiſche 
—— 
Vorwitz bei 
Gefül oder 
heiligen * 
damals 
Suet, V 
—— die 
den 
Heov 
(Ausficht 


die 
13, 
—8 
der 
ven 
* Juden 





— ———— 1 


rerd (Tacit. hist, V 

4 gerri che oe 

! } ı) Fender 
Apg. 21, 





296. Profelyten 


religionibus patriis tributa et illue gerebant, unde auctae Judaeorum 
res; Seneca de superst,: ut (religio judaica) per omnem jam terram recepta 
sit; vietoribus vieti leges dederunt; Dio Caffns 87, 17: xal For wol map 
roisPopaloıs To Touro xohovoRr yudy noldie, e dni m 


sen des ——— Veſpaſians, des Flavius Clemens, zum ntum, 
der @seornrog hingerichtet wurd fd). des Yudenth. 
u. —— Gru —* —— — ke F * Den Frauen 
war durch Wegfall der v — der Übertritt erleichtert: * nit nur. 


el line unterfeiben PET "a und Sys >. 1) Die Pen, a 
nehmen die Befchneidung und eben damit (Gal. 5, 3) das ganze jüdiſche Cere⸗ 
monialgeſetz an; fie ſind demzufolge myam “2 und a7 ar Ren 


”: Eu 2 


aud Bvamas Eraser vollftändige Ifraeliten. Über den talmudifcen Ausdrud 


Brama ass, proselyti tracti (nach Burt., Hottinger u. a. |. v. a. Profelyten, bie 

Gott tet herbeigezogen die Abhandlung don Nagel, De proselytis er 

Altd. 1751. den — — f len diefe kn 

ihrer Anmeldung auf die ——— ſchweren Pflichten und ee 

hältniffe aufmerkſam gemacht werden, für die fie i ER bisherige S —— 

geben. me follen alle, von denen es erweislic) fei, daſs irdiiche Ab 

5 zu Übertritte bewegen, zurüdgemiejen werden. In der —— 
idduschin werden als ſoiche unreine Motive genannt: ar owb, aus Liebe; 
MR DR WIN oder WIN men MER (megen Eingehung einer Ehe); ers Im = 

5 des königlichen Tiſches, d. i. wegen Erlangung einer Stellung am 

Hofe, was bejonders in Davids und Salomos Zeit ftattgefunden haben ſ 

aud zur Zeit der Herodianer vorkommen mochte. Ferner ro& "5 nah 

8, 17 aus Furcht bor ur Schidfal mit den Heiden (Beifpiel des 

im Nömerkriege Iofeph. beil. 2, 17. 10) md ms = Löwenprofelgten 

2 Kön.17, 25 33 um einer ———— göttlichen Strafe zu entgehen. Erſt 

feine unlauteren Motive ermweislich feien und der Heide auf feinem Entf 

beharre, folle er in den wichtigſten Gefegen unterrichtet werden. In Praxi 

war man nicht jo ftreng. Zwar wies man unmittelbare —— 

bis man ſich vom Ernſte des Vorſatzes überzeugte, doch wurden auch Mei 

aus Äußeren Motiven angenommen; befonders Hillel® Schule hatte hierin 

dere Anfichten (Schabb, 31*) der ftrengeren Schule Schammaid gegenüber, und 

Simon ben Gamliel fagt: unfere Weifen ehren, wenn ein Heide kommt, im’ 

Bund einzutreten, fo reiche man ihm die Hand, um ihm unter die Fi 

Gottheit zu bringen. Ein Beifpiel, wie die Juden aus politischer Kl ] 

nehme ui von der nt dispenfirten j. bei Sofeph- ant. 20, 5 






bier sum | 
53 Volke zeige ns befonders darin, dafs * nob ale lagen und Ber 
gungen eim großes zalveiches Volt geblieben fei, wärend andere größere und 


os mern Bergen ar fo 
fol ein einer gemacht werden, damit Tropfen Din: 
Bi Micha (f. Gern pr 59sach Bei her wird di Beruße 

feift du, HErr, unjer Gott, König der ‚ber du dei⸗ 


zuerſt im die Augen jält. bleibt er “3, bi8 er die Taufe 
— Sie Fe, de mean cr cu bfänen I, vor det Kaufe er 
zeugt, Smmn, spurii. o erſchien i e Taufe weſentl Beſchnei⸗ 
bung; ein Proſelyt, der beſchnitten iſt — lautet ber oft widerholte Rechtsſaß —, 
ift fein. ‚ bis er befchnitten und getauft if. 2) Die Taufe (narao 





nad) nbe: die drei Lehrer ana 
Unterricht fort. Die Tanfordnung in. Tolgeı h der, gemäß der 
| der Taufe (raum) umd werben ———— enannt 
* der u h * Keith; rt, Väter s s le 


u 

‚ 
5 
: 
« 


die © au 2 iht nötig, weil es ihnen zu gut fommt, was ihr Vater tut. Sin 
eide Eltern Proſelhten, jo heißt der Son »232 (Aboth V, 22), Abkürzung aus 
“arj2. Meldet jich ein Unmündiger zum Judentum oder bringt ihn feine 


— Er ſelbſt wird an die Gemeinde 
* Ber Die Taufe darf weder an einem 





kam. 


& 


Projelgten 


298 

Sr up>). Sie macht ben —— neuen Kreatur“ een 

—* Ei mei mar weigert mehr —— — un * 

—* u anftößigften. Konjequenzen fürende Rechts — — ee — 

Ya xeo i. o. quisquis consanguineus erat, ‚fuit gen- 
est consapguineus, ud das Erbrecht hat Voraus⸗ 

—— der Übertritt die Seien — —5 


(re, Knie ung PD ae eines Opfers er r en ‚im 


einem Rind oder zwei a als Brandopfer. Nach — des Tempels 

verlangte mon mwenigftens das Gelübde eines Opfer, wenn ber 

wi in. — De: 58 dem Alter der jüdifhen Be — 

wur wurde zu Anfang des vorigen Jarhundertd in vorherrichend 

lirchlichem Intereſſe eine ——— Streitfrage. Die Einen machten 

rität ber er ie ſich auch auf Kinder erftredte, als Präjudiz fi 

—* it getäpt. © Hiifefeie wurde Die rofeiptentaufenn gelehrt 
er wu t ap mu € ngefehrt 

ii Rindertanfe berwenbet, was —2— vi die rabbinifchen 





ern der — Priorität ab und beftanden a 
riginalität des Taufſakramentes; Wernsdorf, ai t, ob. Gen Gar. er 


A ſchon — entſchieden und ſuchen den Bat, en en 
a er biftorifcher Betrachtung zu ermäßigen. In diefem Sinne ift H 
a Betrachtung ber Rindertaufe“ 1733 — 
Bengels (1814) — (1828) Monographieen 
N Alter der jüdischen Profelytentaufe. 

Für die Frage mach der Entjtehungszeit ift in Betracht zu ziehen, dafs = 
ber Mifchna nirgends von der Projelytentaufe als ollgemeinerrun Na itiationsritus 
die Rede ift; erjt in der Gemara erſcheint fie als eine der brei Erforbernifje für 
den Eintritt in den Bund Kerithoth 9*, und erjt die Autoritäten bes 2, 
derts, wie Efiefer und Joſua, hören wir darüber disputiren —— 46°, Ein 
Zeugnis für ihr früheres Vorhandenfein ift nicht zu erbringen. 8 
—* tun ihrer nirgends Erwänung. Ebenſo findet ſich nichts —— bei 

ullian und anderen altkirchlichen Schriftſtellern; auch die römiſchen 
bücher bis ind 3. Jarhundert reden nur von der Beſchneidun Denen * 
es möglich, daſs Urrian, ep —— U, 9, wenn er bon den beiben j 

d8 avaldßn vo nadog ABeßaupdvov Tore al dor ro dvrı zul zaltirar 
mit dem Aunzeosu bie ehe tentaufe meint, aber ir Beugnid würde doch 
beſtätigen, was wir onedies wiſſen, dafs fie im 2, Jarhundert als Hauptin 
aft in dem Vordergrund getreten war. Auch der Zuſatz ut baptizetis zu 
23, 15 in der äthiopifchen Überfehung ift one Belang, denn er reicht Ar ber 
die talmudifche Zeit hinauf. Wir Haben hier einen merkwürdigen Fall, 

chem die Unficherheit ded argumentum ex silentio erfichtlich ift, ein Rotabene für 
die Pentateuchtritil. Es ift undenkbar, daſs die Profelytentaufe erft im be 
chriſtlicher Beit eingefürt worden ſei; ein folches Seitenftüd des — 
tuols, welches ais Nachbildung desfelben erſchienen wäre, iann nicht aus ‚Beit 
dafs erit Die Gemara von der Projelytentaufe redet, muſs fie bereitd in 


ftanımen, in welcher Synagoge und Kirche auseinandergeflüftet waren. 
ſcher und Tree Beit beftanden haben. Denn die johanneifche a bie 
be 






* n während bes zweiten Tempels bienten bie Eſſener Gott, ſtatt mit Opfern. is 
ber mit Sin, und Bafhungen, Joſeph. ant. 18, 1. 5. ’ 








nft in ei Entfündigung und 

Heiligung. eh. 36, 35: Sn r ef. 44, 8; Sc. 
3.1). frei auch nicht Enttehnung der jüdifchen 

(Beltner, lin ’ Börner), oder Ich» 

Erneſti in Opp. theol. ©, 255 ff. ; Paulus, 


und ae u 


neigt, d 


Noch erübrigt einiges Nähere 


— 







A— 
er uche un uli 
Ab (bit N —— 


ie Dentbar, bajs one tige 
Caufritus fich allmählich manche Änlichkeiten (Taufzeu auferamen u. 
chen Is Herne und riftlichen Ritus —A 


p. 42 sqq.), wohin auch Schneckenb 
d tiof t. Sit 
— 


e 
um 


en ' 
fonnten, 
über die Profelyten bes Thors, 


Doch 
w 


Pr 


des 
®.) 
* 





300 Profelyten Prosper 


er (fo genannt mit Beziehung auf den Ausdrud: der Fremdling im deinen 
Toren 2 Mof. 20, 10; 5 Mof. 14, 21 u. d.; nach Anderen: weil fie nur bis 
ans Tor des Tempelvorhofs kommen purften), auch Auın 93 genannt (3 Moſ 
25, 47). Solche konnte es, wie es ſchon der Name mit ſich bringt, nur, 
8 o lange und wo die Juden ein abgeſchloſſenes Gemeinweſen auf eigenem — 
oden bildeten, und es iſt ſehr bemerkenswert, daſs nach dem Rechtsſ 
in Erachin 29° ſormulirt vorliegt, die Exiſtenz des awın "a an dem ver * 
Jobeljarbeachtung gebunden iſt und daſs ſomit in der nachexiliſchen — 
ſelyten in nen weiteren Sinne nicht mehr unterfchieden wurben 
Beweis, dafs der Inhalt des pentateuchifchen — nicht ſo, wie man 
meint, auf die — Verhältniſſe zugeſchnitten iſt. Als win u N mn 
nach dem Priefterfoder Heiden, welche unter der Bedingung, der Beoba ne 
einzelner — Iſtaels, nämlich den Namen Jehovas Hide zu fäftern ( her: 
—* 16); feinen Gößendienft auszuüben (3 Moſ. 20, 2), feine Unzucht u 
3. Mof. 18, 26 am Sabbath nicht zu arbeiten (2 Mof. 20, 10), Haas 
zaſſah nichts Gefäuertes (2 Mof. 12, 19) und fein Blut oder 
— enen oder zerriſſenen Tieren zu geniehen (3 Mof. 17, 10. 15), als 
bürger, Duldung, Schuß ihrer Berjon und ihres beweglichen Eigentums (tie 
Güter Eonnten fie nad; dem Gefehe vom Sobeljare nicht erwerben, mil 
nahme von Hänfern in Städten, 3 Mof. 25, 29 ff.) und verfchiebene Benefizien 
—— an bei den Armen borbehaltenen Prärogativen, an Feſt— * 
malzeiten, Nachleſe in Weinbergen, auf Feldern, Ernte —— 
* B. Benutzung der Freiſtädte, Gleichheit vor Geridt u, f.w., im 2 
offen. Ihre Grfigeburt brauchten fie nicht zu löfen, ebenfowen den alben € 
ezalen, hr und Erftlinge darbringen. Nach Josephta VI, 2 ( 
Fllchoth beth habechira VII, 14) ift ihnen das Wonen in Serufalem wegen ver 















Heiligkeit der Stadt berfagt. "Das traditionelle Gefe 4 formulirt jene je müfen ie 
benen ſich die Sun 93 unterwerfen mufsten, noch bejtimmter. Gie 
7 fogen. noadhifchen Gebote (m 2 mi2R 325) halten, nämlich mr rar 
de culto extraneo (Verbot des Söpendienftes), our na4a"br (der Gottestäfter 
rung), Oma momWsr (ded Blutvergießens oder Mordes), nn? TR ‚de 
revelatione turpitudinum (der Unzucht), Sraıbr (des Raubes), Leona 17 >} 
—— egen bie Obrigkeit), und dazu noch Mm zu Hansa —— in 
lied oder Fleiſch eines lebenden Thieres zu genießen), Wer Pro 
fem weiteren Sinne werden will, muſs es feierlich in Anweſenheit dr Sun 
sui ordinis erflären (Aboda zara 65%). — Die traditionellen nah 
I em —— en und damit Verknüpftes beziehen, * ii 
chazaka zufammengejtellt, aber unter verjdhiedene H } 
Frag bie —— des Sklaven in Hilchot abadim VII, 12; über rer 
des Sklaven bei feiner Aufnahme in das ifraelitifche Haus "und bei feiner Frei⸗ 
faffung, Hilchoth issure bfah XII, 11—13; über die Profelytentaufe ebend. X 
1—9 und über die fieben noachidifchen Gebote, Hilchoth melachim. c, IX. Der 
Heinen aus Talmnd und Midraſch fompilirten Traktat über die Profelyten moon 
arms) hat Raphael Kirchheim in Septem libri Talmudiei parvi Hierosolymitani, 
Frankfurt a/M. bei Kaufmann 1851 mit wertvollem Kommentar herandg 
Prosper von Aquitanien war ein auf litterariichem Gebiete ei 
hänger Auguftins. Über fein Leben ift wenig befannt; bie dem 9. Jarhund 
angehörige Brüfjeler — der Chronik nennt ihn Brosper 
im N. Arch. J. ©. 25); denfelben Namen fennt auch Beda ( 
22); man bat feinen Grund, ihn zu verwerfen. Die Heimat Prospers —* 
tanien; als homo Aquitanieae regionis wird er bon Gennadius (sat. * 
aeiänet; daſs er ein Gallier war, betätigt die befondere Berückſichtigung dieſes 
andes im der Ehronif, Die Zeit feiner Geburt läſſt ſich nur vermuten: auf 
Grund defjen, daſs er um 429 duch feinen Bericht an Auguftin den jemipela 


| — 


Prosper 301 


Ben Sun eröffnet, nimmt man an, daſs er fpäteftend in den erften Karen 
5. Sarhundert3 geboren ift., Wenn das poema conjugis ad uxorem (p: 
angehört, jo darf man um ein Sarzehnt höher hinaufge Jenes aber i 
‚warfcheinlich der Fall. Beba (a. a. ©.) fchreibt es ihm beftimmt zu und 

tätigt damit die handfchriftliche Überlieferung. Im Gedicht felbjt liegt kein 

Grund, ber dagegen fpräche; denn daſs es ein Werk Paulins von Nola jei, ift 

nur eine Vermutung des Sefuiten Rosweyd (in feiner Ausgabe der Werke Pau— 

lins ©. 643), deren Haltlofigkeit ſchon Tillemont (Mömoires XVI, p. 5) dar— 
et Das poema aber wird um das Jar 415 gedichtet fein; das ergibt 
Bergleihh der Schilderung der Beit in dem Gedichte ‚mit den Notizen der 
Chronik zu den Jaren 406—415: 
> Undique bella fremunt, omnes furor exeitat, armis 
Incumbunt reges regibus innumeris, 
3 eonfuso saevit discordia mundo, 
Pax abiit terris, ultima quaeque vides v. 27—80, 


1 das harakteriftiiche armis ineumbunt reges regibus innumeris wird in ber 
illuſtrirt; beinahe Jar um Jar ift das Auftauchen eines oder etlicher 

neuer Herrjcher angemerkt. Demnach darf man die Zeit um 390 als die mutma 

liche eit Prosperd annehmen. Daſs er die herfümmliche xhetorij 
Bildung erhielt, zeigen feine Schriften (vgl. Gennadius 1, e. sermone scholasti- 
eus; Beda h, e. gent. Angl. 1,10: Prosper rhetor); in feinen theol —— An⸗ 
ſchauungen war er ein Schüler Auguſtins, ein Schüler im eigentlichen Sinne, ob— 
gleich er Auguſtin nicht perſönlich gekannt hat (ep. ad Aug. I, p. 67: ignotus 
idem tibi facie ete.), denn feine ganze theologifche Tätigkeit beftand in ber 
und Bertretung auguftinifcher Gedanten. t der Verehrung 
eines Schüler3 hing er an Auguftin: wie er fie in einem verlorenen Briefe eigens 
hat (1. e.), jo unterläjst er beinahe in feiner feiner Schriften, ihn 
‚ aud im der Chronik ift ed neben Leo d. Gr. Auguftin, bei dem er 

mit herborragendem Intereſſe verweilt. 

Seit dem are 428 befand fich Prosper im füdlichen Gallien. Die ee 
dieſes Jared gründet fich darauf, daſs Prosper in feinem. Briefe an Augujtin 
(e. 9, p. 74) Hilarius als Bifchof von Arles bezeichnet. Nach ber Chronit 
wurde Batrockus bon Arles 426 ermordet; fein Nachjolger Honorius verwaltete 
bad Bistum zwei are (Vit. Hilar. 2 A, S. Boll. Mai, II, p.27); Hilarius iſt alfo 

428 Bijchof geworden. Prosper fcheint in Darfeille in engjter Ver— 

g mit den dortigen Mönchökreifen gelebt zu haben: er meint, Auguftin 

habe die Schrift de corrept. et gratia gejchrieben, quasi hoc speoialiter studueris, 
ut quae apud nos erant turbata componeres; die nos aber find servi Christi 

ii in Massiliensi urbe consistunt, d. h. die Mönche (ep. ad Aug. 2, p. 673q.). 

dem Briefe an Rufin widerfprechen quidam nostrorum dem Auguſtin (c.4, 

; bie nostri find ebenfalls Mönche; Prosper nahm an ihren Unterredungen 

er fpricht jo, dafs man Anlaſs hat, an die Unterredungen des von Caf- 
geleiteten Mönchövereind zu denken (c. 5, p. 80: moleste ferunt, quod his, 
quae adversum excellentissimae auctoritatis virum inter multas collationes as- 
seruere, resistimus). Wenn Bincentins von Lerin (f. u.) Prospers Anſchau— 
verdreht widergab, fo urteilte diefer, dafs er fich dadurch nicht nur an der 
— ſondern auch an der brüderlichen Liebe verſündige (Resp. ad c. obj. 
ine. praef. p. 177). Auf die Fragen ber genueſiſchen Presbyter gab er Ant- 
einer Beratung mit „heiligen und gelehrten Brüdern“ (Resp. ad exc, 
praef. p. 188). Überall hat man den Eindrud, dafs Prosper ſich als 
‚der möndijchen Kreiſe Marfeilles betrachtete. Er konnte dad, auch wenn 
— —* noch am Leben war, wenn er ſich änlich wie Paulin von Nola oder 
freiwillig den Entbehrungen des ajfetifchen Lebens unteräog. Daſs er 

das tat, wird bejtätigt durch das Dekret des Gelafius, das ihn als Vir religio- 
sissimus, d. 5. als hervorragenden Ajteten bezeichnet (Thiel, Epist, Rom. pontif, 
I, p. 457). Iſt dies richtig, dann Läfst fich vermuten, daſs Prosper durch ben 


Si 





302 Prosper 


öfter d be. Er den 
—** ——— * ——— = wu 
—* a a 
er Daſs Brosper in Be en en den — * ſchen Mönchen ——— 
n weiteres Leben von un denn er fand bei ihnen Anfchauungen, 
feinen entgegengejeßt waren. Marfeille iſt die Heimftätte des jpäter- -iog. 
Sewipelagianismug. Proöper fülte ſich verpflichtet, gegen ihn aufzutreten. Das 
einen — a —— — Nachtricht gab 
um fein Gingreifen bat. Märend — "feinen ———— in. Den 


fuchte 
den Argwon zu euen, den fine — Anfichten im rei e —— ⸗ 
ſilienſ — ef oc vor dem a uguftins verfafs R — 
— 78). Sn bie gleiche Zeit (Ber. 93 ff. S. 102) —— 
adversus ingratos, das früher ebenfobiel Lob fand ff. Zillemont 0.0.0. 6.11 
als es gegenwärtig Tadel findet (f. Ebert, Geſch. der hr. lat. Liter, I, ©. 851, 
2 . aud Teuffel, Geſch. d. öm. Lit. $ 460),r Es befteht ouß 4 Teilen: 
im erften greift Prosper zurüd auf die Lehre und die —— des Pela⸗ 
* um die ra ng der F eye Die - 
auungen feiner Gegner zu er legt dies a en 
nern in den Mund do fie — verurteilt t jeien, wenn ine Duung ir 
den. In den —— —— —— — dargeſtellt 
unverhüllten re Verwa mit dem agianismus erſcheinen zu 
laſſen. Daſs * polemiſches Gedicht von mehr als — Hexametern ein poe⸗ 
tiſches Unding iſt, braucht man nicht zu beweiſen, doch darf man nicht 
bafs Prosper innerlich bon dem ergriffen war, waß er fchrieb, und dafs er 
einen warmen, lebhaften Ausdrud zu geben w 
Beit — endlich die zwei unbedeutenden Epigramme, die Proser gegen € 
ungenannten „Verleumder“ Auguftins richtete (dgl. ep. I, v. I, libros — 


gustini). 
rg dem Tode Auguftind fchrieb Prosper eine Im feines Zeßrers 
gegen 4 Anzal Sätze, die feine Gegner verbreiteten und in benen fie die Be 
denfen ausiprahen, welche der Prädejtinationsiehre gegenüber ſtets = —— 
lichen Bewuſstſein nahe liegen: Pro A ino responsiones ad capitu 

num Gallorum calumniantium (zur Deftimm immung ber Abfoffungegeit eit * * 

. 155: sanctae memoriae — Die Frage wurde ehe 

Srbert, da Prosper fi —* ügte, die Konſequenzen, die man a 

ten gezogen be abzulehnen ober zuzugeftehen, one daſs er eine Löſung ber 
ie durch fie angedeutet waren, * nur verſucht hätte: er ems 


als der 
ter der a uftinifehen * Derum wandten 16 wei gemue Priefter, 
Camillus und T eodorus mit der Bitte an —* En Ldfen, 


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offenbar ‚ den Lejer gegen 
einzunehmen (ut 3 B obj. 16, p. 185: quod magua 
atque sanetorum ad aoternam mortem —e—— est, 
——— oratioue dominica: Fiat voluntas r 
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3: 


a6c est ut neternn morte 


Br Sa: Das fürte — — 
auf. eg erg 





auf 
feiner. Hein de, d. , 158 * elbe 
BProspers Brief an Hui Be e. l; Ei 0: "cur I —— iR er 
„ut... nec saltem aliquibus scriptis eum, a quo talis emanat 
doctrina, eonyeniant?) "und vor dem Tode des Biſchofs Honoratus von Arles 
‚ da coll. 11—17 dem leßteren gewidmet find. Die par or heran bon 
Gegenſchrift de * Dei et libero arbitrio, oder wie 
— haben dürfte, pro praedicatoribus gratiae Dei contra libr. 
qui Praensiaier de protectione Dei (vgl. 2, 1, p. 218), er⸗ 
— aus ber Notiz, dafs — Jare und mehr verfloſſen — 
der Fürung Auguſtins der Kamp gegen den Pelagianismus begonnen 
p. 216), und aus der —— ———— Xyſtus III (21, 3, p. 272). 
wird nun aber nicht bereit3 das Jar 432 annehmen dürfen, da " Broßper 
sit er Sar 413 ald dasjenige bezeichnet, in dem bie pelagianiſche 
at (p. 591), fondern man wird auf 433 oder 434 herabzugehen 
ie Schrift ift, als Streitfchrift betrachtet, nicht one Geſchick gefchrieben; 
pur fung der dogmatifchen Frage fonnte fie nicht füren, da Prosper das 
Recht, das in dem Standpunkte feines Gegners lag, nicht anerkannte, da 
feine —— nicht rein widergab, ſondern ſie der pelagianifchen 
und da er meinen fonnte, ihn überwunden zu haben, wenn ex ihm 


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Am Im 


Be derfprüche zwifchen feinen Hußernngen nachwies. 

> ift Die rift Prospers in diejer Sade; er wurde dem Streite 
‚entrüdt, indem ag um diefe Zeit Gallien verlieh und fich nach Mom begab. Das 
zeigt die Unterfi feiner Chronik. Diefelbe ift im ihrem erſten Teile (bis 


uchung 

e des Valens 378) ein Auszug aus Eufebind-Hieronymus mit einzelnen 
befonberd aus Auguftin de haeres, (fiche Holder:Egger a. a. O. 

weite Sa dogegen ift Proßperd Werk, und zwar iR er 
ften entftanden und am zwei — —* eſchrie⸗ 
erſte Abteilung reicht bis zum Jare 483: die Ro Die ſich 
Jare findet, ift nur erflärlich als den Schluſs > Be bilbend, 
Bee bed Verfaffers iſt hier der eines Galliers; wie ſehr das Ins 
den gallifhen Dingen borwiegt, zeigt eine einfache Bälung. Scheibet 


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2 


Helle 


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ii 


304 Prosper 


man die Suterpolationen aus, fo enthält diefe Abteilung ungefär 90 

von ihnen bezieht u ein Drittel auf Gallien, wärend Rom völlig — 
abgeſehen von dem Regi ntritte der Päpſte erwänt Prosper nur 

Eroberung und den Triumph des Honorius, um fo ausfürlicher —— er 
den pelagianifchen Streit. Ganz anders in der zweiten und dritten Abteilung 
(bis 445 bez. 455): hier ift der Gefichtsfreiß der eines Römers; für dieſe F 
den Abteilungen bleibt Holder-Eggerd Nachweis im Rechte, daſs die 

nicht in Gallien, nur in Rom entjtanden fein könne (a. a. D. ©. ap er irrt 
nur darin, daſs er für die ganze Chronik behauptet, was nur für bie —— 
Teile gilt. Bar nun Prosper feit ungefär 434 in Rom, jo erklärt fich einer- 

ſeits fein ferneres Schweigen über die jemipelagianifche Frage, und anderſeits er- 
ält die Nachricht des Gennabius (1. c., vgl. aud) Phot. bibl. 54), ber ihm Iöließ- 
ich im Dienjte Leos d. Gr. ftehen fäfst, eine Bejtätigung. 

Prosbers Intereſſe F Auguſtin war auch in dieſer ſpäteren Zeit unver⸗ 
mindert. Das zeigt das Buch der Epigramme, es enthält 106 Gedichte in denen 
ey Bus von Prosper in poetiche Form gefleidet wurden. Die Cadr 

a ? Hine verbum carni insertum carnemque receptans 

Nee se confundit corpore nec geminat 
—— warſcheinlich, daſs die Epigramme erſt nad der Synode von Chaleedon ge- 
jchrieben find. Eine Vorarbeit für biefelben ift ber liber sententiarum, Den 
kaum möchte es richtig fein, denjelben Mr dad erjte Buch der Art zu begeichnen, 
„die im Mittelalter noch jo wichtige Werke, als daS des Petrus Lombardus, 
tigen follte* (Ebert a. a. ©. ©. 350). Dem liber sententiarum jehlt jede ſach⸗ 
u Anordnung des Stoffes; vielmehr excerpirte —— nach der 

der Pſalmen, der Bücher de eivitate Dei ete. Das Buch iſt nichts als = 
Blütenlefe auguftinifcher Gedanken, angelegt von einem begeifterten Schüler als 
Frucht feiner Leltüre und darum nach der Holge, wie er die Bücher las. Als 

eine Vorarbeit zu den grigro rammen darf man es bezeichnen; denn die 
—— ihren —* aus den Sentenzen: Prosper folgte 1—58 genau ben Sen⸗ 
tenzen, dann begann er zu erlamen : —* bleiben erſt einzelne Sentenzen umbear- 
beitet, dann immer mehrere, one daſs doch, ein par Fälle ausgenommen, die 
Reihenfolge verlaffen wurde. Uber auch die Sentenzen fchöpfen 38 überoll 
direit aus Auguftin: die erſte Reihe ift vielmehr aus Prospers Pjalmenaus- 
legung genommen. Dieſe aber (Psalmorum a C ad CL expositio) berubt 
ſeits Auguſtin; ſie iſt ein Auszug aus Auguſtins enarrationes. Die Bez 
auf Neſtorius (Ps.144, 1, p. 411): Non duplex persona sed unus est ——— 
macht warſcheinlich, daſs hie nad) dejjen Verdammung verfajst wurde. 

Über das Todesjar Prospers läſst fich nicht einmal eine Vermutung. aus: 
reiben; benn daſs Marcellinus Comes eine aus Gennadius geſchöpfte Notiz 

zum S$are 463 bringt (Mig. LI, p. =. bietet für die Annahme, er 

Dr in biefem Jare geitorben (Ebert a. a. O. ©. 350), feinen Anhalt, erwänt 
er doch —— —— zum Jare 466, wärend diefer ſchon ein Iarzeput Bor: 
er en w 
, Pit Unceht. wurde Prosper zugefchrieben dad Buch de vocatione 
Leh Wiggers, Pragmat. —— des Auguſtinismus und Pelagianismus, 

218 f.), das carmen de providentia, deſſen Verfaſſer vielmehr unter den Se— 
mipelagianern zu ſuchen ift, die Schriften de praemissionibus et praedicationibus 
und de vita contemplativa (vgl. Tillemont a. a. ©. ©. 27 ff.). Dagegen findet 
fi in der Prosper Banbfehriftlich zugeſchriebenen confessio nichts, mas ee 
torſchaft unmöglich machte, vielmehr ſpricht die offenbare Anregung a — 
guftin für ihn ald Berfafler. 

Ausgabe von Le Brun und Mangeant, Paris 1711, abgedrudt bei 
t. 51, wonad) hier — iſt. Außer den im Artikel erwänten Werfen 
lit. de la France I, p. 369 sqq.; Bähr, Die hr. röm. Theologie ©. und 
bie hr. Dichter und "Seihigtf reiber Noms ©. 63 ff., 98 fi. 

—* 





Protonotarius apostolieus Protopresbpter 805 


Protonotarius apostolieus. Nah fpäteren Berichten fol ſchon Biſchof 
Clemens von Rom für jede der fieben Regionen der Stadt einen bejonderen No: 
tar (notarius regionarius) beftellt haben, um die Märtyreraften nieder: 
zufchreiben (Unaftafius im Leben des Clemens; Anterus; Fabianus). Die no- 
tarii regionarii gehörten zum Klerus ber römifchen Kirche und wurden zu ihrem 
Umte vom Papjte ſelbſt beftellt (zwei Formulare dafür enthält der liber diur- 
nus cap. VI, lit 1 und 2). Das Bedürfnis fürte mit der Zeit zur Annahme 
mehrerer Notare inner- und auferhalb Roms, worauf bie älteren notarii regio- 
narii als die vorzüglicheren die Titel protonotarii apostoliei »rhielten. 
As Prälaten bald in mannichfachſter Weife ausgezeichnet, nahmen fie felbft den 
Vorrang dor den Bischöfen in Anjpruch, was PiusIL. in dem Breve; Cum servare 
vom 1, uni 1459 (Bullarium Rom. edLuxenburg., TI, Fol. 366)ihnen verwehrte, 
Sie ſollen in der päpftlichen Kapelle auf der zweiten Bank fien, in den öffentlichen 
Ko rien aber, über deren Verhandlungen fie authentifche Dokumente auszu— 
en haben, jollen vier von ihnen „qui numerarii dieuntur“ neben dem Papfte 

ſelbſt ihren Sit haben. Die jieben Protonotare bildeten ein eigenes Kollegium 
mit bejtimmten Gerechtjamen, welche anderen, ehrenhalber zu Protonotaren er— 
nannten Klerikern oder adeligen Laien nicht gewärt wurden. Jene nanıte man 
beshalb protonotarii participantes (de numero participantium), dieſe 
protonotarii titulares, Girtuß V, erweiterte dur die Konftitution: Ro- 
manus Pontifex vom 16.Nov.1585 (Bullarium Rom. T. H, fol. 544) das Kolle— 
m auf 12 gleichberechtigte Mitglieder umd wies ihnen bedeutende järliche Ein- 
fünfte an. Durch die Konftitution: Laudabilis Sectis vom 5. Februar 1585 
(a. a. D. 545) hatte derſelbe Papſt den fieben älteren Protonotaren bereits fol- 
gende Privilegien erteilt: Doltoren in allen Fakultäten zu promodiren, Notare 
zu freiven, außerehelich gezeugte Kinder zu Iegitimiren, Statuten für ihr Rolle 
f abzufaffen. Wegen ihrer Promotionsbefugnis gerieten fie mit den Abvofa- 
des Konfiftoriums in Streit, worauf Benedikt XIV. durch die Konftitution : 
Inter conspieuos vom 29. Auguft 1744, 8 23—25 (Bullarium Rom. T. XVI, 
fol. 226) diejelbe darauf beichränfte, dafs fie järlich nur ſechs und nicht in Ab— 
weſenheit zu Doktoren der Nechte follten promoviren fünnen. Durch Gregor XVL 
der Erlaj3 Sirtus’ V. vom 16. Nov. 1585 aufgehoben und die urjprüngliche 

al wider hergeftellt unter dem 12. Februar 1838 (vgl. die Beſtimmung in der 
jt für Vhilofophie und katholiſche Theologie, Coblenz 1838, Heft 26, 

236— iner der Protonotare gehört noch jet zur Kongregation der 
a Niten, fowie zur Propaganda. | 
on den fieben protonotarii participantes oder numerarii unterfcheiden ſich 

die protonotarii non partieipantes, welche entiveder supranumerarii ad instar 
— ium oder titulares sive ad honores find. Die letzteren, welche ün— 
iche Rechte als die partieipantes in Anfprucd nahmen, wurden durdı Bene: 
bift XIV., Pius VII, und Pius IX, befchränft, und der leßtgenannte Papft hat 


Un verordnet, dafs zur Beglaubigung von Dokumenten, welde in der ganzen 


t für echt gehalten werden follen, e3 nicht eines Titular-Protonotars 
bedarf, fondern ordentliche notarii apostoliei genügen, welche auf Vorfchlag der 
Biſchöfe für jede Diözeje ernannt werden können. — 


Man fehe über die Protonotare noch: Ferraris, Prompta bibliotheca cano- 
niea s, v. Protonotarius de numero participantium und protonotarius titularis; 
Bangen, die römiſche Curie (Münfter 1854), ©. 59—62, wo auch andere Littera- 
tur angegeben ift, O. 8. Jatobſon +. 


Protopresbyter oder Protopope entipricht im der griechifcheruffifchen Kirche 
ungefär dem Behrife, —2 —* mit dem Namen Archipresbyter verband, 
in einigen proteſtantiſchen Kirchen mit dem Namen Hauptpfarrer verbindet. Er 
ht zwiſchen dem Biſchofe und den übrigen — — mitten inne. An jeder 
fe und auch in Stadtkirchen iſt ein folder, Andererſeits erinnert er an 

die Delane in der katholiſchen und protejtantifchen Kirche, infofern ihm gewiſſe 
umliegende Pfarreien zur Beauffichtigung übergeben find, Das Auszeichnende 


NealsEnchklopäble für Theologie und Kirche. XII. 90 






























306 Protopresbäter Prudentius, Aurelius 


Amtskleidung ift das Epigonatifon, eine Art von viereckige om Gärt H 
auf das Knie herabreihender Schürze; er ift micht zum Saint » lichten 


al (provincialis superior) heißt derjenige Regula 
— Kan bon Klöftern, die Ferse eine Provinz bit 
bilden nämlich die Mönche eine eigentümliche Hierarchie, meld 
Orden Dihm nicht völlig gfeich ift, im wefentlichen aber doc 
u eiteht. Innerhalb — gewiſſen Diſtrikts bilden d 
Ordens Ahr 6 ondere Abteilung, welde 3. B. bei den dat zii 
Bi deren —— zu einer Provinz unter einem Provi 
tere Probin Ban find einem Vikare untergeben, wärend t 
General fteht. Die Provinz umfaſst bald Ein Sand, bo 
tet der dehntejten Obebienz, welche bie Hierarchie ch 
weſens be u mird doch die Autorität der Oberen du 
digkeit der Zuziehung bon Orxdensgeiftlichen bei der — 
ftände beſchränkt. So der Vorſteher des einzelnen Kloſters d 
desſelben, der rn ber — durch die Oberen der einzelne 
Ordendgeneral durch die Probinziale. Nach dem Vorgange der Eifte 
ren Beſchluſs, järlich über die Verbeſſerung der Disziplin im ei 
beraten, Innocenz I. (nad) 1130) beftätigt Hatte (ſ. Eitat bei 1 
Jus eecles. Protest. lib, UI, ti. XXXV, $XLVM, XLVUOI), v 
cenz III, int e. 12 des Lateranfonzils von 1215 (ce, 7 X. de —* 
UI, 35) „in singulis regnis sive provineiis fiat de triennio in 
jure dioecesanorum pontificum, commune capitulum abbatum 
abbates proprios non babentium, qui non eonsueverunt tale « 
brare . . .* Sn diefem Kapitel follten vier Vorſteher un sue 2 
gewält werben (vgl. e. 8 X. cod. Honorius III, Clem. I. 1 tı u 
Clemens V. a, an. Dieje Einrichtung wurde fpäter dahi hr 
der im Kapitel erwälte Vifitator als Provinzial das Haupt des eben de 
mit Zuziehung beſonders gewälter Kuſtoden, Definitoren oder Koal 
Provinzialrat bildete, a über die FERNEN —— 
vinz Veichlüffe zu faſſen hat (f die bei 3. 9. Vvöhner a. — 
Passerinus und Tamburinus). Die Provinzialen felbft, je zug 
Vorſteher eines Hauptklofters ihrer je find, erſcheinen übri wit 
Mitglieder des Generalfapitels ea ganzen Ordens. Man iche n och Alt 
Asceticon (Paris 1674, 4°) lib. VI, cap. V, und die Komm en zu 
X. h. t. III, 35, fowie die Megeln der einzelnen Orden, melde ü 
lung der Brovinzialen noch befondere Anordnungen RE I 





* 
31 


Prudentius, Aurelius Clemens, iſt der bedeutendſte, fen ber 
nellfte als vielfeitigfte unter den älteren” riftlihen Dichtern beB | 
Er wurde im tarraconenfifchen Spanien 348 geboren und ftammte 
angejehenen Familie. Er ſchlug demnach bie politifche Laufban ein, * 
F Statsämtern gelangte, wie er denn eine zeitlang Reltor einer fpan 
obinz war. Daſs er in der Jugend zu ſehr ſich a Ber 1 dei 
geben, hat er in jpäteren Jaren, wo er einem firengeren dh) 





widmete, bereut. Eine Frucht desjelben waren feine — „welche 
Stelle feiner Berdienfte, wie er jagt, Gott verherrlichen fo — Sı he 
fünfzigften Jare deranftaltete er eine Geſammtausgabe az die n 
die meijten der don ihm erhaltenen Werke fchon umjchlof3. Dem poetif 
worte diefer Ausgabe verdanfen wir auch die wichtigften —— 
Leben. Die Zeit ſeines Todes iſt unbekannt. 

Die älteſten Gedichte des Prudentius ſind die Hymnen jean — 1 he 
hemerinon“: es find zwölf, von denen die erften ſechs ägti 
braud, und zwar für belfimmfe @ebetögeiten, 5 ſind; nad) il 
die ganze Sammlung ihren Titel erhalten. Bei der Abfafjung tk 


— 





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e n der weiteren Aus fie 

>ite: we ae Elements. — 

jen anderen Charalter und eine noch größere Ori ität bie 
dene — faſſten 14 —— — —— 

ers, welche den I ‚ Peristephanon fürt von dem rang, mom! 





























Sie feiern chriſtliche Märtyrer: Laurentius 

ſus, Caffianus, Romanus, Hippolytus, € prianus, 
er — zu eg Gedichten erhielt. En us, = 
4 Er: ihm den ven zu — Art von Eee in denen das 
; —— ch * in — dem * 
unter ihnen 
endi Bike bes — 


* von ihm zwei en und — rein pole⸗ 
j. Die beiden erſteren find bie Apotheosis (1048 
AA (966 Heram.), * iſt eine Apologie der ottheit 
u die Batripaifianer, den Sabellius, die Juden und die Ebioni- 
i e behandelt die Frage von dem Urfprunge des Böjen in einer 
der a gnoftiichen Dualismus des Marcion, Se beiden Dichtungen, 
getiſch Auch vorausgehen, hat Prudentius im feiner Argus 
roßen Teil an Tertullian ſich angeſchloſſen, in ber Apo 
it gegen Bra; ea8, in der Hamartigenia an die Bücher gegen 
nt polemijche Wert des Prudentius find die 2 Bücher Contra 
* BE * und 1132 Hexam.), worin er die ur Statäreli 
ie find unter dem unmittelbaren Einfluffe der beiden gegen 
richteten ae des Ambrojius derfajst. Veranlaſst wurden fie durch 
Berfi Partei des Symmadhus, die Bitten feiner berühm— 
durchzuſetzen, als Theodofius geftorben war, bei deſſen Nachfol— 
onorius. Alle drei Dichtungen enthalten ſchöne Partieen, 
tigenia wol den Preis. Aſthetiſch unbebeutender, literar⸗ 
© wichtiger ift ein viertes, größeres poetiiches Werk unſeres Dich— 
— (915 Heram.), das erſte Beifpiel einer rein allegori- 
ig i A Abenblaub nde. Die Seelenkämpfe ded Chriſten in dem Ges 
der hriftlihen Tugenden mit den heidn —— 
— gi des Dichter8, der bamit eben auch den Kampf des 
Heidentum in der Seele des Individuums ſchildern will. 
id 3 echt mitten aus der mwelthiftorifch bedeutenden geiftigen 
12 erborgewachien. Andererjeit3 hat fie auf Poefie und Kunft 
Iter ya je br Einflufs ausgeübt. 
ans wir nod; von Prubentins unter dem rätjelhaften Titel: 
eine Sammlung von 49 hHerametrifchen Tetraſtichen, duch 


20 * 


En 





308 Prubentins, Aurelius Palmen 


welche ebenſoviele Bilder erflärt werden, denen fie einzeln beigefügt waren, wie 
aus ihrer Darjtellung fih mit Sicherheit ergibt. Die Gegenjtände der Bilder 
waren aus der Bibel genommen, aus beiden Teftamenten gleichbiel, denn die Zal 
der Tetraftihen war urfprünglich offenbar 50.— 

Siehe im übrigen meine ausfürliche Darftellung der Werke bed Prudentius 
in meiner Geſchichte der chriftl. latein. Litteratur ©. 243—283; ferner Middel- 
dorpf, De Prudentio et theologia Prudentiana, im Illgens Zeitfchrift für bie 
biftorifche Theologie, UI; C. G. Schmidt, Prudentiana, in der Zeilſchr. für lu— 
theriiche Theologie, 1866; Clem. Brockhaus, Aur, Prudentius Clem, in 
Bedeutung für die Kirche feiner Zeit, Leipzig 1872; in bibliographijcher Be- 
Sehung: Bähr, Die hriftlichen Dichter und Gefchichtfchreiber Roms, 2. Aufl., 

rlöruhe 1872. — Bon den Ausgaben verdienen erwänt zu werden die bon 
Arevalo, Rom 1788, 4°, die von Obbarius, Tübingen 1845, und beſonders bie 
bon Drefjel, Aur. Prudentii Clem. quae exstant carmina ad Vatic, alioram- 
que codieum et optim, edition. fidem ete., Leipzig 1860.— Metrifh ind Deutche 
überfeßt wurden die Bücher Cathemerinon, Peristephanon und — 
von J. P. Silbert, Wien 1820, die Apetheosis von Brockhaus im a 
oben citirten Buches. 


rudentius von Zroyes hieß urſprünglich Galindo, war bon Geburt ein 
Spanier, fam aber frühe ins Franfenreich, ift hier in der Hofjchule gebildet 
und wurde kurz vor 847 Biſchof von Troyed. Er ftarb am 6. April 861 u 
wurde nach feinem Tode von feiner Dibzele als Heiliger verehrt. Für uns 
er bejonders durch feine kräftige Betheiligung am Gottfchalffchen Prädejtinations- 
ftreite und als PVerfaffer eines Teild der Annalen von ©. Bertin wi g 
worden. In der genannten theologischen Frage iſt er mit Anſchluſs am ere 
Kirchenlehrer, beſonders an Auguſtin und im Gegenſatz gegen Erzbiſchof Hin 
war bon Rheims, für den Mönch Gottſchalk in die Schranken getreten en 
episc. ad Hinkmarum et Pardulum episcopos), dann auch gegen Johannes Sco— 
tu8 Erigena (de praedest. contra Jo. Scotum) in derſelben Sache laut gewor- 
ben. Prudentius war für die doppelte Prädejtination in der Weife, daſs bie 
ber Böfen diefelben nicht fowol zur Schuld als zur Strafe vorherbeftimmt; mur 
bie werben felig, die der Herr eig macht. Die andere Unficht würde ihm mit 
ber Allmacht Gottes zu ffreiten fcheinen, vermöge deren Gott alles tun kann, 
was er will. — Die übrigen —— des Prudentius find von geringer Be 
deutung, ausgenommen jeinen Anteil an den annales Bertiniani, deren 
zieller Charakter außer Zweifel jteht, das felbftändige Urteil des Biſchofs 
wicht austilgen konnte. In den Jaren 835—861 find fie vom feiner Hand, 
he fie vom Erzbischof Hinkmar von Rheims noch unabhängiger fortgefept 
werben. 9— 
Bähr, Geſchichte der Römischen Literatur, Suppl.-Band 3, Karol. eitalter, 
453—455 und 168 f.; Wattenbah, Deutſchl. Gejchichtäquellen im Mittelalter, 
4. Aufl., 1, 240 f.; Gbert, Allgemeine Gedichte der Lit. des Mittelalterd im 
Abendblande, 2, 267 f. und 3661. — Vergleiche in unferer Real-Encyklopüdie den 
Artilel Gottſchalk, 2. Aufl, 5, 326 f. Julius MWeizfäder. 


Pſalmen. 1) Ihr Standort im altteftamentliden Kanon. De 
Pjalter bildet überall einen Bejtandteil der fogen. Chethubim oder Hagi 
Seine Stellung aber innerhalb diefer iſt ſchwankend. Daſs er in der 
lichen Beit die Chethubim eröffnete, fcheint aus Luk. 24, 44 hervorzugehen. Die 
in den hebräifchen Handfchriften deuticher Klaſſe herrſchende Bücherjolge, melden 
unſere Handausgaben ſich aufchließen, ift wirklich diefe: Pfalmen, Sprüdje, 
und darauf die fünf Megilloth. Die Mafora aber und die Handichriften ſpan- 
ſcher Klaſſe (3. B. Nr. 1 der Duatremörefchen hebräiſchen Codices in 
orbnen anders: Chronik, Palmen, Hiob, Sprüde, Megilloth, — offenbar, um 
das Geſchichtsbuch der Chronif an das Geſchichtsbuch der Könige zu ſchließen, 
ungejhidt aber, indem fie Ezra-Nehemia davon trennen. Und nad) der vielbe— 


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310 Pfalmen 


find faum ber al nad tlihe Öymnen, die meiften find elegifch ober 
dibaftifch, und nur Re AH —* geradezu Horn überſchrieben. Aber 
mit Unrecht findet de Wette bie Bezeichnung ororın deshalb unpafjend. Alle Pfal- 
men —— Zeil am Weſen des Hymnus: die erzälenden preiſen bie 
Dei, die MHagenden preifen ihn gleichfalls, indem fie fih an Ihn als den alleinie 
en Helfer wenden und mit dankvoller Zuverficht der Erhörung ſchließen. Im 
oran heißt der Pfalter zabür, was für das arabifche Sprachbewuſstſein nichts 
weiter ald „Schrift“ bedeutet, vielleicht aber aus mizmor verderbt ift, wovon im 
züdifch-orientalifchen Handſchriften ein plur. fractus (Plural mit innerem Umlauf) 
mezämir gebildet wird. In der altteftamentlihen Schrift fommt ein Plural von 
mizmor nicht vor. Auch das nachbibliſche Hebräifh gebraucht nur —* mizmo- 
rim oder mizmoroth al3 Pjalmennamen,. Um fo üblicher ift im helleniſchen Sprach— 
bereiche das in LXX entſprechende waruol (don yarer —= mr); die Pjalmen- 
ſammlung heißt BlRog waruör (Luk. 20,42; Apg. 1,20) oder wurragıov, indem, 
wie jhon Euthymius Zigabenus (Verfaffer eines Pfalmenktommentars unter Ale 
ius —— bemerkt, der Name des Saitenin entes (psantörin im Buch 
aniel) auf die unter Begleitung desfelben gefungenen Lieder übergetragen wird; 
Pfalmen find Lyralieder, alfo Iyrifche Gedichte im eigentlichiten Sinne, 

Ehe wir num auf das Junere des Pſalters eingehen, bleiben wir noch eine 
Beit lang außen ftehen und betradhten zunächſt 3) die geihichtliden Bor— 
ausfegungen feiner Entjtehung. Die lyriſche Poefie ift die ältefte Gat— 
tung der Poeſie und die Hebräifche Poefie ift deshalb weſentlich lyriſch; weder 
dad Epos, no das Drama, mur das Mafchal hat fich bis zur Sel 
davon abgezweigt. Selbſt die Prophetie, welche fi von der Pfalmodie durch 
vorwiegendes Getragenwerden des eigenen Geiſtes don der Macht des göttlichen 
umterfcieibet, teilt mit diefer die Bezeichnung durch 22 (1 Chr. 25, 1-3), und 
der Pfolmenfänger sn Heißt auch als folder in (1 Chr. 25, 5; 2 Chr. 29, 
30; 35, 15, vgl. 1 Chr. 15, 19 u. Ö.), denn wie die geiftliche Lyrik ſich 
zu prophetifchem Schauen erhebt, jo gebt die prophetiſche Epik der Zukunft, we 
unabgelöft von der Subjektivität des Weisſagenden, häufig in Pſalmenton über, 
Das erite Buch der Thora erzält die Urfprünge aller Dinge, auch die Urſprünge 
der Porfie, An dem Freudenrufe Adams über das neugeſchaffene Weib, diefen 
dad Wejen des Weibes ausfagenden und dad Wefen der Ehe —— 
flügelten Worten, ſehen wir den noch ungeſchiedenen Anfang, auf welchen 
und Proſa gurüdgehen; in der Beit vor der Sünde gab es noch feine 
weil feine Kunſt, und noch keine Profa, weil keine Alltagsftimmung. Ju 
Zeit der Sünde begegnen und dann Mufif und Poeſie zuerit im Haufe Lamechs, 
— beide als — auf dem Boden der Weltlichkeit. Die Kunſt der Poeſie 
und die Kunft der Mufik find in Sünde empfangen und geboren. Aber f — 
nicht Sünde an ſich und deshalb der Heiligung ſähig. Der Segen Mel 
und der Segen, mit welchem Rebekka aus dem Haufe Bethuels entlafjen wird, 
repräfentiren die von der Gnade bejchienene Poejie der Heidenwelt; bie 
nungen Iſaaks und Jakobs über ihre Söne repräfentiven die von der E 
geheiligte Poefie der Geburtsftätte Iſraels. Die Poeſie redet * Gla 
machtworte prophetiſchen Geiſtes, aus denen nicht allein Iſraels künftige 
ſondern Iſraels ganze Zukunft entſproſſen iſt. Der Geiſt der Welt hat alſo die 

oeſie hervorgebracht und der Geiſt des Glaubens und der Prophetie hat fie ges 

eiligt. Die mofaiiche Zeit wird dann die Geburtäzeit Iſraels als Volles und 

die Geburtäzeit feiner vollstümlichen Lyrik. Aus Ägypten brachte 

In ente mit, welche fein erſtes Lied 2 Moſ. 15 begleiteten — den 
— welcher ſchon in den älteften Pſalmen 24,8; 78,13.54; 89, 7f. na 

ingt. Nehmen wir bazu Moſe's teftamentarifches Lied 5 Mof. 32 und Pi. 90, 
welder von Moje jein will und auch fein kann, jo haben wir in diefen drei 
aus moſaiſcher Zeit dativenden Schriftftüden die Prototypen aller Palmen, der 
bymnifchen, der elegifchen und der prophetiſch-didaktiſchen Gruppe. Alle drei Lie 
der. find noch ome die fpätere Kunſt ſtrophiſchen Ebenmaßes. Man hat es bes 


| 


Pielmen 311 


embenb gefunden, daſs übrigens jhon die Anfänge der Poejie Iſraels jo voll- 
wen ‚ aber bie Gejchichte Iſraels, auch die feiner Litteratur, fteht unter 
eimem anderen Geſetze, als dem einer ftetigen Entwidelung von unten nad oben. 
Es findet eine Fortbewegung ftatt, aber eine ſolche, die nur zur Entfaltung bringt, 
was in der mofaifchen Zeit mit aller Urkraft und Fülle einer göttlichen Schöp 
begonnen hat. Wie eng verfettet aber dieſer Sortichritt ift, zeigt fich daran, daſs 
anna, die Sängerin des altteftamentlichen Magnificat, denjenigen unter ih) 
e trug, welcher den lieblichen Sänger Iſraels, auf dei Zunge dad Wort 
- war, zum Könige gefalbt hat. Denn Er ihrer höchiten Blüte gelangte 
die Lyrik duch David. ES wirkte vieles zufammen, um Davids Beit 
zu goldenen zu machen. Samuel legte dazu den Grund ſowol durch feine 
reformatorifche Wirkfamfeit überhaupt, als insbefonbere durch die Gründung von 
fhulen, in denen unter jeiner Leitung (1 Sam. 19, 195.) in Verbin- 
ing mit der Wedung und Pflege des prophetiichen Charisma Gefang und Muſik 
wurden. Durch dieſe Cönobien, von denen eine bisher in Iſrael nicht 
— Erweckung ausging, iſt auch David hindurchgegangen. Seine po— 
Anlage ward Hier, wenn nicht geweckt, doch gebildet. Er war ein geborner 
Dichter. Schon als bethlehemitiicher Hirte trieb er das Gaitenfpiel, 
ſchon damals hatte er dad Lob eines redefundigen jungen Mannes (1 Sam.16,18) 
und vereinigte mit feiner natürlichen Begabung ein Herz voll tiefer, den Augen 
bes Herrn offenbarer Frömmigkeit. Aber Pjalmen Davids aus fo r Beit 
hält der Pialter jo wenig, als das Neue Teftament Schriften der Apojtel aus 
vor Pfingſten; erſt von da an, wo mit ſeiner 5* zum Könige 






gels der Geiſt Jehovahs ihn überkam und ihn auf die Höhe feines heilsge— 
ichen Berufes ftellte, fang er Pfalmen, welche Beftandteile des Kanöns ge 
worden find. Sie find die Frucht nicht allein feiner tiefbegabten und vom Beijte 
(2 Sam. 23, 2) getragenen Berfönlichkeit, jondern auch feiner eigentüm— 
Fürungen und der darein verflochtenen Fürungen feines Volkes, Davids 
Weg bon feiner Salbung an fürte durch Leiden zur Herrlichkeit; das Lied aber 
‚wie ein indifches Sprüchwort jagt, aus dem Leid entfprofien, die sloka aus 
Sein Leben war reich an Wechjelfällen, die ihm bald zu elegifchen Klagen, 
en hymniſchem Lobpreis ftimmen mufäten; zugleich war er, der Anfänger 
des Rönigtums der Verheißung, eine Weisjagung auf den künftigen Chriſtus, und 
fein typiſch geftaltetes Leben konnte fich nicht anders ausfagen, als in typiſchen 
oder bewufst prophetifchen Worten, Zum ms gelangt, vergaß er der 
nicht, die ihn auf der Flucht vor Saul begleitet und getröftet hatte, ſon— 

en lonte ihr nah Würden. Die Thora weiß - nichts bon dem Berufe der 
Leviten, ald Sänger und Mufiker beim Gottesdienjte mitzuwirken; der Chronift 
fürt diefe Einrichtung auf David zurüd, welder bie Leviten für diefen Zweck 
organifirte und dem Sangmeiftern Ajaph, Heman und Ethan-Febuthun (1 Chron. 
24, vgl. 15,17 ff.) unterjtellte. So wurden auch Andere ermuntert, ihre Gaben 
dem Gotte Firaels zu widmen. Neben den 73 7775 überfchriebenen Pjalmen der 
ung enthält jie folgende, welche nach gleichzeitigen don David angeftellten 
Sängern benannt find: 12 gosb (Pf. 50, 73—83) und 12 von der levitiſchen 
Süngerfamilie der mIp"%22 (Pi. 42—49. 84. 85. 87. 88, mitgerechnet Pf. 43). 
Die beiden Palmen der Ezrahiten, Pi. 88 von Heman und 88 von Ethan, ges 
bören ſchon in die Zeit Salomos, deſſen Namen außer Pf. 72 nur noch Bf. 127 
— Unter Salomo ging es mit der Pſalmenpoeſie abwärts; alle damaligen 
erzeugniſſe tragen mehr den Stempel ſinnender Betrachtung als unmittels 
Empfindung. Es war die Zeit der Chofma, die den Sinnfprud, künſtle— 
iſch ausgebildet und aud eine Art von Drama gefchaffen hat. Salomo war 
zwar nah 1 Kön. 5, 12 auch Verfafjer von 1005 Liedern, aber im Kanon fin 
den ſich unter feinem Namen nur zwei Palmen und das bramatifche Lieb der 
Lieder, was wol daraus zu erklären fein wird, daſs feine Poefie eine überwie- 
d mweltlihe Richtung hatte. Nur zweimal nahm die Pfalmenpoefie auf kurze 
wider einen Auffhwung: unter Joſaphat und unter Hislia, Unter dies 
Königen erhoben ſich die ſchönen Gottesdienfte des Tempels in alter Hertz 


8 


N 


312 Palmen 


lichkeitsfülle ans ger Entweihung und PVerfümmerung. Außerdem aber 
* es zwei große Wunderrettungen, welche die Pſalmenpoeſie wider erweck⸗ 
ten: unter Joſaphat die von Jahaziel dem Aſaphiten geweisſagte Nie ber 
zu Juda's Ausrottung verbündeten Nachbarvölfer, unter Hisfia die von Jeſaia 
geweisfagte Niederlage des Heeres Sanheribs. Außerdem machten fich beide 
nige fulturgefchichtlich verdient, Zofaphat durch eine auf Hebung der Bo ıng 
abzwedende Einrichtung, welche an die karolingifchen missi erinnert (2 Ehr. 17, 
7—9), Hiskia durch Niederjegung einer mit Sammlung der alten Littera 
beauftragten Kommiſſion per 25,1); aud) ftellte er die alte Heilige Muſik wie 
der und gab die Pſa Davids und Aſaphs ihrem Fiturgi Gebrauch 
En (2 Chr, 29, 25 ff.). Und er felber war Dichter, wie Je. 38 zeigt, freis 
ich ein mehr reproduktiver als produktiver, fein ana (gleichen Sinnes mit on=n, 
wenn nicht jo zu leſen ift), befundet bejonders Vertrautheit mit dem Bud Hiob. 
Sowol aus Era als aus Hiskia's Zeit haben wir im Pfalter nicht wenige 
meiftens afaphifche und forahitifche Palmen, welche, obwol one Hiftorifche Auf 
chrift, Die damalige Beitlage widerfpiegeln. Abgejehen von dieſen zwei Na 
lütezeiten ift die fpätere Hönigszeit fait one Pfalmendichter, aber deſto e 
an Propheten. Als die Lyrik verjtummte, erhob die Prophetie ihre Poſaunen— 
ftimme, um das religiöfe Leben, das fich jonft in Pfalmen ausſprach, wider zu 
erweden. In den Schriften der Propheten, welche das Asruuıa zaorrog in Yirael 
repräfentiren, finden fich zwar auch Pſalmen, wie Son. Kap, 2; Jeſ. " 
b. Kap. 3, aber felbft diefe find mehr Nachbilder der alten Gemeindelieder 
riginale. Erſt die naherilifche Zeit wurde eine Zeit neuer Schöpfungen. 
Wie die Reformation das deutſche Kirchenlied gebar und der dreißigjärige Krieg 
ed von neuem ind Leben rief, fo gebar die davidifche Zeit die Pjalmenpoefie 
das Eril rief die erjtorbene wider ind Leben. Das göttliche Strafgericht vers 
lte nicht feine Wirkung. Wenn e3 fich auch nicht beftätigen follte, daf8 manche 
almen Zufäße haben, aus denen erfihtlich, wie fleißig fie Damals gebetet wur» 
den, fo iſt es doc; über allen Zweifel erhaben, daſs der Pjalter Pſalmen aus 
der Zeit des Exils, wie 3. B. Pf. 102, enthält. Noch weit mehr neue Palmen 
wurden aber nad der Rückkehr gedichte. Als die Heimgekehrten fich wider als 
Nation fülten und nach Heritellung des Tempels ald Gemeinde, da wurden bie 
Harfen, die in Babylon an den Weiden hingen, aufs neue geftimmt, und ein 
neuer reicher Liederfegen war die Frucht der wider erwachten erjten Liebe. Dieje 
wärte freilich nicht lange. Un die Stelle des äuferlichen groben Götzendienſte 
welchen das ind Vaterland zurüdgefehrte Volk im Strafzuftande der de ent» 
mwönt worden war, trat Werfheiligfeit und Buchftabendienft, Pharifäismus und 
Trabitionalismus, In der Selewcidenzeit jedoch erhob fich unter den Maktabäern 
das bedrüdte und verlegte Nationalgefül in alter Tebendiger Begeifter Die 
Prophetie war damals, wie an mehreren Stellen des 1. Buches der Maflabäer 
etfagt wird, Tängft verftummt. Daf die Pfalmenpoefie damals wider erblüht 
Ki läfst fich nicht behaupten. Hitig hat in feiner Überfegung und Kritik der 
falmen 1835—36 den pofitiven Beweis zu füren gefucht, dajd von Pf. 73 au 
fi fein einziger vormaffabäifher Pfolm in der Sammlung befinde und daſs 
der Pſalter von da an die Begebniſſe der makkabdiſchen Periode fogar gewiſſer— 
maßen in hronologifcher Folge widerfpiegele; auch in feinem Kommentar 1863—65 
behauptet er diefen Standpunkt, ſchon Pf. 42—43. 44. 60 gelten ihm ala malla- 
bälfh. In den Kommentaren von Lengerke's und Olshaufens ift die Zal der 
maffabäif—hen Palmen zwar etwas reduzirt und die Zuverficht des Urteil J 
geſtimmt, aber immer noch iſts eine große Menge ſolcher Pſalmen, welche | 
annehmen, und beide bezeichnen die Negierung Johannes Hyrkans (185—107) ala 
die Entſtehungszeit der jüngften und der uns vorliegenden Pſalm » 
Dagegen ift nicht allein von Hengftenberg, Hävernid, Keil, fondern aud) von Ger 
feniuß, Haßler, Ewald, Thenius, Dillmann, am eingehendften von Ehrt in feiner 
Schrift über Abfafjungszeit und Abfchlufs des Pſalters 1869, fowo a 
Möglichkeit maffabätiher Pjalmen beftritten worden, aber one zwingende 4 
Man hat gejagt, dafs die mächtige Begeifterung der maktabäifchen Zeit eine mehr 


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der ——— darin, * er die Nationallitteratur jammelte, in 
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— ſo ließe ſich wol denken, daſs der Pſalter damals —* Sera ee 
Iren ” Der a Ye Gegenbeweis wäre die Septuaginta epung der 


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wenn ſich erweijen ließe, daſs dieſe gleichzeitig mit dei des 8 
unter Ptolemäus Lagi (3 oder, defien Sone Ptolemäus Philadel- 
284—246) entitanden ſei. Aber dieſe Überjegumn —— ſich zunüchſt 

— tateuch. Die Überfegung der anderen fan nad und na 


rein 1 hai Spar 9 —— Sirllen der Wattabte HR wo —— 

15, 22 5), owie var dem — Befen * einzigen ‚Probe Hirt Ei 
m ift das Es mic, — eine Bungee m 

—— — Poeſie 

lingslie 


* der — befaßen, und ots der Geift des Glaubens, —5 mit dem 


ſtei ſei 
—*— t 1881, daſs ſämtliche afap Im 8 ber fyrifch 
irre rd 1 BL dee für — = rn in 
lichen Beweis zu füren, dafs in Buch 2—5 ſich fein einziges vor— 
= —* befinde (Über die Abfafſungszeit der Pſalmen in Stade's Zeitſchr. 


—— 


314 Pialmen 
— 5* ws auch Kautzſch und Driver befinden, nicht die vermeintliche Über: 


Denn 4) die Entftehungsgefhichte der Pfalmenfammlung ift 
auch, für und noch ziemlich durchſichtig. Die Pfalmenfammlung, wie fie uns vor» 
liegt, befteht aus 5 Büchern. Hilarius Pictavienfis macht ſchon auf das fiat fiat 
am Schlufje der einzelnen Bücher aufmerkſam, aber die Befangenheit, mit wel- 
2 er nach Apg. 1, 20 auf ber einheitlichen Benennung liber Psalmorum bes 

Er zu müffen glaubt, verfchließt ihm das BVerftändnis der bebeutfamen Fünf- 

ung. Tovro oe um nugidoı, w gihöxare — fagt ſchon Hippolytus — örı 
xai zo wairngıov eis nevre dietdkov Bulle oi "Eßpuioı, wore eva xal alrd 
Any nevrarevyov. Die Fünfteilung macht den Pfalter zum Abbild der 
— er auch darin gleicht, daſs, wie dort elohimiſche und jehoviſche Ab 
wechjeln, fo hier eine Gruppe von elohimiſchen Palmen (42—84) auf beiden 
Seiten von Gruppen jehovifcher (1—41. 85—150) umfchlofien ift. Der Pfalter 
ift auch ein Pentatench, das Fünfbuch der Gemeinde an Jehovah, wie die Thora 
das Fünfbuch Jehobahs an die Gemeinde ift. Die fünf Bücher find folgende: 
1—41. 42—72, 73—89. 90—106. 107—150. Die erften vier Bücher fliehen 
jedes mit einer Dorologie, welche Beitandteil des voraufgehenden Pfalmes ift 
41, 14; 72, 18f.; 89, 53; 106, 48); die Stelle der fünften Dorologie vertritt 
Kr. 150 als volltönendes Finale des Ganzen (änlich dem Verhältniſſe von Pf. 134 
zu der Gradualpfalmengruppe). Diefe Dorologieen nähern —* der Sprache 
der liturgiſchen Beracha des zweiten Tempels. Ihnen ausſchließlich in der alt— 
tejtamentlihen Schrift eigentümlich iſt das durch fopulatives + geparte Tax) TIaR- 
Ein folches durch fünf Markjteine — fünfteiliges Ganzes war der Pſfal⸗ 
ter ſchon zur Zeit des Chroniſten. r fchließen dies auß 1 Chr, 16, 35, Dei 
Ehronift reproduzirt da gemäß alter Geſchichtſchreibungsſitte in freier Weife bie 
nad; Einholung der Bundeslade erſchollenen davidifchen Feftklänge, jo zwar, dajs 
er, nachdem er einmal in Pfalmenreminiscenzen aus Pf. 106 geraten ift, dem 
David auch die Beracha Hinter Pf. 106 in den Mund legt, Man fieht daraus, 
daſs der Pfalter ſchon damals in Bücher geteilt war; die Schlufsdorologieen 
waren jhon mit dem Körper der Pfalmen, hinter denen fie ftanden, gliebl x⸗ 
wachen. Der Chroniſt aber ſchrieb gegen Ende der perſiſchen Herrſchaft, obſchon 
noch geraume Zeit vor Anfang der griechiichen. 


Nächſt diefer Verwendung der Beracha des 4. Buches beim Chroniften 
Pi. 72, 20 ein bedeutjames Merkzeichen für die — ——— des 
ters. Dieſe Schluſsbemerkung gibt ſich als die Unterſchrift der dem 
Pentateuch vorausgegangenen älteſten Pſalmenſammlung. Der Redaktor dieſe 
Unterſchrift zwar durch Zwiſcheneinſchiebung der Beracha 72,18 f. von urs 
fprünglichen Stelle dicht hinter Pſ. 72 hinweggerückt, übrigens aber fie unanges 
taftet ftehen laſſen. Die jo treu erhaltene Unterſchrift feiftet uns aber weniger 
als wir wünfchen möchten. Wir erjehen daraus nur, daſs der gegenwärtigem 
Sammlung eine Orundjammlung von bei weitem geringerem Umfang vore 
gangen ift und daſs dieſe mit dem jalomonifchen Bj. 72 ſchloſs, denn inter Dies 
fen würde der Redaktor die mur auf Gebete Davids lautende Unterjchrift & 
wol nicht geftellt haben, wenn er ſie nicht Hinter ihm vorgefunden hätte, 
von da aus liegt die Vermutung nahe, daſs Salomo felbft, den das gottesbienjt- 
liche Bedürfnis des neuen Tempeld veranlafjen Fonnte, diefe Grundſammlung 
zufammengeftellt und durch Unfügung von 1% 72 ſich als Urheber derfelben zu 
erkennen gegeben Pi Aber fchon auf die Frage, ob die Grundſamml 
dem nur eigentlich davidiſche Lieder enthalten habe oder ob bie 
Bezeichnung 77 men nur a potiori gemeint fei, fehlt uns die Antwort, 
men wir das leßtere an, jo begreift fich nicht, weshalb von den aſaphi 
men nur der Eine, Pf. 50, in ihr Aufnahme gefunden. Denn diefer ift 
altaſaphiſch und könnte aljo Beſtandteil derjelben gewejen fein. Dagegen fönnen 
die forahitifchen Pfalmen 42—49 ihr unmöglich alle angehört haben, denm einige 
derfelben, am unzweifelhaftejten 47. 48, jtammen aus der Zeit Jofaphats, deren 







Palmen . 815 


denfwürbigites Ereignis, wie der Chronift erzält, von einem Aſaphiten geweiss 
‚ und * korahitiſchen Sängern gefeiert N: Schon er it ed, ab» 
‚von andern Pjalmen, welche in die aftyeifeje (wie 66. 67) und jerentias 

‚Beit (wie 71) herabfüren und Spuren der Zeit des Erild an ſich tragen 

(wie 69, 35 ff.), ſchlechterdings unmöglich, daſs die — re aus Pi. 2—72 
er bielmehr (da Pi. 2 in die fpätere Königszeit, etwa die a ejaia’3, geſetzt 

a zu müfjen fcheint) aus Bi 3—72 beftanden habe. benfen wir bie 
jüngeren Einlagen hinweg, fo bleibt für die Palmen Davids und feiner Beits 
genofjen feine Anordnung übrig, welche irgendwie den Stempel davidifch-falomo= 
Geiftes trüge. Schon alten —3 — Lehrern fiel das auf, und es wird 
im Midraſch zu Pi. 3 erzält, daſs, als Joſua ben Levi die Pſalmen zurechtſtel— 
wollte, ein hiumliſches Echo ihm zurief: Wecke den Schlafenden nicht auf, 
d. i. verunruhige David im Grabe wi Weshalb auf Pſ. 2 gerade Pi. 3 oder 
auf 31397 273 möne, wie es bort im Midraſch ausgedrückt wird, DISWaR mızıp 
folst läfst fich zwar befriedigender, als dort, angeben, aber im allgemeinen ijt 
ronungsweife der zwei erjten Pſalmbücher gleiher Natur, wie die der 
i legten, nämlich die in meinen Symbolae ad Psalmos illustrandos isagogicae 
(1846) durch den ganzen Pjalter hindurch aufgewiejene: fie find, wie meijtens 
auch die Inomoniiden Sprüche, nad hervorjtehenden äußerlichen, felten tiefer 
den Berürungspunften aneinandergereiht. Andererjeits läſst fich nicht in 

e nehmen, daſs der Grundftod der Grundfammfung innerhalb Pi. 3—72 
vorliegen muſs, denn nirgends anders ftehen alte davidiſche Pfalmen jo dicht wie 
bier beiſammen. Das dritte Buch (Pi. 73—89) unterfcheidet ſich hierin. ſchon 
merffich. Wir werden aljo annehmen dürfen, daſs die Hauptmafje des älteften 


4 


gs 


vo 


gbuches der ifraelitijchen Gemeinde in Pi. 3—72 enthalten ift, aber ber 
ses ift bei jpäteren Redaktionen und befonders bei der {epten aus⸗ 


ndergenommen und neu geordnet worden, wobei jedoch die Verbindung der 
Interfchrift 72, 20 mit dem Palm Salomos gewart blieb. Die beiden Pfalmen- 
3—72, 73—89 reprüjentiven wenigſtens mehr als andere die beiden 
ziten Stadien der Entjtehung des Pfalters. Die Grundfammlung mag falomos 
h fein. Die Nachlefe der zweiten Gruppe könnte ſchon in der Zeit Jofaphats 
binzugefommen fein, in welcher warſcheinlich das ältere jalomon. Spruchbuch zufamz 
iengeftellt worden ijt. Mit größerem Rechte aber eignen wir fie der Beit His- 
tias nicht bloß deshalb, weil einige Pſalmen derſelben eher auf die Kataſtro— 
phe Aſſurs unter Hiskia, ald auf die Sataftrophe der verbündeten Nachbarvölfer 
unter Zelt bezogen werden zu müfjen fcheinen, fondern vorzüglich deshalb, 
weil die „Männer Hiskias“ ebenjo eine Nachlefe zu dem älteren jalomonijchen 
buch veranjtalteten (Spr. 25, 1) und weil von Hiskia erzält wird, daſs 
er die Palmen Davids und Aſaphs (devem Hauptmaffe das 3. Pſalmbuch ent: 
ae in Yufnahme bradte (2 Chr. 29, 30). Sn ber ezra-nehemianischen 
wurde die Sammlung dann duch die im Laufe des Exils und ——— 
och nach dem Exil verfafsten Lieder erweitert. Aber auch eine Nachleſe alter 
x war diefer Zeit aufbehalten. Ein Pfalm Moſes, jedenfalls antiten Ges 
dı ward an die Spige geitellt, um dem Anfang des neuen Pfalterd durch 
iejen Rüdgriff in die ältefte Seit recht augenfällig —— Und zu den 
56 bavibij Pſalmen der 3 erjten Bücher find hier in den 2 lebten no 17 
ammelt, welche freilich großenteil® mur mit Verfepung in Davids Seele 
gebichtet find. Ein Hauptfundort jolcher älteren Balmen waren wol 
aus der voreriliihen Zeit in die nacheritifche gerettete Geſchichtswerke annaliſti— 
fen oder auch prophetijchen Charakters. Aus folchen ſtammen auch die mehre— 
ren dabidifchen ae (darunter einem des 5. Buches, Pf. 142) beigefchriebenen 
en äſſe 


Wir betrachten nun weiter die Anordnung der Pſalmenſamm— 
lung: dieſe trägt den Stempel Eines ordnenden Geiftes, es müſsten denn wie 
ai eined Kryſtalliſationsprozeſſes jo unzufällige planvolle Berhältuifie zu 

ade gefommen fein. Denn a) ihren Eingang bildet ein dem ganzen Pialter 
einleitendes und deshalb uralters (jer. Taanith II, 2) als Ein Pjalm angejehe- 








— 


316 pſalmen 


nes didaktiſch-prophetiſches Pſalmenpar (Pf. 1.2), welches mit "er beginnt und 
ſchließt, und ihren Schluſs bilden vier Pjalmen —— welche mehr 
beginnen und fchließen; Pf. 150 rechnen wir dabei nicht mit, denn dieſer ver— 
tritt die Beracha des fünften Buches, ganz fo wie der Kehrvers ef. 48, 22 fi 
57, 25 erregter und volltönender widerholt, am Schlufje aber des dritten Teils 
dieſer jefaianifchen Reden an die Erulanten wegbleibt, indem ftatt deſſen — 
ſten Pathos und mit grauenerregenden Zügen das friedloſe Endgeſchick der Freb— 
ler dargeſtellt wird. Der Anfang des Pfalters preiſt diejenigen überglücklich, 
welche fich gemäß dem in Thora und Geſchichte offenbar gewordenen Heilswillen 
Gottes verhalten, der Schluf3 des — — ruft wie auf Grund des vollendeten 
eilswerkes alle Kreaturen zum Lobpreis dieſes Heilsgottes auf. Daſs man mit 
orliebe die Zal 150 voll zu machen geſucht habe, beſtätigt ſich nicht; auch Die 
Bälung 147 (nad) einem im Talmud erwänten Aggada-Buch) und 149 (fowol in 
faräifchen als — Handſchriften) ſind vertreten. b) Pſalmen mit der 
Auffchrift 7775 finden fi im Pfalter 73, nämlich 37 in Buch 15 18 in Buch 2; 
1 in Bud 8; 2 in Buch 4; 15 in Buch 5. Die Redaktion Hat, wie es fchein 
die Abficht gehabt, die Sammlung ebenfo mit einer imponirenden davidiſchen Pſal⸗ 
mengruppe zu fchließen, wie fie mit der Hauptmafje der davidifchen Pjalmen bes 
ginnt; die mit Pf. 146 (hinter den 15 —— Pſalmen) anhebenden Halle 
lujah find ſchon Präludien der Schlufsdorologie. ec) Die korahitifchen und 
phifchen Pjalmen finden ſich ausfchliehlih im Buch 2 und 3. Die afap 1 
Pſalmen find zwölf: 50. 73—83 und auch die forahitifchen find zwölf: 42. 48, 
44—49. 84. 85. 87. 88, vorausgeſetzt, daſs Pi. 43 als felbjtändiges Seiten- 
ftüd zu 42 zu gelten hat und Pf. 88 (der nach einer anderen warjcheinliches 
ven Überlieferung von Heman dem Ezrahiten ift) als forahitifcher gezält wird, 
In beiden Liederkreifen finden ſich Plolmen aus der Zeit des Erils ach 
dem Exile (74. 79. 85). Daſs die Palmen der zwei Sängerfchulen auf | 
2 und 3 verteilt find, kann aljo feinen rein chronologiihen Grund haben, 
2. Buch eröffnen Eorahitifhe Pfalmen, welchen ein afaphiiher folgt; das 3. Bud 
eröffnen afaphifche Pfalmen, welchen vier korahitifche folgen. d) Die Art um 
Weiſe, wie damit davidifche Pjalmen verfettet find, ftellt uns recht deutlich das 
Prinzip vor Augen, von welchem die vom Sammler beliebte Sahordnung be 
herrſcht wird. Es ift das Prinzip der Verwandtichaft durch — ere 
und innere Merkmale. Auf den aſaphiſchen Mi. 50 folgt der davidiſche Pf. 
weil beide das dingliche tierifche Opfer gegen das perfönliche geiftliche entwerten 
Und zwifchen die forabitifchen Pf. 85 und 87 ift der Dapidpfalm 86 einge 
ben, weil er ſowol durd) die Bitte: „zeige mir, Sehovah, deinen —* gib 
deine Siegesmacht deinem Knechte“ mit Pf. 85, 8, als durch bie = } 
Belehrung der Heiden zum Gott Iſraels mit Pi. 87 verwandt ift. een 
ſcheinung, daſs Pfalmen mit gleihem Hauptgedanfen ober auch nur mit klich 
änlihen Stellen, beſonders am Anfang und Schluſs, kettenartig — 
fügt find, läſst ſich durch die ganze Sammlung hindurch beobachten. So iſt z. 














. 56 mit der Aufſchrift „nach (der Tonweiſe): verſtummende Taube unter den 
ernen" an Pf. 55 wegen des darin vorkommenden: „o hätte ich Bügel gl 
der Taube* ıc. angefügt; fo ftehen Pi. 34 und 35 zuſammen als die 5 
zigen Palmen, in denen der „Engel Jehovahs“ vorkommt, ebenfo Pf. 9 und: 
welche in dem Ausdrud MIEa min? zufammentreffen. e) Mit diefem Um 
nungsprinzip hängt es eng zufammen, daſs die elohimifchen Palmen, d. i. d 
jenigen, welche Gott faſt ausſchließlich or nennen und daneben fih im Ge 
brauch zufammengefepter Gottesnamen, wie MIRaE mm, max Dymba mimtandgl 
efallen, undurchbrochen durch jehovifche zufammengeftellt find, In Bi. 14H 
ht der Gottesname IT; er fommt 272 mal und DrTsr daneben nur I5mal 
vor, größtenteild da, wo IT nicht ftatthaft war. Mit 42 tritt die elohin ch 
Pſalmweiſe ein; der letzte Pſalm dieſer Weiſe iſt der korahitiſche Pf. & „dee 
ebendeshalb den elohimifchen Pſalmen Aſaphs angefügt ift. Im den Palmen 
85—150 tritt widerum mr ein mit folder Ausjchließlichkeit, dafs in dem Pal 
men der Bücher 4 und 5 mm 339mal und nur Imal ovssr (144,9) vom iv 


4 











Palmen 317 


ren Gott vorfommt. Unter den Pjalmen Davids find 18 elohimijch, umter den 
ſchen 9, die aſaphiſchen ſämtlich. Es find, da noch 1 Salomos und 4 
one aflernamen hinzufommen, zujammen (Pi. 42 u. 43 2 zweien gerechnet) 
44. Sie bilden die Mitte des Pialterd und haben zu ihrer Rechten 41, zu ihrer 
Linken 65 Iehovahpjalmen. f) Zu den mannigfachen Beitimmungsgründen der 
ng gehört auch die Gemeinjamkfeit der Dichtungsgattung. So jtehen 
unter den Elohimpjalmen die ion (42—43, 44.45; 52—55) und En2n (56—60) 
bei einander. Ebenſo in den beiden legten Büchern die mSsuT vo (120—134) 
und, in Gruppen verteilt, die Hodu und Halleluja, d. H. die mit I7%7 beginnen» 
den (105—107) und die mit 7557 beginnenden und ſchließenden (111—117. 
146—150). 
Di Härt uns 6) auf die Überfhriften der Bfalmen, welche, wie 
ſchon aus diefer ihrer bejtimmenden Einwirkung auf die Zufammenftellung ber- 
ht, älter find als die legte Medaktion des Pialterd. Sie zerfallen ihrem 
Snbatte nach im drei Arten: a) Angaben des Verfaſſers, wozu bei davibijchen 
und zwar mtr bei davidiichen Palmen zumeilen noch die Angabe des geſchicht— 
lichen Anlafjes aus dem Leben Davids hinzutritt. So bei 7. 59. 56. 34. 52. 
57. 142, 54 (nad) ungefärer chronologifher Ordnung), welche auf Anläſſe der 
ſauliſchen Verfolgungszeit, und 3. 63, welche auf Anläffe der abſalomiſchen be— 
werden; außerdem 30 auf Davids Palajtweihe, 51 auf —— Ehebruch 
—— 60 auf den ſyriſch-ammonitiſchen Krieg. Alle Pſalmen, welche die 
Namen ihrer Berfaffer an der Stirn tragen, gehören der davidiſch-ſalomoniſchen 
Beit an, ausgenommen nur der Eine Pjalm Moſe's. Daſs das 5 auch in mapmab 
und nox> das Lamed auctoris iſt, geht daraus hervor, daſs Feiner diejer Pſal— 
men außerdem den Berfaflernamen 775, wie ſich erwarten ließe, an ſich trägt; 
me levitifchen Sänger haben alfo auch als Berfafjer zu gelten. Mit Bi. 88 
at es eine eigene Bewandtuis; er ift, indem zwei verjchiedene Überlieferungen 
unausgeglichen wibergegeben werden, mit zwei Berfaffernamen verjehen. Eine 
überfchriftlicher Bezeichnung beſteht b) in — des poetiſch⸗ mu⸗ 
Charakters der Pſalmen. Dahin gehören die Bezeichnungen des be— 
treffenden Schriftſtückes von Seiten feiner Bezogenheit auf Gott, wie mben Ge— 
bet (90. 102. 142) und Sn Hymnus (145); von Seiten feiner Bejtimmun 
| ftrumentalmufif und Gefang, wie mm Plalm (8—6. 8. 9 u. f. w.), 
Sang oder Lied (46), man 5 Sang-Pjalm (48. 66. 83. 88. 108), Ts mar 
Im:Sang (30. 67. 68. 87. 92) oder auch ömarn ein Palm, ein Lied 
65. 75. 76); von Seiten jeiner Bugehörigfeit zu der oder jener befonderen Dich: 
fungsart, wie on>n Stihwortgedicht (16. 56—60), on Betrachtung oder Ode 
. 42. 44. 45. 52—55. 74. 78. 88. 89. 142), Ta Irrgedicht oder Dithy: 
zambus (7). Dahin gehören ferner die näheren Bejtimmungen der Inſtrumen— 
leitung, wie misnaTSR zum Slötenfpiel (5), n%2333 mit Saitenfpielbeglei- 
tung (4. 6. 54. 55. 67. 76), nara”5r auf Saitenfpiel (61), und der Tonweife, 
wie mwrar”>> auf gathitifche Weiſe (8. 81. 84), narm”5> auf ſchwermütige Weife 
53 und mit dem BZufape n2>> „vorzutragen“ 88), mmaby”5> auf Mädchenweife, 
i in Sopran (46), nymasmbr all’ ottava bassa (6. I» ndere Angaben 
dieſer Gattung find Andeutungen der Melodie, auf welche (>>) oder nach welcher (SR) 
der Pſalm gelungen werden joll, mitteljt Stichworts des Liebes, für welches die 
de Melodie urjprünglich entjtanden war. Die Pjalmenmelodieen waren 
wie die Melodieen unjeres alten Kirchenliedes großenteil3 angeeignete Volkslieder: 
melobieen, wie „Der Tod macht weiß“ (9), „Hindin bes Morgenroths“ (22), 
„Berbirb nicht“ (57—59. 75), „Stumme Taube in der Fremde* (56), „Lilien* 
(45. 69) oder „Lilien das Zeugnis“ (80) oder „Lilie des Zeugniſſes“ (60). Die 
alte Auslegung jajste diefe Melodieenangaben als Motto’3 oder Devifen des In- 
alt, worauf Hengitenberg noch bejtand. Jedoch zeigen fich auch hier die Alten 
{ e auf rechtem Wege, wie z. B, Paulus Melifjus, in feiner Pfalmenüber: 
(1572) gefunden Bihtorifchen Sinn durch Auffchriften bekundet, wie uber 
gesangweis aines gemainen lieds, welches anfang ware Ajeleth Haschähar, 
das ist, Die hindin der morgenroete und uber die gesangweise aines namhaf- 


318 Pialmen 


ten liedes, welches sich anfinge Schoschannim, das ist, di Liljenblumen. Zum 
Dritten beziehen fich die überfchriftlihen Angaben ce) auf die — Beſtim⸗ 
mung der — Nur einmal wird dem Liede eine anderweitige 
gegeben: Pi. 60 foll, wie 55 in Beihalt von 2 Samt. 1, 18 bejagt, beim Un— 
terrichte im Bogenſchießen gejungen werden, gleichſam ein religiöfes Turnlied. 
Alle anderen derartigen Angaben find liturgifcd, voran das 56mal vorkommende 
re>5 dem Sangmeifter, bon rx&> gewaltig fein; Pi. bewältigen, bemeijtern, part, 
Aufjeher, Vorfteher, insbejondere —5 der Muſik. Vielleicht bezeichnet es 
aber re den Vorfpielenden oder Vorfingenden und 25 weift den Pjalm 
demjenigen zu, der ihn zu arrangiren und dem levitifchen Sängerchören einz 
F Dreimal (39. 62. 77) wird Jeduthun (Ethan) als ſolcher genannt. Es iſt 
emerfenewert, dafs außer Pfalmen Davids, Aſaphs und der Korahiten dieſes 
nemab nur an der Spitze von zwei namenfofen Palmen zu leſen ift. Man wird 
daran fchließen Dürfen, daſs es von ebenderfelben Hand wie der Verfaſſername 
beige ben it. Liturgifc gemeint find warfcheinlich au arm 38. 70 und 
mn» 100, jenes; zu Darbringung der Azcara, d.i. des Mehlopfer-Abhubs, dies 
fes: bei einem Dankopfer, d.i. wenn ein et rin pier gebracht wird; 
vielleicht auch die Auffchrift mas WS (einmal 121,1 mbsn> rd), welche 13 
bei einander ftehende Lieder (120—134) füren, wenn fie fo nicht von dem 
trioletartigen Stufengang der Gedanken benannt find, fondern entweder weil fie, 
wie die Tradition will, auf den 15 aus dem Vorhof der Frauen in den Vor— 
hof der ijraelitifchen Männer fürenden Stufen (LXX 67 tor araupaduor) ober 
weil fie beim wallfartenden Hinaufzug (vgl. Eſr. 7, 9) nad) Serujalem g 
u werden beftimmt waren, wozu ihr ſchneller Schritt und ihr vorzug auf 
erufalem und das Heiligtum gerichteter Suhalt ſtimmt — fie find zu verſchie— 
denen Zeiten und nicht alle für den Zweck gedichtet, dem fie fpäter } 
dienten. Nur felten finden fich Angaben des Hl. Tages, den das Lied zu ber 
berrlichen beitimmt ift, wie des Sabbats 92. und der Tempelmeihe 30. (wo aber 
eher an die Einweihung des eigenen Cedernpalaftes Davids zu denken ijt); die 
LXX aber enthält außerdem einige überfchriftliche Zufäße, welche ung einen Ein- 
blick in die Liturgifche Verwendung der Palmen zur Beit des hellen Tempels 
wären und meiftend aus den Talmuden fich beftätigen. Allen na achen 
——— gegenüber gegiemt dem Forjcher bejcheidene voru ie 
rüfung. Die Leichtfertigkeit, mit welcher ſich die neuere Kritik über die Un 
gaben der Verfaſſer und zeitgefchichtlichen Anläffe Oinegfeht, um ihre Seifen 
blafen an deren Stelle zu jeßen, ift nicht wiſſenſchaäftlich. war nicht anders 
möglih, als dafs die Kiofmenüerjchriften nach ber — Stellung, ge 
die Monographieen von Sonntag 1687, Eelfius 1718, Irhof 1728 zu ihnen e 
— endlich einmal Gegenſtand der Kritik werden mufsten, aber die mit 
els Differtation Inscriptiones Psalmorum serius demum additas videri, Halle 
767, begonnene Feitifche Vermeinung ift dermalen zu ertremifcher Berneinungd- 
luſt geworden. Befonnener zeigt fi van den Ham in feiner Monographie 
Psalmen met historische Opsehriften, Utreht 1871. ft e8 denn fo undenkbar, 
dafs David und andere Pjalmendichter ihre Pjalmen mit ihren Namen bezeichne 
haben, da Habafuf 3, 1 feiner Thefilla feinen Namen vorſetzt? Warum Da: 





— 
vid das m55 60, 1 nicht eigenhändig beigeſchrieben haben, da er laut 2 Sam, 
1, 18 feine Kinah (Efegie) mit eben dieſer Zweckbeſtimmung —* Für das 
ode Alter diefer und änlicher Überſchriften ſpricht ja au), daſs die 3 
ereitd borfanden umd nicht derftanden, dafs fich überhaupt feine fie ei 
Tradition in der Synagoge erhalten hat, daſs fie auch aus den Büchern ber 
a (Hinzugenommen das dazu gehörige Buch Ejra), im welden mei bon 
ſil die Rede tft, nicht erklärt werden können und bei dieſen, wie vieles 
dere, ald wider ——— älteres Sprachgut erſcheinen, ſowie auch, dafs fir 
in den zwei leßten Büchern des Pfalterd um jo feltener find, je häufiger in 
drei erften. Auch die und jene zeitgefchichtliche Angabe könnte wol von Dabib 
felbft herrüren, wie Jeſ. 38, 9 von Hiskia. Indes fcheinen diefe Angaben aus 
einem bon den BB. Samuel verfchiedenen, in diefen aber benußten (vgl. 54, 2 


— 


Pſalmen 319 

1 Sam. 23,19; 26, 1; Pſ. 18, 1 mit 2 Sam. 22, 1) Duellenwerfe zu ſtam—⸗ 

nem, n den Annalen (aa a7) Davids, in wel jene Palmen in 

ben geſchichtlichen Zuſammenhängen vorfamen, welche die Überſchrift andeutet. 

‚ nicht gegen ihre Glaubwürdigkeit fpricht die Unmwarfcheinlichfeit, daſs die 

:gebenen Anläfje aus den Palmen ſelbſt erfchlofjen feien, jowie ſür das hohe 

e ber Pjalmüberfchriften im allgemeinen ihre bunte Mannigfaltigkeit, weiche 
nicht das Ausjehen vedaktioneller Abkunft hat. | 


Be en wir die Pſalmüberſchriften beſſer, ſo würden wir 7) über den 
dichteriſchen und muſikaliſchen Charakter der Pſalmen mehr zu ſa— 
gen wiſſen, als uns dermalen möglich ift. Die althebräifche Poefie hat weder 

teim noch Metrum, welche beide (zunächjt der Reim, dann das Metrum) erjt 
im 7. n. Chr. don der jüdijchen Poefie a ar wurden. Bwar fehlt 
es in Poeſie und Prophetie des U. T.'s nicht an Anfähen zum Reim, beſonders 
im Thefilla-Stil 106, 4—7, vgl. Ser. 3, 21—25, wo die Snftändigkeit des Ge⸗ 
bet3 von jelbjt die Häufung gleichen Flexionsauslauts mit fich bringt, aber zur 
bindenden Form ift er auch hier nicht geworden. Und was das Metrum anlangt, 

o Schlagen alle Verſuche, ein Syſtem althebräifcher Metrik aufaufiellen, bie u 

ſch e Seien der alttejtamentlichen Poejie in widrige Feſſeln, zumal das Sy— 
tem 3 (Hauptwerk: Carmina V, T. metrice mit Wbh. de re metrica He- 
braeorum 1882), wonach die altteft. Gedichte wie die ſyriſchen in regelmäßigen 

Bechjel betonter Sylben mit unbetonten, aber nicht wie dort trochäijch, UMFR 
meiweder jambifch oder trochäijch verlaufen; die Monotonie diefed __« und: — 
' uud kommt obendrein Häufig nur buch Dergeivaltigung (3. B. 

e Korrektur 








ie übrigens aber verbleibt dem Dichter volle Freiheit, den metriſ 

Bers (als welchen Ley zwar nicht immer, aber meiſtens ben aus zwei Sti 
eftehenden er anfieht) gemäß dem auszudrüdenden Gedanken zu ges 
falten. Auch bei Ley muſs der überlieferte Tert nicht felten, um regelmäßige 
metrijche Proportionen darzuftellen, ander8 punftirt oder auch ae Prag wer: 
ben, aber der jreie Rhythmus behauptet doch fein Recht und das Grundprinzip 
ift : bie althebräifche Poeſie gleicht der Volkspoeſie darin, dafs fie den Vers 
nad Hebungen (Zakten) mifst und die Zal diefer one Rüdficht auf die Zal der 
Senkungen beſtimmt. Es ift nicht aus der Luft gegriffen, wenn Philo, er 
ufebius, Hieronymus den alttejtamentlicen Liedern und insbefondere den Pſal— 
men etwas dem griechifcherömischen Metren Änliches ae haben. Ein gewiſſes 
Ylbenmaß hat auch die althebräifche Poeſie injoweit, dajs, abgejehen von dem 
utbaren Schewä und dem Chatef, welche beiden die Urkürzen darjtellen, alle 
Syiben mit vollem Vokal als wmittelzeitig gelten und in der —— u Längen, 
in der Senkung zu Kürzen werden. Dadurch entſtehen die mannigfaltigſten Rhyth— 









men, 3. B. der anapäjtijche wenaschlichah mimennn *aböthemo (2, 3) oder ber 


baltplifche az jedabber elemo beappo (2, 5), und alfo der Schein hunter Mi- 
der griechifch-römijchen Metren. —— das gibt 97 Ppeſie Schmelz 
wung, daſs die Rhythmen je nach Gedanken und Empfindungen wech— 
ſeln, wie z. B. das Abendlied Pf. 4 ſich zu Ende noch einmal anapäſtiſch hebt 


A ———e—— ws Lu 
ki-attah Jahaweh lebadad, um dann jambifch zur Muhe zu gehen labetach 


| 


320 Palmen 


tosehibeni. Mit diefem an erregten Stellen dem Inhalte entiprechenden 
bon Hebung und Senkung, Länge und Kürze verbindet ſich in ber hebräijche 
Poeſie eine Tonmalerei, die kaum irgendwo anders in gleihen Mafe nachweis— 
bar ift. So lautet 3. B. 2, 5* wie ein vollender Donner und 5P verhält 
dazu wie der einſchlagende Blitz. Und e3 gibt eine ganze Reihe von dunfeltöni 
gen Bjalmen, wie 17. 49. 58, 59. 73, in welchen die Schilderung ſich j | 
und fchwerverftändlich Hinjchleppt und bejonders die Suffirformen auf mo gehäu 
werben, indem die grollende Stimmung ſich im Stile abprägt und im Wortklang 
vernehmlich macht. Das Nonpfusultra folder in Tönen malenden Poefie ift ber 
jefatanifsche Weisfagungschkius K. 24—27. . i 
Unter den Gefihtspuntt des Rhythmus ift mit Mecht feit Lowlh aud der 
genamtte parallelismus membrorum geftellt worden. Die beiden Parallelgli 
verhalten ſich änlich wie die beiden Hälften diesfeit und jenfeit der Haupfcäfur 
des Herameters und Pentameters, was bejonders deutlich in den langen Vers— 
eilen nad dem Schema des längeren Aufgefangs mit fürzerem Abgefang, welch 
ir Gäfurenjhema nenne, hervortritt, 3. B. 48, 6. 7: Doc fie fahn, erta 
ſtracks, | verjtört entflohn fie. Zittern Bat fie erfafst allda, | Angft wie 
wehn. Hier entfaltet fich der Eine Gedanke in gleichem Verſe in zwei Pa 
gliedern. Daſs aber nicht das Bedürfnis folder Gedankenentfaltung den 
mus, fondern das Bedürfnis des Rhythmus dieſe Art der Gedanken 
erzeugt, fieht man daraus, daſs die rhythmiſche Gliederung auch one dieſe 
durchgefürt wird, wie ebend. B.4.8: Elohim ward in ihren Paläften | Fum 
Hort. Durch Oftfturm zerfcheiterteft du | die Tarſisſchiffe. Hier ift keinerlei lo— 
gifcher Parallelismus, fondern nur noch derjenige, den de Wette den rhythmiſchen 
nennt, nur noc die rhythmiſche Form der Diaftole und Syſtole, der auf und 
niederfteigenden Gliederung. Ungleich häufiger ift der aufs und nieder | 
Rhythmus auf zwei gleichlaufende ebenmähige Berszeilen verteilt, —— wie 
rhhthmiſcher Vorderſatz und Nachſatz zu einander verhalten und ein Diſtich at 
den. Dieſes Diftich ift die fchon an dem älteften überlieferten Liede 1 Mof.4,23F. 
erfichtliche einfachfte Grumdjorm der Strophe. In ſolchen Diftichen, der übliche 
Form des Sinnſpruchs, verläuft der ganze Pfalm 119; der akroſtichiſche 
ftabe fteht hier an der Spitze jedes Diſtichs, wie in den gleichfalls — 
kg abeten 111. 112 an der Spihe aller dar re Verszeilen. Aus ben 
iftich erwächit das Triftich, indem der auffteigende Rhythmus durch zwei Berk: 
zeilen feftgehalten wird und die Senkung erft in der britten eintritt, 3. ©. 25, 7 
(das rn diefes alphabetifchen Pſalms): ? 
alt meine —— und Frevel in Gedächtnie nicht, 
ach beiner Gnade gedenfe mein bu 
Um beiner Güte willen, Jahweh! 

Fragen wir weiter, ob die hebräifche Poefie über dieſe einfachjten Anfänge 
Strophenbildung hinausfchreitet und das Netz der rhythmiſchen Periode erweiter 
indem fie Zwei⸗ und Dreizeiler mit auf» und abjteigendem Rhythmus zu größ 
ren in ſich gerundeten Strophenganzen verbindet, jo gibt zunächſt der a Phabetii 
ide Bj.37 —— ſichere Antwort, denn dieſer iſt faſt il len tetraftichtich, 3. 

An ben Böfewichtern ereifre dich nicht, @ 

Un den Übeltätern ärgere dich nicht. - 

Denn wie Gras werben eilends fie abgehaun 

Und wie üppiges Grün welfen fie bin, ı 
läſst den Umfang der Strophe aber, indem die unverfennbaren Moarkfteine ber 
Ordnungsbuchſtaben ein freiered Ergehen geftatten, bis zum Pentaftich anwachſen 











(G. 26. 26): — 

Noch hab ich, ein Knabe erſt, bann alt geworben, J 
Einen Gerechten nicht verlaſſen geſehen 

Und feinen Samen um Brot bettelnd, — 


Ammerfort ift er milbtätig und leiht bar, 
Und fein Same ifi zum Segen. 


e Strop —* allerdings durch das => B. 4 am( 

10 am Schluſſe der dritten Strop ee Ralf verhdee 
ih, —*— ber ga es Be bie. die je Kies 
fe einer son na 

"Ob und wie ein pſalm ftrophifch ange ai, An * 


; bee en, iſt, als daſs fie one weiteres al8 Strop — 





za [ zerlegen lajien. Denn das ntümliche de 
in einem Berlaufe beftimmter, —— —— —* en en — 
tra (wie z. ®. die ſapphiſche Strophe, welcher Jeſ. 16, 9 u. 10 mi eg kurs 
ufszeilen ähneln), fondern in einem nad der triftichie 
—— der —— —— ſich abwickelnden Ge —— 
F wiſſenſchaftiſch jördernden Abhandlung über das hebräifche Kioge⸗ 
1882 von Stabes deuten, Ei d. altteh, Wiſſenſchaft) hat C. jr; 


= mit langer Hebung und ey Sentun bgefchloffen und Vers um 
Einbeih ı hohen wird, —— er * Au — Stichos als metrb 


* von rd des muſikaliſchen Bortrages ſich fein ſchl —— Einwand —* 
een zweiglieberiger —— zu geſchloſſenen Gruppen Sogn 
Auch nicht von der Beobachtung aus, daſs der zweigliederige Paralle 
‚nad innen jo feſt Fang und feinen eigenen Schwerpunft habe, dafs ex 
einen Auflufs 8 über inaus nicht nur nicht verlangt, fondern eher abweilt — 
man leſe doc nur Pf. 114, zwingt diefer nicht jedem Lejer den Eindrud tetras 
ichifchen Baues auf und en da nicht das erſte Di ee —* > ug —* 
durch das zweite 2267. Auch den Einwand gegen die Be 


jerem. Klagelieder — bemerkt Budde — ift es nicht ii. 3 ber ı 
‚ der den ftrophenartigen Eindrud der maforethifchen Berfe 
er kommt nur hinzu, um die Abſchnitte für das zuge 3 zu bezeichnen“. 
biefem „nicht —— bin ich einverjtanden. Die Verw der Orb» 
— * vergleicht * —* der Bezifferung. Xu SH, 111 mb 
112 beziffert Dichter die einzelnen Stihen, anderwärts 5. B. Pi. 145 bie 
einzelnen —2 in Br. 119 fajst er je 8 Diftichen alppabetifeh zufammen, 

RealsEnchklopäbie für Tpeslogie und Kirde. XIL. 21 


Bat 


daſs da bon Strophen die Rede fein kann. Uber in den vier eriten —* 
der Klagelieder marklirt der Ordnungsbuchſtabe triſtichiſche Strophen, m 
Kap. 3 aus je 38 en, in Kap. 1. 2. 4 vorherrfchend aus zwei & 
mit erfterbendem Nachhall beftehen. Im meinem Pfalmentommentar ba 
faft alle Pjalmen gegliedert, aber meift nur in Ginngruppen für den Bwed 
ber Auslegung, Nur da, wo ich ed ausdrücklich jage, erkenne ich Strophen. 
Über gottesdienftliche Verwendung des Geſangs und der Mufik ** tdie 
Thora — außer der Verordnung über —— Gebrauch der von 


Ars —* 





— zu ſchließen, bei Einübung der Geſaugſtücke durch den dazu bi 
ftell > sursum 


weiterhin nur in Pf. 140 und 143 und zwar überall nur in Palmen mit am 
bermweitiger —— Aufſchriſt vorlommt, ſollten die Saiten G 
—*08 ere 750 7757 9, 17 beſagt) und überhaupt die Inſtrumente in einer 
das Gejungene verftärkenden Weije einfallen; zu dieſen Inſtrumenten gehört: 
außer den in Pj. 150; 2 Sam. 6, 5 genannten aud die Flöte, deren I 
brauch zur Beit des erften wie zweiten Tempels bezeugt ift. Aber aud) die Tron 
peten (nxEn), welche ausjchließlich (mie warſcheinlich auch das Horn Terd B1,4; 
98,6; 150,3) von den an dem Geſange unbeteiligten Brieftern geblafen wurden 
und nach 1 Chr. 5, 12f, mit dem Gefang und der Mufil der Leviten unisono 
— m zweiten Tempel war das anders: jeder Pſalm wurde im drei 
Abfäpen gejungen und die Prieſter ſtießen dreimal, wenn der levitifche | 
und bie levitifche Muſik aufhörte, in ihre Trompeten. Die Gemeinde fang miı 
mit. Sie ſprach nur ihr Amen. Für die Zeit des erjten Tempels deutet 1 Chr. 
16, 36 auf eine weitere Beteiligung. Ebenfo er. 33, 11 in Betreff des „De 
Sehoven, denn er ift freundlich“. Auch aus Eſr. 3, 105. ift auf antipho 
Semeindegefang zu jchließen. Der Pjalter ſelbſt kennt ja fogar B ! 
nmab>, dgl, nam Eſr. 2,65 (derem Difcant im zweiten Tempel d 
vitenfnaben vertreten wurbe), bei der gotteödienitlihen Mufit und ſpricht bon 
einem Lobpreis Gottes „in vollen Chören“ 26, 12; 68, 27. Und — 
ſorienartige Singen iſt in Iſrael uralt (2Moſ. 15, 21; Nehemia 12,27 f.). Der 
nad) Suidas =. v. z0g05 unter Kaiſer Konftantius und Bifcof Flavion von Ans 
tiochien aufgefommene alternirende Doppeldhorgefang der Pjalmen war feine nene 
Erfindung, —— altes Herkommen. 
Zur Zeit des zweiten Tempels begann der Geſang des jedesmaligen Wochen— 
tagspſalms (ſ. darüber zu dem Sonntägspſ. 24) auf ein mit den Cymbeln geg 
benes Signal zur Beit, wenn der amtirende Prieſter das Weinopfer a na 
der herfümmlichen Negel jr >> wor mamd mas JR „man ſtimmt Gefang 
an ald nur beim Weine“. Die Zal der auf dem Suggeftus (>77) ftchenden Les 
viten, welche zugleich fangen und muficirten, war wenigitens zwölf (9 Eitherm, 
2 Harjen und 1 Eymbel). Bon diefem Gefang und diefer Mufik, welche jüng 
nicht mitjingende Leviten zu den Füßen der älteren mit ihren oft nur zw 
Inftrumenten begleiteten, uns eine deutliche Vorftellung zu machen, ift 
vorliegenden dürftigen Überlieferung unmöglich. Die Angabe, dafs jeder‘ 
in drei Abſätzen unter Muſik gefungen zu werden pflegte, läfst, wie — 
Anzeichen, vermuten, daſs dieſer Pſalmenſang des herodeiſchen Tempels nicht 
mehr der urſprüngliche war. Daſs die gegenwärtige Accentuation der Pſalmen 
ben fixirten Tempelgeſang darſtelle, ift eine auf Unkenntnis beruhende 





vſalne 


Antons und Leop. Haupts. „Die Accente“ — ſagt ſachgemäß Saalſchütz in ſei— 
ner Archäologie 1, 287 — „find Zeichen für die Cantillation, eine nad) orien⸗ 
taliſcher Weife mit lebendiger Modulation der Stimme vorgetragene Deflamation, 
wie jie, am die Aecente anfnüpfend, fich noch bis auf die meuefte Zeit in den Sy» 
nagogen traditionell erhalten hat“. Das gilt aber, wenigftens für den deutfchen 
gogenritus, nur von ber —— fen Eantillirung der Thora und der 
ren. Die bisher veröffentlichten jog. Sarkatabellen (welche, von Zarka 
pr anhebend, den Notenmwert der Accente angeben) betreffen nur den Vortrag 
der hen und prophetifchen PBerifopen, alfo das fog. profaifche Accen— 
tem *). Eine Tradition über den Notenmwert der jog. metrifchen Ae— 
cente **) hat fich nicht erhalten; ihr Vortrag ift da, wo fie jegt im Gottesbienfte 
„nur ein nad Inhalt und Zeiten wechſelndes eintöniged Rezitativ, 
welches wicht durch die Accente normirt wird. Zur Zeit fennen wir nur bruch— 
fhüdartige Angaben älterer Duellenwerfe über die Intonation einiger metriſcher 
Accente. Pazer und Schalscheleth haben änliche Intonation, welche zi 
bie Höhe fteigt, jedoch wird Schalscheleth länger gezogen, um ein Drittel länger 
als jenes der projaifchen Bücher. Legarmeh hat einen hellen hohen Ton, vor 
Zinnor aber einen tieferen und mehr gebrochenen; Rebia magnum einen fanften 
zur Nuhe neigenden. Bei Silluk wird der Ton erft —— und dann zur Ruhe 
ee Der Ton des Merca ift nad) feinen Namen andante und in die Tiefe 
‚ ber Ton des Tarcha entfpricht dem adagio, Weiter läſst fich für Ole 
— (Merca mahpachatum) und Athnach nur vermuten, daſs ihre Intona— 
jon eine Cadenz bilden mufste, ſowie daſs Rebia parvum und Zinnor (Zarka) 
eine zum fol enden Großtrenner hineilende Betonung hatten, Tritt an die Stelle 
der accen n Kantillirung nicht bloß rezitativischer Vortrag, fondern melodi— 
ſcher Gefang, fo ließe fich, wenn diefer auf Überlieferung beruhte, an Herkunft 
vom Zempelgefang denken. Zwei jüdiſche Neifende im 12. Jarhundert hörten in 
Bagdad eigentümlichen Pfalmengefang. Dort lernte Benjamin von Tudela einen 
en Sänger der im Gottesdienſt üblichen Palmen kennen, und Pethachja hörte 
sie Pjalmen nad; Melodieen und an den Bwifchenfeiertagen mit Mufit vor: 


Seit Gerbert (de musica sacra) und Martini (Storia della musica) ift bie 
Anſicht verbreitet, dafs fich in den acht gregorianifchen Pfalmmelodieen nebit der 
m a nur für Pf. 114 gebräuchlichen (tonus peregrinus) ein Überbleibfel 
des Tempelgeſangs erhalten habe, was bei der jüdifchen Nationalität der 
er und ihrem erft nach und nach aufgehobenen Zuſammenhange 
mpel und Synagoge an ſich gar micht unwarſcheinlich ift. Aber die jüdi— 
ſche lieferung, wenn die acht Tonweiſen auf fie zurückgehen, ift jedenfalls unter 
an Einflufs ſich felber ungleich geworden. „Gregor — jagt D. Strauß 
—— geſchichtlichen —— über den Pſalter als Geſang- und Gebetbuch 

> — mwälte aus den ernften, würdigen altgriehifchen Tonarten vier aus, aus 
denen er durch Verſchiebung des Grundtones vier Nebentonarten ableitete. Diefe 
acht Zonarten heißen feitdem die Kirchentöne. Aus jeder von ihnen bejtimmte 
er eine der längft vorhandenen und gebrauchten Melodieen für die Pfalmen des 
9.2.8, zu denen noch eine neunte, der fog. fremde Ton, hinzukam für die übri— 
gen Lieber des Alten uud für die Pfalmen des Neuen Tejtaments }). Die Mes 

_ =, 


=) Die Sarkatafel bei Saalfhäg Nr. 5 ſucht die pentat. Cantillation nad, deutſchem Ri: 

us wiberzugeben, bie bei Yablorisfy und bei Philippfon (Zeitung bes Yubenthums, Liter. u, 

bomilet. Beiblatt vom 24. Febr. 1838) nach Tpanifch-portugiefiihem Mitus. 

ee) Mroben biefes po Accentuationsſyſtems in feiner Älteren aſſyriſchen Geftalt find 

Bis jeht nit befannt geworben; über ben interpunftionellen (logifhen) und auf bem Prinzip 

ber beruhenden rhythmiſchen Wert gibt nad; Baers Vorarbeiten auf Grund fort 
pler Studien W. Wides’ Treatise on the Accentuation of ,. Psalms, Proverbs and 

Orford 1881) gebiegenen Unterricht, 

f. Zung, Synagogale Poefie des Mittelalters, S. 115. : 
F) Das it unrichtig; der neunte Ton war urſprünglich nur für Pf. 114 beflimmt, obs 

wol er protefiantifcjerfeits auf das Benedictus und bas Magnificat übertragen worben ifl. 


21* 


324 Pialmen 


fe jehr ver Rn die wir — gewont ſind, bei der es bee 


e neun Daupttöne 

odieen erweitert werden, auf ele die Palmen je nad) 

— — en —— ge —— werden können. Von dieſen aaa 
2 läjst hen; mm ein 8 auf die Melodieen ber ——— 


u 
ben iger Kir e difeie — haben. Schon feit dem *— 

en alterniren zu lafjen; man wechjelte nad) Da Berjen und gab die Kraft 
töne nur für die Feſttage; am den — — und den fog. tleine · 


hn ——— und wo numwWrn->> (6. 12), acht Melodieen, u 
alm gibts viele Melodien“ * Die „acht“ Melodieen — k 
ie acht Kirchentöne, ſowie die in eg 
;üdern 2 bezeugte doppelte Cantillationsweife der Accente an bie - 
—* der feſtlichen und der einfacheren ferialen Singweiſe im grego 


8 
Die Gefechte der Pfalmodie und überhaupt ber Veoh ER AR 

Pſalters iſt > — Gegend =. und ———— — 

mentli fi) jo ganz und gar aus He 

Herz und rund — 34 übererbt hätte, wie 34 3 

buch one Gleichen. One Gleichen iſt es ſchon durch den langen Beitverlauf, 

fi darin abfpiegelt; one Gleichen ferner wegen ber Fülle von Poefie, - 

darin auseinandergebreitet ift ; die hebräifche Sprache ift zwar wärend j ang 

Zeitraums weſentlich dieſelbe geblieben, aber übrigens finden fich hier die mann 

fachften Stilarten und Kunſtformen und charafteriftifch no a sr e 

tumg3typen im buntejter Mifchung beifammen, und die üb 

ibeotifch edle Ausftrömung des innerfien Gemütes erhebt —* nu ei 

fanften Gebet bis zum fataraktenartig ſich ergießenden — und. * 
Er iſt 













prächtigſten, wie in Triumphespomp daherſchreitenden Hymnus. Dazu 
unvergleichliche Reichtum und die unvergleichliche Tiefe eb Inhalts. 


N)BN. Eitteraturbftt des Orients Jahrg. 4, Col. 541. 
**) Steinfneider, Jewish Literadure,, S. 154. 337. i 
**) f. Zunz, Synagogale Poeſie, S. va 


Palmen 3% 


Oi RBERe In me, di die —— des — — ke Bu 
läuft in Ausſage diefer die ——— eiter aller Lagen und 
dem Abgrunde nächtlichiter bis zum Gipfel parabi * —E 


—* —— Üpeeienben —— Ti Die 
we u 

geeifbare Hußerlichteit, fondern das — erfafste Welen Des F * 
welches hier ebenſo ideal als real, ebenſo abſtrakt als konkret, — 

als individuell, und eben deshalb zeitgefchichtlich fo ſchwer erfaſsbar ſich abpr 


c ift die bis‘ Ka den Grumd duͤrchſchaute Sittenverderbnis der Vo 
und überhaupt der Menſchen, welche hier in gemwönlich ebenfo fin ofen 
als Stimmung conterfeit wird, — kurz es bleibt für Verftändnis und Austegung 
er wang bon nicht befriedigend WVerftandenem, welches bie 
Forſchung, one fertig gi —* aufs neue anzieht, und wenn es das 
—— ar Btaffiiden widerholte Lefung immer neuen Genufs 
dafs e3, je öfter eh u je chöner, finnreicher, —— er⸗ 

ae Mn ift der on ein Haffif allerhöchſten 

ware * Iſraels —5* — ge⸗ 


— die Menfchen — fo erzält bie heil. Schrift — fich fefbit Me —* adert 


zu als David Schöpfer der gottesdienftlichen Pialmenpoefie — war die 
meſſianiſch geworden, ihr Fingerzeig wies die Hoffnung der Gläubigen 
* —8 —* = rer feinen a Bi mi — en 
davidiſ men nur ein einziger et, nüm 10, in em 
David, wie in feinen lehten Worten 2 Sam. 23, 1—7, in bie Zukunft eines 
nn ausfchaut und den Meifias —— vor fich hat, erklärt ſich nur 
er bis dahin ſich ſelber Gegenſtand meſſianiſche 32 ng war und 
exit allmählich, beſonders infolge feines tiefen Falles, von feiner 
eit ablöfte und im die Zukunft rüdte; alle übrigen fogen. meffianifchen 
‚Davids find typiſch umd erklären fich aus feiner meſſianiſchen Selbit- 
aus ber gottgewirkten Borbildlichkeit feines durch Niedrigkeit zur Herrlich— 
en Lebens und aus dem prophetifchen Geiſte, welcher feine Worte 
—— 2 Sam. 23, 2) und mit der Ausfage des vorbildlichen Thatbeſtandes 
des gegenbildfichen verſchmilzt. Als dann Salomo zur Regie- 
a kam, richteten ſich, mie Pf. 72 zeigt, die u Wünſche und Hoff: 
nungen auf ihn; fie galten dem Einen ſ Tepficen Chriſtus Gottes, hafteten aber 
eine Beit lang fragend auf Grund von 2 Sam. 7 an dem Gone Davids. Auch 
in Pf. 45 iſt e3 ein dem korahitifchen Sänger gleichzeitiger Davidide, auf den bie 
fianifche Verheißung ald Hochzeitsjegen gelegt wird, daſs fie fich im ihm ver— 


21 


er 


326 Pialmen 


wirkliche. Aber bald wies fich aus, dafs in dieſem Könige wie in Salomo der+ 

jenige, welcher bie volle Wirklichkeit der Mefftasidee ift, noch nicht erfchienen fei, 

ige als das davidiſche Königtum im der jpäteren Königszeit feinem heilsgeſchicht- 

ichen Berufe immer unänlicher ward und immer greller w — da — 
die meſſianiſche Hoffnung zes der Gegenwart völlig umd dieſe wurde 

dunfle Grund, —* welchem das Meſſiasbild als ein rein zukünftiges Per abhob. 

Der 77772, um ben bie Brophetie der fpäteren Rönigset, he und den aud 

lönigen der Exde, dafs fie ihm Huldigen, vorfürt, ift (wenn auch) die 

mans ald eine dicht Hinter dem Saume der Gegenwart anbrechende erwartet 

a eine eschatologijche er Wie fommt es num aber, dafs in den —* 


in re Zellen des Buches, bei — und in der — en 

In den Pfalmen aber findet fich nirgends ein Widerhall biefer 

meſſianiſchen Verkündigung, obwol Pf. 110 nicht geringen Anteil an Helen Forts 

fchritte hat. Aber nicht wenige Palmen, wie 85, 91, 102, find unter 

barem Einfluffe von ef. 40—66 entjtanden, beſonders folde wie 9698, 

nennen dieſe Palmen im Unterfhiede von den eigentlich meſſianiſchen 
tratifche, d.i. ſolche, welche ed nicht mit dem weltüberwindenden und we 

den Königtum de3 Gefalbten Jehovahs zu tun haben, jondern mit der har 

er ellung nad Innen und Außen vollendeten Theofratie als V5 

mit der Paruſie eines menſchlichen Königs, ſondern Jehovahs —— mit dem in 

ii Herrlichkeit offenbar gewordenen Reiche Gottes. Denn d 

liche Heilsverfündigung verläuft in zwei parallelen Reihen; ne eine ba: zum 

Bielpuntte den Gejalbten — der von Zion aus alle Völker beherrſcht, di 

andere Jehovah, en, den Jan fi ee dem ber ganze — jyuldigt. 

—* —* Erfüll 






aufgehört hat, über die ——— —— hinweg divett auf Jehovah, bei 
Urheber des Heils. Der Mefjins ift ja noch nicht als Gottmenſch erlauut. & 
—— hat Jeſum in ſich. Er iſt der Heiland. Der Heiland, wenn er exſcheme 
a m —— anderes, als die me Jehovahs im leibhaftiger Erſche 


Au das Verhältnis, welches die Pfalmenpoefie zum Opfer ei iſt 
zunüchſt befremdend. Es fehlt zwar nicht an Stellen, wo das gejeßliche 
als gottesdienitliche Betätigung des Einzelnen und der Gemeinde an 
(66, 15; 51, 21); häufiger aber find folche Stellen, in welden es 
was da ERT. royım hargela nennt, jo entwertet wird, daſs es ome 
auf feine göttliche Stiftung wie etwas von Gott gar nicht eigentlich 
wie eine zu zerbrechende form erjcheint (40,7 f. 50; 51, 18f.). Über 
nicht, was befrembet; gerade darin dienen die Pfalmen an ihrem Teile dem 


Palmen 327 


Bortjchritt; es ift der die Aufhebung des Schattenwerfes 
Eee Bette, Fee fi —— des Sertes — 


an Gott in Vollzug ſeines Willens, wie Sprüche 21, 3 Rechitun, Hof. 6, 6 
feit, Mich. 6, 6—8 Rechttun, Liebe, Demut, Ser. 7, 21—23 * 
* iſt das Befremdende. Das entwertete Opfer wird nur als —— 
nicht als Typus; es wird nur ethiſch betrachtet, nicht heilsgeſchichtlich; en We⸗ 
ſen wird nur, inwiefern e8 Gabe an Gott (277) iſt, nicht inwieſern die Gabe 
auf Süne (me>) geſtellt ift, herausgeſchältz mit einem Worte: das Geheimnis 
bes Blutes bleibt unenthüllt. Da, wo das neuteft. Bewuſstſein an die Beiprengung 
mit dem Blute Jeſu Ehrifti denfen muſs, wird 51, 9 der Sprengwedel des geſetz— 
lichen Reinigungsd- und Entfündigungsrituals genannt, offenbar bildlich, 2. one 
Deutung des —— Woher kommt das? Weil überhaupt das blutige Opfer 
als fi im U. T. eine Frage bleibt, auf welche fait nur Jeſaia 52, 13 bis 
- ©. 53 erfüllungsgefdichtlich deutliche Antwort gibt, denn Stellen wie Dan. 9, 24fj.; 
Sad. 12, 10; 13, 7 find ja felber fraglich und rätfelhaft, Die Vorausdarſtel— 
kung der Paſſion und des Selbiiopfers brifti wird erft in fo fpäten Propheten— 
zur direkten Weisfagung, und erjt * —— —— — 
zeigt, wie jo entſprechend dem Gegenbilde der Geiſt, der durch David redete, 
die Selbſtausſoge des Vorbildes geſtaltet hat. Die altteftamentfiche Glaubens: 
ht, wie fie ſich in den Pjalmen ausipricht, ruhte auch in Betreff der Ver: 
„ wie überhaupt der Erlöfung, auf Jehovah. Jehovah ift wie der Hei— 
> auch ber Berföner (220); von re Süne erfleht und erhofft wird 
(79, 9; 65, 4; 78, 38; 85, 3 u. a. ©t.). Jehovah, am Ziele feines Heils- 
mweges, iſt ja eben der Gottmenjch, und das von ihm als vorbild- 
‚Sitnemittel gegebene Blut (3 Mof. 17, 11) ift im Gegenbilbe jein eigenes. 
Sowol in Betreff der Berfünung als der Erlöfung erleiden die Pſalmen im 
Berwuistiein der betenden neutejtamentlihen Gemeinde eine durch die Enthüllung 
und Bejonderung des * ermöglichte Metamorphoſe, deren Einwirkung bie 
en Ser nächiten Au En nad) von ſich fern zu halten —* um nicht in den 
—— er — der neuteftamentlichen Ofonomie mit 
— —— zu verfallen. * i Punkten ſcheint ſich der Gebets— 
der Pſalmen mit dem een ewujstfein ſchwer — zu 
—— Es iſt das an Selbſtgerechtigkeit ſtreifende ſittliche Selbftgefül, w 
—2 in den Pfalmen vor Gott geltend macht, und der in furchtbaren Ver— 
en fich entladende Zorneseifer gegen Feinde und Verfolger. Die Selbit- 
iſt num zwar bloßer Schein, denn Die Gerechtigleit, auf welche ſich 
ie Bjalmiften berufen, ift nicht eine Summe von guten Werfen, welche Gott mit 
Anſpruch auf Lon hergeredjnet werden, ſondern eine gottgemäße Willensrichtung 
Bat eenet, welche in Entäußerung der Selbftheit an Gott und in Hin— 
bes IH an Ihn ihre Wurzel hat und fi als Wirkung und Werk der recht— 
nt, heiligenden, er und regierenden Önade anſieht (73, 255.5 
25, 5—7; 19, 14 u. a. ©.); es fehlt nit an Anerlenntnis des angeborenen 
ften Naturgrundes (51, 7), der Verdammlichkeit des Menichen vor Gott, 
von bejjen Gnade (143, 2), der vielen und großenteils ag. 
den auch des Bekehrten (19, 13), der Sündenvergebung als der Grund⸗— 
Bedingung ber Seligkeit (32,1 f.), der Notwendigkeit eines gottgefchaffenen neuen 
Herzens (51, 12), urz des in Bußzerfnirfhung, Vegnadigung und Erneuerung 
Heilswegs — andererſeits ijt e8 nicht minder war, dafs im N, T. 
im Lichte der jtellvertretenden Genugtuung und des Geijtes der Widergeburt eine 
Korn tiefer einfchneidende und jchärfer jcheidende fittliche Selbftkritit ermöglicht 
iſt; daſs die Trübjal, die dem neutejtamentlichen Gläubigen widerfährt, ihn * 
Tg in gleihe Erregtheit ded3 Gefüls göttlichen Zorns verjegt, welche jo o 
den Pſalmen ſich ausipricht, aber angeſichts des Kreuzes au Goldoiha und * 


— 


Pfalmen 


328 
—* a len fo tiefer in —— Innerſtes indem A 


—— ehem —— dh erwirkte, ubiger 
Eh a me Kal ir Sode 
ben weit Harer e | 
n a —— Lebens geworben ift. 
—— — — en wie 17, 1—5, der Umfegung im 
ſstſein nicht, denn fie hindern diefes nicht, dabei * 
* an die Fee — an ap faframentlich — — Tat 
— Mbeigens mis Ah ber Gpnih buch Re emmftih que Geibfipräf 
muſs er e ern ur ftprüfun 
mant füfen, * Aue, aka tin na er trießkräftige Macht 
neuen Lebens erweiſe, und der Unterſchied beider Teſtamente verliert 
eine ar angefichts der großen, alles —* Siehtunt vr. 


P 







un f 
au ift auch im N. T. der Übergang dc Liebeseiferd in Horneifer (3. 2. Sal. 


der Chriſt i ſchließlichen Stu ehen. Wo aber, wie in 
109 = —— ſich ins Befonberfte * en und bis auf die * 
era en und bis in die Ewigkeit erftreden, da find fie aus 
—— eig „onen * und laſſen für den Chriſten keine andere U 
er, etend, der Gerechtigkeit Gottes die Ehre gibt 
8 dringlicher feiner Nor befiehlt. 
Auch in Anjehung des Jenfeits bedürfen die Palmen, um Gebetsangbrut 
des neuteftamentlichen Glaubens zu werden, der Vertiefung und 8 
Denn was Julius Afritanus von dem U. T. fügt: oddenw dfdoro nis 
GEmg 53 gilt wenigſtens von der vorjeſaianiſchen Zeit, Denn erſt das Bud 
Jeſaia weisſagt in einem feiner füngften apofalyptiihen Weisfagungschklen er 
24—27) bie erſte Auferftehung, d. i. Widerbelebung der dem — 
in vergemeinde (26, 19), jowie mit erweitertem Gefi — 
ft des Todes (25, 8), und erſt Daniel in der na Hi benannten Apo⸗ 
ka —* die allgemeine Auferftchung, d. i. Auferwedung ber Einen zum 
en wi ——*— zum Gericht IB, a zwiichen diefen beiden Weisfagungen 
nn das Geficht Ezechield von der fürung Iſraels aus dem Eril unter bem- 
Bilde Rdbfe ifger Belebung eines — gene (Kap. 37), — ein Bilb, 
welches, wenn es auch mur allegorifch gemeint ift, doch vorausfeht, dafs der Wunz 
dermacht göttlicher Verheigungstreue das nicht unmöglich fei, was es darflellt 
Aber auch in den jüngiten Pjalmen zeigt ſich die ran noch 
fo weit fortgefchritten, dafs diefe Weisfagungsworte von der Au ——— 
einen Beſtandteil des Gemeindeglaubens umgeſetzt hätten; die Hoffnung auf ein 
Wideraufſproſſen des Hingefäeten Gebeines wagt ſich kaum von ferne — 
94 7), das hoffnungsloſe Dunkel des Scheol (6, 6; 30, 10; 88 
leibt ungelichtet, und wo von Erlöfung aus = und Hades die Mede if, de 
bie erfarene (3. B. 86, 13) oder gehofite (5. ®. 118,17) Bewarung deö Beben 
den dor Anheimfall an Tod und Hades gemeint, und es finden fi andere Stellen 
daneben, welcde bie Unmöglichkeit, dieſem gemeinſchaftlichen —— — ent- 
gehen, ansprechen (89, 49). Die Hoffnung ewigen Lebens nad dem Tode kommt 
— zu entſchiedenem Ausdrucke. Dagegen finden ſich auch ſolche Stellen, im 
benen die Hoffnung, nicht dem Tode zu verfallen, ſich jo unbeſchränkt ausſoricht, 


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and himmlischen Hintergrund durchſichtig find, d 
G6 iR sicht einmal wiber. ben Giro Leo Wialmifen, men Ah 
iſt uma er des iſten, wenn 
wie 6, 6 für dem neuteſtamentlichen Beter die Geönna an die Stelle 

—— feit der Hadesfart Jeſu Chriſti gibt es feinen limbus 

die in dem Herrn fterben, gebt nicht erdwärts, jondern aufwärts, 

der Hades ift nur moch als Vorhölle vorhanden; die Pialmiften fürchten ihn ja 
als Zorns oder der Abgejchiedenheit von Gottes Liebe, 


zei 
E52 


2 
F 


5 

menauslegung überbliden,. Wir beginnen a) von der apoftolifhen Aus— 
egung Das U. Teft. ift feinem Wejen nad hriftocentrifh. Deshalb ift mit 
Jeſu Chriſti die innerfte Warheit des U. Teſt.'s offenbar ge: 
worden. Uber nicht mit einem Male. Die Paſſion, die Auferftehung, die Himmels 
find brei Stufen diefer auffteigenden Erjchliefung des U, Teſt.'s und ind» 
der Pfalmen. Der Herr jelbft erſchloſs diesfeit und jenfeit der Auf: 

| ‚bon feiner Perfon und ihren Geihiden aus den Sinn der Pialmen ; 
er zeigte, wie in Ihm fich erfülle, was im Geſetze Moſe's und in Propheten und 


$5 


330 Palmen 


ee 1 rte feinen Jüngern das Verſtändnis vor 
rılvar Tag Suf. rum ie Pjalmenauslegung Jeſu Chriſti ift 
Anfang und üit das Biel hriftlicher — Dieſe nimmt als 
liche, und zwar zunächſt apojtolijche, mit dem Pfingiten a aujang: om 
chem der Geift, von, dem David in feinen Teftameniworten 2 Sam. 23, 2 jagt: 
rss nam ma Sa 'm mn, ald Geift Jeſu des —— und der Erfü 
der Weisjagung auf die Upoftel bfam. Dieſer Geiſt des Berklärten 
endete was der Ern — Au Borliee begonnen: eier 


* ————— ſtoriſchen en Unierbum, gleichſam den Candelaber des 
neuen Lichts, — blieb m. ber Folgezeit. n Die — — 


en Surechtitellung des überlieferten Tertes gegeben Be di —* ue 
Stellen A: 


und daneben diefe Üderfegungen waren die — gewiefen; mr 
batte fich den hebräifchen Tert zugänglih gemacht, diejer, mit hebr. 
gefchrieben und griechifch transſeribirt, bildete die erften Kolumnen feiner Herapla. 
Bon Epiphanius, welchem als Judenchriften und Paläftinenfer auch hebräiſche 
Sprachkenntnis zuzutrauen wäre, liegt nichts Exegetijches vor. Bon 
Kommentar und Homilien über die Palmen befigen wir nur nod) mehrere von 
Nufin ü te Bruchftüde, Am weitejten im Hebräifchen hatte es 
ebracht. Nachdem er zweimal die von LXX fklaviich abhängige altlateinifche Ü 

bung (die Itala) der Pjalmen revidiert hatte (Psalterium De 
Gallicanum), überjepte er fie im Jare 405 aus dem Grumdtert ; diefer — 
Pſalter juxta Hebraeos (nach dem Texte Martianay-Vallarſi's iu —— 
dorf, Baer, Delihſch herausgeg. bhebräifch-fatein. Psalterium, Leipz 
1874 und nad) eigener Tertrecenfion von de Lagarde, Leipzig 1 3 Arte 1 
ift die hervorragendſte Leiſtung der patrijtifchen Zeit. Hieronymus 
eontra Rufinum I, $19 auch eigene commentarioli über die —— 
lich Nachſchriften münblicher Vorträge, aber das unter aan —*— 
handene Breviarium in Psalterium (in t. VI, p. I der O 
anerlanntermaßen unecht und leiſtet tertgefchichtlich und ie gar 
Arhanafius (geft. 373) im feiner Furzgefajsten Erläuterung der Pjalmen 
p. I der Benedikt. Ausg.) ift in Deutung hebräifcher Namen und Wö 
und gar von der philoniſchen abhängig, welche größtenteils jo — 
daſs man ſich verſucht fült (aber, wie ich in Jesurun 1838, p 

abe, mit Unrecht), dieſem epochemachenden jüdischen Refigiotaph 5 
— Sprochtenntnis abzuſprechen. Eine recht ſchöne Schrift 
iſt ſein Schreiben moög Mägxeliivor el; nr kounveior Twr waluor (im ben 
Bande der Benedikt. Ausg.); e8 handelt über den Inhaltsreichtum ber 
klaſſifizirt fie nach verfchiedenen Gefichtspunften und gibt eine SEE 
man fi) ihrer in den mannichjachen Lagen und Stimmungen des äußeren und 
inneren Lebens bedienen fol. Johann Neuchlin hat diefes Büchlein ins Later 
nifche und aus dem Lateinischen Reuchlins, feines „bejondern Lieben 
Lehrers“, hat es Jörg Spalatin ins Deutſche überfept und dem Kur Fried⸗ 
xich gewidmet (1516, 40). Ungefär gleichzeitig mit Athanaſius ſchrieb in der 


och ferne Auelepong u WEL 2% If 1% öL 32 3 — gt. LIS ach 
I) mom ser Sexjerug m LAS). ummrpletitiich exgteniger für Yen Tuumu- 
tißer ıla für Yer Expert 2 KIVE XLNVIE wrCollee Pagem wur Cati⸗ 
knz md Suillon Ems fniter. ter auch m Dem er degten Surpünten 
des mern Jucnmierd m Fu397° fin? Andrſina Enamresiongs in PR 
L er XLEL XLV. NLVIE XLVDI EXE OXVHE S IL 2 
Beuetrft. Lusg. Aunden: me Indlegumg wu WEL uk zagienh Erniettung zum 

gauzen Biuter. ——— md Bunlimd: Pe eine 


tiodhrer mögerchee Wir Yertgen wur en em der dreitden Tett Des Bol 
feler Berfed. mim ne AIrdepeng vor RE eder B. I uud Al. Me ın der 
vorliegender Tuffung ruhe ;2 Diem Werte gedren, meiegeredgmer? mom SI Wirt: 
men :tz ı V er Arie wur MRorortumme). Gr iR im Meedigeiorm geiuikt, xt 
Ent dient, der Suhuir mehr chi als Dogmırih: yemerlem werd Der de⸗ 
rei zu Crigenes Seriptz amgerürt. Die abmwiherden griechikhen Iie- 
jejungex werden Sintz verglichen. aber teißer meitend one Nımuen. Wa der 
— —eS — Nichtxxg der uutirdwaikien Schule iſt dret 
wenig zx ivürer: exit Dierderet in t. I, p II der Xeeichen Ausg.) macht einen 
Uxjeng, die Aripıbe der Auslezung don praftiiher Aawendunz Ju unterceiden INT 
dirier winenihartliche. xbon mehr grammanih-bifteriih gerichtete Anfang iR voch 
jehr wmielbitändig. wie ;. B. die ãtage. ed ade Piaten von David ſeien Ir 
wit, tarʒweg mit zgaszire Te TÄrerem & vrye; in eiteren Sınac entichie⸗ 
den wird, und üeherit dürjtig: deſonders dunfenäwert ift die durchgangige na⸗ 
mentlihhe Bergleiitung der griechijchen Überieger. Das adendländiſche Seiten⸗ 
Rad zu Chrmonemus Pirlmencommenter iind Auyuitind Enarratiunes in Psal- 
mos (im t. IV der Benedikt. Ausg). Sein Kommentar deſtedt aus Predigten. 
weiche er teil3 jelbit miedergeichrieben. teil? diktirt dat: nur die IQ sermunga 
über Bj. 118 (119), an den er fich zu allerfegt gewagt bat, jind nicht wirklich 
gehaltene. Überall legt er noch nicht den Tert des Hierondmus unter, fondern 
behitft jich mit der älteren lateinifchen Überjepung, deren uriprüngliden Text er 


feftzuftellen und hier und da nad LXX zu berichtigen ſucht. wogegen Arnodius 
in ie nn gefaſſten Pialmenfommentar (zuerſt derautgeg. von Eras⸗ 
mus der den Berfafjer irrig für Eine Berjon mit dem Apologeten bielt) 


ſchon bie — des Hieronymus zugrunde legt. Tind Wert Auguſtins if 
in der abenbländifhen Kirche bie Pauptjundgrube aller weiteren Pſalmenaus⸗ 
legung geworden. Caſſiodors Expositiones in omnes Paalmos (in t. II der Be⸗ 
medilt. Ausg.) fchöpft großenteils aus Auguftin, jedoch nicht als unſelbſtändiger 
Kompilator. Was die griechijche Kirche für Pſalmenauslegung geleiftet hat, wurde 
feit Photius mannigfad) in fogenannten Gatenen aufgefpeichert; es find zwei fol» 

Catenen im Drud erſchienen, eine nur bis Pſ. 80 reichende in Venedig 1869, 
eine dvollftändige in 3 Bänden, herausgeg. von dem Jeſuiten Gorderiuß in Ants 
werpen 1643; Auszüge aus der Catene des Nicetad Heracleota gab Foldmann 
1601. Die Hauptgebredhen, an welchen die patriftifhe Pfalmenauslegung leidet, 
find überall die gleichen. Zu dem Mangel an fprachlicher Kenntnis des Grund⸗ 
tertes fommt das unmethodiſche regellofe Verfaren, die willfürliche Üderfpannung 
des weisfagenden Charakters der Palmen (wie z. B. Tertullian da apoetaeulis 
den ganzen Pf. 1 als Weisſagung auf Sofeph von Arimathia fafst), Die unhiftos 
rifhe Anſchauung, vor welcher alle Unterfchiede beider Teftamente verfchwinden, 
die irrefürende Vorliebe für die Ullegorefe. Das apoftoliiche Pfalınenverftändnis 
bleibt hier unvermittelt; man eignet ed ſich an, one ſich Mechenfchaft darüber zu 


Pfalmen 


geben. regt) t die Pfalmen one weiteres im neuteftamentlihe Sprache und Ges 
ber nie hat die Kirche in die Palmen, die fie bei und Nacht 
zu —— nicht müde ward, ſich ſo wonnevoll eingelebt, nie ſie 
eng als damals. Statt weltliher Volkslieder konnte man, wenn man 
nd ging, Pfalmen aus Feldern und Weingärten heriberflingen hören. Und 
* viele Märtyrer trotzten allen Martern at, Stengel Was die 
damals nicht mit Tinte für die Auslegung der Palmen geleiftet —* 
r die Bewärung der Kraft der Pſalmen geleiſtet mie ihrem 
mittelolterlige Hralige nr at nichts über bie p 
ad Bi im dt er ai F äh * — Magnus 
8 a er ortgang, wie } 
feinem Kommentar (Op En, bon dem Grundfaße aus: Oonstat, quod totus 
liber iste —— a * weiteres Beatus vir (Pj.1, 1) und ben nn 
de Christo et ejus corpore ecclesia auslegt. Ebenfo macht es 
Aber wie man bei den Kirchenvätern einzelne Tiefblicke, einzelne — 
von ur nen Werte findet, jo lont fi auch hier die Lektüre 
der Myſtiker. Nunquam intelliges David, — jagt hard von —— 
donee ipsa — Inge os Psalmorum affectas indueris. Aus Auguſtin, viel- 
—* mit 8 iehung bung Gafffobors. hat Notker Zabeo die feine deutfche Pſalmenüber⸗ 
Bers für ® Vers begleitende kurze Erklärung entnommen (Bd. 2 von 9. Ya 
—* „Denkmahlen des Mittelalters“, St. Gallen 1844—1849). Ebenſo 
Auguftin und Caſſiodor, zugleich aber aus Hieronymus, Beda umd — 
ſammengetragen die lateiniſche Pfaltercatene vom Biſchof Bruno von Würzburg 
geft. 1045), welche 1533 Koh. Cochleus herausgegeben hat. d) Die mitttel: 
alterlihe jynagogale Auslegung. In der Synagoge fehlt die Erkennt 
nis fti umd alſo die —————— geiſtlichen Verſtündniſſes, aber wir 
die Überlieferung des altteſt. Koder den Juden verdanken, fo auch die 
ferung der hebräifhen Sprachkunde. Sufofern bieten bie jüdiſchen 
was die chriſtlichen gleichzeitig nicht zu bielen vermochten. Die in die Talmude 
eingeſtreuten Erklärungen von Pſalmſtellen find meiſtens willkürlich und aben— 
teuerlich. Auch der Midraſch zu den Pfalmen mit dem Titel so 
Gottesdienftliche Vorträge der Juden, ©. 266) und die Midrafch;Eatenen m 
dem Titel WIP>, bon denen zur Zeit nur WeaWS wrpbs (von Simeon Kara 
Darfchan) und noch nicht rar ups (von Madir b. Abba-Mari) bekannt | 
enthalten weit mehr fchranfenlos Abjchweifendes als Treffendes und N 
die Pfalmenauslegung dient 2 überall dem durchaus praftifchen Zwecke 
den erbaulihen Vortrags. Erſt als ungefär feit 900 nad) Chr. 
ſyriſchem und unmittelbar unter arabifchem Einfluffe der Anbau der Gra 
—*— hi? re begann, begannen auch Schriftauslegung und Schrifte 
* entwirren. Un der Spihe dieſer neuen Periode der jüdi 
regel A adia Gaon (gejt. 941/42), deſſen arabifche Pfalmenüberfi 
und Pſalmenerklärung durch Hanebergs (1840) und Ewalds (1844) Ercerpte I 
kannt geworden ift. Der nächfte große Ausleger der Pfalmen ift —*— d. 
Salomo b. Iſaal) aus Troyes (geſt. 1105), welcher das ganze Alte au 
genommen bie Ehronif) und faſt den ganzen Talmud kommentirt hat und mich 
allein in prägnanter e die in Talmud und Midrafch zerftrenten Ilberlie 
ferungen einregiftrirt, fondern auch (zumal im den Biafmen) die vorhande 
grammatifchslerikalifchen Vorarbeiten benutzt und one Zweifel einer ber größte: 
Eregeten ift, Die es je gegeben. Die kirchliche Auslegung zog zuerft durch Mic, 
*2* a (geft. um 1340), den Verf. der Postillae perpetuae, aus der jüdiſchen 
Genin: fowol Lyra, als der Erzbifchof Paul de Santa Maria von Burg 
(get. 1435), der Verf. der Addiciones ad Lyram, find Projelyten. Un 
von ber Wberlieferung find Aben-Eyra (gef. 1167) und David Kimdht (geft. um 
1250); jener ift genialer, aber in feinen eigentümlichen Einfällen —— lücklich, 
dieſer verflandiger und unter den alten jüdiſchen Auslegern der zum ammat 
hiſtoriſche; der Kommentar Aben-Ezra's iſt beſonders wertvoll w 
reihen Bezüge auf ältere Grammatifer und Ausleger, wie al mege ie 






) Die 















334 Pſfalmen 


lichen reprüſentirt in dieſer Zeit des Verfalles Burk in feinem Gnomon zu den 

Bialmen 1760 und Chr. U. Erufius in feinen feit 1764 erſchienenen Hy- 

—— Beide haben Bengels Grundfäge, reichen aber in exegetiſcher 

nicht an ihn hinan. Den herrfchenden Geift der Beit lernt man aus ob. Dad. 

wigeci ung za U. Tejt.’3 mit Unmerkimgen für Ungelehrte (arm) 
und fei — Arena Arge er Ku ſprachlicher und —— 

— et, aber übrigens geſchwätzige, 

Bee Orfümactng liche Erjtorbenheit. fu Bier Selönadiote 


u 
Dielen Seiftohgtett —— fo wi iiber zu kirchlichen Glauben —— zu oben, ift das 
Berdienft Hengftenbergs geweſen. g) Die neuere Auslegung. Ä 


(nach des Verjaflers Tode 1856 men herausgegeben von Guft. Baur). 
it prözis und klar, — nicht one äſthetiſches Gefül, aber ſeine ung Ban 
Ale —— ſt eine zu recenſentenartige, ſeine Forſchung zu ir 
«Beinen zu wenig —— er er. beirndtet 
—— er, li fe im ai ee —* sr: ae ie das 
e Verſtändnis ausgeht, hilft er mit i8 zum widerbolten 
— —— en. its air — Bon — 
o Beten als er zu n bisherigen r Blalmena 
aufgeräumt und nach Herders Vorgang Sefchmad, unter Gejenius’ Einflujs grams 
matiſche —— in Die Pſalmenauslegung gebracht hat — weit ſelb 
als Roſenmüller, welcher, obwol mit Geſchmack und Takt, nur Kompilator 
In Unterfuchung der hiſtoriſchen Anläffe der Palmen hielt fih de Wette mehr 
—— als behauptend. Seine negative Kritik ſuchte Hihig im feinem hiſto— 
riſchen und kritifchen Kommentar (1835, 1836) pofitiv zu ergänzen, indem er 
mit alwifjendem Scharfjinn die Entftehung jedes Pſalms — zu "te 
ftimmen weiß und alle Pfalmen von Pf. 73 an der maltabätfchen zumeift. 
Seine Verlegung des halben Pfalters in die maffobäifchen Zeiten hat 
gefunden am b, Lengerfe 1847 und 3. Olshaufen 1853. v. Lengerfe aber 
darin Hitzig überboten, dafs er behauptet, nicht ein einziger Pfalm fönne mit 
Sicherheit David zugejchrieben werden. Dlshaufen wittert überall, wo vom einem 
enſatz der Gerechten und Ungerechten im Pfalter die Rede ift, fofort die malla⸗ 
bäifchen Zeiten, als ob diefer Gegenfaß nicht fo alt wäre ala die ee | 
aber jein —— iſt ausgezeichnet durch feine grammatifche Bildu 
konjekturalkritiſche Begabung. Im grammatiſcher und überhaupt —— 
nauigleit wird er en übertroffen von dem vielfach gründlich förbernden 
(1855, 1858 und meiter); der alles durchſchauenden pofitiven Kritik 
diefer eine extremiiche Skepfis entgegen. Neben allen dieſen Werfen 
Ewald (Poetiſche Bücher 1839, 1840) einen eigentümlichen Vorzug Br ‚bie 
rn die Megungen und Schläge des Herzend der ———— RR 
d den Affektenwechjel nachzuempfinden. Das Verdienſt aber, d 
ak werjt wider vollftändig und allfeitig im Geiſte * ie u 
ht o im warer Gei Reseingeit mit den Pſalmiſten gelöft zu ——— 
vielgeſchmähten Namen Hengſtenbergs (1842—1847; 2. Aufl. 1849—1852). Die 
geiftesverwandten Arbeiten von Unbreit (Chriftliche Erbauung aus dem 
1835) und Stier (Siebzig Pfalmen, 1834, 1836) erjtreden fich nur 
Auswal von Palmen. Der aus praftifch-eregetifchen Vorträgen entftandene 
mentar von Tholud (1843) ift geeignet, unter Gebildeten den Pfalmen Frei 
zu gewinnen, jchließt aber die Iimguiftife Seite der Auslegun — Das 
tere gilt auch von dem tüchtigen Kommentar Vaihingers (1845). 
tar Hupfeld8 erſchien 1867—1871 in ‚zweiter Auflage mit he 
tungen und Beigaben von Ed. Riehm; eine dritte Ausgabe, bearbeitet don 
Neitle, fteht in Ausfiht. Die theotogich-homiletifhe Bearbeitun 4 | 
für Langes Bibelwerf lieferte €. B. M 


—— er Int beutf 
bis au nd benüßt in der dritten age des tüchtigen en mens» 
Kommentars von J. J. Stewart Perowne 1873—1874, In Glan | 






Becker Weaizmchlaies 3 


385: mı More Smop Ber reinrurtter. Kırdc der Riot eines Kalleftinfommen 
me sum &. Ser. dic Viamer helm Amnnf Toirme u. dein er ‚Ein 
Armen; Uperiepnung. Sicmerbmorr unter nem. \Inericgamaßtrerte eridien IST md 
m iur 15.7 ioigten Dorn dennelner Kritreche Schalter. ni; de Vertling var. 
26: Due ger Paaimer. Ümenhatımansriuhe zu dritthalnvunder: Stellen Int 
Bkopmt: mr i dieit Immiehturaltsitiiaue Richtung ı7 Oräf Do idiühen 
G@rimmmmmriner® Srimiaem Come. a0 den RBioimer I AM RN SS.. Ere 
get: mr Zerttemi® imt ofienhar mir dieies Gelehrter Ari. Eine zugleid on— 
murper ishmimmiide Arher ik der Keteranet. &. Neu 8, Typs feine dibn 
mer reiamtlouumemiar:. weler unter Der Daunniterikriti Dassie L.yrigne Win- 
mer ımt Rinaeiieder bebandel: und IST ın zweiter Auitagc erichienen iit Er 
zer: ur sat ale Riolmen arımdiäglid Geichichte DE RT. 181. 8 IM 
am SBeinmmung ibre& Zeitaliere und zweilelt, Dai® „mir üderdaupt dadidiſdche 
Bintmer baber*. Aug Stadr ‚Jeinidnm. 1882. S. 166) aflärı don Rialter fir 
eır Erzeugmi& Des naberiliicer. Judentums unt hebaunter. Patt jedes Darin ent 
Batrur Gedidt dit zum ürıngenten Beweiſt De& Gegenteilet alt nacheriliſch zu 
ger habe. Der Druide Standnumtt einer Ewald un? Dipia. melde. wie and 
Ferm. Schulz ı7n jemer Unek. Tpeolagie (Qu. 2, IS, S Rat), cine Grudpe 
echrer Biolmer Danrids onertennen, it alijo Dermalen üderdolt. Um ſo frei 
Sor bı: die moderne Retomitruttion der üraelinicen Religionkgeſcbicddte nad Dar- 


,„ Tranzgdiiide Die Palmen der voformirten Ninbe 
zemnhriht, cm Drizzeil von Clement Worar, die andern zei Qrittteile Don 
Thendor Brzc überjegt, murden näht Mer Bibel das am döchſten ackbäktt, am 
meinen gebrandıe Gemeingu Des Volkeb. Nicht nur im äffentliben Gottos 
Liertte, auch in den Hänjern und Nerfitätten, bei der Feldardeit. rim Wandern 
äber Sand, wicht minder, wenn die Märtorer zum Scdoiterdaufen gefürt wurden, 
wenn die Kümpier in die Schladr zogen, erſchollen die mäddtigen Tonmei- 
Uner dem Eininis aber der Genfer Kirche und durd die Üderiehungen 
jalmen Marots und Bezas verbreiten ſich dieſe Melodiden gu all den 
der verſchiedenſten Spraden, welde dem veformirten Bekenntniſſe an- 
und wurden jo durch Jarhunderte zu einem Bande der Gemeinſchaft. 
über Länder und Meere dic Getrennten zuſammenſchloſs und in dem Kvem 
das Gefül der Brüderjchait wedte. Es iſt wol wert, dem Urſprunge Diefer 
gemeiniamen Tonſprache nachzugehen. 

Als Mutterſtadt des franzöſiſchen Pſalmengeſangs it in erſter Linie Straß 
burg im Elſaß zu nennen. Zwar batte Calvin ſchon bei feinem erſten Aufent⸗ 
halt in Genf auf Einfürung des Singens im Gottesdienfte augetragen (Jannor 
1537), einftweilen aber one daß Fiel zu erreichen, Raum hatte er nun nach ſei⸗ 
ner Bertreibung aus Genf einen neuen Wirkungskreis in der frangöfifiben Be- 
meinde zu Straßburg gefunden (September 1538), fü legte er energiſch Hand 
ans Werl. Schon den 9. November des gleichen Jares ſchreibt Uwick an Wirte 
linger, es werden in der franzöfiichen Gemeinde zu Straſburg Pfalmen geſungen; 
und den 29. Dezember kündigt Calvin einem Freunde an, daſs er nächftens eine 
Sammlung von Pjalmen werde erfcheinen Laffen (über das Datum dal, Mermine 
jard, Correspondance des reformateura V, 477). Ein Wüchleln dev Vibliothek bon 
Münden: Aulcuns Pseaulmes ot Cantiques mys en chant, a Ntranburg 1580, 
ift al3 ein Exemplar dieſer erften Ausgabe au erkennen. Es enthält nur eine 
Anzal Pfalmen und Gefänge mit der Melodie, fonft weder eine Murrebe noch 
eine Bugabe von Gebeten. Weicher ift in diefem Stile ſowle In der nl der 
Bialmen eine weitere Straßburger Wusgabe, die ben 15. Februar 1549 beendigt 
wurde. Sie gibt ſich zum Zwede der Einfhmuggelung In Web dafiir aus, mit 
päpftlicher Erlaubnis in Rom gedrudt au fein. (Herr Baiffe in Parts befipt ein 
Exemplar). Eine dritte Ausgabe, die ben Strafjburger Urfprung nicht verleugnet, 
trägt die Jaredzal 1545. Die Straßburger Bibliothek, Die 1870 verbrannte, bee 


jaß ein Exemplar. 


Kar 


J 


—F 


336 Pialmmelodieen 


Die drei genannten Büchlein 5— augenſcheinlich zu einer und derſelben 
Reihe, nur dafs, wie es damals allgemein vorkam, das ſpätere jeweilen neuen 
Stoff zu dem ſonſt unveränderten alten fügt. So enthält die Ausgabe von 1539 
zwölf Palmen von Marot, die von 1542 ihrer dreißig und die von 1545 neun 
unddreißig. Die Neihe der Ausgaben ift überdies ſchwerlich vollitändi 

Von Marot war zuerjt 1533 eine Überfegung von Pjalm 6 N 
anderen geiftlichen Stücken ienen; nad feiner Rückkehr aus Ferrara. 
er 1537 die Überſehung der Palmen ernftlich in Angriff. Dennod fällt e8 
dafs ſchon das Gefangbüchlein von 1539 im Stande war, eine Anzal feiner 
men zu bringen, wärend er jelber, der Günftling Franz I., durch die Feinb- 
feligteit der Sorbonne gehemmt, erjt gegen Ende 1541 dazu gelangte, feine erſten 
30 Pſalmen in Drud zu geben. Calvin muſs Abſchriften davon empf haben, 
warfcheinlich über Antwerpen, denn eine Menge von Anderungrn Im Serie ſtim⸗ 
men mit einer Antwerpener Ausgabe von 1541 überein. 

Indem wir die Veigabe, Lobgefang Simeons, Eredo, Zehn Gebote u. a. 
übergehen, berüren wir nur noch 5 Palmen, die in allen drei Straßburger Büch— 
lein vorfommen und in denen wir Erzeugnifje Calvins zu erkennen haben, Er 
felber fagt und, daſs er den 46. und ben 25. Palm = und | 
einige beigefügt habe ; dieje find Palm 36, 91 und 138 (der Text ift in Bd. V 
der Werke Calvins von Neuß und Cunitz abgebrudt). Eine gung ber 
jafepe durch Calvin liegt in dem Umſtande, daſs berjelbe aus Anlaſs ſei— 
ner. Überjegungsverfuche feine Vorliebe für die deutfchen Melodieen ausfpricht; 
und gerade den fünf erwänten Pfalmen find deutſche Straßburger Melodieen an 


gepaſst. 

Ein Wendepunkt trat ein mit der Rückkehr Calvins nach Genf (Herbſt 1541). 
Das Büchlein, daS derjelbe 1542 dort herausgab: La forme des prieres et chantz 
ecclesiastiques (ein Eremplar in Stuttgart), enthält im wefentlihen das Gleiche, 
was jene angeblid; römiiche Straßburger Ausgabe: Dreißig Palmen von 
mit den Antwerpener Lesarten, die 5 Palmen von Calvin mit ihren 
Melodieen. Bei einem Teil der Palmen Marots find bie Straßburger 
beibehalten, wol aud) überarbeitet, bei anderen durch neue Kompoſitionen 
Noch im gleichen Jare flüchtete Marot vor dem Zorn der Sorbonne nad; Ge 
und fügte 1543 zu den erften dreißig noch weitere neunzehn Pſalmen — 






Lobgeſange Simeond, Es liegt fein Exemplar des Genfer Geſangbuches von 
vor, aber wir können us bon einem Lyoner Pjalter von 1549 aus zur 
ſchließen. Daraus fehen wir, dafs Calvin dem Dichter Marot fein Recht gab 

die meift ungeſchickten Antwerpener Lesarten bejeitigte; daſs er ferner feine eige⸗ 
nen fünf Pſalmen fallen ließ, indem Marot diefelben durch fließendere 
entbehrlich machte. An den Melodieen von 1542 wurde hier und da , 
dert, namentlich fielen mit den. Terten Calvind auch die deutfchen T 














hin, welche, ſcheint es, den Geufern weniger gefielen; nur eine einzige ausgenom 
men, diejenige von Pfalm 36. Es ift das urfprünglich Die Melodie des 119. Pfalz 
von dem Straßburger Matthäus Greiter 1525: Es find doch felig alle die | 
fannter mit dem Tert: O Menjch, bewein dein Sünde groß). Diele Melodie ge: 
wann eine merkwürdige Bedeutung, als Beza darauf den 68. Pſalm überfe 
hatte: Que Dieu se monstre seulement, und nun die Hugenotten daraus ihr 
vornehmften Kriegspfalm machten. Alſo mit der einzigen beutjchen Melodie, 
—— ihnen Gnade gefunden hatte, zogen die reformirten Franzoſen im ihk 
ten. 

Marot war 1544 geftorben, one die Überſetzung des Pfalters zu ıben; 
Beza, von Calvin aufgefordert, machte fih an die Fortjegung und ließ 
feine erften 34 Pjalmen in Mufit geſetzt ericheinen; 7 weitere one eigene | 
die famen allmählich dazu; ber ganze Plalter und mit ihm der Abſchluſs be 
Melodieen, wie fie von dem an in Kraft blieben, kam erjt 1562 heran Fine 
augenblidlihe günftige Stimmung des Hofes, gefördert auch durch das Nelig 

eſpräch zu Poiſſy, fürte zu einem eg "or bad dem Buchdrucker U 
Bincent auf zehn Jare für den Drud der Palmen gegeben wurde. E 


Pialmmelodieen 337 


Flut von Pſaltern ergoſs ſich damals über Frankreich. Nur aus dem Jare 1562 

find wenigitend 25 verfchiedene Ausgaben bekannt, die in einer Reihe von franz 

Städten erjhienen, immer mit der Bezeichnung par (darauf folgt der 

ea pour Antoine Vincent. Bon 1562—1565 zält Douen jogar 
62 Ausgaben auf. 

Vergleihen wir nım die verfchiedenen epochemachenden Drude der Pfalmen, 

fo ergeben jih und, was die Entjtehungszeit der Melodieen betrifft, folgende 


1) Die älteren Weiſen zu Marot3 Pfalmen, und zwar: 
a. die einzige deutiche Melodie (von 1525), die ſich behanptete, Pf. 36, 
die jpätere Melodie des Schlahtpfalms der Hugenotten ; 
b. Melodieen, die ſchon im franzöfiichen Straßburger Pialter von 1539 vor- 
liegen; joviel als unverändert Pſ. 103. 137; mehr oder weniger in 
Genf überarbeitet Pj.1. 2.15. 114. 130. 143; aus der Zeit nad 1539 
Bj. 104; 


e. r Melodieen von 1542: Pf. 4. 5. 6. 8. 9. 13. 14. 19. 22. 24. 
38. 115. Die meiften wurden nachher noch leicht vetouchirt; 

d. Genfer Melodieen von 1543: Pſ. 18. 23. 32, 33. 37. 43. 50, 72. 79. 
86. 91. 107. 118. 128. 138. 140 (10 Gebote). 

2) Melodieen von 1551, und zwar: 

a. neue Weiſen zu Palmen von Marot, die früher andere hatten: Pi. 3. 
7. 10. 11. 12. 25. 45. 46. 51. 101. 110. 113; 
b. die Mefodieen der 34 zuerft von Beza überjegten Pjalmen: Pſ. 16. 17. 
= 21. 26—31. 34. 35. 39—42. 44. 47, 73. 90, 119—127. 129, 
1—134. 

3) Die Melodieen, die erſt 1562 mit Abſchluſs des Pfalters auftreten: Pf. 48. 
49, 52. 54—61. 74. 75. 80. 81. 83. 84. 85. 87. 88. 89. 92. 93. 94. 96. 97. 
99, 102. 105. 106. 112. 135. 136. 141. 145—150, 

Es erhebt fih nun die Frage, don wem jene Tonweifen ſtammen. Wenn 
man von den Palmen Goudimels vebet, jo gejchieht es vermöge einer häufigen 
ung zwifchen dem Harmoniften, der die gegebenen Melodieen mehr: 
tim ſehte (das tat neben vielen anderen auch Goudimel), und den Urhebern 
der Melodieen. In lepterer Beziehung kann für die Gruppen 1 u. 2, 15389 —1543 
und 1551, von Goudimel ſchon darum nicht die Rede fein, weil er im jener Zeit 
einer Muſikſchule in Rom vorftand, deren berühmtefter Schüler Paleftrina war; 
— dritten Gruppe, 1562, wäre es der Zeit nach möglich, an Goudimel 
wm 3 
In Bezug auf die älteren Melobieen hat vor mehr als 100 Jaren der Laufanner 
ofejjor de Conſtant-Rebecque behauptet, Komponist derjelben fei Guillaume 
anc gewejen. Baulacre aber, Bibliothekar in Genf, hat 1745 die Grundloſig— 
dieſer Verfiherung gezeigt. Der Laufanner hatte ſich auf ein Zeugnis von 
in, das Leider nicht mehr zu finden ift, das aber nad) Baulacre ganz 
lautete; und weiter auf ein Franc gegebenes Privilegium von 1564, das 
gegen ben Laufanner Profefjor zeugt. Es ift dasſelbe nämlih in einem 
von 1565 abgedrudt und redet ausbrüdlic nur von einigen Palmen, zu 
jen Franc neue Melodieen fomponirt habe. Welche Pjalmen das jeien, ſpricht 
France im Vorwort jelber aus; diejenigen nämlicd) (von 1562), die bisher feine 
ide le hatten. Mit Bezug auf die älteren Melodieen jagt er ausbrüd- 
—— 
ug 













wolle nicht, wa8 andere gut gemacht haben, befjern. Er unterjdeidet 
felbft von den Urhebern der älteren Melodieen. 
ranc war Cantor gewejen in Genf bis 1545, von ba biß zu feinem Tode 
70 in Lauſanne. Die Rögistres von Genf reden öfter von Francs Geſchick, 
! im Gejang zu unterweifen; aber wo fie des Setzens der Palmen in 
fit gebenfen, nennen fie feinen Namen nicht. 
Auf Franc folgte in Genf als Kantor Louis Bourgeois, eines Parijers 
Son, ber ald Mufifer viel bedeutender muf8 gewefen fein. Er hat 1547 die 
Palmen Marots vierjtimmig gejegt, 1561 dieſelben ſammt den 34 erſten von 


Real:Enchllopäbie für Theologie unb Kirhe. XII, 223 








äre 
aber. lauter zeiten, bie der, Drift 


Me ef mie ‚letters 1 1003 aufn To lie 
nahe, ©) — = 


— —— derſelben 



















muftkaliicher Wendungen. Man mufs darin des 
t zu dieli Melodieen brauchen n * Liebesliedern ac. 
— e en —— — lompo⸗ 
eiſt nach ‚ine rei 16 twickl muſi⸗ 
inſt in Sranfreid empfangen, die nur darum au , mit Po bar 
en Ländern zu wett ‚ meil fie durch — unter⸗ 
en u 
F die | gzoſiſche  Bilmmelobien blieben ja nicht auf — ie 
ur) erjehn der Texte don — und Beza wurden —* 


— e 1 Nationen rejormirten Belenntniffes eing 
8, in Beuieiant feit 1573; in Bearn, der —— — or 
jan! in, in © on, Polen, Ungarn, Htalien, im romanischen 
ins ide und Dänifche wurden die Palmen ee 
üb erß ** ine der Holländer fang —— —* * 
* * n. Es war eine 
je. — in großenteils dahingefallen. In ——— Ile abe 
) ‚ entfremb Auch dort wie in rg hatte — 
ech ſchle— —— * und durch Aufgeben charaltervollen 
8 Mer echt at; and) dort wie bei uns verlor man Einm = 
en Rirchentonarten. In deutichen Landen kam dazu der gerechte 
v als hölzernen 5* Lobwaſſers, und zu einer einheit— 
ie fir Einheit. So find es nur noch Heine Teile der 
Ber diefe alten Schäße gewitrbigt und gebraucht werden. Felix 
jein Bud als ein Grabbentmal, das er dem geliebten Pſalter 
ht nur m bie Pſalmen in immer neuen — ihre alte 
bewären, ſondern auch von den Melodieen, in denen ſie 
ager wird ſich — als nicht untergehend erweiſen. 
rd ang im Bafel feit der Reformation. Abdrud 
—— —3 * Berk 1870; dazır X, — 
an Banden; des &glises röformöes , Neuchätel et 
ou ai "Clöment Marot et le Paautier huguenot, I, 1878; IL — 
u bie or —— Theophile Dufour in der Revue "eritique d’histoire 


—— C. 3. Riggeubag. 
22* 





















—— Michael. Leo Allatius in der Diatriba de Psellis fürt — die⸗ 
* ſechs verſchiedene Perſonen auf, von welchen Er unfere 
ufmerffamfeit verdienen, Der ältere Michael war Beitgenofje des 
ef er meiſt auf der Inſel Andros gelebt haben; feine Blütezeit fällt 
—— ſittlicher Erſchlaffung und abnehmender Geiftesbildung anne 
—— den Wenigen, welche das Studium der Wiſſenſchaften noch z 
halten wufsten. Er wurde der Lehrer des Leo von Byzanz, zubenannt 
fo ae doch erregte feine Vorliebe für heidnifhe Myſterien und 
e3 Mifsfallen. Um dieſe Anklagen zu entfräjten, überließ er An unter Ans 
raid des damald entjegten Patriarchen Photius einer en rchlichen Rich⸗ 
tung; unter dem Mitregenten Baſilius ſtand er als Gelehrter in a 
oſophiſche und rhetorische Schriften werben ihm mehrere beigelegt; 
e weit fie von ihm und nicht vielmehr von dem jüngeren Otelnamigen ve 
* mit welchem er oft verwechſelt worden, iſt ftreitig. 
ebenfalls ift dieſer jüngere Pſellus, der uns ins 11. —— 
ber ei Senn — ; bon ihm ift gefagt torben, dafs in ihm d I 
Natur ihre Ichten Kräfte —— babe, um den gänzlichen Verfall der 
fenihaften in der griechiſchen Kirche noch aufzuhalten. Er war um 1020 zu 
Konstantinopel geboren, entwidelte von feiner Kindheit au einen auferorden 
Wifjenstrieb, Audirte in Athen und erlangte nad feiner Nüdtehr den 
Lehrftul der „ ophie, Beer er als gilooopwr üUnarog eifrig 
on Kaiſer antin Monomachus — **— ihn aus, er wurde an 
beruſen und en mit weltlichen Gefchäften betraut. Sein Anſehen 
Konftantin Ducas machte ihm zum Erzieher der beiden Prinzen Ans 
Michael Ducas, des nachhherigen Kaifers. In diejem Bufammenhange wird 
in den Duellenfchriften der Anna Eonmena und des Cedrenus mit größten 
gedacht; nur Zonaras ſchilt auf ihn, weil er den jungen Michael Kool 
er mehrere Schriften gewidmet, mit Selehrjamteit verborben und zu 
hc untanglid; gemacht habe. Bis zum Tode diefes Kaiſers hielt nis 
8 auf feiner Höhe, dann mufste er einem Johannes Stalus weidhen, der 
er ebenfalls pulooopw» ünarog wennen ließ, obgleich er ein weit 
Den x war und nur duch Logifche Birtwofität glängte; handſchriftlich Fennen mir 
auch ihm. Piellus zog fich nad 1078 von der Hauptitadt in ein Rlofter 
und erlebte noch die Beiten des Alexius Comnenus bis über 1105 hinaus, fein 
Todesjar ift unbefannt. Als Schriftiteller hat diefer Mann das Präpdilat molv- 
yompwrarog veichlich verdient, fein —— Byzantiner hat — — 
Er war Polyhiſtor, ſein Willen oder Wifjenwollen verbreitete fich über 
und a Vgl über Pſychologie, Phyſik, Logik, —— Muſik, über 
erklärung, tstunde, Medizin, ja bis auf Mineralogie und Goldma 
nennen dies Sr Bielwifferei, es war aber die damalige Aufgabe der Wi 
fenichaft, möglichſt extenfiv zu fein, die Fächer zu umfaffen, nicht um fie mi 
rd Forſchung zu fördern, wol aber fie fortzufeiten, mit gleicher diale 
u behandeln oder doch encyklopädifch einem Ganzen einzuor 
as Dee war er mit Plato und Ariſtoteles, mit Plotin und Proclus 
den alten Schulen überhaupt vertraut, als Theoioge kannte er die Werke 
Kappadocier, des Chryfoftomus, Dionyfius und Sohannes don Damascus, Ü 
Ereget bevorzugte er die Allegorie, ganz abgejehen von feiner —— er ft 
nones und edtöquellen. Der Eitte gemäß ift vieled, auch -ofatichı 
in politifchen Berfen von ihm abgefajst worden. Seine Schriften 
zeln —— einige auch kommentirt; die neueſte Sammlung 
umfafst etwa 25, die ihm entweder ficher oder mit ee zugeſchri 
werben, andere find zweifelhaft, wider andere noch nicht k gelanı 
Auch ein Geſchichtswerk harıt noch bes Herausgebers. Aus 5 
nennen wir: 1) De omnifaria doctrina capita 157, dıduozakla mu 
Art von Kompendium der der Einheit und £ welches mit den Beg 
2 und Perfönlichkeit, der Einheit und Dreiheit Gottes Kit —* wie 
gt wir 

















ologie übergeht, die bis zu dem roonog ürrıdooewg verfo 


PBiellus —— — 341 


ii 
5 
— 
J 
— 


ältnis zum Köcver, 
Ban ie in Ber Reihe Die en ‚ die der Erfchei- 


wird erg — die — iſt — das — Gut 


tione, Bee darorev, ein Dialog, in Pre e— 
Boissonade Par. 1838. Dieſe Abhandlung ift neben dem entſprechend 
des Euthymius eine wichtige Duellenfchrift zur Kenntnis ber unter Mleriud 
nenus unterfuchten Sefte der Eucheten. Der Inhalt betrifft die — 
beren erien derſelben, hauptſächlich die Lehre vom Satanael als dem erſt— 
Son Gottes, von den Dämonen, ihren Klaſſen und Namen, ihren 
und Wi Wirtungen dient aber auch als Beitrag zur Dämonologie bes 
überhaupt. Bugehörig: Graecorum opiniones de daemonibus, eben⸗ 
s bei Boifjonade. 3) Charakteres SS. Gregorii 'Theologi, Basilii M., Joh, 
i, Gregorii Nysseni, apud Boisson,, Bergleihung derfeiben mit den 
u Rebnern. 4) De anima celebres opiniones, 5) Versus jambici de vi- 
tüs et virtutibus, Diehreres betrifft die Satbäifegen Orakel, die Lehre Zoroaſters, 
nomocanonis, Compendium legum, Epistolae. Ausgebeutet find 
Schriften noch nit. Auch Leo Allatius hat biefen Pſellus gerühmt, aber 
‚nur mit geiler Stimme, denn er kann es ihm nicht verzeihen, daſs er > 
re i8 zu Anfang * — * vom N — ehrt: dx 
roũ rar, mogevöueror, Jr viou neradıdousvor 7 Buavöus- 
ind nung xrioeog. — Von einem Dritten dieſes Namens wird nur gefagt, 
er am Ende des 12. Jarhunderts mit dem Euftathius von Theſſalonich Briefe 
menfelte, die handſchriftlich noch vorhanden find. 
Die einzige Geſantausgabe: Michaelis Pselli operum pars I et II in Pa- 
eursus completus ed. J. P. Migne, Patrologiae graecae Tom. 122, 
auch Leonis Allatii Diatriba de Psellis, Par. 1864, abgedrudt iſt. Vgl. 
m Fabrieii Bibl, Gr, ed. Harl, X, p. 62; Brucker, Hist. erit, philos. 
p. 550; desſelben Fragen aus ber obitor. Will, Th. IV, ©. 1427; Ham⸗ 
— Zuverläſſige Nachrichten ꝛc., IV, ©. 9, wofelbft auch die Spezinlausgaben 
—— Gfrörer, Byzantin, Seichichten,, 3b. IH, ©. 520. 617. 701. 
739. 757. 83 Gas. 


J— 


en 


- Pieubepigrap des Alten Teftaments. Unter der Maſſe biblifcher — 
tem. im weitejten Sinne des Wortes hat die alte Kirche, auf Grund forgfälti 
en über den Umfang des Kanons, drei Klaſſen unterſchieden: ı) "die 
nung en und infpirirten, 2) die nichtanonifchen und der allgemeinen Anerfen- 
entbehrenden, aber ſchon feit längerer Beit in der Kirche ——— und 
derſelben würdigen (üvreleyöpeva und arayıyrwoxönera, Inxkmore- 
—— 3) die übrigen in Umlauf befinbfichen Bücher Biblifcher Art mit 
Namen auf dem Titel, in bibl. Form, mit bibl. Inhalt, aber von ber bibl. 
und dem Geifte der kanoniſchen Bücher doch ſtark abweichend), welche fie 
ie geheim zu haltende (dröxguga) bezeichnete. 
ie dieje jelben Schriften der dritten Rlafle, die man einft — * 
Ben monate, fafst man in der proteit. Kirche unter dem Namen Pſeudep 
aphen zufammen. Da man nad Hieronymus Vorgang die kirchlichen Vor: 
U T.'s mit dem Namen Apotryphen belegte, mufste für bie britte 
die Benennung gewechjelt werden. Die Benennung wenden » iſt freis 
nur ‚bon einem einzelnen und äußerlichen Merkmal diejer Schriften, von ber 
des Namens des Berfajierd, den fie am der a tragen, hergenoms 
men; weber ijt fie für die Kennzeichnung des Weſens dieſer Schriften erfchöpfend, 
— — für die Unterſcheidung derſelben von den Antilegomenen und ſelbſt einzelnen 


342 Pfeubepigraphen des U, T. 
‚tt nit 
— gedod ba bie pienbepigea ide Sa wenigitens den allers 


ammenh 
Schriftite erei den eitraum, dem 
er — — ein ee — —J——— —— 


* man 


Evangelien, fgefhichten, Apoftelbriefe und 
— unter Aa — —— des N.T. 
heißen. Diefe Eee werben aber, da eine Mittel ** —— 
uͤud epigraphiſchen en. welcher der Name U —5* 
N. T. nicht —— in Kae de ge des N. T. (im BR 
des an dee genan 


depig 
in den hen vorchröftfichen und —* mia hen Bel beiden 5 —— 
liche Erſcheinung, wofür andere Völker (z. B. die Inder) nur entfernte 
keiten darbieten, was um fo auffallender, als fie mit der vom —— und 
en — —* ſtrenger —— zun en em Widerfprud) 
diefe Schriftjtelerei ausſchließend oder auch nur bors 
—* a in —— Kreiſen geübt worden wäre, kann man nicht mit Grund 
behaupten. Allerdings bemächtigten aan die chriftl. Häretifer diefer ſchrift⸗ 
jtellerifchen Form mit | und mifchten fich überhaupt | — 
unlautere Motive mit ein; aber das war ſchon die Zeit des Verfalls und wir 
bemerken im Gegenteil, daſs im Laufe der Jarhunderte, wärend — e 
blühte, ſie im Dienſte meiſt unverwerflicher und zum teil —— ng 
ftand, auch von Leuten aus der rechtgläubigen Gemeinde — Es iſt 
nicht zu bezweifeln, daſs ihre Entſtehung und Ausbildung nicht aus RG 
der Geheimfehriften heidnifcher Tempelprieiter erflärt werden darf, fie dv 
anz und gar aus dem eigentümlichen Wejen und Leben der —— 
— und von dieſer auf die chriſtl. Gemeinde übertra —— 
or Allen kommt hier in Betracht die altiſraelitiſche Schriftſte 3 
Namen der Schrift nicht 5 nicht zu ſeiner eigenen Verherrlichung 
der Verfaſſer, ſondern im Dienſt der Gemeinde; den eigenen —— läjst er vor 
= Wichtigkeit der Sache und der Warheit zurüdtreten; mit Uusnahme der 
A) riften, bei welchen die Sachlage eine andere war (weil der mit 
Fehne erfon für die Warheit feiner Offenbarung einftehen mufste), find bie 
Namen der Berfafjer der meiften anderen Schriften, ſelbſt fo 5 
wie das B. Hiob ift, der Nachwelt verjchwiegen worden; und dieſe alte 
der namenlojen Scriftitellerei erklärt wenigjtens nad) einer Seite bin das 
fommen des Schreibens unter fremdem Namen. Der andere wichtigere 
rungsgrund liegt in dem inneren Bruch des Geiftestebens Iſraels, er 
ki Anfängen ſchon vor der Verbannung, entfchieden aber in den erften 
mderten des neuen Jeruſalems eintrat. Mit der Bertrümmerung des 
States und unter den gebrücten Verhältniffen wärend der jehnifgen Ehech 
ſchaft wurde auch die Geiftesfreiheit gebrochen; der hi. Geift der 
” ſich zurüd; die Verhältniffe und die Lehren des Altertums wurden 
de Mir d bie Neuzeit; und wie dieſer Umſchwung in den erften Jarhumberten 
* de Verbannung zur Herausbildung eines Kanons heiliger Schriften fürte, 


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Piz Nrercumse emzutieider und veine Schriit ande ie hen Netto Wr 
telımasmai: der n. Bodom nid zu peifolten Der Eechrietdenen dey ve 
Dem vor. Jugend zuf* gans in der alten Geichtchten ton dei in Melon teidh 
Ledensicgern. mim doner Some Gegenwart emgermeßen entſrrechen oder Win 
ner, deren uberäeierte Berhamfen tur seine genen Mefite nad Gedenken Ya 
beizsvende gi? cui, und It nun durch künſttiche Widerbeleleunn Melia olten 
Serhäimiie und Veröonen se in neuen Schriften wide auteviteben und von 
der neuen Gemeinde io reden, mie ire nach ſeiner Überzrugunn grvvdet hafın 
würden, wenn ſie on ſerner Stelle ſtünden An ſich bar vine (elite tunſtlichr 
Widerbelebung der Aiten nıdırs Verifangliches wid diegt nahe, wenn kloſſiſche Mr 
Ichichrichreiber ihren bandelnden Rerionen große und lange Reden in Den Mund 
legen, jo ıft Dies eine Änliche vom kunſtliche Widerbelebung. und amd bie adf 
teftamentliben Schriften der vorexiliſchen Periode vom Jakohbaſhrarn vn biaoanl 
das Teuteronomium beradb iefean Veiſpiele und Voygänge gryug Dahn Ana 
man zulepr ganze und jelbjtändige Nücher ſo unter renhem damen hrieh Ind 
war nur cin leßter Schritt auf der bon fritberen befretevyen Unn Wann ha 
aber eine ſehr kunſtliche Schriftjtelleren, welche an banhlnhen wie john ararben 
fein konnte, und in der ſtrengeren oder Toferen Vnrchſſrung hs ehinal arten 
Einkleidunga duch alle Einzelheiten des Unchea reine lb hann hie hahrir ohren 
niedrigere Stufe der Kunſt. In mehr ala einer Veziehnnug Atlas ſich pirſfe 7*hriſt 
ftellerei unter fremdem Namen mit ber dramotiſchen Unnſibiihſung nhrire MM 
fer vergleihen. Sie aber mit dem Namen einer vein beniigkiehen zohlftelterel 
zu brandmarken, dazu hat man fein Recht. Mennglelh jeher, den In Ilefen Melfe 
fchrieb, fein Werk für um fo gelungenen Halten made, je mehr ed el hm dr 
fer den Eindrud hervorbrachte, baſs er wirftich ein end dran Aſſerfumæ or [ieh 
habe, fo muſs er es darum Dark wicht im hen Telnitglichrne Mhilchb gebhriehen ha 
ben, dafs es wirklich für eim aAltes Kleyf gelten follte, Im Ghrgenhell hremehft 
die große Menge von ſolchen Yircherm, melde senken gejehriehen murnen, mie 
lebendig das Bemufstfein wur hem menprem Meiurseg inbeher Iorfo nen mir nn 
fing Die Handhıbung nieier ihröätitelornichen zeuren Turtmdirenn hlech her 
„Berdings bie Geizr, telifer Scheer Trreib Ttredore im der Mreriehn, mn 
ven ungeheure 


artens in 


Bu-ımten: wirn vie Bien onch Narar re Aysmmnt, Pre ha ht 


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z: 
E 


344 Pfeudepigraphen bes U. 2. 


iehen, fi ihren rüngli Sinn und | lernen: 
hei küe 23 ah Beten ursöeien 2a Kemrmaual 
zubeuten. u 


Seuptiätig angewendet wurbe die pfeudepigraphifhe Form, wo e8 
:, Mahn, für das ganze Volk zu fchreiben. In ber 
ſchreibung mar die Anonymität althergebrachte Sitte, und ſchon an fi war 
—— hier am wenigſten am Plage. Auch in der lyriſchen und Spruchdichtung 
trieb dieſe fpätere Zeit noch Werke hervor, welche one durch den Namen eines 
Mannes aus dem höheren Altertum empfohlen und gefhüpt zu fein, bei den 
Beitgenofjen Beachtung und Eingang finden konnten, obwol Koheleth und bie 
„Weisheit Salomos“ deutlich zeigen, wie man auch auf dem Gebiet der Weis: 
it3erfenntnis ſchon gerne zu jener künftlicheren und wirkſameren Schreibweife 
ne Zuflucht nahm. Sugar ward in allen ben Fällen, wo man ſich zurecht» 
weifend, mahnend, tröjtend an die Zeitgenoſſen wenden wollte, jene Form ganz 
vornehmlich gemwält; es find dies die Fälle, im welchen einft die Prophetie, als 
fie noch lebte, ihre Stimme vernehmen ließ. Das Gefül, dafs die Prophetie ers 
lojchen fei und fein den alten Gottesmännern ebenbürtiger Prophet mehr vor 
dem Anbruch der meſſianiſchen Zeit auferftehe, war allgemein verbreitet, nnd doch 
famen Lebenslagen des Volkes, in melden dad Bedürfnis nach neuen prophetis 
ſchen Mufihlüffen und die Sehnſucht nach der Leitung der Propheten m 
wachte. Da ſuchte und forfchte man nach Rat in den alten Proph - 
fuchte d Auslegung Aufjchlüffe für die neue Zeit aus ihmen abzuleiten; und 
was man jo durch Vertiefung in die alten gefunden Hatte, das unternahmen num 
auch Einzelne in eigenen Schriftet unter der Auftorität eines alten Namens aus— 
zufprechen. Die Pfeudepigraphif ift daher weiterhin ganz beſonders die Erbin 
und der fünftlihe Erſatz der abgeftorbenen Prophetie; die meiſten Pjendepigras 
phen find prophetifcher Art, teils Apokalypſen nach Art des B. Daniel, teilß ein⸗ 
fache prophetiihe Mahnfchriften nad) Art des apofr. Baruch, teil Vermächtniſſe 
Segendreden nad) Art des Jakobs- und Moſeſegens. Es Liegt aber im der 
Natur der Sache, daſs nachdem einmal diefe jchriftjtelleriiche Form in das Voll 
eingefürt war, fie fehr beliebt und immer häufiger auch für Zwecke, welche der 
eigentlichen Prophetie fremd find, angewendet wurde, wie das unten im einzel⸗ 
nen erklärt werben wird. ⸗ 


Neben dieſer pſeudepigraphiſchen blühte in De legten Jarhunderten des 
ifraelit. Volkslebens die Litteratur des haggadiſchen Midrafch, und hat umter 

„Pieubepigraphen“ zalreiche Vertreter. Sie it mit der im engeren Sinn jo ges 
nannten Pjeubepigraphit aus den gleichen Wurzeln hervorgewachſen. Wie 

Erkenntnistätigfeit des fpäteren Volkes fih an die Auslegung und Anwendung 
der hl. Schriften anſchloſs, jo bejchäftigte man fich auch viel damit, daſs man 
geihichtliche, im U. T. kurz behandelte Stoffe, Verhältnifje, Lagen, Perfonen ſich 
mit Hilfe der eigenen Phantafie oder befonderer eregetifcher Kunſtgriffe weiter 
ausdachte und ausmalte, neue Vorjtellungen darüber bildete, fie im eim meue 
poetifches Gewand Fleidete, zur Erbauung der Gemeinde oder auch bloß zur Be 
friedigung der Neugierde der Lefer. Durch fortwärende Dichtung und Umbdid 
tung entfianben im Laufe der Zeit ganz neue Gagenfreife, durch welde die Er: 
zälungen der hl. Bücher ergänzt werden ſollten. Dieſe Sagendichtung dei 
den Sraeliten frühe an umd hielt fich bis tief ind Mittelalter hinein; wie | 

den Targums, den Midrafch und den talmudifchen Schriften viele Niederfchläge 
hinterlaffen bat, jo find aud einzelne von ihr geichaffene — in beſon 
deren Schriften in Umlauf geblieben und werden jetzt ebenſalls zu dem dritten 
bibl. Schriftenkreife gerechnet. Auch enthalten die im engeren Sinn pfeudepi: 
— Bücher ſchon vieles von dieſen neuen durch die Dichtung geſchafſenen 











Bie nun aus den befagten Gründen und Antrieben die jüdifche Ge 
ber vor= und nachchriftlihen Jarhunderte vielerlei neue an Inhalt, Art, 
und Umfang den älteren bibl, Büchern verwandte Schriften hervorbrashte, jo lies 


Pienbepigraphen des A. T. 345 


ferte auch das ChHriftentum noch Beiträge in Menge zur Bildung des weitſchich— 
tigen altteftamentlihen Schriftenkreifes dritter Stufe. Das junge Chriftentum, 
noch möglichſt enge an die jüdiſche Muttergemeinde anſchloſs, nahm —* 
biejer a aim das äußere Fachwerk und die Formen bdiefer jungen Schrif 

, um mit dem neuen chriſtl. Inhalt zu füllen. Es iſt aber nicht si, 

Beer Übertagung der Pjeudepigraphif von der jüdischen in die hriftl. Ge: 
meinde Beh bie „nach der römischen Zerftörung Serufalems in Maffe zum Chri— 
ftentum übergetretenen Efjäer" als Vermittler zu denken, und Eſſöer als * 

vieler oder der meiſten der uns erhaltenen jüd, Pſeudepigraphen anz 
ehmen, oder gar die Eſſäer zu einer Pſeudepigraphen- und — 
a ſtempeln. Die par Notizen des Joſephus über viſionäre Beſtrebungen ber 
Ehäer und ihre eigentümliche Literatur berechtigen noch lange nicht zu einer 
—— der Inhalt der erhaltenen jüd. Pſeudepigraphen ſtreitet da— 
müfjen mir gegenüber von den Einreden neuerer jüdiſcher Gelehr- 
ten, — ch nun einmal das vortalmudiſche Judentum nicht mehr anders denn 
als ein talmudiſches vorſtellig machen künnen, und darum die erhaltenen zu den 
en Satzungen wenig ftimmenden Pjeudepigraphen den Hellenijten, Sa— 
maritanern und Sekten zumeifen möchten, an der Anerfennung fejthalten, dafs 
ſo unfrei — verglichen mit der alten Zeit — die Bewegung der Geifter auch 
* Eſra wurde, dieſelbe noch unendlich viel freier und mannigfaltiger war, als 
reg Rabbinis mu⸗ uns glauben machen will. Das aber iſt richtig, "dal 8 
dad Audenchriftentum überhaupt, dann auch die an das Arber 
—— —— geogrophifch ausgedrückt: — und len die 


E: oder bon wigigen Köpfen des —ãA derartiges —— murbe, 


chichtlichen Wert ‚ und find al eigentliche Bolksbücher der bor= und nach— 
Sarhunderte vielfah mehr als die gelehrten Schriften jener Zeit 


— 
346 Pieubepigrapfen bes A. T. 


‚ uns eim lebendiges Bild don dem Denken, Leben —— 


zu geben. 

Es nun die Überſicht über die oder nur bruchſtückweiſe 
und die dem Titel den Schrften biefe biefes Kreiſes. ie rfaltenen 
Chriſtliches ftreng auseinander zu halten, ift nicht immer möglich, da von’ man 
——— Hi jetzt nicht entjchieden werden kann, welcher der der beiden Gemein 
den fie entjtammen. Dagegen wird es zwedmäßig fein, die verſchiedenen 
gattungen, denen fie angehören, getvennt zu behandeln. Für die Litteratur 
Piendepigraphen ift noch immer das wichtigite Werk J. A. Fabrieius, Codex 
psendepigraphus Veteris Testamenti, Hamb., 2 Bbe., in 2 Aufl. 1722 f. Einige 
der ren findet man abgedrudt in Hilgenfeld, Messias Judaeorum, Li 
— * und O. F. Fritzsche, Libri — Veteris Testamenti, Graece, 


1. Die tyrifche Dihtung. * 


1) Die Pſalmen Salomos, aus einer ei 
ber Fe Pr — a. —— a Jeſuiten ae 2 
und darnach von Babr?., 1,914 ff., unter Zuziehung ber Biener 
dem 10. 33.) bon diigenfeld in 8. f. wiſſ. Theol. XI, 134 ff. und i 
Jud. ©. 3 ff. und darnach von E. Geiger, Der Pjalter S mit 
Erkl. (Augsb, 1871) und Fripfche a. a. B ©. 569 ff. herausgegeben. Eine 
Überfegung derfelben gab (nach E. Geiger) Hilgenfeld in 8. f. will. 
383 ff. und aufen, Die Pharifäer und Sadd. (Greifsw. 1874) ©. 
nz angleih m mit einer trefflicden Abhandlung darüber S. 112—120 

Es ift eine Sammlung don Gemeindeliedern in der Art der ib, Palmen 
(fetbit mit * dıayahzın 17, 31; 18, 10), 18 an Zal, welche die 
Ihr waruol —— Cod. Aug.) Salouövrog tragen, aber aud) ( 

Aug.) an der Spihe der —— Lieder waruös ro Dar, 10 u 14 
Fb Per Wende Ver s haben. Die Annahme, dafs fie bon 
Haus aus auf den Namen Salomos —* t ſeien (Hilg. XI, 161; €. 
wäre nur dann möglich, obgleich nicht notwendig, wenn fie alle (wie aus 
gleichen Zeit, jo) vom gfei en Dichter ſtammten; warfcheinlicher ift, 
Sammlung erjt nachträglich mit Beziehung auf 1 Kön. 5, 12 jo benaumt wurde, 
Dass der griechifche Text nicht der urjprüngliche (Huet, Gräp, Hilg.) ift, ſondern 
ein hebräijcher Urtert zu Grund liegt, geht aus den Überfegungsfehlern hervor 
(E. Geig. 20 ff., bei. Well. 132 ff.) und ift namentlich darum notwendig anzı 
nehmen, weil dieſe Pfalmen gewif3 ihrer Heit in dem Syuagogal:Gottesdien 
gejungen wurden. Sie jtammen nämlich nicht aus der chriftlichen (Grätz, Geſch 
der Juden III, 489), jondern aus der jüdifchen Gemeinde, find auch wicht fi 
forblos, daſs man fie jeder beliebigen Zeit zumeifen kann (N. "Geiger, Süd. 3 
j. Wiſſ. umd Leben VI, 240), fondern lafjen, obwol in Form, Geift und Gehal 
der bibl, Bialmdichtung eng verwandt und darum auch möglichit allgemein 
halten, doch im Hintergrund die Erlebniffe und Zuftände der jüd. Gemeinde i 
einer jet umgrenzten Zeit erfennen. Ein heidnifcher Herrſcher hat Die, feſten 
Mauern Jeruſalems niedergeſtoßen, mit feinen Heiden das Heiligtum betret 
und entweiht, viel Blut vergofjen und viele Bewoner in Sefangenichaft, in 
den äußerften Weiten, fortgefürt (Pf. 2. 8. 17). Die bisherigen Machthaber i 
Volt hat damit nur die gerechte Strafe für ihre Vermeltlichung, Anmaßu 
ſterhaſtigkeit, Heuchelei und Entweihung des rein getroffen; jie haben in ih: 
Berblendung den Feind felbit herbeigefürt (Pf. 1. 2. 4. 8. 12. 17), Die bete 
Gemeinde aber will ſolche Drangfalen zu ihrer a Beſſerung und Reinigun 
unger fich wirken faffen, und läjst daher in diefen Liedern in mannigfad med. 
felnder Stimmung zum Ausdrud fommen: Forderungen um Beftrafung der böfı 
un in ihr (Bi. 4. 12), bußfertige Anerkennung der Gerechtigkeit Got 

17), ey * ee ax? — —— Fi 3 
— 5—— igpreiſungen deſſen, der durch die Gerichte 
ziehen — (6.10), Bitte um maßvolle Züchtigung, um Befreiung von den Ein 


























Pieudepigrapfen des A. T. 


bern, um und 7. 12. 16), Ausblicke und brün⸗ 
—S Grfüung dee ———— —— — * 20). Dent Dant 
in den jüngften Gerichten erfarenen Schuß * 15. 16. 18). Obwol 
rein der — noch rn — Mn och 
en erge 
\ chus —— i. ee (Ewald, Geſch “Sn 3 IV, 392) ober 
9 Jeruſalems durch Ptolemäus I. i. 3.320 ( 
in, 269). zer auf die Zuftände vor umd mach der Zertrümmeru 
monäifchen verir durch Pompejus i. J. 63 zu beziehen find. 


u 
gez 
722 


li ;8 a 17, 13—20 (nam, 8, 16; 17, iD paſſen nicht bloß 
0 um teil —* ihn, fondern ſeit ff ts 
Bela ü in er 
; —2 Pſalmen! 1. 381 F.; Lange, 
ift., Bes, 1866, ©. 66 ff.; Keim, Jefu von Nazara I, 248; 
‚ Die altteft. Litteratur, Leipz. 1868, ©. 141f.; 
. 155 ff.; ‚Hilgenf., €, 
. fie Hausrat und Schürer in Neuteft. Beitgefch.). Da- 


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20, 
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5 d. Ehr. 
1 —* i d, die ſchli 
ie = liegt noch nicht weit —5* — — 
ſcheint 





ie 8 
tum völlig entbehrend (2, 3; 4, 1—25; 8, 8 Er 12, 1—4; 17, 6—8, — 
Da — — 
J a J 
9 9 


wird z.. ni und gebetet um die Verwirklichung des Königtums 
(2, 86; 5, 22; 17, 38) dur Erfüllung der alten —— Ver⸗ 
n 


348 Pfeubepigrapfen bes A. T. 


Außerdem finden fünf oda Salomoni3 in der gnofti Pistis,Sophi 
ed. reihe ae p- 114 q.), a ar 
e vers. Bibl. Aegyptiaca (im Append, zu der Ausg. des R.T, nad) dem Cod, 

Alex,, Oxon. 1799) p. 148 sq:; f. darüber Hilgenf. p. XIV, ’ 


2) Ein Pfeudepigraphon Saß!d wird in den Constit. Apost, VI, 16 
erwänt. Ob Ali Pſ. Ak ie Bibel) oder eine größere Shrift — 
iſt, kann nicht mehr entſchieden werden. u 

M. Prophetiſche Schriften. 
a) Die jogenannten Apofalypfen (Enthüllungen, Offenbarungen). 

Man bezeichnet mit diefem Namen bie fünftlihen Weisfagungsbüder, 
welche in dem Zeitraum nad dem Ausfterben der ifrael. Prophetie in der Art 
der alten Prophetenbücer geſchrieben, dem nad Löſung der Rätſel des Lebens 
—— {fe Zeitung, chluſs und Troft geben follten. Das 2 

r alten Propheten hatte zu feinem legten Zweck, die Befjerung und Heiligu 
des Volfes zu erzielen; die eigentliche Weisjagung über die Zufunjt nur 
ein Teil, freilich ein ſehr wichtiger und fehr bezeichnender Teil ihrer Aufga 
Die fpätere, mamentlid bie prophetenlofe Zeit —* die Weisſagungsgabe 
das eigentümlichſte Merkmal am Propheten auf, nannte darum auch gerne 
ner, bon welchen ein tieferer Blid in die Zukunft gemeldet wird, Seher 
Propheten; das, was diejelbe für fich vermijste, waren nicht jene ſcharfen, Di 
Bolt um feiner Sünde willen jtrafenden parbigien und Mahnworte, jondern ebeı 
der tiefere und zuverläfjige Einblid in die nähere und fernere Zukunft, Im 
gemeinen hatte man zwar an den alten Prophetenjchriften eine Leuchte, mit be 
ren Hilfe man fi auch in den neuen Lebenslagen ing fonnte, und 
die alte Prophetie über die ganze Zukunft bis zur Erjcheinung des Meſſias o 
und ausfürlich geredet hat, jo war man auch überzeugt, daſs darin alle 
tigen Auffchlüffe gegeben feien, wenn man fie nur zu verftehen und das 
rätfelhaft und verhüllt Gejprocdene zu deuten vermöge. Wenn man alfo in Las 
gen fam, wo alles bisher Geglaubte und Gehoffte in Frage geftellt fchien, fo ı 
eben die Aufgabe die, mit jener Leuchte in der Hand das jegige Dunkel zu du 
leuchten und Aufſchlüſſe über den Ratſchluſs Gottes daraus zu gewinnen. 
wie früher die Propheten hauptjählih an den großen Wendepunften der Ge— 
fhichte ihre Stimme hören liefen und ihre Tätigkeit verboppelten, fo waren es 
auch jpäter die das innerfte Leben des Volkes antaftenden Drangjalperioden, 
welche den und jenen, in der Bibelforfchung bewanderten und dadurch erleuchtes 
ten Mann unwiderſtehlich trieben, feinen Beitgenofjen Aufllärung und Leitung 
geben. Die noch erhaltenen jüd. Apokalypfen haben in der Regel jolehe, 
liche Veranlafjungen, find aber aud in ihren Enthüllungen über die Zu 
durchaus von den alten Propheten abhängig und gewinnnen fie nur durch 
tung und Umbdeutung von diefen. Den Gegenftand der Enthüllung aber bilde 
ganze meffianifhe Hoffnung in ihrem Verhältnis zur Zeit- und Völ 


Dass die mefj. Zeit komme und welcher Art das mefj. Heil fei, das ! 
oder glaubte man zu wiſſen. Aber das wann? und wie? des Gin 






ben war das Rätſel für die auf Erfüllung harrende Gemeinde; Die 
Beit und die von den Propheten vorausverfündigten Zeichen des Eintritts 
Erfüllung follten miteinander verglichen umd darnad) Bejtimmungen gegeben wer— 
den; über den Sinn und die Bedeutung der neu aufgefommenen He 

ten im Zuſammenhang des göttlihen Weltplans mufste Klarheit gewonnen 

den, Die Bücher nun, welche, aus ſolchen Anläfjen hervorgetrieben, u gi 
in der angegebenen Weife zu löfen unternahmen, nennt man Apofalypfen, 
umd warum bie jüdischen Apokalhpſen pfeudepigraphiich waren, ift ame be 
widelt; es iſt das nichts ihnen Eigentümliches. Aber eigentümlich ift ihnen, 
fie wirklich über die Zeit der Erfüllung weisjagen, über die Geheimniſſe 
verborgenen Gottesreiched, über die Einordnung der vergangenen und | 
Geihichte in den Weltplan Gottes Offenbarungen geben wollen, und 



















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350 Bieubepigraphen des A. T. 


buch der Neuteit. Zeitgeichichte, 1874. —— —— 
veteres — —— —— — 
Weisfogun Nic, p= ie — liſchen —— — 
leniſtiſche Judentum u: * riſtentum zu Bekehrungszwecken 
tum wandte, zu handeln, —* nicht hieher; wir verweiſen auf —— 
3) Die Henoch-zund Noa —— welche zuſammengearbeitet 
—* Be —— Buch, im Juda 14 [. — in 
und chriſtl. —— 


—* 

—5 Fe wozu 1855 nod der Don Die und — (3 IX, 
61 ff.) — 42—49 kam, hat ſich 
der abejlinifchen Kirche als Teil der äthiopifchen Bibel erhalten, und wurde 
— der 1773 von Bruce aus aneinn —— —— zuerſt von 
1833—8 in deutſcher eg und  Setang, jpäter im Grundtert nad) einer 

och versio Aeth,, Oxon. 1838, dann ber» 
beſſert nah 5 —— von a Henoch Ac Lips. 18 


dung worauf berjelbe ung mit (d 
. Henody überjeßt und erklärt, Sei —— —5 ließ. Seither hat ſich ich 
ine anfehnliche Litteratur um dasſe iſtenthum, 18 








eine iche gebildet: Gfrörer, Urchriſten 
I, 93 fi.; Lücke ©. 80 ff.; Hofmann in ZOMG. VI, 87ff.; Schriftt 
420 ff. Dillmann SOMG. XV, 126 f.; Ewald in den Ah. der GGG, 


Cie ‚Gen. 6) und ‚ Beikeeikung tens —— * 
vida ie in — —* — a m und ‚ber dom Y 2 
geſchauten 


3) yo us Mronorifdeh und Bonftaltiden, 4) C.83—91. 93 4m 
8, die ex vor feinen Reifen vn. enthaltend eine Überjcha 
bie Entoidlung des Weltlaufs bis * meſſ. Vollendung, ſamt apofalypt 
Beſchreibung des Verlaufs der 10 Weltwochen, 5) 0. 92. 94—105 Manr 
—— an Methuſalah und ſeine Nachkommen. Dazu Anhänge C. 106 f. mb 
Seine —— be ** — bloß auf das J fraei 


haber offe | ih! 
bedroht. , Sittlichftrenger, alttejtamentlicherel Seift St durd 
— * F — un m ie ine Bier 


— 


352 Piendepigraphen bes A. T. 


haſidäiſchen Judentums zu fuchen haben, in welchen auch nad) Ausweis der Pſal⸗ 
men Salomons die Gluth der mejj. Begeifterung neu aufloderte, und auf welde 
die Erſetzung des Gog umd Magog durch > —— und Meder (56, 6 ff.) gut 
pajst, am eheſten noch vor 64 dv. Chr., bon Römern nirgends etwas anges 
deutet iſt (Köſtl. Sieff.), Aehmertic erjt zu —22 Beit (Lücke, ei ür., 
2) In die genannten enodfchriften find (zum teil im recht — ickter 
ruchſtücke aus einer oder einigen Noahſchriften eingearbeitet, in ern 
Id Warnungen und chlüſſe über das Flutgericht gibt, aber 
enoch, — dämonolog., eschatolog. und phyſikaliſche ey e — 
welche er im Umgang mit den Engeln erfundet haben will, t den 
büchern war der Verf, befannt, bejonders mit dem B. der Bilderreden (60, 1. 
8; 65, 9; 69, 12, bei. 67, 4 dgl. mit C. 52—55, und Dillm., Hen., ©. 
und fcheint diefeg ſogar ganz in ſein Buch aufgenommen zu haben (68, 1); 
der ae men der Urgeſchichten (65, 2; 68, 1) ſchließt er ſich wie die erjte 
chrift an die famarit. Zalen von Ben. 5 on. Die Stoffe der von ihm 
enthüllten = eur einer jüngeren Stufe der jüd. Gnofid oder Habbala 
me 29 es 
—69, 25 gehören zu Diejen Fragmenten warſche auı 
1-3; 9,7 * teilweiſe 10, 1. 11; s Wenigfiens nennen Die on — 
ten fonft feinen Semjäzä und Namen anderer gefallener Enge 
Azazel; vielleicht auch C. 20, wenn diefes nicht ſonſt woher —— iſt. Ans 
— zur genaueren veſtimmung der Abfaſſungszeit liegen darin nicht 
—* die Stelle 67,8 ff. über die Thermen eine ſolche nicht bietet (ſ. ee (Sie) 
238 ff.), und die Be iehung derjelben auf die campanijchen Bäder 
er ch ift. Nur ie viel ift jiher (Dillm,, Sm: de L), dafs der ar u 
58. . und des 4 Eſr. anzujeßen ift. — rweiſe Hat auch der eine 
* beiden Anhänge, C. 106 f., zu den im —— genommenen 
ten gehört; er zeigt in 106, 8. 19; 107,1 Befannfchaft mit dem erften 
duch, und ftellt ih übrigens durch 106, 7 "wol. 65, 2; 66, 8) und 106, 2. 
(Rofenblüte, wie 82, 16) zum Noahbu Der zweite Anhang, C. 108, eine 
Heine Henochſchrift, ift eine von den Deiben Haupt⸗Henoch⸗Büchern ab 
und warjcheinlich eſſeniſche Beigabe (Dillm. ©. XL; Köjtl. 384 f.). — Dale 
das ganze Buch (Hofm., Philip.) oder große Teile desfelben, wie bei. 0.37—72 
eiße, Vern. Drum.) chriſtlichen oder chriftlich-gnoftiichen (Hilg., nn 
fprungs ſeien, erweift fich bei näherer Unterjuchung als grundlos (ſ. Dillm. 
legt —* 534 f., Schod. Pk höchſtens find einzelne chriftli 
tionen darin (3.8. 90, 38; 2). Auch von fpezififch-effenifchen Lehren 
fich, aufer C. 108, nichts Re nicht genug im Bud (ſ. Dillm. ©. LUI), IE 
Vermutung, dafs das A Buch (Jellinek, ZOMG. VII,249) oder doch —J 
bis 19. 37. 1065. (Sieff.) oder C. 83—91 (Tidem. 284 ff.) aus 
Kreifen ſtamme, warfcheinlich zu machen. One Zweifel iſt Palaftina das 
land der Henoch-Noah⸗Schriſten, und ſind dieſelben — Sala, in. 
(Boldm., * ſondern in hebr. (aram.) Sprade (Dillm. ©.L 
nefchrieben; f _ die Bilderreden, von denen man nod) am an 
Grundſprache (Köftl. 376) vermuten künnte, enthalten eine Anzal Men 
welche nur durch erſetzung ins Hebräifche verftanden oder ver 
werben können. Bei den Juden ſelbſt find zwar diefe Schriften, wie 
andere, bald verloren oder bejeitigt worden, aber Bruchjtüde daraus an Na 
= en, Lehren und Vorftellungen haben fich noch lange forterhalten (Jell.a. 
Bet ha Midrajch II, 114 ff., III, 155 ff). — Wider die von 
geiagenen Bone an ber BVerläfstichkeit bes äth. Textes ſ. Dillm. 
odde 
4) Die —2—— Mwöotus Assumptio Mosis, auch Ascensio Mo 
genannt. Sie kannte man bisher mur aus Orig. d. prine. 3, 2,1, wo es hi 
nd die —— in Br. Judae 9 auf den Streit des Erzengels t 
über den Leihnam Moſe's aus ihr genommen ii, aus Na 
eisen anderer KB., wie Clemens Al., Didymus u. 9. (Fabr.21. 839 ff). Neuer 















Pieudepigraphen des A. T. 353 


aber ift der erite Teil diefer Schrift im altlateiniſcher Überfegung , im ei- 
Cod. reseriptus der Ambrosiana in Mailand, von Geriani aufgefunden und 
Monum, sacr, et prof. I, 1) 1861 befannt gemacht, feitbem mehrmals be- 
beitet und herausgegeben von Hilgenfeld (Nov. Test. extr. can. I. 1866, mit 
Rüdüberfegung in 3. f. will, Theolog. 1868 Bd. XI und im Mess, Jud. 

ff, fowie in Clementis Rom. epistulae 1876), Voldmar (Mofe, Prop 
4 Himmelfahrt, Leipz. 1867), M. Schmidt und Merr (in Merr ib 
868 I. 111 103 und Fritzſche S. 700 f. Außerdem haben über dieſelbe gehandelt 
(in GGA. 1862 St. 1 und in Geſch. Fir? V, 73 ff.), Langen S.102 und in 
f. Lit.» Bl. 1871 Nr. 3, 5. Philippi (dad B. Henoch ©. 166 ff‘), 

im Jahrb. f. deutfche Theologie 1868 ©. 622 ff), U. Geiger 

itſchr. f. Will. u. Leb. 1868 ©. 41 ff.), Heidenheim (Vierteljahrsfchrift f. theol. 
. 4. 1869), Colani u. Carriere (in Revue de Theol. 1868, 2 livr.), 
(in 8. f. wiſſ. Theof. 1868. 1869. 1871), Schürer ©. 536 fi. — Im 
e feines Lebens, 2500 nad der Schöpfung, bor feinem Ende, bei ſei— 
von Joſua, übergab Mofe dem Joſua, wie Die anderen, fo aud 
Schrift und eröffnete ihm weisfagend den Verlauf der Gefchichte Iſraels 
‚Einzug in Kanaan an bis zur Errichtung des Meſſ. Reichs Op. 1—10, 
ichtigte den an feiner Kraft verzagenden Kofua und agb m Ermahnungen 
Cp. 11. f, Der Schluj oder 2, Teil, worin über feine Aufnahme gehandelt ge— 
wejen jein muf3, fehlt. — In feiner apofal, Überjchau zeichnet der Verf. Cp. 5f. 
beutli die Hasmonder von oh. Hyrcanus an als unrechtmäßige Prieſter 
(Sklaven von Sklaven geboren) und Könige, und die verkehrten (fodduc.) ft⸗ 
gelehrten in ihrem Dienſt, dann den Tyrannen Herodes mit 34 Regierungs— 
—— eat bon deſſen Söhnen, daſs fie fürzer herrſchen und unter ihnen ber 
mächtige König des Abendland (Auguſtus durch Duintil. Varus) im ihr Land 
fomme, einen Teil des Tempel3 durch Heuer zerftöre und Juden Ereuzige. 
Darnach wird „das Ende der Beiten eintreten“ (Op. 7 a. U). Hienach fcheint 
die Schrift um die Zeit des oder bald nad dem Varuskrieg a. 4 n. Ch. (Wief., 
Ew., Schür.) gerieben, jedenfalls kann der Verf. das Ende des Her. Philippus 
und Antipas, die länger als Herod. M. herrfchten, nicht mehr erlebt haben. 
Da indefjen die Errichtung des meſſ. Reichs erſt Cp: 10 gezeichnet und in Op. 7 
noch ausführlihe, aber durch mehrere Tertlüden zum Zeil dunfle Bes 
ibungen der Drangjale und der Beihaffenheit der Leute der Endzeit folgen, 
wollten Andere hierin eine Fortführung der Gejchichte über die Zeit des Varus 
finden, und indem fie die nur theilweife noch lesbaren Zahlen der Zeit: 
ung der legten Beiten Cp. 7, jeder auf feine Weife, ergänzten und erklär- 
tem, die Jare 44—45 (Hilg.) oder 54-64 (Schmidt, Merx, Frikihe) oder bald 
nad 70 (Lang., der in Cp. 8 den Tituskrieg gefchildert findet; auc — 
NCI. Big. II. 280 f.), ſogar erſt 137/8 (Volckm., Colani, Keim, Jeſ. Naz. II. 
oder des 2. Jahrh. n. Ch. (Phil.) als Abfaſſungszeit beſtimmen. Aber ber 
auf die verſtümmelten Zalen iſt völlig unſicher, und die Beſchreibungen 
Cp.7—9 erklären ſich ohne große Schwierigleiten aus der Zeit des Varuskrieges 
‚der Verfolgung der Zeloten a. 4—6 n. Ch. Der Verf. verwirft ebenſo ent⸗ 
i wie die Hadmonäer mit den Sadducäern und die Herodier, fo auch Cp. 7 
ne und bekundet fich damit felbft ald einen Mann der Belotenpartei, 
‚in der Zeit nad) Archelaus Tod mit Judas von Gamala öffentlich herbor- 
Kain anfing. Einen Meſſias ftellt er nicht in Ausficht. Die altlat. Über 


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des Buchs ift aus dem Griech. gemacht; hebr. aram. Urſprache desſelben 
warſcheinlich, aber bis jeßt nicht ficher zu erweifen. 

5) Dad vierte Buch Efra nah der Zählung der Era» Bücher in ber 
lat. (anders in ben griech. und oriental. Kirchen), urjprünglid "Zodoag 
5 75, Weiterhin aud) die Prophetie oder Apokalypje des Efra genannt (f. 
Hilg., Jud, p. XVII 9 Der griech. Urtext iſt (ausgenommen ein paar 
wingige Fragmente) verloren; ihn erfeßen eine lat. und vier orient. Verjionen, 
Der lat, Zert, in der Vulgata-Ausgabe hinter dem N. T. oft gedrudt, ſehr ver 
derbt, iſt von Sabatier (Bibl, lat. vers. ant, III, 1068 sq.) nad) Cod. Sangerman- 


Veal⸗Eucytlopable für Theologie und Kirde. XIL, 23 


354 ‚Pfenbepigraphen des A. T. 
sis einigermaßen verbefjert, dings ündli —— nen heraus 
genen don pe (Handb. ber din ne Abokr. Bb F das 4. B. Ejra, 


Kent dien Cp. 7, —* u. 36 — et 
fäm 


tlichen don en Mil. und be bis bahn fehlte, iſt jeht 
‚einer treffl t zu Amiens von R. Bensly (the missing frag- 
— of —— Heer ” Nun * "era ——— br. 1875, 4 entdedt und zu 


mmen mit vielen Tertverbefjerun ee befanut gemacht. D 
on ift von Ceriani lateınifch (1866 in Mon, sacr. I, 2 p. 99 ff.) und 
4. Rn fi.) herausgegeben, die äthiopiſche von®. Saurence — 
‚ Oxon. 1820) nach einer guten Handſchrift mit ſ 
— u. ——— Außer dieſen 3 beften, ſicher aus be 8. gene 
ten Berfionen hat man noch eine fehr ungenaue —— —— 1806 
zu Venedig in der armen. Bibel gebruckt, und von 
378 ff. 2 at: überfegt), und 2 ziemlich freie arabijche, deren meine (ans 
?) nach einem Boblejanifchen Mi. in engl. Uberſebung des & 
. Whifton (Primitive Christianity, Lond. 1711, t. Dr arabifi ) bien 
— der ©. ©. ©. Bd. XI. 1863), deren andere —— 
arab. Auszug eines Vodlej. Cod. von Ewald (a. a. D.; ea ao ae 
in der 8. f. wiſſ. Theol. XI. 396 ff.), vollftändig aber mama einem a un 
Mi. von Giheneite Ahr en —* Bonn. —* — arab. und 
eichende Zuſammenſtellungen a 
von Beni, u er Überfegungen — „oilanf, 1. Bei. ee 
Hilgnf. auch eine Rücküberſetzung in's Griechiſche. — Vermittelft der orient, Ber 
fionen ift es möglich geworden, das im ber Vulg. —— Buch von 
jüngeren Zuſätzen gr 1. 15f., welche bei den Orientalen fehlen) und 
Interpolationen (3 ‚28 Sefu) zu reinigen, zugleich feine Lüden ( 
wifchen 7,35 u.36) zu —— und fo die urfprüngliche Geſtalt des — 
wonach dasſelbe unbedingt als das Werk eines Juden, und 
aus dem letzten Viertel des 1. chriſtl. Jarh. —— werden mujd. Die 2 
ftörung Serufalems duch die Römer mit ihren Folgen bildet einer Son kn 
—— —* auch den Anlaſs der Schrift. Bon dem Entſetzlichen, 
die Juden betroffen, noch ganz niedergefchmettert und der chriftlichen € 
die Sotwendigteit ſolchen Ganges der Geſchichte verſchloſſen, Pr ber 
jüd. Standpunft aus fein Volk über feine Lage orientiren. 
täufhung und dumpfe Troftlofigkeit hatte die ergriffen, welche eben ug 
Römermacht trogen und —— ihren Trümmern ein irdiſches Judenrei 
zu können geglaubt nun alles zu Ende? was iſt aus den 
gen geworben? hat ee Streben nad) Gerechtigkeit überhaupt noch 
iſt nicht Iſrael, wenn es fi auch verfündigt hat, nod) immer das —— 
und unvergleichlich beſſer als die Heiden? Wie kann der gerechte Gott fein ei 
Volk jo furchtbar ſtrafen, den Heiden aber Glück, Sieg und Herrfchhaft'g 
Wie ift namentlich die eiferne Weltherrfchait der Römer in den göttlichen 
plan einzufügen, da doch Daniel von ihr nichts gemeldet hat? : art 
Fragen, welche ſeinen und feiner Volksgenoſſen Geiſt drückte 
worten, und aus der Art, wie er ſie beantwortet, aeigt ſich Beuth, 
ber alten Wahnhoffung noch nicht entſagt hatte. Ein gründli 
gegen die Römer lebte in den Gemüthern, mit ängſtlicher Spannwagıh ft 
nach Zeichen der Auflöfung des Mömerreihs und dem Nahen des Mei 
aus. In den Peiten, Erdbeben, vultanifchen Ausbrüchen, Stäbteverfchüttn 
Bölferbewegungen, inneren Zerwirfnifsen ber berrjchenden Dynaftie ıbte 
Kr Beichen der fommenden Wendung zu haben, und im Hinblid anfı 15 $ 
erben des Flaviſchen Kaiferhaufes meinte der Verf. im Anſchluſs an ) 
nielſche Buch, dem demnächitigen Untergang des röm. Kolofjes, * Ermutig 
h ner Boltsgenoffen, verkündigen gu lönnen. Bezeichnend für den Sim 
päten Judentums wählte er zu feinem apolal. Seher den Water des gef 
Judentums, den Ejra, den er ungejchichtlich genug im 30. Jare nad 
















Pieudepigraphen des U. T. 355 
Rörung Saft, Mahden sifr Cie feinb feine Anliegen ungen em: 


Cp. 3, wird ihm der Engel Uriel geſchickt und in 3, durch ** ſi —— 

unterbrochenen Unterredungen mit dieſem (4,1—5 ‚15; 5,16—6, — 6,35—9, 25) 

werden ihm auf feine Klagen und Fragen die "nötigen Antworten 

Zeichen des Endes, der Unterſchied diejes und des Fünftigen Wel bie. 

rc Meffins, die Auferftehung und das —— die Ar 

und ber Sefigen, und die übrigen Zufunftädinge erklärt, dann in 

Dom Engel gedeuteten Schauungen (9, 26—10, 59; 10, 60—12, 39; 12, — 

13, 58) das an der Stelle des zerſtörten ſich er ebende neue Jerujolem, 2 

zömifche Adler mit dem Verlauf feiner Herrfchaft und feinem Ende, der M 

und fein Reich gezeigt, endlich in der 7. Offenbarung (Op. 14) gen 

bie Weltdauer gemadjt und der Auftrag zur Erneuerung der BI. Yücer er erteilt 

und — Das ganze Buch iſt in wortreichem rhetorifirendem Sti 

durchweg hebraifirend, —9 darum nicht in hebr. (Ewald, Geſch.⸗ vo, 69), 

eng (Boldım. 325 ff.) Sprache, u. jedenfalls nicht im Geift und Bereich 
al fondern de3 paltfe Judentums — ſei es in Paläſtina 

ſelbſt ( en, Jud. i. Pal., 122 fj.), oder in Babylon, d. i. Rom (Ewald, 

Bolkm.) oder jonft wo. Die on in der Einkleidun gemachte, durchs ganze 

er —— Shan — des nme — und die Abe 


‚Sände, die. ftarfe uno m des ehren 
‚im der "Menf t, die jcharfe Entgegenfegung des En und künftigen Welt- 
laufs, vielleicht auc) Anklänge an NTl. Schriften 
daſs das Ehriftentum jchon eine Beit lang in der Welt gelebt umd auch 8 
‚wider deſſen Willen beeinflufst hat. Die Stelle 6, 7—9 fpricht nicht 
Be eine frühere Beit, jelbjt wenn Edom die Herodier, und nid, wie viel — 
Nom bezeichnete. Die genauere Bejtimmung der Abfaſſungs osgeit er: 
gibt nicht aus der unklaren Eröffnung über die 12 Perioden der Weltzeit 

‚ti ff), Sondern aus dem Adlergeſicht. So ſchwierig and) deſſen Deutung 
üt, jo fteht doch fo viel feit, daſs der 2, Flügel Auguſtus, die 3 
1 : bie 3 Flavier find (Eorrodi, Lüdel, Gfrörer, Voldm., Em,, Wiefeler, 
s Schür.). Die frühere (von Zaurence und van der Uli, Lüde? d 

) rung des Adlergeſichts aus der röm. Geſchichte von Romulus 
ar, fo wie bie (Hilgenfeld’sche) Deutung der 12 Schwingen und 8 Federn a 

en feleucid, Herrfcher und der 3 Häupter auf Cäfar, Antonius, Ofta- 

—2 ans 557 ff.) als bejeitigt gelten. Auch bie Annahme (von 
ak in. f. wifj. Th., 1860, ©. 1ff., und Le Hir in Etudes Biblig.1869, 
1189 ff.), das Bud) felbft ftamme aus dem Jar 81 v. “( (Butichm.), oder 
dem ieblen Viertel des 1. Jarh. n. Ch. (Le Hir), das Adlergeſicht aber fei 
eine jüd. ober chriftl. Interpolation — Ama 3. 218 n. Ch. u. bie 8 —— 
ſeien Septimius Severus, Caracalla und Geta, zerreißt eng zuſammengehöri 
———— weit übers Biel hinaus, da im 8. "Jar ch. den Juden ber Sinn 5 
‚apolal. Träumereien vergangen war, die Chriften ie anders gej 
' Freilich ift es bei der Corrodiſſchen Deutung bis nicht ge 

‘von Cäfar an bis Bejpafion die 12 Flügel und 8 Gegenfedern unweit 
Denn wenn man unter den 12 Flügeln die - Julier, dann Galba, Otho, Bitel- 
ins, Binder, Nymphidius,. Pifo verfteht, jo muf3 man entweder die 8 Unter: 
‚ober Gegenfedern auf objcure Feldherren oder Prätendenten, oder (Gfrörer, re 
ler in Stud. ı. Krit. 1870, 272 ff.) auf die Herodier von Antipater bis Ugrippa I 

Rh Be —* * an ve — —— 3 m — 
ſelbſt, erzweifelt iſt au e Ausfluht ( en 134 e en u 
"Br jeien nicht gemau zu nehmen, und unannehmbar Eimalds (Geich.? VII, 76 ff.) 
Deutung wegen innerer Widerfprüche und Tertvergewaltigungen. Unter dieſen 
Mmftänden ſcheint jich die finnreiche Hypotheje Voldmard zu empfehlen, wornad) 
Blügel und Federn nicht einzeln, jondern parweije in Betradht kämen, alfo blos 

23* 






* 


356 Pienbepigraphen des A. T. 


6 Flügelpare (die Julier), 3 Nebenfedern we er Vitellius), 3 Häupter 
—— Tit., Domitian) und 1 Nebenſeder (Ne berechnen wären, aber 
auch dieſe Deutung bat an 12, 14. 20, wo bie 1 12 in und 8 Federn aus: 
—— als 12 — 8 Könige —— — ae die — 
durch Anna Textänderungen beſeitigen ie dem 
aus dem (ufs des Gr Gefichtes 11, 3118, 3 und der Deutung deafelden Eu 2 
— 30 ift Har, daſs Veſpaſians und Titus Ende hinter dem Verf. liegen und das 
Ende Domitians wenigſtens in der Viſion felbft (11, 35 f.) erit vom ————— 
des — nee wird, wogegen nad) der Deutung (12,28 —— wäre, 
let auch die bes Dowikinus und der Antritt Nervas ſchon erlebt war. 
iſt eat Stang unter Domitian (Gfrör., Wief,, Schür.), minder war 
eh unter Nerva (Boldm., Lang, Renan in Revue des deux mondes, — 
1875) zu fegen, Über den theol. Gehntt des Buchs ſ. Wiejeler a. a. D. 2 

6) Diejes jüd. Bud) wurde in der alten Kirche ala eine a 
angenommen und gebraucht, 3. B. von Clem. Al, Ambrosius u, A. 

— „ LXIX sq.), wofür ja auch die mancherlei Überjegungen — ee 
riftlichen Gebrauch durch allerlei Änderungen und Zuſähe (in der 
Side mehr, in ber anderen weniger) zurechtgemacht. In der Bulg. ift es A 
dem born und hinten mit je einem größeren Zuſatz vermehrt, welche aber erſt 
eit ber Drudausgabe i. 3.1462 enger damit verbunden, dagegen in den 

. noch als befondere Eſrabücher davon unterfchieden find, 
Op. 1f., jedenfalls chriftlicher Abkunft, mit dem Zweck, die Verwerfung des 
wide eftrebenden J Judentums — ärfen, der andere 15 f. de 
(Zarb. bibl. Wiff, X. 222 ‚” VI. 82 f.) Bruchit d einer felbftä: 
proph. Schrift dor —— Tod von einem ägypt, Juden gejchrieben ü 
die ichwere Bedrängung des Gottesvolks zu Klagen und die damaligen K Weltf 
als Anfang des legten Gericht3 zu deuten, nach Gutjchm., —— Hil⸗ 
(wegen 15, 28—33) in der Märtyrerzeit a. 200— 268 zur Ermunterung 
Epriften, fei es als befondere Schrift (Voldm.), fei ed ala außdentenbe For 
feßung zur BE te (Gutihm., Hilgnf.) verfafst. Und wärend Eim 
(Hilgnf., Fritzſ.) Cp. 15 f. mit Cp. 1 r. urjprünglich zufammengehörend era 
ten, dringen Andere (Emw., Gutſch. Volckm.) auf Unterf@eibung beider, 

Cp. 1 f. c. 201 m. Ch. nad) Agnpten (Gutſch.) oder ce. 160 (Voldm.). 
fichere Beweife zur Beſtimmung der Zeit Liegen nicht dor. Überf 
dem Griechifchen find beide Stüde (Hilgnf.), gewiſs wenigftens das —— 

7) Ein — ſpäter, wertloſer, von Tiſchendorf Apocal. apoer., Lips. 1866, 

p- 24—83 na —* Ag Di. Herausgegebener Aöyog zai & 
—* nie anno rod Ieod will die Umerbittlichkeit % 
nftigen Her Gottes ae ie Gänber und die mannigfaltigen Str 
derjelben im Er it3 eiufhärfen.. — liber einige noch geringere Lucubratione 
die mit Efras Namen verbrämt find, ſ. Lüde? 150 und Tifchendorf in de 
Stud, u. Krit. 1851, Heft 2. 

8) Eng verianbt der. Ejraprophetie ift die Apokalypſe des ® 
aus einem ſyr. Mi. der Ambrosiana in Mailand von Ceriani (Mon. saer, I; 2, 
p- 73 40.) in fat. —5* 1866 (darnach bei F Ki ©. 651—699), und 1 
(ebendort V, 2 ©. 113 ff.) —* re er ber fie Emald in 
G.G. A. 1867 ©, 1706 ff. und Gejdh.? ‚ Zangen, de ** Baruch 
commentat. Frib.1867, 4°, Hilgenfeld, en "nd. p- "u sq., Fritzſche, p. X 2 
a 542 ff, Nenan im Journ. des Savants 1877, p. 222sq., ine der, 3 

B. Barud, Leipz. 1879, ©. 190 ff. Im 25. Jare bes Selonja wird h € 
Gotteswort dem Varuch die bevorſtehende Bertörung Jeruſalems am en 
und Tags darauf, nachdem Engel die Tempelgeräte in Sicherheit gebracht um 
die Mauern der Stadt eingerifjen haben, den ChHaldäern der Eintritt ini : Stab 
zur Berftörung eröffnet, Cp. 1-3. Nach Ttägigem Faften erhält B. Befehl 
Gott, er folle, wärend Seremja die Erulanten nad) Babel begleite, zum 
pfang von Offenbarungen auf den Trümmern Jerufalems zurüdbleiben, Cp, 9- 
Nah 7 tägigem Faften bekommt B. durch eine Sotteaftimme vom Himmel 

































Pieudepigraphen bes U, T. 357 


Härungen über die künftige Beftrafung der jebt glüdlichen Heiden, die enbliche 
ergeltung an Gute und Böje und die Bejchleunigung des Endes Op. 13 — 20. 
weiterem 7tägigem Faften wird ihm auf fein Gebet durch die himmlische 
e die Ordnung der Beiten geoffenbart: Die Erlöfung ift nahe ge 
wenn die Drangfale am größten find; in 12 Teile zerfällt dieſe Beit Drang 
‚jeder Zeil mit befonderer Plage (Cp. 27 f.); fie betreffen die — 
wird der Meſſias geoffenbart, nnd errichtet dieſer das irhifge ch mit 
berrli Freuden; bei feiner (2.) Widerkehr ift Auferftehung und jüngſtes Ge— 
richt. In einer Anfprache an feine Landsleute fagt ihnen B., dajs nad der 
jebigen Zerſtörung Jeruſalems noch einmal eine jolche folgen werde und diefer 
‚eine Beitlang dauere bis zum Beginn ber Verherrlichung, Cp. 21 — 34. 
tommen Bifionen, die erite von einem Wald, welcher durch einen Wein— 
ftod und eine unter diefem hexvorbrechende Quelle unterwült und zerftört wird, 
gebeutet auf die Weltreihe, 4 an Bal, deren letztes das ſchlimmſte, aber dieſes 
und jein lepter Fürft (Die leite große Ceder des Waldes) wird durch den Meſ— 
itigt, Cp, 35—46. Nach Ttägigem Faften und einem Gebet erhält B. auf 
eine Fragen neue Aufjchlüfse über die Urt des Auferftehungsleibs und das End— 
der Geligen und Verdammten, und dann in einer Bifion von der Wolfe 
aus dem Meer, und die alternirend hellen und dunkeln Waffer, welche fie 12mal 
ergießt, wird ihm die ganze Gejhichte von Adam bis zum Ende nad) ihren ab» 
wechſelnd erfreulihen oder unerfreulichen Perioden gezeichnet, die 11. dunklen 
Waſſer ald die Zeit des Baruch, die 12. hellen die Zeit des nachexiliſchen Jeru— 
| , dann aber fommen noc) einmal gefteigert dunkle Waffer, die legten, die Beit 
er Drangfal und Verwirrung auf der Erde, und noch einmal gefteigert helle, 
lehzten, die Beit des Gefalbten Gottes, der Gericht hält über die Völker, den 
ſeines Reichs auf immer aufrichtet und aller Trübjal ein Ende macht, ſamt 
berjenigen Völker, bie Sfrael nicht zertreten Haben, paradiſiſchem Frieden 
und n. Eine Anweifung, feinem Boll lebte Ermahnungen zu geben und 
eu 40 Tagen auf einem Berg fi) zur Hinwegname bis zur Ankunft des 
8 bereit zu halten, befchließt diefen Abſchnitt Cp. 47— 76. Nach den Abſchieds⸗ 
ermanungen an jeine Leute fchreibt er auf deren Wunſch Schreiben mit Ermah— 
nungen an die Berbannten, ſowol ber 2!/, Stämme im bab., als der 9'/, im 
af. Eril. Uber nur das lehtere, worin er fie von dem lebten Gefchid Jeruſa— 
lems benadhrichtigt, das fünjtige Gericht über ihre Dränger und ihre Erlöfung 
ihnen anfündigt, fie zur Buße und Treue gegen Gott und fein Geſetz ermant, 
wirb mitgeteilt Cp. 78—86, nud feine Überjendung durch einen Adler berichtet, 
= - Damit jchließt das B., one die Wegname des B. ausbrüdlich zu melden. — 
fichteit des B. mit 4 Eir. fpringt für jeden Leſer in die Augen, und 
it ollgemein zugejtanden: derfelbe Anlaſs (die durch die Nömer angerichtete Ver— 
üftung, vgl. nam. 32, 2—4), Zweck (deu Ölauben an die Nähe des meſſ. Reichs 
Berichts zu ftühen), Geift (Erwälungsftolz und Fleiſchlichkeit der Hoffnung), 
(Löfung der durdy die Lage an bie Sand gegebenen mancherlei Rätſe 
eſprechung der eschatolog. Geheimniffe, ihrer Zeitfolge und Dauer n. f. m, bis 
finaus auf die Einzelheiten, worüber Langen ©. 6 ff.), ähnliche Anlage (7 Ab— 
mitte, teil durch Ttägiges Faften vorbereitete Offenbarungen, teils Vifionen zur 
genaueren Darjtellung des Gangs der Dinge), derjelbe rebnerifche, geblüute und 
projujfe Styl, ſelbſt dieſelbe auf Belanntfchaft mit hriftl. Schriften (beſ. Apokal. 
oh.) xuhende Färbung der Gebanfen und Ausdrücke. Wenn auch nicht Identi— 
tät (Ewald, Gefch.3 VII. 83 f.), jo doc; Benutzung des einen Verf. durch dem 
andern ijt demnach unzweifelhaft, und zwar fpricht alles für die Priorität des 
4. Eir. (Emw., Lang., Hilgnf., Wief,, Ren). Beim Verf, des 4. Eſr, ift bie 
Stimmung troftlofer, das Ringen nach Auffchlufs und Beruhigung tiefer, uns 
mittelbarer und gewaltiger, weil die Eindrüde der furchtbaren Ereigniffe noch 
e find, eben darum auch die Darftellung bei aller Redſeligkeit noch paden- 
der, der Bilderfreis, nam. in den Viſionen, treffender und origineller, die Weis— 
fagung zuberfichtliher und beftimmter, während der Verf. des Bar, ruhiger über 
die Bujtände der Gegenwart fpricht, auch es ihm offenbar ſchwer fiel, das alte 












Pieudepigrapfen des U. T. 


358 
Thema in neuer e zu behandeln (daher die gefuchten, unnatürlichen Bilder 
in den Bifionen —* m die ent ee rein theoretiſcher 
‚Fragen und Sy * der eschatol. Erwartung *— — * in —* 
ſich — ma t, fogar im Einzelnen allerlei Kennzeich 

treten, En (Sir Son), ©. On, m himmlifchen Stimme (Bath oo) 1 2 1. ar 


Die M A ra, weil ——— gerei re ärter, ſei das 
| ünger, | n 
ee, 3- Ir a ie — — —* 
8 Eira, 
——— dem J. —— 72 (di * nichb-eine 
mal unter Domition (Ew.), fond unter Trojan (Lang., Wief., Ren.) 
fegt werben, als die im Eſr. eröffneten Erwartungen ſich wider als. trügertie 


eriwiefen Hatten, nicht erit unter Hadrian, weil (f. Lang. p. 5 f.) nad Habriand 

Mafregeln die Träumereien von einem neuen Jeruſalem definitiv befeitigt wur— 

den, und weil die chiliaftiiche Erwartung vom Weinftod mit 1000 Reben u. f. w. 

(29, 5) jchon dem Papias zugelommen war. Eine genauere Datirung fönnte man 

aus 28,2 (mensura autem et supputatio temporis illius erunt duae partes hebdo- 

mades septem hebdomadarum) ableiten. Nur ift leider in der fyr- Über 

der Sinn nidt Klar genug. Denn wenn aud die Meinung ficher nicht ift, Die 

fepte Drangjalözeit werde ?/, von 47, d.i. e. 33 J. (Em.) oder ?/, von 7 Bacher, 
pa Fi —— Hlgnf.) dauern, fo könnte ber Sa doc, befagen, — 

enannten 12) Teile der ya je eine Wode von den 7 

— — en) Soden, aljo 12 Teile 42 Jare betragen, oder aber daſs bie 

ten 12 Zeile Trübfalsyeit die 2 (legten) der 7 —— —— re 

Wenn man dann den Anfang der Trübjalszeit oder der 7W 

oder 66 anjept, kommt man bon hier aus auf berihiehene eben 

immer aber in die Negierung Trajand. — Ins Syriſche überjept it Er 

jevenfall3 aus dem Griechifchen (Langen 8 f.), und wie vom 4. Ejr., fo 

das auch vom Bar. die Grundiprache jein. Der Ort der Abfafjung ift nicht 

bejtimmen; ficher ift nur, daſs der Verf, dem rechtgläubigen (paläft.) 

ugehörte. — Daſs das Buch uriprünglich auch den Brief an die 21/, Stämme 

{7% 19) und einen Bericht über Baruchs Hinwegname (vgl. 76, 2) — 

en werde (Schür. 646), it möglich (vgl. den Schluf des 4. Eſt. in der 

mit ben orient. Berfionen), aber undenkbar iſt es auch nicht, daſs der Verf, 

Undeutung 76, 2 für genügend eradhtete und in 77, 19 auf das apofr. B. 3 

ruch vermweifen wollte (Frihſche, exeg. Handb. zu den Apotr, I. 175; Smend, 

194); wenigjten® dürfte für feine Bekanntſchaft mit diefem außer Anderem 

ee — des Jekonja (Cp. 1, 1) ſprechen. Über die Lehre des 

gen 


In der hriftl, Kirche ar die Apok. Baruch, obgleich fie NN unchriſtliche 
iſt als die des Eſra, nicht mehr angenommen ‚m woraus wider joige daſs fie jüne 

ger ift). Nur der Schlufsteil derjelden, ber Brief am die 9 Stimme, J 
in in bie jüngere ſyr. Bibel (der — — aufgenommen, &r ift iſt au 
ſchon länger befannt: er iſt im ſyr. Text ſchon in der Pariſer und in * 2 
boner Polyglotte gedrudt, verbejjert nad) nitrischen Mſſ. von de br: 
Vet, Test. apoer. Syr,, Lips. 1861 herausgegeben. 4 


Ob mit dem in ber Synopsis Ps. Athanasii und in der Stichometrie bes 
Picepf oxus unter den Apotryphen aufgezälten „pfeubepigraphen Barud“ (Faber, 2 
I. 1116) die Upofalypje Bar. oder der Brief an die 91/, Stämme gemeint 
nicht auszumachen. Man fennt jegt aber nocd ein anderes, urjprünglich 
67. chriſtliches Baruch-Buchlein, nicht ſowol —8 als he 
ih, Bun äthiopifh don Dillmann in Chrestom. Aethiop., Lips, 
p. 1—15 und p. VII—X, griedifch aber im Menaeum — ——— 
und nach einer Handſchrift neu von Ceriani (Mon. sacr. V, 1, 
herausgegeben (deutſch überf t don ar in 3. f. wiſſ. Theol. De De 
und E. König in Stud. und Krit. 1877, S. 318 ff.) ift, und fowol im Griechifchen 













Piendepigraphen bes A. X. 359 


als im Üth. den Titel fürt Tu ITapursınöueva “Iepswlov roö neopnrov, nur daſs 
die Abeſſ. jagen, dieſe Reliqua verborum an! im rn Baruch auf Hi 
—— und daher dieſelben auch Reliqua verborum Barueh nennen, 
innt, wie Apoc. Bar., mit dem Tage vor Jeruſalems —— * 
die däer, berichtet über die Bergung der Tempelgeräte und die O 
Stadt durch die Engel für die Chaldäer, die Fortwanderung Jeremjas Babel 
und das Zurüdbleiben Baruchs im verödeten Serufalem, den 66järigen Schlaf 
des Ehehmeicd), die Abjendung eines von Baruch gegen Ende des Exils an Je— 
ee Briefes durch einen Adler und Jeremjas Antwort auf dem— 
e, die Rückkehr der bußfertigen Erulanten mit Jeremja nah Serufa- 
die Entjtehung der Samaritaner und ſchließlich das von Jeremja wegen 
eines Geſichtes von Chriſtus erlittene Martyrium. Das das Büchlein nicht ganz 
jung ift, geht daraus hervor, daſs es noch in die abejj. Bibel kam, in welcher es 
zujammen mit den Ser.» und Bar. aa abgefchrieben wird. Sinbererfeitß iſt 
es jünger als Apoc. Bar, (deren Op. 2. 6. f. 10. 77. 79. 87 darin ben e find) 
und als Asc. Isaiae Cp. 1—5, welche darin nachgeahmt iſt, alſo frühe 
das 3. Jarh., waricheinfich aber etwas fpäter zu ſetzen. 
10) Ein’Hilag meopnrng wird bei Ps. Athan. und Niceph., eine Eliae 
revelatio et visio in ben Apokryphen-Verzeichniſſen bei Cotelier,, Patres 
I, p. 197, u. Montfaucon, ‚Bibl. Coislin. p. 194, als altteftamentliches 
hon angefürt; ein apotrypher Elia wird auch Const. Apost. VI, 16 ver⸗ 
mworfen. Ob dieje Schrift jüdiſch oder chriftlich war, ift bis jegt nicht aus⸗ 
zumachen. Wenn, wie Epiphan. haer. 42 meint, die Stelle Eph. 5, 14 ſich in 
„Elia” gefunden hätte und diefer Elia eben Diefes apokryphiſche Bud wäre, fo 
ea * chriſtlich geweſen fein; doch ſteht er mit dieſer Anſicht alle Wenn 
ie Origenes hom. in Matth. 27, 9 annimmt, Paulus das * 1 Kor. 
25 ans —7*— secretis Eliae genommen * was jedoch Hieronymus (ſ. Lücke 
235) beſtreitet, jo können wir an fich ſchon nur am ein jüdiſches Apo— 
on denken. — Sonſt mwiffen wir nur don einer in Perfien im geonätfchen 
2 ) verfafsten jüdifchen Apocalypsis Eliae (in Bet-ha Midrasch III, 
68 


 4)Ascensioetvisio Isaiae, Bon einem Aröxgugpor und einem draßarı- 
Pouoic) “Hoctov, das in der alten Kirche gelejen wurbe, wuſste man 
it (Sabr.?T, 1086 ff.). m. 1819 gab Laurence aus einer Handſchr. der Bodleiana 
(weiße einft Th. Peträus gehört hatte) eine Ascensio Isaine vatis, Oxon,, mit 
gelungener lat. und engl. Überjegung heraus: fie zerfällt in 2 Teile, Cp. 1 
5 und 6—11; der 2. Zeil jürt ben befonderen Titel Visio Isaiae, wärend 
der Haupttitel Ascensio für ihn der paffendere wäre, da nur er, nicht der erfte, 
von der Auffart Seinjas N Saurences fat. Überſetzung ift abgebrudt bei 
‚ Proph, Vet., ©. 1ff., und mit neuen Fehlern vermehrt ind Deutſche 
von Jolowicz, Die — und Viſion des Jeſ., Leipz. 1854. Uber 
dieſes äth. ——I andelte Geſenius, Commentar über Sl 1821, I, 
S. 465 ff.; 274 ff.; Ofrörer, Jahrh. des Heils, I, 65 ff. 
en in und Welte Kirchenlerifon I, 338; Ewald, Seid. 5* 3 vi 
; Langen ©. 157 ff. Später gab Dillmann das Büchlein nad 3 Hand: 
1 verbeffet heraus: Ascensio Isaiae, Aethiopiee et Latine, cum proleg. 
annot., Lips. 1877. Zwei Bruchitüde einer Lat. Überſetzung (2, 14—3, 13 
7, 1—19 des Üth.) wurden 1828 von Mai III, 2, p. 208 veröffentlicht und 
Ben Nikich in Theol. Stud. und Mrit. 1830, I, 210 ff. erfäutert. Cine lat, 
ung des 2. Teil3 Cp. 6—11 (one 11, 222) hat aus einem alten Bene- 
Drud reproduzirt * beſprochen Gieſeler im ——— Pfingſtprogramm 
32, 4%. Beide lat. Texte find abgedruckt bei Dillm. ©. 76 ff. dlich, 
Dillmanns Ausgabe, teilte DO. dv. Gebhardt in 8. f. wiſſ. Theolog. x 
fl. aus einer Parijer Heifigenlegenden-Handieht, ein PRATER, Tert Moogpnr sla, 
ei * xal waoruoıor “Hoctov mit, welcher als ein mit Zuſätzen — 
us äth. Cp. 6—11 und 2—5 anzuſehen iſt, aber an mehreren 






360 Pieubepigrapfen des A. T. 


.®. 8, 12; 9,5; 10,16) zur Kritik des äth. Textes fi brauchbar erweiſt. — 

ad Dillmanns Analyfe, welche durch den griech. Zegendentert lediglich 
wurde, ijt das jeßige Buch zuſammengeſetzt aus 1) einer rein jüdijhen 
Cp. 2, 1—3, 12; 5, 2—14, enthaltend die Erzälung des Martyriums des 
ZJefaja, weldes er auf Anftiften des BMjalfira, wegen feiner Drohwe 
fagungen gegen Juda und Serufalem und feines Gefichtes ef. 6, unter M 
vermittelt der Holzfäge erlitt; fie war dem Tertullian, Origenes, Ambro 
vielleicht fchon dem Juſtin M. bekannt und kann jehr wol bereits c. 100 n. 
niebergejchrieben fein; 2) der rein hriftl. Ascensio ober Visio Op. 6,1—11 
1. 23—40, wornad) Jeſaja im 20. Jare des Hizkia in der Verzüdung in den 7. = 
mel erhoben wurde und bier ſowol die Geheimnifje der no 7 Himmel als 
auch die künftige Herabfart EHrifti durch die 7 Himmel auf Erden und biß in die 
Unterwelt zum Swede der Erlöfung und feine glorreiche Rückkehr durch diefelben 
u ſchauen befam; fie entjtammt bifch-griftfigjen noſtiſch gerichteten Kreiſen, 
alt aber noch vor die Ausbildung der einzelnen gnoftifchen Syſteme, aljo viel: 
leicht noch in die erften Decennien des 2. Jarh.’3, und wurde fpäter bei den Va— 
lentinianern, Archontifern, Hieraliten, auch den Arianern, noch fpäter bei den 
Priscillianiften, Bogomilen und Katharern beliebt. 3) Beide Schriften wurden 
weiterhin bon chrijtliher Hand zujammengeflammert, und mit der Einleitung 
a 1 (one 1, 3, 4»), wornad) &efaia, als Hizfia in feinem 26. Jare dem Mas 
naſſe feine und Jeſajas Schriften und Ermanungen gab, fein Martyrinm voraus— 
gejagt haben fol, und dem Epilog Cp. 11, 42 f. verjehen. Dieſes Stüd ift 
bezeugt im Opus imperf. in Matthaeum (Dillm, p. 65). 4) Erſt noch 
wurden zu weiterer Motivirung der Hinrichtung Jeſajas Cp. 3, 13—5, 1, ein 
apofalyptifches Geficht desjelben über Chriftus, die Apoftel, die Ausbreitung und 
einreißende Verderbnis ber Kirche, die 1332tägige Herrſchaft Beriald, die Parufie 
und das Weltgeriht, und 11, 2—-22 Genaueres über Chrifti Geburt von der 
Jungfrau erg und fein irdifches Leben bis zur Himmelfart, famt C. 1, 8. 

; 5, 15.5 11, 41 eingefügt, Veftanbdteile, weiche in der lat. umd griech. Were 
fion fehlen, aber nicht erft im 3. oder 4. Jarh. (Lücke S. 297), fondern im 
der 2. Hälfte des 2. Jarh.'s gefchrieben fcheinen, da man noch über bie 
der Parufie ftritt (3, 22), und Zuftände und Anfichten vorausgejegt werben, 
man fie im Pastor Hermae, den Ignatianifchen Briefen und Protevangelium Ja— 
cobi findet. Bei Eedrenus (Bonn I, 120 f.) wird 0,4, 12ff, ald aus der Aua- 
Ian "Elexlov genommen citirt, 


12) Eine Upofalypfe oder Prophetie des Zephania wird nicht bloß 
in den bier Öfterd genannten —— —* ſchon von Cle⸗ 
mens Al. (Strom,5, 11, $ 78) erwänt und daraus ein Bruchſtück mitgeteilt, worin 
Zephania, änlich wie Jeſaja im Avaparızor, vom Geijte jtufenweife durch bie 
Himmel aufwärts gefürt wird, worauf er im fünften Himmel die Engel, | 
x*iᷣoto heißen, ficht. Hiernach entftammte die Schrift vielleicht denſelben 

die Ascensio Isaiae im engeren Sinne. Warſcheinlich waren darin auch Weis 
jagungen auf chriftliche Dinge gegeben. 4 


13) Ein Apotryphon des Jeremja in hebr. Sprache, im Gebrauche bei, 
den Nazardern, nennt Hieronymus (Fabr,? I, 1103 qq.) als eine Schrift, 
woraus das Citat Matth. 27, 9 genommen fei. War dies fo, fo iſt, obglet 
Hieron. einen foldhen Hergang nicht andeutet, doch warfcheinlich, dafs dieſe Schrif 
jenem Citate zulieb erdichtet worden war. Schon früher nimmt Origenes zu 
Matth. 27, 9 wenigftens die Möglichkeit an, daſs das Citat alienbi in seereti 
Jeremiae ftehe. In der Tat haben die Abeflinter in ihrer Bibel (Hinter Thren. 
und Epist. Jerem.) eine angebliche, ganz furze Prophetia Jeremise ( 
Dillmann, Chrestom. Aetlı., Lips. 1866, &. VIITf.), ebenfo die Ropten in 
fopt. rn mifcen Ser. 20, 3 und 4, worin Matth. 27, 9 vorkommt, 







Andern, 3. ncellus, jo die Stelle Eph.5, 14 (welche fonjt auch aus einer 
Apoal, ine abgeleitet wird) aus einem —2 — * Jeremjas ftammen (Fabr.? 
1 * 


Pieudepigrapgen des A. T. 


361 
14) ven Habakuk, 15) Ezehiel, 16) Daniel und die 
Ben et z 67 veranlafate Wpolninpke *8 serie, Rats da 


1 
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1 
1: 
1 
B 
= 
B 
E 
Ä 
5 
. 
3 


Syncel⸗ 

. u. anderen (Fabr.? I, 838), welcher angibt, daſs Gal. 5, 

daraus entlehut jei. Da aber dieſer Ausſp i pauliniſch 

Apokryphon, das denſelben enthielt, erſt auliniſch, alſo eine 
tere chriſtliche Schrift geweſen fein. . 

- 19) Ein Lamech-⸗Buch wird in den Berzeichnifjen bei Cotelier und Monts 

C ‚and 20) die gnoftiichen Sethianer hatten nad) Kpiph. hasr, 


»» 
5 


Ep: 


” b) Teftamente oder Vermächtniffe. 


21) Ein Jıady«n tor ITowronkaoror ſoll nad Anoftafius Sinaita (Fabr. ? 
I, 83) die Nachricht gehabt haben, dajs Adam am 40. e ind — 5* ge» 
kommen jei. Sie ift aber nicht ſowol für das B. Jubil. = ch, 8. Sub. S. 274, 
477), wo allerdings diefe Angabe jteht, ſondern vi r einen Abſchnitt einer 

g Itigen Bearbeitungen der Vita Adami (f. Nr. 35), mo fie aud) ger 


patr., Vitenb. 1810; Lücke ©. 334 ff.; Kayſer in ben —— Beiträgen zu 
den theo | 


1871, S. 302 ff,; van Hengel, De Testamenten der 12 Patr., Amsterd. 1860; 
Sangen S. 140 ff.; Ewald, Gef. Ifr.?, VIII, 363 ff.; Die NewMorler Pros- 


byterian Review, January 

der altfath. 8.; F. Nitzſch, Dogmengefch., I, 1095. u. a. Die Teftamente find 
eine judenchriftliche Schrift, eingefleidet als Man- und Abſchiedsreden der 12 Ja— 
— dor ihrem Tod. Jeder derſelben iſt darin nach der Eigentümlichleit je 
ned Weſens (ouf Grund der bibl. Erzälungen und neujübijher Dichtungen) aufs 
ee befondere Seite aus dem gefamten ethiſchen Leben 

/ n fie ernfte, kräftige Manungen 
men Wandel, Wie in diefen Baränefen der chriſtl. Geift, wenn auch nur in der 


362 Pieubepigraphen des A, T. 


Jacobusbriefes, überall ſich geltend t, d viel ent⸗ 

— in den den Bätern a — ag: ar > u One 
— fti, der das Königtum Judas und das 18. Briefterfum Sevig ab 

—— er „Lammes —— des „Bien der u . 


enbaug. des Neiches. Seine Bolksgenofien für das Ehriſtentum Das 
— * zu ee en Si ergibt fich deutlich al3 der Zweck, — * von 
ſrael erfüllte, aber mit ſeiner Neigun 
—— ſtark im jüdiſchen en murzelnde und in jpätjüdifchen denn (wie 
——— Dichtungen ebenſo wie in den neuteſt 
—— heimiſche Verf, ſich vorgeſetzt hat. Die Zeit desſelben läſst ſich 
anz ſicher beſtimmen, da feine Zeitberechnung nah 7 Jubiläen (Lev. 17, wor⸗ 
—F Wieſeler die 70 Wochen, Gött. 1839, ©. 235 das Jar 120 n. Chr. = 





wollte) im jegigen Text zu wenig Elar ift. Aber gerade die rer ‚bon 

bejtrittene) Abzwedung feiner Schrift, welde in “ Beit der bitterften 

dung der Juden gegen das Chrijtentum und nach Vernichtung aller ihrer 

nungen auf nationale Widerherftellung in Paläftina (ev. 17) feit dem Ausg 

des Bar-Kokba-Krieges (auf welchen onedem in der Schrift feine Anſp 

vorkommt) kaum mehr denfbar ift, läſst die gewönliche Annahme *5— 

fung des Buches im letzten Decennium des 1., oder in den erſten Decen D 

2. Jarhunderts (90—110 Em,, 80—120 Lang. „ 90—130 Einf.) — ei 

feinen, als die Annahme des 2. Drittels oder die Mitte des 2. Jarhun 

(Dilgenf., Kayf., VBorftm.). Ein gefchloffener Lehrbegriff läfst fi in der 

nadweifen; echt neuteftamentliche Ausſogen und Elemente der kathol. 

wechſeln mit judaiſtiſchen Ania en. Die Berjuche, jie einer beitimmten € 

tirung der Judenchriften, 3. Eiienern (I. Nitzſch). Ebioniten (Kayf.), 9 

räern (Ritſchl?) zuzuweiſen, — nicht allen Ausſagen gerecht oder füren zur 

Annahme vieler nterpolationen one fritifhe Berechtigung. Auch zu einem 

liner (Ritſchl, Vorftm.) antijudaiftischer Richtung (Hilgenf.) darf man bem | 

nicht wol machen, troß feiner hohen Anerkennung ber Wirlſamleit und der 

ten des Paulus (Benj.11). Dajs die Schrift nicht Überfegung, fondern — 

* iſch gejchrieben iſt, iſt ſeit I. Nißſch allgemein zugegeben (z. B ie 
41, Einf. 31 f.); daſs aber gerade in Ägypten (Nikih), ih nicht warfdein 

(ih, (Die Notiz einer bodleianiſchen Handichrift, daſs Chryjoflomus * 

aus “or Hebrätjchen ind Griechiſche überjeht habe [Fabr. p. 515], bat 








23) Ein Apokryphon zur roı@r ITarpınoyörv erwänen bie Const, 
Apost, VI, 16. Wir wiſſen ſonſt nichts darüber, denken uns aber dasjelbe wol 
am beften ala ein dem En befchriebenen änliches Vermächtnis des Abra 
Saat und Jakob. Daſs in Test. Benj. 10 und Sim. 5 auf biefes Buch der 
Patriarchen angeſpielt Ar kann ich nicht richtig finden. 

24) Ein anoteyphifches —— Jakobs iſt im Decretum — 
nannt, Fabr. ? I, 437 un 

25) Eine —— ir Gebet oder Segen Joſephs, wird —— 
von den vier öfters genannten Verzeichniſſen erwänt, en — u 
noc viel fpäter Michael Glykas zälten e8 zu den ud 
wol jüdiſchen Apolryphen (Fabr,? I, 765. 768; Rönſch ae Bash 
diefen Citaten war darin Jakob mit dem Eigen ngel redend ae 
ſich Jakob jelbjt darin einen Engel und teilt Offenbarungen mit aus ben 
fiihen Zafeln, die er gelefen. Nach diefen Proben ſcheint es Ye ftarf Ri 
tiftiich gefärbt geweſen zu fein. Bielleiht ift in Asc, Jesaiae 4 

„Worten Sojeph3 des N ae dieje rrooseuyn "Imanp zu befehen 
Dillmann Asc, Jesaise p. 












©) Hudere Bäder von und über Bropfetem 


u 
3 ben Alten Der micämiichen Synode (Fahr. I, wird mon er 
in Bi 1 ör Muüstag, worin inter 
ee eat arerır Bus host 









"AL. Bearbeitung gejhidhtlider Stoffe und haggadiſche 
Dihtung. 


Seit man Bücher verehrte, viel las, durchjuchte, erklärte und anwen⸗ 
dete, wurde —— or dem Gebiete der alten Geſchichten eine vege Tätigkeit im 
Widererzälen entwidelt. Die alten Erzälungen konnten zu neuen u, 

und Warheiten daraus en, neu bargeftellt werben; man 

liebte ürlicher, oder faftiger und plaftifcher —— durch Hineintragung 
ungen ber ſpäteren Zeit umgeprägt, reicher ausg ; 

dımkle, rätjelhafte Andeutungen oder vermeintliche Widerfprüche in den alten Bür 


leid — —— Urheber nur als Dichtung aufgeftellt, doch von anderen als 
a Ddeal Sehen weite, In Tonkeeie. ax alte rpämnen AO oichnehe 
und Märchen eingekleidet. Dieſe haggadiſche —— ſich 


in der Form 
in der kanoniſchen Chronik find ſolche —— —— erwänt ; 
nee haben wir in der Weish, e 





364 Pfeubepigraphen des U. T. 


Sagendichtung genug. Aus dem Kreife der helleniftifchen Juden wiſſen wir 
ar nod) viele Namen und Werfe von Schriftftellern des 2. und erften vor 

8, welche ſich damit beſchäſtigten, die alten Gejhichten für er, gebil⸗ 
dete Leſer neu auszuſchmücken und zu erzälen; z. ®. ein Dichter L jchrieb 
eine Tragödie (2Fayoyn genannt) über die mojaifche Gefchichte, Theodotus eim 
Heldengedicht r die Jakobſöne, Eupolemus ein großes Geſchichtswerk, den 
Heitraum von Abraham bis auf die babylonische Gefangenschaft umfaſſend; Arta— 
pano3 in einem Werke über jüdifche Geſchichte miſchte Altteftamentliches, 
Dichtung, re und ägyptifche Sagen und Gefhichten zujammen (f. über alle 
diefe Emald, ®ejch.? II, 127 ff.; Gräß, Gefch. d. Juden, II, 47 ff. und 489 fi; 

ürer ©. 6425.). Joſephus fodann benußte ſolche fpäte Bücher ald Duellen und 
fürt mande ihrer Dichtungen als echte Gejchichte an, ganz befonders in der Moſe— 
geſchichte, aber = fonft. Spätere jüd. und chriſtl. Schriften wimmeln von jol- 
chen eifrig in Umlauf gefepten, fih von Geſchlecht zu Gefchlecht vermehrenden 
und wider verwandelnden Dichtungsftoffen. Auch unter dem altteft 
graphen ericheinen einige zu diefer Gattung zu rechnende Schriften. A 

31) Das —* he —5 — = * ale Fer ra ’Io- 
Arraia (wenn nicht oi ’Iwßrndaioı) von Epiphanius, jonft von ihm, Hieronymus 
u.a, —— den a Syncellus, Cedrenus u, a. als — Tiveos, 
Microgenesis, Leptogenesis citirt, deſſen ie gried. und lat. Frage 
mente bei Fabr.? I, 849 sqq.; II, 120 sq., und Rönſch ©. 250 ff. gefammelt find, 
Vollftändig ift e8 erft neuerdings in einer äthiopijchen Überfegung wider aufe 
gefunden (Ewald in Beitichr. j. d. Kunde des Morgenlandes, 1844, V, 177 f.) 
und von Dillmann (in Ewald Jahrb. der bibl. Wiſſ. IT, 230 ff,; III, 1 ff.) im 
deutſcher Überſetzung mit Schlujsabhandlung, in äth. Tert 1859 (liber Jubilae 
orum Aethiopice, Kil.) herausgegeben. Später wurden von Ceriani im 
Cod, rescriptus der Ambrosiana, der and) die Assumptio Mosis enthielt 
mente einer altlateinifchen Überfegung des Buches (aus dem 5. Jarh. ?), i 
des Ganzen umfajjend, entdedt und in Mon. sacra I, 1, p. lösq. a 
Eine Bearbeitung diefer Fragmente gab Rönſch, Dos Bud der Jubiläen, Le 
1874 (ſchon vorher darauf bezügliches in 8. f. will. Theol. 1871, ©. 60 fi. 
Eine Rüdüberfegung ind Hebräiiche verſuchte Rubin, das B. der Jubiläen, 
1870. An Umfang ift das Buch ziemlich größer als die Genefis: Kleine Geneſis 
(Ra meosna wurde es benannt wol im Gegenjaß qut fanonifhen oder 
genefis, ualeid weil es Nebenpunkte, Minutien, za Aemra der Genefis 1: 
delt. — Mit den Apokalypfen ijt e8 darin verwandt, daſs es ala cine dem 
wärend feines 40tägigen Aufenthaltes auf dem Sinai gegebene Offenbarung eine 
gekleidet und nad) feiner Einleitung wefentlic für die zufünftigen Öefchlechter be— 
ſtimmt ift, auch allerlei prophetifche Manreden und Weisfagungen auf die Zukunft 
mit eingeftreut find, daher es bei Syncellus und Gedrenus aud, ald Upofa= 
Iypfe Moſes bezeichnet wird (Rönſch 479), Den Gegenjtand und des 

ches aber bildet die Neudarjtellung der alten Geſchichte von der 
bis Moſe (Gen. 1 bis Er. 12), zu dem Bwed, die Zeitrechnung dieſes Altertumß 
genau zu ordnen, fchwierigere Fragen, die fich beim Leſen ber Gen. und des 
anfdrängen, zu löfen, manches dort nur Ungedeutete auszufüren und durch Dice 
tung neu zu befeben, die ifrael. Kultusbeſtimmungen (namentlich Sabbathfeier, 
Feſie, Beſchneidung, Opfer, Speifeordnung u. ſ. w.) ſchon in der Patriarchen 
gefhichte zu begründen und fie neu, zum Teil in eigentümlicher Faffung, einzus 
ihärfen, auch neujüdische Vorſtellungen in der alten Gefchichte zu verkörpern und 
neuere wichtige Lebensfragen dort abzuhandeln. Der Gang der Darftellung ift 
ftreng dronologifh. Die ganze Zeit von der Schöpfung bis zum Einzug in Has 
noan beträgt 50 Hobelperioden (von je 49 —* — 2450 Jaren; nach dieſer 
Grundannahme wird die Zeit eingeteilt und jede Begebenheit nad) Jubiläen, Jar⸗ 
wochen und Jaren genau beftimmt. Eine Menge von haggadifchen Stoffen uud 
Schulanfihten, die fich in ſpäteren jüd. und chriftl. Schriften widerfinden, if 
bier zum erftenmale vorgetragen. Was in jüd. Schriften daraus erhalten ober 
Khöptt ift, ft zufammengeftelt von Treuenjeld in Fürſt's Literaturblatt des 


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ber das B. der Jubil., Leipz. 1857) 
| ſch Polemit gegen das junge Chri⸗ 
und die Abſicht, ſämtliche jüd. Parteien und Ri en um bie Fane 
Nationaljudentums hen finden wo Barbeit aber 
r 


in erwänten Erſcheinungen wie ſeine Polemik gegen die Ja s 

Mondlaufe (Cp. 6, j. dagegen Hen. 74, 12) umd feine Anna 

igkeit one Auferjtehung (Op. 23 a, €.) erweijen nur feine Zeit als eine Zeit 

‚in weldjer über derlei Dinge noch gejtritten, eine feſte allgemein ans 

genommene Lehre noch; nicht erzielt, auch der Tert der Thora noch nicht feine 
Redaktion erhalten hatte*).—- Daſs das Buch uriprünglich hebr.saram. 
war, ijt durch das Zeugnis des Hieronymus, durch viele innere Zei— 

chen (3. die Bälung der Schöpfungswerfe als 22 in Cp.2) und durch die Fort 
‚jo vieler Stoffe des Buches in den jüd. Schriften fiher. Aus Gries 

Als 


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int es exit fpäter überfegt zu fein, da Epiphanius der erfte ift, ber es 
citirt. Drt der Abfaſſung wird man naturgemäß nur Paläſtina vermuten 
können. Abfaffung im perfiichen oder partbifchen Reiche (Lagarde, Symmicta 1,52) 
darf man aus dem nad Hieron. darin gebrauchten Wort 70%, 0 Stadium 
(da3 auch in den Targums und im Midrafh vorkommt) noch nicht erjchliehen. 
32) Ein Teilhen alter Gejchichte, nämlich den Wettkampf zwiſchen Moſe 
und den ägyptiihen Bauberern (Er. 7, 11) behandelte eine Schr unter dem 
Zitel Jamnes et Mambres. Es find dies die Namen der beiden dem Moſe 
benden Zauberer, die frühe in Umlauf gefommen fein müſſen; erwänt 

ſchon 2 Tim. 3, 8 und bei jpäteren chriftl. und jüd. Schriftſtellern (Fabr.? I, 
813 fj.; Thilo, Cod. Apoer. N. T. p. 553), ſ. über dieſelben Bd. VII, ©. 478f. 
diejer R-6, und Heath it Palestine Explor. Fund, Oft. 1881, ©. 311 ff. Es 
iſt ich, daſs ſchon einer der oben genannten helleniſtiſchen Juden die Geſchichte 
dieſer zwei Zauberer dichtete; fie war aber jedenfalls als beſondere Schrift in 
denn Örigened u. A. erwänen ausdrüdlic ein liber Jamnae et Mambrae 

(Sabr.? 814f.). — Vielleicht dasjelbe, vielleicht ein anderes Buch (beruhend auf 
einer anderen Wendung der Sage, als hätten diefe Zauberer fich ift ber 
im Deeretum Gelasii erwänte liber poenitentiae Jamnae et Mambrae, 
3) Über — Bekehrung (2 Chron. 33, 11) kam frühe ein (von 
u 
dad -argum zur Chronik als bon J upt 
wurde (#abr.? I, 1100 ff.). » ‚ 


9) ©, Pillmann, Beiträge aus dem Buche ber Jubilden zur Kritif des Pentateudh-Tertes 
im Sigumgsberihten der Berl. Akad, der Will, 1883, ©. 3% ff. 


366 Pieubepigraphen des A. T. 


Ein völliger Noman, aus 1 Mof. 41, 45 gebichtet, Tiegt dor in bem 
Sri Aseneth, das einjt biel —* war. Der lateiniſche Text iſt 


ee da aber weder Zofephus, noch dos B. Zubil. * daB Zeit. der 12 
ie Schrift fennen, da ferner, öfters Anjpielungen auf das gejegnete Brot, 
ben ein rar Kelch, das geweihte Ol (Chrisma) darin vorfommen, fo ift fie ficher 
—— Urſprungs, von einem müſſigen Kopf geſchrieben, doch, nicht one alles 
ere © 
35) Die Ad ambüder u. dgl. Die Dichtung über die Urpäter, welche durch 
das B. d. Jubil. fo erfolgreich angebant war, wucherte unter Juden —— 
noch lange fort, und wurden derartige Stoffe dem begierigen Volke in der Kirche 
in immer neuen Bearbeitungen zum Leſen geboten. Ob der von Syncellus * 
angefürte Bios-Adau den Anfangsteil des B. Jubil. (Rönſch, B. Jubil. 476)" ober 
ein davon verichiedenes Buch, das die gleichen Ungaben wie Jubil. hatte, b 
iſt zur Beit nicht sam —— Die gnoftifche Selte der Sethinner 
Anoxakoyes roö Aday (Lüde ©. 232); andere Gnojtifer lajen ein 
Eöag (Epiphan. haer. 26). * liber poenitentiae Adae und liber de 
filiabus Adae wird im Decretum Gelasii verdammt, worüber ſ. Rönſch 4777. 
die Frage, Kg die katholischen Chriften eine Apokafypfe Adams 
ſ. Lücke 232 daſs Syncellus und Cedrenus auch das B. Jubil. unter 
ſem Titel — ri oben Nr. 31. Eine Sammlung älterer und jüngerer Dich— 
tungen über bie Ürzeit, ſich gruppirend um die Grablapelle der Väter von Adam 
bis Lamech und die in berfeiben aufbewarten, aus dem Paradies jtammenden, 
zuletzt dem Chriſtuslinde don den Magiern dargebrachten Schäpe ift die 8 a 
thesaurorum (fyrifc Handjchriftlich vorhanden, von welcher eine deu 
fegung Bezold in Münden gegeben hat: Die Schaphöhle, Leipz. 1883) — 
weitert die Vita Adami, weiche deutſch (aus dem Athiop. überf.) u. d. Titel „Das 
chriſtl. Adambuch der Morgenländer* von Dillmann in Ewald Jahrbud) V, 1858, 
äthiopifch umter Vergleichung des arab. Tertes von Trumpp unter dem Titel „ber 
Kampf Adams" in den Abh. der bayr. Akad. der Wiff. in Münden 1880 
gegeben ift und zu welcher den einleitenden ober erften Teil dad Hexaämeron 
iop. (und arab.), ebendort 1882 don Trumpp veröffentlicht, bildet. Daß Ve- 
stamentum Adami (von Adam dem Seth übergeben) hängt mit jemem 
freid zufammen und findet fich ebendort, ift aber auch gejondert, aus ber 
chen mu ftammend, arie umd arabifch in Umlauf, von €. Renan im 
—— V. —* 427—70 (ſ. auch NGGG. 1858, St. 18. S. 214) heraus⸗ 
neh 3 — * * Faden, ih ae 311 
tba a egräbnisort ms und von Me re 
das Teftament Noahs (Fabr. 1, 267). Es gibt * — ER 
Bearbeitungen dieſer Stoffe. Die Aunymoıs xal nolırela A 
rapü Heoö Mwao? duaydeisa napk Tod üpyayylkov al, rer —— 
in den Stud. und Krit. 1851, Th. 2 auszüglich, in den Apocalypses 
Lips. 1866, p. 1—23 ald Apocalypsis Mosis bollftändig 
wozu noch der Abdruck des übrigens undollftändigen Mailänder — bei Oe⸗ 


riani, Mon. saer.V,1. p. 21 ff. 1868 fommt (vgl. 21 rien ee 16 Na &-aropı 






in Fürft Literaturblatt des Orients 1850, Nr. 45, 1. ©, 
Neben diejer griech. Apokalypſe gibt es aber auch — * ide = 
ſchriften nnd Bearbeitungen verbreitete Vita Adae etEvae, um deren Heraus— 
gabe in den Abb. der Bayr. Akad. der Wiſſ,. München 1879, ſich 3 
verdient gemacht hat. Beide, die griech. Apotalppfe und lat, Vita, entiprechen 





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Delretalen 
&. 148) voran, und 


td, 8, Nufl,, ©. 


Vorrede des Jaidorus Meronator 
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on im 9. Jarhund 


adert als von dem hell. 





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368 Pieubsifibor 


Iſidorus zufommtengeftellt angejehen wurden. Erſt feit dem 15. Jarhunbert be— 
ginnen Bweifel an der Echtheit derfelben, und mit dem Nachweis ber 
ift die Bezeichnung des unbekannten Berfafiers als Pieudoifidor und 
Werkes als —— — Dekretalen üblich geworden. 
nach den Unterſuchu agdeburger Centuriatoren, des reſormirten Pre— 
digers Blondel, der Gebrüder Ballerini u. a. die Unechtheit außer allem 
ſteht, fo find doc eine "Reife anderer Fragen, vüdjichtlich des Vaterlandes, Alters 
und Berfaffers dieſer Briefe, ſowie der Motive derjelben noch keineswegs ers 
fedigt, vielmehr beftehen in diefen Beziehungen bis jept noch divergirende Anz 
fichten. Die bis zum Jare 1853 einzige Ausgabe der pſeudoiſidoriſchen Defre- 
tafen in der Konzilienfammlung von Merlin (Tom, I, Paris 1528 und 
ſchlecht und unzuverläfjig, die in der Patrologia von Migne, Tom. O} ( 
1853) erſchienene, von Denzinger in Würzburg veranftaltete zweite Ausgabe wichts 
weiter ald ein Abdruck des Merlin’schen Textes, ausgezeichnet dagegem iſt bie 
neuejte Uusgabe, gegründet auf eine umfafjende Ben nr des vorhandenen - 
ſchriftlichen Materials von Hinfhius (Lips. 1863, 
Die Anordnung der Beitandteile der bolllähbigen —— iſt (abe: 
Auf die Vorrede — ein Brief von Aurelius an Damaſus und deſſen 
beide unecht, der Ordo de celebrando concilio, entlehnt aus dem 4. 
Toledo, ein Konzilienverzeichnis und zwei unechte, zwifchen Hieronymus 
maſus gewechjelte Briefe. Nun erſt beginnt die in drei Teile zerfallende Samm— 
lung. Den erjten Teil eröffnen die 50 apojtoliihen Kanonen, an 
chronologiſch geordnet, 59 unechte Briefe der Päpfte von Clemens bis Meldias 
des, eine Abhandlung: De primitiva ecclesia et synodo Nicaena, und bie ums 
echte Schenkungsurfunde Konftantins anſchließen; der zweite beginnt mit pn 
Abichnitte au der Vorrede der ſpaniſchen Sammlung und einem anderen — 
Kollektion des Quesnell (ſ. den Art. „Kanonen- und Defretalenf 
Bd. VO, ©. 476) und enthält bie griechifchen, afrikanischen, gallifchen und 
nischen Konzilien, im wejentlichen übereinftimmend mit der Hispanaz; der 
Teil beginnt ebenfalld® mit einem Stüde aus der Vorrede der echten 
Sammlung, weldem die Defretalen der Päpfte von Sylvefter bis Gregor 
(+ 731) jolgen, unter ihnen 35 unechte. Bu bemerken ijt übrigens, daſs 
der in der pjeuboifidoriihen Sammlung enthaltenen unechten Dokumente 
längft in der Kirche befonnt waren und von Pſeudoiſidor nur in fein 
aufgenommen wurden, jo 3. B. die beiden eriten Briefe des Clemens an 
bus, bie Schenfungsurkunde Ronftantind, die canones apostolorum u. a. .. 
Nichter-Dove’s Kirchenrecht, 8. Aufl., S. 91, Note 1. 
Die neueren Unterfuchungen (ſ. — "Auflag: Die —— — 
in ber Zeitſcht. f. Kirchent. Vd. IV, ©. 273 ff.) haben ergeben, daſs zw 
ichiedene Sammlungen gejondert werden müſſen, eine fürzere, welche nur 
Dekretalen bis Damafus und die Briefe zwiſchen Aurelius und Damaſus 
und bie größere vollſtändige Sammlung, deren Beſtandteile oben — — 
den find. Ich habe a. a, O. mic, für die Priorität der kürzeren aus⸗ 
ſprochen und halte diefelbe trotz der dagegen * Einwände ( 
Pichter’ihen Lehrbuch des Kirchenrechts, 8. Aufl., 95 Anm. 18 
aufrecht. Es iſt doch im höchſten Grade —— daſs aus 
en Sammlung ſpäter eine Auzal älterer Briefe beſonders extrahirt, 
vejpondenz zwiſchen Aurelius und Damafus, in welcher die Defretalen —* 
maſus als ein Ganzes erſcheinen, gedichtet, und dieſe jo gekürzte Sammlung ver 
tet ſein follte; erwägt man ferner, daſs letztere in Rom eher befannt war, 
ald die vervollftändigte Kollektion, fo Tann dagegen der Umftand, dafs * 
ſchriſten der kürzeren Sammlung mit der der größeren Sammlung 
dem Beitande und der Anordnung dev kleineren onehin gar nicht bei 
Vorrede vorhanden waren und find, auch nicht entfernt ind Gewicht Y 






. ber Mebe, melde i 869 nli f einer römifchen 
auch — vom Papfi E Dh, —— u lach (Eine Rede 





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Defretalen — a N 
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— der 
Arad —— 
ta et sancti praesides paternis institwantur 


E illos exeusent aut eoram bonis ditentur ,... Nullus onim, 
is est rebus spoliatus, aut sede propria vi aut torrore pul-» 
tequam omnia sibi ablata ei legibus restituantur et 
“er tee bus sedique regulariter restitutun, 


honore, juxta canonicam acousari, vooarl, 






Üens sedi private commissa est potestate, noc ullam aynodum 
rataı e legimus, quae ejus non fuerit anctoritato oongre- 
t I 


gata wel fultat. Sn der Tat Hat Peuboifior Hier bereits die Puntte ange 
— 


von einem ——— gehalten wurde ‚ALa 
— — —— 
eine Stelle je ber 8* bes „Isidorns meroator“* fürt, wobel 


an i 
ar A —* Erzerpten aus ben päpftlichen Briefen bie Chro nologle 





Veal·Eachtlopudle für Theologle und Kirde. XII. 24 


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— ———— 


Pſeudoiſidor 


welche * den Briefen eine be Rolle ſpielen. 
.P. DI J Gallandi — — weh ih 211) — 
‚6,83 enet. —* 
der vorrede Pi : „Quibns tu em 
potissimum meute solleetiontm deren —8 
accusabantur, prospiceret“. den Inhalt der 


wir num 
‚ jo treten im biefen ———— —— Anfejouungen hervor 


E4lE 
de 


meine S. 32 ff.): Der Primat der römiſchen Kirche über 
Vorrang des Petrus or den übrigen — 
m nde Autorität päpftlichen Defrete wird widerholt anerfannt und aus⸗ 
geiprochen,, aber t ſowol im der ‚ als beſon⸗ 
ders in dem der Bi ’ der Berfafler —— der 
zalteichen, den Bifchöfen fo i ner Päpfte fichern 


Reit Bri * die —* Ro- 
als caput, —— Ha — —— arum, ihr jet die 
e rk ‚ von ihren Regeln dürfe a Se Se 
enthalten die Briefe. über die judicia episcoporum und bie 

— ——— Verordnungen, welche 
alſchen bilden. Der Verfaſſer war nicht gewillt, 
ennung des ann Primats den bifhöflichen Rechten etwas zu 

ftus im cerdotes vice Christi 


Briefe e.4: „sa 


5 
H 
ei; 


* 


Er 


I35538 
Hr 
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F 
Hr 

I 
Il 


tus jchreibt im 2. Briefe c. 24: „a Petro sacerdotalis coepit ordo, quisipsi 
primo pontificatus in ecelesia Christi datus est... .; ceteri vero apostoli cum 
eodem pari consortio honorem et potestatem acceperunt, ipsumgue 
eorum esse voluerunt .. . , ., in loco eorum successerunt vr 
quos qui recipit et verba eorum, Deum Sr. qui autem 08 —— 
quo missi sunt et cujus funguntur legatione, spernit“, 
Pſeudoiſidor bezweckte zunächſt, wie ich oben bereits herborhob, 
dom weltlichen Einfluffe zu befreien. Dies zeigt fi) bejonders in der 
Ausſchließung der Bone weltlicher Gerichte in Sachen der 
zalreichen Briefen ausgefprochen ift. Alerander (Br. 1, e. 5—8), Marc! 
2, e. 3), Felix I, e. 12 u. a. verbieten bie e Anklage e gegen einen 
einem njudieium publieum“ ; das weltliche Oberhaupt darf one des 
by beit —* * —* ne —* ——— he Brief 2, 
erher ge one el auch der von widerholte 
Proteft gegen „judieia peregrina*; fein Biſchof ſoll 
urteilt werden, „quia indignum est, ut ab externis indicentur, ge 
et a se electos debent habere judices* (Hyginus Brief 1, 
unzälig oft). Aber auch im geiftlichen Gericht darf nie ein “Sie als 
oder Beuge gegen Biſchöſe und Kleriker auftreten, ein Satz, welcher faſt in jedem 
Briefe vorfommt. Fabianus ftellt in feinem 2. Briefe «. un —— nn 
lares et mali — —— im 1. eier e. 8: 
vitae homines ie „reges et potentes“ follen feinerlei "Einflu 
richt ausüben, demfelben feine Beſehle erteilen, widrigenfalls — 
nichtig wird (Calixtus Brief 1, e. 6). Dagegen ſollen auch „eausae saecnlares" 
vor das judieium episcoporum gebracht werben, und jeder oppresana 
dert an das * e Gericht appelliren können (Anaklet Briefl, e. 16, 
linus Brief 2, e. 3). 
Befonders beten find die Beſtimmungen über das Berhäftniß de 
ſchöſe zu den Metropolitanen und Provinzialſynoden, fie bilden den 
der Delretalen. Pſeudoiſidor erfennt zwar die beitehende Berfaffung ı 


. N} } 
*) I4 citire im Folgenden bie falſchen Dekrelalen nad) der — 




















Pieuboifider 371 


archiſche Gliederung der Kirche, alfo auch den Metropolitauverband an, ja er 
fogar ein neues Glied in diefelbe, die Primaten, auf der anderen Seite aber fucht 
er bie Gewalt der Metropolitane und Synoden jo zu ſchwächen, dafs fie in der 
Zat ſelbſt dem verbrecheriſchſten Biſchofe ungefärlich werden. Das Forum für 
gegen einen Bifchof ift die ——— unter Leitung des Metro- 
‚ und widerholt wird jede einfeitige Verfügnng des leßteren one Konkur— 
renz ber Synode als durchaus unftatthaft erklärt. Die Synode ift aber nur dann 
fompetent, wenn fie legitime, d. h. auctoritate sedis apostolieae berufen ift. Jede 
Unkloge, jede Verurteilung. eines Biſchofs in einer one Wilfen und Willen bes 
Papſtes verfammelten Synode ift nichtig (vergl. den Brief des Papites Julius 
an die orientalifhen Biihöfe e. 12 u. f.), Vor einer ſolchen legitimen Synode 
iſt nun zunächſt eine Anklage oder Denunziation gegen einen Biſchof, wo nicht 
‚ jo dod außerordentlich erfchwert. Fabianus (Brief 2, c. 13) und 
p (Brief 2, e, 10) fprechen dies ausdrüdlich aus: „Ideirco statuernnt 
apostoli eorumque successores, ne Accusarentur episcopi, aut si aliter fieri non 
sit, perdifficilis eorum fieret aceusatio“. Daſs Laien nicht Ankläger fein 
„ erwänte ich fchon vorhin; niedere Kleriker, welche e8 wagen, einen Bis 
‚anzuflagen, werden mit Exkommunikation und Infamie bebroht (Julius 
3, e, 12, Stephanus Brief 2, ce. 12). Aber jelbit der Kläger aus dem 
Klerus wird nit one weiteres augelaffen ; faft jeder Brief enthält 
gen darüber, wer nicht Kläger fein dürfe, und dieje find zum teil 
allgemein, vage und umbejtimmt gefaſſt, daſs ed nach ihnen nur wenigen 
u gelingen fonnte, die Prüfung zu beftehen. So jagt Evariftus in feis 
nem 2, Briefe e. 10: „Unde si qui sunt vituperatores aut accusatores epi- 
> vel reliquorum sacerdotum, non oportet eos a judieibus ecelesiae 
audıri, ‚antequam eoruın discutiatur aestimationis supieio vel opinio, qua inten- 
tione,. qua fide, qua temeritate, qua conscientia, quove merito, si pro Deo 
aut pro vana gloria, aut inimieitia vel odio aut eupiditate ista sumpserint nec 
In anderen Briefen heit e8, der Anfläger dürfe nicht inimicus, offensus, 
atus, suspectus fein, es fei überhaupt befier und geziemenber, Kleine Verſehen 
und Unregelmäßigteiten der Biſchöfe zu ertragen, als jie gleich zum Gegenftande 
vom Klagen zu machen. Mit Nahdrud dringt Pfeudoifidor darauf, daſs ber 
Kläger ſich erſt widerholt in Güte und „familiariter‘ an den Biſchof wenden 
„ut aut suam justitiam accipiat aut excusationem“ (Alerander Br, 1, c. 8), 
te er dies, jo folle er ald „apostolorum patrumgue aliorum contemptor“ 
irt werden. Wenn hieraus das Bejtreben des Verſaſſers erfichtlich 
die Biichöfe durch faſt umüberfteigliche Bollwerke gegen das bloße Anbringen 
x lage zu fügen, fo entwidelt derjelbe ein nicht weniger wirffames Ver— 
ſyſtem auch gegen den Prozeſs jelbit, wenn es troß des erwänten Puri- 
arens einem Ankläger gelingen follte, ſich zu legitimiren. Der ans 
Biſchof kann, wenn er die judiees für suspeeti oder infensi hält, d. h. 
1 fel, wenn er eine Verurteilung fürchtet, fofort an den Primaten oder 
ben römiſchen Bifchof appelliven (Fabianus Br. 3, ce, 29, Cornelius Br. 2, «5, 
Felix Br. 1, 0.3 und Br.2, ec. 14 u.a.); in einigen Briefen, 3. B. im 1. Briefe 
bes Bephyrinus c. 5 wird ihm das Mecht erteilt, ſich 12 judices zu wälen. Das 
e Berfaren, wie Pjeuboifidor ed durch feine Päpfte vorfchreiben Läfst, 
von ber Urt, daſs der Angeklagte nicht leicht verurteilt werden konnte. Bus 
nüchſt werden auch die Zeugen, änlic wie die Ankläger, einer ftrengen Prüfung 
unterworfen, welche dem Bifchof die Möglichkeit gewärt, alle ihm gefärlich ſchei— 
menden Perfönlichkeiten auszufchliehen; nur derjenige ſoll als Zeuge zugelaffen 
werben, welcher auch Aukläger fein könnte (Calixtus Br. 2, c. 17 u. a.). Sol: 
fegitimer, d. 5. nicht verworfener Zeugen folen zur Verurteilung 72 erfor: 
jein (Bephyrinus Br. 1, e. 2), eine Beftimmung, welche übrigens be— 
xeits in dem, fchon vor Pfeuboijidor befannten, Constitutum Sylvestri enthalten 
iſt. Endlich kann der Biichof fogar noc wärend des Prozefjes das Gericht re- 
Aufiren und appelliven, ‚si se praegravari viderit“ (Eutychianus Br. 2, c, 7). 
St nun aber das hiernach faft Unmögliche gejchehen, d. h. hat das Gericht einen 

24* 










m ſcabeiſter 


Biſchof verurteilt, ſo erhält derſelbe eine neue Waffe in dem in jedem Brief 

audgefprochenen — daſs der Biſchof ein ee ehe lationsrecht 

nad Rom habe und keine Definitivfentenz gegen Biſchöſe one Willen und U 

des apoſtoliſchen Stuls ausgejprochen werben fünne. Daſs aber — 
nicht ſowol im Jutereſſe des Rechts und der Warheit, als —— 































der VBiſchöſe aufgeſtellt worden ift, geht daraus hervor, daſs 
Päpfte felbit jagen läjst, die Bifihöre follten nad) Rom appelliven. —— 
a sede a sieut semper fuit, pie fuleiantur, defendantur et 
(Sixtus I. Br. 2, 0.5, Sims I. Br. 1, e. 2), „ut inde aecipiant tu 
= liberationem, — * informationem et Bade 3 — 
r. 1, ec. 2), die Päp ien verpflichtet, die fe zu Fi 
verteidigen; * Klagen gegen die Bi —— upt ungen, als aus 
dem Neide, der Bosheit und Tyrannei —— und es Pflicht der 
Päpfte, den oppressis Hilfe und Schuß zu ** —— 6 
Bemerkenswert ift auch die —— daſs de fein 
detentio aut rerum suarum ablatio treffen könne (deli t. 2, e.12). Mit bes 
fonderem Nachdrucke eifert endlich Pjeudoijidor gegen diejenigen, e one Ur 
teil und Recht die Biichöfe von ihren Sitzen vertreiben und fie Der et ind 
Einkünfte berauben; wird ein ſpoliirter Biſchof angeklagt, fo ſoll er erft i 
feine Rechte und Güter wider eingefegt und vollſtändig rejtituirt 
es * De u —* ze braucht (Sabianus Br. 2, c. 20, Sid 9 
e.12 u.a). . 
ee e dürfte genügen zum Bene e der Nichtigkeit der Auf, we 
ald Tendenz —— die Emanzipation des Epiſtopats in der * gi 
benen Weiſe betrachtet, und enthält am ſich fchon eine Widerlegung neue ) u 
vielfach aufgeitellten Behauptung , dafs die faljchen Defretalen im nterefje des 
römijchen Wrimats verjafst. worden feien. Wäre es dann wol —— u 
Bieubeifber in Ausdrüden, wie ich fie oben erwänte, von der hohen S vd 
der Bilchöfe, von ihren Rechten, von den Pflichten des römifchen ** = 
d 
u 
De 
Ad 


konnte, daſs er, welcher dahin jtrebte, die Zwiſcheninſtanzen — 
den Biſchöfen zu ſchwächen, außer den vorhandenen, eine ganz 
ten, geſchaffen baten würde ? Unfeu bar tritt das päpftliche Interefe in N 
fretalen gegen das der Bifchöfe in den Hintergrund, und * Anerkennung 
Primatialrechte erjcheint unverkennbar nur als Mittel zu — und 
Schuß der Biſchöſe. Pſeudoiſidor ſcheult den Päpſten — one a Epis 
ee zu bedenken. Er erteilt jenen das Kouvokationsrecht der Ir iche Y 
Biſchöfe aber gegen alle Gewalt und allen Einfluſs derjelben, er gik = 
Päpften das ausſchließliche Entſcheidungsrecht in allen causae — er 
nur, damit fie die, natürlich ſtets unſchuldigen, graufam verfolgten und ( 3 
bandelten Biſchöfe befchüßen, abjolviren und reftituiren. Wie wenig beu ; 
den Vorteil und die Privilegien des römiſchen Stuls im Auge hatte, 
daraus hervor, daſs in feinem Briefe vom patrimonium Petri und von & Em 
kungen die Rede ift, welche an die Tömifche Kirche gemacht fein follten und Li 
ein gerade von den Päpjten des 8. Jarhunderts, befonders — 
Briefen vielfach behandelter Gegenſtand find. Die konſtantiniſche S 
urkunde, welche älter iſt als die falſchen Dekretalen, iſt zwar — die — ung 
aufgenommen, allein fie fteht hier völlig iſolirt, und die gün egen 
Papſte des 4. und 5. Jarhunderts in * falſchen Briefen bi ern 
befprechen zu laffen, ift unbenußt geblieben. 
a * unbefangene — — — bis Damafus ea, de 
ihr alt vorzugsweiſe den eben cdharakterifirten en. de = 
. —— erſten b — 


dient, In den klementiniſchen Brieſen, von denen di 

älter find als Pſeudoiſidor, tritt dieſer Zweck noch nicht hervor, allein v 
eletus am fait in jedem Briefe; unter den 67 Defretalen bis Damafı 
ed nur 12, umd zwar die fürgeflen, welche rein bogmatifche, ethifche ı 
gifche Gegenftände im gangen in 27 Kapiteln behandeln, in den übrigen ® Irief J 
mit ihren 343 Kapiteln werben jene Hauptpunfte in 274 Abſchnitten exörte 


— 


Pſeudoiſidor 373 


wärend nur 69 dogmatifchen oder ethiihen Inhalts find. Manche der letzteren 
han auch durch ein Beitinterefje hervorgerufen worden fein, jo 3. B. die Aus: 
‚gegen arianifhe, nejtorianifche und —— Lehren (ſ. Möhler in 
. theol. Quartalſchr. 1832, ©. 37 ff.), in Betreff der Oſterfeier, des Abend— 
a; ber Taufe, der Ehe (Möhler a. 0.0. &.32—36); offenbar aber find viele 
diefer Ausfürungen, namentlih Vorſchriften und Betrachtungen ethifchen Inhalts 
und das bisweilen völlig finnlofe Häufen von Eitaten aus der Bibel und den 
Kirchenpätern, don Pfeudoifidor nur eingefügt, um die Täufchung und feinen 
Hauptzwed einigermaßen zu verhüllen. Man bat diejer Anficht das Bedenken 
ne daf3 die Gefar der Entdedung nicht Heiner, ſondern eher größer 
geworben ei, je mehr Stüde Pſeudoiſidor fabrizirt habe (Hefele a. a. O. 6 628), 
was ich gern zugebe; Wfeuboifidor hat nun aber eine große Anzal von Briefen 
gefälfcht uud den —* dreier Jarhunderte zugeſchrieben, um ſo mehr bedurfte 
es einer gewiſſen Vorſicht, um die vorzugsweiſe Behandlung ſeines Lieblings— 
8 von ſeiten aller jener Päpſte nicht gar zu auffällig erſcheinen zu laſſen. 
iſt gar nicht zu bezweifeln, daſs der Betrug weit ſchwerer zu entdeden umd 
fcheinung der neuen Sammlung auch minder auffallend gewejen wäre, went 
er Berfaffer nur wenige falſche Stüde diefer einverleibt hätte, allein derjelbe 
laubte offenbar, die Bedeutung feines Werkes und die Realifirung feiner Ten» 
I: duch Mafjenwirkung fichern zu müfjen. Sch habe oben bereits auf die 
roße Warſcheinlichkeit Singemiefen, daſs die faljchen Briefe der Päpfte nach Da— 
mafus der urfprünglichen Sammlung noch nicht angehört haben, fondern erjt 
fpäter hinzugefügt find; dafür fpricht auch ihr Inhalt. Wärend in den älteren 
Defretalen die Emanzipation der Bifchöfe ganz unzweideutig als Kern und Haupt— 
BE ift Died in den fpäteren wenigftens nicht mehr in demfelben Grabe 
da unter diefen 24 Briefen in nur 10 Beitimmungen enthalten find, 
welche jenen — en entſprechen, und dagegen hier als novum mehrfach der 
nen gegen die C Sgocife in den Vordergrund tritt (Damafus XIX, Leo 
Selig IV, Br. 1, Johannes IT), (Hinſchius ©. 700. 715). 
Die Duellen, welche Pſeudoiſidor benußte, find die kirchengeſchichtlichen 
Werfe des Caſſiodor und Rufinus, der Liber pontificalis (j. d. Art. Bd. VIII, S.642), 
die Vulgata (für die Pſalmen die Verfion des Hieronymus), die Schriften der 
‚ die theologifche Litteratur bis zum 9. Karhundert, Briefe des Erz- 
biſchofs Bonifatius von Mainz und Schreiben an ihn, die echten Defretalen und 
a regtäite, —* römiſchen Rechtsſammlungen, namentlich das Breviarium 
—— die lex Wisigothorum, frünkiſche apitularien und Synoden. Hin: 
km. (a.a.D. ©. 143 ff.) und nach ihm Dove (Richter’3 Lehrb., 8. Aufl., $38, 
21) — zu den von Pfeuboifidor benutzten Quellen auch bie jogenannte 
eg des Benebictus Levita. Diefer war zur Zeit des Erz— 
Autgar von ARaing (7 847) — der Mainzer Diözeſe und ſtellte, 
er felbft fagt, auf den Wunfch des Erzbiſchofs aut gänzung und Vervoll- 
** der apitularienfammlung de3 Anfegifus in drei weiteren Büchern bie 
ı Teßterem nicht aufgenommenen Kapitularien von Pippin, Karl und Ludwig 
‚ein Material, welches er „in diversis locis et in diversis scedulis, 
"in diversis synodis ac placitis generalibus edita erant“, gefunden Habe, 
maxime in sanctae Moguntiacensis metropolis ecelesiae scrinio a Riculpho 
Rn 's. sedis metropolitano recondita et demum ab Autgario secundo ejus 
successore inventa“, Diefes fpäter noch duch 4 Additiones vermehrte Werk 
— Ausg. in Monument. Germ. histor. ed. Pertz, Leges II, 2, p. 39 sqgq.) 
verdient den Namen einer Kapitularienfammfung nicht, kaum den d erten Teil 
hat Benedikt aus echten Kapitularien entnommen, diefe überdies viel⸗ 
nero und geändert; außerdem benußte er bie Bibel, die Schriften der 
die lex Baiwariorum und Wisigothorum, die echten Konzilienſchlüſſe 
und Defretalen , die römischen Rechtsfammlungen und verfchiedene Vorarbeiten, 
Baier Bufammenftellungen für das pfendoifidorifche Wert, welche er in 
Mainzer Archiv fand; diefem Material fügte er eine Reihe 'gefälfchter und 
" Beichsgefepe Hinzu, Der Zweck diefes von Autgar veranlafsten Werts 


374 Pfeubeifider 


Grund angeblich kaiferliher Defrete, nicht, mie 
tat, e It, erbigieter päpftlider Be teil3 den jafreichen A har 
Gebrechen in der Kirche abzuhelfen, namentlich die Unabhängigkeit derfelben zu 
—— den Klerus gegen willfürtiche Anklagen zu ſchützen (gerade vor⸗ 
sugöweife find die pfeuboifiderifchen Vorarbeiten benupt) und die Dis: 
Yin zu Fräftigen, teild die Primatenpläne des Mainzer —— —— dern. 
ne birefte Benutzung der pfeuboifidorifchen Sammlung für 

ift ebenfowenig nachweisbar, ald (was Hinſchius behauptet) Fer — des 
lehteren bei der Abſaſſung der falſchen Dekretalen, wol aber gewärt die Arbeit 
Benedikts einen Einblick in die eigentliche Werkſtatt der pſeudoiſidoriſchen Samm: 
lung, wenigjtend bed älteren Beſtandteils derſelben. Es ift ſehr 

dafs "Benedikt fein Opus nicht in Mainz, fondern nad) dem im are 847 erfolg 
ten Tode Autgars in Rheims vollendet Dat. und hier fi feine Sammlung 
— een —— — F die gegen — Misc K fer 

etalen reg u fein, aupt meinen Auffat in der 
Ki € 279—291. 297.) Bu den Vorarbeiten für die ältere Ne 
zenfion * atfigen ee welche Benedift in Mainz fand und — 
ehörten auch die tula Angilramni (vgl. über diefe den Art. „Angilram“ 
* 400 ff.) Es iſt fe warſcheinlich, daſs dieſe Kapitel nach dem 
Plane ganz oder teifmeife römifchen Konzilien zugejchrieben werden j 1, ſp 

—ã man die Überſchrift: „Ex grecis et latinis eanonibus et sinodis roma- 
nis atque decretis praesulum ac prineipum romanorum haee capitula sparsim 
collecta sunt et Angilramno Mediomatricae urbis episcopo Romae a beato — 
Adriano tradite . . und ließ die Angabe der Duelle bei ben 

piteln ; nur in einem Kapitel (4) blieb die Age non} —— 
— ufällig ftehen (f. meinen angef. Aufſatz S —290). 

Frage nad) dem Baterlande —SE iſt von jeher ſehr ver— 
ſchieden beantwortet worden, Nach dem Vorgange von Febronius Ara u (ee 
eles. Bullioni 1765, p. 643) haben Theiner (a. a. ©. ©. 71), 
chenrecht Bd. 1, ©. 158, Zeitſchr. f. geſchichtl. Rechtswiſſenſch. vᷣb ER 6 19 J 
und Röftell (Neuter's theol. Nepertor. 1845, ©. 107) fich für Rom erfl 
die von ihnen aufgejtellten Beweisgründe find völlig unhaltbar. 
argument Eichhorn, daſs der in den Dekretalen ſtark bemupte Liber ——— 
bis zum 9. Jarhundert außerhalb Italiens wenig oder gar nicht bekannt gewe⸗ 
ſen * iſt vollftändig widerlegt (Knuſt a. a. ©. ©, 7. 8), die Tatſache 
mehrere Päpfte in ber zweiten Hälfte des 9. Jarhunderts ſich auf falſche 
tafen oder doch auf pjendoifidoriiche Säße berufen, beweijt nicht die römische Ab⸗ 
funft diefer, welche ſich auch in gleichzeitigen fränfiichen Dokumenten finden, 
dern nur, daſs jene Briefe damals in Nom, wie im fräntifchen Rei 
befonnt waren, die Behauptung, daſs das fo überaus reichhaltige Material und 
die verfchiedenen Duellen und Sammlungen, aus welchen Pjeuboifidor fein Werk 


En bat, nirgend fonft als in Rom hätten vorhanden fein fönnen Yan 


Hu 


ner ©. 73), beweift eine große Unfenntnis der Gelehrſamkeit umd 
lichen Tätigkeit, wie fie bei nicht wenigen Geiſtlichen gerade ber fränfifchen 
im 8. und 9. Jarhundert hervortritt, von denen wir Werte befiben, welche eine 
außerordentliche Belejenheit in den verfchiedenen theologiſchen riften und fir: 
chenrechtlihen Sammlungen dofumentiren, die auch den falfchen tretalen zu 
Grunde liegen; die Berufung auf die Tendenz diefer, den römischen 
bejeftigen und zu erweitern, verliert jede Bedeutung mit dem F 
Nachweis, daſs Pfeudoiſidor vorzugsweiſe das —— der Biſch 
hatte. Eine beſondere Stütze endlich glaubten —— Verteidiger bes rd 
Urfprungs der faljchen Defretalen in den fog. Capitula Angilramui 
haben. Wie wenig diefe geeignet find, zur Unterftügung des römiſchen 
angefürt zu werben, ift bereits Bd. I, ©. 400 im Artikel Angiiram, und ü 
gegenwärtigen Axtitel oben nacjgewiefen, 

Sehr enticheidende Gründe fprechen dagegen für die Abfafjung der Briefe 
im fränfifchen Neiche, und diefe Anfiht ii ieht nach dem Vorgange ber Ballles 


* 


Pjeudoifidor 375 


rini und ben erg den Unterfuchungen Knuſts u. a, faft allgemein angenont- 
men. Für den fränkischen Urfprung der Defretalen ſpricht außer der unten näher 
zu erweifenden Tatjache, daſs dieſe zuerft und borzugsmweife bon fränkischen 
Sehriftftellern eitirt worden find, bejonderd der Umjtand, daſs die von Pfeudo- 
iſidor benußten Quellen, namentlich das weitgothifche Breviar, die Hispana, Die 

önelfhe Sammlung, die KRorrefpondenz des Bonifatius don Mainz, im frän— 
Kiicen Reiche bejonders verbreitet oder, wie die leßtere, wol allein zugänglich 
waren, Für die —— in Spanien, worauf jene Quellen teilweiſe an fi 
auch hinleiten, fpricht außerdem gar nichts, Hinkmar war zwar der Anficht, dafs 

Defretalen aus Spanien gekommen jeien, allein er verwechjelte offenbar die 

fpanifche Sammlnng mit der pfeudoifidorifchen, welche jene zur Grundlage 
hatte; duch Hinzufügung der falfchen Briefe mufste natürlich die Sammlung 
volljtändiger erjcheinen, als die Hispana, wurde gewif3 deshalb mehr be— 
mußt und öfter abgefchrieben, als dieje, galt aber wegen ber großen Übereinftim- 
mung mit diefer, wenigftens in den Augen Hinkmars, als ebenfalls ſpaniſcher 
Abkunft (vgl. meine Beiträge ©. 53. 54). Für den fränkiſchen Urfpung fprechen 
außerdem eine Reihe von Gallizismen, von Ausdrüden und Bezeichnungen in 
den faljchen Defretalen, welche der Sprache und den Rechtsquellen des Franken— 
reiches eigentümlich find (f. Knuſt a. a. O. ©. 14 und meine Beiträge ©. 2) 
umd endlich auch der Inhalt der Briefe, fowie der Zweck des Verfafjers. 
Be nämlich Buftände der Kirche voraus, wie fie gerade im fränfifchen 

einer beftimmten Zeit wirklich vorhanden waren, was im folgenden 
bei der Erörterung ber —— über Alter und Verfaſſer der Dekreta— 
len näher nachgewiejen werden foll. 

Dis in die neuere Zeit war faft allgemein Mainz als Geburtsftätte des 
pfeudoifidorifchen Werkes angefehen worden, Weizjäder wies in feiner Abhand— 
Jung. über Pfeudoifidor und Hinkmar (Niedners Zeitſchr. f. hiſtor. Theol., Jahrg. 
1858, ©.327 ff.) auf Spuren hin, „welche eine teilnehmende Tätigfeit der Rheim— 
jet Kirche ahnen ließen“, in einer jpäteren Abhandlung: Die pfeudoifidorifche Frage 
(Sybels Zeitfchr. Bd. 3, ©. 92 ff.) ließ er aber Mainz ganz fallen und nahm 
die Rheimſer Provinz ald Heimat der jaljhen Dekretalen an, und dv. Noorden 
Sybels Zeitfchr. Bd. 7, ©. 316 ff.), Hinfhius (a. a. ©. ©. 211 ff.), fowie Dove 

r3 Lehrb., 839, Anm. 22) find ihm beigetreten. Bereits in meinem mehr: 
citirten Aufſatz in d. Zeitjchr. f. Kirchen. (S. 297 ff.) habe ich den Mainzer 
Urſpruug für die ältere fürzere Form des pſeudoiſidoriſchen Werks feitgehalten, 
bie Zufammenfiellung der fpäteren vollftändigeren Form in Rheims aber zuge: 
geben. In der Tat jheint mir die frühere Einjeitigfeit derer, welche ihre Blide 
ausfchliehlich nad) Mainz richteten, nummehr in das andere Ertrem umgeſchlagen 
‚fein, die Warbeit dürfte auch hier in der Mitte liegen: unzweideutig find die 
—— welche nah Mainz hinweiſen. Die bekaunte Stelle im Briefe des Anis 
cetus (e. 3): „Nulli archiepiscopi primates vocentur, nisi illi, qui primas te- 
ment civitates, quarum episcopos et successores eorum regulariter patriarchas 
vel primates esse constituerunt, nisi aliqua gens deinceps ad fidem 
sonvertatur, cui necesse sit propter multitudinem episcoporum primatem 
eonstitui* paſst volljtändig und vorzugsweife auf den Mainzer Erzbißbof, ben 
Nachfolger des Bonifatius, des Apoſtels der Deutjchen. Schon Rikulf von Mainz 
—— vergebens bemüht, die Primatenwürde widerzugewinnen, in dem im 
Autgars von Mainz zuſammengeſtellten Werke Benedikts (III, 439) und 

in den Capitula Angilramni (22) ift die Primatenfrage berürt, die vielfach in 
dem falfchen Briefen erfichtliche Benutzung der Korrefpondenz des Bonifatius von 
Mainz weit entichieden darauf hin, dafs dem Verfafler das Mainzer Archiv zu 
Gebote ftand, die Veranlafjung der dem pfeudoifidorischen Werfe fehr verwandte 
verfolgenden Kapitularienfammlung Benedikts, die Aufnahme eines Teils 
der pfenboilidoriichen Vorarbeiten und Materialien in dieſelbe in Verbindung 
mit der in der Vorrede ded Mainzer Leviten enthaltenen, völlig glaubwürdigen, 
weil der Eigentümlichkeit des Werks entfprechenden Notiz, daſs er diefe Mate— 
zialien dem Mainzer Archiv entnommen habe, — alles dies find doch warlich 


| 
| 


: 

















— den jpäter jabrizirten 24 
aa mar biefelben © Tendenzen hervor, — in der ag —— J 
—— gegen die Cho ac, wen | 
‚in der Rheimfer —— 
©. 93 ff.) alle Momente zu 
Iren, ch * —— 


namentli einer und Eichhorn, welcher fi (a. a. ©. 8. : 
F —— —* die — Dencialen zwar im er 


a. 
u 
chen =) 


Omar! * 


äl ſei one Zweiſe 
—* A: Geifliter —— Das von dem —— and 


De PR 


* ſelbſt ein aus ‚den falfchen Dekretalen ift, — r * { 
dem 10, ag — (vgl. den Art. Kanonen- und Dekretal 
ungen“ Bd. VII, ©. 481. 482); ebenſowenig beweifend find die von € ich hhot 

En nd einer angefürten — aus —— Synodalalten, Kapitularier 

und anderen Schriften aus der erſten Hälfte des 9. Jarhundertß, ‚vie ‚ne 

per uchungen von Anuft, Richter und in meinen Beiträgen "> Ben 

gr haben, und bereit3 von den Ballerini ift dargetan, daſs das Parifen 

nzil vom J. 829 in dem Briefe Urbaus 1. und Johanns II. t t work 

dasjelbe ift der Fall B dem 1, Briefe Felix IV. (vgl. meine äge 2 m 

F beruft ſich auf die Zeugniffe des Benedictus Levita und Hinfma 8 bon 

Rheims, es welche Rikulf von Mainz (787—814) als Sammler und 
ſchen Dekretalen begeich chnet werde. Benedikt jagt aber in 
—* Lin Pi Worten feiner Vorrede nur, daſs er feine Sr u 
einzelnen schedulae zuſammengeſtellt, namentlich aus denen, weldje Ri 


— 


e nac 


Ar 


E 


er 

* * ein 

Autorſchaft Rikulſs und- das angebliche Alter der De: 
gezogen werden. Dagegen jcheint Hinfmar die — —— mit 
unmittelbare Verbindung zu ſetzen. In feinem Opuse. contra Hinc- 
mar. Laudunens. ec. 24 (Opp. ed. Sirmond. T. II, p.476) jagt er: Si vero ideo 
talia, quae tibi visa sunt, de praefatis sententiis ac saepe memoratis epistolis 


ab Isidoro, quem de Hispania allatum Rieulfus Moguntinus 
episcopus, in hujusmodi sieut et in capitulis regiis studiosus, obtinuit et 
istas regiones ex illo repleri feeit. Daſs Hinkmar unter jenem „liber 
“ nicht die Hispana mit ihren echten Dekretalen, jondern die pſeudo— 

i Sam meinte, ift unzweifelhaft (vgl. meine Beiträge ©. 54, Anm. *)), 
ebenjo aber auch, daſs derjelbe die echte und umechte Sammlung veriechielte. 
Der Anſicht —“ (Diss. de — spolii, Berol. 1858, p. 47), daſs Hink⸗ 
orte in der Vorrede Benedikt induzirt 


E 
= 
& 
2. 
ei 
E 
g 
€ 
J 
5 
@ 
= 
2 
& 
5 
x 


nebift ſchweigt, abgejehen davon, dafs gar fein Anlajs sorlient, nad) ber 
Borrede rhältnis zu 
einander zu jegen oder gar zu identifiziren. Somit ergibt ih auch die Irrele— 


— fund, dafs der Inhalt derjelden, welcher offenbar durch wirkliche 


ee ur Zeit Karls d. Gr. durchaus nicht entjpricht (vgl. meine Beitr. ©. 55), 
I die Anficht, welche die pfeudoifidorifchen Defretalen zu Ende des 
8. oder zu Anfang des 9. Jarhunderts entitehen läfst, als völlig unhaltbar. Im 
der Tat wird aud) gegenwärtig diefe Anficht von faft allen Kanonijten und His 
verworfen umd dagegen die Abfaffjung der Dekretalen in eine fpätere 


et Divergenz der Meinungen. 
‚Die unzweifelbafte Benutzung des Barifer Konzil dom 3.829 durch Pſeudo⸗ 


378 Pieubsifiber 


wol nicht weit auseinander lagen, wärend die che, daſs das Monzil 
Kirche auf anderen Wegen und durch andere Mittel helfen will, als as Benin, 
' (Sinjons ©. 10 * dafs dem Konzil die Dekretalen noch unbelannt waren 

In meinen Beiträgen ©. 61 ff. habe ich nachzuweiſen eat „At, Die De 
fretalen in pen direlten Zufammenhange mit den unter Ludw 
und bejjen Sönen entjtandenen Bürgerfriegen und den daraus —— 
Konflikten ſtehen, und daſs oe von —* ze —— höchſt warf N 
Au —— oder doch a tjajst worden: find, um 
a ber Wiberein ung * —* — —— den und Bad Beni br 
Metropolitane en ovinzialſynoden, welche nun mit En wider jene un 
fegene Partei vorfchritten, möglichit zu ſchwächen; daher * bei Pſeudoiſidor 
vortretende Beſchränkung der Kompetenz auf legitime, d. h. unter 
Autorität berufene Synoden, daher das dem Beklagten eingeräumte a 

Rekufationsrecht gegen Richter und Zeugen, daher das eigentümliche 
faren und endlich die unbefchränfte Appellationsbefugnis nad Rom. 
* zu den Anhängern Lothars und hatte nad) dem Siege des Kaiſers 

eich feinen Genofjen, alle Urſache, dieſen und das Strafurteil —— 
rd Viele Spuren füren, wie fchon oben erwänt, —* Bar F 
Geburtsſtadt der Defretalen; außerdem hatte aber Autgar noch 
Intereſſe bei Abfaſſung der Briefe, welches in mehreren — 
vortritt und ein neues Argument darbietet für die Identitäät Autgars und 
iſidors. In den falſchen Detretalen iſt vielfach von primates und vi 
stoliei die Nebe, als einer Zwiſchenſtufe —— den Metropolitanen 
Papſte, denſelben wird übertragen die Eutſcheidung der causae majores und 
en negotia, an fie follen gelangen die Appellationen von den 
3 das Nect haben, Ele vie u berufen und 










—— halte. Sefele (a.a.0. ©. 628) findet es — glaublich, 

gar der ware Pſeudoiſidor ſei, weil die Briefe die Schwächung der Metropoli 
gewalt eritreben, Autgar aber ſelbſt Metropolit gewefen fei. Dagegen wi 
genügen darauf hinzuweiſen, daſs Autgar jid über die Metropolitane, al 
mas geftellt wifjen wollte, er alfo um. jo unbedenkliher die Gewalt jener bei 
pien konnte, Man hat es ferner für —— gehalten, daſs um eines ei 
zelnen Zweckes willen Jemand eine ſolche Mafje von Dekretalen erfunden ha 
jollte, da ja wenige Sendjchreiben, ja ein einziges, welches das Daupttheme 
fchlagender Kürze behandelte, hierzu genügt haben würde (Röftell a. a. O. S. 11 
allein es handelte ſich in der Tat nicht um einen vereinzelten Bine; 

die Dekretalen durd; das Beitreben, die Biſchöſe der Lotharjchen Bartei d 

Gewalt des Kaifers und der Provinzialfgnoden zu ſchützen, zunächſt herk je 
worben find, fo galt e3 doch, Grundfäße über das Verhältnis ber Kirche zum 
Staate, über die Bedeutung und Wutorität des Epiflopats, und defjen Gtellun 
zu den Synoden, Metropoliten, Primaten und dem Papfte, für alle Zeit 
allgemeinen Geltung zu bringen, welche unlengbar die damals bejtchende red 
liche Ordnung jehr weſentlich alterirt haben würden. Ein fo 
wol die Mühe, und wenn auch eine geringere Anzal Briefe am fi t 
können, jo glaubte der Verfaſſer doch, wie wir jehen, fein größe 
Maßſiabe anlegen zu müſſen. — 






Pfeibeifh 


Der Zufammenhang der Abfafjung des pfeuboifidorifchen Werts mit den po- 
tifhen Wirren unter den Sönen h era e fi) Temer and 
aus dem unzweideutigen Beziehungen, welche in den falſchen Defretalen hervor» 
treten — et Ebbos von Rheims auf der Synode von 


| Didenhofen, 
on und deſſen Überfiedelung nad Hildesheim (mein S 203, 
6 —— Gi a hatte 
e aft, letzterer war unter den Anhängern Lothars beſonders in 

den 8: d getreten umd hatte darunter auch vorzugsweiſe gelitten. 
macht e3 jehr warjcheinlich, daſs auch Ebbo der Abfafjung 
der fal Dekretalen jehr nahe gejtanden hat, derjelbe war als Biſchof von 

| im fogar Autgars Suffragant. | 

* liegt in der Natur der Säche, daſs das Werf Pſeudoiſidors mit den not— 
mwendigen umfafjenden Vorarbeiten damals viel Zeit erforderte, und jo erklärt es 
fich, daſs wärend der Arbeit neues fich darbietendes Material verwendet und aus 
den te neue Motive für die Fälfhung gewonnen wurden. Im J. 835 
waren Dekretalen noch nicht fertig und verbreitet, weil in diefem Falle Ebbo 
bei den Verhandlungen auf der Synode von Didenhofen in diefem Jare eine Be— 
rufung auf dieſelben gewifs nicht unterlafjen und die exceptio spolii geltend ge: 
| würbe; bereits oben ijt ferner darauf bingewiefen worden, daſs 
aboifidor auf die Meftitution Ebbos (840) und deſſen Verjegung nad Hildes: 
(844) unverkennbar Rückſicht nimmt, es könnte daher die ältere Regenfion 
noch im J. 844 vollendet worden fein. Die erfte fichere Spur derfelben ift im 
3. 853 nachweisbar. Bereit3 in meinen Beiträgen (S. 74 ff.) habe ich hervor: 
gehoben, daſs die von Ebbo nad) feiner Reftitution vorgenommenen Ordinationen 
von defien Nachfolger Hinkmar als nichtig verworfen und der hieraus entitans 
bene Streit von der Synode zu Soiffons im 3. 853 zu gunjten Hinfmars ent— 
worben jei, daſs aber die von Ebbo ordinirten Geiftlichen in einer be— 
n Narratio das ganze Verfaren gegen Ebbo und die Synode ſelbſt auf 
 pfewdboifidorifcher Prinzipien und mit Berufung auf „deereta sanetorum 
P “ als unkanoniſch und illegal —— eſucht haben (vgl. auch Weizſäcker 
a. a. D. S. 79. 80). Die erſte ausdrückliche Erwänung der falfchen Dekretalen 
ift et —— zu Chierſy im J. 857 erfolgt (Monum. hist, 


Die anfallende Tatfache, dafs von Autgar ſelbſt die falichen Dekretalen nie 
— gemacht und benutzt worden find, erklärt ſich daraus, dafs dieſer nach 
abilitirung des Kaiſers Ludwig von dieſem Verzeihung erbat und erhielt 
und daher unter den veränderten Verhältniſſen es angemeſſener fand, die extra— 
Ilm s pſeudoiſidoriſche DOppofition gegen die weltliche Gewalt und die Synoden 
len zu fafjen, er verjuchte dagegen durch die von ihm veranlafste Kapitulas 
rienfammlung Benedikts, alſo mit Hilfe angeblich kaiſerlicher Dekrete, feine Zwecke 
au: Anders war one Zweifel das Verhältnis Ebbos zu der älteren 
Fri Delkretalenfammlung, welche, wie ſchon oben bemerkt, die Intereſſen 
desfelben nad) den verjchiedenjten Richtungen hin zu fördern gefucht hat. Sehr 
möglich ift es, dafs nad dem Umfchlag in der Auffaffung und Politit Autgars 
die Sammlung durch Ebbos Anhänger vorzugsweife in der Nheimfer Provinz 
und überhaupt im Weitreiche verbreitet worden ijt, mo dann einige Zeit nachher 
die Vermehrung derjelben jtattfand. 

Die fpäter fabrizirten Briefe, namentlich diejenigen, welche gegen die Chor: 
bifchöfe gerichtet find, waren im Jare 845 noch nicht befannt, da die in diefem 
Jare verfammelte Synode zu Meaur ſonſt gewiſs nicht unterlaffen hätte, diejel- 
ben bei ihrem Vorgehen gegen die Ehorbifchöfe zu benupen. Diefe Beitrebungen 
fheiterten auf dem Neichstage zu Epernay im Jare 846 durch die Nichtbeftäti« 


. . 
{ i 


gung der betreffenden Beitimmungen jeitens des Königs, auch Hinkmar verfuchte 
one Erfolg diejelben bei Papſt Leo IV. durchzufegen, auch hier finden wir nod) 
feine g auf die falfchen Dekretalen; nunmehr aber fuchte man durch diefe, 

die Autorität der älteren Päpfte zum Biele zu gelangen. Das Wert Ras 
bans über die, Chorbiſchöfe, warſcheinlich noch vor deſſen Erwälung zum Erz— 





biſchof (84 Gal® I hlefen Beieien denne 
( — 5— EEE DER na eo 


3 Bolsa für Die die jedenfalls 
847 (dem — — zech vollendete Kapitularienſammlung 
—— J —— * daſs die dabrilation der 


* 9 Bet der Frage — Verfafſer der falſchen Betreten 
auch — Diſſens. widerholter eingehender Prüfung * 


Beranla 




















im ausge ro ven An 5 
und Bis die Berfa dee aber der lteren Bor — abyug 
Begründung diefer * i im — er — 

* —— für den babe aber ſchon in meluen: 


p 
Form und Inhalt beſtehenden Verſchiedenheit wel ahme 
den Sa Wer — — — —* die 
erweiterte Form —— vB: iſt bis 5— nicht — —— J 9 A 


e —— Geſchichte der pſeudoiſidoriſchen Dekretalen bietet uns die 
reffante Erfcheinung, daſs dieje Parteifchrift, welche zunächſt ihren 
fentlichen nicht erreichte, fpäter ganz 3 anderen Antereffen und iene 
muſste. Derſelbe Schild, unter welchem eg um Schuge 8 öfe 
gegen Metropolitone und Synoden ftritt, der Primat Petri, erdrüdte mit d 
auch jene, und bie falfchen Dekretalen wurden in —— Händen ber $ 
auch den Biſchöfen gefärliche Waffe, jo dafs fie, ganz im Gegenfaß zu 
fprünglichen Beltimmung, ein Hebel zur Erhöhung und ——— ver 
lichen Gewalt wurden. Der fränfifche und deu tiche Epift 
Gefar, welde der beftehenden kirchlichen Verſaſſung * —* 
durch dieſe A — daher ſind dieſelben * den Synodala aten * 
zweiten Hälfte des 9. Jarhunderts entweder ganz ignorirt, oder | > 
verfängliche Stellen derfelben benupt und aufgenommen; mehrfach it er @ 
ſchichte diefer Zeit eine zum teil energijche Oppofition gegen bie fen T Br 
Grundfäße hervor, aber nur vorübergehend. Der —— —* 
die —— der Biſchöfe, ſowie ihre Teilnahme an den po en 
ungen, brachte die widerftandsloje Kirche in die vollftändigfte Glos: gig igfeit vo 
Nom und vernichtete die frühere Selbjtftändigfeit und Die ——— 
lichkeiten. Es waren alſo jene allgemeinen er politifchen. mE 
Buftände, welche dies Refultat berbeifürten, die Li e Pieuboifibord all 
dies * bermoht, ſie beſchleunigte höchftens Noms Triumph. 

In Rom feinen die Dekretalen und zwar in der —— u 
Papſt Nilolaus befannt geworden zu jein, denn in den Briefen der — 
desſelben finden 16 * eichungen auf Pſeudoiſidor (wegen ei It 
Goede a. a. ©. ©. 50), und Leo ftellt in feinem Schreiben ad episco 
Britanniae (Hardain, Y 1) in Betreff der Verurteilung eines 9 j br. J 
den Standpunkt der Synode von — nicht auf den Bfeuboifibon 
pfiehlt die hadrianifche Vie als Norm für rechtlihe Beurteilu— 
3.857, als Qupus don Ferrieres den Papjt Nikolaus um volftänbige Wi 
Po 434 Dekretale von Melchiades bat (Beitr, S. 11. 75), 


—. 


etliche 


we 
Pieubsifider 381 


ee kann. Batter u.a. — zwar, daſs ET jaljchen 34* nur 


lernt Habe, allein die Berufung des Papſtes auf „tot et tanta decretalia 

et diversorum sedis apostolicae praesulum deereta“, denen zus 

wider Rothad „inconsultis nobis“ abgejept worden jei, und das Borgeben, ih 
bicle Min ee Alters ber in den römiſchen Archiven aufbewart würden, jchließt 

us. 

—' Die Gefichte der fränkischen Kirche bietet und eine Reihe jehr interefjanter 

Berfuche, den in den falfchen Dekretalen enthaltenen Grundjägen praktiſche Gel— 

—— Anerkennung zu verſchaffen. In dem Streite, welchen der Biſchof 

—X von Soiſſons mit feinem Metropolitan Hinkmar von Rheims hatte, uns 

— letzterer, und dies Reſultat war ein Sieg der von Rothad und dem Bap ſt 

Nilolaus vertretenen pſeudoiſidoriſchen Grundſähe, denen ſich Hinkmar und die 

Biſchöfe in dieſem Falle unterwarſen, jedoch nicht, one ſich ihr auf 

Kanonen und Dekretalen geſtütztes Recht entfhieden und freimütig res 

zu haben (Sirmond. Opp. Hinemari T. U, p. 256—259). Wie wenig 

en einzelnen Sieg die Wiberftandskräfte des fränkiihen Epiftopats wis 

der oifidor erſchöpft waren, geist der Streit zwifchen Hinlmar von Rheims 

8 Neffen Hinkmar von Laon. Dieſe — für die Geſchichte 

ſchen Dekretalen überaus lehrreich und fruchtbar, endeten mit einem voll— 

i Siege de3 alten Kirchenrechts über die pjeuboifidoriihen Tendenzen 

weh Be ©. 79—87). Der jüngere Hinkmar war ein enthufiaftifcher Ver— 

der faljchen Dekretalen und feine VBerteidigungsfchriften find überreich an 

aus dieſen und den Angilramſchen Kapiteln. Eine Barifer Handſchrift 

—— ar. 366, saec. IX) enthält u.a. folgende Erklärung desſelben: „Hine- 

marus Deo miserante ecelesiae Laudunensis episcopus his sanetorum apostoli- 

ene sedis patrum deeretis obtemperandum subscripsi. Qui quoque mihi eodem 

Deo auctore commissi sunt et in his similiter sentiunt, sollieiti servare unita- 

tem spiritus in vinculo pacis, hac mecum pace potiantur. Si vero aliqui se- 

eus nolentes fieri socii hujus disciplinae, nee habeantur partieipes communionig 

mostrae. Actum Lauduno VIII. Id. Julias“, Diefer Erklärung ftehen zwar uns 

mittelbar voran die Angilramſchen Kapitel, fo daſs es jcheinen könnte, als ob 

im Sinne gehabt, ich glaube aber, daſs dieſer Auffaffung die Be⸗ 

‚auf die Dekrete des apoftolifchen Stuls entgegenfteht,-und daſs diefe Er— 

ng dieſelbe ift, zu deren ee are kur die ihm untergebenen 

‚gezwungen hat (Opp. Hincmari, T. 569. 600). Der Proyeis wis 

‚beiden Hinfmar gibt und das Beifpiel einer do jtändigen Peaftifgen 

der faljchen Detretalen von jeiten des Neffen, nod; einmal dienen 

bier | fe in ihrem urſprünglichen Sinne und Charakter den e agent 

hen, d. b. epiffopaliftiichen Tendenzen, wärend fie in dem Rothad— 

| überwiegend und fpäterhin ftet3 im päpftlichen Intereffe ausge: 


382 Pieuboifider 


beutet wurden. Beſonders interefjaut ift hierbei auch 7 Verhalten des älteren 
infmar gegenüber den Defretalen; eine Reihe von gen des d. 
eitr. ©. 3% Anm.) zeigt —— daſs er dieſelben als — und unter⸗ 
geſchoben erkannte, gleichwol verfchmäht er aber nicht, auch feinerfeits fich auf 
Diefelben, welche er joeben als „deereta sedis romanae pontificum commentaf, 
„ügmenta compilata“ bezeichnet hatte, zu bexufen. Weizfäder hat in der 
mehrfach angezogenen vortrefflichen Abhandlung: Hinfmar und Pſeudoiſidor 
ſchrift für hiſtor. Theol. 1858, ©, 327 ff.) dieje Verhältniffe einer ſehr ——— 
den Unterſüchung unterworfen und die Gründe der jehr zweidentigen Polemik 
Hinkmars gegen Pſeudoiſidor aufgededt. So gewijs derjelbe den Betrug durch— 
ſchaute, fo emergiich er, wider die den Metropoliten umd * fendlichen 
pſeudoiſidoriſchen Grundfäße anfämpfte, jo gewann er es doch nicht über ſich, 
den Einflujs der Briefe durch Enthüllung des Betruges zu brechen, denn bieje 
boten aud) pe in anderen Beziehungen ® emünfchte Waffen ur — ſei⸗ 
ner eigenen Zwecke und Beſtrebungen, namentlich zur Du Durdfiirung — 
tialidee —* Rheims, am welcher freilich auch er geſcheitert iſt. 
t ihm verjtummte für lange Beit die Oppofition gegen Pſeudoiſidor 
und —* erloſch der lirchliche Sinn im Klerus, deſſen Streben überwiegend 
materiellen Dingen zuwandte, und deſſen Tätigteit uud Kräfte in den po 
—— und Intriguen aufgingen; ein großer Teil der Biſchöfe war unwiſ— 
end und unbelannt mit den alten Stanonen und echten Defretalen, die. Schulen 
verfielen,; mit ihnen der Weg zu geiftiger Bildung, die Synoden endlid verküms 
merten, und jo ging die Kraft, aber aud der Wille unter zum vitande ge: 
gegen Rom und Pſeudoiſidor, und der Triumph beider war die natürliche Folge. 
Die wenigen Synoden, welche in Frankreich und Deutichland am Ende be 9. 
darhunderts noch gehalten wurden, find voll von Klagen über das Sittenverberb- 
nis ber Bifchöfe und der übrigen Geiftlichkeit, über Die — — des 
Synodalinſtituts und das drohende Verderben der Kirche, es find die le 
nenden Stimmen, welche aber one Anklang verhallten, Auf einigen diejer & 
noden werben auch ſalſche Dekretalen citirt, 3. B. in der von Köln vom 3 
Kap. 3, von Meb vom 3. 888, Kap. 5, von Matra vom 3. 881, Rap. 5, bon 
Tribur dont 3.895, Kap. 2, 79, 19, 22, 32, von Troied dom 3. 909, Kap, 5, 
Nur einmal noch auf der Synode von Rheims im 3.991 finden wir einen emers 
iſchen Widerjtand fränkiſcher Biſchöfe, bejonders des an Arnulf von 
eans n bie falſchen Dekretalen, vermittelſt deren Arnul — 
ſeinem Ho — ee die Kompetenz der Synode beftritt (vgl. Beitr. S. 89. 90) 
Seit dem Ende des 9. Jarhunderis wurden zalveiche Auszüge des pfeubo: 
ifidorifchen Werks veranftaltet, unter denen die fogen. Capitula edii Curien- 
sis die befannteften find (j. den Urt, „Kanonen: und Dekretalenfamml,* Bb. 
©. 481. 482), befonderd aber wurde die allgemeine Verbreitung der talfchen: 
fretalen vermittelt und gefichert durch ihre Aufnahme in die großen 
Kanonenfammlungen jener Zeit, welche einen groben Teil ihres teriols aus 
jenen entlehnt haben, } B. die Colleetio Anselmo dedicata, das Delret Bur— 
arts, die beiden Wer e Ivo's, die Sammlung Anſelm's von Qucca, die collec- 
tio trium partium u. a, (f. denfelb, Urt. Bd. VII, ©. 482%.). Da dieſe Samm⸗ 
lungen zugleid die Quellen waren, aus denen Öratian fein Dekret zufammenjtellte, 
jo wurde der Kern der falſchen Dekretalen ein integrivender Beſtandteil des Cor- 
pus juris canoniei und mit diejem allgemein vezipirt. 
De Smedt hat in einem im 6, Bande der Etudes religieuses, historiques et 
litt6raires (par des Pöres de la compagnie de Jesus, Paris 1870, p. 77-101) 
ebrudten Auffape: „Les fausses déerétales“ den Beweis zu füren geſucht, 
daſs mit einer einzigen Ausnahme die Päpſte bis zur Mitte des 11. Jarhunderts 
die foljchen Dekretalen nie citirt und deren Authenticität anerkannt hätten. Ich 
habe bereits oben machgewiefen, daſs Papſt Nikolaus I. im feinen —— 
mit Hinkmar von Rheims und im der Rothadſchen Angelegenheit zwar ‚bie ſeal⸗ 
fchen Briefe nicht namentlich citirt, aber von den ——— 
einen ſehr ausgedehnten Gebrauch gemacht, die Autorität berfelben alſo 


en 


2 


—58* an II. eitirt in den ep. episcop. Duziacens. (Harduin. Coneil, 
= 722) eine Stelle aus ber Fallen —— des Anterus (die einzige 
Ausnahme, welche De Smedt einräumt), ſtellt aber außerdem mehrfach pſeudo— 
iſidoriſche Grundjäge auf (vgl. meine Beitr. zur Geſch. der faljchen Dekretalen 
— Wenngleich ich die von Maaßen im 1873 veröffentlichte Rede nicht 
dem Bapft Hadrian II., fondern einem andern er uſchreibe (j. oben ©. 366), 
fo bleibt doch bemerkenswert, dafs im derjelben, welde warjcheinlich auf einer 
an Synode gehalten wurde, zalreiche Citate aus den falſchen Defretalen 
enthalten find. In einem Briefe ‚Stephans VI. an den Bifchof von Mainz (teils 
mitgeteilt in Ivo Decret. IV. 232; Gratian. Deeret. Dist. VI, e. 13) be 
ee berjelbe nicht die in dem pfeuboifidorifchen Briefe des Athana ſius 
Markus enthaltene Mitteilung, daſs die Synode von Nicta 70 Kapitel 
habe. In den Briefen der Päpfte des 10. und der eriten Hälfte des 
11. Jarhundert3 habe auch ich keine ausdrüdlihe Anfürung faliher Dekretalen 
‚ um fo häufiger aber find dergleichen Eitate feit diefer Zeit in Briefen 
IX. (Hard. Coneil. T. VI, col. — * beſonders Gregors VII. (Hard. a. a. O. 
eol. 1427, 1470, 1523 u. ff.), Paſchal U. (a. a. ©. 1852) u. a. 
2 Dis fpäter die falſchen Dekretalen in Deutſchland weit pe verbreitet 
und befannt waren als in Frankreich, zeigt ein von Kunſtmann in der Frei: 
Beitjchrift für Theolog. Bd. 4, ©. 126 veröffentlichtes, auf der Synode 
j im 3.1085 erlafjenes Schreiben des päpftlichen Legaten und ber 
höfe, Hier heißt e8: „Sperabant autem illud furtum eorum ideo 
N non posse deprehendi, quod illa Isidori dieta non de ex- 
eellentioribus illis auetoritatibus sint ae proinde minus agi- 
— et magis ignotas., 
Bis zum 15. Jarhundert war der Glaube am die Echtheit der pfeuboifido- 
Briefe allgemein; nur eine vereinzelte Stimme gegen diejelbe iſt mir aus 
Zeit befamt:: Stephan von Tournai (7 1203) ſchrieb an einen, nicht näher 
eg. Papit unter anderen Klagen über die damaligen kirchlichen Zuſtände: 
n si ventum fuerit ad judieia quae jure canonico sunt tractanda vol a 
vobis commissa vel ab ordinariis judieibus cognoscenda, profertur a venditori- 
bus inextricabilis silva decretalium epistolarum quasi sub .no- 
mine sanctae recordationis Alexandri papae et antiquiores sacri 
eanones abjieiuntur, respuuntur, expuuntur, Hoc involucro prolato in medium, 
ca quae in conciliis sanctorum patrum salubriter instituta sunt, nee formam 
eonsiliis nee finem negotiis imponunt, praevalentibus epistolis, quas 
forsitan advocati conductitii sub nomine Romanorum pontifi- 
cum in apotheecis sive cubienlis suis confingunt et conscribunt, 
' volumen ex eis compactum et in scholis solemniter legitur et in foro 
venaliter exponitur, applaudente coetu notariorum, qui in conseribendis —⸗ 
tis opusculis et laborem suum —— imminui et mercedem au 
(Notices et extraits, Vol. X. P. 2, p. 101), Im 15. Jarhundert fpradı 2 
der Kardinal Nikolaus von Cufa A eoncord. catlıol. HI, 2) und Johannes 
ner (Summa eccles. II, 101) Zweifel an der Eohtheit der Defretalen 
—— dieſe durch den Merlinjcen Drud zugänglicher geworden, wurbe 
Sätferung Dun durch die Unterjuhungen der Magdeburger Eenturiatoren (Eecles, 
H, 7. II, 7) und iz: Kritiker, wie —— und Le Conte, un— 
—e— nachgewiefen gl. Theiner a. a. ©. ©, 11ff.; Richter, Diss, de 
emendatorib. Gratiani, Lie, 1835, p. 26. 30, 31). " Bivar "verfuchte ber Jeſuit 
Torres vous adversus Magdeburgenses centuriatores pro canonibus apo- 
stolorum et epistolis decretalibus pontifieum apostolicor,, Florent. 1572), die 
cität der Defretalen zu retten, die Gegenjchrift des tejormirten Prediger 
Blondel (Pseudoisidorus et Turrianus vapulantes, Genev. 1628) wies aber ſcho— 
es Berfuhes Gelehrjamteit und Grünblichkeit die Schwäche und Nichtigkeit dies 
es nad), namentlich durch eine ſehr genaue Unterfuhung über die von 
benupten Quellen. Abgefehen von dem Bemühen des Franzisfaners 
Malvafia (Nuntius veritatis Davidi Blondello missus, Rom, 1635), 


Penn Bfeuboifi 


gleihmwol die Echtheit der Dekretalen zu verteidigen, ift feit dem 17. 
bi8 zum Jare 1866 die Fälfchung nicht mehr bezweifelt worden. Bejondere Ber- 
bienjte auch um die Gefchichte der falſchen Dekretalen haben fi die Gebrüder 
Ballerini erworben; die außerordentlich reiche neuere Litteratur ift bereits oben 
"bei Beiprehung der einzelnen Nontroverjen angegeben worden. Im Jare 1866 
hat Eduard Dumond in einem Aufſatz: Les fausses dérétales in der Revue des 
questions historiques Tom, I, p. 392 sq. und Tom. II, p. 97 sq. nochmals den 
natürlich total verunglüdten Verſuch gemacht, die Authenticität der Defretalen zu 
retten. *— 
Bon beſonderem Intereſſe iſt noch die Frage, welchen Einfluſs die pſeudo— 
iſidoriſchen a auf die Kirchliche Verfafjung ausgeübt haben. Zunächſt ift nicht 
iu leugnen, dafs dieſelben in diefer Beziehung vielfach überfchägt worden find. 
e früher jehr verbreitete Anficht, wonad; der römische Primat feine Ausbildung 
und Unerfennung vorzugsweiſe jenem Betruge Pſeudoiſidors verbanfe, iſt wol 
gegenwärtig als überwunden zu betrachten; im Gegenſatze zu derjelben wirb aber, 
namentlich von den meiften Katholifchen Kanoniften, die Behauptung aufgeftellt, 
dajs die falſchen Dekretalen im wejentlihen an der kirchlichen Disziplin nichts 
eändert haben und nur der Ausdrud ihrer Zeit gewejen feien, welche auch one 
ie ihren Fortgang gehabt hätte (Walter $ 98; Phillips Kirchenr. Bd. 4, 8174; 
Hejele im Freiburg. Kirchenlexikon Bd. 8, ©. 859; Luden (Proteft.), Geld. d. 
deutichen Volks, Bd. 5, ©. 473 ff. u. a). Walter hat a. a. D. feine Auſicht 
durch eine Vergleichung der wichtigſten pfeuboifidorifchen Beitimmungen mit bem 
älteren Necht nachzumeifen gefucht. Neu ift in den pfendoifidorifchen Defretalen 
ber Grundſatz, daſs alle Synoden, auch die Provinzialfgnoben, für — 
mentritt der Zuſtimmung oder doch der nachfolgenden Beſtätigung 
bedürfen, da die befannte Stelle in der Historia tripartita IV, 9, 19 nur von 
den allgemeinen Konzilien fpricht, allein diefe Beſchränkung ijt nie praktiſch 
worden; dasjelbe gilt von der, übrigens bereit3 in den ——— 86 
befindlichen Beſtimmung, daſs ein Laie nicht Ankläger wider einen Geiſtlichen 
fein dürfe. Neu find ferner die in den Dekretalen ganz beſonders betonten und 
zum Überdrufs widerholten Säße, daſs jeder angeklagte Biſchof ein 
les Appellationsrecht nach Nom habe, namentlih, wenn ex feine Richter für in- 
festi et suspeeti hält, daſs im allen causae majores und negotia episcoporum 
die Definitiventfheidung ausſchließlich dem Papſte gebüre, auch wenn nicht appel- 
lirt worden fei. Befonders lehrreich und intereffant find gerade in 
auf diefe Punkte die durch die Streitigkeiten Hinkmars mit —* und 
Neffen herbeigefürten Verhandlungen, in denen der Gegenſatz zwijchen dem 
geltenden Rechte und den pfeuboifidoriichen Prinzipien ſehr ſcharf 
Zum Beweife dafür, dafs dieſe Säbe jhon vor Pſeudoiſidor von Päpften aus: 
eiprochen worden feien, beruft fid) Walter auf mehrere Delretalen; allein der 
ief Gregors IV. vom %. 832 ijt, wie oben bereitö erwänt, unzwei uns 
echt, in dem Schreiben Leos IV, an die Biſchöfe der Bretagne vom $. ſo⸗ 
wie des Sergius II. im J. 844, wird die päpſtliche Entſcheidung nur im Fal 
einer Uppellation des Biſchofs in Anfprucd genommen, und dajs Nikolaus I. in 
der Sache Rothads außer den älteren echten Quellen auch die jaljchen Defretalen 
benußt hat, habe ich oben nachgewieſen. Die Anficht, dafs die da Um: 
ftände von felbft, ganz unabhängig don den Defretalen, in diejer auf 
eine Veränderung der Disziplin hingedrängt hätten, kann ich nur injofern 
laſſen, als auch nach meiner Überzeugung die Pergamente Pſeudoiſidors 
berungen in Betreff des Begriffs und Umfangs der causae majores und 
pellatiomen nicht herbeigefürt hätten, wenn biejelben nicht den einen. 
lichen Zuftänden und der durd eine hiſtoriſche Notwendigkeit Prima» 
tialidee entiprochen hätten. Jedenfalls ift aber nicht zu verfennen, dafs 
Briefe, indem fie, obſchon zur Mealifirung epiffopaliftiiher Zwecke, jene 
ipien anfftellten und mit dem Nimbus urchriſtlicher Autorität nmlleideten, zur 
Entmidelung und Ausbildung des römifchen Primats auch ihrerjeits jehr weient 
lich beigetragen haben. Waſſerſchleben. 


Ptofemäus  ——_ Pufenbarf 385 


Piolemäus ſ. Gnoſis Bd. V S. 228. 


Publitani. Mit diefem Namen wurden die Katharer feit der Mitte des 12. 
— im Norden von Frankreich und in England benannt, Der Name 
t warjcheinfih von Baulicianer her; die Kreuzfahrer nämlich, die im 
Driente Paulicianer getroffen hatten, nannten die Katharer auch fo, weil fie wie 
die Baulicianer Dualijten waren, Es iſt dies feine bloße Vermutung, da meh: 
vere jranzöjiiche Schriftjteller die Paulicianer geradezu Popelicans nennen, jo 
Billehardonin. — Darin ftimmen überein Du Cange s. v., Mosheim in den In- 
stitut. und Schmidt, histoire et doctrine de la secte des Cathares gr: gr 
og. ” 
-— Bufendorf, Samuel, Freiherr vom. Das ganze Mittelalter hindurch 
galt die ejjentielle Gerechtigkeit Gottes als der Archetyp, die Eigenfchaften Gottes 
als die Norm, der Defalog als das Geſetzbuch des Naturrecht3 Der Proteftan- 
tismus bob, auch Hier feinem eigentümlichen Wefen treu, in allmählicher Ent» 
widelung (Melauchthon, Nik. Hemming) das Naturrecht von diefem objektiven 
Grunde ab und verjegte fein Prinzip in den Menjchen. Hier waren zwei Fälle 
möglich, indem der Menfch, ala Prinzip des Naturrechts, entweder im Lichte der 
Offenbarung oder rein als ſolcher betrachtet wurde. Geſchah jenes, fo entitand 
das REN. nach welchem das Recht, als zu den Reliquien des 
en Ebenbildes gehörig, aus dem Stande der Unfchuld hergeleitet wurde 
quiequid convenit cum statu integritatis, illud est faciendum). Im zweiten 
alle ergab ſich das Socialitätsfyjtem, meldes das Recht auf die Natur 
des Menſchen gründet, wie fie eben ift. Für das Socialitätsprinzip hatte Hugo 
Grotius das lang nachklingende Wort gejprochen: das Naturrecht ein Diktat der. 
reinen, durch den natürlichen Socialitätätrieb bejtimmten Vernunft, unverbrüchlich 
und unmwandbelbar jelbft für den allmächtigen Gott. Den Meerjchaum des Grotius 
te Bufendorf, der erfte deutſche Profejior des Natur» und Völkerrechts, 
| berg, Lund, zulegt Hiftoriograph des großen Kurfürften in Berlin 
6 1694), zur Aphrodite, d. h. die Gedanken des Grotius erhalten durch ihm ihre 
jtematijche Vervolljtändigung im feinem berühmten Werfe De jure naturae et 
gentium, Londini Scanorum (und) 1672; Fref. 1684 u. d, Moral und Recht 
vermifchend, jtellt er die Rechtserfenntnis dar ald drei Quellen entfließend : ber 
Ben, ben bürgerlichen Geſetzen und der göttlichen Offenbarung, woraus drei 
Disziplinen: Naturrecht, bürgerliche Necht und Moraltheologie — ſich ergeben. 
Das Naturrecht erzieht den fjozialen Menjhen für die Erde, die Moraltheologie 
ben Ehriftenmenfchen für den Simmel. Das Prinzip des Naturrechts ijt der So— 
eialitätstried. Der Menſch ald animal sociabile fann nicht exlex fein. Die Be— 
deutung Pufendorfs liegt ſonach darin, daſs er, konjequenter als Grotius, das 
Naturrecht zu einer rein rationalen Wiſſenſchaft macht, unabhängig von ber gött- 
barung, von der Auftorität des Glaubens und der Sercäig Seine 


u 


DOppofition richtet fid) von hier aus einmal gegen die efjentielle Gerechtigkeit als 
des Naturrechts. Die göttliche Gerechtigkeit verliert deshalb ihre proto- 

he Bedeutung für das Naturrecht, weil ihre Gleichartigkeit mit der menſch— 
echtigkeit unnachweisbar it. Die Herleitung des Naturrechts aus Krift- 
Prinzipien vernichtet deſſen Univerfalität, indem nicht nur die Nichtchriften 

von diejem Nechtsforum ausgeſchloſſen wären, ſondern aud im ber ae 
Kirche fein einheitliches Rechtädewufstjein zuftande fommen würde. Die Ortho— 
doren würden ein andered Rechtsfompendium haben und die Synfretiften ein an- 
bered. Das Naturrecht nimmt den Menſchen nad feiner unmittelbaren, erfarungs- 
Beichaffenheit, unbefümmert um die Dogmen und Fragen der Theologie, 

wie der Menjd) in den erforungsmäßig verderbten Zuftand geraten ift. Wenn 
mun auch Pufendori dad Naturreht emanzipirt von ber Theologie, one beren 
Dogmen zu widerjtreiten, jo Hat er doch die Religion feftgehalten zunächſt ala 
Mittel zur Berwirklihung bed Rechts (vinculum et velut coagulum humanae 
societatis) und Gott als deſſen Urheber (Deum esse autorem legis naturalis), 
Sein Lehrer, der berühmte Mathematiker Erhard Weigel in Jena (geftorben 


Reals@ncyflopäble für Theologie und irche. XII. 95 


# —n 


386 Pufendorf 


1699) *), hatte die Methode der Geometrie, dieſes Ableiten von Folgerungen aus 
allgemein zugeitandenen Ariomen, für Philofophie und Moral —— — 
mysterium trinitatis aus den principiis geometricis zu demonſtriren 
fangen, welches letztere er auf Verlangen der theologiſchen Fakultät 
—— Ju gleicher Weiſe wünſchte Puſendorf die Theologie nad mathematische 
Methode behandelt, als wodurch aid nur ein großer Teil von Kontroverjen ver 
hindert, jondern die theolo I iffenfhaft auch ſo —*— werden 
dafs nur Geiſteskranke und Tr haft Affizirte ihr wide n — 
allgemeinen Erkenntnisbegriffe und der fortlaufende Schriftſinn ſollten die 2 * 
dazu liefern (j. Epistola Pufendorfii ad fratrem super theologia in formam di 
monstrationis redigenda, abgedrudt bei Pfaff, Histor, litter. theol. I, 398 
allem die ——— er dem theologiſchen Zeitbewuſstſein zu viel — Jald 
türmten ofen über feinem Haupte. Seine Kollegen in Lund, Nik. Bed: 
maun (Asinius Tenebrio), der bei Verluſt der ewigen Seligfeit jeine Angriff 
machen wollte, und Jojua Schwarz —— architectus) begannen den Streit, 
nannten Bufendorf einen monitröfen Mann, einen Se ivivus und jchät 
fichen Atheiften, zogen einen Index novitatum aus feinem Naturrecht, verflag 
ihn bei der Regierung, beantragten Br Entfernung von der Univerfität und 
bot des Bücherjchreibend. Die Negierung mante zur Ruhe, Als 
fur, zu tumultuiren, wurde der Inder für ein famofes Libell erklärt ı 
Nuheftörern allerhöchſte königliche Ungnade angedroht. Bedmann ließ piese f den 
Inder druden, Die Regierung befahl, ihn beim Kopf zu nehmen und zu incar 
ceriren. Der aber war bereit3 nad) Kopenhagen entwichen und forderte Pufen 
dorf auf eine gute Fuchtel oder auf ein par Piſtolen. Die Untwort war öffent 
liche Verbrennung des Inder, obwol Schwarz gegen dies ſchändliche Verfaren be 
den Wunden Chriſti bat, Infamerklärung und Proſkription Beckmauns aus allen 
föniglihen Landen. Nachdem diefer zur römiſchen Kirche — war um 
dieje de um einen Stodnarren reicher gemacht hatte, genoſs er bei dem 
von Bamberg das Gnadenbrot. Schwarz, der, ald ihm zu reden verboten warb, 
iwenigftend brummte, wurde als Überläufer zu den Dänen Superintenden! 
Schleswig. Beckmann Hatte den Inder nad Wittenberg, Leipzig, Jena und Gar- 
deleben, wo Friedrich Geſenius (4 1687) Superintendent war, ſamt einer episte 
eyelica geſchickt, worin Pufendorf ala ein Mann verdrehten Gehirns, der ba 
natürliche und moralifche Necht, den Defalog und die Geſetze Gottes malitiös 
und gute zu vernichten fi bemühe, als Ansbreiter ded Socinianismus und 
als Magifter des reinen Atheismus ausgefchrieen wurde. Der Senior der Leip: 
ziger Theologenfakultät Scherzer, erwirkte (1673) ein kurſürſtliches Verbot, noch 
ehe Pufendorjs Werk bekannt worden war ; dann griff Geſenius als Christianus Vigi 
den Streit auf, defien Bannjtral und Slnnmelsfäläffel Pufendorf nicht jonderlid 
fürdhtete; tae Valentin Beltheim in Jena, ein erbitterter Gegner, eine Säit 
der alten jcholaftiihen Barbarei. PBujendorf warf ihm pfeudonym vor, daſ 
zu Leipzig geweſen und allda eine jholaftiiche Ligue habe aufrichten wollen, „We 
ched Beginnen des Veltheims one raison und eine pure Pedanterie ift, aud 
fein Gehirn fommen kann, es fei denn anftatt einer reellen Moralität mit m . 
Er Tabellen ald fprödem Hederling angefüllet, und gleichwol trachtet der gute 
ropf fi dadurd an Hrn. Pufendorf zu rähen und eine löbliche Akademie im 
Leipzig mit einzuflechten“. Die Charteque des masfirten Koh. ettus Balar 
timus (b: i. Bufendorf) wurde in Jena wegen gröblicher Injurien wider unjere 
freundlichen Kollegen —— confiszirt (1677), der M. Gottfried Rlinger a 
Bitten, ein Anhänger Pufendorfs, der im Kollegio zum dftern die Beholasticos 
durchgezogen und Aristotelicam philosophiam fugilliret, 1676 zur Unterfuchung 
gezogen. Sein Bauptgegner aber war Alberti in Leipzig, ber, ganz, auf bei 
alten DOffenbarungsftandpunfte,, mit der Behauptung herbortrat, der heil. Get 
T 


jaay) Derol. C. Spieh, Erhard Weigel, der Lehter von Leibnig und Bufenborf. Zeig 





































— 


Pufendarf ‚387 


die Heil. Schrift auch zum Nupen der Philofophie redigirt, und mit der 
‚ Bufendorf habe fo viel Neuerungen vorgebradht, daſs alle ortho— 
doren Theologen fie ihm in feinem ganzen Leben nicht abwaſchen könnten. Seden- 
dorf, der Gejhichtfchreiber der Reformation, nannte die Ableitung des Naturrechts 
aus der Vernunft eine Methode der Heiden. Spottend und feherzend hat Pufen- 
dorf, bejonders in der Eris Scandica (Franffurt 1686) feine Gegner t⸗ 
Für die natürliche Behandlung des Rechts berief er ſich auf die Heil. 
rift ſelbſt, welche Ichre, dafs das Geſetz den Völkern ins gefchrieben fei; 
den Vorwurf des Atheismus beantwortet er damit, daſs er im Naturrecht Gott 
nicht leugne, fondern präfupponire, „eben wie man in Institutionibus nicht ein 
eigen Kapitel nötig hat de Justiniano et Theodora, Justiniani uxore“. Man 
folle Ortgodorie und Heterodorie ein- für allemal den Theologen überlaffen. 
e doch nach Alberti auch der Krieg nach Analogie des Standes der In— 
tegrität gefürt werden, und der Leipziger Scharfrichter habe, wenn jchon nicht 
formaliter, jo doch normaliter Dirnen den Staupbefen zu geben ad statum Pa- 
radisiacum. Ein befonderer Vorwurf traf ihn als Verteidiger der —— 
Pufendorf Hatte nur behauptet, daſs die Polygamie nicht direkt dem Naturgeſetz 
‚ wie Mord, Diebftal, Ehebruch, doch fage die Vernunft, daſs es 

bar fei und dem häuslichen Frieden zuträglich, in Monogamie zu leben. 
warb ihm verübelt, dafs er in Heidelberg mit Calviniften Umgang gepflogen, 
räumte gern ein, er habe mit den Reformirten freundlich und frieblic 
‚, wie andere Zutheraner ebenfalld getan, aber den -Iutherifhen Glauben 
er niemals verleugnet. „Mögen fich jene nun rühmen, den heroifchen Geift 
zu befihen; ach wie jehr ift er in der Länge der Beit ausgeartet, wie 
it aus dem edlen Wein ein fcharfer Effig geworben!" Seine verſcherzte Necht- 
gleit wider herzuftellen, hat er in einem nachgelafjenen Werke (Jus feciale 
um s. de Consensu et Dissensu Protestantium, Lubee. 1695, Fref. 1716) 
an der Union mit den Reformirten verzweifelt, jo lange diefe an ihrem Dogma 
vom abjoluten Defrete, durch welches der Bund Gottes mit den Menfchen ber: 
eitelt werde, hingen. Deſſen hatten fich die Neformirten von einem Pufenborf 
wicht verjehen, feine Schrift jei das befte Mittel, die ſchwediſchen Theologen, 
über die er fo viel geklagt, mit ihm auszufönen (j. Bibliotheque choisie par 
Jean le Clerc. Tom, VII, 391), Manderlei Schriften und Gegenſchriſten, auch 
wider annte Tudmäufer, find in der Sache erfchienen. — Pufendorfs Verdienfte 
um das Kollegialiyftem durch feine Schrift: „De habitn religionis Christianae 
ad vitam civilem“ (Brem. 1687) find Band VII, ©. 119 diefer Encyflo- 
ie gewürdigt worden. — Übrigens fand Pufendorf erſt durch Buddeus und 
8 | Wolff die Anerkennung, die ihm gebürte. „Seine Schriften“, bemerkt 
‚ „werden nun gelejen, um daraus zu profitiren, in feiner Gegner Chor: 
tequen aber wird Safe und Pfeffer gewidelt, wenn ihnen noch die größte Ehre 
widerfäret*. Und ein Anhänger Wolffs jagt: „Wufendorf mufste ein Bibel- 
und deswegen aud ein Feind Gottes gejcholten werden, weil er das 
Prineipium iuris naturae et gentium nicht auß der Bibel nehmen wollte, fons 
bern lieber aus der Natur des Menfchen, als wodurch er glaubte, mit allen 
Gentibus raifonniren zu können, Nunmehr gilt er für ben unter den Ge— 
en, welcher nebſt Grotius in dieſer bortrefflichen Disziplin dag Eis ge 

en", 


bi —— de Buddeus, Selecta —* nat., * a B naeh 
’ ie des Rechts, 3. Aufl., Heidelberg 1854, I, 9.8.8. 
leere der Rechts- und Staatäprinzipien jeit der Reformation, 3 Bde., 
‚1848 bi8 1852, Bb. II; 9. Hettner, Litteraturgefchichte des 18. Jahr- 
anderts, 3 Theile, Braunfchweig 1856-1862, III, 1, 83; %. E. Bluntjchli 
n ben bon ihm und K. Brater —— Deutſchen Staats-Wörterbuch, 
Bd. VII, ©. 424—439 ; Derfelbe, Geſchichte des emeinen Staatsrechts 
und ber Politif, Münden 1864,- ©. 108; I. ©. Droyjen, Zur Kritik % 
(im „Abhandlungen zur neueren Geſchichte“, Leipzig 1876). — Belege aus ben 
25 * ⸗ 


— 


388 Pufendor — Pullus 


fisze ſ. in der Geſchichte d teftanti 
oe a ae: * ses er Geſchichte der protefta a 


Pulderia, die reichbegabte, mit ungewönlichem Herfchertalent- augeftattete 
Tochter des Kaiſers Arcadius uud ältere Schweiter des Theodofius LU., T 





Verdammung fowol des Eutychianismus als des Neftorianismus die Ort 
und ftarb bald darauf vier Sare vor ihrem Gemal Martian, am 11. Sept. 453, 
Der griechiſchen Kirche gilt fie als eine ber ausgezeichnetſten Heiligen, 

Bgl. AA.SS. t. IH Sept., p. 503—540; auch t. IV, App. p. 778. — 
8. J., Kalendar. manuale utriusque Ececl., I, p. 239 sq. F. v. Gregorobius, 
Athenais, Geſchichte einer byzantin. Kaiſerin. Leipzig 1881, bei. S. 60 fi. 


Pullus oder Bulleyn, Robert (der Name findet fi in mehr —— 
verſchiedenen Formen; nad Wright: Robert le Poule, nad Haurkau: Robes 
en). englifher Scholaftifer und römischer Kardinal des 12. Jarh.’3. — be 
ein Leben haben wir nur unvollftändige, zum teil widerfprechende Angabe 
Ort und Far feiner Geburt find unbekannt. Sein Geburtsland ift England, 
war Beitgenofje der drei normännijchen Könige Wilhelm U. (1087— 1100), Dein 
rich 1, ga und Stephan (1135—1154); feine Geburt mag zwiſche 
1180 und 1190 zu jeben fein. Drang nad wiſſenſchaftlicher Ausbildung {dein 
ihm frühe mad Paris gefürt zu haben, wo damals die dialektifche Behand 
fung der Theologie unter Wilhelm don Champeaur, Peter Abälard, Gilbert a 
ihre erjten Blüten entfaltete, Wie lange jein bortiger Aufenthalt & dauert, of 
er jeßt auch ſchon ald Lehrer dort vr wifjen wir nicht. Ausgezeie 
burd Stand und Reichtum wie durch Bildung und Charakter erlangte 
feiner Rüdlehr in fein Vaterland (ec. 1130) hohe kirchliche Stellungen, insbeſo 
dere das Arhidiafonat zu Nocheiter, und eröffnete in Oxford eine iheofogife 
Schule. Englifche Sähriftfieler (wie Pitjeus, De ill. Angliae script. und 
'antiq. Acad. Oxon.) wollen willen, daſs P. „ald Lehrer und Kanzler der Um 
verjität Orforb“ durch feine Liberalität und Gelehrfamkeit, insbejondere Durd 
feine eifrige Lehr- und Predigttätigfeit die alte, unter den ns lönigen 
berfallene Oxforder Schule wider hergeftellt und zu neuer Blüte erhobe: Hab 
Dieſe Wirkfamkeit jcheint etwa fünf Jare lang, 1130—1135, gedauert zu 5 
bis zum Tode König Heinrichs J. deſſen befonderes Vertrauen P. befah. Bo 




















w Bulfus 389 


Bei: waren die inneren Kämpfe, die num England zerrütteten, die — 
ſung, daſs P. nach Paris zurückkehrte und hier als Lehrer der Theologie au 
trat, wie es ſcheint als Racfolger Gilbert3, nachdem diefer von Paris nad) Poi- 
tiers gegangen. Empfohlen durch feine eigene Tüchtigleit und Gelehrfamfeit 
— vita pariter et scientia commendabat, ſagt Joh, Sarisb.) wie durd die 
ft Bernhards von Clairvaux, der ihn ob sanam doetrinam rühmt, fand er 
großen Beifall. Aus einem Briefe Bernhards (ep. 205, gefchrieben nah Ma: 
billon im J. 1140) fehen wir, dafs der Ascelin ober —— von Ro⸗ 
hg auf P.’3 Rückkehr drang, und da diejer zu längerem Bleiben in Frank: 
ſich beitimmen lieh, die Einkünfte feiner Pfründe zurüdhielt. Seine Appel- 
an Papſt Innocenz IT. hatte die Folge, daſs bieler ihn nach Rom berief. 
er die Stellung, die er dort anfangs einnahm, lauten die Nachrichten verfchie- 
den: nad) Onmuphrius Banvinus wäre er ſchon von B. Innocenz zum Carbinal er: 
nannt worden und hätte al3 ſolcher fchon bei der Wal Cöleſtins II, 1143 mit- 
gewirkt; nad Ciaconi wäre er erft von legterem zum Cardinal, von Papſt Lu— 
‚eins IT, (1144— 1145), zum Kanzler de3 apoftoliihen Stules ernannt worden; 
jedenfalls ift er nicht erjt von PBapft Eugen nach Rom berufen, wie Neander V, 
2, 544 annimmt. In päpftlichen Urkunden findet fich fein Name 1145 —1146, 
{. Jafte, Reg. Pontif, 606. 616. Als Eugen II. im Februar 1145 unter 
ierigen Verhältniſſen den päpftlichen Stul beftieg, empfahl der Hl. Bernhard 
ejen feinen Schüler und Schüßling mit warmen Worten der Unterftügung feines 
alten Freundes Robert (ep. Bernh. - Am 13. Juli 1146 findet fich feine Uns 
terichrift zum letztenmale (f. Baffe 1. 1.); über fein Tobesjar fchwanfen die An— 
gaben zwiſchen 1147 und 1154. Bei feinen Zeitgenofjen ſtand er in hoher Ach— 
tung: Bernhard rühmt feine Gelehrſamkeit, feine treue und Prfolgreiche Lehr: 
tätigfeit, vor allem aber jeine Rechtgläubigkeit; Wilhelm von St. Thierry (de 
relat, div.) und Johann von Salisbury, der in Paris fein Schüler war, find 
voll von feinem 2obe (Joh. Sarisb. Metal. II, 10; I, 6, vergl. R.-E, VII, 59; 
Schaarſchmidt ©. 12). Dafs er kein bloßer Schuftheolog, fondern zugleich ein 
praftifch tüchtiger, rechtsfundiger und dabei dem römischen Stufe eifrig ergebener 
Kirhenmann war, zeigen feine Schriften, wie die hohe Stellung, die er unter 
mehreren Bapftrenierungen einnahm. 
WVon ſeinen Schriften ift Manches ungedrudt, aber zum teil noch hand— 
ſchriftlich en a jo ein Kommentar zu der Apokalypfe, zu den Pſalmen (Mir. 
auf dem britifchen Mufeum), ein Traftat de contemtu mundi, eine Schrift de 
doctorum dietis libri IV, Sermones de communi sanctorum, de omnibus humanae 
vitae miseriis (Mifer. in Dublin ſ. Montfaucon, bibl. bibl. und Fabricius 1. 1.), 
ergehen Sein Hauptwerk aber, auf welchem feine theologifhe Bedeutung 
berubt und wodurch er unter den Sententiariern des 12, Karhunderts, den Bor: 
läufern des Lombarden, eine hervorragende Stellung einnimmt, find feine, war— 
fheinfih vor 1140 verfafsten Sententiarum de theologia s. de a. trini- 
tate libri VIII, heransgegeben auf Grund einer Rheimſer, jebt Parijer Hand» 
ſchrift von dem Mauriner Hugo Matthoud, Paris 1655 Fol.; abgedrudt bei 
Patrol. lat. t, 186, ©. 625 ff. 
Dieſes Werk ift nicht, wie man aus dem Titel fchließen könnte, eine bloße 
Sammlung bon patrijtifchen Auftoritäten, jondern ein theologifches Handbuch, das 
fi beinahe über alles verbreitet, was zur Theologie feiner Zeit gerechnet wer— 
den fann, eine auf Grund der Schrift und der Kirchlichen Überlieferung durch— 
gefürte diafektifche Behandlung der Glaubenslehren und der Fragen der kirchlichen 
5, und zwar in einem Umfange und einer Volljtändigfeit, welche über die 
rbeiten feiner meiften Vorgänger auf dieſem Gebiete (eined Hildebert von 
es, Hugo von St. Victor ꝛc., dgl. Cramer a. a. ©.) hinausgeht. Zur Er- 
eichterung der Überficht ift daS Ganze in 8 Bücher, jede Buch in einzelne Ra- 
pitel oder Diftinktionen (im ganzen And ed deren 238) geteilt, der Ausfürung 
aber noch eine Anhaltsangabe der einzelnen Kapitel vorangeftellt (praenotationes, 
in quibus summatim praelibantur, quae in ep latius tractantur). Der 
wird in. folgender Ordnung behandelt: Lib, I, Gottes Dafein, Wejen, Eigen: 


390 - Pullus 


fchaften, Dreieinigkeit; I. Schöpfung, Engel, Menſch, Urfprung der Seele, Adams 
Fall und feine Folgen, Erbſünde; III. Geſetz, Beſchneidung, Gnade, Men 
dung; IV, der Gottmenih, Glaube, Hoffnung, Liebe, Leiden und Tod 
denfart; V. Auferftehung, Siten zur Rechten Gottes, Sendung des Ge 
onum fidei, Taufe, Konfirmation, Sündenvergebung; VI. Zuredinung der Sünde, 
böjer Wille, Unwifjenheit, Schwachheit, Verfuhungen der böfen und Beiftaud ber 
uten Engel, Buße und Beichte, priefterliche Binde- und Löfegewalt; VII. Bu 
eiftungen , Disziplin, Gebet, Almofen, Zehnten, geiſtliche und weltliche Ger 
ordo und ordines, drei Stände in der Kirche (praelati, continentes, conju 
Ehe uud. Eheorduung; VIII. Sakrament des Leibes und Blutes Chrifti,. 
und Freiheit der Speifen, Antichriſt und Zukunft Chriſti, Weltbrand, To 
erftehung, Gericht, Seligkeit und Berdamnis. — 
Schon dieſe Überſicht zeigt, daſs der Inhalt keineswegs auf dogmatiſche Fra⸗ 
gen ſich beſchränkt, ſondern auch auf ethiſche, praltiſche, lirchenrechtliche Materien 
ch) erſtreckt, ſowie andererſeits daſs die Ordnung feine ſtreng ſyſtematiſche ift, 
Manche Gegenſtände verdanken ihre Stelle einer ganz zufälligen Gebanfenvers 
Mmüpfung, und nad ihrer Digrefjiven Erörterung wird der abgebrochene Faben 
wider aufgenommen; auch werden zum teil diejelben Gegenjtände an verjc 
Stellen aus verjchiedenen Gefichtspunften behandelt. Die Behandlung —— 
eine Verſchmelzung der dialektifchen Methode Abälards mit derjenigen der Hi 
lichen Bofitiviften, — darauf berechnet, dem überlieferten Kirchenglauben 
Vernunftgründe zu erweifen, Einwendungen und fcheinbare Widerjprüche 
logifche Erörterung au löſen, zuleßt aber gegenüber von den Zweifeln und Eins 
reden der Vernunft die Auktorität der Schrift und der kirchlichen i 
feftzuhalten und fejtzuftellen. Ihm ift es nicht wie einem Abälard oder anderen 
„Dinlektifern* um die Probleme zu tun; noch ge will er das Vertrauen auf 
die firchlihe Tradition durch Aufzeichnung ihrer Widerſprüche erjchüttern; biels 
mehr fucht er die Gegenjfähe auszugleichen, die Zweifel und Widerfprüche der 
Vernunft zurüdzumeifen, das Anjehen der Kirche und Kirchenlehre jeftzuhalten 
und zu befeftigen, Eben diefe „Verbindung der dialektifchen Richtung mit der 
firdlichen“, diefer über alle Widerfprüche der Vernunft ſtets obfiegende Eirchliche 
Poſitivismus ift es, was feine Eigentümlichkeit ausmacht und feine | 
Stellung in der Mitte zwiſchen Abälard und Bernhard, aber auch zwiſchen 
und dem Lombarden charakterifirt. NIE“ 
Bu dem Gegenfage des Realismus und Nominalismus verhält er ſich indif⸗ 
ferent: er leugnet ausdrücklich die Realität der Univerſalien (I, 4: ratio evi 
universalia non esse), one jedoch andererfeit3 zu der nominaliftifchen Theorie 
zu befennen. Der Dialektifer, welcher obseurum obscuro, ineredibili eredi i 
vere quaerit, hat in Glaubensfachen nichts zu fagen; keine menschliche Logik ift im 
Stande, das Geheimnis der Trinität oder der Gottmenfchheit Chriſti zu ifen, da 
bie drei Perfonen weder als drei Teile eines Ganzen, noch al3 drei Individuen 
einer Gattung gedacht werden dürfen; Gott ijt weder Subjtanz noch Wcei 
er iſt —A undefinirbar, unnenubar, und auch von der menſchlichen 
fann man. im Örunde nur jagen, wa8 fie wicht ift, nicht was fie ift (I, 1. 10). 
Glaube bedarf auch im Grunde feines Beweijes ; das Eine wie das Andere 
ein wunderbares, aber umerklärliches Geheimnis; woher wifjen wir, daſs 
und nidjt mehr Perfonen in dev Gottheit find, nisi quia auctoritati 
Der Glaube gibt aber eine weit feitere Gewifsheit als die Erfarung: fide 
sentia, quam coguitione praesentia firmius tenemus eisque mentis assensu in- 
eonvnlsi omus. Was einmal durch Lirchliche Auftorität entſchieden ift —— 
nur in der Meinung der Zeitgenoſſen als ausgemacht feſtſteht, wird niemals ans 
gezweifelt, ja fogar bei Bejprechung anderer Fragen benußt, um zu 
man an dem Unbegreiflihen feinen Anſtoß nehmen dürfe. So fordert P. 
am Schluffe des I. Buches (I, 15) auf zu vorfichtiger Beſprechung bes 
ber göttlihen Macht, deſſen Dunfelpeiten jih niemals ganz aufhellen laſſen 
wir nicht jagen können, wie diefelbe an ſich ift, fondern nur, wie wir uns 
ſelbe vorftellen (Dei de potentia timide disputandum, nec quid ipse valeat pe- 






Na m ma Sımiermenper Wer ehe in \anıchtiäer Ron. ur Gen 
remam; Ye Ar DNTiezr „Gr Nyrigt Ri. im erg ERÄRINTER, 
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Pepuumg zer Qernreeez IT, a Sommer ia dapaeeriier Stlkr, m N 
sarz cher 13 um Gzie wre ram, dar melde — 
zunpe er sh aim rim E IB Bad ante aa Anden Ex 
u ut Kr Durieftit, aber um mie nt reigreke er erbihte Indxveſte 

Dem Re „Antieritit*, mr» jmur mild die der beit. Shrint. die er dr TR 
feet zerariuch im Ir valgata cifiet, teil? aa wel älter fir Audinnkide fer Alanen 
Sirdgenlehrer, bei. Auguitin. ader auch Dieren, Ro, Yuyor. Ihr m a (dr 

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mer E. 58). di Konzilienibläfie mad per ıMem die Entibeitungen der Warſe. 
die cr eini eich al? „römikbe Aufteritör“ zu citiven piegt „So wit die Anftonm®, 
dei ik Die gemwönliche kermel, deren cr jich defennt, wenn er ami die Aridlice 


Überlieferung jich beruit, und dieie itedt ibm je doch. Dajd er fir Der Aultorität 
Ghritti geradezu an die Seite Aede, dal. 2. B. VIN. 33 inatitutio Ohrieti mn 
tanda non est, aber gewilie Tinge, wie "ie Andtrilung ded Adenmald an Die 
Laien, dar Chriſtus jeiner Braut, der Kirche, überlaiten — apansae auae munmi« 
sit judieio, daher man jich bierin an die auctaritas Romana an baltın dat, So 
ſeht aber P. bemüht if, jeine Sähe möglichſt an die Auktorität der fine 
lien Überlieferung zu gründen, jo jeblt es bei ibm dad aud nicht an deſon⸗ 
Meinungen, worin er felbit don feinem dornehmiten Gewärtmanne Auguſſtiu 
abweicht. Dahin gehört 3.8. jeine treatianife Anficht non ber göttlichen Wr fdallung 
der Menfchenjeelen (TI, 7), jeine Lehre, daſs Vater und Son zwei prineipia dee 
hi. Geiftes feien (1, 6); feine Theorie von der Menſchwerdung. indem ev ledrt. 
dafs die göttliche Natur zuerft im Schoße der Marin mit dem nad undeferiten 
Leibe Jeſu fih verbunden, die Beſcelung dieſes Leider erſt fpäter erſolnt ſet; 
ferner feine dofetifche Anficht von Chriſto, indem er a. B. jedes Wacdatum Nefn 
an Weisheit und Zugend leugnet 2c.; ferner feine Lehre von den Dämonen, 
ihrem Fall und jeßigen Zuftand, von der Buße und Meichte, den Sakramenten av, 
(vgl. Bad a. a. D. und die Noten des Herausgebers Watthuud). 

Eben diefe zalreichen individuellen und originellen Anſchauungen, die am Wafe 
ftabe der jpäteren Eirchlichen Anficht gemeſſen als bedenklich, wo nicht heterodox 
hätten ericheinen können, wenn nicht feine Orthodoxie in Bernhards Gunſt und 
der römischen Rardinalswürde fo ſtarke Garantieen gehabt hätte, erklären cd 
neben ber Dunkelheit feiner Sprahe und dem Mangel an fyftematifcher Abrun⸗ 
dung — zur Genüge, daſs Pullus’ Sentenzen troß ihrer ee Drininalität 
und Meichdattigteit weniger geeignet fchienen, dev Nachwelt ala Lehrbuch dev kirche 
lihen Dogmatik zu dienen, als die mindeftend um cin Decennium jüngere Gens 
tenzenfammlung feines Schülers Petrus Lombardus, die bei geringerer Orininatität 
durch größere Kürze, Verftänblichleit und Mafhalten im pofafifchen trormalide 
mus fich außzeichnet (vergl. den Artikel VIII, 751). Offenbar aber find Pullus’ 
Sentenzen neben Hugo und Hildebert eine Hauptquelle, auß welcher ber Ma.» 
gister sententiarum geſchöpft und bie er zum teil einfach außgefchrieben bat, wä⸗ 


Ei 





wo Faus 
rend eits das Werk des Pullus fichtlich unter dem Einfluffe w 





























n lards Sie et Non — als deſſen Nachbild und pofitiv Ei en ” 9 
Fn era ift (vgl. Coufin, Introduction zu den Onrragen in i 
ben. Staub. bee bogmatifchen und. Bißzipfinarifcen Sntmitetung 2 
Be Me —* han um bie — efallenen a —— Die en — 
nicht gef ee übe e& feine Bas, —— — de 


rettete, ba JE one Fall Gottes Barm any nicht ren a 2,18 


für und Set 
nicht dem Teufel, was j wäre, fondern re Fit dem erg 
fam elle ift bis zum — Gott aber gefiel es (plaeuit), um ben P 


| fe, te Die igung, v te aber —— 
a des Pilatus —— nicht in 


der von ihm zur Raſerei rien Leidenſchaft der Juden Ein 
—* FA Siche or e3 feine Sündenber * (6, 31). Ti a 
in den Bifionen nicht wirklich auf Erben (5, 3). Die Intention \ 
—— —— zur Wirkſamkeit der Sakramente, —— nur der refte 
rg —— Handlung (5, 16). Sakramente zait P. fünf wie Alger vo 
Li 5,8 22; 7, 14). Die Austeilung des heiligen Males an die Laien hı 
—* feiner * der Kirche, überlaſſen; dieſe ift daher berechtig 8 nter 
Umftänden den Genuß auf eine Geftalt zu bejchränfen (VII, 3), jebenfalls abe 
darf nicht panis vino intinetus gereicht werden, denn das at die au Ro- 
mana verboten (ebend) Die Dämonen haben vom Augenblide ihrer ©: fung. 
an gefünbigt, darum Gottes Angeficht nie gefehen, fie find noch micht in d Dölle 
fondern werden bis zum Gericht in der Luft gequält (2, 5). Berdammte 7 
noch in der Hölle durch Gottes allmächtige Erbarmung felig (7, 27), ihre 6 
fen vielleicht durch Die —— der Lebenden in etwas g n 
J 14). Er unterſucht, ob Adam bei der Auferſtehung wieder die m 
pfange, aus ber Eva — — ii ob Rinder daun die verlorenen Zäne zurüde 
empfangen; — eines beſcheidenen Zweifels nicht erwehren bei & 
—— ob Rn, hriſto ee nd der Befchneidung abgenommene ie zeit — 


a bie —S Disziplin und Sitte verdienen folgende Bemerkungen Bes 
achtung: Nur im Notfalle oder wenn der proprius sacerdos nicht n weiß, 
fol man einem anderen Priefter —— (6, 52). Die Beichte = #) hun 
in ordentlicherweife einem Priefter abzuleg gen; doch fann man, wenn fein Prie 

r da ift, auch einem Laien nicht bloß die läfslihen — mas — Im: 

den * iſt —, ſondern auch die Todſünden bekennen, A a’ e 
er fi fo aus, daſs er auch einer ſolchen — — die Wirtung ber © 
gebung nicht abgefprochen haben kann (6, 51). zum Tode b 

echern verfagte man damals die Abfolution * —— F 
Unter den Satisfaktionen waren noch My a van e Büchtigun 
fter im Gebraude (7, 3). Die Elte der Taufe 
Kirche nicht betreten (7, 19). Ungetauft fterbende Minder en der 
lichen Beerdigung. Die alte Sitte, auch die Kindertaufen auf die folennen ! 
jeiten 3 zu rejerbiren (vgl. 1. A. XV, 478) ſcheint noch nicht völlig erloſche 

—* — die Eltern ermant werden, uoniam sine lavacro salus ee“ 

fe möglichſt zu befhleunigen, im Notjalle fie felbft vorzunehmen; f 


Bulls Puritaner 893 


miniftration der Sakramente umd die Celebration des Meſsopfers dürfen die Prie- 
ſter Geld annehmen, aber nicht fordern, denn im Tempel Gottes foll nicht gefanft 
noch verfauft werden: cleriei nihil venalitatis in officio sibi commisso exer- 
eeant (7,17). Sehr ausfürlich und intereffant für die Gefchichte des kanonifchen 
ſchen Eherechts find die Abfchnitte über das Wefen der Ehe, über Ehe: 
9, Ehehindernifje u. f. w. (Bud) 7, 28—39), wo P. befonderd an Augu— 
ſtin ſich anfchließt, nachher aber wider dem Lombarden als Duelle und Vorlage 
e Bon befonderem Interefje find endlich P.’3 Anfichten über das Ver— 
i8 der weltlichen und geiftlichen Gewalt oder über die beiden Schwerter (7, 
; bergl, 6, 56), die Pullus feineswegs mit einander vermengen, ſondern fcharf 
auseinander halten will: gladiorum alter deputatur clericis, alter laicis; si enim 
uterque uni committitur, neuter ut oportet exercetur, Sacerdotalis ergo digni- 
tas saecularisque potestas hos inter se duos dividant gladios, Haeo sibi cor- 
pus, illa spiritum propriae ditioni subjugari arbitretur. Neutra potestas aut 
quod sui juris est spernat, aut quod alterius est usurpet. Beide Gemalten find 
bon Gott, die eine habet providere corpori, altera menti. Darin liegt ihr Wert- 
fichied, denn potestas una alteri constituitur suffraganea, baher es natür- 
lich, dafs die geiftliche Gewalt der potestas regia praeferenda, quantum corpus 
anima est inferius, Aber es findet doch ein Wechjelverhältnis ftatt wie zwiſchen 
Seele und Leib: Sacerdotium praeest regno in his quae ad Deum, regnum 
— — in his quae pertineant ad mundum. Obediat rex sacerdoti 
un mandatis Dei; noverit praesul se subjeetum esse regi in negotiis saeculi: 
wird dem Kaiſer gegeben was des Kaiſers, Gott was Gottes ift (7, 7). In 
Tat, korrekter kann man fich Hierüber faum ausdrüden als diefer Freund 
Bernhards und Kanzler des apoftotifchen Stules. — Über Pullns Stellung zu 
anderen kirchlichen Fragen vgl. die Artikel Scholaftif (XIII, 675, U. 1); Meſſe 
625); Saframente (XIII, 242); Sclüfjelgewalt (XIH, 587); Transſub— 
ftantiation (XVI, 322); Verfünung (XVII, 97. 102); über fein Verhältnis zum 
Sombarben Bd. VII, 746 ff. — Über fein Qeben, feine Schriften und 
Lehren vgl. die von Matthoud in den prolegg. zu feiner Ausgabe gefammel: 
ten Notizen, abgedrudt bei Migne 186, ©. 633 ff.,; Dupin, Nouv. bibl. IX, 
213 sqq. ; Oudin II, 1119; Ceillier XXII, 275; Cave II, 222; Fabricius, Bibl. 
m. aevi s. v. Robertus; Histoire lit. de la France XIV, 93; Wood, Hist. acad. 
Oxoniensis I, 49sqq.; 3.4. Cramer, Fortf. bon Boſſuet IV, 442—529; Schrödh, 
KG. 28, 418—429; Flügge, Geſch. der theol. Wifjenfch., III, 471 fi.; Neander, 
KG, V, 2, 544; Wright, Biogr. Brit., II, 182; Budinsky, Univerfität Paris, 
©. 103; Nouvelle biogr. générale 1,41, 198; Bad, Dogmengefhichte des MU., 
II, ©. 216-225; Prantl, Geſchichte der Logik, II, 213; Haurdau, Hist. de la 
philos, scolastique, Paris 1872, I, 483 ff. (Steis 7) Wagenmann, 


———— ſ. Feſte der ſpäteren Juden Band IV ©. 548 vergl. IV, 
0 MBuritaner in England. Puritanismus umd Statskirchentum find die zwei 
2 zwiſchen denen ſich die Gejchichte der englischen Kirche über ein Jarhundert 
g unter ſchweren Kämpfen und heftigen Erichütterungen bewegt, bis endlich 
die Duldimgsakte den Nonconformiften eine freie Stellung neben der Statäfirche 
ſicherte. Die Entwidelung des Puritanertums fällt zufammen mit der wichtige 
fien Periode der politiſchen Geſchichte des britiichen Reiches, wo die Haupt» 
aktoren des englifchen States, Königtum und Volksfreiheit, erſt um die Allein- 
| jt fämpften und dann im einer conftitutionellen Verfaſſung ihr Gleich: 
icht fanden. Nirgends ift das Religidje mit dem Bolitifchen fo eng verfloch- 
ten wie hier, Krone und Staatskirche auf der einen Seite, religidfe und politifche 
eiheit auf der anderen. Das Ringen nad) religiöfer Freiheit hat der politiichen 
gebrochen und zum Gieg vervolfen. Die Vertreter und Vorkämpfer dieſes 
waren die Buritaner. Aber che dasjelbe in völliger Hlarheit und Ent- 

heit auftrat als Princip der alleinigen Autorität der heiligen Schrift und 

der Glaubens: und Gewiffenzfreiheit gegenüber der Suprematie der Krone und 





394 Puritaner 


dem Uniformitätözwang, hatte ed verjchiedene Entwidelungsjtufen zu een 
Erit war es ein Sumpf innerhalb * Kirche um einigen "Verfeiben von | 

Reiten päpftlicher Ceremonien. Die Forderung der alten Puritaner war „ane- 
toritas scripturarum, simplieitas ministerii, puritas ecelesiarum primarum et op- 
timarum“. Dann, als die Epiſkopalkirche ſich ſtarr und unnachgiebig ‚trat 
die Berfaffungsfrage in den Vordergrund. Im weiteren Verlauf ftellte ſich eine 
wejentliche Verſchiedenheit in Lehre und Leben zwijchen den Puritanern umb der 
herrfchenden Kirche heraus, und der Kampf innerhalb der Kirche wurde zum 
Kampf gegen diejelbe, der mit dem Umſturz der epijfopalen Staatskirche « " 
Der uch, die presbyterianiſche Berfafjung an ihrer Statt einzuführen, muſste 
mifdlingen, weil auch ſie Conformität erzwingen wollte. Der Sog des Inde⸗ 
pendentismus brachte zuerjt dad Princip der Toleranz zur Geltung, aber in zu 
beſchränktem Maaß, fofern der Epifkopalismus ausgefüloffen war. Dieſer errang 
wider die Alleinherrichaft, aber die Trübſalshitze läuterte den Puritanigmus bon 
feinen Schladen und zeitigte al3 reife Frucht die Duldung der bibelgläubigen 
Nonconformijten, 


1) Die Keime des Puritanismus vor Elifabeth’S Zeit. - - 


Der Buritanismus in England ift jo wenig ein veim heimiſches 
al3 die Reformation felbit. ren noch aus der Lollardenzeit re \ 
Keime da, fo mufsten fie doch, um fich zu entwideln, von außen ber be 
werden. Hooper, der Vorläufer der jpäteren Puritaner, hatte ſich im 
two er ſich mehrere Jare aufhielt, die Grunbfäße der fchweizer Reſormatoren 
eignet. In anderen wurde durch den damals jo bedeutenden Einflufs ve nu 

gland geflüchteten Theologen das Verlangen nad einer durchgreifenderen Re 
formation gewedt. In der niederdeutfchen Gemeinde in London, welder Exan- 
mer und bie erjten Männer in Staat und Kirche wol gewogen waren, jah man 
das Ideal der Kirche verwirklicht, nach dem die englijchen Puritaner ein 
hundert lang die Landesfirhe umzugeftalten fuchten. Auch die fühnjten 
taner forderten nie mehr, als was den Ausländern mit einem Mal und frei: 
willig gewärt war. d lange Zeit waren ihre Forderungen noch viel bes 
fcheidener — nur auf Außerliches gerichtet. Hooper (j. d. Art. VI ©. 312) war 
weit entfernt, das Statäfirchentum oder die Epifkopalverfaffung an anzu⸗ 
fechten. Es war nur bie „gottloſe Eidesformel“ und die „Aaroniſche eſter⸗ 
tleidung“, dieſes „Symbol der Gemeinſchaft mit dem Antichriſt“, weshalb er ſich 
weigerte, ein Bistum anzunehmen, Und da Edward das Anftöhige aus ber 
Eidesformel entfernte und Bucer und Peter Martyr zur Nachgiebigkeit i 
Hleidungsfrage manten, jo gab Hooper nad). Andererjeit3 wurde unter der Re 
gierung Edward’ VI. auf die Bedenken folder Männer wie Hooper, Cov 
und Sampfon möglichit Rüdficht genommen. Hatten fchon in biefer a die 
Keime der puritanifhen Richtung fich gezeigt, jo wurden fie wärend be 
enthalt der englifchen Theologen auf dem Gontinent weiter entwidelt ? 
Eril war die Hochſchule für die englifhen Theologen und die eigentliche. 
ichule des Puritanismus. Faſt alle die, welche unter Elifabeth eine 5 
Stellung einnahmen, die nachmaligen Biſchöfe Grindal, Sandys, Jewel, 
Horn, Bilfington, Parkhurft, Scory, Bentham, Young, ferner For, 
Humphrey, Sampjon, Wittingham, Poynet, Noel, Goodman und viele a 
ſaßen zu den Füßen der fchweizer Väter, Calvin und Beza, Bullinger 
ter. Nicht die engliichen Univerfitäten oder der erzbifchöffiche oe fe 
Zürich und Genf waren ihnen auch nad ihrer Rüdlcehr das i 
in Glaubens und Kirchenfragen. Und Bullinger ift e8 vor allen, dem eir 
gebührt neben Eranmer und Latimer, Bucer und Peter Martyr. Der‘ 
lanismus ift nicht? anders als der Verſuch, die Ideen und Praris — 
Reformatoren in ausgedehnterer oder beſchränkterer Weiſe anf engliſchen 2 
zu verpflanzen. Die Frage aber, ob die ganze presbyterianiſche enorduung 
oder nur einzelnes daraus angenommen werben ſollte, teilte jchon im @ 
Blüchtlinge in zwei Parteien. os 




















Genf angefommen, Kae fie in ihrer Weigerung zu —— und da ſie auch 
Calbdin Seite die M Bald aber kam 
eh elaenerie var Eirelt, ae Beni en -—o aige an Bin hcipe een 


iseipli yers and administration * sacra- 
‚used in the English Church of Geneva 1556). Diefer 
die Erulanten in eine radifale und confervative Bartel. 
nor ferner nicht der englifchen Kirchengefchichte an, aber Brain 
und Goodman verpflanzten feine Srundfähe anf englifchen Boden, 


* 2) Die Puritaner unter Eliſabeth (1558—1609). 


* So ſchroff ſich auch die Gemäßigten und Radikalen unter den engliſchen Re— 
‚im: Auslande gegenüber — waren, ſo wollten ſie do bei ihrer 
in die Heimat den alten Hader vergefien , um gemeinfam das große 

a ihnen ‚der Reformation wider aufzunehmen und zu u fördern. Darin ftimmten fie 
Ben nie auf der Bahn, die Edward VI, eingeichlagen, fortgefaren wer« 
Die Gräuel der Marianifchen Berjolgungen ie atten in ihnen einen 
— * gegen den Katholizismus entflammt, das Leipziger Interim und 
adiaphoriſtiſche Streit hatten fie belehrt, daſs durch ee aa 
nichts Ben und durch Nachgiebigfeit gegen den Katholizismus in äußere 
lichen. 8* Einfluſs desſelben auf das Innere und Belentliche ei eine Türe 
Be Me e geijtlichen Väter —— manten dringend, nicht auf halbem 
ſtehen zu eiben, fondern die reine Kirche auf fiherem Grunde auıfane 
bauen. Daſs dies möglich jei auch one das Epiffopalfy mit dem Pres 

mismus zu vertaufchen, darüber waren fie faft alle eins. Manche, wie Poynet, 
in den Biihöfen nur Superintendenten und wollten fie jo auc genannt 
Auh Sampjon, der weiter ging ald Andere, hatte feine Bedenken nicht 

bes. Epiflopates. fondern wegen des Titel® supremum caput und we 
des an Kirchenzucht. Eines aber war Allen ein Oräuel — der katho— 
liſche Pomp, gs der Bifchofsornat und die Briefterkleidung, die gegen 
die t ihrer Freunde auf dem Eontinent fo gewaltig abſtachen. War es 
recht, um x Nußerlichkeiten willen die Hand 5* von dem Werle 
der Reformation, ob einer Kleinigleit den Frieden der Kirche zu flören? War 
es recht, um eines papiftifhen Gewandes willen die twichtigften Poſten in der 
Kirche —— und die Prälatenbont duch unfähige oder katholiſchgeſinnte 
*Leute ı zu laſſen? Bucer und Peter Martyr hatten einft in Hooper’s vr 

in Sleinigfeiten geraten; man fonnte nicht erwarten, daſs bie 

gin mit einem Mal alle gewünfchten Neformen gewären würde, ba 
und die Mafje der Priefter noh am Alten hingen, aber man —* 

— — —— einſichtsvolle Fürſtin, umgeben von ben einfluſs 
augleich Sreunde der Reformation waren, nad) und nad) 
ng — * den Ei Boat ren reinigen würde. Das war die Uns 


ngelifchgefinnten. Sie gaben beshalb in äußerlichen 

BE a E u 1561 waren faft alle Bistümer mit entfchiedenen 
Sreunden der —— bejept. Andere aber lonnten ihre Vorllebe für bie 
—* „geoen die Unifors 


met rm nicht verläugnen —2 ee 
—— 3* überwinden, D eſe wurde nicht blos - 
Form des Gottesdienftes und ber Priejterlleidung rg fondern ber 


























896 Pourltaner 


Königin die Macht gegeben, auch andere Ceremonien anzuordnen. Statt über 
Edmward’3 Liturgie ugehen, die in bem Entrow * 
1648 Br — über bie Meder 3 en 


bei , 
— ie Oh in * zurück, der heute Coverdale wurde 
Magnus in London und Sampfon rrer in der Kirche "palm 
melte Taufende um fi, wenn er bei St. Paul’s Cross predigte. 


i 
Yagdale Io Een, Wet, Lehrſtul in Oxford, und — — 


—— atte die Vereinigung der früheren ( x 

Eon Am rn an Jewel in einem Briefe an — dafs Di ie früher 
ren Freunde von len trennen und ihre Gegner ie U ; 
lehnung der er wurde die Spaltung n —— mi die ı orh 
nannten Männer traten hinfort auf als ie er, bie 
ernſte Durhfürung der Reformation drangen. Ein Verfuh in 
wurbe auf der Sonvofation im Januar 1563 — 
Glaubensartikel und der Noel'ſche Katechismus revidirt und 
den. Im Oberhaus der Convocation beantragte Biſchof —8 ) 
fo anftößige) Nottaufe durch Frauen und das deren ‚Beic n bes | 

es bei der Taufe aus dem Gebetbuche geftrichen und eine Nommiffi 

* der Kirchendisziplin niedergeſetzt werde. Aber die — U eßen 
ſen fallen. Ji Unterhaufe wurde eine Bittſchrift —— 


hr 


ders 


halts, dafs 1) die Pfalmen entweder don der ganzen Gemeinde g ıgen der 
vom Geiftlichen gelefen, aber alles Fünftliche Singen und DOrgelfpiel abgefcha 
werde, 2) nur Seit; * taufen ſollen, und zwar one Bekreuzung, 8) — 
—* I te) Hrn — 
einfa orro us a engen orm sgefepe ° 
HR die I Bine abgefchafft oder wenigftens auf den Morgen 
Die Petition war von 33 Mitglievern des nterhaufeß. (I ? 
—— Sampſon, ee u. U.) unterzeichnet. Faſt diefelben Artife 
wenigen mildernden Anderungen 6 B. Gebrauch des E Ge 
—* und Sakrament) wurden bald nachher debattirt. Von den Inwejen 
waren 43 dafür, 35 dagegen; da aber auch die Abweſenden ihre S ‚ge 
durften, fo änderte die Enticheid und * Untra 
Stimmen gegen 58 verworfen. — Wäre Pe diefe gewiſs — 
der Puritaner Rückſicht genommen worden, fo würde vielleicht der ı 
der bald losbrach, im Keime erftict worden fein. Aber nun wart 
die Hoffnung genommen, Conceffionen zu erhalten, wie fie in —— 
Kirchen des Kontinents one die geringfie Schwierigkeit gemacht w 
je ftrenger fortan von der anderen Seite auf Conformität in Ida 
gedrumgen wurde, um fo größeren Wert legten fie auf diefe Abi 
Die Priefterfleidung wurde ihnen zum Abzeichen der papiftifchen oder e 


Gefinnung. 
M" Bis dahin war die Uniformitätsakte nicht ftreng — 
die große Unordnung in der neuen Kirche. Der Abe 




















or oder Schiff, an der Wand (wie früher der Altar) * in der 9 
Pe bier mit 58 Bedeckung, dort one Bekleidung. bete wi 
hor oder Schiff, von der Kanzel oder vom Kirchenſtul aus gelefen. 

Abendmal wurde der Kelch oder Abendmalsbecher oder irgend ein ne 
gebraucht, Hoftien oder gewönliches VBrod gereicht, bei der Taufe de a u 
oder ein Beden benußt und das Zeichen des Kreuzes m oder 3 
Die fungirenden ee fah man faft in jedem Aufz — 
im bloßen Chorrock, im Scholarenhabit oder in —— Kleidu F 
eckiger oder runder Kappe, mit Hut oder Mütze ie 
Finger, denn fie wünfchten und hofften felbft eine baldige Abſtellu 
Geremonien. Aber die günftige Gelegenheit dazu auf der —* 


* dem * * 

vor, daſs viele Geiftlihe lieber Amt als den katholifchen 

fire, vo heit cin frenges Berfeuen yegsa, Te Mas Bam ſchen 

in anderen Ländern den größten Anſſoß geben würde. Die war cuts 
dafs ihre Beſehle jo weni Meran rg ep a 


an de Briefterfleidung als das befledte leid des Antichrifts 


‚der nicht ftrengen Ge lobe. ker gehorchte und mit 
iſe —— Cor . m — —— früheren Verordnungen 
2 und Predigt, Adminiſtration der ——— 
ſchob die —— —— - jedoch im Geringiten ein 
ö un r ‚on 

deres Buritoner zu wünjchen oder zu begünftigen. Die 


















iheit, und erflärten, dafs am fich inbifferente Dinge das nicht mehr 
m fie Anftoß geben. Allein alles MNemonftriven war umfonft, Der 
‚berlangte endlich unbedingte Unterwerfung unter das Geſeh; und als 
e berweigert wurbe, warf er beide auf kurze Zeit ind Gefängnis. —* 
murbe auf befonderen Befehl der Königin, die ein warneudes Beifpiel geben 
- wollte, abgejegt. Nach drei Zaren übrigens wurde ihm das harmloje Ämichen 
| 1 in Leicefter und fpäter eine Präbende in London und 
5: eines theologischen Leftord an dem Whittington -College übertragen, 
ex bis zu feinem Tode 1589 behielt. Humphrey, ber, obwol nicht ab» 
doch nicht wagte, nad) Oxford zurüdzufehren, und teoß ber Empjehlu 
von Wincheſter feine Anftellung erhalten konnte, gab enblid na 
ıb wurde 1576 Dekan von Gfloucejter und bald darauf von defter, wo er 
1590 ſtrenge Berfaren gegen zwei fo hochgehellte und allgemein 
el — wie Humphrey und — rief bei allen Puritanern, ber 
berd aber bei ihren Eollegen in Cambridge große — und bange Ber 
i8 hervor. bridge war, nächſt London, ber Herb bes Purito k 
igin jelbjt hatte rar Fer en können, ——2— 
tion daſelbſt anwonte, und nur 3balb nicht —— riwright ben 
zuerkannie, weil er zu freifinnige Anfichten äußerte. Id darauf wagten 


398 Puritaner . 


die Mitglieder des Kollegiums St. ——— ————————— 
einer der war, oue die vorgeſchriebene 
ſcheinen. Andere Kollegien ſolgten dieſem Beiſpiele. A 
gegen. Als aber durch das Verfaren gegen die Oxforder —— 
tanismus be —— —— —* ſchien, vereinigten ſich Die Mole, 
vorjteher in —— einer Petition an die Königin (November J 
baten um Duldung, da eine große Zal gelehrter Männer den Kleider 
unrecht halte und zu befürchten ſei, daſs die Univerfität leer werde. Unter bei 
Petenten waren Longworth, Hutton, fpäter Erabifhof ber von York, und Wbitgift 
der künftige Primas. Longworth mufste widerrufen und wurde bi 
ber Zodfeind der Puritaner. Die Londoner- Geiftlichen, die mit den z 
der oren citirt waren, wurden zunächft mit einer VBermanumg 
Aber in London, wo der freie Bürgerfinn immer ine Bervortat, | te t 
puritanifche Geiſt jo wenig gedämpft werden, als in ndal 
alles, um die ſchwachen Gewifjen zu fchonen. Aber einige Excefje —* ie ir 
häufiger werbenden Nlontroverspredi ſchienen ftrengere Ma for 
uf den 26. März 1566 wurden alle Geiftlichen Londons vor die 
mifjion in Lambeth Palace geladen, um bei Strafe der 
vers bezüglich der — zu unterzeichnen. Vater For war 3 
worben, hatte aber bei der Aufforderung zur richrift das Neue T 
gezogen und erklärt, „diefes will ich unterzeichnen”. Einen r ] 
und allgemein verehrten Greis, wie ihn, wagte man nicht zu Als 
aber die anderen Geiſtlichen erfchienen, wurde ihnen — elıt ——* er nolo 
abverlangt und jede —— abgeſchnitten. Mit Bitten und Drohun 
man 61 zur Unterfchrift; 37 vermeigerten fie; 10 waren 
BWeigernden waren, wie der Erzbischof ſelbſt zugab, die bejten 9 
nahmen fich durchaus in würdiger, ruhiger und bejcheidener 
wurden fie fuspendirt. Sie rechtfertigten ihren Schritt in einer 
Härung, und erklärten ſchließlich, lieber in die Hände der al 
rechten Gottes fallen zu wollen, überzeugt, daſs was fie des eid 
Beugnis vor der Welt fein würde. — Zalreihe Schrijten für und t 
nen, bis die Sternfammer (29. Juni 1566) ein verjchärftes Genfurgeot er 
ließ, wodurd der Drud oder die Verbreitung von a een 
Strafe verboten und die Ausfindung ber (digen durch Nuchut 
recht erleichtert wurde. — Die kirchliche Rommiffion * inter X e 
tammer nicht zurüd. Sie verlangte von jedem angeſtellten Geiftlicher * daſs er 
eidlich gelobe, * königlichen Verordnungen und Kab ll —* 
ſchreiben des geheimen Rates, den Erlaſſen und Anordnungen des Metropofi 
der Biſchöfe und anderer Kirdenbeamten Folge zu leiten. Und um a — 
voll zu machen, wurden in jedem Kirchſprengel einige Angeber beſen 
bie nichtangeſtellten Prediger (Privatfapläne, Lektoren) muſſten 
nehmen, um alle unter die ſtrenge Hand der kirchlichen Kommiſſion ee 
E3 war nur ein Ort, den bie geiftlihe Macht nicht erreichen Könnte — 4 
Univerfität Cambridge. Und fie verdanfte merfwirdigermeife * Freiheit © 
päpſtlichen Bulle. Alexander VI. hatte der Univerſität das Privilegium 
teilt, one Buftimmung des Bijchofs jedes Jar zwölf Pen e 
eine "Predigtlicenz zu gewären. Und dies war son die einzige Zufluc der 
ritaner. u 
wijchen hatten die Puritaner an ihre geiftl — 
Rn ihr ie Die —— a — — 
und Schweizern, die in den 10 Jaren 1564—1574 beſonders leb haft war Y 
nicht nur, wie hoch den früheren Exulanten ihre alten az Diem 
Täfst auch im die tiefere Bedeutung des Kleiderſtreites m 
er Väter bildeten gewiffermaßen einen geiftlichen Appe 
——— Biſchöfe, ſo gut a ritaner, ihre — 
phrey und Sampſon, Jewel, l, Horn und Cor wandten Sieg an fie 
Schritte und Ma — 5 verteidi gend und entjchuldigend, — 



























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uber 398 


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ſihe Einenärerg jr Bumer. Ye. Some ar Mi ande were, Yadı zer Grtunung 
micht Seittige?® Kırı Mer Air um Beremermeilee Der Kiodane zur Die Portege 
Zukmemung der Gertluher cms Berkhreim? It ea periemer, ie der Kirde 
zu beemer, süer, ſa es ferner Axiomy gibe, das Amt 3m weriurer! IR ed ee 
gute Stxtea or wrterkuienee Year und Sehre wegen Serzahläitzgaeg Folder 
Gerrmguieer ıjrr$ Amir: zu euingen? — Tub mare die Sedenten. Die Die 
Zeit bewegser. Dre Arıyer, mihe die Semiien unfaheee Wuellıusrd Wermort 
MR verſerend umd Irak: cr wermziihen Pr Andre Der Icnfermirenien Ti 
Iogen und der Bırhüre in Cugtend amd. rme deieaden Klettueg far dir Geil 
lichen, jagt er, ſei deñend uud etthergebracht. und daſs Die Poriften dieſelde 
haben, au ſich eheniemenig untögtz, als der gemeimisme Gedrauch er Taufe. der 
epoßsliihen Gtrubeniöxrtemutniied u. i. w. Neue Ceremondeen möge der Ute 
zung wegen eingfärt werden. Beniner allerdingt würde c# fein, wnnättge Diuge 
‚ aber !egtere dürften micht ſoejort jür gottlos erfiärt und uld Grund 
zur Evalıung im der Kirche engriehen werden. Konformität im Nituellen könune 
als Mittel zur Einigung betrachtet werden. Und wenn dieſelde auch Ginigen 
eine Leit fei, jo düriten doch Deshalb gute Hirten ihre deerde nicht den Wöolen 
überlefien, zumal da ihnen die Predigtjreibeit bleibe. — Die Viſchöfe waven 
hocdherfreut über dieje Zeugnis zu ihren Gunter und verbreiteten Bullingers 
Brief. Anders aber dachten Humphrey und Sampſon (Juli 1866). Sie klag⸗ 
ten, daf3 die unter Edward adgeſchaffte cappa und das felten gebrauchte Chor⸗ 
bemb wider eingefürt worden fei, was den Aberglauben des Volkes näve. Wovan 
ihnen allein liege, fei die Auftorität der Schrüt, Cinfachheit der Diener Chriſti. 
Die Reinheit der eriten und beiten Kirchen. Sie hätten eine reine underfäfchte 
Lehre, worum follten fie im Kultus, einem keineswegs unmichtigen Teile der Res 
ligion, nad) der andern Seite Binfen? von den Katholiken borgen, ftatt dem Weis 
fpiele isrer Brüder in der Schweiz folgen ? Spaltung wollen Re nicht, aber Dul⸗ 


doner Geiftlihen war abgefeht, viele Kirchen wurden gefchlofien, aber den Ab» 
gefebten Lonnte der Mund nicht gefchloffen werden. Und ihr teaurigeß 808 pres 
Digte fo eindringlich, als ihr fenriges Wort. Die Londoner Bürger mieden bie 


400 Puritaner 
Kirchen, wo fie Wort uud Saframent one den abgöttifchen Prunk des römifcher 


Un 8 nicht erhalten konnten. Sie ftrömt dem Eoverbale, 
ee 























fter der jhweizer Kirche zu De a 0) 


u allen Beiten. Das Heine Häuflein, zu dem 5 oder 6 abgefeßte Geiftliche ge: 
Dörten, wuchs raſch. Die biöherigen Freunde der gemäßigten Puritaner wurde 


des Element innerhalb der Kirche, trat jet als Separation tion gege 
die Kirche auf. Die Separirten pielen ihre Konventikel, ordinirten Altefte, Pre 
diger und Diafonen, erfommuniz tunizir 
: One 
beten, aber nicht aufgejpürt wurden, fo lange der milde Grindal Biſcho ' Son- 
don war, d. 5. bis 1570. Inzwiſchen ummölkte ſich der politifche Horizont. Die 
Berfolgungen der Broteftanten auf dem Kontinente, die Fatholijche Liga, die jefuit 
ſchen Sendlinge, die England durchzogen, ermutigten die ge imen Bak 
Lancafhire wurde offen Meſſe gelefen, bald brady unter Anfürung 
ber vornehmſten Adeligen im Norden eine Rebellion aus (1569), und die 
liche Bannbulle forderte zur Empörung gegen die feßerifchen auf. Sein 
Wunder, daſs die Bügel der Konfurmität Kiraffer angezogen und Gejege gemacht 
wurden, die die Puritaner fo gut wie die Katholiken niederdrüdten. In dem 
Parlamente (1571), das die 39 Artikel annahm, fehlte es zwar nicht ai 
men, die für eine Erleichterung des Uniformitätszwanges fpradhen, die Konbol 
tion aber wujste nichts eifriger zu tun, ald Disziplinarartifel zul 
raten und anzunehmen, die, obmwol nicht von der Krone fanktionirt, al: bald. 
Kraft gejegt wurden. Durch diefelben wurden die Biſchöfe verpflichtet, alle Pre 


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wur 


digtlicenzen einzuziehen und wur unter der Bedingung zu erneuern, daſs die Ur 
titel, daß allgemeine Gebetbud) und das Ordinationsformular unterjchrieben wilr- 
den. Ein föniglicher Befehl an alle Kirchenbehörben folgte, dieſe Beſchl 
Strenge durchzufüren und die Konventikel zu unterbrüden. I 


Doch der Puritanismus war ſchon zu tief gewurzelt, als > er ſich hä 
ausrotten laſſen. Nocd gab es mehrere Biſchöfe, die, ihren n Unfichten 
treu, fich nicht zur Strenge treiben ließen und, obwol entſchiedene Gegner Di 
jeparatiftiichen Tendenzen, in dem Puritanismus das Salz der Kirche jahen. Ei 
begünftigten deshalb die Privatvereine, die gewönlih Propheeyings gemat 
und durch die lächerlichiten Mifsdeutungen —— wurden. Der Naı 
bete fi auf 1 Kor. 14, 13. Es waren Vereine zu gemeinfamer Erbauung um 
ur Förderung eines chriftlichen Lebens und hatten ihren Urfprung in Lastis nie: 
Perbeutichen Gemeinde. Etwa 10 Bifchöje ftellten fi an bie Spie elben, 
um feltiverifhe Tendenzen abzujchneiden. Nur Geiftliche traten dabei als ı 
je auf. Die Laien hörten zu. Sie verpflichteten jih, die heilige Schrift 
el ihres Glaubens und Lebens zu machen, den Sonntag zu heiligen % 
fleißig zu fommuniziren. Bor dem Abendmale wurden von den Geiftlichen wm 
Kirhenvorftehern Hausbefuche gemadht. Die Kinder wurden nad; Calvins Hate 
chismus unterrichtet und am Sonntage Abend eraminirt. Kurz, e8 lagen im bi 


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402 Buritaner 
a er ber weſentlichen 
——— Erw —* * — In zn —— Auffaſſung, weit 


tum, welches —— — als 


Set weni in ceremontellen — — gegei 


— * ömmigfeit i 
tagte —— en die Kö Des mber 1576) die froms 
men —— Sing zu mes & an nguade und wire 


eitellten Deöhner Aa er nicht reftituirt. Er Er dadıte on —— 


ulegen, als der Tod i 6. Juli 1583 aus feinem D 
See ber — — die — feſt 


tanismus * das Biel, das — der —— feines eg⸗ 
Se 2* 1583—1604) berfolgte. Er — — — 

den Supremateid und die Unterſchrift zu dem 
—— ar den 39 Artikeln per und alles —— ——— 


in Privathäuſern in Gegenwart von Freinden Rh 
Auf jeinen Antrieb beftellte bie Königin — — 1688 eine. nene fir 
Lide Kommijfion — ein protejtantifhes Inqufitionstribunal. 
Biſchöfe und 32 Statöbeamte wurden dazu berufen, aber die Un € 
—— und zweier auderer Mitglieder ſollte genügen, um — e zu 
ls allgemeine Regel galt allerdings die Verurteilung durch zwölf 
aber wo dies micht half, gemügte der Beugenbeweid ; dad Empörenbite, 
ber Eid ex officio, den die Vorgeladenen leijten wufsten, —— ſie gezwunge 
waren, ſich ſelbſt anzuklagen. igerten fie den Eid, jo wurden fie für die 
gerung mit Amtsentjehung geitrajt. 24 Artikel beftimmten genau die Art bieje 
erhörs auf dem körperlichen Eid. Lord Burleigh felbjt erklärte, dieje Artikel jeien 
fo ſchlau abgefalst, daſs jelbit die jpaniihe Inquiſition feine fo Gallen, le 
habe. Es war unmöglich, daſs ein Puritaner den Krallen dev Ke 
rinnen fonnte, leid) im erjten Jare wurden mehrere — Beiftlihe | n 
dirt, wenn fie nicht vorzogen, zu refigniven. Am Ende der Regie iſabeths 
war etwa ein Drittel der ganzen Geiſtlichleit des Amtes ——— 
Maß voll zu machen, wurde 1592 durch eine ee: eſtg d 
jeder, der das 17, Lebensjar erreicht, falld er one Grund einen Monat Iı ng be 
der Kirche wegbleibe oder ——— beſuche, ins Geſängnis geworfen, für & 
weigerung ber Konformität verbannt, und wenn er one Erlaubnis zurüdtehre, 
nit dem Tode bejtraft werde. Und nun wurden Laien wie Geiftliche mit umen 
hörter Strenge verfolgt. Die Kerker füllten ſich, wärend bir Kanzeln leer wur 
deu, Die würdigſten Geiftlichen wurden mit den ge Verbrecher 
Gefängniffen zufommengeworfen , einige — ——— 
ſchriften mit dem Strange hingerichtet. es Verkehrte, alles Negier 
liche wurde vornweg den Puritanern ſchuld gegeben. Konnte man, wie bei 
berüchtigten Schmähkerift Martin Mareprelate die Schuldigen nick tbdeden, 





















we 


Buritaner 403 
wurden auf vagen Verdacht hin Unfchuldige, wie Cartwright u. a,, in den ren 


faft noch größerer Graufamfeit wurde gegen die Heinen Setten ni 
koren I die fich unabhängig von den Puritanern gebildet hatten, und diefe in Hafs 
En das enregiment überboten, die Anabaptijten, FSamiliften und 
nijten. Ihrem Urfprunge und Weſen nach hingen fie enge nd ben = 
ländiſchen Widertäufern zufammen. Solche waren ſchon unter H 
——— geflohen, Po teils hingerichtet, teils verbannt —— ee 
Edward VI. wurden fie ebenfo blutig verfolgt. Und doch konnten fie ni 
gerottet werden. 1575 wurde eine amabaptiftifche Gemeinde in Aldgate 
— ‚und obwol das Geſetz aufs ſtrengſte gegen fie gehandhabt wurde, a na 
ee — ————— Grundſätze auch bei Engländern immer mehr Eingang. 
— auch die den Korijten verwandten Familiſten (family of love 
Kor 1,6 - 487) da und dort auf. Der Name ihres Stifterd, Niclas aus 
am, gab einen bequemen Anlaſs, fie als Nicolaiten 3 — 52 und 


alle möglichen Kehereien und Schanden anzudichten. t minder faua⸗ 
‚waren die Bromniften (f. Bd. I, ©. 644). Daher, ald Ines eine —— 
in London entdeckt wurde, das Verfaren gegen ſie sans 
ſtreng ſie 


war. 56 Mitglieder wurden in Haft gelegt, mo fie, wie 
Hlagten, einem langſamen Hungertode preisgegeben waren; ihre Fil- 
md Greenwood wurden in Tyburn aufgehängt. Gie —— für die 
belend Dieſe merkwürdige Anhänglichkeit an die Fürſtin, deren unbeug— 
Wille die letzte Urſache aller Verſolgungen war, ſteht nicht vereinzelt da. 
die allgemeine Stimmung bei den Verfolgten, Das Volk wujste, mas 
1 feiner Köuigin Hatte, die dem Lande einen Auffhwung gegeben, wie fein 
ee und es auf gleiche Stufe mit den Fontinentalen Großmächten —* 

hatte. Sie hatte ſich nach außen ſtets als Vorkämpferin des 

und man war geneigt, den Druck der Proteſtanten in der —* 
ſondern bbſen Ratgebern und dem Servilismuß der Beamten zu- 
‚Einzelne Alte der Großmut und weilen Nachgebens beftärkten in 
——— uud leiteten den ganzen Haſs des Volkes auf die ab, deren uns 
Geſchäft es war, die königlihen Anordnungen durch ufürem. Es er—⸗ 
e auch daraus, wie die Königin durch —— Nachgiebigleit in u 
Dingen — um bie ſich der Kampf allein drehte — der fi 




















Hier nun —* in ben 90er Jaren der Arninionigmus Ein ing. Barret 
Vorfechter dieſes —— predigte gegen Calvin, Beza und ans 
Neformatoren. dem Auflommen des Arminianismuß zu 
erde Whitgift die 9 Qambeth- Artikel (j. Bd. VIII, ©. 376). 
20 Jaren, als die Hochkirchlichen dem Arminianismus huldigten, m 
er die Lambeth-Artikel zu ihrem Glaubensbefenntnis. — Eine an- 
ag Befchätig te die Puritaner dazumal wielmehr als Lehrpunfte, die 
he tigung Der Sonntag war bis dahin nie ſtreng alten wor⸗ 
bie Buritaner fanden die Luftbarkeiten am Sabbath im ſchneidendſten 
ſpruch mit dem alten Sabbathgebot. Die Forderung der ſtrengen Heiligung 
es Feiertags wurde von Bound in feinem „Book on the Sabbath‘ außgejpro- 
1— ei durfte nur verboten und unterbrüdt werden, um begierige Leſer und 
je Verbreitung zu finden. Und bald wurde die Sabbathfvage das Schiboleth 
u Seiten ihrer Gegner trat am Schlufje dieſer Periode ein 
noch kaum beachtet, in der nächftfolgenden Zeit von 
tigkeit wurbe. Bancroft wagte in einer Predigt in St. Pauls Croß 
! völlig neue Behauptung, der Epijfopat fei eine göttliche Injtitution, 
bie Bifchöfe, hoch über dem Klerus ftehend, regieren die Kirche jure divino. Das 
ift bie Idee, aus der im der nächften Periode das Hochkirchentum fich entwidelte, 
26* 


404 Puritaner 


im Bunde mit der luten die der 
—— ee —— Monarchie die Puritaner aus — 


*— ‚3) ne VD SARNEE unter den Stuart bis zur. Reh tation (8 


) 
en bes Hauſes Stuart igte die 
Das Nor Schottland eh ein Teil 
Inſel Der neue konnte in England nicht verdammen, was 
zu —— Jalob ſchien > dem —— —— 


———— tüchtiger Prediger, Beſeiti —— ——— 
fein Wort war — über die Mbfchaffung des: —— wie das bie. 
ften im ihrer Petition —— Der König ſchien gan ihre W 
erwägen, und un zur Be der Differengpn e zwiſchen — 
tanern und den Statskirchlichen ——————— in ————— u} 
nuar 1604. Es waren der —— 8 Biſchöfe, 7 Doktoren und 2 andere 
Vertreter der Kirche berufen und nur 4 Puritaner zugelafjen. 
gleiche Verteilung und mehr noch daB, dafs die e Beraten am 

ben —— ausgeſchloſſen waren, wu fein rt ren e8 Vorurteil f die Un 
parteilichleit des Verfarens weder. —— ärte in der gefche 






















Sikung, dafs er jeder Ne feind und ee Freund der P 
Als dieſe —“ Tage erſchienen, fo ließ man fie kaum reden, ome 
grobe Reden und fchlechte Witze zu unterbrechen. Sie —— u. a. 
der Lambeth-Artikel, Reviſion des allgemeinen Gebetbuches, des N 777 
der Bibel, und die 3 lepten Punkte wurden zugeftanden. Als —* —* 
ſtellung der „Prophecyings“ und Provinzialſynoden verlangt wurden, fo e 
dad den Zorn des Königs. „Wenn dad die Forderungen eurer Partei fi: roh! 
eine Majeftät, „jo will ich die Leute zur Konformität bringen, oder a 18 bem 
de hinaushegen, oder noch jchlimmeres tun“. Völlig entmutigt f 
Viere am dritten Tage, wo über die Hohe —— den ‚Epiftopat ı 
Ex officio-Eid verhandelt wurde. Der König, der ſich auf feine theologifd ee 
lehrſamkeit nicht wenig zut tat, fürte die Verteidigung namentlich des € 


Pu 
= 


fo glänzend — iten® in den Augen feiner Hofleute, — dafs der Exzbi 
— — ajeſtüt ſprechen unter beſonderer Eingebung bes | u 
ſtes“. König hatte die Maske fallen laſſen und ſeinen lange 


—5 * den Puritanern unzweideutig gezeigt. Und wenn irgenb na 
Bweifel darüber möglich war, fo genügte die Thronrede, mit der er 
—* ſein erſtes Parlament eröffnete, um den Buritanern alle Hoffnur 
immer zu nehmen. Er ſprach da von drei Religionen, die ei ei 
ans kunt in Gaglan borgefunden. Die erite jei die ware und ort * Re 
Tigion, die ihm ſtets am Herzen gelegen und die von Rechtswegen allein * | 
dürfe. Die andere ſei die papiftifche, —* — — men der 
tiefen ſich anmaße. Die dritte, . r eine S 8 eine ‚se 
der Puritaner und Neuerer, welche ſich von der pen it —— durch | 
a en 
0 et Gleichheit, Auflehnu egen bie 
gegen das bejtehende Kirchenregiment, daher He in ı © 
nimmermehr geduldet werden dürfe. Bei aller —— mit der jid 


2— 





Fee rg die päpftlichen Unfprüche und die diefelben fördernden Kleriker der 
Kirche ausſprach, derhieh er den Gemäßigten unter den fat sten 


Lifche Kirche, re er, ſei die rechte die ertremen Richtungen 

ihre hartnä pofition aufgebend, ſich ——— können und ſollen, Ai 

mie fein eh se alte fatholifche und apoftolifche 8 ſo * m auch im 
auf bie — — die alte eh werde 


alare 1604 bie italien 
a um tionen in 141 Canones —— die zwar nicht vom Parlamente 
angenommen, aber doch von dem Könige janktionirt wurden und damit innerhalb 
kraft erhielten, Sie waren ein eifernes Koch für die Puri- 
tamer, und nicht bloß für dieſe, denn fie bedrohten jeden, der den apoftolifchen 
— der er Kirche, die 39 Artikel, die Siturgie oder den Epiftopat 
würde, mit Erfommunifation. Bald folgte eine königliche Proffamation, 
ie ftriftefte Konformität forderte. Mehrere Londoner Geiftliche wandten 
lih an den König, um Schonung bittend, und erklärten, lieber 
‚aufgeben, als diefe neue Konformität unterzeichnen zu wollen. Aber 
—* vergeblich wie die Petitionen, die von anderen Seiten kamen. Der 
de vielmehr im Februar 1605 nach St. Pauls beſchieden und die, 
die Unterigrit ——— ſogleich ſuspendirt. Ihre Zal betrug nach 
——— ngabe 
‚Die hart bedrüdten Puritaner fanden natürliche Bundesgenoſſen an dem 
der abfolutiftiihen Tendenzen des Königs in der Sintäverwaltung. Ie 
‚ber König die bisher unerhörten Ansprüche eines göttlich berechtigten 
ihraubte, um jo hartnädiger hielt dad Parlament an feinen alten 
Rechten feſt, um fo eifriger ſuchte es diefelben zu erweitern. Der Kampf gegen 
ben politifchen Despotismus war im weſentlichen derſelbe, wie der gegen ben 
lirchlichen Despotismus, wie andererfeit3 in den Augen des Nönigs Puritanis- 


#8 
BEN 


fe fich. wor auf die Reije in das ferne Sand. ach herzer fenbem Abſchiede 
traten fie, Pſalmen ſingend, in die zwei Heinen Seile. die fie nach Neu-England 
bringen jollten. Nicht geringes Auffe e, als fie an der englischen 


Küfte landeten, um ihre Schiffe Er ech zu —— Endlich im September 1620 
verließen ſie Eugland auf immer und wurden die Pioniere für ihre verſolgten 


406 Puritaner 


puritani Brüder, deren über 20,000 in den 15 Jaren nach⸗ 
folgten, Ye die großen Sefaren und ———— die es Kolonifatiom bon 
Den-Gugland mit fich brachte, nicht fchenend, da es ihnen hier allein — 
—— ei von dem Drude der Hier erardjie eine Kirche zu gründen nach dem 


r apoftolifchen. Auch den bürgerlichen Einrichtungen gaben jie ein reli⸗ 
—— und fürten die in der Heimat verpönte ren Bien bie Sabbathfeier ein. 
väter dankte De oliide Bolonie — und ——— —— 
— 

e er 
m Shreit t auch im der englifchen Kirche Bedeutung zu — 


Ine ologen hatten on vor dieſer Zeit die rn Lehre ange- 
—— ge A — eeenike wurde fie BE ee 
— en -. von —* land aus beſchickt wurde. 
wurde munmehr auf den Kanzeln verhandelt. — aber die —— 

zo rien ne egen den Arminianismus geftimmt hatten, 


von —— chenden Seichtfinn ber. Beit--derfpottet; .banı-bem 
Kirche verjol: nid entwidelten die —— allmählich jenes finſtere, 
i ER Weſen, ihnen in früherer Zeit fremd war. 
ben duldete ſchweigend, aber in anderen glühte ein 
re Aue a alles —— in Kirche und Stat, und fie machten 
ben extremen politifchen Opponenten. Schon gegen Ende der 
Satobe —* dieſe Demofratifchen Puritaner auf, die in nicht —— 
den Bau der Kirche und des Stätes zertrümmerten. 
Das war die Lage der Dinge, ald Karl I. 1625 den Thron beitieg. Er tsot 
ganz in die Fußtapfen feines Vaters und fuchte das von dieſem ne Wert 
mit verdoppelter Energie durchzufüren. Mit der Idee eines 
tums vertrug fich die Volksvertretung nicht. Karl fuchte daher vor allem fid). der 
Läftigen Kontrole des Parlamentes zu entledigen. Bweimal in dem zwei Er 
Jaren feiner Regierung löfte er es auf und erhob die Steuern auf ei 
Aber das —— beſtand ri wie jein Bater einmal äußerte, aus 
Knaben, jondern aus gereiften Männern, die in aller Ehrerbietung und ı r 
Haltung, aber mit Mut und Entjchiedenheit die alten Rechte Englands geltend 
zu machen und zu verteidigen gedachten. ALS ber König, infolge des umglüd« 
tigen er mit Frankreich, welchen Buckingham veranlajst hatte, genötigt war, 
ein drittes Parlament zu berufen, war die Oppofition jo mächtig, Da 
. den Weg gütlichen Vergleiches ——— muſste. Er gewärte die 
tion of Right, die zweite Magna Oharta, durch die er ſich verpflichtete, nie 
wider Steuern zu erheben one Bewilligung des Parlamentes und nie wider bie 






pr 


un: r Untertanen zu verlegen. Der Jubel darüber im Parla— 
‚und im ganzen Sand war —— — groß. Dem König — Geld 
‚ jo viel er forderte, Doch damit hatte er feinen Zweck —— Die 
4 der Petition war nur eine Finte geweſen; das Verſprochene Dr ge BR 
ir fine Abſicht nicht. Zu eriwänen ift hier eine Erklärung, die das yo 
und a richten wollte, daſs nämlich das Land wegen Verachtung 
und Mangels an guten Geiſtlichen in großer Gefar ftehe uud Bes en 
‚möge abgeholfen werden. Es zeigt dies, welcher Geift in diefem Par- 
lamente herrjchte und wie das puritonifhe Element neben dem Eonftitutionellen 


gewann. 
u Der ‚König in feiner Berblendung ſchlug den einzigen Weg, der zun Wol 
3 umd zur Feftigung feines Thrones fürte, nit ein. Er überhörte m 
‚ die im dem lauten Ausbruch der allgemeinen Entrüftung über 
—* ihm ‚gegeben wurde, er Laufchte lieber auf die Schmeichelworte der Gib. 
thorp md Manmwaring, die Öffentlich in Predigten die Lehre vom paffiven 
Geborjam aufitellten, darnad) das Volt bei Strafe der ewigen —— 
verbunden ſei, in allen Dingen ſich dem Willen des Fürſten zu unterwerfen, der 
letztere aber das Recht Habe, die Reichsgeſetze und — — zu verletzen 
Steuern one Zuflimmung des Parlamentes zu erheben. Der König verlegte 
e Petition of right, legte willfürlid Taxen auf, —— das Parlament wie 
zuvor, und als dieſes über —— der jüngſt verbrieften Rechte remonſtriren 
wollte, wurde es aufgelöſt (März 1629). Zuvor aber legte es feierlich Proteſt 
ein gegen ben herrſchenden ru nianiening- den auffonmenden Papismus und 
— bee Erhebung des Tonnen- und —— löſte ſich erſt auf, 
Abteilung Soldaten anrückte. Mehrere agende Mitglieder des 
wurden ins Gefängnis geworfen, darunter Sir John Eliot, der jene 
an den König —— hatte. Binnen der nächſten 11 Jare berief 
‚der König fein Parlament. Er fürte num die —— ſelbſt mit Hilfe zweier 
Männer, die wie feine —* Fr feine abfolutiftifchen Sdeeen eingingen — Laud 
und Wentworth. Laub (f. d. Art. Bd. VIII, 485), obwol damals nody nicht Erz— 
biſchof von Canterbury, ftand in der Tat ichon an ber Spitze der liche. Tho- 
mas Wentworth (jpäter Graf Strafford), ein hochbegabter, ehrgeiziger Mann, 
‚hatte die Reihen feiner früheren Freunde, der Puritaner und ——— 
verlaſſen, um auf ſeiten des Königs die Stellung zu finden, welche ſeiner 
ſucht allein genügte. Wärend im State raſch auf das Biel einer abſoluten 
Beer und badurd daS zum vollen Gefül jeines Rechts erwachte Bolt 
aufs höchite erbittert wurde, trat auch der Kirchliche Despotismus immer unge 
auf. Die gemäßigten Prälaten verſchwanden einer um den andern vom 
. Matthew, Barlows Schwiegerjon, Erzbifchof vom Port, ftarb hoch— 
rer Unfang des Laudchen Regiments — der letzte aus der Schule der Re— 
formatoren. Ihm folgte in wenigen Saren ber Primas Abbot, der ein Freund 
der Buritaner gewejen und den Eirdhlichen Neuerungen, ſowie dem —— 
‚men des Katholizismus ſich Eräftig widerſetzt, aber deshalb in Un —— 
und auf die Seite geſchoben war. Ein anderer, Williams, Bifhof von Si ncoln 
und zugleich Großfiegelbewarer, wurde als Freund der Buritaner unter dem Vor—⸗ 
a =. er die Statögeheimnifje verraten, abgejeht, und ſelbſt Bifchof Hall, 
Berteidiger de3 Epifkopalismus, mit Spionen umgeben und dreimal zu 
— Abbitte gezwungen. Die Hohe Kommiſſion wetteiferte mit der Stern: 
kammer in Akten der Tyrannei. Jedes freie Wort wurde ſchwer geahndet. Pryun, 
Bajtwid, Burton und Osbaldeſton wurden mit abgejchnittenen Oren an den Pranger 
een fie gegen Laud gefchrieben. Und bald unterdrüdte eine ftrenge Een- 
"hie die Bifchöfe handhaben mussten, jede freie Meinungsäußerung. Dagegen 
murben Manwaring und Montague, die Berteidiger des paſſiven Gehorfams, zu 
Biſchöfen gemacht und der Laudianer Juron, Bischof von London, mit dem Schaß— 
et Wärend den Katholiken bejondere Nachficht gezeigt wurbe, fanden 
die Puritaner feine Schonung. Sie völlig —— hatte ſich Laud zur Aufs 
gabe gemacht und feine Suffraganen wetteiferten in der Ausfürung feiner In— 


E— 





— —— ‚getan, was nicht nur die — — a 
D mit Unmut und gerechter Entrüftung erfüllen mu 


ihr das Wol des Boltes am Herzen lag und unter ihrer — 
— sr te, wie "ne aan ubor. Aber in $ — 


Bund au — — war von Karl wie von pr Bater, 




















—— —— —A— “. Died war das zur Empörung. 
* Abgeordnete aus allen Ständen nad) Edinburg umd SEE nahe 
Nationverfammlung in vier Tafeln (hoher und niederer Adel, Gei 
ger) ger) zum | Schuß ihrer Kirche. Am 28. Febr. 1638 wurde —* 
ant zur Verteidigung der reinen Lehre unterzeichnet. iche 
Berfuchen, die Empörung niederzubalten, entſchloſs fich der König g zum 
Aber um die Mittel dazu zu erhalten, blieb ihm nichts übrig, —3 
ment zu berufen. Das kurze —— trat am 13, April 1640 
wurde aber ſchon am 5. Mai wider aufgelöft, weil es ftatt one 
u bverwilligen Befchwerden über die nie bi der letzten elf Sie 
war es möglich, durch Abftellung der Bejchwerden fich der 
ober doch der Neutralität des wichtigſten Teiles feines Reiche zu 
Allein ftatt deffen tat der König Alles, um die Empörung aud in im 
Ausbruch zu bringen. Parlamentsmitglieder wurden ins —— 
Schiffsgeld und andere Taxen mit unnachfichtlicher Strenge erhoben und 
Mafje des erbitterten Volkes Rekruten ausgehoben und zum 
zwungen. Bon einer ** Armee ließ ſich icht viel erwarten. Als die 
ten doll Begeifterung für deu Kampf „fir Cprifti Krone und —— 
rg & bie — der engliſchen Oppoſition im Auguſt des Jared ben 
eed überfchritten umd die Grafichaften Durham und 
ch ten, räumten * königlichen Truppen das Feld. Der König, *— 
—— bei den weltlichen und geiftlichen Lords Hilfe fuchte, mujste fi) abe 
—* verſtehen, das Biene einzuberufen. Inzwiſchen war in En 
Aufregung aufs höchſte geftiegen. Nicht wenig trugen die Berhandlungen'bi 
Eonvocation dazu bei, welche gleichzeitig mit dem kurzen Parlament berufen‘ 
Denen Auftöfung fortgetagt — Wärend der Thron ſchon wankte, beriet Diefi 
Convocation die berüchtigten 17 Canones, durch welche die königliche upre 
matie Sn öttlihe Inſtitution und die Laudſche Hierarchie als einzig gült 
ice ge le fejtgeftellt werben jollte. Das Strafverfarem gi 
Hapten, © nabapti Bromwniften, Separatiften, überhaupt gegen jebe Urt 
onfonformität En verjchärft, der paffive Gehorfam als göttliches Gebot 
el und dem Geiftlihen unter Androhung der Abſetzung befohlen, ı 





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Sommer werden ind. Torkoms Kenne don mem enden imiemen Tome 
Unertigen: Tr er ideen Kriog enter und dead deodert mi 
Sa Den Arm ‚ergaitehen, Ir mniede den Stetten nude Sek verpyehry, 
jene Fraser Eederingen za annullıyen, ſondern eg ee A arpvetitren 
weile der. üriiterat fur ſchrutwidrig erfiätte 

Als des Parliament nab 6 Voden wider zuſanmmentyat (Mop AHal) Kam 
die Nechrick: von dem Audtrud der ırriden Nebellien —BX LAU) 
zu der Raceluit, Deren Opfer die proteſtantiſchen Koloniſſen wurden Win Ilınl 
terliches Blutbad wurde unter ibnen angerichtet, und jede Rof bie Naht 
ten von neuen Örcueljcenen. Wan füllte deuten, das Rariament warde in del 
cher Zeit alles Andere vergejien und den Känin une nern in Den Staub wirbl 
haben, den Aufitand zu unterdrüden. Allen Ju gran mar Dad Mijstrauen grgen 
ihn, daſs man ihm keine Mittel zur Aufitellung einer Urmer gewären wullte una 
Furcht, er möchte dieſelbe zur Unterdritcung des engliſchen Uarlamentä nnd Wut. 
tes benügen. Die irifche Nebellion, fo ging dad Wert, jet an dem Mein 





410 Buritane 
felbft, vom der 
Prälaten 








‚bigottsfatholifchen Königin und den 
ttelt, um den Proteftantidmus nicht b 
’ a er ern Und dieſem 





tung; Kön ‚Buch Di 
a en fchon genug gebunden, und hofften zu 

* —— —— ee Fach 
u halten, indem er Lord — and Sat Di 





Ri einjandten, im ı J 
— und nichtig erklärten, da fie ome A 


Schar, um fie zu ver 
Hngten waren nicht anmwejend, aber die Prrlomentögtiner waren joe 


das Haus * beivaffneter Getpalttätigteit: 
Dies —— ———— der König tun tonnte, Gin Ch 


ner Hauptftabt. Er zog fich nad) 

ging im März nach Vork, nachdem er die al un bern: i 

juwelen zu verpfänden, um eine Armee zu wer Mit d ı = 
blieb er übrigens im jchriftlichem Verkehr und verfuchte zu verstehen ver d 
Parlament hatte alles Vertrauen zu ihm verloren. Es jah nur — N t- 
tung, daſs 5 auch über die königlichen Prärogative eine ftrenge Kontrofe übt 
dafs e8 in der Tat Find — in die re nahm. So forderte ER t 

daſs die Ernennung der M dlieutenants und bie ( 

Pair vom feiner ee ang gemacht werde, fordern au - 
war 09 Wichtigſte —, daſs das Militär unter die ontrole des. men 
geftellt werde. Dem König blieb fait nichts. le ber Name. Aber n ih J 
ringeres fonnte genügen, um das Volk gegen die Willkür und ig 
ned 3, Siege * und — ſo * hen — der 










h eit und bie Inhänger 
des Hofes * ichen und politiſchen Abſolutismus, auf Teiten 
lamentes die —— die — grofen © cn du 
taner und Nontonformiften aller Urt. Die Urmee des Königs Hatte dor 
tüchtiger Generale und waffenkundiger, a ire 
lamentsarmee aus zufammengelaufenen Leuten, Ladendienern, Bauern und Ha 
werfen bejtand und ehrenwerte, aber unerjarene Männer Sürern 9 jatte. 
ber Befehlshaber, Graf Ejjer, war zwar ein triegstundiger So ber fi 


d get aufgehobenen Händen bei * großen Namen Goties, Diefen 
1 zu u halten, — ein Eid, der fire fie und ihre Nachlommen ewig wer 
Darnach unter eichneten 288 Mitglieder des Unterhau 
ein Teil des Oberhaufes die Bundesakte. Der König erlich bald Del 
gegen den Eovenant als hochverräterifches Komplott. ber 
ms er er vergeblich mit Gewalt verſucht, ſchlen > auf frieblichem —* gewon⸗ 
nen zu fein, — eine kirchliche Bereinigung von England und Schottland, 
Westminster Assembly und das Bündnis * den er bildet eine 
wiätige Epoche in der Gejchichte der Puritaner. Ihre la tem Wil 
waren erfüllt, wo nicht übertroffen. Die © este Pr bie — 
geweſen, ſollte in England wie in Schottland eingefürt, ja die all 
er für Ban 8 —— werben. Gin DBunb war geiötofien, 
eine konjtitutionele M Bürgfchaften, wie fie noch n 
= ſicher ftellte. Diefe en — und politiſche ner par io 
| daſs auch die —— Puritaner ſich damit bern gaben und 
duch —— fi die —— der * 
we Mitwirkung der —— Wärend die erſteren, e durch den 
Newbury, ſich in großer Zal zur ausm men ——— boten bie Pa 
ten alle wafienfähige rannihaft auf umd lichen im Janunr 1644 eine Urmee 
von 21000 Mann in England wen. _ air nee Leitu —* * 
ze fihern, wurde ein —— 
—— 


die presbyteriani —— ‚en em aliſtiſchen 
ie doch —— feineöwegs * * er 
ber im Güben beiehlige. richtete mit großen Armee nichts aus, 
im Norden, wo mit mehr Erfolg — ſchien die Sache faft 
verloxen, als Prinz Rupert mit 20,000 n zum Entſatz der Stadt Wort 
beieilte, die Barlamentsormee rängte und ihr am 2, Juli 1644 bei Mar» 
ſton Moor eine Schlaht I Der Sieg war ſchon in Ruperts R 


412 Puritaner 


mufäte und des Königs Sache im Norden für immer verloren war. Der Fürer 
jener Reiterſchar, der —* des Tages, war Oliver Cromwell. Bis zu dem 
Ausbruc des Bürgerkrieges war er dem Sriegshandwerf fremd geweſen. Der 
a 
er in e on eine 
und war bald durch eine reiche Eröfehnft in den Beſitz licher kicher Denbersien 
—— die er ſelbſt bewirtſchaftete. Er gewann das Vertrauen ſeiner Mit— 
ger und wurde von ihnen 1628 ins Parlament gewält. Vom Jare 1640 an 
vertrat er hatte ſich ſchon als junger Mann dem 
vinismus zugeimandt, Daſs er vor dem ein wildes Jugendleben gefürt, ift nur 
eines feiner Feinde. Im Parlament fand er "auf ber Geiterber 
amer und zog durch feinen —— Au ebenſo 


— ara fei, fi an der us Königs 6 bei feiner Durch⸗ 
u. nah —— en Ebenfo entjchieden forderte er —— 


des. Und nun leitete er mit anderen Geſinnungsgenoſſen die Bildung von be— 
waffneten Aſſo eiat io nen zum Schuß ber einzelnen Grafſchaften Das 
Werk ging raſch voran; Aſſociationen bilden ſich in allen öſtlichen 
Cambridge wird der Mittelpunkt derfelben. Crommell übernimmt nun 
Kommando einer Reitertruppe. Bald fcharen ſich große —— um —— 
bildet feine Truppen aus frommen Männern und ehrenwert 
die höchſten Güter, Religion und eit, kämpfen, und Sei und — 
und Gut daran ſetzen wollen, der Sache Gottes umd des Baterlandes zum 
zu verhelfen. Er fürte die ftrengite Mannzzucht ein. Todesſtrafe war 
auf Plünderungen und Mifshandlungen. Alles was feine Truppem bedurjten, 
muſste bezalt werden. Dft gab er ſelbſt das Geld, um Die bes 
friedigen. In feinem Lager hörte man feinen Fluch fein unz Worte 
Trunfenheit war unerhört. Dagegen vernahm man brünjtige Gebete, ernſte Pre— 
digten, fromme Gefpräche und Pjalmfingen. So bildete Cromwell feine Schaar, 
die finſterblickenden, todesmutigen „Eijenfeiten“, die mit dem „ber 
Herr Zebaoth ift mit uns“ anftürmten, vor denen fein Feind Stand ‚ keine 
Feftung aushielt. Wo Erommell mit feinen Schwadronen erjchien, war 
gewiſs. Die Einnahme von Stamford hatte aller Augen auf ihn gerichtet: 
ein Dankvotum des Barlamentes ihm erworben. Durd den glänzenden 
Marſton Moor Hatte er die puritanifche Sache gerettet und feine große U 
—* über die kriegserfarenen Generale der Parlamentsarmee gezeigt: 
diefer Sieg war im Grunde eine Niederlage für das Parlament und — 
byterianer, und der Anfang Kr Übergewidt Erommells gen 
JIndependentismus (f. db. U. Bd. VI, ©. 712). I 
Eromwell war Puritaner, aber nicht im Sinne des erflufiven 1 
——— Er ſah nur auf innere Frömmigkeit, nicht auf Form, 
auf Begeifterung für die große Sache und gottjeligen Wandel, nicht auf Unifon 
mität. Er mufste deshalb widerholt den Vorwurf Hören, dafs er Anabapı 
——— "Richtung * at ie u im — 
inde tung die ende. Aber niemand wird es 
den, daj3 die Männer, die die religiöfe Freiheit des Landes mit‘ ——— 






kämpften, volle Gewiſſensfreiheit für ſich haben wollten, daſs fie das 
Prälatentums nicht gebrochen, um ſich dad Joch einer anderen Unif 

laden zu lafjen. Sie närten das Feuer ihrer religiöfen Begeifterung: 

aus der heiligen Schrift, die Gottestämpfer des alten Bundes waren ihre Wars 





Puritaner 413 
bilder, der göttlichen Offenbarungen , hie jene ü —— —* * ſich * 


wird, im Rebeineife des ten Bundes fine, —* each 


—— — * als ein elojer Friede. beantrage keine Anklage des * 
— 


een — akte ging durch een 645), ** kein —— * bei⸗ 
Auer. ein Militäramt follte befleiden Dürfen. Die bisherigen Bejehshaber 

Ämter nieder. Der Oberbefehl — Fairfax übertragen und bie 
der Armee beichloffen. Im April ging eine andere Selbfiverleug- 
nungsatte durch, welche den Eintritt in die Armee von der Verpflichtung auf den 
Eovenant unabhängig machte. Damit war das Übergewidt der Jude— 
pendenten entjchieden. Fairfax, ein frommer Mann und tüchtiger General, 
fand an der Spige der Armee, aber Crommell war die Seele des en. Gr 
war unentbehrlich. Hairfar weigerte fi feine Entlafjung nr [3 Ge⸗ 
nerallieutenant betrieb Cromwell die Umbildung der Armee nad dem Mufter 
es Erommell wollte Barter zu feinem Kaplan —— und als 


a 
GH 
E 
J 
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: 
Fa 
— 


— 
Allerdings den würdi Männer, 
bloß weil n —— — no m —— mE dis fo viele 


tüchtige ‚Prediger gehabt. Stefan Ma —* der größte —— ſeiner 


Barden wenn ber —* —— und bie ——* Freiheiten tn 
endlich ee — Dieſes erſehnte er — * ufüren war Cromwells 
ernſtes e nachdem die Armee umgejtaltet war, gab er der 
Sache des Königs bene duch die Schladht bei Nafeby ben 14. Juni 


grSzlBE RB 
Beust: 
5 1 

H 

5 


? 









a 
5 


— Oxford erg 2 am 20. — ber. lebte Funken. des Bürger: 
— Die Schotten waren —— für ihren —— ihr Se | 


—— — 

v e i 

2 Liturgie), ber Erftfingdarbeit —— — es die g 

—* fi) der Verftändigung über die Predby! 

an Die Assembly erklärte zwar mit großer Majorität, dd 

—— dem Worte Gottes am gemäßeſten ſei, und ſchlug vor, aus 
einden eine Olassis oder Presbyterium, aus dieſen eine al un ae 

— eine Nationalſynode zu bilden, welch er bie —— abſ 

a — 
ge Kirche und brach, ha au 

| —— Sn wen bie ‚Gpige ab. Dein Parlament 











lung der Diögefen um d Kirdipren —— 
—52 und Nationalſynoden beſchloſſen. * Provinz Bonbon f 
Presbyterien mit je 12 Pfarreien geteilt werben. Aber durch diejes $ 
waren die Schwierigkeiten keineswegs befeitigt, ſofern es ur um Die 2 
einer Nationalkiche handelte. Von den immer noch jehr zalreichen 
die Independenten 


Nationalkiche mit au ae Ste ga werden, fie: ei ter | 
fer Bei Sotrenenisgeneifäeft m —— und dem S 


—— * ſie —— et Eins o ala Glieder — 
Betreff der ſogenanuten Uniformität folle jever, um bes 9 





4 


* 


34 


24 


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23 


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—— 
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— 
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— die Londoner um rag 


der Armee 


mit dem König, dann ordnete va 


(März 1647). 
er 


an Härejien an 
nn; Ku 
Hy a La na 


—— 
He 


Mu 


Hal 


befahl e8 se die. So 
en, und fr, di Shan 
u entlaffen. Bei 


be fommen zu la 


5 


und erklärte, fh, 


Bürger, 
Sie 


n, den andern 


nicht auflöfen zu laffen; 
das Parlament fei nicht ſouverain, f 


petitionixten deshalb an Fairf 


AH 


er 


—— 


—— 


ax. Das P 


für einen Feind des Vaterlandes, der fi 


‚dom 
jeden 


ch bei ber 
und Gemeinen bi 


i 1647 9 


= 


* 


oldatenparlament aus DO 


Iten, eine, 


— 





hauptet. Die 


= 


Die sonen 
Armee rüdt näher und näher und verlangt 


frechthal 
der 


der —— 
Rechte und 


Öemärung 





416 Puritaner 


auf (f 
üm die B 1g der Deli ten und des delinquenten 
ungejt e Bejtrafung nquenten um Hauptdelingu | ——— 


Und nun lenkte der Herr unſere Schritte. Wir erkannten es als — 


geg 
diefen Blutmenfchen zur Rechenſchaft Bu ziehen für das Blut, das er 
. für den Schaden, den er jo viel irgend möglich der Sache des Herrn und 
armen Nationen zugefügt hat“. es 
Fairfor unterd den Aufftand in der Nähe Londons. Cromwell zog 
nach Wales, wo er die Infurgenten vernichtete, und dann gegen die 21,000 Ma 
ftarfe fchottifche Armee, die in Sancafhire war, und lieferte ihr, obwol 
nicht halb fo viel Truppen hatte, eine Schladht bei Prejton (17.—19. Aug 
Ihm war e8 eine neue steel dafs die Hand Gottes mit ihm fei, und 
der Herr ſelbſt fich zu Seinem Volk befannt habe, da Ihm wie Sein Yuga 
jei, um beöwillen ſelbſt Könige gezüchtigt werden follen. Das Parlament ord: 
nete einen allgemeinen Danktag an für die „wunderbar große Gnade und Erfolg“, 
Cromwell nun in Schottland ein, das den Bund mit England erneuern 
mufste, und im November mit Siegesruhm bededt nad London 
gerade als ber letzte Verjuc einer Verftändigung mit dem König in dem Ben 
trag von Newport gemacht wurde. Gromwell und die Seinen fahen in die 
fem Beſchluſs des Parlamentes den Ruin der Nation; die jehr | 
Minorität berät mit der Armee und befchließt mit ihr die Reinigung des 
lamentes von den Gegnern, befannt unter dem Namen „Obrift Pride's Pur: 
ganz“. Hierauf wurde Karl Stuart als Hochverräter angeklagt und eine Koms 
miffion als Gericht niedergefeßt, die ihm fchuldig fand und am 29. Jan. 1649 
Tode durchs Schwert verurteilte. Das Todesurteil war umter Anderen von Ero 
well unterzeichnet. Es wurde am 30. Januar vollzogen. Von dem Tag an war 
Karl Stuart in den Augen der Meiften nicht ein Verräter, fondern ein Mär: 
tyrer. Von dem meiften puritanifchen Kanzeln hörte man am darauf 
Sonntag ſchwere Anklagen gegen die Königsmörder, Noch che das Urteil gefällt 
war, hatten 47 puritanische Beiftliche in London dem Parlament einen 
eingehändigt, die Nechtsgültigfeit des improvifirten Gerichtshofes geleugnet 
gewarnt dor dem bermeintlichen Eingebungen des Geiftes, welche gegen Gr 
Wort ftreiten und an den Eovenaut erinnert, durch welchen die € 
ie des Königs eiblich gelobt war. Außer dem fanatifchen Hugh 
ohn Owen gab es faum einen Puritamergeiftlichen, der das Tobesurteil 
zu verteidigen wagte. R 
Nur blinder Parteihafs fann dem Puritanismus überhaupt den Nönigsn 
ins Gewiſſen fchieben. Der Gedanke an eine blutige Rache an dem König fat 
zuerft in der Urmee auf, wo bei Gelegenheit der Rendezvous underjönlicher Has 
gegen den „Hauptböfewicht" und das Verlangen nach einer ungez n MR 
blif umverholen an den Tag trat. Crommwell war die Seele der Armee, md 
weichen Anteil er an dem blutigen Wert gehabt, das zu ermitteln ift von übe 
wiegendem Intereſſe. Dafs in Im der finftere Gedanfe nicht zuerft aufgeſtie 
dafs er vielmehr noch mit dem König in Unterhandlung ftand, ala die Devellers 
Rache forderten, ift erwiefen. Crommell hajste die deſtruirenden Tendenzen bie 
fer Fanatiter wicht minder als die frühere Willkürherrfchaft des Hönigs. Ya 





















Puritaner . 417 
feinem Intereſſe lag e3 nicht, fich des Königs zu entledigen, dem er in feiner 
Gewalt hatte. Crommell hat oft geäußert, daſs er nicht voraus Pläne machen 
wolle, ſondern jich ganz durch die göttliche — leiten laſſe. In feinen glän- 
zenden Erfolgen jah er einen unmiderfprechlichen Beweis, daſs der Herr zu ihm 
und der * Sache ſich bekenne, den König aber, den Erzſeind des Volkes 
Gottes, verworfen habe. Er glaubte von Gott ſelbſt dazu berufen zu ſein, den 

und die anderen Feinde der Heiligen zur Rechenſchaſt und Strafe zu ziehen, 

wie L den Agag, wie die, anderen altteftamentlichen Könige die Feinde des 
Bolfes Iſtael. Und diejelbe Lberzeugung hatten die anderen Fürer der Armee, 
Zublow, der ehrenjejte General, erklärte unummunden, daſs er durch das aus— 
drüdlihe Wort Gottes von der Nechtmäßigfeit des Verfarens gegen den König 
worden jei, denn 4 Mof. 35, 33 heiße ed: „Wer blutjchuldig iſt, der 

pet das Land, und das Land kann von dem Blute nicht verfünet werben, 

das darinnen vergofjen wird, ome durch das Blut des, der e3 vergofien hat”, 
Und änlich erklärten die anderen Generale, als fie jpäter ihre Beteiligung an 
dem Königsmord auf dem Schaffot büßen mujsten, fie feien nicht fchuldig, fie 
—— ihre Pflicht vor Gott getan, indem ſie den großen Verbrecher zur 
zogen, der die Heiligen unterdrückt, das Papſttum begünſtigt, die Frei— 
heiten uglands troß jeines Schwures unter die Füße getreten und das Land 
‚Blut überſchwemmt habe. Das war die ehrliche, wenn auch grundverfehrte, 
ung diefer Männer und weniger anderer wie des berühmten Milton, 
der in jeinem Eiconoflaftes den Königsmord rechtfertigte. Aber außer der Ar— 
mee war fajt niemand auf ihrer Seite. — Irland und Schottland erklärten ſich 
für den Son des gemordeten Königs, und in England vereinigten ſich Katholi— 
fen, Epijfopale und Presbpterianer gegen die Armee, wärend dad Rumpfparlas 
ment am 19. Mai 1649 England zu einer Republif oder Gemein: 
wol machte. Das Parlament, durch Neumalen auf 150 Mitglieder erhöht, hatte 


den, und Cromwell war die Seele des Ganzen. Es galt zunächſt Irland und 


Mı war Srland unterworjen. Cromwell wandte ſich nun nah Schott> 
land (Suni 1649), da Fairfax ſich geweigert hatte, gegen feine Brüder zu ziehen. 
Die Schotten hatten eben Karl U. als König anerkannt, nachdem fie id ge: 
den Covenant freiwillig zu unterzeichnen, der presbyterianiſchen Kirche 
anzuichließen und der jtrikten Kontrole der Assembly fich zu unterwerfen. Crom— 
well verfuchte friedliche Verhandlungen, und als dieje vergeblich waren, griff er 
zum Schwert. Bei Dunbar fam es am 3. September, Erommelld Geburtstag, 
Jur Schlacht. In beiden Lagern wurde heiß um Gottes Beiſtand gefleht. Mit 


den 3. September 1651, in welcher fajt die ganze fchottifhe Armee aufgerieben 
. Karl floh nad dem Südweſten und * 


ee or empfangen wurde. Schottland wurde ber englifden 
Nepublik einverleibt, Dieje Schlaht war Cromwells legte Waffentat. Es 
tat not, daſs er fich der inneren Angelegenheiten annahm. Er hatte 
m. amd duch Herjtellung der Ruhe und Ordnung, gründliche Reformen 


dafs der Name Gemeinwol eine Warheit werde, und England als ein Licht an— 
NealsEncyflopäbie für Theologie uub Kirge. XII. 97 


deren Nationen voranleuchte und dieſe ein — DEZ 
* et war untätig geblieben. Crommell — ber Gare 
mübe. ee ee fam er mit einer Abteilung at, den Bien 
















— —— den —33 ——— — 
lle 


her wir Der ten en Wi der in J —— und in € 
—55 — nhänger hatte, war zwar eher in * 


fernen ließ m Bier —535* Committee for — J 
hatte die Klagen u ee — — zu erledigen. Schon vor 
—— * denſe wol —* Pfarrer abgeſetzt, und wärend —* 
auge we weis oder dreimal fo viele und häufig bloß deshalb, weil fie # 
a8 Parlament bejepte die vakanten Stellen mit Buritanern. Al 
Dinge wurden viele unmwürdige Leute entfernt und durch tüchtige Männer erfept, | 
aber auch viele hochg chgenchtete Männer, wie Uſher, Bearfon, —— Iton wu 
— ins Elend geſtoßen oder ind Gefängnis geworfen. Andere fü 
ber neuen ung in Hoffnung auf bejjere Zeiten. — 
das Parlament den Vertriebenen wenigſtens ein Fünftel ihrer @ 
ließ, um fie vor Hungertod zu fhüben; aber das war Alles, und bur 
folgung wurde mur die Liebe zu der umterdrüdten Kirche genärt. Sub 
erbauten fich die VBerftoßenen an den ſchönen Gebeten der Liturgie, Je 
uch zu gebrauchen ein Verbrechen war. Die presbpterianifche 
richende, aber nur in Schottland fam fie zur vollen Gejtaltıw 
rat fie auf als jure divino beftehend, umabhängig vom Stat: md 
Anſpruch der Oberhoheit über den Stat. Der Subependentismus m 
gebaist ee fast —* ein ber et ud — 
du rt Kirchenzucht gehandhabt und 
— hearts bis duch Erommells Sieg auch fie 
In England war nur eine mildere Form bes Presbpteriani ng 
Parlament rijs die früher von der Krone geübte Suprematie an f 
in eraftianifcher Weife der Kirche nur das redigtamt zu lafjen. jte 
nisch war hier die Kirche in der Tat nur fofern die —* —* * m 


freie 





— 


Ju: 


Assembly eingefürt und ber lehrhafte Teil der Konfefjion ı 
Die Inbepenbentiiäe Richtung fpaltete fi in eine g 
radikale. Die gemäßigten Independenten widen der £ 

rianern nicht ab und waren der neuen Liturgie nicht a 








Puritaner 419 


fie wiejen alle Sontrofe des States, jede geiftliche Jurisdiktion entjchieden zu— 
rüd. Sie verlangten die völlige Autonomie der einzelnen Gemeinden und woll- 
ten nur im fchwierigen Fällen den brüderlihen Rat Anderer einholen. Die ra- 
ditalen Judependenten fanden fich befonders in der Armee, wo das Laien- 
predigen und der Glaube an unmittelbare Eingebung des Geiſtes immer mehr 
um fi gift Unter ihnen nahmen die Levellers die wichtigſte Stelle ein 
3b. VOII, ©. 616). Diejen radikalen Independenten nahe verwandt waren 
die anabaptijtiihen Levellers, welde Erommwell, dem meineidigen Schur- 
fen, ein Ende prophezeiten, wie das des eriten Proteltors Somerjet, und wö— 
chentliche Konventionen hielten, um eine’neue Charta zu beraten. Die —— 
dieſer Levellers finden ſich auch außerhalb des Parlaments "der 

Armee in mannigfaltigiter Weife und bunt zufammengewürfeit bei den zallofen 
Selten, die wie Pilze in diefer Zeit auffcoffen. Antinomismus und Chilias- 
mus waren die Hauptelemente in der Mij . Der Antinomismuß griff 
Hauptjächlich unter den Anabaptiften um fich. t dem Opfertode Ehrifti, lehr— 
ten fie, jei feine Sünde mehr. in der Kirche Gottes und feinen Heiligen; wer 
das leugne, raube Chriſto die volle Wirkung feines Blutes und werde ſonder 
Bieifel verdammt. Dem Heiligen gelte fein Gejeß mehr. Ganz änlich lehrten 
die Berfektioniiten eine fündloje VBolltommenheit der Gläubigen. Aber be> 
ſonderen Reiz hatte der Chiliasmus. Bald nad der Proflamation der Re— 
publik wurde nach London die Nachricht gebracht, daſs 30 Leute mit einem Pro- 
‚pheten Evenard an der Spihe den wüſten Grund bei Cobham umzubrechen und 
Seren begonnen haben. Der Prophet berief fich auf eine göttliche Wei- 
jung, das Feld = bebauen, weil die Zeit gefommen jei, daſs das Volk Gottes 
ie wollen von dem Ertrag ihrer Arbeit leben, die Hungrigen 

nit ſpeiſen und wie ihre Väter, „die Juden“, in Zelten leben. Harmlos war 
auch dee Einzug des neuen Meſſias, James Naylor, in Briftol, der, den Hut 
tief in die Stirme gedrückt, mit feierlihem Ernſt in jtrömendem Negen durch die 
Straßen ritt, gefolgt von Männern und Weibern, bie, fnietief im Kothe watend, 


e Richtung ı fi 
fand feine Anhänger in England, die „Seelenjhläfer“ (Soulslea- 
;) dergaßen die Gegenwart über der Frage nach dem Zuſtande der Seele bis 


geifien, gegenüber dev Überſchwänglichkeit der Chiliaften und Myſtiker, zu dem 
derftändlicheren Sorinianismus oder wurden Gottesleugner. Undere 
die Lehren des Chriftentums in der dermaligen Fafjung und fuchten 

nad der reinen Lehre, wie die Seeferd. Georg For, mit einem Warmen 
erzen für die Warbeit, giebt — ein zweiter Diogened — durch das Land, Men- 
ſchen fuchend, die ihm die Warheit enthüllen könnten. Er findet fie nicht, aber 
Sunern geht ihm ein Licht auf, daſs Gott ein Geift iſt und im Geift ange— 
betet werden mufs. Troß Verfolgung und Mijshandiung aller Art predigt er 
dom dem innern Licht ald der alleinigen Dnelle des Wiſſens und Troſtes umd 
von der Verwerjlichkeit aller äußeren Formen der Kirche und des Gottesdienites. 
Die ihm anhiengen nannte er die Freunde, der Spott der Welt aber Quä— 
m 3 war das bunte Gemijch der religiöfen Meinungen und Gemein: 
zur Zeit de3 Gemeinwols. Es kann aber warlid nicht wundernehmen, 
wenn in einer jo aufgeregten Zeit das Gehirn einer Nation irre und wirre wird, 
‘hatte die ſchwierigſte aller Aufgaben, wenn er durch dieſes Tirchliche 
feinen Weg finden wollte. Bon einer Ordnung der religiöfen Ber: 
‚hältnifje, wie früher durch Uniformitätsakten, konnte feine Rede fein und ebenjo 
wenig von einer Toleranz wie jpäter, da alles nod) zu jehr in Gärung und noch 
ht abzufehen war, welche Form der Kirche die Majorität des Volles ergreifen 
würde. Unter diefen ſchwierigen Berhältnifien hat Cromwell das Beſte getan, 
was er konnte, s 
- Die Konftitution des Proteftorats legte in drei Artifeln den Grund fr Die 


27* 


u 








— 


420 Puritaner 


Ordnung der kirchlichen Dinge: 1) Der Stat übernimmt die Sorge —— 
here des nationalen agree Es wird eine Verwandlung der 


de Lehre und d Be eiwi 3 
= — —* — Het — 





— N rei 

Religionsübung gejtattet, — So * Cromwell zuerſt den Ara an gel 8 
ch noch chränkten Toleranz. — Als oberſte fir 
liche Behörde mit faſt unbeſchränkter Vollmacht bejtellte er durch Dekret vo 
20. März 1654 die Supreme Commission for the Trial N 
ur Teen) aus 38 Mitgliedern, 29 Geiſtlichen (meift De 
beftehend. Sie hatten bei den für Predigerftellen VBorgefchlagenen 
zu jehen, ob jie von der Gnade Gottes ergriffen jeien, einen frommen 
füren und — Kenntniſſe und Fähigkeiten für das Amt haben. 
würdige Geiftliche auszufinden und * —— wurden Subkommiſ 
nen aus Geiſtlichen und Laien für die nzelnen Grafſchaften 
hohe Kommiſſion war allerdings ein „geiftli es aa das 
und one geſchriebenes Geſetz verſur. Royaliſten fanden wenig GOnade, 
fie ſein mochten, wärend mancher Ungelehrte, mancher Anabaptift —* 
mianer zugelaſſen wurde. Aber jo willkürlich auch dieſes Tribunal war, im 
en — das iſt das Zeugnis von Barter, der fein Freund des Er 
gimentes war —, „beitellte die Kommiffion tüchtige, ernite —* 

frommes Leben fürten, was auch ihre Anſichten geweſen ſein mögen, ſo dafs Diele 
taufend Seelen Gott dafür priejen“. 

Wie Eromwell im britischen Reiche der Kirche, die in feinen Augen die 1 
war, zum Gieg verholfen und eine religiöje —— wie — — 
nicht gekannt war, zur Geltung brachte, jo trat er auch nad) 
des Evangeliums auf. Den auswärtigen Protejtanten ve es * 
daſs er England zur Herrſcherin der Meere, zur gejürchtetiten * in Eu 
erhob. Er fhübte die fernen Chriſten gegen die Grauſamkeiten der Pirai 
Auf fein drohendes Wort hörten die —— der Hugenotten in Nisme 
und der Waldenfer in Savoyen auf. Er wollte nichts Geringeres als England 
zur Königin der proteftantiihen Welt, zur Vorfechterin der ——— J 
* gegen Nom machen. „Wenn der Papſt“, dußerte er einmal, ti 
o will ich eine Fregatte nach Civita-Vecchia ſchicken, und er fol yei Donner 
meiner Kanonen in Nom hören“. a 

Das waren Erommwells hochherzige, weitichauende Pläne. Leichter gele 
ihm die Durchfürung derfelben in der äußeren Politik als im Innern des dur 
den Bürgerkrieg aufgeregten Landes, Er hatte einen harten Stand mit fein 
Barlamenten, die in einer Zeit, wo mur der jreie Wille Eines Mannes und ein 
eiferne Hand die Ordnung herftellen konnten, nur ein Hemmſchuh waren. 
löfte daher eines ums andere auf und tat faſt alles —— Und merkwürd 
es, wie viel er in fol; ſchweren Beiten für Rechtöpfleg — Schuß di 
perfünlichen Freiheit tat. Allerdings bie Freiheit, an bie Ne fi m 
ten, gab er nicht. Diefe war eine Unmöglichkeit. Aber mit fi de 
er das Schiff des States durch Stürme und zwiſchen den Klippen 
fratie und Abſolutie dem Land der Freiheit entgegen. Ihm, dem 
Baterlandes, wurde das freilich nicht gedankt. Alle fürchteten, aber 
ten ihn. Attentate wurden widerholt auf jein Leben gemadt. Oft 
nah der Stille des Landfebens zurüd, aber er wollte die Hand nicht 
Werk abziehen, das ihm der Herr befohlen, bis feine Kraft unter der üb 

























Puritaner 421 


ſammenbrach und T Ge ‚Siege, 
wen 1658. itarb, fir die Mine de Kern und feines — 


heit betend. 
Cromwell, der Puritanergeneral, ijt eine ser mertiwürbigften Er 
in ber engifden © dichte, wie ein fewrige Meteor, das am hinfar 
Fürften find vor ihm auf dem englifchen Thron gefeflen, aber feiner hat 
fi) aus der ——— des Stilllebens zu ſolch glänzender Höhe der Macht em— 
können ſich wenige —— er⸗ 
t * ein Statsmann ſein Volk aus den 
"San zur Blüte des Wolftendes, zum Anfehen umter anderen — 
einer Vaterlandsliebe Oliver den Römern der alten Zeit, 
in nem, —— — Eifer den Richtern des alten Bundesvolkes. Seine 
nſchauung mit all ihrer Stärke und ihrer Schwäche wurzelt im a 
een Boden. Man taufche Namen und Zeiten und Dlivers Charakter 
Pe Tun wird verſtändlich. Man lege den gewönlichen Maßſtab an und 
Beibatfeten, Iondern dafs ein Mann ein oe Prinzip nicht bloß in feinem 
fondern auch in der Statspolitif, im Kriegsweſen, wie im Kirchen: 
ee will und realifirt hat. Heuchelki, hinter die fih der Ehrgeiz 
— iſt bei Männern, die in der Gejchichte eine Rolle gefpielt haben, nichts 
5 Aber dieſen Vorwurf Cromwell zu machen, w —* unmöglich, wenn 
— Briefe und Reden, fein ganzes Leben genau prüft. Er üft, * ir 
ar, überall, im Verkehr mit feiner * wie mit fremden Höſen, im 
im Rat, derfelbe Mann, offen, derb, zornmütig, Bee bart, aber —* 
furchtlos gerecht. „Hängt den Mann auf der Stelle, er hat der te 
„Erſchießt Jeden, der an fremdem Gute ſich vergreift.* „ 
ſoll den — meiner Kanonen in Rom hören.“ Das war ſeine 
das Geheimnis feiner Diplomatie, vor der Mazarin zitterte, Er hatte Träs 
nen für die Waldenfer, aber derbe Worte für fein Barlı ment, Grommell hat 
ſich nicht bereichert durch Kirchenraub, wie frühere Emporkömmlinge, fonder viel 
5 dem Seinen geopfert. Hat er nach Ehre getrachtet, jo war das teuer er— 
aber ein Heuchler war er nicht. Der Vorwurf, der ihm zu machen ift, 
— daſs er die ——— Geſchichte unvermittelt Ri Vorbild vn 
andelns anſah und religiöje Eindrüde zu leicht als göttliche Einge 
Wie gefärlich dieſes — war, zeigt der Königsmord; wie um 
der einer Kirche auf diefem fubjektiven Boden, geist die üppig —— 
Sektenbildung. Doch Cromwells Herrſchaft war auch im Kirchlichen eine * 
—— Der Gewinn war das ſubjeltive Prinzip der Duldung; dieſes 
mit dem objektiven einer auf bie Geſchichte dev Jathunderte feft gegründeten 
zu verbinden, war die Aufgabe der nächſten Zeit. 


5) Berfolgung der Puritaner unter denbeiden letzten 
Stuart3 bis zur Duldung3afte (1660—1689). 


* Bee Erommells ſchwache Regierung fürte in Kurzem zur Anarchie. Ber: 
u wurden gemacht, eine freie Republik herzuftellen, eine Militärdespotie folgte 
und drohte einen neuen Bürgerkrieg, So wurde das Verlangen, das Haus 
Stuart auf den Thron zurüdzurufen, immer allgemeiner. Bon den Protejtanten 
in Frankreih kamen Briefe an die presbpterianifchen Puritaner, in welchen 
Karl II. als eifriger Presbyterianer Hingeftellt wurde. Man konnte auch hoffen, 
8 Schidjal feines Baterd eine Warnung für ihm fein würde. Die Puri— 
e, am fich felbit don der —— des Königs zu überzeugen, ſandten des— 
eine Deputation an ihn mac Breda. Er gab — befriedigende Ver⸗ 
gen und erließ eine Proklamation esjelben Inhalte, Smiolge dabon 
— am 8. Mai 1660 in London unter lauten Beifall als König ausge— 
rufen. Aber man hatte vergefjen, dajd man es mit einem Stwart zu tum hatte, 
die —— der Umſichtigeren, die eine ſicherere Bürgſchaft als das bloße 
Se war überhört worden. Anfangs freilich fchien alles gut zu 
g machte einige der angefehenften Puritanergeiftlihen zu feinen 


Er 


dı+r 


422 Buritaner 
en Berfptag ein, Manton, Reynolds 
willig a eine iron ne ** — 
er zu schen —2 Buritaner waren ganz bereit, 
| eingefehräntten Epiſtopats 

e waren fie auch zufrieden, 
ändert und freie te und terbauu 
entgegenfommend, erließ der König im Oktober eine 
ſchrän der lichen Gewalt durch 
wie die Reviſion der Liturgie in Ausſicht ſtellte und den Geiſtlichen vorl 
ftattete, das ihnen Auftößige in a 


















—— 3) den Eid der Solemn e and Covenant und jede u 
dem Regimente der Kirche oder —* States abſchwören; ni Eid foll von 


en und Lehrern geleiftet werden; 4) niemand foll fün für üı 
iftliches Amt fähig fein, der nicht nach dem Ordinationsformulare 
Brie be erhalten bat: 5) alle Prediger und Leltoren müſſen dieſen 
ordnungen fid) unterwerfen; 6) alle Alten von Elifabeth am follen i voll 
—— bleiben. Wer nicht diefer Akte ſich unterwirft, verliert ipso facto“ jeim 
telle. . 
Früher hatte presbyterianifche Ordination Geltung aehabt; nun aber“ " L il 
Neordination der Puritaner verlangt. Die Lektoren waren jeher zur Inter 
fchrift nicht gezwungen und deshalb waren viele Buritaner Leltoren —F dei, 
jept war auch diefer Ausweg verfperrt. Und zum befonderen Ärgernis der Pı 
taner wurden mehr abokryphiſche Leſeſtücke eingefürt. — Diefe Alte war mur 
Race der Sortichlihen an den Puritanern. Sie fand großen Widerſpruch 
im Parlamente, obwol diejes royafiftifh war, und ging nur 9 it 186 Stimmen 
gegen 180 durch, Die Lords waren ſehr dagegen und beriefen fich auf des Hönig 
Proflamation von Breda aus; aber in derjelben war eine Klauſel, die ei 
zu diefem Alt zu geben fchien („dafs von der Duldung nur die ausgeſch 
werden, welche das Parlament nennen würde"), Die Lords nahmen 
Alte am. Noch aber hofften die Puritaner, der König werde und ieh 
Wort ſich gebunden achten, fie zu fehonen, Allein umfonft ! — 
nirte die Alte am 19, Mai. Sie ſollte mit dem 24. Auguſt im 
Der Tag war ſchlau gewält, weil die Nefufanten ihres kurz nachher lli 
Einkommens beraubt wurden. Es war klar, daſs die Puritaner J 
wiſſenshalber die Uniformität verweigern würden, die fie zwang, ben CD J 
League and Covenant abzuſchwören und aller der Errungenfchaften eines hun— 








— dürfe. Selbſt auf öffentliche und Privetlebrer 3. Akte 
wenn fie die Statskirche nicht —— Die Konventilelalte wurde 
 verichärft. Endlich ſchien fih der König feines Verſprechens von Breba 
und duch die „Duldungserktärun a 
die Strenge der Strafgefege mildern zu wollen. Aber e3 war eine Erflärn 
en Bat, des ep gab, und es war faum ein —— 


en di die Transjubitantiationgiehre und endlich den Genuſs des Abend» 
med nach dem anglikaniſchen Ritus als Zeichen (test) ihrer Anhänglichleit an 
firche forderte. Diefe Afte, welche bis 1828 die Nonfon ——— 
und Parlament ausſchloſs, ließen ſich damals —— 
ein Bollwerk war gegen den Katholizismus und weil ihnen or 5* 
far ‚gemacht wurde, fobald die Bathofiten unterbrüdt fein 
dieſe (lag wurde nicht erfüllt, wer au die ——— der we 
—— bei Mn Marl * — * —— —* 
Tagen der in Maria war gegen entirende nicht ſo gew worden, 
‚unter Karl II. 80,000 Nronkonformiften hatten um Geiiflens willen 
8000 im Gefängnis ihre Verweigerung der —— zu büßen, 
ae "Buritanismus, in den Schmelztiegel der Verfolgung gemo 
bon den unedeln Elementen, die fich ihm in der Tepten viobe alte 
‚hatten. Die aufrichtigen Buritaner blieben ihrem Bekenntnis treu, ein 
—— die in den Annalen der Nonkonformiſten glänzen, Die MRafk, 
Be anti Lebens: und Redeweiſe fich gefügt, jo lange der Bu 
die Herrichergewalt hatte, fiel ab und entjchädigte ſich —— —— 
und Bußtage der Cromwellſchen Zeit. Der ſittliche und 
U ging Hand in Hand mit dem politiſchen Verfall muter den u 
endlich, nachdem der fatholifche Jakob UI, die Einfürung des —— 
und die Nuechtung des Volkes vergeblich verſucht hatte, mit Wilhelm II. —— 
u Micha 8 and anbrach. Das Bolt war reif geworben für ei Dale 
— — und —* Buritaner, die je mit den Epiffopalen —— atten, 
en, trugen als Siegespreis ihres 100järigen 
— (Mai 1689) davon, wodurch ben — 


er 





424 Puritaner 


Andepenbenten, Baptiften und Quäkern freie Ausübung ihrer Religion 
gewärt wurde; die anderen Sekten waren im Strome der Verfolgung sw. 
gegangen, die Katholiten und Sorinianer von der Duldung ausgefchloffen. 
6) Geſchichte der Presbpterianer von 1689 bis in bie 
neueſte Zeit, er sr 
Das Presbyterialſyſtem war jeröft zur Zeit der Herrfchaft des 
nismus nicht zur gekommen. Auch jept wurde fein erniter | 
gemacht, es einzufüren. Dag ftanden die drei notionen der. 
terianer, Independenten und Boptiften einander im wejentlichen nahe genug, um 
an eine ee ar zu denken. In der Lehre wichen die beiden e nicht v 
einander ab, und beide von den Baptiften nur in der Lehre von der Taufe. 
ber Verfafjung war faſt fein Unterjchied; fie waren alle Kongregationaliften. 
Einen Anfang zur Bereinigung in Dingen, die ihr gemeinfchaftficheß Antereffe bes 
trafen, hatten fie fchon in ihrer Adrefje an Wilhelm III. gemacht. Und bald nad) 
Gemwärung der Duldung kam eine Bereinigung der preöbyterianif und indes 
pend Geiftlihen in London zuftande. Nah den 9 Artieles of 
Agreement (1691) follte 1) jede Kirche das Recht haben, ihre Beamten ſelbſt 
zu wälen und die Verwaltung und Gottesdienftorduung ſelbſt zu beſtimmen; 
2) die Geiftlichen mit Beiziefung des Rotes der Nachbarkirchen zu wälen md 
zu ordiniten; 3) die Kirchenzucht folle der Paſtor mit Zuftimmung der Brüber 
ausüben; 4) alle Kirchen follen independent fein, aber gemeinfames Handeln zum 
Beiten der Pirchen ftattfinden; 5) Armenpfleger und Älteſte jollen bejtellt wer: 
den; 6) Synoden der Geiftlihen in wichtigen Fällen gehalten, und ihre Beſchlüſſe 
von ben Gemeinden nicht one triftige Grinde verworfen werden; 7) das Gebet 
für die weltliche Obrigfeit wird allgemein angeordnet; 8) als Glaubensgrund gilt 
das Wort Gotted und entweder der boftrinelle Teil der 39 Urtikel, oder Be 
minfterfonfejfion, oder die Savoy Confession (welche Fury nah Cromwells To 
1658 von den gemäßigten Independenten abgefafdt wurde); 9) anderen Kirchen 
gegenüber wird friedliches Verhalten empfohlen. Am are 1696 wurde auch 
eine ae nk den drei Denominationen zur —— 
nonkonformiſtiſchen 









den die rationaliſtiſche Richtung bei den Presbyterianern fand. Im Jare 1718 
wurden zwei ihrer Geiftlichen in Exeter abgejegt, weil fie die von Sam. fat 
(j. d. Art. Bd. III, ©. 236) aufgeftellte Lehre don der Gottheit Ehrifti angene 
hatten, und bei einer deshalb gehaltenen Predigerfonferenz weigerten ſich 
75 ®eiftlihen im ſüdweſtlichen England, den Artikel über Trinität (im den a 
Prüfftein geltenden 39 Artikeln der Statskirche) zu unterzeichnen. Die Kontrı 
verje wurde in London erneuert und in der Konferenz in Salters Hal 
die Frage über die Unterfchrift eines Glaubensbefenntnifjes überhaupt vorg 
Aus 110 Geiftlichen ftimmten 57 dagegen, obwol der 8. Ürtifel des Mar 
von 1691 e3 forderte. Eine Spaltung folgte, die Gegner der ichtun 
Symbole verſanken in Arianismus und Socinianismus, aber auch die 
Gemeinden konnten dem Einfluſſe dieſer Richtung nicht lange widerſtehen — 
am Ende des 18. Jarhunderts war fait jede altspresbyterianische Gemeinde 
nianifch. Erſt feit etwa 1830 zeigt fich regeres evangelifches Leben in der pr 
byterianifchen Kirche in England, die übrigens nur ungefär 270 Heine 


—— Aufgabe war, das Werk der Reſormation weiter zu füren. religiöſe 
t anzubanen, ein Gegengewicht zu bilden gegen Firdliche re und 
Anarchie, umd dem Nonfonjormismus Le der Statöfirche zum Recht zu dere 
helfen. Nachdem fie dieſe Aufgabe ER: Be aud) —— 
hat, tritt ſie vom Schauplatze der Geſchichte 

re — J. Strype, —— Memorials and Annals ofRe- 
formation; L; — u ehe a ge ee en 
1842 und 1844: D. Neal ‚ History of the Puritans; Walker, H. of Indepen- 
deney; Oliver Cromwells Letters and Speeches with Elueidations * Tho. Car- 
a te Semi 

2. v. Ran - n e u 

Englands 1368. * Eee 

Purpur, ſ. Farben in der Bibel Bb. IV, ©. 490, 

Pufey, ſ. Zroftarianismus, 


Q. 


" Quabragefima, ſ. Faſten Bb. IV, ©. 505. 
Quadbratus. Es fommen im zweiten Jarhundert ber chriſtlichen Ara drei 
Minner diefes Namens vor. Der eine ift einer der erjten Apologeten. Er über: 
b dem Kaiſer Hadrian im Jare 125 eine Apologie, die vielleicht noch zu An— 
des 7. Jarhunderts vorhanden war (Phat. eod. 162, p. 106), feitdent aber 
ee ift. Euseb. chron. ad ann. 2140 Abr. * 124 p. Chr.) ed. 
Sehöne II, p. 166. Das Jar 125 nad) der Beredinung des untl —* 
* "bei Dürr, die Reifen des Kaiſers Hadrian, 1881, ©. 42 f. In der 
ngejchichte IV, 3 fürt Eujebius em Fragment aus diefer Apologie au; 
8 beruft ſich auf die Wunderheilungen des Erlöſers und —5 daſs 
‚der durch ihn Geheilten noch in feiner Zeit leben. Verſchieden von dem 
n ift ein anderer Duabratus, der in dem Briefe des Dionyſius von 
an die Athener als Nachfolger des Bifhofs Publius, der unter Mar— 
cus litt, genannt ift und deſſen Berbienfte um die Nekonftruftion der 
ge werden, ©. den Auszug aus dem Briefe des Dionyſius bei 
St h. e. 23. Hieronymus (de script. ecel. 19 und ep. ad Magn.) iden- 
irt beide Duadratus, fchwerlich mit Recht. — Ein dritter Duadratid wird 
dem anonymen Gegner der Montaniften bei Eus. h. e. V, 17 ala prophe- 
Mann neben Agabos, Judas, Silas, den Töchtern de3 Philippus, der 
a, und darnach von Eufebins ſelbſt (h. e, III, 37) genannt. Eufebius iden- 
De ihn nicht mit dem Apologeten; tuf man es "gfeihwol, fo laſet ſich dafür 
das Eine ſagen, daſs die Kentifizi Irung nicht unmöglich ift. — Otto, C. A 
Chr. IX, p. 333 sqq.; Harnack, Die Überlieferung der Br Apoloy., 1882, 
100 fl. (Herzog +) Haut, 
> Ouäter (Quakers — Bitterer, Gejellichaft der Freunde). J.Geſchichte. In 
Engtan it die Gefchichte der Reformation, obwol von gleichem zeitlichen Ausgangs: 
fte beginmend, in wejentlich anderer Weife verlaufen als in Deutſchland. Die tief 
Eobenben Mtmpfe um die höchſten Lebensgüter, welche in Deutichland ſchon in der 
1. Hälfte des 16. Jarhunderts zu Gemeinfchafts- und Rirchenbildungen füren, 
—— England erſt gusgelämpft, nachdem die auf Grund nationalpolitiſcher 
———— vollzogene Trennung von Rom bereits ein Jarhundert beſtanden. 
Erſt in dieſer Zeit treten die Grundgedanken der deutſchen Reformation in die 


— 





426 Quäter 


—— ſtes ein und kommen in rund 8 
praktiſchen Ausgeſtaltung. unter Heinrich VIIL., noch unter Eli 
bern in dem 80järigen Kriege des von feinen fpäteren Idealen noch 
ten Unglifonismus mit dem neu andringenden —— tommt ‚bie‘ Immexe, 
Reformation des englifhen Volkes zum luſs. EL 
— te. Auf dem fruchtbaren Boden des um feinen veiiäfen Be, 
ftand ring — a een eseraabae 
deris Se Aa, —— —* — 
zenden Gegenw einem en Eri ke 
—*— die Abſchwächung a is Fee aufgeitellten Grund⸗ 
vermögen. re 
a 
® m gen n. ie en er, | 
—“ Theologie, waren auch in England bekannt. Dieſe 
Aber dem Konale das Duellhaus eine Reihe fpiritwaliftifcher Strö , bie 
man dort unter den Namen der entbufiaftiihen Richtun 
Bereits vor Foxens Auftreten war dieſe Richtung in einigen 
17. Karhunderts zu Tage getreten. — Seit Un * des Jares 1638 ir ein 
junger puritanifcher Beiftlicher, Roger Williams, der Gründer von Rhode-Jsland, 
in Amerika, das den Flüchtling vor den Berfolgungen feines pro 
Königs ſchützen follte, mit dem Satze hervorgetreten, das Gewiffen be des M 
fei fafrofankt, der Obrigkeit ſtehe zwar das Recht zu, Verbrechen zu 
nicht aber jene innere Stimme zu fontroliven, endlich, die Lehre von ar 
folgung um des Gewiſſens willen ftehe im fchroffen Gegenſatze — 
Die Eidesleiſtung an die Regierung von Maſſachuſetts weigerte er als 
Rechte entgegen, und als er 4 an die Spitze der Regierung von Rhod hode⸗ 
getreten, verbot er geradezu den Zwangseid und die Erhebung von Kird icchenft ue 
und Zehnten von den ——— Ber Beipontg nen a das. Duä 
fertum ijt älter als die Duäf a 
Williams ift vom den eb nie ald einer der Ihrigen in Unfprud) 
nommen worden, und dod geht er in feiner Geltendmachung der unbedin 
Freiheit des religiöjen Subietts von denjelben Grundgedanken aus, die. 
George For, feinem jüngeren Zeitgenoffen, finden. Denn von diefem npfieng | 
Duäfertum fein eigentümfiches Gepräge und jenen urjprünglichen, jpiritua! iſch 
Charakter, durch welchen es zu einer religidjen Zeitmacht wurde. Ju iom, jeinen 
raſtloſen Geiſteswirken und auch in feinem ſchickſalsreichen Leben find die Grund— 
gedanfen des Ouäfertums einer tieferen Betrachtung vorgezeichnet. Der Gei 
—— iſt in dem Leben ſeines Gründers und Per he 
u fuden. 
: IN} Gründung. In Drayton, einem Landſtädtchen Reicefterfhired, nicht 
weit entfernt don der Geburtsjtätte des evjten englihen Reformators Jı 
Wielif, und 300 Jare mad) ihm, im Juli 1624, wurde George For geboren 
(Sewel I, 8). Sein Bater, ein Weber, wegen feiner Treuberzigfeit der 
dere Chriſtoph genannt (ibid.), gehörte * andestixche an — er lebte in th 
way and worship of the nation (Jour. I, XXX); feine Mutter, Mar 
einem Geſchlechte, dem die Verfolgungen Mar) Tudors Märtyrer gegebe 
den Kenniniſſen und Fertigfeiten der Schule zeichnete er jich nicht aus, 
of no great literature, nor seemed much learned as to the outward, (J 
I, XXX); and die Briefe feiner fpäteren Jare weifen Pe m 
Züge auf (vgl. Facsim. letters of early Friends, 247). Sei 1 
Stolz war frühe ſeine Bibel; eine peinliche — —8* 
ernſten Auffaſſung des Lebens, zu teäumerischer Schwerm ichon d 
Knaben aus dem reife harmlofer Spielgenojlen — die ai een ur m 
ausgejehten Lektüre der hl. Schrijt, — t feinem 12. Jare wurde eri 
tingham einem Schuhmadyer, der zugleid Vieh⸗ und Wollhändler und Viehyüchte 
war (a sboemaker by trade and that dealt in wool aud used grazi Im 
cattle, Jour. I, 76), in die Lehre gegeben, in deffen Dienjten er, in feiner Arbe 


" 
| 
4 


ii 



















EL 





— 


von Erfolgen begleitet, blieb. Er war alſo Schaf- bezw. — nicht Hirt, 
ee eine frühe Tradition, die an David, Gregor VII, Sirtus V. und 
- Patrik anknüpfte, gemacht Hat, Um feines ernften, in fich gefehrten Wejens 
willen hatte er von feinen Kameraden viel zu leiden, doch zwang feine ftrenge 
arheitöliche auch den Spöttern Achtung ab, — ne a 
Inm Jare 1643 erfolgte die äußere Wandlung, die feinem Leben eine neue 
ke Sup Kor Auf dem Jarmarkte von Nottingham forderte fein Vetter Bradford, 
ein Hi ftlicher der Landeskirche, ihn auf, in Gefellichaft eines anderen Geiſt— 
lichen einen Krug Bier mitzutrinten (Jour. 76). George willigte ein und trank mit 
den beiden; al3 fie aber lärmende Gefundheiten ausbrachten und beftimmten, daſs 
der bie Zeche zalen folle, der zuerst zu trinken aufhören würde, ba fchnitt es ihm 
urchs Herz, dafs er Diener der Kirche jolchen Eitelfeiten nachhängen fehen muſste. 
tand auf, legte feinen Grot auf den Tisch und verlieh "Die Bedhgenoffen: „Wenn 
die fo jtehen, jo gehe ich von Euch". Zu Haufe angefommen, fand er keine 
Nube; der Schlaf floh ihn; er lief die Stube auf und ab, und nach widerholtem 
fautem fagte ihm der Herr: „Dur fiehit, wie die Jungen ſich zufammen in 
eiten u ımd die Alten in die Erde. Du mufst beide, Alte und Junge, 
218 fern von ihnen halten und ihnen fein wie ein Frem— 
ber“ (thou seest how young people go together into vanity and old people 
into the earth, and thon must forsake all, both young and old, and keep out 
of all, And be as a stranger unto all, Jour. 77). | 
Wanderjare. Diejfer Stimme Gottes folgte er. Am 7, Juli 1643 
brach er mit allem, was ihn bisher an Vaterhaus und Heimat, Lehrherrn und 
Freunde gefeffelt. Über Qutterworth, wo Wielif jarelang gepredigt, wanderte er, 
an feinem Orte fange raftend, nad) Northanpton und Barnet bis zum Juli 1644, 
ki von jchweren Zweifeln, immeren Verjuchungen und dem Spotte derer, 
d ‚er begegnete. Nur einfame Spaziergänge brachten ihm die Ruhe feiner 
Seele; da „wartete er auf den Herrn“. Als dieſer ausblieb, fing er an, fich Vor» 
über feine Sünde zu machen, ob er feinen Eltern, feinen Freunden ober 
fonjt jemand Unrecht getan; er „war am Berzweifeln“ (Jour. 77). Geiftliche, 
die er um Hilfe anflehte, vermochten ibn nicht zu tröften; auch die berühmten 
Prediger der Hauptjtadt, von denen er Eroft gehofft, „waren in die Feſſeln der 
ar re ‚ebenfowenig fand er in den ftillen Baptiftenfreifen Lon— 
‚ In die fein Onkel Pidering ihn eingefürt, den inneren Frieden. Er war 
— anderer geworden, als er geweſen: I wondered why these things 
uld come to me, aud I looked upon myself and said: was I ever so before? 
end 77). Die Einen rieten ihm zu heiraten, die Andern, unter Cromwell zu 
nen: er berwarf beides. 
Seine rubelofe Aufregung trieb ihm im diefer Zeit, mit der Bibel in ber 
Tags, oft auch Nachts, hinaus in die Felder, wo er in hartem Kampfe um 
feiner Seele rang; in der Mirhe fand er feine Ruhe mehr, er 
meinte „eine Stimme zu vernchmen, dajs Gott felbit fein Volk lehren wolle”, 
Die gten der Stotsgeiftlihen, namentlich im Drayton , deſſen Pfarrer die 
en, die er in der Woche mit dem falbungsreichen For gepflogen, bes 
8 auf die Kanzel brachte, ftießen ihm ab; aber aud) die großen Diffenter 
aner)-Prediger, zu deren Reden er oft halbe und ganze Tagereifen 
meit fief, löſten ihm die Feſſeln feiner Seele nicht. Zu Anfang des Jares 1646 
Hatte er neue Offenbarungen; eines Sonntagsmorgens, auf einem Spaziergange 
die Felder, „eröffnet ihm der Herr, dafs das Studium im Oxford oder 
wicht nenüge, ein Diener Ehrifti zu fein. Das war mir genug, daſs 
Gott es mir geoffenbart hatte, und ich bewunderte feine Güte, daſs er mich fol- 
der ing gewürdigt“ (Jour. 80). Ws feine Verwandten ihm megen 
‚antilirchlicher Reden Vorwürfe machten, antwortete er, der Apoftel fage 
n n, dafs fie niemandes bedürfen, fie zu lehren, und dafs die Salbımg 
bon oben gemüge, So meinte auch er niemandes mehr zu bedürfen: „ich wurde 
allen ein Fremder, indem ich allein mich verlich auf den Herrn Kefus*, 
Dann ſolgten andere Offenbarungen, die in änlicher Richtung Tiefen, Gott 














ä 


428 Quäfer 


wone nicht in Tempeln mit Händen gemacht; das rechte Schriftverftändnis ge— 
nüge jchon für ein chriftliches rer zwar ſei eine Beit neuer Scrifters 
‚ die Zeit der Apofalypje, gefommen. — Im are 1647 nahm er fein 
ruhelojes Wanderichen wider auf, immer mädtiger widerholten fi Die inneren 
Berfuhungen; niemand kann ihn teöften, er „wünſcht, nimmermehr ———— 
fein“, aber einmal iſt es ihm, „als wäre er in Abrahams Schoß“ um 
Dann kommt Himmlifcher Frieden über feine Seele, und er „vern eine 
Stimme, die fpricht zu ihm: es gibt noch jemand, der dir im deiner Lage helfen 
lann, nnd das ift Jeſus Chriſtus“: I heard a voice which said, there is one, 
even Christ Jesus, that can spoak to thy condition, and when | heard. it, my 
heart did leap for joy, Jour, 83. Nun wurde fein Verlangen, „den 
fennen zu lernen“, immer größer; „id las die —— aber aus ihr 
ich ihn nicht, ſondern nur durch Offenbarung“. Seine Seelenkämpfe wurden ſel— 
tener. Er vernahm „eine Stimme vom Himmel“, fein Name ſei in das Buch bes 
Lebens eingejchrieben, und „als der Herr jo fprac, glaubte ich (!Genej.15, 6) 
und ſah es in meiner neuen Geburt, und einige Zeit nachher gebot mir der-Herr, 
hinaus in die Wildnis der®elt zu gehen“ Jour. 101. Diejer Stimme Gottes, „ſein 
ewiged Reich und Evangelium zu predigen, gehorchte ich; ich war froh, daſs mir 
geboten war, das Volk zu jenem inneren Lichte, Geift und Gnade zu bei 
durch welchen fie alle ihren Weg zu Gott fennen möchten“. — Das ift Die vors 
bereitende Schule zu feinem Apoftelamte: fie hatte ihn gelehrt, daſs weder dur 
die Univerfitätsbildung, weder durch Statskirchen- noch Difjentertum, weder 
die Welt noch durch Rom die Warheit erlangt werde; diefe ift nur in ber 
Stimme Öottes zu der Seele des Menſchen vernehmbar. * 
Die erſte Periode 1649 — 1660. Das Jar 1649 bezeichnet For 
als den Anfang feines Prophetenamtes. Es gelang ihm, aus der jpottenben 
Menge heraus einige „Freunde“ um fich zu fammeln; mit ihnen erhob er en 
Stimme gegen die Macht der Sünde um fie her; gegen die Ungevechtigkeit 2 
Nichter, gegen die Berfürungen der Bierhäufer, gegen faljches Gewicht und Ware, 
gegen Bollsipiele und öffentlihe Schauftellungen, gegen die Weltjörmigfeit der 
Lehrer und Geiftlichen, die er in Briefen aufforderte, ihren Bfleglingen 
Gottes nicht durch dad Wort, fondern durch das eigene Beifpiel zu lehren: - 
ward er allen ein Fremder, 4 
Die Kirchen — er nannte fie Turmhäuſer — waren ihm ein Greuel. An 
einem Sonntagmorgen ftand er mit feinen Freunden auf den — — 
Nottingham. Als ſein Blick auf die herrliche Kathedrale fiel, kam das 
Herrn über ihm: „Gehe hinein und erhebe deine Stimme gegen dieſes e 
Götzenbild und alle, die darin anbeten*. Er ſagte feinen Freunden nichts, ging mit 
in ihre Berfammlung“, brach aber plößlich mitten in ihrem Gebete auf und eilte 
in die Hauptkirche. Hier hörte er eine Weile dem Prediger, der im ber 
fegung feines Textes (2 Petr. 1, 19: Wir haben ein feites prophetiſches 
w. ſ. mw.) die hl. Schrift als die maßgebende Norm für alle Anfichten und Lehr: 
meinungen bezeichnete, zu, dann kann er fich nicht mehr halten. Mit 
Stimme ruft er mitten in die Kirche und laufchende Gemeinde hinein: „Neim, nein 
es iſt nicht die Schrift, es ift der hl. Geift, der Geift, durch die hl. 2 
Gottes geredet und gefchrieben haben* (Jour, 105ff.). Infolge des 
Ürgernifjes wurde er verhaftet und ins Gefängnis gejürt. Auf die Richter 
diefe Perjünlichkeit, in der eine himmlische Kraft mächtig zu fein ſchien, einem 
tiefen Eindrud. Der erſte Sheriff lieh ihm noch des Nachts die Ketten abneh⸗ 
men und ihn zu jich bringen; da eilt feine Gattin dem Gefangenen entgegen, er— 
greift ihn bei der Hand und ruft: Heute ijt diefem Haufe Heil widerfaren, und 
„auf fie und ihr ganzes Haus fiel die Mraft des Herrn“ (Jour. 106), 
Tage fpäter unterhielt fich For mit dem Sheriff auf dejien Zimmer. 
fommt der Geift des Herrn auch über diefen: „Ich mufs hinaus, meinem % 
Buße zu predigen”. So eilt er auf die Straße, im Haußfleid und 
ſchuhen, und ruft die Leute auf der Strafe zur Buße, Bald ziehen andere 
die Gaffen und erheben den gleichen Buhruf. Nun wird dor in dad 

















Quüler 429 


gefängnis geworfen, aber ein Einwoner der Stadt bietet Bürgichaft für ihm, 
„Leib um Leib, ja daß Leben“ (Jour. 107). 

So mächtig waren die Eindrüde, welche rine enthufiaftifche Natur, wie die 
Forens, auf ihre Umgebung machte. Nichts Auferlihes an ihm zog an; doch 
lächelten nur die, die ihn nicht Fannten, über die feltfame Figur, die er machte. 
Auf dem kräftigen und großen, zur Fülle neigenden Körper ſaß ein volles, wei- 
ches ht, von langen, bis tief auf die Schultern herabreichenden Haren um- 
rahmt; ein ledernes Wams und lederne Hoſen umfchloffen die Geftalt. Er fprad) 

iffene und hervorgeſtoßene Worte (Jour. XXI ff.) ; feine Predigt war ein- 
fach, voll Widerholungen, one geniale Gedanfenblige, foft nur „eine matte Nach— 
bildung biblifcher Wendungen“, aber „unter der Fülle der mühfam hervorgeſtoße— 
nen Rede glühte ein Herz in der Tiefe, ein Wille, der mur nach dem Einen 
ringt, volllommen und ein Kind des Lichtes zu werden. Und neben diejem Feuer: 
eifer der Heiligung, der, wo er in Tat und Wort hervorbrach, auch die fälteiten - 

en mit feinem Hauche berürte, war es der tiefe Ernft, der jeder Gefar 
nde Gleichmut, die fichere Fejtigfeit des Charakters, die Inbrunſt feiner Ge- 
Bote, denen man es anfülte, daſs er&ott näher ftehe, als andere, kurz die ganze 
Tiefe und echte Innerlichkeit feines Weſens *), durch die For Siege gewann“ **), 
Raid verftummte der Spott, wenn die Stimme des Propheten, zum Angriff wıe 
ur Verteidigung allezeit bereit, fich erhob; die Heuchler, wie er die en 
nannte, fürchteten fich, mit ihm zu disputiren, und die Hunde: „ber Mann 
in den ledernen Hofen ift da”, machte jie zittern. — Gleich beim Beginne ber 
neuen Wanderungen meinte er eine Stimme in fich Ei vernehmen, bie ihm ge= 
bietet, zu jedem, hoch und niedrig, Mann und Weib, Du zu fagen, vor niemand 
den Hut abzunehmen und, „um auf feinen Reifen durch nichts aufgehalten zu 
fein“, niemand guten Tag, guten Morgen ꝛc. zu wünjchen, niemandem auszu- 
weichen und vor niemand das Knie zu beugen. So ging er geraben Weges 
feine Straße, allen ein Fremder geworden (Jour. = 
Von der ihm gewordenen göttlichen Miffton erfüllt, zog er, Tag und Nacht, 
weisſagend und drohend durch die nördlichen und öftlichen Graffchaften Englands, 
die, von den Schreden des Bürgerkrieges weniger berürt, für feine Predigt 
größere Empfänglichkeit bewart hatten. Wo fein Wort eine Statt fand, Fehrte 
er ein; oft aber mufste er die Nacht im Freien verbringen, weil Presbyterianer 
und Statöfirchliche ihm den Aufenthalt in ihrer Nähe verwehrten. Speife und 
Trank wurde ihm ojt geweigert; einmal ſehte er fich in der Nacht unter einen 
Ginfterbufch (! Elias), erwartete, vor Kälte und Näffe zitternd, den Morgen und 
entgieng nur mit Mühe feinem Verfolger, der mit einer —5 auf ihm ein⸗ 
drang; oft bot ihm ein Wald, ein Straßengraben, ein Henfchober Schuß vor 
Sturm und Regen; oft war er in Lebensgefar; in Ufverftone wurde er aus ber 
Kirche herausgerifjen, zur Stadt hinausgeftoßen, gejtäupt, und auf den feuchten Wie: 
fen für tot Tiegen gelaffen; dennoch kehrte er in die Stadt zurüd. 1650 wurde er 
zum 2, Male, in Derby, unter der Anklage der Gottesläfterung, eingelerfert; 
vor den gewalttätigen Richter Bennett gefürt, antwortete er nichts auf die an ihn 
neftellten Fragen, forderte aber den Richter auf, „Bott zu ehren und vor feinem 
orte zu zittern“ (quake). Da gab ihm Bennett den Namen quaker (Bitterer), 
mit dem von da an bie „Gejellichaft der Freunde“, wie fie ſich ſelbſt nann— 
ten ***), bezeichnet zu werden anfing, 


*) Ranke, Geh. Englands, III, 500. 

*) Above all he excelled in prayer. The inwardness, and weight of his spirit, 
the reverence and solemnity of his address and behaviour, and the fewness m ful- 
ness of his words, have often struck, even strangers, with admiration as they used to 
resch otbers with consolation. The most awful, living, reverent frame, I ever felt or 
» beheld (jagt Penn), I must say was his in prayer. Truly it was a testimony he knew 

and lived nearer to the Lord than other men (Journ. XXXV). 
*5 Allgemein gebraucht wurde ber Name erft feit dem Ende des 17. Yarbunberis; Weins 
garten, 230, findet ihm angebentet in dem erften größeren Cirkularſchreiben Foxens 1653 : this 


u 


430 Quäfer 


Denn die ergreifenden Neden des Mannes in den Lederhojen, in dem der 
Geiſt Gottes zu wirfen ſchien, ſchlugen jet mehr und mehr durd); jegt fand 
Kan und an we fi) eingeräumt. Daſs mit der Zal feiner Anhänger 
die V der Sefte wuchjen, darf nicht Wunder nehmen: im Anfange der 
50er Jare ‚arme ji, einer glaubwürdigen Nachricht zufolge, jelten we als 
1000 von ihnen im Gefängnis. Endlid, im Jare 1652, nad der Schlacht bei 

Worceſter —— als der Bürgerkrieg zu einem —— —* fand der 

gottgeſan ann eine Heimat in Swarthmore, frommen 
Richters Fell, nn durch feine ‚gewaltige Predigt in ber Kirche des benadr 
barten Ailverftone befehrt worden wa 

Die erite Gemeinde, Bon | Bier aus begann die Organi ont 'deB neuen 
Bundes, Aus allen Denominationen jtrömten Belchrte Kan. | 34 — 

Völkerwanderung“ aus den Kreiſen der Independenien, — und 







mufste ſich ee v in wie ſchon * geſagt wor⸗ 
den — — 2 ingip, weldes das nzelue xeligiöf 
ing = — geihichtlicher Überlieferung, zu allen 


—— rmen ſetzte, die letzte Folgerung aus dem independentiſti 
Grundgedanken einer Idealkirche der Reformation war, einer 2. allen —* 
und Formeln freien, rein geiſtigen Gemeinſchaſt der —— 
unſichtbaren Haupte. Die meiſten der herüberſtrömenden En ufaen Saten 
jeibit ſhon in ihrem Vorleben nad) dem Sdeole gerungen , 
ihnen nun boten, ſodaſs die meijten For wie eine reife Frucht in ———— 
len. Anthony Pearſon, der ſchlagfertige Samuel Fiſher, Picard 
James Naylor, William Caton, der begeifterte Edward Burrough, Williom Dews- 
bury, Francis Howgill, John Aubland, Simon Dring, Amos Stodard, 

fon, Al. Delamain, Edw. Pyot u. a., alle noch in der —* ihrer Jare 
ſtehend, ſchloſſen fich ihm als „die erſten Freunde“ an, amd jo 
wirkte feine Predigt uud das Feuer der erjten Liebe auf diefe Enthufiaften, t 
fie nicht nur Anhänger, jondern jofort die begeifterten Miffionare der — 
wurden: ihrer Arbeit iſt die innere Feſtigung der Sekte zu danken . 


Unter dem Hon umd Spott der Menge und ben graufamen Ver 
der Obrigkeit gelang es ihnen, neue Mitglieder zu werben: ein 
ſchwung des Quäfertums trat ein. Die Miffionen wuchjen, in — 


is to be sent amongst all friends in the truth the Flock of God, to be rend at the 
— in every place where they meet together; Jour, 222. um Namen vgl. 
) Ich gebe, um bie Perfönlichkeit und bie 'Niffionsar t biefer erſten 
rafterifiren, = Lebensfürungen eines unter ihnen (vgl. Weingarten ©. 223 
Dewsbury, ein Dorhbireman, war Zuchmacer geweien, batte in ben Mebelli 
Cromwell's Eijenjeiten Kriegsdienfte getan und mebrere Schlachten mitgeſchlage umal 
Br er ben fanatifchen Naylor Fennen gelernt, und mit dieſem lieh er fih in Wafefielb mie 
ber. Als For bier predigle, gingen er und fein Meib zu ihm, getrieben von bem (nen 
Geiſte, ber im beiden Männern mächtig war und in D. burd F. nur mod ge verde 
tonnte. Nach ſeiner Belehrung fing er am, in Northampton zu predigen 
nad) feinem Namen aefragt, antwortete er: „Der Welt unbefannt‘. 8 das für ein Na 
fei, den bie Welt nicht eh „Er ift in dem Lichte befannt, und niemand kann ibm Ferm 
als ber ihn beſitzt. Der Name, mit bem bie Welt mid) nennt, it William Dewobury“. @ 
für ein Landsmann er fei? „Aus dem Lande Kanaan‘‘, Das fei denn bod ein we wen 
„Nein, denn alle, bie in Gott wonen, find in ber kelllaen Stabt, in bem neuen eruja 
weldjes vom Himmel berabfommt, ba bie Seele in nl 













ben jei: Siebet nur alle Ele in dem Namen des Herrn an, Beier 
bafs fie Euch erhalte bei ben Trübfalen bed Tages, ber Te Me nabe { 8 dem 
Weingarten 225 ff. * 





432 Quüfer 


gewonnen — und die erſte äußere Geſtaltung zum Abſchlu 
der Gedanke, dafs fich die Bildung einer neuen Kirche, die ihrem 
und Ziele nad eine univerfale fein müſſe, zu vollziehen b e. — 
oxens legte Jare. Nach der Reftauration begannen für ihn neue Prü- 
fungen; auf die Anklage hin, dafs er ein Friedensbrecher fei, Aufftände a 
und das ganze Königreich in Blut ftürze, wurde er in das Gefängnis des 
zu Laucaſter geworfen, nad) mehreren Monaten aber auf Grund der Habeas- 
Corpus-Alte befreit, nad) London zur perjönlichen Vertretung feiner Sa 
fandt und dort auf befonderen Befehl Karla IT. zugleich; mit 700 ander 
fangenen Duäfern in Freiheit geſetzt. Das wanfinnige Unternehmen Venners 
feinen Quintomonarchianern brachte ihm und feinen Freunden —** ihrer 
desverweigerung neue Verfolgungen. Bon 1664—66, faſt 3 Jare lang, wurde 
er in ftrenger und graufamer Haft gehalten; als er die Freiheit wider ngt, 
ing er — Swarthmore zurück und wandte von hier aus von neuem feine 
feräfte der inneren Befejtigung der unter deu Verfolgungen immer mehr am 
blühenden Gefellfchaft, namentlich den Unterrichts: und Erziehungsfragen zu, Hei 
ratete (28. Aug. 1669) Margarete Fell (geb. 1615, gejt. 1702), die inzwiſch 
ihren Gatten verloren, und unter ben jchweren Stürmen bes 3. 1670, welche im 
wejentlichen allein von den Quäkern getragen wurden, ging er nad) Sondon, ıı 
den Seinen duch Troft und Manung beizuftehen. — In demfelben Jare unter 
nahm er jeine Meife nad Weftindien, Barbadoes, Jamaika umd dem amerife 
nischen Kontinent. >“ 
Diefe Neife ift in doppelter Beziehung don Wichtigkeit geworben; auf be 
langen Seereije trat ihm zum erftenmale ber Gedanke der Sklavenbefreiung, d 
nachher von feinen Nachfolgern fo kraftvoll vertreten wurde, vor die See 
andern gab ihm die Muße in Barbadoes Gelegenheit zur Niederfchriit feir 
Ligiöfen Überzeugungen, wobei er ihr Verhältnis zu den chriſtlichen Haupt 
beiprad; und mit befonderem Nachdruck dem Vorwurfe focinianisher Keperei 
gegentrat. 1673 kehrte er nach England zurüd — in den Kerker, aus bem ı 
nach 14monatlicher Haft, mur infolge eines Formfehlers im Verurteilu 
defret, befreit wurde, 
Mit dem 3. 1677 jchließen endlich die perfönlichen Beläftigungen; mit 
Barclay unternahm er feine zweite Miffionsreije nah Holland und De 
aber feine Propaganda für die Sache des Duäfertumd war von geri gen 1 mn 
nur borübergehendem Erfolge begleitet. Die Heinen Gemeinden in Emden, Ham 
burg, Altona, Danzig, Griesheim bei Worms konnten ſich nicht lange halten. 
Auch der viel fpäter, erſt 1786 in Friedenäthal bei Pyrmont zufammengetvetene 
Gemeinde fehlten von vornherein die Bedingungen eines günffigen ö 


*) Bol, Schrödh, RG. IX, 344; über die Gemeinde in Danzig: Hartknoch, Preuß, K& 























— Die Sturm: und Drangjare. Bir haben 


Duäfertums in dem Jare der uration 1660 ‚in 
welchem die univerfalifti einer allgemeinen in 
d zu treten begann. Dem diefer Jdee waren indes 


ſiſchen Aus der ſchon 
Jare Hinderniſſe in den legt worden; etwa ſeit dem Jare 
i feit in gleichem Verhältnis wie die Mitgliederzal geſtie⸗ 
x Auftreten gegen Obrigkeit und Geiftliche fürte zu widerholten Klagen 
mwell; in ihren von Taufenden bejuchten Meetings wurden Berungen 
Ache die bevorftehende blutige Entſcheidung unmiſsverſtändlich kn ). 
und Mogi f Teufel befeffen **°); 


* 










en geſchictt, ſondern nur bereit, Zwieſpalt in die Armee zu bringen und bei 

ten pafjenden nen einen br a herborzurufen* 9 Allgemein wurde 
daſs ſie die Soldaten zum * 

Schmach aber Haben in dieſen Gürungsjaren des Quälertums nad) Foxens 

e € —— und aberwitzige Ekſtaſe an die finnlofen Ausſchreitungen 

* Widertäufer in Deut | = 


andere riffen in (pmbalifher Andeutung ihrer Neuge 
dom Leibe; in Salem un 


7 “ı u i 
——— 






i 

inationen. „Komm herab, du Tier, du Heuchler, du Hund, du Diener des 
Antichrift“, riefen fie diefer „Brut Iſmaels“ im öffentlichen Gottedbienft zu ber 
Kanzel Hinauf. Gleichzeitig begannen unvermittelt und umdorbereitet excentrifche 


ftifchem zune das göttliche 





re ,‚ S.851 ff; in Altona: Bolten, Hiſt. K. Nachrichten v. d. Stabt Alt, 1,185; 
— —— ie Geh. I, 69 ff.; in Hamburg: Arnold, KR. u. Kehergeib., In 284. 
) Sewel —4 370 ff., wo auch fein intereffantes geiftliches Teſtament, das er hinterlaſſen, 


e Ere long we — have our bellies full of blood, Thurloe State Papers VI, 
"P22) Baile, Letters I, 2. 
se zn P. V, 166; VIII, 403; 527. 
+ VI, 136. 

44+) Thurloe VI, 168; 708; 811. 

MealsEnchklopäble für Theologie und Kirge. xII. 28 


434 Quäter 
Miſſionsfarten nah aller Welt Enden, die naturgemäß von keinem ze 


ingem Erfolg begleitet waren und den Traum bon 
in aller Welt Länder vernichteten. — Die ſch 


und Kerkerhaften Hatten den Glanz feines Namens mur erhöht; n n 
Gefängnis zu Gele Scharen von Duäfern und Duälerhen gu fic alß- sbeis 
n er 


beweglichen, allem religiöjen —— — Bevölkerung von 
nnen, we 


——— begann, erſtickt. Der Held des en 
iche Ehre u erweifen. Er jelbjt Teugnete vor | 









entfchied ji am 16. Dezember mit 96 gegen 82 —— 


und auf Ex tirn B(lasphemy) eingebraunt. Taufende bon Duäfern, Abertaufi 
von Volfsmafjen umjtanden, one ein Wort ded Hohnes und Spo das Schu 
jet, einige feiner Anhänger hatten über feinem Haupte die In : „Das i 
Jubenfönig* beiefigt. 4 
Dieſe wanſinnige Tat — war nicht das Produkt ſeines eigenen Kran 
2 Enthufiasmus, jondern fam auf die gemeinfame — Quälertun 
o wenigſtens jajste die Parlamentslommiſſion fie auf, jo Naylors Freunde 
welche wärend feiner Haft feine Sache zu der ihrigen machten **). For ſelbſt ba 
den Aufzug keineswegs an ſich er nur bie begleitenden Umftände tade 
er und verweigerte Naylor den Bruderkuſs, aber in einem Schreiben an das Bar 
fament proteftirte er nicht nur gegen jede Beftrafung, fondern fuchte ſogar da 
Hofiannahrufen, die Anbetung, ja jelbit, daſs Naylor ſich Gottesfon genannt, ji 
rechtfertigen 6 wärend Naylor felbjt jpäter (1660) im aufri Neue über 
das Geſchehene jeine Tat als „in der Nacht der Verfuchung und er Stund: 














*) Quae superbia —— in Jacobo Naylore, suo tempore 
prineipe, vgl, ThomasMorus, Enthusiasmus Triumphatus, Works, London 
**) Copies of some of the papers ete. in ben Gothaer Quäferfchriften, 
Schreiben von Mob. Ni; Weingarten 269 gibt einiges daraus, Ir 
*) Ich weiß, das Licht Gottes if in Euch Allen, Letters 46. 


Quätfer 435 


re er bege re EV EEE 
danfe Gott, dafs er Satand entronnen jei. 

Die Briftoler. I brachte —* dem Quäfertum einen hei Nüd: 
Naylor hatte nicht nur „den Sinn vieler Freunde in Verwirrung gebracht **), 
der —— auch die Teilnahme ſernerſtehender 

den Schriften Henry Hare's, eines in age 1 Seifichen je 

ner { weht ein "entchieben quäferifcher Geift; aber für die de, wie bie 

feiner Tage fie ihm gezeigt, hat er nur ein we — r Ob⸗ 

— don ihnen gute und aufrichtige Männer fein mögen, jo bin ich doch 

daſs jie ihrer eure nach übertrieben melancholiſch find“ u. 

Bon da an fingen viele an, fie nicht mehr zu beachten oder an bie ber 

früheren Teilnahme Seindfchaft ‚zu jeßen, und fo trat eine gefunde Reaktion ge 
gen die wüſte Schwärmerei umd eine Wendung zur Beſon ein. 

Nach einem kurzen, erneuten Auffladern des —— * Rich. Crom⸗ 
wells Rücktritt vom Protektorat, wo Naylor die dem Gefängnis 
ne: wurden die Gemüter vollends ermüchtert, und fo — dieſe erſte Pe> 

des Duäfertums im Jare 1660, in welchem eine Petition an Karl L. nicht 
 ol8 3170 Duäfer als in Hajt befindlich bezeichnet, mit einem tiefgreifenden 
der Gemüter ab. 
ee ee * Hi —— voll⸗ 
— Ende waren bie exſten Unze iefer terung zu 
treten in einem Schreiben „der Älteften und Brüder“ von London — —— 
lichen Freunde. Die erſten Beſtrebungen einer inneren Beſeſtigung des 
meindelebens werden warnehmbar. Die Grundlinien einer Kirchenzucht —* 
(eben „Er Lager der Zoch wid feitgelept, Borkriten über au föfiebung 
= Tage“ der Woche wird feitge 0 en über bie Ehe 
a eine. ber die Eintragung von Saale —— über die Aus 


bern des x ler fie fechten, nicht Äußeren Dingen, "iedifihen — und 
waren einem unbergänglichen Königreiche fol ihr Kampf gelten“ F), wos 
es für den Geift, der fie treibt, begeichnend ift, daſs fie auch in dieſer Beit 
der nnenden Ruhe bon der Anfftellung eines Belenntnijfes, das für Die 
er Gefellichaftsverhältnifie das notwendige Ferment hätte werben kön⸗ 
— aber freilich auch an äußere Formeln gebunden hätte, abſehen. So kam 
diefe der Ausbildung und Bflege eines beftimmten Lehrdegriffs und ben 
lichen Faktoren des Chriftentums gleichgültig gegemüberjtehende Geſellſchaft 

ihr beimonende Kraft den Fragen der Sittlichkeit, der praktischen Frömmig— 
teit und de3 inneren Gemeindelebeng zuwandte. 
Bon vornherein war die Haltung Karla IE. dieſen Beſtrebungen günſtig. 
‚ehe er den englischen Boden wider betreten, hatte er die Aufrechterhaltung 
Gewiſſens- und ee berjprochen und bei feiner Krönung dieſes 
widerholt. — Dass ſich die VBerfolgungen unter dieſem Könige den— 
—— zum teil widerholten, findet feine Begründung viel weniger in dem gejärs 





A noble salutation by G. Fox, London 1669, in ber Got aa Sammlung ©. 5. 
}) A brief declaration to all the world, 1660, anonym gebr 


28 * 


436 Quäfer 


lichen und enthufiaftiichen Prinzipe des Quäkertums als in ihrer praktischen Wei: 
erung, den — en Untertanen- und kirchlichen Suprematseid zu leiſten und 
en Zehnten an die Kirche zu geben; daſs ſie vor den Richtern des Königs mit 
bedecktem Haupte erſchienen, wurde ihnen als Trotz und Auflehn 
und zog ihnen verſchärfte Strafen zu. Ab und zu loderte der alte | 
noch einmal auf: in Colcheſter zerftörte man ihnen ihr Verſammlungshaus; ale 
fie fih auf den Trümmern wider fammelten, trieb allerie fie mit der 
fen Waffe auseinander; dreimal rotteten fie fich wider zufammen, und 
wurden fo viele — daſs die Öefängnifje ihre Zal nicht mehr ſfaſſen konn— 
ten. Bei diefem Zuſammenſtoß ſchlug ein Soldat fo heftig mit feinem Schwerte 
auf einen Dwäfer ein, dafs die Klinge abjprang. Da ergriff fie der Verjofgte 
und gab fie gemefjen feinem Verfolger zurüd: „Sie gehört dir, ich wünſche, dafs 
der Ye dir die Tat dieſes Tages nicht zurechne*. er 
ch die oben erwänten, neuen Gefangenfiaiten Forens fallen in diefe Zeit. 
Das Schwerjte aber brachte den Freunden das Jar 1664; ald Kerler, Geld» und 
Leibesftrafen ihnen den Suprematseid nicht abzwingen fonnten, wurden fie zu 
Auswanderung nah Weitindien gezwungen und ihre Güter rückſichtslos 
zirt- Der litterariihe Kampf, den dieſe ungerechte Mafregel herborrief, [ 
ihnen neue Verfolgungen, aber aud eine Märtyrerfreudigfeit und entjchlofjene 
Standhaftigkeit, daſs man mit dem fanatifchen Nevolutionsgeifte der erjten Pe 
riode einigermaßen verſönt wird: das Duäfertum war im Aufſtieg zur 
Bde begriffen. In William Penn, der in diefen Jaren (1667) für bie 
nde gewonnen wurde, gewinnt dieſes geläuterte und zur Beſonnenheit zu⸗ 
rüdfehrende Quäfertum feine edeljte Uusprägung. Hat er, der Xriftofrat, aud 
nicht wie die Gräfin Huntingdon den Methodismus, das Duäfertum —— 
gemacht, ſo hat er ihm doch eine neue Heimat gewonnen, in welcher alle 
ausſetzungen einer günſtigen, dem Grundgedanken der Geſellſchaft entſprechenden 
Entwidlung gegeben waren. — 
William Penn. Am 14.Okt. 1644 wurde er zu London geboren, der 
Sir William Penns und der Margaret Jasper, der Tochter wines Holli 
Kaufmanns; fein Vater war ein angefehener Admiral, der Cromwell, dann 
gedient und durch die Eroberung Jamaikas fich einen Namen 
einer glüdlichen, auf einem Sandiih in Efjer, dann in Irland verlebten 
trat William in feinem 15. Jare ins pr Nr Orford, eim. 
gewann, entgegen den Wünfchen des ehrgeizigen und auf feinen begabten und 
jtattlichen Son ftolzen Vaters, Thomas Löe, ein Duäfer, durch feine Predigten 
Einfluj3 auf den jungen Mann, defien Sympathieen bis dahin dem | 
nern ———— geweſen waren. Damit war ſeinem inneren Leben eine be— 
ſtimmte Richtung gegeben. Stoughton hat Unrecht, wenn er es eine „bloße Tradition” 
nennt, dafs P. infolge feines Quäkertums, deſſen äußere Formen er 
gezwungen worden jei, das College zu verlafien. In der zuverläffigiten OÖ 
r dieſe Periode feines Lebens, in Anthony Woods Antiqu. Ox. und Sam, 
pys Diary ꝛc. findet fi zwar nur die einfache Notiz, daſs er nach zweijärige 
Aufenthalte Oxford verlaffen, um auf Neifen nach Frankreich zu gehen, ver 
felbft betätigt die „Tradition“ durch eine fpätere Mitteilung, im ſag 
„daſs der Herr ihn erhalten habe in der Verſolgung zu Oxford, als er 
College vertrieben worden fei *).— Zuerſt date Sir William an eine 
fiedlung feines Sones nad) Cambridge, jhidte ihn aber dann, um ihn burd 
Zerſtreuungen einer Neife von der quäferifhen Caprice zu heilen, auf 2% 
nad) Frankreich. Aber das Paris Ludwigs XIV. zog den ernten, jungen M 
nicht an; er ging nad Saumur, trat dort in näheren Verkehr mit dem X 
prüdejtinatianer Amyrald, der feine Univerfität zur Blüte erhoben, und fehrte 166 
nachdem er noch Oberitalien (bi8 Turin) bejucht, nad aha urüd — 
den vom Vater gewünfchten Erfolg, Um fih mit dem englifchen dent 
zu machen, nahm er an den Kurſen in Lincolns Inn teil, ging aber jchon 1 

















*) Bl. Stoughton, Will, Penn., the Founder of Pennsylv., Lovdon 1883, p. 58. 


Qnäfer 437 


unter me der Londoner Peit mach Irland, um dort die Verwaltung 
eines bäterlichen Gutes zu übernehmen. 
In Cork traf er yulätig mit 2oe, feinem Oxforder Freunde, zufammen und 
ndung feines Lebens. „Es gibt einen Glauben, 
der bie t überwindet, umd einen Glauben der von der Welt überwunden 
wird“, dieſes Wort Loes hatte den jungen Mann mit aller Macht ergriffen und 
feinen ſchwankenden Impulſen die endgültige Richtung gegeben. 
So war er innerlich den Duäfern neugewonnen worden; der äußere An— 
ſchluſs an ihre Sebensordnungen vollzog fich nicht ſofort; erjt 1668 trat er „offeif 
umd unwiderruflich“ zu ihnen. Es trat bei ihm nicht bloß ein Wechfel feiner 
en Anfichten ein, nicht bloß ein Austaufch bifchöfliher oder presbyteria— 
eringipien gegen quäferifche, jondern er wurde bis in den Grund feiner 
religiöfen Natur ein nener Menjh. Un ihm machte das Duäfertum zwei— 
die bejte Ermwerbung de3 ganzen Sarhundert3: ein unive — Ele⸗ 
ment, ein Zug zur allgemeinen Humanität und zur philoſophiſchen Abſtraktion 
zeichnete ihn dor For und den eriten Quäkern, in denen die intellektuellen Ele— 
mente ben pofitiv religiöjen unterlegen waren, aus. Die Religion dieſes Mans 
ned, der nach Ranke (Engl. Gefch. VI, 100) im vollen Befibe der Bildung feines 
Jarhunderts war, reichte über den Begriff a Sekte hinaus. Er ftellte im 
feinem Leben die Verbindung der ernten Religtofität mit der guten Sitte der 
Welt, „die fich nicht widerfpräcden*, dar; war bei allem Ernſt liebenswürdig im 
‚ wißig und anmutig im Gefpräcd und immer vom beften Ton (Ranke, 


Die nächte Folge feines Anfchluffes am die Sekte war, dafs er im ihre Vers 
folgungen verwidelt und ins Gefängnis zu Cork geworfen wurde, weil er „Tich 
am einem Soldaten vergriffen“. Eine freimütige Eingabe an den Earl von Or- 
1 A ihn aber rafch und ermöglichte feine Reife in die Londoner Heimat. 

in Bater empfing ihn kalt. „Du magft duhen, wen du mwillft“, jagte der Ad— 
miral gleich nach der erften Begrüßung, „ich will dich deinen Weg gehen laffen, 
wenn du den König, den Herzog von York und mich nicht Damit beläftigft“. Mit 

Reftriktion juchte der Vater die Hutfrage zu erledigen, aber der Son 
meinte dem Vater nicht zu Willen fein zum dürfen. So fam es zur Trenmung. 
Erft kurz vor feinem Tode, den 16. Sept. 1670, Hat fich der Vater unter aner- 
fennenden Worten über den in Verfolgung bewärten Heldenmut des Sones mit 
William verfönt, ihn zum alleinigen Erben feiner Hinterlaffenfchaft (1500 — 
Saresrente und 16,000 £ Vermögen) umd einer von der Regierung anerkannten 
Forderung an den Fisfus eingefeht und ihn jterbend dem Herzog von York em— 


Infolge einer von P. verfaſsten Streitfchrift The Sandy Foundation Sha- 
ken fam er ind Gefängnis von Newgate, in deſſen Mufe er eine feiner volks— 
tümlichſten Schriften No Cross No Crown ſchrieb. Erſt nah 6 Monaten wurde 
er bon Lord Arlington befreit, aber ſchon 1670 erfolgte, weil er an einer ver— 
botenen Duäferverfammlung teilgenommen, eine neue Verhaftung; doch wiejen 
feine Richter diesmal die Anklage zurüd. Litterarifche Arbeiten jowie Rund— 
reifen ee und Irland, beides zur Stärkung der Freunde, füllen die 

are aus. 

Bon größerer Bedeutung, namentlich für die Beziehungen des Duäfertums 

u den fpiritualiftifhen Richtungen des reformirten Kontinentd wurde die Meife, 
die er 1677 mit For und Barclay unternahm (vgl. oben ©, 432). Gie fürte 
Hr auer nad) Amfterdam, von da mach Herford zur geiftvollen und frommen Ab: 

in Elifabeth, die Coccejus und Cartheſius, Leibnit und Labadie zu ihren 
en zälte; von ihr nach Kafjel, nad Frankfurt a/M., wo er mit den pie— 

ſchen reifen Speners, nicht mit dieſem felbft befannt wurde, endlich nad) 
den Generalitaten, wo die Hoffnung, die Labadiften und Baptiften in die Bewe— 
gung hereinzuziehen, fehlihlug (vgl. Genaueres über die Reife bei Stoughton 125 ff.). 

Die Miffion auf dem europäifchen Kontinent war erfolglos geblieben; in 
der neuen nicht in der alten Welt winkten dem Quükertum die Sterne der Zu— 


kımft. Schon 1676 Hatt Amerifa e e teinere Landſtriche erworben Bans 
croft IT, 361); ee — — (4 — 1681) belonte Karl I. * per; 
are r die oben erwänte Forderung jeines Vaters an den Statsfishus mit 


> %. tm hg ——— von rate * wiſchen 8 — 
0—43 t Landftrich bonten genannt 
—* Pre volle und —— — — und der 


einer Mitm ba rweiterte fi quäferifchen 
——— Sr een a für Ai (cn nen 
ren bedrängten Glaubensbrüder in Europa N fondern Ga ke 
path geſta F ſeiner rue und politijchreligiöjen Grund⸗ 
0 


in cher scher e, ber andern ein Mujter jei, anftrebte. 


"heiiges Wrperim erfuchen. eine Sal vom 
fchwedifchen und ee Rede Koloniften vermehrte ſich rafch durch — 
rk den verſchiedenſten Teilen der alten Welt. Sie fanden 

freiheit und eine auf breiter demofratifcher Grundlage baficte, 
—* ung, Grundſütze, deren kräftigſte Betätigung P. vor Allem in feiner 
tung den im State anfäffigen Indianern ——— zeigte. Wie fein anderer 
ropäer, fagt Ranke, VI, 101 von ihm, genofd er das Vertrauen ber Söne der 
Wildnis, er wurde der "Heros ihrer Traditionen. 
nad 2 Jaren, als unter feiner perjünlichen — das a 
wejen eben —— begann, riefen neue Verfolgungen die Pranfs 
beit feiner * Verleumdungen, die über fein —— in — ger, 
wurden, endlich die Verwirrungen, welche die Thronbefteigung Jalobs I. 
foige hatte, ihn nah London zurück u Auguſt 1684). Hier gewann — 
ei Hofe eine einflufsreiche Stellung, wurde den Seinen eine a 
* Könige ein treuer, freimütiger und ſelbſtloſer Berater. So weit ging 
Vertrauen Jakobs zu ihm, daſs er P. einen vertraulichen Auftrag al 
heim von DOranien nad dem Haag erteilte. Die Miffion war indefjen, 
das königliche Intereſſe in Frage fam, one bejondere Eee —— 
—* der Reiſe häufig Gelegenheit geboten war, die Blicke der ein 
onlichkeiten, mit denen er zuſammentraf, auf das neue —— tus je 
feita des Oceon zu blühen begann, zu lenken. 
Über das Verhältnis, in welchem Penn zu dem katholisch gefinnten 8 
ftand, find fchon von den Beitgenoffen bis in die neuefte Zeit hinein‘ 
einander vielfach widerſprechende und von den verfchiedenften Seiten vertretene 
Anfihten laut geworden. Sie find im weſentlichen formulirt worden von dem 
mehr eleganten und fchlagfertigen als unparteiifchen und gewiſſenhaften 
Als P. infolge der Vergünftigungen, die Jalob U. aus Hinneigung zu den 
tholiten den Quäfern einräumte, dem Könige feine Dankbarkeit für die Enttafung 
von 1300 gefangenen Quäkern durch entſchiedenes Eintreten für die Freiheit aller 
Ronfeſſionen, aljo auch der Katholiken, zu bezeugen fuchte, wurden Stimmen 
bie ihn der Hinneigung zum Katholizismus *), der Teilnahme an roye 
n und nach Jakobs Falle der geheimen Verbindungen mit dem bertrie: 
benen Könige, die auf defjen Widereinfeßung binaußliefen, ziehen. in 
—— ag — der Teilnahme an ſchmutzigen Geldgeſchäften, die mi 
aunton Maids in Berbindung ftanden, und beruft fir 
——— ſein re Charakter in Frage fam, auf einen vom bertriebene 
nig an ®. gerichteten und bei dieſem aufgefundenen Brief, in dem der König fid 
Bin die ig Pe's gegen he beruft und ihn zu politifchen Dienjten im 
terefje auffordert. — Was das erjte anbetrifft, fo tft ſchon von anden 
Geite barauf hingemwiejen worden, daf3 hier eine Namensverwechs it 
gewiffen George e, einem fogenannten „pardon broker“, v Ubr 
A aus bem Brie Sunderlands an „Mr. Pen“ (13. Febr. 1685), auf 


yet; va *) — be a Belepumg * fein Verhältnis zu der Bye ggg 










Quäfer 439 


‚to: begründet, 
auf eine Schuld, d. h. Annahme des Auftrags der Hofdamen in ans Weiſe 
‚werden darf *). — Was das Schreiben des Königs an P. betrifft, fo 


ner dasfelbe gejagt, und namentlich jene Zal angegeben hätten, woburd das Zeug— 
nis alle Glaubwürdigkeit verliere“ ; ift «8 doch von vornherein ganz unwarjcein- 
lich, daſs P. der Quäfer, zu einer militärifhen Erpedition habe auffordern 
Können. — Sofort nad) der Freiſprechung mufste P. an das Kranfenbett feines 
geliebten Weibes eilen, das ihm am 23. Febr. 1694 entriffen wurde. Zwei Jare 
folgte ——— ſein hoffnungsvoller, erſter Son, an den Folgen einer 
igen Schwindſucht in ein frühes Grab. — Dazu fam, daſs durch die fort- 
gejeßten Unterfuchungen gegen ihren Fürer nicht wenige Kreije der Quäfer, na— 
mentlid im streng puritanishen Schottland, ihm entfremdet wurden. Erft als 
‚eigene Snitiative des Königs am 20. Auguft 1694 das Eigentumsrecht an 
Benniylvanien feinem rechtmäßigen Beſitzer, gegen den ein weiterer Verdacht nicht 
lag, durch ein Lönigl. Mandat zurüdgegeben war, P. auch zu einer zweiten 
Ehe mit Hanna Eallowhill gejchritten war, begannen die trüben Wolfen, die jei- 
nen nsabend umzogen hatten, in etwaß zu weichen. 

Er war unaudgejegt litterarifch tätig, befuchte Srland und fur endlich, um 
die Koloni gelegenheiten -perfönlich zu orbnen, in Begleitung feiner Frau, 
feiner To Laetitia und feines hochbegabten, energifhen Sekretärs, James 
Logan, zum zweitenmale nach Amerika; am 30. November 1699 landete er am 
Delaware, Über er fand ein anderes Land und andere Duäfer. Schon der Will- 
komm zeigte, daſs ein neuer Geift aufgefommen: in Ehejter jalutirte man den 
Gouverneur mit zwei Kanonenſchüſſen, deren einer einem jungen Mann den Arm 
zerjchmetterte. Eonft überall im Lande Unzufriedenheit, die friedſamen Duäfer 
unter einander in Der gejpalten, im Hader mit den fremden Koloniften, die 
Anſiedler argwönif ihren Herrn und jedem, auch dem berechtigten An— 

gegenüber, — dazu forderte das gelbe Fieber täglich feine Opfer. — 
In Philadelphia begannen die Gegenſätze gleich am erjten Tage ſich fülbar zu 
machen: Oberjt Duary, der Fürer der unzufriedenen Partei, zeigte bei der An— 


+) Bol, ben Brief bei Stonghton, W. P. 47—218; zur Sache Ranfe VI, 9. 


Ede 





440 ‚Quäfer 


funft, daf3 die Begrüßung nicht mehr dem Vater, nicht dem Woltäter der Kolo— 
niften gelte, fondern dem vielverbächtigten Freunde Jakobs U. Zum vollen Aus— 
bruch kam ließlich der Konflikt, als P. die Aufhebung der Sklaverei in ſeinem 
State mit allen Mitteln durchzuſetzen ſuchte; erſt fand er Schwierigkeiten, dann 
offenen Widerſtand. In Germantown, das von Franz Daniel Paſtorius, einem 
deutichen Quäker, gegründet war, hatten die Freunde jchon 1688 in einem 
ting die Aufhebung der Sklaverei als chriftlihen Grundſätzen entſprechend ges 
fordert. Ein Gemeindebeichlufs der Freunde zu Philadelphia 1696 verbot dem 
Kauf, Verkauf umd das Halten von Sklaven. Diefen Gedanken verfolgte 
weiter, — im 57 ae — — — her vr er u 
eits durch aejebge te, andererſeits durch einjchläg mungen 
5 Gemeindeordnung die Behandlung der Sklaven in einem hriftlihen Sinme 
u regeln ſuchte: fie follten veligiöfen Unterricht, freie Stunden zum Gottesbienft 
—— Heirat ſollte ihnen erlaubt, Vielweiberei (und Ehebruch) ſtreng unterſagt 
ein, Belonungen für gutes Betragen ausgeſetzt, endlich die ———— 
r widerfpenftige Sklaven geregelt werden. Im Januar und Juni 1700 trat 
er mit dieſen ei en hervor, fand aber entjhiedenen Widerftand bei den No- 
loniiten, die der Mehrzal nach der Gejellfchaft nicht angehörten, und auch auf 
quäferifher Seite ließ das Borurteil gegen die Raſſe es nicht zu 
Annahme der Borfchläge kommen. Neue Zerwürfniffe folgten; die ſch 
und hollandiſchen Anfiedfer waren mit den englifhen in Zwilt, die Territorin- 
lijten und Probinziafiften jtrebten eine Scheidung der Gemeinde an und 
ten um das gleiche Walrecht für die Nepräfentation des Landes; der Bertei 
modus der Landeseinkünfte fürte zu neuem Zwiſt, und Pes freundlicher: 
mit den $ndianern begegnete nicht der ——— ſeiner —— en Kolonijten. 
Und als jhliehlih vom Mutterland durch einen königlichen eier die Aufforde⸗ 
rung fam, daſs die Duäfer Penſylvaniens fi) mit anderen Anfiedlern — 
ſollten, zu gemeinſamer Abwehr auf der Grenze von New-York ein Fort zu 
und fo eine Durchbrechung des quäkeriſchen Grundprinzips angeſtrebt wurde, ent⸗ 
ſchloſs ſich = zur Ordnung, der Angelegenheit noch einmal nach England J— 
gehen. — Aber auch bier ſchlugen feine Unternehmungen fehl, obgleich die Ro: 
nigin Ama, die zwei Monate nad) feiner Ankunft den englifchen ——— 
ihm perſönlich wolgeſinnt war. Zunächſt kamen aus Amerika neue 
Poſten; die Anſiedler ſtanden im Widerſtand gegen den neu eingeſetzten Gouber— 
neur; Penns Sekretär, Logan, war verhaftet worden; ein neuer Gouberneur 
Evan machte fich von Woche zu Woche verhafster unter den Freunden, gewann 
aber Einflufs auf Penns Son, William, den er durch Teichtfertige 
verdarb und dem quäferifchen Grundfägen in jeder Beziehung untreu m 
Maskeraden, Tänze, nächtliche Vergnügungen auf der Straße, an denen ſich 
Mädchen beteiligten, ftörten die Nachtruhe der guten Stadt Philadelphia, 
der Son und Erbe Williom Penns war das Haupt der Orgien. 
feßte der junge Mann dies Treiben fort, fuchte eine Barlamentswal durch Ber 
echung zu erlangen und verfiel in tiefe Schulden, . 
Endlich brad) ein dritter Sturm den Lebensbaum des alten Mannes, der nach 
dem Scheitern feiner Lebenspläne und Hoffnungen fih nur mühſam aufrecht er— 
hielt. P. hatte von feinem Oberverwalter Philipp Ford, one feinen Freunden 
dabon zu jagen, eine Summe don 2800 2 geborgt und als Sicherheit feinen 
Grundbeiig in Pennſylvanien Kari verpfändet. Nachden er die Summe abe 
bezalt, Hatte er es vernachläfligt, den Pfandfchein zu vernichten. Mit diefem 
traten ein Son und die Witwe des verjtorbenen Ford P. entgegen, indem fie 
eine Kapitals nnd Binsforderung von 14,000 £ erhoben und ihliehlic, 
die Königin Anna um die Einfehung in dad Eigentumsrecht des States x 
ſylvanien zu petitioniren wagten. Auf andere Bedrängniffe, die ihm im N 
eigenen Familie trafen *), kann ich des Näheren nicht eingehen. Infolge des 


*) Sein eigener Schwiegerfon W. Aubray, Laetitins Gatte, erpreiste mit —— > - 
Härte die Summen * die er feinem Schwiegervater geborgt hatte, vgl. Stoughton 


Suter 441 
wurde neun Monate in daß i$ don DIb 
er 
em an . j ’ 
einem i ———— 
Jorbans, ire, neben feiner Srau und feinem Son ‚begraben. 
von Pennſylvanien als die erfte Provinz auf amerifa« 
Kontinent die Einfürung der Negerjklaven verbot, das war — un 
ber in feinen freudlofen, von ſchweren perſönlichen und nd Sor⸗ 
bend fiel. — Aber die Verwirkli Lebensideals, 
auf echter Religiofität beruhenden Freiheit im mo- 

denen State, war ihm trog der ſchweren Enttäufhungen und Kämpfe 


ie: 
— 

—— 
iR: 


bewũ 
innere und äußere Entwiclung zum —— gekommen. 
au: Ben 18. und 19. Sarhundert. — Das nende 18. Jarh. fand die 
de, nachdem die Revolution von 1688 die Kampfgefege bejeitigt und die 


— 9 
örberifchen Anfalles auf Bil 
i Köabete ihnen —— — — — —S —— — 


1 domals —— — anzugeben. Leslie, ihr —* nennt 100,000; 

eitige Memoiren 5 * Rowntree verdanken wir auch die ftatiftifchen 

über die —2 “ chließungen und Begräbniſſe; er verzeichnet an 
-1653—59: 3104; 1660—69: 7262; 1670—79: 9753; 1680—89: 

9211; 179099: 6713; 183039: 4577; an Gterbejällen: 165339: 709; 
1660—69: 6599; 167079: 1042; 1680 — 88: 11,245; 1790—99: 7344; 
1830-39: 6644; an Ehen: 165359: 203; 166069: 1800; 1670—79: 2320: 
1680—89: 2598; 179099: 1026; 1830-39: 847, Seit bem zweiten Drittel 
des 18. Farh. iſt das Ouätertum im entjhiedenen Niedergang. Nach— 
dem es von an eine Beriode des rafcheiten Verfalld durchgemacht, find die 
60,000 engfiichen Freunde vom are 1700 jeht auf 17,000 heruntergegangen. 
arg bat „weder eine Lehre, die feit 100 Jaren nicht reiner gedacht 
tann“, noch der allerregite hriftliche Liebeseifer und it, weder bie 
Dingabe an Gemeinde: und kirchliche Zwede, noch eine durchaus 
ae er Berfaffung aufhalten können ***), Barcla fucht die Bedingungen 
nel an denen bie Gejellihaft der Freunde Ipeitern mufste, in der 
en Anwendung der ſtatlichen Ehegeſetze, in der Unfähigkeit der Onäs 

eg, 2 
-*) Leslie, The Snake in the Grass, London 1696, IV, 21. 

ee, Memoirs, Appendix, I, 2, p. 39; Rowntree, Quakerism Past & Pre- 


sent, 
*) Rob. Barclay, Inner Life ete. 222. 


42 Quãter 


kerſchulen, Propaganda zu wachen und namentlich in ben bilettantenhaften Bexs 
—— der u * Ber Laienpredigt. Im 3. 1881 war mach dem 
sbericht der Generalverfammlung (Juni 1882). ihre Zal auf 15,113 Mit 
glieder in England und Schottland (213 mehr ald im Borjare) 
an auswärtigen, an die Generalverfommlung refiortirenden i 
432, ferner 306 ker men nina und 5084 Perſonen genannt, wer 
Mitglieder ‚zu fein, an den Meetings teilnahmen“. DEE —— 
Daſs dem Quälertume alle Vorausſetzungen zu einer lehrhaſten Durchbildung 
ſeines Glaubensgehaltes fehlten, bedingte die ſeit dem 18. Jarhundert eintretende 
Entwicklung feiner humanitären Beftrebungen. — Schon Penus religiös— 
politiſche Tari feit, jein Verhältnis zu den Indianern Nordamerikas und 
Sklaven Bernie lvaniens legte die Keime, deren Früchte das, folgende 
—— ſollte. Die Idee der Aufhebung der Sklaverei läſst ſich, wenn auch nicht 
n der nachher von Wilberforce vertretenen Klarheit, bis in die erſten Jare der 
Gründung Pennfylvaniens verfolgen. „Freiheit ift allgemeines Menſchenrecht“, 
hatte fchon ©. For den Unfiedlern in Amerika 1656 zugerufen und jeine Freunde 
ermahnt, nicht nur ihre Neger zu erziehen in der Furcht Gottes, ſondern 
dahin zu wirken, dafs die Herren an Auffeher fie nicht graufam als 
— als Brüder behandelten, und dafs ihnen nach einer Reihe von Zaren bie 
Breißeit geſchenkt werde (Observ. of chr. doctr. 67). Diefen —— 
in Benniylvanien in dem legten Drittel des Jarhunderts weiter 
1718 nahm ihn W. Burling auf und brachte ihn in einer Flugſchriſt zum e 
mal vor die Öffentlichkeit; feit 1727 wurde die Emancipationsfrage zur Sadjı 
des gefamten Quäfertumsd gemacht, indem die järlichen Genera ur 
regelmäßig gegen die Sklaverei proteftirten. 1731 hatte Anton 
franzöfifcher Quäker, in Philadelphia die erſte Schule für die Indianer, an ber 
er Ene verfönlichen Anteil nahm, gegründet, und in den bierziger —— 
—— ſeine Stimme aufs neue gegen die grauſame Bedrückung der 
En 1758, 14 Jare bevor John Woolman nad) England ging, um das 
Iniereffe der englifchen Freunde an der Emancipation zu —— hatten die 
Quöter die Beibehaltung der Sklaverei don ſeiten ihrer Religionsgenoſſen m 
dem Ausſchluſs aus der Gefellfchaft bedroht und auf —* Br die tatjächlich 
—*— in den nördlichen Staten Amerikas gegen En 
ai Erft Wilberforce, der 20 Jare lang — Et 3. T. in Gemeinfcha 
it dem Quäker Will. Allen und dem Apol larkſon, für das große Bie 
* hatte, ſah 1807 die Aufgabe feines Lebens erfüllt; aber er fürte d 
nur eine Forderung zum Abſchluſs, welche 150 are früher von dem — 
als ein — Biel 2 Liebe erkannt worden 
In gleicher Weife wandten jie ihre Mräjte den ee 
Miffion, den Urmen, Kranken und Gefangenen zu; was Elifabeth 
und herborragendite Erfcheinung des Quälertums im unferem für 
Milderung des Looſes der Gefangenen getan, ift zum teil noch im Gedäch 
der Mitlebenden. Ihre Lebensarbeit, welche, nad einem ſchönen Wort Karl 
ſes „die Buße und den Troft des Evangeliums in 1000 Kerker“ gebracht hat, 
iſt die Ausgeſtaltung der Grundidee des praktiſchen Quäkertums. — Anderer 
wandten ſie ſich der Ordnung ihrer inneren Euer u | 
3: 1737 wurde ein Armengefeß angenommen, durch welches der Unterhalt 
bebürftigen Mitglieder auf die Gejellichait übertragen wurde; in — biexziger 
Jaren erfchienen neue Beſtimmungen, welde die Ungelegenheit des hän ichen und 
täglichen Lebens bis in die unbedeutenditen Einzelheiten ordneten; jo erjt Lam bie 
Idee auch des feiten äußerlichen Zuſommenſchluſſes ihrer Gemeinfäaftt am ars 
flen für die Außenwelt zum Ausdruck. — Über der in dieſem Jarhu 
Geltung gelommene Grundjag der erblichen Mitgliedſchaft (irhright 
tup), die in nuce auf For und Barclay *) zurüdging, machte fie den Gru 
























Pr 





*), „Wir werben Chriſten durch Geburt und Echung, nicht durch Belehrung un 0 
neuerung bes Geiſtes“, Barclay, Inner Life, 361. 





























5 
| 
—— 


wurden 
It yum Botiebient 


der Methodismus d 





eine Freunde geradezu mit Wesley und feinen Genofjen in Verbindung, 
—— zu einer (anfangs nicht unmöglich ſcheinenden) Vereinigung 

d gefommen wäre. 
Ebenſo miadhte der Deismus mit feinen verflachenden Tendenzen im ben 
eihen der ee feine Eroberungen. a Parka in Eintreten für die 
unter Jakob II. in den Verdacht kam, Katholik und Jefuit zu fein, 
Zillotfon diefen Verdacht gegen ihn ausſprach, antwortete P. in einem 
>, der die ganze Liebenswürdigfeit und Freiheit feines Geiftes atmet, er 
Katholik, aber fein römifcher; zwei Prinzipien verabſcheue er auf —— 


egen die Autorität und die Unterdrückung Andersdenkender. Nicht der rö * 
ſta ismus jei der Feind des Quälertums, ſondern der Deismus. Denn, jo 
meinte er, „die quäleriſchen Grundſätze über das Innere Licht könnten ſehr leicht 
1 einer Befeitigung des pofitiven Offenbarungsglaubens und der Bibel füren“, 
— ſind in der Tat die Konſequenzen dieſes Gedankens gezogen worden. 
Und damit fommen wir ſchließlich auf diejenigen Bewegungen im Quäker— 
———— welche ſeine religionsgeſchichtliche Entwicklung in dieſem Jarbuns 
ert ſich von derjenigen der beiden voraufgehenden unterſcheidet: die Periode 
der Lehrftreitigfeiten. — Thomas Forſter, welcher in der Trini— 
ige auf Die urfprüngliche Lehre der Freunde zurüdgegangen fein wollte, 
aus der Geſellſchaft ausgeftoßen, weil feine Richter „gewichtige Gründe 
gu Daten glaubten dafür, daſs er fich mit den Anfichten der Sefelchaft nicht 
Übereinftimmung befinde“ und „weil er, über gewiſſe Lehrfragen zur Ber: 
‚gezogen, fich zu antworten geweigert habe”. 
An einem anderen Punkte jegte Hannah Barnard, eine begabte und beredte 
amerilanifhe Duäferin, welche als Predigerin mit Erfolg in den Gemeinden des 
Beitens tätig gewejen war, ein. Indem dieſe Frau, welche auch in den Ge: 
rer neuen Heimat, England, bald zu Anfehen und Einflufs gelangte, 
die im dem jubjektiven Prinzip des Quäkertums liegenden Konfequenzen 309, 
kam fie, von dem Junern Lichte, d. h. ihrer eigenen Vermunft geleitet, zu einer 
— 5— Auffaſſung alles Übernatürlichen in der h. Schriſt, verwarf die 
izität des Pentateuch (aus religiöfen, nicht aus kritiſchen Gründen), bie 
insbeſondere die übernatürliche Empfängnis Chrifti, wurde aber von 
ven engliſchen Freunden zuerſt desavouirt, dann ganz ausgeſchloſſen und lehrte 


40 


Bgl. hierzu auch das Verhältnis ber einflufsreihen Quäkerfamilie Guerney in Carl: 
ham bei —— Stoughton, Rel. in Engl. etc. II, 320, 2 


—— 


444 ‚Quäfer 


nad) Amerika zurüd, wo fi eine in befcheidenen Grenzen fich haltende Gemeinde- 
bildung vollzog. j 





5 Hin, h 
und New-Jerjey, 10,000 eisen fein. In England fanden fie feinen Boden. — 
Aber infofern wirkte das Auftreten und der Widerjpruch von Hicks klärend auf 
die Gefellichaft, nl3 fie die Jaresperfammlungen wenigstens der bedeutenderen Ges 
meinden zwang, zu den grundfegenden Lehren des Chriſtentums, namentlich über das 
Verhältnis bes Inneren Lichtes zur h. Schrift, Stellung zu nehmen. Diefer 

a te wir die Erklärungen und Ermanungen der —— —— 
Indiana 1828, welche ſich zu den Lehren des Evangeliums aufs 3 
fannte, indem fie, „die Erleuchtung durch den h. Geift auf das Be nis 
b. Schrift und auf das Werk der Heiligung befchränfte”, wärend noch Han 
Barnard ihr Inneres Licht mehr material gefafst und einfach alles 
hatte, was jenem widerſprach. | 


Im weiteren Gegenfap zu dem nadten Nationalismus ge 
in Mandefter 1837 die Evangelifhen Freunde (Evangeli —— 
einer Gemeinſchaft zuſammen, welche geradezu die Offenbarung Gottes in ber 
h. Schrift über das * Licht ſtellten und —** an jener forrigirten. 


I. Lehre. Aus dem Boraufgehenben ift erfichtlich, dafs die fubjektivift 
be Grundidee, von der das Duäfertum ausgeht, der en rn Syftem 
inderlich ift. So eriftirt in der Tat fein von ber Se fi 
die Darftellung ihres Lehrbegriffes gewiſſe Schwierigfeiten. Die zalreiche 
valſchriften, ER e wir den litterarifch frudjtbaren Jaren 1660 And 1€ 51 ver 
danken, ftreben prinzipiell eine Darftellung der Lehre nicht am, aber fie orientiren 
doch über die Hauptdoftrinen. Dffentliche Geltung ift ihnen niemals beigeleg 
78 weil den Duäfern ihr Prinzip ein äußeres Belenntnis verbietet, befipen 
e - 

Außer Barclays Apofogie kommen bier in Frage Foxens Briefe, die 
tracts from ae docum. of the Friends, London 1842; Evans, Expos. o 
the Faith of the Qu., Philad. 1829; Guerney, Observ. on the disting. vie 
of the Friends, 7th ed, London 1834; Traets illustr, the Hi 


of the Friends, London 1848. 68 bleibt deshalb nichts anderes übrig 
an die Darjtellungen eines oder mehrerer diefer Privatjchriften zu 
Schon For hatte den Anfiedlern in Barbadoes die Ornublinien feiner neuen 


- 
* 


be⸗ 
der 













als bindende Norm angenommenes Bekenntnis 





‚u 
.. 

*) Das ur ge in dieſer Beziehung im Frage fommenbe Credo iſt nur von rela 
Werte, fofern es d i nd 
nn Grundſätze unter den Quäfern zurückweiſt. Diele „Earliest Form or Confessi 
o Bilhelnne II 





rirt an”, 


— 


Quäfer 445 


Lehre mitgeteilt *); dann haben George Keith **), Sam. Fisher u. W. Penn *** 
in mehr oder minder ausfürlicher Form die quäferifhe Überzeugung zur 2* 
ſtellung gebracht, freilich one auch nur den Verſuch einer wiſſenſchaſtlichen Durch- 
dringung und Syſtematiſirung zu machen. — 

- Das Bebeutendfte auf diejem Gebiete hat Robert Barclay F), der Theo- 
loge unter den Duäfern, geleijtet in feiner Catechesis et fidei confessio, quae 
continet narrationem dogmatum Quakerorum, Rotterd, 1676; zuerſt engl. 1673; 
deutjch Amfterd. 1679; Leipz.1752, in welcher er die Grumdlinien der Le 
350g, und dann in dem großen Werke feines Lebens, Roberti Barelaji, Theolo- 
vere christianae Apologia}j), — in der er die mangelnde Darftellung des 

ehrbegriffes zu liefern verfuchte. Barclay ift deshalb für die Lehre die 
Haupt», wenn auch nicht die einzige Quelle +++). 

ndem er die Nechtfertigung des, quäferifchen Glaubens durch das Zurüd» 
auf die allgemeine innere Erfarung des Menſchen und zugleich durch die 

. Schrift und Tradition (Väter und Reformatoren) verfucht, gewinnt er zwar 

e durch Schleiermacher in fo tiefgreifender Weife durchgefürte Begründung ber 
— die Tatſache des chriſtlichen Bewuſstſeins, verliert aber ſofort „duch 
den uch, 2 ſich gegenfeitig aufhebende Formen des Chriftentums*, das hiſto— 
riſche und pofitive neben dem myſtiſchen Elemente zu vertreten, die gewonnene 
Grundlage und liefert dadurch eine Selbjtkritit feines Syftems, fofern er zwar 
alles auf die Schrift zu begründen, aus ihr abzuleiten und als abjolute Warheit 
zen ch abmüht, fie jelbjt aber an dem Maße der inneren velig. Erfarung 

inet nen mifst; die weitere Folge ift, dafs die Schrifterflärung durch die 
Darftellung hindurch eine gefchraubte, ſophiſtiſche wird, daſs im erjten Teile 
objektive Urteil der Gefchichte und des Commonſenſe ded Engländers oft in 
am Gegenteil vertehrt wird, im zweiten Teile aber die urfprüngliche Idee des 
- s, wie fie For vertrat, eine Shwähung und Trübung erfärt. „Die 
Schrift“, jagt Herzog, „wird dazu verwendet, den quäferifchen Lehrbegriff zu vertres 
ten; alle8 in derjelben nimmt einen —— Anſtrich und Richtung. Die ganze 
Offenbarung, von den erjten Anfängen derjelben an, wird vom Standpunkte der 


*) Das Nähere über biefen vgl. Jour. 1,381 ff. und Weingarten —54 

* Er war geboren und erzogen zu Aberdeen, ging früh von dem Presbyterianern zu 
ben Quälern über und wurbe unter den graulamen Verfolgungen, benen er ausgefept war 

ihrer fruchtbarften Schriftfteller. 1664 ſchrieb er A Salutation to the Seed of G 
arising in Aberdeen, 1668 Immediate Revelation not ceased but remaining a standing- 
‚ordinance in the Church of God, 1674 The Woman Preacher of Samaria, Er ftanb 
Rob. Barclay, und trop feines wachienden Fanatismus auch W. Penn nahe, ben er nad 
Deutſchland und Amerika begleitete, wurbe bort aud) Bürger, zerfiel bann aber mit der Sefte, wurde 
am 20. April 1692 ausgeichloffen und fhrieb num mit der Wut und Erbitterung bes Konvertiten 
, berfuchte eine eigene Seftenbilbung und ging ſchließlich, als biejes Erperiment mifs« 
aid, zur engliſchen Statöfirche Über, in ber er eine reiche Pfarrftelle zu Ebburton übernahm. 


arb 1716. 
a Das Nähere über biefen vgl. bei Weingarten A14 ff. 
+) Geb. 1648 in Ebinburg aus einem alten ſchottiſchen Gefchlechte, gebildet in Paris unb 
fe Ben 19. Jare Mitglieb der Ouäfer, unter benen er wegen feiner umfafjenden Gelehr: 
— t De > 1 Geſchickes allgemeines und hohes Anfehen genof. Er flarb 
++) Amstel. 1676. Iſt ins Engliſche, Franzöfifche und Deutjhe (1684 und 1740) überf. 
e 15 theses theol baben folgenden, für ben inneren —— Syſtems 
durch * Reihenfolge Saratterifilgen Inhalt: I. Dom wahren Grunde ber Erfenntnie. 
"Il. Von ber innerl. u. unmittelb, — II. Bon ber hl. Schrift. IV. Bon bem Zus 


Rande des gefallenen Menſchen. V. und V 
und bem anal Lit. VIL Bon ber Rechtferligung VIIL kenn Big nt 


Gemeinfgaft an Leib und Blut Chrifi. XIV. Von ber weltlichen Gewalt in Dingen ber Mes 

an) Br Das Hoilenbe al. Gikublin, 6@ Gnatande, 1188-496 Meingarten 864 
. DE ‚ 4; SZ ; ar 4 
Symb. 499 ff.z auch Herzog, R.E. I. Aufl, s, v. 


446 Duäter 


inneren, unmittelbaren Offenbarung aus aufgefofst. Es ift ein kühner Verſuch, 
dem Werte Gottes an ven Be Be ja ——— ——— überhaupt 
* — — ie name ſchichtlichen Betrachtung ergibt, fteht 
an der Spitze ded Ganzen, den breitejten Raum einnehmend, bie Lehre vom 
Inneren Lichte, d. h. von dem Urfprunge —— in 
beherricht das ganze „Syſtem“ bis in feine letzten Konſeque 

und Norm des Glaubens ift nicht die hl. Schrift, auch nicht Die die Side, —* 
das Junere Licht. Nach Adams Fall habe Gott nicht nur einen zukü— 

den verheißen, er füre micht nur die Völker nach feinem Rate und Ienfe 

nur dadurch, daſs er ihnen im Laufe der Jarhunderte weife Männer, Propheten 
und * eber u eben, fondern es gehe von dem Logos, der in ae Bade 
—— nis cn * * 3 —* ee nn —* indurd) By Habeily 

ichen, ſodaſs aljo „geittige t", der „unmittelba 
„Licht En, das —— Mentchen —— der in die Welt —— die 


T 
—— ——— ae or | ine, gie re Bir 
* 


i ware 
—— —— ar — —5 GER Kinder fein, 
welche ausdrücklichen t haben 
oder die "(Röm.8,14) bon Gottes Öeifteg cieben — den. Die \ iſt 
nicht dadurch 
—* sig BWejenheit werde oder gar Shriftus ft, wie ihnen | 


Licht, ber innere Epriftuß, Gnade, die innere : 
der Name Ehrifti, der geiftliche Leib Ehrifti, Leib und BI 





en. 
Aus dem Vorge — ergebe fich (1 Kor. 2, 11; 12—14; Röm. so; 
14, 15; 16; 26; Eph. 2 Kor. 3, 6), 1) dafs diefe innere" ich 
rung notwendig fei zum Beeffhnhnis öttlicher Dinge und daſs 2) d 
foweit er nötig ſei zur Rettung des Menfchen, — ber ganzen Menf 
fei; jeder Menſch beige ihn in höherem oder geringerem Grade; er babe ſchon 
vor der Schöpfung (Gen. 4, 3), unter den Heiden (Röm. 2, 14—15), im ber 
jüdischen ofratie (Neh. g, 20; Del. 63, 10), in jedem Beitalter ver © 
geichichte gewirkt (Joh 1, 9; Slot. 1, 23; Eit, 2, 11). Alle diefe Offenbar 
Gottes, Worte oder Beugniffe Gottes an die Seele find nur = s 
Glaubens (formale objeetum fidei), und infofern ift am fich der der Hl. 
Schriften des Alten und Neuen Tejtaments derjelbe; dajs die * Frommen 
Chriſtum nur im Glauben und Hoffen beſaßen, ändert an der Sache nichts; 
—— lann Jeſum einen Herrn heißen one durch den hi. Geiſt“. Dieſe 
deshalb das grundlegende Element im Chriſtentum, und infofern if J 
Si *. als op jormales Prinzip bei ben Duäfern ; one basjelbe jei Glaube 
Ko Deal edle On borkaen be Luft eur ME 
tin i rift vorha e, Ibjt fage 
der Tröfter werde in alle Warheit leiten, micht aber il —— ir 














Quäfer 447 


strum ad intelligendum verba, quae scripta videbitis*). Alſo ift bieSchrift nicht 
principalis origo omnis veritatis, nicht die primaria norma fidei, ihre Warbeit 
und Autorität hängen nur vom Geiſte ab. Dieſer Geift in und wirft ein inneres 
Leben im Menfchen, den Glauben, der aljo nur an ein inneres geiftiges Geſetz 
gebunden, aber von jeder äußeren Autorität frei ift. — So werden „Unmittel« 
barkeit und umbebingte Freiheit des religiöjen Lebens" die beiden Grundlagen bes 
Varclay ſchen Syſtems. 
a Sm natürlichen Bufammenhange damit fteht die Lehre von der heil. 
Shrift. Diefe ſtammt aus demfelben Geifte Gottes, in dem das Junere Licht 
Urfprung hat, iſt aber nur die tote Kopie, ein äußeres Beugnis fir die, 
e Leſefertigkeit befigen, unflar one nähere Weifung, fähig faticher ee, 
don dem Werte der Urſchriften und ihrer Kodices dom der Güte de 
egungen, bon einem unficheren Kanon und einem umftrittenen Texte, f ee 
für das allgemeine BVerftändnis, — wärend jenes eine febendige Urf ‚ bas 
Den in unſerem Geiſte ift, Teuchtend im Klarheit allen, die es fu: 
g und Heiligfeit unmittelbar fehrend, allen verftändfi ch, harmo- 
|, doll ndig * 9 (bringend (salutiferum et snfficiens). Es war da, ehe 
e3 eine Bibel gab, es Kann nicht verloren gehen wie ein Buch: fo wird es aus 
inneren und äußeren Gründen oberjte Negel des Glaubens und Lebens, die über 
ud Warheit der Beil. Schrift entſcheidet F uns anleitet, ſie richtig auszulegen. 
Zur die Schrift ne weiter Linie Hinter dem lumen divinum. Die Quelle, 
aus die Hl. Schrift Stießt fteht bo als diefe felbft, denn fie ift weder die 
einzige Duelle, noch die höchſte Norm des Glaubens, so ummodo declaratio fon- 
— non ipse fons, one das lumen divinum unverftändlich, darum littera serip- 
turae externa, ex se mortua, mera declaratio bonorum, sed non ipsa bona, nec 
est nec esse potest principalis christianorum la (Apol.49), Die von biefem 
Lichte Erleuchteten haben an fich die Schrift nicht nötig aber weil fie fie lie 
als ——— desſelben Geiftes, werden ee durch fie —— und können ſie 
als den geeignetſten äußeren Schiedsrichter in Lehrfragen. Nur F 
die Tätigkeiten des Geiſtes der Schrift (motiones) und des Geiſtes des 
m Individuums nicht wider einander fein können, ift alles der hl. Schrift 
nde als Härefie zu berwerfen. — 
So wird ihm die Bedeutung derSchrift, die early 08 Norm des Le- 
nur infofern gelten läſst, als fie der Offenbarung im Geijte nicht wiber- 
ke wird, im wejentlichen zu einer bloß hiftorifchen, fie hat feine 
ethiſche, hberzerneuernde Kraft, jondern ift Urkunde der Großtaten 
Bottes, eine Sammlung erfüllter und noch zu erfüllender Weis— 
Ta a wie denn die Apofalypfe Teineswegs der Abſchluſs der göttlichen 


0) Bor biefer Bedeutung des Inneren Lichtes treten alle anderen Lehren in 
Hintergrund. Wärend For über das Verhältnis des lumen zu der natür- 
Beh oma des Menjchen und über feinen Zufammenhang mit der Sefu, 
ewigen Wortes, noch nicht refleftivt, macht B. außerordentliche * 
ee it der Berfon Jeſu zu retten; denn, fo fragt man fich, mas en 
riſtus, wenn jenes suflciens et salntiferam lumen auch da chen 
‚wo man von Chrifto nichts weiß (Apol. 85; 111)? wenn die „Blieder am 
Chriſti“ auch unter Heiden, Juden und Türken, in Cicero, Blato und Ser 
‚gefunden * (Apol, 179). Und doch gibt B. die Borausfeßung der Er- 
—— Chriſti & Die Lehre von Gottes Weſen und Eigenſchaften, 
auch die von der Schöpfung übergeht er, aber in der Anthropologie hält 
—— — wenn auch mit Verwe des Namens, und die Tat— 
Inge he a allgemeinen Sünbfaftigteit als durch bie. innere Erfarung (aber nicht 


— Und bo B. de, auf bie Schrift als letzte Autorität zurüdge gungen ; immer wies 
Th er —— ſen Zirkel, in deſſen Zauberbann er feine Vorderſähe durch die 


448 Quäfer 


durch die Schrift inseripturalis barbarismus) bezeugt , feit. den Sünden- 
fall ift die Menfchheit * „Kraft Gottes“ beraubt und der Dad Satans ver- 
fallen, ſodaſs alle Außerungen, Worte und Taten des Menſchen aus aus ben „böjen 
Samen“ herfommen, das göttliche Ebenbild verloren und bie feit, das Gute 
aus eigener Kraft zu tun, eingetreten iſt. Die Strafe der Sünde, der der Tod, 
fie Sinne als geiftlicher zu fafjen, jo auch bas Paradies, welches bie 





De 
genen * die Offenbarung Gottes nicht zu td weil * die 
as Gute aufzunehmen, ae —— dr oebfieben iſt, 


ihm Gott dur 
Geiſt erweckt und läutert, * hriſtus in * u bilden. Dieſe hei 


Gnade Gottes ift zwar alfgemein, doch kann fd der Menich ihr ießen; 
* er aber 4 —* ſo wird er Pe fie, nicht durch fein eigenes 
elig; nur ni e widerjtreben darf er. Die calvinifche Prädeſtination-alſo — 
iwie in gewiſſer ei bie gratia irresistibilis unhaltbar 6* * 
d) Eine äußere Erlöſung durch un — alſo na biefer % 
ſchauung die Welt nicht; denn wenn der Mittler Chriftus in dem 
bon Anbeginn der Welt an wirlſam war, „das et Gottes bon An 
und getötet wurde“ (Ap. 133), wenn die Gläubigen des neuen Bundes vor 
Henod und den Patriarchen nichts voraus haben, wenn ferner jenes Lumen 
vadezu Mitteilung religiöjen Lebens (nicht die bloße Erkenntnis Ehrifti) u 
teilt, jo war ein äußerer Mittler, der in der Fülle der Zeit in die Geſchichte ein- 
trat, überflüffig. So hat denn auch B. die —— des —— iu feinem 
Soflem nicht nachzuweiſen vermocht, und feine mühſame Anknüpfung am de 
hat nur den Wert einer traditionellen Form, mit der nicht gebrochen werben. ioll, 
wie denn auch der ganze Nachweis an einer ftarken Mifchung der — 
ſubjeltiven Elemente des chriſtologiſchen Glaubens, des „ che 
Chriſtus“, leidet. Er erkennt im Prinzip Chriſti volle Gotmenähe, G 
burt aus der Jungfrau, ſeine Wunder, einen Leidenstod, Auferfte “ir Sihe 
zur Nechten Gottes, an, verwirft die „Därefie bes Apollinaris“ Ir 
tum des Euthches“, aber indem er bei der Perfon Ehrifti zwilchen e een icht⸗ 
baren und unſichtbaren Leibe Chriſti ſcheidet, und dieſen Leib Tedigtich aiß Hull 
oder Durchgaugskanal“ für die göttliche Natur Chriſti fast, gelingt ihm bie voll 
— ei gottmenfchlichen Perſönlichkeit des Erlöfers nicht. ı 
ne änliche Unklarheit, immer bedingt von der ethijchen 
des inneren Prinzips, maltet in feiner Darftellung des Verf —— 
Chriſti. Nicht der lebendige Chriſtus, der Aoyos Fon, das objektive 
Gottes, rechtfertigt und heiligt uns, fondern gleichjam der Abyoc 
in und, das Licht, das jeden Menfchen erleuchtet, ber in die Welt 
an dem „Zage der Heimfuchung* jedem in fein Herz Teuchtet und „es Ü) 
lich macht, a. N a erlangen und der Woltat des Todes Eprifti teilhaft 
werben“. ed äußeren Chriftus, fein volltommener Geh | 
Leiden eb pe für die Rechtfertigung des Menfchen wertlos e i 
ſtus in uns, ber die Suünden des Einzelnen ſtraft, rechtfertigt im — Akte a 
diejenigen, bie ihm nicht widerſtreben, ſelbſt wenn —* die Geſchichte des me 
gewordenen Erlöjerd unbelannt geblieben wäre. Wird ihnen aber durd © 
barung Gottes, d. 5. durch das Innere Licht, diefe Kenntnis zu teil, jo habe 
fie zu us lauben, Ak ihnen daraus Troft und Autrieb zum Sun fließ 
der Geſchichte ah hir fürt alfo nur bedingt zum 9 — 
eg als die Wirkung des Geijtes fich mit jener verbindet; ome: ne Biefe ie fie m 
ungslos um und deshalb entbehrlich. Bezeichnet aber B. als Gauptzwed 2. 
2 =) Ap.” 70: Haee mors non fuit externa seu dissolutio exterioris 
q hunc non mortuus est nisi multos post annos. Ideo oportet esse ı 
spiritualem vitam et communionem cum deo. ** 
















Onäfer 449 


löfung Chriſti, ut peccatum removeret et ut sempiternam justitiam introduceret, 
seil. evangelicam illam perfectionem , quam non potuit lex efficere en 156), 
fo ift wider klar, daſs alles dies feineswegd der Erfolg der Menſchwerdung 
EhHrifti ift, denn fchon vor ihm war durch das von Anbeginn der Welt an wirt: 
—— Licht alles Jenes vorhanden; und deshalb ſind die Menſchen jussi in 
internam et —— lucem eredere, nicht an den menſchgewordenen Chriſtus. 
Nur in der Anerkennung des ſtellvertretenden Leidens Chriſti, darauf Hat 
ſchon Weingarten (375 5.) aufmerkjam gemacht, ſcheint eine wejentliche g 
der Menſchwerdung Ehrifti zugeftanden zu werden. Wärend auf der einen Seite 
die Anfelmifche VBerjönungstheorie zum entjchiedenen Ausdrud kommt: der Ge: 
rechte hat ftellvertretend für die Ungerechten gelitten, tradidit semet ipsum pro 
oblationem et vietimam deo, pacificans per sanguinem erucis suae, ut nos 
sibi reconciliaret, et pro peccatis passus est justus pro injustis. . . et omnium 
zen tulit in corpore suo ideoque solus mediator est (Ap. 126), wird bie 
fung andererjeitd wider rein innerlich vermittelt gedacht. Denn wäre, fagt 
B., die Erlöfung durch die äußere Tatfache des Hreuzestodes dor 1600 Jaren 
vollbracht, und dies der Sinn von Chrifti Wort: „Es ift vollbracht”, fo wäre 
das ganze Evangelium und alle Buße überflüffig. Gott ift vielmehr nicht tat- 
ſächlich verſönt duch Ehrifti Tod, fondern nur quasi nobis in Christo recon- 
eiliatus (Ap. 130). Christus morte sua nos deo reconciliavit, i, e, nobis recon- 
eiliationem offert nosque capaces reconciliationis facit (Ap. 130). 
f) Die ware allgenügjame Erlöfung ift die, quam Christus in nobis operatur, 
ein internus, Jesus in corde productus — Doch gehen in dieſer 
g die neueren Ouäker auf eine objektivere Anſchauung zurüd, In dem Cirku— 
ben vom 3.1832 heißt es: We feel a warm and afleetionate concern that 
all may be fully awakened to the necessity of having an interest in Christ, of 
knowing Him to be their redeemer, Dear Friends, may the Holy Spirit enlighten 
understanding to a sense of the need of a Saviour; and may wall, with 
penitent hearts, look in simple faith to the Lord that „we being dead to sins 
should live unto righteousness“. In boundless love He tasted death for every 
man; all that inherit eternal life, of every age, and of every nation under hea- 
ven, partake of the blessings of that redemption which comes through His suffe- 
and death. Aus diefem wie aus den oben über die Ergreifung des Heild angefür— 
Fr ergibt ſich, daſs B. das grundlegende Dogma des calviniftifchen Protefians 
tismus, die Prädeftinationslehre, verwirft, wie denn in der Tat das Quäkertum, „wie 
feine andere Reformationsficche, zur Auflöfung dieſes calviniſtiſchen Centraldogmas“ 
ga. ift. Er nennt es horribilem et blasphemam doctrinam. Quam maxime 
injuriosa est! quia illum peccati auctorem facit; quam maxime injuriosa 
est christo, mediatori nostro! ejus enim mediationem inefficacem reddit; quam 
maxime injuriosa est generi humano! pejorem enim hominum eonditionem fa- 
eit quam diabolorum (Ap. 65 f.). Aber weder dem pelagianifchen noch dem prä> 
deftinatianifchen Ertrem vermag er ganz zu entgehen. Was Lebteres betrifft, fo 
nimmt er infonfequenter Weife troß jener Vorderſätze doch eine gratia partieu- 
laris et irresistibilis, wenigjtens für gewifje Menjchen, an, in quibus gratia ita 
alet, ut necessario salutem obtineant, neque patitur illos resistere deus 
. 92), was fofort bewiefen wird durch die Bemerkung: absurdum enim erit 
sere, quod non longe aliter erga Mariam virginem et beatum Paulum deus 
sese ostenderit; quam erga multos alios.... Jenen Menjchen (die Du. find natür- 
lich gemeint) Hr eine tiefere Erkenntnis des Evangeliums vermittelt, ſodaſs alfo auch 
dieſe q Form des Chriſtentums in —— Maße, als z.B. die Sendung 
des hiſtoriſchen Chriſtus, die, wie wir oben ſahen, mit dem ordo salutis in kei— 
nem chen Zuſammenhange ſteht, auf göttlicher Veranftaltung beruht. Was 
‚ das pelagianifche Moment anlangt, jo fürte auch hier das fubjektiviftifche 
ip zur Leugnung jeder objektiven Tat Gottes, der nad) lutheriſcher Anſchau— 
ung fich vollziehenden Änderung im Urteile Gottes, „der in fi) vor jeinem inne 
ren um Chrifti willen dem Menfchen verziehen hat“. Weber Gott ijt 
tätig, noch Ehriftus, defjen Gerechtigkeit uns keineswegs durch einen forenfischen 
RealsEnchllopäbie für Theologie und Kirche, XIL 29 


450 Quäter 


Alt Gottes echnet wird, ſondern allein da3 innere Leben, durch deſſen 
amfeit AM Menſch — justus effieitur (Ap. 140). Die Rechtfertigung 
iſt alfo kein deflaratorifher Alt Gottes, fondern eine im Men- 
—— ie ee Tat des lumen divinum, ein partus internus, 
intus formatus, quem ut sanctificamur ita et justificamur, ſo⸗ 
—F —*— Nehtjertigung und Heiligung bei ®. —— 
Durch Be Bla igung wirkt Gott —— ganzen Menſchen, auch —— —— 
Gerechtferligte muf3 Tag und Stunde ſeiner „Heimſuchung“ kennen. 
wirkt gewaltſam: der ganze Leib erbebt und erzittert, ita ut co 
mire agi 0 Sana pain ee N 9* —* J beide, 
tigung um ‚ zufammenfallen, gute Werte e notwendige 
dingung, ei nicht ie im Sinne de3 katholischen — operatum, fondern fofern 
in ben rfen — Junere Licht ſich äußerlich darſtellt: nam licet non 
proprie propter ea iustifieemur, tamen in illis iustificamur et 
sunt quasi causa sine qua non (Ap- 168). Aber freilich find die Grenzen 
Anfchauung von der fatholifch-mittelalterlichen, von der fides formata nur 
hende. In der Rechtfertigungsiehre ftimmen die Quäker mit Ausnahme der Feft- 
ftellung des Berhältniffes der göttlichen und menſchlichen Tätigfeit bei diefen Wer- 
fen beinahe vollfommen mit der fatholifchen Kirche überein (jagt Möhler ©. —— 
die Lehre der Freunde iſt, wie jeder warnimmt, nur in anderer Redeweiſe 
getragen. al& bie katholiihe; doch bedienen fie ſich auch oft, Kun Bu ie 16 ni 
ausdrücken wollen, ganz derjelben Formen, wie das Konzil dv 
der Ausdrud „Berdienjt“ ift ihnen nicht fremd, Die —— = guten 
Werke wird behauptet (er hat Ap.167 im Auge). Denn neben ihrer 
Notwendigfeit (bona opera absolute necessaria sunt ad iustificationem 
Ap. 167) wird —— „Berdienft im gemäßigten Sinnne“ nicht 
(licet non expediat dicere,quod meritoria sunt, quia tamen deus ea remuneratur, — 
tres ecclesiae non dubitarunt verbo meritum uti, quo etiam forte nostrum q 
usi sunt sensu moderato — sed nullatenus Pontificiorum figmentis faventes 
die Möglichkeit eines Nidht-Sündigens wird nicht nur im Prinzip, jondern in der 
Wirklichleit behauptet (Ap. 167), ſodaſs der homo novus durch die Gnade legem 
dei nicht nur violare nequit, fondern fogar in einen Zuftand gelangen kanu, in 
F ep peccare item et t (Ap. 153). Die Onäler h wie 
Elarkfon ‚nur einen Kleinen Unterſchied unb auch feinen foldhen, wie mande 
andere al * zwiſchen Heiligung und Rechtfertigung. „Glaube und Werke“, 
Rich. Ei iaridge „ſind beide in unſerer Rechtfertigung begriffen“. — Ber 
fertigt ift, it auch nach einem bejtimmten Maße gebeiligt, und ‚infoiseik er ges 
heifigt ift, jo weit iſt er auch gerechtfertigt, und nicht weiter (Möhler 518), 
g) Von diefem myftischen Grundprinzip aus werden nun die 
bie (Deyielle Heilsordnung des Menden beherrſcht. Der fubje 
Spiritualismus des Duälertums fordert in logiſcher Konfequenz den 
Kirche nit. Dennoch geht B. nicht nur auf dieſen Begriff ein, ſondern 
ihn auch zu rechtfertigen und fortzubilden. Für die geſchichtli 
ber Kirche im römifchen Katholizismus, der englifchen Statsfirhe und dem pro« 
teftantijchen Setten fehlt feiner —— Einſeitigkeit das Verſtändnis 
wenn er einerſeits dieſe ald „Werke des böjen Samens“ eg 
für den einzelnen Chriſten die Gemeinschaft für wertlos anfieht: 
Be erfebt ihm dieſe. Pofitiv lehrt er, dafs die Kirche im Ineiieren 
die Gemeinjchaft aller durch das göttliche Licht Exrleuchteten und 
mögen fie Ehriften oder Nichtehriften fein (Ap. 153). Das ift die ecelesia una, ea- 
tholiea, perpetuo mansura; dieſer unfichtbaren Kirche gehören alle Menjhen aus 
allen Zeiten und Böltern an; nur die innere Berufung durch die Kraft Gottes 
ift nötig zu Eh ihrer Mitgliebfchaft. Die Kirche im engeren Sinne iſt 
einzelne Gemeinde, die in einer äußeren Gemeinschaft wie die apofto 
Fan. fih zufammenfasst und den Glauben an Chriftus und bie hl, 
) Indem auch hier das ware religiöje Leben als Wirkung des r 
gen —3 erſcheint, werden in folgerichtiger Anwendung dieſes 








— 





Quãler 451 


gedanfens alle Symbole, äußere Riten und Gebräuche, Feſte, Kirchliche Zeiten, 
mamentlih die Salramente in ihrer objektiven hiftorifchen —— ver⸗ 
worfen und zu rein innerlichen geiſtigen Vorgängen gemacht. Dem G 
„genüge der Seift als einzige signatura jeiner Sonjchaft* ; äußere Formen | 2 
fen nicht in die Religion des Geiftes, fondern fürten in den altteftamentl, Cere- 
moniendienft, ja in die Formen des heidnifchen Kultus zurüd. Aus dem Worte 
sacramentum, Faneneid, gehe hervor, daſs jie nichts Objektives jeien; fie beruh— 
ten auf einem Mifsverftändnifje der Worte Jefu, dem nicht einmal eine —— 
digung zur Seite ſtehe, ſondern das geradezu aus einem heidniſchen Sinne her— 
vorgegangen ſei. Sie widerſprächen der Anbetung Gottes im Geiſte und in der 
Warheit, ſeien demgemäß nicht nur als Heilsvermittlungen, Sinnbilder von geift- 
lichen und geſchichtlichen Tatſachen, Unterpfänder der göttlichen Gnade, ſondern 
auch al3 äußere Heilafymbole zu verwerfen. — Über Zal und Begriff der Sa— 
kramente herrſche in der Kirche Schwankung, und wenn man für fie dad Wort 
Chriſti: Solches thut zu meinem Gedächtnis, geltend machen wolle, jo müfje neben 
vielen anderen Dingen, 3. B. die Fußwaſchung, auf Grund von Joh. 13, 12 ff. 
ald Sakrament gefeiert werden. 
Bon diejen grundlegenden Vorderfägen aus wird ihm die von Chriſtus ein- 
e Taufe lediglich zu einer immeren Geiſtes- und Feuertaufe, nad) 
th. 28, 19 follen die Apojtel durch ihre Predigt nur das Lebenswafjer der 
Lehre Chriſti den Völkern bringen. Chriftus habe feineswegs für die Kirche 
eine äußere Taufe al3 bleibendes Inſtitut eingejegt; nur aus Accommodation an 
die Vorurteile der Juden habe er fich der Waflertaufe unterzogen, welche auch 
als Äußeres Kennzeichen der Zugehörigkeit zu Jeſu unhaltbar fei. — Mit der 
Taufe jällt dann auch die Hindertaufe. 
In gleicher Weiſe wird auch das Abendmal zu einem inneren Borgange, 
elher jih im Gemüte vollzieht, zu einer inneren Teilnahme des inneren Men- 
en an dem inneren und geiftlichen Leibe Jeſu (interna partieipatio est inte- 
rioris hominis de hoc interno et spirituali corpore Christi, quo anima Deo vivit 
et quo homo Deo unitur et cum eo societatem et communionem facit, Ap. 
383), ober, wie Möhler es ausdrüdt, das U. M. ift den Duäfern durchaus 
Bun ni dem Inneren Licht. Wenn die Apoſtel in miföverjtändlicher Deu— 
tung des Herrenworte8 1 Kor. 11,25 mit ber erſten Gemeinde das U. M. üufer- 
| ‚ fo müſſe diefe äußere Feier auf Grund von Röm. 14, 17 mit der 
enden Mündigkeit und der zunehmenden geijtlichen Reife“ der Bekenner 
ti allmählich zurüdtveten. Denn der vom Inneren Lichte erleuchtete Chrift 
auf dem Standpunkte der hriftlichen Vollendung es nicht vonnöten, durch 
red Efjen und Trinken an den Tod Ehrifti erinnert gu werden ; bieje Erin» 
nerung jtehe ihm in jedem Momente zu Gebote. u tatfählih der Herr 
mit den Worten: Solches thut ꝛc. nicht etwa das A. M. für fpätere Zeiten ein- 
geicht, m die Jünger nur aufgefordert, in jener Stunde des Abſchieds bei 
em letzten Mahle feiner und feiner Leiden zu gedenken, 
i) Gegenüber diejer ſpiritualiſtiſchen Verflüchtigung der Sakramente ift es 
nun au Ale, daſs B. dem im Gottesdienste zum Ausdrude fommenden kirch— 
lichen ei a eine bejondere Beachtung widmet, ald ob er, jagt Weingar- 






ten, dad Gejül habe, daſs die von den Quäkern beliebte Uuflöfung der Safra- 
mente ein Unrecht an der gefchichtlichen Kontinuität der Kirche und einen Raub 
au dem riftlihen Leben des Einzelnen begehe und als ob er durch Herbor- 
bung eines pofitiven Punktes für den ——5* — Verdampfungs⸗ 
auffommen wolle. — Natürlich bleibt auch im Kultus das Innere Licht 
dem das Ganze beherrſchenden Vordergrunde. Dieſes göttliche Licht, das 

‚ feiner Wirkjamfeit eines finnenfälligen, ceremoniellen Formalismus wicht 
Fear, wirkt unmittelbar auf den Menfchen. Gebet und Predigt, Troſt und 
find in allen Fällen durch unmittelbare nfpirationen bedingt, die 

dann eintreten, wenn, wann und wo es dem Menſchen nüßlich ift“ 

(Ap. De: Birken bie Infpivationen nur innerlich, fo tritt das silent meeting, 
der ſchweigende Gottesdienft, ein, den „wir, wenn er mit rechtem Sinne gehalten 


29* 


452 Quäfer 


wird, al3 daß bejte Mittel zur Abhaltung einer gefegneten Feier anjehen“; denn 
dann fann jedes Individuum, das die Beichaffenheit und Bedürfnifje feines Inne— 
ren kennt, im Geheimen, one Zerftreuung von außen her, feine Seele vor Gott 
ausſchütten *). — Hieraus ergeben fi) nun folgende Konjequenzen: 1) dafs das 
Amt nicht an beftimmte onen gebunden ift, fondern dafs jeder, dom Geifte 
getrieben, e3 fei Mann oder Weib (Joel 2), diefes Amt ausüben kann, 2) 
theologische Bildung und eo Wiſſen für einen Geiftlichen nicht nötig: 
und dafs 3) die Predigt umfonft, one äußeren Entgelt, zu verrichten ift. Die Be— 
trauung einzelner Menjhen mit dem „Amte“ formalifire (binde oder verdränge) 
das göttliche Moment im Pultus; die Predigt, welche unmittelbarer Ergufs eines 
vom Geifte Getriebenen fein müſſe, werde zur Kunſt, zu einer meuſchl. Fertigkeit, 
die den Geiſt Gottes niemald erfegen könne. Deshalb fei das geiftlihe Amt der 
anderen Kirchen ein in Formen erftarrtes, leeres, toted; ſelbſt laſterhafte Mens 
Köen könnten Prediger fein, falls nur eine menfchliche Berufung vorliege, wärend 
all im Evangelium die Begabung mit dem göttlichen Geifte d fei. 
Endlich werde durch das ftehende Predigtamt, mit dem gewifje Einkünfte und ges 
fellfchaftliche Vorzüge in der Negel verbunden feien, ein Ziel unwürdiger Bett 
bungen geboten. Darum wolle Gott der Herr eine andere Predigt, und wo nur 
immer jemand, Jung oder Ult, Gelehrt oder Ungelehrt, vom Geifte ergriffen werde, 
dürfe und folle er predigen, beten und Gott preifen in öffentlicher Verfanmlung. — 
&o war wenigſtens die Theorie; in der Praxis haben jich die Duäfer, namen 
u ber wachjenden Eintönigfeit des silent meeting, doch; genötigt gefehen, 
eine Art don Wanderpredigern zuzulaffen und diefe Durch menjchl, Veranftal 
u beauffichtigen, dann auch ein „acknowledged ministry* zuzugeben, da 

chen von Gott zu Lehrern der Gemeinde, denen Gehorjam gebüre, berufen 
feien (Hebr. 13, 17) **). - 

Es werben alfo im Gottesdienfte alle Ceremonien, eine beftimmte Orbmung, 
Liturgie, gemeinfames Gebet und Bekenntnis verworfen; der cultus foll per dei 
spiritum, nicht, wie es bei dem meiften Proteftanten der Fall fei, in hominum 
spiritu et voluntate peractus fein. Ju erhebender Sprache jchildert nun B, 
ſolchen Gottesdienft ***). Am Sonntage — zu einer beſtimmten Stunde (1 
berjammeln fich die Freunde. In einem ſchmuckloſen und nüchternen, mit e 
fahen Bänfen verjehenen Sale ihres „Verſammlungshauſes —* ſie, des 
lichen Geiſtes harrend, in tiefem Stillſchweigen. Nichts Äußerliches zur 
regung und Stärkung der Andacht ijt BEER damit der Geift von 
irdifhen Zerftreuung in feiner freien Entfaltung gehindert werde. Die 
Stille dauert wol eine halbe Stunde, one daſs fie eine andere Unterbrediu 
erlitte, als die, welche ein Seufzen und len einzelner dom Geifte beiwegter 
Duäfer hervorbringt, bis ſich endlich ein Glied von oben angetrieben fült, feine 
eingegebenen, inneren Empfindungen in einer Rede oder einem Gebete laut wer— 
werben zu lafjen, je nachdem der Geift es will“. Doc fommt es auch vor, 
die Berlmmlung auseinandergehen muſs, one daſs irgend jemand bomt 
zur Predigt angetrieben worden ift. Solche VBerfammlungen gelten inbejjen Fei- 
neswegs als vergebliche, ſegensloſe (Ap. 297, Clarkson II. Rel Christ, r 
279). Und —— trifft es fih, dafs „wenn die Bilder der niederen 







aus der Seele nicht weichen wollen, ein heftiger, gewaltiger Kampf des Geijtes 
entjteht, in welchem die Mächte der Finfternis mit denen des Lichtes ringen“, 


ber Praris freilich geftaltet bie S ders, Gerabe bi | 
— —* bald nach —* — ———— a —— — 
pr Fire Beehiger o Sie * a auf Befoldung, Unterftügung aus ber Ger 
er erhielten ſogar eine , Unterftüh: 
meinbefaffe. In diefem Jarhunbert wirb =, Zurüdgange biefes minlaten Die Abnahme 
Quäfer zum großen Teile mit zugefchrieben (vgl. obem ©. 442). 1856 hatten dem 
resberichte ber Generalverfammlung zwei Drittel ber Gemeinden in Somerfet —35 


ke Bol. Mohler 519. 
+) Im diefen Dingen wirft alfo der göttliche Geiſt nicht unmittelbar. 


Quãter 453 
Diefe3 proelium offenbart in lebha „ Erzittern ” 
— Be En heiligen 
Zubel auöbrechen läjst. Weil aber alle Glieder einer —— 
een Jelena st a a in a t, ins⸗ 
furdtbar erhabene zu Tage gefördert wird, Biete han Ber. 


der Lebensformen, die fie ala länder 
a en An an mm Mana han 
’ un=- 
ine ftet3 auf das Rerenitige gerichtete, in feſt 
nnung, eine harmloſe Fröhlichkeit, die nicht in Ausgelafl 


unb Bareftigeit find bie 3 Örunbgejehe jeineh —— Den Eid und 


ter der gejelljhaftlichen Bergnügungen verwerfen fie. „Laden, Spielen, Scher 
Spötterei, Poſſen und Saufeliwert find weder chriftliche — eit noch unſchuldige 
Sröhlichkeit“ (Ap. XV. Thefe). An deren Stelle pfl Friede 
liche Gejelligkeit und fehr weitgehende Gajtfreundihaft; eine auf dem ⸗ 
dium der „legitimen“ Schriften und Wiſſenſchaften, Geſchichte und ——— 
feine Bildung, welche ſehr häufig auch die Frauen auszeichnet, wird biels 


*) Auf biefe Icptere Erfheinung ift von Einigen ber Name Quaker, Zitterer det 
worden, vgl, aber im S, 429, * 3 ‚3 begrün 








454 Quüler 
ſo geben ee —* die Hand; I hope you are well, und ein herzliches: 


Und es Läfst ie ——— daſs fie dieſen einfachen Lebensformen, 
ſtillen Frömmigkeit, untreu werden, wenn fie durch ihre großartigen 

auf dem Gebiete der Sriftlichen ———— Fit geftaftenb. dr 
—— Leben ee Die Pflege der inneren & 


wen und Waifen aus ihrer Mitte, auf ihre Weitrebungen, das 203 der Sklaven 
und Anti zu ern, auch auf — Pen Die gu “A ſchon der ie 


et — der — Sekretär (El 


Pd u das Auffichtd» und Verwendungsrecht über bie — 

die einzelnen Gemeinden zur Beſtreitung der oben erwänten Liebeswerke 
bringen. Aus dem „Nationalfonds“, den die Generalverſammlung verwaltet, 
werben die Koften zur Verbreitung nüpliher Bücher, zu Miffionsreifen und zu 
anderen kirchlichen Diveden beftritten. — 

Litteratur. Im — find benutzt worden: Romeo —* Life 
of Rob, Williams, London 1852; A Journal of the Life etc. of G. ir —— 
London 1827 (Abdruck ber 1. Ausg. vb. 1694); W. Sewel, Hist. of the Rise 
ete. of the Qu., 2 Bde., London 1834; G. Baneroft, Hist. of the U.St, 9m ed. 


*) Nach Rowntree S. 62 kommt auf bie Quäfer ein dreimal größerer Beitrag zur Urs 
menpflege, als auf anbere Mitglieber ber bürgerlihen Gemeinde, und die Quäfer vom an De 
haben von 18283—1857 nicht ug als 20,830 vw * (ME. 416,600) auf bie — 

pflege verwendet (järlid 694 Pid. Sterl. — 13,880 Mt 


+) Bor 3 Wochen (5. April nr ftarb, um di — and —— 
— in London ber Quäfer G. Stacey Gibſon von Safrkon alben ; 

vermachte er ber Stabt, um bie er fich bereits burch zalteihe Schenkun rn F 
verbient gemacht, die Mittel zum Bau eines Rathauſes 5000 Pfb. Sterl. (100,000 Rage. 
von A — — für alte und arme gebrechliche Leute (alms houses). Ein 
Mitglied feiner Kamille * ber Stadt ein Hoſpital zum Geſchenk gemacht, vergl. Christian 
World vom 12. April 18 





Namentlih Weingarten, Revolutionski ‚ Leipzig 1868 und * 
& Overton, Engl. Church in the 18'% Cent. London 1878; ——— 
the 


= 


Pennsylv., Lond. 1883; auch W.Penn, Summ. of the Hist. of Friends, 6. Aufl, 
London 1707 (deutſch von Seebohm, Pyrm. zur A brief account of the Rise 
and ir of the Qu., London 1694 (deutih Pyrm, 1792); Nanfe, Engl. 
Seid, VI. Bd, 88. (Sein, 1971); Stäudtin, lg. 8.B. van Ör.:Br., 2. Tül,, 
Gött. 1819; Alberti, Aufr. Nachricht v. d. Rel. der Du. 1750; Baird, die Rel. 
in den Ber. St., II. Buch, Kap. 9; Rob. Barclay, Apologia ſ. o.; Clarkson, 

i of Quakerism, London 1806 ; Gurney, Observ. on the relig. pecu- 
liar, of the Soc. of Fr., London 1824; Evans, os. of the Qu., Lond, 1838; 
H. Tuke, Prince. of Rel., as profess. by the Qu., York 1842; John Rowntree, 


commun. etc., London 1876; Revue des deux Mondes, April 1858; 


, I. A .MQu.“; ſtanti ‚Nr. 
og, R.E ufl. Art. „Qu.“; Broteftantifche —5— 1882,Nr. 31 


Bin om Past and Present, London 1839; Barclay, Inner Life of the reli- 
und 32, 


tet, if geneigt Diefe Um, 
et, ift geneigt, dieſe 
" Beller = andere”, 


wol tam acutus in judicando geweſen, als Ealizt, wenn er ſolches ingenium aljo 
ercolieret“ (Epp. cod. Guelph. 84, 9, p. 483). Nunmehr fehlte ihm auch 
nicht die Fürfprache zur Beförderung. Schon 1646 erhält er eine theologiſche 
Adjunktur, 1649 eine außerordentliche Profeſſur, 1660 die vierte Stelle der theo> 
chen Fakultät, 1662 die dritte, 1684 die zweite, 1686 nad) Calovs Tode die 
. Vielfach kränklih und hypochondriſchem Leiden unterworfen, war feine 
Kraft und Tätigkeit damals bereits im Erliegen, und drei Jare darauf (1688) 
erlag er feinem Krankheitsleiden. 
Der litterarifchen Leijtungen Duenftedtd find wenige. Seinen Namen in ber 
logiſchen Wiffenfchaft verdankt er der reifen Frucht einer mehr als 3Ojärigen 
athedertätigfeit, feiner theologia didactica polemica, einem aus feinen Bor: 
leſungsſchriflen über Königs theologia positiva erwachfenen, umfangreichen Werke, 
welches ein Jar vor Ealovd Tode (1685) an das Licht trat. Nicht fowol in 
originellen Anfichten und jelbjtändiger Forſchung Liegt das Verdienſt diefer in 
ihrer Art gründlichen Arbeit, als in der außgebreiteten Belefenheit, gründlichen 
amd Logijch ftrengen Zufammenfaffung. In leichter und bündiger Überficht trägt 
er darin die Mejultate der futherifchen dogmatifhen Forfhungen von ben Beiten 
Hutterus am bis auf Calov vor nad dem Maßſtabe ftrengjter Orthodorie, wie er 
durch Calov aufgejtellt worden. 


456 Quenftebt Quesnel 


Als Schema liegt, wie bemerft, Königs theologia positiva zugrunde, Die 
Behandlung KERLE wie der Titel darauf Hinweift, in die didactica und die po- 
lemiea. Die erfte gibt die causa, effectus, definitiones, attributa und 
der Glaubendartitel; die andere den status controversiae, Die Haus, ixteoıg, av- 
rien. Die formaliftiic fecirende Analyje, welche, ftatt den dogmatiſchen Ge: 
danken von innen heraus zu entwideln, nur äußerlich an demfelben operirt, hat 
2 ben höchſten Grab erreicht, und jo wird auch den polemifchen Bedenken mehr 

urch Außerliche Dijtinktionen begegnet, al3 aus dem Begriffe der Sache heraus, 
Der Vorwurf aber, melden ſchon Buddeus dem Verfafjer macht, die Zal ber 
Härefieen ungebürfich vermehrt zu haben, wie auch der andere ber | 
ſcholaſtiſch Ipißfinbiger Quäftionen, trifft nicht fomol Duenftedt, ald die Vorgängen 
. derer Buchhalter und Schriftfürer er ift. Auch folche Fragen, welche am 

den Eindrud jcholaftifcher euriositas auf die Gegenwart machen, wie die über die 
Inſpiration der hebräifchen Volale, oder die, ob der Weltuntergang secundum 
substantiam oder qualitates rerum zu verftehen, ob ber Leib des verherrlichten 
Ehriftus noch die Bundenmole aeigen werde u. a., werben ſchon von Calob, 
Bradmann, teilmeife ſelbſt von Gerhard verhandelt. ; 

Bon feinen Zeitgenofjen wird Duenftedt das Lob der moderatio, prudentia, 
lenitas und aphilargyria erteilt, und nad dem, was uns von feinem Privat: 
leben vorliegt, läſst ſich dasſelbe beftätigen. Er erfcheint als ein anf 
die Burücgezogenheit liebender, —— Charakter. Die bittere Leidenſch 
feit iſt feinen Schriften fern; ſelbſt aus den dürrſten Schutthaufen der Schol 
jchießt bei ihm ein BVergifämeinnicht der Empfindung hervor, wie wenn er in 
dem locus de exinanitione thes. 28 bei der Erwänung des bei ber ei⸗ 
dung Chriſti vergoſſenen Verſönungsblutes mitten im lateiniſchen die 
deutſche Apoſtrophe einfließen läſst? „Da hat das Liebe Jeſulein ſeine erſten 
Blutströpflein für unſere Sünde vergoſſen und alſo das Angeld unſerer künftigen 
völligen Erlöſung erleget.“ Wie ſchwer ihm die Leidenſchaftlichkeit ſeines Kollegen 
Calod zu tragen wurde, zeigt jein Verhalten bei den zwiſchen dieſem und dem 
Kollegen Johann Meisner entjtandenen Streitigkeiten (vergl. meine Wi | 
Theologen S. 400 f.). Auch möchte feine Moderation noch ftärker herborgetreten 
fein, hätte nicht er, der fchüchterne, milde Charakter, wie jein Kollege veutſch⸗ 
mann unter dem Terrorismus des Scepterd Calovs gejtanden, mit dem er übers 
dies, nachdem er feinen Anftand genommen, dem 72järigen, damals nod) robuften 
Streittheologen feine jugendliche Tochter zur Gattin zu geben, ja auch durch vers 
wanbtichaftliche Bande verfnüpft war. . 

Daſs auch Quenſtedt von dem praftifchschriftlichen Geifte ber unter be 
ginnenden Spenerjchen Periode nicht unberürt geblieben, zeigt namentlich feine 
ethica pastorum et instructio pastoralis 1678. Gier empfiehlt er $ 67 im der 
Widerlegung der Häretifer, die severitas durch die lenitas zu temporiren und na— 
mentlih zwijchen Verfürten und Verfürern einen Unterfchied zu machen, mant 
$ 6 von Studium der Scholaftifer ab, ftreitet $ 105 gegen die Einmifchung 

riechiſcher und hebräiſcher Gelehrfamfeit auf der Manzel, ermant mon. 7 zu ber 

ftüre bon Arndts mwarem Ehriftentum und nad dem Beugniffe eines feiner 
Schüler in der apologetica Arndtiana p. 201 lieh er fich angelegen kin auch 
privatim ſeinen Schülern die warhaft geiſtlichen Erbauungsbücher von 
Heinrich Müller und Arndt ans Herz zu legen. 

Duellen: Tholuck, Wittenberger Theologen, S. 214; U. Lennert, Leichen⸗ 
rebe bei Pipping, Memoriae theolog. nostra aetate clarissimorum, p. 229; &a 
Geſchichte der proteftantifhen Dogmatik, I, ©, 357 f.; Frank Geſch. der prot 
Theol., II, ©. 30. Zholud +, 


Quesnel (Paſchaſius), Fatholifcher Theologe, wurde den 14. Juli 1634 in 
Paris geboren, wo fein Vater Buchhändler war. Sein frommes, liebevolles Ges 
müt entwidelte fich aufs erfreulichite bei der vortrefflichen, hriftlichen } 
die er vom feiner tter erhielt. Da er daneben einen regen, ſtre 
hatte, machte er raſche Fortichritte auf dem Gymnaſium, und zeichnete ſich 


Quesnel 
minder auf der Hocjchule der Sorbonne aus, auf welcher er fhon im $. 1 
feine theofogifchen Studien abjolvirte und fich den Grad eines Maitre &s Arts 
erwarb. Gern Hätte man ihn an der Sorbonne feitgehalten und zum Lehrer 
bildet; er ging jedoch nicht darauf ein, da er das von der Sorbonne gegen 
Arnauld ausgejprodhene Verdammungsurteil in Feiner Weije billigen mochte, 
Im Sare 1657 trat er in die Kongregation der Väter des Dratoriums ein und 
erhielt 1659 die Priefterweihe. Er wurde, noch nicht 28 Jare alt, als Direktor des 
parifer Inſtituts berufen, welches der Kongregation als Seminar diente, und bes 
wärte daſelbſt ala ein herrlicher Lehrer von fcharfem Verſtande und uner— 
er igteit, dabei aber freundlich, liebevoll und von der grüßen Be- 
\ Man pflegte von ihm zu jagen, er ſei für feine Schüler „die leib- 
ha egel und eine fortwärende Beedigte, 
ihon gab er fich mit ganz befonderer Liebe dem Studium der heil. 
Schrift Hin, das er auch im Oratorium ununterbrochen fortſetzte; er fing bafelbit 
Hauptwerk an, das feinen Namen bei vielen Taufenden frommer Chriften 
und beliebt gemacht, ihm aber auch den Haſs und die Verfolgungen der 
zugezogen hat, nämlich feine Köflexions morales sur le Nouveau Testa-_ 
ment, Urfprünglic; waren es nur erbauliche Betrachtungen über einige Stellen 
aus den Evangelien. Dieſe Reflexions morales wurden in Paris herausgegeben 
umd fanden den größten Beifall. Auf das Verlangen vieler feiner bedeutenditen 
Leſer dehnte er jeine Arbeit auf den ganzen Tert der vier Evangelien aus; I 
neue und vermehrte Auflage wurde mit neuer Gunſt aufgenommen; ber Bijchof 
von Ehalons jur Marne, Felix Vialart, empfahl das Werk in einem Hirtenbriefe 
feiner Geijtlichkeit und feinem Volke. Im are 1675 gab Duesnel die Werke 
Papſtes Leo des Großen heraus, mit Noten und gelehrten Abhandlungen, in 
welchen er die Freiheiten der gallifaniichen Kirche verteidigte. (Saneti Leonis pa- 
pae 1675. 28. in 4%; — 1700 in Folio; heute noch eine der beiten Aus- 
er Doch war diefes Werk wenig geeignet, ihm die Gunſt Noms zu erwer— 
Da übrigens der Verleger verfäumte, dasjelbe, wie e8 der Brauch war, 
dem Erzbifchof von Paris, Harlai, mit lobender Zufchrift zu dediziren, wurde 
biefer Duesnel3 Feind und zwang ihn, feine Didzefe zu verlaffen. Er zog nad) 
Orleans, wo er aufs bejte von dem dortigen Bijchofe, Herrn von Eoislin, auf: 
wurde. Bald jedoch fülte ſich Auesnel auch in feiner Kongregation 
Beengt,; da durch den Einfluſs Harlais alle Lehrfreiheit je mehr und mehr aus 
derfelben verfchwand, und Auguftinus ebenfowol wie Cartefius darinnen verpönt 
wurde. Nachdem er dem Oratorium große Dienfte geleitet und nicht wenig 
Glanz verliehen hatte, trat er aus demfelben, zugleich mit Bater du Guet, einem 
anderen Sanfeniften, aus. Da er fich weigerte, die befannte antijanfeniftif 
Sormel zu unterfchreiben, fülte er ji in Frankreich nicht mehr ficher und s 
tete fich nach Brüffel (1685), zu Anton Arnauld, bei weldem er bis an deſſen 
Lebensende (1694) verblieb. Er ſchildert in einem fehr ſchönen Briefe an Pater 
dur Breuil die lebten Stunden und das Hinfcheiden des großen Kämpfers. 

In Brüfjel arbeitete er weiter an feinen Reflexions Morales, die er nun 
mehr auf das ganze Neue Teftament ausdehnte, Sie erfchienen zum erften Male 
vollftändig im Jare 1687; eine andere, widerum vermehrte Ausgabe erfchien 
1695— 1699; der Erzbifhof von Paris, Kardinal von Noailles, gab feine Ap- 
probation. Als im Jare 1703 ber janjeniftifche Streit wider neu losbrach und 
Duesnel, an Arnaulds Stelle der Vorkämpfer der Partei wurde, erlangte der den 
Jeſuiten ergebene vr von Malines vom Könige Philipp V. von Spanien 
einen Berhaftungsbefehl, und Quesnel wurde in das Gefängnis des erzbiſchöf— 

Palaftes geworfen. Er entkam mit Hilfe feiner Freunde umd gelangte mit 
e Not nach Holland, dem Lande der freiheit, wo er bis am fein Ende ver- 
SeineBerhaftung hatte jedoch für die Janſeniſten und ihre Freunde fchlimme 
a fich gezogen. Quesnels Papiere und fein ganzer Briefwechjel waren 
in Brüffel mit Bejchlag belegt, nach Paris gefandt und den Jeſuiten übergeben 
worden, welche darin ein ——— Material für ihren Kampf wider den 
Janſenismus fanden. Pater la Chaiſe ſagte einſt, indem er eine Schatulle zeigte, 


u 


458 Ques nel 
in 


—— den 8 tat —* —— ift“. Bent uni, ie vurde 

dies alles bei Frau * Maintenon gelefen, eng und verwendet. Diejelbe 
chrieb den 5. April 1717: „Die Jeſuiten haben Quesnels Papiere in Händen. 
5 e 63 e3, bie di * > u. — — und he 
ehn are augebragit en rchzuleſen e Geſchichte 

= vorbereitet worden“. ¶ Viele Stan onen wurden 

—— verhaftet. Pater la Chaiſe — —* dieſen ven zu jagen: 

mon pot au noir“; er fonnle damit anf —— wen er wollte, 

Zunãchſt — die Jeſuiten a Juli 1708) vom Papſte Clemens xı. 
ein Defvet, das die Röflexions morales verdammte; daraus ging ein meer ums 
—— Krieg zwischen Jeſuiten und Janfeniften hervor. Das — De⸗ 
fret wurde in Fraukreich nnterjagt —— einer Formfrage, ober db 
Ludwig — derzeit mit der Oflerreich freundlichen Boriit des Papites 
frieden wor; fomit diente das Dekret nur zur größeren Verbre des 
Duesnels. Yuf das Drängen ber Jefuiten hin erlangte Sudmig X —* * 
den 8. September 1713, ein neues, diesmal formrichtiges D ug Uni- 
genitus, mehr le Zellier'3 ais des Papſtes Werk. Die — morales, aus 
welchen man 101 Sähe gezogen hatte, wurden in ben heftigſten Ausdrücken ver— 
dammt. Der Kardinal von Noailles mit noch fieben anderen Prälaten 
fich, Die Bulle anzunehmen und verbot diefelbe allen ihm unterjtellten 
mit Androhung der Sujpenfion. Die meiften Ordensgeiftlihen waren 
omwie a * Volk, das ſich immer gerne auf die Seite der Gegner 
uiten | Es handelte fih übrigens bier weniger um den ale 
um bie ten ber gallifanifchen Kirche. Quesnel verteidigte fich im verſchie 
denen Schriften, blieb jedoch dabei ruhi ig und gelaffen und arbeitete weiter an 
erbaulihen Schriften voller Milde und Salbung. Man hat ihm fehr — 
tan, indem man ihn als einen ſtreitſüchtigen Menſchen hinſtellte; er — 
friedfertige — =: I bie Sqmibı feinem ya ber ihn über die 5 
befragte, „er jei nur durch Die Schmähungen der uiten gezwungen wenden, 
weit zu gehen“. Ein Beitgenoffe, Buillart, der in —— Verkehre mit 
ja ihildert ihn in einem Briefe an Herrn don Prefontaine wie i 

Ich habe nie einen jo fanftmütigen Menſchen geſehen, jo ungegtoungen, aus 
liger Gewonheit aufmerffam auf Gott (attentif A Dien sans göne et par une 
sainte habitude), jo lieblich, jo gleichmütig und von fo angenehmen —— 
Wir haben dies aufs köſtlichſte Me bern in den fünf Wochen, *— welcher | 
das Glück hatten, ihn zu beißen“... . und weiter: „Er hat die große Gabe, 
alles auszubenten zum eften feines Rachften und alles zur Verherr ‚der 
Gnade Jeſu Chriſti zu lehren“. Den 2. Dezember 1719, * feinem 86. 
lare, verf ied er friedlich in Amfterdam, mit der rürenditen Demut im dem frei: 
digiten Glauben. Tadellos in feinem Lebenswandel, hat er unerntübet fi 
erkannte Warheit gearbeitet und gejtritten. Bei all feinem großen 
er immer befcheiden, warhaft demütig, voller Sanftmut und Freun 
von ungeheuchelter Frömmigkeit. Er ſchrieb ſehr gut; fein Stil ift 
kräftig, elegant und immer Har und präzis. Geine Röflexiones morales i 
heute noch, auch proteſtantiſcherſeits, viel gelefen; fie find vielfach), 
deutjchen Theologen (z. B. in Lange’ 3 Bibelwerk) verwendet worden. 
ben bereit3 angefürten erwänen wir hier nur noch einige Hanptwerfe Quesnels, de 
jeße viel gejchrieben hat: Tradition de l’Eglise romaine sur la estination ot 

a gräce 1687; La Diseipline de l’Eglise, tirde du Nenveau Testament ot de 
—— aneiens eoneiles, Lyon 1689, 2 'Bhe.; Histoire abregee de la vie de 
M. Arnauld, zuerſt erſchienen unter dem Titel: (Question curieuse 1695; 

1699; La Foi et linnoence du clerge de Hollande döfendues 1700; 

du Sacerdoce et du sacrifice de F6sus Christ, jehr oft gedrudt. Unter feinen 


HH 


— 


Quesnel Nabanıs Maurus 459 


ften find zu erwänen: Instructions chrötiennes et &l&vations & 
‘la Passion ete.; Jesus Christ penitent, on Exereice de piété pour 
Caröme ete.; Elövation à Jesus Christ Notre Seigneur sur sa pas- 
et sa mort, oft gebrudt; Le Jour Bar ar Syn on Trois cent soixante v&ri- 
u N.T., pour servir de sujet de meditation chaque jour de Yannee; 
r de la mort chrötienne, retraite de huit jours; L’Office de Jesus, 
reflexions; Pater Le Eourayer hat (Paris 1721—1723) eine Brief- 
herausgegeben (Reeueil de lettres spirituelles sur divers sujets de 
et de piete, 3 Bände) deren erfter Band die Briefe Quesnels an einen 
Geiftlihen enthält. Siehe: Necrologe des appelans et opposans A la bulle Uni- 
genitus (bon abbé Racine); N&cerologe des plus c&löbres defenseurs et confes- 
seurs de la vöritö, ®. II u. IV; Histoire de la Constitution Unigenitus ®. I; 
Sainte-Beuve, Port Royal, B. V u. VI; Maulvault, Quesnel, in der Eneyclo- 
pedie des Sciences religieuses, B. XI. C. Piender. 


uietismus, j. Molinos, Bb.X, ©. 156 und Finelon Bd. IV, ©.522, 


Quintomonardhianer, Fünfmonarhieenleute, find eine der Parteien, 
die im Gewirre der — Kämpfe des 17. Jarhunderts auftauchten. Unter 
bem Proteftorate von Crommell nahmen fie den Urfprung und erhielten ihren 
Namen daher, daſs fie glaubten, nad) Zerftörung der vier großen Monarchieen, 
der Afigrer, Perjer, Griechen und Römer (Daniel Kap. 7) werde eine geiltliche 
Monarchie entjtehen, deren Haupt Chriſtus fein und die plöglich ihren Anfang 

würde. Einige von ihnen fahen in Crommell den Mann ihrer Hoffnung; 
die Mehrzal aber, um die Aufrichtung des Reiches Chrifti zu bejchleunigen, J 
ten die beſtehende Regierung zu ſtürzen; fo nahmen fie 1659 Teil an der Auf— 
—— das Parlament, nachdem die beiden Söne Cromwells demſelben 


— 


atten. Darauf betätigten ſich einige von ihnen auch für die Wider— 
des Sones Karls I. nad; England. Sie erhielten ſich ome abgefonderte Kir— 
hengemeinfchaft bis in das 18. Jarhundert. Herzog F- 


N. 


Nabanus Maurus. 1) Rabans Leben. R. ift zu Mainz (ſ. d. Epit. VI, PB 1671: 
Urbe quidem hac genitus sum) um das Jar 776 geboren. Dieje Zeitbejtimmung 
bat Mabillon (A. S. IV, 2 p. 22, abgedrudt bei Migne im 1. Band der Werfe 
Nabans) daraus erjchloffen, dafs Raban im J. 801 die Diakonenweihe erhielt, 
damals aljo 25 are alt fein mufste. Seinen Namen gibt Raban in der poe— 
—— Vorrede zu ſeiner Schrift de laud. 8S. Crucis (I, p. 147) in der Form 

entius Hrabanus Maurus; der Name Maurus wurde ihm von Alcuin bei— 

gt (Praef, comm. ad ]. Reg. IH, p. 10), aus dem Namen Magnentius ift 
nicht auf einen Zufammenhang mit der Familie des Kaiſers Magnentius 
———— vielleicht bezeichnet er Raban nur als Mainzer (Ebert IL, S. 120). 
me Erziehung fand er im Kloſter Fulda (Epit.: In Fulda post haee dogma 
saerum didiei); hier trat er aud in den Benediktinerorden ein (ib.: Quo mo- 
nachus factus seniorum jussa sequebar), und wurde, wie erwänt, 801 unter Abt 
Beni zum Diafonen geweiht (Ann. Lauriss. min. ad h.a. M.G. Ser. I p. 120). 
‚ der 802 die Abtswürde erhielt, fandte ihn kurz darauf zu Alcuin nad) 
Tours (Intere, Alb. pr. Maur, I, p. 137: Abbas namque suus Fuldensis rec- 
tor ovilis, illum hue direxit) zu weiterer Ausbildung nicht nur in der Theolo- 
gie, ſondern aud) in den freien Künſten (Ib.: Hune puerum docui divini famine 
verbi Ethicae monitis et sophiae studiis. . Quo mecum legeret metri scholasti- 
cus artem, seripturam et sacram rite pararet ovans). Auch nachdem Raban 
Tours verlafjen, blieb er mit Ulcwin in Verkehr. It der Brief Alcuins (Jaffe, 


460 Nabanus Maurus 


ölofer, herrifcher, Hartnädiger Charakter war erfüllt von der Leidenschaft 
—* — — —* ihr Are zurückſtehen. Dadurch rief er die — 
tigſte Oppofition der Mönche hervor. Sie beſchwerten ſich bei dem Kaifer ( 
p- 247); diefer fuchte zu vermitteln (Annal. 
Lauriss. min, ad ann. 809 et 812); aber vergeblich); e8 kam zu einer aim 
8 ey 


918, Ann, Fuld, ad ann. 817 et 818, Ann. Laur, min. ade, si) Kr 
P. 


erhältnis zu dem trefflichen Eigil (Vit. Eig. 23, p. 227: Disputationem quoque 
saepius cum Hrabano magistro, qui ei erat speciali familiaritate con 18, 
exce 
h, a. 


ihm wurde der von Eigil begonnene Neuban des Kloſters vollendet (Rud., Vit, 
Hrab. 5, Mab. A.8.1V, 2 p.1sgq., auch bei Migne im 1. Bd. d. WW. Rabans 
©. 39 je in den mit Fulda verbundenen Möfterlichen Nicderlaffungen umd zu 
m Kloſter gehörigen Dörfern baute er Kirchen; fein Schiller Rudolf gibt 
dafs gig Oratorien unter ihm errichtet worden feien (ib. e. 49, vgl. e, 5; 
45; 46). Ebenfo forgte er für den Schmud der Kirchen; von der Kloſterkirche 
in Fulda wird das ausdrüdlich erwänt (ec. 5: ecelesiam ex diverso metallorum 
pretiosarumque vestium genere pulchra varietate decoravit); die von ihm er— 
baute Kirche in Ratestorf (— Husborf ‚ nördlich) von Fulda), ließ er mit Ger 
mälden verfehen (c. 45: quam pieturis et diversorum varietate metallorum d.h. 
mit mufivifchen Bildern, decenter ornavit, altaribus et erueibus auro argentoque 
paratis, vasisque diversi generis, u divinus cultus exposeit, congruenter ad- 
hibitis), Nicht unbedeutende Fünftlerifche Kräfte müfen ihm zur Verfügung ge 
ftanden fein; man hört nicht nur von der Herftellung von Öemäfben und mes 
tallenen Altarverzierungen, von der Erbauung von mit Moſaik verzierten Bal- 
dachinen über Altären und Neliquienfchreinen (c. 16: erigens desuper ligneum 
aedifieium mechanica arte fabricatum, quod argento et auro 
pulchra varietate decoravit; vgl. e. 28; 38; 45), fondern man wagte 
an die Herjtellung eines Schreines mit Cherubsfiguren (e. 16: fie fcheinen 
ftehend geweſen zu fein, e. 17: arcam, quam sub duobus cherubin 
ximus), eines anderen mit Heiligenbildniffen (c. 48). Altar und 
der, Mefbücher und Gfoden verfandte Naban als Gefchente (Diimmler, ep 
XVU, Forfchungen V, ©. 382). Für den ungeftörten Rechts- und Be 
des Kloſters trug er Sorge, indem er bei den Kaiſern und Päpften die Bei 
gung der Privilegien desjelben erwirkte (Immun, Hludov. regis v. 5. Febr. 
Dronke, Cod. dipl, Nr. 486; Praee. Ludow, imp. pro conf. priv. d. 6, | 
Nr, 526; Immun, Hloth. imp. v. 81. Juli 841, Nr. 536; Priv. Greg. 
1. April 828, Nr, 477). Wie jehr fih unter ihm der Beſitz des Kloſters 
eigen die vielen Traditionen { nke Nr. 400 sq.); bie Verwaltung der | 
"eint er nen organifirt zu haben (Rud, e. 6). Eingriffe im bie 
Mofters fanden bei ihm energifchen Widerftand, dagegen Hatten feine M 
an ihm einen mutigen Verteidiger (Dronke Nr. 456; 513, ep. Fuld. 
p. 376). Bor allen Dingen bejchäftigten ihn feine geiftlichen Hilichten; auch 













Rabanıs Maurus 461 


= gab er ben theologifchen Unterricht nicht auf d. 5: quotiescungue, a 
euris saecularibus, quas prout possibile erat, toto = declinabat, liber esse 
permittebatur, aut alios sacris litteris instruebat aut in legendo vel dietando 

divinis seripturis semetipsum pascebat); nicht minder lag ihm die Unterweijung 
des Volles am Herzen: er predigte felbit, er vermehrte die Zal der Priejter .. 

dem Lande (ec, 6), er ermante fie zu — —— (ep. Fuld, XV, 
381). Rudolf rühmt feine Sorge für die Nlojterdisziplin, für die Fortjchritte 
* Schüler (e. 5); er erſtreckte feine Bifitationen auch auf die mit Fulda 
zufammenhängenden Nonnenklöfter (ep. Fuld. VI, p. 375). Mit dem größten 
Eifer vermehrte er den Reliquienſchab Fuldas; zu dieſem Zwecke ließ er ſich 
* Kaiſer Ludwig die Zuſage erteilen, daſs feine Boten mit —2 en Brie⸗ 
‚ überall Reliquien erheben dürften (Dronke Nr. 527); die Schrift 
fs gibt eine anſchauliche Schilderung der Tätigkeit Rabans nach dieſer 
— auch ep. Humberti Biſchof von Würzburg] ad Rab, II, p. 1109). 
diefer vieljeitigen Tätigkeit arbeitete Raban ununterbrochen dis Schrift- 
fteler. Zwar klagte er wol, er jei jo beichäjtigt, dajs er weder andere Schrif— 

—5* noch an eigenen arbeiten fünne (Brief an Freculf von Lijieur I, ©, 441 
a ©. 245), aber aufgegeben hat er die litterarifche Arbeit deshalb nicht. 
ar Sefigen eine eine „grobe Bal von Schriften aus der Zeit, in welcher ex dem Klo: 

borfta 

Dagegen * > in den politifchen Wirren der Zeit eine herborragende Rolle 
nicht gejpielt; er war ein grundfäßlicher Gegner defien, dajs fich die Geiftlichen 
in die politifchen Dinge mengten. Decet te, fchrieb er jpäter an Haimo bon 
Halberftadt (V,p.13), nihil aliud praeponere meditationi divinae legis et doc- 
trinae verbi Dei: nec ullo modo debes ea deserere propter mundanam curam 
et saecularia negotia ... Proh dolor! multi inveniuntur hujus temporis viri 
in ecclesiasticis personis, qui relieto praedicandi officio et spirituali conversa- 
tione in eo se magnos aestimant, si terrenis negotiis praeponantur et discep- 

saecularium saepe intersint, ita ut in eorum conventibus quasi ar- 

bitres praesideant et eorum conflietuum judices fiant. Dieſer Anſchauung —— 
er er. Dabei war fein politifcher Stanbpuntt keineswegs ſchwank 

Ludwig der Fromme lebte, hat er dem Kaiſer unverrückt —— . 

in den —— ſeiner tiefſten Erniedrigumg. Dazu bewog ihn nicht nur pers 

Ben nglichkeit, oder Dankbarkeit für die mancherlei Begabungen, die das 

von Ludwig empfangen hatte (Dronke Nr. 484, 489, 524, 527, 528; 

ep. Fuld. II, p. 374 sq.), jondern bejonders fein füttliches Urteil über Recht und 

Unrecht im Streit des VBaterd mit den Sönen (vgl. unt. ©. 464 über die Schrift 

de rever, filior.), 

Bwanzig Jare lang ftand Raban an der Spike des Kloſters; dann legte er 
feine Würde nieder; er überließ, jchreibt Servatus Lupus, „unferem Hatto* fein 
mühebolles Amt (ep. 40 vgl. Rud. e. 50). Das gejchah im Frühjar 842; eine 
Zradition vom 2. April d. $. (Dronke Nr. 543) nennt bereit3 Hatto als Abt. 
Man hat nad) den Gründen, die Raban zu diefem Schritt bewogen, gefragt, und 
fie bald in feiner Mifsjtimmung über den feinen Wünjchen emgegengeiehten Gang 
ee mer (Dümmler, Geſch. des oſtfr. R. 1, ©. 301, vgl. Hefele, 
C.G., ufl., IV, ©, 124), bald in dem Wunſch, ſich der Adminiftration des 
of zu entledigen (Ebert, Lit. d. MU, II, ©. 123) gefunden; möglicher: 
weife mit Recht, obgleich fich feine diefer Annahmen be läfst. Daſs dem 
mindeitens 66järigen, von Krankheit niedergedrüdten (Brief an Kaifer Lothar V, 
794, an Biſchof Samuel von Worms ib, 1273) Manne der Wunſch, feines mühe 
vollen Amtes überhoben zu fein, nahe lag, ift leicht begreiflih,. Ein Vorbild ir 

Schritt aber hatte er an der — des Abtes Baugulf, der 
letzten Jare in der Baugulfszelle bei —— ee (Bud. c. 25), 
auch an dem Verzicht des Bonifatius auf die en biichöfliche Würde 

Naban blieb in der Nähe von Fulda; auf dem Petersberge hatte er eine 
Kirche erbaut (Rud, e. 46); hier ließ er fich nieder: ibi manens ac Deo ser- 
viens coelesti philosophiae vacabat (ib. e. 50). In dieſer Zeit fonnte er un- 


tt der litterar fih widmen; dabei unterftüßten ihn feine Ge— 
Sollen (&vie an Gero, Gap. 0, 1207), wärend er In früheren Sven gang allen 
gearbeitet Hatte (Bi an —A— I, 729: ipse mihi dietator simul et notarius 
et librarius existens), 

Doch die Beit * Be = dauerte nicht lange. Am 21. April 847 


ſtarb bio ban wurde fein Nachjolger; die Orbina- 
tion fand am 26, —— Fuld. ad a. 847) cum magno favore er, Ku 
gentis —— et consentanea cleri et populi electione ( 


Kan p. 387). Noch im Oktober d. J. hielt Naban anf Befehl 
Deutjchen feine erſte nor ei os * St. Albanskloſter zu (kam 
Fuld, 1. e,; die Alten bei Hartzbeim, Cone, Germ. II, p. —— den 
31 eanones dieſer Synode, die dem Könige zur Beſtätigung vorgelegt wurden, 
find die wichtigjten can, 1, der den Prieftern die Verpflichtung einjchärft, den wa—⸗ 
ren in der Liebe tätigen Glauben als das Fundament alles Mc 
can, 2, der bie Verpflichtung zur Predigt in der Vollksſprache 
can, 26 f., welche Beftimmungen treffen, um zu verhüten, daſs jemand fterbe 
one die Möglichkeit vorher Sündenvergebung zu erlangen. Schon im Oktober 
843 be in Berbindung mit einem Reichstage eine ziweite Synode in 
Den a bildete die Sache des Mönchs Ba 
re ae HC ae 
one, e, C.⸗ 9 e 
ode Raband; ihre — beziehen ſich auf bie —— Disziplin und — 
tirchliche Recht (Ann. Fuld. ad h.a.; die Akten in den “1p.4 
Wie als Abt, jo trug — auch ais Biſchof Sorge an See ng ‚von 
den, Altären und Reliquien reinen (vgl. carm. 120 6q., VI, p. 1642sq.; 79 
—— 81 p. 1635); die Klöſter hatten an ihm einen Sürricher ‚Sul, ep. 
Kuld. ‚_P- 385 ; Rlingenmünfter, Böhmer-Will, Negeften S 
ib. ©. en Seine Schriftftellertätigteit' erlitt faum eine Unterbregung; 
ruf bot ihm da und dort Anlaſs zu jchreiben. Auch in den Streit über die 
Abendmalsichre des Paſchaſius Radbert wurde er veranlaſst einzugreifen 
Art. Radbert). Was ihm beſonders den Danf und die Bewunderung feiner 
genofjen erwarb, war jeine Woltätigkeit. In der großen Hungerönot des * 
850 ſpeiſte er nad den ann. Fuld. täglich mehr als 300 Berjonen. 
Seine ftet? gleiche Tätigkeit jcheint den Gedanken Ei u berwehren, 
Kraft ermattet wäre; er felbft jedoch fülte fich alt (Brief an den 
Thiotmar VI, 1165; an Raifer Lothar, Kunftmann ©. 223). Am 4. Febr, 
ift er geitorben (ann. Fuld, adıh.a. ); er wurde bei St. Alban begraben; die bom 
ihm ion verjajste Grabſchrift (VI, 1671) iſt anziehend durch ihre Beicheiden: 
— ibrecht von Brandenburg hat ſeine Gebeine nad Halle a. d. ©, ver 
racht. En 
Raban ift einer der bedeutenditen kirchlichen Männer feiner Zeit. An Kenn 
nis der heiligen Schrift, der kirchlichen Litteratur und des kirchlichen Rechts 
—* unter ſeinen Zeitgenoſſen niemand gr; bier war er im ga sranfe: 
anerkannte Autorität. Bei aller Beſcheidenheit war er ng b 2* bewusst; 
5 ei nicht reich, fchreibt er einmal an die Kaiſerin Judith, tamen studio sa 
crarum orationum non sumus omnino vacui (Ill, 539). Se ifien * 
er ganz in den Dienſt des Lebens; — dmungen feiner Kom— re teil 
das überall an ben he vol. 3. 8.1 ©. 730). Das größte er im 
richt geleiftet, er 8 9 linerariſchen und Harn ah en 
des Rheins eine ec a bereitet. Fand er jeine Befried 
reinen Arbeit im Kloſter (Epit.: Cella tamen — * 2 t) 
fo bewies er als Abt und ala Ersbifchof, dafs ihm das Talent zu « —* 
und zu leiten nicht gebrach. Perſönlich war er anſpruchlos; er konnte Nxräi 
ertragen, one dadurch) erbittert zu werben (carm, 14 f. 0.): aber wo «8 — 
* — Unrecht —— * —— ben Mut, ei — Synobals 
uſs pru entgegen ben (lib. de o t. puer, gegen den Bes 
en der Mainzer Syn. dv. 829, der Gottſchall die Erlaubnis zum Yu 














Rabanus Maurus 463 


doch den Duell feiner Energie fpricht er in dem Satze aus: Ubi 
eausa est, non est verendum odium pravorum (ep. Fuld. XVII p. 381). Über 
die Menichen urteilte er mit einer Bi 

n 


plinae rigor cadit, hoc a me reeipias responsum, quod uam omnes boni 
nisi in coelo, —— omnes mali nisi in inferno (ep. Fuld. XVI, p. 380). 
Neben politischen Bischöfen wie Hinfmar von Rheims ericheint die Lauterleit 
feines Weſens im Schönsten Lichte, wie er auch jeden Miſsbrauch geiftlicher Mittel 
um weltliche Zmwede zu erreichen mit der größten Entfchiedenheit verwarf (ep. 


eis divinae legis —— ubique fuit), Dabei beſaß er Freiheit des Geiſtes genug, 
—— hinwegſetzen konnte (ſiehe Verklehr mit einem 


bier viel ſtärler hervor als dort (vgl. praef. zu Exod. U, 9). Die Er: 
g des Pentateuchs jchrieb Naban bereits als Abt (Brief Freculjs I, 439). 
Es folgten die Kommentare zu den übrigen hiftorifchen Büchern des Alten Tes 
mit Ausnahme von Ejra und Nehemia, dagegen einfhließlich der Bü— 
her der Malkabäer. Dann erklärte Maban das Buch der Weisheit und Jeſus 
Sirach, beide Kommentare find dem Erzbifchof Otgar von Mainz gewidmet. Num 
begann er die Erklärung des Jeſaias, unterbrach aber die Arbeit, um zuerſt Je— 
remias zu erflären (Prol. in Jes. Kunſtmann ©. 225). Die Vollendung des Je— 
remiadfommentars fällt mit der Niederlegung feiner Abtswürde zeitlich zuſam— 
men; begonnen war er noch Fi Lebzeiten — des Frommen, vollendet erſt 
nach deſſen Tode (Brief an Lothar V, 795). Nun folgten die Kommentare zu 
und Daniel (prol. in Jes. p. 226). Darauf unternahm Raban auf den 
Ludwigs des Deutichen die Auslegung der im gottesdienftlidhen Gebrauch 
befindlichen biblifchen Hymnen (Brief an Ludwig VI, 1089, Naban erinnert fich, 
in illa [cantica] quae de prophetis sunt, Isaia videlicet et Habacuc, nee- 
um manum miserim). Dann erjt wurde Jeſajas vollendet (prol, in Jes, p. 226). 
In diefe fpätere Beit gehören warjcheinlich auch die Kommentare zu den Pro— 
verbien, zu den paulinijchen Briefen und zu dem Sohannesevangelium. Von den 
tannten Kommentaren find noch ungedrudt der zu Jeſaias, von welchem die 
"Univerfitätsbibliotget eine aus dem Kloſter Heilsbronn ftammende Hands 
des 12. Jarh. befigt. Der Schreiber der zweiten Hälfte, der nicht iden— 
ift mit dem der erjten, nennt ſich Wygandus; ferner der zu Daniel und zu 
; von legteren Abjchriften in der Münchener Statsbibliothef aus dem 

Nachlaſs Enhubers (j. Kunftmann ©. 3). 





e Scriften. Über die un a fe Mer gm pc ke 









werben, 3) 

ei ‚ bie von dem — — 
ndelt; wärend das og. dritte Buch (de modo poenitentiae) eine je 
hrift iſt; e& enthält eine warme Ermanung zu rechter Buße. 
€ Unterwei als 


——— 
es — den über ihr Amt 
suo et v o nibus quae in ecclesia 
: en in brei ‚ beren 
lirchlichen Eee den —— und der W 


in 
ratione) abhän Br Abt icheint Raban fein artyrologium aujam | 
3 Bader auf den Peteräberg aurüdhgegogen hatte, ſchri eb e 
| runs Vs 11: —— divina providentia ab exteri 
an Haimo ————— 


we Sevilla, defien Giymologieen bier jeine — — Siam . ap cn \ 









lum de rerum 
zndem nern iin. 

ea bon tigkeit zur h 
— bie Kieruer des 9. Yarhunderts * — ” 


bewegten. Ju Diefe, 
hört auch die Schrift de ecclesiastica —— VI, 1191: dum quietus a 


guftin, zum Teil ber © de clerie. instit.; x dos as legte ‚en * 

christ,), ein —— der Ethil, iſt en Als ib Be een ) 

erſte elerie. instit. zu der SIR 

vinis et — sacerdotalibus ————— ergibt ‚Nic aus de 
iotmar teten Worten, quia er —— ge ee 


— Auch F othar —— Schrift d Pe nb 


nchtums überhaupt wird. de * Briefe in Got * 
* —* a 


ver alt na ‚©. wu — — opistola ad — euch 
I gr in Sanbbiiäor Bi. \ Br. vn, & 57 b = f — 2 Dro int a 


de chorepiscopis, bie . Dage r 

aM e. . et imp. —* kn Ben wir : Erlebn 
Ludwigs d veranlafst ift die en — 
subditorum erga reges (gedrudt bei P. de Marca, p. 1271), eine Verteidigun 





MRabanus Maurus - Nabaut 465 


Kaifers rare Söne und die Biſchöfe na — —— en von 833, und 

die ——S———— Be je vitiis ae (bei Lazius, en quaed. Ca- 
roli M., Antw, 1560, en 

e) — zur irhlichen Disziplin, Otgar von Mainz ift gewidmet Poe- 

als Ersbifäof verfaſſte Raban ein Poenitentiale Heribald 

* (et rebet diefen als dilectus frater au IV,467). Auf Eherecht 

—— A der der Brief über die Frage, quota geheratione lieitum sit eonnubium 

an en bon Würzburg, und der Fraftar de consanguineorum nuptiis an 

Abt Bonofus. Zu erwänen find endlich der Traftat de magieis artibus und der 
Brief am den Chorbiſchoſ Reginbald über verjchiedene Fragen der Disziplin. 

f) Die Gedichte Rabans arigen ihn zwar nicht als großen Dichter; doch iſt 


een Vers unter ihnen 
end zweifelhaft iſt es, ob bie Schrift adv. Judaeos bei Martene, 


thes. noviss. — p. 401 Raban wirklich a angehört. Über feine Bedeutung 

Den deut che Sprach e dgl. Wackernagel, Geſch. d. deuſchen Lit., ©. 52. Die 

ei Steinmeyer und Sievers, Die althochdeutfchen Stoffen, I, ©. 3ff. 

— — — Rabans fehlt noch; die von Colvenerius, Köln — 
fie A Mt alle Deo vera —* i — 

ent nicht a e e; dazu fommt das no vor 
Über bie ——— Überfieferung der Gedichte Rabans: Dümm- 

im N. A., 1879, ©. 

Bitteratur: Aufer * eigenen Schriften Rabans iſt Duelle die ſog. Vita 
Rabani des Mönchs Rudolf, eigentlich ein Bericht über die Tätigkeit Rabans zur 
eng bon Reliquien —9* angehängtem Schriftenverzeichnis. Vgl. Dro 

Cod. dipl. Fuld, 1850, p. 1 u ; Böhmer-Will, Negeften zur Geſchichte der 
Mainzer Gegbifiöfe, 1 1877, ©. 64 ff. tbeitungen: — Elogium hist, 
Fr A. 8. IV, 2 p. 20sg.; —— liter. de la France V, . 151 sq.; Bähr, 

Geſchichte der rom. Kit. in dem karol. Beitalter, 1840, ©. Mh; Kunftmann, 
een Maur., en ————— ‚Seid, Duell, 4. Aufl., I, ©, 190; 

ner, © Fr. Reich, I, ©. 299 ff. u. 8.5 Ebert, Gefch. der Lit. bes MA. 

m, ©. 120 fi.; Schmit, Die Bußbücher u Die Bußdisziplin, 1883, S ne 


Mabaut, Paul, geb. den 9. Jan. 1718 zu Bedarieur, Dep. Herault, geft. den 
25. Sept. 1794 zu Nimes, mit Anton Court (ſ. d. Art. Bd.II, ©.373), der Wider 
der reformirten Kirche Frankreichs, wie diefer ein warhaft riftlicher a 
‚wärend mehr al3 eines halben Jarhundert3 ebenfo unermüdet als kühn allen 
Berfolgungen Troß bot, der belannteſte und einflufsreichite Prediger „der Wien, 
in jeder Hinſicht ein ausgezeichneter Mann. Die Familie, wie es ſqeim nicht 
unbemittelt, war eine eifrig proteftantifche, Paul wurde in dem gleichen Geifte 
De: nahm fehr Ni Teil an den verbotenen Verſammlungen der Proteftan- 
‚ „diente den Geiftlichen als Fürer und Wegweijer, bald aud) als Lektor im 
den Berfammlungen der Wüſte, wenn es am eimem folchen fehlte. Sein Eifer 
— einen der Geiſtichen ihn aufzufordern, ſich ganz dem Dienſte ſeiner 
u widmen, Rabauts innere Neigung ftimmte vollitändig mit diefer äußer: 
fung zufammen, und jo entſchied er ich im früheften Jünglingsalter zu 
a an Zunächſt folgte er als Kandidat (proposant) einem —— 
eier fernte unterwegs und bei den Berfammlungen Theologie und 
trat, wenn ed nötig war, auch lehrend für ihm ein, aber den —— 
Hin wifjenfchaftlichen —53 lebhaft fülend, ging er Auguſt 1740 in 
von Court gegründete evangelifhe Seminar zu Saufanne, Nur ein halbes 
Ei er nad) einer Nachricht dort geblieben (f. Hugues IT, 413, nad) andern 
‘er 2-3 Jare), hervorragende theologifche Henntniffe hat er ſich in keinem 
Fall erworben, fie waren für die praftifchen Zwecke, denen fein Leben — 
war, auch nicht nötig, doch überragte er auch hierin feine Kollegen. Seine frä 
— Beredſamkeit, hervorquellend aus einem Derien, welchem fein evans 
her Glaube das Höchſte war, illuftrirt durch ein Leben voll Gefaren, voll 
fopferung, fonnte ihres Eindruds auf die Zuhörer nicht verfehlen; der Ernft 


Er für Theologie und Kirde. XII. 50 


— — 


NRabaut 


d le ben und der. 
Ei % —— ee rote * a mwurbe von diefen *- 2 


Der Mangel an pofitiven Kenntuiffen und an — Au 
zur —— Fa — Berufes bo —— — ran machten: ein 
A 






















der, f ‚ Iharfer ‚ ein unerſ der gepart N 
viel Klugheit t ion vor feinem Wagnis, vor —— Gefar ‚uräicreden ließ 
ine. ütterliche Feſti * Aueh jeder Lage gewach 

die iatihen Eigenſch treueſten —— “einer m 


tejtanti 
ift auf evan Kor Seite au * Court in —* Linie —* zuzu 
durch fein Wort und Beifpiel die Schar der übrigen Geiftlichen zu glei 
onfeuerte, der daS allgemeine Vertrauen der ganzen Bevölkerung genoſs, 
fein wichtiger Beſchluſs in innerficchlichen Berhältniffen, wie in den 
zu der Regierung gefafst — one ihn. Er war eine Macht, mit wel 
eg zu rechnen hatte, und nichts fennzeichnet die abnorme en. 
cher fi die Protejtanten Frankreichs befanden, — als die Tatja 
der — Prediger der Wüſte, auf deſſen H dung ein 
war, mündlich und ſchriftlich mit den höchſten er —* er, den X J 
danten der Provinz perſönlich Bittſchriften überreichte und hochwi 
Statsangelegenheiten mit ihnen verhandelte. Für die eigenartige g. wel be 
Rabaut einnahm, Läjst Sich feine adäquate Bezeichnung finden; will man die pro⸗ 
teftantifche Kirche, welche vom State nur Verfolgung genojs, als Freitir je be— 
zeichnen, jo wäre Rabaut ihr faktiſcher, wenn auch nicht nomineller Prüf 
oder Biichor zu nennen. — Der Beichreibung feiner Beitgenofjen mac 
Hein von Statur und mager, mit einem länglichten mogern Geſichte, jchwar 
Augen umd Haren und einer Adlernafe. Seinem Gefichte hatte das Le — 
Sonnenhihe und Kälte, das Übernachten im Freien und in Höhlen, die um: e 
mäßige nöweije, zu der er genötigt war, eine — braune F J 
geben, der keineswegs robuſte Körper barg eine Fülle von Kraft und. * dan uer 
Weide jeder Auftrengung gewachſen waren. . 
on vor feiner Abreife nah Laufanne hatte fi Rabaut mit Mabel 
Gaidan von Nimes verheiratet; folche frühzeitige Ehen waren bei den Ge 
der Wüſte nicht felten, um Berfucun n und üblen Nachreden ntgeben ; 
fehlte auch nie am mutigen protejtanti Men Jungfrauen, welche ihr Loos 
eines Projkribirten freudig Enüpften und entjagungsvoll die Bejchwerde: 
faren feines Amtes teilten. Mit allem Eifer widmete er —* ach fei: 
fehr feinem Berufe und war bald vollauf beſchäftigt. An der Genera 
vom 18.—21. Aug, 1744 nahm er als Bicepräfident Anteil, ibee Berhanbl 
bezogen jich außer der Angelegenheit von Boyer (j. den Art. Court Bd. U 








religi — — nfli 
ichten ————— u 

ſen, e u u, 
en — ————— der Gpnobalatten, aa Kin Ay; hessen 





— der Thurm La Conſtance füllten ſich mit neuen Gef Ki 
wurden ihren Eltern weggenommen, ungeheure 5 Ai Mm Ni 
er Protejtanten weiben 
erjhütteruder einfacher Beredjamkeit ihre troſtloſe Lage, nicht feben * u 


ommen, 
t waren, und welche vom Jare 1745 au ſich vegelmäßig wider: 


Baer Vrotejtanten die Geduld außgugehen drohte. Rabaut & | 
I 


Monarden bei dem Volle zu erhalten. Verräter und Spione ber Negierung, 
fanatifche Priefter wurden von unbekannter Hand geröt und verwunde 
zol traten Ban in der Verfolgung ein, man bedurfte ber Truppen gegen bie 
| inde oft nötiger al$ gegen die Neubelehrten (Nouveaux — Convertis), 
im 1742; aber nad) dem Frieden don Aachen 1748, 
bie Proteſtanten vergeblich eine Biirforache der Ar Mächte für ſich 
ıirteten, fiel dieſe Rü weg und die Verfolgung wütete hejtiger als zuvor. 
Über auch die Unruhe unter der Bevölkerung wuchs, die Negierung fanbte ben 
30 * 


er 


468 
is bon zu ei ilitäri 

Base Ber rn roh Ste 
er Nach — oe Pamens ihm ein Placet mit den Befchwer- 
den ber SBroteflanfen zu überreichen (19. Sept. 1750). Sein Vertrauen in die 
Loyalität —— ihn nicht verhaften zu laſſen, wurde nicht Häufcht: der 
nifter empfing ihn — das Placet wurde geleſen. Die Verfolgung hörte 
eine Beit lang auf. ee er —* —— — a Jare be- 
ammlungen zu n war beinahe unmöglich. Beſonders 
eg —— den — „one die Hirten werden bie 5 


Standhaftigkeit wanken“. —— er 1000 Lipres war die 

Cm Rabauts — der —— — “ 1.00 wurde nur Junge 
L, 
— * Senf. Me dur ein Wunder ent 
feine eigene Kar und die ie Bene der Glaubensgenofjen bes 
warte vor der —* nahten ſich Truppen einer — 
—* die erfle Sorge, den Geiſtlichen zu —— Einma 
er France p 


ſich zu entledigen; man berfofgte ihre Frauen, fperrte fie ein mit der : 
Diefeiben fogleic unangefochten zu lafjen, wenn ihre Männer —— Ras 

—* ſchlug mit Beziehung auf Matth. 10, 37 rund ab darauf einz 

fannte die "Amelie 

Frankreich. Am 8 





widerholt, ſodaſs die muti Fran ſich entjchlofs, ae bee —— — 

Zeit zu ig Fe ſolcher Pladereien und Nachitellungen enthoben zu 
2 are lan Es unftetes Wanderleben, dann ließ man fie in 
—— 3 2 ehe Rare Sean genannt R. Saint-Etienne, geboren — Nimes 1 


genannt R. Pomier, geb. am 24. Oft. 1744 
—* u geb. 91746) flühteten im Winter 1752—55 nad; $ 


im April 1755 gab er fie dem Genfer Etienne Chiron in die Koft, de 
terlicher Treue In fie forgte 






—— und für das hidfal der Proteſtanten Be e di 
Brofchüre von dem pre ———— Memoire au sujet des ma 
celandestines larer ım 


tonnte nicht aus der Welt gefihafft werden und Montclard — endlie 
freilich exit nach einem Mentipenalter, den Sieg davon, 2 
Die Jare 1755—1760 verfloffen in der gewonten Abwechslung bon Ber 





folgungen und zeitweifer Duldung. Die lebendigfte Anfchauung von Rabauts un— 
ermüdeter Xütigkeit bon feinem werhunfoffenbfien i * fe 


—* Befehl des Marſchalls von Thomond, Gouverneur der Guienne, der die 
Proteſtanten unter ſchweren Strafen zwingen ſollte, ihre Kinder iathouf⸗ taufen 


und ihre Ehen durch die Prieſter einſegnen zu laſſen, ſetzte Rabaut m 


b 
ept. 1761 wurde ber proteftantifche Geiftliche Francois Nochette, 
ein 26järiger, in feinem Berufe auögezeichneter Mann, der im obern Languedoc 
und im Duerch feinen Wirkungskreis hatte, bei der Rückkehr von einer Taufe 
in der Nähe von Cauffade verhaftet; er gab fich fogleich als Geiftlichen zu er- 
fennen. Eine große Aufregung bemächtigte fich der ganzen Gegend, man fürchtete 
egenfeitige Gewalttaten, viele Proteftanten wurden verhaftet, darunter die Drei 
eute Grenier de Commel, de Sarradou und de Lourmade, welche bewaffnet 
nah Eaufjade gefommen waren (15. Sept). Die Gefangenen wurden nad) Ca— 
hors, Montauban und zulegt nach Touloufe gebracht; das Parlament diefer fa— 
matifch katholiſchen Stadt verurteilte Nochette zum Tode am Galgen, die 3 Brü— 
der zur Enthauptung (18. Febr. 1762). Umſonſt hatten Rabaut und Court de 
Gebelin ihre Stimme für die Unglüclichen erhoben, der erftere wandte fich in 
lihen Schreiben an Maria-Adelaide, die ältefte Tochter Qudwigd XV., an 
den og von Richelieu und den von Fihjames (25. Sept,, 30. Sept., 30.Nov.), 
e3 erfolgte feine Begnadigung und am 19, Febr. erlitten die 4 Protejtanten mit 
der Seelenruhe gläubiger Chriften, mit dem Mut altchriftliher Märtyrer ihre 
furchtbare Strafe. Im Angefihte der zuckenden Leichname feiner Brüder hatte 
der jüngfte Grenier die Aufforderung des Heukers, durch den Übertritt fich zu 
retten, mit der würdigen Manung: Thue deine Pflicht, beantwortet, Das 
fehen, welches biefe Afache Hinrichtung erregte, war ungeheuer, bie Proteftanten 
trauerten um ihre Blutzeugen, aber auch unter den Katholiken machte fich eine 
immer größere Teilnahme bemerkbar. Sie wuchs durch die Standhaftigkeit, mit 
welcher Jean Calas feine Unſchuld beteuerte und fein entjegliches Loos trug. 
Calas (geb. 1698 in La Gabarede bei Eaftres) war ein ehrenwerter allge 
mein geachteter Kaufmann in Touloufe, feit 40 Karen dort anjäffig, ein jtiller, 
ernfter Mann, guter Proteftant, aber one jede Spur der Unduldjamleit gegen 
die Ratholifen, feine Frau (Anna Roſe de Eabibel, feit 1731 mit ihm ver— 
heiratet), eine verftändige, tüchtige Hausfrau und treue Mutter, die durch ihren 
ungebeugten Heldenmut wärend der fchredlichen Kataftrophe, welche über ihr Haus 
hereinbrach, die Bewunderung aller Unparteiifchen erregte. Die 4 Söne waren 
der Eltern wenig würdig, der dritte, Louis, war 1759 zum Katholizismus über: 


470 Nabaui 


folgten die beiden Töchter den Grin Den. Eltern, 
Ehe die "Ma —A eine eifrig likin, die jeden Ta 
und ——— in der Woche —————— und nie von der Familie in ek 
9 ihrer * en Pflichten gehindert worden war, feit 24 Zaren in ber Fa- 
—* len, und num auch die Leiden derfelben in vollem rn 
—— ihie ſich ——* denſelben an. Der älteſte Son Mare-Antoine, 
5. November 1732, ehrgeizig, mit einigem redneriſchen Talent begabt, 
* 8* a war aber durch feine Zugehörigkeit zum Protejta am 
dem Eintritt in die —— gehindert. In ein ein Snnbeläge chäft einzutreten gelang 
ir Ms und berb durch fürte er ein — ineswegs tadelloſes Le⸗ 
—— in ſeiner Taſche fanden ſich an A Todestage objcön 
Seh. Am 13. Ott. zn, Abende HL, Uhr, fand ſein Vater ihn eı 


dh jetft entleibt. Aber aus ber enge, we ide anf das Sammer, 
der A en Sich fchnell vor dem Haufe gefommelt hatte, ließen fi 

Stimmen hören mit der furchtbaren Anklage: dieſe a haben ihren Son 
Besen . er —— Katholizismus übertreten wollte. Der C — ſch 











b 

eg 5 der Tathall (ice besteitet: Bellentionmmuis 
d ne — Em für — Katholizi 
* etretenen und Märtyrer —* ſich in Anſpruch ae Bi Der 


ve (iwerfälli 3 ap Beit unterftüdst wurde Kar a 
habung, zu reiben, ijt + nicht der Ort. Das Urteil, — d 
ment bon N Tonfonfe, teitweife —— durch die —— 


ae daſs * nach zwei ——— Stunden auf dem Rabe jugebr 

aus Önaden erbrofjelt und I ein Leichnam in das feuer geworfen wurde, 
den größten Schmerzen, bis zum Ichten Athemzug betenerte er Eck ' 
und diefe Standhaf gfeit rettete dem übrigen Ungellagten wenigſtens das 
Ber wurde verbannt, aber in ein Mlofter geſteckt, aus dem er nach Genf 
ob. Die Witwe Ealas, die i In Mann nach feiner Verhaftung nicht meh 
“ —— treulich das Loos der Familie 





Nabaut 471 


in Bewegung und zog fie in das Intereſſe der unglücklichen Familie. Am 4. Juni 
1764 wurde das Urteil des Parlaments von Toulouſe Faffirt, den 9. März 1765 
die Angeklagten und ihr Gedächtnis rehabilitirt, Königliche Gnade und das in 
den weiteſten Kreifen auch des ———— erweckte Mitleiden gab der ruinirten 
Familie die Mittel zu einer beſcheidenen Eriftenz. 

Unter ben Proteftanten Frankreichs rief der Prozej3 gegen Calas eben jo 
große Aufregung ald Beftürzung hervor, um fo mehr, da in dem erzbifchöflichen 
Monitorium vom 17. Oft. 1761 von einer VBerfammlung don Proteftanten ge- 
redet war, in welcher der Tod des jungen alas beſchloſſen worden fei, ja e8 
war fogar die lügneriſche Behauptung ausgefprochen worden, dafs ihre Glaubens— 
lehre dem Bater die Ermordung eines ſolchen abtrünnigen Kindes gebiete. Manche 
Familien jhidten fi) an auszumandern, Verfolgungen fchienen in Ausficht zu 
ftehen. Rabaut berubigte nad) beten Kräften; gegen die erwänte wanmwihige Ber- 
leumdung trat er in einer Schrift La calomnie confondue auf, in welcher er warın 
und mit edler Entrüftung diefe Anklage zurückwies umd die Sache feiner ange» 
Hagten Landsleute verteidigte. Aber nach Beſchluſs des Touloujer PBarlamentes 
wurde fie am 7. März 1762 durch Hentershand verbrannt, gegen den wolbelann- 
teu Autor wagte man aber nicht vorzugehen, weil man feinen beruhigenden Ein- 
Hufs auf die proteftantifche Bevölkerung Fannte und jeder Unruhe vorzubeugen 


Das Auffehen, welches die Bluttage von Tonloufe überall erregten, hatte die 
öffentliche Meinung auf die unglüdliche Lage der Proteftanten, die in fo greller 
Beleuchtung Fund geworden, aufmerkfam gemacht, die Stimmen der Duldung wur: 
den immer zalreicher und mächtiger. Es war, wie wenn die Unduldfamfeit mit 

Alt des Fanatismus und der Ungerechtigkeit ihrem jarhundertelangen blu— 
tigen Wirken noch ein letztes Siegel hätte aufdrüden wollen, die VBerfolgungen 
nahmen von Jar zu Jar ab, einzelne Gewalttaten famen immer noch vor (bis 
in das Jar 1783 wurden durch Lettres de cachet Eltern ihrer Kinder beraubt, 

1766 wurde in Bearn eine Verſammlung gejprengt, 1770 wurde der Geiftliche 
Eharmufy, der im Gefängnis jtarb, 1773 Braca verhaftet, aber jogleich wider 
freigelafjen); an manchen Orten errichteten die Proteftanten Bethäufer, in die Ver— 
fammtlungen, welche fih immer mehr an die Offentlichkeit wagen durften, brachte 
man Stüle und Bänfe mit zc., und bejonders feit der Thronbefteigung Lud— 
wigs XVI. 1774 machte ſich eine duldfamere Praris immer mehr geltend. Der 
franzöfische Protejtantismus 1760 durch die Anftrengung von A. Court, Ra- 
baut und feiner Kollegen kaktifd gegründet umd organifirt; e3 galt, die rechtliche 
und ftatliche Anerkennung zu erwirfen ımd die Anftrengungen von Court de Ge— 
belin, von Rabaut und feinem Sone Rabaut Saint-Etienne waren diefem ſchö— 
nen Ziel mit umermüdeter Ausdauer gewidmet; durch Korrefpondenz mit einflufs- 
reichen Perſonen und durch Herausgabe von Denkichriften arbeiteten fie darauf 
hin, auf kräftigſte unterftügt von Malesherbes durch feine Schrift Sur le ma- 
riage des Protestants 1784, durch Lafayette, der mit Rabaut Saint-Etienne in 
Korrefpondenz trat (1785), durch Rulhieres (j. defien Geſchichte Eelaircissements 
historiques sur les causes de la r&vocation de l’&dit de Nantes 1788). 1769 

atte die legte Gefangene Marie Durand nad 38järiger Haft den Turm von 

Eonftance in Aigues-Mortes verlaffen dürfen, 1774 wurden die beiden lebten 
Galeerenjträflinge Paul Ahard und Antoine Rigille nach 39järiger Gefangen- 


eben. 

Vom — 1787 datirt das Toleranzedikt Ludwigs XVI., welches aller- 
dings den Katholizismus als die alleinige Statsreligion feſtſtellte, aber den nicht 

holifchen Untertanen beftimmte Rechte gewärte und jene graufamen Strafen xx. 

vollftändig aufhob. Bis zur legten Stunde hatte der Mlerus Widerfprucd ein: 
gelegt, remonftrirte das Pariſer Barlament und erjt am 29. Jan. 1788 wurde 
das Ebdikt einregiftrirt, um nad) kurzer Geltung von den Stürmen der Revolu— 
tion verſchlungen zu werden. 

Rabaut erlebte den Triumph der Sache, für welche er fein Leben eingefi 
hatte; 1763 (10. Juni) leitete ex als Moderator die Beratungen der Nationa 


| 


472 Nabaut 


e ſtatt blo ——— Sfreiheit gebracht und e Ger 

Ben : i —— 
—* 
konſti — V ſeinem Vater, dem geächteten Geiſtlichen 
Keiner ⁊ ieh a at — —— * ie 
Ben. ut war ferner ung ein 
en nen in der dazu gene 

zu (1792), wozu er unter Tränen das bet ‚ aber mit 
der on bes Kultus der Vernunft wurde auch er feiner ent⸗ 


5 nicht ge 
ongef i einer wüjten Volksmenge in die Citadelle von Nimes 
tere * blieb er dort, bis der 9. rg auch ihm die | 


iſt — a Bela tt, * dem Haufe, er er Str. des Bains und | 


l des Volle önli ul Rab ‚ welches 
Aare das — ————— — "in ein 2* — zu 


en. 

Schriftiteller ift Nabaut nicht gewejen, außer den genannten G — 
j Bi DE befigt man von ihm nur Précis du catöchisme d’Östervald, zum prab 
tl Gebrauch für een Gemeindeglieder beftimmt, bei welchen fich der Maı 

firhlichen und religiöfen Büchern empfindlich geltend machte, oft 
Seine umfafjende 3 reionbeng (um feine Adrefje geheim zu halten, wälte eı 
verfchiebensten Namen, z. B Theophile, Tuabar, Denis, Mofelle 
nette ac.), für deren — er ſeines gefarbollen Banderlebens | 
Sorge hatte, ift jegt im Beſitz der Societs de Vhistoire du Protestantisme 
gais in Paris und bildet neben den Papieren Courts (in en Ba —— 
Quelle die fran —— — — jener 

Noch einige Worte über die Söne Rabauts. Der älteſt a 
Etienne, reich begabt, mit bedeutendem redneriſchem —— ausgerüſte 
mit entſchiedener age zu — — Studien erhielt feine t iſche 
Ausbildung zuerſt in Genf, db in dem ebangeliſchen Seminar. zu Raufann 
1763, ein Jar nach Rochettes Top, hielt er feine erjte Predigt „in ul Wüfte“ 
1764 wurde er in —* anne ordinirt und mun ſchlug er die Seuitan feines Bas 
ter3 ein, der ihm das leuchtendfte Vorbild von Opfermut und 
1765 wurbe ex ber Kollege desfelben, feit der Aufhebung bes Sem Nan⸗ 
tes wider der erſte Son eines Geiſtlichen, der zu ri des Vaters wider 
Geiftlicher wurde. 1768 heiratete er ein Fräulein Boiffiöre. Uber i je, 
gung und die Zeitrihtung fürten ihn von feinem einfachen Prebigerk 
ten in das Getriebe der Jen Politit. 1785 begab er ie nad) — 
dem Tode Courts de Gebelin für die Befreiung ſeiner Glaub 
fen; e8 gelang ihm bald mit den einflufsreichiten Männern 

‚ Zafayette), auch mit den litterariihen Koryphäen in Verbindung zur t 
fobafs feine Vemühun en nicht vergeblih waren. Die allgemeine Achtu A 
welcher er ftand, verſchaffte ihm eine Stelle ald Abgeorbneten des ILL — "u 
von feiner Vaterſtadt. Auf das eifrigfte nahm er an den 

















und mit Sreuben begrüßte ex die Freiheiten, welche die —— 
— — Glaubensgenoſſen gewärte. Seine —2 war um 
— Girondiſten an und teilte auch deren Loos. 
gegen ben König ſprach er ſich entjchieden gegen die Kompeten = Sen Han 
aus, nachdem —— einmal beſchloſſen war, ſtimmte er He die Schuld des 
‚mit Milderungsgründen. Am 2. Juni 1793 follte er ig wer⸗ 
den, es gelang ihm zu entkommen, den 28. Juli wurde er proſkribirt — 
I" berbarg er fid mit jeinem Bruder R. Pomier bei ber amifie” Bat 
on verriet ihren Aufenthalt, am 4. Dez. wurden fie —— I 
en Nabaut Saint-Etienne das Schaffot; fein Bruder wurde im der 
— vergeſſen und nach Robespierres Tod freige lafſen. Die Frau R. ei. Et. 
ec elf, * fie die Nachricht von der Hinrichtung ihres Mannes erfur. 
rle find gefammelt hevandgegeben von jeinem Freunde Bo 
— 6 —— Paris 1820-26. Wir heben daraus hervor Le vieux 6 
oder Anmecdotes de la vie d’Ambroise lly, 1779, unter veränderten 
Titel mehrfach 1788, 1820, 1826 ꝛc. aufgelegt, wo in den Rahmen einer — 
— * bie, Bedrücungen * Ferien —**— 
e treffen konnten, mit er vnder achheit Bay 
den; Lettre = la vie de Conrt de’ Gebelin, Par. 1784; Lettres AL Bus 
sur lhistoire primitive de la Gröce, Par. 1787, Studien, zu welchen ihn fe 
Freumd und Lehrer Court de Gebelin veranlajst Halte, und unter dem revolutions⸗ 
geichicht riſten beſonders Almanach historique de la Révol. frangaise, 
1791, mit ihrer ortjehung 2 aufgelegt und auch ind Englijche, Deutjche, ok 


Eh 


überſetzt u. Pr£eis historique de la Revol. frang. eine klare eins 
a) ‚und ifr Derhelluns der Ereignifie bis 3. 1792, 
Nabaut Pomier ergriff auch die Laufban feines Vaters, erhielt feine. Bil 


dung ebenfalls in Genf und Laufanne, wurde 1770 Geiftlicher in Marfeille, der 
erfte dort feit der Aufhebung des Ediltes von Nantes, 1772 in Montpellier. 
Auch er ſpielte ſpäter eine politifche Rolle und ſaß in dem Konbente, welcher 
Zubwig XVI. zum Tode verurteilte. Er jelbit entkam mit genauer Not dem 
Tode unter der Schredensherrichaft. (f. 0.). Er war Mitglied des Rates der 
Alten, —E ſs ſich fpäter an Napoleon an, wurde Beamter in der Verwaltung, 
fehrte aber 1803 wider zu feinem geiftlichen Stande zurüd und war evangelifcher 
Geiftliher in Paris. Unter der Reftauration wurde er als Königsmörder ver- 
bannt, nach 2 Jaren erhielt er die Erlaubnis zur Rückkehr. Am 16. März — 
ftarb er allgemein geachtet in Paris. 
Der jüngfte Son Nabauts widmete ſich dem kaufmännifchen Stande. . ©. 
Eine des Gegenftanded würdige Biographie Rabauts gibt es noch nicht; 
Darbier in Nimes ift meines Wifjend mit der Mofaffung einer ſolchen 
gegenwärtig beichäftigt; die Schrift von Borrel, Biographie de Paul Rabaut et 
ses trois fils, 1854, fam mir nicht zu Seficht; L. Bridel, Trois söances sur 
Paz Lausanne 1859, ift unbedeutend, Das „ Borftebende ift entnommen Ch. 
‚„ Histoire dent öglises du Desert. 1. 2, Paris 1841, immer nod) das 
fie und reichhaltigſte Werk über — Beitraum; E. Hugnues, A. Court, 
la restauration du Protestantisme en France an XVII, —*— 1.2, 
Porta 1879, ‚ebenfo gründlich ald anregend; Haag, La France Protestante T. VII, 
1858; Corbiöre, Histoire de l’öglise de Montpellier; (Borrel, Histoire de l’&glise 
reformee de Nimes, 1856, fam mir wicht zu Geficht), und viele Abhandlungen 
Her Gals, int Bulletin de la soci6t& de Phistoire du Protestantisme frangais. — 
8 die Monographie von Athan, Coquerel fils, Jean Calas et sa 
le, I. Ka Paris 1869, bei weitem das bejte Werk, ausgezeichnet durch warme, 
sie unparteiiſche Darftellung wie durch umfajjende Wenntnis und Angabe 
en und Litteratur; vgl. auch Desnoiresterres Voltaire T. 6, 1875; 
Corbiöre, Histoire de l’öglise r&form&e de Montpellier, 1861. Ein auf "genauer 
Sachlenntnis beruhendes Bild der ganzen Lage der Proteſtanten und der Tätig— 
feit Rabauts hat Bungener entworfen in dem religiöſen Roman: Trois sermons 
sous Louis XV, 1—3, Paris 1850, Th. Schott. 


474 Rabba MNabdbertus 


Rabe (abbalh Amen), ſ. Ammoniter Bd. 1, ©. 346 AL 
n, Urt. Aben Ejra Bd. I, ©. 61; dbrabonet 20.1, 00; 
Ging Levita Bd. i, ©. 472; Kimchi (im Suppl. ); Maimonides B Dar 


ui) * — — = Namens —— — 
Bifhor on Edeſſa, er um atifcher Gegner des 
Jbas, entſchiedener er er der eybefinifchen Synode von 432. Rad), — 
ausfürlichen (bei On De 
im ganzen 24 Jare ——— 3 Monate im Amt, ein ebenſo energiſcher 
fichtiger Mann, von feinen Untergebenen gleich) gefürchtet und —* —— 
niſchen Mannes Son, ein zweiter Joſias, der als Biſchof 
Bardeſaniten und das Bethaus der Arianer zerſtörte, die Marcioniten n as 
duld, die Manichier mit Weisheit überwand, — Beſeitigung der Borborianer, 
Audianer, Sadducäer und Mefjallianer der Kirche Ruhe geicaff 1 —— bis die 
alte re des neuen Juden Neſtorius neue Streitigkeite Von ſchrift⸗ 
ſchen Arbeiten iſt verhältnismäßig weniges erhalten: 1) Ar feiner Korre- 
fpondenz nur Bruchftüde von Briefen, an Andreas von Samojata, ob er —— 
wie man ſa ng: der Berfafjer eines in neſtorianiſchem Geifte gefchriebenen Stüdes 
gegen Cyrills Kapitel fei, an Gemellinus, Bischof von Perrhi über 
beim Abendmale, an Eyrill von Alerandrien (jein —— gibt an, 46 
aus dem Griech. ins Shr. überfegt zu haben); 2) eine A 
und Kleriker; 3) fichlie a die aus dem Griechi Fade erfeßt 1 
fcheinen; 4) eine Predigt, die er zu Wonftantinopel hielt, ob Maria Horn 
fei, ober mur fo genannt werden bit ‚ oder nicht einmal leßterred. 1. 
Quellen: 8. Ephraemi Syri Rabulae episcopi Edesseni Balaei aliorum- 
que opera selecta ed. J. J. Overbeck, Oxonii 1865, p. 159—248. 362-378, 
Breviarium feriale Syriacum (Rom. 270 f., 283 f.), Nomocanon deB 
(Mai, Nova eolleetio X. 1838). Sämtliche Profafchriften des Rab., 
der Hymnen, der ausfürlihe Panegyrifus auf jein Leben, jowie 55 
ſeine Bekehrung bezüglicher Bericht aus dem Leben des —5 — 
den von Bicke für die Kemptener Bibliothek der Kircheny in irn ui 
Ausgemwälte Schriften der for. KVB. Uphraates, Rab., RER Re 
S. 153-271); daſelbſt eine Einleitung über fein Leben und feine 
weldjer namentlich die ſchwankenden Angaben über feine anfängliche 
Nejtorianismus — werden. Assemani, B. O. 198; Bickell, 
tus rei Syr. litt. p. 22; insbeſondere ©. Hoffmann, Be 
Birhenverfummlan zu —8— 449 (Kiel 1873, 40), S. 87, Anm. 45 und die 
1 Stellen: Zotenberg, Catalogues des mss, syriaques 




















dort —— 
145— 
Madbertus, nach jeinem Mojternamen Paſchaſius, Abt zu Eorbie in 
Picardie, nimmt unter den Firchlichen Schriftitelleen der —— 8 
ausgezeichnete Stelle ein. Liber jein Leben ift nur das wenige befannt, wai 
aus zerjtreuten Noti —* in ſeinen eigenen Schriften —— und —* bei he 
Engeimodus von Soifjond in feinem Panegyricus auf Nadbert mitteilt er 
bei Mign. t. CXX, 2 fi). Die Site and dem Ende des 11. oder Anfang de 
12. Jarhunderts bei Mab. A. 8. IV 577 gibt feine ſelbſtändige 
richten. Radbert ift gegen Ende des 8, — in oder bei Soi 
boren; nad) dem frühen Tode der Mutter ausgeſetzt (Eng. c. 26 A) und 
Marientirche zu Soiſſons gebracht, wurde das Kind von den dortigen 
finerinnen aufgenommen und erzogen (de part. Virg. praef. p. 1367: L 
a puero vester alumnus. Mabillons Änderung des Vesona in der Zuf 
Suessona ſcheint mir zweifellos richtig). Obgleich er jchon als Knabe mit 
Tonſur die Bejtimmung zum Mönchsſtande Ba eh atte, lehrte er demm 
Jünglingsalter in die Welt zurüd (exp. in Ps. XLIV, lib, III, p. 10 
in exp. Matth. IX, p. 643), Zange kan fein weftliches — 
haben; denn fhon vor 814 trat er in das Mofter Corbi⸗ (dieje Be 
ergibt ſich daraus, daſs Adalhart 814—821 verbannt war, Vit. 








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476 Nadberius 
wir daraus mit Si di 
nen Mahe. hrs Gutfchung gu nerpanden hatr, — 
Lebens und ſeiner ide find wir one alle 


| f feines 
daſs er in — geſtorben und in der — — daſelbſt 
dſchriftlichen Marthrologiums —— Ba Eu 
$. Joannis Evangelistae — rer Mab. Pe —— A 
| v h bei Mign. CXX. Das Jar feines Tobes if 
von Eorbie, Fulco, tollen fo viele Wunder über 
Nadbert fein, has: auf —* des ante 


=E 
55 
F 
S, 
— 
— 
* 
— 
43 
5 
— 
= 







— ig senex ch —— omnium peripsema“; 3 
ebenfalls im Keen —— G — * —F jam senio — set 
vor 846, da —— ee 
ftarb; 7) de * spe —* —— — * er 

den Abt Warin von Neu-Corvey, auf deſſen Aufforderung er * "Su 
Bis: 8) de passione 8. Rufini et Valerii, Bear 2. zu —— 
riums, von Radbert als Abt unternommen (p. 1489); 9) de vita S. Adalhard 
—— nach deſſen Tode (826): omnium nostrorum su) doll, u prae 

©. 1509. 10) epitaphium Arsenii, die Biographie des Abtes Wala di 
mit pfeudonymen Namen in zwei Büchern, das erfte nach Walas Tod (8% 
zweite —— ſeiner eigenen kraimilligen Amtzentjagung gefchrieben, ib, u, 

4 


Was die Bedeutung Radberts als Exeget anlangt, ſo hält fein ® 
über den Matthäus eine ſchöne Mitte zwiſchen a und prakt! 
—— Er ſelbſt befennt in der Vorrede zum 6. Bu eh Be iberei 

menden Auslegungen und Beugniffe der Väter ſich angeeignet und iefe 
Kommentare in einander verarbeitet habe, jo dafs ihnen der Inhalt, ih: 
nur die Behandlung angehöre. Befondere Anerkennung verdient der ( 
der eregetiichen Nüchternheit, den er in dem Profoge zum 5. Bude a 
Nos nec tropologias seeuti sumus Evangelii in explanatione nee mystieas seı 
tentiarum intelligentias, sed solummodo simplicem sensum —— a br 
prout oportuit, explicavimus. Freilich hat er diefen hermeneutifche 
nicht immer 9 feftgehalten, im dem beiden altteftamentlichen K 
— wi —2* 

den drei Büchern über den Glauben, die Hoffnung und * 
das — der ſogenannten theologiſchen Tugenden enttoieeft Sa t fi 
bei als entichiedener Auguftinianer; die meiften von ihm aufgeftellten m 
find nur Widerholung auguftinifcher Sentenzen, aber nicht mehr in de 
diſchen Weiſe, wie fie von dem großen Bi Se * var ausgefpr 
fondern in —— fertiger Form. [. Ritter, 
—* VI, 196 f.; ebenberfelbe, die Scihlie Phitofophie, ——— 


11. } 
Wenn ſchon in dieſer Schrift Radbert als echter Traditionarier € J Er | 








































; Leib und 

andere dag nur die Zeichen der Ichteren. Die en id = 
keit bes Standpunftes Rabberts rubt darin, dafs er, obgleid 
nah jeiner theologifhen Grundanjhauung green die 
iymboti Fr Voritellung Auguftins über das Abendmal, wie fie 
namentlich in den Traftaten über das 6. Kapitel des a urn 
evangeliums entwidelt ift, mit der Berwandlungslehre Anderer 
tombinirt und aus beiden die Elemente feiner nur um Diefer Zu— 


——— 852, — er fern von feinen Büchern an Berufe dos at I 


— nie ku ei Mreiberteahhhäete ec gefallen: dos Gitat 
nicht bei Auguſtin, höchſtens —— daran hat Rückert e wer —* 


It nebeneinander herlaufen läſst und nur ** einige Grund⸗ 


und e— u behandeln. 
Standpuntt 1 tritt befonders im folgenden we ber Radbertus 


ber unfihtbaren Welt Auen — Nabbert | it Dies: oft und mit 
hrifto des Lebens teilhaftig werden, fo era; be 

in. die öhe fteigen, in den Speifefal des Lebens (in eoenaculum vitae); denn 

nur d in ber Höhe wird der Kelch des Neuen Tejtamentes empfangen (XXI, 
1), wur an jenem Altar wird dad Fleiſch Ehrifti empfangen, an wel— 
chem er jelbit, der Hohepriefter der zukünftigen Güter, für Alle eintritt (VII, 1); 
bon feinem anderen, als von Ehrifto dem Hohenpriefter felbft wird e8 dargerei t. 
obgleich für unfer Auge ber fichtbare Briejter eintritt und es den einzelnen ſpen 


det (VIII, 3 des Öfaubensgemuffes derm jedoch 

——— eg, wel en Beibe feiht An 
beit — Wandels — —— fi —— ae ehrt Den Dein 
(Sancta sanetorum sunt. wu; 1). — chi Sin 


an, — ahnen Kin ülo, cammem meam manducare non pots, hanue'aan 


guinem bibere (Vl,1). * 
des Be Be —F 
—— Radbertus unterſchied ve — Auguſtin (vergl. d Gen Mt, — 






















mente“) Sakrament oder Myſterium und die Kraft (virtus) —— 
virtus sacramenti aber verſtand er in der Schrift rift de corpore et 
nicht — was er in jeinen jpäteren Schriften (z. B. zu Matth. 26, 
sive —— die beleben —— des 


Inh 
en riſti j mit ber Fülle feiner Heilskräfte ( — 
Rückert ©. 337, et 1). Haben ir —— 6 darin 
ſtanden, fo — entſchieden gi rt, dafs der unmwürdig Geni 
und Wein. ot: Was —S— die Steben az am 
ders als Brot und Wein, wenn fie es nicht duch den Glauben und die 
genz fihmeden? (Nisi per ſidem et intelligentiam quid praeter panem- ev 
in eis gustantibus sapit? VIH, 2). Er jagt: „Alle empfangen mol one 
ſchied die Altarjatramente (sacramenta altaris, d. h. die fichtbaren Selen) 
wärend der Eine Ehrifti Fleiſch geiftlich ifst und fein Blut trinkt, —— * der Un 
F nicht, obwol man ſieht, daſs er aus der Hand des Prieſters den Biſſen em- 
(quamvis buccellum de manu sacerdotis videatur percipere). Was al 
—* * — es — nur eine Konſelration gibt, wenn er Leib und BI 
Chrifi nicht empfängt ? — — Was iſst und was trinkt der Sünder? Br 
nicht das Seife und Blut u feinem Seile (non utique sibi earnem utiliter 
sanguinem), jondern das Gericht, obgleih man fieht, daſs er mit de 
Anderen das Sakrament des Altares empfängt (licet videatur * eae 
teris sacramentum altaris percipere VI, 2). Deshalb, jagt er gleich darauf, zieh 
fi für ihn, den Unwürdigen, die Kraft des Sakramentes —* — lera 
menti in dem oben erörterten Sinne) und wegen ſeiner Vermeſſenheit wird ih 
die Schuld für das Gericht verdoppelt. Fragt man, wie dies gef a 
mwortet er weiter: Der ſichtbare Prieſter jpendet das Sakrament dem Cinge nen 
in fichtbarer Weife, und da dieſer vermöge feiner —— Allen one Unter 
le ieb jpendet, jo unterfcheidet der Hohepriefter iſtus d 
e Kraft innerlich (interius) im göttlicher Weiſe (divinitus), wem um 
— er ee es zum Gericht gejpendet wird. — — Und deshalb cms 
pfängt der frament (mysterium, d. i. die — * nte 
zum Gericht —* zur —— (ad judieium damnationis), der Andere da 
gen die Kraft de Sakramentes (virtutem mysterii, d. i. den Anhalt des | 
—— * Seile (VII, 3). Er vergleicht die unwürdigen Kommuni— 
Die, —— nicht mit Chriſtus aufwärts fteigen, rt am Bo 
font m empfangen nicht jene Gabe mit Chriftus, jonderm trinke 
une die Galle der Draden mit Judas, damit fie in der Galle * gitte 
e ea} 
Mit diefen Anfchauungen des Paſchaſius hängt auf das engite zuſammen, 
was er über die Wirkungen des geijtigen Genuſſes jagt. Es ift 1) Die Ber 


Rabbertus 479 


ebung der Sünden, indbefondere der leichteren und täglichen, one die der 
Bene wicht leben kann (IV, 3. XI, 1. XV, 3); 2) die Bereinigung mit 
Eprijtus — 4), die Inkorporation in ihm, daher er denn geradezu behauptet, 
i nehme jein Sleifch und Blut in uns, weil er dadurd uns in feinen Leib 
den miyſtiſchen) verfeße und wir in ihm Eins würden Kl; 3) die geiftige 
zmärung unferes ganzen Menfchen zum ewigen Leben, md —* 
ſo, daſs unſer Fleiſch durch Chriſti Fleiſch ernärt, unſere Seele durch Chriſti Blut 
erneuert werde, nach der altteftamentlichen Anſchauung, der die Seele im Blute 
iſt (XI, 2. 3, ef. XIX, 2). Die nähere Wirkung diefer Ernärung weift er teils 
darin nach, dafs wir duch die Aufnahme von Ehrifti Fleifch und Blut über das 
Fleiſchliche erhoben und geiftig werden (XX, 2), teild darin, dafs dem durch Gottes 
dem Tode verfallenen Leibe durch die geistige Vereinigung mit Ehrifti 
Fleiſch die Kräfte der Unfterblichfeit und Unverweslichkeit eingepflanzt werben 
(XI, 3. XIX, 1). Diefe Wirkung des euchariftiichen Genuſſes auf den Leib kann 
aber dem Radbert nur die mittelbare gewejen fein, da er mit großem Nachbrud 
bervorhebt: Chriſti Fleifh und Blut näre in und das, was aus Gott, nicht was 
aus ih und Blut geboren fei, unjere Geburt aus Gott, die nur geiftig fei, 
weil Gott jelbjt Geiſt jei (XX, 2). | URL, ai 
- Bir find bis dahin einer Reihe von Gedanken gefolgt, die aus auguftinifchen 
Süßen und Anjchauungen hervorgegangen, fich feft und ficher zuſammenſchließen 
unb —— geiſtigen Gehalt imponiren. Neben ihr läuft eine andere Ge— 
danfenreihe Hin, die augenſcheinlich auf eutgegengeſetzten Prinzipien ruht und mit 
ihr innerlich kontraſtirt. Es ift Die von Ambrofius und Johannes von Damas— 
lus ausgefprochene Anficht über das Wejen des Abendmalsleibed. Denn wie 
anfend auch beide fich geäußert haben (vgl. Ridert, Das Abendmal, S. 464 
und 439), jo jcheint doch das Kar, dafs fie beide in dem Abendmale den geſchicht— 
Leib Ehrifti, den von der Jungfrau geborenen, und wie der Erftere noch 
ufügt, den gefreuzigten und begrabenen als Objekt des Genufjes gegenwärtig 
„ und zwar durch eine Verwandlung der natürlichen Elemente kraft des: 
ben Schöpferwortes und besjelben Geiſtes, woburd Gott die Welt gemacht 
und dad Beugungswunder im Leibe der Jungfrau bewirkt hat. Johannes ſeht 
noch Hinzu, daſs der zum Himmel aufgenommene Leib von dort nicht herablomme 
Ambros. de initiandis. Jo. Damasc. de orthod. fid. IV, 14). Diefelbe Anſicht 
uns bei Radbert, nur nicht mehr in unbeftimmten Andeutungen, ſondern 
in volftändiger Durchfürung. Was der Glaube im Abendmale empfängt, ift der 
Leib Ehrifti, den Maria geboren, der am Kreuze gelitten und aus dem Grabe 
auferftanden ijt (I, 2). Fragt man, wie derjelbe in dem Abendmale gegenwärtig 
fein fann ? fo antwortet er: das Brot und der Wein werden in benfelben vers 
wandelt und zwar jo, daſs die Geſtalt (figura), die Farbe (color) und der Ges 
ſchmack von ihnen zurüdbleibt (1, 2. 5. u. a. a. O.), Wir haben es aljo hier 
mit einem unzweifelhaften und, wie Radbert ausdrücklich hervorhebt, gegen die 
der Natur vollzogenen Wunder zu tun (I, 2), an dem indejlen der 
Ölaube um jo weniger Anſtoß nehmen fann, da Gott es fo will und fein Wille 
das oberſte Gejeg der Natur und allmächtig ift (I, 1 und 2). Die Verwandlung 
ſelbſt ift ein Schöpferaft und wird daher durch ereare oder potentialiter (effica- 
eiter) ereare (IV, 1) bezeichnet. Sie wird vollzogen durch das Wort des Schöpfers, 
Sichtbares und Unfichtbares geihaffen find, näher durch die Einſetzungs— 
worte) Ehrifti, die als jchlechthin wirkſam, was fie befehlen vollbringen, denn er 
ſelbſt ift des Vaters fubjtantielles und ewiges Wort (XV,1. XI, 1). Der Priefter 
fpricht daher nicht aus fich diefe Worte, denn er würde fonft der Schöpfer des Schöpfers 
fondern bittet durch den Son den Vater, das Wunder zu vollziehen (XII, 2). 
iſt nur eine Ergänzung biejes Gedankens, wenn er jagt: durch die Mraft des 
Geiſtes, der einſt mit feiner jchöpferiichen Tätigkeit bewirkte, dajd das Wort 
im Schoße der Jungfrau one Same Fleiſch ward, werde noch heute mitteljt des 
Wortes Chrifti das Fleiſch und das Blut desfelben in unfichtbarem Wirken her- 
(XU, 1), Obgleich Radbert den Ubendmalsleib ald den natürlichen 
Ehrifti angefehen willen will (vgl. XIV, 4), jo ſchließt doch das nicht aus, 


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flüſſig, er. 

n Zuwachs am —— — — 08 ‚gie 
blicen Sitt — das dieiſch =: — 
zuge m (X.1); endlich würden bie Heiden 
chen 35 — finden (XII, 1. 


Ei nes Mleherium Die Berhällung- bes die 
obere — würde nämlich das Fleifch Cheifti auch x werben, jo wäre: bie 
andlung fein | —— m Zwe 
macht zu weden (I, 2); wie denn, um die ſen Zweck 
In der Hand des Priefters oder Blut im Neid) 


wa ef ar ur : Saba des Myfteriums deu noch a on am. 


ie ja d ömifche N d 
— a —— — 


Wenn die zuletzt entwidelte Gedankenreihe offenbar die entf N utith B | 
u ber früher dargelegten ift, fo drängt ſich bie Frage auf, mie i ber | 
Biefen Biberfp ud) binaußgelommen ober ab ihn. beftimme. hat, fa Wi —* 
Ka Zeren für in Datz Selaß Sat gegt: Bas iR mein 9 — 
‘ torität n us hat ge 8 Leib, und er 
kann darunter mur feinen natürlichen Leib —— — ihm die Jünger 
vor fich fahen, denn mit den Worten mein und ijt faun ev nur ben £ 
meint haben, den er eben im Begriffe jtand, —— 4J — —— 
een ein anbever Leib gereicht, ald der am Freu 


ti fennen, i 
=: in dem Bir a Samen —* Übergeugu ung, 





ah 


Nabbertus 


481 
ug widerholen kann, das ei etwas 
en und ale N re VI, 2), zwar der Ader —— —* 
Bülle der Gottheit als Schaf verborgen fei, aber fo, daſs ſich eind vom —— 
an faffe, eins nur in dem anderen empfangen werde (XVII, 1)? Enb- 
wir hervorheben, dafs ſich Radbert dies Einwonen in ben 
— t innig, warhaft und ſubſtanziell genug denlen kann; er jagt im 
ilarius (de trinit. VIII, 13) uns deutlich (IX, 4), nicht durch 
ung des Willens bloß, " fondern auch per — ir ht ( 5 m 
Glauben, fondern au durch die Ein feines Fl 
5 bleibe Chriſtus in und; ja er — — dieſe nung ide 
” eine leibliche — 355 — Mr — 0 t F 
4); tte eime e im Sa amente vollziehen Lönnen, 
wenn nit I Den im demfelben Chrifti wirklicher Beib gegempärtig Ära 3 genofjen 


Erwägungen bilden das Band, durch welches bie beiden diſparaten 
Beſtandteile der älteren patriſtiſchen Tradition bei Radbert zuſamme ln 
werben, aber * ne fo, daſs beide —— N * zwei S 
nach der Vereinigung unvermiſcht neben einander * —* 
gleich zwei Bändern von verſchiedener Farbe, wie hen e auch) —— 
der ——— und verknüpft find, dennoch von dem Auge au unterſ 

der angeſtrengten Gedanfenarbeit der folgenden Jarhunderte Ai es 

— ao fortwärende fünftlihe Vermittelung dieſe ——— die jeder 
ed: entbehrten, zu einigen. ragen wir, wie fi Ra Stand: 

dem jpäteren Dogma verhält, fo wird bie Differenz — sie —* 

— — in ſolgenden Punkten herboritelen. 1) Der Chriſti wird im 
Abendmale nicht een fondern der im Himmel räumlich umfchriebene wirb 
im Saframent durch die Konfekration präjent, aber one räumliche "den den 

das Berne des Leibes Chrifti zu dem, was vom Brote für de vo 

| nblid zurüdbleibt, wird —— die "Kotegorieen der Subſta 
3) die Elemente find dad Bild des Leibes ae nice 
Zn onta tantum, non res), der Abendmalsleib ift ſelbſt wider das Bild des my- 
Leibes (sacramentum et res), deſſen Einheit ber Iepte Bwed und ber 
des Sakramentes ift —* tantum et non sacramentum), Dem entſpricht 
ein ir Genufs, der jalramentale und ber gei eiftlihe, deren Zufammenfein 
den Segen des Saframentes bedingt. Der bloß fatramentale Genuj hat 
allerdings den Empfang bed seihichttichen Leibes Chrifti zur Folge; aber die In— 
ee in den myſtiſchen Leib ift nur der Segen des geiftlihen Genuſſes, 
war mit dem faframentafen zufammenfallen, aber wie in dem Meßopſer auch 
Sr fi voll sieben kann. So jhärfte fih immermehr der von Nabbert noch 
«re Ünterfcieh zwijchen dem Inhalte des Saframentes, ber vermöge 
lität desfelben allen Kommunifanten, und dem Gegen besfelben, der nur 
Würdigen zu teil wird. Durch diefe Fortbildung wurden die widerſpruchs⸗ 
arm Ci Elemente der Radbert'ſchen Theorie in ein inneres organifches Verhältnis 
einander gejebt. Immerhin bleibt Radberts Theorie die erfte, welche die Grund⸗ 
oe bes en pe *— ihrer Totalität ausgeſprochen und den Beit- 

ewujstjein gebr 

* Gegner find ung befannt, welche die Abendmalslehre des Rad— 
Bert unter feinen Beitgenofjen gefunden bat, nämlich Rabanus Maurus und 
Ratramnus, der Mönd in Eorbie. Der erftere in feinen Briefe an den Abt 
Eigil von | (Rab. opp. VI, 1510 Mign.). Er geht davon aus, daſs alle 
Epriften nnen; daſs corpus et sanguis Domini vera sit caro, verusque sit 
sanguis, weshalb aud) one Zweifel ex pane vera caro et ex vino verus sanguis 
eonseeratione Spiritus s. potentialiter ereatur (c. 1.). Aber ex erklärt fi 
Dagegen, daſs Die leiſch identisch fei mit dem aus aria geborenen, geftor- 
benen, auferftandenen eiſch Chrifti, indem er an der auguftiniihen Anſchauung 
— die nur ein in —— 5* eg (e. 2f.). Ebenſo beharrt Ratramnus 
—————— Auguſtins atramnus). Dieſe beiden wird Radbert 

re für Theologle und en \ 31 


AR, 


482 Radbertus 


wenn 































Ai 5 Mrd Tel 
— ga ern —F est — meum; Cf 
* da er 3 b hatte, ei von Maria geb ge — Senn 


nu am diefen € 1,2) wäre im Ubendma * 
—— — — —— dem Genuſſe des Sa: 
— gebung noch Ernbrung zum ewig * 
erwarten; die einer neuen — Christi ftände mi 
des neuen Bundes im Widerfpruch, da diefelbe Band an 


— 


—5 zu 

ke font der Ve F og amen Re vor gu gut 
über das Abendmal ins a —— —* — 
Pſeudo nus in ven m 

eonfessio —— —— folgenden "Safunpert Baier. SE 


I Die Shui 2 DE 19 ich zu der Ei 
. e e er 
RR — * 
atramnus an ng bon d 
= feit ber Dar Hei und drückt diefelbe in dem Sape ı 
fuit ante partum in partu, —* mansit et post p 
—— Wie Nıbbert, fo berfigert and; Matranmuß, "bat 
enem Mutterleibe — und 5 F auf das analoge ® 
das verſchloſſene und verfiegelte Grab und durch Die — nen 
Yan Mrbirhegehger fei. (Ratr, cap, V: Utique vulvam aperuit — 
non ut clausam corrumperet, sed ut per eam suae nativitat 
aperiret, sieut et in Eze (34, 3) porta et elausa deseribitur et 
Domino Israeli narratur — non quod liminis sui fores dir 
ad Ne egressum, sed quod sic clausa patuerit dominant 
ter cap. VIII: Exivit clauso sepulchro et ingressus foribus obse 
Nee infirmior, nee inhumanior superni numinis proles exstitit « 
elaustra vulvae, ut et clausam relinqueret et ‚per eam sire * 
modum tumuli sui signa et discipulorum domus ostium vel exivit ntroi' 
— transeundo patefeeit.) Beide bedienen ſich zum en: 1t 
ber heil. und der Väter und ziehen aus ihnen bie gleic 
beide befämpfen ganz verfchiedene Gegner, Radbert folhe, w yaup 
Maria jei nur darum unverlepte Sungftan geweſen, weil fie one ı Jeugung 
entpfangen und geboren Habe, obgleich nad Art der Frauen in der © — 
Mutterleib fid; erihfoffen Habe, mas, wie wir miffen, Ratrammus drüdlich in 
Abrede geftellt hat; Ratramnus dagegen beftreitet folche Gegner, di behaupteten, — 
Chriſtus Habe den Schoß der Mutter —— Wege aß rigen Kin— 
der verlaſſen, womit —2* nicht Radbert gemeint ſein Tann, 1 die Gegr 
ner ausdrücklich bon Natramnus Deufchland verlegt werden, 
—— aus —— kann, daſs wir hier zwei au — 
er Ai ae ——— en dor uns haben, fo tritt Doch m 
* ntit —* —— beiden ſichtlich hervor. Ratramnus nämli 
—— egen, daſs Maria nicht wirklich geboren Habe, we wenn 
— 


der Natur und ſomit lben t ha 

—— Kr en Din ——— F 

re ‚ala ob das den en A —— genbivie | 
ſcheint e3 der Tat, dafs Radbert diefe U Auge hatte, wei 





484 Nãuchern 


Neuhebr. und chald. Wörterbuch über die Talmu 
Ei et udn de ——— — — der ——— 
Be — daſs auch im ——— ſter 
er 7 
ee 
ea Be ee era 
e e8 nicht, Tac. hist. 
nat, II, 96; Virg. Aen. 1,416. An ber Bibe el begegnet und ba das Auftifche Ri 
ern überaus . —— en: F und Tapız, one daſs piel und biph 
re Heiden wären. Bilficlid oint 2 
—— —J S a e edel bra ; piel, Vri 
und Chronik das hiph., der Verfafſer des Köni | eh 
eit beides. Denn abgef "von dem jtreitigen —— des Prieſterl 
15 (anders 11, 2) das hiph. nicht — und der fpäte Urſprung vo 
u ea en a pe a 
teren Gtelen mit —— im uns Daran, b —* van ech: F 



























F 


—— —* Ahnung ii Die 2 Jahn 
— Verf. ge Rönigsh “ . eidnifchen- ode 


a rbrannte 
Opfer vi —— if. leben Gott angenehmen Duft (mr 77) erzeugen fo 
jo heißt daS Berbrennen folder Gabe überhaupt ap ober Ep (von £ 
in dieſem Falle mit „anzünden“ überjept), z. B. 3 * 1,931 ee 6 
2 Kon. 16, 15. Speziell aber be Gedentet” ed Handive Beihraud overn, 2 

80, 7; 2 Chron. 29, 7, was zumeilen (aber ni Pine vgl. Jer. 19, 13; 44 
1) durch Sufähe fenntid) gemadt it. Onehin gieng ja beides ineinander df 

e es n Iſrael für mande Opfer vorgefchrieben war, fie mit Weihrauch 
Fe fo ift dies one allen Zweifel auch bei den heibnif a 
el vebet, häufig geweſen (dgl. das dem ifraelitifchen 
—* 2 Moſ. 3o 9). Den elben Doppelfinn zeigt denn auch wa: 
womit das Berbrennbare der Opfertiere, das in * aufgehen fol, er 
ſpeziell das Rauchwerk bezeichnet wird; erſteres z. B 66, * 
Sprüche 27, 9; Ezech. 8, 11. a. 

Der Zweck diefer kuftifchen Handlung war den d Relig 
im Pen * ap * — —53 — hrem Hi 
ligtume. Wenn Maimonides (More Nevochim II, I a le Schlacht 
en de habe durdy das Rauchopfer aus den Tempel und geb 


verbrängt werben follen, und änlich aud) Tieriens und Rofen I ** 
2 Moſ. 30, 1), man habe damit den Dunft im — npel 
treiben wollen, fo ift das eine zu bananfifche Moti galt ei * 


die Ausſtattung der Umgebung und des Inneren ot er Hei tümen, ie 
——— in benfelben außguzeidinen, Yars Se, er ati ** 3 
Und wofür fonjt waren bie foftbaren Wol on 

6, 3 und Indiens gewachfen, wenn nicht vor allem zur —— rung c & 

heit, der dieſer balfamifche it angenehm fein mujste. Daſs uuc d 

ten die Eindliche Vorftellung nicht fremd war, der Herr empfinde angenehm ba 

* was die Menſchen ihm hin — zeigen Stellen mie dad — —J 
Mof. 8, 21, womit in Bez Weihrauch zu vergleichen 5 Mof. 38, 1 

—* Deshalb braucht —— ben Iſraeliten eine grob⸗ſi 

ellung von Gott aufzubürden. Wie ſollte der Menſch anders feinem 


— 


Räuchern | 485 


begrenzte Verehrung bezeugen, ald indem er ihm das opferte, was ihm ſelbſt, 
dem finnlichen Menſchen, als das Ebdelfte und Liebfte vorkam; das erfchien ihm 
auch ald das Würdigſte, Gott dargebracht zu werden. Da eine geiftige igung 
von Anfang an in diefer finnlichen Weihegabe ihren Ausdrud fand, ift jie natür- 
ſhmboliſcher Natur, ein Bild der innerlichen Hingabe der Seelen, wie fie dem 
Herrn angenehm ift. Nur zu fpeziell ift die Deutung auf das Gebet, welche auch 

che Neuere aufgeftellt haben (Oengkeubenn Kurk, Ohfer). Gewiſs war die 

i Weihrauchwolke ein herrliches Symbol der himmelanfteigenden Ge— 

wolfe, wie denn aud) die Gemeinde zur Stunde des —5 auchopfers 

T mit ihren Gebeten begleitete (Luf. 1, 8-10); allein das Symbol ift 
an fich allgemeiner; es erſchöpft fich nicht im Gebet, das doch nur eine beftimmte 
Form der jeelifchen Hingabe an Gott ift. Anders hat Bähr (Symbolik des mof. 
— U, * = 552 fi) das —— Heili Ba Sant — 

gedeutet als Symbol einer von Gott ausge n Kraft t, 
mit nicht ſalrifiziell, ſondern ſalramental, wie das heilige Salböl. Allein dabei 
müſste man unnatürlicher Weife diefed aus 4 Spezereien bereitete Rauchwerk des 
bon den Weihrauchſpenden, die mit den Speisopfern verbunden waren, 
33— trennen. Auch fordert der Umſtand, daſs jenes wie dieſes auf einem 

ſtar dargebracht wird, es als ein Opfer anzuſehen. Vielmehr iſt eine ſtufen— 
weiſe ſich kundgebende Veredlung, Verfeinerung und Vergeiſtigung des Opfers 
bei der ſchrittweiſe geſchehenden Annäherung an den geiſtigen und heiligen Gott 
dad tragende Motiv diefer Einrichtungen: wärend bie materielleren Tieropfer, die 
dom Feuer verzehrt werben follten, außerhalb des Gebäudes im Vorhof auf dem 
großen Altar verbrannt wurden, befand ſich im Heiligen der Altar für die Rauch— 
opjer, wohin nur dad Blut, gemwiflermaßen die Seele der Opfertiere gebracht 
wurde. Und nur einmal des Jares re endlih Blut und Weihrauch ins 
ligſte. Wir ftehen nicht an, Moſe als den Stifter diefer bedeutfam nad 
innen forlfchreitenden Kultusordnung zu bezeichnen. Daſs man erft in jeremiani- 
ſcher Zeit Wolgerüche zu opfern angefangen habe, wie neuerdings behauptet wor- 
den, iſt eine willfürliche Theje. Abgefehen von der Frage um den Räuceraltar, 
die gleich zu befprechen fein wird, hat dieje rer Sr fi) wenig Warſchein⸗ 
heit, wenn man bedenkt, wie itart ausgebildet dieſe Seite des Kultus im alten 
ten war. Und die Zeugniffe, welche der Pentateuh in feinen gefeglichen 
geſchichtlichen (3 Mof. 10, 1ff.; 4 Mof. 16) Partieen für das Räudern in 
Mofes Zeit gibt, ind Gebiet ſpät jüdiſcher ndung — dazu gibt 
denn doch das Stillſchweigen der älteren Propheten die zur Näucherung 
verwendeten Gewürze noch lange fein Recht. 

Der Rüuderaltar (map nam, 2 Mof. 30, 27; vergl. auch B2. 1) 
wird als Geräte der Stiftshütte 2 Mof. 380, 1—10; 37, 25—28 bejchrieben. 
Er follte eine Länge und Breite von je einer Elle, eine Höhe von zwei Ellen 

5 an3 Moziendol angefertigt und mit Gold überzogen fein, weshalb er auch 

goldene Altar heißt 39, 38 und öfter, Er war wie der Brandopferaltar mit 

m verfehen, welde von den vier Eden ausgingen. Über deren Gejtalt 
he verichiedene Anſichten bei Carpzov, Apparatus crit. (1748), — 274 sq. 
Manche Ältere wollten weder die Geftalt von Bods- noch die von Stierhörnern 
gelten lafjen, ſondern verftanden unter den np Eleine Pfeiler oder Säulchen 
ober überhaupt nur erhöhte Eden. Bgl. die Abbildungen bei Scheuchzer, Phy- 
sica sacra tab. 207—209. Auf halber Höhe war ein umlaufender Kranz an— 
— wie bei Bundeslade und Schaubröttiſch. Tragſtangen, ebenfalls aus 
ende 
halb des 


5 


und mit Gold überzogen, wurden durch je zwei an jeder Seite unter- 

anzes befindliche goldene Ringe geftedt. Oben auf dem Altar war 

ein „Dach“ angebradht, d. h. eine flache Platte nach Urt der morgenländifchen 
‚„ warjcheinlich auch wie diefe mit einer Einfafjung —— ) verſehen, 

um das Herunterfallen der Kohlen zu verhüten (Leyrer). Seinen Standort hatte 
dieſer Altar in der Mitte des Heiligen und zwar unmittelbar vor dem Borhange 
des Allerbeiligiten. Brand», Speid- und Trankopfer follten von ihm fern blei— 
ben, nur Räucherwerl darauf brennen; zur Sünung follten aber die Hörmer am 







| Schon Kap. ar el Ba TE ihm * 34 € 















ichtigften, räten: Bumdeslade und age * ei 
He vicheinlichteit hat. Kuobel ver a8 Näudern hab 
eine sit erſt nach ben > 


eye 
ü e 
69) behauptet, A (die se Zora) 
A ale hr Wofgate Keen 1 
der te. Ei Dagegen Belitfh in-®. 
Stiſtshutte. Siehe ie ii, 






gelten! t, daſs der ler mit der Berhreib bi —— 

Zwee — — wollte, was er * in ung ! 
Yung des aaronitif Prieftertumg (Rap. 29) — wobei | 
' —— —— —— eweſen Ki mi zii un 
Seuhter. Ewald, ut m DR Aufl. 3 ‚6.436. Die ( i , 


ſchen ill 

— — 30,14 neben den Schladitopferaltären 

t die eines ſolchen ** 

—— —— er allem l. Dieſer ——— kei 
Kön. 6, 20, 22; 7, "8: 9, 25; 1 Chron. 28, 18; 2 
2 Ehron. 2, 3. Un die Stelle des der Sinaihalbi jen 
enholzes iſt Hier Cedernholz getreten. Die Dimenfionen werben.n 

mögen fie * 


ch 
el s Del ‚aD. U 
Re re eo 1 Ezechiel ieht 9, 26 





des einen goldeiten voraus. — Am ferubbab 
peradianifgen Zempel durfte diejes ae als ein dem Jah | 
e normirt war, — gleichfalls fehlen. Rad! 
'1Maft. 1 i9 wurde — 


d 
von Antiohus Ev iphanes mit —* len Geräten des He Äatune fo 
aber bei der Wiedereinweihung des Tempels durch Judas et am 
rin ap Auch Joſer hu⸗ dat .. Kleinod des — getan, B 5 1. Jud, 
Rauchfaſs ru zu üb ijt, ſond 
mit mi Beten nad) doku Per IN, 6, 8, uch der Hebrä 
Wort notwendig vom Rauch altar au verftehen ijt, be, 
Beben —5* — letzten —————— fan 
Berfafler a i e e ins — 
ee don 1 Kön 6, xx haben zwar Vs. genauer 
roũ game) gel geleitet, Er en an ber Sı) des A 
mit dem ge 















Rändern 
fondern nur die goldenen Weihrauchgefäße und die Menge des Rauchwerls her 
vorhebt. Daſs vollends beim Triumphzug des Titus. fowol en an 
des Titusbogens als in der Bejchreibung des Joſephus, Bell. Jud. VI, 5, 5, 
zwar der goldene Leuchter und Tiſch ericheinen, dagegen der one Zweifel bedeutend 
größere Nauchaltar fehlt, iſt leicht erflärlih,. Diefer mag beim Brande unter» 
gegangen fein. | —180 
Dad Material beſtand bei der gottesdienſtlichen Räucherung im all- 

einen ſelbſtverſtändlich in ttrte ende Eh — häufigften verwen⸗ 

wurde der Weihrauch (f. den Art.), 35, ein Harz (dem Namen nach 
weißlich, vgl. Plinius bist. nat, 12, 14), welches bie Hehräer beſonders aus Sü 
rabien bezogen; on Ser. 6, 20; ef. 60, 6 von Scheba. Weihraud) bildete 
3. .®. die gemwönliche Beigabe der Speisopfer, 3 Mof. 2, 1.15 u. a., und kommt 
bei ben Propheten oft als Rauchopfer vor, Für das innere Heiligtum iſt Fan 

ora eine befondere Mifhung don duftenden Spezereien (833 wur Pentat, um 


Chron. don ro = arab. ., duften) vorgeſchtieben, 2 Mof, 30, 34—38. Wie 


die Agypter eine ſolche vorgefchriebene Rompofition für den Fultiichen Gebrauch 
hatten, das Heilige Kyphi, das aus 10—36 Subftanzen gemifcht wurde ( J Hayp- 
ten und die Bücher Mofe, I, S. 290; Plutarch, De Iside 81, zält 16 Subftan- 
zen), jo jollte in der Stiftshütte, beziehungsweife im Tempel, nur eine Zuſam— 
menfeßung aus vier Ingredienzen, die für profane Zwecke nicht zubereitet wer- 
ben durfte, verwendet werden. Genannt find a. a. DO. als die drei Spezereien 
(95 neben 1:35), welde zum Weihrauch hinzukommen follten: 1.923, 

(LXX, Vulg.), gleichfalls ein außfließendes Harz, nad) den Einen des Myrrhen— 
auches (mofiir aber die Hebräer fonft Sr feben (Vs. 23), nad Underen des 
torag. ©. Dillmann zu 2Mof. 30, 34.— 2, nord, Onye (LXX, Vulg.), Räus 






herflaue, Seenagel, d. i. der beim Verbrennen ftark riechende Dedel einer Mus 
jchel: Siehe darüber Bochart, Hierszoieon, Opera (ed, IV, 1712). III, p. 803, 







., Thes, hp 178); jo nach LXX, Vulg. mit Recht die Meiften, wärend andere 

, Era, Abarbanel, Nofenmüller, Bähr, Keil) es faflen: jeder, Teil foll für 
bereitet und erjt nachher die Miſchung vollzogen werden, Dagegen fcheint 
die gewönliche Erklärung darin dem Texte nicht au entiprechen, daſs fie 
‚Gleichheit des Maßes auf alle vier Subſtanzen bezieht. In dieſer Pro: 
ortion hat Knobel die Mifhung herzuftellen verjudt und den Geruch jtark, er- 
iſchend und ſehr angenehm gefunden. Aus dem Wortlaute ſcheint uns vielmehr 
N ora * daſs die drei einerſeits und der lautere Weihrauch ander— 
ts d — e Quantität ergeben ſollen. Nach Art des Salbenmiſchers follten dieſe 
toffe gemengt und als für den Opferkultus beſtimmt, geſalzen (vgl. 3 Moſ. 2, 
13), fodann fein zerrieben werden. Die fpätere jüdiſche Bags bat 1 übrigens 
nicht mit den bier hier genannten Subftanzen begnügt, ſondern noch i 
— ———— ED) Hinzugefügt. Siehe Kerithoth 6°; Maimonides, Lil- 
koth k&lö hammikdasch II, 1—5. Bon jeder der vier genannten Ingredienzen 
Iten nad, den Rabbinen 70 Pfund genommen werben. Für den järlidhen Be— 
arf habe man aber 368 Pfund gebraucht. Der Reit fei aus den weiteren zu 
einern Doſen beigemiſchten Stoffen gebildet worden. Die, ficben weiteren Spe- 
reien find nämlih: Myrrhe (a, 2 Mof. 30, 23; Hobel. 3, 6), Kaſſia 
(mp = mp, 2 Mof. 30, 24; Pialm 45, 9; Ezeh. 27, 19), Narbe (77, 













DB 5 | - 
Dant, * —— 1Tim. 1) oder auch mit den vier 
igen 


Gemütöbeichaffenheiten (Glaube, ‚ Liebe, Hoffnung) im 

wollen. Dies alles. — —— — —— —* 
Deutungen der Rabbinen. Mit Rech en: ber 
barungsweiſen de3 Herrn darin — hen wollte, in 

Ge ih ana zwar nicht bloß — —— A warscheinlich, BR 
n den heidniſchen Kulten rn —— 
Deutung, beilegte: weiße Dieb aber 1 läſst fi nic een, da 8 tn 
JRR. nur leijen Andentung in der Schrift fehlt und alle Bermutungen darüber 

der Luft ſchweben.“ Nur Die Ag t, dafs eine Steigerung: des 


— Wolgeruches im Innern der heiligen Wonung beabſichtigt * 
aus der das gene © Heiligtum beherrf —— erklärt, dafs der fi 

Annöherun N. ee Veredlung umd Bereicherung De 
tusmateriald entipred) 


Was das Ritual ur Rä 8 betrifft, jo find zu unterjcheibe 
fpenden, Dar mit den Speiäopfern verbu waren, indem ber 
über denfelben auf den Nasa Ast gelegt und jo ben 
wurde, ap an. „Pblationen bon * — 


Del in Riehms Handwörterhu 1258 on im. der. 3 annt 
Sch * bie bein Aluden et —— —* Kohlen 355 
4 Moſ. 16, 6 ff.), auf mel die € l Rt 
agen. eſe ſchüttete man das Näucerwert aus einem amt äbe 
einer ie . ——— et bem goldenen Räucherlöff 1 (2 — 
7, 84. 86; Quther: * Fuer. jener Sion 

teift deb fan Faffes (mepn, Ezech. 8 2 Ehron. 26, 19), * n 
ihr nicht wefentlich verſchieden gewejen u pl fcheint, konnte au 
geräuchert werben, wie dies im Allerheiti igiten ſtets geſchah. Dorthin gieng der 


ER, 


Rändern Rahab 489 
am VBerfönungstage mit der Kohlenpfanne im der Rechten und dent 
es reien in der Linken, fepte die erftere nieder umd nahm aus dem 
and das Näuchermwerk, um e8 auf de Kohlenpfanne *3 
Ben Are wie beim täglichen Morgen: und Abend:Rauchopfer, die 
‚dem inneren Altar vollzogen, fo trug, wenigftens nach fpäterer Übung, ein 
— eo won — —— ins Heiligthum und —— ſie auf 
brachte ſodann die Spezereien im 
et herein —* die 3* Darbringung, indem er jene auf nee 
len ausbreitete und fein Gebet dazu ſprach. Das — ——— Mo 
und Abend Darzubringenden wird im Talmud auf ein a 
Das chrenvolle Amt des Räucherns wechſelte nach der —*3* des 
unter dienſttuenden Prieſtern Luk. 1, 8ff. Siehe näheres bei 
Horae Hebr. et talm. zu diefer Gtelle. Die weimalige Darbringung des us 
lichen Rauchopferd fiel der Zeit nad) mit berjenigen des zweintaligen täglichen 
Drandopfers zufammen und bezeichnete mit dieſem für bie ganze einde die 
Morgen» und Abendgebetftunde, zu welcher Manche den Tempel befuchten. Bu 
Be feierliher Stille und andächtigem Gebete wurden Priefter und Bolt 
inne der —— ei den Klang von Glöcklein aufgefordert. — 
a ift noch die Stelle are 


— — D. — VII disp. de Hebr. altari suffitus ee 
3. ab Hamm, De ara suffitus 1715; J. 3. Scheudjzer, Physica sacra, Aug 
Vind, et Ulmae 1731, I, p. 235 sqq.; Joh. Lund, ne alten —— dag 
tümer, Ausg. von 3. Ch. Wolf, Hamburg 1738: Vom Räudaltar S. 146 
bom Räuchpulver &.150 ff. (vgl. die Kritik bei Riehm, Handwörterb, &. 1259). 
B. ©. Eremer, Antiquitatum sacrarum Poecile, Amstelod. 1741, I, p. 297 s (4; 
de altari suffitus ; & 2. Schlichter, De suffitu sacro Hebr., 1754; Ugolini, 
Thesaur. (1744—1769), vol. XI, p. 257sqg.: R. Abraham ben David comm, de 
‘ex Schilthe haggiborim excerptus ; ebenda p- 549 sqq.: Jacobi Meieri, 
Diss. de sufitu; ebenda p. 645 sqq.: Daniel Weymar, Diss, de sufitu ; ebenda 
Pp- Audi, q. Prosperi Alpini de Bam dialogus ; ebenda — J. G.Mi- 
e a adyti; ebenda p. 749 sqq. G. Fr. Rogal, A huribulum: 
p. 765 syq. J. Braun, De adolitione suffitus. Siehe "ferner die Ar⸗ 
Er u bon de Wette, Emald, Keil, und Bähr, Symbolik des moſaiſchen Eul- 
Aufl. 1874, I, 499 ff. und die betreffenden Axtifel von Winer im bibli- 
Melia Leyrer in ber erjten Auflage Bisjet Enc —— Steiner 
Bibellexikon und Deligih in Riehms Haudwörterbuch des —J 


En am, “Paydß, “Paaß. Bevor die Stämme Iſraels unter: Jofuas 
Füirung den Jordan überfchritten und die Eroberung Hanaans begannen, ſandte 
ihr Anfürer von Sittim aus zwei zuverläffige Burſche (7337) als Kumdichafter 
ins feindliche Sand, um ihm von der Stimmung im feindlichen Lager Runde 
verfchaffen. Dieſe kamen Abends in Jericho an, auf welche Stadt es undchft 





490 Aatuik Rah 





\ - 10 0: f 4 i 
—* Bilfe — 
gehöri 


— 





7 


28 
ir 
@5 









— — —— Be = 














er glückli d als dann 
De n Sr ieben — und —— — a 


82 


wol fpäter ganz in die ifraelitifche Gemeinde aufgenommen (Fo 
Wenn fhon die Juden aus Schen, ihre Vorfaren mit einer ® 
Berürung zu bringen — bereits Zofephus läfst, gewiſs zufällig, | 
1, 2. 7, die Beichnung nöovn —— ſtellt fie Acht undeulich kan Bir 
in einem xarayayıor dar — die Rahab bald (Targum, Jarchi) 

wirthin, balb zu einem Kebsweibe (Kimchi — a fo —* A 
mehr chriftlihe Ausleger die ebenfo vergebliche als unnd | 
Worte 7:7 eine andere Bedeutung zu vindiziren (z. B. ar — a beim 
und nirgends etwas anderes als „ Buhldirne*, fo aut als Ka 


e nr 
als Bee = geile njtd 


des Bons, hiermit A die Ger 
I de — au, at, a; SL fat = 





Be F — an, der Are a: — — — nd. 
en fondern rt eine gewiſſe 

im roten dad R der Erlöfung durch E Sit fü ir 9 

Die da 3 Se De ee Bi ® z 


pr 





a  Maineria Sarchani 9 


Bol. noch Ewald, Geid. Se U, I, —* —X (1. Ausg.); mente fe 
— 1, ©. 613 ff. und Winer's R zu 


Babıb — nm erſcheint als ſymboliſche ORTE, als prophes 
3 ptens Jeſ. 30, 7; Bi. 87, 4; 89, 11. Das Wort bes 
io 

35 des wider Gottes Schöpferordmung onftürmenden Meeres“. D m 
Rahab mit dem Meere zufammengeftellt Bi. 89, 10 f.; Hiob 26, ag: Jeſ 51,95, 
und überfegen die LXX das Wort Hiob a. a. ©. durch xfrog, oder es twechfett 
etwa auch mit 77 — langgeſtrecktes Waſſertier, Jeſ. 51, 9, dgl. 27, 1. Nun 
daun Ägypten, das Land der Krokodile und großen Baffertiere, zum teil 
mit Bezie ‚anf, den Untergang ber äg ——— Be im Schilfmeere,. ober 
er der Pharao emblematifch unter dem Bilde eines Serungeheuerd, Namens 
Rahab, dargeftellt, wie anderwärts als ram oder als Ina Pi. 74,13 fj.; Ezech 
29, 3; 32, 3. Jene mythologiſche Borftellung, „im U. T. mr noch als dichtes 
tiger Aedefämid oder in emblematij—her Symbotit verwendet“, findet ſich aud) 
in altbabyfonifchen Sagen und der Kampf der Götter wider den Meer: 
‚adhen und ri Helfer war ein beliebter Gegenstand bildlicher Darftellung , ſ. 
®. eneſis, überf. v. Delitzſch, S. 87 ff. An das Sternbild des 
Drachen oder * fiſches iſt ſchwerlich mit Ewald u. Hirzel zu Hiob a. a. O. 
u benfen, und die von Hitzig zu Ye ei a. O. (vol. © Km naton mit dem 
hen Rähu der — ehofogie (bg l. Steiner in Schenkels Bis 
a 26) möchte allzu gewagt He ergleiche Riehms — 






eineris Sacchoni, von Piacenza, war in der erſten Hälfte bes 13. Is 
hunderts einer der tätigiten Prediger der Katharer in der Lombardei. Nachdem 
järend 17 Jaren als ſolcher gewirkt hatte, kehrte er zur katholiſchen Kirche 
„trat in den Dominifanerorben und wurde von nun an ein eifriger Wer» 
A Sander Slaubensgenofien. Der Papſt ernannte ihn zum In ni 
iton Lombardei. Im are 1252 entging er mur mit Mühe der 
d Ri gen ihn und Bruder Peter von Verona gerichtet war und bee 
or — fe R wurde, Als im Jare 1259 Uberto Ballan abieini, eim ur ei 
x Ratharer, an bie er der Regierung von Mailand kam, verja 
Rainerio, weil ex ſich der Wal Ubertos hatte widerfehen wollen. 
Bon berjah ihn mit den ausgedehnteften Vollmachten, um im Mailändi den 
die Mach 1850, zu bekämpfen, und befahl der Geiftlichkeit, ihn au unterftühen. 
1259. Seine um da8 Jar 1250 verfaſſte Summa de Catharis et F 
= u* eine der Hauptquellen für die Kenntnis des fatharifchen Syſtems. Sie 









nen —— Zweck, ſondern war one Zweifel für die Inquiſitoren be 

‚um fie,mit den Lchren und Gebräuchen der Sekte befannt zu machen; 

m eig fie höchſt wichtige jtatiftiiche umd J— Notizen. Weniger aus- 

irlich, ift der den Waldenjern gewibmete Teil, Frühe machte man davon zal- 
— in Italien, Deutſchland, Frankreich, England. Je nach den 
edürfniſſen fügte man dieſen dr uiid Anhänge bei; dies ge- 
"befonbere in Süddeutſchland, wo fich ein Text der Summa verbreitete, ber, 
er einigen Auszügen aus anderen Schriften gegen die Ketzer, mehrere inter- 
‚Stüde über Die —— Katharer und über einen Zweig der Brüder 

d —— Geiſtes, die Du er, enthält. Dieſen Anhang bat Giefeler, der zu- 
—— Hr giebenen —— der — — * ig en 
1 o-Rainerius bezeichnet. Der urfprüngliche Tert findet ſich bei Mar- 
töne et Durand, Thesaurus novus anecdot. Tom. V, p. 1759 sq. und bei d’Ar- 
— Collectio judiciorum de novis erroribus, Vol, I, p. 48sq. Der in Deutjch- 
interpolirte Tert wurde zuerjt von Gretjer herausgegeben mit dem faljchen 






492  Rainerio Sacchoni Nambach 


Titel: Liber contra Waldenses, Ingol 1613, 4°; er findet in Gret⸗ 
Werten, Bb.XII, Th. Be pr Sa BR. —— 
—8 be und in der Kölner Bibl. Patrum, Bd. XII, ©. 1. f 

Aud, ie murden einzelne Stüde dabon aufgenommen. — 


ur au Echard, Scriptt, ord. Praedicat. Tom, I, p. 154 — 
En [A Sum es —— 


m. 




















ma commentatio eritica, Gött. — An berjchiebe- 
ee —— Manujfeipte des Budes; eine fritif —— 
| — ſ. Socinianer. Ihr A 
— Jakob Rd wurde am 24. Febr. 1693 ne dalle a. S 
Er. ‚m Neontarb (ber — 
8 (Großvater Johann Satı ob8) 


er hernach noch zu nennenden 


KEMM 
ben Studien n zurid, Gt beiuchte dann ſeit Unfang bes J. 1708 die 
Schule in den Frandeiden © * F 


berfität über, Weil ihm das Sprechen ſch 
ftubiren; bald aber entſchied er fich dod) für das Studium der "yet 
hörte Srande, Joachim Lange, Anton, Breithaupt und legte fi beſo 
derem Eifer auf die orientaliſchen Sprachen, in welchen Johann u Sc ch Mi⸗ 
chaelis fein Lehrer war. Als diefer fih im Sommer 1715 zum Baron von ( 
ftein auf deſſen Landgut Dalwitz bei Berlin —* Stärkung Bibel zu 
augleih aber um in Mufe an einer — asian eig 
egeben hatte, wurden Rambach und 3. L. Lind! 
tendent in Oftfriesland) auch doxthin gef, um ihm nn 6 den — 
Bibelausgabe zu helfen. R. erkraukte d ftig; kaum wider hergejte 
er dann im Herbſt 1715 mit eihaelis m nach Halle zurück, | 
gen enofje und jepte hier. feine Mitarbeit an der Bibel jort 
tubien find u. a. feine —— zu — bibliſchen Mi 
UÜberiores annotationes in ha libros erfchienen —* t. find im 
vol.2 der Annotationes die ud zu Ruth, Cobe —— Eſther, in voll 
die zu Nehemia und 2, Chronik). Als unter diejen anftren beiten, d 
nn 1719 vollendet waren (die hebr. Bibel von nis hien im 
Berl ane des Waijenhaufes zu Halle 1720 —* in demſelben Jare Bl ebenda 
die res annotationes in 3 voll, 49), NR.’3 Gejundheit jehr ——— hatte, 
{ud ihn der bekannte Freund der Bietiften, Graf Erdmann 17 
Donnersmark auf fein Gut Pölzig im oigtlande ein, wo er wärend. N som. 
merd 1719 mehrere Monate zu feiner Erholung verlebte, Sn u 
er, urſprünglich nur zu einem Beſuche, nach Jena; aber ed g I 
dofß ec im Oftober desfelben $ares ganz dorthin überfiehelte 1 und 
Franz Buddäus Leitung feine Studien fortjeßte. Kr menden: 
zab Tessueniiide Kunngen mit Studenten und BR Hand 
genden Jare. Er wurde nım Buddäus Hausgenofje und hielt f 
Auditorium namentlich * getifche Vorlefungen, die wegen ihrer 6 ir 
ii fanden, * * ein J—— 


heil 
> 
‚eiten 
— 
* 








Nambach 498 


issertatio inau 
lis ovina Soeianorum detecta ac detracta sistitur (Halle 1731.4 4 eeibie 
= ir —— er in Gießen auch 3 um Direktor des es fürftlichen ziums 


- 


triren; aber der —— * Hefien wollte ihn nicht — * * Kr wu ste 
die Berufung abzuwenden, verſprach ihm aber dagegen „allen nötigen Bei 
Beſörderung aller guten Abfichten*. Doch feine Wirkfamteit in Gießen dauerte 
mehr lange; tachdem er nod am re e den 10. April 1735 ge- 
gt und am Tage darauf konfirmirt hatte ergriff ihn am 13, ein heftiges 
dem er ſchon am 19. April erlag. Sein Freund Joh. Phil, 
arrer ander Burgkirche in Giehen (vgl. Band 1V, ©. 680) war ge: 
von = —— — F * nr — nn fein — — 
i ann auch am ril die — R. war 
atet, zum erjtenmale eye nm: mit ber älteften Tochter von — 
n Halle; } W hinterließ drei Töchter und einen Son (fein Son Jalob Theo- 
R., geb. 1733, ftarb one Nachlommen als penjionitter Konrektor in 
a, we⸗ Jere 1808). 
. war ein ausnehmend gelehrter und fleihiger Theologe; auf dem KRathes 
‚auf der Kanzel und im weiteren Verfehre nt er als Profeſſor und Seel: 
eine umfangreiche und reich gefegnete Wirkfamkeit gehabt und babei, obwol 
42 Jare alt wurde, eine große Anzal von Schriften herausgegeben; dem 
— nach wol noch größer ift die Menge der aus feinem Nachlaffe heraus: 
Er —— F De he Mine * auch nn * — 
ommenen, fanden zalr mer; t wenige mebrfa 
aufgelegt; auch über ben Kreis —* hinaus, die mit ihm — in Bes 
rürung famen, und auch noch eine längere ei —* feinem Tode war R. von 
—— Einfiuſs Der eigentliche Grund hiervon liegt in der Stellung, die 
zwiſchen dem Pietismus und der Wolfſchen einnahm (vgl. hierüber 
Er in der 1. Aufl, diefer Encpflopädie und Rothe am hernach anzufürenbden 
Sein religiöfes und theologifches Denken ging vom Pietismus aus, mit 
deſſen Häuptern er —— in perſönlicher Gemeinſchaft ſtand; daher auch in 
m. theol iſchen Arbeit die Bevorzugung der bibliſchen und der praftifchen 
wmeneutif und Homiletik find diejenigen Fächer, in welchen er vor 
bftändiges geleiftet hat, und bie von ihm eine wejentliche Hörberung 
erfaten haben, daneben bie Zen und Pädagogik. (Institutiones hermeneu- 


in ge 


ei 


AEHER 


2 — ſchon 1724, 6. Aufl, 1764; Erläuterungen über bie ta ho- 
eben don Freſenius, 1736; Wohlunterrichteter Eatechet, auch 
Be BB: 1762; Wohlunterwiefener Informator herausgegeben von 


— und manches andere der Urt) Neben dem frommen 

De ae teligiöfen Lebens zeigen diefe Werke einen Sinn für 

ran. Methode, eine klare Anordnung und dabei auch eine geiftige Frei⸗ 

re wie fie fich fonft in jenem Mreife nicht fanden und die dem Ein- 

entjtammen. Eine durch „Deutlichfeit und verftändige Anordnung zu ers 

ende ver eur fordert R. vom Prediger ; Durch fie zeichnen fich auch feine Pre— 

aus; fehlt ihnen auch, mie iiberhaupt feinem Stile, diejenige Formgewandt- 

‚ beren  Dngel und heutigentagd unerträglich erfcheinen will, jo bildet er 
„ben llbergang von ber alten firchlichen Schule der deutichen lutherischen . 



























494 ; Naubach 
ei deutjchen Kanzelberedfamkeit“ und es ift verſtändlich, 
— —* bie — — 1 Der fee 
. — Bon ga erner als 
ben, bi die Geſ des ir 
at ni u Öcfngäer — F er wi ige mie 
liche. —— ns rien, Cantaten u 


erjchienen (vielleicht von oe * jenem anonymen en auch von 
—* 1008 1738in Den ‚eehen-Stüdem —— 
herausgegebenen „Auserleſene und noch wie gedrudte Gedichte 
ſchiedener md geſchiten Männer“ (Halle); fie find hier mit J. In 
oder auch mit m Gore Namen b eichnet und —* leicht erfennbar. Im 
Sare 1720 gab ‚er dann —— ——— —— 


ſich u F und da kleine —— mit den Li porzunehmen 
nahm er eine größere Anzal eigener Lieder (nach feiner —— F rc Bo 
rede 112, doc; iſt die Zal vielleicht nicht ganz genau, vgl, KR — 
Werke, ©. 533) in dasjelbe auf, die meiftenteilö bier zum came nen, 
R.8 poetifche abung war nicht gering; man hat ihm den „ 
ckeſchen —* e“ genannt (Ges, Geſch. des deutjchen Biel, 2% 
ipzig 1855, ©. 34). Ging er aud) darauf aus, über „Materien, ba weni 
oder nichts anden ‚ neue Lieder zu dichten“ Vorrede zum Hausge * gbuc 
und findet ſich 3halb auch ab * an gereimte Proſa unter feinen 8 
ift doch felbit den —— lehrhaften unter ihnen Gefül und 2 — 
ſprechen, und eine ni nz; feine U ngal_ gehören zu ben beiten jener in 
a gerade ande rn ie de — die Nüch * 
oren ging. einer Lieder deshalb auch mit bis in 
bie neue eit im ben Gemeindegefangbüchern —— * — vär 


im der * ah, der Poetifchen Feftgedanten 1729, ©. 193 f., — Fischen 
hat in die neue Auflage bed Bunfen Gen Gejangbuches acht Lieder — 
nommen. 


Von den übrigen Tragern des Namens Rambach, die als Hi 


nr, Pr 


einen R aben, i iedrich € 
äber beffen Bennanbif fit Joe Sata 3, 1 — —— 


er ift. Krane, 1708 zu Pfullendorf bei Gotha, we fen Ba — 


Mittelmart, 1740 Diakonus in Halle, kam 1745 nad Mag 175 
nach Halle "als Baftor au St. Marien und endlid 1766 als O ext 1 
nad lau, wo er 1775 ſtarb. Er mar ein tüchtiger e, (0 
ren Sprachen ſehr kundig, dabei aber aud) in den theolog 
beichlagen und ein treuer Son feiner Kirche, Durch eime umg 
famfeit fand er neben feiner amtlichen Tätigkeit noch Muße zu 
aut ſchriftſtelleriſcher ; die meiften find Üserepungen den 6 
vum welche er mit außsfürlichen Vorreden zu | j 
Ein edrich Eberhard ift Johann nf N. LU, 
1737, geftorben 1818 als Senior Minifterii und Hauptpafter — 








in Früher in Schulämtern tätig (feit 1765 Rektor des ums 
a re 4 war er feit dem’ Jare al Oberprediger zu m —— 

—— erhielt 1780 den Auf nach Hamburg. Er —— als Prediger 

beliebt; ‚unter ben mancherlei meift Heineren Sachen, d drucken 

verdient fein „Entwurf einer pragmatiſchen ——— Halle 1770, 

— — — 

er olo ri r nge aus allen ar der 

Geboren am 28. ai 1777 zu Durblinburg, An mit feinem Boter 

nach Hamburg. gefommen, bezog er im J. 1796 die Univerfität Halle, ward 1802 

Dialonus zu St. Jacobi in Hamburg und im I. 1818 Nachfolger jeines Vaters 

im — zu St. Michaelis daſelbſt; 1834 ward er auch Senior Di 
i ftarb om 9. September 1851. don früh wandte er ſich eifrig 
rd u deren erſte bedeutende Frucht fein Werk „Ueber Dr. 

ar ber njt um den Kicchengefang“, Hamburg 1813, ift. Nachdem er 

he —3* * abe Dr oe Beitichrift zu gründen, mifehung en war, begann 

er CENT die in 6 Bänden Ka Ai Leipzig 1817 

eht, troß des —— Ad und * 





— im De Gejang — "Hamburg 1843, heraus. Seine andgezeich er 
logiſche Bibliothek wurde nah feinem Tode von feiner Witwe der 
Stadtbibliothek gefchentt. 
Bgl. Theodor Hanfen, Die Familie Nambah, aus handſchriftlichen und e 
drudten Onellen, Gotha 1875 (angezeigt von ©. R. Röpe in den Gött. gel. 
zeigen 1876, Stüd 27, und vom Unterzeichneten in Schürers theolog. Sftteratur- 
zeitung 1876, Nr.18, Sp 472 ff.).— an, Jak. Rambach I. gab kurz vor 5* 
Tode in der von ihm unter dem Namen lg — — —— 
Feitſch uͤft einen Bericht über ſein Leben, im ießen 1735 617 fi. 
Ferner find über ihn zu vergleichen: op, —* ———— Die woldefoßnte 
+ * eines —* —— Lehrers (Leichenpredigt auf R.), Gießen 1736, 40; 
rin be S. 70ff. der Lebenslauf Res von Ernft Frie 9 — 
Ta benslauf Sohann Jakob Rambachs, 3. Aufl., 
ie ee Auflagen find anonym erichienen. Über feine ur NR a 
* ie Geſchichte der Predigt, herausg. von ig 
408 ff. Seine geiftlichen Lieder gab Jul. Leop. Pafig, Leipzig 
1 ar Ba — heraus, Ed. Em. Koch, a des Rircenlied u. 1 f., 
2a 4. Band, S. 521—535. — Friebr. Eberh. Rs Leben gab fein Son %o- 
alle 1775, 40, heraus, und das Leben des leßteren dann wider 













Rn 
ng, Die gefe eofogen Deutjchlondg int 18. u. : 
} AN, 427 —— die bekannten fikterarifchen Sammelwerfe. Ara: 
ann I. — Auguſt — vergl. das hamburgiſche Schriftitellerlerifon 
6. Bande, S. 151 ff. u. 47 ff. — Die Verwandtichaft zwifchen dem älte- 
ren Gießener Rambach und Er drei jüngeren, über 15 Se die legteren felbft 
—— Beſcheid wufelen, ermittelt zu haben, iſt das — 
MNance, ſ. Trappiſten. 
bie Begeiſterten, find zunächſt eine U der Famili I 
Kr ie ©. 487 — — sing ber Bam % Ba 
in 1 Ya, weldje ihren Gottesdienft mit lautem een bien ie ER 
ften hervorgeg Herzog 4. 


angen war, 
an . Harmoniften Bd. V, ©, 615. 


496 Naſchi 


Maſchi, d. h. 77*) ja Ran 129 (mad) der rabbiniſchen Art, die Anfangs- 
buchſtaben zu fontrahiven), ift der Name ter Zub ar 
ſten Commentatord der —— —— * —— ——— 
Em Yen 
n J N eo fr] 
Unceit, denn er teilte nicht die imat der etwas jpäteren — 
nach ihrer ee Lunel in Perpignan den Beinamen Jarchi (bon — 























— 


am ve das Jar 1204 über die, Ri 

van Ben ae um "a Kin Satan Ai, mb ber m 

o 5* 

{1} it Ra felte und 
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J 3 eg cken ei Bee Eis daB € — 
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Bogen Mi diefe a Kr * —53 Ränue 
atten außer dem N — en ſchl | — 


pagne g ebenfi Fotwenlg, bie Belt, denn * wirkliche Jarch 
here — 


an ——— — 8 * 1105) ie 75. ae Herden an Ibr 
Haß da an in —— —— eg (3- 304 aus —* Schwei 
ae Ki % 8 er erft zu — Zeit gelebt habe; * Hatte au) e 
die Notiz, daſs nad) der Anfict eined Anderen, welcher er feinen Glauben Si 
Raſchi J 1105 geftorben fei; Bartolocei in feiner Bibliotheca E tabb Kr ies 
(17. Jar huden) bermengte in unbegreifli er Weiſe dieſe Angaben, ı 
für das Geburtdjar, und indem er 75 adbdirte, 1180 für dad Todesj 
vrtum, welcher num in andere Wörterbücher he — Hm De 
ſſi in gr höchſt wertvollen Dizionario storico 
delle loro opere eg 1802, überfept von Dr. Hambergen, Bei a0) u 
einem in feinem findfichen Geber von Raſchis Commentar 
teuch, welcher ſchon F 1305 geſchrieben worden, alfo *— bor i 
lam, eine Bemerkung mitgeteilt, wornach Raſchi wirklich im J. 108 3 
Tamuz, jedoch nur 65 Jare alt, geftorben ift, was nun aud mit dem 
enannten Todesjar feiner Le Sehrer (1070) und mit der Anfürung der 
Sa his ſeitens Aben Efras —— ——— Verſtand, lebt 
begierde und großer Fleiß — Raſchi frühe aus, richteten ſeine 
FAR aeg * Philoſophie, Medizin, Aſtronomie, — und f 
geje der h. Schrift und des Talmud, und tri ihn fiebe 
——— De er in Italien, Griechenland, Baläftina, ypten, Perf Berfien 


wen 


un Kaiaid ken I r La Croze und Wolf — ſe 
8 — he ſchon einige der Älteren umb mi 

bifde B ** eben m diefe Benennung, jo mehrere Male auch ber beri 
nee Jarhundert 
——s—— Er — Ida Bier Anal, BE 


u gaben he u 
benn, bafs, wie ſchon bemerft worben, Mafdhi —* in Lunel 
nes Lebens zugebracht hätte, was jedoch nur eine B Vermutung ſcheint. 





Naſchi Br Rastalniten 497 


Bir: der beigefügt find; 2) den Kommentar zu Pirke Abbot; 3) den Commentar 
u Fragen, Bota und ———— 5) das Bud pe welches 
mit den © Ms en und Gebräuchen bei 6) den Kommentar zu Mibrafch 
ch über Arzeneitunde; 8 ein Gedicht fiber die Hpeit Gottes, 
Ein en aber ————— Buch Leſchon Limudim, eine hebraiſche — 
matif, nach neueren Unterfuhungen nicht Raſchi an, fondern dem oben 
rannten Salomo Jarchi und war vielleicht die er der echjelung bei: 
er Namen, wenn nicht dad Umgefehrte ftattfand. Uns int Si beinahe 
nur wegen 9) jeined unter Cpriften und Juden berühmten —* *— zu 
er ganzen heiligen Schrift, welcher außer dem buchſtäbl Sinn auch 
a ifchen Erflärungen der alten Rabbinen und ber von den Juden ges 
Werke enthält. Der Stil iſt gedrängt, dunkel, fchwierig, und alter 
hraſen und häufiges Gemifch von hebräifchen, Idäi chen, rabbinifchen, 
tft. 0 hen und altdeutichen Ausdrücken vermehren die Schwierigkeit, ſodaſs 
Erflärer bedarf und in der Tat viele Kommentare erhalten hat. Die 
J———— Raſchis zu den N Schriften * unzälige aben erlebt; 
die en en derjelben hat De Roffi aufgezäl Dıs erite in hebräifcher 
te Buch, gedrudt zu Reggio im 1475, war Raſchis Kommen: 








im jun entateuch; in dem großen zu Venedig, Amfterdam und Bafel gedrudten 
zobbenifchen Babe, nehmen Raſchis Kommentare den erjten Plaß ein; nad meh— 
SR — Überfegungen einzelner Teile und einer ungedrudt "gebliebenen 


Andi gen Tateiniföen Überfegung von Pellican hat I. Fr. Breithaupt eine 

Br ‚gel iefet, nämlih im 3. 1713 vom Kommentar in Prophetas, Hiobum et 

‚im J. 1714 vom Kommentar in libros historicos et Salomonis V. T, 

im $. 1740 vom Kommentar in Pentat. Mosis, 3 Duartbände, mit a3 
——— Übrigens ſoll nach De Roſſi der Kommentar au den 

u ai nicht von Kathi jelbft fein, wogegen De Roſſi die Echtheit des 

u den Propheten, welche man aud) angefochten hatte, überzeugend 

re vi bt — der oben genannten — über Raſchi erwänen 

lih noch den betreffenden Artikel in J. Chr. Wolfs Bibliotheca he- 

— 9 4 Quartbände); die drei befannten Geſchichtswerke von Dr. J. 

(namentlich auch dejjen meueftes: Geſchichte des Judentums und feiner 

.1857 u. 58); ferner eine Abhandlung von Dr. E. Zunz über Rajchis 

m ber Zeifchrift für die Wiffenfchaft des Judentums, 1822, I; endlich 

Bloc, Lebensgeihichte des Salomo Zizhaki, nebft Schilderung feines Jar- 

— 9 Zunz's Abhandlung überſetzt und mit zalreichen Anmerkungen be— 


Pi. Preſſel. 
Naskolniken. Über Entſtehung und Charakter * en ruffifchen 
ne ift in dem Artikeln „griechifch-ruffiiche Kirche” B ©. 409, und 


“Bd. X, ©. 577 im allgemeinen Auskunft gegeben ee doc jcheint 
8 das Weſen dieſer Partei, ſowie deren Schickſale und Verzweigungen hier 
genauer, wenn auch in gedrängter Kürze, zu beſchreiben. In der ruſſiſchen Sek— 
tenbildung verrät ſich die einſeitig rituelle und liturgiſche Tendenz dieſer Kirche, 
der Mangel an wiſſenſchaftlicher Bildungskraft und die von Dom rijtlichen 
Griechentum überfommene Überfhägung fultifher Formen, liturgiſcher Überlie- 
ſerungen und kirchlicher Gebräuche. Die Sekten find meift voltstümlicher, nicht 
gelehrter Natur, fajt nirgends kommt es zu feineren theologiſchen Unterſchei— 

RealsEnchlopäbie für Theologle und Kirge. XII. 52 


— 
498 Nastofniten 


dungen, wärend auf Abweichungen in der Rultusform der höchfte Wert —— 
— wir von — Judenſekte des 15. —— ab * beziehen ſich die im 
Mittelalter — —— ledi auf die Außenſeite des Gottes— 
—— und * Kirchengeſetze. Auch di 36 der Raskolniken läſst im 
—— ogma entweder una mgetaftet oder enthält tiefgreifende und jelbft 
ftungen desſelben; fie würde unerflärlich fein, wenn — in 
ein ur: en der kirchlichen Entwidelung jelber "finden here 
ſich in der zweiten und dritten Schicht der Bevölkerung unter Sintufe eines: 
mofratischen gr — und unter kirchlich politiſchem Druck — —— 
Die erbe g der Kirchenbücher wurde im Laufe des 16. Jar— 
—— — ut, Ahle durch Nikon (ſ. d. u) und das Konzil v 
aufgenommen und nad) dev mühevolliten leichung der liturgiſcher 
= Ina mit den griechiſchen und altflavonifchen a Abſchl 




































t. Das Werk glich durchaus nicht einer religiös —— refor 
ondern ſol⸗ F Die orthodore Korrektheit und gelehrte — der kirch⸗ 
—* wider rss dennoch ward es als willfürliche al 
ae De A en Aitertums empfunden. Das Unternehmen war vom ob 
ar Dar Gewalt und unter Mitwirkung de3 Czaren Alexei M 
m — — worden; um ſo leichter entfremdete es ſich die vollstü 
en Neigungen und verſtieß gegen die ftarre Gewonheit des — Jie 
— des — und — abgeſetzten ee ee er 
mebrte den Hals. Gleich nad) der Einfürung der neuen — Je: 
ann der fautefte Unwille wider das durch jie verfälichte, a und „ant 
—— Kirchenweſen. Die Austretenden erhielten von der berrj ı Kirche 
den Namen Raskolniki, Wbtrünnige, oder den weniger gehäffigen S —* 
Beobachter alter Gebräuche wärend fie felbit 1 Staromwierzi * t 
ba oder Prawoslawnüje, Nehtgläubige, nannten. leſe 
men A ae Partei Besug Haben, hat ſchon Mosheim erkannt, ehe es 
chgewieſen wurde. Der allge meine harakter der Raskol niten. ward 
— daſs der höhere ers fat ſämtlich der Statskirche treu blieb 
—*5* Prieſter und Diafonen, welche die vornikoniſche Weihe —— V ö uche 
hai firchliche Ubenteuerer ftellten fi an ihre Spige; ala nfürer werben 
Ren Profopowitich, Andreas und Simon Dionyfowitich, Iwan —— 
lvon Koſtroma, a bon Tobolsk genannt. Der Funke zündete im t 
Maflen, ein wilder ſs gegen bie Berberbniffe der nikoniſchen bem 
tigte ich des Volkes, und geftärft durch bürgerliche Unruhen wie w! 
Kant der Streligen in Mostau gen und die Erhebung der Koſalen am a * 
Meere, gereizt durch Nerkerftrafen und Hinrichtungen — ic 
neue Partei in Klein-Rußland, im Süden und Norden des Reiches und L 
Sibirien. hu den jchiömatifchen Popen Kosma wurde eine Widertaufe zu 
Bedin bertrittes gemacht, ja fanatifche Mönche gaben das jchredlick 
Beifpiel einer Blaue: fie zündeten Sceiterhaufen an, und Männer und F 
——— ſich zu Hunderten freiwillig hinein, Alle Berfuche, durch friedliche ev 
kung den Zwieſpalt aufzuheben, fchlugen fehl. , 
Fragt man nach den eigentlichen Streitpunften, jo kann man bei ber im 
ren Maßlofigkeit Diefer Partei kaum übereinftimmende Angaben erwarten, Zi 
einer Erklärung der Raskolniken von 1687 werden als Trennungsgründe ange 
geben, daſs duch Nikon und feine Kirchenbücher die Schriften der 2 um 
der ſieben Öfumenifchen Synoden verfälfcht, daſs eine andere Art der 
Ilogumg — bie echte ſei die mit dem Beige: und Mittelfinger — vorgejchrieh 
n Gottes aus einer Stelle der Kirchengebete binmweggelaffen, bie md 
feit —— —— ſowie der Kelch und ber Diskus verändert, e 
rufung be ſtes eingefürt, bei dem Abendmal nicht fieben Br 
von ee. fondern nur fünf geweiht würben, dafs bei der Beerbi 
Rauchfaſs nicht der Leiche nach-⸗, fondern vorangetragen werde und ma 
Taufen nicht wie bisher von Mittag nad; Norden, von der Linken zur 
fondern von Norden nad Mittag zu um das Baptifteriu ptijterium herumgehe. 








Nastolniten 499 


anders lauten in Strahl Nachweiſung die Unterjheidungspuntte. Von einer Uns 
rufung des böfen Geiftes bei den Orthoboren ift nicht die Rede; dagegen wird 
hinzugefügt, daſs die Raskolniken ftatt des gewönlichen Kreuzes ein achtediges 
vorzogen, daſs fie dad Halleluja nur zweimal einfach ſagten zum drittenmal 
inzufügten: Lob fei dir Gott, dafs fie nur alte oder von ihren Glaubensbrüdern 
errürende Bilder in Gebraud hatten, nur die Heiligen der älteren gel: 
ließen, den Namen Jeſus abweichend Iſus ausfprachen, ſich alles Abſcheerens 
der Bart» und Haupthaare enthielten, befonderd aber jeden kirchlichen Umgang 
mit den Katholiken jtreng vermieden wifjen wollten. Im Belenntnis follte der 
Name des h. Geiſtes das Prädikat „wahr“ erhalten. Die meiften übrigen Stüce 
werden übereinftimmend genannt. In der Lebensweife gejellten jic noch andere 
Differenzen hinzu, wie die Euthaltung von Bier, Branntwein und Tabak, die 
Beibehaltung der altruffiichen Trachten. Man fieht, dergleichen angebliche Unter: 
——— ließen ſich leicht vermehren und vermindern, fie fonnten nur für 
einen äußerſt finnlichen und befchränkten Standpunkt des Religionsbewuſstſeins ent- 
fheidenden Wert haben. Sie erinnern und aber an verwandte Streitpunfte der 
Griehen und Lateiner im Mittelalter. Wie damals jehr geringe has er. 
ber Objerbanz einer tiefgewurzelten Eiferfucht zum Vorwand dienten, jo knüpfte 
fich jeßt innerhalb der griechifchen Kirche jelber an noch gleichgültigere Dinge 
eine gefarvolle Hirchenfpaltung. Pie Stabilität und rituelle Steifheit der ruſſi— 
hen Kirche rächte ſich an ihr felbit, indem fie durch fo unbebentende äußere Re— 
ormen einem unentwidelten religiöjen Volksgeiſte Veranlaſſung gab, ſich mit dem 
herrſchenden Kirchenregiment langwierig zu verfeinden. | 

Nach den ſtatskirchlichen Grundjägen Rußlands muſsten Schiömatifer, zumal 
wenn fie in bürgerliche Unruhen verwidelt wurden und öffentlichen Anftop ga— 
ben, jofort der kaiſerlichen Strafgewalt verfallen; dieje hat jedoch der größten 
Anstrengungen ungeachtet in unferem Falle ihr Ziel nicht erreiht. Die Raskol— 
niten find fait ein Jarhundert lang auf alle Weiſe gedrückt, vertrieben, verfolgt, 
endlich geduldet worden und haben fi, wenngleich in berminderter Anzal, ala 
eine getrennte, im fich vielteilige Sonderfirche bis auf die Gegenwart erhalten. 

der Große feßte die ftrengen Mafregeln feiner Vorgänger fort, one ben 

der Altgläubigen gegen die biſchöfliche Hierardie überwinden zu können. 

ne eigene Hinneigung zu der neueren abendländifchen Kultur fteigerte nur 

den —— n —— har - F den —— en er —* 
ogen, verbot er ſie weiter zu beunruhigen, ſo lange ihre re ni 

Anöbreiteten; ev ftellte fie den Übrigen gleich vor dem Geſetz, befahl jedoch, dafs 

alle Raskolniken einen roten Lappen am leide tragen follten und bewog durch 

bejhämende Abzeichen einen Teil derfelben zum Nüdtritt. Drud und Ber- 

wiberholten fich unter den folgenden Regierungen, und erft feit 1762 er: 

Iten fie das Recht einer ſtrafloſen Eriftenz im Innern des Neiches, wenngleid 

auch dieſe Religionsfreiheit durch die Vergünftigung, die fih an die Rückkehr zur 

u Be: noch jehr beſchränkt war. Über neuere Beitimmungen f. Allg. dte 

‚Nr. 157. 

Diejen Verlauf verfuhen wir noch mit einer furzen inneren Gefchichte 
der Raskolniken in Verbindung zu bringen. Eine Partei, welder es an jeder 
pofitiven Einheit fehlte, konnte dem Schidjal eines Berfallens in vielerlei —* 
und am Der sog entgehen. Bald nad der Entitehung der Sekte f 
die Schwierigleit der Erhaltung der älteren Priefterweihe zu einem bedeutenden 
Brud. Ein Teil hielt das priefterlihe Amt zur Ausübung der Saframente 
und der Neinigungögebete für notwendig, diefe nahmen nad; dem Ausſterben 
der ausgetretenen Priefter auch andere, nad den neuen Kirchenbüchern 

unter fih auf. Andere trennten fich ganz vom Priefteramt, und aus 

fferenz ergab fich eine Scheidung in Priefterlihe und Nichtprie— 

rlihe, in Boper und Ohne-Poper, in gemäßigte und völlige Indepen— 

‚ welche beide Hauptflafjen wider zalreiche Kleinere Parteiungen in fi 

auflommen ließen. Die Trennung felbft fällt in da8 Ende des 17, Jarhunderts. 

Die popifhen Raskolniken, welde der orthodoxen Kirche näher ftanden, 
32* 


—* in ſeltſame theologiſche Grübeleien einli atten ihre wichtigſten 
8 Ri = de Si —— re —* * ſiſchen EN 
—* polniſchem teils in dem Gebiet von Nowgorod 
tſchina), woſelbſt der et Pitirim unter Peter I. ernftlidye, aber erfoiglee 
rungs= und B — —— mit — anſtellte. Ein buntes Gemiſch von 
Unz en aller Art, von Mönchen und Nonnen, von Bauern und 
Soldaten vermehrte an beiben Drten die Zal der Gemeinden. Die Wietla 
nicht weniger als 30,000 altgläubige Bewoner und erwedte 
‚Treiben am der Landesgrenze. —— ſchon 1735 = 


—J aiferin Anna die Einwoner gewaltſam vertrieben worden, ſich aber 
ae: EEE De, 
ae über. — und Peter IIT, Derfändigten Amneitie. Katharina u. 


— und F Anzal ieg bis auf 100,000 —* —— 
=: en en —* = a... i * Pepe — 
inogen, eb der Zuſtan D 
n alten — wurde die Beichte abgenommen und das ————— 

Die Bauern verwarten konſelrirtes Brot, um es im Falle ber —— bei 

der Hand zu haben; und als das — Brot, das ven 

wurde, zu Ende ging, verfiel man gar darauf, den Reit desjel 

und mit neuem Zeige zu vermifchen, damit dieſes neue Brot weiber Socke 

Net ald geweihtes und altes ausgeteilt oder verfauft werden Zünne, 

Unfug wurde um 1771 von einer Anzal Raskolniken in Moskau —— 

um jeden zu ihnen übertretenden Prieſter durch eine — Salbung aufnehmen 

zu fünnen, neues Chryſam fabrizirten aus einer Miſchung von DI, Spezereien 

und Neliquienpulver; doch trennten fie fich deshalb von ihren ©I 

in der er * mn * der ra — 

werben noch mehrere andere aufgefürt unter den Namen: ernobolzi, CH 

fowtichina, Zewwlenotichina, Dofitheowtfchina. er: 
oc) vollftändiger zerfiel die zweite Hauptklafje, die der nihtp — 

Raskolniken mit dem kirchlichen Inſtitutionen. Unter ihren vielerlei Abte 

ift die wichtigfte die der Bomoränen oder Widertäufer, welche, | 

durch einige ati e des 1675 zerjtörten Solowez:Klofterd, in den € 

bon Nomwgorod und Pftow ſich feitjepten, dann aber nad) vielen Richtu 

Liefland, Polen, Preußen, den Donauländern und in Sibirien verbreiteten. 2 














weife begabte und fenntnisreiche Lehrer, wie Danilo Wikulin, ed 
meon Denifow, Peter Procopiem, Iwan Philippow u. a., traten unter ihnen auf 
um fo leichter ließen fie fich don einer zur ann — Meinun 
forttreiben. Ihr Prinzip war völlige — Alm en :ite 
und jeder don demfelben vollzogenen Taufe und Ehe, deu; Notwen 
Widertauſe. Die herrſchende Kirche iſt mit den Merkmalen des An 
haftet. Die Anhänger des Andreas Deniſow lehrten in apolalyptiſch 
zu erfolgte Erjcheinung des Antichrifts, fuchten fi von bürgerlichen % 
abzulöfen, verwarfen den Gebrauch des Geldes und gejtatteten nur 
idliche Zuſammenleben mit Andersgläubigen. Anlic; berbielten 
Ihendofier. welche 1771 in der Nähe von Moskau ein Klofter und 





Rastolniten 501 


are erbauten ; ihre höchſt jonderbaren Gebräuche erftredten ſich auf Speife und 
ne, Tracht und Santierung, auf den Gebrauch des Rauchfaſſes und den 
Berkehr mit Heiligenbildern und Bruftfreuzen. Die —— ſind bis heute 
noch nicht ausgeſtorben. — Ebenſo hat J— ne andere Abſonderung bis 
in die neueſten Zeiten erhalten. Infolge des Aufſtandes der Strelitzen wander— 
ten viele Raskolniten nad) Litthauen und Oftpreußen aus; von ihnen ftanımt der 
eigene Zweig der Philipponen, deren Bol in Oftpreußen fih im 3. 1795 auf 955 
Familien belief. Sie werden als unfchädliche Leute gefhildert, mäßig, wirtichaft: 
lich und kundig des Landbaues; doc) verwarfen fie den Eid und den Kriegsdienft, 
wärend fie dem Leiden und Tode um des Olaubens willen einen hohen Wert 
beilegten. Ihr Name weift auf den ihres vornehmften Anfürers Philipp Pufios- 
wiät. In der Lehre folgten fie einem altflavonifchen Katechismus one alle ges 
lehrte Erklärungen. Ihre Art der Kreuzesbezeichnung war von der unter den 
andern Raskolniken gebräuchlichen verſchieden. Leitung des Gottesdienftes, Taufe, 
Beichte und Abjolution und Krankenbefuch blieben ftatt des Priefterd dem Altes 
ften überlaffen; Kommunion, Firmelung, geiftlihe Trauung fanden nicht ftatt. 
Die Philipponen bildeten feine eigentlichen Gemeinden, verfammelten fi aber 
in Bethäufern zum Abfingen von Bialmen und zur Borlefung der Evangelien. 

Kleinere Setten unter dem Namen der Ehrijtowtichina, Paulinowtſchina, An- 
dreanomwtihina, Serapionowtihina, Sabatnili, Kapitonier, Mefjalianer, Anhänge 
eines Potemkin Procopius Lupkin laſſen fich in Menge anfüren. E3 waren ein- 
zelne nad ihren Anfürern benannte Haufen, fie unterfchieden fich durch ſchwär— 

Ertravaganzen, durch Selbjttaufen, Selbftorbiniven u. dgl, Die Schtichel- 
niti pflegten jo zu beten, daſs fie im eine Spalte ſchauten, wodurd wir an bie 
Myftit der Griechen im Mittelalter erinnert werben. Die Sitten diefer Son- 
berlinge wechjelten zwijchen Enthaltung und greulicher Wolluft, und es ift nicht 
fchwer, jelbjt mit dem alten Gnoftizimus Parallelen zu ziehen. 

Beit namhafter als die eben angegebenen find die Duhoborzi, Seelen= 
ftreiter, welche häufig und mit Recht als felbftändige Partei, nicht als Zweig 
der Raskolniken bezeichnet werden. Allerdings haben fie mit den letzteren einige 
Berwandtichaft in der gemeinfchaftlichen Verwerfung des Priefteramtes und bes 
Eides und in der Enthaltung vom Blutvergießen. Cigentümlich ift ihnen hin- 
gegen, daſs fie von der orthodoren Lehre zu einem gnoftifchen Spiritualismus, 
der die Trinität auflöft und nur geiftige Potenzen der Kirche anerkennt, ſich ab— 
wandten. Die Gottheit, lehrten fie, ijt ein einiges und unerforjchliches Wefen, 
das ſich in dreien Formen offenbart hat. Nicht Verfonen find in ihr zu unters 
ſcheiden, ſondern Wirkungsweiſen und Formen der Offenbarung, der Vater als 
das Licht, der Son als das Leben, der heilige Geift als die . Alle drei 

ben ihr Gegenbild in der menſchlichen Seele, der Erfte im Gedächtnis, ber 
weite in der Vernunft, der Dritte im Willen. Die Menjchenjeele iſt Gott eben— 
bürtig, aber ſchon vor der Schöpfung abgewichen; ein erfter Fall verſetzte fie 
herab in den irdischen Leib, ein zweiter ded Adam unterwarf fie der finnlichen 
Berfürung, und diefelbe Entartung hat fich durch alle menfchlichen Geſchlechter 
fortgepflanzt. Darum foll die Erlöfung aus den Banden der Sünde zum Urbild 
wrüdfüren. Aber die Menſchwerdung Ehrifti, des Sones Gottes, ih fein eins 
maliges Ereignis, jondern welches feinem ganzen geiftigen Inhalt nad) in den 
Gläubigen fich fortfegen fol. Dieje küne Spekulation und ee umfafdt in 
freier Verknüpfung mancherlei Anflänge, die teilweife auf ſehr alte Antecedentien 
zurückweiſen, — und fie erfcheint auf diefem Boden um fo merkwürdiger, je we— 
wiger fie von einer philofophifchen Bildung oder Tradition umgeben ift. Die 
Duchoborzen bilden oljo weit mehr einen Gegenfaß al& einen Anhang zu ben 
übrigen Raskolniken; fie find gerade in der Lehre Neuerer und verbinden mit 
ihrer Spekulation ftrenge Sitten, Hochſchätzung der h. Schrift und einen äußerſt 
a und geftaltlofen Kultus, da fie felbft die Saframente, Taufe, Abendmal 

und Ehe verwarfen. Doc wird ihre Lehre —— beurteilt, eine Verwandt⸗ 
ſchaft mit dem Spiritualismus der Quäker hat Verlaffung gegeben, fie auch in 
eine Hiftorifche Verbindung mit diefen zu bringen, von kirchlichen Beurteilern 


werben fie geradezu Antichriften genannt. Das ar ihres erften Auftretens 
nicht feit; doch habem fie fich gewiſs erſt nach der Mitte des vorigen —— 
ezeigt, vielleicht ſchon unter der Regierung der Kaiſerin Anna, wie Strahl be 
——— vielleicht erſt ſpüter ums Jar 1785. Ihre früheſte Heimat war die 
Gegend von Ekaterinoslaw, von welcher aus ſie ſich in kleinen Gruppen —* 
andern Provinzen Tambow, Saratow, Archangel verbreiteten. Als Katharina U, 
und Paul I. (um 1799) fie zur Unterfuchung ziehen und wie Verbrecher beftra- 
fen ließen, ſehten fie * ärte einen unbeugſamen Widerſtand — Da⸗ 
gegen machte ſie der milde Alexander J. zu guten und friedlichen Bürgern, da 
er jeden Gewiſſenszwang unterſagte und ſehr — Verordnungen, nach 
welchen ſie beaufſichtigt werden ſollten, erließ. Ein Teil der Duchoborzen erhielt 
die Erlaubnis, ſich in den Steppen der Krim jenſeits des Dniepr als Kolonie 
anzufiedeln; F und an einigen Orten des öſtlichen Rußlands haben ſie unge— 
ie ‚gelebt, fich durch Bodenkultur verdient gemacht und ihr Dafein in einigen 

eften bis auf die Gegenwart gefriftet. Lenz ftellt die entjchiedene Meinung auf, 
dafs zwifchen den Duchoborzen und den übrigen ruffishen Schismatifern ge 
feine Gemeinſchaft ftattfindet, auch nicht mit der Heinen Sekte der Molofanen, 
deren ſchon Harthaufen gedenkt, und die, frommer und pofitiver ald die Ducho— 
borzen gefinnt, mit dem deutſchen Pietismus viele Anlichkeit haben follen und 
al3 eine eigentümlidhe Abzweigung bed Luthertums —— werden, 

Bei der großen Zal und weiten Verbreitung der Rastolniten mufste der 
ruffifchen Kirche an der Ausfönung mit ihnen viel gelegen fein. Der Zweck der 
derlegung und Ermanung rief eine reichliche Litteratur hervor, an we 
ſich die geachtetiten Kircheulehrer beteiligten und die zugleich Hiftoriichen Wer 

— Aus der Zal der Schriften werden von Strahl die von Stephan Ja 

tirim, Theophanes Prokopowitſch, Theophylakt Lopatinsky, Metropolit 
try, Nicodem, Sergius, Simon Dionyſowitſch und von dem befannten Metropo— 
liten Platon (Ermahnung an die Altgläubigen, Peter3b. 1765 u. o.) her 

Nach den neueſten Angaben zerfallen alle diefe Unfirchlichen in drei 

die erſte der Popowtſchini, d. h. der priefterlichen Raskolniken mit Unterabteis 
ungen ald Jedinowerzi, Starapopowtichini, Spaſſowtſchini, — die zweite ber 
unpriefterlihen und vom Nifonismus völlig losgefagten Bespopowtſchini eben- 
falld in drei Gruppen. Eine dritte Klaſſe umfajjen die Jereſie, es find die eigent- 
lichen Häretifer älteren und —5—— Datums, zu welchen außer den ſchon = 
nannten Duchoborzen und Molofanen noch die Strigolnifen und die n 
wilderen NRotten der Skopzen (Laftraten), der Skaluni (Springer), der 
Chriſti und Bagabonden gerechnet werden. Den Hauptftamm bi F 
Raskolniken erſter und zweiter Ordnung, ihre Geſamtzal wird auf etwa 11 Mil: 
lionen angegeben, von welchen aber die große Mehrheit der gemäßigten Richtung 


Zeit und Milderung der Sitten haben viel getan, die Raskolniken teils m 
merifch zu verringern, teils ihren Gegenjah zur Landeskirche weniger | 
treten zu laſſen. Allein ungeachtet aller Anerbietungen und Vorſchläge, 
unter der Regierung Aleranders I. gemacht wurden, bejtehen jie nod) ge irtig 
in der doppelten Richtung der Priefterlichen und Unpriefterlichen, und ihre Ger 
meinden finden ſich —— in den größeren Städten Kiew, No Mos- 
tau, Petersburg, auf dem flachen Lande von Kleinrußland, in den fenlänbern, 
am Ural und in Sibirien. Der ganzen Separatlircdhe legt Hazthanjen und ge 
wiſs mit Recht eine nationale und Firchenpolitifche Bedeutung bei. Sie 
tirt immer noch dad antife Nufland; darum proteftirt fie gegen den er 
Nikon, welcher den Kirchengebrauch verändert, und hajat Peter den Großen, mel- 
her Bildung und Sitte mit fvembartigen Elementen des Abendlandes ve 
habe. Die Auftorität des Alten, die jo oft auf Seiten der Kirche flieht, fo 
dee für die Sefte fprechen, jene aber durch das Recht der Entwicklung unters 

t werben. Durch diefe Vertretung eines altnationalen Herfonmens wirlen 
die Starowerzen felbft auf die öffentliche Meinung, da bei leicht die 
Frage entjteht, was die Altgläubigen dazu fagen werden. Die Mitglieder der 


L 


Nastolnifen Ratherius 503 


oltgläubigen Gemeinden gehören dem Bauern, dem Bürger: und Kaufmanns— 
ftande an, denn die Arijtofratie hat fich gänzlich fern gehalten. Daſs es an ver> 
ftändigen und wolunterrichteten Leuten, an achtbaren Familien unter ihnen nicht 
fehlt, erkennt ſelbſt Strahl an, der fonft jehr ungünftig über fie urteilt. Aber 
e beharren in der jtrengiten Abfonderung ihrer Sitten und flößen fon ihren 
Kindern Geringihäßung gegen ſolche Undriften ein, die fi den Bart ſ ; 
Tabal rauchen, das Kreuzeszeichen verfälfhen. Auch find fie ftreitluftig und ver- 
Pop durch Buchftäbelei alles Biblische zu ihrem Vorteil zu deuten. t Öot- 
ienſt teilt natürlich den allgemeinen Grundcharafter mit dem der 
Kirche, unterjcheidet jich aber durch mancherlei Abzeichen, welche das ſtren e Priie 
db der, Bewarung urjprüngliher Formen begengen follen. In den Kirchen ber 
tarowerzen fehlt dad Sanftuarium, der r und die nach dem Hauptraum 
fürenden Seitentüren. Die Gefchlechter find volljtändig getrennt, auch bie Ka— 
techumenen haben eigene Plätze, und die bejarten Aungfrauen geniehen befondere 
Auszeichnung. Gebet, Vorleſung und Liturgifche Handlung modifiziren fich je 
nach dem priefterlichen oder nichtpriefterlihen Standpunkt, und ber Chorgefang 
folgt- älteren Melodieen und einem einfachen nationalen Kunftgefchmad. | 
‚Unter den Hilfsmitteln fteht obenan: Strahl, Geſchichte der Irrlehren und 
bed Seftenwejend in ber griech.-ruffifhen Kirche, im deſſen Beiträgen zur ruffis 
ſchen Kirchengeſchichte J. ©. 250 ff.; Schlözers Abhandlungen über die h ilippo= 
nen, in der Berliner Monatsichrift, 1799 und 1802, und im Dannöb. azin 
1803, Stäudlind Magazin I, ©. 65, vgl. Gött. gel. Anzeigen 1802, ©. 107 u. 
1049. — Außerdem if nachzufehen: Nie, Bergii exercit. de statu ecelesiae et 
religionis Moscovit. ed. III, Lips 1722; Demetrius Sarig, Unterſuch bon 
dem jchismatifchen Glauben, in Martinis Nachrichten aus Aufland, ©. 80 fi.; 
Storh, Rußland unter Alexander J. Bd. VIIL, ©. 134; Schrödh, Kirchengeſch. 
jeit der Reformation, IX, ©. 239 ff.; Sende, Geſch. d. chriftt. Kirche, IV, ©. 203 ff. ; 
Lenz, de Duchoborzis, Dorp, 1829, p. 1; Ien. Lit... Nr. 166; Evang. 9.2. 
1828, Nr. 52, 1835, Nr. 10 ff; Rheinwalds Rep. XXI, ©. 270; Haxthausen, 
Etudes sur la situation interieure — de la Russie I, p.298 sggq.; Th. von Lengen- 
t, Rußland im 19. Jarh., S. 51 ff.; D. Madenzie Wallace, Rußland, über- 
pt von Ernſt Möttger, 3. Aufl, Zeipz. 1880, Kap. 19 und 20, D a 
großes Converſationslexikon umd meine Symbolik der gr. K. ©. 4304 . 


« Diefer Mann, dem man zu viel Ehre erweift, wenn man in 
zu ben hervorragenden Zeugen für die evangelifche Warheit im Mittelalter > 
wurde im J. 890 oder in einem der nächſten are im oder bei der Stadt 
tich geboren und gehörte einem edlen Gefchlechte an. Als Kind wurde er auf 
den Altare der Kirche des Kloſters Lobach (Laubacum, Laubin, Laubiae, Lobia, 
frangöj. Laubes, Lobbes, Lobe) an-der Sambre im Hennegau als Opfer dar- 
bracht und ſomit tem lofterfonvente einverleibt. Als er erwachlen war, bes 
tätigte er dieje Einverleibung durch die Niederlegung eines jchriftlichen Gelübdes 
auf demfelben Altare. In Lobad gab es Gelegenheit, ſich anzueignen, was nod) 
von rege aus der farolingifchen Zeit übrig „gebl eben war. Rather be- 
nußte diefelbe und erwarb ſich zeitig einen guten Namen al& Gelehrter. Da 
fegte ſich in Lobach, deſſen Abt ſeit 855 der jedesmalige Biſchof von Lüttich war, 
Hilduin, ein unglüdlicher Prätendent de3 Lütticher Bistums, feft und nahm, als 
er endlich 926 weichen mujdte, den mit ihm befreundeten Ratherius mit fi nad 
Stalien. Gier fuchten beide ihr Glück zu machen vermittelit de3 Königs Hugo, 
der, um feine burgundiiche Herrfchaft zu ftüben, Stammgenoffen und Landöleute 
mit den. höchſten weltlichen und heiftliden Würden feines Reiches bekleidete. Hil- 
buin, Hugos Better, erhielt exit dad Bistum Verona und dann 931 das Erz 
bistum Mailand, Dem Ratherius war fhon die Nachfolge in Verona verjpro- 
hen gewejen, und nun holte er fich aus Nom noch eine päpitliche Empfehlung 
dazu, König Hugo war aber anderer Meinung geworden unb gab nur, weil 
Ratherius erkrankte und dem Tode nahe zu fein jchien, feine Einwilligung. So 
wurde Ratherius, der bald genas, im Auguſt des Jares 931 Bifchor bon Bes 





ur: —— Tre übe des Bi — der gu: I 
Strafe folgen —* Arnold der Böſe von und Kärnthen fiel im Italien 
n Verona vom Grafen und vom Bifchof —— Der 


geihung u | 
retten, lagen und hat de allen 
büßen süßen müfen —— via * ie N —— N 
— —— eine Schrift in 6 Büchern, die er praelo jnia nannte und. 
—— die Chriſtenpflichten eines jeden Standes wie fein eigenes Geſchick 
richt. Tief verließ er nah 2%/, Zaren fein Gefängnis, um 
cheinlich infolge der Bitten feines jen verftorbenen me 





Auffiht des Biſchofs von en übergeben zu werben, 
wicht gut, und al3 er vernahm, dafs Biichöfe Südfrankreichs er u. 
effirten, entwich er am Anfang —* Jares 939 über die Alpen. —*— 
nicht die gehoffte Aufnahme; es half ihm nichts, daſs er ſeine 
berühmte und einflufsreiche Männer Frankreichd und ——— 
fam in eine ſehr elende Lage, aus welcher ihm ein reicher Mann 
ſtagnus in der Provence befreite, I er Ah um At —* — 

ihm eg eine kirchliche Pfründe verjchaffte. Aber bald 
zurüd in fein Kloſter und machte Fr nachdem er ſich *— eine ha 
gearbeitete und den Mönchen von Lobach gewibmete Heilig 
Ursmari) angemeldet hatte, auf den Wen nad) Norden. In Laon bot man 
bergebens bie —* eines Abtes oder Priord des Kloſters St. Amand am ni 

er gelangte etwa im J. 944 wirklich im feiner Heimat und in feinem 
Hofter an. Da ift e er num freilich nur kurze Zeit geblieben, Die af 
wandlung ging bald vorüber und machte der Sehnfucht a feiner 
Würde, Stellung und Macht Plat. Ratherius erfur, dafs Rönig © —— 
ſeinem Sone Lothar von Berengar feiner Herrſchaft faſt 
chem —* hart ——— eundſchaft erwies un ud im Gutes ——— 
faren laſſen möchte. Sogleich reifte er nach Italien ab. Nähe von Ber 
rona nahm ihn aber Berengar gefangen, auf Anftiften des seechfofgers Sa 
Doch gerade um biefen, der unterbefjen verdächtig geworden war, wider w er⸗ 
treiben, wurde Ratherius ſehr bald wider freigelaſſen und in Verona im 

—— als Biſchof aufgenommen. Diesmal blieb er nicht volle 2° 
Im &e Er ſah fih von en Klerus verfchmäht und veradhtet und 

—— der Stadt dem Gelächter preisgegeben und ſehnte ſich nach den 
lufte der faum erjt erjehnten Ehre, als ihm 9 948 König Lothar bedew 
er jolle Berona — 5* und ſein Bistum wider am feinen früheren Na 
überlafjen. Alsbald brach er auf und floh in großer Sorge um fein Leben übe 
bie Alpen und irrte jenfeit derſelben unftät hin und her. Er richtete — 
auf ben Hof des deutſchen Königs und bemühte ſich, beſonders an 
Brunos, eines Brudes Dttos des Großen, einen Platz zu finden. m weil fic 
gerade die deutſche Macht rüftete, im Oberitalien einzubredhen, ließ ih Ratheri 
ve wiber von dem Begehren einnehmen, feinen Bif en, veftei: 












immer in fein —— zurückziehen. Darin hat er ſich — 
machen laſſen durch die Erfarung, daſs man meinte, er hätte fein 


| Pr 


Natherius 505 


mit Recht verloren gehabt umd deshalb hätte ſich jeht der König feiner nicht ans 
er So fehr In auch ſolche Erfarung verlegen mufste, —— — er 
t feine gewiſs nuplofen Proteflationen, die er an den Papſt, an alle 
Gläubigen und an feine Mitbifchöfe gerichtet Hatte, und trat widerum in Lobach 
als Mönd; ein. Aber feine Fromme an und Grabesftimmung hielten ihn 
hier nicht zurüd, als 952 König Dtto ihn an feinen Hof oder vielmehr unter 
die Zal der Gelehrten rief, welche um feinen Bruder Bruno verfammelt waren. 
Schnell follte er zu noch höheren Ehren emporfteigen. Schon 953 wurde es durch 
die Außerft gefärliche Empörung der Herzöge Lintulf und Konrad wünfhenswert, 
befonders Lothringen durch treue Biſchöſe dem Könige zu ſichern. Bruno wurde 
um Erzbifchofe von Köln erhoben, Natherius auf den Biſchoſſtul feiner Vater— 
Kabt Lüttich Ei Leider war er den Stürmen, welde damals Lothringen 
‚ durchaus nicht gewachfen und brachte fich überdies bei Freunden und 
Feinden in Mifsahtung und Verhönung. Selbſt Bruno fcheint den Forderungen 
des Tothringifchen Adels nachgegeben und in die verlangte Abfegung Rathers end— 
eingemilligt zu haben. Diftern 955 erhielt ein Anderer das Bistum Lüttich 
und Rather mochte jehn, wo er bliebe, Sein Arger über die traurige Wendung 
feines Geſchicks und über die Erfolglofigkeit feiner leidenſchaftlichen Proteftatios 
nen (von welchen E. Dümmler ein — aus einer Berliner — ver⸗ 
öffentlicht hat im Neuen Archiv IV, S. 177—180) war groß. Der Erzbifchof 
Wilhelm von Mainz ſuchte ihn zu beruhigen und brachte ihn endlich dahin, daſs 
er fleine Entfchädigung annahm. Er wurde Abt von Mlna, damals einem 
fleinen, von Lobach abhängigen Klofter in der Nähe des leßteren, und meinte, 
fich durch diefen Schritt der Demut und Selbftüberwindung würdig zu einem 
jeligen Tode vorbereitet zu haben. Hier in Alna befchäftigte ex ſich mit dem 
Buche des Pafchafius Radbertus: de corpore et sanguine Domini, und brachte 
die Lehre von der Wandelung der Elemente in den waren Leib und das ware 
Blut Ehrifti, welche durchaus nicht der theologifchen Überzeugung jener Beit ent: 
fprach, wider hervor. Sie wurde gleich damals von neuem Streitgegenftand und 
blieb e3 in den nächiten Sarzehnten. Hieher gehören Rathers Epistola ad Pa- 
tricam umd feine Beichte, die auch fonft von großem Hiftorifchen und pſhychologi— 
ſchen Intereſſe iſt. Damals ftarb der, welcher anjtatt Rathers in Lüttich Bifchof 
jeworden war, und ſowol diejes Bistum als die Abtei Lobach follten endlich den 
lichen und politiichen Anforderungen Brunos von Köln gemäß befegt wer— 
den. Aber weder in Lüttich, noch in Lobach, was man mwider don Lüttich trennte, 
und mit einem eigenen Abte verfah, fand Natherius Plat. Er wurde deshalb 
verleumbdet und begehrte num eine Ehrenrettung, die ihm dadurch zu teil wurde, 
dafs er auf dem Zuge Ottos nah Stalien, der feine Kaiferfrönumg zum Biele 
hatte, in Verona 961 zum drittenmal als Bischof eingefeht wurde, In den näch— 
ften Jahren Hatte er fast nur diefelbe Geringihäßung zu erfaren, die man ihm 
schon hatte empfinden laffen, und nur die Anmefenheit des Kaiſers in 
Italien erhielt ihn in jeiner Stellung. Er flagte de contemtu canonum , pre 
Digte und jtellte in großer Demut und Zerknirſchung fich felbft in feiner Unwür— 
feit dar. Kaum war der Kaiſer nach Deutſchland zurückgekehrt, als für Ra— 
therius die Beit des heikeften Nampfes begann. Gefangen und wider losgelafien, 
lite er ftrenges Gericht halten und empörte den Klerus Hejtig wider ſich. Mit 
Mühe erhielt jich der Faiferliche Graf, gegen welchen fid) die Empörung der Ve— 
ronefen gewandt hatte, im Befige der Stadt. Der Biſchof wurde nun beim Kai— 
fer verklagt und in Verona verhönt und verfolgt. Allgemein war das Begehren 
mac) dem, der ihm im 8. 961 hatte weichen müfjen. Ratherius verlor den Mut 
nicht, verteidigte fich in verfchtedenen Schriften (Qualitatis eonjectura, Synodica, 
Itinerarium, Discordia und andere) und ging auf der Ban, die Kirchengefehe 
wider im aller Strenge u Geltung zu bringen, vorwärts. Er forderte von ſei— 
nen Geiftlihen die Entlafjung ihrer Weiber und beeinträchtigte die Kanoniker, 
um mit dem ihnen genommenen Gütern niedere Geiftliche auszujtatten, für weiche 
er ein bejonderes Statut (Judieatum) aufſetzte. Bu dem Allen gab ihm der 
Kaiſer im J. 967 eine urkundliche Verfiherung feines befonderen Schuges. Aber 


Rathmann Nationalismus und Supranaturalismus 607 


Rathmann wurde durch den Nat zu Danzig don der St. Marienlirche an bie 
St. Ratharinenkirche daſelbſt verfegt, und zwar in der Hoffnung, es werde ber 
Streit geftillt werden, wenn beide Gegner nicht mehr Prediger an einer Kirche 
wären. Auch die theologijche Fakultät der Univerfität Roſtock gab noch, auf wi» 
derholte Bitten der Freunde Rathmanns, im 3. 1626 ihre An ab, und zwar 
zu Gunften. Dagegen fiel das Gutachten, welches der Kurfürft Io: 
hann Georg I. von Sachſen ſich im Jare 1628 von den angeie enften Theolo 

—— Leipzig, Wittenberg und Jena geben ließ, gegen ann aus. Erf 

hmanns Tod in dem eben genannten Jare endete den Streit. 

Es darf angenommen werden, daſs Rathmann der Kraft und Wirkſamleit 
des Wortes Gottes nicht zu nahe treten, vielmehr beide nur erklären und in ein 
helleres Licht fegen wollte. Indes waren feine Worte jo dunfel und zmweibeutig, 
dafs der Kampf, den fie hervorriefen, leicht erflärlich wird. Er fagte: „es müſſe 
für dem fegensreichen Gebrauch des göttlihen Wortes der heil. Geiſt mit feiner 
Gnadenwirkung vorhergehen“. Aber er fprach nicht deutlich aus, ob ſolches bei 
dem Menfchen nur durch die Erleuchtung gefchehen folle, oder ob dem göttlichen 
Worte eine geiftliche Kraft mitgeteilt würde, welche nicht in demſelben läge, noch 
beftändig damit verfnüpft wäre, oder ob folche Gnadenwirkung fich jomol auf den 
Menihen ald auch auf dad Wort Gottes erjtrede. Die Gleichniffe, die er ge: 

‚ ließen jeine Meinung beftimmter erkennen. Er fagte: „Soll der Blinde 
die Farbe fehen, jo müffen jeine Augen und die Luft, ja auch die Farben er- 
feuchtet werben; ſoll die Art hauen, jo muſs der Holzhauer fie erheben; joll die 
Türe aufgetan werden, jo muſs der Türhüter den Riegel wegtun: jollen alfo die 
verblendeten Menfchen jehen, was Gott durch die Schrift bezeugt, jo muſs bie 
Erleuchtung vorhergehen*. Ein anderes Mal fagte er: „Die Axt Hanet nicht, 
wenn nicht der Holzhauer ihr Kraft und Nachdrud gibt: die Schrift befehret 
nicht, wenn nicht der heilige Geift das Gnadenliht und feine Kraft zur Schrift 

“, Hiernach dürfen wir urteilen, daſs Rathmann dem göttlichen Worte 
feine inmerlihe Kraft, den Menſchen zu befehren und zu erleuchten, abgeiprochen 
und für den fegerisreichen Gebrauch desfelben die Wirkung des hl. Geiftes, welche 
borhergehen und jich jowol auf den Menfchen, als auch auf das * Wort 
erſtrecken müſſe, gefordert habe, und daſs er alſo von der gewönlichen Lehrart 
der evangelifch-[utherifchen Kirche abgewichen fei. 

Die gegenfeitigen Streitfehriften find genau aufgefürt in Moleri Cimbria 
literata, T. III, p. 563 sq., wofelbft auch die anderen, den Streit nicht berüren- 
den Schriften Ratymann angegeben find. — Bergl. im übrigen über Rathmann 
und den Nathmannichen Streit: M. Blanck, Or. fun. in H. Rathmann, Dant. 
1697; Hartknoch, Preuß. Kirch.Hiſt. Bd. IH, ©. 812 ff; Wald, Einfeit. in Die 
Nefigionsftreitigkeiten der evangel.-futher. Kirche, Bd. I, ©. 524 ff.; Bb. IV, 
©. 577 fj.; Arnold, Kirchen und Keberhiftorie, hl. III, Kap. XI, &, 115 ff.: 

chriſtl. 8.-®. feit der Neformation, Thl, IV, ©. 666 5.; Engelhardt, 
der Rothmann'ſche Streit, in Niedner's Beitfchrift 1854, ©. 43—131; Frank, 
Geſch. der prot. Theologie, I, ©. 365 ff. ®, Heller 


Rationalismus und Supranaturalismus. I. Name und allgemeine 
Eharafteriftif. Die ausdrüdliche Gegenüberjtellung zweier entgegengejebter 
theologifchphilofophifcher Weltanjhauungen unter dem Namen „Rationalismus* 
und „Supranaturaligmus“ wird erjt mit dem Ausgang des vorigen und Anfang 
des jeßigen Jarhunderts gewönlich, Nach Wegfcheider (institutiones theol, dogm, 
1815, $ 11 und 12) it Supranaturalidmus persuasio de veritate revelationis 

aturalis et immediatae, ejus potissimum, eujus notitia, seclusa sanae ra- 
tionis autoritate, e solis bibliis sacris repetitur, der Nationalismus aber summa 
rectae rationi antoritate vindicata ex hujus principiis revelationem opinatam 
supernaturalem dijudieat et constituit. Bom Naturalismus unterfcheidet fich 
nah W. der Nationalismus dadurch, dafs erfterer omnem revelationem qualem- 
—*—* plane rejieit. Aber nicht bloß dieſer Naturalismus, ſondern auch der 
Nationalismus und der Supranaturalismus ſind nah Wäſich ausſchließende Ges 


| 


508 Nationalismus und Supranaturalismug 


licet vario modo theologi copulanda — ————————— nm 
re sunt | ut, dummodo "ib; constent, coneiliari — 
nequeant, — Röhr, Briefe über den Nationalismus, —3 ren 
cher dem des anaturalismus, Reinhard, zuſtimmt, wenn dieſer in 
ſeinen — (2. Aufl. bu ©. 9 ff. ein Entweber-Ober ftatwirt. 
Nei —— Erklärung der beiden Richtungen, eine der treffendſten, die es 
damals gab, iſt folgende: „Bein Nationafiften entjcheidet die ‚allein; 
was bieje ie und Siligen Kann, kann auch nicht Teil —— 
werden. Da ‚in feiner Erkenntnis alles ——— homogen. 
ihm: nicht —— als jedes andere menſchliche Buch, er läſst 
ten, wo fie übereinſtimmend mit feinen Meinungen iſt, und zwar 
ntfheidungsgrund für diefe Meinungen, De diefe find ihm ihrer 
—e— wegen aa hy ‚bloß als eine — 














N ift, Mia eugt hat, 


errürenden Unterricht, eidet bon nun an in Sachen der 






—— 


I, 

auf = Art geſchieht, die Gottes —— würdig und —8* He 

des Menfchen angemefjen iſt“. — Wir fügen noch, ‚ einftweilen auf alle 

neueren ——— bei. Bretfchneider, —3 —— uf. m 3.4 fl, 

Glaubens an ihre Wirtlichteit fo: Supranaturalismus die Denfart, m tan 
—— 


nern Eee enannt als jolche, qui Kae orthodoxis 'entur r 
nimium tribuere; F 24: apparet, rationalismum semper habitum esse rei ch 
stianae infestum, quippe quo genuinus Christianismus evertatur, — ® 

ren Theologen jei angefürt Rahnis, Luth. Dogm., 2. Aufl., I, ©.28 
Pag mer macht die gebildete Vernunft des Beitalters zur Norm 
fen Warheit, und das religiöfe Materialprinzip diefer —— ie 
welche den Glauben an Gott umd Unfterblichleit fordert und f 
noturalismus hält an der Offenbarung feft, will aber, was der U 





ren wollte, mit dem Verſtand erhalten. — Nach Lipfius, rbuch der Dogm., 
2. U, ©. 86, fürt die äußere Gegenüberftelung von —— und Rel 

als zweier für ſich beſtehender Tatſachen zur einſeitigen Betonung des einen Mo— 
ments auf Koſten des anderen, entweder zum Supranaturalismus, der die ob— 
jeftive Realität der göttlichen Offenbarung feſthält, aber fie ome natürliche Ver— 
mittelung von außen her als übernatürlihe Lehre und wunderbare Tatſache an 
ben Menfchen herankommen läjst und fo die Realität der menjchlichen Seite im 
religiöjen Verhältnis bedroht; oder zum Nationalismus, der die Religion als 
warhaft menſchlichen Vorgang feithält, aber Die Realität der göttlichen bes 
droht, indem er die religiöjen Borftellungen als lediglich jubjeltiv = menſch— 
liches Produkt, die wunderbaren Thatfachen als Lediglich natürliche Vorgänge 


Es geht aus ben angefürten Eitaten hewor, dafs die Namen Rationalisınus 
und Supranaturaliömus wejentlic dem Bejtreben je ded Gegners, den ner 
zu harakterificen und der Kritik zu überliefern, ihre Entftehung und Handhabung 
als Parteibezeicnung verdanken. Zuerſt von beiden taucht der Name Rationa= 
lismus auf, und zwar nah Hahn a.a.D. ©. 49 bei Amos Gomenius, der in 
feiner theologia naturalis 1661 Theologen aus der fjoeinianifchen Schule und 
liche, namentlich Naturaliften und Deiften, jo betitelt. Doc, ſcheint Comenius 
nicht der eigentliche Erfinder de8 Namens rationalistae zu fein; wenigftens wird 
derfelbe in der Form rationistae ſchon zu Anfang des 17. Jarhunderts den ari— 
ftotelifchen Humaniften der Helmftädter Schule von ihren en beigelegt (Hente, 
Ealirt T, 248, j. Tholuf, 1. Aufl. d. Art). Interefjant ift, daſs als Gegenfaß 
zum Nationalismus bei mehreren Theologen einfady Proteftantismus erjcheint, 
ver jomit an und für fih als fupramaturaliftiihe, hauptfählih die Bibel ala 
Offenbarung glaubende Anſchauung dafteht; jo bei Gabler, Journal 1801; Tzſchir— 
ner u. a. (vgl. Hahn a.a. ©. ©. 21). Wann aber zuerjt der Name Supranatus 
ralismus für die offenbarungsgläubige Theologie gebraucht wurde, ift kaum nach: 
zumweifen. Nach Hahn a. a. O. ©. 23 ift es ebenfalld Gabler, der, wärend früher 
nut bon supranaturalismus moralis für die das Gefeß von Gott ableitende An- 
a im Gegenfaß zur autonomen fittlihen Lehre des naturalismus moralis 

Mede geweſen jei, mit Supranaturalismus diefelbe Gefamtrichtung bezeichnete, 
die er dem eben gejagten unter Proteftantismus verftand. Schon der lang 
bes Namens aber läfst erwarten, daſs der eigentliche Gegenfaß zum Supra— 
naturalismus als Naturalismus, nicht ald Nationalismus, bezeichnet fein 
follte, In der Tat befämpfen die früheren Vertreter bed „Proteftantismus“ 
unter dem Namen Naturalismus das, was wir unter Rationalismus berftchen. 
&o kennzeichnet Wolf, theol. nat. II, $ 530, den Naturalismus, den er ſowol 
dom Deismus als Materialismus unterjcheidet, mit den Worten: naturalista di- 
eitur, qui religionem naturalem solam agnoseit necessariam, revelatam autem 
vel rejieit tanquam falsam, vel saltem non necessariaın agnoseit; nad $ 568 
naturalista irreligionarius non est, aber wenn er die geoffenbarte Neligion ver— 
wirft, ift er antiscripturarius. Wie aber jpäter die NRationaliften von den Na— 
—— Dr unterſchieden wiſſen wollten, zeigen die zu Anfang citirten Worte 

Bur prinzipiellen Unterfuchung des Verhältnifjies von Nationalismus und 
Supranaturalismus können wir am bejten den Übergang machen mit den beiden, 
von den früheren Darftellern der Sache oft verhandelten Fragen, einmal, ob der 
Nationalismus etwas neues oder altes fei, jodann ob er bloß als Abfall 
vom echten Chriſtentum anzufehen jei. Die erftere Frage beantwortet Bret- 
ſchneider (vgl. Hahn 1, e. ©. 1) dahin, daſs derfelbe etwas neues, der modernen 
Beit angehöriges jei. Am grümbdlichiten unterfuht die Frage Gaß, Geſchichte der 
prot. Dogm., IV, ©, 1 ff, und fommt ©. 16 zu dem Sap: „Das vom Ratio 
nalismus vertretene Prinzip ift fo alt, wie alle wifjenfchaftliche Theologie; 
durch die Reformation fodann hat dasfelbe in dem Recht der Selbſtüberzeugung 
und ber Prüfung aller traditionellen Annahmen einen beftimmteren Anknüpfungs— 
punkt gefunden. Aber von den Refultaten und Behauptungen, die aus 


50 Nationalismus und Supranaturalismus 
dieſem Brinzipe — 8 t den, da bis TR 
1750) nur in —— Pu — und außerhalb > * ——— Hin 


ten halten können; jeßt aber —— e im —* der Kircheng 
erkennung und Verbreitung, die kritiſche Theologie des 18. —* Bes Hi 
Bufammenhang und Begründung, verband mit ihnen eine f 
bes gejamten Schrift und Serhichtftoffes" ‚one Rückſicht auf —— 
Symbolnorm und bearbeitete demgemäß alle theologiſchen iplinen. Das war 
in folder Konſequenz und Vollſtändigkeit niemals früher g 2 (gli) 
der Rationaligmus ungeachtet der ihm vorangegangenen Aut | 
tungen dennoch etwaß neues, das auf fein früheres Beitalter v wer⸗ 
den Kann“. Üntich, jedoch mit Veiziefung noch, eines anderen 
urteilt Tholuf, — des Rat. I, S. 13 „Nicht eine Epiſode iſt der Rationg— 
fismus in der Geſchichte der protejtantifchen Kirche, auch nicht eine äußerliche 
Hautkrankheit, fondern eben ein Stüd Geſchichte, daher nur Entw 
—— eine krankhafte, in anderer Beziehung eine normale und maturs 
emäße*, und den Entitehungsgrund diejer Entwidlungsphafe findet Tholuk * 
dafs „das gläubige Subjekt ſich mit dem Objekt des kirchlichen Dogmas 
menſchließen, die Starrheit der jcholaftifchen Kirchenlehre durch das prattiſch⸗ 
tirchliche Intereſſe ſich erweichen und befruchten mufste*. Dieſes Urteil 
das zugleich ſchon eine Antwort auf ar obige zweite Frage involvirt, —— 
merhin beſſer fundamentirt, —* ſein Satz in „Abriß einer Geſchichte der 
ung ſeit 1750*, Verm. Schr. U, ©.2: „Das treibende Prinzip der 
ja —— teil der Unglaube, aber auch zum teil ein echtes Berürjnid, nad) einer — 
riſtentums angemeffeneren Wiſſenſchaft“. Wider am genaueften geht Gaß (a. a.D. 
21 16 DR auf die zweite Frage ein und gibt zugleich eine nähere 
des Weſens des Nationalismus. Derjelbe, jagt er, ift eine überwiegend wif 
ſchaftliche Erfcheinung, und in diefer Beziehn vorzugsweiſe don —— 
tiſcher Herkunft und Bedeutung. Da im Proteſtantismus beides verbunden 
Glaube und Forfhung, religiöje Hingebung und wifjenjchaftliche 
fo können ſich diefe Faktoren gegenfeitig verdrängen, überholen und ablöjen. 
nun (18. Jarh.) fommen die Beftrebungen der zweiten Art in greller 
keit zum Vorſchein. Wie aber jeder Sturmwind den Boden jäubert und 
klärt, jo bat der Nationalismus als eim gelehrter, reinigender Dienſt an der 
Wiſ enfchaft gewirkt. Dabei ift aber die prinzipielle —— und die 
—* (materiale) Seite zu unterſcheiden. In erſterer Richtung handelt es ſich um 
bas Prinzip einer hriftlich rationalen Theologie, das als foldhes feine tieffte 
heit in dem Verlangen hat, alle Gebiete des Geiſtes mit demſelben 
umfafjen. Dies to an ſich chriftlich berechtigt, ja notwendig; und es —— 
ein echt chriſtlicher, warer Rationalismus dann, wenn er ſich in das 
Geiftesleben Hinftellt und in diefem die Kritik volicht; 1 undrijtlih und unwar 
aber wird er, wenn er völlig außerhalb der hriftlichen Offenbarung bleibt und 
nur aus ber Vernunft ſchöpft. Uber eben — dies die ſyſtematiſche 
der Rationalidmus iR fein bloßes —— Prinzip, ſondern auch eine (mate 
riale) Lehranficht, ein Syſtem. Aber auch ala folches ift er nad) Gaß relativ 
berechtigt, Fein blofes Syitem des Unglaubens (S. 24). . 
BL I man das Verhältnis von Nationalismus und Supranaturalismus, ſpe 
ziel Wefen und Berechtigung des erjteren richtig beurteilen, fo ift zu unterſch 
den die allgemeine Unterfuhung der Grumdlage, die im Wejen des Ehrifte 
tums und ber hriftlichen Wifjenfchaft überhaupt für den Gegenſatz gegeben 
welcher dann in den mit diefem Namen bezeichneten Richtungen eine 
biftorifche Ausprägung gefunden hat, und die Hiftorifche Unterfuchung 
neſis und des Charakter eben biefer befondern geichichtlichen Erſcheinu 
fie hauptfächlich dem 18. Jarhundert angehören. Was das erftere betrifft, jo 
durch Ehriftum ein Verhältnis von Gott und Menjchen gefchaffen, wo 
legteren relative Selbftändigfeit nicht aufgehoben, fondern direkt bejaht | 
biblifche Anfchauung, auch die von der Erbfünde, vom Gottmenſchen, vom ber W 
dergeburt u. f. mw., feßt zwar unbebingt voraus, daſs das, was wir in | 
















Nationalismus und Supranaturalisnus 511 


haben, ein rein von Gott, objektiv durch den hiftorischen Chriſtus gegebenes 
iſt. — Dies, um beim Allgemeinften zu bleiben, die integrirende fupranatu= 
rale Grunbdanfchanung des Christentums. Aber damit ift das, was im Menfchen 
vor und außerhalb Ehrifto vorhanden ift, nicht zum bloßen, abjoluten Ge— 
ſatz zu Ehrifto herabgeſetzt, es ijt ja die Empfänglidkeit des Menſchen für 
e | zaprros gefordert, und hierin Liegt irgendwelche, wenn auch noch 
jo minimal gedachte Naturverwandtichaft zwifchen dem in gegebenen 
und unferer Naturausrüftung, vor allem unferem Geiftwefen: Dies, sit venia 
verbo,, das integrivende, waturale und rationale Moment der chriftlichen 
Grundanſchauung. Wird nun das Chriftentum in einem Menfchen Iebendig, fo 
treten in Jedem, dem nicht wiſſenſchaftlich gebildeten jo gut wie dem wiſſen— 
ichaftlihen, jene beiden Bole in Wechfel- und Gegenwirfung. Jeder geiftig gejunde 
Chriſt Hat praktifch oder lebensmäßig ſowol Etwas von jenem Supranaturalis- 
. mus, als von diefem Nationalismus in fich; bei jedem ift die Gefar der Überjpan- 
nung der einen und der andern Seite vorhanden, und ſonnenklar treten aud) unter 
den ganz gewönlichen Chriften folche, die man Rationaliften nennen kann, Anbern, 
die wir Supranaturaliften nennen können, gegenüber. Und es ift ganz umrichtig, 
den ganzen Gegenſatz für einen wejentlich wifjenjchaftlihen zu erklären. Auch bei 
den wiljenfchaftlichen Vertretern desjelben ſpielen großenteil$ noch ganz andere, 
als fcientifihe Momente mit. Ebenfo ift es am und für fich ganz unrichtig, den 
Gegenfag für einen wejentlih protejtantifchen zu erklären; wir können nur 
nicht weiter die Frage verfolgen, ob nicht im Katholizismus am fich mehr 
age zum Nationalismus vorhanden fei, als im (gemuinen) Proteftantismus. 
Freilich num aber, wenn das wiffenfhaftlidhe Denken — und befjen Freiheit 
ift weſentlich proteftantifh — ſich daran macht, jene beiden Seiten des chriſt— 
lichen Lebensverhältniſſes begrifflich zu umterfuchen, fo ift, wie immer da, wo 
Lebens verhältniſſe begrifflich Kar gelegt werden follen, die Gefar faft un— 
vermeidlich, die eine Seite auf Koften der anderen hervorzuheben. Dies am mei- 
ften dann, wenn die materiale Faffung der beiden Seiten ſelbſt von vorn— 
eine ungenügende ift dadurch, daj8 man überhaupt meint, es handle 
ch im Verhältnis Gottes zum Menſchen nur um das „geiftige* Leben im ge: 
wönlichen Siune des Worts, d, h. um intelleftuell-moralifche Bewegung zwiſchen 
dem einen und andern. Sa, dem Gegenjahe von Nationalismus und Supranatus 
ralismus fo, wie er fich faktiſch ausgebildet hat, ift e3 eigen, weſentlich und faft 
nur die intellektuelle Seite ind Auge zu faſſen; um göttlide Mittei- 
lung von Erfenntniffen (bie dann. freilich Kremer wirken), um menſch— 
liche Gewinnung von Erfenntnisjen fol e8 hauptjächlich fich Handeln; darauf 
wird faktiſch größtenteild die ben ganzen Menfchen angehende Lebensoffenbarung 
Gottes reduzirt. Da muſs nun vollends notwendig die wifjenfchaftliche Befchreis 
bung der Sache auf Extreme fallen. Diefe ſollte man aber nicht mit dem Na— 
men Nationalismus und Supranaturalismus bezeichnen; wenigjtend der leßtere 
Name, der ja ausdrüdlich nur das supra, nicht das contra rationem behauptet, ift 
dann unpafjend und follte eigentlich mit der Bezeichnung „Irrationalismus* er: 
jegt werden. Die beiden Extreme beftehen ja darin, daſs das eine, welches wir 
den reinen oder abfoluten Rationalismus nennen wollen, jene War: 
beit, dafs der Menſch, alfo namentlich die menſchliche Vernunft, angelegt und 
usgerüſtet ift zum Empfang, zur Aufnahme und Verarbeitung der gött— 
lichen Offenbarung, vertaufcht wird mit dem Sab, dafs die letztere, d. h. das, was 
fie fein fol (nad der Anfiht der Gegner), ſelbſt produgirt ift auß der Ber: 
. man ftatt der pars, der Vernunft, das totum, die Natur, fo wäre 
dies nichts anderes, als Naturalismus; eine Nomenklatur, die man aber 
der früheren Verwendung — Nationalismus (f. o.) unterlafjen muſs, ba 
nod) eine Neihe anderer Fragen, 3. B. über den Unterſchied von Spiri— 
twalismus und Materialismus erſt klar gejtellt fein miüfsten. Das andere Extrem 
wäre der Jrrationalismus, welcher den echt chrijtlichen Sa vom nicht— 
produciren fönnen ber Offenbarungswarheit durch die Vernunft ftei 
zum nichteaufnehmen und verarbeiten können jener durch dieſe, 


— 


512 Nationalismus und Supranaturalismus 


ae be 4 er ft t Hentums; das eine je enfag Ung: faube, 
an fih außerhalb de —— e Ung 
das audere Aberglaube. Die Richtungen, die in dichte als Ra⸗ 
tionalismus und Supranaturalismus auftreten, ind 4 —* ſtets in Gefar, 
Extremen zu verfallen, und im Streite beider Fliegen daher aud die 
„Unglauben" und „Aberglauben“ bin und ber, und —— nicht mit Ur 
Aber ‚rs — find gemäßigte Vertreter jener der den Seiten ber 

und folange und ſowe it fie das find, beide für die Bewegung und 
Sutwitlng icher Erkenntnis notwendig. ‚ allgemeinen aber — das 


— 


8 die eine auf Diefe, die andere auf jene Seite das entſcheidende 
Srmiät legt, in der einen oder anderen das findet, was ich das | 
5) außmadt, Land geyeite m bad, wonach —— eſen des Br) 
rs in ber | 
























A ob und wie ſchon in älteren Perioden der : 
der mit d amen Rationalismus und Supranaturalismus ete Gegen · 
ſatz nicht bloß, was at zu —— iſt, je or je in 


cheinungen, —— in wirklich ausgeprägten 
tungen orgetreten iſt, müſſen wir hier * auf | 
Aufgabe i die — der Periode, die allgemein als die des Rationalie 
mus und "Supranaturolismus bezeichnet wird. Umfomehr aber gehört hieher b 
‚ was demm gerade für das ahtzehnte Jarhundert ein ‚gewaltige 
Auftreten des Nationalismus und hiedurch ſodann den Kampf J 
dem Supranaturalismus herbeigefürt hat. Man kann we ere und 
Gründe unterfheiden. In eriterer Beziehung handelt es fi 
ſchon berürte Frage, ob man auf den durch den Proteftantismus überhaupt 
entfeflelten Geift des here Sr ern zurüdgehen darf, wie BE be 
wendig dem Objektivismus der Kirche und ihres Dogmas, wie ihn die, 
Kirche und die in diefer Beziehung noch in ihren Wegen wandelnde J 
tiſche Orthodoxie vertrat, ſich entgegenſtellen mufste. Wenn Baur age: | 
einmal in dem Vewuſstſein des Geijtes von der Objektivität des Dogma ein fi 


Itiger Riſs daſs der mit demfelb allene Gei 
ee ee —5 Seen are ãA ſich von yingende 


Macht aller jener Veftimmungen wider frei gemacht hatte“, fo fragt % ticht ( 
©. 340) nicht mit Unrecht hiegegen: welcher Geiſt war denn mit derQ wit 
bes Dogma zerfallen? Der Geiſt der Socinianer, jagt Ritſchl, könne nicht 
fein, da diefe im 18. $arhundert den Rijs im Berwufstfein ihres ** 
Objektivität des Dogma gefchloffen haben, indem fie auf die ar 
weije zurüdgingen. Ritſchl ſelbſt wi vorgugsineife an bie ade Be 
der Kirche im 16. Jarhundert und dann fpeziell an den In 
mus ber Widertäuſer gedacht haben, denn auf dieſem —————— 
vorzugsweiſe die rationaliſtiſche Theologie des Socin g ber 
offenbar die ganze Grage nur 5 —— und ihn Sieh 
an jener Baurjchen Redemweife vom „Bewuſstſein des Geiſtes“, \ — 
weg für einen Htorifejen ythus "erflärt. Die Frage ift nur, ob diefer 

je one weiteres als der bed Proteftantismus bezeichnet werben 

tommt doch im wejentlichen auf den Geiſt des Proteftantismus al 8 
zurück, wenn er (IV, ©. 6) fügt: „Der Nationalismus ift die dur * bite 
duch die allgemeine Anlage des Proteftantismug berbeigefürte kritiſe : Aus 
berjeßung über das in diefem überlieferten en und deſſe 
lagen“, Allein nicht bloß jämtliche orthodox⸗lutheriſchen und x 
ten Dogmatiker, ſondern gewiſs Luther und Calvin ſelbſt würben — 
unſerer Anſicht mit Recht — energiſch dagegen —— * * —— 
vertretene genuine Geiſt des Proteſtantismus ſei, der z 
Sie würden höchſtens zugeben, daſs allerdings durch 8* überha 





zr 





Nationalismus und Supranaturalismus 513 


ber Prüfung des firchli Objektiven entfefjelt worden fei, dafs aber durch den 
Nationalismus ihren fonnenklaren Sinne entgegen einerjeitg bie — 55—— 
Gebundenheit des Prüfens an das Wort der Schrift als dem Einen Prüfſtein 
— andererſeits und hauptſächlich das Eine Motiv des Prüfens, das jpe> 
zifiſch chriftlich = refigiöje der Heilsgewifäheit verleugnet und an * 
das Motiv der bloßen ratio, d. h. teils der logiſchen Verſtändlichkeit, teils der 
allgemeinen jittlichsreligiöfen Intereſſen gefegt worben fei. Und jo fünnte man 
auf das Verhältnis des Nationalismus zum Protejtantismus, jo wie dieſer im 
Sinne jeiner Väter — iſt, höchſtens das Wort anwenden: Die x, 
die ich rief, die werde ich nicht los, d. h. was der genuine Proteſtantismus mit 
nder und Earer Einjchränfung geltend machte, dad wird nun uneingefchränft 
e Herrjchaft gebradt. Und fo ift es in der Tat. Nicht der Geift des Prote- 
ismus als ſolcher, fondern ein Gejamtgeift, deſſen eime, aber ſpezifiſch be- 
chränkte Ausprägung und Anwendung nad bejtimmter Seite hin der gemuine Pro- 
teftantismus ift, macht fi) nach einer anderen Seite hin und in umfafjenderer 
Weiſe, als der echte Proteftantismus wollte, geltend in den —— die 
dann im Rationalismus des 18. Jarhunderts ihre — Ausgeſtaltung fin⸗ 
den. Wie man dieſen Geiſt der Neuzeit nennen will, den der Freiheit, den der 
Subjektivität, den der Kritik u. ſ. w., ift gleichgültig. Sein Hauch weht nun 
einmal von der zweiten Hälfte des 15. Jarhunderts an, wolgemerft, wie wir 
gie ſehen werden und wie die fatholiichen Verläfterer der Reformation als der 
des Unglaubend ſchnöder Weife immer, offenbar abfichtlih, überfehen, 
vor der Reformation. Dieje ift minbeftens ebenfofehr ein 
erſuch der Bannung diejes Geiftes in den Gehorjam des Evan- 
geliumd als ein Broduft Wa Geiſtes ſelbſt. ſeinem geiſtreichen, 
nur nicht ſtramm wiſſenſchaftlich gehaltenen, leider zu wenig beachteten, hiſtorio— 
ſophi Werk les deux eités (Paris 1874), Band I, läjst F. de ont 
mit 1440, alfo mit der Renaifjance läge de la raison ou de la libert& religieuse 
et —— beginnen und — babei die renaissance und bie 
e orme als die : —— en erjteren er mit * — — 
renaissance c'est la civilisation du paganisme et latin a avoir 
dispara sous terre lors de linvasion des rl reparatt” N la lumiere du 
soleil eu Italie, d’ol elle inonde le monde chrötien, Dagegen la reforme, c'est 
Vevangile qui avait, lui aussi, dispara au sidcle de saint Augustin et qui, apr&s 
einq siecles de prot6stations toujours étouffées, a fini par enlever au pape et ren- 
dre au Christ la presque totalit6 des terres germaniques avec — ques lam- 
beaux des terres latines. Der Nationalismus iſt leineswegs die bloße Renaiſ— 
ance, aljo paganisme auf theologijchem Gebiet, wenigjtend wäre die zu viel ges 
von demjenigen Nationalismus, der in Deutfchland zum teil jo edle und 
Vertreter gefunden hat. Aber nicht bloß werden feine Parallelen auf 
‚ vollends franzöfiichem Boden fo bezeichnet werden dürfen, fondern 
auch im deutſchen Nationalismus ift ein gut Stüd von paganisme treibende Kraft. 
Damit ift aber nicht geleugnet, daſs diejenige Entwidlung, welche daß reforma— 
toriſche Prinzip in den epigonen Kirchen- und Lehrdildungen genommen bat, gro: 
Genteild die Schuld auf fich Hat, dur ein Extrem das andere —— zu 
haben. Auf einen Punkt hiebei macht Dorner, Geſch. der prot. Theol., ©, 686, 
it den Worten aufmerkſam; „Die Offenbarung hatte ſich großenteild in ihr 
Gegenteil verwandelt; ihr Inhalt war dad Geheimnis geworden. Beiten der 
tbarkeit in theologifcher Erkenntnis lieben es immer, fich lediglich auf bag 
Geheimnis und auf die mijsbrauchte Forderung der Gefangennahme der Vernunft 
unter den Gehorjam des Glaubens zurücg iehen, one zu „jien dad das * 
bin Unverſtandene ein bloß ſformales Berbalten zu der Autorität, der jich der 
Geist unterwerfen foll, aber zugleich eine — — gegen den ſpezifiſchen 
Inhalt der Warheit in ſich kötiehte, Auf einen anderen Punkt, ber gugleid 
zeigt, wie die Extreme fi berüren, weift Ritſchl hin, 1,6.364: „Schon die Or- 
tbodorie hat die Bedeutung des Gedankens der Kirche verfümmern laſſen, fie hat 
die individnelle Heilgentwidlung nur ſchwach am den Begriff von der Kirche an- 


RealsEnchklopäble für Theologie unb irche. XII. 93 


Ente Brig Anke nur 
s 5 — in Der — in nur * bafs fie 
ergio! — d —2 
vi Berjtandesbildung Ban — 
* | dm ſortgeſetzt, * Be 
©. 325 und 329, wo das Umfchlagen ber früher 
| ie be Saß don 













ber Entwiktung deutlich 






| das 
onfeſſionshader, die rabies theologorum, enblich die nötigen u 
Be — 


ung B e 
dei Are Sub: „der Unte R ou 
Lig“. au ‚Fam anne — „der Unterſchied der Religionen 

une ie it Et — s hin — ſchaftli 
e Kg —* onalismu entf N, 
Togijchen Motiven abzuleiten. In ſehr inftruftiver, obglei von } politifcher 
ö — Darfiellun heut Brotef 


andlung der Stellung der 
hie ber Berfall des altp 


eh 
* Berziätfei tleiſtung auf die | 
die Entwidlung des Kol it u nf 
Mittelftandes — ſubſta —* ralter 
ee * zum en beB ordinären Nationalismus | (vgl. S * 
Und mit vollem Red — oluk in feiner „® 
nalismus“ ganz Hd vn auch fociafe a auf Uni —* und fo 
einen der Faktoren, der jehr im bie Wagſchale „ge t werben mufs, | 
die wiffenfchaftlichen . Ki ———— m Gebiet der äuf ber zz 
Buftandelommen des Nationalismus begünfti hc Momente eu r zurüd 
in bie Schilderung der innern oder „bed Beitgeifteg«, wenn wir noch darau et 
nern F die allmähliche Beſeitigung der Herrſcherſtellung der Theol: * 
J en Fakultäten auf den Univerfitäten nur die notmwer ige & —* 
9 übrigen Wiſſenſchaften, — die Naturwiffene N 
1 € 678), mehr und mehr zu jelbjtändig mächtiger Entwidlung fe 
‘der im ihnen fich regende Geift muſs denn auch auf die Theologie jei ine 


II. Die geihihtlihe Entwidlung bes Nationalig 
Supranaturalismus. So gut wie allgemein läſst un * gentliche 
berausgejtellte Gegenübertreten der jo bezeichneten zwei 9 | er The 
* * ——— den beiden Lagern der an Wolf * anf chlie 

Kay en; R; die * —— ſodann die von Ke 

obi ausg enden eolog ofop wegung; eine 
ftändigfeit ermangelnd, Haliger gejagt, das 9 
—— gewönlich rationalismus 5* ſteüen —8 Se 

u Anfan ung, — en br, —— u. dergl. 
onalismus in dem Sin aſs eine b Serishe der 1 
Setesenhoiatung damit —** HH wird dann — 
auch von ihm aus wider eine doppelte, dem Gegenſahe von R 
Supranaturalismus änliche Entwidfn der Begenfah einer „red 
Schule ausgeht, wird biebei außer Ad gelaffen, und zwar mi 


























der ab Hafen Ronnie bie Ex 
des — am Ku gi 1, 
wendig de 


ngefeße er 


Nationalismus und Supranaturalismus 515 


prinzipielle Grundanfchaunng für das Ehriftentum mit Schleiermadher eine ſolche 
wird, auf weiche die Kategorieen, —* denen ber frühere Gegenſatz von Ratio— 
nalismus und Supranaturalismus zu beurteilen iſt, nicht mehr paſſen. Much die 
fpefulative Theologie Hegels und feiner üfteren und neueren ler 
bleibt bei der Darftellung dieſes Gegenftandes beſſer außer Betracht, da ber He- 
—* „Geiſt“ oder „die Idee“ denn doch ein ganz anderes Prinzip iſt, als die 
ratio im Sinne des Nationalismus. Vollends können die beiden Richtungen 

der modernen Theologie, die man als die „pofitive* und „Liberale“ einander geaen- 
überjiellt, troß der in die Augen fpringenden Anfichkeit ——— der 
Recenſion meiner Schrift über den Unterſchied dieſer Richtungen, in „Literari- 
ſche Rundſchau für das kath. Deutjchland“, 1882, Nr. 1) hier gar wicht mehr bei- 
gerogen werden, weil die moderneliberale Theologie in einer, dem ren Ra⸗ 
nalismus größtenteils fremden, weſentlich von Schleiermader her ſich datiren- 
den Weife der „Offenbarung” wenigſtens gerecht werden will, Es würbe eine 
eigene, weit über den Rahmen diejer Abhandlung hinausgehende Unterfuchung 
‚ wenn man die innere Kongenialität des modernen Liberalismus mit 





33* 


516 
‚gegeben; vom anderer Seite rte der Latitudinarismus (ſ. d. A. Bb. VIII, &,;475) 
auf die Betonung De aan I ven Ronfeffionen und dab 8 Nefultat war 
—* inf er alfo —— nie hi on. 53 
1679) Wettung de8 pofitiven Chriftentum® durch Die hute Autorität. deb 
(4.1704) Verſuch, the eier ine Fr i 
mein, Ges — wol — or nie widerbernün in 
ieh — * natürlichen Religion opfert. Toland ra 


es us: christiani rious, für Collins (+ 1729) ift d 
sun Me Religion ber Anne; and Bein Shafteshurg (ri hi 


ren verjuchen, —— terialiter 
— — riſtentums * die mehr 
zer; * — ont ai Be Bean, * —— 


—— r EN welchen das pofitipe —— 
— we Eheientem 5 * Re ak rg ea auch 
Auflage, „das — — onſtriren, ben Ölauen als -ifd 


























Verb, bie 3 Sf einer Veran —— — Hung 
ur Wi —— ne im Menſchengeſchlechts; it Sch 
onad) an cn enkaler er Befommteufff ältniffe 
ur Natur und Menfchheit; ſondern hauptjächlich, das, was 
weſentlich die —— dieſer gen —— als folc 
—* ſich eben nur zu unterwerfen hat, nicht bi — | 
gebotenen zu dem von unferer Beftimmung und unferem eı ) 
an. Und für die Art, wie diefe Autorität bewiefen wi, it 
fentlich der Wunder: und BWeisfagungsbeweis; nur nebenbei 3. B. 
Butler die Hinweiſung auf die ſittlichen Wirkungen des Shripeutumd 73 
Spezififum, the analogy of religion natural and revenled to she 'e 
and course of nature (1736) bringt es über den bloßen Wa 
für das Ehriftentum auf Grund davon nicht hinaus, daſs the my r 
in nature as in Christianity. Mit alledem ſteht die Autorität beB Ehriftentur 
doch weſentlich nur formal-demonftrativ, nicht lebensvoll gewärleiftet da. E& w 
in England wol aud die Handhabe zu lebensvoller Überwindung beit iftifchen 
Unglaubens gegeben gewejen in den praktisch-reli iöfen Beitrebunge tirer 
die dem Deuffchen Pietismus parallel laufen. auch der Methobismus —* 
es zu feinen nennenswerten wiſſenſchaftlichen —— ge ) In 
Niederlanden — und in folhen Erjcheinungen aus Franfrei hund © 
fand, die der Holländifchen Entwiclung homogen find — können 
—* unterſcheiden, deren eine von er ilofophifchen,, deren ann t pie 
chen Bars aus die Herrfchaft der calvinifchen — ürzt, feine 
—* im Stande iſt, eine pofitive Regeneration der wiſſenſche icen & eo 
eizufüren, vbielmehr die eine bireft, bie andere indirekt b tionalismus 
In erſterer Beziehung — wir — an die Phil es Carte⸗ 


* „one 


gen * — frühe — 





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518 Nationalismus und Supranaturalismus 


gr in fih. Und weil Schrifterflärung und Anwendung 
dem „Geift“, alfo dem unmittel Lebensintereſſe entſpri af je Kann et = 
a eek Ginemlfen Propkehen yecigs 
on Luther in wi e himmlischen n 
ſſen der —— tautorität zugunſten des „Geiſtes“, alſo 
tualismus, mit der Herrſchaft der Bermait, alfo dem Mationotismns, al 
fei, Frankreich bietet in derjenigen Periode, die wir hier t ins 
‚ nur wenig —— Barallelen zu * was man die 
De tg 0 
nige, Dad mit jeinen : 
* ri ftlichen räfte e entzog, = 
größtenteils Yen a euere 8 en, a —— ſittenloſen, pı 
tifchen Ungla — unken. oe 3 änner b & verdienen aus— 
gezeichnet zu en, Der eine mitten in * — 5 — der Väter 
—— — Kritik und infofern Vorgänger des Nationalismus, 
Simon (f —* vor allem mit feiner histoire eritique du vieux testament 
1678 und 1685; der andere ein echter, edler Supranaturalift und geiftvoll inniger 
Perg hr Patent (+ 1662). Des leeren Einflufs bleibt aber ae —— — 
beſchränkt. Der von ihm klaſſiſch befämpfte Jeſuitismus auf der 
bie ———— auf der andern Seite füren mehr und mehr —— 
grunde entgegen, der in te Beziehung dann — um Dies 
wegzunehmen — im 18. Sarhundert als die Herrſchaft er 
vor ung ſteht. Die ſeit Mitte des Jarhunderts erſcheinende Enchllopäd 
rem offenen Materialismus und Atheismus eines —— (+ 1783) * 
—* 71789, aber auch die Art, wie ein Rouſſeau (1778) troß 
Anwandlungen von Begeifterung für Ehriftus und das Evangelium —, 
ein Voltaire FU 1778) troß feiner Verdienſte um die Toleranz, für die in 
stracto ibealiftijch gedachten, in eonereto ſehr empirifch, finnlich gefafsten 
des Menſchen, — aller —— und meuſchlichen A 
n, bildet mit all ihrer en Phraſenhaftigleit ein 
Gar zu dem oft fteifen, orten. * meiſtens ernſten, 
tionalismus. Gut ſagt Rougemont (0,6 ): les rationalistes de ’ Allemagne 
protestante sont les contemporains des me hr an de — 
auxquels ils sont trös inferieurs en talents, troͤs supérieurs par leurs 
moral. La puissance seer®te de l'&vangile se manifeste audelä du — 
































eux mömes qui le renient. Ils attaquent la bible, mais avec les armes 
de la seience; ils &touffent dans les coeurs les sentiments —— 
ceux du devoir. Avec le protestant Ronsseau ils descendent vers le déisms et 
ne tombent ee dans le mat6rialisme. On ne les entend point maudire les pröte 
et les rois. möme ne leur vient pas d’&branler la — et In fa 
mille. d) Deutichland bis etwa 1750. Es fommen pier lid 
re se in Betracht, einmal die Geftaltung der Orthoborie, fobanın Ent 
idlung des Pietismus, endlich die philofophifche Nichtung, die — Bolf zu 
5 gi vor theologifch-philofophiichen Schule wird. Im erer De 
ziehung i ©. Ealirt (7 1656) und den Synkretismus infofern zurüdzugehen, 
als troß entſchieden abwehrenden Stellung, die das ſtrenge Luthertum } 
ihm einnimmt, eben doch mit diefen Kämpfen eine Erweihung der fonfeiji 
Starrheit und Strammbheit herbeigefürt wird. Die Carpzob und Ealov fir 
mehr die eigentlich tonangebenden unter den futherifchen Theologen; ein M 
(f 1681), vor allem nennenswerth durd feinen Kampf gegen von 
* und Spinoza, muſs ſich die Abſchwörun ng jeden —— gefallen laſſe 
—— (Gaſs I, ©. 213 ff.) der ratio renata et renovata in einem Maße d 
rteilsfähigkeit in Sachen der Offenbarung zu, daſs doch auch für die ratio am 
N „ein freied und anungsvolles Entgegenfommen des Menicheng bei Übe 
aller Neligionswarheit, eine dem Menſchen eingepflangte Appr 
ber Offenbarungöwacheit, die fi) als folche eben durch ihr Zufammenfti 
dieſem inneren Zeugnis ausweijt, gelehrt wird, Dieje Gedanken liegen n 





Nationalismus und Supranaturalismus 519 
ber oxthodoxen Unterjheibung teild des mon contra, sed supra rationem, 


[3 der ratio irregenita und renata, teils des usus organiens und normativus 
er Vernunft, aber der Schwerpunft ijt aus der Linie der bloßen Autorität in 
die der lebendigen Geißeßhemegung von Gott und Menſch gelegt. Ein Hollaz 
jeden (} 1718) Iafet be Yuddeus (4 1728) der, 

hodoxie und Pietismus, und der Kämpfer gegen den lepteren er 


h 1749), erfennt mit ihm die Kerr Glaubens in der Kirche, die —* 


Bu 


nur die®efaren, namentlic, des Lehrindifferentisnus, Gleichgültigleit a 
u. j. w. b 


und ſonſt teil3 der Unglaube, teils der Pietiamus überhandnehme (dgl. Tholut, 

Geſch. d. Rat. ©. 3 ff.); beiden erfolgreich zu wehren, war eben erjt jene be— 

Ban. und prinzipiell biblifche Erneueruüg der gläubigen Wiſſenſchaft im 
DE. 


Was wir vom niederländifchen Bietismus gejagt, gilt größtentheil® au 
vom deutjhen. Nur ift jehr zu beachten, dafs es in Deutichland wirklich BI 
die Ausläufer und Auswüchſe, refp. geradezu die Apoftaten bed 
Pietismus find, die entweder in Schwarmgeifterei oder in Sreigeifterei ober 
in beides, d, h. über die erſtere in die Ichtere fallen. Wenn wir zugeben, dafs 
der Pietismus die Gefar in ſich hat, zum Nationalismus zu werben, fo ift dies 
etwas ganz anderes, als mad neuerer Zeit namentlich Bender, Dippel, der Frei— 
geift aus dem Pietismus 1882, mit den Süßen ausfpricht: „Dippel ift Aufklärer, 
nicht trotzdem er Pietift ift, fondern als Pietift ift er der erfte Set: Aufklärer 
in Deutjchland. Die Pietiften find die Aufklärer vor der Aufflärung. Dem 
ietismus fommt der Löwenanteil bei der Vermittlung ber Aufklärung in Deutjc- 
nnd zu“; und dies foll hauptjächlich damit begründet fein, daſs durch den Pie- 
tismus „der moralischen Auffafjung des Chriftentums Ban gebrochen ift“, dafs 
ietismus und Nationalismus „die Tendenz auf ein volkskümliches, berftänd- 
iches, praftijches CHriftentum gemein haben“; und der Unterjchied beider fol im 
Ganzen darauf binausfommen, daſs der Nationalismus eben den eigentlichen nüch— 
ternen Sinn der pietiftiichen Gentrallehre bon der myſtiſchen Verſchmelzung mit 
Ehrifto, nämlich die humane, fittlichereligiöfe Gefinnung und die praftiihe Tu— 
gend Aug, Jerandge el habe. Bender felbft muſs geftehen, daſs alle diefe Süße 
bon ben Vätern des deutjchen Pietiämus, Spener, Franke u. ſ. w. nicht gelten ; 
aber erjt die „radifalen" Bietiften follen die „echten“ fein, Aber dies gilt doch 
nur gerade etwa fo, wie die Widertäufer oder die Bauern von 1525 die echten 
Kinder der Reformation find, was uns ja von fatbolifcher Seite oft genug vor— 
gerüdt wird. Es follte aber doch hier wie ſonſt der Grundjaß anerkannt und 
folgt werden, daſs man eine gejhichtlihe Erſcheinung nicht einzig 9* ihren 
maßloſen und krankhaften Ausartungen zu beurteilen hat. Zudem tft bei dieſer 
ganzen Schilderung des Pietismus auffallenderweife vorausgejeßt (Bender ©. 29), 
dafs wie bie Orthodorie, fo auch der Pietismus „gefcheitert” ift. Als ob ber 
Pietismus heutzutage nicht mehr eriftirte! Und einſach ignorirt ift hiebei ber 
württembergiſche Pietismus, der warhaftig echter und gerechter Pietismus durch 


und 


und Do, 

Hheng 08 ne I ie — nal 
Sr — Un laſſ fen, Ehe in 

rade Perg f 


bon aller l l Hi 3 
Lee 
—— „Oo Welt, ſieh Sie bein Leben“ u. 


der den $römmi, feit hervor, und das ift die ee, au 
en e und künftige, aber durch den Chriftus für uns zugäng 
emachte, durch den Chriſtus in und lebensvoll angeeignet: 
— Gottes, das Beſtreben, ſchon auf Erden ben Charakter des 
— des Gotteskindes, das ein Erbe der himmliſchen 
iſt und ſeine Heimat abjolut nicht auf@rden hat, zu haben 

im Leben zu ermweifen. Nicht das Moralifche, ſondern das i 
— xrıoıg, welche der ſtrengſt moraliſche Menſch jo RS gut **8 * 
— De ae 8 und nur in Chriſto werden kann, ift daß, 
Die R — — des Pietismus auf bie Atetite 
— richtiger, RP h Benderſche Zurüdfürung auf das (dem Pietismus 
licherweife —— fein ſollende) bloße moralifche Streben. Tom Ratio⸗ 
naliſten, der ſeine Heimat nur auf Erden hat, durchaus diesfeitige Bid verfolgt 
und dießjeitige Kräfte entwidelt, trennt jeden echten Pietiften der Abgrund 
Gegenfaßes von Diesfeitigfeit und Jenſeitigkeit. Und dafe dieſe radifale Di 
renz ebenfo in dogmatifher, wie in ethifcher Beziehung die Gebeutenbften 
kun en bot, = — ſich von ſelbſt, fan aber hier nicht weiter aufg 
bon einem wirflih gläubigen — 

das iſt —— Den el an direktem Verftändnis dafür, dafs 

Wort, — ihre Wiſſenſchaft, alſo kurz die kirchliche 
benswarheit und jener Lebenszweck ſelbſt in unmittelbarem erhält 
und was hieraus im Einzelnen folgt und gefolgert werden Fann, haben wi 
Bi ge gezeigt. — 




























dieſer Grund ee Ko * 
ne und fein Wort Te 





Natiomalismms und Supranaturafismus 21 


machenden Glauben famt Chrifto fünnen alle die, für welche Chriſtus geftorben 
ift, Heiden, Juden, eher * ob ſie ſchon von dem — von 
der o und von den jeligmachenden Meinungen des Symb, athanas. jo 
wenig verftehen und willen, al3 eine Kuh, alle, die durch Geduld in guten Wer- 
fen traten nach dem ewigen Leben (Kömer 2, 2, eine Stelle, die überhaupt bei 
Dippel eine A al e Rolle fpieft); alle Völker find ja in dem Grundartikel der 
seh Eine arheil einig, welcher beißt: Du follft Gott fieben u. f. w.“ Daſs 
e ‚e nichts weniger mehr find, als pietiftiich, daſs der „echte“ Pietismus 


volles jelbftändig zu erkennen vermag, jtempeln ihn fo wenig zum Rationaliften, 
als feines großen, freilich in manden Allotria ſich faft verlierenden Schülers 
Detinger (f 1782) Hohadtung vor dem sensus communis, Doch von Detinger 
unten mehr. So glauben wir denn mit gutem Grumd, dafs der Pielismus, jos 
weit er geſund bleibt, von der dritten Strömung, die wir noch zu beachten haben, 
der der Auftlärung vor 1750 nicht, wie Bender will (S. 13), als religidfe 
von der weltlichen Aufklärung unterfchieden, fondern von ihr wejentlich geſchieden 
ift. Damit ift nicht geleugnet, dof3, änlich wie bei dem oben beleuchteten Ver: 
hältnis von Renaifjance und Reformation, doch bis auf einen gewifjen Grad eine 
gemeinfame Luftftrömung in diefen beiden Ericheinungen hervortritt. Wenn mir 
oben dieje dritte Art der Vorbereitung des Rationalismus eine philofopijche 
annt haben, fo ift (im Deutfchland) innerhalb der hier befprochenen Periode 
Fehr n unterfcheiden zwifchen der wirklich wiſſenſchaftlichen und der popufären 
itejophie. Die erftere (Leibnitz, F 1716, und Wolf, F 1754), ift, inhaltli 
achtet, nicht nur feine Gegnerin des Supranaturaligmus, jondern bietet fi 
ihm in vielfacher Beziehung als Stüge an; iſt doch (Gaß II, ©. 109) Löſcher 
der erite Lobrebner von Leibnitz's Theodicee gewefen. Iſt aber ſchon inhaltlich 


an Ele 0 


BE &r — * 





524 Nationalismus und Supranaturaltsmus 


wir möchten fieber fagen: ber Gegenſatz des Lebens» und 
[ Da: m aber jiegte ei 
—— Henne — —* ih er to 


































wenn ae Gott aus "Diefer Welt in eine andere abfordert, wo die 


atte Konfequenzen aus feiner Le en, re 
er a an a Die ine die Bean ine Bee a Auge, bie 
direft oder indireft der Bi en —* angehören. War überhaupt, wie wir 


an Mufäus en ber en niebe * 
ri —* bie Yipo ogetif neu er fo 
b mM he hiefür neue Waffen * lieſern. „Der Eu 
nismus“, fagt Gaß III, &' 162 f, „hat aufflärend und fruchtbar e 
eine Bel heit, welche Gott und Welt in ihrem Grundverhältnis 
—— der Aare Beben und Anthropologie neue —— 
eidigen hieß, es in ſeiner vernünftigen Haltbarkeit und 
—— un dieſer wiſſenſchaftlichen Fee ng verband ſich eine ethifcher 
liche — t erheiterte fich der Optimismus lichtete die Se 
bie auf der theologischen ilung der irdiſchen Dinge geruht hatten; 
* —— beleuchtet hatte, lehrte der Satz vom — Srumd 
nd herleiten“. an freilich diefe Apologetif a iſter 
cf Sonderlichteiten Ta ut, bemeift Zorn Betinotheof e 1742 eine 
Schöpfers aus den Vögeln und Änliches. In umfa — 4 
Ehitiahe —— die Wolfſchen Supranaturaliſten Canz, Philos. Leibn. et 
Wolf. usus in theol. 1728, comp. theol. purioris 1752; Carpov, Theol, r 
1737; 3. D. Michaelis (+ 1791), verdienftvoll namentlich duch, biblische 
— bie Recht“) u. a. RM populäterer Weiſe wirkt in —— 
Betrachtungen über die in der Augsb. Konf. — 
—S 1733, und Schubert, Introduetio in theol. revel, und — 
dogm. 1760. Gerade bei diefen populären Darftellungen aber tritt Mar 
wie das Prinzip des zureichenden Grundes wejentlid; einesteil® auf dem € 
punft ber Rüplicteit, des für die Menjchheit dienlichen, fürte, anbernteill 
mit ber Paper Warfcheinlichkeit oder * Möglichkeit des betreffenden Glauben? 
fapes ſich Yan Der bedeutendite Vertreter des Wolfſchen Supranat mus 





ft Semlers Lehrer Sigmund Jakob Baumgarten (1757) (vgl. —* u, ©. 59), 
welcher zugleid al$ aus dem Pietismus hervorgegangen, dann aber vo ben 
„Stillen im Lande“ nicht mehr amerfannt, in gewiſſen Sinn einen Be fu) h dei 
legteren darſtellt, mit der Wiſſenſchaft feiner Zeit in Fülung zu treten. rä 
nad) Gaß (II, ©. 187) trefiendem Ausdrud „das mbogeree — ab 
wolgemerft one ausdrückliche Betonung der Symbolautorität, 
und allfeitig erwogen, aber im AZuftand der Abkühlung vor*. 
tritt in feiner von Semler herausgegebenen Olaubenstehte 1759 fi * der r or 
maliſtiſch fcharfen Begriffsbeitimmung hervor; jene Nü —— denz = | 
die wir bei Reinbed beobachtet, zugleich wol aud der Einfluf3 des Pietismul 
zeigt es nr daſs bei jeder Lehre ihre praktische Bedeutung, Pflicht, Troft u. fie 
beleu wi * 
Als etwas auf der Seite ſtehend, einen Supranaturalismus andere 
vertretend, müſſen hier einesteils Mosheim, andernteil die württember 
Theologie diefer Periode, endlich ein par Apologeten befonderer Ur * 
ſchoben werden. Mosheim (} 1755, vgl. Hente Bd. X, ©. 328), „die Zierde 
damaligen theologischen Welt“, hat eine Bedeutung barin, dafs er em 
Gläubigfeit mit Widerwillen gom alle rabies theologica und phile 
ſo ſehr gegen die pietiſtiſche Verkümmerung der Wiſſenſchaft, als geg ie ſcho 
ſtiſche Verquickung von Philoſophie, beſonders Metaphyſik nnd Theologie, ale 
gegen alles Parteiweſen, und poſitiv mit humaner, äſthetiſirender Gerich 


ud 


Nationalismus und Supranaturalismus 525 


auf ein gebildetes, zugleich möglichjt fafsliches, einfaches, im edlen Sinn popus 
läres Chriftentum verbindet. *2 als Hiſtoriker will er auch als Sit- 
tenlehrer (änlih, aber in höherem Stil, wie Gellert) und ald Prediger einer 
irenifchen, in gewifjem Sinn ariftofratifcy über dem Hader ftehenden, praftijchen 
Frömmigkeit und Sittlichkeit dienen und fo, zugleid mit Hilfe möglichſter Form» 
vollendung, aber allerdings manchmal mit Hintanfegung der Schärfe der War— 
heit, namentlich die Gebildeten für das Ne a gewinnen. Aber mit all dem 
muſs eben doch fein Einfluſs ein wicht tiefgehender und gr werden; der 
Sriedensmann one Kanten und Eden bleibt doc, was die Entwidlung im großen 
Ganzen betrifft, in der Sturm und Drangperiode auf der Seite jtehen. — Au 
die württembergifhen Theologen find Friedensmänner, haben aber Salz 
bei ſich und zeigen Eden und Kanten dadurch, daſs ihmen ihre wejentlih bi- 
bliſche Haltung ein beftimmtes, von aller Verſchwommenheit freies Gepräge 
— Unter den hervorragenderen Tübingern dieſer Zeit iſt Einer entſchiedener 
olfianer, Bilfinger, vor Allem bekannt und zugleich doch als echter württem— 
bergiiher Theolog ausgewiejen durch das berühmte Toleranz-Generalreſtript von 
1743 zu Öunften der Konventikel. Theologijc viel bedeutender aber ift Chriftoph 
Matthäus Piaff (+ 1760), Hauptfächlich befannt als Gründer des ſog. Kollegial- 
ſyſtems, aber auch jehr zu beachten als Dogmatiker und Arbeiter für eine Union, 
d. h. für die Anerkennung der Fraternität zwifchen den evangeliſchen Konfeſſio— 
nen, iwie er denn jelbft mit den Arminianern freundichaftlich verkehrte. Tholuf 
(Seid. d. Rat. S. 152) nennt ihn „den in mancher Hinficht vorgejchritteniten 
unter ben Theologen feiner Beit“, und zwar nicht bloß, weil er bei aller Poſi— 
tivität doch verjchiedene Milderungen am orthodoren Dogma vollzieht, jo in der 
DInfpivationsichre, Sündenlehre u. a., jondern hauptfächlic, weil er im Gegenſatz 
zu allem Schulpebantismus, aber one, wie Mosheim, in Bopulartheologie Derab, 
‚ bie praftifche Bedeutung der Religion und Theologie, geftüßt auf 
und Herzenserfarung, wirklich durchzufüren weiß. Im feinen institutiones 
theologiae dogmaticae et moralis 1720 will er, wie ſchon der Titel bejagt, utra- 
ue (dogm. et mor.) in unam massam jacta (was freilich faktifch ziemlich Außer: 
ich geichieht) et posthabitis tantisper, quae veritati tantopere nocent, sectae 
wejudiciis autoritatisque studio nimio proscripto, ad divinae revelationis tru- 
tinam, haud neglectis, quibus gaudemus, libris symbolieis res fidei morumque 
ita exigere, ut aspersa subinde dogmatum bistoria ostensoque litium, quae ec- 
elesiam Christi scindunt, momento resectisque logomachiis ad solidam rerum 
divinarum cognitionem et ad pacem ecelesiasticam, maxime vero ad mentes 
divino lumine vividaque Christianismi virtutumque christianarum praxi imbuen- 
das via paretur. Alle Theorie, jagt er in dem Prologus, quae praxi non di- 
luitur et ad aedificationem non inflectitur, mera eruditionis et veritatis larva 
est. Nennt man diefen verus Christianismus, exereitium sanetimoniae Christia- 
nae Pietismum, optarim, ut tu, qui baec jam calumniaris, ipsemet protinus 
in istum evadas, qualem jam carpis. Er will nicht Syntretift fein, aber er be— 
tlagt, dafs unjere theol. polemica tot logomachiis et spectris laborat, wodurch 
die pax ecclesiastica ganz zugrunde geht und scandala creantur. Eins ift not, 
et hoe non est novarım idearum theologiearum, non multijugae eruditionis, non 
emortuae et scholasticae theoriae, sed vivi, sed practici, sed veri christianismi, 
qui bonorum operum sanctimoniaeque omnis sit longe fecundissimus, sed verae 
et masculae conversionis dos. So will er denn im feiner Darftellung die Leh— 
ren immer fo geben, daſs die virtus divina iis juneta et ardor haud vanus, quo 
indueti meliores sanctioresque evadere queamus, hervortritt. Wo er dann bon 
den Artileln des Glaubens redet, ftellt er den Satz auf: artieulus quisque eo 
magis fundamentalis est quo magis ad praxin faeit und den andern: nihil 
fundamentale est, quidquid vulgi captum excedat, Der Hauptbeweis für bie 
veritas religionis christianae ift ihre efficacia, und die enticheidende Bedingung 
ber Warbeitserkenntnis ift nach ob. 7, 17 das Zun des Willens Gottes. Man 
glaubt mauchmal bei Pfaff ſchon Bed zu hören; doch kommt Pfaff, obgleich er 
die bloße Benußung der Schrift in einzelnen dieta probantia zu überwinden fucht, 


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lebendiger Geburt der Lehre aus dem Schri 
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dafs, * ea er rg — Veen 
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zu a —— — exegetien {fi 
werden mujs". „Die natürliche Reli ion 


Shrifto; fie 
t aljo einen usus paedagogicnst. Sie müfjen ung ver em, dieſen —— 
Mann noch Feen ger Eliten 


eh 1759 (nen heransgeg. von Gmelin 1861) fünnen wir nur ne 
gegen verweilen wir nocd kurz bei dem im vorigen Abjchnitt erſt berürten 
(11782). Bu + wefentlich eregetifchen Richtung der württembergifchen, J 
wie ſie bald me I" bald weniger direkt Bengels Leitung folgt, kommt mit Otinger, 
dem in diefer — das bäuerliche Haupt der „Michelianer“ benannten M 
bon Bietiften J. hu und der originelle Pfarrer „a0: Matth. un 79 
f. meinen Artikel in Pr Vv) ar Seite geitellt werben müfjen, ‚das m 
theofophifche, im gewiſſem Sinne fpefulative Element hinzu. Oting 
ftem iſt das des himmlischen, geijtleiblichen Nealismus: Gott in jener He 
feit nid ſelbſt ewig verleibfichend (wobei die kabbaliſtiſchen Ideeen, die Seph 
roth u. f. w. eine Rolle fpielen) teilt fi als das Leben (idea vitae die Grum 
idee) den Menſchen mit, der im sensus communis, dem unmittelbaren gefunden 
Lebens⸗ und Eentralgefül, das an hat, ihn aufzunehmen. Mit Ener 
kämpft Ötinger den Wolffchen b Verſtand mit feinen logifchen 2 
tionen. Die Darftellung der — des Lebens aus dem sensu 
HN die philosophia sacra. Diefe an fich aber fürt einesteild nur in ben & 
aber andernteil3 auch, wenn von der heil. Schrift und dem Geift Eh 
leuchtet, das Mittel zu wirklich riftlich-theologifher Wifjenfchaft. 2 wii 
tft aber die vita und veritas, die Herrlichkeit Gottes voll geoffenbart, fie aus 
Sant als ein Syftem göttliher Warheiten zu erniren und t 1 

















ift die echte Theologie. Man kann zu Otingers Adeeen im I 
zumal * ten Beiwerl, das gibt. nicht anders al — 





















Nationalismus und Supranaturalismus 527 


das muſs man zugeben, daſs er, wie fein Theologe feiner Zeit, eine innere, 
anifhe Einheit von Glauben und Erkennen, Offenbarung und Vernunft an- 
rebt und in feiner Art verwirklicht hat. Er ift fozufagen ein rationaler Su— 
pranaturalift im großen Stil, neben welchem die, die fpäter dieſen Namen füren, 
ware Zwerge des Geijtes find. — In feinem nachweisbaren Berge 
den bejprochenen nd ftehen zwei hervorragende Apologetifer dieſer 
Beit, beide zugleich Naturforfcher und theologifirende Philofophen, der eine, Bon- 
‚net, namentlid; mit feinen recherches —— sur les prenves du Chri- 
stianisme 1770, befannt durch eine eigentümliche Rechtfertigung der Wunder; der 
andere ber große U. d. Haller (F 1777), der es verftand, Gott in der Natur zu 
finden und nadzuweifen (vgl. Hamberger, in Band V). Das aber hat nament- 
lich Haller mit den genannten, befonders Ötinger, gemein, dafs es das Ablaufchen 
der Lebensoffenbarung, nicht die logisch formale Erkenntnis ift, was fie im 
Glauben mitten im fchärfiten Denken —* 
Den Übergang dom Supranaturalismus zum Nationalismus dieſer Perio 
können wir um fo mehr mit Lefjing (f 1781) machen, als er in der Tat eine 
er Mittelftelung einnimmt und jedenfalld durd die Herausgabe der 
Ifenbüttler Fragmente Fattifeh den Nationalismus befördert hat. Seine groß- 
artige Grundidee ijt (vergl. Dorner, ©. 724ff.): Gott der Erzieher der 
Menſchheit durch Offenbarung, deren Inhalt die Vernunftwarheiten find, in 
| gen Hülle und Form, in der fie don ber jeweiligen Menfchheit gefajst 
werden können. Die Hauptfache diefer Offenbarung ift die innere Ermeifung des 
Geiftes am Menſchen, der in feinem Gefül fich der Kraft und den Gedanken Gottes 
—— „glaubt“, Religion Hat. Je nach der Stufe der Menſchen aber braucht 
ott auch äußere Offenbarung, Wunder, Weisfagungen u. ſ. w., um biefelben 
vom Außeren aufs Innere zu füren. So ftehen die verfchiedenen Religionen 
einesteils als Stufen, andernteils aber — und dieje Seite hebt „Nathan“ her: 
dor — nad ihrem innerjten Kern, d.h. der Neligion der Liebe als gleichwertige, 
reſp. nach ihren menschlichen Butaten, gleich falfche Ausprägungen der Einen 
fenbarung da. Keine der hiſtoriſchen Religionen als ſolche ift die abfolute, 
das = pi als dieſe Hiftorifch ausgeprägte Religion nicht, obgleich in al 
feinen Dogmen ewige Warheiten enthalten find. Aber freilich Religion, Chriften- 
tum einerjeit3 und Theologie andererfeits ift jehr zweierlei, ns bie erha- 
bene Religion Chriſti und die Kriftlide Religion; jene befteht in 
der Liebe, ijt teild Gefül, teil moralifches Handeln; die Warheit aber für die 
Erkenntnis gilt e8 nicht zu Haben, fondern zu fuchen. Sit nun das Emige 
und das Gefchichtlihe außer (obgleich in) einander, fo unterliegt offenbar das 
re rücdhaltlos der Kritik. Und die Kritik ift es, die den Nationalismus 
zu feiner Höhe gebracht hat. Damit kommen wir an den Vater der mober- 
nen theologischen, bejonders biblifchen Kritik, Johann Salomo Semler (+ 1791). 
Sein Verdienft ift, die hiftorifche Unterfuchung des Chriftentums, ſowol feiner 
Urkunde, der Bibel, als feiner Entwidlung in der Kirche und ihrer Lehren gel- 
tend gemacht und für die Durchfürung diefer Anfhauung nah allen möglichen 
Seiten hin Samentörner ausgejtreut zu haben. Seim großer Fehler aber ift, 
daſs er über dem Hiftorifchen und Kritifchen, über der Herausftellung deſſen, was 
er das Lokale und Temporale der Religion, die „Keinen Lökalideeen*“, nennt, den 
Kern verliert, das imnerfte Weſen des Chriftentums, und zwar fo, wie dasjelbe 
unauflöslich eben mit dem Hiftorifchen verbunden iſt, wicht erkennt, dasſelbe in 
eine moralische, Wolfart und Beſſerung pflegende Lehre auflöft und damit gerade 
bem rationalismus vulgaris mit feinem philifteriöfen fich genügen lafjen an der 
Tugend und Glückſeligkeit, zugleich aber mit feinem ordinären Abfprechen über 
alle tieferen, vollends myſtiſchen und myſteriöſen Seiten des Glaubens und fei- 
ner pietätslofen Ignorirung und Auflöfung der Kirchenlehre Ban bricht. Für 
ſich jelbft, feine „Brivatreligion*, hält Semler an einer gervifien Frömmigkeit feit; 
für die Öffentliche Religionslehre als ſolche will er das Geltende konferbirt, rejp. 
mit Thomaſius nur der Obrigkeit die Beſtimmung über das, was ge und 
nicht gelehtt werden dürfe, referbirt haben. Daher fein Kampf gegen y 


. — 9 | 


































den mwolfenbüttl‘ nd dt, wobei, abgefehen anzuer⸗ 
kennenden — — — * Ami ber beiden nn, | 


8 unbehagliches Gefül bei der Frage, inwieweit. 

he en freil ee weit ‚ehibe Konfenune ſeines eigenen 

— m gewicht Hab mag. „Privatreligion“ gehört 
Sre it von Glauben oder — ſie —— darf und muſs —— 
die wiſſenſchaftliche —— —— exuirt hat, voll und ganz ſich ane 
ſollte man jveilich meinen, für Semlers eigene Privatreligion bleibe we wenig 

umal da, Br * —FJ der ſein ſollenden rein vorausſetzungs Io FR — 
n ern en Unterfuhung der Bibel ats un 
Kimeta ER ehr Hand in Hand g 


| ‚Darin, 
der Menſch, der die — der Schrift —“ ill, merkt, er dadurch 
weiſe wird au feiner waren Wolfart“, Mit andern Worten, er Semler 
unter — 55 Beſſerung verſteht, entſcheidet darüber, ob man * un 
Bibel anerk Und ganz wie bei neueren Kritikern greift die 2 
der göttlichen Warfeitsantonität umd * Echtheit einer betreffenden Sch auft 
lebendigſte in einander. Alles, was in der Bibel jenem Kanon ſich nicht fügt, 
wird als „üdiſch“ beijeite ge doben, beziehungsweile, wie namentlih in Jef 
Lehrweife, mit dem bequemen Titel der A fomodation — was ei 
wort werben jollte — abgemadt; bie E lien mit ihren 
vor Allem die Synoptiler, find in lübifgem Dad sehr 
pn Beit jo gut wie unbraudbar. Unter den Apojte Se: 
ein Vorgänger Bours — der Unterjchied der las * atijüdiſe 
per ra —— iſt een enter der in | 2 irte, 
0 e Form feiner Erlöfu re ebenjall3 unbrauchbar ie Stell 
REN TE — ———— —2** — nfangs⸗ 
ee —5* a des Chri n bet 
Kirche ift aufs * und ie zu unterſcheiden. D 
bibliſchen 5 —2 DJehovah iſt ein Natio⸗ 
nal⸗ und Partikulargott, der Me ividuum vagum, das fi ein Jeber 
anders gedacht hat; vollends * — der Kirche und ihrer Theo Jaben 
faft nur den Wert, durch bi —— Unterſuchung aufgelöſt u e 
werfung preisgegeben zu wer Chriſti iſt — Nenſchen zu 
überzeugen, daſs Gott one "san. ce der Seelenkträfte, one —— Ergebenhe 
mit noch jo viel eigenen dußerlichen —— ‚ap — 
ißen fünne* Der bei Tholuf a. a. rgleicht 
mit ber bejonnenen, konjerbativen Beil * —* ( — gu 
—* Interpretationsmethode übt, ſo ſpringt — 
8 bejchrän Fachmanns und des, freilich — aber u b 
Tiefe en und aus der Tiefe vaus arbeitenden, mehr nur Funken 
en Neuerers in die Augen. merhin aber ift von Semler zu | 
fenbättfe noch ein ziemlid, bedeutender Schritt. Vom Jar 1774 an van 
wie er fagte, aus der Wolfenbüttler Bibliothek, die fieben Fra F 
Reimarus hinterlaſſen hatte. In der Abhandlung „über den j eju“ gt { 
derjelbe — und das hat —— nie getan — vu den fittlichen Charakter | 
und der Apojtel an, Jeſus iſt ein Schwärmer, ein bloßer pr 
dentums und mit feinem Plan eines irbifejäbifchen Königtums g 
Jünger find Betrüger, fie erſt erfinden die Idee eines ge — 
ng u. ſ. w. Damit iſt nun die Konſeq der blo n el 
bie — des Offenbarungscharakters des —— ns Sof ter © 
vollends gez Kein Wunder, daſs — jreili 
aller edleren Vertreter ded Nationalismus, ein Bat r is 
auch nach der fittlichen Seite hin sich bt. € wen hie 
iehatert ®b. 0,&.64) der größte Naturalift er 
pofitive Religion zu verdrängen, aus Klugheitsrückſichten nicht a 


Nationalismus und Supranatüraliswiis 529 


feine Weisheit nur einer von ihm geftifteten he nen: mitgeteilt. Bei 
Bahrbt wird die natürliche Religion zum ordinären, Taligepoififehen Natura: 
lismus, den er jelbit in feinem gemeinen Leben ausübte; umd gern wendet man 
don ihm ſich ab einesteild jhon zu dem immerhin ariftofratifcheren Aufklärern 
in Berlin, die in Nifolais allgemeiner deutfcher Bibliothek (feit 1765) einen 
wiſſen Mittelpunkt haben, andernteil3 vollends zu den erufthafteren theologiſch 
fahmännifchen Vertretern des Rationalismus und Semirationalismus. Man 
der lehteren, wie Zeller (f 1804), Spalding (F 1804) u. a. find auch Mita 
ter jener Beitjchrift, die in theologifcher Beziehung das Urbeiten für ein „reines 
red Syſtem, darin nur Glaube am eine Borjehung, Barmberzigkeit Gottes, Sitt- 
lichkeit und künftige Auferftehung duch deu Tod Jeſu —— gilt, auf =. abr 
en hat und (Hettner bei Gaß IV, ©. 87) „alles = und ; 
alles wirklich Philojophiiche der englifchen und franzöfischen Aufklärungsphiloſo— 
phie wie einen wilden Auswuchs befeitigt und nichts übrig läſst, als den plat- 
ten Rationaligmus“ d.h. den hausbadenen Philifterverftand und die hausbackene 
iftermoral. Man muſs Ötingers entrüjtete Worte über diefe „Berliner* 
einerjeit3 und andererfeit3 die entrüftete Rezenſion der betreffenden Otingerſchen 
Predigt in Hänlein und Ammon, Neues theol. Journal 1794, ©. 428 ff. leſen, 
um einen Einblid in die entgegengejegten Stimmungen der Geifter zu bekommen. 
Der fent erflärt, unter den vielen höchſt betrübten Belegen, welche den Pre— 
i € kennzeichnen, ſei er durch die Dtingerfchen Predigten am tiefften 
t worden und nur vom Geift des tiefften Mitleids gerürt, wenn er leje: 
„wir wollen uns erneuern in den ungelünſtelt daliegenden Worten Jeſu und der 
Apoftel, one die großen Auslegungskünfte des neuen Tellerſchen Wörterbuchs, fo 
werden wir Kar erfennen, wie weit die Berliner Lehrer vom Geift des N. T.'s 
abgeben. Die Berliner wiſſen nichts von dem Vater der Herrlichkeit; fie find 
trumfen von dem Leibnigichen Schwindelgeift, fie wollen nichts wiffen von dem 
Gruß Gottes, von dem Gruß der jieben Geifter, fie bilden ſich eine mechanische 
Gottheit. Die Berliner willen nichts von dem Menfchen, fofern er ſich im Geift 
85 Gnadenthron naht. Sie wiſſen nichts von Engeln und Teufeln, was Sünde 
ft, von Efjen und Trinfen des Fleiſches und Blutes Ehrifti, nichts von Himmel 
und Hölle, Interimszuftend dor der Auferjtehung. Sie wollen nichts verfichen, 
ala was fie nach demonftrativer wer in an Begriffe reſolviren. 
Jeſus wird ihnen zeigen, wie fie ihn hätten follen befennen vor den Menſchen“. 
Gehen wir zu den fpeziell theologifchen Vertretern des Nationalismus über, fo 
—— als Bertreter eines gewiſſen Übergangs vom Supranaturalismus zum 
tionalismus genannt: Döderlein (F 1792, vgl. Hagenbadh Bd. II, ©. 638) und 
Zöllner (7 1774). Beide wollen ihre Lehren auf bie Bibel gründen, — ünlich 
manche Rationaliften (vgl. unten Teller); auch einer der Punkte, die für die Ver: 
ft von Nationalismus und (biblifhem) Pietismus zu ſprechen fcheinen; 
die Frage aber ift die, ob der betreffende Theologe mit wirklicher, ganzer Unter: 
ordnung unter die Schrift oder vielmehr mit wirklicher Einlebung in die Schrift 
vollen Ernft macht — fie tun Dies aber in der Weife, dafs dabei, wie Döderlein 
jagt, „auf unfere Zeitbebürfnifje* möglichſt Rüdficht genommen wird. Döderleins 
institutio will bon boruherein nostris temporibus aceomodata fein, er mildert 
überall die kirchlichen Lehrſätze, bricht ihnen die Spiten ab und gibt, wie Gaß 
(IV, ©. 121) jagt, in den alten Schläucdhen neuen Wein oder nur die Verdün— 
mung des alten. Die Zundamentalartifel, die ev nennt, find: Einheit Gottes des 
Schöpfers, Jeſus Meſſias und Son Gottes, Tod und Auferftehung Chrifti, jein 
Werk, daſs ei debetur omnis spes immunitatis a poenis futuris, 5, Geift, Nicht: 
Notwendigleit der Beobadjtung des mof. Geſetzes, Totenauferftehung, Buße, Taufe. 
Biel bedeutender ift Töllner, defjen Schrift über den tätigen Gehorfam Chriſti 
1768, freilich nur indirekt, der Firchlichen Gentralfehre von der Satisfaktion da— 
durch Abbruch tut, dajs die Erfüllung des —* als nicht ſtellvertretend und 
penugtuend, fondern als eigene Pflichterfüllung Chriſti gefajst wird, Vgl. Ritſchl 
‚S.365 ff. Im fpäteren Schriften, namentlich dem „theologischen Unterfuchungen“ 
1772 erlaubt er ſich noch weitergehende kritiſche Stellung zu mehreren Haupts 
Real-Encyllopäble für Theologie und Kirde. XI. 34 


530 Rationalismus und Supranatürelieniis 


lehren, hält den Arianismus für verträglich mit der Bibel, läſst Dogmen, wie das 
von der Erbfünde, mehr auf der Seite ftehen, urteilt frei über die Infpirationg- 
lehre und fommt mit alledem mindeftens dem eigentlichen Nationalismus 
nahe. Als defjen bezeichnendjte Vertreter aber nennen wir Teller, Eber 
Steinbart. Auch Teller (+ 1804) ift jehr allmählich, von dem In ein 
bibliſch einheitliches, natürliches Lehrſyſtem an die Stelle des D 
feßen — und zwar mit der Eentrallehre von Ehrifto als zweiten Adam — 6 
dem ordinären Rationalismus angelangt, den fein „Wörterbud) des N. T.s“ 1772 
verfündigt. Das Ehriftentum nach der Schrift und das nach dem Syſtem find 
ang berjchieden, jenes aber iſt eben Lehre, Chriftus der allgemeine ber 
Menfehheit: auch Juden können, wie (ſ. Tholuf, 1. Aufl. d. 9.) Teller 1799 auf 
Befragen antwortete, one Belenntnis der pofitiven chriftlichen Lehren fidy „anf 
das Belfenntuis Chrifti, des Stifters einer geiftigeren und erfreuenderen 
als die der Gemeinde, zu der du bisher gehört“ taufen laſſen. Daher werben 
in Zeller Wörterbuch die biblifchen Unfchauungen in allgemein fittlich = vefiz 
—— aufgelöſt, wie z. B. der —5* von fleiſchlich und in de 
von ſinnlich und vernünftig, ſodaſs das Chriſtentum eben den Zweck hat, uns zu 
—— Menſchen zu machen. Tellers „Religion der — ——— 
iſt, wie Gaß jagt, ein völlig undogmatifches Mauiſeſt der Vernu ‚der 
Tugend, beſonders der Liebe. Zu diefer Religion foll und wird nach Teller das 
Ehriftentum im feiner höchſten Stufe werden. Damit ift alfo nicht bloß die da— 
mals viel verhandelte Frage nad) der Perfektibilität des Ehriftentums 
mit Ya beantwortet, fordern die jchon vorhandene Perfektion in der "Zeller 
und feine Geiftesverwandten gelehrten Religion der Volllommeneren > 
Mertwürdig, wie hier in dem farblojen Gewand nüchternfter, moralifivender Auf- 
Härung derjelbe Gedanke, diefelbe naive Selbftzuverficht erſcheint, die — 
ein Swedenborg (7 1772) in phantaſtiſchen, aber in Warheit auch echt 
liſchen Vifionen von feiner „neuen Kirche“ vorgetragen hatte. — —— 
war nicht Theolog, ſondern Philoſoph, und das zeigt ſich an der Art, er in 
ſeiner „Apologie des Sokrates“ 1772 theologiſche Materien one jedes tiefere Ber- 
ſtändnis behandelt. Sokrates ſteht ihm hier als Repräſentant derer ba, die 
und vor Ehrifto „Gott fürchten und recht tum, alfo Gott angenehm find", 
die Upologie folder edlen Heiden (gegemüber Auguftind Saß von ben 
vitia) foll zum Beweis dienen, dafs das Tugendftreben allein es ift, was 
und in allen Religionen felig macht. Der Vorzug des Chriftentums 
der Bereinigung des morgenländifchen Gefüls für das Überfinnliche und des. 
ländifchegriechifchen Sinns für veruunftgemäße Tugendlehre und damit im feir 
Univerjalismus, dejjen praftiihe Kehrjeite aber die Toleranz ift . D 
©. 712). Ganz änlich Steinbart in feinem Syſtem der reinen 
Slüdfeligteitslehre des Chriſtentums 1778: das ChHriftentum und die | 
nung Gottes jtimmen zufammen in dem Zweck der Glüdfeligleit; ber Geift b 
Religion Jeſu unterrichtet und leitet an zu Weisheit und Tugend; s Re— 
giment dient dem Wol Aller, und die gegenſeitige Beförderung des Wols 
Liebe iſt die Tugend und Religion. — Von dieſen Gedanken aus wird nun 
die Apologetik und Homiletik behandelt. Wir nennen nur dem, übrigen 
ſchon großenteils in die nächte Periode gehörenden Spalding (+ 1804), mament 
lid feine Schrift „über die Nupbarkeit des Predigtamtes*. — Klar ift, wie 
all diefen Vertretern des Nationalismus das fpezififch«chriftliche gegenüber | 
allgemein religiöfen und das religiöfe gegenüber dem fittlichen und zul ya: 
fittliche gegenüber dem Intereſſe der Gtücjeligleit aufgeföft wird: der Tefpte Gruml 
it ein ordinärer Pelagianismus, der fi in hohem Gerede von der Würd 
der underdorbenen Kraft und Güte der menjhlichen Natur ergeht und 
ber gefallenen Menfchheit nicht fehen will, und eine veine Diesfeitig 
(vergl, Otingers oben angefürte Worte) vom Reich Gottes im bibfifchen Si 
feine A at Ber 2 


























nr 





b) Nationalismus und Supranaturalißmus feit de 
ten der Philofophieen von Kant und Zakobi. dan ee 


nalift, aber ein Nationalift höherer Form, der, wenn der Ausdrud erlaubt ijt, 
die rationalen Prinzipien jo abjolut fafst, dafs fie ſelbſt fuprarational, göttlich 
n. Er ijt ber Nationalift des Sittengefeßes, dieſes wird eigentlich 
das einzig göttliche, es ift feinem Urfprung nad) autonom, gleichſam ens a se, 
feiner Geltung nach Eategorifch, abfolut. Die Bernunft wird auf der einen Seite 
gedemütigt, fofern fie als theoretiiche vom Überfinnlichen keine Erkenntnis hat, 
‚andererfeits aber auf den Herrſcherthron geſetzt, jofern ihr auch als theoret 
fich nichts überfinnliches aufdrängen darf und jojern fie als praktifche nicht bloß 
die Poſtulate Gott, Freiheit, Unfterbtichteit aufftellt — wobei Gott freilich we— 
fentlih den Dienft Teiften darf, der Tugend auch die Glüdfeligfeit zu garantiren 
—, jondern hauptjächlich jofern fie eben im Fategorifchen Imperativ, im fittlichen 
Geſeh und Willen mit göttlicher Autorität auftritt, Hierin, in dieſer inneren 
Autonomie, vollzieht jich ewig gleich in allen Menſchen die Eine göttliche Offen: 
barung. Freilich wegen der ſinnlichen Schwäche der Menjchen kann — das Wort 
„fann“ im problematischen Sinne — auch äuferlihe geſchichtliche Offenbarung 
notwendig werden als Jutroduftion der reinen Vernunftwarheit; aber eben die 
letztere al3 folche ijt in diefer Äußeren Offenbarung das Eine göttlihe, abfolut 
giltige; das jtatutarische ift nur Beiwerk, vergängliches es Die Religion 
| cheidet ſich von der Sittlichfeit nur dadurch, dafs in ihr die Pflichten als 
‚Gebote Gottes befolgt werden. Das Chriftentum ift die Eine Vernunft: und 
Sittlichkeitsreligion umd fteht mit dem Judentum nicht in inmerer organifcher Ver: 
bindung. Chrijtus it jo viel als das Ideal der Vernunftreligion; wie ſich ber 
sche Jeſus zu diefem idealen Chriftus verhält, darauf kommt wenig at. 
ie Kirche ift ihrer Idee nad) die Gemeinfchaft der Tugend, und als ſolche ift 
fie notwendig; der Stifter der Vernunftreligion mufste eine folche Gemeinfchaft 
Zn; weil nur fo die Menfchen dem Einflufs der Gemeinſchaft der Sinnlich— 
‚Zeit entzogen werben können. Denn in uns allen ift kraft einer unbegreiflichen 
intelligibein Tat das radikale Böfe, die Unterordnung des Sittengejehes unter 
‚bie Sinnlichkeit, der Hang zum Böſen. Deswegen ift das Chrijtentum als Er— 
Kfung notwendig; dieje befteht aber nur darin, dafs dem Menfchen das fittliche 
Ideal vorgefürt und von ihm im Glauben an den Son Gottes, d. h. eben an 
dieſes Ideal, das feine eigene fittliche Natur ift, angeeignet wird mittelft einer 
Revolution in feinen Marimen, Die Erlöfung ift alſo unfer eigen ſelbſt Wert. 
Der mit * Revolution garantirte unendliche Fortſchritt im Guten wird vom 
Herzenskündiger als vollendet tarirt (Mechtfertigung). Die Bibel hat genau jo 
viel Wert, als in ihr die ewigen Vernunftwarbeiten enthalten find, dieje follen 
und dürfen in fie hineingedeutet werden. Die Zeit ift, freilich im nebelgrauer 
Berne, zu hoffen, wo feine Offenbaring, feine Religion, feine Bibel, feine Theo- 
—— nötig iſt, ſondern Die reine Vernunftwarheit allein Alles beherricht. — 
- wir fofort bei, was von Jakobi (F 1819) namentlich im Unterfchied von 
Kant für unfere Aufgabe wifjenswert ift. Statt die Vernunft ala —— 
und praktiſche als die Duelle und Norm auch für die Religion oben hinzuſtellen, 
‚bafirt er dieje auf die Vernunft im Sinne von Gefül oder unmittelbarem War: 
A n des Überjinnlihen. In diefem wird der Menſch unmittelbar Gottes in 
ſich, weil feiner Gottänlichkeit, d. h. Freiheit, Erhabenheit über die Natur be- 
wuſst, und diefem unmittelbaren Berwufstwerden nicht ſowol eines Geſetzes (Kant), 
als ſozuſagen des Selbſt- und Gottesgenuſſes wont abſolute Gewiſsheit inne. 
Und das iſt auch die Eine, ewig gleiche göttliche Offenbarung, dies auch die Eine 
Meligion. An den hiſtoriſchen Religionen iſt nur das Geiſtige, eben das, was 
‚jener Vernunft entjpridht, wahr, alles bloß hiftorifche ift Babel und Mythus. 
3 iſt das Göttlihe in dem Menfchen; feine Menſchwerdung ift dies, dafs 
dieſes Göttliche in uns geboren wird. Und das geht bei Jakobi leichter als bei 
‚Kant mit feinem radikalen Böfen. Jakobi fhwärmt fiir die ſchönen edlen See: 
len und fpricht die Subjektivität heilig. Sein Nationalismus ift äfthetifcher, 
der Kantſche moralifher Rationalismus. 
Im Gegenfaß gegen die Plattheit des vulgär rationaliftifchen Eudämonismus 
‚war der frijche, männlich kräftige Hauch des Kantſchen Moralprinzips erquidend 


34* 


— 


und belebend für viele ernfter und tiefer fuchenden Theologen, und zudem * 
die Urt, wie er die theoretiſche Vernunft in ihre Schranken gewieſen hatte, eine 
Hanbhabe zu bieten für Neueinfürung des Offenbarungsbegriffs. — 
dnedies dem romantiſchen Zug der Zeit entgegenfommend, ſchien der Pflege 
Frömmigfeit von dem, um Demonftrationen jich nicht jo jebr fümmernden Ges 
— Berechtigung zu geben. Und jo treten eine Reihe Bull 
53 en Ren auf; unter den eriteren iR, au nennen 
Vernunftprinzip aus die Berechtigung 
Gluuben an hie un * (r 1831) 2. 
p n derten ien r Ö 
Offenbarung als ethifch-pofitive fajst, Ammon (1849), der aber mehr und mehr 
zum Nationalismus überging, Stäudlin (F1826), der aber ſelbſt einen ver⸗ 
einigten Supramnaturalismus und Nationalismus als das ware — 
tennt« So gehört der lehtere zu dem „Bwittergeftalten“, die man rati 
Supranaturaliften oder fupranaturale Rationaliften nennt, 
denen gewönlich Tzſchirner (F 1823) ald bedeutendjter Nepräjentant angefügt: 
Bon ge ifjen aus vertritt einen fupranaturaliftiichen Standpu 
Eſchenmayer u. Bei all diefen Theologen geht es natürlich, hr 
weniger, one iferhand rationalijtifche Konzeſſionen Das ab; die ſophiſch 
Grundlagen konnten den Bau eines ſupranaturaliſtiſchen Olaubensfoftems u in 
lich tragen; die Kraft des Widerftands der kirchlichen Theologie, jagt Dorne 
(S.754) nahın immer mehr ab, eine Kapitulation folgte der andern. Konſequen 
waren doch nur bie Nationaliften der philofophiichen —— leider aber d 
fanden es nur wenige derjelben, etwas von Kantſcher Kraft in ihrer Ausnütun 
feiner Lehren für die Theol —— —* derſelben ſinken doch wider 
die alte Ban der vulgären Vernunft-, Tugend- und Glückſeligkeitslehre zurüd. 
Wie es bei der Me ch [ der Theologen beitelt war, zeigt das Wort. von 
1794 (j. Tholuf, 1. Aufl. XI, 548): „Die Verteidiger der reinen Vernunftre 
ſchon viel gemonnen, dafs die beiten der —— zu ihnen ü 
und alle neueren ſich ihnen fehr und zu ihrer Ehre n ft % —8 | 
gemadt, dajs die Vernunft befugt fei, in oberiter In uftanz zu — ‚u | 
dafs fie dieſes micht gegen ſich tun werde, iſt leicht zu begreifen“, — age 
nach —— — des Chriftentums bejaht Krug 1795 —— daf.) mit 
den Worten: „es gibt feine volllommene Offenbarung, fondern es ein id) 
bei den heiligen Männern die Wenntniffe, welche fie ihren teen itteilen 
follten, gerade fo wie bei anderen Menjchen und mufsten daher der x e ed 
maliger Umftände und der Summe moralifcher und veligiöjer Weisheit a gemefl = 
1 u 2 Wil 




























re 
u 


fein, die in diefer Beziehung möglicd war“. Ju anderer, erniterer 
treten aber Männer, wie Hente, Edermann u. a. deu (kantifchen) R DT 
9. Ph. 8. Henke (7 1809, vgl. Henfe in Band V) kämpft gegen die t ei Arten 
von Superſtition, Chrifloiatrie, Bibliolatrie, Onomatolatrie, will neben nd ges 
genüber der Tradition die Dernunft als Duelle der religiöjfen Erten F 
kannt haben, kritiſirt hienach, aber in maßvoller Weiſe, die —— 
rückſichtsloſer die Kirchen» und Dogmengeſchichte, und. jürt die Bed 
dejien Göttlichfeit, nicht aber Gottheit anerkannt wird, umd bie feines 2 
baranf zurüd, die Eine allgemein religiöje und fittliche Barheit ı 
mit feinem heiligen Leben betätigt zu haben. Intereſſant iſt, wie Sente 
deutlicher Edermann (vgl. die Stellen bei Gaß IV, ©.242. 251), } 
Anfichten vorbildend, doc in Chriſti Berfon etwas infommenj ber & 
— Menſchliche Erhabenes „eine innigſte und nie ganz nbfiche 
indung Chrifti mit Gott“ jtatwiren, womit namentlich auch die ı Di Sl 3 
hung de hiſtoriſchen Chriſtus über dem idealen bei Kant u. a. übern 
bedeutende Handhabe gegeben ift, aus dem gewönlichen Mati i is 
hinauszukommen. Das follte freilich noch nicht jo bald gefchehen. — Die 1, 
Phaje des Nationalismus und Semirationalidmus — 
ner des erſten Drittels unjeres Jarhunderts dar, welde bei aller ( e aftig 
ihres Charakters und ihrer Arbeiten doch im wefentlihen nod au a and» 


Nationalismus und Supranaturalismus 533 


punkt der reinen Vernunft: und Moralitätsreligion ftehen bleiben. So Röhr, 
Briefe über den Rationalismus, 1813. Mit Beiltimmung wird hier Henkes Satz 
ut omnis haee in Christum religio ad religionem Christi magis revocetur omni 
eontendendum est (&. 42) angefürt und ehrlich befannt (S. 36): „Das 
was die Dogmatik der Supranaturaliften Ehriftologie nennt, tritt in meinem 
Spitem gar nicht als integrivender Teil desfelben auf; denn e8 befteht mol aus 
einer Religion, die Jefus lehrte, nicht aber aus einer, deren Objekt er ſelber fein 
fönnte*. Grundprinzip des Nationalismus tft der Nichtausfchlufs der Mittel- 
urfahen beim Wirken Gottes; „für den Begriff einer unmittelbaren Wirkfamkeit 
Gottes überhaupt, ſowie für dem einer übernatürlichen Offenbarung finde ich in 
der ganzen Natur keinen Erfarungsbemweis” (©. 60), ja „dad Wort und der Be- 
riff von etwas Übernatürlichem verurfacht faft eine widrige Empfindung” (S. 73). 
Chriftus ift religiöfer Enthufiaft (S. 303), die Apoftel machen fi in ihren Aus: 
über Chriftum einer Selbfttäufhung ſchuldig, die — Herzen die größte 
macht (S. 315). Die Religion Jeſu kann als Univerfalteligion durchaus 
nichts anderes fein, als die reine Vernunftreligion, ober: zu ihren wejentlichen 
Warheiten gehören nur diejenigen, die ihren legten Erkeuntnis- und Überzeu— 
gungsgrund in ber vernünftigen Einfiht der gefamten Menschheit haben **— 
ber für alle Menſchen gleich einleuchtend und verbindend find (S. 407). Ganz 
änlich cheider, deſſen institutiones theol. dogm. 1815 ein Vorbild mander 
modernen Dogmatifen darin find, dafs fie gewönlich bei jebem aeg die doc- 
trina biblica et ecclesiastica vortragen, dann Fritifiren und zulept ein meift ziemz- 
lich mageres eigenes Nefultat ziehen. Die Neligion ift (8 fi ille modus numinis 
cendi et colendi, qui numinis divini ideae, ad summa ethices prae- 
cepta recete conformatae optime conyenit aretissimeque eum vir- 
tute conjuneta est oder die Affelton, womit wir cogitationes, voluntates et 
actiones ad Deum sanctissimum verum omnium auctorem atque moderatorem 
referimus. Bei Chriftus bleiben wir am beften ($ 128) bei dem typus simpli- 
cior doctrinae, daſs wir ihn tot tantisque beneficiis de genere humano meri- 
tum, quatenus verae divinae voluntatis interpres et ipse plenus numine (rw 
Fe), non sine deo talis et tantus nobis propositus est, tanquam legatum vere 
divinum et tanquam prototypum hominum vera religione atqne virtute imbuen- 
dorum 2, 7) ae are eolamus "Sr ba Sm enixo —— Be- 
quamur. Dogegen iſt Bretjchneider (vgl. Hagenbach, Band einer der lebten 
und bedentendften Vertreter des rationalen Supranahralismus, der aber bejon- 
ders Mar zeigt, wie der eigentliche Kern auch dieſes Standpunfts doch nur die 
Anſchauung des gefunden Menjchenveritandes ift. 

Was der ganzen, von Kant ausgehenden Entwicklung hauptfächlich gefehlt 
hatte, das ift kurz gejagt der Lebensbegriff; die ewig gleiche, ftarre, Ealte, 
umerbittliche Vernunft, ſeis mit ihrer Mritif, feis mit ihrem fategorifchen Impe— 
rativ, beherrjchte Alles. Jakobi hatte verfucht, die Lebensempfindung der Gott- 
heit neben der Vernunft zur Geltung zu bringen, aber auch für ihn iſt e8 doch 
immer und ewig der Eine jelbe Bulsfelag mit dem das Herz von der Gottheit 
in ihm Beugnis abgelegt. Theologen, wie Henke, hatten es geahnt und ausge— 
forochen, dafs eine gejchichtliche Bewegung zwifchen Gott und Menjchheit jtatt- 
gefunden habe, und Leffing Hatte die MWategorie der Erziehung der eufehhett 
hiefür aufgejtellt. Aber erjt Herder (F 1803) hat in großen Zügen die Ge— 
ſchichte der Menfhheit nahzufülen und abzumafen begonnen, und hat den 
Lebenshauch der Poejie mit dem Studium der gefchichtlihen Entwidlung und 
der Theologie zu verbinden verjtanden. Inwiefern Herders Bedeutung nicht ome 
Bergleichung der Entwicklung der deutfchen Nationallitteratur überhaupt, nament- 
lich nicht one Beleuchtung feines Verhältniffes zu Göthe und Schiller verftanden 
werben kann, das müſſen wir hier außer Betracht laffen. Nur bad muſs auch 
der theologifche Darfteller der Entwidlung von Nationalismus und Supranatu- 
ralismus ja nicht außer Acht laſſen, daſs die Gefamtentwidlung auch dieſer 
Mächte keineswegs in eriter Linie von den gelehrten und populären Arbeiten der 
Theologen als foldher, fondern, wie wir ſchon früher gezeigt haben, von einer ganzen 


534 Nationalismus und Supranaturalisuns 


redienzien abhängt und dafs fie ihre eigentli opheten, d.h. Aus⸗ 

ie Aa Sees dor Ku een — pe 
ielles Verdienft num in theologifcher Beziehung ift, einmal in feinem „Geift 

hebr. e“ eben den Lebenshaud der altteftamentlichen dem 

lecht feiner Zeit nahe gebracht, ſodann in den „Briefen über das k 


Studium“ und den „Provinzialblättern* Chriftum und feine Fi 
bensvoll jo, daſs keineswegs bloß äſthetiſche, ſondern religiöfſe ung 
fie ihm entftehen muſs, vorgefürt zu haben. Es ift ja freilih nur die Men 


und anungsvoll tritt hand nabe, daſs hier ein Leben pulfirt, das mit den 


omnia divina et humana —— mit ſeiner Anſchauung von der Geſchichte als 


es bis in die Phyſiognomik hinaus, vor Allem aber ein Herz voll Liebe 
für Sefum und die Bo: ier eine merfwürdige Verbindung nüchtern vers 
ftändigen Weſens mit einem reichen, aber einfältigen Gemüt, in welchem, | 
iert von allen Grübeleien und VBerniünfteleien, der Erlöfer dad Ein und Alles 
ift (zu. Lavater vergl. Nitichl, Gefch. d. Piet. I). Fügen wir nod einen Mann 
bei, der zugleich in der wifjenfchaftlichen Theologie Beachtung verdient, aber fein 
Verdienſt wejentlic auf praftifch:chriftlichem Boden hat, wir meinen Urlsperger 
(+ 1806), den Stifter der deutfchen EChriftentumsgefellichaft, der Mutier von 
manchen noc heute blühenden Vereinen für innere und äußere Miffion (vergl. 
Riggenbach u. a., zur hunbertjärigen Gedächtnisfeier der Chr. Geſ. 1880), 
diefen Männern, denen wir nod; Boos u. a. beifügen könnten, ift e8 ei 
der Geift der über fonfeffionelle Schranten und Gegenfäge erhabenen hriftlichen 
Liebe, was in all ihren Arbeiten jo köftlich hervortritt, andernteil® der = 
3 bibliſchen Chriſtentums, wozu die Edelſten der Zeit zurü Und 
fo kommen wir endlich noch — um zur wiſſenſchaftlichen Theologie z 
auf die Vertreter des ſog. bibliſchen Supranaturalismus, an bie 
dann noch kurz den Neuauffchwung des firchlich orthodoxen Supr 
in unferem Jarhundert anreihen. In erfterer Beziehung müſſen wir zurückgehe 
bis Morus (} 1792), der die hermeneutiſchen Grundſähe Erneſtis mit melanch 
Er A biblifch-gläubigem Sinn verband und in möglichjt einfacher 
fe die Summe des Schriftglaubend zu gewinnen fuchte (vgl. Gab IV, S.128Ff.). 
Neben ihm fei der mit Unrecht faſt vergejjene Apologetifer Mleuter genannt, be 
de3 Chriftentums Notwendigkeit a parte egentis in feiner „neuen Prüfung u.f.im.* 
1787 gut nachweiſt, ome aber über die Faljung der Offenbarung weſentlich als 
—* ganz hinauszufommen. Etwas anders geartet iſt Reinhard (71812), defien 
fchönes Selbſtbekenntnis aus feinen „Geſtändniſſen“ wir zu Anfang angefür 
haben, Er kämpft mit aller Energie gegen den Nationalismus und den vat 
nalen Supranaturalismus, will jelbjt nur an die heil. Schrift fi halten, 
windet aber, ein Mann one Eden und Kanten, ein gewifjes breites ſich gehen 
lafjen und — namentlich als Prediger — einen gewiſſen fyitematifchen Formalis 
mus nicht. Der bedeutendite, wiſſenſchaftliche Vertreter diefes bibliſchen Supra 
noturalismus ift Store (f 1805), Von den älteren Württembergern, namen 
der Bengel Schule, unterfcheidet ihn hauptſächlich das fait 
des myſtiſchen Elementes; er fucht die Dogmatif nur aus der Bibel zu 
verihmäht aber als Hilfsmittel auch die Philofophie, namentlich da 
ihm der Kantſche Kriticismus willtommenes bietet; aber die Bibel wirb von | 
















Nationalismus und Supranaturafismus Natramnus 535 


doch nicht jowol wie von Bengel als das Ganze der göttlichen Offenbarungs— 
und Warheitsurfunde, jondern ald Coder einzelner, unmittelbar zu berivertender 
dogmatifcher Ausſprüche verwendet, und pda auch fein Syſtem doc; noch wer 
fentlih den bemonftrativen Charakter der älteren Theologie. Auch der in ges 
wiſſem Sinn legte Repräfentant diefer jog. älteren Tübinger Schule, Steud 
(Glaubenslehre 1834), obgleich in feinem Zurüdgehen „rein am die — 
wo Gnade um Gnade gefunden wird“ (S. XXV), ſchon mehr in bibliſch-theo— 
Togiicher und exegetiiher Weife arbeitend, kommt doch nicht zu einer wirkfid) 
felbjtändigen, originalen Neugewinnung der alten Warheit aus der Schrift. Die 
Anjäge hiezu liefert der für die Schultheologie — abgefehen von feiner Ber: 
j lehre — etwas auf die Seite geftellte ©. Menfen (f 1831), welcher jwar 
fein Syſtem, aber die vielfältigiten Anregungen zu einem Syſtem des biblijchen 
Nenlismus gegeben hat. 
Es ift mehr eine ftille, jedoch um fo tiefer greifende Neaktion gegen den 
Zeitgeift, welche von Männern wie Menten geübt wird. Viel Hunderte, befannte 
und unbefannte Prediger, jeis aus der pietiftife en fe, wie 2. Hofader(}1828), 
ſeis der neu geftäftigten Orthodorie ergeben, wie Claus Harms (} 1855), wirk- 
ten im Bolt für den biblifchen Glauben. Mit dem legteren fahen wir — und 
zwar im Anſchluſs au das Reformationsjubiläum 1817 — aud) bie Kir— 
henlehre in verjüngter Geftalt wider ihr Haupt erheben. Mit feinen 95 Thefen 
wirft er dem Nationalismus, dem modernen Papſt, der Vernunft, den 
bin, und bald fand er Mitftreiter gen, bie endlich in der evange 
Lifhen Kirchenzeitung (1828 ff.) ihren Mittelpunkt fanden. Serra aber 
hiemit bereit3 über die Grenzen hinausgegangen, die wir für bie * ichte des 
Rationalismus und Supranaturalismus uns geſteckt haben. In den Kieler The— 
fenftreit ift unter andern auch Schleiermacher verflochten, der Mann, in welchem 
der bisherige Gegenfab von Rationalismus und Supranaturalißmus ein Ende 
findet; 1821 erſchien feine Glaubenslehre. In gewiſſem Sinne laufen in ihn die 
verfchiedenen Strömungen zufammen, die wir bisher beobachtet haben; nur eine 
leider ift jo gut wie unvertreten inihm, das ift die der biblifch-realiftifchen Rich— 
tung. Und doc fan, one daſs diefe ihre gebürende Geltung findet, der Gegen— 
& des gewönlichen Nationalismus und Supranaturalismus nicht in lebensvoller 
Weiſe aufgehoben werden. 
- Litteratur (aufer den im Tert genannten Spezialwerfen und den betref: 
fenden Abſchnitten der gefchichtlichen und fyftematifchen Lehrbücher): Hahn, De 
rationalismi qui dieitur vera indole, 1827; Stäublin, Geſch. des Rationalismus 
und Supranaturalidmus, 1826; Saintes, Hist, du rationalisme, 1841; Tholuf, 
Geſchichte der Umwälzung u. f. w., 1839, Verm. Schr. II; Derf., Vorgeſchichte 
des Nat., 1853 ff.; Derſ, Geſch. d. Nationalismus, I, 1865; Hafe, Theol. Streit: 
Schriften, 1834 fj.; Frank, Geſch. d. protejt. Theol. III, 1875; Hagenbach, Geſch. 
des 18. und 19. Jarhunderts, 1856, 2, Aufl.; Humdeshagen, Der deutſche Pro— 
tejtantismus, 3, Aufl., 1850; Ehrenfeuchter, Chriftentum und moderne Welt: 
anfhauung, 1876; Rougemont F. de, Les deux eit&s, tome I, 1874; Gaß, Ge— 
ſchichte der proteit. Dogmatik, Band 2—4, 1857 fi.; Dorner, Geſch. der proteft. 
Theologie, 2. Aufl., 1867; Nitfchl, Chriſtl. Lehre von der Nechtfertigung u. Ver: 
fönung, 1, 1870; Derf., Geſchichte des Pietismus, I, 1880. Robert Kübel. 


Ratrammus, Mönd zu Corbie und Zeitgenofje des Paſchaſius Radbert, hat 
ſich als bedeutender, freijinniger kirchlicher Schriftjteller berühmt gemacht. Über 
fein Leben ift nur Weniges auf unfere Zeit gefommen und auch feine Schriften 
find jo frei von verjönlichen Beziehungen, dafs fie feine Nachricht darüber ge> 
wären *). Die Zeit feiner Geburt, wie feines Eintrittd in die Abtei Corbie ift 


Wärend ibn — von Rheims (de praedest. cap. 5) Ratramnus nennt, heift er 
bei Sigbert von Gemblours (de scriptorib. ecclesiast. cap. 95) Betramus, ebenfo bei Tri» 
tbemius (de seriptorib. ecelesiast,): Bertramus presbyter et monachus — — claruit 


536 | Natramnus 


nicht zu ermitteln, warſcheinlich fällt bie letztere unter den Abt en 
Der wiſſenſchaftliche Geift, der damals in Eorbie herrfchte, fand bei ihm 
Empfänglichkeit; eingehende Schriſtkenntnis und Vertrautheit mit der 

Pier ar Sr er mit den beften feiner Zeitgenofjen gemein; uftin war 
Gegenfta —— rung und der gewaltige Geiſt des großen Nordafrikaners 
beftimmte —* theolooliche, ſche Richtung und Denfweije : Marbeit des Denkens, hel- 
ler Blid und lebhaſtes Gefül waren —— Züge ſeiner — 
und fefjeln in fe Kin Schriften das nterefje des Leſers; zur kritiſ lt 
neigte er nad) jeiner befonderen Befähigung mit entfejiebener Vorliebe. Als 

mar von Rheims die apofrpphiiche Erzälung de nativitate Virginis und 
milie des Pſeudohieronymus de assumptione Virginis abſchreiben md 
binden ließ, wies — — die feit jener und die 

nad; (Beitjehr. f. hiſt. TH. 1858, ©. 334). An allen theologiſchen —*8 
feiner Zeit hat er ſich beteiligt. Das Gewicht feines Urteil$ war jo anerfannt, 
dafs Karl La Kahle in mehreren diefer Streitigkeiten von ihm ein Gutachten 
forderte und dafs der * kopat feiner Provinz ihm mit der Widerlegung der 
Borwürfe deB ‚Patria Hotius gegen die römische Kirche beauftragte. _ 
befigen noch eine poeti * Epiſtel, worin ihm der unglückliche Gottſchall 
(abgedruckt bei Migne Patrologia Vol. CXXI, 367 rm ihn Freund, 

Bater und Lehrer nennt, Ausdrücde, die wol nur feine Bere rung a n 
ſollen, den Schluſs auf ein engeres Zuſammenleben beider alſo nicht n 

machen. DIE zum Jare 868 fünnen wir jene litterarifche Wirkfamteit van 
wie lange er diefen Zeitpunkt überlebt hat, ift nicht zu bejtimmen, 

Seine widtigfte Schrift ift die über das Abendmal; de —— 
Domini liber. Er hat fie im Auftrage Karls des Nahlen geſch va —* 
ſel als dieſem Radbert ſein 831 abgeſaſſtes Werk über denſel 
— hatte (mad) 844). Die Frage, welche der König dem —— zur 

ntwortung borlegte, lautete: Quod in Eeclesia ore fidelium sumitar, 
et sanguis Christi in ınysterio fiat an in veritate? und bezieht ſich offenbar auf 
das 4. Kapitel der Schrift de3 Radbert: utrum sub figura an in veritate hoc 
mysticum ealieis fiat mysterium? Dieje Frage zerlegt Ratramnus — in —— 
andere; 1) utrum aliquid seereti eontineat, quod oculis solummodo fidei 
an sine eujuseunque velatione mysterji hoe aspectus intueatur — 
quod mentis visus aspiciat interins? und 2) utrum ipsum eorpus, quod 
ria natum est et passum, mortuum et sepultum, quodqne resnrgens et Kr 
ascondens ad dexteram Patris eonsideat? ( (cap. 5). Die Ben 
beiden fragen bildet die beiden Abteilungen, in welche die Schrift des 
nus zerfällt. Er kann e3 wicht beftimmt genug behaupten, dafs Chriſti 
licher Leib nicht im Abendmale gegenwärtig, fondern im Simmel * — 
Was auf dem Altare liegt, das donſekrirte Brot und Fk 
des Herrn, in welchem er als Kind gejäugt, geitorhen, heben, auferunen 
und zum Himmel gefaren ift, im welden er zur Rechten Gottes 
widerkommen wird zum Gericht, ſondern nur das Myſterium 
a 
as um und das Bild der an glaubenden, in 
nen ımd aus dem Tode lebendig gewordenen Gemeinde ift; es ift secundum‘ 
quendam modum corpus Christi, et modus iste in figura est et imagine, 
veritas res ipsa sentiatur c. 84. Über den Begriff figura vgl. e, 7: Figura ost. 
obumbratio quaedam quibusdam velaminibus, quod intendit, ostendens , verbi 
gratia: Verbum volentes dicere panem nuncenpamus, sieut in 0 i 


a 


a ⸗ 


de Br Dei, a dialeeticon inseribitur. 
ve — de eadem re. Der Name Bertramus berubt Allan auf — 
fe J ı 


a 


Natramnus 537 


eure quotidianum dari nobis expostulamus, vel cum Christus in evangelio 
oquitur: Ego sum panis vivens. Brot und Kelch werben zum Bild umd zum 
Andenken an den Tod des Herrn auf den Altar gelegt; fie erinnern in der Ge- 
genmwart an das, was in der Vergangenheit für und gejchehen ift, damit wir ein— 
gedenf feines Leidens, durch diejes Leiden, welches und von dem Tode erlöft hat, 
auch der mit demjelben uns zugedachten und zugefiherten göttlichen Gnadengaben 
teilhaftig werden; fie jind darum Erinnerungszeichen, deren wir nur im dent zeit: 
lihen Leben bedürfen und die für und ganz überflüffig werden, wenn wir aus 
dem Glauben zum Schauen Ehrifti felbft gelangen (cap. 96—100). So weit ift 
der Standpunkt des Ratramnus ſymboliſch, er fieht in dem Abendmal eine Ge- 
bächtnisfeier, deren ganze Wirkung auf der Lebendigkeit und Innigkeit beruht, 
womit das gläubige Subjekt fi, das erlöfende Leiden Chrifti, die objektive Ver— 
fünungstat dergegenmwärtigt. Exterius quod apparet non est ipsa res sed i 

mente vero quod sentitur et intelligitur, veritas rei. (c. 72). Er fteht aljo 
der Borftellung des Radbert kontradiktorifch gegenüber. Aber damit ift feine An— 
ficht noch keineswegs abgefchloffen, er fügt ausdrüdlich (cap. 101) hinzu: Nee 
ideo, quoniam ista dieimus, pntetur in mysterio sacramenti ecorpus Do- 
mini velsangniuem ipsius non a fidelibus sumi, quando fides, non 
quod oculus videt, sed quod credit, aceipit: quoniam spiritualis est esca et 
spiritualis potus, spiritualiter animam pnscens et acternae satietatis vitam tri- 
buens, sieut ipse salvator mysterium hoe ecommendans loquitur: Spiritus est, 
qui vivificat, nam caro nihil prodest (oh. 6, 64), und er fan deshalb jagen, 
es jei Frevel, zu behaupten, ja auch nur zu denfen, dajd das Saframent nicht 
Leib und Blut Ehrifti fei (e. 15); seenndum invisibilem substantiam i, e. divini 
ee Verbi corpus et sanguis vere Christi existunt (c. 49). Dieje Worte 

ijen, daſs ſich Ratramnus allerdings auch einen realen, durch den Geiſt Got— 
tes vermittelten Genuj3 der Gläubigen im Abendmale gedacht Hat; da ihm aber 
dee gefhichtliche Leib nicht darin real gegenwärtig war, fo fragt fi, was nad) 
feiner Anfiht das Objekt diefes realen Empfanges gewefen fein kann. Die Aut- 
wort darauf haben wir im erjten Teile feiner Abhandlung zu fuchen. 

Er ſelbſt erläutert feine Anficht über dad Abendmal dur die Hinweifung 
auf die Taufe. Das Taufwofler, jagt er, wird mit Recht der Lebensquell ges 
nannt, weil es die Hineinfteigenden zu einem befjeren Leben erneuert und bie 
aus dem Tode der Sünde Erwedten in den Stand ber Gerechtigkeit verjept; aber 
diefe Kraft der Heiligung (vim sanctificationis) hat nicht das Taufwaſſer an ſich, 
das in finnficher Warnehmung betvachtet, nur ein vergänglicdyes Element ift und 
allein den Leib zu reinigen vermag, fondern accessit 8. Sp. per sacerdotis con- 
secrationem virtus et efficax facta est non solum corpora, verum etiam animas 
diluere et spirituales sordes spiritnali potentia dimovere (cap. 17). &o find 
in dem einen Elemente de3 Tauſwaſſers zwei entgegengelegte Dinge zu unter: 
fheiden, ein finnlih Warnehmbares, Veränderliches und Vergängliches und ein 
nur dem Glauben Erfafsbares, Umvergängliches, welche für Natramnus als Mit- 
tel und Zweck fich jo unmittelbar auf einander beziehen, jo ineinander find und 
wirken, daſs er geradezu fagt: das Vergängliche gibt die Unvergänglichkeit, dns 
Lebloje das Leben. Wie mit der Taufe, fo verhält es ſich mit dem Abendmale. 
Das Brot, welches der Priefter mittelft feines Dienftes zum Leibe Ehrifti macht, 
zeigt äußerlich ein anderes den Sinnen und ruft innerlich ein anderes dem Her: 
en der Oläubigen zu. Denn äußerlich bleibt es Brot nach Geitalt, Farbe, Ge— 
mad, innerlich aber wird durch dasfelbe etwas weit Höheres und KHöftlicheres 
angefündigt (intimatur), nämlich Ehrifti Leib, der nicht von den fleifchlichen Sin- 
nen, fondern mit den Augen (contuitu) des glänbigen Herzens gejchaut, empfangen, 
genofjen wird (eap. 9). Diejer Unterfchied des Inneren und Äußeren, welche 
des Fontradiktorifchen Gegenfaßes, in welchem fie zu einander ſtehen, den— 
noch zujammen find und in ihrem Zuſammenſein das Myfterium ausmachen, geht 
durch die ganze Darftellung des Ratramnus hindurch, doc; bleibt er ſich darin 
nicht gleich, dajd er bald den Anhalt des Saframentes im Unterjchiede von den 
bloßen Beichen (wie cap. 9), bald diefe leßteren felbft (cap. 99, cf, 17) Leib Chriſti 


— 


538 Natramnus 


nennt, bald auch wider ſagt, Brot und Wein werde durch die Konſekration Leib- 
und Blut des Herrn (ev gebraucht die Ausdrücke fit, confieitur, facta sunt ef. 
cap. 13, c.49); ferner behauptet ex das eine . e8 feien nicht zwei — 
dene Subſtanzen, eine materielle und geiſtige (non duarum existentiae rerum 
ter se diversarum, corporis videlicet et spiritus), fondern ein und dieſelbe 
(verum una eademque res) jtellte ſich nad der einen Seite ala materielle 
fheinung des Brake. und Weines dar (secundum aliud species panis et et sin 
consistit), nach der Aber Seite Hin als Leib und Blut Ehrifti (secundum alind 
autem Ay et san 16), dann aber unterfcheidet er wiber zwi⸗ 
end. ber ver Eike und der unfichtbaren Subſtanz, dvermöge 
* er und Blut Chrifti find (cap. 49, f. unten). Sehen wir ab von 
diefen Schwankungen, die nur beweifen, daſs Ratramnna fih auf der —— 
Grenzlinie bewegt, an welcher der ſubjektive und der objektive Standpunkt in der 
Betrachtung des Saframentes fich trennen und daſs er beiden Auffaſſ ihr 
Recht in feiner Darftellung waren möchte, fo drängt ſich die Frage aufs ad 
gibt dem Brot und Wein diefe neue, von ihrem natürlihen Weſen jo durchaus 
verjchiedene Dignität und Wirkſamkeit, kraft deren fie Leib und Blut EHrifti für 
den Glauben And und als folche wirken? Es iſt offenbar im Sinne des Ras 
tramnus eine Kraft hinzugetreten, wie bei der Taufe; was in biefer — 
reinigt, iſt das Element; was dagegen innerlich reinigt, virtus vitalis est, 
sanetificationis, virtus immortalitatis (cap. 18). &o ik au) Sue 
Ehrifti Leib * Blut (d. h. Brot und Wein) eine veränderli 
lichteit unterworfene Kreatur; si mysterii vero perpendas virtutem, vita est 
perticipantibus so tribuens immortalitatem (cap. 19). Diefe Kraft, Kraft, diefes 
welches ebenfowol und unter den gleichen dingungen in den a 
Saframenten auf die Gläubigen wirkte, wie es in den neuteftam 
beftimmt er näher 1) als die in ben Saframenten unfihtbar —— 
tene Heiligung des heiligen Geiſtes (igitur et mare et vubes non se- 
cundum hoc, quod corpus exstiterant, sanctificationis munditiem 
secundum quod invisibiliter saneti spiritus sanetificationem eonti- 
nebant — interius spiritualis potentia refulgebat, quae non carnis oeulis, 
sed mentis Juminibus appareret, cap. 21), oder 2) al die den materiellen 
een Im immanente geijtige Kraft des Wortes (quoniam —— 
eorporeis illis substantiis spiritualis Verbi potestas, mentes 


quam corpora eredentium pasceret atque potaret, cap, 22. In sacramento 
refectionem 


HH: 
















poris et sanguinis Domini, quidquid exterius sumitur ad 
aptatur, verbum autem Dei, qui est panis invisibiliter in illo 
stens sacramento, invisibiliter participatione sui fidelium mentes vivificand 
paseit, cap. 44. Corpus et sanguis Christi, quae fidelium ore in Eeclesia per 
eipiuntur, figurae sunt secundum speciem visibilem, at vero secundum inv 
bilem substantiam i. e. divini potentiam Verbi corpus et sanguis Christi 
existunt, cap. 49. Non enim anima — vel esca ea vel potu corpore: 
pascitur, sed verbo Dei nutritur ac vegetatur, cap, 66). Hier nun fünnen w 
zweifelhaft Mare ob unter dem Worte Gottes im Saframent das Schrift ‚ort 
pt (Rüdert, Hilgenfelds Zeitjchr. 1858, ©. 546), oder ob daB“ | 
licher Allmacht wirkende Einfegungswort, wie es in der Nlonjefratio: 
bes Priefterd enthalten ijt, oder ob endlid das jubfantiate Wort, 
ſtus ſelbſt, gemeint ift. Die beiden legteren Anfichten laſſen fi 
biniren und man darf annehmen, daſs Ratramnus das Leben des Mm 
des Einfegungswortes wirkenden Chriftus wirklich als den Inbalt und \ * 
Segen des Sakramentes ſich gedacht hat. Dafür ſprechen mehrere Stellen (un 
idemque Christus est, qui et populum in deserto in nube et in mari baptiss 
tum sua carne pavit, suo sanguine tunc potavit et in Ecelesia nune credentium 
ie ee sul corporis pane, sui sanguinis unda pascit et potat, cap. 23. It 
telligeremus Christum in petra constitisse et sui sanguinis undam po 
pulo praebuisse, qui postea corpus de Virgine sumptum et pro salute ereden- 
tium in cruce suspensum nostris sasculis exhibuit et ex eo sanguinis undam 





Natrammus 539 


effudit, quo non solum redimeremur, verum etiam potaremur, cap. 24. In utro- 
que [nämlich quod patres in illo manna perceperunt et quod fideles in myste- 
rio eorporis credere debent] Christus innnitur, qui et credentium animas paseit 
et angelorum eibus existit, utrumque hoc non corporis gustu, nee cor- 
porali sagina sed spiritualis virtute Verbi, cap. 26. Per mysterium panem et 
vinum in corporis et sanguinis mei conversa substantiam a credentibus sumenda 
e. 30, Dafür fpricht aud) die ganz übereinftimmende Anficht, welche der andere 
Gegner des Nadbert Rabanus Maurus de clerie, institut. I, 31, ausgeſprochen 
hat. Weiter haben wir zu fragen: in welcher Beziehung ftand ihm das, was er 
als den Inhalt des Saframentes fich dachte, und was er bald als eine Geiftes- 
wirkung, bald als die Lebenskraft Chriſti jelbit beftimmt, zu den äußeren Zei— 
chen ? iſt hier nur ein zweifache möglich, entweder meint er, dafs der Glaube, 
dem das Wort der Einfebung feine beftimmte Nichtung gibt, das was jenes Wort 
ausfagt, in den fahramentlichen Zeichen nur al8 gegenwärtig ſchaut und darum 
empfängt (in welchem Falle ihm der ganze Sakramentsgenufs wie jpäter dem Be— 
rengar, vergl. Diethoff, Abendmalslchre, S. 64 f., nur auf der fubjektiven Ver— 
ärtigung des Glaubens beruht haben würde), oder er benkt jich das Ver— 

tnis jo, daſs vermöge des Einfegungsmwortes wirklich die Zeichen durch das 
inzutreten einer geiftigen Kraft einen neuen, immanenten Inhalt gewinnen, ber 
zwar, weil unfichtbar, nur vom Glauben erkannt und angeeignet werben kann, 
aber nichtsdeftomeniger auch objektiv und realiter in ihnen erijtirt. Die Konſe— 
quenz feiner Anficht Hätte ihn allerdings auf jene Seite füren und ihn beſtimmen 
müſſen, daſs er die wirkende Kraft des Geijtes und des Wortes unbedingt in 
die gläubige Seele und nicht in die konſekrirten Stoffe verlegte; beachten wir 
aber die von ihm in den oben mitgeteilten Stellen gebrauchten Angdrüde näher 
ea existere in sacramento ete.), fo fann er nur das Andere gemeint, er 
mm in dem Saframente nur gleichjam das die umfichtbare Gnade enthaltende 
fichtbare Gefäß gejehen haben, wie er fich denn auch ausdrüdlich auf den Ans: 
ſpruch des Sfidorus von Sevilla (Orig. VI, 19) beruft (cap. 46), daſs in dem 
Saframente die göttliche Kraft unter der Hülle der körperlichen Stoffe ins Ge- 
heim das durch das Saframent bezeugte Heil wirke. In diefen Beziehungen bes 
rürt fih Ratramnus ganz nahe mit Nadbert nach der einen Seite von befjen 
Abendmalstheorie und die Differenz in beider Säützen liegt nur in dem ſchein— 
bar —— Ausdruck, denn wenn der letztere in dem 4. Kapitel feiner 
Schrift die Frage: utrum sub figura an in veritate hoc mysticum ealieis fiat 
sacramentum? nad) den beiden Seiten der Alternative hin, Ratramnus bagegen 
fie nur nach der erften bejaht, nach der zweiten dagegen fie verneint, jo erklärt 
fich dies aus dem verjchiedenen Begriff, den jeder mit veritas verbindet; dem 
Radbert nämlich bezeichnet dies Sort Nealität überhaupt (sed si veraeiter 
inspieimus, jure simul veritas et figura dieitur: ut sit figura vel character 
veritatis, quod exterius sentitur, veritas vero quidquid de hoc mysterio in- 
terius recte intelligitur aut cereditur; non enmim omnis figura umbra vel falsi- 
tas ete, cap. IV, 5 2), dem Natramnus dagegen unveshülltes, den Sin— 
nen mwarnehmbares und erjafsbares, alſo Eonfretes Sein (figura est 
obumbratio quaedam quibusdam velaminibus, quod intendit ostendens — — 
veritasg vero est rei manifestae demonstratio nullis umbrarum imaginibus obve- 
latae, sed puris et apertis, ntque planius eloquamur, naturalibus signifieationi- 
bus insinuatae, cap. 7.8) und in diefem Sinne befämpft er in dem erften Teile 
feines Werkes folche, welche behaupten, daſs der Leib und das Blut Ehrifti uns 
verhüllt und den Sinnen warnehmbar im Übendmal empfangen werde, daher es 
denn auch nicht wol denkbar erjcheint, daſs diefer Teil gegen Radbert gerichtet 
fei. Uber eben weil in dem Saframent nad; Ratramnus durch die priejterliche 
Konfekration (cap. 10) nicht bloß die Stoffe eine neue Beziehung oder Bedeu— 
fung gewinnen (significatio cap. 69 in fine), fondern geradezu eine neue, wir— 
fende, überfinnlicde Kraft im ſich aufnehmen (cap. 17), woburd fie felbit eimas 
Neues werden, was fie vorher noch nicht waren, zwar nicht für die Sinne, wol 
aber für den Glauben, fo gebraucht er in Beziehung auf das Abendmal geradezu 


540 Natramnus 


denden, verge ober ihre Dualität wechfelnden Dingen (cap. 12, 13), * 
dern e8 fei innerlich,  geiftlich an ihnen eine Umwandlung vo = cap. 16), 
das, was —— heilige Geiſt un —— an ihnen — 42. 54), 


intellege * eb in specie, sed in virtute eorpns et san ut GA rnonen 
us cernuntur, cap. 56), haben fie die Kraft empfangen, bie Seele zu nähren 
und ihr die Subftany des ewigen Lebens zu bieten (aeternae vitae substantiam 
—* Seil bob, Ratramnus Hat ihr Literaturgeſchichte. 
e es Ratramnus hat ihre eigene Liter 
Synode zu Vercelli 1050 wurde fie als ein Werk, das Johannes Scotus Sans 
im —— Karls d. Großen verfaßt habe, verdammt und verbrannt 
a ad Rich. bei d’Achery, spieileg. III p. 400, vgl. Stud. u. 
©. 755). Im Mittelalter fcheint fie — in Bergefjenheit gefommen zu nt, 
da fie außer Sigbert von Gemblourd und Trithemius nur vom dem Anonym 
von Melt im 12. Jarhundert angeführt wird. 1526 berief fih Joh. Sifber, 
Biſchof don a a gegen Oekolampad darauf, als er ein Zeugnis zu Gu 
des Fatholifchen Dogma (Praefatio in libros de Verit. corp. et F 
contra Oecolampad. Col. 1527); dadurch wurde man darauf 
1532 erſchien das Buch zu Köln bei Joh. Prasl unter dem Titel: 
ad Carolum Magnum imperatorem; in demfelben Jare in 
mit Vorrede von Leo Judä in Zürich, feitdem viele A 
wol im Inteinifchen Grundterte, als in neueren, bejonders franzdfi ws 
englifchen Uebertragungen. Da die Proteftanten und namentlich die Reformsirten 
darin den Ausdrud ihres dogmatischen Bewuſstſeins wiederzufinden glau 
wurde ed den Katholiken verdächtig; die von dem Coneile zu Trient beftellten 
Genforen fetten es 1559 unbedenklich auf das Verzeichnis der verbotenen X er; 
fie hielten es für ein von den Broteftanten untergejchobenes Ma * nlich 
urteilten die bedeutenditen katholiſchen Theologen jener Zeit, nnenfis 
Claudius d'Eſpence, Sanctefius, Bifchof von Evreux, Elemens vi, ® Be ar im, 
Duiroga, Sandoval, Alanus, Diefer Auffoffung follte ſich indeflen 
andere ächt fatholifche gegemüberftellen : nachdem ſchon die Theologen 
(oder von Douay) fi) um 1571 dahin ausgefprodhen, das Bud \ 
ſehen von manchen dunkeln und Are ewälten Ausdrüden, im Ganzen nicht 
werfliches, unternahm es 1655 de Sainte Bocuve, Doktor der ©ı 
Nedhtgläubigkeit des Ratramnus förmlich zu vechtfertigen d’Achery % si; 
billon (Annales Benediet. III, 68 sq.), bejonders aber der Pr J —* 
Jakob Boileau (in feiner gegen den Sefuiten Harduin gerichteten 2 1: 
Katramni Corbeiensis Monachi de corpore et sanguine Domini liber ab om 
novitatis aut haeresis Calvinianae intentione aut suspieione vindicatus ada 
honestam et litterariag confutationem Dissertationis R. P. Joannis E 
8»: J. — auctore Jacobo Boileau, Parisiis 1712, wie auch in der dem 9 
des Terted vorausgefchidten Praefatio historiea und den bemfelben % 
Anmerkungen; neu edirt in Migne’s pn ee 121, ©. 18 5) f 
bedenklich diefer Banz fie fuchten — zumal es Mabillon gelungen i X, wei 
fehr alte Handichriften des Buches ———— welche den Ein x Un 
ächtheit fernerhin ummöglich machten — zu erweifen , Ratramamb b rirete im 
erſten Teile feines Werkes nur den Sag, dafs ber Leib und das Blut € jr 
im Saframente nicht fihtbar, jondern myſtiſch verhüllt gegenwärtig fei; | 
enthalte der zweite Teil nur die unverfängliche Behauptung, ba J den 
Leib nicht dieſelbe materielle Beſchaffenheit in Hinſicht auf % ung, 3 
und Maflenhaftigkeit der Glieder habe, wie der von De Sana | — ne 
Anficht, die nenerdings Bach, Dogmengeſch. des M, A. 1&. 191 fi. mehr über 
zeugt als überzeugend wiederholt hat. 
Ueber die anderen Schrijten bed Katrammus dürfen wir Fe 


Be 

























fajlen. De eo, quod Christus ex virgine natus est, liber gilt als feine erſte 
noch im iugenblichen Alter verfafste Schrift, da er fie mit den bon frischen Selbſt⸗ 
vertrauen zeugenden Worten ſchließt: Lusimus haee de more studentium: quae 
si quis contemnat, exereitia nobis nostra complacebunt, Jedenfalls jcheint fie 
vor dem are 844 abgefaht. Man hat ferner —— dafs die Vorrede eine 
Debifation an Radbert enthalte, da Natramnus ven Mann, an welchen fie ges 
richtet ift, mit dignitas und reverentia tua anredet, alleim mit Recht hat man 
dagegen ‚geltend gemacht, daſs er nad) jeiner eigenen "Erfärung unge: nicht ein» 
mal —— betannt geweſen ſei (facies invisa). Ueber den J re 

rn über en — zu Radbert's Schrift de partu virginis vgl. ben 


dem Gattfeattifchen Streite bat ſich Ratramnus mit zwei Schriften bes 

—* Die erſte, die er gleichfalls infolge einer Aufforderung Karl's des Kahlen 

hat, find die mei Bücher de praedestinatione Dei, Der darin durch— 

und verteidigte Gedanke iſt die zwiefadhe Präbeftination. In dem 

Buche weift er die Vorherbejtimmung der Erwälten zur Gnade und — 
Seligfeit durch eine Reihe von Ausſprüchen der Kirchenbäter, namentlich 

hin, des Verfafferd der vocatio gentium, für den er den Profper * 

a Buch nn — A re —— — Ir — * begründet 

er ie nilje der um er, nämlich des n⸗ 

tius, Iſidor a Sevilla und Cafjiodorius die zweite Thefis, bo die Gott» 

loſen zur ewigen Strafe bejtimmt habe. Cine Präbeftination aus Sünde 

er nicht zu, vielmehr jagt er, dafs die Gottlofen durch ihre eigene Schuld 

verloren gehen, da nämlich Gott ihre ſelbſtverſchuldete, hartnädi Bose — 

wiſſe, ſo entziehe er ihnen den Beiſtand ſeiner Gnade, durch den der Fromme 

zum Heil * fo daß fie verdüſterten Herzens en ber Sünde 

—* ten, zu deren Erkenntnis und Ueberwindung dem Menſchen —— 

die Einſicht als die Kraft mangle. Obgleich dieſe * ſich ne mit ber 


— 


Kaiſer Mi 
den König der B * Dice Mifolnus Lin die 
der gen = —* in ur Belannt 7 A en —* Be 


und bei ı Digne Batrologie, ®. 1. ©. 685 f.), * 


teren, 
— arena ig warnen it der Widerlegung beauftragt. So entftand 
um 868 fein Wert, „Heirmnd mi dr Mneregumg ntent, Co ea 


——— 


542 Natramnus 


In dem erften Buche erweilt er das Ausgehen des Geiftes vom Vater und bom 
Sone mit Zeugnifjen der Schrift, in den beiden —— mit — 
Eoneilien und der Lateinischen und griechiſchen Väter. —— 
ar er unter den lepteren den Athanafius, ben — von —— 
idymus hervor; daſs er das Symbolum quieunque für ein Werk des 
Ulerandriners, die Schrift de dogmatibus ecclesiae aber dem con 
nischen Viſchof Gennadius ftatt dem gleichnamigen Maſſilienſiſchen Presbyter bei- 
legt, —— zwar, daſs der Kritiker des 9. Jarhunderts dem unkritiſchen Geiſte 
gleichfalls ſeinen Zoll entrichten muſste, konnte aber den —— 
auf die feine Arbeit berechnet war, nur imponiren, da die angefehenjten M 
länder ſelbſt als die Verfechter ihrer Meinung dadurch erwiejen wurden. 
ganz bejonderem Intereſſe ift das erite Kapitel des 4. Buches, weil darin He 
tranınus einen der weſentlichſten Unterfchiede in der Anfchauung der abend» unb 
morgenlänblichen Kirche beſpricht und durchführt. Wärend die DOrientalen —— 
wohnt waren, nicht blos das Dogwa, ſondern and) die Obſervanzen 
nheiten im kirchlichen Leben und Euitus auf apoſtoliſche —e—— 
hren und jede Abweichung davon mit gleicher Strenge zu beurteilen, war 
* dagegen im Abendland, beſonders ſeit Auguſtin, allgemein — 
ſatz geworden, daſs nur dem Dogma diefer Charakter der Notwendigkeit 
—* —— die kirchlichen Obſervanzen, unbeſchadet der —— 
blos in verſchiedenen Ländern, ſondern auch in verſchiedenen Zeiten andere 
tkönnten. Bon dieſem Siandpuntle aus fixirt er zunächſt, ee von 
4, 5 u. 6, in einer Umfchreibung und Erweiterung des apoſtoliſchen Symbolums 
den allenthalben und immer fich jelbjt identischen Glauben der Kirche, dann weit 
er die Örtliche Verschiedenheit und Wandelbarfeit der Gebräuche nah und ı 
die Abfurdität der griechiichen Vorwürfe, die Dogma und Herfommen- 
confundirt haben, und rechtfertigt die Quadragefimalfaften, das Sabbathfajten, i 
Scheren des Bartes, die Tonfur, den Cölibat, die ausfchließliche bed 
Epiſtopates zur Erteilung der Eonfirmation und den des 
Biſchofs, wie das Alles in der abendländiſchen Kirche anerkannt unb geübt in 
mit ezegetifdjen und hiſtoriſchen Gründen (cap. 2—8.) Er —— 
Worten us velut potuimus, respondentes ad ea, quae nobis seripta 
Quae si —— Deo gratias agimus: sin vero displieuerint, — enERETEEE 
nis censuram praestolamur. 
Noch befipen wir von Ratramnus eine Heine Curiofität, mern die Die opistla 
de eynocephalis ad Rimbertum Presbyterum seripta, 
Ächrift der Pauliner Bibliothek zu Leipzig Gabriel Dumont in en 
{ung de eynocephalis zuerjt im Jare 1714 ebirt hat (VI. tom. de P’histeire 
eritique de la r&publique de le Masson). Nimbert wird von den 
der histoire literaire de la France für den heiligen Nembert gehalten, der 
(865) Anschar im Erzbistum don Hamburg und Bremen nadjfolgte. Un t 
wandte fi NRatrammus und bat ihn um Auskunft über die Hundstöpfe. Rin 
erteilte ihm diefelbe mit der Gegenbitte, ihm zu jagen, ob man dieſe 
Adamiten halten dürfe. Ratramnus beeilt ſich fort, dieſes Auftrage 
entledigen. Da er nadı der Schilderung feines Freundes doch in der 
Lebens mande menfhlihe Züge zu entdeden glaubt, die auf den Gebram 
Vernunft fließen lafjen, jo nimmt er feinen Unftand, fie —* Abkömmlir 
Adam zu halten, wenn auch die kirchlichen Auktoritäten eher geneigt ſeien, 
ben Tieren zuzuzählen, als den Menſchen. Am Schluſſe twortet er feine 
Freund die Frage über das Bud) des heiligen Clemens (wahrſcheinlich die Ele 
tinifchen Recognitionen) dahin, dafs dafjelbe nicht volle kirchliche Aufto 
weil Mandes darin dem kirchlichen Dogma widerfpreche. Dagegen 
Alta Pauli ans dem entgegengejegten Grunde in Schub. Mi 
In feinem Buche de anima, das fi) noch hanbfebrifttic in mehreren 
lichen Bibliothelen vorfindet und deſſen von Mabillon beabjichtigte Der 
leider unterblieben ift, weift ev gegen einen ungenannten Möuc on Sn iſs 
wie ein gewiſſer Makarius Scotus aus einer miſsverſlandenen 















Natramnus Natzeberger 643 


ert habe, ſämmtliche Menſchen nur eine gemeinſame Seele haben. Der 
von Ratramnus beſtrittene Satz wurde ſpäter von Leo X. auf dem Lateranconcile 
verdammt (vgl. Mabillon, Annales Bened. III, 140). 

Auch Ratrammus ift wie Radbert md ſaſt alle kirchliche Schriftſteller des 
farolingijchen Zeitalter und der nächſten Jarhunderte Traditionarier, er 
ammelt, ordnet und verwendet den reichen Stoff der produftiven patriftischen 

riode, freilich nicht ſowol zu ſyſtematiſchen, als u polemijchen Sweden — 
aber er bemupt das ihm zu Gebote ftehende reiche Material meift zur Begrün- 
dung feiner ſcharf ausgeprägten augujtinifchen Gedanken. In feinen meijten 
Streitfchriften fpricht ſich wicht blos ein ritterlicher, fampfluftiger Sinn aus, 43 
dern auch eine Beweglichkeit und Ueberlegenheit des Geiſtes, die den Stoff in 
leichtem Spiele beherrfcht, und ein Feder, frifcher Mut, der im Bewuſstſein feiner 
Kraft fich durd; den Widerfpruch der Gegner nicht beirren läjst. Die Art, wie 
er jein Thema begrenzt, den Streitpunft firiet, in feine Momente zerlegt und 
dinleftifch erörtert, erinnert entfernt an Leſſing's Weife. Aber immer ift es das 
fachliche Intereſſe, das er verfolgt, feine Gegner nennt er jo wenig mit Namen, 
als feine Clienten. Auch das ift nicht zu verfennen, daß er, obgleich wurzelnd 
in einer großen Vergangenheit, zugleid für die Zukunft der Kirche eine große 
Bedeutung hat. Haben aud) die Magdeburger Eenturien und überhaupt das 
ältere Quthertum feinen Wert nicht erkannt, fo gelangte er doc) in der reformir- 
ten Kirche umd noch mehr in der rationaliftischen Periode zur großen Anerkennung, 
wenn auch meiſt auf Koſten des Paſchaſius Nadbertus, den man nur nad) feinen 
ften über das Abendmahl und über die Geburt der Marin beurteilte, ohne 
felbft die Bedeutung der erjten Schrijt für ihre Zeit undefangen zu würdigen, 
Des Ratramnus Werke, vorher meift vereinzelt herausgegeben, finden fich, ſoweit 
fie vorhanden find, vollitändig im dem 121. Teile der Patrologie von Migne 
©. 1-346 und 1153—1156 abgedrudt. Man vergleiche über ihn, außer der 
Abhandlung von Rückert über die Freunde und Gegner der pafchafiichen Vor: 
stellung vom Abendmahle, Hilgenjelds Zeitſchriſt 1858, Mabillon im 2. und 3. 
Zeile feiner Benediftinerannalen und die histoire literaire de la France V, 
332—351. Ebert, Geſch. d. Lit. d. M. U. II ©, 244. Bad), Dogmengeſch. des 
M. U.1 6. 19. Schwane, Dogmengefdh. d. mittleren Zeit S. 631. 
Georg Eduard Steik + (Hand). 

Mageberger, auch Napenberger, Matthäus, Luthers Freund und Arzt, 
war 1501 in der ſchwäbiſchen Stadt Wangen, im heutigen Württemberg, geboren. 
Ueber feine Herkunft und erjte Jugendzeit haben wir feine Nachrichten. Schon 
1517 bezog ex die Univerfität Wittenberg (Förstem. Alb. p. 61) und wurde hier 
duch; Vermittelung des M. Johannes Guntel (de Wette, Luther’s Briefe I, 190, 
VI, 14) mit Luther bekannt, dem er alsbald mit warmer Verehrung und bis an 
fein Lebensende mit unerfchütterlicher Treue anhing. Sein Fahftudium war Die 
Heilwiſſenſchaft, aber wie viele Aerzte jener Zeit beſchäftigte er fich auch eifrig 
mit Philofophie, Theologie und Sprachen, Warſcheinlich in Wittenberg erwarb 
er bie medizinische Doctorwürde. WS Arzt erlangte er bald einen jo ausge: 
breiteten Ruf, dafs er nad) einigen Jaren als Phyſikus in die Stadt Branden- 
burg berufen wurde. Hier wurde er Leibarzt der Gemalin des Kurfürſten 
Soahim I. von Brandenburg, Eliſabeth, welche durch ihren Bruder, den ver— 
triebenen Dänenkönig Chriftian I., jür die Lehre Luther’3 gewonnen worden 
war. Mit Hilfe Rapeberger’s gelangte fie in den Befik don Luther's Schriften 
und fragte in einzelnen Fällen den Neformator um Nat. Endlich erfur der 
papiftisch gefinnte Kurfürſt 1528, dafs feine Gemalin im Schlofje zu Berlin das 
Abendmal heimlich unter beiderlei Gejtalt gefeiert Habe, und nahm fie in strenge 
Haft, aber mit Unterftügung ihres Bruders floh fie zu ihrem Oheim, den Kurs 
fürften Johann von Sachſen, nad; Torgau, Auch Nageberger mußte Berlin ver— 
laſſen und fam nad; Wittenberg, wo er auf Luther's Empfehlung zum Leibarzt 
anfangs ded Grafen von Mansfeld, fpäter, 1538, des Kurfürſten Johann Frie- 

ernannt wurbe, deſſen uneingefchränktes Vertrauen er lange Zeit beſaß. 
blos feine ärztliche Kunſt, fondern auch fein redlicher Charakter und fein 


— 


544 Rapeberger hi 




















v das 

feiner Gattin eim Gebetbuch (de Wette V, 754). Für Buther’s — 

—— eifrig bejorgt, Pet er inet feit 1543 ableitende Mittel, deren 
—— ar un UT, 635) 

wu nebſt Jacob Lather und Bürgermei 

Fre die —— aft der —— übertragen. Als aber — 

chmaltaldiſche Krieg gusbrach, begaun für ihn eine Epoche voll trüber Er— 

arımgen. Er —* Se Kurjürften in das Feld und — ia 


dın und — — und nieht u — umeingt, 


un. dh nad Rordhanfen, um bier — Zeit u. 
des gefangenen 


na um * bei herr einer neuen Univerfität zu Jena bei 
tätig zu fein und mit Melanchthon wegen dejjen Berufung zu unter 
—— Da ei an fangs hierzu geneigt —— rar aber jich für Witten 


den 3. Januar 1559. Als ihm fein Beichtvater Poach, 
ichrieben hat („Vom chriftlihen Abſchied aus —* fierblichen Leben des I 
theuern Mannes Matthäi Ratzenbergers, der argmei Doctor, Verich 
Andream Poach, Pfarhern, zum Auguftinern in xt und andern, jo — 
wejen, * zuſamengezogen. Anno dom. MDIIX. mense Jan.“) n 
N 118, 17 vorlas: Kr werde nicht jterben, ſondern leben und war 
Wert N nie erinnerte er fich, daſs einjt Luther denſelben im « — 
ſeinem Troſte an die Wand geſchrieben hatte. — 7 
Mit Luther war Nabeberger entjernt verwandt dur) feine — ei 
einer Schweiter des Arztes Dr. Johann Brückner in Gotha, vom welher. if 4 
Söne und 4 Töchter geboren wurden. Luther nannte fie — and 
affinis, de Wette V, 754); one dafs man das Verwandtſchaſtsverhältnis 
unt. "Als er bei der Taufe einer der Töchter Patenftelle: vertrat, t 
„Clara fol fie heißen, daſs man daran denke, Dr. Luther jei der Pate ge 
denn lauter und Klar find Geſchwiſterkinder.“ Aber noch enger ı 
Verwandtichaftsband, welches Napeberger mit Luther verknüpfte. 08 im 
Leben bewies er ihm die treuefte Anhänglichkeit, fondern —*— 
Tode beteiligte er ſich an der Jenaiſchen —— ſeiner Werke (155 fi.) 
mit sahen Intereſſe eg er die von veranstaltete | 
der Hauspoftille (Eri. Ausg. 1, p. VU. XIV). u jetbft aber: J * 
ſchon von —6 unter der —— „Historia MS. Lut (Secke 
dorf I, 20. 160, Ill, 581) — und benußte, au interefianten © | 
—* — * —9 s, welche nach früheren unkritifchen ation 
1705) und Georg Theodor —— (1775) —* * 
Ch erde Die handichriftl. Gejch, Ratzeberger's über Qutbe 
i. Zeit, Jena 1850, aus dem oder der herzogl. Bibliothek zu ( 'ha No. 
* vollftändig heransgegeben worden ijt. Ueber den Giftorifchen Bert bi 
riftſtückes hat man ſehr verjchieden geurteilt. In der Hauptſache ift bie 


—— — noch voll Teilnahme an * 6 ei 


— 











Raseberger NRahmundus Martini 545 


würdigleit nicht zu beanftanden, wenn fich auch einige Voreingenommenheit gegen 
Melanchthon und ein gewiſſer peflimiftiiher Zug nicht ——— Andere 
minder bedeutende Aufjäge und Briefe Napeberger’s, namentlich aus der Periode 
des ſchmalkaldiſchen Krieges, b. Neudeder a. a. ©. ©, 231 ff. Von feiner 
Sreundjchaft mit Myconius in Gotha giebt deſſen ſchöner Abfchiedsbrief dom 6. 
Januar 1546 Zeugnis, b. Sedendorf II, 629. Oswald Shm 


Rautenftrauh, Franz Stephan, ein aufgeklärter öfterreichifcher Theologe 
bed 18. Jarhunderts, geboren 1734 zu Platten in Böhmen, trat in den Bene: 
biktinerorben zu Braunau, lehrte daſelbſt Philofophie, kanoniſches Necht und Theo- 
logie, und erwarb ich bejonders in den beiden legten Fächern ziemlich umfafjende 
Kenntniffe, die er zur Berbefjerung des theologischen Studiums, defien Mängel 
fein heller Geift erkannt hatte, fowie fpäter zur Rechtfertigung der Neformen des 
Kaiferd Joſeph II. verwendete. Nachdem er durch Maria Therefia 1773. zum 

aten feines Kloſters zu Braunau und im Gare 1774 zum Direktor ber 

fogifhen Fakultät in Wien erhoben worden war, bradte er dad ange: 
fangene Werk feines Vorgängers, des Biſchofs von Slock, zuftande, den Ent- 
wurf einer neuen theologijchen Lehrart; d. 5. es erſchien die „Neue allerhöchite 
Inſtruktion fir alle theologischen Fakultäten in den kaiſerl. fönigl. Erblanden“ 
1776 — befonders erjchienen, auch zu finden in den acta hist. eceles. nostri 
temporis, B®b. 3, ©. 743, 2te vermehrte Auflage, Wien 1784. Man fieht es 
dieſer Inftruftion an, dafs der Verfafjer proteftantifche Lehranftalten und Schrif: 
ten fennen AR hatte, Er dringt auf dad Studium der Grundfpracen ber 
hl. Schrift, der Hermeneutif, der Kirchengefchichte, und will, daſs die Studiren- 
ben erſt im dritten Jare Dogmatik hören, worauf nun die praktischen Diszipli- 
ieh wobei er bejonders bie Katechetik herborhebt, ala „eine große Wiſ— 
! iſchaft, die man bisher mit ihrem Gegenftande für Hein gehalten und jhänd- 

vernachläſſigt hat“. Ganz zuleßt wird von der Polemik gefprocdhen, die jo 
behandelt werden jolle, daſs von jeder Selte das ganze Syftem beſonders an- 
gen und feinem ganzen Umfange nach widerlegt werde. — Die Abzwedung 

a Inſtruktion geht dahin, der ganzen Theologie einen neuen Geift und 

Be; auf da3 tütige Chriftentum zu geben. R. nahm an den jofephini- 
Ir ag den regſten Anteil. In einer von ihm verfajsten Flugichrift, 

iotifche Betrachtung“, beantwortet er die Frage, warum Pius VI. nad) Wien 
komme , und zeigt dabei treffend, wie Pius nicht deshalb kommen Fan, um des 
Kaiſers Neformtätigkeit au lämen, da fie einesteild im fich jelbjt ihre Rechtfer— 
tigung finde, anderenteil® der Kaiſer dazu vollkommen berechtigt ſei. Rauten— 
ſtrauch ging auf die Grundjäße Hontheims völlig ein; er erlitt deswegen von 
den Jeſuiten viele Anfeindungen. Er ftarb 1785 zu Erlau in Ungarn. Bon 
ihm rüren noch her: Institutio juris ecelestiastiei, Prag 1769 und 1774; Sy- 
nopsis juris ecelesiastici, Wien 1776, und andere Schriften. S. Schrödh Bd. 42; 
Menzel, Neuere Gejchichte der Deutfchen, 12. Br. Seryog rt. 


Naymundus Lullus, ſ. Lullus Bd. IX, ©. 26. 


Naymundas Martini, geboren in dem kataloniſchen Flecken Subirats, Domi- 
fanermönd des 13. Jarhunderts. Auf Betrieb des Raymundus de Pennaforte 
er der König von Aragonien und der von Kaftilien zwei Kollegien (eins in 

unis, das andere in Murcia) gegründet, in denen die Dominikaner behufs er- 
herer Belehrung der Mauren und der Juden dem Studium der orientali- 
ſchen Sprachen obliegen follten (Touron I, 35). Naymundus Martini gehörte 
u den acht Mönchen, welde von dem im are 1250 zu Toledo abgehaltenen 
ialfapitel de3 Ordens zu diefem Studium beftimmt wurden (Ruain, Ein: 

leitung ©. 105; Dudtif I, 396%), Ob R. M. an ber befannten Disputation 
zwiſchen Paulus CHriftiani und Mofcheh ben Nachman oder Ramban (Juli 1263) 
vor Jakob I. von Aragonien teilgenommen * wird uns nicht berichtet. Dagegen 
wiſſen wir, daſs er zuſammen mit dem Biſchof von Barcelona und drei anderen 
Dominikanern (Raym. de P., Arnoldus de Sagarra, Petrus Janua Touron? 


Keal⸗Encytlopable für Theologle uub lrche. XII. 35 


— 


v. Genua]) im März 1264 den Auftrag erhielt, die von den Juden auf Bes 
Kite > Borulegenen Tireiden (2 —*— und —— 
Sonft ift Über daS Leben deb R. DR. wenig befannt. Cr micke 216 Beifionse 
wicht nur in Spanien, fondern auch, mit m Ordensbruder 
Cendra in Tunis: am legterem Orte freilich, wie es fcheint, nur — 
——— — ken im dafs der ne nn ae sine fruetu 
(Pugio, Eint. —— ZQuetif I, 306%. b, 397%), Er lebte — — 


Se da it, int feine Unterfift (Bugio; Ginleitung 106; — 
Drudfehler ijt Qustif I, Bone Juli 1286; falfch Touron I, 494: 


FT 
Bas R. zur Bbefgun hg Koraus —— 2* 


em. —— ſein (n rd en 818% 
—— 5 be lange e Seit ER 






















gehabt io fidei, an weisen 
ie 395) ee Yare 1278 Arbeit. ae af, dafs ® 
— rn eatholicae veritatis 6 
en ödes — an dem damals nur handſchriftüch orlan ader x Pugi Pu 


Pin hat Sof Juſtus Scaliger J Jare 1603 in einem 
* emacht, nur irrig R. von Sabunde —* 
pa Eint. 90. 106. 107, RN ie detaillierten 
jr —— sur 3 de Salvaticis —* J ven 
‚ adversus ris 1520, 49) feine h 3 
Um * * 1620 X fand. der er Se hof Fran Bosquet im der. — het bei 
legium Fuxense eine aus drei in en beitehende Handſchri ** f 
einer don ihr genommenen Kopie und drei anderen Manu 
de Voiſin das ganze | eh mit —— und gelehrten — 
Fidei Raymundi Martini Ordiuis Praedicatorum adversus Mauros eu 
cum observationibus Domini Josephi de Voisin — 1651 — 
J. B. Carpzov beſorgte Abdruck *), nad) dem wir citiren, RICH 
der Anmerkung erwänten Anhange "eine befonders paginirte 
logiam Judaicam, beren zmwölftes Kapitel ©. 9 6, fait —* * 
Kane Boifinfchen Ausgabe entnommen, fpeziell von A.M. und | 
andel . in 


©. 1-6 Proömium; —* 6—190 Erläuterungen pi 

®. an al ais quasi * — * 0 rolegomena bezeichnet a 5 7 ; 
Einleitung in den Th mud). Teil, = — hande 
vou Gott und ber —2* ———— von de — der keit 
und der Auferftehung der Toten. Der zweite (©. 259-—478) Ex der dr ritte 
(S. 479—957) Teil find ganz der Widerlegung der Juden | 
noch gegenwärtig von hohem —* ür die Miſſion wie für 
für letztere durch die ungemein zalreichen, ſchon 2* 
on üge aus dem Thalmud, den Midrafchen und anderen 2 

ſchen Litteratur. Wo dieſe Citate fich in den Druden der. 
Hinben, hat, ſoweit ihm möglich, Ejra Edzard nachgewiefen, ſ. Wolfe Bi 











Judaeos, cum obnervetlonl bus Josephi de Voisin, ——— ———— 


Paulinae Academi recensuit, - 
IE. une —— — ——— — 
Kapitel der etio (5. 11—1%6). 9 in; u 








Naymundus Martini Raymundus von Sabunde 547 


Hebraea IV, 571—638. Bei vielen der citirten Stellen nennt R. als Quelle Be- 
reschith rabba major oder Bereschith rabba R. Moseh haddarschan. Da man 
weder dieje Degeichuungen fannte noch Schriften, in denen die angefürten Stellen 
vorfamen, ift R. mehrfad der Fälfchung befchuldigt worden. Gegen dieſen Vor— 
wurf haben ihn verteidigt: Zunz (Die gottesdienjtl, Vorträge der Juden, Ber- 
Iin.1832, ©. 287—293), €. B. Pufey (Einleitung zu The -thi 
of Isaiah according to the Jewish Interpreters, Bd. H, Oxford 1877) und Ad. 
Neubauer (The Book of Tobit, Orf.1878, S. VI—IX, XX—XXIV). Neubauer 
(S. VUI, IX) und Ad. Sellinet (Bet ha-Midrasch VI [Wien 1877], S. XIV— 
XVI [wo aud; Näheres über die Handfchrift Rapoports, weldje Sim ©. 26 
Note d, erwänt]) find, wol mit Recht der ht, daſs mit dem ang n bei⸗ 
den Bezeichnungen zwei verjchiedene Werke gemeint find. No 
Sitteratur: Antoine] Touron, Histoire des hommes illustres de l'ordre 
de St. Dominique 1, 489—504, Paris 1743, 4° (6. 498 ff. wird das abfälli 
Urteil des en Akademikers Houtteville zurücgewiejen). || Ambrosii de 
Altamura Bibliotheca Dominicana, ed. Rocaberti, Nom 1677 Fol., ©. 58. 449 
bis 455. || Seriptores Ordinis Praedicatorum. Inchoavit Jacobus Quetif, absol- 
vit Jacobus Echard. I, 396398, Paris 1719 Fol. || Wolf, Biblioth. Hebr, I, 
1016—1018. II, 989—991. |] Weitere Litteratur bei J. G. Walch, Bibliotheca 
theologica selecta I, 609. Herm. 8, Straf. 


mundus von Bennaforte, j.Ranonen= und Defretalenfammlungen 
Bo. ve S. 489. 7! k 


Naymundus von Sabunde oder Sabieude, auch Sabiende, Sebunde, Se— 
bonde und Sebon genannt, ift für die Gefchichte der natürlichen Theologie, 7. 
Name Ri als Titel ſeines Werkes mwidererfcheint, von hoher Bedeutung. 
eine Lebensumftände wiſſen wir jehr wenig. Spanier von Geburt, fam er nad 

uloufe, wo er ji in der medizinischen und philoſophiſchen Fakultät ee 
0 “ 


getan aben, fpäter aber professor regens in der Theologie — ſein 
ſolcher wird er Vorträge gehalten haben, aus denen fein Buch erwachſen jein 
mag. Bon Men. dem einzigen Denkmale feines Geiftes, wird nad der Sub» 

ip bes älteften Kodex behauptet, daſs e3 im Jare 1434 angefangen und 
1436 vollendet worden fei, womit übereinftimmt, daſs Trithemius die Zeit der 
Wirkſamkeit Raymunds in Touloufe um 1430, unter Kaiſer Sigismund und Papft 
Eugen IV., —* Doch mit jener Notiz iſt vielleicht die Zeit der Anfertigung 
des Koder, nicht der Abfaſſung des Werkes felbft, gemeint. Schon Montaigne, 
welcher auf Veranlaſſung jeines Vaters dasſelbe ins Franzöſiſche überſetzt und 
in feinen Efjais eine Apologie des Autors Hinterlaffen hat, wundert fi, da 
von eines jolhen Mannes Leben jo wenig befannt ſei. „Wir wifjen eben nur“, 
fagt er, „baj3 er ein Spanier war und vor etwa 200 Jaren zu Toulouſe von 
der Medizin Profefjion machte (professait la mödeeine)*. Dieſer Anficht aufelge, 
mit der eine von Scaliger gemachte Äußerung ftimmt, möchte man geneigt fein, 
H n früher zu 55 als die gewönliche Tradition tut; darf aber wol den Sub— 

ionen der ülteſten Handſchriften und der Nachricht des Trithemius inſoſern 

trauen, daſs er nicht nur Lehrer der Medizin, fondern auch Theolog war, worauf 
uns denn auch jein Buch hinweiſt. 


Dies Werk, deſſen Titel in der älteſten Pariſer Handſchrift (Nr. 3133) 
lautet: „liber naturae sive creaturarum, in quo tractatur specialiter de homine 
et natura ejus in quantum homo et de iis, quae sunt necossaria ad cognos- 
cendum se ipsum et deum et omne debitum ad quod tenetur homo et obli 
tam deo quam proximo. Compositus a reverendo magistro Raymundo Sabieude 
in artibus et medicina magistro et in sacra pagina egregio professore ete.“ — 
ein Titel, welcher mit leichten Veränderungen der Namensform des Autors in 
ben älteften Ausgaben widerfehrt — bat gerade wegen des Umftandes, dafs es 
eine ſyſtematiſche Verknüpfung der natürlihen Erfarung mit der Offenbarung der 
Bibel verfucht, ja die Warheit der lehteren durch die erſtere zu begründen unters 


35 * 


Raymundus von Sabunde 


549 
mit der Vernunft nichts zu tum hätten, fie alfo, die D— ‚gar nicht als 
Wiſſenſchaft gelten dürfe, ſondern nur als Inbegriff umbegreiflicher, leich 
———— Selig cn 
ie Einhei twiflenfchaftlichen Bewuſstſeins, diejed uns 
fered Denkens, widerhergeftellt würde. y> 
Hier entjpringt num der Gedanke einer natürlichen Theologie als einer durch 
die natürliche Vernunft zu gewinnenden wifjenihaftlichen Begründung, ja Kon— 
ftruftion der Offenbarungslehren, welcher durch die Borgänge in ber wifjenichaft- 
lichen Bewegung des 14. Jarhunderts gefördert, in Raymunds Werke feinen 
prägnanten Ausdrud findet, Der Anknüpfuugspunfte aber gab es dazu genug, 
Die orthodore Lehre Hatte Glauben und Wiſſen, Gnade und © Chriſten⸗ 
lehre und Selbſterkenntnis niemals als Widerſprüche, ja nicht ei als Gegen⸗ 
fäge an ſich, ſondern nur als Gegenſähe für das unvolllommene menſchliche Den- 
fen gefajdt; aber ihre mangelhafte Methode hatte ſchließlich nicht vermoct, die 
Zatjahen des natürlichen Bewuſstſeins mit den Glaubensſätzen im Harmonie 
zu bringen. Die allegoriihe Schrifterklärung, durch da3 Vorbild des Herrn und 
feiner Apoftel, ſowie der Väter der Kirche geheiligt, enthielt eine ganze Reihe 
von Momenten, welche das Aufjteigen von den natürlichen Dingen zu den gött- 
lichen, die Anwendung finnlicher Erfarung um Behufe theologijcher Erkenntnis 
in einer oft geiftreichen und felbjt fchlagenden Weile geltend machte, Am der 
Myſtik, zumal der deutfchen Prediger, verbindet fich das Naturgefül mit der Got- 
tesliebe zu einer rürenden Poeſie. Endlich darf man nicht vergeflen, dafs ber 
Gedante einer rationellen Auffafjung der Dogmatik durch das Beiipiel der viel- 
ſtudirten arabifchen Philofophen, recht eigentlich naturforſchender Theo , ones 
bin nahe gelegt war. Gerade die ſpaniſche Scholaftit Hatte, um ihrer ſpeziellen 
Aufgabe, der Bekämpfung des Islam, befjer obliegen zu fünnen, den Gegnern 
dieſe Auffajjungsweife theologifcher Dinge abzulernen Urfache, wie denn in der 
Tat ſchon Raymundus Lullus eine Fundamentalwifjenfhait aus Naturbegriffen 
gefordert Hatte, auf welcher die Theologie auferbaut werden müfje. 
Erft bei —* ee von —* *3 a en ar —* 
mente zu einer größeren Einheit verknüpft. iſt er, wie ſich ſog 
wird, noch weit davon entfernt, ein mit ſolcher Konſequenz des Denkens durch— 
ehe Shſtem der natürlichen Theologie aufzujtellen, daſs er zu einer reinen 
dung des durch bloße Vernunft Einzufehenden von dem nur durch Ölaubenser- 
leuchtung Zugänglichen gelangt wäre: im Gegenteil muſs glei; von vornherein 
bemerft werden, daſs Raymund die ganze katholiſche Dogmatik, wie fie fich feit 
Peter dem Lombarden befeftigt hatte, wenigjtens ihren Hauptlehren nad) in fein 
Werk aufgenommen hat, alfo mit dem Ausdrude natürlicher Theologie, den er 
ja ſelbſt auch nicht anmwandte, bei ihm ein ganz anderer Begriff verbunden wer— 
den muſs, ald der und gewönliche ift. Man mußs fich fein Buch ald ein räfon- 
nirendes Kompendium der gefamten chriftlichen Lehre denken, welches nad der 
Weiſe des Mittelalterd weder das eigentlich Dogmatifche vom Ethifchen, noch das 
naturaliftiihe vom jupranaturaliftiihen Elemente fcheidet, fi aber durch Klar— 
heit und Zuſammenhang fehr vorteilhaft von dem bis dahin in gleicher Richtung 
Geleifteten unterfcheidet und darum ſehr jchnell allgemeinen Beifall erwarb, Wir 
fernen aus ihm, was den Lehrinhalt betrifft, wenig Neues; wir finden entſchie— 
dene Anklänge an Anfelms Spekulation, Benugung bekannter Lehren des Tho— 
mas bon Aquino und mehr noch der Myſtiker, ein Eingehen auf den ethijchen 
Grundgedanken des Dund Scotus, überall aber Geltendmachen des orthodoren 
katholischen Syitems , welches fogar in der Lehre von den fieben Saframenten 
und den andern Heildmitteln der irche ja jelbft von dem unumfchränften Primat 
des Papftes vertreten ijt. Das Nene, Epochemachende und Hervorzuhebende ber 
2eiftung kann aljo nur in der Methode liegen, melde Raymund anwendet und 
mittels derer er jenen Lehritoff wenn auch nicht zu einer „Religion innerhalb der 
Grenzen der bloßen Vernunft“, fo doch zu einer logiſch verknüpften, auf der 
Bafis natürlicher Warheiten auferbauten Wiſſenſchaft erheben will, die ee 
mann zugänglich umd überzeugend ift. Zu dieſem Ende geht er von der Unter 


550 Raymundus von Sabunde 
ſcheidung zweier Erfenntnisquellen, des Buches der Natur (oder ber 
ud der Lißel ans, von denen die erjtere die allgemeine * 


——— ber u Pe nero —— a ren 
nämli f n t 
ſinnlich ‚mis, F onders durch die bie 
Si auch an o daſs aus ee 
n — ſo war es doch — — — 
fach —— nor die alten P wenn aud viele 
Warheiten, jo doch feine —— isheit, ee den Weg un en 
daraus gewinnen können. Diefen Weg weilt uns aber die ‚ welche 
in Bezug auf unfer —— ein Korreftin ifgeib, mit pr erſten 
eiben ext vemdofict. fo iR die Mnfiht Rapmande, bafo wit 
ed en [4 0 e an r J 
des — rrichts e Bibel (opie —— von Oben aller: 


bedürften, damit aber ausg nunmehr das Vernunftgemaße der 
Lehre und. er firchlichen. — — der — der — 


Dinge un de eigenen — 
Und darum foll fein n ——— —8* — — des 
gegebenen Wortes, recht eigentlich die Fundamentalwiſſ 


weil durch ſie die en der Bibel mit dem ——— 













Dies 
Gru fe Raymunds, aus welchem denn * ————— ſelbſt folgt. 
nämlich in der Natur alles um des Menſchen willen ft, fo 
alles in der Bibel auf unfere Seligfeit ab: die ologie wird 
einer durchaus praftijchen — — welche uns * wie wir zu ur 
Heile zu eo und zu handeln haben. Der Menfch und fein Endzweck if 
Gegen eologie. Diefem Gefichtspunkte entjpricht nun die 
Methode A 3, welche im erften Teile als eine Y zwei 
ald eine fombinatorifche näher charakterifirt werden kann. erſte 
ſchäftigt fich mämlich damit, von den natürlichen Tatſachen ausgehend, 
Stufe zu Stufe zu den vornehmften —— der Religion 
der Höhe dieſes natärfid-refigiöfen Bewuſstſeins ai Kara wir bat 
weitens angeleitet, die innere Harmonie desjelben mit der hriftlichen Lehre 
eine rechte Erfüllung und Vollendung durch die lehtere a * 
dankengang iſt im weſentlichen dabei folgender. Die Natur ven vier Stur 
* des bloßen Seins, des bloßen Lebens, des empfindenden und endlich be 
elbſtbewuſsten Lebens ſich erhebend, ſchüeßt dieſe ihre —— gegl 
derte Reihe im Menſchen dergeftalt ab, dafs er die ‚ ja gem 
fermaßen die Einheit alles Erichaffenen bildet; des Men t 
fteht aber nicht allein darin, daſs er der Mifrofodmus und das Jou 
universi„ —* vor allem, daſs er in ſeiner vollſtändigen Willensfre 
Ebenbild Gottes iſt. Denn die Natur weiſt über ſich hinaus auf einem 
welcher fie aus dem Nichts —— und alle Eigenſchaften * hm 
fenen Dinge im ollervolltommenften Maße befigen muſs. Die if 
fein Gottes, welche jeitdem immer der Kardinalpımlt der natürlie 





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theofogifchen Faflung zugleich zu Erörterungen de& göttlichen ejens, 
den befannten speed — Argumenten 


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iſchen B wonach Gott als das notwendig ober 


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werden, und darum der Endzweck der — — 
Perlen, was Gott für den Menjchen tut, tut er aus Liebe, —* Toll 
alles aus Liebe zu Gott —— und von diefem Gedanten getragen, 
der verheißenen Vollendung feines Wejens Deun wie in der Na- 
— tere reiten Stufe emporjtrebt, ——— die freie 
—— ität ſeines Geiſtes mittels der Liebe, welche das Liebende in das Weſen 
Geliebten zu verwandeln im Stande iſt, indem er ſie auf Gott richtet, in das 
Sättlihe ‚ buch welche gleichjam eheliche Verbindung feines Weſens mit 
Gott —* er: "von dem Andersfein der Kreatur und der Sünde auseinander» 
iverjum zur harmoniſchen und vollen Einheit zurücklehrt. —— 
Biefe Theorie der Gottesliebe, immer teleologifch zu hu erke —— 
d en, indem er zumächit die Nächjtenliebe und 
Ibjtliebe aus ihr ableitet. Denn er fajst die geforderte Bergöttlichung EB 
menſchlichen Wejens nicht etwa bloß fontemplativ oder gar quie uetiif ‚ fondern 
fo fehr feine ebenen an die Myjtiter erinnert, durdaus ethijc lebendig. Er 
ordert überall die freie menſchliche Tätigkeit zur Ehre Gottes umd will, auch 
darin ein Vorläufer des Protejtantismus, eine allfeitige Entfaltung und — 
gegründete Idealiſirung der menſchlichen Naturkräfte, nicht eine aſketiſche ode 
miyſtiſche Vernichtung der Individualität. 
Nachdem Raymund das Daſein eines unendlichen, allgütigen, dreieinigen 
— * und die ——* des Menſchen, durch lindliche Hingebung die Ehre 
e zr fördern, aus den bloßen Mitteln rationeller Natur: 


betradtung — * ln geſucht hat, welches nicht one „rerteine Epiſoden 


at: 


— 


und Weitläufigkeiten äufigteiten, aber doch mit im — ftetig v eitender Epagogil 
Ita Tiger die ee 


— ae allgemeinen — en —— t 


nehmba nicht jelten die Wendung —— wird, daſs chriſtlich zu deu— 
fen Aa bejjer und müßlicher fei, als anderswie zu denten. Das bon Ehri- 
ſtus anfgeftellte Lebensgeſetz erweiſt ſich als das Vollkommenſte und Vernunft— 
gemäße; er ſelbſt, ſeiner Perſönlichteit nach betrachtet, kann fein Betrüger fein, 
obgleich er ſich für Gottes Son erklärt hat, vielmehr ift gerade nur ein folder, 
der die göttliche umd die ei Natur in fich vereinigt, na rechten Mittler 
und Berjöner zwiſchen der gefallenen Menſchheit und der durch den Miſsbrauch 


552 Roymundus von Sabunde 
erteilten Willensfreiseit beleidigten Gottheit gefdidt; die Kriftliche Kirche, 
riftus im heiligen © it © ammenhängt, mufs 
a 5% EEE 5 — die — ee 
one —— ie al obald man fie als — hat, wie 


5: 
Hl 
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dh 
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PM: 
Pr: 
5 
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— 


* leuchtet uns ——* die Göttlichkeit der Bibel ein, welehe } 
les a —— Geiſtes trägt und gerade ſo, wie d 
F —* lieben anweiſt (tit. 211). Ben aber die Bibel ı 
13 beweijt, jo echieht bies infolge ihrer höheren Autorität, 
direft bon Gott ab ala fein Wort, wärend die Kreatur nur fein 3 
direft mit Hilfe unferer Vernunft uns über ihn belehrt. — 
Natur ner e, jo vermitteln uns weiter die — auf 
Weiſe mit Die Taufe macht uns zu Gliedern am Leibe Chriſti, die 
ee zu rüftigen —— ſeiner — welche Furcht und Schmach bi 


u] 


= 
ie 


Hr 


it überwunden | der Genuſs des heiligen —— —* die 
—— wo wir nicht nn dur Spmbole wie dort (afer der Taufe, 
der Konfirmation), fondern db Ehrijti m vereinigt, ja 


—— Sie —— der ne Bei * — Ba 
en gleichfa re rterung und tfertigung als | 
8 unferer Heili und Seligm ; aber auch die Prieſterſchaft 
—— * ——— —* — geg anne Snftitution, da es 
einen Stand n muſs, welcher die Saframente, bejonderd das 

waltet, die Heildordnung der Kirche vertritt, und indem ge Po ſieben 
Weihen bie fieben Stufen der eit darſtellt, bieje in 
Symbolik mit Gott verknüpft. Ei ift ein Fürſt der Kirche —— wel⸗ 
cher ſie zur vn zufammenfchließt und ald Vikar Chrifti auf Erden, vor dem 
fi) Alles zu beugen, dem Alles zu gehorchen hat, die höchſte rgewalt 
—* — — beißt. Den Schlußs m s machen eöchatologifche Betrachtungen, welche 
pr era —— des Ganzen gemäß, vornehmlich ihrer ethiſchen Seite nach 
a 


Schon a biefer flüchtigen Skizze des Inhalts des liber naturae s. eren- 
turarum erhellt, daſs fein vortrefflicher Grundgedanke, der mit einer im 
angemefjenen Methode durchgefürt werden foll, doch bei weitem nicht mit ber: 
jenigen Mlarheit und Gründlichkeit durgefürt ift, welche die Sade | 

dem Raymund über die Betrachtung der Stufenfolge in der Natur ganz 
hinweggeeilt ift und das von der Scholaftif faft ganz vergefjene Begiy der 
erfenntnis, freilich mehr ge eier ald der Tragweite desſelben ſich ben 
zum Grund und Boden aller — erklärt hat, läſſst er bei den 
des Dajeins und der Erörterung des Weſens Gottes vielfach die nötige 
des —— vermiſſen, indem er ſich, obgleich er in dieſem Teile Na 
ein will gen und gar nicht auf den Standpunkt eines ungläubigen 
verjeßen we is, alfo Die Einwürfe des Unglaubens beifeite li löst; 
die Überzeugung ſchon voraus, die jeine Gründe erweden follen, 
nimmt im Grunde doch mur eine Rechtfertigung des aftuellen 
feins vor fich jelbit, und wenn wir dies fejthalten, werben wir auch 
er neben dem Nachweis ber eigentlichen Warheiten der chriſtlichen —— 2 
Ethik eine Apologie der weder in der Bibel, noch im „Buche der Natur* | 
beten Einrichtungen des Katholizismus unternehmen konnte, Indem der übrigen 
fo anerfennenswerte theologifche Grundzug des Denkens ihn antreibt, aus N 
und Chriftentum eine Einheit zu gewinnen, wird ex fi der —— degenjä 
amicen ben Forderungen einer felbjtändig denfenden Vernunft und 
ichen, Selbftüberwindung fordernden Glaubenslehre nicht eigentlich bewuſs 
er alſo aud) in der Tat die Scholaftif mit ihrer Reflerionsmethobe im Prinzi 
wunden, jo ift er doch noch weit entfernt davon, alle Schladen derjelben ab 
5 u haben , und fällt häufig genug in fie zurüd; die dee einer auf Bibe 

ernunft "allein —J iſſenſchaft zeigt ſich bei ihm erſt im Dämmerlichte 






—2 








a 


Naymundus von Sabunde X 553 


des erften Aufganges, Denn fo fehr er den blinden Glauben an die bloße Aus 
torilät als folche verwirft, kann er doch nicht umhin, noch der kirchlichen Tra- 
dition zu folgen, und wird eben darum weder dem lauteren Ehriftentum, noch 
der lauteren Vernunft gerecht. Aber trop Allem wird uns dieſer erſte helden- 
mätige Berfuch, unter tatfählicher Hervorhebung ber Bibel als Duelle der hrift- 
lichen Warheit, die Vernunft zu einem nicht bloß wünfchenswerten, fondern von 
dem Wejen der Sache jelbft als nötig geforderten Dienjte in Sachen der Religion 
berbeizuziehen, chrwürdig und beachtenswert bleiben. 
| itteratur: 1. Ausgaben. Die von 2. Hain (Repert. bibliogr. Vol. I, 
p- 2, Stuttg., Cotta 1838) am die Spitze gejtellte und alfo al3 princeps betradh- 
tete Ausgabe iſt one Drudort und Jareszal in 4%, Ebert ſetzt diefelbe um 1484. 
Die bei Hain genannte zweite Ausgabe ift von Deventer, per Rych. Paffroed, 
—— one Jareszal, doch vor 1488, wie man aus einer Illumination weiß. 
feßt fie um 1480. Es ift eine ſchöne Folioausgabe mit prächtigen, — 
ſchen Druck; Eremplare davon beſitzt die Wolfenbüttler und die Bonner Biblio- 
thef. Sie fürt den Titel der theologia naturalis ein, wärend die zwerft genannte, 
den Handichriften folgend, nur liber ereaturarum ete, hat. — Hain fürt nun 
noch eine dritte Ausgabe an vom Jare 1487, welche er nicht gejehen hat und 
vermutlich nur nach Panzer (Annal, typ. IV, p. 41) citirt, der fie aber auch 
nicht joh. Ich glaube, dals aittaire, der Urheber der Notiz, dieſe Jareszal aus 
einer Illumination einer ber beiden erjten Ausgaben entnahm — aljo eine Aus- 
e mit der Jareszal 1487 gar nicht eriftirt. Sodann folgt eine Straßburger 
(per Mart. Flach) vom are 1496 in Folio und von da noch mehrere 
andere, 3. B. eine Lyoner vom are 1507, eine Parifer (per Joh. Parvum) vom 
are 1509, Die neuefte ift erfchienen zu Sulzbach bei J. 3. don Seibel im 
are 1852 und zeichnet fich durch den Mangel des für das Verftändnisdes Wer- 
fe3 jo maßgebenden Prologus aus, welcher freilich jeit 1595 auf den Inder ge: 
ſetzt ift, weil er, wie Wharton jagt, die Duelle aller geoffenbarten Worheit auf 
die Bibel beſchränkt. -— 2. Zeugniffe umd Bearbeitungen. Bon Älteren find 
zu. uheben: Joh. Trithemius de seript. eceles. (ed, Francof. 1601, p. 351); 
I. Wharton, Appendix ad. hist, litt. ecel, Guil. Cave (Basileae, Imhoff. 1744, 
129); Cas. Oudinus, Comm, de seript. eccles. ant. P. III, p. 2367 (Lipsiae, 
M. 6. Weidmann, 1722); Nie, Antonio Biblioth. Hisp. Vet. P. II, p. 215, 
$ 116 (gute und treffende Notizen); P.Bayle, Diet, s. v. Sebonde (Ed. a. 1740, 
Tom. IV, p. 183) (viel Ungenaues und Unrichtiges enthaltend); J. A. Fabrieius, 
Bibl. Lat. med. et inf. aet. Vol, VI (Hamburgi, Bohn. 1746), p. 117; M. Mon- 
taigne, Essais livr. II, cap. 12; ©. Ehr. Hamberger, Zuverläffige Nachrichten, 
Th. 4, ©. 697 bis 700 m. f. wm. Neuere Bearbeitungen find anfer den Be: 
—— in den philoſophiſchen und theologiſchen Kompendien, aus denen mur 
der itt über Raymund bei Ritter, Geſchichte der Philoſophie, Bd. VII, 
©. 658—678 hervorgehoben werden mag, folgende zu meiner Kenntnis gelangt: 
Fr. Holberg, De theologia naturali Raimundi de Sabunde commentatio, Halis 
1843. Bon demfelben Autor eine Rezenfion der gleich zu erwänenden Schrift 
von Maple in den Studien und Kritifen vom Jare 1847, Band II, ©. 1028, 
D. Matzke, Die natürliche —— des Raymundus von Sabunde, Breslau, 
Trewendt. 1846 (exponirende Analyſis des Werkes). — M. Huttler, Die Reli— 
re re Naymunds von Sabunde, Augsburg, Kollmann 1851; C. C. L. 
de Raimundi quem vocant de Sabunde vita et scriptis commentatus 
est, Berolini, Gebauer. 1856, 4° (kritijch die Angaben über Leben und Schriften 
fihtend, nicht durchaus zuverläffig in den Angaben); Fried. Nitzsch, Quaestiones 
Raimundanae in Niedners Beitichrift für die hiſtor. Theologie, Jargang 1859, 
Heft 3, ©. 393 405 (mit Scharffinn die Grundgedanken umd die Methode, fo- 
wie bie Beweiſe vom Dafein Gottes entwidelnd); O. Bödler, Tiheologia natu- 
ralis, Frantfurt a. M, und Erlangen, Heyder und Zimmer 1860, Bd. I, S 8, 
S, 40-46; Stüdl, Alb., Geſchichte der Philofophie des Mittelalters, Mainz, 
dr. Kirchheim, 1865, Bd. I, $ 274—278, ©. 1055—1078; Erbmann, 3. €., 
Grundriß der Geſchichte der Philofophie, 3, Aufl., Berlin, W. Herk 1878, Bo. I, 


554 Naymundus von Sabunde Naynalb 


©. 444—449; Road if ch Leriton, N E ® 
Kofhng, 1979, &.729—.730 a ne Sgeerlami. 


pe id, Oratori d Ri 1595 
De: — 
fie abjtammend, {om er feine erfte Bildung in = Vaterſtadt, trat daun 

in das Jeſuitenkollegi m Parma und vollendete feine afademifchen 
Padua, Im eg 1618 fam er nad Rom und wurde hier, befonders auf Bu 
ce ———— ————— der Kongregation TE 
um biefer al zum or gemält. zeichnete ſich aus durch 
ee 

elehrja aftli 

rien ſolche —— daſs ſie in den ‚ahnen Mann erfarnten, um 


Sortieh feines Bat dringend empfohlen hatte, in n mie Be — 
— fh und Befehl feiner Ober: 


ten, mit Benußung der nachgelafjenen Papiere feines und ber römi« 

ſchen Archive und — und es iſt keine Frage, ſeine 

durch dem reihen urkundlichen Stoff, den er mitteilt, 2 cc das 

der bon ihm behandelten Beiten vom Junocenz III. bis zur Reformation 

ſehr wichtiges und ſchüßbares, wenngleich keineswegs durchaus zuver er 

unparteiifches Wert bezeichnet werben muſs (vergl. die praefatio von 

jebenfalld ift er von den verſchiedenen —— des Baronius (Bzovius. Spon- 

danus, Laderchius ꝛc.) noch der beſte, wenngleich es auch bei ihm an Irrtümern 

oder —— Geſchichtsfälſchungen keineswegs fehlt. Der erſte Teil der Fort— 

etzung R.'s, die Jare 1298—1250 umfafjend, erfchien zu Rom 1646; fpäter lie 
e er noch fieben Teile, 11. 1648, II. und IV, 1652, V. und VI, "1659, vu. 

und VEN. 1663; nad} feinem Tode erichien noch aus feinem er von einem 

feiner Drbensgenoffen redigirt und ergänzt, ein meunter Band in 2 Abteilumgen, 

gedruct zu Rom 1676—1677, aber von der römischen Cenſur noch neun Jare = 

en je und erft 1683-1686 approbirt und publicirt. deu 80, Xu RI 

je8 Bandes bildet daher Raynalds ——— des Baronius den Bd 

des Geſamtwerkes und umfafst den Beitraum von 1198 — 1565; eine nene 

Ausgabe diejer Bände erſchienen Vin Eh Cöln 1694. Wärend R. an dem = 

merke arbeitete, bejchäftigte er fi zugleich damit, Auszüge teil® aus dem 

len des Baronius, teild aus feiner Fortſetzung im lateiniſcher ſowol als im itas 

lienifcher —— zu —*— ein ſolcher erſchien lateiniſch Rom 1667 

italieniſch Rom 1670, 4 3 Bänden; cin Auszug aus Baronius und 

—— in — Sprache, Benedig 1683, Folio, in 4 Bänden. y= 

en wie ‚Bapft Innocenz X. (1644—1655) wufsten Raynalds 

zu ion * ae Eu. ihm die ——— Ye vatifanifche 

an, ug die aus, um n nen 

wibmen zu fünmen. Er ftarb am 22. A 1671; * ——— in 8. 

Trinitä preift feine caritas in pauperes, pietas in sanctorum eineres 

e. sedis ap. juribus tuendis, feinen labor et eruditio in — 

nuandis Baronii annalibns (bei Manfi S.V). Vom Jare ee 

DOratorianer Jakob de Laderchio die Annalen fort 

Rom 1728—1737: er ift weitfchweifig und von ſchwacher Urteilötroft. 

ſelbſt iſt, wenigſtens nach dem Urteil feiner Glaubensgenoſſen, von 

Fortſetzer erreicht worden. Eine Geſamtausgabe von Baronius und 

der Oritiea Pagii mit eigenen Noten und Apparat haben J. D. und D. G 

beforgt Lucca 1738— 1759; eine neue Ausgabe von Baronius, 

mit beabfichtigter Fortfegung ad nostra usque tempora Auguſtin 

le⸗Duc 1864—1873 in 23 Bänden. l. Kun Urt. Baronius RE, 1085 

und über Raynalds Leben und Schri J. D. Manſi in jeiner U 

Biogr. univ, 38, Nouvelle Biogr. ruhe t. —* pag. 299; Tiraboschi 












Naynald Nechtfertigung 666 


della lett, ital. t. VIII; Walch, Bibl. theol. III, 142; Weismann, Introd, in 
Mem. ecel. H, 1283; Stäudlin, Seid. u. Litt. der KeG. S. 201; Hurter, No- 
menclator, II. 1, 157. (Neudeder+) Wagenmann. 


Nehabiter, 2227, nad) den LXX "Payußelr (auch Apyaßeiv und Arya- 
Beir), waren nad) Serem. 85, 6. 8. 14. 16. 18 die Kinder Jonadabs, des So— 
nes ab, und wurden bon dem Propheten dem ganzen Volle des Reiches 
Juda als ein Mufter des Gehorfams vorgeitellt, womit fie das Gebot ihres Va— 
terd Jonadab, feinen Wein zu trinten, fein Haus zu bauen, feinen Samen zu 
fäen, feinen Weinberg zu pflanzen noch zu befigen und ihr Leben lang in Hütten 
zu wonen im Lande, darin jie wallen, jort und fort erfüllten. Zum Lone die- 
ſes Ir ER ward ihnen durch Jeremias verheißen, dafs ed Jonadab, dem 
Sone 8, nimmer fehlen, allezeit Jemand von den Seinigen vor dem Herrn 

n joll. Über die Gegend, wo fie wonten, laſſen fi nur Vermutungen aufs 
jtellen. Nach Jeruſalem, wo wir jie Seren. 35 finden, hatten fie jich wol nur 
vor den Ehaldäern geflüchtet, denn hier konnten fie dem väterlichen Gebote nur 
bei vorübergehendem Aufenthalte fommen; ob fie aber auf dem Gebirge Juda, 
in der Gegend von Hebron und Bethlehem, wohin die Notiz 1 Chr. 2, 55 
die Abkömmlinge von Hamath, dem Vater des Haufes Rehab, weiſt und wo wir 
ihre Vaterſtadt Jabez (richtiger Fäbez, vgl, 1 Chr, 4, 9. 10) zu ſuchen hätten, 
geblieben oder, worauf 2 Kön, 10, 15 und auch jenes Zurückweichen nad Jeru— 

vor dem heranziehenden Chaldäern weiſt, ficy jpäter in einer Nomaden- 
gegend des Nordens oder Oſtens don Canaan aufzuhalten pflegten, iſt nicht mehr 
u entfcheiden. Warjcheinlicher läfst ſich das Zeitalter jenes Jonadab, des Sones 
Hecab, ‚bejtimmen , jofern 2 Rön. 10, 15. 23 ein Sonadab, der Son Rechab, 
den von Elifa zum König über Iſrael gejalbten Jehu beifteht in der Ausrot— 
tung des Baalddienftes, und dieje Zeit mit der Angabe in 1 Chron. 2, 55 fi 
vereinigen Läjst, wo „die Freundſchaften zu Jabez, die Keniter, die da gefommen 
find von Hamath, dem Bater Beth-Rechab“, na gleichzeitig erwänt werden 
mit den Nachkommen Davids bis auf die ae Gefaugenſchaft herab, Dieſe 
Zuſammenſtellung in 1 Chron. 2 und 3, wie die emeinfhaft Sonadabs mit Jehu 
in 2 Kön. 10 zeigt auch, welch ein vornehmes Geſchlecht in Iſrael fie waren, 
obwol fie urjprünglich Keniter waren; vielleicht datirte aber gerade daher auch 
ihr hohes Anfehen, weil Moſe's Schwager ein Keniter geweſen und in die Ge— 
meinſchaſt Iſraels eingetreten war. Ein änliches Herfommen, wie nach diejem 
Gebote Jonadabs, erwänt Winer (Art. R. im bibl. RWBuch) aus Diodor, Sie, 
19, 94 von den nomad. Nabathäern: „Nöuog deriv abrois, unre altov anelotır, 
yure urevsıw unmdlv purov xugmopöpor, unte olvım gojoduı, wire olxlar xare- 
oxsvalsır“. Pf. Preſſel. 


Nechtfertigung. Die Lehre von der Nedtfertigung ift im Laufe der 
chriſtlichen Hirhen- und Dogmenentwidlung eigentlih nur zweimal Gegenftand 
bebeutenderer Darftellung und Verhandlung geworden: im apoftoliichen Zeitalter 
und im reformatorijchen, und je mehr auf dieſen beiden Punkten die Lehre von 
der Rechtfertigung zum eigentlichen Mittelpunkt bedeutfamer —— Ric: 
tungen wird, deſto mehr Debt fich dagegen die relative Gleichgültigfeit ab, mit 

x die dazwiſchenliegenden Zeiten dieje Frage behandeln. Diefen Tatbeſtand, 
der und faum geitattet, wie bei einem anderen Dogma eine allmähliche Heraus— 
ftellung der in dem Begriffe liegenden Probleme in der Gejchichte zu al ji 
mufs uns darauf hinmweifen, daſs der Begriff der Rechtfertigung zunädhit weniger 
als Problem erjcheint, das in diejer oder jener Weife feine Löſung begehrt, jon- 
dern vielmehr ſchon als Löjung eines Problems, das zu anderen Zeiten und bon 
anderen Männern in ganz anderer Weife angefajdt wurde. Wir werben aljo in 
erſter Linie einen 95 Überblid über die pauliniſche Lehre zu geben verſuchen, 
ar uns fragen, inwiefern diefe Lehre die Antwort auf die im Evangelium 

Herrn jelbjt liegende Frage fei. Weiter werden wir uns dann zu verftäns 
digen juchen, warum das Intereſſe für diefe Löſung erfofh und warum bie Glau— 


— 


556 Nechtfertigung 


pie ae als fie auf den Begriff der Auftifikation —— rar 
inem falfchen —— gebrauchte, — ſodann warum dieſ Bear m 

—* riſchen Bewegung wurde und was eine —— 
deselben veranlajäte, — endlich welche Bedeutung die vg ee unfere Beit hat, 
und wiefern für uns die Löfung jelbjt wider ein Problem wi 

2 Die paufinifche bezw. apoſtoliſche — re € 
Tann feine Frage fein, dafs die Lehre von der Rechtfertigung di des 
Apoſtels Paulus iſt, und auch in der pauliniſchen Litteratur Kind es beige! 
Bene r bie Seiben —— an hen u 3 an —— mis 

m Gegenftande ein er Verhandlung machen ft 

der Dee Wocher muſste jelbit eh allmählich zur Klarheit über diefe Frue 2 
und in einem fpäteren Stadium feines Wirkens waren Fragen anderer 
mehr einer Beantwortung feinerjeits bedürftig. Gerade aber auf dem —* 
feines Wirkens bildet eben die Rechtſertigung das Pathos feines dogmat 
Standpunftes. Er fah in diefer Lehre die Löfung für das Problem, 

die Heiden das mofaische Geſetz fünne und bürfe ungültig wer 
Die pauliniſche Rechtfertigungslehre hatte alſo von Haufe aus einen antith 
Sinn ge gegen en die Forderung, daſs die Haltung des moſaiſchen Geſetzes Bedingung 
für die Teilnahme am Gottesreihe fei. Die Schärfe feiner —— erklär 
bei Paulus aus der Eigentümlichfeit feiner vorchriftlichen Erfarung. Als Phari 
fäer hatte er ſchon in feinem a lichen Leben das Gottesreich zum Biel fei 
Beftrebung gemacht. Die Vorausſetzung aber war heine geweſen, dafs dies Neid 
nur der Lon jein könne für die in der Erfüllung des Geſetzes Tiegende Leiftung 
der Gerechtigkeit. Das Gejeh erichien ihm alſo efenttich als Sittiche Beranite 
tung zur Herbeifürung einer folden Gerechtigkeit, welche die 
Gottesreihe in unbedingter Weile ſich offenbarenden Heilswirkun⸗ ſei, i 
ſern Gott durch ein feiner Forderung und der im Geſetze 5 
durchaus entſprechendes Verhalten ſeines Volkes veranlaſst ar —— 
ſes Vollkes nun auch mit feiner Machtwirkung einzutreten. Bei feiner 
war es ihm mum aber zum Bewuſstſein gekommen, dafs fein — 
ſolchen, der Geſetzesnorm durchaus entſprechenden Verhalten ge Mn 


jen fi, und zwar fand er den Grund davon — etwa in einem 
—* Mangel, — im Gegenteil weiß er ſich nach dem — 










als 5* "ri. 3, 6, al8 in herborragendem Maße In —24 row 
—* nupadoosu. Den Grund findet er vielmehr weſentlich un der ihm wie 

ae inhärirenden ap, der Sündenmacht, 9* zu vollſtändiger 
bes Geſetzes den Menſchen unfähig macht, Röm. 7, 14 ff. Wäre alſo die 
füllung des Geſetzes Vorbedingung für den Anteil, am Neiche Gottes, jo wäre 
diefer feßtere überhaupt unmöglich, Röm. 3, 19. 20. Da bie Kenntnis des Ge 
feges keinen Wert hat, jondern nur das Tun, Nöm. 2, 13; 3, At f., um 
das ſchlechthin vo fommene, Sal. 3, 10, fo kann das Gefeb überhaupt 
Erlangung der Anteilnahme am Sottesreich feine Bedeutun Sirael ha 
alfo durch das Gefeh keinerlei e. g vor der Heidenwelt, q haben es fih um 
J ung diefer Anteilnahme handelt, Röm. 3,9. Da aber diefe Anteilnahm * 

nicht möglich iſt one Anerkennung menſchlicher Gerechtigkeit ſeitens © 
muſs auf anderem Wege dieſe beſchafft werden, als auf dem der Geſetze i 
Und das ift num eben die Bedeutung der neuteftamentlichen Heilöfonomie, e ſi 
die dixamourn Feov vermittelt, d. h. die vor Gott giltige Gerechtigkeit, bafs fi 
uns dasjenige vermittelt, in deffen p" ih wir vor Gott ala nerfa 
werben. Der Kreuzestod Ehrijti iſt es, der die Siündenber herbeiſurt. 
Nöm. 3, 24 ff., und indem der einzelne durch den Glauben die Be bung d 
jes Nreuzestodes und damit auch der Sündenvergebung auf fich herbe ifür 
er auf Anerkennung feiner Gerechtigkeit durch Gott rechnen, und es entjle x 
Formel, daſs Gott rechtfertigt rör dx nloreng 'Inoon. Was nun den € at 2 
fer Formel dıxuwoor betrifft, jo kann eine nüchterne Exegefe darüber id * 
Zweifel fein, dafs das Wort in ſorenſiſchen Sinne zu nehmen ift, Sieſe 
tung wird fihergeftellt nicht nur durch dem ganzen Gedanfengang, wie er ebe 




















Nechtfertigung 557 


wickelt wurbe, jondern auch durch den Barallelismus von Aoylleoduı eis dixauo- 
Röm. 4, 9, und wenn Gott feine Gerechtigkeit darin zeigt, daſs er den 
Gläubigen duxuror Röm. 3, 26, fo ift es Mar, dafs dabei Gott ald Richter vor- 
ausgeſeht ift, welcher vermöge feiner Gerechtigkeit einem jeden das Seine gibt, 
alfo auch dem Gläubigen die ihm gebirende Anerkennung zulommen läjst. Dieje 
Anerkennung der Gerechtigkeit des aoedng wäre nicht möglih, Röm. 4, 5, — 
wenn nicht die Vergebung der Sünde erfolgt wäre, — bezw, mit biefer Aner- 
fennung zufammenfallen würde, — weswegen der Apoftel den Beweis für bie 
Schriftmäßigkeit feiner Lehre von der —— Gerechtigkeit auch geradezu 
aus Pi. 82, 1f. füren kann, wo die Seligkeit der Sündenvergebung beichrieben 
wird. Auch der Gedanke, dafs die Antithefe des Apofteld ſich nur gegen ben 
ceremoniellen Teil des Geſetzes richte, dagegen die Erfüllung des ethiſchen Teils 
meben dem Glauben noch vorausgeſetzt werde, bedarf einer Widerlegung nicht. 
Pi ſ die Frage berechtigt zu ſein, ob deun der Glaube als ſolcher um 
x fittlihen Qualittit willen der Grund der Sündenvergebung und des gött— 
lichen Gnadenurteils ſei. Das eine ift nun Elar, dafs der Glaube nicht im all- 
gemeinen als Gott mwolgefällige Geſinnung beurteilt wird. Es wird ja der m 
zififhe Glaube an Ehriftum den Gekreuzigten als Grund des göttlichen Nechtjer: 
tigungsurteils gefordert, Nöm. 3, 21 ff.; Gal.2, 20ff. Das jenes göttlihe Gna— 
benurteil der Sündenvergebung Motivirende muſs aljo die im Tode Ehrifti lie— 
nde anokörpworg fein, welde durch den Glauben mur ihre eigentümliche 
hung nat den Einzelnen empfängt. Man kann dagegen ſich nicht darauf 
beziehen, daſs der Apoftel Nöm. 4,9 ff.; Gal. 3, 6 ff. den Gab von der Glau— 
erechtigkeit aus der Tatfache der Nechtfertigung Abrahams durch den Glau— 
ben beweift. Denn in Warheit würde die ganze Heilsöfonomie unbegreiflich, 
ſtus wäre in Warheit dwgeav anddurer, Gal. 2, 21, wenn dad Glaubens: 
elt für die Wirkung des Glaubens gleichgültig wäre; überdies verſucht der 
Apoftel deutlich Röm. 4, 19—21 auch Hinfichtlich des Objektes eine gewifje 20 

ortigfeit des Abrahamsglaubens mit dem chriftlichen zu erreichen. Der Ola 
Abrahams kommt daher weientlih nur als Typus in Betracht für den Glauben 
des Ehriften. Durch diefe Richtung auf ein beftimmtes Objekt iſt num auch im 
tlihen der Begriff des Glaubens ſchon einigermaßen deutlich. Daſs zu dem— 
ein theoretifches Element gehört, kann dann nicht mehr im Simeitel fein. 
ie Beziehung des menfchlichen Geiftes auf ein Objekt ift jo nicht denkbar, ome 
eine Erkenntnis desselben, und jo fann von einem Glauben an den gefreuzigten 
Chriſtus auch nicht die Rede fein, one eine theoretifche Anerkennung feiner Ber: 
fon und des Heilsmwert3 feines Tuns. Uber freilich kann ebenjowenig darüber 
ein Bmweifel fein, dafs der Apoftel im Glauben nicht nur die Beziehung des theo- 
retijchen Geiſtes auf Chriftus ind Auge faſſt, ſondern aud) die des Herzens, Röm. 
10, 9. 10. Der Glaube ift daS centrale, vertrauensvolle Sichſtützen auf den für 
und babingegebenen Chriftus und auf den Wert biejer —— Hingabe. So iſt 
denn freilich der Glaube feinem Weſen nach die gewaltigfte Tat des Menſchen, 
welche fozujagen über das ganze perjönliche Leben des Menſchen entjcheidet. 
Allein are jtellt der Apoftel den Glauben den Foya vouov gegenüber. Die Ges 
rechtigleit aus dem Glauben oder durch den Glauben tritt ala dıxuwoun Fo 
der aus den Werken jtammenden idia dixamaorn entgegen, Nöm. 10, 3. Dieje 
vvn eos kann in diefem Falle alfo nicht die in Gott vorhandene Gefin- 
nung der Gerechtigkeit fein, kraft der er die Nechtfertigung erteilt, ſondern bie: 
ge göttlih anerkannte Gerechtigkeit des Menſchen, welche auf einer göttlichen 
» und Gnadentat beruht und durch den Glauben amgeeignet wird. Der 

zube kommt alfo allerdings bei der Nechtfertigung wefentlih als & 

or in Betracht, um die —— Schulſprache zu antizipiren. Nicht der 
‚Wert der Glaubenstat bildet das Motiv für bie rn era fon= 
bern lediglich die Eigenfchaft des Glaubens, kraft deven er innerliche Aneignung 
bes in Ehrifto geſchenkten Heilswirkens ift. Dabei verfäumt der Upoftel dann 
nicht, auch die ethiſche Konſequenz des Glaubens herborzufehren, Gal. 5,6. Doch 
erjcheint auch diefe ethiſche Wirkung nicht aus der piychologifchen Natur des 





558 Rechtfertigung 


Glaubens abgeleitet, | — ft mit Chrijto, im bie 
ex Siueinfäzt, vermittelt, Gal. 2, 20; 2 ——— 
ch jeden Er Geifteslebens, Pe welchem der freie 
unter den Ge es Verdienſtes ſte —— — wider zu der 
Frage gefürt, ob denn — * —* als eonditio sine qua non der 
* bad) en rien ft der ge die Hand. des Meufcen, 
0 ‚die Rechtfertigungslehre poftels bedürfe durch 
jeine wegen ei und Erwälung. One Zmeifet if Ber Apofel wei 


— — ——— 
anf. ae Sud ont aa hm a 7 aut der dog, mie Me 




















nicht a "ieh nd re⸗ 
3 feineöwegs fein Urteil, daſs wir dwpsar gerech t werden, darauf 
i Eis ja nee fe ſelbſt ie wie du einer g rkung 
fei. iſt das ficher, bie —— in keiner 


ſi 
folgung dieſer Frage ab 5 andere 
gewiejen werden, — — 
doch eigentlich eine —— erheiſcht. Offenbar denkt der 


dem Ausdruck Sündenvergebung, —54 in wir jaben, der 
die legtere mit ber erjteren zufammenfält, — aber das Wort Sünt 
würde eben dieſe prinzipiell neue Stellung nicht zum Ausdrude bringen. 
fragt ont A aber, wie wird die Sünbe bewrkeikt, ſoſern fie von folchen 
= welche diefer prinzipiellen Sündenvergebung teilhaftig 
bie Reitfertigung ung der unbedingte Freihrief für die künſtige 
Glauben bleibt, oder fließt diefer Glaube die Möglichkeit be 
aus, — oder wird die letztere nun zum Maßſtab Non daß göttliche 
Man wird zugeben, daſs das Fragen find, welche der Upoftel 
ur Sprache gebracht hat und welche darum auch ſeitens der biblifchen The 
—* behandelt werden. Wenn der Apoſtel einerſeits das des 
digen Prinzips aud) beim Gerechtfertigten vorausfegt, Nöm. 6, 19, fich jelbit 
auch als unvolltommen befennt, Phil. 3, 12, das Ücteil über fein eigenes 
lediglich Gott wre n Kor. 4,4, und die Korinthier, die doch 
find, — * =. * — —— ae de 
borausfeßt, 1 Kor. o fteht ihm do e der tedtfertigende 
Glaube die Teilna aud) an dem vollendeten Gottesreih involvirt, 1 1 
4—9; Röm. 8, 17. 80. Die dexuiworg involvirt die dof« und muſs danach 
Bein ber — .n ” * au ei von Sünden ha, 
i er Apoſtel widerholt eine bon 
mit der nen am Gottesreiche ſchlechterding Kr anti —— 
9. 10; Gal. 5, 19 ff., und die Möglichkeit, —* auch die Serechtfertigt 
folchen Sünden leben wider verfallen, scheint nad 1 Kor. 5, * cht 
ausgeſchloſſen. Das Gericht, weiches ſchließlich über die Zugehörigteit aus 
zum vollendeten Gottesreic, entjcheidet, nimmt ja überhaupt bas Tun des DM 
jchen zur Bafis, Röm. 2, 6;2 Kor. 5, 10. Die hierin liegende Antinomie, daft 
einerſeits bie Rechtfertigung "aus dem Glauben auch über die die Anteilnahme am b 
—— Reichsbollendung entſcheidet und dieſe letztere doch wider von der tatı 
—— ethiſchen Betätigung des Ehriften abhängig erſcheint, one daſs doch bie 
tatfächlie Normalität des Handelns Bedingung oder nothwendige 
quenz der ——— un en u * er die ä 
rung verbürgt, Röm er in ausfürlicherer auf 
licher Erörterung nicht gelöft. Wenn man, wie e3 doch faum anders möglie 





Redtfertigung 559 


dürfte, die Stelle 1 Kor. 8, 12—15 auf den Bau des individuellen Heilslebens 
bezieht, nicht auf den Bau der Gemeinde, ſodaſs die dort aufgezälten Materialien 
nicht Gemeindeglieder bedeuten, fondern Beitandteile des individuellen Heilslebens, 
- läge hierin am eheften eine Andeutung für eine folde Löjung, — nämlich 
gehend, daſs die Teilnahme am vollendeten Gottesreiche von der bleiben— 
den ndung mit Chrifto abhängig und durch fie garantirt fei ſelbſt für dem 
Ball, daſs im Gerichte der Lebensgehalt ſich ald minderwertig erproben follte und 
dies dem Einzelnen auch irgendwie fühlbar gemacht werden müſsſte. Dabei würde 
fih dann ergeben, dafs eine Hingabe an die Fleiſcheswerle, wie fie in den oben 
namhaft gemadten Stellen als ausjchließend aus der Teilnahme am vollendeten 
Dimmelreich geltend gemadt wurde, auch mit dem Glaubensſtand unverträglid) 
Daſs im der Erfarung der Rechtfertigung auch die Bajis einer ethijchen 
—— ang liege, wenn auch nicht die Vorausſetzung voller Normalität, wird 
doch nicht zu leugnen find, wenn man einerfeits in's Auge jajst, dafs die Mit» 
teilung des Geiſtes ald einer neuen Lebensmacht für die unausbleiblihe Con— 
—* ber Rechtfertigung angeſehen wird Gal. 3, 2. 4, 6. 5, 16; Rüm. 5, 5. 
8, 1 ff. andererſeits, daſs der Glaube entjchieden auch als eine innerliche myſtiſche 
Verbindung mit Chriſtus gedacht wird, kraſt deren eine neue Con in fittliher 
Beziehung ein Mitjterben und Mitleben begründet ift Gal. 2, 19 fj.; 2. Eor. 
5, 16 ff. u. oft; wenn man bedenkt, daſs die Taufe einerjeits die Trägerin der 
gung ift 1. Gor. 6, 11; andererjeits die Vermittlung für die Ertödtung 
des jinnlichen Menſchen Röm. 6, 3. Daraus ergiebt ſich dod wohl gleichfalls 
das vorige Refultat, daſs die Rechtfertigung allerd für die, welcde in der 
Conſequenz derſelben bleiben, indem fie den Glauben fejthalten, auch dad Prinzip 
weiterer Sündenvergebung bleibt, daſs dagegen für die, welche diefer Conſequenz 
fi nit beugen, auch die Nechtfertigung ungiltig wird. 
In der epiftolifchen Literatur ift e8 nun Jalobus, welcher ausdrüdlich den 
tiff dıxaoov verwendet und zwar in einem Sinne, der vielfach als direkte Po- 
lemit gegen Paulus aufgejajdt wurde. Wäre e8 wirklich auf eine Polemik ab» 
gejehen gewefen, jo miüjsten wir uns billig über den fo gar befchränkten Umfang 
derjelben wundern. Wer die Briefe des Apoſtels Paulus vor fi Hatte, konnte 
gun den Saß, daſs der Menſch die Rechtfertigung aus dem Glauben ome 
erlange, doch nicht polemifiren, one auf die Vorausſetzungen dieſes Satzes 
einzugehen. Wenn Jakobus 2, 14—26 die Werke ald notwendige Vorausſetzung 
der ertigung geltend macht, jo hütet er fich ebenfo, von Zpya vouov zu reden 
ald von dem Glauben an den Gelreuzigten. Kann dad dıxmoör audy nicht in 
einem anderen Sinne genommen werden, als in dem der göttlichen Anerfennung 
menſchlicher Gerechtigkeit, jo liegt doch für dieſen Brief der Gegenfaß der alt: 
teftamentlihen Heildanftalt im Gefep und der Berfünung durch C noch 
ganz außer dem Gefichtäfreis, — Die dixuiwors hat für ihn immer nicht die 
prinzipielle Bedeutung wie für den Apoftel Paulus. Er fieht diefe dixaimarg 
wiht ald Bedingung der Teilnahme an der irdifchen Neichdgemeinfchaft an 
— fie iſt ihm ein Biel, dad, wenn nicht erjt am Endgeriht — für welches 
auch Paulus die Werke als Bafis jordert —, jo doch nur im Laufe der chriſt— 
lichen Entwidlung erreichbar ift, Wir müfjen einfach urteilen, dafs für Jalobus 
das blem, für das Paulus die Löſung fuchte, noch nicht in ganzem Umfang 
zum Bewujstjein gefommen war und daſs ed darum auch ein vergebliches Be— 
mühen ift, eine unbedingte Harmonie herftellen zu wollen zwijchen zwei Aus— 
fürungen, die von ganz verſchiedener Frageftellung ausgingen. Wol aber mufs 
‚werben, ob denn bie eben betrachtete paulinische Doktrin fo ganz fingulär 
„daſs fie nicht ihre Parallelen habe im der übrigen Literatur des N. Ts, 
und im Grunde nur in anderer Terminologie und dialektilcher Begründung das 
audfüre, was anderdwo angedeutet und angebahnt ift. 

OD. Das Berhältnis der pauliniſchen I REINE DAR ODRE 
zur Reichspredigt Chriſti. Wir fafjen zunächft die ſynoptiſche Tradition 
dieſer Reichſspredigt in's Auge. So jehr uns hier ein Gegenfaß vor Augen zu 
treten ſcheint, fofern der ſcharf antithetijchen Stellung des Wpoftels dem Gejepe 


Bi 


Rechtfertigung 


ber d { 4 in eminent pofitiver 
* Een efimmt, Matt. 8, 17 fi eine Ense doch 
ausdrücklich nicg ends dementirt wird, fo gei t fi) doc) der — 


an —— ——* ‚2, und bie fegtere Siehe zeigt insbejonbere, wie. 
Herrn Predigt wejentlich auch durch den Gegenfaß gen um Pharifäismus motivirt 
a 


war, wie die Doltrin des F auf dieſem beruht. Freilich iſt am 
der zuletzt genannten hu —— Be — als 
dem ſpegifiſch —— * * Geretigeit ift ja —* one * 
in höherem Maße d eesnorm nad) ihrem tiefſten Sinne — 
finnung und — Daſs aber die dixaoaeen als — 
lennung menſchli Berechtigung zur —— ein das 
von Gott her mitgeteilt werden muſs, das geht aus der ng der 
nuwavrig ar Öeywvres ımv dızu Matth. 5, 6 hervor. Denn 


dixamoadurn weder die fubjektive der Geſetzesnorm entjprechende Bei fienheit des 
Menſchen fein, noch * göttliche ——8 der * —“ —— 
zunächft nur mit Rüdjicht auf die Sehnſucht darnach von Gott ausgehende Au⸗ 
erfennung fein, welche dann tofort den Eintritt in die irdiihe R 
und in die Gottesgemeinfchaft im fich fchließt, foweit die letztere in dieſer 
irdiſchen Entwicdlungszeit möglich ift. Wärend aljo allerdings für den Eintritt 
in das vollendete Himmelreich eine Leijtung gefordert wird, welche die pharis 
fäifche überbietet, fo erfcheint für den Eintritt in diefe irdiſche vorbereitende die 
durch das Urteil Gottes ohne Rückſicht auf eine beſtimmte menſchliche 
feftgejtellte Gerechtigkeit nötig. Es kann nun aber weiterhin faum einem’ 
unterliegen, daſs diefe dıxaarrn im Wejentlihen identisch ift mit der 

vergebung bezw. auf ihr beruht, alfo fich ganz in Analogie mit der paulinifchen 
lau ftelt. Schon au Grund der —— —— 

bei der Johannestaufe die Apeoıs auagrımr Reichsgut im. 

pure Marc. 4, 4, Luc, 3, 8. Die Sünpenbergebung erfeheint 0 
eigentliche meffianifche Prär ative, welche Jejus zum Aergernis der 


rifäer 
ausübt Matth. 9, 7. — ja ederholt begeugt er, daſs feine Aufgabe eben 
darin beſtehe, die Sünder zu fuchen Matt ‚13. parall. Luc. 15,1 fi —* 


Das Bedürſnis der Sündenvergebung | et er aus im Sleichnis vo 
und Zöllner Luc, 18, 10, wo ja auch das Wort dixuododue ganz im p 
Sinne gebraudt wird, V. 14. Freilich im Unterfchied von der 
bernden Urt ded Paulus fafst der Herr dod mehr die ——— 
ammen: bie er wre des Rechtsverhältniſſes zu Gott umd 
—— ethiſche Neugeſtaltung. Ohne Zweifel ſetzt das 
das er die Jünger Gott gegenüber einführen will, vor Allem ae 
— Sünden voraus, aber dieſes letztere Moment wird nicht immer a 
von der tatjächfichen gehorfamen Nückehr in dieſes Verhältnis feitens des 
Menſchen gejchieden. Die prinzipielle Bedeutung der Sündenvergebung: 
en Anfehauticher geſchildert als im Gleichnis vom verlorenen 
ft hier deutlich, daſs die vioden/« nicht ohne einen Akt der Vergebung mög 
lich ift — ebenfo Har aber ift, daſs gerade bei dieſer anfchanlichen Schilderung 
— bie rechtlihe und die faktiſch ethilche Veränderung des Berbi miſſes d 
Sunders zu Gott gar nicht zu unterſcheiden iſt. Darum eben wird. uch ber 
Begriff der dixmoauen nicht auf das durch die Sündenvergebung herz 
Normalverhältnis des Menſchen zu Gott beſchränkt. Dazu kommt 
Herr überhaupt mod; nicht in der Lage war, allgemein die 
ubieten, da die leßtere mit ber Vollendung feiner eigenen Perſon 
feö zuſammenhing. Deswegen wird derjenige Ausſpruch, in 
beutlichften die Vergebung als rechtes Reichsgut, das —— 
wird, auch als Wort, des Auferftandenen berichtet, das 
bie Jünger, die weravom eig Upeoır auagrıöv zu predigen in aller 













Rechtfertigung 561 


24, 47. Noch bedeutjamer freilich ift ja das andere Wort, das in feierlicher 
Stunde der Herr geredet: fein Blut ift das Blut der xawn duadnen und das 
Weſen diejes Bundes ift die üpsoız üuagruv Matth. 26, 28 parall, Be— 
flimmter fonnte er es feiner Gemeinde nicht einprägen, daſs die volle Gottes— 
gemeinschaft, welde fich im Himmelreich eröffne, nur zugänglid) fei auf Grund 
der Sündenvergebung und daſs die a den Menſchen prinzipiell in ein neues 
Berhältnis Gott gegemüber ftelle. hlih wird alfo von einem Unterfchied 
wifchen einer folchen prinzipiellen Sündenvergebung und der paulinifchen 
waulwarz nicht die Rede fein lönnen. 

In den Worten der Einfehung des Abendmahls findet aber auch die pau— 
linifche Lehre von der Begründung der Sündenvergebung oder Rechtfertigung 
durch das Opfer ChHrifti ihre Duelle. Denn wie immer man dogmatiſch dieſe 
Worte ündo oder srepi noAkir Exyuröueror fallen möge, das kann fein 
fein, die Sündenvergebung wird abhängig gejept von dem Kreuzestod Ch 
De weniger der Herr auf Berftändnis für den Gedanken des leidenden Meſſias 
rechnen durfte, je mehr alle feine desjallfigen Andeutungen felbjt den eigenen 
Jüngern ein Räthſel blieben, deſto weniger konnte er daran denken, die Heils— 
notwenbdigfeit des Todes, deſſen pragmatijche Notwendigkeit nicht einmal begriffen 
wurde, reichlicher feinen Zuhörern au erflären. Daſs aber von Anfang an bie 
mefjianifhe Sündenvergebung nur im Bujammenhang mit feinem Leiden und 
Sterben möglich erſchien, das beweiſt eben der Umftand, daſs er ſelbſt biefe 
Sündenvergebung nur ausnamsweiſe darbot und namentlich bei der durch feine 
Jünger geübten Reichspredigt Matth. 10, ff. par. einen dahin zielenden Predi 

ag nicht gab. So erklärt fih, wie gerade die jchärfere Firirung dieſer 
centralen Wahrheit der Herr feiner Jüngergemeinde überlafjen konnte, indem er 
ſich begnügte, die Stamina in einer eier, der einzigen, die er für die Gemeinde 
anorbnete, derjelben zur Bewahrung und Feſthaltung anzuvertrauen. Dieje Ver: 
Kr gar der Wahrheit von der Sindenvergebung mit feiner —* hatte auch 
noch die weitere Folge, daſs in Bezug auf die ſubjective Bedingung der Ver— 
gebung eine ſcheinbare Differenz witthen bem Herren und feinem Apoftel her— 
bortritt. Obgleih auch im der jynoptifhen Tradition die Aufforderung des 
Herren zum Glauben an ihn nicht fehlt, jo erſcheint bie lorıs doch mehr Be- 
Dingung jür feine Wunderwirfung al® für den Empfang der Sündenvergebung 
Matth. 8, 10. 15, 28, 13, 58 und ff. zu fein. Dagegen wird als Bedingung für 
die Sündenvergebung vor Ulem die weravoıw geltend gemacht. Es darf nur an 
den Schluſs der drei Gleihnifje Luc. 15 erinnert werben, wo es ber 
ueravow@v Alt, der zum Gegenſtand der Freude wird. Und in den Gerichts— 
weisfagungen wie Mattd. 11, 20 ff. Luc. 13, 2 ff. wird eben der Mangel der 
eravoe als Grund des Gerichtes geltend gemacht. Natürlich tritt die miarıg 
deöwegen zurüd, weil ex ſelbſt Gegenftand des Heildglaubens erſt als der Ge— 
treuzigte und Auferjtandene wird. Andererſeits ſchließt ja auch die ueravom 
die Beziehung auf ihm ſelbſt ſchon in ſich. Die geforderte Aenderung des voög 
ift nicht möglih, one die Hingabe an ihn. Deswegen labet er die xorruwöwrag 
und nepopriouivoug zu ſich ein Matth, 11, 28 und zu ſich wollte ex die Kinder 
Jeruſalems Zmovvarayeiv, die, weil fie das nicht wollten, dem Gericht verfallen 
Matth. 28, 37. 88. Neberhaupt bedarf es ja nicht erit des Nachweiſes, dafs in 
der Art, wie er die Neichtzugehörigkeit von dem Verhältnis der Menfchen zu 
feiner Perſon abhängig macht, auch bon das gegeben ift, daſs das Neichsgut, 
alfo vor Allem die Siündenvergebung, nur auf Grund diejes Verhältnifjes zu 
feiner PBerfon dem Einzelnen zu teil werden kann. Es wird darum aud) in 
dieſer Beziehung feitzuhalten fein, dad wie die duxuimmıs nur der pofitive, prin- 
zipielle Ausdrud für die ipyeoıs auugrıunv ift, jo aud die paulinifche wars ſich 
nur als die pofitive, prinzipielle Wendung der uerarow darftellt, Die doch auch 
die Vorausfegung bei Paulus ijt. Freilich fteht damit im Zufammenhang, dajs 
auch im der Betrachtung das ethijche Moment in der mierıg von dem, kurz ges 
fagt, religiöfen nicht getrennt ift, daſs der Glaube, fofern er die Vorausſehung 
der Sündenvergebung ift, mod nicht bon der in der werdvom ſchon liegenden 


Resls@ncyllopäble für Theologle und Airde. XII. 36 





Umwandlung der erhifchen Gefinnung unterfhieden wird, und da die Wei 
predigt des bern feine Veranlaſſung hat, dem Begriff des Verdienſtes ſicht 
fonder3 entgegenzuftellen, jo it auch feine befondere Borforge getroffen gegen 
die Möglichkeit, den Glauben als irgendwie von dem menjchlihen Willen ab» 
| zum Verdienſt zu ftempeln. Auf die Frage nach dem 8 n 
ed Glaubens Haben wir in der Neichöpredigt des Herrn noch weniger eine ein 
ehendere Antwort age al8 in der Doktrin des Apoſtels, welche ja 
Buftändlichteit des Menfchen in feinem vorcriftlichen Zuftande zum Gegenftand 
—— ———— — dhaftigfeit der Menſchen voraus. Dafs 
[) t ie a ine Sündhaftigfeit der Men 
die dixaıoı Sat 9, 13 par. im ironifchen Sinne gemeint find, wird ſich um- 
möglich Teugnen laſſen. Die fchlehthin allgemeine Forderung der kerarom 
feinen Sinn one die Vorausfegung allgemeiner Sündhaftigkeit. Daſs Diele _ 
aſtigkeit nicht lediglich jo zu jagen auf einem Indultionsbeweis aus der 
tatfächlichen Erfarung beruht, zeigen Stellen wie Marc. 10, 18, Auch bie 
predigt des Herrn fe t offenbar eine auf der natürlichen Herzensb i 
berubende Unmöglichkeit, daS volllommen Gute zu tun, vergl. Matth. 15, 19. mit 
12, 33. 34 voraus; ja man wird die Stelle Matth. 11, 11 kaum anders erflären 
können, als daf8 der Herr den Grumd, warum der Täufer Anftoß on ihm neh: 
men muſs, darin findet, dafs er eben zu den nur vom Weibe Geborenen ge 

























ört und daſs eben darum der Heinere im Himmelreich größer ift ala ice 
leßtere ein neues Prinzip des Lebens in fich trägt. Die Zurückſürung 

Sünde auf das einheitliche Prinzip der ouo& aber ift immerhin eine 
welche erft Paulus gezogen hat. Dafs der Herr eine fchlechthinige 
der tatfächlihen Sünde mit dem Eintritt in da® Himmelreich ni 
ergiebt fi Ihon aus der im Herrengebet den Jüngern erteilten Anweiſun 
Bergebung der Sünden zit beten. Nicht minder fegt auch das Gleichnis 
13, 24 ff. voraus, daſs die Glieder des Neichd, jo lange fie noch in der Ent- 
widlung begriffen find, von denen nicht leicht getrennt werden fünnen, 
prinzipiell dem Geifte des Himmelreichd ferne ſtehen. Allein die 
Vergebung wird auch offenbar al3 wirkſam für dieje noch vorhandenen Sin 
gedacht, fofern die werarom dabei wirlfam bleibt. Der VBaterunfer-Bitte um ® 
gebung ift die Erhörung ja eben auf Grund des Kindesverhältniſſes —— 
dem aus fie vorgetragen wird. Die Atrrozc iſt alſo das auch für bie 
nahme am vollendeten Himmelreich Entfcyeidende, Matth. 11, 20 ff., Luc. 16, 30, 
Diefe neravom muſs fid) natürlich aber in der Lebensgeitaltung J offenbaren 
und fo wird denn auch vom Herren das Tun als Maßſtab für die letzte Ger 
richtsentſcheidung ausgeſprochen Matth. 7, 21, 24 fi., 25, 21fj. Es if bie 
natürliche Vorausſetzung, dafs eine in ethifcher Richtung unwirkſame Zuwendu 
zum Himmelceich überhaupt feine weraros« wäre. Wenn jo allerdings das ethiſch 
Moment in der erarom don der religiöfen Beziehung noch weniger trennbar i 
als bei der pauliniſchen /orıs und fo a priori freilich mit der Herzen® 
welche VBorausjegung für den Empfang der reravom ift, eime auch ſittlie 
wirkſam erweiſende Sraft verbunden gedacht wird, jo zeigt der Herr noch über 
dies, wie pinchologifch aus der Sündenvergebung die Liebe als das eihifd 
Grundprinzip folgen muſs, Luc. 7, 40 fi. Matth. 8, 23 ff. und die 4te Väter 
unferbitte, weswegen denn der im Gericht zur machende Schlufd von bem 
auf die Herzensſtellung mit Recht auf Giltigfeit Anſpruch machen faun, | 
aber jelbjtverjtändlich nicht folgt, dafs die Teilnahme am vollendeten je 
reich nicht doch Lediglich im der prinzipiellen, nur durch die erdvom 
Sündenvergebung und der damit gegebenen Zulafjung zum geſchichtlichen 
reich ihre Begründung findet. Weniger deutlich allerdings als vom Wpofte 
wird dom Herren das Moment einer das fittlihe Grundweſen des Menſches 
umänbernden Gottedtat en das zu jener prinzipiellen Beränber 
unſerer — daſs id jo fage — rechtlichen Stellung zu Gott ıträte, je 
nicht mehr nur auf dem Wege der Reflerion und der freien Willensentjählie 
fi) vermittelnde Wirfung des Gottesgeiftes. Auch in diefer Bezie 





Nechtfertigung 563 


daran zu erinnern fein, dafs die Lehre vom Geift, wie von dem Heilswert 
feines Todes zu den Müfterien gehörte, welche wärend feiner gejchichtlichen 
Wirkſamkeit unverftändfich fein mufsten. Doch liegt in der Art, wie der Herr 
das da Zun als notwendiges Erzeugnis der Herzensſtellung betrachtet, 
Matth. 7, 17 ff., 11, 33 ff., 15, 18 ff., und daher conjequent eine Aenderung 
des Herzens fordert, der Hinweis auf eine überempirifche Vermittlung diefer 
Aenderung durch daS Himmelreih. Dem Wort vom Himmelreich wird ja auch 
eine wachstümliche Kraft zugefchrieben in dem Gleichnis vom vierfachen Uderfeld, 
welhe nur ald Bereicherung des menſchlichen Geiftesiebend mit einer neuen 
Motivationsfraft gedeutet werben kann und bie Bedeutung, welde er feiner 
perjünlichen Gemeinſchaft offenbar zufchreibt, ift nur erflärbar, wenn eine über 
die bloße Anregung des Intellekts und Willens durch jein Lehrwort hinaus— 
Back direfte Wirkung feiner Perfon auf das Herz angenommen wird. Go 

ird man denn auch in diefer Richtung in den Gedanken des Apoſtels Paulus nur 
die weitere Ausfürung deſſen ſehen, was von dem Herrn ſelbſt —— war, 

Dagegen bat allerdings der Herr nicht mit dem Apojtel im Gejege in erfter 
Linie die zur Gewinnung der dixaodrn beftimmte und doch für diefen Zweck 
in Warheit nicht brauchbare, alſo nur pädagogifch wirkende Heilsanftalt gejehen, 

deren Bedeutung mit feinem Kreuzestod aufhört. Seine Polemik richtet fich 
nur gegen ben Verſuch des Pharifäismus, das Geſetz zu überbieten und im 
Warheit zu entleeren. Vielmehr erſcheint feine Stellung zum Geſetze ausſchließ— 
lich pofitiv auf Herausſtellung des wahren Gehalts und Erfüllung deffelben hin— 
erichtet. Soferne dieſe energiſche Pofition freilich die Negative auch im ſich 
chloſs, Hatte der Herr durch die gefchichtlihe Situation feine Veranlafjung, die- 
jelbe hervorzufehren, da die Frage nad dem Verhältnis der Heidenwelt zur Ge- 
meinfchaft des Gottesreiches noch nicht in conereto vorlag. 

Die johanmeifche Darftellung der Predigt Chrifti fcheint nun in einer Bes 
iehung dem paulinifchen Gedantenkreife noch ferner au ftehen als bie ſynoptiſche, 
oferne das dialektiiche Moment gegen das contemplative und myftifche noch mehr 
urüdtritt, als in der ſynoptiſchen Reichspredigt. Die Sündenvergebung als Auf- 
jebung der Schuld droht Ei verfhwinden im ber Herftellung eines pofitiven, 
ſchlechthin neuen Lebensgehaltes, der Begriff der Con greift über den Gebanfen 
er dixalwors hinüber. Die lehtere ift als felbftverftändliches Moment in die 
durch Gottestat gefegte Heritellung einer neuen religiöfen und fittlihen Perſön— 
lichkeit aufgenommen. Es fehlt ja nicht an Hindeutungen auf dieſes Moment 
ber 5 Wenn 3, 36. das Nichtſehen des Lebens dem Bleiben des 
Bornes Gottes über einem Menſchen gleich geſetzt wird, fo iſt ja klar, daſs die 
Con die Vergebung der Sünde involviren muſs, da der Born Gottes als 
Eorrelat der Schuld angefehen werden muſs. Es ift für den Gläubigen bie 
»oloız aufgehoben, V. 18; aber gleich im folgenden Vers erſcheint dann aud) die 
Br wieder als jetzt jchon vor fich gehender innerlicher Prozeß. So iſt e8 

| immer wieder ein Aufammenfcauen der Momente, durch welches die dia- 
feftifhe Sonderung der Momente aufgehoben wird. Wenn dadurch die Ver— 
ara mit der paulinifchen Rechtfertigung eimas erfchwert wird, jo fcheint 
agegen die reichliche Anwendung des Begriffs ber iorıs eine ſolche um fo 
mehr zu erleichtern. Die iorıs ift ja auch bier die einzige Bedingung ber 
swrrol« und da bie Con in Bi ethiſch religidjen Bedeutung unmittelbar mit 
der Con im Sinne vollendeter Zuſtändlichkeit und men, am Himmelreich 
ufammen gejchlofjen wird, cf. 5, 24, fo fcheint aud nod mehr als bei Paulus 

der rlarıg unmittelbar die Garantie für die vollendete awrnoi« gegeben zu 
fein. Allein auch die m/orıs nimmt hier diefe eigentümliche Färbung der Myſtik 
an. Zwar ift 3, 14. 15 ganz im paufinischen Sinn der gefreuzigte Chriſtus als 
Glaubensobjekt gefegt und der Gedanke der Opferhingabe des Herrn für die 
Welt und die Seinen fommt hier noch öfter als in der ſynoptiſchen Tradition 
zum Ausdrud, 6, 51. 10, 15. 17, 19. Allein es zeigt fich boch immer wieder, 
wie auch hier beides, Tod und A zuſammengenommen wird und Die 
Perſon des Herrn nad) allen Beziehungen Hin als Objekt des Glaubens erſcheint, 


36 * 


— 


564 Reötfertigung 
der Glaube vorzugäweije ald perjünliche Verbind it Ehrifto in Bes 
Dat —— nicht al —— Be Sei J — ondern —* 


en 
gabe an ihn und deswegen auch von der Liebe, wie fie 3. B. 14, 23 


nur kurz berührt werden. Im Ganzen aber wird man aan dürfen, dafs 
e 





Herren ſelbſt ift. Ir 
Der paränetifchen Tendenz der epiftolifchen Literatur entfpricht ed, i 
der erjte Sohannesbrief auf Grund des Typus des Aten Evange 
ethifchen Fragen doch in etwas ſchärferer Sonderung hervorhebt, wärend auf 
einen Seite freilich 3, 9 die Unmöglichkeit des Sündigens feitens deffen, der 
aus Gott geboren iſt, behauptet, alfo eben auc hier dad Moment der Ent 
widlung gewiffermaßen —— iſt, wird doch auf der anderen Seite am 
benen, welde ſchon im neuen Leben ftehen, gejagt, daſs die Behauptung, ji 
haben feine Sünbe, eine Selbftverfürung fei, 1, 8. Dies Bedürfnis der Sünden 
vergebung tritt nicht nur als Ausgangspunft des neuen Lebens hervor 1,7 
fondern aud; als jortgehendes Bedürfnis des chriftlichen Lebens 2, 1, und ini 
dad Blut Chriſti als Grund der Eündenvergebung im prinzipiellen Sinne he 
vorgehoben wird 1, 7. 9, jo ruht auch diefe weitere Vergebung auf Chriſto al 
dem Aucubs unferer Sünden 2, 2, Es wird aber ebenjo die Möglichkeit bei 
Seraudtretens aus der Gemeinschaft mit Chrifto gejegt in der befannten Stel 
von der Sünde zum Tode, 5, 16, aber auch jonft, 5. B. 2, 28 und weiter kri 
der Unterfchied der miorıs als des religibſen Verhältnifjes von der Ayamı 
bem ethifchen Verhältnis jchärjer hervor, 5, 1 ff., und bie pfychologiiche Berm 
lung des neuen ethifchen Verhaltens mit dem religiöfen, wenn Cap, 4, it 
Liebe ald Erzeugniſs der Gottesliebe gegen uns, die und verjönt hat, darge 
wenn der Ausblid auf die Parufie Chriſti als Motiv für das eigene 
— gemacht wird 3, 3. Gerade dieſe Züge zeigen uns, wie eine concre 
usfürung und Detaillirung der, daſs ich jo jage, concentrirten Begt 
Evangeliums in der Nichtung auf die paulinifche Doktrin führt. 
enn indeſs das Verhältnis der johanneifhen Unjhauung zu ber par 
linifchen immerhin mehr als daS des Nebeneinander bezeichnet werden kann, 
tragen bie Ausfürungen der noch übrigen neuteftamentlichen Literatur, ber p 
trinifchen Briefe und des Hebräerbriefes, mehr den Charakter nody unvollfommene 
Bildungen ; befommen wir doch aus dem befannten Mittheilungen des Wpofteli 
Paulus über fein Verhältnis zu Petrus Gal. 2, 11 ff. den Eindrud, dajs b 
letere an dogmatifcher Klarheit relativ unfelbftändig erjt durch Paulus zu 
Ihärferen Fixirung jeiner eigenen Anfhauungen veranlafst wurde, ‚one d 
natürlich die paulinifche Doltrin fich in aller Schärfe aneignen zu können, abe 
auh ohne fih darum im Widerfprud, mit ihr zu willen. —— Sü 
vergebung das erfte und wichtigfte Reichsgut fei, dad war ja freilich für ihn 




















« 








die 
—— n Arab werde, —— — db an fo 
man doch ſchließen, daſs Petrus in der Tat im — der den 
ft hatte. 
freifib vor, die prinzipielle Bedeutung der 
deren Ausbrud —— aufzunehmen, cf. a 2, 20. 40. 15, 11.; 1 Betr. "ig . 
Mit dem Eintritt im die Neichögemeinde ift die Rettung aus 8 dem meflianifchen 
Gerichte prinzipiell verbürgt, eben weil die er ge — 
iſt; ef. 1 Betr. 3, 20. 21, wo die Rettung der Noachiden aus dem —— 
Flut als us der Taufe betrachtet wird, fern. die feßtere uns dadurch 
a u? e den Auſpruch auf eine avreiönan ) gewährt. Als Bedingung 
vergebung wird nun die zerarose dor Allem angejehen Act. 2, 38. 
——— freiſich den Glauben tefentlich in fich als Anertennung bes von Gott 
—— Meſſias und Vertrauen -au —— Namen als das Mittel der Ex— 
reitung. Da da3 Aarrıona als Mittel der Sündenvergebung auf den Namen 
Jeſu erfolgt, jo jchließt die Taufe ja ohne Frage den Glauben in fi, und ins 
kann Baulus 0. a. DO. aud mit Recht voraußfepen, daſs Petrus aud 
Lehre vom Glauben ald dem Grund der Gerechtigkeit teile; ei ift dann 
aber — nicht zu verkennen, daſs der Glaube Betrus nicht die Kahn 
auf den Tod Chriſti innehält, vielmehr die Perfon Ehrifti überhaupt 
anmentti auch den durch Gott erhöhten zufünftigen Vollender des Reiches ums 
Wol begründet auch Petrus die Sündenvergebung weſentlich auf ben Tod 
rifti, 1 Betr. 2, 24. 3, 18. 1, 2. 18; allein der Glaube hat es eben nicht 
mur mit der Gündenver ebung und dem neuen Verhältnis der Gerechtigkeit zu 
En fondern die ndorıg ift das Vertrauen auf die Heilswirkfamteit Ehrifti über: 
haupt, auch auf die noch bevorfichende zur Vollendung des Reichs; fie Gm 
alfo ein Moment der Hoffnung in ji, und, ſofern fie die Une enn 
ala bed Mefjiad in fich fchließt, alfo auch bie Unterordnung unter —28 
derungen, ift fie weſentlich ein ethiſches Verhalten und iſt infofern bie Dezeich- 
zu x bie allgemeine Chriftengejinnung, die umter allen Aufgaben und Leiden 
tiftenlebens wein: werden mals; fie ift das —— Correlat zur 
a, 1 Betr. 1, b. 7 ff. u. f. f., und mie die awrnoia eben bie Sünden» 
vergebung nur ala — in ſich enthält, fo ift auch die ——— der — 
auf den Tod Chriſti nur ein Moment in ihrem allgemeinen 
mangelt trotz der Einſtimmung mit Paulus die ſcharſe — Tor ge 
Erneuerung des Nechtöverhältwifies zu Gott und bes — ebensſtandes. 
Die nlorıs ift eben überhaupt Moment dieſes neuen Lebens. Auch darin ift 
Petrus mit Paulus einverftanden, dafs er die Heritellung eines neuen ik 3% 
Lebens auf Gottestat zurüdfürt, Als Medium diefes neuen Lebens wird 
der Adyoc Heoü Lövrog zul ulvorrog angegeben 1, 23, im Anſchluſs an at 
wie der Herr im Worte den Träger des göttlichen Neichsgutes fieht. fra 
ſich, in weldhem Berhältnis das Wort zu dem Geifte fieht, don dem * 
wol auch u reden weiß. Die Reichsgenoſſen bekommen in der Taufe auch den 
b. Geift, Act. 2, 38; 1 Petr. 1, 2. 4, 14. Nun ift rihig. daß dieſer Geiſt 
in erſter Line als idee eines neuen ethifchen Lebens geſaſst FH 
ondern ald Grundlage der charismatiſchen Be euere doch möchte ich nicht 
——— wie dies Weiß tut (Theol. des Neuen ei ©. 146), dieſe — 
nur als charismatiſche bezeichnen. Das ayıalew und Yen das * 
De ach zurüdgeführt wird, Hat ja freilich zunächſt negative Bedeutung, ber 
en, 1 Betr. 1, 2, ift nur die Heraußna me aus der Sündengemein Haft 
analog dem awFHnvau "änd zus oxolıdg yersüg rauıng, Act. 2, 40; aber aud) bied 
u Al ethiihen Wert, Man wird alſo das areöun auch nicht nur als 
Befähigung des Chriften zur Wirkfamfeit für bie Gemeinde 


566 Reätfertigung 
betrachten Bauen, — 















Umwandlung au — * als da * —— —5 

# alfo nicht erjt Konſequenz des durch die Taufe gefegten Kin 
‚, Sondern dieſes — jept die ethiſche Umwandlung eigen 

au, i ‚Betr. A 2, ſodaſs allerdings der Gedanfe * deutlich 


un bom Todesleiden Ghrifti ai ui. alfo ne der Glaube 
en lann, aber an iſt der Glaube nicht gedacht, dajs er vr 


—— Bapriehen, wre, und als pe —** je fortwärend 
tum ber ae de t ich dies Wa Stum 2 dh nicht 
von bem — nn und treben. * in Taufe g 


—* 

rund und Sein er, dad p Ruh ychologiſche Motiv für einen alla je 
gu Ebenjo mu (5 die Furcht vor dem Nichtergott, 1,17, wie je 
9 nur der dixaog von ihm Errettung zu erwarten hat, al Kam | 

er die Sünde treiben. Obgleich das richt wefentlich die Bet m * Auge 
fast, 1, 17, iſt doc bie ziorıs die Heilögarantie auch dieſem letzten € 
gegeniiber. Nur der Unglaube, die aneldeuu, die peingiviele Nichtunterwerfu 
unter den Meſſias und feinen Heilsweg, fürt die dmwäsıa herbei, 2, 8. 
Gläubige als dixasog wird wol den Ernſt des Gerichtes aud) empfinden, 
doch der a nicht verluftig gehen, 4, 18. Damit iſt denn auch gegeben, 
dafs die in der Taufe empfangene Sündenvergebung prinzipiell wirtſam bleibt 
fo lange der Glaube vorhanden ift. Die wefentlichite Differenz auch it 
lehre des Petrus der paulinifchen a egenüber beruht am Ende darauf, daſs 
Anfhauung vom Geſetz als eines Mittels zur Herftellung der Gerechtigkeit 
zur —— hat und darum auch nicht das Jutereſſe, die Herſtellung de 

rg * zu Gott in der durch Chriſtum vermittelten Sündenver 


für fi 

EN bldfen ı ung ſchließlich darauf befchränten, bezüglich bes 

bemerken, dafs fein Ölaubensbegriff mit dem vetrini chen die {R 
It und nicht minder die Vorjtellung von der Wirkung des Todes Ei ii 
von ber Vermittlung desfelben durch die Taufe, 10, 22.23. So eigentümli 
Terminologie des Brieſes zum teil ijt, die namentlich bezüglich des Begriffe 
zeAsiwaıg der Unterfuhung ja einen befonderen Reiz bietet, jo mödhte $ och 
bedeutjamfte Unterfchied bon der petrinifchen Auſchauung in dem N 
berürenden Bunften vor Allem nur darin beftehen, daſs er, wie Baulus 8 „o- 
og, jo feinerjeits dem alttejtamentlichen Kulte die neuteftamentliche Heilsanitalı 
gegenüberftellt, und darum auch dem Petrus gleich die —* des Abfalles de 
Außhattenden alorıg gegenüber ſchärſer betont. Im ganzen ßen Stern dieje An: 
deutungen über das Verhältnis der auferpaufinifeien eniftolifchen ‚teratur ; 
Rechtfertigungslehre des Apofteld zeigen, dajd mit Ausnahme des Fakobuäbriere 
———— zwar ſehr harakteriftifch, aber doch nit eigentlih prinzi 


vn Überfhreiten wir die Grenzen des tanoniſchen —————— 


ie ganz darauf verzichten, eine zufam 
—J * agen zu finden, welche der üpoſiel — bei 


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wurde. War vieljadh der Übe t 

—— —y mit Sihdesfünden in denen man iger —— 

hatte, t benägemeinfchaft, und 

ſich en na — —— dem Geift der —— en 


die Garantie der Teilnahme am vollendeten Himmelveid in der Treue dev Teils 
nahme an den Lebensordnungen der Gemeinde fand und weniger au dem pringis 
piellen Ausgangspunft al3 an die Gmadentat dabei dachte, durch welche man heraus» 
gehoben worden war aus dem alten Heidnifchen Zuftand. Je neuer der 
Gerichtes für den Heiden war, je wichtiger der hohe Gedanke der Selbft- 
verantwortlichkeit dem heidnifchen Fatalismus gegenüber, deſto naturgemäßer aud) 
die Folgerung, dajs in diefem Gericht nur das Tun der Freiheit gelte, wie c# 
durch die Taufe ermöglicht worden war. Schien der Mittelpunkt und bie Quelle 
aller Sünde die Jbolalatrie zu fein und dieſe leptere auf dem Trug von Dä— 
monen zu beruhen, jo lag eigentlich auch die Sünde nicht ſowol im Herzen des 
Menſchen, fondern fie war eine äußerlice Bindung und mit der Aufhebung dies 


als pwrıowög doc wider nur die Einweihung in die M en chri u 
auch one jpezifiihe Bezie auf den Tob Ehrifti, ſondern fie wird wefentl 





intelleltualiſtiſch als und des im Dogma ſich bilden⸗ 
den — —— barung gefaſst, eitich fo, dafs dabei — auch die 
ken ‚die —* ur Erfüll — 
Bedürfnis nach Heilsgewiſsheit —* * d die und die Anerfen- 


I 


e die feit der gri und 
— — de mu Biffen unmittelbar "Fir 
e, wurde von der — — en 


der Saframente mit einem un ————— mus verband, 
Im allgemeinen können wir die  {ateini che Yuffeffung der in 2 Tom: 
menden Fragen als eine Neaktion gegen dieje Oberflächlichkeit auffa 
auch hier die Auffafjung von der Macht der Dämonen 5 
doc tiefer als eine den Menfchen auch innerlich beherrfchenbe Macht aefafet 
und die Frage, wie die Vergebung der auf die Taufe eg Sünden zu ers 
—— ſei, — ſchon den Hy des Hermas. der in der 
ung ſchien der Chriſt ja auf ſein hc Tun 
zu fein. . ift bezeichuend, dafs der Hirte nicht etwa die Buße al 
und Konſ der Taufe anfi t, jondern in der Buße, die nun —— 
willen affetif er — a —— N wird, eine zweite Möglicheit der 
g der Sündenvergebung erkennt. fonfequenter und und ber bibfifchen 
Auffa ung wei war wenn Tertullian die Buße ald 
der Taufe forderte, Freilich wenn er die Taufe nur als Abſchluſs der 
—— wollte und z. B. de poenit. c. 6 geradezu jagt, non ideo abluimur, ut 
uere desinamus, sed quia desiimus, jo Bricht fich darin auch 
is Abweichung nicht nur von der paufinifchen, fondern von der | 
liichen Lehre aus. Wenn in der Taufe die Kirche doch das 
bedingter Gottesgnade, unverbienter Sündenvergebung en 55 ſo —— 
die er Men, ſolchen Wortes auch den Wert der Taufe als reiner Gua— 
benerweifung bedrohen. Zunächft freilich wollte Tertullian jo weit ya 
aber indem er der Buße doch jedenfalls feine befondere Wirkung 
mehr zubilligte, mujste er die Sündloſigkeit des Getauften fordern. 
legtere Verlangen fann nur gr: werden, wenn eben eine Reihe bon Sünden 
gar nicht mehr als Sünden im Vollſinne gewertet werden, wenn man mit 
tullian den Unterſchied von Todjünden und läſslichen Sünden im objektiven 
ß st, wenn man mit ihm unter die Sünden cotidianae ineursionis, 
auch beim Getauften Vergebung finden, das irasei inique et ultra solls co 
—— das manum immittere facile maledicere temere jurare u. ſ. m. 
pud. 19 und dagegen als die fchlechthin unvergeblichen * gen ber 
nur idololatria, negatio, homieidium, moechia, fornicatio u. ſ 
rend nun die Sünden der leßteren Art die Heilsgemifsheit (te 
wird die Vergebung ber erfteren zwar auf dem exoratorem Patris 
rüdgefürt, aber nicht als Konſequenz des Tanfbundes, Fer er 
Glauben: diefer leptere, ald Anerkennung geofjenbarter Wa 
bienftliches Wert menjchlicher Freiheit, hat feine fpezififche — 
der Vergebung. Wie die Taufe weſentlich als Verpflichtung in 
ift auch die fides eigentlich nur Verpflichtung zur —— von 
der Glaubige it eigentlich ſchlimmer daran, als der Ungläubige, ———— 
als Mittel der Vergebung vor ſich Hat — weßwegen ja Tertullian 
Aufſchub der Taufe empfiehlt: si qui pondus intelligant baptismi, magis ofen den 


a 


Rechtfertigung 369 
bunt eonsecutionem dilationem. Die ſcharſe der 
— nc Dermeni 

Die römifche Kirche hat freilich die Schluſefolgerung. daſs die poonitentia 
— Ace Kane Ietae Grwiläßeht ber Benarbune wie Weinen, weht eroptiute ahde 


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gezogen, dafs 


balten und 

e von der ertigung im Sinne des Apoſtels bleibe vols 

8 mehr übrig. Dogegen befand fi . 

Soofet Paulus jeift yuridzutchen fucte, um die KülchtOinige Unfähigtet 
aulus je urũckzulehren um | 

Menfchen zum Guten zu — Freilich wie die Krifis in feinem —9 


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Bedürfnis nad ung 
der fittlichen Geltung dor Gott gegen das andere nach‘ einer göttlichen tötat, 
durch welche der fleifchliche Wille überwunden wird. Gerade dem Pelagianiamus 


Die remissio peecatorum ei, als vielmehr die regeneratio, durch welche die gra- 
tia als innerlich auf den Willen wirkende Macht beginnt. Wir bemerken bier, 


griffes justificatio beftimmen lafjen, und da die justitia der Natur der Sache nad) 
wachstümlich fein muſs, fo deutet Muguftin auch darauf Hin, daſs unfere justi- 


! — 


bat. Die serhiätlige Heilderwerbung tritt bei Auguftin gänzlich in den 
arumd gegen das Prinzip der Onade. ——— De Ein de Omen 
Corte az —* Mitte ner fie — * 
au nt man als einer miy en mit r 
bäufiger als firchlicher Gehorfam aber idealifirt durch die Liebe, Im i 
Sinne ift er ſelbſt ſchon Wirkung der Gnade und tatjählicher Anfang der justi- 
tia, jodajs, wenn Augujtin den Begriff der justitia näher durchfüren — 
eigentlich konſequent den Glauben als Produkt, nicht als ——— Justi- 
fieatio anfehen müjste, Nur ſoſern allerdings immer auch die Sünd 
mit der tfertigung zufammengenommen wird, kann die leßtere als 
göttlich gewirkten Glaubens gedacht werden, ef. epist, 194, 8. 9, Soferne num 
die fides unmittelbar die nen in ji ihliekt, wi fie dann num. * 
Heilsgewiſsheit in gewiſſem Sinne in ſich ſchließen, denn die charitas 
die Furcht dor Strafe aus — aber dieſer mit der Liebe geeinigte Ölaube findet 
auch injoweit das göttliche ae daſs wenigjtens die 
nicht ſchaden können, und da die charitas ren in ber Anbäng 


% 


in fich tr ibt es eigentlich auch kei oil l ** 
3 ee — Ak Be > * — J = 


reine Auguftinismus blieb das — einer ——— in der 

Kirche, der Ausgangspunkt einer myſtiſchen Richtung, welche dem Verdacht 
Härefie nicht ganz entgehen konnte, wärend die mehr offizielle — —X 
mente ſeiner Theorie in ihrer Weiſe —“ der hierarchiſch —— 

u verwerten ſuchte. Bei dem Mangel an Verſtändnis für das Weſen der Beı 
Üafichteit und ihre innere organiſche Entwidlung war Auguftin auf dem f 
Wege, die einzelnen Handlungen von ihrem Zufammenhang mit der von 
geltend gemachten Duelle des inwendigen Lebens zu ifoliren und als 
merita zur Bafis für die fchließliche Anerkennung der Gerechtigkeit er 
zu machen. Der drohenden pelagianischen Konſequenz hatte er ſich fi 
nur zu entziehen gewufst durch Behauptung der unbebi 
gratia. Je weniger dieſe leßtere unmittelbare Element des religiöfen & 
feind werden konnte, deſto mehr war alljeitige ae vorhanden, 
Buntte der auguftinifchen Konfequenz ſich A entziehen und in praxi ganz i 

Farwaſſer des Verdienſtes einzubiegen. War die Taufe nur in ihrer Bedeutung 
nach rücdwärts gewürdigt auch von Auguftin, jo blieb bei der Kindertaufe 
diefer Moment, an weldem die Kirche doch immer das a ver freien 
Gottesgnade noch feſtgehalten hatte, eigentlich bedeutungslos. Ihre Wirk 
vorwärts beſtand ſchließlich nur noch im der Setzung der Zugehörigkeit der F 
Die letztere überkam damit die Aufgabe, die Heilsgewiſsheit, die nicht mehr amd 
* Tauſe zu ſchöpfen war, zu garantiren. Je weniger ihr von Auguſtin beit 

ter myſtiſcher Charakter unmittelbar in das wirkliche Bewufstjein fiel, defto na 














" 


Nechtfertigung 5a 


türlier blieb das leptere bei der empirifchen hierarchiſchen Geſtalt der Kirche 
itehen, von ihr die Vermittelung der Gnade im einzelnen Falle erwartend. Der 
Gedante des Verdienens der Gnade forderte naturgemäß eine rein — che Mit⸗ 
teilung ER Die längft in der Praxis herrfchend gewordenen Anjchauungen 
bat die Scholaſtik ſyſtematiſirt. 

Die justificatio iſt freilich nad Thomas, den wir ald den Höhepunft der 
ſcholaſtiſchen Theologie betrachten dürfen, remissio culpae aber doch nur auf Grund 
der infusio gratiae, welche ihrerfeits eine Bewegung des freien Willens zu Gott 
bin hervorbringt und eine Bewegung desjelben gegen die Sünde Summa Pars II, 
1, Qu. 113, und zwar umfafst der Begriff der Rechtfertigung auch diefe infusio, 
Da der Glaube auch weientlich als Willendaft gefojst wird, ala gehazlame Ans 
nahme der firchlihen Glaubensjäge und da er überdies erſt in Verbindung mit 
der Liebe als fides formata Wert hat, jo wird er and) als verdienſtlich betrachtet, 
und die remissio peccatorum in der Neditfertigung ift alfo der Lohn für den 

‘auf der infusio beruhenden Glauben. Dieſe justificatio ift nun mit der Taufe 
verbunden. Allein da die Sünde nach der Taufe in diefe Vergebung nicht ein: 
hlofjen ist, fo bedarf jede einzelne Verfehlung auch wider eines befonderen 
der Vergebung, und da die Sünde als einzelner Akt betrachtet und als 
jolcher gewertet wird, kann auch nicht der habitus des Glaubens und der Liebe 
die Vergebung herbeifüren, jondern es bedarf wider eines einzelnen Altes, in 
welchem das Ehriftenleben fich äußert, um diefe Vergebung zu verdienen. Diejer 
Akt ruht allerdings auf der durch die Taufe gejeßten Stellung ded Einzelnen, 
allein da von der Wirkung der Taufe nichts übrig ift als die Zugehörigkeit zur 
ha fo folgt daraus, dajs aud) die einzelne Sünde nur vergeben werden fan 
durch die Pönitenz als Firdhlichen Alt. Indem man nun die Buße ſelbſt wider 
zerjplitterte in verjchiedene Akte und an der durch fie verdienten Vergebung wi- 
derum verjchiedene Seiten, die Erlafjung ewiger uud zeitlicher Strafen unterfchied, 
die Übernahme der letzteren dem Einzelnen aufbürbete, aber gleichzeitig auch die 
Möglichkeit zur Vertauſchung und Ablöfung derjelben durch Vermittlung der Kirche 
in Ausficht —* war man glücklich, ſo weit, was man im Begriff der justifi- 
eatio noch übrig gelafjen hatte an freier göttlicher Gnadenwirkung, jür die Pra- 
fo ziemlich eludirt zu haben. Das Verhältnis des Einzelnen zu Gott muſste 
immer. wider aufs neue durch Bermittelung der Kirche regulirt werden, welde 
ebenjo die Mittel zur infusio gratiae in der Hand hielt, als fie die Kontrofe über 
alles Zun ihrer Glieder ausüben und die göttliche Anerkennung, von der doc) 
immer das Heil abhängig erſcheinen mufste, verbürgte. Aber nur die Bejolgung 
der Kirchlihen Anordnungen, die unbedingte Unterwerfung unter fie konnte na= 


türlich dieſe Verbürgung verdienen. Wenn Thomas nod) die gratia als unbes 


Dingte Macht über den Willen feitgehalten hatte, jo mufste der reine Pelagia- 
nismus vollends zum Vorſchein fommen, wenn man mit dem Syſtem des Duns 
die Freiheit des Willens zum Ausgangspunkt machte und die Gnade nur als 
mitwirfende Macht anjah, wenn die Zuwendung der Önade irgendwie ſchon durch 
den freien Willen verdient fein jollte und der Eifer ſcholaſtiſcher Kunſt des Di- 
flinguirens ſich auch auf die Unterjheidung des meritum ex congruo und ex 
rn die Unterjcheidung von attritio und contritio richtete. 

Neben diejer jholaftifchen Begründung der Firchlichen Praxis mit ihrem Ato- 
mismus ging nun freilich durch das ganze Mittelalter ein anderer Zug ber, der 
die ideale Seite der auguſtiniſchen Theologie erneuerte und fortfürte, der ent: 
weder in jeiner Prädejtinationsiehre das Gegengewicht zu finden bejtrebt war 
aegen die vereinzelnde, atomifirende Anſchauung vom Heilsleben oder der, in Die 
Tiefen des inneren Lebens fteigend, die unmittelbare Verbindung mit Gott und 
Ehrifto eritrebte. Es war die mittelalterlihe Myſtik, weiche hauptſächlich diejen 
Weg einichlug. Freilich gerade diefe myflifche Ader in Auguftin hatte ihm aud) 
dad Verjtändnis für die Bedeutung der paulinifchen Rectjertigung verſchloſſen, 
und fo finden wir auch, dajs die mittelalterliche Myſtik am wenigiten Sinn für 
eine dialektijche Scheidung dev Sündenvergebung und der infusio gratia hat. Auch 
wo der pantheiftiiche Zug nicht jo deutlich wie in der deutſchen Theologie ode 


ſtik doch überall einen M on Ha | 
Kg des ment lan u ne Ser ee 


iner unmittelbaren rifto zu erreichen. 
Glaubens tiefer faffen als die —*55 — ſo verſchwimmt er ihr mit der 
und dieſe als Gottes- und Heilandsliebe erſcheint weſentlich als Verſuch der in- 
— en Nachbildung des Lebens Jeſu, bezw. einer das Selbſtleben überbieten— 
ingabe an Deswegen erſcheint dieſer Teil der mittelalterfi — 
3. im ganzen kirchlich unfruchtbar. Entweder wird von dieſem Subj 
aus das Äu firchliche oder auch weltliche Leben überhaupt — 
kommt zu LER I Auswüchſen oder trägt diefe Art ber Glaraffer einen Yaffe 
ven Chara ch. ES haftet ihr ein ariftofratifcher Charakter * der 
begnügt, die Kuh en firchfichen Lebensformen ſich gewifjermagen all 
au deuten und Hu ſich ſelbſt die — in — innerlichen 
in Chriſtum zu genießen, one die Vermittelung der Gemeinſchaft in — 
nehmen und auf dieſelbe wirken zu wollen, Wie gerade die ei A 
fertigungsfehre auch bei ſolchen Männern zu vermiffen ift, die eine 
Keritit an der irchlichen Praxis und ihrer theofogifchen Rechtfertigung übten —* 
darum im genauer Beziehung zu der reformatoriſchen PO sc zu 8 
den pfle jr zeigt am deutlichiten Weſſel, und ich darf in bir ——— 
meinen dieſen Mann betreffenden Artilel in der erſten Auflage dieſer 
verweifen. Die vom Standpunkt der — — Reichspredi 
Bee 3 nach der die Teilnahme an dem Reiche bedingenden prin — 
— ng war für die ganze mittelalterliche Theologie zu einer kaum noch ber- 
lichen geworden, weil die dem Anfang des bewufsten Lebens vor 
Einer ibung in die hierarchiſch organifirte Kirche die Garantie Diefer 
ſchon zu enthalten ſchien, und die Gewiſsheit, die Anſprüche diefer Kirche zu = 
füllen, auch die Heilägewifsheit im ſich ſchloſs, und weil auch da, mo man eine 
unmittelbare Verbindung mit Gott anftrebte, umgekehrt wider die | 
und kirchliche Vermittelung des Heils diefem unmittelbaren Wirken 
be enüber gleichgültig wurde. 
ie Rehtfertigung als Zofung der Reformation. Die 
liche 54 und die die leßtere rechtfertigende ſcholaſtiſche Theorie war zu 
Syſtem ausgewachſen, das one Sage mit dem pharijäifchen eine — 
lichkeit Hatte, zartere Gewiſſen mit der Menge ven Einzelaufgaben, bon 
Erfüllung die Heilsgewiſsheit abhängen follte, ebenſo unerträglich — 
den oberflächlichen in der kirchlichen Heildgarantie ein Rubepolfter 
Diefem Spitem gegenüber wurde zum erftenmale das volle 
paulinifche Lehre wider lebendig. Das große Pathos des Mannes, ve 
durch diefen neuen Pharifäismus Hindurdgegangen war, Luthers, {ag m * 
fenntnis, daſs die Heilsgewiſsheit nur Fa fönne auf der Ned) gung 
dem Glauben. Der kirchlichen Heilsgarantie ftellte er das im 
nis des h. Geiftes ſich refleftirende ee in des Wortes ber 
über don ber durh Ehriftum erworbenen, dem Glauben zu eteiiten y 
im Sinne einer Anerfennung des Nechtes des Sünders au 3 l 
len. Im Begriff der Rechtfertigung hebt er vor Allem die remissio t 
herbor, ja ibentifizirt jchließlich beide Begriffe miteinander, indem er mit 
der Klarheit den Gedanken der infusio von dem Begriff der justificatio a 
bet (ef. Köftlin, Lutherd Theol. U, ©. 444 ff.). Aber das wihtigere if, i 
er eben nicht nur die Ver 2 der borangegangenen Sünden unter 
fteht, fondern die prinzipielle Sindenvergebung, welche fortwirkt durch ba janze 
Leben hindurch und die Baſis für das Heilsbewuſstſein jeden Augenblid —— 
ſodaſs eben weder das eigene Tun des Gerechtſertigten, noch die kirchlichen Si 
anftalten er en eintreten. Der Wert der leteren ift vielmehr nur nad) di 
Maße abzuihäpen, ala fie dieſes Bewuſstſein der Nechtfertigung erhalten um 
fördern. Die Bedingung diefer Rechtiertigung kann nım nur und ausjhliehlih 
im Glauben liegen, und weil die Rechtfertigung ein bleibende Gnabenverhälte 
zwifchen Gott und dem Menfchen bezeichnet, jo muſs auch der Glaube die or 














Rechtfertigung 573 


dauernde Bejtimmtheit des chriftlichen Geifteslebens fein, und da die Buße un: 
zertrennlih mit dem rechten Glauben verbunden ift, fo kann diefelbe micht im 
einzelnen Alten der Rechtfertigung folgen, fondern ijt das bleibende Correlat der 
Rechtfertigung, der Untergrund, dem der Glaube immer wider entjtrömen muſs. 
Denn der Glaube kann nicht ein bloß intelleftueller Aft fein, eine bloße Hin— 
nahme einer beftimmten Summe von Dogmen, noch bloßer Willensatt als Unter- 
werfung unter eine Eirchliche Autorität, fondern der Glaube ijt das Ergreifen 
Eprifti des Gefreuzigten, wobei freilih das theoretifche und uk Element 
eingefchloffen find. Der Glaube iſt das feite Vertrauen * die in Chriſto dar- 
ebotene Gnade. Wie Köftlin a. a. O. ©. 434 zeigt, find freilich Luthers Aus: 
(en über den Glauben jo mannifaltiger Urt, dafs es jchwer fein wird, einen 
dogmatifch feit abpegrengten Begriff desjelben bei ihm nachzuweifen. Daher audı 
2 ——— er * gern — —F a an —— der Recht⸗ 
ng iſt, ob um der in der Verbindung mit Chriſto prinzipiell geſetzten qua— 
en Ünderung des jittlihen Lebensbejtandes willen, oder 340 um der 
— willen, mit welcher der Menſch, von ſich jerbft abjehend, fein Heil in 
rifto garantirt ſieht. Daſs dieſe leßtere Auffafjung die überwiegende wurde 
im Laufe der Entwidlung, da nur bei ihr die Differenz zwifchen justificatio und 
regeneratio gefichert und der Rückfall zur justitia infusa abgewehrt zu fein fcheint, 
war duch das Bedürfnis dogmatiiher Klarheit gefordert. Wie beim Apoftel 
Paulus, fo war auch in der kirchlichen Entwid ana DE justifieatio mit der Taufe 
verbunden, und Luther war nicht gemeint, diefe Verbindung zu löfen. Freilich 
ergab fid) unter Borausfeßung der Kindertaufe, daſs die justificatio, welche doch 
durch den Glauben bedingt ift, hier dem Täufling, auch abgejehen vom Glauben 
—— werden zu müſſen ſcheint. Daſs die anfänglichen Verſuche Luthers, durch 
ie Annahme eines Kinderglaubens zu helfen, zu keinem beſriedigenden Ausweg 
füren fonnten, liegt auf der Hand, und es ift darum nicht zu verwundern, da 
er felbjt weiter gi und ſich darauf ftüßte, daj3 der Glaube auch nach der Taufe 
fommen fönne (Kuthers WW. Erl. Ausg. 26, 274 ff.). Soferne aud) der nach— 
folgende Glaube doch nur auf die Taufe ſich fügen kann, bleibt der Saß, dajs 
die justificatio Frucht der Taufe fei, beſtehen. Man wird aus diefer Wendung 
aber. nicht ein Argument für die Behauptung Ritſchls hernehmen können, daſs 
die Reformatoren darüber ſchwankend geefen feien, ob die Rechtfertigung in 
Chriſto ſchon gefchehen fei mit feinem Leiden und Sterben und der Glaube nur 
die ſchon gefchehene Nechtfertigung anzunehmen habe, oder ob erjt auf Grund des 
tatfählich vorhandenen Glaubens dies Urteil ausgefprochen werde, da das Aner- 
bieten der göttlichen —— bon der fatſächlichen Zuteilung derſelben 
immerhin unterſchieden werden kanu. Am wenigſten kann der Gedanke, daſs der 
Geiſt erſt auf Grund der Rechtfertigung zugeteilt werde, gegen ein dem Glau— 
en erſt nachjolgendes göttliches Nechtfertigungsurteil ftreiten, da der Glaube 
allerdings Werk des 5. Geiftes ift, aber nicht Werk des innerlich im Menſchen 
joon zum Grund des neuen Lebens gewordenen Geiftes, ſondern des erſt vor- 
ereitend wirkenden (Ritſchl, Rechtf. u. Verf. I, ©. 185f.). So gewijs die ſchwei— 
Kar Reformatoren und namentlich Calvin den Gedanken ber Kirche dem der 
tfertigung übergeordnet haben, ſodaſs Hier das Urteil der Rechtfertigung erſt 
die Konjequenz der Yugehörigkeit de3 Einzelnen zur ecclesia praedestinatorum 
ift (cf. 3. B. Calvini Inst. lib. III, 24,1, IV, 1,20), jo wenig darf daraus ein 
orzug der Schweizer an Mlarheit und Konſenquenz erſchloſſen werden, vielmehr 
— die Konſequenzen, die ſich hieraus ergeben, gerade den Unterſchied des 
Dogmas der reformirten Kirche von dem der evangelifchen, jo gleichartig zunächſt 
beiderjeitö die Ausfagen über die Nechtfertigung lauten. Das ausdrüdtühe Zu⸗ 
r en von der Rechtfertigung auf das dahinter liegende Dekret muſste doch 
praktifch die Bedeutung der Rechtfertigung abſchwächen, und wenn die Doktrin 
der lutherifchen Kirche dabei beharrte, die Nechtfertigung als einen auf den Ein- 
Inen bezüglichen göttlichen Gerichtäaft zu betrachten, der wenn auch nicht dem 
— immer ſofort zum Bewuſstſein lomme, doch in einem beſtimmten Mo— 
ment geſchehe, ſo dürfte fie doch der Intention Luthers cher entſprochen haben 


571 Rechtfertigung 

als die reformirte Auffaffung, welche doch in der Rechtfertigung nur die zeitlich 
Erfarung eines ewigen abfornten göttlichen Aftes ſehen kann. es firche ift 
freilich als Trägerin der Gnadenmittel auch nad) der reformatorifchen Au fi 
die Vermittlerin der Nechtfertigung, aber eben nicht im Sinne der Sch 
welche den Rechtfertigungsalt a parte Dei konfequent mit dem Alt der Erwälung 
aufommenfafjen müfjen. Auf die wichtigen Fragen über die ge des neuen 
Glaubenzgehorfams, den die Neformatoren als notwendige Konſequenz der au 
die Adoption folgenden Ausriftung mit dem eifte betrachteten, ben . piycholo- 
giih aus der Erfarung der Rechtfertigung ableiteten zur Heildgewijsheit, iiber 
den Charakter und Ursprung der Buße kamı leider nicht weiter e 


werden. —— — 
Die ſpätere Entwicklung der lutheriſchen Dogmatik wurde weſentlich dur 
die Polemik gegen die tridentiniſchen — en, wie fie in Sessio IV zur 
nahme gelangten, bejtimmt, durch welche die jcholaftiiche Lehre don der justifi- 
eatio im wejentlihen zum Ausdrud gebracht wurde. Das Jutereſſe der röm 
Kirche ſprach ich darin aus, dafs fie vor Allem gegen den Gedanken einer dor 
der Kirchengemwalt unabhängigen Heildgewifsheit proteftirte, darum die icatie 
als eine fortgehende Eingießung göttlicher Gerechtigkeit angefehen wiſſen wollte, 
aber fo, dafs diefe Eingießung von dem Maße, in welchem die * 
Gnade gebraucht war, abhängig gemacht wurde, alſo verdient werden muſste ur 
injofern an die fides gebunden blieb, als diefe im Sinne der — 
Kirchengewalt gefajst wurde. Das Urteil über den perſönlichen Stand des \ 
zelnen Gott gegenüber follte im — der Kirche verbleiben, im ganzen abe 
erſt das Reſultat der Abrechnung infusa ge 
ſchehenen guten Werke mit den gegenüberftehenden Sünden fein. Die lutheriſch 
Orthodorie Hatte dagegen nun um fo ——— daſs der Begrif 
justificatio lediglich im forenſiſchen Sinne au nehmen jei und auch die gratia nid 
die innerlich den Willen beftimmende göttliche Macht, fondern lediglich die göft 
fiche Liebesgefinnung bezeichne. In dieſer Beziehung hatte fie fi en einen 
Angriff aus dem eigenen Lager, gegen die Lehre Andreas Ofianders (j. d. Urt. 
Bd. XI, ©, 120) zu verteidigen, der die Einpflanzung der Gerechtigkeit Chrift 
darunter verſtanden wiffen wollte, freilich jo, daſs die Heilsgewiſsheit nid 
auf den Werfen ruhen follte, welche aus diefer Einpflanzung fommen, fondern 
auf dem Chriftus, mit dem dieſe Lebensverbindung eingegangen war. mie 
nur aus eregetifchen Gründen, fondern auch um jeder möglichen Zurücklenkun 
zum meritum vorzubeugen, ſchien es nötig zu fein, feitzuftellen, dajs Rechtſert 
gung lediglich Sündenvergebung fei. Dagegen wurde diefer negative Begriff aut: 
Drüchfich durch den u 3 ergänzt, daſs die Gerechtigkeit Eprifi uns äugeredjme 
werde, ein * der feine direkte Schriftausſage, ſondern höchſtens die Anale 
ie, daſs der Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet werde, für ſich hatte, aber mm 
die Möglichkeit gab, der justitia infusa die justitia imputata entgegenzuftellen, 
Begründet wurde diefer Sab dadurch, daſs man bei der causa merito e 
obedientia activa des Herrn bon der passiva unterfchied und gegen 
und Priscators Bedenken dieje Unterfcheidung als wefentliche * hielt. 
Lag namentlich in diefem Gedanken der Zurechnung der poſitiven Leben— 
gereihtigtet Chriſti eine Weiterbildung de reformatorifchen Standpunktes, jo 
wurde der bei Luther noch etwas weite Begriff des Glaubens als der causa in- 
strumentalis der Rechtfertigung nun vollends mit ausnchmender Sorgfalt genaner 
zu umfchreiben gefucht und die fides min als motitia assensus und fiducia def 
nirt und als Sache des Intellektes wie des durch das Herz repräfentirten Wil: 
fens bezeichnet. Rechtfertigend follte aber der Glaube eben nur als specialis fein 
jofern er die im Evangelium um Chrifti willen dargebotene Nechtfertig 1 
hrer negativen und pofitiven Seite für fich ergreife. An meiften Schwie 
machte hier der Nachweis des Unterfchiedes zwiſchen dem mit Recht bie Be; 
der Vergebung auf fich ſelbſt fefthaltenden Glauben und der inanis jack 
es mufste in diefer Beziehung auf die poenitentia als die Probe 
Glaubens zurüdgegriffen werden. Wol hat die Iutherifche Theologie 


j 


































er einzelnen vermöge der justitia 


Neihtfertigung 575 


dafs die Konſequenz der Juſtifikation und Adoption die Ausgießung 
er fei und daſs daher die Echtheit des Glaubens fih auch in den Wer- 
fen erproben müfje, aber der Gerechtfertigte ſelbſt follte von diejer Probe keinen 
Gebraud; machen, da um der Unvollftommenheit diefer Werte willen der Troſt 
der Nechtfertigumg doc wider ſchwankend werden müſste. 

So wertvoll die dialektifche Sorgfalt ift, mit welcher diefe einzelnen Ge— 
danfen durchgefürt wurden, jo ift ja doch freilich nicht zu leugnen, dafs die ſcharfe 
Abweifung des myftifchen Elementes, wie es in der paulinijchen Dogmatit zum 
Rechte kam, fich nicht ganz günftig erwies für die Anwendung diejer dogmatiſchen 
Aus en auf das konkrete religiöſe Leben. Noch mehr dürfte zu verm 
fein eine klare Darjtellung des Verhältniffes der Rechtfertigung zur Nindertaufe 
und des Unterſchiedes der Nechtfertigung von der nachfolgenden Sündenvergebung. 
Durch die Einfügung der Lehre in den Ubjchnitt vom ordo salutis drohte one» 
bin die prinzipielle Bedeutung des Dogmas verloren zu gehen. Wenn das Schwer- 
gewicht ausjchließlich auf den Nachweis fiel, daſs die justitia imputata und nicht 
infusa unjer Troft jei, jo fam darüber der andere Nachweis zu kurz, daſs die 
mit der Rechtfertigung gegebene Adoption die priefterliche Vermittlung ausſchließt. 
Us die größte Schwierigkeit freilich empfand die futherifche Dogmatik doch immer 
die Aufgabe, die von dem ſubjektiven ethifchen Faktor unabhängige Heilsgewiſs— 
beit halten, one doch die Bedingtheit der Teilnahme an der — 
dung die ſittliche Erneuerung zu fompromittiren. Die Praxis rechtſertigte 
das unbedingte Vertrauen auf die one Weiteres und one Ausſicht auf Gewinn 
an Heilstroſt an die fides ſich anſchließenden guten Werke eben nicht. Die re— 
formirte Kirche, welche von Anfang an auf die Prädejtination zurüdgegangen war, 
und fi darum auch mit der Heilsgewiſsheit micht begnügen fonnte, welche die 

btjertigung zu bieten vermag, da im lütheriſchen Sinne die letztere dod jo zu 
fagen nur für die Gegenwart da3 gern garantiren kann, wicht 
aber die Unverlierbarkeit des legteren fülte von Anfang an das Bebürfnis, fich 
deſſen, daſs das Rechtfertigungsurteil Gottes ein ummwiderrufliches fei, Dadurch zu 
derfichern, daj3 fie die Realität des Glaubens aus den Früchten desjelben zu er- 
tennen fich beftrebte. In anderer Weife verfuchte es der Pietismus, die Gefar 
einer falſchen Sicherheit abzuwehren; die Nechtfertigung war fehon immer als 
ein einheitliher und damit prinzipieller Akt aujgefajst worden. Je mehr aber 
die ältere Dogmatik noch geneigt war, die Rechtfertigung doch — noch mit 
der Taufe zuſammenzufaſſen, deſto mehr war ſie auch zu der Vorausſetzung ge— 
drängt, daſs dieſer Akt zunächſt ein transſcendenter ſei und erſt durch das Zeug— 
nis des h. Geiſtes, der dem Gerechtfertigten zu teil wird, auch dem menſchlichen 
Bemwufstjein fich offenbare, one daſs er auch dieſem als momentaner ſich eindrück— 
lid made. Der Pietismus aber glaubte den piychologifhen Wert der Nechtfer- 
tigung nur dadurch ausbeuten zu können, dajs er den objektiven Vorgang im 
nn forum herein verlegte in die Subjektivität. Der Menſch follte die Hecht: 
ung im Laufe feines bewujsten Lebens erfaren, und da die fides salvifica 

und specialis nur aus der Buße erwachſen fonnte, fo mufste auch die Buße als 
bejonderer Vorgang, als einzelner Bußkampf, ald Vorausfegung gefordert wer: 
den. Damit glaubte man denn die Garantie gewonnen zu haben, daſs ein ber- 
artiger Buß- und Glaubensakt auch die Kraft zu einer neuen Lebenshaltung in 
fich fliegen werde, wärend man umtgefehrt in der geſetzlichen Lebenshaltung 
auch die Probe der Echtheit von Buße und Glauben zu gewinnen juchte. Die 
Unweifungen des Pietismus in diefer Richtung hat der —— in unſerer 
Zeit wo möglich noch ng gefucht, indem er die Heilsgewifsheit an das 
bewujste Erleben der Belehrung knüpfte und diefen Moment als eigentliche Geis 
ftestaufe der ſakramentlichen entgegenftellte. Der Glaube wurde bei diefer pie 
tiſtiſchen Auffaffung ausſchließlich nad feiner Bedeutung als Anderung der Der: 
zensftellung beurteilt und damit mufste fein Wert auch nicht mehr in erjter Linie 
nad feinem Objekt bemejjen werden, jondern nad) feiner fubjektiven ethifchen 
Wirkung, und darnach konnte fchließlich auch die Auffaſſung nicht a rt wer: 
den, dafs auch das göttliche Rechtfertigungsurteil fich auf die im Glauben prins 


576 Nechtfertigung 


iell und tatſächlich geſchehene Anderung ſtütze. D letzteren Abweichung 

vg —* Fa ‚em — ie = 
D en 

ıherifche Tradition. Bet * bil a n —— 





teit, AB weliher == EI — an di einen — 


Ex den einen wirkſ — auch die causa i va für 
fo bedurfte es nur — — einer vorzugsweiſe optimi 
in das — ker um geradezu die reformato Lehre 
den Kopf zu ftellen. 18 fchwerfte ärefie bon der —— 
Tan — hielt in der Form der Auſtlä ſeinen 
die Kirche. Die beiden Vorausſetzungen der Lehre von —— 
Dogma von der Erbſünde und das von der Verſönung wurden gi 
worfen und die Rechtfertigung aus dem Glauben nun — dem Sinne 
geiafät, — * pn —— — J Ch 
abgeje bon dem elben, geeignet je + = ' 
+ * in der — Lebenshaltung zu b — Die r —* 
niarıg nur der Ausdrud jür den Wert der Innerlichkeit fein, im Gegen! 
” —— Übungen der Frömmigleit. Wol hat Br ————— ſich 
ſtellt, von dem die aufkläreriſche Auſchauung — (ein de 
ie ant das Verhältnis des Menſchen zu Gott bo nur —* als Mi 
der ethiſchen Selbjtbeftimmung, jo konnte von ihm aud) das fpezifiiche Bed 
der Rechtfertigung nicht gewürdigt werden. Auf der einen Seite mufjäte die M 
lichkeit der Sündenvergebung überhaupt zweifelhajt werden, wenn Gott doch mur 
der Repräjentant des fchlecdhthinigen — Geſ wurde, a 
mufste fie als überflüffig erfheinen da, wo die morali Revolution, die 
bung des überempirifchen Ich über das empirische jtattgefunden * So 
benn auch die Kantſche Philoſophie auf theologiſchem Boden nur eine etwas 
fere Form des Pelagianismus gewedt. 
Erft die veligiöfe Reaktion gegen den Moralismus, wie fie in — 
hundert —9 Far machte, wedte auch den Gedanken der Rechtferti 
Gegenſatz zu der ärmliden Selbjtrechtjertigung des —* 
Lichte * eigenen Tugend und Pflichterfüllung. Von der Brüdergemeinde 
das alte Dogma feinen Weg wider in die kirchliche Predigt und ſchließlich auch 
die Kirchliche Dogmatif. Freilich auch die letztere juchte nun vor Allem bem | 
bendigen Zufammenhang polen der Erneuerung unſeres 
Gott und unſeres tatfächlichen ethijchereligiöjen Lebens dadurd zu 
fie ftatt des gewiffermaßen von der Perſon abgelöften Verdienſtes [ 
die Iutherifche Orthodorie dem Glauben — dieſe ſeine —* bem 
die Gerechtfprechung bedingenden Objekt machte. Dies tritt en | 
bei Schleiermacher entgegen, der in $ 107 u. 109 feiner Gloubenb 
fertigung als die andere Seite der Belehrung darftellt. Da freilich über 
haupt nur von Vorgängen des immanenten VBewufstjeins die Nebe fein) ann 
verjteht fich eigentlich von jelbit, —* dieſe Veründeruug des ſeins 
der ex fein lann des neuen Verhältniſſes, in welches der Einzelne tatfächl 
u Gott — * iſt. Wärend dieſer Subjeltivismus — eine 
—— in der modernen rationaliſtiſchen Schule fand, welche in Rechtfertign 
nur den pfychologiſch vermittelten Prozeſs des Übergangs dom Saul zum Önas 














3 


Neihtfertigung 


—* (tficchfiche Auffaf ufchliefen und wirklich d Ehriftus jür ung* 
on a uffaffung anzuf un ich den „ und" 
wiber — Verbind 


7 
F 
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& 
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B 
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Glauben ald causa sine qua non nicht nur<unferes Bewufstfeins von der Recht: 

jertigung, ſondern auch de3 göttlichen Attes ſelbſt geltend gemacht, und man wird 

in der Tat doch auch fordern müfjen, dafs, da die faktifche Beteiligung gta 
bom | 


ckenb | 
—— Satze, daſs die — ein ee ei, Ds en 
doch zunächſt n 


von ber Rechtfertigung, und indem er dem Heilserwerb durch Chriſtus in die Stif- 
tung einer Gemeinde umfegt, welche ji der Gnade Gottes teilhaftig weiß, gebt 
dem rechtfertigenden Glauben fein eigentümliches Objekt verloren. Durch ihn. ift 
das Problem recht deutlich geworden, das fir Die Dogmatik unferer Zeit vorliegt, 
die fertigung in ihrem Verhältnis zur Verſönung fchärfer zu faffen. Außer: 
dem bürften es noch eine Reihe von Fragen fein, weldhe die Rechtfertigungslehre 
u erledigen hat, und welche biöher eine abſ oe Behandlung noch nicht er: 
fs haben. Einmal die alte Frage nad) dem Verhältnis der für den Eintritt 
in das Gottesreich notwendig vorauszufependen Sicherheit unferer religiöfen Stel: 
fung zu ©ott, d. h. eben der Rechtfertigung als abgefchloffenen Aktes zu der ethi- 
jsen noch ungelöjten Aufgabe, die uns hier erwartet und die wir nur als Glie- 
dieſes Reiches löſen fünnen ; dann aber bedarf die frage nad) dem Verhältnis 
von Rechtfertigung zur Taufe, im Sinn der Hindertaufe, und der prinzipiellen 
Sündenvergebung zu der fortgehenden einer gründlichen Erörterung. Ebenſo wäre 
die Konſequenz der Rechtfertigung für die Lehre von der Mirche und damit Die 
Stellung der Nechtfertigumg im Syitem einer befonderen Erörterung bebürftig. 
Der Begriff des Glaubens müſste bei Erledigung des Verhältnifjes der Ned 
fertigung zur Berfünung zur Sprade kommen. | 
Eine Monographie über die Rechtfertigung, welche das dogmengeſchichtliche 
Material in vollem Umfang verarbeitet, fehlt, da Leonhard Heubners, Historia 
antiquior de modo salutis tenendae et justificationis seu veniae peccatorum a 
Deo impetrandae instrumentis, Viteb. 1805, nit nur unvolljtändig, jondern 
auch veraltet ift. So reich der erfte Band von Ritſchl, Nechtfertigung und Ber: 
onen, 2. Aufl., 1882, an neuen Gefihtspunften ift, jo beginnt die geſchichtliche 
chtuug doch erft mit der Scholaftif und der rein gejchichtliche Zweck tritt 
manwigfach hinter den dogmatiſch — zurück. — Baurs Lehre von der Ver— 
—— nimmt doch wur teilweiſe auf unſer Dogma Rückſicht — wie auch Dor— 
ners Chriſtologie nur gelegentlich Hergehöriges behandelt. Gerade weil die Lehre 
von der Rechtfertigung nicht einen fortlaufenden Titel in der ſich entwickelnden 
Kirchenlehre bildet, bieten aud) Die dogmenhiftorifchen Lehrbücher, bie überdies 
naturgemäß nur die ältere vorreformatoriſche Theologie eingehender behandeln, 
Real⸗·Enchytlopadle für Theologie und Kirde. XII. 37 


578 Mechtfertigung Refuge 
taum Befriedigendes. == Geſchichte der proteftantijchen — 
Fein —* anregend bleiben für das geſchichtliche und —— ———— 


ma Moni taphie innerhalb der deutfchen Ki gas Beit 
u den une 2 iſt wol bie — 1854 neu —— 


we Gegen ihm. Preuß, Die Nechtfertigung des Sünders 
vor Gott, Berlin 1871. Dorner hat feine Faſſung ſchon vor feiner 
borgetragen in: Die Rechtfertigung durch Glauben. i Bortr 
er ‚Hamburg 1867. v. Bezihwig Hat mit Rückſicht auf Dorner jeine 
eſͤri in dem Vortrag: Die Rechtfertigung bes ra pr vor Gott in ihrem 
ültnis Gnadenwirlung und ewigen Erwählung, 1868. Dazu Koop⸗ 
mann, Die — allein aus dem ———— ke 1870. Am chſten 
iſt die bibliſche Lehre von der Rechtfertigung in den Werten über bib 
logie: er über paulinijche — behandelt. Soweit die Syn 
Betracht kommen, ſiehe H. Weiß, Studien und Kritiken, 1869, J. 
phiſch Hat des Paulus’ Rechtfertigungslehre behandelt Lipſius —— 


Necollecten, Necollectionen, von recolligere, Beuennung verſchiedener 
Mönchskongregationen innerhalb beftimmter Orden: die Benennung will foble 
befagen, daſs die Mitglieder diefer Orden zur urfprünglichen Stre ex Dr 
densregel zurüdgefürt werben follen. So entjtanden feit den a * 
17. Sochinderts In n Spanien die Necolleeten der Uuguftiner-Eremiten 
Franzisfaner-Orden gab es Recollecten beiderlei Geſchlechts, als Abort we 

. ne * 









ſervanten. ©. ®b. IV, ©, 663 und 665. 


agree j. Liguorianer Bb. VIII, ©. 680. m 


, eglises du: iſt * Kolleltivbezeichnung für die Kirchen der fanpör 

Kident Re ormixten int Auslande w 

Die Auswanderung Evangelifchgefinuter aus Frankreich begann. Icon je 
den erften Negungen der Reformation in dieſem Lande. Calvin, Harel, Di 
Sroment find franzöfiihe Flüchtlinge. Ihnen folgten noch im Reformationg; 
alter viele Taufende, umd fpäter immer wider Eleinere Scharen, Uber d 
reichjte und folgenreichjte Emigration fand jtatt, ſeitdem Köni t \ 
fa oe bom Wane, die religiöfe Einheit feines Neiches herzuitellen um 
am ben Eingebungen des Klerus *), feine reformirten RE drüden 
anfing — Art, „Nantes, das Editt von" vh X, & 4m), und ‚ni 
derung dauerte mit Unterbrechungen von. 1662, wo we önig ſten be 
drückenden Maßregeln ergriff, bis 1752, 

Um die Zeit der Aufhebung des Edikts von Nantes aälte man uf sitgefär 
20 Millionen Franzoſen eine Million Reſormirte. Man berechnet, baf 
1685 bis 1700 etwa 250,000 bis 300,000 das Land verliefen. Wenn 
Zeit von 1662 bis 1685 einerfeits, die von 1700 biß 1752, wo. die ke te Mu [us 
wanderung erfolgte, andererfeit3 dazu nehmen, wenn wir überbied beden ie { 
die Beamten ein natürliches Intereffe hatten, die Zal der Auswanderer ger 
als fie in Warheit war, anzugeben, fo ergibt fich als fihere Tatſache 
Laufe eined Jar underts wenigitens 300,000 Franzoſen wegen d ligion ih 
Baterland verlaſſen haben. mem 














Liövre, du röle le elergẽ catholiq ud dans 
de Ve ae ante. Strassb. I —— I rote 


Refuge 579 


Es iſt von den franzöſiſchen Statsmännern felbft, ſchon im 17. und 18. Jar— 
hundert, und von den franzöfifchen Hiftorifern viel über den Schaden verhandelt 
worden, dem die Auswanderung der Reformirten in national-öfonomijcher Hins 
ficht für Frankreich anrichtete. Schon im are 1688 bedauerte Vauban in einem 
am Louvois gerichteten m&moire, das berühmt geworben, den großen Verluft, den 
die franzöfiiche Armee umd Marine durch die Auswanderung vieler zum teil 
höchſt ausgezeichneter Offiziere und Generale, vieler vortrefflicher Krieger und 
Matrofen erlitten hätten. Die Reformirten waren auch die reblichften und 
ſchickteſten ®eneralpächter, Advokaten, Notarien, Ärzte u. ſ. w., und bald mufe- 
tem die Fatholifchen Franzofen die durch die Auswanderung in diefen Kreiſen ver: 

achten Lücken auf die für ihren Leib wie für ihr Vermögen empfindlichite, 
fchmerzlichite Weife, fülen. Noch im der Mitte des 18. Jarhunderts war der 
Mangel an guten Ärzten fo fülbar, dafs ſelbſt Nonnenktöfter verkappte Pro- 
teftanten, die man als ſolche wol kannte, als Ärzte annahmen. Ein Beifpiel da— 
von Yan Eoquerel in feiner Gejhichte von Zean Calas. Ungeheuer war aud) 
die Einbuße, die der Handel und alle möglichen Gewerbe erlitten und die den 
allgemeinen Wolftand des Landels herabdrüdte; denn ein großer Teil des franz. 
Handels, unzälig viele Iufrative Gewerbe, waren in den Händen der Refor- 
mirten, die nun durch die Anfiedelung im Auslande die Ausfur aus Frankreich 
außerorbentlich fchmälerten und in Frankreich viele Arbeiter mit ihren Familien 
one Brot ließen *). - 

Weit bedeutender, aber in Frankreich viel weniger beachtet, war der —“ 
religiöſe Schaden, der die Frucht des ſchändlichen Glaubenszwangs war. Die 
furchtbare Herabwürdigung der Religion, die entſetzlichen Dinge, die im Namen 
des Chriſtentums verübt wurden, waren ganz und gar dazu angetan, alle Reli: 

im Volle zu erftiden und jenes Gefchleht von frechen Ungläubigen und 

tesleugnern heranzuziehen, welches in den Orgien der franzöfifchen Revolution 
feine Triumphe gefeiert hat. Bayle fagte e8 dem über die Aufhebung des Edikts 
don Nantes jubelnden Klerus Frankreichs: „Euere Triumphe find eher die Siege 
des Deismus, ald die des waren Glaubens; diejenigen, welche nur die natür— 
liche Religion kennen, finden in Eurem Benehmen einen unmwiberleglichen Beweis 
für ihre Sache. Ihr habt das Chriftentum ftinfend gemacht, um mit dem Evan: 
gelium zu reden" (Weiß a. a. ©. I, 107. 108), Aber aud die Fönigliche Au— 
torität jelbft, von der ein fo entfeglicher Mifsbrauch gemacht worden, fowie bie 
geiigteit der Geſetze überhaupt, wurben damals in ihren Grundfeſten erjchüttert. 
reffend bemerkte Claude, der berühmte Prediger von Charenton, in feinen 
des protestants de France, 1686, daſs, nachdem ber Mönig auf fo fla- 
Weiſe fein Wort — fein feierlich gegebenes Wort, das Edikt von Nantes 
aufrecht erhalten zu wollen, gebrochen, nichts mehr feſtſtehe im State (f. Weiß 
a. a. D. II, 80: l’ötat se trouve perc& d’outre en outre par le méme conp, 
qui traverse les protestants). Bebenft man überdies, daſs die Geſehe und Ver— 
ordnungen gegen die Neformirten eben wegen ihrer Scheußlichkeit nicht konnten 
mit ganzer Strenge durchgefürt werden, daſs man fih nad) und nach, befonders 
im Saufe des 18. Jarhunderts, gewünte, fie zu umgehen ‚zu verachten, daſs ein 
Mann um feine Ehre gefommen wäre, wenn er den füniglichen Befehlen Gehor- 
Dr geleiftet hätte; erwägen wir ferner, daſs auch der militärische Gehorfam auf 
eje Weife gelodert wurde, daſs man fich gewönte, die Sache ber Regierung, 
des Königs, von der Sache, welche die öffentliche Meinung vertrat, von der 
Sache des Volkes zu trennen, fo wird deutlich, dafs die Aufhebung des Edikts 
vom Nantes zu den nicht genug erkannten, aber wejentlichen Urfahen ber fran— 
zöfifchen Revolution gezält werden muſs. 
Unter denjenigen Ländern, wohin die Flüchtlinge aus Frankreich ſich wen— 


Weiß a. a. O. I, 111 gibt darüber im fehr berebten Zalenangaben Aufjhlujs. Im 
— —* im Jare 1698 8 400 — 54, von 000 Weiten ehe 1200, 
70, von 40,000 Seibenarbeitern 4000 fibrig geblieben, 

37* 


e —— urg 
Kurjürft hatte be —— 


Nutzen 


chörden wurde das Edilt in befannt, und die Ba 
e ihm Folge leifteten und in den Jaren 16851705 — den ſche 
en ea 
‚Untertanen m J ugi 
—— a eimat FR üſte auf⸗ 
Kanten, © Häufer —— iafien, Rechte und Privi Kat a —— 
Ing. jur Deckung der namhaften Koften, die aus alledem eı en, gti 
















» 








deren 
durch die hervorr 





agenden e, welc 
en verſchiedenſten Gebieten des Öffentlichen Leben xt 
neuen DBaterlandes leijteten. Franzöſiſche Genieoffizier der Schule Bauband 
feiteten den Bau neuer Befeftigungen und Kanäle, Feangöfiiche, rzte, am ihrer 
ber | zpeniier, bildeten e 8 Ro 


—* und Gelehrten Ancillon, Jasnage, Beaufobre u Be enfant, u 4 
1 Zeil neben itenden Ausichufs der. | = 

ften amd der Künſte in Berlin berufen wurden, und über 
betreffenden biographijhen Artifet diefer Encyklopädie bereits das 9 


Das die Beanpfen unter * IL, in  Breufen aut & * Pr 
ehe, ei 


feinen langen und vielen — weientlice Dienfte —— em veni 


u 58 
— Chemie, Be ee, Henry, Blanc, Buttmann (Verde tigung do 
— 5 ine Seit das refuge jeinem jemand noch. — 

As yon nad) feinem Siege bei Jena im are 1806 nad | erlin 1 
—— * —— Paſtoren auch unter denen, die ſich ihm vorſtel —* u 


järiges —— gefeiert hatte, ergriff bei dieſer Gelegenheit ‚de 


Refuze 581 


ſers und „Diefer Arm ’ 
— den ee a ae mr an, fie i je —S— en Fe 


m das Wort nicht ungnädig auf; „ —— iR 
— v — er *X demſei ben T jr — sic, Di 
ner Kolonie (da3 ift der ſtehende —S — nod — 
Mitglieder mit 7 Paſtoren und 3 Kirchen, worin zum teil deutſch 
Sr h 
ei 
exiſti 





ſ 
at im Jare 1819 in einer Sitzung der königlichen Afademie er | N‘ 
2 en nes der angeſehenſten Mitglieder —— Ho höne —— 
tt in Berlin ein franzöſiſches Volk als zalreiche — ———— 
welches im vorigen Jarhundert durch große und feterfehe Bein 
t den jonjt überall wanfenden oder umgeftürzten religiöfen Glauben 
hielt." Wir verweifen Hier auf die Memoiren von an und Reclam, 
wobon in neueſter Beit ein Auszug, verjehen mit Details über die mei ‚Bu: 
ftände der Kolonie, erſchienen ift. Siehe e8 den Sermon pronone& & la r&- 
ouverture du temple de la Friedrichstadt le 22. de. 1861, par J. F. D. An- 
dri, Yun des pasteurs de Yöglise frangaise du refuge A Berlin. Berlin 1862, 
mit erläuternden Anmerkungen. 
In den anderen Stuten des proteftantifchen ——— fanden die fran— 
— en —* tl F als —* ——— 
up nfolge der damals n fe 
oferanz gegen die Reformirten. Wenn die Kurkertiden. Cana ee Ye 
Fon Eingang in das Land nicht geradezu —— ſo geſcha 
erſchwerenden Bedingungen. Die ann * wurden von iiber‘ 
und von den Bünften Bu ehe! inigen Orten durften fie nich — 
liegende Güter beſitzen. Was Küur halten trifft, fo Durjten die Reformirten 
von na. Ma im a 1701 einen Geiftlichen berufen; vorher mufsten fie in 
mmunion gehen. Durch Frankfurt A im are 1685 bis 1705 
97,816 Flüchtlinge Me reichlich unterfi t don der dortigen walloni: 
ſchen Gemeinde, mehre blieben zurück und fiedelten fich in der Stadt und Um— 
gegend an. ‚Die Erlaubnis zur öffentlichen Ausübung des Kultus wurde erjt im 
are 1787 gegeben, und erſt in der napoleoniſchen Beit, unter der Regierung 
et wurde ihnen völlige Gleichberechtigung mit dem übrigen Bürgern aus 


| * den es fanden die Refurgies — feine günſtige Auf⸗ 
nahme; fo durfte z. B. die kleine Hamburger Kolonie, deren Anfänge bis in 
die Beit des Herzogs von Alba bhinaufreichen, und bie am Ende des 17. Far 3 
neuen Zuflufs bekam, erſt ſeit 1761 ihren Gottesdienſt frei ausüben. Beſſer 
wurden die Flüchtlinge aufgenommen in den Staten des Haufes Braunschweig, 
obſchon dieſes Haus auch der lutheriſchen Kirche angehörte. Der dortige Herzog 
Ernſt Auguft gewärte unter dem Einfluffe feiner —— Gemalin, einer 
Tochter — V. von der Pfalz, ſchon am 1 ember 1685, alfo ſechs 
Wochen nad) der Aufhebung des Ediktes von Nantes, durch einen dem Potsdamer 
—* verwandten Erlaſs den franz. Flüchtlingen alle möglichen Erleichterungen : 

den Zutritt zu allen bürgerlichen, kirchlichen und militärischen Stellen und auf 
die Dauer von zehn Naren völlige Abgabenfreiheit. 

Beſonders aber fand die meife PVoltitif des großen Kurſürſten Nahamung 
bei den übrigen Fürſten des brandenburgifchen * In ps Hinficht — 
ſich vor allen der fromme, wolgeſinnte Markgraf von Bayreuth ein 
ftian Ernſt, aus, und es ift Died um fo höher anzufchlagen , jo er ge eine 
Berfon dem (utherifchen Belenntniffe aufrichtig zugetan war und, um die Pflicht 
chriſtlicher Mildtätigfeit zu üben, jich über die widerholte Weigerung, fein va 
lutheriſch gefinnten Konſiſtoriums hinwegſehen muſste 
vember 1685 gab er den Refugianten die Erlaubnis, ſich an verſchledenen — 
des Fürſtentums niederzulaſſen, Kirchen, Schulen und Häufer zu erbauen, Lehrer 
anzunehmen, Grundjtüce fich zu erwerben und Fabriken anzulegen, mit dem Ber: 
fprechen, fie mit Baumaterial und Geld zu unterftüßen. So wurde in Erlangen 
ein neuer Stadtteil gegründet und zu Ehren des Fürſten Chriftian-Erfangen ges 


582 
Bertaest venfinsönd, de ann ee jeht. 





d ihnen i 
Ber at a ne egal 


— 


on 
G um u te, die er —— 
durf —** nicht nur in Heſſen — ni 
haltsort jelbft wälen. Die aus Handels⸗ Steu 
wurde ihnen zugeſagt. Der fverpfli len 
Orten, wo eine Hinlän niederlafjen würde, Kirchen und Sd 


b en u erhalten. —* es, daſs bis 
———— 


in Kaſ— ah und in Pi an. Auch hier für 
duftriezweige ein und wuſsten is auch fonft je 
ber Ale eimspöfe wie bee mein One F) geleitet ha 

Die Sandbebauer und völlig Mittellofen unter den Eru nten erhielten. in bek- 





ſchiedenen Gegenden don Niederhefien unbebaute Ländereien, wo fie bis zw 
1722 achtzehn Aderbaufofonieen jtijteten, Sie trugen we itlich al gun bi 
Lan * ofleg 










dbaues bei, trockneten Sümpfe aus, verbeſſerten die 

nn fürten die Kartoffeln ein und fingen an, die = chi 
Steinkolengruben ouszubeuten. Die bedeutendſte diefer Heinen K 
Friedrichsdorf bei Frankfurt. 

Auch Holland, von —— eine Zufluchtsſtätte Glaub: 
—— Berjolgten, gewärte den franzöfiihen Flüchtlingen —F ‚vor der Aufhebung 
bes Bun. von —— gaftliche Aufnahme; vgl. die Artifel Du Moulin Vo, IN 
©. 729 und Rivet. Bon 1681 an wanderten järlic Hunderte nad) £ 
and, F Kap, are ae nämlich der Magijtrat von Amſter 
Flüchti vn —* ? Ei Erlaubnis, ihr Gewerbe fortzubetrei 

—* wurden ihnen 


— 


eines Faſt⸗ — Bußtages auf den 21. Awenbe 1685, wobei Gott fü die! —* 
u ip 


Königs, der die Gläubigen jo len verfolge, zu erweidhen. Er: | 


|  " 


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1 ei, 
* 

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ut, 


schon. 


lonie 14 bis 15,000 Seelen angewachſen; in änlichem 
hoben * ——— von Rotterdam und dem Haag. 1688 


BE 
2 
er 
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J 
J 
—— 
— 


mach Holland überg efiedelt, dans cette grande e arche > 

drüdt; vgl. die Art. Basnage Bd. II, ©. 127, Benoit 3 en 213, ee 

©. 239, Dubodc Bd. III, ©.725, Sureiu Br. VII, &.315, Martin Bd, J— 

Saurin. Lange Zeit hindurch närten alle Ausgewanderten die Me era 

Baterland — zu können. Sie erwarteten, daſs die pro — —* 

Gunſten ſich verwenden würden. Wilhelm von Oranien und d 

Kira so vonHolland, anf die dringenden Borjtellungen der Auswanderer, taten zwar 
einige Schritte bei Ludwig XIV. wärend der Sriedensverhandlungen — ** —— 

aber —— wies alle ſolche Zumutungen mit Stolz und Härte zu aut rü 

wanderer taten neue Schritte am Ende des ſpaniſchen Erbfolgekrieges, A —* 

berum one eigentlichen Erfolg; im Frieden von Utrecht wurde der Sache . 

von Dagegen befchlofjen 1715 die Generaljtaten „in Betracht deſſen, da 

der Reichtum diefer Länder durch jene vermehrt worden ift, daſs fie ieh 
gend vermöge ihres ganzen Betragend die beite Behandlung 5 ſie in 
allen —— den anderen Bürgern völlig uuſtellen“. Die beſonderen 

che ihnen anfänglich gewärt worden, — u. dgl., hörs 

ten damit — auf. In der Gegenwart finden wir die Ablö der 

—* Eingewanderten nach Sprache und Sitte völlig mit ur Einge orenen 

olzen, und ſelbſt ihre Namen ind Holländiſche überſetzt. Aus Leblanc iſt 

itt, aus Dedchamps: van de Velde, aus Chevalier: Rujter, aus le Grand; 

—— aus Dumoulin: van der Meulen geworden, Bon den Au öfischen Ges 

meinden werden nur noch die von Amfterdam, Rotterdam, — en und 
Gröningen vom State unterhalten. 

In England finden wir franzöfifche Gemeinden ſchon vor der Bartholomäus: 
nacht; im London 1550 (f. d. A. Lasto Bd. VII, S. 427) zu Canterbury 1561, zu Sands 
wich umd Norwich 1564. Diefe Anfiedler hatten ur zur Aufnahme berjenigen 
vorbereitet, welche die Verfolgung unter Ludwig ihnen noch zufüren follte 
Engländer ermaßen den jtatsöfonomifhen Nupen, den jie davon ziehen fonnten, 
—— ut, daſs, als die Dragonnaden begannen, jetoft ber frivole Karl I. nicht 

konnte, zu Gunſten der Verfolgten Maßregeln zu treffen, * Edilt von 
—————— * Juli 1681) erklärte er feine Bereitwilligleit, den um des 
Glaubens willen Berfolgten Hilfreich beizuftehen,, verſprach ihnen die Naturalis 
fation mit allen zum Betreiben ihres Handeld und ihrer Gewerbe nötigen Pris 
vifegien, joweit fie mit den Intereſſen des Königreiches vereinbar wären. Ihre 
Kinder follten die öffentlihen Schulen und die Univerfitäten befuchen dürfen. Ex 
befahl allen Eivil- und Militärbehörden, ihnen unentgeltlich Päſſe zu geben und 
außerdem Gelbunterjtüßungen, um dahin zu reifen, wohin jie wollten. Der Erz 


- 


684 Refuge 

—— ne ——— wurden 

Empfang zu nehmen und ei — 
J Aie efolgte das iel ſeines —8 der 

Man beredinet, en biß 1695 0.000: Gran 
mn. Das Gene, das im are — 
eine Anzal Kirchen für R erbaut werden muſsten. —n 
— —— ———— die 
un cap de ı n aus feinem Zande de Be „at, ie fan ze 
fpiegeungen. in Seinat zurüctzuloden, ) U. Gegünftigte in "er 

alle Manöver des bei ihm —— fra 

ließ auch dad über Ludwigs ware | n den ftantismus aufllä- 
rende Werf von Claude (k d. Art.) „les des | ts eruellement 











‚dans le royaume de France“ durch Den 
—* richtete er damit —— aus, als daſs ea ua 
wurden. Wie ſehr diefelben mit den franzöſiſchen 
‚ beweift am beſten der Umſtand, daſs die 1687 zu ihren 
—2* uene allgemeine Kollekte ungefür 200,000 Bid. Sterling 
diefem Gelde Fonnten viele Vedürftige unterjtügt und = neue Sirchen er⸗ 
baut werben. Daſs die Nefugianten 1688 beim Sturze der Stuart und bei der 
—5— ar für Ar bon Oranien J * en in mes 
—— denn für fie war hier wie in den Niederl | 
porfonmen * ide Inthotifch-feangöffichen Einjlü h 
—* ——— ge. Größer noch als auf dem 5 
nwanderer auch England auf dem nationalöfonom 
ae die man vorher in Großbritannien 
Defürt ‚x, rg bie Hu "Bapierfabrifation. —— 
efürt; andere, wie bie un a on, ve 
Der Import cs Frankreich nahm immer ab, wurde auch für — 
geradezu verboten. 
Auch in wifjenfchaftliher Hinficht war der Einfluſs der in 
land * —— I —* Papin une dem Hifto 
verdient hier ——— ervorgehoben zu werben der um die fra | 
rar er in Lonen n —— — —— 
ts erneute Verſuche machte, die Flüchtlinge dur Benfionen, Ehrene 
hellen, Orden u. dgl. in ihr Vaterland und re MRutterfi ficche 
—* Graverol ein offenes Sendſchreiben an die Refugiés in Lo t | 
unter anderem die ſchönen Worte vorfommen: „Wir, die wir bloß um- 
tes Gottes und des Zeugniffes von Jeſu EhHrifti willen im einem von dem ı 
ferigen jo weit entferntem Lande wonen, wir wollen und bejtreben, unjere 
Kennt e ae unferem Glauben Ehre zu machen durd ein weiſes w 
agen, durch ein mufterhaftes Leben und durch eine volle Hingebu 
an ei Dien Gottes. Wir wollen daher eingebenf bleiben en 
fowie die Väter von Märtyrern find. Vergefjen wir niemals 1 jenen Die an | 
ben wir, denfelben auf unfere Nachkommen zu übertragen“. Bat. ferner 
titel Abbadie Bd. I, S. 18 und Allir ebendaf. ©. 303. Au aber 
die Refugies geiftige Unregung. Das erjte litterarijche Journal, Beige m 
Zn. ten, wurde durch dei franzöfifchen Pfarrer Droz geftiftet. Im & 
t verfchmolgen fich die Nachkommen der Rifugies 
—* aufgenommen hatte. Man kann die Fortſchritte diefer Be: 
folgen, indem man die franzöfifchen Gemeinden allmählich verſchw ſieht. 
ter Wilhelm III. gab es deren 31 allein in London, ſchon 1781 bloß 2 
nur 11, umd nmwärtig gibt ed nur moch eine. Die fonjt in Engl T 
im Scotland. Sriand geftifteten Gemeinden haben im Laufe bed 18. Jar 
derts faft alle ben anglikaniſchen Ritus angenommen, und mit m 



















Refuge _ 585 


ten Ritus iſt auch die franzöſiſche Sprade verſchwunden. Die Kolonie von Por: 
tarlington hat ausnahmsweije bis 1827 Gottesdienft in franzöfiiher Sprache 
beibehalten. Die Kriege Englands mit Frankreid; am Anfange des 19, Jarhuns 
derts beſchleunigten die Vollendung des Verſchmelzungsprozeſſes, die fich darin 
fundgab, daſs die Nachkommen der Aefugies wie in Holland ihre Namen in die 
Landesſprache überfegten, jo nannten fih die Le Maitre: Mafterd, — die Leroy: 
Ring, Be —— Kooper: die Lejeune: Young, die Leblane: White, die Le— 
noir: 

Unter den Ländern, in denen wir. von den franzöſiſchen Reformirten geſtiſtete 
Gemeinden finden, muf3 auch Dänemark genannt werben. Troß ftreug lutheri— 
ſcher Traditionen und reicher frangöfiicher Subfidien erließ Chriftian V. ſchon 
1681, als die Nachricht von den erften Dragonnaden ankam, von herzlihem Mit: 
leid bewogen, eine Deklaration, wodurd er diejenigen, die in feinem State Bu: 
flucht fuchen würden, zu fchügen verſprach und ihnen freie, ungehinderte Aus: 
übung ihres Gottesdienftes geftattete. Er verſprach ihnen noch mehr Erleich— 
terungen, namentlich Abgabenfreiheit für acht Jahre, wenn fie ihm nur Treue 
ſchwören und ſich dazu verjtänden, ihre Kinder in der lutherischen Religion auf: 

en zu laffen. Bon diefer legten Verpflichtung wurden fie jedoch 1685 befreit, 
infolge der Fürſprache der Königin Charlotte Amalie, einer Tochter Wilhelms IV., 

afen von Hefien, reformirter Konſeſſion. Auf die Bitten biefer frommen 

n erließ der König 1685 eim neues Edikt zu Gunjten der Nefugies. Er 
verjprad Alle aufzunehmen, die mach Dänemark ſich wenden würden; er ver: 
den Militärs diefelben Grade zu erteilen, die fie in Frankreich gehabt 

en, die jungen Adeligen unter feine Trabanten und Garde aufzunehmen, fol 
en, die Manujakturen gründen wollten, Häufer zu geben und Geld vor ufteeden. 
So fam e3, dafs bald eine Frangöfiiie Gemeinde in a entitand. Die 
Königin ſelbſt legte 1688 den Grundftein und ftiftete einen Fond, deſſen Zinſen 

Unterhalt der die Kirche bedienenden Seiftlichen beftimmt war. Doch fonnte 
ie. die junge Gemeinde nicht immer gegen die Antipathie der lutherifchen Geiſt— 
lichen fügen. Auf die dringenden Vorjtellungen des Biſchoſs von Seeland und 
des Hofpredigers erſchien 1690 ein Edikt, laut welchem die in gemifchten Ehen 
(jo nannte man auch die Ehen zwifchen Qutheranern und Reformirten) erzeugten 
Kinder in der Statdreligion erzogen werden follten, und, den Reformirten der 
Gebraud der Glocken unterfagt wurde. Eine zweite franzöfiihe Kolonie wurde 
in Altona geftifte. Schon 1582 war diefe Stadt Zufluht von Wallonen ge: 
wejen, welche durch die Gewalttätigkeiten des Herzogs von Alba aus den Nie: 
derlanden vertrieben wurden, Im Jare 1603 erlaubte ihnen der Graf Ernſt 
von Schaumburg, als Landesherr eines Teiled von Holftein, den Bau einer 
Kirche und dazu freie Übung des Gottesdienftes. Da die Gemeinde aus Hollän— 
dern, Deutjchen und walloniichen Franzoſen bejtand, jo wurde hier in drei Spra: 
chen gepredigt. Als nun der franzöfifche Teil dur die Einwanderung ber Frans 

feit 1686 bedeutend vermehrt wurde, erjolgte eine Trennung, es bildeten 

zwei Gemeinden, eine franzöfiihe und eine deutſch-holländiſche. Zur erſten 

gehörten auch die in Hamburg uugefiedelten Refugies, welche dort keine freie Übung 

des Kultus erhalten konnten, Unter den Geijtlihen diejer Gemeinde war. ber 

bedeutendjte Iſaak de Beaufobre, fpäter in Berlin. Auch in Friedericia und 

Glüdjtadt entjtanden eglises du refuge, Friedericia verdantte feine Blüte im 
vorigen Jarhundert den franzöjiichen Aderbauern. 

Auch nah Schweden kamen wenigftens einige Réfugies. Karl XI. nahm 
einige Manufakturiften und Handeldleute auf, erteilte ihnen —— und ge⸗ 
jtattete ihnen insbeſondere freie Religionsühung. Aber der Befehl, die Kinder 
in der lutheriſchen Kirche taufen zu laffen, hatte die Folge, daſs wenig neue ſich 
denen anjchlofjen, die zuerjt gefommen. Gegenwärtig beiteht noch eine Eleine 
franzöfifhe Gemeinde in Stodholm; einer ihrer legten Geijtlichen war der lei: 
der zu jrüh verjtorbene, durch mehrere wiſſenſchaftliche Arbeiten vorteilhaft bes 
kannte Trottet. 

Als eine Ironie der Geſchichte Haben es jhon die Beitgenoffen angeſehen, 


— 


586 Refuge 


baf8 bon ben aus dem „gebildeten“ Frankreich, Berftoßenen Manche 
den in dem —— Rußland. — 1688 erließ Zar — — 
unter dem Einfluſſe feines Erziehers, des Genferd Lefort, einen ‚ wodurd 
ganz | Rußland den Flüchtlingen geöfinet und den Militärs —— nf 
ung in der ruffifchen Armee kugefichert wurde. Much die freie Neligionsübm 
bat Peter den Eingewanderten ausbrüdlich garantirt. Ein Manifeft vom 
Ins erklärt: „bei der uns von dem Allerhöchſten verlichenen Gewalt ma 
wir uns feinen Zwang über die Gewiſſen der Menſchen au u lafjen —— 
daſs ein jeder Chriſt auf ſeine eigene Verantwortung ſich die Sorge 
tigkeit laſſe angelegen fein“, So finden wir die fpätere ee 
und Joſephs II. fchon bei Peter dem Großen. In der neuen Refi —— 
renreiches ſtanden anfänglich die Nefugies mit den Reſormirten anderer ver Mationen 
in Einem kirchlichen Gemeindeverbande. Erſt 1723 gründeten die 
Verbindung mit zwei in Petersburg lebenden heſſiſchen Prinzen, mit der 
ſchen nn haft und mit den —— Mitgliedern der —— 
Ku ftändige Pfarrei unter dem Namen les Reformes frangais ou se 
la langue frangaise und mit fpezififch genferifchem Gepräge. Als fpäter 
ſaſſer Ieremias Nisler Pfarrer war, kam eine vorüberge ade Widerver 
mit der deutſch-⸗reformirten Gemeinde zujtande; allein diefelbe hörte als 
fonalunion mit Rislers We agang wider auf, und feither beftehen bie 
meinden in volliter egenfeitt ger Unabhängigkeit. In anderen Städten 
ſich die Nefugies einfa ch an die beftehenden rejormirten Gemeinden an 
anti 3 * nur vorübergehend zur Anſtellung eines ichewien 
ra en er 
Deutfchland, Holland und England — — — 
— Gehe für die Stufnaßme der Nefugies jpradien, —— in der * 
namentlich in Betreff der Politik, das Gegenteil der Fall, Dem kleinen 
mufste viel daran — den Frieden mit dem meh Frankreich 







































bewaren. In der Schweiz waren es alfo ungleich mehr als in den 
nannten Ländern rein religiöfe Sympathieen, welche den Flüchtlingen 
öffneten. Bollftändig dem entfprechend ift auch der Einflujs, den ber 
Schweiz ausgeübt haben, ungleich bemerkbarer auf dem kirchlichen als ea ) 
ftatlichen re —— Gebiete, Und wie tieſgreiſend dieſer Einflu 
bon ben erſten Anfängen der Reformation an war, zeigen bie drei Namen ? 
Calvin und Beza zur Genüge. Zu dem ſchweizeriſchen Gebieten franzöfifde 
Zunge mufsten fich die im ihrer Heimat um des Glaubens willen nicht meh 
Geduldeten ſchon wegen der Sprade Hingezugen fülen. Hier vollzog fich auf Grum 
der gemeinfamen Sprache auch die Verſchmel ung ber Eingewanderten 
Eingeborenen raſch und gänzlich. Romenttich in ek —— über 
Calvin die bedrängten Glanbensgenofjen in Frankreich ftet Neue erm 
texte, bekleideten frühe fchon Refugianten die höchſten Ehrenftellen de \ 
Nepublit. Auch als infolge der erh mehr al3 2000 fra öf 
Familien nach Genf kamen, fiebelte fich die große Mehrzal derfelben un 
dort an, unter dieſen der große Rechtsgelehrte —* Hotman. Son . 
borragenden Hugenotten, welche im Anfange des 17. Zarhunderts in Genf Ru 
fuchten, verdienen namhaft gemacht zu werben: der be Agrippa u 
bignd und der heldenmütige Herzog von Rohan. Auch nach der Aufhebung 
Ediftes von Nantes wälzten jich die großen Fluten der Auswanderung ı 
und dieſes zeigte eine Opferwilligfeit one Grenzen, Um die fortwäre 
menden Flüchtlinge ausgiebig umterftüßen zu fünnen, wurde eim bei 
die bourse francaise, gegründet und durch reiche Stiftungen ſtets aufs 
vermehrt. Noch heute zält Genf franzöfiihe Flüchtlingdnamen zu dem bei L 
ner Bürgerſchaft: Colladon, de Candolle, Eynard, Claparede, Mallet, Naville, 
Odier u. a. Genfs Beifpiel' aber in der Fürforge für die bebrängten Glau 
enofjen fand bei allen evangelifchen Ständen der Eidgenofjenfchaft 
se Überall fanden die Refugies Unterjtügung, Niederl aſſungsrecht 
wenigſtens relative Gewerbefreiheit, unter ben franzöſiſch redenden Schweh— 


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‚BProtejtanten auf dem Boden des neu Bude Nr yenadı u. 
. Rad titel) foies 


im Jare 1628 viele eli im engli Umerifa 
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c von La Rochelle 

veil ſie viele Franzoſen nach Amerika gefürt hatten, hart beitraft. bon 

G ‚aus ne —* — Nat nme zur En —— 
welchen die franzöſiſchen Gäſte bei der Durchſürung der Gegenreſormation hin—⸗ 
derlich waren, und welche deshalb zu widerholtenmalen für größere Abteilungen 
von Refugianten die Überjartstoften aus der Statskaſſe beitritten. So finden 
n im 17. Jarhundert ten franzöſiſche Anfievelungen in Maffadhuf» 

et3, in Maryland, in VBirginien, in Pennſylvanien, im dem beide 
arolinen, im State New-York. a einer Nachricht au dem Jare 1706 


# 


55 


zu ihren Wonungen zurüd, um am Montag Morgen ihre harten Arbelten 
* vorzunehmen; 


ber Hurgenotten ( 
te, Ei li Reiſend d bort 1701, durch bi » 
Keen Dindftinge eingefürt, einen die —— * and de 5 * 


588 Refuge 





























Diet edl u lampfe (1766 Bis 
> Die Peer in. Ang — am sch aid J | 
1766 der Beichlufs gejafst, Er it dem Mutterlande abzubrechen:” 
jes Haus heißt noch jept bei Br Ameritanern bie „Wiege der re 
— ihn — auch u, nu aus; drei — 4 68h 
Krieges Präfidenten d „Jay, 1 
— me * — kin Bene 
bie Refugiante a mit ber en 
— ee: N F nach F J 
—— ollän — 


— Mh, Ihre Cprace bertor fi, Dioß in 
e e verlor Bloß in Ch 
) ift fie 4 * im Gottesdienſte im Gebrauche gebliet 
die Holländifchen Kolonieen nahmen mehrere taufend eſor 
au — — dieſen he anderen Sure Amerikas umb im it dep 
In Surinam wurde einige Jare vor der Aufhebung des 
Nantes ax Kolonie von Nejugies geftiftet, die bald Zuwachs echieft und fi 
fleifjig daj vom Jare 1683 6i8 1686 bie Balder Buderpla 
50 auf i h ftieg. Uber interefjanter ift dieſes, daſs die —— 
| ium verfündigten. Im are 1 
Bun Geſellſchaft der — dafs fe bereit ſei, unen ich A ich 
orgebirge der uten Hoffnun en zu füren, welde 
— oder ——— Be —— wollten. Jeder je ie ie jo 
—* als er bebauen ai nebft den erften Samen und ® en 
des —— Ungeſär 80 der in den Niederlanden — — N 
rien Sie ſchifften ſich * unter der Leitun —— m: 
chen Admirals Duguesne; fie fiebelten her j 
Seren an und wuchjen bis zum Ende des 17. ı 3000 heran, 
19 Meilen bon der Kapſtadt entfernt, inmitten eines 8, noch jeht 
„das Tal der Franzofen“ genannt, wo fe vier Dörfer — nt auf va 
archalifche an ſich ſelbſt vegierten betrieben Korn, re und 2 
Im Jare 1739 wurde von der holländischen en den r Gebraud 
asien u verboten, ſodaſs der Neifende Le Vaillant, als ı er 
780 die Gegend beſuchte, nur noch einen Greis fand, der des Fr 
mädtig war. —* die reinen Sitten und die Frömmigfeit ber Alt 
fie beibehalten, 


Qitteratur: Ch, Weiss, Histoire des röfugies protestants de I 
rövocation de l’&dit deNantes jusqu’ & nos —8 I u. Bulletin 
ciété de Vhisteire du protestantisme fraugais; ferner — 322* u. 
l’eglise de Metz, 2. dd. 1860; —S Seid. de 
ejemaligen —— um Bayreuth, 1860 ; Haag, La —* J 

bis 1858; ‚ Histoire des öglises röformdes du pays de 6, 
Chavannes, 77 refugies fraugais dans le pays de Vaud, 1874; G 
suisses Romands et les réfugiés de l’edit de Nantes, 1860; —* 
la röformation et du refuge dans le pays de Neufchatel, 1850; Jun 
—— de Bäle; Dalton, Geſchichte der reformirten Kirche in 

aird, religion in America, 1856 ; Mörikofer, Gejchichte der e 
Blüctiinee in der Schweiz, 1876, 
(Berjog ;) 


& 
— 
Er 
* 



































Ali Ken 
J— 


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ri Be patrine vorbu 


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defoetum 
li consmetudine 


m, Lehn) van 


1, et propter 


ii: 





3 Hr E 
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Hl Hi 








‚ heftiger, als ud) In 
en wurde und von dem Könige die Zu 
forderte (1678), Der franz [3 8 ſtellte ſich auf Seite des 


8 
erblidte in dem Eee des Papftes einen Eingriff in die 
gallifanifchen Kirche. U äl —2* 
herr ii 5 fand — F 






















Schritte, 
j Abneigung wurde —— Fan vermehrt und. eine. 
rare erfolgte erjt unter Ulerander VIII. (feit 1689), der aber, bod, K 
vor feinem Tode, am 31. Januar 1691, eine neue Verdam 
—— J de —— mi 3 en — 
eharr 

nen En —— == Betätigung verweige dr 
Verwaltung —* oße Verwirru —— 
ind in Bi an E Bat, eine eitänbigung be 


I — — „me vehementer quidem et supra omne 1a 
potest ex cordo dolere de rebus gestis in comitiis 
von 1681/2), quae sanctitati vestrae et ciusdem pracdeeessoribus 5 
—— ac proinde quidquid in iisdem comitiis circa « pe 
et pontifieiam auctoritatem deeretum eensere potuit, pro non 
— rn Prasterea pro non 
quod in praejudieium jurium ecelesiarum deliberatum censeri j 
nempe mea non fuit quidquam decernere et ecelesiis * 
inferre (über den Sinn der Erklärang vgl. Phillips 
hob das Edikt dv. 20. März 1682 auf; —J die Ausdeh 
auf alle Bistümer Frankreichs blieb beſtehen. Die franzö ges Revolution fi 
Bas Set 0 des Negalienrechtes. Napoleon 1. Hude es wieder h f lem. 
—— —— — —* la conservation * At de. bi bi 
© s plusieurs parties de l’Empire m 
En ra Grundſaͤtze aus: art, 33. Le droit de rögale « 
exere& dans l’Empire, ainsi qu'il l'a &t& tout temps —— pre 
decesseurs. Art, 34. Au de chaque archeväque ou —— sorn 
nomme, par notre ministre des cultes, un commissaire pour Vadı | 
biens de la mense &piscopale dant la vacance, ‚Art, 46, Te, 
rögira depuis le jour du deces jusqu'au temps ol le successeur 
Sa Majestö se sera mis en possession. Les revenus de In mense sont au 
de successenr, & compter du jour de sa nomination. Der Sturz ! 
— leben: Die: Beonii iökrbaupt aeunizhh — — | 
vergleiche man au 13 -itirten 
Literatur: Traitt de lorigine de Ia Regale et des causes de son stablissem 
par Mr. use anne: Andoul. Paris 1708. 4. — Schröckh, chriſtli 
wer“ Th. VI. ©. 337 j. — Suge { 
eben d. Klerus ıc. — Dupin, manuel du droit sccl& 
Trangais, Paris 1845, Pı XIV. 71 0 307 sg. und. bie bon bie 


Eh 





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Regalie EEE 59 


—— Eye Sa ehe send bi 

a 

dasſelbe d r einen eigentümlichen Sparatter, iſt viel mehr als — un⸗ 

verfälſchter Ausdruck der kaiſerlichen *— und —— o auch das Vorſpiel der 

Plane, welche der Kaiſer, als ihn der Ausgang des ſchmalkaldiſchen Krieges zum 

Herrn Deutjchlands gemacht zu haben jhien, zur Durchfü zu ringen be: 

ftrebt war. Der Berlauf, den die Dinge in ka Er rg 

hatten, entſprach ofienbar den Zielen des Kaijers, die er bei eg 

(hung der Rändfarı Duttien, — — — 
war, ſchien vB Hebergeiicht ber ——— che 


fie vollends von ihm unabhängig werde und ihre Biele * tiber, ihn —* 
ſetzen könne. Der jähe Abbruch des Wormſer Colloquiums durch das kaiſerliche 
ra vom 15. San. 1541 bürfte doch wicht J —— us die Ein: 
en päpjtlichen Nuntius zurüdzuführen 5* wie es nach 

— —— Geſch. im Zeitalter der — * IVS. 160) könnte. Das 


En Beligionsfacen Im gang aufzugeben, vielmehr ker a das ermäßnte 
—— 8) ſchon die — — zur Sortjehn 
gen gi —* nach Regensburg berufenen Re eichötoge je 
en 2 verfönlihen Einflufs geltend machen und fon mochte der Pla 
bei ihm nähere Gejtalt gewonnen haben, vom jich aus eine Bergleichsformel * 
‚um welche ſich die gemäßigten Elemente beider Parteien ſammeln könnten, 
eine Bergleichsformel, welche die rechtliche und gottesdienftlihe Continuität mit 
der —— Kirche fefthaltend auf dogmatischem Gebiet gewiſſe Milderungen 
zulajien, im noch weiterem Umfang die Uebergriffe der — auf ſittlichem 
und politiſchem Boden abſchneiden ſollte. Wenn ſchon unter dem 4. Februar 
Kurfürft Joachim von Brandenburg in höchſtem Vertrauen an Luther ein Schrift» 
ftüd ——— Begutachtung ſendet, das offenbar identiſch mit dem im Regeusburg 
ifer borgelegten Entwurf iſt (Corp, Ref, IV &, 92), jo liegt doch bie 
ne nahe, daſs der Kaiſer es ſchon kannte, als er das Wormſer Gefpräd 
abbrach, und daſs er feine Pläne darauf baute. Die —* der Kurfürſten 
von Brandenburg und der Bialz ſchien eine jo vermittelnde, P —* von Heſſen 
aus anderen Gründen einem Vergleich zugänglich, dafs es — aiſer Freie = 
unmöglich vorfommen mochte, Sad chſen zu ifoliven und ebenfo aud) bei der 
—— Kreiſen unverfennbaven Strömung einen guten Teil derfelben von 
der. extrem cuvialijtichen Partei zu trennen, Wer der Verf. jenes Entwurfs, 
mit dem wir ung nod) eiwas näher werden zu — haben, Pen wird 
taum ganz eg Fi ermitteln jein. Man riet auf ** und Wibel. —* 
lanchthon nennt Ref. IV 578 f.) ganz beſtimmt den eriteren und al 
Mitverfajier —— einen jungen Mann, warſcheinlich mit 34 
identiſch (Ranke a. a. ©, ©. 163), und da Buhtzer Melandthon — —— ſeine 
enſchaft um die Sache zugeſtand, ſo iſt anzunehmen, daſs die 
Melanchthons auf der in dieſem Falle zuverläſſigen Angabe Buhers beruht, der 
freilich nicht nur Mitwifier, fondern auc Mitarbeiter gewefen fein N in 
Be mei —— uzugeben g — neigt —* * er —— in 
—— — eit zweier nner, die äußer edenen Parteien 
imlides Henotifon zu u haben, das die Zuftimmung eines 
green 2 as beider SE verbürge. war dem Saifer überdies gelungen, 
Papſt zur Abfendung eines Legaten zu bejtimmen, bon welchem mehr als 


— 


592 Megensburger Meligionsgeipräah 






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— — angelangt, Contarini. —— am de Mär ei 
e3 Reichötages mit ex faiferlichen 9 
* Br Beta de 


en Qridens ale 3 


der Reiten machen und dann an ihn umb 
richten, auch mit dem Burn riefen jollten (0; Bra 2*8 
eich die Proteſtanten in ge 
Tpräches baten, weiterhin dann Auswal ihren Vertreter 
ſie fich doc leichter zum Eingehen 
der umpa Auswal in Au ftellte 
u lid) von —* —— wollte als von der 
im —— l 


olle, jtimmten beide Parte 
e war geeignet, den Kaifer in feinen i 
— nter dem 20. April Tonnte —— 
ollotutoren Die fiel außer a 


den — nicht wngongen werden, one F 
Fl enbr A p zu —— da Ed kurz nad) Erd 


u 
— * Bit 
Bern welche — Deffentlichteit ungerne verzichteten, wur 
BPräfidenten —— Pfalzgraf Friedrich und — 
pe berufen, darunter auch der befaunte Stra 
Am — lonute endlich bie Berbanl beginnen und 
beſprochene ſog Regensburger Bud) zum V Borfein Statt — 
es wie in Hagenau verabredet war, follte die ——— 
oder vielmehr dieſelbe ſollte — — ch jo n 
—* it Aenderungen angenommen werde wurde 
Eollotutoren n ht in die Hand gegeben, fondern Granbella las 
dor, wie es ja auch für die Eingeweihten unter den Eollofutoren 9 
neben jollte jo wenig als möglich namentlich von — 
mittenten conferirt werden, man hoffte offenbar, ihn durch m 
mp au — Freilich wurde dadurch das föteauen 
dieſe Abjicht nur zu wol warnahm, auch n 
6 Eontarini H Teinerfeits‘ wie ſich bald zeigte, einen Einblid” im ba 5 









ze der Lage war, und; ben Gang hen Bnrechung 
ho 


in 
Indes ſchien doch wirklich die Abficht des Kaiſers, im Anfang auf E 
bie übe den Usfland de$ — Ber a 
and 
der Sünde und über Erbſünde vorangejtellt und dieſelben in einer 
welche es den Evangeli leicht machte, ſich diejelben gefallen zu la 
war vielmehr Ed, der ſich mit feinem Widerfpruc ifolirt ſah. u 
g war ja bis zum Tridentinum hin noch ftarf g 
treten, um ſich gerade an diefen Punkten den iholaftijchen % — Sen 
si — — welche Eck noch in Worms gegen Melanch nehthon mit 
ag hatte. Aber felbjt der fünfte Artikel, die Lehre von der Redht- 
ollte zur Vergleihung füren. Zwar der urjprünglice, ums nicht 
—* Se m Fer foll ne. Melanchthons Ausfage — — 
ammengerafit haben (C. Ref. IV 581), allein die Vorla bei 
eite Ip — are ellt 3 ar be ‚ce Och it 
ontarini in das räd einzugreifen er gerade in 
der De: Beet guath te = Anſchauung vertrat, welche der a u 
iderfprucdh wurde der —— Begriff von in 
tio als —e Feine concedirt, auch ak & be nie 
ausfchliegtiche Bedingung —— feigefeht. Kur follte J—— 
nur viva, ſondern auch efficax fein, wenn aud der Empfi 
vergebung nicht bon dieſer eflicacia abhänge, die lehztere — ehr A Sen 
ee mit der Sündenvergebung mg eteilten 5. Geift ermögli 
wurde ein Gewicht darauf gelegt, daſs iejer efficacia auch die 
Glaubens erprobt werde, und deswegen gefordert, daſs auch das Vo 
werde, wie ſich der Eprift um dad Wachstum der von der justitia imputata zu 
idenden justitia inhaerens bemühen müfje durch gute Werke innere und 
—— wie fie von Gott ——— ſeien und daſs das sola fide nicht ge— 
igt werde, one die nötige Belehrung über Buße, Furcht Gottes, ER 
Satz u nie Werl 5 bie ch ber Reif 
Je mehr von eva er Seite aus Die re bon der 
die Grundlage —2 worden war, von der aus von ſelbſt HR m TC 
alle Mifsbräude des lirchlichen Lebens hinfällig werden mufsten, deſto a 
fonnte man glauben, mit einer Vereinigung über dieſen Be te ‚zu haben, 
vie ve * war * Bu ah 2 5 * I ehem en Arti — Con⸗ 
equenzen ieſer gegen Ecks exſpruch durchgeſe icht gezogen 
werben wollten, man in den Cautelen, mit denen darin —— das sola 
fide ud m war, Hintergedanken vermutete, welde die Conceffionen wieder 
illuforifi * könnten und daſs man infonderheit den Ausdrud efficax fir 
ve anfa 
bei Behandlung des Iglpenben Artikel von der Kirche, ihren Zeichen, 
auch Gewalt Er Anfehen fam Gefpräh etwas in's Stocken. erfennbar 
war auch Hier in der dogmatiſchen Definition das Entgegenfommen gegen bie 
Aufftellung der Augustana, aber indem (ötiehtic doch alS wefentliches signum 
ber Side ihre Katholizität im Sinne äußerlicher allgemeiner Verbreitung an- 
gegeben wurde, war das Majoritätsprinzip in einer Weiſe geltend gemacht, welche 
bie dogmatifche Eoncefjion iluforish machen mufste. Und wenn in Art 7 und 9 
die Confequenz der Lchrautorität der Kirche und in ob aud, etwas limitirter 
Weife bie. ſchließliche —— der Generalcoucilien behauptet wurde, ſo 
war ed nur natürlich, daſs man proteſtautiſcherſeits is anf — 
ſtellte. Es blieb nichts übrig, als ſchließlich den Artike gueütgn en; allein 
die Anſtöße mehrten fih, ald man nun an die Saframente Zwar bezüglid) 
der er rin ber — und letzten Oelung, erweiſen ſich die 3 
—— Collotutoxen nachgiebig; trotz des Bedenkens gegen die Übertragung. des 
tramentsbegriffs auf dieje Handlungen wollten fie jich der Einwendungen 
gegen dieje Artikel enthalten. Butzer behielt dabei vor, daſs unter den episcopi 


RealsEncyllopäble für Theologie unb Kirche. XI 38 


ARE er: 
3wei D mu 
in bftanti - it, m, pengligen 





S Er 











' men, der von Melan 
— Gronvella 


B_zwi 
Ni en Mi aD dafs man sen bie Alan: 
Bi — auch auf dem Gebiete 
25. Mai wurden er bie — hlofjen zur g 
leihterung Melauchthons (cf. C. Ref. IV & gen t dem 5— 
Vereinbarungen emendirten Entwurf ur ve vi Raifer am 31ſten 9 
Ei wm ——— berjajäte —— über die * 





uther sche 
gejtellt jei, die Differenzen au dem t iet der Ver aſſ and "yes tesdie 
geduldet werben in, jofecn fie doch flieht io dem * geor 
werben müflen, wenn diejes — Le — ei je ylanb er 
eonereto mit ben Berk rien cn der D > ch au r 
zu können. Bon Sachſen ber war : €i ben auf on&p — 
erwarten, dort witterte man in dem fa ferfiden Enisentommen 
denkliche Hinergebanen. In —— ſelbſt ha 


Negenshurger Neligionsgefprüh 595 
graf eine Verſammlung der evangeliſchen Partei veranftaltet, bei welcher Me: 
ſanchthon die dom ihm gemachten Conceſſivnen im Artilel der Mechtjertigung 
jelbjt wieder gewifl en retraktirte, wenigſtens mır als Erläuterung der 
Augustana für den fatholifchen Teil angefehen wiſſen wollte, wärend Butzer an— 
fängfi im Sinne weitergehender Union plädirte (a. a.0.8.48f., 

Die Hauptfchwierigkeiten freilich fumen von der anderen Eeite her. Eck 
hatte nur durch fehr energijched Auftreten Granvella® zur Hype. * Buches 
gebradjt werden fünnen. fäumte num aber nicht, gegen die Vereinbarungen 

u intriguiren, feine Eollegen Pflug und Gropper zu verbäditigen, dafs Diele 
ch u der Forderung einer eigenen Ehrenerklärung veranlafst ſahen. — 
—* ichere Dispofitionen mufsten der Rückſicht auf feinen Mandatar weichen. 

n Nom war er wegen feiner Nadigiebigfeit verbächtigt worden (cf. Raynaldi 
Annales 1541, 38). Wie er deswegen ſchön auf dem Begriff der Transfubitans 
tiafion beharrt Hatte, jo fuchte er jeßt gegen die Gefahr der „Toleranz“ und 
de3 Eingreifens der Laien in die kirchlichen zone fich ernftlich zu wehren. Er 
verfammelte die deutfchen Bifchöfe um fi, um ihnen feine Ideen von Reſor— 
mation außeinanderzufegen und fie zu veranfaffen, dafs fie durch Abftellung der 
gröbften Milsbräude auf dem Gebiet der Disziplin ſich um fo grö ans he 
zur Unterdrüdnng der Lutheraner erwerben, und die Iepteren wurden nicht wen 
dadurch verlegt, dafs ſich Contarini des Ausdrucks bediente, die Biſchöſe follen 
Borjorge trefien, ne quid hujus labis, quae atur per Germaniam, ob- 
repserit (Rayn. a. 1... ©. 29). Die fathofitche Barteı im Reichstag, der 
Kardinal Albreht von Mainz und ber Deraco Wilhelm von Bayern an ihrer 
Fu war von Anfang an mit dem Golloguium unzufrieden, Contarini hatte 

e, ihnen ihr Verlangen noch Gewaltmaſsregeln gegen die ——— 
ini en auszureden. Sie waren gegen die friedlichen Tendenzen des Kaiſers, 
den man bereit3 als Tutherifch affizirt anfah, fo aufgebracht, dafs fie offen vom 
Abfall und don einem Bündnis mit Frankreich redeten. Der Kaiſer feinerfeits 
war voll von Verdacht gegen Bayern und bie franzdfifchen Verbindungen. 

Unter diefen Umftänden mufste freilich der Kaiſer auf feine Woffuhngen 
verzichten. Nachdem von katholifcher und proteftantiicher Seite die Einwendungen 
gegen das Negensburger Buch vorgetragen waren, von erſterer Seite zum Teil 
ein fait Leidenfchaftlihes Verwerfungsurteil gefällt war (Corp. Ref. a, a. ©. 
&. 450 f.), von der feßteren fo, daſe doch auch die vereinbarten Artikel wieder 
etwas zweifelhaft gemacht wurden, unterbreitete am 12. Juli der Kaifer dem 

teichötag den Vorſchlag, die verglichenen Artikel mindeſtens bis zum bevorftehen- 
den Contil in Geltung zu Ip, wofür er ſich zum Schreden für Contarini 
auf die Anficht desfelben berief. Weiterhin follte, fals der Sufammentritt eines 
Concils mit in naher Zeit ſich ermögli laſſe, der endliche Abſchluſs der 
Religionswirren auf einem Reichstag verſucht, bis dahin aber der Nürubergifche 
Friebſtand aufrecht erhalten und dem Kaifer die Deklaration desjelben vorbehalten 
werben, „des Augsburgifchen Receſſes unbegeben* (a. a. ©. ©, 150 ff.). 
Collegium der Kurfürſten gewann die gemäßigte Anfchanung das Uebergewicht. 
Ihre Antwort ging dahin, daſs fie fie die verglichenen Artikel gefallen laſſen 
wollen, im Uebrigen, woferne nicht andere Mittel zur Vergleichung der noch 
ftreitigen Artikel jich finden jollten, bitten fie den aifer um feine Vermittlung 
* fung eines allgem. Concils auf deutſchem Boden, eventuell um eine 
onalverfammlung, der höchite Schrerten für den römischen Hof, in britter 
Linie um Anberaumung eines Neichötages (a, a. ©, ©. 524). Dagegen über- 
wog im reife ber Fürkten der Einfluß der bairifchen Herzoge und der Bifchöfe, 
zwat in Beziehung auf die Forderung eines Concil8 in Deutichland eventuell 
Nationaleoncils ſtimmen fie dem Kaifer zu, aber don der Toleranz wollen 
fie nichts wiſſen, jondern dringen auf Durhfürung des Regensburger Äbſchieds 
und gegen eine Annahme der verglichenen Artifel fprechen fie ſich ganz cıttichie= 
den aus (a.a. D. 5265). Bei diefem Zwieſpalt der Stände bedurjte es langer 
Unterhandlumgen bis der Reichstagsabfchied endlich zuftande Fam und auch nad) 
allen Unterhandlungen mufste noch eine gewifje Eigenmächtigkeit des Maifers zu 


38* 





a aa eig Sen 

erm. 

von re Tg in Geisihtfeht. d. ® ab 14. 
mM Dümmler, 1. ce. Einl.; W. Wattenbach, 

4 ad eis und 297 i., Be 1877; 

des Pegino bis 813, eine Duellenunterfuhung, Göttingen 


En der Bein l Beamten, zu 
Sr om, Beten Meine For —— * we | ade 
gibt es Regionardiakonen, erg re, Notare, 


Be —— — Glossar. s. v. regionarius). Aus den Diafonen der ſieben 





| en ee 
Rehabeau, Sram (eigentlich fo viel als „der Erweiterer de Volles", 


Mehrer des Reichs, ein Name‘, n Omen bei diefem Fürften ni t in Erfül- 
g ging!), LXX ‘Po der, wie es t — deunn es wird wenigjtens 

WER 

Naoma (1 Sön. 14, 21. 3) er Dit al3 bereits Aljäriger 

ter in der Regierung, die er 17 43), 

nicht mehr war es das „gunpe Fa, "über — Nee Gt Ban das Scep: 

ter ed der Drud = 

mar 


die Torheit kn der u Ks 8 Son Bi es Blinde 
v a ere um 3 
Ser 9 ee Berfalle Iſrael * Pe 
€ des Glanzes und der Macht wider herunter. Nach Salomos Tode nämlich 
ten ſich Die eliten in Siem, der uralten Stadt heiliger Erinne— 
3 hraims, — ein bebeutfamer inf, wenn —* cam 


= 





tig verſtanden 
‚ der von Se her ice war, 


gegründeten B 
mir der — de * bereiten * sagen In Er ai 








‚598 LEI) Rehabeam Wu— 






—— 







Berfältnis sun Beiden — 
N offene Fehden gab, fo —— es an van 
Streifzügen nicht ii ib 





8 
bot re u De — war Bares — Gr = ber 
erwiejen als eine —— hr gegen denſelben. Im fi 
Regierung Rehabeams fiel näml ägyptifche König Siſal, d. 

Dr — König der 22, (bubaftif 3 ie bei dem e Zuflucht 
gefunden Baer mit gewaltiger Heeresmacht in —* ge ——— — n 
dem zen Zufammenhang, aud) one des Jos. Antt, 
is, 1 ergibt — fogar Jerufalem —* er die 5 —* 1 
Beit’aiuhbar (2 Efron 19,8) 8 He ern — 
it zinsbar ton. 12, 8 t wol auf der 
nig * Iſrael die Unppter gen 6 Sina —* a * 
Dem Rx gerade m wägert gewejen wäre, wie 
—— an * ie den LAX kai — 
mehrere an — a ten 
wäre Rehabeam ia. 16 are alt — Kg; 
—*54 er nur 12 Jare regiert u. a, m. * * Yan 
haben wir one Zweifel eine e Dildliche Darite Karnal ne 
der äußeren Südjeite des großen Tempels * 4 Ammon 
er dem Köni hen eine große Anzal verjonifigixter ü > 
und — 5 em zufürt und darunter einen Aſiaten mit ı 
rt deſſen Name Futg-malk zu lauten jcheint, wie 
keiten Ranaans genannt find (ſ. Lepfius in ber. F 
n den großen ag bon al Abth. A 
—* e aus Ag. und Nub, S.667, und Bay Tach 
stor. II, 3 I 158 —— Bunfen, in 
, Manners and eust, of or vo 
Lond. 100, Pd * * Stud. u. Krit. 1860, ©, 769 ff, ı 





















: ‚Habe 


12,2 Det m 
* 


— 
M) An Def Dorfellung Hält fh au Georg Synkell. chrouost. p-177. 184.1 


erheben Reih Getirt .— 
»Pran Ber Dusiamma were Trap, Suuyr Imide. U, & MH, am 
x as a RS IV, ZH Talea Sanarat I wer 


> 


jr Sihr z ieh ‚Sir IT X. Rod Unrot mare um 
na Fuge Dürr ewere Schrng als ca Scrajgerode Beetrd Du 
far, ii zur kr gez a4 Van ma Sulsmei ja cab want Rrdatnums Ar- 
irrang img der in Mic en ne Rei Jiroti ad Ian un? Zermaden Über. 


wercindex Frirürr uzd Ieritva nah einigen Tauca ungckeliäet SNnlaltet ande 
cadera sub ctxmüicher Gigeadwai, unjächriger Arderenlaini, etdr und 
mcht ciarii, zutun wol auch der König Velbit acer dem ojnzirlien Tompel- 
i 1 Sim 14, DBf.: L been 11, 13; 12: Jon Aut, & 
10,2‘. Ju den jpäteren Jaren lebte zmwir der gedemmtigte Nedaddam unb Anja 
i im dricden, jürte aber im Inneren cine änlicke, dciltej Smirmäzeitiihait 
emo: er hatte 18 Wider und vu Kichäweider und un W 
Eöme, die er mit Unger Vorñcht zu Statihaltern und Qejchlähatern der schhungen 
i und denen CT cinen aufändigen Hoidalt verſchaffte. Secin Rodſelger 
aber wurde Abia, der erſtgeborene Sen ſeiner Fadoritgemalin Maacha, einer 
Tochter, d. h. wol Eutelin (Jos Antt. 5, 10, I) Adjaloms (dal. 1 Kou. 13. 1, 
1 Er. 11, 5 ij.). — Was endlich die Chronologie berrifit, jo ſedt man ge 
wönlid (jo z. B. Winer, Willinſon u. a.) Rehadcams Regierung in bie Aare 
975—957 v. Chr., wogegen jie Cwald W5— I, Thenius 977 — 96V anſeden. 
Leider it die üggptiihe Chronologie noch nicht ſicher genug feitgeitelt, um un 
obiger Gleichzeitigkeit einen jiheren Anhaltpuntt zu dekommen. Zwar erklärt 
Bunſen a. a. C. UI, 12235. 146 jenes Ereignis jür einen Kurdinalpunft der 
biblifchen Chronologie, allein er ſelbſt ſchwankt in der chronologiſchen Fixirung 
desſelben und jept es a. a. O. ind Jar 2, Dagegen Bd. IV, S. 886 u. Vd. V, 2, 
©. 495 ins Jar 974 v.Chr. (vgl. Wolff in den theol. Studien und Krit. 1838, 
©. 6325.); Mover3 will vollends (Phönit. U, 1, S. 141 ff. 161) ienen Zug 
Siſaks erſt ind Far 928 v. Ehr. verlegen, worin ihm aber ſchwerlich wird bei. 
gepilichtet werden können. Ebers nimmt das Jar 949, Masperv 93 an, ſ. 
Kautzſch in der Realencyklopädie VI, 537. 

Bol. Winer, RWB.; Bunter, Geſch. d. Alterth. I, S. 337 fi, (1. — 

und Ewald, Geſch. Sir. III, S. 108 fi. 175 fi. (1. Ausg.). X 


Goties. Als ũberſetzung von q Aacıkzia roõ Jod verſteht man dieſen 
Begriff als die gegenſeitige Beziehung zwiſchen Gott und den Menſchen, welche 
in der chriſtlichen Religion das höchſie Gut und zugleich die Aufgabe des Vebent 
bildet. Genau überfeßt bedeutet die griechiſche Wortverbindung die Königsherr⸗ 
ſchaft Goties. Dazu aber bildet jene Auslegung dad unumgänglice Correlat, 
da Königsherrſchaft Gottes als wirklich nur vorgeftellt wird, inden fie ſich auf 
Untertanen richtet, welche durch gehorfames Verhalten fie anertennen oder ihre 
entgegentommen. Der Gedanke, welcher den Mittelpunkt der Verkündigung Jeſu 
bildet (ME. 1,15), beherricht fhon die Religion des A. T.'s; ja er ift ein Beh 
welder diefer Religion und den a Mi der den Iſraeliten benachbarten Völ⸗ 
fer gemeinjam ift. Dieſe Stufe der Vorſtellung hat den Sinn, dafs die Selb, 
ftändigfeit und Ordnung des nationalen States dad höchſte But ift, und dafs 
der Volkskönig die Auktorität des Volksgottes vertritt. Diefe Kombination bildet 
den Rahmen der ifraelitifhen Religion. Innerhalb desfelben beivegt fich freilich 
eine don den Moabitern u. |. w. erheblich abweichende Weltanschauung, weil bie 
Sfraeliten in ihrem Gott und König den einzig wirklichen Gott, den Schöpfer 
der Welt kennen, dem fie felbjt durch freie Erwälung besfelben angehören. Cine 
direkte Folgerung aus dem elementaren Begriff der Königsherrſchaft Jahves tritt 
jedoch in der Borftellung hervor, daſs ge ber eigentliche Kriegsherr iſt, Ins 
dem der ifraelitifche König Krieg fürt (Michter 5, 28; 1 Sam. 25, 28). Dafs 
die univerfelle Gottesidee in der ifraelitifchen Welt: und Qebensanfhauung höher 





600 ee Geuuses 


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end der em! engen en. Die — — 
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euert und bejejtig 
Macht in den gewönlichen Gang ber © ein 
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denken 
ottes teilweiſe auch vermittelt durch die Widerherftellung der t 
ding darf ce ie ftatteten e 
Abftammung n dieſer erjehnten t 
dafür, daſs die Stätsorbnm des Volles und die * 
die anderen Völker als das Biel Iefigeaften und Sr 
e Wol zu den Gütern gerechnet wird, welche bie „SIraeliten J 
= errichaft Gottes genießen follen. Die politif feit de J 
immer wider verloren ging, und die aft über über Die a 
bei der Erweiterung des politifchen —— a 
— er werden mufste, find die hervorragenden Merkmale * * = * 
ie Herfte Gottesherrſchaft, welche innerhalb der E nde 10 
—3 — in — und von den geſetztreuen Leitern 
8 um 


der er 


König aus Davids [eat erfennen (Mar 8, 20; 12, 88 
* ZTrä Ay: Gottesherrſchaſt gerade im feiner prupbetifiien 2 ü 


igentümfi [be 
Inter auf über David als deflen Yerr (12, 85-87) Wenn 





der — * ur An re ? die don den 
— verſchiedene ee, wi Er erh ängs un 98 und feine effel⸗ 
tive Ausfürung der Goitesherrſchaft un —— liebe die beiden an—⸗ 
elften. in in ihrer Aneignung der Schrift des Martıs nicht beachtet 
aben, daſs Jeſus die Zwölf 5 dazu beftimmt, um ihm zu fein, und darm 
mit ya eigenen Berfündigung betrauen Kr" ift der enticheidende 
— es abhängt, daſs er na Aber erflären kann, das Gottesrei a ir 
gen 


arifäer 
dee Bol det le Di ölf nämli Est 
aa were, — Aus — 


daßs das —55 Jeſu Ah die — Frucht der Gerechtigkeit Gottes, 
fitt ee andelns, das Gott al3 Gerechtigkeit anerkennt, als das Cor: 

t der Gottesherrihait abzielt (4, a 1— 20; Matth. 6, 33). — werden 
a 


G eeignet 

Befunden eu ark. 6, 7), * indem ſie — mit den Urteilen b — 
eher des ARE * und der ſolgen 
ſus vor der Abirrung in politiſche Erwartungen von di nie gewarnt zu werden. 
Er einer anderen Gruppe von Ausſprüchen werden die 
I rg gefegt, nämlich * ten Parabeln, Core —* ER = 


beit im 
* 9 Mark. 9, 41. 42). Allein e8 liegt in der Sache Ba — 
ier der 


h 
in der —— Ausfürung Bee Gedantens Hi Sen niemals das textmal 


16, 3739; 5, 10. 11). m dem prophetifchen Entwurf et? en 
ht vor dem Eintritt der Herrichaft Gottes über das gefichtete und ereinigte 
Bolt das Gericht als ein finnenfäliger Akt Gottes. Indem Jeſus diefe Mo i 


‚E35 


* Sachlich ſtimmen mit dieſem Gedanten Ausfpr n Snovie 
(Mark. 4, 11. 12, vgl. Son: 9, 39; Matth. 10, —* Be Als fittliche 
Ordnung und Bemeinfdaft der an 


Neid Gottes iR 


434 eine ſbegifiſche Miſsdeutung 
———— ſt der —— De nentpehrliheit der 


ri nde Gemeind dd 

(6: (hät als. — —— e wir an —— — —— 

die Be N —— die —— einging, welche um ihrer Welt- 
jeit m Ende bed — einem 


55 * der al — enü len 2 — als 
die ar = Er — —* als die Weifung Des 
ebes, welches vorgeblich von Chriſtus nur Baum win wäre; 

und in | * und z30 ee 


rechti als das Gegenteil der den weltlichen Stat erfüllenden Sünde in der 
Geſ⸗ te feit dem Siündenfalle nachwies, gemäß der Hebr. 11 angedeuteten Ge— 
ſchichtsbetrachtung. Man kann dieſe Erneuerung des een Kon ——— 
Chriſti und feine Bedeutung für die Abgrenzung der lateinischen 
gen die griechiſche wicht hoch genug ſchätzen, wenn auch Auguftins Beh te fat 
li mit einer neuen Verkümmerung der Warheit behaftet it. Näml 
Ban defjen jtille Wanderung durch die Weltgeſchichte Auguftin im Ki * * 
verſolgt, —* deſſen volle E —— er in der Stiftung Chriſti erkennt, erſcheint 
ihm. gegenwärtig in ber von den Biſchöfen geleiteten Kirche, deren Weifungen zu 
en auch dem weltlichen State zum Heil gereichen wird. Wir verdanfen 
— * Auguſtin die begriffliche —— der Kirche und des States, 
auch wenn wir nicht mehr mit ihm den Stat als das Gemeinwejen aus der Sünde 
en. Der Byzantinismus ijt das Syſtem, in deſſen Spipe Kirche und Stat 
isch find, welches deshalb, troß der Wetrenntheit der unteren Organe, keine 
deutliche Unterfheidung von Stat und Kirche zuläjst. In dieſem Syftem iſt bie 
Kombination wider erneuert, welche in dem alten römischen Stat obwaltete, Den 
über ijt die Unterfheidung von Kirche und Stat, welche Auguftin a trägt 
in der Wurzel durchaus chriftlich, und ift der Grumdtrieb für die reihe und 
tulturmäßige Serhichte er abendländifchen C pa Allein zumächft ift Die 
Identifizirung des Gottesftates mit der rechtlich verfajsten Kirche wider eine Ein- 
ſchrankung dev gejundenen Warheit. Denn feine Rechtsordnung, weder an ber 
Kirche noch am Stat, it derart göttlichen Urfprungs und Wertes, wie die Of; 
fenbarung des Heils. Deshalb ijt die von Augujtin begründete Geſchichie der 
eh iin Ehriftenheit unter der Obhut der römischen Kirche nicht im len 
durch die ware gottgemäße Gerechtigkeit bezeichnet, jondern die Ans 
lichfeit "hiefer Kirche mit dem Univerjalitat der Römer zu einer Menge von 
gen Gott zumiderlaufender Ungerechtigkeit, und zwar in direkter Ab» 
folge davun, daſs die römischen Päpfte fich als Statthalter Gottes und Stell— 
vertreter Chrifti geriren. Der römifche Katholit findet freilich an feiner Kirche 
den Gejamtausdrud der Aufgabe, der er mit feinen fittlichen Kräften obliegen 
foll; aber Auguftins Lehre von ber Kirche als dem —— findet ihre Schranfe 
darin, wie er das höchſte Gut im dem jenfeitigen Leben beftimmt. Denn 
dahin erjtvedt jich das Gefüge des gegenwärtigen Oottesjtates nicht; Päpfte und 




















































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bei, * in ma a 
en Bäffte des Hehe fund tut, ee fi 
ae Die ee des evangeliſchen Lebens ge dem en dv ( 

d. i. den Vorſ der Vergpredigt, welche nicht bloß ü fan 
fondern ———— pr Kir e geftellt wurde, ift die Direfte Yuf fgabe dei 

ich wird dieſelbe Te * 
durch die Being a en —— n unden 


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eiwigen Evangeliums, 
des richtigen Gottesreiches füren (Ole Aber ala diefe Erregum 
waren, haben die großen Bußprediger unter den Spiritunlen im. 
Italien immer auf die Erweckung allgemeiner — pe 
—J— Zug des durch das ebangeliſche ei de hriebe enen 
Aufgabe des States in ® Becbinbn — Ds Bram e für 
e n Verbindun a bie e für 
— — bot. Willif und Hus Wolter t das evangelifche € eh { 
States geltend machen, und Hus motivirt das damit, Daf 
I kanoniſche he jr es für em su der Si 
u verſtehen jet. em auch nur der 
— Er Dominikaner Sabonarola Le 


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in ber folgenden Generation durch niemand ur 
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et, der zu als Lehrer der ofophie Theologie in Ingolfiai 

vertvendete, ‚ nachdem er von U eol Doltorwürd 
—* — ungskreis 


s —— atten. 

a Re ee am 19. Juli 
t ausmachen. 

30 zurafen in die ee u Düi 

am 23. Mai 1614 — bereits in feinem ——— neh Are 

dann im der 1615 zu Köln erjhienenen Schrift: „Muri A sanet 

eatholicae fundamenta XII, quibus —— ser. prin ‘ol 

sanctam h. e, e — am austum y 
in eivitatern cta * eclesiam tholie 


ja 
Be nich (Hug; 


fönnen, ei ab, i d x Fe 3 
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Methevat vin’yeofes "Winubenbbechtt zit Teen, Hufeckinen Beben 

nt n Un 2 

Bi ug am 5, Jannar und begab ſich nad) Stuttgart, um „| 


tes theologifches Eramen hatte ein günftiges Ergebnis. ai wurde nun in 
Tübingen im theologischen Stift, welches damals eine Zufluchtsjtätte vieler Pro- 
jelyten war, untergebracht. Alsbald erjchienen Kommiſſarien des Pfalzgrafen und 
des Herzogs don Baiern, um ihn unter fodenden Verſprechungen zur Rückkehr 
5 bewegen. Da er feſt blieb, traten fie als Ankläger gegen ihn anf und ver— 
angten vom ui Ma Württemberg feine Auslieferung, doch vergeblich, da die 
gegen Reihing in Bezug auf die ihm vorgeworjenen fleifchlichen Vergehen gefürte 
Unterfuchung den Ungrund der Anklage ins Licht ftellte. Num erfolgte am 23. No: 
vember 1621 der öffentliche Revofationsakt eihing8 der St. Gen — 
u Tübingen. Nachdem Lükas Oſiander über 1 Tim. 1, 12—17 eine Sei 
anerung, in der er Neihing als zweiten Vergerius darſtellte, vorangeſchickt 
Haag hielt Reihing ſelbſt an Pf. 124, 6f. anfnüpfend einen Vortrag, der nach: 
unter dem Zitel: Laquei pontifieii eontriti ete, im Drude erſchien. Mit all 
der Nürigkeit, welche der Polemik jener Zeit eigen war, erhoben ſich die Jeſuiten 
gegen Reihings Revokationsrede und „Nebpredigt*. Zuerſt erſchien in Dillingen 
eine Gegenjchrift unter dem Titel: Laquei Lutherani contriti, angeblich von einem 
en —— Prediger verfafst, der nun die ware Kirche gefunden, 
ing war überzeugt, dafs dns Buch von einem anderen Berfaffer Herrüre, 
weshalb er die gegen dasſelbe gerichtete Differtation de vera Christi in terris 
ecclesia, mit der er fich am 3. April 1622 in Tübingen Habilitirte, adversus 
larvatum Jesuitam Dilingamım überſchrieb. Mit geöffnetem Bifir traten die Je— 
fuiten Georg Stengel uud Andreas Horner gegen ihn auf, in einer Weife, die 
wol erkennen 1äfst, welche tiefe Wunde der Abfall Reihings dem Orden seht 
gen hatte. Neihing war inzwifchen in Tübingen eine anferordentlihe P r 
der Theologie übertragen worden; im %.1625 wurde er vierter Ordinarius und 
erintendent des theologischen Stift. Die — ließen ihm fortwärend 
feine Ruhe; zumal als er 1622 mit Maria Welſer von Augsburg ſich berhei- 
ratete, wurde den Gedichten, mit welchen feine Kollegen und Freunde die Hochzeit 
feierten, von Ingolſtadt aus ein Libell entgegengeftellt, das ſelbſt in dem Titte- 
rariſchen Schmutz jener Zeit wol unübertroffen dafteht. Unter den Schriften, die 
i 18 in diefen Jaren verfafst Hat, ift die bebeutendfte die „Netraktation und 
—— he Widerlegung des falſchgenannten katholiſchen Handbuchs“, das er au 
burg als Jeſuſt gefchrieben hatte, 1626 in 2 Bänden. Neihings Wirken 
Tübingen war von kurzer Dauer. Sechs Jare nach feinem Übertritt wurde er 
warferfii ig; fein Tob erfolgte am 5. Mai 1628. — In feinen Schriften gibt 
ſich Neihing als klarer Kopf und gewandter Dialektiker zu erkennen. Auf die dog 
matifchen Subtilitäten, wie fie gerade in jener Zeit die Tübinger Theologen be- 
fchäftigten, läſst er fich nicht ein; er zeigt freilich auch nichts von dem ſpekula— 
tiven Triebe, der bei den legteren anerfaunt werben muſs, ift überhaupt mehr 
ſcharf⸗ als tieffinnig. — Eine — zum teil aus handſchriftlichen Quel⸗ 
len geſchöpfte Darjtellung des Lebens Reihings habe ih in Mariotts wahrem 
Proteftanten, Bd. III, Heft 1, 1854 gegeben; dort ift auch die betreffende Litte— 
ratur angegeben. Ochlert. 
Reimarus, j. Fragmente, wolfenbüttelſche, Bd. IV, ©, 597, 


Neineeeius, Jakob, wurde geboren zu Salzwedel in der Altmark 1572 
1571), ſtudirte F Wittenberg, ward —— Paſtor zu Tangermünde, ſeit 1601 

r umd Probft zu Berlin an ber Perrifirhe. Im 3. 1609 am 21. Sept. 
ward er an Philipp Nicolais Stelle als Paſtor zu St. Katharinen nad; Hamburg 
berufen und am 12. November eingefürt. Als im %. 1611 am 18. Nov. durch 
Rat: und Bürgerſchluſs ein Gymnaſium errichtet wurde, damit die jungen Lente, 
die auf bem anneum nicht Hinlänglich vorbereitet zu werden glaubten, fich 
wicht nach Bremen und Stade wendeten, da diefe auswärtigen Lehrer den Ver— 
dacht der Heterodoxie auf fich hatten, wurde Meineceius zum Juſpektor desſelben 
ernannt. Er hielt feine erjte feierliche Nede am 1. Dezember 1612 im alten Au— 



















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Reinhard 609 


ann m war. Diefer war ein Mann von biblifch-gläubigem Standpunkt, aber 
einfeitiger Berftandesrichtung. Im feiner Predigttätigfeit wandte er das höchſte 
Intereſſe einer bis ins Einzelnfte gehenden logiſchen Scheidung und Gliederung 
der Gedanken zu. Er wedte damit ſchon frühe in dem Gone den gleichen Sinn 
ve den logifchen Formalismus im Aufbau der Predigt. Die ftreng logiſche Ver: 
ndesbildung, verbunden mit gründlicher Behandlung der alten Sprachen, war ber 
Hauptzweck, den der Vater bei der Einfürung des Sones im das ium der 
Klaſſiker im Auge Hatte, indem er dabei auch nicht unterlieh, ihm die ſchöne Form 
und Gejtalt der altklaſſiſchen Gedankenbildung fowie den moralifchen Gehalt der: 
jelben vor Augen zu füren. Auch das follte nicht one bleibenden Einfluſs auf 
künftigen Prediger bleiben. Das Studium der Alten ſetzte der Son mit Eifer 

auf dem Gymnafium in Regensburg fort. Beſonderen Fleiß widmete er deu 
Moraliften, namentlich Ariftoteles, Arrian, Plutard) und Seneca. Ja er beichäf- 
tigte fi mit den Alten, mit Homer, Plato, Ariftoteles, Demojthenes und Eicero, 
fein ganzes Leben hindurch, um ihre Weisheit und Moral für feine Predigten 
auszubeuten. Dieje Lektüre, jagt er jpäter, Habe ihm mehr gemüßt, als ein col- 


legium homileticum. Die alten Klaſſiker, befonders die Moraliften unter ihnen, 


pflegte er wol fein Predigermagazin zu nennen. 


Die von Haus aus ihm eigene vorwiegende Verftandesrichtung, bei der ein 
Aufwallen des Gefüls und ein Auffchwung der Phantafie als etwas Abnormes 
erſcheinen mufste, zeigte jich darin, dafs nur vorübergehend Klopſtock, bagegen 
dauernd die verjtändig docirende und moralifirende Poefie eined Albrecht Haller 
ES anzog, ja ſogar nad), jeiner eigenen er die u — einer gewiſſen 

odenheit jeines Stil wurde. Er ſchrieb einmal an einen Freund: „ 
bin, wie Sie wifjen, ein ſehr projaifher Menſch“. Und das war er im boll- 
jten Sinne des Worts. 


- Bon der größten Bedentung aber für feine religiöfe Lebensrichtung war, 
dafs die väterliche Zucht und Unterweifung neben der Hochachtung vor den alten 
Klaſſilern die tieffte Ehrfurcht vor der Bibel in fein Herz einpflanzte. Schon 
vom fünften Jare an las er fie mit großem Fleiß von Anfang bis zu Ende 
— Tag. Auch als Schüler des Gymnafiums hat er dieſes geordnete, regel- 
ge Bibellefen treulich fortgeiebt und fich den jrommen Sinn für die Bibel 
als „Gottes Wort an die Menfchen* umverlept bewart. „Na der Bibel griff 
ich, jagt er, fo oft ich mich belehren, ermuntern und tröften wollte; und da fand 
ich alles, was ich brauchte, in fo großem Überfluffe, daſs es mir gar nicht bei- 
fiel, auch nad) anderen Mitteln der Erbauung mich umzuſehen“. Das Anf 
der Bibel war ihm als Jüngling jo entjcheidend geworden, daſs ein Gap, „ 
ihr widerſprach, fein Religionsgefül —— empörte, wie eine unfittliche Beha 
tung feinen moraliſchen Sinn“. Was die Bibel ihm von feiner Kindheit an als 
ein bon Gott jelbft herrüvender Unterricht geworden, dieſes „Vorurteil feiner Ju— 
“, wie er ſich ausdrückt, für die Bibel als höchſte Auftorität, deren göttliche 
er jo oft an feinem eigenen Herzen empfunden, bildete die unwandelbare 
Grundlage feiner künftigen religiöfen Stellung und theologiſch-kirchlichen Richtung. 
&o vorbereitet bezog er 1773 die Univerfität Wittenberg, wo er in großer Armut 
lebte und durch Erteilung von Unterricht feinen Unterhalt erwerben mufdte. Das 
war von nachteiligem Einflufs auf feine onehin ſchwächliche Konftitution. Schon 
beim Beginne feiner Studien zweifelte er, ob er mit derjelben den —— 
des Predigtamts dereinſt gewächſen ſein würde. Indeſſeun miſslang der Verſuch 
nicht, den er mit einer Predigt in einer Dorfkirche machte. Der in dieſer Bauern— 
inde erzielte Erfolg ermutigte ihn zum Weitergehen auf der betretenen Ban. 
allend aber ift, daſs er bei feinem vierjärigen Studium, welches fich außer 
den Hauptdiziplinen der —* auch au hof, Mathematik erjtredte, 
niemald Borlefungen über Homiletit, Paftoraltheologie und Moral a bat, 
weil ihm ‚die betreffenden Dozenten darin zu wenig boten, und er durch die bes 
reitd auf dem Gymnaſium abjolvirte Rhetorik für feine homiletifche Vorbilbung 
genug getan zu Haben glaubte. Er hat jpäter die VBernachläffigung jener Dis- 
NealsEnchllopäble für Theologie und Kurche. XII. 39 















au Kon a 
ejonders in ethljcher Beziehung, in manmigfalt 
et ——— 


Hin — — oeitnple, 
Doch konnt Seftüre eb Ih: 

— berfelben on It mr * n, 

Ey: 





als P —* u ſtecken und immer ſtrenger 
Bei er als rel am fich ſelbſt jtellte. Zu ihrer $ 
meinte er, fhon zu alt. Von Dresden aus ern fich fein 9 
über gan) Dort die Sammlung feiner 
einer Bibliothek von 35 Bänden an (Bulgbach ——— Von dent er 
! bewunderuswürbige Arbeitskraft in —— 


ſich 

indem d 9 Unterri 
—— —F este n ——— 
ſtreng Einteilung ſeiner ke Ai ru m 
** umfangreichen A ichten Unbefte 
auge, mi mit "ler Sage —* 


wu — * = — Würde, te, me ie —* der 5 


Leiden, nachdem einer — 
—— — er ſich vergeblich Operation a 


In die —— feiner afademifchen Lehrtätigkeit in Wittenberg ff 
1792) fällt der — —— gei = Are Lebens 
innere ndurch, don denen er fe eugnis Be 
a 
r Gedanken von 
— unnuägelept art Deu uber ach ieh = no: | 
und mit dem Stubium der —— ir fer. ‚air be 


jtemen 
ines inn 
— 55 ——— — 


Neinharb 6il) 


die er gewifienhaft um fo feter hielt, je leichtjertiger die vationaliftiiche Denk 
weije jie verwarf. Die Notwendigkeit der Offenbarung jtand ihm dev rationali— 
ftifchen Leugnung derfelben gegenüber unzweifelhaft fi Aber wie verhält fich 
nun Vernunft und Philofophie zu dieſer Offenbarung und zu der göttlichen Warheit 
in der Bibel? Als Lehrer der Dogmatik trägt er die Fury zufammengefafsten 
tirchlichen Lehrſätze mit Erklärung der Begriffe und mit Beweisfürung für die 
Warheit der kirchlichen Lehren aus der Schrift und Vernunft vor. Dabei wird 
bald verſucht, die Ausſagen der Schrift mit Vernunftgründen zu befräftigen, 
bald das Umgefehrte erjtrebt, „das, was die Vernunft aus fich feiber. fhon ein⸗ 
ſieht“, durch die Ausſprüche der Schrift zu bejtätigen. Aber jein emergifch nach 
Ordnung und Harmonie ringender Verſtand fand oft wicht den —* ten Ein⸗ 
ang zwiſchen Vernunſtgründen und Schriftausſagen, wärend die philoſophiſchen 
und — — Studien ihm gleichfalls feine Befriedigung gaben, 1949 

So geriet er bon einem Zweifel in den andern. Er ſah ie), wie er ſchreibt, 
im einen traurigen Seelenfampf verwidelt, der fich bei jeder Vorbereitung auf: 
feine Borlefungen erneuerte. Er zitterte dor dem Gedanken, einem fe 1 
Irrtume da8 Wort zu veden und die Jugend damit anzufteden. Tauſend Dinge, 
über die er fich erklären follte, waren ihm fo probfematifch, daſs er ed noch zu 
feiner gewifien Überzeugung hatte bringen fünnen. Mit Tränen in den Augen 
und inbrünftig zu Gott betend, dafs er ihn fo leiten wolle, dajs ihm wenigftens 
nichts für Religion und Sittlichkeit Gefärliches entfallen möchte, ging er oft auß 
feinem Studirzimmer ind Kollegium. Die fürchterliche Gärung in feinem —— 
durch die Streitigkeiten in der theologiſchen Welt noch geſteigert, geftaltete fi 
bisweilen „zur peinlichiten Unruhe“, bei der er, in das Gewirre ftreitender Spe- 
fulationen verwidelt, gleichjam in der Luft zu ſchweben glaubte und nicht mehr 
wujste, wo Grund zu finden jei. 

Aber die Entjcheidung in diefem inneren Kampfe fiel zu Ounften des bibli- 
fchen Offenbarungsglaubens aus. „Bei der gänzlichen Ungemilspeit, jagt er, welche 
um diefe Zeit in meiner ganzen Erkenntnis herrſchte, ftanden mir doch zwei 
Grundjähe unerſchütterlich feh: mid in ber Bhilofophie für nichts zu erfläs 
ten, was meinem fittlichen Gefüle widerfprach, und in ber Theologie nichts 
zu behaupten, was mit den Haren Ausſprüchen der Bibel ftritt.* 

ie ehrenwert aber auch diefe Gewiffenhaftigleit war, die Schrift war ihm 
noch nicht voller, tiefer Lebendquell in feinem Herzen und Gemüt — aus 
dem er one Palktiren mit den Inſtanzen der Vernunft und des Verſtandes die 
Warheit unmittelbar aus eigner, voller Herzenserfarung bezeugen hätte können, 
Es ir ihm zwar nad) feinem Zeugnis durchaus nicht bei feinem inneren Kampf an 
einer Erfarung, die er von der göttlichen Kraft dev Warheit der Schrift an pre 
Herzen gemadt. Uber bei der Berftanbespnlitif, die er immerfort zum Zwecke 
der Ausgleihung der göttlichen Offenbarung in der Schrift mit der Vernunft 
trieb, fonnte der tiefere, mächtige Eindrud, den die Bibelwarheit auf ihn ge- 
macht, nicht zur frischen, lebendigen, veflexionslofen Darftellung gelangen. Er, 
der offenbarungsgläubige Theolog, ſuchte doch fernerhin jede Kundgeb einer 
möjtifchen Erfafjung der göttlichen Warheit mit dem Organ des ſich unmittelbar 
dem Lichte der göttlichen Offenbarung in der Schrift erihließenden Gemütes zu 
vermeiden. Er fcheute fich, von den Zeitgenoffen den Vorwurf des Myſtizismus 
ſich zuzugiehen. 

Seine Stellung zur Bibel iſt und bleibt eine ſolche, daſs er vor der gölt— 
lichen Warheit in derjelben ſich beugt, weil fie in der Kirche, in der er geboren, 


* dem ganzen Lehrbegriff unbeſchränkt beherrfcht und bejtimmt. Es ift ihm Gewiſ— 


fensfahe, mit diefem Buche, welches einem jo großen Teil unjeres Geſchlechts 
ein bon Gott felbjt hHerrürender Unterriht iſt, und für welches fein ganzes 
Gefül fich immer entjcheidender erklären muſs, fich nicht in Streit zu verwideln. 
Der tandesftandpunft überragt hier weit die Erfarung von der Praft ber 
Bibel im Herzen und Gemüt. „Strenger und fyjtematifcher Zufammenhang, Eins 

t der Prinzipien und folgerechtes Denten in der Religion“, verſtandesmäßige 

rfaffung und Begründung der religiöfen Warheit ift ihm das zu erſtrebende Biel. 


39* 


612 Reinhard 


„Man kann es aber, meint er, nur Ivenn m am 
die Bernunft oder ganz an "die Sch ri t ar Birktich ‚nfequent ——— 
— ſt oder der Sup — — 
—— —— davon entfernt, die Vernunft der Offenba 

außer Geltung und eher Tätigkeit zu jehen. 

Di 1 a so im — ur —— Denn fie 


zu umt re indem Me 












































der Offenbarung, —* außerhalb Ges ihr € ennbaren tiegt, al 
heit anzuerkennen. Die Vernunft hat als Nichterin in Gloubensfadhen 
abzumerjen, „was mit ben Grundfägen des gefunden M 
verträgt“. ein finnt Beioed mit jenen slim j 
men. Aber —— iſt zu befchränft, .. daſs ſie nicht 
Offenbarung zu lernen und anzuerkennen hätte, Auch darf die einmal ı 
mene Ofenbarung mi ht weiter nad) dem abfiabe der Vernunft geprüft u 
urteilt werben. u SE bewch; nu fell, — 
—— das t, etwas Neues hren, beſtreiten, da es c 
der Vern —— —— keine ei geben ei Ar 1 
überwiegend verfolgt ex in feiner — I 
wie in F ———— — die Tendenz, den Beprbegeiff der luthe 
n er für ben rechten Ausdruck der Schriftichre —— 
d. h mit allerlei pſychologiſchen er? dem rationaliftifchen 
entnommenen Verftandesbeweifen, die oft zu beliebiger Answal — 
heit und Folge nebeneinander geſtellt werden, der rationaliftif 
ung al3 Warheit zu —— „Er behandelt den bibli 
—* feſtſtehende Größe; aber bei aller Scheu vor jener — 
nicht, fie mit Deutungen und age ber —— umgeb 
n Sprache zu interpretiven. 
———— (B. — Es iſt gan — für —* kin, ‚mit 6 
rationaliftifhen Denkweiſe behafteten Supranaturalismus, der 
iell jeftgehaltenen übernatürlichen Offenbarung und einer n 
religion vermitteln will, wenn Reinhard fagt, dafs er mit dem G 
—— nichts or behaupten, was mit den Maren Ausfprüchen ber X 
ittelweg gehalten Habe, wo er hinlängliche Sc Sehe zum Be Brüf 
hatte, one fe allzumweit verivven zu können“. Gr Gab. fi b 
Auftorität nicht gehindert, die Offenbarungswarheit auch in ri: gemu ten 
Form einer zeitgemäßen Moral vorzutcagen. Sein ehrlicher, in — unge 
feit begründeter Bibel- und Offenbarungsglaube war nicht ein Herzens: ı | 
un fondern ein Berjtandesglaube. Er ift eifrig darauf bebadht, Ki 
nd bibliſche Terminologie formell und materiell feſtzuhalten und die & 
Evangeliums in dem Gewirre menfchlicher —— u ſeinem Leitf 
Aber die Erläuterungen, Beweisfürungen und 
dogmatiſchen Erpofitionen und homiletifchen PBroduftionen ne 
and die Form und das Gepräge der rationaliftisch-pel den 2 
beweife an umd laufen nicht felten auf eine Abſchwächung oder ı 
derung ber biblifchen Offenbarungswarheit und der kirchlichen hinan —— 
ilich muſs (mit Brömel) anerkannt werden, dafs in der ı Hälfte 
feiner Dresdener Wirkfamkeit fich in dem Inhalte feiner Wrebigten der? — * je heist i 
einem tieferen religiöfen, ſpezifiſch chriſtlichen Bewuſstſein und zu einem kräftigen 
aus dem Centrum der chriſtlichen Lehre von ber —* tfertigende 
Gn in Chriſto warnehmen läfst. Großes Staunen 
hängenden Streijen eg: und rationaliftifcher Beitb 
eworbene Neformationspredigt am Anfange des Jared 1800, int 
von Römer 3 und unter Hinweifung auf die zur Kanzel 
(utberifehen Belenntnisſchriften die Warheit von der Br 


—*55 * 


Neinharb 618 


Gnade jo Far und Fräftig bezeugte, dafs man von verſchiedenen Seiten ob die- 
ſes angeblihen Anachronismus feiner Orthodorie feinen Charakter verdächtigte 
und ihn mit dem Verdacht Fränkte, dafs er fich im Widerfprucd mit feiner wirt: 
lichen Überzeugung mit ſolchen altgläubigen Lehren von der allein um des Ver— 
dienftes Chrifti willen feligmachenden Gnade Gottes nur den Umständen und Ber: 
bältniffen anbequene. Aber dieſes Auffehen ſelbſt, welches die Predigt machte, 
und die Anfeindung, die er deshalb erfur, find Beweis genug dafür, wie felten 
er mit ſolchen Zeugnifjen im Ton und in der Kraft des göttlichen Wortes her— 
vortrat. Es iſt nachweisbar, wie er von 1805 an, wo er beginnt über Die 
Epifteln zu predigen, bei Fejthaltung des weiten Humaniftiichen Horizonts den 
ler einer Predigten vielmehr mit dem des Tertes in Verbindung bringt und 
viel fräftiger und voller aus dem biblischen Lehrbegriff ſchöpft. Er redet nicht 
mehr bloß von Unvolltommendheiten und moraliſchen Schwächen, fondern von Sin- 
den und Laftern und von dem einen Heiland Jeſus Chriftus, als dem Mittler 
zwijchen Gott und den Menjchen. Er dringt im biblifchem Sinne auf Veränderung 
des inneren Lebens durch die Kraft des Evangeliums als Bedingung eined neuen 
befjeren Sinnes und der fiegreichen Befämpfung der unordentlichen Neigungen. Es 
ift ergreifend und rürend, wenn bei diefem nüchtern verftändigen Mann der 
warme Herzihlag demütigen Chriftenglaubens in feinen „Gejtändniffen“ mit fol 
ben Worten herborbricht: „Ich bedarf bei dem Verhältnis, in welchem ich mit 
ftehe, eines Heilandes und Mittlers, und zwar eines folchen, begleichen 
Epriftus ijt. Mein Herz und Gewifjen lehren mich, wie verwegen es ift, auf feine 
Tugend vor Gott zu * Was man menſchliche Tugend nennt, ſteht tief 
unter allen Forderungen Gottes, dafs ich keine Möglichkeit abſehen kann, ber 
Sünder ſich felbft und ome eine bejondere Veranftaltung und Hilfe Gottes in ein 
beffered Verhältnis mit Gott fegen und der Gnade Gotted würdig und gewiſs 
werden ſoll. Alle Frömmigkeit zu Gott hängt davon ab, daſs ich bei dem, was 
ich zu bitten und zu hoffen habe, mic nicht auf eigene Verdienfte, derglei 
abe ich ja nicht, — auf das Verdienſt und die Vermittelung einer Perſon 
etufen kann, die Gott auf die unverfennbarjte Art für den erklärt und als 
außgezeichnet hat, durch den unſerem Geſchlechte Heil widerfaren fol. So lebe 
nun nicht ich, jondern Chriftus lebt in mir; das weiß jeder aus Erfarung, der 
ber Ordnung Gottes in Chrifto von ganzem Herzen gehorjfam geworden iſt.“ Aber 
ſolche Beugniffe aus evangelifcher Glaubenserfarung wechjeln ab mit moralifirens 
den, pelagianijirenden Ausfürungen. 

Was Reinhard in der früheren Wittenberger und jpäteren Dresdener Pe— 
riode jeiner Wirkjamkeit fehrte, indem er dem die Offenbarung als Mitteilung 
neuer Warheiten verwerfenden Vernunftglauben die Notwendigkeit der biblischen 
Verkündigung und der hiftorifchen Heildverauftaltung entgegenftellte, das alles trug 
an feiner Stine die Warheit von der Gnade Gottes in Chrifto. Aber eine 
durchgehende Grundanſchauung und einheitliche Lehre darüber, wie daraus bie 
Erfüllung der fittlichen Forderungen im Leben de3 Chriften hervorgehen müſſe, 
wird vermijst, Der biblifche Begriff der Gnade Gottes in Chriſto zerflattert ihm 
oft unter den Händen in allgemeinen Vorftellungen von unterjchiedslofer Güte 
und gleihem Wolmollen Gottes gegen alle Menfcen. 

Die Lehre von der Gottheit Chrifti Hält er in biblifhem Sinne feſt. Aber 
im feinem „Berfuch über den Plan, welchen der Gtifter der chriſtlichen Religion 
zum Beiten dev Menfchen entwarf“ (1781, 5. A. 1830 v. Heubner, Wittenb.), läjst 
er ihn im weltlichmenfchliher Weiſe Neflerionen und Berechnungen anftellen, die 
bie bibfifche Warheit von der ewigen, vorweltlichen, perfünfichen i des 
Sones Gottes und von der tatſächlichen zeitlichen Erfüllung des von Ewigkeit 
= bejtimmten göttlichen Natfchluffes zur Erlöfung der Welt keineswegs ald den 

les beherrfhenden Gedanken herbortreten laſſen. 

Er betont in feinen Predigten ſehr jtark die Verfönung, die durch Jeſum 
Chriſtum gejchehen ift, und preift mit warmen Worten den Tod Chrifti als 
das Zeichen der göttlichen Liebe, zu der die Menjchen mit ihrem böfen Gewiſſen 
und in ihrem mannigjaltigen Verderben Zutrauen faffen follen, um wegen bes 





— 






















Del Die Meinung, ‚old db Der Es — reis — Pen 
DE ae Heisjm im Be 3 — 














| Dis Bei Eee Sun Si 
— BES — —— — 
nehmen. —— en willen di 


— — 
1 — * Se — er 


Er — hr ARE, Belt = Sinnesänderung, V — 
neuerung zu einem Stand der Freiheit der Kinder Gottes; daB * 
enthalte die beſten —— en darüber; und er weiſt auch” daran 5 
mit menjchlichen Mitteln dieje Umwandlung zu —— fei, ——— 

e und den Beiſtand, das Evangelium leiſte. Aber wo findet ſich di 
von der Widergeburt als einer unmittelbaren Gottestat dur 


1 ei, 
m Tone der a 
rung ber Merian u ne bernünf — ——— — 
dient gemacht, die würdigſten Begriffe bon So, und die vortrefffichfte S ii 
befannt gemadt“ (390 j.). 7 pP i 
Bon den Gnadenmitteln hebt Neinhard das Wort Gottes kräftig chön 
als Licht, Troſt und ur ipendende Gabe Gottes hervor, indem er —— 
der Bibel ſtraft und zum zweckmäßigen Leſen des heiligen B 

— 
r un amfeit e 1 ‚ den 

Schoh de Gemeinde der erlöften Kinder Gotted und Brüder in a Das 

Abendmal or er deshalb als fo —— „weil es das beſte Mittel n 
unſerem war bergegenwärtigen. Es verſetzt uns in den merkwirdigil 
Auftritt feines ebend, und erinnert an feine Tugenden, fein en, feine — J 
lichkeit“. Die Ewigteit der Höllenftrafen will er nach ber feſthalten 
BR * er in der Dogmatik beweiſt, daſs ein Teufel fir * don ” anzel 

Er een: fo hebt er * ſeine Lehre durch eine — 

Definition wider auf, die darauf hinausläuft, daſe die yammten 
bon —* ri wu in alle Ewigkeit empfindlichen Schaden erden; 
er Schaden aber bleibt empfindlih und ewig unerjeglih, wenn 
annimmt, dafs die Verdammten durch bie Strafen des Fünftigen Le 
und allmäptich wider zu einem glüdlichen Buftande gefürt werden“. 
dem pruch, dafs er ewige Strafen, die —* über die Sün 
lehrt, und doch die Lehre vom Zorne Gottes verneint, ift jene Defin 
daſs genommen, weder Strafe, noch Hölle, n Ewigkeit m 
vorfommt* Sof). 


Reinhard "615 


Was die Ethif Neinhards betrifft, jo kann man nicht behaupten, dajs er 
‚bier entfchieden bedeutender fei, als in feiner jo große Schwächen und folche wij- 
ſenſchaftlich unausgeglichenen Widerſprüche darbietenden Dogmatil. Er hat für 
die genetifcheorganifche Entfaltung des chriftlichsfittlichen Lebens als einer neuen 
Schöpfung aus dem durch die Widergeburt gepflanzten neuen Lebensanfang heraus 
fein Berftändnis, fondern fafst die Heiligung des Lebens, ganz entſprechend feiner 
Auffoffung von der Sünde ald einer Schwäche und Unvolltommenbeit, als mora— 
liſche Vervollkommnung, und zwar al® „Selbtvervollfommnung zur Anlichkeit mit 
Gott“. Dabei foll der Menſch vor allem „der Vernunft und Brlicht folgen. ‚Der 
vernünftige Teil unferes Weſens fol ſich die Herrſchaft und Freihei impfen 
über dem niederen tierifchen Teil, Wie Chriftus feine Neigungen beherricht hat 
der doch auch Menſch war, fo können wir es aud. Die id wird apojtro- 
phirt, wie fie belont, mit himmlischen Freuden erquidt und be de Sig ges 
winnt, Als Höchiter Maßſtab ſoll „das heilige Vorbild des ned Gottes 
Dr bor Augen jhweben und die große Kunſt der Selbftvervollfommmung uns 
ehren“. 

Sein Syftem der chriftlichen Moral in 5 Bänden, von 1788-1815 in 
mehreren Auflagen erſchienen, ift von bleibender Bebeutung nur durch die reihe 
Fülle von ethijchem Material und durch die umfaffenden piychologiichen Be- 
obachtungen und treffenden Urteile, die auf gejundem, fittlichem Gefül beruhen 
und bon rar Bildung zeugen. In der Schrift „Über den Kleinigkeits— 
geift in der Sittenlehre* (1801) trat er einer geiftlofen äußerlichen Auffa 
der ethijchen Aufgaben auf Grund fcharfer Beobachtung des wirklichen Leben? 
entgegen, one jedod) die großen, iiber ſolchen Kleinigkeitsgeiſt erhebenden ethifchen 

rinzipien, die in dem neuen eben in Ehrifto durch den heiligen Geift geſeht 
d und zur Entfaltung kommen, darzulegen. 

Vielmehr durch feine reichhaltige Predigtlitteratur (35 Bände), als durch 
feine wiſſenſchaftlichen Werfe, ift der Name Neinhards feinerzeit we * berühmt 
geworden. Seine Predigten, die nach Form und Inhalt immer in gleicher Weiſe, 
nad demſelben Muſter, in gleichförmig logiſchem Mechanismus wärend der langen 
Sare feiner Predigttätigkeit ſich darftellen, mujsten „ala forgfältig gegliederte 
und geglättete, durch unübertreffliche logiſche Schärfe, Klarheit und ung 
ausgezeichnete Verſtandesprodulte dem SeN lechte, jeiner Tage, welches in ber 
Berjtandesbildung und in der Aufklärung des Denk» und Vernunftglaubens feine 
Befriedigung fuchte, durchaus willtommen fein. E3 fehlt in dieſen igten 

infichtlich der Darftellung an allem Anſchaulichen, Bildlihen, Poetiſchen; und 
as Bibelwort des Tertes wird aller fonfreten Form entkleidet, damit die ab- 
ftrafte, logiſche Gedanfenentwidfung der Nede damit harmonire. ind Klar 
und durchſichtig, aber auch Falt, unlebendig, se ift die Rede. Selten ift der 
sſchlag warmen Gefüls und bewegten Herzens zu verfpüren. Die Dispo— 
tionen Hd Muſterſtücke logiſcher Einteilung und — aber immer 
nach demſelben abſtralt logiſchen Schema bis in die ebenmäßig. abgezirkelten 
und gleichmäßig ſich abſtuſenden Unterabteilungen herunter ausgearbeitet, one 
daſs fie irgendwie organiſch aus dem Inhalt des Textes ſich ergeben. Das 
ema iſt meiſt ein nur loſe oder gekünſtelt an den Text angefnüpkter abſtrak⸗ 
ter Lehrſatz, deſſen Beweis oder Begründung dann in dem ſtreng logiſch einge— 
teilten und gleichförmig gegliederten Gewebe der Gedanken folgt. So einförmig 
wie die Dispoſitionen, find auch die Ausfürungen. Es iſt immer dasſelbe logiſche 
Muſter und Schema, nach welchem die Gedanken in ſcharfer Sonderung von und 
umtereinander, ſowie in ſtrengſter Ordnung neben und nacheinander, mit gleichem 
Schritt und Tritt, im gleich abgemefjenem Tempo würdig einherfchreiten. „Es 
kann nicht leicht, jagt Rothe, inhaltsvollere Predigten geben, als die Reinhard: 
fchen, und doch werden fie niemals geiftreih. Man ſieht niemals das aus fei- 
nem eigentümlichen Urquel herausfprudelnde Leben, fondern immer nur einen 
nach den Regeln der Hydraulik trefflich angelegten Springbrumnen, und darum 
fann man fi, ungeachtet alles des herrlichen Stoffes, der uns geboten wird, noch 
langweilen“. Reinhard jelbft gefteht, ex habe mit der Elokution feiner Predigten nie 


616 Reinharb 

ein Fönnen, —— ibſt in i ine Monotonie, 
ende Üngelenigeit nnd Aumutslofgtet bes Sluedruis ar (Orfänd 
— Das Ideal der — * * F * 54 ‚mit ——— 


logi — * 
— ** —— ge 





— — — ea etwas * fa em, Ve Seren 
Ei aus, a, die Lehrer des Nee 

















= ben N linden in 


i ung und Berftörung durch die — Kritik Zeugnis ab 
— der heiligen Schrift und ruft zu ihr als der —S 
Warheit, des Troſtes und des Lebens zurüd, 


Er erfüllt feine Aufgabe als Prediger mit — an ——— 
den Abfall in der Kirche vom Offenbarungs- um 
one des bafür eingeernteten Spotte8 und Hones zu — — 
Heuchelei auf, mit der man auch wol einmal Luther pries, aber die $ 
lehre von der alleinigen Gnade Gottes in Chriſto verwarf. Er — 
Abnahme der Kommunikanten, über die Entheiligung des S ie 
Profanirung — chriſtlichen Feſie durch ſündliche Vergnügungen und wilde * 
ſtreuungen. Er iſt entrüſtet darüber, daſs man zweifelt, nicht weil man e nen 
Anlaſs dazu hat, ſondern weil man zweifeln will, & acht demUnglanben 3 Leibe, 
der alles, was über die Sinne hinausgeht, für Lug und Trug hält. Er f Haufe 6 n 
fleifchlichen Sinn, der in Wiſſenſchaft und Leben nichts — — id, 6 18 
was gejehen und betaftet werden fann. Ju den Landtagspreb C 3 
Schäden des Volslebens, wie die Schäden der Kirche, in ihrer 2 Wurzel, in dem 
von Gott abgewendeten Sinn, freimütig und ſchonungslos auf, und gibt Mat, tolı 
allein zu heilen und zu helfen fei. — 
So waltete dieſer Mann bei allen Mängeln und Irrtümern in ſeiner thes 
logifhen Richtung und religiöfen Überzeugung feines Prebigtamtg und fi 
hoben kirchenregimentlihen Amts mit eralter Treue und Gewiſſ 


dem er unter ſchweren körperlichen Leiden jeden Augenblick fir — 





—— 


Gottes und der Kirche ſorgfältig ausnuhte und bei aller Kapitulation 

ſtandes mit dem poſitiven Chriſtentum mit dem heiligſten Ernte 1 
trug, daſs er der Sache des Evangeliums und der Warheit des — m höch⸗ 
ſten Ehren gehaltenen göttlichen Wortes nichts vergeben möchte, Sen bächt: 


> 
Ber, 
4 








Neinhard Reinigungen 617 
per —— daher höher in Ehren gehalten zu werden, als es gewönlich ge— 
eht. 


Quellen und Hilfsmittel: Von Neinhard ſelbſt: Geſtändniſſe meine 
Predigten und meine Bildung zum Prediger betreffend, Sulzbach 1810. 1811; 
Tzſchirner, Briefe, veranlafst durch Reinhards Geftändniffe, Leipzig 1811; Böt— 
tiger, Dr. F. ®. Reinhard, Dresden 1813; Pölitz, Darjtellung der philof. und 
theol. Lehrſätze R.’3, 1801—1804, 4 Theile; W. Gaß, Geſchichte der prot. Dog- 
matit, 1867, IV, 1305.; Hagenbach, Kirchengeſch. des 18. und 19, Jarhunderts, 
2. U. 1849; IT. 97 f.; Brömel, Homilet, Charakterbilder, 1874, IL,; R. Rothe, 
Gefhichte der Predigt, Bremen 1881, ©. 454; Nebe, Zur Geſchichte der Pre— 
digt, 1878, II. D. Erdmann. 


Reinigungen. I, 1: Bas ijt nad) dem U. T, verunreinigend; wie, 
wen, wie ftarf und wie lange verunreinigt es? 

A) Gewiſſe Tiere verunveinigen, wenn fie, fogar vorausgeſetzt, dafs fie 
correct gejchlachtet worden wären, von Menichen gegeſſen werden. Vgl. den Art. 
„Epeifeg pen. Hier ift nur Died zu erwänen, daſs die unreinen Tiere 
weder als Opfer (1 M. 8, 20), noch als Erftlinge (3 M. 27, 27; 4 M. 18, 
15), noch als Zehnter (3 M. 27, 32) Gott —— werden durften. Weil 
nicht auch die Berürung von lebenden unreinen Tieren verboten iſt, ſo beſitzen 
dieſelben den relativ geringſten Grad der Unreinigkeit. 


B) Das Abſtoßende des Siechtums der Wöchnerin (3 M. 12). 
Das Berunreinigende ift bei ihr nicht das Gebären oder Geborenhaben, jondern 
der Zuftand am ihr, welcher. gleicht der 7777 773 (v. 2). Dies iſt die Ab- 
fcheulichkeit de3 monatlihen Fluffes (jo auch zulegt Dillmann, Com, zu Er.-Lev, 
1880 3. St. und Mühlau:VBold in der 9. Aufl. von Gefenius’ Handwörterb. 
1882 j. v. 777). Denn beide hebr. Ausdrüce können nicht nur das Abſtoßende 
der Menjtruation bezeichnen, wie fih aus 3 M. 15, 19. 25. 33 ergiebt; fondern 
ed ift auch an fich nicht fo Be unmarjcheinfich, daſs der Geſetzgeber eine in dem 
12. Cap. nicht erwänte Sache zum Vergleich heranziehen und den allerdings auch 
befannten Zujtand einer Wöchnerin durch einen noch häufigeren Zuftand veran— 
haulichen konnte, Dieje Auffaffung wird auch weder durch den Ausdrud v. 2 
„entiprechend den Tagen“, ald wirde dadurch am natürlichiten die vorhergehende 
Beitdauer (7 Tage) und nicht die Art der Unreinigkeit begründet, wärend doch 
3 M. 15, 25 für die letztere Annahme fpricht, noch durch den Ausdrud dv. 5 
„Jo joll jie 2 Wochen 77:2 unrein fein“ unmöglich gemacht, denn diefer feht- 
genannte Ausdrud kann Abkürzung für „wie in den Tagen ihrer Unreinigkeit“ 
fein. So find diefe Stellen jedenfall auch vom Thargum „gemäh den Tagen 
des Abſcheus ihrer Unreinheit (v. 2)" und „gemäß ihrem Abſcheu (v. 5)“ umb 
von den LXX „xur& tag nuflpas ToU gworsuoo ng Apfögov auräs (v. 2)“ und 
„zar& nv ügpedgor avıng (vd. 5)“ verjtanden worden. Darnach ift im den ges 
nannten Yusdrüden m n73 22 und mnm:> nicht der Realgrund, weshalb 
die Wöchnerin unrein ift, enthalten, nämlich die Gefammtheit der Secretionen 
und Affectionen, die bei der Wöchnerin vorhanden find, fondern der Zuftand der 
Wöcnerin ift mit dem der Menjtruirenden verglichen. Darauf fürt nicht nur 
die Wal der Präpofition >, jondern dafür jprechen auch folgende 2 Erwägungen, 


Nämlich 1) werden von der Dauer der 7 reſp. 14tägigen (nad) der Geburt eines 
Knaben reſp. eines Mädchens) Unreinigfeit noch 33, refp. 66 (vgl. über den 
innern Grund diefer Differenz ©. 623) Tage unterschieden, wärend deren Dauer 
die Wöchnerin noch foweit im Neinigungsprozefje fteht, dafs fie nichts Heiliges 
anrühren darf. Alſo durch die Unterjcheidung dieſer 33, reſp. 66 Tage der 
mangelhaften Neinigfeit werben die eriten 7, rejp, 14 Tage ald Tage der Uns 
reinigfeit von befannter Stärke unterfchieden. Nämlich in den erjten 7, rejp. 14 
Tagen ijt die Wöchnerin pofitiv unrein, befigt ihre Unreinigkeit verumreinigende 
Kraft, wie der Zuftand der Menftruivenden. 2) Wenn die Unreinigfeit der 








ieht ausgefogt, wie —— * 


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gteit ſich— N ihre A der zu 
Kohn fi * Dr Zur 
de eb: N zgebers = 
Br —R ir 

































jeßbfenbeunnen 2 des menfätigen Körpı 
ee 


Nähe 

Anders ift der famm ang 19, 20; denn da ift das Sufam 2 ngle 
artiger Perſonen (eines Freien und einer Magd), und zwar | unit 5 
ergufs verbundene, die behandelte Materie, und siißerkafsen (im n 
von 3 M. 15, 18) it das Bufammentiegen der behandelte G genftant 
5,18. Sodann ift von größter Bedeutung der Umftand, dafs * en 
oder Lederftüd (3 M 15, 17) eö heißt: „worauf Samen tommt*, 1 Di 
dem Weibe (B. N die Berürung wit dem Samenergufs ar: ehe 
Alfo Kleid oder Leder werden nur dann verunreinigt, wenn 
bare Beriirung mit bem Samenerguf3 geraten, ein ned Bf 
dann, wenn es auch nur im mittelbare Berürung mit dem 
betroffenen Manne tritt, Die Bedeutſamkeit des erwänten U 
nicht durch die Bemerkung befeitigen, zwar nicht bei einem bei 
Lederſtück, aber wol bei einem das Lager mit einem vom € 
tafchten Manne teifenden Weihe verjtehe ji die unmittelbare X 
Samen von ſelbſt. Denn dies könnte man nur bemerfen, wenn fi 
rs a2 für fich allein ein mit gefchlechtlihem Umgang verbı 
liegen eines Mannes mit einem Weibe bezeichne. Dies ft 
fondern nur die Umftände des näheren oder ferneren Zufamn 
PR 320 (oder E3 328) erfcheint, geben dieſer Redensart die | 
—— Umgang verbundenen Zufammenliegend, So X 
10; 30, 15 f.5 35, 22; 39, 7 x. x. ber die Möglichkeit, dafs eim 
dom Samenergufs betro wird, ome seen Umgang mit | 


— 
An 
y aber 
N; —— 
har « 


Bett mit ihm teilenden be zw pflegen, iſt als eine dem ( 
feitzuhalten. Und V. 24 von 3 15 zeigt uns die anzu 
keit als Wirklichkeit, weil da der Fall angenommen wird, baf 
einem menjtruivenden Weibe das Lager teilt, und dies 
gebrüct ift, und dies V. 24 gar nicht das mit gefch 


Neinigungen ‚619 


dene Zufammenliegen bedeuten kann, da ein ſolches mit einer Menftruivenden 
ausgeübte Zufammenliegen nicht Ttägige Unreinigfeit de3 Mannes, jondern ge: 
mäß 3 M. 20, 18 Todesftrafe nad fihhzog. Die beiden erwänten Gründe 
entfheiden gegen die Meinung, daſs in 3M. 15, 18der geſchlecht— 
lide Umgang von Mann und Weib (der Beifchlaf) als verun- 
reinigend betrachtet ſei. Bol. Sommer S. 226— 228. Der letzte von 
Sommer gegen die Beziehung von 3 M. 15, 18 auf den chelichen Beiſchlaf vor— 
getragene Grund gewinnt aber erſt volle Bedeutung, wenn er mit dem Umftand 
verbunden wird, dafs der Gefehgeber gemäß feinem Ausdrud „wenn von einem 
Manne ein Samenergufs fortgeht“ (®. 16. 32) blos vom unbemwufsten, wenigitens 
ungewollten Fortfließen des Samen: (5 M. 23, 11 ff), alfo auch V. 18 nicht 
von dem duch beabjichtigten gejhhlechtlihen Umgang angeregten Samenerguſs 
redet. Ein Gegengrund gegen diefe Auslegung von 3 M. 15, 18 ijt auch nicht 
der von Dillmann (Com. zu Ex.Lev. 1880) 3. St. angeteutete Umjtand, daſs 
am Schlufs von V. 18 in dem Plural des Verbs nicht blos auf das Weib, fon- 
dern auc auf den Mann Rüdficht genommen fei, alfo in V. 18 nicht bloß das 
Weib als der neben dem fchon in ®. 16 f. genannten Mann, Kleid und Leder- 
ftüd erwänte neue Gegenftand der vom Samenergufs herrürenden Verunreinigung, 
fondern Mann und Weib ald an der in V. 18 erwänten Sache gleichmäßig be— 
teiligte Factoren erſchienen. Denn diefer Plural des Verbs erklärt fich natür— 
licherweife daraus, daſs bei der Erwänung der legten Confe welche der 
zufällige Samenerguf3 eined Mannes haben fan, nod) einmal die Unreinigkeit 
des vom Samenguj3 betroffenen Mannes felbft hervorgehoben wird. Die rich: 
tige Auffafjung von 3 M. 15, 16—18, wounach diefe Stelle nur vom umnmillkür- 
fihen Samenerguſs eined Mannes als primärem Thema handelt (wie Abenesra 
u 3 M, 15, 16 jagt: ren2 a5W, one fein Wolgefallen) und deshalb eine eins 

itlihe Größe bildet, ift jedenfalls auch von den Maforeten dadurch ausgedrüdt 
worden, daſs fie V. 18 nicht zu einem größeren Abſchnitte (parascha aperta), 
ja wicht einmal zu einem Eleinften Abfchnitte (parascha elausa) gemacht haben. 
Die andere Auffafjung, wonach 3 M. 15, 18 vom beabjichtigten Samenergufs, 
aljo vom Beiſchlaf handelt, fann nicht auß den LXX, aber jhon aus dem Thar- 
gum herausgelefen werden, weil es durch die Conftruction des 7287 mit dem 
Accuſ. dieſem Verb deutlich die fpezielle Bedeutung des conenbitus giebt. Auch 
Joſephus fagt c. Apionem 2, 24: „Fürwar fogar nad) dem geſetzmäßigen Zu— 
fammenfein eines Mannes und eines Weibes gebietet das Geſetz, daſs fie fi) 
waſchen.“ Und fo gilt bei den Juden die eheliche Beiwonung für verumreinigend 
(Hamburger I, 873; nichts beftimmtes jagt Grätz, Geſch. d. Juden I, 37). Die 
richtige Auffaffung von 3 M. 15, 18 hat Luther „ein Weib, bei welchem ein 
ſolcher liegt“, und dieſe Interpretation ift verteidigt worden von Sommer (1846) 
©. 225. Ihm haben zwar die Meiften, indem fie die gewönliche Meinung, die 
vorher 3. B. Bähr U, 454 f., Saaljchüß I, 245 vertraten, wieder gebilligt haben, 
wiberjprochen: Winer, Art. Neinigfeit; Keil, Arch. $ 56, 8; Kurtz, Geſch. II, 
285; Delibfch zu Pf. 51, 7, vgl. feinen Art. „Siündopfer* in Riehms WB, 
Nr. 7: Emald ©. 208; Scentel 5, 67; 9. Schul ©. 336 f.; v. Baudifjin 1, 
101; Kamphaufen ©. 1280*; Dillmann zu 3 M. 15, 18. Aber ausdrüdlich 
Fade A. Möhler ©. 416 f. und Riehm felbjt im Art. „Ehe“ feines HWE, ftill: 
chweigend auch Fr. W. Schultz ©. 241 der Auffaffung Sommers beigeftimmt. 
Und in der Tat wird dieje Auffaffung durd) 3 M. 22, 4—8 in ganz entjcheiden: 
der Weife geftüßt. Denn da find alle Dinge aufgezält, welche den Aaroniden 
verunreinigen, und ba ift z. B. zwar auch — genannt, „welchem der Same 
entgeht im Schlafe“; aber von dem, welcher den Beiſchlaf ausgeübt Hat, iſt nicht 
Die Rede. Und wenn Kamphauſen behauptet, Sommer bringe durch die —— 
daſs der Beiſchlaf dem Geſetze nicht als verunreinigend gelte, dasſelbe in einen 
eolofjalen und an ſich undenkbaren Widerſpruch mit der Praxis, welche wir bei 
den fraeliten aller Zeiten und bei vielen andern Bölfern beobachtet fänden: 
fo ift zu entgeguen, daſs man die relative Unftatthaftigfeit einer Handlung bon 
deren abjoluter Unftatthaftigfeit unterſcheiden muſs. Das U. T. felbft bietet 


7 


620 a 


en oa Denn t abjolut war 1 
Fiss von — — —— db, näm 
vor den Amtshandl ee ice * 10, 8—10). Ebenſo nun ‚war! 
welcher nicht abſolut verunteinigte, doch re ativ end, 































J önl iſe r * er 4 
— a — — SE 


urteilt Sat, aber eine Neinigung aus phy Stelle erinner 
nicht an das Gefep, weil nicht dabei fteht, dos Ga —— m ei is 
an den Abend. . 51, 7 „meine id; fin Sünben € 


+ 





beweift nichts gegen die hier verteidigte —— 3 M. 15, 18; den DE 
nr der den chelichen Beiſchlaf ausübenden Berfonen N ie 4. 
Accidenz bei demfelben, eine Eigenschaft, welche ihmen auch bei | 33 rer 
andern Handlungen ee en man 2 —* Beurteil | , 


uf 
er > 


ji x * * > »-) 


—* Stelle in meinem „Offenbarung sbegriff des x“ 1, ©. 185 
. B. Kamphauſen e3 undenkbar findet, dafs die Praris — Zire 
— eng zunüchſt zu Joſephus Zeit) vom Geſetze abwich, ect 
auch das Gebot der Händewajhung vor dem Ejjen einer directen ' 
U. T. (vgl. unten IH, 1)? Und endlich Handelt es ſich — was t 
wirklich lehrt, nicht darum, ob viele Völker den Beifchlaf als verum 
——— —— (über Babylonier und Araber — Herodot 1, 108; i 
eiter Porphyrius, de abstinentia 4, 7; bei den Öriechen 1 
——— nur ——* verunreinigend, vgl. Heſiod, hy x. 732 5.5; 
—— ber Beiſchlaf überhaupt eine Neinigung; Sueton, O 
b) Beim Weibe verunreinigt — a) der monatliche Fluſs 8 iM. 5, 
3) dad Weib jelbft auf 7 Gage, ebenſo jede Perſon, welche fie ; 
Dinge, mit denen fie in Berirung gelommen ift, und diefe Dinge berumt 
wieder jede —* berürende Perſon Tu und der Mann, weldher ihr£ 
wird auf 7 Tage unrein —; 4) der —— Blutfin ®, nd 
gleicht diefer ganz der regelmäßigen Menjtruation in Bezug auf den *— 
berunreinigenden Kraft (3 M. 15, 25—27). 

E) Totes verunreinigt. a) Der tote Körper — se 
reinen Tiere — — bei der bloßen Berürung und 
—— 8. 25. 28; 4 19, 22) für 1 Tag (3 M. 11, 30). Bon 

iechtieren verumreinigen acht bei ihrem Sterben aud) Sachen, 1 
fallen, aber nur nicht den Duell, oder die Eifterne und den —— 
obgleich das auf dem letztgenannten —— Waſſer (3 M. 21, 2 
Richtiger wol, als I urteilen (Sommer ©. 260 ff.), nn — riecht 
eine — Unreinigleit zugeſchrieben fei, ift es, mit Mei * 98 ur 

11, 29 zu ſagen, daſs über dieſe Kriechtiere nur 
es ‚gege re feien (v. 32—38), weil fie als in der 
wonend leicht in menfchliche Geräte hineintommen fünnen. b) 
per (dad Aas) der reinen Tiere, wenn fie jterben, vB 
fie nicht, und zwar et gefchlachtet. worden jind, verumreinige 
und beim Ejjen für 1 Tag (3 M. 11, 39 f.; 22, 8). c) Der 
(der Leihnam) eines Menſchen verunreinigt beim — 
(4 M. 19, 11), und der Leichnam überträgt feine verumreinig 
auf das Belt, und dieſes verumreinigt jede in RR eintretende 


a ie 


Heinigungen ori 


findliche Perfon und jedes nicht mit einem Dedel verfchlofjene Gefüs (B. 14 f.). 
Aber aud auf freiem Felde verumreinigt ein bom —* Erſchlagener, ein Ge— 
ſtorbener, ein Menſchenknochen und ein Grab für 7 Tage (B. 16). Sogar bie 
bei Totenverunreinigungen verwendete Aſche macht den, welcher fie bereitet, an 
ihren Aufbewarungsort bringt und fpäter anwendet oder überhaupt berürt, un— 
rein auf 1 Tag oder auch 7 Tage (B. 7 . 10. 21 j.; 31, 23 f.). Hierher ge: 
hört auch der verumreinigende Charakter eines heidniſchen Beuteftüdes 
(4 M. 31, 23), weldes auf 7 Tage verunreinigt (B. 24); denn es foll mit 
Sprengwafjer entfündigt werden, welches bei Totenverunreinigung angewendet 
wurde. Die Unreinigkeit der den Heiden abgenommenen Beute hängt aljo be- 
ftimmt wicht mit der Unreinigkeit zufammen, welche den heidnifchen Ländern an- 
haftet (Am. 7, 17); denn die leßtgenannte Unreinigkeit ift vielmehr Unheiligkeit, 
wie im nächiten Abthnitt genauer befprochen werden ſoll (S. 621). 

1,2: Was für einellnreinheit ift die der aufgezältenunreinen 
Erjheinungen (eine phyſiſch-üſthetiſche, oder eine religiös- 
ethiſche, oder beides zugleih?), und weldes ift die Quelle der 
Auſchäuung, daſs folde Unreinheit vorhanden ift? 

' nn der Charakter der oben behandelten Unreinheiten 
beſtimmt werden foll, jo müſſen folgende Bunkte ins Auge gejajst werden. a) Die 
Grundbedeutung des hebr. Wortes für „untein“, RaE. Gef. im Thef. ling. 
bebr. jtellte diejed Verb mit dem chald. 322, welches nad) Leby's Wörterb. zu 
den Tharg. „ſinken und verſenken“ bedeutet, fowie mit dent äth. tam&a zufam: 
men, welches nah Dillmanns Gloſſar zu feiner Ath. Ir ehe „intinxit, 
imbuit, immersit“ heißt. Und da der Zufammenhang diefer Wörter mit >29 „eins 
tauchen, einbrücen“ klar ift, fo ziehe ich diefe Etymologie des Ku derjenigen 
vor, welde Mühlau-Volck in der 9. Aufl. des Handwörterb. von Gef. (1882) 
vortragen, wonad) xx mit 2907 zufammenhängt und „eben, dicht, dunkel jein“ 
bedeutet. Mag man aber die ertte oder die zweite don den beiden Grundbe— 
Deutungen wälen, jo bezeichnet 820 von vornherein eine äußerliche, finnenfällige 
Unreinheit. Die Beahtung der Grundbedeutung des anD kann aber die Frage 
nicht entjcheiden, weil auch — b) der Sprahgebraud des wat ind Auge 

st werden muſs. Diefer weift dem at einerjeit3 entſchieden die Bedeu- 
tung phyfifch-äfthetifcher Unreinheit zu, Hef. 4, 12—14; 5 M. 23, 13—15, Auf 
der andern Seite bezeichnet and in feinem Sprachgebrauch ebenjo entjchieden die 
etbifche Unreinheit 3 Mof. 22, 4; Jeſ. 6, 5; Hef. 22, 5; Sad. 13, 2, Es hat 
aber die —— Verwendung des 820 einen noch viel weiteren Kreis, weil 
es als Merkmal oder Wirkung einer Reihe von Handlungen ericheint, welche 
auch „Öreuel* heißen. Dazu gehört die Schwächung einer Jungfrau (1 M. 34, 
5 2.52 M. 22, 15), der Beijchlaf mit einem fremden Eheweibe (4 M. 5, 13), 
mit einem menftrwirenden Weibe (3 M. 18, 19; 20, 18). Dies find verun: 
reinigende Handlungen (3 M. 18, 20), aber zugleich „Greuel“ (v. 29), gerade 
b, wie der Molochsdienft (v. 22), oder wie andere Ülbertretungen der Gebote 
otted (3 M. 19, 7; 20, 23). Und die Verſchonung des ſchuldigen Totſchlägers 
berunreinigt oder entweiht da8 Land (4 M. 35, 33 h): wie der Molochsdienſt 
(3 M. 18, 21); wärend andere Vergehen wieder ſchwächer find, wie wenn ein 
— vom Prieſteranteil ifst (3 M. 22, 13—15). Greuelhaftigkelt iſt 
auch die Burn der heidnifchen Länder (Am. 7, 17; daher nimmt Naeman 
Erdboden von Siraels Land mit 2 Kön. 5, 17—19, und daher weift ano Jeſ. 
35, 8; 52, 11 auch auf die Heiden als ſolche); denn rein ift Baläftina, weil bie 
Wonung des Offenbarungsgottes dort fteht, Joſ. 22, 19. Allein wenn auch im 
Spracgebraud; dad wumu bon greuelhaften Handlungen, alfo von Unmoralität 
(und zwar deren höchſtem Grade), auögefagt wird, jo kann ſchon a priori aus 
der Urt der Unreinheit diefer Handlungen nicht der Charakter aller Unrein- 
beit ——— werben. Bon dieſem Schluſs werben wir aber auch durch bie 
vorliegende Tatſache zurüdgehalten, dafs die Bollbringer der angefürten unreinen 
Handlungen nicht, wie die dürch die oben (I, 1) aufgezälten Dinge verunveinigten 





622 Reinigungen 


f ehe ——— — des Ausgeſchloſſenſelns aus ben 
m. 18, 29,20, 18). — 0) ( jomen 


4 —3 uch Be 9 er 
I de 65 Nas —— in der —— —* 
fraglichen Unreinheit wechſelt fein anderes Wort mit ihm; gl. ü 


J EAN es as Exemy 
Ku te aut 

ef ‚1; Sef. 59, 3; ED Be lage 21a Zef. 63 über 
Ip Ier. 8, 21; 14,2 2. Mit mar —— 
Unreinigkeit nur Ta 85: 1M. 7, 2. 83 63M. 23, 11; 1Sam. 2 
19, 12 ab übrigens blos noch Joſ. 22, 17; 2 Chr. ed 
Se. 22, 23; 24, 13). Indes wenn and bei, der. Gruwubbebe 3 des 
(zum Licht hervorbrechend, lichtglänzend) aus der Gleichung —* * 
ür das letztere die Bedeutung „dunlel, —5 ſcheint. 
a ste uud w wider Tb . ——— — Pr Pole Teint 
—— ) op je [mer eig dd En wie „ — f fo u - or | 

ke Ar zwi diefen beiden 
fchieden wird, a ab direkter Gegenjaß don ma it, ſo uni D 
es damit zugleich indivekter Gegenfag von WITPp (Heilig) it, De 

Neinigkeit und Heiligkeit, wie fie begrifflich nich uſamm 
3’. 10, 10: ef. 29,207 0 ui 2), io — gen 
een — — ——— und den nur 
hängigen Erſcheinungen, z. B. a Bea Reel STSELRE SE oftmal a: 
aud) Bag. 2, A indes die Reinigteit —* bie n Ru 
ein Faktor zur Aufrech a Heilig us BE . 19, 
22, 31;5 R. 14, 1) 7 wird Sr Be er Nein 
a 

1 te nm: 

06 nach dem X, aud) die phyfifdie oder bloß die fi (eig wee dir 




















W u ri 


a 


—— 


a 


Gottwolgefälliges ift, —— von anderwärts her * werben.) benfoi 
—* die BEE durch den Wedel von 820 und YrW —— Br DR. EB, 
d) Eine Enfeheibung —— —* die fragliche U it m 
ar PCR galt, wird aber durch fol Beo 
liche Unreinheit war nicht eine near 


vog bie gewönfichen A 
ichen Quellen der Unreinheit, wie Shmug, Staub, nicht in die Sphäre ber fr 
Unreinheiten gerechnet — ET veachten iſt 
a: —— des iſraelitiſchen Lagers (wie durch Totenunreinigle 
ch menſchliche ums —— wird 6 5 M. —L 
dei erh bes Boltes auch das Wafchen der leider 
DR das Wafchen die Grundlage der Weihe bei 
—— 86f. 213 —J A 


port der e Kör 
tive Unseiigeien, nämlih nur in unmittelbarer 
—— ichen Momenten und bei Übernahme des dire! 


— igen = 9. 20; beim Schleimflüffigen it Auf 
Fluſſes f * Reinfeit eingetreten @ ‚15, 18) und —* ei der 
(v. ber darnad) bie fragliche a ſiß 
I fe mit + — er vb * —— dem ( 
— 5 he oh pe er ung der vo 


Neinigungen 623 


eine gottesdienſtliche Handlung vollbradyt werden mujs (3 M. 12, 6-8; 14, 
195.; 15, 13. 29); vgl. ©. 617. 632. Bu beachten ift ferner, daſs durch dem 
toten Körper unreiner Thiere Duell oder Eifterne oder Satfeld 
nicht verunveinigt wird, und zwar jedenfalld nicht, weil bei ber Verunreis 
nigung 3. B. des Badofens durch ebendasfelbe Aas die Menfchen mehr Schuld 
trügen, fondern weil die Möglichkeit der Verunreinigung beim Quell ze. als 
wegen de3 jteten Sicjerneuerns des Duellwafjerd ſowie der Sat und wegen der 
Duantität des Ciſternenwaſſers faltiſch nicht vorhanden gedacht wurde. Gegen 
den phyſ. Charakter der fraglichen Unreinheit fpricht aber wiber dies, dafs die 
Seele verunreinigt wird durch den Genuſs der Kriechtiere (3 M. 11, 48). 
Und wenn auch der Umftand, dafs der tote Körper des Menjchen länger veruns 
reinigt ala das Aas eines Tiered, bavauf zurüdgefürt werden kann, dafs der 
natürliche Efel bei jenem größer ift und nicht darauf zurüdgefürt werden muſs, 
daſs der menjchliche Tod mit der Sündeuſchuld in Verbindung gejegt ift: jo 
ſpricht doc) wider gegen den Php. Charakter der fragt. Unreinheit, daſs die uns 
reinen Buftände des Weibes in ftärferem Grade dverunreinigen, 
als die des Mannes; vgl. die doppelt lange Zeit der pofitiven und der nes 
gativen Unveinigkeit nach der Geburt eines Knaben, vejp. eines Mädchens (3 M. 
12), ferner die parallelen Zuftände des unmwillfürlichen Samenerguffes des Man— 
nes und bes monatlichen Flufjes des Weibes, von denen aber jener bloß für 
1 Zag, diejer für 7 Tage (3 M. 15, 18. 24) verumreinigt. Denn da fich troß 
Aristot., Hist. animalium 6, 22; 7, 3 und Hippocrates, De natura pueri, cap, 
5. 9 (Bähr I, 490 nach Grotius zu 3 M. 12), welche behaupteten, bei Knaben 
dauere der Blutergufs 30, bei Mädchen 42 Tage, dieſe Differenz des bei ber 
Wöchnerin auf die Geburt eines Knaben oder eines Mädchens folgenden Zuftan- 
des nicht erweifen Läfst: fo find fchon die angegebenen Vorſchriften deutliche Be: 
eife davon, daſs im U. T. dem männlichen Gejchlechte ein fuperiorer, dem weib- 
I Geſchlechte ein inferiorer Grad der ja überhaupt nur relativen (1Moſ. 8, 
fubjeltiven Gottesnähe des Menfchen zugeſprochen ift. Ebendarauf füren 
auch 5 Mar andere unfehlbare Spuren; vgl. 3 M, 7, 6 bi 14, 13; Spr. 7, 
75; 1M. 3, 1ff.; Jos. Bell. Jud. 2, 8,2; Mijchnah Diddufchin 4, 12—14; 
Delitzſch, Jüd. Handwerkerleben 2. ©. 40 f.; Chriftenthfum und jüd. Preſſe 1882, 
.„ 30. — e) Eine Entfheidung wird wider nicht durch die Betrachtung der 
„durch welche die Unreinigkeiten befeitigt werben, erzielt. Denn das Wa: 

chen oder Abjpülen mit Wafjer jowie das Abjengen mit Feuer weifen auf äuf- 
ferliche Unveinigkeit hin, ebendarauf das Verbrennen und das Zerbrechen, aber 
e3 ift auch wider altteftamentl. Idee, daſs auch Tiere und Dinge mit unter der 
moraliihen Berwerflichfeit von Menjchen leiden müſſen (2 M. 21, 29; Hof. 6, 
17). Endlich die gottesdienftlihen Handlungen, welche man bei der Reinigung 
von ber fragl. Unreinheit vornahm, geben keinen felbftändigen Aufſchluſs über 
die jet zu beantwortende Frage. Denn zwar fteht es feit, daſs Sünd- und 
ldopfer nur bei faftifcher oder vorausgeſetzter, obgleich nur duch unabficht- 

liche Geſetzesverletzung bewirkter Anweſenheit von Schuld dargebracht wurden, 
aber wir müffen doch von der Anordnung don Sünd: und Schuldopfern ald Rei— 
nigungsmitteln aus erſt weiter rückwäärts fragen, ob biefe Sünd- und Schuldopfer 
wegen Verlegung von Beltimmungen über pbyf., oder von Beitimmungen über 
moralifche Reinheit für nötig in Iſrael gehalten worden feien. Alfo könnten wir 
von diejen Opfern aus nur auf die ©. 622 gefimdene Erkenntnis rekurriren, 
et ber gewönlichen Neinlichkeit gemäß dem A. T. nicht für immer 

‚überall, fondern nur in gewiffen Lebenslagen und Ortlichkeiten direkt mifs- 
fällig vor Gott war; entfcheidend war aud) noch das über weibliche Unveinigkeit 
Gejogte ©. 623. 

Das Refultat tft alfo, dafs die oben (I, 1) aufgezälten Erſcheinungen 
nicht wegen phyſiſcher oder äfthetifcher, alfo micht wegen Trmfich warnehmbarer, 
das Leibesleben fchädigender und die Sinneswerfzeuge umangenehm affizivender 
Unfauberkeit, jondern weſentlich ey einer andern Dualität für mmrein erflärt 
worden find; alfo weil ihnen eine Abnormität höherer, unfinnlicher Art anhaftet, 
















AUbnormität des Trä — = — 

a ein; ie — "ni ch 
pſychoiogiſche Immmoralität. Denn ſolche ift 
chnet worden 





den. } ” nrein“ ive den. 
a. PH ine. a), — ra Toren 


viirung kommenden Perjonen usdrüdtich. —* gel (S.621) 


* —— * 9, — icht — — — 
e 
Mir 1a — wird De wie mie ei leider (vie, 
giöfe D Wegwerfung gebraucht. Lu 
B — Er * Duelle der Anfhauung, dafs d 
nannten Dingen et ————— — ua 


den —— igen die erwänte Unreinigkei 
bajs die gen ihen Ireigioint nur el 


* Die innere Duelle diefer Anfhauung. b 
darüber nur ofen IE (6. 628 indem e3 bei den —— Ti 
auch FRI wechſeln läjst (S. 622), alſo die Unreinheit dieſer F 

ſamm bri flößen. Obgleich ei de 
—— a — ige na ven > * auf den abſt = | 
drud | Dnotsieies 5 ‚ welden fie auf Empfindung und Gefil (vgl. über e 

iefer beiden egriffe Nahlowsly, Das Gefühlsteben, 1862, ©. — 
ri M können wir zahle, jened -7P@):aud ‚uu) te Mer dategı 

De a a ee — 
— den Yroaud) Ba nei. Or Grauen mit halten ir 


ene Erſche 

at d. h. die en woraus die Anjhauung von db 
ſchen * t a A aachen floß? — — — 
—— Ph gi, fo muj3 man ihn indiveft aus ihm zu ge J 
fiens verſ Man muſs auf den im U, T. —— — 
des en „ei aftpeiföe Uneinkeit” Biden, um 
vielleicht in der dehnung und den Merkmalen Dies 
punkt verborgen liegt, aus welchem gerade die in I, 


für ethifch-üfthetifch unrein galten. Die Möglichkeiten diejes Geſichtspunktes find 
nicht zalreih. Denn es ift zwar nicht von vornherein die Meinung ausgeſchloſ— 
fen, daſs bei allen einzelnen ethijch-äfthetiich umreinen Erjcheinungen, oder we— 
nigſtens bei den Hauptgruppen derfelben (unreine Tiere — geſchlechtliche Zu- 
ftände — Ausfag — Tod) aus je einen verfchiedenen Gefichtspunkt die Anſchau— 
entitanden jei, daſs fie eine Unreinheit höherer Art am fich trügen; indes zu 
dieſer Meinung werden wir doch nur greifen, falls fich gar nicht für alle ethiſch— 
äſthetiſchen Unreinheiten ein einheitlicher Gefichtspunft, von weldyem aus be» 
trachtet jie in die Kategorie diefer Erfheinungen gerechnet wurden, auffinden läfst. 
Dei der Nachforſchung nad einem folchen einheitlichen Erflärungsgrund aller 
ethiſch⸗aſthetiſchen Unreinheit bat man an folgende Möglichkeiten gedacht. — 
1) Die fragl. Unreinheit foll eine gewönliche phyſiſcheſgeweſen 
ein. 63 ih erflärlich, dajs die Vertreter diefer Meinung deshalb, weil fie die 
uswal der beftimmten unreinen Erjheinungen nicht begründen konnten, fondern 
aus Willkürlichkeit herfließen laffen mufsten, den fehlenden Grund d einen 
befondern Zwed diefer Auswal von Unreinheiten zu erſehen ſuchten. So haben 
Die einen (wie Maimonides, Moreh nebukhim 3, 47; Hei, Geſch. Mofis, IV, 
4, 386 ff.) die Sache fo dargeftellt, ald wenn die mit den fragl. Unreinheiten be 
haſteten Perfonen ſich nur nicht der Wonung Gottes hätten nahen dürfen, um ihn 
nicht durch Unanftändigkeit zu beleidigen. Die andern meinten, durch die Rein: 
heitsgeſetze habe Iſrael als ein von anderen Völkern getrenntes , gottgeweihtes 
Dargejtellt werden jollen. So ſchon Tae., Hist. 5, 4; fo auch Rabbinen, vergl. 
den von Hamb. I, 874 citirten Ausſpruch aus Derech erez sutta, ae 4 
[mlrlmma]>> nno mem norn, d. 5. der Anfang der Unreinigfeit it die Türe 
um Götzendienſt; fo aud) Spencer I, cap. 8, 2, 2; nod) von Eölln, Bibl. Theot. 
836, I, ©. 383; Hitzig ©. 98 f.; Ritſchl, Nechtf. II? (1882), ©. 91. Aber da 
ift die fragliche Unreinheit mit der Unreinlichkeit foordinirt, welche ihrerfeits frei- 
lich nur relativ, nämlich für das Nahen zu Gott verboten war. — 2) Die 
fragl. Unreinheit foll eine befonders intenfive vhnfiie gewe: 
fen fein. So «) die, welde Nüdfihten der Gefundbeitspolizei (Michaelis IV, 
& 207 ff.; Saalfchüß I, 217. 253), oder Furcht vor Anjtedung (Winer I, 319) 
die Duelle ber jragl. We ellung fein fafjen; 8) die, welche Ekel (Win, 
I, 319), oder natürlichen Widerwillen (Nnobel, Com. zu Ex.-Leb. 1857, zu Lev. 
11—15), oder einen injtinktiven Abjcheu (Graf Baudiffin S. 101; Ewald ©. 192 
verbindet Grund « und 8) als urfprüngliche Duelle diefer Vorftellung feithal- 
ten. Dieſen Gelehrten ijt immer wider zu entgegnen, daſs bei ihren Annahmen 
auch andere, und zwar fehr anſteckende und jehr ekelhafte Krankheiten (vgl. die 
Beit!) in den Kreis der fragl. Erſcheinungen hätten aufgenommen werden müjjen. — 
3) Die fraglide Unreinheit foll eine veligidssethifhsäfthetifdhe 
ewejfen fein, weil „die beiden Faltoren des endlihen Seins, Ge- 
Burt und Tob, Erzeugung ımd Verweſung, Entftehen und Vergehen unter den 
ſchen Gefichtspunft, nämlich in den Gegenjag zum abſolut Heiligen und da- 
t in die Sphäre des Sündlihen und Unreinen fallen” (Bähr N, ©. 462), Aber 
a) ſchon aus logifhen Gründen ift dieſe Aufftellung zu verwerfen, weil zwei 
fte nicht dadurch innerlich oder fachlicd; verwandt werden, daſs fie zur Ent- 
widelung einer und derjelben Erjcheinung gehören, fondern troß diefer Außer: 
lichen oder formalen Verwandtſchaft doch im fachlicher Hinſicht einander ſehr un— 
änlich, ja entgegengejeht fein können. So find aud) Geburt und Tod, Erzeugung 
und Verweſung nicht ſchon deshalb material verwandt, weil fie das Ende und 
den Unfang des Lebensprozefjed ausmachen. 4) Auch der empirische Tatbeftand 
der hebr. Neinigkeitögefege fpricht gegen Bährs Aufftellung. Denn wenn die Ge: 
burt als verumreinigender Gegenpol des Todes verunreinigend gewefen wäre, fo 
hätten die Neugeborenen gereinigt werben müffen. Daſs davon aber in den alt: 
teftamentlichen Reinigkeitögefegen nicht die Rede ift, hat richtig auch Maimonides, 
Mor, neb. 3, 37 gegenüber fpäterem, abergläubifchem Gebaren der Hebammen 
betont. Die vorgebradten Argumente gelten aud gegen Kurt, Opfere., ©. 367; 
9. Schul ©. 336 f. und hler $. 142, welche im wejentlihen an der-Aufftel- 
Neal⸗Encytl. für Theologie und Kirdye. XIL 40 


Reinigungen 


626 
Item. — 4) Die fragl. Unreinheit ift eine religi 
RR — weil fie als ee oder — Wir | 
— galt. So Sommer ©. 243 J * 8673 nalen, ©. A 
; Dillmanı *F M. 11—15; l — 









gegen Sommer einwandte, die bei deſſen — zugrunde 
vom Tode feineswegs in dem [bon Sommer vorausgeje 


T chdringe ehten 
Grade u ifrael. dogmatische —— As Op lei ziemlich ifolirt im 
fo ift e8 jegt (vgl. nur H. Schul ©. 336; Ohler $ 77) befier —— 
tiefgreifend im U. T. der Gegenfa zwifchen dem heilig-lebendigen Dee 
dem durd) die in der Sünde “ nde Krankheit herbeigefürten Tode 


n Richtung des U 
ht entfernt (ei ©. 220 —* In bewußſstloſen, — 
F 


weder ausgefloſſenes noch zurückgebliebenes Blut genießen durfte, auch 
Tiere als ht eßbar erheinen mufsten, welche andere in * Blu 


ag un Tode anlangt, fo urteilte Sommer ©. 248f, mit — daſs, 
ſchon bei den rößeren Sonbtieren zu den gen feines gehört, —— 


e | | 
* Tiere die —— auf den Tod das Motiv, 58 es 


Rainphaufen ©. ee — das Ans (eich der Leichnam — el: 


Hi ch rgeno 
Bier foldhyes nicht on fich trägt, Mi one weiteres in die Klaſſe des 1 = 
Die aus dem U. T. ſelbſt gefundene innere Duelle der on d 
ethifceäfthetifchen Unreinheit Dird auch nicht durch eine den 1, Ei 
aufgefunbene innere Duelle diefer Vorftellung berbrängt, weil es h 
b) eine äußere Quelle der Me en Anſchauuug bon ber 
etbifheäfthetifhen Unreinheit außerhalb des U. T. nicht bei 
dieſes Urteil begründen zu können, muſs id) vorher 24 








a 


Neinigungen 627 


a) fejtitellen, jeit wann es die Vorftellung bon miasabaetie 
st Unreinheit in Sfrael gab. Darüber geben und bie ſicher datirten 
Prophetenfchriften des U, T. folgenden Auffchlufs. Dabei find die Stellen, wo 
unrein — greuelhajt (vgl. ©. ea alfo bloß a en unrein ift, als nicht 
wumittelbar hierhergehörig in edige Alammern eingefchloffen. (Amos: Unrein 
iſt Nichtpaläftina 7, 17]; Hofea: Unreines wird Sfrael efjen in ie 9, 3%; 
[wegen Srreligiofität und Immoralität ift Sfrael untein 5, 3]; icha: Un- 
reinigfeit — Greuelhaftigfeit wirkt Verberben 2, 13; Sefaja: Das Iſrael der 
—* eit wird feine jrüheren Gögen für unrein erklären 30, 22]; Seremia: 
ie Safer Serufalems follen werden wie der jet verumreinigte Ort des Apr 
pheth 19, 13. Dieje Verunreinigung war durch Joſia 2 Kön. 23, 10 ern 8, 
da er in den Gtäbten Judas überhaupt (v. 8) die Höhen unrein gemadt atte, 
nicht durch phyſiſche Unreinheit zuwege gebracht worden (wie 2 Kön. 10, 27), 
jondern wie beim Altar zu Bethel, deſſen Verunreinigung ganz änlich bejchrie- 
ben wird (2 Kön. 28, 15 ff.), durch Totengebeine [Yfrael hat durch Götzendienſt 
ſich ſelbſt 2, 23 und fein Land verunveinigt 2, 7; 7, 30; 32, 34; Klagel.: Uns 
rein durch Bluttat 4, 14 |]; bei — kann man die Stellen parallel zu 
oben I, 1 ordnen: Speiſe, deren Backfeuer anſtatt mit Tiermiſt mit menſchlichen 
Ererementen genärt wird, ift unrein 4, 125; die Menftruirende mit ihrer Une 
reinigfeit erwänt 22,10; die Unreinigfeit des Landes mit ihrer Unreinigfeit ver— 
ichen 36, 17; Was und Berrifjenes unrein 4, 14; Jahwehs Haus wird durd) 
otengebeine verunreinigt 9, 75 43, 7; Prieſter dürfen fih nur an 5 Toten 
berumreinigen 44, 25 das Heiligtum und Serufalem iſt unrein dur bie An- 
wejenheit der Gößenbilder 5, 11; 14, 11; 20, 7. 18. 30 f, 43; 22, 3f. 15; 29, 
7. 13. 30. 38; 836, 175.; 43, 7; das alte Serufalem unrein wegen Blutichuld 
24, 9. 11; Unveinigfeit und Abfall nebeneinander 39, 24; das Weib des 
ſten duch Ehebruch verunreinigen 18, 6. 11. 15; 22, 11; Gott erklärt Sirael 
für unrein wegen ihrer Sünden 20, 26; Gott will aber Iſrael reinigen 36, 25. 
29; 37, 23; endlid) iſt noch bemerkenswert, daſs die Seele durch Unreinigkeit 
verunreinigt wird 4, 14]; Heſ. Eagt auch, dafs die Priefter bisher den Unter: 
ſchied von Rein und Unrein vernachläffigt Haben 22, 26 und ftellt die Einprä- 
ng dieſes Unterjchiedes ald Aufgabe der Prieſter ie 44, 23; Deuteroje> 
fa ah: Kein Unbefchnittener und Unreiner ſoll mehr kommen durch Serufalem 
‚52, 1; „Unreines berürt nicht!“ v. 11; fein Unteiner im Lande in ber 
fianifchen Zeit Def. 35, 8; Haggai: Tote verumreinigen gemäß Priejter- 
ausſpruch 2, 13. One litterarhiitoriihe Gegner zu befommen, können wir aber 
auch aus den nichtprophetiichen Schriften folgende Ausſprüche als vorexiliſch be— 
mm Im Bundesbuch fommt nur dies vor, daſs ein von einem andern 
ind getöteted Nind halbirt werden foll 2 Mof. 21, 35f., aber fleisch, welches 
auf dem Felde zerriffen gefunden wird, fol nicht gegeffen, fondern dem Hunde 
borgeworfen werden 22, 30, Auch der Jahwiſt erwänt in der Sündflutgejchichte 
ben Unterfhied von reinen und unreinen Tieren 1 M. 7,2. Deuterono:> 
mium: Öejeb von ben unreinen Tieren 14, 3-20; die Lehren der BPriejter 
über den Ausjah find zu befolgen 24, 8 f.; wem in der Nacht etwaß, d. h. un— 
willfürfiche Samenergießung widerfärt, ift unrein für 1 Tag 23, 10f.; Aas foll 
der Iſraelit nicht efjen 14, 21; die Toten find verunreinigend 26, 14; ein Ges 
nkter verunreinigt dad Land, wenn er über Eonnenuntergang hinaus hängen 
eibt 21, 23; und nicht minder ift der ethifch-äfthetifch Unreine gemeint, wenn 
es heißt, daſs der Unreine wie der Reine efjen foll vom Segen des Landes, fich 
alfo der Narung nicht zu enthalten braucht 12, 15. 22; 15, 22; aber der von 
Tranerflage und überhaupt der von Unreinigfeit Exgriffene darf nicht vom Gott: 
geweihten (dem Behnten) eſſen 26, 14 [unrein — greueldaft ijt ein von ihrem 
eriten Ehemanne entlaſſenes Weib, nachdem es wider —— hatte und wider 
entlaſſen, oder Witwe geworden war, fir den erſten Ehemann geworden 24, 4; 
{. darüber Oimchi im Wurzelb. s. v. 820]. Demnad haben wir vorezilifche 
n bor und, wenn fchon die Mutter eined Nafirkerd nichts Unreines eſſen 
joll Ri. 13, 4. 7. 14 (wie der Nofirder felbjt duch Totenberürung fein Haupt, 


40* 


Neinigungen 629 


keitövorftellungen, aber gleich wider in folher Ausdehnung, dafs fle nicht die un— 
mittelbare Quelle der alttejtl. Vorjtellungen genannt werden fünnen. ji En: 
Nedim berichtet in feinem Fihrift über fie: Verboten ift ihnen der Genufs des 
Kameels, derjenigen Tiere, welche Schneidezäne in beiden Kinnladen haben, wie 
des Schweined, de3 Hundes und des Eſels. Vom Geflügel genießen fie feine 
Tauben und feine folhen Vögel, die Krallen haben, von den —— feine 
Bonen und feinen Knoblauch, auch zum Teil nicht Phaſeolen, Blumenkol und 
Linſen [opfern am meisten Hähne, auch Menjchen; Chwolj. II, 8. 142 ff.; haben 
entweder nur, oder fait nur Holocaufta ©.8, 89— 93; die Befchneidung fie 
nicht aus). Sie halten fich auch fern von jedem, der die Krankheit des weißen 
Ausſahes, oder die Elephantiafis, oder auch ſonſt eine anftedende Krank— 
beit hat. Sie find verpflichtet, nad) einer Samenbefledung und nad) der Be— 
rürung mit einer Menftruivenden, von der fie auch gar abgefonbert bleiben, ſich 
zu waſchen und die Kleider zu wechfeln (Maimonides, Mor. neb,. 3, 47; Munk, 
Le guide des &gares, tome III (1866), p- 389 8q.). Verboten ift ihnen der Ge— 
nuf3 derjenigen Tiere, welche nicht gehörig abgejtochen find, d. 5. denen nicht 
Halsader und Kehle durchſchnitten ist. Wafchung ift auch nach Totenberürung 
geboten, Der Opfernde darf wärend des Tages feiner Opferbarbringung nicht 
in die Tempel eintreten. Mein Gebet tft bei ihnen zuläffig außer im Buftande 
der Reinheit — I, 6. 9 f. 70f. 98—115. 445. 718). Bei den Sfa— 
biern (Täufern) in der Nähe von Bagdad, welche ſelbſt jih Mandäer nemten, 
gibt es verbotene Fleisch; wird die Wöchnerin einen ganzen Monat. lang durch— 
aus ifolirt, befommt ihr Efjen für fich ꝛc,, weil fie wärend diefer Zeit als den 
Angriffen der Dämonen ausgefeht gilt; werden aber anftedende Krankheiten nicht 
gefürchtet (wenigſtens aus Pietät gegen den Todkranfen nicht), muſs nad) uns 
beabfihtigter nächtliher Samenergiefung nit bloß dev Mann, fondern auch die 
das Bett mit ihm teilende Ehefrau eine Wajchung vornehmen; ift die Menftrus 
irende umrein; macht der Dienſt bei Begräbnismalzeiten Bäder erforderlich; find 
die fremden unrein; vgl. Sioufli, La religion des Soubbas (Paris 1880), p. 75. 
77. 83 sq. 121. 124 sq. Die Syrer enthielten ſich warſcheinlich alle, wars 
fcheinlich nicht bloh die Priefter, wie Elagabalus, des Schweinefleifches (Dio Cas- 
sius 79, 11, vgl. Lucian de dea Syr. 54). Daſs Tauben in ganz Syrien nicht 
gegeſſen und göttlich verehrt wurben, Togt Hyginus (fab. 197); vgl. weitere Zeug— 
—9 bei Chwolſ. I, 107. Auch die Kanganiter aßen kein Schweinefleiſch 
(Herodian 5, 6. 21; Winer 2, 437), aber aus der Wal der Opfertiere, von des 
nen der Tarif von Marfeille Stier, Halb, Widder, Lamm, Biegenbod, Biege, 
Hirſch, Hirſchkalb und Vögel, zame ſowol als wilde, aufzält (Schröder, Die phö— 
nic. Spr. 1869, ©. 242), läſst ſich wenigftens in Bezug auf die Vögel eine 
ftimmte Abweichung der Kanganiter von den Hebräern in der Unterfcheidung der 
reinen und der unreinen Tiere erfchließen. Aber nicht bloß daraus ergibt ſich, 
daſs die Kanaaniter nicht den Hebräern ihre Reinigfeitsvorftellungen beigebracht 
haben (vgl. m. Offenbarungsbegr. I, 62—69), fondern die Kanaaniter opferten 
auch Menfchen, Hunde und Schweine, obgleih nur bei außerordentlidyen Gelegen- 
—— (Mobers, Phön. Texte, 2. Theil: Das Opferweſen der Carthager 1847, 
. 41). Die Araber veradteten jhon vor — das Schwein (Winer 
2, 437), und in Bezug auf den Beiſchlaf fügt Herodot zu den Bemerkungen 
über die Babyl. (f. ob.): „Eben diefe Dinge tun auch Araber“. Dafs aber He: 
xodot don wirklichen Arabern vebet, it gegenüber Movers bewiefen worden von 
Krehl, Über die Religion der vorisl. Araber, 1863, S. 30—34. Obgleich andy 
bei den Bebuinen — dem Schwein noch Leichname und Blut für verunreini— 
gend gelten (Sommer ©. 322), jo kann doch nicht behauptet werden, daſs Grund— 
ſatz und Einzelheiten der altteftl. Unreinigkeitsvorftellungen durch die Hebräer 
einfach von En ſemitiſchen Verwandtſchaft ererbt worden fei. Ebenſowenig end» 
Lich haben ſich die Hebräer bei ihrem Aufenthalt in Ägypten ihre Reinigkeits- 
vorfhriften nach Grundlage und Aufbau angeeignet. Denn die Äghpter ſcheuten 
fi vor dem Genuffe der Tauben, fchrieben Unreinheit auch Pflanzen, wie dem 
Hülfenfrühten, den Zwiebeln, jowie dem Meere zu, nahmen Reinigungen auch 


Neinigungen 


630 
außer nad nächtlicher Pollution und Beiſchlaf vor und Haben Grab und Tot 
at F unvein angeſehen ra S. 278-299). | > 
ent demnach in Betreff der äußeren Herkunft der alttejil 
Neinigkeitsidecen anzunehmen ift, dafs in ihnen teilmweife alt: 
ererbtes Material nah einem von der —— Offenbarurg dar 
gebotenen Grundſatz vergeiftigt und ergänzt worden Ben - 
noch die Frage beantwortet werden, weshalb — als von den Früheren, 
von Heſekiel, die Ba nn BEILERGEN hervorgehoben worder 
find. Wenn aber die ©. 627 dargebotenen Angaben zeigen, daſs in den proph. 
Schriften die Beziehungen auf die Unveinigkeitsidee immer mehr zunehmen 
wird man — daſs dieſelbe Urſache (nämlich der wachſende Ernſt der 2 
regierung Gottes ſeit Jeſajas Auftreten), welche zur tieferen Sündenerkenntnis 
und ſtärkeren Betonung der Sünopfer ꝛc. gefürt hat, vgl. m. Offenbar 
I, ©. 348ff., auch die mit Sünde umd Tob — — 
vorſtellungen in den Vordergrund des Denkens der ifrael. Gemeinde überhaup 
und ſo auch insbeſondere des aus den Prieſterkreiſen von Gott zum 
berufenen Heſeliel gedrängt hat. Vgl. m. Offenbarungsbegr. I, S. 148 f.; Dil 
mann , Über die Herkunft der urgefhichtl. Sagen der Hebr. [Berichte der Arad, 
zu Berlin 1882], ©. 3. 
I, 1: Welche Reinigungen wurden zur Bejeitigung der 

ce angewendet? — Bei A) gibt es feine Reinigung. - 

i B: die Wöchnerin wird nach der Leiftung des durch die Vergl hrer 
7, reſp. 14 erſten Tage mit der Menftruation geforderten Waſchens ihrer felbi 
fowie ihrer Kleidungsſtücke von ihrer pofitiven Unreinigkeit, von ber Eigenſcheft, 
dafs fie verunreinigende Wirkung auf Dinge und Perfonen ausübt, befrei: 
ihre negative Unreinigkeit, d. h. ihre ein bon ber He 
tums und alles feines Zubehörs, wird erjt Durch Darbringung eines järigen Bam- 
mes als Brandopfers und einer jungen Taube oder-einer Turteltaube all 
Sündopfer aufgehoben (3 Mof. 12, 6f.). Die arme —— fann aud) j 
eine Turteltaube oder je eine junge Taube als Brand- und Sündopfer gebe 
6 8). — Bei C: Wer bloß unechte Spuren des Ausſatzes an ih ezeigt bat 
oll bloß feine Kleider waſchen (3M. 13, 6. 34). Ausſähzige Mleidungsftür 
find Durch Feuer zu vernichten (v. 52. 55. 57); aber 9 
unechte Merkmale des Ausjates gezeigt hatten, find nur zu wafhen ( 

















(de mei 


fiebenmaliger Sprengung nach dem Beiligtum * —— worden iſt —* 
ndopfer verwendeten anderen Lamın 


3 ‚1130: 
den (v. 48—53). — Bei D, a, a: Der vom Schleimflufs wider geinnb geimen 
dene Mann wäſcht feine Kleider nnd feinen Leib mit lebendigem Wall x und fd 
durch den Priejter don zwei Turteltauben oder zwei jungen Tauben die eine a 


Eünd: und die andere äls Brandopfer darbringen (3M. 15, 13—15). 








Reinigungen 


631 
diefem Kranken direkt oder indirelt verunreinigten Perfonen u bloß ihre 
Kleider und ihren Körper zu wafchen (v. 5—11). Unter den bon verunrei⸗ 
nigten Geräten werden die irdenen zerbrochen, bie hölzernen mit Waſſer ab: 
geipült (v. 12). Bei D, a, 8 fol die durch unwilllürl Samenergufs be- 
wirfte Unteinigfeit bei den Perjonen durch Waſchung des Leibes, bei den davon 
betroffenen Kleidern oder Lederſtücken durch ——— werben (3 M. 
15, 16—18). Bei D, b, «a, alfo den menftruirenden ‚ find für dieſes ſelbſt 
feine Reinigungen angegeben, fondern nur gejagt, daſs die von der . 
den indireft verunreinigten Perjonen ihre Kleider und Körper wafchen follen 
(3 M. 15, 215.). Weil aber der aufergewönliche Blutflufs eines Weibes (D, 
b, 5) nur al3 eine vom regelmäßigen Blutfluſs temporell verfchiedene, aber mit 
ihm im Grade der verunreinigenden Kraft und in den berumreinigenden Wirs 
lleiche Erfcheinung angefehen wird (v. 25 f.), fo iſt als Meinung des 

e anzunehmen, daſs für das menſtruirende Weib dieſelben Reinigungen 

gelten ſollen, welche für die am unregelmäßigen Blutfluſs leidende Frau borges 
fchrieben werden. Diefe find, dafs das blutflüffige Weib 7 Tage nad Stilljtand 
ihres Blufluſſes durch Priefter von zwei Turteltauben oder zwei jungen Tauben 
die eine ald Sünd- und die andere ald Brandopfer darbringen laſſen ſoll (v. 
29 f.) Bei E, a: Wer ein Aas von unreinen Tieren trägt, foll feine Kleider 
waſchen (3 M. 11, 25. 28); hölzernes Gefäß, Kleid, Sad oder Gerät, auf wel- 
ches ein Aas jält, ift biß zum Abend in Waffer zu tun (v. 2) irdene Ges 
füße, Dfen und Keffel find zu zerbrechen (v. 33. 35). Bei E,b: Wer 
eim Mad von reinen Tieren trägt, ſoll feine Kleider waſchen (3 Mof. 11, 
40). Bei E, c, alſo bei Totenberumreinigumg: eine rote, fehlerlofe, noch un: 
eingefpannte Kuh jol vor dem Priefter gejchlachtet, von ihrem Blute auf das 
Heil fiebenmal gejprengt, dann die Kuh, wie fie ift —— Fleiſch, Blut 
und Mift), verbrannt und dabei vom Prieſter Cedernholz, Yop ſowie Karmeſin— 
wolle auf die brennende Kuh geworfen werden (4 M. 19, 1—6). Die davon 
gewonnene und an einem veinen Orte aufbewarte Aſche joll, in lebendiges d. h. 
fließendes Waſſer gefhüttet (v. 17), Waffer des Abſcheues, db. 5. das zur 
Befeitigung von Unreinigfeit beftimmte Waſſer fein (v.9). 772 2 ift auf die ans 
ebene Weife gemäß dem Sprachgebrauche des Alten Ts zu fallen, denn 73 

I t überall „das Abjcheuliche, die Unreinigkeit“, von 772; alſo kurz „Unzeinig- 
itöwafjer*. Ebenfalls von diefem Stamme, aber in näheren Anfchlurg an * 
Grundbedeutung „bewegen, ſich bewegen“ wird das Wort abgeleitet, wenn Abenefra 
überfegt 7 ¶ riehchaz und Oimchi ım eds 20 fagt: Und es wurde mm v 
jenannt, weil das Wafjer nötig für das Bedürfnis der Entfernung (pin) war. 
agegen, und zwar vielleicht aus Scheu vor dem ſchwierigen privativen Objelts- 
genitid, von RT oder 7, dem aramäifchen Nquivalent des hebr. ır2 (Aphel, Hiph. 
var, rn) „Iprigen“ ift das hier ftehende Wort 772 abgeleitet worden, wenn 
schon da8 Thargum Onk. jagt: KR ma [aqua sparsionis]; LXX: 
Ddwg gurrıruod; Vulg.: aqua aspersionis; Raſchi: rn 2; Quther: —D 
mwajjer. Damit find der an Toten direlt oder indirelt Verunreinigte ſowie die 
Behaufung des Toten und ihre Geräte am 3. und 7. Tage nad) der reis 
nigung mitteljt eins Mfopbüfchels zu befprengen, und ber Beiprengte hat am 
7. Zage noch jeine leider zu waſchen (v. 125. 17—19). Das Lehterwänte Hat 
auch derjenige zu tun, welcher die Aſche bereitet, aufbewart umd fpäter verwen: 
det (v. 7f. 10. 21). Der fungivende Priefter und derjenige, welcher die rote 
Kuh verbrannt hat, follen überdies auch ihre Leiber im Wafler. baden (v. 7 f.). 
(Der Nafirder, welcher ſich one Abfiht, durch Schuld der Unftände an Toten 
verumreinigt hat, fol am 8. Tage nach feiner Verunreinigung von zwei Turtel⸗ 
tauben oder zwei jungen Tauben die eine als Sünd- und die andere ald Brand- 
opfer und dann noch bei der notwendigen Erneuerung feines alten Gelübdes ein 
äriged Lamm als Schuldopfer duch den Priejter darbringen laſſen 4 M. 6, 
9—12). Bon heidnifcher Beute ift alles nicht leicht Verbrennende im Geyer ab 











632 Reinigungen 
durch — zu entſündigen, alles leicht Verbrennende 
a ae W i und eine di dni berürende Per⸗ 
(m el am 1. Zuse die Bike ber ale (4 Bst. —— 
nm nun da 


rhältnis der einzelmen Unreintgteiten mmb 
berzu BETRETEN geforderten Reinigungen betrachtet wird, je 
ber Grundſatz nicht der von Maimonides, Mor. neb, 3, 47 

ondern diefer, dajs vom der relativen Änlikeit eines un 
eitözuftandes mit dem Tode die KRomplizirtgeit der für er 
veinigfeit —— —————— abhängt. — 


welchen wegen der verfchiebenen Pre (wie bei 
des Eindringens ———— in —8* Bine —— 
wegen der it des unreinen Zuſtandes (beim wer 
ordentlichen Blutflufs) der Grad der — — feit a er * 
galt, und daher nach der Beſeitigung der pofitiven Unrei —— 
der Kranie verunreinigende Wirkungen ausübte, noch durch Darb 
Opfers die negative Unreinigteit, wärend welcher dem Kranfen die 
Ausibung des Gottesdienftes mangelte, aufgehoben werden muſſte. — Bi 
—— her en für befondere ———— a) Das Bafhen. 
der (AM. 19, 110) dad Wafchen des — insbeſ. auch der Hände 


—— 19 2213 38 M. 8,6 1M. 

1, 2: Auf welchen Anfhanungen beruht die reinigende-Kraft 
der bei den Reinigungen verwendeten Stoffe und vollzogenen 
Sinne D pen = — — ——— e — en 

De teje Vernichtung Du ederreißen, ober er en, 
durch —— geſchah, macht für ihre Bedeutung feinem Unter 
ra Ser bfengen mitfeuer ift leicht verjtänd — J 
als ein von 2 läuterndes Mittel öfters im A. T. erſcheint 
ce) Weshalb bei der Bejeitigung der — * Unrein 
—— gewaſchen, durchs Waſſer gezogen, ind Bat 
it an ſich begreiftich,, weil Die — Unreinigt eit en 
4 Bafis Hatte, diefe alfo, gleich der bioß äuferlichen —eA— 
das don der Natur dargebotene Säuberungsmittel, das Waſſer fer 
war. Daſs allemal lebendiges, d. h. fließe hendes Baer‘, nie Im Gegen 
zum mehr oder weniger felbft imugigen, ftehenden Waſſer „an und für fic 
—* 8 Waſſer“ (Köhler S. 411) vom Geſetzgeber gemeint it, wenn 
F 8 M. 15, 13 — das „lebendig“ ausdrüdli ‚ftebt, * 
339 , 491 warſcheimich findet, ift möglich. — d) Die von der Wöchnerim, 
dem Ausfägigen, dem Schleimflüffigen und der 0 x chen 8 Ira ands 
und Sündbopfer haben ihre gewönliche Bedeutu 
e) In der Reinigung des — weiſen alle — ab, Da ngen 
on ver fd 
















— 





2 den gewaltigen Fortſchritt hin, den die zu reinigende 

ae 5* in die fröhliche Gemeinſchaft des * erten Lebens ges 

t hat. on Bähr hat im Anſchluſſe an Bochart in Bb — 5 

ine ot, * die beiden zu ſchlachtenden Vögel nicht mit den ‚on 

asseres) als Sperlinge zu faſſen jeien, daſs fie aber jede ıfalls d ie 
— liche — des „lebendig* als ſoiche * (dien Hinge 1 kr 

—— 14 Pas ung ——— air rt igteit 

geroiffermaßen auszeichneten. Eedernho iermer i t eim $ 

a mr Mit; —* —— — we 

3 SR 14, 6 LXX) ein Bild ber Lebensblüte; ber Djop ift in 

mittel, wie ®f. 51, 9; "al. über ihn be befonder® Furrer in Schent 

Durch) das fprengen mit Waſſer und Blut, in welches jene 3 € 


— | a 


Reinigungen 633 


waren, wurde ber Ausfähige gleichfam in Mapport mit den 2 Vögeln gebracht 
und ihm das zugeeignet, was mit dieſen ſymboliſch geſchah (Bähr II, el: 
Die Freilafjung des einen lebendigen Vogels auf freiem Felde ftellt die 
fünftige freie Bewegung des bisherigen Ausfäßigen in der menjchlichen Gefell- 
ſchaft dar. Das zur Aufhebung der negativen Unreinigfeit (oben ©. 622 f,) dar⸗ 
zubringende Schuldopfer, welches auch fonft zur Aufhebung der Totenver— 
unreinigung dient (3M. 5, 2 f.; 4M. 6, 12), wird durch das ihm beigegebene 
Speisopfer als —— bezeichnet (Bähr II, Ba: und dieſe Aufhebung 
der Ausihliefung de3 früheren Ausfägigen vom Gottesdienfte ift überhaupt eine 
Parallele zu der Weihe der gottesdienftlichen Berfonen (3 M. 8, 10—12, 23 f.). 
— e) Bei ber Bejeitigung der Totenunreinigleit fommt die rote, d. 5. rot— 
braune Farbe der Kuh wieder (wie beim Karmefin) als Symbol des im 
Biute feinen nächſten Duell befigenden (3 M. 17, 11) Lebens in Betracht. Ins 
dem fie nocd nicht vom Joche gedrüdt worden war, war fie ein Bild der jung» 
fräulihen Vollkräftigkeit; vgl. Movers, Opferw. d. Karth. S. 45, welcher außer 
5 M. 21, 3 noch Sliad 10, 293; Ovid. Fasti 3, 375 f.; 4, 338 f. vergleicht. 
Ob die Shladhtung diefer roten Kuh ald Darbringung eined Sündopfers 
vom Gejeßgeber gemeint ſei, oder nicht, iſt ftreitig. Das erftere urteilen fait 
alle bis auf Keil, Arch. 1875, S. 309, Deligfh, Art. „Sprengwafjer* in Riehm's 
WB, 1882, ©. 1532, Ohler $ 142; daS feßtere Lund ©, 683; dv. Hofmanı, 
Schriftbew. I, 1, 289, U. Köhler ©, 410, Anm. 3; wie e3 fcheint, auch 9. 
* ©. 399 „Wafjer mit heiliger Aſche vermiſcht.“ «) Dafür, daſs die 
rote Kuh ald ein Sündopfer dem Gefeßgeber gegolten habe, fürt man an, daſs 
duch; das 7malige Sprengen eines Teiles ihres Bluted in der Nichtung auf das 
Heiligtum hin das Schlahten und Verbrennen der Kuh als ein Opfer charakte: 
rifirt werde (Keil). In der Tat wurde durch jenes Sprengen die Schlahtung zu 
einer Opferung, denn man fann nicht jagen, daſs durch jene Blutfprengung nur 
von dem fungirenden Prieſter die Beziehung feiner Amtshandlung zum Heilig: 
tum angebeutet wurde. Das andere Argument, nämlich es werde die rote Kuh 
ausdrücklich Sündopfer genannt, könnte für fich felbft nicht den Ausschlag geben, 
Denn freilich ift im v. 9 nicht, wie Köhler will, die Aſche (der TER) als Feminin 
betrachtet, fondern, wie ſchon mm auf den Hauptgegenjtand des ganzen Con: 
textes (die 742) als auf das logiſche Subject geht, jo iſt auch dns & richtig 
von den Punctatoren als hi ausgefprochen worden. Freilich ift demnach in 0,9 
die Kuh jelbft als mawT bezeichnet, aber dieſes Wort könnte Hier, obgleich font 
ir auch nicht 4 M. 8, 7, wo es „Entfündigung“ heißt und Waſſer aus 
heiligen Beden gemeint ift 5, 17; 3 M. 8, 6), auch „Entjündigung3mittel” be: 
deuten. Und dieſe Bedeutung könnte fogar in dv, 17 feitgehalten werden, wo 
man alfo au ſchließlich er re fünnte „Staub von der Verbrennung des 
Entfündigungsmitteld zur 25," Es iſt aber zuzugeftehen, daſs dieſe Annahme, 
rsen Habe in 4 M. 19 einen ganz bejonderen Sinn, jchwierig it. A) Die 
Gründe, welche beweifen follen, dafs die Schlahtung der Kuh nicht Darbringung 
eines Sündopfers fei, find die Umftände, daj die Kuh nicht im Heiligtum ges 
ſchlachtet, ihr Blut nicht an den Altar oder gegen den Vorhang hin geiprengt 
und nicht die Fettftüde von ihr auf dem Altar verbrannt wurden. Jedoch hat 
Bähr II, 497 ſchon im allgemeinen dagegen bemerkt, dafs diejes Opfer um feiner 
befonderen Beftimmung willen auch beſonders behandelt worden fein künne; vgl. 
weiter Kurtz, Theol. Stud. u. Fr. 1846, ©. 688. Auch hat Deligfch in Riehm's 
Se». ©. 1532 barauf Hingewiefen, daſs es auch bei den Opferthieren des 
desſchluſſes 1 M. 15 bei der sacratio, one Hinzutritt der oblatio, bleibe. — 
Eedernholz, Diop und Karmefinwolle (Eoıo» xoxxırov Hebr. 9, 19) kom: 
men bier wieder (vgl. ©. 632) als Bilder der Unverweslichfeit, als Arznei 

gegen Unreinigfeit und ald Symbol des Lebens in Betradt. 
II. Nachkanoniſche Geftaltung und Giltigkeitsdauer ber alt: 

teftl. Unreinigkeitövorftellungen und Reinigungsceremonten. 

1) Spätere Ausbildung. Nachdem, durch Gottes Strafftrenge ‚zum 


— 
634 Reinigungen 


8 ben, el a's Zeit Be der im Pen: 
ui Tann ——— —3 —— — 
gelehrſamkeit nicht blos die einzelnen möglichen Fälle der im Kanon a 

hl 3 —— aufgeſucht, fondern auch in ihnen nicht Brest 


Bi 


altene Folgerungen aus bdenfelben abgeleitet werden. Sowol diefe die 
orſchriſten detaillirende Kaſuiſtik als die dieſelben fteigernden 
machereien ſtehen (im 2. Tractat des 5. Seder und) im 5. Seder (ordo) der 
Wiſchnah. — a) Jene 2. maſſoölheth (Tractat) des 5. Seder handelt von den 
Chullin, d. 5. den profanitates oder profana, nämlich den unreinen 
welche nicht gegeſſen werden bürfen. Si auch noch Edujoth 5, 1. Die oben 
= LT gemäß dem A. T. beobachtete Reihenfolge der Unreinigteiten läjst uns 
im 6. Seder der Miſchnah zunächſt auf den 7. Tractat achten, weil 
Unreinigleit der Wöchnerinnen und der Menftruirenden behandelt: bie 
Da wird in Kap. 1 darüber gefprochen, bei welchen Frauen das I 
biut vom Augenblid der Warnehmung, nämlich des Blutes, 
vorbringt, und bei welchen Frauen vom der lepten —— 24 
rückwärts die Ttägige — —— beginnt. In Kap. 2, welches mit 
dem zufammenfaflenden Sag „Je mehr Unterfuchung [näml. der Frau in Bezug 
auf den wahren Br ihrer "Menftruation], deſto —— he 
Be heißt 5 z. B ir a 2 Sets Par iſt ———— 
p. beginnt: ne Frau, die ein un Tea 
wenn Blut dabei, unrein. Cap. 4 fängt an: „Die — 2x [Comet 
innen] find menftruationsunrein von der Wiege an x., Aa die 
find, o fange fie in den Wegen ihrer Väter gehen, den Kuthäerinnen gleich ꝛtc.“ 
ne wie ftarfe Macht die Gefege der Reinigkeit im Bewufstjein des fpäteren 
gene gebildet Haben, erhellt 3.8. daraus, daſs man bie heiligen Schriften, um 
vor Profanirung zu jhüßen, als eine die Hände — Sache be⸗ 
zeichnete; Jadajim 3, ee vgl. 3. B. Fürft, der Kanon des N, T. nad; Talmud 
u. Midrafch ( he „83; o Charles Wright, The Boot of Koheleth, 1888, 
page 470-474. — Proben der den Juden quälenden Verumreini 
ich, — bei Delibſch Jüd. Handwerlerleben 1, dei Jeſu, 2. Aufl. 
0. 39. — Auch ‚giebt im 6. Geber ber —— der 10. Tractat (Sas 


or. 2* Fälle an, im welchen der tebül jom, d. h. der, welcher 
eintägiger Unveinigfeit ein Tauchbad zu nehmen hat, eine ee 


u. 




















ruft. — Ich ermwäne noch etwas über die im rn 2. ſelbſt nicht 
— heidniſcher Häufer (vgl. oh. 18, 28; Apoſtelg 
Seder der Miſchnah fagt im 2. Zractat (Ofntotb), Cap. 8, 
die Wonungen (M2) der Heiden find unrein. Wie lange mufs 
den Heiden] in ihnen Ei ſodaſs * Unterſuchung * iſt? 40 
wenn kein Seit bei ihm if; wenn aber ein Knecht oder ein Weib ihn 
fo ift feine Unterfuchung nötig.” Indem diefer Sap im Trartat „ 
ſteht, ift ficher die Meinung ausgeſprochen, daſs die Unreinigkeit 
Däufe mit der Totenverunreinigun zufommenbängt, denn nur diefe m 
S. 620) auch die Behaufung des Toten zu einem berunveinigenden 
Und indem bie Miſchnah hinzufügt: „Sogar wenn feine weiblic 
dem heidn. Bewoner iſt“, hat jie au angedeutet, woher die Tot 
der heibn. Behaufung rüren fünnte, näml. daher, wie der Komme 
nabjtelle jagt: jrn2a jrbes jap, d.h. weil fie begraben ihr 
in ihren Häufern. — Auch die Motivirung, welche die allerdings 
de 621) ausgeiprochene Unreinigleit heidniſchen Landes 
oezer (vgl. Deligih, Luth. Zeitſchrift 1874, ©. 2) gefunden hat, 
Land fo unrein, wie der Totenader, widerjtrebt dem Geifte des 
Diefe Wendung des altifrael. Gedanfens ift eine Etappe auf der X 
äußerlihung altteftl. Begriffe in der judaiftiichen Periode, Denn 
u. Run 5* hätten den Juden aus dem Geſichtspunkt von Um. 
rein, d» H, undeilig, greuelhaft jein müflen, und er hätte nicht 








Reinigungen 635 


danfen an eine im heidn. Land oder Haufe möglicherweife begrabene Leiche ſich 
die Unheifigfeit des heidn. Gebietes erklären und verftärfen jollen. Doch hat 
das nachkanoniſche Judentum auch für die richtige Wurzel der Unreinigfeit des 
Heidentums, näml. defjen farkiihe Sinnesart, nicht die Augen ganz verfchloffen 
gehabt, vgl. Weber ©. 67 f. — Bie ſehr man Erzeugniffe der Heiden» 
länder als unrein anfab, erfieht man daraus, dafs Judith beim Gang in das 
feindliche Lager reines Brod mitgenommen haben foll (10, 5; 12, 3.9, 19). 
Die Mijchnah jagt im 4. Seder, und — im Tractat Abodah zarah (Abfall 
u heidn. Eultus), Cap. 2, 8 6: „Solgende Dinge der Ausländer find unters 
agt . . ..: Mil, melde ein Nusländer gemolfen hat, one daj3 ein Jfraelit 
es fa und das Brod und das Ol derfelben; Rabbi [jesuba] und fein Gerichts⸗ 
colegium Haben das DI [wieder] erlaubt [weil man fah, daſs das Verbot nicht 
durchzufüren war]; von ihnen Gefochtes und Eingefchlagenes, worein fie Wein 
re N re egen ꝛc.“ — b) Aud die Art und Balderffeinigungen 
durch Waſſer geftaltete ſich um und fteigerte fi. Vgl. im 6. Seder 
der Miſchnah den 6. Tractat Migwaoth, welcher im 1. Cap. beginnt: „6 Ab— 
ftufungen gibt es unter den Waflerfammlungen (mp2), deren eine immer 
wichtigere Eigenfchaft Hat, als die andere.“ Über die Reinigung der Ausfäßigen 
nad thalmudifchem Detail vgl. die Schilderung bei Delitzſch, Durch Krankheit 
zur Genefung, 2. Aufl. S. 100 fi. — Das Händewaſchen ald Meinigungs- 
ceremonie vor dem Effen kommt im U. T. nicht vor. Die Mifchnah Handelt 
dabon im 6. Seder, im 11. Tractat: DI. Das Wofjer, womit man die Hände 
bis zum Gelenfe zu begießen hat, muſs wenigftens */, Zog betragen; das Be: 
GI kann mit jeder Urt Gefäß geichehen, fogar aus Kupmift, Stein und Erde, 
icht aber mit Wandftüden der Gefäße ꝛc. ꝛc. Diefe lotio manuum vor dem Efjen 
war eine dooıs Tor ngsofßvriowr Matth. 15, 2. — Jeder Blutjprengung 
muſste die Reinigung duch ein Tauchbad voraudgehen (Kerithoth 9%: 8 
mars ada mern), und da bei der Aufnahme von Profelyten der Gerechtigkeit neben 
der Beichneidung auch die Blutfprengung gefchehen mufdte, jo fahen die Schrift: 
elehrten (und jo auch noch mit Mecht 3.8. Hamb. I, 858; Schürer in Riehm's 
—— S. 1241®) in der Verbindung von 2 M. 24, 5 und 4 M. 15, 14—16, 
29 die altteftl. Grundlage für das Tauchbad der Projelyten (Kerithoth 9°: „Eure 
Väter find nicht aufgenommen worden in den Bund, außer durch Beſchneidung 
und Tauchbad und Blutjprengung, fo follen auch jie [die Görim] nicht aufges 
nommen merben, außer durch Bejchneidung und Tauchbad und Blutjprengung*). 
— ce) Niht mit gleihem Eifer beteiligte jih Iſrael in — 
Geſammtheit an dieſen rigoroſen Reinigkeitsbeſtrebungen. Re— 
ligiöſe Lauheit und die vis inertiae, alſo verwerfliche Eigenjchaften, haben einen 
Teil der Anhänger des alten Bundes zur Laxheit gefürt. So heit e3 in Be- 
zug auf die Beit des Exils Tob. 1, 10 f.: „Ilärres oi adelgyoi nov zul oi dx 
Tod ybvovg uov Hosıov dr ru dormv tür &3vov, yo de avrernonoa Tmv 
nv er un gayeiv dx or korwr iv Edvrür.“ Wie von den heidenfreund- 
hen olfgenofjen die Frommen des Erild, jo haben fih auch fpäter vom ſog. 
“Am haärez (dem weltlich gejinnten Volksteil) die Thalmid& chakhamim, d. h. 
die Sfraeliten, welche im Gefeg jtudirten und nad) feiner ftrengften Erfüllung 
trachteten, al3 eine befondere Genofjenfhaft (Chaberim) abgeſchloſſen. Die 
ftrengften waren die Chasidim, EYTON, pii, dgl. Hamb. II, 8.134. Die Efjäer 
haben nody mehr, als die dad Händewaſchen vor dem Ejjen urgirenden Schrift: 
efehrten und Phorifäer, die Reinlichkeit, die phyſ. Sauberkeit, dieſes ſecundäre 
Moment der alttejtl. Reinigfeit, zu einem primären, felbjtändigen, abjoluten ge- 
madt. Lucius (Der Eſſenismus 1 hat nicht beachtet, daſs das religiös 
ethifche Merkmal das ausfhlaggebende Moment bei der ethifch-äfthetifchen Unreinig— 
keit iſt, woſür 3 M, 5, 2 5. ein Sühnopfer gefordert ift, wenn er (S 100) 
daraus die Ängitlichteit der Effäer bei dev Verrichtung ihrer Notdurft ableiten 
wollte, Man könnte aber das Neinlichleitsftreben der Eſſäer ald Extrem der 
Neinlichkeitstendenz der Pharifäer und den genannten einzelnen Punkt aus falfcher 


636 Reinigungen 


—— oben ©. 622) von 5 M. 23, 12—14 deduciren. Und — 
Tauchbäder. + anlangt, jo muf3 man mit Hamb. I, 174 


Efjäer neben & Beet ei w 
ae — 
e Degen 
— "Siltieteitsbaner. Um zu —— daſs die a ft. U 


DEN in d b di 
beftonden haben, Heu Wi ung man! Sue, 2 



























eu 
daſs in den etwa 3850, rejp. etwa 450 redigirten Gemaren 
Mifchnah nur der 7. "Tractot (Niddah) eine — x58 
Buxtorf im feiner recensio operis talmudiei ( ‚beraußgrg. 
zufammen mit de abbrev. hebr,) p. 231. Als oft usfage Ehe päter 
Giltigkeit dev altteftl. Neinigeitävorjchriften gie t Hamb. I, ©. 874 bi * * Ha 
allgemeinen hatten bieje mmungen nur Bedeutung, fo lange * D tus 
beſtand, und ein Jarh, nach der er —— wo man | s 
herſtell ala, ehnfichft erwartete; aber in den Ja her 
fie in uptverordnungen auf, und e8 *— A noch beſte 
ringerem Mac ftabe die über die Wöchnerin, Menftruation und andere Blut 
der Frau; ferner dafs man nach Berürung einer Leiche ſich ‚Mes 2 
der Yaronid (772) nicht im Haufe weile, wo ein Xoter lie Kt $ 
wird ſchon die Todeszeit des Lehrers R. Gamaliel gegen das ad 
Berl örung des Tempels als die Peit genannt, wo die Beleg 
——— a Sota 49: mama mus 34 nun)". ı 
amaliel der Alte tot ie * aufgehört die G Ge 
fe und e seheren die Reinheit. — Teils infolge der prinzip in ze 
fi Eumgen, die von Chriſtus, 2 dem er zunäcjt und haup ächlich gegenüber 
noch nicht befehrten PBerfonen (Matth. 8, 4 Luc. 17, 14) die Rein 
ftellungen feiner Zeit unangefochten lief, über die Berg 
—— und Ethik ausgingen (Matth. 5, 17. 21 fi. — 7, 12; u 
; 15, 11); teils infolge der Wirkfamkeit” des Baralleten, weldjer ünger 
— das neue geiftige Fundament der Grifit Religiofität erinnerte (Job. 14 Er 
und durch Biflon den Petrus lehrte, daſs der Unterfchieb der Speiſe Bi; | hit. 
Aon der Heilögefchichte 7 Auftorität verloren hatte (pofteigeii. 10 ) BD | 
aud von den Sudendrijten, die am großen Teil nod) Eiferer um 
je waren (Mpojtelg. 21, 20), ein Zeil ſchon frühzeitig — „E 
Heiden[Kriften]* (Gal. 2, 12) befehrt worden, dem Geſehe geftor a 
Gotte N leben (v. 19), indem fie Chriſtus al3 neuen leben etzgebe 
ihre Seele aufnahmen (v. 20). Der Wegzug dieſes juden es 
erſten Chriſtenheit aus alem und die Berftörung des 
wenigftens für die milder gejinnte Fraktion desfelben e 
dazu, die lex caerimonialis des A. T. mit dem Verfafler des es and 
Hebräer (9, 1 fi.) in der Chriftenheit für verbolllommnet d. Hi ergeiftigt 
halten. ber die Ihroffere Fraktion der Juden — fl. oben ® 
IV, 16. Die Kirche Christi weiſs aljo zwar, daſs der Tod der S 
iſt Giom. 6, 23) und ſeufzt nach Erlöſung von dem Leibe diefes T 
aber fie Hält nicht den körperlichen Tod und alle demjelben — 
des Leibeslebens für das am meiften zu fliehende Übel, ſondern 
und den ewigen Tod Matth. 8, 22; Luc, 9, 60: 2a 
begraben, gehe du aber hin und "verfündige ER Neich Gottes! 
Siteratur: Die Commentare zu Levitieus und — — John € 
De legibus Hebraeorum ritualibus (1685), am beten herausgegeben von 
Tubingae 1732, pag. 182 ff. us 773 fi. 1174 ff.; auch in Ugolini’8 Thefau 
antiquitatum sacrarum, XXII g. 929 ff. und die Gegenfhriit I. 9. | 
dissertatio de Instrat, et purlf, 'H Hebr, bei Ugolini 1. c. dag. 931; Sumb 























Reinigungen Neland 637 


alten jüd. Heiligtümer, Hamburg 1695 x; J. D. Michaelis, Moſ. Necht, IV, 
©. ff.; 3 8. Saalſchütz, dad Mof. Recht mit Berüdfichtigung des fpätern 
Jüdiſchen, 1846. 48; 2. Aufl. 1855, Cap. 22—32; Weber, Syſtem ber alt: 
ſynagogalen Theologie 1880, ©. 61 ff. 267 f.; Bodenſchatz, kirchl. Verfaffung 
der heutigen Juden, Erlangen 1748, 4, Teil; Bähr, Symbolit des Mof. Eultus, 
II (1839), ©. 454—522; De Bette, Archäologie, 4. Aufl. (1864) von Räbiger, 
$ 188 ff.; Seil, Handb. der bibl. Arch, 2 Aufl. 1875, $ 56 fi,; Emald, Aiter- 
tümer des Volkes Iſrael, 3. nr 1866, ©. 192 ff.; Fr. Wild. Schulg in Bödler's 
Handb. d. theol. Wifjenfchaften I (1882), ©. 239 ff.; Aug. Köhler, Lehrb. der 
bibl. Geſch. I (1875), ©. 409 ff.; — die alttejtl. Theologien von Dehler, 2. Aufl. 
1882, $ 142 j.; Herm. Schulg, 2. Aufl. 1878, Cap. XXI; Hißig, herausgeg. 
von Kneuder 1880, ©. 98 f.; — die Monographien hauptfählid von J. ©. 
Sommer in deſſen bibl. Abhandlungen 1846, ©. 183— 367: Nein und Unrein 
nad) dem moj. Gefege; 3. H. Kurk, Über die ſymb. Dignität des in Num. 19 
zur Tilgung der Todesunreinigleit verordneten Ritus, Theol. Stud. u. Krit. 
1846, ©. 629 ff.; Graf Baudifjin, Studien zur Sem, Religionsgeid., 2. Heft 
(1878), ©. 90 ff.; Ritſchl, die chriftl. Lehre von der Rechtf. u. Verfünung, II 
2. Aufl. 1882), ©. 91 f.; — endlich die einfchlägigen Artikel von Winer in j. 
wörterb., 3. Aufl. 1847; von Schenfel in. jeinem Bibellexicon, 5. Bd. 1875 ; 
von Kamphaufen in Riehms Handwörterb. des bibl. Altertums, 14. Lief. 1880, 
dgl. auch Riehm felbit im Art, „Strafrecht“ Nr. 3. 4 (1882); von Hamburger 
in ſ. Nealencyklopädie für Bibel und Thalmud, 1. Bd., die bibl. Artikel ent- 
haltend, vollendet 1870; 2. Bd., die talmudifchen Artikel enthaltend 1874— 1883, 
Biele, blos einmal erwänten Quellen ſtehen im Artikel felbft an dem betreffenden 
Stellen, Er. Eduard König. 


Neland, Hadrian, geb. 17. Juli 1676 im Dorfe Ryp bei Alkmaar, wo 
fein Vater Prediger war, befuchte die Schule nnd Univerfität in Amfterdam, wo- 
hin er mit feinem Vater überfiedelte. Mit großem Eifer und bejtem Erfolge 
legte er fih auf dad Studium der orientalifchen Sprachen, namentlich des Ara- 
bifchen, Perfischen und Malatifchen, welches lehtere er zuerjt in den Kreis wiſſen— 
Ächaftliher Behandlung zug. Daneben trieb er unter dem berühmten Graevins 
römische und griechijhe Antiquitäten, und dieſe Verbindung philologiſcher und 
antiquarifcher Studien ift es, welche feine fpäteren Schriften jo hm aus⸗ 
zeichnet. Nachdem er eine Profeſſur in Lingen ausgeſchlagen Hatte, folgte er 
1699 einem Rufe nad) Hardermyf, welches er aber bald verlieh, um den Lehr: 
ftul der orientalifchen Sprachen und der kirchlichen Altertümer zu Utrecht einzu- 
nehmen, den er denn aud) bis zu feinem am 5. Februar 1718 an ben Po 
erfolgten Tode behauptete. Troß feines kurzen, nur 42järigen Lebens hat er dod) 
eine Anzal von Werten herausgegeben, die, durch Gelehrſamkeit, Scharfjinn und 
bejonnenes Urteil ausgezeichnet, feinen Namen der Nachwelt überliefert haben und 
noch jet ihren Wert behaupten. Die eigentlich philologifchen Arbeiten (Gala- 
thea, Lusus politieus, Amsterd. 1701, 8%, eine gegen feinen Willen veröffent- 
lichte Jugendarbeit; Epictetus et Cebes graece cum not. Meibomii. Traject. 
1711, 4%; Euchiridion studiosi, arabice conseriptum a Borhaneddino Alzernon- 
chi e. dupliei versione latina ete. Trajeet, ad Rhen. 1708, 8%; Oratio pro lingua 
Persica. Traj. 1701, 4°) übergehend, füren wir hier nur folgende, der Theologie 
RE Schriften Relands nad) der Reihenfolge ihres Erjcheinens an: 1) Ana- 
leeta Rabbinica, ecomprehendentia libellos quosdam singulares etc, in usum col- 
legii Rabbinici. Ultrajeet. 1702, Er ließ darin folgende für dad Stubium des 
Nabbinifchen fürderliche, feltener gewordene Schriften wider abdruden: G. Gene- 
brardi, Isagoge Rabbinica nebjt Meditationes und Tabulae Rabb.; C. Cellarii, 
Institutio Rabbinica; J. Drusius, De particulis rabbin.; Index commentarioram 
Rabbinieorum, qui in 8. Codicem aut partes eius conseripti sunt; J. Bartoloc- 
eii, Vitse celebriorum Rabbiniorum; R. D. Kimehii, Commentarii in X Pas, 
priores cum vers. lat. — 2) De religione Mohammedica, libri duo, Traject, 
1705, 8°. Edit, alt, auctior, 1717. In diefer Schrift will er die bis dahin gäng 


— 




































638 Reland Religion 
teil in » wundert W ten Anſichten 
34 on Shuhammds tigen, ee 


ware Weſen Ren ionen bafixte —— des Islam 
—E Pe Bu dieſem Behufe gibt er im erſten Buche eim 
pendium theologiae Mohammedicae, arabice et latine; im zweiten Buche (ag 
de nomnullis quae falso Mohammedanis tribuuntur) geht er die einzelnen Punk 
der muhamme ** Dogmatik durch, um bie —F beſtehenden falſche 
ſichten zu widerlegen und durch richtige zu erſetzen. So erſcheint er, ober 
lich betrachtet, allerdings faſt als Kämpfer für Muhammeb, und blinder 
hat ihm dies auch w wirklich um Vorwurf gemacht. Das Werkchen hat UÜberſetßu 
ind Deutſche und Fran ag öflfebe erlebt und u ara EN ** als Gr 
für eine Darſtellung der muhammedaniſch 3) 
miscellanearum partes tres. Traject, 17061708, 303 Voll, 8°, Neue 
Irfanei 13 spe "Die Mir ke — N it — age — 
ehrſamlkeit ie ie e eren situ 
u. h mari rubro; II. ———— Garizim; IV. De 
Dis Diis Cnbieis: Vo. De Samaritanis; VII. De iure militari Moha rum 
contra Christianos bellum gerentium, — 4) Antiquitates sacrae — de 
braeorum,. Traj. 1708 und öfter, auch in Ugolini Thes. U. mit Anmerf 
vom Serausgeber. Bemerkungen dazu von: Rau, Notae et animadversic 
Relandi Antiqq. Herborn. 1743, 8 8°. Buteht” herausgegeben mit den Bemerkung: 
Ugolinis und Raus dv. ©. 3. 8 Vogel, Halle 1769, 8%. Das feiner 8 
nebrauchte Büchlein —— kurz und fachlich nad) dem A, L., dem Talmub 
den Rabbinen die hei , Werfonen, Sachen, Beiten. — 5) 
V. de numis veterum Hebraeorum, qui ab inscriptarum literarum forma Sa 
ritani appellantur. Ultraj. 1709, 8°, Die drei erften davon erſchienen dı 
ſchon — in Amſterdam 1701 und 1704. — 6) Palaestina ex 
— illustrata, in tres libros distributa. Ultrajeet. 1714, 4%. Edit. — 
1716, 4%; auch in Ugolini Thes. VI, das bedeutendſte Werk 9 
in welchem er "eine fo umfafjende Selehrjamteit und einen jo feinen } 
und Combinationsgabe darlegt, dafs dasſelbe bis auf den Heutigen 5* Grund⸗ 
lage für die alte Geographie Rue: gilt. Bufähe daz ie 3 n 
Miscellanea Lipsiensia nova. ‘Tom. IV—VI, Nitter (Erd X 1 J > 
nennt dieſes Bert „bie erfte Eritifche Grundlage aller neueren wifl — jen 
Bearbeitungen der Geographie des gelobten Landes“ und FA „durch 9 | 
die Mafje von Materialien — in anderen Werken one tung, Jujam menge: 
draht — erſt brauchbar gemacht worden“, und Dieftel (om bes U, Z. - der 
chriftl. Kirche, 1869, ©. 465) — mit Recht: —* ſchuf eine feſte, ge aller 
gene Bajis für alle weiteren Forſchungen. Unter umfafjenditer —* u 
Suellen, des Zofepus, Strabo, BR Eufebius, des Talmub, der 9 fen, D 
Monumente beſchrieb er Baläftina nach phyjischer, ethnogre T 
(fer her Beziehung und lieferte einen Neinertrag von gründlichen % 
in jener Zeit wur möglich war“. 7) De spoliis templi — in are 
Titiano. Trajeet, 1716, 8°, Neue Ausgabe von E. U. Schulze. Traj. 1775, 8% 
Außer den erwänten Werfen hat Neland nocd einige andere mit Vorred 
Einleitungen verjehen, wie Alting grammatica Hebr.; —* = 
lologicarum de vera Pronuntiatione Nominis Jehova 
* ein juriſtiſches Werk feines 1715 verſtorbenen Bru he we 
Consulares ete., Ultraj, 1715, 8°) herausgegeben. 


Religion und Offenbarung. „Religion* b 
fchenden Gebrauche, welchen unfere Sprache von dieſem 
meinen jedenfalls eine Lebensweiſe des menfchlichen, fe 
eg beftimmenben Subjefts, welche beſtimmt ift durch Al 

ubjelts getretene Beziehung desſelben zu Gott. Sie Se io 
Subjefte jelbjt; was immer ala obj ektive eg. g jür Entjteh 
ftand der Religion anzuerkennen, ja fo jehr fie vom Anfang bis zu t 


a 


Religion 639 


dung auf objektive göttliche Einwirkung zurüdzufüren fein mag, jo kann fie ſelbſt 
dod nur als Sache des Subjeft3 bezeichnet werden, welches ſolcher Einwirkung 
teilhaftig geworden oder in deſſen Inneres jenes Objektive le Fi ſei; es 
iſt bloßes Miſsverſtündnis, wenn man ſtatt deſſen ſie ſchon als eine, ätigfeit 
Gottes“ bezeichnet hat. Kein Zweifel kann ferner darüber fein, daſs es der 
innerfte Mittelpunkt im Wefen und Leben des Subjekts ift, wo der eigentliche 
Ort für die Neligion gefucht werden muſs. 

Sofern nun eine folche Lebensweife in allgemeinen Formen als eine einem 
beftimmten Kreis von Menfchen gemeinfame und ftetige ſich darftellt, redet man 
von „Religion im objektiven Sinne des Wortes"; fofern bei verichie- 
denen Kreiſen verſchiedene Gejtaltungen religiöfen Bewufstfeins und Lebens fich 
tund geben, redet man von „Religionen“ Man überträgt dann wol den Na— 
men auch auf dasjenige Objektive an und für fih, was eine einzelne Religion 
anerkennt als göttlich — Warheit, auf der ſie ruhe, und höhere Norm, 
nach der das religiöſe Subjekt handeln und Gott dienen ſolle, oder auf das, 
worin, wie Andere es anſehen mögen, das religiöſe Bewuſstſein ſelber ſich ob- 
jektivirt habe; man redet dann bon objektiver Religion auch ſolcher Subjekte, 
welche an jenes Objektive nur in äußerem Bekenntnis und äuferlicher Sitte fich 
halten, one durch die Beziehung aufs Göttliche warhaft auch in ihrem inneren 
Lebensmittelpunkte fich befimmen zu laſſen. 

Was ift nun aber, wärend die Religion über die verfchiedenen Gebiete des 
Lebens ſich erſtreckt und wärend fie gejhichtlich in verſchiedenen Geftaltungen auf- 
teitt, diejenige Form, welche jener Lebensweife überall und urfprünglich zutommt ? 
mas gl diejenigen fubjektiven Vorgänge, mit welchen fie urfprünglich eintritt 
und in deren Stärfe und Bollftändigfeit wir das Maß wirklicher Neligiofität 
anzuerkennen haben ? 

Der evangelifche Chriſt empfängt feine religiöfe Anregung aus dem göttlichen 
Worte, wie es niedergelegt ift in der heil. Schrift. Eben in diefem findet er 
auch die höchſten Auffchlüffe über das Verhältnis von Gott und Menſch, wie es 
jener Lebensweife zugrunde liegt und zu ihr füren fol und will. Eine ausdrück— 
liche Definition über das, was wir im allgemeinften Sinne (auch das Heidentum 
einſchließend) Neligion heißen, und auch eine Formel, welche jene Fragen mit 
ein auf die hriftliche Neligion in kurzer Bufammenfaffung beantworten wiirde, 

nun in ber heil. Schrift nicht aufgeftellt. Wol aber weift fie auf die— 
jenigen Elemente des Lebens im einzelnen din, welche dabei in Betracht kommen 
mäffen, und fürt auf diejenigen Alte und Beftimmungen, durch welche religiöfes 
Leben tatfächlich und zwar in normaler Weife fich verwirklichen foll. 

Sehr wichtig ift e8, die Beziehung zu beobachten, worin ihre — über 
das religiöfe Verhalten der Frommen zu der allgemeinen geſchichtlichen Entwicke— 
he ‚der biblifchen Neligion und der an den Fortfchritt der Gottestaten ſich an- 
fließenden Neligiofität ftehen. 

Der Alte Bund ift zurüdzufüren auf das Verhältnis, in welches Gott ſich 
zu Abraham gefept hat, und auf das Verhältnis zu Gott, in welches Abraham 
an Jublehte durch Gott ſelbſt fi) ziehen ließ. Die allgemeinfte Ausſage über 
das Verhältnis, in welches er jelbft zu Gott fich ftellen fol, ift die fittlich reli— 
giöfe Forderung, dafs er „wandle vor Gottes Angefiht und dafs er 
fei on“ (1 Mof. 17, 1): gefordert wird, daſs er ganz und vollfommen dem 
göttlichen Sinn ımd Willen entjpreche (eva), und hiernach ift auch bei jenem 
„Angeſicht“ wefentlih an Gott als den heilig wollenden, gebietenden, zu denken. 
Borausfegung von ſolchem Wandel ferner foll für ihn der Gedanke au Gott als 
den „Allmächtigen“ fein („ich bin "TS *8); bies ift überhaupt der allgemeinfte 
Gottedname, auf welchen das urjprüngliche religiöfe Bewuſstſein der Patriarchen 
fich beziehen fol, Allein ſchon vorher find von feiten Goited die gnädigen Zu— 
jagen an Abraham ergangen, und von feiner Seite war gefordert, feft an ihnen 
zu halten und auf fie fich zu gründen; weil Abraham dies tut, d. h. weil ex 


id 





640 Neligion 


glaubt TER), deswegen nimmt ihm Gott au als —— — n unbe 
’ dd t er au if 
TEEN 
































das relig J 
das göttl 


nn Billen ı unmittelbar 
i ‚und bi — en neu dor jenem Gott rum 
weſentlich est Sotteh; ı teı 

als ein durch 
















= m a ch jo in BER Hm an umd Pr 
ejtellt t, Date alle er das —— ——— 
Gene und daraus abgeleitet würden. — 

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en —— Denn es 


d heite Eee 

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lenntnis zu jener —— e. Später 

li —— dieſes — 
ne je un r au 

—— Br Iten (Ho en a 3 er aber. 

nigiter Einheit mit dem 


Normen fi on 
Gegenjaß bes — ee Ta, a ER — * 
objektiven Sinne“, und zwar in jenem Sinne, bei welchem die zu 
bensweije gehörigen objektiven Momente an fich darunter verfta 
ift zu antworten: dieſes Objektive ift der heiligen Schrift identifch m mi 
lich Beoffenbarten als ſolchem; das ift ganz allgemein: göttliche Ze 
in den Vordergrund tritt, wie gefagt, die mIin. — a lemente —* r 
ns in treffend ungen — 
errang Frommen — Seel auf bie Scht le der 23 
des und zur Teilnahme an — — ſind 


’ 


Religion 64 
werde af Ni im et Arien Brain — * 
men men. Es 


„ wie denn ſie ſelbſt noch aus ber v 
dt 
ee RE 
joe f aftn Wort ne 27, d 4* 26, 5; dab (am 2, 
e religiöfe Lebensweife objektiv angejehen 4 im 4. Teft.) App. 
19, 9. 23; 22, 4; ödoö zivaı 9, 2; aud) —* alſo ee Beziehung auf: 







— Fu u egenüber erſcheint als Eigentümlichkeit des nenteftamentlichen 
BEN ‚Da h Ute, do ve Eintr Sn a ar un TR ai 
ar die befannten Auefprüche Sefu, ſodann befonders die j ER Bei 
aber zu dieſer neutejtamentlichen ee rmittelt bu 
den wejentlihen Inhalt der neuteftamentlichen bie | ot» 
ft und die Bedeutung Chriſti als i it te a * 
in Aufnehmen des Wortes Chri iberhuu, wie es foot en als 
; eben iftus, Matth. 11,28. Beitimmter 
Ka Ih als ug und Grundiefentli EB b e Seildmitteilung dar, — Chri⸗ 
Worte des Lebens, Waſſer des Lebens u, bie —* 
Id m Pi ihm die unmittelbar chf — 
— — Gotteskind 


derliche ſittlich⸗ religiöfe Verhalten wei nie Glaube, nämlich vertra 
volles Hinnehmen, in Berzichtleiftung auf * Bari; und alle ei er 


in fittlicher Unterwerfung (Röm 
ngenbe Warbeit; alfo efenktich als  ttlichee W a je 
5* Ta Der Glaube entjteht jo nur, Rn ott Set. tel he 


, ee Oben „ueugt, durch das Wort Peru {nnerfi 
1 rc ER ai e Leben des wir ——— in a. — 55 


ag empfangen bat; A pH Gott geboren, Tiebt er den Ste ater und die 
Mit * Ans —F 


* t voll tt Denn d nd, 
4, ai eiht ehe Tote — J— Bor 


göttliche, auf bie Deuter und die Vollendung aller En a begigfiche alle 


wie ex im göttlichen Haushalt feit den der Welt entwidelt; 
ſelbſt mennt fi, indem er ſich als das Leben bezeichnet, — N € in 
oh. 14, —8 in ihm ruht, Fa Br Fülle der Gnade, fo en aller R 

30h. — 2, 8). Ja wie auf den Glauben, ji wird aud) 
auf bie ee Grfenntnig des ——36 Gottes und ſeines Sones der 


Beſit des ewigen Lebens zurückgefürt (Joh. 17,3, dgl. Tit. 1,1). "Gerade auch 
wider ijt aber nur eine Erfenutnis gemeint, welche durch ittfich = veligid es 
nämlich eben durch jene ae ingebung uftande kommt und in “ 
meinfchaft des Lebens fich erhält und reitet. Im Inneren des Menfche 
wird dem Glauben ausdrüdlich der ag das Herz, als fein eigen 
licher Ort Aa ewiefen (Röm. 10, 10); in ihm ol Ehriftus felbft. wonen ( 5. 
3, 17). die Di Mittelpunkt wich, aber — gedacht 78 Sitz bewuſsten 
bens, vernünftigen Anſchauens und Denkens Herzens“, Eph.1, 18), 
vernünftigen Trachtens und Wollen; es ift ee der vous babei beteiligt 
Reals@ucyflopäble für Theologie unb Kirche. XII 41 


€ 






















4,  Nöm. 12, 2; 7,25). — Nur r 
ee 
en neuen X e 
cuf das Heidentun, nän! 


ers an RA nod) fortwärende Beziehung Gottes 
Sub hinweiſen; jo Röni. 1, 18 ff,; Apg. 14, 17; 
ulus dermweift Nöin. 1, 18 ff. auf die Offenbarun 
der Schöpfung a — 
der Güte: Apg. 14, 17); das 
— hätte — ſollen, dafs 
— —— re E gegeben 
ee a eg 
— 


= Sntetung u Birtfamteit der. engen Bi, 


ein — ——— ve pruc) über er Bi 
m, 2, ars nich 26 über Be da3 ende der 42% 
Be, — ar denn im nächſten Bufammenhan 
—* .— Mit ſolchen Andeutungen über die —5—— 
ie —— eins bi en 
o on 3 ha 
ba ehe Jüe ch befda — I in» 








R * 


— damit es * mi t bloß — — wie 1 
ben zu we —5 Subjekte muſs allge 
auch ſchon or ſi — ge enübe 
Aufnehmen 603 * 5) don feiten d des "Men * nden; = 
fein, worin auf Grund defjen, was Gott für In un h daß ei 
—* * bie "Berfalten des Menfchen urfp ich beftef e. — Ba : 
emeinfte Vorausſetzung für die Möglichkeit und Wirklichkeit bi 
ler Ber ältnifjes anbelangt, fo fehen wir uns ———— bit 
ki, der DOffenbarungsurfunde, auf die Schöp ung des Menſchen nad € 
ö ud ande die —— Mei e, in welcher Gott ifm Leben verleiht, m 
Er en feiucs Geiftes (vgl. bie Artitef” „Epenbild* Bo. T 9 
—** man be —— * hen Religit ſe an u 
u dafs «3 vor Allem Eindrüde De a * 
giös geſtimmten Subjelte ſich fund geben. in nie wird 
die wir rel ſe nennen, ein Eindruck von ea hi, ſich * 
hinrei berall, wo Religion bei Heiden entſteh ft 
viele mit dem Eindrud von etwas Übermächtigen 
bon Etwas, was dem —— Furcht ri Bern am 
bunden. Mit dem Gefül — aber tri 
einem Tun und praftifhen Berhalten ein, d dem Gefürcht 
beugt und das Wo bes Subjeltes jener ——— m b- 
He gefigjert werden foll, ferner 2 t jene Macht, ſoba j 
Er der ———— au — ar De iſt, in, na biefem a ‚ 
e bar, ener T 
genug yu 6 u Mr ie — in je eigitfen Shbjette wen ey m don 
die — 


ſich 
Stufen (eher Entwidelung wird, wenn 7* 


A 
Ki 
’ 
Iiaent 


zz 


Religion 643 


er er 2 oe eg he bee 
ganz anders, als die aucd bei der — —— 
iſt, als Element F religiöſen Lebens in den Vordergrund treten. 1. ber 
gleiche auch die — der Religion bei alten — Rune: re- 
2.22, 60): fe quae in metu et ceremonia deorum sit, — 


ch 
ſches Verhalten gegen die hen 
lgion — Deorum ceultu —— eontinetur (Cic., * nat, 
deor. 1, 42); Definition bei Cicero =) * Er 53, 161: quae superioris cuius- 
dam nafurae — curam — 
Streit iſt noch über die Etymo —** wei hiermit über ben 
Sinn des Wortes religio, den Gebraud der beutfejen © 
rend des jüngjten Abjchnittes dhrer ı Entwidelung übergegangen in nr 
fieht ſich, le babe wir uns bei der Ableitung des Wortes ni en ei * 
Ba a das ware Wejen defien, was wir Religion nennen, dürfen 
ohllelogfe) am been gefiäert it die Eipentämicfeit altedm er mie 
p ogiſch am be geſichert iſt, gen m ofi 
E ujammentrifit. Wir haben jo bei der Ableitung ftehen zu bl mei on 
icero gegeben hat, de nat. deor. 2, 28: qui omnia, quae ad deorum 
. diligenter retractarent et tanquam relegerent, religiosi dieti. * 
relegendo, ut elegantes ex eligendo, itemque ex diligendo diligentes 
— Richtigkeit diefer Ableitung wird keineswegs durch bie Autorität 
icero am ſich beftätigt, der unmittelbar zubor eine verkehrte Etymologie 
—* — verſucht hat, wol aber dadurch, daſs Subftantive ws — io —— 
jonft ganz ſihe r und regelmäßig von Verbis ber dritten Konj 
(og nr auch regio, contagio, oblivio), und daſs namentli * = Klogen 
andere Wort, legio, jo ſich bet at vollends dient zum Beweiſe 
ne Vers, welchen Nigidins Figulus (Zeitgenoſſe Ciceros) bei Gellius (noct, att, 
abe abe ex antiquo carmine anfürt: religentem esse oportet, religiosum nefas. 
ben dann, indem die Ableitung zunächſt auf ein Biber und Widerdurch⸗ 
don Einzelnem Hinfürt, nicht etwa ſogleich Sat. G. Miller, Stud. 
Krit. 1835, Hft. 1) zu einem Überlegen ober fen oder zu zeligiöfer 
© überhaupt den Übergang zu fuchen, fondern bleiben mit Cicero zumächft 
ftehen bei einem jtet3 widerholten, veifich * aus religiöſer Angſtli bit —* 
vorgehenden Durchnehmen igiſet, gottesdienſtlicher Sahungen; jo Au! 
und erſcheinen mag, wenn religiöfes Verhalten urſprünglich hiervon feinen Na» 
men erhalten hat, jo treffend paſst e3 gerade zum uriprünglichen Charakter rö— 
mifcher Religiofität. Natürlich nicht aus römifchem, ſondern aus > hrüftlichem Sinne 
Ber die Deutung oder —— Umdeutung von religere = reeligere (scil, 
deum, quem amiseramus) bei August, de civit. Dei 10, 4. Abzuweifen ift auch 
bie bei Store (doctr, christ, pars theor. $ 17): homo — sibi ipse praescribit 
— certam agendi rationem tanta autoritate, ut relegens acta et ad jussa illa 
interna — examinans — se ineuset ete. One Schwierigkeit aber erklärt ſich die 
Art, wie ber jernere Lateinijche ——— die Bezeichnung für jenes be— 
ftimmte, urſprünglich gemeinte Verhalten übertragen hat auf religiöſe Bebenklich- 
Zeit und air feit im allgemeinen und dann überhaupt auf das, was 
unter religio bejajst iſt. Angeſchloſſen hat N 3 die ciceronische hleitun zus 
erſt wider Zwingli (de vera et falsa re Außer der Ableitung von religere 
fann nur die von religare in Betracht u 35 (Instit. div. 4, 28): 
vineulo pietatis obstricti Deo et religati sumus, unde religio nomen cepit, — 
mobei er fich auf das Wort des Lucrez, „religionum se nodis solvere* , beruft 
und hierin eine — * —— Nebt; Diejelbe Abteitung gibt 
Servius zu Virg. Aen, 8, 349. jeik Dip De i retract. 1, 13, de vera 
relig. 41. 55 (vgl. Dagegen rg ee (gu Amos Kap. 9); 
fie wurde zur herrjchenden bei ben ehri dien eologen (vgl. unter ben ortho- 
Doren protejtantifchen Dogmatifern 3. lov, Isagog. ad 8. 8. theolog. L. 1, 
41* 


























644 Religion 
t bejonde der 2. Sei 

Be RE ee 
* die nalogie von Karten wie optio (von ebellic 
u. ſ. w. an Dagegen —— —— ini, de — i 
2 An ——— Sorte ” Br "2, 2, 8 160 Sen m - 
— ke nen einjaderen Gtamm ng dweifen, von 
jene © Kiverlerkiunen Def. Bra kam yu opare und 


Ser = „eeligio an ein Binden — 


en ——— ein tag za Gebundenfein 
wie Hahn "angibt, wur, bindender 


des Gewiffens, vgl. di { von zr 
ehren 
der Nomina = —atio ie — religio — ale, —— 


Widerl uns der Ablei 
—— ——— dei a. a. D.): — — nämlich 


— — 


Se Frd ie | 
u „Religion“ be en. „Frömmigke fin 
er a. y a ‚bien Mon — eligiond — 
war fein ber 
eltiven Seite nd au * pr es ſubjeltives des 
Bi: Bene, — — 
es zu eachten, Ya eo weſen ber 
Religion erinnernbe Borftellun aus Einem Stamme entjprungen 
„Lieben, glauben, erlauben, loben, geloben* a“ 
muß; wol: in liebender — auf Etwas eingehen, es gen 
(vgl. ®. Müller, Mittelhochd. Wörterbud, Bd. 1, ©. 1013—102 
, Wörterb. zum altdeutich. Lefebuch: gemeinfamer Grunb wi 
Pins ie us ie alten ift bi — 
u rijtlider en Hai ed nun, die 
nad) ——— der Geile eu A a van igiöfen Le 
welche auch da, wo wir religiöfes Leben weni an noch * ber ni 
anerkennen, ſich immer noch vorfinden, in ihrem urfprünglichen X 
— sufgufffen. Tieferes Eindringen wiſſen —— — — 
agen iſt jedoch erſt in neuerer Zeit angeregt w 
ſt F chriſtlichen Theologie —— vorausgeſe t worden, dafs Me tie | 
Lupe das intelleftuelle als das ethijche Leben angehe, daſs [0108 + te 
8 und Anerkennung von Warheiten, welche auf Gott Verhältnis 
Denfepei fi) beziehen, als ein demgemäfes fittlihes Streben bg 
Bezug auf Gott ge öre; im allgemeinen wurde jenes als n 
ehung von diefem betrachtet, wirkliches Vorhandenſein von Religion 4 
en aber nur da anerfannt, wo eben aud) dieſes fchon eingetreten war, ja m 
furziweg, unter ftillfhweigender Vorausſe — von jenem in efe: , 1 
hen ie geſetzt (f. ſchon Lactanz a. a. ligio veri Dei — 
Zuſammenhang bon seire und colere). Woran es fehlt, une 
Bien defien, was denn nun eigentlich die Neligiom E 
Unterfuchung des inneren Vorganges, durch welchen eben a 
ua Fass fomme ober dem religiös erfennenden Subjel 





Religion 645 


fentlih: Vertrauen zu den Darbietungen der göttlihen Gnade in Chrifto, und 
zwar als Willensalt, — velle accipere, fidueia in voluntate; nur mit dieſem 
Glauben an den in Ehrijto gnädigen Gott tritt wared Erkennen Gottes ein, mit 
ihm auch fittliche Erneuerung und warhaft auf Gott bezogene, d. h. echt reli- 
giöfes Leben. Das Fülen im Unterfchied einesteild vom Vorftellen, andernte 
von proftiichen Negungen, Affekten und inneren Akten wird noch wenig eigens 
zum Gegenftand der Reflexion gemacht. Die Bedeutung desjelben aber für bei 
Glauben und die religiöfe Überzeugung erhellt namentlich in Ausfagen Luthers; 
vgl. 2. Werke Erl. Ausg. Bd, 10, 2. Aufl., S. 1625. („der Glaube — — 

dafs wahr it; — — das Wort muſs dem Herzen genug tun, dafs der M 

— darin gefangen, fület, wie a und recht es fei“), Bd. 28, ©. 198 („du 
muſst bei dir er im Gewiſſen fülen Chriſtum ſelbſt und unbeweglich empfin- 
den, daſs ed Gotted Wort fei”). 

Die alten proteftantifhen, namentlich auch Intherifchen Dogmatifer 
gehen, was Ergründung und Bejtimmung des urfprünglichen Einheitspunftes für 
die Elemente des religiöfen Lebens betrifft, auf der hiermit angedeuteten Ban 
nicht voran. Sie dringen nicht weiter ein im denjenigen pſychologiſchen Vorgang, 
in welchem auf menfchliher Seite da8 gläubige Aufnehmen 16 vollzieht, und 
gehen von dem Glauben, welchen das Wort in den nicht widerjtrebenden Sub- 
jeften gewirkt habe, fofort über zu der Entfaltung des neuen Lebens im gott- 
gefälligen praftifchen Gefinnungen und Tätigkeiten. Ihre Definitionen über das 
Weſen der Religion lauten vorberrfchenb nicht intelleftuatiftiich, fondern praktiſch; 
vgl. Ealov: vox religionis omnia illa compleetitur, quae vel ad pietatem erga 
Deum vel charitatem erga proximum facinnt (l. e, p. 283), — Ariftliche Res 
ligion — ratio a Deo praescripta, qua homo a Deo alienus ad Deum per- 
dueitur ut eo aeternum fruatur Be 288); Quenſtedt (Theol. didact. polem. Vi- 
teb. 1685, P. 1, C.2, p.19); ratio colendi verum Deum in verbo praeseripta, 
qua homo — ad Deum per fidem in Christum — perdneitur, ut Deo redunia- 
tur eoque aeternum fruatur. Bu jenen „illa — quae faeiunt“ ober zu jenem 
eultus rechnen fie vor Allem eben auch das gläubige Erkennen des BE 
Inhaltes. Calov p. 282 fürt fort: imo eomprehendit omnia, quae in theologia 
eomprehenduntur sive agenda sint sive eredenda), und fo ftellt dann 3. B. Bub» 
deus (Instit. L, 1, C. 1, $ 4) veram Dei agnitionem und eultum ei debitum 
al3 duas religionis partes neben einander. Es gewinnt aber dann bei ihnen 
den Anschein, als ob die erkenntnismäßige Annahme der ganzen geoffenbarten 
Warheit an und für fich ſchon dem ethifchen Akte vorangegangen fein könnte und 
müſste und hiermit an fich wejentlich nur Sache der Intelligenz wäre; vgl. z. B. 
&. Gerhard, Loei theol. XVI. C. 351, $ 75: fidei esse duas quasi partes, 
nempe notitiam cum assensu conjunetam et fidueiam; respectu fiduciae in vo- 
luntate; . . voluntas ante se requirit intelleetum,. Wie foll dann der Eintritt 
in den intellectus gedacht werben? magifch, indem one perfünlichen Akt von ſei— 
ten des Subjektes die fertige Warheit dem Verftande beigebracht wird? oder pe— 
lagianiſch, ja rationaliftifh, indem das Denken in eigener Kraft jich Überzeugung 
bon der it fchafft, — wärend ihm doch zugleich jede eigene Capazität in 
geiftlihen Dingen abgefprochen wird? 

Für die rationaliftifhe und fupranaturaliftifche Auffaffung ber 
Neligion (und Offenbarung) iſt es vollends charakteriftiih, dafs der Einigungs— 
punkt, in welchem das Subjeft unmittelbar vom Göttlichen berürt wird, hintan- 

ebt, ja vom Nationalismus geradezu verleugnet wird; beide weijen eine Anz 
hauung, welche auf jenen „Bug des Vaters“ oder jenes „Leben, Weben und 
Sein in Gott” (Apgſch. 17) dringt, als Myſtik von fih. In dem Definitionen 
wird dann das cognoscere und colere einfach neben einander gejtellt (z. B. jo» 
wol von Reinhard als von Wegjceiber). 

Zu tiefer eindringenden Unterfuchungen über die inmeren fittlichen, religiöfen 
und intelleftuellen Vorgänge überhaupt hat dann die Entwidelung der deutſchen 
Philoſophie feit Kant die ſtärkſten ng we gegeben. Ihre eigenen Er: 
gebnifje aber drohten zumächft vielmehr die Bedeutung der Religion aufzulöfen, 


646 Religion 

















ala dafe dieſe in Äprem eigentlichen Wefen erläutert und Begeünbet wo 


ben an da Bewufstjein an; viefes — 
— en: ae 
——— und —* —— 
moraliſche Weltordnung iſt ſelbſt Gott. Es iſt, wie wir 
newerden, worauf hier zurückgegangen wird. Allein in 
bei ſich ſelbſt, als autondmes, — iſt gerade ist 
iches Wefen: die Beziehung * Bott oder d0B, was den ige entiim 
der Rel ausın „I ift erft Sache vermitte 4 
Bi mi das ſp — ifiſch bee ats S—— 
—— kommt aber ſo nur als Anhang zum 
— er praktiſchen Richtung bietet dann das en 


Reli vorge des abfjoluten, Hegelſchen 48 dar. 


Kantiſ e ſubjektive Idealismus die Welt der Erf 
jeftiven jötfein ki senden durch Anſtoß von einem Es 
aus den im ormen und | 


faffung „des — 
wendig die Tätigleit "des Allgemeinen, das ift das Deinten, Religion ift 


fen“ von Gott oder Wiſſen des göttlichen Ge 


de8 enblihen, indem Wiffen eben im Denten vl Bewufsti 


von Gott ijt "weientlich ein denkendes. Dies wi 


el auch ein Moment des veligiöfen Lebens, aber wir bewegen 

uns nur in ſchlechter Subjektivität. Auf den Boden ber 
en ren und von Nealem fommen wir erjt mit der An 
ſamt der Vorftellung dem Begriff oder eigentlichen Denten 3 

fe von dieſem ri es erheikt, dafs —— der Fortſch 


—* auf he —— hinausläuft, a auf Gmangiptin F 


be der Anficht, daſs Religion Sache des Sefüts * 2 


worin nicht bloß das chriftliche ee Pi das Gig 

fennt, ſondern ad was aud) nach He Pen die Net — 

wenn man ſie von — 55 ie Hekaee Sin — 
Die Det eben auf ein unm 


ee es BE * 
a 
ins Befül fept. Wir —* hier nah —— ee 


fo ir - 
m Kr ober 3 


u... In € 2 


Religion 647 


mader zu nennen; und als bie für und bebeutjamfte Cigentümlichfeit ber 
Schleiermacherſchen Anficht gegenüber von der Jacobiſchen, werden wir das zu 
ichnen haben, daſs nach ihm das Subjekt im Gefül nicht erſcheint als von 
ſich aus zu Gott ſich erhebend, jondern zunächſt ald von Gott bejtimmt auf Grund 
eines * ihm und Gott urſprüuglich geſetzten realen Verhältniſſes. — Ja— 
cobis Auffaſſung der Religion ſtellt ſich dar in feinen Ausſagen über den Glau— 
ben. „Der Glaube an Gott iſt Juſtinkt“; indem der Menſch angeredet wird, 
antwortet es aus ihm, erſt mit Gefülen — mit Verlangen — mit Gedanken, Wor— 
ten. Der Menſch vernimmt Gott unmittelbar, — und zwar, indem er, ſelbſt 
vernehmend, zugleich und ebenſo unmittelbar in demſelben unteilbaren 
Natur und Gott vernimmt. Die Vernunft, welche das Göttliche und das Über- 
finnlide, Geiftige überhaupt vernimmt, geht hervor aus dem Vermögen der Ge- 
füle. Jacobi wendet fich hiermit gegen Kants Gottesbeweid und Religionsbegriff, 
— gegen bie Einfürung der die Vernunft ſelbſt bedingenden Grundwarheiten 
„auf jenem Umwege“. Dagegen fteht Jacobi mit Kant auf Einem Boden darin, 
daſs er wie jener auf dem Moralgebiet, jo auf dem Gebiete der Religion vom 
Bewuſstſein der Freiheit ausgeht; ich jelbjt vernehmend, wird der Geift Frei— 
heit inne und Gottes inne; wärend die Natur, welche eine ununterbrochene Kette 
von Urjachen one Anfang und Ende I und welcher ein unabhängiges 
Wirken nnd freies Beginnen unmöglich ijt, Gott verbirgt, offenbart der Menſch 
Gott, indem er mit dem Geiſte fich über die Natur erhebt: durch Geiſtesbewuſst⸗ 
fein tee über die Natur in Freiheit) wird Gottesanung. — Zunächſt na 
cobi i ne Fried zu nennen. Die Ideeen find auch ihm nicht bloße Poſtu— 
ber praftijchen Vernunft, wie nad Kant, fondern unmittelbare Erkenntnis. 
Im Unterjchied von Jacobi aber ſucht er fie aus dem Wefen der Vernunft zu 
—— erner ſtellt er zwiſchen den gemeinverftändigen und den ibealen ver— 
nünftigen Standpunft die wejentlich dem Gefülsleben zugehörige Ahnung des Ewi— 
u Göttlichen in der Ericheinung des Endlihen: auf ihr, welche jelbft ein 
ögen der Vernunft ift, beruht ihm die Religion. — Bei Schleiermachers 
Auffaflung von Weſen der Religion wirkt eine doppelte Wurzel zufanmen. Ei— 
nesteil3 nämlich eine philofophifhe; und zwar fteht Schleiermacher auf dem Über: 
e bon jenem — Kealismus zu der Schellingihen Identitätsphilo— 
— A! * ee — 5 ie Bi Pu 
Gegenfägen jtehenden Einheitöpunft ſich richtet; diefes nun es, deſſen das 
Subjekt im Gefül unmittelbar inne wird, Wärend ed aber hiernach ſcheinen 
könnte, ald ob das Göttliche, worauf das —— Gefül ſich beziehen ſoll, ent— 
weder (was Schleiermacher zurückweiſt) mit der Vorſtellung des Univerſums zu— 
ſammenfließen wollte oder aber, im Unterſchied hiervon feſtgehalten, zu einer 
dürren, gerade zur Gefülsanregung keineswegs geeigneten Abſträktion würde, be— 
ſteht nun das Weſentliche und Bedeutungsvolle des Schleiermacherſchen Stand— 
punktes erſt in dem tief religiöſen Zuge, der in feiner Perſönlichkeit mit jener 
philofophiihen Anfchauung ſich verbindet. Es ift der Bug perjönlicher unmittel- 
Dingabe an einen "Bott, der ſelbſt unmittelbar dem Subjelt nahe kommt, 
und des beharrlichen Durchdrungenſeins von ihm und Lebens in ihm; nur müſ— 
fen wir fogleicd) beifügen, daſs jener Zug felbjt feinem inneren Wejen nah eine 
audere Auffafjung diejes Gottes, als jene philofophifche fordert. Nach Schleier: 
macher alfo ift nun die Religion oder Frömmigkeit nicht in ein Wifjen, noch in 
ein Tun zu jegen („der hriftliche Glaube“, S 3, vgl. auch die Neden über Re— 
ligion), fondern ſie ift „Bejtimmtheit des Gefüls oder de3 unmittelbaren Selbſt— 
bemwufstjeins“. Und zwar werden wir und unferer felbit bewufst ala ſchlechthin 
abhängig; wärend nämlich dad Selbjtbewufstjein ald Bewuſstſein unferes Seins 
im und mit der Welt eine Neihe von geteiltem Freiheits- und Abhängigfeits- 
efül ift, a wir in Betreff eben jener Selbjttätigfeit zugleich das Bewuſst— 
ein, dafs fie felber von anderwärt3 her ift, und das in unjerem Selbſtbewuſst— 
fein mitgefegte Woher unſeres empfängliden und felbfttätigen Daſeins nennen 
wir nun Gott. Und zwar iſt jemes Gefül — Abhängigleit nicht 
etwa durch ein vorheriges Wiſſen von Gott bedingt, ſondern die n von 


— 


—_ 


—_ 


648 Religion 
wird über jenes. Die 
Anderes EEE FRE 

















— iin 


ber den Stambpunt der 'eligiofität Tier and De 
trauß). — Bon Friesſchen — ——— ausgehend 


— ——— En 


dargeftellt“, — 34 wi des Supr 
mus, fo at Fr bei Sehen ir uf den Be lang 
(ot. te): er ber zur bon we feine — ——— — 189 
e — iere 


—— lt Sen "1835, 3. — 


Kenn o — te —— ( a — d. Seite 


18 eines bi fen But Hg benden. Sie te nd e = — * 


bt | * Kit 
—5* re (187 ): Religion menſchlicherſeits en Baal 0 
Ab ni von Gott und Singete a in, — Sir 
nicht in einem ber gei rmögen, fondern F —* des Men 
oder dem Gemüt. — it eigentümlicher, jedoch —8* —55 
beſtimmung wollte Schenfel (Dogmatik 1858) das Gewiſſen, in w DaB 
bewufstjein urfprünglih und unmittelbar gegeben ſei, zum „xeligiöfen Ge 
organ“ ma; Aber es fragt ji, mit welchem Recht er * 
gegen die Religion als Sache des Gefüls das Fülen urſpri 
—— turſeite des Menſchen“ zuweiſt und ob night vielmehr die Au 
tion des bon ihm fo genannten „veligiöfen — da er, ch 
len zu nennen iſt, und ferner, ob es ger 
welches nach dem gewönlichen Sprachgebrauch auf den "Sen | 
tenden Normen fi bezieht und fo auch ome bewuſs des Su 
4 Gott ſelbſt vorkommen kann, in ber von Schenkel g ten eife au 
ehnen. F 
Neuerdings iſt die Theologie, welche ſich vo Bar die f 
nen pflegt, über die Schle ermacherfche und ——— über b 
faffung darin hinausgeſchritten, dafs fie in der Religion bei ı 


en 





Religion 649 


des Subjelts von Gott doch ein Hauptgewicht darauf legt, dafs es eben im dies 
fer Abhängigteit yım Frei * Fr nn und Welt A ea dann auch 
fittlich fich betätige. So der in der Gottesauffafi el am nächſten de 


Biedermann, und mit noch ftärkerer Hervorhebung diejes Momentes us und 
(Lipfius: mit dem Innewerden der religiöjen Abhängigteit iehe 


af un 
derer: „Das Wefen der Religion ift ſich in Gott willen und Gott im fich, 


in Gott eins mit der Weltordnung und durch Gott frei von der Weltfchranfe*). | 


Die Religion entiteht nach Lipfius, indem der Menſch - Dafein mit dem 2 
pruch, einerſeits in dem endlichen Naturgufammen 


find der Religion ein praftifches Interefje zugrunde liegt, fo ift ſchon vor ihm 
Ritihl in der Würdigung und Erklärung der Religion, wärend fie ihm Anerken— 
nung der Wbhängigkeit der Menfchen von Gott ift, mit Beftimmtheit vom eigent: 
lich ſittlichen Selbftbewufätfein, bom Berwufstjein des unendli Wertes der 
fittlichen Perfönlichkeit und Bemwufstfein ihrer jittlichen Befti andgega 
Lehre von d. Rechtfertigung 2c., Bd. 8; vgl. ferner W, Herrmann, 
igion ꝛe. 1879). Wir finden und bier auf Kant in feiner Kritik der praktis 
fchen Bernumft zurücdverwiefen. Die Religion entjpringt (a bei Lipfius) aus 
dem Kontraft zwifchen der natürlichen Stellung des Menſchen als Bejtandteils 
der Welt und —* Gefül und Bewuſstſein, eine übernatürliche Beſtimmung au 
haben, ja jelbjt mit jeiner fittlihen Beſtimmung —— der Welt zu ſein, als 
welchen Endzweck er ſich zu denken hat, ſofern ein Sittengeſetz für i eiltig ie 
(Herrmann ©. 207). In Gott erkennt der Glaubende die eben auch den Welt 
verlauf auf diefen Endzweck und hiemit auf die Verwirklichung des 
tes und des Gottesreiches hinlentende Macht. Der Glaube, welcher diefe Macht 
amerfennt und zur Unterordnung unter diefen Gott bereit ift, iſt jo ſelbſt eine 
- Bewegung des Willens und die religiöfe Weltanfhauung wird Motiv der Willens- 
es | für die eigene fittliche Tätigkeit des Subjelt$ in der —— auf jenen 
Endz Gott erſcheint hier weſentlich als zweckſetzende und lenkende Macht, nicht 
fo, wie in der traditionellen Dogmatik oder wie in der durch Hegel bedingten Auf: 
faffung des abfoluten Geiſtes, als höchſte causa effieiens oder inwirkende Kraft, und die 
religiöje Gemeinjchaft mit ihm wejentlich als Eingehen des eigenen Willens in feine 
Zwecke mit ſcharfer Abweilung jener myſtiſchen Elemente. — Ebenfalls aus dem 
praftifchen Intereſſe des Menfchen in feiner Stellung zur Welt, aber zunächſt 
gerade nicht aus den warhaft fittlichen, jondern aus — Antrieben hat 
Kaftan (Weſen der chriſtl. Religion, 1881), indem er zunächſt die Naturreligio— 
nen ind Auge fafst, die Religion herleiten wollen. Für feinen Anſpruch auf Les 
ben und Lebensbefriedigung, der durch die Welt nicht befriedigt werde, fuche der 
Menih Schub und Hilfe bei der göttlihen Macht; der Hauptunterfchieb der Nies 
ligionen aber beftehe darin, ob er jo den Genuſs natürlicher, weltlicher Güter 
erjtrebe, oder den Genufs fittliher Güter umd das Eine, Höchfte, überweltliche 
Gut, ja die Teilnahme am Leben der Gottheit jelbit. — Dagegen hat Aug. Dor: 
ner (Theol. Stud. u. Krit. 1883, ©. 217 ff.) das abjolute Abhängigkeitsgefül als 
folches wider für das Fundamentale in der —— erklärt und demgemäß die 
abſolute Kauſalität Gottes für die erſte bei der Religion in Betracht kommende 
Grundbeftinnmung in Gott; das Unbedingte, von welchem wir fo abhängen, werde 
—2 ehe es zum vollen Bewuſstſein komme, im Zuſammenhang mit einzelnen 
igniſſen geahnt (vgl. zum Ausgehen von der Kauſalitätskategorie — und zwar 


— 


öchſten Gu- 







650 Religion 

ala ‚ ie im ] ‚ sundam 

IT 
j Überzeugung davon ruhe, bs jenes Ötiihe Neatität habe und 

bor der Naftanfchen gegenüber auf der Hand (meiter 

e3, wenn Kaftan einn 61, bon einem 


: 
7 
= 
] | 
E 


Biedermann und Lipfius wird jene Nenlität gefid) 


— durchs phil 
a —— age, ob —— zu dieſem Denken # 
| Mierauf fi fühenden ihre 


Mit Bezug auf Don ht ) 
teilt, vgl. die * im Art. „Dogmatit“ oben Fr Il, & 655, € 
8: I ————— \ —* 
uch meet; wie wie Tamm os vie Subjeft von jenem fittlichen B 
' fein aus lau durch pojtulirten Gott? et 2 UTC 
fen und Ioeifen © ufs, oder auf irgendwelche u tere 
Beil ? wie fommt auch die Gewiſsheit des Sittfichen felbft, des 2 der Per 
fönlichkeit, des Si 8 u. f. w. für die sufunde? Der * 
wird hier zugleich ( Arne bei Kant) weſentlich als durchs B | 
einde, im der er jteht, bedingt aufgefafst: follte fein Bewuſs 


entli ein bnis i Einwirkum 
—— und —— — — 




















feft geworden? (vgl. indeffen bei Herrmann ©. 276. 398 eı 
auf das Gewiſſen, das hiernach eine weit höhere und umfaffendere X 
als bei Nitfchl, „Über das Gewiflen, 1876*, erhalten würde, — 
eine Anerfen geheimnisvoller —— in der — die. 
der arer Vorſtellung fi erjafjen ließen). 


Form —* 
Es würde zu weit füren, wenn "ig eine eigene des 
8 der Mel on berfucht werben jollte. So det dl ns 1 u! al 
I on aus di Beh meh Ausjagen —— — ed LT 
u Gott nicht etwa in einer bloßen Kenntnis von ihm, m 
bloßen Befüfen beriirtliht it, Sondern erſt in jenem Glauben J 
nee —— in jener Liebeshingabe, alſo —— in Selbi 
und Willensverhalten Ben wn eine Selbftbeftimmung den hen Dar 
tungen gegenüber handelt «8 ſich beim Glauben, ſchon Bun weit er 7 
trauensvolles Hinnehmen ift (vgl. meine Schrift: Der Glaube 
1859). Aber vorangehen mujs allerdings eine gewifle Daritellung der objel 
——— Warheiten für unſer Bewuſstſein und unfere Erfenntnis, u 1 
zum Behuf jenes Willensverhaltens iſt es erfordert, daſs wir * 
wir zu vertrauen und uns hinzugeben haben, auch in unſerem 
‚ 88 und eine immer vollere Erkenntnis von ihm zu geroinmen | en. 
eigentlich entjcheidende dafür aber, dafs er diefe War = * Barheit au * 
J— dieſem Gotte ſich hingebe, werden für den Chri er auch 
Warheit De in ihrem inneren Zuſammenhang und 
dem ganzen übrigen Inhalt feines Bewuſstſeins und ai 
—* für ſeine Überzeugung zu befeſtigen Ka wird, doc ni 
duktionen und Argumentationen ondern ein im Gefül e m 
| ein inneres Verürtfein und Getroffenfein, deffen Das Subjelt.in fi “ 
Luther ob. ©. „2 und vermöge defjen es von der ihm nahe, Idee oder 
heit und vom göttlichen Inhalte diefer Warheit nicht otjutommen d mag 0 
Gefül davon, * es in ſeiner Abkehr von derſelb * ler 
—— habe. In einem ſolchen Gefül machen für je 
Anforderungen ihre Autorität geltend und übt die ar 
Anzichungsfraft für den Glauben aus. Hat der Chriſt 


Religion 651 


ber ihm fo fich bezeugt, vertrauensvoll und Liebend fich ergeben, jo befommt er 
wiberum in einem geiftigen Fülen die erlangte Gottesgemei ft und bie darin 
nnene Freiheit zu erfaren. Im Zufammenhang mit den auf unfer inneres 
eben ſelbſt bezüglichen Ausfagen des göttlichen Gejehes und der Heilsbotichaft 
und im Zufammenhang mit ihrem Eindrud auf unfer Innerftes, defjen mir fülend 
inne werden, können dann auch objektive gefchichtliche Tatſachen der Heilsoffen— 
barung an dem inneren Zeugnis Anteil bekommen. Hiemit ftehen wir freilich 
bei „geheimnisvollen“ Vorgängen, die man nicht weiter analyfiren und definiven 
und bezüglich deren man jeden nur auf eine —— die auch ſür ihn ſelbſt 
möglich ſein werde, verweiſen kann. Man mag dabei reden von einer im Weſen 
der Perſönlichkeit liegenden Richtung auf Gott oder einem ihr angeborenen uns 
veräußerlichen Grundtrieb, der hier fi) betätige, oder auch myſtiſch vom einer 
inneren unmittelbaren Berürung derfelben durch Gott ſelbſt; auf ein geheimnis— 
volles ummittelbares Innewerden müſſen wir ja übrigens auch ſchon bei den uns 
fih bezeugenden fittlichen Forderungen abgefehen von ihrer Beziehung zu Gott 
zurüdgehen. Erjt auf Grund foldhes inneren Borgangs erhält dann auch, wenn 
unfer Borftellen und Denken in der Weltbetrahtung den Raufalitätszufammen: 
hang von einem Gott als höchſter, umbedingter Urjache herleiten möchte, dieſe 
Idee die eigentümliche Feftigkeit der Überzeugung und behauptet jich Hiemit gegen 
die Einwendungen, welche das Denken felbft doch wider dagegen erheben möchte, 
Die höchſte Urfache und Macht aber erfcheint dem Chriften und dem religiöfen 


Subjelt überhaupt immer auch ſchon als Wille, der Anerfen und Hingabe 7 


fordert. Und wirklich veligids alfo verhalten wir uns erft, indem wir fo uns hin— 
geben, wärend bei unferem Ergriffenfein durchs Göttliche zugleich ein Widerftreben 
unfererfeit3 möglich it. In der Abhängigkeit von Gott haben wir h eine ge⸗ 
wiſſe Freiheit auch Gott gegenüber und in der freien Hingabe an ihn werden 
wir auch der Welt gegenüber frei. Aus folder Hingabe an Gott gehen dann 
teils foldhe äußere Alte hervor, welche direkt auf unjer Verhältnis zu Gott ſich 
— die im engeren Sinn religiöſen oder gottesdienſtlichen Afte, teils das 
ice Wirfen auf die Menſchheit und Welt, zu welchem wir hier uns von Bott 
mmt wiſſen. Eben durch das religiöfe Willensverhalten aber wird wiberum 
jenes Gefülsleben gefördert und bereichert und zugleich der Gläubige auch zur 
fortfhreitenden Erkenntnis der religiöfen Warheit angetrieben und geförbet. 
Wefentliche, wenn auch nod jo unvollfommene Unalogieen zu diefen Haupt: 
momenten der chriſtlichen Neligiofität zeigt uns die Neligion auch Schon auf ihren 
niedrigften Stufen: überall ein praktiſches Verhalten zu den Göttern auf Grund 
unmillfürlich fich regender Gefüle, welche an die in der Gemeinfchaft gehegten 
und ans einzelne Subjekt herangebrachten Vorftellungen von den Göttern fich 
tnüpfen. Jener höhere Trieb betätigt fih darin auch unter den ärgſten Trü— 
bungen und Hemmungen und unter aller Verdunkelung des Bemwufstjeins von 
ihm und feiner eigentlichen Bedeutung; nur aus ihm erklärt es fich, daſs jener 
Glaube an Götter und an die Hilfe, die der Menſch der Natur gegemüber bei 
ihnen finde, fid) behauptet, jo oft aud die bejtimmten, hierauf bezüglihen Hoff: 
nungen in der Erfarung ſich vereitelt zeigen, jo jehr andererfeits diefe Götter 
ein Gegenftand peinlichiter Furcht für den Menfchen werden und jo viel Ber: 
anlaffung nach dem allen der Menjch hätte, im mwachjenden Bemufstfein feiner 
Kraft und in der fortfchreitenden Übung derfelben der Vorftellung von folchen 
Ser —— und ihrem läſtigen Dienſt zu entſagen und ſich einfach auf ſich 
el u ſtellen. 
& hat nun die Religion ihren Beftand im Innerften der Perfönlichkeit, 
alfo der einzelnen Subjekte. Aber immer ift fie zugleich Sache der Gemeinjcaft. 
Schon aus dem Geſetz, welches für die Entwidelung des menfchlichen Bewuſst— 
ſeins überhaupt gilt, folgt, dajs die Entwidelung des religiöfen Lebens den 
Wechfelverkehr der Berfönlichkeiten mit einander erfordert, namentlich erfolgt nun 
durch ihn die erjte Anregung des Bewufdtjeins in den Einzelnen, welche neu in 
die Menſchheit und ihre Gemeinfchaftskreife hineintreten; von der Gemeinfchaft 
aus müſſen die veligiöfen VBorftellungen, die dann aufs Innere des Subjektes 


\ 
J 





haupt ſich 
dung doch 





m Gottes ( 
’ 


- KrItiager 









unter Seh 
achjen a von denen noch 
daſs fie, wärend F sr eine materielle, 
—— —— —— auf dieſe 


















9 den Menſchen nn noch über 
alle ug Dorf —— als —— —— ) nur b 
- en eye of 
eobahtung ber —— Kr Gegenwart, fondern nur 
dringende und mit ei Erfarung verbundene des I 
Daten und ns il der Sri! Athen — Lau : 
Wie aber geht num ligion bei —* 
8 vor id wie iſt Me "Sri ag eh geworden, in; 
der offenbarenden und erlöfenden keit Jeſu © 


gte gůcht und berwir —* 
wärtigen Beſtand einer Religion und fo namentlich der ch lichen 
Haare Leben —* —— der Ein et wie —* bisher bem 
e bon 


ner ng feiner bei F eben — 
—— ch durch Chri d ee 
‚und auf * Be lich, 


Religion 653 


bens in die Menfchheit durch Chriſtus und feinen Geift. Sie beſitzt ein in hei- 
tiger Schrift auf im iedergelegtes Wort nb feiner apoſtoli 
Klee Merlitune, and Wrihene bie tehniske Gefemnieid) Techirunb” an: khabfen 


babe und das mit der Kraft des Geiftes innerlich erleuchte und belebe. Eben . 


zu diefem fürt fie die Einzelnen Hin, damit fie aus diefem eine fe ige Über- 
zeugung und das eigene Leben in Gott gewinnen. e find Ehriftus und feine 


rünglichen zeuge mit diefem ihrem Worte zu dieſer religi u 
Blerfntet und gu —— 


kſamkeit und zu dieſer bleibenden Bedeutung für die religiöfe Gemeinde und 
= * a —— der chriſtliche Glaube und die chriſtliche Theologi 
emein erfennt ferner der chr ube und die | e 

an, dafs Religion überhaupt nur durch eine Tätigkeit vom ſeiten Gottes möglich 
und daſs namentlich die chriftliche aus einer folchen hervorgegangen fei, jo weit 
Dann auch bie Aufieffungen diefer Tätigkeit im ganzen und mit wegug auf die 
verjchiedenen einzelnen Religionen auseinander gehen. Allgemein iefe Tä- 
tigkeit mit fpezieller Beziehung darauf, daſs durch fie göttliche Warheit, d. h. 
Gott felbft mit feinem auf und ſich richtenden Willen, dem menfhlichen Bewufst- 
fein Fund wird, eine offenbarende Tätigkeit Gottes genannt. mter nod) 
wird der Begriff —— wandt auf ſolche göttliche Akte, durch welche 
eine neue Offenbarung folder rbeit und zugleich eine Neugeftaltung des gar 
bei religiöfen Lebens erfolgt, welche hiemit n die Herftellung einer dieſe = 


und diejed Leben in ſich aufnehmenden Gemeinde abzielen, welche jedody zu 


nächft auf beftimmte einzelne Perſonen ih richten, zum für ihr Bemwufstjein 
in origineller und unmittelbarer Weife jene Warheit N fenbat und kräftig werden 
laſſen und fo fie zu Zeugen und Werkzeugen derjelben in der Menfchheit und 
zu Gtiftern veligiöfer Gemeinschaften mahen. So erklärt die neuere — 
don verſchiedenen Standpunkten aus gemeinſam Offenbarung für ——— es 
gibt keine Religion als durch Offenbarung“ (Dorner, Glaubenslehre); „Offenbarun 
und Religion ind jelbegriffe* (Lipfius); „die Beziehung des Menfchen au 
Gott in der Religion hat die Beziehung Gottes zum Menſchen zu ihrer notwen- 
digen Vorausfegung, umd die Selbtbeziehung Gottes auf den Menſchen macht 
den eiff der Offenbarung aus“ (Biedermann). 

| e aber und durch welcherlei Vermittlungen vollzieht fich dieſe göttliche 


Zätigfeit? Und ift fie beim Urſprung jeder Religion wejentlic don gleicher Art 


und wefentlic auf diefelbe Weife vermittelt, fo wie e3 das allgemeine und überall 
gleiche —— Weſen und Verhältnis zwiſchen Gott und Menſch, die allge— 
meinen Geſehze der geiſtigen Entwicklung der ſchheit und, ſoweit der äußere 
Weltlauf und die äußere Natur dabei in Betracht fommen, die im gewönfichen 
Weltlauf wirkſamen Kräfte und Geſetze der Natur mit fich bringen? oder tritt 
in der biblifchen Offenbarung, auf welder die hriftliche Religion ruht, eine gbtt— 


liche Offenbarungstätigfeit ganz befonderer Art ein, die man dann im Unterfhieb 


bon jener allgemeinen als außerordentliche und al3 übernatürliche zu bezeichnen 


Eine gewifje Übereinftimmung findet in den verfchiedenen theofogijchen Auf- 
jefien en auch darüber ftatt, dafs Gott allerdings gewiſſe Tätigkeiten, Durch welche 
B n ber Religion überhaupt bedingt ift, überall, aud) außerhalb des Ge- 
bieteö der biblifchen Offenbarung, übt, und dafs die religiöfen Vorgänge, die man 
auch Hier anzuerkennen hat, auf göttliche Wügungen und von Gott ftammende 
Kräfte (neben dem trübenden und forrumpirenden Einflufs menfchlicher Sünde 
und Fleiſchlichkeit) —— find. Überall kommen hiefür in Betracht teils 
die inneren Kräfte und Gaben des menschlichen, perjönlichen Geiftes, welche der 
Glaube und die Theologie nicht bloß auf eine urfprüngliche Schöpfung durd) Gott, 
- fondern auch auf eine fortwärende — und innewirkende göttliche Tätig- 
feit zurückfürt, teils Vorgänge des äußeren Lebens in der Natur und-Menjchen: 
te, welche befonders dazu geeignet find, religiöfes Gefül zu erregen und 
innerlid empfängliden Geift das Wirken Gottes als Schöpfers und Herrn 

der Welt zur Anſchauung zu bringen. Auch über die Stellung der einzelnen 
hiezu gehörigen Momente und darüber, wie dat Wirken Gottes felbft in ihnen 


keit Gottes, unter deren — ech reli 
unb für 1 Ina 69 


. einer allgemeinen, welche an alle Menjhen ji richtet, wenn 


‚654 Religion 
zu verfteßen fei, faufen freilich die Anfichte nder. Sie 
BE Bl Ra Nr HT 














belt ef — AR * —— at De an N 
barung Gottes einfach auf bie Art dieje$ feines allgemeinen X 
an ———— en — — 
— Neu Sr Meer, Die göttliche — 18 

: « 


Rene Teftam 
d —— 
— meer ee 1882) redet — ea nn 


ei gar —— a „vonder von ber 
lichen bes Beites, Geiläratfhlufs, Heil 


Offenbarung es luſſes 
— Rom. 3, 21; 16. 26; Eph. 3, 55 Kol. 1, 26 * 
Begriffes erfheint dabei Das — an ie (und fo 
elltjein j 
—* Das andere Belang — 


offenbar werden foll, und Inn 

Men bezügli öttliche Kraftw 2 Offenbar 

A nei Bi — 
g 


inner Di Bornes Röm. 1, 18. Allein 
nfäßeie nud wirkliches Leben in —*2* it —— F 
uud = heiligen Schrift dod nur mittelft bejonderer 3 atem göttlicher 


gerion vs und aroxahuyorg ein, welche zubörderft in der Geſchichte de 
| 5 


und dann bollkräftig in der Menjchwerdung und dem L und ® 
Ehrifti fich darftelen: die alt: und neuteftamentli e Offenberung 
en Un ied noch nicht bejtimmt bezeichnen. — Ueberall ner, wo 
I de nn en 
ai _r * ſchon bei den neuteſtamentlichen Ausſ 
ch ergab, nicht bloß durch objektive D Sö 
wen —3* durch Innere Kumdgebungen Gottes (auf innere u 
für alle ſchen Be jebenfall3 Apg. 17, 28 hin und jo wolaud oh 
Diefe aber treten ein unter Vermittlung von jener. Und —F 
objektiven Darſtellung teils Offenbarungen göttlicher 
Natur und Geſchichte, teils äußere Kundgebungen für 
‚einen Urfprung aus höheren * kn in der gemönlichen Ratın 
Bam — laſſen, und W ee ein —— 
den nr ig 
ir "ie —— Offenbarung en Gottes, Intalt und 
ft vorliegt, Stud. 1 Krit. 1859, 3 8). r = 
—* Fe auf ben borbin beze ——— — * —* 
— — ande Aber ripeimäßige gufenmenhän | 
ren ihre regelm ammenhän 
der alt= unb neuteftamentlichen $ sſgeſchichte une Alte 3 


Religion 655 


riht von der Urgeſchi aeld auch bejondere göttliche Ku ungen an 
Bäenlten i ——— ae en eier 3 Io auch u 

tte8 Werft an dem ausermwälten Stanım in B — vgl. die Ge: 
* vlleams 4 er 22—24 Das —— F Den; Da of 
die andern —— en erſt 


is in ihrem Bufammenhang mit dem innern Leben jeftzuhalten j 


Ban 4 Me Grürtrng vom Ben de lin uns ürt hat, 
—* für's Bewuſstſein wird Gott und das ee 

ded innern Lebens. Und jedes — will E >= 

ee emeinjchaft wirten. —* chheit als 

einer gefallenen A B * offeubarende — weſentlich erlöfende t 


und umgelehrt. Schä Beitimmungen für jene gene geriet 
bibl * die —* 
beſondere ide hi arung a be ſelbſt ————— ER 


nd zeigrmetsrifge — 


fragen, wie, — zäh den urfpräng- 
ea —— 
0 w h 
* Sehens bei bem 


gei von 

alt Verka wirb, Berberben und 
————— —— — 
a ee dene (ae De ee 
Ei — 
J rn ne mel: quod — intelleetus et ratio 
a — 
wird neueren Verteidigern Concordienformel mehr hinein⸗ 
‚gelegt, als dem urſorũngiichea Sinn der Verjſaſſer gemäß ift), — 


er 
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A 
4 
j 


} 
H 
in 


i 
i 
| 
Ä 


] — in England uſchen —— * 




















Die Ausbildung und Durchfürung, welche jener 

re den Rationaliämus zu teil, geworben —J 

englifhen Deismus eingetreten. Ebenſ 

Hi ben." wele, ben Offenb gönnt, bie 2 eiften verteidigt 
eben, we arım D ben verteidi⸗ 

über das Verhalten der Deiſten — n Ar 
8 Fr &. 529). Im Allgemeinen ift ihre nicht 
—— ale ein —— Te rg A 
n 


ae been; Et — ein Geoffenbartſein von 


von en —— = — a \ 
bi im Inhalte der bibliiäen D of abaruı 96 
—“ von Elementen —— Jude 


oder phil erklärt, W 
be — — Su — 


—— sg Dazu kam aud 
——— ng ki os der Weg bant ich) die je 

einer „matür — yant durch Die ſeit 
—* usſcheidung — Bells uni. Boni J 


Neligion 657 


von rein rationalem, aa HE Standpunkt aus, Leffing die dee einer 
n welcher Gott da8 Menfchengefchleht zur Aner- 


fennung von höheren Warheiten erzogen habe, um diefe, wenn die Seit der Reife 


ee * Bernunftwarheiten werden zu laſſen; Gott hat gleichſam das Facit 
rt die Re 
Voraus an die Hand gegeben, damit fie jich dann im eignen Rechnen darnad) 


des Menſchengeſchlechts 1780 ; vergl., beſonders auch in Betreff des BVerhält- 
niffes zu Lefjings 57* Standpunkt, den Art. „Leſſing“). Es iſt im ent⸗ 


öleger 
li 
hatte, auf Kantfcher Grundlage, ſchon Fichte im „Verſuch einer Kritik aller Ofen 


des 

si gefprochen, indem er bie Unerfennung einer Wirklichkeit derfelben 
für Sa 

nete. 


Neligion (diejenige, “ welcher ich zuvor wiſſen muſs, daſs Etwas Fiat i 


. für 
icht erflärt —, und zwar Naturalift, wenn er die Wirklichkeit aller über- 


bloßen Schein übernatürlicher Autorifation zuläfst; denn das fittlihe Subjekt 
fol nicht blos feinem Weſen nad autonom fein, fondern es fol für dasfelbe auch 
teoß jener Herrſchaft de böfen Princips mit dem Sollen das Können ftatthaben. 
Wir werben fo übergefürt auf den Nationalismus eines Röhr, Weg— 
ſcheider u. ſ. w. Nah jener Kantfchen Definition des Naturalismus würde 
er unter diefen fallen, Er ſelbſt aber unterfcheibet fi nun von letzterem, indem 
Reals@nchllopäbie für Theologie und Kirde. XIL 42 


— 


658 Religion 







en nur ge Richtung t wiffen will 

su prifientum Offenbarung fr hebt, t, aud) en Bert Er 
aupt anerkennt, und fett in Ber 2 Öegenfaße 

ranaturali muß 3 Seite; vergl. die Definition 9 dei 

ts rear wirb 1) ber — ie au Material 


— —— — — 


per vires rationi humanae insitas ne —— — nn 
— uiſche. 


— — interventu — traditas —— * — m 


= — * en aber 

v e an 

Offenbarung zu — ei —5 mit! t 
punkte der Gegner — ‚And bei Bei feiner aufiafiung 5 ber Of 

es an genügend —— ein te, zu 
Gott Hin zu richten geben a — auf ven Cafe, 8, vor Allem 


aber an fiefer und lebendiger ſſung des u ens ber —— — 
atur 


eines Lebens in der Gemeinjchajt mit Gott. 


bem Bedicfiß de$ Menfcen, Tam man —— hl — echmähige 


it“ der Offenbarung. Ausgehend von dem fejten gejchichtli 
Schriftoffenbarung * man nicht dazu, ſie dem ganzen innern 
des Menſchen nahe A bringen, wärend diejer, fo feit i 
maß, doch nie in die nerfennung desſelben fich finden wird, wenn es i 

(ich nod) fremdartig bleibt. Soweit Notwendigkeit der Offenbarung al 

genommen wich, ee bis jenem Standpunkt vermöge — 

Bu Bermi F und dem Innern des M 
die Gefar, dem Objet * ten und Autorifirten mit Se ch 
ftändige innerliche —235 fi, unterwerfen zu müſſen, 
mus ee erhebt fich die Frage, ob dann n 
auch noch fort und on eine unbedingte üußere 
Deutung der geoffenbarten Warheiten gefordert würde, dor Rain 
einem ſolchen Supranaturalismus gegenüber nicht one Schein fr 
Krug, p — Gutachten über Nationalismus u. Supranaturalis 


„3 gibt nur Einen durchaus confequenten Supernaturalismus, das i fa sen 


————— welcher die richtige ERBE * Offenba 
duch fortwärende übernatürliche — Einwirkung — un ——— ent 


Oberhaupte der Kirche allein zuſchreibt; dafür — 3— die prote —* 
Supernaturaliſten auch erklüren, wenn fie — — einmal bie — fit 
e- % 


dafs der Menſch — — eines umtrüglichen Fürerd von außen 
bisher charakterifirten Periode in der Entwidlung * Theorien 
und Offenbarung gehört nun auch die Voranſtellung der Begriffe „na 


Religion", „pofitide“* und „gefhichtliche“ Religion an. - 


Begriffe war ſchon oben die Rede: es ift die R igion, * ſie aus se 


an * eht („philosophica* religi 
be Da he Gift biejenige —— Be pi pofitive 


dur a Autorität gejeßte und fanktionirte und der un 

ſolche bom — geſchichtlichen Aus hc. Ye 

Schriften fortpfla eifst fie eine 5 che. 

tiven, * vs Sei on Air dann k 3— 
rigens tionaliſt bei ie Gr — der 


Religion N: a bie one die Form einer gewifjen pofitiven Reli -(igion 


hätte erftarten fünnen. 






















— 
2 


UNSERE AHEGaBBBmTTT 


infojern, als bei Gott ich durch refleftirenden Verſtand 
ajat jeim follte, nicht ee die a de Kane Offenbarung wird —* 
Be REN ES 
i es aber auf dieſe Weije der Begriff ber 


5 
PER 


® 
‚ 


griff gemachten aufs Neue und 

er rationaliſtiſche Säge dasjenige Jutereſſe 
chriſtliche Apologetit bei ihrer einer 

fümpjen Bat: bleibt das Chriſtentum in bejonder ja 


HE 


em, ja einzigem Sinn 

von Offenbarungstaten eines lebendigen Gottes? umd find es 

fihere, objektive Warheiten, bie geo rt werden? Nah Jacobi ftellt 
dar in jedem religiöjen Vernehmen, jedem Ausdrud religidjen 


regtjeind: das wahre Wejen jehen und jpüren wir als ein verborgenes und 
dem — zum Beiden r 


dwingend, verhält fich —— 
ihr weſentliches Wiſſen iſt Eingebung. Beſtimmter wird baun von nd» 
andelt um 

| des religiöjen Geiftes, 
welche zugleich anregend weiter wirken über — —F — Fee 


e oder Gotteögabe mit dem zujammenge 
Gebiete des Glaubens Offenbarung oder Inſpiration heißt 


elle in den Religionen (beftimmte Religion — das Sa ber einer 
Feen aft —— — —— BER yſte eb Geile) 
op ittenlehre: „gro afjen eigentümlicher matiömen 8“ 
are ein ſolches Sewidt, : 


welchem man ſonſt von Religionen Ipeicht, oder von Übergang aus einer fol 
beftimmten Religion in die natürl 
bloße Abftraktion: fie iſt als Bafis religiöſer Gemeinfchaft nirgends, hen 


ad, 

Ordnung gleihmähig abftrahiren läfst ald das in allen Vorhandene, nur in jeber 
anderd Beitimmte (und zwar ift in jeder einzelnen Gemeinſchaft Alles auf 
andere Weije), Der Ausdrud „pofitiv“ bezeichnet nun eben das Individuali— 

te — den individuellen Inhalt der gefammten frommen Lebensmomente, fo» 
ern berjelbe abhängig ift von der Urtatjache, auß welcher bie 68 
vorgegangen ift. Und ber Begriff Offenbarung — die Urjprünglichleit 
einer jolden Tatſache, fojern fie ald den individuellen Gehalt der in der Ger 
meinjchaft vorfommenden frommen Erregungen bedingend felbft nicht wieder aus 
einem geſchichtlichen Sujammenfang zu begreifen ift; es bebürfe, | leler⸗ 
macher, feiner weitern Erörterung, daſs hier in dem Urſprünglichen eine göttliche 
Kauſalität gefeßt fei; dabei befennt er jedoch, es ſel fat unmöglich, jene Vor— 

Hung bejtimmt zu umgränzen, und man könne kaum einer erweiterten Uns 
wendung des Begriffes wehren, daſs nämlich jedes in der Seele aufgehenbe 
Urbild, welches weder ald — —— zu begreifen, noch aus äußeren Anregungen 
oder früheren Buftänden befriedigend zu erklären jei, ald Offenbarung d y 


ne angejehen werden (vergl. bei de Wette). Indem er dann übergeht zur chri 


42* 


- 


— 


— 


— 


— 


| Sa Bipfins), us den Begriff der Manifeftation und * 


— 


660 Religion 


tichen Religion, alles auf die durch ollbrachte 

ae ve ehe Eule Brei Deren been a 
€ 

punkt einer es Gemeinſchaft über bie Natur en Kreiſes hir 











Y; 
TTIIEHEe 


e au Sone3 et 
Eine ihen. Anti det leierma 
ſeien tan — A 4 er —— — 
nicht ——— der Allen dt eigmähig nes Vernunft zu erlären, am 


iche Seit wider als die höchſte ——— der — hlichen > 


num nun geht when; m was ferner die chriftl ‚Te 
Eu nn de era 
 Benfelßen Öcepen vifebi 


Run 
riffsbildung wie — — 
(man ſieht, wie ‚a abe auch wider auf den ft — F 
ung uwenden find 
FR eb empfangen, wie die Bliion Aber F 


innigſten Zuſammenhange mit der rent 
Ds aufgu en. Die run fan hiernach, ud wenn man 


wi, 







— — 5 * —— 
— werden. 


en neue, im bisherigen Streite viel zu „wenig beastete N 
ejtellt. Uber der Gegenſatz der bis —— — 
ecke, in einer tieferen und vollfommeneren Betracht fe au 
gehoben. Die Frage, ob in jener ee —— nur "ie ihr, eine ganz * 
Tatigleit Gottes anzuerkennen ſei hr vielmehr nur auf Die 
ſchoben. Überdies wird bei Schleierma 13 Auffafjung der altt 
Nr Bi Be von einer beſonderen —— Cha 
ejer abgelöft, dafs, jo einziga ie neuteftamentliche 
und bollendete erjcheint, jene ei: 


he als zwei Hauptmomente der übernatürlichen O In 
nimmt fo hfins n den Begriff der Ofenbarum, 55 Es Rani 


Religion 661 


ei biefe al3 die Selbjtbeftätigung der Wirffamkfeit Gottes für den Menfchen in 
Ken Welt, welche das —— Abhängigkeitsgefül des Menſchen — i⸗ 
ration als innerlich beſtimmende Selbſtbeu Gottes im menfhlichen Gei— 
fiesleben, durch welche die religiöfe Aftivität des Menfchen erregt und welche ei 

dem Standpunkt der naiven Voritellung als ein unmittelbares Einwirken Gottes a 
den natürlichen — des Menſchen aufgefafst werde. Pfleiderer unter- 
ſcheidet zwifchen allgem und bejonberer Offenbarung in der Weife, dafs jene in 
allem veligiöfen Leben ftatthat, diefe in den hervorragenden und banbrechenden; Ber: 
fönlichkeiten der religiöſen Gefchichte oder den außerordentlihen religiöfen Genieen 
oder Offenbarungdträgern eintritt, eben hiemit aber jedes Auftreten eines in re: 
ligiöfem Geifte bejonderd Fräftigen und — Religionsſtifters unter den 

ff der beſonderen Offenbarung fällt. Sinne En ganzen Richtu 

entjpicht es auch, wenn Biedermann alle Offenbarung fr weſentlich übernatürli 
ärt, fofern unter Natur die himmliſche Naturbeftimmtheit des Menſchen im 
Gegenja zu jeiner Geiftesbeftimmung verftanden werde, und alle Dffenba- 
x wejentlich natürlih, fofern man unter Natur das im Wefen liegende 


Underfeits * namentlich Rothe ſehr entſchieden auf einem beſonderen, 
übernatürlichen Charakter des göttlichen Wirkens in der bibliſchen Offenbarung, 
und zwar im Zufammenhange mit der Erlöfungsbebürftigkeit des Menfchen und 
der wirklichen Erlöfung, indem ein ſolches Wirken durch die Sünde notwenig ges 
worden und Bedingung für die —— Das Weſen dieſer Offenbarung be— 
ſtehe in einer übernafürlich bewirkten Reinigung und Kräftigung des Goͤttes— 
bewuſstſeins im ſündhaften Menſchen, wärend dieſer es bloß auf d der na⸗ 
türlich gegebenen äußeren und inneren Data, mittelſt deren Gott ſich ihm wars 
nehmbar machen wolle, nicht mehr richtig und ficher vollziehen könne. Gott Lafje 
deshalb neue Äußere Tatfachen in der Natur und Gefchichte eintreten, aus wel- 
chen das menſchliche Bewufstfein rein den natürlichen pſychologiſchen Gefegen zu— 
folge die richtige Gottesidee mit Evidenz ergengen fünne, und zwar müflen dag 
übernatürlihe Ereigniffe fein, die aus der Welt nicht urſächlich abgeleitet werben 
könnten und fo nur vermöge der Gottesidee erflärbar ferien. Dies Moment nennt 
Nothe die Manifeftation Gottes. Er fajst diefelbe fo Karo fupranaturaliftifch 
auf, wie irgend einer der älteren, und man wird auch bei allem Glauben an die 
befondere übernatürliche Offenbarung und ihre Wunder fragen können, ob ex nicht je- 
nen einzelnen äußeren Akten etwas zu leiften zugemutet hat, was fie mit ihrer 
Außerlichteit doch nie für fich zu leiften vermöcten. Damit aber diefe Mani- 
eſtation Gottes auch richtig verjtanden werde, wird fie nach Rothe durch bie Ins 
ation ergänzt, nämlich durch eine innere unmittelbare Einwirkung auf das 
ewuſstſein, eine unmittelbare Hervorbringung von Erkeuntniffen im menfchlichen 
Geift bei der Aufnahme jener äußeren Kundgebungen zum Behufe ihres richtigen 
Berftändnifjes. — Am umfafjendften und umfichtigjten hat in der neueren, die 
Befonderheit der biblifchen Offenbarung entfchieden feithaltenden und dabei eine 
tiefere Auffaffung von Religion und Offenbarung anftrebenden Theologie die Glau— 
benälehre Dorners die gefamte Lehre von der Offenbarung behandelt, zugleich 
eine pofitive Wirkfamfeit anerfennend, die Gott doch auch im Heidentum ausübe. 
Indem auch er dad Zufammenmwirfen einer äußeren Offenbarung, oder der Mani- 
feftation durch Wunder, und einer inneren, ober ber Inspiration, lehrt, teilt er 
nicht die überfpannte Rotheſche Auffafjung von der Bedeutung des Wunder; es 
jedoch dem Bemwufstjein, für welches die inneren Geifteswirkungen noch in 
den Verdacht eined bloß fubjektiven Urfprungs fommen könnten, eine Sicherheit 
fubjektivsobjektiver Art und vor allem den Keligiongtiftern felbft oder den Trä- 
n der Offenbarung die Gewiſsheit geben, mit dem ewigen Urquell, diefer höch- 
Men Einfeit bes Idealen und der realen Welt, in unmittelbaren Kontaft gekommen 
u fein. Und zwar legt Dorner, dom Wejen und Werden der Religion über: 
—9 ausgehend, jene beiden Momente auch ſchon abgeſehen von der Sünde 
und dem duch fie hervorgebrachten Bedürfnis in das Weſen der Offenba— 
rung. 
































Soll bie Hölehen en einer befonberen „ 
barung gm 1gr 18 überalt gfe fertigen und J 


verm —————— der Religionen behaupte 
ſo iſt — En —— F Erk 
—* ind En auf feinen Salt mit jener ——— t — 


die Welt eintreten 1 & jetten das erjönli Tbjtbewufg über 
—— das BEE und veligiöfe Bene, nur zur —— 


J—[1 
—* | 
jenen ae fe (ten. —— 1 me Furore St =, —— 


geltend gemacht, ſondern auch ſtreng denkende Philoſo NG, nden m fie 
Gedanken Hingetrieben, wärend andere Theologen die Klar genug »* *8 Frage x 
gar nicht oder nur höchſt oberflächlich berüren; 42 Schelling In 1e je chrif 
„Philofophie und Religion“ vom Jare 1804; Bi in feiner „Grundlage bes 
Naturrechts“ vom Jare 1796 (Werte Bd. 3 3,'©. 3 
Um —* den beſonderen un de3 — 2 Wirkens in der der au un 
re re den Offenbarung uftellen, wird es micht richtig fein, 
—* 8 aus dem Bedürfnis oder der Roftmendigteit einen Beweis zu 
eantwortung der Frage, wie viel durchs Bedürfnis — 2 
— fo lange man die wirkliche Befriedigung des Bedürfniſſes ne 
fih vor Augen ftellt, nicht bloß dem Unglauben gegenüber Res en 
fondern fürt andererſeits auch leicht einen gläubigen, aber — 
gläubigen Supranaturalismus auf Poſtulate, von denen eine ı —* 
/ trachtung jener wirklichen Befriedi sigung anerfennen mufs, 9 fie mi — 
nicht ſo si feien. In ſolcher Weiſe hat man namentlich 
era auf igen bejtimmten Jufpirationscharafter, — 
kunden * Sriftlichen Offenbarung tragen müjdten, um ihrem 2 
Ka man möchte hiemit, wie Shon oben (S. 658) bemerkt werten Ei 
auf ſolche Mittel zur Sicherftellung diefer Offenbarung, wie * der 9 
mus zu behaupten vorgibt, verfallen. 
an wird fich vielmehr vor allem ftüßen müfjen 1% un 4 
—— deſſen, was durch jenes göttliche Wirken est * * 
ſt die wirklich erfolgte Verſönung, Erlöfung und Gotte ft, 
N wir genießen und in deren Genuſs wir erft recht auch noch das * vid a 
Schuld und die Macht der Sünde ae wovon die ‚erhalb 
—* Me Offenbarung nimmermehr Erlöfung ge fonnte, noch jet 
* 5 6 her eis Edi —E —8* ih "unfere Be Beziehun ottet 
ottes, welcher Die iebe s iſt unſere ottes⸗ 
ſone Ehrifius von en und im —S— welchen Br * iefes 
eil zu Haben uns bewufst find und deſſen Selbjtzeugnis von feinem eigenen 
Altnis zu Gott nun eben auch durch die fortwärend von ihm ausgehen 
Wirkungen ir uns gefichert ift. Es ift endlich die rin caft, imo t 
das Wort Ehrifti und der von ihm ausgeftatteten urjprünglichen Zeugen feiner 
Offenbarung fo, wie es in den uns überlieferten Schri x Beugen 
ung —— t iſt, fort und fort erleuchtend und belebend 
im Verlaufe ihrer © Geſchichte noch immer reicher und voller 
ſchließt und namentlich) auch allen in * Gejchichte „entstenden 2 
und Berderbniffen gegenüber ſich felbit behauptet. | 
diefe Ergebniffe des göttlichen Wirkens in der — Sffenb 
wie fie uns Deren in der Gefchichte der CHriftenheit, ge; 
— endlich in unſerer eigenen perſönlichen — 
gung des hier uns Vorliegenden werden auch die Zeugniſſe —— 


uf ben 
„u 


Religion 663 


und die Ausfagen des kirchlichen Glaubens über die Befonderheit jenes göttli 
Wirfens felbjt und der ihm dienenden Mittel zur —— er; en Be 


a ei t ung ferner de inzigartige Bufammenhang ber 
ich Tieg erner der ganz einzigartige Zu neu⸗ 
teſtamentlichen hrs mit der altteftamentlichen vor, E3 find nicht bloß 


die Ausfagen der neuteftamentlihen Offenbarungsorgane, welche auf dieſe uns 
urüdverweifen und ihren göttlichen Charakter bezeugen. Sondern den ges 
—* Inhalt der neuteſtamentlichen zeigt uns die altteſtamentliche eine pofitive, 
geradlinige, fortichreitende, auf jene durch eine göttliche Teleologie hin tete 
Vorbereitung, wärend die heidnifchen Religionen, auch wenn wir unter ihnen re— 
lative Erhebungen und Strebungen des religiöfen Geijtes 1 eine Gemeinschaft 
mit dem Göttlichen hin anerkennen, nirgends zu einer wirflichen Überwindun 
bon Sünde und Fleiſch oder zu einer wirklichen Verſönung füren, vielmehr == 
mit ihren beiten Elementen wider der Korruption verfallen und kein beſſeres Re— 
fultat ergeben, al3 jener von Paulus Röm. 7, 23 gejchilderte Kampf in dem der 
Heilsgnade noch nicht teilhaftigen, einzelnen Subjekte, der troß aller beſſeren Re— 
gungen des „innern Menſchen“ doch nur immer in eine neue Anechtung unter 
den Bann der Sünde umd Finfternis hinausläuft. Wir finden dort f alle 
Grundideeen der neuteftamentlihen Offenbarung, und wie fie in diefer zu wars 


hafter Wirklichkeit werden, fo beginnt auch dort jchon eine gewiſſe tatjächliche Ne» 


alifirung derfelben auf niedrigeren Stufen, in unvollkommenen, befchränkten For: ) 
men, die aber in Gemeinſchaft mit dem dom jenen Ideeen zeugenden Worte ber / 
Offenbarung auch ſchon über ſich ſelbſt hinausweijen (altteftamentliche —— 


Man denke an die Grundideen des Bundes, des Gottesreichs, der Gottesſonſchaft 
(des Volles Iſrael, des Meſſias, der Chriſten), des theofratifchen Herrſchers, 
der Verſönung, des Prieſtertums u. ſ. w. Die Hauptſchwierigkeit für eine Dar— 
ſtellung der geſchichtlichen Entwicklung der altteftamentlichen Offenbarung liegt 
gegenwärtig in dem außerordentlich großen Gegenſatz unter den Hiftorifch kritiſchen 
Anfichten über die auf ihren Urjprung en Urkunden des Bentateuchs (vgl. 
den Art. Bentateuch Bd. XI, ©. 437). 

falls, daſs die Propheten, deren Schriften wir haben, ihrem Volke einen Gott 
verkündigen, der nicht etwa jet exit neu ſich offenbare oder wenigitens jept erſt 
nad wejentlich neuen Seiten hin ſich zu erfennen gebe, fondern der ſich ſchon in 
und feit den Anfängen des Gottesvolfes mit feinem Willen und feinen Guaden— 
bezeugungen geoffenbart und es aus der ganzen —— heraus zum Gegen⸗ 
ſtand ſeiner väterlichen Huld und Fürung ik erwält habe. Dabei erjcheint Die 
alte Warheit von Gott, die fie nun dem Herzen vorhalten und an welde fie ihr 
Zeugnis von Gottes ferneren Ratſchlüſſen knüpfen, als eine gerade nicht aus dem Gei 
des Volkes felbjt erwachfene, vielmehr als eine, die von oben in dasſelbe hereinge— 
treten ift und troß feines eigenen Widerftrebens wider fie durch Gottes Kraft und 
Durch die neu von ihm erwedten Offenbarungswerkjenge fich behauptet. Eben für die 
Berwirklichung derjenigen Sdeeen, die jchon in der dem Gottesvolfe von den An— 
fängen des Gottesbundes her geoffenbarten Warheit lagen, weifen fie dann von 
den Hemmungen und Gegenfäßen ihrer Gegenwart aus auf die große Reichs— 
offenbarung am Abſchluſſe diefer Entwicklung Hin. 

Erkennen wir fo hier, in der alten und meuteftamentlichen Offenbarung zu— 
ammen, ein ganz einzigartiges Ganzes göttlicher Wirkungen innerhalb der Menſch— 
eitsgeſchichte an, au ejlen Inhalt und Möglichkeit wir von allen andern Er— 
arungen dieſer Gefhichte und von allen darin fi kundgebenden Gefegen der 

menſchlichen Entwidlung aus nicht hätten gelangen können, jo wird eben im Zu— 
fammenhange biemit auch das Einzigartige der hiefür wirkfamen Mittel und der 
befonderen Beziehungen, in welche Gott dabei zum Geift feiner Offenbarungsorgane 
und zugleich zu einem feinem DOffenbarungdgebiete ehörigen Naturgebiete er: 
fcheint, zu verftehen und zu —* fein. Boranke en muſs man babei das 
göttliche Wirken im Geifte der befonderen Offenbarungsorgane, das nun alfo jene 


neueren Theologen mit „Infpiration“ zu bezeichnen pflegen. Diefe darf aber 


nicht losgeriſſen werden don denjenigen Geiftederfarungen, welde alle waren Ge— 


far aber und unumſtöſslich ift jeden 


— 


— 


664 Meligion Religionsfreiheit 
en des —— en Heils au ft in der Gemein Ar 
* Du ndere an ihr * ——3 von die —— 
und —— — —— in jenen Organen und — u rfeit 
womit die den Inhal Offenbarung bildenden göttlichen Warheiten auch Ges 
genftand geiftiger niet für fie werden und darin die zu lebendiger Mite 
teilung and Bewufstfein der Mitmenfchen geeignete Geftalt annehmen: mag 
man als übernatürliche Wirkung auf das natürliche Leben des Geiftes jener Dr: 
gane bezeichnen. Unter jenen Begriff der Monifeftation —— 
ei Wunder t werben, oder folche den befonderen eg = 
weden dienende und von Gotted Wille und Macht zeugende —— im 
bee der —— Natur, „die nicht aus der Kaufalität der Fan —* 
—— nges fi, fondern wejentlih mur aus freier, gött- 
u nbe (Dorner); —— es * — — 
— tliche —— durch welche wir —— — 
Feun auf jene Zwecke Hingeleiteten Bufammenhang der gewönlichen 
—— mu ausgefürt werden. Aber die höhe ber heil. 
genug, dafs an dieſe Manifeftation und ans 
der bi biblischen Ken Offenbarens überhaupt auch Vorgänge jener wunderbaren 
bebeutungsvoll in befonderen Momenten angefchlofjen haben und eben aus ders 
jenigen befonderen Beziehung, in welcher die Offenbarungsorgane 
Gott en, mit hervorgegang en find, Und wo einmal jene Einzi 
Hberhonpt geihichtlich anerkannt wird, kann auch gegen ſolche Wunder 
nicht mehr von ben Analogieen und Gefeben der übrigen menſchlichen 
ur fondern nur noch von anderweitigen Vorausfeßungen aus argumentixt f 
— Berl. — Artikel „Propheten“ oben ©. 265, „Infpiration“ Band VI, 
“ 



















* 746, „Bu 


Daneben dürfen wir auch im Heidentum neben aller Sünde und Berirrung, 
ia auch bei einer Beziehung des Göhenwefens auf Dämonen (fo nod nach JJ. 

ange) doc; wicht bloß äußere Fügungen einer aud) die Gef end der heidnifchen 
Eu r lenfenden Bo dung, fondern zugleich innere gei Birfungen bes 
Gottes, in welchem Alle „leben, weben und find“ (Apg. 17, 28), als be anneh— 
men, wodurch jene relativen Hebungen und Weiteridungen I bedingt und hervor: 
gebracht waren, dergleichen nantentlih im Zoroaftrismus ; und 
vorliegen. Aber eben aud von dieſen gilt das oben Gefagte Me (ost Du 4 
Hortbewegung jei im Heidentum eine Kreisbewegung ————— te 
treme, die jeine Widerlegung —— Siehe über die chen R 
den Artikel Polytheismus oben S.1 23 

Von einer Erbrterung der ana und Ausdrüde „unmittelbar“ oder „mil 
telbar* und übernatärlich" ober „natürlich“ darf man bei unferer Frage micht zit 
viel erwarten. Nach —— ganzen herrſchenden Sprachgebrauch fie a 
vieldeutig. Die An ung er Kategorie des Natürlihen aufs Geiſtes— 
leben if überhaupt ſchwierig, und vollends wird fich fragen, wie viel damm mit 
Bezug auf eine Gemeinſcha t und einen inneren Berte rkehr wiſchen Gott um 
menſchlichen Geift ſchon zur urfprünglichen „Natur“ des Geiftes gehöre um 
dagegen das „Übernatürliche* göttlichen In nerwirten⸗ anheben und wider ai 
hören ſollte. Was das „Unmittelbare* betrifft, jo werden wir eimerjeits ja Doc 
auch bei den geiftigen Forgängen und Anfchaunngen jener Offenbarungsorge 
immer auch eine gewiſſe geſchichtliche Vermittlung und Bebingtheit ane e 
und andererfeit8 auch bei einem tiefen veligiöfen Ergriffenfein und origine 
it jrommer Heiden auf ein geheimnisvolle „Unmittelbares" zurü 
men en. 


Aber die volle gläubige und wifjenfchaftliche rag des Q 
—— — — en —— —* —— — 
uns zu ende Berftändnis ihre n Herga ich 
—— riffsbeſtimmungen und Ausdrid den ab. * J. 


Refigionsfreißet, f. Toleranz. 


Neligionsphiloſophie 665 


er ſophie. Die Neligionsphilofophie ift, wie ihr Name befagt, 
die philoſophiſche Betrachtung (Beurteilung) der Religion, alfo freie Forſchung 
und wiſſenſchaftliche Ermittelung des Grundes und Wefens der Religion und ſo— 
mit insbeſondere des ae ur dad, wenn nicht als die anerkannt vollkom— 
menfte Religion, doch als die Religion der herrfchenden Kulturvölker ber 
Gegenwart Hi den vollfommenften Ausdrud des Weſens der Religion erachtet 
werden muſs. Demnach ſetzt fie eimerfeit3 die Religion als ein tatſächlich 
gegebenes felbjtändiges Gebiet des Geiftes voraus, und ift infofern von der 
mine der Religion abhängig, als fie dies Gegebene — zu neh⸗ 
men hat, wie ſie es hiſtoriſch vorfindet. Andererſeits iſt fie, wei Grund 
und Weſen der Religion und ſomit die Warheit * Inhalts, wie die Gültig— 
leit ihrer Form zu unterfuchen hat, zugleich die freie, rein philoſophiſche Er— 
Örterung derjelben Fragen, welche die verjchiedenen Religionen jede in ihrer Weife 
beantworten und die theologifchen Syfteme in der Form theologifcher enſchaft 
behandeln. Sie hat daher insbeſondere die Aufgabe, philoſophiſch zu erörtern, 
ob der Inhalt der Religion nur Gegenjtand des Glaubens oder aud des Wif- 
fens ſei, in welchem Verhältnis diefer Inhalt zu dem ficheren bnifjen der 
wifjenfchaftlichen Forſchung ftehe, ob und wie weit er fich wiſſenſchaftlich vecht- 
fertigen laffe. Wie fie aber auch diefe Frage beantworten möge, ob bejahend 
oder berneinend, immer kann fie fich der zweiten Aufgabe nicht entziehen, das 
biftorifch gegebene Dafein der Religion zu erklären und fomit die Frage zu erör- 
tern, ob und in weldem Sinne von einer Gejchichte der Religion, von einer 
fortichreitenden Entwidelung des religiöſen Bewuſstſeins (Glaubens) die Rede 
fein könne, — d. h. fie wird motwendig zugleich zu einer Philofophie der Ge— 
miate der Religion. Denn wenn fich ihr auch ergeben follte, daſs ber weſent— 

Inhalt aller Religion, das Dafein einer höheren, die Natur und das menſch— 

liche Leben bedingenden und beftimmenden Macht a fie eine Einheit oder Mehr: 
it von Weſen), mit den Nefultaten der Wifjenfhaft in unlbsbarem Widerfprud) 
und jomit one alle objektive Berechtigung und Gültigkeit fei, jo drängt 
ſich doch um fo unabweislicher die Frage auf, welches die ſubjektive Duelle 
der Religion fei, aus welchem Elemente der menfchlihen Natur der religiöje 
Glaube entjpringe umd wie ſich feine allgemeine Verbreitung, fein Beſtand und 
feine Fortbildung feit dem Anbeginn menschlicher Gefchichte erffären laſſe. Nur 
wenn die Philofophie diefe beiden Aufgaben zu Iöjen im Stande ift, vermag 
fie eine Religionsphilofophie im ftrengen Sinne des Worts aus fich zuserzeugen. 
Denn wo fie bloß das Wejen der Religion und jomit die Warheit ihres Anhalts 
und die Berechtigung ihrer Form (ded Glaubens) in Betracht zieht, da fällt 
notwendig die Neligionsphilofophie entweder mit der Metaphyſik, der Forſchung 
nach dem leßten Grunde des Seins und Erfennens, in Eins zufammen, oder fie 
finkt zu einer bloßen Kritik der Religion und des Offenbarungsglaubens herab. 
Und wo fie nur der zweiten Aufgabe, der Darlegung des erften Urfprungs und 
der allmählichen Entwidelung des religiöfen Bewuſstſeins zu genügen fucht, da 
hört die Religionsphilofophie auf, eine philoſophiſche Disziplin zu fein; e8 bleibt 
ein Unterfchied zwifchen ihr und der allgemeinen Gefchichte der Religion. 

Eben weil nur die wiſſenſchaftliche Verſchmelzung beider Seiten, des ſpelu— 
lativ⸗kritiſchen und des gejhichtsphilojophifchen Elements, eine ware Neligions: 
pbilofophie ergibt, erfcheint es natürlich, d. h. durch den Entwidelungsgang der 
Wiſſenſchaft gefordert, daſs zumächit die beiden Aufgaben von einander getrennt, 

u löfen verjucht wurden, und dafs demgemäß die Religionsphilofophie erſt ſehr 
Spät in den Kreis der philofophifchen Disziplinen eintrat. Die Forfhung nad) 
den lebten Grunde des Seins und Erfennens iſt zwar fo alt wie die Philofophie 
felbft, aber jie bildete vom jeher eine für fich beftehende Disziplin one unmittel 
bare Beziehung zur beftehenden Neligion. Nur in der mittelalterlichen Philo— 
fophie nahm die Metaphyſik infofern eine andere Stellung ein, ald die Erör: 
terung der Frage, ob und in wieweit der menjchliche Geiſt one gegebene Offen: 
barung das Weſen Gotte3 zu erkennen und das Dafein Gottes zu mein ver⸗ 
möge, meiſt den erſten grundlegenden Teil in der Darſtellung des theologiſchen 


666 Religionsphilofophie 


Syſtems bildete, Allein die der Frage beweiſt 
Art von — ——— her Banden ophie hervorge 
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des 17. 
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ae A jelbft der Muhammedanismus war nur ke oberflächlich gekaunt; 

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diefe Disziplin am ſich durchaus feine Beziehung (obwol Chr. Wolf i uen⸗ 
— ſich — os alle wefentlichen Glaubensartifel de3 Ehriftentums de 
mo n zu können). 8 
Kein Bunder daher, dafs ſich die erjten Keime der Religi 
nicht im Gebiete der Philofophie, fondern anf dem Boden der 
ſchaft entwidelten, Wir finden fie in den erften Verſuchen einer allgemeinen 
Geſchichte der Religion, die in der zweiten Hälfte des 17. Yarhunderts 
traten. Das ältefte uns befannte Werk diefer Art ift die Schrift des Englä: 
ders A. Roſſ, die wir indes nur in einer franzöfiichen Überjegung fennen: A, 
Ross, Les Religions du Monde ou demonstration de toutes les 
Herösies de !’Asie, Afrique, Amerique et de l’Europe ete. Trad. par 
Amsterd, 1666. Im nächften Jare erfchien von ihr eine deutfche Überjegung 
„A. Roſſäus, Der ganzen Welt Religionen; aus dem Engliſchen übe: 
A. Naimarus, Amfterdam 1667 (eine zweite one den Namen des Überjebe 
Heidelberg 1668). Ihr folgten bald eine Anzal änliher Werke, die mehr 
mehr eine fritiihe Haltung annahmen. So die Schrift des Theologen Hoffmann: 
Umbra in luce sive eonsensus et dissensus religionum profanarum, Jenae 1680. 
Ferner von Jurieu, Histoire er des Dogmes et des Cultes depuis Adam 
jusqu’ & Jesus Christ, Amsterd. 1704; Köcher, Abri; aller befannten Relig 
Er ihrem Urfprung, Iena 1753; J. ©. U. Kipping, Verſuch einer philojophis 
ſchen Geſchichte der watürlichen Gottesgelehrfamkeit, Braunfchweig 1761; Ouvrier 
Geſchichte der Religionen nebſt ihren Gründen und Geg 3 , 1781; 
Meiners, Srundrii der Geſchichte aller Neligionen, o 1785 v um⸗ 
gearbeitet zu dem größeren Werfe: Allgemeine kritiſche Geſchichte aller MNeli 
nen, Hannover 1816); 3. E. Neinhard, Gefchichte der Entjtehung und Au 
bildung der religiöfen Ideeen, Jena 1794; Dupuis, Origine de tous les Culte 
ou Religion universelle, II, Vols, Paris Yan. III. (1796). — er 
In diefen Werken lagen die hiftorifchen Materialien zu einer R 
lofophie im engeren Sinne vor, wenn aud) ‘noch nicht ftreng wife 
ſichtet und geordnet, doch für das erite Bedürfnis der Philojophie genügend zw 
bereitet, Auch ftellte der große Leſſing, auf ihre Reſultate geftügt, in feiner bi 
rühmten Abhandlung über die Erziehung des Menſchengeſchlechts (1780) wenig: 
ftens die dee einer Neligionsphilofophie in Haren, bedeutfamen 
ift derjelbe Gedanfe, welcher, wie bemerkt, unter den leitenden 
triftifchen Theologie eine wichtige Stelle einnimmt und welder (jo 
fen) zuerft in einem noch ſehr beſchränkten Sinne von 















Neligionsphilofophie 667 
Antiochien ausgeſprochen, tiefer und allgemeiner von Irendus, Tertullian, Cle— 
mens don Alerandrien erfafst und ausgefürt, noch im der Phitofopftich=tHeofogiege 
Weltanſchauung Auguftins eine große Rolle fpielt. Darnach beruht die Religion 
auf einer offenbarenden Tätigkeit Gottes, deren Zweck die Erziehung der Men: 
fchen iſt, und die daher in verfchiedenen Alten zu verfchiedenen ten Rh er, 
von Stufe zu Stufe fortfchreitend, dem ——— Geiſt „immer tiefer in bie 
göttliche Warheit einweiht und dem Biele feines ivdifchen Dafeins, feiner gött- 
lihen Beitimmung entgegenfürt. Leſſing unterfcheidet drei Hauptitufen in ber 
„Ordnung“ der göttlichen Offenbarungen. „Wenn audy*, bemerkt er, „ber erfte 
Menſch mit einem Begriffe von einem Einigen Gotte fofort ausgeftattet wurde, 
o konnte doch diefer mitgeteilte und nicht erworbene Begriff unmöglich fange in 
einer Lauterfeit beftehen. Sobald ihn die fich ſelbſt überlafjene menschliche 
unft zu bearbeiten anfing, zerlegte fie den — Unermeſslichen in mehs 
vere Ermefslichere, und gab jedem diejer Teile ein Merkzeichen. So entitand 
natfirlicherweile Vielgötterei und Abgötterei“, — die erfte Stufe der religiöfen 
Bildung der Menfchheit. In diejen „Irrwegen“ würde vielleicht die menſchliche 
nit „viele Millionen are ſich herumgetrieben haben, wenn es Gott nidjt 
gefallen Hätte, ihr durch einen neuen Stoß eine befjere Richtung zu geben“. Da 
er aber nicht mehr „einem jeden einzelnen Menjchen ſich offenbaren fonnte 
noch wollte (denn die Menfchen waren bereit3 zu unterſchiedlichen Natio- 
nen zuſammengewachſen), „jo wälte er fich ein einzelnes Volk zu feiner beſon— 
deren Erziehung, und eben das ungefchliffenfte, das verwildertfte, um mit ihm 
ganz von borne anfangen zu können“. Dies war das ifraelitifche Volt, — d. h. 
mit der Offenbarung Gottes im Alten Teftament beginnt das zweite Stadium der 
Erziehung und religidfen Bildung der Menfchheit, welches dann mit der Dffen- 
barung Gottes in Chriſto unmittelbar in das dritte und fehte Stadium übergeht. 
Bei der Betrachtung diefer beiden Stadien verweilt Leſſing = etwas länger, 
er fürt die Hauptmomente einer allmählich höheren Entwidelung des religiöfen 
und fittlichen Bewufstfeins innerhalb derfelben ausdrüdlih an und macht De 
einen Verſuch, den Begriff der Dreieinigkeit und das Dogma von der Erbjünde 
philofophifch zu rechtfertigen. Allein jo wenig die gelegentlichen Ausiprüche und 
Andeutungen ber — Kirchenväter, jo wenig kann Leſſings Abhandlung 
für eine wirkliche Religionsphiloſophie gelten. Dazu fehlt es beidenteils an einer 
fpefulativen Begründung des ganzen Standpunfts, des Grundgedankens felbit, 
teild an der geichichtsphilofophifchen Durchfürung desſelben; hier wie dort tritt 
die leitende Idee nur wie eine geiftvolle Hypotheſe auf, für welche der Beweis 
ihrer Warheit erſt noch zu füren ift. 

Ebenfowenig können Herders Jdeeen zur Philofophie der Gefchichte der 

Menjchheit (1784) die Stelle einer Neligionsphilofophie vertreten; auch fie ent— 
alten nur Keime und Anfänge. Denn abgefehen davon, dafs Herder den ges 
chichtlichen Fortfchritt der menschlichen Bildung, feldft in religiöfer und fittlicher 
Beziehung, überall don der phyſiſchen Begabung der Völker, von der fie um- 
ebenden Natur, den klimatiſchen und geographiſchen Verhältniffen u. ſ. w. ab» 
ngig macht, — iſt ihm das Biel der ganzen welthiftorifchen Entwidelung bie 
en. Humanität, ein Begriff, deſſen Verwirklichung zwar in dev Religion ful- 
miniren foll, den er aber viel zu bage und unklar fajst, um von ihm aus 
J Weſen und den Bildungsgang der Religion philoſophiſch darlegen zu 
nen. — 

Einen zweiten, warhaft fürbernden Schritt zur Löfung der religionsphilofo- 
phiſchen Aufgabe tat daher die Philofophie erjt mit dem Auftreten des Kantſchen 
Kritizismus. Bon Kants philofophifhem Standpunkte aus Tag es nahe, die Kriik, 
die er ber fogen. reinen, d. h. der theoretifchen, auf die Erkenntnis der Warheit 
als folcher gerichteten Vernunft angedeihen ließ, unmittelbar anf die bejtehende 
Neligion anzuwenden. Es ift daher nicht zu verwundern, daſs einzelne Kan— 
tianer, nod) bevor der Meifter felbjt Hand angelegt hatte, diefem Gefchäfte ſich 
unterzogen. 3. 9. Tieftrunf3 „Entwurf einer Kritik der Neligion und aller re- 
ligiöſen Dogmatik, mit befonderer Nüdficht auf das Chriſtenthum“ (Berlin 1789), 


668 Religionsphiloſophie 
und 


des ig si anonym Fer ien, allgemein al3 ein Wert Kants je 
= geist wurde. — fer and) Zieftrunf meint, Dale Kants Lehre 






9 Geſchicht der Religion. Aber 
— —— enden —* — mufs a ie Warbe 

o bildet die Kritik einen zwe 
Blei — zur Erreichung deſſen, was die Religionsphilo— 


— s der —— Glaube ( * an Gott, — — * Un 

a ne Natur des menfchlichen Geiftes begründet fei en er eine ı t 
—— im, af ae of n Ra, ern 

* * it ri ären, abe ed fomme, Bons alle po — 





















ligionen neben und außer dem Inhal 
genannte Dogmen, d. h. noch ‚ot, — auben“ 
der unmittelbar in feiner Beziehung — Sittengeſetz und den Vorau 
er fittlichen Bewuſstſeins ftehe. Die rung biefer Tatfache fällt fr 
dürftig aus; benn fie beruht einerſeits auf dem Anerkenntnis, dajs * 
fein würde, "den gefammten an einer — Religion nur aus bloßer Be 
nunft abfeiten zu wollen, da jie ja auch ‚gaie fienbart fein fönne, amt verfei 
auf der Bemerkung, e3 jei eine „befondere Schwäche der menſchlichen 
„die Menſchen, i te Unvermögens in Erkenntnis finnliher Dinge iſs 
— wenn ſie auch j enem Vernunftglauben alle Ehre widerfahren — bod 
nicht Teicht zu — find, daſs die ftandhafte er it a 
liſch guten ———— alles ei, was Gott von den M 
wolgefällige Untertanen in feinem Reiche zu fein“. Sie —— 
Gott noch beſondere, ihm ſelbſt — Dienſte“ zu —* jeien "und. bi ıf8 er 
namentli an Lobeserhebungen, Ehren: und Unterwürfi gt eitöbezeugungen ein a 
mittelbares Wolgefallen finde. So entipringe der „Begriff einer gottes dien 
lichen, ftatt des Begriffs einer rein moralijchen Religion“. Und da die 
Reife, wie Gut — 8* gedient dee * Me zu. be 
derem er Befolgung rein moraliſcher Geſetze beftehen ars 
unfere eigene bloße Vernunft, fondern nur duch Offenbarung erkannt 
lönne, jo erklärt fi aus den „Hange* der Menjchen zu einer gott 
Neligion der Hang derjelben zum Glauben an eine ftatutarifhe, dei 
bedürftige göttliche Gefenge — —8* bilde ſich ein „hiſloriſ 
ſo geſchehe es, daſs di ie Vereinigung zu einer 
hufs der Förderun —9 — in der Religion für notwe— 
dehn nur um durch Feierlichkeiten, Glaubensbefenntnifje u. ſ. w. t 
dienen, d. h. daſs fie eine folche Bereinigung nicht auf den reinen I 
ben, ſondern auf jenen biftorifchen Glauben gründen, den man deshal 
enfage zum reinen —— ben „Kirchen — n 
* igion en, %., Ausgabe von 1798, © ne Demge: 
Religion nad) Kant im Grunde eine —— 


Religionsphilofophie 669 


fpringt fie ebenfofehr aus jener „Schwäche der menſchlichen Natur“ wie aus der 
prakt! hen Vernunft oder dem unmittelbar gegebenen Inhalt des fittlichen Be— 
wufstjeins mit jeinen unvermeiblichen Folgerungen, In dieſem doppelten Ur— 
fprunge liegt dann auch das Prinzip ihrer gejchichtlichen Entwidelung und Fort 
bildung. Da nämlich die Seite, don welcher fie Kirchenglaube ift, nur auf be— 
fagter Schwäche — die andere Seite dagegen, der reine Vernunftglaube, in 
den feſten, unabänderlichen Poſtulaten der präkfiſchen Vernunft wurzelt, fo kann 
ein Fortſchritt der religiöfen Bildung nur dadurch entſtehen und nur darin be— 
ftehen, daj3 jene Schwäche vom menfchlichen Geifte immer mehr abgeftreift wird, 
d. h. nur darin, daſs der Hlirchenglaube immer mehr dem reinen ug en 
d Ri macht“ ; dies ift, wie Kant ausdrücklich erklärt, das in ihm ſelbſt liegende 
iel“ alles Kirchenglaubens. 

Kant hat indes dieſen Gedanken nicht durchgefürt; eine seiten jophijce 
Betrachtung der Religion Liegt ihm (dem Geifte feiner Be Philoſophie) eben 
fo fern, wie eine Philofophie der Geſchichte überhaupt. & egnügt fi, den Kir— 
chenglauben des Chriſtentums näher in Betracht zu ziehen und ihn durch will- 
fürliche Auffoffung und Auslegung dergeftalt umzudeuten, dafs er fiir einen ſym— 
bofifchen Ausdrud der Elemente und Konſequenzen des — — gelten 
kann. Kants Syſtem enthält mithin ebenfalls noch keine eigentliche Religionsphilo— 
ſophie, nur den einen Teil der religionsphiloſophiſchen Aufgabe hat er zu löſen 
geaät, und fein Hauptverbienft beſteht ſonach darin, dafs er durch die Urt und 

fe, wie er dies getan, der Bhilofophie auch nach dieſer Seite hin einen neuen 
Impuls gab, der weithin fortwirkte. 

Wärend Kant und mit ihm Fichte den waren, — gültigen religiöfen 
Glauben aus dem fittlichen Bewuſstſein ableitete, wollte Jacobi ihn als ein 
unmittelbares, auf den „Geiftesgefülen“ beruhendes Vernehmen des Über— 
finnlichen gefafst wiſſen. Nichtsdeſtoweniger weicht der Inhalt feiner religions- 
ra hen Anſchauungen von denen Kants wenig ober gar nicht ab, Bu 
derſelben Beit indes, als Sacobi und Fichte noch in ber un Ausfürung ihrer 
Ideeen begriffen waren, ſuchte bereit3 Schleiermacher ebenfalls das Gefül, aber 
im einer ſpezifiſch eigentümlichen, vom unmittelbaren fittlihen Bewuſstſein ver- 

en Beitimmtheit als die (fubjeftibe) Quelle der Religion geltend zu machen. 
on in feinen „Reden über die Religion an die Gebildeten unter ihren 
Verächtern“ (Berlin 1799) tritt fein befanuter Grundgebanfe, wornad alle Re- 
ligion und Religiofität auf dem „ſchlechthinnigen Abhängigkeitsgefül“ beruht und 
aus ihm fich entwidelt, Elar und bejtimmt hervor. Zwar fürte er biefen Ge— 
danken ebenfowenig wie Jacobi umd Fichte die ihrigen in einer befonderen Reli= 
gionsphilofophie näher aus, aber zwijchen ihren Ideen, fie teils ausgejtaltend, 
teild mobifizivend und fombinicend, bewegten ſich doch die nächſten religionsphilo- 
ſophiſchen Verſuche, die von ihren Nachfolgern ausgingen. 

&o erflärt F. U. Carus in feiner „Allgemeinen Religionsphilofophie* (die 
im 7. Bande feiner „Nachgelafjenen Werke“, Leipzig 1810, erfchien): die Neli- 
gion „Lündige fich überhaupt an als ein Gefül, und zwar al ein höchſt mäch— 
tiged, was unfer tiefite8 Inneres ergreift und den Geift bindet und verbindet, 
weil e3 ein Gefül der unvermeidlichen Abhängigkeit unjeres Wirkens und 
Strebens jei"; — behauptet dann aber zugleich, —*— in der weſentlichen 
und reinſten Bedeutung ſei „innigſter Glaube an ein überſinnliches, freies und 
ſelbſtändiges S ein und ein ruhendes Leben in dieſem Glauben, alſo nicht bloß 
Glaube an Gott, fondern auch an die Göttlichkeit des Größten, an die Götllich- 
Tichkeit de8 moralifchen Geſetzes, nicht bloß an das Ewige, fondern auch an 
die Ewigfeit des Höchſten, einer reinen efinnung*. Sie jei daher im eigent- 
fihen und höchſten Sinne nur fubjeltiv, Gefül ober Gefinnung, oder vielmehr 
Beides; und obwol der Menſch in feinem Innern die Gottheit wirklich vernehme, 
8 gehe fie doc nicht aus der Vernunft allein hervor, ſondern „aus dem a 

egen Freiheit" als eine Tat „de3 ganzen, mit fich einigen M k 
und nicht dieſes allein, ſondern vorzüglid) des — des reinen, des praktiſchen 
Menſchen“, — u. ſ. w. In änlicher Art, wie ſonach Carus die Ideeen Schleier— 


ie I 



















670 Religionsphilojophie 

machers, Fichtes — und —— z= one al alle Bear 

tive und — un — einand 

verbindet, Se feiner * — lehzte un 
— a —— —*— Aufl 

—— —35 in⸗ und noch trüber 


Harere, teils weil dem * u — Kom 


= sis Rheine ie Meht und Th doc — 
er op eht um 
und ihres Einjluffes N zu erweh 


- Diejen en hen — 


ch iſt. Mit Sacabi — er: n Fe * 
Tiege ein unvertilgbarer Trieb zur an * die Vernunft. ‚ige don der hör — * 

Vernunft und die älteſte Biffen ſchaft Innewerden is de 
Menſch frei ift, erwägt, denk Ser, u — ſo — ift € ot | Au 


weiche fich — rl Befen Ka ee Religi a 


und — —— 
welche im Sefüt — en wärtig ei; jener. judhe. haber h vos 

ben, ie * ıben, 
enbfich, weil er Gott nirgends findet, über der Welt, bis der irreg ie laı 


usging, * 
—5 — 5 — * — — 
weitere En — A 
—* die Giftorifche achtung der Diungbeboden menf menfchlicher — 
Anfang aller Religion nichts Entſcheidendes ausſagen könne, inde: * 
liche Trieb zur — * * * aller Inſtinkt, im „ id hun 
tue, ve ber —— —3 e, der eben deshalb immer | 
„Sunliches Inſtitut“ jei, um das Überfinnfiche darzuftellen, 05 ber ' 
Sottesbienft die Re und veligiöfe Vorftellungen voraus eb f 2= 
weiter, daſs die mit Kultus ſich entwidelnden religiöjen In Inſ ja ( 
wol von der Tradition geheil gt, doch mit der * —— ih, a die 12 
wacende Neflerion dem Urteile und der Kritik eg ® ig o 
nach“, folgert er, „aller Gottesdienjt finnlich ik m und auge i gions 
inftitut eine Periode erleben mujd, wo es der volltändigen 1 
worjen wird, jo erhellt baraus, warum Mythologie Fr Dog ne 
gottesbienftlicher Einrichtungen ausmachen“, — jene, indem fie d — I 
wedt und Grundlage eines ſinnlichen Öottesbienfts wird, bi De dem ei d 
d leitet und bildet und die Duelle einer verftändig dep 
*— —— Beben —* die — das 1 


— Any , 
ſinnlich Ei  verflänbig fe, Bü jet, birhe es N ie 2 tel iöfen 8; —* * ben, in 
welchem nicht beide anzutreffen wären. Ob nun aber d 
fungen und die dogmaliſchen Lehren, wie der Euptanaturalisunß an 
eine höhere Veranftaltung eingefegt, oder mit dem Naturalismus für bie 


Religionsphilofophie ori 


ſchenwerk zu erachten feien, dariiber haben weder die kritiſchen und hiſtoriſchen 
Unterfuchungen ein entjcheidendes Nejultat geliefert, noch könne die tofppbie 
etwas darüber fejtfeßen, da mach ihrer freiem und umparteiifchen Ausſage Über: 
irdifches und Sebi! in aller Gefchichte fich begegnen und eine Doppeleinheit 
bilden, wie der Menſch felber. Nach diefer Seite Bin lafje fih alfo kein tief- 
greifender Unterjchied zwifchen den einzelnen Religionen machen. Für das Gefül 
Dagegen „trenne fich die Anficht pofitiver Religionsinftitute in Sdolatrie und 
Myjtit*. Jene im weiteren Sinne umfafje nicht nur allen eigentlichen Götzen— 
bienft, fondern finde jich auch da, wo „irgend eine Fabel, eine Geſchichte, als 
durchaus göttlich im ihrem ganzen Weſen angefehen wird“. Die Myſtik dagegen 
„iehe im Bilde, in der Fabel und Gejchichte nicht das Göttliche ſelbſt, fondern 
nur die Bedeutung eines höheren Überfinnlichen, welches nie ganz ſinnlich wer: 
den könne, aber fich ſymboliſch in beftimmten Bildern, Fabeln und Gefchichten 
finnlich darſtelle“. Immerlich können fi) beide zwar keineswegs ausgleichen, denn 
fie entjpringen aus einer jehr verjchiedenen Richtung des Gefüls ; wol aber fünne 
die eine aus der anderen urjprünglich entitanden fein und beide fich äußerlich 
— denn der Myſtiker befeinde nicht den Götzendiener, weil ihm bie 
ymbolische Auslegung des Götzendienſtes woltätig fei, und der Gößendiener be- 
einde nicht den Peyftiter, weil diejer ihn im vollen Befike feines Sinnendienftes 
laſſe. Dad Dogma dagegen, das ſich auf ernſthafte Überlegung und Betrachtung 
gründe, — e3 zeige ſich mun als Sdolatrie oder als Myſtik — intole⸗ 
rant. Denn zum Dogma könne nicht Alles werden, fo gewiſs ſich Sprachen und 
und Lehren jcheiden; es müfje mithin forgfältig fremde Zutaten ausſondern, er: 
halte daher eine ftrenge einfiedlerifche Form und äußere fich im gänzlicher Hin— 

— an die Betrachtung der allein —— Warheit und die ſorgfälti 
übung der von ihr geforderten gottesdienſtlichen Handlungen (I, 40 ff.) — 
Auf diefe fich Freuzenden Unterfchiede zwiſchen Mythologie und Dogma, Fdolatrie 
und Myſtik, fürt dann Köppen die Hauptformen und Hauptentwidlungsitufen der 
Religion zurüd; das Heidentum beruht vorzugsweife auf Mythologie und Ido— 
fatrie; das Judentum dagegen ijt feiner Grumdlage nad durchaus dogmatijch: es 
ollte die reine Lehre von einem allmächtigen Gotte, Schöpfer Himmels und der 
‚ auf die Nachwelt bringen und nicht durch finnliche Vorſtellungen verder— 
ben; das Chriftentum endlich, deffen einfache Grundideen „Unbetung Gottes im 
Geift und in der Warheit, Läuterung des Herzens vor dem Allwifjenden , innige 
Liebe zu dem Allgütigen“ find, und defjen Gottesdienſt fat an gar keine Außer: 
lichen Gebräuche gebunden war, in feinem Urfprunge frei und unabhängig von 
heidniſchem wie jübishem Einfluſſe, ſchloſs urſprünglich nicht nur alle Idolatrie 
aus, fondern war auch entſchieden antidogmatifch, — es war wejentlich * 
Denn „eine Myſtik, wie fie zum waren Weſen aller Religion gehört (da Gottes 
Nähe und Wirkjamkeit das Geheimnis find, im welchem der Menfc lebt und 
t), zieht fich durch alle Reden Jen hin; nur wurde fie von ihm nicht am 
üußere Symbole geknüpft; ihr Symbol war vielmehr das ganze irdifche Dafein, 
Die ganze Welt in ihrer Mannigjaltigfeit und Schönheit, jede freie Tat, die ver— 
bängnisvoll den Beitlauf in feiner mechanischen Folge unterbricht, alfo insbeſon— 
dere jede Handlung Jeſu Ehrifti wärend feines irdischen Wandels, jedes Wert 
der Liebe ze. — Dieje Myftit, bafirt auf jenen einfachen Grundideeen, ift nad) 
Köppen das urfprüngliche, ware Wejen des Chriſtentums. Aber „in diefer Ein- 
fachheit, im welcher es von feinem Stifter verkündigt ward, fonnte es nicht 
auern“. Denn die überivdifche heilige Gefinnung und geiftige Gemeinſchaft 

mit Gott hatte feine andere Stütze, als den Glauben an Sefum, und um i 
von Geſchlecht zu Gefchlecht zu erhalten, hätte Jeſus jedem Gefchlechte finnlich 
gegenwärtig jein müfjen. Außerdem haben die —— „einen natürlichen Hang 
zum Dogma und ſuchen einen feſten Körper, an welchem der Geiſt ſich darlege 
und offenbare*. Die hrifiliche Dogmatik, geſchieden von jeder anderen, konnte 
fih nur „an die Ereignifje des Lebens Jeſu binden“, Damit trat zugleich ein 
mythologijches Element in das Chriftentum ein; und j ge J es, dafs „das Chri⸗ 
ſtentum, urſprünglich weder dogmaätiſch noch mythologiſch, feinen feſten Dogma— 


ei 














ten Zeile fucht er dann nachzuweiſen, daſs Bichr ar Bm - be 
„unvermeidlich” im Laufe der hiedenen $ ſie 
foubern aud) für Die Muhänger Scber Konfeiftun (amentoeheiihe if 


und ——— un 
Be und Lehrmeinung“, — — 


in phil 
jet EEE ah u ne nähe > 


ftentums 
bei meifien nachfolgenden teligionsphifofopfifgien Brunn, (en fig 


Die Impulfe, die von Kant und Yacobi ausgingen, wirkten 
En ee. —* Kt ben — —— mode, Se 


Eau feiner Religtonspfilotengi * Sen M 
ner Religions e . e wejentlih mur 
—— M| da er — ber edlen mit hi iloſoph fi 
in wa Aufgabe —— und dieſe Aufgabe nad der 
warheiten bejchränft; da ihm 
— —* Lebens der ſchheit nur 
für Sie Ideale der Schönheit und Erhabenheit, f 
dienen“, im —— Religion aber „die Sefigion des 
im Vegeifterung, —— ndadht das aan Leben mit 
Gefül vereinigt und en bie der Unterwerfung —— 
bens unter die an af en It”, bie De ze mi 
—— das Element der Erkenntnis, der Glaube, di e religiöfe Überzeugung, je 
da * endlich die „Ölaubenswarbeiten“, wie fie . nferer ve 
ber De Lich Segränbet —— ein — 3 * uns al ) 
wo ar efüls (durch 
Bean jötfein" ommen) in —55* aber Daun Wesel eweiſe gefi 


—5 es alfo nur don der rel ung felber , 7 * 
halte derſ eine Wiſſenſcha 36 a. 1. —* 9. 24 f. 95), — 
—* — Ri onsphilofophie gar feine r ee nur bie 
laubenswarheiten bildenden im 
Den den — die — en Gut und viſe u = — ottes 


der göttli benen Si 
allein —— Inhalt * ——— — — 





Religionsphilojophie 


It Neligionsphilo! in der Tat jeder U 
Ei 
Yin jede yoi itive Religion, d. * die Im Ehe einer — Kirche oder 


—* Snterefie dreht is ihm daher in —— * pofitiven * ionen nur 
die notwendigen —— on „nachzumeijen, * ‚Ber religiö —— 


Fever waren —— — Metapher —— l. S. 253 f. 268). nu 
Nachweis indes gibt der dritte Teil feiner Religionsphilofophie, der von 
den pofitiven Religionen handelt, nur in jehr allgemein gehaltenen Reflerionen, 
= em —— der poſitiven Religionen, wie ſie hiſtoriſch verlegt, 
näher einzuge 
Wärend die genannten Philoſophen noch daran arbeiteten, bon Kants. und 
Jacobis Standpunkt aus eine Religionsphilofophie zu gründen, gewann Schel- 
20 —— Shentitätsphilofop * —— in ihrer —— (der 
Abſoluten), immer mehr itung und Einfluſs. Be t 


— Art und Kunft, ein Botum für Jakobi gegen Schelling”, 1812) 
(Münden * entgegen , vergebens arbeitete Herbert im ——— Er * 


En en im ®ebiete der Beligionsphtofoppie eine ganz —— —* 

es vom Abſoluten — als der abſoluten Fdentität (Indifferenz) des 
** und Unendlichen, Reellen und Ideellen, Objeltiven und Subjelti— 
ben u. ſ. mw. — nur ein „abfolutes Wiſſen“, wie Scelling behauptet, fo ilt 
damit offenbar alle Selbftändigfeit der Religion und des religiöjen Glaubens auf: 
gehoben. Der Glaube, foweit er mit * er in Differenz fteht, kann nur 
entweder für eine irrige, entftellte, verunreinigte Auffafjung der Idee, oder höch— 
für eine — nur temporär km Bildungsftufe in der Entwide- 
‚des abfoluten Wiſſens erklärt werden; in beiden Fällen hat er letzterem 
(der Bhilofophie) gegenüber gar feine Berechtigung, jondern verfällt notwendig 
dem Schidjal, von ihm —*— in ihm aufgehoben zu werben, Die erſte die— 
fer Alternativen eignete ſich Schelling an, da nad) 4 urſprünglichen Auffaſſung 
einer allmählichen ——— Entwickelung des Wiſſens von Gott nicht 
die ſein or es Kin Erklärungen in der Schrift „Philofophie und Re— 
BI nn an den Standpunkt der Hegelichen — — 
gel iſt alles Entwickelun I eß; Gott ſelbſt, obwol das „Abſol 

—— Sinne, iſt —— nicht Die ruhende Identität der Gegenfäge, fo 
der unendliche Prozefs der Selbjtdiremtion in die Gegenſätze und der Ber- 
mittelung derſelben zur Identität, worin feine Lebendigkeit, feine Selbſtverwirl⸗ 
Dun und Selbftmanifeftation beſteht. Mit diefem Proceſſe der göttlichen Selbſt— 
Berg Au bie religiöſe Entwidelung, d, h. der Entwidelungsprozeh des 
iffend von Gott zum Bewufstjein feiner felbft gelangt, Hand. in 
* die Religion ift jelbjt nichts Anderes, als diefer Entwidelungsprogejs, der 
von Stufe zu Stufe jortichreitet, bis er im „abfoluten“, d. h. warhaft adäquaten 
re en) Wifjen Gottes von ſich und des Menjchen bon Gott a Biel 
n damit aber hebt die Religion, indem die ihr. eigentümliche 
——— in die des Begriffes übergeht, als Religion ſich notwendig auf, 
und —— iloſophie, das ſpelulative (abſolute) Wiſſen Gottes, tritt an ihre Stelle, 
Für war es fonad) eine innere Notwendigkeit, die aus feiner ganzen Welt 
mus und der Anlage feines Syitems abjlojs, die Neligionsphilofophie wer 

RealsEncpklopäbie für Theologie unb Kirge. XIL 43 


HrRER| 


Form » 


— 


624 Religionsphilsfophie 


Herbie ophie der Geſchichte der Religion zu und zu bes 

Obwol mac * oe Konfteuttion — —* 
hen. dafs die einzelnen Religionen — auch das Chrift — 

men — teils einſeitig aufgefaſſt, teils in ihrem Inhalt — Be 

gedeutet, im ihrer — hen Stellung ebenſo willkürlich verſcho 


und obwol ufolg * el —* iR * as * R ie 
ondern auch gegen die e Treue un arg 
t, s doch ein höchſt kennenswertes Verdienſt von ihm, 
Eu: : * 2 — ——— zuerſt ie mb * — | 


Anger t auf folide, umfangreiche, hiſtoriſche —— den 
5* Ag Aufgabe vollftändig nach ihren beiden wejentli — * 
* . a man kann (ac, daſs bis zu der erfolgten Verö 
Se ra pie Nachla * ————— — die einzige war, — 25 — 
Dieſe auff de Erfeinn —— ſich teil ber gr 
e auffallen ng er 3 aus 
des Unternehmens , teils daraus, dafs Hegels Reli —— — 
lebte, nur ee feine atabemifhen orlefungen ii nen unm 
befannt und erjt nad) feinem Tode aus Kollegienheften zuſamm mb 
veröffentlicht wurde (die 1. Ausg. 1832, die * Ausg. 1840). — er⸗ 
ns A. Eſchenmayers Religionsphiloſophie⸗ (1. Theil: at 2. Theil: 
pe ae 3. Teil: Supernaturalismus, oder die Lehre von der Offenbarung 
ten und Neuen Teftaments, Tübingen 1818. 1822. 1824) bewegt ſich 
noch, in bemfelben Geleife, auf welches bereits Kant die Religionsphilofot 
are hatte. Zugleich aber ift er eine durchgehende Proteftation gegen“ e 
uflöfung der Religion und de3 Glaubens in die Philofophie. Dadım 
erhält er eine Wichtigkeit, die ung nötigt, etwas näher auf ihn einz 
mager erfennt zwar micht nur den Myſtizismus und Supranatura Sam, on: 
derm auch den Nationalismus, der ihm in den Schriften Spinozas, Kants, Fide 
te8, Schellingd und Chr. Beih’ fi feine höchſte Kraft vereinigt zu —— heint, 
als „abgefonderte, für die Religon unentbehrliche Lehren“ an, und will ü 
Schrift adurch, dafs jeder diefer Lehren ihre Rechtsanſprüche — 
die geſtörte Harmonie derſelben wider herzuſtellen ſuchen (Vorrede I, e.V 
Aber der Nationalismus, d. h. die natürliche oder Vernunftreligion, „ur welche 
bie reine Bernunfterkenntnis die göttlichen Warheiten noch igrer Prüfung gu ; 
terwerfen fucht“ und in welcher daher das Willen vor dem Glauben 
borwaltet, kann weder in feinen Begriffen, nod in den Schlüffen, bie 
diejen zieht, „uns das geben, was wir fo ſehnmich ſuchen“. Denn die rationafis 
ftifchen Begriffe, der Subftanz mit ihren wejentlichen Artriduten , der oberſten 
Kaufalität, des lehten Grundes, des Seins an fich, der Spentität mit ihren m 
ſentlichen Berhältniffen, der Andiffereng mit ihren Polen, des Eins im 
des Alls im Eins, des Unendlichen mit feinem Verhältnis zum Endlichen u. fm 
fann zwar bie Bermunft nicht entbehren, wenn fie ein Syſtem * Fun | 
fenntnis zuftende bringen will. Aber wenn fie „unter mancherlei B hen ı eben 
diefe Begriffe wälte, um die Gottheit felbft in. ihre Sphäre herabzuziehen und 
mit dem Maf derfelben zu mefjen und zu konſtruiren“, fo verfiel fie € eb 
fotiven Irrtum, der ſich leicht nachweiſen läfst. „Wäre nämlich — un » 
mit den ihr innetwonenden Begriffen im Stande, Gott zu fonftruiren, | 
er offenbar fchlechter fein, als die menfchliche Bernunlt, fl 
Bernunft Einem ihrer Begriffe ober Ideeen gleichſetzt, 
Dignität nicht gleich, ſo wenig als ein Teil dem Ganz 
nn. — — St alfo, was alle Welt annimmt, bie Gott it um 
menschliche Vernunft erhat un jie nie von foldhen 
— * e HN r d 
en pſychologiſchen Begrif 
mögen, welde der Menſch 
Gott t. Denn „ine 
Bermunft, Wille um N 








































r 
z Br * 
sen. gieiögee mi 





Beligionsphilofophie 675 


Außerdem aber; werden diefe geiftigen Vermögen auf jene Naturbegriffe der Sub- 
ftanz, der Raufalität u. ſ. w. aufgetragen, um fie in benfelben zur 55— zu 
verbinden. Damit aber wird die göttliche Vernunft, Wille und Gemüt in Be— 
griffe eingebannt, die, wie gezeigt, ſchlechter find als die menſchliche Vernunft. 
So bleiben dem Rationalismus nur noch die Prädikatbegriffe der Freiheit und 
damit der Güte (Liebe), der Schönheit und Warheit übrig, um das Weſen Gottes 
zu beſtimmen. Und dieſe Begriffe ſind allerdings „beſſere Prädikate für Gott”, 
als jene anderen beiden Klaſſen. Allein der Begriff der Freiheit, von dem die 
len abhängen, fteht zu den Naturbegriffen in diametralem Gegenſatz; das 
prinzip ift fein Erzeugnis unferer Spekulation, fondern „ein dem Men- 
ſchen Verliehenes, ein ewig Vorausgeſetztes, um eine Spekulation felbjt erft mög— 
lich zu m *, VBermittelft desjelben „grenzt ſonach der Nationalismus mit 
dem Myſtizismus zufammen umd wird uns das höhere Gebiet geöffnet, im wel- 
dem das Reich der Liebe, der Gnade und Berfün mit allen jenen Merk: 
zeichen, welche die Naturbegriffe überfteigen, uns aufgeht, in welchem nicht mehr 
ein Wiffen aus Begriffen, jondern nur noch ein Schauen unter Bildern und 
Symbolen und vergönnt ift“. — Was der Nationalismus zu leiften vermag, ift 
mithin nur dies, „daſs ex alle niederen Anfichten in der Religion verbannt, daß 
Menschliche entfernt und alle Werte, Eigenſchaften und Präbdifate für Gott fichtet 
und läutert; aber eine pofitive Erkenntnis von der Natur Gottes oder auch nur 
von feiner Griteng tönnen wir von ihm nie erhalten (a. a. ©, I, 4, 390 fi. 
400, 429). Der Nationalismus, indem er dies anerkennt, macht damit dem My: 
ſtizismus Pla. Denn wenn die Bernunft zugeben müfje, „daſs weder jie noch 
die Natur ihren Grund in fich jelber haben fünnen und daſs der Ur ), ie 
beide ſetzt nnd über beiden liegt, nicht mit dem Grunde, welchen die Vernunft 
und Natur aus und in fich ſelbſt als Höchſtes ſetzt (mit dem Abjoluten der Phi- 
Fa eimerlei fein könne, weil fonjt der einzelne Inhalt der Bermunft (ihre 
‚ Sdeeen, Brinzipien) demjenigen, was höher ift als fie ſelbſt, gleichgejeht 
werden müſste, jo folgt daraus, dafs die Vernunft, wenn fie doch de von 
jenem Urgrunde, d. 5. von Gott haben wolle, diefelbe nur durch eine befondere 
Offenbarung feiner Selbft erhalten fünne. Inwiefern num dieje Offenbarung im 
elium enthalten fei, dies auszumachen, ift eine gemeinfchaftliche Aufgabe der 
Theologie und der Philofophie, die jene in Bezug auf Geſchichte, Eregeje und 
Kritik, dieſe in Bezug auf die Übereinftimmung der geoffenbarten befonderen War- 
heiten mit ben allgemeinen ber Vernunft zu löſen hat. Eſchenmayer weiſt diefe 
vᷣhiloſophiſche Aufgabe dem Myftizismus zu, „der, wie er einmal auf den Punkt 
gefommen ijt, den Glauben an die Offenbarung feftzuftellen, mit ficherer and an 
Diefelbe die allgemeinen Warheiten der Vernunft anfnüpfen kann“ (a. a. ©. D, 
6 ff). Damit ftimmt indes nicht recht die Stellung und Bedeutung, welde er 
dem ſtizismus im weiteren Verlaufe feiner Erörterung gibt. Um nämlid) 
die Fundamente nicht nur des Myſtizismus, fondern auch der Religion felber 
in der menfchlichen Seele nachzumweifen, geht Ejchenmayer von der platoni- 
ſchen Grundanfhauung aus, daſs die Ideeen der Warheit, Schönheit und Tu— 
gend „der Seele anerſchaffene Urbilder“ feien. Demgemäß ſei ein Univerſal— 
und ein nbividualleben der Seele zu unterſcheiden; jenes fei ihr urbildliches 
Leben in den Ideeen, diejes ihr abbilbliches Leben in ihrem leiblichen (orga- 
nischen) Dafein. — Die Ideeen ald die urſprünglichſten „Richtungen“ (Biel: 
pumfte) der Seele müfjen nun zwar in derjelben einen Punkt der Bereinigung 
u und dieje Vereinigung fei die „Harmonie der Ideeen“, welche das höchſte 
der Seele —— und eben deshalb jede einzelne Richtung und fo: 
mit alles Wiſſen, alles Idealiſiren wie alles Wollen (alle Begriffe, Gefüle, Ent— 
fchlüffe) überfteige, weshalb fie von der Philofophie dem Abjoluten gleichgejept 
mwerbe, Aber in eben dem Grade, ald das organische Banb die Seele fefjelt, im 
Snbividualleben derjelben, werde ihr geiftiges Wefen getrübt und gehemmt, und 
die Ideeen verlieren ihre Reinheit und Mlarheit; fie werben in unzälige Reflexe 
auseinandergezogen und dem lihen der Natur wie des eigenen menfchlichen 
Wefens brüchſtückweiſe einverleibt. Diejes Berfollen der Ideeen ſei bewirkt 
43* 


676 Neligionsphiloſophie 
die en — vr mit dem m 


















die —** (hen ie den — aus ſeinem abbitblichen Leben in 
bildliche zu er ‚und damit das Ware vom Irrtume, das 
getta ale und das Gute vom Böſen zu reinigen. Das fei die Widerv 
—— * Yan —— von denen er abgeſallen und — er 
wider zurücktehren folle. me 
bis * — —e— — — unſere 


den zum Vorſtellen, 


ſebens von den Elementen der zu den beeen 5 rüdzufüren. Neben 
x en — findens ꝛc.) gibt es ——— 
„tranfcenden " Vermögen, — 3 * Beitleben und das 
Sec felbft ee: nd welde allein die Fundamente einer 
ligionsphilofophie bilden, weit fie allein die Religion im 
pflegen und er one jie feine Religion und keinen Gott hätte, Sie find das 
wijjen, da8 Schauen und der Glaube. Das Gewiſſen 
nenten Seite rt eine Gewiſsheit, die nicht aus Begriffen, Urteilen und 
fen ꝛc. erzeugt ift, fondern unmittelbar aus ber e ſpricht, e 
Warheit, bie feiner Vernunftprinzipien und feiner ethiſchen edari, 
jondern Vernunft und Willen, Berftand und Gemüt richtet; t 
denten Seite mant es uns an einen höheren Richter und an eine höhere 
— als welche das weltliche —— fordert. urn 


olute 
— 


Name, fein ALusprud, kein rädifat, fein Bild, fein 
von dem nur ein Unen, ein Innewerden möglid) ift. Denn die € 
die Stadien ihrer tranfcendenten ee bis zum Heiligen 
umgekehrt nur die Stralen, die ber ſich offenbarende Gott ihr zufenbet, um 
pfangen; und damit ergibt ſich zugleich, dajs wir ſelbſt im jener — | 
nichts von dem Wejen des Göttlichen inuewerden, jondern nur vom unferem 
Verhältnis zu Gott, inwiefern er es den Kreaturen offenbaren will, & 
fem Verhältnifje aber fült oder ahnt die Seele ihren Abjtand vom Heil 
Göttlichen und ihre Abhängigkeit nicht eiwa von einer Idee, ſondern 
über fie liegenden und jo gewiſs als fie felbft exiſtirenden Almadt., Dies 
h ibt und die Gewifsheit der Erijtenz Gotte3 und bejtimmt und zur 2 
5 — und zum unbedingten Gehorſam desſelben (IH, 12. 5 2( 
7%). — Durd die tranfcendenten Funktionen des Gewiffens ch 
Goch, färt Ejchenmayer fort, fei num zwar das Ewige und © Böttli 
und die Religion gejihert, aber der Menſch wolle dann doch Bar: in 
biete noch Werte, Sigenjiften, Berhältniffe ꝛc. beftimmen und die Reli 
einer mitteilbaren Lehre machen. Dies fei nur dadurch —— daſs er 
Ideeen * det mi ie —— zu machen ſich erla 


NReligionsphiloſophie 67 


geht fie von der Idee der Warheit allein aus und nimmt die tranfcendente Seite 
des Gewiſſens di Hilfe, fo entfteht der reine höhere Nationalismus; bon 
der dee der Schönheit aus ergibt fich mit Hilfe der tranfcendenten Seite des 
Scauend der Myfticismus, von der Idee der Tugend mit Hilfe des reinen 
Glauben der Supernaturaliämns (II, 57 5. 67). — Hiermit gibt nun 
aber Ejhenmayer dem Myftizismus eine ganz andere Stellung und Bedeutung, 
als bie Übereinftimmung der geoffenbarten Warheiten mit ben allgemeinen Ver: 
nunftwarheiten nachzuweifen. Und dieſe Stellung ändert fidh widerum, wenn 
Efchenmayer weiter behauptet: dem Glauben ftehe der Unglaube, dem Schauen 
dad Erblinden, dem Gewiffen die Gemwiffenlofigfeit gegenüber, umb wie 
jene von einer Übernatur uns belehren, fo befehren uns dieſe von einer 
Unnatur, d. 5. von einer Hölle, einem Teufel, einem Wejen, das 
lauter Sünde ift und von dem allein in letzter Inftanz das Böſe herrüren 
könne; und wenn er dann dem Myſtizismus das „allgemeine” Gebiet des Hei- 
ligen und damit die Aufgabe zuweiſt, uns in das höhere Reich der Freiheit, in 
das Geifterreich (dev Engel und Teufel) einzufüren, zugleich aber auch bon 
ihm die Entftehung der Mythen und des Polytheismus herleitet*), wärend der 
Supernaturaliömus das „befondere“ Gebiet des Heiligen und damit bie göttliche 
Offenbarung für fich behält (II, 825. III, 17 f.). Im der Ideenlehre war es 
„das feindliche Prinzip dev Materie”, die „VBerleiblihung“ der Seele, wodurch Srr- 
tum in die Syſteme der Warheit, Mifsgeftalt in die Kunſtwerke der en 
Bosheit in die Plane ber —— kommen ſollte. Jetzt iſt es der Teuſel, von 
dem das Böſe, Irrtum und Miſsgeſtalt ausgehen. Das Schlimmſte aber iſt, daſs 
und Ejchenmayer nicht ſagt, mie der Supernaturalismus das, was Gott von ſich 
ſelbſt geoffenbart, zu „finden“ vermöge, woran er die göttliche Offen als 
folche erkenne und von den „unziemlichen” Idealen unterfcheide, die der Myſti— 
zismus häufig in das „Gebiet des Heiligen hineinträgt”, obwol er fich doch auch 
auf göttliche Offenbarung beruft, Es muf3 doch wol der Nationalismus mit 
feinem tranfcendenten Gebrauche der dee der Warheit nnd des Willens fein, 
der ihm zu diefer Kenntnis verhilft. Dann aber hängt der Glaube an die Of: 
fenbarung von deren Übereinftimmung mit der Xdee der Warheit, und da diefe 
eine urfprüngliche Vernunftidee ift, von der menjchlichen Vernunft ab, d. 5. bie 
Religion wird im Grunde doc auf die Vernunft und deren immanenten Juhalt 
bafirt. In der Tat behauptet nun auch Ejchenmayer die Übereinftimmung der 
Offenbarung mit der Vernunft und gibt deshalb (ſchon im 2. Teile) eine kurze 
Darftellung der Urwarbheiten des Evangeliums, „wie fie die Philofophie auffaflen 
fol“. Er geht dabei von dem „Ausſpruche Gottes" aus: dies ift mein lieber 
Son, an dem ich einen Wolgefallen habe, und behauptet demgemäß: das ewige 
Wolgefallen Gottes fei der Grund der Zeugung feines Soned. Das höchſte Wol- 
gefallen verfnüpfe fich mit dem volllommenjten Werke. Das volllommenfte Wert 
fei nicht die Welt ſamt allen Kreaturen, fondern das, was der Gottheit gleich 
ift, wie der Son dem Vater. Im Sone aber fei die unendliche Fülle der Liebe, 
und die Liebe harre nicht in ich ſelbſt, ſondern gehe aus fich hinaus, zeuge an— 
dere Weſen und ergieße in diejelben die eigene Fülle, durd; das Wort (den Son) 
feien daher alle Dinge gemacht u. ſ. w. Allein die Liebe ſei noch nicht Weisheit 
und Kraft; auch dieje liegen in dem ausgefprochenen Worte und feien der Geiſt 
Gottes; was die Liebe erfchaffe und zeuge, dahin ergieße fi der Geilt Gottes 
und leite, ordne, erhalte und wecke ed; und fomit gehe der heilige Geift un: 
mittelbar von Gott und mittelbar vom Sone ous und erfülle alle gefchaffenen 
Kreaturen. Dies fei die göttliche Dreieinigfeit (I, 278 f.). Wllein gejegt auch, 
dafs durch dieſe fehr oberflähliche Urt zu deduziren, die Vernunft (Philofophie) 


*) Nah III, 89 foll dagegen der Götzendienſt dadurch entjtanden fein, daſs die Men- 
fchen, dem freien Spiele ihrer Kräfte überlafien, bie göttlichen Offenbarungen, Lehren, Be: 
fehle xc., von denen uriprünglih alle Religion abftamme, im fi verbunfelten, ben leben: 
digen Sinn für das Heilige in ſich abtöteten und ben nieberwärts ziehenben Richtungen zur 
Sinnlichkeit folgten, womit das Eine, Ewige, Heilige in taufend Neflere auseinandberging und 
fi in die mannigfaltigften Geftalten bes Odendienfies jerfplitterte, 





FE 
H 
#8 

5 
: 
i 


aus dem dritten Teile, der jpeziell dem Supernaturalismus 
Har, denn er feßt den Glauben an die göttlihe Offenbarung 
aus und — — 

und Neuen Teſtamente darzulegen 
er 

falls den gef iichen Teil 

verdient es doch eine Betrachtung, weil es die 


















Franz von Baaders, na feine „Fermenta 
(8 Heite, Berlin er —* — — Te 
r Stuttgart u —— Seien 
.). Auf der Seite dem 


e ben Punkt bezeich on dem aus 
en philoſophiſchen Bewegung des Zeitalters ſich beteiligte und in fie 
zu können glaubte. Denn Baader war und blieb eifriger 
de durch feine philofophiichen Arbeiten Dem 
Ganz im Schellingichen e bezeichnet er e8 m 
Bwed nit nur P ſondern 
n elismus zwi dem 


ichen Neiche der Natıre und 
jen, Aber die Warheit ift ihm 1 ibentifh mit dem 6 
tum, und darum fällt ihm dieſer Nachweis in Eins zufammen mit ** jet 
daſs und Natur ſich gegenſeitig auslegen und — — con & 
ſchaft die Naturp ojophie zugleich ologie und umgekehrt jein 
waren Wiff und nicht in eimem bon geichiedenen 
— daher auch allein ware höchſte —— —— errei 
eben nicht alle Erkenntnis von gleichem Werte un 
Erkennen beruhe vielmehr entweder a 2) auf einem Hof Du — 
auf einem Beimonen, oder ©) auf einem Innewonen bed ( (Ob 
in dem Erfennenden (Subjekt). Das erftere finde da ftatt, mo daB Ä Objeft 
—* oder — wider den Willen des Erkennenden ſich —* bart, 
nötige u üben Daßer.ale ei * ala Ömang, verfnipft mit 
als eine Laft, a —— 
Bucht er b — her, voltäubiger er —— 


—* abſolutes Di —— exit, wo 
fennenden innewont, db. h. wo ber ende das We Erfannteı 
ewären läſst und, jelbjt mitwirkend, feiner —* aitig wird. D 

— enntnis trete daher nur ein, wenn der Exfennende das, 
fennt, auch ſelber wolle, fei alfo durch ‘den Willen ar t. A: num 
alle drei Formen auch in Beziehung auf Gott ren gemä 
nur dieſe lebte höchſte eine ware Erkenntnis 
bemufstjein, wie Fichte mit ect behaupte, fein — — —* 360 
ſondern fein fubftanzielles Wefen fei, fo folge, dafs alle war ; ie 
göttlichen Weſens nur in einem Sichjelber-E nnen Gottes im Memfchen 


4,» 


we 








Religionsphilofophie 679 


‚unferer 
nis, d, 5. ber in za Bernehmende "a — Hakan das eben fei das 
newonen 8, wozu len fommen könne. 
be ed beim loben Durchwonen, jo bleibe e3 sh bei j * age bon Gott, 
das auch die Teufel unter Zittern und Bagen befigen, wärend das Beimonen 
nur das gewönliche — — von der Betrachtung der 5 und des menſch⸗ 
lichen We ausge Wiſſen von Gott ergebe. teile fei nur jene 
ware, freie Erkenntnis Gottes; denn in ihr löfen fich ni t nur alle die 
läge und Widerfprüce, in bie "der gefallene Menſch durch fein Vernünf- 
teln fich verwickele, fondern in ihr —— * alle Warheit, weil eben Gott 
ſelbſt die Warheit iſt und weil fie auf einem „Sichformiren“ Gottes in —* 
beruht. —* beweiſe aber auch, daſs wir überhaupt nur etwas erfennen 
wifjen, indem und fofern wir den göttlichen Logos vernehmen, fei ed im Dur 
wonen oder im Bei- oder Innewonen desfelben. Darum * im Grunde alles 
menschliche Wiſſen auf dev Erkenntnis Gottes, und —— nur von Gott aus, 
ſondern reiche auch nur ſo weit, als jene reiche. Jede ware Philoſophie müſſe 
daher mit Gott beginnen, d. j! die (ſpelulative) ea ſei notwendig Die 
erite —* im Syiteme ber Wiſſenſchaft, die phil prima, Sie zeige 
nun aber, dafs, wie alles Leben, jo auch das Leben Gottes als ein eine Rückkehr 
ſich jelbft aus jeinen Lebensanfängen zu faffen fei, daſs aljo Gott nicht blo A 
Sein, jondern aud ein ewiges Werden, nicht unmittelbare, jondern aus 
der Gliederung zurücgelehrte Einheit, kurz ein „Prozej8 im phyſikaliſchen Sinne 
des Worts“ jei. Nur —*— ſich — Bu "innerhalb des göttlichen * 
er und umfafje feineswegs, wie der Bantheismus wäne, die Welt. 
ihm nicht nur eine Drei eit don Momenten, jondern eine Dreifeit von er» 
naren, d. h. von dreifältigen Bildungs» und Offenbarungsftufen e3 göttlichen 
Weſens zu nnterfcheiden ; nämlich a) der immanente oder efoterifche Ternar, ein 
bloß logiſcher (ideeller) Prozeſs, der am menſchlichen Selbſtbewuſstſein fein Ge: 
genbild habe; b) der emanente eroterifche oder reale Ternar, in welchem Gott 
dab daſs er die ewige göttlihe Natur in ihm außer ſich Tegt, aber fie auch 
wider in ſich aufhebt und unter feinen Willen bringt, * zu einer dreifältigen 
Perſönlichkeit werde, und ce) das Sichausſprechen Gottes in einem Bilde, wel 
Schöpfung fei, aber ewige, ideale Schöpfung, nicht zeitliches, matevieles Dofein, 
Letzteres iſt von diefer eriten Schöpfung wol zu umterfcheiden, Sie nämlich ent: 
ftand zwar nicht unmittelbar aus Gott jelbft, aber doch aus der ewigen Natur 
in ihm, d. h. Natur und Idee (Weisheit) wirkten in ihr zuſammen wie Weib- 
liches und Männliches. Gleichwol ſcheidet fie fich bereit3 in Himmel und Erde, 
d.h. in ein Reich der ſelbſtigen, intelligenten Befen (dev Engel) und * ein Reich 
der ſelbſtloſen, nicht intelligenten Naturweſen. Über beiden ſtand der Menſch, 
indem er die Beſtimmung hatte, beide zu vermitteln, Gott der Welt zu verküns 
digen und fie mit ihm zu einigen. Somit war er das Bild Gottes par excel- 
lence und hatte bie Offenbarung Gottes fortzujegen. Diefe urſprüngliche 
„Gotteswelt” war jo wenig materiell, wie die Natur in Gott, aus der fie ge: 
ſchafſen ward und die eben nur Natur, d. h. Sudt, Begierde, Prinzip der Ber: 
ng und der Eigenheit war. Zur Materialifivung und damit zur Ent 
ftehung ur Naturganzen, wie wir es gegenwärtig vor und fehen, fam es erſt 
infolge des Falles der felbitigen intelligenten Kreatur. Die Möglichteit des- 
ug und damit die Sreiheit der giftigen Kreatur war an fich notwendig. Denn 
der Menſch, in feiner Beſtimmung die Offenbarung Gottes fortzufegen, war eben 
damit zur Kindſchaft Gottes bejtimmt, d. h. mit der Erfüllung dieſer Beftimmung 
würde Gott, deſſen Sein nur in feinem Offenbarwerden befteht, im Menjchen 
„widergeboren“ worden jein, und das Sind ift eben nur der wibergeborene Va⸗ 
ter. Aber ein Kind Gottes kann nicht bloß geſchaffen werden; zum Kinde Gottes 
muſs —— das Geſchöpf durch eigene freie Zätigfeit ſich ſelber machen, d. h. 
nur dadurch, daſs es die (eben deshalb notwendige) Verſuchung überwand und 
damit feine —E (das posse labi) aufhob, konnte das intelligente Geſchöpf 


680 N 





















der Berfuchung, 
geiſtige 
ee erhaben) über die 
en, "ande erſeils FH feloft (im —— Gott aim 
der Erfü der ln — ſich alſo die an it mit der 2 
aut in en verein ben. Da nun das Böje nur d a 
Guten ift, fo ch mit dem Falle entweder die —— Hof— 
* die Demut in „Niedertracht“ verkehrt werben, 8 
ae ige m. und ihm gleich ſein wollte, diefes dat Ice ‚ baji 
fie von d zum Tiere ſich erniedri Beides iſt tatſächl 
I a Ins ** —8 Fatı Queiferd und E böfen Eu diefes urch den 


ir (In Cob rap und damit ben eig 


er en 
aber der Menſch a +; ihm die ganze Schöpfung 


— — wos durch die —* des M ellen, 
fation u Bildung geihieht — —— auch über das Zeitliche, 
—3 zu erheben, was durch de tus, durch die Religion und 

u zu diefer ——— * diefer „NReintegration“ und d ur Er 
—— Menſchen von Sünde und Tod fonnte er, weil er zum bi jer ‚ 

g une erniedrigt hatte, troß der ihm widergegebenen Walfreiheit, nicht 

In ch jelbft gelangen. Um nur überhaupt der vom Göttliche en 
heit beizufommen, mufste daher Gott felbft Menfch werden, Dieje Q 
dung und damit die Wirkfomfeit und Offenbarung des Sones beginnt 6 
dem Sündenfall, mit der zweiten materiellen Schöpfung; mur ritt im 
chriftlihen Zeit das Gottesbild (der fich offenbarende 
dem Satansbilde zurüd, weshalb den heidnifchen Religionen 
der Dämonen“ fi einmifcht (dadurch unterfcheiden fie fi vom 
ftentum). Erſt mit der Geburt EHrifti kommt das in Adam — 
Ebenbild Gottes, der Menſch wie er fein ſoll, zur vollen Erſchein E)- 
fein Leben, Lehren und Sterben hat dann Ehriſtus die —— 
tegrirt, daſs nun jeder durch den Glauben an ihn — d. h. durch die 
möglich gewordene dritte Form der Gotteserkenntnis, das Innewonen 
felig werden fan. Der Tod Chriſti insbejondere wirkt im ganz äı 
Heitend und widerherftellend, wie die medicinifche Überleitung der ı 
eans bon dem franfen Gliede des Leibes auf ein gefundes. Er t 
Kraft mit auf diefelbe ganz natürliche Weife wie uns A 
feetionem vitae, eine Krankheit mitgeteilt wird. Das allgemeine 
aber, das zwiſchen den Gläubigen und Chriſto befteht, ift ein ganz & 
das zwifchen der Sommambule und dem Magnetifeur; wir „ 
—* m acer dieſer — Ei a me Ach — 
durch das ament des Altars. In ihm gibt ſich uns 
damit „beitätigt“ Er nur das allgemeine Naturgeſetz, „dafs wir ung'in ei 
nur hinein: und wider herauseſſen, und daſs wir überhaupt mır find, w 


—⸗ 


Religionsphilsfophie 631 


Auf dieſe Weife meint Baader das Dogma von der Trinität, der Welt- 
fchöpfung, dem Sündenfall, der Erlöfung ꝛc., begriffen und ſpekulativ begründet 
—* — (ehr Ihm ae in dieſem —— hie mit unters 
läuft, wie gerade, g genommen, alle philofo e Begründung 

t, und wie fchwere Bedenken es erregen muſs, daſs diefe modernifirte Saton 

meſche Myſtik in ihrer Lehre von der Sünde als Krankheit und im 
Rechtfertigung des Dogmas der Trandfubitantiation völlig mit dem gemeinen 
Materiolismus zufammenjtimmt, brauchen wir nicht erft machzumeifen Dennoch 
nannte Anton Günther, der bekannte philofophirende Weltpriefter von Wien, 
in feiner „Vorfchule zur fpefulativen Theologie des pofitiven Chriſtenthums“ 
(2 Bde., Wien 1828. 1929, 2. Ausg. 1846, 1848) Baaders Vorlefungen über 
religiöfe Phitofophie „ein erfreuliches Zeichen der Zeit“, obwol er in mwejentlichen 
Bunkten von ihm abweicht Auch er will zwar „das Bedürfnis der Zeit“ nach 
einer „Ausfönung der jogen. Weltweisheit mit der Gottesgelartheit des pofitiven 
Chriſtentums“ zu befriedigen juchen. Aber fein Hauptbeftreben ift doc darauf 
gerichtet, dem Pantheismns und „Semi-Pantheismus“ der deutfchen Spekulation 
feit Schelling einen Damm entgegenzumerfen. Ihn ſucht er daher in allen feinen 
verichiedenen Formen zu widerlegen; das kritiſche (megative) Element herrſcht 
deshalb im feiner Schrift jo emtjchieden vor und feine eigene pofitive Theorie 

nt jo wenig ausgebildet und durchgefürt, daſs fein Werf feine Religions: 
philofophie, jondern eben nur eine „Vorfchule* zur fpefulativen Theo! des 
Ehriftentumd genannt werden kann. Der erſte Teil desfelben, die „Creations- 
theorie“, jucht daher nur zu zeigen, dajd Gott (das Abfolute, von dem auch er 
one Weiteres ausgeht), jr gewiſs er vom menfchlichen Weſen und damit vom 
creatürlichen Geijte wie von der Natur umterfchieden fein und werden müfje, ſub— 
fantiel „weder Geift noch Natur“ fein fünne umd fomit feiner Weſenheit 
nah als ein drittes Höheres zu faſſen fei. Nur „jormell* fei Gott infofern 
mit dem menſchlichen Geifte Eins, als Ihm ebenfalls notwendig Selbftbewufßt- 
fein beigelegt werden müſſe. Aber felbjt im diefer Beziehung feien beide doch 
wiederum dadurch unterjchieden, daſs die drei Momente des Selbftbewufstjeing, 
das vorftellende Selbft, daS vorgeitellte Selbft und die Einheit beider, im ab— 
folnten Selbjtbewufstfein Gottes nicht blos (mie im bedingten Selbjtbemwufstjein 
des Menfchen) ideeller, fondern reeller Natur feien, d. 5. dafs in Ihm nicht 
nur dem erjten, jondern auch dem zweiten und dritten Momente „Subftantialität* 
nn alle drei alfo unterfchiedliche Nr feien und fomit Bott ſchon 
n feinem Selbjtbewufstfein, an und fir fi), eine Dreieinigfeit von Perſonen 
fei. Daraus folge unmittelbar, daſs die Welt, fo gewiſs fie von Gott unter: 
fhieden fei, von Ihm aud nur „gefchaffen“ fein könne, und daſs umgefehrt, fo 
gewiſs Gott in der Schöpfung nicht fein eigenes Wefen, das Unerfchaffene, ſehen 
könne, jo gewiſs die gefchaffene Welt von Ihm „wefentlich* verſchieden fein 
müſſe. Dennoh ſucht Günther im zweiten Zeile, der „Incarnationstheorie*, 
nad) einer Erörterung des Begriffs der Sünde und des Sündenfalles, die Menſch— 
mwerdung Gottes und die Erlöjung des Menfchen (feine Einigung mit Gott) be: 
greiflih zu machen. Allein der Sa, von dem er dabei ausgeht und der bie 
Möglichkeit einer Bereinigung Gotte8 und der Erentur überhaupt begründen foll, 
dafs nämlich, wenn auch die Ereatur an fich nicht A ee; Befehl, nicht Teil 
und Ausfluſs Gottes jei, fie Died „Doch durch Mitteiluug und Einflufs feines 
Weſens in jie fein fönne* (IT, 74), ift eine bloße Behauptung, die offenbar an 
ftarfer Unbegreiflichkeit leidet. Günthers Incarnationstheorie gemärt daher noch 
weniger eine Befriedigung des fpefulativen Bebürfniffes als feine Creations— 
theorie; und fein Hauptverdienft dürfte daher nur darein zu feben fein, dafs er 
mit Scharffinn und unermüdlichem Eifer die Haltlofigkeit des Pantheismus und 
der fogenannten abfoluten Philofophie aufzudeden fuchte. 

Allein durch bloße Widerlegung läſst fich eine vorherrichende Richtung nicht 
befeitigen. Das zeigt fogleich die nächite Erfcheinung auf dem Gebiete der Re— 
figionsphilofophie, „Die abjolnte Religionsphilofophie* von K. Ch. F. Krauſe 
(2 Bände, Dresd. 1835, Gött. 1845), die aus des Verfaſſers handichriftlichem 











das er B Be er 
darin eligion —— o fi 
ben Duelle aus * — 535 — her 


jener ——— ah 


Her 
keit, und Sie 6 wide que ihre Breit. 
auch aller Glaube t auf dem Talente 
Grundlage alles Denkens * —— ift cien m t 
mächtig ift, wo der gegebene turgrumd ber licht 
* rundloſen (nicht unbegründeten) Liebe ht"; 2a id 
F 6 Buch — Ba in fei inem Xale 
in inem Inha e nd) durch v 2% 
in ſich jelbjt im Denten, Willen cn eis TE: wi 
Bedingung feiner Einigung mit it ube Berönifeien | 
eine gegebene, in ihrer reinen Unmitte t ift das eige F 
ſchuld; in ihrer Aufhebung, in dem „Sichlosreißen ber 9 —— 
Nature runde“ befteht die ;ünde. Denu eben damit wird das ( 
tümlichfeit, das an ſich „als ein Bejonderes auf eine 
— [der Natur — der "Belt gejegt fein und werden —— zu 
— und „Vereinzelung oder, wie dies fittlich-veligii ö8 gen . 13 
udt ala’ eine eigene Tat iit Sünde. — Auf diefe Weije m —* 
der Perjünlichteit oder vielmehr des Talents ; gelpi 









+ 


Beligieuspäilsienhie 688 


mzen Spekulation. &8 bedarf feiner nähern Kritik derſelben. Denn es leuchtet 
m felbft ein, daſs eine auf diefen Begriff gegründete Religionsphilofophie, troß 
wer ausdrüdlichen Anerkennung des Teufel — der indes bocd fein Daſein 
ıben, ſondern nur der „Wille“ des Böfen fein joll, „der nicht3 vermag“, indem 
: „nicht. durch feine Tat fich beftätigt, fondern vielmehr in biefer fich vernichtet, 
m fich immer von Neuem ald Wille, und zwar nur als ſolcher wiederzuerzeugen“ —, 
hwerlich geeignet fein dürfte, weder das chriftliche Bewuſstſein aufzullären, noch 
18 jpelulative Bedürfnis zu befriedigen. — 

Befonnener, nüchterner, einfacher als die Begründer und Anhänger der 
chiloſophie des Abfoluten faffen die Schüler Herbarts die Aufgabe der Re- 
gionsphilofophie.e Nach Herbartd metaphufifh:ontologifher Grundanſchauung 
mn 2. Gott niemals ald „Schöpfer“ der Welt betrachtet werden; denn das 
eiende, die Vielheit der einfachen realen Weſen (Monaben), ift nad Herbart 
om Ewigkeit ber, was es ift. Dennoch halten feine Schüler nicht nur eine 
teligiondpilofophie überhaupt, fondern fogar eine chriftliche Religionsphilofophie 
om feinen Principien aus keineswegs für unmöglich. M. W. Drob iſch in 
iner Meinen Schrift: „Grundlinien der Neligionsphilofophie” (Leipz. 1840) 
ıcht indes nur nachzuweiſen, daſs einerjeitd die in den organifchen Gebilden ber 
tatur unläugbar berrichende Bwedmäßtgkeit und nötige, einen nad Bwed und 
Han tätigen, alſo felbitbewufsten Urheber derfelben anzunehmen, von bem die 
terbindung und Ordnung jener Bielheit der Naturelemente, das Verhalten uud 
Birken ded Einen zum Andern, und damit die erfcheinende Materie wie alles 
beichehen in ber Ratur urfprünglich herrüre; und daſs andererfeitd „aus ethilch- 
rattifhen Glaubensgründen“ dieſer Urheber als daB Eine, höchſte und voll« 
smumenfte Weſen mit den Prädifaten der Weißheit und Güte, der Heiligkeit, 
herechtigteit und Gnade zu faflen fei. Dieje Glaubendgründe wurzeln nad ihm 
ne Die Religion und der Glaube felber „tief im Gemüte, und zwar in ben 
Bigiöfen Gefülen“, d. h. in Gefülen, die im Allgemeinen unter die ©efüle der 
af oder Unluft gehören, im Befonderen aber aus der Sehnſucht nad einem 
öheren und Mächtigeren, nad Erlöfung aus Not und Trübfal, oder aus dem 
Vebürfnis des Dankes für Befreiung von Leiden, für Glüd und Freude, aus 
Bewufdtfein der Sünde, aus Gewiffensangft, dem Bebürfnid der Stärkung 
nferer moraliihen Kraft entipringen. Der Glaube ift „der natürlihe, aber 
icht notwendige Erfolg dieſes Wünſchens und Sehnens“, eine freiwillige An- 
ckennung oder Annahme, durch welche die Sehnfucht befriedigt, die Spannung 
elöft wird. In diefer fo entitehenden „fubjektiven, natürlichen Religion“ findet 
ie „objektive, hiſtoriſch überlieferte” Religion „den Fräftigen Stamm, auf den 
e ihre Reiſer pfropft, um das wilde Naturgewächs zu veredeln“, wirkt aber 
werjeitd auf das religiöje Bedürfnis „nicht blos dur Befriedigung desjelben, 
mdern auch durch die Gewalt der Autorität, indem fie fich als geoffenbarte 
teligion anfündigt” (a. a. DO. ©. 24. 27). Die Philofophie, die nur die Aufs 
abe bat, das „Gegebene“ zu begreifen, bat der fubjeltiven Religion gegenüber 
m durch daß religidfe Gefül gegebenen Stoff in wifjenfchaftli philofophifche 
learbeitung zu nehmen, der objektiven Religion gegenüber dagegen nur bie dee 
x Religion zu begründen und näher zu beitimmen, zugleich aber als „religiöjer 
riticismus“ das Widerfprechende, Ungereimte, Verwerfliche, das ſich etwa in der 
„fitiven Religion findet, von dem wifjenfchaftlich Begründeten zu fcheiden, An: 
red, was ſie weder zu begründen noch als unmöglich darzutun vermag, dem 
bjeftiven Glauben zu überlafien. — Die gleihe Stellung nimmt das größere 
tert von ©. 3. Zaute ein: „Religionsphilofophie, vom Standpunkt der Philo⸗ 
phie Herbarts“ (1. Zeil: allgemeine Religionsphilofophie, Elbing 1840; 

Zeil: Bhilofophie des Chriftentums, Leipz. 1852). Der erite Teil desfelben 
fchäftigt fich indes faſt ausſchließlich mit einer weitläufigen Kritik der bisherigen 
etaphyſiſchen Brincipien von Descartes biß Hegel, um zu zeigen, daſs Herbart3 
mftenm nicht nur die vollfommenfte Philoſophie, fondern feine Metaphufit, 
Fochologie und praftifhe Philoſophie auch die befte Grundlage für das Leben 
ad die Entwidelung der Religion wie für die Erkenntnis der Warheit des 


684 Neligionsphiloſophie 
Chriſtentums ſei. di llkommenſten 
—B—— nee * —* — Bern a an 


entfpringen, zunädhft der & des und 
— agree ner en 










uns m ai * fpetulattben Bemufätfen Des 
u n 
d — gr (des  Gefallens und Mifsfellens) über bie: — 


—— ber Willensalte, 
äußere, — * — —— deren Begriff mit jener ha 






auf allen einen Wegen mit zume) BEE En - 
Willen a des Yanbe 


auf dem at Standpunft nicht nur als er —* ige, fonbern. ga 
als eine wand. fürbernde, d. h. verſönende Macht”. ——— 

Religion ift das Erzeugnis eferungemöfig a "Bor 
ftellungen and Borftellungsmaff fien, welche — — eines igiöfen Ih 


nd 


Yngenehme, volle fittliche it, Unftecbticheit ges Leber 


Säwelle * Bunt, a die Born pen 
ſchwinden] geworfen * — das religiöſe je Ich beſitzt wicht: bie 1 
vermöge eigner Wirkſamleit und Kraft fein Biel, das vollendete & 
erreichen, vielmehr wird ihm dies nur durch ein Gegebenfein des 
feines Strebend, d. b. durch Anfchauung Gottes als eines = m 
Zuftande des vollendeten Vorſtellens, möglih. Das religiöfe rebt baber 
zum Anfchauen Bottes uud kann one ein folches fich felber in feiner Art 
l, 757). — Wir überlaflen es dem een chriſtlichen ne | 











" al8 - amd 5 

Beste Wir —— daſs eine Philoſophie, welche principiell 
begriff von ſich ausſchließt, 5 ms ſchon jene tan 

ſchließt. Denn liegt es „im Be der realen Weſen, der einfe 
der Dinge“, wie Drobiih mit Beten behauptet, „nicht ei 
worden, nicht in Beziehung auf —*— Anderes —— 
unvermeidlich, daſs Gott nicht * nicht der Welturheber, 

„das abſolut höchſte und vollfommenfte Weſen von 
Antelligenz* fein kann. Denn die „einfache Dualität“, die Se 
realen Weſen (Elemente) zulommt und one die es in der Tat das tid 
reinen Abftraltion wäre, ift notwendig ebenfo unentftanden, ebenfo unbeftimm 
durch Anderes als das Reale jelbit. Wären aljo die Glemente ı richt am jid 
ſelbſt jo beſchaffen, dafs durch ihr Bufammentreten und ihr Wirfen a uf einander 
die Zwecke Gottes zur Verwirklichung kämen, jo wären diefe gr :de ſchlechthin 
unausfürbar. Gottes Zwecke und Abfichten müſſen fich mithin notwendig ı 
diefer Beſchaſſenheit richten, und wenn danach moraliihe Hwede ausjin 









Religionsphilofophie 685 


erſcheinen, fo ift dad nur dem Zufall diefer Beihaffenheit zu u. ebenfalls 
reiht die Ausfürbarkeit derſelben nicht weiter als dieſe Pr Auch Got- 
tes Intelligenz ift daher nur eine begrenzte. Denn feine Weisheit, wie gen Me 
auch wäre, vermag die etwaigen Hindernifje, die ihren Abjichten in der ät 
der Elemente entgegentreten, zu überwinden. Wie aber fanır mit dem Gedanfen 
eines folchen Welturheberd der zeligiöfe Glaube an die abjolute Exrreichbarteit 
des moralijchen Weltzwedes bejtehen? — 
Herbarts Verdienft beiteht darin, dajs er die sch nu fie Sail widerum auf das 
„Gegebene“ zurückwies. Diefer Weifung folgten nit nur feine Schüler, jondern 
auch diejenigen, die zwar von Schelling und Hegel ausgehend, ik von den Re⸗ 
jultaten des abſoluten Idealismus unbefriedigt, —— und Nealismus, * 
theismus und Deismus zu vermitteln und damit den waren „Theismus“, 
Begriff eines in fi) vollendeten, am und für fich felbjtbewufsten, perfönlicen 
und doc der Welt nicht fremdartig ee) gegenüberjtehenden Gottes zu be: 
gründen juchten. So namentlich zun Immanuel Hermann Site, Er 
will die Philofophie auf z —— — Erfennen gründen und er— 
Hört ausdrüdlid, erſt dadurd komme die Begriffsmetaphyſik mit fich zu Ende 
und habe das Gegebene völlig erklärt und begriffen, wenn fie, zur Ankhanung 
desjelben zurückehrend, in diejer die metaphyſiſche Warheit als — Wirkliches 
und Gegenwärtiges nachweiſe. Da indes feine „Spelulative Theologie oder all- 
gemeine Religionslehre* (Heidelberg 1846) nur ein Zeil der Metaphyfit —* 
nur den Begriff des abſoluten Geiſtes (Gottes) erörtern will und ſomit 
Barum ent 0 im engeren Simme iſt, jo können wir und mit einer au 
Darlegung feines ln begnügen, Er jucht zunächſt die Idee Gottes 
= —— —— — Mr barzukum, aus ne: erg 
en tbegriff und nötigt, r pant Begri ⸗ 
ſoluten „als der bloßen Welteinheit * eines ewigen Weltſubjelts hinauszugehen 
und zur Idee eines ſchlechthin uͤberweltlichen, ſich fe ups ft ewig begründenden Ur- 
weſens aufzufteigen. Denn die gegebene endliche Welt ſei nur als ein verwirl- 
lichtes Bimekigftem au u begreifen; Bived aber zeige ſich niemals als u liches, 
jondern nur als abgeleitetes Dafein, und mithin fünne auch das zw de 
Denken Gottes nur ein abgeleitetes fein, das auf ein urfprüngliches, * Seiner 
Selbſtſchö und Selbſtanſchauung zuſammenfallendes Be fe. In und 
mit diefer Selbftihöpfung und Selbſtanſchauung ſetze aber Gott in Sich ein idea⸗ 
les urbilbliche3 Univerjun, eine Welt ewiger er Subftantialitäten, die, 
obwol zugleich Individualitäten, doch urjprünglid in abjoluter Einheit mit Gott 
verbunden jeien; denn dieje vorbildliche Gedanfenwelt jei eben zugleich das eigent- 
lich Reale, die in Abjtufungen und Potenzen geteilte „Natur“ in Gott, in wels 
cher er feine ewige Wirklichkeit beißt. Durd, jie ei "aud) die "abfofute Selbſt⸗ 
erlenntnis Gottes mit ihren drei (der immanenten Trinität des chriſtl. Dogmas 
u vergleichenden) Momenten, der Einen ewigen Selbſtanſchauung, dem ewigen 
Anbemufstfein und dem abfoluten Selbjtbewusstfein Gottes, vermittelt. Sie, bie 
Natur in Gott, die urbildlich-vorgeſchöpfliche Idealwelt, fei endlich auch der Neal: 
grund und Sebensquell der endlichen, abbildlichen reellen Welt. Denn der Ur- 
akt, durch den letztere gejchaffen werbe, bejtehe in der „Löfung jener ewigen ur- 
jprängfigen Einheit“ des vorbildlichen” Univerfums, in der VBerfelbjtändigung und 
rennung der ewigen Subjtantialitäten desſelben. Höchſter Zweck diefer Schö⸗ 
Drag aber jei, daſs die in ihrer vorgejchöpflihen Ewigkeit gebundenen Indivi— 
dualitäten (Monaden) fich befreien, in diefem frei gewordenen Andersſein aber 
zu ihrer Urbildlichleit und dadurd zur gewollten und gefülten Einheit mit Gott 
(in der Liebe) fid) wider Herjtellen. In umd mit der ſtufenweiſen Verwirklichung 
—* es Zweckes gehe die Weltſchöpfung in die Welterhaltung über, in — Gott 
t mr demiurgiſch als einendes und den Weltzweck ſteigerndes Bring ‚ jon= 
dern auch als Vorjehung, d. h. als der Entartung begegnended, umlentend-aus- 
een Prinzip wirke, um endlid als Weltregierer, al in der ——— a 
tende allgemeine umd fpezielle Vorſehung, durch die Welterlöfung, d. 
tiefere8 Eingehen des —2 Geiſtes in den endlichen, das in der rn 


u 


Neligionsphiloſophie 
Sue: BEE aa u va our 
ua Dt ih wi die — und das Ge | = 
Scheling: 











— x, buch er Oetehefumet, | 
Beate Bopmalt ver u —— * — 


—— len, E 
—— —— 


ßß 
in — igfaltigkeit —* a oe aber — | 


ei —— — 
— das fenttiche im Be Religion 
Gefü eine — 
ngspunft bon Tätigkeiten, die ihr Endziel —* wider he | 


—2* in äußerer Me innerer Tat, andererjeits 
en en ——— und r ee 
erſtes“, 


nes werborg ‚ i 
—— * Died Inne dance Ku ‚Kitttige 
> e“ ; fie jei das Samen, Di — ber 


d. 5. die religiöfe Erfarung ift Ye —* 
F mit der Kutigen, nur eine —* ae | 
need uni tie ——— eine auf ein „Hödhftes“, iberweltti 
fe“ Gindenlet: Aber dir Enbjeftiirit der refigifen Gefäle gent — 
Gewinn einer warhaften ref Erfarung und des 


* viel Gebiee das men — | 
eine im eig. feiner Glieder afäfe hen 


s Ka, {0 bedarf, auch ——— ott, wenn fie felbit 
die einer eige Er ſoll, die 
5— den nen Charakter trägt, ber Vermittel — u 


inſchaft der M ”, Die 
lichen tler Heigiomen —ã Man DE, 


Ba. = Ze 
- \ « 


Verſ u betrachten, jener ee na 
tätigleit, Die "im religiöfen Gefül ih anfündigt, für den m Geiſt 
oberſtes Gut ee Sittlichfeit 
fentlich eden ift, an Worten, ein 
— er ea Me iefen Geift an die überfinnlihe Welt und an die 

t wie die Bande weltlicher Sittlichkeit ihm mit ſich ſeibſt zu ver- 


Unter den mehreren Religionen, —— mit dieſen u entſtehen, kann 
Bee Sr ep Baal ware fein. Fe re ra 
felbft nur Eines, und obwol es Kr und fittliches Band von allum fien- 
—— Natur iſt me vermag doc, was jic ihm einberleiben will, dies nur 

e zu tum, die ihm die e Natur des Bandes —* 

en a ee sun ———— 

we un e ut 
unbewu Elemente des m is 


jst im gemeinfamen allgemeinen menſch zu 
h d damit der Bildungstrieb weltli Sittlichkeit, 
—— mengingen, um Ban - zu urn En 


ji 


„do oziale Trieb“, aus dem der Volls⸗ und 
Gewalt über den religiöjen Bildungstrieb — ans unter 


der 
x, Itenden Phantafie die ethni oder 
min, Me Be har 0 De Bi a2 
; im r ehu | r um 
den heidnifchen kein unterfchied ftatt. Auch Ban göttt e barung (Mit: 
zu fein, macht jede Religion Anſpruch, w Ir emeine eh 1 
barung ein notwendige Element im eigen als ſolcher iſt 
one die Vorausfegung einer ausdrücklichen Tätigkeit Gottes, „einer Ledensver- 
mittelumg des göttlichen Geiftes an den menjchlichen, bliebe der Begriff jener Le— 
bensgemeinfchaft des Menfchlichen und Göttlichen, in welchem wir den allgemeinen 
—— Inhalt alles Religionsglaubens, den Grund und Kern des religibſen 
Gefüls erkannt haben, undentbar“. Die jüdiſche Religion unterſcheidet ſich daher 
—* ie en a — daſs fie zugleich eine —— im engeren 
d.h. barumg, die weſentlich in der „ 
—* den — 6 ber —— —— vor dieſer Erfarung ſelbſt verbergenden 
= befteht. Das Judentum ftellt nicht nur das Erfarungsbemwufstjein des 
use frei von jener mythologifchen Hülle heraus, mit der wir es anderwürts 
finden, fondern erweift fih als göttliche. Offenbarung auch durch die 
Einheit, EA es dies Bewufstfein mit dem fittlichen Boltabewufstfein A 
3 die Religion al3 Grundlage des ganzes Volks- und Statölebens er 
— darum iſt hier die beſtimmte geſchichtliche Form, welche die Spenerung 
annimmt, „bie Geftalt des er 8, eines Rechts⸗ und Berfaffungss, Sitten» 
Eeremonialgejeßes”, und zug! leich tritt in die Offenbarung als wejentliches Ele: 
ment das ein, d.h. die „Borftellung einer Reihe von Taten, durch welche 
fich Gott dem Volke bezeugt, feinen Willen ihm kundgibt und feine Geſchicke zu 
ihrem Endziel hinlenkt“. Und darum verbindet fid weiter mit dem ebe bie 
Prophetie, die — nn als —5* ung auf dieſes iel. Denn 
das Judentum enthält ieſes Endziel n elbit. Jene melzung 
des Gotteöbewufstfeins ne dem ne * Nationalbewuſstſein Bois 
und Statsleben) der Juden ward vielmehr unmittelbar zu einer neuen „Hülle*, 
welche ben waren Inhalt der religiöfen Erfarung ve und daher im welt: 
— — der göttlichen Offenbarung abgeftreift werden mufste, Die 
‚ die meffianische Weisfagung erfüllte fich und —* u * ——— 
fand de alle Beiten den Ep der ihr jtatt alles and 
allen anderen Inhalt in ich afst, in ber einigen —— — — 


an, zoo 
e n 
* —— rkenntnis 


Leprbegeii Dur) Die 


den 

ihm der göttli 
— 
faſst, um aus ihm eine Unendlichkeit 
iv von dieſer kritiſch-hiſtoriſchen 


Liebe gibt, d 
Wenn wir von 
















’e Kae je — 

—&* 

der religiöſe © > 

” 1ı1=n7 2 ⸗ 

14 — 

ot Lu 
* 





verſchiedenen Formen 





der i > 
— ein Vene 
wu jeder Unbefan gan \ Ni oofiicher Bildung —— die 
— — ge Senfualismug uad Materinlismus, 


dem aber di Einbildungs akt welher Religion ftentum 
bie feitfomften Streiche, hie * u teme SE * 
— neuere rn D. derer, Die Reli i 


Religion 
Gütersloh —* H. S. Nerva, Di eu rn ie cieux, dans la nature et Uhn- 
manite, ou la philosophie positive de Phistoire. 2 edition, ed er 


9. Loße, Grundzüge der Religionsphilofophie, Leipz. 1882) würde zu viel Raum 
in nehmen; auch genügen meift ngen an 
eine Re) bilofophie nur im ung m 

(Ben dafs nad; E. dv. Hartmanns neuefter Schrift: „Die Religion des 


| rs E. * 1882) das Biel aller Religion und ihrer Gefchichte — 
des an ſich unbewufsten, im Menschen erſt bewujst gewordenen Gottes (!) 
dem in diefem Pace ar nen Elend feiner Eriftenz ift! — 9. Ulrici. 
—— Das Wort reliquise bezeichnet im kla Latein pauea illa 
aliqua re relicta sunt (Forcellini s. v.); demgemäß wird der Ausdrnd 
rreften der Leichname verwandt (Sen. ep. 92; T'acit, ann. U, 
75 (reliquiae = cineres); Suet. Oct. —9 In dieſem Sinne int er in bie i 


); 
Sprache über . Dem lateii reliqui pricht das 
— (ii nenn), Di ec 18 dr Sc kn Be 


fommen war (Greg. M. Dial. I, ce. 38), verjtand man 
unter Reliquien od unterfcheidet die ——— &y ide 

rei, san se aliaque sacra monumenta (S. 25. deer. de invoc,, vener, et 

ct. Danz 211 

Die —— nahm ihren Ausgang von der Verehrung der Mär— 

tyrer und der Sorge für ihre Leichname. Schon in dem Beridt der Gemeinde 

über das Martyrium Polyfarps findet man die Gebeine des Mär: 

— eichnet als ruumrepu ν mrokurelöv xai doxıumr ' zevolow 

(& (16) und wünſchen die Chr riften feine Gebeine zu befigen, ——— To üylo 

(e.17). Der Befip des Leihnams oder er Reliquien 

Pit wie eine Fortdauer der —— mit dem de an Auf diefer An- 

und 


& 
SR 
ES 
Fi, 


berubte die Sitte, bei den Gräbern der Märtyrer ſich zu verfammeln 

da Eudjariftie zu feiern (Mart, Pol. 18; Cypr. ep. 39, 3); die Aufe 

dazu fand man * der Stelle Röm. 12,13 nad) der Sesart: Memoriis 

{uıg) sanetorum communicantes (Opt. de schis. Don. I, 4). Aus 

— uung erklärt ſich auch der Wunſch, in der Nähe * Mär be: 

werden (j. u. und vgl. Aug. de cur, pro mort, ger. 1). mag 

ch einen etwas übertriebenen Ausdrud der Pietät erbliden: heidnifcher- 

ſah man darin einen den Neliquien erzeigten Dienft. Nach "dem Marty: 

rium bes "Bolykarp (c. 17) fuchten die Juden die Überlofjung = Reliquien au 
die he zu verhindern, imden fie den Argwon e 

voy roürov Apkwrru ofBsoIaı. Euſebius beri tet dh. e. VIII, 6), 

Sc man ut in der. dioffetianifchen Verfolgung die von den Ehriften in Nitomedien 

ten Leichname der ———— wider mat —— nahm und ins Meer 


warf, weil man wänte, es möchte Chriſten ge die ſie für Götter hielten und 
en Diefer Wan muſs durch das ehullen der Ehriften hervorgerufen 
RealsEnchflopädie für Theologie und Rice. ZIL. 44 





690 i ZZL Meliquien EUTIN EN 


worden Tat zeigt Buch der apoftolifchen KHonftitutionen, 
en im denen Sim bei — * e. 80) 
| a 


durch Berürung der En — 
Be = ne { * * —— 
m leicht 3 
— ſich bereits die Sitte rn ** —* 
nu —— ſondern **8* äufern behielt. Vit. Anton 90, 


i D «6 f ſch 
ng der Reliquienvere ei I. Land. ; 
— — * — * * —— — = fein (vg —— | 
Bereüß aan heftete —— die mie nicht pri 


B,_d 
tee: * des — rühmte (h. hr 19), 

en vo [ gab, das Biſchof Narcifjus wunderbar ı 

(ib. VI, 9). rt die Reliquienverehrung —— lernt man aus 

er erzält (de —* Don, 1, 16) von Zucilla, daſs —— spiritalem eibum et 


potum 08 neseio eujus si tamen dieebatur. 

tabelte fie darüber; aber der Privatbefit von iquien war doch nj 

di man wiſchen — und nicht — — nes- 
cio a — mo et si —— —* vin en, ter — 


















in Diele —— ©. 272), wie man aud, 
erjten Translationen durch —— vorgenommen worden ſeien { 
Poem. XIX, 311sq.; Hieron. adv. Vigil. 5 Ber. Annahme erwei ee 
durch das Schweigen des Eufebius als un 
Angabe, der die Translation ne "Reliquien bes Ti cus, dei 9 
nad) Konftantinopel zu den Jaren 356 unb 357. u du 
—— vor ge ‚nes Di * 4 ehe in de nt 
rchenlehrer Der a. t = Em 
—— iquiendienſtes, vgl. Euseb, praep evang., 13,1 g. | 
. 6.17. Greg. Nyss. orat. in Theod. | 
—* Drosid. De 688, Theodoret, in 67, 11.0 
orth. IV, 15. Much im MAbendlande fand bie — — — 
hünger; die ie Bee Neliquien u. Protafius und Gervaſius 
brofing” ep die * der abendländiſchen Entdeckuugen (Ambr. 
ad Marcell. Aug, 7. Paulin. ep. 32 p. 207). Bejonber& $ 
mus umd Paulin von — waren eiftige Pileger diefer Art von Ü migkeit 
Der erjtere nicht ome daſs er fich gelegentlich gegen Mifsver e verwart 
(ep. 53 ad Ripar.: Non colimus, non adoramus (die Reliquien), ne — 
creaturae potius quam creatori, honoramus 2* martyrum, u | 
jus sunt martyres, adoremus) ; der lebtere, indem er Ar ‚nahe 0; ie © re * 


Prise 


un 
Ar 





er - 








Streaturendienftes ftreifte (vgl. poem. 19, 1a nam. 
als stella loei simul et medicina zu be ‚und * 27, 48: Nicht nur 
* der —— Leichnahm ruht, lebt des ———— ‚sed g 

ir et manus exstat). Wie verbreitet der fi v uie 
er —— uichte fo Deutlich als die zalreichen Sidi Ba — 
(Aug. de op. Monach, 28; Sulp. Ser. V. Mart. 8; Grog. — 
de v. 03, 104 Grng Mar.i, 9,6 A i —Xx 
Aber es fehlte nicht ganz an Widerſpru gegen die R 


wenigſtens gegen ihre ——— Ein — Gegner Bar 3 — 


—— 





Reliquien 691 


tius, gegen den Hieronymus fchrieb (f. d. Art. „Vigilantius*). Aber auch Papſt 
Damaſus mijsbilligte das Drängen nad Grabjtätten bei den. Märtyrer; das 
zeigt eine Juſchrift in der fog. Papſtlrypta; * 
000 Hie fateor Damasus volui mea condere membra 
: Sed eineres timui santos vexare piorum, 
(de Rossi, R. 8. 1, 214 und Kraus R. 8. ©, 112); eine Mifsbilligung, die 
noch jtärker in der Grabſchrift eines Archidiakon Sabinus ausgejproden ilt: 
Nil juvat, immo gravat tumulis haerere piorum, 
Sanctorum meritis optima vita prope est; | ‚rV 
re non opus est, anima tendamus ad illos, | 
Ai 4 ae bene salva potest corporis esse salus, 
de Rossi, l. e,; Kraus R. 8. ©, 113). Wenn Kaiſer Theodoſ geſetz⸗ 
| Beitimmumgen zum Schube der Märtyrerleihen erlaſſen hatte (cod, 
Theod. IX, 17, 7: Humatum eorpus nemo ad alterum locum transferat, nemo 
martyrem distrabat), fo waren fie im Orient wirkungslos, für den Oceident das 
ger bezeugt Papſt Gregor d, Gr. in feinem Schreiben an die Raiferin Kon— 
antina, daſs man die bei den Griechen übliche Berürung und Erhebung der 
Märtyrerleichen für fakrilegiih halte; alles, was erlaubt jet, wäre, daſs man 
Zücher an die Gräber bringe und diefe mit ihnen berühre; diefe Tücher find 
dann die Reliquien (ep. IV, 30). Die Ausſage des Papſtes betätigt Gregor 
von Tours; er berichtet de gl. mart, 1, 25: si beata auferre desiderat pignora 
(vom Grabe des Petrus) palliolum aliquod momentana pensatum faeit in- 
trinsecus, deinde vigilans ae jejunans — deprecatur, ut devotioni 
suae virtus apostolica su tur, Nun fehlt e8 zwar nicht an *6* Er⸗ 
wänungen von Partikeln von Heiligenleibern (zZ. B. ein Daumen des Märtyrers 
Sergius im Befig eines ſyriſchen Kaufmanns Eufronius in Bordeaux Greg, 
Tur; H. Fr. VII, 31; Blut des bi. Stephan ebendort, id, Mirae, 1, 34); aber 
man findet dad Zerreißen der Leichname offen getadelt (id. de gl. mart, 55, vgl, 
de ‚gl. eonf, 41); im allgemeinen wird man alfo annehmen dürfen, daſs die mei- 
ſten Reliquien im Abendlande zu diefer Zeit nur Andenken an die Gräber oder 
überhaupt die Orte der Deiligen waren, Neben den ſchon erwänten Züchern findet 
man genannt OL aus den Slirchen der Heiligen (Aug. de eiv. D, XXU, 8; 
Greg. T. H. Fr. VUI, 15), Blätter, die im Grabe lagen (Greg. T. de glor, 
eonf, 84; vit. ptr. 6), Blumen von den Altären (Aug, d, eiv. D. XAH, 8 vgl, 
Ven. Fort. Mise, VIII, 9), Wachslichter vom Grabe (Greg. T, de mir, Mart, 
I, 1), Waſſer aus dem Duell eined Heiligen (id. mir, II, 40), Partikeln von 
den Kleidern der Heiligen (id. de glor. conf. 84), Splitter von der Türe einer 
ligenlirche (ib. 95), Erde aus Serufalem (Aug. |. e.) ober aus einer Heiligen: 
(Greg. T. mir. I, 27), Schlüfjel vom Grabe des h. Petrus (Greg. M, ep. 
lib. V, 6), ein Stüd von dem Strid einer ®lode (Greg, 'T'. d, mir. Mart, I, 28) u.dgl. 
Dieſe Beſchränkung ließ ſich nicht aufrecht — * ſie war eine Halbheit 
und dad Volk war von Anfang an geneigt, ſich ihr nicht zu fügen (vgl. die aus 
gefürten Beifpiele aus Gregor dv. Tour H. Fr. VI, 31; de gl. mart, 55; de 
as Im 9. Zarhundert find die Reliquien in Deutſchland größtenteils 
ligenleiber oder Stüde derjelben (vet. den Bericht Rudolfs über die Reliquien 
Rabans in dejien Werfen Mig. CV, 39 ff.). Die Mainzer Synode von 813, 
Die dad Verbot der Trandlationen erneuerte, gejtattete fie. mit Erlaubnis des 
Bürften, der Bifchöfe oder der Synode (can. 51 Hartzh. C. G. 1 ©. 412), 
Die Kirche hat die Neliquienverehtung befonderd dadurch autorifirt, dafs fie 
feſtſetzte, daſs in jedem Altare Reliquien deponirt fein follten, Schon Ambrofius 
verweigerte die Weihe einer Kirche, wenn er nicht Reliquien der Heiligen ge- 
funden: habe (ep. 22 ad Marcell.); Erwänung von Reliquien auf oder unter 
dem Altar ift jehr häufig (vgl. 3. B. Ambr. ep. 22, 13; exh. virg. $ 10; 
Paul, Nol. ep. 32. poem, 27. Greg. Tur. Vit, ptr. VIII, 11); aber für durchaus 
motwendig hielt man das kan von Reliquien in den Altären lange Zeit 
nicht; noch die Synode don Agde 506 fordert mur Salbung und Benediktion der Al: 
täre (can. 14 Mans. VIII, 327), Erſt die 7.öfumen. Synode zu Nicäa 787 verbot den Bi- 


44* 


692 Reliquien Remigius 


die einer Kirche one Reliquien bei Strafe der n. 7 
—— —— —— ke ein "ser wider bie von 
Kirchen aud) one Reliquien ala Mans. XIV, 355). Je häus 
figer die Refiquien wurden, um fo ron —* 2 ein; 
jet denn die Synode zu Mraisg 86 888 Ferien daſs auch in den 
ar feien (can. 9 9 Mans. ZZ 

Die mittelalterlichen —  Detiuienvefnb zu ven, Be 
Intereſſe, fie find die Konſequenzen der fchon bei Paulin 
Gregor un —— — —— * die — 
Unterpfänder r achtwir en, ermöglicht 
Bunde t und Seichtgläubigteit der Beit. Die gleiche Überzeugung 
die . 'rid, s. XXV $ 469: per quae 


Sea a Des hama/bns presstatar), and. erbet Seite 
1 
Sie She im | > Ratehismus $ingefpendien hate „Es If 


- 
















= —— Dem ee 30.12, ©.262ff.; Smith and Cheetham, Diet. ol 
ugu ’ en, m 
chr. antiq. I, p. 1 —— 


Memigius, der Heilige, Be 437 geboren, erlangt den Stul 
von Neims ſchon 45 I Kun Hict den wi Er war aus —— 
und Eile Bet il 


beim König 
ng == In, —— — ſich — 
v 
— Geidichte von der —* en —— — iſt * 


den; nen —* 

ilipps II. 1179 kam dann das Fläſchchen wider nn Boräieine Jare 179 
Bi die Ampulla von dem Ei Nühlt Pr er jagt 3 nd 7 zro⸗ 
ish an den Konvent geleitenden Briefe; es fei le monument ux eros pa 
—— du sacerdoce (pour micux servir les deseins a a 
Di —— Chlod 55 — art im 

e run odwigs machte ihn ſtar je 

; — Bi —* —— — * — | 


Vienne, im burgundifchen Neich von bo —— beglüdwün ste ihm i inem 
Schreiben, worin er die Zukunft des Önigs wit ber Des K ne * 

g als den tegitimein — 

az im ga > — * Die nächte Umasbung ER 





* 


tte t das Vertrauen, genau bis — * | 
u allen er ſich hnen nn 558 jur | Penn 
danfe der Einheit des ei in der rö fd-tatholifhen en Beollkerung = 








Nemigins Renata 693 


loſchen, und die katholische Kirche in Gallien nifirte eine äußerft mä 
— zu Gunſten des Franken. * r Erin 

Es ift —— daſs Chlodwig auch ſeinerſeits dem Epiſkopate freundlich 
entgegenlam. Remigius durfte ihn ausdrücklich auffordern, die Biſchöſe in Ehren 
zu halten und ihrem Pfade ſtets folgen. Vor dem Kriege gegen die Gothen 
507 empfahl er ihm Milde und Woltätigkeit. Auch nad) dem Zuge ſagte der Kö— 
nig den Bifchöfen auf ihre Fürſprache menfchliche andlung der Gefangenen 
u. Einen Zeil feine Raubes verwendet er dann, n zu bereichern und 
öfter zu ftiften. Dem Nemigius befonders fchenft er aus Dankbarkeit Güter 
im nörblichen Gebiete der Bogejen. Des Remigius Wunſch veranlafst ihn, 511 
eine Kirchenverſammlung der Bischöfe feiner Herrjchaft nach Orleans zu berufen, 
die erfte jeit Gründung des fränkischen Reichs, wo die 33 enben Kirchen⸗ 
fürjten Bejchlüffe faſſten zur Widerherftellung der Kirchenzucht, die wärend ber 
langen politifchen Stürme tief gejunfen war. 

‚Remigius wirkte aber auch ferner Verbreitung ee Glaubens 
unter Arianern und Heiden in Gallien. Einen der erjteren ſoll er 517 perfünlich 
auf einer Synode befehrt haben. Verſchiedene Stüle, die lange verwaift gewe— 
fen, hat er von neuem bejegt. Er ift Stifter des Bistums Laon, das früher zur 
Reimſer Diözefe felbft gehörte. In Reims felbft hat er zwei Kirchen gebaut. 

apſt Hormisbas — an Remigius den päpftlihen Vilariat Gallius über— 
tragen haben. Schon Andere, neuerdings Roth, Geſch. d. Benef. Weſens 462, ha— 
ben ausreichend dargetan, daſs und warum der angebliche Brief des Hormisdas 
unecht ift, und wer als Verfaſſer desſelben betrachtet werben muſs. Es iſt wi— 
der —— von Reims. Dieſer verfolgt dabei die Abſicht, ſein perſönliches 
Streben nach der Primatialwürde für Reims über Gallien zu ſtützen. Darum 
ſchreibt er den Beſitz jener Würde dem Reimſer Stul ſchon bie Zeit des hei- 
ligen Remigius zu, um fie auf ſich als deſſen Nachfolger übertragen zu können. 
Um dem Brief des Hormisdad Glaubwürdigkeit ji ae bat er ihn in 
feine Lebensbeſchreibung des Nemigius eingereiht. Natürlich ift aber jo die Frage 
ganz unnütz, ob der Brief herſtammt von Hormisdas oder von Symmachus oder 
gar von Anaftafins, ſowie die andere, ob der Bilariat über Gallien und die da— 
mit gegebene Art von Primatialwürde bloß an der Perſon des Remigius ober 
an dem Reimjer Stul überhaupt gehaftet habe. 
Bon den Schriftlichkeiten ded Remigius find vier Briefe erhalten, aibei an 
Ehlodwig, einer an drei gallifche Bifchöfe und einer an — Follo von 
. Seine Reden rühmt Sidonius Apollinaris, wir haben aber feine da— 
von. Über die Grabfchrift auf Thlodwig ſ. Hist. lit. de la France 3, 6639. 
er Kommentar zu den paulinifchen Briefen, heransg. von So. Bapt. Billapan- 
dus 1698, aud) in Bibl. PP. max. Lugd. 1677, 8, 883 aq., ift nicht von ihm, 
fondern von Nemigius von Auxerre. Über das Teftament des Remigius, das 
echte und das falſche, ſ. Roth, 1. c., ©. 464f. 
Man fehe: Hist. lit. de la France 3, 155 sq. 66sq.; Marlot, Hist, de Reims1; 
Nettberg, KG. Deutfcht. 1,270; Junghans, Chilverih und Chlodovech; Heinrid) 
Nücdert, Kulturgeſch. 1 cap. 12—14; Löbell, Gregor von Tours; 9. Friedrich, 
KG. Deutihl. 285; 3. Weizläder, Hinfmar und Pfeuboifidor in Niedners eit- 
Schrift f. Hift. Th. 1858 ©. 388 ff. u. 416 ff; Noorden, Hinkmar ©, 251, Not. 3 
und ©. 393 ff.; Wattenbach, Geſchichtsquellen 1, 83, 94 und 2, 398; Dahn, Ur: 
der germ. u. roman. Völker 3,.49—61; K. W. Nigich, as des 
Voltes 1, 139, 143, — re ar Yulins Welzſäcker. 

Nemoanftranten, j. Arminianismus Bd. I, ©, : 

Nenata, —8 von Frankreich, Herzogin von Ferrara, iſt eine der au— 
siehenditen Frauengeftalten des an berühmten Frauen fo reichen Frankreichs, aufs 
verwachien mit der Reformation in Stalien. Sie war die zweite Tochter 

on Ludwig XI. ımd Anna von —— und wurde in Blois geboren den 
25. Ottober 1511. Ihr Name Renee ſollte die Hoffnung der Mutter ausdrücken, 
mod, mehr Kinder zu erhalten, was jedoch nicht in Erfüllung ging (Andere leiten 
den Namen bon Srenäa ab?). — Frühe verlor fie ihre Eltern, die Mutter am 9, Yas 


2 


69 am Nenata rulnlen iR 
nuar 1514, den Vater ein Jar fpäter, 


—* man ihre Milde und as Ce * de m Ba an 


e nah 
dort erlebte. Aber n ‚großen Einflufs auf dn8 — 
hatte ihre die tugend ſanfte von 
nach deren Tode —— bes Königs Schweſter Margaretha von Angouldme, fpäs 
Königin varra. Mitten mgebung voll Sittenloſigkeit, 
——— ihr ausſchweifender Gemal das Beiſpiel * war Claudia ein 
V n Geduld, ER t und Keuſchheit. Ergänzend 














i in Spiel, I und 
a 
oſop 
* ihre ——— 


Bm: n Beteiben, am 18. ‚Sun 1 
verm —* Ungern Hat —*— Sen Son ef verlaffen, mie iſt fe in 
Sande ganz heimiſch geworden ; mit Stolz erzälten ve Landsleute, | 
lebens ton du geblieben fei, baf8 fein gter oder verarmter f 
Hof t verlaffen habe; aber von feiten ber Stafiener und auch 6 
og Ne maume Anhänglichteit an die Heimat ihr manche U ie 

1534 war Herkules (I.) Herzog geworben; welden Einf 
die Politik ihres vorfidhtigen, nur fein ei a en zu Rate z 
ftändigen Gemals hatte, iſt nicht —— 
ten in der Pflege von Kunſt und 





„Wohin ſich das Geſpräch ber Edeln Int, ey 
— nik ir Ah 0 Pre L 
mochte bei Menata in jenem Kreife volle Gel finden. Die üt, melde 
— —— Breit — hielt Renata f ern, die Im 
war auf übergegangen 
— fie: Anna (geb. 16. Nov. 1831), Alfons 
fretia (16. De 1535), onore (19, Juni 1537) und 


Was ums die Borwelt Fieß, dam ich der Mutter; 

Doch war an Wiſſenſchaft, an rechtem Sinn 

air keine beiber Töchter 3 

d fell fih eine ja mit 
Sp bat Lucretia gewiſs das hun 
Aber wer im 16 Jarhundert lebte amd wer, wie Renata, teilnahm an ben 

geiftigen Beftrebungen fonnte dem Strome, der domais don Deut 
aus fi über die Welt ergoſs, nicht gleichgültig gegemübe er mufßte ent 
weder für oder gegen die Reformation fein. ge⸗ 
neigt; ſchon die Tradition un Haufes fürte fie anf diefe Ban; ihr Vater Lud» 
wig XU. hatte im. Kriege Papſt Julius U. eine Medaille fchlagen laſſen mit 
der Aufichrift: „Perdam Babylonis nomen“; no —* u Tagen, da ihr Cal⸗ 
bin dieſelbe als Gefchent ſchickte, fagt fie in ihrem D iben: Ich habe Gott 
gelobt, daſs der jelige König, mein Vater, diefe Devife gewält hat; * wenn 
Gott ihm nicht die Gnade verfi ‚ fie außzufüren, jo beivart er cht 
für einen feiner Nachlommen auf“ — Umgange mit ber fi —* 
der Reformation geneigten Margaretha von Navarra wurden diefe Sy 
— Ihre Gouvernante, die ſie aus Frankreich begleitet Hatte, Frau von 


gehörte dem nicht geringen Kreiſe vornehmer —— an, welche der di 
geneigt waren, ihr Son Scan de Parthena ehe ihre — Anna 
deren Mann, Herrn von Pons, dem Haushofm 


x —— waren 
evangeliſch geſinnt. Renatas eigenem inneren Ei 
"Lehren der Reformation meit —* als der hair Yon 


ins Italieniſche zu —— und be war auch die erſte on 1541 ge⸗ 
widmet. Die en Proteſtanten richteten ihr — Me * ihren rar 
Bar Zuflucht, zu * Clement ar 108 Bor der —— ihre nei lege durch 


9 & 


den t ar die es Mu atoris bon feiner © 
na u Be Fer, —* Neiter if — Er: fie 


lien, durch die Gewalt ber —— genötigt, ihre Überzeug Po —— 
verbergen und Sr laſſen muföte, jo galt doch ihr Hof bei den einen 2 
—— tzerei, bei den anderen der Zufluchtsort der Verfolgten. Al 


696 Nenata 

Gfeift im Stalin und Sconfeei) gu fördern, Tine 
en und i gr 

— fie begann im Jare 1541 isch pa erſt mit des 


























a diefem Bewufstjein durchdrungen. Er ift ihr geiſti 
in den ernten des Gewiſſens, wie in den te: 

Almoſen, mit edlem Freimut und echt paftoraler Klugheit Barbie 

bei feiner hochgeborenen Freundin, es fehlt nicht an- —— 

er es nötig Hält, aber eben a —— an nie 

And — Jaren ſcheint der 

ſeiner Gemalin nicht entgeg tem zu —— Meine Aufn äußere 

nicht durch — eo dingt, er liebte 2 Saiten auf feinem 

ben, trat nacheinander und zugleich mit Kaifer und mit Fran 

und felbft mit ——— teſtanten in Verbin 


ste beides zu brechen. 1536 hatte Frau von 106 
fehren müfjen. 1543 „Be Herr und Fran don Pons na 


ihres —— leiſtete. 
Die Strömung der Gegenreformation, welche im 3.1542 mit ber @ 
der Inquifition und der Gründung des Jefuitenorbens — und immer 
hängt ee 11 Bapft im vefigfe leeren bund ae — 
t vom re er en war. Im 
ward in Ferrara die Inquifition eingefürt, die ansioirt 
rer Gemeinde zerjtreuten fih und fehrten in —— en 
Italiener wagten nicht mehr, dorthin zu flüchten. Im Oktober 
wurde Fannius (aus Faenza) nad) zweijäriger —— —— welche: 
der Renatas noch Lavinias (von Rovere) tonnte, erd 
alt als der erſte Märtyrer der itatienifhen. Kirche, Im Jare 1551 1 
Beten! Georg Siculus one weitere Prozedur erbroffelt, die g 
Berfammlungen, welche bisher beftanden hatten, mufsten — fuiten 
denen der He — geſinnt war, erhielten die Erlaubnis ſich m 
und bie brei ‚Säule, ie fie gründeten, waren zalveich bejucht; indes qulofen 
fie fich vergebens an, bei Renata Einflufs zu gewinnen; fie. th te einen vor ſich 
Aber es konnte wicht, fehlen, —— auch gegen fie endlich ein £ g gef 


— — 


wurde. In einem Brieſe vom 1554 klagte der . Beim 
rich von —— über die Berhoctheit feiner Gemalin, weiche dem Luther 

völlig ergeben ſei; der König jandte ven Dominitaner-Jnyuifitor Oriß t ein J 
eigenbänbigen Briefe an die H , worin der König feinen t Schmer; 
ausbrüdte, dafs feine einzige, ee Tante in dieſes L ıfeli« 


u verdammten Irrtümern eingetreten jei. Die Tätigkeit von Ori 
108, da machte er von feinen VBollmachten, mit Zwangsgraden gep 
ih eregis le ae Gebrauch, erklärte fie für teperich —* ver Beſitzungen 
* verluftig. tember 1554 wurde Nenata m } in 
das alte Schlofs Eſte —— das ihr als Gefängnis —* 
Leonore und Lucretia wurden in ein Kloſter — Abgeſchloſſ 
welche ihr Stärkung und Troſt bringen konnten, gab ee und 
fandte am 23. September nach dem Water Pelletario, um ihm zu be ten und 
das Abendmal auf katholifche Weife zu genießen; am 26. Sept, — piber | 


A 





Freihet, der Herzog fpeifte mit ihr zum Zeichen der Verſönung, ihr Son, aus 
Frankreich zurüdgefehrt, begrüßte die Mutter, auch die Töchter wurden ihr wis 
dergegeben und am 1. Dez. kehrte fie wider im den herzoglicen Palaft zurüd, 
Die Unterwerfung Renatas, wenn auch nur eine äußerlihe, war doch ein Alt 
der Schwäche, fo begreiflich der Jubel der Jefuiten darüber war, jo gerecht die 
Trauer ihrer Freunde. „Wie felten ift bei den Vornehmen das Beifpiel der 
Standhaftigkeit“, jchrieb Calvin an Farel, aber auch in einem Briefe an die Her— 
zogin ſelbſt lieh er feinen Gefülen Worte; er wufste, daſs fie nur den Drohungen 
nachgegeben habe, und wuſste auch die Quelle des Troftes; auf die Barmberzig: 
keit Gottes, der jedem Gefallenen feine vergebende Hand barbiete, wies er fie 
und mante fie mit allem Ernſt der Liebe, jich zu erheben, zu bedenken, wie teuer 
erfauft fie fei, und jo deswegen allen Anläufen des Teufels ftandhaft zu wiber- 
ftehen (2. Febr. 1555, Bonnet I, 5 ff.). Prüfungen und bittere im 
eigenen Haufe blieben ihr auch fpäter nicht erjpart, auf Betätigung des oli⸗ 
Bekenntniſſes ſcheint der derg nicht mehr gedrungen zu haben, wir wiſſen 
nicht, wie fie ſich zu Meſſe und Beichte ſtellte, aber die Briefe Calvins bewei— 
fen, wie ſeſt fie an ihrem proteſtantiſchen Glauben hing. Offenbar lebte fie aber in 
größerer Zurücgezogenheit als bisher. | 
In ihren häuslichen Verhältniffen waren auch mannigfahe Beränderungen 
vorgegangen; ihre ältefte Tochter Anna heiratete 1548 den Herzog Franz bon 
Gutife, eine Bermälung Sucretin® mit deffen jüngerem Bruder Aumale kam nicht 
zuſtande. Anna Hatte als Mädchen entjchiedene Vorliebe für den Proteſtantis— 
mus gezeigt, auch in Frankreich galt fie eine Zeit lang als geheime Hugenottin, 
ihre enmbin Olympia Morata Aoxberte fie in einem fchönen fe (Juni 1554) 
auf, in der erkannten Warheit zu bleiben und das Loos der verfolgten Prote: 
ftanten nad; Kräften zu erleichtern. Aber je mehr ihr Mann als Haupt der ka— 
tholifchen Partei hervortrat, um jo mehr zog fie ſich von den Protejtanten zurüd; 
die Ermordung ihred Mannes (1563) und fpäter ihresSones (1588) madte fie 
zur erbittertften (eindin des neuen Glaubens. Der zweiten VBermälung Annas 
mit dem Herzog von Nemours 1566 wonte Renata nicht bei, aber mit kindlicher 
vertrat die einflufsreiche Tochter die perjönlichen Angelegenheiten der 
tter in fpäteren Saren beim franzöfifchen Hofe. Qucretia heiratete den Her, 
von Urbino, Leonore blieb unvermält. Am 3. Oktober 1559 ftarb Herkules na 
kurzer Krankheit, eine ungetrübte Einheit der Gatten war nicht hergeftellt wor— 
den; ein Jar vor feinem Tode hatte er feiner Gemalin das Luſtſchloſs Belri— 
guardo vermacht unter der Bedingung, daſs jie als gute Katholikin lebe, und 
auf feinem Sterbebette verlangte er von ihr den Eid, dafs fie die Korrefpondenz 
mit Calvin aufgebe; er mwufste: dann war fie für den Katholizismus wiber ge: 
wonnen. Renata leiftete da8 Verſprechen, Calvin, dem fie ihre Not klagte, ta= 
delte fie, dafs fie es gegeben, aber entband fie davon (vgl. Bonmet II, 338), Da 
ihr Ältefter Son Alfons beim Tode feines Vaters in Frankreich war, ergriff Re: 
nata für ihn die Zügel der Negierung; als er den heimatlichen Thron beftiegen, 
hegte jeine Mutter die beredjtigte Hoffnung, nun freier ae Glauben befennen 
zu dürfen, aber fie täuſchte fih. Am 2. Mai 1560 leiftete ev den Vaſalleneid 
dem Papſt Pins IV., der jich über das ketzeriſche Verhalten jener Mutter bitter 
bellagte; nun eröffnete Alfons ihr, entweder müfje fie ihren Glauben oder fein 
Sand verlaſſen. Renata wälte das letztere; es mochte ihr fchmerzlich anfommen, 
von ihren pe = Töchtern ſcheiden zu müſſen, aber man hatte fie ſtets etwas 
fern von ihnen gehalten, und in veligiöfer Hinficht übte fie durchaus nicht beit 
Einflufs auf fie aus, der das Band des gemeinfamen Glaubens zu den Banden 
des Blutes hinzugefügt hätte, Die vielen Kränkungen, welche fie in Stalien er: 
faren, mochten die Schnjucht nad dem alten Baterlande, dem fie onedies immer 
im Herzen treu geblieben war, nur fteigern; dort hoffte fie, ungeftört und in 
Frieden Gott dienen zu können. In den erften Tagen des September 1560 ver: 
ließ fie Ferrara, bebauert von den Armen und vom Bolfe, bei welchem fie ein 
gejegneted Andenken fich erworben Hatte. 
Irhre Ankunft in Frankreich fiel gerade in das Ende der Regierung Franz IL, 


— 


{ da die. ud. bi 

ara le —* Guiſen u —— e ——— 
zum Tode, — war, —— hate allein den en Ra ihrem, 
Eu en: ** ſie in url —— fo —— 

















gelif Geiftli und er ielt den Franz 
— * — —2* defien, a fe fein oem 


ehrt und bon der hofft, wie die verftorbene Königin. Bon. Marg: 
die erſte Fürftin diefes Reiches geweſen fei, welche das Evar 
ftigt habe, jo werde die jehige diejes Werk zu einem Nüdticen € De füren. f 


iß 
Gottesdienft halten 
Wandel an umd fucht Durch ihr eigenes Borbild 
one aber irgend einen — —* — one A ig 

wegzufchiden; auch die rigoröfen Forberum gen arg 5 Er Bet: 
Kirchenzucht t konnte fie nicht billigen, und fie wendet 
eine Bermittelung einzuleiten (j. den intereſſanten aim in in Gier e 1 
Archives curieuses L. Serie, Tom, V, p. 399 sqq 

Armen, gebraucht fie —— aa dazı, Unger — 
ig —* alle —— ——— es i 

um Hat und Hilfe angegangen re mar m 

targis zu blutigen. SRänıpfen "aiden ve Proteftanten und K I Si Me 1 
Nenata hatte Mühe, Frieden zu Fer und ber — finnte Memob 
venfchreiber Claude Haton he —* re —— 


| 

beiden —— geſtört habe. Bei dem Ne in oifig war fie 
eis anweſend — ſtets bereit, ihren Einflu e- * nten 1b 
— — — Renatä Hatte 

—8 nur den Schmerz, den Bürgerfri geliebten | 


he fehen, fondern den viel größeren, a es ihr 
Fackel - Tier belle entzündet hatte, welcher 30 
befümmert, aber feſt en 


jean od —3 —* es men er Religi 
a 5 —— — * ran wies I n. 
bi uſchicken und katho wer 
wie 1 oc u jperren, war pt die e on ältere Dan nur "ägertig; 
—— ich gemeint ſei da —— 
un mufste, und Mutter und Tochter lebten in E 
denflicher war es, als eine katholiſche Abteilung von 100 Ram unter 2 
fich der Stadt bemäctigte und mit der Veſchiehung des Schloffes drohte, ı 
die geflüchteten Dugenotten nicht hera er. würden. Da die behe 
Fran: nur der König bon Frankreich ihr etwas zu befehlen, 
Malicorne Gewalt anwenden wolle, jo ftelle fie ſelbſt auf i * 
wolle ſie ſehen, ob er wage, eine Königstochter zu töten. ihre nich 
leide geſche ; auch Hat einer Andentung nad dev He „von Guife | 
und in ben fpäteren Kriegen war eime ftillf | 
Witwe, von deren Hand eine Fülle von Woltaten auf beide $ 


Renata 


Ben in ihrem Schlofje und in der Ausübung ihres Glaubens zu I 
Eine Harte ung für fie war der Tod ihres Schwiegerfones, des Herzogs 
Guiſe (24. Sebruar — fnüpfte ſich doch aller Haſs der Proteſta —— am 


a 3 


fen Namen, an den Urheber des Blutbades von Vaſſy! in den Jubel der Bartei 
über die Ermordung ne Todfeindes ftimmte Nenata natürlich nicht ein; ihr 
bintete das Herz, wenn fie an ihre Tochter dachte, welcher Calvin jchon ein Jar 


Hr 


zuvor prophetifch Unheil verkündet hatte und die auch dom ae 
—— wurde, obgleich ſie jenes Blutbad zu verhindern geſucht | 
natas Gefulen gibt der oben exwänte Brief Rechenſchaft; fie die, 
ihres Schwiegerjones wol an, fie weiß, daſs er bie Gemeinden Gottes verjo 
Bin 2 fie verhehlt auch nicht, dajs man alle Sünden der Anderen auf 
den, fie kaun nicht glauben, daſs er von Gott verworfen fei ( — fie 
vorSer ausgeſpr wenn fie wüſste, daſs ihre Eltern oder Kinder Em 
feien, würde fie d efelben tötlich haſſen und ſich dem Willen Gottes fügen) ; da: 
von zeugen feine legten Worte auf dem Totenbette. Man fült Renata an, 
ihr Herz gefpalten war, wie Glaubens- und Blutsverwandtichaft mit einander 
rangen in peinlicher Fehde — die unſelige Folge des unmatürlihen Bruder: und 
Neligionskrieges — und wie fie mit dem einfachen Sinne für Liebe und. a 
heit doc; über den Parteien ſteht. 
Als nad dem Frieden von Amboife (März 1563) Nenata —* im Zoubre 
noch in ihrem eigenen Haufe in Paris predigen laſſen durfte, kehrte fie nad) 
jis zurüd und verlieh wur felten diefen ftillen Br er = ihr durch 
die Na haft von Colignys Stammſchloſs Chätillon fur Loing doppelt an: 
ehm war. Ihre Mitteljtellung bemüßte fie, um zwifchen den Häufern Guiſe 
und Een Frieden und Verfönung zu fliften, jedoch one volljtändigen Erfolg. 
Einmal noch, jo wird erzält, machte % eime größere Reife, als fie den König 
—* IX. auf feiner Rundreife durch Stankreic) begleitete. ‚Sie fcheint dabei die 
ehabt zu —* durch ihre hohe Stellung gejchüßt, die proteft. een 
je han, efchwerden beim Könige zu vermitteln, und Ünliches. 
Verzeichnis * Ausgaben, welches noch auf uns gekommen iſt, legt einen * 
Beweis von ihrer Woltätigkeit und Freigebigkeit ab. Bei der fanatijchen 
Beaötterung bon Toufoufe erregte ihr Tun Hajs und Erbitterung, die ſich darin 
ar he dafs fie mit ihrem Geiftlichen infultirt und mit Steinen mach ihr 
1 wurde. Am übrigen wonte fie ſtill und ruhig in Montargis, immer 
ei jedermann Gutes zu tun, Das Städtchen erfreute ſich ihrer w wolwollend: 
ften Fürforge; konnte fie auch die glänzende Gefehrtenwelt von Ferrara nicht 
um fi derfammeln — und wein fie gefonnt, fo hätte fie es wol nicht 
getan, ihr Sinn war ein anderer geworden — fo begnügte fie fi, eine Schule 
* ründen und ſonſt die Stadt zu vergrößern und zu verfhönern. Nach einer 
vom Sare 1566 nahm fie lebhaften Anteil an der Überfegung ded Neuen 
Teftaments ind Spaniſche. Ein fchmerzliher Verluft für fie war der Tod von 
ech 1: auf feinem Sterbebette, als er nicht mehr im Stande war, felbft 
u füren, hatte er durch feinen Bruder einen Brief an Renata "Schrei 
Bin laſſen April 1564), den legten der franzöfifchen Korreſpondenz, der vor: 
handen ift. Von Jar zu Jar war feine Hochachtung vor ihr geitiegen, wird fein 
— „häufiger, feine Bımeigung inniger. Mit gerechter Freude hebt ex hervor, 
e ihre frühere Schwachheit durch Standhaftigkeit Habe vergefjen — 
era es für Ruhm erachte, wenn ihr Schloj3 in Nähe und Ferne den Nam 
Hotel-Dieu (Armen= und Krankenhaus) trage. Der ernite Reformator durfte: fi 
freuen, eine ſolche Seele dem Evangelium zugewandt zu haben, und auch Renata 
mochte feinen Tod fchmerzlich beklagen, denn niemand * ſo viel Einfluſs auf 
ihr inneres und äußeres Leben gehabt, niemandem hatte fie fo viel zu danken 
wie Calvin, — Es ift mir nicht efannt, ‚per nachher ihr br Beichtvnter und Be: 
rater in geiftlichen Dingen gewejen ift. Überhaupt ſchoinden die Nachrichten 
über die letzten zehn Jare ihres Lebens in beklagenswerter Weiſe zuſammen. 
Am zweiten Religionskriege (Sept. 1567 bis 1568) wurde ſie nicht 
beunruhigt, als fie dagegen im dritten (Auguft 1568 bis 1570) mad) gewonter 


la 


—— 





700 
Weiſe — —— ingen „unter ihre geommen, erhielt fie 
ve — — Sree 5 ſie mufs 


ee —* * 





n, unter Anderen 
Em. 1. foivie bie Loch = des Kanzler: A’Höpital; fe fick Dieelben mi 
deckung, welche * var a junge © von Öuife, zur 
— Hahn Dame in das Schickſal ihrer Glan 
DReffe ae wun — —— unge in 
an — — * —— | 
Diefeiben, und pr ließ fie —* Be ar Er üoie en ihren 










fungen am 12. . Famili — bt den 2. | 
— ber —— —— ai ce hatte Mn = ce j 























vränge begefet zu werben, * dies den Toten — und F 
Ein volles Bild von der warhajt edlen —— geben, war me 
reichlich, aber zerftreut vorhanden men Roten sit mög, ih, aber doch ı 
genügen, um fie lieb zu gewinnen. U Natur 

ziehung und Stand auf fie Häufte, hat fie außgebifbet und. und verwandt, 
ten eine andere; es war ihr vergönnt ein hohes Maß von Breiben zu’ ge 
ber auch — der Leiden ift micht an dr vorübergegangen ; W 


end 








heben en Anmut in en Fi Den gen ste fi e 
— nd EN: 
n — me gefallen oll; “auf die q 
Be oder auf ve ftille, woltätige Witwe von Montagis. Im i —F 
Sehen — wir das range ang e Wachstum i Glaubens und i 

leicht — aber wie öſiſchen Proteſtantismus 
ſo Leben das Far e nicht 1 fehlen, dafs ie 
zalreichen reife — Kinder und Ungehörigen all db mit en ı Betenn 
des —— ga one demjelben untreu zu werben. W- 
Eine wirklich gute, heutigen Anforderungen der 2 Saft nk 
Sie ——— Quellen entſprechende — natai * ibt 
noch nicht. Jules Bonnet hat ſeit Jaren an einer ſolchen gearbeitet, Ihr Bı 
— or einzelne Epifoden ihres Lebens im Bulletin * 
lhistoire du Protestantisme frangais veröffentli h z. B. Jarg. 1 
1878, 1880, 1881, das ganze Werk iſt noch nicht erfchienen; Erı 
nata bon Eſte und ihre ‚2 Bbe., 183133, — 
— Blümner, R.v. E, Büdingen 1863, kurze Schil — Ic 
in von Ferrara, ein Lebensbild aus dem Beitalter der — 

tion ff ma vom Pommeranide), Gotha 1869, hübjche 2 en 
nach den gedructten Quellen, oft ans Erbauliche jtreifend ; Some Mema 
Rense of France, Lond, 1859, mir nur aus Eitaten befannt; — asi en 


ae 
















* 


— 





Renata Nenato 701 


lamacchi e di aleuni documenti intoruo a Renata d’Este, Bologna 1876, tritiſch 
und gut, mit manchen neuen Dokumenten ; dv. Drüffel, Herzog Herkules von Fer— 
rara und feine Beziehungen zu dem Nurfürften Morig von Sachſen und zu den 
Jeſuiten, Münchener Sihßungsberichte, philojoph. philolog. hiſtor. Ef. 1878, 1, 
©. 317 ff., genau und —— In Gerdes, Speeimen Haliae reformatae, Mac 
Crie, Geſchichte der Reformation in Italien; Young, The life and times of 
Aonio Paleario, 1. 2, London 1860; Haag, La France Protestante = Ausg.) 
T. VII find ihr fürzere oder längere Biographieen gewidmet; f. a. J. Bonnet, 
La vie d’Olympe Morate, Paris 1863. Theodor Schott. 


 Menate, Camillo, aus Sicilien gebürtig, ijt einer der geiftig bedeutendften 
unter den talienern anabaptiftiicher Richtung, die aus ihrem Baterlande vers 
trieben in Graubünden ihren Aufenthalt nahmen. Den Zunamen Renato I 
er ſelbſt fich nach feiner Bekehrung zum Evangelium bei, feinen Lieblingsgedanten 
damit andeutend. Er traf mit dem ihm befreundeten Celio Secondo Eurioni 
(j. DI,396) im Spätfommer 1542 im Beltlin ein, welches damals unter bünbt- 
neriſcher Soheit ftand. Wärend Curioni fofort anderswo eine Wirkſamkeit juchte, 
blieb Camillo in diefen Tälern, indem er bei der Familie Paravicini in Tirano 
und Eafpano im Beltlin ald Hauslehrer Aufnahme und Unterhalt fand; in der: 
felben Eigenſchaft finden wir ihn feit 1545 in Chiavenna und fpäter in Traona 
ebenfalls im Beltlin; kenntnisreich und anregend, freundjchaftlich verbunden mit 
manchen der Gebildetiten erlangte er einen gewiſſen Einflufs. Fortgehend be> 
föaftiggen ihn auch die theofogiihen Fragen, welche damals die Gemüter beiweg- 
ten. Gleich der Mehrzal der Aufgeklärten unter feinen Landsleuten legte er ſich 
die chriſtliche Lehre in einfeitig verjtandesmäßiger Weife zurecht, ſodaſs ihm der 
objektive Gehalt des Chriftentums feine Bedeutung verlor und durchgängig ins 
Subjelt verlegt wurde. Schon im J. 1545 gab fid) diefe Richtung kund, ala 
er von Bullinger, an den er fich öfters in Sachen feiner Landsleute wandte, das 
Luther gegenüber erfchienene Belenntnis der Prediger zu Zürich erhielt. Im 
Gegenſahe zu den Zürichern wollte er das Abendmal weder ald Pfand und Sie— 
gel der Gnade noch als Stärkungsmittel, fondern nur als Zeugnis und Bekennt— 
nis der Gläubigen anerkennen. Deutlicher aber trat feine Sinnesweife hervor, 
als er in Ehiavenna mit feinem vr Landsmanne Agoftino Mainarbi, dem 
dortigen evangelifchen Prediger, der feine Gemeinde durch Camillos Lehren ver: 
wirrt ſah, dev Saframente halber in einen heftigen und langwierigen Streit ge 
riet. Da er die Taufe nur als Bekenntnis gelten ließ, jo a ihm bie i 
Bapjttum empfangene Taufe als ungültig, ja als antichriftli 
aufe als Aberglaube; —— hielt ex die Taufe für unnötig, ſeit die Kirche 

anzt fei und längit Beftand gewonnen habe. Überall tritt bei ihm die Lehre 
von Gott dem Vater und dem Sone zurüd im Vergleich zu der vom heil. Geifte 
und zwar in fubjeltiver Beziehung als dem Geiſte Gottes im Menſchen, durch 
welchen die Widergeburt eintrete. Bevor diefe erfolgt, ift der * unver⸗ 
nünftig, dem Tiere gleich, und kein natürliches Geſeß in ihm zur Entſcheidung 

was er tun und laſſen fol, Die Seele ſtirbt mit dem Leibe; am 
jüngften Tage wird die des Widergeborenen wider auferwedt auch leiblich, aber 
mit einem geijtigen Leibe von ganz anderer Natur und Subjtanz, als der frühere 
war. Indem bei diefen Borausfegungen die Schuld des Menfchen dahin jchwand, 
verlor die Lehre von der Berfünung durch Ehrifti VBerdienft ihre Bedeutung, wie 
denn Camillo diejelbe verneint, ja auch Ehriftus felbjt an der Sünde teilnehmen 
läfst. Die Widergeburt ericheint als eine unmittelbare, weiter nicht motivirte 
Wirkung des göttlichen Geiftes, als ein plößliches Aufleuchten des höheren Li 
der Bernunft. Der Widergeborene bedarf keines anderen Geſetzes ald des 
ſtes; der Rechtfertigung gewifs durch den Glauben, bedarf er weder Stärkung 
noch einer Befiegelung derfelben durch die Sakramente. : 

Da Mainardi von der Kanzel die Notwendigkeit der letzteren verfocht, zog 
Camillo im are 1547 fi von feinen Predigten zurüd und verlodte viele ri 
nem Beispiel zu folgen. Ein Verſuch Mainardis, fie durch Unterzeichnung eines 





702 V — Nenato wis 
sten Be Iten, | N 
—— —— ae Tee Da er; 










— ——— * im —A — J 
fen. Dad ans Diele wicht Iamanı Meike Mans — 
die Prediger von Chur; dieje lehnten aber Ve Entf an ab ud wieje — 





















—— — * ar Mainardi reifte —— im i 1548 über I Ipe 
in in benen hie nen Cam a behandelt mu ie mm | 
ode mufste ſich au 


8 Abgeordnete, welche im Dezembe 1549. 

— ce — 
wurde von beiden Parteien a — — der Streit ſchien ne 
Pe er nr um —— eine kleine Gemeinde von — 


ber bünbtnerifchen. Synode int Br 1550 —— En 8 * 
— bei —— erio als Prediger ni En i 

eine Widerau 
——— Die am 29. Mai 1551 verſammelte Synode v 
—— für jo * bis man über ſeine Umkehr 














die ausſchweifenden Meinungen mander 
—— öfters verfängliche —— den Ul 
Francesco Calabreſe, wegen deſſen im Jare 1544 
ſtattgefunden, und Negri iſt auch Camillo unter denjenigen, auf 
fen" —— den Bon —— rer —— allge se Kon 
on bon fämtli Predigern unterz t, wien t 
anfangs fi fträubten ; ihr Wortfürer Vergerio folgte. alsbald inem 
— 


me 





| nad) wi 5 —* 
ſich bei ihm aufhielt, nicht one ae ie 9 a 
—— und Fortſetzer ſeiner Gedanken. Mit dem bielja 
—* he —— 33) Fi oll Camillo eng befreundet geweje 
nen Gedichte (1554) aufs £ 
‚ ©. 492). 


trin. Bd. 1 
feiner ng Wie im 
— Chiavenna feine Anhänger insgemein mit dem Namen 
im Bergell ie ber i ihren — it — No 
Shiavenna, Bergell und Zeltfin der Streit 1oß zwifchen * 






Renato Nenaudot 203 


hängern Gamillos, den Predigern Turriano in Plurs, Fiorio in Soglio und 
Pietro Leonis in Chiavenna. Wenn fie auch Camillos Lehren nicht völlig ex- 
neuten, jo wollten fie doch eine Genugtuung durch Ehrifti Tod nicht anerkennen. 
Auch neue Antümmlinge aus Stalien, die man arglos in die Gemeinde aufge: 
nonmen, erwieſen fich als Arianer, Anabaptiften u. ſ. w. Unter diefen Umftän- 
den fajste die Gemeinde, nachden die Differenzen Jare lang in der Stille ex- 
tragen worden, auf Mainardis Betrieb am 2, Januar 1561 den Beſchluſs, wer 
das von ihm verfajste Bekeuntnis nicht unterzeichne, könne nicht als Glied der 
Gemeinde angejehen werden. Bei dem heftigen Unwillen, der ſich deshalb erhob, 
I fi die bündtnerifche Synode genötigt, auf die Sache einzugehen. Ein ehr 
enes Gutachten, das die Züricher auf Verlangen einkunblen (24. Mai), 
aeg beruhigen. Auf der Synode in Chur am 5. Juni 1561. madten —* 
don Mainardis Gegnern, namentlich Fieri, fo auffallend ſervetiſch klingen 
n, daſs zwei derſelben exkommunizirt wurden und hernach das Land 
verließen, wärend die meiſten ihre Irrtümer verwarfen. Mäinardi ſtarb am 
31. Juli 1563. Sein — Nachfolger Lentulo Hatte mit dem aus Mähren 
urückgekehrten Fieri und defien Geftnnungsgenoffen zu kämpfen, welche die We— 
ögleichheit des Sones bejtritten und die Trinitätslchre als indifferent behan— 
delten. Er wandte fich deshalb nach Chur. Im Juni 1570 erfolgte der Bejchlufs 
de3 Bundestages, daſs jeder, der fich in den italieniſchen Landſchaften aufhalte, 
entweder zum römifchen oder zum evangelifchen Glauben nach dem Bekenntnis 
der vhütifchen Synode fich halten folle, alle Arianer, Anabaptijten u, j. w. bes 
Landes zu verweifen feien. Da lehtere das Recht der Obrigkeit hiezu beftrittem, 
obſchon man den Beſchluſs nicht ftreng vollzogen, wurden von der im Juni 1571 
verfammelten Synode die Angeklagten eyfommunizirt, und, wiewol die Gemeint: 
den fie nach einiger Beit wider aufnahmen, verfchwindet die fpiritualiftifche und 
antitrinitarifche Geiftesrichtung von da un immer mehr, was um jo wünfchbarer 
war, da hier in diefen Tälern italienischer Zunge die römische Kicche immer ge— 
mwaltiger aufs neue ſich erhob, bis diejer Andrang im J. 1620 durch den furcht⸗ 
baren Beltlinermorbd, die Ermordung aller eitanten dafeldft, ein Gegen— 
ftüd der Parifer Biuthochzeit, ſich vollendete, i 
Nuäheres über Camillo Nenato in de Porta, Hist. reform. ecel. Raetie. 
3b. 1; Ott, Annales anabapt.; Museum helvet, Partie. 14—19; Füsslin, Epi- 
p. 252. 353; 5. Meyer, Locarno, Bd. 1; Trechfel, Antitrinitarier, Bd, 2; 
alozzi, Bullinger, ©. 262, 264 f, 359. 635. Garl Pefalogit. 


Nienaudbot, ein großer Kenner der orientalifchen Spraden, geboren 1646 zu 
Paris, erhielt feine Schulbildung bei den Sefuiten, trat darauf zu den Orato— 
rianern, bei denen er jedoch nur einen Monat verblieb; er wurde Abbe und Prie— 
fter, doch verblich er zeitlebens ome Anftellung; im 3. 1689 wurde er Mitglied 
der franzöfifhen Akademie, fpäter der Akademie della Crusca in Florenz. l⸗ 
bert war im Begriffe, ihn zur Ausfürung feines Planes, Abdrücke von orienta- 
Lifchen Werken zu veranftalten, zu gebrauchen, ald er, der Minifter , ftarb, Im 
3. 1700 begleitete er den Kardinal Noailles in das Konklave nad Rom: und ver- 
weilte einige Zeit in diefer Stadt. Geit feiner Rückkehr nad Paris bis zu jei- 
nem Tode im J. 1720 trat er als Schriftfteller auf in, einer Reihe von Werfen, 
die ſich jümtlich auf die Geſchichte des Orients und die Übereinftimmung dev grie- 
chiſchen und Lateinischen Kirche im Dogma vom Abendmal beziehen. 1) Defense 
de la t6 de la foi catholique, Paris 1708, ın die monuments authen- 
tiques de la religion greeque von Aymon. Als Fortſetzung davon erſchienen bie 
zwei folgenden Schriften: 2) La perpötuit& de la foi de l’Eglise catholique 
touchant l’Eucharistie, Paris 1711; 3) De la perpötuit6 de la foi de ‚YEglise 
sur les sacrements et autres points, que les r&formateurs ont pris pour pretexte 
de leur schisme, prouv6e par le consentement des öglises orientales, Paris 1711; 
4) Gemnadii patriarchae Bonstatinopolitani homiliae de Eucharistia, : Meletiü 

rini, Nectarii de eod, arg. op., Paris 1709, gegen Leo Allatius, der die 
Berfchiedenheit ziwifchen der römiſchen und der griechifchen Kirche betont hatte; 


— | 


5) Historia ‚ Alexandrinorum Jacobitarum a S. Marco usque ad 
—* —— Paris 1713; 6) eollectio iarum ‚ Par. 1716, 


einer | gänzlich erdichteten Taiſache en gnete fich 2 ofet Be Be Ben 


Rephaim, ſ. Canaan Bb. I, ©. 119. 
Rephen, ſ. Saturn. So 
Nequiem wird in ber römi Kirche die missa defunetis 
oder Geelenmefje genannt, Dei Sie eriten Worte ac 
kurzen, für die Gemeinde nicht Hörbaren initium missae) die auch 
Bet uud Ghorte dr Seren — Buena. MAD: RAR 









25 fi.; das credo jäll 


in aeternum quia 
Eee SE en: BE 
und begibt mit den Miniftranten an den 
mit dem Leid vorſtellen fol; es wird das libera u 


noch ein oder das andere Stüd an — 

au am Altare —— vom Chor g Sr 

Kompofitionen des Requiem find die Don 2 und vb 

a g —— welch letztere — 
wiſchen entwideltere —Se—— 


3 Mufit 
Michael Neulomm, 
N Ba er len Rice a en a 
g e „ ber 
icht ‚ dafs hellen T ert wird ro 
—* ———— A die Be „ie nad) Dene Bits *ẽ 





Nequiem Reservatio mentalis 705 


orientali Kirche, Stuttg. 1855). Sie ijt keine fürmliche Meile, 

eine sg beten ua Choige — die —*— im Haufe nad) dem Ber- 
fcheiden, ald am Grabe, und wider (gemäß uralter kirchlicher Sitte) am 3,, 9., 
20. oder 40. Tage, aud am Halbjard- oder Jarestage des Todes in der Kirche 
gehalten werden fünnen. In leßterer ift zu dem Ende ein befonderer Tiſch als 
Zraueraltar aufgeftellt, auf welchem ſich nebſt Kreuz und Licht ein Teller mit 
Neid, der mit Honig gekocht und mit Gewürzen belegt ift, daneben eim zweiter 


Reſen, {. Ninive Bd. X, ©. 598. 


Reservatio mentalis, Mentalrefervation — auch wol Mental-Reftriktion, 
eheimer Vorbehalt oder Hinterhalt im Gedanfen — ift das Bergehen gegem die 
* der Warhaftigleit, kraft deſſen man von einer Warheit einen Teil ver— 
igt und fo dem Hörer abfichtlich eine Täufchung bereitet, ihm durch den 
Doppelfinn (die Amphibologie) der getanen Ausfage —— Der verſchwie⸗ 
oder mifsverftändlich ausgedrückte Tatbeſtand kann entweder der Vergangen— 
—— oder der Zukunft angehören; im erſteren Falle haftet die Täu— 
an einer Ausjage über angeblich Gefchehenes oder Borhandenes, im anderen 

an einer Zufage über zu Leiftendes oder zu Haltenbed. Der aſſertoriſche Eid 
alſo ebenſowol, wie der promifjorifche, fönnen Anlaſs zur Begehung diefer Sünde 
werden, und tatjächlich tragen zalreiche Meineide die Form der Mentalrefervation. 
Aber auch außerhalb der gerihtlichen Eidesleiftung, bei Berficherungen oder Ver— 
fprechen des gewönlichen 8 und der alltägli Umgangsſprache, Liegt die 
Gefar u Reſtriktionen des waren Sinned vielfach nahe und wird Die 
Warheit oft genug auf diefem Wege seräliät, — Im moralifhen Larismus der 
Jeſuiten und der ihrer Doltrin folgenden Theologen der römischen Kirche fpielt 
die Mentalrefervation (neben dem Probabilismus und dem Intentionalismus oder 
der Methode der Abfichtslenkung) eine Hauptrolle. Schon Sauchez (F1610) er: 
teilte mannigfache Anleitungen zu ihrer Ausübung (Opus mor. III, 6, 12q.; 
Summa I, 3, 6); Filliucius (71622), Eaftro Balao (1633), Escobar (+ 1669) 
und viele andere Moralijten feines Ordens folgten ihm wetteifernd darin nad), 
Die ausfürlichfte moralstheol. Begründung lieferte Jo. Caramuel in dem Werte: 
Haplotes de restrietionibus mentalibus disputaus, Leyden 1672. — Bon nit 
jefuitifchen Morallehrern ift der Sizilianer Antoninus Diana (regulirter Kleriler 
zw Palermo, + 1663) wie im übrigen jo beſonders auch durch feine auf Men- 
tafrejtriltionen aller Art abzielenden Ratſchläge berüchtigt geworden; ſ. feine Re- 
solutiones morales (bef, UI, tract, 15, 25 5q.; II, tr. 5, 100; 6, 30 ete,) und 
die don Beitgenofjen und jpäteren (wie fa Val, Ewich, Andres, von Trieft, Noc- 
tinot, Falini, Rondelini, Tomafi) daraus gefertigten Auszüge. Bu den bemer- 
fenswerteren Beifpielen dieſer nichtswürdigen Warheitsſälſchungs- oder Meineids- 
doftrin gehören Süße wie die folgenden: Is qui ex necessitate vel aliqua utili- 
tate offert se ad iurandum nemine petente, potest uti amphibologiis, nam ha- 
bet iustam causam iis utendi (Sandez; Diana), Will jemand etwas von: mir 
‚ was ich ihm nicht geben mag, fo darf ich fagen: ich habe es nicht, indem 

ich nämlich hinzudenke: um es dir zu leihen ——— Werde ich nach einem 
Verbrechen gefragt, deſſen einziger Zeuge ich bin, fo darf ich fagen: ich weiß es 

RealsEnchllopäble für Theologie unb Kirche. XIL 45 


0 Beservatio mentalis 


nämlich hinzubenfend: als ein öffentlich bekanntes. Habe ich Lebensunter- 
| su darf id) vor Gericht ſchwören; ic) nichts, 
berjtedkt, hen r * * habe 







enden 3 
Rn 11, Nr. 321 ei 
nesta casa) dur Mae ke ——— nr ih ei - ran Grm 


e, vorausgeſetzt, uf anderem ‚ nicht 

ai —* und dabei die Schuld nicht ebenfo groß denkt; nur falls e 
— a es t Ben: wäre die Anwendung des Kunſtgriff 
er 0 dato, © . mor. 2. virtutibus et vitiis 


iy pen gegebenes ndet I F m 

R nicht bie Abfic ct Hatteft, vi zu "berpflichten, jondern es div nur bornahmft, 

es zu erfüllen —— Theol. mor., tr. III, ex. 3, nr. 48). ſentlich ji 
manden, der dabei in gutem Glauben handelt, zum Faijchſowören 


tut ( j r. 31 f 

eine verzeihli Sünde, Schwört jemand, er werde nie 

digt er nur x, wenn er biel trinkt, aber nicht wenn e& nme 
was 4 ri erſ.). Wer vor ri ſchwört, er werde alles, was e 
ne t verbunden das zu jagen, was nur * ‚allein weiß ( 


Ber unwiffe tlich eine falſche Ausſage in 3 i 
va * — =: in — hat; bis er 
eig, gu J 
—* 


















fäl F 
ht N —— Ha ser | 
gen du Math. 5, 3437 (Auslegung Der 
3. Erl. Ausg. 43, 125 f) oder wie ber —* —— 
ee "wo unter treffender Berweifung auf Jerem. 4, gteit 
tes Schwören al& erlaubt bezeichnet wird, falls es „oe Heut, 
liglich“ geichehe (if it be done, according to the p 
jugment and truth). Auch die ernſter gerichtete con nee 
—— reservatio mentalis mehr oder minder beſtimmt —— 
So namenllich auch Papft Junocenz XI. in feiner Bi 
— laxorum moralistarum (1679). Der 26. ber darin bei 
nSi quis vel solus vel coram aliis, sive interrogatus sive } 
sive recreationis causa, sive quocunque alio fine iuret, se nom 
quod revera feeit, intelligendo intra se aliquid aliud, quod non f | 
viam ab ea, in Sal Sat wel) udn alte) a 
titur nee est p Deögl. propos. 27: „Uausa iusta utendi. h ımph 
logiis est, quoties sid necessarium aut utile est ad salutem « — 
res familiares tuendas vel ad quemlibet alium virtutis schung; ta ı t verita 
oecultatio censeatur tune expediens et studiosa“, Cine firenge Verurt 


—— iz 


% 
u en 
—————— 





Beservatio mentalis _ Neferbationen 07 


erfärt die Theorie von der Mentalrefervation hend an 
theol i (Ethie. christ, t. IV, tr. 5 —— 
ut —— —* — 555 


Berl. ee ©. 293 ff.; Wuttle, Handb. der —8 
von 2. Schulze, Bein 1874, er * ee 


äpit! —* di de 
u el De an 
endo one ana men Art — papales“ — gab 


des corpus decretalium, Raym 
auch e.23 X. de —— ei -1]). Die e hu ig Die —— 
ten Biſchöſe ſuchten ſolchen en n Rom fel 
begegnen. Es berichtet —* die Gloſſe — e.3, de —— in VI. * * 
ad v. per ipsos: „Habebant —— constitutionem Clementis procurato- 
res in curia, qui statim quum vacabant beneficia, conferebant illa, et sic prae- 
veniebant papam“ etc. Den einmal eingefürten vorteilhaften Braud) wollten ſich 
aber die Päpjte nicht mehr entgehen laſſen und deshalb bildete Clemens IV, im 
Jare 1265 eine fürmlihe Reservatio ex capite vacationis apud Se- 
—* — ——— ſodaſs ecclesiae, dignitates, regen cia, quae 
m vacare contigerit nur —— verliehen werden 
es 2 —* * endis in VI [HI, 4)). Unter dieſen ze —— 
rius IV. im J. 1286 auch den Fall, wenn jemand fein VBenefizium in 
des Papſtes rejiguirte (Wuerdtwein, Subsidia nova diplomatica P. Km 49sq.). 
Bald ergingen num aber lagen über V erung der —— folder 
Stellen, we3halb Gregor X. en; dem zweiten il zu Lyon (1279) verordnete, 
dafs die Verfügung innerhalb eines Monats erfolgen oe, nach defjen A 
die Biihöfe oder ihre Generalvifare ſelbſt die Stelle wider befeßen durften (c. 8, 
de praebendis in VI). Bonifacius VIII. widerholte diefe Beſtimmung (e. 1, 
, comment, de praebendis III, 2] a. 1294), deflarirte jie dann aber 
mäher, indem er als beim apoftolifchen erledigt diejenigen VBenefizien ber 
teachtet wiffen wollte, deren Inhaber an einem Orte geftorben find, welcher ſich 
bis zwei Tagereiſen von dem jedesmaligen Aufenthalte der römiſchen rn be⸗ 
(intra duas diaetas legales a loco, ubi moratur ipsa curia. c. ‚de 
in VI0), außerdem auch verordnete, daſs bon der Beferbakion” die 
echen ausgenommen fein follten, welche wärend der Erledigung des apo⸗ 
ſtoliſchen Stules vakant würden oder die der Papſt ſelbſt vor oe Tote noch 
nicht en —* (e. 35, de praeb. in VIo), Eine widerholte Beſtätigung und 
olgte durch Clemens V. 1305 (c. 3. Extrav. comm. de praeb.), 
—— An 1316 (c. Ex debito. 4. Extrav. comm. de electione II, 3) u. a. 
Eine andere päpftliche Reſervation bezog fich auf die Kathedralfirden und 
* mten Prälaturen. Das Recht der nn; ihre Suffraganbifchöfe 
e bejtätigen (f. d. Art. „Erzbifchof” Bd. IV, ©. 324), war nad) ımd n 8 
dreizehnten Jarhundert von den Päpſten in Apſpruch genommen und die ſich 
hiermit darbietende Geleguheit zu einer förmlichen Refervation ausgebildet von 


45 * 





208 | Neſerbatiournenn 
Eiemens V., Johann XXII. (f. die vorhin citiete Stelle) —— 


Seit der Berl: —— des püpſtlichen Stules nach elvignon nahmen 
vationen immer —— zu und wurden in einer Wei 
—— Sagen — — = — 


| y ridation, C 
Beulen ——— on, ie a ve w. 3 — 
Auch ſämtliche von en und den Be «Soßen, bis auf 
| efizien werden derfelben Regel unter 


ber der. beſeſſenen Ben 
worfen. a eat m Jare 1317 eine neue eg - 
4 


men 1 (ap. 13. Extrav. comm. e —— un, 2]), — 
engeifenen — —— abzuhelſen, welche jedoch unter Renee 
Een Bean und jeit dem Schisma von 1378 


Ki r. Bd. V, ©. 519) kann t n, 
3 —— Day —* ie DNS im Ahrens —* ale ni 
benußten, um ihre Herrichaft gegenüber der abgejallenen Po 
und ſich einen Grjaß für ben Berhuft an —— Erträgniſſen u: 
den fie durch die Afterpäpfte zu Avignon zu erleiden hatten“. Die 
fervationen jelbft, welche auf den bereits angefürten und auf jpäteren 


beruhen, wurden in den römiſchen Kanzleiregeln (Nr. 1—9) 
doc) keineswegs in allen katholischen Ländern gleichmäßig anerkannt * 














erhalten, vielmehr durch beſondere Vereinbarungen modifizirt. Br. 
Die Verhandlungen des Konzils zu ————— bezogen ſich unter T: 

des hergebradhten gejchriebenen Rechts im weſe ** nur auf die 

der menses papales (ſ. d. Art. Bd. IX, ©. 59%, —— 


form. S. 25). Zu Baſel wurde —— "ein allgemeineter Bejehlufs 
XII. deeret. de electionibus, sess e. 6. de en 
tiplices ecclesiarum et beneficiorum een factae per —— 
»ervationes non parum ecelesiis onerosae exstiterunt; j 
rales quam —— sive particulares, de quibuscunque — et 
quibus per electionem, quam collationem, aut aliam dispositionem 
volet, sive per Extravagantes Ad Regimen et Execrabilis, sive 
Cancellarias aut alias Apostolicas constitutiones introductas, hace 
synodus abolet: statuens, ut de cetero nequaquam fiant, reservationil 
pore iuris expresse clausis et his, quas in terris Romanae rn | 
recti seu utilis dominii, mediate vel immediate subjectis fieri e 


und Sri . eingegangen, mb jpätere Indulte vegelten die VBerhältnif 
die Folgezeit. Als päpjtliche Reſervationen wurden hiernach: 1) R 

valant werdenden Benefizien, jedoch nicht in dem fpäter erweiterten, 
dem urfprünglichen Sinne, daſs die Erledigung duch den Tod 


nahme einer dom 2 — — — 


— Jane — — "zu Nürnberg Diefe Angel el nn 8 
reits 1522 auf tage zu e Angelegenheit 

lage über die abzuftellenden Gravamina mit zur A 

mina nationis icae centum ete. [Francof. et Li 1788] nr. XIV sq.; 
G. M. Weber. Die hundert der g ten hen Nation u. 


Erlangen 1829). Auf dem Konzil von Trient wurde auch Erl 
beichtofien , —— in > der — — zu are, der 


‘ ; dal. Cone. 
cap. T. al, 12). us, demungeachtet die fpäteren Päpſte jeit Pius V. aufs neue 
verſchiedene Nejervationen für fih in Anſpruch na (j. Ferraris, Bibliotheca 
canonica sub v. beneficium. Art. VIII sq.; Phillips, Kirchenrecht, 8. V, S. 532. 
533), wurde wenigſtens deren Anwendung im Deutſchland durch die Berufung 
auf das in Geltung jtehende Konkordat von 1448 zurüdg —— und die Autos 
vität der Kanzleiregeln im allgemeinen nicht anerkannt. (Über die in diefen ent» 
Itenen Refervationen |. m. Herraris a. a. O. Art. IX; Phillips a. a.D. ©. 533f.). 
befondere wurde aud) daranf gehalten, daſs im "Falle einer Rejignation die 
atiom nicht zugelaffen wurde, wenn das erledigte —— juris patro- 
natus war, Einen derartigen Fall, in welchem durch Faiferliches Dekret ver 
21. Auguft 1780 gegen die römifche Verleihung der Patronatberechtigte ——— 
wurde, entwickelt Eichhoff in den Materialien zur Statiftit des niederrhein ir 
und weitfälifchen Kreifes Bd. I, ©. 1f. (Erl. 1781). Bis zur Auflöjung des 
Deutfchen Neiches blieben aber die oben angefürten Nefervationen im ganzen im 
Gebraude, doc Hatte Kaiſer Zofeph IL. für Öfterreich durch das Hofdekret * 
7. Ottober 1782 alle Refervationen bereit aufgehoben und der Wi 
geiftlichen —— in den Artikeln von Koblenz 1769 und von Ems 1786 be 
nicht ganz one Erfolg. Wie ſich demgemäß im den * deutſchen Bistümern 
die Praxis feſtſtellte, iſt nachgewieſen von Ditterich, Primae lineae juris publiei 
ecclesiastiei. Argentorati 1779. Die anderweitige reiche Litteratur hierüber iſt 
verzeichnet bei Phillivs a. a. O. ©. 525. 526; Nichter, Kirhemeht, $. 196. 
Dazu vergl. man noch Grosmann (P. F. Wolfgang-Sehmitt) disquisitio canonico- 
publica de eo, quod circa reservationes — ex concordatis Germaniae 
generatim justum est, Wirceburg 1772; $. J. Mofer, Von der Teutfchen Re: 
ligions:Berfafjung (Feantf, u. Seip D3. 1776, — S. 646 f., wo die lehrreichen An⸗ 
merfungen don Kreittmayers zum ex eivil. Bavarieus und die Verhandlungen 
der deutfchen Reichsgerichte mitgeteilt find. 
Nach der Widerheritellung der kirchlichen Einrichtungen in neuerer Beit und 
infage der Monventionen der deutfchen Regierungen mit dem päpftlichen Stufe 
Betreff der dem letzteren zuftehenden Refervationen mehrfache Änderungen 
en. Inſoweit fich diefelben auf die alternativa mensium — nd 
fie bereits in dem Urt. „Menses papales“ dargeftellt In Betreff der —— 
Reſervate iſt für Bayern durch das Konkordat Art. X dem Papſte die 





10 Neferbationen Reſidenz 

der Propſtei in den Metropolitan⸗ und ejihert, wärend 
* ch Stelle des Detans zu vergeben zufteht. a der Neferbation 
durch die in ne on weg vermöge der Inkompatibilität 
ſchweigt das Kontordat. Art. XVII (Caetera, quae ad res et personas 
— — facta est mentio, 
aduinistrebuntur jüzte deetrinnm . eiusque vigentem 

et a batam diseiplinam) dürfte mol au ortbejtehen derſelben 
fünnen. I Preußen ift u berlin —— 
Bulle de salute anuimarum iſt den Kapiteln das Walrecht der Biſchöfe nur bei⸗ 
t „in vacationibus per Antistitum res obitum extra Romanam 
y resignationem et abdi ; iſt 














per earum sedium resignati et cationem“ 
——— die Probſtei vorbehalten, wärend die Dekane 
Fir Hannover und die zur oberrhein 
Länder fein 


ausg ch dem 
Art. XXIL der ämtlichen Metr litans ober | 
Te BO Che ee —2* erzbiſchöflichen 


patronate unterliegt, in 
dem ift wörtlich der A VII bes 
ae in Art, XXXV find die früheren Geſetze, Anoı 
‚ welche dem Konkordate widerftreiten, au 
Genres Zei “> älteren Refervationen ech 


—  Mergl: über Mon yanıe Daspiikalt — 
113 ff. und die — —— L (9. Ku Yacobfon +) 


————— heißt die Pflicht kirchlicher ee ſich an di 
ihrer uhalten. Sie ift die natürliche Folge dafs 
jeder Beamte ordentlicherweife die ihm obliegenden Sefhäfte m in —* ire, 
was, zumal bei Geijtlihen, wegen ihrer eigentümlichen Stel ken der vo 
zu leiftenden Dienfte doppelt notwendig erjcheint. Daher fi j 
En wer den Satz aus: „Cum ecelesia 2 seele 


IRRE — — — guae rosidere 
(3.4.6. de clerieis 


et curam ei se ipsam valeat exercere“ 
wer ser u, ee 8 Kleriker iner ihn ewiefenen & 
ra von einer en} 
—— beſſeren ſich willkürlich begaben, veranlaſste ——* im tv 


dert die Synoden, dagegen ftrenge Verbote zu erlafjen und ne. 
jtete Verweilen bei den ihnen einmal Gemeinden « 
eil, Arelat. a. 314. can, 2. 21. Nicaen, a. 325. can, 15. 16, . 
e. 3 u. d, a.; Canones Apostol. 15. 16 und dazu b . Drey, Neue Unt IN 
über die Konftitutionen und Kanonen der Apojtel, ©. 273—275; atians 
Dekret Cau. VII. qu. I. can, 19 6q.), worauf auch die weltliche Beſ 
unterjtügend hinzutrat (j. Nov. Justiniani VI. cap. 2. LXVH. —— 





Refidenz zul 


.9 u D im i erneuert, 
er roten Berti * 


13 (le c.26). Nach 
Canones 


0 
eingeihärft. Capit. eceles. a. 789. cap. 24, wiberholt a. 794. cap. 
l. e. 58. 74). Daſs Geiftliche ihre Siege nicht in Zeiten der Gefar verlaffen 
follten, wurde jchon seitig ihmen vorgefchrieben (can. 47—59. Cau. XII. qu. I), 
Sun age bejtimmt, dajs fie nicht one Erlaubnis verreijten (can. 26 —28. ae 
abge VIO). Später famen dazu noch andere Gefihtspunfte, daſs näm— 
* der Gottesdienſt perſönlich wargenommen und die Reſidenz nicht dadır 
arg würde, daſs jemand mehrere —— auf nd — ließ an * 
KR it, de clerieis non residentibus in ecelesia vel 
VII. 3). Mit der Zeit wurde die Disziplin in Tag ——— der we 
fidenz ſehr gelodert, indem nad der Auflöfung des gemeinfamen Lebens der Ka— 
pitel die ordentlichen Stiftöglieder ſich Häufig durch Vikare — en fen m us 
ihre Pfründen auswärts derzehrten, was von den Inhabern 
ebenmäßig gefchah. Die vielen Cumulationen — Stellen, — Ein ui 
tümern, Hinderten gleichfalls die Reſidenz u A die — 
ichen Fürften deren Anweſenheit bee "pol Berfammt ungen. erforderte, 
ergingen daher mannigfache Beſchwerden * bei Gelegenheit der Reſor— 
mationsverfuche im 16. Jarhundert wurde die Sache reiflich ‚gebogen dj. Caı 
delectorum Cardinalium de emendanda ecelesia Paulo ubente conscripta 
et exhibita a, 1538, bei Le Plat, Monumenta ad historiam — 
amplissima. Tom. Ir. p. 601). Auf dem Konzil zu Trient ſelbſt wünfchte man 
dem Übel abzuhelfen und madte So zielende Vorfchläge. Bei der Beratung 
Bleriber entftand ein lebhafter Streit, ob das Nefidenzgebot auf göttlicher oder 
kirchlicher Ordnung berube, den definitib zu ——— das Konzil ablehnte (ovgl. 
Benediet XIV. de synodo dioecesana lib. ap: 2), indem die Jeſuiten 
chin Intereſſe den Sah verteidigten, Seile fein “0 öttliches Gebot fel J 
—— „Geſchichte der Jeſuiten in Deutſchland, Bd. I [Frankfurt a. M, 
847], © ich f-). Sm der Sache jelbjt wurde aber beſchloſſen mit rel 
am die älteren Canones unter Androhung erhöhter das Reſi 5 
a erneuern. Demgemäß bejtimmt 1) das Coneil, sess. VI. cap. I ige orm.: 
emand von feiner Batriarchen-, Primitial-, Metropolitan: oder Kathedral- 
e ihm aus irgend einem Titel oder Rechte übertragen ift, one geſehli 
——— oder rechtmäßige und vernünftige Urſ a (ig En echs Monate Hintereina 
En feiner Diözefe ſich jernhält (dgl. cap. de elero non resid.), fo 
foll er * jure zur Strafe den vierten Teil * Früchte eines Jares verfieren, 
Kr ſelbſt aber Sollen durch den geiftlichen Oberen den Kirchen, Fabrifen und 
den Ortsarmen überwiefen werden. Bleibt er ferner ſechs Monate abwejend, fo 
foll er ein zweites Viertel im gleicher Weife verlieren. Bei weiterer beharrlicher 
Contumacia joll ftrengere Cenſur eintreten. Der Metropolit fol nämlich feine 
abwejenden Suffraganen, den abwejenden Metropoliten aber der ältefte refidirende 
el mung bei eigener Strafe des Verbot, die Kirche zu betreten, binnen 
drei Monaten. dem Bapfte denunciren, welcher dann den Umftänden gemäß 7 
Kirchen ſelbſt mit Werigpichenen Bajtoren beſetzen kaun. Dazu fügte das Konz 
sessio XXIII. cap. I. de reform., daſs jeder, mit Einſchluſs der —— jur 
perfünlichen Refidenz verpflichtet fei, infofern nicht ein rechtmäßiger Grund * 
entſchuldige. Ein ſolcher jei: christiana caritas, urgeus necessitas, debita obe 
dientia ac evidens ecclesiae vel reipublicae utilitas ; derfelbe mühe aber Srift- 
Lich bejcheinigt oder notorish fein, und bie Brovinzialfpnode abe darüber zu 
wachen, dajs fein Miſsbrauch eintvete und die Verleger beftraft werden. One 
einen folhen Grund wird eine Anwejenheit von zwei, höchſtens drei Monaten im 
Jare verftattet, «wobei aber doch darauf zu achten, „ut id aequa ex causa fiat 
et absque ullo gregis detrimento“, 








712 Nefidenz 
——*—— VI, « 2 de roform., dafs bie 


über 

3. Bonifac. VIH. — ee ger, | 
Bild] dund —— —— zu foren, die 

cap. I. de ne trafb — ————— den über Be SO Derfägten 

analog find. 


3) Wegen der Stiftögeiftlichen verordnet das Tridentinum sess, KXIV, 
cap. 12 de reform., daſs feinem geftattet ſei, länger ald drei Monate —— 
zu ſein, wenn auch Gewonheun oder Statuten bisher eine längere 
erlaubt haben, iogegen diejenigen Statuten, welche eine längere Ab . 
gius servitii tempus) v mit Gr in Geltung bleiben jollen. Gegen d 
—— dieſer —S mit En — der Einkünfte —X lt u = 
























rrlich — ein ordent — —— Prozeſs 
dem beſtimm il sess. XXI, e, 3 de reform., sess. re 
form. , ee AR Dei een in welchen nicht tägliche He — 
quoditianae) im Gebrouche find, oder fo geringe, dafs fie wa 
achtet werden dürften, der dritte Teil aller Früchte und Einkünfte —* 
tern geſondert und zu täglicher Verteilung an die Anweſenden verwendet 
ſolle den Art. „Präfenz“ Bd. XII, ©. 168). 

Die neueren Vereinbarungen mit dem römiſchen Stule ſchärfen 
die Refidenzpflicht der Biſchöfe und Canonici ein, und dies tun denm € 
auf Grundlage diefer Konventionen erlafjenen neueren Rapiteljtatuten, 
—— die von dem Tridentinum angeordneten Diſtributionen einfüren, 


Die bisſsher angefürten Grundſähe über a Fa gelten — 1 
die ſogenannten benefieia ———— lle ala eurata und bie 
jenigen, für welche der Stifter die Sekten — voͤrgeſchrieben hat, nich 
aber für die beneficia non residentialia, d.h. ſolche beneficia simplieia, bei wel, 
chen die Vertretung durch einen Subjtituten gejtattet iſt. — unterſcheidet 
man die residentia praeeisa, welche von Beneficiaten, unter Strafe des Verluſtes 
der Stelle, erfüllt werden muſs, umd causativa, deren Nichtbeachtung nure den er 
Inft der Früchte zur Folge hat (Ferrarig, Bibl. can, s, v. Nr. ii. 
Benn jemand aus geſetzlichen Gründen abwejend ijt, trifft ihn der gebrobte 
teil nit, indem er vielmehr als reſidirend betrachtet wir identia ficta 
ausgenommen wenn jtiftsmäßig gem Erwerbe einer Diftribution die perfönli 
—— vorgeſchrieben iſt. Außerdem enthalten die te 
Beſtimmungen wegen des Verreiſens der Geijtlichen. 

In der evangelifhen Kirche bedurfte es derartiger 
Es wird jtet3 die perjönliche Verwaltung des Amtes vorausgeſeht 
der Verhinderung für eine Vertretung duch die kirchlichen 
tragen. Die Gefchgebungen beſchränken fi) daher gewönlich as für 
notwendiger Abwejenheit befondere NReffortbeitimmungen zu erlaſſen. In 
wurde 1742 den Geiftlihen das öftere Neifen überhaupt 

constit. Marchicarum contin. I. fol. 71). Späterhin wurbe 
"Die Pfarrer müſſen ſich bei ihren Kirchen bejtändig aufhalten und 
ihnen anvertraute Gemeinde, felbjt bei einer drohenden Gefar, eigen 
verlaffen. Wenn fie zu verreifen genötigt find, jo kann es nur mit X I 
Erlaubnis des Inſpeltors oder Erzpriefters gefchehen. —* en Gench j 
migung der geiftlichen Oberen einholen, wenn die Zeit ber 1 
einen Sonntag in fich begreift. Im allen Fällen muſs der Werte, ı ıter d 
Direktion des Erzpriejters oder Inſpeltors, ſolche Beranjtaltungen t 


Nefidenn Netitberg 713 


die Gemeinde bei feiner Abweſenheit nicht leide”, u. a. m. (ſ. Allgemeines Land» 
recht Theil II, Tit. XI, $ 413—416, $ 506—509 und verſchiedene diefe Dispo: 
fitionen näher deklarirende Exlaffe der Behörden). Im allgemeinen hat der 
Borfigende der Konfiftorialbehörde den Urlaub zu erteilen. IM 
©. 8. Jacobfon . 


Neiponforien, ſ. Antiphon Br. I, ©. 467. 
Reftitutionsebitt, ſ. Weftphälifcher Friede, | | 


Nettberg, Friedrich Wilhelm, Frefeſer der Theologie zu Göttingen und 
Marburg, geb. 21. Auguft 1805 zu Celle, geſt. 7. April 1849 zu Marburg. — 
Sein Vater, Bürgermeijter in der VBorftadt, ftarb frühe; feine Mutter verlor faſt 
alle ihre Habe durch eine Feueräbrunft: fo war R. darauf angewiefen, im Kampfe 
mit drüdenden äußeren Verhältniſſen feine Kraft zu erproben. In fünf Jaren, 
Oftern 1819— 1824, durchlief er das Gymnaſium feiner Baterftadt, und bezog 
im Sommerjemefter 1824 die Univerfität Göttingen zum Studium der Philologie 
und Theologie. Von den damaligen Theologen übte nur der Hichenbiftorifer 
3. G, Pland größeren Einfluf3 auf ihn; mehr zog ihn anfangs das Studium 
der Philologie an, in welcher O, Müller, Diffen, Miticherlich feine Lehrer wa— 
ren; daneben hörte er den ae Bouterwef, den Hiftorifer Heeren, den 
Mathematiker Thibaut. Erſt zwei theologiſche Preisaufgaben, welche 1826 und 
1827 von der Fakultät des Preifes für würdig erfannt und gedrudt wurden (Au 
Joannes in exhibenda Jesu natura reliquis canonicis scriptis vere repugnet 
1826 und De parabolis Jesu Christi 1829) gewannen fein Intereſſe für gründe: 
lichere theologijche Studien und fchafften ihm die Mittel, den Sommer 1829 in 
Berlin zuzubringen und Schleiermader, Hegel x. zu hören. Nachdem er feine 
Studien vollendet und 8. September 1829 die philofophifche Doltorwürde ſich 
erworben, verſchaffte ihm jeine —— philologiſche Bildung zunächſt eine 
Lehrerſtelle am Gymnaſium feiner VBaterjtadt, die er Mich. 1827—1830 beklei— 
dete. Im are 1830 ging er als theologifcher Repetent nad) Göttingen zurüd 
und blieb hier bis 1838, drei Jare als Nepetent, dann als Hilfsprediger an der 

fobitiche neben Superintendent Dr. Ruperti, jeit 1834 zugleih als a. o. 

tofefior der Theologie. 1838 erhielt er die theologifche Doftorwürde und ver: 

ratete ſich mit der ältejten Tochter des Kirchenhiftoriferd Giefeler. Im Herbit 
1838 folgte er einem Rufe ald ordentliher Profeffor der Theologie nad) Mar: 
burg, wurde 1847 zugleich lutheriſches Mitalied des oberheffiichen Konfiftoriums, 
auch mehrmals Proreftor der Univerfität. In legterem Amt, defjen Fürung ihm 
durch die Unruhen des Jares 1848 erjchwert wurde, war aud feiner außeror- 
dentlichen Arbeitskraft zuviel aufgeladen und dadurch die Entwidlung eines un— 
heilbaren Übels beichleunigt worden, welches feinem Leben am 7. April 1849 
ein allzufrühes Ende jehte, 


Unter Rettbergg Schriften find die Firchenhifterishen die bebeutenditen. 
Auf Plancks Rath ichrieb er zuerjt eine Monographie über Eyprians Leben und 
Wirken (Göttingen 1831, 8%). Dann machte er fih an die Fortiegung des Hand: 
Buches der chriftlichen Kirchengeſchichte von J. E. Chr. Schmidt (f 4. Juni 1831 
in®ießen): er lieferte jedoch nur einen Band. (Bd. 7 des ganzen Werks, Gießen 
1834), der die Papjtgeichichte des 13. Jarhunderts, die Miffions- und’ Berfaj- 
fungsgefchichte für die Zeit von Gregor VII. bis Boniſaz VIII. enthält. Sein 
Hauptwerk aber ift die Kirchengeſchichte Deutichlands (Göttingen 1845—1848), 
in zwei Bänden die Ältejte Zeit bi8 zum Tode Karls d. Großen enthaltend. Hier 
fam e3 mehr auf kritiſche Geſchichtsſorſchung als auf die Kunſt der Darftellung 
am: es galt, die Gefchichte der Einfürung des Chriftentums und der Begründung 

kirchlicher Einrichtungen zuerft in der Römerzeit, dann feit 486 unter dem Stäm— 
men der Franken, Alamannen, Baiern, Thüringer, Sachſen, riefen und Slaven 
zu verfolgen, jie von der Überwucherung mit Legenden und Erdichtungen zu reis 
nigen und dabei zugleich der allmählichen Entjtehung der Sagen ſelbſt von Jar: 
hundert zu Jarhundert nachzugehen. Eben hier bewärte Rettberg in meifterhafter 








die wenigen 5 
te ‚ 
— 


tritiſches Talent, indem er nach ' 





















eB D das Chu j x fehle ee ne 1 der Kunft am 
an ah Do) De ee ehr er jede j 
er me hält, jo — ——— — SE m gelingt (' 
= ei Bonifatius), ein gefhichtlihes Unrecht wider gut zu mad) 
den —— iſe d ad 
anbiftoriter nicht gefehlt, vol, 3. B. Wattenbach, D. Gejchichts ucten in 
em einzig richtigen einfchlagend, hat er dns ganze euere 
terial kritiſch unterfucht, der — nd Ent jeder einzelnen Na 
nachgeforiht, — Man Sat freilich RS Berfo 8 zu 
EB 
{ a ” ft 

machte, ihm ehıe engefthichte Deutfchlands in 

gegen n. ihm fehlt es lei 
lichen Methode, und jo if ir in der Tat nur weniges, Rettberge 
Kritit zu retten verm nd nicht —— , jonbern auf Or 
lagen wird ber kün oe Sichenb ands weiter 3 bauen haben 
(vgl. meine Anzeige in S atırbb. f. 

e —— — ge zur via en und —— | 
in einer gr on Rezen 
Kae für hiſtoriſche — 4 2. — der Fe e ehrt 

gened, shall Kirchengefchichte), im — 


Studien und Brititen (Sn eihung von —— Fu nd: 

Kin 160) 1839), in der Erich und erſchen Encyklopädie (3. B. Pap 
zeucer, Patriſtil ꝛc.), im Konverſationslexilon ber @ 

Herme le etismus, Nationalismus, Romanismus xc.), 
theol. Real-Encylopädie (3. B. Abälard, Acta Martyrum, 


ander * —— x.) und in mehreren Ioteinifchen Programmen in 
Bandini bellum et Petri Lomb. SE libros 1834, — ** 
8. Galli 1 


* — 


Säkularfeier 
—— über die BEE St tiverſit 


bienfe um die Univerfität Dkarsur hat fein — Ernft 5 
er Le 1849, einem Nekrolog in der Kaſſ 


a in einer fateinifchen Dentihtift (Marburg El 


ET TI 7 Reuhlin 


©. 472, und Gerland, Heſſiſche 
Cafe 1600, 1, ua e (ont) Bay. 


if. M f), geboren 1795 Giefen, ſiudirie 
in.feiner —— sit Mihael), eine i „75 zu Bien, —— 
tirte ſich als —— — —— 
nenteftamentliche Schriften und wirkte mit bei Leitung des philologiſchen Semis 
nard. Seine erjten Schriften find A gr nn een 
deutemdften Vita Cnesii Onidii 1827 


oder — — e — Be 


ner baterländifchen Pr an die —* ————— Zare 1526 und 
Beſchlüſſe, an den „großen, für die e Kirche unvergejälichen“ 
ert von Adignon an. Bas den Inhalt der Schrift ‚ fo ift der erfte 
Abſchnitt, der die Gründe gegen die Trenmung nee rg en 
und dieſe Trennung ſelbſt rechtfertigen joll, Höchft ſchwach zu nennen. Offen 
war es dem Verfaſſer weniger darum zu tum, als um einen jorgfältig ausgear— 
beiteten Entwurf der Berfafjung der Ricche, in ihrer —— und Ge⸗ 
Sorgfalt vom State gedacht. Hier geht er im das fleinjte Detail mit einer 
t ein, die beweiſt, wie „ehr er + im Inn 8 einer freien Kirche bin: 


fd — ſie auch die guten, —— — in Wifstenie 6 und jo 
den Erfolg der Bejtrebungen nad) Religionsfreiheit, in den aufs 
— eher hemmen als befördern. So ——* es auch a ba‘ an alle und 


ung 
Becbigen und zum Ber (ten der. ——— — nr ©. 100), = 
Ber ſtandteil Kirchenre 


betrachtet wiſſen wollte und ihn ſeinem Presbyterium — unterordnete 
©. 122 ff., bei. ©. 127). Im Jare 1833 erhielt er den Ruf nad Zürich als 
— Profeſſor der ——— an der neu organiſirten eek Hier 


— ve Zurich 1836, unter —* Art — und von ihm mit 
einer kritiſchen Einleitung verichen. Früher waren einzelne Proben feiner exe— 
getifchen Studien erfchienen: Quaestiones Philippenses, Giessen 1831. — Über 
das Zeugnis Juſtins über die Apokalypfe. — regetifihe Analekten von 1831 bis 
— — vor und nach feinem Tode in den Studien und Kritiken erſchienen. 


% 
+ Meudhlin, Johann, geboren am 22. Februar 1455 zu eim, nimmt 
unter den ———— — der Reſormation eine —5———— ein. 


i 


716 0 Menhlin 


Vater ein der Dominikaner, deren 
m, nach einer n rig verbürgten Nachricht 
fol er auch mit Deingenberg die Shlettfinbter Schule 


1470, ie Uni 
a 
—— Ferro ua Hofe ommen. 


Bi: 
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I 


ER 
r 




























Bar dem lernte An. dadurch und mwälte ihn zum Beg feines britten 
Friedrich auf die Hochſchule zu Paris. Hier er den Unterricht 
der berühmtejten Gelehrten jener Zeit, befonders wichtig aber wurde es für ihm, 
daſs er Gelegenheit fand, die gri u lernen. Schon nad) einem 
Jare ——— ring —— Ausſicht — ‚ Biihof im Utrecht 
u ‚in eiten, er ſich zur Fe ſei | 
Stubien nach Bafel, wo ein griechifcher Flüchtling, Andronikus denekatag, gie 
chiſch Lehrte, 200 fand er dort einige griehiihe Manuftripte, welche 


Nitolaus von Ragufa dem dortigen Dominikaner geſchenlt mi 

denen ſich end eine Pergamenthandichrift des Neuen Teft.’3 ans dem 10. % 
befand. Johann Weſſel, deſſen Bekanutſchaft er 

‚ fand er im Balel wider; mit Johann Amerbach und feinem 

einer berümten Druderei, fam er ‚in häufigen anregenden 


bei 
dern ftelkte mit feinen Buhörern auch —— in Grammatik und 
Damals arbeitete er auch ein lateiniſches Wörterbuch aus, das viel och 
wurde und 23. Auflagen erlebte. Nachdem Reuchlin 1477 M —* 
ſophie geworden war, begann er auch Vorleſungen über die 
u halten. fam aber dadurd) bald in Kolliſi on mit in * 
veriität, welche in dieſer Neuerung einen Angriff auf 
fahen und Hagten, daſs dieſe griechijchen Studien don der —— 
abfürten, denn die Griechen ſeien gar keine Glieder der rech mt 
ihre verboten. Die Anfeindungen, die Reuchlin —— exteiden — oe, 
bejtimmten ihn, Bajel zu verlaflen, und er ging mın, um Eu grie en = 
dien weiter zu verfolgen, nach Paris. Dort nahm er bei einem griedhifche | 
Flüchtling, Fa vmonymus von Sparta, Unterricht im Griechifchen, und zwar 
nur in der Grammatik, jondern auch in der —— deren Ausübu ger d 
— ——— ade ben cash —— die fein Lehrer gexabe ande 
— deſſen örer abſchrieb, w er feinen Unterhalt gewann und zu 
gi u fi) —— Schriften jo vertraut machte, dafs er fie auswendig 
lernte; Homer, die Rede des Sokrates, die Dialektik des ——— 
ſich auf dieſe Weife ein. Ein ar jpäter (1478) finden wir i 
leans, wo er dad Lehren und Lernen wider aufs eige Betr, © 
er, um fich ben Weg zu einer praktiſchen Laufban zu öffnen, 
ſchaft. Schon nad — Jare (1479) wurde er Baccalaureus in bil ah 
auch verfaßt er dort für feine Borlefungen eine griedifche € 
drudt wurde; bald darauf begab er fich nad) Boitiers, wo £ Du 
und Bernhard Durandus als berühmte Nechtslehrer blühten; ex 
Jare und kehrte im Sommer 1481 ald Licentiat der Rechte in 
rüd. Zunächſt ließ er fi Dezember 1481 als Advokat in Tüb 
hielt —— Vorleſungen an der dortigen Univerſität über 
ner ice den Grad eines Doftors der Rechte. Der Graf 
orb.im Bart, fand fo großes Gefallen an ihm, —— 
heimfchreiber und Nat ernannte. Als foldher & 
je Kin m Frübjare 1482 nah Rom und zu einer feierlichen Yudienz 6 
tus IV., der dem Grafen eine geweihte goldene — nn 
tegenheit hielt Reuchlin eime (oeinifche Rede, die durd E 
allgemeine Bewunderung erregte. Infolge davon —— er fid 
logen Hermolaus Barbarus, der damaliger Sitte gem äh Reuchlins N 
chiſche Kapnio“ überfehte. Auf der Rüdreife wurde Reuchlin zu F 


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Neuchlin m 


elehrter und geiſtreicher Männer eingefürt, welchen o don Mediei um 
ch geſammelt hatte. Dort fand er Marfilius Fieinus, den Piatoniker, den Kab⸗ 
baliften Johannes Picus von Mirandola, Politanus, den Erzieher des nad: 
berigen Papites Leo X. Die Anr en, welche er durch diefe Männer erhielt, 
waren bon nachteiligem Einfluffe auf Reuchlins geiftige Entwidelung, er wurde 
bon ariftotelifher Scholaftit, deren Anhänger er bisher gewejen war, zu einem 
mit Myſtik verjegten Platonismus gefürt, er wurde ern nach ber 
lehre der Kabbala und trachtete von num an ernſtlich darnach, ji) das Berjtänd- 
nis derfelben zu erfchließen. Vorerſt fand er aber zu folhen Studien weder Zeit 
noch Hilfsmittel. Nach feiner Nüdkehr aus Italien mujste er den Grafen Ever: 
hard im feine neue Refidenz Stuttgart begleiten, und wurde hier um 1484 als 
Aſſeſſor des Hofgerichts angeftellt, auch 1485 von dem Orden der Dominikaner 
zu ihrem Anwalt für ganz Deutjchland erwält. Im folgenden Jare fürte ihn 
eine diplomatifche Sendung zur Königswal und — Bart au I. nad) 
Frankfurt, Köln und Aachen, 1487 ein anderer amtlicher Auftrag ind Elfaß und 
zu dem Bifchof von Trier, 1490 finden wir ihm wider in Italien, 1492 hatte 
er den Grafen Eberhard im Bart anf einer Reife nad) Linz zum Kaiſer Fried- 
rich IU, zu begleiten, um von demfelben eine Beftätigung des Miünfinger Ber: 
trags über die Unteilbarkeit des Landes Württemberg einzuholen. Der Kai 
auf den Reuchlin einen bejonders —— Eindruck gemacht zu haben ſcheint, 
ehrte ihn dur Erhebung in den Adelftand und Verleihung des Titels und der 
Rechte eines Pjalzgrafen. Ein noch größerer Gewinn von diefer Reife jhien es 
ihm aber, dafs fich ihm jeßt die tängit erjehnte Gelegenheit darbot, die hebräiſche 
Sprache zu lernen; er fand in dem Leibarzt des Kaiſers, Jakob Jehiel Loens, 
einen gelehrten Juden, der ihn wärend des Aufenthalts in Linz, welcher ſich bis 
ins nächte Jar verzog, in den Glementen des Hebräifchen unterrichtete. Reuch— 
fin warf fid) nun mit Eifer auf das Studium der Kabbala, und eine Frucht da— 
bon war das im Sommer 1494 bei Amerbah in Bafel erjchienene Buch „de 
verbo mirifico“. Reuchlin legt darin feine aus Bibel und —— hilo⸗ 
ſophie gezogenen religionsphiloſophiſchen Ideeen unter der Hülle ſinnlicher Bil- 
der dar. Diejes Werk, das eine merkwürdige Mifchung mittelalterlicher ſcho— 
laſtiſcher Anſchauungen und neuer Ideeen ift, hat Reuchlins litterarifchen Ruhm 
unter feinen Beitgenofjen hauptjächlich begründet und acht Auflagen erlebt. 
Auf die Zeit höfifcher Ehren und Titterarifchen Genuffes und Ruhmes folgte 
num für Reuchlin eine fchlimme Zeit der Bedrängnis und Verfolgung. Sein PN 
und Gönner, Herzog Eberhard von Württemberg, ftarb 1496, und fein ⸗ 
—5* Eberhard der Jüngere, war Reuchlin nicht eben freundlich geſinnt, da bie: 
er früher feinen Umtrieben gegen den älteren Better entgegengearbeitet und des 
jüngeren ſchlimmen Ratgeber, den Auguſtinermönch Holzinger, hatte verhaften und 
in langer Geſangenſchaſt halten laſſen. Reuchlin hatte deſſen Rache zu fürdten; 
er geriet darüber in ſolche Not, dafs er, mehr als einem Manne von guten Ge— 
ziemte, den Kopf verlor. Er flüchtete aus Stuttgart und begab fich nach 
Heibelberg, wohin ihn Johann von Dalberg, Kanzler der dortigen Univerfität, 
eingeladen hatte. Dort lebte er zunächit ald Gajt Dalbergs, wurde aber 
bald (31. Dezember 1497) von dem Kurfürſten von der Pfalz zu feinem Nat 
und zum Erzieher feiner Söne mit 100 Gulden Gehalt und zwei Bferbsrationen 
ernannt. Er hatte dort meben Gejchäften und Studien ein heiteres Leben und 
fand dabei Stimmung, die feit den Tagen feiner Jugend aufgegeben Dichtung 
wider aufzunehmen; eine Sammlung dramatifcher Arbeiten in lateiniſcher Sprache 
zn in Heidelberg. Diefe Stüde waren darauf berechnet, von Schülern zur 
g im Lateinfprechen auswendig gelernt zu werden. Das bedeutendite Stüd 
ift die Komödie Sergius, worin der Feind Reuchlins, der Auguftiner 
verfpottet wird. Dieſe Progymnasmata scenica erlebten 29 Auflagen. Im 
trage des Kurfürſten fchrieb Reuchlin ein Handbuch der ——— und auf 
Anregung der juridiſchen Fakultät ein Lehrbuch des Civilrechts. ch eine bie 
plomatifche Sendung wurde Reuchlin wider zu teil. Sein Kurfürſt war dom 
Papſt Alerander VI. mit dem Banne belegt worden, weil er den Mönchen von 

















ge Erwerbungen. Als er i 
land alte —— ———— 
— em — Sei ——— 


en —* une Bolk zu u u d machte 
berm 
chen ah zur Pflicht, daſs Pe ſich mit der peitigen Schrift 


—— 

Ein Zeugnis für das Anſehen, im welchem Reuchlin ſtand, iſt es 

im Jare 1502 von dem jchwäbifchen Bund zu feinem Richter | 

—— wurde von den Fürſten des Bundes ernannt und hatte 
ren er —— —— —— herren en sum 

—— Reuchlin diejes oft jebr of — Amt, und: gab 5 
Gerichts nach Augsb wurde. 


Bea eg —— find“, ——— — 
den von der Sünde —* = * ke Chriſtus begangen haben, ud 
dauer ae Straje von de heit, mit welcher fie ihre € Läfterung 
täglich erneuern. — er er die Juden durch Liebe und | = 
Ehriftentum zu füren. Im folgenden Jare ra. Reuchlins hebrä 
Grammatik, welche er als der erjte in Deutjchland 
te in der hebräiſchen Sprache Ban gebrochen hat. Er. —* — id 
dieje viel zu gut und fchlieft jein Werk mit den Worten des He 
Fre: ab if vo aere perennius“, Jommen, ber fi) unberRanben Serteibigung 


iſche Sprach in ein Buch zu iren“. Zunächſt ſchien naar ws 
; Reudlin hatte das Werk auf eigene Kojten bei 
lafjen und die ganze Auflage an Amerbach in rn je 3 6 ri 
verkauft, aber Amerbad; Hagte jehr, das 
auptziel war aber nicht die Erlernung er bräi 
der Eabbaliftifchen Geheimlehre. Yu dieſe | 
üren durch feine Schrift vom 3. 1516 „de ne — 
e Ideeen, welche er in ſeinem Werke „de Er rifiee 
Satte, weiter ausfürt. Zalengrößen und ge 
— men —— — die ar 


Offenbarung n 
— Se abe win auch Free Alle auf dieſe feine tab 
—* * ihm die gehoffte Befriedig — 
Bedeutung des Mannes. * 





Ha 


I 


Reuchlin 1er 


üdbleibe, den feine Beitgenofjen verworfen, $ r —— 
welcher —* auch sen an ihn — Brief Neuchlins. mit« 













Da es nicht gegeben worden, fo wolle er oh auf nächfter Meſſe eine 
ee in welcher ex "das Alte auseinanderfegen und Neues, wo 

ufügen werde, dad werde Einigen zum 1 Jin den Biete 
en aber zum Verleumben helfen. Den jerneren Berka 


| are iR feine Freunde habe kaufen müfjen. "Dem 
iin: Br ſchrieb er: jei in dieſer Sache jo trefflic beraten und 

‚ dafs ein Gewaltitreich gegen ihn für feine 
F ate IA. ihn ſelbſt ara * Leicht ſei es, ne zu * 


Be im tütſch a Doctor Johaunſen Reuchlins ratſchlag von —* * 
hern vormals auch zu Latin im Augeuſpiegel — — Tübingen 1512, 

— Dieſe Schrift war *— nur eine deutſche Ausfürung der To 
mipiegel dem Gutachten beige en Erklärung. Diefelbe fand auf ber 
furter Mefje großen ag 2 lei jener Freund Pfefferkorns, der Frank: 
urter Pfe rer Meyer wider verjucht hatte, im Namen des Erzbifchofs von Mainz 
de Ei auf zu verbieten. Sie wurde von dem mefjebejuchenden Fremden bald 
\ Deutſchland verbreitet und der Handel Reuchlins gewann allgemeine 
zu — Von vielen Seiten lamen ihm Glückwünſche, —— — 
——5 u, er möge doch im Kampfe für die Warheit und gegen bie 
lichen Mönche aushalten. Die Kölner erließen mm u win — 
erflärung gegen Reuchlin; fie veröffentlichten das Ergebnis der Prü 

N —* 8 und ftellten aus dieſen und den beiben andern len en Renfting 
die anftößigen und ärgerlichen Punkte in 43 Artikeln, lateiniſch verfaist, Hufe 

Als Einleitung war ein Spottgediht auf Reuchlin bon Ortwin Gratius, 

En der ſchönen Wiffenfchaften in Köln, beigefügt und das ganze dem Kaifer 
Real sEncyflopäbie für Theologie unb Kirde. XII. 46 


34 


720 Neuchlin 
ee 
Sur —— a Sud, —— bee, af Urteil, 
aber nur br 

Die Vertilgun füntfichee —————— hm —— Er⸗ 
— Anſtatt den 

her zu verbrennen, ſolle man fie lieber durch Disputation 
ae Be — 
—— 10 Jare zwei * der a 










dur Sn — — dee mo 8 Du 


re —— —— machte, nicht * pe 
ei —* te aber Pfefferkorn und ia 
—— in Köln. — ne * are durch einen 


ft 1610 an dem — — von Mainz geſchickt. D ——— 
ee an Pjefferforn mit, welcher es nun benüßte, um in einer ', unten 
dem Titel „uanbfpiegeit erjcheinend, Reuchlin und jeine Motive rtigfte 
—* . Er wurde nämlich darin beſchuldigt, er habe ſich * 
den beſtechen laſſen, ein ihnen iges Gutachten zu ſtellen, überdies verfte 
Sn Ye ns — —5* vn * 
vo er n wol gar nicht eigen bon ihm 
ben. Diefe Schmäh tte Biefferforn mit 








in 
Au of fafien; e8 geihah aber nichts, und Reuchlin ‚ieh ſich —— 
—— füre ntlichte 


leitet; «8 —— b 1511 "bei 2 Anshelm in Tü 
—* ———— füct den Titel sr Beh Gegen die VBeichufbigunger 
po Sarg N Habe. Ski — Eh * 
v er n 
—* a Baron der Beftehung, „daſs er all fein Debtage ı ı Juden 
ern von er weder Heller noch Pfennig, weder 
eınpfangen, — noch verſchafft habe, auch — 


der Kirche Uereinftinnien follte; andererjeits beflagte er ich 
eine Belonung unpuehmen. Biees Streben fat Teneßwegs Die Nor Wen 
eine Belonung anzunehmen. Dief a ' dom | 
gehoffte Wirkung. Ex hatte ſich furchtſam gezeigt, und Died erm 1 





=eE 
— 
* 


und Säße aus 
verdreht, anftöhige 
und dadurch Zweifel am feiner * 
ein Verzeichnis der u —* falſch a 
mit ex ſie nach dem Beiſpiele des hi. ren 
n antwortete ber Kölner Satu fan | 
g, ihn vor der Verurteilung zun wollen, und erllärte 
da, wo er geirrt habe, Belehrung annehmen zu wollen, auch exbat er 
der Erklärung, die man don ihm verlange, —— Privat⸗ 
—— gleichzeitig * feinen alten Bekannten Collin ſchrieb, er— 
s Reuchlins Geduld —— Er geſteht darin, u 
* er * ee Ontaten Ärgernis gegeben 2 Sy ; übers 
e 


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se; 
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Ei 


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und den alt 


lifher Ehrijt zu bleiben, " o müfje er dem Berlauf Ki de ha piege 
e — 
Bi —— ollin viet unter dem Scheine der I i —* er 


en in welder ex "Has Alte auseinanderjepen und 


es at gen —— das werde Ein — den en 


n aber zum Verleumden helfen. — erneren Be 


id) beraten und 

75 mie Bela er ine fich, ats gr fi ac ihn für feine 

ler als für i ul zu ers 
5* ſchwer, 9 * —* * abe nicht bioß er er, —— mi fie de 
„Win 


Na f zu verbieten. Sie wurde von den 


Deutichland Yerbreitri und der Handel a en —* a emeine 
Bon vielen Seiten kamen ihm — — run 


lüclwünſche, 8 
— für die arbeit. up Ken 
—5— a en Die Kölner —— ihre * 
erflärung gegen —— —— lol 28 Erge 


8 und beiden andern Schriſten Reuchlins 
und 43 Artileln, lateiniſch verfafst, zuſam⸗ 
men. Als Einl war ein Sp eb auf Beuhlin vor Ortinke Gallus, 


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rk are des Augenſpiegels verkündigen; Neuchlin aber € 

und Beugen, daſs er don fo ungerechten Richtern am den ı 
fire, und das Domtapitel ſchickte einen Eilboten Ai Exz6iichof, ber 
auſhielt, um von ihm einen Auſſchub von einem Monat 3 
der Frift der Bote nicht zu 55 war, 


zu feinem Ziele gelangen zu können. ne ei des 
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Neuchlin | 23 


auf eim Urteil der theologifchen Fakultät in Köln geftügt, Reuchlins Augenfpiegel 
am 10, Febr. öffentlich verbrennen. In Speier wurde erft am 29. März 1514 
das Urteil gefällt, welches dahin lautete: der Augenfpiegel fei frei vom Aeberei 
und der Kirche unjchäblich, dad Gutachten über die Judenb ——— 
war, die Ausdrücke über die —— und —* das Leſen jener Bücher 
erlaubt; Hoogſtraten wurde zum * und zur Bezalung der Prozeſskoſten 
von 111 Gulden verurteilt und unter Androhung des Bannes angewieſen, ſich 
mit Reuchlin zu vergleichen. Die Dominikaner machten ſich wenig aus dem zu 
Speier geſüllten Uxteile; als es in Köln angefchlagen wurde, zerfegten fie es mit 
dem Degen, Um bemjelben eine andere Autorität entgegenzuſetzen fie 
fich am verſchiedene Univerfitäten, und es gelang auch wirklich, don Erfurt, Mainz, 
Löwen und Bari günftige Gutachten zu erhalten. Erfurt hatte fih übrigens mit 
aller Anerkennung über Neuchlin pe ern nur feine heftigen Ausdrucke miſs— 
billigt. An die Univerfität Paris Hatte ſich auch Reuchlin, und zwar noch vor 
den Kölnern, gewendet, durch Vermittlung eines dort fonft einflufsreichen Sreuns 
des, des Jakob Faber Stapulenfi3 und unter Empfehlung des Herzogs Ulrich 
von Württemberg und des Föniglichen Leibarztes Wilhelm Copus, welcher einft 
Reuchlins Stubiengenofje in Baſel geweien war. Aber als die Kölner kamen, 
fanden fie an dem Beichtvater des Kaiſers einen nod) einflufsreicheren Fürfpreder. 
Nach 47 —— wurde der Augenſpiegel zum Feuer verurteilt und wirklich 
verbrannt. Die Kölner aber veröffentlichten triumphirend die Gutachten der vier 


Univerfitäten. | | 
Reuchlin, obgleich in Speier freigefproden, hatte doch keine Ruhe; ex fürch— 
tete, die Dominikaner möchten ihm noch nach feinem Tode den Makel der Ketzerei 
anhängen, Und er wollte ums Leben nicht für. einen Keßer gelten, Die Los— 
ſprechung durch den Bapft jchien ihm die einzige Bürgschaft dagegen, und er vers 
folgte daher feine Appellation an den hl. Stul mit angelegentlichem Eifer. Sämt- 
lihe Alten des Streited wurden nad Nom an den Papft mit der Bitte gefchidt, 
die Sache one viel Geräufch und Koſten endgültig zu erledigen. Schreiben des 
Kaifers, des Erzbifcdyofs von Gurk, des Aurfürjten Friedrih von Sachſen, bes 
He Ludwig von Baiern, des Markgrafen Friedrich von Baden, fünf deutfcher 
Biſchöſe, von 13 Äbten und 53 deutfchen Reichsſtädten unterftügten diefe Bitte, 
indem fie zugleich für Reuchlins erbauliches Leben und Lehren Zeugnis ablegten: 
Der Bapit Leo beauftragte mit der Unterſuchung den gelehrten Kardinal & 
mani, welcher alsbald Hoogitraten perfönlich nad) Rom zitirte, was bei Reuch— 
lin im Betracht feines —— Alters unterlaſſen wurde. Dieſer wurde durch 
Johann von der Wick, ſpäter Syndikus in Bremen, vertreten. Derſelbe hatte 
feine leichte Arbeit gegen Hoogſtraten, der mit dem Abfall der Dominikaner 
vom Bapjt drohte und zugleich gut mit Geld verſehen war. Hoogſtraten erreichte 
wenigftend jo viel, daſs Die gerichtliche Kommiffion auf 22 Richter erweitert 
wurde, deren Mehrzal von Seiten Hoogitratens eingefürt war. Nachdem bie 
Kommiffion vier Siyungen gehalten hatte, jollte am 2. Juli 1516, mehr als zwei 
Jare nach dem Speierer Sprud, in einer Öffentlichen Schlujsfigung das Urteil 
gefällt werden. Der —— des Gerichts, der Erzbiſchof von Nazareth, Be— 
nignus de Salviatis, erklärte Reuchlins Augenſpiegel für unanſtößig und bie 
gegen ihm erhobene Anklage für unbegründet, die übrigen Beiſitzer ſtimmten bei, 
nur einer, der Dominikaner Sylveſter Prierias, der bald darauf in der Sache 
g die befannte Rolle fpielte, jtimmte Dagegen. So würbe der Spruch des 
Kollegiums zu Gunften Reuchlins ausgefallen jein und es fehlte nur noch deſſen 
Verkündigung. Dazu glaubte ed der Papſt doc nicht kommen laſſen zu dürfen; 
e3 ſchien gefärlih, den mächtigen Predigerorden durch eine entſchiedene Nieder: 
zu reizen und. der onehin ſich immermehr verftärkenden Partei der Huma— 
niſten zu einem glänzenden Siege zu verhelfen. Der Papſt erließ ein Mandat 
„de supersedendo“, d. h. der Prozeſs wurde vorläufig niedergefchlagen. Reuch— 
lin, der gar jehr eine feierliche Losfprehung unter päpftlicher WUutorität ge— 
wünfcht hatte, war mit biefem Ausgange der Sache nicht zufrieden, aber er 
wurde entjhäbigt durch die große Teilnahme feiner Freunde und Anhänger. 
46 * 





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erklärt, deſſen V n 

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„Kummer empfinden, Schmerz an den Tag legen“, auch im aktiven Sinne des 
Beklagens, Bedauerns gebraucht, und geht im Neuhochdeutſch zu dem Sinne über, 
den e3 in der gegenwärtigen Sprache hat. | Im 


Neue iſt das Gefül des Schmerzes, das im Menſchen ſich regt, fobald ex 
fich bewufst wird, unrecht, unzweckmäßig oder auch nur erfolglos gehandelt, ge— 
fproden, gewollt zu haben. Sie ſetzt Erkenntnis des begangenen ers immer 
voraus und iſt meijt mit einem Urteil über denfelben verbunden. Sie ift nicht 
Frucht, der Erziehung oder Gewönung, beruht nicht auf Reflexion, ift am ſich 
feine veligiöfe oder moralische Pflicht, bern ein natürliches, ein umwillkürliches 
Gefül, und zwar eim fchmerzliches, ein Gefül der Untuft, da8 der Menfch wider 

ſelbſt richtet. Ihre Äußerungen können ſehr verfchieden fein. Die Reue des 
erjten Menfchenpars äußert fi im Troß, die des erjten Mörders im Berzagen, 
die des gefallenen Petrus in bitteren Tränen, die des Judas Iſcharioth in wil— 
der Berzweiflung; die. des Saul in leichtjinnigem Hinweggehen über das Ge- 
ſchehene (1 Sam. 15,24. 30), die des David in tiefer, demütiger Beugung vor 
dem Herrn (2 Sam. 12, 13. 16), Eine Verirrung muſs es genannt werben, 
wenn man die Neue zu einem dauernden Buftand (pönitenee) macht. So tat 
der ftrenge Janſenismus des Abbe de St. Eyran (Jean Duvergier de Hauranne 
T Re) und. feiner Schüler, welchen zwifhen ihrer ernſten se) en Gna⸗ 
denlehre und IBert affetifchen Bußzucht juft das Mittelglied des fröhlichen und 
getroften Glaubens an den Mittler Chrijtus mangelte; — nces Mes- 
sieurs“ de Port-Royal) famen aus der Bereuung ihrer Schuld nie Heraus, nie 
= einer gewifjen Auverficht ihres Heils (f. das großartige Werk Port-Royal von 

t. Beuve, 5 Bde., Paris 1842—1859). Das entgegengefehte Extrem vertritt 
der naturaliſtiſche Fatalismus, welcher die Reue für eine ber größten Dumm: 
heiten des Menſchen erklärt und dringend auffordert, fi von biefem Wangeſpenſt 
der Religioſität zu befreien; denn wie könne der Menſch über das, was er ge— 
tat, vernünftigerweife Schmerz empfinden, wenn das, was er getan, ii gut 
dasjenige war, was er im gegebenen Moment ungusweichlich tun mufste! Wenn 
dieſe Anfhauung wenig Ausficht hat, jemals die herrichende zu werden (naturam 
furca expellas, tamen usque recurret), jo. ift doch ihr zerftörender Einfluſs auf 
die Bolldmoral unverkennbar. 


Im dogmatifhem Sprachgebrauch ift die Neue (contritio) 7 zar& Feow Abnn 

2 Kor, 7, 10, das Schmerzgefül, welches ans der Erkenntnis, Gott durch die 
Sünde beleidigt zu haben, Pf. 51, 6, hervorgeht., Diefe contritio wirb von ber 
attritio genau wunterjchieden, als welche nur das Übel, die Strafe, die ſchlimmen 
Folgen der Sünde empfindet. Conf. Aug. art. XII. erjcheint fie als altera pars 
poenitentiae: „contritio sen terrores incussi conseientiae agnito peceato*; vgl. 
Apol. V. Es iſt hier nicht der Ort zu zeigen, aus welcher Berrüttung und Ber: 
rung die Lehre von der Buhe durch die Reformation zu ihrem waren eban- 
gelifhen Sinne hergeftellt wurde. Nur daran 5 erinnert, daſs die Reue, wenn 
auch ihre tägliche Widerholung dom Chriften geforbert wird, doch ſtets nur einen 
Durchgang bildet, daſs die ſchmerzliche Gefülserregung durch einen Willensakt ab» 
gelöft werden muſs, mit welchem der Ehrift die Sünde von ſich ſtößt und gläus 
big der Gnade Gortes ic übergibt. Wo 08 zu diefem Willensakt nicht kommt, 
bleibt die Buße unvollftändig, die Reue unfruchtbar und vergeblich. Unevange— 
liſch und insbeſondere der Taufgnade abträglich erfcheint e8 auch, wenn, wie von 
Merhodismus gefchieht, ein bejtimmter Grad des Bußſchmerzes als notwendig zur 
Erlangung der Vergebung feftgefeßt, und vollends, wenn auf gewiſſe äußere Bei- 
chen und Geberven der Reue gedrungen wird. Ein ängftlich > gefegliches Wejen 
im beiten, im ſchlimmen Fall Heuchelei und Gelbitbetrug find die Folgen dieſer 
menfchlich ausgeklügelten Methode, die an die Stelle der evangelifchen Heilsord- 
nung ſich drängen will. Was dabei namentlich; außer Acht bleibt, ift die große 
Verſchiedenheit der individuellen Naturen und ihres Gefülslebens, fowie des Maßes 
der vorausgegangenen Verfündigung (dgl. Dorner, Ehriftl. Glaubenst, TI, &.727 ff.). 
Um die ware und heilfame Rene mujs der ChHrift bitten; fie ift wie alles, was 


726 Neue Neuter 


ur um Be arren in der Gnade eine Gabe und um, 
—— — ee Mar 
Reue nennen wer auch die Unluſt, die uns befällt, wenn wir u yırter 
























un Nor Bi * 

lerwinten Si tdie eni | 
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Seren. 4, 28 Hai. 24, 14; — N, Be zeugt. —* Kite; 
Die en —— Kr in Betracht kommen, teilen 


je, ae ac — ion enftichen Sf mit dem 


hlechtes und 
35 die ln ertenfung zum nie: nnd in ie wo Bu vor einem Gtre 
beſchluß zurüdfommt und t:2 ‚14; ®f. 106, 45; Ier. 18,8. 10; 
— 10; TE, An A — 2 
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lichkeit tlichen 8 und Willens * Fa —— dieſelbe als eine ft 


Gott den im Menſchen vorgehenden Ände unbe! 
Kg — oder der Abfa — 

zu ihnen, io wäre Gottes —* 
ee Die heilige Schrift aber wi 


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— —— Beigefhmad ws en Die Reue Got 8’ u 

der Entwidlung der Menſchen überhaupt, 1 
—— Sauls 18 — 1 Sam. 15; und an den e 

onehin nur feine Bereitwilligfeit, fein Berhalten dem men —* 

bereits ausgeſprochenes Gericht unvollzogen * laſſen, wenn hie ® 
ihren Bwed erreichte, oder ein zugefagte® Gut zurückzun 
heißung wirkungslos blieb. Nur eine ganz äuferliche 
des Gottesbegriffes fann fich daran jtohen. 


Neuß, kirchlich/ ſtatiſtiſch f. Thüringen, Keith. * 
Nenter, Quirinus, Schüler und Na des Zachar. Urf 8 in Sei 
et H der — 5 558, erhielt er 





Nentr 727 


deſſen weis 
ium in dem 


übernahm die Rechtfertigung des vielfach angefochtenen Mannes, deſſen Schwan: 


ftination und der Perſeveranz der Gläubigen, fondern auch die Trinitäts- 
lehre verteidigt. | | 
de Zwei Jare war Reuter in Breslau, mannigfach angeregt und ſelbſt anregend. 
Melch. Adam ſchreibt ihm im dieſer Zeit auch die Verabſaſſung der Schriit De 
significatione cometarum zu, die durch den Kometen von 1577 veranlaſst wurbe, 
der die Gemüter in Unrube verſetzte. Nach Gillet a. a. O. II, ©. 308 f. ift fie 
von Dudith und herausgegeben von Joh. Mic). Brutus. Auf Befehl Johann Ca— 
ſimirs wurde Reuter durch einen Brief Toſſans ſchon im Frühjar 1582 nach Neu: 
ftadt zurüdgerufen, Urſinus bot ihm einftweilen fein Haus an, Die Abreije ver: 
äögerte ſich indeſſen fajt ein Zar. Dudith ließ feinen jungen Freund nur ungern 
ichen; er verfah ihn reichlich mit Mitteln und verſicherte ihn feiner beftäudigen 
eundichaft. Neuter blieb auch mit dem Breslauer Freundeskreife in fteter Ver— 
bindung und mehrmald wurden von dort Fünglinge zu ihrer Ausbildung nad) 
Heidelberg geichidt. 
Als Reuter nah) Neuftadt zurückkam, traf er Urfinus nicht mehr am Leben; 
er war kurz vorher, am 6. März 1583, gejtorben.  Dudith machte ed dem Schüler 








Date] 





Me Bann 


1010, noch nicht 55 Ime 


im u Sa 













Bifontieeh Tintoerfn Univerfal-Leriton; Jo en Seh — 
torum in academia, H er 1786, 4°, p. —* 


tif, Doktor der l., Erzbifchof von 
—— Ki * In Malmö Es en. ie CE 


—— ſtand er —— — Mutter ————— 


Neuterdahl 729 
ben laug innig verwandt fülte, und deſſen fchlichte, tatkräftige Gediegenheit einen 
Grundzug feiner Perfönlichkeit bildete, Elf Jare alt ſah er fich verwalft und 
bilflos; aber „gute Menfchen“, wie ex ſelbſt jagt, nahmen fich des wifsbegierigen 
Knaben an, fodafs er außer der nötigften Pflege auch ferner den auf die Unis 
yerfität vorbereitenden Schulunterricht genießen konnte. Jedoch blieb feine Ju— 
gend eine entbehrungsvolle; und wur unter den größten Anftrengungen, welche 
zwiſchen der Sorge für feinen Unterhalt und den eifrigiten Studien geteilt wa= 
ren, gelangte er im 3.1817 zu feinem nächiten Ziele, nämlicd; der Erwerbung der 

de auf der Univerjität Lund. Er war ein Jüngling, der durch feine 
umngewönlich vielfeitigen und gründlichen Kenntniffe, ſowie feine eifterung, für 
ideale Zwede große Hoffnungen erwedte, weshalb der Profefjor Ahlman ihn an 
die Univerfität zu feſſeln ſuchte. So wurde er denn jchon in dem genannten 
Jare zum Docenten an dem dortigen theologiichen Seminar ernannt, wo er ins— 
a ah in den orientalifchen Sprachen unterrichtete, im J. 1824 zum außer: 
tlichen Adjunkten in der theologifchen Fakultät, zwei Jare darnad) zum 
Präfelten des Seminars, einer Stellung, mit welcher ein länblihes Pfarramt 
verbunden war *), Im J. 1830 erhielt er das theologiiche Doftorat, und wenige 
Jare nahher das Amt des erjten Adjunkten der Theologie, womit zugleich anftatt 
des gen ein anderes einträglicheres Paſtorat der Rachbarfchn t ihm über: 
tragen wurde, Im J. 1838 ward er Ober-Bibliothefar der Univerfitäts-Biblio- 
thef, um deren zwedmäßige Orbnung er fich jchon vorher verdient gemacht Hatte, 
wärend er ihre Schäße für fich felber im weiteften Umfange ausbeutete. Jedoch 
fonzentrirte er jich bald, jodajs Kirchen: und Dogmengeſchichte fortan fein eigents _ 
liches Arbeitsfeld wurden. | 
Die Impulſe zu tieferer theofogifcher Ausbildung und Befeftigung erhielt 
er vom Auslande her. Namentlich war es Schleiermachers Glaubens ehre, welche 
ſchon auf des Jünglings empfänglichen und bildfamen Geift den mächtigften Ein- 
Hufs übte, und ihn ebenfofehr gegen den rationaliſtiſchen Unglauben, welcher auch 
in die ſchwed. Kirche eingedrungen war, ald gegen eine tote Kirchlichkeit ſchützte. Er 
eignete zugleich die dinleftifche Methode und den Gedankengang des deutfchen 
Meiſters an, ſodaſs jich auch in fpäteren Jaren, bei der Auffaffung der wichtigften 
Lebensfragen, die Nachwirkung Schleiermacherſcher Anfchauungsweife bei ihm nicht 
verfennen ließ. Indeſſen war es fein gefchichtliher Sinn, welcher es ihm un: 
möglich machte, der genannten Glaubenslehre in ihren Einzelheiten — mmen. 
Reüterdahl iſt im weſentlichen dem Bekenntnis der Kirchenlehre fein Leben lang 
treu geblieben, fur aber immer fort, mit der deutſchen Wiſſenſchaft, ihren Näm: 
pfen, ihrer ganzen Entwidelung, in febhafter und fruchtbarer Berürung zu ftchen. 
Am $: 1835 unternahm er eine längere wifjenfchaftliche Neife nach Deutfchland, 
anf welcher er mit einer Auzal der angejehenften Theologen und anderer Ge— 
lehrten in nähere Verbindung trat. 
Allle ihm verlichenen reichen Gaben widmete er feinem Berufe als alademi— 
cher Lehrer. Viele Geiftliche des jüdlichen Schwedens, befonders in dem Stifte 
Lund, gedenken feiner mit dankbarer Verehrung und Liebe, zumal er auch im 
perjönlichen Verkehr den Jünglingen gern aus der Fülle feines Wiffens mitteilte 
und fie zu eifriger Arbeit für das Reid) Gottes amregte. 
Mit diefer akademischen und jener ihm zugleich obliegenden, ſehr ernftlich 
eübten feelforgerlichen Tätigkeit begann R. frühe auch die litterarifche zu ver- 
inden. Gemeinfchaftlicd mit feinem geiftvollen Kollegen 3. 9. Thomander (nad): 
herigem Biſchof von Lund), auch Bergquift u. a. gründete er die „CTheologiſche 
Quartalſchrift“ (1827), und blieb fortwärend die eigentliche Seele diefes wiſſen— 
ſchaftlichen Unternehmens, welches durch warhaft freifinnigen Geift und Mannig- 


*) Diefe Einrihtung befteht von Alters ber ſowol in Lund als in Upfala, und bezeich— 
net bie innige Verbindung, die zwiſchen der theologiſchen Fakultät und der Kirche flatifindet. 
Übrigens fteht dem Profeffer ein „Romminifter” zur Seite, welcher einen großen Teil der pa— 
ftoralen Amtsoblicgenheiten übernimmt, 





730 Neuierdahl 


ltigle a an ur ee ſowie duch 
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hört, auf —* — ſie f 
nte, fie 






Kirchengeſchichte di iche 
ſehen auf die zweite‘. Neuterbahl verhehlt aber.a 
im runde fremdes Interefje mit bejtimmt worken 3 
Moment, Bo6 mit näher oder e 


ten, bt 
in gang, und gar chen Se, meh Te fie Abe Bag in ei 
die bu weile m ichen Dingen fie efchäftiaen 
N Bat hie Eipwäche desjeiben — 
ward um a am 
allzuf it weltfi * m durchzogen, Beinen | 
al, von Liebe —— — hdrur u x 


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Erinnerungen der Gejchichte desjelben erfüllt, mar ee v 

Tatſachen —— aus weniger beachteten Quellen ans Licht zu 

die Reſultate angeftrengter Unterfucung die geſchichtliche 
—* 


wie im ganzen feſtz — hatte er feine Freu a 
Hafted Etzeben geni Diefe Treue im Heinen, di —F 
er des —— entſchüdigt einigermaßen fi 
gruppirender, warmer und erwärmender Schilderung t 7 
*) Einen beträchtlichen Teil dieſes erſten Bandes hat M berhof 
Ansgar oder ber ra bes Chriſtenthums in Schweden, 
Überjegung herausgegeben, nr 


Neulerdahl 731 


Kine i » 
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— —— — ham 55 * —* Nicht 


f 2 1844 ward Nenterdaht * Profeſſor der Theologie ‚im — er 
teineswegs auf das geſchichtliche —* ———— wo te. Davon zeugt 

u. a. der Umftand, dafs er ſchon im 3.1837 eine „Encyklopäd ie Dersthenfäpier 
ber ‚ in welcher er fih an —— —3 anſchloſs. ee ‚Zeit feiner 

tigfeit, welche mit. der erwänten Beförderumg nicht einen neuen 

vielmehr bald zu Ende gehen jollte, wird umgeachtet der glängenden Ste 
he an ihre Stelle traten, dennoch als die goldene Zeit Reuterdahls, des Theo- 

—— des Mannes der Wiſſenſchaft, bezeichnet. Hatte er doch von Kuren 
—— Proſeſſor eine ſehr hohe Anſicht. Er erblickte ſeine Aufgabe darin 
eine Geiſtlichleit heranzubilden, welche durch eine warhaſt geiſtliche Sefinnung, 
durch VBegeifterung für das Neid Ehrifti, durch gründlich —— und allge⸗ 
meine Bildung, ſich unter dem Volke aller Stände als Licht und Salz bewären 
— „Auch unſere alte Heimat“ — ſagte er — „bedarf jo * wie andere Län⸗ 
der der Verjüngung. Wir wiſſen aber nicht, wie dieſe anders —— zu nr 
fein könnte, als durch eine Geiftlichteit, ne ein Berjtändn 

er Forderungen bat, aber ebenjowenig, wie eine ſolche elle .- 
kommen { foll, e& fei denn durch eine befiere Bildung, welche vor Allem anf der 
Univerfität muſs gewonnen werden. Darum ijt —* Walſpruch: man mache die 
Univerfität fo tüchtig, jo vollſtändig, ſo wirkſam wie möglich, und innerhalb der— 
jelben nehme man insbeſondere der Theologie war, um ihrer ſelbſt umd um der 
Geiſtlichen willen, deren Tüchtigkeit Ex —— iſt für das veligiößsfittliche 


ze der Nation, alfo ihr wares W 
ber jo warm aud) Reuterdahls Sen ie die atademifche BWirkfamteit Kot, 

fo ſchwer e3 ihm jallen mochte, die Arbeit an dem begonnenen Litterarischen Un— 
ternehmen jedenfalls fortan ſehr einfräufen ‚zu müfjen, jo große Anerkennung 
er gerade als Mann der Wiſſenſchaft genojs **), dennoch glaubte er einem 5 
un Rufe folgen zu müſſen, als ſich die „Ratsmännite Saufban ihm öffnete. Das 

praftifche und abminiftrative Geſchick, und die Pflichttreue, die ex bisher ala Mit- 
des Konfiftoriums bewieſen hatte, das herzliche Vertrauen, das die Geift- 

1 des Stiftes zu dem verehrten Lehrer und Freunde hegten, hatte die Wir- 
fung, daſs er im J. 1844 zum Ubgeorbneien des Stiftes für den damals nach 
= octholm einberufenen Reichstag erwält wurde, Und aud hier bewärte er un— 
ter den mancherlei, teilweife von dem Firchlichen Gebiete weit abliegenden Ver— 
Handlungen die Klarheit feines Urteils, die Wärme feines Patriotismus, da 
feine große —— und warhaſt elaftifche Arbeitskraft in ſolchem Grade, da * 
nachdem er im Jare 1845 zum Dompropſten in Lund ernannt worden, er auch 
zu den nachfolgenden jtändifchen Neichstagen durd die Stimmen der dorti 
J Eolen wider und wider erkoren wurde. Unbedingter Freund einer ſol 





















2 Bon dem zweiten Banbe erſchien bie erſie Hälfte 1843 (mit einem Anhange 

t ſchwediſchen Siegel. Ein Beltca zur ſchwed. Kultur: und —— 2 S. >). 
b He Hälfte des Briten Bandes (Schweden un 
Galmar:Inion) 1863, 521 ©,, die zweite Hälfte 1863, 5 

+) Kur; nad ber Herausgabe des erflen Bandes feiner —— Kirchengeſchichte wurbe 

er zum titgfiebe ber Stodbolmer fol. Afademie für Geſchichte und Altertumsfunde, ber wil 

ſenſchaftlichen Akademie zu Upfala, . Raul —— Geſeuſchaft zu Fund, und im Laufe 

jer Zeit, einer Anzal fitterarifcer und —— ellſchaften, a 2 Auslande ernannt, 

it 1852 gehörte er auch dem Kreife * — Arademie” 















J ig jo \ 
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Be —— mid — 
Suse, De —— —— und 

ke en re ) 
ing, mi ser in 
* — "oufB ungerechteft ie 
beurteilte, —* uns a —— 
Fr „der alte ET 
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id) wa ‚ fondern auch 
die 1 fern Teilnahme und Fürforge gewidmet. Als ( 
fowol höheren als Ze Schulweſens übte er allerdings n 
doſs jein väterliches Wolmeinen ſich — 
In die Zeit hr erzbifchöflichen 


Pd nt En; von 2 ſelbſt — war, Bemale ab ab En 


angenommen, nad welder fortan die Seiftfihteit — i nes * 


Meuterbahl 10 Revolution, franzöfifihe 733 


follte, als folche einen integrivenden Bejtandteil des —— zu bilden. Die 

Reform erhielt im Juni 1866 die königliche Beſtäti Als = 
ſchwediſ Geiſtlichkeit mujste Reuterdahl ſchweren e alte Ordn 

welche ihm bisher als Hort des bürgerlichen und cn den Woles osgoken Set, 

mit zu Grabe tragen. Er ordnete jeine perjönliche Anficht und 

Allgemeinen unter. „Der Mann im Silberhar* — jo fpricht eine Stimme aus 

— „erichien wie ein: Bild der alten Zeit, welche ernſt und gelafjen 

der neu aufgehenden Zeit ihre Hand reicht“. Im September 1868 hielt er, ges 

der neuen Orbnung der Dinge, die erite —— — — bei den 

hmern tiefe Eindrücke zurückließ. 

Seine mannigfachen, bis in den letzten Abſchnitt feines Lebens ſich fort⸗ 

den Verdienſte wurden auch durch bie größten äußeren Auszeichnungen an- 

Schon 1849 zum Ritter des fgl. Nordfternordens ernannt, wurde er 

in. den folgenden Zaren Be und jedesmal ehrenvoller deforirt. Diefe Aus: 

ngen hatten für ihn, welcer allem —* runke abhold war, ihren Wert be— 

nur als —— ves Wolwollens, ja der Freundſchaft, welche der reich 

—— Karl XV. (18591872) ihm Bis ans Ende bewarte. 

Meben jeiner amtlichen Wirkjamfeit wufste Neuterbahl immer einige Frei⸗ 

Runden | ‚die Pflege feiner Jugendliebe, der kirchengeſchichtlichen Studien, zu ges 

rei Zeile jeines — unvollendeten —— der —— * e⸗ 


ka —5 — En er oft ernftliche Eorge une die hen Bulunft, weiß 
Erfchütterungen der äußeren und inneren Welt, ee in een 


8 , 
—— zu dem Herrn, welchem er hier gedient hatte, 

Boritehender Biographie Liegen: folgende zwei Beröffentihungen zugrunde, 
beibe von dem Dompropit und Proſeſſor zu Upfala,. Dr. Tore fan og 
erg vid Erfebiäfopen Dr. Henrik Neuterda [8 gordfäftning i —— 

Domprfa d. 8. Juli 1870*; und „Minnestal öfver Erkeb. Dr. H. u vid Breit: 
* i Upfala d. 18, 19 od 20. "Juni 1873*, Stodholm, 


Revolution, frangöfifche, in kirchlicher Beziehung. Die gewaltige Bez 

wegung, welde gegen Ende des vorigen Jarhunderts das franzöſiſche Statsweſen 

exte, war zunächſt gegen den mittelalterlichen Feudalſtat gerichtet. Da 
dieſer aber mit dem römiſch-katholiſchen Kirchentum enge zufamme , —— 
die zerſtörende Wirkung natürlich auch die Kirche mittreffen. Dazu die 
Lehrer und Schriftjteller, welche die Orundlagen der. bejtehenden —— 
unterwülten, zugleich auch ihre Angriffe auf die Kirche * re —— pr 
die pofitive Religion überhaupt richteten. Der Unglaube an die p 
der ne die fittliche Leichtfertigleit, welcher die Sittenlehre des Ghriftentumg 

eine lä Feſſel war, trafen —— mit der Vorausſetzung, daſs die Geiſt— 

Bien wicht aus Überzeugung von der Warheit ihres höheren Berufes, — 

aus Egoismus und Herrſchſucht an ihren politiſchen Vorrechten, an ihren 
noffentehaftlichen Einrichtungen, am ihren Befigtümern fefthielten. Wie die ie 


t des States den Anſt revolutionären 

Bla ste, (m er Ar Ye ee 
1 * m 

zu retten, griff man —* * Gütern Ar ae * und man glaubte 


erlauben z da man ern nd ihre Im 
Wan a in —* Sue et, anzufehen. 
pr —— es ch und um die pe — 
ung de⸗ s. Man war im den höheren Kreifen | 
—— en, der Klerus ſei durch ſeine * 
ſolidarifch mit dem ladet verbunden, ex müſſe deshalb bei * 
zwiſchen Adel und Volk auf Seite des erſteren Annahme er 


















ae a aa e populär werden zu wollen. Bei ber Frage 
eva Ma ei er Sand hu) Die Mchanplnng un 
unen werben was e 
jtüßt wurde, Kr her, Se nicht —— fondern nur | — Bach el: 
ee is One Ks et eher ee igtes. nerteibigte = 
[4 n ein be \ 
Sieyes 1. zurief: * ee frei fein aba gerech 
jo murbe doch) am 10. Auguft der Kirchliche Zehnten one Entjd | 
ei, gen man fich bereit erklärte, die Geiftlichen aus der € 
— zum: — zu kam das Snterffe der Kirche wider im? 
enſchenrechte, Greoͤgoire mit Mühe —* 
— a bie —2—— eigleite me mit den Worten: „E 
et sous les ices de l’ötre su 








ftört.“ 

—— den Vorichlag des A teren 

der darauf antrug, das Gilbergeräte der — ur Erxleid 
verwenden. Er ſchlug diejen unnüß vergrabenen J 1 
fen an. Der Erzbifhof von Paris rer zu und 
man folle die Bi . und kirchlichen Behörden ermächtigen, 
ftändigen. des Kultus umentbehrlich jei, auszuſonde 
in die Dein täten —— Das großmütige Anerbi angeno 
und am 29. September 1 in entſprechender Beichlufs ge e 
des Ordens von Clugny, ——* das Mofter Saint Martin ——— 9 
bewonten, erließen an die Nationalverfammlung eine Zujchrif in fie 
alle Güter Ordens anboten, wenn man jedem ein 


mM ine l 00 —— 
—5— en * 8 Ce Bean vn 5 mit allen? 


Revolution, franzöſiſche 735 


in immer verjtärkten Maße hervortretenden Finanzverfegenheiten, befonders die 
anf feine Weife zu bejchwichtigende Schwierigkeit der ſchwebenden Schuld fürten 
im Herbit 1789 zu einem großartigen Angriff auf Die Güter der Kirche. Die 
ittene revolutionäre Stimmung begnügte ſich nicht mehr mit einer freund: 
Bürgſchaft der Kirche, jondern wollte ihrem Haſs gegen Kirche und 
ftlichkeit durch Beraubung derjelben Genüge tun. Unter den Gebildeten war 
Boltaires Denkweife, die in der pojitiven Religion nur Aberglauben, in der Lehre 
der Kirche Pricjterbetrug und in der Geiftlichkeit nur unmüße und verderbt 
Glieder der menjchlichen Gefellichaft ſah, jehr verbreitet, man freute fich, an dem 
Klerus für alle Geiſtesbedrückungen Rache nehmen zu fünnen. Dem demokräti— 
Sinne derer, welche die Menfchenrechte fejtgefeßt hatten, war eine fo mäch— 
reiche KHörperfchaft, wie die Kirche, onehin ein Dorn im Auge, und man 
, dafs man jet eine Beranlafjung habe, den Standesvorredhten der 
‚Konfiskation ihrer Güter ein Ende zu machen. Das Merfwürdigfte 
‚ dafs ein Mitglied diefes Standes, ein Würdenträger der Kirche, im 
es mit den Vorrechten des Standes doch am Ende fei, der allge- 
"Stimmung den Ausdrud verlieh. Es war der Bischof von Autun, Tal- 
der am 10. Oktober 1789 den Antrag ftellte, den dritten Teil der kirch- 
Einkünfte für Statszwede in Anfprud zu nehmen. Er begründete feinen 
rag damit, der Klerus fei nicht —— ſondern nur Nutznießer. Der 
bon jeher ein Hoheitsrecht über die Körperſchaſten in feiner Mitte 
‚ und es ſtehe ihm zu, die beſonderen Aggregationen derjelben (die reli— 
Orden), wenn fie ihm fchädlich oder unnüß dünken, aufzulöfen, er) he 
r 


Rasse 


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‚über ihre, Eriftenz jchließe notwendig ein ausgedehntes Recht ü 

Güter in fih. Uberdies machte er geltend, mad) dem Prinzip der Kirche jei de 
Inhaber der Pfründen nur der Verwalter der Kirchengüter, er dürfe nur das 
ftreng Notwendige für fich verwenden, der Neft gehöre den Armen oder dem Got- 
teshauſe. Der Stat nehme nun die. Verwaltung des Neftes für fi in Anſpruch 
umd lafje der Kirche das Notwendige. Wenn der Stat die dem Geiftlichen one— 
—— Verwaltung des UÜberfluſſes beſorge und die Verbindlichkeiten erfülle, 

ie daran haſten, wenn er die Spitäler erhalte, die Werke der Woltätigkeit aus— 
übe, die Kirchen ausbeſſern laſſe, fo ſeien die Zwecke des Stifters erreicht und 
alle Gerechtigkeit aufs jtrengite erfüllt. ’ 

Die Einkünfte der Kirche berechnete er auf 150 Millionen, zwei Drittteile 
wollte er der Kirche laſſen, das übrige Drittteil gehöre dem Stat und werde hin— 
reichen das Defizit zu decken. Mirabeau, der nicht gerade den leidenſchaftlichen 
Haſs gegen die Kirche hegte, wie jo viele Mitglieder der Nationalverjammlung, 
aber fie von der Bildung überflügelt und der inneren De nahe glaubte, 
verfocht ebenfall8 den Ausſpruch des States auf die Güter der Kirche, die i 

mberd willlommen waren, um für die Schöpfung des Papiergeldes, die er im 
“hatte, einen tüchtigen Rüdhalt, eine Kreditgrundlage zu gewinnen; er ftellte 
daher am 12, Dftober den Antrag, die Nation möge erklären, dafs die Güter 
der Kirche Eigentum der Nation ſeien. Es entjpann fid eine lange, ernfte und 
zuiebt ftürmifche Debatte über die Kirchengüter, bei der der ganze Haſs der ges 
Klaſſe gegen die Kirche und Geiftlichkeit zum Worte Fam, Gieyes, die 
Abbés Maury, Montesquien und mehrere Prälaten verteidigten dad Recht der 
Kirche mit Ernft und Nahdrud, auf der anderen Seite jtanden außer Tallegrand 
und Mirabeau, der Abbe Grögoire, Treilhard, Dupont, und fie gewanmen bald 
Mehrheit von 586 Stimmen gegen 346. Erjt am 2. ember konn⸗ 
ten die Verhandlungen gefchlofjen werden. Das Ergebnis war ein luſs der 
Nationalverfanmlung des Anhaltes: „Alle kirchlichen Güter ftehen zur ng 
der Nation mit der Berbindlichfeit, auf eine angemefjene Weiſe für die Rojten 
des Kultus, den Unterhalt der Kirchendiener, die Unterftügung der Urnen zu 
forgen“. Für den Gehalt der Kirchendiener wurde, abgefehen von der Wonung 
und den dazu gehörigen Gärten, 1200 Livres als Minimum feſtgeſetzt. ee 
Tage nachher gab der in feinem Palaft gefangen gehaltene König feine Zuſtim— 
mung. Der Klerus fand bei diefer Niederlage im Volke wenig Teilnahme und 


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29. Mai1790 begann. D 


Nebolution, franzöſiſche 237 


ſchloſſene Mojorität jtemmte ſich umerjchütterlid dagegen. Man wollte feinen 
befonderen Stand des Klerus mehr anerfennen, der 400 Mifionen bieten Tünnte, 
Wärend die Berfammlung im beiten Zuge war, die Anfprüche der Kirche zu be— 
tümpfen, erfolgte underjchens eine Diverfion —* en Gunsten, Als der Abt 
wien feine Rede zur Verteidigung des don Az in a mit der 
loſs, er jage nichts mehr, es fei 0 (irn an e3 in den bejon- 
deren Comites fejt beſchloſſen, da trat ein ehrlicher fratifcher Karthäuſer⸗ 
mönd, Dom Gerles, auch ein Mitglied des Firchlichen Ausfchufies, mit dem Wor- 

—— man folle zur Beruhigung derer, welche für den Bejtand der Religion 
beichließen, daſs die —— apoſtoliſche und 5* Religion für 
immer die Religion der Nation bleibe und ihr Kultus allein der vom Stat aus 
torifirte jei- Dies war das Signal zu einer ftürmifchen Bewegung, die Mehrzal 
wünfjchte feine politifche Garantie des Kirchenglaubens, und doch wollte man den 
Glauben auch nicht offen al3 aufgegeben erklären. Man fagte, die Tatfache fei 
umgmeifelboft, man e nicht erft zu defretiven, wenn man nicht den Fa— 
natismus aufregen wolle. Der Klerus — wenn man die Ta aner⸗ 
fenne, ale u. fie „nis ——* er —— ni a Sin 
teren. rg igion eben laſſe an einige e hin 
und xte für und wider die Motion Dom Gerles, und bei end- 
lich in Sipung vom 13. April 1790, daſs in Betracht, daſs die National- 
verjammlung in Sachen der Neligion und des Gewiflens doc feine Gewalt aus: 
üben wolle und fünne, man über die vorgebrachte Motion nicht beraten Lünne 
und zur Tagesordnung übergehen wolle. Das Kapitel von Paris und die Mit- 
der rechten Seite der Nationalverfammlung vereinigten ſich zu —— 
welchen — —— * —— und msi, —* * 

und das Vo er bedro on au 

— die Stadt Sisnes erlich eine bon 6000 Unterfehriften bebe die Ge 
Härung an den König und die Verfammlung, worin fich die —52 Tr 
die katholische Statöreligion verwaren; im Nantes und Rennes kam es zu äns 
Demonftrationen. Die Nationalverfammlung aber kehrte nach jener Abs 
ber Motion von Gerles zur Tagesordnung zurüd und — ſich in 
den Sißungen vom 14. und 19. April mit großer Malorität dafiir, dafs die Ver— 
waltung der kirchlichen Güter vom Stat übernommen werde, den Direktoren ber 
3 und Diſtrikte übergeben, fir 400 Millionen Livres Güter verkauft 


und die Geiftlichteit in Geld befoldet werden follte. 


Neben dem finanziellen Gewinn, den man bei dieſer —— zu —* 
gedachte, war ein Hauptzweck die Berftörung einer verhafsten, mächtigen, ari! 
kratiſchen En Den Klerus ſah man nicht nur ald den Träger alten 
—* 8 an, ſondern als den Eckſtein des Feudalſtates, deſſen Vernichtung 

iel ber ganzen politischen Bewegung war. Um die beabjichtigte Auflöfung 

Der Kirche zu vollenden, mujste man er ihre bisherige Verfaſſung a * 
und am übrig gebliebene Material in die Ordnungen des neuen Stated ein 

ng follte Die jogenannte Givilfonftitution des Klerus — 

Der Austchufs Di. einen Blan dazu entworfen, deſſen Beratung am 
e Bal der Bistümer follte von 134 auf 83 herabgeieht 

werden, auf jedes Departement ein Bifchof, Eine neue Einteilung der Parochien 
ward unter Leitung des Biihofs und der Departements: und Diftriktsverwaltung 
entworfen. Der Biſchof follte der unmittelbare Pfarrer der Gemeinde fein, die 


‚er bewonte, und anftatt * bisherigen Kapitels eine beſtimmte Zal Vltare be 


fommen, bie feinen Rat bilden follten und deren Gutachten er bei jedem Alt der 
—— haben würde. Die Biſchöfe ſollten von Wal⸗ 

gewält werden, welcher die Mitglieder der Departementsverſammlung er 
nennt. Sie jollten bie fanonifche Einfehung von den Metropoliten oder dem 
älteften — der Provinz erhalten. Es ſollte ihnen ausdrücklich verboten ſein, 
die igung vom Papjie nachzuſuchen. Die Wal der Pfarrer wird ben Als 
tipbürgern —* Diſtriktes zugew en die one Nüdficht auf verfchiedene Religion 
und Fonfeffion walberechtigt find. Der Pfarrer ſoll beftätigt werden vom Bischof, 


MealsEncyllopäbie für Theologie und Kirde, XIL 47 










a —* Ian — — =; 
Beten ——— ankreich amt de Stut nüpfen. 


* Bopft antivortete am 17. Muguft 1 





— 


‚er das Wcfutar ice biefer Beratu ng —— 
— — geben. Wärend der Papſt bie Seife‘ 3 
der, on der mijstrauifch 


um eine —— gedrängt, man forderte ‚gebieterifd m 
Sie cin fonftitution unterzeichnen. Er tat e8 nad) pe 
nn ujt 1790, 5 G 


—— aubgeipeocen — — it dorf 


ee 


pub. A Thein 1. Parle 1807, 
er, 1, 
ee a en ete., I, p. ! 


Revolution, fran zöſiſche 739 


fhöfe der Nativnalverfammlung um ihren Rat fragen, die übrigens ſchon unter 
bem 2, Aug. 1790 eine Erklärung * — ihr Verhalten gegenüber Es 
der Nationalverfanmlung an den Papſt abgejandt —— worin ſie —— 


epeävorjölag ein, welcher allen Biſchöfen und Priejtern einen Eid des Ge— 
horſams gegen Di igern⸗ 
den mit Entlaſſung von ihren Stellen bedrohte. Einige Mitglieder der Rechten 
verlangten dringend deu Aufichub eines Beſchluſſes, aber Mirabeau und Barnave 
drängten zur Entſcheidung. Erſterer hielt bei diefer Gelegenheit eine feiner ge- 
waltigſten Reben, mit leidenfchaftlichen Vorwürfen gegen den Mlerus beginnend, 
aber doch mit einem milderen Vorjchlag ſchließend. Sein Vorfchlag hatte den— 
felben Zweck wie Voidels, war aber darin milder, daſs er den widerfeglichen 
Geiftlihen Frift zum Widerrufe ließ. Die rechte Seite der Verfammlung, die 
durch feine Rede ſehr aufgereizt war, merkte die mildere Faſſung feiner Ka 
vorſchlüge nicht, wärend auf der anderen Seite der janfeniftiihe Deputirte 
mus mit feinem Fanatismus gegen das Papſttum, die VBerfuche des Abbe Maury, 
die Verfammlung milder gegen die Kirche zu ftimmen, zu nichte machte. Der 
Antrag Voideld, der die widerjeglichen Geiftlichen als Rebellen mit Abſetzung 
und Berhuft der —— Rechte und beſonderen Strafen für — der 
öffentlichen Ordnung bedroht und die Beſchwörung der Civilkonſtitution unbedingt 
gefordert hatte, ging am 27. November 1790 duch. Der König, der num aud) 
diefes jo ſchwer auf den Klerus drückende Deich bejtätigen follte, geriet in neue 
Unruhe und bat den Erzbiſchof von Wir, eine Denkſchrift zu entwerfen, um auf 
Grund derfelben den Papſt zu möglichjt weitgehenden Konzeffionen zu bewegen, 
damit ein Schiäma vermieden würde. Boisgelin nahm den Auftrag an und er- 
bot fich, jelbjt nach Nom zu gehen und mit dem Papft zu verhandeln. Die Bor- 
fchläge des Erzbiſchofs waren folgende: 1) der Papſt beftätigt die don der Na- 
mmlung bejchlofjene Einteilung der Metropolitanfprengel und Bistiimer ; 
2) er ermant die Bifhöfe, die durch die neue Einteilung dev Sprengel ihrer 
‚Stellen beraubt find, oder deren Gebiet gefchmälert ift, ihre Zuftimmung zu der 
neuen Einteilung zu geben; 3) er gibt jeine Autorijation zur Errichtung der 
neuen Bistümer und ermächtigt 4) die Metropoliten zur kanonifchen Einfeßung 
der neuen Biſchöfe, und gibt 5) feine Zuftimmung zu der Einrichtung, melde 
die Bischöfe durch Wal einer Anzal Vikare zur Beforgung der Barodialgeihäfte 
und der Jurisdiltion ihres Spreugeld machen; 6) der Papft ermant die ijmöfe 
zur Übertragung der vakanten Pfarreien an diejenigen, welche infolge der Vollswal 
präfentirt werden, wenn der Biſchof nicht Gründe hat, fie wegen fittlicher Mängel 





*) Theiner, Documents etc., I, p. 285. 
47% 















740 Nevolution, franzöſiſche 
— urückzuweiſen. Der Erzbiſchof hofite ti 
ab \ — arg ‚ade, od u = 
—— — und rs die Zaufeniften i derjelben, die eine vom 


| — € 34 * —* verlangten jerei uf die 
— tion a. Er * En * 


5 und fie Nez einen N fer au üpfen. Fa ;jer Ein 
9 — er den in folgenden Aus kr „Ih ſchwöre, mit gli 
Aber ” Seelen zu wachen, deren ip mir anvertraut iſt; —— 


de Be Reef“ —— aufrecht zu erhalten". Der ) 
folgte —* Se der Verfammlung, —— Ei i te war, 


morunter anb: uub 
den Eid, im ganzen 71 Geiftlije von etiva 3 00, 
—— Der Biſchof, don Glermiont, de Donald hlug eine 


und bie ei tee eiftlichen Ungelegen eiten ausgenonmen war . 
Ft ng aber nicht darauf * von dem — 


Antwort vom Papfte erwartete, wurde eben urüd 
gewieſen, da man ih neue Kirche lieber one die —— des 9 3apite: ft 
tuiren wollte. J ur 

Auf den 4. Januar 1792 wurbe ber Tag der all idesleiſtung ſeſt⸗ 
a Eine dicht gedrängte Menge umgab am diejem ben Ei age und 
ejegte die Tribünen, es ließen ic drohende Stimmen hören: „® Baier 
mit den Eidweigerern!“ Ein Abgeordneter der Rechten erklärte, inter » 
ftänden ſei die Berfammlung unfrei und proteftirte gegen die $ 
Aber er fand kein Gehör umd man fchritt zum Namensa . Der! if 
de Bonnac, - zuerſt auf erufen —— ng „Es ‚68 tofet 


* 


— 





tn 79 —2 der Stad 
von wol die der — die zalreichere wa — 
g des Eides die Regel und die Zal h 


die Ausnahme: wol drei Viertel der’ franzöfifchen ei 
DOrbnung trem geblieben fein. Die Mafregeln 
Beiftlichfeit machten einen Rifs durch das ranzökiche che Pic har 


Revolution, franzöſiſche 74 


den Geiftlichkeit fand der Adel und alle die, welche durch Geburt, bürgerliche 
Stellung und politifche Gefinnung Feinde der neuen Ordnung waren, einen fräf- 
tigen Anhalt. Für den König insbefondere war die Zerjtörung der Kirche ein 
Wendepunkt für fein Verhalten zur Revolution, Bis dahin hatte er alle Bejchlüffe 
der Nationalverfammlung willig unterzeichnet in der ehrlichen Meimung, fie zu 
vollziehen. Aber jeitdem er gezwungen worden war, der Eivilgefepgebung des 
Klerus und den Strafgefegen gegen denfelben feine Zuftimmung zu geben, fli 

er ſich in den unredlichen Vorbehalt, das gegen fein Gewiſſen ihm Abgebrungene 
in günftigeren Zeiten wider zurüdzunehmen, ev gab dem Gedanken an Flucht, an 
Reaktion mit Hilfe auswärtiger Gewalt Gehör. Auch die Nationalverfammlung 
ſah fich durch das mifslungene Unternehmen gegen die Kirche in ihrem Werfe 
gar ſehr gehemmt. Im füdlichen Frankreich zeigten fich jebt Die Spuren einer 
aufjtändifchen Bewegung; «3 entitand großer Mangel an Geiftlihen, die große 
Mafje der von ihren Stellen vertriebenen gab Grund zu ernitlichen Bejorgnifien, 
und es war nicht nur mildtätige Menjchlichkeit, daj3 man ihnen eine Penſion 
ausfegte und von weiteren VBerfolgungen abjtand. Auch mufste man nad dem 
Grundſatz der religiöfen Freiheit dulden, daſs die abgejepten Geiftlichen in Pri— 
batwonungen Gottesdienſt hielten. Wärend der katholische Klerus die Auflöjung 
der Kirche durch die ihm aufgedrungene Eivilfonftitution beklagte, hatten ſich die 
BProteftanten einer bisher nicht vergönnten Freiheit zu freuen, vie ihnen durch die 
neue Ordnung der Dinge zu teil wurde. Schon die Erklärung der Menfchen: 
rechte hatte den religiöfen Kultus freigegeben, und die Eivilkonftitution des Kle— 
rus ftellte eine dom State garantirte Freiheit — Kirche in Ausſicht. Die 
meiften Proteftanten wurden daher Freunde der olution und ihre Geiftlichen 
feifteten den geforderten Bürgereid unbedenklih. Doch kamen auch für fie fpäter 
die Zeiten der Bedrüdung und Verfolgung. 

Endlich brach auch der Bapft fein Stillfchweigen und fprady eine entfchiebene 
Berwerfung der Civilfonftitution des Mlerus aus. Vgl. den Art. Pius VI, ©. 36, 
Die erſte beftimmte Erklärung des Bapftes gefhah in einem Schreiben vom 23. Fe 
bruar 1791 *) an den Erzbifchof von Sens, den Kardinal Lomenie de Brienne, 
den einftigen Finanzminifter Ludwigs XVI. Diefer Erzbiichof hatte am 23. Ja- 
nuar den Eid geleitet, und auch den größten Teil feines Klerus dazu bewogen, 
fowie den der Diözefe Auxerre, die er infolge der neuen Einteilung feinem 
Sprengel einverleibt hatte, Er hatte am 30, Januar entfchuldigend an den Papft 
gejchrieben, mie er durd die Umftände gedrängt den Eid geleiftet habe, jedoch 
one ihm jeine innere Beiſtimmung zu geben. Der Papft ſchrieb ihm darauf, er 
fei tief betrübt über dieje eines Erzbifhofs und Kardinals jo unwürdige Gefin: 
nung, er habe den römischen Purpur durch nichts mehr befchimpfen können, als 
durch dieſe unrebliche Leiftung des Eides, die unberechtigte Auflöfung feines Ka— 
pitel3 und die Annahme einer fremden Diözefe, und bedrohte ihn, er werde bie 
Fanonifchen Strafen über ihn verhängen und ihn der Kardinalswürde berauben, 
wenn er nicht durch einen fürmlichen Widerruf das von ihm angerichtete Ärger— 
nid füne. Zugleich fandte der Statsfekretär des Papftes eine Abſchrift Diefes 
Briefe an den Abbe Maury, welcher fie nach dem Wunfche des römifhen Hofes 
veröffentlichte. Der Erzbifchof jchiete hierauf am 26. März 1791 den Rardinals: 
Hut an den Papft zurüd, erklärte aber als Biſchof an der Spitze feiner Kirche 
bleiben zu wollen. 

Der Papſt ſprach auch noch durch zwei andere Altenftüde jeine Verdammung 
der Eivilkonftitution aus, duch ein Schreiben vom 10, März an die 30 Biſchöſe, 
welche ihm einft die vom Grzbifchof von Air verfajste „Exposition des prin- 
eipes“ augeicict hatten, und ein Breve vom 13. April, worin er. alle die ins 
folge der Eivilfonftitution getroffenen kirchlichen Anordnungen für nichtig erklärte, 
In dem eriten Breve *) jet der Papſt ausfürlich die Gründe auseinander, warum 


*) Theiner, Documents I, p. 28. 
**) Theiner, Documents I, p. 32—71. 


— J— 
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— —* —— "ie ni 










hänger der Nationalve anfangs in Zweifel pen ı 
dem’ Miberftand der Bi DIE eisen neuen Bf ” ER: 





ur welch alle Klagen und Witt m 

noch an der alten fi fichen Autorität feieften und —— r fi 

en Hefe —— mr zu Haufe per ae — 

€ —— e geiſt am 
Ordnun Utommenes Diktef 


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ammlung. Um der fortgefeßten Wir —— 
ah u an erließ die — 

tlichen zu beſorgenden Kultus, der nn 1 
ſchrünkt wurde, da die Itnigmäßig Heine Balt e 
— Die übrigen Kirchen wurden oefhfffen und. —* 
lichen Gebrauche verwendet. Der offizielle Klerus ka 
die läſtige Feſſel des Eölibats zu brechen, Der Abbe 
Litteratur, jcheint damit den offiziellen Anfang — ws 


des Nünigtum 


förmlich a auf die Geiftlichen, hielt Hausfuhungen n 


nte3 eim, und brachte dorthin auch die vom der Umgrgend, was unter vielen 
Mifshandlungen und dem Gefchrei „an die Laterne mit den VBerrätern und Ari 
ftofraten* geſchah. Änliches ging auch in anderen Departement3 vor. Der Ber- 
dacht, dafs der Klerus bei dem Fluchtverſuch des Königs beteiligt fei, erhielt noch 
eine weitere Narung durch ein Beglückwünſchungsſchreiben vom 7. Juli, das der 
Bapft unter der Vorausſetzung, dafs die Flucht gelungen fei, an Ludwig XVI, 
und worin der Papft die Hoffnung ausfpricht, dafs der König bald fri 
lich und fiegreich in fein Reich zurüdichren werde, um in. feine frühere —— 


tifter | ‚gegen bie beitehende Orditung nicht 
mit Unrecht angejehen wurden. Bejonders die Berichte über die Zuſtünde in ber 
Bendee, über die Umtriebe der Geiftlihen in Montpellier jhürten den Haſs ges 
gen fie. Am 29. November fajste die Nationalverfammlung den Beſchluſs, cid- 
weigernden Prieftern ihre Penſion zu entziehen, und gab in dem betreffenden 
Geſetz zugleich einen Anhalt für ihre Verfolgung. Das Geſetz, das aus 18 Ar: 
titeln befteht, enthält folgende Hauptpunkte: Feder nicht beeidigte Geiſtliche iſt 
gehalten, fich innerhalb acht Tagen vor der Munieipalität zu jtellen und daſelbſt 
den Bürgereid zu leiften. Die, welche ſich weigern, können in Zulunft feine 

fion aus der Statskaſſe mehr erhalten. Sie werden überdies infolge der Eid— 
weigerung als verdächtig des Aufrurs und fehlimmer Gejinnung gegen das Vaters 
land angefehen, und als folche unter bejondere Aufficht der Behörden geheilt. 
Wenn fie fih in einer Gemeinde befinden, wo Unruhen entſtehen, deren Urſache 
oder Vorwand refigiöfe Meinungen find, fo können fie fraft eines Befehles des 
Departementdirektoriums proviforifh von ihrem Wonort entfernt werben. Im 
Falle des Ungehorfams gegen die Verfügung des Departemen bles werben 
fie vor die Gerichte gejtellt and mit Gefängnis beitraft, das jebod nicht länger 
als ein Jar dauern darf, Jeder Geiftliche, der überwiefen ift, Ungehorfam gegen 
das Geſetz und die Behörden hervorgerufen zu haben, wird mit ei Jaren 

füngnis beftraft. Die Kirchen und Gebäude, welche für den vom State beſoldeten 


— 


744 Revolution, franzöſiſche 
Kultus beftimmt find, dürfen zu feinem anderen Kultus verwendet 
Br dere Kirchen oder Kapellen fa der * il nen 
—— —— —— ib er di jet 
hat feine iſtliche, — ben B ge 





















geiebg b — in den —— 
sten "Meeinungsperfhiefonkeit Ater über. die Ne ine 
Die nicht eg ——— in Paris, erg * Direktorium beb. 


partementS ri n Einverftändnis mit den Miniftern - 
tition an * König, er at — dieſem —— 
Der König, der onehin bitter bereute, das Geſetz ü de 
Klerus und den Bürgereid angenommen zu haben, —— ben 5 
lönnten ruhig fein, er werde dieſes Dekret nie jonftioniren. Am 18. Dezember 
ig teilte der er der Noationalverfammlung die Nuhricht m dals 
König nad Unterfuchung der Gründe für das harte Geſetz gegen d 
ficen ſich entfchloffen habe, Dein Veto dagegen zu ſeten. Nun brad € 
des Unmillens gegen den König und die monarchiſchen — 
Haſs, der ſich gegen die Geiftlichkeit angefammelt hatte, wendete | 
den Nönig; man nannte ihn einen Verräter, der mit allen äußeren um) 
Feinden im Einverftändnis —— Ein utirter * erklärte, daſs 
Sanktion des Königs gar nicht bebürfe. der 
e und auf den Straßen ließen ſich die — Stimmen 
chluſs vom 29. November hatte num zwar feine Geſetzeskraft, aber 
ttements fam er doch zum Vollzug; in Tonloufe, — er 
verfolgte man auf Antrieb wi fonftitutionellen Priefter die unbeeidigten 
In ind Gefängnis. Durch immer neue Berichte üb er Umtriebe der Prieſter 
18 gegen diefelben genärt, und diefer Hafs ) 
e tfonen, jondern auch den tathofifchen Kultus und die — 
Jalobinerklub eg trat offene Oppofition gegen den Glauben 
lehre nicht nur, fondern gegen Ben religiöfen Ölnuben auf. aus 9 
in einer Rebe *) den To $ des aifer8 Leopold eine Schidung h 
—— welche die — abe retten wollen vor den 
den, den An en der nenn 
ein Jakobiner Guadet über diefe Außerung und erklärte: 
Be Sinn in diefer Auffoffung finde. Ich hätte niemals" Daran 
ann, welcher jeit drei Karen mit fo viel Mut baran gearbe 
Sort der er Sflaverei des Despotismus zu mei" jet ie 
es wider in die Sklaverei des Aberglaubens zu verfepen“, m 
erwiderte: „Der Aberglaube ift ih pe eine Stübe des De 
—J bt mich t die Bürger zum Aberglauben verleiten, wenn 
er ausfpricht. 54 verabſcheue jo gut wie irgend j 
Sekten, welche fich über das Weltall verbreitet haben, um Fan 
und alle Leidenschaften dadurch zu begünftigen, dajs fie Er 2 
Macht des Emwigen, melde Natur und Menfihheit geichaffen ‚bat, ide 
aber ih bin weit entfernt, die Menschheit mit j —* Schr 
feln, welche der Despotiämus ala Waffe gebucht hat. Ich fi 
hä, — fon —— — ee — —— — 
um ur Tugend aufzuſchw m m 
Mumde, nicht Br: als in Bi aller berühmten Männer, welche X 1 


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*) Klubrebe vom 26. März 1792. 





Nevolution, franzöſiſche 145 


nug befoßen, um an das Daſein Gottes zu glauben. die Vorſe anzu⸗ 
reg — * J & —4 auf die hide 

der Nationen einwirkt, welches mir ganz befonderd über der franzöfifchen Revo— 
Intion zu wachen jcheint, nicht vergefien zu wollen, das ijt fein zu küner Gedanke, 
das Gefül meined Herzens, ein Gefül, welches mir Bedürfnis ift. Wie 

hätte ich mit meinem Geift allein in all’ den Kämpfen aushalten können, welde 
— Kräfte überſteigen, wenn ich meine Seele nicht zu Gott erhoben 
eſe Rede Robespierres fand keineswegs die allgemeine ſtimmung 
feines Pins, fie wurde vielmehr mit fbermütigem Sean enommen, 
und die Lehre vom Dajein Gottes hatte Mühe, im neuen aß zu ge: 


Die bisher noch verſchonten Kongregationen für Unterricht, u und 
Mildtätigleit wurden Opfer des Haſſes gegen die Geiftlichkeit. In bung 
ber Nationalverfammlung vom 6. April 1792 wurden alle diefe ——— 
—— Ein konſtitulioneller Biſchosf von Bourges, Namens T atte 
em Beſchluſs eifrig mitgewirkt, er hatte alle dieſe Korporationen wegen des 
ag der fich darin entwidele, als dem öffentlihen Wol ſchädlich bezeich- 
net. Aus demfelben Grunde, um dieſem Korpsgeijt eine äußerlihe Stüße zu 
entz trug er einige Tage nachher auf Abſchaffung jeder —— Kleidung 
an. Sie wurde einſtimmig beſchloſſen, die anweſenden Geiſtli beeilten ſich. 
Prieſterkäppchen, Bruftkreuze, Überſchiäge abzulegen; am 28. April wurde das 
de Geſetz redigirt und definitiv angenommen. Man ging noch weiter; 
der Abgeordnete Delefjert ſchlug vor, alle micht beeidigten Priefter auf Schiffe 
zu paden und nad Amerika zu fchiden. Francois von Nantes trat am 5. 
mit einer ausfürlichen Anklageakte gegen die Geiftlichkeit auf, über welche in einer 
eihe von Situngen debattirt wurde. Als am 24. Mai der Deputirte von Fi— 
mistere Bouestard berichtete, dafs ein unglüdliher Vater auf Antrieb der Prie— 
fter feine Frau, feine Kinder und feinen Schwiegervater umgebracht habe, weil 
fie fich ji“ ben konjtitutionellen Prieftern gehalten hätten, gab dies der Geiſtlich— 
feit vollends den Stoß, und es wurde beichloffen, e Direktoren jedes Departe- 
ments follten auf die Bitte von 20 Altivbürgern eines Kantons gehalten fein, 
die Deportation der nichtbeeidigten Geiftlichen als Anjtifter von Unruhen anzus 
ordnen. Diejer Antrag wurde am 25. Mai geftellt und am 27. definitiv ange— 
nommen. Eine Rechtfertigung ſchien Died ftrenge *8 u erhalten durch die 
gleichzeitige Nachricht, daf® im Tepartement Tarn eine —— entdeckt jei, 
die zum Zweck gehabt habe, die dortigen Calviniſten umzübringen. Der König 
zögerte mit der Beitätigung diefes Geſetzes; ein Schreiben des Minifters Roland, 
das, von defjen Gemalin verfafst, den König in gebieterifcher Sprache drängte, 
das * und ein anderes ihm ebenſo widerwärtiges Geſetz anzunehmen, 
hatte nur den Erfolg, daſs das Miniſterium der Girondiſten entlaſſen wurde. 
Der General Dumouriez, der jegt zur Bildung eines Minifteriums berufen wurde, 
vermochte ebenfowenig den König zur Sanktion bes ihm fo verhafsten Geſetzes 
zu bewegen, und am 19. Juni ließ er der Nationalverfammfung fein Veto da> 
gegen verfündigen. Dies gab den Anftoh zu einer Bewegung bes Volks, wobei 
das Leben des Königs in Gefar kam, aber vorläufig noch gerettet wurde, Sein 
Thron aber war aufs gefärlichfte unterwilt und die Lage der Geiftlichkeit durch 
fein Beto nicht gebefjert. Sie befam den Zorn der Revolutionspartei, der zumächit 
vom König abgelenkt war, zu fülen. Zur projektirten Deportirung fehlten borerit 
die Mittel, aber in mehreren Städten, ın Lyon, Chalons, Angers, Nantes, Dijon, 
fanden nun zalreihe Verhaftungen der dortigen Geiſtlichen ftatt. Nachdem infolge 
der Ereigniffe vom 10. Aug, der König in Gefangenfchaft geraten und die extrem— 
ften Parteien zur Herrihaft gelangt waren, wurde ein ermenerted Deportationd- 
gefeh gegen die Geiftlichen beantragt und am 23, Augujt ein Dekret erlaſſen, 
mwornad jeder nicht beeidigte Geiftlihe innerhalb 14 Tagen Frankreich verlaflen 
und vorher vor bem Diftriktsdireftorium anzeigen follte, in welches Land er ſich 
begeben wolle, Die, welche nach Verfluſs von 14 Tagen diefer Anordnung nicht 


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746 Revolution, franzöſiſche 
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den Grund der herbftlid ⸗ eiche, mit welcher 
BepuBINt Aufansmengettoffen mer; berefinet'wmerben: for: eher REM 
e3 auch 12 waren, wurde in 3 Dekaden eingeteilt, bereit ter Tag an d 
des chriftlichen Sonntags trat. Die 5 Ergänz —— dur 
des Monats in je 30 nötig wurden, —— F 
Arbeit, der Dankbarkeit u. ſ. w. verwendet werden 
namen für die Einer Zone’ ontse: Bart her 


— —— (me 
fammlung am 21. September zuf fammentrat, = <= 
feindfeligere en Es als Ane® än 
Noch ärger —— in dieſer — — 

i 
mette, ein Religionsfpötter, * das große W uf fein 
frag wurde Dir Weipnachtsmeffe in Parie ahgeeit und Der Work 


‚ —— 


Revolution, franzöſiſche 0 


Konvent gebracht, das Feſt der heiligen drei Könige „Set der Sansenlotten“ zu 
nennen. Der Nationaltonvent fuchte anfangs dem antilichlichen Fanatismus 
noch Einhalt zu tun, Als am 11. Januar 1793 40 Gemeinden Fortdauer des 
katholischen Kultus verlangten, befchlofs der Konvent, der Gottesdienft dürfe ni 
eftört werden, und ein Abgeordneter Durand-Maille richtete —— 
Borftelkung an den Juftizminifter zu Gunften der Wultusfreiheit, am 19, ar 
wurden Unanftändigfeiten am gebeiligten Orten für ftrafbar erklärt, Als a 
Beranlafjung von Berichten aus der Vendée der Haſs gegen die wiberjpenftigen 
Priefter fich aut machte und man wider von Deportation derjelben ſprach, wurde 
beſchloſſen, wer Deportationen aller Sale vorſchlagen wiirde, follte auf 8 Tage 
in die Abtei gefchiet werben. Ein Zeichen der Stimmung war eine Deputation 
vom 25. Auguft 1793, beftehend aus Lehrern und Zöglingen, die im Konvente 
erfhienen, um zu bitten, der Unterricht möge in Zukunft eineSadje des Zwanges, 
aber Eoftenfrei Fin. Eines der Kinder, natürlich dazu abgerichtet, brachte die 
Bitte vor, man möge fie doch nicht mehr im Namen eines fogenannten Gottes 
beten laſſen und ftatt defjen um fo grümblicher in den Grundſätzen der Gleich— 
beit, der Menfhenrechte und der Konjtitution unterrichten. Die Stimmung bes 
Konvents war damald doch noch fo, daſs dieſes Anfinnen mit Unwillen abgewie- 
fen wurde. Aber mit Ende des Jared griff der atheiftifche Fanatismus, den 
einige Deputirte, wie Dumont, Collot d'Herbois, Foucht, auch in den Provinzen 
g närten, immer ug um fi. Am 1. November 1793 erſchien eine Depu— 
tation aus Nantes, wo Fouché mwaltete, und bat um Abſchaffung des —— 
Kultus; als Anfang dazu brachten fie goldene wi Mitren, Heilige © be 
und allerlei Kultusgerätſchaſten, die fie aus den Kirchen geraubt hatten. 
Hauptfcene wurde aber an 7. Nov. 1793 von dem Parifer Erzbiichof Namens 
Gobel anfgefürt. Als eben vorher ein Brief eines Pfarrers vorgeleſen war, 
worin es hieß: „Ich bin Priefter, d. h. Charlatan*, traten einige Mitglieber 
des Pariſer Magiftrats und der Geiftlichkeit ein, und der Fürer derjelben, Mo— 
moro, kündigte an, der Klerus wolle fich des Charakter entäußern, den ihm ber 
Aberglaube aufgedrüdt Habe; die franzöſiſche Republik werde keinen anderen Kul— 
tus n, als den der Freiheit, Gleichheit und ewigen Warheit. Hierauf trat 
der Erzbifhof von Paris, ein Greiß von ſchwachem Charakter, auf und fprad) 
mit zitternder Stimme: „Geboren als Plebejer, habe ich ſchon frühzeitig die —— 
die Liebe „= Freiheit und Gleichheit in meiner Seele genärt. habe immer die 
Souveränität des Volkes anerkannt und dieſer Srundfaß hat mein Verhalten bes 
ftimmt. Der Wille des Volke war mein erſtes Geſetz, die Unterwerfung unter 
feinen Willen meine erjte Pflicht, Ich Habe demfelben gehorcht, als ich das Bis— 
tum diefer großen Stabt annahm, und mein Geiwiffen fagt mir, daſs e 
Wünſche des Volles dabei nicht getäuſcht habe. Heute darf kein anderer natio— 
naler Kultus al3 der ber freiheit und Gleichheit ftattfinden, ich verzichte daher auf 
meine Funktionen als Diener der katholiſchen Kirche. Wir legen unfere prieſter— 
lichen Beftallungsbriefe auf das Bureau der Berfammlung nieder.” Diefe Er- 
Märung wurde mit widerholten Beifallsrufen aufgenommen und der Präfident des 
Konvents beglüdwünfchte Gobel, dafs er den Irrtum abgefhworen und auf den 
Altar des VBaterlandes das gothiſche Spielzeug des Aberglaubens geopfert habe, 
und fagte ihm: „Sie predigen in Zukunft nur die Übung der fociafen und mo— 
ralifhen Tugenden, Dies ift der einzige Kultus, der dem höchſten Weſen an— 
enehm fein kann“. Hierauf legte Gobel, mit der roten Mühe gefhmüdt, fein 
uz und feinen Ring ab; feine Bifare folgten ihm mit Niederlegung der 
chen ihrer geiftlihen Würde und Losfagung vom Chriftentum. Übrigens brachte 
diefe unwürdige Unterwerfung unter den Boltswillen dem Bifchof kein Heil, Fünf 
Monate fpäter mufste er, angeklagt, dafs er zur Verderbnis der Moral beige- 
tragen hätte, das Schaffot befteigen und fchrieb damals einem befreundeten 
lichen: „Durch; die Gnade Gottes werde ich meine Übeltaten und mein Ärgernis 
gegen die heilige Religion ſünen,“ Auch ein proteftantifcher Geiſtlicher, Sutien 
von Touloufe, nahm an diefer ärgerlihen Scene teil, Er wollte hinter dem 
großen Beifpiele Gobels nicht zurüicbleiben und ſprach Folgendes: „Man weiß, 




























eit als die rn —* mi ci & 
Mn Sud er mufste (päter Gobels Schidf — 
der ine. 






itliche Des onen. Der gegen 
erhob. Er war wärend ber Scene, 

den Öffentlichen Unterricht beichäftigt, 
Be 
falls auf bie Teibi - eilen 
veligiöfen — Verzicht zu iften. € 
t u geweſen, von Herzen meiner R Religion er 
* —— und werde ihr treu bleiben.“ Defjemunge: 
achtet wurde er auf die ebnerbüne — und ihm * Wort gege en; er e 


te Sa Katholit aus Ü * CE 


ter al bon Üim = | 
abe ei ewilligt, die Bürde desjelben zu tragen 
30h chn en war, man hat uch Bm ie anzu 
uält man er um mir eine Abfhwörung ng zu erpreflen, zu * 
werde; won Biſchof, um in meinem Sprengel 
iften, und rufe * —— des * ne 
mande ng ung ein, man m n — 
———— durch Zureden und Drohen für eine 
winnen, aber vergeblich; er blieb feſt, er erſchien hinſort — 
ſtüm, ex imponirte durch feine Haltung, und man wagte nicht, ſich— 


dergrei Dart 5 «Ei; 
Pariſer Stadtrat veranftaltete zur Feier der Abihaffung b ver kathe 
{ 3 ein Feſt der Vernunft, das den 20, Brumaire o) ), Nov —* et 
ir in —— de Bl ae — gm Innern ** = 8 war 
enannter — r oſophie erri n demſelben s Rep 
fentantin der ne Sängerin der graben Oper, m | 
han und er — bie Be ‚ wie bie oleihpetigen Berichte gen, in 
weißen leide, einer himmelb! auen unter b Se 
I di Sie war umgeben von weilte M — her m it Eichenla ıb | 
die Fadeln ſchwangen und H —— —— alter de 
— 


den Convent, der vergeblich eingel ei dem zu eis 
(been, als Teilnehmer beizichen wollten, nie begab d aumet | 
zung ein Feſtzug zum Gonventshaus. Die Gö n Der t u N 
Tra bon bier Männern —— —— ng er, 
dreifarbigen Bändern und Blumen | drei 1 


———— — ai des Bugs "eine — 


— Die * 
t Vernunſ ir haben die le (ofen Gößenbilder | 
Bern gewendet, zu dieſem belebten Bilde, zu biefem ZReif 
a — zeigt er das Bild der Vernunſt, "die Opernfäng 
en dem Präfidenten Plab nehmen dürfe. Cham 


im; — illard, dieſe gab auch den Sekretür * 
auf das Bureau der Klang Der Bug 
nd zurüd und die Mitglieder des Nationalfı 


d die die Vernunft. 
onbent ber mens Hultuß ber Bernunft fettinte, und eb, 


Revolution, franzöſiſche 749 


nächſten Defadentagen auch im anderen Kirchen änliche Auffürungen. Die Göt- 
tinnen der Vernunft wurden häufig aus der Mlafje der Freudenmädchen gewält, 
und in den mit einem Vorhang verhüllten Kapellen wurde dann der Kultus der 
neuen Göttinnen geübt. Auch in den Provinzen wurde der in Paris begonnene 
Unfug nadhgeamt. Am 13. November wurden alle Behörden von Konvent auto 
rifirt, die Nefignationsertlärungen der Geiftlihen anzunehmen und bie Geiſt— 
lichen aufgefordert, dem Chriftentum zu entfagen. Die Kirchen wurben oft 
bei den Feſtzügen geplündert und die vorgefundenen Kojtbarkeiten als Stats— 
eigentum einer Behörde übergeben, auch wol von Einzelnen angeeignet. Das 
1%/,; Millionen werte Neliquiengehäufe der heiligen Genovefa wurde in Die 
ze abgeliefert. Im Gemeinderathe ftellte Hebert den Antrag, alle Gloden- 
türme, als dem Prinzipe der Gleichheit widerfprechend, abzutragen, ein An- 
derer wollte die Skulpturen von Notre-Dame zerjtört willen. Von vielen Sei: 
ten Tiefen triumphivende Berichte über Verleugnung des Chriftentums und Ab— 
fchaffung des Gottesdienftes an den Convent ein; eine Seftion der Parifer Ge- 
meinde meldete am 17. November dem Stadtrat, fie habe die boutique du men- 
songe, de l’hypocrisie et de l'oisivet6 gefchloffen. In Straßburg wurden am 
21. Nobember die Lehrer aller NReligionsbefenntniffe vor den Maire gerufen umd 
gefordert, ihren Glauben abzuſchwören und vor dem verfammelten Volle zu 
nen, dafs fie e& bisher betrogen hätten. Einige Tage vorher hatten 
lieder der revolutionären Propaganda die Bürger im Münjter ammelt und 
hnen vorgeftellt, da3 Zeitalter der Warheit fei num gefommen und die Natur 
lade die Völker ein, das Glück zu genießen, defjen der Despotismus und der Aber- 
laube fie ee beraubt habe. Alle Glaubenslehren feien- Blendwerke, Ausge— 
—* des Ehrgeizes und des Eigennutzes der Prieſter. Dieſe ſeien one Aus— 
nahme gefärliche Marktſchreier, und nur den dürfe man für redlich halten, der 
blöde am Berjtand wäre. Die Geiftlichen könnten nur dadurch beweifen, daſs fie 
Freiheit und Gleichheit liebten, dafs fie alle durch den Aberglauben erfundenen 
Titel und Zeichen ihrer Würde niederlegten und ihre Lehren für Betrug erflär- 
ten, Diefe Ermanungen fanden Anklang, und es wurde verabredet, daſs an dem 
letzten Tage der Dekade der Triumph der Philofophie über alle Vorurteile und 
ige Irrtümer feierlich folle begangen werden. Die Kirchen wurden allen 
udes beraubt; mande wurden in Kriegsmagazine, bie Nikolaikirche in einen 
Kuhſtall, die Neue Kirche in einen Schweineftall und das Münfter in einen Tem— 
pel der Vernunft verwandelt, Gefang- und Gebetbücher wurden zufanmenge- 
tragen, um öffentlich verbrannt zu werden. Angelegentlich wurde Die Beobadh- 
tung des neuen Kalenders eingefchärft, und niemand durfte e8 wagen, den Sonn: 
tag zu feiern. Im änlicher Weife wurde auch in andern Provinzen berfaren. 
Am 22. November wurde allen Bifhöfen und Pfarrern, welche ihre Funktionen 
aufgeben wollten, eine Benfion zugefichert. 

Wärend dieſes Wütens gegen Geiftlichkeit und Kirchen gab ed noch manche 
Leute, welche zu chriftlichem Gebet und Gottesdienft in den Kirchen fich einfan- 
den; befonders Frauen liefen es fich nicht nehmen, nad; alter Weife die 

u befuchen, wa3 natürlich die Revolutionsgmänner nur u Horn und bitterer Ber- 
Önung veizte. Übrigens liefen fich im Konvent auch Stimmen ber — 
über die rohen antireligiöſen Demonſtrationen vernehmen, beſonders Robes 
der ſich auch am 10. November bei der Auffürung des neuen Vernunftkultus 
— entfernt hatte. Am 21. November, dem Tage des berüchtigten Umzugs 

Kirchenrüuber, brach er im Jakobinerklub mit aller Heftigleit gegen Hebert 

los, der eben von der Gefärlichkeit des Fanatismus und des ge⸗ 


prochen — „Es gibt Menſchen“, ſagte er, „die unter dem Vorwand, ben 

lauben zu zerftören, eine Urt Religion des Atheismus machen, Aber der 
Atheis ift Sache der Ariftofratie, die Idee eines —* ens, welches 
über der unterdrückten Unſchuld wacht und das triumphirende be- 
ftraft, etwas fürs Voll. Wenn Gott nicht eriftirte, müjdte man i ben*. 


Bei diefen Worten wurde er von lebhaften Beifalldrufen unterb ‚ worauf 
er fortfur: „Das Volk, das unglüdliche, gibt mir Beifall; wenn ich Tabler fünde, 





es die Reichen. a bin immer ein 


1 —— — * 
— Belense. Mobespirrrep We 


2° 
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ide Adnan chen ollten und 

verlangen würde, a 

veligiöfe urul Me Pe! be 

folten. Schon am En aber 

nahme dieſes Befchluffes, und im Konvent trug am 26. 

an, —* aje MR n im Schoße des Konvents nicht n 
je werben meüfe, womit. bie Berta 

und der x Stabi juchte dem — auvorzufommen * * 3efchlufß, 
Hiöfe Aber Ru PM nem Kultus ein Hindernis in vn Bi 


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—— — fur dagegen fort, d 

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—* eint mir ein Wunder von Dummheit 


Belenntuis deiftifcher Ideren verband er 
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— gen 2er —— 


ſchaft widerherſt wollen. e feien in der 3 


lans in der Me in ſeien. Der ware Priefter des bösen 
tur, Tel‘ das Univerfum, fein Kultus bie | 
dem öſiſchen 2 jolgenbe Gejepesvorjchläge zur 

1) Das franzöfiiche Volt 
wirdige ke —* Ausibun - 

ten werden in erjter Ne 
ira i, Beitr rannen und 

Y m Orkan de Oi ——— — 

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Tage auch wirklich ftatt. 
Konvents gewält worden wa 
Schärpe und Federhut 

bon hen Mummereien um 












Tr) £ 


3 SET EE: 





Revolution, franzöſiſche 251 


punkt eingetreten. Der Heiftliche Kultus wurde wider geduldet. Am 3. Bentofe 
III. (21. Februar 1795) wurde ein Gefeb über freie Ausübung des Gottesdien: 
ſtes erlaſſen, welches mit Bezug auf die MWonftitution von 1793 erklärte, dafs die 
Republik feinen Kultus umterhalte, für feine Kirchen und Pfarrhäuſer forge, ‚jedes 
Öffentliche Zujammtenrufen der Gemeinde, insbeſondere dad Glodengeläute ver- 
biete, jede öfjentliche Neligionshandlung, jeden Kollektivanfauf von äuſern, 
jede lebenslangiche Dotation zum Unterhalte des Kultus verbiete, aber jede Stü- 
zung ded Privatgottesdienftes beftrafe. Am 30. Mat desfelben Jares wurde die 
ung der Kirchen ihren ehemaligen Eigentümern wider gejtattet, wenn fie 
diefelben aus eigenen Mitteln erhalten und zum gemeinfchaftlihen Gebrauche mit 
andern Religionsgenoffen hergeben wollten. Überdies wurde nur unter der Be- 
di g die Annahme eines geiftlichen Amtes geftattet, daſs der Geiftliche fich den 
en der Republik unterwerſe. Die Konftitution vom 22. Auguft 1795 ge— 
wärte Neligionsfreiheit und erklärte im Art. 354, daſs niemand, der ſich dem 
Geſehe unterwerfe, in Ausübung feiner Religion gehindert werben dürfe, dajs aber 
= niemand gezwungen werden dürſe, zum Unterhalt irgend eines Kultus Bei- 
träge zu geben. Am 29. September 1795 wurde ein Bolizeigefeß verkündet, wel- 
ches die verjhiedenen Kultusformen unter die Aufſicht der Obrigkeit und unter 
ihren Schuß jtellt, aber dafür den Religionslehrern anferlegt, dor der Munici- 
zu ihren Gehorfam gegen die Geſetze ber Republik zu erklären und eben, 
der diefe Erklärung zurüdnehme oder modifiziren würde, auf ewige Zeiten ver- 
bannt. Allen Religionsgejellichaften blieb verboten, in ihrem Namen ein Lokal 
für den ausſchließlichen Gebraud des Oottespienjtes zu faufen oder zu miethen, 
er u Beiträgen zu zwingen und im Freien ihre Geremonien zu feiern. Strenge 
n Geiftlichen verboten, fi in die Fürung der Geburts-, Ehe: und S 
—— zu miſchen, —— Reſkripte — Schriften gegen die Beust Mn zu 
lihen, was befonders gegen die päpftlihen Breben gerichtet war, durch 
weiche der Papft jortwärend die ramönilhe Kirche zu regieren verjuchte. Auch 
durfte fein Geiftlicher einer andern Meligionsgefellfchaft den Gebrauch des ge- 
meinjchaftlichen Berfammlungshaufes ftreitig machen. Died war beſonders zu 
Gunften der altkatholifchen Minorität verordnet, Daher wurden bieje 
in der Negel von den Proteftanten anerkannt, und ihre Pfarrer leifteten en. uam 
Geſetz geforderte Deklaration. Für Settenbildung war vollkommene m 
‚ aber im diefer der Religion entfrembdeten Zeit felten bemübt. u J 
die Art von Religiojität, wie Robespierre fie zur Schau trug, zu —* 
Geſtaltung gelangen zu wollen in der Sekte der Theophilanthropen. Sie vedu- 
zirte alle Netigionsfehren auf die Ideeen von Bott und Unjterblichkeit und die 
daraus fließende Moral, brachte e3 aber gleichwol zu einem vegelmäßigen Kultus, 
ber feine Liturgie, Sefangbuc) und Prediger hatte und in Paris allmählich 10 
Kirchen für ſich in Beichlag nahm. Sie hielt am 15. Januar 1797 ihre erite 
Berfammlung und gewann im en Mitgliede des Diveltoriums, re Le: 
peaur, einen mächtigen Proteftor. Auf den Wänden ihres Verſammlungsſales 
fand mit großen Buchftaben gefchrieben: „Wir glauben an die Eriftenz Gottes 
und die Unfterblichfeit der Seele. Betet Gott an, liebet Eured Gleichen, macht 
Euch dem Baterlande nüblich, das Gute ift Alles, was dazu dient, den 
zu erhalten und zu vervollkommnen, das Böſe ift, was darauf ausgeht, i 
verderben und zu u verfchlechtern. ninder, ehrt Eure Väter und Mütter, ge 
mit Anhänglichkeit, unterſtüßt ihr Alter; Väter und Mütter, unterrichtet Eure 
Kinder. Frauen, fehet in Euren Ehegatten die Häupter Eurer "Häufer ‚uud macht 
Euch Ray itig glücklich.“ Auf einem Altar war ein Korb mit Blumen und 
ymbol der Beugung und vegetalen Entwidlung; ein Redner in ein 
—— "aber etwas ungewönlihem Koftüm, entwidelte die Vorteile eines r —— 
mäßigen Lebens, des woltätigen und tugendhaften Handelns. Nach 
mwurben Hymnen” gefungen. Schnell wuchs die Bal der Anhänger um er Sekte, 
onderd in Paris fand fie Verbreitung, auch auf dem Lande bildeten fich 
Gemeinden; aber freilich konnte ich für eine ſolche müchterne Beligin 
teine begeifterte Propaganda bilden, und es loſtete fpäter feine Mühe, die Selte 


Be 


2752 Revolution, franzöſiſche 
ulöfen, als Bonaparte mach Abſchluſs des Kontorbats ihre 

Die Verfolgung der Geiftlichen hörte 
—* gung ſt —— — 2 nach jeuer 












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die en —— ne ei er; el 
Di been ua * * > — und usgewan) 


ücttehrten , 
eat zunäcit wi 10 u ——— — amd 

des Jares 1796, geltend gemacht, und da —* eu viele 
2 urückgelehrt waren, wurden db; —— 

















lich des 
= wider Sehnſucht nach der lang bh 
24, Juni 1797 (6. Meffidor) berichtete das 
nr daſs im —— * = „gin F —— ‚eine ge 
weigernder rieſter urückge hrere hundert 6 s 
t des = s Sachen und — wurde — davon * 
— ber die Prieſter er niedergeſe m 
ein —* rtei die l Milderuug; 
Far r Fe Priefter ala — 
—* ne 8, waderer Nepublifaner t bi ber 
Jeundan Pielt am 8. Juli 1797 einen Bortrag, worin er au Beil —* des 
8 über Beeidigung der Priefter drang. In den dadurch aı . 
* ungen wechſelten nun rte Lobreden über den 


die Ur mern en an 
— das der Serglaube gehende abe, bet im Gefoige bei Kalte 


Gettärung zu fo — ſei, die ihren Gehor * 
ei ber mit dem St ch vom 4. 
Ki republifanifche — —— ans Ser —— — 


ngen die Prie 
engen Wrieftern — * Erlaubnis zur Heimlehr 
wenigitens an Yan nen ftrenge — HL Eine Bein 
16. 6. Orpienber 17 1797 beftimmte, der D Se 
1795 forderten — ein Fer beigefügt —* na weiten $ bi 
333 das Königtum und die Anarchie, Anhä 
en und die Konftitution vom Jare 1795 — tu 
fürte einen neuen Zwieſpalt unter der Geiftlichleit herbei; 
ermanten die Bifchöfe zur Leiftung des Eides, in ber —— dr 
Eidleiftenden mit tirdhlihen Strafen. Doc unterwarfen ſich Ti m 
flitutionelle Geiftliche, —— auch eine große Zal der aus * 
rüdgefehrten, früher ge Geiftlichen, um ſich dat Ble 
der alten Heimat und die hr ins Amt zu erfaufen. Gegen 17,000 
tiäe follen den Eid auf die neue Verfaſſung abgelegt — Andere d 
zogen air aufs neue in die Berban 30 wur 


"&elhherr 





ein. General Bonaparte, et us Koupten 4 
br ae dns —— zu fürgen ; "achte ſchon RX auf X 


ec 


Revolution , franzöſiſche 73 


der Kirche. Die gefangenen Geiftlichen wurden in Freiheit gefept, am 7. Nibe 
VII, (28. Dezember 1799) wurden die Behörden angemwiefen en Rute 
zu laſſen. Die Kirchen follten nicht mehr bloß am erſten Dekadentag geö 
werden, die revolutionären Feſte wurden auf 2 befchränft. Der ereid umb 
der Schwur des Hafjes gegen das Königtum wurden nicht mehr von den Geijt- 
lichen gefordert, jondern nur eine einfache Erklärung der Unterwürfigfeit unter 
das Gefeg und die Verfafjung vom Jate 1799. Der Leichnam des Papſtes Pius 
wurde 6 Monate nad) dem Tode auf den Befehl der Konfuln mit allen Ehren 
bejtattet, und Bonaparte begann mit feinem Nachfolger Pius VIL Unterhand- 
lungen anzufnüpfen; denn er glaubte, daſs er zur Pefleren Begründung feiner 
Macht die Hilfe der Kirche umd einer —— Geiſtlichkeit nicht werde ent— 
behren können. Am 18. April 1801 ließ er in der Kirche Notre-Dame einen 
feierlichen Gottesdienft Halten. Obgleich der Unglaube und die Entwönung von 
allem religiöfen Kultus wärend der Nevolution jehr überhand genommen Hatte, 
fo zeigte ſich doc auch in vielen Kreifen eine Sehnfucht nad religiöfer Beſrie— 
ar und feit der Freigebung des Kultus waren 40,000 Gemeinden in Frank: 
a chriftlich-katholifchen Kultus zurückgekehrt. 
ne große Schwierigkeit bei eraufrichtung der Kirche beftand in dem 
Schisma der Geiftlichkeit, die zuerft Ducch die Forderung des Eides auf die Ci— 
vilfonftitution des Klerus und fpäter durch den im are 1797 geforderten Eid 
gegen das Königtum und für die Konftitution don 1795 im Parteien gefpalten 
war, die einander aufs bitterfte anfeindeten und verfolgten. Die eh ag 
hielten fi allein für die echten waren Vertreter der Kirche und fahen diejenigen, 
welche den Eid geleiftet hatten, als die Abtrünnigen und Un an, müs 
rend die konſtitulionellen Priefter durch ihre Nachgiebigkeit die Eriftenz der fran- 
zöfifchen Kirche gerettet und ein größeres Verdienſt zu Haben — in⸗ 
dem ſie unter den größten Gefaren ſtandhaft aushielten, wärend die Ausgewan— 
derten ruhig und gefarlos von der Mildtätigfeit lebten. Napoleon begann ſich 
auf Seite der unbeeidigten Prieſter zu fte weil dieſe bei dem Volke in grüßes 
rem Anfehen jtanden und daher auch mehr Einfluſs hatten. Doch wollte er auch 
die fonftitutionellen nicht preisgeben und ging Daher auf die Vorfchläge bes Bi— 
ſchoſs Gregoire, des Hauptes derjelben, ein, auf einem zu berufenden National: 
Lonzilium eine Verſönung zu berfuchen. Gregoire erlieh im Namen feiner konſti— 
tutionellen Kollegen ein —— reiben an alle Biſchöfe, auch an die nicht 
vereideten, mit der Bitte, ihre läge zu geben und zur Verjönung mitzus 
wirfen. Auch an den Papft lichen die beeidigten Bifchöfe eine Anzeige ihres Vor— 
babens ergehen und baten ihn um feine —— ſeinen Segen, wurden 
aber feiner Antwort gewürdigt. Das beabfichtigte Konzilium kam zuſtande und 
wurbe am 29. Juni 1801 von Gregoire mit einer Nede eröffnet, worin er bie 
widerjtrebenden Priejter im Namen der Kirche und des Baterlandes bejchwor, 
ihren Widerftand aufzugeben. Aber unbeeidigte Pricfter waren nicht erfchienen 
und enthielten ſich jeder Teilnahme an der Verfammlung. Da num Bonaparte 
ſah, daſs diefe Partei der fonftitutionellen Prieſter wenig Einfluſs auf ihre an: 
berögejinnten Kollegen habe und von diefer Seite keine Unbanung des Friedens 
mit der Kirche zu erwarten fei, jo nahm er von dem Nationalfonzilium wenig 
Notiz. Doc ließ er fih von Gregoire Denkſchriften über den Zuftand der fran- 
zöfifchen Kirche und Natjchläge über die Verhandlung mit Rom geben. Gr En 
warnte ihn dor der hinterliftigen Politit der römischen Kurie, riet ihm, fein Kon— 
forbat —— *— ſondern die Unabhängigkeit der franzöſiſchen zu be⸗ 
waren; aber Bonaparte erg die Unterftüßung des Papſtes und der Hierarchie 
für Ausfürung feiner Plane zu brauchen und trieb eifrig zum Abſchluſs der Un: 
terhandlungen mit Nom. Bgl. über die Verhandlungen fowie über das Konfordat 
von 1801 d. Art. Konfordate Bd. VIII, ©. 156. 
Da im Konkordat der Proteftanten nicht gedacht war und dieſe durch den 
erften Artikel, der die römifch-katholifhe Religion als die bevorrectete zu bes 
ichnen fchien, ihre Rechte —— glauben konnten, ſo wurde zu ihrer Zu— 
—2* ung noch eine beſondere Erklärung veröffentlicht; es iſt dies ein Bes 
RealsEnchflopäble für Theologie und Kirde. XII. 48 





254 Revolution, franzöſiſche 





Hit beS &tatratb.on ben erficu Runfaf vom 0. Dry 1808, 
Sie Gl 3, bafe bie Se Sehe ac Dramen 10 Jam 










T 
B wert ehe 


ae zu — eimpfin 
N en Ba im —8 
—* —X an. Der erfte 


| 





Revolution, Franzöflihe 755 


einen Senatsfonfult, wie er es nad einer Beſtimmung der Verfaffung konnte, ein 
Fü aus dem Tribunal auszuſcheiden, wodurch es von 20 der fireng nie 
r Bere wurde, che er es * durfte, das — — 
— dieſe Reinigung vollzogen wa wurde in einer au orbentlichen 
Sihung des Jares X (im April 1802) der Gejepentwurf für. —— 
— vorgelegt. Dem Konkordat ſelbſt mufste ein ſogenann De 
rtifel, der die Polizei des Gottesdienites den Grund ſähen be 8 ges 
gem ordnete, zur Einleitung dienen. Derfelbe wurde im April "1802 vom * 
ſul dem Statsrat vorgelegt. Er beſtimmte die Beziehung des States 
Religionen, er xte, bon dem wer ae der Sreide it des Gottesdienſtes aus⸗ 


jedem ns —— u. Die Be fie der oliſchen 
SE Ben —* von auf. en 


onlliten Han 205 geordnet. Es wurde demgemäß eſigeſtellt, daſs 
tei be Ermächtigung der öffent: 
licht. en — ge ER, ee J 
iellen 


nen, a 
— nach —2 die Biſchöfe zur Bildung 
don Domapiteln an ihren Ha ——— — I Dren Ride 
zeſen ermächtigt, doch follte für die Bat * ch rer die Beftätigung der Regie— 
zung erforder ich fein. Die Zöglinge dieſer Seminarien follten nicht J dem 
25. Jare —— Prieſter geweiht werden dürfen und einen Grundbeſitz von 300 
Francs Jareseinlünften nachweiſen müſſen, eine Beſtimmung, die 16 aber nicht 
durchfüren ließ und im Jare 1810 wider abgefchaftt wurde. Für d —— 
—— wurden folgende Sprengel bejtimmt: Paris, Mecheln, Befancon, 
Zonloufe, Bordeaux, —5 Tours, Rouen. Die Beſoldung der 
bifchöfe wurbe. auf 15,000 Sr * der Biſchöfe auf 10,000, die —* arrer auf 
1500 und 1000 Fr. jeftgefeßt.. Die Stolgebüren wurden unter de dingung 
eined von den Biſchöfen Bu — Reglements beibehalten, übrigens“ der 
Pe aufgejtellt, daſs die Tröftungen der Religion umentgeltlih zu ſpenden 
on den —— — ſollten nur die Pfarrwonungen mit dem dazu ge— 
— Gärten zurückzugeben ſein. Der Gebrauch der Glocken wurde wider ein— 
gefürt, aber mit dem Verbote jeder von den Behörden nicht ausdrückli— geneh- 


migten. Verwendung zu einem bürgerlichen Zwecke. Der republikaniſche Tee 


gr mist ga ganz abgefchafft werden, da er mit den revolutionären Erinner 
enacen war. und mit dent neuen Gewichts⸗ und Mahuftem 3 — 
Man verſuchte daher eine Verbindung mit der gregorianiſ 
Medi, Jar und Monat follte nach dem republifanijchen Kleber, &0 er und 
nad; dem gregorianifchen benannt werden, wodurd der Sonntag 
geftellt war. Für Heiraten wurde die Kirchliche Trauung wider ihn r ——— * 
t, aber zur Bedingung gemalt, daſs der bürgerliche Hei —— * 
ebracht ſein müſſe. Auch in Betreff der — irche en 
organiſchen Artikel einige Beſtimmungen. Dogmatiſche Statuten, d. h— 
nen, bürfen nicht one Genehmigung ber Regierung veröffentlicht a —* 
oldung der Geiſtlichen, die den Proteftanten nach dem urſprünglichen Vor— 
ge nicht vom State gereicht werben follte, wurde doch vom State übernom- 
men, nur fjollten die proteftantifchen Kirchengüter und die hole üren Dazu. on 
wendet werben. Zur Bildung protejtantifcher —“ ſollten im 
— zwei Alademieen oder le für die Geiftlichen Augsburgif ade 
Konfeffion, in Genf eines für die veformirten beſtehen. Die Leitung der Kirchen 


48 * 





16 Nebalution, — il, Fe 


KELÜLLG 












er men 
{ 1802, das 


Macht gewonnen. a 
 Sitteratur: "Barruel, Histoire du elerg& en France pendant 
tion, 2 Vols, London 1794—1804, de 1794 ; [A 
moires "servie &' Vhistoire dena n à la fin du XVIlle 
Paris 1808; Abbö Jager, Histoire de l’eglise de Franee | 
ar A a Ya 
a ! ‚gar Aug, einer, 85 
— Be P; E R 


— von d. €. 18 Side, BR. Ani ia. > —— 8 J * 


* 
volutionszeitalter, 4 * 
———— er ” —* 


— {om Ende ds Yuan. 


bie‘ein ungeorbneted Leben teil mitten in der 
——— —— en Se 


'„quod genus in provineia (Bynien) 
mum est“, Fe en eich ungünftiges Bi 


25 


Rhemoboth Ricei, Scipione de’ 757 
zwei oder drei wonen zufanımen, ganz unabhängig, zum teil in Städten; fie leben 
vom Ertrage ihrer Arbeit, die fie daher teuer verkaufen. Cassian collatio NVIL, 
e, 7 nennt eine änliche, unabhängig von jeder Mlofterregel zum teil in der Ge— 
fellfchaft lebende Klafie von Anachoreten unter dem Namen der Sarabaiten, wel- 
hen Namen fie in Ngypten deswegen bekommen hätten, weil fie ſich von den 
Klöſtern abjonderten und einzeln für ihre Bebürfniffe forgten. Noch ein Capi- 
tulare Kants des Or. don 802 victet fi gegen Die Sarabaitao M. G. Leg, 1, 
p 91 . 


Niblah, eine nur im U. T. erwänte Stadt im Gebiete von Hamath (f. den 
Artilel Bd. V, ©. 567), lag nah 4 Mof. 34, 11 an der Norboftgrenze Palä- 
ftinas, welche ſich von dort fübwärts nad dem See von Genezareth wandte, umd 
war an der Heerftraße dom Euphrat nad) Canaan und Ägypten. Bis in neuere 

ten unbelannt geblieben, ift die Lage des Ortes jet mit Sicherheit any 
indem ſich deffen Name bis auf den heutigen Tag erhalten hat in dem Kleinen, 


unanfehnlichen Dorje Ribleh (sy y) am Oftufer des Orontes, wenige Stunden 


bon feiner Quelle, elwa 10—12 Stunden ſüdwärts von Hums, in freundlicher 
Lage, auf allen Seiten von fehr fruchtbaren Ebenen umgeben (der hebräifche Name 
7527 bedeutet nad) Gefenius „Fruchtbarkeit“) und durch feine weiten Grasgefilde 
recht geeignet zu einem großen Lagerort von Reiterfcharen. Po Hi war hier das 
große Hauptquartier der Eroberer und das Schlachtfeld zur Behauptung Syriens 
zwifchen Babels umd Ägyptens Heeren; von hieraus ftanden dem jeweiligen Sie: 
ger die bequemften Heerſtraßen füdmwärt3 nad Damasfus und dem Jordan, 
oder durch den Eleutherus weftwärts die Küftenjtraße nad Phönizien offen, 
oder aber ojtwärts der bequemjte Weg nad) dem Euphrat. So finden wir denn 
dort 2 Kön. 23, 33 das Hauptquartier des Pharao Necho, ehe er nach ber 
Scladjt bei Megiddo an den Euphrat vorrüdte; dort war e8, wo er den König 
Joahas abfegte und in Feſſeln legte. Später ſchlug auch Nebuladnezar dort ſein 
Hauptquartier auf, als er wider Serufalem und Phönizien zu Felde lag; dort 
ließ er den unglüdlichen Zedekia blenden, nachdem er zuvor feine Söne vor des 
Baterd Augen hatte hinrichten laſſen, — ein Los, das ebendafelbft auch die 
übrigen, endlid in Nebufaradans Hände gefallenen Volkshäupter Judas. traf 
(2 Kön. 25, 6 f, 18 ff.; Ser. 39, 5; 52, 9 fi. 24 ff.). Ruinen find nur wenige 
vorhanden. Klar ift übrigens, dafs die jüdischen Ausleger (Targ. Jonath., 
Hieron. im Onomast. und Vulg. zu 4 Moſ. 34) eben, wenn jie bei Ribla 
an Antiochia oder Daphne dachten, welche beide viel zu weit von Hamath und 
der Nordgrenze Iſraels entfernt liegen, wie fchon J. D. Michaelis, Suppl. ad 
lex hebr,, p. 2229, und Clerieus zu Hieron, Onomast. p. 130 bemerkt haben. 
Die Bedenken von Niehm, Handwörterb. S. 1287, welcher glaubt, das Riblah 
4 Moſ. 34 von demjenigen im Lande Hamath unterfheiden zu müfjen, one aber 
Die Lage des erjteren näher nachweiſen EY können, halte ich wicht für gemügend, 
um die Identität beider aufzugeben. — Vgl. jegt Robinjon, Baläjt., DI, &.747. 
931, deſſen „Neuere Forſchungen“ S. 708 ff., und Nitters Erdkunde XVII, 
&.169 f. und 996 f.; Porter, Five years in Damase,, U, 335 ff. — Budingham, 
Neifen durch Syrien und Pal. I, 392, ift der Erfte, welcher (1816) den Ort wider 
erwänt, Rüctihi. 


Micci Mattheo, ſ. Propaganda oben ©. 256. 


Nici, Scipione de’, ward als dritter Son eines Senatspräſidenten in 
Florenz am 9. Januar 1741 geboren. Die Familie erfreute fi) wegen ihrer 
republifanifchen Neigungen nicht des Wolwollens der Tothringifhen Herriher — 
um fo eher mochten die Oheime den jungen ſchon frühe vaterlofen Scipione 
dem geiftlichen Stande bejtimmen. Mit 15 Jaren wurde er in eine von Refuiten 
geleitete Erziehungsanftalt in Rom gefhidt; als er aber Miene machte, ſelbſt 
dem Orden beizutreten, vief ihn ein Befehl feiner Angehörigen nach Florenz 


2158 'E 0, Mieei, Seipione rt HR 
Pr Tr NTITIe 












Ihentivee Mo 
vos Note: —* 
Babe junge eier Heimat Aut y murho 
— — in dieg eonfr , 5 — 9 
ewillt, ee oold angefirebten orme R 
obwol. — —— ſich von den Sion 
— ‚und nad. geininnen: loffen and. 1 ade | 
age Ken a — 


ae au, —* bereitwillig weiter, e 
—5— Jeſuiten uiten Goboni 
—*— Bien die Regierung 





Jenen beides —— ve ren zur n ich 


— ormplänen bed Gro zherzogs d 

3 and die Abſicht, beffere Fürforge für die V der ung der 
Man Genie —* den Plan für die Gründung 

blieb —— vor 


es er Aa den si —— ea 


—— und ihn dei. zu Suiten, ala greb ee eiten — In wen 
dageg * a . 

der Funtins — * — N Bi ie 2 

teren jungen Geiftlihen angefertigten 


rY, 
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ine befnung a . 
Juni 1780 trat Men Se 2 Ip der Binhe na 


Monsignor de’ Ricci, — zeichnet {fm als 8 einen (sn n 

—* er * ——— woltätig um! cn dem Be 
geld. Sehen u, bem 
geiftert war, der kathouſchen Kirche ihre mora Boraliihe Mi im Wı 


Ricci, Scipione be’ 759 
Di au erobern und daſs ſich daraus feine nicht immer bon nee gr ee 


zeigte jich fofort am zwei Stellen. Zunächſt mufste ſich R., noch ehe er das 
Amt formell angetreten, für einen wegen Diebitahls ergriffenen beim 
Großherzog verwenden, damit derjelbe feine Strafe in einem Klofter abbüßen, 
dürfe und ein Sfandalprozeß vermieden werde. Dann wartete ein emergi 
Einfchreiten in Betreff der fittlihen Zuftände im Dominikanerinnenklofter von 
Sta Lucia in Bijtoja auf ihn. Dort waren, getragen von quietiftiicher 0: 
logie, jeruelle Greuel nicht allein vorgefommen, fondern eingerifien. Schon R.'s 
zweiter Vorgänger Alamanni hatte 1764 einjchreiten müfjen. Er hatte die Do— 
minifanerinnen von der geiftlichen Auffiht und dem Bufammenhange mit den 
Dominifanern getrennt und fie unter die bifchöfliche und pfarramtliche Juris— 
diftion und Seeljorge geſtellt — vergebend: Die Nonnen zogen es vor, das 
Saframent gar nicht ald aus den Händen eines nicht dem Orden angehürenden 
Priefterd zu empfangen. R. hatte fich zu feinem Borgehen noch befondern Auf: 
trag jeitens des Papſtes erbeten, aber troß aller Mühe hat er fich nie ge: 
ihelt, mehr als eine äußerliche Befferung erreicht zu haben. Schlimmer 
noch ſtand es in Prato, welches, obwol 1653 ala felbftändige Kathedralkirche 
erklärt, doch tatſächlich mit Piftoja vereinigt blieb und auch jet noch vereinigt 
it. Dort herrſchten feit langem unbedingt die Dominikaner und die Jeſuiten; 
die Yugend erzogen fie in ihren Schulen, die Frauenwelt leiteten fie, bie Welt: 
geiftlichfeit mwujsten fie vom ſich abhängig zu erhalten, wie R. felbft in ben 
"Memorie’ bezeugt. Auf einem Gebiete, welches die Jefuiten gerade damals 
mit Vorliebe und Erfolg anbanten, nämlich dem des Herz: Jeju-Eultus, kam es 
zu heftigem Bufammenftoß. Den frommen Bifchof empörte die ſchändliche Ber: 
wirrung der religiöfen Begriffe, aus der dieſe neue Devotion hervorging. Als 
die Erjefwiten ihn in Prato ſogar hinterliftiger Weife dazu Hatten bringen 
wollen, mit eigener Hand eine Glocke für die neue Devotion zu weihen, erließ 
er einen Hirtenbrief (3. Juni 1781), in welchem er hervorhob, daſs das Weſen 
der wahren Religion von allem “Fetifchismus und “Sadducätsmus’ weit entfernt 
fei, und don der Carbiolatrie’ auf das nahdrüdlichite abmahnte, Diejer Hirtens 
brief, im Anhang zu den Alten der Synode von Biltoja (j. u.) uud ©. 332— 
336 ber Rivista Cristiana, Florenz 1875, abgedrudt, bildet ein ehrenbolles 
Beugnis für R.’3 Frömmigkeit, Berufstreue und Einficht; ob (vgl. von Reu— 
mont, Geſch. Tostanas Il, ©. 174) feine Oppoſition' von gewifjer Seite ala 
unpaſſend' erachtet wurde, verfchlägt wenig. Mittlerweile zeigte es fich nötig, 
gegen die Dominifanerinnen aud in Prato vorzugehen. Dort im Klofter von 
Sta Caterina kamen haarjträubende Dinge zu Tage, die man ſür Berleumdungen 
halten wirde, wenn fie nicht im ordentlichen Gerichtöverfaren erwirt und nad) 
dem Wortlaute der Alten veröffentlicht wären (bei de Potter Bd. I, Piöces 
justif.). Es zeigte ſich wieder, dafs Befferung unmöglid war, wenn nicht zuerſt 
die Eremption der Ordensangehörigen von der weltlichen und der bifchöflichen 
Gewalt aufgehoben würde. So ftrebte denn R., freilich unter dem Entgegen: 
wirfen der Kurie und dem Widerftande der Mönche, aber unterftüßt von ber 
— darnach, ſeine Jurisdiktion über die inficirten Klöſter wieder herzu— 
en, und wo es immer galt, der überhandnehmenden Einmiſchung der Orden 
in die Pilichten und Verrichtungen des Seelforgeramtes entgegen zu treten, ſehen 
wir R. tätig. Was aber den Ausgang jenes Standales angeht, fo ijt das Ur— 
teil, welches der Gefchichtsfchreiber Toslanas (M ©. 175) fällt, nur teilweife 
richtig; „die von Pius VI. angeordneten Mafregeln* erwiefen ſich nur foweit 
als dienlich, wie fie in der Nichtung von R.’3 Gedanken Tagen; denn daſs „der 
Sache ein Ende gemacht, beijere Zuſtände hergeftellt, die Nonnen zu Meue und 
Buße gefürt” und das beleidigte öffentliche Gerechtigleitsgefül beruhigt wurbe, 
dad ward doch erjt erzielt, als R. und der Großherzog gegen den urfprüng- 
lihen Willen der Kurie es durchſetzten, daſs die Schuldigen dem bifchöflichen 
Gerichte und nicht dem des ©. Uffizio unterworfen wurden, 





760 Nici, Scipione be’ 
Bei 


‚at 





' die Ab tion und die Reinigung de 
ame, e, — die von der RE der . d iligen: 
volänbigke. IB. bon. bee, aß bieten die Be 
im 3. 1786 d i wel 
lien eb Ortes —— weile io 
te * 


















nicht ina 
nur zur Com um ein Pfarramt zuge 
eh gelehrten Pfarrer in Stand zu fe 


könne entweder in der Überjeßung des — 
in der von Sach gebraucht werden. —— das “Sri 
der Unterricht über die Sonn: und Feſttage des Jares d 
ei Abhandlung über die Mefje, Coding — di Bereinig 
u rien, Quesnels Moralifche Betrachtungen ubensfot — Her 
Teftament, — 8 — * — ſyſtem 
empfehlenswerte wur nträ — 
des Einfluſſes der Klöſter auf das Bolt geſtellt. 
Dieſe Punti ececlesiastici“ hatte der —* 
— 5** zur Modifikation und —— SER pre reie 
als fie bereits in —— geſetzt waren. — der 
herzog den Bifchöfen g eftattet — baum aber for — fie eine — ene 
wort Seine-Abfiht war, zuletzt en Punkte einem Natior 


- 





Nicei, Scipione be’ 761 


borzulegen, um im ganzen Lande Einheit der Lehre und der Kirchenzucht zu 
erzielen, vorzüglich in Betreff der Lehrbücher und der Anordnung der Unterrichts- 
anftalten für Ordens: und Weltgeiftliche. Leider war der bei weitem größere 
Teil der Biſchöſe den Abfichten der Regierung entjchieden abgeneigt. Teils wolls 
ten fie überhaupt keine Einmifchung der weltlichen Obrigkeit in Firchliche Auge— 
legenheiten zugeben, teil3 aber hatte die Negierung ſich des Janſenismus dadurch 
verdächtig gemacht, dafs fie die auguftinifche Lehre als Normallehre vorſchlug 
und mehrere janfeniftifche Schriften, felbft Duesneld Anmerkungen zum N, &,, 
empfahl. Die meiften Bischöfe ließen fich die Antwort, bie fie der Regierung 
geben jollten, von Rom aus diktiren — jelbftverftändlich lautete fie ablehnend. 
Nur R. fowie die Bifchöfe von Pienza:Chiufi und Colle gingen auf die Vor— 
fchläge ein. R. erließ am 31. Juli 1786 das Convofationsfchreiben “ad venera- 
biles Fratres suosque in Sacerdotio et Pastorali officio Coll et Adiutores 
Civitatis et Dioecesis Pistoriensis’, wodurch er die vom Großherzog gewünſchte 
Berfammlung einberief unter der Erklärung, daſs der Bapft jelb Fo zwei 
Jare vorher ihn dringend aufgefordert habe, ein derartiges Konzil zu berufen. 
Am 18. Sept. 1786 fand die feierliche Eröffnung desſelben ftatt (ſ. Acta et 
Deer, Syn, Pist. P. 1.©. 21 fj.); 233 Pfarrer und Pfründner, auch 13 Ordens: 
priefter, nahmen teil. Ganz gegen bie Gewonheit ließ R. feine Pfarrer nicht 
bfo8 die bifchöflichen Ausfprüce hier vernehmen und annehmen, fondern ver— 
ftattete ihnen freie Beratung und Entjcheidung der vor —— Materien — dens 
—2 der Erfolg alle Erwartungen. In der ammlung herrjchte ein 
ſolcher Geift der Einheit, daſs bei den Abſtimmungen die Minorität nicht mehr 
als 5—6, einmal 8 betrug. Leopold war über den Fortfchritt der Arbeiten hoch 
erfreut. Er ermunterte und ermante die Väter unaufhörlich duch Briefe; auch 
öffentlich bezeugte er feine Zufriedenheit, indem er, gerade in Piftoja anweſend, 
den Bifchof mit an der eigenen Tafel, die mit der Formulirung der Beſchlüſſe 
betrauten Theologen Tamburint und Palmieri an der Zafel feiner Sefretäre 
fpeifen Tief. Nachdem fich die beiden erſten Sigungen —— mit der 

ung einer Geſchäftsordnung beſchäftigt hatten, wurden in der dritten die 
eriten Themata mitgeteilt (über dad Weſen der Saframente und ihre Wirlſam— 
feit) und “ad obstruendum os loquentium iniqua’ zwei Neihen von Glaubens: 

In adoptirt: die von der Löwener Fakultät 1677 Innocenz XI. überreichten 
betr. Sünde und Erbfünde und die fog. theologischen Tugenden, fowie bie 12 
Artikel, welche der Cardinal de Noailles Benediet XIH. eingereicht Hatte. An 
die Spihe aller Beſchlüſſe trat übrigens ein “Deeretum de fide et ecelesia” mit 
folgendem Inhalt: Die Kirche, felbft die allgemeine, habe fein Recht, neue 
Dogmen einzufüren, jondern nur die Verpflichtung, die alten ihr von Chriſto 
und den Apofteln anvertrauten Warheiten in ihrer urfprünglichen Reinheit zu 
erhalten. Wenn ein Zweifel darob entjtehe, was in der Lehre echte, unfehlbare 
Warheit fei, fo habe zwar die Kirche das Entſcheidungsrecht, aber ihre Unfehl: 
barkeit jei an die Bedingung gefmüpft, dafs fie fich bei ihren Entſcheidungen 
niemal3 von dem klaren Inhalte der h. Schrift und der wahren Tradition ents 
ferne; die Gewalt der Kirche fei bloß geiftlich und es ftehe ihr micht zu, im die 
weltlichen Rechte der ebenfalld von Gott ſelbſt eingefegten bürgerlichen Obrigkeit 
einzugreifen. In der vierten und fünften Sipung*wurden tiefgreifende Beſchlüſſe 
über das kirchliche Bußopfer gefafst umd zumächft, bis eine fommende Synode 
ein neues Rituale entwerfe, verordnet, daſs alle an den Kirchtüren und am pris 
vilegirten Altären aufgehängten Ablafstafeln fogleich weggefchafft werden follten, 
Auch wurden alle Beichtväter angewiefen, ſchon von jept an die Indulgenzen 
den Beichtfindern nur unter der ausdrüdlichen Erinnerung zu erteilen, dafs es 
fi dabei blos um den Erlaſs kanoniſcher Strafen handle (Decretum de Poeni- 
tentia, De Indulgentiis, n. XVII). Die ſechſte Situng traf Beſchlüſſe über 
das Gebet, verlangte für den Gottesdienit Barallelformulare in der Volksſprache, 
Beichräntung in dem ganz veräußerlichten Prozeſſionsweſen, rechte Sonntags: 
beiligung und Verminderung der Heiligen: Feiertage, Mole daran ein Dekret Über 
das Leben der Kleriler und die Verleihung von kirchlichen Amtern umd einen 













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ber Zahiglkeit ber 
Dingen Seherefchenden —— dafs er fofort Schritte k 
bifchöfe feine 57 Propofitionen zur Anerkennung zu 
durch die 2 Bergtäie von ——— die —— — 
empfindlichſten Ste ‚die j 


Ide im & im Gprifienten ertläct — ie duch — — eränfen 
2. Mönhswejens * Art an Die — gelegt wu 


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Nicei, Scipione de’ 763 


der Majorität auf ber duch Rundſchreiben auf den 23. April 1787 berufenen 
Berfammiung der Landeshifchöfe in Florenz nicht zweifelhaft. In der Tat — 
faſt auf der ganzen Linie erlitten die Propofitionen des Gr ‚entjchiedenjte 
Zurüdweifung. Schon in der erften Sitzung ein Parteigeiſt; 
es ward feſtgeſetzt, nur nach Stimmenmehrheit entſcheiden zu laſſen, und den 
graßhergoglichen omifjaren, den ausgezeichnetiten Theologen und Kirchenrechts— 
Feigen auf legte man mit den Worten: Nos magistri, vos diseipuli! Still 
auf. Bezüglich der periodifchen Berufung von Diöceſanſynoden ftimmte 
man zwar zu, fprad aber ben Pfarrern dad Stimmredt ab. Und jo wurden 
alle jene ragen entweder vertagt oder halb beantwortet oder abgemwiejen, au 
die ſechs Punkte von Piftoja — immer mit allen gegen die drei Stimmen R.'s 
und der Biihöfe von Chiufi und Eolle. Die 19. (lebte) Sipung fand am 5, 
Juni ftatt; am folgenden Tage erjchienen fämmtliche Biihöfe vor dem Groß— 
N .  Diejer ftellte ihnen vor, wie er von jeher bemüht gemwejen ſei, bie 
und bie Dißciplin zu heben, wie aber feine guten Abfichten vielfach 
felbft von den Geiftlichen verfannt‘worden feien, wie diefe aus Parteigeift und 
Zeidenihaft dad Volk gegen die Regierung mifstrauifch zu machen gefucht hätten, 
ge wenig er mit dem Erfolge der Berfammlung zufrieden fein fünne, 

" Bar fo das Reſultat der Florentiner Verſammlung im allgemeinen ein 
wenig erfreuliches — von dem geplanten Era fonnte nun natürlich 
nicht mehr die Rebe fein —, fo wirkte diefelbe teils direkt, teil indirelt noch 
in einer ſolchen Weife auf die Verhältniſſe in der Diöcefe RS ein, dafs er bie 
Ergebnifje feiner ganzen bisherigen Berufsarbeit, ja fogar die Möglichkeit einer 
eiterfürung bderjelben plößlic in Frage geſtellt ſah. Diejenigen Elemente, 
welche mit den Neuerungen in feiner Diöcefe nicht einverftanden waren, ger 
wahrten mit Befriedigung, wie heftig die Majorität der Landesbifhöfe in Florenz 
ihm und allen Reformplänen entgegen trat. Aber die bloße Zurüdweifung dort 
genügte noch nicht — man wollte auch die Gelegenheit benugen, um R. zu ver: 
nichten. Es handelt fich eben um die Frage nad) dem Eult der Bilder und Reliquien. 
Wärend das Gerücht verbreitet wurde, R.'s Lehre über dieſe Frage ſei als ketzeriſch 
befunden worden, begaben fich geheime Emifjäre, darımter der Bifchof von Vol- 
terra und der Sekretär de3 päpftlichen Nuntius von Florenz nach Prato unter 
dem Vorwande, die dortigen Kirchen zu befichtigen — die ihnen one Zuftimmung 
des Biſchoſs nicht zuftand —, in der Tat aber, um eine Partei der Aufrürer 
dort zu organifieren. Sie verbreiteten in der Stadt das Gerücht, der Biſchof 
habe die Abficht geäußert, den Altar, in welchem man den angeblichen Gürtel 
der 5. Jungfrau aufbewahrte, abbrechen und fonftige unfiebfame Änderungen vor: 
nehmen zu lafjen. Dadurch regte man die Menge jo jehr auf, dafs es am Abend 
des 20, Mai zum Tumult fam. Bollshaufen drangen in die Kirche, riffen das 
Wappen und den Stuhl des Biſchofs aus dem Chore und berbrannten unter 
Sturmläuten beides auf dem Marktplatze; in der Kirche ftellte man den Gürtel 
Die ganze Nacht hindurch zur Verehrung aus. Gewalttätigkeiten aller Art gegen 
die don R. getroffenen Einrichtungen, auch gegen die ihm gehorfamen Seifitichen, 
rin fih an, und am nächſten Morgen, als die Bauern nun auch in Schaaren 

ffnet heranzogen, ward der Aufrur noch ärger. Nur der energifchften Anz 
wendung militärifcher Gewalt gelang Wiederherjtellung der Ordnung. Als aber 
eine Deputation von Prato bei Leopold anlangte, um Gnade zu erflehen, zeigte 
«3 ſich, daſs der Zweck, Rs Vorgehen als die Quelle folder Gewalttaten zu 
| tigen und feine Abdankung herbeizufüren, verfehlt war: der Großherzog 
fagte ihnen direft, er wifje, dafs der Tumult durch fanatifche Priefter organifirt 
und bie Duelle desſelben in Florenz de fuchen jei; dafs der Tumult nicht in 
der Stadt allein, fondern im ganzen Gebiet von Prato habe ausbrechen follen ; 
dab man in Rom genau bon allem unterrichtet fei und dort auf eine Revolution 
in ganz Toscana rechne, weshalb denn auch der Abjchlufs des Eoncordates mit 
Neapel bislang verzögert worden fei, um fpäter günftigere Bedingungen zu er: 
langen. Der Biſchof legte Fürbitte für die Frregeleiteten ein — nicht one Er: 
folg. Dann erbat er ſelbſt feine Entlafjung. Aber noch an dem nämlichen Tage 


764 Nici, Seipione be’ 


erhielt er — —— —— — 
an, ermane ihn vielmehr zur en i 
a durch jein Bor ; 
























mit * * chte chlag 
N. mifslungen war und nur da ient hatte, dem Bertraite 
de Banbeöferen noch mehr zu —— 9 — ei 1787 eine Wir 
famkeit doch an abwärts zu gehen. Er zu vielerlei Refo nter allzu 
m und "nit um uden Kräften int di Hand | ommen 
einen Einblick in die Weitſch i o leſe maı 
ee — 
ammen e. Nom Beihlüffe v 
nad nit vernehmen faffen, aber nichts wurde verabfiumt, um ihre Ans; 





| zu überne Mit ihm war die | © Stüge Rs 
a Bu — ae A Bea 


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ben Umftur der enden V d 
Fi ehe a ei nice 


ag der Regentichaft und dem Bapfte hatte diefer im Juni 17 ine 
erbeten und erhalten — an Rückkehr auf den Stuhl mar ta 
Leopolds nicht zu denfen. Erſt 1794 = ber Kurie ha 
da, um bie natürlich längſt beſchloſſene se ynod 
und ihrer Beihlüffe zu vollziehen; es geſchah durch die Bulle “a 
28. Auguft), welche 85 Süße ala ig On — — 
ee mit der Abjafjung feiner 
fel beionder8 mit dem franzöfiichen * 
* nichts zur Laſt gelegt werden kaun, was feine Unten anent 
Ir —* doch nach dem Abzug der Franzoſen 1799 zum 
hn: wie einen Mifjetäter fürte man ihn in — * des P 
an r © ehe ihn in der Citadelle von Florenz gefangen. Freigel er 
a zu NRignano im Arnotal, wo er am 27. Januar | 1810 
x * Pius VI. bei deſſen Rüciehr von Paris im Mai 1805 d 
unterzeichnet, dafs er ji dem Verdammungdnrteile von 1794 um 2 
—— = u a: gewefen, aber die ber welch 
u ng feiner Ideen v waren zu gering, athofifche 
u einer durchgreifenden Ser, wie er jie geplant ft 
Sftkerater: Vie de Scipion de Ricei...par 'Bbe,, B 
1825 (beruft auf den Memoiren R.s, feinem offiziellen * 
wechſel, ſowie der hdſchriftl. Vita di "Monsignor R.’ und “Storia 
Pistoja von einem wolunterrichteten ‘Abate X). üttlerweite fi 
di Seipione de R., vescovo di Prato e Pistoj 
worden von Gelli (2 Bde, Florenz 1865). cu 
inedite di Se. de R....a Antonio Martini, Prat, * Val. 206 
Civile della Toscana, ®d. IT und IM (Florenz 1856), mwofelbj 
mente. v. Reumont, Geſchichte Toscanas, —* 18 — Me 
eitige Abhandlung: De o Jansenismi in T 
übingen 1789. — Die Alten der Synobe zu — dort 1788 
öffentlicht: Atti e Decreti del Concilio diocesano di = 
in Badia: Acta ot Decreta Synodi Ecclesiasticae Pi 


ri Pr Spez “ 
tten Me Rigt 


— 





Micci, Scipione de! .—  Midharb von St. Victor 765 


2 Partes (1788). Die Alten der Florentiner Biſchofsve —2* ließ Groß— 
ders Leopold 1787 italienifch in Florenz drucken; Cambiagi Hatte jie vedigirt. 
Sofepfiner Schwar angel i in Freiburg fertigte davon teen (at. Überfegung: 
Acta congregationis Archiepiscoporum et Episcoporum Hetruriae Florentiae a. 
1787. celebratae. Bamb. 1790-1794, Benraih. 


Nichard bon St. Victor. Über die Lebensumſtände dieſes Mannes ift we⸗ 
 befannt. Er war - Geburt ein Schotte und ward frühe in die Auguſtiner— 
abtei von St. Victor zu Parid aufgenommen; hier hatte er den gelehrten und 
frommen Hugo (j. d. Art. Bo. VI, ©. 356) zum Lehrer. 1159 ward er Gub- 
prior und 1162 Prior der Abtei; als fol 8 fümpfte er lange are gegen bie 
zur Verwaltung und dad unerbauliche Leben des Abtes Exrvifius, deſſen Ent- 
er endlich erlangte. Er war ein Freund des heiligen Bernhard, dem er 
mehrere feiner Schriften zugeeignet hat. Er jtarb um das Jar 1173. 
Es ijt von ihm eine ziemliche Anzal größerer und Heinerer Schriften auf 
uns gefommen, die teil der Auslegung biblifcher Bücher, teild moralifchen und 
dogmatifchen Segenftänden, teils der myjtifchen Kontemplation gewidmet find. Die 
egetifi haben kaum nod ein anderes als ein hiſtoriſches Intereſſe, da Ni: 
rpretation faft durchgängig nur in — —*— beſteht; er 
vorzugsmweife folche Bücher erklärt, bie. ſich —— Deutung zu eignen 
nen, den Propheten Ezechiel, einige Pſalmen, das Sol Lied, die Apofalypfe. 
—* wichtiger ſind ſeine übrigen Werke. Unter den moraliſchen, in welchen übri— 
uns: auch das myftishe Element vorherrſcht, find zu bemerken die Traftate de 
statu interioris hominis, de eruditione interioris hominis, de exterminatione mali 
et promotione boni, de differentia peccati mortalis et venialis; unter ben dog— 
matifchen das Bud) de verbo incarnato, wo nad Augujtins Vorgang die Sünde 
als felix culpa gepriefen wird, weil ome fie der Son wicht ſch geworden 
wäre; die zwei Bücher de Emmanuele, gegen die Juden, und ganz bejonders die 
jehs Bücher de trinitate, mit denen zu dergleichen iit feine Schrift * tribus 
iatis personis in trinitate, In dieſen Werten, jowie auch in den 
1] erfcheint Richard al3 einer der gewandteften —— und erfarenften ® 
Hang feiner Zeit; an een Lehrer Hugo fich anfchliehend, ftrebt er nad 
2 Wiflen und Glauben, von Scholaftit und Myſtik; er erfennt das 
en een Strebens an und übt e3 auf eigentümliche Weife ſelber 
—* nur will er nicht, dafs fi) das Wiſſen vom Glauben entferne, und tadelt 
die ——— die ſich mehr an Ariſtoteles halten als an Chriſtum. Nach 
für den chriſtlichen Denker der Glaube die notwendige —— des 
; bon dem gegebenen Glaubensinhalt ausgehend, kann die Bern vr 
in denfelben eindringen und ſich zum Wifjen erheben; dieſes ift dem 9 nf 
—* — — (generaliter) verweigert, es wird ihm erreichbar unter der Bedingung 
ger Bon diefen Grundjäßen ließ Richard fich leiten 
in en Wer über die Trinität, welches wol das merkwürdigſte Erzeugnis 
feiner theologiſchen Spekulation und Dialektik ift. Zuerſt wird darin dur Ver— 
ründe, die zum teil fchon Anfelm von Canterbury gebraucht hatte, die Ein: 
heit, höchſten Subſtanz bewiejen, welche Subjtanz die Gottheit ift; Gott 
substantialiter nur einer fein. Dann werden die göttlihen Eigenfchaften, 
——— das Können und das Wiſſen, unterſucht und gezeigt, wie wie ie in ihrer 
eit nur dem einen, abjoluten Wejen zulommen können, wie nament- 
Zi das Sein Gottes identifch ift mit feinem Können und Wiffen. Um auf bie 
Zrinität zu fommen, fürt Richard die Idee der Liebe ein; durch fie bejtimmt ex 
tnis der drei Berfonen, indem er bon der Subftanz zum Gubjeft, von 
br ati uten Gottheit zum perfönlichen Gott übergeht. Aus der Liebe, die voll» 
ein muf3 wie alle anderen göttlihen Eigenfchaften, ſchließt er, dafs in 
ber ber Got it notwendig eine Pluralität der Berfonen angenommen müſſe. 
Die Liebe an ſich (amor), um charitas (ſich offenbarende Liebe) zu werben, —* 
nicht auf ſich, ſondern muſs auf ein Anderes ſich richten. Die höchſte Liebe muſs 
ein Objelt haben, das fie liebt; die Kreatur kann dies Objekt nicht fein, es muſs 


ge 








nis m eg weinen mic ern range 

Kontemplation don der cogitatio und der meditatio, Cogitatio ift das gewönliche 

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bundene Betrachten der Warheit. Von der speculatio ns par har en 


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(ben; weiter erhebt die Analogie des Sichtbaren } 
I x foäter ‚ct ME Be — Ana zu an 


diefeibe if; ift; —8 Betrachtet I ſcheindar der 
namentlich di Auf den unterften Stufen 


— * ber fein Titel de arca mystiea. Jede einzelne Stufe fürt er 
dann weiter aus, indem er das ganze tniſſe 
wandert und jeder ihren Grad auf der Leiter anweiſt, auf der man zur höchſten 
Kontemplation auffteigt. Jeder diefer hat von 
Unterabteilungen. Wir beſchränken uns hier darauf, die höheren etwas 


mehr unter die Sinne fällt und die Vernunft übe 
der Imagination ein Ende, „nihil im ium, nihil phantasticum 00- 
eurrere®, * —* nur : Bildfof ti, fonbern überhaupt völlige Reinheit des 


die — ie heiligen Geijtes. Dies iſt Fe —— allein ra ber 
Geiſt nicht Iernt, aus Liebe zu Gott aus und über I) —* u. gehen, — we 
er nit weiter. Vermag er e3, fo begreift er zumä * 
lommenheit des höchſten Gutes; die Vernunft gibt e Cine au zu, —* 
er ——— fie nicht —8 kann. — er die u. 
eiben, fie muſs noch höher te auf etwas, 

— —— in der Einheit Gottes; da 

fteigen Fragen und Zwei * auf, —* nur gelöſt werden durch hr von dem Glau⸗ 


teil durch unmittelbare Onadenwirkung, ch 
amer Übung, noch Anderen dadurch, dafs fie — und dem 
Beifpiel folcher folgen, welche bie Gabe des excessus befibe Id beſteht die⸗ 
Bu einer Erweiterung (dilatatio) des Geiftes, wod e und 
gewinnt; bald in einer Erhebung (sublovatio), ‚be ber über 
ra oben wird, aber d ad Bewufstjein dev Gegenwart It; bald in 
oder Entrücung (alienatio), wo er dieſes Bewuſstſein ver» 
er und gleihfam in einen Zuftand der + g tritt er Vergangenes und 

Bufünftiges im Bifionen ſieht. Gefteigerte Andacht, anhaltende 


der 
göttlichen Schönheit, innere Süßigkeit oder Wolluſt find die Mittel, um zur alie- 


— 











Sto Vict 
40; Hel 
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. Fr 5 Mar be tel Int wir ah 2 

. y. mun Fl zu r berühmteften PL X ge 
bon armen Eltern in einem Dorfe der Er 






war. 
—* Ba ae (per Fayft Urt 
u; Wie Bereiige ai Pe 1008: . 


| nad) feinem Tode eriejien (Bept —— —* 
‚ Bol. as foh i 8 
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maßte und zwar al8 erbli Recht feiner Familie. 

—— A — u in der — des PR 
eins 
die⸗ 
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mit ber beiten Bevölterung fee ch aber weit — als * 

ie brachte die am unrechten oßmütigen S jeger — im 
iche und drüdende Abhängigkeit. Wenn Ifrael dann unter 5 itt 
und fich feines Gottes erinnerte, half Be hve in Geftalt fiber, DE: die 
vor allem Befreier (ara) ihres Volkes wurden, ome daſs biefem 
Wort been wäre, von ED im Sinne von 2 Sam, 18, 10 0b a ech 
nad Ban rüheren noch Winer, Hengitenberg, Bachmann, Seinede wo reifich 
nur de ewifje Zeit, gewönlich fo lange als hir: 5* Its, reichte 
gen bin n, um das Bolt —* * Abfall zurückzuhalten. ——— 
er vom sa Pk verſchwand, riſs Bi mit dem He 
ber in * Ir * geiſtige — Pr * wie aD — — 

— * * hen ——— 


elamationesque populi et miserationes Dei. * innere — 33 der 
Berfafjer bes Rihlerbuches ne in die Geſchichte —— In 
— herausgeleſen. — Außer dieſem unſicheren fr 
fes zwifchen dem am Sinai ihm ——— Gott und canaamiti 
RealsEnchklopäble für Theologie unb Kire. XII. 49 


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berbliden den if dr Oerai ein ner ichter 
nach dem Richterbuch an der eine d 
aeld durch einen me — fd 
Othniel, der Keniffiter und zugleich Jubäer (f. d. 


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Angab ‚ hat kaum W B die Tän 
a, med dem de mac Diefem erfen WefreiungBtomofe ju teil wnrde, fi 


eg ge rübten Schandtat 
(19—21). Andere (Hengitenberg, Keil) verlegen diefe Geſchichten in die Zeit vor 
dem Einfall der Mejopotamier, vor welhem auch J us die 


—58 Enkel Moſes (richtige Lesart ſtatt Manaſſes) genannt. Doc * ſich 
ung 


ihrer Stadt fein Strafexempel ſtatuiren wollten, kam es ur allgemeinen Kriegs⸗ 


Sitte umd rohe Kampfluft. Allein ebenfo ſehr läfst fie ein noch unge 
Vollksgewiſſen erkennen; jene fchändliche Mifsachtung des Heiligen Gaftrechtes gilt 
als eine Schuld, deren Fluch das Land nicht auf ſich ruhen laffen dürfe; durch 
Ströme von Blut muf3 fie gefünt werben. „Wir fülen hier die Nachwirkung 
der hohen Beit des Moſe und Joſua“ (Bertheau). Die moralifhe Solidarität, 
deren die Stämme dabei bewuſst zeigen und die ſich in Nache wie Verfünung 
ausſpricht, ift mit ein Beweis für die von ihnen unter en Fürern verlebte 
geiftig große Vergangenheit. Die Urt, wie Wellhaufen (Geſch. I, 245 ff.) fi 
diefer auch durch Hofea 9,9; 10,9 geſtützten Erzälung zu entledigen Is eigt 
nur, was für gewalttätige Mittel angewendet werden müffen, um die fraefitifche 
Geſchichte dev nemeften Fritifchen Hypothefe anzupafjen. 

Faren wir in der Überſicht der Ereignifje der Nichterzeit fort, fo wird zu— 
nüchſt 3, 12 ff. nad der A0järigen Ruhe unter Othniel eine 18järige Unter: 


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Nichter 73 


berg, dv. Gerlach, Auberlen u. a. verfochten), müſſen wir allerdings widerfprechen. 
Sie ift mit dem Tert nicht in Einkfa R bringen und —— den Nerv 
der Geſchichte. 11, 31 muſs perfönfich überfegt werden; Wer herausfommt .. . 
mir entgegen . . der foll Jaßben angehören und ich will J zum Brandopfer 
opfern (vgl. 1 Moſ. 22, 2). Auch an ein Tier kann dabei nicht gedacht werden; 
denn das beſte Tier zu opfern, wäre ein umerhört geringes Gelübde 
fen. Vielmehr will Iephta, der eben in Kampfesbegeifterung das Land durd- 
ftürmt, ein außerordentlich großes geloben, um den Herrn zu gewinnen, ein 
Menſchenopfer. Wie nun ftatt eined Sklaven oder einer Sklavin feine eigen 
Tochter ihm entgegentritt, iſt der Sieger ins Herz getroffen; eine Fügung d 
zichtenden Gottes hat ihm feine Unbefonnenheit mit dem Opfer bezalen laſſen, 
das ihm am die Seele ging. Auch die lage „um ihre Jungfrauſchaft“ läſst ſich 
dabei erklären; denn eben das erfchien beflagenswert, daſs diefe Tochter al& zarte 
Jungfrau, ald eine nod) nic dur Entfaltung umd Reife gelangte Knospe, one 
ihre Beitimmung, Gattin und ter zu werden, zu erfüllen, gewaltfam fterben 
follte. Die Annahme dagegen, dafs eine dem Herrn übergebene Jungfrau, welcher 
der Dienst am Heiligtum obgelegen hätte, nicht habe heiraten dürfen, ijt dem 
alten Iſrael fremd und wird anderswoher eingetragen. Gerade wenn eine ſolche 
Mopififation des Gelübdes in der Ausfürung ftattgefunden Hätte, müſste dies 
ausdrücklich gefagt fein. Statt deſſen heift es einfah: er tat ihr nad) feinem 
Gelübde — als ob der Erzäler ein Grauen davor hätte, den Wortlaut desfelben 
zu widerhofen. Diefes Gelübde an ſich zeigt allerdings, daſs zu jener Zeit nicht 
nur ungejchliffene Natürlichkeit, jondern auch Heidnifche Denkweiſe vielfach ins 
Bolf eingedrungen war. Beſonders wichtig ift als Parallele 2 Kön. 3, 27, wel- 
cher Fall zeigt, daſs die den Gileaditern benachbarten Moabiter den Menſchen— 
opfern eine große Macht beilegten umd jelbit die Iſraeliten ſolche nicht als wir— 
Zungslos betrachteten. Was von den Moobitern, gilt von den Ammonitern, deren 
Gott Molocd mit ſolchen Opfern verehrt wurde. — Die Herrſchſucht des Vor— 
ſtammes Ephraim fürte noch zu einem blutigen Bruderfriege, den Keen gegen 
denfelben füren mufste (12, 1ff.). Nur 6 Jare war ihm Br 
bis zu feinem Tode vergönnt. Auf ihn folgte Ibzan von Bethlehem (7 Jare 
lang), Elon aus dem Stamme GSebulon (10 Jare); dann Abdon, Son Hillels 
aus Pirhathon in Ephraim (8 Jare). 13, 1 berichtet von Langer (A0järiger) 
Unterdrüdung duch die Philifter, welche von Südweſten her ind Land ein— 
drangen und Befagungen hineinlegten. Ein umfängliher Cyklus von Erzälungen 
(13—16) ſchildert Simfons, des berühmteften Vorkämpfers in diefer Zeit, 
Dentaten gegen fie. Bon feiner übermenſchlichen Heldenkraft und feiner ags 
fertigfeit in witzigem Wort erzälte fih offenbar das Volt mit bejonderer Vor— 
liebe, da es in ihm recht fein eigenes Jugendbild erfannte. Fehlte es ihm doch 
auch nicht an dem törichten Leichtſinn, der verkehrten Gutmütigkeit und Grofmut, 
die dem ganzen Volk fo viel Unheil brachten. Nur „anfangen“ konnte er denn 
auch nach 13, 5 mit dem Befreiungswerf wärend der 20 Jare feines „Richtens“ 
und fiel infolge allzugroßen Selbftvertrauens, one feinem Volt warhaft geholfen 
zu haben. Siehe den Art Simfon. Gegen Ende des Nichteramtes Eli, defien 
erjte Hälfte mit Simfond Wirken gleichzeitig fein mag, hatten die Philiſter wei— 
tere Erfolge. Erſt Samuel und die von ihm gefalbten Könige brachen die Macht 
dieſes Feindes. Mit Simfons Tod bricht übrigens der Faden des Michterbuches 
ab, Bwar wird aud von Eli gefagt, er habe Iſrael 40 Jare „gerichtet” (1 Sam, 
4, 18), deögleichen richtete der Prophet Samuel das Bolf (1 Sam. 7,6; 8, 1ff;; 
12, 1ff.). Aber beide nehmen eine Ausnahmejtellung unter den Richtern ein 
und feiten zur Hönigsherrfchaft über. Eli iſt Oberprie u Silo, wärend ſonſt 
die Richter Feiner priefterlihen Würde ihr Anfehen verdauften; Sammel ift vor 
allem Prophet (1 Sam. 3, 21) und vereinigt mit diefem Amt das J——— 
als Prophet fürt er das Königtum in Iſrael ein. Daher die Geſchichte bei 
in jenem Buch erzält wird, das die Erhebung diefes ifraelitifhen Königtums auf 
feinen Gipfel berichtet. 

Die Chronologie der Richterzeit bietet bejondere Schwierigkeit. Addirt 











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amt Riders Ania cin Ewald a U, a SEN 
Vermixbang jmixT Rodrungteniin. m dm in Arinant 
von Arkın au Simion jär dann Mund IN, d. Wan It, nid 9 MM 
fritiiben Sege weheatiih dieſelde Verdarzung eranlt md, weht I tahilids 
nelle Rehuung des Seder Dam ani ande Art crividn, mb nhe Mimmi 
mit diefer Röldele (S. 182 1.) Abenein melden Seinede joluty, indem oXx Une 
nimmt, die Jare der Gewaltherrſchaſt Yale wirktich vichht witgezgit woyden, 
ſreilich auch den Heinen Zalen mit wenigen WAndnadmen allen Bilarchhen Wert 
abſpricht, ebenjo der Zwöligal der Senerationen, Die 1 Mn u, Kin den Tal 
voraußjeße, feine Zuverläffigkeit deilogt N Ren in Senat I, MM). 
Andere machen darauf aufmerkſam, daſo die Aalen dev fünf „Heinen Miller 
(zufammen 70 Jare) faſt genau den Jaren dev Antorregna zwiſchon Den großeon 
(bis Jephta 71 Jare) entſprechen: jene kleinen ſelen all ham jemandem. vighe- 
ſchoben, der die Unterdrüdungszeiten nicht vechnete (Wolihauſen in Nerta Win. 
4. Aufl., S.184f.). Die — dev kritiſchen Hypotheſon han Weytdenn, 
Ewald, Nöldeke, Wellfaufen, Reuß 1. a. zeigt, daſe auch vog den Wydnflen ber 
modernen Kritik aus dad Rätſel ſich ich evident Käfen däſat. Diea Ann h 
lange auch nicht don der Ägyptologle aus geſchehen, nia die yennuere ANDI) 
des Auszuges nicht möglich iſt. Siehe übrlgent ben Art. „Din Mg". 
Die chronologiſche Frage fürt bereits zur Mritif den Im Michlerhude We 
zälten über. Dieſelbe befchräntt ſich neuerdinge acht darauf, Die Aion bed 
Buches, Beiehungsioetie ihr Verftändnis dan —8 des Medaftoya ungufochlen, 
fondern will auch eine ganze Anzal Diefer Heroen arm Be) ON ſrichen 
So beſeitigt Nöldeke den Othniel, Ehud (), Thola, Jalr, Elan, pohreud or bie 
übrigen als geſchichtliche Geſtalten anerkennt, one freilid) allen nun Ihnen 
Damit zuzugeben. Jene Namen der erfteren Meihe follen win Ihm Chem nn 
Seinede, Bellhaufen folgen) heroes epanymi fein, Berfonitfatlonen won Mbps 
ihledhtern oder Städten, wie aus ihrer geneulogifcyen Ableitung heruurqehe, ba 
fie Söne von Geſchlechtern oder Entel won gungen Slmpien u. |, m yannun 
werden. Dieſes Argument verfagt gegenüber einer ſo lebendigen, inbivihuell uns- 
geprägten Erzälung, wie bie —* CEhuds und Zevhlon kind, feinen Birk 
(wie Röldele in legterem Fall felber anerlennt), Dunn Können wir ihm hey 
auch im anderen Höllen feinen höheren Bert beisäellen. Buſ und 4 Sum Ih, h, 
wo Eimei wie dicher Chud Son Geras Heikt! YA Ibwiiyiien it bie Auge 
bei Jeir, do dos Berhälinis Dieles Higters (Kid, 39, AM.) zu kam A Wim. 
32, 41; 5 Bol. 3, 14 genannten gleigmunigen Linker bes [177 
im Roſes Zeit ſcheint gelebt zu haben, mit im Werzudt Iommt. Bois hun 
gende jener Stellen dem Hier Juir fein Leiheßener Mau iu bra Maid, 
einjoh abzuipzehen ſei (fo Bo. VI, ©. 499 im Mit. Zur, tms vubans 
nert in ehmẽ OWB.,, ik uch Lange nid uusyeniugt. Türe buyayen du myllanı 
berg Beitroge zur Einl. ins U. T. II, ZI7ER, Beil, Mohle, ee May Ka 
Aner jenes Gunes der in ber Kidtergeit 22 Iue log vw Alumng Galle, u 
Dem nligemeinen Iinmen jeines Geſchachres von wen Mbcigen Grau Lam 
zumben iein. Ewuld mie Dieter Sur wit Zuel 2, 6 Wentitigien (7, mi sl 
DOmupthrben in die Berivie vor Zebvrs bimmufenden. Bu yehrrdama — 
Der Lienen” um einiger großer Kiyier konnen vom Kaiirieı au uns Fasdr 
zımn erfinr: weder. uns iv Imiier wır eiufiwenen und, su ea — — —*8 
Uen jer. dr un Berſepunger: willturii. Ind. Zute vu Wectafer ine Rider 
Ir. um em Ymoliza‘ von Kıfpeın zu wiegen, enge Var zu Yorcjonan 
ert gehemweh üune. ir mer in ungusbien, or 00 u 1 gu a re 
Yliga. nugends essosyeyoies. uns ze ven wol Dumanı u. Ya Wugsig 


Richter m 

nicht die Beſtrafung des Volkes, ſondern ſeine A um Kampſe als Got— 
t auch 3, 1 v mo: verfuchen Iſrael du T mehrere Ad 
aud) 3, I boran " n Sirae er, wie in 2, 3 

I i Sirael Legt: Nur wenn fie den Glauben des früheren Ge— 


a ftammten. Dennod halten wir dafür, daſs 
m 


Kap. 1 zufammengefeßt, Da begegnen ung eine ——— en ner 
hä d t. 


ã 


fopotamier 3, 7 fi. (mur fragmentariſch); 2) Ehud, der Befreier vom Joch dei 
Moabiter 3, 12 fj.; 3) Deboras und Barals Sieg über Jabin-Sifera Kap. 4. 5; 
4) Gideon, der Befieger Midians und feine Söne Kap. 6—9; 5) Jephta, der 
Sieger über Ammon 10,6 ff. 11.12; 6) Simfon, der Held im Kampf wiber die 
Philifter Kap. 13—16, eins diefen Gruppen werden noch ſechs Richter ge: 
nannt, bon welchen feine befonderen Taten verzeichnet find. Nur von Samgar 
wird 3, 31 ein Hanbdftreich wider die Philifter erzält und von Thola heißt es 
10, 1, daſs er aufftand, um frael zu befreien; als Tätigkeit der übrigen wird 
einfah das Richten bezeichnet. Daſs dieſe ſechs Nichter fpäter im umfer Buch 
bloß eingefchoben worden wären, ift weder durch die Chronologie bewieſen, noch 
ergibt es daraus, daſs der BVerfaffer fie nicht mit der ihm fonft gelä 
Form („da taten die Kinder Iſraels wider Übles“ u. ſ. f) einfire, Dies erklärt 
fih vielmehr fo, dafs ihm Mitteilungen über die Unterdrüdung, welche dieſe 
Nichter zu bekämpſen gehabt hätten, und vorausgegangenen Abfall nicht vorlagen. 
I. Die zwei Anhänge über das Heiligtum zu Dan (Kap. 17 u. 18) und den 
Krieg gegen Benjamin (19—21) find beide eingefafst durch die Bemerkung: da— 
mals war fein König im Sfrael und jeder tat, was gut war in feinen Augen 
18, 1; 19, 1; 21, 25 — eine Äußerung, aus der gefofgert werden darf, dafs 
der Berfaffer in einer Beit lebte, wo das Königtum bejtand und man feine fejten 
Ordnungen als kaum entbehrlich für die äußere umd moraliihe Wolfart anjah. 
Die Anficht, dajd das Buch Ruth einen dritten Anhang zum Richterbuch gebildet 
habe (Bertheau, dv. Gerlach, Auberlen), iſt abzumweifen. Siehe den Art. „Ruth“. 
Diefes Bud mit feiner Einleitung, feinem planmähigen Gang und feinen 
Anhängen macht den Eindrudf relativer Einheit und Selbjtändigfeit. Daſs es 
nur ein Ausschnitt aus einem größeren Werfe wäre, da® etwa die Gejchichte von 
Joſuas Tod oder gar von der Weltfchöpfung bis zum Eril behandelte, lönnen 
wir micht gelten laſſen. Zwar ſeht es eine gejchriebene Wunde von Mofes und 
Joſuas Geſchichte voraus; ebenjo nimmt es auf die weitere Gefchichte, zumächft 
die Befreiung Iſraels unter Samuel und die Könige fowie eine längere Regie— 
rung der lehteren Ridjicht (val. 13, 5; 18, 1m. f. w.). Mber der Nachweis, 
dafs der oder die Verfaffer des Buches mit denen des Hexateuchs und der Ga: 








Richter, Memilius Ludwig 


—— ten mit den Gen Kehrnchtihen Srtngen —— se 


er iſt J —— r 1808 zu Stolpen bei —— wo ſein 
als Finanzprolurator und A a Anwalt lebte. Auf dem 
zu —— gebildet, bezog er im Jare 1826 die Univerſität Leipzig. 
mete J ag * —— en welchem er anti 
gründliche: hi und philolo ien verband. — 
verſitãts jaren trat er zuerſt als Dberg ericht3-Aubditor —— in den —5* 
——— und hernach (1829) Are — At —— 
e jih als Privatdozent an der dortigen U allem. "war ‚eb bie 
— des Kirchenrechts, welcher er fhon er (eine Lehrtätigkeit zuwen⸗ 
Ihr gehörten auch bereits die erſten litterariſchen Arbeiten Ludwig. 
= an, welche in diefe Zeit fallen. Bereit im are 1833 erſchien die 
ES erung feiner Ausgabe des Corpus juris camoniei, deren erſter das Dekret 
ender Teil im Jare 1836 vollendet ** wärend der zweite im J. 1839 
feinen Abjchlufs fand. Noch bevor dieſes Werk bewunderungswürdigen. Fleihes 
beendigt war, hatte Richter einige Kleinere irbenrehifide Arbeiten. ar 
* im folgenden Jare 1835 ehrte die Univerſität Göttingen den 
ber in jeiner Wiſſenſchaft ſchon au —— zälte, aber ſich in 5 
Erwerbung des glademiſchen Grades eines Bacealaureus jur bejchränft hatte, 
durch) das Diplom eined Doltord beider Rechte. Zwei n fpäter, ald er 
bereit3 auf der Höhe wiſſenſchaftlichen Ruhmes jtand, hat die € Univerfttät Greiſfs⸗ 
wald bei ihrer Jubelfeier feine Verdienſte um die evangeliſche Kirche und die 
theologiihe Wiſſenſchaft durch Verleihung auch der Würde des Doktors der 
—5 anerkannt. Noch im Jare 1835 war Richter im Leipzig zum außer— 
ichen Profejjor ernannt worden. Indeſſen folgte er bereits im are. 1838 
— Rufe als ordentlicher Profeſſor für Kirchenrecht und Civilprozeſs nad) 


Die, folgenden are, die Zeit feiner Marburger Wirkfamfeit, dürfen wir als 
die glüdlichjte Periode in Richter Leben bezeichnen. Bor allem war es die —— 
wo er ſich, noch ungehemmt durch eine erdrückende Laſt amtlicher en 
durch körperliche Leiden dem alademijchen Berufe und feiner Wifjenf ganz 
Bingeben founte, die Zeit freudigen Schaffens, Male denn auch für die ‚Bilfen: 

bes Kirchenrechts die ſchönſten Früchte gezeitigt hat. Diefer Zeit verdanken 
wir vor allem fein epochemachendes Werk, Das Sehrbuch des —* und 
evangeliſchen Kirchenrechts mit beſonderer Rückſicht auf deutſche wel⸗ 
ches in erſter Auflage Leipzig 1842 erſchien ar bis 1858 fünf. —— Ver⸗ 
faſſer ſelbſt bearbeitete Ausgaben erlebt bat. (Die folgenden Auflagen zu beſor⸗ 
gen ift Richter nicht vergönnt geweſen. Der Unterzeicynete, welcher deren Benr> 
beitung übernommen, konnte fich dabei nicht darauf beſchränken, den — * 
Rückſicht auf den jedesmaligen Stand der wiſſenſchaftlichen Forſchung 
ren, ſondern war bereits bei der 7. (1874 vollendeten) Auflage durch die ink 
der großen sei@ictlichen —— eingetretene tiefgreiſende Umgeſtaltung des Ver— 
hältniſſes von Eee * Kirche genötigt, das Werk einer gründlichen Umarbei— 
tung zu unterzi 

An — begann Richter auch feine, jedoch erſt in Berlin vollendete 
Sammlung: „Die evangelifhen Kirchenordnungen des jechszehnten Jarhunderts, 
Urkunden und Regejten zur Geſchichte des Ned und der —— der ebvan⸗ 
geliſchen Kirchen in Deutſchland'“, welche in 2 Bänden, Weimar 1846, erſchien, 
ein Buch, welches für die Bearbeitung der Inſtitute des enangetifchen 
rechts grundlegende Bedeutung hat, Dort in Marbur chen aber auch die 
äußeren Bedingungen des Lebens Nichterd ganzem Velen, Die fieblichen Um⸗ 

gebungen der Stadt, der häusliche Herd, dem er ſich im Jare feiner Über— 
fieblung nad Marburg begründet hatte, indem er die Gattin heimfürte, melde 

fpäter in Berlin in vr aufopfernden Pflege feiner —— —* it ſchwere 
—34 erfüllt hat, — die geräuſchloſe und doch ſo fruchtbar des ala⸗ 


— 





Richter, Aemilius Ludwig 

er in Würt- 
erg mu 2* sbeſondere in Hefien,. 
n wärend momner, ift fein Einfujß auf 


Dinge beme 
Kin Die ET die er wie eine Butter ı 


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erfajjen und darzuftellen bemüht war (vgl. die Darlegung 
itſchr. f. „Rinhenieht, ©, V., S. 266 fi), —— 
bei der Erörterung der Beziehungen zwiſchen de 
er Ent Folge leiftete, jo hat er auch in —— 
ktiich am ihn herautraten, den ondpunt 
eitögecht in underfümmerter Stärke walten ſoll (f. 
$ 100—102 mit den in der 6. Aufl. mitgeteilten 
* —— —— die ur Stärke aus —— meh 
it kommt, um eine ſchlechte Statsweisheit 
* Anfang diejes —— in das Leben Dr damald.xein. 


den iſt, durch eine Negation löfen. = wollen. Und io. 
. befennen: „Die Verbreitung feines Lehrbuchs, 
————— len Amin — ce 
„on ie ng, er im Mi e ‚alles 
weſentl etragen, der enſcha bei deu | 
her un Ay wu —— —— ben = Darlber Bi hinaus —— 


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wenigjtens —* — Ban Brad), welche nicht —— oder —— 
tiv, ſondern höchſtens repreſſiv wirken wollte." Richter erkannte in den 
lichen Kirchen vom State unterſchiedene, mit eigenem Rechte begabte 
theiten, welche als jolche den Anjpruch habe, aus m 
eigene Organe geleitet zu werden, unbejchadet freilich des von 
States al3 der allein ſouverünen, d. h. höchſten Macht huge | 
lichen Öemeinleben umabtrennbaren Berufs der Statögewalt, auch —* 


„a bern Wenn freilich die römische Nircengemalt ia mit der Stellung 
einer privilegirten Korporation des öffentlichen Nechts im State nicht ber 
guigt, ſondern felbft eine Art Stat höherer Art zu fein —— und dem 

Stat innerhalb der nationalen Rechtsordnung mit der Prätenſion 
—— Souveränetät entgegentritt, fo hat ſich Richter nicht verhehlt, daſs ber 
moderne Stat, one feinen eigenen jittlihen Beruf aufzugeben, | fo wenig auf die 
Ausſchließlichkeit der ſouveränen Statsgewalt und auf das 
hoheitsrecht verzichten, als die Gewiſſensfreiheit und die Far der Konfejfionen 
der römiſchen ——— zum Opfer bringen darf. 
Sofern das in Preußen bi 1848 —— eae airchenrecht die 
am ſich nur abwehrende oder zuſtimmende Konkurrenz des States gegenüber den 
geiftlihen Oberen mehrfach in eine anordnende Direktion verwandelt Hatte, iſt 


Verhältniffes der Statsgewalt zur Fatholifchen Kirche nicht — oder doch eich, 
one daſs der weltliche Kontrahent in eine wenigſtens forntelle Unterordnung des 
ftatlichen Prinzips unter den Fanonifchen Standpunkt willig, — zu erzielen ir 
Dafs freilich die Bedenken, melde einer grundſätzlichen ehistehimmung dr 
beiden Gemeinweſen im Wege des Konkordats entgegenftehen, 
dem Maße Plag greifen, wo es ſich um Vereinbarungen mit der * über 
tonfrete Punkte von, praftifchen Intereſſe handelt, braucht dabei kaum hervor⸗ 
oben zu werden, Übrigens war Richter weit entjernt, hinſichtlich der Streit: 
age über die rechtliche Natur der Konkordate der abfolutiftifchen Statsdoktrin 
u huldigen, welche auch neuerdings wiffenfchaftliche Vertreter gefunden dat; er 
Biel Ai Siefmepe für völferrechtliche Verträge. 
aum minder bedenklich, als die in Sidveutfhland gemachten Berfinfe ‚ten 
Wege des Konkordats die prinzipielle Abgrenzung von Stat er Kirche zu be 
wirfen, mujdte Richter die Wendung der Dinge erfcheinen, welche im Preußen 
le des Verhältniſſes zur katholiſchen Kirche unter ms Ladenber 
imifterium herbortrat. Er Hand zu beflagen, dafs die Aufgabe der 
gebung, den Rechtsſtand zunächſt Hinfichtlich der kathofifchen Kirche auf dem Grunde 
des durch die Berfafjung fanktionirten Prinzips neu zu geftalten, unerfüllt blieb ; 
daſs die Zeit zu einer jo mühſamen Arbeit fich nicht fähig Bub die Verwal- 
tung immer mehr auf den Weg gedrängt wurde, durch hie 
et noch durch bloßes Gefchepentn en dem faljch re ipe ber 
ngöurfunde Genüge zu verfchaffen. Denn darum ſah fie ſich außer Stand, 
zu So daſs Anfprüche, welche in der Verfafiungsurfunde nicht begründet 
waren, fich auf dem Gebiet der Tatſachen Geltung verichafften (man denfe z. B. 
an das Umfichgreifen des Jeſuitenordens in den weftlichen Provinzen, am die 
zalteichen fejten Niederlaffungen geiftlicher Orden, wärend die Verfaffungsurlunde für 
die Verleihung von Korporationsrechten an geijtliche Geſellſchaften fen in el fee 
an das Aufhören jeder ftatlichen Rontrole binfichtlih der Borbildung fa ” 
uw. Geiftlichen, —— der Disziplin über dieſelben, auch wo ſie mit 
rem Rechtszwange gegen — und Vermögen vorgeht, hinſichtlich der in daß 
bürgerliche — binübergreifenden großen Exkommunikation, hinſichtlich 
ber beſtimmungsmäßigen Verwaltung und Verwendung bes 
htlich der geiftlichen Orden). Es leuchtet ein, daſs auf dem Wege des Se: 
chehenlaſſens, der Paffivität gegemüber einer tatfräftigen Aktion an eine Warung 
des „vom State unverlorenen Rechts“, am eine Umbildung des Auffichtsrechts und 
an eine Ausbildung des Schutzrechts der —* ewalt nicht zu denken war, ver— 
möge deſſen fie ihre Verwendung und ihre Macht gegen den — — 
der geiſtlichen Gewalt eintreten zu laſſen * Der Zuſtand der Verwarl 
welcher in Beziehung auf die Rechte der Statögewalt gegenüber der fathol 
e in Preußen auf diefem Wege des Geſchehenlaſſens eingetreten war und 
bis 1873 fortgedauert hat, ijt von Richter (Die Entwidelung des Verhältniſſes 
wifchen dem State und der katholiſchen Kirche in Preußen ſeit ber —— 
de dom 5. Dezember 1848 im Doves Zeitſchrift für Kirchenrecht Band I, 
S. 100 ff.) im Einzelnen dargelegt worden. Er jelbjt vertrat bem gegenüber 
fortdan die Notwendigkeit, das ftatliche Auffichtsrecht, durd welches der Stat 
fih zu verfihern bat, daſs die Kirchen die Grenzen ihrer U en innehal- 
ten und nicht fein eigenes Leben gefärden, nach der repreffiven Seite anszubil- 
ben, insbeſondere aber dad Schutzrecht der Statsgewalt veſczun auszubilden, an 
welchem diefe jet mit —— Kraft feſthalten müſſe. deutſche Kirchen⸗ 
recht habe die letztere Seite des Hoheitsrechts früher wenig — weil es den 
polizeilichen Geſichtspunkt mehr in den Vordergrund geftellt hatte. Dieſe Lücke habe 
man wol buch Die beftehenden Geſetze aus zu können —— Dies ſei 
jedoch unhaltbar, wenn man 3. B. erwäge, daſs —* Erlaſs der 
der den Frieden eines ganzen andes ftören könne, nicht, wie — mit re 
2 —— rn * —* begangenen —— — 
nie t werden aſs gegenüber einer notoriſch aggreſſiven 
ſenen Drgantfation, wie dem Sejuitenorden der Schuppfliht des States für feine 


⸗ 


michter, Aemilius Ludwig 185 


sauro, Bullario Romano et Benedieti XIV. Operibus et Constitutiones Ponti- 

fieiae recentiores ad jus commune spectantes e Bullario Romano selectae, Lips. 

1853, Lex.-80. Ich verweije über diefelbe im allgemeinen auf Schulte a. a. D. 

©. 263 f. und bemerfe nur, daſs die große Fülle — —— welche 

ſich hier darbietet, —— dem Studium und Vortrage des Yon 

—— eine lebendigere Richtung zu geben. Die deutſchen Lehrbücher 

Kirchenrechts, und zwar nicht allein das Eichhornſche, ſondern vor allem auch die— 

jenigen katholiſcher Verfaſſer, hatten nämlich bis dahin ihre Darſtellung des ka— 

tholiſchen Kirchenrechts faſt ausſchließlich auf das kanoniſche Rechtsbuch und das 

Tridentinum gegründet; fie „ignorirten mithin den reichen Strom einer ⸗ 

hundertjärigen Entwickelung faft ganz”. Richter, welcher ſchon ſeit der erſten Auf: 

lage — Lehrbuches bemüht war, das Recht auch der katholiſchen Kirche treu 
und lebensvoll darzuftellen, hat denn bereits von der 4, Auflage ab auch fü Es 

Lehrbuch aus jemer reichen Fu be für eine erjprießlihe Behandlung d 

neueren fatholifchen Kirchenrechts Gewinn gezogen, worin ihm dann die neueren 

Handbücher von Schulte, Phillips und Hinſchius gefolgt find. 

In änlicher Weife ift die bereits erwänte Richterfche Sammlung der eban— 
gelifhen Kirchenordnungen des 16. Jarhunderts Die umentbehrliche Grundlage 
eines eingehenden Studiums des evangelifchen Kirchenrechts geworden, Ge— 
rade in der umfangreichen Heranziehung des Duellenmateriald aus dem Jarhun- 
derte der Kejormation, wie fie durch die Nichterfche Sammlung und Behandlung 
der Kirchenordnungen möglich wurde, liegt denn auch ein Hauptvorzug der dem 
a Kirchenrecht gewidmeten Abfchnitte in dem Richterſchen Leh e 
im Vergleiche mit dem Eichornfchen Kirchenrecht. Gerade auf diefem Wege 
es Richter möglich gewejen, fo viel tiefer in den Geift der Inftitute des ebange- 

iichen Rechts einzubringen, als dies Eichhorn vermocht Hat, der im Übrigen mit 
ter das Verdienſt teilt, eine warhaft evangelische Kirchenrechtsw at 
wider hergeftellt und dem Unfuge falfcher naturredtliher Theorieen den Boden 
abgewonnen zu haben, welchen fie überwuchert hatten. Hatten diefe falſchen Theo» 
rieen der Philofophie den Beruf zugejchrieben, „das Recht nicht bloß, wie e3 fein 
joll, zu a a ra fondern au erfinden", hatte die Behandlungsmeife, welde 
das ebangeliſche Kirchenrecht feit der zweiten Hälfte ded 18. Jarhunderts Infoige 
der Unterordnung der Kirche unter den riff der freien Geſellſchaft fand, 
pofitiven Gejtaltungen des Lebens vernadhläffigt, jo darf es nicht wunder neh: 
men, daf3 beim Beginne unſeres Jarhunderts das Kirchenrecht faft wie ein vers 
dorrtes Reid am Baume ber —— erſchien, — zu einer Zeit, wo nicht uur 
den Männern des Rechts der Begriff der Kirche (als der Gemeinſchaft hriit- 
licher Gottesverehrung) jo gut wie abhanden gelommen war. Die wiſſenſchaft— 
liche Erneuerung des Ricchenrechts im Deutjchland Hat einerfeits an die Vertie— 
fung des religiöfen Gefüls angetnüpft, welche feit den Tagen der äußeren Er- 
niedrigung und inneren Erhebung unferes Volkes mit der Widergeburt des va— 
terländijchen Geifte8 Hand in Hand ging, andererfeitd aber an das Erjtehen einer 
woarhaft geihichtlihen Rechtswiſſenſchaft. So jollen denn auch die kirchenrecht— 

Uichen Berdienjte Eichhorns, welder — mit Sabiguy der Hauptbegründer der jo: 

v genannten hiftorifhen Rechtsſchule — feinen großen Leiftungen auf dem Gebiete 

E Des deutſchen Rechts in feinem Kirchenrecht ein ebenbürtiges Wert de Seite ge⸗ 

. Felt Hat, das an Schärfe der juriftifchen Konftruftion, aud am Entfchiedenheit 

% Der fpezifiich proteſtantiſchen und der ſtatsrechtlichen Geſichtspunkte Richters Buch 

 Jibertraf, nicht gering gejchäßt werben, wenn wir bier bie eigentümlichen Vorzüge 

\ Der Richterſchen Arbeiten hervorheben, Übrigens dürfen wir in vielen Beziehungen 
Beide nebeneinanderftellen. 

u Auch Richter gehörte der Hr hen Schule au. Wie die großen Mei— 
Tter derjelben, hat er ſtets auch den Unterfchied des Standpunftes rechtshiſtori— 
Icher und antiquariſcher Forſchung ſich gegenwärtig gehalten, Bei der Erforſchung 

Des Entwidelungsganges des Rechts hatte er daher immer die Erkenntnis des 

Be gewordenen Rechts als Ziel vor Augen. Der Sag Savigny's: „Die Liebhaberei 

„ can dem Eigentümlihen und Altertümlichen als ſolchem ift ſchön und gut, aber 

NealsEnchlopädie für Theologie und Kite. XII. 50 


— — 


— — — 


— u 


Nichter, Aemilius Ludwig 187 


eues J tium in die beſondere Rechtsentwickelung der einzelnen Vol⸗ 

8 eingetreten. Bei * Bei den —— meinen dem ——— 
eng hat ſich jedody das kauoniſche Recht nicht mis minder empfaugend er mitteie 
end verhalten. Dieje —— der nationalen Rechte, des 


Beten, if in den Richterſchen Ürbeiten in einem Umfange ewie —* 
rgends zuvor. 

Es wurde bereits erwänt, daſs dasſelbe hinſichtl 
älteren evangeliſchen et — 1. . lanı de Sn ar e he 





——— —— ts gilt. — den umfaſſend 


—— if bei Richter überall nicht nur in g 
in den reis der Betrachtung ge * —— vor allem mehr in Hi a 
Zufammenhange erfafst, als be horn. Richter weiſt den a pa 


——— Erſcheunmngen ihre richtige N im der. — 
Inſtitu — — icht da⸗ 


durch die Brit, welche die Banen der fichenrechtlichen —— —— 
—— an dem Maßſtabe der ———— —— ie ien zu 


des Territori ude 
* wie Behand — Arbeiten —— —— TEE 


* in feinen. —e —— in Bedie Fr, das 
* on 


der alien Diane erklärt, —5 Kirche das Recht, Fr in eine felbftäns 
dige Lebensordnung zu wiſſen und zu geftalten beftreitet. Allein er hat auch das 
Heil der Kirche nicht in einem zu finden vermodt, pen die Kirchen— 
ewalt dem —— —— und den —— weſentlich als de ſſen aus— 
Organ hinſtellen wollte. Bereits im Jare 1840 hat Richter in der Ab— 
handlung „über die Grundlagen der Kirchenverfaſſung nach den —*85 pr 
fächfifchen Neformatoren* in der ra für utfhes N Necht Bd. IV an der 
—2 — Verfaſſungslehre einſchneidende Mritif geübt. Hier wie fpäter in dem 


50% 





schlag „i en in ber @ zeſchi— — gel — 
nberfaffutng — — 18 über | 
ati den I teen f 





tablfchen T in im 33 Be be dargethan. De 
(8, alß der Gteom ber Er 













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18 der iiberjpan des land i 

— Be weite Bsfl de u e Bloß eiß em a I 

die ga HdR me 

dem Sr: der — 







ejem ——— 
— und Löbliche, immer | 
= aber * — u alle 
menfchlichen um ann. Im are 1848, 
von dem en Chen dag Kommiffion, welde die E 













——— hr * utun, daſs die 
—— —— gewichen n, weil 9* xfaſſur 
Negenten num und nimmer gefate, „auf i einem IE er 
—— von der Mitwirkung des Voils u nabhängige ben“, 
wollen num nicht behaupten, daſs Richter damals von on deu Sertum be 
geweſen fei, die verfafiungsmäßige Monarchie und das land —— —* 
in der feien zu undereinbaren Gegenfägen —— t, 
die er ſelbſt fich fpäter auf die Tatjache berufen fonnte, fi 
gejegen vieler deut Eonjtitutioneller Staten Das 
iment ausdrüdlic vorbehalten worden ift. Richter Te! 


. 
* — 
Herrn,“ m 


faum errichtete Ober-Konfiftorium wider au 
herrliche Kicchenregiment aufgegeben und die 

a anderen, von demokratischen vürten 9 

1. eins Beuheipnäbe, — Rotbehelf im eine 

— angeſehen bin ich be 
Gedanken nicht länger verharrt, rt Biene Beranl te. Seit bie 
hältniſſe ſich wider befejtigt hatten und die Urfunde ba 
aucd der ee e liſchen gi auf felb Berwalt 
En ten anerkannt war, 


be — 
iner all lichen i Ergänzung der u ve a 
widelten yet PBirjenberfafung, br dur) rare * Gemeinden und durch 


Nichter, Aemilius Ludwig 789 


andererſeits aber auch die geſchichtliche Berechtiguug der Stellung des Königs zu 
der Kirche und das Recht der Kirche an diefer Ste vertreten“, ebenfalls 
hat er jpäter auch für Preußen dargetan, daſs die Behauptung, die befondere 
Stellung des Königs zu der Kirche fei im Jare 1848 aufgegeben oder ho 
ben , fich auf feine pofitive Tatfache zu ftüßen vermöge, und daſs auch in die 
Beſtimmung der Verfaſſungs-Urkunde über die Selbjtändigfeit der Kirche bie 
Hutgebung des Iandesherrlihen Kirchenregiments nicht hineingetragen werben 
dürfe. Überdies jah er die Lage wenigftens der preußifchen Landeskirche in den 
Kämpfen nad) 1848 mit Recht als eine folche an, „dafs dieſelbe den äußere 
Halt, melden fie bisher an dem Könige ihres Glaubens gehabt, nicht der 
könne, one ber Gefar der Spaltung zu unterliegen“. Der 15. Urt. der pre 
ſchen Berfafjungs-Urkunde hatte nach Richters Anficht die Verfaffung der preußi: 
ſchen Landeskirche überhaupt nicht un mittelbar verändert, wol aber enthalte 
er einen erneuerten Impuls, fo am ihr zu ändern und zu befjern, dafs die Kirche 
fi als ein mit eigenem Berufe und eigenem Rechte begabtes ſittliches Gemein- 
wejen darzuftellen und diefen ihren Beruf und ihr Necht gegenüber dem State 
und den andern Religionsgefellichaften zu vertreten im Stande fei. Wie über- 
haupt, jo ſah er alfo für Preußen als notwendig an die Erweiterung und Er— 
gänzung der beftehenden Verfaſſung durch die Begründung einer tüchtigen Ge— 
meindeverfajjung und die Errichtung von Synoden auf dem Örunde derjelben, 
welche nach den Stufen der jeßigen Verſaſſung auffteigen und fich erweitern, Er 
war aljo aucd ein Gegner jener Raumerfchen Auffafjung von der Selbftänbig- 
feit ber Kirche, wonad zu deren Durchfürung die Einrichtung einer kollegialiſch 
verfafsten oberften Kirchenbehörde genügen follte. 

Auch für Preußen vertrat er mithin denjelben Standpunft, dem er hinficht- 
li der Verfofjungsfragen im allgemeinen das Wort redete. Tief beffagt er es, 
daſs die Verfafjungsentwidelung der lutherischen Landeskirchen Deutfchlands es 
im wejentlichen bis in die neuere Zeit nur zu kanoniſchen Parochieen, ftatt zu 
evangelifchen Gemeinden bringen konnte. „Die innere Seite, der Dienft und Be- 
ruf der Gemeinden als Gliederungen des kirchlichen Leibes hat, von wenigen Aus- 
nahmen abgefehen, feine Pilege gefunden, und es iſt dadurch ein großes Maß 
ber ebelften Kräfte, unbenntzt verloren gegangen. Darum follte es überall die 
Aufgabe fein, die Übung der Hriftlichen Liebe durch Zucht und Pflege in den Ge- 
meinden neu zu beleben”. Darum begrüßte er die Verſuche neuer kirchlicher 
Gemeindeordnung mit Freuden, fo ſchwach die neuen Gemeindeorgane auch viel— 
fach ausgeftattet wurden. Ebenſo entjchieden redete er der Einfürung bon Sh⸗ 
noden das Wort, die er kraftvoll organiſirt wiſſen wollte. Denn fie ſollen mit 
eintreten in dad Negiment der Mirche. Dagegen hat Richter nicht zu den Ans 
hängern des fogenannten kirchlichen KRonftitutionalismus gehört, und 
gewijd mit Recht. Denn eine Synode fann und foll fo wenig Parlament fein, 
old der Landesherr König ift in der Kirche. Wie die Kirche nur einen ewigen 
unfihtbaren König bat, fo dürfen auch die Pflichten und Befugniffe der Synoden 
nicht nach der unzutreffenden Analogie der Stellung konftitutioneller Volksvertre— 
tungen beurteilt werden. Für die Bildung der Synoden wie für die Gemeinde: 
orbnung vertritt er daher jtet3 die eigentümlih kirchlichen Geſichts— 
punkte, insbefondere- den organischen Aufbau der ſynodalen Verbände. Kraft: 
voll aber wollte er die Synoden organifirt wiffen. So ftellt er die Kreisſyno— 
den als die notwendige Ergänzung der Presbyterien mit der Bejtimmung bejon- 
ders für den gemeinfamen Dienft durch Zucht und Pflege hin, und tief hat er es 
beklagt, daſs die onehin ſchwachen Anfänge der kirchlichen Gemeindeordnung von 
1850 in Preußen durch den übermäßigen Verzug der Organifation der Kreis: 
ſynoden, defjen Grund wir in den perfünlichen Verfaffungsanfhauungen König 
Friedrich Wilhelms IV. zu fuchen haben, der Verkümmerung preidgegeben wur- 
den. Auch in jenem Bortrage auf der Eifenacher Konferenz (im Allgemeinen 
Kirchenblatt Bd. I, ©. 270 ff.), wo er, gebunden durch feine amtliche Stellung 
und fichtlih unter den nod frischen Eindrüden des Nevolutionsjares ftehend, 
wol am zurüdhaltenditen fi über die Synodalfrage geäußert und wol am ängjt« 


Richter, Aemilius Ludwig J 9 


Ich bin nämlich, ſoviel Das eba Kir * * immer nid 
—* Lehre ee und m Durögebtunge, Di Eu ur der Fr 
Togie der Thatſachen“ einen fo bedeutſamen * | fen Grund» 
ſabe im Tridentinum getan hat; ich habe noch immer di en ich 
recht tue, wenn ich nicht fuche, was die DR elifchen Ko 
dern was fie bindet, und wenn ich folglich ei —— 
—— ich halie fortwärend die a RN 
anchen wie Tafeln göttlichen Gejehes —— wer 
und meine daher, es ſei nicht konſervativ, ſondern ſie da als 
des Recht zu — — wo ſie ausdrücklich oder ei 
gejet worden find; ich leugne fortgeſetzt di Richtigkeit der Anſicht, — 
die Gemeinde nur ein Objekt der Miſſion, und das — 
—— — an Zucht und Pflege ein verwerflicher Tess unt 
in Angriff auf die Rechte des Amtes ift, und bin auch heute noch 
dafs fynodale —— —— o ſie fi nur auf dem Grunde re politi 
ſchen, ondern des kirchlichen Gedankens entwidelten, ein guter Gewinn fein mi 
ch erkenne auch jept no in Kirchenbuße und Bann * die n 
u die beften Heilmittel für das Leiden der Kirche; ie Blar endlich bis au 
jen Tag, dafs man unbeſchadet der Seligkeit einen milden Standpunkt in F 
—— haben kann, und daſs es nicht proteſtantiſch iſt, in 
tücke Kirche und Stat von einander loszulöſen. Somit bin ch hinter 
Selen zurüdgeblieben, wa3 neuerdings hier und dort zu dem rechten Ki m 
gerechnet zu werben pflegt, und werde daher aud) ferner don je * —* 
naliſt, von jenem als Kollegialiit, von dem dritten al3 einer, d 
noch warm ift, von dem vierten ald Anhänger der „Theologie 
harakterifirt werden. Indem ich aber dem Ye unterwerfe, arre —— 
richts, das in den Erfolgen der modernen Lehren auf dem Boden der alfa 
für mid) oder wider mid) ergehen wird, und getröfte mich inzwiſchen, bafß ch 
nicht das Biel ift, um das wir rechten“. 

Diefelben Auffafjungen, die Richter in dem Abjchnitten feines : 
welche dem evangeliihen Kirhenrechte gewibmet find und teilweife auch in 
Geſchichte der evangelifchen — entwickelt hat, hatte er auch in ein— 
zelnen Anwendungen, in Denkſchriſten und Gutachten für die preußijge und ans 
dere deutjche Landeskirchen näher zu begründen vielfache Gelegenheit. Ich er— 
wäne bier das „Öutadten, die meuejten Vorgänge in der evangel. Kirche des Kur- 
fürjtentums Helien betreffend“, Leipzig 1855, im welchem Richter der zu einem 
Berfuchsfelde für die Vilmarſchen Thenrieen mifsbrauchten Kir ens und 
dem furheffifchen Lande, „der Stätte feiner theuerjten Lebenerinnerungen“, was 
er dort empfangen, dankbar zurüderftattet hat; ferner die „Denlſchrift, die ver 
jafjungsverhältnifje der evangelischen Kirche im Ungarn beirefjenb“ (Sa al Bi 
in welder er für das berfafjungsmäßige Recht der dortigen S 
fachliche Entſchließung über die weitere Gejtaltung der — — Bon 
eintrat und den Nachweis fürte, daſs der Kaiſer von 
gelifchen Untertanen in Ungarn de das Hoheitsrecht, Le — —* 2 bee 
Kirchenregierung in Anſpruch zu nehmen habe. Einen äußerſt intereffanten 
trag zu der weuejten Seihicte der preukifiien Landeskirche hat Richter im der 
Schriſt: „König Friedrih Wilhelm IV. und die Berfaffung ber 
evang eliigen Kirche“, Berlin 1861, geliefert. Unter den Arbeiten ters, 
welche ſich auf evangelijches Sticchenrecht beziehen, bürfen ferner nicht unerwänt 
bleiben die „Beiträge zur Geſchichte des Ehefheidungsr ent in der evange⸗ 
liſchen Kirche” (Berlin 1858), in — er den Beweis fürte, daſs die Beichrän- 
fung der Scheidegründe auf Ehebruch und Defertiom zu feiner Beit 
Kirchenlehre, ſondern ſtets nur eine der — eweſen iſt, —— 

—* — find (vergleiche den Artilel „Scheidung 3 Unter: 
eichneten 

- Auch über die Frage der Toleranz beſitzen wir re eine wie durch 

den verjönlichen und gerehten Sinn, fo durd das edle Maß und die ploftifce 









192 — —— Ridley 





— a na pe 
Hard e einer | 


>” —— tanoniſtiſchen Übungen find denn aud) —*. tüchtige firdhenredite 
liche Doktordifjertationen und inte Me und d  Bal dei 


—— welche aus Richters Schule hervorgega 
an deutſchen Hochſchulen bekleidet, bekennt überein 
dienſt Richters um die Bildung für ihren fünftigen Beruf 


den | 

Se m v8 an fen & —— ——— Beile betätigte 9 

Sitteratur: Paul Hinfhius, Zur — an Aen. 

in der Zeitſchr. f. Rechtsgeſchi te Band IV (Weimar 1864), & 31 

— u — — 
ent ngen 

Lebenslauf, Stellung zu ben lirchlichen 

— go: — Kirchenrechts, in der Beitfchr. für A 


(1867), ©. 273 

Nikolaus, Bifchof von London, unter den —— 
der Reformationskirche Englands der bedeutendfte, ſoweit es ſich — 
Wiſſen und unerſchrockene Haltung handelt. — Das Jar —— 
befannt; einer altengliſchen, an der ſchottiſchen €, Ach 
angehörig, erblidte er (um 1500) in Wilmontswid 
der Welt, erhielt feine Vorbildung in Newcaſtle-on— 
fung feines Onfel3 Dr. Robert R., eines befannten — 
1518 in das Pembroke College, Cambridge, ein. Damals erhiel! 
Luthers mit dem Erzbifhof von Mainz auch in England die ( 





n die lollardiſchen Einflüſſe auf den engli a rn die über ı I n San 
hundert im Erilen —— boy Fer gie: e Uneeftät ch geltend 


er Ba —* blieb der junge R., deſſen —— Gaben 











— 
——— er a 













R. * derg’ 3 em. J 








midleh 793 


Univerfität feit 1521 auf ſich 43 gen hatten, unter dem Einfluſſe feines lonſer— 
vativen Oheims, dem er die Mittel für fein Studium verdantte, * neuen Bes 
wegung fern umd der väterlichen Religion treu, d. Fi 

Nachdem der namentlich; durch feine griechiichen nbgegeichwete 
Student die eriten Univerfitätsgrabde erlangt, ice ihn ſein Du Vollen⸗ 
dung feiner Studien nach Paris und Löwen (1527—1530). Hier in der Fremde 
und von der Bevormundung bed väterlichen Erz frei, empfing der ſtreb⸗ 
fame Mann die erften Anregumgen, die ihn allmählich, aber ei — — 
Entſchiedenheit für die neue Bewegung gewannen. 

Bald nach ſeiner Rückkehr begann ir ihn der Aufſtieg ud den Höhen des 
Lebens: über feine alma mater hinaus befannt und gerühmt als fchlagfertiger 
Disputator, gewandter Prediger und eifriger Schriftforjcher wiihe er 1540 von 
den Fellows zun Master vom Pembroke College und ziemlich gleichzeitig (1541) 
auf Eranmers era zum tgl. Kablan und zugleich zum Präbendar von Can— 
terbury gewählt. In diefen Stellungen ſchon madte er jich, nr er gerade 
mit dem. Hauptpunfte der damaligen Polemik, römif 
noch nicht gebrochen, durch feine entfchiedene Parte inahme für * neuen Anfchau- 
ungen bemerkbar. Einer Anklage feiner katholiſchen Mitpräbendare, gegen die 
Sechs Artikel Heinrichs VIEL verftoßen zu haben, begegnete er mit überlegenem 
Geſchick, predigte gegen bie Notwendigkeit ber Orenbeichte, verlangte: er 
Nahdrud und Erfolg englifchen Gefang (und Predigt) und gab endlich 
nahdem er den Irrtum der von den fanatiſchen, ihm perfünlich unſhmpathiſche 
—— "Apolsıie (0. 1545) miebergeltgte Mi — für die ine 

tweizerifchen Apologie (v. 1545) niedergelegte zwing auung au 
mit war er, der von Bale als „einer der Späteſtkommenden“ bezei wird, 
entichieden gewonnen. 1545 wurde er Präbendar von Weftminfter und 2 Jare 
—— — gleich nachdem Eduard VI. den väterlichen Thron beſtiegen, Biſchof 


Mit der Energie, die ihn ſein ganzes Leben hindurch auszeichnete, ging er 
wun in feiner Diözeſe gegen die römiſchen Miſsbräuche, namentlich gegen die 
Bilder, und feit einer vor dem König am St. Paulskreuze gehaltenen Mr Predigt 
auch gegen das Weihmafjer vor, An dem erften Entwurfe des Common Prayer 
Book war er Mitarbeiter, wie denn überhaupt die litterarifche der 
neuen Lehre und Organiſation an ihm den intelleltuell und fchriftftellerifch 
wandteiten Helfer gewann *).— Im J. 1550, nach Boners Abſetzung, wurde i 
= wichtige Bistum London (mit dem don da an Wejtminfter vereinigt blieb) 
ertragen. 

Hier im Mittelpunkte des neuen geijtigen Lebens, das unter Eduards mils 
der Regierung das englifche Vollsſtum mehr und mehr zu —— begann, 
teilte er ſich mit feinem Freunde TH. Cranmer in die Fürung der reformatori- 
ſchen Bewegung, als deren entichiedenfter VBorfämpfer er von den Anhängern des 
Old Learning mehr noch ol3 fein —— Mitkämpfer gefürchtet wurde. 
Sein Einflufd wurde um fo tiefer und mweitergehend, als er dem jungen 
perfönlich nahe ſtand und defien öhilantheepifahe Neigungen in bie rechten Banen 
lenkte; die Gründung der großartigen, noch jegt in gejegneter Wirkſamkeit ftehen- 
den Ehrift-, St. Bartholomew- und St. Thomas-Hofpitäler follen feiner Anregung 
zu danfen fein (Ridley, Life 306 ff.) — Schon war ihm das größte Bistum 
Englands, Durham, zur Belonung für jeine hervorragenden Dienfte in Sachen bes 
Evangeliumd angeboten worden, da jtarb der junge, kränkliche König (6. Juli 

1553). 


Mit der Thronbefteigung Maria Tudors war er an den Wendepunkt feines 
Lebens gelangt. Der einflufsreihe, geſcheidte und emergifche Biſchof von Lon- 


*) Burnet III, 430. Granmer, bem bie Leichtigfeit bes Stils und bie Gewanbtbeit ber 
Auffafjung abging, pflente fchriftliche Arbeiten, die einer bejonderen Sorgfalt beburften, — * 
ihn ausfertigen zu laſſen, vgl. Weber, Großbr. K.:Ref. II, 281. 




















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Ridley Rieger ud 


mes IV, 183), waren one Erfolg. Unter der früheren Negierung waren die Ber: 
urteilungen unferer Freunde nicht anders, entgegnete Wefton (Lingard VII, 28) 
Die drei Männer wurden nun aber nicht, wie fie erwartet, dem weltlichen 
Gericht zur Vollſtreckung des Urteils übergeben, I noch 1 ‚fange 
Monate zwifhen Furcht und Hoffnung zu ſchweben. In der Heil. « 
fie von neuem gemeinfam zu lejen begannen, juchten und fanden fie de eat 
für ihre bedrängte Seele, und der gewandte, furchtlofe R. ließ von feinem st 
id u mehrere apofogetifche und polemiſche Schriften ausgehen (Soames II, 
191 fj.). 8 
Endlich am 30. Sept. 1555 brachten die Bifhöfe don ter, S 
und Briftol im Auftrage des Kardinallegaten Pole die Sade zum { fhlufe. & 
(und Latimer) wurden abermals vorgeladen und erhielten dus drei et: 
zur Annahme vorgelegt: 1) daſs der Leib und das Blut Chriſti wirklid und na— 
türlich im Abendmal vorhanden feien, 2) daſs die Subſtanz des Brotes und Wei- 
nes nad der Konfefration nicht bleibe, und 3) dafs die Meſſe ein wirkliches Ver- 
ra 





as 


fönumgsopfer für die Lebendigen und Toten ſei (Ridley, Life 616). Infolge 
ihrer entſchiedenen Weigerung, dieje Säße anzuerfennen, wurden f Beh 
als „hartnädige Ketzer“, ausgeſtoßen und num bem weltlichen Gericht zur a⸗ 
fung übergeben. Die Überredungskünſte des ſpaniſchen Dominikaners Soto ver- 
mochten R. auch jegt nicht zu überzeugen; ebenfo fchlugen andere von einfluſs— 
reicher Seite gemachte Verſuche, ihm zur Annahme des Alten zu veran » 
fehl. — Der 16. Oft. 1555 brachte ihm die Krone des Martyriums; in feine 
biſchöflichen Gewänder gefleidet, gejajst und ruhig, faft heiteren Angefichts, be 
ftieg R. mit Latimer den Scheiterhaufen, der vor Balliol College errichtet war, 
Beide umarmten ſich noc auf dem Holgfoße gefajst und innig; Latimers kraft: 
lofer Körper war bald verzehrt; aber R. ertrug in heldenmütigiter Faſſung die 
furdtbarften Dualen und gab nad langen Schmerzen, von ben an feinem Kopfe 
Rd re explodirenden Bulverfäden zu Tode getroffen, mit ben Worten: De, 
babe Erbarmen mit mir“, feinen Heldengeift auf.— Einer der Seren von Cran⸗ 
mer Mitarbeitern, aber diefem an Energie des Willens und Schärfe des Den: 
fens, freilich auch an Rüdfichtslofigkeit überlegen, hat NR. im Leben und Sterben 
zur Befeftigung der protejtantiichen Kirche Englands ſehr Wefentliches ee 
Auch Latimer fann fi mit ihm nicht mejlen. Fehlte R. auch die ruhige, hö 
——— des Erſteren und der Humor wie die volkstümliche Redegabe des 
Andern, ſo exhoben ihn ſeine geiſtige Bedeutung, die Kraft ſeiner Überzeugung, 
feine furchtloſe Seitigfeit, mit einem Worte die Macht einer innerlich tla— 
ren und entjhiedenen Berjönlichkeit über beide. Er war nad) Anthony 
Wood ein Mann Elein von Körper, aber großen Geiftes; Burnet nennt ihn „den 
geichidteften (ablest) unter den NReformatoren Englands*. Seine litterariſche Tä- 
tigfeit war unbedeutend. Seine zalreihen Briefe aus dem Gefängnijfe haben 
nicht den Wert öffentlicher Urkunden, und feine Schrift Deelaration of the Lord’s 
Supper ijt weiter nicht3 als ein heftiger Ausfall gegen den Bilderdienjt Noms, — 
Quellen: Glocester Ridley, Life of N, R., London 1763; Burnet, H. of Ref., 
London, Baynes 1825 (Ill. vol.); W, Cobbet, H. of Prot.. Refor,, London 1829 
(U, vol.); H. Soames, H. of Ref,, London 1828 (IV, vol); R. W. Dixon, H. 
of Ch. of Engl., London 1881, U. vol.; ©. Weber, Geſch. d. 8. Ref. in Gr.- 
Brit., Leipzig 1856 (U. Bb.). : Rudolf Buddenfirg. 


Nieger iſt der Name einer noch jeht beftehenden württembergijchen Familie; 
unter den Mitgliedern derjelben jind folgende einer Erwänung wert: 

1) Georg Conrad Rieger, geb. zu Cannftabt am 7. März 1687, Son 
eined dortigen Natäherrit, i. 3. 1713 Repetent am Seminar in Tübingen, 1715 
Stabtvifar in Stuttgart, 1718 Diaconus in Urah, 1721 Profeffjor am Ober: 
Gymnafium in Stuttgart und Mittwochdprediger dafelbit, 1733 Stabtpfarrer zu 
St. Leonhard, 1742 Dekan und erjter Prediger an der Hojpitalficche dafelbit; 
als jolher am 16. April 1743 geftorben. 


Rieger Rinmen 797 


burg, 1757 Hoffaplan in Stuttgart, 1779 Hofprediger, 1783 —— und 
Konſiſtorialrat, als ſolcher am 15. Januar 1791 geſtorben. u. 
8. H. Rieger Hat ſich vor allem ald Mitglied der wü a. Obetirhen en⸗ 
behörde durch ſein Eintreten für die ebangeiiihrglänbige \ 
der in das Kirchenregiment eingedrungenen Neologie nicht zur 
worben. Seinem Einflufje ift es zu danken, daſs das 1791 er —— 
Geſangbuch in feinen Verbeſſerungen maßvoll war und daſs das a fa 
——— (von 1681 u. 1696) unter feiner Reviſion jo gut wie unan — 
Auch den eigentümlichen Erſcheinungen des religiöſen Lebens gegen 
einer minder weiſen und milden Behandlung unfehlbar zu geriet Yeinde 
feligfeit gegen die Kirche würden ausgeſchl — haben, A Rieger jehr Bor 
— Die Männer aus Bengels tten am ihm einen Halt, 
beutich e Chriſtentumsgeſellſchaft“ Tel an Fe ein * Mitg 
18 Prediger charakteriſirt ihn Rothe (a. a. O. ©. 463) —————— 
„Bas den Sinn, der in ſeinen Predigten herrſcht, angeht, möchten ihm wenige 
Prediger an bie Geite gejtellt werben fünnen, jo lauter evange iſt er. 
Chriſtliche Entſchiedenheit und Innigkeit, tiefe Einſicht in den Mittelpunlt des 
Evangeliums, ein unerbittlicher ſittlicher Ernſt, der die tiefften Falten des Ge— 
wiſſens durchforſcht, erjcheinen in ihm im einem felten glüdlichen Bunde mit 
rubiger, Harer Befonnenheit und Unbefangenheit, mit —* chriſtlicher — 
* und einer Sanftmut und Milde, die aud) das Härteſte jo zu ſagen verſteht, 
* ed nur ftraft, nicht zu au feich verlegt, Sein — — mit über⸗ 
chendem Feinfinn und Barum in das eigentliche Mark der Schriftgedanfen 
u — ſeine Darſtellung und überhaupt die de Form feiner 





wiewol keineswegs nad bem alten traditionellen Leiften der pietiſtiſchen 
zugeftußt, iſt entfeplih. Man Lan fic nichts Schwerfälligeres und Unbehilf- 
licheres vorjtellen, namentlidy auch was den Periodenbau betrifft”. 

Nah feinem Tode erſchienen die „Predigten und Betrachtungen: ‚über —* 
evangel. ‚Texte an den Sonne, Seite und Feiertagen, bie De one) 
Joh. 17", Stuttg. 1794, die „Betrachtungen über dad N. T.“ (4 1828) 
eh die kurzen Betrachtungen über die Palmen und die zwölf Heinen Propheten, 


Außer der ——— Stelle bei Rothe vgl, über K. 9 Rieger: Burts 
a ——— hen ff. — logie heb Bei 5 - 

inen Namen in der evange ymnologie haben: 3 pp Frie—⸗ 
brid Rieger, der ältere Son Georg Conrads, und 4) Ma —I 
Sibylia Eher die Gattin Immanuels Rieger, "des 


13 
Conrad — Über jenen vgl. Koh, Geſch deB — un  Riccene 


geſangs, 3. Aufl., 5. Bd. S. 192—202, über diefe ebenda ©. 
Palmer + (9. Be) 


Niefen, ſ. Canaan Bb. II, ©. 119. 


Rimmon (7729), nah 2 Kön. b, 18 Name einer aramäifchen Goitheit (LXX 
B: ‘Peupäv, A: “Peuua$). Ebenſo ift Rimmon Gottesname in bem Namen 
des Vaters bes Königs Benhadad von Damasf, Tabrimmon, Au ift —— 
1 Kün. 15, 18; LXX B: — : Tußevoanpd). Infchriftlich i 
eöname noch nicht belegt; Rödigers Leſung yayıır in Oit. XXXIT i Ka 
tümlich (Baudiſſin, Studien I, ©. 305 Anm. 1). Vieleicht ift auf den Gottes⸗ 
namen aud) — ufüren der "Eigenname eined Benjaminiten Rimmon, 2 Sam, 
4, 2. Bweifelhaft ift, inwieweit das mehrfach in altteftamentlihen Ortsnamen vor- 
fommenbe Rimmon den Granatapfel oder den Gott bezeichnet. Der Name bes 
Ortes Gathrimmon in Dan (of. 19, 45) bedeutet „Sranatenfelter“; ebenjo mag 
die Cagerftätte der — immonperes (Num. 33, 19)- von Gtanatbäumen 
(vom „Aufbrechen“ der Granatäpfel) den Namen haben. Bol aber Könnte ber 
Sottesname zu erkennen fein in den einfach Rimmon ‚genannten Ortſchaften, deren 
im A. Teft. drei vorkommen (die eine wol genauer “Ensrimmon, ſ. Studien I, 
305). Es verdient aber Beachtung, dafs LxX den Perſon⸗ und Ortsnamen 





798 nur Ama ya 
7 — as Sega —— 


















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Sur 3 4 le und a die — * 727 jacu — Urfin 
lg —— Sc Aloe ee emitifch 
namen, welde in der Regel die Herrſcherſtellung ei Gabe 
heit ausbrücten (vgl. für lehteres namentlih ©7 573, Kr 
pa, f. Stubien I, 208, Aumert. 6), ift aber entſchieden * 
von — oder DI — — 2 andere % 
een und des Stephanus 8 De 
ee ee oder auch Fan. Sreifich fe 


8 
— ——— 


Sn Sie el Aölchung von er bon vora at, —— ie * 
X, 1876, ©. 25. 36 Fr ab Riäm (077 aben, 





ertäct fi, Daraus, als Diefer era ha an a dr ae 
| dieſer allerd: ne Ro) 

Er war feiner vielen Kerne Symbol der Fruchtbarkeit, 9 einem elle 
punifchen al für den vag Cpommän luft der eine nför: 
lichen Baalbildes in eine Traube, der andere in einen Gre Det ana (6 Ä 
‚ Seript. ue Phoen.. monumenta 1837, Taf. Pe , Bild 
Kafios bei Hiet einen Örangtapfe in bt d (Stud, II 
if Kultusgeräten kam dos 3.6: {8 dor ( 
Send — ——— 

—— erg 


D. 207) jemitijchen Vorjtellungen zu 

— —* aber ift Dies der Fall bei jenen. @ | 
tte) auf Cypern pflanzte (a. a, O. 208; we) 

re Selden, De dis Syris I, 10 (1. 9. 1617 

der Phönizier 1841, ©. 196-198; Winer, RB 


.r “ar 


Nimmen Ming 799 


Pen ee 14, 8. XIN, 
an-Rimmon, eine affyriichearamäifche — gan 
. prof. Theot. Bd. I, 1875, ©. 334—338. 342; Derf., Art. „Rimmon“ 
—— 8 98. 14. Sieferung 1880; Derf., Die Rei ften ‚und das Alte 
U. 1883, ©. 205 f.; Baudiſſin, en zur 
— „186, — bear J— Friedr. ar 
aldäifcher Geneſis, 1 ” dienſt und 
en bei den alten Hebräern, 1877, S. —— — 
—* — 1881 zu Sad. 12, 11. — Bl. Urtiel 


Be 


nn mt in der Geſchichte des im Neformationzzeitalter 
‚Hefen — re bie If Stele ein. & Derjelbe war von 
Haufe aus weder ein Kürſchner, noch, wie Krohn (Geſchi ichte der fanatifchen und 
ur u en — —— Leipzig 1758) jchließt, in —— 1523 und 1524 


In an zu —* 1523 die Vigilien und ——— — * 


wir Ring mit — und Melchior Hoffmann in —— Die 
eit des von den Anabaptiſten betrogenen und von dem —— Dont 


inen geil Boden. D di edigt San entſtand 
Se —— —3 A = — * — ER 


in den Bauernfriege tätig zu — er Ausgang der blutigen 
re trieb ihn auf = Flucht. In der Schweiz fand er 


herbo — 
die ae 1527 wiederum zu verlafjen. 1528 traf er in der Gegend um Herd- 
Luthers nr machte er zum Gegenftande der heftigften Polemik und, 
in’ — über den Verfall des Shriftentums auöbrechend und auf feinen erhal: 
tenen göttlichen Beruf ſich jtügend, klagte er Die enangelifchen Prediger als Ber: 
kündiger eines — toten Glaubens an. Eine ſolche Sprache erwarb ihm einen 
J— Anhang. zog umher, predigte und taufte mach einem en 

Buerft * der Täuflin * gt: Bift du ein Ehrift? Antwortet 
Sa, fo wurde er weiter gefragt: 7 F aubſt Du denn? Antwort: Ich glaube 

an Gott, meinen Herrn Jeſum Chriftum u. ſ. w. Dann wurde weiter 
Wie wiiſt Du mir Deine Werle geben? Antwort: Ich gebe fie einem — 
um einen Groſchen. Wie willſt Du mir Deine Güter geben, auch um einen Gro- 
ihen? Antwortet er: Nein, jo jagt er: Ei, fiehft Du, jo bift Du auch noch fein 
Ehrift. Denn Du haft noch feinen rechten Glauben und ftehjt nicht g Nien, fons 
Bit nimmſt Dich noch der Kreaturen und Dein ſelbſt an. Darum bift Du aud) 
nn t in Chriſtus Taufe mit dem heiligen Geift, ſondern nur allein in $o- 
ua aufe mit dem Wafjer getauft. Willft Du aber felig werben, fo muſst 
Du warlich entjagen und Dich zu Kom berzeihen aller Deiner Werte, aller Sren- 
turen und an Gott glauben. frage ich Dich aber: Verzeihſt Du Did aller 
Deiner Werke: Antwort: Ja. Berzeihft Du Dich der Kreaturen: Antwort: Ya. 
Verzeihſt Du Dich auch endlich Deiner ſelbſt? Antwort: Ja. Glaubft Du allein 
am Gott u. ſ. w. Antwort: Ja. So taufe ih Dich im Namen u. |. w. Darauf 


Ring 801 


unfere Sünde, fondern uns zum Exempel und Vorbild Habe er alles getan und 
gelitten, alfo daf8 fein Leiden und Tun feinem Menfchen zur Seligkeit helfe und 
diene, es fei denn, daſs er Chriſto in alledem mit gleihem Tun und Leiden 
nachfolge. ChHrifti Leib und Blut fei nicht im Saframent des Altard; der Menſch 
könne fih durch Verleugnung und Abfagung feiner Werke, der Kreatur und fei: 
“ner felbjt, d. 5. durch die ihm don Gott in der Schöpfung gegebene natürliche 
Kraft, zum Glauben bereiten und zum Geifte Gottes kommen. — Die Schriften 
Rings über die Taufe, auf welde in den Handichriften hie und da verwiefen 
wird, fcheinen ſpurlos verfhwunden zu fein. Erwänt werden noch lateiniſche 
Gedichte don demfelben: Melchioris Rynchii Hessi Carmen .amoenitates vernae 
tempestatis ex parte complectens. Evangelium christiani pascatis versibus hex. 
inclusum bei Panzer annal. typogr. XI, 437, Nr. 566b. b 
Litteratur: Hochhuth, Mittheilungen aud der proteft. Sectengefchichte 
in Heften bei Nicdner, Zeitfchrift für die Hiftor. Theologie, Jahrg. 1858, ©. 541 
bis 553 und Jahrg. 1863, ©. 272 u. ff. mit Angabe der Quellen; Schmibdt, 
Juſtus Menius, der Reformator Thüringens, 1867, ©. 136 u. ff.; Heppe, Kir: 
chengefhichte beider Hefien, 1867, I, ©. 261; Lenz, Briefmechfel Philipp des 
Großmüthigen, 1880, I, ©. 325 und a.a. O.; Keller, Gefchichte der Wirdertäufer, 
1880, ©. 82. 128; Derfelbe, Ein Apoftel der Widertäufer (Johannes Dent) 
1882; Weidling, Schwedifhe Geſchichte im Zeitalter der A er 
.BHochhuth. 


Predigt, Geſchichte der, ſ. am Schluſſe des XIII. Bandes. 


Berichtigungen. 


Band I. Seite 353 Zeile 27 von oben lies Gr. Zſchepa für Gr. Zichopa. 
„ I. „ 71 » 10009 Nies Baugulf für Banguli. 
„ VL „53 „ 12 vonunten lies Barn. 6 für Baron. 7. 
„ VI. ,„, 587 „ 13 ven oben lies Severoli für Gaftiglione. 
„IX. „ 317 „ 26 u» on Nies XI für IX. 
u X u 238 „ 4 von unten lies 571 für 371. 
„» X. „ 4161 ,„ 2 von oben lies Romorantin für Remorantin. 
„na lieces Eapellus für Cappellus. 
»„ 1063. von unten füge bei Lacheret, Cl.Pajon.Sa vie et sa doctrine, 
Geneve 1882. 
„ 736 „ 13 von unten lies er für ber. 
„ 740 u 8 nn Tees Spitze für Spike. 
„ 749,» 4 nn füge „und“ hinter Damascus bei. 
» 751 „9 von oben lies Lachai für Lada. 
TA u DB nn Nies bezeichnete für bezeichnet. 
» DT u 20 lies Dhoheriye für Dhoberive. 
— 29 .„lies Thahariye für Tharariye. 
„ 772 „ 29 von nuten lies Joſ. für Joh. 
» 77» 2 von oben lies Paläſtinä für Paläſtina. 
26 24 von unten lies Ealomo für Salome. 
» 781. 22 von oben ftelle „nunmehr Acca genannt‘ vor „Paulus bes 
fuchte die Stadt”. 
» 798 „ 13 von unten lies Zar für TOM. 


„ Xu „12 „12 „„ Mes Holbergs für Be. 


Berzeichnis ber im zwölften Bande enthaltenen Ariikel. 


Duietismug, }. Molinos, 
Bd. X, S 5. 156 und 
Senelon F3 IV, 
2 . 

Suintomonardianer 


PR. 


Rabanus Maurugs . 
Rabaut, Baul . . 
Rabba (Rabbath ann) 
j. Ammoniter, ®b. ] 
S. 346 . . 
Rabbinen, ſ. d. einzeln. 
Art. Aben Eſra, Bd. 1, 
S.61; Abrabanel, B. 
I, ©. 92; Eliad Le- 
vita, BD. IV, ©. 472; 
Kimgj (im Sl); ; 
Maimonides, Bd. 1 
S. 144; Reich 
Rabulas 
Radbertus . 
Räuchern 
NRahab . i 
Rainerio Sacchoni — 
Rakauer Katechismus, ſ. 
Spreinianer.. . 
Rauibach, Johann Jakob 
Rance, j. Trappiften . 
Ranters . . 
Rapp, 1. Sermoniften, 
Bd. V 


Raldi . . 
Raskolniken 
Ratherius. 
Rathmann, Hermann 
Rationalismus und Su⸗ 
pranaturalismus 
Ratramnus, Mönch 
Ratzeberger, Matthäus 


’ 


Seite 


459 
465 


474 


196 
497 
503 


06 |R 


507 
535 


543 | 


| Rautenjtraud), 


— 
Stephan . ; 
Raymundus Lulus, ſ. 
Lullus, Bd. IX, S. 26 
Raymundus Martini . 
Raymundus von Penna⸗ 
forte, j. Kanonen⸗ u. 
Defretalenfammlung- 
en, Bd. VII, ©. 489 
Raymundus von Sa⸗ 
bunde . . . 
Raynald, Oderich 
Rechabiter. 
Rechtfertigung 
Necolleten . — 
Redemptoriſten T. Li⸗ 
— v VIII, 
S. 680 


Refuge 
Regalie.. . 
Regendbirgereigiond 
geipräh . . 
Regine . : : 
Regionarius . . 
Regiuslirban, ſ. Rheius 
NRehabeam . . 
Reich Gottes . . 
Neihing, Zalob . 
Reimarus, f. — 
wolfenbütteliche, 
‚8597 .. 
2} Reineccing, Jatob — 
— | Reinhard, Franz Bolt: 
mar 
Reinigungen . . 
Reland, Hadrian 
Religion : 
Religionsfreieit, r To- 
leranz ; 
Retigionapfilojophie 
eliquien . . 
Remigiuß . 
Remonftranten, 
— — 
.683 . 


J. * 
Bd. J, 


Seite 


545 


Kenata . 
Renato, Camiilo 
Renaudot 
Rephaim, Cangan, 
Bd. IH, & 119. 
Rephan, ſ. Satırn . 
Requiem de 
— ſ. Ninive Bd. x, 
598 
Reservatio mentalis . N 
päy päpſtliche 
Reſidenz 
Reſponſorien, ſ. Anti⸗ 
phon, Bd. I, ©. 467 
Reftitutiongeditt, ſ. Weſt⸗ 


pbälifcher Friede . . 
ee — Bit 


Rettig — 
Reuchlin, Johann 
Neue . 

Neuß, tirchüch ſtatiſtiſch, 
ſ eeen Era 
ſtatiſtiſchh. 

Reuter Quirinus 

Reuterdahl, va s 

Revolution, franzö iſche 

Rhegius, ſ. am Schluſs 
des Vvuchſtaben R. 

Rhemoboth ER 

Riblah . . 

Nicci Mattheo, f 
paganda ©. 256. 

Nieri, Scipione de . 

Richard von Gt. — 

Richer te 

Richter . 

Richter, Amil Submig . 

Ridley . . 

Nieger . . 

Ricen, | ſ. Sanaan B. 

Rimmon 

Ring 


f. pro⸗ 








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