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REGELMÄSSIGER VIERTELJAHRESBERICHT
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AUGENHEILKU NDE
IM JAHRE 1918 : ::..
FÜR DAS ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE
—
ERSTATTET VON
F. CAUSE-MAINZ, E. FILBRY WÜRZBURG, H. HÖHMANN-MÜNCHEN,
J. HOROVITZ-WÜRZBURG, H. KÖLLNER-WÜRZBURG, R. KÜMMELL-
ERLANGEN, W. LÖHLEIN-GREIFSWALD, W. LOHMANN-MÜNCHEN,
H. PAGENSTECHER-STRASSBURG, K. WESSELY-WÜRZBURG
REDIGIERT VON
K. WESSELY-WÜRZBURG.
MÜNCHEN UND WIESBADEN.
VERLAG VON J. F. BERGMANN.
1919.
‘Nachdruck verboten.
Übersetzungsrecht in alle Sprachen vorbehalten.
Copyright 1920 by J. F. Bergmann
Druck der Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
Inhalts-Verzeichnis.
Abteilung A.
Referenten: Wessely, llöhmann,. Ossowski. Horovitz, Cause.
Seite
Allgemeine ophthalmologische Literatur . fe gt a te
Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen) .
Allgemeine und experimentelle Pathologic und ‘Pherapie
Untersuchungsmethoden, Heilmittel, Instrumente, allgemeine,
operative Technik
Abteilung B.
Referenten: Wessely und Köllner.
Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen
Ernährungspbysiologie und Augendruck .
Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes
Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Bofrakliun
Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates .
Abteilung C.
20.
22.
24.
28.
29.
Referenten: Höhmann, Ossowski, Horovitz.
Lider
Tränenwege . . ee Je >
Orbita (nebst Exophthalmus) Nebenhöhlen .
Bindehaut . eo i
Hornhaut uud Bedschait
Abteilung D.
Referent: Kümmell.
Iris (Pupille) .
Linse
Glaskörper und Aderimut :
Sympathische Ophthalmie .
Glaukom é
Abteilung E.
Referenten: Lohmann, Filbry.
Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen .
Unfallerkrankungen, Verletzungen, Kendine Parasiten
Alphabetisches Naniensregister .
Alphabetisches Sachregister
39282
30.
32.
32.
39.
39.
64.
66.
72.
75.
85.
87.
89.
95.
97.
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101.
103.
104.
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. 119.
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122.
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3. 128.
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151.
152.
155.
159.
162.
165.
168.
178.
174
175.
176.
178.
180
181.
183.
183.
184.
186.
156.
188.
192.
210
212
215
216
Regelmäßiger Vierteljahresbericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
erstattet von
f. Cause-Mainz, E. Filbry-Würzburg, H. Höhmann-München, J. Horovitz-Würz-
burg, H. Köllner-Würzburg, R. Kümmell- Erlangen, W. Löhlein-Greifswald,
W. Lohmann-München, H. Pagenstecher- Strassburg, K. Wessely-Würzburg
redigiert von K. Wessely.
Erstes Quartal 1918.
a De ee De a g =
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
(Biicher, Monographien, Historisches.)
Ref.: Wessely.
1) Buschmann: Bericht über die Wirksamkeit der Universitäts-Augenklinik
zu Giessen vom 1. 4. 1907 bis 31. 3. 1908. Dissert. Giessen.
*2) Greeff: Die Briefe des Francesco Redi über die Erfindung der Brillen.
Zeitschr. f. ophthalm. Optik. 6. Jahrg. 1. H. 1918.
*3) v. Rohr: Zur Entwicklung der Fachausbildung von Brillenoptikern. ‘Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Februarh, 1918.
4) Silex und Betty Hirsch: Bericht über unsere dreijährige Tätigkeit an
der Blinden-Lazarettschule des Vereinslazaretts St. Maria Viktoria-Heilanstalt zu
Berlin, Berlin 1918. Ref. siehe 148,
Greeff (2) gibt die Übersetzung von zwei Briefen von Francesco
Redi an Carlo Dati und an Paolo Falconieri, die beide die Erfindung
der Brillen behandeln. In ihnen wird die Stelle aus der Chronik des Klosters
S. Caterina in Pisa über den Frater Allessandro della Spina in verschiedener
Form zitiert. Dieser Widerspruch ist in der Literatur schon mehrfach er-
örtert worden und G. fügt noch weitere Hinweise hinzu, die den Redi in
scinen Angaben als unzuverlässig erscheinen lassen,
Unter kurzer historischer Darlegung der Entwickelung der Fach-
ausbildung unter den Brillenoptikern, insbesondere in Amerika und England
tritt Rohr (3) dafür ein, dass man die Optiker in ihrem Streben nach einer
besseren Ausbildung in ihrem Fach und nach Berechtigung zu selbständiger
Verordnung von Brillen unterstützen solle, in der Voraussetzung, dass sic
selbst von einer zu weiten Ausdehnung ihrer Tätigkeit Abstand nehmen
warden. Eine besondere Preisentlohnung der Optiker für diese Tätigkeit hält
R. für gerechtfertigt, auch sieht er einen freudig zu begrüssenden Fortschritt
darin, wenn der Allgemeinheit allmählich klar wird, »dass man zwar eine
Prille für 1,50 Mk. in einem Warenhaus kaufen könne, aber sein eigenes
Interesse besser wahrnehme, wenn man bei einem tüchtigen Optiker ein Viel-
faches dieses Preises anlege«.
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. I
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Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen).
Ref: Höhmann.
*5) Ausch, O.: Akromegaiie mit intensivem Diabetes und Wechsel der Haar-
farbe. Mediz. Klinik 1918. Nr. 6. S. 131.
*6) Chiari: Die Veränderungen der Bindehaut des Auges bei Fleckfieber.
Wiener klin. Wochenschr. 1917. Nr. 47. S. 1479. Ref. siehe Nr. 79.
*7) Düring, M. und Huber, O.: Herpes corneae febrilis bei Malaria. Klin.
Monatsbi. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 368.
*8) Eppenstein, A.: Neuritis optici und Iridozyklitis infolge von Masern.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 245.
*9) Gjessing, H.: Über Tuberkulose als Atiologie bei der sog. Febris uveo-
parotida (Heerfordt), Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 249.
*10) Hamburger, C.: Fall von Erblindung durch Likörersatz. Sitzungsbericht.
Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 5. S. 141.
*11) Hensen, H.: Über Optochinerkrankungen dea Auges. Münch. med.
Wochenschr. 1918. Nr. 10. S. 268.
*12) Hörhammer: Ein Fali von Mikuliczscher Erkrankung. Demonstration.
Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 7. S. 197.
*13) van der Hoeve, J. und de Kleyn, A.: Blaue Sklera, Knochenbrüchigkeit
und Schwerhörigkeit. Archiv f. Ophthalm. 95. Bd. 1. H. S. 81.
*14) Ischreyt, G.: Uber 8 Fälle von Turmschädel mit Augenstörungen. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 112.
*15) INig, H.: Aphthae epizooticae beim Menschen mit besonderer Berücksich-
tigung der Augensymptome. Arch. f. Augenheilk. 83. Bd. 2. H. S. 64.
16) Kümmell: Über leukämische Augenveränderungen. Graefes Arch. f.
Ophthalm. Bd. 95. H. 2. S. 105.
17) v. Oepen, H.: Uber Optochinamblyopie. Dissert. Bonn.
*18) Stenvers, H. W.: Réntgenologische Bemerkungen zur Arbeit von
J. van der Hoeve und de Kleyn. Arch. f. Ophthalm. 95. Bd. H. 1. S. 94.
*19) Wilms: Heilung der Trigeminusneuralgie durch Rontgenbe:trahlung.
Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 1. S. 7.
*20) Wirtz, R.: Die entzündlichen Erkrankungen des Sehorgans infolge von
Zahnleiden. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 58.
Ischreyt (14) berichtet über 3 Fälle von Turmschädel mit
Augenstörungen. Für die Genese haben in allen 3 Fällen frühzeitige
Nahtverknöcherungen des Schädels eine ausschlaggebende Rolle gespielt. Die
Refraktion bestand in 2 Fällen in Myopie, was im allgemeinen bei Turm-
schädel der seltenere Refraktionszustand ist Ophthalmoskopisch fand sich
nur in 1 Fall deutliche Papillenabblassung mit leichter Schwellung (ab-
gelaufene Neuritis). in 1 Fall waren nur die nasalen Venen stärker geschlängelt.
im 3. Fall können die Veränderungen sowohl der Myopie wie auch einer
abgelaufenen Papillenschwellung zugeschrieben werden. Die Sehschärfe war
in allen 3 Fällen herabgesetzt; im 1. Fall war sie zuletzt wieder normal,
in 1 Fall blieb ein Rest von 0,04 zurück, der wohl ebenfalls auf Schädigung
der Nervenelemente zurückzuführen ist, wenn auch ophthalmoskopisch Keine
entsprechende Veränderung zu erkennen war. Im 2. Fall mit deutlicher
Papillenabblassung war das Sehvermögen bis auf Lichtprojektion erloschen.
In den beiden anderen Fällen war das Gesichtsfeld konzentrisch eingeengt
für Weiss und Farben, wobei in dem einen Fall die ungewöhnlich starke
Einengung für Blau bemerkenswert ist.
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 3
van der Hoeve und de Kleyn (13) berichten über 2 Familien, in
denen mehrere Mitglieder neben blauer Sklera und Knochenbrüchig-
keit gleichzeitig an Schwerhörigkeit litten. Ausführliche Tabellen er-
läutern die Untersuchungsergebnisse. Bei der einen Familie, deren Stamm-
eltern nicht miteinander verwandt waren, waren von 22 Personen 11 sicher
mit der erwähnten Symptomentrias behaftet. Beinahe alle waren klein und
zart gebaut, die meisten hatten Refraktionsanomalien, Embryotoxon kam nicht
zur Beobachtung, 7 hatten Syndaktylie der 2. und 3. Zebe. Die Schwer-
hörigkeit hatte ın sämtlichen Fällen den Charakter einer Otoskleruse. Dass
die Schwerhoérigkeit zu dem Krankheitsbild gehört, erhellt für die Verff.
daraus, dass nur diejenigen Mitglieder der 1. Familie schwerhörig waren,
welche blaue Sklera hatten, die übrigen mit normaler Sklera und normalem
Knochenbau hatten auch normales Gehör. Auf Grund ihrer Wahrnehmungen
erklären Verff. die Schwerhörigkeit als eine zum Bilde der hereditären Er-
krankung »blaue Sklera« gehörende Abweichung. Zu der Trias blaue Sklera,
Knochenbrüchigkeit und Schwerhörigkeit könnten sich eventuell andere kon-
genitale Abweichungen gesellen.
Stenvers (18) bringt auf 5 Tafeln in 12 Abbildungen röntgenolo-
gische Abweichungen der Skeletteile von Kranken der obenerwähnten ersten
Familie. Sie sind intensiv und verschiedener Art, wie aus den abgebildeten
Photographien hervorgeht. Ausser Brüchen wurden Verkrümmungen der
Knochen, wie Säbelbeine, Kyphosis, Lordosis, Skoliosis konstatiert. Das
Röntgenbild des Felsenbeins der schwerhörigen Kranken zeigt, dass die ganze
labyrinthäre Gegend durch eine kalkreiche Masse bedeckt ist. Somit ist die
klinische Sklerose in diesem Falle röntgenologisch verbunden mit abnormer
Kalkablagerung um das Labyrinthsystem.
Wirtz (20) bespricht in einem grösseren Aufsatz die entzündlichen
Erkrankungen des Sehorgans infolge von Zahnleiden. Schon im
Jahre 1917 hatte er (vergl. Vierteljahrsbericht 1917, Nr. 23) einen 1914
gehaltenen Vortrag veröffentlicht über 4 Fälle von chronisch rezidivierender
Iritis dentalen Ursprungs. Nach seinen weiteren Erfahrungen bei konsequentem
Zusammenarbeiten mit dem Zahnarzt siud die entzündlichen Erkrankungen
des Schorgans, insbesondere die intraokularen infolge chronischer Zahnleiden
keine Seltenheiten. Bei Besprechung der anatomischen Beziehungen zwischen
Zähnen und Auge misst er für die Verbreitung entzündlicher Prozesse der
Zähne auf das Auge den Blutgefässen. vor allem den Venen die grösste Rolle
zu. Die Venennetze beider Organe besitzen z. T. gleiche Abflusswege. Die
Verbindung zwischen dem Venennetz der Orbita und den zahlreichen Abfluss-
wegen der Zähne werden vor allem aurch die V. ophthalmo facial. und die
V. fac. ant. vermittelt. Den Arterien kommt eine geringere‘ Bedeutung zu,
nur bei metastatischen Prozessen. Wieweit aber das Lymphsystem bei der
Propagation entzündlicher Zahnerkrankungen zum Auge hin mitwirkt, ist
noch nicht klar zu übersehen. Als Erkrankungen der Adnexe des Auges
und der Orbita infolge Zahnleiden führt W. an das akute Ödem der Lider
(Ausgangspunkt meist ein kariöser Oberkieferbackzahn mit umfangreicher
Periodontitis), ferner 1 Fall von rezidivierendem schmerzlosem Ödem der Lider,
bei dem sich nichts Pathologisches in der Umgebung fand, ausser dass das
Zahnfleisch im Bereich des oberen rechten zweiten Prämolaren gerötet, der
Alveolarfortsatz geschwollen und druckempfindlich und der Zalın selbst stark
kariös zerfallen ist; nach Entfernung des Zahnes verschwand das Ödem in 2 Tagen
IIl*
4 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
ohne wieder aufzutreten. Kurz besprochen wird die Teriostitis orbitalis
anterior und Lidabszess, hochgelegene Zahnfisteln am unteren Orbitalrand und
an den Tränenwegen (bei der dentalen inneren Augenwiskelfistel stammt der
liter in der Revel von den seitlichen Schneidezihnen und dem Eckzahn;
dabei ist beachtenswert, dass bei Erkrankungen mit intraossalem Vordringen
jede entzündliche Anschwellung der Wange fehlen kann: auch an den Lart-
schneiderschen Markhohlenabszess ist zu denken, in seltenen Fällen ent-
stehen diese Fisteln erst am Anschluss an ein dentales Oberkieferhöhlen-
enipyem: hier beginnt das Leiden fast stets mit einer Erkrankung der Back-
zine; ein eizener Fall von innerer Augenwinkelfistel wird mitgeteilt; seltener
sind die dentalen äusseren Augvenwinkelfisteln, bei denen der Eiter am tem-
poralen Teile des unteren Orbitalrandes zutage tritt und meist von einem
kranken Backzahn herrührt: gegenüber anderen Krankheitsursachen ist hier
das wichtigste differentialdiagnostische Hilfsmittel die Sondierung; die Sonde
fuhrt abwärts zur Alveole des kranken Zahnes). Von Orbitalerkrankungen
werden angetührt die Periostitis orbitalis acuta posterior, die Orbitalphlegmone
und die Thrombose der Vena ophthalmica und des Sinus cavernosus. Die
Kraukengeschichte eines Falles von Periostitis orbitalis acuta posterior wird
angettihrt: Prallste Schwellung am linken unteren inneren Orbitalranid.
Chemosis, Exophthalmus, Druckempfindlichkeit des Orbitalrandes unten uud
innen, anfängliche Diagnose: Orbitalphlegmone, wahrscheinlich ausgehend von
der Kieferhöhle, Inzision längs des ganzen unteren Orbitalrandes bis auf den
Knochen. Hervorquellen von Liter; nach 2 Tagen leichter Rückgang der Er-
scheinungen, Nase und Nebenhöhlen ohne krankbaften Befund, dagegen der
Alveolarfortsatz des linken Oberkiefers im Bereich des 2, Prämolaren ge-
schwollen und gerötet, auf Vruck entleert sich aus einer Fistel etwas Eiter,
die Wurzeln des kranken Zahnes wurden entfernt, an einer palatinalen Wurzel
sass ein erbsengrosses Granulom: nach der Extraktion gingen alle Erschei-
nungen raseh zurück. Pat. konnte nach 14 Tagen geheilt entlassen werden.
Das Krankheitsbild entsteht durch Übergreifen der dentalen Periostitis orbi-
talis ant. über das Septum orbitale hinaus nach hinten auf die tiefen Teile
der Periorbita. Hläufiger als durch hochsteigende Oberkieferperiostitis aber
tritt die Periostitis orbit. post. bei dentaler Erkrankung der Kirferhöhle ein,
wie überhaupt die Kieferhchle der wichtigste Weg für die Propagation der
Zahnentzünduugen zur Augenhöhle ist. Für die Behandlung ist die ätiolo-
gische Diagnose das wichtigste. Wird diese richtig gestellt, so ergibt sich
das Heilverfahren von selbst: Entfernung des ursächlichen Zahnes, sofortige
Inzision längs des unteren inneren Orbitalrandes, um der Gefahr der Orbital-
phiegmone und des Überganges aufs Gehirn vorzubeugen. Die Orbital-
phlegmone ist grossenteils dentalen Ursprungs. Die Zahnerkrankung kann
auf dem Wege des Oberkieferhöhlenempyems oder direkt auf die Augenhöhle
überzreifen. Die dentale Kieferhöhleneiterung hat ihren Ursprung in einem
Wurzelabszess oder eitriger Alveolarperiostitis. Sie geht naturgemiifs am
häufigsten von den Zähnen aus, deren Wurzeln dem Kieferboden aın nächsten
stehen, dem 2. Priimolaren und den Molaren. Das dentale Kieferhöhlen-
empvem hat besonders grosse Neigung, auf die Orbita überzugreifen und zwar
aut 3 Wegen, durch die Knochenwand, die Lymphgefässe, die Venen; durch
letztere scheinbar am häufigsten: die Venen vermitteln auch den Übergang
der Entzündung auf die Spitze der Orbita und ferner durch die V. centr,
retinae, die Vv. ciliares auf den Augapfel. Es kommen nun auch Fälle von
II. Beziehungen zu Allgemefnleiden (einschl. Vergiftungen). 5
Orbitalphlegmone vor, in denen das Zahnleiden latent ist, so dass es nicht
gleich als Krankheitsursache erkannt wird. In einer ganzen Reihe der Fälle
von Orbitalerkrankung trat diese erst nach Extraktion eines kranken Zahnes
auf, diese Fälle nahmen einen besonders ungünstigen Verlauf; aber im all-
gemeinen ist die Prognose der Orbitalphlegmoue dent den Ursprungs nicht
schlecht, wenn rechtzeitig die Krankheitsursache entdeckt, entfernt und nicht
zu zaghaft chirurgisch vorgegangen wird, — Die Erkrankungen des Aug-
apfels infolze Zahnleidens sind nach W. relativ häufie, vor allem die der
Uvea. W. teilt seine Beobachtungen in 3 Gruppen: 1. Metastatische, 2. uu-
mittelbar, 3. mittelbar hervorgerufene Augenerkrankungen. Von metastatischen
tührt er einen Fall von eitriger Chorioiditis mit folgender Panophthalmie
und einen von eitriger Iridochorioiditis mit folgender Atrophia bulbi an, sowie
einen Fall von langjährigem rezidivierendem Gelenkrheumatismus mit Iritis,
der mit Sanierung des Gebisses vollständig und dauernd ausgeheilt war. Von
unmittelbar durch Zahnleiden verursachten Augenerkrankungen teilt er drei
eigene Fälle von Iridocyclitis acuta, 2 Fälle von Iritocvelitis acuta, 4 Fälle
von Iritis chronica, 1 Fall von Chorioiditis centralis exsudativa mit leichter
Nenritis optica, 1 Fall von Phlebitis retinae mit. Von mittelbar durch Zahn-
leiden hervorgerufenen Erkrankungen des Augapfels bringt er die Kranken-
geschichte eines Falles von Keratitis parenchvmatosa, eines von beiderseitiger
chronischer lritis und eines von chronischer einseitiger Blepharo-honjunktivitis
mit Keratitis marginalis. Sämtliche Fälle heilten sofort vollkommen aus mit
Beseitigung der als ursächlich angesehenen Zahnwurzelprozesse und die Heilung
war von Dauer. Die häufigsten unmittelbaren dentalen Augenentzündungen
sind Erkrankungen der Uvea, bzw. ihres vorderen Abschnittes, der Iris und
zwar 2 Typen: 1. Iritis acuta,mit Beteiligung des Strahlenkörpers und starken
Ausschwitzungen; sie entstehen plötzlich und vernichten in wenigen Tagen
das Selvermögen bis auf Lichtschein, die gebräuchliche palliative Behandlung
hat keinen Einfluss: 2 Iritis chronica beschränkt sich meist auf das Iris-
sliaphragma und zeigt wenig Neigung zu Exsudationen, so dass auch nach
langjihrigem Bestehen die brechenden Medien wenig getrübt werden und das
Sehvermögen wenig leidet; ihr Verlauf ist gekennzeichnet durch eine grosse
Zahl der Rezidive, die auf palliative Behandlung abzuheilen pilegen. Die
Kranken mit chronischer rezidivierender Iritis gehörten sämtlich Kreisen an,
in denen eine geregelte Mundhygiene üblich ist. Ihr Gebiss war gepflegt und
die kranken Zähne lege artis behandelt. Erst das Röntgenbild deckte die
Erkrankung auf. Bei den Kranken mit akuter Iritis lagen die Mundverhält-
nisse sehr im argen, hier dürften vollvirulente Keime in grosser Zahl. dort
abgeschwächte in geringer Menge zum Auge gelangt sein. In 3 Fällen
init behandelten Zähnen war der kranke Zahn mit einer Goldkappe versehen,
die den Zahn gänzlich nach aussen abschloss. Zudem trug sie noch einen
Ersatzzahn für den fehlenden Nachbar, der beim Kauen wie ein Ilebel auf
die kranke Wurzel einwirkte und diese in dauernder mechanischer Reizung
hielt. 2 Patienten trugen schlecht sitzende Prothesen, die die kranke Wurzel
scheuerten und ebenfalls dauernd reizten. Für die Entstehung dentaler
innerer Augenleiden kommen zwei wesentliche Bedingungen in Betracht,
künstlicher oder gelegentlicher Abschluss eines infektiösen chronischen Wurzel-
prozesses nach aussen und Aufflackern der Wurzelerkrankung durch schädigende
Eintlüsse und ferner Goldkappenverschluss des kranken Zahues, die Wurzel
reizende Anhänger und schlecht sitzende Prothesen begünstigen die Ver-
6 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
breitung der infektiösen Zahnerkrankung. Am häufigsten ist die direkte
Verbreitung durch die zahlreichen Venenverbindungen vom Auge zum Zahn.
Für diesen direkten Weg spricht, dass sich stets nur das eine Auge auf
seiten der Zahnerkrankung entzündet, der Prozess oft durch Anschwellung
und Druckempfindlichkeit der Weichteile verfolgen lässt, nach Aufflackern
des Zahnprozesses das betreffende Auge sofort mitbeteiligt, bei doppelseitiger
Augenerkrankung nach Beseitigung cines Krankheitsherdes nur die gleich-
seitige Augenerkrankung zurückbildet. Für den Venenweg spricht, dass be-
sonders die Teile erkranken, die besonders grosse Verbindungen mit dem
Venennetz haben, Iris, Chorioidea und Nervus opticus. Bei dem Fall von
Keratitis parenchymatosa war wahrscheinlich das luetische Virus die aus-
lösende, der Zahnprozess die jeden Rückfall vorbereitende Ursache, bei dem
Fall von doppelseitiger Iritis war wohl die auslösende Ursache tuberkulöses
Virus (früher tuberkulöse Pleuritis überstanden), die chronischen Zuhnprozesse
die vorbereitende für «die vielen Rezidive der Iritis. Zum Schluss erwähnt
W. noch, dass gleiche Erfahrungen 1916 Brown und Irons mitgeteilt haben.
Sie kommen zu deın Schluss, dass die dentalen und tonsillaren Infektions-
quellen in der Pathogenese der Iritis eine ganz bedeutende Rolle spielen.
13°’, der beobachteten Iritiden führen sie darauf zurück. (Vergl. Brown
und Irons, The etiology of iritis. 52, Anual meeting of the Americ, Ophth.
Society, Washington, Mai 1916. Referat: Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1916,
Bd. 52, S. 609.)
Wilms (19) hat sehr gute Erfolge gehabt in der Behandlung der
Trigeminusneuralgie durch Röntgenbestrahlung. Bei Neuralgien
nach Entzündungen, z B. nach Kieferhéhlenentzindungen, Influenza, Parotis
wirkte die Bestrahlung derart günstig, dass die Patienten in wenigen Stunden
oder am 2. Tage völlig frei von Schmerzen waren und auch blieben, Neur-
algien auf dem Boden rheumatischer Anlage reagierten z. T. ebenso prompt,
bei anderen Fällen verstärkte sich nach der ersten Bestrahlung der Schmerz,
hier wurde sobald als möglich, unter Umständen schon nach 3 Tagen eine
2. starke Dose gegeben oder noch ein paar Felder bestrahlt, die in der ersten
Sitzung nicht gefasst wurden; der Erfolg blieb daun nur in wenigen Fällen
aus. Neben prompten Reaktionen zeigte sich in anderen Füllen ein langsames
Nachlassen der Beschwerden, so dass erst im Verlauf von 8—10 Tagen Heilung
eintrat. Nur in 3 Fällen zeigte sich keine Besserung: von diesen waren 2 mit
Injektionen behandelt (Alkohol und Novokain). Hier dürften Narbenveränder-
ungen gesetzt sein, die kaum oder nur ungenügend reparierbar waren. W. rät
wegen dieser Heilungsmöglichkeit von Schädigungen exosener wie endogener
Natur am Nerven durch die Röntgenbestrahlung, nicht eher zu Einspritzungen
mit Alkohol überzugehen, bis nachgewiesen ist, dass der Fall sich nicht für die
Röntgentherapie eignet. Zur Technik der Bestrahlung bemerkt W., dass er
in der Regel auf beide Schiäfengegenden und auf die Wangengegend je
eine Tiefendose gibt mit 3 mm Aluminiumfilter, um die Gegend des Ganglions
und die Nerven an den Austrittsstellen aus dem Schädel zu treffen; er nimmt
meist eine Tiefendosis von 30—40 X. Bei Beteiligung des 1. und des 2.
Astes wird auch von vorne die Stirn und Wange bestrahlt. Vorsicht ist am
Kopf notwendig wegen der Sekundärstrahlen, die zu Haarausfall führen. Bei
hartnäckigeren Fällen empfiehlt es sich zwischen den einzelnen Bestrahlungen
ein oder mehrere Male eine Kochsalzinjektion am Nervenaustritt aus dem
Schädel vorzunehmen, um eine stärkere Hyperämie und Resorption zu erreichen.
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). T
Ausch (5) teilt einen Fall von Akromegalie mit intensivem
Diabetes und Wechsel der Haarfarbe mit. Dieser Wechsel der
Haarfarbe von blond in schwarz während des Krankheitsverlaufes ist bisher
noch nicht beschrieben worden. Das Haupthaar, das früher schmiegsam war,
wurde struppig, das Barthaar, das schütter war, wurde dicht und die Be-
haarung am Körper, welche vor der Erkrankung fast vollkommen fehlte,
nahm zu. Der Hypophysentumor bei dem 30 jährigen Pat.. der laut histo-
logischem Befund als ein adenomatöser Tumor der eosinophilen Zellen zu be-
zeichnen ist, hat den ursprünglichen Boden seiner Entwicklung verlassen und
laut Röntgen- und Sektionsbefund die linke Sattelwand ausgebaucht und ist
erweicht: auch die liuke Hälfte des Dorsum sellae fühlt sich weich an. Auf
einem Frontalschnitt der linken Keilbeinhälfte durch die Mitte der Sella
erscheint die ganze SchnittHiche von Tumormasse ausgefüllt und die Knochen-
wand ist fast vollständig von Tumor substituiert. Von seiten der Augen fand
sich nur etwas Rötung der Papille. etwas weite Getisse. Gesichtsfeld normal.
Der Diabetes entwickelte sich in wenigen Wochen, nachdem die Akromegalie
bereits vollständig ausgebildet war. Pat. wurde, da die Organotherapie er-
tolglos war, quälende Kopfschmerzen aber fortbestanden, nach der Methode
Schloffer operiert, jedoch verfiel Pat. schon 1! Tag nach der Operation
in komatösen Zustand, während im Urin neben Zucker reichlich Azeton und
Azetessigsäure auftrat und nach weiteren 3 Tagen der Exitus erfolgte im
Coma diabeticum (Somnolenz, grosse Atmung, Auftreten von Azetonurie und
Gerhardtscher Reaktion), wie es häufig als Folge von Operationen bei
bestehendem stärkeren Diabetes beschrieben ist und meist auf die Narkose
bezogen wird. Der Wechsel des Haarpigments von blond in schwarz ist:
bisher wohl nie beschrieben worden; jedoch sind Pigmentvermehrungen der
Haut bei Akromegalie vielfach bekanntgemacht worden. Nachdem es ziemlich
häufig vorkommt, dass die blonde Haarfarbe mit dem Eintritt der Pubertät
sich in schwarz umwandelt, die Einflussnahme der Keimdrüse vielfach bei
Akromegalie betont wird, so dürfte wohl der Umschlag der Haarfarbe mit
endokriner Tätigkeit in Zusammenhang zu bringen sein. Der vorliegende
Fall mit ca. 10°/, Zucker und bis 560 g- Tagesausscheidung an Zucker spricht
dem Verf. dafür, in vorgeschrittenen Fällen eine Operation nur dann aus-
zuführen, wenn eine der Methoden ohne allgemeine Narkose nur in Lokal-
anästhesie ausgeführt werden kann.
Hörhammer (12) demonstriert einen Pat. mit Mikuliczscher Er-
krankung. Nach einer früheren Aufnahme wegen der gleichen Krankheit
(enorme Verdickung der Augenlider durch kugelige Tumoren, so dass die
Augen nicht mehr aktiv geöffnet werden können, mälsige Vergrösserung der
Submaxillardrüsen) und Exstirpation der Geschwülste der Lider (mikroskopischer
befund: Gleichmälsige Infiltration von kleinen Lymphozyten) wurde Pat. im
Sept. 1917 wieder aufgenommen in wesentlich verschlechtertem Zustand. Es
zeigte sich besonders das rechte Auge weit aus der Augenhöhle hervorragend,
starke Chemosis, völlige Amaurose. Das linke Auge kann nur mälsig ge-
öffnet werden, da sich wieder eine hochgradige Infiltration von kleinen
Tumoren an beiden Lidern fand. Ehenso sind diesmal auch die Parotiden,
die Prätemporalgegend, die Gegend des Wangenfettes und die beiden Sub-
maxillardrüsen stark vergrössert, so dass der ganze Kopf ein unförmiges Aus-
sehen bekommt. Andere Lymphdrisen am Körper sind nicht erkrankt, auch
nicht die mediastinalen oder die retroperitonealen. Der Mann ist ausser-
8 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
=
ordentlich anämisch und elend. Am 7. 11. wird mit einer 8tigigen Röntgen-
bestrahlung eingesetzt, worauf innerhalb 14 Tagen ein ganz erheblicher
Rückgang der Intiltration zu verzeichnen ist und der Pat, fühlt sich auch
wieder bedeutend wohler. Eine Blutuntersuchung ergibt: Hämoglobin 70° p,
rote Blutkörperchen 1100000, weisse Blutkörperchen 10000. Die prozentuale
Auszählung ergibt: 35,5° a polymorphkernize Leukozyten, eine hochgradige
Lymphozytose von 63,5" „ und Mastzellen von 5° ,. Es findet sich also dus.
Bild der lymphatischen Pseudoleukämie. Es handelt sich um eine Mikulicz-
sche Erkrankung mit kompliziertem Verlauf, d. h. es bleibt das Leiden nicht
bloss auf die Tränen- und Speicheldrüsen beschränkt, sondern ergreift auch
das Blut und zeigt das Bild der echten Iymphatischen Pseudoleukämie. Dem-
wemäls ist die Prognose, obwohl sich das Krankheitsbild schon seit mehreren.
Jahren abspielt, als infaust zu bezeichnen.
Eppenstein (8) beobachtete im Feld eine kleine Masernepidemie von
8 Fällen bei einer Kompagnie, die einen ungewöhnlichen Verlauf nahm in-
sofern, dass sie besonders schwer einsetzte (Schüttelfrost, Benommenheit), das
Exanthem ungewöhnlich spät auftrat (in dem einen beschriebenen Fall am
5. Tag, im anderen erst am 7. Tag) und 2=!, der Fälle seltene Augen-
komplikationen aufwies. In beiden Fällen trat die Augenerkrankung nach
vollständig abgeheilten Masern, 4 Wochen sach deren Beginn auf; in dem
einen Fall eine einseitige Neuritis optici mit zentralem Skotom bei freien
Gesichtsfeldgrenzen, in dem andern Fall eine primäre Iridozyklitis. In beiden
Fällen sind die Masern als Ursache anzusehen, bei der Neuritis
fehlten Nephritis oder Meningitis, bei der Iridozyklitis war der Ausfall
‘der Allgemeinuntersuchung, der Urinprobe und der Wassermannschen
Reaktion negativ. Verf. erinnert an die Jritiden. die nach Wessely einen
Monat und mehr nach Dysenterie beobachtet werden. Der Verlauf beider
Fälle war sehr rasch, die Heilung vollständig bis auf eine leichte Sehstérung
durch Pigmentbeschläge auf der Linse im Falle der Iridozyklitis.
Düring und Huber (7) berichten über einen interessanten Fall von
Herpes corneae febrilis bei Malaria. Bei dem weren Malaria in
der Schweiz internierten deutschen Soldaten fanden sich bei seinem Eintritt
in die Klinik auf der rechten Kornea mehrere vielgestaltige, für Herpes
corneae febrilis typische Flecken, daneben Anästhesie der ganzen Hornhaut.
Gleichzeitig bestanden Störungen im rechten Trigeminus und Vagus. An
rechter Kopfseite im ganzen Bereich des Trigeminus Anästhesie für alle
Qualitäten inkl. Kornea, Konjunktiva. vordere *., der Zungenhilfte und
rechte Mundschleimhaut, Nasenschleimhaut und äusseren Gehörgane. Nicht
affiziert ist der motorische Trigeminus. Dagegen steht das rechte Gaumen-
segel tiefer und bleibt bei der Bewegung zurück (Vagus). Ausserdem fehlt
die Sensibilität in den rechtsseitigen Hautgebieten des JI. und den angrenzenden
Partien des II]. Zervikalsegmentes. Wassermann negativ. Verf. glauben die
Störung dort suchen zu müssen, wo sich die Zentren des sensiblen Trige-
minus, des Vagus und die Hinterhörner oder aufsteigenden Fasern vom 2. und
3. Zervikalsegment am nächsten liegen und zwar. im verlängerten Mark, dass
es sich also im vorliegenden Fall um eine bulbäre Affektion handelt. Der
Krankheitsverlauf, das typische Zurückgehen der Sensibilitätsstörungen, zwiebcl-
schalenförmig, am Mund beginnend und über den Kopf nach dem Hals ah-
steigend, bestätigte den Verff. die Diagnose der zentralen Trigeminuslihmung.
Den Herpes corneae bei dieser bulbären Affektion erklären Verff. theoretisch
II. Beziehungen zu Allgemeiuleiden (einschl. Vergiftungen). 9
wie folgt: Sie betrachten alle Herpesformen der Kornea, die febrile Form.
den Herpes zoster ophthalmicus und die Keratitis neuroparalytica als eine
Einheit. Je stärker der pathologische Insult, desto intensiver sind die Ver-
änderungen an der Kornea. Fine Keratitis neuroparalytica wurde hin und
wieder bei bulbären Herderkrankungen beschrieben. Herpes corneae wurde
bei Malaria oft beobachtet, schien aber bei bulbären Affektionen zu fehlen.
Würden nun die unmerklichen Übergänge beider Kornealerkrankungen nicht
eventuell die Möglichkeit der bulbären Ursache des Herpes bei der Malaria
beweisen? Geringe Reizung der bulbären Zentren, wie im vorliegenden Fall,
erzielt -einen Herpes, stärkere und längere Wirkung der Noxe bedingt eine
Keratitis neuroparalytica
Gjessing (9) bringt einen Aufsatz über Tuberkulose als Ätio-
logie bei der sog. Febris uveo-parotidea und berichtet über einen
eigenen Fall von Iridocyclitis tuberculosa mit Mitaffektion der Ohrspeichel-
drüsen (Heerfordtsche Erkrankung). Für die tuberkulöse Ätiologie spricht
der ganze Habitus der 11] jähr. Patientin, ihre Keratoconjunctivitis ekzematosa,
die schleichende subfebrile Entwicklung der Krankheit wie auch die typische
Reaktion auf 'Tuberkulin. Verf. meint, dass es sich bei den meisten Fällen
der Heerfordtschen Krankheit um eine in ihren Äusserungen eigentümliche
Reaktionsform der Tuberkulose handelt. Das ganze klinische Bild spricht
dafür: Nach einem verschieden langen Prodromalstadium mit mehr oder
weniger ausgesprochenen subjektiven Fiebererscheinungen, Müdigkeit. schlechter
Laune und geringem Appetit entwickelt sich eine doppelseitige Iritis resp.
Uveitis, wie auch eine chronische Parotitis. Das Augenleiden verläuft ge-
wöhnlich wie eine maligne, chronische Iridozyklitis oft mit gelben bis braun-
roten Knötchen in der Iris. Eine histologische Untersuchung dieser Knötchen
(die übrigens in dem zitierten Fall fehlten) wie auch der affizierten Drüsen
ergibt das Bild der Tuberkulose.
Jllig (15) bringt eine Zusammenstellung von Übertrassungen der Maul-
und Klauenseuche auf Menschen nach den Berichten des Kaiserl. Gesundheits-
amtes von den Jahren 1894—1913 und bringt dann die ausführliche Kranken-
geschichte eines eigenen Falles von Aphthae epizooticae beim Menschen,
bei dem speziell auch Augensymptome aufgetreten waren. Der Pat. erkrankte
nach einer tieberhaften Angina, verbunden mit Heiserkeit unter mälsigem
Fieber am 6. Tag nach dem Genuss ungekochter Milch an einer sehr heftigen
Stomatitis, Konjunktivitis und Geschwüren auf der Glans penis. Die Stomatitis
ging mit der Bildung von Blasen einher. Diese Blasen waren prall gefüllt,
ihr anfänglich klarer, gelblich seröser (selten blutig gefärbter) Inhalt trübte
sich nach und nach, 24—48 Stunden nach ihrem Auftreten platzten die
Blasen und hinterliessen oberflächliche Geschwüre mit schmalem rotem Hof.
Meist waren die Blasen und Geschwüre rund und hatten etwa den Durch-
ınesser einer Erbse. Mit Einsetzen der Stomatitis begann ein starker Speichel-.
fluss. Ähnliche Blasen bzw. Geschwüre traten auf der Glans penis und auf
der Conjunctiva bulbi auf, Hier waren sie wesentlich kleiner, kamen früher
zum Platzen und liessen halbmondförmige, oberflächlich, konzentrisch zur
Kornea liegende Geschwüre zurück. Die Angina gab wohl den Grund zur
Infektion, als Infektionsquelle ist die genossene ungekochte Milch anzuschen.
Die Geschware heilten rasch ab, ohne die geringste Spur einer Narbenbildung.
Die Therapie bestand in Spülungen des Mundes mit verdünnter Lösung von
Wasserstofisuperoxyd. Die Konjunktiven wurden täglich mit Borlösungen ge-
“10 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
spilt und mit 1proz. Silbernitratlösung touchiert. Für die Lokalisation der
Maul- und Klauenseuche beim Menschen fand J. folgendes Prozentverhältnis:
Mund, Magen, Darm 64°;o, Nase 4%, Augen 3,25°, Genitalien 0,75 lo,
Finger und Zehen 28°/o. Die erkrankten Haustiere zeigen nur selten Augen-
symptome.
Hensen (11) konnte 3 Fälle von Optochinerkrankungen des
Augesetwa 2!, Jahre nach Ablauf der Krankheit nachuntersuchen, 2 Frauen
unter 20, eine über 30 Jahre alt. Sie hatten sämtlich eine mehrstindige.
völlize Optochinamaurose gehabt. Alle 3 boten jetzt völlig normalen Befund
sowohl des Augenhintergrundes wie des Gesichtsfeldes und der Dunkeladaptation.
Dann berichtet H. noch über einen Fall von schwerer bleibender Sehstörung,
der einen recht eigentümlichen Verlauf nahm. Ein 23jährizer Soldat er-
krankte an Pneumonie und erhielt vom ersten Tage an Opt. hydrochlor.
6 >< 0,2 2 Tage hindurch (insgesamt also 2,4g). Am 3. Tag: Amaurose.
dann rasch wieder Besserung. (Optochin war natürlich sofort ausgesetzt.)
Anı 10. Tage bereits keine Sehstörung mehr; Pat. wurde zur Front ent-
lıssen, 3 Monate später erkrankte er an Sehverschlechterung, die ziemlich
schnell zunahm. In der Zwischenzeit hatte er über Schmerzen in den Augen
und Blendungserscheinungen geklagt. Es zeigten sich die Anfänge einer
‘Sehnervenerkrankung, zunächst war nur der rechte Sehnerv etwas abgeblasst.
Nach 7 Monaten wurde folgender Befund erhoben: S. R. = Finger in 30 cm,
L. = Handbewegungen, exzentrisch aussen; rechte Pupille etwas weiter als
linke. Sehnerven bds. stark abgeblasst. besonders temporal. Gefässe enger
als normal. Gesichtsfeld: Bds. grosses absolutes zentrales Skotom mit nasalem
Durchbruch in die Peripherie und geringen peripheren Einengungen Da
jedes sonstige ätiologische Moment fehlte (keine spinalen oder zerebralen
organischen Anomalien, kein Anhalt für multiple Sklerose, Wassermann negativ:
muss man wohl annehmen, dass es sich um eine Optochinerkrankung handelt.
‚Möglicherweise hat es sich anfänglich nur um eine Erkrankung peripherer
Schnerveufasern gehandelt, erst später um ein Übergreifen auf das zentrale
Bündel. Auf Grund der mehrfach auch bei Soldaten aufgetretenen dauernden
Schädigungen des Auges durch Optochin hat die Militärverwaltung den in-
ternen Gebrauch des Optochins in jeder Form völlig untersagt.
Hamburger (10) berichtet über einen Fall von Erblindung durch
Likörersatz. Den anderen Teilnehmern an dem Trunk ist kein Schaden
geschehen. Der Fall erinnert an die Methylalkoholvergiftungen, die vor
6 Jahren im Berliner Asyl für Obdachlose vorgekommen sind. Da Alkohol
beschlagnahmt ist, wäre vor den Alkoholersatzmitteln zu warnen. In der Dis-
kussion weist Hirschberg darauf hin. dass z. Zt. noch mehrere derartige
Fälle vorgekommen sind. Der Methylalkohol müsste das Giftzeichen erhalten.
11I. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie.
Ref.: Cause,
*21) Chotzen und Kuznitzky: Die Strahlenbehandlung des Auges. 1. Mit-
teilung: Experimentelle und klinische Beiträge zur Bestrahlung der Kornea mit
ultraviolettem Licht. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 40. Bd. S. 198.
*22) Fuchs, Ernst: Über Eosinophilie im Auge. v. Graefes Arch. f. Ophthalm.
95. Bd. S. 162.
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 11
*23) van der Hoeve und A. de Kleyn: Toni:che Labyrinthreflexe auf die
Augen. Pflügers Arch. f. d. ges. Physiologie. Bd. 169. S. 241.
*24) de Kleyn und Storm v. Leeuwen: Über vestibuläre Augenreflexe.
1. Über die Entstehungsursache des kalorischen Nystagmus, nach Versuchen an
Katzen und Kaninchen. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. 95. Bd. S. 316.
*25) Kümmell: Über leukämische Augenveränderungen. v. Graefes Arch. f.
Ophthalm. 95. Bd. S. 105.
*26) Paul: Anleitung zur Entnahme und Einsendung von Untersuchungs-
material für den Kornealversuch nach Paul bei Blattern und blatternverdiichtigen
Erkrankungen. Wiener med. Wochenschr. Nr. 9. 1918.
*27) Reiter: Uber Milchtherapie. Deutsche med. Wochenschr, Nr. 7. 1918.
S. 175.
*28) v. Szily und Sternberg: Bakteriotherapie und Chemotherapie in der
Augenheilkunde. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 60. Bd. S. 219.
*29) Schoeler: Experimentelle Erzeugung von Aderhaut-Netzhautentzündung
durch Kohlensäureschnee. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 60. Bd. S. 1.
*30) Starkenstein: Weitere Untersuchungen über die Pharmakologie der
Entzündungsvorgänge. Med. Klinik. Nr. 8. 1918. S. 201.
Nach seinen Urtersuchungen über die Pharmakologie der Ent-
zündungshemmung teilt Starkenstein (30) die eutzündungshemmen-
den Mittel in 2 Gruppen, deren erste lokal und deren zweite nach enteraler
oder parenteraler Verabreichung allgemein entzündungsheinmend auf den
Organismus wirken. Die Mittel der letzteren haben enge Beziehungen zu
“len Therapeutika der Infektionskrankheiten, die besonders Fieber nach voraus-
gchendem Schüttelfrost und Fieberanstieg zu beseitigen vermögen. Hier wurden
Methylenblau, Fuchsin, Kollargol, Milch und Jod auf ihre antiphlo-istische
Wirkung geprüft. Alle diese Mittel, besonders das Methylenblau, hemmen
deutlich die Senfölentzändung am Kaninchenauge. In ähnlicher Weise wirkten
Kochsalzlösung, physiologische und stärker noch hypertonische. Ferner tritt
nach subkutaner wie nach intravenöser Injektion von destilliertem Wasser
(50 bzw. 30 cem pro kg Kaninchen) entzündungshemmende Wirkung nach
einer Stunde ein und hält eine weitere Stunde an. Ähnlich wirken Natrium-
chlorid- und Natriumphosphatlösungen; sie führen zu einer starken Kalzium-
verarmung des Organismus, was im Gegensatz zur Wirkung der Kalziumsalze
steht. Es beweist das, dass hier eine von der Jonenwirkung der Kalziumsalze
unabhängige Nebenwirkung der Salzlösungen als Ursache des antiphlogistischen
Effektes in Frage kommen muss. Dir zahlreichen noch hierher gehörigen
Mittel gehören weder einheitlich chemischen noch einheitlich pharmakologischen
Gruppen an, die antiphlogistische Eirenschaft kanu also als Teilerscheinung
verschiedenster pharmakologischer Wirkungen auftreten. Es kann sich um
keine chemotherapeutische Wirkung handeln. weil selbst im Stadium des
Fieberabfalls und der subjektiven und objektiven Besserung die bakterielle
Krankheitsursache weiter virulent bestehen bleiben kann: eine nocl unbekannte
Grundwirkung ist anzunehmen,
Exsudatzellen können überwiegend oder fast ausschliesslich aus polymorph-
kernigen Leukozyten oder kürzer eosinophilen Zeilen bei den verschieden-
artigsten Entzündungsprozessen im Auge bestehen; man spricht dann von
einer lokalen Eosinophilie (E). Fuchs (22) gibt aus seiner reichen
Sammlung 7 hierher gehörige Fälle bekannt. Bisher war E. hauptsächlich
von der Bindehaut beim Frübhjahrskatarrh beschrieben; in den jetzt veröffent-
12 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
lichten Beobachtungen handelte es sich um perforierende Verletzungen bzw.
Operationen mit folgender Entzündung. In 5 Fällen handelte es sich um
typische, traumatische, seröse Jritis, in dreien davon mit entsprechenden Ver-
änderungen in der Tiefe des Auges. In 2 Fällen bestand ausserdem sym-
pathisierende Entzündung, Der letzte Fall war ganz frisch, 2 Tage nach
der \erletzuns enukleiert, e. Z kommen also nicht nur bei chronischen Ent-
zün lungen oder in späteren Stadien akuter Eatz@ndungen vor, sondern ars-
nahmsweise auch im Beginn einer akuten Entzündung. Von 7 Fällen mit
subkonjunktivalem und 4 mit intraokularem Zystizerkus konnten in keinem
Falle echte e. Z. festgestellt werden: früher war von Pascheff bei einem
intraokularen Zystizerkus E. im Augeninnern gefunden. Schliesslich gibt F.
noch eine Beobachtung von echter E. an der Aussenfliche des Auges bei
einem Pseudoptervgium nich Verbrennung des Auges durch heisse Eisenschlacke.
In allen Fällen war die E. der Gewebe örtlich begrenzt, es lag deshalb kein
Grund vor. Blut-E anzunehmen. F. nimmt an, dass in seinen Fällen die E.
nur darauf beruhte, dass an gewissen Stellen und in gewissen Phasen des
Entzündunzsprozesses Stoffe entstanden waren, die chemotaktisch gerade die
e. Z. aus dem Biute anlockten.
Entsprechend der jetzt üblichen Einteilung der Leukämien in die lym-
phatische und myeloide Form hat man versucht, aus dem Augenspiegelbild
differentialdiagnostische Anhaltspunkte in dieser Richtung zu finden. Kümmell
(25) hat in seiner Arbeit über leukämische Augenveränderungen
die bisher beschriebenen Fälle leukämischer Augenveränderungen zusammen-
gestellt, nach Möglichkeit klassifiziert und einen eigenen Fall von Iymphati-
scher Leukämie angefügt. Es ergibt sich, dass eine Differentialdiagnose aut
Grund des Augenspiegelbildes zwischen beiden Formen nicht sicher angängig
ist, wenn auch gewisse Unterschiede auffallen. Zunächst entfällt der grösste
Teil der Augenhintergrundsveränderungen. auch verhältnismäßig, auf die ja
an und für sich öfter auftretenden Fälle von myeloider Leukämie. Am
wichtigsten sind die (refiisserweiterungen (Venen) bis hinab zu den kleinsten
Verzweigungen. die sonst der Betrachtung mit dem Augenspiegel nicht zugängig
sind. Im anatomischen Pıäparat bilden die stärkst gefüllten Gefüsse glas-
körperwärts dieke Vorsprünge. An ihrer Farbe sind Arterien und Venen
oft schwer zu unterscheiden. Dagegen fehlt die Venenerweiterung bei der
lymphatischen Leukämie überwiegend. Entsprechend der häufireren Gefiiss-
erweiterung bei der myeioiden Form sicht man bei dieser öfters auch Papillen-
veränderungen. die bis zur Stauungspapille gehen können: durch die enorme
Erweiterung. die selten fehlende zellige Einscheidung der Gefässe und das so
entstehende Ödem der Umgebung werden die perivaskuliren Lymphräume
und damit die Saftbalinen verlegt. Blutungen der Netzhaut werden bei Keiner
der beiden Formen vermisst, kleine grauweisse oder gelblichweisse Flecken
mit oder ohne Kinscheidung von roten Blutkörperchen (R) finden sich vor-
wiegend bei der mveloiden Leukämie. Auch «die Gesamtfarbe des Augen-
hintergrundes ist in keiner Weise differentialdiagnostisch ausschlaggebend, vom
normalen bis zum grauweisslichen and graugrünlichen finden sich alle Über-
gänge. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Aderhaut infiltriert ist, eher
noch kommt der Hämoglobingehalt und Veränderungen des Pigmentepithels
in Betracht. Dagegen sind die anatomisch sichtbareu Veränderungen der
Aderhaut für jede der beiden Leukämien abgegrenzt: Entsprechend der Neigung
der Iymphatischen Leukämie zur Lymphombildung sieht man in den sicher-
IIT. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 13
gestellten Fällen eine diffuse Infiltration der Aderhaut bis zur fünffachen
Dicke, die hinten am stärksten, meist nach dem Äquator zu aufhört, in ver-
einzelten Fällen aber auch den Ziliarkörper ergriffen hat. Die Zellen liegen
mit Sicherheit ausserhalb der Gefässe im Stroma der Aderhaut, während die
Gefässe selbst meist nur miifsig gefüllt, selbst leer gefunden werden. Bei der
myeloiden Form besteht dagegen die gleiche Veränderung wie an den Netz-
hautzefassen. bestehend in stärkster Ausdehnung und Vollstopfung mit Blut,
so dass die dünnen, gedehnten Wandungen kaum zu sehen sind und so eine
Intiltration der Gewebe vorgetäuscht wird. Letztere findet sich nie bei sicher
inveloider Leukämie. Die anatomischen Verhältnisse liegen bei der Netzhaut
ähnlich wie bei der Aderhaut: echte, leukämische Neubildungen kommen,
wenn auch selten, nur bei der Iymphatischen Form vor, die Herde bei der
mveloiden L. entstehen aus Extravasaten.
Zur Frage der Bakteriotherapie und Chemotherapie in der
Augenheilkunde bringen P. v. Szily und Sternberg (28) ihre Beob-
achtungen mit Heterovakzinetherapie in der Abortivbehandlung der Ophthalmo-
blennorrhoe, Sie kommen zu dem Resultat, dass durch parenteral zugeführte,
unspezifische, unterschädliche Giftreize bei lokalen Entzündungszuständen am
Auge bis zu einer zur Zeit nicht messbaren Grenze unspezifische Abortiv-
wirkungen hervorgebracht werden können. Ein solcher adäquater (riftreiz
kann dem Organismus auch durch physikochemische Variationen der Zusammen-
stellung von anorganischen Protoplasmagiften zugeführt werden. In letzterer
Richtung wird besonders Trachombehandlung mit intramuskulärer Injektion
einer Zusammenstellung der drei gebräuchlichen Antiluetizis: Hg, As, J in
einer Lösung empfohlen. Durch ein- bis zweimalige intramuskuläre Injektion
«lieser Lösung gelang es, bei Trachomfällen abortive Heilerfolge hervorzuruten.
Zur Erklärung steht am nächsten der von Weichardt aufgestellte Begriff
der Protoplasmaaktivierung. Die Proteintherapie stellt sich so als Teil-
erscheinung der Chemotherapie dar. Die wiederholte intramuskuläre Injektion
ist gegenüber der Heterovakzinetherapie schädlich wegen der Gefahr einer
Fettembolie und wegen des stets zu gewärtigenden anaphylaktischen Zustandes.
Die subkutane Injektion von Bakterienleibern ist demgegenüber ein genauer
und einheitlicher, definierter Giftreiz. Bei der Heterovakzinetherapie der
Ophthalmoblennorrhoe wurde eine besonders hergestellte Typhusvakzine je nach
Bedarf in ein- bis sechsmaligen subkutanen Injektionen verwandt. Bei 68
behandelten Augen trat Abortivheilung ohne vorhanden gewesene Hornhaut-
kision 42 mal ein, 20 mal bei vorhanden gewesenen Ulzera oder Intiltrationen.-
Ausgang in Perforation sechsmal, doch war in allen diesen Fällen schon vor
Einsetzen der Behandlung starke Infiltration oder Abszessbildung zu verzeichnen.
Die übliche Lokalbehandlung und Prophylaxe bei nicht erkranktenr zweiten
Auge erwies sich im allgemeinen als überflüssig. Prompte Abortivwirkung
gelang mit der obengenannten Antiluetizislösung bei 5 akuten Ophthalmo-
biennorrhöen, desgleichen bei einer epidemisch aufgetretenen Koch-Weeks-
schen Bindehautentzündung. Weiter wurden mit gutem Effekt sämtliche auf
der Abteilung befindlichen akuten Exazerbationen von Trachomfällen (306)
mit 1 bis 2 Injektionen von Typhusvakzine versehen. Schliesslich wurde
auch eine Reihe von Erkrankungen der Hornhaut, Regenbogenhaut und der
Netzhaut mit meist gutem Erfolg unterworfen, hier aber unter Anwendung
«der üblichen Lokalbehandlung.
14 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
In ihrer Arbeit über vestibuläre Augenreflexe bringen de
Kleyn und Storm v. Leeuwen (24) das Resultat ihrer Versuche an
Katzen und Kaninchen über die Entstehungsursache des kalorischen Nystagmus,
Bartels will die Ursache des kalorischen Nystagmus in der vollständigen
oder teilweisen Ausschaltung bzw. Reizung des Labyrinthes infolge von Aus-
spritzung mit kaltem oder warmem Wasser sehen, Barany erklärt die Er-
scheinungen bei dem kalorischen Nystagmus aus Endolymphstörungen. Ist die
erste Theorie zutreffend, dann müsste der kalorische Nystagmus mit dem nach
einseitiger Labyrinthexstirpation auftretenden Nystagmus übereinstimmen. In
Bauchlage oder in Lage Kopf oben trifft dies immer, in Seitenlage fast immer
zu, in Rückenlage und in Lage Kopf unten schlägt dagegen der N, nach der
entgegengesetzten Seite aus. Weiter müsste, wenn Ausspritzen eines Ohres
mit Ausschaltung des Labyrinthes gleichkäme, unmittelbar nach einseitiger
Labyrinthexstirpation und Ausspritzen des anderen Ohres beide Labyrinthe
ausgeschaltet sein, es dürfte also in keiner Lage mehr N. auftreten. Nach
den Versuchen verschwindet bei dieser Anordnung in Bauchlage der Spontan-
nystagmus, in Lage Kopf nach unten wird er jedoch sogar bedeutend verstärkt.
Drittens wurde bei Katzen nach der wenige Tage nach einseitiger Labyrinth-
exstirpation stattgefundenen Kompensation das Labyrinth der anderen Seite
entfernt und danach der Spontannystagmus mit dem kalorischen N. verglichen.
In Bauchlage, Lage Kopf oben und Auge der zuerst operierten Seite oben
waren beide Arten gleich, in Rückenlage jedoch, Lage Kopf unten und Auge
der zuerst operierten Seite unten schlug der kal. N. immer nach der zuletzt
operierten Seite aus und war in den verschiedenen Lagen von wechselnder
Art. Schliesslich ergab sich, dass bei doppelseitiger Ausspülung der Gehör-
gänge mit kaltem Wasser die kompensatorischen Augenstellungen nicht ver-
schwinden, und dass der Drehnystagmus der Kaninchen bei ganz langsamer
Drehung und gleichzeitiger doppelseitiger Spülung entweder ganz fehlt oder
viel langsamer ist als bei Drehung ohne Spülung. Das Resultat der Versuche
wird dahin zusammengefasst, dass bei Kaninchen und Katzen der kal. N.
nicht mit einer Ausschaltung des Labyrinths der ausgespritzten Seite zu er-
klären ist.
Schoeler (29) berichtet über experimentelle Erzeugung von
Aderhaut-Netzhautentzündung durch Kohlensäureschnee.
Beim Kaninchen wurde nach Präparation auf die entblösste Lederhaut ein
hölzerner Kohlensäureschneebehälter mit quadratischer Öffnung von 2—4 mm
Durchmesser während 8—35 Sekunden aufgedrückt und zunächst als Folge
eine milchige Trübung der Netzhaut an der Applikationsstelle beobachtet.
Nach 1--2 Wochen entwickelte sich eine exsudative Chorioretinitis mit starker
Pigmentanhäufung bis zur Aderhaut-Netzhautatrophie. Es gelingt somit durch
extraokulare Einwirkung unter geringfügigen Reizzuständen und ohne Ver-
änderungen der Pelludizität der brechenden Medien adhäsive Aderhaut-Netz-
hautentzündung zu bewirken. Bei Netzhautablösung wäre vor oder nach der
Kiilteapplikation eine Punktion der Sklera auszuführen. Eventuell auch ist
das Verfahren bei bakteriellen Noxen zu verwenden.
Für den Kornealversuch nach Paul bei Blattern und blattern-
verdächtigen Erkrankungen (vgl. Referat Nr. 427 im 4. Quartal 1917) wird
folgende Anleitung (26) zur Entnahme von Untersuchungsmaterial gegeben:
1. Einige unverletzte und unbehandelte junge Blattern (Pocken, Bläschen,
Pusteln) werden mit sterilisierter Impflanzette oder Nadel aufgestochen, worauf
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapıe. 15-
der ausgetretene Inhalt in erreichbar reichlichster Menge mit einem sorgfältig
gereinigten Objekttrager (keine Deckgläschen, keine Kapillaren v. dergl.)-
durch Auftupfen so aufgefangen wird, dann an den Enden des Objekttriigers
1 bis 2cm zum Anfassen frei bleiben. Von Blattern (Pocken, Bläschen,
Pusteln) im Stadium der Eintrocknung wird die Decke (Borke) mit der Impf-
lanzette oder Nadel abgehoben, auf dem Objektträger mit der feuchten Fläche
durch Andrücken festgeklebt und zur Sicherung mit einem reinen Objekt-
träger bedeckt. Von jedem Erkrankungsfalle werden zwei Objektträger beschickt.
Sekundäre Eiterblasen sind zur Materialentnalime ungecignet. Ganz trockene
Borken (nur die runden braunen Borken mit glatter Oberfläche auswählen!)
sind in Papier einzuschlagen und zwischen zwei Objektträgern bruchsicher zu:
verwahren. 2. Die beschickten Objektträger werden ohne Erwärmen an der
Luft getrocknet, dann bruchsicher und so verpackt, dass eine Schädigung der
heschickten Flächen ausgeschlossen ist (am besten in den von P. angegebenen-
Versandkästchen) und umgehend an die Untersuchungsstelle eingesendet. Diese
Versandkästchen bedürfen keiner weiteren Schutzhülle, sondern können einfach
in den für infektiöses Material gebräuchlichen festen Briefumschlägen zur:
Versendung gelangen. Der Inhalt muss als «Bakteriologische Untersuchungs-
objekte. Vorsicht» deklariert und der Name des Absenders beirefügt sein,
3. Der Sendung wird ein Berleitschein beigelegt mit Namen und Alter des
Kranken, Impfzustand, Tag der Erkrankung, Tag der Materialentnahme und
sonstigen, für den Erkrankungsfall bemerkenswerten Angaben. Köllner.
Zur Milchtherapie warnt Reiter (27) nach einer kurzen Zusammen-
stellung ilırer mannigfachen Verwendung in den verschiedenen Gebieten der
Medizin und unter Hinweis auf die vielfach sich widersprechenden Urteile
der Autoren vor der Anwendung des Verfahrens, bevor nieht die nach par-
enteraler Milchzufuhr einsetzenden biologischen Erscheinungen durch umfang-
reiche Versuchsanordnung erforscht sind. «Was bisher auf dem Gebiete der
Milchtherapie geleistet wurde, ist nichts als ein unsicheres Herumtasten und
ein Versuch, die dabei gewonnenen Ergebnisse in bisher bekannte Begriffs-
bestimmungen zu pressen. So grossen Wert die Empirie unter Umständen
haben kann, so verfehlt scheint es, hiermit jede therapeutische Malsnahme
entschuldigen zu wollen.»
Zur Strahlenbehandlung des Auges bringen Chotzen und
Kuznitzky (21) experimentelle und klinische Beiträge für die Bestrahlung
der Hornhaut mit ultraviolettem Licht. Bei einer grösseren Anzahl Kaninchen
wurden Bestrahlungen der Hornhaut stets in dem gleichen begrenzten Bezirk
der oberen Hornhautperipherie mit der Kromayerschen Quecksilberdampf-
lampe unter Benutzung des stabförmigen Quarzansatzes vorgenommen. Um
den Einfluss dieser Bestrahlungen innerhalb therapeutischer Dosierung und
Anwendungsform auf das normale Auge und besonders die normale Hornhant
experimentell festzustellen, wurden die Versuche so angeordnet, dass die an
und für sich ganz oberflächlich wirkenden und dort absorbierten Strahlen
auf eine zirkumskripte Fläche auffallen, und dass die besonders empfindlichen,
fein organisierten inneren Augenteile nicht von ilınen getroffen wurden. Die
Dauer der Bestrahlungen betrug 5—15 Minuten. Klinisch zeigte sich zuerst
konjunktivale Injektion, nach 12—15 Stunden Chemosis der Bindehaut und
epitheliale Trübung des bestrahlten Bezirks, 1!/,—2 Tage später unter Zunahme
der Trübung Rauhigkeit der Hornhaut mit Niveaudifferenz, die sich langsam
wieder ausglich, so dass am 10. Tage das Auge gewöhnlich wieder reizlos
16 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
war. Linsentrübung, Veränderungen im Glaskörper oder im Fundus wurden
klinisch niemals beobachtet. Dieser Befund konnte in allen Fällen durch das
anatomische Präparat erhärtet werden. Der Ablauf der Bestrahlungsbehand-
lung am menschlichen Auge deckte sich fast genau mit dem am Kaninchen-
auge. Die in den ersten 2 Tagen auftretenden Reizzustände wurden sehr
unangenehm empfunden, waren aber gleichsam zur Mobilisierung der chronisch
‘entzündlichen Prozesse notwendig. In 2 Fällen trat nach der Bestrahlung
länger dauernde und rezidivierende Keratitis auf, die jedoch bei Vermeidung
jeder Nekrose noch verhältnismälsig rasch zur Abheilung gelangten. In beiden
Fällen handelte es sich um tiefe, knötchenförmige bzw. parenchymatöse
Keratitis und beide wurden entschieden günstig durch die Strahlenbehandlung
beeinflusst. Dasselbe gute Resultat konnte bei 3 Trachomfällen festgestellt
werden. Ungünstig wirkte die Therapie im Falle einer parenchymatösen
Keratitis und einer sklerosierenden Keratitis. Die Anwendung der Quarz-
lichtbehandlung der Hornhaut ist bei akuten Schwellungskatarrhen kontra-
indiziert, dagegen geboten bei allen torpide verlaufenden chronischen Formen
der Keratitis, wo sie den Heilverlauf beschleunigt, wenu alle bisber angewen-
deten Mittel erfolglos gewesen sind. Die Technik der Bestralilungen ist aller-
dings noch nicht fertig durchgebildet,
v. d. Hoeve und Kleyn (23) haben über die Abhängigkeit der
Augenbewegungen vom Labyrinth ausgedehnte experimentelle Unter-
suchungen vorgenommen. Das Ergebnis ist folgendes: Bei Kaninchen ent-
spricht jeder Stellung des Kopfes im Raume eine bestimmte Stellung der
Augen. Bringt man den Kopf aus der primären Stellung (Mundspalte hori-
zontal in Bauchlage) in eine andere, so treten tonische Augenreflexe auf.
Die veränderte Stellung der Augen bleibt bestehen, solange der Kopf in der
veränderten Stellung gelassen wird. Es wird, von der primären Stellung
ausgehend, nur ein Maximum der Raddrehung erreicht (gerechnet in der
Richtung: oberen Kornealpol nach hinten), nämlich wenn der Kopf vertikal
nach unten hängt und nur ein Minimum in der Stellung Kopf oben. Ausser
den Raddrehungen weisen die Augen, wenn man den Kopf in verschiedene
Stellungen bringt, auch noch Bewegungen in vertikaler Richtung auf. Auch
hierbei findet man bezüglich der Entfernung der Mitte der Kornea vom
untersten Orbitalrand ein Maximum, welches erreicht wird, wenn das Tier
sich in Seitenlage, mit dem zu untersuchenden Auge nach oben befindet.
Nach einseitiger Labyrinthexstirpation bleiben die Raddrehungen und Ände-
rungen der llöhenstellung beider Augen bestehen. Ein Labyrinth beeinflusst
die Raddrehungen der beiden Augen in der Weise, dass bei Lagewechsel
des Kopfes die Raddrehung der beiden Augen immer gleichzeitig und gleich-
sinnig zu- oder abnimmt. Wahrscheinlich ist der Einfluss von einem Labyrinth
auf die Raddrehungen beider Augen ungefähr gleichstark. Ein Labyrinth
ruft an beiden Augen die grössten Vertikalabweichungen von der Normal-
stellung hervor, wenn es sich bei Seitenlage des Kopfes unten, die geringsten,
wenn es sich oben befindet. Ein Labyrinth beeinflusst die Vertikalabweich-
ungen der beiden Augen immer gegensinnig; nimmt der Abstand der Kornea-
mitte vom unteren Orbitalrand an einem Auge zu, so nimmt er am anderen
Auge ab. Es gelingt, die Stellungsäuderungen der Augen beim normalen
Tier zurückzuführen auf die Summe der Eintlüsse, welche vom rechten und
vom linken Labyrinth auf beide Augen ausgeübt werden und welche in den
Versuchen mit einseitiger Labyrinthexstirpation tatsächlich gefunden worden
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 17
sind. Für die Seitwärtsbewegungen des Auges bei verschiedenen Lagen des
Tieres im Raume konnten keine Gesetzmälsigkeiten nachgewiesen werden.
Nach doppelseitiger Labyrinthexstirpation hören alle tonischen Labyrinthreflexe
auf die Augen auf. Bei sechs Tanzmäusen, aus zwei verschiedenen Stämmen,
‘waren ebenfalls keine tonischen Augenreflexe wahrnehmbar. Köllner.
1V. Untersuchungsmethoden, Heilmittel, Instrumente,
allgemeine operative Technik.
Ref.: Cause,
*31) Beykowsky: Eine neue Vorrichtung zum Schutze des lichtscheuen und
operierten Auges, Wiener med. Wochenschr. Nr. 1.
32) Fleischer: Zur Kampimetrie nach Bjerrum. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
60. Bd. S. 265.
*33) Oppenheimer: Ein neuer, einfacher und sparsamer Augenverbani.
Deutsche med. Wochenschr. 1918. Nr. 2. S. 43.
*34) Rothschild: Intrakorneale Tätowierung. v. Graefes Arch. f. Ophthalm.
95. Bd. S. 150.
*35) Schnaudigel: Erfahrungen mit organischen Goldpräparaten in der Augen-
heilkunde. Münch. med. Wochenschr. 1918. S. 28.
*36) Weiss: Sehprüfung und Sehproben. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene
des Auges. Nr. 5. 1918. S. 21.
*37) Wolff: Vereinfachte Erörterung über Skiaskopie, nebst einer Übersicht
über 393 Untersuchungen. Zeitschr. f. Augenheilk. 38. Bd. S. 318.
*38) Wolffberg: Zur Theorie und Praxis der Sehschärfeprüfung. Wochenschr.
f. Therapie u. Hygiene des Auges. 1918. S. 2 u. S 9.
W olff (37) gibteine vereinfachte Erörterung über Skiaskopie
mit einer Zusammenstellung einer Untersuchungsreihe von 393 Mann-
schaften mit 786 Augen. Vier typische Phasen der Skiaskopie werden an Hand der
Figuren beschrieben, das Phiinomen ist charakteristisch sowohl hinsichtlich der
äusseren Form, in welcher es in der beobachteten Pupille erscheint, wie hinsichtlich
der theoretischen Konstellation. durch welche es sich erklären lässt. In der
I. Phase sieht der Beobachter in der untersuchten Pupille ein verwaschenes
Netzhautbild, welches sich zur Spiegeldrehung gegenläufig verdunkelt. In der
IH. und Ill. Phase erscheint die Pupille rotleuchtend und fast ganz, bis auf
einen schmalen helleren Rand, von einer grauen Scheibe ausgefüllt, über
welche sich der Schatten zuerst gegenläufig, dann gleichsinnig hinüberschiebt.
Schliesslich erblickt der Beobachter in der IV. Phase in der untersuchten
Pupille ein helles, mehr oder weniger breites Band, mitläufig zu den Spiegel-
drehungen. Phase II und III repräsentieren die Konstellation des Augen-
lauchtens und der entoptischen Schatten, d. i. die eigentliche skiaskopische
Phase, in der die Abmessung des gesuchten Fernpunktes erfolgt. Die
Schattendrehung bei schrägachsigem Astigmatismus verhindert auch bei dem
geringfügigen, sog. physiologischem, aber schrügachsigem Astigmatismus jede
annähernd grobe Abmessung und zwingt zur richtigen Beobachtung zur
Spiegeldrehung in den beiden schrägen Hauptschnitten. Diese Störung der
Schattendrehung wird vermieden durch die Wahl einer linearen, faden-
förmigen, der Drehachse des Spiegels parallel gerichteten und mit dieser
rasch in alle Meridiane verstellbaren Lichtquelle (elektrisches Skiaskopoph-
thalmometer). Wenn man den durch dieses Instrument erzeugten bandfürmigen
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. II
18 Bericht über dıe Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Lichtschein parallel der in der beobachteten P’upille erscheinenden schräge
Schattengrenze stellt, dann findet die Bewegung des Lichtquellenquerschnittes-
ohne weiteres in den beiden schrägen Hauptschnitten des untersuchten astig-
matischen Auges statt. Die Schattenprobe wird so zu einer exakten ophthalmo-
metrischen Methode. In der Regel gelang die Bestimmung der richtigen.
Brille für das sphärische und zylindrische Korrektionsglas auf !/, Dioptrien
genau, für die Achsenstellung des Zylinderglases auf 1 Grad. Bei 736 Augen
wurden in 29 % mit der nachfolgenden Sehprüfung fehlerlos übereinstimmende
Brillen durch das elektrische Skiaskopophthalmometer vorherbestimmt. In
52% von 405 Fällen wurde das spharische Glas richtig vorber gefunden:
60 % der Fehler betrugen unter 1 D. Bei 350 Astigmatikern wurden in
42°;, fehlerfreie Zylindergläser vorher festgestellt; 68°/, der Fehler unter
1 D. Ausführliche tabellarische Ubersicht über diese Untersuchungen ist
angefügt.
In seinen Ausführungen über Theorie und Praxis der Seh-
schärfeprüfung fasst Wolffberg (38) alle die in Betracht kommenden.
theoretischen, für die Praxis wichtigen Sätze zusammen mit besonderer
Bezugnahme auf die kritische Arbeit Gleichens über die Theorie der
Sehscharfe. Die dort gegebene Einteilung des Sehaktes in seine 3 Bestand-
teile, den physikalischen, physiologischen und psychologischen, entspricht der
von Wolffberg im Anschluss an Donders und Hirschberg vertretenen
Zerlegung der Sehstörung in die 3 allein möglichen Arten: die dioptrische.
photochemische und neuroptische. Sehleistung ist eine Funktion des Gesichts-
winkels, Sehschärfe ist die Sehleistung des dioptrisch normalen oder dioptrisch:
korrigierten Auges. Bei der Sehschiirfepriifung sind der Bedeutung der
Pupillendurchmesser und der Grösse des Salzmannschen Übungskoeffizienten-
besondere Beachtung zu schenken. Die Snellenschen Optotypen sind der
Ringprobe unterlegen, weil der Index (die Lücke) innerhalb Intervallen von
1‘—5‘ wechselt, während er bei der letzteren immer gleich (1‘) bleibt. Auf
seinen »Buchstaben-, Zahlen- und Bildertafelu« sortierte deshalb Wolftberg
die Buchstaben nach dem Wert ihrer Indizes und brachte nur gleichwertige:
in derselben optometrischen Zeile unter. Die Dezimalbruchbezeichnung steht
praktisch hinter der üblichen Snellenschen zurück und eine Verein-
heitlichung ist dringend notwendig. Das Schwanken der Indizes bei den
Snellenschen Optotypen sucht W. durch seine neuen Strichpunkt-Optotypen:
zu beseitigen; das Zeichen entspricht in vertikaler Stellung einem kleinen
lateinischen i. Die Strichpunktprobe ist ein völliger Ersatz der Snellenschen.
Tafeln, praktisch an Einfachheit kaum zu übertreffen und theoretisch auf
gleicher Höhe mit dem Landoltschen Ring. Zur Untersuchung von
Analphabeten, Schulkindern, Soldaten eignet sie sich vor allen anderen.
gebräuchlichen Sehproben. Tageslicht ist zur Beleuchtung am zweckmälsigsten.
Für Sehschärfe unter °/,, ist es vorzuziehen, die grössten Buchstaben als-
Handbuchstaben auf besondere Blättchen gedruckt beizugeben. Als »Blick-
weiser« wird statt des Zählenlassens von Fingern der vorgehaltenen Hand
das grösste Objekt der Kreuzpunkttafel empfohlen.
Nach Weiss (36) eignet sich die Wolffbergsche Kreuzpunkttafet
hervorragend zur Schprüfung, nur ist ihre Erklärung sehr umständlich.
Er zog deshalb den Landoltschen Ring vor. an dem jedoch die schrägen.
Richtungen unzweckmälsig sind; die 4 Hauptrichtungen genügen vollkommen..
Die Ringe sind am besten in dieser Weise untereinander auf einer Tafel.
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 19
aufgezogen, das Vorzeigen einzelner Täfelchen ist zu zeitraubend. Die
Bezifferung der Sehproben mit ungekürzten Brüchen hat vor den Dezimal-
brüchen den Vorteil, dass diese Sehproben ohne Umrechnung auf die ver-
schiedensten Entfernungen verwendet werden können. Erwünscht wäre die
Herstellung eines einheitlichen Sehprüfungsapparates, der auch hinsichtlich
Anorduung von Art und Stärke der Beleuchtung Gleichartigkeit der Ergeb-
nisse verbürgte.
Zur Kampimetrie nach Bjerrum gibt Fleischer (32) in einer Tabelle die
nach Thompson ausgeschriebenen und durch Multiplikation für verschiedene
Entfernungen berechneten Zahlen der Tangenten der Winkel des auf die
Fläche projizierten Gesichtsfeldes. Die Taugentenzahlen werden zur Erleichterung
der Übertragung von der Tafel auf Papier auf Malsband eingetragen.
Rothschild (34) berichtet über eine neue Art der Tätowierung
von Hornhautleukomen durch intrakorneale Injektion
flüssiger Tusche mit der Rekordspritze und feinster Kanüle. Die Ver-
suche wurden an Kaninchenaugen, an denen einige Wochen vorher durch
Kauterisation ein dichtes Leukom gesetzt war, durchgeführt. Die Technik
entsprach der bereits von Krusius bei der interlamellären Injektion virulenter
Tuberkelbazillen in die Kaninchennornhaut angegebenen: Mit möglichst
dünner Kanüle geht man etwa in der Mitte des zu färbenden Flecks tangential
ein, stellt die Nadel so, dass die Öffnung der Nadel interlamellär zeigt und
lässt dann mit langsamem Druck ausfliessen. Die Flüssigkeit verbreitet sich
ungefähr scheibenförmig um die Nadelspitze. Eine Weiterverbreitung vom
Ort der Injektion tritt nicht ein. Nur bei randständiger Injektion war eine
minimale Abwanderung in die Subkonjunktivalgegend zu beobachten. In allen
Fällen blieben die Augen völlig reizfrei, die Hornhautoberfläche spiegelnd.
Auch Narben mit Iriseinheilung wurden ohne Beobachtung iritischer
Erscheinungen auf diese Weise injiziert. Vereinzelt wurde eine hauchartige
Graufärbung gesehen, weil eine relativ zu dicke Hornhautschicht über dem
Pigmentdepot lagerte. In einigen Fällen wurden auch zur Klarstellung
Versuche mit Injektion von Tuscheemulsion in den Subkonjunktivalbezirk
gemacht, ohne dass Reizerscheinungen beobachtet wurden, die vordere Kammer
blieb pigmentfrei. Die intrakorneale Tätowierung liess sich in einer Sitzung
ausführen, Infektionsgefahr war im Experiment ausgeschaltet. Die Methode
wird auch zur Anwendung bei entsprechend ausgesuchten klinischen Fällen
empfohlen.
Schnaudigel (35) berichtet über seine Erfahrungen mit orga-
nischen Goldpräparateninder Augenheilkunde. Goldverbindungen
wirken stark hemmend auf den Tuberkelbazillus in vitro. doch waren die
anorganischen Verbindungen zur klinischen Verwendung viel zu giftig. Sch.
benutzte das Goldkantharidin. das nach Abspaltung der Zyangruppe unter
dem Namen Krysolgan in den Handel gebracht wird. 47 Fälle tuberkulöser,
schwerer Augenerkrankungen wurden mit intravenösen Injektionen mit diesem
Mittel behandelt. Die Wirkung wird unterstützt durch gleichzeitige Dar-
reichung von Hg intramuskulär oder als Inunktion. Neben verbliffenden
Heilwirkungen wurden auch Versager beobachtet, Das neue Mittel ist ein
spezifisch auf tuberkulöse Erkrankungen wirkendes Präparat, das dem
Tuberkulin gleichgerichtet sein kann, es aber auch ersetzt.
Als neuen, einfachen und sparsamen Augenverband
empfiehlt Oppenheimer (33) die Augenschlinge: Querschlitz in der Mitte
II”
2) Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
=
einer Binde. durch den man das eine Ende der Binde hindurchziebt; in die
so entstandene Schlinge legt man einen Zellstoffbausch. Mit Mastisol-Ver-
wendung ersetzt die Augenschlinge in den meisten Fällen einen Monokulus.
Beykowsky (31) beschreibt eine Klappenschutzbrille. Sie
besteht aus Pappendeckel und wird wie ein Augenschirm befestigt. In der über
das Auge bis zur Wange gehenden Zunge befindet sich eine ovale Öffnung.
in der ein dunkles Glas eingesetzt ist und die durch eine bewegliche dar über
befindliche Klappe gegen Lichteinfall verschlossen werden kann. Beykowsky
verwendet sie in Fällen mit starker Lichtscheu vom 1. Tage an, bei
Operierten, z. B. Kataraktoperierten, vom 3.—4. Tage nach der Operation.
Die Klappenschutzbrille soll das Auge gegen Licht, Luft, Staub und Traumen
schützen, sie berührt das Auge nicht und stört nicht den freien Tränen-
abfluss; da sie unter der Wange nicht fest anliegt, ist der Luftwechsel in
der Nähe des Auges frei. Durch Verschluss der angebrachten Klappe kann
der Kranke bei starker Lichtscheu das Auge im Dunkeln halten, bei Abnahme
der Reizerscheinungen, bei trübem Wetter, in der Dämmerung durch Lüften
der Klappe soviel Licht ins Auge lassen, als er verträgt oder als zur Orien-
tierung im Raume nötig ist. Köllner.
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen.
Ref.: Köllner.
*39) Brouwer: Über die Sehstrahlung des Menschen. Monatsschr. f. Physiol.
41. Bd. H. 3/4. S. 129 u. 203.
*40) Fuchs: Über Schleifen der Ziliarnerven. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
60, Bd. Januar. S. 3.
*41) Gioseffi: Bilaterale angeborene Anophthalmie mit Hämangiom des
rechten unteren Augenlids. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 9. S. 244.
42) v. Hippel, E.: Über die angeborenen zentralen Defekte der Hornhaut-
hinterfläche, sowie über angeborene Hornhautstaphylome. (Mit 5 Tafeln.) Graefes
Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. H. 2. S. 184 (s. Ref. Nr. 93a).
*43) Meisner: Ein Microphthalmus congenltus mit Membrana pupillaris
persistens corneae adhaerens und anderen Anomalien. (Graefes Arch. f. Ophthalm.
Bd. 94. H. 3/4. S. 301.
43a) Pick: Historisches zur Lehre von der topographischen Anordnung in den
Sehbahnen und -Zentren. Neurolog. Zentralbl. Nr. 2. S. 70. (P. weist gegenüber
Heuschen auf seine eigenen früheren Arbeiten hin.)
*44) Tendlau, Anna: Ein Fall von Proboscis lateralis, Graefes Arch. f.
Ophthalm. Bd. 95. H. 2. S. 135.
Die durch Axenfeld bekannten Schleifenbildungen der Ziliar-
nerven durch die Sklera bis nahe an deren Oberfläche konnte Fuchs (40)
im ganzen in dreizehn Augen als Zufallsbefund auffinden. In 11 Fällen
durchbohrte die Schleife die Sklera vollständig und lag mit ihrem Scheitel
frei im episkleralen Gewebe bzw. im orbitalen Fettgewebe. Die Schenkel
der Schleifen sind von Neurilemm überzogen, das innerhalb der Sklera un-
mittelbar an der Wand des skleralen Kanals, ohne Dazwischentreten supra-
ehorioidealer Lamellen liegt. Im allgemeinen muss jedoch das Vorkommen dieser
Nervenschleifen als selten bezeichnet werden, und meistens wurde an einem
Auge immer nur 1 Schleife beobachtet (nur an einem Auge konnte Fuchs
zwei Schleifen auffinden.) An eine bestimmte Stelle des Auges sind die
— — — = a A — —
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 9]
Schleifen nicht gebunden. Der Nerv geht in der Regel nach der Schleifen-
bildung in seiner ursprünglichen meridionalen Richtung weiter. Ein zirkulärer
Verlauf, wie ihn Axenfeld sah, bildet eine Ausnahme. Was die Entstehung
anbetrifft, so hat Fuchs Untersuchungen an embryonalen Augen angestellt,
konnte {aber keinen Anhaltspunkt für eine mechanische Entstehung finden.
Die Schleifen lassen sich also nur aus einer abnormen Wachstumstendenz er-
klären, ähnlich wie sie auch im Sehnerven vorkommt (die abirrenden Bündel,
welche von F. erst kürzlich ausführlich behandelt wurden).
Brouwer (39) untersuchte 2 Gehirne in Serienschnitten: bei dem ersten
bestand eine doppelseitigeHemianopsie mit erhaltenem, wenn auch herabgesetztem
zentralen Sehen, anatomisch ein doppelseitiger Herd im Okzipitallappen,
bei dem andern eine linksseitige Hemianopsie mit einem Herd im medio-
ventralen Teile des rechten Hinterhauptlappens. B. kommt hinsichtlich des
Verlaufes der Sehstrahlung zu dem Ergebnis, dass sie sich nur nach
dem medialen Teile des Okzipitallappens wendet und die laterale Oberfläche
nicht berührt. Dass im zentralen optischen System des Meuschen eine scharfe
anatomische Projektion der Retina besteht, sei nicht wahrscheinlich. Ins-
besondere dürfte die Makularegion einen ziemlich grossen Abschnitt der
Okzipitalrinde einnehmen, der jedoch ganz innerhalb der Area striata liegen muss.
Eine doppelseitige angeborene Anophthalmie mit Hämaugiom des
rechten unteren Augenlides erwähnt Gioseffi (41) kurz. In den Bindehaut-
säcken des 1!/,jährigen im übrigen rachitischen Kindes war keinerlei Rudiment
eines Augapfels nachzuweisen. Die Lidgeschwulst schwankt je nach der Blut-
fülle von Kirsch- bis Pflaumengrösse. Weitere Bildungsanomalien waren nicht
vorhanden.
Einen Fall von Mikrophthalmus, der eine Reihe interessanterAnomalien
aufweist, beschreibt Meisner (43) ausführlich. Es handelte sich um einen
linksseitigen Mikrophthalmus mäßigen Grades bei einem 2 jährigen Kinde,
Das Auge war erblindet und wurde wegen Schmerzhaftigkeit enukleiert. An
der Hornhaut bestand ein Arcus embryonalis und ein zentraler Defekt von
Descemet und Endothel, jene Anomalie, welche als Ulcus internum von
v. Hippel beschrieben wurde, welche dagegen Peters auf Grund mehr-
facher anatomischer Untersuchungen als reine Entwicklungshemmung ohne
entzündliche Ursache auftasste. Auch der hier vorliegende Fall spricht für
die Peterssche Auftassung. Interessant war dabei vor allem, dass die
Pupillarmembran in grosser Ausdehnung persistierte und an dem zentralen
Hornhautteile adhärent war. Die Iris enthielt alle meso- und ektodermalen
Teile. Irgendwelche Kolobombildungen waren weder hier. noch an den rück-
wärtigen Teilen des Auges nachweisbar. Die kataraktö-se Linse war in
mehreren Stücken nachweisbar, die in gefässfübrendes Bindegewebe vom
Charakter des [risstromas vor und hinter dem Jrisdiaphragma eingeschlossen
waren. Dahinter fand sich retinales Gewebe, das durch einen die Vasa hyaloidea
enthaltenden Strang mit der Papille zusammenhing. Die Netzhaut hatte un-
regelmäßige Struktur, enthielt keine Nervenfasern und nur noch spärliche
Ganglienzellen und war durch Transsudat vom Pigmentepithel abgelöst, Das
Fehlen der Nervenfasern und des grössten Teiles der Ganglienzellen fasst M.
nicht als Atrophie, sondern ebenfalls als Entwicklungsstörung auf und verlegt
damit die der Missbildung zugrunde liegende Störung spätestens in die 5. Fötal-
woche.
29 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Einen Fall von Proboscis lateralis bei einem Neugeborenen, der
im übrigen gesund war, teilt Anna Tendlau (44) mit. Befund: Die rechte
Nasenhälfte und das Septum fehlte, das linke Nasenloch war nach rechts ge-
dreht. In der rechten Nasengegend fühlte man eine knöcherne Platte zwischen
Oberkiefer und Stirnbein eingeschoben. Über die laterale Hälfte des rechten
Oberkiefers hing ein rüsselartiges weiches Gebilde über das rechte Auge
herab, dessen Stiel am oberen knöchernen Orbitalrand aufsass. Der Stiel
war dünner, als der Rüssel, und knorpelhart. Der Rüssel selbst war 2.5 cm
lang, zylindrisch und hatte in der Mitte einen nach dem freien Ende sich
öffnenden Kanal. Mikroskopisch war der Kanal von Schleimhaut mit zahlreichen
Drüsen mit Zylinderepithel ausgekleidet. Ausserdem war ein hyaliner Knorpel-
zapfen nachweisbar. Zwischen Kanal und der Epitheldecke fand man teils
ringförmig verlaufenden Knorpel, teils Muskulatur. Am Oberlid bestand ausser-
dem ein typisches Lidkolobom, an der Iris ein Kolobom nach unten innen,
ferner ein grosses bis über den Sehnerveneintritt reichendes Aderhaut-
kolobom. Das linke Auge war normal. T. bringt die einschlägige Literatur
der seltenen Missbildung und bespricht: die Deutungen, welche man ihr
gegeben hat. Ihr Wesen hält auch T. noch für ungeklärt. Von allen darüber
aufgestellten Vermutungen verdient diejenige die grösste Glaubwürdigkeit,
welche eine Abart einer Spaltbildung auf Grund einer Keimesanomalie annimmt.
VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck.
Ref.: Wessely.
*45) Kahn: Über den physiologischen Pupillarabschluss. Graefes Arch.
Bd. 95. H. 1.
*46) Seidel: Experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf
der intraokularen Saftströmung. Graefes Arch. Bd. 95. H.1.
*47) Seidel: Über den physiologischen Pupillenabschluss.. Bemerkungen zu
dem gleichlantenden Aufsatz von Kahn. Graefes Arch. Bd. 95. I. 2.
Seidel (46) bringt eine grosse Zahl wichtiger Beiträge zur Stütze der
Leberschen Lehre, dass die Ziliarfortsätze die Quelle der intraokularen
Augenfliissigkeit darstellen. Er wendet sich dabei vor allem gegen die von
Hamburger gegen Leber erhobenen Einwände. Um auch in ganz kleinen
Flüssigkeitsinengen den Eiweissgehalt bestimmen zu können, bediente er sich
der refraktometrischen Bestimmung. Auf diese Weise gelang ihm selbst die
Untersuchung des minimalen aus der Hinterkammer durch Punktion zu
gewinnenden Flüssigkeitsquantums und dasErgebnis war, dass der Hinterkammer-
inhalt sich in seiner chemischen Zusammensetzung entgegen der Hamburgerschen
Behauptung vom physiologischen Vorderkammerwasser nicht unterscheidet.
Wurden kleine Mengen des Vorderkammerinhalts entleert, so fand sich eine
proportionale Zunahme des Eiweissgehalts im Hinterkammerwasser. Auch die
Iris vermag, wenn sie freigelegt ist, d. h. unter Druckentlastung, eiweisshaltige
Flüssigkeit abzusondern. Die Ursache der veränderten chemischen Zusammen-
setzung des Humor aqueus nach Punktion der Vorderkammer liegt in der
Hyperämie «der intraokularen Gefässe und lässt sich daher durch Adrenalin
je nach der Dosierung in verschiedenem Grade beschränken. Durch alles
dies ist die Hamburgersche Auffassung, dass zwischen Kammerwasser und
Ziliarkörpersekret eine prinzipielle Differenz bestehe, erneut als hinfällig er-
wiesen. Bezüglich des zeitlichen Verlaufes des Flüssigkeitswechsels in Hinter-
VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck. 23
wand Vorderkammer ergaben die Versuche, dass bald nach Ausführung einer
teilweisen Kammerpunktion ein beträchtliches Anwachsen des Brechungsindex,
bzw. des Eiweissgehalts in Vorder- und Hinterkammer auftritt und zwar in
letzterer anfänglich stärker als in ersterer. Beim Zurückgehen der Veränderung
nähert sich der Inhalt der Hinterkammer rascher der Norm als der der
Vorderkammer. Nach teilweiser Entleerung der Vorderkammer tritt infolge
-der intraokularen Hyperämie eine vorübergehende Augendrucksteigerung auf.
Auch das Verhalten der Iris und des Ziliarkörpers gegenüber intra vitam
einverleibten Farbstoffen ist ein wesentlich anderes, als es Hamburger
gefunden haben will. Zwar ist an pigmentierten Tieren bei der von Hamburger
gewählten Dosierung keine Färbung des Ziliarkörpers mit Fluoreszein sichtbar,
.an albinotischen Kaninchenaugen zeigt sich dagegen eine elektive, gerade auf
den Ziliarkörper beschränkte lebhafte Gelbfärbung, während die Iris vollständig
ungefirbt bleibt. Ebenso findet sich bei Anwendung von Neutralrot, Trypan-
rot, [rvpanblau und Isaminblau stets eine ausgesprochene Färbung des Ziliar-
körpers. Da nun nach den neueren Forschungen die vitale Färbung unab-
'hängig von dem Gefässverlauf erfolgt und nur von biochemischen Faktoren
beherrscht wird, d. h. immer nur da anzutreffen sein soll, wo eine gesteigerte
Funktion des lebenden Gewebes und wichtige Stoffwechselvorgange sich ab-
‘spielen, so ist nach Seidel durch die angeführten Versuche der Beweis
erbracht, dass dem Ziliarkörper für die Stoffwechselvorginge im Auge eine
ganz hervorragende Bedeutung zukommt. Auch liess sich im Hinterkammer-
wasser normaler Augen nach intravenöser Fluoreszeininjektion ein deutlicher
Farbstoffgehalt nachweisen, wenn das aus der Hinterkammer entnommene
kleine Flüssigkeitströpfchen zwischen zwei Deckgläschen im Spaltlicht der
Nernstspaltlampe untersucht wurde. Endlich bringt Seidel auch gegen den
sog. »physiologischen Pupillenabschlusse Hamburgers neue Einwände.
Erstlich geht die Diffusion in kapillaren Spalten, wie sie die Hinterkammer
‚darstellt, an sich langsam vor sich, zweitens ist das vollständige Zurückgebalten-
werden des Fluoreszeins hinter der Iris im Hamburgerschen Versuche nur
ein scheinbares, da schon lange bevor der Farbstoff bei gewöhnlicher Beobachtung
über der Pupille sichtbar wird, unter Anwendurg geeigneter Beleuchtungs-
vorrichtungen ein Fluroeszeinübertritt durch die Pupille festgestellt werden
kann. Der Fluoreszeinaustritt aus den Irisgefiissen nach intravenöser Injektion
ist als ein rein physikalisch-osmotischer zu deuten und beweist nichts für
eine Anteilnahme der Iris an der physiologischen Kammerwasserbildung; im
Gegenteil, die auf den Ziliarkörper beschränkte elektive vitale Färbung macht
eine solche Anteilnahme sehr unwahrscheinlich. Die Lebersche Auffassung
über Quelle und Verlauf der intraokularen Saftströmung besteht daher völlig
zu Recht und sämtliche Gegenbeweise, die Hamburger ihr gegenüber
vorbringt, sind als widerlegt zu betrachten.
Auf eine neue Weise will Kahn (45) das Bestehen eines physiologischen
Pupillenabschlusses mit Hilfe von Durchspülungsversuchen an der Pupille des
Kaninchens und der Katze erwiesen haben. Er führte in die Hinterkammer
des Auges von kurarisierten Tieren eine feine Nadel ein, welche mittels
Gummischlauch mit einer kleinen in ihrer Höhe verschiebbaren, mit Ringerscher
Flüssigkeit gefüllten Mariotteschen Flasche in Verbindung stand. Gleich-
zeitig war in die Vorderkammer eine Lebersche Durchstichkanüle eingeführt,
die ihrerseits durch Schlauch mit einem in der Höhe regulierbaren horizontalen
Ausflussrohr in Verbindung stand. Mit dieser Vorrichtung wurde fest-
94 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
gestellt, das ein Überdruck in der Mariotteschen Flasche beim Kaninchen
von 30 mm, bei der Katze von 50 mm Wasser bestehen muss, damit aus
dem mit der Vorderkammer in Verbindung stehenden Rohr Flüssigkeit
abtropft. Dieser Überdruck soll ein Mals für die Stärke des Pupillen-
abschlusses darstellen. In einer weiteren Reihe von Versuchen wurder
die Tropfen mittels Zählvorrichtung auf dem Kymographion aufgeschrieben.
Bei Reizung des Halssympathikus änderte sich die Tropfenzahl, und zwar kam
es beim Kaninchen nach einer kurzen Verzögerung zu einer wesentlichen
Steigerung des Ausflusses, während bei der Katze nach einer kurzen Steigerung
ein längeres Sistieren und dann eine dauernde Verlangsamung folgte. Kahn
führt die Differenz bei beiden Tierarten auf die verschiedene Beeinflussung
des Augendrucks durch Sympathikusreizung zurück, während die Steigerung
beidemale auf Lüftung des Pupillarabschlusses durch die Pupillenerweiterung
zu beziehen seiu soll.
Gegen die Deutung. die Kahn seinen Versuchen gibt, wendet sich
Seidel (47), indem er hervorhebt, dass der Überdruck, welcher nütig ist,
um bei der geschilderten Versuchsanordnung ein Ausfliessen von Kammer-
wasser in Tropfenform hervorzurufen, lediglich von der Kapillarität der dabei
in Anwendung kommenden Kanülen abnängig ist. Keineswegs wird etwa
hiermit die Kraft gemessen, welche zum Sprengen des hypothetischen
physiologischen Pupillenabschlusses erforderlich ist.
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes,
Ref.: Köllner.
*48) Ascher, K. W.: Versuche zu einer Methode, die sekundären Motive der
Tiefenlokalisation messend zu beobachten, nebst Bemerkungen über die Gewöhnung
an das einäugige Sehen. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 94. Heft 3/4. N. 275
*49) Birch-Hirschfeld: Einige Bemerkungen zur Untersuchung Nachtblinder.-
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. Januar. S. 30.
*50) Doesschate, G. ten: Über Gesichtsfeldstörungen bei Fliegeroffizieren.
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 39, S. 80.
*51) Jahn, O.: Eine wesentliche Verbesserung der Sehschärfe durch steno-
päischen Spalt. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 39. Bd. S. 181.
*52) Meyer: Bericht über 300 Untersuchungen auf Hemeralopie. Zeit-chr. f-
Augenheilk. 39. Bd. S. 48.
53) Pichler: Uber simulierte Gesichtsfeldeinschränkung. (Graefes Arch. f.
Ophthalm. Bd. 94. H. 3/4. S. 227. S. Ref. Nr. 144.
54) Sänger: Die Schussverletzungen der zentralen Sehbahnen und des Seh-
zentrums. Kriegsiirztl Abend zu Berlin. 12. 2. 18.
*55) Stenholm: Eine neue Methode zur heterochromen Photometrie. Skindin.
Areh. f. Physiologie. 35. Bd. S. 315.
*56) Trendelenburg: Uber Raummessung mittels Stereoskopie. J. Springer.
Berlin 1917.
Der stereoskopischen Raummessung an Röntgenaufnahmen
widmet Trendelenburg (56) eine kleine lehrreiche Monographie, deren
Besprechung an dieser Stelle erfolgt, weil die Darstellung auf einer breiteren
Grundlage aufgebaut wurde und die stereoskopischen Methoden der Raum-
messung auch an gewöhnlichen photographischen Aufnahmen berücksichtigt.
Hier wird sowohl die Methode der über dem Landschaftsbilde fest schwebenden
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 25
Entfernungsmarken besprochen als auch das Prinzip der wandernden Marke,
bei welcher zwei punktförmige Marken messbar so eingestellt werden, dass
die bei ihrer stereoskopischen Vereinigung entstehende Raummarke über dem
zu messenden Bildpunkt zu stehen scheint, ein Vorgehen, welchem wegen der
vielseitigeren Verwendungsmöglichkeit bei Landschaftsbildern der Vorzug ein-
geräumt werden muss. Der nach diesem Prinzip von Pulfrich gebaute
Stereokomparator, der Stereoautograph, die Idee des Sterevautoplast, mit
welchem ein vollständiges plastisches Landschaftsmodell hergestellt werden
soll, ferner das Pulfrichsche Stereometer werden ebenfalls erwähut. T.
bespricht weiterhin die Prinzipien der raumrichtigen Röntgenstereoskopie und
kommt sodann zu den Grundlagen seines eigenen stereoskopischen Messungs-
verfahrens, welches ebenfalls als eine Methode der wandernden Marke be-
zeichnet werden kann. Sie ist insofern wesentlich einfacher als die von
Hasselwander, Drüner u. a. angewendete Einstellung der Messmarken,
als es sich nur um das freihändige Hineinhalten eines Mafsstabes (Zirkel,
Winkelmesser) in das Raumbild selbst handelt. Eine Methode, welche, wie
T.s Angaben zeigen, praktisch völlig ausreicht. Es ist ihm zweifellos gelungen,
dieser Messmethode eine so einfache Form zu geben, dass ihrer allgemeinen
Anwendung nichts mehr im Wege steht. Die Grundzüge seines Vorgehens
sind etwa folgende: Es ist zunächst ein objektgleiches Raumbild erforderlich,
d. h. bei Betrachtung der stereoskopischen Röntgenbilder im Spiegelstereoskop-
m üssen die Stellungen der Blicklinien und Netzhsutbilder die gleichen sein, wie
bei Betrachtung des Gegenstandes selbst. Das wird dadurch erreicht, dass
die Brennflecke der Antikathoden am Röntgenapparat dieselbe Stelle zu den
Aufnahmen einnehmen, wie die Augendrehpunkte. Die Konstruktion des
Aufnahmeapparates gewährleistet leicht die hierzu notwendige Einstellung.
Das Betrachtungsstereoskop ist mit durchsichtigen (d. h. unbelegten) Spiegeln
versehen. Dadurch ist der Ort des stereoskopischen Raumbildes für die Mels ~
instrumente erreichbar, welche (z. B. die Zirkelspitzen) nur hinter die durch -
sichtigen Spiegel an die betreffenden Stellen des Raumbildes geführt zu werde n
brauchen, um die Messungen direkt während der Betrachtung vornehmen z u
können. Für die richtige Einstellung der Platten und die übrigen technische n
Erfordernisse ist in einfacher Weise gesorgt. Die Methode hat zweifellos de n
grossen Vorteil unmittelbar anschaulich zu sein, und der Operierende kann
z. B., ohne selbst an der Ortsbestimmung beteiligt zu sein, durch einen Blic k
auf das vollkommen objektgleich eingestellte Raumbild alle Lagebeziehungen
ohne rechnerische Schwierigkeiten erkennen.
Eine neue sehr einfache und anscheinend zuverlässige Methode der
heterochromen Photometrie beschreibt Stenholm (55). Auf einem
weissen Pappschirme wird von einem stabförmigen etwa 10 cm davor auf-
gestellten Objekt ein Schatten mit Hilfe einer entfernteren Lichtquelle (Glüh-
lampe) entworfen. Die zweite Lichtquelle, welche man zu untersuchen wünscht,
wird vor dem Schirm so aufgestellt, dass ihre Strahlen die Stelle des Schattens
belichten und den Schirm unter einem Winkel treffen, welcher einem rechten
möglichst nahe kommt. Man verschiebt nun diese Lichtquelle solange, bis der
Schatten eben noch gesehen werden kann, d. h. das Minimum distingibile
erreicht ist. Dieser Abstand wird gemessen. In derselben Weise verfährt
man mit anderen Lichtquellen, deren Lichtstärke bestimmt werden soll. Da
die Beleuchtung mit der entfernt stehenden Glühlampe konstant ist, muss in
allen Fällen, in denen das Minimum distingibile erreicht ist, die Beleuchtung
26 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde,
les Schirmes gleichstark sein. Das Verhältnis zwischen den verschiedenen
Lichtstärken wird dann einfach durch das gerade Verhiiltpis zwischen den
Quadraten der gemessenen Abstände ausgedrückt. Um ein Mals in Hefner-
kerzen zu haben, kann man eine der Lichtquellen (mit ungefärbtem Licht)
mit dem Weberschen Photometer messen. Verf. berechnet, dass die Fehler
der Methode sich innerhalb der Grenzen, die für die ziemlich genaue Methode
Webers gelten, halten, und dass das Verfahren unabhängig vom Purkinje-
schen Phänomen und von der Färbung der Lichtquelle ist.
Ascher (48) hat versucht, eine neue Methode zur Messung der
sekundären Motive der Tiefenlokalisation besonders bei Einäugizen
auszuarbeiten, welche mit der parallaktischen Verschiebung nichts zu tun habe.
Gewisse physiologische Untersuchungen hatten ergeben, dass sich Versuchs-
anordnungen herstellen lassen, bei welchen — ohne dass der Beobachter ver-
anlasst wird, auf bestehende Entfernungsunterschiede zu achten — diese
Entfernungsunterschiede in verschiedenem zahlenmälsig feststellbaren Grade
auf das Grössenurteil zur Wirkung kommen. Dempgemäls hat Verf. eine Schiene
konstruiert, welche an dem einen Ende eine Koptstütze trägt, andererseits in
verschiedenen Entfernungen drei Stifte, deren obere Enden zur Aufnahme der
Beobachtungsobjekte, quadratische Täfelchen in verschiedener Grösse, dienen.
Die Täfelchen sind so eingesteckt, dass der Beobachter sie übereinander sieht
und in der Grösse vergleichen kann. Kopfbewegungen sind vermieden. Die
Untersuchung erfolgt bei Tageslicht. Die Schiene und die Stifte sind
absichtlich nicht abgedeckt, weil der Beobachter eben alle sekundären
Merkmale für die Tiefenschätzung bei seiner Grössenvergleichung mitverwerten
soll. Der Blick soll daher an der Schiene entlang gleiten. Es werden nun
die Täfelchen verschiedener Grösse aufgesteckt und der Beobachter hat an-
zugeben, ob sie gleich, ob das eine grösser oder kleiner ist. Die typische
Reaktion des Einäugigen, der übrigens die Reaktion des einseitig Schwach-
sichtigen ähnelt, liegt zwischen der Gleicheinstellung des Binokularsehenden
und der bei einäugiger Betrachtung im Dunkelzimmer erzielten Ein-
stellungen. Da bei dieser letzteren lediglich die Grösse des Netzhautbildes
für den Grösseneindruck malsgebend ist und alle Entfernungsunterschiede nicht
mehr von Einfluss sind, so kann aus den bei Tageslicht. vorgenommenen ver-
schiedenen Angaben der Einäugigen an der genannten Versuchsanordnung auf
eine wechselnde Einwirkung des Entfernungsunterschiedes auf das Grössen-
urteil, wohl durch die sekundären Motive der Tiefenlokalisation, geschlossen
werden. Verf. fand nun, dass manche Einäugige Werte zeigten. welche den-
jenigen mancher Zweiäugiger nahe kamen. Welche Umstände diese Feinheit
des Urteils, die nach Verf. also lediglich auf Einwirkung des Entfernungs-
unterschiedes zurückzuführen wäre, bedingen. ist noch zu untersuchen. Doch
ergäbe sich, falls sich der von Verf. angegebene Weg als gangbar erweist, hier
eine Möglichkeit die Gewöhnung an die Einäugigkeit praktisch zahlenmifsig
zu prüfen.
Gegen das von Birch-Hirschfeld zur UntersuchungderNacht-
blindheit angegebene Fünf- Punkt - Adaptometer hatte Haass in einem
Referate Bedenken erhoben. die Birch-Hirschteld (49) jetzt zurückweist.
Die Inkonstanz der Lichtquelle (Taschenlampe) kommt praktisch deswegen
nicht so in Frage, weil es sich nicht um absolute, sondern um relative,
im Vergleich zu einer gleichzeitig untersuchten normalen Kontrollperson cr-
haltene Werte handelt. Die Einstellung einer konstanten Entfernung zwischen
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 27
Auge und Apparat lässt sich ohne Schwierigkeiten auf verschiedene Weise
erreichen. Man tut übrigens gut, den Zeigefinger des Patienten an die Punkt-
probe zu legen, um die Fixationsrichtung anzugeben. Die Variation der
Helligkeit, die ebenfalis von Haass beanstandet worden war, erfolgt in
genügend weitem Mafse nicht nur durch die Irisblende, sondern auch durch
Verdunkelungsscheiben.
Über 300 Hemeralopieuntersuchungen berichtet nun auch
Meyer (52). die er mit Hilfe eines eigenen früher bereits beschriebenen
Apparates angestellt hat unter Benutzung farbiger Filter, die vor die Objekt-
scheibe gesetzt wurden (Schottsche Farbentilter.. Um eine gleichmälsige
Helladaptation vor der Untersuchung zu erzielen, liess er die Patienten auf
eine grosse Milchglasscheibe blicken, welche künstlich erleuchtet wurde. M.
stellt ähnlich wie Birch-Hirschteld mehrere Typen von Hemeralopie auf:
1. Fälle mit während des Adaptationsverlaufes dauernd erhöhten Reizschwellen,
2. Fälle mit »Verspätung der Adaptation« (anfängliche starke Schwellen-
erhöbung), 3. dauernd starke Reizschwellenerhihung mit verlangsamter
Adaptation, 4. anfangs starke Reizschwellenerhöhung mit später sprunghafter
Erniedrigung der Schwellen. Die Untersuchungen mit farbigen Filtern,
ähnlich wie sie Wessely bereits angewendet hatte, werden auch von M.
empfohlen, schon um sich über die Zuverlässigkeit der Angaben zu orientieren.
Ferner hat M. auch Untersuchungen des Farbengesichtsfeldes vorgenommen
und Einengungen der Gelb-Blau-Grenzen, wie Jess, gefunden; er empfiehlt
daher diese Methode ebenfalls. Endlich hat M. seine Aufmerksamkeit
dem zentralen Sehen der Hemeralopen zugewendet und im weissen und
farbigen Filterlicht die Sehschiirfe mit transparenten Probebuchstaben ge-
prüft. Die Untersuchungen treten allerdings gegenüber den bekannten
Hessschen an Beweiskraft zurück, da die foveale Fixation nicht ge-
nügend gewährleistet ist. Ihr Ergebnis stimmt trotzdem im wesentlichen mit
dem von Hess überein, d. h., es fand sich auch hier eine ausgesprochene
Unterempfindlichkeit gegen rotes Licht gegenüber dem normalen. Hinsichtlich
der Ursache der Hemeralopie schliesst sich M. der Mehrzahl der Autoren
darin an, dass von einer sogenannten Kriegshemeralopie nicht gesprochen
werden kann. Hervorzuheben sind noch eine Reihe von Fällen, die nach
Darmerkrankungen, wie Typhus usw., aufgetreten waren und relativ häufig
Fälle mit Kopfschüssen (37 Fälle, welchen nur 14 Fülle mit normalem
Adaptationsverlauf gegenüberstehen).
Doesschate (50) hat, durch die Befunde Zades aufmerksam ge-
macht, bei Fliegern sorgfältige Gesichtsfelduntersuchungen vorgenommen
und in 38 Gesichtsfeldern 17 mal mehr oder weniger vollkommene Ring-
skotome gefunden, die etwa 30—40° vom Fixierpunkt entfernt lagen.
Einigemale waren sie mit radiären relativen Defekten kombiniert. die den
blinden Fleck mit dem peripheren absoluten Ringskotom verbanden. Die
Ursache dieser Blendungserscheinung bilden nach D.s Ansicht hauptsächlich
die leuchtenden Strahlen des Spektrums und zwar wahrscheinlich die stärker
brechenden.
Jahn (51) teilt drei Fälle von Schwachsichtigkeit durch Hornhaut-
tribung mit, bei denen die Sehschärfe durch Anwendung eines steno-
päischen Spaltes nicht in ausreichender Weise gehoben werden konnte,
bei denen anderseits durch Fernrohrbrillen ein zu unklares Bild ent-
98 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
stand, wohl aber durch Kombination beider Mittel sich ein brauchbar es
Sehvermögen erzielen liess. Bei der Sehschärfeprüfung wurde ein stenopäis cl.er
Spalt als augenseitiges Aufsteckglas benutzt, bei der Brille wurde dann die
augenseitige Linse versilbert und lackiert und der gewünschte Spalt durch
Abkratzen der aufgetragenen Schicht hergestellt.
VHI. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion.
Ref.: Källner.
*57) Biegvad: Uber die Progression der Myopie. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
60. Bd. S. 155.
58) Boegehold: Physiologische und mathematische Meinungsverschieden-
heiten in der Bewertung sphärotorischer Brillen. Zeitschr. f. ophthalm. Optik 6.
H. 1. S. 14. (Polemik.)
59) Gutfreund: Ein Fall von beiderseitiger pulsierender Vortexvene. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. 60. Bd. S. 259. (Es handelt sich um hohe Myopie.)
S. Ref. Nr. 113.
60) Henker: Zur Festlegung von Richtmaßen für Brillengläser. Zeitschr. f.
ophthalm. Optik. 6. IT. 1. N. 11. (Vgl. Ref. im Bericht f. 1917 Nr. 454.)
*61) Rönne: Über die praktische Bedeutung der Zeissschen Punktal- und
Katralgläser. Klin. Monatsbl. i. Augenheilk. 60. Bd. S. 185.
*62) v. Rohr: Zur Entwicklung der Fernrohrbrille (3. Nachtrag.) Zeitschr.
f. ophthalm. Optik. 6. H. 2. S. 25.
63) Weiss: Physiologische und mathematische Meinungsverschiedenheiten in
der Bewertung sphärotorischer Brillen. Zeit=»chr. f. ophthalm. Optik. 6. H. 2.
S. 40. (Polemik gegen den kürzlich erschienenen Aufsatz Boegeholds.)
Zur Entwickelung der Fernrohrbrillen teilt Rohr (62) noch
mit, dass unter anderm bereits im Jahre 1667 von Eschinardi eine zweifach
vergrössernde Fernrohrbrille. bestehend aus Konvex- und Konkavglas ange-
geben wurde, welche gestattete, Buchstaben in !/, m Entfernung wahrzunehmen.
Hinsichtlich der praktischen Bedeutung der Zeissschen Punktal-
und Katralgläser hatte Boegehold (s. II, Quartal 17) sich gegen die
Ausführungen Rönnes gewendet, der vor einer Uberschitzung der Gläser
warnte. Rönne (61) widerlegt in einer neuen Arbeit die Einwände B.s
Bei der Gelegenheit weist er darauf hin, dass die Betrachtung des Blick-
feldes als eine Winkelgrösse, bei der alle Teile qualitativ gleichwertig sind.
zu mathematisch ist und nicht der Praxis entspricht. Die äussersten Teile
des Blickfeldes (40—50°) werden im allgemeinen nicht zur Fixation ver-
wendet, weil so starke Augendrehungen unangenehm sind. Auch in den inter-
mediären Abschnitten kommt die «direkte Fixation noch meist nur momentan
in Betracht, als Vororientierung. der dann eine entsprechende Kopfdrehung
tolgt. Erst die mittleren Blickteldpartien werden völlig zum Fixationswechsel
ohne Kopfdrehung benutzt. Daher ist es bei allen Korrektionsgläsern am
wichtigsten, dass der astigmatische Fehler unter der Erkennungsgrenze in den
mittleren Teilen des Blickfeldes bleibt. während er in den Randteilen von
geringerer Bedeutung ist. R. führt demgegenüber an, dass bei dem Katralglas
im Gegensatz zu allen anderen Gläsern gerade ein zunehmender Astigmatismus
vom Rande nach der mittleren Zone stattfindet.
Uber die Progression der Myopie hat Blegvad (57) statistische
Untersuchungen angestellt. Es ergab sich zunächst, dass die Art der Glas-
IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates. 29
korrektion offenbar keinen Einfluss — weder nützlichen noch schädlichen —
auf die Progression der Myopie hat. Der Zeitpunkt, in dem die Myopie in
der Regel stationär wird, dürfte etwa im 24. Lebensjahr liegen: im Alter
von 4—8 Jahren waren noch 70°/, der Fälle progredient. zwischen 14 und
16 Jahren noch 54°/,. Eine familiäre Disposition konnte B. bei etwa 48°/,
der Fälle nachweisen. Über die Art des Fortschreitens der Myopie kommt
B. zu dem Ergebnis, dass die Durchschnittsprogression mit dem Alter abnimmt,
dageren mit dem Grade der Myopie zunimmt. Die Myopien, welche am
frühesten beginnen, wachsen auch am schnellsten, die später beginnenden
langsamer. Die Ätiologie der Myopie sieht B. in nur zwei Momenten, der
Erblichkeit und der Naharbeit. Für die exzessiven Myopien ein besonderes
ätiologisches Moment anzunehmen., sei nicht notwendig, da auch unter dem
Einfluss der Naharbeit die Myopien exzessive Grade erreichen können, auch
noch im späteren Lebensalter. Untersucht man ältere Individuen, so erhält
man daher auch unter den höheren Myopiegraden einen grösseren Prozentsatz
unter den mit Naharbeit beschäftigten Klassen, als in den niederen Bevölkerungs-
schichten, wo die Naharbeit gewöhnlich im Alter von 15—16 Jahren aufhört,
IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates.
Ref: Köllner.
64) Bachstez: Funktioneller Blepharospasmus und Blick nach aufwärts.
Wiener klin. Wochenschr. Nr. 50.
65) de Kleyn und Storm v. Leeuwen: Über vestibuläre Augenreflexe. Graefes
Arch. f. Ophthalm. Bd. 94. II. 3/4. S. 316. S. Ref. Nr. 24.
*66) Meyer: Kongenitale Blicklähmung. Arztl. Verein in Hamburg. 5.2.18.
Ref. Münch. med. Wochenschr. Nr. 9. S. 252.
*67) Ohm: Uber den Einfluss des zweiäugigen Sehens auf den Nystagmus.
Zeitschr. f. Augenheilk. 38. Bd. S. 269.
*68) Schwartz: Zur Lokalisation des Nystagmus rotatorlus. Neurolog. Zentralbl.
36. Bd. S. 178.
Eine Familie mit doppelseitiger kongenitaler Blicklähmung
(Mutter und zwei Kinder) demonstrierte Meyer (66). Die Augen waren
absolut fixiert, ausserdem bestand Levatorlihmung. M. zeigte bei dieser Ge-
legenheit noch Photographien einer Familie, bei welcher die Affektion einseitig
vorhanden war.
Schwartz (68) weist auf Experimente Seidlers hin, dass sowohl
der horizontale, als auch der rotatorische Nystagmus von den Bogen-
fasern aus dem ventrokaudalen Deiterskerngebiet erzeugt werden kann.
S. beobachtete einen Fall von Syringomyelie und Syringobulbie mit Nystagmus
rotatorius, bei welchem sich histologisch eine vollständige Durchtrennung der
Fasern zwischen Corpus restiforme und hinterm Längsbündel in deren kaudalstem
Bereiche nachweisen lies. Damit wäre eine Bestätigung der experimentellen
Lokalisation des Nystagmus rotatorius gegeben.
Ohm (67) hat einen jener Fälle von latentem Nystagmus unter-
sucht von dem Gesichtspunkte aus, welchen Einfluss das beidäugige
Sehen auf das Augenzittern hat. Während die Augen ganz still standen,
wenn sie offen waren, entstand sofort nach Abblendung eines Auges ein Ruck-
30 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
nystagmus, nach links beim Verdecken des rechten, nach rechts beim Yer-
decken des linken Auges. Bemerkenswert war dabei, dass das rechte Auge
nach aussen schielte und amblyopisch war. Also trotzdem es sich am bin-
okularen Sehakte nicht beteiligte, war doch sein Einfluss auf die Augenbe-
wegungen nachweisbar. Abblendung eines Auges zerstöre demnach (in diesem
Falle) die Koordination beider Vestibularapparate und zwar werde der rechte
durch Abblendung des rechten Auges, der linke durch Abblendung des linken
ausgeschaltet. Der andere Vestibularapparat bekommt dann jedesmal das
Übergewicht und ruft Nystagmus hervor. Das linke sehtüchtige Auge wirkte
dabei kräftiger als das rechte, schwachsichtige, denn das Linksruckzittern war
schneller und nach Folge und Ausschlag gleichmälsiger als das Rechtsruck-
zittern. Überhaupt lehrt der Fall, dass das Gleichgewicht der Vestibular-
apparate unter Umständen sehr labil ist und von seiten der Augen durch
kontrastreiche Reizung und durch Änderung der Blickrichtung zerstört werden kann.
X. Lider.
Ret: lHöhmann.
*68a) Stargardt, K.: Phthiriasis der Lider mit Follikularkatarrh. Zeitschr. f.
Augenheilk. 1917. Bd. 38. Heft 5/6. N. 258.
*69) Vieregge, Fr.: Zwei Fälle von Tuberkulose des Augenlides und der
Bindehaut. Dissert. Giessen.
Die seltene Phthiriasis der Lider beobachtete Stargardt (68a)
in 2 Fällen. Im 1. Fall handelt es sich um einen 17jährigen Konditor-
lehrling, dessen rechtes Auge seit 6 Wochen juckte. Die Wimpern waren
am basalen Teil mit eigenartig schwärzlichem bis schmutziggrauem Staub
bedeckt, wie Kohlenstaub oder feines Pulver. Der Lidrand war nicht gerötet,
nicht mit Schuppen bedeckt, zeigte keine Ulzeration. Der schwärzliche Staub-
erwies sich am Hornhautmikroskop als Nisse und an den Lidrändern sassen
zahlreiche Pediculi mit dem Kopf und dem Rostrum tief in die Haarbälge
der Wimpern eingebohrt, am Unterlid wenigstens 20, am Öberlid mehr als
30. Gewöhnlich sass an jeder Wimper eine Nisse, bisweilen mehrere, mit
ihrem spitzen Ende an den Wimpern fixiert. An der dem Beobachter zuge-
kehrten Deckelseite liessen sich wenigstens 15 Deckelzellen zählen, die Eier
mussten also von Pediculi pubis herrühren. Die Nissen waren wesentlich
kleiner als sie an anderen Körperstellen zu sein pflegen (Länge 642 gegen
800—1000 u, Breite 394 gegen 450—500 u). Im ganzen zählte er 17 Pediculi
mit allen Charakteristika der Pediculi pubis. Nach Einträufeln von 4 proz.
Kokain flüchteten nach wenigen Sekunden die Pediculi vom Lidrand auf die
äussersten Spitzen der Wimpern. Die Bindchaut des oberen Tarsus war
injiziert, von blauroter Farbe und zeigte mälsige papilläre Schwellung. Auf
der ganzen Tarsalbindehaut zerstreut fanden sich feine glasige Follikel vor
ca. 1/, mm Grösse. Die obere Ubergangsfalte war noch stärker injiziert, hier
waren die Follikel von gelblich grauer Farbe. Narben waren nirgends vor-
handen. Die Bindehaut des unteren Tarsus und Ubergangsfalte waren stark
gerötet, düsterviolett verfärbt, die Follikel hier grösser und zahlreicher.
Auch die Plica semilunaris war geschwollen und gerötet und trug Follikel.
Geringe Sekretion der Bindehaut, überwiegend aus Lymphozyten bestehend.
Dass der Follikularkatarrh der Ansiedelung der Phthirii seine Entstehung
verdankte, dafür spricht die Einseitigkeit des Prozesses, sowie die sofortige:
X. Lider. 3
Rickbildung nach Entfernung der Phthirii. Die Ursache des Katarrhs sicht
St. in der Abscheidung gewisser chemischer Stoffe durch die Pediculi, Auch
spricht hierfür die düsterviolette Verfärbung der Bindehaut, die gleichzustellen
ist den Maculae coeruliae an anderen Körperstellen bei Phthiriasis. Dass
aber dieser Follikularkatarrh nicht immer bei Phthiriasis der Lider auftritt,.
beweist der 2. Fall des Verf. Bei dem ljihrigen Kind fiel die schmutzig-
graue Verfärbung der Lider auf, die ihre Entstehung ebenfalls der Anwesen-:
heit von Nissen und Pediculi verdankte, wie sich unter der Lupe zeigte.
Befallen waren alle 4 Lider, es fanden sich nur wenig Nisse und nur drei
lebende Pediculi, Die Lidränder zeigten keine weiteren krankhaften Ver-
änderungen. Die Bindehaut war so gut wie normal, höchstens leicht hyper-
ämisch, ohne Follikel; wahrscheinlich infolge der geringen Zahl der Parasiten
und der kürzeren Krankheitsdauer. Phlyktänuläre Prozesse fanden sich in
beiden Fällen nicht, trotzdem der 1. Patient zweifellos disponiert war (erethi--
scher Habitus).
Die verschiedenen Formen der Tuberkulose der Augenlider und
der Bindehaut bespricht Vieregge (69) in seiner Dissertation und kommt
zu dem Schluss, dass einerseits die Diagnose absolut gesichert wird durch
Auffinden der Tuberkelbazillen, das aber bei der Seltenheit ihres Vorkommens
meist nicht gelingt, und durch den positiven Ausfall des Impfversuches, der
aber ebenfalls häufig negativ bleibt. Der negative Ausfall spricht aber niemals
sicher gegen Tuberkulose, in vielen Fällen muss das klinische Bild allein die-
Diagnose bestimmen. Dieser letzteren Art sind auch die beiden Fälle, die-
Verfasser aus der Giessener Universitäts-Augenklinik veröffentlicht. In dem
l. Fall bandelt es sich um einen 58jährigen Zugführer, dessen Frau vor
langer Zeit an Tuberkulose gestorben ist, während er selbst ganz gesund ist.
Nur am rechten unteren Augenlid zeigt sich in der Mitte am Lidrand eine
kleine höckerige hahnenkammartige Geschwulst von blasser Farbe, 5 mm lang.
An der Innenfläche des Lides schliesst sich eine erbsengrosse Geschwirsfliche
an mit verdicktem Rand und unregelmälsigem Grund. Das Geschwür wird
ausgeschnitten, die Wunde heilt glatt. Mikroskopisch findet sich tuberkulöses
Gewebe mit reichlichen Riesenzellen. Im 2. Fall findet sich bei der 46 jährigen.
Patientin im Intermarginalteil des rechten oberen Augenlides aussen von
Tränenpünktchen eine flach gewölbte rötliche Geschwulst von Halberbsengrösse;.
Oberfläche glatt, nicht ulzeriert, Bindehaut normal, keine Drüsenschwellung,
aber linksseitiger Lungenspitzenkatarrh. Nach Exzision des Tumors heilt die
Operationswunde glatt, inzwischen zeigt sich am unteren Lid an der Konjunk-
tivalfläche ungefähr in der Mitte eine etwa linsengrosse Verdickung und in
ihr 5—6 hirsekorngrosse gelbe Knötchen in der geschwollenen Bindehaut.
Auf der Lidaussenseite ist eine Verdickung nicht fühlbar. Ebenfalls Exzision.
Mikroskopisch ergibt sich in beiden exzidierten Tumoren Tuberkulose (Knöt-
chen von Epitheloidzellen ohne nekrotisches Zentrum, in ihnen 1—3 typische
Langhanssche Riesenzellen mit reichlichen Kernen). Tuberkelbazillen wurden
nicht gefunden; der Impfversuch (in die vordere Augenkammer eines Kaninchens)
verlief negativ. In dem 2. Fall dürfte es sich am Unterlid um eine Abklatsch-
tuberkulose handeln, wobei aber das rasche Auftreten auffallend ist. Über
die Entstehung lässt sich Genaues nicht sagen; im 2. Fall könnte es sich
um eine Metastase von der Lunge aus handeln, im 1. Fall wahrscheinlich
um ektogene Infektion.
32 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
XI. Tränenwege.
Ref.: Höhmann.
*70) Fischer, C. C.: Die Behandlung der Tränenwege vom rhinologischen
Standpunkt unter besonderer Berücksichtigung des Totischen Verfahrens. Zeitschr.
f. Augenheilk. Bd. 39. H. 1/2. S. 1.
*71) Halle, M.: Intranasale Trünensackoperation bei einem Säugling von
312 Monaten zur Entfernung einer hineingeglittenen Dauersonde. Berlin. klin.
Wochenschr. 1918. Nr. 11. S. 256. Vgl. Ref. Nr. 468 im Vierteljahrsbericht 1917.
*72) Hötte, F. A.: Über Dakryozystorhinostomie mit Modifikationen und
Totalexstirpation mit Rhinostomie. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60.
S. 358.
Fischer (70) gibt der Dakryozystorhinostomie von Toti den
Vorzug vor der Exstirpation des Tränensacks. Er beschreibt nochmals den
Gang der Operation an Hand von 4 Abbildungen. Er hält die Totische
(oder eine entsprechende intranasale) Operation für angezeigt bei allen Fällen
von Dakryostenose, wo wenigstens noch ein Tränenröhrchen und -kanälchen
unverletzt und durchgängig ist; sie sollte grundsätzlich an die Stelle von
Tränensackexstirpation treten, abgesehen etwa von Fällen. wo eine unaufschieb-
bare Bulbusoperation vorgenommen werden muss oder wo das ganze Tränen-
sackgebiet durch Tumor oder Gewebszerfall eingenommen wird. Die Totische
Operation erachtet er den intranasalen Methoden überlegen. weil das Operations-
feld übersichtlicher ist, auch bei ängstlichen Patienten und kleinen Kindern
von aussen in Narkose gut operiert werden kann und weil hochgradige Ver-
engerungen des Naseneingangs und Septumverbiegungen kein Hindernis sind.
Hötte (72) tritt lebhaft ein für die Dakryozystorhinostomie von Toti.
Die Nachteile gegenüber der Operation v. West-Polväk erachtet er als
gering, die Vorteile aber als wesentlich (Operationsfeld übersichtlicher, Ver-
fahren einfacher). Er beschreibt den Gang der Dakrvozystorhinostomie
mit Modifikation von Blaskovics. Diese Modifikation besteht darin,
dass er den knöchernen Orbitalrand schont, vom Tränensack nur eınen 2--3 mm
kleinen Teil zurücklässt und den Nasenschleimhautausschnitt dem Knochenloch
gleichgross macht. Den Hautschnitt macht v. Blaskovics etwas entfernt
von der Kommissur, um eine schönere Narbe zu bekommen, gradlinig 2 cm
lang. Das Ligamentum mediale wird in der Mitte durchtrennt, wodurch man
viel bessere Einsicht in das Operationsfeld bekommt. In letzter Zeit wird in
dem Budapester Staatsaugenspital, wie Verf, weiter berichtet, in allen Fällen,
in denen Totalexstirpation nötig ist, eine Rhinostomie der Total-
exstirpation angeschlossen. Ein abschliessendes Urteil lässt sich
darüber noch nicht geben. Verf, meint aber, wenn die Resultate denen der
Dakryozystorhinostomie gleichkommen, sei es angezeigt, überhaupt in allen
Fällen eine totale Exstirpation mit Rhinostomie zu machen.
XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen.
Ref.: Höhmann.
75) Bergmann, E.: Ein Fall von Exophthalmus intermittens. Dissert. Leipzie.
*74) Heuser, A. und Haren, P.: Okkulte Nebenhöhlenerkrankungen und
Neuritis optica. Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 9. S. 239,
XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöblen. 33
*75) v. Hippel: Einseitiger intermittierender Exophthalmus. Sitzungsbericht.
Med. Klinik. 1918. Nr. 9. S. 223.
*76) v. Hippel, E.: Zur Veränderung des Auges durch Druck einer orbitalen
Neubildung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 388.
*77) Salus, R.: Doppelseitiger pulsierender Exophthalmus. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 253. (Nach einer Demonstration in Prag
25. 5. 1917.)
v. Hippel (75) stellt einen Soldaten mit einseitigem inter-
mittierendem Exophthalmus vor, Er bespricht die mechanischen
Momente, die schon beim (resunden zu einem leichten Nachvorntreten des
Augaptels führen können (nach vorn gebeugte Haltung, verschiedene Füllung
der retrobulbären Venengetlechte in der Orbita) und zitiert besonders die
Messungen Birch-Hirschfelds, die unter anderem auch ergeben haben,
dass Hemmung des venösen Abflusses. z. B. bei starkem Drehen des Kopfes
nach der Seite, aus dem Jugulariszebiet zu einem leichten, physiologischen
Exophthalmus (auf der der Drehung entgegengesetzten Seite) führen kanı.
Therapeutisch empfiehlt v. H. für den vorgestellten Fall Verkleinerung der
Lidspalte.
Salus (77) beschreibt einen Fall von doppelseitigem pulsieren-
dem Exophthalmus bei einem 22 jihrigen Kriegsinvaliden: Verletzung
durch Schrapnellkugel, die aussen vom rechten Auge eindrang und 3 Tage
später aus der Nackengegend entfernt wurde. In der Haut der Lider zahl-
reiche erweiterte Gefiisse, am innern Lidwinkel eine kleine Geschwulst, die
stark pulsiert, hier fühlt man deutliches Schwirren. Beiderseits Exophthalmus
R 25, L 24mm. Das rechte Auge steht etwas tiefer in leichter Adduktions-
stellung, starke Bewegungshinderung des Auges, das linke Auge ist in der
Abdaktion behindert. In der Bulbusbindehaut beiderseits erweiterte geschlängelte
Gefässe, rechts mehr als links. Sensibilität rechts herabgesetzt. Rechts:
Vorderkammer tief, Iris Jeicht atrophisch, Pupille starr; ophthalmoskopisch
Retinitis proliferans traumatica. Links: Papille etwas hyperämisch, Venen
mächtig erweitert. Starke Pulsation des rechten, geringere des linken Auges.
Über dem rechten Auge pochendes Geräusch, das bei Kompression der rechten
Karotis aufhört, nicht bei Kompression der linken. SR Amaurose, L mit
— 1,25 = °/,. Es liegt hier vor eine Ruptur der Carotis interna im Sinus
cavernosus durch abgesprengte Knochensplitter, und zwar nur der rechten
C. interna: Die Symptome sind links wesentlich geringer, Pulsation, Geräusche
und Tension werden nur durch Kompression der rechten Karotis beeinflusst:
Kompression der linken Karotis bleibt dagegen vollkommen obne Einfluss.
Beigefügte Pulskurven der Karotis und des Orbitainhaltes demonstrieren dies
Verhalten sehr schön. S. weist auch hin auf das Auftreten von Glaukom beim
pulsierenden Exophthalmus, die von vornherein zu erwartende Folge der Blut-
überfüllung des Augapfels. Er fand, dass kurze Kompression des Orbital-
inhaltes eine Herabsetzung des intraokularen Druckes bewirkt, die aber nach
kurzer Zeit wieder verschwindet. Wird die Karotis komprimiert und neverlich
auf den Bulbus gedrückt, so ist die Tensionsabnahme bedeutender und bleibt
bestehen, solange die Karotis komprimiert wird, um nach Aufhören der
Kompression in kürzester Zeit dem vorher bestandenen hohen Druck wieder
Platz zu machen; er bestätist damit die schon von Elschnig gemachten
Beobachtungen.
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. III
34 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Heuser und Haren (74) beschreiben 2 Fälle von Neuritis optica,
deren Ursache okkulte Nebenbéblenerkrankungen waren und die
sie zu folgenden Ausführungen veranlassen: «Leider wird es nicht Immer
bei der ersten Untersuchung evident, dass eine Eiterung der hinteren Neben-
höhlen vorliest, die Auffindung einer Nebenhöhlenerkrankung kann trotz
Anwendung aller diagnostischen Hilfsmittel oft auf die grössten Schwierigkeiten
stossen und es kann vorkommen, dass der Rhinologe mangels jeder rhino-
logischen Symptome zu dem Resultat kommt, dass die Nebenhöhlen nicht
wesentlich erkrankt sind, der Augenarzt aber nach Ausschluss aller anderen
Momente auf Grund der festgestelltenOptikusaftektion eine Nebenhöhlexerktankung
zum mindesten für wahrscheinlich halten muss. In derartigen Füllen ist die
probatorische Eröffnung der Nebenhöhlen indiziert, um die Diagnose zu sichern.
und gegebenenfalls gleich die richtige Therapie anschliessen zu können. Da
immer noch die meisten Augenärzte sich mit dem negativen Befunde des.
Rhinologen zufrieden geben und andererseits der Rhinologe im allgemeinen
nur ungern ohne objektiven Nasenbetund die Nebenhöhlen eröffnet oder das
sogar ablehnt, so möchten wir an der Hand einzelner Fälle auf die Wichtigkeit
der probatorischen Eröffnung der hinteren Nebenhöhlen ohne klinischen Befund:
bei Sehnervenerkrankungen hinweisen. Im Laufe des letzten Jahres kamen
an der Universitäts-Augenklinik (zu Strassburg) 2 solehe Fälle von schweren
Neuritiden zur Beobachtung. Sie wurden auf das genaueste in der Klinik
für Ohren- und Kehlkopfkrankheiten zu wiederholten Malen auf Nebenhöhlen-
erkrankungen untersucht. Trotz Anwendung sämtlicher Untersuchungsmethoden:
(vordere und hintere Rhinoskopie, Durchleuchtung, Kieferhöhlenpunktion,
Röntgenaufnahme) liess sich objektiv kein sicherer Nachweis für eine Neben-
hohlenerkrankung erbringen. Die Wassermannsche Reaktion war negativ..
ebenso ergab die interne Untersuchung normalen Befund. Da durch konservative
Behandlung des Augenleidens (Aspirin, Schwitzen, Schmierkur usw.) im Befund
der Sehnervenentzündung keine Besserung eintrat, vielmehr Erblindung drohte,
wurde von der Augenklinik um probatorische Eröffnung der hinteren Neben-
höhlen gebeten. Gegen alles Erwarten fanden sich okkulte Erkrankungen
der Nebenhöhlen, deren Beseitigung in beiden Fällen schon bald eine wesent-
liche Besserung resp. Heilung des Sehnervenleidens mit sich brachte.« Die
beigefügten Krankengeschichten erläutern den klinischen Verlauf, Im Anschluss
daran bringen aber die Verf. auch einen Fall, der zeigt, dass der zufällig
aufgedeckte Befund an den hinteren Nebenhöhlen nicht immer die Ursache
des Augenleidens zu sein braucht, sondern ein Nebenbefund sein kann. dass
vielmehr eine beginnende multiple Sklerose, die sich sonst noch nicht klinisch
geäussert hatte, das Selimervenleiden bedingt.
Die Mitteilung Böhms über Veränderungen des Auges durch
Druck einer orbitalen Neubildung (vgl. Vierteljahresbericht 1917,
Nr. 236) gibt v. Hippel (76) Veranlassung, daran zu erinnern. dass Leber
bereits in der 1. Auflage des Handbuchs von Graefe-Sämisch, 5. Bd., S. 704
zu diesem Thema geäussert hat, dass ihm für Netzhautablösung durch Orbital-
affektionen eine Einknickung simtlicher Augenhäute zugrunde zu liegen scheine.
Ebenso äusserte er sich 1897 in Heidelberg. Verf. betont, dass Leber
bei der Feststellung und richtigen Deutung dieser Befunde die Priorität
zukomme.
XIII. Bindehaut. 35
XII. Bindehaut.
Ref: Höhmann.
*7%) Ascher, Karl W.: Erfahrungen an einem grösseren Trachommaterial.
Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1.
*79) Chiari: Die Veränderungen der Bindehaut des Auges bei Fleckfieber.
Wiener klin. Wochenschr. 1917. Nr. 47. S. 1479. Referat in Klin. Monatsbl. f.
Augsenheilk. 1918. Bd. 60. S. 417.
*30) Hirschberg, J.: Die Körnerkrankheit in den Vereinigten Staaten von
Amerika. (Schluss.) Zentralbl. f. prakt. Augeuheilk. 1917. XNov./Dez. S. 161.
*51) Horniker: Uber einige organisatorische und klinische Erfahrungen an
Trachomformationen im Frontbereiche der ...ten Armee. \Viener med. Wochenschr.
1918. Nr. 1.
*82) Koenen, Theod.: Beiträge zur Kasuistik der malignen epibulbären Ge-
schwülste. Dissert. Giessen.
*83) Königstein, L.: Einiges über Trachom. Wiener med. Wochenschr. 1917.
Nr. 11 u. 12. Sitzungsbericht. Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 6. S. 169.
*84) Lindner: Zur Diagnose des frischen Trachoms. Wiener med. Wochenschr.
1918. Nr. 1.
*85) Lowenstein, A.: Uber die Entstehung des Pannus im Verlauf der Körner-
krankheit. Archiv f. Ophthalm. 94. Bd. H. 3/4. S. 236. Ref. s. Kap. Hornhaut
Nr. 96.
*86) Löwenstein: Die Organisation der Trachombekämpfung in Bosnien-
Herzegowina und Dalmatien. Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1.
87) Pichler, Alexius: Die Ophthalmia militaris in der k. u. k. Armee. I. Teil.
Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1. Ein historischer Rückblick über die
Were, auf denen das Trachom Eingang in die österreichisch-ungarische Armee fand.
*S3) Salus, R.: Argyrose der Bindehaut und Hornhaut. Wiener klin.
Woechenschr. 1917. Nr. 46. S. 1472. Ref. in Med. Klinik 1918. Nr. 6. S. 151.
*89) Siegheim: Uber diphtherische und diphtheroide Erkrankungen des
Auges der Heidelberger Augenklinik aus den Jahren 1918—1916. Dissert. Heidel-
berg 1917..
*90) Stroh: Das sogen. seuchenhafte Erblinden der Gemsen (eine ansteckende
Hornhaut-Bindehautentzündung). „Der deutsche Jäger“. 40. Jahrg. 1918. Nr. 1.
S. 4. Ref. s. Kap. Hornhaut.
*91) Vieregge: 2 Fälle von Tuberkulose des Augenlides und der Bindehaut.
Dissert. Giessen. Referat s. Kap. Lider Nr. 69.
Chiari (79) betont, dass bei Fleckfieber fast stets Veränderungen
der Bindehaut sich finden. Ausserlich scheinen diese mit dem Exanthem
der Haut identisch zu sein. In Verlauf und in den sekundären Veränderungen
zeigen sich aber in manchen Füllen bemerkenswerte Abweichungen. Mikro-
skopisch konnte Ch. sämtliche Stadien bzw. Varianten der Gefässveränderung
nachweisen, wie sie von anderen Autoren (Fränkel, Kyrle, Morawetz) für
die Blutgefässe der Haut beschrieben worden sind (umschriebene Gefässwand-
nekrose, herd- und sektorenförmige perivaskuläre Infiltration). Wie im Bereich
der Roseolen zeigt sich auch hier überall die Kapillarerweiterung. Da sie sich
in der ganzen Konjunktiva findet, so könnte die Fleckfieberkonjunktivitis eine
einzige Roseolen darstellen. An den Stellen der Gefässwandveränderungen und
Zirkulationsstörungen kommt es später zur Bildung bläulichroter Flecken und
zur Zerreissung der Gefässwand. Klinisch zeigt zu Beginn der Erkrankung
III*
56 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
die Bindehaut eine lebhafte Rötung. Die bläulichroten Flecken, unregelmälsig
begrenzt. länglichoval treten während des llautexanthems auf, sie finden
sich zumeist in den Taschen der Ubergangsfalte. Hier werden überhaupt
hämorrhagische Veränderungen viel früher sichtbar als in der Haut, treten
hier auch auf, wenn auch das Hautexanthem abblasst, ohne hämorrhazisch
zu werden. Manchmal bilden sie bei Patienten, die erst nach Verschwinden
des Hautexanthems eingeliefert werden, das einzige Merkmal des überstandenen
Flecktiebers.
Salus (58) demonstriert einen Fall von hochgradiger Argvrose der
Bindehaut und Hornhaut. Es handelt sich um einen 25jährigen Ungar,
der wegen Trachom seit 23 Jahren in verschiedenen Anstalten behandelt wurde:
einmal operiert, sonst angeblich ausschlirsslich mit Tropfen und Salbe behandelt.
Seit 7 Jahren bemerkt er Schwarzfärbung der Augen. Neben einem glatten
Narbentrachom mit zartem totalen Pannus findet sich höch-tgradige Argvrose
der Lid- und Balbusbindehaut, besonders in der unteren Hälfte, ausgesprochene,
grauschwärzliche argyrotische Verfärbung der Hornhäute, während Nasen-
schleimhaut und Nasenrachenranm frei von Verfärbung sind. Verf. betont. dass
die Therapie aussichtslos ist. Die Lösungsmittel, die im Reagenzelas Silber-
verbindungen auflösen, sind am lebenden Körper unwirksam, weil offenbar
das Eindringen des Lösungsmittels durch das deckende Epithel verhindert wird.
In wenig ausgebreiteten Fällen kann man einen Versuch mit unterschweflig-
saurem Natron machen nach Abschaben des Epithels der Lidbindehaut.
Siegheim (89) setzt die Untersuchungen Slaucks über diph-
therische und diphtheroide Erkrankungen des Auges. die jener
an Fällen der Heidelberger Augenklinik aus den Jahren 1910 —12 angestellt
hat, an den Fällen der Klinik aus den Jahren 1913 —16 fort. Sie erstrecken
sich auf 33 Fälle. Nur bei 2 Fällen liegen Anhaltspunkte für Ermittlung
der Infektionsquelle vor. Die weitaus grösste Anzahl der Erkrankungen
entfällt auf die Zeit bis zum vollendeten 2. Lebensjahr, die erste Hälfte des
L. Lebensjahrzehntes ist in keinem Fall überschritten. In 4 Fällen ging
dem Augenleiden eine Masernerkrankung voraus. Von 8 in der Augenklinik
mittels Kulturverfahren untersuchten Fällen fanden sich Diphtheriebazillen in
4 Fällen, von 16 im hygienischen Institut bakteriologisch untersuchten Fällen
1» mal. Eine Abhängigkeit des Verlaufes der Erkrankung von der Art der
Erreger war nicht mit Sicherheit zu konstatieren. Die von Slauck hervor-
gehobene Bösartigkeit des Staphylokokkus fand er nicht bestätigt: Seine 4 Fälle
heilten ohne jede Komplikation ab Streptokokken wurden niemals gefunden.
In 3 Fallen war bereits bei der Aufnahme die Hornhaut beteiligt, das Uber-
greifen des Prozesses im Verlauf der klinischen Beobachtung wurde in 4 Fällen
beobachtet; im ganzen also eine Beteiligung der Hornhaut in 21°/,; die Atropin-
behandlung neben der allgemeinen Therapie erwies sich als durchaus zuver-
lässig und erfolgreich. Bezüglich der Behandlung erwies sich Anwendung
der feuchten Wärme in Form von Umschlägen mit K Mn O, oder 3 proz. Bor-
wasser als nützlich, ebenso der Gebrauch einer Sublimatlösung 1:10000,
mit der die Augen 2 mal täglich abgetupft wurden, ebenso wurde an der früher
angewandten Sublimatsalbe festgehalten, nach Abklingen der diphtherischen
Erscheinungen wurde in vielen Fällen zu einer !/, proz. Arg. nitr.-Lösung über-
segangen. Die Hornhautaffektionen reagierten in bester Weise auf 0,5 proz.
Atropinlösung bei Einhaltung der übrigen therapeutischen Mafsnahmen und
unter sorgfältiger Beobachtung aller mechanischen Kautelen. Das Schwer-
XIII. Bindehaut. 37
gewicht der Behandlung aber wurde auf die Serumtherapie (intramuskulir)
gelegt. \iermal nötigte die Schwere der lokalen Symptome und das Verhalten
der Temperatur zu einer Wiederholung der Injektion. Erscheinungen von
Anapbylaxie wurden nie beobachtet. Die sofortige Serumbehandlung — roch
vor Sicherstellung der baktcriologischen Diagnose — hat sich aufs beste bewährt.
Hirschberg (80) bringt in dem 2. Teil seiner Betrachtung über die
Körnerkrankheit in den Vereinigten Staaten von Amerika
Statistiken amerikanischer Autoren und Krankenhäuser, die zeigen, dass die
Zahl der Kranken nach Einführung der Einwanderergesetze nicht abgenommen
habe; der Nutzen der Gesetze habe aber wohl in der Verhütung einer weiteren
Zunahme bestanden. Noch immer treten neue Trachomherde auf. -+4°°, der
Erblindungen in den V. St. beruhen auf Trachom. In einer Aufstellung wird
betont, dass die Krankheit meist erst nach der Landung erworben wurde;
die Hlauptansteckungsquellen waren die Lebensbedingungen der Arbeiter.
Die Veröffentlichungen der amerikanischen Fachgenossen zeigen. dass im Lande
selbst noch genug zu tun ist, ehe das Trachom in den V. St, ganz ausgerottet ist.
Sie behandeln ferner die Frage der Rassen-Immunität; ihre Anzaben sind
widersprechend, im Endergebnis ist aber festzustellen, dass weder Neger noch
Indianer immun gegen das Trachom sind.
Königstein (83) spricht über seine Erfahrungen über Trachom,
die er gesammelt hat während der 13-monatlichen Leitung eines Trachom-
spitals mit einem Gesamtbestand von 1615 Kranken. Von diesen wurden
102 als nicht mit Trachom behaftet zurückgestellt, was beweist, dass in
manchen Fällen die richtige Diagnose nicht sofort zu stellen ist. Es ist aber
auch klüger, wo nur der geringste Verdacht auf Trachom bestehen könnte,
die betreffenden Kranken in Beobachtung zu halten, da in einem Trachom-
spital unter den entsprechenden Kautelen die Ansteckungsecfalyr nieht vor-
handen ist. In seinem Spital wurde auch keine Übertragung beobachtet.
Neben der allgemein gebräuchlichen medikamentösen Therapie hat K. auch
subkonjunktivale Sublimatinjektionen, das Winklersche Roentgenin und die
so warm empfohlenen Milcheinspritzungen, aber ohne Erfolg, angewendet.
In besonders schweren Fällen sah er zeitweilig ganz auffallende Besserung
durch direktes Ansetzen von Blutegeln auf die Bindehaut der Lider In schwierigen
Fällen ist die operative Behandlungsmethode, zumal die Exzision. anzuwenden,
die seiner Meinung nach in geeigneten Fällen Heilung baw, Arbeitsfüähigkeit
am raschesten erzielen lässt. Von seinen 1512 Trachomkranken wurden
461 (30 Proz.) als diensttauglich und 620 (40 Proz.) als sekretionsfrei, also
zusammen 70 Proz. entlassen. Als notwendige Malsnahmen zur Tilgung des
Trachoms nennt er — im Einklang mit der ungarischen Kriegstagung: 1. Statistik
der Trachomkranken im Heere und Evidenzhaltung derselben. 2. In durch-
seuchten Gegenden Trachomzimmer in den Spitälern. 3. und 4. Trachomkurse
für Ärzte und Hilfspersonen, Schwestern, Lehrer, Geistliche, gleichzeitig mit
den Tuberkulosefürsorgekursen. 5. Schuluntersuchungen. 6. Untersuchung der
Saison- und Fabrikarbeiter. 7. Belehrung der Bevölkerung über die Gefahren
des Trachoms. 8. Unentgeltliche Behandlung. 9. Honorierung der Ärzte und
Hilfspersonen. 10. Ausgiebige Unterstützung durch den Staat und Über-
wachung durch denselben, nicht durch die Gemeinden.
Sein Trachommaterial von 7 Monaten führt Ascher (73) zu der
Bemerkung, dass von allen Erkrankten die wenigsten von der Truppe aus
heimgeschickt werden, woraus hervorgeht, dass seit Einführung der Trachom- -
38 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
kompanien ausserordentlich wenig Neuinfektionen an der Front vorkommen.
A. ist Anhänger der mechanischen Behandlung der Trachomkörner durch
Glasstabmassage und Kupferstift. Trachomkranke solle man erst als entlassungs-
fähig bezeichnen, wenn keine Reizung, keine Papillarhypertrophie, keine Körner
in den Übergangsfalten mehr nachweisbar seien und keine Sekretion mehr
vorhanden sei. Filbry.
Zur Organisation der Trachomformationen fordert Horniker
(81) eine staubfreie, möglichst dauernde Stellung, Abzeichen, Merkblätter für
die Kranken, die er in G = Gesunde, St = Stellungsmannschaft, Fälle mit
Narben. die lange Zeit ohne Behandlung bleiben können und in B = Be-
handlungsmannschaft, die noch dauernder Behandlung bedürfen, einteilen und
mit übersichtlichen Evidenzkarten verschen will, die über den wichtigsten
Befund und den Kampfwert des einzelnen zahlenmälsigen Aufschluss geben
sollen. Filbry.
Die Bekämpfung des Trachoms in Bosnien und der Herzegowina,
wo es erst seit Kriegsausbruch herrsche, und in Dalmatien, das schon von
jeher schwer durchseucht sei, habe nach Löwenstein (86) mit der Behandlung
des Trachoms bei den Zivilisten einzusetzen; Merkblätter müssten verteilt,
die Amtsärzte in der Diagnosestellung und Versendung abgeimpfter Keime an
die diagnostische Zentralstelle unterrichtet werden. Bezüglich der Behandlung
zicht L. das mechanische Quetschen und Aufstechen der Körner vor, Einstäuben
von Tierkohle habe sich nützlich erwiesen, während Milchinjektionen ohne
bemerkenswerten Einfluss blieben. Filbry.
Besondere Anhaltspunkte zur Diagnose des frischen Trachoms
gibt Lindner (84). (Gegen die Gonoblennorrlioe unterscheide es sich durch
den mehr subakuten Beginn; gegen Conjunctivitis follicularis durch das Fehlen
Prowaczekscher Einschlüsse und freier Initialkörper, durch negativen Ausfall
des Impfversuchs auf Affen und durch die schnelle narbenlose Heilung. Aus-
zuschliessen sei Trachom stets bei Vorhandensein von Körnern in sonst intakter
Bindehaut. Die empfohlene mikroskopische Untersuchung sei schwierig und
zeitraubend. Filbry.
Koenen (82) berichtet über die scit 1894 in der Universitätsaugen-
klinik in Giessen behandelten Fälle von malignen epibulbären Ge-
schwülsten und im Anschluss daran über einen Fall von epibulbärem
Karzinom, sowie 1 Fall von karzinomatöser Orbitalmetastase nach primärem
epibulbärem Karzinom. Die Gesamtzahl der behandelten malignen Neubildungen
stellt sich auf 103 = 0,11 °/, aller Fälle; in 4 Fällen kam epibulbäres Sarkom
vor, ausserdem der erwähnte 1 Fall von Karzinom. Verfasser lässt dann eine,
Statistik folgen über die in der Literatur in den Jahren 1909—1913 veröffent-
lichten Fälle von epibulbärem Sarkom (23) und Karzinom (23). Aus den
mitgeteilten Fällen berechnet K., dass die Sarkomerkrankungen am häufigsten
im 4., die Karzinomfälle im 5. Dezennium beobachtet werden. ohne dass irgend
ein Alter gauz verschont blieb. In beiden Gruppen überwiegt das männliche
Geschlecht, was sich wohl daraus erklärt, dass Männer infolge ihrer Tätigkeit
einem Trauma viel eher ausgesetzt sind. Atiologisch spricht für das Trauma
auch, dass die malignen Tumoren fast ausschliesslich im Lidspaltenbezirk ihren
Sitz haben. Ätiologisch wird auch voranychende Augenentzündung angegeben.
Da diese mit Hyperämie verbunden ist, die die Gefässe angreift, so erscheint
es K. erklärlich, dass dadurch der Anstoss zur Geschwulstbildung gegeben
wird und da der Limbus der gefässreichste Teil der Bindehaut sei, werde
XIV. Hornhaut und Lederhaut. 39
ersichtlich, weshalb die meisten Tumoren vom Limbus ausgehen, wie auch
die 4 eigenen Sarkomfiille. Bezüglich der Zellformen handelt es sich in der
Statistik 5 mal um Rund-, 3 mal um Spindel- und 3 mal um Rund- und
Spindelzellensarkom, 2 mal um «endotheliales Sarkoms. 10 Fälle sind ohne
nähere Angaben, wahrscheinlich auch gemischtzellige. Von seinen Fällen
sind 3 Rund- und 1 Grosszellensarkom. Bei den epibulbären sind Metastasen
selten, häufig dagegen Rezidive. auch ein Durchbruch ins Augeninnere wird
äusserst selten beolachtet. Bei den Karzinomen ist die Tendenz des Durch-
wucherns in den Bulbus selbst grösser, extrabulbäre Metastasen dagegen sind
ausser in 1 Fall (17 Jahre nach der Enukleation eine Orbitametastase) nicht
zu verzeichnen. Wegen der relativen Gutartigkeit wurde das epibulbäre Sarkom
hiiufig unter Erhaltung des Bulbus abgetragen. Dieser Versuch erscheint bei
sehtüchtirem Auge gerechtfertigt, finden sich aber metastatische Drüsen-
schwellungen, dann kann nicht radikal genug vorgegangen werden. In seinen
eigenen 4 Fällen wurde 2 mal sofort enukleiert, 2 mal der Tumor allein
‚entfernt, aber wegen baldiger Rezidive nachträglich doch Enukleation vor-
genommen trotz gutem Visus. Ähnlich liegt das Verhalten bei den primären
Karzinomen, in den beiden eigenen Fällen wurde die Eventeratio orbitae vor-
‚genommen.
XIV. Hornhaut und Lederhaut.
Ref.: Höhmann.
*02) Düring, M. und Huber, O.: Herpes corneae febrilis bei Malaria. Kiin.
Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. 8.368. Ref. s. Nr. 7.
*93) v. Hippel, E.: Über die Behandlung des Keratokonus mit Müllerschen
Kontaktgläsern. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 49.
93a) v. Hippel, E.: Über die angeborenen zentralen Defekte der Hornhaut-
hinterflache sowie über angeborene Hornhautstaphylome. Arch. f. Ophthalm.
Bd. 95. Heft 2. S. 184.
*94) van der Hoeve, J. und de Kleyn, A.: Blaue Sklera, Knochenbrüchigkeit
und Schwerhörigkeit. Archiv f. Ophthalm. 95. Bd. H. 1. S. 81. Ref. s. Kap. II,
Nr. 13.
*95) Koeppe, L.: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe und
dem Hornhautmikroskop. 8. Mitteilung: Über zwei weitere bisher nicht beschriebene
Hornhautveränderungen im Bild der Nernstspaltlampe (Keratitis epithelialis
punctata und Dystrophia hyaliniformis lamellosa corneae). Archiv f. Ophthalm.
94. Bd. H. 3/4. S. 250.
*95a) Koeppe, L.: Über Heilung zweier Fälle von Ulcus rodens corneae durch
Tuberkulininjektionen nebst Bemerkungen über die mikroskopisch-anatomische
Untersuchung eines 8. Falles. Zeitschr. f. Augenheilk. 1917. Bd. 38. Heft 5—6.
S. 301.
*96) Löwenstein, A.: Über anfallsweise auftretende parenchymatöse Horn-
hautentzündung (Keratitis anaphylactica) und über die Entstehung des Pannus
im Verlauf der Körnerkrankheit. Arch. f. Ophthalm. 94. Bd. H. 3/4. S. 220.
*97) Meller, J.: Zur Atiologie der Keratitis pustuliformis profunda. Zentral!'.
f. prakt. Augenheilk. 1918. Jan./Febr. S.1.
98) Rothschild: Intrakorneale Tätowierung. Graefes Archiv f. Ophthal:n.
Bd. 95. H. 2. S. 130. Ref. s. Nr. 34.
40 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*99) Salus, R.: Argyrose der Bindehaut und Hornhaut. Wiener klitt.
Wochenschr. 1917. Nr. 46. S. 1472. Ref. in Med. Klinik 1918. Nr. 6. S. 151.
Ref. s. Nr. 88.
*100) Sachs, O.: Demonstration einer Patientin mit Keratitis parenchymato:a
des rechten Auges auf hereditär-luetischer Basis, durch intravenöse Urotropin-
Injektionen geheilt. Wiener klin. Wochenschr. 1917. Nr. 36. S. 1153. Ref. in
Klin. Monatsbl. f. Angenheilk. 1918. Bd. 60. S. 287.
*101) Stroh: Das sogen. seuchenhafte Erblinden der Gem:en (eine ansteckende
Hornhaut-Bindehautentzündung). „Der deutsche Jäger“. 40. Jahrg. 1918. Nr.1. S. 4.
*102) Uhthoff, W.: Ein Fall von typischer bandförmiger Trübung der Horn-
haut auf beiden Augen bei einem 8 jihrigen Mädchen mit teilweise erhaltener
Sehkraft und hinteren Synechien. Anatomische Untersuchung. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 11.
Bezüglich der Behandlung des Keratokonus mit Mallerschen
Kontaktgläsern teilt v. Hippel (93) mit. dass 200 von Müller- Wies-
baden hergestellte Schalen, die von Zeiss geschliffen werden sollten. aus-
nahmslos bei diesem Versuch zerbrachen. Auch würden solch geschliffene
Schalen nach 2—4 Wochen unbrauchbar sein, da die auch noch so gut
polierte geschliffene Glasmasse geöffnet und den Einwirkungen der Säure
schutzlos preisgegeben ist; die Aufgabe, geblasene Kontaktgläser im Pupillar-
gebiet schlierenfrei herzustellen, sei jetzt einwandfrei gelöst. H. teilt eine
Einzelbeobachtung über Kontaktgläser zur Behandlung des Keratokonus mit
bei einem 19 jährigen Mädchen. Der gesamte körperliche und geistige Zustand
entspricht in keiner Weise ihrem Alter, sondern dem eines 14 jährigen Kindes-
(genitaler Infantilismus). Pat. bekam innerlich Thyradin und zur Besserung des
Sehvermögens Müllersche Kontaktschalen: sie trug diese zunächst 1 Monat
dauernd ohne die geringsten Beschwerden; jetzt war eine zweifellose Abnahme
der Trübungen an der Konusspitze nachweisbar. Rechts lässt sich an der
Basis des Kegels ein grauer Ring nachweisen (nicht bräunlich oder grünlich).
Bisher innerlich Thyradintabletten a 0.15 anfangs 4, dann 3 Wochen lang 6,
zuletzt 4 Stück; soll jetzt 14 Tage aussetzen, dann wieder eine Woche 4.
weitere 3 Wochen 6 Tabletten nehmen. Die Schalen werden weiter gut
vertragen. Nach 1 Jahr hat sich der Visus gehoben R. mit Schale. aber
ohne Glas von Finger in 1-2 m auf 0.1—0,2; mit —3.5 D 0,5 und von
Nieden 3 sehr mühsam bei stärkster Annäherung auf Nieden 1 in 20 cm
tliessend und L. ohne Glas auf 0,2—0,3 und Nieden 2 in 15 cm; ohne
Prothese mit —5,0 D Finger in ®/, m. Patientin hat jetzt über 1 Jahr ohne
Unterbrechung die Schalen getragen, ihr psychisches Verhalten hat unverkennbar
grosse Fortschritte gemacht, sie ist in keiner Beschäftigung mehr gehindert.
der objektive Befund, soweit die Trübungen in Betracht kommen, hat sich
bestimnit zum besseren verändert. Trotz vielfacher sorgfältiger Untersuchung
mit der Spaltlampe und starken Vergrösserungen war nichts von einem
Himosiderinring zu finden. H. vertritt den Standpunkt, dass kein Fall von
Keratokonus mehr operativ angegriffen werden soll, ehe sich die Prothesen-
behandlung etwa als nutzlos erwiesen hätte.
Sachs (100) demonstriert eine 16jihrige Pat. mit Keratitis
parenchymatosa auf hereditär-Juetischer Basis, die er durch intravenöse
Urotropininjektionen heilte. Die Pat. bekam in 3 Wochen 18 g Uro-
tropin, 3 Injektionen zu 2 g Neu-Urotropin, weiterhin 2—3 g und die beiden
-
letzten zu 3,5 g steriles Urotropin. Die Technik der Tnjektionen war gleich
XIV. Hornhaut und Lederhaut. 4?
der der intravenösen Salvarsaninjektionen. die Flüssigkeit-mengze betrug 10 cem
(Neu-Urotropin ist methylenzitronsaures U., und spaltet in alkalischer lösung
Formaldehyd ab), die Injektionen wurden ohne Beschwerden und ohne Neben-
wirkungen vertragen. Schon nach der 2. Injektion trat Besserung ein (Ab-
nahme der Schmerzen, Lichtscheu und des Triinentriiufelns) und nach der
4. vollständige Authellung der diffus grauen. fast undurchsiclitigen Hornhaut.
Für die hereditäre Lues sprechen bei der Pat. ausser der Keratitis purenchy-
matosa die Hutchinsonschen Zähne. Wassermann vor Beginn der Behand-
lung positiv, nach derselben fraglich. (Lokale Behdlg,: Atropin: kein
Salvarsan, kein Quecksilber.) Verf, sah bei Lues sach Anwendung von
Urotropin verhältpismälsig rasche Involution von Papeln der Munudschleimhant,
nässender oder hypertrophischer Papeln der Haut; verhältuismälsig rasch
gingen auch regionäre Driisenschwellungen zurück, langsamer Sklerosen, doch
epithelisierten diese rasch. Die Wa.-Re. blieb vor und nach der Behandlung
positiv. Zu einem abschliessenden Urteil über den Wert der Urotropin-
injektionen bei keratitis parenchym, luetica bedarf es noch einer grösseren
Reihe von Behanidlungserfolgen.
Lowenstein (96) bespricht eine bisher anscheinend unbekannte Form der
parenchymatésen Hornhautentzündung im Verlauf von Trachom, die er in
2 Fällen beobachtete. Es handelt sich dabei um anfallsweise auftretende
heftige parenchymatöse Hornhautentziindung im Verlauf lang-
dauernder schwerer trachomatöser Prozesse, die in ziemlich regelmälsigen
Zeitabständen an beiden Augen gleichzeitig ohne erkennbare äussere Ursache
auftritt, obne Prodromalstadium in kurzer Zeit (2—3 Tage) den Höhepunkt
erreicht und ungefähr innerhalb einer Woche abklingt, ohne dass eines der
zahlreichen Infiltrate zertallt; das Epithel bleibt unverletzt, im Parenchym
bleibt keine der entzündlichen Infiltration entsprechende Hornhauttrübung
zurück. Der Anfall wiederholt sich in ungefähr gleicher Schwere in ziemlich
gleichen Abständen. L. nimmt an, dass der trachomatése Prozess durch eine
Ernäbrungsstörung veranlasst wird, welche durch die entzündliche Infiltration
und sekundäre Narbenbildung im subkonjunktivalen Gewebe der Augapfel-
bindehaut hervorgerufen ist. Zu dieser Annahme kommt er auf Grund
folgender Tatsachen: Anatomische Untersuchungen haben den Beweis erbracht,
dass bei pareuchymatösen Ilornhautentzündungen eine Infiltration der für die
Hornhauternährung in Betracht kommenden Gefässe vorliegt; im Tierversuch
gelingt es, durch Durchschneidung von Ziliargefässen ein der Keratitis
parenchymatosa des Menschen ähnliches klinisches Bill zu erzeugen; die
klinische Erfahrung lehrt, dass Erkrankungsprozesse, die mit einer Infiltration
der oberen Skleralschichten einhergehen, zu Ernährungsstörungen im Hornhant-
parenchym führen; anatomische Untersuchungen früherer Autoren wie solche
des Verf. haben ergeben, dass beim trachomatösen Prozess im subepithelialen
Gewebe sowohl im Infiltrationsstadium wie bei der narbigen Schrumptung die
Blut- und Lymphgefässzufulir gestört ist: das reichliche Vorkommen von
Körnern und von v. Prowaczekschen Einschlüssen auf der Bulbusbindehaut
beweist ebenso wie die anatomische Untersuchung der Augapfelbindehaut
(Junius), dass diese am trachomatösen Prozess sehr beteiligt ist; Abstriche
von Pannus trachomatosus haben in einem sehr grossen Prozentsatz eine
ungeheure Ansammlung von Koch-Weeks-Bazillen ergeben, wie sie nur
in einem minderernährten Gewebe möglich ist. — Nun kann nach Ansicht
des Verf. durch antigene Resorption des — infolge der Ernährungsstörung
49 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
‚denaturierten — Hornhauteiwei-ses eine lokale und allgemeine Überempfindlich-
keit gegen Hornhautgewebe provoziert werden, die zu den Erscheinungen
der Keratitis anaphylactica (parenchymatosa) führen kann. Auch für
die Keratitis parenchymatosa e Lue hereditaria wird die Ernäbrungsstörung
als primär angenommen. Wenn diese Erkrankung eine anaphylaktische
Reaktion ist, dann wäre nicht die Spirochacta pallida als Antigen anzunehmen,
sondern das infolge der Ernährungs-törung abgebaute Hornhautgewebe.
Uber die Heilung zweier Fälle von Ulcus rodens corneae
durch Tuberkulininjektionen berichtet Koeppe (95a) an Hand
ausführlicher Krankengeschichten. Nachdem in beiden Fällen. in denen
übrigens die Wassermannreaktion und Tuberkulinprobe negativ waren, ebenso
die interne und bakteriologische Untersuchung, therapeutisch mit Noviform-
salbe, Atropin und gelber Salbe, auch die Bestrahlung mit dem Lichtkegel
der Spaltlunpe keine Besserung brachte, vielmehr das Ulkus beständig fort-
schritt, wurde zu einer regulären Tuberkulinkur geschritten. In dem 1. Fall
bemerkte K. schon nach 4 Wochen Nachlassen der Sekretion und Lichtscheu,
sowie Besserung des Sehvermögens von Fingerzählen in Im auf 2m: das
vrabenartige Uikus begann sich zu reinigen, die wallartigen Ränder flachten
ab, der Geschwürsgrund füllte sich langsam aus, die Gefässentwicklung und
Narbenbildung wurde intensiver. Nach weiteren 4 Wochen der Tuberkulin-
kur war der Prozess in völliger Vernarbung begriffen, die Lichtscheu ver-
schwunden. Bei einer Nachuntersuchung 1 Vierteljahr nach Abschluss der
Behandlung zeigte sich die Heilung noch von Dauer und der Lupenbefund
unverändert. Im 2. Fall bereits nach 14 Tagen, nach der 9. Einspritzung,
liess die Lichtscheu und Reizung nach. Die Vernarbung schritt dann von
temporal und nasal unten allmählich vor gegen die unterminierten, stark
infiltrierten Geschwürsränder in der Hornhautmitte, Nach weiteren 10 Tagen
war die Lichtscheu völlig verschwunden, das Auge stark abgeblasst und das
Ulkus fast vollständig gereinigt. Nach 6 Wochen Tuberkulinbehandlung
(22 Spritzen) war das Ulkus ausgeheilt, die Sehschirfe von Fingerzählen vor
dem Auge auf °/,, gestiegen, das Auge vollständig blass. In beiden Fällen
war der Limbus nur gering beteiligt, was gegen die Annahme einer infektiösen
Episkleritis spricht. Bezüglich der Tuberkulinkur vermutet K., dass durch
sie vielleicht im Organismus Schutzkräfte irgendwelcher Art freigemacht
wurden, die bis dahin latent waren. K. berichtet dann noch über die mikro-
skopisch-anatsmische Untersuchung eines 3. Falles, in dem das Auge wegen
Sekundärglaukom enukleiert werden musste. Im Vordergrund stand das die
Hornhaut infiltrierende Granulationsgewebe, die Nekrosen sowohl als die
Fpithelwucherungen der Kornea erschienen als rein sekundäre Bildungen.
Eigentliche zapfenförmige in die Tiefe dringende Epithelwucherungen fanden
sich nicht, ebenso keine thrombotische Veränderungen in den Episkleralgefiissen.
Bei allen gewucherten Epithelpartien ist die Basalzellenschicht überall deutlich
gegen die stromatische Nachbarschaft abgegrenzt. Die Membrana Bowmani
ist in weiter Ausdelinung zerstört, das Epithel im Bereich des Geschwiirs
weithin von einer entzündlichen Infiltration des Stromas unterminiert und
durch nekrotische Gewebsmassen z. T. unterhöhlt. Das ganze Gewebe ist sehr
gefässreich. Die entzündliche Infiltration erstreckt sich vor allem in der
vorderen Hälfte der Hornhaut weit unter der noch gesunden Oberfläche in
die Stromazüge hin. Riesenzellen und nekrotische Herdchen waren nicht
XIV. Hornhaut und Lederhaut. 43
wahrzunehmen, auch keine eosinophilen Zellen. Das Alter der 3 Patienten
betrug 15 und 23 Jahre.
Meller (97) beschreibt einen Fall von Keratitis pustuliformis
profunda, bei dem er den Beginn der Erkrankung auf einem Auge beobachten
konnte. Bei der Einlieferung des 30jähr. Pat. zeigte das L. Auge bereits
das Krankheitsbild in voller Entwicklung. während das R. Auge normal war.
Fis fand sich L. heftige Injektion. matte, zart hauchig getrübte Hornhaut;
zentral tief im Parenchym eine scheibenförmige graugelbliche Trübung von
Hantkorngrésse, in ilr weissgelbe punktförmige Herde: 1'/ mm hohes
Hypopyon, Iris hyperamisch, Pupille eng. Keine Besserung auf Milchinjektion
intramuskulär. Allmählich verschmelzen die tiefen Infiltrate zu einem Eiter-
herd, das Hypopyon steigt, ein frisches punktförmiges Infiltrat kommt hinzu.
Auch das R. Auge erkrankt: Lebhafte Injektion, die äussere Hornhauthalfte
diffus hauchig getrübt, etwas aussen von der Hournhautmitte tief gelegen ein
stecknadelkopfgrosses gelbliches Intiltrat. in dessen nächster Umgebung mehrere
gleichartige Intiltrate. Das umgebende Hornhautparenchym deutlich fleckig
getrübt. Kainmerwasser leicht getrübt. Iris verfärbt, Zeichnung verschwommen,
Pupille eng. Bei sonst negativem internem Befund war Wassermann stark
positiv. 8 Tage später finden sich rechts zentral 3 intensiv graugelbe punkt-
tormige tiefgelezene Infiltrate, ein grosses, 2 kleine, Hornhaut mälsig gestichelt.
Von den Infiltraten zeigen 2 um die intensive dichte Trübung des Zentrums
einen weniger getrübten Hof. Im übrigen finden sich in der Hornhaut noch
zahlreiche zarte tiefe Fleckchen, wie bei Keratitis parenchymatosa, Die
Vorderkammer ist ziemlich tief, die Iris etwas grünlich verfärbt, Struktur
deutiich, Pupille erweitert, kein Hypopyon. Rasche Abheilung auf Schmierkur
und Neosalvarsan. Da in dem mitgeteilten Fall vom 1. Tag an das typische
Infiltrat und leichte Iritis sofort vorhanden war, durch die eingeieitete Behandlung
es aber nicht zur Bildung eines Hypopyons kam, so kann das pustelartige
Hornhautinfiltrat nicht als Folge der Iritis, geschweige denn als Folge einer
direkten Einwirkung des Hypopyons betrachtet werden: vielmehr muss eine
gemeinsame Krankheitsursache für die gleichzeitig auftretende Keratitis und
Iritis angenommen werden. DIa die äussere Hälfte der Hornhaut von zahl-
reichen tiefliegenden Fleckchen durchsetzt war, wie bei Keratitis parenchymatosa,
die von der Peripherie her sich entwickelt, so nimmt Verf. an. dass hier wie
bei Ker, parench. das schädliche Agens von den Gefiissen der Hornhaut-
peripherie her seinen Eintritt in das Parenchym gefunden hat. Warum es
in einigen dieser fleckenförmigen Krankheitsherde in der Hornhautmitte zu
eitergelber Verdichtung kommt, bedarf noch der Erklärung. Da die gleich-
zeitig einsetzende Iritis durch die sofort eingeleitete Behandlung unterdrückt
wurde, verlief der Fall als reine Keratitis pustulosa. Durch die überraschend
günstige Beeinflussung des Hornhautprozesses durch die Quecksilber- und
Salvarsankur dürfte das Spezifische der Erkrankung überzeugend nachgewiesen
sein. Der vorliegende Fall zeigt, dass eine durch Syphilis hervorgerufene
eitrige Keratitis ganz das Bild der Keratitis pustuliformis profunda bieten
kann. Die Keratitis pustuliformis profunda mag verschiedene Ätiologien haben,
da aber nach den Fuchsschen Erfahrungen die Vorhersage bei rein lokaler
Behandlung durchaus ungünstig ist. die Syphilis aber einen beträchtlichen
Anteil bei der Ätiologie hat, sollte in keinem Fall eine energische kombinierte
Quecksilber-Salvarsankur verabsäumt werden. In seinem Fall erreichte Verf.
wenigstens auf dem rechten Auge volle Selhschärfe.
44 Bericht tiber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Uhthoff (102) beschreibt einen Fall von typischer bandférmiger
Trübung der Hornhaut auf beiden Augen bei einem Sjahrigen Mädchen
mit teilweise erhaltener Sehikraft. Bemerkenswert ist die Jugend der Patientin
und die noch teilweise erhaltene Sehkraft. Es zeigten sich Residuen einer
chronischen Tritis (niniere Synechien) und mä:sige diffuse Glaskörpertrübune,
sowie beginnende Linsentrübung auf dem linken Auge. Eine wesentliche
Entzündung war nie an den Augen beobachtet worden, Die Schschärfe konnte
durch operative Abtragung der Trübung wesentlich gehoben worden. Diesen
Fall von bandförmiger Hornhauttrübung bei einem Kind ist die einzigste
Beobachtung der Art. die U. bei ca. 200000 Augenkranken machte. Der
mikroskopische Befund der operativ abgetragenen Trabang deckt sich ganz
mit den Befunden, wie sie an degenerierten Augen mit bandtormiger Trübung
auch sonst vielfach beschrieben worden sind: Die Abhebung der Bowmanschen
Membran durch neugebildetes Bindegewebe. die partielle Zerstörung und die
weitgehende Verkalkung derselben, das teilweise Eindringen des verdickten
Epithels in die darunter liegenden Hornhautschichten, die partielle hyaline
Degeneration, Zur Entwicklung von amyloiden und kolloiden Konkrementen
war es nicht gekommen. Als bemerkenswert bezeichnet U. auch, dass die
anatomischen Veränderungen manche Analogien mit anderen degenerativen
Erkrankungen der Hornhaut (knötchenförmige Degeneration, Degeneration mit
Uratablagerungen) bieten. Es konnten auch vereinzelte Riesenzellen, gleichsam
Fremüdkörperriesenzellen, nachgewiesen werden in der Nähe von verkalkter
Bowmanscher Membran. U. glaubt, dass man therapeutisch mit der einfachen
Abschabung oder chemischen Behandlung (Salzsäure) keineu Ertolg hat.
In seiner 8 Mitteilung klinischer Beobachtungen mit der
Nernstspaltlampe und dem Hornhautmikroskop bespricht Köppe (95)
2 bisher nicht beschriebene Hornhautverän.derungen. Das erstere Krankheits-
bild bezeichnet er auf Grund der Erscheinungen im Bilde der Nernstspalt-
lampe als -Keratitis epithelialis punctata». Die 2 ausführlich
besc! riebenen Fälle dieser Keratitis boten an der gewöhnlichen Binokularlupe
völlig klare Hornhaut, die pathologischen Erscheinungen zeigten sich erst an
der Nernstspaltlampe: zahlreiche Herdchen, in deren Bereich das Epithel
ausgesprochen matt und grau erscheint. teils sind sie mit Fortsätzen oder
Ausläufern versehen, teils konfluieren sie. Unter ihnen in den vordersten
Hornhautschichten keine Infiltration. Nirgeends Grünfärbung des Epithels
mit Fluoreszein. Rückgang der Erscheinungen in wenigen Tagen. Verf.
grenzt das Krankheitsbild differentialdiagnostisch ab gegenüber der Holokain-
trübung. Chrssarobinkeratitis, Keratitis bullosa. subepithelialis punctata( Fuchs),
Dystrophia epithelialis (Fuchs), Herpes corneae, knétehentormige Hornhaut-
trübung (Groenouw) der gittrigen (Biber. Haab), der Trübungen von
Fehr und Körber, der Hornhautdegeneration mit Ablagerung von Harn-
säure, der zapfenförmigen Degeneration und des Lupus corneae. Zu betonen ist
die Flüchtigkeit des Prozesses, das Fehlen jeder Spur von Vaskularisation und
Sensibilitätsstörungeen. In Anbetracht der. wenn auch schwachen, entziind-
lichen äusseren Mitreizung des Auges glaubt Vert. berechtigt zu sein zu der
Bezeichnung « Keratitis», — Den anderen Hornhautbefund, der auch makroskopisch
sichtbar war, bezeichnet er als «Dystrophia hyaliniformis lamellosa
corneae.» Das erkrankte Auge war nur sekundär leicht gereizt, einige
tiefe Kapillarschlingen waren sekundär einzewandert. Mitten über die Kornea
verläuft horizontal ein 4 mm breites grauweisses Band, kurz vor dem Limbus
XIV, Hornhaut und Lederhaut. 45
hort die Veränderung mit uuscharfer Begrenzung auf. Das Epithel über der
Trübung ist leicht grau. gequollen. Keine Fpitheldefekte, In der Gegend
der Bowmanschen Membran findet sich eine hyalinähnliche ditluse Einlagerung
wie eine äusserst «dünne Platte, teils wie durchlöchert, teils rauh und körnig;
nach der Dornhautmitte zu setzt sie sich aus zahllosen polygonalen Plättchen
zusammen. Unter dieser Schicht biegen in geringen gleicbmälsigen Abständen
noch 2 ähnliche Zonen. Verf. grenzt das Krankheitsbild ab gegen die
Keratitis e lagophthalmo. die Gürteltrübung, die doppelscitige primäre
progress, parenchymatöse Verkalkung der Kornea, die Harnsäureausscheidung
in der Kornea und die progress. fettige Degeneration. Die hyalinähnliche
Umwandlung der L.amellenlager ist im Hornhautzentrum am dichtesten und
hat hier sogar zu sprungartigen Einrissen geführt. Die Einzelheiten der
Beobachtung. die sieh mit Hilfe der Nernstspaltlampe darbicten. sind im
Original nachzulesen. (2 Abbildungen.)
Stroh (101) bespricht das sogenannte seuchenhafte Erblinden
der Gemsen. eine ansteckende liornhaut-Bindehautentzündung, die erst
seit 1915 in Tirol, 1916 auch in den bayerischen Bergen sich unter den
(Gemsen findet. Die Krankheit ist zumeist beiderseitie. Bei einem ganz
frischen (auch mikroskopisch als solcher festgestellt) Fall war nur die Binde-
haut erkrankt: die Bindehauterkrankung dürfte daher als die erste wahrnehm-
bare Krankheitserscheinung anzusprechen sein. Die örtlichen Veränderungen
bestellen in einer zu Anfang sehr reichlichen Absonderung von trübgelblichem,
schleimigen Sekret, das abtliessend die Haare der vorderen Backengegend
verklebt. Die Pindehaut selbst ist leicht sulzig gequollen, zumeist (beim
abzeschossenen Tier) auffallend biass, vereinzelt leicht gelblich verfärbt. Die
Hauptveränderung zeigt die Hornhaut: Eine Entzündung von leichter
Wolkentrübung bis zu vollständig milehweisser Trübung und Geschwürs-
bildung. zu dem reichliche (refisssehlingen vom Hornhautrand hinziehen;
die Geschwürsbildung, bzw. Infiltration, ist zumeist zentral am stärksten,
demgemäls auch die Narbenbillung meist die Pupille ganz verdeckt. Sehr
häufig wird Durchbruch beobachtet mit Irisprolaps. Ausser der Erkrankung
der Augen liess sich bei den erkrankten Gemsen stets ein völlig normaler
Allgemeinbefund feststellen. Die speziellen Forschungen nach Ätiologie bzw.
Krankheitserreger haben ein positives Ergebnis noch nicht gehabt. Ver-
impfung von Bindehautsekret rief keine Augenerkrankung bei den Versuchs-
tieren hervor. Auffallend ist die Tatsache des Zusammentreffens dieser
Augenseuche mit der Kriegszeit. Mikroskopisch zeigte sich, dass die ersten
Entzündungserscheinungen an der Hornhaut nicht im Epithel, sondern
unter der Epithelschichte auftreten und lediglich das etwas verdickte Epithel
vorwölben. Es muss daher, sowie nach dem ganzen Charakter der Herde
eine Infektion von innen heraus angenommen werden. (Verschleppung der
Erreger auf der Blutbahn’) In den Schnitten liessen sich auch keine Bak-
terien feststellen. Verf. nimmt an, dass die Krankheit einer Krankheitsform
zurehört, die bei Ziegen und Schafen beobachtet wird: die kontagiöse Aga-
laktie, Versiegen der Milchsekretion bzw. «Augendiesel». (Bei der Agalaktie
treten neben der Erkrankung des Euters gleichzeitig schwere Hornhautent-
zündungen auf, die mit dem Bilde der Gemsenkrankheit grösste Ähnlichkeit
haben. Beim «Augendiesel» erkranken nach dem ähnlichen Prozess an den
Augen die Euter; mit Auftreten der Eutergeschwüre gesunden die Augen.
Diese Seuche tritt in selteneren Fällen auch in milder Form, lediglich als
46 Kericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
eine etwa 4 Wochen dauernde Hornhauttrübung auf, wobei die Milchzie:ren
am Euter gesund bleiben.) Er vermutet, dass die Seuche erstmals lurch
kranke Ziegen oder Schafe anf die Gemsen übertragen wurde, und dass sie
bei den Gemsen in einer durch Nichtbeteiligung der Euter milderen Form
auftritt, dafür aber die Augenerkrankung einen bösartigeren Verlauf nimmt.
Der Mitarbeiter Dr. Ernst fand in Hornhautschnitten sowie im Bindehaut-
sekret samt Epithelzellen Zelleinschlüsse, die völlig den Guarnierischen
Körperchen gleichen. Der infektiöse Charakter der Krankheit zeigt sich an
dem Krankheitszuge von einem Revierteil zum andern, der Verschleppung
von einem Jahr zum andern, der Übertragung von Muttertier anf Kitz.
XV, Iris (Pupille).
Ref: Kümmel.
103) v. Hippel: Über einen Fall von ungewöhnlich schwerer gonorrhoischer
Iridozyklitis und Neuritis optica. v. Graefes Archiv. Bd. 94. H. 3/4. S. 355.
S. Ber. Nr. 122.
*104) Reichardt: Zur Frage der pathologisch-anatomischen Grundlage der
reflektorischen Pupillenstarre. Neurolog. Zentralbl. Jahrg. 37. S. 7.
*105) Zsak6: Pupilienreaktion in bewusstlosem Zustand. Zeitschr. f. d. ges.
Neurologie u. Psychiatrie, Bd. 35. S. 539.
Reichardt (104) vertritt nochmals seinen Standpunkt, dass bestimmt
lokalisierte Rückenmarkserkrankuugen eine reflektorische Pupillenstöruug
hervorrufen können und zwar sind es Erkrankungen, die infolge ihrer Nähe-
zu lebenswichtigen Zentren meist tödlich verlanfen. Die refiektorische Pupillen-
starre tritt bei allen diffusen bzw. Querschnittserkrankungen des obern Hals-
markes im allgemeinen erst kurz vor dem Tode auf. Vielfach hat die Starre
nicht Zeit sich zu entwickeln, da der Tod zu frühzeitig eintritt. Tritt sie
auf, so hat sie im allgemeinen eine ungünstige Voraussage, so dass Kranke
mit dieser Pupillenstörung bei Rückenmarkserkrankungen, die am Leben bleiben,
zu den grössten Seltenheiten gehören. Eine regelmälsige Untersuchung bis
zum Tode ist zur Aufdeckung der hierbei vorkommenden Starre nötig. Aus
der neuern Literatur werden Fälle über diese Beziehungen beigebracht. Da-
für, dass der Sitz der reflektorischen Pupillenstarre nicht nur im Gebiete
der vordern Zweihügel sitzt, ist folgendes anzuführen: Die reflektorische Starre
bei Tabes. die jahrelang isoliert bleiben kann, müsste schliesslich zu einer
Beteiligung der benachbarten Kerngruppen führen, etwa des Okulomotorius,.
was jedoch nie der Fall ist. Ebenso spricht auch der Gegensatz zwischen
Lichtreflex und Konvergenzbewegung gegen den Sitz in der Nähe des III, Kerns.
Denn je schlechter der Lichtreflex wird bei der reflektorischen Starre, desto
deutlicher wird die Konvergenzverengerung, Nie ist ferner durch umschriebene
Erkrankung im vordern Zweihügelgebiete retlektorische Pupillenstarre hervor-
gerufen. — Auch die Hirnrinde muss als Sitz ausgeschaltet werden, da gerade
bei Seelenblindheit lebhafte Pupillenreaktion besteht. — R. ist der Ansicht,
dass im Rautenhirn eine oder mehrere Stellen vorhanden sind, die den Pupillen-
lichtreflex beeinflussen. Schädigung dieser Stellen wird Störung des Licht-.
reflexes herbeiführen, doch wird bei der Nähe der für das Leben wichtigen
Teile meist eher der Tod eintreten, ehe es zu dieser Störung Kommt. Nur
selten wird das der Fall sein. Es könnten dann verschiedene Stellen des
Zentralnervensystems zu den erwähnten Störungen führen. Von den aus dem
XVI. Linse. 4T
Rückenmark zur Oblongata ziehenden, für die Pupillenbewegung wiehtigen-
Bahnen nimmt er an, dass sie u a. in den ventralen Teilen der Hinter-
strange des 3. und 2. Zervikalsegmentes zu suchen sind, zwischen Goll-
schem und Burdachschem Strang.
Meist sind die Pupillen in bewusstlosem Zustand reaktionslos, was im.
allgemeinen auch bei Kopfverletzungen Zsako (105) beobachten konnte.
In einem Fall jedoch stellte er bei einem durch Schrapnellschuss verwundeten
Soldaten gute Pupillenreaktion fest, trotzdem Korneal- und Kuiereflex fehlte,
ebenso war durch Nadelstiche keine Reaktion auszulösen. Es bestand also
tiefe Bewusstlosigkeit. Die linke Pupille war dabei weiter als die rechte.
Die Wunde war nalıe der Haargrenze über der rechten Stirn, Gehirn lag vor.
Eine Sektion war nicht möglich. — Bach erwähnt in seiner Pupillenlehre-
ebenfalls, dass bei Hirnverletzungen und Hirnhautentziindung trotz Bewusst-
losigkeit normale Pupillenverengerung gefunden wurde.
XVI Linse.
Ref: Kümmell.
*106) v. Hess: Beiträge zur Frage der Entstehungsweise des Altersstares..
Archiv f. Augenheilk. Bd. 68. H. 2.
*107) Krenger: Untersuchung über Häufigkeit und Lokalisation von Linsen-
trübungen bei 401 Personen von 7 bis 21 Jahren. Ein Beitrag zur Kenntnis des
Kataraktbeginns. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. Febr. S. 229.
*108) Kümmell: Beitrag zur Kenntnis des Verhaltens des Blutserums zum
Linseneiweiss bei diabetischem Star. Arch. f. Augenheilk. Bd. 68. H. 2. S. 85.
*109) Vogt: Faltenartige Bildungen in der senilen Linse, wahrscheinlich als
Ausdruck lamellarer Zerklüftung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 0.
Jan. S. 34.
110) Walter: Über traumatischen Schichtstar. Inaug.-Dissert. Rostock.
S. Ber. Nr. 501 im IV. Quart. 1917.
v. Hess (106: bringt Beiträge zur Frage nach der Ent»
stehungsweise des Altersstares und wendet sich gegen Salus, der
den Star als rein lokale Erkrankung ansieht und zwar als reine Alters-
erscheinung. Das ist natürlich keine Erklärung. H. hatte vorgeschlagen,
statt von Altersstar von verschiedenen Starformen, als welche er den sub-
kapsulären Rindenstar, den supranuklearen und den intranuklearen Star
heraushebt, zu sprechen, da möglicherweise für jede Form eine besondere
Ursache im Gesamtorganismus in Frage kommt. Dass das gleichzeitig
beobachtete Vorkommen der verschiedenen Formen gegen die Einteilung
sprechen soll, wie Salus meint, ist nicht klar. Dass ferner eine hintere
Kortikalkatarakt durch Schädigung des Vorderkapselepithels beruht, hat H.
nie behauptet, sondern er erwähnt ausdrücklich, dass die angenommene
Schädlichkeit auch auf die Rindenfasern selbst einwirken könne. Ferner
wendet er sich gegen unrichtige Darstellungen Vogts, zunächst über die
Chagrinierung des Linsenepithels, welches H. schon vor 15 Jahren beschrieben
bat. Vogt hatte die Chagrinierung nicht dem Epithel, sondern im wesent-
lichen den Linsenfasern zugeschrieben, was H. richtigstellt und inzwischen
auch Vogt bei Anwendung besserer Untersuchungsmethoden, die H. in ähn-
licher Weise schon früher angewandt hatte, bestätigt hat. Die falsche Zitierung
des subkapsulären Rindenstars als subkapsulären Stares durch Vogt hat zu
48 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
einer Reihe folgenschwerer theoretischer Irrtümer des letzteren geführt, Die
Cataracta punctata ist ebenfalls schon von H. in frühem Lebensalter be-
schrieben, was Vogt bei Besprechung der von ihm sogen. Catar. coronaria
überhaupt nicht erwähnt. Falsche Unterstellungen Vogts über die von H.
dargelegten Ansichten über den Linsenkern werden weiterhin richtiggestellt.
Zum Schluss weist er nochmals darauf hin, dass das Auftreten stärkerer
Linsentrübungen in einem gewissen Lebensalter (50—60 Jahre) als krankhaft
anzusehen ist und nicht als reine Alterserscheinung, sondern als Folge von
Störungen des Gesamtorganismus, Der subkapsuläre Rindenstar hat eine
überraschende Ähnlichkeit mit experimentellen Starformen, bei denen die
Schädigung von aussen wirkte, so dass eine Ähnlichkeit der Ursachen nahe-
liegt, während man experimentell die beiden andern v:n H. aufgestellten
Starformen noch nicht hat erzeugen können; es ist daher ein Hinweis auf
eine ähnliche Ursache noch nicht möglich. Auch hierfür ist jedoch eine von
aussen wirkende Schädlichkeit anzunehmen. Bei den verschiedenen Formen
«les Stares müssen wenigstens zum Teil verschiedene Ursachen zugrunde liegen,
die ausserhalb der Linse liegen müssen.
Vogt (109) hatte vor einigen Jahren über faltenartige Bildungen
des vordern Linsenabschnittes berichtet und zwar unterschied er
2 Arten. Einmal fand sich ein zierliches Faltensvstem von grosser Regel-
mälsigkeit, das über einen grossen Teil des sichtbaren Linsengebietes hin-
wegzog und von unten aussen nach oben innen zog: vor allem war der innere
untere Linsenabschnitt befallen. Bei der 2. Art ist die Rerelmälsigkeit
weniger gross, die Falten spannten sich zwischen den meist zerklüfteten
Linsenniihten, so dass ein Bild wie bei einem Kreuzspinnennetz entsteht,
indem die miteinander gleichlaufenden Falten die strahligen Linsennähte quer
verbinden. Beide Faltenbildungen liegen in der Linsenmasse selbst, was an
zufällig vorhandenen Linsentrübungen, dann aber sehr gut mit der Spaltlampe
erkannt werden kann. Sitzt das Faltensystem in der Rinde, so kann man
unter ihm die vordere Kernoberfläche gut sehen. Die Falten liegen nicht
immer in einer gleichmäfsigen Fläche, sondern können verschieden tief liegen.
Nicht nur die Rinde, sondern auch der vorderste Kernabsehnitt kann Sitz
der Faltung sein, wobei sich dann ein 2. Faltensystem der oberflächlichern
Rinde finden kann; die Richtung der Falten ist hier meist die gleiche wie
in der Tiefe. Die Ausdehnung wechselt von umschriebenen Stellen bis zum
Befallensein des grössten Teils der sichtbaren Linsen. Regelmälsig finden
sich kataraktöse Zerfallserscheinungen, was für die gleiche Entstehung der
Falten spricht. Die einzelnen Falten sind scharfkantig, sie sind untereinander
durch Querverbindungen verbunden. Dabei scheinen die mehr in der Tiefe
liegenden Falten wesentlich gröber zu sein als die oberflächlichen, so dass
bei jenen gleichsam eine Kluft zwischen 2 Lamellen besteht. Um eine eigent-
liche Faltenbildung handelt es sich nicht, sondern wohl um eine Lamellen-
spaltung der Linse und zwar der zwischen den Nähten liegenden, die zwicbel-
schalenartig gruppiert sind. Dies gilt jedoch nur für die spinnenwebartig
angeordneten Falten, während die der ersten Art hierdurch nicht erklärt
werden können. Diese entsprechen vielmehr den Rablschen Radiärlamellen.
Die Zerklüftung in beiden Richtungen wird durch Versuche an mazerierten
und dann getrockneten Linsen gestützt. Der Ausdruck «lLamellierung» statt
«Faltung» dürfte bei dieser lamellären Zerklüftung richtiger sein.
XVII. Glaskörper und Aderhaut. 49
Im Anschluss und in Fortsetzung der Arbeiten Vogts untersucht
Krenger (107) bei 401 jungen Leuten im Alter von 7—21 Jahren,
wann sich die ersten Zeichen des Stars einstellen. Vogt hatte
gefunden, dass schon in frühen Jahren eine kranzförmig um den Kernäquator
‚angeordnete Starform nachzuweisen ist, die er Koronarkatarakt nannte. Sie
ist nur bei stärkster Pupillenerweiterung zu finden. Speichenförmige Trübungen,
die im allgemeinen erst um das 50.—60. Jahr auftreten, fehlen. Die Farbe
ist bläulich und ändert sich erst später in grau. Dagegen haben wir sowohl
im Alter, wie in der Jugend eine vordere und hintere Trübungszone zu
unterscheiden. Nie bestand nach Vogt eine Trübung direkt unter der
Kapsel. Die 401 untersuchten Personen betreffen überwiegend das weibliche
Geschlecht mit 225 Untersuchungen, über °;, gehörten dem schulpflichtigen
Alter unter 14 Jahren an. Von den kranzförmig angeordneten Trübungen
wurden die punkt- oder bläschenförmigen, die angeboren sind, genau
unterschieden, was durch ihre Lage, meist im hintern Abschnitt und durch
‘die Bläschenform, sowie die Dichte möglich ist. Die Trübungen des kranz-
formigen Stares sind an ihrer grossen Zartheit, gleichmäfsigen Dichte, rund-
lichen Form und ihrer Lage in der Gegend des Kernäquators zu erkennen.
Dabei ergab sich, dass unter 341 Kindern unter 14 Jahren keinmal der-
artige Trübungen, die dieser Starform zuzurechnen sind, zu finden waren.
Sie fanden sich dagegen vom 15. Lebensjahr an häufiger, nämlich von etwa
9°, im 14. Jahr, bis 18°/, zwischen 15. und 17. und schliesslich bis zu
37,5 °', vom 18.— 21. Jahr. Die Zahl der Untersuchten aus diesen Lebens-
jahren ist jedoch nicht ausreichend. Der Beginn des Auftretens dieser Star-
trübungen liegt also um das 14. Jahr, d. h. um den Beginn der Pubertät.
Die Fälle mit Startribungen waren entweder schon in die Pubertät einge-
treten oder hatten sie hinter sich. Für den Sitz der Trübungen kann die
geringe Zahl (18) der positiven Fälle nur bedingt verwertet werden.
Kümmell (108) prüfte die Angaben Römers nach, die dieser im
anaphylaktischen Versuch mit dem Serum von Leuten erzielt hatte,
die an Zuckerstar erkrankt waren. Römer ging dabei von der Voraus-
setzung aus, dass dem Star Stoffwechselvorgänge zugrunde liegen müssen,
vielleicht autozytotoxischer Art,* die zur Bildung von Antikörpern führen
können. Letzteres müsste besonders bei jugendlichen Kranken mit Zuckerstar
der Fall sein. Nun ergab zwar sowohl eine Lösung der Starlinse des Kranken
selbst, als auch eine solche von Schweinslinse mit dem Serum des Kranken
zusammengebracht einen deutlichen Temperatursturz, doch auch die Kontrollen
mit Normalserum und Schweinslinse, sowie Normalserum allein gleiche
Senkungen der Körperwärme. Der Naclıweis der Antikörper war in diesem
Falle auf die genannte Art nicht zu erbringen, so dass noch weitere Kontrollen
nötig sind.
XVII. Aderhaut und Glaskörper.
: Ref.: Kümmell.
*111) Bensheim: Beitrag zur Frage der traumatischen Entstehung der
Chorioidealsarkome. Inaug.-Dissert. München 1918.
*112) Feder: Beitrag zur Kenntnis der Ziliarkörpersarkome. Inaug.-Dissert.
München 1917.
*113) Gutfreund: Ein Fall von beiderseitiger pulsierender Vortexvene. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk, Bd. 60. Febr. S. 259.
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. IV
50 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*114) Uhthoff: Ein Fall von Gumma des Uvealtraktus mit Durchbruch nach
aussen durch die Sklera nebst anatomischer Untersuchung des Bulbus. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. Jan. S. 20.
Uhthoff (114) bringt den klinischen und anatomischen Befund einer
Gummigeschwulst bei einer Syphilitischen, die mit den Zeichen schwerer
Iritis zur Aufnahme kam. Unter Steigerung der Erscheinungen trat ein
Hypopyon. sowie eine gelbliche Vorragung auf, die äquatoriell nach unten
aussen sass, Da trotz spezifischer Behandlung die Erscheinungen stärker
wurden, musste das Auge entfernt werden. Die anatomische Untersuchung
ergab das Vorliegen eines gummösen Granulationsgewebes mit teilweise reicher
Gefässbildung; Nekrosen, beginnender bindegewebiger Umwandlung und ent-
zündlicher perivaskulärer Zellinfiltrationen in und bei den erkrankten Stellen.
Im Augeninnern bestand eine fibrinös-plastische Entzündung. Ausgangspunkt
war der Äquatorteil der Aderhaut, von wo aus die Lederhaut zur Einschmelzung
kam, was bei weitem häufiger ist, als die Ausbreitung im Augeninnern. Die
Lederhautteile wurden direkt zerstört, nicht etwa mechanisch vernichtet. Stark
waren die sekundären entzündlichen Veränderungen der Nachbarschaft, sowohl
im Innern des Auges, als auch ausserhalb. Ein Aderhauttumor konnte
differentialdiagnostisch nicht in Frage kommen, da er langsamer und unter
weniger stürmischen Erscheinungen verläuft.
Bei einem kurzsichtigen Auge konnte Gutfreund (113) das Pulsieren
einer Vortexvene beobachten, die als breiter Streifen etwa von der Gegend
des gelben Flecks zum Sehnerven zog. Rhythmisch mit dem Karotispuls, doch
etwas später als dieser, salı man das Einschiessen des Blutes in die Vene
und zwar nach dem Sehnerven zu. Zeitlich fiel es mit dem Puls der Netzhaut-
venen zusammen, bei geringem Druck nahm die Pulsation etwas zu. G. erklärt.
die Erscheinung durch Wegfallen der Verengerung der Vene beim Austritt
aus der Sklera infolge der Dehnung durch die Kurzsichtigkeit. Das zeitliche
Zusammenfallen des Netzhautvenenpulses mit dem der Wirbelvene spricht für
eine penetrierende Pulswelle.
Bensheim (111) beleuchtet an Hand eines einschlägigen Falles die
Beziehungen zwischen Unfall (Prellung)’ und Aderhautsarkom. Ein
44 jähriger Mann hatte sich Anfang Oktober mit der rechten Koptseite heftig
gegen eine Türkante gestossen; die erste Untersuchung am 18. Oktober stellte
eine Netzhautablösung fest, die ihrem Aussehen nach schon längere Zeit
bestanden haben musste. Der Zusammenhang im Rentenverfahren wurde daher
abgelehnt. Später entwickelte sich Drucksteigerung; bei der Sektion des
herausgenommenen Auges fand sich ein Sarkom. Die erneute Prüfung der
Frage über Zusammenhang des Sarkoms mit dem behaupteten Unfall liess
ihn nicht ganz von der Hand weisen, doch ist ein Beweis durchaus nicht
gegeben.
Die Sarkome des Strahlenkörpers stehen betreffs ihrer Häufigkeit
zwischen denen der Aderhaut und denen der Iris, vor allem sind die wenig
pigmentierten Formen selten. Feder (112) berichtet über einen derartigen
Fall: Bei einer 48jährigen Kranken bestand unten aussen in der Iris eine
linsengrosse Geschwulst von hellroter Farbe, die sich nach ihrer Angabe aus
einem schon über 20 Jahre bestehenden roten Fleck entwickelt haben soll.
Nach Sektion des entfernten Auges erkennt man, dass die Geschwulst mehr
als ?/, des Auges einnimmt, die Netzhaut ist über ihr erhalten. Pigment ist
XVIII. Sympathische Ophthalmie. 51
nur im vordersten Teil enthalten. Mikroskopisch erwies sich der ganze
Strahlenkörper durch die Masse ersetzt, ebenso Teile der Iriswurzel, die Ader-
haut ging in den vorderen Teilen in die Geschwulst über.
XVIII. Sympathische Ophthalmie.
Ref.: Kümmell.
*115) Axenfeld: Zur Technik der Neurotomia optico-eiliaris. Klin. Monatsbl.
f. Auvenheilk. Bd. 50. Jan. S. 29.
*116) Burchardt: Über sympathische Ophthalmie nach Exenteration des
andern Auges. Inaug.-Dissert. Rostock 1917.
*117) Stargardt: Über einen Angewöhnlichen Fall von sympathischer
Ophthalmie nach Kriegsverletzung. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 39. H. 1/2. S. 12.
Stargardt (117) berichtet über einen in mehrfacher Beziehung auf-
fallenden Fall sympathischer Entzündung bei einem Kriegsverletzten.
Entfernung des verletzten Auges 26 Tage nach der Verwundung, Ausbruch
der sympathischen Entzündung etwa 8 Tage später. Es fand sich dann
Netzhautträbung am hintern Augenpol, sowie 2 Aderhautherde. Auch weiter-
hin blieb die Erkrankung auf den hintern Abschnitt der Uvea beschränkt,
selbst mit dem Hornhautmikroskop war vorn nichts Krankhaftes zu erkennen,
wobei besonders auf das Hornhautendothel geachtet wurde. Verhältnismäfsig
früh trat eine Netzhautablösung ein, ebenfalls ein seltenes Ereignis im Anfang,
um so mehr, als sie nach 9 Tagen sich zurückbildete, worauf noch einmal
eine neue Ablösung an anderer Stelle von 4 Tagen Dauer auftrat; auch sie
ist geheilt geblieben. Inwiefern eine festgestellte Milzschwellung mit der
Augenerkrankung in Zusammenhang stand, ist zweifelhaft, Lymphozytose
bestand. — Zur Heilbehandlung wäre noch zu bemerken, dass Salvarsan und
Hg. keinen Einfluss hatten, während Benzosalin sofort eine Besserung der
Erkrankung herbeiführte.
Wenn auch die Neurectomia optico-ciliaris zur Verhütung der
sympathischen Ophthalmie keinen Wert besitzt, so kommt sie doch gelegent-
lich bei sympathie-ungefihrlichen Augen in Frage, wenn die Herausnahme
verweigert wird oder sonst nicht angängig ist. Einen derartigen Fall beschreibt
Axenteld (115), wobei es sich um ein geschrumpftes Auge mit starker
Entstellung handelte. Da ein Glasauge über der normal empfindenden Horn-
haut nicht getragen werden konnte, wurde diese Operation vorher ausgeführt.
Das nun über dem geschrumpften Auge getragene Glasauge sitzt so gut,
dass keine Entstellung besteht. — Bei der Ausführung der Operation hat
sich zur Vermeidung der oft die Enukleation nötig machenden Blutung zu-
nächst tiefe Leitungsanästhesie bewährt, doch mit geringen Flüssigkeitsmengen,
um Hervortreten des Auges zu vermeiden; nach Durchtrennung des Seh-
nerven wird kurz komprimiert und weiterhin kann mit in Perhydrol getränkten
Tupfern Gerinnung in den durchschnittenen Gefässen hervorgerufen werden. Da
häufig die durchschnittenen Nerven wieder in die alten Kanäle der Leder-
haut einwachsen können und dadurch die Wirkung der Operation vernichten,
empfiehlt A. Kauterisation der Eintrittsstellen der hintern Ziliarnerven in die
Lederhaut.
Burchardi (116) stellt sämtliche Fälle der Literatur zusammen, in
denen es iin Anschluss an eine Exenteration des Auges doch zu einer
sympathischen Entzündung des andern Auges gekommen war. Es
IV*
52 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
sind das 27 Fälle, wovon 7 anatomisch untersucht wurden. Während nach
. Enukleation eine s. O, des andern Auges nach 50 Tagen berechtigte Zweifel
erwecken muss, kann bei der Exenteration kein derartiger Zeitpunkt an-
gegeben werden, da die Möglichkeit, dass Uveagewebe zurückbleibt, hier-
bei gegeben ist. Das Auftreten s. O. nach Ausweidung des Auges ist
immerhin selten im Verhältnis zur Zahl dieser Operationen, doch kommt in
Betracht, dass sie zum grossen Teil wegen Panophthalmie vorgenommen werden,
wobei s. O. überhaupt selten ist. Auffallend ist das häufige Auftreten nach
Einpflanzen einer Kugel in den Stumpf (Mules). — Als propbylaktische
Operation bei chronischer Uveitis nach Verletzungen darf die Ausweidung
nicht eingeführt werden, ganz gleich, ob sie auf die gewöhnliche Art oder
diaskleral nach Krusius ausgeführt wird. Narbige Bildungen können zur
Abschnürung von Teilen der Uvea führen, so dass bei sorgfältigster Technik
die vollständige Entfernung des Augeninnern nicht gelingen kann. Das bewies
ein Fall der Rostocker Klinik, bei dem die Ausweidung nicht vollständig gelang
wegen Verwachsungen und deshalb die Enukleation des Restes des Auges an-.
geschlossen wurde. Hier hatte sich pigmentiertes Gewebe in einem narbigen
Trichter festgesetzt, was zu späterer s. O. hätte Veranlassung geben können.
XIX. Glaukom.
Ref.: Kümmell.
*118) Boas: Über Melagokornea. Inaug.-Dissert. Rostock 1916.
*119) Köllner: Über Augendruckschwankungen beim Glaukom und ihre
Abhängigkeit vom Blutkreislauf. Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 9.
Boas (118) konnte in der Rostocker Klinik 2 Fälle von Megalo-
kornea beobachten. Die Hornhaut des ersten Kranken hatte 14mm Durch-
messer bei starker Krümmung (r = 45 mm). Tiefe V. K., Irisschlottern,
zarte Hornhauttrübungen, keine Drucksteigerung, keine Druckaushöhlung des
Selinerven. Beim 2. Fall betrug der Hornhautdurchmesser 13 mm, Druck
leicht gesteigert (27 mm), Selnerv blass und ausgehöhlt. Im Anschluss wird
die Literatur über Megalokornea und Hydrophthalmus gewürdigt, vor allem,
ob es sich um eine selbständige Vergrösserung der Hornhaut handelt. oder
um einen geheilten Hydrophthalmus. Auch die Erblichkeit wird eingehend
berücksichtigt. Im ersten der selbst beobachteten Fälle von B. war das Bild
der Megalokornea insofern nicht rein, als Hornhauttrübungen bestanden, nicht
als Risse der Descemet, sondern als zarte Flecke vor allem der inneren
Hornhautschichten. Bei dem guten Sehvermögen und dem Fehlen der Druck-
steigerung würde wiederum die genannte Störung in Betracht kommen. Auch
an die Möglichkeit sekundärer Drucksteigerung durch Subluxation der Linse
muss gedacht werden. Im zweiten Fall wiederum bestand klare Hornhaut,
doch Sehnervenschwund mit Druckaushöhlung, so dass auch hier wieder die
Symptome der M. in die des Hydrophthalmus hineinspielen. Im 1. Falle
bestand ausserdem ein Embryontoxon, dessen Entstehung nach Peters auf
nıcht genügende Differenzierung des Lederhautgewebes zu durchsichtigem
Hornhautgewebe zurückzuführen ist, bei gleichzeitiger bestehender Subluxation
der Linse. Weitere Untersuchungen müssen lehren, in welchen Beziehungen
jenes einerseits zum Hydrophthalmus, andererseits zur Megalokornea steht.
Köllner (119) geht auf die Augendruckschwankungen beim
Glaucoma simplex und ihre Abhängigkeit vom Blutkreislauf
ein. Der Augendruck kann natürlich nie gleichbleibend hoch sein, da er von
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 53
örtlichen Verhältnissen am Auge selbst abhängt, sowie auch vom allgemeinen
Blutkreislauf (Blutdruck, Verteilung und Konzentration). Beim einfachen
Glaukom sind wir über die Schwankungen des Augendrucks bisher nur un-
vollkommen unterrichtet. Es empfieblt sich für Glaukomkranke zunächst einige
Tage eine Druckkurve anzulegen. wobei man findet. dass der Druck nach-
mittags meist geringer ist. als in der Frühe. Der Unterschied kann bei gleicher
Höhe des Augendrucks oft nur wenige Millimeter, oft dagegen 15—-20 mm
betragen. Ausserdem treten noch zufällige Schwankungen auf. Die Bewegungen
des Augendruaks auf beiden Augen sind gleichsinnig, so dass man eine ge-
meinsame Ursache annehmen muss. Örtliche Veränderungen (Akkommodation,
Lidschlag usw.) können bier nicht in Betracht kommen, da z. B. auch das
eserinisierte Auge und das irislose derartige Schwankungen zeigt. Zunächst
der Blutdruck beeinflusst den Augendruck in weitgehendem Mafse. So ent-
spricht z. B. den erwähnten zufälligen Schwankungen stets eine Erhöhung des
Blutdrucks. Die Beziehungen treten besonders deutlich in den Kurven bervor,
wenn man nach Hundertteilen sowohl die Zunahme des Blutdrucks, als die
des Augendrucks berechnet, wobei der Augendruck oft um das Doppelte zu-
nehmen kann. Wichtig ist ferner die Blutverteilung. Durch Kochsalzinjektionen
unter die Bindelaut kann man eine Blutüberfüllung des Augeninnern erzeugen,
die zur Steigerung des Augendrucks führt, während Adrenalininjektionen das
Gegenteil bewirken. Über die allgemeine Blutverteilung wissen wir aus den
Versuchen Wesselys, dass durch Änderungen jener der Augendruck gesteigert
oder herabgesetzt werden kann, oft sogar so stark. dass Blutdrucksteigerungen
dadurch mehr als ausgeglichen werden. Beim Amylnitrit steigt z. B. der
Augendruck trotz der Blutdrucksenkung, umgekehrt kann Ableitung auf den
Darm eine Senkung des Augendrucks hervorrufen. Auch die molekulare
Zusammensetzung des Blutes kommt in Betracht, da man durch Zufuhr hoher
hypertonischer Salzlösungen den Augendruck senken kann. Die tägliche
Nahrungsaufnahme spielt vor allem wohl praktisch eine gewisse Rolle durch
Änderung der Zusammensetzung des Blutes, der Blutverteilung und Blutdruck-
senkung und andere Umstände. Verschiebt man bei Glaukomkranken mit. aus-
gesprochener Senkung am Nachmittag die Mittagsmahlzeit, so wird die Senkung
ebenfalls in einer Reihe von Fällen verschoben. Im allgemeinen verhält sich das
Auge mit einfachem Glaukom ähnlich wie ein normales Auge, indem sich auch
hierbei die Druckschwankungen, allerdings verhältnismälsig geringer, nach-
weisen lassen. Meist sind mit steigendem Druck die Schwankungen grösser,
was sich ausser im Tierversuch auch an Kranken mit Glaukom nachweisen
lässt, von deren Augen jedes etwas verschiedenen Druck hat. Ebenso am
gleichen Auge nach Absenkung des Druckes durch Eserin. Praktisch ist der
Nachweis der Drucksteigerung in leichten Fällen vor allem nach dem Ergebnis
der Frühmessung von Wichtigkeit, ebenso wie bei leichter Steigerung des
Drucks zu gewissen Zeiten erst die Anlegung einer Druckkurve Aufschluss
gibt, ob krankhafte Drucksteigerung vorliegt. Auch für die Voraussage und
die Behandlung können wir aus diesen Feststellungen lernen.
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen.
Ref.: Lohmann.
120) Arning: Neuritis optica bei gleichzeitig bestehender sekundärer unbehan-
deiter Lues. Arztl. Verein Hamburg. 5. 2. 18. Münch. med. Wochenschr. Nr. 9.
S. 252.
54 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
121) Blass: Ein Beitrag zur Lehre von der Thrombose der Vena centralis
retinae. Dissert. Giessen.
*122) v. Hippel: Über einen Fali von ungewöhnlich sehwerer gonorrhoischer
Iridozyklitis und Neuritis optica. v. Graefes Archiv f. Ophthalm. Bd. 94. H. 3/4.
*123) v. Hippel: Über diffuse Gliose der Netzhaut und ihre Beziehungen zur
Angiomatosis retinae. v. Graefes Archiv f. Ophthalm. Bd. 95. H. 2.
*124) Köhne: Über angiolde Pigmentstreifenbildung der Netzhaut. Archiv
f. Ophthalm. Bd. 9. H. 1.
*125) Westphal: Beitrag zur Lehre der amaurotischen Idotie. Arch. f.
Psychiatrie u. Nervenk. Bd. 58.
Arning (120) demonstrierte eine heftige Neuritis optica bei einer
frischen unbehandelten sekundären Lues. Nach kräftiger Salvarsan- und Hg.-
Behandlung schwand dieselbe. Dieser Fall zeigt also eindringlich, dass die
Neuritis nicht eine Folge einer Hg.- oder Salvarsanintoxikation sein konnte.
Köhne (124) berichtet über einen Patienten mit angioider Pigment-
streifenbildung in der Netzhaut, der bereits 1895—1899 in der Heidelberger
Augenklinik beobachtet und vor 10 Jahren von Pagenstecher veröffent-
licht wurde. Über den Verlauf der Anomalie lehrt diese über 22 Jahre
sich erstreckende Beobachtung. dass die fertig gebildeten Netzhautstreifen
eine Veränderung nur insofern zeigten, als sie sich peripherwärts verlängerten.
Neue Streifen kamen hinzu, die die älteren netzartig verbinden oder parallel
zu ihnen verlaufen. Hand in Hand damit stellten sich andere Veränderungen
der Netzhaut ein, insbesondere eine Aufhellung gewisser Partien. — Ein in
der Netzhautmitte sich befindlicher weisser Herd, der bei diesem Krankheits-
bild häufig beobachtet wird, wird als Bindegewebsherd nach Blutung gedeutet.
Die ganze Erkrankung fasst K. als einen chronisch-degenerativen Prozess auf,
der unbekannter Ätiologie sei und mit kapillaren Blutungen, bindegewebiger
Proliferation, Veränderungen im Pigmentepithel und den eigenartigen Pigment-
streifen einbergehe; die Anordnung der Pigmentstreifen liesse an präexistente
Bahnen denken,
Bei einem 18Sjährigen Gymnasiasten beobachtete E. v. Hippel im
Anschluss an eine Gonorrhöe (122) eine heftige metastatische Entzündung
beider Augen. Die Bindehäute und Regenbogenhäute waren beiderseits er-
griffen. Besonders auffallend war eine beidseitige hochgradige Papillitis
mit zentralen Skotomen. Der Befund zeigt nach 2!/,jähriger Kontroll-
untersuchung neben Veränderungen an der Iris Schwellung der Papillen.
Genauere Einzelheiten konnten wegen Medientrübung nicht festgestellt werden:
jedenfalls fand sich keine Abblassung der Papille. Die Sehschärfe betrug
rechts mit + 1,0 =7*',,, links mit + 0,5 =?/,,. Es handelt sich in diesem
Falle also um eine schwere dauernde Sehstörung durch zentrales Skotom
nach Gonorrhöe, wie sie bislang noch nicht beschrieben worden ist.
v. Hippel (123) nimmt in seiner Arbeit ȟber diffuse Gliose der
Netzhaut und ihre Beziehungen zu der Angiomatosis retinae« Stellung zu
der namentlich von Meller vertretenen Ansicht über das Wesen der von
ihm beschriebenen sehr seltenen Netzhauterkrankung und verteidigt
seine Ansicht von dem Primat der angiomatösen Veränderungen. Die Glia-
wucherung fasst er als sekundär auf und bringt drei Fälle vor, die dartun,
dass solche Gliawucherungen unter den allerverschiedensten Bedingungen ent-
stehen können. Nach Zugrundegehen der spezifischen Netzhautelemente ent-
falte die Glia ihre raumausfüllende Tätigkeit in einem weit über das gewöhn-
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 55
liche Mafs hinausgehenden Umfange; und so erklärten sich die vorgebrachten
Befunde in vollkommen befriedigender Weise. v. H. bezieht sich auf eine
ausführliche Mitteilung eines anatomisch untersuchten Falles nach einer Ver-
letzung mit starken gliösen Veränderungen der Netzhaut, jedoch ohne kapillare
Angiome. Der zweite Fall, auf den v. H. sich beruft, ist eine früher von
ihm beschriebene Gliosis bei Mikrophthalmus; ferner beschreibt er kurz ein
hierher gehöriges Präparat einer hochgradigen Phthisis bulbi nach metastatischer
Entzündung bei Genickstarre. Gegenüber der von Ginsberg und Spiro
geäusserten Ansicht, dass es sich um Tumoren (Mischtumoren) handele,
nimmt v. H. eine im allgemeinen ablehnende Stellung ein, betont jedoch,
dass sich anatomisch schwer eine Grenze zwischen Gliosis und Gliomatosis
ziehen lasse.
Westphal (125) hat das Gehirn eines 16 Monate alten jüdischen Kindes,
welches an amaurotischer Idiotie litt, untersucht. Klinisch begannen
Schwächen im Gebiete der Halsmukeln, es folgte ein hochgradiger Schwäche-
zustand der unteren Extremitäten, ohne dass eine eigentliche Lähmung konstatiert
werden konnte. Es traten später motorische Reizerscheinungen und epilep-
tische Anfälle auf. Neben Apathie und Schlafsucht bestand eine auffallende
Schreckhaftirkeit bei akustischen Eindrücken. — Die Papillen waren ab-
geblasst, besonders temporal: in der Gegend der Makula fand sich ein grau-
weisser Fleck, der im Zentrum einen braunroten Punkt erkennen liess. Mikro-
skopisch wurde eine über das ganze Zentralnervensystem ausgedehnte eigen-
artige Erkrankung der Ganglienzellen festgestellt, die Hand in Hand mit weit-
gehenden Störungen des Markfaserbildes und mannigfachen Gliaveränderungen
ging. Besonders hervorzuheben ist der Befund von zweikernigen Ganglien-
zellen in der Grosshirnrinde, sowie der Umstand, dass die gliösen Veränderungen
besonders in der Rinde des Kleinhirns sich fanden. Von den Sehbahnen
erwies sich der Nervus opticus nur in leichterem Grade besonders an seinen
zentral gelegenen Fasern degeneriert. Hochgradig waren die degenerativen,
zu einer deutlichen Atrophie des Marklagers führenden Veränderungen in der
Fissura calcarina. W. wendet sich in seinen Erörterungen der Frage nach
der juvenilen und infantilen Form der amaurotischen Idiotie zu und neigt
sich der Ansicht zu, dass die letztere und die ersteren nicht verschieden-
artire Erkrankungen seien. — Sich im grossen und ganzen auf den Boden
der Edingerschen Aufbrauchtheorie stellend, meint W., dass die Frage
nach der Entstehung der amaurotischen Idiotie noch manche der Lösung
harrende Rätsel biete.
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten.
Rei.: Filbry.
126) Bab: Über die Ruptur der Chorioidea als Kriegsverletzung des Auges.
Dissert. Berlin.
127) Berger, Eugen: Der Holzhacker als Staroperateur. Wochenschr. f.
Ther. u. Hyg. d. Auges. Nr. 3.
*128) Bergmeister: Wann und wo kann im Felde die Enucleatio bulbi vor-
genommen werden? Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1.
*129) Beykowski: Über Minenverletzungen des Auges. Wiener med.
Wochenschr. 1918. Nr. 1.
56 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*130) Beykowski: Eine neue Vorrichtung zum Schutze des lichtscheuen und
operierten Auges. Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1. — Beschreibung und
Abbildung einer Klappenschutzbrille mit, auch teilweise, vorzuklappendem
dunklem Glase.
131) Dittrich: Tintenstiftverletzungen des Auges. Dissert. Berlin.
*132) Engelbrecht: Zur Entfernung von nichtmagnetischen Fremdkörpern aus-
dem Innern des Auges. Graefes Archiv f. Ophthalm. Bd. 94. H. 3/4. S. 329.
*133) v. Grosz: Die Augenheilkunde im Kriege. Archiv f. Augenheilk-
Bd. 83. H. 2. S. 62.
*134) v. Grosz: Die augenärztliche Tätigkeit im Felde. Wiener med.
Wochenschr. 1918. Nr. 1.
*135) Hanke: Über Kriegsverletzungen des Auges durch gesteigerten Luft-.
druck platzender Geschosse. Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1.
*136) Hessberg: Uber die Behandlung von Gesichtsverletzungen Kriegs-
beschädigter, besonders in der Umgebung des Auges. Med. Klinik. Nr. 4. S. 86.
*137) van der Hoeve: Fremdkörper im Auge. Zeitschr. f. Augenheilk-
H. 1/2. S. 20.
*138) Hönig: Erfahrungen auf dem Gebiete der Augenheilkunde im Kriege. I..
Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1.
*139) Ischreyt: Zur Kasuistik der Augenverletzungen. Zeitschr. f. Augenheilk.
H: 1/2. SIn
140) Klingelhöffer: Die Augenheilkunde im Kriege. Prakt. Arzt. III. H.1.
*141) Levi-Sander: Augenärztliches aus einem Feldlazarett, Klin. Monatsbl.
Febr. S. 266.
*142) Pichler: Überstreuung der Regenbogenhaut mit Steinstaub. Klin.
Monatsbl. Jan. S. 102.
*143) Pichler : Die nichtperforierenden Splitterverletzungen des vorderen
Augenabschnitts. Zeitschr. f. Augenheilk. H. 1/2. S. 37.
*144) Pichler: Uber simulierte Gesichtsfeldeinschränkung. Graefes Archiv
f. Ophthalm. Bd. 94. H. 3/4. S. 227.
*145) Pichler: Beobachtungen über traumatischen Enophthalmus in drei
Kriegsjahren. (Graefes Archiv f. Ophthalm. Bd. 95. H. 2. S. 145.
*146) Rejtö: Durch Lokalanästhesie verursachte Optikusaffektion. Wiener
med. Wochenschr. 1918. Nr. 1.
147) Salus: Doppelseitiger pulsierender Exophthalmus. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. S. 253. S. Ref. Nr. 77.
*148) Silex-Hirsch: Die Blindenlazarettschule des Vereinslazaretts St. Maria
Victoria-Heilanstalt zu Berlin.
149) Stülz: Über Kriegsbrauchbarkeit bei Augenveränderungen unter Berück-
sichtigung der Gewöhnung. Deutsche militärärztl. Zeitschr. Nr. 23 u. 24.
*150) Uhthoff: Sitzungsbericht der medizinischen Sektion der schlesischen
Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau. 26. Okt. 1917.
*151) Weigelin: Ein Fall von spontaner Luxation des Bulbus. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Febr. S. 262,
Interessante Versuche über simulierte Gesichtsfeldeinschrän-
kung hat Pichler (144) an gesunden, intelligenten. aber nicht mit dem
Perimeter vertrauten Personen angestellt und kommt zu dem Schlusse. dass
irgendeine Simulation ausschliessende Beweiskraft keiner einzigen Gesichts-
feldform zugesprochen werden könne. Bei der Aufforderung sich Schlecht-
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 57
sehen vorzustellen, gaben zwei von drei Versuchspersonen, ohne sonstige
Erklärungen zu erhalten, am Perimeter prompt konzentrische Gesichtsfeld-
einschränkungen an. Durch die verlangte Vorstellung zunehmenden Schlechter-
sehens während der Prüfung ergab sich eine spiralige Einschränkung, mit.
einer nur ganz geringen Überkreuzung. Auch der Förstersche Ver-
schiebungstyp wurde sofort und prägnant ausgeprägt gefunden. Die Versuchs-
person bediente sich des Intensitätsschätzens, wartete das Deutlichwerden des
Objektes ab. Auch die Ermüdungsspirale liess sich sehr leicht hervoırufen.
Aus seinen Versuchen und seinen Erfahrungen, besonders bei Unfallbegut-
achtung kommt P. zu dem Schluss, dass die Prüfung des Gesichtsfeldes als
brauchbare, wenn auch nicht als absolut ee Glaubwürdigkeitsprüfung
angesehen werden kann.
Nach einer zur Operation einer Otitis media vorgenommenen Lokal-
anästhesie des III. Astes des Trigeminus an der Schädelbasis trat einige Tage
später eine Neuritis optica auf, die nach einem Monat zurückging. Rejtö
(146) lässt die Frage offen, ob diese Optikusaffektion einer chemischen
Wirkung des Anästhetikums oder einer Infektion zuzuschreiben sei.
Bergmeister (128) warnt bei Besprechung der Frage, wann und
wo im Felde die Enucleatio bulbi vorgenommen werden könne,
vor allzu frühzeitiger Operation. In den allerersten Tagen, wo ja die sym-
pathische Ophthalmie nicht drohe, sei die Operation oft durch die Durch-
blutung des ganzen Orbitalgewebes schwieriger sauber und radikal durch-
zuführen; auch sei die Gefahr der Nachblutung grösser. B. hebt die üblichsten
Kontraindikationen besonders hervor, schon eingetretene Panophthalmie, be-
stehende Dakryozystitis und eitrige Weichteil- oder Knochenwunden in nächster
Umgebung des Auges.
Die Wirkung des gesteigerten Luftdruckes platzender Ge-
schosse illustrieren drei Fälle Victor Hankes (135). Er fand nach
einer Verletzung durch eine dicht vor dem Patienten krepierten Handgranate
eine weisse Papille, in deren Umgebung und in der Makula Pigmentkörnchen;
er führt das Bild auf Zerreissung der hinteren Ziliargefässe zurück. Derselbe
Befund, kombiniert mit Chorioretinitis proliferaus. verursachte die einseitige,
auf dieselbe Verletzung zurückgeführte Erblindung auch im zweiten Falle,
während bei dem dritten, auf diese Weise erblindeten Patienten eine schwere
Aderhautzerreissung mit Pfeffer-Salz-Fundus vorlag.
Wenn auch Hessberg (136) der weiteren, allerdings während des
Krieges durch Materialmangel sehr behinderten Ausbildung der Methoden
zur Herstellung von Orbitalprothesen aus Wachs für einige, allen operativen
Methoden trotzende Fälle eine grosse Zukunft verspricht, so muss doch auch
nach den schwersten Gesichtsverletzungen Kriegsbeschädigter
in der Umgebung des Auges stets dem Operateur als Ziel vorschweben,
dem Patienten das Tragen einer Glasprothese zu ermöglichen. Als Vorbe-
dingung einer jeden plastischen Operation stellt H. die Anfertigung einer
Röntgenaufnahme und genaue Untersuchung der Nase und der Nebenhöhlen.
Die Vorbehandlung zur Operation werde durch Biersche Sauger und eine
dosierte Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne sowohl zum Verschluss
operativ schwer angreifbarer Knochenfisteln, wie auch um eine bessere Er-
nährung des Narbengewebes herbeizuführen, oft wesentlich unterstützt. In
der Besprechung spezieller Fragen der Technik der plastischen Operationen
selbst wird u. a. die Blepharotomia externa zum Zwecke besserer Übersicht.
58 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
über Narben- und Raumverhiltnisse des Bindehautsackes, die Essersche
Transplantation von Lippenschleimhaut zur Vermeidung neuer Narbenzüge,
die Anwendung eines ungestielten Lappens zum Ersatz des Oberlids, dagegen
eines Frickeschen Lappens, kombiniert mit der Büdingerschen Ohr-
knorpelplastik bei fehlendem Unterlid empfohlen. Bei letzterem ist die Be-
festigung am innern Lidwinkel am besten in einem oberflächlichen und einem
tiefen Blatt vorzunehmen.
Über 21 Minenverletzungen des Auges berichtet Beykowsky
(129). Meist waren sie durch umberfliegende Steinsplitter entstanden. Da
diese in der Hornhaut meist lange reizfrei getragen werden, sollte man nicht
unnötig ihre Entfernung versuchen. Einen Stein»plitter sah B. reizfrei in
einer durch Regenbogenliautsynechien gebildeten Tasche fest verklebt liegen.
Ein auf der Iris beobachtetes Steinchen zerfiel in so kleine Splitter, dass
die Iris wie mit Salz bestreut erschien. Bezüglich einer Netzhautabhebung
erörtert B. die Frage nach ihrer Entstehung, sie war aufgetreten nach blosser
Luftdruckwirkung einer krepierenden Mine, B. meint, es könne eine sub-
retinale Blutung vorliegen oder aber der nach dem positiven plötzlich stark
negativ werdende Luftdruck die Ursache sein. Nach B.s Ansicht werden
durch die Schutzbrillen viele Fälle von Steinsplitterverletzungen verhütet.
Pichler (143) greift aus seinen Kriegserfahrungen im Hochgebirge
die nicht perforierenden Splitterverletzungen des vorderen
Augenabschnitts heraus. Unter diesen stehen die Verletzungen durch
Steinsplitter mit */, aller Fälle an der Spitze. Genaue Vergleiche der einzelnen
Splitterarten hinsichtlich der Grössenmalse, des spezifischen Gewichts, der
Form, der Ränder und Ecken liessen verständlich erscheinen, dass die
leichteren, meist kleineren, zwar kantigen, aber nicht mit spitzen Ecken ver-
sehenen Steinsplitter, zumal wenn sie von der Explosion her in ihrem Gefüge
gelockert sind, seltener einzudringen pflegen als die grösseren schwereren
Kisensplitter. Aus ähnlichen Gründen ist auch die Bleiverletzung so relativ
selten perforierend. Sehr häufig kommen Quetschungstrübungen der Hornhaut
durch Anprallen eines grösseren Steines oder Granatsplitters vor. Von den
sonst wohl allgemein geübten Behandlungsmethoden derartiger Verletzungen.
die P. eingehend bespricht, sei hervorgehoben, dass er eine sehr günstige
Wirkung von häufigen Bädern infizierter Hornhautwunden mit !/, proz.
Optochinlösung bemerkt zu haben glaubt, während er von den vielgerühmten
inutraglutäalen Milchinjektionen keinerlei Erfolg gesehen habe.
Pichler (142) stellt seine Erfahrungen aus dem Gebirgsstellungskriege
über Steinsplitterverletzungen zusammen und zeigt an 9 ziemlich gleich-
artigen Fällen die auch mit Skizzen erläuterten charakteristischen Befunde
der Überstreuung der Regenbogenhaut mit Steinstaub. Da sich
meist auf der Hornhaut überhaupt nur eine oder wenigstens nur eine perforierende
Wunde fand, so muss man annehmen, dass im Augeninnern eine Splitterung
des eingedrungenen Steinchens stattfindet. P. sieht eine Analogie dieses
Vorgangs in dem physikalischen Experiment der Zerstiebung eines erdigen
Klümpchens, wenn man es ins Wasser wirft; und zwar trete diese Erscheinung
nicht beim Aufprallen auf die Wasserfläche, sondern erst dann ein, wenn
die Flüssigkeit von allen Seiten in den Körper einzudringen sucht. also erst
im Wasser. Der Versuch gelingt auch mit einem in seinem Gefüge ge-
lockerten Steinchen; und als solche. in ihrer Festigkeit und ihrem Gefüge
geschädigte Steinchen seien nach Ansicht bergmännischer Fachleute die durch
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 59
Geschosse aus Steinblöcken abgesprengten Splitter anzusehen. Dementsprechend
tritt nach P.s Ansicht eine Splitterung des Steinchens nicht beim Stoss des-
selben gegen die Hornhaut, die durch elastischen Druck von allen Seiten die
Wunde zu verkleinern sucht und so die Zerstiebung verhindert, auch nicht
gleich beim Anprall gegen die Oberfläche des Kammerwassers, sondern erst
in demselben auf. Im einzelnen werden noch mehrere andere Erklärungs-
möglichkeiten erörtert, aber deshalb abzelehnt, weil das Bild der klinischen
Befunde, das man als deren Resultat erwarten müsste, nicht den tatsächlichen
und charakteristischen klinischen Tatsachen entspricht. Übrigens führt P.
die so häufig beobachtete Erscheinung des Zerstiebens von Blei bei Infanterie-
kugeln nach Perforation der Bulbushüllen auf einen ähnlichen physikalischen
Vorgang zurück.
Levi-Sander (141) gibt ein Bild von den im Feldlazarett mög-
lichen Behelfsmalsnahmen für Augenärzte. L. hat durch eine einfache
Kombination von Taschenlampe und Lupe sich die Möglichkeit eines kon-
vergiereuden Lichtkegels geschaffen. Seine schnelle und einfache Nacht-
blindheituntersuchung, besonders für die Wertigkeit der Peripherie. die praktisch
grosse Bedeutung habe, nimmt er mittels eines «Dunkelobjektes» vor, das
sich so gut wie gar nicht von dem Perimeterbogen abhebt. Erfreuliche
Vielseitigkeit des Krankenmaterials beweist seine Statistik über 893 behandelte
Fille. Von den Splitterverletzungen handelte es sich nur 6 mal um Eisen.
Bei der Grösse der Splitter, deren Entfernung hauptsächlich im Feldlazarett
geraten schien, benutzte L. mit Vorliebe und meist mit Erfolg den Hirsch-
bergschen Handmagneten. Zur Lokalisation der Splitter wandte er die
‚schnellere, billigere Durchleuchtung an, die auch genügend zuverlässige
Resultate liefere, wenn man die Ortsveriinderung des Splitterschattens bei
Bulbusbewegungen und ruhig gehaltenem Kopf richtig zu verwerten im-
stande sei.
Eine Reihe eigenartiger Krankheitsbilder, die durch Fremdkörper
im Auge hervorgerufen sind, teilt van der Hoeve (137) mit. Zwei Fälle
von Eisensplitterverletzung sind dadurch bemerkenswert, dass eine abnorm
starke Siderosis directa völlig auf das Fremdkörperbett beschränkt blieb und
erst lange Zeit nach der Verletzung. in dem einen Falle erst nach mehr als
7 Jahren, eine indirekte Siderosis entfernterer Teile des verletzten Auges
auftrat. Da das Splitterchen in einem vielleicht 100 mal so grossen gelatinösen,
braunen, geschwulstartigen Gewebe, das übrigens auch die chemische Eisen-
reaktion gab, eingebettet lag, neigt Il. zu der Annahme, dass gerade diese
starke Herdreaktion durch eine Art Abkapselung das Auge so lange vor der
allgemeinen Siderosis bewalırt habe, die übrigens nach operativer Entfernung
der Geschwulstmasse wieder zurückging. Beide Fälle lassen erneut die
Forderung berechtigt erscheinen, Eisensplitter nach Möglichkeit stets, auch
bei noch gutem Sehvermégen und fehlender Siderosis zu entfernen. Seltsam
erscheint, dass ein Eisensplitter neunzehn Tage lang im Corpus ciliare gesteckt
hat, ohne irgendwelche subjektiven Beschwerden oder Entzündungserscheinungen
gemacht zu haben. Eine schwere Iridozyklitis mit Hypopvon, Synechien,
Glaskörpertrübung nach Infektion durch einen in den hinteren Bulbusabschnitt
eingedrungenen Eisensplitter heilte nach Extraktion des Splitters mit fast
vollkommener Sehschärfe aus. Fast ebenso günstig verlief die Extraktion
eines Glassplitters, der Linse, Iris und wahrscheinlich Corpus ciliare ange-
stochen hatte und erst nach Jahren sympathische Reizung des andern Auges
60 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
machte, die nach Entfernung des Splitters aufhörte. Im letzterwähnten Falle
seiner Zusammenstellung traten, nach Entfernung eines Steinsplitters aus dem
Glaskörper mit der Pinzette unter Führung des Augenspiegels, Glaskörper-
trübuugen auf, die sich unter der Behandlung wieder soweit aufhellten, dass
man Makulaveränderungen wahrnahm, die der Splitter wohl, bevor er in den
Glaskörper zurückschnellte, bei seinem Anprall gegen den hinteren Augenpol
gesetzt haben muss.
In einem gewissen Gegensatz zu den sonstigen statistischen Ergebnissen,
die eine zwischen 92 und 64°/, schwankende Zahl von erfolgreicher operativer
Entfernung von nicht magnetischen Fremdkörpern aus dem
Innern des Auges nennen, berichtet Engelbrecht (132) von 50°/, ge-
lungener Operationen, während 16 Fälle ein negatives Resultat boten, wofür
geltend gemacht wird, dass es sich einmal um röntgenologisch nicht feststell-
bares Aluminium, zweimal um Doppelperforationen, einmal um einen fest
eingekapselten Splitter handelte; in acht Füllen allerdings konnte kein be-
sonderer Umstand für das Misslingen erkannt werden. Wenn auch in einzelnen
der 16 Fälle mit erfolgreicher Splitterextraktion günstige Verhältnisse zu
Hilfe kamen, so glaubt E. doch, im wesentlichen seine Erfolge der genauen
Lagebestimmung zurechnen zu dürfen. die das stereoskiagraphische Verfahren
Hasselwanders mit Hilfe der leicht aufsetzbaren Drahtkreuzprothese er-
möglicht. Stets wurde eine sektorenförmige Leitungsanästhesie der langen
und kurzen Ziliarnerven angewandt; darauf wurde in die Skleralwunde der
Magnetansatz eingeführt, jedesmal ohne Erfolg; darauf, evtl. diaskleral, sofort
beleuchtet und mit einer feinen Sonde und hakenlose Pinzette eingegangen.
Frühinfektionen wurden nie beobachtet. Ubereinstimmend mit Wesselys’
Urteil, «dass nur der Erfahrene, der das Für und Wider richtig abzuschätzen
vermag, an die Extraktion nicht magnetischer Fremdkörper herangehen soll»,
gibt E. zu, dass sich oft über die Indikation zur Operation streiten lasse,
die er sogar prinzipiell ablehnt, wenn der Splitter im hintersten Bulbusdrittel
sitzt oder seine feste Verkapselung schon zu erwarten ist. Von der Hassel-
wanderschen Stereoskiagraphie verspricht sich E. eine grosse Erleichterung
auch der Entfernung magnetischer Splitter.
2183 Augenverletzungen hat Ischreyt (139) in Libau von
1900 bis 1915 gesehen, das sind 9°/, seiner gesamten Patientenzahl. Von
ihnen waren in 75°/, Fremdkörper im Auge vorhanden. Unter den 101
schweren Fällen waren 73 mit Perforation der Bulbushüllen, davon 56 Horn-
hautwunden. Auch wenn kein Fremdkörper im Auge verblieb, sah I. oft
Hintergrundveränderungen, so eine 3 Wochen nach schwerer Kontusion auf-
tretende Papillits. In der Hornhaut liegende Fremdkörper werden am
häufigsten in deren unterem, inneren Quadranten gefunden, eine für die
Naharbeit oft besonders verhängnisvolle Tatsache. Eine Prellung durch
Schrotkornschuss ohne Verletzung der Hüllen hatte Netzhautblutungen und
dauernd bleibende Einschränkung des Gesichtsfelds zur Folge, die wohl auf
Kontusion einzelner Nervenfasern beruht. Nach Peitschenhieb beobachtete I.
Netzhautriss und Papillitis. Die Tatsache, dass bei einer auf Wurf mit
einer Kohle gegen das Auge aufgetretenen Berlinschen Trübung zuerst die
Gefässe verschont blieben, wie dies typisch ist. dann aber auch verschleiert
wurden, während die Fundusfärbung ihr normales Rot annahm, beweise, dass
die anfängliche Fundusveränderung auf einem hinter der Gefässschicht
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 61
liegenden Transsudat beruhte, was eine Aderhauttranssudation als Ursache der
Netzhautabhebung anzunehmen nahelegen würde.
In dem Auszuge eines von v. Grosz (133) über «die Augenheil-
kunde im Kricge» gehaltenen Vortrags wird der Verdienste der Ärzte
im Felde ehrend gedacht, die erhöhte Bedeutung der Augenheilkunde im
Kriege, sowohl hinsichtlich der Rekrutierung wie der Behandlung der Ver-
wundeten und Kranken hervorgehoben. Schliesslich werden bezüglich des
Sanitätswesens, speziell des Zusammenarbeitens der Militärärzte mit den fach-
ärztlichen Beiräten, Forderungen organisatorischer Natur gestellt, die gerade
auf dem Gebiete der Augenheilkunde eine wesentliche Rolle spielen.
Von der augenärztlichen Tätigkeit im Felde bespricht v. Grosz
(134) die Leitsätze, wie sie nach der Organisation des österreichisch-ungarischen
Feldsanitätswesens die Tätigkeit der Spezialisten, die erst nach dreijähriger
Assistentenzeit an einer Augenklinik zu diesem Namen berechtigt sein sollten,
bestimmen. Neben der Brillenbestimmung liege die Aufgabe des Augenarztes
in den Augenabteilungen hinter der Front in Behandlung äusserer Ent-
zündungen, Isolierung ansteckender Krankheiten, der provisorischen Versorgung
der Verwundeten, die in allen nicht ganz leichten Fällen abzutransportieren
seien. G. wendet sich dann zu der Handhabung und den Resultaten der
Trachombehandlung. Dadurch, dass man Trachomkranke anfangs nicht einzog,
erreichte man, dass Zivilisten sich oft nicht behandeln liessen. Jetzt seien
78°;, gesund, nur noch 0,3°/, Kriegsuntauglich.
Aus Hönigs (138) Statistik über seine Erfahrungen auf dem
Gebiete der Augenheilkunde im Kriege gebt hervor, dass unter
14000 Fällen eines Armeeaugenspitals sich nur 4 Fälle direkter Augen-
schussverletzungen durch ein von vorn auftreffendes Geschoss fanden; bei
zweien dieser meist tödlichen Verletzung war das Geschoss innerhalb der
Orbita abgelenkt, bei den beiden andern schon vorher aufgeprallt. Dabei
bestand Avulsio und Luxatio bulbi.
Silex (148) gibt einen Bericht über dreijährige Tätigkeit in der Blinden-
Lazarettschule des Vereinslazaretts St. Maria-Viktoria Heilanstalt zu
Berlin; mit vielen Illustrationen wird gezeigt, zu welchen Berufen und Hand-
fertigkeiten ein geeigneter Unterricht die Kriegsblinden zu führen vermag.
Bei gewisser Unterstützung durch bestimmte Vorrichtungen an den Apparaten
und Maschinen können sie in der Industrie, insbesondere der Munitionsher-
stellung, Arbeit und Unterhalt finden; mit Auswahl eignen sich mehrere
Zweige der Landwirtschaft zur Erlernung durch Blinde. Auch in verkehrs-
technischen Betrieben sind passende Stellungen erschlossen worden. Man
könne die bestimmte Hoffnung hegen, dass bei äusserster Aufopferung der
in Betracht kommenden Kreise und angespannter Heranziehung aller Mittel
zur Erleichterung und Ermöglichung der Berufsausbildung, vorausgesetzt
natürlich den guten Willen der Kriegsblinden, deren Los in Zukunft nicht
gar so erbärmlich und jammervoll sein werde, wie man bei Beginn des
Krieges dies häufig hinzustellen beliebte.
In drei Kriegsjahren beobachtete Fälle von traumatischem Enoph-
thalmus werden von Pichler (145) beschrieben und skizziert. 21 mal
war die Verletzung im Krieg und durch den Krieg, 4 mal im Frieden ent-
standen. Infolge Schrumpfung des Auges oder infolge der Möglichkeit einer
gleichzeitig bestehenden Sympathikusverletzung komplizierte Fälle wurden
62 Bericht tiber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
ausgeschieden. Meist liess die genaue Erwägung der Geschossrichtung einen
Bruch der Orbitalwand annehmen, der röntgenologisch wegen des schlechten
Materials jedoch nicht nachzuweisen war; betroffen waren am häufigsten vom
Geschoss direkt die innere und die untere Wand. Bei Durchquerung der
Orbita kommt auch die Sprengwirkung des Bulbus auf die Wände in Betracht.
Einen durch Explosion in nächster Nähe entstandenen Enophthalmus erklärt
P. mit einer durch den Luftdruck hervorgerufenen Ausbuchtung der Wände,
die zu der absoluten Vergrösserung des Orbitalraums fülırte.
Einen merkwürdigen Fall von spontaner Luxation des Bulbus
hat Weigelin (151) in Tübingen bei einem Soldaten beobachtet. Nach
einer Karies der Orbitalknochen war in früheren Jahren auf diesem Auge
postneuritische Atrophie entstanden. Ausser geringem Exophthalmus war das
Auge gesund. Das andere war völlig normal, Bei gelegentlichen ungewobnten
Bewegungen im Felde war zum ersten Mal und dann später noch mehrmals
das Auge vor die Lider getreten, konnte aber stets vom Patienten selbst
reponiert werden. In der Tübinger Klinik konnte die Luxation durch Druck
auf das Oberlid leicht künstlich erzeugt werden. Die kariöse Erkrankung
der Orbitalknochen hatte wohl eine absolute Vergrösserung der Orbitaloffnung
gesetzt, die noch durch die narbige Einziehung am äussern Lidwinkel ver-
mehrt wurde, Zum Entstehen der Luxation ist wohl aber noch eine abnorme
Dehnbarkeit des Muskel- und Bandapparates des Auges anzunehmen nötig.
Auffallend ist, dass entgegen der üblichen Beobachtung in derartigen Fällen
hier der Exophthalmus im gewöhnlichen Zustand sehr gering war. Durch
eine Tarsorhaphie wurde einer Wiederholung des lästigen und schmerzhaften
Vorkommnisses bis jetzt wirksam vorgebeugt.
Uhthoff (150) extrahierte mit Erfolg einen Zystizerkus aus dem
Glaskörper bei einem Soldaten. Seiner Berechnung entsprechend, nacb der
auf 500 Kriegsteilnehmer ein Fall mit Zystizerkus komme, während in der
Friedenspraxis erst auf 10000 Augenkranke ein solcher zu rechnen sei,
spricht U, seine Ansicht dahin aus, dass das seit dem Kriege so gehäufte Vor-
kommen die im Felde erheblich vermehrte Gelegenheit zur Akquisition beweise
und deshalb eine auf Zystizerkus beruhende, fünf Monate nach dem Ausrücken
auftretende Sehstörung als Kriegsbeschädigung anzusehen sei.
Verantwortlicher Redakteur für den Referatenteil: Prof. Dr, K. Wessoly in Würzburg.
Regelmäßiger Vierteljahresbericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
erstattet von
F. Cause-Mainz, E. Filbry-Würzburg, H. Höhmann-München, J. Horovitz-Würz-
burg, H. Köllner-Würzburg, R. Kümmell- Erlangen, W. Löhlein- Greifswald,
W. Lohmann- Miinchen, W. Ossowski-Würzburg, H. Pagenstecher-Strassburg,
K. Wessely-Würzburg
redigiert von K. Wessely.
Zweites Quartal 1918. ')
*
Am 13, April 1918 fiel in Frankreich
Oberstabsarzt Dr. W. Nicolai.
Durch eine Reihe augenärztlicher Mitteilungen bekannt. _
ein Schüler Greeffs, war er vom Jahre 1006, bis ihn
der Kriegsausbruch ins Feld rief, dem Vierteljahres-
bericht des Archivs ein ständiger treuer Mitarbeiter.
Dem ausgezeichneten Kollegen und Manne, der seine
Hingabe ans Vaterland mit dem Tode besiegelt hat, sei
ein bleibendes ehrendes Gedächtnis bewahrt.
1) Der Bericht enthält zugleich die Referate der diesjährigen ausserordentlichen
Tagung der ophthalmologischen Gesellschaft zu Heidelberg vom 4.—6. August.
64 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
(Bücher, Monographien, Historisches.)
Ref.: Wessely.
*152) Dimmer: Zur Reform des medizinischen Unterrichts. Wiener klin.
Wochenschr. 1918. Nr. 4.
*155) Elschnig: Muss es Blinde geben? Rektoratsrede. Prag 1918.
*154) Henker: Zur Gründung der Jenaer Optikerschule. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. März 1918.
*155) Hirschberg, J.: Geschichte der Augenheilkunde: Die Reform der Augen-
heilkunde. Graefe-Saemisch, Handbuch d. ges. Augenheilk. 15. Bd.
*156) Salzer: Die RKöntgenstrahlen in der Augenheilkunde. Aus Rieder
u. Rosenthal, Lehrbuch der Réntgenkunde.
»157) v. Szily: Atlas der Kriegsaugenheilkunde. 3. Lieferung. Stuttgart 1918.
Mit einem stattlichen, nahezu 1000 Seiten umfassenden Band, der die
Reform der Augenheilkunde behandelt, beschliesst Hirschberg (155) seine
Geschichte der Augenheilkunde. Dank einer bewundernswerten
Arbeitsfreudigkeit und einer Arbeitskraft, wie sie nur wenigen bis in so hohe
Jahre vergönnt ist, ist es ihm gelungen, das Werk zu vollenden. dem er
2 Jahrzehnte seine ganze Zeit gewidmet hat. So verfügt nunmehr die Augen-
heilkunde über eine vollständige Fachgeschichte von den ältesten Zeiten bis
in die Gegenwart, wie sie keine andere Disziplin in der Medizin in ähnlicher
Weise aufzuweisen vermag. Wenn Hirschberg in seinem dem letzten
Bande vorgesetzten Schlusswort sagt, dass er drei Ziele bei seiner Arbeit
verfolgt habe: «erstlich sein Werk zu einem Archiv auszugestalten, in welchem
alles niedergelegt wäre, was die vorzüglichsten Männer, die mit Augenheil-
kunde und ihren Hilfswissenschaften sich befassten, darüber ausgesprochen.
zweitens den Verfasser bei wichtigen Dingen selber sprechen zu lassen, drittens,
soweit es ihm möglich war, den Verfasser als Menschen zu betrachten», so
darf gesagt werden, dass diese drei Ziele vollkommen erreicht wurden. Gerade
der letzte Gesichtspunkt tritt nirgends so hervor wie in dem vorliegenden
Bande, in dem sich der Autor der Gegenwart nähert und die Entwicklung
der Augenheilkunde in dem Zeitabschnitt schildert, den er selbst miterlebt
hat. Besonders in denjenigen Kapiteln, die die drei grossen Reformatoren
der Augenheilkunde Helmholtz, Graefe und Donders behandeln, gewinnt
die Darstellung dadurch, dass den Autor mit diesen Grossen, vorzüglich mit
Albrecht von Graefe, persönliche Beziehungen verbanden, eine Wärme und
Lebhaftigkeit, die den Leser mehr denn je fesselt. Im zweiten Teil der
«Reform der Augenheilkunde» verfolgt Hirschberg dann die einzelnen
deutschen Schulen bis in die Gegenwart.
In dem von Rieder und Rosenthal herausgegebenen Lehrbuch der
Röntgenkunde behandelt Salzer (156) die Röntgenstrahlen in der Augen-
heilkunde. Nach einem kurzen Überblick über das, was von schädigenden
Wirkungen der Röntgenstrahlen auf das Auge experimentell und klinisch
bekannt ist, sowie einigen Hinweisen auf die Röntgendiagnostik bei Veränderungen
im Bereiche der knöchernen Orbita und der Sella turcica, wird vorwiegend
die Diagnostik intraokularer Fremdkörper besprochen. Von den feineren
Lokalisationsverfahren schildert Salzer besonders eingehend das Verfahren
von Holm aus der Gullstrandschen Klinik, von dem er, da die Original-
arbeit in dänischer Sprache wenig zugänglich ist, ein deutsches Autoreferat
I. Allgemeine ophthalmnlogische Literatur. 65
des Autors wiedergibt. Ferner erwähnt er zwei bisher unveröffentlichte
Methoden, diejenige von Baer in Zürich, die mit zwei senkrecht zueinander
‚stehenden kleinen Röntgenplatten arbeitet, sodann ein Verfahren von Stumpf,
bei dem temporal zwei Platten im Abstand von 5 cm hintereinander geschaltet
sind, die durch ein abphotographiertes Achsenkreuz zum Mittelpunkt des
Auges zentriert werden und auf die zwei Aufnahmen bei verschiedener
Röhrenstellung gemacht werden. Aus der Verschiebung der Fremdkörper-
schatten lässt sich die Projektion in den Bulbus hinein geometrisch leicht
ermitteln. Das Verfahren bat sich nach Salzers persönlicher Erfahrung
gut bewährt.
Mit der dritten Lieferung hat der Atlas der Kriegsaugen-
heilkunde von v. Szily (157) seinen Abschluss gefunden. Trotz der
Ungunst der jetzigen Verhältnisse ist es gelungen, dem Werke bis zum
Schlusse die gleiche vollendete Ausstattung zu geben. Die wichtigsten Kapitel
aus dem vorliegenden Bande sind diejenigen über die makularen Veränderungen,
insbesondere die J.ochbildung in der Fovea, von der 13 Fälle mitgeteilt
werden, ferner die Verwundungen der Nebenhöhlen und der Tränenableitungs-
wege und die plastischen Operationen an den Lidern sowie in der Nachbar-
schaft des Auges. Auch über Kampfgaserkrankungen bringt Szily einige
Fälle, ferner behandelt er in besonderen Abschnitten die organischen Läsionen
der Motilität und Sensibilität sowie die psychisch - gnostischen Ausfall-
erscheinungen bei Gehirnschüssen und die psychogenen Kriegsneurosen. Überall
ist das Material der Freiburger Klinik wieder in gleich mustergültiger Weise
zur bildlichen und schriftlichen Darstellung gelangt, wie in den ersten beiden
Teilen des Atlasses. So wird das Werk ein bleibendes Zeugnis dessen sein,
was während der Kriegsjahre unser aller tägliche Arbeit war.
Henker (154) berichtet über die Gründung der Jenaer Optiker-
schule, die ein Unternehmen der (Carl Zeiss-Stiftung ist. Am 4. Januar
dieses Jahres fand die erste Sitzung des gesamten Schulvorstandes statt, zu
dem von Ophthalmologen Axenfeld, Hertel, Krückmann und Stock
gehören. Es wurde der Plan des Lehrganges festgesetzt. Dieser umfasst
erstens Theorie und Praxis der Brille, zweitens die genaue Kenntnis einer
Reihe optischer Instrumente, wie photographische Objektive, Projektions-
apparate, Lupen, Mikroskope, Fernrohre, meteorologische und Messinstrumente
sowie medizinische Untersuchungsapparate. Als Nebenfächer können Photo-
graphie, Mathematik und Physik getrieben werden; auch in Geschäftskunde
und Zeichnen kann der junge Optiker Unterricht erhalten, so dass er auf
Grund des Lehrganges in den Stand gesetzt werden soll, allen Anforderungen,
die sein Beruf an ihn stellt, vollauf zu genügen. Augenärzte werden am
Unterricht nicht beteiligt sein, da alles Übergreifen auf eigentlich ärztliche
Dinge vermieden werden soll.
Die Frage: Muss es Blinde geben? behandelt Elschnig (153)
in seiner Rektoratsrede von dem Gesichtspunkte aus, wieweit es möglich sei,
die vorkommenden Erblindungen einzuschränken. Er bespricht dabei besonders
die Blennorrhoe- und Trachomblindheit in Österreich und kommt in Vergleich
mit Statistiken aus Deutschland zu dem Schlusse, dass einerseits durch bessere
Ausbildung der Hebammen und Aufklärung der Bevölkerung, andererseits
durch Förderung der augenärztlichen Kenntnisse in weiteren Kreisen der
Ärzte (obligate Kurse in der Trachombehandlung), vor allen Dingen aber
durch günstigere hygienische Bedingungen die Zahl der Erblindungen vermindert
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. y
66 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
werden könne. In gleichem Sinne wird auch die Abnahme der Blattern-
blindheit als Malsstab für den Kulturzustand der Bevölkerung bzw. des Staats-
wesens aufgeführt, sowie die Möglichkeit erörtert, durch Aufklärung, hygienische
Malsnahmen und Besserung der Lebensbedingungen die Syphilis und Tuber-
kulose in ihren Schädigungen für das Auge einzuschränken. Bei Besprechung
der jetzt im Kriege so wichtigen Verletzungsfolgen beklagt Elschnig, dass
das Strafgesetz bisher dem Arzte noch nicht das Recht einräume, auch ohne
Einwilligung des Betroffenen bzw., wenn er minderjährig ist, der Eltern,
einen das andere Auge durch sympathische Ophthalmie gefährdenden, völlig
erblindeten und entzündeten Bulbus operativ zu entfernen. Hinsichtlich
erblicher zur Erblindung führender Augenkrankheiten werden zum Schlusse
auch rassenhygienische Gesichtspunkte kurz berührt.
Da sie von einem Ophthalmologen kommen, seien, wenn auch allgemein-
medizinischen Inhalts, Dimmers (152) Vorschläge zur Reform des
medizinischen Unterrichts hier kurz erwähnt. Dieselben haben zwar
naturgemäls nur die österreichischen Verhältnisse im Auge, die von den
unseren nicht unwesentlich abweichen, sind aber auch für die Fragen, die die
deutschen Universitäten gegenwärtig beschäftigen, von Interesse. Dimmer
tritt nämlich auf das lebhafteste für eine Dreiteilung des Jahres ein und zwar
schlägt er vor, ein -Quadrisemester» vom Oktober bis zum Januar, ein
zweites vom Februar bis Mitte Mai und ein drittes von Mitte Mai bis
Anfang August reichen zu lassen. In das letztere, welches die warmen
Monate umfasst, sollen vorwiegend nur klinische Practica fallen. Das ganze
medizinische Studium wird auf 16 Quadrimester, d. h. 5!/, Jahre, berechnet.
Auf die geschilderte Weise kann ein gesondertes praktisches Jahr entbehrt
werden.
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen).
Ref.: Ossowski.
*158) Bergemann, H.: Augenerkrankungen bei Nierenentzündung. Deutsche
med. Wochenschr. 1918. Heft 19. S. 520.
*159) Biedl, A.: Demonstration einer scheinbar halbseitigen Akromegalle.
Medizin. Klin. 1918. Nr. 23. S. 577.
*160) Bleich: Zur Optochintherapie und Optochinamblyopie. Berliner klin.
Wochenschr. 1918. Nr. 19. S. 447.
*161) Brückner: Blutbild und Augenerkrankungen. Ophthalm. Gesellsch. zu
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*162) Doeschate: Augenstörungen bei Meningitis cerebrospinalis epidemica.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. März 1918. S. 399.
*163) Düring: Herpes corneae febrilis bei Malaria. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 60. S. 368.
*(64) Ebstein: Zur klinischen Symptomatologie der Alkaptonurie. Münch.
medizin. Wochenschr. 1918. H. 14. S. 369.
165) Fleischer: Uber myotone Dystrophie mit Katarakt, Graefes Arch. f-
Ophthalmologie. Bd. 96. S. 91. S. Ref. Nr. 294.
*166) Hauptmann: Der heutige Stand von der myotonen Dystrophie mit
Katarakt. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 576.
*167) Höeg: Doppelseitige metastatische Ophthalmie bei Febris rheumatica.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. April—Mai 1918. S. 648.
ll. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 67
*168) Kaufmann: Ein seltener Fall von Hirntumor.
*169) Lundsgaard: Ein Fall von Chininamblyopie. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 60. April—Mai 1918. S. 651.
*170) v. Oepen: Über Optochinamblyopie. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 60. April—Mai 1918. S. 702.
7171) Pincus: Zur Kenntnis der Sehstörungen nach Blutverlust. Ophthalm.
Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*172) Trömner: Ein Gliom des Schläfenpols b) eim neuer Bulbärreflex.
Deutsche mediz. Wochenschr. 1918. Nr. 21. S. 589.
Trömner (172) demonstriert ein Gliom des Schläfenpols.
32 jähriger Maschinenbauer erkrankt mit kurzen epileptiformen Anfällen von
petit-mal-Charakter. Bei seiner Aufnahme zeigte er Nystagmus nach allen
Richtungen, Schwindelneigung, Druckempfindlichkeit der Okzipitalgegend und
Lumbaldruck von 370. DaWa.R. positiv, konnte syphilitische Neubildung in
der hinteren Schädelgrube angenommen werden. Energische Kuren brachten
jedoch keine Besserung. Im Laufe der nächsten Monate zeigte sich sehr
geringe Fazialisparese links, Spur von Zungendeviation nach links, geringe
Ataxie beim Finger-Nasenversuch, schwaches Taumeln beim Gehen und all-
mählich auch leichte Neuritis optica, Symptome, welche jetzt auf eine Geschwulst
in der unteren linken Schädelgrube hinwiesen. Die vorgenommene Trepanation
über dem linken Kleinhirn liess aber vom Tumor nichts sehen oder palpieren.
Da zu den bisherigen Erscheinungen vorübergehend Zuckungen im linken Arm
auftraten, musste mit der Möglichkeit eines basalen Stirnhirntumors rechts ge-
rechnet werden. Auch eine Trepanation über dem Fusse der dritten rechten
Stirnwindung ergab keinen Befund. In der Folge zeigte sich noch eine
mäfsige Blickwendung nach links, welche sich gegen rechts hin wieder besserte.
Sonst blieb der Symptomenkomplex derselbe, nur die psychischen Fähigkeiten
gingen allmählich zurück, bis’ nach 2!/,jähriger Dauer der Tod eintrat. Die
Autopsie zeigte ein Gliom des linken Schläfenlappens vom Gyrus fusiformis
bis zum Schläfenpol und Ammonshorn sich erstreckend. Auffallend ist 1. der
starke Nystagmus als Tumorsymptom der mittleren Schläfengrube, 2. das
vollkommene Fehlen von Geruchs- und Geschmacksstörungen, 3. das anfäng-
liche Fehlen von Stauungspapille und 4. die gehäuften petit-mal-Anfälle bei
Erkrankung der Ammonshorngegend, während die sonstigen Hirndrucksymptome
gering waren. Bei der Prüfung des Kornealrcflexes zeigte derselbe Pat.
einen bisher noch nicht beobachteten Reflex, nämlich Verschiebung des Unter-
kiefers nach der Gegenseite beim Betupfen der Kornea mit einem Glasstäbchen,
d. h. einen Reflex vom sensiblen auf den den Pterygoideus externus inner-
vierenden motorischen Trigeminus. Die reflektorische Übererregbarkeit der
linken Seite zeigte sich bei dem Kranken auch darin, dass bei Betupfen der
linken Kornea eine Kieferverschiebung nach rechts, bei Betupfen der rechten
Kornea dagegen eine solche nach vorn auftrat, also beide Pterygoidei externi
erregt wurden. Dasselbe Phänomen beobachtete T. bei einem anderen Kranken
mit einem apoplektischen Erweichungsherd in der linken inneren Kapsel, sowie
bei zwei weiteren Fällen von amyotrophischer Lateralsklerose.
Über einen seltenen Fallvon Hirntumor berichtet Kaufmann (168)
bei einem 47jährigen Mann, der anfangs nur über Abnahme der Sehkraft
und geringen Kopfschmerz klagte und bei dem der neurologische Befund
völlig negativ war. Ophthalmoskopisch waren beide Papillen etwas abgeblasst,
scharf begrenzt, ohne die geringsten Stauungserscheinungen. Des Gesichtsfeld
V *
68 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
war beiderseits bis auf 15—20° eingeengt. Erst 14 Tage vor dem Tode
setzten bei dem sonst beschwerdefreien Pat. schlagartig schwere auf einen
Tumor cerebri hindeutende Symptome ein: Wiederholtes Erbrechen, Pals-
verlangsamung bis auf 42 i. d. Min., enorm heftiger Kopfschmerz, Schwindel-
gefühl, Ataxie in den Beinen, Benommenheit und schliesslich Koma. Eine
geringe Stauung der rechtsseitigen Papille konnte erst 6 Tage vor dem Exitus
festgestellt werden, im übrigen blieb der Augenbefund unverändert. Die
Autopsie ergab eine Geschwulst in beiden Hinterhauptlappen, die durch histo-
logische Untersuchung sich als zellreiches Rundzellensarkom herausstellte.
Die Sehnervenatrophie erklärt K. durch die Annahme, dass das Sarkom in
beiden Hinterhauptlappen die Sehbahnen zerstört hatte. wodurch eine ab-
steigende Degeneration der Sehnervenfasern hervorgerufen wurde, wie sie bei
längerem Bestehen von Hemianopsie auftreten kann.
Biedi (159) demonstriert einen Fall einer scheinbaren halbseitigen
Akromegalie mit beiderseitirer Amaurose. Ophthalmoskopisch wurde eine
postneuritische Optikusatrophie festgestellt, durch Röntgenaufnahme war eine
Vergrösserung der Sella turcica nicht nachweisbar. Auffallend war eine
relative Dünnheit der Schädelbasisknochen der mittleren Schädelgrube. Aus
der Anamnese und dem ganzen Krankheitsverlauf nimmt B. einen Zusammen-
hang zwischen Amaurose und den halbseitigen Wachstumsveränderungen der
oberen Körperhälfte nicht an, vielmehr führt er die Erblindung des Pat. auf
eine vor sieben Wochen durchgeinachte akute meningeale oder zerebrale Er-
krankung zurück.
Hauptmann (166) berichtet über den heutigen Stand der myo-
tonen Dystrophie mit Katarakt. H. zählt die Erkrankung zu der
Gruppe der heredo-familiären Leiden und stellt den muskulären Prozess entgegen
Nägeli, der das Leiden als pluriglanduläre Erkrankung innersekretorischer
Drüsen auffasst, in den Mittelpunkt der Krankheit. Das Vollbild der myotonen
Dystrophie setzt sich zusammen aus muskeldystrophisch-myotonen Symptomen.
trophischen und sekretorischen Störungen sowie Hinterstrangerscheinungen. Die
Muskeldystrophien haben bestimmte Verteilungstypen, bei denen man nach
H. immer einen «Kern» findet, der eine begrenzte Erweiterung erfahren kann.
Dabei scheinen ihm exogene Momente auf die Richtung der über den «Kern»
hinausgehenden Dystrophien keinen Einfluss zu haben. Die myotonen Sym-
ptome teilt H. ein in 1. aktiv-myotone, die in charakteristischer Weise bei
kräftigem Faustschluss bemerkbar werden. Pat. sind nicht imstande, die
festgeschlossene Faust rasch wieder zu öffnen. 2. In mechanisch-myotone
Störungen, die sich in fast allen Muskeln nachweisen lassen. Am deut-
lichsten sind sie aber an der Zunge darzustellen, wo ein leichter Schlag mit
dem Perkussionshammer eine viele Sekunden andauernde Delle hinterlässt.
3. In elektrisch-myotone Störungen, die ohne Bevorzugung einzelner Muskel-
gruppen sich auf alle Muskeln erstrecken. Hierbei fehlt eine eigentliche EaR,
‘wodurch der nicht-neuritische Charakter der Erkrankung mitbewiesen wird.
Auch das Vorhandensein von Reflexanomalien hat nicht in neuritischer, sondern
zentral-nervöser Störung seine Ursache. Alle übrigen Symptome haben Be-
ziehungen zu innersekretorischen Störungen: Zusammengehörig sind Hoden-
atrophie, sexuelle Impotenz und Haarausfall mit einer charakteristischen
Bildung von Stirnglatze. Diese und die Facies myopathica geben den Leuten
ein so charakteristisches Aussehen, dass H. auf das blosse Ansehen die
Diagnose myotonische Dystrophie in Erwägung zog. Bei der Durchleuchtung
II. Beziehungen zu Allgemefnleiden (einschl. Vergiftungen). 69
der bei der myotonen Dystrophie häufig auftretenden Katarakt fällt eine stern-
förmige Trübung in den hinteren Rindenschichten der Linse auf, die am
hinteren Pol am dichtesten ist, daneben finden sich in allen J.insenschichten
kleinste, weisse Punkte. Fleischer führt nach H. die Katarakt auf inner-
sekretorische Anomalien zurück. Auf solche bzw. auf Störungen im autonomen
System (z. B. die abnorm starke Speichel-, Tränen- und Schweisssekretion) hat
H. zuerst aufmerksam gemacht. In einigen Fällen wurden Optikusatrophien
beobachtet. In psychischer Beziehung werden charakteristische Veränderungen
nicht angegeben. Als eine unter Mitwirkung von Ophthalmologen zu erforschende
Aufgabe bei heredo-familiären Erkrankungen stellt H. die Beantwortung zweier
Fragen auf: 1. Woher stammen die Linsentrüäbungen? 2, Nach welchen
Prinzipien vererben sich dieselben ?
Düring (163) konnte bei einem an Malaria kranken Soldaten einen
Herpes corneae febrilis des rechten Auges feststellen. Es handelt sich
um einen deutschen Kriegsgefangenen, der in Casablanca an Malaria erkrankte
und mit Chinin behandelt wurde. Ophth, waren die Papillen abgeblasst, die
Netzhautgefiisse verengt. Auf der Kornea vielgestaltige für Herpes corneae
febrilis typische Flecken, von landkartenartiger Konfiguration, mit grauweissem
Grundton und scharfen Rändern. Keine Gefässneubildung, Fluoreszinprobe
schwach positiv. Anästhesie im Bereich der Maculae, Korneal- und Kon-
junktivalreflex erloschen. Auf der rechten Kopfseite bestand ausserdem eine
Anästhesie für alle Qualitäten im Bereich des Trigeminus. Die Nasen-
schleimhaut und der rechte äussere Gehörgang sind ebenfalls anästhetisch.
Anästhetisch sind ferner das rechtsseitige Hautgebiet des II. Zervikalsegmentes
und die angrenzenden Partien des III. Zervikalsegmentes. Nonne-Apeltsche
und Wa.-Reaktion negativ. Nach D. handelt es sich um eine bulbäre Affektion,
was er besonders aus der typischen Rückbildung der Sensibilitätsstörung
schliessen will. Nach dem klinischen Bilde hält es D. für möglich, dass
auch der Herpes febrilis corneae durch bulbäre Affektionen hervorgerufen
werden kann.
Bei der Untersuchung Augenkranker bei Nierenentzündung
fand Bergemann (158) nicht selten stärkere Füllung der Bindehautgefässe,
die keine nennenswerten Beschwerden verursachte. Sonst liessen Bindehaut,
Hornhaut und Lederhaut keine krankhaften Veränderungen erkennen.
Ebstein (164) beobachtete bei einem von 2 an Alkaptonurie leidenden
Brüdern ochronotische Flecke an den Skleren, wobei in jedem Auge je ein
Fleck im Lidspaltenbereich lateral symmetrisch angeordnet war. Dem in
ganz bestimmter Anzahl symmetrischen Auftreten der Flecke legt E. besondere
Wichtigkeit für die Diagnose der Alkaptonurie bei. Die Lidspaltenzone, die
allen äusseren Schädlichkeiten ausgesetzt ist, hält E. nach seinen Beobachtungen
für den Lieblingssitz von Pigmentierungen an den Skleren; deshalb weist er
auf die Wichtigkeit der genauen Betrachtung der Lidspaltenzone besonders
hin. E. konnte an dem einen Fall bei Tageslicht beim seitlichen Darauf-
blicken ein bläulich-blassrotes Durchschimmern beider Tarsi feststellen.
Bei einem 13jährigen Knaben sah Höeg (167) nach einer katarrhalischen
Affektion, die in einer Bronchopneumonie ihren Kulminationspunkt erreichte,
gleichzeitig eine doppelseitige metastatische Ophthalmie und
eine tspische Febris rheumatica auftreten. Die letztere lief bei Salizyl-
behandlung ohne Komplikation von seiten des Herzens rasch ab, die Augen-
70 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
erkrankung nahm aber einen protrahierten Verlauf an und endete mit Phthisis
eines Auges, während das andere Auge S.—?/,, behielt.
Doeschate (162) untersuchte 50 Soldaten, die an Meningitis
cerebrospinalis gelitten hatten und beobachtete dabei folgendes. Auf-
fallend war die Frequenz der Akkommodationsstörungen (in 13 Fällen), von
denen 3 wirkliche Paresen waren, die anderen als Asthenopie sich heraus-
stellten. Bei 25 Personen wurde Nystagmus gefunden, wohl auf gleichzeitige
Labyrinthaffektion zu beziehen. 4 Fälle von Anisokorie und 4 Fälle von
Augenmuskelstörungen standen wahrscheinlich nicht mit der Erkrankung in
Zusammenhang, mit Ausnahme einer Abduzensparese. In 10 Fällen bestand
konzentrische Gesichtsfeldeinengung, dreimal Vergrösserung des blinden Fleckes.
Dreimal wurde verringerter Lichtsinn konstatiert, sieben zeigten periphere
Chorioidealveränderungen, einmal mit Hemeralopie kombiniert. Die Pap.
nervi opt. war viermal etwas verschwommen und byperämisch. In einem
Falle bestand temporale Abblassung. Bei einem Soldaten fand man die von
Haab beschriebenen vertikalen Reflexe zwischen Papilla und Fovea mit
radiärer Streifenbildung um die Fovea herum. Bei der Untersuchung nach
Bjerrum fand D. fünfmal Vergrösserung des blinden Fleckes, die er auf
Sphenoidealleiden bezieht.
Oepen (170) stellt alle bisher veröffentlichten Fälle von Optochin-
amblyopie zusammen. Schwere Amblyopien treten nur nach Opt. hydrochl.,
nicht nach Opt. basicum auf. Anerkannte Tagesdosen: 1,2 g à 0,2 g bei
Opt. hydrochl., 1,5 g a 0.3 g bei Opt. basic., 2.0 g à 0,2 g bei Optochin-
salizylester. Gleichzeitig Milchdiät oder Alkaligaben. Höheres Alter scheint
die Prognose bei Amblyopien ungünstig zu beeinflussen. Ausser in einem
Fall waren beide Augen gleichmälsig befallen. Subjektive Klagen: Flimmern,
verschleiertes Sehen, Wolkensehen und Blendungssehen. Oft komplette
Amaurose von wenigen Stunden bis 6!/, Monaten Dauer. Ofter Gehör-
störungen und Schwindelgefihl. Pupillen meist maximal weit und licht-
starr, nie Augenmuskelstörungen. Die Netzhaut zeigte in !,, der Fälle
leichte peripapilläre Trübung, die teils schwand, teils bestehen blieb. Die
Arterien waren durchweg verdünnt, teils eingescheidet. Die Papillen waren
zu Beginn der Sehstörung teils normal, teils blass, später mehr oder weniger
blass. Im allgemeinen periphere Gesichtsfeldeinengung ohne spätere Änderung,
dann auch Vorkommen von zentralen und peripheren Skotomen. Über Störung
der Dunkeladaptation liegen nur wenige Nachprüfungen vor, die eine Herab-
setzung ergaben. Therapeutisch ist Jod, Tc-Strophanti, Strychnin 0,001 alle
2 Tage subkutan u. a. ohne Erfolg versucht worden. Ein Aderlass soll ein-
mal die Schädigung rasch beseitigt haben.
Über einen Fall von Chininamblyopie bei einer 33jährigen Frau,
die 10g Chinin zu Abtreibungszwecken einnahm, berichtet Lundsgaard (169).
Die Frau war mehrere Tage vollständig blind, das Gehör hatte nicht gelitten.
5 Tage nach Entstehen der Blindheit sah die Frau dicht vor dem Auge
weder eine brennende Lampe noch einen anderen Gegenstand, in einem Ab-
stande über !/ m erkannte sie aber grössere Buchstaben und alle Farben.
Gesichtsfeld wurde zu ca. 3° bestimmt. Pupillarreflexe waren aufgehoben,
ophtbalmoskopisch nichts Abnormes. Erst 2'/, Monate später zeigten sich
Atrophie der Papillen und dünne Arterien. Das Gesichtsfeld betrug dann
ca. 10°. S. ĉj u. o. Ausgesprochene Hemeralopie. Der anfangs negative
ophthalmoskopische Befund deutet nach L. darauf hin, dass die Amblyopie
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 71
durch direktes Angreifen der Ganglienzellen entstehen kann und nicht von
verminderter Blutzufuhr wegen Gefässverengerung herzurühren braucht.
Einen Beitrag zur Optochinamblyopie und Optochintherapie
liefert Bleich (160). Bei einer an Pneumonie erkrankten Patientin stellten
sich nach 1,5 g Optochin hydrochlor zu 0,5 g in 2 Tagen am Abend des letzten
Optochintages Brennen und Flimmern vor den Augen, bald darauf völlige
Erblindung ein. Dieser Zustand der Erblindung dauerte 14 Tage, dann
besserte sich allmählich das Sehvermögen. 7 Monate später waren die
Papillengrenzen leicht verschleiert, Retinalgefässe sehr eng und stellenweise
weiss eingescheidet. Bei Emmetropie betrag der Visus R. “fia L. ĉja
Gesichtsfeld war für weiss und Farben auf 5° bis 10° konzentrisch ein-
geengt. Als bleibende Schädigung trug Pat. nach 1,5 g Optochin — das sie
nach ihren Angaben zum Teil erbrochen hatte — Gesichtsfeldeinengung und
Hemeralopie bei leicht pathologischem Augenhintergrund davon. Nach einem
Überblick über die in der Literatur bekannten durch Optochin hervorgerufenen
Augenschädigungen vertritt B. die Ansicht, dass das Opt. hydrochl. vom
augenärztlichen Standpunkte überhaupt nicht verordnet werden soll. Ob die
anderen schwerlöslichen Chininderivate die Augen nicht schädigen werden,
bleibt noch abzuwarten.
Brückners (161) fortlaufende Untersuchungen des Blutbildes bei
lokalen Augenerkrankuugen ergaben, dass der lokale Herd imstande
ist, das Blutbild in charakteristischer Weise zu beeinflussen. Die Beobachtungen
erstreckten sich auf Erkrankungen der Bindehaut (Blennorrhoe, Pneumokokken-
konjunktivitis, Trachom), Hornhauterkrankungen (Ulcus serpens), perforierende
Verletzungen mit und ohne Infektion, sowie auf Fälle von sympathischer
Ophthalmie. Bei genügender Virulenz des Krankheitsprozesses zeigt sich im
akuten Stadium eine Vermehrung der neutrophilen polynukleären Zellen, die
mit klinischer Besserung wieder abnimmt. Eine fast regelmalsig nach einigen
Tagen auftretende Lymphozytose ist als postinfektiöse bzw. posttoxische Er-
scheinung, wie sie ja auch sonst bekannt ist, zu deuten. Am empfindlichsten
reagieren die Eosinophilen mit Abnahme bei Verschlechterung, mit Zunahme
bei Heilung des Krankheitsprozesses. Unter diesen Gesichtspunkten ist also
die als Symptom drohender sympathischer Ophtbalmie angesehene Lymphozytose
nach infizierten perforierenden Verletzungen Yediglich als Ausdruck einer
Allgemeinreaktion seitens der blutbereitenden Organe anzusprechen, die eine
prognostische oder diagnostische Bedeutung in der angenommenen Richtung
in keiner Weise besitzt. K.
Pincus (171) hat 4 Fälle von Selıstörungen nach Blutverlust beobachten
können, davon 2 nach Verwundungen auf dem Schlachtfelde, 2 nach
Blutungen in den Verdauungstraktus. Dazu kam ein Fall aus der Zivilpraxis
im Anschlusse an eine Abortblutung. Den einen der Fälle konnte P. schon
am dritten Tage nach Eintritt der Blutung untersuchen und fand einen
enormen Ödematösen Erguss in beide Sehnervenköpfe mit engen, blassen
Arterien und leicht gestauten, gleichfalls blassen Venen. Schon nach 2 Tagen
war die Papillenschwellung völlig zurückgegangen, um in das Bild einer
leichten Neuritis dann in bleibende Atrophie überzugehen. Auf Grund dieser
Beobachtung betont P., dass für die Klärung der Pathogenese nur frühzeitig
untersuchte und fortlaufend beobachtete Fälle in Frage kommen, da es sich
um ungemein flüchtige pathologisch-physiologische Vorgänge zu handeln scheint.
Er begründet die schon von Leber entwickelte Anschauung, dass die Er-
72 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
krankung auf eine Ischämie der Netzhaut zurückzuführen ist, die bei dem
ganz frühzeitig auftretenden Sehstörungen auf das Sinken des Blutdruckes
und der Herzkraft, verbunden mit reflektorischer Kontraktion der Arterien,
bedingt wird, bei den Spätfällen durch ödematöse Ergüsse und Degenerationen
der Gefässendothelien. Gestützt wird diese Auffassung durch die eigenartige
Form der Gesichtsfelder, welche in allen Fällen des Vortr., aber auch bei
vielen der Literatur, ein besseres Erhaltensein der oberen, ein weit schlechteres
der unteren Gesichtsfeldhälften erkennen lässt. Dieses Verhalten werde dadurch
bedingt, dass beim Herabsinken des Blutzustroms zur Netzhaut auf das aller-
geringste Mafs die unteren Netzhauthälften nach dem Gesetze der Schwerkraft
eine bessere Blutversorgung haben müssen, als die oberen. K.
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie.
Ref.: Cause.
*173) Axenfeld: Intraokulare Strahlentherapie. Ophthalm. Cesellsch. zu
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*174) Gjessing: Über Idiosynkrasie gegen Quecksilber. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 60. S. 382.
*175) Höeg: Intraokulärer Gebrauch von Optochin. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 60. S. 649.
176) v. Hippel: Uber Versuche mit Strahlenbehandlung am Auge und den
Lidern. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. S. 264.
177) Kahn, Walter: Über die Wirkung einiger pflanzlicher Fremdkörper auf
das Kaninchenauge. Inaug.-Dissert. Heidelberg 1918.
*178) Schanz, Fritz: Licht und Leben. v. Graefes Arch. f. Ophthalm.
Bd. 96. S. 172.
179) Wibaut: Demonstration von Kaninchen und Präparaten mit toxischer
und anaphylaktischer Entzündung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 399.
Wibaut (179) demonstrierte eine Reihe von Kaninchen und
Präparaten mit toxischer und anaphylaktischer Entzündung.
Die toxischen Entzündungen zeigten das Bild der sog. Endophthalmitis septica.
In den anaphylaktischen Fällen fanden sich herdföürmige und später mehr
diffuse Infiltrate der Aderhaut und des Ziliarkörpers, welche den reinen
Uveitiden zuzuzählen sind.
v. Hippel (176) berichtet in einer kasuistischen Mitteilung über
seine Versuche mit Strahlenbehandlung am Auge. Zur An-
wendung kam die Therapie bei einem Falle von Gliom der Netzhaut, bei
mehreren Fällen von Karzinom bzw. Sarkom der Lider, der Augapfeloberfläche
und der Augenhöhle, schliesslich bei einer Bindehauttuberkulose. Bei dem
Gliom kam es nach vorübergehender Besserung zur endgültigen Verschlimmerung.
In der ersten Zeit wurden hier die Bestrahlungen alle 6—8 Tage nach
Axenfeldschem Muster vorgenommen; als das Wachstum sicher feststand,
wurde zu forcierter Behandlung übergegangen. Eine in diesem Falle beobachtete,
an Chorioretinitis erinnernde Entfärbung und Pigmentierung des Hintergrundes
erwies sich im Präparat als eine Veränderung, die nur durch hochgradige
Pigmentdegeneration bedingt war. Die Möglichkeit, dass dies eine Folge der
Strahlenbehandlung war, lässt sich nicht ausschliessen. Auf Grund seiner
Erfahrungen schliesst v. H., dass die Behandlung der gutartigen wie bös-
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 13-
artigen Tumoren an den Lidern sowie auf der Oberfläche des Auges mit der
Bestrahlungstherapie anzufangen hat, ehe man zu eingreifenden Operationen
schreitet. Gutartige epibulbäre Geschwülste, die sich noch leicht entfernen
lassen, sind auch weiter chirurgisch zu behandeln. Die gefilterten harten.
Strahlen haben sich in allen Fällen gut bewährt und waren selbst in grossen.
Dosen für das Auge unschädlich.
Axenfeld (173) berichtet über seine Erfahrungen betreffend intra-
okularer Strahlentherapie. Der vor 2 Jahren vorgetragene Fall
von Glioma retinae, bei welchem nach damals 2!/ jähriger Beobachtungs-
dauer das multiple progressive Gliom im zweiten Auge durch die Strahlen-
therapie als ausgeheilt gelten konnte und eine Kataraktextraktion erfolgreich
überstanden war, hat im weiteren Verlauf eine Netzhautablösung und, wie
die mikroskopische Untersuchung des dann enukleierten Bulbus zeigte, ein
Rezidiv bekommen. Damit ist erwiesen, dass auch diese grossen Dosen
Röntgen- und Radiumstrahlen eine völlige Abtötung der Geschwulst nicht
erzielt haben. Andererseits ist es sicher, dass die zwar vorübergehende,
aber doch weitgehende Rückbildung sicher eine Folge der Bestrahlung war
und nicht etwa zu den merkwürdigen Fällen spontaner Rückbildung des
Glioms gehörte. Da zwischen den besonders bösartigen Fällen und denen
solcher Spontanheilung alle Übergänge der Malignität beim Gliom vorkommen:
werden, ist aus der einen Beobachtung noch nicht zu entnehmen, dass nicht
in andern Fällen die Bestrahlung ausreicht und zum dauernden Ziele führt,
ohne die Toleranzdosis für die Augengewebe allzusehr zu überschreiten.
Freilich die Linse wird wohl immer schliesslich kataraktös werden; aber
dies allein würde, da eine Extraktion möglich ist, kein Gegengrund sein.
Man wird aber, nur bei doppelseitigem Gliom und da, wo die Enukleation
verweigert wird, die Strahlentherapie anwenden, und dazu wohl besonders
grosse Mengen Radium oder Mesothorium verwenden. Das einseitige Gliom
und ebenso alle Gliomaugen, die für das Sehen doch nichts erwarten lassen,
sind nach wie vor zu enukleieren. Eine Nachbestrahlung der enukleierten
Orbita wird sich stets empfehlen. (S. auch Abschnitt Erkrankungen der
Netzhaut.) 2. Uvealtumoren. a) Das metastatische Karzinom
der Chorioidea scheint nach den bisherigen Beobachtungen durch eine
Strahlentiefentherapie nicht wesentlich beeinflussbar. Trotz grosser Dosen
schritt es in einem von A. beobachteten Fall unaufhaltsam fort (während
ein eigenartig zirrhöses metastatisches Karzinom aller 4 Lider sich erheblich
zurickbildete). b) Ein Sarcoma iridis, dessen isolierte Exstirpation
ebenso wie die Enukleation ausgeschlossen war, wurde durch Mesothorium
zum Verschwinden gebracht. Die Linse wurde auch hier kataraktös. Gleich-
zeitig trat eine ausgedehnte feine Pigmentverstäubung in der Vorderkammer
ein, übrigens ohne Drucksteigerung. c) Ein beginnendes Melanosarkom
der Papille und Umgebung bei einem 40jährigen im einzigen gebrauchs-
fähigen Auge blieb unter Mesothoriumbestrahlung auf seiner Anfangsgrösse
stehen. Eine deutliche Rückbildung trat nicht ein. Nach 2 Jahren auch
bier beginnende Katarakt. Die Sarkome des Augenhintergrunds dürften
durch Bestrahlung schwerlich je so weit beeinflussbar werden, dass man bei
einseitigem Vorkommen auf die Enukleation verzichten dürfte. Nur wo die
Enukleation nicht zu erreichen ist, oder im einzig gebrauchsfühigen Auge
sind Bestrahlungsversuche angezeigt. Am empfindlichsten ist demnach gegen-
über einer energischen intraokularen Strahlentherapie offenbar die Linse.
74 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
d) Die Iriszysten liefern vielleicht ein besonders hoffnungsvolles strahlen-
therapeutisches Objekt. Wenigstens konnte in einem Falle, der bereits in
dem von Szilyschen Atlas erwähnt ist, in welchem A. die schon früher
von ihm empfohlene Spaltung der Zystenwand nach der Vorderkammer hin
vorgenommen hatte, eine dann deutlich zu beobachtende zunehmende Epithel-
wucherung auf der vorderen Linsenkapsel durch Mesothorium zur Rück-
bildung gebracht werden. Es ergibt sich, dass nur vieljährige Beobachtung
über die Dauerresultate, insbesondere auch über die Schädigungen der anderen
Gewebe bei intraokularer Tiefenstrahlentherapie entscheidet. Die stetigen
Fortschritte der Strahlentechnik können uns weiterbringen; aber gegenüber
den bösartigen Tumoren in der Tiefe wird die Strahlentherapie weiterhin
mit besonderen Schwierigkeiten zu rechnen haben. Weitere Versuche in den
geeigneten Fällen sind dringend erwünscht. K.
«Licht und Leben» betitelt Schanz (178) seine Arbeit, in der
er zusammenfassend seinen Standpunkt besonders in der Frage des Einflusses
der ultravioletten Strahlen auf das Auge und den Organismus überhaupt
darlegt. Das Licht fördert unsere Gesundheit, vermag sie aber auch unter
Unständen zu schädigen (Hitzschlag-Sonnenstich). Positive und negative
Katalysatoren beeinflussen den Prozess. Am Auge erzeugen die äusseren
ultravioletten Strahlen die elektrische Ophthalmie und die Schneeblindheit.
Die inneren ultravioletten Strahlen machen keine Entzündung, erzeugen jedoch
durch Sklerose des Linsenkernes infolge Bildung schwerlöslicher Eiweissstoffe
die Altersweitsichtigkeit und beim Fortschreiten des Prozesses Altersstar.
Bei Glasbläsern kommt es infolge der Einwirkung eines an inneren ultra-
violetten Strahlen besonders reichen Lichtes zu Glasmacherstar, bei Zucker-
kranken beschleunigt der Zucker- und Azetongehalt der Linse die Licht-
wirkung auf die Linse. Haut und Blut sind weiter Teile des menschlichen
Organismus, die besonders der Lichtwirkung und Schädigung ausgesetzt sind.
Ferner sind alle organischen Substanzen lichtempfindlich, in chemisch reinem
Zustande lassen sie sich im Licht bis auf ihre Elemente und Radikale zerlegen.
Besondere Stoffe wirken als optische Sensibjlisatoren ; so in erster Linie Eosin
und das Hämatoporphyrin. Bei der optischen Sensibilisation genügen kleinste
Mengen des Sensibilisators, um katastrophale Wirkungen auszulösen, wenn
der Lichtreiz eine gewisse Intensität erreicht hat. Eosin wirkt giftig, wenn
gleichzeitig intensives Licht einwirkt. Für die optische Sensibilisation kommt
auch das Chlorophyll in Frage. Auch bei Trinkkuren werden dem Organismus
Mineralstoffe zugeführt, die die Lichtwirkung auf den Organismus beeinflussen
können. Am Auge ist Schutz gegen die schädlichen ultravioletten Strahlen
durch ein besonderes von Sch. gefertigtes Glas notwendig.
Über intraokularen Gebrauch von Optochin berichtet Höeg (175):
Bei einem Kinde wurde bei beginnender Panophthalmie nach Kataraktdiszission
an 5 Tagen die Kammer eröffnet und eine Spülung mit 2 ccm einer 1°/ igen
Optochinlösung vorgenommen, In dem durch Punktion entleerten Eiter wurden
Diplokokken, die das Aussehen von Pneumokokken hatten. gefunden. Der
Erfolg war zunächst gut, jedoch kam es zu Occlusio pupillae mit Pupillar-
schwarte und später zu Phthisis bulbi.
Gjessing (174) beobachtete einen Fall von Idiosynkrasie gegen
Quecksilber. Bei einer 35 jährigen Gravida trat im Anschluss an eine
Tränensackspülung mit Sublimat 1:10000 ein enormes Odem des Gesichts
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 15
auf, das sich bis zum Schlüsselbein fortsetzte. Erst nach 8 Tagen war das
Ödem wieder verschwunden. Zweifellos handelte es sich um eine besondere
Überempfindlichkeit gegen Sublimat, doch lag auch eine abnorme Reaktion
des vasomotorischen Nervensystems vor.
IV. Untersuchungsmethoden, Heilmittel, Instrumente,
allgemeine operative Technik.
Ref.: Cause.
*180) Best: Demonstrationen zu den Funktionsprüfungen des Auges. Ophthalın.
Gesellsch. zu Heidelberg. 5. 6. 8. 1918.
*181) Clausen: Verbesserung der Stumpfbildung nach operativer Entfernung
des Auges. Ophthilm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*182) Cramer: Der leuchtende Landoltsche Ring zur Feststellung der
Leistungsfihigkeit der Augen im Dunkeln. Münch. medizin. Wochenschr, Nr. 14.
S. 378. S. Böhmig, Ref. Nr. im Bericht über das 1. Quartal.
*183) Emanuel: Ein im Felde gebauter Riesenmagnet. Münch. med. Wochen-chr.
1918. Nr. 19. S. 512.
*184) Eppenstein: Die Untersuchung des Gesichtsfeldzentrums und des
blinden Flecks mittels des ,Universal-Prismenapparates. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 60. S. 620.
*185) Fleischer: Über die Anwendung des Trendelenburgschen Verfahrens
bei der Röntgendiagnose intraokularer Fremdkörper. Ophtlialm. Gesellsch. zu
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*1&6) Grüter: Orbitale Alkoholinjektionen zur Beseitigung der Schmerz-
haftigkeit erblindeter Augen. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*187) Haab: Über Erfahrungen in der Behandlung der Augengonorrhoe mit
Typhusvakzine und über Verbesserung der Lokalanästhesie bei Augenoperationen.
Med. Klinik. 1918. Nr. 16. S. 406.
*138) Hanssen: Zur Frage der Stumpfbildung nach Entfernung des Aug-
apfels. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 629.
189) Hertel: Uber die Leistungsfihigkeit der verschiedenen Magnettypen.
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. N. Ref. Nr. 338.
190) Jadassohn: Zur Behandlung der Kinderekzeme mit Röntgenstrahlen.
Therapeut. Monatsh. April 1918. S. 118,
*191) Hirschberg: Die augenärztlichen Instrumente der alten Griechen.
Zentralbl. f. praktische Augenheilk. 1918. S. 65.
*192) Köhler: Zur réntgenologischen Differenzierung intra- oder extrabulbär
sitzender Geschosssplitter. (Ergebnisse und weiterer Ausbau des Blickrichtungs-
wechselverfahrens.) Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 15. S. 399.
*193) Koeppe: Die Lösung des Problems der direkten stereoskopischen Be-
trachtung des lebenden Augenhintergrundes bei starker Vergrösserung im fokalen
Liehte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. Münch. med. Wochenschr.
1918. Nr. 15. S. 391.
*194) Koeppe: Die Mikroskopie des lebenden Augenhintergrundes mit starken
Vergrösserungen im fokalen Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe.
v. Graefesi Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. S. 382.
*195) Koeppe: Die Untersuchung des Auges im polarisierten Lichte der
Gullstrandschen Nernstspaltlampe. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6.8.1918.
76 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*195a) Lindner: Zur Skiaskopie des Astigmatismus. Ophthalm. Gesellsch. zu
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*196) Majewski: Eine neue Methode der klinischen Nystagmographie.
v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. S. 140.
*197) Oehlecker: Stumpfbildung des Augapfels durch Einpflanzung lebenden
Knochens. Deutsche med. Wochenschr. 1918. Nr. 21. S. 588.
*198) Römer: Neues zur Tonometrie. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg.
5.—6. 8. 1918.
*199) Seidel: Uber die Ausführung der Lokalanästhesie bei Behandlung von
phlegmonösen Tränensackerkrankungen. v. Graefes Arch. f. Augenheilk. Rd. 95.
S. 320.
200) Stargardt: Ein einfaches, auch behelfsmäßig herzustellendes Adapto-
meter. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 39. S. 159.
*201) Thim: Eine neue Zilienzange. Med. Klinik. 1918. Nr. 17. S. 421.
*202) Wertheim: Apparate zur Photographie des Augenhintergrundes. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 401.
*203) Zade: Demonstration einer Fliegerbrille. Ophthalm. Gesellsch. zu
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
Die üblichen Anwendungsarten der Skiaskopie des Astigmatismus
bergen, wie Lindner (195a) ausführt, mehrere Fehlerquellen. Erstens wird
gewöhnlich nicht die Makula selbst skiaskopiert, dann aber ist der durch
die gesonderte skiaskopische Bestimmung der beiden Hauptschnitte ermittelte
Astigmatismus meist deshalb nicht verlässlich, weil der Patient zwischen
beiden Bestimmungen seinen Akkommodationszustand, selbst unter Atropin,
ändern kann. Ausserdem gelingt bei hohem Astigmatismus die Skiaskopie
in den Hauptschnitten nicht mit genügender Feinheit. Diese Fehlerquellen
sind vermeidbar, wenn man den Patienten direkt den Skiaskopierspiegel
fixieren lässt und nun den Astigmatismus nicht hauptschnittweise feststellt,
sondern die Refraktion des betreffenden astigmatischen Auges mit Hilfe der
Skiaskopie durch Vorschalten von entsprechenden sphärischen und Zylinder-
gläsern in die Probierbrille auf die Skiaskopiedistanz, am besten 1 Meter,
anastigmatisch korrigiert. Die Bestimmung des Astigmatismus kann hier sogar
gelegentlich bei voller Akkommodationsfähigkeit erfolgen, wenn nämlich bei
einmaligem Eintropfen von 3°/,igem Kokain eine für die Skiaskopie genügende
Mydriasis erreicht wird. Sonst und überhaupt in der Praxis wird man
Homatropin verwenden. Die Furcht, als ob dadurch der Astigmatismus
verändert, gleichsam gefälscht würde, ist unbegründet, da reihenweise Unter-
suchungen von Patienten nach Kokain, also bei voller Akkommodationsfähigkeit,
dann nach Homatropin in engen Grenzen gleichen Astigmatismus ergaben,
Für ältere Patienten, wo die Akkommodation während der Skiaskopie ohne-
dies kaum stört und es also nur auf die Erweiterung der Pupille ankommt,
genügt eine Mischung von Kokain-Homatropin (3°/,, 1°/,). Die Akkommodation
wird dadurch etwas eingeschränkt. Die Methode ist allerdings nicht leicht
zu erlernen und bedarf längerer Übung. Vor allem erfordert hier die
richtige Beurteilung der durch die sphärische Aberration bedingten Skia-
skopiebiider entsprechende Anleitung und Schulung. Für den Militärarzt
erweist sich diese Methode als besonders wertvoll, da sie uns, wenigstens
bezüglich des Astigmatismus, von den Aussagen des Patienten unabhängig
macht. Diese Skiaskopie unter Verwendung von Zylindern wurde bereits
früher von Ausländern empfohlen. Bei uns ist sie nicht üblich, aber sie
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 17
übertrifft an Genauigkeit in den meisten ‚Fällen jede andere Untersuchungs-
methode.
Zur Untersuchung des Gesichtsfeldzentrums und des
blinden Flecks empfiehlt Eppenstein (184) eine neue Methode, bei
der er sich des Bielschowskyschen «Universal-Prismenapparates» bediente.
Auch hierbei handelt es sich wie bei der Haitzschen Methode mit dem
Stereoskop um eine binokulare Untersuchung, es ist also nur eine beschränkte
Anwendung möglich. Jedoch ist es möglich, eine erheblich grössere Netz-
hautpartie abzutasten. Der Abstand beträgt 1,5 Meter, die verwendete Tafel
misst 2 qm, das Objekt 1 qcm. Gegenüber der Bjerrummethode ist die fast
absolute Exaktheit der Angaben und dementsprechend erhebliche Zeit-
ersparnis hervorzuheben. Bei Personen von mittlerer Intelligenz dauert die
Untersuchung ca. 5 Minuten. Zur Feststellung des van der Hoeveschen
Symptoms, der Vergrösserung des blinden Flecks (retrobulbäre Neuritis bei
Nebenhöhlenerkrankungen) und der Halbringskotome, die vom blinden Fleck
ausgehen und ein sehr charakteristisches Frühsymptom des Glaukoms bilden,
ist ein derartiges Verfahren sehr zu begrüssen. Im Prinzip handelt es sich
darum, dass das Sehzeichen nicht durch das Gesichtsfeld geführt wird, sondern
ein feststehendes Objekt benutzt wird, das ein drehbares Prisma scheinbar
an das Sehzentrum heranrückt. Die gefundenen Ausmalse für den blinden
Fleck waren für die verschiedenen Augenformen so gut wie gleich, es fand
sich eine vertikale Ausdehnung des blinden Flecks von 7—8 Grad und eine
horizontale von 5—6 Grad als ungefähre Norm. Am oberen und unteren
Ende des blinden Flecks werden zuweilen schlauch- oder schornsteinartige
Fortsätze angegeben, die wohl dem Ursprung der grossen Gefässe entsprechen.
Da an dem zur Untersuchung des lebenden Augenhintergrundes mit
der Gullstrandschen Nernstspaltlampe verwendeten Silberspiegel eine
partielle elliptische Polarisation des Spaltbüschels entsteht, hat Koeppe (195)
das Verhalten der lebenden Augengewebe im polarisierten Lichte der
Spaltlampe einer näheren Untersuchung unterzogen. Weiterhin gab dazu
noch der Gedanke Veranlassung, dass das an feinen Gewebeteilchen abgebeugte
und diffus reflektierte Licht sich zu einem gewissen Teile als polarisiert
erweist. K. benutzte zur Beobachtung des Polarisationszustandes des aus dem
untersuchten Auge zurückkehrenden Lichtes ein Beobachtungsmikroskop mit
nur einem Objektiv, aber 2 Abbeschen stereoskopischen Okularen, während am
objektiven Tubusende von Zeiss einanalysierender Nik ol mit davor befindlichem
Viertelwellenlängenplättchen — das letztere herausnehmbar — eingebaut war.
Der Nikol war drehbar und der Grad dieser Drehung an einer Skala von
0° bis 180'° ablesbar. Während nun das 4 Pintichen fir mittlere Wellen-
lingen den Betrag des am Silberspiegel partiell elliptisch polarisierten Lichtes
linear gestaltete und damit maximale Helligkeitsdifferenzen in den okularen
Gesichtsfeldern erzielt wurden, konnte ohne das Plättchen und ohne den
Spiegel der intravitale Nachweis doppeltbrechender Gebilde in den Augen-
medien ermöglicht werden. Die mit der Apparatur erreichbaren Ver-
grösserungen betrugen etwa 40 bis 70 fach linear. Für alle Untersuchungen
wurde einmal der mehr rechtläufige resp. parallele Stellungsmodus der Be-
obachtungs- und Beleuchtungsachse, andererseits aber auch die annähernd
senkrechte Stellung dieser Achsen zueinander angewendet, welch letztere
78 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Forderung sich aus dem Rayleighschen Gesetze ergab. Dazu kam die
Variabilität der Analysatorstellung, ferner die Untersuchungsart einmal mit,
À ; .
dann aber auch ohne den Silberspiegel resp. das 4 -Plättchen. Speziell bei
der Untersuchung der Hornhaut konnte eine senkrechte Stellung der
Systemachsen dadurch erzielt werden, dass ein nach Angaben K.s von den
Zeisswerken verfertigtes ringförmiges Auflageglas auf die Hornhaut auf-
gesetzt wurde. Dieses Glas, dessen Durchschnitt Vortr. im Bilde zeigt,
besteht aus 2 ringförmigen Teilen, deren Zwischenschicht versilbert it. An
dieser Schicht wird das Spaltbüschel so auf die Hornhaut reflektiert, dass in
dieser bei annähernd streifender Inzidenz ein leicht astigmatisch deformiertes
und durch Annäherung resp. Entfernung des Silberspiegels — oder auch
ohne diesen der Ophthalmoskoplinse — variierbares fokales Spaltbüschel
erzeugt wird, dessen Tiefenlage weiterhin in der Hornhaut durch mehr oder
weniger achsennahes Auffallenlassen des Spaltbüschels innerhalb gewisser
Grenzen beliebig variiert werden kann. In dem auf diese Weise erzeugten
neuen und eigenartigen Dunkelfelde wird die Hornhaut gewissermalsen aus
sich selbst heraus erleuchtet und eine streng senkrechte Stellung der System-
achsen zueinander gewährleistet, wobei die Kammer selbst dunkel bleibt.
Während nun im Kammerwasser sowohl bei mehr rechtläufiger als auch
mehr senkrechter Stellung der Systemachsen untersucht werden kann, empfiehlt
sich für die Linse, um trotz Mydriasis nicht die Iris als störende
Kulisse zu erhalten, ausschliesslich der erstere Untersuchungsmodus. Sowohl
die tiefere als vor allem auch die oberflächlich gelegene histologische Struktur
der Linsensubstanz ist infolge der hier deutlicher verschiedenen Reflexions-
und Diffraktionsverhältnisse eingehender zu erforschen als im natürlichen
Lichte. Das gilt auch für diese und jene pathologischen Veränderungen in
der Linse. Auch der Glaskörper ist unter Benutzung eines Objektives mit
etwas längerer Brennweite in gleicher Weise auf sein Verhalten im polari-
sierten Lichte zu untersuchen, ferner unter Vorschaltung des von K. be-
schriebenen Auflageglases auf die Hornhaut auch der lebende Augen-
hintergrund. K.
Die Lösung des Problems der direkten stereoskopischen
Betrachtung des lebenden Augenhintergrundes bei starker
mikroskopischer Vergrösserung im fokalenLichte der Nernst-
spaltlampe gelang Koeppe (193) mit Hilfe eines unmittelbar auf die
Hornhaut des untersuchten Auges aufgesetzten Kontaktglases von besonderer
Konstruktion. Der störende Astigmatismus schiefer Randbüschel wurde durch
Verwendung eines einzigen Objektivs und Benutzung zweier Abbescher
Okulare beseitigt. Einzelheiten der Apparatur sind im Original nachzusehen.
Es gelang damit, die histologische Struktur des lebenden Augenhintergrundes
in prachtvoller Deutlichkeit und Plastik zur Anschauung zu bringen. Es
kann immer nur eine kleine Stelle in 65- bzw. 86 facher Linearvergrösserung
untersucht werden. Man sieht die Struktur der Fovea centralis, der Nerven-
faserschicht und die Tiefenausdehnung der Netzhaut, den Verlauf und das
Hervortreten der Gefässe über dem Netzhautniveau, den Abgang der Gefässe
und Nervenfasern von der Papille. Die Untersuchung pathologischer Objekte
liefert in Relief und Plastik hervorragende Bilder. Irgendwelche Blendungs-
erscheinungen wurden weder subjektiv noch objektiv trotz oft mehr als
m
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 19
10 Minuten betragender Untersuchungsdauer an den untersuchten Augen
niemals festgestellt.
In einer weiteren Arbeit über die Mikroskopie des lebenden
Augenhintergrundes mit starken Vergrösserungen im fokalen
Lichte der Nernstspaltlampe bringt Koeppe (194) nähere Einzel-
heiten zur Theorie, Apparatur und Anwendungstechnik der
Spaltlampenuntersuchung desAugenhintergrundesim fokalen
Licht. Durch Benutzung eines Silberspicgels, eines besonders von Zeiss in
Jena hergestellten Kontaktglases und eines gewöhnlichen Mikroskoptubus unter
Verwendung der Abbeschen Prismenkombination resp. der Abbeschen
stereoskopischen Okulare gelang es aller Schwierigkeiten mit Erfolg Herr zu
werden. Das Kontaktglas wird vor dem Aufsetzen mit zimmerwarmer,
physiologischer Kochsalzlösung gefüllt, um den orthozentrischen, luftblasen-
freien Sitz zu sichern, Durch den punktuell abbildenden Silberspiegel wird
das konvergente Lichtbüschel so dicht wie möglich neben der optischen Achse
des ganzen Augen- und Beobachtungssystems, d. h. also ganz leicht schräg
von temporal her in das Auge reflektiert. Die Umkehrung des Bildes im
Abbe erschwert die Untersuchung, überhaupt erfordert die ganze Unter-
suchungstechnik grössere Übung. Sie gestattet einen kreisférmigen oder
horizontal leicht ovalen Bezirk des Augenhintergrundes abzutasten, der un-
gefihr die Fovea als Mittelpunkt und den 2—3fachen Papillendurchmesser
als Radius hat. Von grosser Bedeutung ist eine mindestens 3—5 Minuten
betragende Dunkeladaptation des Beobachters. Myopien über 5,0 D. erschweren
die Untersuchung in hohem Grade, ebenso Astigmatismen jeder Art. Pupillen-
erweiterung ist immer notwendig. Man kann immer nur eine einzige, sehr
kleine Stelle scharf beleuchtet sehen, erkennt also auch nur im Bereiche
dieser feinere, histologische Einzelheiten, während die engere und weitere
Umgebung mehr oder minder verschwommen und dunkel sich darstellt. Bei
weiterem Ausbau der Apparatur — eventuelle Verwendung der Vogtschen
Einrichtung des rotfreien Bogenlichtes als fokale Lichtquelle! — erschliessen
sich für die Zukunft «noch nicht annähernd übersehbare Perspektiven».
Eine neue Methode der klinischen Nystagmographie hat
Majewski (196) erdacht, indem er nach dem Vorgange Wojatscheks
die photographische Reproduktion des Augenzitterns anwandte. Während dem
Verfahren Wojatscheks wie dem früheren von Buys durch das Aufsetzen
der Registriermarke auf die geschlossenen Lider eine Ungenauigkeit anhaftete,
vermied M. diese, indem er ein glockenförmiges, glatt geschliffenes Glas-
glöckchen von 12—14 mm Durchmesser durch einen Gummiballon sich an
der der Hornhaut angrenzenden straffen Bindehaut ansaugen liess. Am freien
Ende des Gummiballons ist ein 2—3 mm breiter und 5—10 cm langer
schwarzer, harter Kartonstreifen befestigt, dessen Schatten von einer !/, Watt-
glühbirne (600 Kerzen Lichtstärke) aus 2 m Entfernung auf den Schlitz der
etwas modifizierten, einfachen Kodakkamera geworfen wird. Der Apparat
findet sich fest montiert etwa 25 cm vom Kinn des zu Untersuchenden ent-
fernt, in der Kamera ist ein 60 cm langes Filmband mit einer Handkurbel
drehbar, die ein ausreichend gleichmälsiges Abrollen des Filmbandes bei
einiger Übung ermöglicht. Beide Augen werden kokainisiert, Lidhalter werden
eingelegt, der Kranke liegt auf dem Rücken mit nach oben gerichtetem Ge-
sicht. Das Licht muss senkrecht zur Ebene, in welcher die Augenbewegungen
stattfinden, einfallen. Für Aufnahmen von rotatorischem Nystagmus bedarf es
80 Bericht über die Leistungen und l’ortschritte der Augenheilkunde.
eines hajonettformigen Kartonstreifens mit - längerem Querstück. Die so ge-
wonnenen Nystagmoskiagramme verzeichnen nur einzelne Komponenten der
nystagmischen Schwingungen, welche öfters eine vielfach kombinierte Bewegung
‚darstellen. In vielen Fällen geschehen die beiderseitigen Zuckungen so gleich-
mälsig, dass ein mononukleäres Nystagmogramm zur Erkenntnis des Charakters
des vorliegenden Nystagmus ausreicht. Die beigegebenen Nystagmoskiagramme
zeigen zahlreiche Nystagmustypen; M. hofft, dass mit Hilfe seiner Apparatur
eine genügend motivierte Klassifikation der verschiedenen Arten möglich
‘sein wird,
Wertheim (202) demonstriertte 2 Apparate zur Photographie
des Augenhintergrundes. Der Apparat gibt sehr gute Bilder, vor dem
Dimmerschen hat er den Vorzug, dass er einfacher und kleiner ist. Die
‚Beleuchtungsdauer beträgt nur '/,, Sekunde. Als Lichtquelle dient eine
‚kleine Bogenlampe, deren Licht durch ein Prisma in das Auge geworfen
wird. Beleuchtungs- und Abbildungssystem sind nach dem Gullstrandschen
Vorbild getrennt; die Reflexe der Ophthalmoskoplinse werden durch kleine
‘Schirme abgeblendet.
Zur röntgenologischenDifferenzierungintra- oder extra-
bulbar sitzender Geschosssplitter bringt Alban Kohler (192)
Ergebnisse und Bericht über weiteren Ausbau des Blickrichtungs-
wechselverfahrens. Gelegentlich einer Rundfrage beantworteten von
30 Röntgenfachärzten 27 die Frage nach der Sichtbarkeit des Bulbus im
Röntgenbilde glatt mit «Nein». Das Prinzip des Verfahrens besteht be-
kanntlich darin, dass ein doppelter Fremdkörperschatten entsteht (bei intra-
bulbärem Sitz), wenn der Patient während einer einzigen röntgenographischen
Profilaufnahme in der Mitte der Beleuchtung auf Kommando seine Blick-
richtung wechselt. Die Umfrage ergab eine ausserordentlich kleine Zahl von
Versagern der Methode und eine grosse prozentuale Verschiedenheit der Ver-
sagerzahl bei den einzelnen Untersuchern. Bei Fremdkörpern in nächster
Nähe des Auges wird bei starken Augenbewegungen das retrobulbäre Fett-
gewebe ein wenig mitbewegt. Bei extremem Blickrichtungswechsel erklärt
sich hieraus ein grosser Teil der Versager. Es empfiehlt sich deshalb, den
Blickwechsel nicht zwischen 2 extremen Richtungen vornehmen zu lassen,
sondern nur in mälsigem Grade.
Das Trendelenburgsche Verfahren der Röntgendiagnose besteht
in einer unmittelbaren Messung des stereoskopischen Raumbildes mit einfachen
Hilfsmitteln (Zirkel, Mafsstab). Die stereoskopische Messmethode ist durch
den Trendelenburgschen Apparat (Aufnahmeapparat, mit zur Plattenebene
parallelen Verschiebung der Röhre um die Pupillardistanz des Untersuchers
und stereoskopischer Betrachtungsapparat mit feststehenden Plattenträgern und
unbelegten Spiegeln mit verstellbarer Distanz der Spiegel) «in eine so ein-
fache Form gebracht, dass einer allgemeinen Anwendung der genaueste
Resultate liefernden Methode nichts im Weg steht». Für die Lokalisation intra-
okularer Fremdkörper ist daher der Apparat besonders geeignet. Fleischer (185)
hat mit dem Verfahren gute Resultate gehabt. Um den Bulbus im Röntgen-
bild zu markieren, ist eine Marke notwendig, Annähen eines den Kornealrand
markierenden Metallringes an die Bindehaut (wie es Fleischer bisher geübt
hat), Auflegen einer Drahtkreuzprothese (nach Engelbrecht, der den
Hasselwanderschen Apparat benutzt) oder ähnlicher Metallmarken. Zweck-
mälsig ist zur Markierung des Bulbus im Raumbild das Hineinhalten eines
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 81
Balbusmodells mit durchschnittlichen Bulbusmarken, wodurch die Lage des
Fremdkörpers im Bulbus unmittelbar zur Anschauung kommt. Fleischer
bat sich einen um eine Achse (die optische Achse im Raumbild) drehbaren
Halbkreis konstruiert, wodurch die intra- oder extrabulbäre Lage des Fremd-
körpers besonders deutlich zu machen ist. Den geometrischen Verfahren, von
denen am Auge der Apparat von Sweet ebenfalls genaue Resultate gibt, ist
das stereoskopische Verfahren vorzuziehen, weil es die unmittelbare lebendige
Anschauung von der Lage des Fremdkörpers ermöglicht und keine besondere,
nur für das Auge zu verwendende Apparatur erfordert. K.
Emanuel (183) gibt die Beschreibung eines im Felde hergestellten
Riesenmagneten. Der Apparat ist über dem Operationstisch aufgehängt
und nach Art des Volkmannschen Magneten gebaut. Der Strom wurde
von der Wechselstromlichtleitung umgeformt bezogen. Der Magnet hat sich
als sehr handlich erwiesen.
Wenn auch das Schiötzsche Tonometer zwar einen grossen Fortschritt
bedeutete und für die klinische Diagnostik unentbehrliche Dienste geleistet
hat, so hat es bekanntlich doch immer noch technische und prinzipielle Mängel.
Diese haben Römer (198) veranlasst, ein neues optisches Tonometer
zu konstruieren: ein durchsichtiges, beim Aufsetzen auf die Hornhaut frei
bewegliches Gewicht mit planer Fläche steht in optischer Verbindung mit
einem Fernrohr. Nach Aufträuflung von Fluoreszein ermöglicht der Apparat
die Messung des Durchmessers des entstehenden Abplattungskreises der Horn-
laut. Dieses optische Tonometer gibt uns bei Benutzung eines Gewichtes
genau den im Auge vorhandenen Tonometerdruck, ermittelt bei Verwendung
mehrerer Gewichte das mathematische Gesetz, nach welchem sich der Tono-
meterdruck ändert, ermöglicht auf diese Weise rechnerisch, respektive kon-
struktiv die Bestimmung des eigentlichen Augenbinnendrucks und gibt ausser-
dem zahlenmälsigen Ausdruck über die Elastizität der Bulbuskapsel. K.
Ein einfaches, auch behelfsmälsig herzustellendesAdapto-
meter hat Stargardt (200) fertiggestellt. Der Apparat besteht aus einem
langen, schmalen Kasten, der durch 2 Querwände in 3 Teile geteilt ist. Im
hintersten befindet sich a)s Lichtquelle eine 100 kerzige Lampe; in beide
Querwände ist eine Milchglasplatte eingelassen, deren quadratische Fläche
sich durch Vorschieben eines aussen fühlbar graduierten Schiebers beliebig
verkleinern lässt. Ist der hintere Schieber ganz eingeschoben, so dient nur
noch ein 20 qmm grosses Loch als Lichtquelle. Die Maximalhelligkeit des
Apparates wurde mit Hilfe eines Radiumleuchtschirmes gemessen durch Ver-
gleich mit dem Nagelschen Adaptometer. Die Helligkeiten an dem Apparat
sind in Meterkerzen angegeben, statt der Schwellenreize werden die reziproken
Werte als Ausdruck für die Empfindlichkeit der Netzhaut gesetzt. Gewöhnlich
genügt die Feststellung von Schwellenwerten, doch eignet sich der Apparat
auch zur Aufnahme der ganzen Adaptationskurve,
Best (180) gibt einige Demonstrationen zu der Funktionsprüfung
des Auges, nämlich 1. Zur Untersuchung des Auges auf Farbenblind-
heit mit Pigmentfarben. B. empfiehlt hier die Anwendung von Wollproben,
aber in Form der «deutschen Farbenkordel» der Elberfelder Farbwerke. Die
dadurch erreichten Vorzüge sind Lichtechtheit der Farben, sowie genau be-
kannte chemische Zusammensetzung. Sind die Verwechslungsfarben eines
Farbenblinden ausgesucht, so lassen sich damit Stickmuster in seinen pseudo-
isochromatischen Wollproben nach Art der Stillingschen Tafeln herstellen,
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. VI
82 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
von welchen sich der Augenarzt so nach seinen eigenen Beobachtungsfällen
einen Vorrat anlegen kann. 2. Demonstration eines Leuchtfarbenadaptometers
(vgl. Münchener medizinische Wochenschrift 1917, S. 475). Die Untersuchung
der Dunkelanpassung des Auges mit Leuchtfarben ist deshalb unentbehrlich,
weil Leuchtfarben frei von langwelliger Strahlung sind. Andererseits ist eine
Ergänzung durch Untersuchung mit langwelligem (rotem) Licht nach dem-
selben Adaptometerprinzip notwendig. Die Trennung der Anpassungskurven
in solche mit «rotem» und «rotfreiem» Licht ist wegen der Verschiedenheit
der Reaktion des Auges in beiden Spektralgebieten erforderlich. K.
Nach den Erfahrungen Zades (203) haben die meisten Flieger eine
Abneigung gegen das Tragen gefärbter Schutzgläser, da kein Glas dem starken
Wechsel der Lichtintensität gerecht wird. Die von Z. angegebene Brille hat-
im unteren Teil farbloses Glas, das allmählich in Gelb übergeht und von da
in dunkles Rauchgrau übergeführt wird. Durch leichte Kopfbewegungen nach
oben und unten benützt der Flieger den gerade passenden Teil der Brille.
Zwei Modelle, nämlich für Beobachter und Führer verschiedene Farbverteilung.
Das von Prof. Henker bestimmte gelbe Glas hat eine sehr starke Absorption
für Blau, auch der sichtbaren Strahlen. K.
Haab (187) berichtet über Erfahrungen in der Behandlung
der Augengonorrhöe mit Typhusvakzine. 5 Patienten mit Oph-
thalmoblennorrhöe (3 Erwachsene, 2 Kinder) wurden zum Teil mit auffallend
gutem Erfolg mit Typbusvakzine aus dem Hygieneinstitut Zürich behandelt.
Die bei den Erwachsenen gleichzeitig bestehende Urethritis wurde durch die
Behandlung nicht wesentlich gebessert. Weiter empfiehlt H. zur Ver-
besserung der lokalen Anästhesie bei Augenoperationen.
namentlich der Glaukomiridektomie, Injektion 10 proz. Kokainlösung unter die
Bindehaut am Orte der Operation und 5 proz. Kokainlösung vor Staroperationen.
Bei 46 Iridektomien und 54 Staroperationen hat sich das Verfahren bewährt.
Zur Ausführung der Lokalanästhesie bei Behandlung von
phlegmonösen Tränensackerkrankungen empfiehlt Seidel (199)
nach Inzision der Phlegmone und Tamponade der Wunde während 8—10 Tagen
bis zum breiten Klaffen eine mit Watte umwickelte Sonde von der Wunde
aus in den Tränennasenkanal und einen Wattetampon in die Wunde selbst
einzulegen, beides mit 10 proz. Kokainadrenalinlösung getränkt. Nach 10 Minuten
‘werden beide erneuert. Nach 30 Minuten ist eine vollkommene Anästhesie
vorhanden, da das Kokain von Schleimhäuten aus eine sehr intensive, stark in
die Tiefe bis auf den Knochen dringende Wirkung hat. Die sonst sehr
schmerzhafte Ausschabung der Schleimhaut kann dann völlig schmerzfrei vor-
genommen werden.
Die neuerdings wieder mehr empfohlene Fettransplantation hat
Clausen (181) in 6 Fällen nach Enukleation, in 1 Fall nach einer
Exenteration ausgeführt. Das unmittelbare Resultat war ein aus-
gezeichnetes. Doch nach 6 Wochen setzte eine deutliche Schrumpfung ein
und in etwa 6 Monaten war das Fett fast völlig resorbiert. In dem einen
Fall schloss Cl. an die Fettimplantation noch eine Paraffininjektion nach
Eckstein an. Der Erfolg war wenig zufriedenstellend, ebenso wie ein
zweiter Fall, der von ihm längere Zeit beobachtet werden konnte. Hier war
in Deutschland eine Paraftininjektion nach Enukleation ausgeführt worden.
Cl. ist deshalb dazu übergegangen, grössere Streifen aus der Fascien lata mit
Spa a a a
1V. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 83
anhaftendem Fett in die Orbita zu implantieren. Der Streifen wird 11 bis
12 cm lang und 2,5—3 cm breit gewählt. Der Faszienstreifen wird mit
seiner Längsausdehnung in kortikaler Richtung am oberen und unteren
Konjunktivalsackrande vernäht. Sodann werden 2 doppeltarmierte Fäden
durch die Mitte des Lappens gestochen und in der oberen und unteren Über-
gangsfalte geknotet. Hierauf wird die Konjunktiva durch Taschenbändernaht
über dem Faszienknäuel, der in seiner Mitte das anhaftende zur Polsterung
dienende Fett umhüllt, geschlossen. Zur Sicherheit wurden durch den
Knoten noch 2—3 Fäden gelegt. Die Fixierungsnähte in der oberen und
unteren Übergangsfalte können nunmehr wieder gelöst werden. Für 2—3 Tage
wird ein ganz lockerer Borsalbenverband angelegt, um jeden Druck zu ver-
meiden, sodann wird das Auge nur noch mit einem Borsalbenlappen bedeckt.
Vor allem muss für starke Überkorrektion gesorgt werden, dann sind die
Endresultate sehr günstige. Cl. hat in dieser Weise 24 mal nach einer
Enukleation, 2 mal nach Exenteration Fascia lata implantiert. Nur in 2 Fallen
wurde Faszie mit Fett zum grössten Teil, in 2 weiteren zu kleineren
Partikelchen abgestossen, in den übrigen trat restlose Einheilung ein. Der
Stumpf war stets ein ganz ausgezeichneter, auch nach 1'/, Jahren noch. K.
Zur Stumpfbildung des Augapfels empfiehlt Oehlecker (197)
Einpflanzung lebenden Knochens. Der erste, von ihm in dieser Weise
operierte Fall liegt 3'/, Jahre zurück; hier hat Ö. mit sehr gutem und
dauerndem Erfolg das Mittelfussképfchen cines anderen Patienten eingepflanzt.
Seither wurde bei etwa 20 Kriegsverletzten ähnlich verfahren. An homo-
plastischem Material wurden Mittelhand-, Mitteltussköpfchen u. ä. verwandt.
In letzter Zeit wurde bei 5 Patienten die Bulbusplastik mit autoplastischem
Material vorgenommen und dazu ein Teil des Wadenbeins verwandt. Die
Knochenstücke heilten gut ein, gaben der Prothese guten Halt und vorzügliche
Beweglichkeit.
In Zusammenarbeit mit Oehlecker hat Hansen (188) in einer Reihe
von Fällen Transplantationen zur Stumpfbildung nach Entfernung
des Augapfels vorgenommen. Ein Versuch der Einheilung einer Schmitt-
schen Rinderknochenkugel, mit Periost von der eigenen Tibia des Patienten
umhüllt, misslang. In 2 weiteren Fällen wurde einmal ein Knochenstück von
dem Ellenbogengelenk eines anderweitig operierten Kindes benützt, ein andermal
ein Stück von der Tibiavorderfläche des betreffenden Soldaten selbst heraus-
gemeisselt; beide Male mit gutem Erfolg. Eine Knochenkugel, der Tibia
eines anderen operierten Soldaten entnommen, wurde ausgestossen, Fett
wurde autoplastisch dreimal mit gutem Erfolg benützt, eine Transplantation
von einem zufällig gewonnenen Lipom missgliickte. In 4 Fällen misslang die
Transplantation von Knochenköpfchen (hartnäckige Konjunktivitis, kaum über-
standene Sepsis. Am meisten empfohlen wird die Ausmeisselung eines
Stückchens des Capitulum fibulae an der Aussenseite. Ein solches Knochen-
stück ist an dieser Stelle vom anatomischen und physiologischen Standpunkt
aus für den Menschen entbehrlich. Die Operation ist leicht ausführbar, es
handelt sich um spongiöses, also leicht durchströmbares Knochengewebe,
dessen Periostzellen auf der einen und Markzellen auf der Rückseite als
Knochenbildner gut geeignet sind. Die 5 nach dieser Methode opcrierten
Fälle heilten mit schönem Erfolg. In einem Falle war das Oberlid mehr
als wünschenswert eingesunken; es wurde nach Schnitt in der Augenbraue
VI”
84 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
und Unterminierung der Haut ein Fettstreifen unter die Falte des Oberlids
geschoben.
Grüter (186) empfiehlt zur Beseitigung der Schmerzhaftig-
keit erblindeter Augen die Injektion von Alkohol in die
Orbita auf folgender Technik: Nach Kokainisierung der Bindehaut wird
je l cem 2proz. Novokainlösung mit der gebogenen Kanüle temporal und
nasal rings um den hinteren Augenpol eingespritzt. 5 Minuten später erfolgt
in der gleichen Weise die Injektion von je 1 ccm 80proz. Alkohol und zwar
so, dass man sicher ist, die Umgebung der Ziliarnerven gleichmälsig infiltriert
zu haben. Der Eingriff macht wenig Schmerzen. Nach 15 Sekunden ist der
Augapfel vollkommen anästhetisch. Störend wirkt die zu gleicher Zeit auf-
tretende Lähmung aller Augenmuskeln einschliesslich des Lidhebers und die
akute Entzündung des orbitalen Gewebes. Infolge der kompletten Lähmung
des Trigeminus I verspürt jedoch der Patient nichts von der akuten Reaktion.
Allgemeinstörungen treten nicht auf, so dass der einfache Eingriff in der
Sprechstunde vorgenommen werden kann. Unter Schutzverband gehen die
akuten Reiz- und Lähmungserscheinungen in einigen Wochen zurück. Die
Augenmuskeln bekommen bis auf eine in der Mehrzahl der Fälle dauernd
bleibende Abduzensparese annähernd wieder ihre normale Beweglichkeit. Die
Ptosis verschwindet bis auf einen mälsigen Rest. Wenn nicht in kosmetischer
Hinsicht besonders hohe Anforderungen gestellt werden, ist auch das kos-
metische Resultat befriedigend. Die Sensibilität ist nur in der ersten Woche
völlig erloschen, kehrt dann allmählich wieder, jedoch bleibt ein erheblicher
Grad von Hyposensibilität dauernd bestehen, so dass der Eingriff bei allen
Fällen von Erblindung infolge von chronischer Entzündung des Augeninnern,
mit chronischen Ziliarnervenschmerzen, seinen Zweck vollkommen erfüllt.
Der Resectio opticociliaris ist die Alkoholinjektion entschieden überlegen.
Gegenindikation ist die Möglichkeit des Ausbruchs einer sympathischen
Ophthalmie. K.
Die neue Zilienzange Thims (201) ist mit seitlich im Winkel
abgebogenen Schnäbeln ausgestattet, die beim Erfassen der Zilie zuerst an
ihrer Spitze schliessen und infolge der ihnen innewohnenden Federkraft beim
Vergrössern des Schliessdrucks an den Zangenhebeln allmählich bis zu voll-
kommener Berührung gebracht werden können. Zum besseren Erfassen der
Zilien sind die Flächen der Schnäbel fein und entgegengesetzt geriefelt.
Augenärztliche Instrumente der alten Griechen sind uns
nach Hirschberg (191) in Exemplaren kaum überkommen, Abbildungen
von Augeninstrumenten sind uns in griechischen Handschriften nicht über-
liefert, ebensowenig Beschreibungen. Auf Grund überlieferter Texte und
gesicherter Fundstücke unternimmt H. die Beschreibung der hauptsächlichsten
Instrumente. Bei den Messern war meistens der Griff aus Bronze, das Blatt
aus Stahl gefertigt und von verschiedener Form und Schleifart. Das vordere
Endstück der Starnadel, welches in das Auge eindringt, war rund, am unteren
Ende des Griffs fand sich ein Knopf wie an der gewöhnlichen Sonde. Die
Nadel war hauptsächlich aus Bronze gefertigt. Scheren werden in den Texten
über Augenoperationen nicht erwähnt. Die Sonde ist ein altes und viel-
gebrauchtes Werkzeug, das in den verschiedensten Gestalten und zu mannig-
fachen Zwecken verwandt wurde. Haken, Lidheber und Halter werden
mehrfach erwähnt, ebenso Zänglein zum Ausziehen von Wimpern und Ent-
fernen von Fremdkörpern.
—
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 85
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen.
Ref.: Köllner.
*204) Fuchs: Über organische Muskelfasern in der Aderhaut. Graefes Arch.
Bd. 95. 8. 311. |
205) Duplessis: Ein durch Missbildungen komplizierter Fall von Dermoiden
des Auges. Dissert. München.
*206) Koeppe, C.: Klinische Beobachtungen mit. Nernstspaltiampe und Horn-
hautmikroskop. 11. Mitteilung: Die normale Histologie des lebenden mensch-
lichen Glaskörpers, seiner angeborenen und vom Alter abhängigen Veränderungen
im Bilde der Gullstrandschen Nernstspaltiampe. Graefes Arch. Bd. 96.
Heft 3—4. N. 232.
*207) Peters, R.: Auffallende Dunkelfärbung der unteren Lider als erbiiche
Anomalie. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. S. 8.
’208) v. Szily: Neuere Experimentalforschungen über die verschiedenen
Formen der angeborenen Katarakt und ihre Bedeutung für die allgemeine Miss-
bildungslehre. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
”209) Uhthoff: Demonstration anatomischer Präparate dreier Fälle von Lid-
bulbuszysten mit Mikrophthalmus. Ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg.
3.—6. 8. 1918.
Das Vorkommen von Muskelfasern in der Aderhaut ist noch
immer strittig. Herzog glaubte bei Ratten und Mäusen eine zusammenhängende
Muskelfaserschicht gefunden zu haben, während sich Wolfrum und Salzmann
an ihrem Vorkommen im hinteren Bulbusabschnitt nicht überzeugen konnten.
Fuchs (204) fand Muskelfasern in der Aderhaut in der Umgebung der Papille
an Frontalschnitten durch den Sehnerveneintritt. Sie sind lang, ziemlich
gleichmälsig breit, und ihr Ende zeigt zuweilen pinselförmigen Zerfall in
feinste Fasern, während die Zusammensetzung aus Fibrillen höchstens an-
gedeutet zu erkennen ist. Die Fasern liegen bald einzeln, bald zu mehreren
der Länge nach zusammen, wodurch manchmal flache, gleichmälsig breite
Bänder gebildet werden, deren grösstes 0,04 mm breit und 0,5 mm lang war.
Meist liegen die Fasern in der Suprachorioidea. Wenn man ihnen eine Funktion
zuschreiben will, so könnte diese nicht die Verschiebung der Aderhaut iın
ganzen sein, da die Muskelfasern nach allen Richtungen ziehen. Sie könnten
nur dazu dienen, der Aderhaut einen gewissen Tonus zu geben.
Die feinere Struktur des Glaskörpers nach Beobachtungen mit
der Nernstspaltlampe und Hornhautmikroskop bespricht Koeppe (206) aus-
führlich. Die auf der hinteren Linsenkapsel sichtbaren physiologischen Auf-
lagerungen verschiedenster Art sind zum erheblichen Teil Überreste der fötalen
Tunica vasculosa lentis. Unmittelbar hinter der Linse befindet sich ein optisch
leerer «postlentikulärer Grenzraum», hinter welchem erst die oberflächlichsten
Strukturelemente des Glaskörpers sichtbar werden. Diese sind individuell
verschieden angeordnet —- K. unterscheidet und beschreibt mehrere Typen —,
im allgemeinen ergibt sich jedenfalls, dass der Glaskörper in seiner vorderen
Hälfte emen rein konzentrisch-lamellären Aufbau besitzt von zwei ungefähr
senkrecht aufeinanderstehenden Faserarten, die an ihren Kreuzungspunkten fest
und protoplasmatisch miteinander verbunden sind. Während im vorderen Drittel
die Längsfasern stattlich sind und über die Querfasern an Breite und Vulumen
überwiegen, werden sie im mittleren Drittel des Glaskörpers den Querfasern
gleich. Der Glaskörper ist somit ein ausserordentlich feines und lamellär-
86 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
konzentrisch gebautes Gitterwerk. Die Existenz einer Membrana hyaloidea
im Linsenbereich wird von K. auf Grund seiner Untersuchungen geleugnet.
Hinsichtlich der Existenz des Canalis hyaloideus betont K., dass er wenigstens
im vorderen Teile des Glaskörpers nirgends Spuren eines Kanals oder einer
Kanalöffnung gefunden hat. auch nicht im Bereiche der Grenzschicht. Auch K.
sieht auf Grund seiner Studien den Glaskörper als ektodermale Bildung an.
Der von Rabl und Wolfrum geschilderte Entwicklungsmodus des normalen
Glaskörpers in seinen letzten Stadien ist mit Hilfe der Nernstspaltlampe noch
am lebenden Glaskörper im ausgewachsenen Zustande nachweisbar, so dass die
Theorie dieser Autoren wohl zu Recht bestehen dürfte,
Eine erbliche Dunkelfärbung der unteren Augenlider in
5 Generationen sah R. Peters (207). Die Haut sah, wenn man sie aus-
breitete, kupferfarben dunkel aus. Mit der Lupe liess sich keine besondere
Pigmentanhäufung nachweisen. Bei körperlicher Erschöpfung und bei Schwäche-
zuständen ist die Erscheinung erheblich deutlicher. Die Hauptursache der
Verfärbung scheint ein abnormer Gefässreichtum des Unterlides zu sein.
von Szily (208) berichtet über die Fortsetzung und einen Teil der
bisherigen Resultate seiner Untersuchungen über die Morphogenese der
Missbildungen. Das verfolgte Ziel ist, nach Möglichkeit die jüngsten
Stadien der Missbildungen zu erforschen und von da ausgehend die
Ontogenese, d. h. den ganzen Entwicklungszyklus der einzelnen Miss-
bildungen bis zu dem fertigen Zustande lückenlos aneinanderzufügen.
Auf diese Weise entstehen sog. Normentafeln der einzelnen
Missbildungen und es werden auch die Grenzen genauer abgesteckt
werden können, innerhalb welcher Aufklärung über die primären Ursachen
der Missbildungen gewonnen werden kann. Die klinische Beschaffen-
heit der fertigen Missbildung. die genaue Beurteilung ihrer Entwicklung.
d. h. ihrer Ontogenese, sowie schliesslich die Erblichkeitsverhältnisse, gestatten
die Aufstellung von zwei Hauptgruppen, die von S. bisher «typische Miss-
bildungen» und «atypische kongenitale Anomalien» genannt wurden. Für diese
Bezeichnungen werden nunmehr die noch zutrefienderen Namen «idiokine-
tische» und «peristatische» Missbildungen eingeführt. [Idiokinetisch von
Idion abgeleitet, wobei der Wortstamm Id als Träger der Erbeinheiten ge-
meint ist. Peristatisch (oder parakinetisch) durch die Umgebung bedingt.]
Der prinzipielle Unterschied wird an der Hand von ausgedehnten Unter-
suchungen über die Ontogenese der angeborenen Katarakte
gezeigt. Als Methoden wurden die systematische Untersuchung der Nach-
kommenschaft von Zuchttieren mit idiokinetischen Missbildungen, sowie das
künstliche Hervorbringen von peristatischen Missbildungen mittelst mechanischer,
chemischer Beeinflussung und strahlender Energie benützt. Es wird schliesslich
eine theoretische Erklärung gegeben für das sporadische Vorkommen von
idiokinetischen Missbildungen bei den verschiedenen teratologischen Experi-
menten, welche, abgesehen von der Ansicht, dass es sich bei den bisher vor-
liegenden spärlichen Beobachtungen um Zufallsbefunde gehandelt haben könnte,
geeignet ist, als zweckdienliche Arbeitshypothese für weitere Versuche zu
dienen. Der Beweis für das künstliche Hervorbringen von typischen (idio-
kinetischen) vererbbaren Missbildungen steht noch aus.
Uhthoff (209) demonstriert 1 Fall von Lidbulbuszyste mit
Mikrophthalmus bei einem 2jährigen Kinde, bei dem es gelungen war, den
VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck. 87
wikrophthalmischen Bulbus in Zusammenhang mit der intakten Zyste heraus-
zupräparieren. Die Zyste hat fast Walnussgrösse (3 zu 2,6cm) und kom-
muniziert durch die offene fötale Augenspalte mit dem Bulbus. Dieser hat
kugelfirmige Gestalt von ca. 11 mm Durchmesser. Die Wandung der Zyste
setzt sich am Rande der offenen Augenspalte direkt in die Sklera fort.
Die Linse, welche kataraktös getrübt ist und eine kugelrunde Form hat,
füllte fast den ganzen Binnenraum des Bulbus aus; die Linsenkapsel zeigt
an ihrer Innenfläche sowohl vorn wie hinten ein Epithel. Die Retina liegt
ihr z. T. in gefaltetem Zustande unmittelbar an. Aderhaut und Ziliarfortsätze
sind relativ gut entwickelt. Die Zyste kommuniziert nicht direkt mit dem
4slaskörperraum, sondern mit dem subretinalen Raum zwischen innerem und
äusseren Blatt der Retina. Ein kleiner mesodermaler Zapfen schiebt sich durch
die Spalte in den Bulbus hinein. Die Wand der Zyste ist meist einfach
und bindegewebig, nur an einzelnen Stellen finden sich atypische gliomatöse
Wucherungen gleichsam als innere Schicht der Zystenwand. Ein 2. Fall
betrifft ein 2 monatliches Kind mit doppelseitiger Lidbulbuszyste und
Mikrophthalmus, Eine Orbita stand für die anatomische Untersuchung in
einer sagittalen Schnittserie zur Verfügung, nachdem eine Entkalkung des
Knochens vorgenommen war. Die Präparate zeigen eine Lidbulbuszyste von
Ilaselnussgrösse, welche einen festen, aus gliomatisen Wucherungen bestehenden
Inhalt hat, der das untere Lid verwölbt. Auf der andern Seite handelte es
sich um eine grosse mit seröser Flüssigkeit gefüllte Zyste. Ein 3. Fall be-
trifft einen 8 jährigen Knaben, bei dem die Lidbulbuszyste herauspräpariert
wurde, aber nicht in Zusammenhang mit dem rudimentären Bulbus blieb.
Die geschlossene Zystenwand besteht deutlich aus 2 Schichten, einer äusseren
bindegewebigen und einer innern aus rudimentärer Netzhaut und atypisch gliös
gewucherten Netzhautelementen. Zum Schluss zeigt U. noch einen Schnitt
durch dıe Orbita bei Mikrophthalmus mit Lidbulbuszyste bei einem Schwein,
bei welchem die fötale Augenspalte weit offen war und mit mehrkammerigen Zysten
im unteren Abschnitt der Orbita in Verbindung stand. Die Zysten waren
zum Teil mit Retina ausgekleidet, zum Teil aber handelte es sich auch hier
um feste gewucherte gliomatöse Massen.
VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck.
Ref.: Wessely.
*210) Seidel: Zur Physiologie des intraokularen Flüssigkeitswechsels. Ophthalm.
Gesellsch. zu Heidelberg. 5—66. 8. 1918.
*210a) Hertel, E.: Weiterer Beitrag zur Lehre vom Augendruck. Ophthalm.
Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
Seidel (210) nimmt an, dass im Auge ein spezifisches Sekretions-
organ vorhanden ist, da durch die sog. autonom fördernden Gifte (Muskarin,
Eserin und Pilokarpin) sowohl nach lokaler Einwirkung als auch von der
Blutbahn aus. genau wie in allen Drüsen des tierischen Körpers, ein
gesteigerter Sekretionsprozess hervorgerufen wird (was aus der refrakto-
metrisch und chemisch nachweisbaren leichten Eiweissvermehrung im Kammer-
wasser hervorgeht) und diese spezifische Erregung einer gesteigerten Sekretion
im Auge genau wie bei anderen Drüsen durch Atropin verhindert oder
gehemmt werden kann. Weiterhin, ähnlich wie an der Speicheldrüse, auch am
Auge in gewissen Grenzen eine Unabhängigkeit zwischen dem Füllungszustand
88 Bericht tiber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
der Gefässe und der Sekretion nachweisbar ist, indem trotz der durch Atropim
hervorgerufenen inneren Hyperämie im Auge kein refraktometrischer Aus-
schlag und kein vermehrter Eiweissgehalt im Kammerwasser gefunden und
trotz der z. B. auch naclı Eserin am atropinisierten Auge hervorgerufenen
Hyperämie der sonst auftretende refraktometrische Ausschlag und die Eiweiss-
ausscheidung erheblich gehemmt oder gar völlig verhindert wird. Der Nach-
weis eines voll entwickelten Chondrioms im Ziliarepithel, wie
er nach verschiedenen mitochondralen Methoden dargestellt und an Mikro-
photogrammen demonstriert wurde, und wie es sonst nur in Epithelzellen mit
sekretorischer Funktion anzutreffen ist und das Fehlen eines solchen
Chondrioms an der Irisvorderfläche spricht nach den anerkannten
Ergebnissen der Mitochondrienforschung füreine sekretorische Funktion
des Ziliarkörpers und gegen eine solche der Irisvorder-
fläche. In demselben Sinne spricht die Tatsache, dass sich nur im Ziliar-
epithel eine Reihe von bemerkenswerten Eigentümlichkeiten histologisch fest-
stellen liessen, wie Tropfenbildung innerhalb und ausserhalb der Zellen,
Vakuolenbildung, verschiedene Gestalt und verschiedener Gehalt an Mito-
chondrien der einzelnen Zellen, verschiedene Färbbarkeit der Kerne, die den
an echten Drüsenzellen und besonders an dem vergleichsweise untersuchten
Epithel des Plexus chorioideus beobachteten prinzipiell fast völlig gleichen.
Die beobachteten morphologischen Variationen zwischen den allgemein für
gleichartig gehaltenen verschiedenen Zellen des Ziliarepithels, sind als Aus-
druck verschiedener Stadien funktioneller Zelltätigkeit aufzufassen. Weiterhin
wurden im Ziliarepithel zahlreiche feinste Nervenendigungen aufgefunden und
so die anatomische Verknüpfung der Nervenfasern mit der Ziliarepithelzelle,
wie eine solche für Drüsenzellen charakteristisch ist, erwiesen. Da weiterhin
nach bestimmten histologischen Methoden im Innern der Ziliarfortsätze von
völlig intakten Augen eiweisshaltige Lymphe ausserhalb der Blut-
gefässe nachgewiesen werden konnte, muss den Ziliarepithelien die Fähigkeit
zugesprochen werden, normalerweise den Eiweissübertritt ins Kammerwasser
zu verhindern. Die Gesamtheit der vorgenommenen pharmakologischen und
histologischen Untersuchungen zeigt, dass im Sekretionsprozess des Kammer-
wassers nicht nur ein einfacher mechanischer Filtrations- und Diffusions-
vorgang vorliegt, sondern dass dabei eine aktive Mitbeteiligung und sekre-
torische Arbeit der Zellen des Ziliarepithels stattfindet, die mit den in echten
Drüsenzellen sich abspielenden Vorgängen wohl verglichen werden darf.
Weiterhin zeigen die Versuche, dass auch im intakten Auge ein Sekretions-
prozess stattfindet und dass als Sekretionsorgan nicht die Irisvorderfläche,
sondern der Ziliarkörper zu betrachten ist.
Hertel (210 a) hat zur Ergänzung seiner früheren Mitteilungen über
Abhängigkeit des Augendrucks von der Blutkonzentration
Versuche mit subkutanen Einspritzungen von Salzlösungen und Wasser aus-
geführt. Er fand die Beeinflussung des Augendrucks im gleichen Sinne
verlaufend wie bei oraler und intravenöser Einverleibung dieser Stoffe. Bei
einem Tier mit Basedow-Symptomen und bei Tieren, die mit Schilddrüsen-
tabletten gefüttert waren, verlief die Resorption eingespritzter Salzlösungen
und die Augendruckverminderung schneller. Nach Schilddrüsenexstirpation
war die Resorption verzögert, die Erniedrigung des Augendrucks trat, wenn
überhaupt, nur ganz verspätet ein. Des weiteren teilte H. mit, dass bei
Tieren nach Schilddrüsenfütterung auch ohne Kochsalzeinspritzung niederer
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 89
Augendruck gefunden wurde, bei thyreopriven Tieren dagegen erhöhter. Bei
Patienten mit Hyperthyreoidismus — es wurden hauptsächlich Basedowfälle
berücksichtigt? — war ebenfalls niederer Augendruck nicht selten. Bei Fällen
mit mehr oder weniger deutlichen Zeichen von Hypothyreoidismus fand sich
Druckerhöhung. In zwei Fällen waren deutliche Anzeichen von Glaukom
vorhanden mit beträchtlichen Drucksteigerungen, die auf Thyradentabletten
merklich zuriickgingen. H. kommt zu dem Schluss, dass durch die Schild-
drüsentätigkeit die osmotische Flüssigkeitsbewegung auch im Auge beeinflusst
wird und dass vielleicht in der verschiedenen Ausbildung der Drüsentätigkeit
ein dispositioneller Faktor für die Entstehung pathologischer Drucksteigerungen
gegeben sein Könnte.
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes.
Ref.: Köllner.
*211) Baumann: Monokulare Beobachtung einer Glanzerscheinung. Reiz-
wirkung von Schwarz. Pflügers Arch. f. d. ges. Physiologie. Bd. 168. S. 434.
*212) Behr: Das Verhalten und die diagnostische Bedeutung der Dunkel-
adaptation bei den verschiedenen Erkrankungen des Sehnervenstammes. III. Teil:
Die funktionellen Erkrankungen des Zentralnervensystems. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 60. S. 433.
*213) Best: Untersuchungen über die Dunkeianpa:sung des Auges mit
Leuchtfarben. Zeitschr. f. Biologie. Bd. 68. S. 111.
*214) Gelb: Ergebnisse farbenpsychologischer Analysen an .Hirnverietzten.
Bericht über die 9. Jahresversammlung der Gesellschaft deutscher Nervenärzte
in Bonn. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 59. Heft. 1—4.
*215) Goldstein u. Gelb: Psychologische Analysen hirnpathologischer Fälle
auf Grund von Untersuchungen Hirnverletzter. Zeitschr. f. d. ges. Neurologie u.
Psychiatrie. Bd. 41. ITeft 1—3. S. 1.
*216) Goldstein: Konzentrische Gesichtsfeldeinengung. Ber:cht über die
9. Jahresversammlung der Gesellsch. deutscher Nervenärzte in Bonn. Deutsche
Zeitschr. f. Nervenheilkunde. Bd. 59. Heft 1—4.
*217) Hess: Beiträge zur Frage nach einem Farbensinne bei Bienen. Archiv
f. d. ges. Physiologie. Bd. 170. S. 337.
218) Jess: Uber Adaptationsstörungen auf sympathischem Wege, sowie
Demonstrationen von Gesichtsfeldern bei erworbener Hemeralopie. Ophthalm.
Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. S. Ref. Nr.
*219) Kipfer: Über die Beteiligung des Kontrastes an der elementaren
physiologischen Raumempfindung. Zeitschr. f. Biologie. Bd. 68. S. 163.
*220) Koeppe: Die Ursache der sogenannten genuinen Nachtblindheit.
Münch. med. Wochenschr. Nr. 15. S. 392.
*221) v. Kries: Physiologische Bemerkungen zu Ostwald: Farbenfibel.
Zeitschr. f. Sinnesphysiologie. Bd. 50. S. 117.
*222) Mendel: Kasuistischer Beitrag zur Frage der Hemianopsia inferior.
Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. Mai—Juni 1918. S. 78.
223) Oloff: Über Farbensinnuntersuchungen in der deutschen Kriegsmarine.
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*224) Thomsen: Über Johannes Evangelista Purkinje und seine Werke.
Purkinjes entoptische Phänomene. Skandinav. Arch. f. Physiologie. Bd. 37.
S. 1—116.
90 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Von Purkinjes Abhandlungen über entoptische Phänomene gibt
Thomsen (224) nach einer kurzen biographischen Einleitung eine ausführ-
liche Zusammenstellung unter Beifügung von 5 Tafeln mit Abbildungen.
Baumann (211) schliesst aus einer Eigenbeobachtung über monokulare
Glanzerscheinung, dass die Wirkung von Schwarz derjenigen weisser
oder farbiger Lichter nicht gleichartig ist, dass es vielmehr eine hemmende,
keine erregende Wirkung hat.
Zu dem geplanten Ostwaldschen Farbenatlas und der bereits
erschienenen Farbenfibel macht v. Kries (221) einige kritische
physiologische Bemerkungen. Er weist zunächst auf die Schwierig-
keiten hin, Farben objektiv festzulegen, da sie doch je nach der Beleuchtung
und Stimmung des Sehorganes ihr Aussehen ändern müssen. Immerkin
glaubt v. Kr,, dass mit gewissen Einschränkungen sich die Frage praktisch
lösen liesse. Was die Bestimmung bzw. Eichung eines Farbenmusters an-
betrifft, so ist auch v. Kr. der Ansicht, dass das Ostwaldsehe Verfahren
(ich verweise auf meine früheren Referate) einer Eichung mittels drei Farben
(Rot, Gelb und Blau) vorzuziehen ist; denn auf letzterem Wege sind sehr
viele Farben, wie z. B. alle gesättigten Töne, helles Weiss usw., eben be-
kanntlich nicht herzustellen. Bei streng physikalischer Auffassung der von
Ostwald eingeführten Begriffe hinsichtlich Reinheit der Farben liesse sich
gegen das Verfahren O.s auch nichts einwenden. Dagegen wirkt dieses
keineswegs klärend oder berichtigend auf die noch ungelösten physiologischen
und psychologischen Probleme, da sich hier gewisse Widersprüche mit den
bisherigen Anschauungen und auch gewisse Unklarheiten in der Definition
erkennen lassen.
In der Marine hatten nach Oloff (223) die Nagelschen Tafeln
entsprechend der ursprünglichen Empfehlung Nagels jahrelang allein das
Feld behauptet. Ihre Unzulinglichkeit stellte sich jedoch mehr und mehr
heraus, besonders bei der Untersuchung von anomalen Trichromaten. Nagel
sah das offenbar auch sehr bald selbst ein, denn er empfahl später
iu Zweifelsfällen eine vorsichtige Kontrolle mit den zuvor ungünstig
kritisierten Stillingschen Tafeln und konstruierte gewissermafsen als
oberste Instanz seinen kleinen Spektralapparat, das Anomaloskop. Aber
wenn man die Veröffentlichungen Nagels aus dieser Zeit liest, ge-
winnt man unwillkürlich den Eindruck, als ob solche Zweifelsfälle bzw.
Versager nur ausserordentlich selten vorkommen und die Tafeln für ge-
wöhnlich und für den Frontbedarf vollkommen genügen. In Wirklichkeit
ist das nicht der Fall. In grösserem Malsstabe an dem sehr reichlichen
Untersuchungsmaterial der Kaiserlichen Marine vorgenommene Nachunter-
suchungen (Stargardt, Oloff) ergaben eine sehr hohe Zahl Farben-
untüchtiger, insbesondere anomaler Trichromaten, die die Nagelschen
Tafeln glatt bestanden hatten und auf diese Entdeckung hin, obgleich sie
meist schon längere Zeit der Marine angehörten, in ihrem weiteren Fort-
kommen auf das Schwerste geschädigt wurden. Auf Grund dieser Ergebnisse
verfügte das Reichs-Marine-Amt im Jahre 1912 für die Untersuchungen an
der Front die Einführung der Stillingschen Tafeln neuester Auflage;
daneben wurde für die Augenabteilungen der Marinelazarette ausserdem
noch je ein Anomaloskop etatsmälsig eingeführt. Seit der Einführung der
Stillingschen Tafeln haben die Untersuchungsergebnisse ganz erheblich
an Sicherheit gewonnen. Nach den Erfahrungen Oloffs, die ihm aus
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 91
anderen Marinen (Österreich, Schweden) und von zahlreichen Fachärzten an
Land bestätigt wurden, haben sich die Stillingschen Tafeln brauchbarer
und zuverlässiger erwiesen als die Nagelschen Tafeln. Ein Nachteil der
Stillingschen Tafeln besteht darin, dass einzelne Zahlen physiologischer-
weise leicht verwechselt und vom unerfahrenen Untersucher fälschlich im
Sinne einer bestehenden Farbenuntüchtigkeit gedeutet werden können. Die
Cohnschen Florkontrastproben rangieren in bezug auf Zuverlässigkeit erst
hinter den Nagelschen Tafeln. Das Anomaloskop verdient seinen Ruf als
oberste Instanz mit vollem Recht, nur muss man genau nach der von
Köllner für die Eisenbahn bzw. Stargardt und Oloif für die Deutsche
Kriegsmarine herausgegebenen Anweisung verfahren. Als sehr brauchbar zum
Nachweis der eigentlichen Farbenblindheit sowie der erworbenen Farbensinn-
störungen hat sich der alte Heringsche Farbenuntersuchungsapparat erwiesen.
Zum Schluss folgt eine Besprechung der neuerdings von Podesta heraus-
gegebenen Farbentafeln. Soweit sich nach den bisherigen Erfahrungen
urteilen lässt, können die Podestäschen Tafeln als wesentliche Bereicherung
und Verbesserung unserer bisherigen Pigmentproben bezeichnet werden.
Hinsichtlich des Farbensinnes der Bienen widerlegt Hess (217)
die Einwände, welche von zoologischer Seite (v. Frisch, Buttel-
Reepen u. a) auch jetzt noch gegen seine klassischen Untersuchungen
unternommen wurden. Er weist darauf hin, dass aus v. Frischs Dressur-
Versuchsprotokollen selbst hervorgeht, dass die Bienen Blau und Gelb mit
Grau verwechseln, demnach keinesfalls nur rotblind sein können ; vielmehr müssen
sie entweder total farbenblind oder überhaupt nicht dressiert sein. Weitere
eigene Versuche Hess’ zeigen aufs neue, dass die Bienen sich nicht darauf
dressieren lassen, eine Unterscheidung von Gelb und Blau vorzunehmen.
Auch die von v. Frisch in Freiburg 1914 demonstrierten Dressurversuche
auf Farben können keinen Beweis für einen Farbensinn der Bienen bilden,
schon weil die für die Beurteilung unerlässlichen Gegenversuche auf Grau
fehlten. Endlich teilt Hess seine interessanten Versuche über den Umfang
der Dunkeladaptation der Bienen mit, die er mit Hilfe des bereits
mehrfach von ihm angewendeten Tunnelverfahrens (als Lichtquelle dient ein
weisser Schirm, welcher von einer in einem Tunnel messbar verschieblichen
Lampe belichtet wird) prifte. Es liess sich in einer grösseren Reihe von
Versuchen feststellen, dass die Lichtemptindlichkeit der Bienen beim Übergang
vom Hellen ins Dunkle anfangs verhältnismäfsig schnell, später langsamer zu-
nimmt und schon nach einem Dunkelaufenthalt von 15—20 Minuten um das
500— 1000 fache gestiegen ist.
Gelb (214) berichtet über Ergebnisse farbenpsychologischer
Analysen bei einem Falle erworbener Farbenblindheit (Schuss-
verletzung am linken Hinterhauptslappen). Die Störung betraf das ganze
Gesichtsfeld. Die Form der totalen Farbenblindheit entsprach den bisher
beobachteten Fällen erworbener totaler Farbenblindheit, sofern vorher normaler
Farbensinn bestanden hatte: es bestand keine Verkürzung des sichtbaren
Spektrums, das Helligkeitsmaximum lag -— den «Peripheriewerten» ent-
sprechend — im Gelb. Ferner bestand eine hochgradige Herabsetzung des
Lichtsinnes: es war sowohl die Fähigkeit, schwache Lichter wahrzunehmen,
als auch die Unterschiedsempfindlichkeit innerhalb der «tonfreien» Skala
stark beeinträchtigt. Nach einiger Zeit kehrte der Farbensinn allmählich
wieder, in der Weise, wie es vom Ref. früher betont worden ist, nämlich
99 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
auf dem Wege der progressiven Rotgrünblindheit: es wurden blaue und gelbe
Objekte zunächst am besten gesehen, doch war der Farbensinn dabei von
Anfang des Wiederkehrens an trichromatisch. Auch die Unterschieds-
empfindlichkeit für tonfreie Farben nahm wieder zu. In psychologischer
Beziehung war noch interessant, dass im Stadium der Achromasie die Fäbig-
keit, sich die Farben der Dinge vorzustellen, vollkommen verloren war
(amnestische Farbenblindheit) und dass ausserdem eine Lockerung der
Assoziation zwischen den Farben und ihren Bezeichnungen eingetreten war.
Ausserdem war das Sehen sämtlicher Farben, auch während der Zeit des
Wiederkehrens des Farbensinnes, in eigenartiger Weise verändert: Es war
eine Störung aufgetreten, welche die <Erscheinungsweise» der Farben betraf.
Gelb geht bei deren Erklärung von der Anschauung aus, dass uns die Farben ent-
weder als Oberflächenfarben, wie bei den meisten Gegenständen des täglichen
Lebens, oder als Flächenfarben, wie beim Himmel, Spektrum usw. erscheinen.
Während jede Oberflächenfarbe also zugleich eine farbige Qualität eines Objektes
bedeutet, fehlt der Flächenfarbe das Haften an Dingen, sie erscheint als eine
Qualität für sich. Die Störung des Kranken beruhte nun im wesentlichen
darin, dass er die Farben der Dinge nicht oberflächenfarbig, sondern flächen-
farbig sah. Dabei hatte er das Bewusstsein, Gegenstände vor sich zu haben,
nicht eingebüsst. Auch bestand die ausgesprochene Neigung, dunklere, ton-
freie und eindringlichere bunte Farben in eine grössere Nähe zu lokalisieren.
In theoretischer Hinsicht war noch bemerkenswert, dass bei dem Patienten.
obschon er keine Oberflächenfarben sah, doch die sogen. «angenäherte Farben-
beständigkeit der Sehdinge» (Hering) erhalten war,
Best (213) berichtet ausführlich seine Untersuchungen über Dunkel-
adaptation und beschreibt dabei sein einfaches Leuchtfarbenadaptometer.
Mit Leuchtfarben wird nur die Anpassung für kurzwellige Lichter unter
Ausschluss der langwelligen Strahlung geprüft. Die Adaptation für die lang-
wellige Strahlung und diejenige für den übrigen Teil des Spektrums seien als
zwei terminal verschiedene Vorgänge zu trennen, unbeschadet des in der
nervösen Substanz einheitlichen Charakters der Anpassung. Für die Leucht-
farbenstrahlung gilt folgendes: Die Empfindlichkeit des Auges für Schwellen-
werte nimmt nach Verfinsterung sofort in höchstem Grade zu; innerhalb
weniger Sekunden immer um das Doppelte des vorhergehenden Wertes.
(B. hatte bekanntlich früher schon vorgeschlagen, den Verlauf der Empfind-
lichkeitssteigerung bei der Adaptation in Kurvenform mit geometrischer
Progression wiederzugeben.) Von der zweiten Minute ab steigt die Empfind-
lichkeit schon weniger. Im Gegensatz dazu hört die Makulaanpassung für
Leuchtfarben im stäbchenfreien Bezirk sehr früh und bei normalen Augen
mit annähernd konstanten Werte auf. Augen mit sehr hoher Empfindlich-
keitszunahme in der Peripherie haben dabei keinen entsprechend höheren
Wert im Netzhautzentrum. Die Anpassung für langwellige Strahlung verhält
sich anders. Sie geht in der Makula noch weiter, wenn diejenige für Leucht-
farben bereits aufgehört hat. Sie erreicht auch peripher nur unerheblich
höhere Werte, als in der Makula. Für die Augen eines Totalfarben-
blinden ergab sich der Endwert des Normalen für die Dunkelanpassung der
Netzhautmitte; es konnte kein Zentralskotom im Hellauge nachgewiesen
werden. Unterhalb des Grenzwertes der Makulaanpassung wurde aber das
Skotom des Dunkelauges für Leuchtfarbenstrahlung festgestellt. — Bei Augen
mit angeborener Nachtblindheit ohne objektiven Befund kann die Dunkel-
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 93
anpassung im Bereich aller Strahlungen gleichmälsig gestört sein, es kann
aber auch eine reine Schädigung im kurzwelligen (Leuchtfarben-) Teil des
Spektrums vorliegen. Aus weiteren Versuchen bei partiell Farbenblinden
schliesst B., dass es aussichtsreich wäre, angeborene nacht- und farbenblinde
Augen einer genaueren Untersuchung hinsichtlich ihrer Dunkelanpassung in
den verschiedenen Strahlenbereichen zu untersuchen. Ausserdem werden noch
Versuche über die sogen. binokulare Reizsummierung (die ja eigentlich keine
ist) und über den Einfluss der Feldgrösse auf die Schwellenwerte der Dunkel-
anpassung mitgeteilt.
Koeppe (220) konnte mit der Nernstspaltlampe bei 86—108 facher
Vergrösserung in der Hornhaut und Linse physiologische Varietäten im
Aufbau feststellen, die eine angeborene gleichmälsige Durchsichtig-
keitsverminderung beider brechenden Teile bedingen: K. ist geneigt,
einen innigen ätiologischen Zusammenhang zwischen diesen Veränderungen,
besonders denen der Linse und der idiopathischen Nachtblindheit
anzunehmen. Die Veränderungen der Hornhaut gestalteten sich so, dass sich
der Querschnitt der lebenden Hornhautlamellen viel grösser erwies als
sonst: die Veränderung betraf die gauze Kornea gleichmälsig, ohne dass
daneben Spuren der übrigen bekannten angeborenen Hornhauttrübungen, Ver-
änderungen der Saftlücken oder des Epithels erkennbar waren. Ähnlich
waren die Linsenbetunde: auch diese boten einen geringeren Durchsichtigkeits-
titer gleichmälsig in ihrer ganzen Fasermasse, wobei die Fasergrenzen etwas
verwischt erschienen. Es fiel auf, dass diese Linsenbefunde bei Hemeralopen
ohne weiteren Augenbefund auffallend häufig waren. Wahrscheinlich kombinieren
sich diese mangelhaften biologischen Anlagen mit. einer gleichfalls angeborenen
Schwäche der leicht erregbaren Netzhautelemente, so dass auf diese Weise
eine Art hemeralopische Disposition geschaffen wird.
Da nach Behr (212) die Dunkeladaptation bei entzündlichen
Sehnervenveränderungen schon dann stark herabgesetzt ist, wenn
alle übrigen visuellen Funktionen noch normal sind, auf der andern Seite
bei Stauungspapille eine Störung der Adaptation meist fehlt, so kann die
Prüfung der Adaptation in zweifelhaften Fällen diagnostisch von Wichtigkeit
sein. In gleicher Weise zeigt die Dunkeladaptation auch bei den atrophischen
Zuständen des Sehnerven ein verschiedenes und differential - diagnostisches
Verhalten. Eine hochgradige Beeinträchtigung der Dunkeladaptation weist
in solchen Fällen fast eindeutig auf beginnende Tabes oder Paralyse oder auf
weit hinten gelegene chronisch entzündliche Veränderungen des Nervenfaser-
gewebes hin, während ein normales Verhalten sie unwahrscheinlich macht
und mehr für eine chronische Druckschädigung (Karotisaneurysma, Hypophysen-
tumor usw.) spricht. Bei der tabischen und paralytischen Atrophie sollen
nach B. übrigens Schwankungen der Dunkeladaptation vorkommen. Auf den
Verlauf und die Art des Empfindlichkeitsanstieges legt B. weniger Gewicht,
er verwertet hauptsächlich das Empfindlichkeitsmaximum. Für das klinische
Bedürfnis dürfte es daher im allgemeinen genügen, wenn die Lichtempfindlich-
keit dreimal, zuerst zu Beginn des Dunkelaufenthaltes, nach 15 Minuten und
nach °/, Stunden geprüft wird. Diesen organisch bedingten Adaptations-
störungen stellt B. die rein funktionell bedingten gegenüber. Ihr Charakteristikum
besteht in einer schnellen Erschöpfung der Funktion, deren Entwickelung
normal beginnt, aber schon nach verhältnismälsig kurzer Zeit zu einem
Stillstand kommt. Von diagnostischer Bedeutung soll nach B. dabei sein,
94 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
dass die funktionell bedingte Dunkeladaptationsstörung im Gegensatz zu der
organisch bedingten niemals isoliert, sondern nur in Verbindung mit anderen
funktionellen Augensymptomen vorkommt. Fehlen diese Begleitsymptome und
sind keine intraokularen (retinalen, chorioidealen usw.) Veränderungen vorhanden,
dann sei man berechtigt auch ohne ophthalmoskopische Papillenveränderungen
einen entzündlichen bzw. progressiven degenerativen Prozess im Sehnerven, bei
hemianopischem Auftreten der Störung in der zugehörigen basalen optischen
Leitungsbahn anzunehmen,
Eine ausführliche Arbeit Kipfers (219) beschäftigt sich mit den
Elementen der physiologischen Raumanschauung. Er fand bei
seinen Versuchen (Haploskop-Versuche), dass bei der binokularen Tiefen-
wahrnehmung die Lokalisation des Fixationspunktes und damit der Kernebene
nur durch empirische Motive und durch Beurteilung der Konvergenzstellung
zustande kommt. Für die Lokalisation aller übrigen Punkte des Sehraumes
kommt in der primitiven Empfindung wesentlich die Disparationsstellung der
beiden Halbbilder auf der Doppelnetzhaut in Betracht. Ausserdem machen
sich jedoch noch gewisse Kontrasterscheinungen geltend, die auf die Lokalisation
des Punkts des Sehraums in bezug auf die Kernebene einen merklichen Einfluss
ausüben können, sogen. Disparationskontraste, deren Erscheinungsweise von
K. beschrieben wird. Es kann hier im einzelnen nicht genauer auf diese
Vorgänge eingegangen werden. Jedenfalls kommt K. zu der theoretischen und
zunächst durchaus einleuchtenden Annahme, dass jeder durch die Verschmelzung
der Erregung zweier bestimmter querdisparater Netzhautzapfen entstehende
Disparationsreiz nicht nur in dem bestimmten, diesen beiden Zapfen über-
geordneten und ihre Erregung zusammenfassenden Zentralelement einen ent-
sprechenden Funktionszustand hervorruft, sondern dass dieser Reiz infolge
enger funktioneller Wechselwirkung zwischen den einzelnen Elementen der
subkortikalen Sehzentren eine Umstimmung in den übrigen Elementen her-
vorruft. (Also eine in mancher Hinsicht ähnliche Anschauung, wie sie
Ref. hinsichtlich des Farbenkontrastes entwickelt hatte.) Die Erregbarkeit
für den gleichsinnigen Disparationsreiz soll dadurch herabgesetzt, für den
gegensinnigen erhöht werden. Diese Theorie steht, wie K. hervorhebt, nicht im
Gegensatz zu der Tatsache der Stabilität der Raumwerte auf der Doppelnetzhaut.
Ein Fall von Seelenblindheit nach Hinterhauptsverletzung wird
von Goldstein und Gelb (215) einer sehr ausführlichen psychologischen
Analyse unterzogen (142 Seiten). Die Sehschärfe betrug späterhin !/, bzw.
ljo bei beträchtlicher konzentrischer Einengung des Gesichtsfelds. Die Dunkel-
adaptation war anfangs herabgesetzt (später Besserung). Ausserdem bestand
eine eigentümliche Störung der scheinbaren Grösse, indem ihm alle Gegen-
stände sehr schlank und dünn erschienen (dagegen in der Höhe nicht ver-
ändert). Im übrigen waren aber Licht- und Farbenempfindung, Tiefen-
sehschärfe nicht erheblich beeinträchtigt. Trotzdem war das optische Er-
kennen des Patienten im höchsten Grade gestört und zwar in einer Weise,
dass bei ihm die charakteristischen optischen Eindrücke, die man als eigent-
liche Gestaltseindrücke bezeichnet, nicht zustande kamen, obwohl er die dazu
notwendigen Empfindungen besass. Er kannte optisch nicht einmal die
elementarsten Gestalten, wie Gerade und Krumme. Der Verlust dieser ein-
fachsten Eindrücke war die Ursache der Seelenblindheit. Es handelte sich
demnach um einen ziemlich reinen Fall von apperzeptiver Form von
Seelenblindheit (Lissauer), nur mit der Einschränkung, dass es sich nicht
VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 95
um eine Schädigung gerade der Raumwahrnehmung handelt, die Lissauer
wohl mit Unrecht dieser Form zugrunde legen wollte. Die Störung konnte
dagegen nicht mit der sogen. assoziativen Form von Seelenblindheit
(im Sinne Lissauers), bei welcher die Bereicherungen der optischen Ein-
drücke aus früheren Erfahrungen verloren gegangen sind, identifiziert werden;
denn bei dieser Form hätten die optischen Struktureigentümlichkeiten aus-
reichend optisch erfasst werden müssen. Die betreffenden Patienten hätten
z. B. ein vorgelegtes Objekt richtig abzuzeichnen imstande sein müssen, nur
wäre das optisch so richtig erfasste Objekt dann für sie bedeutungslos gewesen.
Der Patient G.s war hierzu aber nicht imstande. Alle Einzelheiten über die
zahlreichen Versuche müssen im Original nachgelesen werden.
Den Einfluss der Aufmerksamkeit auf das Gesichtsfeld
bei Hirnverletzten bespricht Goldstein (216). Man kann im all-
gemeinen zwei Typen der konzentrischen Gesichtsfeldeinengung unterscheiden,
nämlich 1. die gleichmäfsige Einengung mit Erhaltensein der Form der
normalen Grenzen und 2. das sogen. kreisförmige Gesichtsfeld, das gleich-
malsig um den Mittelpunkt herum liegt, also temporalwärts stärker eingeengt
ist, als bei der ersten Type. Diese zweite Form wird meist auf Hysterie
zurückgeführt, doch kann sie nach G. auch auf anderem Wege zustande
kommen, nämlich durch Alteration derjenigen physiologischen Vorgänge, welche
einem psychischen Erlebnis entsprechen, und welche stets eine für die Wahr-
nehmung optischer Reize notwendige Komponente bilden. Auf diese Bedeutung
hatte besonders Jaensch hingewiesen und betont, dass die Weite des Gesichts-
feldes mitbestimmt wird von der Fähigkeit, das Stück zwischen Mittelpunkt und
dem peripheren Reiz zu überblicken, d. h. von der Grösse der Uberschaubarkeit.
Es bandelt sich hier um ein Aufmerksamkeitsphänomen besonderer Art. Eine
Beeinträchtigung der Überschaubarkeit muss zum konzentrischen Gesichtsfeld
führen. G.s Versuche haben bis jetzt ergeben, dass die Einschränkung des
Überschaubarkeitsbezirkes, unter bestimmten Bedingungen wenigstens, temporal
beträchtlicher ist, als nasal, und so kann es kommen, dass unter Umständen
bei Hirnverletzten der temporale Abschnitt in noch stärkerem Malse ein-
geschränkt ist, als der nasale. G. ist daher geneigt, die temporale Ein-
schränkung des Gesichtsfelds als den typischen Gesichtsfelddefekt bei Schädigung
der zentralen Komponente anzusehen. Während also diejenigen physiologischen
Erregungsvorgänge, welche im Anschluss an die periphere Erregung in der
zentralen Sehsubstanz ablaufen, das Gesichtsfeld nur unter Beibehaltung seiner
Form einschränken, wird durch die obenerwähnte zentrale Komponente vor-
wiegend die Form verändert. Es handelt sich hierbei nicht etwa um einen
Zustand allgemeiner Unaufmerksamkeit, sondern vielmehr um die Störung
einer lokalisiert zu denkenden Aufmerksamkeit, eines auf einem bestimmten
Gebiet wirkenden zentralen Einstellungsmechanismus. Die betreffenden Kranken
brauchen auf einem anderen Sinnesgebiet keinesfalls unaufmerksam zu sein
(auch Povpelreuter hatte sich kürzlich dagegen gewendet, die konzentrische
Gesichtsfeldeinengung bei Hirnverletzten einfach als hysterisch zu bezeichnen).
VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion.
Ref.: Köllner.
225) Boegehold : Mathematische und physiologische Meinungsverschieden-
heiten in der Bewertung sphärotischer Brillen. Zeitschr. f. ophthalm. Optik.
Bd. 6. Heft 3. S. 60. (Polemik gegen Weiss.)
96 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
236) Boegehold: Schlusswort zu dem Aufsatz Rönnes: Über die praktische
Bedeutung der Zeissschen Punktal- und Katralgläser. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
März. S. 641. (Polemik.)
*227) Greeff: Zur Bezeichnung der Achsen bei zylindrischen Gläsern. Ophthalm.
Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*228) Henker: Zur Bezeichnung der Zylinderachsen. Ophthalm. Gresellsch. zu
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*229) Kiessling: Fernrohrbrillen und Fernrohrlupen. Greifswalder mediz.
Verein. 16. 2. 1918.
*230) Oppenheimer: Zur Verordnung von Kriegsbrilien. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 20. S. 550.
321) Weiss: Uber die Scheiben für winkelrandige Brillengläser. Zeit=chr. f.
ophthalm. Optik. Bd. 6. H. 3. S. 49. (Bringt eine Erklärung für die Unstimmisr-
keiten der Zahlen innerhalb des amerikanischen Systems, das dem. in neuerer Zeit
bei uns aufgestellten zur Grundlage gedient hat.)
Kiessling (229) hat an der Hand von ca. 50 mit Fernrohrbrille
korrigierten Füllen gezeigt, dass praktisch in der Mehrzahl der Fälle eine
stärkere Steigerung der Schleistung erreicht wird, als nach der vergrössernden
Wirkung derselben zu erwarten ist. Bis auf °/,, gemindertes Sehvermögen
konnte mit Fernrohrbrille unter Vorstecken eines Naharbeitsglases immer zum
Lesen ausreichend gebessert werden.
Oppenheimer (230) weist auf den Unterschied hin, welcher zwischen
der Verordnung einer Kriegsbrille und einer Friedensbrille besteht :
Bei der Friedensbrille erfolgt im allgemeinen erst nach binokularer Prüfung
die Brillenverordnung, und meist ist dann eine halbe Dioptrie weniger (bzw.
mchr) zur Korrektion erforderlich, als bei monokularer Prüfung. Bei der
Kriegsbrille, wenigstens bei der fechtenden Truppe, ist das Ergebnis der
monokularen Prüfung allein mafsgebend. Erhält der Soldat dagegen nur das
zum binokularen Sehen richtige Glas, so bedeutet das eine wesentliche Herab-
setzung seiner Schiessleistung, welche zur Zeit wichtiger ist, als der geringe
Nachteil, dass er !/, D. Akkommodation opfert.
Im Jahre 1916 hatte sich in Berlin ein Ausschuss von Vertretern der
Optik, der Physik, der Augenheilkunde, der phys.-technischen Reichsanstalt
und des Patentamtes gebildet, mit dem Zweck, eine Reihe von Scheibengrössen
zu schaffen, die für ovale und runde Brillengläser aller Durchbiegungen nach
einer einheitlichen Regel übereinstimmten. Dieser sogenannte «Technische
Ausschuss für Brillenoptik» (Tabo) hält es, wie Greeff (227) hervorhebt, für
nötig, sich noch einmal mit der Bezeichnung der Achsen bei zylin-
drischen Gläsern zu beschäftigen, da darin zur Zeit eine starke, Industrie
und Patienten schädigende Verwirrung herrscht. Der Achsenbogen, der in
Neapel 1908 als international vorgeschlagen wurde, hat sich von Anfang an
keiner Zustimmung erfreut, und hat sich weder im Inland noch im Ausland
einzubürgern vermocht. Er gibt nur Anlass zu Verwechslungen. Alle Mit-
glieder des Ausschusses sind sich in der Hauptforderung einig, dass der
Gradbogen für das rechte und das linke Auge derselbe sein muss. Die
(rradeinteilung von O bis 180 wird dann am besten von rechts nach links,
also in umgekehrter Richtung wie die Uhrzeigerbewegung gezählt, so wie es
in der Mathematik üblich ist.
Henker (228) betont, dass vor allem in der Brillentechnik zur Be-
zeichnung der Zylinderachsenanlage die Anwendung nur einer und
IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates. 97
‘zwar der in der Mathematik üblichen Teilung erwünscht ist. Die zweifache
Teilung des internationalen Achsenschemas bringt neben dem kleinen Vorteil,
der zuweilen bei der Verordnung möglich ist, eine Reihe schwerwiegender
Nachteile, namentlich für den Bearbeiter der Brillengläser. Durch die doppelte
Teilung werden nur zu häufig Fehler beim Ausschneiden gemacht. Sicher
gehen in Deutschland jährlich einige 100000 Gläser dadurch verloren.
Die Ophthalmologen werden deshalb gebeten, an Stelle des internationalen
Achsenschemas die einfache in der Mathematik übliche Winkelteilung zur
Achsenbezeichnung anzuwenden.
IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates.
Ref.: Köllner.
*232) Bielschowsky: Uber doppelseitige Trochlearislahmung und ihre Behand-
lung. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*233) Geller u. Ohm: Grosshirnrindennystagmus bei einem Soldaten. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. März 1918. 8. 329.
*234) Heine: Über das Verhalten des Hirndruckes (Lumbaldruckes) bei Er-
krankungen der äusseren Augenmuskeln. Münch. med. Wochenschr. Nr. 16. S. 419.
*255) Kleljn u. Tumbekala: Uber vestibuläre Augenreflexe. II. (irueles
Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. S. 314.
*236) Klien: Über kontinuierliche rhythmische Krämpfe bei Kleinhirn-
herden. Münch. med. Wochenschr. Nr. 14. S. 374.
237) Majewski: Eine neue Methode der klinischen Nystagmographie. Griefes
Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. N. 140. N. Ref. Nr. 196.
*238) Ohm: Einige Abbildungen von vestibulärem Schielen. Zeit-chr. f.
Augenheilk. Bd. 39. S. 204.
*239) Ohm: Ohr und Auge. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*240) Ohm: Ein Fall von erworbenem Augenzittern und Schielen. Graefes
Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. S. 344.
*241) Ohm: Zum 1000. Falle von Augenzittern der Bergleute. Zeitschr. f.
Augenheilk. Bd. 39. S. 123.
*242) Pichler: Abwechselndes Auftreten und Ausbleiben des Bellschen
Phänomens bei Fazialislähmung. Klin. Monatsbl. tf. Augenheilk. Bd. 60. 8. 573.
*243) Rönne: Hyperaktion des Obliquus inferior. Ophthalm. Gesellsch. Kopen-
hagen. Nov. 1917.
In 3 anatomisch untersuchten Fällen von Kleinbirnherden konnte
Klien (236) kontinuierliche rhythmische Zuckungen feststellen, welche
allerdings vorzugsweise die Schlingmuskulatur betrafen, aber auch andere
Muskelgruppen in Mitleidenschaft zogen, darunter im ersten Falle den Levator
palpebrae, im dritten Falle den Orbicularis oculi. Das Tempo der Zuckungen
in allen betroffenen Muskeln erstreckt sich z. B. im ersten Falle auf 160—190
Zuckungen in der Minute, also ähnlich wie beim Nystagmus, Klien schliesst
daraus, dass von den Kleinhirnhemisphären direkt oder auf Umwegen zahl-
reichen Hirnnervenkernen Impulse zufliessen, deren Störung durch Herd-
erkrankungen (deren Lokalisation beschrieben wird) zu kontinuierlichen rhyth-
mischen Zuckungen führen kann, und dass im Fasersystem des Kleinhirn-
hemisphärenmarkes eine sehr genaue Lokalisation herrscht.
Nach Ohm (239) müssen die Beziehungen zwischen Ohren-
and Augenheilkunde inniger gestaltet werden zwecks gemeinsamer Be-
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. VII
98 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
arbeitung der Physiologie und Pathologie des Vestibularapparates, woraus die
Lehre vom Schielen und Augenzittern grossen Nutzen ziehen werde, Das Schielen
nämlich hat sehr häufig eine vestibuläre Komponente, während das Augen-
zittern in seinen meisten angeborenen oder erworbenen Formen direkt vesti-
bulärer Herkunft ist. Es ist eine lohnende Aufgabe, die relative Ruhelage
der Augen unter dem Einfluss der labyrinthären Proben und der Neigung
des Kopfes zur Schulter zu untersuchen. Auch optische Reize vermögen den
vestibulären Tonus der Augenmuskeln zu ändern, wie die Erfahrungen am
latenten Nystagmus und an den einseitigen Vertikalbewegungen zeigen.
Den meisten Arten von Augenzittern liegt als primäre Ursache eine Erregung
des Vestibularapparates zugrunde, während Sehstörungen erst in zweiter
Linie kommen. Die schnelle Phase des Augenzitterns ist ebenso vestibulären
Ursprungs wie die langsame, Zur einwandsfreien Untersuchung des Augen-
zitterns ist die Registrierung unerlässlich, wofür die Ohmschen Vorrichtungen
empfohlen werden.
Ein Fall mit erworbenem (seit 10 Jahren bestehenden) Augen-
zittern und Schielen beschreibt Ohm (238) an der Hand von 33 Kurven
und Tabellen ausführlich. Die Scheinbewegungen der gesehenen Gegenstände
waren noch immer vorhanden. Die Zuckungszahl war abhängig von der
Augenstellung, wobei sich gesetzmälsige Beziehungen ergaben (am kleinsten
war die Zalıl bei starker Blickhebung in der mittleren Vertikalen). Mit Wachsen
der Zuckungszahl (bis über 300) nalım das Zittern, das sonst überall ruck-
förmig war, pendelförmigen Charakter an. Die Zuckungsdauer war im Hellen
geringer als im Dunkeln und änderte sich mit jedem Wechsel der Beleuchtung.
Akkommodations- und Konvergenzanstrengung löschte das Zittern zu Beginn
fast aus. Was das Schielen anbetrifft, so bestand fast bei allen Blickrichtungen
Konvergenz, die nach beiden Seiten erheblich zunahm. Ausserdem bestand
Höhenunterschied, besonders in der unteren Blickfeldhälfte, derart, dass das
schielende Auge auf der ihm entsprechenden Seite höher, auf der entgegen-
gesetzten tiefer stand, als das führende Auge. Der Fall ähnelt einem früher
von Ohm beschriebenen, nur dass der Nystagmus in dem vorliegenden auch
auf die obere Blickfeldhälfte übergriff und dass das Zittern mannigfaltiger,
senkrecht, schräg und wagerecht war. O. nimmt auch für den vorliegenden
Fall einen vestibularen Ursprung an und denkt an eine Störung im intra-
kraniellen Abschnitt des N. vestibularis oder in dessen Kerngebiet. Auch das
Schielen soll der Ausdruck einer vestibularen Innervationsstörung sein.
Bei einem Soldaten beobachteten Geller und Ohm (233) einen sogenannten
Grosshirnrindennystagmus, nämlich eine Störung des Mechanismus der
Naheinstellung der Augen, bestehend aus tonisch-klonischen Krämpfen der
Recti interni, des Sphinkter pupillae und des M. ciliaris mit einem ausser-
ordentlich schnellen, kleinschlägigen und anfallsweise auftretenden Nystagmus.
Es handelt sich wahrscheinlich um eine Störung der zentralen Tetanisierung
der Augenmuskeln. Zuckungskurven und Tabellen über die Ausmessung der
Einzelzuckungen sind beigegeben.
Ohm (240) gibt schliesslich nochmals einen Gesamtüberblick über seine
10 jährige Forschung der motorischen Innervation des Auges.
Die Ergebnisse bei Besprechung der zahlreichen Einzelschriften Ohms sind in
den letzten Jahren an dieser Stelle ausführlich mitgeteilt, so dass darauf ver-
wiesen werden kann. Hier sei nur erwähnt, dass Ohm, der bekanntlich einen
zerebralen und einen vestibulären Nystagmus unterscheidet, der Besprechung
IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates. 09
des vestibulären Erregungsvorgangs in der vorliegenden Arbeit einen besonders
breiten Raum einräumt und zum Schluss die Theorie des Schielens auf
Grund des von ihm angenommenen Innervationsmechanismus bespricht. Er geht
hier besonders auf das dissoziierte Autwiirtsschielen und die einseitigen
Vertikalbewegungen ein. Die Elemente der Erklärung für derartige Fälle
sieht Ohm in folgenden von ihm festgestellten Beziehungen: a) die Harmonie
beider Vestibularapparate kann durch kontrastierende Belichtung der Augen
gelöst werden, derart, dass einer das Übergewicht bekommt; b) jedes Auge
beeinflusst den Vestibularapparat in charakteristischer Weise, indem z. B.
isolierte Reizung des rechten Auges den rechten Vestibularapparat stärker
erregt, isolierte Verdunkelung ihn lähmt; c) Reizung des rechten Labyrinthes
oder unmittelbare Reizung des rechten Nervus yestibularis bewirkt eine Hebung
des rechten sowie eine Senkung des linken Auges.
Kleijn und Tumbekala (235) konnten bei zwei Fällen mit voll-
kommener linksseitiger Okulomotoriuslähmung sowohl horizontalen wia
rotatorischen Nystagmus nach beiden Seiten auslösen (Drehnystagmus).
Dies sei nur so zu erklären, dass sowohl vom Abduzeus als auch Trochlearis
aus Nystagmus entstehen kann, dessen langsame Komponente durch eine aktive
Erschlaffung bewirkt wird. In einem dritten Fall wurden die gleichen Er-
scheinungen bei einer Lähmung des Okulomotoriuskernes beobachtet. Hierüber
wird noch eine Publikation in Aussicht gestellt.
Bielschowsky (232) berichtet über zwei Fälle von doppelseitiger
Trochlearislähmung. Der erste war von einem 2!., m hohen Dach
gestürzt, 8 Stunden bewusstlos, hatte heftiges Erbrechen, Nasenbluten, Puls-
verlangsamung. Nach Wiederkehr des Bewusstseins sofort Doppeltsehen mit
den typischen Erscheinungen der doppelseitigen Trochlearislahmung. B. be-
spricht die einzelnen Symptome: Habituelle gesenkte Kopfhaltung zur Ermög-
lichung binokularen Einfachsehens bei stark gehobenem Blick. Die Diplopie
ist besonders störend dadurch, dass alle Konturen sich spitzwinklig schneiden.
Charakteristisch ist, dass auch bei stärkster Blicksenkung keine nennenswerte
Vertikaldivergenz auftritt, so lange der Blickpunkt in der Medianebene bleibt,
wohl aber tritt positive V. D. beim Blick nach links, negative V. D. beim
Blick nach rechts auf. Analoge Differenzen finden sich bei Seitwärtsneigung
des Kopfes nach rechts bzw. links. Im zweiten Falle war die doppelseitige
Trochlearislähmung Folge einer doppelseitigen Radikaloperation der Stirnhöhlen,
eine Komplikation dadurch gegeben, dass von anderer Seite bereits eine
Tenotomie des linken Rectus inf. gemacht worden war und ausserdem eine
Parese des linken Obliquus inf. bestand. B. schildert die von ihm gemachten
Eingriffe und entwickelt die Gesichtspunkte, die für das operative Heilver-
fahren derartiger Fälle in Betracht kommen. Das Endresultat war ein gutes
insofern, als der Patient in einem beträchtlichen Teile des Blickfeldes bin-
okular einfach zu sehen und seine Tätigkeit wieder aufzunehmen vermochte.
Rönne (243) demonstrierte einen Fall von sogenannter Hyperaktion
des M. obliquus inferior. Das Bild war von dem einer Trochlearisparese
gänzlich verschieden, insbesondere wurde keine Zunahme im Abstand der Doppel-
bilder beim Senken der Augen festgestellt. Ob Bielschowskys Erklärung
— eine zu starke Wirkung des Obliquus inferior — richtig ist, müsse noch
als unentschieden betrachtet werden.
Heine (234) hat Untersuchungen über das Verhalten des Lumbal-
druckes bei Augenmuskellähmungen vorgenommen. Von 33 Fällen
VII*
100 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
einseitiger Abduzensparese erklärten sich 15 Fälle durch Lues usw., wobei
von 19 Lumbalpunktionen nur 2 keine Steigerung des Lumbaldruckes ergaben.
An 21 Lumbalpunktionen bei 10 Fällen doppelseitiger Abduzensparese zeigte
sich 5 mal geringe, 15 mal stärkere Drucksteigerung. Von 14 Fällen einseitiger
Okulomotoriusparese waren 9 durch Lues bedingt mit 4 mal normalem, 6 mal
schwach, 2 mal mäfsig und 1 mal stark gesteigertem Lumbaldruck. Von 8 Fällen
doppelseitiger Okulomotoriusparese waren 4 Fälle nachweislich durch multiple
Sklerose bedingt, der Lumbaldruck war dabei meist normal. Bei 24 Fällen
von Ophthalmoplegie handelte es sich um 5 Fälle von Ophthalmoplegia ext.
bzw. totalis orbitaler oder basilärer Ursache, 3 Fälle von seitlicher Blickparese,
Hebungs- und Senkungsparese bei Lues basil., ferner seitliche und vertikale Blick-
paresen, dabei 10 bei Ponsherden, 1 bei Pedunkulusherd, 2 bei Kleinhirntumor,
2 bei Pachymeningitis, 1 bei Hydrozepahlus. Es zeigte sich hierbei. dass bei
den durch basale Lues bedingten Ophthalmoplegien sich die Lumbaldruck-
steigerungen in bescheidenen Grenzen halten, ferner dass ein niedriger
Lumbaldruck keinen Beweis gegen eine intrakranielle Ausbreitung bildet,
während eine deutliche Lumbaldrucksteigerung natürlich für intrakranielle
Ursache spricht.
Ohm (241) teilt einen schon früher kurz erwähnten jener Fälle mit von
Strabismus mit auffallender Höhenablenkung. Bei starker Blickhebung
besteht kein deutliches Schielen, bei starker Senkung dagegen mittleres Ein-
wärtsschielen. Bei horizontaler Rechtswendung geht das linke Auge stark
nach oben innen, ebenso bei Linkswendung das rechte Auge. Blickt das
rechte Auge nach unten rechts, so ist das linke wagerecht nach rechts gerichtet.
Bei der Drehung auf dem Drehstuhl waren Gegenbewegung, Dreh- und Nach-
nystagmus auszulösen. Während Bielschowsky diese Bewegungsstörung
durch eine Uberfunktion des Obliquus inferior auf Grund von atypischen
Verhältnissen der Hemmungsbänder erklärt, erblickt Ohm darin den Ausdruck
ungewöhnlicher vestibulärer Innervationen.
Margulier und Elschnig hatten darauf hingewiesen, dass bei
hysterischer Fazialislähmung das Bellsche Phänomen vollkommen
fehle oder in anderer Richtung eintrete. Pichler (242) bringt nun 2 Fälle von
seit Kindheit bestehender Fazialislihmung bei Jugendlichen, bei denen das
Bellsche Phänomen zunächst fehlte und erst auftrat, wenn der Patient zu
energischem Lidschluss gedrängt wurde. Anscheinend bleibt für gewöhnlich
bei der Aufforderung, die Lider zu schliessen, gewohnheitsmälsig jeder Inner-
vationsimpuls aus. Es war in dem einen Falle auch möglich, dass der Mann,
um sein Leiden recht krass hinzustellen, absichtlich nur seine gesunde Ge-
sichtshälfte innervierte. Jedenfalls zeigen beide Fälle, dass man, wenn bei
der ersten Aufforderung zum Lidschluss das Bellsche Phänomen ausbleibt,
den Fall noch weiter genau prüfen muss, ehe man die Diagnose Hysterie stellt.
X. Lider.
Ref.: Ossowski.
*244) Höeg: Vakzinekonjunktivitis Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60.
April—Mai 1918. S. 648.
*245) Traumann: Über Impferkrankungen des Auges. Dissert. Heidelberg 1917.
Traumann (245) berichtet über Impferkrankungen des Auges.
Nach einer Zusammenstellung der in der Literatur bekannten Fälle und ein-
XI. Tränenwege. 101
gehender Würdigung der über die Erkrankung angestellten Untersuchungen
sowie geübter Therapie veröffentlicht er zwei eigene Fälle. Es handelt sich
im 1. Falle um ein 2'/,jähriges Kind. 4 Tage nach der erfolgreich vor-
genommenen Impfung entwickelten sich Impfpusteln im Gesicht, an den
Augenlidern, den Geschlechtsteilen und Händen mit typischer zentraler Dellung.:
Dass die sekundären Impfpusteln noch infektiös waren, geht daraus hervor,
dass bei der Mutter des Kindes 8 Tage nach der Impfung Pusteln auf der
Hand, Wange und Klavikula auftraten. Die Affektion an den Augenlidern
heilten ohne weitere Komplikation. Bei dem zweiten Falle von Autoinfektion
handelt es sich um ein 4jähriges Kind, das wegen Ekzem von der Impfung
zurückgestellt war, zur Zeit der Impfung aber keine Spur von Ekzem zeigte.
Bald nach der Impfung entwickelten sich auf den stark geschwollenen und
prall infiltrierten Lidern Eiterpusteln, die Hornhaut blieb frei. Auch hier
verlief der Krankheitsprozess ohne weitere Komplikationen. In beiden Fällen
nimmt T. eine Autoinfektion auf dem Boden einer ekzematösen Hautveränderung
an, die auf den Einfluss der Vakzine hin manifest geworden ist. Im all-
gemeinen gehören Impferkrankungen mit Lokalisation an den Augen jetzt zu
den Seltenheiten, im Gegensatz vor der Impfira, in der über ein Drittel der
Insassen von Blindenanstalten durck Pocken ihr Augenlicht verloren hatten.
Einen Fall von Vakzinekonjunktivitis teilt Höeg (244) mit.
Ein 1!/,jähriges Kind infizierte sich an einer älteren geimpften Schwester
und bekam eine einseitige Konjunktivitis, die durch ein mächtiges Ödem der
Augenlider, geringe fibrinöse Sekretion und ein eigentümlich gesprengeltes Aus-
sehen der Konjunktiva, die auf beiden Lidern mit kleinen, weisslichen Infiltraten
übersäet war, auffie. Weder Pusteln noch Ulzerationen erschienen. Unter
Argyrolbehandlung verschwanden die Symptome nach einigen Wochen. Horn-
haut blieb frei. Die Diagnose wurde 12 Tage nach Entstehen der Krankheit
darch negativen Ausfall der Impfung festgestellt.
XI. Tränenwege.
Ref: Ossowski.
246) Detzel: Ein Beitrag zur Beziehung der Mikuliczschen Erkrankung zur
Tuberkulose der Tränendrüsen. Dissert. Freiburg 1917.
*247) Halle: Intranasale Tränensackoperation bei einem Säugling von
313 Monaten zur Entfernung einer hineingeglittenen Dauer:sonde. Berliner klin.
Wochenschr. 1918. Nr. 11. S. 256.
*248) Hötte: Über Dakryozystorhinostomie mit Modifikationen und Totalexstir-
pation mit Rhinostomle. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd.60. März 1918. S. 358.
*249) Ruttin: Uber reflektorisches Tränenträufeln bei kalorlscher Reaktion.
Nach Ref. in Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. April—Mai 1918. S. 658.
*250) Seidel: Uber die Ausführung der Lokalanästhesie bei Behandlung phleg-
monoser Tränensackerkrankungen. (:ruefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. IT. 4. 8. 320.
*251) Steiger: Über die Mikuliezsche Krankheit in Bezlehung zur Pseudo-
leukiimie. Med. Klin. 1918. 1918. IT. 16. S. 406.
*252) v. Szily, A.: Neue Beiträge zur Pathologie der Tränenableitungswege
im Röntgenbild. Ophthalm. Gesell-ch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
Über intranasale Tränensackoperation bei einem Säugling von
31. Monaten zur Entfernung einer hineingeglittenen Dauer-
sonde berichtet Halle (247). Es handelt sich um eine rezidivierende
102 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Dakryozystitis, die durch Einlegen von Dauersonden behandelt wurde. Dabei
litt einmal die Dauersonde durch den Kanalikulus hindurch und verschwand
im Tränensack. Versuche, sie von oben zu entfernen, scheiterten. H. gelang es,
die 23 mm lange Sonde durch intranasale Tränensackoperation zu entfernen,
dadurch hörte jede Eiterung des Sakkus auf. Die Indikation zur intranasalen
Tränensackoperation wird am besten vom Augenarzt gestellt. In nur wenigen
Fällen wird diese Operationsmethode nicht zum Ziele führen. Den Prozent-
satz der Heilungen für Stenosen und Entzündungen der unteren Tränenwege
bei genügender Übung schätzt H. auf nahezu 100 %. Wenn von anderer
Seite zugunsten der Totischen Methode eingetreten wird, so kann das nur
an nicht richtig ausgeführter intranasaler Operation liegen,
Hötte (248) bespricht die Dakryozystorhinostomie und Total-
exstirpation mit Rhinostomie. Nach einer Übersicht über die nach
Toti operierten und in der Literatur bekannt gegebenen Fälle stellt er die
Totische Methode dem intranasalen Operationsverfahren nach Polyák-
West gegenüber und spricht sich zugunsten der ersteren aus. Nach Toti
ist das ganze Operationsfeld übersichtlicher und das Verfahren ein einfacheres.
Im Laufe der Zeit wurde die Totische Operation von einigen Autoren ab-
geändert. H. teilt dann seine Methode mit. Gradliniger Hautschnitt von
2 cm Länge von oben medial nach unten lateral in der Tränensackgegend.
Nach Unterminieren der temporalen Wand wird das Müllersche Spekulum ein-
gebracht. Durchtrennung von Weichteilen mit halbscharfem Elevatorium bis auf
den Knochen, dann Durchschneiden der Fascia tarsoorbitalis und des Lig. mediale
mit der Schere. Man fasst die innere Wand des Sackes mit einer Pinzette
und trennt die Wand mit dem Messer in eine innere und äussere Hälfte und
entfernt die innere. Nach Wegnahme des Spekulums führt man durch das
untere Tränenröhrchen eine Sonde bis an den Knochen und nimmt von der
äusseren Sakkuswand bis auf ein 3 mm grosses Stück um die Sondenspitze
weg. Die Rhinostomie führt H. folgendermafsen aus: Durchstossen des
Knochens mit dem Elevatorium vor der hinteren Krista, Durchschneiden der
Schleimhaut mit dem Messer und Ausstanzen des Tränenknochens mit dem
Citelli samt der Schleimhaut nach der vorderen Krista. Der Schleimhaut-
ausschnitt soll so weit sein wie das Knochenloch. Eine zahlenmälsige Zu-
sammenstellung der Erfolge nach dieser Methode konnte H. nicht bringen,
da von 200 Operationsfällen auf seine Aufrage nur 30 und davon nur 24
verwertbare Antworten einliefen. Seit 1917 schloss H. bei einigen Fällen, in
denen der Sack nicht im ganzen auspräpariert werden konnte, der Operation
eine Rhinostomie an. In 4 Fällen hatte H. mit diesem Verfahren ein gutes
Resultat erzielt,
Szily (252) demonstriert zahlreiche neue Röntgen-Aufnahmen
der Tränenwege: bei Strikturen, Divertikelbildungen und beim sog.
Ventilverschluss. Beim letzteren füllt sich der zumeist erweiterte Sack all-
mählich immer mehr, so dass er sich deutlich sichtbar und fühlbar verwulstet.
Die Entleerung nach der Nase ist erschwert, jedoch nicht ganz aufgehoben.
Von Zeit zu Zeit fliesst dann bekanntlich der Inhalt nach der Nase ab oder
wird vom Pat. durch Druck auf die Sackgegend entleert. Die Bilder zeigen
deutlich die Verhältnisse vor und nach der Entleerung sowie den Sitz der
Schleimhautstruktur bzw. einer Klappe. Trotz scheinbarer vollständiger Ent-
leerung bleibt, wie die Aufnahmen zeigen, ein ganz ansehnlicher «Residual-
inhalt» in solchen Säcken zurück. Besonders wertvoll ist ferner die Methode
XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöblen. 103
beim Erkennen von traumatischen Kommunikationen der eiternden Tränen-
ableitungswege mit der Haupthöhle, der Nase und besonders auch mit der
‘Oberkieferhéhle, die auf keine andere Weise nachgewiesen werden konnte.
Sie ist daher für Diagnose und Therapie in solchen Fällen geradezu unent-
behrlich. K.
Unter den zahllosen Fällen, bei welchen die kalorische Reaktion
geprüft wurde, fand Ruttin (249) nur zwei, in denen es zu reflektorischem
Tränenträufeln kam. Im Gegensatz zur Beobachtung Wilbrand-
Saenger, wonach vom Optikus nur psychisch ausgelöstes Tränenträufeln
stets doppelseitig, reflektorisches dagegen nur auf der gereizten Seite auftrete,
sah R. auch in diesen seinen beiden Fällen beiderseitiges Tränenträufeln, und
zwar auf Kältereiz beiderseits gleich stark, auf Wärmereiz allerdings auf der
gereizten Seite stärker.
Seidel (250) wendete zur Erzielung einer Lokalanästhesie bei
phlegmonösen Erkrankungen des Tränensackes 10proz. Kokain-
Adrenalinlösung an. Er ging so vor, dass er nach der ersten Inzision der
Tränensackphlegmone 8—10 Tage Gazestreifen in die Wunde einlegte, worauf
diese so weit klaffte, dass eine Sonde, die mit in 10 proz. Kokain-Adrenalin-
lösung angefeuchteter Watte fest umwickelt war, in den Tränennasenkanal
tief eingeführt werden konnte. In die eigentliche Wundhöhle wurde hierauf
ein Wattetampon, der mit derselben Lösung getränkt war, um die aus dem
Tränennasengang herausragende Sonde gelegt und sanft in die Tiefe gedrückt.
Nach 10—20 Min. wurde der Wattetampon entfernt und die Ausschabung
der erkrankten Schleimhaut konnte bei völliger Anästhesie ausgeführt werden.
Steiger (251) bespricht den heutigen Stand der symmetrischen Er-
krankungen der Tränen- und Mundspeicheldrüsen mit spezieller Berück-
sichtigung der Beziehung der Mikuliczschen Krankbeit zur
Pseudoleukämie. Er demonstriert ein 27 jähriges Mädchen mit Miku-
liczscher Krankheit ohne Blutveränderungen und einen 43jährigen Mann,
der den Übergang der symmetrischen Speicheldrüsenschwellung ins pseudo-
leukämische Stadium bis zur jetzt vorliegenden ausgesprochenen lymphatischen
Leukämie mit Hautinfiltraten darbot.
XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen.
Ref.: Ossowski.
*253) v. Hippel: Ein ungewöhnlicher Fall von intermittierendem Exophthal-
mus. Graetes Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. H. 4. 8. 307.
*254) v. Hippel: Zur Veränderung des Auges durch Druck einer orbitalen
Neubildung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. März 1918. S. 390.
255) Polyák: Zwei Fälle von Schussverletzungen mit Verletzung des Tränen-
sackes und Nebenhöhlenelterung durch intranasale Dakryozystostomie geheilt. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. April—Mai 1918. S. 697. S. Ref. Nr. 352.
*256) Zeemann : Exophthalmus pulsans. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 60. März 1918. S. 400.
*257) Zeemann: Exophthalmus intermittens. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 60. März 1918. S. 400.
Zeemann (257) demonstriert einen Fall von Exophthalmusinter-
mittens, Er verwirft die von Birch-Hirschfeld verteidigte Hypothese
einer Verepgerung der vorderen Abflusswege und glaubt eher Venenwand-
104 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
erkrankungen annehmen zu müssen, Er vermutet, dass in sehr vielen Fällem
eine Erweiterung der Mündung der Vena ophthal. in den Sinus cavern. be-
steht, welche auch von Mulder für seinen Fall angenommen wurde und
welche nach Z. auch den Exophthalmus verständlicher machen würde.
Zeemann (256) berichtet über einen Fall von Exophthalm us.
pulsans bei einer Patientin, welche an multiplen Myelomen gelitten hat.
Bei einer anderen Patientin wurde der Symptomenkomplex durch eine Ge-
schwulst des Orbitaldaches hervorgerufen.
Einen ungewöhnlichen Fall von intermittierendem Exoph-
thalmus beschreibt v. Hippel (253). Bei sonst normalem Augenbefund
bestand bei einem 25jahrigen Mann am rechten Auge ein Exophthalmus von
51/, mm. Man konnte mit. dem Finger neben dem Bulbus in die Orbita ein-
dringen und ohne Gewaltanwendung den Augapfe) nach vorn luxieren.
Pulsation und Geräusche beim Aufsetzen des Stethoskopes fehlten. Nach
1!/, Minute Bücken und raschem Wiederaufrichten nahm der Exophthalmus
um 5 mm zu. Nach 2tägiger Bettruhe in Rückenlage konnte keine Änderung
des Exophthalmus gegenüber der ersten Messung bei aufrechter Körperhaltung
nachgewiesen werden. Kompression der Jugularis ergab eine Zunahme des
Exophthalmus um 2—3 mm. Der Unterschied bei positiver und negativer
Sternokleidostellung war ein ganz gewaltiger. Bei aufrechter Körperhaltung
und Rechtsdrehung nahm der Exophthalmus nach 1!/, Min. um '/, mm zu, bei
Linkswendung konnte kein sicherer Unterschied gegenüber der Normalstellung
nachgewiesen werden. Bei nach hinten gebeugter und unterstützter Kopf-
haltung kam es bei der Rechtsdrehung schon nach kurzer Zeit zu den Er-
scheinungen der drohenden Luxation vor die Lidspalte, bei Linkswendung
trat dies nicht ein. Bei forcierter Exspiration wurde nur eine im ganzen
geringe Zunahme des Exophthalmus beobachtet. Die Untersuchung des Gefiiss-.
systems und der übrigen Organe ergab nichts Besonderes.
Veranlasst durch eine Mitteilung Böhms aus der Uhthoffschen
Klinik über Veränderungen des Auges durch Druck einer
orbitalen Neubildung, der auf den von Birch-Hirschfeld und
Siegfried berichteten Fall hinweist und hervorhebt, dass diese beiden
Autoren in der Literatur keinen gleichen Fall finden konnten, stellt Hippel(254)
fest, dass Leber Orbitaltumoren als Ursache für Netzhautablésungen bereits
in der I. Aufl. des Handbuches Graefe-Sämisch anfihrte. Auch an
anderen Stellen sprach sich Leber in diesem Sinne aus. Hippel selbst
besitzt 6 derartige Präparate, in denen die Orbitaltumoren durch Druck eine
Bulbuseinknickung meist mit Netzhautablösung bewirkten. Durch seine Mit-
teilung will H. verhindern, dass wichtige Beobachtungen in Vergessenheit
geraten und betont, dass Leber bei der Feststellung und richtigen Deutung
dieser Befunde die Priorität zukommt.
XIII. Bindehaut.
Ref.: Ossowski.
*258) Clausen: Uber Parinaudsche Konjunktivitls, Ophthalm. Gesellsch. zu
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*259) Clausen: Über Trachom als Heereskrankheit nebst kurzen Bemerkungen
zur Therapie. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
XIII. Bindehaut. 105
*260) Haab: Uber Vakzinebehandlung der Augenblennorrhoe, Münch. med.
Wochensehr. 1918. H. 24.
261) Haab: Uber Erfahrungen in der Behandlung der Augengonorrhoe mit
Typhusvakzine und Verbesserung der Lokalanästhesie bei Augenoperationen. Med.
Klinik. 1918. H. 16. S. 406.
*262) v. Herrenschwand: Uber ein subkonjunktivales Angiom. Zeitschr. f.
Augenheilk, Bd. 39. H. 3. S. 156.
263) v. Herrenschwand: Uber da:. Wesen der Parinaudschen Konjunktivitis.
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*264) Hirschberg-Rönne : Trachom in Dänemark. Zentralbl. f. prakt.
Augenheilk. Jan.-Febr.-Heft. 1918.
265) Höeg: Vakzinekonjunktivitis. Klin. Monat-bl. f. Augenheilk. Bd. 60.
April-Mai 1918. S. 648. S. Ref. Nr. 244.
*266) Köllner : Die Reaktionsweise der Ekzematösen auf Partialantigene.
Ophthalm. Gesell=ch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*267) Königstein: Einiges über Trachom. Wiener med. Wochen>chr. 1918.
Nr. 11. S. 449.
*268) Kreuer: Über einen klinisch bemerkenswerten Fall von Melanosarkom
der Lidbindehaut. Dissert. München 1917.
*269) Löwenstein: Zur Morphologie der Prowaczekschen Einschlüsse. Graefes
Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. H. 3—4. S. 330. |
*270) Lundsgaard: Phlyktänuläre Kerato-Konjunktivitis mit Perforation der
Kornea während eines Anfalles von Erysipelas geheilt. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 60. April—Mai 1918. S. 651.
*271) Nussbaum: Rasche Abheilung eines Falles von Augentripper nach Ein-
spritzung von 10 ccm sterilisierter Milch. Mediz. Klinik 1918. Nr. 23. N. 571.
*272) Ochsenius: Vereinfachte Blennorrhoebehandlung. JWeutsche mediz.
Wochenschr. 1918. Nr. 25. S. 699.
*273) Traumann: Über Impferkrankungen des Auges. Dissert. Heidelberg
1917. Ref. s. Lider Nr. 245.
Haab (260) behandelte die Augenblennorrhoe mit heterogener
Vakzine und erzielte durch diese Therapie teils gute, teils befriedigende
Resultate; auf jeden Fall wurde die Behandlungsdauer abgekürzt. Bei einem
5 jährigen Kinde wurde eine vollständige Abortivwirkung beobachtet, bei Er-
wachsenen und einem zweiten Kinde wurde der Krankheitsprozess auf 6, 14,
22 und 26 Tage verkürzt. In 2 Fällen mit Hornhautkomplikationen heilten
diese ab und in anderen sich länger hinziehenden Fällen dauerte nur noch
schwache Sekretion und leichte Entzündung an. Die bei Erwachsenen
gleichzeitig bestehende Urethritis wurde durch diese Behandlungsweise nicht
wesentlich beeinflusst.
Nach Einspritzung von 10ccm sterilisierter Milch be-
obachtete Nussbaum (271) rasche Abheilung bei einem Fall
von Augentripper. Bei dem mit Harnröhrentripper behafteten Pat. trat
am dritten Tage nach seiner Einlieferung ins Lazarett eitrige Bindehaut-
entzündung des linken Auges mit positivem Gonokokkenbefund auf. Da die
Entzündung trotz Behandlung mit Calium permanganicum und Argentum auf
die Hornhaut tbergriff, wurden 6 Tage nach der Lazarettaufnahme 10 ccm
sterilisierter Milch ins Gesäss injiziert. Darnach trat nachts Temperatur-
steigerung bis 39° auf. Zwei Tage später sonderte das Auge nur noch klare
Flüssigkeit ab und die Bindehautschwellung begann sich zurückzubilden, —
106 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Gonokokken konnten im Augensekret nunmehr nicht gefunden werden und
zehn Tage nach der Milcheinspritzung wurde Pat. aus der spezialärztlichen
Augenbehandlung entlassen. Die rasche Abheilung der Ophthalmoblennorrhvoe
führt N, auf die Injektion der Milch zurück und hebt hervor. dass der
Harnröhrentripper durch diese therapeutische Mafsnahme nicht beeinflusst wurde,
Ochsenius (272) empfichlt die vereinfachte Blennorrhoe-
behandlung nach der Fraenkelschen Methode Es soll täglich eine
Pinselung der Bindehäute mit frischbereiteter 2proz. Höllensteinlösung durch
den Arzt ohne Nachspülen mit Kochsalzlösung vorgenommen werden. Den
Eiter aus dem Bindehautsack zu entfernen und die Lider zu berühren, ist
verboten. Nur das aus der Lidspalte hervorquellende Sekret darf mit an-
gefeuchteter Watte abgewischt werden. Dreistündlich sollen ein bis drei
Tropfen von Paraffin. liquid. purissim, in den äusseren Augenwinkel ein-
geträufelt werden. In das gesunde Auge wird prophylaktisch täglich ein Tropfen
Argentamlösung eingeträufelt.
Herrenschwand (262) berichtet über einen Fall von subkonjunk-
tivalem Angiom, das bei einem 21 jährigen Mann am linken Auge spontan und
schmerzlos als blaues Knötchen auftrat und sich allmählich vergrösserte. Auf dem
sonst reizlosen und normalen Bulbus befand sich in seinem unteren Abschnitt eine
flache blaurötliche Geschwulst, über der die Konjunktiva bulbi sich verschieben
liess. Der Tumor setzte sich aus einer grossen Anzahl kleinerer und grösserer
Gefissstimme zusammen. Die nicht verschiebliche Geschwulst vergrösserte
sich auf Druck gegen den Bulbus sowie Kompression der Halsvenen und wurde
dunkelblau. Bei der Entfernung wurde ein fester Zusammenhang des Tumors
mit der Sehne des Rect, inf. festgestellt, er liess sich jedoch ohne Schädigung
des Muskels lösen. Die Beweglichkeit des Bulbus blieb nach der Operation
nach allen Richtungen vollständig frei. Die histologische Diagnose wurde
auf ein entzandlich und hämorrhagisch infiltriertes, zum Teil melanotisches
Angiofibrom gestellt.
v.Herrenschwand (263) beobachtete einen 21 Jahre alten Infauteristen
mit einer seit 6 Tagen bestehenden Entzündung des linken Auges. Die
],ymphdrüsen der linken Seite waren geschwollen. Das linke Auge zeigte
eine grössere Anzahl von grauen Knötchen mit geschwürigem Zerfall an ihrer
Kuppe. In der Conjunctiva tarsi und der Übergangsfalte des Oberlides fanden
sich grauweissliche Geschwüre, deren Entstehen aus zerfallenen Knötchen
festgestellt werden konnte. Diese Veränderungen heilten in 6 Wochen ohne
Behandlung und ohne Narben, die Lymphdrüsen schmolzen eitrig ein. H. be-
richtet über einen zweiten Fall derselben Krankheit, der dadurch zustande
kam, dass seinem Mitarbeiter bei den Tierversuchen Quetschsaft aus der Milz
eines geimpften Meerschweinchens in das rechte Auge spritzte. 4 Tage später
bot dieses Auge die Veränderungen des ersten Falles dar, bald aber ent-
wickelten sich zahlreiche follikelähnliche Bildungen, ähnlich dem Bilde eines
frischen Trachoms oder der Sattlerschen zweiten Form der Bindehaut-
tuberkulose. Dieser zweite, mit den Erregern des ersten gleichsam experimentell
erzeugte Fall entsprach im Verlaufe der von Parinaud beschriebenen
Konjunktivitis angeführte Patient als auch die von anderen Autoren.
Trotz der stürmischeren Allgemein- und Lokalerscheinungen im zweiten Falle
trat Heilung ohne Narben in 4 Wochen ein. Die Drüsen der rechten Kopf-
und Halsseite sowie die Nackendrüsen waren erkrankt, ohne zu vereitern.
Ak Erreger der Konjunktivitis in beiden Fällen wurde der Bacillus Pseudo-
XIIl. Bindehaut. 107
tuberculosis Rodentium (A. Pfeiffer) gezüchtet. Durch den Ver-
gleich der Ergebnisse der bakteriologischen Untersuchungen anderer Autoren
liess sich feststellen, dass die von ihnen gezüchteten Erreger ebenfalls Varictäten
des Bacillus Pseudotuberculosis Rodentium gewesen waren. Der Bacillus
Pseudotuberculosis Rodentium ist somit imstande, eine Parinaudsche
Konjunktivitis hervorzurufen. K.
Clausen (258) berichtet über 7 neuerdings von ihm im Felde längere
Zeit beobachteten Fälle von Parinaudscher Krankheit. Bei allen hatte
die Erkrankung mit Kopf- und Kreuzschmerzen, Mattigkeit und leichtem
Fieber sowie einer mälsigen Anschwellung einer Backe. besonders vor dem
Ohre sowie am Kieferwinkel, angefangen. Erst nach einigen Tagen trat dann
eine Anschwellung der Lider mit starker Rötung und Schwellung der Lid-
Konjunktiva und geringem Tränenträufeln auf dem Auge der erkrankten
Seite dazu. Sehr stark ausgesprochen war in allen Fällen die hochgradige
Anschwellung der Präaurikulardrüsen sowie der Parotis und Submaxillaris.
Bei 4 Patienten musste der Parotisabszess gespalten werden. 3 mal trat eine
langsame spontane Rückbildung ein. Die konjunktivalen Erscheinungen waren
die üblichen, wie sie von Parinaud beschrieben worden sind. Besonders
auffallend war die hochgradige Rötung und Schwellung der Konjunktiva
mit Follikelbildung, so dass eine gewisse Ähnlichkeit mit Trachom vorhanden
war. Die Konjunktivalgeschwüre und Knötchen waren im allgemeinen spätestens
nach 8 Monaten abgcheilt. Während der Beobachtung trat bei allen Pat.
nur vorübergehend einmal eine Temperatursteigerung bis auf 37,8° auf.
Sämtliche Fäile reagierten auf provokatorische Alt-Tuberkulininjektionen bis
zu 5mg völlig negativ. Auch die Anamnese wie die Allgemeinuntersuchung
liessen für Tuberkulose keinerlei Anhaltspunkte finden. Die bakteriologische
Untersuchung ergab nur in einem Falle Streptokokken, in einem zweiten
Staphylokokken, nie jedoch Tuberkelbazillen. Beim ersten Pat. wurden auch
im Parotispunktat Streptokokken festgestellt, beim zweiten konnten im Parotis-
punktat keine Bakterien gefunden werden. Bei 2 Pat. wurden Probeexzisionen
aus der Konjunktiva und der Präaurikulardrüse resp. Parotis gemacht, die
erhaltenen Stückchen z. T. auf Meerschweinchen in die vordere Augenkammer
und unter die Bauchhaut verimpft, z. T. für die anatomische Untersuchung
verwertet. Die Tierversuche hatten ein völlig negatives Resultat, die histo-
logische Untersuchung ergab keinen Anhaltspunkt für Tuberkulose. In den
Drüsen zeigte sich eine chronische, noch fortschreitende interstitielle Ent-
zündung, in der Konjunktiva eine starke Rundzellenintiltration, in denen die
Lymphozyten vorherrschten, nächstdem polynukleäre Leukozyten vertreten
waren. Cl, sieht demnach in der Parinaudschen Konjunktivitis einen
Symptomenkomplex, der vielleicht hier und da durch Tuberkulose, in der
überwiegenden Zahl der Fälle jedoch wahrscheinlich durch einen bis dahin
noch nicht bekannten spezifischen Infektionserreger hervorgerufen wird. K.
Nach Besprechung der zu Anfang des vorigen Jahrhunderts fast epi-
demischen Ausbreitung des Trachoms unter den europäischen Heeren be-
richtet Clausen (259) über seine Beobachtungen in dem jetzigen Weltkriege.
Bei unseren Ostheeren hat das Trachom eine nennenswerte Rolle nicht ge-
spielt. Cl. konnte nur etwa 10 Fälle von frischem Trachom beobachten, bei
denen die Infektion aller Wahrscheinlichkeit nach im Felde stattgefunden
hatte. Er berichtet dann noch über die allerersten Erscheinungen eines
akuten Trachoms, das er in seiner Entwicklung verfolgen konnte. Die
108 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Infektion war durch Hineinspritzen trachomatösen Materials ins Auge erfolgt.
Eine grössere Infektion mit Trachom sah Cl. bei einem österreichischen
Rekrutendepot. Von 30 Fällen mit akuter sezernierender Konjunktivitis
wurde etwa zur Hälfte eine Infektion mit Koch-Weeksschen Bazillen fest-
gestellt, die übrigen erwiesen sich als akutes Trachom. Die Infektion wurde
durch gemeinsame Benutzung von Handtüchern übermittelt. Cl. hält das Auf-
treten eines akuten Trachoms für ein häufigeres Vorkommnis, als bisher all-
gemein angenommen wird. Sehr häufig werden bei der Schwierigkeit der
Diagnosenstellung diese Fälle als akutes Trachom eben gar nicht erkannt
werden. Die Gründe für die Verhütung einer weiteren Ausbreitung des
Trachoms in den Reihen unserer Ostheere sieht Cl. einmal in einer Virulenz-
abnahme der Infektionserreger, dann in einer grösseren Reinlichkeit unserer
Soldaten gegen früher, weiter der schärferen und besseren ärztlichen Über-
wachung und endlich in einer geringeren Berührung mit der trachom-
durchseuchten Zivilbevölkerung. Nach einer vorsichtigen mechanischen Be-
handlung. bestehend in Anquetschungen mit dem Kuhntschen Expressor,
Kernigschen Abreibungen sowie spätere Massage auf Kugelglasstäbchen hat
Cl. von der medikamentösen Therapie besonders mit Arg. nitr. und Cupr. sulf.
ganz ausgezeichnete Resultate gesehen. Vorschrift dabei ist individuell
variierte, auf keinen Fall schematische Behandlung. Cl. warnt geradezu vor
der mafslosen kombinierten Tarsus-Übergangsfalten-Exzision, von der er sehr
schädliche Wirkungen gesehen hat. Rezidive werden dadurch keineswegs
verhütet, wie er in diesem Kriege an einem sehr grossen, in allen Gegenden
Deutschlands gut und schlecht operierten Material beohachten konnte. Die
nach der Exzision auftretenden Rezidive mit Trachom verlaufen oft sehr un-
günstig und sind der Behandlung nur schwer zugänglich. Im allgeweinen
kann man bei der Trachomtherapie ohne die kombinierte Exzision auskommen,
Sehr warm empfiehlt Cl. hingegen die frühzeitige Operation aller Folge-
zustände des Trachoms, namentlich der Stellungsanomalien der Lider. K.
Hirschberg (264) gibt einen geschichtlichen Überblick über die
Verbreitung bzw. das Vorkommen des Trachoms in Dänemark. Auf
seine Veranlassung stellte Rönne Trachomfälle aus verschiedenen Kranken-
anstalten zusammen. Aus dieser Statistik geht hervor, dass nach Ausschluss
von ausländischen Trachomkranken unter 9000 Augenkranken dänischer
Nationalität 48,1 Trachomerkrankungen vorgekommen sind.
Königstein (267) hatte Gelegenheit, 1513 trachomkranke
Soldaten zu behandeln und weist auf die Schwierigkeit hin, auf die man oft
bei der Differentialdiagnose zwischen Trachom und den anderen mit papillärer
Hypertrophie einhergehenden Bindehauterkrankungen stösst. K. vertritt die
Ansicht, dass jeder Trachomverdächtige der Lazarettbehandlung bedarf mit
der Begründung, dass bei einem wirklichem Trachom seine Verbreitung durch
Isolierung des Kranken eingedämmt wird, dass aber, falls der Verdacht sich
nach einigen Beobachtungstagen nicht bestätigt, der betreffende Pat. seiner
Truppe als trachomunverdächtig wieder zugeführt werden kann. Den Einwand,
ein Gesunder könnte erst im Trachomspital trachomatös erkranken, lässt er
nicht gelten, da für zweiielhafte Fälle besondere Zimmer eingerichtet sind;
ausserdem sei die Ansteckungsgefahr im Spital bei Beobachtung zweck-
dienlicher Vorsichtsmalsregeln eine ungemein geringe. Nach K.s Ansicht
könne das Kontagium nur durch direkte Übertragung wirken, deshalb sei
XIIL. Bindehaut. 109
durch Benutzung gemeinschaftlicher Waschgeräte, Handtücher etc. eine Infektion
eigentlich ausgeschlossen,
Löwenstein (269) licfert einen Beitrag zur Morphologie der
Prowaczekschen Einschlüsse. L. hält auf Grund seiner Untersuchungen
die Einschlüsse für den Erreger des Trachoms und weist auf seinen Formen-
reichtum hin. Die häufigste Einschlussform ist die dem Zellkern aufsitzende
Kappe. Die Entstehung der Kappenform erklärt L. dadurch, dass entweder
das eingedrungene Virus eine Hülle besitzt, innerhalb welcher es sich teilt
und vermehrt, oder dass das sich vermehrende Virus reaktiv durch die
Abwehrmafsregeln des Zellplasmas eingeschlossen wird. Die Einschlüsse,
welche dem Zellkern aufsitzen oder im Plasma liegen können, weisen ver-
schiedene Struktur auf. Ihre Bestandteile sind verschieden gross und ungleich
stark gefärbt, diese sind nach L. als Elementarformen des Virus aufzufassen.
L. ist zu der Annahme geneigt, dass im Laufe der Entwicklung die Einzel-
körnchen miteinander verschmelzen können und sich zu neuen Formen an-
ordnen. In Abstrichen von Trachomfällen fand L. nicht selten Gruppen von
feinen Stäbchen, die er mit dem Trachomvirus zusammen als «synergetische
Symbionten- nach Prowaczek bezeichnet. Die Einschlüsse fand L. sowohl
in der Übergangsfalte und im Tarsalteil, als auch in der Bulbusbindehaut.
dagegen wurden solche im Paunus von ihm vermisst. An zwei Fällen konnte
L. die Anfangsstadien der Infektion in der Epithelzelle verfolgen. Als ersten
positiven Befund sah L. feinste, intensiv blau gefärbte, im Plasma liegende
Körnchen, mehrere davon erschienen als Doppelkörnchen. In älteren Präparaten
fand L. die «Initialformen» vermehrt, ausserdem zahlreiche Doppelkörnchen
mit fädigem Bindeglied. Die ersten typischen Einschlüsse wurden von L. bei
einem 15 Tage alten Trachom beobachtet, in Form von dem Kern anliegenden
Kappen. Alle diese Formen von den allerfeinsten Körnchen bis zur Kappen-
bildung des polymorphen Trachomvirus vermitteln nach L.s Auffassung die
Infektion.
Köllner (266) hat die engen Beziehungen, welche zwischen der Allergie
der Ekzematösen für die Stoffe der Tuberkelbazillen und der Neigung zu den
ekzematésen Augenerkrankungen bzw. zu skrophulösen Integumentveränderungen
überhaupt bestehen. mit Hilfe der Deycke-Muchschen Partialantigene,
welche wenigstens eine getrennte Anwendung der Eiweiss- und Feitstoffe der
Bazillen unter Ausschaltung der Toxine gestatten, einer Prüfung an 140 Ekzem-
fällen unterzogen. Es ergab sich, dass die Partigen-Intrakutanreaktion in
keinem Falle vollkommen negativ (die zum Vergleich vorgenommene Pirquetsche
Kutanprobe war in 95,5°/, der Fälle positiv) ausfiel. Die Mehrzahl der Fälle
hatte eine mittlere Empfindlichkeit, doch kamen sowohl nahezu anergische, als
auch hochempfindliche vor. Die durchschnittliche Partigenempfindlichkeit der
Ekzeme unterschied sich prinzipiell in keiner Weise von derjenigen gutartiger
Taberkulosen, gleichgültig welcher Art. Im grossen und ganzen ging auch
die Stärke der Partigenreaktion mit der Stärke der Pirquetschen Probe
parallel. Schwere Ekzeme zeigten eher eine Neigung zu höherer Reaktion,
und eine Steigerung des Partigen-Intrakutantiters fand sich ebenfalls gerade
bei den Fällen, welche eine Verschlechterung zeigten.. Demnach besteht
offenbar ein gewisser Parallelismus zwischen der Stärke der Partigenreaktion
und der Neigung zum Ekzem. Dieses Ergebnis stimmt mit den Beobachtungen
überein, welche bei der Tuberkulinbehandlung der Skrophulose gemacht worden
eind und es entspricht auch dem Auftreten des Ekzems nach Masern: auch
110 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
hier treten die Phlyktänen nicht während der kurzen Periode der Tuberkulin-
anergie auf, welche dem Exanthemausbruch folgt, sondern in der nachfolgenden
Zeit, in welcher die Tuberkulinempfindlichkeit wieder ansteigt. Die Versuche
mit Partigenbehandlung stimmen damit ebenfalls überein; denn in 3 schweren
Fällen von Hornhautekzem trat eine so deutliche Verschlechterung des Prozesses
ein, dass die Behandlung abgebrochen werden musste. Die Steigerung der
Allergie war dabei in zwei Fällen wieder deutlich. In diesen Versuchen
darf keine abfällige Kritik über den Wert der Partigenbehandlung bei der
Tuberkulose erblickt werden, nur erscheint sie für das Ekzem gerade wegen
dessen Beziehungen zur Hautallergie wenig geeignet. Man wird daher in
Zukunft auch bei der Tuberkulinbehandlung der Ekzeme der Hautallergie
eire grössere Beachtung schenken und Steigerungen vermeiden müssen. Da
nach den Untersuchungen weniger der absolute Grad der Allergie als vielmehr
ihre Steigerung einen nachteiligen Einfluss auf das Ekzem hat, erklärt sich
vielleicht hieraus zum Teil die Bevorzugung des Kindesalters beim Ekzem,
sowie Eigentümlichkeiten, wie das periodische Auftreten im Frühjahr. Letzterem
würde dann möglicherweise eine periodische Steigerung der Empfindlichkeit
des Organismus in dieser Jahreszeit gegenüber bakteriellen Stoffen überhaupt
zugrunde liegen. K.
Lundsgaard(270) sah einen Fall von phlyktänulärer Kerato-
konjunktivitis mit Perforation derkornea während eines An-
falles von Erysipelas heilen. Ein 16jähriger Junge mit Lupus
vestibulorum nasi und Adenitis tuberculosa behaftet, wurde ein halbes Jahr
lang wegen des rechten Auges mit grossen Randphlyktänen und Limbus-
ulzerationen sowie Perforation der Komea mit Irisprolaps erfolglos behandelt.
Er bekam alsdann ein Erysipelas faciei, wonach alle Augenerscheinungen in
weniger als einer Woche schwanden. Der Jrisprolaps nahm ab und wurde
von einer Bindegewebsschicht bedeckt. Die Hautulzeration wurde nicht
sichtbar beeinflusst.
XIV. Hornhaut und Lederhaut.
Ref: Ossowski.
274) Düring: Herpes corneae febrilis bei Malaria. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 60. März 1918. S. 368. Ref. s. Nr 163.
*275) Fuchs: Zur Anatomie des Staphyloma corneae. Graefes Arch. f.
Ophthalm. Bd. 95. H. 3. S. 216.
*276) Fuchs: Uber Faltung und Knickung der Hornhaut. Graefes Arch. f.
Ophthalm. Bd. 96. H. 3—4. S. 135.
*277) v. Hippel: Weiterer Beitrag zur Kenntnis seltener tuberkulöser Er-
krankungen. 3. Ein Fall von tuberkulö-sem Hornhautgeschwür. Graefes Arch. f.
Ophthalm. Bd. 95. H. 3. S. 255.
275) Lundsgaard: Phlyktänuläre Kerato-Konjunktivitis mit Perforation der
Kornea wiihrend eines Anfalles von Erysipelas geheilt. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 60. April— Mai 1918. S. 651. Ref. s. Bindehaut. Nr. 270,
*279) Meller: Zur Ätiologie der Keratitis pustuliformis profunda. Zentralbl.
f. prakt. Augenheilk. Jan. —Febr. 1918,
*280) Rönne: Ein Fall von Keratitis diseiformis. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 60. April—Mai 1918. S. 652.
*251) Stock: Daa Ulcus serpens corneae. Zeitschr. f. ärztl. Fortbildung. 1918.
Nr. 9. S. 229.
XiV. Hornhaut und Lederhaut. 111
*282) v. Szily, A.: Epithelstreifenerkrankung der Hornhaut. Ein neues
Krankheitsbild auf neurotischer Grundlage. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg.
5.—6. 8. 1918.
v. Hippel (277) berichtet über einen Fall von tuberkulösem
Hornhautgeschwür mit mehreren, zum Teil auf die Hornhaut über-
gegangenen Randphlyktänen. Mehrmaliges Tuschieren mit Jodtinktur hielt
den Fortschritt des Prozesses nicht auf. Trotz ausgeführter Bindehautdeckung
von beiden Seiten her kam es zur Perforation des Ulkus, wonach Besserung
eintrat. Nach ausgeführter optischer Iridektomie S = !/,,. Die mikroskopische
Untersuchung der Konjunktiva ergab nichts Charakteristisches für Tuberkulose,
dagegen fand H. in dem Hornhautgeschwür und zwar an den Stellen, an
denen die Iris den Grund des Geschwüres bildete, ein Granulationsgewebe
mit typischen Epitheloidzellen und grossen Langhansschen Riesenzellen.
Die Iris selbst und die übrigen Augenhäute waren frei von jeder tuberkulösen
Veränderung. Tuberkelbazillen konnten nicht nachgewiesen werden. Nach
dem klinischen sowie anatomischen Befund nimmt H. an, dass es sich in
seinem Falle um ein primäres tuberkulöses Hornhautgeschwür handelt.
Fuchs (275) behandelt die anatomischen Verhältnisse beim
Staphyloma corneae. Für die Form des Irisvorfalles ist nach F. die
Grösse und Lage, sowie die Gestalt des Randes der Durchbruchsöffnung mals-
gebend. Bei der histologischen Untersuchung der vorgefallenen Iris unter-
scheidet F. 5 Stadien: 1. Die frische entzündliche Infiltration, die sich durch
starke Füllung der Irisgefässe, ödematöse Schwellung des Gewebes und durch
ein feines Netzwerk geronnenen Fibrins mit eingestreuten zelligen Elementen
auszeichnet. Das zweite Stadium ist charakterisiert durch das Auftreten von
Fibroblasten und der neugebildeten Gefässe. Im dritten Stadium entwickelt
sich aus den Fibroblasten Bindegewebe. Die gleiche bindegewebige Um-
wandlung vollzieht sich auch in dem die Iris umhüllenden Exsudat. Im selben
Stadium wuchert das Epithel über die Iris und über das sich organisierende
Exsudat. Häufig ist das Epithel darüber zystisch entartet oder stellenweise
zu Bläschen abgehoben. Bei Abschnürung einzelner Epithelfortsätze komnit
es zu zystischen Bildungen im Staphylom. Im vierten Stadium entsteht durch
Zunahme des Bindegewebes und weitere Umwandlung desselben allmählich
das fertige Staphylom. Die oberflächenparallele Anordnung und Vermehrung
der Bindegewebsfasern, sowie die Entwicklung der Lamellen sind ähnlich
wie bei der Hornhaut. Das fünfte Stadium umfasst die degenerativen Vorgänge,
welche sich bei längerem Bestehen des Staphyloms einstellen und die teils
durch die ungünstigen Ernährungsverhältnisse des Narbengewebes, teils durch
den gesteigerten Druck verursacht werden. Den ungünstigen Ernährungs-
verhältnissen schreibt F. die Abnahme der zelligen Elemente zu, so dass im
Stapbylom kern- und strukturlose Bezirke entstehen, sowie Kalk und Hyalin
abgelagert werden. Infolge weiterer Ernährungsstörung wird das Epithel
zystös und blasig abgehoben, es kommt stellenweise zu wirklicher Nekrose,
die zu sogenannten atheromatösen Geschwüren führt, die nicht selten mit
Infektion des Augeninneren und Panophthalmitis endigen. Durch den erhöhten
Druck wird eine allgemeine Verdünnung und Vorwölbung des Staphyloms
bewirkt und seine Abgrenzung gegen den erhaltenen Hornhautrand verwischt.
Bei fortschreitender Degeneration wird die erhaltene Hornhaut ektatisch und
undurchsichtig, so dass man ein Totalstaphylom vor sich zu haben glaubt.
Bei nicht entzündlichem Vorfall der Iris wird dieselbe von einer zarten
1]? Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Bindegewebslage überzogen, so dass sie dauernd nachgiebig bleibt und eine
vorgewölbte Stelle der Augenwand bildet. Die Sklera nimmt in älteren
Fällen an der Ausdehnung der Hornhaut in Form umschriebener Ektasie
oder allgemeiner Ausdehnung teil. Die [ris wird an die Hornhaut angepresst
und ihr Stroma dadurch zum Schwinden gebracht. Der Ziliarkörper zeigt
in allen Fällen eine so hochgradige Atrophie, dass die Ziliarfortsätze fast
verschwinden. Nicht selten sind sie umgekehrt sehr verlängert, weil sie
durch Zonulafasern nach dem Augeninneren gezogen werden. Die Linse fehlt
häufig bei grossen Staphylomen oder sie bleibt zumeist in geschrumpftem
Zustand nur an die Hinterfläche des Staphyloms angewachsen. Der Glaskörper
wird bei entzündlicher Reizung des Augeninneren in geringem Malse zellig
infiltriert. Die Aderhaut wird bei Eintriti des Durchbruches gewöhnlich ab-
gehoben, bei Drucksteigerung wird sie wieder angelegt. Bei frischen Iris-
vorfällen finden sich in der Netzhaut Falten; in den meisten Fällen aber
besteht leichte Reizung der Retina in Form einer Periphlebitis. Als Spät-
veränderungen der Netzhaut kommt die Ausziehung des vorderen Netzhaut-
randes über die Ora serrata vor. Dagegen wird Netzhautablösung beim
Staphylom selten beobachtet, falls aber eine solche eintritt, dann als Folge
von Sehwartenbildung nach Endophthalmitis. In allen Fällen tritt Atrophie
der Netzhaut ein, als deren Ursache F. die Drucksteigerung und die Ver-
schiebung der Netzhaut gegen die Aderhaut nach Austritt einer grösseren
Menge von Augeninhalt anspricht. Die Papille wird in frischen Fällen infolge
Druckherabsetzung geschwollen, in alten Fällen wegen Drucksteigerung ähnlich
wie bei Myopie verzogen und exkaviert gefunden.
Fuchs (276) teilt seine Erfahrungen über Faltung und Knickung
der Hornhaut, wie sie zuweilen während und nach der Staroperation durch
Umklappen des Hornhautlappens vorkommt. Eine Infektion nach Umklappen
des Hornhautlappens während der Operation sah F. in keinem seiner Fälle,
während dort, wo die Umklappung nachträglich erfolgte, und mindestens
einige Stunden bestanden hat, eine Sekundärinfektion eintrat. In 2 von F.
operierten Fällen hatte die Knickung der Hornhaut eine dauernde Trübung
mit Beeinträchtigung des Seherfolges hinterlassen. Vollständige Umklappung
des Hornhautlappens während der Nachbehandlung sah F. in 4 Fällen, dazu
kommt ein Fall von Meller. In 3 Fällen kam es zu Panophthalmitis und
Enukleation, in einem Falle zu einer plastischen Iritis, und in einem Falle
erfolgte die Heilung ohne Zwischenfall. Die anatomischen Veränderungen
gestalten sich nach F.s Untersuchungen folgendermalsen: Die Faltung der
vorderen Hornhautschichten betrifft weniger die Oberfläche der Hornbaut als
die Bowmansche Membran, denn das Epithel gleicht die dadurch ent-
standenen Unebenheiten nach Möglichkeit aus und auch die unter der Membran
liegenden Hornhautlamellen nehmen an der Faltung in viel geringerem Grade
teil. Die gewöhnliche Form von Faltung der Bowmanschen Membran
ist die, dass in unregelmälsigen Abständen Falten spitzwinklig nach hinten
vorspringen, zwischen denen sich die Membran flach kissenförmig vorwölbt,
An der Stelle der Falte besteht eine etwas starke Färbung der Membran
und der angrenzenden Hornhautlamellen mit sauren Farbstoffen und entweder
Fehlen oder Vermehrung der Kerne in den oberflächlichsten Hornhautschichten.
Bei 3 weiteren Fällen, bei denen es sich um eine Faltung durch Knickung
handelt, da der umgeklappte Lappen sofort reponiert wurde, fehlen Parenchym-
veränderungen, die mit der Faltung in Verbindung zu bringen wären. In
XIV. Hornhaut und Lederhaut. | 113
6 Fällen, in denen die Knickung durch starke Aufstellung des Lappens infolge
der klaffenden Wunde zustande kam. musste 5 mal enukleiert werden, in
dem 6. Falle wäre es wohl auch zur Enukteation gekommen, -wenn-Pat. nicht
an einer Lungenentzündung gestorben wäre. In.4 Fällen war die Hornhaut
an der Stelle der Knickung eitrig infiltriert. Die Intiltration sitzt in den
tieferen Schichten der Rinne, während der Grund der Rinne fast frei von
Leukozyten ist. Nach F. ist die Hornhautinfiltration primär ohne Zusammen-
hang mit der Entzündung des Augeninneren. wahrscheinlich infolge der mit
der Knickung verbundenen Schädigung des Epithels.
Rönne (280) beobachtete einen Fall von Keratitis disciformis.
Unmittelbar nach Läsion der Hornhaut durch Metallsplitter entstand eine
kreisrunde, scheibenförmige Trübung im Korneaparenchym ohne Epitheldefekt.
Unter der Behandlung klärte sich das Zentrum auf, so dass eine ringförmige
getrübte Randpartie und ein deutlicher Zentralpunkt vom Aussehen einer
Keratitis disciformis zurückblieb. Der Fall erinnert an die von Meller
beschriebenen ringförmigen Trübungen, die nach Mellers Ansicht von einer
Knickung der Hornhautlamellen herrühren sollen.
Einen Beitrag zur Ätiologie der Keratitis pustuliformis
profunda liefert Meller (279). Ein 30jähriger Landsturmarbeiter bekam
3 Tage nach (regenfliegen eines Steinsplitters ins linke Auge eine heftige
Entzündung an diesem Auge und später entzündete sich auch das rechte Auge.
Befund war folgender: Rechtes Auge ziliar injiziert. Äussere Hornhauthälfte
diffus getrübt, auf der Hornhautmitte tiefliegendes gelbliches Infiltrat, in
dessen Umgehung gleichartige kleinste Infiltrate sichtbar sind. Kammerwasser
getrübt, Iris verfärbt, Papille eng. L. Auge heftig injiziert. Hornhaut
hauchig getrübt, zentral findet sich tief im Parenchym eine scheibenförmige
Trübung. Hypopyon 1!/, mm, Iris stark hyperämisch, verfärbt, Pupille eng.
Trotz Atropin, heissen Umschlägen und Milchinjektionen verschlimmerte sich
der Zustand. Durch die Wassermannsche Blutuntersuchung, deren Ausfall
stark positiv war. erkannte man die Krankheitsursache. Nachträglich gestand
Pat. eine luetische Infektion vor 9 Jahren. Durch eine sofort eingeleitete
kombinierte Quecksilber-Neosalvarsankur gingen die Entzündungserscheinungen
zurück mit Visus R = "ji, L = °/;,. M.s Fall erscheint ihm besonders
wertvoll deswegen. weil er zeigt, dass eine solche durch Syphilis hervor-
gerufene eitrige Keratitis ganz das Bild der Keratitis pustuliformis profunda
bieten kann. Es soll daher in keinem Fall dieser Erkrankung eine energische
kombinierte Quecksilber - Salvarsankur verabsäumt werden, zumal, da die
Prognose nach den Fuchsschen Erfahrungen bei rein lokaler Behandlung
durchaus ungünstig ist.
Stock (281) behandelt die Therapie des Ulcus serpens corneae,
soweit sie für den praktischen Arzt in Betracht kommt, St. empfiehlt das
Ulcus serpens, sobald es sich durch Fortschreiten vergrössert und Hypopyon
in der Vorderkammer aufgetreten ist, der spezialärztlichen Behandlung un-
verzüglich zuzuführen.
Unter «Epitbelstreifenerkrankung» wird von Szily (282) an
der Hand von mehreren Fällen ein neues typisches Krankheitsbild beschrieben,
wobei auf neurotischer Grundlage zahllose feine, nur an der Lupe nach
Fluoreszeinfirbung sichtbare, sich mehrfach überkreuzende
Striche und Bogen von überaus wechselnder Anordnung im
Epithel entstehen. Besonders charakteristisch ist der rasche Wechsel des
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenbeilkunde. Vill
114 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
klinischen Aussehens. Das anatomische Sulstrat besteht aus leichter Auf-
splitterung der Deckschicht, sowie Vakuolenbildung in und zwischen den
Zellen. Die Übereinstimmung mit der Anordnung der feinsten Nervenfäserchen
im basalen und intraepithelialen Plexus macht es wahrscheinlich, dass die
Ursache dieser nachweisbaren lokalen äusseren Ursachen entbehrenden Er-
krankung hier zu suchen sei. Die vitale Färbung entsteht durch Veriinde-
rungen im Epithel entlang der erkrankten Nervenfäserchen. Es wird der
heuristische Gedanken angeregt, auf Grund des klinischen Bildes und der
Struktur und Verteilung der Nerven in aer Hornhaut folgende Beziehungen
unter den neurotisch bedingten Hornhauterkrankungen herzustellen: Keratitis
neuroparalytica — Läsion der Hauptstämme, Herpes corneae und
Keratitis dendritica — Läsion einzelner Propriaäste, Epithel-
streifenerkrankung -- Läsion des Plexus subepithelialis und intra-
epithelialis, neurotisch bedingte feinpunktierte Epithelerkrankung
— Läsion der feinsten intraepithelialen Endzweige und Endkörperchen. K.
XV. Iris (Pupille).
Ref: Kimmel].
*283) Gilbert: Uber tuberkulése Gefässhautentzündung. Ophthal. Gesell-ch-
zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*284) v. Herrenschwand: Uber verschiedene Arten von Heterochromia iridis.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 467.
*285) v. Hippel: Welterer Beitrag zur Kenntnis seltener tuberkulöser Er-
krankungen des Auges. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. S. 255.
*286) Hoessly: Das Verhalten der Pupillen beim traumatischen Hirndruck.
Mitteil. aus d. Grenzgeb, d. Medizin u. Chirurg. Bd. 30. 8. 1.
*287) de Kleijn u. Magnus: Sympathikuslahmung durch Abkühlung des
Mittelohres beim Ausspritzen des Gehörgangs der Katze mit kaltem Wasser.
Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. S. 368.
*288) Koeppe: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe und dem
Hornhautmikroskop. X. Über die Spezifität der einzelnen Beschlägeformationen
der Hornhauthinterfliiche be: einigen Iriserkrankungen im Bilde der Nernstspalt-
lampe nebst Bemerkungen iiber das dabei zu beobachtende Verhalten des Kammer-
wassers. (Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. S. 199.
*289) Krueger: Drei Beobachtungen einseitiger reflektorischer Pupilienstarre.
Neurolog. Zentralbl, Bd. 37. N. 276.
*290) Mayer: Nicht luetisch bedingte reflektorische Pupillenstarre? Neurolog.
Zentralbl. Bd. 37. S. 274.
*291) Nicolai: Über den Dilatator pupillae. Niederl. ophthalm. Gesellsch.
%.— 10. Juni 1917. Ber.: Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd.60. S.398.
*292) v. Pflugk: Beiträge zur Pupillenbewegung. Arch. f. wissensch. u. prakt.
Tierheilk. Bd. 44. Suppl.
*293) Reitsch u. Röper: Schussverletzung des unteren Halsmarks, günstiger
Operationserfolg. Einseitige willkürliche Puplllenerwelterung. Neurolog. Zentralbl.
Bd. 37. S. 98.
v. Herrenschwand (284) beschreibt verschiedene Arten von
Heterochromie der Iris. Zunächst hebt er die von Fuchs genau
beschriebene Art hervor, die mit Beschlägen und Star einhergeht. Der
Unterschied der hellern Iris gegenüber der dunklern beschränkt sich nicht
XV. Iris, Pupille. 115
nur auf die Farbe. sondern auch anf die Anordnung des Gewebes. Während
man in der normalen hellen Iris zwischen den einzelnen Gefässen das Pigment-
blatt durchschimmern sieht, ist es bei der krankhaft hellen Regenbogenhaut
nicht so deutlich wahrzunehmen, die Gefässe treten weniger deutlich hervor,
so dass das Ganze ein mattes stumpfes Aussehen bekommt. Auch in der
Pupillenzone springen die strabligen Bälkchen nicht so scharf hervor,
das Relief erscheint dadurch weniger scharf ausgeprägt. Am Pigmentblatt
sind meist Unregelmälsigkeiten sichtbar, indem der Pupillarsaum ausgefranst
ist. oder oft ganz fehlt. Die Pupille ist oft weiter als die andere, wohl auf
einen geringen Schwund des Ringmuskels zurückzuführen. Die Entstehung
ist wahrscheinlich so. dass in der frühesten Kindheit oder vor der Geburt
irgendeine Schädigung auf die Eutwicklung des mesodermalen Pigmentblattes
iler Iris wirkt und oft in späterer Zeit eine schleichende Entzündung hervor-
ruft. Aus einer Zusammenstellung von 15 Fällen ergibt sich, dass die Eltern
meist verschieden gefärbte Augen hatten, das männliche Geschlecht überwiegt.
Meist ist Star vorhanden, vielfach auch die Zeichen der Zyklitis, darunter
auch einige Male Glaskörpertrübungen. Eine andere Art von Hellfärbung
der Iris eines Auges ist die durch Lähmung des Sympathikus bedingte.
Diese ist vollständig frei von den andern Erscheinungen der ersten Art,
nämlich Star usw. Es gelang in kurzer Zeit, 13 Fälle hiervon zu sammeln,
so dass die Seltenheit nicht allzu gross ist. Stets fanden sich die Zeichen der
Sympathikuslihmung. Das Gefüge der Iris unterscheidet sich bei dieser Form
von der sogen. Fuchsschen Heterochromie, indem bei der letzteren die Iris
nur der Farbe nach der hellen Iris gleicht, durch: ihr derberes Gefüge aber
mehr mit der dunkeln übereinstimmt. Bei der andern Art dagegen ist die
vordere Grenzschicht mangelhaft oder gar fehlend. Dadurch ist es ermöglicht,
in die tiefern Schichten hineinzusehen, so dass dadurch das Relief belebt wird.
Die hellere Iris entspricht dem Aussehen der dunklen an den tiefern Stellen,
die man durch Krypten erkennen kann, nur dass hier eben die vordere stark
pigmentierte Grenzschicht fehlt. Da nur selten Sympathikuslähmung und
Entfärbung der Iris zusammenfallen, so muss noch ein besonderer Punkt im
Spiele sein. Die Lähmung scheint nur dann Einfluss auf die Farbe des Auges
zu haben, wenn ihre Wirkung zu oder vor der Zeit der Entwicklung der
vordern Grenzschicht einsetzt.
Nicolai (291) bestreitet die muskulése Natur der Henleschen Membran
und glaubt als Dilatator pupillae gewisse Gebilde im Irisstroma nahe
dem Sphinkter ansprechen zu können, die er dargestellt hat.
Köppe (283) macht in dieser Arbeit die Beschläge der Horn-
hauthinterfläche zum Gegenstand seiner Untersuchungen mit der Nernst-
spaltlampe. Gewissermafsen die Urform ist die weisse Blutzelle, die als
gleichmalsig scharf begrenztes grauweisses Scheibchen auftritt, und zwar im
allgemeinen in 2 verschiedenen Grössen, deren eine das Doppelte der andern
beträgt. Die grossen und kleinen sicht man bei allen Fällen von Iritis oder
Iridozyklitis, meist im Beginn, hauptsächlich in der untern Hornhauthälfte.
Rote Blutzellen sind im frischen Zustand rundlich, ziegelvot, ziemlich scharf
begrenzt. Sie haben etwa die Grösse der kleineren der weissen Blutzellen-
beschläge. Sie finden sich nach Prellungen und andern Verletzungen sowie
bei Iriten. Ebenso wie die weissen können sie auch im Kammerwasser auf-
treten. Als 3. Form sind die Pigmentzellen zu nennen, die ausser bei Glaukom
bei Iriten usw. sich fi"den, meist erst im spätern Verlauf. Zerfallsformen
VII”
116 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
dieser geformten Bestandteile finden sich in verschiedener Form. Hämosiderin
ist bräunlich oder schwarz und ist amorph oder kérnig, oder auch klein-
schollig. Es ist an der Hornhauthinterfläche selten, ebenso wie das Häma-
toidin, das feine Körnchen oder Kristalle (rhoinbische Tafeln oder Nadeln)
von braunroter Farbe bildet. Vereinzelt findet sich Cholesterin, ebenfalls als
Umwandlungsprodukt bei alten Blutungen. Weisse Blutzellen und Pigment-
zellen zerfallen ebenfalls, indem ihre Begrenzung unscharf wird. Ferner
unterscheidet K. Tröpfchenlieschläge, wie bei einer mit Wasserdampf be-
schlagenen Glasplatte. Sie bilden ziemlich grosse graugelbe Kreischen, grösser
als die grossen weissen Beschlägepunkte, sie bestehen wohl aus noch nicht
geronnenem Fibrin. Sie finden sich bei jeder Iritis. Aus ihnen gehen wohl
hervor die Faser-, Sternchen- und Klümpchenbeschläge Die Staubbeschläge
können aus Zerfallsteilen der weissen Blutzellen. Blutplättchen und staub-
förmigen Fibrinteilchen bestehen. Gelegentlich bilden sich noch Beschläge
um feine Fremdkörper. Bei Prellungen finden sich rote Blutzellen, neben
weissen Pigmentschollen, später Fibrinbeschläge staubförmiger Art, und die
Umwandlungs- und Zerfallsprodukte dieser Bestandteile. Auch nach Operationen
besteht ein ähnliches Bild. Lues, Tuberkulose und sympathische Entzündung
bieten in der Form und Anordnung ihrer Beschläge eine weitgehende Ähn-
lichkeit, besonders die beiden letztern. Hierbei treten frühzeitig neben
kleinen weissen Blutzellen tröpfchen-, faser-, sternchen- und klümpchenförmige
Beschläge auf, deren beiden leizte Formen zuweilen schon im Anfang, be-
sonders aber in der Mitte des Verlaufs das Bild beherrschen. Diese beiden
letzteren Formen fehlen auch bei der syphilitischen Iritis für längere Zeit,
so dass hier die andern Beschlägeformen vorherrschen. Eine andere Gruppe
bilden die rheumatischen, gonorrhoischen, traumatischen Iritiden, sowie die
nach Uicus serpens. Hierbei finden sich lange Zeit allein trépfchen- und
staubförmige Beschläge, die hei den Entzündungen nach Verletzung und nach
Ulcus serpens so sehr das Bild beherrschen. dass die Hornhauthinterfläche an
eine völlig verstaubte Glasplatte erinnert.
v. Hippel (285) bringt weitere Beiträge zurKenntnisseltener
tuberkulöser Erkrankungen des Auges. Zunächst beschreibt er
einen Fall, der nach der Vorgeschichte und dem Allgemeinbefund (Bronchial-
drüsentuberkulose) sowie dem Ausfall der Tuberkulinreaktion an einer schnell
unheilvoll verlaufenden tuberkulösen Uveitis litt. Es trat schnell Er-
blindung ein. In der Iris verstreut Plasmazellen und Lymphozyten. In der
Aderhaut entzündliches Gewebe, bestehend aus Epitheloidzellen, Riesenzellen,
Lymphozyten und Plasmazellen. Keine typische Knotenbildung, nur angedeutet.
Riesenzellen und Epitheloidzellen enthalten Pigment, das wobl aufgenommen
ist. Die Wucherung ist durch die Glaslamelle durchgebrochen, so dass der
Hanptteil nach innen zu liegt. Netzhaut abgelöst. Ähnlichkeit mit sympathisieren-
der Entzündung kaum vorbanden. Bazillennachweis nicht gelungen. Die Er-
krankung ist mit überwiegender Wahrscheinlichkeit tuberkulös,
Gilbert (283) bespricht die von ihm mehrfach bei chronischer Uveitis
zum Teil nach Tuberkulininjektion beobachteten Tuberkulide der Regen-
bogenhaut, die sich von den gewöhnlichen Tuberkelknötchen nicht nur
durch ihre besondere Kleinheit und Zartheit, sondern auch durch ihr flüchtiges
Kommen und Gehen binnen weniger Stunden unterscheiden. An sich nicht
häufig zu beobachten sind sie, wo sie auftreten geeignet, die Ätiologie unklarer
Fälle von chronischer Uveitis zu klären. Nach kurzem Eingehen auf die
XV. Iris, Pupille. 117
uncharakteristische Iritis diffusa tuberculosa, die im Sinne der heutigen
Pathologie «als perifokale Entzündung» in der Umgebung des Kernes der
tuberkulösen Neubildung aufzufassen ist, wendet sich der Vortragende zur
tuberkulösen Chorioiditis. Obgleich es sich bei der Mehrzahl der Kranken
um kräftige anscheinend gesunde Menschen handelt, bei denen ein häufigeres
Kreisen der Bazillen in der Blutbalın nicht gerade wahrscheinlich ist und
obgleich entsprechende Tierversuche negativ ausfielen, muss für die Schübe
und Verschlechterungen des Leidens die Möglichkeit der Verbreitung durch
wiederholte Metastasierung zugegeben werden. Ebenso häufig ist aber sicher
die weitere Ausbreitung per continuitatem. Gelegentlich beobachtet man bei
disseminierter tuberkulöser Chorioiditis als leichtere begleitende meningitische
Erscheinung hartnäckigen Kopfschmerz. Falls die Chorioiditis von Neuritis
begleitet wird, ist diese nicht sekundär, sondern auf direkte Metastase im
Sehnervenstamm zurückzuführen. Anatomisch handelt es sich um reine primäre
Chorioiditis, bei der die sekundären Veränderungen am Pigmentepithel und
den äusseren Netzhautschichten oft auffallend gering sind, so dass von einer
eigentlichen primären Chorioretinitis nicht die Rede sein kann. K.
Hoessly (286) bringt eine ausführliche Arbeit über das Verhalten
der Pupillen beim traumatischen Hirndruck. Es kommen auf
beiden Augen weite Pupillen vor, andererseits ungleiche, einseitige Pupillen-
erweiterung. Jede einseitige Pupillenänderung beruht auf einseitiger infra-
nukleärer Leitungsunterbrechung, nicht auf supranukleiärer Beeinflussung, die
nur gleiche Pupillenweite bewirkt. Bei Beginn gesteigerten Hirndrucks ver-
engen sich die Pupillen, während sie bei starkem Druck sich erweitern.
Eine Reihe von Beobachtungen lässt feststellen, dass sich auf der Seite der
Mydriasis die Ursache hierfür in Form eines drückenden Hämatoms fand. In
einigen Fällen war der III. Nerv direkt mit hoher Wahrscheinlichkeit
geschädigt. Reine Schädigung der Pupillenäste ohne sonstige Beteiligung des
Okulomotorius zeigte 1 Fall. 5 Beobachtungen waren dadurch von Wichtig-
keit, dass auch hier die weite Pupille auf der Seite des stärkern Drucks
(Hämatoms) zu finden war, dass aber vor allem im Augenblick der Druck-
entlastung die vorher weite Pupille eng und beweglich wurde. Stieg der
Hirndruck wieder, so wurde auch die Pupille wieder weit. Eine direkte
Verletzung des III. Nerven ist ‚auszuschliessen, da die Änderung nicht so
schnell hätte eintreten können, vielmehr kann es sich nur um Druckwirkung
handeln. Dass die Äste für die Pupillenbewegung besonders empfindlich zu
sein scheinen, muss man auf Grund vielfacher Beobachtungen annehmen. Für
eine Reizung des Sympathikus spricht nichts. Vielmehr ist die einseitige
Pupillenerweiterung beim lokalen Hirndruck auf eine Lähmung der Irisäste
des Okulomotorius zurückznführen. Diagnostisch ist wichtig, dass das Hämatom
so gut wie stets auf der Seite der Pupillenerweiterung sass. In verschiedenen
Versuchen an Tieren wird die klinische Beobachtung bestätigt. Die auf der
andern Seite bestehende Verengerung der Pupille ist als konsensuelle Pupillen-
reaktion infolge vermehrten Einfalles von Licht in das mydriatische Auge
aufzufassen. Beim allgemeinen reinen Hirndruck, wofür er klinisch eine Be-
obachtung anführt, besteht doppelseitige Pupillenerweiterung. die nach seinen
Versuchen auf einer zentral bedingten Reizung des Sympathikus und wahr-
scheinlich auf einem gleichzeitigen Nachlassen des Turgors des Okulomotorius
beruht. Dies Verhalten tritt dann ein, wenn durch den allgemeinen Hirn-
druck eine Blutlecre des Gehirns erzeugt ist, wenn also der Hirndruck den
118 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenbeilkunde.
Blutdruck übersteigt. Übergänge zwischen allgemeinem und lokalem Hirn-
druck kommen wohl stets vor, so dass sich die Erscheinungen vereinigen können.
v. Pflugk (292) bringt Beiträge zur Pupillenbewegung und
kommt zu folgenden Schlüssen. Bei niedern Tieren ist die Verschiebung der
Pupille aus zentraler Lage oder geringer Exzentrizitiit in stärkere exzentrische
Lage während der Akkommodation nicht selten. Wenn die Tagespupille auch
bei einer gewissen Zahl von Tiergattungen von der zentralen Kreisform ab-
weicht. so ist die Dunkelpupille meist kreisrund. Die meist nicht zentral
gelegene Pupille des Menschen verschiebt sich bei der Akkommodation, meist
etwas nasenwärts. Die Lichtverengerung geschieht annähernd konzentrisch.
Eine bei Tageslicht exzentrisch gelegene Pupille wird bei Mydriasis fast
konzentrisch und kreisrund, so dass die Zusammenzichung der Pupille aus der
Mydriasis ungleichmälsig erfolgt.
Reitsch und Röper (293) berichten über einseitige willkür-
liche Pupillenerweiterung. Es handelte sich um eine Schussverletzung
des 5.—7. Halswirbels mit anfänglicher linksseitiger Lähmung und Schwäche
der rechten Seite Durch Laminektomie trat Besserung der rechtsseitigen
Lähmung ein, ebenso besserten sich die Blasen- und Mastdarmstörungen. Es
bestand nun Sympathikuslähmung links, auch im Gebiete des Auges. Später
spastische Lähmung an Stelle der schlaffen. Durch Erheben des linken
Armes trat stärkste Pupillenerweiterung ein mit Lidspaltenerweiterung und
Schwitzen der sonst anhidrotischen Gesichtshilfte. Diese Sympatbikusreizung
ist durch spinale Reizübertragung zwischen 7. Hals- und 1. Brustsegment zu
erklären.
Mayer (290) konnte einen Fall reflektorischer Pupillenstarre
beobachten, der keinerlei Zeichen von Syphilis erkennen liess. 1894
erlitt der Kranke eine Gehirnerschütterung. Pupillenungleichbeit sollte nach
Angabe seit Kindheit bestehen. 1899 wurde einseitige reflektor. Starre mit
sehr geringer Reaktion der andern Pupille festgestellt. Jetzt ‘sind beide
Pupillen ungleich, sehr eng, reflektor. Starre. Alle Reaktionen auf Syphilis
waren negativ. Eine Erklärung für die r. Starre ist nicht zu geben, der
Unfall bat auszuscheiden. da die Starre sich allmählich verstärkt hat.
Einseitige reflektorische Pupillenstarren gehören zu den
grössten Seltenheiten und sind bisher nur nach Verletzungen beobachtet.
Krueger (289) berichtet über 3 Fälle, bei denen keine Verletzung vorlag,
ebenso fehlten Zeichen einer Schädigung des Okulomotorius. Zwei dieser Beob-
achtungen hatten Mydriasis und eine geringe Beeinträchtigung der Konvergenz-
verengerung. Anzeichen für Lues liegen bei den verschiedenen Untersuchungen
nicht vor. Im 3. Fall war ausser der Pupillenstörung eine Herabsetzung der
Schmerzempfindung des gleichseitigen Trigeminusgebietes, sowie Steigerung
der Sehnenreflexe der gleichen Seite vorhanden. Als Sitz der Störungen isı
wohl das Kerngebiet des Sphincter pupillae anzusehen.
de Kleijn und Magnus (237) erzeugten bei der Katze durch Aus-
spritzen des Mittelohrs mit kaltem Wasser eine Svmpathikuslihmung. die
darin sich äusserte, dass die Nickhaut des Auges vorgezogen wurde. Zuweilen
trat auch Pupillenverengerung und Verengerung der Lidspalte ein. Die
Sympathikusfasern für diese Gebiete verlaufen nach de Kleijns Unter-
suchungen durch das Mittelohr. Mit der Abweichung der Augen und dem
Nystagmus hat diese Erscheinung nichts zu tun, da sie in andern Zeiten ver-
XVI. Linse. 119
läuft, später beginnt und später endigt. Pupillenverengerung ist weniger
regelmälsig, tritt auch etwas später ein, noch weniger regelmälsig ist die
Verengerung der Lidspalte. In weitern Versuchen liess sich nachweisen, dass
das Promontorium bis auf 7,5° abgekühlt sein muss, um die Sympathikus-
lihmung hervorzurufen; es muss als» auch bei der Auslösung des kalorischen
Nystagmus zu Temperaturerniedrigungen im Mittelohr kommen,
XVI. Linse.
Ref.: Kümmell.
*294) Fleischer: Uber myotonisehe Dystrophie mit Katarakt. v. Graefes Arch.
f. Ophthalm. Bd. 96. S. 87.
2941) Hauptmann: Der heutige Stand von der myotonischen Dystrophie mit
Katarakt. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 576. Ref. s. Nr. 165.
*295) v. Hippel: Weiterer Beitrag zur Kenntnis seltener tuberkulixer Er-
krankungen des Auges. 2. Tuberkulöse Erkrankung der Linse. v. Graefes Arch.
f. Ophthalm. Bd. 95. S. 257.
*206) Meisel: Uber einen Fall von Stichverletzung der Linre mit rezidi-
vierender Entzündung in der Linse. Inaug.-Di-sert. Heidelberg 1918.
*297) Stock: Zonulotomie. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 389.
298) Vogt: I. Die Untersuchung der lebenden menschlichen Linse mit
Gullstrandscher Spaltlampe und binokularem Zeissschem Kornealmikroskop (Henker-
sche Montierung). Die Diskontinuitit:@achen der normalen menschlichen Linse.
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
Nach Vogt (298) gestattet das Lichtbündel der Spaltlampe, die Dis-
kontinuitätsflächen der Linse unmittelbar zu schen, so dass sie nach gegenseitiger
Lage, nach Zahl. Form und Lichtstärke beurteilt werden können. Es ergibt
sich auf diese Weise eine Schichtung der Linse aus einer grössern Zahl
konzentrischer Zonen, etwa ähnlich, wie sie bei der Mazeration zutage tritt.
Dadurch ist eine topographische Orientierung innerhalb der
Linsensubstanz möglich geworden. Die Befunde werden für die Linsen-
pathologie wie für das Studium des noch dunklen Vorgangs der Kernsklerose
von Bedeutung sein. Die Sagittaldurchschnitte durch die Diskontinuitäts-
flächen stellen sich als Linien oder Streifen dar. Die Helligkeit, in der diese
gesehen werden, ist abhängig davon, ob sie in der Richtung des Ausfalls-
winkels betrachtet werden oder nicht. Da beispielsweise’ der Krümmungs-
radius der Kernvorderfläche kleiner ist. als der der Linsenvordertlache, fällt
unter sonst gleichen Bedingungen das Maximum der Reflexion des Linsen-
oberflächenstreifens in eine etwas andere Sehrichtung des Beobachters, als das
des Alterskernstreifens, An der Linse des Erwachsenen unterscheiden wir
ziemlich regelmälsig: 1. Den Vorderkapsel-Epithel-Rindenstreifen.
3. Den sogenannten Abspaltungsstreifen. Letzterer kommt vornehmlich
in der Jugend vor und wird im höhern Alter undeutlich. Axial geht er fast
stets in den erstgenannten Streifen über, seltener ist er dort selbständig.
3. Der vordere Alterskernstreifen. Er wird meist erst etwa mit
der Pubertätszeit lichtstark. Helligkeit, Krümmungsradius, sagittale Dicke
und Sagittaldistanz von der Linsenoberfläche nehmen durchschnittlich mit dem
Alter zu. In der Jugend ist er oft anfänglich nur peripher nachweisbar.
Im Alter zeigen die Alterskernvorder- und Hinterfläche häufig ein charakte-
ristisches axiales Relief, welches nicht mit Katarakt zu verwechseln ist.
120 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
4.und 5. Erster und zweiter vorderer Embryonalkernstreifen.
Die zugehörigen Flächen weisen als Naht das aufrechte Ypsilon auf. Die
5. Fläche ist häufig Sitz. zentraler angeborener Trübungen. — Es folgt das
sogenannte «zentrale Intervall», das die II. hintere (6) von der II. vorderen (5)
Embryonalkernfläche trennt, und zwar derart, dass der Sagittaldurchschnitt
durch diese Zonen Semmelform ergibt. 6. Der zweite hintere Em-
bryonalstreifen ist bei allen Individuen sehr lichtstark und zeigt als.
Naht das umgekehrte, auswärtsgegabelte Ypsiion der embryonalen Linse.
Nicht immer deutlich ist 7. der erste hintere Embryonalstreifen.
Lichtstärker ist 8. der hintere Alterskernstreifen, ferner 9. der
hintere Linsenkapsel-Rindenstreifen Alle die aufgezählten:
Streifen, bzw. Flächen, haben das Charakteristische, dass sie bei demselben
Individuum auf beiden Augen in gleicher Weise ausgeprägt sind. Vogt
demonstrierte noch eine Anzahl weiterer Linsenveränderungen.
Fleischer (294) veröffentlicht im Zusammenhang seine schon an dieser
Stelle nach Sitzungsberichten referierten Untersuchungen über myotonische
Dystrophie mit Star. Nach Erörterungen über den klinischen Verlauf
der von der Thomsenschen Myotonie abgegrenzten Erkrankung, über ihr
Vorkommen und ihren Verlauf, sowie über die mutmafsliche Pathogenese,
wofür innersekretorische Störungen verantwortlich zu machen sind, geht er
auf die seit 1901 in Tübingen beobachteten 38 Fälle ein, zu denen noch
einige in der Heimat der Erkrankten untersuckte kommen. In ausgedehnten
Stammbäumen weist er nach, dass die Erkrankung ausgesprochen hereditär-
familiär-degenerativ ist. Die Allgemeinerscheinungen bestehen in Atrophie
bestimmter Muskeln des Kopfes, des Halses, der Unterarme, der kleinen
Handmuskeln, der Zungen- und Kiefermuskeln. Entartung der Schilddrüse,
allgemeiner Abmagerung, Atrophie der Schlundmuskeln, Star, vasomotorischen
Störungen, Glatze heim Mann, Störungen im Geschlechtszebiet, Abnahme der
Intelligenz, psychischen und moralischen Störungen. Die Erkrankung geht
stets voran nach dem Beginn um das 25. Lebensjahr und führt vor dem
50. Lebensjahr zum Tode. — Von seiten der Augen besteht Star, auftretend
im Alter von 25—45 Jahren. Der Star tritt in der oft von sonstigen
dystrophischen Erscheinungen freien vorhergchenden Generation in etwas
höherm Alter auf, als in der nächsten, erkrankten, oft sogar als einfacher
Altersstar in noch höherm Lebensalter. — Ob der Star als Zeichen einer
latenten Tetanie anzusehen ist, ist nicht sicher, zumal er in der Form von
dem Star bei dieser abweicht. Da die Erkrankung zweifellos auf inner-
sekretorische Störungen zurückzuführen ist, so bietet sie für die theoretische
Betrachtung der Starbildung hohes Interesse, da, wie erwähnt, in vorher-
gehenden Generationen der Star als einfacher Altersstar auftreten kann,
während erst später das Krankheitsbild in seiner ganzen Ausbildung mit
präsenilem Star und den übrigen Allgemeinerscheinungen auftritt.
Meisel (296) berichtet über einen Fall von Stichverletzung der
Linse, mit nachfolgender Entzündung, die vorzugsweise die Linse betraf
und bald besser wurde, sich bald verschlimmerte, so dass schliesslich doch
die Entfernung des Auges nötig wurde. Pathologisch-anatomisch war die
Linse von einem jungen Bindegewebe ausgefüllt mit zahlreichen Iymphoiden
Zellen. Die Erscheinungen an den andern Teilen der Nachbarschaft waren
verhältnismäfsig gering. Hervorzuheben ist das Bestehen einer Papillitis.
— — ee mn =
m — —
NVIL Glaskörper und Aderhaut. 121
v. Hippel (295) berichtet über eine tuberkulöse Erkrankung
der Linse, die ein schon lange verletztes Auge betraf: diese Verletzung
hat mit der jetzigen Erkrankung keinen direkten Zusammenhang. Es bestand
in der letzten Zeit eine tuberkulöse Iritis, die zu einer Ablagerung tuber-
‚kulösen Gewebes auf der vorderen Linsenkapsel geführt hatte, wodurch diese
durchbrochen war. Die ganze Linse wurde von tuberkulösen Massen umwuchert
und auch die hintere Kapsel durchbrochen., Die übrigen innern Teile. des
Auges zeigten keine Zeichen von Tuberkulose, es bestand nur geringfügige
Endophthalmitis,
Stock (296) empfiehlt eine kleine Operation, die er Zonulotomie
nennt. Bei Verletzungen sieht man häufig am Hornhautrande eine Narbe,
mit der Regenbogenhaut und Linse, oder deren Reste verwachsen sind.
Würde man die Durchschneidung der Linsenreste ‚machen, so würde, wenn
überhaupt, die Aufsaugung der Linsenmassen nur sehr langsam vor sich gehen.
In 2 derartigen Verletzungen ging er so vor, dass er zunächst an der der
Narbe entgegengesetzten Seite einen Irisausschnitt anlegte. Man sah dahinter
die stark gespannten Zonulafasern. die die Strahlenlortsätze ganz in der
Richtung der Narbe zogen. Durch Durchschneidung der Zonulafasern in
senkrechter Richtung zu ihrem Verlauf zogen sie sieh sebnell zurück, die
Strahlenfortsätze wurden entspannt — ein Vorteil der Operation für den
weiteren Bestand des Auges —. während die Linsenreste nach der Narbe zu
gezogen wurden. Es entstand so eine schöne schwarze Lücke, Sehvermögen
befriedigend. Der Eingriff ist nicht schwer, der Erfolg sicher.
XVII. Aderhaut und Glaskörper.
Ref: Kümmell.
*299) Ballaban: Zur Entstehung der Netzhautspaltung bei intraokulareny
Aderhautsarkom. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. N. 318.
300) v. Hippel: Uber P:eudotuberkulose durch Raupenhaare v. Graefes
Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. N. 364. N. Ref Nr. deo,
2301) van der Hoeve: Über Panophthalmie Niederl. ophthalm. Gesellsch.
9.— 10. Juni 1917. Ref. Kln. Monatsbl tf. Augenheilk. Bd. 60. N. 398.
7302) Koeppe: Klinische Beobachtungen mit der Nern:tspaltlampe und dem
Hornhautmikroskop. XI. Die normale Histologie des lebenden menschlichen Glas-
körpers, seiner angeborenen und vom Alter abhängigen Veränderungen im Bilde
der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd.96. N. 232.
Fuchs hatte kürzlich zur Erklärung der Spaltbildungen ın der Netzhaut
durch eine wachsende Geschwulst im Augeninnern angenommen,
dass der Tumor zunächst mit der äussern Netzhautschicht verwachse und dann
infolge der Vergrösserung der Oberfläche durch das Wachstum eine Spaltung
in der Längsrichtung der Netzhaut hervorrufe. Ballaban (299) macht
darauf aufmerksam, dass diese Erklärung nur für die Fälle passt, in denen
es wirklich zu einer Verlötung der Geschwulst mit der Netzhaut gekommen ist,
nicht aber für die Fälle, in denen die Netzhaut in keiner ihrer Schichten
durchwuchert ist. Hierfür hat er schon früher auf Grund eines Falles eine
andere Erklärung gegeben. Das Sarkom der Aderhaut war nur in kleiner
Ausdehnung mit der Netzhaut verwachsen, und dort in 2 Blätter gespalten.
Auch am Rande dieser Netzhautteilung fanden sich kleine Hohlräume, gleich
denen der zystoiden Entartung. Es ist anzunehmen. dass anch die Spaltung
123 Bericht über die: Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
der Netzhaut durch den grössten zystenähnlichen Hohlraum in gleicher Weise
entstanden ist, indem diese kleinen Zysten aus irgendwelchen Gründen eine
%esondere Grösse erreicht hatten.
Nach Besprechung des normalen Aussehens des Glaskörpers (mit
Hilfe der Nernstspaltlampe) kommt Köppe (302) auf die ange-
dorenen Veränderungen zu sprechen. Zunächst erwähnt er alabaster-
ähnliche glänzende Flecke, polygonal oder rhombisch, ohne scharfe Begren-
zungen. Sie sitzen in der hintern Linsenkapsel. Auf der Kapsel kommen
ferner Auflagerungen vor, weiss, rund oder eiförmig, auch pyramidenférmig.
Von ihrer Spitze geht häufig ein Faden glaskörperwärts. Möglicherweise sind
es Reste der embryonalen und abgeschnürten Linsenkegel. Der «physiologische
Lenticonus posterior» ist als breite kegelförmige Auflagerung zu sehen.
Die Kapsel iin Bereich desselben ist grau getrübt. Im Bereich des Grenz-
raumes nach dem Glaskörper zu finden sich nicht selten Fädchenkomplexe.
die ein dichtes Fasergewirr bilden können, sie sind wohl Reste des fötalen
Rete perilenticulare. Auch im Glaskörper selbst können sich Reste des Rete
finden, meist im Gebiet des innern untern Viertels. — Ferner kommen im
Glaskörper dichtere und -träbere Fasern vor, ebenso gelegentlich an ciner
Fasergruppe eine bandartige und in ihrer Breite ziemlich gleichmälsige dichtere
Graufärbung. -- Um die im Glaskörper befindlichen Komplexe weichen die
Fasern auseinander; es ist anzunehmen, dass jene auf nicht fertig differenzierte
Glaskörperfasern oder auf embryonale Gefässreste zurückzuführen sind. Über-
reste des fötalen Gefässsystems sind als drehrunde Fäden, die locker an die
Linsenkapsel angeheftet sind, sichtbar. Sie können sich mit andern verbinden.
Doppelgebilde sind oft vorhanden, vielleicht als Rest der Arterie und Vene.
Alle diese angeborenen Veränderungen finden sich auffallend häufig beim
weitsichtig gebauten Auge. Schliesslich wird noch eine angeborene gleich-
mifsige Punkttrübung des Glaskörpers beschrieben. — Im Alter tritt das
wellige Relief an der hintern Kapsel viel deutlicher hervor, der Grenzraum
lässt eine Zunahme seines Tiefendurchnessers erkennen. In der vordern
Grenzschicht werden die Fasern graulicher, unregelmäfsiger begrenzt und ver-
dieren den Zusammenhang miteinander. Weiterhin kann sich in der einzelnen
Faser ein körniger Zerfallsprozess einstellen. Ähnliche Altersveränderungen
finden sich auch in den tiefern Schichten des Glaskörpers, häufig bilden sich
tiefe Spaltbildungen in ihm aus. Bei der durch Alter bedingten Synchisis
scintillans braucht der Glaskörper nicht verflüssigt zu sein; Cholesterin, Tyrosin
oder Margarin ist dabei nicht beteiligt.
van der Hoeve (301) züchtete aus einer Panophthalmie einen
Doppelkokkus, der dem Meningokokkus ähnlich, doch nicht gleich war.
Offenbar steht er dem Diplococcus mucosus Leipzig (Stephan) sehr nahe.
AVITI. Sympathische Ophthalmie.
Ref.: Kümmell.
7303) Jess: Über Adaptationsstörungen auf sympathischem Wege, sowie
Demonstration von Gesichtsfeldern bei erworbener Hemeralopie. Ophthalm. Gesellseh.
zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*304) Sehleck: Das Auftreten der sympathischen Ophthalmie trotz erfolgter
Präventivenukleation und seine Bedeutung für die Lehre von der Entstehung der
Krankheit. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. S. 225.
XVIII. Sympathische Ophthalmie. 123
Schieck (304) bespricht das Auftreten der sympathischen
Augenentzündung trotz erfolgter Präventivenukleation und
seine Bedeutung für die Lehre von der Entstehung der Krank-
heit. Die Exenteration wird hierbei nicht berücksichtigt. Der Ausbruch
der s. O. nach vorgenommener Operation ist eine ganz ausserordentliche
Seltenheit. Selbsi vielbeschäftigte Augenärzte haben keinen Fall davon erlebt.
‚Bei der Sammelforschung im Jahre 1916 hat Schieck Anzeigen über 24 Fälle
s. O. nach Entfernung des verletzten Auges erhalten, die in einer Tabelle
zusammengestellt werden. 21 von ihnen halten der Kritik stand. Dazu kommen
20 Fälle aus einer Londoner Sammelforschung bis zum Jahre 1886, sowie
endlich 42 Beobachtungen aus der Zeit von 1836 bis 1916, die der Literatur
entstammen. Der Misserfolg der Enukleation kann beim sympathisierenden
Auge liegen, es kann z. B. das Auge bei der Operation platzen, oder Uvca-
teile durch den Fremdkörper oder Unfall herausgelagert werden, so dass Be-
standteile der Uvea aus irgendeinem Grunde bei der Operation zurückbleiben.
Schliesslich kann auch das spezitische Granulationsgewebe durch die Lederhaut
nach aussen wachsen und dort einen Knoten bilden. Das zweite Auge kann
schliesslich dadurch zum Misserfolg Veranlassung geben, dass nacb Annahme
Schiecks der krankmachende Keim schon das 1. Auge verlassen, oder
sogar das 2. Auge schon infiziert hatte. Auf Grund unserer bisherigen Hilfs-
mittel sind wir nicht in der lage, eine völlige Unversehrtheit des 2. Auges
sicher zu behaupten, Bisher war das noch viel mehr der Fall. ehe uns die
Untersuchung nit der Spaltlampe zur Verfügung stand. Schieck berichtet
über einen Fall, in dem es hiermit gelang, schon 6 Tage vorher die Diagnose
der s. O. zu stellen, ehe es mit den frühern Hilfsmitteln möglich war, Es ist
daraus zu schliessen, dass viele der in den ersten Tagen nach Enukleation
aufgetretenen s. U. wahrscheinlich die Erkrankung zur Zeit der Operation
schon hatten, obne dass es uns möglich war, sie nachzuweisen. In der Tat
spricht auch die Statistik dafür, indem in den ersten 10 Tagen 42”;/,, in der
2. Dekade 25°/,, in der 3. 17°/, und in der 4. kaum 5"/, auftraten: als
längster Zwischenraum werden 53 Tage erwähnt. Nach 4 Wochen ist daher
die Erkrankung des 2. Auges im allgemeinen kaum mehr wahrscheinlich.
Der Nachweis der bekannten von Fuchs geschilderten Veränderungen im
1. Auge ist nicht unbedingt zu fordern, besonders da nach den Beobachtungen
Mellers in einer geringen Zalıl von Fällen diese spezifische Veränderungen
fehlen können und zwar scheinbar nur bei Ausbruch der s. O. nach vorge-
nommener Enukleation. Die Mellersche Ansicht über die Entstehung der
s. O. geben der ganzen Frage eine Wendung dahin, dass die Enukleation
einen nur bedingten Schutz gewähre, was nicht richtig ist. Aus dem mikro-
skopischen Bilde darf man nicht zu weit gehende Schlüsse ziehen. Für das
Zustandekommen der s. O. müssen 2 Bedingungen erfüllt sein, nämlich das
Finbrechen (kurzlebiger) spezifischer Organismen in die Blutbalın und die
Erleichterung ihres Haftens im 2. Auge auf Grund von Blutkreislaufstörungen.
durch nervöse reflektorische Vorgänge. Der Erreger braucht noch nicht im
1. Auge eine Kolonie gebildet zu haben, sondern unter seltenen Umständen
kann eine gleichzeitige Infektion beider Augen möglich sein. Das wäre unter
Ausnahmefällen auch nach der Römer-Berlinschen Hypothese möglich.
Auch durch die Verletzung selbst kann direkt ein Einbruch des angenommenen
Erregers in die Blutbahn zustande kommen. Zur Erklärung der s. O. nach
Aderhautsarkomen, wobei es sich nur um zerfallene handelt, nimmt Schieck
194 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
eine kryptogene Herkunft der Erreger aus irgendeiner Wunde an, so dass
in dem ersterkrankten Auge dieser in dem zerfallenen Gewebe einen günstigen
Nährboden findet, während das 2. Auge nun unter dauernder Reizübertragung
steht. Bei dem Ausbruch der s. O. nach Enukleation handelt es sich also
einesteils um Augen, in denen die Infektion des 2. Auges gleichzeitig mit
dem Unfall und der Infektion des 1. Auges zusammentiel oder um bereits
erfolgten Einbruch des Erregers in die Blutbahn. Mikroskopisch war dig
Erkrankung schon in der Entwicklung, als die Enukleation erfolgte. Als grösster
Zwischenraum zwischen Enukleation und Ausbruch der s. O. muss bis jetzt
die Zeit von 7—8 Wochen angesehen werden.
Jess (303) war schon seit längerer Zeit aufgefallen, dass immer wieder
Leute mit hemeralopischen Beschwerden kamen, die nach schwerer perforieren-
der Verletzung ein Auge verloren hatten. Bei solchen Leuten besteht zwar
immer die Möglichkeit, dass sie schon vor Verlust des einen Auges hemeralop
waren, diese Störung aber weniger beachteten, dann aber muss man auch
daran denken, dass Störungen der Dunkeladaptation, die man mit Recht wohl
ziemlich allgemein als retinalen, nicht «zerebralen» Ursprungs betrachtet,
gelegentlich auch monokular erworben und angeboren vorkommen könnten
und erst nach Verlust des gut oder besser adaptierenden Auges als Nacht-
blindheit ins Bewusstsein treten. Diese Einwände aber werden haltlos, wenn
nach schwerer Verletzung des einen Auges nach einiger Zeit eine deutliche
Abnahme des Dunkelsehens bemerkt wird, für welche eine Ursache sonst
picht aufzufinden ist, besonders wenn inzwischen eine Entzündung des ver-
letzten Auges aufgetreten ist. Hier muss unbedingt der Gedanke an einen
Zusammenhang zwischen der Adaptationsstörung des bisher gesunden einen
und der perforierenden Verletzung des anderen Auges auftauchen, der Ge-
danke also an eine auf sympathischem Wege hervorgerufene
Hemeralopie. Bewiesen aber wird dieser Zusammenhang, wenn durch
die Enukleation des sympathiefähig verletzten und der sympathisierenden
Entzündung verdächtigen Bulbus die festgestellte frische Adaptationsstörung
des zweiten Auges zum Verschwinden gebracht wird. Die Adaptationskurven
eines solehen Falles werden demonstriert. Die vor Entfernung des sympathi-
sierenden Auges gewonnene Kurve zeigt eine deutliche Herabsetzung der
Adaptation, während 19 Tage nach der Enukleation kein Unterschied im
Verlauf der Kurve des Patienten und der zweier Kontrollpersonen festzustellen
war. Ebenso verhielt sich das Gesichtsfeld. Vor der Enukleation war es
für weiss und Farben mälsig eingeschränkt und zeigte die bisher als typisch
für Hemeralopie von Jess angesehene Umkehrung der Farbengrenzen, nach
der Finukleation war es dagegen normal, In dem enukleierten Bulbus fand
sich ein Eisensplitter zwischen Liinsenrand und Ziliarkörper eingebettet, das
mikroskopische Bild zeigte stellenweise Infiltration der Aderhaut, die sehr
wohl als beginnender sympatbisierender Entzündung verdächtig angesprochen
werden konnte. Es wird dann kurz über 10 weitere Fälle aus dem Felde
berichtet. Alle hatten zum Teil schon vor vielen Jahren schwere Verletzungen
eines Auges erlitten, derart. wie sie für Entstehen sympathischer Entzündung
besonders gefährlich sind. In 2 Fällen war das verletzte Auge seinerzeit
von namhafter Seite (Römer, Mertens) wegen Gefahr sympathischer Ophthalmie
entfernt, in einem Auge war sympathisierende Aderhautentzündung auch histo-
logisch festgestellt. In 4 Fällen war die Hemeralopie bereits vor dem Kriege
bekannt, in 2 Fällen sogleich unter den an die Adaptation besondere An-
XIX. Claukam: e l 125
forderungen stellenden Verhältnissen des Feldes bemerkt, in 4 Fällen aber
erst nach längerem Aufenthalt an der Front nach anfänglich gutem Dunkel-
sehen entstanden, in diesen Fällen war der verletzte und erblindete Bulbus
noch vorhanden. In allen 10 Fällen war die Nachtblindheit durch z. T. sehr
typische Gesichtsfeldstörung ebenso wie durch Untersuchung an Adaptometern
unter Ausschaltung der binokularen Reizsummation der Augen der Kontroll-
person nachgewiesen. Sollte der hier mit der nötigen Vorsicht in Anbetracht
der Untersuchungsverhältnisse im Felde ausgesprochene Gedanke einer auf
sympathischem Wege entstandenen Adaptationsstörung sich bestätigen, so würde
nach Verletzungen eines Auges die Feststellung beginnender Hemeralopie und
der für diese typischen Gesichtsfeldstörungen des anderen Auges als wert-
volles Frühsymptom uns in die Lage versetzen köunen, den Ausbruch drohender
sympathischer Ophthalmie zu verhindern. K.
XIX. Glaukom.
Ref: Kümmell.
*305) Elschnig: Beiträge zur Glaukomlehre. 4. Naevus vasculosus mit gleich-
zeitigem Hydrophthalmus. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 39. S. 189.
*306) Fleischer: Über die Trepanation beim Hydrophthalmus congenitus.
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*307) Meller: Über spontane Berstung des Augapfels. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 60. S. 458.
*308) Plocher: Beitrag zum juvenilen familiären Glaukom. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 00. S. 592.
*309) Schieck: Die Anschauung von der Entstehung gewisser Glaukomformen
durch Pigmentverschiebung und ihr Einfluss auf die Wahl der Operationsmethode.
Ophtlialm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—-6. 8. 1918.
*310) Thomsen: Anatomische Untersuchungen eines kürzlich entstandenen,
akuten, inflammatorischen Glaukoms (nicht operiert). Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 60. S. 389.
*311) Weill: Ein Fall von doppelseitiger tiefer Exkavation der Sehnerven-
-pupille bei völlig erhaltener normaler Sehschärfe. Inaug.-Dissert. München 1918.
*312) Zeeman: Uber die Ergebnisse der Zyklodialyse und der Trepanation
beim Glaukom. Niederl. ophthalm. Gesellsch. 9.—10. Juni 1917. Ber.: Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 400.
Thomsen (310) hatte Gelegenheit, die Augen eines an frischem ent-
zandlichem Glaukom erkrankten Mannes zu untersuchen. Das linke
Auge war ein halbes Jahr vorher erkrankt, der Anfall wurde jedoch in kurzer
Zeit durch Pilokarpin beseitigt und stellte sich scheinbar nicht wieder ein.
Doch bestand zuletzt Druckerhöhung (44 mm). Die Untersuchung dieses
Auges ergab deutliche Verwachsungen des Kammerwinkels. Lig. pectin.,
Schlem m scher Kanal und Ziliarmuskel waren mit Pigment durchsetzt. Keine
Sehnervenaushöhlung, doch ausgesprochene Schnabelsche Kavernen unmittel-
bar hinter der Siebplatte. Ihr entsprechend Entartung ‘der Nervenfasern mit
Ausnahme des papillo-makulären Bandels. Das rechte Auge erkrankte 15 Tage
vor dem Tode ebenfalls an akutem Glaukom, das der Behandlung mit Pilo-
Karpin trotzte. Das Auge hatte nur eine unvollständige periphere Verwachsung
an der Nasenseite, wo sich auch eine breite Verwachsung des Pupillenrandes
mit der vordern Linsenkapsel fand, sonst war der K.-W. weit offen; auch hier
126 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
waren die benachbarten Teile dicht mit Pigmentzellen durchsetzt. Beginnende
Marchientartung der Markscheiden des Sehnerven, keine Aushöhlung, im Gegen-
teil bestand leichte Anschwellung. In einer Wirbelvene .ein endophlebitischer
Herd, ohne Verschluss der Lichtung. Das rechte Auge ist somit nach dem
Birnbacherschen der anı frühesten mikroskopisch untersuchte Fall akuten
Glaukoms. Die Pigmentierung der Nachbarteile des Kammerwinkels ist -in
solch hohem Mafse bisher nicht beschrieben worden. Die Kavernenbildung
nur des linken Auges lässt annehmen, «dass die Erkrankung hier schon weiter
vorgeschritten ist und wahrscheinlich auch auf dem rechten Auge eingetreten
sein würde bei längerm Bestande des Leidens. Allerdings fanden sich keine
Zeichen, die als Anfangsbildungen hierfür anzusehen sind. Entsprechend den
klinischen Erfahrungen waren die papillomakulären Bündel nur wenig entartet.
Die Verengerung der einen Wirbelvene ist nicht als primär anzusehen, sondern
als sekundär. Klappenbildung bestand hier nicht.
Elschnig (305) hatte in einer früheren Mitteilung darauf aufmerksam
gemacht, dass bei pulsierendem Exophthalmus durch vermehrten Blut-
gehalt des Augeniunern Drucksteigerung besteht, wofür er 2 Fälle aus seiner
Klinik anführen konnte. Auch bei Naevus flammeus der einen Gesichtshältte
bestand gleichseitiges Glaukom. Das ganze Auge war vergrössert, Lederhaut
durch episklerale Gefässe leicht violett gefärbt. Hornhautrand sehr gefäss-
reich. Sehnerv ausgehöhlt, Arterien fast so weit wie die Venen. Spannung
links 36 mm gegen 20—18 rechts. Offenbar bestand der Hydrophthalmus
seit Geburt, wobei anzunehmen ist, dass die starke Gefässbildung durch den
Naevus sich auch auf die Gefässhaut des Auges erstreckt. In der Literatur
ist wenig über diese Zusammenhänge bekannt, es sind nur 3 Fälle ver-
öffentlich. Dagegen kommt bei einer in ihrer Anlage angeborenen andern
Geschwulstbildung Glaukom (Hydropbthalmus) in etwa der Hälfte der Fälle
vor, nämlich beim Rankenneurom der Augenhöhle, was wohl auf sekundäre
Kreislaufstörungen im Auge durch die Geschwulst zu erklären ist. In einem
Fall E.s mit reinem Riesenwuchs des Auges ohne Drucksteigerung ist die
Vergrösserung des Auges wohl auf eine trophische Nervenstörung zurück-
zuführen.
Nachdem Koeppe bei seinen Untersuchungen mit der Nernstspaltlampe
in zahlreichen Fällen von Glaukom eine Durchsetzung der vorderen Iris-
schichten mit ausgewandertem Farbstoff des Pigmentepithels gefunden und in
diesem Vorgange eine wichtige Ursache für das Zustandekommen des Prozesses
erblickt hatte, können wir annehmen, dass eine Verstopfung der Emissarien
an der Iriswurzel die mechanische Behinderung für den Abfluss des Kammer-
wassers abgibt. Thomsens pathologisch-anatomische Ergebnisse haben dieser
Auffassung eine sichere Stütze gegeben. Nach Schieck (309) wird folge-
richtig die Wirkung der Iridektomie, der Sklerotomie und der Zyklodialyse
im wesentlichen auf die Rechnung der gewaltsamen Durchtrennung des un-
wegsam gewordenen Gewebes zu setzen sein. Die genannten Operationen
bekämpfen also das Leiden in ätiologischer Hinsicht, während die Operationen
nach Holth, Lagrange und Elliot lediglich die Folgezustände berück-
sichtigen und an Stelle der Eröffnung physiologischer Abflusswege die Bildung
eines künstlichen Ventils anstreben. S. erkennt die Überlegenheit der
Elliotschen Trepanation über die anderen Verfahren durchaus an,
schlägt aber auf Grund eiver dreijährigen Erfahrung vor, die Vorteile der
die Eröffnung des physiologischen Weges ermöglichenden Eingriffe mit der
XIX. Glaukom. 127
Ventiloperation zu verbinden. Zu diesem Zwecke legt Schieck die Trepanation
nicht teilweise in die Hornhaut hinein, wie es die Originalmethode Elliots
erfordert, sondern hält sich ganz im Gebiete der Sklera unmittelbar am
Limbus. Zugang zur vorderen Kammer gewinnt er dann nach Art der
Zyklodialyse mit einem Spatelchen, das das Ligamentum pectinatum möglichst
ansgedehnt durclistösst und zerreisst; wenn angängig, schliesst er auch gern
eine sekundäre Iridektomie vom Trepanloch aus an. Die Methode schafft ein
gut gedecktes, ganz im Bereiche der Bindeliaut liegendes flaches Kissen, das
zu Sekundärinfektionen keinen Anlass geben kann, weil die prall gespannten
dünnwandigen Buckel vermieden werden, und gewährleistet ein ständiges Ab-
fliessen des Kammerwassers in das subkonjunktivale Gewebe. Sie ermöglicht
also die Kommunikation der Vorderkammer mit dem Schlemmschen Kanal
einerseits und den subkonjunktivalen Lymphbahnen andererseits. K.
In Tübingen wird, wie Fleischer (306) mitteilt, der Hydroph-
thalmus congenitus seit 1912 mit Elliotscher Trepanation behandelt:
bis Ende 1917 16 Fälle mit 23 Augen. Fl. berichtet über die Fälle vor
1917: 13 Fälle mit 17 Augen. Die Operation ist in allen Fällen gut
verlaufen, sie ist bei der Eigenart der hydrophthalmischen Hornhaut nicht
schwierig. 16 mal ist iridektomiert worden, davon 5 mal nur peripher, 3 mab
war zweimalige Operation nötig. Klinische Behandlungsdauer 20 Tage. Be-
obachtungsdauer 2 bis 6 Jahre. Wesentlich ist: die Trepanationswunde
wird nicht ektatisch, sondern vernarbt mit skleralähnlichem
glattem Gewebe. Alle Fälle sind günstig beeinflusst, normaler Druck in
allen Fällen ausser 2 erreicht worden. In den Fällen, die vor dem ersten
Jahr in Behandlung kamen (7) ist normaler Sehnerv mit annähernd normalem
Sehvermögen erhalten worden. Nach dem ersten Lebensjahr bleiben die
Folgen des Glaukoms am Sehnerven irreparabel. (Bei einem 21 jährigen
Mädchen ist jedoch das Glaukom ebenfalls noch geheilt worden.) Die Be-
fürchtungen, dass die Augen den Gefahren des Lebens durch die Folgen der
Trepanation nicht standhalten könnten, sind angesichts der glatten Ver-
narbungen grundlos. Die Trepanation ist daher allen anderen Behandlungs-
methoden vorzuziehen. Von allgemeiner Bedeutung für die Bewertung der
Glaukomoperationen ist die Tatsache, dass auch ohne fistelnde Narbe der
Hydrophthalmus geheilt wird. K.
Zeeman (312) teilt die Ergebnisse der Zyklodialyse und der
Trepanation bei Buphthalmus mit. 3 Zyklodialvsen von 11 hatten
guten Erfolg, während bei 11 Trepanationen 6 gute Ergebnisse erzielt wurden.
3 Verluste, davon einer durch Spätinfektion nach 1!/, Jahren, einer durch
Schrumpfung des Glaskörpers und einer durch Netzhautablösung. Möglicher-
weise sind die dadurch gekennzeichneten Gefahren durch entsprechende
Änderung der Technik zu vermeiden. 2 Schwestern mit Buphthalmus zeigten
die von Meller beschriebene Irisatrophie teils in Entwicklung, teils aus-
gebildet. Bei beiden bestand Buphthalmus: es handelt sich bei der Irisver-
änderung daher vielleicht um einen sekundären Vorgang.
Weill (311) beobachtete einen Fall doppelseitiger tiefer Aus-
höhlung der Sehnervenköpfe von 7—8 Dioptrien bei völlig erhaltener
Sehscharfe. Die Netzhautgefässe (in grosser Zahl) biegen am Rand um, sind
jedoch im Gebiet der Papille nicht mehr zu sehen. Als Erklärung muss man
entweder eine Art Kolobombildung annehme:., oder eine starke Grubenbildung
128 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
des Selinerven. Möglicherweise sind die am Rand herauskommenden Gefässe
als zilioretinale anzusehen. |
Plocher (308) bringt einen Beitrag zur Vererbung des juvenilen
familiären Glaukoms. Nach Eingehen auf die Literatur unter besonderer
Berücksichtigung der veröffentlichten Stammbäume bringt er Mitteilungen über
eine Familie Räuber, in der das jugendliche Glaukom erblich war. Die
Mitteilungen erstrecken sich auf 5 Generationen mit 50 Mitgliedern, von
denen 4 nicht in Betracht kommen und wovon 7 mit ihren Schicksalen un-
bekannt gebiieben sind. An Glaukom waren 7 männliche und 10 weibliche
Mitglieder erkrankt. Das Glaukom gehört der chronischen Form an und
zeigt die Erscheinung der Antizipation, indem bei der folgenden Generation
die Krankheit in immer früherm Alter auftritt. Das Prodromalstadium ist
sehr lang bingezogen. Die Vererbung war direkt, ohne Überspringen einer
Generation. sowohl Söhne wie Töchter haben die Krankheit vererbt. Es
scheint sogar, als ob Freibleiben einer Generation die Krankheit zum Ver-
schwinden brächte. Interessant ist die Tatsache, dass in der 3. Generation
Wiedereinheirat aus der Familie Daunacher erfolgte, aus welcher vermutlich
die Augenerkrankung stammte und deren 1. Einheirat eben mit dem Gross-
vater Räuber stattgefunden hatte. Die Glaukomkranken waren sämtlich
kurzsichtig, was als Folge der Drucksteigerung auf das jugendliche Auge und
die dadurch bedingte Dehnung zurückzuführen ist. Die Aussichten sind un-
günstig, indem die Erblindung nicht verhindert werden konnte, weder durch
Miotika noch durch Operationen. Nur bei einer Kranken, deren eines Auge
erblindet war, tat die Sklerotomie dem Fortschreiten Einhalt.
Meller (307) bringt einen Beitrag zur spontanen Berstung des
‚Augapfels. Es handelte sich um ein staphylomatöses Auge, bei dem sich
3 Tage vor der Herausnahme heftige Schmerzen einstellten. Am nächsten
Tage sei das Auge ausgeronnen. Die mikroskopische Untersuchung stellte
ausser dem hochgradigen Staphylom eine Berstung der Lederhaut bei erhaltener
Bindehaut fest. Als Ursache der Berstung ist hier wohl eine, auch nur
leichte Verletzung auszuschliessen, da das Auge zuerst schmerzhaft wurde, ehe
-es ausrann. Bei den Berstungen handelte es sich stets um glaukomatöse
Augen, bei denen einerseits subchorioideale Blutungen die Berstung hervor-
rufen, während andrerseits die Blutung erst nach der Berstung durch die
plötzliche Herabsetzung des Drucks entsteht. Für beide Arten liegen klinische
Beobachtungen vor. Mellers Fall gehört der ersten Entstehungsart an, da
das Blut sich förmlich in die Gewebe des Auges hineingewühlt hatte, was
bei Blutung nach Eröffnung nur für bestimmte Gewebe möglich wäre. Bei
der durch die Blutung gesetzten starken Drucksteigerung ist es dann schliesslich
zur Berstung der verdünnten Lederhaut gekommen.
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen.
Ref.: Lohmann.
*313) Arning: Neuritis optici acuta luetica. Arztl. Verein Hamburg. 5.2.18.
Deutsche med. Wochenschr. 23. S. 647.
*314) Axenfeld: Weitere Erfahrungen über intraokulare Strahlentherapie.
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. Ref. s. Nr. 173.
*315) Deutschmann: Weitere Mitteilungen über operative Behandlung der
Netzhautablésung und ihre Erfolge. Beitr. z. Augenheilk. H. 92.
XX. Netzhaut. Sehnerv und Sehbahnen. 129
*316) Gullstrand: Die Macula centralis im rotfreien Licht. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Miirzheft.
*317) Igersheimer: Zur Pathologie der Sehbahn. v. Graefes Arch. f. Ophthalm.
Bd. 96. Heft 1/2.
*318) Igersheimer: Leitungsstérungen der Sehbahn durch Druck vom Sub-
arachnoidealraum und Ventrikelsystem. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg.
5.—6. 8. 1918. | 2 i
*319) Klauber: Klinische und histologische Beobachtungen über das Ödem
des Sehnervenkopfes bei Gehirnverletzten. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
April/Mai-Heft.
*320) Koeppe: Das Verhalten des zentralen Foveareflexes der normalen Retina
im fokalen Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. Ophthalm. Gesellsch. zu
Heidelberg. 5.--6. 8. 1918.
*330.4) Kramer: Die klinischen Erscheinungsformen der tuberkulösen Seh-
nervenentzündung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. April/Mai-Heft.
*321) Kümmell: Beitrag zur Strahlenbehandlung des Netzhautglioms. Ophthalnı.
Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*322) Oloff: Uber tuberkulöse Erkrankungen des Sehnerven. Klin. Monatsbl.
f. Augeenheilk. April/Mai-Heft.
*323) Rados: Regressive Veränderungen im Netzhautgliom. Ophthalm. Gesellsch.
zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*324) Rönne: Ein Fall von intrapialem Gangliogliom im Chiasma. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. S. 652.
325) Schieck: Das histologische Verhalten der Stauungspapille im Augen-
hintergrundsmikroskop. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*326) Stargardt: Uber familiäre Degeneration der Makulagegend des Auges
mit und ohne psychischen Störungen. Arch. f. Psychiatrie. Bd. 58.
327) Vogt: Zur Farbe der Macula retinae. Klin. Monatsbl. März-Heft.
*328) Vogt: Ein ophthalmoskopische: Symptom der Netzhautatrophie im
Gefolge von Netzhaut- und Sehnervenerkrankungen, insbesondere von Neuritis
retrobulbaris. Klin. Monatsbl. April/Mai-Heft.
320) Vogt: Der Augenhintergrund im rotfreien Licht. Ophthalm. Ciesellsch.
zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
Vogt (327) wendet sich in seinen Erörterungen zur Frage der Gelb-
firbung der Makula gegen Gullstrand. Er betont die Tatsache, dass
andere Netzhautstellen, die ebenso verdünnt seien wie die Makula, nicht die
gelbe Farbe zeigten. Gegen die Erklärung Gullstrands, dass die äussere
und innere Reflexion der Netzhaut eine Kontrastfärbung auf die hinter der
Netzhaut befindliche Pigmentfarbe hervorrufe, führt er die verschiedenen
Reflexe der Foveagegend an. «Das schönste Gelb besteht neben dem grellsten
Reflex und es besteht auch ohne irgendeinen Reflex.» Wenn die Makula-
gegend bei Chorioiditis disseminata oft vor buntscheckigem Hintergrund,
vor weissen zutage liegenden Bändern sklerotischer Chorioidealgefässe, als
gelbe Zone im rotfreien Licht sichtbar ist, so genügt nach Vogt nicht die
Erklärung durch die Eigenfarbe des Pigments. Ferner hat Vogt z.B. bei
Retinitis pigmentosa wabenartige Anordnungen in der Makula gesehen, die
er als zystische Degeneration auffasst; die gelbe Farbe erschien vornehmlich
deutlich in den Wänden zwischen den Zysten, was nach Vogt darauf beruhe,
dass die Farbe in und nicht hinter der Makula sässe. Endlich hat Vogt
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. IX
130 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
bei 4 Fällen von Lochbildung der Macula lutea die gelbe Farbe vermisst;
er deutet diesen Umstand ebenfalls im Sinne seines Standpunktes.
=- Ferner demonstriert Vogt (329) im rotfreien Licht: a) Die Macula
centralis retinae im normalen Fundus und bei Chorioretinitis disseminata und
anderen Erkrankungen, bei denen sie im gewöhnlichen Lichte nicht auffindbar
ist. b) Die Nerveufaserstreifung der Netzhaut im normalen Auge und bei
Optkiusatrophie. K.
Gullstrand (316) wendet sich in ausführlichen Darlegungen gegen
Vogts Annahme, dass die von diesem Autor in rotfreiem Licht festgestellte
Farbe in der Makulagegend einer Eigenfarbe dieser Stelle entspräche. Er be-
schreibt eine Reihe von physikalischen Experimenten, die beweisen, dass an
der dünnsten Stelle der Netzhaut die Farbe der tieferen Membranen
mehr hervortritt, während diese an den anderen Stellen mit dem starken von
der Netzhaut reflektierten Licht gemischt wird. Aus der Stärke und der
Natur der von Vogt benutzten Lichtquelle lassen sich physikalisch die
Färbungsunterschiede des Hintergrundes herleiten. Ganz besonders spricht
auch für diese Annahme eine von Affolter mitgeteilte Beobachtung, nach der
bei einer Schwellung und Trübung der Netzhaut die gelbe Farbe stückweise
verschwand. «Wire die gelbe Farbe eine in der Netzhaut enthaltene Lack-
farbe, so hätte dieselbe, ganz wie im Leichenauge supponiert wird, bei der
beginnenden Trübung als Deckfarbe fungieren und somit deutlicher sichtbar
werden müssen.» In weiteren Ausführungen wendet sich Gullstrand erneut.
gegen die seiner Zeit von Dimmer mitgeteilten Ergebnisse. Er berechnet
u. a., dass bei weissem Licht die Beleuchtungsstärke, bei welcher im Zentrum
der Fovea ophthalmoskopisch gelb gesehen werden kann, 45 mal grösser sein
muss als die Beleuchtungsstärke, bei welcher das an der Sklera reflektierte
Licht anfängt, sich geltend zu machen. Das Gelb entspricht hier der Eigen-
farbe der Chorioidea, gesehen in dem von der Sklera reflektierten Licht.
Das an der Choriokapillaris und Epithelpigment reflektierte Licht des übrigen
Fundus ist rotgelb. Gullstrand wiederholt zum Schluss mit aller Schärfe
den von ihm vertretenen Standpunkt, dass bislang keine einzige Beobachtung
beschrieben worden sei, welche die Annahme einer nur an der dünnsten
Stelle der Netzhaut intravital vorhandenen Gelbfärbung stützen könnte.
Koeppe(320) konnte bei seinen Untersuchungen des Augenhintergrundes
an der Nernstspaltlampe mittels des von ihm beschriebenen Auflageglases
und Abbes Apparatur feststellen, dass der bekannte zentrale Fovea-
reflex der normalen Retina zum weitaus grössten Teile nicht an der
Netzhautoberfläche, sondern in der Tiefe der im Foveabereiche noch vor-
handenen Netzhautpartien zustande kommt. Der Reflex erscheint dort als
eine rotationsellipsoidähnliche graulich-helle Lichtkugel, die sich von der
Netzhautoberfläche bis zum Pigmentepithel zu erstrecken scheint und leicht
plattgedrückt ist, während die Mitte sich etwas dunkler darstellt. Die Licht-
erscheinung verliert sich in der Nachbarschaft ziemlich diffus, während im
Obertlichenbereiche kaum angedeutete Retlexion zu bemerken ist. Bei mehr
seitlichem Lichtauffalle verliert sich das Phänomen ebenfalls unter mehr
sichel- oder halbringförmiger und bisweilen zackiger Gestalt immer mehr und
die Oberflichenreflexe treten dafür im Gebiete der Fovea dominierend hervor.
Nicht in allen normalen Augen jüngeren und mittleren Alters war der Tiefen-
reflex wahrzunehmen. Bevorzugt erschienen dunkelpigmentierte Augen, aber
auch von diesen nur ein relativ geringer Teil. Da nach Gullstrand auch
NX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 131
der Netzhaut ein ziemlich hohes Brechungsvermögen in den dioptrischen
Medien des Auges zukommt, so ist a priori nicht undenkbar, dass bei Bestehen
einer Foveola in der Fovea (Dimmer und Gullstrand) durch die
konvexe Randkrümmung der Foveola im Innern der Netzhaut eine kollektive,
im Bereiche der konkaven tiefsten Foveolapartien eine mehr dispansive Strahlen-
wirkung des fokalen Spaltbüschels die Folge ist. Es resultiert daraus eine
erhöhte und diffusere Reflexion im Inneru der von der Kollektivwirkung
betroffenen Netzhautschichten, bei der sich hauptsächlich die kurzwelligeren
Strahlen beteiligen, weshalb auch z. T. die Untersuchungen mit Vorschaltung
eines entsprechend dünnen Vogtschen Filters ausgeführt wurden. Ferner
spielt höchstwahrscheinlich bei dem Zustandekommen der tiefen eigentümlich
graulichen Lichtkugel im Innern der subfovealen Retinapartien die doppelte
Durchsetzung der Netzhaut mit dem angewendeten Lichte eine Rolle, ferner
wahrscheinlich auch eine erhöhte Reflexion an der Sklera, eine doppelte
Absorption, Reflexion und Diffusion in der Aderhaut sowie auch eine aber-
malige Reflexion an der Limitansoberfläche auf dem Rückwege. Aus seinen
Beobachtungen schliesst K., dass diejenigen nicht häutigen Fälle, bei denen
die Erscheinung auftritt, in der Tiefe ihrer Fovea noch eine Foveola besitzen,
so dass diese Variation häufiger zu sein scheint, als man das bisher anzunehmen
geneigt war. Vielleicht sind diese Fälle aber auch mit den von Gullstrand
erwähnten Augen identisch. bei denen die Fovca ihre schärfste Krümmung
nicht im Zentrum, sondern in einem kleinen Ringe besitzt, der einen relativ
weniger gekrümmten Fundus foveae begrenzt. Das sind jene Augen, bei
denen man ophthalmoskopisch in der Mitte des kleinen ringförmigen Fovea-
reflexes einen kleinen punktförmigen zentralen Reflex finden kann und woselbst
im Gebiete des eigentlichen Fundus foveae ein umyekehrtes makulares Ge-
fälle besteht. K.
Stargardt (326) lenkt die Aufmerksamkeit auf famitiäre Degenerationen
in der Makulagegend des Auges mit und ohne psychische Störungen. Da
die ophthalmoskopische Untersuchung bei den in Betracht kommenden Patienten
nicht leicht ist, glaubt er, dass die systematische Untersuchung aller Formen
von Demenz und Idiotie in bezug auf makulare Veränderungen noch wichtige
Ergebnisse zeitigen würde. Er teilt die Erkrankungen ein in 1. familiäre
präsenile Makuladegeneration (3mal von Hutchinson und Tay beobachtet).
2. Die familiäre honigwabenartige Makuladegeneration Doyne (6 Fälle ver-
öffentlicht; der von Treacher Collins beschriebene anatomische Befund
wird als hierher gehörig angezweifelt), 3. Die familiäre angeborene Makula-
degeneration Bach (8mal festgestellt). 4. Die familiäre progressive Makula-
degeneration mit und ohne psychische Störungen. (23 sichere Fälle ohne
psychische Störungen sind veröffentlicht, davon 12 in 4 Familien von
Stargardt.) St. fügt seinen 10 veröffentlichten 2 neue Fälle hinzu und
gibt das Augenspiegelbild eines früheren Falles in Buntdruck bei. Von den
Fällen mit psychischen Störungen sind 7 als sichere Fälle anzuerkennen,
In ausführlicher Darstellung wird das ganze Krankheitsbild der progressiven
Makuladegeneration gegeben. Bezüglich der Einzelheiten dieser zusammen-
fassenden Darstellung muss auf das Original verwiesen werden.
Kümmell (321) berichtet über einen Fall von Netzhaut-Gliom,
der nach der Methode von Seitz-Wintz mit Röntgenstrahlen behandelt
wurde. Fast der ganze Glaskörper war von gelben Masern erfüllt, die schon
nach einmaliger Bestrahlung stark zum Rückgang gebracht wurden. Es
IX *
132 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
wurden bisher drei Bestralilungen angewandt, wie sie in der Tiefentherapie
Verwendung finden, Der Erfolg ist der, dass die Gliomknoten sich stark
zurückgebildet haben. so dass die Netzhaut bis auf umschriebene Stellen sich
wieder angelegt hat. Nur unten aussen vom Sehnerven bestand noch ein
kleiner Knoten, der etwas vorsprang und vorübergebend an Dichte und
Grösse zunahm. Ebenso war um den Selinerven herum noch ein grösserer
llerd, flach. Dieser zeigte starke Einschmelzung. Die anliegende Netzhaut
war mit weissgelben Flecken von wechselnder Dichte versehen. Dieser gute
Erfolg ermuntert zu Bestrahlungen von Gliomen des zweiten Auges. Die
Verallgemeinerung dieser Behandiungsart ist nicht angängig. Sie kommt nur
in günstig gelagerten Fällen in Betracht. (S. auch Axenfeld. Ref. Nr. 173.)
K.
Rados (323) untersuchte ein Gliom, welches 35 Jahre lang bestand,
wo auch der Selinerv gliomatös erkrankt und auch ein extrabulbärer Gliom-
knoten vorhanden war. Die ganze Greschwulstmasse zeigte verschiedene
Degeneration. Hyaline Entartung der Gefässwände, Blutungen, Ödem, Hyalin
bzw. Kolloidentartung, Verkalkung, lipoide Entartung sind nach dem Autor
in ursiichlichem Zusammenhange miteinander, und das Ubergreifen der einzelnen
Degenerationsprodukte ineinander konnte oft beobachtet werden. Der End-
ausgang ist das Zerfallen bzw. Resorption der zerfallenen Massen. durch
letztere waren kleine mikroskopische Zystchen bedingt, bei deren Entstehung
auch dem intraokularen Drucke eine Rolle zugesprochen wird. K.
Deutsehmann (315) berichtet über seine jahrzehntelangen Erfahrungen
über die operative Behandlung der Netzhautablisung. Von
400 operierten Augen wurden 94 (= 23.5°/,) geheilt, Beobachtungsdauer
mindestens 2!/, Jahre, 147 Augen gebessert (== 37%); ungeheilt blieben
139 (= 59,5%). Verf. bespricht die seit seiner letzten Publikation
erschienene Literatur, namentlich die Arbeit von Birch-Hirschfeld,
In frischen Fällen wartet er erst ab, bis das subretinale Exsudat sich
gesenkt hat. Er beginnt mit seiner Durchschneidung, die er solange
wiederholt, bis keine Besserung mehr zu erreichen ist. Zur Entspannung
der Netzhaut kombiniert er die Durchschneidung mit einem oder mehreren
Einschnitten in die Ora serrata. Beim Versagen dieser Methode wendet
er endlich Glaskérperinjektionen an. für die er sterilen Kalbsglaskörper
emptiehlt. Verf. besitzt noch nicht über genügend Erfahrungen mit besseren
Glaskörperinjektionen (z. B. arteigenem Glaskörper). und wird später hierüber
berichten.
Vogt (328) beschreibt Veränderungen der Netzhaut. die sich mittelst
Ophthalmoskopie im rotfreien Licht bei Atrophieen des Optikus und
Neuritis retrobulbaris feststellen lassen. Anstelle der normalen Faser-
streifung war eine gleichmälsige weisse Marmorierung vorhanden, die bei
totaler Atrophie im ganzen Umkreis der Papille bestand, bei retrobulbärer
Neuritis jedoch auf das Ausbreitungsgebiet des papillomakulären Bündels be-
schränkt blieb. Diese Veränderungen fanden sich auch in einem Fall von
schwerer isolierter Makulaerkrankung, bei aszendierender Atrophie des Bündels.
Arning (313) beobachtete bei ciner 32 jährigen Patientin mit frischer
Syphilis (Roseola, Papeln) eine floride Neuritis optici mit starker
Sehstörung. Es trat nach Alt-Salvarsanbehandlung eine glänzende Besserung
des Sehnervenleidens ein.
NN. Netzhaut. Selnerv un! Schbahnen. 133
Oloff (322) bespricht in seiner Abhandlung «über tuberkulöse
Erkrankungen des Sehnerven» sowohl die in der Literatur sich
findenden Ansichten über Veränderungen der Papille als auch besonders dic
Erkrankungen des Sehnervenstammes, indem er auf die Arbeiten v. Michels,
Fleischers und Gilberts besonders eingeht. Er hat einen Fall von
Embolie der Zentralarterie beobachtet, den er entsprechend der Mitteiluny
Lubowskis als tuberkulöse Sebnervenerkrankung deutet. Ein 19jähriger
Fähnrich z. See erkrankte unter dem typischen Bilde einer Embolie der
Zentralarterie. Lunge. Herz, Nieren, Wassermann: negativ. Auf subkutane
Injektion von 5 mg Alttuberkulin traten typische Erscheinungen der Allgemein-
reaktion auf. Im Anschluss an die dritte Einspritzung fand sich eine aut-
fallende subjektive und objektive Besserung. Oloff misst dieser Beobachtung
deshalb besondere Bedeutung zu, weil sie darauf hinweisen kann. dass nicht
nur periphere tuberkulöse Gefässerkrankungen der Netzhaut eine Rolle spielen,
sondern auch im Bereich des Sehnervenstammes isoliert anftreten können.
Kramer (320a) teilt die Krankengeschichte einer 22 jährigen Patientin
mit, die unter leichten Entzündungserscheinungen eine Gesichtsfeldeinschränkung
und Veränderung der Papille zeigte, die als tuberkulüse Sehnerven-
-entztindung gedeutet wird. Zunächst trat eine schneeweisse. zungenförmige,
das Gefüssstück deckende Trübung der Netzhaut auf, die sich nach 4 Tagen
über die ganze Papille verteilt hatte, so dass diese einem gewölbten Porzellan-
griff ähnelte. Kine Versuchseinspritzung von !;,, mg Alttuberkulin erzeugte
Stichreaktion und Fieberanstieg von 0,7° und heftige Schmerzreaktion im
Auge. Nach etwa 5 Wochen war unter Tuberkulinbehandlung der Sehnerv
blass. aber sonst regelrecht bis auf Gefisseinscheidungen. Als Sitz und Art
des tuberkulösen Herdes wird im Anschluss an die v. Michelsche An-
schauung eine auf den Sehnerven beschränkte Hirnhautentzündung angesprochen.
Kramer folgert, dass eine glänzend porzellanweisse Schwellung des Sehnerven-
kopfes mit Ausstrahlung der Verfürbung in die benachbarte Netzhaut unter
Verdeckung der Gefässe für eine tuberkulös bedingte Sehnervenentzündung
gehalten werden müsse.
Klaubers (319) Untersuchungen über das Ödem des Sehnervenkopfes
bei Gelirnverletzten fussen auf einer klinischen Beobachtung von 200 Fällen.
Davon wurden 6 Fälle histologisch untersucht. Bei Weichteilverletzungen
ohne Knochenverletzungen wurde keine Stauungspapille beobachtet. Bei
Knochenverletzungen und intakter Dura 2 mal (= 28°/,); das eine Mal wird
eine verheilte Duraverletzung als möglich, das andere Mal eine Meningitis
serosa als Reizreaktion angenommen. Die meisten Fälle fanden sich bei
Duraverletzung und zwar erschien das Papillenödem bei Vorder- und Mittel-
kopfverletzungen fast nur bei infektiösen Prozessen der Hirnsubstanz. Bei
Verletzungen am Hinterkopf trat es auch ohne infektiöse Komplikation bei
leichteren Gehirnverletzungen zutage; es war mehr als doppelt so häufig
als bei Verletzungen anderer Schädelteile zu konstatieren. (Gewöhnlich tritt
das Papillenöüdem in der zweiten und dritten Woche nach der Verletzung auf.
Es kann gelegentlich nur auf der Seite der Verletzung, aber auch in seltenen
Fällen auf der Gegenseite allein vorkommen oder dort länger anhalten. Da
Falx cerebri und Tentorium cerebelli einen gewissen Widerstand gegen den
Ausgleich des Gewebsdruckes von einem Schädelteil zum andern bilden können,
so ist vielleicht manchmal die verschiedenartige Ausbildung so zu erklären.
Histologisch fand K. das Bild von Papillenödem, welches nur in der Minder-
134 Bericht. über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
zahl mit geringer kleinzelliger Infiltration der Papille verbunden war, ferner
Ödem im Sehnervenstamm von vorn nach hinten abnehmend. Dabei war die
Auflockerung an der Papille ebenso hochgradig wie in der Umgebung der
Zentralgefässe, ja gelegentlich noch hochgradiger in den abseits der Gefässe
gelegenen Teilen. Eine deszendierende Neuritis und Perineuritis in den
hinteren Sehnerventeilen wird als Komplikation und bedingt durch die
meningeale und terminale Entzündung aufgefast. Klauber betont mit
anderen, dass Liquordruck und Hirndruck nicht verwechselt werden dürfen.
Das Papillenödem sei eine Mitbeteiligung des Sehnerven am Hirndruck. Er
vergleicht das Papillenddem mit einem «Gehirnprolaps in das Augeninnere-.
Dabei sei die Frage weniger wichtig, ob das Ödem aus dem Hirngewebe in den
Optikus gelange (Ulrich) oder ob es durch Rückstauung (Behr) entstände.
Die Unterscheidung von entzündlicher Papillitis und Stauungspapille, besonders
auch im Hinblick auf einen Rückschluss auf infektiöse und nicht infektiöse
Komplikationen der Gehirnverletzungen ist nicht möglich ; ebenso, wie ophthal-
moskopisch, besteht im anatomischen Papillenbefund kein Unterschied.
Mit Hilfe des Kocppeschen Kontaktglases und der Nernstspaltlampe
kann man unter Vorschalten eines Silberspiegels das punktuelle Bild des
leuchtenden Spaltes auf dem Fundus nicht nur mit starken Vergrösserungen
stereoskopisch betrachten, sondern auch durch Wandernlassen des Spaltbildes
die verschiedenen Ebenen wie im Mikroskop durchmustern. Schieck (325)
hat auf diese Weise Stauungspapillen untersucht: dabei wird im Gegen-
satz zu den Behauptungen Behrs klar. dass die Limitans interna über dem
Gefässtrichter durch eine Flüssigkeitsansammlung abgehoben ist, ja unter
Umständen zeltförmig die Papillenschwellung überragt. Auch sieht man
prachtvoll die prall gefüllten perivaskulären Lymphscheiden. Diese Verhält-
nisse entziehen sich unserer Beobachtung am grossen Gullstrand schen
Ophthalmoskop, weil das diffuse Licht hier von der Ebene der Aderhaut
resp. Lamina cribrosa reflektiert, die vorgetriebene Papille von hinten durch-
dringt und das Gewebe zu stark durchsichtig macht. Die von Behr ge-
zogenen Schlussfolgerungen sind somit hinfällig. | ic.
Rönne (324) teilt einen Fall mit von intrapialem Gangliogliom im
Chiasma. Die Geschwulst, die in dem einen Optikus auslief, war nusskern-
gross und völlig von unbeschädigter Pia umschlossen ; sie bestand aus riesen-
grossen, ganglienzellenähnlichen Zellen.
Igersheimer (317) liefert in seiner Arbeit zur Pathologie der Seh-
bahnen beachtenswerte Beiträge. Er teilt einen Fall eines Glioms der linken
Gehirnhalfte mit, der direkte Druckwirkung auf den linken Traktus, den
äusseren Chiasmawinkel und den linken Optikus ausübte, wobei die rechte
Schbahn einer direkten Einwirkung seitens der Geschwulst nicht ausgesetzt
war, Anatomisch fand sich rechts eine Degeneration des Fasciculus cruciatus.
Trotzdem zeigte der Perimeterbefund konzentrische Einengung (10 Tage ante
exitum). Ferner hatte I. Gelegenheit einen frischen Fall von Intoxikations-
amblyopie zu untersuchen. Die Degeneration des papillomakulären Bündels
begann erst proximal vom Eintritt der Zentralgefässe. Der Umfang des
degenerierten Bündels betrug 1/,,—!/. des Optikusquerschnittes. Entgegen
der gewöhnlichen Annahme ('/,---'!', des Optikusquerschnittes) spricht dieser
Fall wie einer für diese Frage ähnlicher von Birch-Hirschfeld dafür.
AN. Netzhaut. Sehnerv und Sehbahnen. 135
dass nur '/,,—'/,, des Optikusquerschnittes in Frage kommt. Das degene-
rierte Bündel verlief bis zum Canalis opticus der temporalen Randpartie
genähert und trat nicht achsial in den Optikus. Igersheimer hält seine
Methode (kleine Marke in grösserer Entfernung) für besser als die gewöhn-
liche Art des Perimetrierens. Mit Recht; wenn er z. B. bei Kopfschüssen in
der Hinterhauptsgegend beidseitige homogene Defekte nachweisen konnte,
während die gewöhnliche, radiäre Perimetrie ihm eine konzentrische Gesichts-
feldeinschränkung ergab. Die Überlegungen des Verfassers gehen von der
Annahme aus, dass bei Erkrankungen der Netzhaut das ganze Gesichtsfeld
als eine Art Negativ der Nervenfaserausbreitung aufzufassen sei. I. deutet
die mit kleinen Marken gefundenen Skotome als «Defekte von Sehnerven-
faserbündeln»; er glaubt mit Hilfe von ihnen Aufschlüsse z. B. auch über
noch dunkle Punkte der Faserverteilung in der Netzhaut gewinnen zu können.
Die konzentrische Einengung des Gesichtsfeldes fasst I. als allgemeines, nicht
lokalisatorisch zu verwertendes Symptom, als Ausdruck einer Schädigung des
ganzen Optikusquerschnittes auf. In Zusammenhang mit der Annahme von
Bündeldefekten der Nervenfasern wird das Ringskotom (zum Teil) als Ab-
schnitt eines peripherwärts ziehenden Nervenfaserbindeldefektes gedeutet.
Den Hauptteil der Achse des Sehnerven vermutet I. von Fasern eingenommen,
die der intermediären Zone, zwischen Papille und Peripherie, entsprechen.
So sollen sich die Variationsmöglichkeiten der intermediären Defekte in bezug
auf Grösse und Ausdehnung, die sich ihm bei seiner Art des Perimetrierens
ergaben. und die bald vorhandenen, bald fehlenden Beteiligungen der Gesichts-
feldperipherie bei der Vergrösserung des blinden Flecks zwanglos erklären.
Und so sei die Vergrösserung des blinden Fleckes nur der häufigste Fall
einer Leitungsstörung intermediär in der Netzhaut endigender Optikusfasern.
— Es wird ein Fall eines Orbitaltumors mitgeteilt. bei dem eine 2 Monate
vorhergehende Untersuchung papillomakuläre und perimakuläre Skotome
ergab. In der Diskussion wird der anatomische Befund namentlich in Ver-
gleich mit einem Birch-Hirschfeldschen Fall gebracht und geschlossen,
dass die dem Skotom zugrunde liegenden Prozesse zunächst Stauungen nahe
den Zentralgefässen gewesen seien. Makuläre und intermediäre Faserndefekte
seien das erste Symptom eines Tumors gewesen. Ein gemeinsames Areal für
papillomakuläre und intermediäre Fasern könne mit einer gewissen Wahr-
scheinlichkeit angenommen werden.
Igersheimer (318) bespricht ferner die Leitungsstörungen der
Sehbahn, sowohl periphere als zentrale, welche nicht selten durch Druck-
wirkungen von liquorerfüllten Räumen aus erzeugt werden können. Diese
Leitungsstörungen (Visus und Gesichtsfeld) können mit und ohne Stauungs-.
papille, mit und ohne gesteigerten Lumbaldruck, mit und ohne subjektive
Herabsetzung der Sehleistung einhergehen. Ihre Auffassung als Druckwirkung
wird aus dem günstigen Einfluss eines druckentlastenden Eingriffs hergeleitet.
indem sie sich danach bessern oder ganz verschwinden. Auch bei Erkrank-
ungen, die ohne Hirndruck verlaufen, können doch Druckwirkungen auf die
Sehbahn sich geltend machen, und ferner können Druckwirkungen von aussen
sich mit zweifellos pathologischen (entzündlichen oder atrophischen) Prozessen
im Innern der Sehbahn kombinieren. Die praktische Bedeutung druck-
entlastender Malsnahmen, besonders auch der Lumbalpunktion, wird durch
diese Untersuchungsresultate erhöht. K.
136 Bericht über die Leistungen und Fortsghritte der Augenheilkunde.
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten.
Ref.: Filbry.
*330) Bartels: Augenerkrankungen in Konstantinopel. Ophthalın. Gesellsch-
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Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
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zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
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(sesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
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Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
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Monatsbl. März. S. 405.
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5.— 6. 8. 1918.
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*347) Meller: Über die Verschwartung der Ader- und Netzhaut nach Schüssen
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*348) Mendel: Kasuistischer Beitrag zur Frage der Hemianopsia inferior.
Zentralbl. f. Augenheilk. Mai-Juni. S. 78.
349) Milch: Ein Beitrag zur Kenntnis der Bulbusruptur. Dissert. Heidelberg.
“350) Pascheff: 1. Seltene Assoziations-Augenstörungen mit Gehirnbegleit-
erscheinungen nach okzipitalen Kriegsverletzungen. 2. Isolierte traumatische
Paresis des Nervus oculomotorius. 3. Chiasmaverletzung und Diabetes insipidus
nach Frontal-Kriegsverletzung. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—8. 8. 1918.
NXE Unfallerkrankungen. Verletzingen, Fremdkörper, Parasites. 137
*351) Pichler: Ein Fall von Hämatolidinkristallen in der Vorderkammer.
Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. März-April. S. 41.
*352) Poly4k: Zwei Fälle von Schussverietzungen der Nase mit Verletzung
des Tränensackes und Nebenhöhileneiterung durch intranasale Dakryozystostomie
geheilt. Ref. in Klin. Monatsbl f. Augenheilk. Bd. 60. April-Mai. N. 697.
*353) Purtscher: Ein interessantes Kennzeichen der Anwesenheit von Kupfer
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*354) Rosenhauch : Über Refraktionsveränderungen nach und während der
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Heidelberg. 5. -6. 8. 1918.
*356) Wachtler: Schwere Verletzung des Auges durch die Fruchtbecherstacheln
der Edelkastanienfrucht. ‘Klin. Monatsbl. März 1918. S. 379.
*357) Wätzold: Kriegserfahrungen bei Myopie. Ophthalm. Gesellsch. zu
Heidelberg, 5.—6. 8 1918.
358) Wätzold: Schwierige Fragen für den begutachtenden Truppenfacharzt.
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
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u. Bahnkassenärzte. 1918. Nr. 4.
*360) Weseely: Die besondere Mechanik tangentialer Granatsplitterverletz-
ungen des Bulbus. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918.
*361) Zehner: Beitrag zur Kasuistik der Orbitalverletzungen. a) Griffel-
verletzung mit letalem "Ausgang. b) Pseudoprolaps der Trinendriise. Dissert.
Heidelberg.
Cords (333) bespricht die Schädigungen des Sehnerven bei
Munitionsarbeitern. Als schädigende Stotfe vermochte er in allen Fällen
das Dinitrobenzol festzustellen, das im Kriege in Massen hergestellt wird und
neben andern Stoffen als Füllmasse von Granaten und Minen dient. Er hatte
Gelegenheit, in grossen Munitionsfahriken die Vergiftungserscheinungen durch
diesen Körper zu studieren, die sich bei den Arbeitern schon Ausserlich durch
eine fahlgelbe Färbung der Haut upd schmutzig blaue Färbung der Lippen
und Augapfelbindehaut kennzeichnen. Bei den leichten Vergiftungen, die
an der Tagesordnung sind und von den Arbeitern oft nicht beachtet werden,
treten Störungen des Allgemeinbefindens. Mattigkeit, Schwindelgefühl, Kopf-
schmerz, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit ein, in schweren Fallen Flimmern
vor den Augen, Herzklopfen, Beklemmung. Übelkeit, Erbrechen und Par-
ästhesien, in den schwersten unregelmiifsige Herztätigkeit, Ohnmacht, Bewusst-
losigkeit, ja der Tod. Im Vergleich zu der grossen Zalıl der Vergiftungen
sind Sehstörungen verhältnismälsig selten. Es muss dabei eine persönliche
Komponente eine grosse Rolle spielen, auch ganz abgesehen von der Sauber-
keit bei der Arbeit und hygienischen Mafsnahmen. Die meisten der von
Cords festgestellten Arbeiter mit schwereren Sehstörungen waren ältere Leute
oder solche in schlechtem Ernährungszustande. Verhältnismälsig häufig wurde
früherer übermälsiger Genuss von Alkohol und Tabak zugegeben. Frühere
Bleischädigungen und Schwefelkohlenstoffeinwirkung wurde in je einem Fall,
Lues ebenfalls in einem Fall festgestellt. Aus einer Fabrik wird berichtet,
dass Frauen während der Periode an Sehstörungen erkrankten. In allen
schwereren Fällen handelte es sich um chronische dauernde Einwirkung des
Giftes, da kein Arbeiter kürzer als einen Monat. die meisten 6—10 Monate
im Betriebe tätig waren. C. teilt die Fälle in 4 Gruppen: 1. Leichte vorüber-
138 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
gehende Störungen, die zuweilen akut nach besonders starker Einwirkung des
Giftes einsetzen oder nur eine geringe Beeinträchtigung der Sehschärfe be-
dingen. Ophthalmoskopisch fand er leichte Verschleierung der Papillengrenzen
und starke Füllung der Venen, einmal Netzhautblutung. 2. Schwere Störungen.
die mit der Zeit wieder vollkommen ausheilen : beisdiesen war eine stärkere
Verschleierung der Papillengrenzen mit hyperämischer Verfärbung vorhanden
und die Sehschärfe auf !’,,—?/., herabgesetzt infolge eines stets festzustellenden
zentralen Skotoms. 3. Schwere Störungen mit dauernder Schädigung. Bei
diesen schloss sich an die mehr oder weniger starken papillitischen Prozesse
eine temporale Abblassung an. Häufig war dabei Pupillendifferenz und Träg-
heit der Reaktion. Die Sehschärfe sank bis auf Fingerzählen in 1—2 m.
Es bestand ein ausyzedehntes zentrales relatives Skotom, selten periphere
Gesichtsfeldeinengung. 4. Schwere progressive Störungen, in dem einen dieser
Fälle schrumpfte das Gesichtsfeld allmählich mehr und mehr zusammen bei
gleichzeitig vorhandenem zentralen Skotom. C. glaubt, dass die durch das
Dinitrobenzol bedingte hämoglobinämische Degeneration des Blutes die Er-
nährung des Sehnerven beeinflusst, ist doch nicht nur der Strom des teerartig
verdickten Blutes verlangsamt, sondern auch die Oxydationsfähigkeit des Blutes
durch die Methämoglobinämie stark herabgesetzt. Er glaubt, die Parästhesien
an Fingern und Zehen in gleicher Weise erklären zu können wie die Seh-
nervenstörungen und hält es für natürlich, dass schon vorher geschäligte
Sehnerven durch den häufigen, wenn auch vorübergehenden Sauerstotfmangel
funktionsunfähig werden. Differentialdiagnostisch kommt vor allem die Tabak-
Alkoholamblyopie und das zentrale Skotom durch Unterernährung in Frage.
Die Behandlung besteht in Ruhe, Bädern, milder Hydrotherapie. Freiluft-
aufenthalt, reichlicher Flüssigkeitszufuhr, Milchkuren, Eisenarsenpräparaten
und Strychnininjektionen. Auf die persönliche Hygiene des Arbeiters und
eine sorgfältige Auswahl der Arbeiter ist besonders Gewicht zu legen. K.
Während neben herabgesetzter Sehschärfe allseitige Gesichtsfeldein-
schränkung häufig vorgetäuscht wird, ist Simulation und Aggravation
zentraler Skotome, was Klauber (343) hervorhebt, mangels spezia-
listischer Kenntnisse natürlich selten. Durch unvorsichtige, arglose Fragen
kann ein Patient zur Angabe eines zentralen Skotoms geführt werden: ein
derartiger Fall seiner Beobachtung beruhte auf Hysterie und konnte durch
Suggestion und Elektrisieren geheilt werden, in den beiden andern, schon
früher untersuchten Fällen handelte es sich um Simulation bei Soldaten, die
durch ein Prisma auch ihr angegebenes Skotom seitwärts vom Fixierpunkt
angaben und so entlarvt wurden. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen
Hysterikern und Simulanten, die in ihrem Verhalten gegen Heilungs- und
Suggestionsversuche meist genügend differieren. Unter Tausenden von Unter-
suchungen an Militärpersonen habe er einige Hundert bewusster Simulanten
und Aggravanten, jedoch nur eine geringfürige Zahl von Hysterikern oder
Neuropathen gefunden,
Zwei augenärztliche Unfallbegutachtungen teilt Wagner
(359) mit, um durch sie die Richtigkeit der Ansicht Friedländers zu
zeigen, für die Gutachtertätigkeit seien nicht alle Ärzte gleich geeignet.
Im ersten Fall überschritt der Begutachter mit Zubilligung einer Rente
von 50°/,, ja auch noch mit der befürworteten Reduktion auf 20°/, für von
ihm anerkannt svöllig gesunde Augen» bei «geringer Nervosität» zweifellos
die Grenze des sozial und rechtlich Erlaubten. Schon hinsichtlich der Kriegs-
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper. Parasiten. 139
erfahrungen sollte man sich vor einer Überschätzung der sogenannten «post-
traumatischen Hysterie» hüten. Ein zweiter Fall beansprucht mehr aus
prinzipiellen Gründen Iuteresse, da sich an ihn ein wichtiges Obergutachten
mit fundamentalen Erkenntnissen anschliesst, aus dem die folgenden Sätze
über Schädigungen durch Verlust eines Auges und die Gewöhnung an sie
Erwähnung verdienen: «Unter der Voraussetzung, dass beide Augen gleich-
wertig sind, bestehen die Einbussen 1. in dem Verlust eines Teiles des Ge-
sichtsfeldes, 2. in einer geringfügigen Verminderung an Sehschärfe und 3. im
Verlust des binokularen Sehens-. In jugendlichen Jahren tritt eine Ge-
wohnung an den Ausfall in höherem Mafse ein. Die Gewöhnungsperiode
dauert höchstens achtzehn Monate. Durchschnittlich bezieht ein einäugig
gewordener Unfallverletzter eine Rente von 25°',.
Die Tatsache, dass die Beurteilung der Fragen: «Ist eine Br-
krankung oder Schädigung des Auges eine Folge der angeschul-
digten Dienstleistung”? Inwieweit wird dadurch die Erwerbsfähigkeit
beschränkt? Ist ein Auge praktisch erblindet oder nicht? usw.» oft ausser-
ordentlich schwierig ist, veranlasst Wätzold (358) auf Grund seiner in ver-
antwortlicher Stellung gesammelten Erfahrungen auf diese Fragen näher ein-
zugehen. Ausführlicher behandelt er den Begriff der «praktischen Blindheit»
und lässt als solche eine Herabsetzung der Sehschärfe auf '/,, und weniger
(d. h. Fiugerzählen in 2 m) gelten. '/,, S. als Grenze anzunehmen, hält W.
für zu weitgehend, zumal bei diesem Grad von Schwachsichtigkeit die neuen
Zeissscheu Hilfsmittel (Fernrohr-Brille und -Lupe) wesentliche Erhöhung
der Leistungsfähigkeit des Auges bringen. Für die Beurteilung kommt aber
nur die Sehschärfe nach Ausgleich etwaiger Brechungsfehler und bei An-
wendung optischer Hilfsmittel in Betracht. Weiter behandelt W. die Frage,
in welchen Fällen von einseitiger Erblindung oder andern schweren Schädi-
gungen des Auges (Hemianopsie!) die Verstüämmelungszulage zu gewähren und
wie die Erwerbsunfähigkeit zu beurteilen ist. Auf die Einzelheiten kann im
Referat nicht eiugegangen werden. Die Frage der Beurteilung der Dienst-
beschädigung in manchen Fällen von Katarakt lest W. der Versammlung zur
Diskussion vor. Ä K.
Wegen der spärlichen Zalıl von Veröffentlichungen über schwere Ver-
letzungen des Auges durch die Fruchtbecherstacheln der Edel-
kastanienfrucht glaubt Wachtler (356) seine 13 Fälle umfassende
Kasuistik erwähnen zu sollen, bei denen es sich fünfmal um Hornhaut-
perforationen, dreimal mit Wundstar kompliziert, handelte. Die relative Häutig-
keit der Perforationen der Hornhaut, ja der Verletzung der Iris und Linsen-
kapsel ist bei der verhältnismälsigen Schwere der sogenannten Kastanienigel
und den fein konisch gespitzten und ziemlich festen Stacheln nicht zu ver-
wundern. Die nicht durchbohrenden Stacheln, die selten aus der Hornhaut-
oberfläche herausragen, ihre Bruchlläche sogar manchmal innerhalb der Horn-
haut haben, entfernte W. mit dem Graefeschen Messer. indem er mit seiner
Spitze, die Schneide vom Auge abgewandt, den Stachel fasste und heraus-
beförderte. 5 |
Ein von E v. Hippel (340) wegen schwerer Tuberkulose enukleierter
phthisischer Bulbus bot anatomisch das Bild der Pseudotuberkulose
durch Raupenhaare mit zahlreichen subkonjunktivalen, episkleralen und
skleralen Knoten. in denen oft Bruchstücke von Haaren gefunden wurden.
Besondere Aufmerksamkeit wurde der Erforschung des Weges gewidmet, den
140 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
die Raupenhaare genommen haben könnten. Einer Unterbrechung der Descemet
entsprach ein Irisknoten. Ein Knoten im Corpus ciliare drängt die Ziliar-
muskelfasern auseinander, durch eine Lücke der Pigmentschicht dringt ein
Bindegewebszug zu einem zwei Haare enthaltenden, in dem vorderen Glas-
körperraum gelegenen Knoten. Gleichzeitig war die als -Stauungspapille nach
perforierenden Verletzungen des vorderen Bulbusabschnitts» bekannte Schwellung
des Sehnervenkopfes vorhanden. Nach dem nachgewiesenen Auftreten von
Knoten im Ziliarkörper, in der Aderhaut und dem vorderen (rlaskörperabschnitt
können Komplikationen, wie Netzhautablésung mit endlicher Phthisis bulbi,
nicht wundernehmen. Den Kontraktionen des Ziliarmuskels wie überhaupt
den Bulbusbewegungen misst H. eine grosse Bedeutung für das Problem der
Wanderung der Haare bei.
Der anatomische Befund bei traumatischer Ausreissung
des Sehnerven, den E. v. Hippel (341) mitteilen kann, gewinnt dadurch
besondere Bedeutung, dass der Bulbus schon 9 Tage nach der Zerreissung
herausgenommen wurde. Nach Heranziehung aller diesbezüglichen Fälle in
der Literatur, die H. nur deshalb für so spärlich hält, weil sie durch Medien-
trübung nicht zu diagnostizieren seien, werden als wesentliche Tatsachen her-
vorgehoben, dass der Sehnerv mit seinen Scheiden und nahezu der ganzen
Lamina cribrosa total ausgerissen, die Netzhaut nur auf einer Seite abgelöst
war, während sie auf der andern anlag, und dass ihre Degeneration, in den
innern Schichten hochgradig, nach aussen hin mehr und mehr fehlte. Für
eine der drei mechanischen Erklärungsmöglichkeiten, ob der in diesem Fall
die Zerreissung herbeiführende Stacheldraht den Sehnerven zurückgedrängt
oder als Widerhaken den Bulbus nach vorn gerissen oder endlich den Seh-
nerven umgriffen und beim Zurückreissen abgerissen hat, wagt H. sich nicht
zu entscheiden.
Neue Gesichtspunkte zur Entstehung der Kontusionstrübung
der Linsenvorderfläche (Vossius) gibt Hesse (339). Nach der
Vossiusschen Vorstellung entstehe die Trübung durch den Abdruck des
Pupillarrandes auf der vorderen Linsenfläche im Augenblick der Kontusion.
Die Trübung setzte sich nach Vossius aus abgeléstem Irispigment und
deygenerativen Veränderungen der Epithelien der Linsenkapsel zusammen.
H. kann sich dieser Deutung der Trübung ebensowenig anschliessen wie der
Vossiusschen Idee, bei der Kontusion trete durch Umstülpen der Hornhaut
ein Kontakt dieser mit der Linse ein, indem er dagegen geltend macht, ein
solcher gewaltiger Überdruck in der Vorderkammer müsse schwere Neben-
verletzungen hervorrufen. Auch handle es sich nicht um einen, wie oft be-
hauptet werde, einfachen, dem Pupillenrande entsprechenden Trübungs-«ring»,
sondern eine dem Pupillengebiet angepasste Scheibe. Wichtig ist seine Fest-
stellung, dass es sich um eine Auflagerung auf die Linse, nicht eine Trübung
ihrer vordersten Schichten handelt. Diese Tatsache liesse sich auch besser
mit dem beobachteten schnellen Verschwinden der Trübung bei Kammer-
punktion in Einklang bringen. Durch vorsichtiger Einbringen kleiner Blut-
mengen in die Vorderkammer konnte H. eine völlig analoge Trpbung erzielen
und wurde so in seiner Annahme bestärkt, es handle sich bei der Trübung
um eine feinste Blutschicht, die sich der Linsenvorderfläche auflagere; dieser
Auffassung scheint die klinische Erfahrung nicht zu widersprechen, insofern
wenigstens H. in fast allen Fällen von Kontusionstrübung anfangs ein Hyphäma
beobachtet haben will.
ANE. Unfallerkiankungen. Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 141
Bei einem Patienten, der sich bei einem Fall mit der Nase an einer
Stuhlkante gestossen hatte, bemerkte Bruck (332) ein feines ziehendes
Geräusch und sah am innern Augenwinkel Sekret und Luftblasen austreten,
wenn er den Patienten den positiven Valsalvaschen Versuch machen liess.
Als Ursache dieses Phänomens nahm B. einen Bruch des Tränenbeins,
den er auch röntgenologisch festgestellt haben will, kompliziert durch eine
Zerreissung der medialen Tränensackwand an. Jedoch. müsse man die Mög-
lichkeit einer abnormen Durchlässigkeit des Tränenkanals in Erwägung ziehen,
deren Vorkommen aus der Tatsache geschlossen werden müsse, dass man
gelegentlich nach Adenotomien oder forcierter Tamponade bei Nasenbluten
etwas Blut am innern Augenwinkel auftreten sehe.
Bei Untersuchung einer fünf Jahre zurückliegenden Verletzung durch
einen Bohrer im Steinbruch fand Pichler (351) Hämatoidinkristalle
in der Vorderkammer, die dicht oberhalb des Ilyphäma zu zwei Gruppen
kleinster heller und bei Änderung der Blickrichtung glitzernder Pünktchen
angeordnet und bei Lupenvergrösserung deutlich als winzige typische Häma-
toidinkristalle zu erkennen waren.
Nach Lauber (344) ist trotz schöner Erfolge bei plastischer
Wiederherstellung der Lider nach Verletzungen, die als operative
Leistungen Bewunderung verdienen, der kosmetische Erfolg bei Beurteilung
durch Laien oft nicht befriedigend. Hier tritt die Prothese in ihre Rechte.
Vortr. zeigt Bilder von Verletzten ohne und mit Prothesen. Letztere wurden
nach dem vom Verf. und K. Henning sen. angegebenen Verfahren (be-
schrieben in den Klinischen Monatsblättern 1917) von Th. Henning jun.
angefertigt. Verf. entfernt in seinen Fällen die Reste der Bindehaut, die
Tränendrüse und den Tränensack, um einen besseren Sitz der Prothese und
eine glatte Hautfläche als Unterlage derselben zu erreichen. Dadurch wird
die dem Verletzten lästige Absonderung, die mitunter zu Ekzem führt,
unterdrückt. K.
Ausgedehnte Zertrümmerungen des Orbitaleingangs, sowie Einfassung
desselben durch dichtes Narbengewebe, ferner Kombination beider Zustände
machen es häufig unmöglich, die bisher üblichen plastischen Methoden
zum Ersatz des Ober- resp. Unterlids anzuwenden. Durch folgendes Verfahren
gelingt es nach Goldschmidt (337) diese Schwierigkeiten zu überwinden:
Vermittelst Umklappens eines rechteckigen Haut- resp. Narbenlappens, dessen
Umschlagstelle am Ort des neuzubildenden Fornix zu liegen kommt, und
seitliche Vernähung desselben, wird eine neue Konjunktivaltasche gebildet,
deren Innenwand aus Haut- resp. Narbengewebe besteht. Das äussere Blatt
des neugebildeten Unterlids wird durch einen Obrknorpel-Hautlappen her-
gestellt, das Aussenblatt des Oberlids durch seitliche Verschiebung aus der
Umgebung und teilweise durch Transplantation von Thierschschen Läppchen.
Der Defekt, der durch die Umklappung des Hautlappens entsteht, wird durch
seitliche Verschiebung des unterminierten Gewebes der Umgebung gedeckt.
Die Methode eignet sich auch für solche Fälle, bei denen durch Narben-
stränge, die am Lidrand ansetzen, das Tragen einer Prothese nicht möglich
ist. Man erreicht durch das angegebene Verfahren eine Erhöhung des Unter-
resp. eine Verlängerung des Oberlids. (Demonstration von Abbildungen.) K.
Wätzold (357) erweitert nach einer Übersicht über die Friedens-
bestimmungen der Dienstanweisung zur Beurteilung der Militärdienst-
142 Bericht. über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
fähigkeit seine in Budapest 1916 dargelegten Kriegserfahrungen dahin,
dass während des Krieges z. T. Leute mit bochgradiger. Myopie eingestellt
wurden. Aus dieser Tatsache ergeben sich recht beträchtliche Schwierigkeiten
der Beurteilung von Dienstbeschädigung usw., die W. an der
Hand von Beispielen behandelt und die ihn zu den beiden Fragestellungen
veranlassen: 1. Kann der militärische Dienst überhaupt eine bestehende
Kurzsichtigkeit verschlimmern? 2. Dürfen und inwieweit können für neu auf-
tretende Augenhintergrundsveränderungen dienstliche Schädigungen haftbar
gemacht werden. um auch dafür Dienstbeschädigung annehmen zu können?
Die erste Frage beantwortet W. dahin, dass nur nach strengster Prüfung,
Aufnahme einer vollständigen Vorgeschichte und Anstellung von Erhebungen
in den seltensten Fällen und zwar nur bei sehr angestrengter, langdauernder,
über Jahr und Tag sich hinziehender Büroarbeit eine Verschlimmerung durch
den Dienst in Betracht kommen und anzunehmen sein wird, dagegen nicht
bei dem gewöhnlichen Dienst in der Front. Für ein Beispiel bittet W. das
Urteil der Versammlung. Die zweite Frage lässt sich allgemein überhaupt
nicht beantworten ; stets wird von Fall zu Fall zu urteilen sein. Auch hier
ist wie so oft die Propbylaxe die Hauptsache: Leute mit anamnestisch rasch
fortschreitenden Hintergrundsveränderungen sind möglichst überhaupt nicht
einzustellen oder nur in einem Dienst zu verwenden, der sich vom Zivilberuf
möglichst wenig unterscheidet und körperliche Anstrengungen möglichst.
ausschliesst. K.
Frank (335) zeigt das Röntgenbild eines Falles von Schrotkorn-
verletzung der rechten Brauengegend, bei der sofort nach der Verletzung
völlige Erblindung des rechten Auges eingetreten war, für die sich in den
sonstigen Veränderungen keine Erklärung fand. Die Aufnahme ergab, dass
ein Schrotkorn in der Gegend des Foramen opt. sass und so dieses Jirekt
verletzt. hatte. Nach 5 bis 6 Wochen war Atrophie des Sehnerven mit dem
Augenspiegel nachweisbar. Ferner werden demonstriert mehrere Bilder einer
Granatsplitterverletzung des rechten Auges mit gleichzeitiger Be-
teiligung des Stirnhirns. Unter Tamponade mit Jodoformgaze trat allmähliche
Verkleinerung der Höhle ein, welche durch wiederholte Aufnahme mit ein-
geführter Sonde nachweisbar war. K.
Hertel (338) hat bei einer Reihe von Magneten, die die Industrie
liefert, darunter die bekanntesten Modelle, und ausserdem bei Behelfsmagneten
Kraftmessungen ausgeführt und berichtete über die Resultate bei extra-
okularer Verwendung der Magnete. Auf Grund der aufgestellten Kurven
ergab sich, dass die Industriemagnete bei ganz geringer Kraftbeanspruchung
durch unbeschwerte Probekugeln von 0,25 g Gewicht grosse Differenzen in
der Sprunghöhe aufwiesen Mit zunehmender Belastung der Kugeln durch
Bleigewichte nahmen diese Differenzen ab, bei etwa 200 g Belastung betrug
die Sprunghöhe durchschnittlich 4—5 mm. Die Kurven der Behelfsmagnete
lagen in den Anfangswerten tiefer und zeigten auch einen schnelleren Abfall,
in den Schlusswerten aber, also bei starker Belastung, näherten sie sich den
Industriemagneten sehr. H. zeigte die verschiedene Polwirkung an Kurven
und wies darauf hin, dass aber auch bei Ausnützung dieser Wirkung alle
geprüften Magneten stark belastete Zugobjekte nur aus ganz geringer Ent-
fernung anzuziehen vermochten. Festsitzende Splitter können als solche stark-
belastete Zugobjekte betrachtet werden. Wurden Splitter, die mit dem Magneten
nicht gezogen werden konnten, auf mechanischem Wege durch Gewichtszug
AXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 143
aus dem Gewebe herausgeholt, so ergaben sich ungefähre Vorstellungen über
die Kraft, mit der die festsitzenden Splitter in dem Gewebe zurückgehalten
wurden. Die so gefundenen Werte schwankten zwar beträchtlich je nach
dem Sitz und auch nach der Grösse der Splitter, sie gaben aber doch Anhalts-
punkte, um wieviel die einzelnen Magnete in ihrer Kraftleistung hätten ver-
stärkt werden müssen, um auch diese Splitter zu ziehen. Als Wege für die
Verbesserung der Magnete hat H. beträchtlich bessere Leistungen erreichen
können durch Verwendung zweier Magnete, die mit verschiedenen Polen
benützt werden. Darüber und über Messungen bei intraokularer Anwendung
der Magneten soll an anderer Stelle genauer berichtet werden. K.
Best (330a) spricht über das Elektrargol bei den Kriegsver-
letzungen des Auges. Die intramuskuläre und subkutane Injektion von
Elektrargol hat sich dem Vortragenden bei subakuten entzündlichen Prozessen
in verletzten Augen bewährt, war dagegen wirkungslos bei akuter eitriger
Panophthalmie. Eine sympathische Erkrankung hat B. bei grossem Verletzungs-
material unter prophylaktischer Elektrargolbehandlung nicht gesehen; er steht
aber auf dem Standpunkt, erblindete schmerzhafte oder chronisch entzündete
Augen unter allen Umständen zu enukleieren, und nur bei gutem Lichtschein
den Versuch zu machen, das Auge bei Anwendung von Elektrargol zu er-
halten. Kollargol empfiehlt sich nicht so wie die elektrolytisch hergestellten
Silberpriparate. Eine ausgebrochene sympathische Ophthalmie hat B. nicht
Gelegenheit gehabt zu behandeln, es ist ihm aber ein trotz Elektrargol un-
günstig verlaufener Fall einer andern Augenabteilung im Felde bekannt.
Ein definitives Urteil über die eventuelle Schutzwirkung des Elektrargols
kann sich erst aus den gesammelten Erfahrungen auch anderer Augenärzte
ergeben. Auch bei Enzephalitis nach Hirnverletzung mit bereits bestehenden
meningitischen Reizerscheinungen kann Elektrargol intravenös günstig, vielleicht
lebensrettend wirken.
An vier Fällen will Blatt (331) nachweisen, wie eine genaue
Lokalisierung der orbitalen Steckschüsse durch klinische
Symptome, durch Prüfung der Sehschärfe, des Augendrucks, des Hintergrund-
bildes, durch Beachtung bestehenden Druckschmerzes oder einer Protrusion des
Bulbus und durch richtige Würdigung einer vorliegenden Bewegungsbeschränkung
des Bulbus oder eines etwa vorhandenen Hautemphysems, meist auch in Er-
mangelung eines Röntgenapparates möglich sei.
Ein interessantes Kennzeichen der Anwesenheit von
Kupfer im Glaskörper glaubte Purtscher (353) in 2 Fällen von
Kupfersplitterverletzung darin erblicken zu dürfen, dass die v. Hessschen
vorderen Linsenbilder in herrlichen Interferenzfarben erschienen; in seinem
Nachtrag schränkt er jedoch den diagnostischen Wert dieser Beobachtung
auf Grund der Vogtschen Arbeit «über das Farbenschillern des vorderen
Rindenbildes der menschlichen Linse» wieder erheblich ein. .Die gleichzeitig
beobachtete, beiden Fällen gemeinsame «Scheinkatarakt», eine Trübungsscheibe
der Linsenkapsel oder der Linsenvorderfläche, die jedoch nur im auffallenden
Lichte sichtbar wurde, während im durchfallenden die Linse völlig klar war,
hält P. für ein Charakteristikum der Anwesenheit von Kupfersplittern im
Glaskörper.
Bei einer Schussverletzung — der Einschuss lag vor dem linken Ohr,
das Geschoss blieb in der Rachenhöhle, von wo es ausgespien wurde — fand
144 Berieht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Mann (345) eine. Lähmung der linken Kehlkopfhalfte und des Gaumens.
ferner eine Verengerung der linken Lidspalte, ein Tieferliegen des linken
Auges mit Miosis, also ein Syndrom von Avellis mit Hornerschem
Symptomenkomplex. Das Bemerkenswerte ist die Verletzung des Vagus
und des Plexus caroticus bei völlig- erhaltener Arteria carotis.
Seltene Nervenschädigungen durchSchussverletzung stellt
Cords (334) übersichtlich zusammen. Im ersten Fall der drei Trigeminus-
lähmungen sei die Erklärung für die Entstehung auf zweifache Weise möglich,
entweder habe das Geschoss die Felsenbeiupyramide und den Nerven direkt
getroffen oder es sei nur auf die Schläfenbeinschuppe aufgeprallt und habe
indirekt die Pyramide gesplittert. Die hier vorhandene Verbindung von
Keratitis neuroparalytica mit ausgedehntem Herpes zoster im Bereiche des
2. Trigeminusastes scheine für die Wilbrand-Saengersche Reiztheorie
zu sprechen. Im nächsten Fall bestand bei Lähmung des 1. und 2. Astes
neben doppelseitiger Keratitis neuroparalytica auch eine partielle Schädigung
des Optikus mit Zentralskotom; zur Erklärung dieses Befundes nimmt C. eine
Knochenbruchlinie vor den beiderseitigen Gasserschen Ganglien und eine
Schädigung des papillomakulären Bündels von der Keilbeinhöhle aus an. Im
3. Fall von Trigeminuslähmung bestand noch eine partielle Avulosio n. optici,
das Geschoss sass in der Keilbeinhéhle. Von den Sympathikusverletzungen
war eine mit Hemiparese, motorischer Aphasie und Agraphie verbunden.
gleichzeitig war die Karotis mityetroffen. Bei der infolge der Nähe der
Arteria carotis interna selten zu beobachtenden Schädigung des Sympathikus
in seinem Verlaufe innerhalb der Schädelkapsel ist der 2. Fall beachtenswert,
in dem gleichzeitig eine andersseitige Hemiplegie und Fazialislähmung be-
standen. Die so seltene Adrenalinmydriasis wurde auch hier vermisst, obwohl
die Leitung zwischen dem obern Halsganglion und der Pupille als unterbrochen
angesehen werden musste. Das in fünf Tagen schon völlig behobene Symptom
einer Okulomotoriuslähmung nach Schussverletzung legt C. den Gedanken
nahe, ihre Ursache sei in einer Kontre-Coupwirkung auf den Nerven oder in
einem schnell resorbierten Hämatom zu sehen. An der Wilbrand-
Saengerschen Zusammenstellung von 9 komplizierten Fällen zeigt C. die
Seltenheit seiner isoliert aufgetretenen Schädigungen des Tractus opticus
durch Schussverletzung.
Drei Monate nach einem unkomplizierten Hinterhauptschuss wurde
in dem von Mendel (348) berichteten Fall eine Hemianopsia inferior
gefunden. Da nach M.s Ansicht nach dem ganzen Heilverlauf der Wunde die
Annahme einer nicht allzu tiefgehenden Hirnverletzung gerechtfertigt erscheint,
soll der Fall sich gut in Henschens Lehre einfügen, wonach «die Rinden-
elemente homologen Punkten der beiden Augen korrespondieren und zwar so,
dass die obere Lippe der Fissura calcarina der oberen Netzhauthälfte ent-
spricht, ihre doppelseitige Läsion somit eine Hemianopsia inferior bedingt>,
während die Mitverletzung der unteren Lippe wegen dann zu erwartender
Medullaschädigungen meist tödlich endet und so die Hemianopsia superior
sehr selten zur Beobachtung kommt. Für den rein kortikalen Sitz der Hirn-
verletzung spricht die Intaktheit der Pupillenreaktionen, deren Fehlen eine
Schädigung (des Tractus opticus annehmen lassen müsste. Das von Liepmann
und Kalmus gefundene Phänomen gesetzmäßiger Fehler in der Halbierung
gerader Linien infolge Überschätzung der Arbeitsleistung beim Bewegen des
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 145
Auges nach der hemianopischen Seite hin bot der von M. beobachtete Fall
übrigens nicht.
Über seltene Kriegsverletzungen, besonders über zerebral bedingte
Sehstörungen und Schädigungen des Bewegungsapparates der Augen berichtet
Pascheff (350). Nach linksseitiger Hinterhauptsverletzung trat in einem
Fall rechts Amaurose, links nasale Hemianopsie mit zentralem Skotom aut.
Dazu gesellten sich Blicklähmung rechts mit unvollständiger Ptosis, vollständige
Hemianästhesie, Hemiparesis und Verlust des stereognostischen Sinnes der
rechten Körperseite bei gesteigerten Patellarreflexen und fehlenden
Babinskischen Reflex. Bei einer zentralen Hinterhauptsverletzung be-
obachtete P. Störung der assoziierten, willkürlichen Augenbewegung, besonders
beim Blick nach oben, doppelseitige myasthenische Ptosis, Nystagmus und
Ataxie der binokularen Augenbewegungen. Von Gehirnerscheinungen waren
zerebrale und zerebellare Ataxie, Schwerhorigkeit, Hyperästhesie, Steigerung
der Patellarreflexe bis zum Klonus und Ageusie und Anosmie vorhanden.
Bei einer durch Splitter im rechten Schläfenlappen bedingten rechten Okulo-
motoriuslähmung waren, obwohl der Einschuss am linken Ohr lag, fast keine
zerebralen Erscheinungen festzustellen. Nach einer Frontalverletzung des
Gehirns trat ein ausgedehnter Symptomenkomplex auf, der die Beteiligung
der Hypophyse bewies: bitemporale Hemianopsie, Diabetes insipidus, Haar-
ausfall, Verlust der Libido sexualis, Anhydrosis und Muskelschwäche in den
Beinen. Zum Schlusse teilt P. anatomische Untersuchungen einer indirekten
Ruptur der Bowmanschen Membran mit. Zu vertikalen oberflächlichen
streifenförmigen Trübungen waren horizontale gekommen, heftige Schmerzen
traten auf, der Druck sank. Histologisch war die Bowmansche Membran
entweder zerrissen oder zusammengefaltet, entsprechend den vertikalen
Trübungsstreifen. Unter den Rupturen liess sich eine entsprechende ober-
Hächliche Wucherung erkennen. Im Parenchym der Hornhaut drangen (refässe
gegen die Mitte zu. Die abgelöste Descemetsche Membran war mit dem
unteren Pupillarrand adbärent.
Aus anatomischen Gründen hält Meller (347) die Goldziehersche
Entzündungstheorie für die Verschwartung der Ader- und Netz-
haut nach Schüssen durch dieAugenhöhle für unhaltbar, um so mehr,
als selbst in Goldziehers Arbeiten kein deutlicher Befund angegeben wird,
der eine Entzündung annehmen lässt. Nach Wagenmann sei die Ursache
die direkte Verletzung selbst, die grosse flächenhafte Defekte hervorriefe, in
denen Sklera liege. M. hebt von regelmäfsigen pathologischen Befunden
hervor, dass die aus Aderhaut und die aus Netzhaut hervorgegangene Binde-
gewebsschwarte stets getrennt zu erkennen seien, dass jede die Dicke dieser
entsprechenden Membran einigermafsen nachahme, dass die Glashaut meist in
der Narbe enthalten sei. dass in einigen Fällen in der Schwarte noch deutlich
Netzhautinseln erkennbar seien und dass am Rande in die Narbe das er-
haltene Netzhaut- und Aderhautgewebe einstrahle, ohne plötzlich aufzuhören.
Auf diese Tatsachen stützt er seine Ansicht, die Narbe trete an Stelle einer
traumatischen Nekrose, wie diese durch Blutungen hervorgerufen werde, ersetze
also die erhaltenen. aber in histologischer Struktur mehr oder minder zugrunde
gegangenen Membranen. M. ist sich bewusst, mit dieser Anschauung gleichsam
die anatomische Stütze für Berlins Theorie von der Entstehung der Schwarten
aus Blutungen gegeben zu haben. Da die Lokalisation der Schwarte als
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. X
146 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
einer indirekten Folge der Verletzung sich nach mathematisch-physikalischen
Gesetzen vollziehe und die Wirkung der vom Anprall des Geschosses aus-
gehenden Kraftwellen dort am stärksten sein müsse, wo diese die Bulbuswand
senkrecht träfen, so beantworte sich in mittelschweren Fällen manchmal leicht
die Frage nach der Richtung, aus der das Geschoss kam, und der Stellung,
in der sich das Auge in diesem Augenblick befand, aus dem Sitz der Binde-
gewebsschwarte.
Rosenhauch (354) beobachtete einige Fälle, bei denen infolge per-
forierender Verletzung der Lederhaut das früher emmetropische
Auge myopischen Refraktionszustand erhielt. Die Myopie ver-
ringerte sich allmählich und schwand nach der Genesung gänzlich. Es
handelte sich um Verletzungen des Ziliarkörpers mit Glaskörpervorfall, Trennung
des Brückeschen Muskels und Erschlaffung der Zonulafasern. Glaskörper-
verlust wurde durch Kochsalzlösung quoad Volumen ersetzt, die Wunde ver-
näht. R. erklärt die Entstehung resp. Rücktritt der Myopie durch stärkere
Wölbung der Linse (infolge Entspannung der Linsenkapsel) resp. nachherige
narbige Vereinigung der getrennten Muskelfasern, sowie Schrumpfung der
Narbe. In einem Fall blieb nach der Verletzung das Auge emmetropisch.
Myopie zeigte sich erst nach der Ersetzung des Glaskérperverlustes durch
Kochsalzeinspritzung. In diesem Falle wurde die Vermehrung der Brechkraft
tinfolge Entspannung der Linsenkapsel) durch Rückwärtsverschiebung der
Linse, (Verminderung der Brechkraft, weil mit der Linse der Hauptbrennpunkt
des ganzen brechenden Systems sich nach rückwärts verschob), nach Glas-
körperverlust ausgeglichen: es bestand normaler Brechzustand. Nach Kuchsalz-
einführung in den Glaskörper wurde die Linse nach vorne geschoben, trat in
normale Lage. Der cine Faktor war somit ausgeschaltet, es blieb nun der
andere, nämlich Entspannung der Linsenkapsel, stärkere Linsenwölbung:
Myopie. Auch in diesem Falle schwand Myopie allmählich mit der Heilung.
K.
Stargardt (355) wendet sieh gegen die leider noch vielfach übliche
Methode, Kriegswunden an den Lidern und in der Umgebung des
Auges offen zu behandeln und nur zu tamponieren. Die Folgen dieser Be-
handlung sind ausserordentlich langsamer Heilverlauf, häufige Komplikationen
«durch infektiöse Prozesse in den Lidern und der Umgebung, Vereiterung ver-
letzter Nebenhöhlen und schwere Entstellungen, die umfangreiche Plastiken
und monatelange Behandlung erfordern. Er tritt für primäre Naht ein, wie
sie schon zu Beginn des Krieges von Axenfeld und Wessely empfohlen
wurde, hält es aber für unbedingt nötig. dass vor der primären Naht alles
abgestorbene und nicht mehr erholungsfähize Gewebe ausgeschnitten und die
Wundränder umschnitten werden. Diese Umschneidung hat er mit sehr gutem
Erfolg mit der Tiefenantisepsis nach Morgenroth und Klapp verbunden.
Die Tiefenantisepsis an den Lidern führte er mit Isoctylhydrokuprein-(Vouzin-)
Lösung 1:5000 aus. Mit dieser Lösung wurde die ganze Wunde in einer
Entfernung von 2—3 cm von den Wundrändern umspritzt. Auch das Orbital-
sewebe lässt sich durch Vouzin gegen Infektionen schützen. Die Nebenhöhlen.
der Nase werden bei ausgedehnteren Verletzungen stets sofort radikal operiert.
Die Erfolge der Behandlung: Tiefenantisepsis, Umschneidung und primäre
Naht sind so gute, dass Stargardt zu umfangreicher Anwendung der Methode
besonders in den vordersten Augenstationen rät. K.
NNI. Untallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 147
Zwei Fälle von Schussverletzungen der Nase mit Verletzung
des Tränensackes und Nebenhöhleneiterung heilte Polyák (352)
durch intranasale Dakryozystostomie. 29jihriger Mann an Nasen-
wurzel und Lunge verletzt: der Nasenwurzeldetekt wurde durch Knochen-
transplantation gedeckt. das linke Auge war infolge Chorioiditis erblindet,
beide Augen tränten und eiterten. Klagen über starke Kopfschmerzen und
Schwindel. Als Pat. am 17.1Y. 15 in P.s Behandlung kam, wurde folgender
Befund erhoben: Nasenwurzel fehlt, an ihrer Stelle ein sattelfürmiger. ver-
narbter Defekt. Bilaterale Dakrvozystitis, enge Nase, ausgebreitete Synechien
zwischen Septum, lateraler Wand und mittleren Muscheln. Operation: Fenster-
resektion des Septums, Exzision der massiven Synechien und rechtsseitige
Dakryozystostomie, welche nur partiell war. Am 18. V linksseitige Dakryo-
zystostomie, wegen schweren Knochenverhältnissen ebenfalls nicht vollständig.
29. V. Entfernung der Granulationen rechts, links aber Herstellung eines
knöchernen Fensters entsprechend dem Sacke; dieses Auge seither in Ordnung.
Am 22. X. dieselbe Operation rechts, seither auch dieses Auge in Ordnung.
Wegen Kopfschmerzen und Kopfdruck mussten Narben am oberen Teile der
Nase noch einmal beseitigt werden, seitdem Pat. beschwerdefrei. Im zweiten
Fall handelt es sich um eine Kugelverletzung. Die Kugel drang neben dem
inneren Winkel der Augenbraue in die Nasenwurzel ein und trat im Nacken
2cm links von der Mittellinie aus. Befund am 6. Il. 17: R. Augenlider,
Gegend des Sakkus und der Stirnhöhle geschwollen. Oberhalb des Sakkus
eine eiternde Fistel, Septum stark nach rechts deviiert, untere Muschein stark
hypertrophisch und ebenso wie die mittleren breit mit dem Septum verwachsen.
Resektion beider unterer Muscheln, Entfernung der Synechien links am
21.11.17. Am14. IID. rechts subimuköse Septumresektion, Entfernung der narbigen
Verwachsungen zwischen Septum, mittlerer Muschel und Siebbein. Eröffnung
des Siebbeinlabyrinthes, darauf Eiterentleerung. Bildung eines grossen Knochen-
fensters entsprechend der Lage des Sakkus., Die Eiterung und Kopfschmerzen
haben aufgehört, Fistel ist ausgeheilt, Tränenableitung normal. In zusammen
12 Fällen gelang,es P., Tränensackeiterungen nach Schussverletzung mit
seiner intranasalen Dakryozystostomie vollständig auszuheilen. Die intranasale
Dakryozystostomie zieht P. jedem operativen Eingriff von aussen vor. Die
Bildung eines'grossen Knochenfensters hat den grossen Vorteil, dass man die
ganze Sakhusgegend von innen gut übersieht und dabei alle Fremdkörper
sowie Verwachsungen lösen bzw. entfernen kann. Sollte sich die einmal ge-
bildete Öffnung durch Granulationen wieder schliessen, so lässt sie sich durch
einen kleinen Eingriff wieder herstellen. Alles das könnte nach P.s Ansicht
von aussen nur durch grössere Eingriffe gemacht werden, und dies bei solchen
Fällen, wo die Veränderungen der Nasenhöhle ohnedies einer intranasalen
Korrektur bedürfen. Ossowski.
In seinen beiden mitgeteilten Fällen liefert Zehner (361) einen Bei-
trag zur Kasuistik der Orbitalverletzungen. Im ersten Fall war
ein Griffel durch die temporale Hälfte des Oberlids in die Augenhöhle ein-
gedrungen; es entwickelte sich ein Abszess im Stirnhirn, nach dessen operativer
Eröffnung ein grosser Hirnprolaps, dann Meningitis mit epileptischen Anfällen
un. Somnolenz eintraten, die schliesslich zum Tode führten. Die Obduktion
förderte graurote, festhaftende Thromben in obern Längsblutleiter der Dura,
namentlich in dessen stirnwärts gelegenem Abschnitt zutage, jedoch liess sich
ebensowenig wie röntgenologisch jetzt der Nachweis der sonst vorhandenen
xX *
148 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Lochfraktur oder einer Durchbohrung der in die Schädelhöble führenden
Knochenspalten erbringen, so dass nur die Annahme übrig bleibt, die Infektion
des innern Schädeiraumes sei von einer Infraktion und anschliessenden Periostitis
des Schädeldachs ausgegangen. Im zweiten Fall trat nach Steinwurf gegen
das Auge ein nach Sitz und Gestalt. die Tränendrüse vortäuschender Prolaps
cin. dessen mikroskopische Untersuchung jedoch ein in Organisation begriffenes
Orbitalfettgewebe ergab.
Aus der Gesamtheit der Granatsplitterverletzungen des Auge:
hebt Wessely (360) einen besonderen Typus heraus, der daran geknüpft
ist, dass der Splitter nicht in den Bulbus eindringt, sondern tangential
treffend seine Wandung nur längsstreifend aufschlitzt. Die hierdurch ent-
stehenden charakteristischen Veränderungen sieht man erst bei der anatomischen
Präparation. Unter etwas mehr wie 100 nach Kriegsverletzung zur Enukleation
gekommenen Augen fanden sie sich 5mal. Klinisch hatten die Fälle sich
dadurch ausgezeichnet, dass etwa in der achten Woche nach der Verletzung
sich plötzlich spontan die ganze Vorderkammer mit Blut füllte. Bei der
Sektion floss nach Abtragung einer Kalotte der Sklera auch eine fast
rein blutige Flüssigkeit aus dem retroretinalen Raum ab, dann zeigte sich
die Netzhaut in einer ganz ungewöhnlichen Form abgelöst.
Wie an einer Reihe von Abbildungen gezeigt wird, stellt sie in allen Fällen
in übereinstimmender Weise eine völlig in sich abgeschlossene, ziemlich prall
gefüllte Blase dar, die lediglich längs der Perforationsstelle mit der Sklera
narbig verbunden ist, im übrigen aber völlig frei liegt Nach vorn ist sie
durch die mehr oder minder stark luxierte Linse abgeschlossen, die von ihr
halskrausenartig umfasst wird. Nirgends besteht eine Kommunikation der in
dem Netzhautsacke enthaltenen Flüssigkeit mit dem Aussenraume, obwohl die
Netzhaut rings an der Ora serrata abgerissen scheint. Die mikroskopische
Untersuchung klärt diese seltsame Erscheinung denn auch dahin auf, dass
nicht wie sonst etwa Zonula oder Netzhaut eingerissen sind, sondern die
Pars ciliaris hat sich in Zusammenhang mit der ganzen übrigen
Netzhaut abgelöst und ist dabei durch die Zonula mit der
Linse ringsum in Verbindung geblieben. Indem sie sich der
Linse eng anschmiegt, hat sie einen derart festen Verschluss des Netzhaut-
sackes zustande gebracht, dass die Glaskörperflüssigkeit sich so lange in ihr
hat halten können. Bemerkenswert ist dabei noch, dass abgesehen von dem-
jenigen Teil des ziliaren Epithels, aus dem die Zonulafasern entspringen, das
Pigmentblatt nicht etwa jeglichen Epithelbelags beraubt ist, sondern bis zur
Ora serrata findet sich eine eigentümliche Zellschicht, deren Entstehung wohl
so zu deuten ist, dass beim Abreissen der Pars ciliaris retinae einzelne Zellen
stehen geblieben und dann in Proliferation geraten sind. In der abgelösten
Retina zeigt der ziliare Teil darum aber keineswegs irgendwelche Unter-
brechungen. Die Mechanik der geschilderten sonderbaren Form von totaler
Netzhautablösung denkt W. sich folgendermalsen: Indem der Granatsplitter
mit grosser Geschwindigkeit die Sklera in meridionaler Richtung längsstreifend
trifft, bringt er den ganzen Bulbusinhalt in Rotation. Dadurch schalt sich
gewissermalsen die Netzhaut einschliesslich ihres Ziliarteils von ihrer Unter-
lage, los, bleibt dabei in Verbindung mit Zonula, Linse und Glaskörper, da
diese in dieselbe Bewegung geraten, und, indem aus der Risswunde Glaskörper-
tlüssigkeit ausfliesst, kommt es gleichzeitig zu einer Verschiebung des ganzen
losgelösten Bulbusinhalts nach der Seite der Wunde. Diese Verschiebung,
NNI. Unfallerkrankungen, Verletzungen. Fremdkörper. Parasiten. 149
insbesondere die Luxation der Linse, nimmt dann späterhin infolge Zuges des
schrumpfenden Narbengewebes mehr und mehr zu, es dürfte dies aber vor-
wiegend als ein sekundärer Vorgang zu betrachten und nicht etwa die ganze
Dislokation der Linse und Loslösung der Netzhaut auf Narbenzug zurück-
zuführen sein. Denn hierzu erscheint das Faserwerk, welches sich von der
Narbe in den Glaskörper erstreckt und die hintere Linsenzirkumferenz um-
greift, zu zart, es wird der Netzhäutsack hierfür nach einem Zeitraum von
über 40 Tagen noch zu prall gefüllt gefunden, und auch die regenerativen
Proliferationsvorgänge an der Abreissungsstelle des Ziliarepithels deuten auf
eine schon längere Zeit zurückliegende und brüske Loslösung. So gewinnen
wir aus dieser, wenn auch seltenen. so doch typischen Verletzungsform neue
Einblicke in die Mechanik traumatischer Netzhautablösungen und in die
anatomische und physiologische Verbindung von Retina, Pars ciliaris, Zonula
und Linse.
Bartels (330) berichtet über seine Kriegsbeobachtungen in
Konstantinopel folgendes: Nur mit grosser Vorsicht kann man aus
Beobachtungen an der Bevölkerung Konstantinopels Schlüsse ziehen auf das
Vorkommen bestimmter Augenerkrankungen bei bestimmten Rassen. Bartels
behandelte über 3000 Zivilpatienten 30 verschiedener Nationalitäten. Er
konnte an seinem Material folgendes feststellen: Sehr häufig ist Blepharitis
ulcerosa und Chalazion, auch bei den dorthin gekommenen Soldaten.
Charakteristisch sind die zirkulär um das Auge verlaufenden Narben nach
Milzbrand mit hochgradigem Ektropium; Lidkarzinom fehlte ganz. Der
chronische Bindehautkatarrh ist häufig (meist Diplobazillen). Uhronisches
Trachom mit hochgradigen Veränderungen ist reichlich. als Ektropium-
operation die nach Panas sehr erfolgreich, frische Trachomfalle kamen selten.
Wenig Fälle von akuter Bindehautentzündung (Koch-Weeks) meist Mai-Juli,
postdysenterische nur bei deutschen Soldaten. Eine eigentümliche Form
meist einseitiger Konjunktivitis meist an Personen zwischen 14 und 20 Jahren,
mit starker Schwellung der Ohrdrüse und auffällig blauroter Injektion der
Lid- und Bulbusbindehaut bei verhältnismäflsig geringen subjektiven Be-
schwerden mit negativem Ausstrichpräparat im Mai-Juli auftretend, blieb
ätiologisch ungeklärt. Frühjahrskatarrh (18 auf 3000 Fälle) relativ selten,
meist nur limbale Form, Phlyktänen und ekzematöse Keratokonjunktivitis sind
sehr häufig. Sehr häufig sind Tränensackeiterungen und Stenosen ohne
besondern Nasenbefund, meist Frauen, vorwiegend Griechen. Viele alte Horn-
hautveränderungen, relativ wenig Ulcus serpens, trotz häufiger Lues nicht
viel Keratitis parenchymatosa. Viele Fälle mit Katarakt, meist Männer, oft
perinukleär zentral beginnend; Einfluss der Sonnenstrahlung?’ Sehr häufig
Iritis, meist luetisch, gegen Behandlung hartnäckig, mit starker Beteiligung
des hinteren Augenabschnittes (ausgehend mit Sehnervenatrophie). Einige Male
Iridozyklitis, Glaskörpertrübung und Sehnervenatrophie nach Flecktyphus.
Mehrere Fälle von luetischer Zyklitis mit Neuritis optica, dagegen keinen
Fall von Chorioretinitis disseminata trotz häufiger Allgemeintuberkulose dort;
mehr eine Chorioretinitis centralis mit grossen Atrophien in der Makulagegend,
deren Ätiologie nicht aufgeklärt wurde. Netzhautablésung bei geringer
Myopie häufig. Retinitis proliferans tuberculosa dreimal bei Türken. Retinitis
pigmentosa nicht häufig (13), meist Armenier, eigentümlicher Typ: starke
schwarzgraue Verfärbung des ganzen Augenhintergrundes und sonstige Be-
sonderheiten auch im allgemeinen Körperbau. Die Blutuntersuchung ergab
150 Bericht ilber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
bei allen und nur bei den erkrankten Familienmitgliedern besonderes Blutbild,
einen Reizzustand des hämatopoetischen Systems. Gewisse Merkmale lassen
an Erkrankung einer inneren Drüse, vielleicht der Nebenniere denken. Sehr
viele Fälle von primärer Sehnervenatrophie, meist luetisch, fast nur bei
Männern und meist bei Türken, teilweise mit reflektorischer Pupillenstarre,
obere Tabes (7), mit Gesamttabes nur 1 mal; jedenfalls ist häufig spätluetische
Schnervenerkrankung. Niemals trotz des häufigen Tabakgenusses Neuritis
retrobulbaris, nur bei deutschen Soldaten zugleich mit Alkoholmissbrauch:
niemals multiple Sklerose. Sehr häufig chronisch entzündliches Glaukom mit.
hoher Drucksteigerung, olıne Schmerzen und ohne Injektion, akutes selten,
viel Erblindungen durch Glaukom: kein Hydrophthalmus. Neubildungen nicht
häufig. Ausser anderen Missbildungen bemerkenswert eine armenische
Familie, ein Bruder mit beiderseits angeborener Phthisis bulbi und Idiotie,
zwei gesunde Schwestern und wieder zwei Brüder mit angeborener Phthisis bulbi
beiderseits und Idiotie. K.
— ——
Verantwortlicher Rodakteur für den Referıtenteil: Prof. Dr, K. Wessely in Würzburg.
q
‚Regelmäßiger Vierteljahresbericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
„erstattet von
F. Cause-Mainz, E. Filbry-Würzburg, H. Höhmann-München, J. Horovitz- W ürz-
burg, H. Köllner-Würzburg, R. Kümmell-Erlangen, W. Löhlein-Greifswald,
W. Lohmann-München, W. Ossowski-Würzburg, H. Pagenstecher-Strassburg,
K. Wessely- Würzburg
redigiert von K. Wessely.
Drittes Quartal 1918.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
(Bücher, Monographien, Historisches.)
Ref.: Wessely. .
302) Gebb: Repetitorium der Augenheilkunde. Leipzig 1918. (Arztl. Bücherei
f. Fortbildung u. Praxis, Verband d. Ärzte Deutschlands.)
*303) Greeff: Daza de Valdes’: ‘Uso de los Antojos. Zeitschr. f. ophthalm.
Optik. 6. Jahrg. H. 5. S. 97.
*364) Pauli, W. u. R.: Physlologische Optik, dargestellt für Naturwissen-
schaftler. Jena 1918.
365) v. Rohr: Das Auge und die Brille. 2. Auflage. Leipzig 1918. (Aus
Natur u. Geisteswelt 372.)
W. und R. Paulis (364) Physiologische Optik, dargestellt für
Naturwissenschaftler, will in erster Linie den Anforderungen des Physikers
gerecht werden. Sie bringt daher die Gebiete, die in unmittelbarer Beziehung
mit der Physik stehen wie die Photometrie, Stereoskopie, Stroboskopie und
Kinematographie verhältnismälsig eingehend, zumal dies auch diejenigen Kapitel
sind, in denen die Verfasser sich durch eigene Untersuchungen betätigt haben.
Daneben aber soll die Darstellung dem Physiker unter Vermeidung des Über-
flüssigen Antwort auf alle sonstigen. ihn interessierenden Fragen der physio-
logischen Optik geben, auch bringt sie Hinweise für Demonstrations- und
Vorlesungsversuche. Eine vollständige und gleichmäfsige Behandlung der ge- `
samten physiologischen Optik lag nicht in der Absicht der Verfasser und
schliesst sich bei dem geringen Umfang von nicht einmal 100 Seiten von
selbst aus. So sehr an sich der Leitgedanke des kleinen Grundrisses zu be-
grüssen ist, so läuft doch bei so weitgehender Beschränkung des Stoffes die
Gefahr unter, dass beim nicht genügend physiologisch geschulten Leser irrige
Vorstellungen entstehen können.
Greeff (363) bespricht die Abhandlung von Daza de Valdes’ über
den Gebrauch der Brillen, ein Werk, das 1623 in Sevilla gedruckt
wurde, aber nur noch in wenigen Exemplaren existiert und deshalb erst durch
die von Albertotti herausgegebene und in der National-Bibliothek zu Paris
gefundene französische Übersetzung der Allgemeinheit zugänglich geworden
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. XI
©
152 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
ist. Es werden darin 30 verschiedene Grade von Bikonvex- und Bikonkav-
Gläsern beschrieben, die nach unseren Mafsen zwischen etwa 1 und 36
Dioptrien liegen. Die Bedeutung des Pupillenabstandes für Sitz und optische
Wirkung der Gläser wird bereits richtig hervorgehoben und ein origineller
Mafsstab angegeben, nach dem bei Konkavgläsern aus der scheinbaren Ver-
kleinerung einer Kreisfigur im Vergleich zu einer anderen die Stärke des
Glases ermittelt werden kann. Zum Schluss’ werden in Gesprächsform Vor-
schriften erteilt, nach denen man bei Auswahl eines Konkavglases oder einer
Presbyopenbrille zu verfahren habe,
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen).
Ref.: Ossowski.
366) Abelsdorff: Akute retrobulbäre Sehnervenentzündung bei Myelitis mit
Sektionsbefund. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 85. H. 5/6. Ref. Nr. 457a.
*367) Eden: Über plastische Operationen: Augenhöhlenplastik. Med. Klinix.
1918. Nr. 30. 5. 750.
*368) Kaufmann: Ein seltener Fall von Hirntumor. Neurologisches Zentralbl.
Juni 1918. Nr. fi. S. 374.
369) Meesmann: Über Erkrankungen des papillo-makulären Bündels im Seh-
nerven und ihre Beziehunger zu den Nebenhöhlen der Nase. Dissert. Berlin.
370) Raether: Ein Beitrag zur okulären Hysterie und ihrer Therapie.
Deutsche med, Wochenschr, 1918, NT. 35. Ref. siehe Nr. 379.
”371) Simmonds: Atrophie des Hypophysisvorderlappens und hypophysäre
Kachexie. Deutsche med. Wochenschr. 1918. Nr. 31. S. 852.
*372) v. Szily u. Küpferle: Über die nicht chirurgische Behandlung, insbe-
sondere über . Strahlenbehandlung der Hypophysistumoren. Klin. Monatsbl. tf.
Augenhe Ik. Bd. 60. Juni 1918. N. 847.
3:3) Trömner: Gliom des Schlifenpols. Neurol, Zentralbl. Juni 1918.
Nr. 11. 8. 374.
*374) Unger: Ein Beitrag zur Atiologie und Symptomatologie der Tabes in-
fantilis. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. Juni 1918. S. 802.
*375) Volkmar: Statistische Mitteilungen über 7000 Tuberkulinimpfungen an
der Heidelberger Kinderklinik. Dissert. Heidelberg. 1918.
Einen seltenen Fall von Hirntumor beobachtete Kaufmann (36%
bei einem 47jiihrigen Manne, der unter geringen Kopfschmerzen und Sch-
störungen erkrankte. Die Augenuntersuchung ergab: Normale Pupillenreaktien.
Ophth. waren die Papillen abgeblasst. scharf begrenzt. ohne Stauungserscheinuneen.
R. A. S = 4/5; + 4 D grosser Druck, L. A. S=‘/,,; + 4 D grosser Druck.
Das Gesichtsfeld war beiderseits konzentrisch bis 15° eingeengt, Farben wurden
nicht erkannt, Wa.-R. negativ. Plötzlich trat akute Verschlimmerung unter
heftigsten Stirnkopfschmerzen und wiederholtem Erbrechen ein, Pulsverlaug-
samung bis 48 in der Minute. Die Sehnen- und Hautreflexe waren normal,
die Sensibilität und der stereognostische Sinn waren nicht gestört. Dagegen
bestand eine ausgesprochene Ataxie in den Beinen, der Kniehackenversuch
misslang vollkommen, der Gang war hochgradig ataktisch, Bei dieser zerebellarcn
Ataxie wurde ein Tumor im Bereiche der hinteren Hemisphären angenommen.
Die doppelseitige Sehnervenatrophie glaubte K. durch die ungewöhnliche Annalıme
eines doppelseitigen Hirntumors in symmetrischen Hirnpartien erklären zu sollen (t)
Der Zustand des Patienten war wechselnd, bald Besserung, bald Verschlimmerung_
be
Il. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 153
Eine auftretende leichte Stauungspapille machte die Diagnose eines Hirn-
tumors sicher. Unter allgemeinen Krämpfen und Zuckungen, wobei der linke
Arm und der linke Fazialis paretisch wurden, erfolgte im Koma der Exitus.
Die Autopsie ergab eine Neubildung im Marklager beider Grosshirnhemispbären,
und zwar begann rechts der Tumor vorn auf der Parietookzipitelfurche nach
hinten zu sich immer mehr der Rinde nähernd und ersetzte schliesslich die
Rinde des Hinterlappens bis an seine Spitze in grosser Ausdehnung. Die
Rinde des ganzen Cuneus und Gyrus lingualis war neoplastisch infiltriert.
Der Hinterhauptlappen ist mit dem Tentorium nahe der Mittellinie in Bleistift-
dicke verwachsen. In der linken Hemisphäre erreichte der Tumor bis ans
Ependym des Hinterhorns einerseits, an umschriebener Stelle des IV. Temporal-
lappens andrerseits die Pia. Das Mark des Gyrus lingualis und die tieferen
Rindenschichten waren ebenfalls von Tumormassen infiltriert. Mikroskopisch
handelte es sich um ein zellreiches Rundzelleusarkom.
Simmonds (371) berichtet über Atrophie des Hypophysis-
vorderlappensundhypophysäre Kachexie. In 4 von 5 beobachteten
Fällen handelt es sich um ein typisches Krankheitsbild, das sich auszeichnet
durch chronische Kachexie, greisenhaftes Aussehen, Runzelung der Gesichtshaut,
Ausfallen der Zähne, Schwinden der Menses, Verlust der Achsel- und Scham-
haare, auffallende Verkleinerung der inneren Organe (Splanchnomikrie). Die
Autopsie ergab eine fibröse Atrophie des Hypophysenvorderlappens, die S. als
Ausgang einer embolischen Nekrose ansieht. Am häufigsten scheint sie an
ein Puerperium sich anzuschliessen. Die hypophysäre Kachexie kann auch
durch andere Zerstörungen des Vorderlappens veranlasst werden, so durch
basophile Adenome und tuberkulüse Prozesse.
Über die nicht chirurgische Behandlung, insbesondere über
Strahlenbehandlung der Hypophysistumoren, berichten v. Szily
und Küpferle (372). Da der chirurgische Eingriff bei Hypophysistumoren
oft keinen Dauererfolg verspricht, ist man berechtigt, nach anderen Methoden
zu suchen, die eine dauernde wirksame Beeinflussung des Tumorgewebes im
Sinne einer spezifischen Tumorschädigung ermöglichen. Diese spezifische Tumor-
schädigung kann durch eine zweckmälsig durchgeführte kombinierte Röntgen-
Radiumbebandlung bei den Tumoren erreicht werden, die sich nach dem
Ergebnis der klinischen Beobachtung als radiosensibel erwiesen haben. Von
den mit Strahlen behandelten 6 Fällen ist bei 5 eine ganz merkliche und
auch dauernde Besserung der Sehfunktion erreicht worden. Bemerkenswert
ist ein Fall, bei dem die nach einem operativen Eingriff eingetretene Er-
blindung durch Strahlentherapie beseitigt wurde, und zwar mit nachhaltigem
Erfolg. Auch in 4 weiteren Fällen ist eine Besserung der Sehfunktion er-
reicht worden, wie die objektiv kontrollierten Gesichtstelder beweisen. Auf
Grund ihrer Erfahrungen stellen Sz. und K. folgende Richtlinien für die Be-
handlung der Hypophysistumoren auf: 1. Kombinierte Strahlentherapie bei
allen Fällen von Hypophysistumoren, die sich als radiosensibel erwiesen haben
und bei denen keine sofortige Druckentlastung angezeigt ist. 2. Da mit Aus-
nahme der Akromegalie die Art der Geschwulst nach klinischen Gesichts-
punkten nur mit Zurückhaltung beurteilt werden kann, ist Strahlenbehandlung
zunächst bei allen Fällen von Hypophysistumoren berechtigt. 3. Indikation
zu einem operativen Eingriff, wenn rasch zunehmende Drucksymptome eine
schnelle Druckentlastung erfordern; ferner sollen alle strahlenrefraktäre Tumoren
operiert werden. 4. Als unterstützende Behandlungsmethode kann sowohl
XI”
154 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
neben der Strahlentherapie als auch neben der chirurgischen Behandlung die
innere Darreichung von Jod gelten, und bei den Fällen, die mit hypophysärer
Dystrophie einhergehen, auch die interne Einverleibung von Hypophysissubstanz.
Die medikamentöse Therapie kann überhaupt in all den Fällen für sich allein
versucht werden, die nicht progressiv sind und das zentrale Sehen noch nicht
bedrohlich gefährden.
Eden (367) berichtet über Erfahrungen mit dem Subokzipitalstich.
die er an 9 Fällen gemacht hat. Die Technik ist einfach, die Blutung gut
zu beherrschen, wenn man sich von den Muskelansätzen am Okzipitale ent-
fernt hält. vrtliche Anästhesie genügt fast immer. Am besten zugänglich
ist die Membrana atlanto-occipitalis in sitzender Stellung des Patienten. Das
angelegte Membranfenster bleibt dauernd offen. Hinter ihm bildet sich eine
Liquorzyste mit bindegewebiger Wand aus. Dadurch wird die dauernde
Resorption des Liquors behindert, so dass noch Verbesserung der Methode
durch spätere Ableitung des Liquors in besser resorbierende Gewebe oder in
die Blutbahn bei manchen Fällen notwendig ist. Schädigungen wurden nicht
beobachtet. Es empfiehlt sich, vor breiter Eröffnung die Cysterna cerebello-
medullaris zu punktieren und den Liquor langsam abzulassen. In 4 Fällen
von Hirntumor wurde zum Teil keine, zum Teil nur sehr vorübergehende
Besserung erzielt. Bei einem weiteren Fall mit Erscheinungen des Hirntumors
war der Erfolg sehr zufriedenstellend, unter anderem ging auch die Stauungs-
papille in kurzer Zeit zurück. ŒE. erörtert an der Hand seiner Fälle, dass
bei Tumoren der hinteren Schädelgrube der Balkenstich und die Entlastungs-
operation günstigere Wirkung haben werden, weil hier die Abflusswege nach
der Cysterna verlegt werden, dass dagegen bei solchen der vorderen und mittleren
Schädelgrube ein Versuch mit dem Subokzipitalstich Erfolg verspricht. Ein Fall
von Hydrozephalus bei einem 3jährigen Kinde wurde durch den Subokzipitalstich
günstig beeinflusst. Ein Schussverletzter mit Meningitis serosa und Verlegung
des Foramen Magendi ist nach der Operation mit Durchbohrung der Mem-
brana tectoria als geheilt anzuschen. Ein weiterer Fall mit Verlegung des
Au-ganges des stark erweiterten linken Seitenventrikels nach Schussverletzung
musste unbeeinflusst bleiben. Für solche Fälle, bei denen der Verschluss
oberhalb des 4. Ventrikels liegt, müssen Ventrikelpunktion, Entlastungs-
trepanation oder Durchbohrung des Gehirns und Schaffung neuer Abflusswege
nach Art des Balkenstiches Anwendung finden, In zweifelhaften Fällen ist
zuerst die Lumbalpunktion als das einfachste Verfahren zu versuchen, sie wird
aber oft nicht ausreichen. Ein weiterer Fall von eitriger Meningitis nach
Ventrikeleinbruch eines Hirnabszesses wurde durch den Subokzipitalstich nur
vorübergehend günstig beeinflusst. -E. glaubt aber, dass man bei rechtzeitiger
Anwendung des Subokzipitalstiches auch in Fällen eitriger Meningitis, ferner
bei Hirnprolaps und Meningitis serosa sympathica Erfolge haben kann.
Einen Beitrag zur Ätiologie und Symptomatologie der
Tabes infantilis liefert Unger (374). In allen 4 von U. beobachteten
Fällen wurde die Syphilis und zwar die Lues congenita als ätiologisches
Moment nachgewiesen. Beim ersten Fall zeigten sich die ersten Tabes-
symptome (Anisokorie der Pupillen). yor dem 7. Lebensjahre, beim 2. traten
subjektive Symptome im 11. Lebensjahre auf, im 3. wurden die Symptome
im Pubertätsalter manifest und im letzten Falle zeigten sich die ersten An-
zeichen der Tabes wieder vor der Pubertät. Bei vollentwickeltem Krankheits-
bilde fand sich in allen 4 Fällen retlektorische Pupillenstarre, in 3 Fällen
IIT. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 155
Anisokorie. In einem Falle war zunächst eine Akkommodationsparese vorhanden,
später kam eine inkomplette Ptosis und totale Akkommodationslähmung dazu. Die
Sehnervenatrophie war eines der Hauptsymptome bei sämtlichen Fällen, Beim
1. Fall war die Atrophie relativ gutartig, beim 2. verschlechterte sich das
Sehvermögen innerhalb 2 Jahren stark, im 3. führte die Atrophie zur fast
völligen Erblindung und im 4. Falle zeigte sich langsame Verschlechterung.
Das Gesichtsfeld war in 2 Fällen stark konzentrisch eingeengt für Weiss
und Farben, ausserdem bestand ein zentrales Skotom. Beim 3. Fall konnte
das Gesichtsfeld. wegen des schlechten Visus nicht geprüft werden, im letzten
Falle zeigte das Gesichtsfeld gleichfalls geringe konzentrische Einengung bei
normalem zentralen Farbenempfindungsvermögen. Hemeralopische Beschwerden
wurden nicht geklagt. In 2 Fällen hat U. die Retinalgefiisse verengt gefunden.
Ausserdem bestand bei einem Patienten eine alte Keratitis interstitialis (Hut-
chinsonsche Zähne), und bei drei Patienten eine Chorioiditis luetica,
Besondere Allgemeinsymptome wurden nicht beobachtet.
Eine Statistik über 7000 Tuberkulinimpfungen aus der
Heidelberger Kinderklinik teilt Volkmar (375) mit, aus der bervor-
geht, dass der positive Ausfall der Pirquetschen Kutanreaktion nicht so hiutig
ist, wie gemeinhin angenommen wird, nämlich vom 1.—14. Lebensjahr steigend
von 2 auf 41°/,, dass fernerhin die Häufigkeit der positiven Pirquetschen
Reaktion bei Kindern wohlhabender Kreise eine geringere ist als bei denen
der ärmeren Bevölkerung. Bezüglich der Frage der von Pollak behaupteten
Tuberkulosefestigkeit jenseits des Spielalters wiesen in der Tat von 9 Kindern,
bei denen der erste Pirquet nach Ablauf des 4. Lebensjahres negativ, der
zweite, im 9. oder 10. Lebensjahr angestellte jedoch positiv war, 4 keipe
Zeichen manifester Tuberkulose auf, 3 tuberkulose-verdächtige Symptome,
und nur 2 hatten eine sichere manifeste Tuberkulose.
III. Allgemeine und een Pathologie und Therapie.
; Ref.: Cause.
*376) Birch-Hirschfeld: Die —— des Auges durch Licht und ihre Ver-
hütung. Deutsche med. Wochenschr. 1918. S. 822.
*377) Meier: Experimentelle Untersuchungen über den Mazerationsverfall der
menschlichen und der tierischen Linse. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 39. S. 284.
*378) Neugebauer: Der Einstich ins Ganglion Gasseri nach Hirtel eine Gefahr
für das Auge. Zentralbl. f. Chirurgie. 1918. Nr. 33.
*379) Raether: Ein Beitrag zur okulären Hysterie und ihrer Therapie.
Deutsche med. Wochenschr. 1918. N. 1017.
*380) Schuermann: Über Augensyphilis in der II. Generation. Dissert. Zürich.
(Ref. klin. Monatsbl. Juni 1918. N. 838.)
*381) Vossius: Über herpetische Augenerkrankungen. Med. Klinik. 1918.
S. 675.
Die experimentellen Untersuchungen Meiers (377) betreffen den
Mazerationszerfall der menschlichen und tierischen Linse. Die Beobachtungen
der Mazerationsvorgänge geschahen an Objekten, die in gewöhnlichem Brunnen-
wasser, eventuell mit Zusatz von Methvlenblau oder Phenol, eingelegt waren.
Neben dem hemmenden Einfluss auf die Fäulniserreger hat der Farbstoff noch
den Vorteil, dass er die Kittsubstanz der Nähte stärker färbt als die übrige
I,insensubstanz. Zusammenfassend kommt M. zu dem Schluss, dass neben der
156 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Zusammensetzung der Linse aus Radiärlamellen noch eine solche aus kon-
zentrisch geschichteten Blättern anzunehmen sei; «wenn auch die Rablsche
Auffassung vom entwicklungsgeschichtlichen Standpunkt aus durchaus anzu-
erkennen ist, so bringen doch die Darstellungen dieses Autors nichts Be-
weisendes gegen die Existenz einer konzentrischen Schichtung. Vom prak-
tischen Standpunkt aus müssen wir die alte Lehre vom (konzentrischen) Aufbau
_ der Linse in erster Linie berücksichtigen.» Ähnlich der Prädisposition der
Nahtlinien zur sog. Wasserspaltenbildung tritt auch bei der Mazeration zuerst
durch Wasseraufnahme eine Zerklüftung in den Nähten ein. Das gleichzeitig
damit einsetzende lamelläre Auseinanderweichen findet in der tierischen wie
in der menschlichen Linse nicht oder erst in zweiter Linie im Sinne Rablscher
Radiärlamellen, sondern in dem der zwiebelschalenartig gelagerten Blätter
statt; Auflösung der Linse in ihre einzelnen Fasern ist das Endergebnis. Als
Unterschied zwischen Mazeration und Härtung, bei der Rabl sehr selten
quere, d. h. parallel zur Oberfläche verlaufende, dagegen gewöhnlich Spalten
zwischen den Radiärlamellen sah, lässt sich vielleicht annehmen, dass durch
Wasseraufnahme (einen Prozess analog der Rinden-Kataraktbildung) der Zu-
sammenhang zwischen den konzentrischen Schichten, durch Wasserentzug haupt-
sächlich der zwischen den Radiärlamellen gelockert wird. Die Mazerations-
versuche werden als Bestätigung der Vogtschen Ansicht betrachtet, dass die
von diesem Autor im lebenden Auge gesehenen Bilder als Ausdruck lamellären
Zerfalles der Linse aufzufassen seien. Durch längere Mazeration zerfiel öfters
der Kern in der Äquatorialebene in zwei annähernd gleichgrosse, scheiben-
formige Abschnitte. °
In zusammenfassender Darstellung bespricht Birch-Hirschfeld (376)
die Schädigung des Auges durch das Licht der Sonne und unserer
künstlichen Lichtquellen, sowie ihre Verhütung. Je kurzwelliger ein Strahl,
um so eher wird er absorbiert und um so weniger kanu er bis zur empfind-
lichsten Stelle des Auges, der Netzhaut, gelangen. Als Schutzvorrichtung
dienen neben anderem Linse, Hornhaut, Kammerwasser und Glaskörper zufolge
ihrer die Strahlen absorbierenden Kraft. Unmöglich ist es, dass Strahlen
dort ihre Wirkung entfalten, wo sie nicht absorbiert werden. Zur Beurteilung
der Strahlenschäligung muss die physikalische Art der blendenden Lichtquelle
bekannt sein und das Verhalten der Medien des Auges gegen diese. Linsen-
trübungen werden experimentell durch Bestrahlung mit ultravioletten Strahlen `
verursacht, Glasbläserkatarakt auf gleicher Grundlage. Schanzsche Folgerung.
dass auch der Altersstar eine Folge von Lichtschädigung des Auges sei, wird
abgelehnt. Bei der Ophthalmia electrica (Ursache: ultraviolette und leuchtende
Strahlen) kommen auch Netzhautstörungen vor, deren Ausdruck ein Ring-
skotom ist; auch bei Fliegern von Zade als Blendungssymptom beobachtet.
Bei Sonnenfinsternisbeobachtung Schädigung (oft dauernd!) durch leuchtende
Strahlen, hierbei keine Veränderungen am vorderen Abschnitt. Durch die
ultravioletten Strahlen kommt es zu entzündlichen Veränderungen am vorderen
Abschnitt und vorübergehender perizentraler Funktionsstörung. Die kurzwelligen,
ultravioletten Strahlen werden, wenn sie zur Netzhaut gelangen, schon vou
deren inneren Schichten absorbiert. Bei intensiver Einwirkung langwelliger
leuchtender Strahlen sieht man zentrale Sehstörung, häufig mit Veränderungen
im Spiegelbild und ohne jede Erscheinung am vorderen Abschnitt; für die
leuchtenden Strahlen ist die in vivo fast durchsichtige Netzhaut grisstenteils
durchlässig. Je kürzer die Wellenlänge, um so eher wird der Strahl absorbiert:
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapıe. 157
der vordere Augenabschnitt ist Strahlen unter 300 besonders ausgesetzt (elek-
trischer Funke, Licht der Quecksilberdampflampe), während die Netzhaut gegen
diese Strahlen grösstenteils durch die Medien geschützt ist. Klinisch und
anatomisch ist die Ophthalmia electrica durch das Vorhandensein reichlich
eosinophiler Zellen charakterisiert; auch der Frühjahrskatarrb, doch ist dieser
nicht als einfache Lichtkrankheit aufzufassen. Licht vermag in sehr ver-
schiedener Weise bald als kurzwelliges, bald als langwelliges, bald beides
zugleich das Auge zu schädigen. Aber nur in einer Konzentration und unter
Verhältnissen (Regulieren von Bogenlampen, elektrisches Schweissen, Arbeiten an
der Quecksilberdampflampe, Gletscherwanderungen, Skitouren im Hochgebirge,
im Flugzeug, am Glasofen, Sonnenfinsternisbeobachtung), die sehr selten in
Betracht kommen und leicht genügenden Schutz vorbereiten lassen (gelbgrün-
liche Gläser oder die üblichen rauchgrauen Muschelgläser).
Die Zunahme der herpetischen Augenerkrankungen während
der Kriegszeit hebt Vossius (381) hervor. Neben dem Herpes zoster ophthal-
micus mit seinen Nachkrankheiten (Herpes corneae, Iritis mit Herpes iridis
und häufigen deletären Blutungen in die Vorderkammer, sowie den weiteren
Komplikationen : Augenmuskelparesen, Neuritis optica, Glaukom) wird besonders
der Herpes corneae febrilis besprochen in seinem Zusammenhang mit Katarrhen
der oberen Luftwege, Influenza u. ä. Sichtbarmachen der Kornealdefekte durch
Fluoreszin, sekundäre Infektionsmöglichkeit. Das sehr hartnäckige und zu
Rezidiven neigende Leiden wird allgemein behandelt (Aspirin, Okklusivverband).
Ein positiver wissenschaftlicher Fall von Augensyphilis in der
zweiten Generation muss nach Schuermann (380) folgende 3 Postu-
late erfüllen: Lues der ersten Generation muss: sicher hereditär sein, eine
akquirierte Form muss ausgeschlossen werden können und die Lues der zweiten
Generation muss als hereditär bewiesen sein. Die Frage der Syphilis binaire
(Reinfektion Hereditär-syphilitischer) ist bei dem Ausschluss einer Lues acquisita
der ersten Generation von besonderer Wichtigkeit. Lues hereditaria der zweiten
Generation soll (Fournier) vorkommen, doch haben die Dystrophien häufig eine
andere Ursache oder sind wenigstens für Lues nicht pathognomonisch. Sch.
untersuchte systematisch die Kinder sicher hereditär Luetischer. Es konnten
36 Kinder von 17 Familien untersucht werden; auffällig war die häufige
Sterilität solcher Ehen. Wenn auch theoretisch das Auftreten einer Lues
hereditaria in der zweiten Generation möglich ist, ergab doch die Unter-
suchung das Fehlen aller hierhergehörigen Symptome bei diesen Kindern mit
Ausnahme eines Falles, bei dem aber auch die Ausschliessung einer Syphilis
binaire wie immer nicht möglich ist. Auch Fälle, bei denen die Mutter
während der Gravidität Zeichen einer floriden hereditären Erkrankung zeigte
und deshalb am ersten eine Vererbung zu erwarten war, erwiesen sich als
negativ.
Raether (379) liefert einen interessanten Beitrag zur okulären
Hysterie und ihrer Therapie durch Veröffentlichung von 8 einschlägigen
Fällen. Unter 1000 Hysterien beobachtete R. nur 0.8 °;, okuläre, während
gleichzeitig der psychogenen Hörstörungen dreimal soviel = 2,3 °/, gefunden
wurden. Hier wie dort fand sich in den meisten der Fälle die somatische
Unterlage, die psychogen ausgewertet oder in den Dienst hysterischer Motive
gestellt wurde (Organbegründetheit). R. sah 2 Fälle mit Lidlähmung, 2 Fälle
mit spastischem Konvergenzkrampf, wovon der eine anfänglich eine Ophthal-
moplegia externa aufwies, 2 Fälle von hysterischer doppelseitiger Amblyopie
158 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
und 2 Fälle von hysterischer doppelseitiger Amaurose. In einem Falle doppel-
seitiger hysterischer Lidlähmung (schlaffe Ptosis) war die Schwäche in den
beiden oberen Augenlidern angeblich nach einem Gasangriff aufgetreten.
Heilung der funktionellen Lidlähmung gelang in einer halbstündigen Sitzung
nach der Kaufmann-Methode, Später gesund geblieben (a. v. Landwirt).
Ein Fall von Hysterie mit starkem Konvergenzkrampf beiderseits und dadurch
bedingter Sehschwäche konnte ohne Glas bei normalem Augenbefund grosse
Buchstaben in der Nähe nicht lesen, ebensowenig Fingerzählen. Mit Brille
(R.— 10,0, L.— 11,0) liest Pat. sofort Nieden 1 auf 30 cm. Befreiung von den
gesamten hysterischen Symptomen in dreiviertelstündiger Sitzung nach Kauf-
mann. Nachuntersuchung ergab vollständige Normalsichtigkeit (Katamnese:
Standhalten der Heilung). Ein Reservist mit starker Herabsetzung des Seh-
vermögens bei allgemeiner Zitterneurose konnte grossen Druck nicht in der
Nähe lesen, auch Finger in 2 m nicht mehr zählen. Die Heilsitzung dauerte
bei von vornherein geringem Gesundheitswillen länger als in den anderen
Fällen, hatte aber schliesslich den Erfolg, dass Pat. sowohl den kleinsten
Druck der Sehtafel wie auch Zeitungsdruck in der Nähe glatt lesen konnte.
Heilung hielt stand, Pat. konnte als voll erwerbsfähig entlassen werden. Ein
4. Fall war nach Verschüttung allmählich erblindet, zuletzt angeblich Blendung
nach Anblick von Schnee. Rechtes Auge völlig erblindet, links Finger 1 m.
Normaler Augenbefund, Refraktion: Emmetropie. Im übrigen Entartungs-
zeichen. Heilung von sämtlichen funktionellen Störungen, volles Sehvermögen
bereits nach 2 Sekunden vorhanden, R.=L.—=°/,. Als vollerwerbsfähig,
weiterhin kriegsunbrauchbar entlassen. Auch in den übrigen 4 Fällen gelang
die Heilung nach der Kaufmann-Methode. Simulation konnte bei allen
Beobachtungen ausgeschlossen werden. Bemerkenswert war, dass bei beiden
Fällen von doppelseitiger Amaurose auf einem Auge noch eine Spur von Seh-"
vermögen erhalten war, so dass dem Pat. die Orientierung in fremden Räumen
nicht genommen war. Eine totale hysterische Blindheit findet sich nicht in
der Literatur. Die Frage, ob Hysterie und Simulation identisch sind, beant-
wortet R. an Hand seines Materials dahin, dass nur ein ganz geringer Prozent-
satz seiner Kriegsneurotiker simulationsverdächtig war, weitaus die Mehrzahl
aber an Hysterie litt, »an jenem bestimmten Seelenzustand, welcher zur Fest-
haltung und Ausbildung der Folgen psychischer Wirkungen disponiert«. Beim
Auge bedarf es (Wollenberg) bei diesen Erkrankungen immer noch eines
determinierenden Momentes, welches der Entladung eines Affektes die Richtung
weist, der somatischen Unterlage. Die Seltenheit der okulären Hysterie er-
klärt sich vielleicht daraus, dass Kriegsverletzungen des Auges meist grössere
Zerstörungen schaffen, ein einfacher Bindehautkatarrh u. dgl. aber im all-
gemeinen nicht ausreicht.
Die Beobachtung Neugebauers (378) lehrt, dass der Einstich in
das Ganglion Gasseri nach Härtel eine Gefahr für das Auge
bedeutet. Bei einer 52jährigen Frau mit rechtsseitigem Gesichtsschmerz
wurde genau nach den Vorschriften Härtels eine Alkoholinjektion (1 ccm
80 °/,) in das Ganglion Gasseri gemacht. Unter Führung des Zeigefingers
wurde die graduierte Kanüle gegenüber dem II. Molarzahn durch das Foramen
ovale 7 cm tief eingeführt, wobei hellrotes Blut in starken Stössen heraus-
spritzte. Bei Zurückziehen stand die Blutung, darauf wurde zuerst Novokain
und dann Alkohol injiziert. Unmittelbar nach Entfernung der Kanüle war
der Bulbus stark vorgetrieben, die Lider mächtig geschwollen. Kornealreflex
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 159
aufgehoben, Pupille weit, reaktionslos, Abduzens gelähmt. Nur Licht-
emptindungen würden noch erkannt, Augenhintergrund normal, 3 Wochen
später II. Alkoholinjektion ohne Zwischenfall. Bei der Nachuntersuchung
nach 3 Jahren waren die neuralgischen Schmerzen dauernd behoben, das
Auge an Schnervenatrophie vollkommen erblindet, sonst bis auf geringe
‘ Tensionsverminderung normal. Durch den Einstich auf das Ganglion Gasseri
wurde wahrscheinlich eine intrakranielle Verletzung der Carotis interna ge-
setzt. Der hierauf folgende Bluterguss gelangte auf dem Wege des N. opticus
und der Fissura orbitalis superior in die Augenhöhle und führte durch all-
seitige Kompression des Sehnerven zu sofortiger starker Selistörung und im
‘weiteren Verlaufe zur Optikusatrophie. Könneke beobachtete ebenfalls eine
Erblindung im Anschluss an das Härtelsche Verfahren, wahrscheinlich war
dort der Alkoho! in den Sinus cavernosus gespritzt worden und hatte zur
Thrombosierung mit weiteren Folgen geführt. Als Folgerung ergibt sich,
dass die Härtelsche Alkoholinjektion nur für schwerste Neuralgien vor-
zuschlagen ist, in welchen der Kranke auch Erblindung seines Auges in Kauf
zu nehmen gewillt ist; nur zum Zwecke der Analgesierung verbietet sich
jedenfalls der Einstich ins Ganglion auf diesem Wege.
IV. Untersuchungsmethoden, Heilmittel, Instrumente,
allgemeine operative Technik.
Ref.: Cause.
*352) Berneaud: Über den Wert der Milchinjektionen bei Augenerkrankungen.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. 303.
*383) Engelbrecht: Eine weitere Verbesserung der Lagebestimmung von
Fremdkörpern im Augapfel mit Hilfe der Stereoskiagraphie (Hasselwander). Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. Tl.
*384) Haab: Uber eine Verbesserung der Lokalnarkose bei Augenoperationen
und über die richtige Ausführung der Glaukomiridektomie. Korrespondenzbl. f.
Schweizer Ärzte. 1918. Nr. 19. s
*385) Haase: Kurze Mitteilung über eine einfache rechnerische Lagebestim-
mung von Fremdkörpern im Augapfel (Netzhaut). Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 61. S. 324.
*386) Knüsel: Arecolin mit besonderer Berücksichtigung seiner ee auf
das glaukomatöse Auge. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 39. 5. 310.
*387) Kuborn: Zur röntgenologischen Differenzierung intra- oder extrabulbär
sitzender Geschosssplitter. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. 326.
*388) Stähli: Die moderne klinische Untersuchung des vorderen Bulbus-
abschnittes, ihre Technik und ihre Resultate. Münch. med. Wochenschr. 1918
8. 833. |
*389) Stargardt: Ein einfaches Radiumadaptometer zur Untersuchung auf
Hemeralopie. Münch. med. Wochenschr. 1918. S. 909,
Stähli (388) gibt eine zusammenfassende Darstellung der modernen
klinischen Untersuchung des vorderen Bulbusabschnittes,
ihrer Technik und ihrer Resultate. Er weist besonders auf Ver-
besserung der Beleuchtung, stärkere Vergrösserung und Binokularprinzip hin,
Zur seitlichen Beleuchtung wird die Azo-Projektionslampe der deutschen
Auergesellschaft (150 HK) empfohlen. Neben der Untersuchung mit fokaler
Beleuchtung und Binokularlupe (Hartnack, Berger, Zeiss) werden indirekte
160 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
seitliche Beleuchtung zur Feststellung von feinsten farblosen Kornealobjekten,
seitliche Beobachtung im Reflex zur Diagnose von Niveaudifferenzen und
diapupillare seitliche Beleuchtung zur Konstatierung von Pigmentanomalien
der Iris besprochen. Hornhautnerven, Betauung der Kornealrückfläche.
Fleischerscher Ring bei Keratokonus und die von Stähli zuerst be-
schriebene braune Linie der Hornhaut in der Höhe des unteren Pupillarrandes
gelangen mit diesen verfeinerten Methoden zur Beobachtung.
Eine weitere Verbesserung der Lagebestimmung von
Fremdkörpern im Augapfel mit Hilfe der Stereoskiagraphie
(Hasselwander) besteht nach Engelbrecht (383) darin, dass ein aus
Zelluloid gefertigter Skelettbulbus, versehen mit der am lebenden Auge be-
nutzten Drahtkreuzprothese, an die Stelle des virtuellen Scheinbildes gebracht
wird. . Der Scheinbulbus ist dann so einzustellen (mit Hilfe zweier Kugel-
gelenke), dass sich die Schenkel der im Bild sichtbaren und am Kunstauge
angebrachten Drahtkreuzprothese decken. Auf diese Weise wurde der ganze
Umfang des Augapfels, wie er sonst durch die Vertikalprojektion nur in
einzelnen und zwar jedesmal nur in Vertikalprojektion dargestellt werden
konnte, zur räumlichen Anschauung in genau derjenigen Lage zu den um-
gebenden Körperteilen gebracht, die das Auge während der Aufnahme ein-
genommen hatte. Zur Bestimmung der Lage eines Fremdkörpers in diesem
(meridional halbierten) Kunstauge dient ein stecknadelkopfgrosses Kügelchen.
das an einem feinen biegsamen Bleidraht befestigt ist, der seinen Halt in
der Gegend der «Papille» hat. Dieses Kügelchen wird leicht an die Stelle
gebracht, an der der Fremdkörperschatten sichtbar ist; an der Bulbuswand
lässt sich die Stelle durch Bleistiftbezeichnung fixieren bzw. der günstigste
Ort für den am Bulbus anzulegenden Schnitt angeben. Neben der röntgeno-
grammetrischen Lagebestimmung des Fremdkörpers betont E. die Vorzüge
der Untertischröhre, die den sofortigen röntgenoskopischen Eingriff ermöglicht,
besonders in jenen Fällen, in denen infolge der Eigenart der Gewebe eine
Verschiebung des Fremdkörpers durch Bewegung der Muskeln, andere
Lagerung usw. zu erwarten ist. |
‘Haase (385) bringt eine Mitteilung über eine einfache rech-
nerische Lagebestimmung von Fremdkörpern im Augapfel.
Die Methode ist bei Fremdkörpern der Netzhaut anwendbar, beruht auf Fest-
stellung des Skotoms im Kampimeter und ist deshalb nur bei frischen Fällen
und vor allen Dingen bei klaren Medien anwendbar.
Zur röntgenologischen Differenzierung intra- oder extra-
bulbär sitzender Geschosssplitter nach dem Köhlerschen Blick-
richtungswechselverfahren empfiehlt Kuborn (387), den Patienten bei dem
Wechsel der Blickrichtung aufzufordern, die Augen wie beim Lesen zu be-
wegen. Eine Bewegung des Kopfes soll auf diese Art vermieden werden.
Ein einfaches Radiumadaptometer zur Untersuchung auf
Hemeralopie im Felde hat Stargardt (389) benutzt. Es besteht in
der Verwendung eines Leuchtschirms aus radioaktiver Leuchtmasse von vier-
eckiger Form und 3mal 5cm Grösse, Das Beobachtungsobjekt ist hinter
einem schwarzen, für Licht undurchlässigen Schirm, der mit 7 viereckigen
Ausschnitten versehen ist, beweglich angebracht. Zur Erzielung einer weit-
gebenden Abblendung des Beobachtungsobjektes sind 6 von den 7 Ausschnitten
durch verschieden dicke Lagen von weissem Schreibpapier verschlossen. Die
Helligkeit der verschiedenen Felder ist photometrisch durch Normalkerze und
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 161
weiter durch Vergleich mit gleichgrossen Feldern am vereinfachten Adapto-
meter vorher bestimmt. Das Beobachtungsobjekt muss sich stets in der
gleichen Entfernung (50 cm) vom Auge befinden, das Untersuchungszimmer
muss total verdunkelt sein. Da die Dunkeladaptation an verschiedenen Stellen
der Gesichtsfelder eine verschiedene sein kann, ist es ratsam, mehrere Teile
des Gesichtsfeldes zu prüfen, wofür der Radiumadaptometer vermöge seiner
Kleinheit und seines geringen Gewichtes besonders geeignet ist.
Haab (384) berichtet über eine Verbesserung der Lokal-
narkose bei Augenoperationen und über die richtige Aus-
führung der Glaukom-Iridektomie. Es ist Pflicht, eine Allgemein-
narkose soviel wie möglich zu vermeiden. Instillations-Anästhesie genügt bei
schweren Glaukomen zum Fassen der Iris häufig nicht, H. empfiehlt deshalb
in solchen Fällen, 2 Tropfen einer 10°/,igen Kokainlösung an der Stelle,
wo iridektomiert werden soll, unter die Bindehaut zu injizieren, eventuell
mit Zusatz von etwas Suprarenin. Die J.okalnarkose ist danach ganz voll-
kommen. Auch bei schwierigen Fremdkörperentfernungen aus der Iris ist
dieses Vorgehen empfehlenswert. Bei Staroperation genügt Injektion von
5° „iger Kokainlösung. H. betrachtet die Iridektomie noch immer als die
Hauptoperation beim Glaukom der Erwachsenen, die Sklerotomie dagegen für
die beste beim Kinderglaukom. Die Trepanation hat er fast ganz wieder
verlassen und beim Hydrophthalmus nie ausgeführt. Nur für Fälle, bei denen
die Pupille weit und starr geworden, so dass eine richtige Iridektomie sich
nicht mehr ausführen lässt, behält er sie bei. Bei der Iridektomie ist die
Lanze im Skleralsaum so aufzusetzen, dass ihr Blatt in der Ebene der vorderen
JIrisfläche, skleralwärts verlängert, liegt und hart der Irisfliiche entlang einfach
geradeaus vorgeschoben werden kann. Beim Abschneiden der Iris ist die
Schere kräftig an die Wunde anzudrücken. In jedem Falle muss 2°:, Pilo-
karpin längere Zeit fortgebraucht werden.
Die Erfahrungen der Kieler Klinik über den Wert der Milch-
injektionen bei Augenerkrankungen werden von Berneaud (332)
zusammengestellt. 225 Fälle der verschiedensten Augenerkrankungen wurden
mit 905 Einspritzungen behandelt. Um tiefliegende Abszesse zu vermeiden,
empfiehlt es sich, die Milch subkutan zu injizieren, wobei eine Überwachung
der Nierentitigkeit geboten ist, obwohl ein etwaiger Eiweissbefund keine
Kontraindikation gegen Fortsetzung der Kur ist. Der erreichte Erfolg der
ersten Injektion übertrifft stets bei weitem den der folgenden. Vier Stunden
nach der Injektion tritt eine Temperaturerhéhung (39—40 Grad) auf, die
in der Regel 4—6 Stunden nach erreichter llöchsttemperatur rasch wieder
abfällt. Bei der zuerst verwandten Milch, die nur durch Kochen während
4 Minuten vorbereitet war, waren die Reaktionserscheinungen stürmischer
wie bei den später verwandten Ophthalmosan-Injektionen des Sächsischen
Serumwerks, deren Heilwirkung allerdings der der einfachen Milch etwas
nachstand. Die Milcheinspritzung übt zweifellos auf entzündliche Erkrankungen
des Sehorgans eine günstige Wirkung aus und erzielt in manchen Fällen
sogar überraschende Erfolge. Bei Keratitis parenchymatosa war nur in der
Hälfte der Fälle ein Nachlassen zu bemerken, die Milchbehandlung verhütet
die Erkrankung des zweiten Auges nicht. Ekzematöse Augenerkrankungen
werden günstig beeinflusst, Rezidive aber nicht vermieden. Gute Erfolge
wurden bei Iritis erzielt, besonders bei schweren tuberkulösen Iriserkrankungen.
Bei Chorioiditis disseminata kann durch die Milchbehandlung ausgezeichnete
162 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Besserung der Sehschärfe erreicht werden. Ein Einfluss auf den trachomatösen
Prozess als solchen konnte nicht festgestellt werden, Hornhautulzerationen
wurden jedoch gut beeinflusst. Hornhautgeschwüre nach Fremdkörper reinigen
sich auf Milch schnell, Hypopyon verschwindet rasch, perforierende Ver-
letzungen werden günstig beeinflusst. Ein Fall von sympathischer Ophthalmie
verhielt sich vollkommen refraktär, doch ist immerhin ein Versuch mit
Milchbehandlung anzuraten. 3 Fälle von Ophthalmogonorrhoe blieben ohne
Einwirkung der Milchbehandlung, doch können nach anderen Mitteilungen
hier überraschende Erfolge erzielt werden. Das therapeutisch wirkende Agens
bei der Milchbehandlung ist wohl in erster -Linie das Fieber, in der Regel
ist der Erfolg um so grösser, je höher das Fieber ansteigt. Eine genaue
Analyse der Milchwirkung lässt sich noch nicht aufstellen, jedenfalls handelt
es sich nicht um eine desinfizierende, sondern um eine resorbierende Wirkung.
Eine spezifische Wirkung ist nicht wahrscheinlich, weil keine Immunität nach
erfolgreicher Bebandlung erzielt wird.
Über das Arekolin mit besonderer Berücksichtigung seiner Wirkung
auf das glaukomatöse Auge berichtet Knüsel (386). In Form einer 1- bis
4°’ igen Lösung ist das Arecolinum hydrobromicum ein kräftiges Miotikum,
das auf Pupille, Refraktion und Akkommodation wie Eserin wirkt. Der
intraokulare Stoffwechsel wird befördert, der Druck glaukomatéser Auten
schroff und für kurze Zeit herabgesetzt. Im Gegensatz dazu war die Pilo-
karpinwirkung andauernder und milder. Durch seine rasche Druckherabsetzung
leistet Arekolin gute Dienste in der Behandlung des entzündlichen Glaukoms,
wegen seiner kurzdauernden Wirkung eignet es sich weniger zur Behandlung
des Glaucoma simplex. Bei Anwendung grösserer Dosen ist beständige Kon-
trolle des Herzens wegen Vagusreizung auf resorptivem Wege notwendig,
se
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, -Missbildungen.
Ref.: Köllner.
_ *390) Bitter, Marie: Über die angeborenen Defekte des vorderen Irisbiattes.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. 277.
*391) Brodmann: Zur Lage des Sehzentrums. Münch. med. Wochenschr.
1918. Nr. 32.
*392) Brouwer: Klinisch-anatomische Untersuchung über den Okulomotorius-
kern. Zeitschr. f. d. ges. Neurologie u. Psychiatrie. Bd. 40. S. 152.
*393) Fuchs: Uber den Sphincter pupillae. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 61. S. 1. |
*394) Koeppe: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe und dem
Horhhautmikroskop. XII.: Uber die feinere Anordnung und das Verhalten der
Lymphgefässe in der Conjunctiva bulbi und der Episklera unter normalen und
pathologischen Bedingungen. Graefes Archiv. Bd. 97. S. 1.
Koeppe (394) bringt neue Beobachtungen über das Verhalten der
Lymphgefässe in der Konjunktiva und Episklera. Mit der
Nernstspaltlampe und Hornhautmikroskop gelingt es auch die feineren Lymph-
gefiisse dem Auge zugänglich zu machen, wenn bei der Untersuchung gewisse
Vorsichtsmalsregeln angewendet werden. Hierzu gehört peinliche Abblendung
allen Nebenlichtes, eine gewisse Dunkeladaptation des Beobachters und das
Vorsetzen einer Gelbscheibe, um eine störende Reflexion des Spaltlichtes an
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 13
der Sklera zu vermeiden. Die Lymphscheiden an den Blutgefässen der Kon-
junktiva sind bei den Venen etwa doppelt so dick und zahlreich, als an den
Arterien, ihr Durchmesser an den Venen beträgt etwa '/, des Gefässdurch-
messers. Diese Scheiden stehen in direkter Verbindung mit den solitären
oder eigentlichen Lymphgefässen, welche sich an der Nernstspaltlampe als
ein weitverbreitetes und verzweigtes Netzwerk darstellen, das um die Horn-
haut herum gewissermalsen einen perilimbären Lymphgefäss-Ringplexus bildet.
Die Blutgefässe sind bis in die feinsten Kapillaren wahrscheinlich mit der-
artigen Lymphgefässscheiden umgeben, die sich auch am Randschlingennetz
der Hornhaut vorfinden. Besonders interessant gestalten sich die Verhältnisse
am Limbus corneae. Hier lässt sich ein allerfeinstes Röhrensystem bei 108 facher
Vergrösserung und nach Vorstellen einer Blauscheibe erkennen. Die so sicht-
baren letzten Ausläufer der Lymphgefässkapillaren bilden teils flache, teils
nach der Hornhaut konvexe Bögen, ähnlich den letzten Randschlingen der
Blutgefasse. Sie öffnen sich nirgends frei in das Saftspaltennetz der Horn-
haut. Sie liegen vorwiegend über und zwischen den beiden letzten limbären
Blutkapillarenarkadenbögen und gehen in das episklerale I,ymphgefässsysteim
an der Limbuswurzel über, ohne dass sich Verbindungen mit blutkapillären
Elementen nachweisen liessen. Somit ist die Recklinghausensche Theorie
wenigstens für die lebende menschliche Hornhaut als widerlegt zu betrachten.
K. bespricht dann weiter noch die pathologischen Verhältnisse, besonders bei
den pathologischen Pigmentierungen (Argyrosis, Tätowierung, Siderosis).
Anatomische Untersuchungen über den Sphincter pupillae bringt
Fuchs (393). Die Pupillenweite der Leiche sei zwar der mittleren Pupillen-
weite im Leben nicht gleich, dürfte aber in einem bestimmten gleichbleiben-
den Verhältnisse zu ihr stehen; also Augen, welche im Leben eine enge Pupille
haben, haben auch im Präparat eine enge. Die Pupillenweite an Fuchs’
Präparaten schwankte zwischen 2,27 und 7,8 mm. Der Muskel ist zuweilen
schmal und dick (Beispiel 0,77 >< 0,064 mm), zuweilen breit und dünn (Bei-
spiel 1,06 >< 0,048 mm). Fuchs mals mit Okularnetzmikrometer in beiden
Fällen den Flächeninhalt aus und fand im ersten Falle 0,032, im zweiten
Falle 0,029 qmm, also keinen grossen Unterschied. Die Zahlen entsprechen
ungefähr der Durchschnittsstärke des Sphinkter in normalen Augen. Dagegen
kommen weitgehende Verschiedenheiten vor und F. sah einen Flächeninhalt
bis zum vierfachen des kleinsten Wertes. Der Satz, dass einer engen Pupille
ein starker, einer weiten ein schwacher Sphinkter entspricht, gilt nur für
den Durchschnitt einer grösseren Zahl von Fällen. Immerhin wird durch die
anatomische Untersuchung aber bestätigt, dass die Stärke des Sphinkter mit
anderen Faktoren zusammen die Weite der Pupille beeinflusst. Die Muskel-
bündel verlaufen nicht alle genau zirkulär, sondern biegen, indem sie sich
mit benachbarten plexusartig verflechten, aus der Kreislinie häufig ab, so dass
sie dann schräg getroffen werden. In hydrophthalmischen Augen fand Fuchs
übrigens den Spbinkter besonders stark und ist geneigt, hier eine Arbeits-
hypertrophie anzunehmen. Im Gegensatz dazu scheint eine Inaktivitätsatrophie
nicht vorzukommen.,
Brouwer (392) teilt die Krankengeschichte einer Frau mit, welche
` mehrere Jahre hindurch an doppelseitigen Lähmungen der Ilirnnerven, ius-
besondere der Augenmuskelnerven gelitten hatte. Die Scktion lehrte, dass
diese doppelseitigen Störungen durch ein Aneurysma der rechten Arteria carotis
>
164 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
interna hervorgerufen waren. Das Aneurysma war über das Chiasma nach
der linken Seite gewachsen und hatte u. a. auf die hinter der linken Orbita
gelegenen Hirnnerven gedrückt. Die Untersuchung des Hirnstammes an
Schnittserien lehrte u. a., dass eine retrograde Degeneration im Perliakern
und im Frontalpol des rechten grosszelligen Okulomotoriuskernes entstanden
war (ein einseitiges Aneurysma, welches doppelseitige Lähmungserscheinungen .
in den Augenmuskeln verursacht, ist bis jetzt noch nicht beschrieben worden).
B. geht sodann auf zwei Fragen ein, welche auf dem Gebiete der Hirn-
anatomie immer noch in Fluss sind, nämlich wie der Sympathikusanteil der
Okulomotoriuskerne organisiert ist und wie die Ursprungszellen der Muskeln
im Okulomotoriuskern lokalisiert sind. B. betont, dass die Theorie, in welcher
die sympathische Funktion in die Edinger- Westphalschen Kerngruppen ver-
legt wird, zu Unrecht von der Mehrzahl der Untersucher verworfen ist, und
versucht durch Mitteilung von Beobachtungen aus der vergleichenden Anatomie
und der vergleichenden Pathologie zu überzeugen, dass diese Auffassung
auch jetzt noch aın besten mit den anatomischen Tatsachen im Einklange
steht. B. meint sodann, dass nicht nur der Perliakern, sondern auch «ie
mehr kaudalwärts in der Rhaphegegend gelegenen Zellen der Konvergenz-
bewegung dienen und betrachtet den Perliakern als den phylogenetisch jüngsten
Anteil der Rhaphekerne.
Nach den heutigen Anschauungen ist das kortikale Sehzentrum, d. h.
dasjenige Rindengebiet, von dem aus ausschliesslich hemianopische Gesichts-
felddefekte zustandekommen, identisch mit einem umschriebenen tektonischen
Rindenfelde, der durch den Kalkarinatypus ausgezeichneten Area striata.
Dieses histologische »Sehfeld« weist, wie Brodmann (391) zeigt, weit-
gehende individuelle Variationen seiner Topographie auf. Die
Variationen betreffen die Gesamtlage des Feldes in der Okzipitalrinde, die
relative Ausdehnung auf der lateralen und medialen Seite der Hemisphäre,
seine Flächengrösse und Flächengestaltung, die Beziehungen zu gewissen Haupt-
und: Nebenfurchen des Hinterhauptlappens und schliesslich den Anteil der
freien und der Furchenrinde an der Gesamtfläche des Feldes. Namentlich
die Unterschiede in der lateralen und medialen Ausdehnung sind wesentlicher
Art, klinisch bedeutungsvoll und so erheblich, wie man bisher nicht einmal
ahnen konnte. Durch die Feststellung solcher topographischer Abweichungen,
insbesondere durch den Nachweis, dass bei manchen Gehirnen das Sehtfeld
um den Okzipitalpol herum weit auf die laterale Fläche der Hemisphäre über-
greift, während es bei der Mehrzahl nur einen kleinen Bezirk nach aussen
vom Pol umfasst oder sich ganz auf diesen selbst beschränkt und sogar bei
einem Bruchteil dew Gehirne ausschliesslich an der Innenseite der Hemisphäre
liegt, können vielleicht gewisse Widersprüche über die Lage der klinischen
Sehsphäre, wie sie namentlich in den Auffassungen von Henschen und
Monakow bestehen, wenigstens teilweise und in einzelnen Fällen ihre Auf-
klärung finden.
Marie Bitter (390) bespricht ausführlich die Literatur über ange-
borene Defekte des vorderen Irisblattes und fügt noch 3 eigene
Fälle hinzu. Die Klassifikation nimmt B. in folgender Weise vor. Die erste.
Gruppe bilden diejenigen Fälle, bei welchen der partielle Defekt im unteren
Abschnitt der Iris sich befindet, und bei denen es sich um Variationen ein
und derselben Anomalie handelt, welche auf einem mangelhaften Verschluss
VI. Ernährungsphysiologie und Aygendruck. 165
der Augenspalte beruht. Verwandt mit dieser Gruppe sind die Fälle, bei
welchen Defekte des vorderen Irisblattes in anderen Teilen der Iris als im
Bereich der Augenspalte vorkommen, und hier entweder mit wirklichen
Defekten im Pigmentblatte oder mit Kolobombildung im anderen Auge ver-
gesellschaftet sind. In eine weitere Gruppe fasst B. die Fälle zusammen,
bei welchen die Defekte mit anderweitigen Entwickelungsstörungen des Auges
einhergehen. Auf einen Erklärungsversuch wird einstweilen noch verzichtet.
Einer anderen Gruppe gehören diejenigen Fälle an, bei welchen sich Ano- ~
malien des kleinen Iriskreises finden. Es kann hierbei auch zu Anheftungen
des von der Iris ausgehenden Balkensystems an die Hornhauthinterfläche
kommen. (Nach Peters handelt es sich hierbei um eine Störung in Jer
Ausbildung der vorderen Augenkammer.) Diese Defekte sind nicht selten
ringförmig und man muss mit Streiff daran denken, dass es sich hier um
eine zu weitgehende Resorption der Membrana iridopupillaris handelt.
VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck.
Ref.: Wessely.
2395) Bader: Sklerokorneale Differentialtonometrie, eine Prüfung der Elasti-
sitätsverhältnisse der Bulbuswandung, mit besonderer Berücksichtigung des Ver-
haltens des Altersstarsauges bei der Operation. Arch. f. Augenheilk. Bd. 83. 11. 3
u 4. 1918.
396) Koellner: Über den Augendruck beim Glaucoma simplex und seine Be-
ziehungen zum Kreislauf. Vrch. f. Augenheilk. Bd. 83. IT. 3 u. 4. 1918. Ref.
siehe Nr. 454.
*397) Wessely: Die Beziehungen zwischen Augendruck und allgemeinem
Kreislauf. .\rch. fi. Augenheilk. Bd. 83. H. 3 u. 4 1918.
In seinem Aufsatz über die Beziehungen zwischen Augendruck
und allgemeinem Kreislauf gibt Wessely (397) einen zusammen-~
fassenden Überblick über das, was die durch mehr als 12 Jahre durch-
geführten experimentellen Untersuchungen und die klinische Beobachtung über
die Physiologie des Augendrucks gelehrt haben. Er wendet sich gegen die
irrige Auffassung, dass ein Gegensatz zwischen beiden bestehe, wie das
besonders von Elschnig neuerdings behauptet worden ist, der beim Menschen
eine völlige Unabhängigkeit des Augendrucks vom Blutdruck annimmt. Von
jeher hat W. darauf hingewiesen, dass die Augendruckkurve eine plethysino-
graphische ist, dass also der intraokulare Druck nicht nur vom Blutdruck,
sondern auch vom Füllungszustande der Gefässe abhängt. Alle vasomotorischen
Zustandsänderungen der intraokularen Gefässe wirken somit auch ihrerseits
auf den Augendruck, und wir haben es bei seinen Beziehungen zum allgemeinen
Kreislauf mit sehr verwickelten Verhältnissen zu tun. Es ist darum irre-
führend, wenn man lediglich den allgemeinen Blutdruck aus der Fülle der
einwirkenden Faktoren zur Untersuchung herausgreift und durch klinisch-
statistische Zusammenstellung der gefundenen Zahlen seine Beziehung zum
Augendruck ermitteln will. Solche Bemühungen haben denn auch bisher
ganz divergente Ergebnisse verzeichnet. W. legt demgegenüber die Gesichts-
punkte klar, die uns bei derartigen Untersuchungen zu leiten haben, Zu-
nächst wird der Unterschied der Genauigkeit der im Tierexperiment und am
Menschen anwendbaren Methoden erörtert, wobei die in der Tonometrie und
166 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
der unblutigen Blutdruckmessung liegenden Fehlerquellen im Vergleich zur
Manometrie besprochen werden. Vor allem aber sind folgende wichtige
physiologische Grundgesetze zu berücksichtigen. Innerhalb der für das Auge
in Frage kommenden kleinen Gefässe läuft der Blutdruck keineswegs dem
in den unserer Messung zugänglichen grossen Arterien parallel, vielmehr er-
leidet er beim Übergange von den grossen zu den kleinen und kleinsten
Arterien gesetzmälsige Veränderungen. Das gilt schon für das jugendliche
gesunde Gefässsystem, noch mehr aber für das alternde oder erkrankte, und
auch die vasomotorischen Zustandsänderungen haben in beiden Fällen ganz
verschiedengradige Wirkung. Dazu kommt die Wirkung der Blutverteilung
im Organismus, d. h. die Blutverschiebung zwischen den einzelnen Organ-
provinzen und endlich der osmotische Austausch zwischen Augenflüssigkeit
und Gefässinhalt. Alle diese teils gegen-, teils miteinander wirkenden Ein-
flüsse auf den intraokularen Druck sind zunächst nur im Tierexperiment
auseinanderzuwirren, wo man die Bedingungen so gestalten kann, dass bald
der eine, bald der andere Faktor in den Vordergrund tritt. Hat man aber
auf Grund der tierexperimentellen Erfahrung die Beziehungen zwischen
Augendruck- und Kreislaufphysiologie in ihrer ganzen Vielgestaltigkeit kennen
gelernt, so gelingt es auch am Menschen mit den unzureichenderen Methoden
zuverlässige Resultate zu gewinnen. Nachdem er eine grosse Zahl neuer
Beispiele hierfür beigebracht hat. fasst W. zum Schluss das Resultat dahin
zusammen, dass bisher noch keine einzige einwandfrei erwiesene Tatsache
vorliegt, die den im Tierexperiment gefundenen Gesetzen widerspricht. Im
Gegenteil, soweit in die Verhältnisse am Menschen ein Einblick gewonnen
werden konnte, hat sich eine so gute Übereinstimmung ergeben, als über-
haupt nur zu erwarten war. j l
Um die Elastizitätsverhältnisse der Bulbuswandung einer
klinischen. Prüfung zu unterziehen, bedient sich Bader (395) eines Ver-
falırens, das er »skleru-korneale Differentialtonometrie« nennt,
und das in einer vergleichsweisen Druckmessung auf der Hornhaut und der
l.ederhaut mit Hilfe des Schiötzschen Tonometers besteht. Das Ziel der
Untersuchungen war, das verschiedene Verhalten der Altersstaraugen bei der
Operation hinsichtlich ihrer Anpassung an den Inhaltsverlust aufzuklären.
Vorher mussten aber erst einige physiologische Fragen.beantwortet werden.
Zunächst musste die Differentialtonometrie systematisch bei Gesunden durch
die verschiedenen Lebensalter hindurch erprobt werden. Es zeigte sich dabei,
dass sich die Elastizitätsverhältnisse der Bulbuswandung im Laufe des Lebens
in ganz gesetzmälsiger Weise ändern. In der Kindheit und auch noch
während der Zeit des Wachstums ist die Sklera wesentlich leichter im-
pressibel als die Kornea, wir erhalten also negative Sklerokornealdifferenzen.
Etwa um das 40. Lebensjahr herum ist ein Gleichgewichtszustand zwischen
beiden Membranen erreicht, dann tritt eine Änderung derart ein, dass die
Sklera zunehmend rigider wird, also weniger impressibel ist als die Kornea,
und wir von Jahrzehnt zu Jahrzehnt steigende positive Sklerokornealdifferenzen
messen. Individuelle Verschiedenheiten in der Alterssklerose der Lederhaut
laufen dabei natürlich nebenher. Die positive Sklerokornealdifferenz im Alter
kaun bis zu 10mm Hg und mehr betragen und ist bedingt durch die fettige |
und kalkige Degeneration des Skleralgewebes, die uns aus den mikroskopisch-
anatomischen Befunden bekannt ist. Bei myopischen und hydrophthalmischen
Augen registriert das Schiötzsche Tonometer eine erhöhte Impressibilität
VI. Ernihrungsphysiologie und Augendruck. 167
der verdünnten Sklera. Die Kornealwerte allein, unter sich verglichen,
ergeben im Verlaufe des Lebens eine allmähliche geringgradige Herabsetzung
des intraokularen Druckes, die vermutlich auf einer Abnahme des Füllungs-
zustandes des Auges im vorschreitenden Alter beruht. Der verminderte
intraokulare Druck im Senium steht dabei mit dem zu registrierenden er-
höhten Blutdruck der Träger nur in scheinbarem Widerspruch, denn er erklärt
sich zwanglos durch eine herabgesetzte Durchbluturg der intraokularen Gefässe
infolge relativer elastischer Starre der Arterienwandung. Für die Verhältnisse
bei der Staroperation war es wichtig, den Einfluss des Kokains in der hierbei,
üblichen Dosierung auf den intraokularen Druck kennen zu lernen. Die ent-
sprechenden Versuche zeigen, dass das Auge durch Kokain eine zur Höhe
der verwendeten Dosis parallel gehende Herabsetzung seiner Spannung erleidet.
Differentialtonometrische Messungen mit dem Schiötzschen Tonometer ergaben,
dass hieran einer Elastizitätsänderung der Kornea durch das Mittel, wenn sie
überhaupt statthat, kein entscheidender Anteil zukommt, sondern dass die
Hypotonie wohl zum wesentlichen auf einer Kontraktion der Augenbinnen-
gefässe beruht, welche ihrerseits eine mehr oder weniger starke Störung der
intraokularen Flüssigkeitssekretion zur Folge hat. Dies erhellt besonders aus
dem verzögerten Wiederersatz des ausgepressten Flissigkeitsquantums am
kokeinisierten Auge nach Massageeinwirkung. In Hinblick auf die operativen
Eingriffe ist daher zu bemerken. dass das kokainisierte Auge sich in einem
gewissen Gefässkrampi befindet, der speziell bei Altersstaraugen den Ersatz
des Inhaltsverlustes noch verzögern kann. Im Tierversuch gelang es freilich
bisher nicht, die in Rede stehende Vasokonstriktion nachzuweisen. In dem
an diese physiologischen Voruntersuchungen sich anschliessenden klinischen
Teil seiner Arbeit sucht Bader nun die Frage zu beantworten, inwieweit
wir durch die Differentialtonometrie in Verbindung mit allgemeiner klinischer
Untersuchung des Patienten (Blutdruck, gesamter Körperzustand usw.) imstande
sind, diejenigen Faktoren zu ermitteln, welche für das Verhalten des Auges
im Verlaufe einer normal durchgeführten Starextraktion bestimmend sind.
Es ergaben sich dabei für das unkomplizierte Altersstarauge folgende Ver-
hältnisse: Die Sklerokornealdifferenzen sind durchschnittlich bei Männern
grösser als bei Frauen. Sie betragen bei Fällen, welche bei der Operation
Hornhautkollaps zeigen, grosse Zahlenwerte (9 bis 10 mm Hg), bei Fälleu
mit kräftiger Vis a tergo während der Linsenentbindung und solchen mit
Neigung zu vermehrtem Blutaustritt aus den Irisgefiissen dagegen geringe
Werte (1 bis 3mm Hg). Auf Grund der differentialtonometrischen -Messungen
lässt sich also im Zusammenhang mit der allgemeinen klinischen Untersuchung
vor der Extraktion das Verhalten des Auges hinsichtlich seiner Anpassung
an den Inhaltsverlust mit grosser Wahrscheinlichkeit vorausbestimmen. Für
die Entstehung des Collapsus corneae ist die tonometrisch nachweisbare senile
Skleralstarre das hauptsächlichste bestimmende Moment, während andere
Faktoren, wie Lebensalter, Blutdruckhéhe, Kammertiefe, Linsengrösse oder
Kokaineinwirkung, nur einen sekundären, den Kollapsgrad verstärkenden
oder vermindernden Einfluss ausüben. Der Hornhautkollaps stellt an sich
keinen das Endresultat beefnträchtigenden Operationszufall dar, doch ist die
Möglichkeit einer Infektion infolge Einsaugung von Konjunktivalflüssigkeit
bei ihm erhöht. Seine Vorausbestimmung ist daher bei sehr alten marantischen
Individuen von praktischer Bedeutung, besonders wenn es sich bei der Operation
um das einzig noch brauchbare Auge handelt.
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. XII
168 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes.
Ref.: Köllner.
*395) Best: Über Nachtblindheit. Graefes Archiv. Bd. 97. S. 168.
*399) Busch: Untersuchungen an Sehhirnverletzten. Med.-naturwissen-chaftl.
Verein Tübingen. Ref. Münch. med. Wochenschr. Nr. 33. S. 920.
*400) Geleneser: Uber Nachtblindheit als Ausfallserscheinung infolge Er-
nihrungsstérungen im Felde. Wiener med. Wochenschr. Nr. 38. N. 1664.
*401) Goldschmidt: Ubungstherapeutische Ver:uche zur Steigerung der
Farbentüchtigkeit eines anomalen Trichromaten. Zeitschr. f. Sinnesphy-icl.
Bd. 50. S. 192, |
*402) Henning: Herings Theorie des Tiefensehens, das Panumsche Phänomen
und die Doppelfunktion. Fortschr. d. Psychologie. V. S. 143. a
403) v. Kries: Uber einen Fall von einseitiger angeborener Deuteranomalie.
Zeitschr. f. Sinnesphysiol. Bd. 50. S. 137 (S. Bericht
*404) Lohmann: Kritische Studien zur Lehre von der Adaptation. Arch. f.
Augenheilk. Bd. 83. S. 275.
*405) Ostwald: Zur Systematik der Farben. Zeit-chr. f. Sinnesphysiel.
Bd. 50. NS. 153.
406) Pikler: Erwiderung an Dr. Haas über die verdoppelnde und verein-
fachende Kinematographie und die kinematographische Natur des binokularen
Sehens. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juni. S. 794. (P. wendet sich gegen
einige Einwände I1.'s. welche dieser gelegentlich eines Referates an P.s früheren
Arbeiten gemacht hatte.
*407) Sänger: Über die Rindenlokalisation des Sehzentrums auf Grund der
Verletzung der zentralen Sehbahnen durch Schädelschüsse. Verein f. Psyehiatr. u.
Neurologie. Wien. 8. Jan. 1918.
*408) Snellen: Die Sehschärfe als Maß für die Funktion der Netzhaut.
Niederl. ophthalm. Gesellsch. 9. Juni 1918.
”409) Stargardt: Über die Funktion des Auges bei der angeborenen Melanose.
Zeitschr. f. Nugenheilk. Bd. 39. S. 255.
*410) v. Weiz’aecker: Uber eine Störung der "optischen Raumwahrnehmung
bei Vestibularerkrankung. sowie über Störungen des haptischen Raumsinnes.
Münch. med. Wochenschr. Bd. 34. 1918.
*411) Zeemann: Wettstreit der Gesichtsfelder. Niederl. ophthalm. Gesell-ch.
9. Juni 1918.
Ostwald (405) geht auf die kritischen Bemerkungen v. Kries
(s. dies. Bericht Ref. Nr, 221) gegenüber seiner Farbensystematik ein.
Von [Interesse ist dabei, dass Ostwald gefunden hat, dass alle «ereinen» `
Gegenstandsfarben das gleiche Spektrum haben und zwar, dass sie alle Licht-
strahlen zurückwerfen, welche zwischen zwei Gegenfarben liegen. Es wirken
also bei reinen Farben immer die Hälfte des Farbenkreises zusammen. Für
den speziellen Fall des Gelb besteht demnach dessen Spektrum aus allen
langwelligen Lichtern bis zum Blaugrün von ca. 490 uu, von dort ab besteht
Absorption für alle kürzeren Wellen. Eine solche Gruppe von Lichtwellen,
welche den reinen Farben entsprechen, nennt Ostwald ein «Farbenhalb».
Werfen z. B. gelbe Farben ein Lichtstrahlenbindel von geringerem Umfange
zurück, so sieht der Körper nicht mehr rein gelb aus, sondern erscheint
mit Schwarz verhüllt (olivgrün). .Man kann sie erst wieder rein gelb schen,
wenn man dwch ein Dunkelrohr mit Blende die Farbe bezugfrei macht
— — —
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 169
und durch längeres Hineinsehen die Erinnerung an die bezogene Farbe
zurücktreten lässt.
Übungstherapeutische Versuche zur Steigerung der.
Farbentüchtigkeit hat Goldschmidt (401) bei einem Falle von
Farbenschwäche angenommen (es geht aus der Mitteilung nicht mit Sicherheit
hervor, ob es sich um eine angeborene Farbenschwäche oder um eine traumatische,
also erworbene handelt). Die Versuche wurden in verschiedener Weise, sowohl
durch Einordnen farbiger Objekte (Wollbündel), durch Erziehen zur Bekannt-
schaft mit Farben von alltäglichem Vorkommen (Betrachtung von Objekten
und bunten Bildern), als auch durch Gebrauch eines Satzes monochromatischer
Brillen vorgenommen. Sie sind nur als vorläufige aufzufassen. G. fand
eine gewisse "Besserung der Farbensehleistung durch die Farbbrillen-Übungen
und empfiehlt, Versuche in dieser Richtung weiter vorzunehmen. Am besten
wäre ein Satz von einer -Art Automobilbrillen, die seitlichen Lichtabschluss
gewährleisten.
Einen Fall von angeborener einseitiger Melanose hat Stargaridt (409)
auf seine Funktionen untersucht. Insbesondere Farbensinn und Lichtsinn
weisen keinerlei Abweichungen gegenüber dem anderen Auge auf, so dass
also anscheinend ein Einfluss der abnorm starken Pigmentierung dul die
Funktionen des Auges nicht besteht.
Henning (402) weist darauf hin, dass Hering bei seiner Theorie
des räumlichen Sehens schon 1879 seine älteren Aufstellungen über
positive und negative Netzhautwerte ausgeschieden hat und auf sie in seiner
Gesamtdarstellung kein Gewicht mehr legt. Vor einiger Zeit hatte Prantl
nämlich geglaubt, mit seinen Beobachtungen über das Panumsche Phänomen
mit einer Entkräftung der positiven und negativen Netzhautwerte die ganze
Heringsche Theorie gestürzt zu haben. Verf, weist darauf hin, dass
Herings Theorie alle Versuche und Modifikationen des Panumschen
Phiinomens vollkommen erklärt.
Über die Sehschärfe als Mafs für die Funktion der Netz-
haut hielt Snellen (408) einen Vortrag und wies zunächst darauf hin,
wie wenig eindeutig die Tatsache einer herabgesetzten Sehschärfe ist, und
dass wir nicht imstande sind, zu unterscheiden, inwieweit hier physiologische
und physikalische Momente in Frage kommen. Aber auch bei normaler
Sehschärfe brauche die Netzhautfunktion noch nicht normal zu sein, wie.
schon die Beobachtungen an manchen Sehnervenleiden beweisen. S. betont
ferner, dass man beim Binokularsehen durch eine Rotgrünbrille auf Simu-
lationsbuchstaben für ein Auge zuweilen eine beträchtlich herabgesetzte Sch-
schärfe findet, während diese bei monokularer Prüfung mit den gleichen
Gläsern normal erscheint.
Über den Wettstreit der Gesichtsfelder trug Zeemann (411)
vor und demonstrierte mittels Zweifarbenstereoskopie die benutzten Objekte.
Der Verlauf des Wettstreites wurde mit dem Kymographion registriert und
der Einfluss verschiedener Faktoren so zahlenmälsig festgestellt. Dabei ergab
sich der grosse Einfluss des Kontrastes. der Einfluss der Entfernung vom
Fixierpunkt, sowie der Einfluss der Augenbewegungen. Die Untersuchungen
lieferten auch einen Beitrag zum Problem der Aufmerksamkeit und des
Willenseinflusses. Sie zeigten ferner, wie beim Ilypermetropen leicht eine
Amblyopie bzw. Exklusion des Bildes vorkommt, beim Myopen nicht, da beim
XI[*
170 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Myopen beide Augen immer auf reelle, das eine Auge des Hypermetropen
dagegen auf einen virtuellen Gegenstand eingestellt ist.
Sänger (407) betont, dass die Schussverletzungen des Hinterhauptes
die Richtigkeit der von Wilbrand uud Henschen angenommenen Rinden-
lokalisation des Sehzentrums beweisen. Nach Wilbrand und
Sängers Ansicht strahlen die Faserzüge für den peripheren Halbmond in
die Rinde des Sehzentrums zuerst ein, daran schliessen sich die Faserzüge
für das Gebiet der sich deckenden Gesichtsfeldhälften und nach aussen hiervon’
befinden sich die Bahnen für das makuläre Gebiet, das am weitesten nach
dem Hinterhauptspole hin endet. -
Bei Sehhirnverletzten hat Busch (399) in ähnlicher Weise
Untersuchungen über die psychischen Störungen vorgenommen, wie
es kürzlich von Poppelreuter, sowie von Goldstein und Gelb geschah.
Es fand sich bei guter Sehschärfe in Teilen des Gesichtsfeldes eine Unfähig-
keit, kurzdauernde Reize aufzufassen oder bei gleichzeitiger Darbietung von
Dauerreizen eine Vernachlässigung gegenüber anderen Regionen des Gesichts-
feldes. Die Aufmerksamkeitshinwendung war für diese Teile vermindert.
Zuweilen war das Formerkennen. «as Tiefensehen, das Bewegungssehen oder
die Überschaubarkeit (Auffassung umfangreicherer Darbietungen) isoliert ge-
‘schädigt. B. beschreibt noch einige ähnliche Störungen. Ausserdem war bei
manchen Personen eine auffallende Unfähigkeit, sich draussen zurechtzufinden,
vorhanden. Um hierfür ein genaueres experimentelles Untersuchungsverfahren
zu haben, benutzt B. eine Art Irrgarten, der, aus Holz gefügt, auf weisses -
Papier gelegt wurde und bei dem nun der Patient den Weg mit Bleistift
finden und markieren musste. Sehhirngeschädigte brauchten, auch wenn
keine Gesichtsfelddefekte vorhanden waren. meist eine erheblich längere Zeit
für das Auffinden des Weges. '
v. Weizsaecker (410) demonstriert einen Kranken mit hypertonischer
Atherosklerose, der an schweren Meniereschen Anfällen erkrankt war. Im
Anschluss daran bestand cine dauernde Störung der Raumwahr-
nehmungen. Das Gesichtsfeld des Pat. war verzerrt, so dass ihm ein
aufrechtes Quadrat als nach links geneigter Rhombus erschien, ebenso wie
er, aufgefordert, ein Quadrat zu zeichnen, einen nach rechts geneigten Rhombus
. zeichnete, dessen Winkel etwa 105° bzw. 75” betrugen. In entsprechender
Weise sah der Kranke seine ganze Umgebung verzerrt. Lötrechte Konturen,
z. B. eine Stange, erschienen ihm nach links und auf ihn zugeneigt, wage-
rechte Konturen nach rechts abfallend. Auch ebene Flächen, z. B. Wände.
Fussboden und Zimmerdecke nahmen an diesen Neigungen teil, so dass eine
Verzerrung und zugleich scheinbare Neigung des gesamten Sehraumes gegen
die Schwererichtung dauernd und unabhängig von den nur anfallsweise be-
stehenden Scheinbewegungen (Drehschwindel) bestand, Nach dem klinischen
Befund (Schwindel, Erbrechen. Ohrensausen, Nystagmus, Vorbeizeigen [Bárány],
kalorische Unerregbarkeit des l. Vestibularis, Gehstörung) lag eine Erkrankung
des linken Vestibularisapparates zugrunde und es wird zur Erklärung der
Erscheinungen vermutet, dass eine Störung deg vestibulär vermittelten Wahr-
nehmung der Schwererichtung vorliegt. Es ist anzunehmen, dass beim Zu-
standekommen unseres Sehraumes, speziell seiner Orientierung nach der
Schwererichtung. vestibuläre Erregungen beteiligt stud und dass die Wahr-
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 171
nehmung der Lotrichtung, der Eindruck des «Aufrechtseins» vom Vestibular-
apparat aus auch gestört werden kann, wie ja auch von jedem vestibulären
Schwindel her ähnliche Einflüsse im Sinne von Scheinbewegungen des Seh-
raumes bekannt sind. Eine nähere Analyse zeigt, dass die meisten jener
Wahrnehmungstäuschungen, insbesondere auch die schiefe Verzerrung des
Gesichtsfeldes aus der einen Annahme einer verfälschten Wahrnehmung der
Schwererichtung abgeleitet werden können. Zugleich bestanden Störungen
des haptischen Raumsinnes. Es liess sich durch besondere Versuche
zeigen, dass beim Symptom des Vorbeizeigens im wesentlichen eine Störung
der Koordination der Bewegungen vorliegt, während der haptische Ortssinn
in geringerem Grade gestört war. Im Anschluss an diese Befunde werden einige
Ergebnisse bei Normalen mitgeteilt, welche einen funktionellen Zusammenhang
zwischen Augenbewegungen und haptischer Lokalisation beweisen.
Lohmann (404) geht in seinen kritischen Studien zur Adaptations-
lehre zunächst auf den Unterschied zwischen Reiz und Empfindung in der
Lichtsinnlehre ein und betont dabei, dass es bei der Apparatur eigentlich
notwendig ist, die Abschwächungen des Lichtes nur in physikalischem Sinne
herbeizuführen durch Entfernung der Lichtquelle oder durch Veränderung
der Blendenöffnung. Dagegen sollte man vermeiden, in die Versuchsanordnung
einen photometrisch, also durch Vergleichung gefundenen Wert, einzuschieben.
Hinsichtlich der graphischen Darstellung verwirft L. den von Aubert und
später von Piper übernommenen Gedanken, nach dem die Empfindlichkeit
des Auges dem Lichtreiz reziprok ist, nicht, nur stellen die Piperschen
Kurven, ohne etwas über die psychologische Eimpfindlichkeitsänderung zu
sagen, die Steigerung der Reizbarkeit der Netzhaut .dar und L. will sie
daher Reizbarkeitskurven nennen. Um den Ausdruck einer Empfindlichkeits-
steigerung zu erhalten, müsse erst eine Umrechnung der Zahlen nach den
Gesetzen. erfolgen, die für das Fortschreiten der Betrachtung vom Physi-
kalischen zum Physiologisch- Psychologischen gelten. Die von Best kon-
struierten Kurven würden als Empfindlichkeitskurven angesprochen werden
dürfen. Abgesehen von der reinen Berechnung kommen zur Aufstellung
psychologischer Empfindlichkeitskurven die von Dittler und auch von
Lohmann unternommenen mühsamen Versuche in Betracht, die Dunkel-
adaptation des einen Auges mit Hilfe der Beobachtung des anderen hell-
adaptierten zu einer binokularen Vergleichung zu messen. Hinsichtlich der
Frage der sogen. binokularen Reizsummation kommt L. zu dem Schluss, dass
die von Roeloofs und Zeemann versuchte Deutung der Verschiedenbeit
monokularer und binokularer Lichtsinnschwellen schon theoretisch in physio-
logisch-psychologischem Sinne anfechtbar ist. Lohmann, der bekanntlich den
Unterschied auf Vergrösserung der Reizfläche bei binokularer Betrachtung
infolge unsymmetrischer Augeneinstellung zurückführte, weist darauf hin, dass
sich tatsächlich eine derartige unsymimetrische Augeneinstellung findet.
Über die Kriegshemeralopie veröffentlicht Gelencsér (400) seine
Erfahrungen. Wenn man auch annimmt, dass der grösste Teil der Heme-
ralopien nicht im Felde entstanden sind, so bleiben doch unzweifelhaft noch
genug Fülle übrig. welche als wirkliche Kriegsschädigungen auftreten, Bei
einer dauernd einheitlichen Nahrungsweise, beim Ausbleiben gewisser Bestand-
teile der Ernährung ist es unmöglich, den Stoffwechsel des Organismus im
Gleichgewicht zu erhalten. Die Ausfallshemeralopie ist auf konstanten Ausfall
172 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
wichtiger Nahrungsstoffe (Vitamine Funk, akzessorische Nährstoffe Hof-
meister-Oseki) oder auf Missverhältnis zwischen Kräfteverbrauch und
Nahrungsaufnahme bei Individuen, welche in ihrer Widerstandsfähigkeit durch
Strapazen und veränderte Lebensumstände (Schützengraben, schlechte Unter-
künfte) herabgekommen sind, zurückzuführen. Die Ausfallshemeralopie kann
als Übergangs- bzw. Vorstadium des Skorbuts erscheinen. Sie kann durch
gemischte, vitaminreiche «antiskorbutische» Nahrungszufuhr und durch Kalzium-
präparate günstig beeinflusst werden. Es wäre sogar rationell, ganze Ab-
teilungen prophylaktisch mit Kalkpräparaten zu verseben.
Best (398) greift in seiner Arbeit über Nachtblindheit zunächst
auf seine bereits besprochenen Ergebpisse über den Verlauf der Dunkel-
adaptation bei Anwendung rotfreien, sowie langwelligen Lichtes (s. Ref. Nr. 213)
zurück und befürwortet dabei nochmals bei der graphischen Darstellung des
Adaptationsverlaufes die aufsteigende geometrische Kurve. Für den Nach-
weis der Simulation von Nachtblindheit werden folgende Richtlinien
gegeben: Am einfachsten ist es, Übertreibung festzustellen, wenn der Beob-
achter angibt, auch die hellsten Objekte bzw. Leuchtfarben nicht zu erkennen,
welche selbst bei fortgeschrittener Retinitis pigmentosa erkannt werden. Bei
wenig schwerer Aggravation ist der Vergleich zwischen Leuchtfarben und
langwelliger Strahlung wichtig (ähnlich wie es Wessely bereits mit Rot- und
Blaufiltern vorgenommen und vorgeschlagen hatte, Ref.). Der Patient erscheint
glaubwürdig, wenn er für langwellige Strahlen eine relativ bessere Emptind-
lichkeit angibt als für kurzwellige. Andernfalls ergibt das Verfahren keinen
Aufschluss über Simulation, man muss dann die ganze Adaptationskurve auf-
nehmen und auf Widersprüche in den Angaben fahuden. Dabei kann die
Tatsache verwertet werden, dass die Schwellenwerte mit Abnahme der Reiz-
flächengrösse steigen. Auch die Gesichtsfeldaufnahme im Hellen und im
Dunkeln ist von Wichtigkeit. B. fand unter seinen stärker Nachtblinden
nur 34°’ , die einen stärkeren Ausfall für Leuchttfarbenstrahlen aufwiesen.
also der eigentlichen Nachtblindheit entsprachen: bei 31°/, war ein stärkerer
Ausfall für die langwellige Strahlung, 35°/, ein ziemlich gleichmäfsiger Ausfall
vorhanden. B. kommt damit z. T. zu ähnlichen Tatsachen, wie sie von
Wessely mit roten und blauen Lichtfiltern gefunden wurden. Im allgemeinen
fand B., dass der Grad der subjektiven Nachtblindheit der Kurve der Dunkel-
anpassung ungefähr entsprach. Hinsichtlich der Ursachen der Nachtblindheit
betont auch B., dass die Nachtblindheit in der Regel nicht auf Epidemie
oder Kriegsereiguisse zurückzuführen ist. Auch bei ihm hatten 66°/,
Brechungsfehler, und zwar 46°/, Myopien und 20°/, Hypermetropien. Sie
ist demnach als eine Minderwertigkeit in Korrelation mit dem Brechungs-
fehler aufgefasst worden. 10°/, der Patienten mit angeblicher Nachtblindheit
hatten keine Herabsetzung des Endwertes der Dunkelanpassung, dagegen
= entweder eine Presbyopie oder sonst ein Leiden, durch welches die Sehschärfe
auch im Hellen beeinträchtigt war. Die von Augstein beschriebenen
Hintergrundsveränderungen hält B. ebenfalls für bedeutungslos. Zeichen einer
Ernährungsstörung, Nephritis usw. waren in 2°, der Fälle nachweisbar.
Was die militärische Beurteilung anbetrifft, so stimmt B. Wessely bei und
setzt die Grenze für die Frontdienstfähigkeit auf etwa ',, des Normalwertes
fest (Leuchtfarbenspektrum). Die Emptindlichkeit im langwelligen Spektralteil
ist dabei von untergeordneter Bedeutung.
VI. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 173
VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion.
Ref.: Köllner.
412) Boegehold: Mathematische und physiologische Meinungsverschieden-
heiten in der Bewertung sphärotorischer Brillen. Ophthalm. Optik. Bd. 6. S. 119.
(Fortsetzung der Polemtk.)
”413) Henker: Lehrversuche zur Veranschaulichung des Astigmatismus schiefer
Büschel. Zeitschr. f. ophthalm. Optik Bd. 6. 5. 75..
*414) Henker: Geräte zur Darstellung des Sehens durch gute und schlechte
Brillengläser. Zeitschr. f. ophthalm. Optik. Bd. 6. S. 106.
“415) Hilbert: Akkommodatlonslihmung bei Ikterus, Zentralbl. i. prakt.
Auzenheilk. Juli-August. S. 104.
*416) Landwehr: Beitrag zur Kenntnis der Anisometropie. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 61. S. 231. |
417) Weiss: Physiologische und mathematische Meinungsverschiedenheiten
in der Bewertung sphärotorischer Brillen. Zeitschr. f. ophthalm. Optik. Bd. 6.
N. SS. (Fortsetzung der Polemik.)
Eine Akkommodationslähmung bei Ikterus sah Hilbert (415)
im Felde in 3 Fällen. Gemeinsam war ihnen das akute Auftreten der Krank-
heit ohne Fieber, mit heftigen Schmerzen im Unterleib, Ikterus und schliess-
lich Akkommodationslihmung. Die Dauer bis zur völligen Wiederkehr der
Akkommodationsfihigkeit betrug 7—9 Wochen. H. nimmt für diese seltene
Komplikation eine zentrale Schädigung an.
Landwehrs (416) Untersuchungen über die Sehweise Aniso-
metropischer ergaben hinsichtlich der binokularen Helligkeit, dass in der
Mehrzahl der Fälle das weniger ametrope Auge überwiegt, und auch nach
Korrektion bleibt die Vorliebe für das Auge mit der geringsten Refraktions-
störung im allgemeinen bestehen. Auch beim Wettstreit der Sehfelder über-
wiegt meist das weniger ametrope Auge. In der Richtung des Fixierpunktes
lokalisiert das Auge mit stärkerer Refraktion weniger richtig. In der Mehr-
zahl der Fälle ist die Genauigkeit des Tiefensehens geringer als normal.
Nur in den niederen Graden der Anisometropie bleibt ein gutes Tiefen-
sehen erhalten. Entfernung und Grad der Anisometropie spielen hierbei
natürlich eine entsprechende Rolle Die Fusionsbreite nimmt bei Aniso-
metropen zuweilen mit der Korrektion zu. Wie früher der Ref. kommt auch
L. zu dem Ergebnis, dass eine Korrektion der Anisometropie, wenn sie Er-
folg versprechen soll, dauernd stattfinden muss. Wenn in manchen Fällen
‘die Dauerkorrektion nicht vertragen wird (Kopfschmerzen, Tränen, Übelkeit),
so beruht dies auf der prismatischen Wirkung der Gläser bzw. auf den An-
forderungen, welche an die Fusionsbreite und -höhe gestellt werden. Diese
Nachteile mit der v. Rohr angegebenen Anisometropenbrille zu vermeiden,
hält L. für zweifelhaft, da einmal das unschöne Aussehen, anderseits die
genaue Anpassung das Tragen erschwert. L. schlägt daher vor, die sphärischen
Gläser derartig abzuschneiden, dass an beiden Seiten die Entfernung vom Glas-
zentrum bis zum Rande die Grenze nicht überschreitet, innerhalb welcher an
das Fusionsvermögen zu grosse Anforderungen gestellt werden. Diese Grenze
lässt sich annähernd berechnen.
Zwei Arbeiten Henkers (413/14) befassen sich mit denLehrgeräten,
welche zur Demonstration der Wirkung guter und fehlerhafter
Brillengläser dienen. In der ersten Arbeit werden eine Anzahl Versuchs-
174 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
anordnungen mitgeteilt, welche den Astigmatismus schiefer Büschel -ver-
anschaulichen und den Einfluss astigmatischer und astigmatisch korrigierter
Linsen auf die Abbildung entsprechender Objekte auf einem Auffangeschirm
sichtbar machen. In der zweiten Arbeit bespricht H. die Modelle und die
Vorlesungsgeräte, welche teils objektiv teils subjektiv die Sehweise durch die
Randteile der verschiedenen Brillengläser veranschaulichen. Die Apparate
sind z. T. mit drehbarem Auge, das mit dahinterbefindlichem Auffangeschirm
versehen ist, ausgestattet, und durch eine Auzahl Abbildungen erläutert.
IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates.
Ref: Köllner.
*418) Cords: Angeborene Aplasie der äusseren Augenmuskeln. Deutsche mei.
Wochenschr. Nr. 37. S. 1022.
*419) Gatscher: Über die typischen Kopfbewegungen (rudim. Kopfnystagmus)
des Säuglings als Teilerscheinung der vestibulären Drehreaktion. Wiener klin.
Wochenschr. Nr. 12—14.
*420) Kisch: Unbekannter Lidschlag- und Tränenreflex. Med. Gesellsch.
Prag. 22. 5. 1918. (Med. Klinik. Nr. 38. S. 949.)
*421) Krisch: Ein Fall von Myasthenie bei einem 3% jährigen Kinde. Mel.
Verein Greifswald. 15. 6. 1918.
*422) Löffler: Herpes zoster nasofrontalis mit ausgedehnten Augenmuskel-
lähmurfgen. Korrespondenzbl. f. Schweizer Ärzte. Nr. 28.
Einen bisher unbekannten Lidschlagreflex teilt Kisch (420) mit.
Durch Berührungs- und kalorische (kalt und heiss) Reize des knöchernen Teiles
des äusseren Gehörganges sowie des Trommelfells wird bei normal funk-
tionierendem Nervensystem stets reflektorisch ein Zwinkern oder ein kurzer
Lidschluss ausgelöst, bei 40 °/, der Fälle auch ein vermehrtes Tränen besonders
des gleichseitigen Auges. Der hintere Teil des oberen Gehörganges ist dabei
besonders empfindlich. Es handelt sich um einen Trigeminus-Fazialis-Retlex,
und bei einseitiger Trigeminuslähmung lässt sich dieser Lidschlag infolgedessen
von der erkrankten Seite aus nicht auslösen. 150 normale Versuchspersonen
zeigten sämtlich diesen Reflex, von 10 Paralytikern nur einer, von 19 schweren
Hysterien 6, von 2 multiplen Sklerosen keiner, von 8 alten Schädelknochen-
verletzungen einer. Bei pathologischem Fehlen des Reflexes sieht man während
der Reizung eine Pupillenerweiterung, zuweilen auch Lidspaltenerweiterung
und Hervortreten des Bulbus. Da der Reflex willkürlich nur schwer unter-
drückt werden kann, kann sein Fehlen als ein reine Simulation ausschliessendes
Symptom angesehen werden. Die gleiche Beobachtung wurde übrigens, wie
Popper in der Diskussion bemerkt, bei Einführung einer Barany schen
Lärmtrommel in das Ohr gemacht.
Als angeborene Aplasie der äusseren Augenmuskeln sieht
Cords (418) einen Fall an, bei welchem im Alter von 16 Jahren sich eine
zunehmende Ptosis bemerkbar machte und schliesslich eine starke Bewegungs-
beschränkung der Augen auftrat. Konvergenz war ebenfalls nicht möglich.
Die inneren Augenmuskeln waren frei. Die Nervenuntersuchung ergab im
übrigen keinen pathologischen Befund. Mutter und Brüder haben ebenfalls.
Ptosis gehabt. C. weist darauf hin, dass sich angeborene Bewegungsdefekte
der Augen vorzugsweise bei Juden finden. Auch der hier mitgeteilte Fall
betrifft einen vollrassigen Juden.
X. Lider. 175
Bei einem 3?/,jährigen Kind sah Krisch (421) eine Myasthenie
mit Ptosis und schwerer Bewegungsbeschränkung des rechten Auges, Die
inneren Organe, insbesondere Thyınus und Schilddrüse, zeigten keine Ab-
weichungen. Die myasthenische Reaktion war nur an den Fingerstreckern
deutlich. K. betont die grosse Seltenheit der Myasthenie vor dem 10. Lebensjahr.
Löffler (422) berichtet über eine 75jäbrige Frau mit rechtsseitigem
Herpes zoster nasofrontalis mit Hypästhesie und Geschmacksstörung
in den vorderen Zweidritteln der rechten Zungenhälfte. Ausserdem bestand
Starre der rechten Pupille, Ptosis, Abduzenslähmung, Lähmung
des Rectus superior, inferior und des Obliquus inferior.
L. nimmt eine Läsion ‚an der Spitze der rechten Felsenbeinpyramide an,
da hier die Augenmuskelnerven den ersten Trigeminusast bei seinem Austritt
aus dem Ganglion Gasseri kreuzen. Der Rectus internus könne durch be-
sondere Lagerung seiner Fasern im Okulomotorius verschont geblieben sein.
Nicht ausgeschlossen wäre auch eine Läsion im Bereiche des Sinus cavernosus
mit Rücksicht auf die enge Lagerung der befallenen Nerven zueinander.
Den Kopfnystagmus der Säuglinge untersuchte Gatscher (419)
an 23 Kindern bis zu 6 Wochen, ferner an 20 Kindern zwischen 1—2 Jahren.
Er kommt zu der Auffassung, dass die typischen Kopfbewegungen der Säug-
linge ein Rudiment eines Kopfnystagmus sind, der nur durch eine Komponente
dargestellt wird, ähnlich wie in der Narkose infolge Ausschaltung der Rinde
nur die langsame Komponente des Augennystagmus beobachtet werde. Nicht
in allen Fällen kommt es beim Drehreiz gleichzeitig mit dieser Kopfbewegung
zum Augennystagmus. Während der Rechtsdrehung tritt eine Drehbewegung
des Kopfes nach links auf, also gleichgerichtet der durch die vestibuläre
Komponente des Augennystagmus hervorgerufenen Augenbewegung. Nach der
Drehung erfolgt Rechtsdrehung des Kopfes, welche also in entsprechendem
Sinne mit dem Nachnystagmus korrespondiert. Demgemäls muss für den
Eintritt der Kopfbewegungen auch die gleiche Ursache malsgebend sein, wie
für die Bewegung des Bulbus. Die -typische Säuglingsreaktion liegt gewisser-
= malsen in der Mitte zwischen dem typischen Kopfnvstagmus der Tiere und
dem Fehlen des Kopfnystagmus beim Erwachsenen.
X. Lider.
Ref.: Ossowski.
*423) Caspar: Ein Pilzgeschwür am Augenlid. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 61. Juli 1918. S. 120. |
424) Hartwich: Die Erfolge der Ohrknorpelplastik bei künstlichem Lidersatz.
Dissert. Königsberg.
Ein Pilzgeschwür am Augenlid konnte Caspar (423) bei einer sonst
immer gesund gewesenen Patientin beobachten. Seit 4 Wochen bestanden am
linken Oberlid mehrere kleine gelbe Fleckchen, die allmählich zu einem grossen
Herde zusammenflossen, dessen Dimensionen 2:1:0,3 cm waren. Die Borke sah
schmutzig- blassgelb aus, war von- rauher, höckeriger Oberfläche, mit scharfem
Rand, in kleinen Bogen vorspringend, von trockener vröckeliger Konsistenz.
176 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Mit der Unterlage fest zusammenhängend liessen sich Stückchen davon unter
leichter Blutung ablösen, die Haut unter der Borke bot eine gleichmälsig
glatte, stark gerötete, ihres Epithels beraubte Fläche dar. Die Therapie bestand
in Sublimatumschlägen und 10 proz. Noviformsalbe. Innerhalb weniger Tage
verschwand das Geschwür spurlos. Mikroskopisch handelte es sich um Myzel-
fäden, anscheinend um einen nicht fruktifizierenden Schimmelpilz.
XI. Tränenwege.
Ref.: Ossowski.
*425) Frieberg: Weitere Untersuchungen über die Mechanik der Triinen-
ableitung. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 36. 1918. H, 5/6. S. 266.
*426) Pascheff: Untersuchungen über die Tumoren der Glandula lacrymalis.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. Juli 1918. S. 19.
*427) Peters: Epiphora durch Verhornung der Karunkelgegend. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. August-Sept. 1918. S. 252.
*428) West: Eine Probe zur Feststellung der Funktionsfähigkeit des Tränen-
röhrehens und ihre klinische Bedeutung. Zeitschr. f. Augenheilks Bd. 36. 1918.
H. 5/6. S. 260.
*429) Zaiss: Uber Tränendrüsenoperationen. Di-sert. Heidelberg, 1917.
Über 21 Fälle von Tränendrüsenoperationen berichtet
Zaiss (429). Die Indikation zur Tränendrüsenexstirpation gab: in 1 Falle
eine Fazialislihmung, in 6 Fällen Tränensackexstirpation, in 6 weiteren
Fällen sonstwie entstandene Verödung der Tränenabführungswege, in 3 Fällen
Ektropium des Unterlides, in 5 Fällen nicht zu beseitigendes reflektorisches
Tränenträufeln. Die Operationen wurden in Lokalanästhesie ausgeführt,
unerwünschte Nebenwirkungen sind nicht eingetreten. Eine Schädigung.
etwa Austrocknung oder Untähigkeit des Weinens, ist bei derartig operierten
Augen nicht beobachtet worden.
Pascheff (426) stellte Untersuchungen über die Tumoren
der Glandula lacrymalis an. Die zwei ersten Untersuchungen betreffen
Geschwülste Iymphatischen Ursprungs, die durch ihre verschiedene Entwicklung
und Struktur bemerkenswert sind. In dem einen Falle handelt es sich um
eine lymphatische Hyperplasie der Tränendrüse mit symmetrischen stark
infiltrierten Iymphozytären Tumoren in beiden Orbitae und Lidern. Diese
Iymphozytäre Infiltration betrifft beide oberen Fornices des Palatum durum
und ist von allgemeiner Lymphdrisenschwellung und Lymphozytose des
Blutes gefolgt. Der zweite Fall zeigt histologisch eine Infiltration von
Iyınphoblastenähnlichen Zellen, die an einigen Stellen follikelähuliche Gebilde
mit Keimzentren darstellen und sich von den echten Lymphozyten deutlich
unterscheiden. Diese an Keimzentren reiche Geschwulst entwickelte sich bei
normalem Blutzustand und ohne allgemeine Lymphdrüsenschwellung. Es
handelt sich hier um ein Lymphosarkom, trotz der mehr als neun Jahre
langen Entwicklung der Krankheit. Die weitere Beobachtung P.s erstreckte
sich auf 2 Fälle von epithelialen Tumoren der Tränendrüse. In dem einen
Fall bot das mikroskopische Bild ein reich entwickeltes, fibröses, teilweise
hyalin degeneriertes Bindegewebe dar, das von grossen, blassen, epitheloiden
Zellen infiltriert war, die nach Forin und Aussehen an die Zellen der Drüsen-
acini erinnerten. Diese Geschwulst sieht P. für ein Carcinoma scirrhosum
an. Die mikroskopische Untersuchung des zweiten Tumors ergab ein adenoides
XI. Tränenwege. 177
Carcinoma basocellulare cylindromatodes. Die letzte Beobachtung P.s bezieht
sich auf 2 Sarkome der Tränendrüse. In einem Falle ging der Tumor
vom Bindegewebe der Tränendrüse aus und zerstörte ihr Gewebe derart, dass
nur wenige atrophische Reste der Drüse zurückgeblieben sind. In dem zweiten
Falle handelt es sich um ein grosszellig gemischt-zelliges, gefässreiches Sarkom,
das sich in der Orbita entwickelt hatte und von dort aus sekundär in die
Tränendrüse eingedrungen war.
Weitere Untersuchungen über die Mechanik der Tränen-
ableitung stellte Frieberg (425) an und gelangte auf Grund seiner
Untersuchungen zu folgenden Ergebnissen. Der hauptsächlichste und in allen
normalen Fällen gemeinsame Faktor bei der Tränenableitung ist eine vom
Lidschlag bewirkte regelmälsige Kompression mit nachfolgender Dilatation
des Lumens des Triinenkanals. Die dadurch entstehende Pumpwirkung ist
auf die Gleichgewichtslage der beweglichen Teile des Tränenkanals bei offen-
stehender Lidspalte gegründet, wobei die Kaniilchen und, wenigstens bei gut
funktionierenden Fällen, auch der Tränensack eine offenstehende Spalte bilden.
Beim Schliessungsmoment des Lidschlages werden die Kanälchen und der
Tränensack komprimiert, wobej ein Regurgitieren nach dem Auge durch eine
Schliessungseinrichtung in der Nähe des Tränenpunktes verhindert wird und der
Kanalinhalt nach der Nase abfliesst. Bei dem darauffolgenden Öffnungsmoment
treten die bei der Gleichgewichtslage wirkenden Kräfte aufs neue ein, wodurch
eine schwache Dilatation mit Ansaugung der im Tränensee befindlichen
Flüssigkeit zustande kommt. Die Aspirationsphase der Kanälchen ist kurz
nach dem Lidschlage beendet. Beim Tränensack zeigt sie sich dagegen sehr
variierend, indem sie speziell bei jungen Individuen den Lidschlag bedeutend
überdauern kann. Die Kanälchen können beim Lidschlag die Tränen trotz
einem am Tränensack herrschenden Überdruck weiterbefürdern. Eine mit-
wirkende Heberfunktion kann bei aufrechter Kopfhaltung in gewissen normalen
Fällen beobachtet werden, obgleich die Häufigkeit dieser Heberwirkung noch
nicht bekannt ist.
Über eine Probe zur Feststellung der Funktionsfähigkeit
des Tränenröhrcbens (eine Kanalikulusprobe) und ihre
klinische Bedeutung berichtet West (428). W. machte die Beob-
achtung, dass bei einigen wegen Dakryostenose operierten Fällen, bei denen
die Verbindung zwischen Bindehautsack und Nase offen blieb, das Auge
gerade wie vor der Operation weiter tränte. Dadurch kam W. zu der Uber-
zeugung, dass in diesen Fällen der Tränenweg nach der Operation nicht
funktionierte, weil der Kanalikulus vor der Operation nicht funktioniert hatte,
d. h. die Epiphora wurde nicht durch die Stenose im Tränennasengang ver-
. ursacht, sondern durch einen pathologischen Zustand des Kanalikulus. Um
die Funktionsfähigkeit des Tränenröhrchens festzustellen, wandte W. folgende
Kanalikulusprobe an. Nach gründlicher Reinigung der Kanalikuli und des
Tränensackes wird 4 bis 5mal eine 5proz. Kollargollösung in den Binde-
hautsack eingeträufelt und das zurückgebliebene Kollargol aus dem Kon-
junktivalsack ausgespült. Durch Druck auf den inneren Augenwinkel und
durch Einspritzen von Borsäure in das offene Tränenröhrchen kann man sich
üherzeugen, ob das Kollargol in den Sack gekommen ist. Fällt die Probe
positiv aus, so ist die Prognose für ein trockenes Auge günstig, fällt sie
negativ aus, ist jede Sondierung und Operation zwecklos, da die Epiphora
nicht durch die Stenose im Tränennasengang, sondern durch das Fehlen der
178 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
physiologischen Funktion des Kanalikulus verursacht wird. W. ist es ge-
lungep, durch eine Modifikation der intranasalen Tränensackoperation die
anatomischen Verhältnisse so zu gestalten, dass nachher die Nasenprobe positiv
und das Auge trocken wird.
Peters (427) beobachtete Epiphora bei Verhornung des
Epithels der Karunkelgegend. Die Patienten klagen über ständiges
Tränen der Augen, besonders im Freien. Die Tränenpunkte als solche sind
. kenntlich, jedoch besteht keine eigentliche Tränenpapille, sondern nur eine
flache Mulde, öfters ohne deutliches Lumen, das den Eindruck macht, als
ob es mit einer dünnen Zellschicht bedeckt sei. Zwischen innerer Lidkante
und dem Augapfel ist durchweg ein feiner Flüssigkeitsstreifen als Zeichen
des behinderten Tränenabflusses sichtbar. Im Gegensatz dazu erscheint die
ganze Karunkelgegend trocken. Durch mehrmaliges Sondieren wird die
Epiphora beseitigt. In zwei mikroskopisch untersuchten Fällen fand sich eine
ausgesprochene Verhornung der oberflächlichen Lagen des Epithels der Kappe
der Karunkel, welches im übrigen, was die Zahl der Schichten und die
Gestaltung der mittleren und unteren Zellagen betrifft, durchaus den normalen
Befunden entsprach, während in den oberen Schichten die charakteristischen
Schleimzellen fehlten.
XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen.
Ref.: Ossowski.
*430) Cords: Die pralle Durchblutung “er Orbita. Klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. Bd. 60. Juni 1918. S. 759.
*431) Kausch: Über plastische Operationen: ‘ Augenhöhlenplastik. Med. ‘Klinik.
1918. Nr. 28. S. 70%,
*452) Kümmell: Über pulsierende Angiome der Orbita. Archiv f. Augenheilk.
Bd. 83. 1918. S. 261.
Eine neue Methode beı plastischen Operationen der Augen-
höhle wendet Kausch (431) an. K. erweitert die geschrumpfte Augen-
höhle durch Mobilisation der Lider und presst einen grossen Tampon ein,
auf den Thierschsche Epidermislappen mit Katgut aufgenäht sind. In
fünf Fällen von Kriegsverletzungen erfolgte völlige Anheilung. Jedoch führt
bei schwerer Läsion der die Orbita umgebenden Knochen diese Methode der
Plastik kaum je zu einem befriedigenden Resultat.
Eine Mitteilung über pulsierende Angiome der Augenhöhle
macht Kümmell (432). Er berichtet von einem Pat., der sein Augenleiden
seit Geburt hat und dessen rechtes Auge bei anstrengender Arbeit in ge-
bückter Haltung hervortritt. Beim Bücken hört er ein gleichmälsiges Ge-
'räusch wie bei einer Dampfmaschine, beim Aufrichten treten Kopfschmerzen
und Schwindelgefühl auf. Im übrigen bereitet ihm das Auge keine Be-
schwerden, Augenbefund: Das rechte Auge tritt etwas vor und steht
stark nach oben und etwas nach aussen. Während der Fixation mit dem
linken Auge macht das rechte langsam unregelmäfsige Bewegungen nach aussen
und wieder nach innen. Es besteht Pulsation des Auges und der Lider, die
zu verschiedenen Zeiten wechselt, Unabhängig von irgendwelcher Pulsation
und von der gewöhnlichen Atmung tritt das Auge zuweilen vor und geht
wieder zurück. Im Liegen macht sich der Exophthalmus kaum bemerkbar.
Die Pulsation beträgt !/;—1'/, mm. Dei Rechtsdrehung des Halses (negativer-
Sternokleidostellung) tritt das Auge bis zu 5 mın hervor, beim Bücken ver
XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöblen. 179
grössert sich der Exophthalmus bis zu 6 mm. Durch Kompression der rechten
Karotis wird stärkeres Hervortreten des Bulbus hervorgerufen, das sich durch
Kompression beider Karotiden noch steigert. Ein ähnlicher Effekt nur in
geringerem Mafse wird durch Kompression der rechten Juguläris bzw. beider
Jugulares erzielt. In der Bindehaut verlaufen an verschiedenen Stellen mehr
oder weniger ‘stark geschlingelte Gefässe, die sich nach vorhergehender
Kompression von innen wieder füllen. Der Bulbus selbst ist etwas verkleinert,
die entrundete Pupille zeigt amaurotische Starre. Die Iris wird von ausserordent-
lich zahlreichen, oft zu dichten Knäueln sich bildenden Gefässen durchzogen,
deren Blutsäule vielfach sehr dünn oder völlig unterbrochen ist. Die Linse zeigt
an verschiedenen Stellen Trübungen. Augenhintergrund: Die Scheibe des
Sehnerven, deren Grenzen nicht zu bestimmen sind, erscheint exkaviert. Aus
dem deutlich sichtbaren Gefässtrichter laufen besonders nach aussen zahlreiche
Gefässe zusammen, von denen einzelne starke Schlängelung aufweisen. | Unter-
halb des Sehnerven ist eine wulstige weissliche Stelle, über die zahl-
reiche Gefässe nach unten ziehen. Nach oben-aussen geht vom Gefäss-
trichter ein starker graugrünlicher Vorsprung ab, der mehrere Papillendurch-
messer nach der Peripherie zu allmählich abnimmt. Ausserdem sind 4 mulden-
förmige Vertiefungen verschiedener Grösse und Färbung sichtbar; die Gefässe
verlaufen teils in entsprechender Knickung über ihren Grund, teils an ihren
Rändern. K. nimmt im vorliegenden Falle hauptsächlich auf Grund des
spontanen Auf- und Abschwellens, einer Erscheinung, die sich auch durch
künstliches Hervorryfen mechanischer Hyperämie nachahmen lässt, ein Angiom
an, das sowohl venös als auch arteriell gespeist wird. |
Vier Fälle von hochgradigem Exophthalmus, die durch
pralle Durchblutung der Orbita hervorgerufen sind, bringt
Cords (430) mit dazugehörigen Lichtbildern. Die Vortreibung des Bulbus
ist so hochgradig, dass man von Luxation sprechen kann; Reposition ist nicht
möglich; die Beweglichkeit ist ganz oder fast ganz aufgehoben, und der Aug-
apfel steht starr nach vorn gepresst in seiner Höhle, derart, dass die Horn-
haut von den Lidern nicht gedeckt wird, wodurch sie in hohem Mafse der
Gefahr der Austrocknung ausgesetzt ist. Die chemotische Bindehaut wölbt
‘sich als dicker blauroter Wall über die Peripherie der Hornhaut. Bei allen
vier Fällen ist es schliesslich zur Enukleation des betreffenden Bulbus ge-
kommen. Was die Art der Verletzung betrifft, so handelt es sich in einem
Falle um eine Kontusionswirkung, wodurch der Bulbus mit Gewalt nach vorn
gedrängt wurde und ein grosses Gefäss, vielleicht die A. ophthalmica, zer-
rissen wurde Als zweite Möglichkeit nimmt C. eine Fraktur der Fissura
superior an, derart, dass ein Knochensplitter diese Arterie anspiesste oder
einriss. Klarer liegt der Verletzungsmechanismus in den anderen Fällen.
Im zweiten Falle wurde ein Splitter an der Spitze des Orbitaltrichters fest-
gestellt, der sehr wohl die A. ophthalmica getroffen haben kann. Im dritten
Fall wurde die Orbita hinter dem Bulbus durch einen Granatsplitter quer
durchsetzt. Auch in diesem wie in dem vierten Fall, wo ein Splitter durch
Stirnbein und Stirnhöhle in die Orbita drang. nimmt C. die Möglichkeit einer
Verletzung der A. ophthalmica bzw. eines ihrer Hauptäste an. Prognostisch
sind derartige Fälle sich selbst überlassen als sehr ungünstig anzuschen.
C. schliesst sich daher dem Vorgehen Erkes an, der bei derartigen Fällen
eine temporäre Resektion der temporalen Orbitalwand "ausgeführt und einen
vollen Erfolg zu verzeichnen gehabt hat.
180 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
XIII. Bindehaut.
Ref.: Ossowski.
*433) Blatt: Eine neue Methode der mechanischen Behandlung des Trachoms.
Münch. med. Wochenschr. Nr. 28. 1918. S. 772.
*434) Ebstein: Zur Differentialdiagno:e der Flecken in der Lidspalte. Med.
Klinik. 1918. Nr. 39. S. 965.
*435) Plocher: Strahlentherapie beim epibulbären Karzinom. Klin. Monat=bl.
f. Augenheilk. Bd. 61. August-Sept. 1918. S. 189.
436) Popper: Eine neue Methode zur mechanischen Behandlung des Trachoms.
Wiener klin. Wochenschr. 1918. Nr. 25.
Zur Differentialdiagnose der Flecken in der Lidspalten-
zone teilt Ebstein (434) mit, dass solche Flecke sowohl bei der echten
endogenen als auch bei der exogenen Ochronose beobachtet worden sind.
Differentialdiagnostisch kommen ausser der Ochronose der Morbus Addison,
die Argyrie und die zu Pigmentierungen führenden Kachexien in ‚Betracht.
Ähnliche Verfärbungen der Skleren in Form eines Lidspaltenfleckes treten auch
bei: Gewerbekrankheiten auf, insbesondere bei Leuten, die beruflich mit
Ersatzschmierölen zu tun haben. Diese Flecke sollen durch das in den
Schmierölen vorhandene Phenol entstehen. Die korbotochronotischen Flecken
können nach Ausschaltung der schädigenden Einwirkung abblassen. Ein
Verschwinden der Lidspaltenflecke bei der endogenen Ochronose ist nicht
beobachtet worden, da man den schädlichen Einfluss der Homogentisinsäure
nicht zu beseitigen vermag.
Eine neue Methode in der mechanischen Behandlung des
Trachoms wendet Blatt (433) an. Die Vorteile seiner Aspirations-
methode bestehen darin, dass der Heilungsprozess einerseits ohne Bindehaut-
vernarbungen abläuft, andererseits wird der Inhalt der Trachomkörner bis
auf den letzten Rest aüfgesogen und entfernt, so dass er die nichterkrankten
Konjunktivapartien nicht infizieren kann. Die durch die Saugwirkung erzielte
starke Hyperämie beschleunigt ausserdem den Heilungsverlauf wesentlich.
Nach einer Übersicht über die in der Literatur veröffentlichten Resultate
mit der Strahlentherapie bei epibulbären Tumoren berichtet Plocher (435)
über 2 weitere Fälle von epibulbärem Karzinom, die der Strahlen-
therapie unterworfen wurden. Der erste Fall, bei dem ein viele Jahre
zurückliegendes Trauma vielleicht ätiologisch in Betracht kommt, zeigte nach den
beiden ersten mit 200 mg Mesothorium bei geschlossenem Auge durch die Lider
ausgeführten Bestrahlungen eine auffallend gute Beeinflussung des kornealen
Anteils und eine geringere des skleralen Teils des Tumors. Wegen starker Haut-
reaktion musste von weiteren Bestrahlungen abgesehen werden und es wurde
versucht, diese Komplikation mittelst direkter manueller Bestrahlung zu ver-
hindern. Trotz teilweiser Rückbildung schritt das Karzinom entlang dem
Limbus weiter und verbreitete sich auf Hornhaut und Konjunktiva, so dass
das Auge enukleiert werden musste, Die histologische Untersuchung ergab
neben frischen infiltrierenden Krebszellenzügen partielle Nekrose der Krebs-
nester, Protoplasmaquellung, Überschwemmung mit Leukozyten, Hornhautgefassen
und Riesenkernbildungen, Die Reaktion der Iris und des Corpus ciliare
dokumentierte sich durch Teeukozyteninfiltration. An Linse und Netzhaut
konnte mikroskopisch keine Strahlenwirkung nachgewiesen werden. Auch im
zweiten Falle war die Beeinflussung durch die Bestrahlung am kornealen Anteil
XIV. Hornhaut und Lederhaut. 181
des Tumors klinisch eine gute, geringer war sie am skleralen Teil. Der
Erfolg war jedoch auch hier nur ein vorübergehender, das Karzinom ver-
breitete sich und das Auge musste entfernt werden. Verabfolgt wurden
im ganzen 2250 mg Mesothorium in 44°/, Stunden innerhalb 8 Monaten in
15 Sitzungen, 1 mal Röntgen. Als Begleiterscheinungen traten Oberlid-
schwellung, Konjunktivitis, Haarausfall und Iritis auf. Histologisch waren
zahlreiche Krebsnester vorhanden nebst nekrotischen Krebszügen in der Tiefe
der Hornhaut, Netzhaut und Linsen wurden durch die Bestrahlungen nicht
verändert. Beachtenswert für die Strahlentherapie ıst nach P. folgendes:
Die Bestrahlung darf einerseits nicht zu kurz sein, um nicht zur Reizdosis
zu werden, anderseits aber muss sie kräftig genug sein, um eine Erholung des
bereits geschädigten Krebsgewebes zu verhüten. Die Bestrahlungen dürfen
sich nicht allein auf die zentralen Teile des Tumors beschränken, sondern
müssen sich auch auf das angrenzende Gebiet mit den möglichen Krebs-
ausläufern erstrecken. Bei beginnendem, epibulbärem Karzinom soll auch in
Zukunft der Tumor operativ entfernt und die Grundfläche galvanokaustisch
verschorft werden. Bleiben Zweifel, ob die Abtragung eine vollständige war,
so ist eine direkte lokalisierte Strahlentherapie mit nicht zu kleinen Dosen
angezeigt.
XIV. Hornhaut und Lederhaut.
Ref.: Ossowski.
*4537) Fuchs: Uber giirtelférmige Hornhauttrübung. Klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. Bd. 61. Juli 1918. N. 10.
*438) Liese: Ein Fall von Vorderkammer- und Korneoskleralzyste mit Endo-
thelauskleidung. Dissert. Heidelberg. 1918.
*454) Pick: Schwerste Keratitis parenchymatosa und Iridocyclitis plastica
e lue hereditaria. Deutsche med. Wochenschr. 1918. Nr. 33. S. 895.
*440) Stähli: Über den Fleischerschen Ring bei Keratokonus und eine neue
typische Epithelpigmentation der normalen Kornea. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 60. Juni 1918. N. 721.
*441) Uhthoff: Ein Fall von tiefgreifender einseitiger Hornhauterkrankung
bei Morbus Addisonli aus Sektionsbefund. Klin. Monatsbl, f. Augenheilk. Bd. 61.
August-Sept 1918. S. 145.
*$42) Waardenburg: Vier Fälle von Melanosis corneae Klin. Monatsbl. f.
Augeunheilk. Bd. 61. Juli 1918. S. 159.
Stähli (440) teilt seine Beobachtungen mit über den
Fleischerschen Ring beim Keratokonus und über eine neue
typische Epithelpigmentation der normalen Kornea. St. hat
klinisch an nahezu 100 Menschen eine bisher unbekannte, typisch gelagerte
braune Linie in sonst normaler Kornea beobachtet, deren wichtigste Charakte-
ristika sind: Die Linie ist in der Mehrzahl auf beiden Augen vorhanden;
sie liegt immer im unteren Lidspaltenbereich und zwar der Höhe des unteren
Pupillarrandes entsprechend, in der Hauptsache gestreckt und horizontal ver-
laufend. Das anatomische Substrat der klinisch sichtbaren braunen Linie
hat seinen Sitz im Epithel der Kornea. Abgeschen von der groben topo-
graphischen Anordnung des Pigments stimmen Fleischerscher Ring beim
Keratokonus und horizontale braune Linie der normalen Kornea bis in alle
Einzelheiten der klinischen Erscheinung vollkommen überein. Bei der in einem
182 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Falle möglich gewesenen, mikro-chemisch und histologisch vorgenommenen Unter-
suchung der Linie stellte sich heraus, dasyder die Linie aufbauende Farbstoff
Alkali-kHämatin war und in feinsten Körnchen intrazellulär ins Epithel eingelagert
war, St. nimmt an, dass möglicherweise Fleischerscher Ring, braune horizontale
Linie und die Farbstoffimprägnation alter Hornhautnarben wesensverwandt
sind. Vielleicht stammt in den meisten Fällen von Pigmentierung des Kornea-
epithels der Farbstoff aus der Feuchtigkeit des Konjunktivalsackes, dringt von
hier aus ins Epithel und wird dort fixiert. Eventuell geben simple Bindehaut-
katarrhe, in anderen Fällen andere mit Hyperämie einhergehende Erkrankungen
des vorderen Bulbusabschnittes die Gelegenheit zur Farbstoffablagerung ab.
Etwas ähnliches hatte Senn (»Typische Hornhauterkrankung bei Anilinfärbern«,
Korr.-Blatt 7, Schw. Ärzte, XXVII. Jahrg , S. 161) bei Anilinfärbern beobachtet,
doch hat diese Publikation nach St. keine direkte Beziehung zu seiner
eigenen Arbeit.
Pick (439) demonstriert einen 12jährigen Knaben, der durch schwerste
Keratitisparenchymatosamitlridocyelitis plasticaeluehereditaria
erblindet, seit Jahren in mehreren Kliniken ohne Erfolg behandelt worden war;
auch mehrfache Operationen waren erfolglos. Trotz flacher Vorderkammer
und engster Pupille gelang es P. vor etwa 2 Monaten, eine Lücke durch die
Katarakt zu schlagen und dadurch ein Sehvermigen von !/,, des normalen
zu erzielen.
Waardenburg (442) beschreibt 4 Fälle von Melanosis corneae
kongenitaler Natur. W. schliesst sich Kraupa an, der Krukenberg und
Augstein gegenüber das Vorkommen verschiedener Formen betont hat und
die Melanosis aus Resten einer Pupillarmembran zu erklären sucht:
damit stimme auch überein die Seltenheit sarkomatöser Entartung. W. er-
wähnt dann, 3 Fälle von Melanosis iridis beobachtet zu haben, zweimal mit
charakteristischer papillomatöser Iris; in einem Falle mit Korektopie und Resten
einer Pupillarmembran kompliziert, in dem letzten Fall gleichfalls mit Korektopie,
Linsenluxation und stangenförmigen Bildungen zwischen Linse und Corpus ciliare.
Bei 4 Kindern beobachtete Fuchs (437) eine gürtelförmige
Hornhauttrübung. Allen Fällen war die Iritis gemeinschaftlich. Als
Ätiologie konnte in einem Falle Lues als sicher, in einem weiteren Falle als
wahrscheinlich angenommen werden. Da zurzeit der Beobachtung die Wa.-R.
noch nicht bekannt war, musste die ätiologische Frage in den 2 übrigen
Fällen offen gelassen werden. Auffällig ist, dass in 3 Fällen eine Gelenks-
affektion vorausgegangen war, welche allerdings in jedem Falle von anderer
Art war. F.s derartige Beobachtungen erstrecken sich noch auf 3 weitere
Fälle bei Erwachsenen. Bei einem sonst gesunden jungen Manne entwickelte
sich ohne bekannte Ursache an beiden Augen eine solche Trübung, sonst
waren die Augen, abgesehen von einem Rest der fötalen Pupillarmembran,
normal. Die Hornhaut des rechten Auges eines 39jährigen Mannes, zeigte
in ihrer ganzen unteren llälfte eine gürtelförmige Trübung. Das Auge soll
angeblich seit dem 16. Lebensjahre blind gewesen sein. Der Sehnerv zeigte
eine neuritische Atrophie, auch auf dem linken Auge bestand neuritische
Atrophie miifsigen Grades. Eine gleichfalls einseitige gürtelförmige Hornhaut-
trübung befand sich bei einer 39jährigen ganz albinotischen Frau. F. lässt
die Frage offen, ob ein Zusammenhang zwischen der Trübung und den anderen
Veränderungen besteht.
XVI. Linse. 183
Einen Fall von tiefgreifender einseitiger Hornhaut-
erkrankung bei Morbus Addisonii mit Sektionsbefund teilt
Uhthoff (441) mit. Es handelt sich um einen 41jährigen Mann mit typischer
Addisonscher Erkrankung mit schwerer Nebennierentuberkulose und Tuber-
kulose der Lungen. Die Beobachtung mit der komplizierenden eigenartigen
Hornhauterkrankung steht nach U. bisher vereinzelt da. Die Hornhaut-
affektion lässt sich in kein Bild der bekannten Keratitiden einreihen. Klinisch
zeigt die Hornhaut eine tiefgehende grauweissliche Trübung, welche sich vom
Zentrum der Pupille peripher nach unten erstreckt und an deren oberen
Rande sich ein zirkumskripter Zerfall der Hornhautsubstanz findet. In den
mittleren und peripher nach unten gelegenen Partien der Trübung sind ziemlich
reichliche neugebildete oberflächliche und tiefe Gefässe, so dass an diesen
Stellen ein rötlicher Farbenton entsteht. Bei der Betrachtung mit der Zeiss-
schen Lupe ist die Trübung nicht scharf begrenzt, sondern sendet feine grau-
liche streifige Ausläufer in die Umgebung. Das Ergebnis der anatomischen
Untersuchung ist die Feststellung einer chronischen tiefgreifenden Keratitis
mit ausgedehnter Gefässneubildung, besonders in den tieferen Schichten der
Kornea und des ganz zirkumskripten ulzerösen Zerfalles an einer Stelle.
Tuberkelbazillen sind nicht gefunden worden. U. glaubt den Hornhautprozess
in Zusammenhang wit der Addisonschen Krankheit bringen zu dürfen.
Liese (438) berichtet über einen Fall von Vorderkammer-
und Korneoskleralzyste mit Endothelauskleidung. Nach einer
jahrelang zurückliegenden Verletzung entwickelte sich an der Vernarbungs-
stelle des Auges: :ine Zvste, die sich im weiteren Verlaufe vergrösserte,
so dass das Auge :ntfernt werden musste. Die mikroskopische Untersuchung
ergab eine mehrke amerige Zystenbildung, deren Wände von einem kontinuier-
lichen ein- und m :hrschi« htigen Endothelbelag ausgekleidet waren. An der
Entstehung und d m Wachstum der Zyste haben nach L. das perforierende
Trauma, das Glaukom und der Linsenzerfall mitgewirkt.
XV. Iris (Pupille).
Ref: Kümmell.
*445) Peters: \Wurmförmige Zusammenziehungen des Ringmuskels der Iris.
Ectropium uveae congenitu'tn, Arztl. Demonstrationsabend. Rostock. 6. 6. 1918.
Ber. in Med. Klinik. Nr. 30. S. 751.
Peters (443) stelte einen Kranken mit Wundstar vor, dessen
untere Pupillenhälfte durch Verwachsungen befestigt war. Der obere freie
Teil liess dauernd wurmförmige Zusammenziehungen des Ringmuskels
der Iris erkennen. Weiter zeigte er einen Fall von ausgeprägtem an-
geborenem Ectropium uveae, bei dem der Pupillarteil durch hals-
krausenartig angeordnete Auswüchse des Pigmentepithels ausgefranst war.
XVI. Linse.
Ref.: Kümmell
“444) Vogt: Zur Kenntnis der Alterskernvorderfläche der menschlichen Linse
zmit besonderer Berücksichtigung der C. v. Hessschen Anschauungen. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. 89.
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. XII
184 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*445) Vogt: Zur Frage der Kataraktgenese, insbesondere der C. v. Hessschen
Hypothese und seiner Lehre vom subkapsulären Beginn des Rindenstares. Ebenda.
S. 102.
Vogt (444) geht in dieser Arbeit nochmals auf die Alterskern-
vorderfläche ein und betont, dass man mit dem Lichtstreifen der Spalt-
lampe die Linse gewissermafsen abtasten kann. Man kann die Linse so im
optischen : Querschnitt untersuchen. Da wo der Lichtstreifen die einzelnen
Schichten der Linse trifft, entstehen helle Streifen, die von vorn nach hinten
als vorderer OQOberflichen-, vorderer Alterskern-, vorderer Embryonalkern-,
hinterer Embryonalkern-, hinterer Alterskern- und hinterer Oberflächen-
Streifen unterschieden werden, entsprechend den Vogtschen Einteilungen
der Linse. Ausserdem sind noch andere weniger lichtstarke Streifen sichtbar
in jahresringeartiger Anordnung. Die Alterskernvorderfläche beginnt meist
im 5. Lebensjahrzehnt die von V. beschriebene Reliefbildung zu zeigen, und
zwar ist sie als physiologische Erscheinung aufzufassen. Die Reliefbildung
kann auch an den andern Schichten auftreten, wodurch die Durchsichtigkeit
ebenfalls in keiner Weise gestört wird. Weiterhin wendet sich V. gegen
die Hessschen Anschauungen.
Die nächste Arbeit Vogts (445) über die Entstehung des Stares
ist eine ausgesprochene Streitschrift gegen v. Hess, deren Einzelheiten im
Original einzusehen sind. V. betont vor allem, dass der subkapsuläre Beginn
des Stares nicht den tatsächlichen Verhältnissen entspricht, und dass der Star
als typisch senile Erscheinung anzusehen sei.
XVII. Aderhaut und Glaskörper. i
Ref.: Kümmell.
*446) Fuchs: Uber luetische Chorioiditis. (:raefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 97.
S. 85. |
*447) Ganz: Tonsilläre Infektionen als ätiologischer Faktor metastatischer
Augenentzündungen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. 123.
. 448) Gelling: Uber metastatische Ophthalmie bei Appendizitis. Dissert.
Miinchen 1918.
*449) Koeppe: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe und dem
Hornhautmikroskop. 14. (ir. Arch. f. Ophthalm. Bd. 97. S. 198.
*450) Wiegmann: Ein Beitrag zur Genese und zum Bilde der Synchysis sein-
tillans. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. 84.
Fuchs (446) untersuchte 5 Fälle luetischer Aderhautentzün-
dungen. Der Literatur nach ist das Bild nicht einheitlich. Der 1. Fall
betraf eine 8monatige Frülhgeburt. In der Iris fanden sich diffuse und
herdförmige Durchsetzungen, bestehend aus grossen und kleinen Lymphozyten,
sowie aus nicht typischen Plasmazellen. Strahlenkörper unverändert, während
in der Aderhaut wieder, doch in geringerem Grade, eine gleiche Durchsetzung
bestand wie in der Iris. “Netzhaut nur leicht in den innern Schichten von
Lymphozyten durchsetzt, offenbar durch die Lues selbst bedingt. Die Durch-
setzung der Aderhaut beginnt in der Kapillarschicht, was in gewisser Weise
typisch für frische luetische Aderhautentzündung ist. — Der 2. Fall eines
4 monatigen Mädchens war weniger typisch, hier bestand ausser einem Horn-
hautgeschwür schwere Iridozyklitis mit geringerer Beteiligung der Aderhast.
Durchsetzung der Gewebe in uncharakteristischer Weise mit Lymphozyten,
— — —
XVII. Glaskörper und Aderhaut. 185
wobei die Kapillarschicht der Aderhaut nicht stärker befallen ist als die
_ andern Schichten. — Im 3., weiter vorgeschrittenen Falle war bereits binde-
gewebige Umwandlung eingetreten, wobei die Gefässe verschlossen gefunden
wurden, die Arterien waren teilweise ganz von Endothelzellen verstopft. —
Der 4. Fall sekundärer Lues zeigte eine mälsig starke Durchsetzung der
Irs und der Aderhaut, die die Choriokapillaris fast frei liess. Sie bestand
sus Lymphozyten und etwas abweichenden Plasmazellen. Strahlenkörper war
frei. Eigenartige umschriebene Entartung der Netzhaut war wohl bedingt
durch Veränderungen der Arterien, die zum Teil vollständig verschlossen
waren. Diese Gefässveränderungen standen im 5. Fall im Vordergrunde des
Befundes. Ausser Stauungspapille bestand nur eine ganz geringe Durchsetzung
der Gefässhaut mit Lymphozyten. Die Arterien zeigten jedoch schon ausser-
halb des Auges schwere Veränderungen, die sich auch in der Aderhaut fanden.
Adventitia und Intima waren stark verdickt, letztere durch Neubildung eines
die Lichtung einengenden Gewebes mit neugebildeten elastischen Häuten.
Netzhautarterien waren nicht befallen. -Ausserdem bestand zuweilen hyaline
Entartung der Gefässwand, sowie Verwandlung der ganzen Gefässwand in
eine strakturlose Masse; hierbei war die Gefässwand verdünnt.
Über die Beziehungen von Augenerkranküngen zu tonsillärer
Infektion ist bisher in der Literatur nur wenig bekannt. Ganz (447)
berichtet aus der Marburger Augenklinik über 2 derartige Fälle. Der erste
betraf eine 32 jährige Erzieherin, die an Netzhautentzündung mit Blutungen
erkrankte. Verschiedene Behandlungsarten hatten keinen Erfolg. In den
Mandeln fanden sich dicke eitrige Pröpfe, so-dass jene entfernt wurden,
Darnach trat in überraschend kurzer Zeit fast völlige Heilung ‘ein, Im
2. Falle lag Iridozyklitis vor. Auch hier bestanden eitrige Pröpfe in der
einen Mandel mit Nierenentzündung. Die Mandel wurde entfernt, darnach
trat Heilung ein. Die Augenerkrankungen siud also in beiden Fällen als
metastatisch aufzufassen, ausgehend von den Mandeln, denen daher bei solch
scheinbaren kryptogenetischen Erkrankungen grössere Aufmerksamkeit zu
schenken ist. Zur Untersuchung muss man sie sich durch Herausluxieren
aus der Fossa triangularis deutlich sichtbar machen.
Wiegmann (450) hatte Gelegenheit, 8 Fälle einer eigentümlichen ,
Glaskörpertrübung zu beobachten, die unter die Synchysis scintillans
einzureiben ist. Sie war gekennzeichnet durch einen dichten Wirbel von-
weissen flockigen Gebilden, die bei Bewegungen des Auges das Bild eines
Schneefalls vortäuschen konnten. Cholesterin, wenigstens in .reiner Form,
konnte es nicht sein. Von ähnlichen Produkten kämen Tyrosin, Leucin und
Margarin in Frage. Falls die Trübung nicht mit Star zusammen vorkam
(2 Fälle), war das. Sehvermögen durch sie allein stark beeinträchtigt. Die
Kranken klagten auch sehr über das Flimmern vor dem Auge. — Vorher
werden die Cholesterine und ihr Vorkommen im Körper, vor allem im Auge,
besprochen. Für die Synch. scint. stellt er die Entstehung folgendermafsen
dar: Eine bestehende Cholesterinämie schädigt durch atheromatöse Ver-
änderungen die Gefässe des Strahlenkérpers, so dass dadurch ein gewisser
Zerfall des Glaskörpers eintritt. Aus diesen Zerfallsprodukten bilden sich
dann infolge der Störung des Cholesterinstoffwechsels im Auge selbst die
kristallischen Abscheidungen.
Koeppe (449) nimmt in dieser Arbeit die patho-histologischen
‚Veränderungen des Glaskörpergewebes ohne eigentliche
xIII*
~
186 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Veränderung seiner Fasern oder Destruktion resp. Umwand-
lung seines Fasergerüstes zum Gegenstand seiner Untersuchungen.
Aus den Schlussergebnissen sei folgendes. erwähnt: Eine Membr. hyalid. im
Bereich der hintern Glaskörperhälfte dürfte nicht vorliegen, sondern nur eine
verdichtete hintere Grenzschicht. Bei der Pigmententartung der Netzhaut
geht die Pigmentwanderung zwischen den Glaskörperfasern nach vorn bis zur
vordern Grenzschicht. Das gilt auch für ähnliche Krankheitsbilder. Bei
luetischen Aderhautentzändungen findet man dagegen zerfallene Pigmentmassen,
während man bei jener Erkrankung intakte Pigmentepithelzellen hat, so
dass dies die Diagnose gelegentlich in dem einen oder dem andern Sinne
entscheiden kaun. Ebenso wie im vordern Augenabschnitt, so ist auch das
Auftreten bestimmter Glaskörperveränderungen für bestimmte Krankheits-
gruppen wesentlich; so findet man z. B. bei der tuberkulösen, luetischen,
sympathischen oder einer bei Heterochromie vorhandenen Entzündung kleine
weisse Blutzellen mit oder ohne rote Blutkörperchen, während sich bei
gouorrhoischer, rheumatischer, diabetischer oder septischer Uritis grössere
Iymphozytäre oder polynukleäre Zellen erkennen lassen. — Bei der Stauungs-
papille bleibt der Glaskörper entweder klar oder enthält nur wenige rote
Blutkörperchen, bei der Neuritis optica dagegen sind frühzeitig weisse Blut-
körperchen vorhanden, was gerade im Beginn. wenn die Abgrenzung der
beiden Krankheitsbilder sonst noch nicht möglich ist, von ausschlaggebender
Bedeutung sein kann.
XVIII. Sympathische Ophthalmie.
Ref.: Kümmell.
*451) Hirschberg: Ein Falt von sympathischer Augenentziindung, 20 Jahre
lang beobachtet. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. S. 10%.
Hirschberg (451) berichtet über einen 20 Jahre lang beobachteten
Fall von sympathischer Entzündung. Verletzung 1896 als Kind
durch Messerstich, das Auge schrumpfte, es trat sympathische Aderhaut-
entzündung des anderen Auges ein. Der Stumpf wurde ausgeschält, unter
Einreibungskur trat zunächst Besserung ein, später nahm das Schvermögen
jedoch wieder ab. Es trat Linsentribung mit Verdickung der vorderen
Kapsel ein, die Staroperation wurde nach dem von H. angegebenen Verfahren
mit l.anzenschnitt vorgenommen, der dann nach 3 Monaten eine Pupillen-
bildung durch Iriszerschneidung nachgeschickt wurde. Das Sehvermögen war
dann zufriedenstellend (1/1) und hielt sich so während etwa 9 Jahre. Dann
trat Zunahme des Nachstars ein, durch Zerschneidung stieg das Schvermögen
auf t/i 4 Jahre später bildete sich Verschlechterung des Sehvermögens
bis zu völiiger Erblindung aus. Der Augapfel war reizlos geschrumpft, mit
bandförmiger Hornhauttrübung. Die Staroperation hatte den Vorteil, dem
Kranken während einer grossen Reihe von Jahren ein befriedigendes Seh-
vermögen zu verschaffen.
XIX. Glaukom.
Ref: Kümmell.
452) Fleischer: Uber die Trepanation beim Hydrophthalmus congenitus.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. vl. S. 152: N. vorigen Bericht Nr. 306.
XIX. Glaukom. 187
*453) Haab: Über eine Verbesserung der Lokalnarkose bei Augenoperatlonen
und über die richtige Ausführung der Glaukom-Iridektomie. Korrespondenzbl. f.
Schweizer Ärzte. Nr. 19.
454) Köllner: Über den Augendruck beim Glaucoma simplex und seine Be-
siehungen zum Kreislauf. Arch. f. Augenheilk. Bd. 83. H. 3/4.
*455) Koeppe: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe und dem
Hornhautmikroskop. 13. (rmefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 97. 8. 34.
*45) Knüsel: Arecolin mit besonderer Berücksichtigung seiner Wirkung auf
das glaukomatöre Auge. Fortsetzung. Zeit-chr. f. Augenheilk. Bd. 39. S. 310.
457) Levinsohn: Zur Patbogenese des Glaukoms, Klin. Monıtstl. f. Augen-
heilk. Bd. CI. 5. 174.
Im Anschluss an eine Auslösung eines Glaukomanfalls durch Kokain
macht Levinsohn (457) auf eine frübere Veröffentlichung aufmerksam, bei
der Glaukom durch Homatropin hervorgerufen war, wobei die anatomische
Untersuchung eine solide Vergrösserung des Strahlenkörpers ergab. In weitern
Untersuchungen konnte er finden, dass die Fontanaschen Räume ausserordentlich
häufig mit den zertrümmerten Zellkörpern des Pigmentepithels der Iris und
der vordersten Strahlenfortsätze durchsetzt waren. Das Pigmentepithel ist
ausserordentlich widerstandsfähig gegen Druck, trotzdem geht es infolge der
Hypertropbie des Müllerschen Muskels und der Strahlenfortsätze zugrunde,
teils mechanisch. teils durch trophische Einflüsse. Die Hypertrophie des
Ziliarmuskels steht in Einklang mit der im Alter allgemeinen Hypertrophie
glatter Muskeln. ` Diese Ansicht Ls. wurde durch die Untersuchungen Köppes
mit der Nernstspaltlampe bestätigt. Für die Entstehung des Pigmentzerfalls
hat die oben gegebene Erklärung grössere Wabrscheinlichkeit, als die von
Köppe, die arteriosklerotische oder innersekretorische Veränderungen an-
schuldigt. Die Anordnung des Zerfalls in den Pupillarteilen der Iris nach
Köppe ist wohl ebenfalls auf Anwesenheit des glatten Muskels zurückzuführen.
Der Unterschied zwischen der Annahme Köppes, dass die Entstehung der
Lymphstauung (des Glaukoms) durch die. Verstopfung der Irisspalten und der
Perivaskuliiren Lymphräume hervorgerufen wird, während er die Verstopfung
der Abflusswege durch die Fontanaschen Räume anschuldigt, erklärt er
daraus, dass K. mit der Spaltlampe den Kammerwinkel nicht untersuchen könne.
Köppe (455) berichtet über die mit der Spaltlampe sichtbare
glaukomatöse Pigmentverstaubung in der Iris. Bei einfachen
Glaukomen fand sie sich in 80°/, in verschiedener Anordnung. Meist
war die Pigmentverstreuung auch in den Fällen, in denen das Glaukom
einseitig war, doppelseitig. In den Fällen entzündlichen Glaukoms fand sich
auch Pigment in der vorderen Kammer und an der Hornhauthinterfliche.
Einige Fälle von sog. Präglaukomen boten keine klinischen Zeichen von
Glankom, sondern nur die Pigmentveränderungen der Iris. Es ist abzuwarten,
ob sich hier Glaukom entwickelt. Der Übergang eines Präglaukoms in
einen sog. Brückenfall, bei dem also ausser der Pigmentverschiebung bei
zweifelhafter Vorgeschichte nur das Bjerrumsche Zeichen bestand, jedoch
sonst keine Zeichen von Glaukom, wurde 2 mal beobachtet. In 2 weiteren
Fällen mit Pigmentverstäubung konnte esst nach der Starausziehung die
klinische Diagnose des Glaukoms bestätigt werden. indem dort eine
glaukomatöse Aushöhlung des Sehnerven gefunden wurde. In anderen Fällen
bestand neben den Veränderungen der Iris Drucksteigerung, wenn auch
188 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augeuheilkunde.
klinisch sonst keine weitern Zeichen von Glaukom. Einige weitere Fälle
"bestätigen den Übergang eines Präglaukoms in ein wirkliches Glaukom. Bei
Diabetikern konnten dagegen keine Zerfallserscheinungen des Pigments beobachtet
werden, falls nicht Glaukom bestand. K. empfiehlt mit der Nernstspaltlampe
.die so gut wie ziemlich sichere Möglichkeit einer Frühdiagnose des Glaukoms
nachzuprifen. Da sympathische Einflüsse für die Entstehung der Pigment-
verstäubung beim Glaukom von kausaler Bedeutung sein dürften, so berichtet
er ferner über 3 Fälle von Sympathikusverletzung, bei denen die
Pigmentverstäubung bestand. In 2 dieser Fälle lag kein Glaukom vor, im
3. (Fall 27) dagegen doppelseitiges Glaukom, wobei eine doppelseitige Sympathikus-
schädigung angenommen wird. Ausser schlechter Pupillenerweiterung nach
Kokain bestanden keine Zeichen dieser Verletzung, so dass der Zusammenhang
fraglich erscheinen muss. Während in 2 Fällen von Heterochromie
keine Pigmentverschiebung bestand, liess sie sich in 3 andern nachweisen,
von denen in zweien Iridochorioiditis und in einem davon Aushöhlung des
Sehnerven bestand, dabei war der Druck anfangs niedriger als am andern
Auge, später scheinbar gleich. Auf Grund seiner Untersuchungen und der
Angaben der Literatur ist Verf. der Ansicht, dass bei den Wechselbeziehungen
zwischen Heterochromie, glaukomatöser Pigmentverschiebung und Sympathikus-
erkrankung ätiologische Fäden sich von einem zum andern spinnen müssen.
Knüsel (456) beschliesst in diesem Hefte seine früher begonnene
Arbeit über Arecolin, so dass die Ergebnisse im Zusammenhang besprochen
werden mögen. Arecolin wird als 1—4 proz. Lösung des bydrobromsauren
Salzes angewandt und wirkt wie Eserin, ist also ein kräftiges Miotikum.
Der Druck glaukomatöser Augen wird für kurze Zeit schroff herabgesetzt,
was beim entzündlichen Glaukom von Vorteil ist. Die Wirkung ist bei
Pilokarpin anhaltender, doch weniger stark. Durch wiederholte Einträuflung
wird der Herzvagus erregt, so dass ständige Kontrolle des Herzens nötig - ist.
(Leider ist das Mittel z. Zt. beschlagnahmt, so dass seine Anwendung vorerst
unmöglich ist. Ref.)
Haab (453) spritzt bei Glaukomiridektomien und sonstigen Operationen
2 Tropfen 10 proz. Kokainlösung unter die Bindehaut.
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen.
Ref.: Lohmann.
*457a) <Abelsdorff: Akute retrobulbäre Sehnervenentzündung bei Myelitis
mit Sektionsbefund. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 85. H. 5/6, '
_ 458) Fuchs: Über Beteiligung der Macula lutea an Erkrankungen des Auges.
Arch. f. Ophthalm. Bd. 97.
*459) Fuchs: Über Pigmentstreifen im Augenhintergrund. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Juni-Heft.
*460) Hansen: Beiträge zur Hemicrania ophthalmica. Klin. Monatsbl. 1.
Augenheilk. Juli-Heft.
*461) Igersheimer: Zur Pathologie der Sehbahn II. Arch. f. Ophthalm. Bd. 97.
*462) Piek: Thrombus in der Retina. Demonstration. Königsberg. Verein
f. wissenschaftl. Heilk. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 32.
*463) Sidler-Huguenin: 5 Fälle von Sehnerventuberkulose nebst einigen all-
gemeinen Bemerkungen über Tuberkulinbehandlung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
August-Sept.-Heft.
Pal
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 189
` *464) Simons: Gliom in der linken hinteren Hirnhälfte mit Einwuchs in beide
Sehnerven. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psych. Bd. 39. H. 4/5.
*465) Stock: Ein Myelom im Augeninnern. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Juli-Heft.
Fuchs (458) bespricht seine Erfahrungen über die Beteiligung der
Macula lutea an Erkrankungen des Auges. Zunächst macht er auf ana-
tomisch anzutreffende Besonderheiten der normalen Macula lutea aufmerksam.
So könne die äussere Körnerschicht einzeilig sein; kadaveröse Veränderungen
können sich in Zerfall der Zapfen oder Abhebung derselben in der Fovea
zeigen, während diese Veränderungen in der Umgebung nicht vorliegen; durch
Schrumpfung infolge Einwirkung der Härtungsflüssigkeit können Zwischen-
räume zwischen den Netzhautelementen entstehen. — Die Veränderungen
bei Contusio bulbi können verschiedenartig sein. F. beschreibt eine Zerreissung,
die sonst bei der Netzhaut vermisst wird, bei der grossen Zartheit des Foveal-
gewebes aber verständlich wird. Eine Lückenbildung könne durch Odem
mit Auseinanderdrängung des Gewebes, durch kleine Gewebszerreissungen und
durch Schwund von Gewebselementen verursacht werden; ferner können die
Zapfen durch Kontusion in der Fovea zur Abhebung gebracht werden und
zerfallen; es schliesst sich dann ein Zerfall der äusseren Körner an. Auch
eine Retinitis externa adhaesiva beschreibt F. nach Kontusion. Als mittelbare
Folgen des krankhaften Prozesses treten Veränderungen bei perforierenden
Verletzungen auf, bei eitriger Keratitis und endogenen Entzündungen im
vorderen Augenabschnitt; auch kann eine Schädigung von hinten die Fovea
ergreifen, wie ein Fall eines Sarkoms der Orbita illustriert. Die anzu-
schuldigende Toxinwirkung macht sich bei Einwirkung auf die innere Netz-
hautoberfläche viel häufiger geltend als auf die äussere von hinten (bei
Chorioiditis). Bei Glaukom entsteht eine Lückenbildung infolge einer un-.
genügenden Blutversorgung, die besonders sich in den Kapillaren geltend
macht. Neben der zystoiden Entartung kommt es auch zum Schwund der
Faser- und Ganglienzellenschicht, mit anschliessendem Schwund der inneren
Körner. In einem besonders beschriebenen Fall fand sich eine Zerstörung
der die Fovea umgebenden Zone; klinisch müsste ein solcher Fall ein Ring-
skotom ergeben.
Fuchs (359) beschreibt als Beitrag zu den Pigmentstreifen im
Augenhintergrund das anatomische Bild von Falten, die sich bilden,
indem Glashaut und Pigmentepithel sich tief in die Aderhaut senkten. Die
Präparate stammen 1. aus einem Auge mit Durchbruch eines Hornhaut-
geschwirs und Netzhautabhebung: 2. aus einem Auge mit Aderhautablösung.
Die bei Aderhautablösung sich findenden Pigmentstreifen unterscheiden sich —
von den als angioid streaks bekannten Streifenbildungen vor allen Dingen
ophthalmoskopisch durch den hier sich zirkulär um den Optikus sich meist
findenden Pigmentring. Auch sehen die gefässähnlichen Pigmentstreifen häufig
rot aus und sind von lichten Streifen eingefasst, was bei den sich schnell
nach Aderhautabhebung bildenden Pigmentstreifen fehlt.
Pick (462) berichtet über einen 34jähr. Mann mit Stenose der linken
Mitralis, der plötzlich erblindete. Das ophthalmoskopische Bild bot nicht
den Anblick einer Embolie der Zentralarterie, sondern es bestand stark venöse
Stauung ohne Pulsation und ohne Netzhauttribung. Nach Massage waren
retinale Hämorrhagien zu sehen. Es wurde ein Aderlass mit eklatantem
190 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Erfolg ausgeführt; nach 2 Tagen war Befund und Sehschärfe (bis auf !/,,
gesunken) normal. P. denkt an eine Störung in den blutabführenden Wegen,
vielleicht an einen unvollständigen Thrombus.
Sidler-Huguenin (463) beschreibt zunächst 3 Fälle von Solitär-
tuberkeln des Sehnerven; bei allen Patienten waren neben dem Optikus-
tumor noch sichere Anzeichen von Tuberkulose an den Lungen, Bronchial-
drüsen und Lippen (Lupus) vorhanden. Der erste Fall wurde 4 Jahre
beobachtet. 1914 fand sich an dem rechten Optikus eine schmutzig-weisse
Tumormasse von Himbeerengestalt; V, = 0,16. 1918 war auf der Papille
nur ein zartes Häutchen als Rest einer Bindegewebsschwarte vorhanden :
V. auf 0,5 gehoben. Der Tumor im zweiten Fall verursachte eine mehr
gleichmälsige Schwellung der Papille; V.= 0,2 und parazentrales Skotom.
Nach einem Jahr waren die Ränder des Optikus deutlich sichtbar; an den
stark abgeblassten Sehnerven schloss sich nach unten und aussen eine atrophische
Zone wie ein myopischer Kornus an. Eine vorübergehend aufgetretene Ablatio
war verschwunden, wie auch weisse Fleckchen und Schüppchen der Retina.
V. = 0,3, fast normal grosses Gesichtsfeld. Im dritten Fall einer links-
seitigen Iritis serosa war auf der Papille ein kugliger, grau-weisser Tumor
vorhanden. Derselbe war nach einem Jahr verschwunden und nur mehr eine
dünne Bindegewebsschwarte an Stelle der früheren Neubildung vorhanden.
Der Hauptakzent in S.-Hs-Ablandlung wird auf die Therapie gelegt. Der
Misserfolg der Tuberkulinbehandlung sei oft auf zu zaghaftes Vorgehen und
auf zu kleine Tuberkulindosen zurückzuführen. Bei der Augentuberkulose
handele es sich um kleine krankhafte Gebiete; man laufe nicht Gefahr, eine
zu rapide gefährliche Einwirkung des Tuberkulins zu entfachen. Die Kur
dürfe nicht verallgemeinert werden; auch solle man mit den Tuberkulinen
-wechseln und nicht zu lange das gleiche Tuberkulin spritzen. Ferner werden
zwei Fälle von Papillitis erwähnt, bei denen der Verdacht Hirntumor aus-
gesprochen war. In solchen Fällen, die jugendliche Individuen mit mehr
oder minder ausgesprochenem tuberkulésem Lungen- oder Bronchialdrüsen-
befund betrafen, leistet die Tuberkulinkur wertvolle diagnostische und thera-
peutische Dienste.
Stock (465) wies in einem Bulbus, der wegen Drucksteigerung nach
Ablatio enukleiert wurde, eine Geschwulst, die als Myelom angesprochen
werden musste. Dieselbe lag vor der Papille im Glaskörperraum und hatte
eine Ausdehnung von 15 mm: 12 mm; sie sass sowohl auf der Papille als
auf der umgebenden Sklera. Die Netzhaut liess sich nicht ganz bis zur
Papille verfolgen, da sie hier offenbar von der Geschwulst vollständig zerstört
war. An der dem Tumor benachbarten Stelle der Aderhaut lag unter der
Lamina vitrea eine Knochenschale, in der keine Markräume vorhanden waren.
Es wird angenommen, dass nach der Netzhautablösung in dem degenerierten
Auge eine Knochenplatte mit Markhöhlen und Knochenmark entstanden sei.
Dieses Knochenmark habe zur Wucherung geführt, und von dem so ent-
stehenden Myelom sei ein grosser Teil des früher vorhanden gewesenen Tumors
resorbiert worden.
Simons (464) berichtet über einen 39 jährigen Soldaten, der an einem
Gliom der linken Hirnhälfte zum Exitus kam. Die ersten Klagen
bezogen sich auf Sehstörungen; es wurde bei normalem Hintergrundsbefund
eine fast vollkommene Hemianopsie mit Aussparung der Macula lutea fest-
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 191
gestellt. Während der Beobachtung trat eine weitere Einschränkung des
hemianopischen Feldes und der erhaltenen linken Gesichtsfeldhälften ein; das
temporale linke Gesichtsfeld wurde dauernd kleiner. Die Sektion ergab ein
Einwachsen eines Glioms aus dem hinteren Teil der linken Hirnhälfte in
beide Sehnerven, das bis zum Augapfel fortgeschritten war.
Igersheimer (461) fand seine Untersuchungsart des Gesichtsfeldes
(siehe früheres Referat) der gewöhnlichen Perimetermethode bei bitemporaler
Hemianopsie überlegen. Die bei Hypophysenaffektionen zunächst angetrofienen
«Bündeldefekte» betrafen die papillomakulären Bündel nicht, was verständlich
sei, da diese Bündel auf der dorsalen Seite des Chiasmas verlaufen. 2 Fälle
von Juetischer Basilarmeningitis illustrieren die diagnostisch -therapeutische
Wichtigkeit der genauen Gesichtsfeldaufnahme. Eine Reihe von homonymen
Gesichtsfelddefekten, Kriegs-Schussverletzungen des Hinterhaupts, wird mit-
geteilt und hinsichtlich dreier Fragen untersucht: 1. Bereichert die neue
Gesichtsfeldmethodik die Diagnostik homonym-hemianopischer Störungen ?
Vergleichungen zwischen Gesichtsfeldaufnahmen nach alter Methode und dem
Igersheimerschen Verfahren führen zu einer Bejahung dieser Frage; z. B.
ergaben sich bei erster Prüfung Ringskotome oder konzentrische Einengung,
während nach I.s Verfahren hemianopische Defekte zutage traten. 2. Werden
durch die neue Untersuchungsart für die Theorie der homonymen Hemianopsie
neue Schlüsse mahegelegt?” Die Defekte der gekreuzten Seite zeigten einen
Zusammenhang mit dem blinden Fleck, diejenigen der ungekreuzten jedoch
nicht; auch auf der gekreuzten Seite fehlte dieser Zusammenhang öfter. Die
Befunde sprechen gegen die Wilbrandsche Annahme einer Faszikelfelder-
mischung. 3. Sind die Kriegserfahrungen geeignet, unsere Vorstellungen von
dem Sitz des Sehzentrums und der Aussparung der Macula lutea zu vertiefen
oder zu modifizieren? Die häufige Hemianopsia inferior stützt die Lehre von
der vertikalen Projektion der Netzhaut auf die Hirnrinde. Homonym-
hemianopische zentrale Skotome stützen die Annahme der isolierten Projektion
der Makula im Sehzentrum. I. verwirft die üblichen Erklärungen der Aus-
sparung des Gesichtsfeldes und hat Gefässstudien des Hinterhauptpols ange-
stellt im Sinne der Försterschen Annahme einer Gefässsonderstellung der
makularen Partie des Hinterhaupts. Der Okzipitalpol wurde häufig nicht
nur von der Arteria calcarina, sondern auch von der Art. temporalis posterior
versorgt. Zirkulatorische Verhältnisse können eine wesentliche Bedeutung bei
dem Verschontbleiben des makularen Gesichtsfeldanteils haben.
Hansen (460) gibt als Beiträge zur Hemicrania ophthalmica drei.
besonders geartete Fälle zur Kenntnis. Im ersten Fall fand sich im Anschluss
an einen schweren und längere Zeit anhaltenden Fall ein klemes parazentrales
hemianopisches Skotom, das bestehen blieb. Ein zweiter Fall wird mitgeteilt,
der durch ein einseitiges zentrales Skotom kompliziert war. In der epi-
kritischen Besprechung als Zusammentreffen von Hemikranie und Neuritis
axialis als Frühsymptom einer multiplen Sklerose angesprochen. wird doch
der Möglichkeit Ausdruck verliehen, dass eine wechselseitige Begünstigung
beider Prozesse obwalten könnte. Drittens wird ein Fall einer 29jährigen
Patientin erwähnt, die zur Zeit der Menses an Kopfschmerzen leidet, denen
nach 2 Tagen eine Augenmuskellähmung folgt (Mydriasis und Akkommodations-
paralyse); der Fall wird mit Reserve zur ophthalmoplegischen Form der
Migräne gerechnet.
192 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Abelsdorff (457a) berichtet über ein an akuter Myelitis
erkranktes Mädchen, bei welchem auf dem linken Auge eine Neuritis
retrobulbaris hinzugetreten war. Dieses Verhalten ist ungewöhnlich, weil
die Sehnervenerkrankung in der Regel der Allgemeinerkrankung vorauszugehen
und beide Augen zu befallen pflegt. Trotz Verschlechterung des Allgemein-
befindens bildete sich die Sehstörung zurück. Anatomisch fand sich ein
ausgedehnter Markscheidenzerfall im linken “Sehnerv und auch einzelne
Degenerationsherde im Chiasma und im linken Traktus bei normalem rechten.
Der Befund bestätigt, dass ein teilweiser Zerfall der Markscheiden des Seh-
nerven ein brauchbares Sehvermögen nicht ausschliesst. Die Herderkrankungen
im Sehnerv waren unregelmäfsig über verschiedene Abschnitte verbreitet.
Bemerkenswert ist noch, dass auch hier der Zerfall der Nervenfasern nicht
ausschliesslich auf interstitielle Entzündung zurückzuführen war, denn sie
fehlte gerade da, wo der Zerfall seinen höchsten Grad erreicht hatte. Bisher
bei Myelitis noch nicht beschrieben war eine durch den Markzerfall bedingte
Zystenbildung, welche sich im Sehnerven fand.
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten.
| Ref.: Filbry.
*466) Baumgärtner: Uber einen Fall von Luxatio bulbi traumatica. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Juni. N. 787.
*467) Cords: Orbitalverletzungen. Peutsehe med. Wochenschr. Nr. 38. S. 1063.
*468) Emanuel: Augenirztliche Erfahrungen in Feldlazaretten. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Juni. S. 777 u. August-Sept. N. 293.
*469) Franceschetti-Spitzer: Spätresultate von Linsenverletzungen. Rei. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Juni. S. 840. |
*470) Franke: Glassplitter im Auge. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 39.
S. 1096.
*471) Jess: Uber augenärztliche Erfahrungen im Felde. Med. Klinik. Nr. 27.
S. 676.
*472) Klauber: Beobachtungen über saltenere Folgeerscheinungen von Augen-
verletzungen. 1. Ringtrübungen der vorderen Linsenfläche. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk, Juni. N. 764 und 2. Papillenödem bei traumatischen Zirkulations-
störungen im Auge. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. August-Sept. S. 180.
*473) Klauber: Zur Beurteilung von Sehgebrechen bezüglich pallikärisener
_ Versorgungsansprüche. Wiener-med. Wochenschr. Nr. 37. S. 1601.
*474) Kretschmer: Beobachtungen von Augenverletzungen im Kriege. Zen-
tralbl. f. Augenheilk. Juli-August. S. 101.
*475) Kümmell: Linsenveränderungen bei Anwesenheit von Kupfer im Auge.
Zentralbl. f. Augenheilk. Juli-August. N. 97.
*476) Lauber: Uber Schussverletzungen der Augenhöhle. Klin. Monatsbl. f-
Augenbeilk. Juli. NS. 66.
477) Loeser: Uber einen Fall von Quadrantenhemianopsie nach Schussver-
letzung des Hinterhaupts im Felde. Inaug.-Dissert. Berlin.
*478) Mendelssohn: Zwei Fälle von Fremdkörperverletzungen in der vorderen
Kammer des Auges. [naug.-Dissert. Heidelberg.
*479) Pichler: Totale Irisausreissung — Ersatz durch Schalenauge. Zeit-chr.
i. ophthalm, Optik. Bd. 6. H. 4. i
le — ae _ —
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 193
*480) Stock: Ein Zystizerkus im Glaskörper (anatomischer Befund). ‘Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Juni. S. 791. ?
*481) Szymanowski: Einwirkungen des Krieges auf die Augenerkrankungen
in der Heimat. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 33. 8. 913.
482) Vogt: Unfallversicherung und Augenheilkunde. Korrespondenzbl. d.
Schweizer Ärzte. Nr. 23.
Da sich aus äussern naheliegenden Gründen bei der Einstellung der
Mannschaften die Untersuchung des Sehorgans selten so genau durchführen
liess, dass daraufhin die für die Beurteilung von Sehgebrechen
bezüglich militärischer Versorgungsansprüche wesentliche Frage,
ob das Gebrechen durch den Militärdienst hervorgerufen oder wenigstens
verschlimmert wurde, einwandfrei beantwortet werden könnte, hält Klauber (473)
es für angezeigt, bei der nach Jahresklassen erfolgenden und so sich auf
einen grösseren Zeitraum erstreckenden Demobilisierung eine eingehende
Protokollierung spezialärztlich erhobener Befunde anzuraten, da sonst noch
jahrzehntelang nach der Demobilisation verschiedne später auftretende oder
zunehmende Leiden nachträglich auf den Kriegsdienst zurückgeführt werden
und zu Rentenkämpfen führen können.
Nach seinen augenärztlichen Erfahrungen im Felde glaubt
Jess (471), in drei Momenten die Gründe für die Einrichtung von Augen-
stationen zu sehen, in der Häufigkeit der Augenverletzungen, der Wichtigkeit
und der gegen früher ganz veränderten Beurteilung der Refraktionsanomalien
und der besonders im Anfang des Krieges bedrohlich erscheinenden Mehrung
der Fälle von Hemeralopie. Im einzelnen hebt J. die grossen Vorteile früh-
zeitiger Naht bei Lid- und Bulbuswunden, die Bedeutung der Gesichtsfeld-
bestimmung bei der Nachtblindheit und die allgemein gemachte Erfahrung
hervor, dass man besser daran tue, Patienten mit Herpes corneae und skrophu-
lösen Erkrankungen in der Etappe zu lassen. Bezüglich der Verwendbarkeit
von Refraktionsanomalien führt J. als Grenzen der Kriegsverwendungsfähigkeit
eine Myopie von 10 und eine Hyperopie von 8 Dioptrien an.
Zu interessanten Erklärungsversuchen der Einwirkung des Krieges
aufdie Augenerkrankungen in der Heimat führen Szymanowski (481)
die statistisch nachgewiesenen Unterschiede hinsichtlich Schwere und Häufig-
keit einzelner Augenkrankheiten, wie sie sich” bei einem Vergleich des
klinischen Materials aus dem Jahre 1913 mit der klinisch behandelten Zivil-
bevölkerung des Winters 1915 bis 16 ergeben. Glaukome und Fälle von
Ulcus serpens kommen viel häufiger als im Frieden in einem späteren Stadium
und in schwer vernachlässigtem Zustand zur Behandlung. Als eine angeblich
auch von medizinischen Kliniken beobachtete Folge der knapperen Ernährung
sieht S. die relative Seltenheit der Cataracta diabetica an. Dass intraokularer
Zystizerkus öfter vorkommt, führt S. besonders auf den Genuss von Fleisch
aus den besetzten Gebieten zurück. Während die Tatsache, dass Verletzungen
‚im Kindesalter enorm viel häufiger sind als im Frieden, aus der gesamten
Lage der Arbeitsverteilung leicht ihre Erklärung findet, erscheint die jetzt
grössere Seltenheit der Keratomalazie, die S. mit der vielfach erzwungenen
rationelleren Ernährung begründen will, ebenso auffallend wie die Beobachtung
einer grösseren Häufigkeit von Intoxikationsamblyopien, und zwar meist durch
Nikotin, worin S. einen Ausdruck der psychischen Einwirkungen des Krieges
sehen will.
194 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Von seinen Beobachtungen über seltenere Folgeerschei-
nungen von Augenverletzungen veröffentlicht Klauber (472) zu-
nächst 12 Fälle von Ringtrübungen der vorderen Linsenfläche,
die durch eine Kontusion mit oder ohne Perforation hervorgerufen waren.
Der bei seinen Fällen stets nur im durchfallenden Lichte sichtbare haarfeine
Ring verschwand meist 2 bis 3 Wochen nach der Verletzung nach vorher-
gegangener Auflösung in feine Punkte wieder völlig. Hinsichtlich der ver-
schiedenen Auffassung über die Entstehung der Ringtrübung ist von Wichtigkeit,
dass einige Beobachter behaupten, bei einem im Augenblick der Kontusion
bestehenden Kolobom der Iris ziehe die Trübungslinie genau den Kolobom-
schenkeln nach, während K. bei einem vorhandenen Iriseinriss doch eine
genau kreisrunde Trübung fand. Gegen die Vorstellung von Vossius, dem
ersten Beobachter der nach ihm benannten Ringtribung, über ihr Zustande-
kommen, dass nämlich bei der Kontusion die nach innen eingestülpte Hornhaut
die Iris gegen die Linse presse, spricht nach K. neben anderen Umständen
die haarfeine Trübungslinie, die, wenn sie Folge des Anpressens der Iris-
hinterfläche wäre, entsprechend der Berührungsebene zwischen Iris und Linse
viel breiter erscheinen müsste. So kommt K. zu einer neuen Auffassung:
er nimmt an, durch die krampfhafte Sphinkterkontraktion bei der Kontusion
schiebe der Pupillarrand die Linsenkapsel dachfirstartig nach dem Zentrum
hin zusammen, eine Erklärung, deren Richtigkeit bei dem Fehlen anatomischer
Untersuchungen weder bewiesen ist noch bestritten werden kann. — In seiner
zweiten Veröffentlichung bespricht K. vier Fälle von Kontusion, zwei mit,
zwei ohne perforierende Verletzung des Auges, denen gemeinsam eine Papillen-
veränderung war, die nach ihrem verschiedenen Grade alle Übergänge von
dem Bilde einer einfachen Neuritis optica bis zu dem ausgesprochenen Typus
einer Stauungspapille zeigte. Dass in allen Fällen wohl als Folge einer
durch das Trauma bedingten Zirkulationsstörung im Corpus ciliare eine nach
Gilbert auch experimentell durch Korneoskleralwunden zu erzeugende
Hypotonie vorlag, gibt K. Anlass, gegen die Behrsche Theorie einer mecha-
nischen Entstehung der Papillenschwellung bei Hypotonie, nämlich dass es
infolge des Minusdruckes im Auge zu einer Verminderung des Strömungs-
gefälles zwischen Auge und Sehnerv und so zu einer Durchtränkung der
Papille komme, die Fuchsschen Einwände ins Feld zu führen, deren Be-
rechtigung auch die Verhältnisse bei den mitgeteilten Fällen beweisen, dass
nämlich weder dem Grade noch der Dauer nach zwischen beiden Erschei-
nungen, der Sehnervenschwellung und der Hypotonie, ein unbedingter
Parallelismus bestehe.
= Nach seinen augenärztlichen Erfahrungen in Feldlazaretten
redet Emanuel (468) der. primären Naht bei Verwundungen der Lider und
ihrer Umgebung das Wort, indem er an die grosse Heilungstendenz von
Gesichtswunden erinnert. Daher sei für die Lider das Prinzip, die Wunden
sich selbst zu überlassen, ebenso verwerflich wie die jetzt an den Extremi-
täten vielgeübte Methode der grossen Ausschneidung der Wundumgebung.
Bei der Anlegung von Operationsschnitten an den Lidern trage man dem
Verlauf der hauptsächlichen abführenden Lymphwege Rechnung, um nicht
ein Stauungsödem der Lider, wie er es nach ausgedehnten Verletzungen am
obern Orbitalrande im Oberlid auftreten sah, künstlich zu erzeugen. Bezüglich
operativer Eingriffe bei Verwundungen der Orbita und ihrer Umgebung sei
eine Entscheidung über den Zeitpunkt der Operation nicht immer leicht zu
a na u es
XXI. Unfallerkraukungen, Verletzungen, Freindkörper, Parasiten. 195
treffen; stets müsse mit der Möglichkeit einer Mitbeteiligung von Gehirn oder
Nebenhöhlen gerechnet werden. Während er im Gegensatz zu den sonst
üblichen Magnetextraktionsversuchen auf sichtbare Splitter in der vorderen
Hälfte der Orbita offen einzuschneiden vorziehe, rät er, solche in der hintern
Hälfte ruhig unberührt zu lassen, selbst wenn Nebenhöhlenkomplikationen
vorliegen, natürlich unter der Voraussetzung, dass nicht Kopfschmerzen auf- -
treten oder Verdrängungssymptome oder Abszesse vorliegen. Schnelles Ein-
greifen ist selbstverstandlich bei eröffneter Schädelliöhle geboten. Bezüglich
der Stirnhöhlendurchschüsse erinnert E. an Sektionsbefunde, bei denen sich
die hintere Wand der Stirnhöhle als frakturiert erwies, und will damit vor
Operationen warnen, die in solchen Fällen eine geschlossene Schädelhöllen-
wunde in eine offene verwandeln würden. — In einer zweiteu Publikation
weist E. an mehreren Fällen die oft für die Erhaltung des Sehorgans ent-
scheidende Bedeutung einer primären Bindehautdeckung auch der kleinsten
perforierenden Wunde durch Eisensplitter nach, wenn in Ermangelung eines
Röntgenapparates oder eines Magneten der Extraktionsversuch unmöglich sei.
Stand ein Handmagnet zur Verfügung, so pflegte E. auch bei kleinen Splittern
recht bald zu operieren, in einigen Fällen auch mittels Skleralschnittes. Bei
der durch Fehlen von Sideroskop und durch oft schlechte Röntgenaufnahmen
bedingten weitgehenden Indikationsstellung zur Magnetoperation war es erklärlich,
dass die positiven Resultate den negativen an Zahl nachstanden. Der bei
der doch nicht definitiven Gutartigkeit intraokularer Messingsplitter begründet
erscheinende Versuch ihrer frühzeitigen Entfernung gelang E. mit Erfolg in
zwei Fällen mittels Skleralschnittes unter Führung des Auges und unter
Benutzung eines von ihm angegebenen Stirnspiegels.
Seine Beobachtungen von Augenverletzungen im Kriege
stellt Kretschmer (474) in einer Tabelle nach der Beteiligung der einzelnen
Teile des Augapfels zusammen. Unter seinen 298 Fällen waren 28 mit
Netzhautrissen, von denen einer durch zwei konzentrische Risse, ein anderer
durch eine ausgedehnte, von der Mitte des Risses ausgehende Retinitis
proliferans bemerkenswert erschien. In einem Falle von Hinterkopfschuss
wurden Hirndruckerscheinungen mit .doppelseitiger Stauungspapille durch
Trepanation des eingedrückten Knochenstückchens beseitigt. K. fand bei
Verschütteten häufig verschiedene Sehstörungen und Klagen über Blendung
und Nachtblindheit, welch’ letztere in mehreren Fällen als Simulation fest-
gestellt wurden. Einmal beobachtete er nach Verschüttung eine bläulich-
weisse Trübung und Schwellung der Netzhaut in der Umgebung des Sehnerven,
die nach 14 Tagen zurückgingen.
Wichtige Hinweise für das therapeutische Vorgehen ergeben sich aus
der Mitteilung von Cords (467) über Orbitaverletzungen, die ein
Zwanzigstel aller Kopfverletzungen ausmachen. Ihre hohe Mortalität (= 29,4 °/,)
ist durch Hirnkomplikationen bedingt. Liegt die Möglichkeit einer Verletzung
des Gehirns vor, so ist breites Freilegen unbedingt geboten, zumal Hirnsteck-
schüsse mit der Orbita als Eingangspforte nicht selten sind. Sind dabei
Siebbein- oder Stirnhöhle betroffen, so müssen natürlich unbedingt radikale
Operationen dieser Nebenhöhlen vorgenommen werden. Auch bei den frontalen
Durchschüssen durch beide Orbitae muss an eine etwa mögliche Mitverletzung
des Cerebrum gedacht werden, wie die Tatsache lehrt, dass ein nicht geringer
Prozentsatz der Kriegsblinden noch nach einiger Zeit an Stirnhirnabszessen
196 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
ad exitum kommt. Die nach Orbitaverletzungen bei erhaltenem Bulbus häufig
vorkommende, an den Symptomen des hochgradigen Exophthalmus, der wall-
artigen Vorwölbung der Bindehaut und der Eintrocknung der Hornhaut
kenntliche intraorbitale Blutung mit Zerreissung der Arteria ophthalmica
verlangt eine ausgiebige Freilegung der Augenhöhle nach dem Verfahren der
Krönleinschen Operation. Die in solchen Fällen hier und da beobachtete
auffallende Pulsverlangsamung erklärt C. als Folge der auich Druck auf den
Bulbus hervorgerufenen Vagusreizung.
Lauber (476) hebt von den verschiedenen Arten von Schuss-
verletzungen der Augenhöhle eine Gruppe von Fällen hervor, die
trotz Eindringens eines grösseren Geschosses in die Augenhöhle durch eine
nach Abheilung der unmittelbaren Verletzungsfolgen oder nach operativer
Geschossentfernung resultierende gute Sehschärfe charakterisiert ist. Der
spärlichen Zahl von 14 derartigen, in der Literatur veröffentlichten Fallen
kann L. 4 aus eigner Beobachtung hinzufügen. Wenn auch das schnelle
Verschwinden der durch retrobulbäres Hämatom oder das Geschoss selbst
bedingten Hauptsymptome — Exophthalmus, Chemosis, Schädigungen des
Muskelnervenapparates -- eine stark verminderte, in einem Fall durch Um-
drehung des Geschosses bewiesene Rasanz annehmen lässt, so ist es jedenfalls
immer als ein merkwürdiges Vorkommnis zu betrachten, wenn ein grosser‘
Fremdkörper — Revolver- oder Infanteriegeschoss — in die Augenhdhle
eindringt, ohne den Augapfel zu schädigen. Während man das Abklingen
aller durch Blutungen bedingten Symptome, von denen L. auch anfängliche
Blindheit hervorhebt, abwarten könne, erfordere das Vorhandensein eines
Infanteriegeschosses in der Orbita wegen der durch seine Grösse bedingten
Protrusion und Bewegungsbeschränkung des Bulbus meist eine operative Ent-
fernung. Zum Schluss wird die Beziehung der Orbitalschisse zur sym-
pathischen Ophthalmie gestreift und durch einen Fall wieder eindrücklich
bewiesen, dass ein Mensch gefährliche Reste eines Auges besitzen kann, ohne
eine Ahnung davon zu haben.
Entgegen Elschnig, der die sofortige Entfernung eines Fremdkörpers
in der Linse, auch wenn die Kapselwunde schon wieder geschlossen ist, für
alle Fälle fordert, da die Linse ausser bei ganz subepithelialer Lage des
Fremdkörpers doch sicher kataraktös werde, tritt Franceschetti-
Spitzer (469) für ein mehr konservatives Vorgehen ein auf Grund der sich
auf 36 Fälle beziehenden Spätresultate von Linsenverletzungen
mit anfänglich stationär gebliebenen Trübungen und relativ guter Sehscharfe.
16mal war die Linse ganz durchschlagen, 17mal nur die Vorderkapsel ver-
letzt worden; die Trübungen blieben 19mal stationär, 7mal nahmen sie zu,
nur 1mal erfolgte weitere Aufhellung. In 4 Fallen sass der Fremdkörper
in der Linse. In 50°/, aller, bis zu 20 Jahren beobachteten Fälle blieb das
Sehvermögen seit der Entlassung aus der Behandlung gleich.
In Übereinstimmung mit der Purtscherschen, kürzlich veröffentlichten
Beobachtung teilt Kümmel (475) einen Fall von Linsenveränderungen
bei Anwesenheit von Kupfer im Auge mit. Es handelt sich um
eine sehr feine, allein mit der Nernst-Spaltlampe nachweisbare, dicht unter
dem Chagrin des Linsenepithels gelegene Trübung. Die Interferenzerscheinung,
die in diesem Falle übrigens nur bei cinem ganz bestimmten Einfallswinkel
und nur sehr gering auftrat, sei diagnostisch nicht etwa für die Anwesenbeit
— u a -
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 197
von Kupfer im Auge zu verwerten, da sie nach Vogt auch bei Staren anderer
Herkunft beobachtet werde. Für solche Fälle: mitgeteilte, angeblich charak-
teristische Makulaveränderungen fehlten hier völlig. Obwohl nach Art der
Verletzung nur ein Kupfersplitter, der wahrscheinlich sogar die Grundlage
einer ophthalmoskopisch sichtbaren, metallisch glänzenden Stelle im hintersten
Glaskörperabschnitt war, in Betracht kam, war röntgenologisch kein intra-
okularer Splitter nachzuweisen. Bezüglich der Entstehung und Natur der in
Frage stehenden eigenartigen Linsentrübung wagt K. nicht, eine Erklärung
abzugeben. Nur scheint ihm nach Ausbreitung und Begrenzung derselben
ein gewisser Zusammenhang mit der Pupille sicher zu sein.
Pichler (479) beschreibt in einem Falle von traumatischer totaler
Irisausreissung die in optischer und kosmetischer Hinsicht hervorragende
Wirkung des Ersatzes durch ein Schalenauge mit Irisdiaphragma, das, von
Herrn Müller aus Wiesbaden angefertigt, beschwerdefrei und reizlos ge-
tragen wurde. Die durch eine noch geringfügig zerstreuende. Wirkung des
künstlichen Pupillenfensters bedingte Beschränkung des optischen Erfolges
hoffe Herr Müller nach einigen weiteren Versuchen mit dem Kunst-
diaphragma völlig zu beseitigen. Die ohne das Schalenauge bei Aniridie
sehr lästig gewesenen, jetzt nur noch bei greller Beleuchtung auftretenden
Blendungserscheinungen müssten nach P.s Meinung dadurch dauernd zu be-
heben sein, dass man den Rand der Pupillenöffnung und die Hinterfläche der
künstlichen Iris undurchsichtiger mache.
Zwei Fälle von Fremdkörperverletzungen in der vorderen
Kammer des Auges erforscht Mendelssohn (478) hinsichtlich der
Ursache der bei beiden eingetretenen Infektion. Bei dem ersten Fall -flammte
in dem Auge, das infolge eines in die Vorderkammer eingedrungenen Stein-
splitters mehrere Jahre hindurch immer wieder neue schwere Reizungen
durchmachte, dann aber acht Jahre völlig ohne Entzündungen geblieben war,
plötzlich ohne äusseren Anlass die Entzündung wieder auf, so dass der Splitter
entfernt werden musste. Bei dem Fehlen eines Anhaltspunktes für eine neue
endogene Infektion neigt M. der Annahme einer chemischen Reizwirkung
von seiten des Steinsplitters zu, wenn auch eine Steigerung der Virulenz der
abgekapselten Keime oder eine Lageveränderung des Splitters ebenfalls als
Ursachen der plötzlichen Entzündung in Betracht gezogen werden. Gegen
eine chemische Einwirkung der Steinsplitter werden allerdings allgemein die
häufig beobachtete Tatsache ihres dauernden indifferenten Verweilens im Auge
sowie in diesem Fall die sofort nach der Verletzung einsetzenden jahrelangen
Reizerscheinungen geltend gemacht. Im zweiten Falle war eine bei einer
Hornhautperforation in die Vorderkammer eingedrungene Zilie die Ursache
einer schwer eitrigen Entzündung, die nach operativer Entfernung der Wimper
zur Ausheilung kam.
Franke (470) fand in einem Falle von Hornhautperforation mit Iris-
vorfall und Verletzung der vorderen Linsenkapsel erst nach der völligen Be-
ruhigung des Auges, vierzehn Tage nach der durch eine Glasexplosion ver-
ursachten Verletzung, einen ganz kleinen Glassplitter im Auge, und
zwar am Boden der Vorderkammer liegend. Der operativen Entfernung des
Splitters, die eine erst ein Vierteljahr später einsetzende, mit starker Horn-
hauttrübung einhergehende Entzündung erforderlich machte, folgte ein reizloser
Heilverlauf.
198 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Ein eigenartiger Entstehungsmechanismus einer Luxatio bulbi
traumatica liegt dem von Baumgärtner (466) mitgeteilten Falle zu-
grunde, insofern die Luxation ohne die sonst zum Zustandekommen allgemein
verlangte Hebelwirkung lediglich durch die Raumverminderung in der Orbita
mit unterstützender Zugwirkung bedingt wurde: Beim Spielen hatte sich ein
Knabe den Tubus einer Laterna magica auf das Auge gesetzt und fiel so
unglücklich über einen Stein, dass beim Aufschlagen mit der Stirn der Tubus
in die Orbita eindrang, während der Bulbus in die Röhre auswich. Nach
gelungener Reposition stellten sich die Beweglichkeit und das völlig erloschene
Sehvermögen in ganzem Umfange wieder her. Die zu beobachtende Horn-
hautanästhesie müsse nach Wagenmann auf eine Ziliarnervenzerrung zurück-
geführt werden.
Den anatomischen Befund von Zystizerkus im Glaskörper glaubt
Stock (480) deshalb mitteilen zu sollen, weil zufällig im Präparat der Kopf
des Parasiten selten schön getroffen war. Erst einige Monate nach der wegen
totaler Ablatio retinae vorgenommenen Sklerotomie mit Durchtrennung der
Ader- und Netzhaut wurde die Enukleation des nun geschrumpften Auges
gemacht. In mehreren Schnittpräparaten sieht man an der Ubergangsstelle
des Ziliarkörpers zur Aderhaut eine grosse Zystizerkusblase vor der Netzhaut
im Glaskörper liegen; an dieser Stelle ist die Aderhaut durch ein narbiges
Bindegewebe ersetzt; die Netzhaut, sonst total abgelöst, ist an der der Blasen-
wand anliegenden Stelle völlig degeneriert, so dass nervöse Elemente sich
nicht mehr nachweisen lassen. Vielfach sieht man Riesenzellen und massenhaft
Kerntrümmer, In der Blase liegt der Parasit mit deutlich sichtbarem Kopf,
an dem sich Hakenkranz und Saugnäpfe sehr gut abheben.
— — eee — —
Verantwortlicher Rodakteur für don Referatenteil: Prof. Dr. K. Wessely in Würzburg.
Regelmäßiger Vierteljahresbericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
erstattet von
F. Cause-Mainz, E. Filbry-Würzburg, H. Héhmann-Miinchen, J. Horovitz-
Würzburg, H. Koliner-Wiirzburg, R. Kiimmell-Erlangen, W. Löhlein-Greifs-
wald, W. Lohmann-München, K. Wessely-Würzburg
redigiert von K. Wessely.
we — —
Viertes Quartal 1918.
Im Zusammenhang mit dem tragischen Schicksal unseres
Vaterlandes hat der Vierteljahresbericht erneut den schmerz-
lichen Verlust eines seiner Mitarbeiter zu beklagen.
Am 12. November 1918 verschied in Aibling in Bavern
Prof. Dr. HERMANN E. PAGENSTECHER
(Strassburg),
der als Stabsarzt d.R. von Kriegsbeginn an mit vollster
Hingabe dem Vaterlande an der Front gedient hatte. Seine
wissenschaftlichen Verdienste eingeliender zu würdigen,
muss anderer Stelle vorbehalten bleiben. Seine Arbeiten
auf dem Gebiete der experimentellen Missbildungslehre des
Auges sichern ihm vor allem einen dauernden Platz in der
ophthalmologischen Literatur. Reiche Hoffnungen sind
durch seinen so jähen Heimgang vernichtet, den alle, die
den liebenswürdigen lebensfrischen Kollegen kannten, aufs
tiefste beklagen werden.
Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. XIV
210 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenbeilkunde.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
(Bücher, Monographien, Historisches.)
Ref.: Wessely.
*483) J. Hirschberg: Über die Blattern am Ange. Eine geschichtliche
Bemerkung. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. 1918. Sept.-Okt. Heft.
*484) Huppenbauer: Chirurgische und ophthalmologische Erfahrungen
von der Goldküste. Mediz.-Naturwissenschaftl. Verein Tübingen. Sitzung vom
29. Juli 1918. Münch. med. Wochenschr. Nr. 50.
*485) Wilhelm Ostwald: Goethe, Schopenhauer und die Farbenlehre.
Leipzig 1918.
*486) v. Pflagk und v. Rohr: Beiträge zur Entwicklung der Kenntnis
von der Brille. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 40, H. 1/2.
487) H. Wilbrand und A. Sänger: Die Verletzungen der Sehbahnen
des Gehirns mit besonderer Berücksichtigung der Kriegsverletzungen.
Wiesbaden 1918. (Erweiterte und vermehrte Sonderausgabe des betreffenden Kapitels
aus dem früber hier bereits referierten VII. Bd. der Neurologie des Auges.)
Wer immer sich mit Goethes Farbenlehre beschäftigt hat, wird dadurch
auch auf die interessanten Beziehungen Arthur Schopenhauers zu
Goethe aufmerksam gemacht, und wenn nicht schon durch das Studium
des Philosophen selbst, so auf diesem Wege zur Beschäftigung mit Schopen-
hauers Schrift über das Sehen und die Farben hingeleitet worden sein. So
ist es auch Wilhelm Ostwald (485) bei seinen Bemühungen um eine
systematische Farbenlehre ergangen, deren erster Band hier bereits Besprechung
gefunden hat, und das ungemein Reizvolle und Fesselnde der Beziehungen
sowie der dabei auftretenden Gegensätze zwischen beiden grossen Männern
haben Ostwald bei der Lebhaftigkeit seiner Auffassung zu einer Darstellung
derselben veranlasst, die sich ihm, wie er in der Einleitung schreibt, bei dem
Studium des Gegenstandes fast von selbst aufdrängte. Die so entstandene
kleine Schrift: Goethe, Schopenhauer und die Farbenlehre be-
titelt, gibt dadurch, dass sie nicht nur den Briefwechsel zwischen Schopen-
hauer und Goethe fast wortgetreu zum Abdruck bringt, sondern auch in
weiten Masse die Schriften beider selbst sprechen lässt, gewiss nicht nur
vielen eine willkommene Anregung zur Beschäftigung mit dem Gegenstand,
sondern auch diejenigen, denen Goethes und Schopenhauers Farben-
lehre wohl vertraut ist, werden ihr gern folgen. Bleibt es doch immer eines
der fesselndsten Kapitel aus dem Bereiche des Genies, dass Goethe trotz
seiner physikalisch-optischen Irrtümer seinem Zeitalter auf dem Gebiete der
physiologischen und psychologischen Farbenlehre weit voraus eilte und dass
der zum Schüler gewonnene jugendliche Philosoph den tiefen Kern dieser
Denkweise voll erkannte, in vielem über seinen Meister noch hinausging,
dennoch aber selbst zu sehr der mathematisch - physikalischen Schulung ent-
behrte, um nicht auch seinerseits in den tragischen Irrtum der Polemik gegen
Newton mithineingezogen zu werden. l
Zur Geschichte der Blattern am Auge bringt J. Hirschberg
(483) einen kurzen Beitrag, indem er aus einem Werke des arabischen Arztes
Ar-Razi (850 bis 923 u. Z.), welches als erste Sonderschrift über Pocken
und Masern zu betrachten ist, diejenige Stelle in Übersetzung widergibt,
welche von den durch Pocken bedingten Krankheiten des Sehorgans handelt.
l. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 211
Es geht daraus hervor, dass Ar-Rüzi die klinischen Erscheinungen wohl
gekannt hat. Er gibt an, „dass die Blatter, welche in der Bindehaut her-
vorkommt, die Sehkraft nicht stört, während diejenige, welche in der Horn-
haut hervorbricht, zu einem Sehhindernis wird, soweit sie das Sehloch bedeckt,
nach dem Grad ihrer Dicke“. Die Behandlung bestand in einer Reihe selt-
samer Kollyrien. Um den heilsamen Umschwung zu zeigen, der auch auf
dem Gebiete der Ophthalmologie durch Einführung der Kuhpockenimpfung
bewirkt wurde, bringt Hirschberg im Anschluss an die genannte histo-
rische Darstellung einige Aussprüche von Fachgenossen, welchen jenen Um-
schwung um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert erlebt haben. Alle
bestätigen in gleicher Weise, dass der Prozentsatz derjenigen unter den Blinden,
welche durch Pocken erblindet waren, in een Masse zurück-
ging, in Preussen z. B. von 35 bis 2 °/o.
v. Pflugk (486) und v. Rohr (486) ee Beiträge zur Eut-
wicklung der Kenntnis von der Brille, wobei sie sich vor allem
mit der Frage nach den Regeln der Brillenschleifer in früheren Zeiten be-
schäftigren. Bis zum Jahr 1600 waren die Brillengläser wesentlich nach dem
Lebensalter der Träger geordnet. Die Halbmesser der Schleifschalen hat zum
ersten Male H. Sirturus im Jahre 1618 als Mass angegeben und aus der
ausführlichen Schrift von Daza de Valdes lässt sich entnehmen, dass da-
mals auch in Spanien die Abstufung nach Altersklassen bald mehr und mehr
abkam und durch die modernere nach Krümmungsradien ersetzt wurde. Die
Verfasser beschäftigen sich eingehend mit dieser jüngst auch von Greeff
besprochenen Schrift und erörtern, wie weit die Methode Daza de Valdes
der Bestimmung der Gläserstärke aus der scheinbaren Vergrösserung oder
Verkleinerung optisch korrekt ist. Zum Schlusse endlich bringen sie in wört-
licher Übersetzung eine im Jahre 1686 von dem Prämonstratenser J. Zahn
veröffentlichte Abhandlung über die Brillenverordnungen. Sie ist nicht so
umfangreich wie das Buch von Daza de Valdes, enthält aber ungefähr
den gleichen Stoff und ist in den Kreisen der Mönche und Laien wesentlich
bekannter und verbreiteter gewesen als jene ältere Schrift. Die darin enthaltene
Sammlung der Kenntnisse ist für jene Zeit erstaunlich und steht merklich
über allem, was das 18. Jahrhundert in dieser Hinsicht hervorgebracht hat,
was sicherlich den optischen Kenntnissen der Mönche zuzuschreiben ist.
Huppenbauer (484), der vom Jahre 1914 bis 1918 am Neger-
spital der Basler Mission in Aburie an der britischen Goldküste tätig
war, gibt neben seinen chirurgischen Erfahrungen auch über die ophthalmo-
logischen einen kurzen Überblick. Auffallend ist das Überwiegen der para-
sitären Krankheiten gegenüber den eitrigen Infektionen, die ganz allgemein
dort sehr in den Hintergrund treten. Dementsprechend ist das Ulcus serpens
sehr selten, auch die Blennorhoe nicht häufig, Trachom und seine Nach-
krankheiten spielen dagegen eine ausserordentlich grosse Rolle. Zu den
Seltenheiten gehört auch Myopie sogar in den Schulen und Seminarien, ob-
wohl dort sehr schlechte Beleuchtungsverhältnisse herrschen. Um von den
Dolmetschern bei der Operation unabhängig zu sein, versuchte Huppenbauer
auch bei bulbuseröffnenden Operationen eine lokale Anästhesie durch In-
jektion von 2 bis 4 cem 1°/,iger Novocainlösung in die Gegend des Gang-
lion ciliare. Es wurde zwar völlige Schmerzlosigkeit auch bei der Iridektomie
erzeugt, aber wegen des nachfolgenden Ödems und der verzögerten Wund-
heilung der Versuch alsbald wieder aufgegeben.
XIV”
212 ~ Bericht über die leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen).
Ref.: Horovitz.
*488) Blatt: Okulare Störungen bei Skorbut. Wiener klin. Wochenschr.
Nr. 34, S. $42.
*489) Fleischer und Jüngling: Ein durch Röntgenbestrahlung ge-
besserter Fall von Hypophysentumor. Medizin.- Naturwissenschaftl. Verein
Tübingen, 17. Juli 1918. (Münch. Medizin. Wochenschr. Nr. 48, S. 1362.)
*490) Hess: Arcus senilis. virilis und javenilis. Neurolog. Zentralblatt
Nr. 23, S. 770.
*491) Igersheimer: Über die Wirkung des Liquordruckes und druck-
entlastender Eingriffe auf die optische Leitungsbahn. Medizin. Ges. Göttingen,
Sitzung vom 7. XI. 1918. (Medizin. Klinik Nr. 50, S. 1242.)
*492) v. Krüdener: Über Sehstörungen durch Intoxikationen. Ges.
praktischer Ärzte in Riga, 30.1.1918. (Ref. Deutsche Medizin. Wochenschr. Nr. 43,
S. 1207.)
*493) Löwenstein: Leukämische und aleukämische epibulbäre Lymphome.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 571.
*494) Stähli: Über Beziehung zwischen Keratitis parenchymatosa und
Wachstam. Sıtzungsbericht der Ges. d. Schweiz. Augenärzte. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 61, S. 467.
*495) Steiner: Zur Ätiologie und Prophylaxe der skrophulösen Augen-
affektionen. Sitzungsbericht der Ges. d. Schweiz. Augenärzte vom 25./26. Mai 1918.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. S. 462.
*496) Thost: Über Schleimhantpemphigus. Arch. f. Laryngologie und
Rhinologie. 1918. Bd. 31. S. 3. (Ref. klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 475 )
"497) Wehrli: Schnittserien der Augen, Sehnerven und des Gehirns
eines Falles von akuter, nicht eitriger, nicht himorrhagischer Euzephalitis
(Strümpell-Leichtenstern). Sitzungsbericht der Ges. d. Schweiz. Augenärzte vom
25. und 26. Mai 1918. (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 465.)
*498) Zlocisti: Dysenterie — Konjunctivitis. Klin. Monatsbl. f. Auzenheilk.
Bd. 61, S. 293.
Bei Skorbut auftretende pathologische Veränderungen der Augen sind
— Blutungen der Konjunktiva und Retina ausgenommen — in der allge-
meinen Literatur selten erwähnt. Blatt (488) hat unter 70 Skorbutkranken
12 Fälle, bei denen irgendwelche Symptome auf eine Komplikation des Auges
deuteten, augenärztlich untersucht. Es handelte sich vorwiegend um eine
schwere Skorbutform mit ausgedehnten Hautblutungen, schweren Zahnfleisch-
affektionen, hämorrhagischen Entzündungen des subkutanen und intramus-
kulären Bindegewebes, um Körperschwäche und hochgradige Anämie. In
3 Fällen fand Bl. Blutungen der Lider, in 5 Fällen subkonjunktivale
Blutungen, unter diesen letzteren in 2 Fällen auch Keratitis superficialis. Der
Glaskörper war in allen Fällen frei von jeder krankhaften Veränderung. Der
Augenhintergrund zeigte 2 mal das Bild einer Retinitis mit Hämorrbagien,
1 mal eine Neuroretinitis haemorrhagica mit Gefässveränderungen. Auf-
fallend war, dass jeder der 12 Patienten über hemeralopische Beschwerden
klagte, welche sich in 8 Fällen bei der Untersuchung mit dem Förster-
schen Photometer als begründet erwiesen und wohl mit der Anämie zu-
sammenhingen. :
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 213
Zlocisti (498) hat bei 2 schwer verlaufenden Fällen von Shiga-
Ruhr neben sonstigen Komplikationen Konjunktivitis beobachtet, Im
Fall I trat sie sofort nach Abschluss des Darmkatarrhs auf, gleichzeitig mit
einem entzündlichen nicht fieberhaften Prozess im Mittelohr, im Fall II nach
5 Tagen nach flüchtigem steril und schmerzlos verlaufendem Harnröhrenfluss,
nach ebenso flüchtig auftretender Okzipitalneuralgie und einer Phlebitis der
Vena saphena. In beiden Fällen trat die Bindehauterkrankung als Auftakt
arthritischer Komplikationen auf. Sie bestand im Fall I 2 Tage lang, ehe
die Entzündung des Fussgelenks sich ausbildete, im Fall II bielt sie 3 Tage
bis zur Schultergelenksentzündung an. Während der Arthritis nahm sie —
unter Behandlung — ab und verschwand völlig, bis der alte allgemeine
Prozess wieder aufflackerte: im Fall I mit einem dysenterischen Rückfall,
der 10 Tage dauerte ebenso wie die erneute Konjunktivitis, welche allmählich
verschwand, als die Arthritis neu einsetzte; im Fall II mit einem neuen
arthritischen Schub, der sprunghaft weiterbestand, während die Konjunkti-
vitis schnell ausheilte. — Die Tatsache, dass alle am Krankenbett vor-
genommenen Konjunktivalausstriche negatives Ergebnis hatten, (bis auf eine
Staphylokokkus albus-Kolonie auf einer Platte), spricht für die Annahme einer
endogenen Ursache. Als solche kommen in Frage der Shigabazillus selbst
und die Toxine. Das mehrmals untersuchte Blut blieb steril, die Konjunk-
tivitis ist somit als besonderer Ausdruck der allgemeinen Toxikose auf-
zufassen.
Den günstigen anderwärts gemachten Erfahrungen reiht sich der Fall
eines durch Röntgenbestrahlung gebesserten Hypophysentumors
an, den Fleischer und Jüngling (489) demonstrieren. Bei einer 55 jährigen
Frau mit akromegalischen Symptomen, Abblassung der Sehnerven, bitemporaler
Hemianopsie mit völligem Verlust der temporalen Gesichtshälfte auf dem
rechten, fast völligem Verlust auf dem linken Auge, mit Ubergreifen der
Funktionsbeschränkung auch auf die oberen nasalen Quadranten der Gesichts-
felder und auf den Fixierpunkt (Visus R 5/18, L Fingerzählen exzentrisch
nasalwärts in I—2 m) trat nach zweimaliger Röntgenbestrahlung (Zwischen-
raum von 4 Wochen) erhebliche Besserung ein. Pat. kann sich wieder frei
bewegen und obne Schwierigkeiten lesen und schreiben.
Als Druckwirkung von den liquorerfüllten Räumen aus ist
bis jetzt ausser der Stauungspapille noch eine Sehstörung bekannt, die durch
Druck vom Rezessus des III. Ventrikels auf das Chiasma hervorgerufen wird.
Mit verfeinerter Gesichtsfeldmethodik können weitere Leitungsstörungen nach-
gewiesen werden, die sich nach einem druckentlastenden Eingriff bessern. —
Auf Grund der Erfahrung an verschiedenen Fällen, über die Igers-
heimer (491) berichtet, kommt er zu dem Ergebnis, dass wahrscheinlich
eine Druckwirkung von den liquorerfüllten Räumen aus auf die optische
Leitungsbahn häufiger ist, als im allgemeinen angenommen wird und dass
man bei den verschiedenartigen pathologischen Zuständen an der. Sehbahn
(ausgenommen Fälle von Tumor in der hinteren Schädelgrube) auf jeden Fall
eine therapeutische Lumbalpunktion versuchen soll.
Die Schnittserien der Augen, Sehnerven und des Gehirns eines Falles von
akuter, nicht eitriger, nicht hämorrhagischer Enzephalitis,
welche W e h rli (497) demonstriert, stammen von einem 31 jäbrigen Patienten, der
nach kurz dauernder fieberhafter Affektion der Luftwege unter heftigen Kopf-
214 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
schmerzen an einer mit reflektorischer Pupillenstarre und Herabsetzung der Seh-
schärfe auf quantitative Lichtempfindung einhergehenden Neuritis retrobulbaris
erkrankt war, und welche allmählich, nachdem Lähmungen verschiedener Art
aufgetreten waren, unter bulbären Symptomen ad exitum kam. — Im ana-
tomischen Präparat finden sich isolierte enzephalische Herde im Stabkranz
und im Marke des G. centralis ant., temp. I. der rechten, im Marke des G.
front. III. und des G. angularis der linken Hemisphire. Im Gehirn und
Optikus übereinstimmend das typische Bild der akuten nicht eitrigen Enze-
phalitis mit perivaskulärer Rundzelleninfiltration, Zerfall der Nervensubstanz,
Wucherung und Vergrösserung der Gliaelemente, im Sehnerven als Neuritis
interstitialis axialis peripherica und herdförmige Perineuritis. Es besteht kein
histologischer Zusammenhang zwischen den Gebirnherden und der Erkrankung
des Optikus. — W. erwähnt die engen Beziehungen zwischen der akuten
Enzephalitis und der multiplen Sklerose des Gehirns, Rückenmarks und des
Sehnerven, verweist auf die schlechte Prognose der Pupillenstarre und auf die
bisher nicht gewürdigte Bedeutung der Pupillenstérungen bei Enzepbalitis.
Als Stelle der Unterbrechung des Reflexbogens der Pupille wird der dorsale
Teil des Traktus, welcher interstitielle Herde zeigt, angenommen.
Auf Veranlassung von Stähli (494) sind die in der Züricher Univer-
sitäts-Augenklinik während der letzten 30 Jahre beobachteten Fälle von
Keratitis parenchymatosa e lue hereditaria zusammengestellt
worden. Dabei haben sich frühere Beobachtungen über Beziehungen zwischen
dem zeitlichen Auftreten der Keratitis parenchymatosa und den natürlichen
Streckungsperioden bestätigt in dem Sinne, dass einmal ganz allgemein die
Fälle von Keratitis parenchymatosa während der ersten und zweiten Streckungs-
periode sich auffällig häufen, und dass ferner nicht selten Kinder zur Zeit
der ersten Streckung (im Alter von 6—8 Jahren) eine erste Parenchymatosa-
attacke durchmachen, dann jahrelang gesund bleiben, bis zur Zeit der zweiten
Streckung die Kornea erneut erkrankt. — Auch Stocker bestätigt die Be-
obachtung auf Grund seiner Erfahrung an etwa 200 Fällen.
Steiner (495) hebt die Seltenheit der Skrofulose überhaupt und der
skrofulösen Augenaffektionen im besonderen auf Java hervor, wo
er 20 Jahre tätig war. Lungentuberkulose fordert dort nicht weniger Opfer
als in Europa, dagegen sind Knochen- und Gelenktuberkulose sowie Lupus
seltener. Darin liegt ein treffender Parallelismus zur Heliotherapie, die ihre
schönsten Erfolge bei Knochen- und Gelenktuberkulose aufweist, bei Lungen-
tuberkulose aber zu versagen scheint. S. fordert zur Verhütung und Be-
handlung der skrofulösen Affektionen einen ausgiebigeren Gebrauch des
Sonnenlichts durch Vereinfachung der Kleidung, welche Arme, Beine und
zum Teil auch Brust und Rücken frei lassen soll.
. Nach den Beobachtungen von Thost (496) kommt der Schleim-
hautpemphigus in zwei genau zu unterscheidenden Formen vor. Die
erste Form hat für den Augenarzt weniger Interesse. Sie verläuft maligne, —
mehr akut, entweder zuerst als Schleimbautpemphigus, dann als Hautpemphigus
oder umgekehrt, tritt periodenweise in kurz aufeinander folgenden Nachschüben
auf. Sie führt durch Erschöpfung oder Komplikationen immer zum Tode.
Mikroskopisch ist diese Form charakterisiert durch diffuse, dichte, zellige
Infiltration weiter Strecken der Mukosa und ein mächtiges serofibrinöses
Exsudat zwischen Mukosa und Submukosa, während Schrumpfungsprozesse
IT. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 215
hier fehlen. — Die zweite Form, deren Charakteristikum neben der Blasen-
bildung die Schleimhautschrumpfung ist, verläuft mehr chronisch, gutartig .
und fieberlos. Die äusseren Hautdecken bleiben frei, während Augen und
Mundschleimhaut gleichzeitig befallen werden. Am deutlichsten zeigt eich
die Erkrankung am Auge, wo es zur völligen Schrumpfung der Bindehaut
kommt mit flügelartigen Fortsetzungen auf die Hornbaut. Die Schrumpfung
ist bedingt durch eine kleinzellige aus Lymphozyten und Plasmazellen be-
stehende Infiltration der Submukosa, die zur bindegewebigen, narbigen Ver-
dickung führt.
Die beiden Fälle, über die Löwenstein (493) berichtet, gehören zur
Gruppe der Ly mphadenosen. Lymphadenotische Tumoren sind bei lympha-
tischer Leukämie in den verschiedensten Körperteilen gefunden worden. —
Im ersten Falle war die symmetrische epibulbäre Geschwulst das erste An-
zeichen der lymphatischen Leukämie, bei deren Einsetzen die Zahl der farb-
losen Elemente ja nicht vermehrt zu sein braucht; im zweiten Falle lag das
klinische Bild der aleukämischen Lymphadenose vor, der Tumor war klinisch
und histologisch völlig gleich dem leukämischen, nur fehlte die Veränderung
des Blutbildes.
Die Mitteilungen von Hess (490) betreffen das Vorkommen des Arcus
corneae im Mannesalter und im Lichte der klinischen Bedeutung. H. fand
unter 3000 auf seiner Nervenstation im Laufe von 1!/2 Jahren untersuchten
Militärpersonen 30 Fälle von Arcus corneae. Von diesen entfielen 26 Fälle
auf Patienten mit Neurosen. Von diesen 26 Neurosen mit Gerontoxon waren
19 Neurastheniker, 3 Kriegsneurotiker, 3 Epileptiker, 1 Raynaud. Aus seinen
Beobachtungen schliesst H., dass zwischen dem frühzeitigen Arcus und der
Krankheitsgruppe der Neurosen ein engerer Zusammenhang wahrscheinlich
ist, der auch bei der Kriegsneurose zum Ausdruck kommt und deren alleiniges
Zustandekommen auf psychogenem Wege recht unwahrscheinlich macht. Eine
besondere praktische Bedeutung kommt dem leicht erkennbaren Zeichen
vielleicht insofern zu, als es auf eine stärkere Erschöpfung schliessen lässt
bei Patienten, deren Angaben nicht zweifelsfrei sind, allerdings unter der
Voraussetzung, dass seine Entstehung im Anschluss an die beschuldigte
stärkere Erschütterung nachgewiesen werden kann. — In diesem Sinne würde
es auch bei Kriegsneurotikern zu beachten sein. —
Unter etwa 200 Fällen von Methylalkoholschädigung, die
v. Krüdener (492) beobachtet hat, haben nur sechs ein Sehvermögen be-
halten. Auch ohne Alkoholismus gibt es eine nur durch Nikotinvergiftung
entstehende Sehnervenerkrankung, welche vor allem im Alter und bei Anämie
zu Atropbie führt. v. Kr. berichtet noch über einen Fall von relativer
Sehnervenatrophie nach Einnahme von 12 g Chinin.
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie.
Ref.: Cause.
*499) Fürstenau: Einwirkung des Trypaflavins auf augenpathogene
Keime. Zeitschr. f. Augenheilk. 1918. Heft 1/2, S 1.
*500) Müller: A. Prophylaktische Milchinjektionen bei Augenoperationen.
B. Heilung der Augenblennorrhoe durch Milchinjektionen. Wiener klin. Wochen-
schr. Nr. 34, S. 333. Ä |
216 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Über günstige Wirkung prophylaktischer Milchinjektionen
in die Gesässmuskulatur bei Augenoperationen berichtet Müller (500). In
21 Fällen hat er die „Resectio bulbi“ mit Milchinjektion (intragluteal, 6 ccm)
kombiniert und dadurch die starke „ödembildende sterile Entzündung“, die
sonst den Heilungsverlauf nach Resectio bulbi hinauszieht, vermieden. Auch bei
Kataraktextraktion und bei Iridektomie an Augen mit Iridozyklitis sind
prophylaktische Milchinjektionen von Vorteil. M. hat im ganzen weit über
1000 Milchinjektionen gemacht und hält sie für vollständig ungefährlich,
niemals erzeugten sie Anaphylaxie. — Uber Milchinjektionen bei Blennorrhoe
der Bindehaut vgl. Kapitel Bindehaut. Horovitz.
Auf Grund ausgedehnter systematischer Untersuchungen und an Hand
mehrerer Krankengeschichten rühmt Fürstenau (499) die Einwirkung
des Trypaflavins auf augenpathogene Keime. Reagenzglasversuche
wiesen die überlegene keimtötende Kraft dieses von Ehrlich 1912 gefundenen
Farbstoffes sowohl den andern Anilinpräparaten wie den üblichen Adstrin-
gentien und Desinfizientien gegenüber nach. Besonders gross zeigte sich die
bakterizide Wirkung gegen die Gonokokken, während die Erfolge gegen
Pneumo- und Staphylokokken, Xerose- und Diplobazillen weniger günstig
waren. - Dementsprechend beschränkte sich auch die klinische Verwendung
auf die Blennorhoea neonatorum et adultorum. Tuschieren und mehrmaliges
bis 2stündliches Einträufeln einer !/„—2°/o Trypaflavinlösung war gefahr-
und schmerzlos; die Wirkung äusserte sich meist vornehmlich in rascher
Abnahme der Sekretion, durchschnittlich nach acht Tagen waren keine Gono-
kokken mehr nachzuweisen. Wenn auch einige Fälle mit der Trypaflavin-
behandlung allein ausheilten, so erscheint doch in vielen Fällen bei der von
F. nachgewiesenen, schnell eintretenden, weitgehenden Gewöhnung der Bakterien
an das Desinfiziens die Kombination des Mittels mit einem Silberpräparat
angezeigt. Filbry.
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik.
Ref.: Cause. |
*501) Graeff: Die Anwendung nenerer histologischer Untersuchungs-
methoden für das Auge. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. LXI. Bd., S. 556.
*501 a) Hess: Untersuchungen über die Methoden der klinischen Peri-
metrie. Arch. f. Augenheilk. 84. S. 1.
*502) Kayser: Über das explosionsartige Platzen künstlicher Augen
in der Augenhöhle. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. LXI. Bd., S. 588.
*503) Koeppe: Die Fortschritte in der Anwendung der Gullstrand-
schen Nernstspaltlampe nebst Bemerkungen über die ophthalmologisch-
optischen sowie praktisch-technischen Grenzen dieser Untersuchungs-
methoden. Zeitschr. f. ophthalm. Optik. 6. Heft, S. 121.
*504) Löwenstein: Über Fliegerbrillen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
LXI. Bd., S.567.
*504a) Lohmann: Klinische Betrachtungen. Archiv f. Augenheilk. 84. S. 165.
* 505) Trendelenburg: Ein genauer Augenabstandsmesser zu subjektivem
Gebrauch. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. LXI. Bd., S. 564.
Hess (501a) kritisiert ausführlich die in den letzten Jahren ausge-
bauten Methoden der klinischen Perimetrie, die er unter dem Namen Punkt-
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 217
perimetrie zusammenfasst, Er weist zunächst darauf hin, dass die
brechenden Medien des Auges auch nicht annähernd von kleinen Objekten
von 1—2 mm Durchmesser, wie sie in 1 m Abstand angewendet werden,
überall punktförmige Netzhautbilder entwerfen können. Auch hat das Netz-
“hautbild derartiger Objekte bei gewöhnlicher Pupillenweite einen geringeren
Durchmesser als die grösseren Netzhautgefässe. Ein weiteres Hindernis für
die Abbildung so kleiner Objekte auf der Netzhaut bildet die Ausstrahlung
der Sehnervenfasern in der näheren Umgebung der Papille, an welchen ein
nicht unbeträchtlicher Teil des in das Auge fallenden Lichtes für das Netz-
hautbild verloren gehen muss. So können verschiedene physikalische Momente
zusammen, besonders in der Nahe der Papille sehr kleine Objekte leicht
unsichtbar machen und Scheinskotome hervorrufen. Besonders gilt das
von kleinen farbigen Objekten. Von physiologischen Fehlerquellen bei den
genannten Untersuchungsmethoden kommt vor allem die lokale Adaptation
in Frage. Sie macht sich um so mehr bemerkbar, je kleiner, lichtschwächer
und verwaschener das Netzbautbild ist und je peripherer es liegt. Wenn
also auch auf der peripheren Netzhaut die physikalischen Hindernisse für
die Bildentstehung etwas weniger störend sind als auf den zirkumpapillären,
so kann doch gerade hier die lokale Adaptation das Unsichtbarmachen der
kleinen Objekte begünstigen. Ein Schützen gegen die peripheren Fehler-
möglichkeiten dadurch, dass man die Objekte lichtstärker macht, ist deswegen
nicht möglich, weil man auf diese Weise nichts wesentlich anderes erreichen
würde, als eine Vergrösserung des Sehobjektes bei geringerer Lichtstärke (in-
folge der wachsenden Lichtzerstreuung). Hess betont ausdrücklich, dass
nicht etwa alle Ergebnisse der Punktperimetrie unrichtig sein müssten, aber
er warnt davor, alle so ermittelten Befunde für richtig zu halten.
Köllner.
Koeppe (503) führt die im Laufe der letzten zwei Jahre erreichten
Fortschritte in der Anwendung der Gullstrandschen Nernst-
spaltlampe mit den sie ermöglichenden technischen Verbesserungen zu-
sammenfassend vor Augen. Die Abblendung sämtlichen störenden Seitenlichtes
zu beiden Seiten des leuchtenden Spaltes geschah durch ein echwarz mattiertes,
auf dem Spaltarm vor dem Spalt montiertes Blechgehäuse. Von grosser
Wichtigkeit ist eine richtig gewählte Blendengrösse, bei der die unmittelbare
Umgebung des beleuchteten Objektes am vorteilhaftesten abgedunkelt erscheint.
Überhaupt ist für alle Spaltlampenuntersuchungen eine gute Dunkeladaptation
unerlässliche Vorbedingung, deren Erfüllung durch den auf dem Spaltarme
anzubringenden Zeissschen Blendentubus erleichtert werden kann. Um das
relativ kurzwelligere Licht im Spektrum abzudämpfen, wird auf dem Spalt-
arm eine Gelbscheibe zwischengeschaltet, z. B. um die an der Skleraoberflache
auftretende Blendung zu verringern. Anderseits ist für bestimmte Zwecke,
etwa Wahrnehmung der Farbennuancen zwischen gelbbraunem Pigment und
dunkelbraunem Pigmentmaterial der Iris, wie dies für die Glaukomdiagnose
bedeutsam geworden ist, auch eine Blauscheibe vonnutzen. Um zu ver-
meiden, dass bei der Untersuchung des hinteren Augenabschnittes der Winkel
zwischen Spaltarm und optischer Mittelachse des Beobachtungsmikroskops zu
klein werden, etwa weniger als 30° betragen müsse, wird über dem Mikroskop
ein Silberspiegel angebracht, der das hintere Drittel des Glaskörpers zugänglich
macht. Wohl der bedeutendste Fortschritt, die Untersuchung des lebenden
Augenhintergrundes im fokalen Lichte, wurde ermöglicht durch Aufsetzen eines
218 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
mit physiologischer Kochsalzlösung gefüllten Auflageglases auf das kokaini-
sierte und atropinisierte Auge des Patienten, wodurch ein virtuelles aufrechtes
Bild des Augenhintergrundes hinter der Hornhaut entworfen wird. Da jedoch
bei der Beobachtung mit dem Doppelobjektiv die Achsen schon sehr durch
die Randpartien des Auflageglases gingen, wurde von K. zur Betrachtung des `
Hintergrundes neuerdings das Abbesche Stereoskopokular unter Benutzung
nur eines Objektiva verwandt. Ebenso wie bier eine Verbesserung der Methode
neue technische Vervollkommnungen zeitigte, so machte auch die Untersuchung
in Vogts rotfreien Licht eine der Absorption durch Vogts Filter Rechnung
tragende Intensitätserhöhung der Lichtquelle erforderlich, wie sie dann in
einem mit Stickstoff gefüllten Glühkörper in Gestalt einer äusserst dichten
Spirale von Zeiss geboten wurde. Anschliessend an die Einführung des partiell
polarisiert reflektierenden Silberspiegels kann K. auf den letzten Fortschritt
hinweisen, die Anwendung eines Polarisationsmikroskops, das u. a. weitere Klärung
in der Frage der Doppelbrechung der Hornhaut beim Glaukom zu bringen
verspricht, Zum Schlusse formuliert K. die Grenzen der Untersuchungs-
methode dahin, dass abgesehen von den Untersuchungen mit Auflageglas,
dessen hauptsächlicher Febler, die sphärische Aberration, wohl noch beseitigt
oder gemildert werden könne, unsere bisherigen Beobachtungsmethoden als
vorläufig am Ende des Erreichbaren gelegen zu bezeichnen seien, da schliesslich
das Auflösungsvermögen der dioptrischen lebenden Augenmedien erschöpft
und bei noch stärkeren Vergrösserungen die physiologischen Oszillationen
des Auges ein immer unruhigeres Bild geben würden. Filbry.
Zur Anwendung neuerer histologischer Untersuchungs-
methoden für das Auge empfiehlt Gräff (501) gegenüber der gebräuchlichen
Zelloidin-Einbettung des Bulbus die Gelatineeinbettung als ein Verfahren, das
auch die Ausführung von Färbungen gestattet, die bei der Zelloidineinbettung
nicht möglich sind (Fettfärbung mit Sudan usw., Granulozytenfärbung mit der
Oxydasereaktion). Ein weiterer Vorzug ist die kurze Dauer der Einbettungszeit:
6—7 Tage nach begonnener Fixierung lässt sich ein gefärbtes Präparat des
ganzen Bulbusdurchschnittes anfertigen. Nachteilig ist, dass die Gelatineschnitte
nicht gleich schöne Bilder geben, wie mit anderen Methoden hergestellte
Schnitte: infolge unscharfer Protoplasmafärbung und geringerer Aufhellung der
Präparate heben sich die einzelnen Zellen weniger deutlich von einander ab;
auch kann die Gelatine aus den Schnitten nicht wieder entfernt werden
(Vortäuschung eines Ödenis!).
Einen genauen Augenabstandsmesser zu subjektivem Gebrauch gibt
Trendelenburg (505) an, konstruiert nach dem Prinzip des Zirkelversuchs,
mittels dessen man bei Blick in die Ferne den geöffneten Zirkel so vor die
Augen hält, dass die gerade in den Blicklinien liegenden Spitzen binokular
vereinigt werden können. Das Instrument besteht aus einer flachen Metall-
platte, auf deren linker Seite ein ganz feines Loch eingebohrt ist, während
auf der rechten Seite eine Schlittenführung mit Teilung aufgeschraubt ist,
deren Nullpunkt bei dem linksseitigen Loch gelegen ist und die von 50 bis
83 mm reicht. In dieser Schlittenführung gleitet ein Schieber mit einem
dem linksseitigen gleich grossen Loch und einem Nonius, dessen Nullpunkt
mit dem Loch des Schiebers zusammenfällt. Der Abstand der beiden Löcher
lässt sich bis auf !/ıo mm genau ablesen. Bei Anwendung des Apparates
ist der Schieber in der Weise einzustellen, dass bei Richtung beider Blick-
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 219_
linien auf einen fernen Punkt die beiden Zerstreuungskreise sich vollkommen
decken.
Lobmann (504a) hat die Hesssche Hammerlampe mit der
Gullstrandschen Nernstspaltlampe verglichen. Er konnte bei geringer
Vergrösserung (20fach) keinen Unterschied bei Betrachtung des vorderen
Augenabschnittes finden. Bei starker Vergrösserung ist die Handhabung der
Hammerlampe entschieden leichter, auch ist die Beobachtung infolge leichter
Erhellung des umgebenden Beleuchtungsfeldes bequemer. Lohmann
bringt im Anschluss daran eine Anzahl bemerkenswerter Untersuchungsergeb-
nisse, welche Beziehungen zu anderen Versuchen zeigen, bei denen in ähnlicher
Weise, wie bei der seitlichen Beleuchtung vorgegangen wurde, — Im An-
schluss daran spricht Lohmann über die Bedeutung des konditionalen
Denkens in der Augenheilkunde. Schon wenn man bei der ätiologischen
Denkweise von Hauptursachen, Teilursachen, auslösenden Momenten usw.
spricht, ist das Ideal rein ätiologischen Denkens verlassen und der Boden
konditionaler Anschauungsweise betreten. An der Hand einiger Probleme
zeigt Lohmann sodann, dass die konditionale Denkweise sowohl zu einer
klinischen Zusammenfassung einzelner ätiologisch verschiedener Erkrankungen
führen kann, als auch eine Analyse und Sonderung zusammenfallender oder
ähnlicher Krankheitsbilder nahezulegen imstande ist. Für letzteren Fall
erinnert Lohmann an das Glaukom, bei dem die Drucksteigerung auch
nur als das Endstadium von Erkrankungen verschiedenen Charakters aufge-
fasst werden könnte. Köllner.
Im Anschluss an einen selbst beobachteten Fall berichtet Kayser (502)
über das explosionsartige Platzen künstlicher Augen in der Augenhöhle.
Bei der seit ihrem 4. Lebensjahr einäugigen, 26jährigen Patientin war das seit
12 Monaten getragene Müllersche doppelwandige Reformauge plötzlich in
der Augenhöhle mit einem lauten Knall zersprungen, „sie empfand eine
heftige Erschütterung und Dröhnen des Kopfes, eine Empfindung, als ob sie
in den Kopf geschossen sei“. Am nächsten Tag zeigte die Orbita keine
Wunde mehr, in der hinteren Wand des künstlichen Auges war ein birn-
formig-ovales Loch, das Bruchstück fand sich als Ganzes im Innern der
Prothese (Maasse: 7 zu 4 mm). Bei den ruhig auf Lager liegenden Prothesen
kommen wohl nur physikalische Momente als Ursache in Betracht (ungünstige
Spannungsverhältnisse der Wandungen, Temperaturschwankungen). Beim
Platzen in der Augenhöhle kommt noch plötzlicher heftiger Muskeldruck der
Lider als Ursache hinzu. Der explosionsartige Knall beim Zerspringen der
Protbese ist auf das Vorhandensein eines relativ luftleeren Raums im Innern
der Prothese zurückzuführen. Zur Vermeidung dieses Zerspringens emptiehlt
K. bei der Herstellung in der Hinterwand ein ganz feines Loch anzubringen.
Zur Konstruktion von Fliegerbrillen hat Löwenstein (504) das
einfache Prinzip angewendet: Möglichstes Auslöschen der Umgebung durch
Vorsetzen eines Lichtfilters von der Komplementärfarbe des Hintergrundes.
Bei der Beobachtung von Fliegern in grosser Höhe handelte es sich demnach
um die Sichtbarmachung bei blauem Himmel. Durch ein Lichtfilter von
der Komplementärfarbe des Himmelsäthers wird zwar auch ein Teil der
Lichtstärke des Flugzeugs absorbiert, doch wird durch Kontrastvergrösserung
die Wahrnehmbarkeit erleichtert. Die von Zeiss-Jena nach diesem Prinzip
gefertigten Fliegerbrillen erzielten neben der Steigerung der Sichtbarkeit von
Flugzeugen eine erstaunliche Vermehrung der Tiefeneffekte.
‚220 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
V. Anatomie, Entwickelungsgeschichte, Missbildungen.
Ref.: Köllner.
*506) Jokl: Zur Entwickelung des Wirbeltierauges. Anatomischer An-
zeiger 51. Bd., Nr. 9—10, S. 209.
In ähnlicher Weise wie Rabl 1917 die bilaterale Symmetrie des
Säugerauges nachgewiesen hat, stellte Jokl (506) jetzt Untersuchungen an
Amphibienaugen an (in erster Linie bei Siredon pisciformis), und zwar bei
Embryomen aller Grössen. Das Ergebnis war das gleiche, wie bei Rabl.
Die primäre Augenblase ist. bereits in einem frühen Stadium bilateralsym-
metrisch gebaut. Allmählich tritt die auch von Rabl beschriebene Ver-
dickung der ventralen Wand der Augenblase auf, die allmäblich so zunimmt,
dass die Augenblasenhöhle zu einem sichelförmigen Spalt wird. Schliesslich
erfolgt die symmetrische Teilung der ventralen Wand durch eine in der
Symmetrieebene gelegene Furche. Diese Furche tritt also erst sekundär
auf, während sich beim Säugerauge von vornherein gleich zwei Wülste bilden.
Die Einkerbungen, welche Rabl am Rande der sekundären Augenblase
gefunden hatte, fehlen beim Amphibienauge. Weiterhin treten an der nasalen
und temporalen Wand des Augenbechers Lappen auf derart, dass dessen
Rand hier weiter nach vorne reicht, als dorsal und ventral. Die Umschlag:-
stelle der Netzhaut verläuft damit nicht in einer Kreislinie, sondern ist dorsal
und ventral von je einer keilförmigen gehirnwärts sich verschmälernden
Kerbe unterbrochen, von denen die ventrale, welche der fötalen Augenspalte
entspricht, tiefer reicht als die dorsale: Auch die Anlage der Blutgefäs«
ist eine bilateralsymmetrische. Die Differenzierung der Retinaschichten folgt
ebenfalls dem Prinzipe der bilateralen Symmetrie, indem die nasale und tem-
porale Wand in der Entwickelung vorauseilen.
Bei der Entwickelung des Wirbeltierauges kommt es bei der Netzhaut
zu einer Art Arbeitsteilung zwischen den Zellen des bereits differenzierten
und des noch undifferenzierten Abschnittes der Netzhaut. Die ersteren
stellen ihre Teilungen nach und nach ein, wäbrend die letzteren nunmehr
allein die Anbildung neuen Zellmaterials übernehmen, bis endlich auch sie
vom Differenzierungsvorgange der Netzhautschichtung ereilt werden, ihre
Teilungen einstellen und sich nunmehr für ihre spezifische Funktion um-
bilden.
VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck.
Ref.: Wessely.
*507) G.ten Doesschate: Über den Zusammenhang zwischen Augen-
druck und Exophthalmus und zwischen Augendruck und Hornhautwölbung.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Oktober 1918.
Über den Zusammenhang zwischen Augendruck und Ex-
ophthalmus sowie zwischen Augendruck und Hornhautwölbung
bringt Doesschate (507) klinische und experimentelle Beiträge. Bei
Exophthalmus intermittens zeigte sich, dass während des Eintretens des
Exophthalmus mit dem Tononieter eine merkliche Drucksteigerung zu messen
war. Bei länger bestehendem Exophthalmus können dagegen auch abnorm
— — __ — — —
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 221
niedrige Augendruckwerte gefunden werden. Wurde physiologische Koch-
snlzlösung in die Orbita von Kaninchen eingespritzt, so stieg der Augendruck
an; war dagegen Novokain-Adrenalin der Lösung zugesetzt worden, so trat
eme Druckerniedrigung ein, trotz gleichzeitiger Vordrängung des Bulbus. Die
Druckerhöhung wird bedingt durch Stauung in der Orbita und Spannung der
Augenmuskeln; da aber gleichzeitig auch die Filtration aus dem Auge eine
grössere wird, so kann bei länger bestehendem Exophthalmus, besonders bei
leichtem Zurückgehen desselben, der Druck auch wieder merklich sinken und -
es erklärt sich so das wechselnde Verhalten des Augendrucks beim Exophthal-
mus am menschlichen Auge. Was den Krümmungsradius der Hornhaut
anbetrifft, so kann er unter dem Einflusse der intraokularen Drucksteigerung
vorübergehend grösser oder kleiner werden. Auch hier findet sich eine Über-
einstimmung zwischen klinischer Beobachtung und Tierexperiment. Das
Grösserwerden des Krümmungsradius erklärt sich mechanisch einfach aus
dem Bestreben des Bulbus, sich während der Drucksteigerung mehr der
Kugelform zu nähern, die Verkürzung des Krimmungsradius lässt sich dagegen
nicht ganz aus den Gesetzen der Mechanik erklären. Gleichzeitig mit dem
Krümmungsradius ändert auch vorhandener Hornbautastigmatismus bisweilen
seine Grösse und Richtung. Bemerkenswert ist, dass in den Fällen, wo der
Hornhautradius mit zunehmendem Druck kleiner wurde, der Anfangswert der
Tension fast immer sehr gering war, d. h. weniger als 10 mm Tonometerwert
betrug.
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtsinnes.
Ref.: Köllner.
*508) Baumann: Beiträge zur Physiologie des Sehens. Pflügers Archiv
f. d. ges. Physiologie 171. Bd., S. 496.
*509) Blatt: Okutare Störungen bei Skorbut. Wiener klin. Wochen-
schr. Nr. 34.
*510) Goldstein und Gelb: Das réhrenfirmige Gesichtsfeld nebst einer
Vorrichtung für prismatische Gesichtsfelduntersuchungen in verschiedener
Entfernung. Neurolog. Zentralbl. Nr. 22, S. 738.
*511) Hift: Beobachtungen über Skorbut und Hemeralopie. Wiener
klin. Wochenschr. Nr. 34.
*512) Hillemanns: Über Lichtsinnprüfung für militärische Zwecke.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 61. Bd., Oktoberheft S. 456.
*513) Igersheimer: Zur Pathologie der Sehbahn III: Das Verhalten
der Dunkeladaptation bei Erkrankungen der optischen Leitungsbahnen.
Graefes Archiv f. Augenheilk. 98. S. 67. è
*513a) Köllner: Zur Analyse der Rayleighgleichung der anomalen Tri-
chromaten. Archiv f. Augenheilk. 84. S. 177.
*513b) Kümmell: Über entoptische Wahrnehmung von Pulsationser-
scheinunzen des Auges. Archiv f. Augenheilk. 84. S. 75.
*514) Lempicka, Wanda von: Räumliche Farbenmischung auf der
Netzhaut. Zeitschrift für Sinnesphysiologie. Bd. 50, S. 217.
*515) Schanz: Biochemische Wirkungen des Lichtes. Pfltigors Archiv
f. d. ges. Physiologie 170 Bd., S. 646.
*516) Szymansky: Versuche über die Fähigkeit der Hunde zur Bildung
von optischen Assoziationen. Pflügers Archiv f.d. ges. Physiologie. 171. Bd.,S 317.
222 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*517) Wiese: Über Lichtsinnprüfung im Felde. Medizin. Klinik Nr. 40,
S. 988 (ausführliche Publikation erscheint demnächst im Archiv f. Augenheilk.).
Kümmell (513b) berichtet über entoptische Wahrnehmung von
Pulsationserscheinungen. Bei leichtem Druck auf das Auge lassen
sich Pulsbewegungen an den entoptisch wahrzunehmenden Blutkörperchen
beobachten (Nagel). Am Gullstrandschen Augenspiegel kann man auch
- an dem Reflexstreifen kleiner Arterien- und Venenäste zuweilen Pulsationen
beobachten. Derartige weitgehende Pulsationen können nicht durch die Trieb-
kraft des Herzens allein ausgelöst werden, man muss vielmehr eine gewisse
Eigentätigkeit der Gefässwandungen annehmen, im Sinne etwa einer strom-
befördernden Peristaltik. Eine ähnliche Zusammenziehbarkeit muss man auch
an den Herzgefässen nach den neueren Untersuchungen annehmen. Kümmell
teilt dann noch eine eigenartige entoptische Beobachtung mit. Drückt man
das Auge ziemlich stark, so sieht man bei einem gewissen Druck einen
grauen Fleck, bei dem in rhythmischer Weise mit dem Arterienpuls eine
Verdunkelung eintritt. Ferner sieht man bei einem gewissen Druck die
Arterien von einem Punkte her blitzschnell sichtbar werden und verschwinden,
ähnlich wie bei einer Purkinjeschen. Aderfigur. Es gelang Kümmell auch
diese Pulsationen zu sehen, wenn er mit geschlossenen Lidern gegen die
Sonne blickte und dabei einen Druck auf das Auge ausübte.
Die bekannte Farbeninduktion,bei der Drehung der Scheiben mit
schwarzen und weissen Sektoren gelingt nach Baumann (508) nicht, wenn
Sonnenlicht direkt auf die Scheibe fällt, offenbar weil hier die schwächeren sub-
jektiven Farben von der starken Helligkeitswirkung übertönt werden.
Über die räumliche Verschmelzung tonfreier nnd bunter
Farben sind von Lempicka (514) Versuche angestellt worden im Hinblick
auf die Technik des Neoimpressionismus in der Malerei, der bekanntlich die
Farben dem Beschauer nebeneinander darbietet und ihm die Mischung selbst
‚überlässt. Es ergab sich, dass die räumliche Verschmelzung tonfreier Farben
in ihren Bedingungen der zeitlichen gleich ist, wenn man das zeitliche Nach-
einander durch entsprechende räumliche Nebeneinander sich ersetzt denkt. Die
räumliche Verschmelzung der bunten Farben ist weder in ibren Resultaten
noch in ihren Bedingungen der zeitlichen gleich. Die resultierende Misch-
farbe weicht nämlich von der entsprechenden zeitlichen Mischfarbe im Sinne
einer verstärkten Wirkung der blauen Komponente ab. Ausserdem ver-
bleiben noch bei fast allen Kombinationen Unterschiede in bezug auf
Helligkeit und Sättigung, die sich nicht beseitigen lassen, Die zeitliche
Farbenmischung ist hauptsächlich von der Helligkeit der beiden Konipo-
nenten abhängig, die räumliche auch von der Buntbeitskomponente der Farben,
die im allgemeinen eine hemmende Wirkung auf die räumliche Verschmelzung
ausübt. In der Peripherie der Netzhaut verschmelzen die Farben in der-
selben Reihenfolge bei der räumlichen wie bei der zeitlichen Verschmelzung.
Köllner (513a) hat die für die anomalen Trichromaten gültige
Rayleighgleichung an der Hand einiger besonderer Fälle eingehend
analysiert. Es liess sich zeigen, dass die bekannte vermehrte Grünzu-
mischung der sogen. Deuteranomalen weder auf einer herabgesetzten Unter-
schiedsempfindlichkeit für Farbentöne, noch auf einem anderen Helligkeits-
verhältnis, in welchem die Lichter gesehen wurden, noch auf dem Binflusse
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 223
des sogen. gesteigerten Simultankontrastes oder auf einer von dem Normalen
abweichenden Wahrnehmung der Farbe des Natriumlichtes beruhen kann,
vielmehr ist sie offenbar dadurch bedingt, dass die Grünempfindung bei dem
zur Gleichung verwendeten homogenen Licht 537,3 uu gegenüber dem Nor-
malen im entsprechenden Grade herabgesetzt ist und die Beeinträchtigung
der Rotempfindung für das Mischlicht 656,6 wu in einem gewissen — auf-
fallend konstanten — Grade übertrifft. Die Gleichung: des Deuteranomalen
lässt sich einfach dadurch in die Gleichung des Protanomalen umwandeln,
dass man mit Hilfe passender Absorptionsmittel die Helligkeitsverbältnisse
nachahmt, durch welche sich Protanopen und Protanomale von den Deuter-
anopen und Deuteranomalen unterscheiden. Wir können uns demnach vor-
stellen, dass für Protanomale und Deuteranomale die 3 für die Gleichung
in Betracht kommenden Lichter trotz der Verschiedenheit der Rayleigh-
Gleichung annähernd die gleiche farbige Valenz haben können (eine An-
nahme, mit der sich auch die praktischen Beobachtungen an Anomalen decken),
und dass der Unterschied der Rayleigh-Gleichung zwischen beiden Formen
in erster Linie auf der Verschiedenheit der Helligkeitswerte der Lichter
beruht. Dieser Unterschied ist natürlich als ein physiologischer, nicht etwa
als ein physikalischer zu denken, ganz wie auch bei den beiden Formen der
Rotgriinblindheit. |
Szymanski(516) hat Versuche darüber angestellt, ob Hunde im-
stande sind, feinere optische Eindrücke zum Bilden von optischen Asso-
ziationen zu verwerten (z. B. Unterscheidung zwischen einem stillstehen-
den und einem sich drehenden Scheibenpaar). Sie fielen negativ aus. Es
stellte sich heraus, dass die Hunde als ausgesprochen osmatische Tiere sich
vorwierend mit dem Geruchssinn orientieren.
Über das röhrenförmige Gesichtsfeld bringen Goldstein (510)
und Gelb (510) einige Notizen auf Grund neuerer Untersuchungen an
einem Perimeter, das nach Art des Helmboldschen an Stelle des
Bogens eine Schnurvorrichtung trägt. An der Kinnstütze ist das eine Ende
einer Schnur festgeklemmt. Diese läuft zu der vor dem Beobachter stehen-
den Stange, welche das Fixierobjekt trägt und bestimmt damit die Entfernung
zwischen Fixierpunkt und Beobachter bzw. den Radius des theoretischen Peri-
meterbogens. Die Schnur läuft an der Rückseite des Stativs in einen Flaschen-
zug aus, welcher unten ein Gewicht trägt. Das Stativ steht auf verstellbaren
Schraubenfüssen, um seitliche Verschiebungen des Gewichtes zu vermeiden.
Die Schnur trägt ausserdem die Vorrichtung zur Anbringung des Prüfungs-
objektes (schwarzes Metallstabchen, das durch ein Gewicht senkrecht gehalten
wird und an einem Handgriff geführt werden kann). Wird das Prüfungs-
objekt bei angespannter Schnur in beliebiger Richtung bewegt, so kann es
sich nur auf der Innenfläche einer imaginären Halbkugel bewegen, deren
Radius der jeweils gewählten Entfernung des Fixationspunktes am Auge
genau entspricht. Will man in verschiedenen Entfernungen perimetrieren,
so lockert man die Schnur an ihrer Befestigungsstelle unterhalb der Kinn-
stütze, bringt das Perimeter in die gewünschte Entfernung, klemmt die Schnur
von neuem fest und peiimetriert nun mit dem neuen Radius. Auf der Skala,
welche das Perimeter trägt, sind die Bogengrade ablesbar; sie werden durch
die Stellung des Gewichtes angezeigt. Der Apparat verzichtet auf einen ein-
heitlichen Hintergrund, der sich aber auch mit Hilfe eines Schirmes usw.
schaffen liesse. Der Vorteil des Instrumentes ist, dass man in den Fällen,
A
224 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
in welchen man Gesichtsfeldaufnahmen in verschiedener Entfernung vor-
nehmen will, nicht auf die Kampimetrie angewiesen ist, sondern mit
richtigem Radius perimetrieren kann. Die Verfasser fanden nun, dass bei
Gesichtsfeldeinengung auf organischer Basis die absolute Grösse des Gesichts-
feldes am Kampimeter bei wachsender Entfernung abnimmt (im Sinne des
röhrenförmigen), bei der Perimetrie dagegen eher zunimmt. Das gleiche fand
er auch bei hysterischem bzw. funktionell röhrenförmigem Gesichtsfelde. Die
Verfasser sind also geneigt, die Röhrenförmigkeit des Gesichtsfeldes der Ver-
suchsanordnung, nicht dem Beobachter zuzuschreiben. Sie denken hier an
psychische Einflüsse, wie die scheinbare Grösse des Prüfungsobjektes.. Man
wird die ausführlichen Veröffentlichungen abwarten müssen, um sich hierüber
ein Urteil zu bilden. Doch ist daran zu denken, dass die bekanntlich nicht
ausschaltbaren suggestiven Einflüsse des Untersuchers hierbei ebenfalls eine
nicht zu unterschätzende Rolle spielen.
Über die Störungen der Dunkeladaptation hat auch Igersheimer
(513) Untersuchungen angestellt, die zunächst die Erkrankungen der Sehbahn
betreffen. Bei Leuten mit normalem Seh- und Pupillenapparat kommen nach
I. Adaptationsstörungen nur selten vor, so dass diese im allgemeinen als
krankhafte Erscheinungen angesehen werden können. Sie können bei alleiniger
Erkrankung des Optikus und der weiter nach hinten gelegenen Sehbahn
zustande kommen, doch steht noch nicht fest, welche anatomische Verände-
rungen ihnen zugrunde liegen. Wahrscheinlich müssen aber Störungen in
der nervösen Leitung vorhanden sein. Die Dunkeladaptation kann aber
trotz hochgradiger Seh- und Gesichtsfeldstérung normal sein. I. konnte die
grosse differentialdiagnostische Bedeutung, die Behr der Dunkeladaptation
bei Sehnervenerkrankungen beimisst, nicht bestätigen. Die Ergebnisse waren
weder bei entzündlichen, noch bei atrophischen Zuständen einheitlich. Hin-
sichtlich der Adaptationsstörung, welche nach Behr bei der tabischen
Atrophie als charakteristisches Symptom auftreten soll, ist zu beachten, dass
Pupillenanomalien die Dunkeladaptation an sich schon beeinflussen können.
(I. verwendete das Pipersche Adaptometer. Die der Untersuchung voran-
- gehende Helladaptation bestand darin, dass die Patienten 5—10 Minuten gegen
ein nicht von der Sonne beschienenes Fenster gestellt wurden. Es wurde der
Verlauf der Adaptationskurve während einer Stunde bestimmt, zuletzt ın
viertelstündigen Intervallen. Graphische Aufzeichnung der Kurven nach
Wessely.)
Hillemanns (512) empfiehlt als Untersuchung auf Nachtblind-
heit für militärische Zwecke die Prüfung der Sehschärfe bei herabgesetzter
Beleuchtung, entweder in schlechtbeleuchtetem Räumen oder nach Vorsetzen
‘ grauer Gläser. Ihr gegenüber seien die Vorteile einer Adaptometerprüfung
nicht gross genug, um deren Einführung beim Militär zu rechtfertigen, da
sie weder Aufschluss gibt über die beim direkten Sehen beteiligte Licht-
empfindlichkeit noch über die Orientierungsfähigkeit der Netzhautperipherie.
Bei der Hemeralopie befürwortet Hift (511) aufs neue die Behand-
lung durch. Darreichung von Leber und Lebertran. Besonders bei Kriegs-
gefangenen hat er damit viele sehr günstige Erfolge geseben, gleichgültig wie
lange die Nachtblindheit bestand. Man sollte in jedem Falle die Leber-
behandlung versuchen.
VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 225
Blatt (509) fand, dass beim Skorbut die Stärke der Hemeralopie mit
dem Grade der Anämie zunahm. Wahrscheinlich wirkt der Blutverlust direkt
auf die Adaptationsfähigkeit der Netzhaut ein.
Schanz (515) bespricht nochmals ausführlich die biochemische
Wirkung des Lichtes besonders auf die Eiweissstoffe, welche bekannt-
lich nach seiner Theorie durch das Licht derart beeinflusst werden, dass aus
leichter löslichen schwerer lösliche werden. Von Interesse sind dabei die
Ausführungen über die rote Farbe vieler Tiefseetiere, die in Tiefen leben,
in welchen keine roten Strahlen mehr eindringen, die also nicht gesehen
werden können. Die Farbe der Tiere hat bekanntlich eine grosse Rolle
gespielt bei den Angriffen, welche von zoologischer Seite gegen die Hess-
schen Feststellungen über die Farbenblindheit der Fische und Wirbellosen
gerichtet wurden. Schanz pflichtet insofern nun den Hessschen An-
schauungen bei, als er darauf hinweist, dass das Integument der Tiere
durch die rote Farbe die Fähigkeit erhält, gerade grüne und blaue Strahlen,
die allein noch durchdringen, zu absorbieren und damit den Körper in den
Stand setzt, diese Strahlen biologisch besser auszuwerten. Damit stellt sich
such Schanz-wie Hess auf den Standpunkt, dass die Farben für diese
Tiere keineswegs Schmuckfarben sind, sondern als Sensibilatoren zu gelten
haben.
VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion.
Ref.: Köllner.
*517a) Henker: Bericht des Ausschusses zur Schaffung von Richtmassen
für Brillengläser und Brillenglasfassungen. Archiv f. Augenheilk. 84 S. 50.
*518) Isakowitz: Zur Frage der Beziehungen zwischen Refraktion und
dem Werke des Malers. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 61. Bd. Oktober. S. 454.
*519) Mügge: Refraktionsanomalien und Sehvermögen. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Oktober. S. 425. 7
*520) Bruns: Zur Bezeichnung der Zylinderachsen. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. 61. Bd., Novemberheft S. 596. (Bei dem Henkerschen Vorschlage — s. Be-
richt tiber II. Quartal — soll die Bezifferung nur am oberen Bogen erfolgen, da sonst
Irrtimer entstehen können.)
Über den Ausschuss zur Schaffung von Richtmassen für Brillen-
gläser, über dessen Tagung schon berichtet wurde, hat Henker (517a)
jetzt Ausführliches mitgeteilt. Die Leitsätze, welche aufgestellt wurden, seien
hier nochmals angeführt: Bei der Festlegung der Richtmasse für Brillen-
gläser und Brillenglasfassungen beschränkt man sich zunächst auf runde und
ovale Formen. Bei der Festlegung der Maasse für kalibrierte winkelrandige
und flachrandige Brillengläser geht man aus von den Maassen der ameri-
kanischen Scheiben bevel edge und rindes edge, round und regular oval:
1; 0; 00; 0002/2; 0000. Als Grundmasse für winkelrandige Gläser gelten
die Umfänge von Ellipsen in vollen Millimetern, die sich mit Hilfe der im
amerikanischen System angegebenen Durchmesser der ovalen Standardformen
ergeben. Die Länge der Winkelkante eines kalibrierten Brillenglases muss
mit je einem dieser Umfänge übereinstimmen. Die genauen in Betracht
kommenden Umfänge sind danach 101 mm, 105 mm, 111 mm, 115 mm,
Literaturbericht über das Jahr 1918 zuin Archiv für Augenheilkunde. XV
226 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
120 mm und 126 mm. Aus diesen Umfängen ergeben sich die folgenden
genauen Durchmesser für die ovalen Scheiben mit der Weitung 9: 36,49:
27,49; 37,77: 28,77; 39,69: 30,69; 40,97:31,97; 42,56: 33,66 mm. Die
entsprechenden genauen Durchmesser fir die runden Scheiben sind 32,14;
33,42; 35,33; 36,61; 38,20; 40,11 mm. Zur Benennung der Scheiben fir
winkelrandige Gläser dient der Umfang unter Vorsetzung einer O für runde,
einer 9 für ovale Weiten mit der Weitung 9. Die Richtscheiben heissen
also U101 usw. bzw. 9101 usw. Als Grundmass für die Scheiben für flach-
randige Brillengläser dient der Längsdurchniesser. Zur Benennung der
Scheiben für flachrandige Brillengläser wird der Langsdurchmesser verwendet
unter Vorsetzung einer 0 für runde, einer 9 für ovale Scheiben. Die ent-
sprechenden runden und ovalen Scheiben haben also gleichen Längsdurch-
messer. Der Rand- bzw. Aussenwinkel ist 120° mit einer zulässigen Ab-
weichung von 10°. Die Richtscheiben und Richtränder sind von Stahl und
müssen von einer Reichsanstalt geprüft sein.
M ügge (519) berichtet über 1171 Fälle von Refraktionsanomalien,
die er im Felde auf einer Augenstation untersucht hat, vom militärischen
Gesichtspunkt aus. Am häufigsten war die einfache Myopie (481 Fälle),
während von Hypermetropen nur 245 Fälle zur Untersuchung kamen. 79 °/o
aller Ametropen bekamen durch ihre Brillen ein so gutes Sehvermögen, dass
sie damit als kv. bezeichnet werden konnten. Auch bei Astigmatismus war
das Ergebnis fast gleich günstig (75 °/o), so dass M. keinen Grund einsieht,
einen Astigmatiker, der nur weil er bisher noch kein Glas getragen hat. als
nicht felddienstfahig zu bezeichnen. Ä
Über die Beziehungen zwischen Refraktion und dem Werk eines
Malers besonders in Hinsicht auf Greco führt Isakowitz (518) etwa
folgendes aus: Gewiss müsse ein Astigmatiker bei der zeichnerischen Wieder-
gabe eines Kreises wieder einen Kreis zeichnen, weil er Modell und Zeichnung
in gleicher Weise verzerrt sieht. Das trifft aber nur für das Zeichnen nach
Modell zu. Produziegt der Künstler aus der Phantasie nach Erinnerungs-
bildern, die er in der Zeit vor der Entwickelung seiner Anomalie ge-
sammelt hat, so muss eine entsprechende Verzeichnung eintreten. Ebenso
kann die Alterssklerosierung der Linse die Farbengebung im Sinne der
Bevorzugung kalter Farbenténe nur beim Malen aus der Phantasie be-
einflussen. ,
IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates.
Ref.: Köllner.
*521) Ohm: Zur Lehre vom Augenzittern. Jahrbuch für Kinderheilkunde
und physische Erziehung. Bd. 88, Heft 6, S. 397.
*522) Ohm: Beiträge zur Kenntnis des Augenzitterns bei Bergleuten.
Graefes Archiv Bd. 98, S. 7. |
Ohm (521) wendet sich in seinen neuen Ausführungen über den
Nystagmus in erster Linie gegen die letzte Veröffentlichung von Reudnitz
über den Spasmus nutans der Kinder. Ohm schlägt für diese mit Kopf-
zittern einhergehende Form des Nystagmus die Bezeichnung „Dunkelzittern“
der Kinder vor. Untersuchungen an nunmehr im ganzen 11 Fällen ergaben,
X. Lider. 227
dass der Nystagmus Pendelcharakter hat und der Schwingungsrichtung nach
fast immer auf beiden Augen verschieden ist. Die Verbindung mit mani-
festem Schielen war mehrmals vorhanden und anscheinend häufiger als beim
Augenzittern der Bergleute. Das häufige Zusammentreffen deutet auf innige
Beziehungen beider Störungen hin, die Ohm ja schon früher betont hat, und
ist u. a. ein Beweis dafür, dass nicht nur der Lichtmangel als äussere Schäd-
lichkeit, sondern auch eine innere Veranlagung in Betracht kommt. Das
Dunkelzittern bei Katzen und Hunden beobachtete O. bereits am 11.—17. Tage
des Dunkelaufenthaltes, wäbrend bei Bergleuten die kürzeste beobachtete Frist
23/4 Jahre beträgt. Nach operativen Eingriffen am Labyrinth treten bei
Katzen Schielen und Kopfwackeln auf, die auf die Funktion der noch
tätigen Labyrinthteile zurückzuführen sind. Der Sitz der Erkrankung ist
auch bei dem Dunkelzittern der Kinder ein vestibulärer, ebenso wie beim
Nystagmus der Bergleute. Da sich nachweisen liess, dass auch die schnelle
Nystagmusphase vestibulären Ursprungs sein kann, kann sowohl Ruck-, als
auch Pendelnystagmus (die ja auch ineinander übergehen) auf das Labyrinth
zurückgeführt werden. Die Ursache ist im wesentlichen wohl in einer gewissen
Übererregbarkeit des Labyrinthes und vielleicht in einer Herabsetzung des
Lichtsinnes zu suchen. Schielen dürfte als Ursache für den Nystagmus nicht `
in Betracht kommen.
Über den Nystagmus der Bergleute bringt Ohm (522) noch
einen Nachtrag zu seinen früheren Veröffentlichungen. Es zeigte sich zunächst
bei dem hier ausführlich analysierten Falle, dass das Licht nicht nur eine
Beschleunigung und Verkleinerung der Zuckungen hervorruft, sondern diese
auch regelmässiger gestaltet und schliesslich einen beruhigenden Einfluss auf
sie ausübt. Farbiges Licht hat den gleichen Einfluss. Der Muskeltonus des
Mannes wurde übrigens nicht nur durch Licht, sondern auch durch Alkohol
beeinflusst. Dieser wirkte wie die Dunkelbeit, d. h. die Regelmässigkeit der
Schaukelbewegungen wurde gestört. Der Fall bat auch sonst noch Interesse:
Das Zittern war fast senkrecht gerichtet und fing erst an, wenn dıe Augen
über die Horizontale gehoben wurden. Bei kleinem Ausschlag war es pendel-,
bei grösserem ruckförmig (schnelle Phase abwärts gerichtet). O. vermutet die
Kräfte, welche die, Augen nach oben treiben, auf beide Labyrinthe verteilt
in den Ampullen der hihteren Augengänge und nimmt auf Grund dieser
Beobachtung an, dass auch die schnelle Phase des Nystagmus labyrinthären
Ursprungs ist.
X. Lider.
Ref.: Horovitz.
*523) Blaskovics: Tarsoplastik durch Umwendung des verkrümmten
Teiles des Lidknorpels. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 577.
*523a) Hasselmann: Die Bedeutung des Tarsus palpebrae und das mecha-
nistische Prinzip des Lidschlages. Archiv f. Augenheilk, Bd. 84. S. 45.
Blaskovics (523) erreicht mit seiner Tarsoplastik durch Um-
wendung des verkrümmten Teiles des Lidknorpels, dass dieser,
welcher bis dahin nach hinten gekrümmt war, mit seiner Konkavität nach
vorne kommt. Die Krümmung nach vorne wird um so grösser, je stärker
XV*
228 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
sie nach hinten war. Die Korrektion ist also dem Grade der Krümmung
immer proportional, dosiert sich von selbst und ist gegen die verschiedensten
Abstufungen des Narbenentropions anwendbar. Über die Einzelheiten des
operativen Eingriffs, der von Bl. in 186 Fällen ausgeführt worden ist, kann
_ in der Arbeit selbst ausführlich nachgelesen werden.
Dem Lidschlag kommt, wie Hasselmann (523a) ausführt, neben
den allgemein bekannten Wirkungen auch ein mecbanistischer für die Stoff-
wechselökonomie des Auges nicht unwichtiger Einfluss zu. Bei ruhigem Lid-
schlag ist die Kalotte der Cornea einem auf sie senkrecht wirkenden Drucke
durch die Tarsi ausgesetzt, so dass eine Abflachung eintritt. Infolge dieser
abflachenden Wirkung des Lidschlags auf die Cornea presst der Inhalt der
-© Vorderkammer nach allen Seiten, der Kammerwinkel wird weiter, der Abfluss
durch den Schlemmschen Kanal wird begünstigt. Nach dem Lidschlag
kehrt die elastische Hornhaut in ihre Ruhelage zurück, die Vorderkammer
wird von der Hinterkammer her durch die Pupille hindurch wieder aufgefüllt.
— Die Schlafstellung der Bulbi ist als eine druckentlastende Ruhestellung
aufzufassen insofern, als der Bulbus dem Tarsusdruck nach oben ausweicht,
und die Hornhautkalotte sich auf den oberen unscharfen, dünnen Tarsusrand.
der ein weiches Widerlager bildet, stütz. Da die Pupille während des
Schlafes eng ist, hat das Kammerwasser auch ohne Lidschlag in der vom
Tarsusdruck befreiten Ruhestellung des Auges genügenden Abfluss in den
Schlemmschen Kanal.
XI. Tränenorgane.
Ref.: Horovitz.
*524) Zaiss: Über Tränendrüsenoperationen. Diss. Heidelberg.
In der Heidelberger Klinik sind von Oktober 1910 bis Juni 1917
21 abgeschlossene Fälle von Tränendrüsenoperationen zu verzeichnen,
über die Zaiss (529) in seiner Dissertation berichtet. Aus der Zusammenstellung
ergibt sich, dass in einem Fall die Tränendrüse wegen Fazialislähmung
exstirpiert wurde, da infolge Fehlens des Lidschlags Epiphora bestand. In
den 6 folgenden Fällen wurde die Operation nach vorangegangener Tränen-
sackexstirpation vorgenommen, darunter einmal nach reflektorischer Reizung
am andern Auge. (Unter fast 500 Tränensackexstirpationen des genannten
Zeitraumes wurde nur in 6—7 Fällen die Exstirpation der Drüse notwendig:)
6 weitere Fälle haben eine sonstwie entstandene Verödung der abführenden
Tränenwege zum Anlass, der 13. Fall zugleich Ektropium. In 3 Fällen
wurde wegen bestehenden Ektropiums selbst operiert, und in 5 Fällen wegen
nicht beeinflussbarer reflektorischer Epiphora. — Es handelte sich in der
Regel um eine teilweise Entfernung der Liätränendrüse.
XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenlöhlen.
Ref.: Horovitz.
*525 Oppenheim: Exophthalmus duplex. Berliner Gesellschaft für Paych-
iatrie und Nervenkrankheiten. 14. X. 18.
*526 Rados: Über Retractio bulbi congenita. Berl. klin. Wochenschrift.
Nr. 46, S. 1096.
XIII. Bindehaut. 229
Einen doppelseitigen Exophthalmus bei einem Manne stellte
Oppenheim (525) vor, der einen ganz besonders hohen Grad erreicht hatte.
Die Bulbi waren völlig luxiert; auf dem rechten Auge hatte sich die Binde-
haut als dichte derbe Membran wie eine Kapsel über den Augapfel gelegt.
Das Leiden hatte sich in 14 Jahren. entwickelt. Die Ursache war noch
unbekannt. Besonders fehlten alle sicheren Zeichen, und ebenso‘ sprach nichts
für einen Tumor. Köllner.
Rados (526) berichtet über 2 Fälle von Retractio bulbi congenita.
In beiden Fällen war die Motilität des rechten Auges intakt, am linken Auge
war geringgradiges Auswärtsschielen vorbanden, im 1. Fall verknüpft mit
einer Abweichung nach oben. Die Abduktion war im J. Fall beschränkt,
im II. Fall gut erhalten. In beiden Fällen fehlte die Addukticn völlig,
das Auge bewegte sich nach innen nicht über die Mittellinie, dafür entstand
plötzlich ein Zurücksinken des Auges, begleitet von einer Ptosis. Zur
Retraktion trat in einem Fall eine Aufwärts-Ablenkung, im andern eine
Aufwärts- oder Abwärts-Ablenkung, je nachdem das Auge vor dem Adduktions-
impuls über oder unter der horizontalen Mittellinie stand. Die kongenitale
Refractio bulbi ‚ist als rein muskuläre Anomalie aufzufassen, verursacht ent-
weder durch abnorm weit nach hinten verlagerte Insertion des Rectus internus
oder externus oder durch kongenitale Aplasie des Antagonisten. Sonst kommen
als Ursache in Betracht Entzündungsprozesse der Orbita, Verletzungen, narbige
Umwandlungen, Adhäsionen, Blutungen und nachfolgende Schädigungen der
Muskelfasern selbst. —
XIII. Bindehaut.
Ref.: Horovitz.
*527) Blatt: Provokationsmethode bei Trachomverdacht der entziind-
lichen Bindehauterkrankungen. Archiv f. Ophth. Bd. 98, S. 107.
*528) Blatt: Eine neue Methode der mechanischen Behandlung des
Trachoms. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 25, S. 692. |
*529) Cohn: Uber die Behandlung nach Crede in der BE I AES
Deutsche medizin. Wochenschr. Nr. 45, S. 1251.
*530) Elschnig: Knötchenförmige Konjanktivitis durch Feti imprägnation.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 569.
*531) Elschnig: Trachom und Trachombehandlung. Medizin. Klinik
Nr. 41, S. 1008. |
*53la) Köllner und Filbry: Über die Allergie anf Partialantigene und
die Aussichten einer spezifischen Behandlung bei den ekzematösen Erkran-
kungen des Auges. Archiv f. Augenheilk. 84. S. 11.
*532) Löwenstein: Über die Ätiologie des Trachoms. Prag. Sitzung vom
7. V1.18. (Mediz. Klinik Nr. 45, S. 1129.)
*533) Lundsgaard: Einige neue Erfahrungen über die Behandlung der
Konjunktivaltuberknlose mit Licht. (Übersetzt von Dr. Gerloff.) Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 61, S. 369.
*534) Müller: A. Prophylaktische Milchinjektionen bei Augenopera-
tionen. B. Heilung der Augenblennorrhoe durch Milchinjektionen. Wiener
klin. Wochenschr. Nr. 34, S. 333.
ld
230 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
* 535) v. Nestlinger: Ätiologische und epidemiologische Beobachtungen
bei dem gegenwärtig in Budapest endemischen Bindehantkatarrh. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 497.
*536) Wirths: Ein Beitrag zur sogen. Conjunctivitis petrificans.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. €07.
Die Milchinjektionen, die Müller (534) weit über 1000 mal gemacht
hat, erzeugen niemals Anaphylaxie, sind überhaupt vollständig ungefährlich
und den Injektionen mit Virusvakzine vorzuziehen. Die Milchinjektion be-
wirkt bei Augenblennorrhoe in 1—2 Tagen vollständige Abschwellung der
Lider und der Augapfelbindehaut, das Auge wird offen gehalten, das Sekret
kann frei abfliessen. In vielen Fällen bleibt der Hornhautprozess gerade in
sehr kritischem Stadium mit ungeahnter Plötzlichkeit stehen. Einer grossen
Zahl von Erfolgen gegenüber wird nur von 4—6 refraktären Fällen be-
richtet. — Allerdings haben die Injektionen keine Immunität zur Folge gegen
die Schleimhauterkrankungen, die auch nur selten abortiv verschwinden, wohl
aber immer einen kürzeren und milderen Verlauf nehmen. — Über Wirkung
bei Augenoperationen siehe Kapitel Allgemeine Therapie.
Über die Allergie Ekzematöser auf die Deycke-Muchsch@n
Partialantigene haben Köllner und Filbry (531a) an 140 Fällen
Untersuchungen vorgenommen, unter Berücksichtigung der Aussichten
einer spezifischen Behandlung des Ekzems. Die Bestimmung
des Intrakutantiters für die 3 Partigene A, F und N ergab zunächst bei
den angewendeten Konzentrationen in keinem Falle eine vollkommen negative
Reaktion, ‘wie sie bei klinisch gesunden Kindern vorkommt. Die zum Ver-
gleich vorgenommene Pirquetsche Kutanreaktion war in 95 °/o positiv.
Die Höhe der Partigenempfindlichkeit war individuell ausserordentlich ver-
schieden. Dabei bestand für keines der 3 Partigene irgend eine besondere
Anergie oder Allergie, die für das Ekzem hätte charakteristisch genannt
werden können. Die Durchschnittswerte des Intrakutantiters waren wesent-
lich höher als bei gesunden Kindern, unterschieden sich jedoch nicht wesent-
lich von denen bei anderen tuberkuloseverdächtigen Augenerkrankungen. Die
Stärke der Pirquetschen Kutanreaktion ging übrigens mit dem Partigen-
intrakutantiter im Grossen und Ganzen parallel. Wichtig erscheint in erster
Linie, dass die. Neigung zum Auftreten des Ekzems bzw. zur Verschlimmerung
wahrscheinlich parallel geht mit einer Steigerung des Intrakutantiters.
Dieses Ergebnis steht durchaus im Einklange mit Beobachtungen, die von
anderer Seite bei der Tuberkulinbehandlung der Skrophulose gemacht wurden,
und wohl auch mit dem Aufflammen ekzematöser Erkrankungen nach In-
fektionskrankheiten, besonders nach Masern. Wissen wir doch, dass bei
ihnen eine vorübergehende Tuberkulinanergie der Haut eintritt, der später
wieder ein Anstieg der Allergie folgt. Eine Bestätigung dieser Anschauung
vom Parallelgehen der Neigung zum Ekzem mit der Hautempfindlichkeit
für Tuberkulin und Partigen schienen auch die Beobachtungen der Verfasser
bei therapeutischen Versuchen mit Partigenen zu bilden. Einigemale zeigte
sich nämlich mit dem Ansteigen des Intrakutantiters unter der Behandlung
eine deutliche Verschlechterung des Ekzems. Wenn sich diese Ansicht
weiterhin bewahrheiten sollte, so würde sie für die Aussichten spezifischer
Behandlungsweisen des Ekzems von grosser Bedeutung sein. Alle spezi-
fischen Tuberkulindosierungen, welche auf eine Hebung der Tuberkulin-
Er ee ee o
XIII. Bindehaut. 231
empfindlichkeit hinzielen, würden dann die Gefahr der Verschlechterung
bieten. Einen gewissen Erfolg dagegen würden diejenigen Dosierungen ver-
sprechen, welche auf eine Tuberkulinunempfindlichkeit hinzielen. Freilich be-
steht hier die Gefahr, dass mit dem zu erwartenden späteren Wiederauftreten
der Tuberkulinempfindlichkeit auch Rezidive des Ekzems zu befürchten wären.
Die nähere Ursache des Parallelgehens zwischen Ekzem und Tuberkulin-
empfindlichkeit ist noch vollkommen unbekannt. Auf jjeden Fall kommt es
offenbar. weniger auf den absoluten Grad der Empfindlichkeit, als vielmehr
auf dessen Änderung an. Vielleicht erklären sich auf diesen Wege noch
manche andere Eigentiimlichkeiten im Auftreten der ekzematösen Erkran-
kungen (Bevorzugung des Kindesalter, Häufung der Krankheitsfälle im
Frühjahr). Auch für das Verständnis jahreszeitlicher Dispositionen anderer
Erkrankungen könnten diese Beziehungen von grossem Interesse werden.
Köllner.
Cohn (529) berichtet über erfolgreiche Behandlung nach Credé bei
Fällen von Ulcus corneae mit Hypopyon (Itrol konjunktival, Unguentum
Cred& kutan) von Blennorrhoe (Itrol), von Hornhautverletzung (Itrol und
Unguentum Credé), und bei einem Fall von Lidwunden (Itrol, Silbergaze).
v. Nestlinger (535) berichtet über ätiologische und epidemiologische
Beobachtungen, die er bei dem z. Z.in Budapest endemischen Binde-
hautkatarrh gemacht hat. Der Erreger ist ein unbedingt hämoglobinophiles,
bald dünneres-längeres, bald kürzeres-dickeres Stäbchen, das ebenso dem Koch-
Weeksschen Typus wie dem des Influenzabazillus entspricht. Das Stäb-
chen verursacht beim Meerschweinchen, intraperitoneal einverleibt, eine eitrig
seröse Peritonitis; in Reinkultur auf die menschliche Bindehaut übertragen,
erzeugt es dort eine typische Ophthalmie. Wird diese Ophthalmie tatsäch-
lich durch den Koch-Weeksschen Bazillus hervorgerufen, so ist dieser —
entgegen Axenfeld — für Versuchstiere pathogen. Wahrscheinlicher aber
ist: der Erreger der in Rede stehenden Ophthalmie ist mit dem Influenza-
bazillus identisch, greift aber nicht die Luftwege sondern nur die Kon-
junktiva an.
Löwenstein (632) hat zu Beginn seiner Untersuchungen die Pro-
wazekschen Einschlüsse in 10 ®/,. nach einem Jahr in fast 100 °/o der
Trachomfälle gefunden und glaubt, dass die Anzahl der gefundenen Ein-
schlüsse in direktem Verhältnis zur Technik des Abstreichens, des Fixierens und
Färbens des Untersuchers steht. Auch beim Trachom kommt analog zu
anderen Befunden von filtrierbarem Virus eine Vergesellschaftung mit einem
Bakterium vor. Manche reizlose Trachome werden nach einem Koch-
Weeks-Katarrh plötzlich bösartig, andererseits zeigt L. Präparate aus dem
Abstrich von Pannus, die wie eine Reinkultur des Bakteriums aussehen;
im ersten Falle unterstützt das Bakterium das Fortschreiten des trachoma-
tösen Prozesses, im zweiten Falle bereitet das filtrierbare Virus den Boden
für ein üppiges Bakterienwachstum vor. (Synergetische Symbionten nach
v. Prowazek.) Die Beziehung zwischen den verschiedenen Formen der
Einschlüsse ist noch nicht geklärt. An Abstrichen frischer traumatischer
Konjunktivitiden, die gleichzeitig beginnende und später sich voll entwickelnde
Trachome waren, kann das erste Eindringen des Trachomvirus in die Epithel-
zellen gezeigt werden. Das Virus hat hier Form und Grösse von Elementar-
körperchen und ist von hellem Hof umgeben; am 7. Tage treten daneben
232 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
die von Lindner beschriebenen Tönnchen, Scheibchen und sonstigen Initial-
formen auf; die ersten typischen Kappenformen werden beim Menschen am
15. Tage beobachtet.
Blatt (527) hat bei einem grossen Material von Trachomkranken,
bei denen sehr oft eine Mischinfektion mit Koch-Weeks vorkomnit, beob-
achtet, dass bei nicht charakteristischen Trachomfällen, die zunächst nur als
trachomverdächtig bezeichnet werden mussten, nach Ablauf einer inzwischen
auftretenden Koch-Weeks-Entzündung alle charakteristischen Zeichen des
Trachoms sich einstellten. Dasselbe beobachtete er in Fällen, bei denen zu
Trachomverdacht eine Augenblennorrhoe hinzutrat. Um eine akut wirkende
entzündliche Hyperämie künstlicb zu erzeugen, wandte er in zweifelbaften trachom-
verdächtigen Fällen eine Provokationmethode an durch Einträufeln von
2—3 Tropfen einer frischen 3 °/oigen Argentum-nitricum-Lésung ohne Nach-
spülung mit Kochsalzlösung. Bestätigt sich der Trachomverdacht, so treten
nach Rückgang der akut entzündlichen Erscheinungen die charakteristischen
Trachomzeichen auf. Gewöhnlich genügt das einmalige Einträufeln, um das
Bild zu klären, seltener ist nach 1—2 Tagen eine zweite Provokation ngt-
wendig, deren Wirkung schon fraglicher ist als die der ersten. — Schädliche
Wirkungen der Methode hat Bl. nicht beobachtet.
Elschnig (531) weist auf die Lowenstein schen Erfahrungen bezüg-
lich des Nachweises der Prowazekschen Trachomkörperchen hin und gibt
eine Übersicht über seine Trachombehandlung. Die Glasstabmassage hält
E. für angezeigt beim Fehlen ausquetschbarer Körner oder nach deren Ent-
fernung insbesondere bei den bereits stark in Vernarbung übergehenden
Trachomen mit dickem Tarsus. Ein in Hydrargyrum oxycyanatum 1:5000
eingetauchter steriler Glasstab wird unter das Oberlid soweit als möglich
gegen den Orbitalteil eingeführt; man hebt das Lid mit dem Glasstab etwas
vom Augapfel ab und drückt mit dem Zeigefinger der anderen Hand die
Lidhaut kräftig gegen den Glasstab etwas lateral- oder medialwärts und '
wiederholt die Massage in allen Teilen der Bindehaut. Eine Verletzung der
Bindehautoberfläche ist zu vermeiden. Dann wird das Unterlid abgezogen,
der Glasstab senkrecht zum Lidrand gegen den unteren Orbitalrand geführt
und die Bindehaut in gleicher Weise wie anı Oberlid massiert. Die Massage
wird täglich oder jeden zweiten Tag vorgenommen, an den Zwischentagen
entweder nur Oxycyanat angewandt, oder bei starker Sekretion mit 1 °/o igem
Argentum nitricum tuschiert. Gegebenenfalls (bei Neigung der Bindehaut
zum Trockensein oder beim Vorhandensein von zähem, zu Klumpen sich
ballendem Sekret) zwischen den Massagen auch Anwendung von Kupferstift
oder 5—10°%/oiger Cuprum-citricum-Salbe.
. Die „Aspirationsmethode“ der Trachombehandlung von
Blatt (528) beruht auf dem Prinzip der Bierschen Stauung mit Saugglocken.
Sie bewirkt eine vollkommene Entfernung des Inhaltes der Trachomkörner, ohne
eine Schädigung des zwischen den Körnern gelegenen konjunktivalen Ge-
webes zu verursachen. Das Instrumentariun ist sehr einfach. Es besteht
entweder aus einer Tropfpipette, bei der der Gummiteil auf die Glasröhren-
spitze aufgesetzt ist, oder aus der Verbindung einer Wundspritze mit einem
(Gummischlauch, der luftdicht mit einem Glasrohr verbunden ist, welches der
Konjunktiva aufgesetzt wird (aktives Saugen mit Hilfe der Spritze). Um
die ganze obere oder untere Konjunktivalfalte der Saugwirkung aussetzen
XIV. Hornhaut und Lederhaut. 233
zu können, benutzt Bl. eine kleine Biersche Saugglocke, deren Öffnung ein
nach beiden Enden hin spitz zulaufendes Oval darstellt. Als Vorteile der
Behandlung rühmt Bl., dass der Heilungsprozess ohne Bindehautvernarbungen
verläuft, dass der Inhalt der Trachomkörner restlos aufgesogen und entfernt
wird und infolgedessen im Gegensatz zu anderen Behandlungsmethoden mit
den gesunden Teilen der Bindehaut nicht in Berührung kommt, und dass
ferner der Heilungsprozess infolge der erzielten Hyperämie beschleunigt wird.
Lundsgaard (533) hat seit den früheren Veröffentlichungen über die
Lichtbehandlung der Konjunktivaltuberkulose (Finsenbe-
handlung) das Verfahren weiter ausgebaut. Die Vorbedingungen für eine
Durchführung der FinsenbehandInng sind grosse Übung, Geduld und gut
geschultes Personal. Über die Einzelheiten der lichttherapeutischen Technik
muss in der Arbeit selbst nachgelesen werden. Aus den mitgeteilten Er-
fahrungen über die Behandlung aller auf Finsens med. Lichtinstitut seit
1909 behandelten 29 Fälle von „primärer“ Konjunktivaltuberkulose und
Lupus conjunctivae ergeben sich als neue Momente: Die Sitzungen können
gegen früher mit Vorteil abgekürzt werden (auf 20 Minuten bis höchstens
l, Stunde) und sie brauchen nicht rasch auf einander zu folgen, sondern
man lässt die bedeutende Reaktion möglichst völlig ablaufen, bevor man mit
einer neuen Behandlung beginnt. Das ist insofern wichtig, als mitunter eine
einzige Behandlung genügt, um die Tuberkulose zu heilen, der Heilerfolg
aber schwer zu übersehen ist, bevor die Schleimhaut wieder zur Ruhe ge-
kommen ist.
Der Fall von sogen. Conjunctivitis E ———— s, über den
Wirths (536) berichtet (anfallsweises Auftreten von grösseren und kleineren
Kalkinkrustationen in der Bindehaut, die sich unter Gescbwirsbildung ab-
stossen und dann rezidivieren, wenn die Kalkkonkremente verschwunden
und die Geschwüre mehr oder weniger verbeilt sind), ist insofern von In-
teresse, als die betr. Patientin zugab, sicb den Kalk absichtlich in die Augen
gebracht zu haben. W. ist der Ansicht Sidler-Huguenins, dass sich
das seinerzeit von Leber umschriebene Krankheitsbild der Conjunctivitis petri-
ficans non artificialis kaum aufrecht. erhalten lässt.
Elschnig (530) berichtet über 2 Fälle von knötchenförmiger
Konjunktivitis durch Fettimprägnation. Beide Fälle waren
längere Zeit mit Salben behandelt worden, deren Grundlagen, Kriegsfette,
offenbar minderwertig waren: .Das im Bindehauteack fein verteilte Fett ist
in die schlauchförmigen Einsenkungen der Bindehautoberfläche oder zwischen
die abschilfernden Epitbelzellen hineingedrückt worden und hat hier eine
schwere reaktive Konjunktivitis mit reichlicher Gefässwucherung erzeugt. Die
«Knötchen scheinen aus feinsten F etttröpfeben mit reaktiver Bindegewebs-
infiltration sich zu bilden.
XIV, Hornhaut und Lederhaut.
Ref.: Horovitz.
*537) Bär: Zwei bemerkenswerte Fülle von Augenerkrankungen bei
Taberkulose der Lungen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 402.
*538) Eperon: Die Korrektion des Keratokonus durch die Müller-
schen Schalen (mit Diskussion). Gesellsch. d. Schweiz. Augenärzte. Sitzung vom
25. und 26. Mai 18. (Ref. klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 460.)
Ld
234 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*539) Igersheimer: Demonstration eines 16 jährigen Jungen mit einem
Keratitis-parenchymatosa-Rezidiv. Medizin. Ges. Göttingen, Sitzung vom 7. XI. 18.
(Medizin. Klinik Nr. 50, S. 1242.)
*540) Pindikowski: Ein pathologisch-anatomischer Beitrag zur Keratitis
e lagophthalmo im Anfangsstadium. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 562.
Zur Bestimmung des optischen Wertes der Müllerschen Schalen’ ist
der Javalsche Apparat ohne besondere Vorrichtungen nicht leicht anwendbar.
Eperon (538) demonstriert in seinem Vortrage über die Korrektion des
Keratokonus durch die Müllerschen Schalen eine Art künstliches
Auge, mit Wasser als Medium, in welchem jede einzelne Schale als Kornea
eingeschaltet werden kann. Die Brechkraft der Müllerschen Schalen entspricht
im allgemeinen nicht der Krümmung ihrer Vorderfläche, weil die hintere
Fläche stärker gekrümmt ist. Wünschenswert wäre eine Vervollkommnung
der häufig an Astigmatismus und konischer Deformation leidenden Müller-
schen Schalen, weil sie besser vertragen werden als die ihnen optisch über-
legenen Sulzerscben Kontaktgläser. Sie könnten dann auch bei starker
Myopie (schwach gekrümmte Schalen), Aphakie (stärker gekrimmte), irregulärem
Astigmatismus und als Schutzapparate bei gewissen Fällen von Keratitis
neuroparalytica angewandt werden. — In der Diskussion weist Siegrist
darauf hin, dass es in letzter Hinsicht bei der Bestimmung der Kontakt-
gläser eben doch auf das Probieren ankomme ähnlich wie bei der subjektiven
Bestimmung der sphärischen Refraktion der keratokonusfreien Augen. Die
Herstellung geschliffener Kontaktgläser, die das Ideal wären, ist noch
der Zukunft vorbehalten. Aber es ist begründete Hoffnung, dass die Zeiss-
werke Brillenkästen mit geschliffenen, genau numerierten, astigmatismusfreien
Kontaktgläsern werden herstellen können. — Dem Übelstand, dass die Patienten
die leicht einsetzbaren Kontaktgläser zumeist nicht ohne fremde Hilfe aus
dem Konjunktivalsack entfernen können, hofft S. durch Verwendung kleiner
Braunscher Saugnäpfe begegnen zu können, sobald das passende Gummi-
material wieder zu haben ist.
Bär (537) berichtet über einen Fall von Keratitisparenchymatosa
nach Trauma. (Der andere Fall betrifft eine Stauungspapille bei schwerer
Lungentuberkulose). Ein Kollege nahm zur Betäubung der Schmerzen, die
ihm ein ‚unter dem Öberlid sitzendes Kohleteilchen verursachte, eine mehrere
Monate alte 25°Joige Kokainstammlösung zu Hilfe. Es entwickelte sich
das typische Bild einer schweren Bindehaut- und Hornhautverätzung, die
nach einigen Tagen vollkommen ausheilte; auch eine unmittelbar sich an-
schliessende Erkrankung, durch einen neuen Epitheldefekt der Hornbaut
bervorgerufen, war nach drei Tagen behoben. Im Verlauf der nächsten Tage.
erneute Injektion des Auges, welche sich schnell zum typischen Bilde einer
Keratitis parenchymatosa entwickelte. Die nunmehr vorgenommene Allgemein-
untersuchung ergab eine schwere offene Lungentuberkulose (keine Zeichen
von Lues, Wassermann negativ). Die Keratitis nahm ihren gewöhnlichen
Verlauf, — Die zur Begutachtung zu beantwortende Frage des direkten
Zusammenhanges der Keratitis parenchymatosa mit der Verletzung durch das
Kohleteilchen wurde von Bär bejaht. Diese Entscheidung entspricht auch
den Punkten, die Kümmell seinerzeit als Forderung aufgestellt hat (Zur
Frage der Keratitis parenchymatosa nach Trauma, Klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk., L. Jahrg, XIII. Bd.), denn: das Trauma war sicher nachgewiesen, es
XV. Iris (Pupille). 235
war durch seine Art und Stärke imstande, eine Läsion des Auges herbei-
zuführen; die rezidivierende Erosion und dann die Keratitis traten genau an
der durch das Kobleteilchen zerkratzten Stelle auf; der zeitliche Zusammen-
hang war gegeben, denn die Keratitis parenchymatosa trat erst auf, nachdem
8 Tage lang Reizerscheinungen bestanden hatten, und schliesslich blieb die
Erkrankung auf das verletzte Auge beschränkt. — Dass hochprozentische
Kokainlösungen, insbesondere bei gleichzeitiger Läsion, ätzend wirken können,
ist bekannt und wird von Bär am Kaninchenversuch erhärtet. Bei der alten
im beschriebenen Fall angewandten Lösung war der Gehalt an freier Säure
wohl besonders stark.
Das Bemerkenswerte an dem Fall von Rezidiveiner Keratitis par-
enchymatosa, den Igersheimer (539) demonstriert, ist, dass die Wasser-
mannsche Reaktion im Blut bei dem Ausbruch der Keratitis parenchymatosa
negativ war, dass sie gleichfalls negativ war bei einer Schwester mit frischer
Keratitis parenchymatosa, dass hingegen die Mutter der beiden positiven
Wassermann aufwies (also ist die serologische Fumilienuntersuchung oft
wichtig) und dass der vorgestellte Patient bei dem jetzigen Rezidiv seiner
Keratitis nach Wassermann positiv reagiert.
Die Arbeit von Pindikowski (540) zeigt die Prägnanz, mit der die
Leukozyten durch die Oxydasereaktion nachweisbar sind. Im anatomischen
Präparat des Falles von Keratitis e lagophthalmo sieht man schon bei
schwacher Vergrösserung die Zuwanderung der Leukozyten in zu den La-
mellen parallelen Reihen gelagert. Der Ausgangsort der Leukozytenzuwanderung
ist das Randschlingennetz, während eine Durchwanderung der Leukozyten
von der Oberfläche her durch das Hornhautepithel hindurch nirgends zu er-
kennen ist. — Klinisch weist der Fall darauf hin, dass bei Epitheldefekten
der Hornhaut eine umgebende hauchige Trübung nicht unbedingt als Ödem
oder Imbibition- angesprochen werden muss, sondern dass es sich dabei schon
um eitrige Infiltration handeln kann. ,
"XV. Iris (Pupille).
Ref.: Kümmell.
*541) Hirschberg: Über Dikoriasis. Zentralblatt f. prakt. Augenheilk.
1918. S. 169.
*542) Löwenstein: Über Vitiligoflecken der Iris nach Blattern. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 552.
Löwenstein (542) beobachtete umschriebene atrophische hellere Fleck-
chen der Irisvorderfläche, wie sie L. Müller 1892 als Vitiligo iridis
beschrieben hat, Sämtliche Kranke hatten früher Blattern durchgemacht und
es ist vielleicht anzunehmen, dass es sich um ein Enanthem der Iris ge-
handelt hat im Verlauf dieser Erkrankung. Bei andern Erkrankungen kann
sich diese Vitiligo auch finden, z. B. nach Syphilis und Tuberkulose, ebenso
auch bei Xeroderma, wobei wahrscheinlich bei letzterm ein der Hautveränderung
ähnlicher . Vorgang sich im Vorderblatte der Iris abspielt.
Hirschberg (541) bespricht in einer kleinen geschichtlichen Abhand-
lung die Dikoriasis (Doppelpupille), die von Demosthenes erwähnt, von
keinem der spätern angeführt wird. Ob die Kolobome der Iris damit gemeint
sind, ist nicht ganz klar.
236 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
XVI. Linse.
Ref.: Kümmell.
*542a) Handmann: Bemerkungen zu einigen Arbeiten H. Vogts und
seiner Schüler über die Cataracta senilis incipiens. Archiv f. Augenheilk.
Bd. 84, S. 59,
*543) Hirschberg: Die Zonulotomie. Zentralblatt f. prakt. Augenheilk.
1918. S. 144.
*544) van der Hoeve: Die optische Heterogenität der Linse. Archiv f.
Ophthalmol. Bd. 96, S. 39.
*545) van der Hoeve: Schädigungen des Auges durch Licht. Senile
Linsentrübungen und senile Maculadegeneration. Ebenda S. 49.
*546) Horlacher: Das Verhalten der menschlichen Linse in bezug auf
die Form von Alterstrübungen bei 166 Personen im Alter von 51—61 Jahren.
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd.40, S. 33.
547) Klauber: Scheintrübung und Farbenschillern der Linse bei Ver-
weilen eines kupferhaltigen Fremdkörpers im Auge. Zentralbl. f. prakt.
Augenheilk. 1918. S. 166. S. Abschn. Verletzungen Ref. Nr. 570.
048) Purtscher: Bemerkungen zur Frage der Linsentriibungen und
Regenbogenfarben der Linsen-Bilder bei Anwesenheit von Kupfer im Auge.
Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. 1918. S. 172. S. Ref. Nr. 575.
*549) Salus: Zur Frage nach der Entstehung des Altersstars. Zeitschr.
f. Augenheilk. Bd. 40, S. 23.
Handmann (542a) kann auf Grund seiner langjährigen Unter-
suchungen den Angaben Vogts, der den Starbeginn ausschliesslich in
die tiefe Rindenschicht verlegt, nicht zustimmen und hält an einem Beginn
in den tiefen (supranukleären) und in oberflächlichen (subkapsulären) Schichten
fest; die Hesssche Auffassung vom subkapsulären Beginn der Cataracta
senilis besteht demnach trotz Vogt zu Recht. Aus praktischen Gründen
ist zwischen geringen bei fast allen älteren Personen sich findenden, oft kaum
zunehmenden Linsentrübungen und rasch reifendem Alterstar zu unter-
scheiden; nur bei letzterem kann man eigentlich von Vererbung reden. Die
Cataracta punctata coerulea ist nicht als Vorläuferin der Cataracta senili-
anzusprechen, sondern sie ist eine Erkrankung eigener Art, die häufiger als
allgemein angenommen wird, im mittleren Lebensalter auftritt.
Horovitz.
van der Hoeve (544) stellte Untersuchungen an tiber die Hetero-
genitat der Linse. Man versteht darunter die Anwesenheit von Teilchen,
die beim Auffallen von Licht selbst als Lichtquelle auftreten und das Licht
nach allen Seiten zerstreuen. Die Wellenlänge dieses zerstreuten Lichts ist
die gleiche wie die des erregenden Lichtes. — Unter Fluoreszenz dagegen
versteht man eine selbständige Strahlung, erregt durch auffallende, kalorische
Strahlung, die Wellenlänge des sekundären Lichtes ist meist länger als
die des einfallenden. — Die Linse ist nicht vollkommen durchsichtig, wie
es noch von Physiologen angegeben wird, sondern man kann der Bahn
konzentrierter Lichtstrahlen durch sie folgen. Das könnte durch Fluoreszenz
bedingt sein. Van der H. weist jedoch nach, dass die innere Diffusion im
sichtbaren Licht grösser ist als jene, denn man sieht im Dunkelfeld die zer-
streuenden Teile, das Licht ist ferner zum grössten Teil polarisiert, und bei
XVI. Linse. 237
Ausschaltung der Fluoreszenz bleibt die Lumineszenz bestehen. Die innere
Diffusion hat vielleicht Bedeutung für das Blausehen alter Leute. Die
ultravioletten Strahlen werden durch sie zurückgehalten, so dass sie nicht
zur Netzhaut gelangen.
Die Schädigungen des Auges durch Licht macht van der
Hoeve (545) zum Gegenstand einer weiteren Arbeit. Am besten sind die
Schädigungen durch ultraviolette Strahlen untersucht. Diese gelangen jedoch
nicht alle ins Augeninnere, da die Strahlen unter 300 use von den brechenden
Teilen zurückgehalten werden. Die Schädigungen des Auges bestehen in den
mit dem Krankheitsbild der Schneeblindheit zusammengefassten Störungen
und aus den Störungen der Netzhautfunktion, Verdunklungen, Skotomen usw.
Nach gewissen Berichten kann auch das zerstreute Tageslicht schädlich sein.
Für die Entstehung des Altersstars durch Licht wird die Beobachtung
Hirschbergs und Snells über das frühere Alter der Starkranken in
Indien und das frühere Auftreten der Linsentrübungen bei den Feldarbeitern
in Ungarn nach Schwitzer und Schulek angeführt. Auch bei den
Eskimos ist der Star eine sehr verbreitete Krankheit, auch soll er häufiger
werden, je mehr man sich dem Äquator nähere. — Das Licht allein kann
man jedoch nicht verantwortlich machen, da sonst der Star an der Stelle
des stärksten Lichteinfalls, der Pupille, beginnen müsse, was nicht der Fall
ist. Dagegen wird durch Licht eine Schädigung der Ziliarepithelien erzielt,
wie das auch aus den Versuchen Birch-Hirschfelds hervorgeht. Infolge
der Heterogenität der Linse wird das Licht in ihr zerstreut, am stärksten die
ultravioletten Strahlen, die so die Ziliarepithelien schädigen. — Es ist ferner
in Betracht zu ziehen, ob nicht die senile Entartung des gelben Flecks
ebenfalls auf Lichtwirkung zu beziehen ist, was sehr wahrscheinlich ist.
Linsentrübung und Makulaentartung gehen nur selten zusammen, sie scheinen
sich gegenseitig auszuschliessen. l
Hirschberg (543) erwähnt, dass er die von Stock vorgeschlagene
Zonulotomie schon früher aus einer andern Anzeige ausgeführt hat und zwar
bei einem alten Herrn mit beginnender Senkung des überreifen Stares. Nach
Durchschneidung der gedehnten Zonulafasern senkte sich die Linse weiterhin,
das Ergebnis war gut. — Ferner ist die Zonulotomie schon früher 1889 als
Vorakt der Ausziehung des Stares von Jacobson und von Gradenigo
vorgeschlagen.
In einer kleinen Abhandlung beschäftigt sich Salus (549) mit den
Einwänden v. Hess’ gegen seine Auffassung von der Entstehung des
Altersstares, auf deren Einzelheiten hier nicht eingegangen werden kann.
In Fortsetzung der Untersuchungen Vogts über den Altersstar bringt
Horlacher (546) nach einer Aufzählung der von V. gefundenen Ergebnisse
einen Bericht über die Untersuchung von 166 Personen im Alter von
41—83 Jahren in bezug auf die Form der Alterstrübungen. Bei 75 Leuten
wurde. der kranzförmige Star gefunden, fast stets doppelseitig. Diese Trübungs-
form tritt am frübesten auf, Bei 21 Personen waren nur vereinzelte
Trübungen zu sehen, die möglicherweise auch der kranzförmig genannten
Form zuzurechnen sind. 8mal bestanden nur feinste staubförmige Trübungen
in der Kernperipherie, 5 mal nur speichenférmige. 16 Fälle hatten Wasser-
spalten, 9 atypische Trübungen. Schliesslich waren 39 Untersuchte frei von
Trübungen, diese gehörten meist dem 4. und 5. Lebensjahrzehnt an. Der
238 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Kernstar scheint häufig ohne kranzförmige Trübungen vorzukommen. Die
verschiedenen Abschnitte der Linse werden durch das Alter bei verschiedenen
Leuten zu wechselnder Zeit befallen und sind in hohem Masse von der
vererbten Anlage abhängig.
XVII. Aderhaut.
Ref.: Kümmell.
*550) Cohn: Über die Einträuflung von Hetol (Natr. cinnamylic.) in die
Konjunktiva bei Chorio-Retinitis tuberculosa. Münch. med. Wochenschr. 1918.
S. 1438.
"550 a) Gilbert: Zur Klinik und pathologischen Anatomie der dissemi-
nierten Aderhanttuberkulose. Archiv f. Augenheilk. Bd. 84. S. 153.
*550 b) Palich-Szänto: Über das Auftreten einer Sehnervenentziindung
bei Chorioidealsarkomen. Archiv f. Augenheilk. Bd. 84. S. 118.
*550c) Steichele: Über das metastatische Aderhautkarzinom. Archiv f.
Augenheilk. Bd. 84. S. 201.
*551) Wilmsen: Ein Fall von doppelseitiger metastatischer Ophthalmie.
Medizin. Klinik. 1918. S. 10107.
Gilbert (550a) teilt einen Fall von tuberkulöser dissemi-
nierter Aderhautentzündung mit, bei dem die einmalige poliklinische
Untersuchung des 46jährigen Patienten am hinteren Pol tuberkulöse Herde,
ergab, während die Sektion des Augapfels eine Aussaat über die ganze Ader-
haut zeigte. Das Nähere über den histologischen Befund ist ın der Arbeit
selbst nachzulesen, Horovitz.
Zur Frage des Auftretens einer Sehnervenentzündung bei
Aderhautsarkom hat Palich-Szänt6 (550 b) in 31 Fällen histologische
Untersuchungen vorgenommen unter Berücksichtigung gewisser Gesichtspunkte.
(Zusammenhang des Tumors mit dem Sehnerven, histologisches Bild der Ge-
schwulst, histologisches Bild des Sehnerven und seiner Scheiden, Vorhanden-
sein einer Ablatio retinae, glaukomatöse Veränderungen.) Als Ergebnis der
Untersuchungen fasst P. zusammen: das Aderbautsarkom allein verursacht
in keinem Teil des Auges entzündliche Veränderungen, selbst wenn gering-
fügige Nekrose des Tumors vorhanden ist. Erst bei hochgradiger Nekrose,
der Geschwulst erfolgt Auftreten von exsudativen Veränderungen im Opticus,
welche als reaktive Vorgänge aufzufassen sind, hervorgerufen durch die
toxische Wirkung des nekrotischen Gewebes (entsprechend der reaktiv-ent-
zündlichen Veränderung im Tumor selbst in der Umgebung der nekrotischen
Stellen.) Diese reaktiv-entzündliche Veränderung des Sehnerven findet sich
zuweilen nicht, hingegen kann das Übergreifen der Geschwulst auf den Seh-
nerven in diesem entzündliche Veränderungen hervorrufen. Eine ähnliche
entzündliche Infiltration zeigen bei Durchbruch der Sklera deren Lamellen
und Gefasse. Horovitz.
Steichele (550c) berichtet über einen Fall von metastatischem
Karzinom der Chorioidea, Retina, des Opticus und der Sklera bei
einer 46 jährigen Frau mit primärem Mammakarzinom. Die Metastase erfolgte
auf dem Blutwege durch die hinteren kurzen Ziliararterien in die Chorioidea.
Die weitere Ausbreitung ging in den perivaskulären und perinearalen Lymph-
—
XVIII. Sympatbische Ophthalmie. 239
spalten vor sich, und auf dem gleichen Wege kam es sekundär zur karzino-
matösen Durchwucherung der Sklera, des Opticus und der Retina. Die
Erkrankung des zweiten Auges kam mit grosser Wahrscheinlichkeit durch
ein Hinüberwuchern des Karzinomnestes von einem Bulbus zum andern durch
den Sehnerven zustande. — Da metastatische Tumorbildung im Auge am
häufigsten bei Mammakarzinom vorkommt, ist bei Verdacht auf einen der-
artigen Tumor immer die Mamma zu untersuchen. Da die bis jetzt bekannt
gewordenen Fälle durchschnittlich 7 Monate nach ihrer Erkennung an all-
gemeiner Karzinomatose ad exitum gekommen sind, ist das metastatische
Aderhautkarzinom prognostisch sehr ungünstig zu beurteilen. Selbst wenn
der Primärtumor noch operabel scheint, zeigt die Aderhautmetastase eine
Generalisation der Krebszellen an, die eine radikale Entfernung bereits un-
möglich macht. Horovitz.
Cohn (550) wandte in drei Fällen von angeblich tuberkulöser Chorio-
retinitis Einträufelungen von Hetol (Natrium cinnamylicum) an. Die erzielten
Besserungen werden vom Verf. auf das Mittel zurückgeführt.
Wilmsen (551) sah im Anschluss an eine eitrige Cholangitis doppel-
seitige metastatische Panophthalmie; das zweite Auge erkrankte
vier Tage nach dem erstbefallenen. Tödlicher Ausgang.
~ XVII. Sympathische Ophthalmie.
i Ref.: Kümmell.
*552) Peters: Über die sogen. sympathische Reizung. Münch. med.
‘Wochenschr. 1918. S. 1370.
Peters (558) wendet sich in einem lesenswerten Aufsatz gegen die
Annahme einer sy m pathischen Reizung. Ausgehend von einem Fall von
Linsenlosigkeit mit brauchbarer Sehschärfe, in dem zwei Augenärzte (!) wegen
der angeblichen s. Reizung des zweiten Auges dem Kranken den Rat zur
Entfernung des sehtüchtigen Auges gaben, geht er auf die durch das erste
Auge überhaupt bewirkte Reizung des nähern ein. Er schlägt hierfür den
Namen »Mitreizung des anderen Auges« vor. Diese tritt nun nach der
Literatur z. B. durch schlechtsitzendes Glasauge, Narbenstränge der leeren
Augenhöhle und ähnliche Zustände ein, und die dadurch ausgelösten an-
geblichen Reizungen sind wohl nur durch Hysterie bedingt. Die Haupt-
ursache geht jedoch vom Augapfel selbst aus, schon z. B. bei Fremdkörpern
unter dem Oberlid, wo meist bei damit unerfahrenen Leuten häufig ein
starker Reizzustand des andern Auges ausgelöst wird, während verständige
Leute, denen .das schon oft vorgekommen ist, beide Augen gut öffnen. Die
neuropathische Grundlage des Betroffenen spielt hier eine wichtige Rolle.
Natürlich tritt dig Reizung auch ein bei andern Veränderungen, Hornhaut-
abschürfungen, und vor allem geschrumpften Augäpfeln, die man nicht wegen
der Reizung, sondern der Gefahr der sympathischen Entzündung entfernen
soll. — Die durch die Entfernung des angeblich reizenden Auges erzielten
Erfolge durch Aufhören der Reizung sind fast stets durch psychische Vor-
stellungen zu erklären. — Die sogenannte sympathische Amblyopie hält
ebenfalls einer Kritik nicht stand, auch hier liegt Hysterie vor. Wichtig ist
ferner die Untersuchung der Trigeminusäste, die sehr häufig druckempfindlich
240 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
sind, was oft doppelseitig auftritt. Diese Reizerscheinungen sind auch für
den sog. Blendungsschmerz verantwortlich zu machen. Peters hat schon
früher darauf hingewiesen, dass es einen physiologischen Blendungsschmerz
nicht gibt, sondern dass bei seinem Auftreten stets Störungen im Gebiete
des N. supraorbitalis vorliegen. Das gleiche gilt auch für das Tränen.
Therapeutisch kommt bei derartiger Mitreizung des andern Auges eine Be-
handlung mit Sekale, Eisen u, a. in Betracht. — Die experimentelle Forschung
hat nach neueren Untersuchungen nichts ergeben, was eine Reizübertragung
auf das andere Auge beweisen könnte. Das Bild der sog. sympathischen
Reizung muss daher fallen gelassen werden, hystero-neurasthenische Zustände
sowie Reizungen im Gebiete des Trigeminus müssen vielmehr zur Erklärung
der Mitreizung herangezogen werden.
XIX. Glaukom,
Ref.: Kümmell.
*552 a) Hess: Beiträge zur Lehre vom Glaukom. Archiv f. Augenheilk.
84. S. 81. |
*553) Hanssen: Beitrag zur Histologie des Glaukoms. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 61. 1918. S. 508.
Zur Lehre vom Glaukom bringt Hess (552a) einige interessante
Beiträge. Als ein Untersuchungsverfahren enukleierter Augen, das oft zu
. wertvollen Aufschlüssen führt, empfiehlt er die äquatoriale Halbierung nach
24 stündiger Formolfixation. Sie ist ohne nennenswerte Gestaltsveränderung
möglich und Linse und Glaskörper sind noch durchsichtig. Am vorderen
Abschnitt kann man die Ziliarkörpergegend besonders gut mit Hilfe der
Hessschen Hammerlampe untersuchen. Auf diese Weise war bei seinen
grundlegenden Untersuchungen über die vergleichende Morphologie des Ziliar-
körpers und über die akkommodativen Linsenveränderungen eine grosse An-
zahl wichtiger noch unbekannter Einzelheiten festzustellen. Hess teilt sodann
einen Fall von Glaukom im kindlichen Bulbus mit, bei welchem die Zonula-
fasern teilweise fehlten und an dieser Stelle die Linse abgeplattet erschien,
derart dass also an einer Linse die eine Hälfte im Zustande der Akkom-
modationsruhe, die andere im Zustande maximaler Akkommodation sich
befand. Die mikroskopische Untersuchung ergab in diesem Falle übrigens
als wahrscheinliche Ursache des Glaukoms so gut wie völliges Fehlen de:
Schlemmschen Kanals. Für die Entstehung des Glaukoma simplex gilt
ziemlich allgemein als prädisponierend ein enger perilentikulärer Raum.
Hess hat zwei Fälle von absolutem Glaukoma simplex auf die eben erwähnte
Art untersucht und beidemale weder einen engen perilentikulären Raum noch
eine Schwellung der Ziliarfortsätze festgestellt. Damit soll natürlich nicht
in Abrede gestellt werden, dass gelegentlich diese Momente zu Glaukom
führen können. Köllner.
Hanssen (553) hatte Gelegenheit, mehrere Glaukomaugen zu unter-
suchen. Das eine Auge war wegen akuten Anfalls trepaniert und hatte sich
dann Jahre hindurch gut gehalten. Die Operationsstelle ist glatt vernarbt,
so dass von einer Filtrationsnarbe keine Rede sein kann. Kammerwinkel
erösstenteils aufgehoben. Anı Linsenäquator ist eine Verletzungsstelle sichtbar,
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 241
i
die vermutlich durch die Operation gesetzt wurde. In ihrer Nachbarschaft
und über ihr selbst ist ein derbfaseriges Gewebe, das sich auf die Vorder-
fläche der Linse heraufzieht. — Im Kammerwinkel oft Klumpenzellen, zu-
weilen. auch mit freiem Pigment, das Pigmentblatt der Regenbogenhaut zeigt
starke Veränderungen. — Ein weiterer Fall hatte zwar Glaukom schon längere
Zeit, doch trat kurz vor dem Tode ein akuter Anfall auf. Der Kammer-
winkel war unvollständig verwachsen, um den Schlemmschen Kanal spär-
liches freies Pigment, starke Veränderungen des Pigmentepithels der Iris.
Steile Aushöhlung des Sehnerven. — Wichtig ist, dass in diesem Auge, trotz
des kurz vorher erfolgten Anfalls eine Pigmenteinschwemmung in die vordere
Kammer und den Kammerwinkel fehlte — Die Untersuchung des anderen
glaukomfreien Auges ergab in Hornhaut und Vorderkammer normale Ver-
hältnisse, doch war der Pigmentgehalt im Kammerwinkel grösser als am
kranken Auge. Das Pigmentepithel der Iris zeigte leichte Unregelmässig-
keiten, die zum Teil zu Zystenbildung geführt haben. Sehnerv leicht ödematös.
Stauung in den Gefässen, wohl bedingt durch den vorliegenden Herzfehler.
— Die Angaben über Pigmentgehalt in Iris und Kammerwinkel bei den
frischen Glaukomen sind wechselnd, wichtig ist, dass stärkerer Pigmentge-
halt sich auch bei Verletzungen, in höherem Lebensalter, bei Entzündungen
und Geschwülsten, vor allem beim Diabetes findet. Auch im normalen Auge
findet sich Pigment im Kammerwinkel, was Hanssen durch 12 Befunde
aus 64 untersuchten glaukomgesunden Augen belegt. Unter 12 Augen von
Zuckerkranken fand sich das 5 mal. Die Beziehungen zum Glaukom sind
mithin nock nicht geklärt, insbesondere fragt es sich ob die Pigmentver-
schiebungen . nicht vielleicht eine Begleiterscheinung dieser Erkrankung sind.
Das Pigment stammt zweifellos aus dem Irishinterblatt, so dass H. Gelegenheit
nahm, eine Reihe von gesunden Augen daraufhin zu untersuchen. Dabei
fand sich, dass mit zunehmendem Alter Veränderungen dieser Schichten sich
einstellen. Unter 6 Fällen von Glaukom, die er daraufhin untersuchte, lagen
derartige Veränderungen meist vor. Da sich auch bei Zuckerkrankheit solche
Störungen noch häufiger finden, so ist anzunehmen, dass das Irishinterblatt
für die Pathologie grössere Bedeutung besitzt, als man bisher annahm,
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen.
Ref.: Lohmann.
*554) Deutschmann: Die Erfolge der operativen Behandlung der Netz-
hautablösung. Münch. med. Wochenschr. Nr. 46.
*555) Fejér: Über Pigmentation, markhaltige Nervenfasern des Seh-
nervenkopfes. Klin. Monatsbl. f. Augenh. Oktoberheft.
*556) B. Fischer: Uber Wesen und Benennung der Gliome (Neuro-
blastome) des Auges. Zentralbl. f. allg. Pathol. Nr. 20.
*557) Gamper: Ein klinischer und histologischer Beitrag zur Kenntnis
der Angiomatosis retinae. Klin. Monatsbl. f. Augenh. Novemberheft.
* 558) v. d. Hoeve: Senile Makula-Degeneration und senile Linsentrübung.
v.Gräfes Archiv f. Ophthalmologia. 98. Bd.
*558 a) Hirsch: Ein Riesentuberkel der Sehnervenpapille. Archiv f.
Augenheilk. Bd. 84. S. 195.
*559) Igersheimer: Über die Wirkung des Liquordruckes und druck-
entlastender Eingriffe auf die optische Leitungsbahn. Medizin. Klinik Nr. 50.
Literaturbericht über das Jahr 1915 zum Archiv für Angenheilkunde. XVI
242 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*560) Klauber: Netzhautschädigungen durch kurze Einwirkung starker
künstlicher Lichtquellen. Zentralbl. f. prakt. Augenh. Sept./Oktoberheft.
*561) Koeppe: Die Lösung der Streitfrage, ob das lebende Netzhaut-
zentrum eine gelbe Farbe besitzt oder nicht. Münch. medizin. Wochenschr. Nr.43.
*562) Oloff: Über die sogen. Embolie der Arter. central. retinae.
Münch. medizin. Wochenschr. Nr. 41.
*563) Wehrli: Schnittserien der Augen, der Sehnerven und des Gehirns
eines Falles von akuter, nicht eitriger, nicht hämorrhagischer Encephalitis
(Strümpell-Leichtenstern). Gesellsch. d. schweiz. Augenärzte 25. u. 26. Mai
1918. Klin. Monatsbl, f. Augenh. Oktoberheft.
Koeppe (561) berichtet über das Ergebnis von stereomikroskopischen
Untersuchungen mit starken Vergrösserungen im fokalen Licht der Gull-
strandschen Nernstspaltlampe bei zwei Patienten mit Embolie der Zentral-
arterie. Er sah in den von der schneeweissen Verfärbung ergriffenen, ausser-
halb der eigentlichen Fovea gelegenen Makulapartien allenthalben eine aller-
feinst chagriniert hervortretende goldgelbe bis ocker- oder goldgrüne Farbe.
Diese Farbe blieb auch bestehen, wenn bei Verminderung der Intensität des
Lichtes das rote Bild der eigentlichen Fovea verschwand.
v. d. Hoeve (558) hat statistische Erhebungen über senile Makula-
degeneration angestellt. Bei 1336 über 60 Jahre alten Patienten kam 329
mal die Degeneration vor. Meistens war sie doppelseitig; nur 20 mal wurde
sie auf einem Auge konstatiert. Doch muss man bedenken, dass die Er-
krankung nicht an beiden Augen gleichmässig fortschreitet und auftritt. Die
Sehschärfe betrug in 40,8°/o = 1/10 oder < !fıo: in 67,7°%/o < 1/3. Die
Sehschärfe ist um so mehr verändert als der Patient alt ist. Seine Erhebungen
über senile Makuladegeneration ins Verhältnis zu solchen über Altersstar
setzend, fand v. d. Hoeve, dass Linsentrübungen bei Makuladegeneration
weniger häufig vorkommen als bei gleichalterigen Patienten ohne diese Er-
krankung. Es betrugen z. B. Linsentrübungen bei Leuten von >> 60 Jahren
ohne Makuladegeneration = 90°/o, Linsentrübungen bei Leuten von > 60
Jahren mit Makuladegeneration — 44°/o.
Klauber (560) beobachtete einen frischen Fall von Netzhaut-
schädigung durch kurze Einwirkung künstlicher Lichtquellen. Der
Betreffende war mit Schweissen von Aluminium durch eine Knallgasflamme,
die '/2 m vor dem Auge sich befand, beschäftigt. Er hatte eine Autoschutzbrille
an, bei der das rechte Glas fehlte. Nach 2 Minuten langer Beschäftigung
flimmerte es vor diesem Auge in bunten Farben. 4 Tage nach dem Unfall
war die V, = Finger zählen vor dem Auge; grosses zentrales Skotom. In
der Makula fand sich etwas papillenwärts von der Fovea ein zarter weiss-
licher Strich und 2 Retinalblutungen. Unter Kochsalzeinspritzungen besserte
sich das Sehvermögen nach 1 Monat bis auf 6/12. Die Papille war etwas
gerötet, die Netzhaut in der Foveagegend leicht grau getrübt. — Ein zweiter
Fall wird mitgeteilt, in dem der Schein des elektrischen Lichtbogens in
nächster Nähe einige Sekunden das ungeschützte Auge bestrahlte. 4 Jahre
nach dem Unfall wurde die ophthalmoskopische Untersuchung ausgeführt, die
eine leichte temporale Abblassung der Papille und kleine gelbgraue Sprenkel
in der Macula lutea ergab. V. = 6/24.
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 243
Oloff(562) bespricht die Embolie der Arteria centralis retinae
und führt einen von ihm beobachteten Fall dieser Erkrankung bei einem 19 jähr.
sonst gesunden Fähnrich an. Auf Tuberkulineinspritzung trat ausgesprochene
Reaktion auf; bei der zweiten Tuberkulineinspritzung bildeten sich die oph-
thalmoskopisch sichtbaren Veränderungen unter erheblicher Besserung des
Sehvermögens schnell zurück. Nach 2 Monaten war V. = 6/7; ausser einer
mässigen Atrophie der Papille und deutlicher Verengung der Netzhautarterien
war im Augenhintergrunde nichts Krankhaftes zu sehen. Es ist nicht sicher,
ob man als pathologisch-anatomische Grundlage ein den Zentralgefässen un-
mittelbar anliegendes Tuberkelknötchen (Michel) oder eine umschriebene
Wandinfiltration (Fleischer, Gilbert) annehmen muss.
Deutschmann (554) berichtet in einem Aufsatz in der Münchner
medizinischen Wochenschrift in gedrängter Form über seine Methoden und
Erfolge der operativen Behandlung der Netzhautablösung. (Siehe
das Referat der letzten in seinen Beiträgen zur Aupenheilkunde erschienenen
Arbeit Nr. 315 dieses Berichtes.)
Gamper (557) beschreibt aus der Freiburger Klinik einen Fall von
Angiomatosis retinae (v.Hippelsche Erkrankung). 1911 wurden auf
dem rechten Auge die typischen Veränderungen in sehr frühem Stadium festge-
stellt. Es fanden sich: Erweiterung, Schlängelung der Gefässe, rosenkranz-
artige Veränderung der Arterie. Arterielles und venöses Aussehen war gleich-
massig. In der Peripherie fand sich ein grosser Gefässknoten, in dem das
Gefässpaar eintauchte und verschwand. In der Retina fanden sich geringe
weissliche Herde. Dieselben nahmen in der Folge zu; auch trat eine Amotio
hinzu. 1914 wurde enukliert. Seit 1915 fand sich auf dem anderen Auge
an symmetrischer Stelle eine kleine rötliche Kugel; die zuziehenden Gefasse
sind in ihrer Umgebung vergrössert und (1918) korkzieherartig erweitert. -
Die Retina ist völlig normal. Es bestehen bislang keine Reizerscheinungen ;
auch ist die Sehschärfe bis jetzt normal. Das chronologische Auftreten der
Symptome der Angiomatose ist: 1. Knotenbildung, 2. Gefüssveränderung,
3. Netzhauterkrankung. Bezüglich der Kontroverse v. Hippel-Meller
betont Gamper den auch sonst bekannten sekundären Charakter einer
Gliawucherung unter den allerverschiedensten Bedingungen; er hält einen
sekundären Charakter der Gefässveränderungen für sehr unwahrscheinlich.
Aschoff, dem die Präparate vorgelegt wurden, erklärte die Erkrankung
für eine Teleangiektasie der Netzhaut und wies auf die Analogie zu den
Naevi vasculosi der Haut hin. Bei den letzten Geschwülsten läge eine
angeborene Missbildung vor, die sich nicht nur auf die Gefässe beschränke,
sondern wo auch die übrigen Bestandteile der Haut beteiligt wären. Auf
die Retina übertragen, sei es verständlich, dass auch die Neuroglia an der
Veränderung teilnehme. — Zum Schluss geht Verfasser auf gewisse Bezie-
hungen ein, die zwischen der Angiomatose und Coats Retinitis externa bestehen.
B. Fischer (556) macht auf die Analogien aufmerksam, die zwischen
dem „Gliom“ der Netzhaut und dem Neuroblastom der Nebenniere
(Sympathoma embryonale) bestünden. Da die Gliome des Gehirns ganz andere
Eigenschaften als die mit diesem Ausdruck belegten Geschwülste der Netz-
haut zeigten (Gutartigkeit der klinischen Erscheinungsform), so müsse dieser
Name ersetzt werden. Fischer würdigt namentlich die Befunde und An-
sichten Wintersteiners und verteidigt sie gegenüber Wehrli. Die oben
betonte Analogie mit den Nebennierengeschwülsten rechtfertige den Namen
XVI*
244 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Neuroblastom; damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass die Tumoren
aus Anlagezellen der nervösen Substanz, d. h. aus den primitiven Neuro-
blasten, wie sie His genannt bat, hervorgehen. Die Augengeschwülste stim-
ınen histologisch in gut charakterisierbarer Weise mit den Nebennieren-
tumoren überein und zeigen ein ähnliches klinisches Verhalten (Auftreten im
frühesten Alter, Bösartigkeit, frühzeitige Metastasenbildung, doppelseitiges Auf-
treten). Weiterhin weist Fischer auf eine ausgereifte Form dieser Neben-
nierengeschwülste hin (Ganglioneurome, chromaffine Tumoren); diese zeichnen
sich durch Gutartigkeit und dadurch aus, dass sie eine Erkrankung der
mittleren Lebensjahrzehnte darstellen. Es liessen sich diese Tumoren der
als Angiomatose benannten v. Hippelschen Erkrankung an die Seite
stellen, wie ja auch schon Meller die letzte zum echten Gliom der Netz-
haut in Beziehung gebracht hat. (Angio-Gliomatose.)
Fejér (555) beschreibt und bildet ab zwei Fälle ausgedehnter, die Papille
rings umgebender markhaltiger Nervenfasern und Pigmentierung der
Papille. Beide Male waren die Augen kurzsichtig, in dem einen Fall bestand
auch eine Melanose der Sklera. Der Augenschein liess an der Anwesenheit
einer wirklichen Pigmentierung keinen Zweifel bestehen; es hätte sich weder
um Beleuchtungseffekte noch um Kontrasterscheinungen handeln können in
der Weise, wie Kraupa und Fehr die in der Literatur beschriebenen Fälle
von Pigmentierung der Papille erklären zu müssen glaubten.
Hirsch (558a) berichtet über einen Fall von lokaler tuberkulöser
Erkrankung der Netzhaut eines Auges bei einem sonst völlig gesunden jungen
Menschen. Es hatte sich genau in der Papille ein Riesentuberkel
ausgebildet, ohne dass zunächst eine wesentliche Störung aufgetreten war.
Erst als das Granulationsgewebe den Papillenrand überschritt, trat — an-
geblich ganz plötzlich — starke Sehstörung ein. Differentialdiagnostisch
kam ein Zysticerkus in Betracht. Die Tuberkulinkur bewirkte eine allmäh-
liche Rückbildung. Horovitz.
Igersheimer (559) beobachtete mit seinen Gesichtsfelduntersuchungen
verschiedenartige Leitungsstörungen der Sehbahnen, die sich nach einem
druckentlastenden Eingriff zurückbildeten oder auffallend besserten. Bei
Drucksteigerung im Schädel kommen auch ohne Stauungspapille und ohne
gesteigerten Lumbaldruck bitemporal-hemianopische Ausfälle vor. I. schliesst,
dass eine Druckwirkung von den liquorerfüllten Räumen auf die optische
Leitungsbahn häufig sei und dass man bei den verschiedenartigen patho-
logischen Zuständen an der Sehbahn eine Lumbalpunktion therapeutisch vor-
nehmen solle (mit Ausnahme von Tumor in der hinteren Schädelgrube).
W e hrli (563) demonstriert Schnittserien der Augen und des Gehirns eines
Falles von akuter, nichteitriger, nicht hämorrhagischer Enzepha-
litis(Strümpell- Leichtenstern), Klinisch begann nach kurzer fieberhafter
Affektion der Luftwege die Erkrankung unter heftigen Kopfschmerzen mit
einer Neuritis retrobulbaris. Der Visus sank auf quantitative Lichtemp-
findung, die Pupillen erwiesen sich als reflektorisch starr. Zerebrale Er-
scheinungen, Sprachstörungen, Lähmungen und terminal bulbäre Symptome
folgten. Im Gehirn und in den Sehbahnen fanden sich analoge Herde
(perivaskuläre Rundzelleninfiltration, Zerfall von Nervensubstanz, Wucherung
und Vergrösserung der Gliaelemente). Die Sehbahnen waren nur bis zum
Corp. genicul. ext. ergriffen. Im Sehnerven fand sich eine Neuritis axialis
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 245
interstitialis und peripherica, ebenso herdförmige Perineuritis, Es bestand
eine Schwellung der Papille, die am 10. Tage bemerkt wurde; als Stauungs-
papille kann dieselbe nicht aufgefasst werden, da sie 16 Tage den zere-
bralen Erscheinungen vorausging und von starker Sehstörung begleitet war.
Die Erkrankung zeigt nahe Beziehungen zur multiplen Sklerose; prognostisch
wichtig (ungünstig) ist eine reflektorische Pupillenstarre.
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten.
Ref.: Filbry.
*564) Birkhäuser: Zwei bemerkenswerte Fille von intraokularen Eisen-
splittern. Klin. Monatsbl. Nov. S. 593.
*565) Esser: Linsentriibung und Regenbogenfarben der Linsenbilder
bei Anwesenheit von Kupfer im Auge. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. Sept.-
Okt. 8. 175.
*566) Frank: Augenverletzung. — Tod an Hirngeschwulst. Kein Zu-
sammenhang. Mediz. Klinik. Nr. 46, S. 1144.
*567) Fromme: Angenbeteiligung bei Gesichtsschiissen. Diss. Breslau.
*567a) Haab: Über das Gewicht von 370 ins Auge gedrungenen Eisen-
splittern, ihre Form und deren Entstehung. Archiv f. Augenheilk. Bd. 84. 3.
u. 4. Heft S. 88.
*568) v. Herrenschwand: Perforierende Verletzungen im hinteren
Bulbusabschnitt. Zentralbl. £ prakt. Augenheilk. Nov.-Dez. S. 161. |
569) Klauber: Netzhautschädigungen durch kurze Einwirkung starker
künstlicher Lichtquellen. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. Sept.-Okt. S. 141.
S. Ref. Nr. 560.
*570) Klauber: Scheintrübung und Farbenschillern der Linse beim Ver-
weilen eines kupferhaltigen Fremdkörpers im Auge. Zentralblatt f. prakt.
Augenheilk. Nov.-Dez. S. 166.
971) Krauss: Ursächlicher Zusammenhang eines sog. fressenden Horn-
hautgeschwürs mit einer früheren Augenverletzung. Monatsschr. für Unfall-
und Invalidenwesen Nr. 7.
*572) Noher: Über Motilitätsstörungen des Auges bei Kriegsteilnehmern
Diss. Berlin.
*573) Pichler: Zur Technik der magnetischen Splitterausziehung.
Zeitschr. f, Augenheilk. Bd. 40, S. 30. |
*574) Pirk: Beitrag zu den Spätgaserkrankungen der Augen. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 50, S. 1394.
*575) Purtscher: Bemerkungen zur Frage der Linsentrübung und
Regenbogenfarben der Linsenbilder bei Anwesenheit von Kupfer im Auge.
Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. Nov.-Dez. S. 172.
*576) Rauch: Spontane Luftdruckeinwirkung auf die Netzhautgefässe
des menschlichen Auges. Mediz. Klinik. Nr. 49, S. 1206.
*577) Rukop: Neue klinische und pathologisch-anatomische Daten für
das Gebiet der Augenheilkunde aus dem gegenwärtigen Kriege. Klin.
Monatsblätter Okt. S. 433 und: II. Klin. Monatsblätter Nov. S. 598.
Von Interesse ist ein ärztliches Gutachten aus dem Gebiete des Ver-
Sicherungswesens, das Frank (566) über Augenverletzung und Tod
an Hirngeschwulst ohne Zusammenhang veröffentlicht. Ein ins
~
246 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Auge eingedrungener Stahlsplitter, der die Linse verletzt hatte, so dass sie
wegen Quellung und Drucksteigerung abgelassen werden musste, konnte nicht
entfernt werden. 16 Jahre darauf starb der Patient unter der durch Sektion
bestätigten Diagnose einer Gehirngeschwulst. Der von der hinterbliebenen
Ehefrau mit der Angabe, dass ihr Mann seit dem Unfall an Kopfschmerzen
leide und sein Tod auf den Unfall zurückzuführen sei, begründete Antrag
auf Hinterbliebenenrente wurde schliesslich vom Reichsversicherungsamte mit
der Begründung abgelehnt, dass man, auch bei Anrechnung der Möglichkeit
anfänglich im Anschluss an den Unfall aufgetretener Kopfschmerzen, nicht
. berechtigt sei, die sämtlichen Schmerzen als gleichartig und als von der Ge-
schwulst herrührend zu betrachten.
Unter den neuen klinischen und pathologisch-anato-
mischen Daten für das Gebiet der Augenheilkunde aus dem
gegenwärtigen Kriege bespricht Rukop (577) zunächst die aus den
Schädelschüssen sich ergebenden Fortschritte in der Erkenntnis der Lokali-
sation des Sehzentrums. Für die zentralistische Theorie von einer genau um”
schriebenen Lokalisation der Makula in der Hirnrinde sprechen die kleinen,
inselförmigen, homonymen Defekte im Bereich des makulären Sehfeldes bei
Hinterhauptschüssen, während sie bei Erweichungen und Blutungen nur
äusserst selten vorkommen. Die meist bei der Hemianopsie zu beobachtende
Makulaaussparung, die die Monakow sche Theorie zu stützen scheine, wird
von Wilbrand bekanntlich mit der Annahme einer Doppelversorgung der
Makula durch dichotomische Teilung der Fasern im Chiasma erklärt, während
Rönne die Häufigkeit der Makulaaussparung mit der Annahme begründet,
dass bei einer speziellen intensiven Hemiamblyopie nur die Makularegion
noch über der Reizschwelle für die Gesichtsfeldaufnahme liege. Jedenfalls
beantworten die bisherigen Kriegserfahrungen die Frage von der Struktur
des Makulazentrums in dem Sehzentrum noch nicht eindeutig. Die gegen-
über der seltenen Hemianopsia superior relative Häufigkeit der Hemi-
anopsia inferior bei Hinterhauptschüssen stützte insofern die Lehre, dass der
oberen Lippe der Fissura calcarina auch die obere Netzbauthälfte entspreche,
als die Verletzlichkeit der oberen Lippe gegen die untere, durch die Pro-
tuberantia occipitalis geschützte bei Schussverletzungen viel grösser ist. Ab-
gesehen von seltenen, auf Ermüdungserscheinungen zurückzuführenden Asym-
metrien beweist die auch bei Hirnschüssen wieder bestätigte weitgehende
Kongruenz der Gesichtsfelddefekte, dass die Fasern korrespondierender Netz-
hautbezirke aneinandergelagert zur Rinde ziehen. Der im Kriege häufiger
beobachtete Ausfall der Behrschen peripheren Halbmonde stützt W il-
brands Theorie, dass die temporale Sichel eine isolierte Vertretung besitzt.
Fast immer wurde eine Farbenhemianopsie nur bei gleichzeitiger bedeutender
Herabsetzung der Sehschärfe gefunden. Die Kriegsläsionen lehren, dass die
Makula in der kortikalen Retina am weitesten hinten liegt und das zentrale
hemianopische Skotom an Grösse zunehme, je weiter die Läsion von der
Spitze des Okzipitallappens entfernt sei. Transkortikale Störungen riefen hie
und da, meist schreckhafte, Gesichtshalluzinationen, manchmal in den Ge-
sichtsfelddefekten, hervor. Bedeutend gefördert wurden durch die Kriegs-
erfahrungen die Theorien und Kenntnisse vom Wesen der Nachtblind-
heit. Sicher ist, dass bei der Mehrzahl der hemeralopieverdächtigen Kriegs-
teilnehmer eine Adaptationsschwäche schon früher bestand. Mit Augstein
sei die Existenz eines hemeralopischen Augenhintergrundes anzuerkennen.
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 247
Nur in seltenen Fällen entstand das Leiden im Felde nach Erschöpfung,
Blutverlust, Blendung usw. Die Rolle, die die Myopie bei der Hemeralopie
. spielt, ist auch nach den Kriegserfahrungen noch nicht eindeutig festgelegt.
Vielfach wird der Möglichkeit eines psychopathischen Moments in der Genese
der Hemeralopie Rechnung getragen. Ausser der erwiesenen Wichtigkeit der
Gesichtsfelduntersuchung haben die neueren Forschungen im Kriege auch zu
einer Anzahl neuer Adaptometer geführt. Von den nach Schussverletzung
bei intakter Augenkapsel beobachteten intraokularen Veränderungen verdienen
bezüglich unseres therapeutischen Verhaltens besonderes Interesse die Früh-
fälle einer oft durch Scheidenhämatome bedingten, nicht selten rasch spontan
zurückgebenden Stauungspapille. Von den eigentlichen Erkraukungen des
Auges interessiert, da hinsichtlich ihres Verlaufs nichts wesentlich Abweichen-
des von der Friedenserfahrung zur Beobachtung zu kommen pflegte, haupt-
sächlich ihre grössere oder geringere Häufigkeit im Kriege. So ist die Selten-
heit der Alkoholamblyopie im Gegensatz zur Nikotinintoxikation, die öfter
als im Frieden auftrat, bemerkenswert: Gegen Erwarten waren frische
Trachomfälle recht selten, erklärlicherweise wurden Zystizerkose des Auges
und Keratitis dendritica öfter beobachtet, Keratomalacie dagegen seltener, da
die Säuglinge mangels Kohlehydrate und dank der Prämien für stillende
Mütter wohl mehr als sonst gestillt werden. Unter den im Kriege häufigeren
Beobachtungen von Augensymptomen bei Allgemeinerkrankungen verdienen
Verengerung der Netzhautarterien bei Flecktyphus, Konjunktivitis bei Ruhr
und Gelenkrheumatismus Interesse. In nur 1/2 °/o der Malariafälle trat
Herpes corneae, in 3 °/o der Kriegsnephritiker Retinitis albuminurica auf,
auch der Kriegstyphus brachte selten Augenkomplikationen. Auffallend
selten und meist leicht verlaufend war bei den zahlreichen Gonorrhoefällen
die Konjunktivalblennorrhoe.
An Hand mehrerer Fälle weist v. Herrenschwand (568) auf die
Wichtigkeit der oft sehr schwierigen Entscheidung hin, ob eine einfache
schwere Kontusion vorliege oder eine perforierende Verletzung im
hintern Bulbusabschnitt stattgefunden habe. Meist sind es grössere
Frenidkörper, die den Knochen durchschlagen und so von hinten die Bulbus-
wand verletzen. Dementsprechend treten meist schwere Kammer- und Glas-
körperblutungen auf, die bei der Unversehrtheit der sichtbaren Teile der
Augenwände oft das Bild einer Kontusion vortäuschen. Da bei den Kriegs-
verletzten nicht selten das Gesicht mit Narben kleiner Splitter übersät ist,
so ist-auch nach dem Röntgenbild die Entscheidung, ob ein Fremdkörper
intraokular ‘liegt, nicht immer mit Sicherheit zu treffen. Wenn nicht der
positive Ausfall. der Magnetuntersuchung einen Eisensplitter nachweist, muss
die Frage, ob im hintern Bulbusabschnitt eine perforierende Verletzung statt-
gefunden hat, häufig offen bleiben. Für solche Fälle empfiehlt H. betreffs
des therapeutischen Verhaltens, wenn nicht die Annahme eines etwas reizfrei
einheilenden Steinsplitters berechtigt erscheint, jede Verletzung des Auges als
eine perforierende zu behandeln.
Mit dem Mechanismus der spontanen Luftdruckeinwirkung
auf die Netzhautgefässe des menschlichen Auges beschäftigt sich
Rauch (576) Die beobachtete, nach einer in nächster Nähe erfolgten
Granatexplosion aufgetretene totale Thrombose der Zentralarterie schien in
der Annahme einer blossen, der ersten Phase der Geschosseinschläge ent-
248 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
sprechenden Luftverdünnung nicht ihre Erklärung zu finden, da ihr Vor-
kommen unter ähnlichen Änderungen des Atmosphärendrucks, wie solchen
Flieger, Bergsteiger, Caissonarbeiter stets ausgesetzt sind, nicht bekannt ist.
Dagegen erklärt sich R. die Entstehung der Netzhauthämorrhagien mit der
im zweiten Stadium des Einschlags gegebenen Luftdrucksteigerung, die zu
Kompression und Anämie der Gefässe der nicht durch Knochenplatten ge-
schützten Körperteile, der Extremitäten, des Thorax und Abdomens, führt
und so eine plötzliche Überfüllung der Hirngefässe verursacht, die, wenn sie
nicht den letalen Ausgang bedingt, sich an den Endzweigen der Ophtbalmica
in Berstung oder Thrombosierung kundtut. In vier ebenso entstandenen, mit
Trommelfellberstung kombinierten leichteren Fällen, bei denen es nicht zu
Gefässzerreissungen kam, liess sich eine auf dieselbe Veränderung der Blut-
verteilung zurückgeführte hochgradige Hyperämie und Schlängelung der
temporalen Netzhautgefässe feststellen.
Nach 70 Fällen aus der Breslauer Universitäts- Augenklinik stellt
Fromme (567) die Häufigkeit der Augenbeteiligung bei Gesichts-
schüssen fest. In den 35 Fällen direkter Verletzung des Auges war die
Schädigung so schwer, dass sie mit dem vollen Verluste des Auges endete.
Zusammenfassend werden die mechanischen Entstehungsmöglichkeiten der
indirekten Augenverletzungen nach Eindringen des Projektils in die Orbita,
nach Streifschuss, nach Verletzung durch Orbitalwandbrüche bei Gesichtsschuss,
durch Knochen- oder Lufterschütterung besprochen. Die Häufigkeit der
Verletzung der einzelnen Augapfelteile wird weiterhin genau berechnet und
die auffallend vielfache Beteiligung der inneren Augenbäute mit ihrer. stärkeren
Wölbung erklärt. 27ınal waren die Lider mitverletzt. Mehrmals hinderten
Narbenstränge den Tränenabfluss. Steckschüsse der Orbita und Deformierung
der Augenhöhle führten in 24 Fällen zu Beweglichkeitshemmungen, Dislokation
und Protrusion. Durch Lähmung, Schmerz oder Exophthalmus wurden
23mal Augenmuskelstörungen beobachtet. Unter den Nervenschädigungen
waren die Sensibilitätsstörungen des Trigeminus die häufigsten.
Über 80 Fälle von Motilitätsstörungen des Auges bei Kriegs-
teilnehmern stellt Noher (572) aus der Breslauer Universitätsaugenklinik
zusammen. Die Hälfte der Fälle waren traumatisch bedingt. Von den
28 durch Nervenlahmung hervorgerufenen Störungen war nach dem durch
sein Innervationsgebiet dem Trauma am meisten exponierten N. facialis der
Abducens besonders häufig betroffen, entsprechend den Friedensstatistiken,
da er Schädigungen nach seiner Verlaufsart am meisten ausgesetzt ist. Bei
mehreren Abducensparesen orbitalen Ursprungs bestand ein nach Bielschowsk y
durch Erweiterung der Orbita, Verkleinerung des Bulbus, retrobulbäre Narben-
bildung nach der Verletzung erklärter traumatischer Enophthalmus. Die durch
direkte traumatische Muskelschädigung bedingten Lähmungen stellen sich
prognostisch viel günstiger dar, weil sie einem allerdings nicht immer leicht
richtig dosierbaren operativen Eingriff eine bessere Handhabe bieten. Be-
züglich der durch Krankheiten bedingten Motilitätsstörungen interessiert in
der Arbeit wohl besonders die Stellungnahme zu der Frage, inwieweit nach
Abweichungen von den Friedenserfahrungen eine Beeinflussung der Krankheit
hinsichtlich ihres Ausbruchs und Verlaufs durch die besonderen, durch den
Krieg gegebenen Verhältnisse anzunehmen und dementsprechend eine etwaige
Kriegsbeschädigung anzuerkennen ist. In dieser Hinsicht wichtig erscheint
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 249
das auffällig häufige Auftreten von Motilitätsstörungen im Anschluss an
Erkältungen, Rheumatismus usw. Übrigens gab oft erst der Ausfall der
Wassermannschen Reaktion im Liquor Aufschluss über die Infektion.
Auf Strapazen mag die Beobachtung zurückzuführen sein, dass das Intervall
zwischen Infektion und Ausbruch der Lähmungen oft ungewöhnlich kurz
war. Einige Fälle scheinen für das Vorkommen einer monosymptomatischen
Augenhysterie zu sprechen. Mehrfach wurde hysterischer Blepharospasmus
nach Schreck beobachtet. Auch Akkommodations- und Konvergenzkrämpfe
kamen vor. Fälle von paralytischen Bewegungsstörungen nach Rheumatismus,
Typhus, Hirntumor, M. Basedowii, Botulismus, Hundswut und Otitis media
boten nicht viel von den Friedenserfahrungen Abweichendes. Der Vollständig-
keit halber erwähnte Fälle von hochgradiger Myopie verdienen insofern Inter-
esse, als unter Verlust des Fusionszwangs infolge der Strapazen und nervösen
Überreizungen im Felde latentes Schielen manifest werden und sich in Doppel-
bildern äussern kann.
Abgesehen von einzelnen » weniger typischen« (= 25°/o) und nur sehr
wenigen »atypischen (= 20°/o) Splittern ist die übereinstimmende Regel-
mässigkeit wohl die wichtigste Tatsache, die sich aus Haabs (567a) Zu-
sammenstellung über das Gewicht von 370 ins Auge gedrungenen
Eisensplittern, ihre Form und deren Entstehung ergibt. Haab
findet, dass ein typischer Splitter ein dreikantiges Gebilde ist. Diese 3
Flächen bezeichnet er nach ihrer Abstammung als die Anschlagfläche, d. i.
diejenige, die mit der aufschlagenden Gewalt in Berührung kommt, die Werk-
zeugfläche, aus der eine Diagnose auf die Art des Instruments, von dem das
Metallstück herrührt, zu stellen ist, und schliesslich die Abreissfläche, an der
der Splitter von seiner Matrix abgetrennt wird. Wegen der Glattheit der
Abreissfläche pflegt sie daran erkenntlich zu sein, dass sich am wenigsten
Rost an ihr ansetzt. Die typischen Stahlsplitter bestehen immer aus einem
Teilstück einer Werkzeugkante. Die Anschlagfläche pflegt konkav, die Werk-
zeugfläche konvex und kleiner zu sein. Die Abreissfläche zeigt wellen-
formigen Verlauf. Sie bietet eigentümlichen Glanz und eine zwischen matt-
grau, kornblumenblau und perlmutterähnlich schillernde Farbe, aus der auf
eine beim Absplittern zustande gekommene Erhitzung geschlossen wird, die
zwischen 250— 330° © zu liegen pflegt. Matrix und Splitter passen ge-
wöhnlich mit der dem Schlag gegenüberliegenden Seite gut ineinander,
während der Splitter auf der Schlagfläche stark deformiert zu werden pflegt.
Das Optimum des Gewichts liegt bei 0,001 bis 0,005 g, das Optimum der
Dicke bei !/2 mm, die Breite ist gleich der doppelten Höhe, die Länge, am
inkonstantesten, annähernd gleich der dreifachen Hohe. Da magnetische
Splitter sich im Glaskörper der Längsrichtung nach einzustellen pflegen und
die Distanz zwischen Linsenrand und Ziliarfortsätzen !/g—1 mm beträgt, so
erscheint verständlich, warum die Splitter meist so leicht durch die Zonula
hindurchschlüpfen.
Zwei bemerkenswerte Fälle von intraokularen Eisen-
splittern veröffentlicht Birkhäuser (564). Trotz auf Splitter negativer
Röntgenaufnahmen gelang es, nachdem Patient am Magneten deutlich Schmerz-
empfindung in der Gegend des Corpus ciliare angegeben hatte, durch Ein-
führen eines sehr feinen Magnetansatzes durch eine Hornhautwunde den
1/e mm Durchmesser betragenden Splitter aus den getrübten Linsenmassen
250 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
hervorzuziehen. Eine unter schweren Entzündungserscheinungen auftretende,
von der hinteren Kortikalis ausgehende Linsentribung nahm allmählich wieder
ab und beschränkte sich auf eine so umschriebene periphere Stelle, dass
noch nach 8 Jahren volle Sehschärfe bestand. Im zweiten Falle handelte es
sich um einen hinter dem Corpus ciliare, ohne die Linse zu verletzen, ein-
gedrungenen Splitter, der bei Stromschluss an einen eingeführten Magnetansatz
anschnellte und sich glatt extrahieren liess. Nach völlig reizfreiem Heilverlauf
blieben die Medien klar und resultierte normale Sehkraft.
- Zur Frage der Technik der magnetischen Splitterausziehung
empfiehlt Pichler (573) die genaue Beachtung der für die J,okalisation
wertvollen Schmerzempfindung. Sein Verfahren besteht in direktem Eingehen
auf den als magnetisch erwiesenen Splitter durch Bindehautspaltung dicht
neben dem zu erwartenden Sitz und Durchtrennung der Sklera, ohne die
Aderhaut zu berühren. Nach Annäherung der Magnetspitze an die Wunde
soll der Splitter sofort die Aderhaut von innen durchtrennend folgen. Die
Vorzüge dieser Abänderung seien die Vermeidung neuer nennenswerter Wunden
und des Glaskörperverlustes, die geringe Infektionsgefahr und Schmerzhaftig-
keit und überhaupt die Kürze des eigentlichen Eingriffs der Ausziehung.
Die schon vor dem Schnitt gelegten Skleralnähte dienen als Zügelnähte und
Wundhaken.
In mehreren Fällen von Spätgaserkrankungen der Augen durch
Gelbkreuzgas, die von länger als einem Monat bis über 1 Jahr wegen Binde-
hautentzündung behandelt waren, fand Pick (574) regelmässig eine zarte,
aus feinsten grauen Punkten zusammengesetzte, subepithelial gelegene Horn-
hauttrübung, die sich nur bei genauer Untersuchung mit der Hartnackschen
Kugellupe oder dem Zeissschen Hornhautmikroskop feststellen liess. ` In
allen Fällen war die Sensibilität erhalten, die Sehscbärfe gut und das Horn-
hautepithel intakt; stets waren die sonstigen somatischen Erscheinungen der
Gelbkreuzgasschädigung schon geschwunden. Behandlung mit der in den
Vorschriften angegebenen alkalischen Augensalbe, bei hartnäckigem Verlauf
oder Rezidiven mit Verband und Atropin kombiniert, führte auch in diesen
älteren Fällen rasch zum Ziel. P. macht besonders auf die Erfolglosigkeit
der Scharlachrotsalbe, auf die reizende Wirkung der Zink-Novokaineinträufe-
lungen aufmerksam und fordert genaue augenärztliche Untersuchung der
Hornhaut für alle entsprechenden Fälle.
Als Ergänzung und Erwiderung auf die von Purtscher vor einem
halben Jahre veröffentlichte, zwei frühere und einen eigenen Fall betreffende
Arbeit teilt Esser (565) einen Fall von eigenartiger Linsentrübung und
von Regenbogenfarben der Linsenbilder bei Anwesenheit von
Kupfer im Auge mit. Das vordere und hintere Linsenbildchen schimmerten
unter Vorherrschen von Rot und Grün in den Regenbogenfarben. Die
konstante, form-charakteristische Radkranztrübung der Linse sei wohl nicht
als Auflagerung einer sehr dünnen Schicht, sondern als subkapsuläre Struktur-
verändsrung anzusehen; aus ihrem Verschwinden im durchfallenden Lichte
sei nicht auf ein Trugbild, sondern nur auf besondere Zartheit der Veränderung
zu schliessen. Die durch den intraokularen Splitter aufgetretene Tiefen-
erkrankung, die sich in gelblichem Makulaherd, verwaschener Papille und
Glaskörpertrübung äusserte, glaubt E. vielleicht als die unmittelbare Ursache
der Linsentrübung ansehen zu sollen, wie auch die sternförmige vordere
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasıten. 251
Kortikalkatarakt Ausdruck einer Tiefenentziindung sei, ohne ihr jeden dia-
gnostischen Wert für die Annahme eines Kupfersplitters absprechen zu
wollen, da meist nur ein solcher vom Auge lange genug — im vorliegenden
Falle 31/2 Jahre — getragen werden kann. Es handle sich also in solchen
Fällen nicht, wie Purtscher meint, um reizlose Anwesenheit des Kupfer-
splitters, sondern gerade um eine schwere innere Reizung, die sich an der
Linse dokumentiere und besonders scharfe Überwachung des Auges fordere.
Als Entgegnung auf mehrere abweichende Erklärungen und Deutungen
von Esser macht Purtscher (575) nochmals einige Bemerkungen zur
Frage der Linsentrübung und Regenbogenfarben der Linsen-
bilder beiAnwesenheit von Kupfer im Auge. Beschriebene geringe
Unterschiede im Farbenton der in seitlichem Lichte auftretenden Trübung
beweisen nur von mehreren Autoren her die Anerkennung ihrer Existenz.
Bezüglich der Form derselben, einer Scheibe mit zungenförmigen Fortsätzen
in die Peripherie, herrsche Übereinstimmung. Dagegen werde als ihr Sitz
entweder die Linsenkapsel oder die vorderste Linsenpartie angegeben. Be-
züglich Essers Erklärung der Entstehung des Farbenschillerns mit Licht-
brechung an den secbskantigen Prismen der Linsenfasern meint P., diese
Annahme würde -seine Bezeichnung Scheintrübung stützen, da nur durch-
sichtige Prismen Farbenzerstreuung bewirken. Gegenüber Essers Versuch,
die Bedeutung des Symptoms als Charakteristikum für Kupfer abzuschwächen
und es als Zeichen irgend einer Tiefenerkrankung des Auges hinstellen zu
wollen, hebt P. hervor, eine solche führe doch nur zu Veränderungen der
hinteren Linsenpartien und hält seine Behauptung aufrecht, die beschriebenen
Symptome legten in erster Linie dringenden Verdacht auf Anwesenheit eines
Kupfersplitters nahe.
Anschliessend an Purtschers Mitteilung über eine besondere Trübung
mit Farbenschillern der Linse bei Anwesenheit von Kupfersplittern im Auge
teilt Klauber (570) eine weitere entsprechende Beobachtung von Schein-
trübung und Farbenschillern der Linse beim Verweilen eines
kupferhaltigen Fremdkörpers im Auge mit. Dreiviertel Jahre nach
einer Sprengkapselverletzung fand K. bei einem Soldaten einen nicht eisen-
haltigen, hellgelblich glänzenden kleinen Metallsplitter dicht hinter der Linse
im Glaskörper, ohne dass er die Linse verletzt hatte, da er äquatorial ein-
gedrungen und eine Linsenkapselverletzung nicht sichtbar war. Bei seitlicher
Beleuchtung fiel eine in den vordersten Linsenschichten liegende blaugraue
Tribung in Form einer Scheibe von 5 mm Durchmesser auf, deren Zentrum
etwas zarter ist, während die Randteile einen dichteren Ring bilden, von dem
aus strahlenförmige Fortsätze peripherwärts abgehen. In manchen Stellungen
war auch in diesem Falle ein regenbogenfarbiger Reflex der Linse zu
beobachten.
— — N — ——
Verantwortlicher Redakteur für den ! Referatentoil: Prof. Dr. K. Wessely in Würzburg.
— — —
REGELMÄSSIGER VIERTELJAHRESBERICHT
LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE -
DER
AUGENHEILKUNDE
IM JAHRE 1918
REDIGIERT VON
K. WESSELY IN WÜRZBURG.
FÜR DAS
ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE
REDIGIERT VON
C. HESS IN MÜNCHEN.
GENERAL-REGISTER
BEARBEITET VON
DR. F. LANDENBERGER IN WÜRZBURG.
MUNCHEN.
VERLAG VON J. F. BERGMANN
1919.
Alle Rechte vorbehalten.
Druck der Universitätsdruckerei H. Startz A. G. Würzburg.
Alphabetisches
Namenregister des Literaturberichtes 1918.
Die Zahlen bedeuten die Nummern der Referates.
A. 'Ballaban. Zur Entstehung der Netzhaut-
Abelsdorff. Akute retrobulbäre Sehnerven- | u intraokularem Aderhautsar-
entzündung bei Myelitis mit Sektions- | i —
befand. 366, 457a. ‚Bartels. Augenerkrankungen in Konstan-
Arning. Neuritis optica bei gleichzeitig be- | tinopel. 330. :
stehender sekundärer unbehandelter Lues, Baumann. Monokulare Beobachtung einer
-1%0. | ee Reizwirkung von
— Neuritis optici acuta luetica. 318. sha Malas
Ascher, K. W. Versuche zu einer Methode, | J Beiträge zur Phy siologie des Sehens. 508,
die sekundären Motive der Tiefenlokali- Baumgärtner. Über einen Fall von Lu-
sation messend zu beobachten, nebst Be- xatio bulbi traumatica. 466.
merkungen über die Gewöhnung an das Behr. Das Verhalten und die diagnostische
einäugige Sehen. 48. : Bedeutung der Dunkeladaptation bei den
— Erfahrungen an einem grösseren Trachom- | verschiedenen Erkrankungen ; des Seh-
material. 78. nervenstammes. III. Teil: Die funktio-
Ausch, O. Akromegalie mit intensivem Dia- ne en ar kungen des Zentralnerven-
betes und Wechsel der Haarfarbe. 5. une i
: . Bensheim. Beitrag zur Frage der trauma-
Axenfeld. Zur Technik der Neurotomia | tischen Entstehung der FChorioidealsar.
optico-ciliaris. 115. |
kome. 111.
— Intraokulare Strahlentherapie. 173. Ber H. A krank bei
— Weitere Erfahrungen über intraokulare ee Do TURION. ce
j Nierenentzündung. 158.
Strahlentherapie. 314. Berger, Eugen. Der Holzhacker als Star-
operateur. 127.
B. Bergmann, E. Ein Fall von Exophthalmus
Bab. Über Ruptur der Chorioidea als Kriegs- ——
verletzung des Auges. 126. ‚Bergmeister. Wann und wo kann im Felde
Bachstez. Funktioneller Blepharospasmus Ä — pal vorgenommen Werden
ick‘ h ärts.
and Blick nag — . |Berneaud. Über den Wert der Milchinjek-
Bader. Sklerokorneale Differentialtonometrie, tionen bel Aupärnerkrankunsen 389
eine Prüfung der Elastizitätsverhältnisse er Be z
der Bulbuswandung, mit besonderer Be- Best. Demonstrationen zu den Funktions-
rücksichtigung des Verhaltens des Alters- | prüfungen des Auges. 120.
starsauges bei der Operation. 395. '— Untersuchungen über die Dunkelanpassung
Bär. Zwei bemerkenswerte Fälle von Augen- des Auges mit Leuchtfarben. 213.
erkrankungen bei Tuberkulose der Lungen. | — Elektrargol bei den Kriegsverletzungen des
837. | Auges. 380a.
XVII*
256 Alphabetisches Namenregister. |
Best. Uber Nachtblindheit. 398.
Beykowsky. Eine neue Vorrichtung zum
Schutze des lichtscheuen und operierten
Auges. 31, 130.
— Über Minenverletzungen des Auges. 129.
Biedl, A. Demonstration einer scheinbar
halbseitigen Akromegalie. 159.
Bielschowsky. Über doppelseitige Troch-
learislähmung und ihre Behandlung. 232.
Birch-Hirschfeld. Einige Bemerkungen
zur Untersuchung Nachtblinder. 49.
— Die Schädigung des Auges durch Licht
und ihre Verhütung. 376.
Bitter, Marie. Über die angeborenen De-
fekte des vorderen Irisblattes. 890.
Blaskovics. Tarsoplastik durch Umwendung
des verkrümmten Teiles des Lidknorpels.
523.
Blass. Ein Beitrag zur Lebre von der Throm-
bose der Vena centralis retinae. 121.
Blatt. Beitrag zur genauen Lokalisierung
der orbitalen Steckschüsse durch klinische
Symptome. 331.
— Eine neue Methode der mechanischen Be-
bandlung des Trachoms. 433.
-— Okulare Störungen bei Skorbut. 488, 509.
- - Provokationsmethode bei Trachomverdacht
der entzündlichen Bindehauterkrankungen.
527.
— Eine neue Methode der mechanischen Be-
handlung des Trachoms. 528
Blegvad. Über die Progression der Myopie.
57.
Bleich. Zur Optochintherapie und Optochin-
amblyopie. 160.
Boas. Über Megalokornea. 118.
Boegehold. Physiologische und mathema-
tische Meinungsverschiedenheiten in der
Bewertung sphärotorischer Brillen. 58.
— Mathematische und physiologische Mei-
nungsverschiedenheiten in der Bewertung
sphärotorischer Brillen. 225. 412.
— Schlusswort zu dem Aufsatz Rönnes: Über
die praktische Bedeutung der Zeissschen |
Punktal- und Katralgläser. 226.
Brodmann. Zur Lage des Sehzentrums., 391.
Brouwer. Über die Selistrahlung des Men- |
‚-— Die Frfolge der operativen Behandlung der
schen. 39.
— Klinisch-anatomische Untersuchung tiber
den Okulomotoriuskern. 392.
Bruck. Bruch des Tränenbeins. 332.
ne Blutbild und Augenerkrankungen.
Bruns. Zur Bezeichnung der Zylinderachsen.
520.
Busch Untersuchungen an Sehhirnverletzten
399
Buschmann. Bericht über die Wirksamkeit
der Universitäts-Augenklinik zu Giessen
vom 1. IV. 1907—31. III. 1908. 1.
C.
Caspar. Ein Pilzgeschwür am Augenlid. 423.
Chiari. Die Veränderungen der Bindehaut
des Auges bei Fleckfieber. 6. 79.
Chotzen und Kuznitzky. Die Strablen-
behandlung des Auges. 1. Mitteilung:
Experimentelle und klinische Beiträge zur
Bestrahlung der Kornea mit ultraviolettem
Licht. 21.
Clausen. Verbesserung der Stumpfbildung
nach operativer Entfernung des Auges.
181.
— Uber Parinaud’sche Konjunktivitis. 258.
— Uber Trachom als Heereskrankheit nebst
kurzen Bemerkungen zur Therapie. 239.
Cohn. Uber die Behandlung nach Credé in
der Augenheilkunde. 529.
— Uber die Einträuflung von Hetol (Natr.
cinnamylic.) in die Konjunktiva bei Chorio-
Retinitis tuberculosa. 550.
Cords. Augenschädigungen bei Munitions-
arbeitern. 333. i
— Seltene Nervenschädigungen durch Schuss-
verletzung. 334.
— Angeborene Aplasie der äusseren Augen-
muskeln. 418. $
— Die pralle Durchblutung der Orbita. 450.
— Orbitalverletzungen. 467.
Cramer. Der leuchtende Landolt’sche Ring
zur Feststellung der Leistungsfähigkeit der
Augen im Dunkeln. 182.
D.
Detzel. Ein Beitrag zur Beziehung der
Mikulicz’schen Erkrankung zur Tuberkt-
lose der Tränendrüsen. 246.
Deutschmann. Weitere Mitteilungen über
operative Behandlung der Netzhautab-
lösung und ihre Erfolge. 315.
Netzhautablösung. 554.
Dimmer. Zur Reform des medizinischen
Unterrichts. 152.
Dittrich. Tintenstiftverletzungen des Auges.
*
‘ a
Doesschate, G. ten. Über Gesichtsfeld-
störungen bei Fliegeroffizieren. 50.
Burchardt. Über sympathische Ophthalmie — Augenstörungen bei Meningitis cerebro-
nach Exenteration des andern Auges. 116.
\
spinalis epidemica. 162.
Alphabetisches Namenregister. 257
Doesschate, G. ten. Über den Zusammen- Fleischer. Zur Kampimetrie nach Bjerrum,
hang zwischen Augendruck und Exoph- 32.
thalmus und zwischen Augendruck und — Über myotone Dystrophie mit Katarakt.
Hornhautwölbung. 507. | 165. 294.
Düring, M. und Huber, O. Herpes corneae — Über die Anwendung des Trendelenburg-
febrilis bei Malaria. 7. 92. | schen Verfahrens bei der Röntgendiagnose
Düring. Herpes corneae febrilis bei Malaria — intraokularer Fremdkörper. 185.
163. 274.
- Über die Trepanation beim Hydrophthal-
Duplessis. Ein durch Missbildungen kom- mus congenitus. 306. 452.
plizierter Fall von Dermoiden des Auges. Fieischer undJüngling. Ein durch Rönt-
205. genbestrahlung gebesserter Fall von Hypo-
E. physentumor. 489.
Ebstein. Zur klinischen Symptomatologie. : Pee ere 7 ATenulate Ton
der Alkaptonurie. 164 |
: an : : Franke. Demonstrationen aus dem Gebiete
— Zar Differentialdiagnose der Flecken in der der Köntgenkunde. 335.
Lidspalte. 434.
Eden. Über plastische Operationen: Augen-
höhlenplastik. 367. ;
Elschnig. Muss es Blinde geben? 153.
— Beiträge zur Glaukomlehre. 4. Naevus
vasculosus mit gleichzeitigem Hydrophthal.
— Glassplitter im Auge. 470.
Frenzel. Radiäre Einrisse des Irisstromas .
bei intaktem Pigmentepithel. 336.
Frieberg. Weitere Untersuchungen über die
Mechanik der Tränenableitung. 425.
mus. 305. Fuchs, Ernst. Über Eosinophilie im Auge.
— Knötchenförmige Konjunktivitis durch Fett- 22.
imprägnation. 580. Fuchs. Über Schleifen der Ziliarnerven. 40.
— Trachom und Trachombehandlung. 531. — Über organische Muskelfasern in der Ader-
Emanuel. Ein im Felde gebauter Riesen- haut.
magnet. 183. — Zur Anatomie des Staphyloma corneae.
— Augenärztliche Erfahrungen in Feldlaza- | 275.
retten. 468. — Uber Faltung und Knickung der Hornhaut.
Engelbrecht. Zur Entfernung von Diele 276. ;
}
magnetischen Fremdkörpern aus demlonern
— Uber den Sphincter pupillae. 393.
des Auges. 132.
— Ü ürtelförmige Hornhauttrübung. 437.
— Eine weitere Verbesserung der Lagebestim- | oe ener Orna Nng
mung von Fremdkörpern im Augapfel — Uber luetische Chorioiditis. 446.
mit Hilfe der Stereoskiagraphie (Hassel- | — Über Beteiligung der Macula lutea an
wander). 383. | Erkrankungen des Auges. 458.
Eperon. Die Korrektion des Keratukonus _ Über Pigmentstreifen im Augenhintergrund.
durch die Müllerschen Schalen. 538. | 459.
Eppenstein, A. Neuritis optici und Irido- Fürstenau. Einwirkung des Trypaflavins
syklitis infolge von Masern. | auf augenpathogene Keime. 499.
— Die Untersuchung des Gesichtsfeldzentrums
und des blinden Flecks mittels des „Uni- |
versal-Prismenapparates“. 184. | G.
iGamper. Ein klinischer und histologischer
F. Beitrag zur Kenntnis der Angiomatosis
Feder. Beitrag zur Kenntnis der Ziliarkörper- retinae. 557. OPOR
sarkome. 112. ‚Ganz. Tonsilläre Infektionen als ätiologi-
Fejer. Über Pigmentation, markhaltige Ner- | scher Faktor metastatischer Augenentzün-
venfasern des Sehnervenkopfes. 555. dungen. 447,
Fischer, B. Über Wesen und Benennung , Yatscher. Über die typischen Kopfbewe-
der Gliome (Neuroblastome) des Auges gungen (rudim. Kopfnystagmus) des Säug-
556. lings, als T'eilerscheinung der vestibulären
$ Drehreaktion. 419.
Fischer, C. C. Die Behandlung der Tränen- — |
wege vomrhinologischen Standpunkt unter ebb. Repetitorium der Augenheilkunde. 362.
besonderer Berücksichtigung des Totischen ‚Gelb. Ergebnisse farbenpsychologischer Ana-
Verfahrens. 70. l lysen an Hirnverletzten. 214.
258 Alphabetisches
Gelencsér, Über Nachtblindheit als Aus-
fallserscheinung infolge Ernährungsstö-
rungen im Felde. :
Geller u. Ohm. Grosshirnrindennystagmus
bei einem Soldaten. 233.
Gelling. Über metastatische Ophthalmie bei
Appendizitis. 448.
Gjessing, H. Über Tuberkulose als Ätio-
logie bei der sog. Febris uveoparotida
(Heerfordt). 9.
— Über Idiosynkrasie gegen Quecksilber. 174.
Gilbert. Über tuberkulöse Gefässhautent-
zündung.
— Zur Klinik und pathologischen Anatomie
der disseminierten Aderhauttuberkulose.
550 a.
Gioseffi. Bilaterale angeborene Anophthal-
mie mit Hämangiom des rechten unteren
Augenlids, 41.
Goldschmidt. Beitrag zur Lidplastik bei
Anophthalmus. 337.
— Übungstherapeutische Versuche zur Steige-
rung der Farbentüchtigkeit eines anomalen
Trichromaten. 401.
Goldstein. Konzentrische Gesichtsfeldein-
engung.
— u. Gelb. Psychologische Analysen hirn-
pathologischer Fälle auf Grund von Unter-
suchungen Hirnverletzter. 215.
— Das röhrenförmige Gesichtefeld nebst einer
Vorrichtung für prismatische Gesichtsfeld- ,
untersuchungen
fernung. 510.
Graeff. Die Anwendung neuerer histologi-
scher Untersuchungsmethoden für das
Auge. 501.
Greeff. Die Briefe des Francesco Redi über .
die Erfindung der Brillen. 2. |
— Zur Bezeichnung der Achsen bei zylind- |
rischen Gläsern. 227. |
— Daza de Valdes’: Uso de los Antojos. 363. |
v. Gr oe z. Die Augenheilkunde im Kriege. |
133. i
— Die augenärztliche Tätigkeit im Felde. 134.
Grüter. Orbitale Alkoholinjektionen zur Be-
seitigung der Schmerzhaftigkeit erblindeter |
Augen. 186. |
Gullstrand. Die Macula centralis im rot-
freien Licht. 316.
Gutfreund. Ein,Fall von beiderseitiger
pulsiereuder Vortexvene. 59. 113. |
in verschiedener Ent- |
|
H.
Haab. Uber Erfahrungen in der Behandlung
der Augengonorrhoe mit Typhusvakzine
und über Verbesserung der Lokalanästhesie
bei Augenoperationen. 187. 261.
Namenregister.
'Haab. Über Vakzinebehandlung der Augen-
blennorrhoe. 260.
— Über eine Verbesserung der Lokalnarkose
bei Augenoperationen und über die richtige
Ausführung der Glaukomiridektomie. 384.
453.
Haase. Kurze Mitteilung über eine einfache
rechnerische Lagebestimmung von Fremd-
körpern im Augapfel (Netzhaut). 385.
Halle, M. Intranasale Tränensackoperation
bei einem Säugling von 3';: Monaten zur
Entfernung einer hineingeglittenen Dauer-
sonde. 7l. 7.
Hamburger, C. Fallvon Erblindung durch
Likörersatz. 10.
Handmann. Bemerkungen zu einigen Ar-
beiten H. Vogts und seiner.Schüler über
die Cataracta senilis incipiens. 542a.
Hanke. Über Kriegsverletzungen des Auges
durch gesteigerten Luftdruck platzender
Geschosse. 185
Hansen. Beiträge zur Hemicrania ophthal-
mica. 460.
Hanssen. Zur Frage der Stumpfbildung nach
Entfernung des Augapfels. 188.
— Beitrag zur Histologie des Glaukoms. 553.
Hartwich. Die Erfolge der Ohrknorpel-
plastik bei künstlichem Lidersatz. 424.
Hasselmann. Die Bedeutung des Tarsus
palpebrae und das mechanistische Prinzip
des Lidschlages. 523a.
‚Hauptmann. Der heutige Stand von der
myotonen Dystrophie mit Katarakt. 166.
94 a.
Heine. Uber das Verhalten des Hirndruckes
(Lumbaldruckes) bei Erkrankungen der
äusseren Augenmuskeln. 234.
nker. Zur Festlegung von Richtmassen
für Brillengläser. |
— Zur Gründung der Jenaer Optikerschule.
He
.— Zur Bezeichnung der Zylinderachsen. 228.
—- Lehrversuche zur Veranschaulichung des
Astigmatismus schiefer Büschel. 413.
— Geräte zur Darstellung des Sehens durch
gute und schlechte Brillengläser. 414.
— Bericht des Ausschusses zur Schaffung von
Richtmassen für Brillengläser und Brillen-
glasfassungen. 17a.
Henning. Herings Theorie des Tiefensehens,
das Panumsche Phänomen und die Dop-
pelfunktion. 402.
Hensen, H. Uber Optochinerkrank ungen
des Auges. 11.
v. Herrenschwand. Über ein subkonjunk-
tivales Angiom. 262.
Alphabetisches Namenregister. 259
v. Herrenschwand. Über das Wesen der v. Hippel. Weiterer Beitrag zur Kenntnis
Parinaudschen Konjunktivitis. 263. seltener tuberkulöser Erkrankungen des
— Über verschiedene Arten von Hetero. | — 2. Tuberkulöse Erkrankung der
inge. 295.
chromia iridis. 284.
Hertel. Über die Leistungsfähigkeit der ver- — Uber P a nn durch Raupen-
schiedenen Magnettypen. 189. 338. | haare. 300.
— E. Weiterer Beitrag zur Lehre vom Augen- — Anatomischer Befund bei traumatischer
drück. 210a. i Ausreissung des Sehnerven. 341.
v. Hess. Beiträge zur Frage der Entstehungs | Hirsch. Ein Riesentuberkel der Sehnerven-
weise des Altersstares. 106. | papille. 558a.
— Bei i ben- Hirschberg, J. Die Körnerkrankheit in den
ee ee nn | Vereinigten Staaten von Amerika, 80.
— Untersuchungen über die Methoden der — Geschichte der Augenheilkunde: Die Re-
klinischen Perimetrie. 501a. form der Augenheilkunde. 155.
— Beiträge zur Lehre vom Glaukom. 552a.. Hirschberg. Die augenärztlichen Instru-
7— — er mente der alten Griechen. 191,
Hess. Arcus senilis, virilis and juvenilis. 490. se i
; — Ein Fall von sympathischer Augenentzün-
Hessberg. Uber die Behandlung von Ge-, 9
sichtsverletzungen Kriegsbeschädigter, be- — Same ang pecbecuter —
sonders in der Umgebung des Auges. 136. — ae a —— — ar Eine ge-
Hesse. Zur Entstehung der Kontusions- Ob, pate! Be ae 8. j
trübung der Linsenvorderfläche (Vossius). | _ OF Mxoriasis.
339. — Die Zonulotomie. 543.
Heuser, A.undHaren, P. Okkulte Neben- |Hirschberg-Rönne. Trachom in Däne-
höhlenerkrankungen und Neuritis optica.| mark. 264.
74. Höeg. Doppelseitige metastatische Ophthal-
Hift. Beobachtungen über Skorbut und | . mie bei Febris rheumatica. 167.
Hemeralopie. 911. — Intraokulärer Gebrauch von Optochin. 175.
Hilbert. Akkomimodationslähmung bei Ik- | _ Vakzinekonjunktivitis. 244. 265.
terus. 415. |
5 — _|Hénig. Erfahrungen auf dem Gebiete der
Hillemanns. Uber Lichtsinnprüfung für Augenheilkunde im Kriege. 138.
militärische Zwecke. 512 |
v. Hippel, E. Über die angeborenen zen. Hoessly. Das Verhalten der Pupillen beim
tralen Defekte der Hornhauthinterfläche, | traumatischen Hirndruck. 226.
sowie über angeborene Hornhautstaphy- van der Hoeve. Fremdkörper im Auge.
lome. 42. 93a. i 137.
— Einseitiger intermittierender Exophthalmus. | — Über Panophthalmie. 301.
— Die optische Heterogenität der Linse. 544.
— Zur Veränderung des Auges durch Druck | — Schädigungen des Auges durch Licht. Se-
einer orbitalen Neubildung. 76, 254. nile Linsentrübungen und senile Maculade-
— Über die Behandlung des Keratokonus mit generation. 540.
Müllerschen Kontaktgläsern. 93. — Senile Makula - Degeneration und senile
— Über einen Fall von ungewöhnlich schwerer Linsentrübung. 558.
gonorrhoischer Iıidozyklitis und Neuritis|van der Hoeve, J. und de Kleyn, A.
optica. 103. 122. Blaue Sklera, Knochenbritchigkeit und
— Uber diffuse Gliose der Netzhaut und ibre Schwerhörigkeit. 13. 94.
Beziehungen zur Angiomatosis retinae. | _ 'onische Labyrintbreflexe auf die Augen.
— Über Versuche mit Strahlenbehandlung am | Hörham mer. Ein Fall von Mikuliczscher
Auge und den Lidern. 176. ! Erkrankung. 12.
-~ Ein ungewöhnlicher Fall von intermittieren-| Hötte, F. A. Über Dakryozystorhinostomie
dem Exophthalmus. 253. mit Modifikationen und Totalexstirpation
— Weiterer Beitrag zur Kenntnis seltener mit Rhinostomie. 72. 248.
tuberkulöser Erkrankungen. 3. Ein Fall Horlacher. Das Verhalten der mensch-
von tuberkulösem Hornhautgeschwür. 277. lichen Linse in bezug auf die Form von
— Weiterer Beitrag zur Kenntnis seltener Alterstrübungen bei 166 Personen im Alter
tuberkulöser Erkrankungen des Auges. 285. von l- 6l Jahren. 546.
260 Alphabetisches Namenregister.
Horniker. Über einige organisatorische und ' Kayser. Uber das explosionsartige Platzen
klinische Erfahrungen an —— künstlicher Augen in der, Augenhöble. 502.
tionen im Frontbereiche der ...ten Ar- Kiessling. Fernrohrbrillen ‘und Fernrohr-
mee. te ae lupen. 229
Huppen bauer. Chirurgische und ophthal- | Kipfer. Über die Beteiligung des Kontrastes
mologische Erfahrungen von der Gold- an der elementaren physiologischen Raum-
küste. | upon 219.
'Kisch. Unbekannter Lidschlag- und Tränen-
J. und I. a
Klauber. Klinische und histologische Be-
Jad T Se an con 9 an nah er i obachtungen über das Ödem des Sehnerven-
J * pat ne Se y h i PR kopfes bei Gehirnverletzten. 319. 342.
ann, O. Kine wesentll erbesserung der; q; . : :
Sehschirfe durch stenopäischen Spalt. 51. | ee —— Aggravation zentraler Sko
Jess. Über Adaptationsstörungen auf sym- ; an
pathischem Wege, sowie Demonstrationen — ee tiere ne
von Gesichtsfeldern bei erworbener He- a.
lobie. 218. 303 . tribungen der vorderen Linsenfläche. 2.
— ee Papillenddem bei traumatischen Zirku-
_ I augenärztliche Erfahrungen im Felde. lationsstörungen im Auge. 472.
— Zur Beurteilung von Sehgebrechen bezüg-
J Zur Entwicklung des Wirbeltierauges. lich militärischer Versorgungsansprüche.
° 473.
— Scheintribung und Farbenschillern der
Linse bei Verweilen eines kupferhaltigen
Fremdkörpers im Auge. 547.
— Netzbautschädigungen durch kurze Einu-
wirkung starker künstlicher Lichtquellen.
560.
de Kleyn und Storm v. Leeuwen. Über
vestibuläre Augenreflexe. 1. Uber die Ent-
stehungsursache des kalorischen Nystag-
mus, naci Versuchen an Katzen und
Kaninchen. 24.
— Über vestibuläre Augenreflexe. 65.
Kleijn und Tumbekala. Über vestibuläre
Augenteflexe. II. 235.
de Kleijn und Magnus. Sympathikuslah-
mung durch Abkühlung des Mittelohres
beim Ausspritzen des Gehörgangs der
Katze mit kaltem Wasser. 287.
Klien. Über kontinuierliche rhythmische
Krämpfe bei Kleinbirnherden. =
Klingelhöffer. Die Augenheilkunde im
Kriege. 140. ;
Köhler. Zur röntgenologischen Differen-
zierung intra- oder extrabulbär sitzender
Geschosssplitter. (Ergebnisse und weiterer
Ausbau des Blickrichtungswechselverfah-
Igersheimer. Zur Pathologie der Sehbahn I.
317
— Leitangastérungen der Sehbahn durch Druck
vom Subarachnoidealraum und Ventrikel-
system. 318.
— Zur Pathologie der Sehbabn II. 461.
— Über die Wirkung des Liquordruckes und |
druckentlastender Eingriffe auf die opti-
sche Leitungsbahn. 491. 559.
— Zur Pathologie der Sehbahn III: Das Ver-
halten der Dunkeladaptation bei Erkran-
kungen der optischen Leitungsbahnen. 513.
— Demonstration eines 16 jährigen Jungen
mit einem Keratitis-parenchymatosa-Re-
zidiv.
Illig, H. Aphthae epizooticae beim Menschen
mit besonderer Berücksichtigung der
Augensymptome. 15.
Isakowitz. Zur Frage der Beziehungen
zwischen Refraktion und dem Werke des
| Malers. 518.
Ischreyt, G. Uber 3 Fälle von Turm-
schädel mit Augenstörungen. 14.
-— Zur Kasuistik der Augenverletzungen. 139.
K. rens.) 192.
Kahn. Uber den physiologischen Pupillar- |Köhne. Über angioide Pigmentstreifenbildung
abschluss. 45. der Netzhaut. 124.
Kahn, Walter. Über die Wirkung einiger! Kvenen, Theod. Beiträge zur Kasuistik
pflanzlicher Fremdkörper auf das Kanin- | der malignen epibulbären Geschwülste. &2.
chenauge. 177. — Köllner. Über Augendruckschwankungen
Kaufmann. Ein seltener Fall von Hirn- | beim Glaukom und ihre Abhängigkeit vom
tumor. 168. 868. Blutkreislauf. 119.
Kausch. Über ile uen: Augen- - Die Reaktionsweise der Ekzematösen auf
höhlenplastik. 481. Partialangitene. 266.
~ Alphabetisches
Köllner. Uber den Augendruck beim Glau-
coma simplex und seine Beziehungen zum
Kreislauf. 396, 454.
— Zur Analyse der Rayleighgleichung der
anomalen Trichromaten. 513a.
Kéllner und Filbry. Uber die Allergie auf
Partialantigene und die Aussichten einer
spezifischen Behandlung hei den ekze-
matösen Erkrankungen des Auges. 581a.
Königstein, L. Einiges über Trachom. 83.
267.
Koeppe, L. Klinische Beobachtungen mit
der Nernstspaltlampe und dem Hornhaut-
mikroskop. 8. Mitteilung: Über zwei
weitere bisber nicht beschriebene Horn-
hautveränderungen im Bild der Nernst-
spaltlampe (Keratitis epithelialis punctata
und Dystrophia hyaliniformis lamellosa
corneae). 95.
— Über Heilung zweier Fälle von Ulcus rodens
corneae durch Tuberkulininjektionen nebst
Bemerkungen über die mikroskopisch-
anatomische Untersuchung eines 3. Falles.
958.
— Die Lösung des Problems der direkten
stereoskopischen Betrachtung des lebenden
Augenhintergrundes bei starker Vergrösse-
rung im fokalen Lichte der Gullstrand-
schen Nernstspaltlampe. 193.
— Die Mikroskopie des lebenden Augenhinter-
grundes mit starken Vergrösserungen im
fokalen Lichte der Gullstrandschen Nernst-
spaltlampe. 194.
— Die Untersuchung des Auges im polari-
sierten Lichte der Gullstrandschen Nernst-
spaltlampe. 195.
— Klinischa Beobachtungen mit Nernstspalt-
lampe und Hornhautmikroskop. 11. Mit-
teilung: Die normale Histologie des leben-
den menschlichen Glaskörpers, seiner
angeborenen und vom Alter abhängigen
Veränderungen im Bilde der Gullstrand-
schen Nernstspaltlampe. 206.
— Die Ursache der sogenannten genuinen
Nachtblindbeit. 220.
— Klinische Beobachtungen mit der Nernst-
Ja hampe und dem Hornhautmikroskop.
. Über die Spezifität der einzelnen Be-
schlägeformationen der Hornbauthinter-
fläche bei einigen Iriserkrankungen im
Bilde der Nernstepaltlampe nebst Be-
merkungen über das dabei zu beobachtende
Verhalten des Kammerwassers. 288.
'Knüsel.
Namenregister. 261
‘Koeppe, L. Das Verhalten des zentralen
Foveareflexes der normalen Retina im
fokalen Lichteder Gullstrand schen Nernst-
spaltlampe. 320.
Klinische Beobachtungen mit der Nernst-
spaltlampe und dem Hornhautmikroskop.
XII. Über die feinere Anordnung und das
Verhalten der Lymphgefässe in der Con-
junctiva bulbi und der Episklera unter
man und pathologischen Bedingungen.
94.
Klinische Beobachtungen mit der Nernst-
spaltlampe und dem Hornhautmikroskop.
449. 455..
Die Fortschritte in der Anwendung der
Gullstrandschen Nernstspaltlampe nebst
Bemerkungen über die ophthalmologisch-
optischen sowie praktisch - technischen
a dieser Untersuchungsmethoden:
Die Lösung der Streitfrage, ob das lebende
Netzhautzentıum eine gelbe Farbe besitzt
| oder nicht. 561.
Arecolin mit besonderer Berück-
sichtigung seiner Wirkung auf das glau-
komatöse Auge. 386. 456.
Kramer. Dieklinischen Erscheinungsformen
der tuberkulösen Sehnervenentzündung.
820 a.
Krenger. Untersuchung über Häufigkeit und
Lokalisation von Linsentrübungen bei
401 Personen von 7 bis 21 Jahren. Ein
Beitrag zur Kenntnis des Kataraktbeginns.
107.
Kretschmer. Beobachtungen von Augen-
verletzungen im Kriege. 474.
Kreuer. Uber einen klinisch bemerkens-
werten Fall von Melanosarkoin der Lid-
bindehaut. 268.
v. Kries. Physiologische Bemerkungen zu
Ostwalds Farbenfibel. 221.
— Über einen Fall von einseitiger angeborener
Deuteranomalie. 403.
Krisch. EinFall von Myasthenie bei einem
3'/, jährigen Kinde. 421.
v. Krüdener. Über Sehstörungen durch
Intoxikationen. 492. l
Krueger. Drei Beobachtungen einseitiger
reflektorischer Pupillenstarre. 289.
Kuborn. Zur röntgenologischen Differenzie-
rung intra- oder extrabulbär sitzender
-- Klinische Beobachtungen mit der Nernst- Geschosssplitter. 387.
spaltlampe und dem Hornhautmikroskop. | RR
l. Die normale Histologie des lebenden Kümmell. Über leukämische Augenverände-
menschlichen Glaskörpers, sein-r ange- rungen. 16. 25.
borenen und vom Alter abhängigen Ver- — Beitrag zur Kenntnis des Verhaltens des
änderungen im Bilde der Gullstrandschen
Nernstspaltlampe. 302.
Blutserums zum l.inseneiweiss bei dia-
| betischem Star. 102.
262 Alphabetisches Namenregister.
Kümmell. Beitrag zur Strahlenbehandlungdes Lundsgaard. Phlyktänuläre Kerato-Kon-
Netzhautglioms. 321. junktivitis mit Perforation der Kornea
— Über pulsierende Angiome der Orbita. 432. eines Anfalles von Erysipelas geheilt.
— Linsenveränderungen bei Anwesenheit von - i 0. 278. g :
Kupfer im Auge. 475. — Einige neue Erfahrungen über die Behand-
-— Über entoptische Wahrnehmung von Pul- Dur oe Konjanktivaltuberkulose mit
sationserscheinungen des Auges. 513b. . icht. i
M.
L. |Majewski. Eine neue Methode der klinischen
Nystagmographie. 196. 237.
Al a zur KR euninin dr an nn, Syndrom von Avellis mit Horner-
c enko v l -
Lauber. Die Lidbulbusprothese. 344. | en en here —
— Über Schussverletzungen der Augenhöhle. Mayer. Nicht luetisch bedingte reflektorische
476. Pupillenstarre ? 290. |
Lempicka, Wanda von. Räumliche Far- Meesmann. Über Erkrankungen des papillo-
benmischung auf der Netzhaut. 514. makulären Bündels im Sehnerven und ihre
Levinsohn. Zur Pathogenese des Glau- Beziehungen zu den Nebenhöhlen der
koms. 457. | Nase. 369. -
Levi-Sander. Augenärztliches aus einem ' Meier. Experimentelle Untersuchungen über
Feldlazarett. 141. den Mazerationsverfall der menschlichen
Liese. Ein Fall von Vorderkammer- und‘ und der tierischen Linse. 377.
Korneoskleralzyste mit Endothelausklei- Meisel. Über einen Fall von Stichverletzung
dung. 438. | der Linse mit rezidivierender Entzündung
Lindner. Zur Diagnose des frischen Tra-| in der Linse. 296. 346.
choms. 84. Meisner. Ein Microphthalmus congenitus
— Zur Skiaskopie des Astigmatismus. 195a.! mit Membrana pupillaris persistens corneae
Löffler. Herpes zoster nasofrontalis mit aus- ' adhaerens und anderen Anomalien. 43.
gedehnten Augenmuskellähmungen. 422. ‚Meller, J. Zur Ätiologie der Keratitis pustu-
: liformi funda. 97. 279.
Loeser. Uber einen Fall von Quadranten- | be
hemianopsie nach Schussverletzung des! — Ober Spontane -Berstung, dee. Augapfels.
Hinterhaupts im Felde. 477. | 807.
Löwenstein, A. Über die Entstehung des
Pannus im Verlauf der Körnerkrankheit.
85.
— Über die Verschwartung der Ader- und
Netzhaut nach Schüssen durch die Augen-
höhle. 347.
— Die Organisation der Trachombekämpfung | cn een ited, fo. BAB
n Bosnien Herzegowina, nnd PMmeNen, Mendelssohn. Zwei Fälle von Fremd-
— Über anfallsweise auftretende —— en in der vorderen Kam-
töse Hornhautentzündung (Keratitis ana- ch aa h
hylactica) und über die Entstehung des Meyer. Bericht über 300 Untersuchungen
annus im Verlauf der Körnerkrankbheit. | auf Hemeralopie. 52.
96. — Kongenitale Blicklähmung. 66.
— Zur Morphologie der Prowaczekschen Ein- Milch. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bulbus-
schüsse. 269. ruptur. 349.
— Leukämische’ und aleukämische epibulbäre | Mügge. Refraktionsanomalien und Selver-
Lymphome. 493. I mögen. 519.
— Über Fliegerbrillen. 504. ‚Müller. A. Prophylaktische u Bey
— Uber die” Ätiologie des Trachoms. 532. | bei Augenoperationen. B. Heilung der
eat na Augenblennorrhoe durch Milchinjektionen.
— Uber Vitiligoflecken der Iris nach Blattern. 500. 534
542. ! i i
Lohmann. Kritische Studien zur Lehre von | N.
der Adaptation. 404. : v. Nestlinger. Atiologisthe und epidemio-
— KlinischejBetrachtungen. 504a. logische Beobachtungen bei dem gegen-
Lundsgaard. Ein Fall von Chininamblyopie. | wärtig in Budapest endemischen Binde-
169. hautkatarrh. 535. |
Alphabetisches Namenregister. 263
Neugebauer. Der Einstich ins Ganglion , Paul. Anleitung zur Entnahme und Ein-
h l Gefahr für d sendung von Untersuchungsmaterial für
— 378. — — den Kornealversuch nach Paul bei Blattern
Nicolai. Über den Dilatator pupillae. 291. | u. blatternverdächtigen Erkrankungen. 26.
Nussbaum. Rasche Abheilung eines Falles Pauli, W. und R. Physiol. Optik dargestellt
von Augentripper nach Einspritzung von für Naturwissenschaftler. 364.
10 ccm sterilisierter Milch. 271. Peters, R. Auffallende Dunkelfärbung der
unteren Lider als erbliche Anomalie. 207.
|— Epiphora durch Verhornung der Karunkel-
O. gegend. 427.
Ochsenius. Vereinfachte Blennorrhoebe- — Ektropium uvere congenitum. 443.
handlung. 272. _— Über die sogen. sympathische Reizung. 552.
"Ochlecker. Stumpfbildung des Augapfels v. EDER Beiträge zur Pupillenbewegung.
durch Einpflanzung lebenden Knochens.
197. v. Pflugk und v. Rohr. Beiträge zur Ent-
v. Oepen. Über Optochinamblyopie. 17. 170. wicklung der Kenntnis von der Brille. 486. -
Ohm. Über den Einfluss des zweiäugigen Pick. Historisches zur Lehre von der topo-
Sehens auf den Nystagmus. 67. graphischen Anordnung in den Sehbahnen
— Einige Abbildungen von vestibulärem Schie- ` und -Zentren. 43 a.
len. 238. | — Schwerste Keratitis parenchymatosa und
— Ohr und Auge. 239. Iridocyclitis plastica e lue hereditaria. 439.
— Ein Fall von erworbenem Augenzittern und — Thrombus in der Retina. 462.
Schielen. 240. ‚Pichler. Über simulierte Gesichtsfeldein-
— Zam 1000. Falle von Augenzittern der Berg- | schränkung. 53. 144
lente. 241. — Die Ophthalmia militaris in der k. u. k.
| Armee. 87.
— Zur Lehre vom Augenzittern. 521. ü ;
— Beiträge zur Kenntnis des Augenzitterng — Überstreuung der Regenbogenhaut mit
Steinstaub. 142.
bei Bergleuten.
Oloff. Über Farbensinnuntersuchungen in
der deutschen Kriegsmarine. 223.
silber inberkulöse Erkrankungen: des Seh- — Beobachtungen über traumatischen Enoph-
8 | thalmus in drei Kriegsjahren. 145.
a |— Abwechselndes Auftreten und Ausbleib
_ — Abwechselndes Auftreten un usbleiben
Über die sogen. Embolie der Arter. central. des Bellschen: Phänomens. bei -Fazialis:
— Die nicht perforierenden Splitterverletzungen
des vorderen Augenabschnitts. à
retinae. 562 lähmung. 242
Oppenheim Exophthalmus duplex. 525. | _ Ein Fall von Hämatoidinkristallen in der
Oppenheimer. Ein neuer, einfacher und Vorderkammer.
sparsamer Augenverband. 3: - Totale Irisausreissung — Ersatz durch
— Zur Verordnung von Kriegsbrillen. 230. Schalenange. 479
Ostwald. Zur Systematik der Farben. 405.| Pikler. Erwiderung an Dr. Haas über die
— Goethe, Schopenhauer und die Farbenlehre, verdoppelnde und vereinfachende Kine-
485. matographie und die naher Bene
Natur des binokularen Sehens.
P. Pincus. Zur Kenntnis der ae nach
— Blutverlust. 171.
Palich-Szant6é. Über das Auftreten einer Pindikowski. Ein pathologisch - anatomi-
Sehnervenentzfindung bei Chorioidealsar- scher Beitrag zur Keratitis e lagophthalmo
komen._ 550b. im Anfangsstadium. 540.
Pascheff. 1. Seltene Assoziations-Augen- . . Jiar
störungen mit Gehirnbegleiterscheinungen | Plocher. Beitrag zum juvenilen familiären
nach okzipitalen Kriegsverletzungen. 2. Glaukom. 308.
Isolierte traumatische Paresie des Nervus ' — Strahlentherapie beim epibulbären Karzi-
oculomotorius. 3. Chiasmaverletzung und nom. 435.
Diabetes insipidus nach Frontal-Kriegs- Polyäk. Zwei Fälle von Schussverletzungen
verletzung. 350. | mit Verletzang des Tränensackes und
— Untersuchungen ‚über die Tumoren der. Nebenhöhleneiterung durch intranasale
Glandula lacrymalis. 426. | Dakryozystostomie geheilt. 255. 352.
264
Popper. Eine neue Methode zur mechani-
schen Behandlung des Trachoms. 436.
Purtscher. Ein interessantes Kennzeichen
der Anwesenheit von Ku
körper. 353.
— Bemerkungen zur Frage der Linsentrü-
bungen und Regenbogenfarben der Linsen- ' Salzer.
Bilder bei Anwesenheit von Kupfer im
Auge. 548.
R.
Rados. Regressive Veränderungen im Netz-
hautgliom. 323. ;
— Über Retractio bulbi congenita. 526.
Raether. Ein Beitrag zur okulären Hysterie
und ihrer Therapie. 370. 379.
Rejtö.
Optikusaffektion. 146.
Reichardt. Zar Frage der pathologisch-
anatomischen Grundlage der reflektori-
schen Pupillenstarre, 104.
Reiter. Über Milchtherapie. 27.
Reitsch und Röper, Schussverletzung des
unteren Halsmarks, günstiger Operations-
erfolg. Einseitige willkürliche Pupillen-
erweiterung. 293.
v. Rohr. Zur Entwicklung der Fachausbildung
von Brillenoptikern. 3.
— Zur Entwicklung der Fernrohrbrille, 62.
— Das Auge und die Brille. 365.
Römer. Neues zur Tonometrie. 198.
Rönne. Über die praktische Bedeutung der
Zeissschen Punktal- und Katralgläser. 61.
— Hyperaktion des Obliquus inferior. 243.
— Ein Fall von Keratitis disciformis. 280.
— Ein Fall von intrapialem Gangliogliom im
Chiasma. 324.
Rosenhauch. Über Refraktionsverände-
' rungen nach und während der Heilung
von Augenverletzungen. 354.
Rothschild. Intrakorneale Tätowierung.
34. 98.
a
Ruttin. Uber reflektorisches Tran
bei kalorischer Reaktion. 249.
enträufeln
S,
Sachs, O. Demonstration einer Patientin
mit Keratitis parenchymatosa des rechten
Auges auf hereditär-Juetischer Basis, durch
ae Urotropininjektionen geheilt.
100, -
Salus, R. Doppelseitiger
pulsierender Exoph-
thalmus. 77.
pfer im Glas- :
Durch Lokalanisthesie verursachte `
Alphabetisches Namenregister.
Salus, R. Argyrose der Bindehaut und Horn-
haut. 88 99.
_— Doppelseitiger pulsierender Exophthalmus.
i 147.
— Zur Frage nach der Entstehung des Alters-
stars. 549.
Die Röntgenstrahlen in der Augen-
heilkunde. 156.
Sänger. Die Schussverletzungen der zen-
tralen Sehbahnen und des Sehzentrums.
54,
— Uber die Rindenlokalisation des Sehzen-
trums auf Grund der Verletzung der zen-
tralen Sehbahnen durch Schädelschüsse.
| 407.
Schanz, Fritz. Licht und Leben. 178.
en Biochemische Wirkungen -des Lichtes. 515.
Schieck. "Das Auftreten der sympathischen
Ophthalmie trotz erfolgter Präventiv-
enukleation und seine Bedeutung für die
Lehre- von der Entstehung der Krankheit.
304
— Die Anschauung von der Entstehung ge-
wisser Glaukomformen 'durch ; Pigment-
verschiebung und ihr Einfluss auf die
| Wahl der Operationsmethode. 309.
- Das histologische Verhalten der Stauungs-
papille im Augenhintergrundmikroskop.
: 325.
'Schnaudigel. Erfahrungen mit organi-
schen Goldpräparaten in der Augenheil-
| kunde. 35. |
| Schoeler. Experimentelle Erzeugung von
| Aderhaut-Netzhautentzündung durch Koh-
lensäureschnee. 29. :
Schuermann. Über Augensyphilis in der
| IL. Generation. 380.
Schwartz. Zur Lokalisation des Nystag-
mus rotatorius. 68.
‚Seidel. Fxperimentelle Untersuchungen über
| die Quelle und den Verlauf der intraoku-
laren Saftströmung. 46.
— Über den physiologischen Pupillenabschluss.
47.
‚- Zur Physiologie des intraokularen Flüssig-
| keitswechsels. 210.
— Uber die Ausführung der Lokalanästhesie
bei Behandlung phlegmonöser Tränensack-
erkrankungen. 199, 250,
'Sidler-H uguenin. 5 Fille von Sehnerven-
tuberkulose nebst einigen allgemeinen
Bemerkungen über Tuberk ulinbehandlung
463. r
'Siegheim. Über diphtherische und diph-
theroide Erkrankungen des Auges der
Heidelberger Augenklinik aus den Jahren
| 1913—1916. 89, |
4
Alphabetisches Namenregister. 265
Silex-Hirs ch. Bericht über unsere 3jähr. Stock. Ein Zystizerkus im Glaskörper (ana-
Tätigkeit an der Blindenlazarettschule tomischer Befund). 480. -
des Vereinslaz. St. Maria Viktoria-Heil- Stroh. Das sogen. seuchenhafte Erblinden
anstalt zu Berlin. 4. der Gemsen (eine ansteckende Hornhaut-
— Die Blindenlazarettschule des Vereinslaza- Bindehautentzündung). 90. 101.
retts St. Maria Viktoria-Heilanstalt zu Stülz. Über Kriegsbrauchbarkeit bei Augen-
Berlin. 148. ———
Simmonds. Atrophiedes Hypophysisvorder- a Berücksichtigung dei
lappens und hypophysäre Kachexie. 371.
iv. Szily. Atlas der Kriegsaugenheilkunde.
157.
— Neuere Experimentalforschungen über die
Simons. Gliom in der linken hinteren Hirn-
hälfte mit Einwuchs in beide Sehnerven.
464. | verschiedenen Furmen der augeborenen
Snellen. Die Sehschärfe als Mass für die Katarakt und ihre Bedeutung für die all-
Funktion der Netzhaut. 408. gemeine Missbildungslehre. 208.
Stähli. Die moderne klinische Untersuchung | — Neue Beiträge zur Pathologie der Tränen-
des vorderen Bulbusabschnittes, thre T'ech- , ableitungswege im Röntgenbild. 252.
nik und ihre Resultate. 388. — Epithelstreifenerkrankung der Hornhaut.
— Über den F leischerschen Ring bei Kerato- | Eın neues Krankheitsbild auf neurotischer
konus und eine neue typische Epithel. rundlage. 282.
pigmentation ger Porman soinen an v. Szily und Küpferle. Uber die nicht
— Uber Beziehung zwischen Keratitis paren. chirurgische Behandlung, insbesondere über
chymatosa und Wachstum. 494. Strahlenbehandlung der Hypophysistumo-
Stargardt, K. Phthiriasis der Lider mit ' ren. 372.
Follikularkatarrh. 68a. iv. Szily und Sternberg. Bakteriotherapie
- Über einen ungewöhnlichen Fall von sym- und Chemotherapie in der Augenheilkunde.
pathischer Ophthalmie nach Kriegsver- 28.
letzung. 117. Szymanowski. Einwirkungen des Krieges
— Ein einfaches, auch behelfsmässig herzu- auf die Augenerkrankungen in der Hei-
stellendes Adaptometer. 200. mat. 481.
— Über familiäre Degeneration der Makula- Szymansky. Versuche über die Fähigkeit
gegend des Auges mit und ohne psychi- | der Hunde zur Bildung von optischen
Assoziationen. 516. .
schen Stérungen. 326.
— Uber Wundbehandlung im Felde. 355.
— Eineinfaches Radiumadaptometer zur Unter- T
suchung auf Hemeralopie. 389. | °
-- Über die Funktion des Auges bei der an-, Tendlau, Anna. Ein Fall von Proboscis
geborenen Melanose. 409. lateralis. 44.
Starkenstein. Weitere Untersuchungen ! him. Eine neue Zilienzange. 201.
über die Pharmakologie der Entzündungs- Thomsen. Über Johannes Evangelista Pur-
vorgänge. 30. kinje und seine Werke. Purkinjes ent-
Steichele. Über das metastatische Ader- optische Phänomene. 224.
hautkarzinom. 550c. . — Anatomische Untersuchungen eines kürz-
Steiger. Über die Mikuliczsche Krankheit | lich entstandenen, akuten, inflammatori-
in Beziehung zur Pseudoleukämie. 251. | schen Glaukoms (nicht operiert). 310.
Steiner. Zur Ätiologie und Prophylaxe der Thost. Über Schleimhautpemphigus. 496.
skrophulösen Augenaffektionen. 495. 'Traumann. Über Impferkrankungen des
Stenholm. Eine neue Methode zur hetero- Auges. 245. 273.
chromen Photometrie. 55. Trendelenburg. Über Raummessung mit-
Stenvers, H. W. Röntgenologische Be- | tels Stereoskopie. 56.
merkungen zur Arbeit von J. van der — Ein genauer Augenabstandsmesser zu sub-
Hoeve und de Kleyn. 18. | | jekt. Gebrauch. 505.
Stock. Zonulotomie. 297. Trömner. Ein Gliom des Schläfenpols b) ein
— Das Ulcus serpens corneas. 281. neuer Bulbärreflex. 172.
— Ein Myelom ım Augeninnern. 465. — Gliom des Schlüfenpols. 373.
266 Alphabetisches Namenregister.
U. oOo wW.
Uhthoff, W. Ein Fall von typischer band-| Waardenburg. Vier Fälle von Melanosis
förmiger Trübung der Hornhaut auf beiden | corneae. 442.
Augen bei einem 8 jährigen Mädchen mit; Wachtler. Schwere Verletzung des Auges
teilweise erhaltener Sehkraft und hinteren durch die Fruchtbecherstacheln der Edel-
Synechien. Anatomische Untersuchung. kastanienfrucht. 356.
102
: Wätzold. i i
— Ein Fall von Gumma des Uvealtraktus mit Aa SnogseríAlieungon: ‘bel, Myopie;
Durchbruch h durch die Skl —
a — * Bul. — Schwierige Fragen für den begutachtenden
bus. 114. Truppenfacharzt. 358.
— Sitzungsbericht der medizinischen Sektion Wag a, sels Unfallbegut-
der schlesischen Gesellschaft fiir vater- ATAD ERN: i ; ,
ländische Kultur zu Breslau. 150. Walter. Über traumatischen Schichtstar.
— Demonstration anatomischer Präparate 110.
dreier Fälle von Lidbulbuszysten mit Wehrli. Schnittserien der Augen, Sehnerven
Mikrophthalmus. 209. mn des Gehirns ue cla von aut
— Ein Fall von tiefgreifender einseitiger Horn- nicht — nicht hämorrhagischer En-
hauterkrankung bei Morbus Addisonii aus | Zehen. (Strümpell-Leichtenstern). 497.
Sektionsbefund. 441. l l
Unger. Ein Beitrag zur Ätiologie und Sym- W me i se es von spontaner Luxation
ptomatologie der Tabes infantilis. 374. me
Weill. Ein Fall von doppelseitiger tiefer
Exkavation der Sehnervenpapille bei völlig
V. erhaltener normaler Sehschärfe. 311.
Vieregge, Fr. Zwei Fälle von Tuberkulose Weiss: hprüf h j
des Augenlides und der Bindehaut. 69. ' Veiss. Sehprüfung und Sehproben. 36.
91 '— Physiologische and mathematische Mei-
Vogt. Faltenartige Bildungen in der senilen en er
Linse, wahrscheinlich als Ausdruck lamel- Über die Scheiben f nkelrandice Bri
larer Zerklüftung. 109. — Über die Scheiben für winkelrandige Brillen-
gläser. 321.
— I. Die Untersuchung der lebenden mensch-
lichen Linse mit Gullstrandscher Spaltlampe
und binokularem Zeissschem Kornealmi-
v. Weizsaecker. Über eine Störung der
optischen Raumwahrnehmung bei Vesti-
aD; bularerkrankung, sowie über Störungen
kroskop (Henkersche Montierung). Die Dis-
kontinuitätsflächen der normalen mensch- des haptischen Raumsinnes. 410. u
lichen Linse. 298. Wertheim. Apparate zur Photographie des
— Zur Farbe der Macula retinae. 327. u en Er —
_ BF essely. Die besondere Mechani ngen-
ee tialer Granatsplitterverletzungen des Bul-
haut- und Sehnervenerkrankungen, ins- bus. 360.
besondere von Neuritis retrobulbaris. 328.'— Die Beziehungen zwischen Augendruck und
— Der Augenhintergrund im rotfreien Licht. | allgemeinem Kreislauf. 397.
329. ‚West. Eine Probe zur Feststellung der
er: Kenntnis der: Alterskörnvorderflüche Funktionsfähigkeit des Tränenröhrchens
der menschlichen Linse mit besonderer und ihre klinische Bedeutung. 428.
Berücksichtigung der C. v. Hessschen : Westphal. Beitrag zur Lehre der amauroti-
Anschauungen. 444. | schen Idiotie. 125.
— Zur Frage der Kataraktgenese, insbesondere Wibaut. Demonstration von Kaninchen und
der C. v. Hessschen Hypothese und seiner Präparaten mit toxischer und anaphylak-
Lehre vom subkapsulären Beginn des tischer Entzündung. 179.
Rindenstares. 449. | ‘Wiegmann. Ein Beitrag zur Genese und
— Unfallversicherung und Augenheilkunde. | zum Bilde der Synchysis scintillans. 450.
432. Wiese. Über Lichtsinnprüfung im Felde.
Volkmar. Statistische Mitteilungen über | 517.
7000 Tuberkulinimpfungen an der Heidel- | H, Wilbrand und A. Sänger. Die~ Ver
berger Kinderklinik. 375. | letzungen der Sehbannen des Gehirns mit
Vossius. Über herpetische Augenerkran-. besonderer Berücksichtigung der Kriegs-
kungen. 381. | verletzungen. 487.
t =
Ld
Alphabetisches Namenregister. 267
Wilms. Heilung der Trigeminusneuralgie | Z.
durch Röntgenbestrahlung. Zade. Demonstration einer Fliegerbrille. 203.
Wilmsen. Ein Fall von doppelseitiger me- 75;
fasts tischer Ophthalaile, "561: _Zaiss. Über Tränendrüsenoperationen. 429.524.
Wirths. Ein Bei , |Zeemann. Exophthalmus pulsans. 256.
eG vetrificane, 536. r sogen. Conjuncti- _ Exophthalmus intermittens. 257.
Wirtz, R. Die entzündlichen Erkrankungen | u es Ga ees Gio Sie
des Sehorgans infolge von Zabnleiden. 20.' _ Wettstreit der Gesichtsfelder. 411.
Wolff. Vereinfachte Erörterung über Skia-'zZohner. Beitra Kasuisti i
: : | . g zur Kasuistik der Orbital-
in _ einer Übersicht über 393 verletzungen. a) Griffelverletzung mit
ntersuchungen. 37.. letalem Ausgang. b) Pseudoprolaps der
Wolffberg. Zur Theorie und Praxis der: Tränendrüse. 361.
Sehschärfeprüfung. 38. ‚Zloeisti. Dysenterie—Konjunctivitis. 498.
.Zsakó. Pupillenreaktion in bewusstlosem
| Zustand. 105.
Alphabetisches Sachregister des Literaturberichtes 1918.
Die Zahlen bedeuten die Nummern des Referales.
A.
Adaptation, Kritische Studien zur Lehre von der — 404 Lohmann.
Adaptationsstörungen, Über — auf sympathischem Wege, sowie Demonstrationen von Gesichts-
feldern bei erworbener Hemeralopie 218, 303 Jess.
Adaptometer, Ein einfaches, auch behelfsmässig herzustellendes — 200 Stargardt.
Aderhaut, Über organische Muskelfasern in der — 204 Fuchs.
— En es Verschwartung der — und Netzhaut nach Schüssen durch die Augenhöhle 347
eller. :
Aderhaut-Netzbautentzündung, Experimentelle Erzeugung von — durch Kohlensäureschnee
29 Schoeler.
Aderhautkarzinom, Über das metastatische — 550c Steichele -~
Aderhautsarkoın, Zur Entstehung der Netzhautspaltuug bei intraocularem — 299 Ballaban.
Aderhauttuberkulose, Zar Klinik u. patbol. Anatomie der disseminierten — 550a Gilbert.
Akkommodationslähmung bei Ikterus 415 Hilbert.
Akromegalie, Demonstration einer scheinbar halbseitigen — 159 biedl, A.
— mit intensivem Diabetes u. Wechsel der Haarfarbe 5 Ausch, O.
Alkaptonurie, Zur klinischen Symptomatologie der — 164 Ebstein.
Alko a Orbitale — zur Beseitigung der Schmerzhaftigkeit erblindeter Augen
186 Grüter.
Altersstar, Zur Frage nach der Entstehung dos — 549 Salus.
— Beiträge zur Frage der Entstebungsweise des — 106 v. Hess.
Angiom, Über eın subkonjunktivales — 262 v. Herrenschwand.
Angiome, Über pulsierende — der Orbita 432 Kümmell.
Angiomatosis retinae, Ein klinischer u. histol. Beitrag zur Kenntnis der — 557 Gamper.
Anisometropie, Beitrag zur Kenntnis der — 416 Landwehr.
au a angeborene — mit Haemangiom des rechten unteren Augenlids 41
ioseffi.
Antojos, Daza de Valdes’ Uso de los — 363 Greeff. i
Aphthae e — beim Menschen mit besonderer Berücksichtigung der Augensymptome
15 Illıg H.
Appendicitis, Über metastatische Ophthalmie bei — 448 Gelling.
Arcus senilis, virilis u. juvenilis, 490 Hess.
Arecolin mit besonderer Berücksichtigung seiner Wirkung auf das glaukomatöse Auge 386,
456 Knisel.
Argyrose der Bindehaut und Hornhaut 88, 99 Salus R.
Assoziationen, Versuche über die Fähigkeit der Hunde zur Bildung von optischen — 516
Szymansky.
Assoziations-Augenstörungen, Seltene — mit Gehirnbegleiterscheinungen nach occipitalen
Kriegsverletzungen 350 Pascheff.
Astigmatismus, Lehrversuche zur Veranschaulichung des — schiefer Büschel 413 Henker.
— Zur Skiaskopie des — 195a Lindner.
Alphabetisches Sachregister. 269
Augapfel, Über spontane Berstung des — 307 Meller.
Auge, Die Anwendung neuerer histol. Untersuchungsmethoden für das — 501 Graeff.
— Eine neue Vorrichtung zum Schutze des lichtscheuen und operierten — 31, 130 Beykowski.
— Zur Veränderung des — durch Druck einer orbitalen Neubildung, 76 v. Hippel, E.
— Die Untersuchung des — im polarisierten Licht der Gullstrandschen Nernstspaltlampe
195 Koeppe.
— Die Schädigung des — durch Licht u. ihre Verhütung 376 Birch-lIirschfeld.
— Schwere ung des — durch die Fruchtbecherstacheln der Edelkastanienfrucht 356
Wachtler.
— Uber das explosionsartige Platzen künstlicher — in der Augenhihle 502 Kayser.
Augenabstandsmesser, Ein genauer — zu subjektivem Gebrauch 505 Trendelenburg.
Angendruck, Die Beziehungen zwischen — u. allgemeinem Kreislauf 397 Wessely.
— Über den — bei Glaukoma simplex u. seine Beziehungen zum Kreislauf 396, 454 Köllner.
— Weiterer Beitrag zur Lehre vom — 210a Hertel E.
— Über den Zusammenhang zwischen — u. Exophthalmus u. zw. Augendruck und Horn-
hautwölbung 507 G. ten Dovesschate.
Augendruckschwankungen, Über — bei Glaukom u. ibre Abhängigkeit vom Blutkreislauf
119 Köllner.
Augenentzündung, Ein Fall von sympathischer —, 20 Jahre lang beobachtet 451 Hirschberg.
— Tonsilläre Infektionen als ätiologischer Faktor metastatischer — 447 Ganz.
Augenerkrankungen, Einwirkung des Kriegs auf die — in der Heimat 481 Szymanowski.
— Zwei bemerkenswerte Fälle von — bei Tuberkulose der Lungen 537 Baz.
Augenheilkunde, Repetitorium der — 362 Gebb.
Augenhintergrund, Der — im rotfreien Licht 329 Vogt.
— Über Pigmentstreifen im — 459 Fuchs.
— Apparate zur Photographie des — 202 Wertheim.
— Die Lösung des Problems der direkten stereoskopischen Betrachtung des lebenden —
nn rn Vergrösserung im fokalen Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlanıpe
oeppe.
— Dis Mikroskopie des lebenden — mit starken Vergrösserungen im fokalen Lichte der
Gullstrandschen Nernstspaltlampe 194 Koeppe.
Augenhöhle, Über Schussverletzungen der — 476 Lauber.
Augenhöhlenplastik, Über plastische Operationen: — 431 Kausch.
ber plastische Operationen: — 367 Eden.
Augenklinik, Bericht über die Wirksamkeit der Universitäts- — zu Giessen vom 1.4.1907 bis
31. 3.1908 1 Buschmann.
Augenlid, Kin Pilzgeschwir am — 423 Caspar.
Augenmuskeln, Angeborene Aplasie der äusseren — 418 Cords.
Augenmuskellähmungen, Herpes zoster nasofrontalis mit ausgedehnten — 422 Löffler.
Augensyphilis, Über — in der Il. Generation 880 Schuermann.
Augenverband, Ein neuer, einfacher u. sparsamer -- 33 Oppenhcimer,
Augenverletzungen, Beobachtungen von — im Kriege 474 kr. tschmer.
— Zur Kasuistik der — 139 Ischreyt
— Beobachtungen über scltenere Folgeerscheinungen von — 472 Klauber.
Augenzittern, Zur Lehre vom — 521 Ohm.
— Zum 1000. Falle von — der Bergleute 241 Ohm.
— Beiträge zur Kenntnis des — bei Bergleuten 522 Ohm.
— Ein Fall von erworbenem — u. Schielen 240 Ohm.
Avellis, Syndrom von — mit Hornerschem Symptomenkomplex vergesellschaftet, erzeugt
durch Gesichtsschuss 345 Mann.
B. |
Bakteriotherapie und Chemotherapie in der Augenheilkunde 28 v. Szily u. Sternberg.
Bellsches Phänomen, Abwechselndes Auftreten und Ausbleiben des — bei Fazialislähnung
242 Pichler.
Bienen, Beiträge zur Frage nach einem Farbensinn bei — 217 Hess.
Bindehaut, Die Veränderungen der — des Auges bei Flecktieber 6 Chiari.
Bindehantkatarrh, Ätiologische u. epidemiologische Beobachtungen bei dem gegenwärtig in
Budapest endemischen — 535 v. Nestlinger.
Binokulares Sehen, Erwiderung an Dr. Haas über die verdoppelnde u. vereinfachende Kine-
matographie u. die kinematographische Natur d-s — 496 Pickler.
Literaturberieht über das Jahr 1915 zum Archiv für Augenheilkunde XVIII
b
270 Alphabetisches Sachregister.
Blattern, Über die — am Auge. Eine geschichtliche Bemerkung 483 J. Hirschberg,
— Uber Vitiligoflecken der Iris nach — 542 Löwenstein.
— Anleitung zur Entnahme u, Einsendung von Untersachungsmaterial für den Kornealver-
such nach Paul bei — u. blatternverdachtigen Eıkrankungen 26 Paul.
Blenorrhoe, Über Vakzinebehandiung der Augen — 260 Haab.
— behandlung, Vereinfachte — 272 Ochsenius.
Blepharospasmus, Funktioneller — u. Blick nach aufwärts 64 Bachstez.
Blicklahmung, Kongrnitale — 66 Meyer.
Blinde, Muss es — geben? 153 Elschnig. l
Blindenlazarettschule, Die — des Vereiuslazaretts St. Maria Viktoria-Heilanstalt zu Berlin
148 Silex-Hirsch.
— Bericht über unsere 3jährige Tätigkeit an der — des Vereinslazaretts St. Maria Viktoria-
Heilanstalt zu Be:lin 4 Silex u Betty Hirsch.
Blutbild und Augenerkrankunzen 161 Brückner.
Blutserum, Beitrag zur Keuntnis des Verhaltens des — zum Linseneiweiss bei diabetischem
Star 108 Kümell.
Brille, Das Auge u. die — 865 v. Rohr.
— Beiträge zur Entwicklung der Kenntnis von der — 486 v. Pfiugk u. v. Rohr.
— Die Briefe des Franzesko Redi über die Erfindung der — 2 Greeff.
— Physiologische und mathematische Meinungsverschiedenheiten in der Bewertung sphäro-
torischer — 63, 417 Weiss.
— Mathematische u. physiologische Meinungsverschiedenheiten in der Bewertung sphäro-
torischer — 58, 225, 412 Boegehold.
Brillenglaser, Bericht des Ausschusses zur Schaffung von Richtmassen für — u. Brillenglas-
fassungen 51l7a Henker.
— Über die Scheiben für winkelrandige — 321 Weiss,
— Zur Festlegung von Richtmassen für — 60 Henker.
— Geräte zur Darstellung des Sehens durch gute und schlechte — 414 Henker.
Brillenoptiker, Zur Entwicklung der Fachausbildung von — 3 v. Rohr.
Budapest, Atiologische und epivemiologische Beobachtungen bei dem gegenwärtig in — ende-
mischen Biudehautkatarrh 585 v. Nestlinger.
Bulbärreflex, Ein neuer 172 Trömmer.
Bulbi, Über Retractio — congenita 526 Rados.
Bulbusruptur, Ein Beitrag zur Kenntnis der — 349 Milch.
C.
Cataracta senilis incipiens, Bemerkungen zu einigen Arbeiten H. Vogts u. seiner Schüler
über die — 542u Handmann.
Chemotherapie, Bakteriotherapie u. — in der Augenheilkunde 28 v. Szily u. Sternberg.
Chiasma, Ein Fall von intrapialem Gangliogliom ım — 324 Rönne.
Chiasmaverletzung u. Diabetes insipidus nach Frontalkriegsverletzung 350 Pascheff.
Chininamblyopie, Ein Fall von — 169 Lundsgaard.
Chorioidea, Über Ruptur der — als Kriegsverletzung des Auges 126 Bab.
as Über das Auftreten einer Sehnervenentzündung bei — 550b Palich-
\zántó.
— Beitrag zur Frage de: traumatischen Entstehung der — 111 Bensheim.
Chorioiditis, Über luetische — 446 Fuchs.
Chorio-Retinitis tuberculosa, Ober die Einträufelung von Hetol (Natr. cinnamylic.) in die
Konjunktiva bei — 550 Cohn.
Conjunctivitis petrificans, Ein Beitrag zur sogen. — 536 Wirths.
Credé, Über die Behandlung nach — in der Augenheilkunde 529 Cohn.
D.
Dakryozystorhinostomie, Über — mit Modifikationen u. Totalexstirpation mit Rhinostomie
72, 248 Hötte F. A,
Dakryozystostomie, 2 Fälle von Schussverletzungen der Nase mit Verletzung des Tränen-
sackes a. Nebenhöhleneiterung durch intranasale — geheilt 255, 352 Polyák.
Dermoide, Ein durch Missbildungen komplizierter Fall von — des Auges 205 Duplessis.
Deuteranomalie, Über einen Fall von einseitiger angeborener — 403 v. Kries.
Diabetes insipidus, Chiasmaverletzung u. — nach Frontalkriegsverletzung 350 Pasche ff.
Alphabetisches Sachregister. | 271
Diabetischer Star, Beitrag zur Kenntnis des Verhaltens des Blutserums zum Linseneiweiss
bei — 108 Kümmell.
Differentialtonometrie, Sklerokorneale —, eine Prüfung der Elastizitätsverhältuisse der Bul-
buswandung mit besonderer Berücksichtigung des Verhaltens des Alterstarsauges bei
der Operation 395 Bader.
Dikoriasis, Über — 541 Hirschberg.
Dilatator pupillae, Über den — 291 Nicolai.
Diphterische u. diphteroide Erkrankungen des Auges der Heidelberger Augenklinik aus den
Jahren 1913-1916 89 Siegheim.
Dunkeladaptation, Das Verhalten der — bei Erkrankungen der optischen Leitungsbahnen 513
Igersheimer.
— Das Verhalten und die diagnostische Bedeutung der — bei den verschiedenen Erkran-
kungen des Sehnervenstammes. III. Teil: Die funktionellen Erkrankungen des Zen-
tralnervensystems 212 Behr.
Dunkelanpassuug, Untersuchungen über die — des Auges mit Leuchtfarben 213 Best.
Dysenterie-Konjunktivitis 498 Zlocisti.
Dystrophie mit Katarakt, Der heutige Stand von der myotonischen — 166, 294a Hauptmann.
— Über myotonische — mit Katarakt 165, 294 Fleischer.
E.
Edelkastanienfrucht, Schwere Verletzung des Auges durch die Fruchtbecherstacheln der —
356 Wachtler.
Ekzematise, Die Reaktionsweise der — auf Partialantigene 266 Köllner.
— Erkrankungen, Uber die Allergie auf Partialautigene u. die Aussichten einer spezif.
Behandlung bei den — des Auges 531a Köllner u. Filbry.
Elektrargol bei den Kriegsverletzungen des Auges 330a Best.
Embolie, Uber die sogen. — der Art. centr. retinae 562 Oloff.
Enophthalmus, Beobachtungen über traumatischen — in drei Kriegsjahren 145 Pichler.
Entoptische Wahrnehmung, Uber — von Pulsationserscheinungen des Auges 513b K ümm ell.
Entzündliche Erkrankungen, Die — des Sehorgans infolge von Zahnleiden 20 Wirtz R.
Entzündung, Demonstration von Kaninchen u. Präparaten mit toxischer u. anaphylaktischer —
179 Wibant.
Entzündungsvorgänge, Weitere Untersuchungen über die Pharmakologie der — 30 Starken-
stein.
Enucleatio bulbi, Wann und wo kann im Felde die — vorgenommen werden? 128 Berg meister.
Enzephalitis, Schnittserien der Augen, Sehnerven u. des Gehirns eines Falles von akuter,
nn. Arber nicht hämorrhagischer — (Strümpell-Leichtenstern) 497, 563
ehrli.
Eosinophilie, Uber — im Auge 22 Fuchs Ernst.
Epibulbäre Geschwülste, Beiträge zur Kasuistik der malignen — 82 Koenen, Theod.
Epipbora durch Verhornung der Karunkelgegend 427 Peters.
Erblinden, Das sogen. seuchenhafte — der Gemsen (eine ansteckende Hornhaut-Bindehaut-
entzündung) 90, 101 Stroh.
Erblindung, Fall von — durch Likörersatz 10 Hamburger C.
Erysipelas, Phiyktaenuläre Kerato-Konjunktivitis mit Perforation der Cornea während eines
Aufalls von — geheilt 278 Lundsgaard.
Exophthalmus, Über den Zusammenhang zwischen Angendruck u. — u. zwischen Augendruck
u. Hornhautwölbung 507 G. ten Doesschate.
duplex 525 Oppenheim.
Ein ungewöhnlicher Fall von intermittierendem — 253 v. Hippel.
Einseitiger intermittierender — 75 v. Hippel.
Ein Fall von — intermittens 73 Bergmann.
intermittens 257 Zeemann.
Doppelseitiger pulsierender — 77, 147 Salus.
puisans 256 Zeemann, .
11111141
F.
Fachausbildung, Zur Entwicklung der — von Brillenoptikern 3 v. Rohr.
Farben, Zur Systematik der — 405 Ostwald.
Fartenfibel, Physiologische Bemerkungen zu Ostwalds — 221 v. Kries.
XVIII*
272 Alphabetisches Sachregister.
Farbenlehre, Goethe, Schopenhauer u. die — 485 W. Ostwald.
- Farbenmischung, Räumliche — auf der Netzhaut 514 Wanda v. Lempicka.
Farbenpsychologische Analysen, Ergebnisse — an Hirnverletzten 214 Gelb.
Farbensinn, Beiträge zur Frage nach einem — bei Bienen 217 Hess.
Farbensinnuntersuchungen, Uber — in der deutschen Kriegsmarine 223 Oloff.
Farbentiichtigkeit, Übungstherapeutische Versuche zur Steigerung der — eines anomalen Tri- i
chromaten 401 Goldschmidt.
Febris neuroparalytica, Über Tuberkulose als Ätiologie bei der sogen. — (Heerfordt) 9
u. Gjessing, H.
Febris rheumatica, Doppelseitige metastatische Ophthalmie bei — 167 Höeg.
Felde, Über augenärztliche Erfahrungen im — 471 Jess.
— Die augenärztliche Tätigkeit im — 134 v. Grosz.
Feldiazarett, Augenärztliches aus einem — 141 Levi-Sander.
— Augenärztliche Erfahrungen in — 468 Emanuel.
Fernrohrbrille, Zur Entwicklung der — 62 v. Rohr.
— u. Fernrohrlupen 229 Kıessline.
Fettimprägnation, Knötchenförmige Konjunktivitis durch — 530 Elschnig.
Fleckfieber, Die Veränderungen der Bindehaut des Auges bei — 6, 79 Chiari.
Fliezerbrille, Demonstration einer — 203 Zade.
— Über — 504 Löwenstein.
Flüssigkeitswechsel, Zur Physiologie des intraokularen — 210 Seidel.
Foveareflex, Das Verhalten des zentralen — der normalen Retina im fokalen Lichte der
Gullstrandschen Nernstspaltlampe 320 Koeppe.
Band Orbs Über die Wirkung einiger pflanzlicher — auf das Kaninchenauge 177 Kahn,
alter.
Fremdkörper im Auge 137 van der Hoeve.
— Eine weitere Verbesserung der Lagebestimmung von — im Augapfel mit Hilfe der Stereo-
skiagrapbie (Hasselwander) 583 Engelbrecht.
— Kurze Mitteilung über eine einfache rechnerische Lagebestimmung von — im Augapfel
(Netzhaut) 385 Haase.
— Zur Entfernung von nichtmagnetischen — aıs dem Innern des Auges 132 Engelbrecht.
Fremdkörperverletzungen, Zwei Fälle von — in der vorderen Kammer des Auges 478
Mendelssohn.
Funktionsprüfungen, Demonstrationen zu den — des Auges 180 Best.
G.
Gangliogliom, Ein Fall von intrapialem — im Chiasma 324 Rönne.
Ganglion — Der Einstich ins — nach Haertel eine Gefahr für das Auge 378 Neu-
gebauer.
Gefässhautentzündung, Über tuberkulüse — 283 Gilbert.
Gemsen, Das sogen. seuchenhafte Erblinden der — (eine ansteckende Hornhaut-Bindehautent-
zündung) 90, 101 Stroh.
Geschichte der Augenheilkunde: Die Reform der Augenheilkunde 155 Hirschberg, J.
a Zur rörtgenologischen Differenzierung intra- u. extrabulhär sitzender — 387
uborn.
— Zur röntgenologischen Differenzierung intra- u. extrabulbär sitzender — 192 Köhler.
Gesichtsfeld, Das réhrenfirmige — nebst einer Vorrichtung für prismatische Gesichtsfeld-
untersuchungen in verschiedener Eutfernung 510 Goldstein u. Gelb.
Gesichtsfelder, Wettstreit der — 411 Zeemann.
Gesichtsfeldeinengung. konzentrische — 216 Goldstein.
Gesichtsfeldeinschränkung, Über simulierte — 58 Pichler.
Gesichtsfeldstörungen, Über — bei Fliegeroffizieren 50 Doesschate, G. ten.
Gesichtsfeldzentrum, Die Untersuchung des — u. des blınden Flecks mitttels des Universal-
prismenapparats 184 Eppenstein.
Gesichtsverletzungen, Über die Behandlung von — Kriegsbeschädigter, bes. in der Umgebung
des Auges 136 Hessberg.
Giessen, Bericht über die Wirksamkeit der Univ.-Augenklinik zu — vom 1.4. 1907—31. 3. 1908
1 Buschmann.
Glandula lacrymalis, Untersuchungen über die Tumoren der — 426 Pascheff.
Glanzerscheinung, Monokulare Beobachtung einer —. Reizwirkung von Schwarz 211 Baumann.
Glaskörper, Ein Zystizerkus im — (anat. Befund) 450 Stock.
Alphabetisches Sachregister. 273
Glaskörper, Ein interessantes Kennzeichen der Anwesenheit von Kupfer im — 858 Purtscher.
— Die normale Histologie des lebenden menschl. — seiner angeborenen u. vom Alter ab-
hängigen Veränderungen im Bilde der Gullstrandschen Nernstspaltiampe 206, 302
Koeppe, C
Glassplitter im Auge 470 Franke.
Glaukom, Beiträge zur Lehre vom — 552 Hess.
— Beitrag zur Histologie des — 553 Hanssen.
— Zur Pathogenese des — 457 Levinsohn.
— Beitrag zum juvenilen, familiären — 308 Plocher.
— Anatomische Datsrsuchungsn eines kürzlich entstandenen, akuten, inflammatorischen —
(nicht operiert) 310 Thomsen.
— Uber die Ergebnisse der Zyklodialyse u. der ''repanation beim — 312 Zeemann.
— Über Augendruckschwankungen beim — u. ihre Abhängigkeit vom Blutkreislauf 119
Köllner.
Glaucoma simplex, Über den Augendruck beim — u. seine Beziehungen zum Kreislauf 396,
454 Köllner.
Glaukomformen, Die Anschauung von der Entstehung gewisser — durch Pigmentverschiebung
u. ihr Einfluss auf die Wahl der Operationsmethode 309 Schieck.
Glaukomiridektomie, Über eine Verbesserung der Lokalnarkose bei Augenoperationen u. über
die richtige Ausführung der — 384, 453 Haab.
Glaukomlehre, Beiträge zur — 305 Elschnig.
Gliom des Schlifenpols 373 Trönner
— in der linken hinteren Hirnhälfte mit Einwuchs in beide Sehnerven 464 Simons,
— Ein — des Schläfenpols 172 Trömner.
— Über Wesen u. Benennung der —e (Neuroblastome) des Auges 556 B. Fischer.
Gliose, Über diffuse — der Netzhaut u. inre Beziehungen zur Angiomatosis retinae 123
- v. Hippel.
Goethe, Schar ei haudr u. die Farbenlehre 485 W. Ostwald.
Goldküste, Chirurgische und ophthalmologische Erfahrungen von der — 484 Huppenbauer.
Goldpräparate, Erfahrungen mit organischen — in der Augenheilkunde 35 Schnaudigel.
Gonorrhoe, Über Erfahrungen in der Behandlung der Augen — mit Typhusvakzine u. Ver-
besserung der Lokalanästhesie bei Augenoperationen 187, 261 Haab.
Granatsplitterverletzungen, Die besondere Mechanik tangentialer — des Bulbus 360 Wessely.
Griffelverletzungen, Beitrag zur Kasuistik der Orbitalverletzungen: — mit letalem Ausgang
361 Zehner.
Gullstrandsche Nernstspaltlampe, Die Fortschritte in der Anwendung der — nebst Be-
merkungen über die opbthalmologisch-optischen sowie praktisch-technischen Grenzen
dieser Untersuchungsmethoden 503 Koeppe.
— — Die Untersuchung des Auges im polarisierten Lichte der — 195 Koeppe.
— — Die Untersuchung der lebenden menschl. Linse mit — u. binokularem Zeissschem
Cornealmikroskop (Henker sche Montierung) : Die Diskontinuitätsflächen der normalen
menschl. Linse 298 Vogt.
Gumma des Uvealtraktus, Ein Fall von — mit Durchbruch nach aussen durch die Sklera
nebst anatom. Untersuchung des Bulbus 114 Uhthoff.
H.
Hämangiom, Bilaterale angeborene Anophthalmie mit — des rechten Augenlids 41 Giose ffi.
Hamatoidinkrystalle, Ein Fall von — in der Vorderkammer 351 Pichler.
Halsmark, Schussverletzung des unteren —, günstiger Operationserfolg. Einseitige will-
kürl. Pupillenerweiterung 293 Reitsch u. Röper.
Hemeralopie, Bericht über 300 Untersuchungen auf — 52 Meyer.
— Ein einfaches Radiumadaptometer zur Untersuchung auf — 389 Stargardt.
— Beobachtungen über Skorbut u. — 511 Hift.
— Adaptationsstörungen auf sympathischem Wege, sowie Demonstrationen von Gesichts.
eldern bei erworbener — 218, 303 Jess. :
Hemianopsia inferior, Kasuistischer Beitrag zur Frage der — 222, 348 Mendel.
Hemianopsie, Über einen Fall von Quadranten — nach Schussveiletzung des Hinterhaupts
im Felde 477 Loeser.
Hemicrania ophthalmica, Beiträge zur — 460 Hansen.
Herin ge Theorie des Tiefensehens, das Panumsche Phänomen u. die Doppelfunktion 402
enning.
274 Alphabetisches Sachregister.
Herpes corneae febrilis bei Malaria 7, 92, 163, 274 Düring M. u. Huber O.
— zoster nasofrontalis mit ausgedehnten Augenmuskellähmungen 422 Löffler.
Herpetische Augenerkrankungen, Über — 381 Vossius.
Heterochromia iridis, Über verschiedene Arten von — 284 v. Herrenschwand.
Hetol, Über die Einträufelung von — (Natr. cinnamylic) in die Konjunktiva bei Chorio-
Retinitis tuberkulosa.
Hirndruck, Uber das Verhalten des - (Lumbaldrucks) bei Erkrankungen der äusseren Augen-
muskeln 234 Heine.
Hirntumor, Ein seltener Fall von — 168, 368 Kaufmann.
Holzhacker. Der — als Staroperateur 127 Berger, Eugen.
Hornhaut, Über Faltung u. Knickung der — 276 Fuchs.
— Epithelstreifenerkrankung der —. Ein neues Krankheitsbild auf neurotischer Grundlage
282 v. Szily, A.
— Ein Fall von —— bandförmiger Trübung der — auf beiden Augen bei einem 8 jähr.
Mädchen mit teilweise erhaltener Sehkraft u. hinteren Synechien 102 Uhthoff.
Hornhautentzündung, Uber anfallsweise auftretende parenchymatöse — (Keratitis anaphy-
lactica) u. über die Entstehung des Pannus im Verlauf der Körnerkrankheit 96
Löwenstein.
Hornhauthinterfläche, Über die angeborenen zentralen Defekte der —, sowie über ange-
borene Hornhautstaphylume 42, 93a v. Hippel.
Hornbautmikroskop, Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe und dem — 449,
455 Koeppe.
Hornhauttrübung, Uber gürtelförmige — 437 Fuchs. |
Hunde, Versuche über die Fähigkeit der — zur Bildung von optischen Assoziationen 516
Szymansky. `
Hydrophthalmus conzenitus, Über die Trepanation beim — 806, 452 Fleischer.
Hypophysentumor, Ein durch Röntgenbestrablung gebesserter Fall von — 489 Fleischer
u. Jüngling.
— Über die nichtchirurgische Bebandlung, insbesondere über Strahlenbehandlung der — 372
v. Szily u. Küpferle.
Hypophysisvorderlappen, Atrophie deg — u. hypophysäre Kachexie 371 Simmonds.
Hysterie, Ein Beitrag zur okulären — u. ihrer Therapie 370, 879 Raether.
I.
Idiosynkrasie, Über — gegen Quecksilber 174 Gjessing.
Idiotie, Beitrag zur Lehre der amaurotischen — 125 Westphal.
Ikterus, Akkommodationslähmung bei — 415 Hilbert.
Impferkrankungen, Über — des Auges 245, 273 Traumann.
Instrumente, Die augenärztl. — der alten Griechen 191 Hirschberg.
Intoxikationen, Über Sehstörungen durch — 492 v. Krüdener.
Eiaon ware Saftströmung, Experimentelle Untersuchungen über die Quelle u. den Verlauf
er — 46 Seidel.
Iridozyklitis, Über einen Fall von ungewöhnlich schwerer gonorrhoischer — u. Neuritis
optica 103, 122 v. Hippel.
— plastica, Schwerste Keratitis parenchymatosa u. — e lue hereditaria 439 Pick.
Iris, Wurmförmige Zusammenziehungen des Ringmuskels der —. Ektropium uveae congeni-
tum 443 Peters.
Irisausreissung, Totale —, Ersatz durch Schalenauge 479 Pichler.
Irisblatt, Über die angeborenen Defekte des vordern — 390 Bitter, M.
Iriserkrankungen, Über die Spezifität der einzelnen Beschlägeformationen der Hornbauthinter-
fläche bei einigen — im Bilde der Nernstspaltlampe nebst Bemerkungen über das
dabei zu beobachtende Verhalten des Kammerwassers 285 Koeppe.
Irisstroma, Radiäre Einrisse des — bei intaktem Pigmentepithel 336 Frenzel.
K.
Kampimetrie, Zur — nach Bjerrum 32 Fleischer.
Karzinom, Strahlentherapie bei epibulbärem — 435 Plocher.
Katarakt, Neuere Experimentalforschungen über die verschiedenen Formen der angeborenen
— u. ihre Bedeutung für die allgemeine Missbildungslelire 208 v. Szily.
| Alphabetisches Sachregister. 275
Kataraktgenese, Zur Frage der —, insbes. der C. v. Hessschen Hypothese u. seiner Lehre
| vom subkapsulären Beginn des Rindenstares 445 Vogt.
Keratitis disciformis, Ein Fall von — 220 Rönne.
—e —— Ein pathologisch-anatom. Beitrag zur — im Anfangsstadium 540 Pindi-
kowski.
Keratitis parenchymatosa, Über Beziehungen zwischen — u. Wachstum 494 Stählı.
— Schwerste — u. Iridocyclitis plastica e lue hereditaria 439 Pick.
— Demonstration einer Patientin mit — des rechten Auges auf hereditär-luetischer Basis,
durch intravenöse Urotropininjektionen geheilt 100 O. Sachs.
— Demonstration eines 16 jähr. Jungen mit einem —- Recidiv 539 Igersheimer.
Keratitis pustuliformis, Zur Ätiologie der — profunda 97. 279 J. Meller.
Keratokonus, Die Korrektion des — durch die Müllerschen Schalen 538 Eperon.
— Uber die Behandlung des — mit Müllerschen Kontaktgläsern 93 v. Hippel.
— Über den Fleischerschen Riug bei — u. eine neue typische Epithelpigmentation der
normalen Kornea 440 Stähli.
Kinderekzeme, Zur Behandlung der — mit Röntgenstrahlen 190 Jadassohn.
Kinematographie, Erwiderung an Dr. Haas über die verdoppelnde u. vereinfachende — u.
die kinematographische Natur des binokularen Sehens 406 Pikler.
Kleinhirnherde, Über kontinuierliche rhythmische Krämpfe bei — 236 Klien.
Klinische Betrachtungen 504a Lohmann.
Knochenbrüchigkeit, Blaue Sklera, — u. Schwerhörigkeit 13, 94 van der J. Hoeve u.
A. de Kleyn.
Körnerkrankheit, Über die Entstehung des Pannus im Verlauf der — 85 A. Löwenstein
— Die — in den Verein gten Staaten von Amerika 80 Hirschberg J.
Konjunktivitis, Knötchenförmige — durch Fettimprägnation 530 Elschnig.
Konstantinopel, Augenerkrankungen in — 330 Bartels.
Kontusionstrübung, Zur Entstehung der — der Linsenvorderfliche (Vossius) 339 Hesse.
Koptbewegungen, Über die typischen -- (rudim Kopfnystagmus) des Säuglings, als Teil-
erscheinung der vestibulären Drehreaktion 419 Gatscher.
Krämpfe, Über kontinuierliche rhythmische — bei Kleinhirnherden 236 Klien.
Kreislauf, Die Beziehungen zw. Augendruck u. allgemeinem — 397 Wessely.
Kriege, Erfahrungen auf dem Gebiet der Augenheilkunde im — 138 Hönig.
— Die Augenheilkunde im — 140 Klingelhöffer. |
— Die Augenheilkunde im — 133 v. Grosz.
— Einwirkungen des — auf die Augenerkrankungen in der Heimat 481 Szymanowski.
Kriegsaugenheilkunde, Atlas der — 157 v. Szily.
Kriegsbrauchbarkeit, Über — bei Augenveränderungen unter Berücksichtigung der Gewoh-
nung 149 Stülz.
Kriegsbrillen, Zur Verordnung von — 230 Oppenheimer.
Kriegsverletzungen, Über — des Auges durch gesteigerten Luftdruck platzender Geschosse
135 Hanke.
Kupfer, Ein interessantes Kennzeichen der Anwesenheit von — im Glaskörper 353 Purtscher.
— Bemerkungen zur Frage der Linsentrübungen u. Regenbogenfarben der Linsenbilder bei
Anwesenheit von — im Auge 543 Purtscher.
— Linsenveränderungen bei Anwesenheit von — im Auge 475 Kümmell.
— Scheintrübung u. Farbenschillern der Linse bei Verweilen eines — haltigen Fremd-
körpers im Auge 547 Klauber.
L.
Labyrinthreflexe, Tonische — auf die Augen 23 van der Hoeve u. A. de Kleyn.
Lagebestimmung, Kurze Mitteilung über eine einfache, rechnerische — von Fremdkörpern
im Augapfel (Netzhaut) 58> Haase.
— Eine weitere Verbesserung der — von Fremdkörpern im Augapfel mit Hilfe der Stereo-
skiagrapbie (Hasselwander) 383 Engelbrecht.
Landoltsche Ring, Ver leuchtende — zur Feststellung der Leistungsfähigkeit der Augen
im Dunkeln 182 Cramer.
Leitungsbahn, Über die Wirkung des Liquordrucks u. druckentlastender Eingriffe auf die
optische — 491, 559 Igersheimer.
Leukämische Augenveränderungeen, Über — 16, 25 Kimmel].
Licht u. Leben 178 Schanz, Fritz.
— Schädigungen des Auges durch — 545 van der Hoeve,
276 Alphabetisches Sachregister.
Licht, Biochemische Wirkungen des — 515 Schanz.
Lichtquellen. Netzhautschädigungen durch kurze Einwirkung starker künstlicher - 560
Klauber.
Lichtscheues Auge, Eine neue Vorrichtung zum Schutze des — u. operierten Auges 31
Beykowsky.
Lichtsinnprüfung, Über — im Felde 517 Wiese.
— Über — für militärische Zwecke 512 Hilleman ns.
Lidbulbuszysten, Demonstration anatom. Präparate dreier Fälle von — mit Mikrophthalmus
209 Uhthoff.
Lider, Auffallende Dunkelfärbung der unteren — als erbliche Anomalie 207 R. Peters.
Lidersatz, Die Erfolge der Ohrknorpelplastik bei künstl. — 424 Hartwich.
Lidplastik. Beitrag zur — bei Anophthalmus 337 Goldschmidt.
Lidschlag, Die Bedeutung des Tarsus palpebrae u. das mechan. Prinzip des — 523a Has-
selmann.
Lidschlag- u Tränenreflex, Unbekannter — 420 Kisch.
Lidspalte, Zur Differentialdiagnose der Flecken in der — 434 Ebstein.
Linse, Experimentelle Untersuchungen über den Mazerationsverfall der menschl. u. der
tierischen — 377 Meier.
— Über einen Fall von Stichverletzung der — mit rezidivierender Entzündung der Linse
296, 346 Meisel.
—- Faltenartige Bildungen in der senilen —, wahrscheinlich als Ausdruck lamellarer Zer-
klüftung 109 Vogt.
— Zur Kenntnis der Alterskernvorderfläche der menschl. — mit besonderer Berücksichtigung
der C. v. Hessschen Anschauungen 444 Vogt.
— Scheintrübung u. Farbenschillern der — bei Verweilen eines kupferhaltigen Fremdkörper»
im Auge 547 Klauber.
— Die optische Heterogenität der — 544 van der Hoeve.
— Die Untersuchung der lebenden menschl. — mit Gullstrandscher Spaltlampe u. bino-
kularem Zeissschem Kornealmikroskop (Henkersche Montierung). Die Diskon-
tinuitätsflächen der normalen menschl. Linse 298 Vogt.
— Das Verhalten der menschl. — in bezug auf die Form von Alterstrübungen bei 166 Per-
sonen im Alter von 51—61 Jahren 546 Horlacher.
Linsenfläche, Ringtrühungen der vorderen — 472 Klauber.
Linsentrübungen, Untersuchung über Häufigkeit u. Lokalisation von — bei 401 Personen von
7—21 Jabren. Ein Beitrag zur Kenntnis des Kataraktbeginns 107 Krenger.
— Bemerkungen zur Frage der — u. Regenbogenfarben der Linsenbilder bei Anwesenheit
von Kupfer im Auge 548 Purtscher.
— Senile Makuladegeneration u. senile — 545, 558 van der Hoeve.
Linsenveränderungen bei Anwesenheit von Kupfer im Auge 475 Kümmell.
Linsenverletzungen, Spätresultate von — 469 Franceschetti-Spitzer.
Linsenvorderfläche, Zur Entstehung der Kontusionstrübung der — (Vossius) 339 Hesse.
Liquordruck, Über die Wirkung des — u. druckentlastender Eingriffe auf die optische
Leitungsbahn 491, 559 Igersheimer.
Lokalanästhesie, Durch — verursachte Optikusaffektion 146 Rejtd.
— Über nung der — bei Behandlung phlegmonöser Tränensackerkrankungen 199,
250 Seidel.
— Über Erfabrungen in der Behandlung der Augengonorrhoe mit Typhusvakzine u. Ver-
besserung der — bei Augenoperationen 187, 261 Haab.
pera NIE, Beitrag zur genauen — der orbitalen Steckschüsse durch klinische Symptome
3 att.
Lokalnarkose, Über eine Verbesserung der — bei Augenoperationen u. über die richtige
Ausführung der Glaukom Iridektomie 384, 453 Haab.
Lues, Neuritis optica bei gleichzeitig bestehender sekundärer, unbebandelter — 120
Arning.
Luxatio bulbi. Uber einen Fall von — traumatica 466 Baumgärtner.
Luxation des Bulbus, Ein Fall von spontaner — 151 Weigelin.
Lymphgefässe, Über die feinere Anordnung u. das Verhalten der — in der Conjunctiva
bulbi u. der Episklera unter normalen u. pathologischen Bedingungen 394 K oe ppe.
Lymphome, Leukämische u. aleukämische epibulbäre — 493 Löwenstein,
Alphabetisches Sachregister. 277
M.
Macula centralis, Die — im rotfıeien Licht 316 Gullstrand.
Makula-Degeneration, Senile — und senile Linsentrübung 558 van der Hoeve.
— Schädigungen des Auges durch Licht, senile Linsentrübungen und senile — 545 van
der Hoeve.
Makulagegend, Über familiäre Degeneration der — des Auges mit und ohne psychischen
Störungen 326 Stargardt.
Macula lutea, Über Beteiligung der — an Erkrankungen des Auges 458 Fuchs.
Macula retinae, Zur Farbe der — 327 Vogt.
Magnetiypen, Über die Leistungsfühigkeit der verschiedenen — 189, 338 Hertel.
Malaria, Herpes cornese febrilis bei — 163, 274 Düring.
— Herpes corneae febrilis bei — 7, 92 M. Düring u. O. Huber.
Masern, Neuritis optici und Iridocyclit's infolge von Masern 8 A. Eppenstein.
Megalo-cornea. Über — 118 Boas.
Melanosarkom, Über einen klinisch bemerkenswerten Fall von — der Lidbindehaut 268
Kreuer.
Melanose, Über die Funktion des Auges bei der angeborenen — 409 Stargardt.
Melanosis corneae 4 Fälle von — 442 Waardenburg.
Meningitis cerebrospinalis epidemica, Augenstörungen bei — 162 Doeschate.
Microphthalmus congenitus, Ein — mit Membrana pupillaris persistens Corneae adhaerens
und anderen Anomalien 43 Meisner.
Mikuliczsche Erkrankung, Ein Beitrag zur Beziehung der — zur Tuberkulose der Tränen-
drüsen 246 Detzel.
— — Ein Fall von — 12 Hörhammer.
Mikuliczsche Krankheit, Über die — in Beziehung zur Pseudoleukämie 251 Steiger.
Milch, rasche Abheilung eines Falles von Augentripper nach kinspritzung von 10 ccm steri-
lisierter Milch 271 Nussbaum.
Milchinjektionen. Über den Wert der — bei Augenerkrankungen 382 Berneand.
— A prophylaktische — bei Augenoperationen. B Heilung der Augenblennorrhoe durch —
534, 500 Müller.
Milchtherapie, Ober — 27 Reiter.
Minenverletzungen, Uber — 129 Beykowski.
Morbus Addisonii, Ein Fall von tiefgreifender einseitiger Hornhauterkrankung bei — aus
Sektionsbefand 441 Uhthoff.
Munitionsarbeiter, Augenschädigungen bei — 333 Cords.
Myasthenie, Ein Fall von — bei einem 3'/: jähr. Kinde 421 Krisch.
Myelitis, acute retrobulbäre Sehnervenentzündung bei — mit Sektionsbefund 366, 457 a
Abelsdorff.
Myelom, Ein — im Augeninnern 465 Stock.
Myopie, Über die Progression der — 57 Blegvad.
— —— bei — 357 Wätzold.
N.
Nachtblinder, Einige Bemerkungen zur Untersuchung — 49 Birch -Hirschfeld.
Nachtblindbeit, Über — 398 Best.
— Über — als Ausfallserscheinung infolge Ernährungsstörungen im Felde 400 Gelencser.
— Die Ursache der sogen. genuinen — 220 Koeppe.
Nebenhdblenerkrankungen, Okkulte — u. Neuritis optica 74 A. Heuser u. P. Haren.
eee AO: Klinische Beobachtungen mit der — und dem Hornhautmikroskop 449,
oeppe.
— Über 2 weitere. bisher nicht beschriebene Hornhautveränderungen im Bilde der —
(Keratitis epithelialis punctata u. Dystrophia hyaliniformis lamellosa corneae) 95
Koeppe.
— Über die Spezifität der einzelnen Beschlägeformationen der Hornbauthinterfläche bei
einigen lriserkrankungen im Bilde der — nebst Bemerkungen über das dabei zu
beobachtende Verhalten des Kammerwassers 288 Koeppe.
— Die normale Histologie des lebenden menschl. Glaskörpers, seiner angeb. u. vom Alter
abhängigen Veränderungen im Bilde der Gullstrandschen — 206, 302 Koeppe.
Nervenschädigungen, seltene — durch Schussverletzung 334 C ords.
Nervus oculomotorius, Isolierte traumat. Paresis des — 850 Pascheff.
278 Alphabetisches Suchregister.
Neubildung, Zur Veränderung des Auges durch Druck einer orbitalen Neubildung 76, 254
v. Hippel.
Neuritis optica bei gleichzeitig bestehender sekundärer unbehandelter Lues 120 Arning.
— — Über einen Fall von ungewöhnlich schwerer gonorrhoischor Iridozyklitis u. — 103,
122 v. Hippel.
— — Okkulte Nebenhöhlenerkrankungen u. — 74 A. Heuser u. P. Haren.
Neuritis optici acuta luetica 813 Arning.
— — u. lridozyklitis infolge von Masern 8 A. Eppenstein.
Neurotomia optico-ciliaris. Zur Technik der — 115 Axenfeld.
Netzhaut, Uber angioide Pigmentstreifenbildung der — 124 Köhne.
— Über — Gliose der — und ihre Beziehungen zur Angiomatosis retinae 123
v. Hippel.
— Räumliche' Farbenmischung auf der — 514 Lempicka.
Netzbautablösung, Die Erfolge der operativen Behandlung der — 554 Deutschmann.
— Weitere Mitteilungen über operative Behandlung der — u. ihre Erfolge 315 Deutsch-
mann.
Netzhautatrophie, Ein ophthalmoskopisches Symptom der — im Gefulge von Netzhaut- u.
Sehnervenerkrankungen, insbes. von Neuritis retrobulbaris 328 Vogt.
Netzhautgangliom, Beitrag zur Strahlenbehandlung des — 321 Kümmell.
— Regressive Veränderungen im — 323 Rados.
Netzhautschädigungen durch kurze Einwirkung starker künstl. Lichtquellen 560 Klauber.
Netzhautspaltung, Zur Entstehung der — bei intraokularem Aderhautsarkom 299 Ballaban.
Netzhautzentrum, Die Lösung der Streitfrage, ob das lebende — eine gelbe Farbe besitzt
oder nicht 561 Koeppe. |
Nierenentzündung, Augenerkrankungen bei — 158 Bergemann.
Nystagmographie, Eine neue Methode der klinischen — 196, 237 Majewski.
Nystagmus, Über vestibuläre Augenreflexe. 1. Uber die Entstehungsursaclie des kalorischen
— nach Versuchen an Katzen u. Kaninchen 24 de Kleyn u. Storm v. Leeuwen.
— Über den Einfluss des zweiäugigen Sehens auf den — 67 Ohm.
— Grosshirnrinden — bei einem Soldaten 233 Geller u. Ohm.
— rotatorius, Zur Lokalisation des — 68 Schwartz.
O.
Obliquus inferior, Hyperaktion des — 243 Rönne.
Oedem des Sehnervenkopfes, klinische u. histolog. Beobachtungen über das — bei Gehirn-
verletzten 319, 342 Klauber.
Ohr u. Auge 239 Ohm.
Okulomotoriuskern, Klinisch-anatom. Untersuchung über den — 392 Brouwer.
Ophthalmia militaris, — in der K. u. K. Armee 87 Pichler Alex.
Ophthalmie, Das Auftreten der sympathischen — trotz erfolgter Präventivenukleation u.
seine Bedeutung für die Lehre von der Entstehung der Krankheit 304 Schieck.
— Über einen ungewöhnlichen Fall von sympathischer — nach Kriegsverletzung 117 Star-
gardt. |
— Doppelseitige metastatische — bei febris rheumatica 167 Höeg.
— Ein Fall von doppelseitiger metastatischer — 551 Wilms.
— Uber metastatische — bei Appendicitis 448 Gelling.
— Über sympathische — nach Exenteration des anderen Auges 116 Burchardt.
Optik, Physiol. — dargestellt fur Naturwissenschaftler 364’ W. u. R. Panli.
Optikerschule, Zur Gründung der Jenaer — 154 Henker.
Optikusaffektion, Durch Lokalaniisthesie verursachte — 146 Rejtö.
Optochin, Intraokulärer Gebrauch von — 175 Hoeg.
Optochinamblyopie, Über — 17, 170 v. Oepen.
Optochinerkrankungen, Über — des Auges 11 Hensen.
Optochintherapie, Zur — u. Optochinamblyopie 160 Bleich.
Orbita, Die pralle Durchblutung der — 430 Cords.
Orbitalverletzungen 467 Cords.
— Beitrag zur Kasuistik der — a) Griffelverletzung mit letalem Ausgang. b) Pseudoprolaps
der Tränendrüse 361 Zehner.
Ostwalds Farbenfibel, Physiol. Bemerkungen zu — 221 v. Kries.
Alphabetisches Sachregister. 279
P.
Panophthalmie, Über — 301 v. d. Hoeve.
Papillenödem bei traumat. Zirkulationsstörungen im Auge 472 Klauber.
Papillo-makuläres Bündel, Über Erkrankungen des — im Sehnerven u. ihre Beziehungen zu
den Nebenhöhlen der Nase 369 Meesmann.
Parinaudsche Konjunktivitis, Über das Wesen der — 263 v. Herrenschwand.
— — Über — 258 Klausen.
Partialantigene, Über die Allergie auf — u. die Aussichten einer spezif. Behandlung bei den
ekzematösen Erkrankungen des Auges 53la Köllner u. Filbry.
— Die Reaktion der Ekzematösen auf — 266 Köllner.
Pemphigus, Uber Schleimhaut- — 496 Thost.
Perimetrie, Untersuchungen über die Methoden der klinischen — 50la Hess.
Phlyktänuläre Kerato-Konjunktivitis mit Perforation der Kornea während eines Anfalles von
Erysipelas geheilt 270, 278 Lundagaard.
Photographie, Apparate zur — des Augenhintergrundes 202 Wertheim.
Photometrie, Eine neue Methode zur heterochromen — 55 Stenholm.
Phtiriasis der Lider mit Follikularkatarrh 68a Stargardt.
Pigmentstreifenbildung, Uber angioide — der Netzhaut 124 Köhne.
Pilzgeschwür, Ein — am Augenlid 423 Caspar.
Proboscis lateralis, Ein Fall von — 44 Tendlau, Anna.
Prothese, Die Lidbulbus- —- 844 Lauber.
Prowaczeksche Einschlüsse, Zur Morphologie der — 269 Löwenstein.
Pseudoleukämie, Über die Mikuliczsche Krankheit in Beziehung zur — 251 Steiger.
Pseudotuberkulose, Über — durch Raupenhaare 300, 340 v. Hippel.
Psychologische Analysen birnpathologischer Fälle auf Grund von Untersuchungen Hirnver-
letzter 215 Goldstein u. Gelb.
Pulsationserscheinungen, Uber entoptische Wahrnehmungen von — des Auges 513b Ktimmell.
Punktal- u. Katralgläser, Ober die prakt. Bedeutuu.g der Zeissschen — — 61 Rönne.
— — Schlusswort zu dem Aufsatz Rinnes: Uber die prakt. Bedeutung der Zeissschen
— — 226 Boegehold.
Pupillarabschluss, Über den physiol. — 45. Kahn.
Pupillenabschluss, Über den physiol. — 47 Seidel.
Pupillen, Das Verhalten der — beim traumat. Hirndruck 286 Hoessly.
Pupillenbewegung, Beiträge zur — 292 v. Pflugk.
Pupillenreaktion in bewusstlosem Zustand 105 Zsak ó.
Pupillenstarre, 3 Beobachtungen einseitiger reflektorischer — 289 Krueger.
— Nicht luetisch bedingte, reflektorische —? 290 Mayer.
— Zur Frage der patholog.-anatom. Grundlage der reflektorischen — 104 Reichardt.
Purkinje, Ober Jobannes Evangelista — u. seine Werke. Purkinjes entoptische Pha-
nomene 224 Thomsen.
Q.
Quecksilber, Über Idiosynkrasie gegen — 174 Gjessing.
R.
Radiumadaptometer. Ein einfaches — zur Untersuchung auf Hemeralopie 389 Stargardt.
ANWEnp ID RE, Über die Beteiligung des Kontrastes an der elementaren physiol. — 219
ipfer.
Raummessung, Über — mittelst Stereuskopie 56 Trendelenburg.
Raumwahrnehmung, Über eine Störung der optischen — bei Vestibularerkrankung sowie über
Störungen des haptischen Raumsinnes 410 v. Weizsäcker.
Raupenhaare, Über Pseudotuberkulose durch — 300, 340 v. Hippel.
Rayleighgleichung, Zur Analyse der — der anomalen ‘Trichromaten 513a Köllner.
Redi, Die Briefe des Franzesko — über die Erfindung der Brillen 2 Greeff.
Refraktion, Zur Frage der Beziehungen zw. — u. dem Werke des Malers 518 Isakowitz.
Refraktionsanomalien u. Sehvermögen 519 Mügge.
Refraktionsveränderungen, Über — nach u. während der Heilung von Augenverletzungen
354 Rosenhauch.
Regenbogenhaut, Überstreuung der — mit Steinstaub 142 Pichler.
Repetitorium der Augenheilkunde 362 Gebb.
280 Alphabetisches Sachregister.
Retina, Thrombus in der — 462 Pick.
Riesenmagnet, Ein im Felde gebauter — 183 Emanuel.
Röntgendiagnose, Über die Anwendung des Trendelenburgschen Verfahrens bei der —
intraokulärer Fremdkörper 185 Fleischer.
Röntgenkunde, Demonstrationen aus dem Gebiete der — 335 Franke.
Röntgenologische Bemerkungen zur Arbeit von J. van der Hoeve u. de Kleyn 18
Stenvers.
Röntgenstrahlen, Die — in der Augenheilkunde 156 Salzer.
— Zur Behandlung der Kinder-Ekzeme mit — 190 Jadassohn.
S.
Saftströmung, Experimentelle Untersuchungen über die Quelle u. deu Verlauf der intraoku-
laren — 46 Seidel.
Sarkome, Beitrag zur Frage der traumat. Entstehung der Chorioidal- — 111 Bensheim.
— Beitrag zur Kenntnis der Ziliarkörper- — 112 Feder.
Schichtstar, Über traumatischen — 110 Walter.
Schielen, Einige Abbildungen von vestibulärem — 238 Ohm.
— Ein Fall von erworbenem Augenzittern u. — 210 Ohm.
Schopenhauer, Goethe — u. die Farbenlehre 485 Ostwald.
Schussverletzung, Seltene Nervenschädigungen durch — 334 Cords.
Schussverletzungen, Über — der Augenhöble 476 Lauber.
Schwerhörigkeit, Blaue Sklera, Knochenbrüchigkeit u. — 13, 94 v.d Hoeve u. A. de Kleyn.
Sehbahn, Zur Pathologie der — 317 Igersheimer. |
— Leitungsstörungen der — durch Druck vom Subarachnoidalraum u. Ventrikelsystem 318
Igersheimer.
— Zur Pathologie der — II. 461 Igersbeimer. |
— Zur Pathologie der — lIl: Das Verhalten der Dunkeladaptation bei Erkrankungen der
optischen Leitungsbahnen 513 Igersheimer.
Sehbahnen, — Die Schussverletzungen der zentralen — u. des Sehzentrums 54 Sänger.
— Historisches zur Lehre von der topographischen Anordnung in den — u. -Zentren 43a Pick.
— Die Verletzungen der — des Gehirns mit bes. Berücksichtigung der Kriegsverletzungen
H. Wilbrand u. A. Sänger.
Sehen, Beiträge zur Physiologie des — 508 Baumann.
Sehhirn, Untersuchungen an -— -Verletzten 399 Busch.
Sehnerven, Anatom. Befund bei traumat. Ausreissung des — 341 v. Hippel.
Sehnervenentzündung, Akute retrobulbäre Sehnervenentzündung bei Myelitis mit Sektions-
befund 366, 457a Abelsdorff.
— Uber das Auftreten einer — bei Chorioidalsarkomen 550b Palich-SzäAnto.
— Die klinischen Erscheinungsformen der tuberkulösen — 320a Kramer.
Sehnervenkopf, Klinische u. histol. Beobachtungen über das Ödem des — bei Gehirnverletzten
319, 342 Klauber.
— Über Pigmentation, markhaltige Nervenfasern des — 555 Fejér.
_ Sehnervenpapille, Ein Riesentuberkel der — 558a Hirsch.
— Ein Fall von doppelseitiger tiefer Exkavation der — bei völlig erhaltener normaler Seh-
schärfe 311 Weill. ;
Sehnerventuberkulose, Fünf Fälle von — nebst einigen allgemeinen Bemerkungen über Tuber-
kulinbehandlung 463 Siedler-Huguenin.
Sehprüfung u. Sehproben 36 Weiss.
Sehschärfe, Die — als Mass für die Funktion der Netzhaut 408 Snellen.
— Eine wesentliche Verbesserung der — durch stenopäischen Spalt 51 Jahon.
Sehschärfeprüfung, Zur Theorie u. Praxis der — 38 Wolffberg.
Sehstörungen, Über — durch Intoxikationen 492 v. Krüdener. š
— Zur Kenntnis der — nach Blutverlust 171 Pinkus.
Sebstrahlung, Über die — des Menschen 39 Brouwer.
Sehzentrum, Uber die Rindenlokalisation des — auf Grund der Verletzung der zentralen
Sehbahnen durch Schädelschüsse 407 Sänger.
— Zur Lage des — 391 Brodmann.
Sitzungsbericht der mediz. Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Kultur zu
Breslau 150 Uhthoff.
Auen or lalaehle Erörterung über — nebst einer Übersicht über 398 Untersuchangen
l olff.
— Zur — des Astigmatismus 195a Lindner.
Alphabetisches Sachregister. 281
Sklera, Blaue —, Knoehenbrüchigkeit u. Schwerhörigkeit 13, 94 v. d. Hoeve u. de Kleyn.
Skorbut, Beobachtungen über — u. Hemeralopie 511 Hift.
— Okulare Störungen bei — 488, 509 Blatt.
Skotome, Simulation u. Aggravation zentraler — 343 Klauber.
Skrophulöse Augenaffektionen, Zur Ätiologie u. Prophylaxe der — 495 Steiner.
Sphinkter pupillae, Über den — 393 Fuchs.
Splitterverletzungen, Die nichtperforierenden — des vorderen Augenabschnitts 143 Pichler.
Staphyloma corneae, Zur Anatomie des — 275 Fuchs.
SPANUnES Tepe Das histologische Verhalten der — im Augenhindergrundsmikroskop 825
chieck.
Steckschü:se, Beitrag zur genauen Lokalisierung der orbitalen — durch klinische Symptome
331 Blatt. |
Steinstaub, Überstreuung der Regenbogenhaut mit — 142 Pichler.
Stereoskiagraphie, Eine weitere Verbesserung der Lagebestimmung von Fremdkörpern im
Augapfel mit Hilfe der — (Hasselwander) 3x3 Engelbrecht.
Strahlenbehandlung, Die — des Auges. 1. Mitteilung: Experimentelle und klinische Beiträge
zur Bestrahlung der Cornea mit ultraviolettem Licht 21 Chotzen u. Kuznitzky.
— Beitrag zur — des Netzhautglioms 321 Kümmell.
— Über Versuche mit — am Auge u. den Lidern 176 v. Hippel.
Strahlentherapie, Intraokulare — 173 Axenfeld.
-- Weitere Erfahrungen über intraokulare — 314 Axenfeld.
— beim epibulbären Karzinom 435 Plocher.
Stumpfbildung des Augapfels durch Einpflanzung lebenden Knochens 197 Oehlecker,
— Verbesserung der — nach operativer Entfernung des Auges 181 Clausen.
— Zur Frage der — nach Entfernung des Augapfels 188 Hanssen.
Sympathikuslihmung durch Abkühlung des Mittelohrs beim Ausspritzen des Gehörgangs der
Katze mit kaltem Wasser 287 de Kleijn u. Magnus.
Sympathische Reizung, Über dıe sogen. — 552 Peters.
Synchysis scintillans, Ein Beitrag zur Genese u. zum Bilde der — 450 Wiegmann.
T.
Tabes infantilis, Ein Beitrag zur Ätiologie u. Symptomatologie der — 374 Unger.
Tätowierung, Intrakorneale — 34, 98 Rothschild.
Tarsoplastik durch Umwendung des verkrümmten Teiles des Lidknorpels 523 Blaskovics.
Tarsus palpebrae, Die Bedeutung des — u. das mechanistische Prinzip des Lidschlags 528a
Hasselmann.
Thrombose, Ein Beitrag zur Lehre von der — der Vena centralis retinae 121 Blass.
Tbrombus in der Retina 462 Pick.
Tiefenlokalisation, Versuche zu einer Methode, die sekundären Motive der — messend zu
beobachten, nebst Bemerkungen über die Gewöhnung an das einäugige Sehen 48
Ascher, K. W.
Tiefensehen, Herings Theorie des —, das Panumsche Phänomen u. die Doppelfunktion
402 Henning.
Tintenstiftverletzungen des Auges 131 Dittrich.
Tonometrie, Neues zur — 198 Römer.
Tonsilläre Infektionen als ätiologischer Faktor metastatischer Augenentzündungen 447 Ganz.
Trachom, Über — als Heereskrankheit nebst kurzen Bemerkungen zur ‘'herapie 259 Klausen.
— Einiges über — 83, 267 Königstein.
— in Dänemark 264 Hirschberg-Rönne.
— u. Trachombehandlung 531 Elschnig.
— Über die Ätiologie des — 532 Löwenstein.
— Eine neue Methode der mechan. Behandlung des — 433, 528 Blatt.
— Eine neue Methode zur mechan. Behandlung des — 436 Popper.
— Zur Diagnose des frischen — &4 Lindner.
Trachombekimpfung, Die Organisation der — in Bosnien, Herzegowina u. Dalmatien 86
Löwenstein.
Trachomformationen, Über einige organisatorische u. klinische Erfahrungen an — im Front-
bereiche der Armee 81 Horniker.
Trachommaterial, Erfahrungen an einem grösseren — 78 Ascher.
ii cae Provokationsmethode bei — der entzündl. Bindehauterkrankungen 527
a
282 Alphabetisches Sachregister.
Tränenableitung, Weitere Untersuchungen über die Mechanik der — 425 Frieberg.
Trinenableitungswege, Neue Beiträge zur Pathologie der — 252 v. Szily.
Tränenbein, Bruch des — 532 Bruck.
Tränendrüse, Beitrag z. Kasuistik der Orbitalverletizungen. Pseudoprolaps der — $61 Zehner.
T'ränendrüsen, Ein Beitrag zur Beziehung der Miculiczschen Erkrankung zur Tuberkulose
der — 246 Detzel.
Tränendrüsenoperativnen, Über — 429, 524 Zaiss.
Tränenreflex, Unbekannter Lidschlag- u. — 420 Kisch.
Tränenröhrchen. Eine Probe zur Feststellung der Funktionsfähigkeit des — u. ihre klinische
Bedeutung 423 West.
Tränensack, Zwei Fälle von Schussverletzung der Nase mit Verletzung des — u. Neben-
hihleneiterung durch intranasale Dak: yozystostomie geheilt 255, 302 Polyák.
Tränensackerkrankungen, Uber die Ausführung der Lokalanästhesie bei Behandlung von
phlegmonisen — 199, 250 Seidel.
Tränensackoperation, Intranasale — bei einem Säugling von 3'2 Monaten zur Entfernung
einer hinemngeglittenen Dauersonde 71, 247 Haile.
Tränenträufela, Over reflektorisches — bei kalorischer Reaktion 249 Ruttin.
Tränenwege, Die Behandlung der — vom rlıinolozischen Standpunkt unter besonderer
Berücksichtigung des Totischen Verfahrens 70 Fischer.
Trendelenburgsches Verfahren, Über die Auwendung des — bei der Röntgendiagnose
intraokularer Fremdkörper 185 Fleischer.
Trigeminusneuralgie, Heilung der — durch Röntgenbestrahlung 19 Wilms.
Tripper, Rasche Abheilung eines Falles von Augentripper nach Einspritzung von 10 ccm steri-
lisierter Milch 271 Nussbaum.
Trochlearislahmung, Uber doppelseitige — u. ihre Behandlung 232 Bielschowsky.
Truppenfacharzt. Schwierige Fragen für den begutachtenden — 558 W ätzold.
Tuberkel, Ein Riesentuberkel der Sehnervenpapiile oo8a Hirsch.
Tuberkulin-Impfungen, Statistische Mitteilungen über 7000 — an der Heidelberger Kinder-
klinik 375 Volkmar.
— Injektionen, Über Heilung zweier Fälle von Ulcus rodens corneae durch — — nebst Be-
merkungen über die mikroskopisch-anatom. Untersuchung eines dritten Falles 95a
L. Koeppe.
Tuberkulöse Gefässhautentzändung, Über — 283 Gilbert.
— Erkrankungen. Über — des Sehnerven 322 Oloff.
— — Weiterer Beitrag zur Keuntnis seliener — — des Auges 285 v. Hippel.
— — Weiterer beitrag zur Kenntnis seltener — — des Auges. 2. Tuberkulöse Erkrankung
der Linse 295 v. Hippel.
— — Weiterer Beitrag zur Kenntnis seltener — —. 3. Ein Fall von tuberkulösem Horn-
hautgeschwür 277 v. Hippel.
Tuberkulose, Einige neue Erfahrungen über die Behandlung der Konjuoktival- — mit Licht
533 Lundsgaard.
— Über — als Ätiologie bei der sogen. Febris uveoparotida (Heerfordt) 9 Gjessing.
— Zwei Fälle von — des Augenlides u. der Bindebaut 69, 91 Vieregge.
Turmschädel, Über 3 Fälle von — mit Augenstörungen 14 Ischreyt.
Trypaflavin, Einwirkung des — auf augenpathogene Keime 499 Fürstenau.
U.
Ulcus rodens, Über Heilung zweier Fälle von — corneae durch Tuberkulininjektionen nebst
en über die mikroskopisch-anatom. Untersuchung eines dritten Falles 95a
oeppe.
Ulcas serpens corneae, Das — 281 Stock.
Unfallbegutachtungen, Zwei augenärztliche — 359 Wagner.
Unfallversicherung u. Augenheilkunde 482 Vogt.
Universalprismenapparat, Die Untersuchung des Gesichtsfeldzentrums u. des blinden Flecks
mittels des — 184 Eppenstein.
Unterricht, Zur Reform des medizinischen — 152 Dimmer.
Untersachung, Die moderne klinische — des vorderen Bulbusabschnitts, ihre Technik u.
ihre Resultate 358 Stähli.
Untersuchungsmethoden, Die Anwendung neuerer histologischer — für das Auge 501 Graef.
Uvea, Ectropium Uveae congenitum 443 Peters.
Uvealtraktus, Ein Fall von Gumma des — mit Durchbruch nach aussen durch die Sklera
nebst anat. Untersuchung des Bnlbus 114 Uhthoff.
Alphabetisches Sachregister. 283
Vv.
Vaccinebehandlung, Uber — der Augenblenorrhoe 260 Haab.
Vaccine Konjunktivitis 244, 265 Höeg.
Vena centralis retinae, Ein Beitrag zur Lehre von der Thrombose der — 121 Blass.
Versorgungsansprüche, Zur Beurteilung von Sehgebrechen bezügl. militär. — 473 Klauber.
Vestibulare Augenreflexe, Über — 65 de Kleyn u. Storm v. Leeuwen.
— — Uber — — 235 Kleyn u. Tumbekala.
— Drebreaktion, Über die typischen Kopfbewegungen (rudimentärer Kopfnystagmus) des
Säuglings als Teilerscheinung der — 419 Gatscher.
Vestibularerkrankung, Über eine Störung der optischen Raumwahrnelimung bei — sowie über
Störung des baptischen Raumsinnes 410 v. Weizsaecker.
Vitiligoflecken, Über — der Iris nach Blattern 542 Löwenstein.
Vorderkammer, Ein Fall von Hämatoidinkristallen in der — 351 Pichler.
— 2 Fälle von Fremdkörperverletzungen in der — des Auges 478 Mendelssohn.
Vorderkammer- und Corneoskleralzyste, Ein Fall von — mit Endothelauskleidung 438 Liese.
Vortexvene, Ein Fall von beiderseitiger, pulsierender — 59, 113 Gutfreund.
W.
Wachstum, Über Beziehungen zw. Keratitis parenchymatosa u. — 494 Stähli.
Wirbeltierauge, Zur Entwicklung des — 506 Jokl.
Wundbehandlung, Uber — im Felde 355 Stargardt.
Z. $
Zahnleiden, Die entzündlichen Erkrankungen des Sehorgans infolge von — 20 R. Wirtz.
Zeisssche Punktal- u. Katralgläser, Über die praktische Bedeutung der — — — — 6l Rönne.
— — — — Schlusswort zu dem Aufsatz Rönnes: Über die praktische Bedeutung der —
.,— — 226 Boegehold.
Ziliarkörpersarkome, Beitrag zur Kenntnis der — 112 Feder.
Ziliarnerven, Über Schleifen der — 40 Fuchs.
Zilienzange, Eine neue — 201 Thim.
Zonulotomie, 297 Stock.
— Die — 543 Hirschberg.
Zyklodialyse, Über die Ergebnisse der — und der Trepanation beim Glaukom 312 Zeematt.
Zylinderachsen, Zur Bezeichnung der — 228 Henker.
— Zur Bezeichnung der — 520 Bruns.
Zylindrische Gläser, Zur Bezeichnung der Achsen bei — 227 Greeff.
ystizerkus, Ein — im Glaskörper (anatomischer Befund) 480 Stock.
ö— — — — — —
— i — 4 — -uF
REGELMÄSSIGER VIERTRLJAHRESBERICHT
ÜBER DIE
LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE
AUGENHEILKUNDE
IM JAHRE 1919
FÜR DAS ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE
ERSTATTET VON
E. FILBRY-WÜRZBURG, H. HÖHMANN-AUGSBURG, J. HOROVITZ-
WÜRZBURG, P. JUNIUS-BONN, H. KOLLNER-WORZBURG, R. KUM-
MELL-ERLANGEN, W. LÖHLEIN-GREIFSWALD, W. LOHMANN-
MÜNCHEN, K. SCHLIPPE-DARMSTADT, R. SEEFELDER-INNSBRUCK,
K. WESSELY-WÜRZBURG.
REDIGIERT VON
K. WESSELY-WÜRZBURG.
MÜNCHEN UND WIESBADEN.
VERLAG VON J. F. BERGMANN.
1922.
Druck der Universitätsdruckerei H. Stürtz A. Q., Würzburg.
Inhalts-Verzeichnis.
. Abteilung A.
Referenten: Wessely, Hohmann, Löhlein.
Seite
Allgemeine ophthalmologische Literatur . . . 1. 59. 101. 209
Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschliesslich Versifiungen) . 4 60. 104. 211
Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. . . . 9. 66. 109. 216
Untersuchungsmethoden, Heilmittel, Instrumente, allgemeine
operative Technik er . .. H1 67. 117. 221
Abteilung B.
Referenten: Seefelder, Wessely, Köllner.
Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen . . . . 12. 70. 122. 222
Krnährungsphysiologie und Augendruck ......... 12. — 227
Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes . . . 15. 73. 127. 227
Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Retraction 17. 78. 137. 233
Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen . . . . . 20. 79. 141. 235
Abteilung C.
Referenten: Schlippe, Horovitz.
Lider . . . 1 1 ew ee ee 22. 81. 148. 237
Trinenorgane . . nn nn. 24. 82. 149. 239
Orbita (nebst Exophthalmus), Nebenhöhlen nenn. 26. 82. 151. 241
Bindehaut . . . Os od toe ee ew ee ee) 28, 83. 156. 242
Hornhaut und beder tinik — .. we we.) SL 85. 162. 248
Abteilung D.
Referenten: Junius, Kümmell.
Iris (Pupille) . > . oo onen. 87. 86. 172. 258
Linse . . bowa ee ee eh. ME: 89.177.257
Aderhaut, Glaskörper fm Wut de a a eg. Bee SB & ee 44.. 91, 182. 258
Sympathische en ne ee Be ee eee 45. — 184. —
Glaukom . .. nenn nn. 46. 92. 185. 260
Abteilung E.
Referenten: Lohmann, Filbry.
Netzhaut. . . ike SRO. ee a 47. 94. 188, 264
Sehnerv und Sehbahuen Sus . . 47. 95. 193. 267
Unfallerkrankungen, Verleizungen, Fremdkörper, Parasiten . . 02 97. 195. 268
Alpbabetisches Namensregister . . . 2: 222 rn. p te dees af 275
Alphabetisches Sachregister . . . . . . Coon... 29
Regelmäßiger Vierteljahresbericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
erstattet von
F. Cause-Mainz, E. Filbry-Wiirzburg, H. Höhmann-Augsburg, J. Horovitz-
Würzburg, P. Junius-Bonn, H. Koliner-Wiirzburg, R. Kümmell-Erlangen,
W. Löhlein-Greifswald, W. Lohmann- München, K. Schlippe-Darmstadt,
R. Seefelder-Innsbruck, K. Wessely-Würzburg
redigiert von K. Wessely.
Erstes Quartal 1919.
——————- SO — —— a —⸗ñ — ñ⸗ =
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
(Bücher, Monographien, Historisches.)
Ref.: Wessely.
*1) Axenfeld: Lehrbuch der Augenheilkunde (beaıbeitet von Axenfeld,
Bielschowsky, Elschnig, Greeff, Heine, Hertel, v. Hippel, Krückmann, Oller,
Peters und Stock.) 5. Aufl. Jena 1919.
2) Cramer und Steindorff: Abschnitt: „Augen“ aus Leu, Leitfaden der
ärztlichen Untersuchung. Berlin 1918.
*3) Greeff, D. M. Manni: Degli occhiali da naso. Uber die Nasenbrillen.
(1738.) Zeitschr. f. ophth. Optik 1919. 1. H.
*4) Hertel: Die nichtmedikamentöse Therapie der Augenkrankheiten.
Graefe-Saemisch, Handbuch der ges. Augenheilkunde. 316. bis 321. Lieferung.
*5) Hillebrand: Ewald Hering, Ein Gedenkwort der Psychophysik.
Berlin 1918.
*6) Hoffmann und Märtens: Bericht der Augenheilanstalt von Dr. R.
Hoffmann und Dr. M. Märtens in Braunschweig über ihre Tätigkeit in den
ersten 10 Jahren ihres Bestehens (1904—1914). Braunschweig 1919.
*7) Löhleinz Das letzte Semester der deutschen Universität Dorpat.
Vortrag gehalten in der Begrüssungssitzung des Medizinischen Vereins zu
Greifswald für die aus dem Felde zurückgekehrten Ärzte und Medizin-
studierenden 24. Jan. 1919.
*8) Meller: Augenärztliche Eingriffe. Ein kurzes Handbuch für an-
gehende Augenärzte. Wien 1918.
Ein kurzes „Handbuch für angehende Augenärzte“ betitelt Meller
(8) sein Buch über augenärztliche Eingriffe, welches aus den Kursen,
die der Autor einst in Wien unter seinem Lehrer und Meister Ernst Fuchs für
auswärtige Augenärzte abgehalten hat, hervorgegangen ist. Speziell für die
amerikanischen Hörer waren die Vorlesungen in englischer Sprache schon 1907
Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. I
2 Bericht tiber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
und später 1912 in zweiter Auflage erschienen; das vorliegende Werk ist
aber keineswegs nur eine Übersetzung des früheren, sondern stellt eine neue
und eingehende Überarbeitung des ganzen Gegenstandes dar. Überall aber
behält es, aus der eigenen Erfahrung schöpfend, seine besondere subjektive
Färbung, bald die eine Operationsmethode bevorzugend, bald eine andere mehr
bei Seite lassend, und indem es so einen besonderen didaktischen Reiz gewinnt,
vor allem aber dadurch, dass es das Bild der Fuchs’schen Wiener Schule
wiederspiegelt, wird es weit über den Zweck einer Anleitung für Anfänger
hinaus auch für den erfahrenen Fachmann wertvoll, der der eindringlichen
Darstellung auch da, wo er vielleicht im einzelnen in seinem Urteil abweichen
mag, gern folgen wird.
Das bekannte und bei den Studierenden am meisten verbreitete von
Axenfeld (1) herausgegebene Lehrbuch der Augenheilkunde liegt in
fünfter Auflage vor. Diese kam doppelt willkommen, denn schon im vergangenen
Semester machte sich der Mangel an Lehrbüchern in unserem Fache, weil sie
in der Kriegszeit mehr und mehr vergriffen waren, für das Studium störend
geltend. Um so mehr anzuerkennen ist es, dass es dank den Bemühungen
des Herausgebers, der Mitarbeiter und des Verlegers gelang, trotz der Un-
gunst der Verhältnisse das Buch zu Semesterbeginn nicht nur in einer den
jetzigen Stande des Faches überall gerecht werdenden Neubearbeitung, sondern
auch in gleich vollendeter Ausstattung erscheinen zu lassen wie früher. Be-
züglich der Erweiterung des Textes sind es natürlich vor allem die kriegs-
opbthalmologischen Erfahrungen, die mannigfache Berücksichtigung gefunden
haben, so haben der Abschnitt „Lider“ und insbesondere das Kapitel „Ver-
letzungen“, vielseitige Bereicherungen erfahren. Im übrigen hat das Buch
seine bewährte Form und Anordnung behalten.
Die grossen psychophysischen Grundgedanken, welche die Arbeiten
Herings auf dem Gebiete der Sinnesphysiologie durchziehen, in ihrer ein-
heitlichen Gestalt herauszuheben, sie in ihrer ganzen Bedeutung rückschauend
noch einmal vor dem Auge des Lesers aufzubauen, ist der Zweck der kleinen
Schrift, welche der Innsbrucker Psychologe Hillebrand (5) dem Gedächtnis
des dahingegangenen letzten ganz Grossen aus der Meisterepoche der Physio-
logie widmet, und die er „Ewald Hering, ein Gedenkwort der
Psychophysik“ betitelt. Muss natürlich auch in solch rein abstrakter
Darstellung das fehlen, was den Hering’schen Lehren Leben und Farbe
gibt, der ständige Connex mit der unmittelbaren Anschauung, das stete
Schöpfen aus der durch wundervolle Experimentierkunst gewonnenen Er-
fahrung, so tritt doch die besondere Eigenart der Hering’schen Denkweise,
die ihn als einen der Grössten unter den Biologen aller Zeit kennzeichnet,
lebendig hervor. Wie immer in allen seinen sinnesphysiologischen Hypothesen
das Ziel der Aufbau der Empfindungswelt ist, und wie er sich daher sowohl
in der Lehre vom Licht- wie vom Raumsinn schon in der Fragestellung, noch
mehr aber in der Beantwortung der Probleme von seinem vorwiegend auf das
Physikalische gerichteten grossen Zeitgenossen Helmholtz grundsätzlich unter-
scheidet, das lässt die Hillebrand’sche Studie anschaulich hervortreten,
deren Lektüre daher allen denen wertvoll sein wird, die das Für und Wider
jener beiden Anschauungswelten immer wieder aufs neue bewegt.
Mit der 316. bis 321. Lieferung des Graefe-Saemisch’schen Hand-
buchs, welche die nichtmedikamentöse Therapie der Augenkrank-
heiten von Hertel (4) beendet, ist ein sowohl theoretisch wie praktisch
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 3
besonders wichtiges Kapitel zum Abschluss gelangt. Liegen doch auf diesem
Gebiete mit die wesentlichsten therapeutischen Bemühungen der letzten 2 Jahr-
zehnte unseres Faches. Um dies zu veranschaulichen, seien nur einige der
in dem vorliegenden Teile abgehandelten Gegenstände genannt, wie die Saug-
und Stauungshyperämie, die subkonjunktivalen Injektionen, die Serumtherapie
bei Diphtherie, beim Ulcus serpens und gegen Strepto- und Staphylokokken-
infektionen, die Tuberkulinbehandlung, das Jequiritol und Lentokalin, die
Vakzinetherapie bei Blennorrhoe und schliesslich die paraspezifische Behand-
lung, angefangen von den Injektionen artfremden Serums bis zu den paren-
teralen Milchinjektionen. Überall räumt die Hertelsche Darstellung dabei
den theoretischen bzw. tier-experimentellen Grundlagen einen ebenso breiten
Raum ein wie den rein klinischen Erfahrungen, und indem sie sich gleicher-
massen von therapeutischem Enthusiasmus wie von allzu grosser Skepsis
fernhält, gibt sie nicht nur einen ausgezeichneten Überblick über das bisher
Geleistete, sondern infolge ihrer eindringenden sachlichen Kritik auch eine
treffliche Grundlage für weitere Forschung. Auch die knappe Form der
Darstellung, die den weitreichenden Stoff in präziser Kürze zusammenzu-
fassen weiss, sei besonders hervorgehoben.
Über die ersten 10 Jahre der Wirksamkeit ihrer Augenheil-
anstalt berichten Hoffmann und Märtens (6) in Braunschweig. Der
Überblick, der sich vorwiegend mit der operativen Seite des Faches beschäf-
tigt, richtet sich an den praktischen Arzt und will diesem neben den an dem
Krankenmaterial gewonnenen eigenen Erfahrungen zugleich ein Bild der
Fortschritte der Augenheilkunde in dem genannten Dezennium (1904 bis
1914) geben. Auf 6000 Zugänge im Jahr fielen annähernd 200 Opera-
tionen, unter denen neben Star, Glaukom- und Schieloperationen besonders
die Magnetextraktionen eine erhebliche Rolle spielen. Die sorgfältige und
sachlich gehaltene Statistik über die erzielien Erfolge wird auch den Fach-
mann interessieren, besonders sei auf die etwas ausführlichere Darstellung
von einigen Fällen von sympathischer Ophthalmie und von Pseudotumoren
der Orbita hingewiesen, welch letztere in Ref. Nr. 71 (Kapitel Orbita) noch
gesondert besprochen werden sollen.
In seinem in der Begriissungssitzung des Medizinischen Vereins zu
Greifswald für die aus dem Felde zurückgekehrten Ärzte und Medizinstu-
dierenden gehaltenen Vortrag gibt Löhlein (7) in beredter und fesselnder
Weise ein Bild von dem letzten Semester der deutschen Univer-
sität Dorpat. Bekanntlich war Löhlein unter den 34 mit Lehrauftrag
betrauten reichadeutschen Dozenten derjenige, dem die Vertretung der Augen-
heilkunde oblag, und er schildert in anschaulicher Form, wie es infolge der
durch den Krieg geschaffenen Zustände in der einst von Rählmann und
Ewetzky geleiteten Klinik zunächst galt, das einfachste Inventar für
Krankenbehandlung und Unterricht aus den primitivsten Hilfsmitteln her-
zurichten, wie aber dank der aufopfernden und von grösster Begeisterung
für die Sache getragenen Unterstützung durch die baltischen Kollegen und
Studierenden bald eine erfolgreiche ärztliche und Lehrtätigkeit entfaltet werden
konnte. Die kleine Schrift ist voll von Dankbarkeit und Bewunderung für
den Zweig deutschen Volkstums, der sich dort in baltischen Landen durch
Jahrhunderte aufrecht behauptet hat, und lässt infolgedessen die durch den
allgemeinen Zusammenbruch bedingte Auflösung der Universitäts-Neuschöpfung
besonders schmerzlich empfinden.
I*
4 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Greeff (3) bespricht eingehend das berühmte 1738 erschienene Buch
des Florentiner Literaten und Historiographen Manni über die Nasen-
brillen, das bekanntlich als Erfinder der Brillen Salvino dArmati aus
Florenz angibt. Greeff zeigt, dass Lokalpatriotismus und Phantasie den
Autor zu dieser Annahme geführt haben und dass weder die Begrabnisliste
noch das angebliche Denkmal in der Kirche S. Maria Maggiore von Manni
oder seinem Gewährsmann del Migliore selbst gesehen worden sind. Das
jetzt dort vorhandene Denkmal ist eine Fälschung aus dem Jahre 1841, zu
der augenscheinlich eine Büste aus der Römerzeit des Verfalles gedient bat,
während der Sockelstein aus dem Jahre 1892 stammt. Denkmal wie Name
des Florentiner Brillenerfinders sind also offenbar Phantasiegebilde.
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen).
Ref.: Höhmann.
*9) Abelsdorff, G.: Über Optochinsehstörungen und ihre anatomische
Grundlage. Klin. Monatsbl. f. Aug-nheilk. 1919. Bd. 62, S. 31.
10) Adler: Über Tetaniekatarakt. Inaug.-Dissert. Greifswald 1918. s. Ref.
Nr. 105.
*11) Ammann, E.: Einige Fälle von Giftwirkungen am Auge. Korre-
spondenzbl. f. Schweizer Ärzte 1918, Nr. 52.
*12) Eppenstein, A.: Beitrag zur Kenntnis der Augensymptome bei
Kampfgaserkrankung und Pneumonie Klin, Monatsbl. f. Augenheilk. 1919.
Bd. 62, S. 250.
*13) Hensen, H.: Ein Fall von Sehnervenatrophie durch Bandwurm-
toxine. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd 40, S. 331.
*14) Jablonski, W.: Uber einen Fall von Tabcs infantilis mit Optikus-
atrophie. Inaug.-Dissert. Berlin 1919.
*15) Pichler, A.s Periphere Fazialislähmung durch Rotlauf. Klin. Mo-
natsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 61, S. 658.
16) Pichler, A.: Fälle von akuter, rasch heilender, beiderseitiger
Abduzenslähmung, wahrscheinlich durch Inflacuza bedingt. Zeitschr. f. Augen-
heilkunde Bd. 40, S. 334. s. Ref. Nr. 56.
17) Pincus, Fr.: Über Sehstörungen nach Blutverlust. Graefe Archiv
f. Ophth. Bd. 92, S. 152. s. Ref. Nr. 133.
*18) Rechel: Die Lues als ätiologisches Moment bei Augenerkrankungen
nach dem klinischen Material der Universitäts-Augenklinik zu Heidelberg in
den Jahren 1913—1917. Inaug.-Dissert. Heidelberg 1918.
19) Scheer, van der, W. M.: Cataracta lentis bei mongoloider Idiotie.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 62, S. 155.
20) Ujite, M.: Zur pathologischen Anatomie der Optochinamaurose.
Korrespondenzbl. f. Schweizer Ärzte 1918, Nr. 46.
*21) Wessely, K.: Augenveriinderungen bei Morbus maculosus Werl-
hofii. Würzburger Arzteabend. Sitzungsbericht. Münch. med. Wochenschr. 1919.
Nr. 10, S. 281.
*22) Wessely, K.: Augenerkrankungen bei der Grippe. Würzburger
Ärzteabend. Sitzungsbericht. Münch. med. Wochenschr, 1919. Nr. 9, S. 253.
23) Wessely, K.: Katarakt und Diabetes. WürzburgerÄrzteabend. Sitzungs-
bericht. Münch. med. Wochenschr. 1919. Nr. 10, S. 281. s. Ref. Nr. 110.
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl, Vergiftungen). 5
Über zwei Fälle von Augenveränderungen bei Morbus macu-
losus Werlhofii berichtet Wessely (21). Bei einem 24 jährigen Mädchen,
seit 1/2 Jahr erkrankt, besteht seit 1/4 Jahr doppelseitige Sehstörung mit all-
mählicher Herabsetzung des Sehvermögens auf Erkennen von Fingern in
1/22 m. Ophthalmoskopisch finden sich beiderseits grosse flammige Blutungen
längs der Netzhautgefässe auf der Papille sowie in ibrer Nachbarschaft,
ferner ausgedehnte Aderhauthämorrhagien; besonders am hinteren Pol sind
dickklumpige Chorioidealblutungen vorhanden, die stellenweise die darüber-
liegende schiefergrau verfärbte Netzhaut durchbrochen haben. Besserung auf
Liegekur und Arsen-Eisentherapie. In einem 2. Falle handelt es sich um
einen 33 jährigen Mann, der schon einmal vor 7 Jahren an Purpura rheu-
matica erkrankt war. Nach 4jährigem Frontdienst erkrankte er neuerdings:
es stellte sich unstillbares Nasenbluten ein, das erst nach enormem Blut-
verlust nach 36 Stunden durch Tamponade zum Stehen kam. 6 Tage später
trat starke Sehstörung auf, die im Verlauf von 48 Stunden zu fast völliger
Erblindung führte. Ophthalmoskopisch zeigt sich das charakteristische Bild
der Sehnervenatrophie nach starkem Blutverlust mit engen Arterien und leicht
unscharfen Grenzen der durch einen feinen bindegewebigen Schleier überdeckten
Papılle (Grenzbild zwischen genuiner und postneuritischer Atrophie). In einem
Fall von schwerer Magenblutung bei Carcinoma ventriculi fand sich Blässe
und Verschleierung der Papille sowie fleckweise Netzhauttribungen. Erfah-
rungsgemäss reagieren vorwiegend nur schon vorher erkrankte oder geschwächte
Organismen derart auf Blutverlust, während man bei noch so schweren Blu-
tungen aus Wunden z. B. im Kriege entsprechende Störungen sehr selten
beobachtet. Für die Pathogenese dürfte wohl der Ischämie die Hauptrolle
zufallen.
Hensen (13), berichtet über einen Fall von Sehnervenatrophie
durch Bandwurmtoxine. Der 36 jährige Patient, der ein Auge durch
Unfall schon als Kind verloren hatte, erkrankte im Kriege mehrmals unter
Sehverschlechterung und schweren allgemeinen Symptomen, wobei sich Band-
wurmglieder im Stuhl zeigten. Auf mehrere Bandwurmkuren hin stets Bes-
serung, ohne dass der Kopf des Bandwurmes abgetrieben wurde. Bei der
Aufnahme war der Augenbefund folgender: S= ®/eo. Nystagmus rotatorius,
Papille starkt abgeblasst, Gesichtsfeld mässig stark konzentrisch eingeschränkt.
Wassermann negativ; röntgenologisch und rhinologisch normaler Befund, Urin
frei von Eiweiss und Zucker, neurologisch nichts Pathologisches. Auf 8 g
Filix mas wurde eine Taenia solium mit Kopf ausgeschieden. Das Sehver-
mögen besserte sich bald auf ° 36, das Gesichtsfeld blieb unverändert. Der
sichtbare Erfolg der Bandwurmkuren bei Fehlen jeder anderen Ätiologie lässt
mit Sicherheit das Bandwurmtoxin als Ursache der Sehnervenatrophie annehmen.
Pathologisch-anatomisch dürfte es sich um eine Neuritis gehandelt haben mit
sekundärer Atrophie. Auch das Auftreten des Nystagmus dürfte ebenfalls
auf einer Toxinwirkung beruhen.
Wessely (22) spricht über Augenerkrankungen bei der Grippe.
Akute Bindehautkatarrhe sah er nicht in gehäuftem Masse, wohl aber wiederholt
leichteren und schwereren Herpes corneae, bisweilen mit atypischer, auchin die
Tiefe greifender Keratitis, ferner gelegentlich Neuritis optica. Die mehrfach auf
überstandene Grippe zurückgeführte Akkommodationslähmung dürfte in Wirk-
lichkeit wohl einer Diphtherie die Entstehung danke. — Bei einem 4 1/, jährigen
Mädchen zeigte sich nach typischer Grippe akute metastatische Ophthalmie.
6 | Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Es kam zu Phthisis bulbi mit Glaskérperabszess. Nach allem, was wir
über Mischinfektionen bei Grippe wissen, dürfte es sich um eine Streptokok-
kenmetastase im Auge handeln. — Ein 3 jähriges Mädchen, vor 2 Monaten
an Grippe erkrankt, erkrankte 10 Tage später an doppelseitiger schwerer
plastischer Iritis mit Pupillarexsudat und Glaskörpertrübung. — Ein 12 jähriger
Knabe erkrankte im Anschluss an Grippe an schwerer Bronchopneunomie
bei Komplikation mit Tuberkulose. Unter zunehmendem Kräftezerfall trat
plötzlich Erblindung auf dem rechten Auge auf; ophthalmoskopisch zeigte
sich das Bild typischer vollständiger Embolie der Zentralarterie. 24 Stunden
später Exitus. Die mikroskopische Untersuchung des frisch fixierten Bulbus
ergibt einen die Zentralarterie völlig obturierenden Embolus unweit der Lamina
cribrosa, die Arterienwandung zeigt noch keine reakıiven Veränderungen,
relativ nur sehr geringes Odem der inneren Netzhautschichten am hinteren
Pol; die Fovea centralis fand sich leicht abgehoben, entsprechend dem stereo-
skopischen Augenspiegelbild bei Embolie, wo sich die Gegend der Fovea nicht
selten in entsprechender Weise verändert erweist.
In seiner Dissertation: Die Lues als ätiologisches Moment
bei Augenerkrankungen teilt Rechel (18) die in den Jahren 1913 bis
1917 an der Heidelberger Klinik beobachteten Fälle von luetisch bedingten
Augenkrankheiten mit. In 51°/o der Fälle handelte es sich um hereditäre
Lues. Sitz der Erkrankung war in 47,2°/o das Hornhautparenchym, in
27,3 °/o die Uvea und Retina, in 13,7 °/o der Optikus und in 9,2°/o handelte
es sich um Nervenlähmungen,
In Pichlers (15) Fall von peripherer Fazialisläbmung durch
Rotlauf handelt es sich um Rotlauf der linken Gesichtshälfte, der sowohl durch
den Grad wie durch die Ausdehnung der Entzündung einen ungewöhnlich schweren
Verlauf nahm. Es kam zum Absterben der Lidhaut in zienilicher Ausdehnung
sowie zum Ubergreifen auf verschiedene Nerven (Sehnerv, Fazialis und Trigemi-
nus). Insbesondere die örtliche Lähmung der Bewegungsnerven durch Rotlauf ist
selten. In Pichlers Fall konnte die Lidspalte nicht geschlossen werden, die
erkrankte Stirnseite ist vollständig glatt und bleibt glatt beim Stirnrunzeln.
Zugleich besteht Hypästhesie im Gebiet des I. und II. Trigeminusastes sowie
Abblassung des Sehnerven und ein kleineres absolutes Skotom für Farben,
welches den Fixationspunkt einnimmt und bis zum blinden Fleck reicht.
Jablonski (14) erörtert in seiner Dissertation das Krankheitsbild der
Tabes infantilis an Hand der Literatur und eines eigenen Falles.
Bei dem 12 jährigen Kinde fanden sich Sensibilitätsstörungen (perimamilläre
Hypalgesie, Optikusatrophie im Sinne einfacher tabischer Atrophie, rechte
Pupille etwas weiter als linke, beide Pupillen sind lichtstarr, reagieren aber
auf Konvergenz, SR = 1/10, L=!/so. Beiderseits konzentrische Einengung
des Gesichtsfeldes, rechts mit einem sektorenförmigen Einschnitt im temporalen
oberen Quadranten, Blutuntersuchung: Wassermann stark positiv. J. bespricht
dann symptomatologisch die Allgemeinsymptome der Tabes infantilis (Seh-
nenreflexe, Sensibilitätsstörungen, Blasenstörungen und Ataxie) sowie die
Augensymptome dieses Krankheitsbildes, sowie Verlauf und Therapie der
Optikusatrophie, in der grosse Erfolge bisher nicht zu verzeichnen sind.
Wenn auch der Nachweis der Spirochäta pallida im Sehnerven noch nicht
gelungen ist, so ist doch “nach Festellung der Spirochäte im Rückenmark
der Schluss auf die Anwesenheit der Spirochäte pallida auch im tabischen
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen), 7
Sehnerven naheliegend. Damit bekäme die antisypbilitische Kur eine feste
Grundlage.
Eppenstein (12) bringt tabellarische Zusammenstellungen über 29 Fälle
von Augensymptome bei Kampfgaserkrankung und bei Pneu-
monie in 14 Fällen. Der objektive Augenbefund bei den untersuchten
Gaskranken bestand in venöser Stauung in der Konjunktiva und Retina mit
ihren Folgen, hervorgerufen durch Stauung im kleinen Kreislauf. Deshalb
lag es nahe, zum Vergleich Kranke mit anderen Lungenaffektionen zu unter-
suchen, bei denen gleichfalls eine hochgradige Kompression der Lungerkapillaren
durch Exaudat stattfindet. Dazu standen 14 Pneumoniekranke zur Verfü-
gung. Die Kranken befanden sich im Höhestadium der Krankheit. Besonders
fiel bei schweren Fällen eine beiderseitige Miosis auf. Mit dem Rückgang
der Krankheit wurden auch die Pupillen weiter. Erweiterung der Konjunk-
tivalgefässe fand sich selten und dann nicht hochgradig. Dagegen bestand
fast in allen Fällen eine deutliche Hyperämie der Retinalvenen, in 1 Fall sogar
eine Kapillarhyperämie der Papille, die jedoch keine Sehstörung im Gefolge
hatte. Entsprechend dem Abklingen der Pneumonie ging auch die Stauungs-
byperämie in der Retina zurück.
Einige Fälle von Giftwirkungen am Auge beobachtete Ammann
(11), die ein gewisses Interesse unter dem Gesichtspunkte eines Zeichens der
,.Ersatz-Ara haben. — Um das Leder von Schuhkappen hart und glänzend
zu machen, wird in Schuhfabriken sog. Azetonöl verwendet; als es knapp
wurde, wurde ein Ersatz eingeführt, in dem nach den später angestellten
Untersuchungen sich Bindungen von Chlor an nicht chlorierte Körper ein-
stellten, darunter auch Chlorazeton, ein Gas, das auf die Schleimhäute
reizend wirkt. Aus der in Frage kommenden Fabrik erschienen nun bei
A. zahlreiche Arbeiter mit stark konjunktival injizierten Augen, beim Öffnen
der Lider tritt heftige Tränensekretion und Schmerz auf. Die Kornea ist
oberflächlich matt, ‚gestippt“, in den schlimmsten Fällen ist das Epithel im
Lidspaltenbezirk abgestossen, das oberflächlichste Hornhautparenchym ebenfalls
leicht getriibt. Unter ständigem Kokainisieren und leichtem Verband heilt
die Erkrankung in 1—3 Tagen aus. Auch die Schleimhäute der Atemorgane
waren oft wesentlich mit gereizt. — In einem anderen Fall handelt es sich um
Giftwirkung in einer Färberei, in der statt des als Entwicklerflüssigkeit sonst
gebrauchten chromsauren Natriums infolge Kriegsmangels Ammoniumper-
sulfat verwendet wurde. Während 12 Arbeiter ohne nachteilige Wirkung
mit dieser Substanz in Berührung kamen, erlitt der Färbermeister stets
schwere Schädigungen bei Berührung mit dem Ammoniumpersulfat. Zuerst
stellte sich juckender vesikulärer Ausschlag der Haut ein, nicht nur an den
unbedeckten Körperstellen, sondern auch auf dem Rücken und an den Füssen.
Jetzt ist es ohne neuen Kontakt mit der Substanz zu neuer Bläscheneruption
am Körper, zu Blasenbildung auf der Kornea gekomnien, offenbar auf dem
Blutwege, vielleicht auch auf nervösem Wege. — Anschliessend berichtet A.
noch über einen Fall von Kornealerkrankung infolge Ptomainvergiftung durch
verwesendes Kuhfleisch. Infolge des Genusses solchen Fleisches erkrankten
sämtliche Beteiligte, am schwersten 2 Männer, Vater und Sohn, von denen
der Vater rasch starb, vor dem Tode aber noch ein grosses eitriges Hornhaut-
geschwür bekam. Beim Sohne stellte sich Brechen und Durchfall ein und
bald darauf eine schwere Augenentziindung. 3 Wochen nach Beginn der
Erkrankung zeigte sich rechts die Kornea zentral getrübt, das Epithel fehlend,
8 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
die Trübung in den oberen Parenchymschichten, grau, nicht eitrig, starke In-
jektion; links die Kornea fast in ganzer Ausdehnung graugelb getrübt, die
Trübung von vorn nach hinten reichend, das Epithel fehlend, starke Injek-
tion. In der Folge nahm rechts die Trübung an Ausdehnung noch zu, ohne
aber eitrig zu werden. Abheilung beiderseits in 5—6 Wochen mit Hinter-
lassung dichter Trübung, welche das Sehvermögen rechts auf 4/,,, links auf
Fingerzählen in Y/, m herabsetzte. A. glaubt, dass auch die Kornea eine ge-
wisse Affinität zu solchen Giftstoffen hat und ihr Gewebe derart chemisch
verändert wird, dass es einer Sekundärinfektion mit Eiterkokken zugänglich
wird. Er vergleicht mit der Einwirkung dieses durch abnormen Abbau
besonders giftigen Eiweisskörpers (Ptomain) die Versuche Wesselys, der
in Kaninchenhornhaut intralamellär artfremdes Serum einspritzte und hier-
durch nach einer Latenzzeit von 5—9 Tagen eine parenchymatöse Keratitis
hervorrief. In Ammanns Fall dauerte die Latenzzeit genau 9 Tage. A. er-
wähnt auch den Fall Hegners, in dem nach Salvarsaninjektion bei zerebro-
spinaler Syphilis fast genau derselbe Symptomenkomplex an beiden Augen
auftrat: Nekrose und sekundäre eitrige Einschmelzung.
Abelsdorff (9) bespricht an Hand eines Sektionsbefundes die ana-
tomischen Grundlagen der Optochinsehstörungen. Eine 54 jäh-
rige Frau bekam nach Verabreichung von Optochin. hydrocblor. eine Atrophie
der Sehnerven mit Verengung der Netzhautgefässe; letztere bildete sich links
wieder zurück, während rechts weisse Einscheidung einzelner Gefässe binzu-
kam. Eine Pigmentierung der Netzhaut war 6 Wochen nach der Opto-
chinvergiftung nicht sichtbar. Das Ergebnis der anatomischen Untersuchung,
nachdem die Patientin 1!/, Jahre später an Lungentuberkulose verstorben
war, ergab an der rechten Netzhaut: Verdünnung der Nervenfaserschicht am
nasalen Sehnervenrand und Degeneration der Ganglienzellen der ganzen
Netzhaut; Wandverdickung der kleinen Gefässe, vor allem fibrilläre Ver-
dickung der Adventitia, Erweiterung und Schlängelung der grösseren Ge-
fässstämme mit Eindringen derselben tief in die äussere Körnerschicht und
Zerstörung des benachbarten Sinnesepithels; an der linken Netzhaut insel-
förmige Degenerationsherde des Sinnesepithels bei normalem Verhalten der
Gefässe temporal, Aderbautatrophie, Degeneration und Pigmentierung der an-
grenzenden Netzhaut nasal, hier auch Gefässveränderungen, die z. T. denjenigen
des rechten Auges analog, z. T. durch die Pigmentierung bedingt sind. An
den Zentralgefässen findet sich Verdickung der Adventitia und perivaskulären
Scheiden, rechts mit héchstgradiger Verengung des Lumens, links ohne Ver-
engung; beiderseits Atrophie des Sehnerven in verschieden starkem Grade:
rechts erreicht die auf den nasalen Teil beschränkte Atrophie an der Ein-
trittsstelle der Zentralgefässe eine derartige Ausdehnung, dass der grösste
Teil des Nervengewebes zugrunde gegangen ist, links besteht keilförmige
nasale, kaudalwärts abnehmende Atrophie. Im Vergleich zu dem früher
von Uhthoff beschriebenen frischen Sektionsbefunde weist A. dar-
auf hin, welche zerstörende Ausdehnung die anfänglichen Veränderungen
erreichen können. Das hervorstechenste Symptom für diese Ausdehnung ist
die hochgradige Veränderung der Gefässe mit ihren Zirkulationsstörungen, sie
finden sich in frischen Fällen nicht. Diese Gefässveränderungen machen
auch die Beobachtung in manchen Krankengeschichten verständlich: die
Verschlechterung der erhaltenen Sehkraft bei körperlicher Anstrengung und
dsychischer Erregung. In histologischer Beziehung ist noch besonders
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und ‚Therapie. 9
hervorzuheben, dass bei der Erkrankung der Stäbchenzapfenschicht die
Widerstandsfahigkeit der Stäbchen geringer ist als die der Zapfen. 11 Ab-
bildungen von mikroskopischen Präparaten erläutern die histologischen Aus-
führungen.
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie.
Ref.: Löhlein.
a) Allgemeine und experimentelle Pathologie.
*24) Giese und Brückner: Blutbild und Augenerkrankungen. Archiv
f. Ophthalm. Bd. 98, S. 279.
*25) Hoffmann, Viktor: Studien über die histologischen Veränderungen
der Hornhaut bei Verätzung derselben durch Bleisalzlösungen. Inaug,-Dissert.
Berlin.
b) Allgemeine und experimentelle Therapie.
*26) Blankertz, Hella: Die experimentellen und klinischen Erfahrungen
über die Wirkung des Optochins, Dissert. Bonn.
27) Dubois: Die Behandlung des Uleus cum. hypopyo mit Optochin.
hydrochlor. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Jan. 1919. S. 121. Ref. siehe Nr. 86.
28) Greeff: Zur Kenntnis der stenopäischen Kriegsschutzbrillen. 1. Teil.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Dez. 1918. S. 676. Ref. folgt.
*29) Hessberg: Über die Verwendung des Krysolgan bei tuberkulösen
Augenerkrankungen. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 40. H. 6.
*29a) Hirsch: Zur Behandlung der Trigeminusneuralgien. Med. Klinik
1919. S. 191.
*30) Sondermann: Eine neue Prothese. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Dez. 1918. S. 663.
*31) Zade: Über Fliegerbrillen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Jan. 1919.
S. 110.
a) Allgemeine und experimentelle Pathologie.
Der Streit um die von Gradls aufgeworfene, noch unentschiedene
Frage, ob aus dem Blutbild bei traumatischer Iridozyklitis ein Schluss auf
die etwa drohende Gefahr sympathischer Ophthalmie gezogen werden könne,
veranlasste Brückner und Giese (24) in grösserem Massstabe Unter-
suchungen über das Verhalten des Blutbildes bei ausgesprochen
lokalen Augenerkrankungen anzustellen. Es ergab sich, dass lokale
Augenerkrankungen imstande sind, in charakteristischer Weise das Blutbild
zu beeinflussen. Nach dieser Richtung sind akute Bindehauterkrankungen
(Blennorrhoe, Pneumokokkenkonjunktivitis, Diphtherie (Rasquin), Hornhaut-
erkrankungen (Ulcus serpens) und perforierende Verletzungen wirksam. Am
empfindlichsten zeigen sich die Eosinophilen, dann die Neutrophilen und Mono-
nukleären, während die Lymphozyten in ihrer Reaktionsweise träger sind. Aber
auch hier läset sich eine reaktive (postinfektiöse oder posttoxische) Lympho-
zytose erkennen, Unbedingtes Erfordernis für eine exakte Beurteilung des Ein-
flusses lokaler Prozesse am Auge auf das Blutbild ist die Ausführung von
Serienuntersuchungen, welche eine kurvenmässige Darstellung des reaktiven
Verhaltens seitens der einzelnen Blutzellarten gestatten. Stets ist es erforderlich,
10 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
die absolute Zahl für die einzelnen Zellarten zu ermitteln und sich nicht mit
den Prozentzahlen zu begnügen. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Be-
einflussung des Blutbildes fast immer nachweisbar, obwohl die absoluten Werte,
welche die einzelnen Blutzellarten erreichen können, meist noch innerhalb der
als „normal“ betrachteten Durchschnittswerte fallen. Die lokalen Augen-
erkrankungen fügen sich in ihrer Beeinflussung der hämatopoetischen Organe
in jeder Weise in die sonsigen Erkrankungen des Körpers ein. In zweifel-
haften Fällen kann die Untersuchung des Blutbildes die Entscheidung bringen,
ob ein Hämophthalmus (hohe Eosinophilenwerte) oder eine Glaskörperinfek-
tion vorliegt. Diese Methode verdient deshalb in praktischklinischer Hinsicht
Beachtung. Von grosser praktischer Bedeutung ist, dass die Untersuchungen-
die Ergebnisse Gradles nicht bestätigen können: Tritt nach infizierter, per
forierender Verletzung Lymphozytose auf, so ist dieselbe nicht als Vorbote
sympathischer Ophthalmie zu deuten, sondern stellt nur die regelmässige reaktive
posttoxische Erscheinung dar.
Hoffmann (25) hat in Tierversucben die histologischen Ver-
änderungen und besonders die Regenerationsvorgänge studiert,
die sich nach mittleren und schweren Schädigungen der Horn-
haut durch Bleisalzlösungen beobachten lassen. Er fand, dass als
erste Gewebsart das Epithel die Schädigung überwindet, weniger durch
Proliferation, denn Mitosen fanden sich auch in der Basalschicht recht
spärlich, als durch das Hinüberschieben benachbarter Epithelien über den
Defekt. Noch lange fand sich eine erhebliche Vermehrung der Leuko-
zyten zwischen den Epithelien. Nicht bestätigen konnte H. die Salzer-
sche Auffassung der Beteiligung der Epithelwucherung an der Neubildung
zerstörten Hornhautparenchyms. Diese ging vielmehr nach H.’s Beobach-
tungen, wie das auch Hanke beschrieben hat, von einer meist träge
einsetzenden Vermehrung der fixen Hornhautzellen aus (ihr Protoplasma wird
färbbar, auch der Kern färbt sich stärker und zeigt sein Chromatin manchmal
in 2 oder 3 Häufchen angeordnet, selten 2 Kerne). Trotz ihrer Spindelform
seien sie von den lenkozytären „Entzündungsspiessen“ meist durch ibre
Plumpbeit und ihre schwächere Kernfärbung gut zu unterscheiden. Diese
von fixen Zellen abstammenden, als wanderungsfähig betrachteten Spindel-
zellen bauen das neue Parenchym auf. Verf. lässt es nach seinen Bildern
offen, ob hierbei — wie Hanke meint — auch eine Wucherung der Epi-
thelien, die sehr ausgesprochen einsetzt, beteiligt ist. Auch wo die Descemet
infolge der Atzung unter Quellung zerbröckelt ist, finden sich innerhalb des
Endothels keine Bleisalze abgelagert. Die Befunde sind nicht für Bleisalze
spezifisch.
b) Allgemeine und experimentelle Therapie.
R. Hessberg (29) wandte in 43 Fallen von Augentuberkulose das
von Schnaudigel empfohlene Goldpräparat Krysolgan an. Ist auch
die Beobachtungszeit noch eine kurze, so lässt sich doch sagen, dass schädi-
gende Nebenwirkungen nicht beobachtet wurden und dass in einer Reihe von
Fällen, besonders bei ekzematöser Ophthalmie, Uveitis tuberc., Scleritis und
Karies der Orbita gute Ergebnisse erzielt wurden.
Hella Blankertzs (26) Doktorarbeit gibt eine umfangreiche Zu-
sammenstellung der über Optochin erschienenen Literatur. Aus den die
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 11
Therapie der okularen Pneumokokkeninfektionen betreffenden Arbeiten ergibt
sich übereinstimmend ein günstiges Urteil über den Heilwert beim Pneumo-
kokkengeschwür der Hornhaut, vor allem bei frühzeitiger und sehr oft wieder-
holter Anwendung 2°/oiger Lösungen; man kann dann sogar nach Ansicht
mehrerer Autoren mit der Exstirpation des Tränensackes bei gleichzeitiger
Pneumokokkendakryozystitis zunächst warten, da die von dorther drohenden
Keime abgetötet werden. Gleichwohl wird meist vor ambulanter Behandlung
gewarnt. Ähnlich günstiges wird berichtet von der Pneumokokkenkonjunkti-
vitis und der bakteriziden Prophylaxe vor Operationen.
Zade (31) lehnt die von Löwenstein gemachten Vorschläge für
Fliegerbrillen ab und verweist auf seine Mitteilung auf dem Heidelberger
Kongress von 1918.
Um nach Enukleation und Exenteration einen besseren kosmetischen
Effekt zu erzielen, hat Sondermann (30) Prothesen anfertigen lassen,
die auf ihrer Rückfläche entsprechend dem Randteil der Iris oben, unten,
innen und aussen je einen kurzen, schräg rückwärts laufenden Zapfen tragen.
Diese legen sich dem Stumpf gut an, indem sie in ihm kleine Dellen erzeugen
und verbessern so Sitz und Beweglichkeit der Prothese. (Firma Greiner-
Habekuk, Lauscha).
Hirsch (29a) behandelt die Trigeminusneuralgien mit subkutanen
Einspritzungen einer 1°%/oigen Lösung Hydrarg. oxycyanat mit 0,4°/o Acoin
= „Injektion Dr. Hirsch“. — Er sah gute Erfolge bei Neuralgien, die durch
Iritis rheumatica oder Iritis unbekannter Ursache hervorgerufen waren. Die
Anzahl und Dosis der Injektionen ist nicht angegeben. Bei Neuralgien im
Anschluss an luetische Iritis mussten grössere Dosen längere Zeit hindurch
benutzt werden (15 X 1,5—2,0 ccm). Neuralgien bei tuberkulöser Iritis und
Glaukom liessen sich nicht beeinflussen. Spezifisch wirkt das Mittel bei
Neuralgien, hervorgerufen durch Uveitis nach perforierten Verletzungen oder
nach Staroperationen. Man beginnt mit 0,7 cem. Es empfiehlt sich, die
Einspritzungen vormittags zu machen, da Durchfall auftreten kann. Durch
die Anwendung des Mittels konnte in mehreren Fällen der vorher schmerz-
hafte Bulbus noch erhalten werden. Bei Frontalneuralgien unbekannter Ur-
sache haben die Einspritzungen nur einen vorübergehenden Einfluss. Durch
die antiseptische und anästhetische Komponente der zwei in dem Mittel vor-
handenen chemischen Stoffe wirkt nach H. das Mittel auf die im Peri-
neurium vorhandenen Bakterien-Toxine.
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik.
Ref. Löhlein.
*32) Koeppe, L.: Das biophysikalisch-histologische Verhalten der leben-
den Augengewebe unter normalen und pathologischen Bedingungen im polari-
sierten Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. Archiv f. Ophthalmol.
Bd. 93, S. 171.
*33) Sondermann: Modifizierte Exenteration und Enukleation. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Jan. 1919. S. 78.
*34) Stargardt: Über die Brauchbarkeit von Radiumleuchtfarben für
Adaptometer. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 40. Heft 4/5.
12 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
Um die Verwendbarkeit der Radiumleuchtfarbenpräparate
zu Adaptationsversuchen klarzustellen, unterwarf Stargardt (34) das Präparat
Nr. O Qual. I der Gesellschaft für Verwertung radioaktiver Produkte einer
genauen Untersuchung. Es ergab sich durch Vergleich am Nagelschen
Adaptameter, dass dies Präparat nach 8 monatigem Dunkelaufenthalt keine
erkennbare Einbusse an Helligkeit erlitten hatte, dass dagegen schon eine
15 Sekunden lange Belichtung des Präparates mit schwachem Tageslicht ge-
nügt, seine Helligkeit auf das 100 fache zu steigern. Diese Veränderung
bildet sich aber im Laufe von 3—6 Stunden zur Norm zurück, und es zeigt
sich danach nicht etwa, wie man vermuten könnte, eine dauernde Einbusse an
Helligkeit. Das untersuchte Präparat entspricht also den Anforderungen unter der
Voraussetzung, dass die Untersuchung im vollkommen verdunkelten Zimmer
vorgenommen wird und das Präparat nach etwa erfolgter Belichtung vor
erneuter Verwendung 6 Stunden im Dunkeln gehalten wurde.
Im 1. Teil seiner Arbeit, in der Koeppe (32) von seinem „Polari-
sationsmikroskop des lebenden Auges“ Mitteilung macht, setzt er
die Möglichkeit auseinander, die Gullstrandsche Nernstspaltlampe zur
Untersuchung der lebenden Augengewebe im polarisierten Licht zu verwenden,
bespricht eingehend die von ihm für diesen Zweck angegebene Apparatur,
die Bedingungen und Grenzen ihrer Anwendbarkeit und deutet die Frage-
stellungen an, die mit Hilfe dieser neuen Untersuchungstechnik der Beant-
wortung zugänglich werden können.
Der so oft unbefriedigende kosmetische Erfolg der üblichen Enukleation
und Exenteration — auch bei Anwendung von Fett oder Knochen zur Pfropfung
und verbesserten Stumpfbildung — veranlasste Sondermann (33) zur Erpro-
bung eines neuen Verfahrens der Bulbektomieund Bulbotomie. Er geht
dabei von der Überlegung aus, dass die Beweglichkeit des Stumpfes genügend
garantiert ist, wenn ein die Muskelansätze der Rekti tragender Skleralring
erhalten bleibt. Er trägt also den vorderen Augenabschnitt bis 5 mm jen-
seits des Limbus nach gründlicher Ablösung der Conj. bulbi ab, exenteriert
nunmehr sehr viel bequemer als bei dem üblichen Limbusschnitt das Auge
und führt einen zweiten zirkulären Schnitt 3—4 mm hinter dem Äquator
durch die Sklera (Muskelansätze schonen!). Will man der Enukleation aus
prophylaktischen Gründen möglichst nahe kommen, so fixiert man vorher
die hintere Skleralkalotte und kann sie mit dem Optikusansatz abtragen.
Mit oder ohne diese Abtragung resultiert ein die Rektusansätze tragender
Skleralring, in den S. etwa 3 ccm Fett implantiert, dessen Ernährungs-
bedingungen durch die unmittelbare Berührung mit dem Orbitalgewebe sehr
viel günstigere sein dürften als bei der Einpflanzung in eine exenterierte Skleral-
kapsel. Die Begründung des Verfahrens leuchtet ein und seine Anwendung
dürfte sich empfehlen, wenn auch zunächst wohl doch zu raten wäre, es in
Fällen anzuwenden, bei denen weder Tumor noch Gefahr der sympathischen
Ophthalmie bestehen.
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen.
Ref. Seefelder.
*35) Fischel: Über den Einfluss des Auges anf die Entwicklung und
Erhaltung der Hornhaut. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 72. S. 1.
V. Anatomie, Entwicklangsgeschichte, Missbildungen. 13
*86) Ginzburg: Beitrag zur Kenntnis seltener ophthalmoskopische Be-
funde. Abnormer Ursprung und Verlauf der Zentralgefässe. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 71. S. 613.
*37) Vogt: Vererbung in der Augenheilkunde. Münchner mediz. Wochen-
schrift Nr. 1, S. 1.
*38) Voit: Die Abduzensbrücke beim Menschen, ein Rest der primor-
dialen Schädelwand. Anatomischer Anzeiger, 52. Bd. Nr. 1 2. S. 36.
* 39) Wirths, Über angeborene Hornhautveränderungen. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 71, S. 625.
Vogt (37) liefert in seiner Antrittsvorlesung einen kurz gefassten
Überblick über die bisherigen Ergebnisse der Vererbungsfor-
schung in der Augenheilkunde. Nach einer gedrängten Darstellung
der Resultate der neueren Vererbungsforschung wird die Vererbung normaler
und krankhafter Zustände des Auges besprochen. Die Frage der Pigmentver-
erbung, der Form der Lider, Brauen, der Sehnerveneintrittstelle usw. wird
nur kurz gestreift. Dagegen wird die Vererbung der Hornhautkrümmung
und im Zusammenhang damit der Refraktionszustände des Auges mit beson-
derer Berücksichtigung der verdienstvollen Untersuchungen Steigers ein-
gehender abgehandelt. Vogt stellte sich dabei vollständig auf den Boden
der bekannten und seinerzeit Aufsehen erregenden Anschauungen Steigers,
die entgegen einer fast allgemein verbreiteien Meinung das Vorkommen einer
erworbenen sog. Schulmopyie in Abrede stellen und die Mopyie wie alle
Refraktionszustände als das Ergebnis der Vererbung betrachten. Auf die
allgemein bekannte Vererbung zahlreicher Anomalien und Missbildungen
des Auges wird kurz hingewiesen, desgleichen auf die Vererbung von
angeborenen funktionellen Defekten, besonders der Störungen des Farben-
sinnes. Kine grosse Bedeutung wird der Vererbung in dem Auftreten seniler
und präseniler Veränderungen des Körpers, im besonderen des Auges, zuge-
schrieben, der vielfach angewendete Begriff der Disposition wird hier wie bei
der Entstehung der Myopie verworfen und durch den der homochronen Ver-
erbung ersetzt. Wie das frühzeitige Ergrauen der Haare, das Auftreten der
Glatze oder des Greisenbogens der Hornhaut in manchen Familien durch
Generationen heimisch sei, so auch der Altersstar, die Alterstrübung der Linse.
Verfasser hat durch Untersuchung ganzer Familien und durch Aufstellung
von Stammbäumen nachgewiesen, dass bei maximal weiter Pupille schon früh-
zeitig (im Alter von 20—30 Jahren) kranzförmig angeordnete periphere
Linsentrübungen nachweisbar sind, die sehr langsam axialwärts wachsen und
erst im hohen Alter in Erscheinung treten. Vogt stellt demnach bei der
Entstehung des Alterssiars das Prinzip der Vererbung über alle anderen Er-
klärungsversuche und benützt diese Gelegenheit, um den anderen Auffassungen,
so besonders denen von C. v. Hess von neuem entgegenzutreten. Mit einem
Hinweis auf die Bedeutung der Vererbungsforschung auch für den angehen-
den Mediziner schliesst die temperamentvoll geschriebene Abhandlung.
Fischel (35) hat bei Urodelen- und Anurenlarven das Auge mit
Ausnahme der Hornhaut entfernt und den Einfluss dieses Ein-
griffes auf die an Ort und Stelle gelassene unverletzte Hornhaut beo-
bachtet. Dabei hat sich herausgestellt, dass das Hornhautepithel bei beiden
eigentümliche Veränderungen erfährt. Bei den Urodelen bestanden sie in
dem Auftreten von Schleimzellen sog. Leydigschen Zellen, wie sie regelmässig
14 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
im Haut, dagegen niemals im Hornhautepithel dieser Tiere vorkommen.
Bei den Anurenlarven sind die Veränderungen noch auffällige. Hier
traten einerseits in den oberen Epithellagen Pigmentkörnchen auf, anderseits
wandern aus dem die Hornhaut umgebenden Hautepithel bestimmte dort
normalerweise vorhandene schwarze Pigmentzellen, sog. Melanophoren, in die
Hornhaut ein. Es ergibt sich daraus die wichtige Schlussfolgerung, dass
zur Entwicklung einer normalen Hornhaut das Vorhandensein eines normalen
Auges an normaler Stelle erforderlich ist, während frübere Untersuchungen
dieses Autors (54. Bd. klin. Monatsbl.) den Beweis erbracht haben, dass in frühen
Stadien das ganze Ektoderm oder wenigstens eine grosser Bezirk desselben
zur Bildung eines Hornbautepithels befähigt ist, wenn sich der Augenbecher
an das Ektoderm in normaler Weise anlagert. Es besteht demnach ein
bedeutender Einfluss des Auges anf die Entwicklung und Erhaltung der
Hornhaut, der wohl wesentlich durch Vermittlung chemischer Stoffe (innere
Sekretion) erfolgt, die schon vom emibryonalen Augenbecher gebildet werden.
Die Bedeutung dieser Ergebnisse für die normale und pathologische Ent-
wicklung des Säugetier- und Menschenauges liegt klar auf der Hand.
Ginzburg (36) beschreibt eine seltene Anomalie des Sehnerveneintritts,
die hauptsächlich durch das Fehlen der eigentlichen Zentralgefässe, sowie
durch das Vorhandensein eines Gewebsstrangs gekennzeichnet ist, der die
mediale Papillenhiilfte überlagert und durch den Glaskörper zum hinteren
Linsenpol zieht, wo er in eine exzentrisch gelegene weissliche Trübung der
hinteren Linsenkapsel übergeht. Die Gefäxsversorgung der Netzhaut wird
durch starke arterielle und venöse Gefisse bewirkt, die medial von der Papille
aus dem hinteren Augenpol hervortreten, einen von den Netzhauigefassen
abweichenden Verlauf zeigen und auch Zweige an die Sehnervenpapille ab-
geben. Eine Erklärung der Genese dieser eigenartigen Anomalie vermag der
Autor nicht zu geben, doch wird sie von ihm mit Recht mit dem in mancher
Hinsicht ähnlichen Fall von Krauss (Heidelb. Bericht 1913) verglichen, bei
dem ebenfalls eine Verlagerung der Durchtrittsstelle der Zentralgefässe vor-
handen gewesen sein soll. Möglicherweise handelt es sich aber in beiden
Fällen nicht um eine Verlagerung, sondern um ein gänzliches Fehlen der
Zentralgefässe und deren Ersatz durch Abkömmlinge des ziliaren Gefässsystems,
wie es durch H. und M. Roth in einem kolobomatösen Auge nachgewiesen
worden ist. Doch blieben die in den beiden Füllen noch vorhandenen
eigentümlichen Gewebs- und Strangbildungen auch bei dieser Annahme
ungeklärt,
Die Arbeit von Wirths (39) bildet in erster Linie eine Ent-
gegnung auf eine Abbhandlung von E von Hippel, in der an der
Hand von mehreren pathologisch anatomischen Befunden der Nachweis versucht
worden ist, dass die von Peters uud seinen Schülern hinsichtlich der Ent-
stehungsweise der angeborenen Staphylome vertretenen Anschauungen auch
durch eine andere Auffassung ersetzt werden können, und dass insbesondere
die Entscheidung, ob eine angeborene oder erworbene Veränderunge vorliege,
häufig auch durch die pathologisch anatomische Untersuchung allein nicht zu
treffen sei. Wirths stimmt dieser Auffassung E. v. Hippels auch bezüglich
seiner 3*°ersten Fälle im grossen ganzen bei, wogegen ihm bei dem vierten Falle
das Vorhandensein von gliösem Gewebe auf der Hornhauthinterflache mehr
für eine Entwicklungsstörung zu sprechen scheint. Er beruft sich dabei auf
nn N NN
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 15
einen ähnlichen Befund in einem Falle von Meisner mit angeborenem
Mikrophthalmus und fügt die Beschreibung eines eigenen Falles hinzu, in
dem an der Hornhauthinterfläche eines Staphyloms ebenfalls gliöses Gewebe,
sowie Muskelfasern nachzuweisen waren, deren Anwesenheit nicht mit der
Einheilung des Spbinkter in die Hornhaut zu erklären war. Das Fehlen
der Linse in den 3 genannten Fällen sowie das Vorhandensein von ekto-
dermalem Gewebe an deren Stelle veranlassen endlich W. zu der Frage, ob
nicht vielleicht analog der Linsenregeneration bei niederen Tieren durch eine
innere Sekretion der Retinazellen die Bildung von atypischen ektodermalen
Gebilden an der Stelle der Linse ausgelöst worden sei.
Beim erwachsenen menschlichen Schädel fand Voit (38) fast
regelmässig ein derbes, bindegewebiges, an Stärke variierendes
Band über dem Nervus abducens, das von der oberen Felsenbeinkante
lateral vom Abducens über den Nerven hinweg zu der nach dem Processus
clinoideus post. ansteigenden Seitenkante des, Dorsum sellae geht und das
die Neigung hat, von beiden Ansatzpunkten aus zu verknöchern. Verf. ist
der Ansicht, dass es mit der bei den Reptilien den Abducens überbrücken-
den Knorpelspange übereinstimmt. Bei einer mehr oder weniger weitgehenden
Verknöcherung der Abduzensbrücke ist der N. abducens in einem kurzen,
aber engen Knochenkanal eingeschlossen, so dass der Nerv ähnlichen Schädlich-
keiten wie andere einen Knochenkanal durchsetzenden Nerven z. B. durch
Druck, Verletzung bei Fraktur ausgesetzt ist.
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtsinnes.
Ref.: Köllner.
*40) Best: Die Organisation der Sehschirfe im Gehirn. Sitzung der
Gesellsch. f. Natur- und Heilkunde Dresden am 18.1.1919. Münch. med. Wochenschr.
Nr. 14, S. 393.
*41) v. d. Hoeve, Die Bedeutung des Gesichtsfeldes für die Kenntnis
des Verlaufs und der Endigung der Sehnervenfasern in der Netzhaut. Graefes
Archiv f. Ophthalm. Bd. 98. S. 243.
*42) Kuile, ter, Stereokinematoskopie dichoptisch gesehener harmoni-
scher Pauktbewegungen. Pflügers Archiv 174 S. 233.
” 43) Oloff, Beiträge zur Prüfung angeborener Farbensinnstörungen.
Med. Klinik Nr. 16, S. 233.
*44) Vierling, Über die Prüfung des Farbensinnes mit dem Cohnschen
Täfelchen. Zeitschr. f. Bahn- und Batınkassenärzte. Januar 8. 2.
*45) Zade, Gesichtsfeldstörungen bei Fliegern. Naturhistorisch-medizin.
Verein Heidelberg, 23. I. 19.
Wenn ein von dem linken Auge und ein von dem rechten Auge
gesehener Punkt sich unabhängig voneinander in einer horizontalen Ebene
hin- und herbewegen, entstehen plastische Scheinbewegungen des
Punktes. Ter Kuile (42) bestimmte rechnerisch die scheinbare Lage des
stereoskopisch gesehenen Punktes in den verschiedenen Bewegungsphasen.
Best (40) berichtet über das kortikale Sehzentrum auf Grund
von etwa 11/3 Hundert eigenen Beobachtungen frischer Kriegsverletzungen
sowie der Literatur (Wilbrand-Henschen und Poppelreuter.) Die
Theorie Henschens über eine feste Zuordnung von Elementen der beiden
16 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Netzhäute zu solchen der Kalkarinarinde ist durch die Kriegserfahrungen end-
gültig bestätigt worden, v. Monakows Lehre einer diffusen Verteilung
besonders der Makulafasern im Hinterhautlappen als irrig erkannt. Die
obere Lippe der Fissura calcarina entsprechend den unteren Gesichtsfeld-
hälften wird bei Verwundungen 10 mal häufiger betroffen als die untere.
Die von Lenz u.a. angenommene Lokalisation der Makula im äussersten
Okzipitalpol sei noch nicht sicher. Die Theorie der Doppelversorgung muss
wahrscbeinlich aufgegeben werden, da sie nicht gut mit den zahlreichen para-
zentralen Doppelskotomen vereinbar ist. Zur Technik der Gesichtsfeldauf-
nahme ist hervorzuheben, dass eine Untersuchung des amblyopischen Rest-
gesichtsfeldes mit stärkeren Reizen (1U mal 10 cm grossen weissen Papier-
stücken) nicht unterlassen werden darf, ebensowenig aber eine Untersuchung
des Makulagebietes auf grössere Entfernung mit kleineren Objekten (0,5 cm-
Marke auf 2 m), da sonst die so häufige Unterwertigkeit von Teilen des
Makulagebietes übersehen wird. Die Ausdehnung des Gesichtsfeldes ist bei
manchen Hinterhauptverletzten weitgehend von der Entfernungslokalisation
der Prüfmarke abhängig, also nicht allein eine Funktion des Gesichtswinkels,
unter dem sie erscheint. Bei Verletzungen des Hinterhautlappens ist daher
ausser der Gesichtsfeldaufnahme auch die optische Raumlokalisation in ver-
schiedener physiologisch vorgezeichneter Weise zu prüfen (relative und absolute
Richtungslokalisation, Tiefenschätzung, Grössenschätzung, Bewegungssehen,
optisch-räumliche Aufmerksamkeit, Überschaubarkeit, optisches Zählen, eventuell
Störungen des „Körperfüllraums“), weiter das Sehen tonfreier und bunter
Farben (Helligkeit, Kontrastfunktion usw.), die optische Gestaltgebung (er-
gänzende Reproduktion, Alexie usw.) und schliesslich die mit dem Sehzen-
trum in Beziehung stehenden Bewegungen (Blickbewegungen, Fusion, Akkom-
modation, Pupille, Agraphie, Apraxie). Best hält die Kalkarina nur für
das Zentrum des binokularen Einfachsehens, der optischen relativen Lokali-
sation. Die Verteilung der anderen erwähnten Teilvorgänze des Sehens über
die Rinde des Hinterhautlappens ist uns ihrem ordnenden Prinzipe nach noch
unbekannt. Doch steht wohl fest, dass scheitelwarts von der Kalkarina
optisch räumliche Funktionen lokalisiert sind, in der Richtung auf den Gyrus
angularis das Lesen. Ein besonders optisches Erinnerungsfeld (Wilbrand)
wird von B. nicht angenommen; die Erinnerungen haften in den Zellgebieten,
die primär eine bestimmte optische Tätigkeit ausüben, also z.B. die Erinne-
rungsbilder für Buchstaben und Wortform beim Lesen in den diese Funktion
ausübenden Gebieten des Gyrus angulaiis, für das Schreiben aber eine
motorische Innervationserinnerung in den entsprechenden motorischen Zentren:
das gleiche gilt für die optische Gestaltgebung usw. Eine ausführliche
Begründung der Theorie des Sehzentrums wird in Graefes Arch. f. Ophth.
angekündigt.
Bezüglich der Ausführungen Oloffs (43) über die zweckmassige
Prüfung angeborener Farbensinnstörungen kann in der Haupt-
sache auf den Bericht über das 2. Quarta! 4918 verwiesen werden (Vortrag
auf der ophthalm. Gesellschaft Heidelberg)., Oloff wendet sich auf Grund
seiner Erfahrungen erneut gegen die Monopolsiellung der Nagelschen Tafeln,
deren Ergebnisse recht unsicher sind und: viele Farbenuntüchtige durch-
schlüpfen lassen, und befürwortet statt dessen die Stillingschen sowie
auch die neuen Podestäschen Tafeln, die sich für Massenuntersuchungen
als sehr brauchbar und zuverlässig erwiesen haben.
VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 17
Für die Prüfung des Farbensinnes empfiehlt Vierling (44) aufs
neue das Cohnsche Täfelchen. Was Zuverlässigkeit des Prüfungsausfalles
anlangt, steht nach V. diese Probe etwa auf gleicher Stufe mit den Nagel-
schen und Stillingschen Tafeln. Um Berührung und Beschmutzung des
Täfelchens zu vermeiden, rät V., es fest um die Peripherie einer Papprolle
(z. B. von einer Glühstrumpfverpackung) zu spannen,
Hinsichtlich der Bedeutung der Gesichtsfeldausfälle für die
Kenntnis des Verlaufs der Sehnervenfasern in der Netzhaut
wendet sich Hoeve (41) gegen den von Igersheimer aufgestellten Satz
„jede Leitungsunterbrechung oder schwere Störung eines Faserbündels im
Sehnerven projiziert sich in die Aussenwelt als ein vom blinden Fleck aus-
gehendes Skotom.“ Dieses Gesetz könne nicht richtig sein; denn wenn ein
Nervenbündel betroffen ist, das einen Bezirk in der Peripherie der Netzhaut
versorgt, so wird sein Ausfall ein Skotom verursachen, das mit dem blinden
Fleck nicht in Verbindung steht. In der Tat kommen auch bei verschieden-
sten Erkrankungen Skotome vor, welche vom blinden Fleck getrennt liegen.
H. wendet sich dann weiter auch gegen die anatomische Erklärung, dass die
Nervenfasern Nebenzweige in die Netzhaut abgeben und dass auf diese
Weise die Brücke eines Gesichtsfeldausfalles mit dem blinden Fleck hergestellt
würde. Es könne sich nur darum handeln, dass Nervenfaserbündel einzelne
Fasern abzweigen. Damit falle auch die anatomische Voraussetzung für das
Igersheimersche Gesetz.
Zade (45) sprach nochmals über die bei Fliegern beobachteten Ring-
skotome infolge Blendung, die durch diffuses Licht berorgerufen werden,
Sie können Wochen und Monate nach Abstellung der schädlichen Lichtein-
wirkung noch bestehen bleiben. Hemeralopie ist dabei nicht nachweisbar. Z. fand
die Störung nicht nur bei Fliegern, sondern auch bei den Fliegerabwehr-
formationen, sowie bei Mannschaften der Fernsprechabteilungen, welche als
Störungssucher tätig sind. Zade weist nochmals auf die Notwendigkeit hin,
als Abwehrmittel Schutzbrillen zu tragen. |
VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion.
Ref.: Köllner.
*46) Axenfeld: Tonische Akkommodation. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Januar S. 59.
*46 a) v. Hess: Die Akkommodation der Alciopiden, nebst Beiträgen
zur Morphologie des Alciopidenauges. Pflügers Archiv f. d. ges. Physiol.
Bd. 172. S. 449.
*47) Plocher: Ein Beitrag zur Dehiszenz der Sklera bei hoher Myopie.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Januar S. 94, s. Ref. Nr. 92,
*48) Rönne: Zur Kritik der Katralgläser. Klin. Monatsbl. für Augenbk.
Dezember S. 166.
* 49) Streiff: Über angeb: en Amblyopie und Sisharmonlache Augen.
Klin. Monatsbl. f. Augenhlk. Febr. S. 210.
*50) Wolff: Ausgleich iechntzranlger Ungleichsichtskeit von 20 D
durch die Rohrsche Anisometropie-Fernbrille (C. Zeiss) neuer Art (1917).
Zeitschr. f. Ophthalm. Optik VIT. S. 10.
*51) Wolff: Mannschaftsuntersuchungen mit Rohrschen Fernrohr-
brillen (Zeiss). Zeitschr. f. Augenheilk. 40. S. 235.
Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde, II
18 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Im Alciopidenauge gelang es Hess (46a) den Akkommoda-
tionsmechanismus am lebenden bzw. überlebenden Auge zu beobachten,
indem er die abgetrennten Augen auf passende feine Nadelelektroden legte
und die bei elektrischer Reizung auftretenden Veränderungen mit Binokular-
lupe unter Wasser mit sehr starkem auffallenden Lichte beobachtete. Es zeigt
sich zunächst, dass die eigentümlichen streifigen glänzenden Gebilde, welche
von vorn sichtbar sind, keine Muskeln sind, wie man bisher fälschlich an-
nahm. Bei der elektrischen Reizung sieht man nun jedesmal die Linse nach
vorn rücken, ein Zeichen, dass eine positive Nahakkommodation besteht. Sie
kommt dadurch zu stande, dass an einer Stelle der unteren Augenwand, an
der allein Muskeln vorhanden sind, auch eine Glaskörperausstülpung liegt,
welche durch die Muskeln zur Kontraktion gebracht wird; dadurch gelangı
etwas von dem ausserhalb des Auges befindlichen Inhalt in den Glaskörper-
raum, so dass die Linse nach vorn gedrückt wird. Hess weist darauf hin,
dass sich bei allen von ihm untersuchten Wirbellosen die Akkommodation
von den Wirbeltieren in charakteristischer Weise unterscheidet, indem sie
durch Entfernung der Linse von der Netzhaut bewirkt wird und zwar durch
Vermehrung des Druckes im Glaskörperraum. Im Einzelnen ist letzterer
Vorgang bei den Arten sehr verschieden. Hess gibt dann am Schluss noch-
mals einen Überblick über die Unterschiede im Akkommodationsvorgang auch
bei den verschiedenen Klassen der Wirbeltiere.
Eine tonische Akkommodation kann sich nach Axenfeld (46)
gleichzeitig mit einer tonischen Konvergenzbewegung der Pupille ausbilden,
und zwar schon bald nach Eintritt einer Ophthalmoplegia interna. Der Ab-
lauf der Bewegungen in beiden Muskeln kann dabei annähernd Parallelität
zeigen. A. führt unter anderem aber auch eine interessante sich über mehrere
Jahre erstreckende Beobachtung dafür an, ‘dass beide Muskeln weitgehende
Unabbängigkeit zueinander bezüglich der tonischen Bewegung darbieten. Die
tonische Entspannung der Akkommodation kann sich auch für sich in einer
Zeit entwickeln, in welcher eine Akkommodationslähmung schon längst vorüber
ist, wenn sie überhaupt bestand. Die tonische Akkommodation äussert sicn
bei normaler Akkommodationsbreite, in einer Verlängerung der Entspannung,
also einer verlangsamten Einstellung von der Nähe in die Ferne, welche dem
Willen entzogen ist. Die Einstellung in die Nähe braucht dabei wenig. bzw.
fast gar nicht betroffen zu sein. Zur Feststellung des tonischen Akkommo-
dationsablaufes bedient man sich am besten der skiaskopischen Refraktions-
bestimmung.
In der Studie über disharmonische Augen führt Streiff (49)
etwa folgendes aus: Bei der Anisometropie ist eine Störung der normalen
symmetrischen Harmonie im Spiele; besonders die Vereinigung der Hyper-
metropie und Myopie (Antimetropie) dürfte meist darauf beruben, dass das
eine Auge von einem myopen, das andere von einem hypermetropen Vor-
fahren vererbt ist. St. ist nun der Frage der Korrelationsstörungen weiter
nachgegangen. Es sei wohl unbestritten, dass für den stark. Übersichtigen
ein schmales Gesicht, für den Kurzsichtigen ein breiter Kopf typisch sei.
Findet man ein umgekehrtes Verhalten, so werde man dies als Korrelations-
storung auffassen können. Ähnlich lägen die Verhältnisse bei den Optikus-
merkmalen; eine temporale Sichel ist korrelativ zur Myopie, eine pseudo-
neuritische Papille korrelativ zur Hypermgtropie zu rechnen. Findet man
VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 19
die letztere bei Myopie, so sei das ebenfalls als Korrelationsstörung zu deuten.
Als weitere zur Hypermetropie gehörige Merkmale am Optikus fasst St.
übrigens auch auf Konus nach unten, ausgesprochen nasale Gefässteilung
und die Tortuositas vasorum. Str. bringt dann aus seinen Untersuchungs-
protokollen eine Anzahl von Fällen in Tabellen als Beleg für seine Aus-
führungen. Er findet es schliesslich auffällig, dass bei Anisometropie und
beim Astigmatismus recht häufig eine ausgesprochene Astigmatismusdiffe-
renz vorkommt. Vielleicht komme man auf diese Weise dem Problem
der Entstehung des Astigmatismus näher. Man nehme an, ein Auge sei von
väterlicher Seite zum hypermetropen Typus bestimmt, von der mütterlichen
Seite dagegen zum myopen. Hat das Auge einen gemischten Astigmatis-
mus, so kann man sich in solchem Falle „gleichsam den Versuch einer
sagittalen Durchdringung eines Kurzauges durch ein Langauge‘“ vorstellen.
(Str. nimmt also hier offenbar an, dass dieser Astigmatismus nicht auf einem
Wolbungsfehler der Hornhaut beruhe.
Über eine erfolgreiche Korrektion einer Anisometropie von 20 D.
mit einer Rohrschen Anisometrop-Fernbrille neuer Art berichtet Wolff (50).
Es handelt sich um einen 35jährigen Fahrer mit hochgradiger Myopie, die
auf einem Auge — 20,0 D. betrug, auf dem andern durch Aphakie auf
emmetropische Refraktion gebracht war. Die Sehschärfe betrug auf dem
myopischen Auge mit sphärischem Korrektionsglas 3/10, mit Fernrohrbille 7/10,
auf dem anderen Auge mit Fernrohrbrille °/10. Mit der neuen Anisometrop-
brille wurden am Brewsterschen Stereoskop alle 5 Bilderpaare der Krusius-
schen Gruppe III räumlich richtig gedeutet. Da es sich hierbei um ein-
fache Umrissbilder ohne unterstützenden Schatten handelt, ist der Ausfall
der Prüfung beweisend. Der Verfasser konnte durch die Brillenkorrektion
eine erfreuliche Beeinflussung der ganzen Psyche erreichen: „Aus der früher
bleichen, gedrückten, unbeholfenen und vernachlässigten Erscheinung ist ein
froher, auf sein Äusseres haltender, gewandter Mensch geworden, in dessen
freudegeröteten Gesicht die etwas dicke Brille nicht einmal auffällig wirkt“.
Wolff (51) hat bei Mannschaftsuntersuchungen die Fernrohrbrillen:
weitgehend in Anwendung gebracht und ist sowohl bei Anisometropie als
auch bei Trübungen der brechenden Medien, Augenhintergrundserkrankungen
und Myopie zu sehr guten Ergebnissen gelangt. Die Grenze der Sehschärfe,
bis zu welcher herab sich die Anwendung der Fernrohrbrille unter Umständen
noch lohnt, wird von Wolff noch weiter gesteckt, als bisher. Er hat gute
Erfolge bei einem Sehvermögen von Fingerzählen in 2 m, selbst darunter noch
gehabt. Die Ergebnisse bei den einzelnen Fällen sind in Tabellen wieder-
gegeben (im ganzen 41 Fälle). Die erzielte Steigerung der Sehschärfe ent-
sprach etwa der bildvergrössernden Wirkung der Fernrohrbrille, übertrafen
jedoch in einer Reihe von Fällen letztere wesentlich, wohl infolge der Un-
genauigkeit unserer Sehproben. Die Korrektion der Myopie mit Fernrohr-
brillen würde ermöglichen, dass die Patienten unter wesentlich bessere
hygienische Verhältnisse gebracht werden könnten. W. führt ein Beispiel
dafür an, dass unter Umständen auch die Kriegsverwendbarkeit dadurch be-
einflusst werden könnte, in dem Sinne, dass auf diese Weise an Stelle
Dienstuntauglichkeit eine Verwendung im Garnisondienst gelegentlich
zu ermöglichen wäre. Diese Vorteile, welche die Gläser durch die Ver-
besserung der Sehschärfe und die Erhöhung der Tiefenwahrnehmung bieten,
]J*
20 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
überwiegen den Nachteil der Einschränkung des Gesichtsfeldes, mit dem man
die ersteren erkaufen muss. Mit Ausnutzung geringer Kopfdrehungen macht
sich die Gesichtsfeldeinengung bis zu einer Annäherung von 5 m kaum be-
merkbar. Auf der Jagd kämen die Fernrohrbriilen hauptsächlich für die-
jenigen Jäger in Frage, welche nach dem Richtungsgefühl schiessen. Zielende
Jäger sehen den schwarzen Kimmenrand mit einem zarten Halbschatten be-
grenzt, das Korn weniger unscharf.
Rönne (48) setzt seine Polemik gegen Boegehold fort und geht bei
dieser Gelegenheit nochmals ausfihrlich auf den Wert der Zeissschen
Katralgläser gegenüber den einfacheren Gläsern ein. Wenn man vom
Preisunterschied absieht, so haben die achsensymmetrischen Katralgläser und
diejenigen mit kleineren Astigmatismen einen Vorteil vor den Meniskengläsern,
der mit der Refraktion des Glases zunimmt. Bei den gewöhnlich angewendeten
Glasnummern ist dieser Vorteil aber so unbedeutend, dass er dem Brillen-
träger nicht wahrnehmbar wird, und erst bei den höheren Werten bekommt
er eine erkennbare Grösse. Findet sich dagegen ein stärkerer Scheitelastigma-
tismus, so ändert sich das Verhältnis. Das Katralglas hat hier seinen grössten
Fehler in derjenigen Achsenrichtung, welche für gewöhnlich horzontal wird,
während dieser Meridian für die billigen Glasreihen gerade der beste ist. Alles
in allem stehen nach Rönne die Vorteile der Katralgläser gegenüber den
übrigen Gläsern in keinem Verhältnis zu dem hohen Preis.
IX. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen.
Ref.: Köllner.
*52) Watscher: Lokalisation der durch vestibuläre Reizung in der
Kernregion der Augenmuskelnerven hervorgerufenen Erregung. Gesellschait
d. Ärzte. Wien 31. I. 19. Ref. Münchn. med. Wochenschr. Nr. 10 S. 281.
*53) Kisch : Ein unbekannter Lidschlag und Tränenreflex. Pflügers
Archiv. 173 S. 224,
*54) Pichler: Simuliertes Schielen. Zeitschr. f.Augenheilk. Bd. 40 S. 157.
*55) Pichler :Periphere Fazialislähmung durch Rotlauf. Klin. Monatshl.
f. Augenheilk. 61. Bd. S. 653 siehe Ref. Nr. 16
*56) Pichler: Fälle von akuter, rasch heilender beiderseitiger Abduzens-
lähmung, wahrscheinlich durch Influenza bedingt. Zeitschr. f. Augenheilk.
Bd. 40 S. 334.
*57) Wodak: Zur Frage der auropalpebralen Reflexe. Deutsche medizin.
Wochenschr. Nr. 9 S. 241.
58) Zimmermann Fr.: Augenmuskellähmung bei progressiver Para-
lyse. Dissertation Kiel.
Bei kalorischer Reizung des Vestibularis bei aufrechter Hal-
tung wird nach Gatscher (52) die eine Hälfte der Kernregion der Augen-
muskeln, welche dem gereizten Ohr entspricht, durch Kältereiz, die andere
Hälfte durch Wärmereiz in Erregung versetzt.
Einen unbekannten Lidschlag-und Tränenreflex hat Kisch (53)
beobachtet und folgendes gefunden (siehe auch den Bericht über das vorher-
gehende Quartal): Bei mechanischer oder kalorischer Reizung der tieferen
Partien des äusseren Gehörganges oder des Trommelfelles tritt beim Menschen
IX. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 21
normalerweise stets ein reflektorischer Lidschlag ein. Bei etwa 502 der Unter-
suchten machte sich ausserdem eine reflektorische Tränensekretion bemerkbar,
meist nur auf der gereizten Seite. Am empfindlichsten ist derjenige Teil des
Trommelfelles, welcher dem Hammerstiel anliegt, und vom Gehörgang der
hintere Teil seiner oberen Wand. Der Reflex fehlt bei normalen Personen
(150 wurden untersucht) niemals, wohl aber bei pathologischen Prozessen des
Nervensystems. Bei fehlendem Lidschlagreflex war eine Pupillenerweiterung
als Folge der Reizung des Gehörganges oder Trommelfelles festzustellen, die
mitunter von einer Erweiterung der Lidspalten und Vortreten der Bulbi be-
gleitet war.
Über diese in letzter Zeit wiederholt behandelten auropalpebralen
Reflexe gibt Wodak(57)eine kurze zusammenfassende Übersicht. Man hat da-
nach hauptsächlich 3 Arten des auropalpebralen Reflexes zu unterscheiden, nämlich
1. den Kitzelreflex Fröschels, den eigentlichen auropalpebralen Reflex
von Belinoff, Falta u. a. und den Ohrlidschlagreflex von Kisch. Das
Gemeinsame aller dieser Formen ist, dass es sich immer um einen Lidschlag
handelt, welcher vom äusseren Gehörgang oder vom Trommelfell ausgelöst
wird. Sie unterscheiden sich voneinander nur durch die Art ihres Zustande-
kommens. Bei dem Kitzelreflex Fröschels ist bei normalen Individuen
durch Berührung der Gehörgangswände mit einer Wattesonde stets ein Blinzeln
auslösbar. Der zentripetale Reflexbogenteil wird hier durch den Trigeminus
gebildet. Bei dem Belinoff-Faltaschen Reflex wird das Blinzeln schein-
bar durch akustische Reize ausgelöst. Das Phänomen könnte sich daher,
wenn es zuverlässig wäre, zur Entlarvung von simulierter Taubheit als sehr
wertvoll erweisen. Die Untersuchungen des Verfassers baben 'aber ergeben,
dass diese Zuverlässigkeit nicht besteht. Wahrscheinlich wird der zentripetale
Reflexbogen gar nicht vom Akustikus allein gebildet, sondern der Trigeminus
spielt auch hier eine grosse Rolle. Der Reflex ist also dem Fröschelschen
sehr verwandt. Der dritte von Kisch beschriebene Reflex stellt ebenfalls
ein Trigeminus-Fazialisphänomen dar. Bei kalorischer Reizung des äusseren
Gehörganges wird ein Lidschlag ausgelöst. Schon früber wusste man, dass
bei Manipulationen an der binteren Gehörgangswand die Augen sich krampfhaft
schliessen. Bei Hysterie, Geistesstörungen, traumatischer Neurose usw. findet
sich nicht selten ein Überdauern des Reflexes (Anhalten des Lidschlusses
mehr als 5 Sekunden), bei ohrpathologischen Fällen ist es häufig auf der
kranken Seite schwächer oder fehlt. Ihn zur Entlarvung von Simulanten
zu verwenden, ist sehr schwierig; denn da dabei die Hirnrinde beteiligt ist, ist
Unbefangenheit für das Zustandekommen unbedingt erforderlich.
Pichler (54) hat bei Soldaten eine Reihe von Fällen mitsimuliertem
Schielen beobachtet, von denen er drei ausführlicher mitteilt. Sie sind
untereinander etwas verschieden, gipfeln aber darin, dass durch starke Konvergenz
Einwärtsschielen hervorgerufen sind, wobei gleichzeitig Pupillenverengerung
und Akkommodationskampf, (skiaskopisch festgestellt) auftritt. Der eine
Fall hat Ähnlichkeit mit den von Elschnig 1917 mitgeteilten Beobach-
tungen über Konvergenzkampf.
Eine 35 jährige Patientin Pichlers(56) bekam während einer Influenza-
epidemie nach einer Halsentzündung eine doppelseitige Tenonitis mit gleich-
zeitiger doppelseitiger Abduzensparese. Es war beträchtliche Druck-
empfindlichkeit der Augiipfel vorhanden. Nach einigen Wochen trat voll-
22 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
kommene Heilung ein. P. ist geneigt, auch in diesem Falle die Ursache der
Abduzensparese in einer Kernerkrankung zu suchen. Ferner berichtet P.
noch über einen zweiten Fall von doppelseitiger akuter, schnell heilender
Abduzensparese bei einem 46jährigen Kollegen im Anschluss an rheumati-
schen Tortikollis unter Fieber. Auch hier dürfte es sich wohl um eine
Influenzainfektion handeln.
X. Lider.
Ref.: Schlippe.
*59) v. Blaskovicz: Über Totalplastik des unteren Lides. Bildung einer
hinteren Lidplatte durch Transplantation eines Tarsus und Bindehautstre:fens
aus dem Oberlid. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. XL, S. 222.
*60) Cramer: Ersatz der Unterlidbildung durch Hebung und Verlage-
rung des Augenhöhleninhalts nach vorn. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. XL, S. 151.
*61) Esser: Herstellung von behaarten Augenlidrändern, Klin. Monatsbl.
1919. S. 202.
*62. Hessberg: Über die operative Beseitigung des Ektropium des
Unterlids im inneren Lidwinkel. Klin. Monatsbl. 1919. S. 84.
*63) Liebermann: Zur Tarsoplastik nach v. Blaskovicz. Klin. Monatsbl.
1918. S. 660.
Hessberg (62) beschreibt ein neues operatives Verfahren zur
Beseitigung des Ektropium des Unterlids im inneren Lidwinkel,
das sich in drei Fällen gut bewährt hat. Man spaltet das Unterlid im Be-
reich des Ektropiums in 2 Blätter, dann umschneidet man den inneren Lid-
winkel bogenförmig ungefähr 2 mm vom Lidrand entfernt und bildet einen
zungenförmigen Lappen aus dem Oberlid. Nach Drehung des Lappens wird
er mit der Bindehaut und Lidkante vernäht. Die Methode eignet sich nur
für Ektropium des inneren Lidwinkels. Sie schafft einen zum Tragen einer
Prothese günstigen Bindehautsack und verbessert den kosmetischen Erfolg
dadurch, dass das meist stark eingesunkene Oberlid gehoben wird.
Liebermann (63) gibt einige Modifikationen an der von v.Blas-
kovicz angegebenen Tarsoplastik bekannt. L. fixiert das Lid da-
durch, dass er durch den Lidrand 3 Fäden hindurchlegt. Die 3 gleichlangen
Fäden befestigt L. an einer besonders zu diesem Zweck an der Lidplatte
angebrachten Klemmschraube. Ferner präpariert L. die Bindehaut nur 1 mm
weit ab. Durch diesen abgelösten Streifen legt er drei doppelt armierte
Fäden. Nach vollständiger Lösung der Bindehaut von dem Tarsus wird die
Lidplatte vorübergehend gelockert und die Bindehaut im Gebiet der Über-
gangsfalte abgelöst. Es folgt Abtrennung der Vorderfläche des Tarsus und
Drehung des Knorpels. Die vorher durch die Bindehaut gelegten doppelt
armierten Fäden werden durch den Tarsusrand und Lidrand gestochen und
dann zusammengezogen. Durch diese Fadenführung wird verhindert, dass
sich der Tarsus verschiebt.
Cramer (60) ersetzt das durch eine Granatsplitterverletzung fehlende
Unterlid dadurch, dass er die nach unten gezogene Bindehaut von der
Narbe löste und in die neugeschaffene Wunde ein Öhrknorpelstück ein-
pflanzte. In der 2. Sitzung wurde die mit dem Stützknorpel versehene
Schleimbaut frei gemacht und durch Einpflanzung eines Schläfenlappens so
X. Lider. 23
gehoben, dass eine günstige Augenhöhle entstand. Da die eingelegte Prothese
immer wieder herausfiel, musste nochmals eingegriffen werden. Cr. präparierte
deshalb zuerst die vernarbte Haut des unteren Augenhöhlenrandes zurück,
zog dann in die neue Wunde von hinten her durch Matratzennähte die Augen-
höhlenweichteile nach vorne und vereinigte sie mit dem Unteraugenhöhlen-
rand. Den Hautdefekt deckte er durch einen ziemlich dicken Thierschen
Lappen. Zuletzt hob Cr. noch den etwas herabhängenden äusseren Lidwinkel.
Die Heilung verlief ungestört. Der Dauererfolg war sehr schön. Es trat
keine Schrunpfung ein und der Kranke konnte eine Prothese tragen. —
Bei plastischen Operationen am Unterlid besonders nach Exstirpation
von Epitheliomen ist die Wiederherstellung beider Lidplatten prinzipiell anzu-
streben. Bei Verlusten des ganzen Unterlids lässt sich aus der noch erhal-
tenen Ubergangsfalte eine verhältnismässig günstige hintere Lidplatte her-
stellen. Schwieriger wird die Bildung der hinteren Lidplatte, wenn die Über-
gangsfalte exstirpiert werden muss. Wie man dann noch ein günstiges
Operationsergebnis dureh Totalplastik des Unterlids erhält, berichtet
v. Blaskovicz (55). Bei der 67 jährigen Frau bestand am linken Unterlid
ein grosses karzinomatöses Geschwür, das bis zum Lidrand und bis zur
Übergangsfalte reichte. Im unteren Drittel der Kornea bestand ein ober-
flächliches Kontaktgeschwür. Exstirpation des Tumors mit Entfernung eines
4—5 mm breiten Hautstreifen und des Fornix. Im Anschluss daran senkte
sich die äussere Lidhaut bogenförmig nach unten; sie wurde durch einen
dreieckigen Ausschnitt wieder gehoben und eine vordere Lidplatte hergestellt.
— Die hintere Lidplatte wurde durch einen 5 mm breiten Tarsusbindehaut-
lappen gebildet; er umfasste die obere Übergangsfalte und fast die Hälfte
des Tarsus. — Der transplantierte Streifen wurde zuerst an beiden Enden
durch Sutur befestigt, dann die 2 Lidplatten durch Matratzennähte vereinigt.
Heilung ungestört. Am 7. Tag Entfernung der Nähte. Das neue Lid steht
etwas vom Auge ab, die untere Übergangsfalte ist etwas seichter, sonst
günstig. — v. Bl. macht im Schlussteil der Arbeit noch einige Bemerkungen
über die Art der Schnittführung zur Erlangung des Tarsus-Bindehautstreifens
und über die Reihenfolge der Fixationsnäbte.
Die Naht des durchrissenen unteren Tränenkanälchens
glückte Stargardt in 2 Fällen. Er verfuhr dabei folgendermassen: die
Wundränder wurden mit Vakzin-Novokainlösung umspritzt, dann wurden die
Wundränder angefrischt und angepasst. In das ektropionierte Lid wurden
3—4 Bindehautnähte gelegt. In die 2 Öffnungen des zerrissenen Tränen-
kanälchens wurde ein Katgutfaden gesteckt und so gehalten, dass er nicht
herausgleiten konnte. — Während des Knüpfens der Fäden wurde mit einer
Pinzette das distale Ende des Tränenkanälchens über den Katgutfaden nasen-
warts gestreift. Zum Schluss wurden die Hautnähte gelegt. Den aus dem
Tränenpünktchen herausstehenden Teil des Katgutfadens schob St. in das
Kanälchen. Der Verband blieb 5—6 Tage liegen. Die erste Sondierung
wurde nach 3 Wochen vorgenommen, das Kanälchen war offen und blieb
es auch, wie eine nach 8 Wochen vorgenommene Kontrolluntersuchung be-
statigte. —
Esser (61) beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von be-
haarten Augenlidrändern. Er trennt zunächst den konjunktivalen
und häutigen Teil des Lids durch Schnitt von 5—6 mm Tiefe. Dann macht
24 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
er im unteren Drittel der Augenbraue einen Schnitt, der etwas länger wie
der erste Schnitt ist. Der Wundrand des Brauenschnittes wird nach unten
zu unterminiert. Die Naht wird folgendermassen gelegt: Die hautige Wund-
lippe des Oberlides wird mit dem unteren Wundrand der Augenbraue ver-
näht, aber so, dass sich die Wundflächen breit, flächenhaft berühren (Aus-
stülpungsnähte). Ferner wird die konjunktivale Wundlippe des Lides mit
dem oberen Augenbrauenwundrand über die vorher vereinigten Wundflachen
vernäht. Auch hier ist für breiten Wundkontakt zu sorgen. Unter dieser
doppelten Wand befindet sich also ein allseitig mit normaler Haut ausge-
kleideter Hohlraum. — Nach Verheilung der Wunde und Entfernung der
Nähte bleibt dieser Hohlraum noch etwa 4 Wochen unverändert bestehen.
Dann durchtrennt man die Vorderwand des Hohlraumes, indem man etwas
oberhalb der äusseren Verheilungsnarbe einsticht und den Schnitt so führt,
dass er die innere Vernähungslinie trifft. Man erhält dann auf dem neuen
Lidrand Haare, die aus der Augenbraue stammen. — Man klappt nun den
Lidrand zurück. Die Wunde an der Braue und am Lidrand werden ge-
schlossen. — Man kann auch eine 2. Schnittführung zur Eröffnung des
Hohlraumes wählen, indem man die Vernarbungslinie der äusseren Decke
durchschneidet und etwas oberhalb der inneren Verheilungslinie den Hohl-
raum eröffnet, — Die Operation wurde 5 mal mit gutem Erfolg ausgeführt.
Wegen lockerer Befestigung der transplantierten Haare ist eine vorsichtige
Reinigung des neuen Haarbesatzes notwendig. —
XI. Tränenorgane,
Ref.: Schlippe.
*64) Bogendörfer: Über die Beziehungen der Tränenwege zur Nase.
Dissert. Würzburg 1918.
*65) Ebert: Über einen Fall von Lymphosarkom mit Metastasen, rechts
in der Tränendrüse, links in der Orbita. Dissert. Heidelberg 1917.
*66) Hermann: Zur Behandlung der Tränensackeiterung bei Kiefer-
verletzten mit der Westschen Operation. Klın. Monatsbl. 1919. S. 88.
*67) Polyák: Die Heilung der Tuberkulose des Tränensacks auf intra-
nasalem Wege. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. XL, S. 181.
*68) Stargardt: Naht des durchrissenen unteren Tränenkanälchens.
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. XL, S. 320.
Ebert (65) berichtet über einen Fall von Lymphosarkom mit
Metastasen. Der walnussgrosse Tumor sass links an der medialen Orbital-
wand und erstreckte sich ziemlich weit nach hinten. Die Kapsel des Tumors
war zum Teil mit den Muskeln verwachsen. Exstirpation unter Lokal- und
Leitungsanästhesie. Der Triinendriisentumor war walnussgross, Exstirpation,
glatte Heilung. Die mikroskopische Untersuchung der 2 Tumoren und eines
Knotens, der sich am Thorax gebildet hatte, bestätigten die klinisch gestellte
Diagnose Die Ausgangsstelle des Tumors ist nicht die Tränendrüse, dafür
spricht das Befallensein anderer Organe, wie Milz und Drüsen im Mediasti-
num. Es handelte sich, wie meistens in diesen Fällen, um eine Metastase.
Bogendörfer (64) gibt in seiner Dissertation einen Überblick über
die verschiedenen in der Nase gelegenen ursächlichen Erkran-
XI. Tränenorgane. 25
kungen der tränenableitenden Organe unter Berücksichtigung der
rhinochirurgischen Behandlungsinethoden. Er zeigt, dass angeborene und
erworbene Knochenanomalien. Veränderungen der Weichteile, hyper- und
atrophische Zustände der Schleimhaut Verletzungen und Neubildungen in
der Nase indirekt eine Erkrankung der tränenabführenden Wege hervorrufen
können. Eine viel grössere Bedeutung haben natürlich die Nasen- und
Nebenhöhlenaffektionen infektiös entzündlicher Art, die durch Übergreifen
auf die Tränensackschleimhaut unangenehmer und schwerer zu beeinflussen
sind. Die Erkenntnis, dass die Tränensackerkrankungen meist nasalen Ur-
eprungs sind, verlangt vor allem die Nasenbehandlung. B. stellt fest, dass
auch von ophthalmologischer Seite immer mehr auf endonasale Behandlung
hingewiesen wird. Er beschreibt die verschiedensten Operationsmethoden
unter besonderer Berücksichtigung derjenigen von West, Toti und Polyak.
Hermann (69) betont den grossen Vorteil, welchen die Westsche
Operation der Tränensackeiterung auch bei Kieferverletzten
hat, im Gegensatz zu der jetzt fast allgemein noch üblichen Entfernung des
Tränensacks.
Bei den Augenärzten gilt als Regel, tuberkulöse Tranensiicke zu exstir-
pieren. Polyak (67) erstattet noch einmal Bericht über die von ihm geübte
intranasale Behandlung der Tuberkulose des Tränensacks,
Vor alleın ist eine Behandlung der Nasenschleimhauttuberkulose durch aus-
dauernde chirurgische Behandlung notwendig, wodurch sie geheilt werden
kann, besonders dann, wenn die Rezidive sofort wieder behandelt werden.
Die tuberkulösen Tränensackerkrankungen kann man meist von der Nase,
bei geschwürig fistulöser Affektion der äusseren Haut natürlich auch von
aussen her beeinflussen, muss aber nach Verf. auf Kelloidnarben und
sekundäres Narbenektropium gefasst sein. Die Technik der intranasalen
Dakryokystostomie ist folgende: Anästhesie der Nasenschleimhaut und des
Tränensacks durch Einspritzen von 20°/o Kokain + Tonogen, subperiostale
Infiltration mit 2°/o Novokain — Tonogen. Ist die Nase affiziert: gründ-
liche chirurgische Behandlung. Bei gesunder Nase wird zuerst ein grosser
Schleimhautperiostlappen und durch Meissel ein zehnpfennigstückgrosses
Knochenfenster gebildet, letzteres durch Beseitigung des knöchernen Bodens
der Fossa lacrimalis, des inneren Orbitalrandes, durch Eröffnung der vor-
deren Siebbeinzellen und Resektion des vorderen Endes der mittleren
Muschel. Dann wird die nasale Wand des Sackes vollständig abge-
tragen, die faziale Wand mit einer Kurette gereinigt. Lochbildungen
zwischen äusserer Haut und Nase heilen gut. Die Nachbehandlung besteht
in Tamponade der Nase mit Jodoformgaze 5 Tage lang. Äusserlich Druck-
verband, nach Stehen der Blutung 1°/o Pyrogallussallenverband. Nach
Vernarbung Bestrahlung der Haut mit Quarzlampe. Äussere und innere
Rezidive verlangen gründliche chirurgische Behandlung unter Unterstützung
durch Pyrogallusselle und Quarzlicht. Statgtisch ist zu erwähnen, dass unter
400 Tränensackerkrankungen T.-B. im ganzen 64 mal beobachtet wurde,
mit Beteiligung der Nase in 31 Fällen. — Die Operationsresultate sind an-
fänglich überraschend, Rezidive kommen vor, verschwinden aber bei regel-
massiger Behandlung. Die Dauerresultate sind gut; 23 kontrollierte Fälle
waren alle geheilt, dabei lag die Zeit seit der Operation über 5 Monate
zurück. Als Heilung bezeichnet Verf. zuerst einmal die definitive narbige
Zuheilung und das Aufhören der Eiterung. Die physiologische Tränenab-
26 Bericht über die leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde,
leitung und die Sondierbarkeit war unter den 23 Fällen sehr günstig; nur
3 mal wurde über Epiphora geklagt, 4 Fälle verspürten bei windigem Wetter
Tränen. Im Schlussteil der Arbeit vergleicht P. die Art und Erfolge seiner
Operationsmethode mit denen von Toti und Hötte und kommt zu dem
Resultat, dass mit Rücksicht auf die günstigen Heilungserfolge und die ge-
ringen Störungen der Funktion die endonasale Operation entschieden jeder
anderen Operation vorzuziehen ist. Zu diesem Ergebnis kommen auch
Ophthalmologen (Frieberg, Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 37, Heft 1—6).
Die kommende Generation Augenärzte muss unbedingt auch rhinologisch aus-
gebildet werden.
XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen.
Ref. Schlippe.
*69) Blohmke: Zur Behandlung der Orbitalphlegmonen. Verein f. wissen-
schaftl. Heilkunde. Königsberg i. Pr. Deutsche med. Wecheuschr. 1919 S. 367.
*70) Fränkel: Über Erkrankungen der Nasennebenhöhlen bei Influenza.
Deutsche med. Wochenschr. 1919 S. 89.
*71) Hoffmann und Maertens: Pseudotumoren der Orbita. Aus: Bericht
der Augenheilanstalt in Braunschweig über ihre Tätigkeit in den ersten zehn Jahren
ihres Bestehens. j
*72) Nelissen und Weve: Gumma der Highmorhöhle und der Augen-
höhle. Klin. Monatsbl. 1919 S. 280.
*73) Stenger: Die endonasale Behandlung von Augenerkrankungen.
Mediz. Klinik 1919 S. 251.
*74) Zade: Beitrag zur Kenntnis des Exophthalmus bei Nebenhöhlen-
erkrankung. Zeitschr. f. Augenbeilk. Bd. XL. S. 154.
*75) Zeemann: Varicocele orbitae. Klin. Monatsbl. 1919 S. 280.
Durch endonasale konservative resp. operative Behandlung der
Siebbeinzellen gelingt meist überraschend schnell nach Blohmke (69)
die Beseitigung der Augenerscheinungen der sog. rhinogenen Orbital-
phlegmonen. Nur in vorgeschrittenen Fällen, bei denen der Knochen
stärker affiziert ist und sich ein Abszess nach der Orbita zu gebildet hat,
ist die extranasale operative Behandlung nötig. — In der Diskussion erwähnt
Birch-Hirschfeld, dass es sich bei den Fällen von Blohmke mehr um Perio-
stitis mit Ödem bei Sinusitis und nicht um Orbitalphlegmonen gehandelt
haben möchte. B.-H. tritt erneut für die scharfe Trennung dieser Krankheits-
bilder ein. Die Sinusitis führt oft zum subperiostalen Abszess, der erst durch
augenärztlichen operativen Eingriff zur Ausbeilung kommt. Auf alle Fälle
verlangt die Erkrankung genaue Überwachung durch einen Augenarzt. —
Die „mangelnde Ventilation der Nase“ nicht die eigentliche
Erkrankung der Nebenhöblen ist nach Stenger (73) die Hauptursache
für die retrobulbäre Neuritis. Sie ist bedingt durch Verlagerung des
Nasenganges durch Septumdeviation, durch vergrösserte mittlere Muschel und
endlich durch stark ausgebildete Bullae ethmoid. Guter Erfolg der Sehner-
venerkrankung durch operative Behandlung in 18 Fällen. Bei Augenerkran-
kungen, die mehrere Monate bestehen, ist eine endonasale Behandlung aus-
sichtslos.
XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. 27
Eine Varicocele der Orbita machte, wie Zeemann (75) berichtet,
bei einem jungen Gärtner besonders beim Bücken starke Beschwerden. Für
gewöhnlich war die rechte Lidspalte etwas enger, beim Fixieren wurde sie
weiter wie die linke. Beide Augen standen gleich hoch, rechts bestand leichter
Enophtalmus. Das rechte Auge war äusserlich und innerlich normal; der
einzige Befund bestand darin, dass die rechte Pupille etwas weiter war wie
die linke. Bückte sich der Kranke, so trat starker Exophthalmus auf, der
sich nach Aufrichten wieder verlor. — Bei der Palpation während des
Exophthalmus fühlte man einen langsam zu überwindenden Widerstand.
Bei Erörterung der Ätiologie bespricht Verfasser die von Birch-Hirschfeld
aufgestellte Theorie, der er nicht ganz beistimmen kann. —
Die 42 jährige Patientin von Nelissen und Wewe (74) litt an einem
Gumma der Highmor- und Augenhöhle. Sie hatte anfänglich starke
Zahnschmerzen, dann unerträgliche Kopfschmerzen. Gleichzeitig hatte sie
Flimmern vor dem linken Auge, besonders beim Lesen. Als nach einigen
Wochen die Schmerzen nachliessen, trat ganz plötzlich beträchtliche Exoph-
thalmus mit Chemosis umd Beweglichkeitsbeschränkung nach allen Seiten auf.
Pupillen und Augenhintergrund normal. Die linke Oberkieferhöhle liess sich
nicht durchleuchten, bei ihrer Eröffnung entleerte sich nur etwas Blut, kein
Eiter. — Die Freilegung des Orbitalbodens und Untersuchung der Ethmoidal-
zellen ergab normalen Befund. Die Sehschärfe sank auf !/,,. Da durch die
Verstärkung des Schattens auf der Röntgenplatte der Verdacht auf Tumor
im Oberkiefer verstärkt wurde, wurden 1 mal therapeutisch Röntgenstrahlen
angewendet. — Später konnte auf der Platte Heilung festgestellt werden.
Die Diagnose wurde gestützt auf die anatomische Untersuchung eines Ge-
webestückchens und ferner auf die gute Wirkung der Jod-Therapie. Die
einmalige Röntgenbestrahlung kann wohl nicht in Betracht kommen. —
Die Erkrankungen der Nasennebenhöhlen bei Influenza sind
nach den Untersuchungen von Frankel (70) sehr häufig (75°/,) Am
meisten erkrankt die Keilbeinhöhle, am seltensten die Stirnhöhle. Es handelt
sich vor allem um hämorrhogisch exsudative Veränderungen; oft wurden
eitrige, selten seröse oder schleimige Ergüsse festgestellt. Am augenfälligsten
ist das starke Ödem der Schleimhaut. Bakteriologisch wurden Influenza-
Bazillen meist mit einer anderen Bakterienart zusammen nachgewiesen. Be-
sonders waren pyogene Streptokokken mit ihm vereinigt. Zum Nachweis der
Bazillen diente vor allem der Lewinthalsche Agar. Der Zeitpunkt der Er-
krankung der Nebenhöhlen kann nicht genau angegeben werden. Sie können
schon in den ersten Tagen erkranken, andererseits aber bis zum Tod intakt
bleiben. Die Erkrankung hängt sicher mit der Influenz zusammen. Das
beweist der bakteriologische und pathologische Befund. Sicher ist, dass unter
den bei uns heimischen Infektionskrankheiten die Influenza entschieden am
meisten zu einer Erkrankung der Nebenhöhle der Nase Anlass gibt. Be-
sondere Symptome, die auf eine Beteiligung der Nebenhöhlen hinwiesen, wurden
nicht wahrgenommen. —
Zade (74) berichtet über einen Fall von Exophthalmus bei
Nebenhöhlenerkrankung. Der Kranke kam mit starkem Exophthalmus
und Lidödem in die Behandlung. Am Auge fand sich ein ganz kleines
relatives Skotom dicht unterhalb des blinden Fleckes, Herabsetzung der Seh-
schärfe 5/,,, Doppelbilder, letztere bedingt durch die Protrusio. Der Spiegel-
28 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
befund war normal. Da die Erkrankung mit Schnupfen begann, wurde an
eine Nebenhöhlenerkrankung gedacht. Die Nasen-, Röntgen- und Allgemein-
untersuchung hatte aber ein negatives Ergebnis. Wassermann negativ. Auf
Jodkali ging der Exophthalmus rasch zurück und die Augensymptome besserten
sich. Nach 6 Wochen trat plötzlich Temperatursteigerung septischen Charakters
auf. Es fand sich jetzt eine Veränderung in der Nase, die zuerst den Ver-
dacht auf Sarkom erregte, doch stellte es sich heraus, dass eine Mukocele
des Siebheins vorlag. Durch operative Behandlung fast augenblicklicher Rückgang
der Augenerscheinungen.
Zwei interessante und praktisch wichtige Beobachtungen von Pseudo-
tumoren der Orbita sind im Bericht der Augenheilanstalt in Braun-
schweig über die ersten zehn Jahre ihres Bestehens von Hoffmann und
Martens (71) veröffentlicht. In dem ersten Falle, der nach dem Exitus
an septischer, interkurrenter Endokartitis zur Sektion kam, wurde histologisch
eine infiltrative, durch ihre knötchenförmige Anordnung und durch Auftreten
von epitheloiden und Riesenzellen an Tuberkulose erinnernde Entzündung
festgestellt, aber ohne dass Verkäsung oder Tuberkelbazillen gefunden wurden.
In zweiten Fall war das Neoplasma durch herdweises Auftreten von lymphoiden
Zellen vorgetäuscht, die oft zu regelrechten Lymphfollikeln zusammenflossen
und in grösserer Ausdehnung Muskeln und Fettgewebe der Orbita in Zügen
durchsetzten. In beiden Fällen handeltees sich um sonst völlig gesunde, insbeson-
dere weder tuberkulöse noch syphilitische Individuen und war der Sitz der
Geschwulst der obere innere Orbitalrand. Da diese seltenen chronisch-infil-
trativen Entzündungen der Orbita alle Symptome einer echten Neubildung,
z. B. Verdrängung und Vortreibung des Bulbus, Doppelbilder machen, so solle
man, um sich nicht zu mindestens entstelienden Operationen verleiten zu
lassen, in allen Fällen von retrobulbärer Geschwulstbildung an sie denken
und nach eingehender Allgemeinuntersuchung zunächst eine Quecksilber-,
Tuberkulin- oder Arsenkur einleiten, zumal selbst bösartige Tumoren dieser
Gegend langsam zu wachsen pflegen. Filbry.
XIII. Bindehaut.
Ref.: Horovitz.
*76) Bayer und v. Herrenschwand: Über die durch Bakterien aus der
Gruppe des Bacillus pseudotuberculosis rodentium hervorgerufene Binde-
hantentziindung (Parinaudsche Konjunktivitis). v. Graefes Arch. f. Opbthalm.
Bd. 98, S. 342.
*77) Friedländer: Die in der Heidelberger Augenklinik vom 1. Januar
1913 bis 1. Juli 1918 behandelten Trachomfälle. Dissert. Heidelberg 1918.
*78) Jickeli: Beitrag zur Behandlung der Ophthalmoblennorrhoe mit
parenteralen Milchinjektionen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62, S. 90.
*79) Kleinert: Ein Fall von epibulbärem Chromatuphorom. Dissert. Bonn.
*80) v. Liebermann: Uber die Behandlung der Ophthalmoblennorrhoe
mit Milchinjektionen. Wien. med. Wochenschr. 1918. Nr. 33. (Ref. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 61, S. 703)
*81) Löwenstein: Derzeitiger Stand der Trachomätiologie. Verein deut-
scher Ärzte in Prag. 21. Febr. 1919. (Ref. Münch. med. Wochenschr. Nr. 14.)
XIII. Bindehaut. 29
*82) Pichler: Erfahrungen über die Koch-Weeks-Konjunktivitis im
Kriege, mit einem Anhang über Diplobazilluskatarrh. Zeitschr. f. Augenheilk.
Bd. 40, S. 337.
*83) P. v. Szily und Stransky: Abortive Chemotheraphie akuter Oph-
thalmoblennorrhoen. Münch. med. Wochenschr. Nr. 2, S. 41.
Jickeli (78) hat bei rund 25 Fällen den Wert der Behandlung
derOphthalmoblennorrhoe mit parenteralen Milchinjektionen
erprobt. Es handelte sich um sonst gesunde Soldaten zwischen 20 und
35 Jahren mit ein- oder doppelseitiger Blennorrhoe bei positivem Gonokokken-
befund. Jeder Fall wurde ohne Rücksicht auf die angewandte Milchtherapie
nach der üblichen Methode (Spülungen, Überschläge, Protargol usw.) lokal
sorgfältig behandelt. Unter Abänderung eines zuerst angewandten Verfahrens
wurde schliesslich als zweckmässig folgende Methode gewählt: Frische Milch
wurde 3 Minuten gekocht; dem Kranken wurden davon 10 ccm intragluteal
injiziert, am nächsten Tage in gleicher Weise dieselbe Dosis, in vereinzelten
Fällen am dritten Tage noch einmal die gleiche Menge in den Oberschenkel.
— Aus seinen günstigen Erfahrungen folgert J., dass von allen durch par-
enterale Milchinjektionen beeinflussbaren Augenerkrankungen die Ophthalmo-
blennorrhoe an erster Stelle steht, dass die auffallenden Erfolge die Anwen-
dung der Milchinjektionen neben der Lokalbehandlung zur Pflicht machen.
Auch gonorrhoische Iritiden, gonorrhoische Gelenkerkrankungen, ferner über-
haupt Iritiden, Chorioiditiden, Hornhautulzera versprechen günstige Heil-
erfolge, wenngleich bei diesen ein milderes Vorgehen mit kleineren Dosen
angezeigt ist. Vielleicht haben wir in der Typhusbazillenemulsion von Szily
und Sternberg mit den kleinen subkutanen Dosen ('/z—1 ccm), der Ab-
wesenheit von Eitererregern und mit der starken Allgemeinreaktion sowie
Herdreaktion schon ein Präparat, das aus dem Bedürfnis entstanden ist, die
bisherigen Nachteile und Gefahren der intramuskulären Milchinjektion (grosse
Menge, nicht völlige Keimfreiheit, Fettemulsion, daher starke Lokalreaktion,
Gefahr der Abszessbildung und Fettembolie) auszuschliessen, dabei aber die
volle Wirksamkeit von durch Kochen und Sterilisation nicht verändertem
und abgestumpftem körperfremden Eiweiss beizubehalten. —
Auch v. Liebermann (80) hat mit der Behandlung der Oph-
thalmoblennorrhoe mit Milchinjektionen gute Erfolge erzielt und
fasst seinen Eindruck folgendermassen zusammen: „Dass wir erst mit Hiffe
dieses Verfahrens in den Stand gekommen sind, die Gonorrhoe des Auges mit an
Bestimmtheit grenzender Wahrscheinlichkeit ohne dauernden Schaden des
Auges und des Sehvermögens und in durchweg kurzer Zeit zu heilen, und
ferner die Kranken in kürzester Zeit infektionsfrei zu machen.“ Schon nach
einer Injektion hört zumeist die Sekretion auf und ist der Gonokokkenbefund
negativ (kann allerdings die Sekretion bis zu einer Woche überdauern).
Hornhauterkrankungen kommen bei dieser Behandlung nur selten vor, während
beginnende aufgehalten werden. Auch v. L: wendet nebenbei die übliche
Lokalbehandlung an. — Die Milch wird erst aufgekocht, dann 30 Minuten
bei 100° im Wasserbad sterilisiert, und dann werden 5—10 ccm subkutan
injiziert.
Die von v. Szily und Stransky (83) angewandte Methode der un-
spezifischen abortiven Chemotherapie akuter Ophthalmoblen-
30 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
norrhoen durch 30°Joiges Kochsalz + 1°/oige Chlorkalziumlösung könnte
auf den verschiedenen Gebieten, auf denen bisher Proteine, speziell Milch,
verwendet wurden, erprobt werden. Die Verfasser berichten über 18 behan-
delte schwere Fälle von Augenblennorrhoe, von denen 5 Fälle (mit 8 Augen)
ausgesprochen abortiv verliefen, während 12 Fülle auffallend gutartig und
schnell ausheilten. (Bei einem Kranken der übliche protrahierte Verlauf.)
Nebenbei wurde die übliche konservative Behandlung angewandt. 5—8 cem
der Lösung (Natrium chlorat. 30,0, Calcium chlorat. 1,0, Aq. dest. 100,0)
werden an vier aufeinander folgenden Tagen am besten nach folgenden
Schema injiziert: am 1. Tag Injektion von 8 ccm intramuskulär in eine
Hinterbacke, am 2. Tag desgleichen 8 ccm in die andere; am 3. Tag 5 ccm
subkutan in der Mamillargegen der einen Seite, am 4. Tag ebenfalls 5 ccm
in der gleichen Gegend der anderen Seite. — Fieber trat nie auf. Bei
36 Intra-nates-Injektionen an den 18 Kranken entstand 5 mal Infiltration
des Glutäalmuskels, während 30 subkutane Injektionen (bis auf eine mässige
Infiltration) reaktionslos verliefen. Auffallenderweise gehörten 4 von den
5 Fällen mit Glutäalinfiltration zu den abortiv verlaufenden.
Pichler (82), der im ganzen rund 180 Fälle von Koch-Weeks-
Konjunktivitis beobachtet hat, glaubt, dass bei dieser Erkrankung Bazillen-
träger eine wichtige Rolle spielen. In einzelnen Gegenden Ungarns scheint
der Bazillus stark verbreitet zu sein (cf. 1918 Referat Nr. 535). In den
ausgesprochenen Krankheitsbildern trat die starke Mitbeteiligung der Bulbus-
oberfläche hervor, oft unter Auftreten von Blutungen. P. hat im Gegensatz
zu Elschnig, der darauf hinweist, dass besonders der obere Augapfelum-
fang befallen wird, einige Fülle gesehen, in welchen vor allem das Unterlid
und der untere Abschnitt des Augapfels ergriffen waren. — In 2 Fällen
bestand gleichzeitig Conjunctivitis vernalis. — Während P. eine Verbindung
von echtem Trachom mit Koch-Weeks-Katarrh nicht oft fand, fiel ihm
(wie früber schon Elschnig und Valettas) das häufige Zusammentreffen
mit Ekzem des Gesichts (Mund, Nase) und Phlyktaenen am Hornhaut-
rande auf.
Der Bacillus pseudotuberculosis rodentium kann, wie Bayer
und v. Herrenschwand (76) ausführen, ein der Parinaudschen Kon-
junktivitis ähnliches Krankheitsbild hervorrufen; und wahrscheinlich sind
die von Parinaud beschriebenen Fälle auf gleiche Weise entstanden. Mit
dem infektiösen Virus des ersten Patienten gelang es (zufällig spritzte einem
der Verfasser infolge Versagens der Injektionsspritze Quetschsaft aus der
Milz eines an der Impfung mit dem isolierten Bakterium mit den typischen
Veränderungen eingegangenen Meerschweinchens in das rechte Auge, im
zweiten Falle das Bild der Parinaudschen Konjunktivitis hervorzurufen.
Die Parinaudsche Ansicht von dem tierischen Ursprung der Erkrankung
bestätigt sich insofern, als die Übertragung durch kranke Nagetiere (Ratten,
Mäuse, Kaninchen etc.) erfolgt. — Wenn auch Parinaudsche Konjunkti-
vitis und Tuberkulose der Bindehaut gelegentlich vorübergehend ähnliche
Bilder darbieten mögen, so müssen die beiden Erkrankungen doch streng
getrennt werden. Die Parinaudsche Konjunktivitis ist eine akute Affektion,
die in der Bindehaut in einigen Wochen ausheilt und nur durch Drüsen-
komplikationen in der Heilung verzögert werden kann, während die Tuber-
kulose der Bindehaut ausgesprochen chronisch verläuft und sich über Monate
und sogar Jahre hinziehen kann. Parinaud spricht von fleischigen Granu-
XIV. Hornhaut und Lederhaut. 31
lationen, die bis stecknadelkopfgross werden können, während bei der Tuber-
kulose hahnenkammartige Wucherungen vorkommen,
Bezüglich des derzeitigen Standes der Trachomätiologie
führt Löwenstein (81) aus, dass das Trachom zur Gruppe der Epitheliosen
gehört, zu denen wir sonst noch zählen die Epitheliosis desquamativa
(Südsee), die Berliner Schwimmbadkonjunktivitis und die klinisch wichtige
Einschlussblennorrhoe der Neugeborenen. Die weder klinisch noch nach dem
Abstrichbefund zu unterscheidenden 4 Erkrankungen der Konjunktiva sind
nahe verwandt. — Im Formenreichtum des Pravazschen Virus finden wir
neben den typischen Kappen mit Giemsa blaue Körner, Ringe, Sicheln,
Tépnchen (auch als freie Initialformen vorkommend), ferner feinste rötliche
Körner (Elementarkörperchen). Wahrscheinlich kommen alle diese Formen
des polymorphkernigen Trachomvirus für die Vermittlung der Infektion in
Betracht. —
art
Als Fortsetzung der statistischen Veröffentlichung von Nagel (in einer .
Dissertation 1913) berichtet Friedlander (77) über die in der Heidel-
berger Augenklinik vom 1. Jan. 1913 bis 1. Juli 1918 behan-
delten Trachomfälle. Aus der vergleichenden Statistik ergibt sich, dass
— in der Heidelberger Gegend — der Krieg keine stärkere Verbreitung des
Trachoms zur Folge gehabt hat. —
Der Fall von epibulbärem Chromatophorom, den Kleinert (79)
bringt, betrifft eine 60 Jährige Patientin, bei welcher sich noch in der Karunkel-
gegend des gleichen Auges und am unteren Lidrand des andern Auges je
ein Naevus pigmentosus fand. Die bekannte Bösartigkeit des Chromato-
phoroms (nach Ribbert sind die Naevuszellen mit den Chromatophoren
identisch und bilden die Melanome der verschiedenen Körperstellen eine
einheitliche Gruppe; die in den angeborenen Naevis und in den Pigment-
flecken der Konjunktiva stets reichlich vorhandenen Chromatophoren sind
nach R. die eigentlich geschwulstbildenden Elemente, aus denen das Melanom
oder Chromatophorom hervorgeht) zeigte sich auch im vorliegenden Falle
insofern, ala nach der Enukleation des Augapfels infolge einer frühzeitigen
Aussaat von Geschwulstkeimen in die Umgebung des Tumors ein Rezidiv
in der Orbita auftrat, das etwa 1 Jahr nach der Enukleation die Exenteratio
orbitae notwendig machte. Die anatomische Untersuchung zeigte, dass ein
echter Limbustumor vorlag, der am Hornhautrande, dem er gestielt aufsass,
seinen Ausgang genommen hatte, ohne die geringste Neigung zu zeigen, in
die Sklera oder Kornea hineinzuwachsen.
XIV. Hornhaut und Lederhaut.
Ref.: Horovitz.
*84) Arps: Über Rosacea-Keratitis und Konjunktivitis. Dissertation
Kiel 1914.
*85) Ascher: Keratoplastik. Verein deutsch. Ärzte in Prag. 6. Dez. 1918.
(Ref. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 6.)
*36) Dubois: Die Behandlung des Ulcus cum hypopyo mit Optochin.
hydrochloric. Niederländ. Ophthalmolog. Gesellsch. 15. Dez. 1918. (Ref. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62, S. 121.)
32 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
87) Hess: Über Arcus senilis, virilis und juvenilis. Ärztl. Verein Ham-
burg. 1. Okt. 1918 (vgl. 4. Quartal 1918. Nr. 490.)
*88) Löwenstein: Über einen Fall von knötchenförmiger Hornhaut-
trübung (Groenouw) und dessen Reaktion auf parenterale Eiweissresorption.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 636.
*89) Derselbe: Neues operatives Verfahren der partiellen Hornhaut-
staphylome. Verein deutscher Ärzte in Prag. 21. Febr. 1919. (Ref. Münch. med
Wochenschr. Nr. 14.)
*90) Müller: Transplantation der Hornhaut. Gesellsch. d. Ärzte in Wien.
24. Jan. 1919.
*91) Pichler: Spindelfiguren in kranken Hornhäuten. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 62, S. 188.
*92) Plocher: Ein Beitrag zur Dehiszenz der Sklera bei hoher Myopie.
Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk. Bd. 62, S. 94.
*93) Schoute: Gürtelförmige Hornhauttrübungen. Zeitschr. f. Augen-
heilk. Bd. 40, S. 167.
*94) Schründer: Ein Fall von tiefer bandförmiger melanotischer Trübung
beider Hornhäute. Graefes Arch. Bd. 98, S. 117.
*95) Strebel: Über den klinischen Nachweis der Nervenfasern in der
Hornhaut und seine praktische Bedeutung. Korrespondenzbl. f. Schweiz. Ärzte.
1918. Nr. 43. (Ref. Münch. med. Wochenschr. Nr. 1.)
*96) Szymanowski: Beiträge zur Pathologie der Skleritis. Klin. Mo-
natsbl. f. Augenheilk. Bd. 62, S. 21.
*97) Wessely: Seltenere Hornhauterkrankungen (Demonstration). Würz-
burger Ärzteabend. 7. Jan. 1919. a) Gasschädigung der Hornhaut.
*98) Derselbe: Seltenere Hornhauterkrankungen (Demonstration). Würz-
burger Ärzteabend. 7. Jan. 1919. b) Keratitis bullosa. vom Endothel aus
bedingt.
*99) Derselbe: Seltenere Hornhauterkrankungen (Demonstrationen).
Würzburger Arzteabend. 7. Jan. 1919. c) Beziehungen zwischen Papillom
und Karzinom des Limbus corneae.
Strebel (95) beschreibt den Verlauf der Nervenfasern der
Hornhaut, wie er mit der Hartnacklupe bei seitlicher Beleuchtung ‘mit
Nernstlampe zu erkennen ist. Eine weitere Klärung von Hornhauterkran-
kungen, die sich der Lymphscheiden der Nervenfasern als Ausbreitungsweg
bedienen, ist durch genaue Untersuchung des Faserverlaufs zu erwarten.
Arps (84) berichtet in seiner Dissertation über 9 Fälle von Rosacea-
Keratitisund Konjunktivitis. Im Gegensatz zu früheren Beobachtungen
(z. B. fand Capauner Rosacea corneae nur bei Frauen, von 21 Fällen
Erdmanns waren 18 Frauen) überwiegt das männliche Geschlecht. Die
Rosacea befiel zumeist nur ein Auge, in 2 Fällen waren beide Augen erkrankt.
Deutlich war das Auftreten in der warmen Jahreszeit, besonders in der
Übergangszeit, und das zeitliche Zusammentreffen der Augenaffektion mit der
Rosacea. Am Auge selbst fand sich zumeist ein schuppender Ausschlag,
oft sogar mit gelben Schuppen bedeckte rote Papeln der Lidränder mit
starker Konjunktivitis. In der Sklera fanden sich in einzelnen Fällen nahe
am Limbus kleine flache Erhebungen mit starker Gefässbildung, während
die von Blanke und Erdmann beschriebenen multiplen sandkornartigen
Randphlyktaenen in keinem der Fälle gefunden wurden. In allen Fällen
XIV. Hornhaut und Lederhaut. 33
bestanden die Hornhautveränderungen aus stecknadelkopfgrossen, grauen In-
filtraten, in deren Umgebung das Parenchym in der Oberfläche oft feine
Trübung zeigte. Die seltener beobachteten tiefen Infiltrate waren weissgrau
bis gelb, in ihrer Umgebung war die Kornea bis in die Tiefe getrübt. Ihr
Sitz war dicht am Limbus, nur in einem Falle fast zentral. In der Regel
verschwanden die Infiltrate nach mehreren Wochen unter Zurücklassung
einer Trübung; eitrige Einschmelzung wurde nicht beobachtet. Der Sitz der
Hornhauterkrankung war grösstenteils der untere äussere Quadrant. Die
Mitbet iligung der Conjunctiva tarsi et bulbi sowie der Iris war gering.
Die Behandlung muss sich gegen die Rosacea selbst richten (Salbenbehand-
lung mit innerlicher Darreichung von Ichtyol sowie Hefe, Behandlung mit
ultravioletten Strahlen), da die rein symptomatische Behandlung der Augen-
affektion erfahrungsgemäss ohne Erfolg bleibt. —
Der Fall von Gasschädigung der Hornhaut, den Wessely
(97) demonstriert, betrifft einen 29jährigen Infanteristen, dessen beide Horn-
haute nach Gasangriff (im Oktober 1918) im Lidspaltenbezirk getrübt waren.
Rechts entwickelte sich ein querovales tiefgreifendes Geschwür, während links
nur kleinfleckige Trübung weiterbestand. Das Geschwür heilte unter Be-
handlung aus, der Visus ist rechts aber noch auf 1/,, d. N. herabgesetzt (links
wieder fast normal). Diesen im Kriege selten gebliebenen Gasschädigungen
der Augen liegt ein nekrotisierender, zunächst nur das Epithel betreffender
Prozess zugrunde, der bei stärkerer Einwirkung aber auch die tieferen Schichten
des Parenchyms ergreift. Dabei besteht in gewisser Weise Ähnlichkeit mit
den Veränderungen, welche durch intensive Einwirkung ultravioletter Strablen
entstehen. — Die Behandlung mit alkalischer Augensalbe hat sich gut be-
währt. (2 Proz. Natr. bicarbon, 1 Proz. Natr. biborac.)
Der ebenfalls von Wessely (98) demonstrierte Fall einer vom Endo-
thel aus bedingten Keratitis bullosa zeigt von neuem die Ab-
hangigkeit des Epithels von Endothel der Kornea. Bei einer 36 jährigen,
seit Oktober 1917 an Iritis serosa von nicht sicher aufgeklärter Ätiologie
Jeidenden Patientin mit beiderseits dichten Präzipitaten im unteren Sektor der
Hornhauthinterfläche hebt sich seit Juni 1918 in diesem Bezirk das Hornhaut-
epithel in regelmässigen Schüben (meist in Abständen von 6—8 Tagen) in
Form grosser Blasen ab, die u:ter starken schmerzhaften Reizerscheinungen
platzen, worauf ein reizfreies Intervall folgt. Während Epithelabschabung
nur wenig Erfolg hat, lässt der Prozess allmählich von sich aus nach. —
Dubois (86) hat in den letzten 10 Jahren 85 Fälle von Ulcus
corneae cum hypopyo behandelt. Unter diesen waren 37 traumatisch
entstanden. In 56°/o der Fälle war ein Träneneackleiden vorhanden. Aus
einem Vergleich zwischen den mit Optochin und den ohne Optochin behan-
delten Fällen in bezug auf das Endresultat, Sehschärfe, Dauer der Behand-
lung und bezüglich der Notwendigkeit sonstiger therapeutischer Massnahmen
zeigt sich, dass die Optochinbehandlung die Resultate nicht beeinflusst hat;
allerdings brauchte man seltener den Galvanokauter anzuwenden. —
Pichler (91) teilt seine Beobachtungen von Spindelfiguren in
kranken Hornhäuten in zwei Gruppen ein. Die zur Gruppe I gehörigen
4 Fälle von spindelförmigen Spalten im Hornhautgewebe stimmen
offenbar mit den früber von Caspar beschriebenen Lymphspalten überein.
Diese Spalten stellen sich bei Lupenvergrösserung und guter Beleuchtung dar
Literaturbericht Aber das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. IH
34 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
als schmale, wellig gekrümmte, im Stroma der Hornhaut gelegene Spindeln,
deren Ränder allein als zarte, scharfe, graue oder weisse Streifen hervortreten
und sich durch einen metall- oder perlmutterähnlichen Glanz auszeichnen.
Sie sind stets in grösserer Zahl vorhanden (mindestens 8—14), liegen ein-
zeln oder bilden miteinander spitze Winkel, während Überkreuzung nie
festgestellt wurde — Die fünf unter Gruppe II aufgeführten Fälle von
spindelförmigen Trübungsstreifen zeigen eine einseitige entzündliche
Erkrankung der Hornhaut nicht traumatischer Herkunft mit Bildung von
Epithelblasen neben den im Parenchym gelegenen Streifentrübungen, gleich-
zeitig sind Empfindlichkeit und Spannung herabgesetzt. Die Mehrzahl der
Streifen ist radiär angeordnet, nur in einem Falle fehlt diese strahlige An-
ordnung und es zeigt sich die Gitterfigur. Die kleinen Blasen waren offen-
bar wahllos über die Hornhautoberfläche verteilt, während etwa das Horn-
hautzentrum als die Stelle, nach der die Mehrheit der Streifen zusammen-
strebte, durch eine grössere Blase oder einen grösseren Substanzverlust ge-
kennzeichnet war. — Während beiden Gruppen die eigentümlich langgestreckte
Spindelform mit dem leicht welligen Verlauf gemeinsam ist, ebenso wie die
scharfe Begrenzung und die Lage im Stroma der Hornhaut, liegt der Haupt-
unterschied darin, dass die Streifen der Gruppe I nur in ibren Grenzlinien
getrübt sind, während die der Gruppe II vollständige Trübung zeigen. Die
Spindeln der I. Gruppe sind mit ihrem wasserklaren Inhalt eben als Spalten
im Gewebe aufzufassen, während die der Gruppe II mit einer das Licht stark
und diffus zurückwerfenden Masse gefüllt sind. Damit wäre möglicherweise
das Vorhandensein von zumeist stärkeren entzündlichen Erscheinungen bei
dieser Gruppe in Zusammenhang zu bringen.
Der FallvongürtelförmigerHornhauttrübung, denSchoute(93)
beschreibt, betrifft ein 5jähriges nicht tuberkulöses, nicht luetisches Mädchen,
das zuvor eine gonorrhoische Vulvovaginitis mit Kniegelenkentzündung durch-
. gemacht hatte, die in drei Monaten ausgeheilt war. Nach einer (offenbar
metastatischen gonorrhoischen) Irridozyklitis mit hinteren Synechien traten
die gürtelförmigen Trübungen auf beiden Hornhäuten auf. Allgemeinbe-
handlung war erfolglos, neben Drucksteigerung wurden die Hornhauttrübungen
immer stärker. Erst druckherabsetzende Behandlung (mit Pilokarpin) hatte
einen günstigen Einfluss auf die Hornhauttrübungen, so dass diese wohl als
durch Zirkulationsstörungen bedingt und von dem erhöhten Augeninnendruck
abhängig aufzufassen waren.
Der von Schründer (94) mitgeteilte Fall von tiefer bandförmiger
melanotischer Trübung beider Hornhäute zählt zu den Hornhaut-
degenerationen, deren Kenntnis wir erst den letzten Jahren verdanken (wie
die Fettdegeneration, die zentrale greisenbogenähnliche degenerative Hornhaut-
trübung, die Dystrophia calcarea) Es bandelt sich um einen 62jährigen an
Zucker leidenden Patienten, bei dem man die Ernährungsstörung der Horn-
haut auf den mehr als 10 Jahre bestehenden Diabetes zurückführen kann,
doch kann bei dem tiefen Sitz der Trübung von einem Einfluss der Ober-
flächenverdunstung oder von sonstigen äusseren Einflüssen kaum die Rede sein:
Da bei Diabetikern sich eine Lockerung, Wucherung und Aufquellung des
Pigmentzellenbelags der hinteren Irisfläche findet, lässt die Braunfärbung sich.
in unserem Falle dadurch erklären, dass man annimmt, von dem Pigment-
blatt der hinteren Irisfläche gelöstes Pigment sei mit dem Flüsrigkeitsstrom
in die Vorderkammer gelangt und von dort durch das Endothel in die Horn-
XIV. Hornhaut und Lederhaut. | 35
haut. Denn man darf wohl annelımen, dass das noch unbekannte, das Pig-
mentblatt der Iris, die Linse und die Retina schädigende Agens bei Diabetes
mellitus auch das Endothel angreift; unklar bleibt allerdings, warum die
melanotische Trübung der tiefen Schichten sich doch bandförmig gerade im
Lidspaltenbezirk findet.
Die von verschiedenen Seiten mitgeteilten glänzenden Erfolge parente-
raler Resorption von Eiweisskörpern legten Löwenstein (88) die
Frage nahe, ob eine solche Resorption von Eiweisskörpern am erkrankten
Auge auch eine diagnostisch verwertbare Reaktion erzeugen könne. Eine be-
friedigende Antwort auf diese Frage kann nur der Tierversuch geben. —
In einem Fall von knötchenförmiger Hornhautdegeneration
(Groenouw) trat klinisch eine deutliche Reaktion auf, und die anatomische
Untersuchung der vordersten Hornhautschichten, welche während der Reak-
tion auf die parenterale Milchinjektion abgetragen wurden, entsprach dem
klinisch erhobenen Befund. Da die Deutung nicht spezifischer Reaktionen die
grössten Schwierigkeiten macht, begnügt sich L. mit der Feststellung, dass
am veränderten reizfreien Auge eine Reaktion durch parenteral einverleibte
Proteine möglich ist.
An Hand von 2 Fällen, die die Beziehungen zwischen Papillom
und Karzinom des Limbus corneae erläutern, spricht Wessely (99)
sich dahin aus, dass die gutartige und die bösartige Form der epithelialen
Limbustumoren ineinander übergeben, d. h. dass zunächst papillomatös er-
scheinende Tumoren den Keim zu infiltrativem Wachstum in sich tragen. —
Im ersten Fall hatte sich bei einer 60 jährigen Frau ein Tumor am nasalen Horn-
hautrande entwickelt, der in seiner Hauptmasse den charakteristischen Bau des
Papilloms zeigte, sich aber nicht scharf abgrenzte; nach einer auf Radium-
bestrahlung anscheinend eintretenden Besserung nahm das infiltrative Wachs-
tum zu, deshalb 1/2 Jahr später. Enukleation. Die mikroskopische Untersuchung
ergab im konjunktivalen Teil des Tumors vorwiegend den Bau des Papilloms,
in der Kornea den des Karzinoms. — Bei einem 63 jährigen Mann, dem zweiten
Fall, war am Lidrand ein kleines Kankroid und an der entsprechenden Stelle
der Hornbautbindehautgrenze ein Tumor, der makroskopisch und mikroskopisch
das Bild des Papilloms zeigte. |
Ascher (85) gibt eine Übersicht über den Zweck der Keratoplastik
und über die verschiedenen Methoden des Verfahrens. Einheilung von leb-
losen Material oder Heteroplastik sind aussichtslos, nur Homoioplastik oder
Autoplastik bieten Aussicht auf Erfolg. Dem Lappen droht Trübung durch
Imbibition mit Kammerwasser, durch Neubildung von Gefässen sowie durch
dystrophische Tribung. Auch Trübung durch Aufflackern alter Leiden
(z. B. Keratitis parenchymatosa) wurde beobachtet. Unter 49 in 10 Jahren
operierten Fällen sind 50 bzw. 56°/o praktisch brauchbare Ergebnisse zu ver-
zeichnen.
Bei einem Patienten mit Leukoma adhaerens des linken Auges (dessen
rechtes Auge wegen Glaukoms enukleiert werden musste) hat Müller (90)
ein Stück Kornea von 3 mm Durchmesser implantiert. Während
in der oberen Hälfte parenchymatöse Keratitis auftrat, blieb die untere Hälfte
des Implantats klar. Bei einem Vieus von °/so kann der Patient gröberen
Druck lesen und entsprechende Arbeit leisten.
III*
36 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenhe ilkunde.
Löwenstein (89) hat ein neues operatives Verfahren der
partiellen Hornhautstapbylome in 5 Fällen ausgeführt und immer
Einheilung erreicht. Das Verfahren besteht in einer myrtenblattförmigen
Umschneidung des Staphyloms mit darauffolgender nicht durchgreifender
Durchstechung der peripheren Wundlippe mit feinsten Kornealnadeln.
Bei schiefer Schnittführung erfolgt die Exzision, während ein Assistent
die vorber gelegten Fäden sichert. Durch die gespannten Fäden wird
die Linse zurückgehalten. Der etwas kleinere implantierte Hornhautlappen
von einem zu enukleierenden Auge wird ebenfalls mit schiefer Schnitt-
richtung gewonnen. Die über dem Lappen geknüpften Nähte halten diesen
gut in situ.
Während die Keratitis ulcerosa sehr häufig ist, haben wir nur selten
Gelegenheit, einen ulzerösen Prozess der Sklera zu beobachten. In seinen
Beiträgen zur Pathologie der Skleritis teilt Szymanowski (96)
einen Fall von wandernder abszedierender Skleritis mit, die eine 63jährige
Patientin befiel. Während die Skleritis an einer Stelle abheilte, griff sie
schon auf die Umgebung über, führte hier von neuem zu Nekrose und
Abszessbildung, um so den ganzen vorderen Abschnitt der Sklera vom Aquator
bis zum Limbus zu ergreifen und sekundär auf die tiefer liegenden Teile
(Iris) und die Kornea überzugehen. Die Untersuchung des Eiters und der
Ausstrichpräparate fiel negativ aus, und auch die mikroskupische Unter-
suchung exzidierter Gewebsstückchen konnte bezüglich der Ätiologie eine Auf-
klärung nicht bringen; es fanden sich Nekrosenbildung mit diffuser Infiltra-
tion von Leukozyten, massenhaft Plasmazellen und dazwischen wenig Fibro-
blasten; keine Anhaltspunkte für Tuberkulose, Lues, Tumor, Blut- oder ver-
wandte konstitutionelle Erkrankungen. — Der Fall ist als Skleritis ulcerosa
den von Hirschberg, Prochnow und Rönne beschriebenen Fällen
zur Seite zu stellen. — Als weiteren Beitrag. zur Kasuistik der gummösen
Skleralerkrankungen beschreibt S. den Fall einer isolierten primären ulze-
rösen Skleralaffektion auf gummöser Basis bei einer 6#8jährigen Frau.
Und zwar handelte es sich nicht um den Durchbruch eines von der
Chorioidea ausgehenden syphilitischen Gummas, sondern um eine primäre
gunmöse Skleritis, die zunächst nach aussen exulzerierte, erst später nach
innen durchbrach und sekundär einen Irisprolaps hervorrief.
Der einzige bisher in der Literatur beschriebene Fall von Dehiszenzen
der Sklera im hinteren Abschnitt bei hoher Myopie ist der von
Axenfeld-Polatti(1905/6). Deshalb darf der weitere Fall, den Plocher(92)
beschreibt, Interesse beanspruchen. Die eine Dehiszenz ist 2 mm von der
Papille entfernt, die zweite 5 mm nach aussen von der Papille. Es zeigt
sich nun bei genauer Musterung der Präparate, dass die eine Gruppe von
Ziliargefä-sen sich dicht der ersten Dehiszenz anlegt, eine Arterie sogar direkt
in der Perforation liegt. Ähnliche Verhältnisse liegen bei der zweiten Dehis-
zenz vor. Aus diesen und noch weiteren angeführten Befunden gewinnt man
den Eindruck, dass bei stark überdehnter atrophischer Sklera die Gegend des
Durchtritts der hinteren Ziliargefässe für das Zustandekommen solcher Dehis-
zenzen der Sklera mit Prolaps der Retina besonders prädisponiert sei. (Auch
beim Glaukom können ja im vorderen Bulbusabschnitt umschriebene kleine
Ausbuchtungen an der Stelle von Emissarien entstehen.)
XV. Iris (Pupille). 37
XV. Iris (Pupille).
Ref. Junius.
*100) Bauer: Beobachtungen zur Pathologie der Pupillenbewegungen.
D. Zeitschr. f. Nervenheilk. 1919. H. 1—6.
*101) Fuchs: Über anatomische Veränderungen bei chron. endogener
Iridochorioiditis, v. Gräfes Archiv f. Opbthalm. Bd. 98. 2. 19.
*102) Nonne: Isolierte reflektorische Pupillenstarre bei einem gesun-
den Erwachsenen als Ausdruck einer Lues congenita. Neurolog. Zentralbl.
1919. Nr. 1.
*103) v. Pflugk: Beiträge zur Pupillenbewegung. Arch. f. wissenschaftl.
u. prakt. ‘lierheilkunde Bd. 44. Suppl. 18.
*104) Weve: Untersuchung der Pupillenreaktion mit komplementärem
Licht und die Behrsche Theorie der doppelten Kreuzung der zentripetalen
Pupillenreflexbahn. Klin. Monatsblätter. Bd. 62. S. 122.
Bauer (100) berichtet I. über einen Fall, in welchem eine periphere
Läsion des Okulomotoriusstammes als einziges Symptom eine ein-
seitige reflektorische Pupillenstarre zurückliess, eine s. W. noch
nicht veröffentlichte Varietät. Bei einem 36 jährigen Manne mit Hirndruck
und Stauungspapille (nach fieberhafter Bronchitis und Enteritis), der wegen
Zunahme der Hirndruckerscheinungen, welche eine Herdiiagnose nicht zuliessen,
mit der Diagnose „Idiopathischer Hydrozephalus“ der Augenklinik zur Optikus-
scheidentrepanation überwiesen wurde, und der trotz der Stauungspapille stets
eine ganz normale Pupillenreaktion gezeigt hatte, trat im Anschluss an
die Operation im Retrobulbärraum der Orbita eine isolierte reflektorische
Pupillenstarre des betreffenden Auges auf, die sich im Laufe der Zeit
zu einer minimalen Lichtreaktion der Pupille zurickbildete. Eine andere
Genese des Symptoms als durch traumatische Schädigung des Okulomotorius-
stammes bei der Operation ist nach Verfasser nicht gut möglich. Dass eine
solche Schädigung zustande kommen konnte, ist verständlich und durch eine
vorüberzehende Abduzenslähmung tatsächlich erwiesen. Seltsam ist nur, dass
das Argyll Robertson-Symptom das einzige Symptom der okulomotorischen
Schädigung darstellt, während es in den seltenen früher becbachteten Fällen
(Barabaschew, Krüger, Bregmann, Axenfeld, Abelsdorff, J.a-
queur, Sattler, Bielschowski, Römheld) mit Lähmungen äusserer
Augenmuskeln kombiniert war. Die Entstehung einseitiger reflektorischer
Pupillenstarre durch Schädigung des peripheren Okulomotoriusstammes scheint
dadurch erwiesen.
II. Die Lokalisation der isolierten reflektorischen Pupillen-
starre (des Argyll Robertsonschen Phänomens). Dass allgemeine
Schädigung des Okulomotorius, wie z. B. durch Trauma, nicht den ganzen
Nerven lädieren muss, sondern die Pupillenfasern elektiv treffen kann, ist
nicht auffällig; schwieriger die Erklärung, dass die Pupillarfasern für Re-
fleximpulse vom Optikus ungangbar erscheinen, während sie Impulse, die bei
der Akkommodation und Konvergenz im Sinne einer Mitbewegung ihnen zu-
fliessen, zu leiten vermögen. Der letztere Reiz ist vermutlich ein stärkerer,
so dass ein paretischer Sphinkter bei Konvergenz noch zur Kontraktion ge-
bracht werden kann, während er auf den schwächeren Impuls bei Belichtung
nicht anspricht, Verf. schliesst sich dieser Erklärung an, mit dem ausdrück-
38 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
lichen Bemerken, dass eg sich in seinem Fall um isolierte reflektorische
Pupillenstarre (echtes Argyll Robertsonsches Symptom) handelt. Auch
für die einseitigen Fälle von Argyll Robertson bei Syphilis und Meta-
syphilis ist nach Verf. eine Lokalisation im Okulomotorius, wie in den er-
wiesenen traumatischen Fällen, also in der zentrifugalen Bahn zu suchen, und
nicht, wie man bisher anzunehmen geneigt war, in der zentripetalen Bahn
(systematische Degeneration der an den Sphinkterkern herantretenden Pupillen-
fasern). Auch für die Hauptzahl der Fälle von Argyll Robertson, die
doppelseitigen Fälle von reflektorischer Pupillenstarre, ist die gleiche Ätiologie
anzunehmen. Die Anschauung wird näher begründet. Als Ursache wird
eine die Pupillarfasern des Okulomotorius elektiv ergreifende, schleichend
verlaufende, mehr oder minder geringfügige Degeneration dieser Fasern ver-
mutet. Die Annahme lässt sich auch pathologisch-anatomisch stützen. Auch
die bei syphilogenen Nervenkrankheiten häufige „Entrundung“ der Pupillen
wird obne weiteres verständlich, wenn man den Sitz des A. R. Phänomens
in den zentrifugalen Abschnitt des Reflexbogens verlegt.
III. Eine seltene Mitbewegung des Sphinkters iridis. Ein
Fall von Mitbewegung des reflektorisch gar nicht, auf Konvergenz und Akkom-
modation nur spurenweise ansprechbaren Sphinkter pupillae, die jeden Impuls
zum Aufwärtsblicken begleitete, hervorgerufen durch eine Läsion des N. ocu-
lomotorius bei einer jungen Frau nach Salvarsan-Injektion.
IV. Perverse Pupillenreaktion auf Konvergenz und Akkom-
modation. (Bei einem 52jährigen Manne mit Verdacht auf Tabes und pro-
gressive Paralyse) Eine Erklärung wird nicht gegeben.
Nonne (102) beobachtete bei einem 24 jährigen, sonst gesunden Manne,
der mehrere Jahre im Kriege als Offizier leistungsfähig gewesen und nur
gegen Kriegsende nervös erschöpft war, (durch roborierende Kur in 4 Wochen
beseitigt), als einziges objektive Anomalie am Nervensystem: Isolierte
reflektorische Pupillenstarre beiderseits. (Rechte Pupille dabei weiter
als die linke). Patient hatte keine Lues gehabt. Wa.-Reaktion war negativ,
kein Alkoholismus usw., keine Stigmata für kongenitale Lues, der Vater war
aber infiziert gewesen, früh an Paralyse gestorben. Verfasser summiert: Ab-
gesehen von den extrem seltenen Fällen isolierter reflektorischer Pupillenstarre
bei Alkoholismus chronicus, als Vorläufer einer Syringomyelie, bei Sclerosis
multiplex, bei Diabetes mellitus und Kopftrauma ist die reflektorische
und totale Pupillenstarre mit an Sicherheit grenzender Wahr-
scheinlichkeit ein syphilogenes Symptom. Einzigartig ist in dem
beobachteten Falle, dass der erwachsene Patient im übrigen körperlich und
geistig gesund war und dass alle sonstigen Stigmata einer kongenitalen Lues
fehlten. Die Anomalie muss aber auch in diesem Falle als ein Zeichen
der angeborenen Lues und zwar als „Narbensymptom“ aufgefasst
werden —.
Die Behrsche Hypothese, nach welcher die direkte Pupillenreaktion
von der nasalen, die indirekte dagegen von der temporalen Netzhauthälfte
ausgelöst werden soll, weist Weve (104) auf Grund der Ergebnisse seiner
am Hornhautmikroskop vorgenommenen Untersuchungen der Pupillen-
reaktion mit komplementärem Licht zurück. Im Verlaufe einer halben
Stunde wurden eine Reihe von Messungen der Pupillenreaktion anf nasale
und temporale Beleuchtung mittels zweier blaugrüner Lichter vorgenommen,
XV. Iris (Pupille). 39
Es konnte zwischen nasaler und temporaler Netzhauthälfte kein Unterschicd
festgestellt werden. Da W. bei mehreren Versuchspersonen eine allmählıche
Erweiterung der Pupillen fand, fordert er, dass vergleichende Messungen rasch
hintereinander stattfinden. Filbry,
Fuchs (101) bespricht 7 Fälle von chronisch endogener Irido-
chorioiditis, welche durch die Gleichartickeit der anatomischen Verände-
rungen zusammengehörig erscheinen, so dass sie eine Gruppe für sich
bilden. Auffallend war vor allem der regelmässige Befund grosser einkerniger
granulierter Zellen mit Eosinfärbung in der Iris (zahlreich), im Ziliarkörper
(sparlich), sowie im Exsudat des Subchorioidalraums. Sie fehlten in der
Aderhaut, in der Netzhaut, sowie im freien Exsudat auf der Oberfläche dieser
Häute. Von den Mastzellen sind diese Zellen dadurch verschieden, dass sie
in der Form abweichen, vor allem intensiv mit Eosin sich färben. (Mast-
zellen haben starke Affinität zu basischen Farbstoffen, aber geringe Affini-
tät zum sauren Eosin) Auch von den polymorphkernigen eosinophilen Leu-
kozyten sind sie zu unterscheiden. Wahrscheinlich sind es Mastzellen besonderer
Art (degeneriert). Herkunft dunkel. Da solche Zellen normalerweise nicht
vorkommen, müssen sie autochthon im Gewebe entstehen. Auch byaline
Kugeln waren in 5 Fällen vorhanden (einmal sogar in vorderer Kammer),
Die Entstehung dieser Kugeln aus den grossen granulierten Zellen und aus
Plasmazellen lässt sich sicher verfolgen. |
Allgemeiner Charakter der Fälle: Kranke sämtlich in mittleren
und höheren Jahren, zeigten klinisch eine endogene Iritis mit jahrelangem,
sehr chronischem Verlauf, unter geringen äusseren Entzündungserscheinungen.
Keine plastische Exsudation, nur hintere Synechien und zarte Pupillenmembran.
Bild der Chorioretinitis dissemin. am Hindergrund. Ätiologisch nur in 1 Fall
Lues heredit. Anatomisch: Die stärksten Veränderungen in den tiefen Augen-
häuten, besonders in der Netzhaut. Iris in geringem Grade befallen. Ziliar-
körper fast gar nicht. Spezielles: Iris trotz sehr chronischer Entzündung
kaum atrophisch, keine Exsudation auf der Oberfläche. Weder Membranen
noch neugebildete Gefässe auf der Oberfläche der Iris. Retinale Epithellage
erbalten. Aber trotz langer Krankheitsdauer noch immer frische, oft starke
Infiltration. Plasmazellen spielen dabei eine grosse Rolle. (Herdförnige In-
filtrate, oft mantelartig um die Blutgefiisse angeordnet, den Raum zwischen
Intima und Adventitia ausfüllend. Keine polymorphkernigen Leukozyten.)
Aderhaut stärker ergriffen als die Iris, Infiltration und Atrophie beides in
umschriebener Herdform. Netzhaut noch stärker verändert als die Aderhaut,
nicht Infiltration, sondern Degeneration. (Neuroepithel vernichtet, Körner-
schichten durcheinandergeworfen, Netzhaut pigmentiert. (Veränderungen nicht
herdférmig wie in Aderhaut, sondern diffus, auch nicht an identischen Stellen.)
Die Fälle gehören zu den von Fuchs in Gräfes Archiv 1913, Band 84
als vierte Gruppe beschriebenen. Erkrankungen von chronisch endogener
Uveitis.
Pathogenese: Erkrankung der Ader- und Netzhaut dem Wesen nach
verschieden. Die erstere ist entziindlich (durch unmittelbare Einwirkung der
Noxe von den Aderhautgefiissen aus, daher herdförmig), die zweite ist degene-
rativ. (Durch Toxinwirkung von der Aderhaut, daher diffus und zuerst das
Neuroepithel ergreifend.) Unerklärt bleibt, warum in einigen Fällen herd-
förmiger Chorioiditis die Netzhaut wenig leidet und Visus lange gut bleibt, während
4) Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
in anderen Fällen Netzbaut und Sehvermögen schnell zugrunde geht, Die
Iris könnte primär und sekundär befallen werden. Beides kommt anscheinend
vor. Übergang nicht durch Kontinuität, sondern durch Toxine.
Zusammenfassung: Ausgangspunkt der Entzündung in der
Aderhaut, infolge deren die Netzhaut durch Toxinwirkung
degeneriert und die Iris sich leicht entzündet, während die
Ziliarfortsätze freibleiben..
v. Pflugk (103) gibt neue Beiträge zur Pupillenbewegung.
Helmholtz hat 1855 die auch von anderer Seite gemachte Feststellung
erwähnt, dass die Iris sich beim Nahesehen etwas nach vorn verschiebt,
über die Grösse der Verschiebung sich aber noch nicht geäussert. Gull-
strand bestätigt in seiner physiologischen Optik (1909—1911), unter Hin-
weis auf die Untersuchungen von Knapp (1860) und Adamük-Woinow
(1870), „dass der akkommodative Vorgang der Eintrittepupille nicht konzentrisch
geschieht und dass mit grösster Wahrscheinlichkeit die anatomische Pupille
dasselbe Verfahren zeigen dürfte. Hummelsheim (1907) und Hess (1910)
untersuchten nur die reflektorisch sich verengende Pupille, beziehungsweise
unterschieden diese nach Verfasser bezüglich der Untersuchungsresultate nicht
scharf von der akkommodativen Pupille. Sie fanden übereinstimmend, dass
Verengerung und Erweiterung der Pupille angenähert konzentrisch erfolgt.
Verfasser schienen weitere Versuche zur Klärung der bezüglichen Fragen
erforderlich. Er führte sie an niederen Tieren (Ringel- und Würfelnatter)
aus, berücksichtigte aber auch den Menschen. Er benutzte neben den be-
kannten Apparaten dazu die photographische Niederlegung der gewonnenen
Resultate auch von frisch enukleierten, faradisch gereizten Augen) und
einen von ihm angegebenen Wölbungsmesser. Er kam zu folgenden
Resultaten:
1. Die Verschiebung der Pupille während des Akkommodationsvorganges
aus zentraler Lage in exzentrische, wie aus einer wenig exzentrischen in eine
stark exzentrische Lage ist bei den niederen Tieren nicht selten.
2. Bei einer erheblichen Anzahl von Tiergattungen ist die Tagespupille
von der zentralen Kreisform abweichend, bei maximaler Pupillenerweiterung
(im Dunkeln) haben jedoch die meisten Wirbeltiere eine kreisrunde Pupille.
3. Die menschliche Pupille ist in der Regel nicht zentral gelegen. (Bei
100 normalen Soldatenaugen deutlich exzentrisch in 98°/o.)
4. Mit der akkommodativen Verengerung der Pupille ist beim Menschen
eine Verschiebung meist nasenwärts verbunden. (Knapp, Adamük-Woi-
now Gullstrand).
5. Die Lichtverengerung der menschlichen Pupille geschieht annähernd
konzentrisch (Hummelsheim, Hess).
6. Eine stark exzentrisch gelegene Tageslichtpupille kann bei maximaler
Mydriasis in einen fast konzentrischen, kreisrunden, der Hornhaut gleich-
mässig anliegenden Gewebsring übergehen.
7. Da am Lebenden durch Messungen und durch photographische Ab-
bildungen sich feststellen lässt, dass die exzentrisch gelegene Tageslicht-
pupille bei Mydriasis in einen fast konzentrisch zum Hornhautrand gelegenen
Ring übergehen kann, und da in der Regel die nasale Irishälfte der Tages-
lichtpupille wesentlich schmäler ist als die temporale, so geschieht die Zu-
sammenziehung dieser Pupille aus der Mydriasis zur Miosis ungleichmässig,
XVI. Linse, 41
es gewinnt durch Vergleichung der Irisbreiten des durch Einträufelung nicht
beeinflussten belichteten und des atropinisierten Auges beim Menschen die
von Knapp und Adamück-Woinow beobachtete Tatsache der Verschie-
bung der Pupille nach einer Seite bin während des Akkommodationsvorganges
eine neue Stütze.
XVI. Linse.
Ref. Junius.
+105) Adler: Über Tetaniekatarakt. Inaug. Dissert. Greifswald 1918.
*106) Esser: Schattenbildung in der normalen Linse. Zeitschr. f. Augen-
heilkd. Bd. 40. 4/5. 1918.
*107) van der Scheer: Cataracta lentis bei mongoloider Idiotie. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilkd. 1919, G2.
*108) Vogt: Der Altersstar, seine Hereditét und seine Stellung zu
exogener Krankheit und Senium. Zeitschr. f. Augenheilkd. 1919. Bd. 40. H. 3.
*109) Vogt: Klinische und experimentelle Untersuchungen über die
Genese der Vossiusschen Ringtrübung. Zeitschr. f. Augenhikd. Bd. 40. H. 4/5. 1918.
*110) Wessely: Katarakt und Diabetes. Münch. med. Wochenschr. 1919,
Nr. 10. S. 281.
*111) Wirths: Über Linsentrübungen bei Anwesenheit von Kupfer im
Auge. Zeitschr. f. Augenbeilkd. Bd. 40. H. 3. 1918. Ref. s. Nr. 157.
Adler (105) gibt einleitend einen Überblick über den gegenwärtigen
Stand der Epithelkörperforschung, in deren Mittelpunkt die Frage
nach der physiologischen Bedeutung und den Folgen der experimentellen Aus-
schaltung der Parathyreoidea steht. Er summiert, dass die schweren Stö-
rungen, welche im Organismus als Folgen der Epithelkörperent-
fernung auftreten, den Eindruck einer akuten Vergiftung, einer Autoin-
toxikation des Körpers, machen, welche dadurch entsteht, dass ein Organ,
welches normalerweise berufen ist, giftige Produkte des intermediären Stoff-
wechsels zu paralysieren, nicht mehr vorhanden ist. (Daher auch Besserung
eines tetanischen Anfalls durch Blutentziehung und Infusiom frischen
Blutes). Zwei Fälle von Katarakt nach Strumektomie aus der Freiburger
Univ.-Augenklinik werden ausführlich mitgeteilt, ferner ein Fall von Ka-
tarakt nach sog. Maternitätstetanie, d. h. Tetanie und trophischen
Störungen der Haare und Nägel während der Gravidität, latente Tetanie, die
unter den besonderen Umständen der Inanspruchnahme des Körpers durch
Schwangerschaft auftrat (wie analog bei Tieren nach grossen Muskelan-
strengungen usw. Tetanie beobachtet wird. Die Bedeutung der Tetanie-
katarakt für die Erkenntnis anderer Starformen wird dahin zusammen-
gefasst: Die Katarakt ist in diesem Falle die Folge einer innersekretorischen
Störung (der Insuffizienz oder der Ausschaltung der Epithelkörper), welche
an verschiedenen ektodermalen Organen (Linse, Haare, Nägel) Erkran-
kungen zur Folge hat. Der weitere Ausblick ist, dass nach der zuerst von
Pineles entwickelten Anschauung, Tetaniestar, Zuckerstar und Altersstar die
Folge sein können von Erkrankung derartiger Organe mit innerer Sekretion,
und zwar von Pankreas, Nebenniere oder Keimdrüse (Insuffizienz im Alter;
Beziehung zu Altersstar). Auf die Kataraktform bei atrophischer Myotonie
(Steinert) wird hingewiesen. Der Wirkungsmechanismus des Tetaniegiftes
ist noch unklar. Abbauprodukte des Körpereiweiss kommen in Frage, proteo-
42 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
gene Amine, Cholin, Neurin u.a. Wettendorfer hat Ernährungsstörungen
infolge Tetanie der Ziliarmuskeln (Krämpfe) vermutet Peters siebt den Zu-
sammenhang zwischen Linsentrübung und Tetanie neuestens nicht mehr in
Ziliarmuskelkrämpfen, sondern in Veränderungen der Ziliarepithelien,
die entarten. Diese Aunahme ist von anderer Seite bestritten. Weitere
Arbeiten sind erforderlich, aber die Ätiologie der’ verschiedenen Linsen-
trübungen kann jetzt bereits einheitlicher gefasst werden, als es bis vor einigen
Jahren der Fall war.
Esser (106) beobachtete bei Durchleuchtung des Auges, dass die rote
Scheibe, welche dem Untersucher sich bietet, in der Peripherie mit einem
schmalen, helleren Ringe gegen die angrenzende Iris sich abhebt. Die vom
Ringe eingeschlossenen Fläche erscheint schattig, dunkel. Es handelt sich
um eine Scheintrübung (nach Verf. durch Reflexe infolge Kontrastwirkung).
W.M. van der Scheer (107) gibt eine zusammenfassende Darstellung
der Art und Frequenz der merkwürdigen Linsentrübungen bei mon-
goloiden Schwachsinnigen, die auch schon von englischen Ärzten
beobachtet wurden (erste Mitteilung 1907 von Pearce, Rankine und
Ormond). Verf. untersucht 60 Fälle von mongoloider Idiotie auf diese
Trübungen, darunter 10 Fälle unter 8 Jahren. Bei diesen fanden sich
keine Linsentrübungen, 14 Fälle über 17 Jahren; bei diesen fand er durch-
weg doppelte Linsentrübungen, ferner 36 Fälle zwischen 8 und 17 Jahren;
hierunter fanden sich 22 mal Linsentrübungen. Das Alter scheint also einen
Einfluss auf die Entstehung der Erkrankung zu haben. Der Star ist aber
nicht kongenital, doch mit dem Alter langsam progressiv. Die Form weicht
von den bekannten Starformen ab, ist trotz mancher Variationen charakte-
ristisch. Am häufigsten ist folgende Form: Die Linse ist mit punkt-, flocken-
und fleckförmigen Trübungen übersäet (wie mit Schneeflocken) auch elfenbein-
farbene Punkte und Tüpfel bzw. Flecke kommen vor, oft mit Kombination
einer sternförmigen weissen Figur nahe dem vorderen oder hinteren Pol der
Linse, die aber immer durch eine kleine Schicht klarer Rinde von den ,,Schnee-
flocken“ noch getrennt ist, namentlich bei älteren Mongoloi!en. Es gibt
aber auch andere Formen, bei denen die Trübung mehr zentral in der Linse
gelegen ist, meist in Y-Form, jedoch immer mit Schneeflockenstar kombi-
niert. Beide Augen sind meist in gleicher Art befallen. Zuweilen ist auch ein
Kreuzchen in Form eines X vorhanden. Photogramme erläutern die Beschrei-
bung. Abgesehen von den flocken- und punktförmigen Trübungen nimmt der
kataraktöse Prozess offenbar von den Grenzlinien der verschiedenen Faser-
systeme der Linse seinen Ausgang in den Linsennähten. In keinem Falle
erreicht der kataraktöse Prozess die Vorderfläche der Linse. Frage der Ent
stehung: Bei anderen Schwachsinnigen sind derartige Linsenstare nicht be
obachtet, doch bei anderen Krankheitsprozessen. In Betracht kommen: Die
Starformen nach Tetanie. Stoffwechselstörungen wie bei Tetanie spielen
gewiss eine Rolle. Nicht nur die Zähne dieser mongoloiden Idioten zeigen
Schmelzdefekte, sondern auch die Nägel trophische Störungen. Schweiss- und
Fettabsonderung ist vermindert. Hypophyse und Sella turcica wurden in 2
untersuchten Fällen auffällig klein befunden. Ausgedehnte Stoffwechselunter-
suchungen werden zur weiteren Klärung der Krankheitsursachen notwendig sein.
A. Vogt (108) nimmt in seinem Vortrag Stellung zum Altersstar,
seiner Heredität und seiner Beziehung zu exogener Krankheit und
XVI. Linse. 43
Senium. Bei 400 Personen jenseits des 60. Jahres fand er in 90°/o mehr
oder weniger starke Linsentriibungen (zum Teil ohne Sehstörung). Er fasst
sie als senile, vererbte Veränderungen auf, lehnt die allgemeiner gefasste
Noxen-Hypothese von Hess ab. Unter mehr als 60 gesunden jugendlichen
Individuen mit normaler Sehschärfe fand Verf. bei etwa 20°/o eine kranz-
förmig um den Aquator des Kerns angeordnete Rindenstarform (Koronar-
katarakt), die beiderseits auftrat, jahrzehntelang verborgen blieb. Rundfleckige
und keulenförmige Trübungen, individuell von wechselnder Zahl, setzten sich
allmählich in der tiefen Rinde axialwärts fort. Erst im höheren Alter beginnt
. Störung der S. und es gesellen sich zu diesen Trübungen noch solche anderer
Art. (Punkttrübungen und Wasserspalten in den Nähten), ferner mehr flächen-
hafte Trübungen und lamelläre Zerklüftungen, subkapsuläre und Kerntrübungen,
Kontrolluntersuchungen an mehr als 800 Kinderaugen (mit Spaltlampe und
Hornhautmikroskop) bei maximal erweiterter Pupille lehrten, dass die erwähnte
kranzförnige Katarakt im Kindesalter nicht vorkommt, sondern erst mit der
Pubertät oder später ihren Anfang nimmt, Untersuchungen ganzer Familien
lehrte, dass die kranzférmice Katarakt in hohem Masse verderbbar ist.
Ausser der Kranzkatarakt lässt die systematische Linsendurchmusterung mittelst
Spaltlampe und Binokularmikroskop noch eine Reihe anderer typischer Kata-
raktformen unterscheiden, über welche Verf. auf Grund der Untersuchung an
mehr als 1200 gesunden und kranken Augen an anderer Stelle berichten wird.
Vogt (109) hat die Vossiussche Ringtrübung mit Spaltlampe
und Hornhautmikroskop näher untersucht. Er kommt in Übereinstimmung
mit Hesse zu dem Schluss, dass diese Trübung durch eine korpuskuläre
Auflagerung auf der Liusenkapsel erzeugt wird. Die Ablagerung ist
. aber nacb den klinischen und experimentellen Ergebnissen des Verf. nicht
mit Blut identisch, wie Hesse annimmt, sondern besteht in erster Linie
wohl aus einem Abklatsch von Pigmentstaub (freien Melaninkörpern) des
Pupillarrandes auf der Linsenkapsel. Beim Haftenbleiben des Pigments spielt
durch die Kontusion bewirkter Austritt von Gewebeflüssigkeit ev. von Blut,
vielleicht eine Rolle. Eine Linsenschädigung, wie sie bisher stets angenommen
wurde, kennte mit der Spaltlampe nicht nachgewiesen werden. Die Ring-
trübung wird allein durch die Auflagerung hervorgerufen.
Wessely. (110) demonstriert im Würzburger Ärzte-Verein zur Frage
von Katarakt und Diabetes die experimentell gewonnenen Präparate von
einem Hund, der nach Pankreas-Exstirpation nach ca. 1 Jahr unter starker
Zuckerausscheidung am Leben blieb und an dem ein schnell reifender
Star an beiden Augen beobachtet werden konnte. Die charakteristischen
mikroskopischen Veränderungen nahmen die ganze Rinde bis unmittelbar
unter die Kapsel ein. Es ist zwischen echter diabetischer Katarakt
und Alters-Katarakt bei diabetischen Individuen zu unterscheiden.
Die Prognose der Staroperation bei Diabetes ist nach Verf. weniger durch
die schlechte Wundheilung beeinträchtigt als durch die gleichzeitige Hinter-
grundsveränderungen. Die schweren Formen der Retinitis diabetica finden sich
nach den Erfahrungen des Vortr. vorwiegend bei gleichzeitiger Erhöhung des
Blutdruckes. Zur Vermeidung der Gefahr des postoperativen Komas emp-
fiehlt Verf.: Eingriff dem Kranken als unbedeutende Voroperation darzu-
-stellen, möglichst geringe Dosen von Kokain (dem liegenden Kranken einzu-
träufeln), Operation mit totaler Iridektomie, einseitigem Verband, keiner Bett-
ruhe sondern Beobachtung der gewohnten Lebensweise des Kranken.
44 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
XVII. Aderhaut, Glaskörper.
Ref.: Kümmell.
112) Elschnig: Demonstration eines metastatischen Karzinoms der
Chorioidea nach Carcinoma mammae, sowie eines metastatischen Karzinoms
der Aderhaut und des retrobulbären Sehnerven nach Leberkrebs. Verein
deutsch. Ärzte in Prag. 24. I. 19. Ber. Deutsch. mediz. Wochenschr. 1919. S. 256.
*118) Fuchs: Über anatomische Veränderungen bei chronischer endo-
gener Iridochorioiditis. Arch. f. Ophthalmol. Bd. 98. S. 122.
*114) Ginzburg: Beitr. z. Kenntnis seltener ophthalmoskopischer Be-
fandes: 1. Solitärtuberkel der Chorioidea. 2. Art. hyaloidea persistens, ab-
normer Ursprung und Verlauf der Zentralgefässe. Klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. Bd. 61. S. 643.
Fuchs (113) berichtet über anatomische Befunde bei chroni-
scher endogener Iridochorioiditis. In 5 Fällen handelte es sich
um Leute mittlern oder höhern Lebensalters, deren Iritis nur geringe äusser-
lich sichtbare Entzündungserscheinungen zeigte. Nur hintere Synechien und
zarte Pupillarmembran. Einmal bei möglicher Augenspiegeluntersuchung
wurde Chorioretinitis festgestellt. — Das Gewebe der Iris ist fast stets ohne
Schwund. Dagegen besteht noch eine frische und teilweise recht starke In-
filtration, bei der die Plasmazellen eine grosse Rolle spielen, indem sie sich
zum Teil zu grösseren Herden ansammeln und um die Blutgefässe einen
zwischen Intima und Adventitia liegenden Mantel bilden. — Strahlenkörper
frei, während die Aderhaut stärker ergriffen ist als die Iris. Im vordern Teil
namentlich Infiltrate aus Lymphozyten oder Plasmazellen, die zuweilen das
Pigmentepithel zerstören. Stellenweise besteht starker Schwund des Gewebes.
— Die Netzhaut ist stärker verändert als die Aderhaut, doch in degenera-
tivem Sinne, so dass sie an manchen Stellen zu einem dünnen Häutchen
umgewandelt ist. — In der Iris vor allem, dann auch in dem Strahlenkörper
und dem Exsudat des Subchorioidealraums finden sich grosse granulierte
Zellen von meist elliptischer Form, Kern rund oder leicht elliptisch, meist
exzentrisch gelegen. Die Körnchen im Protoplasma färben sich mit Eosin
ebenso stark wie die der polymorphkernigen eosinophilen Leukozyten, die
Körnchen können eine verwaschene Beschaffenheit annehmen, so dass das
Plasma zuletzt fast homogen aussieht. Die Verteilung gleicht der der Mast-
zellen bei chronischer Iritis, während die Beschaffenheit vielfach von der jener
Zellen abweicht. Ebenso gehören sie nicht zu den polymorphkernigen eosino-
philen Leukozyten, von denen sie sich durch die Form des Kerns und die
Grösse des Plasmas unterscheiden. Als eosinophile Myelozyten sind sie eben-
falla nicht anzusprechen, da ihr Vorkommen an dieser Stelle unverständlich
wäre. Trotz ihres abweichenden Aussehens halt Fuchs sie für Mastzellen.
Als Ausgangspunkt ist eine Entzündung der Aderhaut anzusehen, die
durch Toxinwirkung zu einer Degeneration der Netzhaut und einer leichtern
Entzündung der Iris geführt hat, während die Strahlenfortsätze frei bleiben.
Die Entartung der Netzhaut durch Toxine aus der Aderhaut ist bisher noch
nicht erwiesen, dagegen ist ihre Schädigung durch Toxine vom Glaskörper-
raum sichergestellt.
Ginzburg (114) beobachtete bei einem jugendlichen Kranken unter-
halb der Makula einen eiförmigen Herd von weisser Farbe, leicht vor-
springend, in den Arterien und Venenäste münden, oft so nahe, dass eine
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XVIII. Sympathische Opbtbalmie, 45
direkte Anastomose nicht ausgeschlossen ist. Später traten Miliartuberkel
der Peripherie auf, sowie Netzhautablösung mit Blutungen. Auf Tuber-
kulin Allgemein- und Lokalreaktion. — Der Fall gleicht sehr der von
Oeller abgebildeten Degeneratio retinae disciformis.
Ferner beschreibt er eine Anomalie mit den Resten der Arteria hyaloidea
persistens, bei der die Zentralgefässe nicht auf dem Sehnerven, sondern am
hintern Augenpol in mehrern Sıämmen entsprangen.
XVIII. Sympathische Ophthalmie.
Ref.: Kümmeil.
*115) Böhm: 2 Fälle von sympathischer Ophthalmie trotz Präventiv-
enukleation, darunter ein Fall nach subkonjunktivaler Skleralruptur mit Lin-
senluxation unter die Bindehaut. Klin. Mupatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62 S. 222.
*116) Meller: Über sympathische Ophthalmie. Wiener Klin. Wochenschr.
1919. Nr. 5.
°117) Ossowski: 8 bemerkenswerte Fälle von sympathischer Ophthalmie.
Dissert. Würzburg, 1918.
*118) Rotholz: Ein bemerkenswerter Fall von geheilter sympathischer .
Ophthalmie. Klin. Monatsbl. f. Augenhbeilk. Bd. 61. S. 664.
*119) Ruetten: Beitrag zur Kasuistik der sympathischen Ophthalmie.
Dissert. Tübungen, 1918. (Statistische Arbeit.)
In seiner Antrittsvorlesung die die sympathische Entzündung
behandelt, gibt Meller (116) einen Überblick über die pathologisch ana-
tomischen Veränderungen und die daraus von ihm abgeleiteten theoretischen
Anschauungen über die Entstehung und das Wesen dieser Erkrankung. Zum
Schluss geht er auf die Beziehungen zur Tuberkulose ein und macht darauf
aufmerksam, dass eine posttraumatische Tuberkulose im Auge entgegen den
Angaben Peters sehr selten sei. Auch geht die knötchenförmige Tuber-
kulose des einen Auges nicht auf das andere über. Ebenso neigen Tuber-
kulöse mit Augenverletzungen nicht mehr zu s. O als andere. Das klinische
Bild ist durchaus verschieden.
Der erste Fall sympathischer Entzündung von Ossowski (117)
ist dadurch bemerkenswert, dass eine unvollständige Ausweidung des Auges
die spätere Erkrankung des zweiten nicht zu verhindern vermochte, was ja
auch nicht zu erwarten war. Im ausgeschälten Stumpf fanden sich Reste der
Aderhaut mit sympathisierender Entzündung. Im 2. Falle einer Kriegsver-
letzung entstand erst 14 Tage nach der Entfernung des ersten Auges die
Erkrankung des zweiten, die einen schweren Verlauf nahm mit Drucksteige-
rung und fast vollständiger Erblindung, trotzdem im allgemeinen die An-
sicht dahin geht, dass die sympathisierende Entzündung nach vorheriger
Enukleation meist leicht verläuft, was auch durch die nachstehend berichtete
Beobachtung Böhms widerlegt wird. Beim 3. Fall, auch einer Kriegsver-
letzung, trat die s. O. ebenfalls erst nach der Entfernung des ersten Auges
ein und zwar 10 Tage später. Das zweite Auge erkrankte’ nur leicht mit
wenigen B«s:hlägen und Aderhautherden. Der sympathisierende Prozess bot
allerdings nicht das Vollbild dar, war aber nicht zu verkennen. — (Über
die beiden ersten Fälle siehe auch Bericht Nr. 508, 1917.)
46 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Aus der Breslauer Klinik teilt Böhm (115) 2 Fälle von sympathi-
scher Entzündung nach vorheriger Enukleation mit. Im ersten handelte
es sich um eine subkonjunktivale Skleralruptur, bei der die klinische Unter-
suchung keine Zeichen einer Bindehautverletzung nachweisen konnte, während
das mikroskopische Bild kleine Einrisse mit Wahrscheinlichkeit ergab. Es
bestand bereits das Vollbild der sympathisierenden Entzündung, so dass die
Herausnahme des Auges deshalb nichts nützen konnte, weil die Entzündung
des zweiten Auges bereits bestand. Das Auge erkrankte 8 Tage später. —
Der 2. Fall mit Doppeldurchbohrung ist dadurch bemerkenswert, dass schon
14 Tage nach der Verletzung die histologischen Kennzeichen der sympathi-
sierenden Entzündung am verletzten Auge sichtbar waren, das zweite Auge
erkrankte 9 Tage später. Da auch Uveagewebe durch die Verletzung auf
die Rückseite der Lederhaut verlagert wurde, so ist es möglich, dass dies
herausgerissene Gewebe die Entzündung des zweiten Auges ungünstig beein-
flusste, da der Verlauf ein schwerer war.
Bei einem 3. Kranken, dessen verletztes Auge später eine schwere Irido-
zyklitis hatte, stellte sich auf dem andern Auge eine Neuroretinitis ein, die
leicht als sympathisch hätte gedeutet werden können. Dagegen ergab die
Vorgeschichte und die klinische Untersuchung das Vorliegen von Syphilis.
Rotholz (118) sah als erstes Zeichen einer ausbrechenden sympathi-
schen Entzündung Akkommodationskrampf auftreten, dem erst etwa nach
14 Tagen deutliche Zeichen der Entzündung folgten. Die ursprüngliche
Deutung als sympathischer Reizung war also falsch. Ausschälung des Auges;
guter Verlauf bei Anwendung von Benzosalin. Der Fall betraf eine Kriegs-
verletzung.
XIX, Glaukom.
Ref.: Kümmell.
120) Levinsohn: Zur Entstehung des Glaukoms durch Pigmentinfil-
tration der vorderen Abflusswege des Auges. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 40. S.
344. (Streitschrift gegen Koeppe.)
121) Koeppe: Entgegnung auf vorstehende Arbeit von Levinsohn.
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 40. S. 349.
*122) Koeppe: Uber den derzeitigen Stand der Glaukomforschung an
der Gullstrandschen Nernstspaltlampe sowie den weiteren Ausbau der Glau-
kom-Frühdiagnose vermittelst dieser Untersuchungsmethode. Zeitschr. f.
Augenheilk. Bd 40. S. 138.
*123) Wessely: Einige Besonderheiten beim Glaukom. Würzburger Ärzte-
abend. 7. Jan. 19. s. Münch. med. Wochenschr. 1919. S. 280.
Koeppe (122) kommt nochmals auf die Pigmentveränderung der Glau-
komaugen zu sprechen, wie sie mit der Spaltlampe zu sehen sind. In 8 Fällen
beobachtete er die Pigmentverstäubung, ohne dass sonstige Zeichen des Glau-
koms vorhanden waren. Diese stellten sich erst später ein, so dass zur frühen
Erkennung der Krankheit seine Befunde einen wesentlichen Fortschritt be-
deuten würden. Da K. eine Verlegung der Ablusswege durch das Pigment
annimmt, so miisste eigentlich die vordere Kammer vertieft sein, dass sie
das nicht ist, erklärt er aus den Zirkulationsverhältnissen des hinteren Augen-
nbschnitts, die unter Umständen zu Druckerhöhung führt. Solange der Aus-
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. | 47
gleich durch die Abzugswege der vorderen Kammer möglich ist, entsteht kein
Glaukom, während bei mangelhaftem Abfluss Dekompensationserscheinungen
eintreien müssen. (Danach entsteht also die Drucksteigerung primär im hintern
Augenabschnitt. Ref.) — Einige Neuerungen der Apparatur (Verkleinerung
der Blenden, Untersuchung in rotfreiem und polarisiertem Licht) werden noch
besprochen.
Wessely (123) berichtet über einen Fall von Glaukom, der als
scheinbare Grippe nicht weiter beachtet wurde. Erst die Abnahme des Seh-
vermögens veranlasste die Kranke, die Klinik aufzusuchen. Auch als Supra-
orbitalneuralgien werden Glaukomanfälle gelegentlich gedeutet. — Weiterhin
bringt er Belege für ein akutes Ansteigen des Augendrucks durch Blutdruck-
steigerung. Auch bei Blutdrucksenkung im Fieber z. B. bei Malaria tritt ent-
sprechende Absenkung des Augendrucks ein. — Die Wiederausfüllung einer
glaukomatösen Aushöhlung beobachtete er bei einer Glaukomkranken, 8 ‘Tage
nach der Elliotschen Trepanation, als das Auge dadurch weich geworden’ war.
Nach Ansteigen des Drucks erreichte sie wieder ihre alte Tiefe. Man muss
hier wohl eine Auflockerung und Durchtränkung des im Sehnervenkopf noch
vorhandenen Stützgewebes annehmen.
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen.
Ref.: Lobmann.
*124) Abelsdorff: Zur Frage der Existenz gesonderter Pupillarfasern
im Sehnerv. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Febr.-Heft.
*125) Abeldsorff: Akute retrobuläre Sehnervenentzündung bei Mye-
litis mit Sektionsbefand. Neurolog. Zentralblatt 1919. Nr. 3. S. 97.
è *126) Becker: Ein Fall von schwerer arteriosklerotischer Veränderung
der beiderseitigen Zentralarterien und ihrer retinalen Äste mit atheroma-
töser Entartung der Intima und Wucherung in der linksseitigen Zentralarterie
bei einem 38 Jahre alten Manne. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Januarheft.
*127) Berg: Beitrag zur pathologischen Anatomie der Retinitis exsu-
dativa. Von Grafts Arch. f. Ophthalm., Bd. 98, 3. Dissert. Kiel.
128) Beyke: Familäres Vorkommen des Glioma retinae. Diss. Kiel.
*129) Birch-Hirschfeld: Zur Entstehung und Behandlung der Netz-
hautabhebung. Deutsche mediz. Wochenschr. Nr. 6, S. 148 und mediz. Klinik Nr. 8,
S. 200.
130) Eisenlauer: Veränderungen am Hintergrund bei einem Fall von
doppelseitiger Retinitis exsadativa (Coats). Dissert. München.
*131) Elschnig: Tumorähnliche Gewebxwucherung in der Macula lutea.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Februatheft u. deutsche mediz. Wochenschr. Nr. 6,
S. 168.
*132) Elschnig: Metastastische multiple Tumoren des linken Scheitel-
und Stirnbeins. Demonstration. Deutsch. med. Wochenschr. Nr. 9, S. 256.
*133) Pincus: Uber Sehstörungen nach Blutverlust. Gräfes Arch. f.
Ophth., Bd. 98, 1.
*134) Rönne: Atypische Fälle akuter Retrobulbärneuritis. Klin. Monats-
blätter f. Augenheilkunde, Januarheft. |
*135) Schloffer: Zum Anton-Schmiedeschen Subokzipitalstich. Medizin.
Klinik. Nr. 51.
48 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*136) Schiötz: Netzhautablösung während der Schwangerschaft. Klin.
Monatsblätter f. Augenheilk. Februatheft.
*137) Schumacher: Histologische Untersuchung der Sternfigur der Ma-
kula bei Staunngspapille an Gefrierschnitten. Zeitschr. f. Augenheilk. Heft 6.
*138) Stähli: Über die obere zeitliche Sichtbarkeitsgrenze der Makula-
reflexe. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Febıuarheft.
*139) Uhthoff: Beitrag zur Bestrahlungstherapie bei doppelseitigem
Glioma retinae mit anatomischer Untersuchung des einen bestrahlten Auges.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Januarheft.
Stahli (138) hat sein Augenmerk auf die obere zeitliche Sichtbarkeits-
grenze der Makulareflexe gelenkt. Der grosse querovale Foveareflex ver-
schwindet früher als der kleine Foveolareflex. In einer grossen Zahl der
Fälle sei auch der länger sichtbare Foveolareflex nach dem 45. Jahre nicht
mehr sichtbar. Doch könne namentlich der letztere sehr viel länger sicht-
bar sein. St. teilt 2 diesbezügliche Beobachtungen mit, die sich auf eine
62jährige Frau und einen 61 jährigen Mann beziehen. Die Ursache des Ver-
schwindens der Makulareflexe ist zum Teil in dem individuell verschieden
raschen Fortschreiten der Altersveränderungen zu sehen (Trübung der brechenden
Medien, Strukturveränderungen der Netzhaut-Glaskörpergrenze); zum Teil
walten aber höchstwahrscheinlich primäre Verschiedenheiten der Topographie
und Pigmentierung ob.
Bei einem 38jährigen Manne, der an Brückenerweichung mit Einbruch
in die Rautengrube und allgemeiner Arterioklerose zunrunde gegangen war,
fand Becker (126) arteriosklerotische Veränderungen der Gefasse beider
Netzhäute Es waren endarteriitisehe Wuchungen neben den für Arterio-
sklerose charakteristischen Veränderungen der Arterienwand vorhanden. Her-
vorzuheben ist, dass neben den Retinalveränderungen dieses relativ jugend-
lichen Patienten eine schwere Hirnsklerose vorlag. Ophthalmoskopisch waren
retinitische Herde und Blutungen, sowie Gefässeinscheidungen festgestellt
worden.
Schumacher (137) hat für die histologische Untersuchung der Stern-
figur der Macula bei Stauungspapille eine besondere Methode in Anwendung
gebracht, nach der er bei Gelatinepräparaten Gefrierschnitte und Sudan- bezw.
Scharlachrot- Färbung in Anwendung bringen konnte. Es handelte sich
um die Augen zweier jugendlicher Personen mit Kleinhirntumor; Nephritis
war klinisch nicht festgestellt worden, wenn auch vorübergehend Spuren
von Eiweiss im Urin sich nachweisen liessen; auf dem Sektionstisch wurden
keine Veränderungen der Nieren gefunden. Anatomisch fand sich eine geringe
Infiltration der Chorioidea. Im Pigmentepithel, welches in der Peripherie bis
auf eine Entfernung von 2—4 Papillendurchmessern von der Papille normal
war, waren peripapillar und in der Makula starke Veränderungen vorhanden.
Es fehlte stellenweise ganz und zeigte Wucherungen. Einzelne lagen losge-
löst im subretinalen Raum. Daneben fanden sich hier Zellen mit färbbarem
Kern, die aber an Stelle der Pigmentkörner Fett enthielten. Diesen letzteren
ähnliche Fettzellen fanden sich in der Retina besonders in der Zwischenkörner-
schicht und in den perivaskulären Räumen der Venen, welche dann eine peri-
phlebitische kleinzellige Infiltration aufwiesen. Schumacher fasst seine
Befunde als eine Stütze der Leberschen Ansicht auf, nach der die Fett-
körnchenzellen den Pigmentepithelien entstammen, die in die Netzhaut ge-
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. | 49
wandert seien; jedoch konnte er nicht in ihnen, wie Leber angab, noch
Pigmentkörnchen nachweisen.
Birch-Hirschfeld (129) bespricht seine Erfahrungen über Entstehung
und Behandlung der Netzhautabhebung in einem Vortrage Er hat bei
Kaninchen die Sklera punktiert, mit einer Pravazschen Spritze Glaskörper
abgesaugt und den Bulbus massiert. Dabei entsteht häufig eine Abhebung
der Netzhaut, die oft allerdings im Verlauf von wenigen Tagen sich zurück-
bildet. Auf Grund des anatomischen Studiums dieser Bulbi kommt er zu
dem Schlusse, dass Verdichtungen des supraretinalen Glaskörperteils einen
retrahierenden Einfluss auf die Retina ausüben. Durch Netzhautriss gelange
das erste Transsudat unter die Netzhaut. Dafür, dass es nicht primär unter
der Netzhaut entstünde, spräche auch die klinische Erfahrung, dass bei den
netzhautabgelösten Augen der Augenbinnendruck eine Herabsetzung erfahre.
Die Sinnesepithelzellen bleiben in der abgelösten Netzhaut lange erhalten;
sie degenerieren und schilfern sich ab, wenn sie bei Fältelungen aneinander
zu liegen kommen. — Bezüglich des Operationseffektes der verschiedenen
Methoden teilt er seine Ergebnisse mit. Mit der Fehrschen Methode
(Trepanation der Sklera, Absaugung durch Pravazsche Spritze, Druckver-
band) habe er in 5 von 25 Fällen eine wesentliche, in weiteren 5 Fällen
eine geringe Besserung erzielt, während in 15 Fällen das Fortschreiten nicht
hätte aufgehalten werden können. Bei seiner eigenen Methode kombinierte
Absaugung mit Einspritzung in den Glaskörper (das subretinale Transsudat
mit isotonischer Kochsalzlösung verdünnt); hier standen 8 wesentlich und 3
geringgradig gebesserte neun nicht gebesserten gegenüber. B. H. übt in frischen
Fallen die milde Therapie (Bettruhe, Kochsalzeinspritzungen usw.). Tritt
keine Besserung ein, so operiert er, wenn der untere Netzhautteil betroffen
ist, die Netzhautabhebung nicht zu flach ist, die brechenden Medien klar
sind und der Druck nicht zu stark herabgesetzt ist. Eventuell würde B. H.
weiterhin seine Methode mit der Durchschneidung nach Deutschmann in
geeigneten Fällen kombinieren.
Berg (127) beschreibt die pathologischen Befunde von 4 Bulbi, die
3mal wegen Pseudogliom und 1mal wegen Sekundärglaukom enukleiert
wurden. Er fand herdweise in der abgelösten Netzhaut lokalisierte Gefäss-
veränderungen degenerativer Art, in der Umgebung Blutungen und Nekrosen
des Gewebes; Proliferation und Verfettung der Pigmentepithelien; Neubildung
eines allmählich schrumpfenden Bindegewebes an der Innenseite der Ader-
haut, dadurch bedingte Synechien zwischen Netz- und Aderhaut. Als pri-
märe Veränderungen sieht Verf. die Veränderungen der Netzhautgefässe an.
Es entstünden Blutung in und hinter der Netzhaut, ferner seröse und sero-
fibrinöse Exsudationen und Nekrosen der Netzhaut. Gliawucherung, Pigment-
epithelwucherung und Bindegewebsneubildungen an der Innenseite der Chlorioi-
dea und entlang den Netzhautgefässen seien sekundärer Art. Vielleicht könne
die Gefässerkrankung als eine solche nach Infektionserkrankungen aufgefasst
werden (infektiös-toxisch., Berg beschreibt besonders auch Aneurysmen-
bildungen in der Netzhaut (miliare und dissezierende), deren Entstehung er
analog den Gehirngefässaneurysmen auffasst. Er hebt die prinzipielle und
weitgehende Übereinstimmung der Erkrankung mit der von Hippelschen Er-
krankung hervor, die er in ihrem Frühstadium als eine auf einen kleinen
Netzhautbezirk beschränkte Gefässveränderung mit sekundären Veränderungen
ohne ausgedehnte Netzhautabhebung auffasst.
Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. IV
50 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Bei einem 66jährigen Herrn aus der Beobachtung Elschnigs (131)
entwickelte sich, nachdem zunächst auf beiden Augen makulare drusen-
ähnliche Herde festgestellt waren, auf einem Auge ein prominenter, hellgrauer,
weisser Herd, ohne deutliche Markierung der Fovea, scharf begrenzt mit
spärlichen Pigmentflecken an seinem Rande. Da Rubr., dem bei anderen
Augenärzten die Diagnose bösartiger Tumor gemacht war, zur Enukleation
drängte, entschloss E. sich zu dieser, obwohl er die Erkrankung für jene
Form der greisenhaften Makularerkrankung ansprach, bei welcher eine. der-
artige Dickenzunahme und Vortreibung der Netzhaut entstand, dass dadurch
die Abgrenzung gegenüber Tumor schwierig war. Der Herd bestand ana-
tomisch aus faserigem, reich” vaskularisierten Bindegewebes mit hyalinartiger
Degeneration. Anscheinend beteiligte sich Gliawucherung und eine solche
von Pigmentepithel. Der Ausgangspunkt sei sicher in der Retina, Elschnig
lehnt eine Beziehung zu Coat’s Retinitis exsudativa externa bestimmt ab.
Im Bindegewebe der Gefüsswände und nur zun Teil in der Glia selbst
setze diese chronisch entzündliche degenerative Veränderung ein; primär sei
wohl die Ursache die Atherose der Ziliar-, bzw. Chorioidealgefässe. Die
hyalinartigen Einlagerungen, obwohl an den ältesten Stellen, seien als sekun-
däre Veränderungen zu deuten.
Uhthoff (139) hat ein doppelseitiges Glioma retinae bei einem 14/2 jah-
rigen Kinde mit Strahlentherapie behandelt. Auf einem Auge (mit dem
klinischen Bilde des amaurotischen Katzenauges) wurde Mesothorium in An-
wendung gebracht. Der glaukonatöse Zustand schwand; indessen kam es
zu Ulzerationen der Lidhaut und der Hornhaut. Das Auge wurde enukleiert;
anatomisch waren in der Tumormasse nekrotische Partien, besonders auch an
der Oberfläche zu sehen. Obwohl dieses Verbalten auch bei unbehandelten
Tumoren sich findet, meint Uhthoff doch angesichts des Befundes und des
Erfolges auf dem anderen Auge einen Effekt der Strahlentherapie in diesem
Verhalten zu sehen. In dem anderen Auge fanden sich 3 Herde, die unter
Strahlentherapie insofern eine Veränderung zeigten, als sich eine Auflockerung
ausbildete, die im Auftreten von Partikelchen im Glaskörper wie bei der Syn-
chysis scintillans sich dartaten. Die Hoffnung auf definitive Heilung bewährte
sich nicht. Schliesslich ging das Auge unter dem Bilde des glaukomatösen,
amaurotischen Katzenauges doch zugrunde. Trotzdem rät U. in diesen ver-
zweifelten Fällen zur Strahlentherapie, da doch auch in seinem Fall die ur-
sprüngliche günstige Beeinflussung des Prozesses doch zu markant gewesen
sei, um nicht jede Hoffnung zur Erreichung noch günstigerer Resultate durch
geeignete Modifikationen des Verfahrens aufgeben zu müssen. Besonders
erwähnenswert ist noch, dass U. die Strahlentherapie ale Nachbehandlung
nach Enukleationen bewährt fand, auch wenn glaukomatöse Prozesse vorhanden
waren, oder der Optikus schon sich erkrankt erwies. Bei Sarkomen liess
die Strahlentherapie völlig im Stich.
Elschnig (132) demonstrierte eine Frau mit metastatischem Tumoren
des linken Scheitel- und Stirnbeines, in die Obita übergehend nach exstir-
piertem Uteruskarzinom; beiderseits bestand Stauungspapille.
Pincus (133) teilt 5 Fälle von Sehstörungen nach schweren Blutver-
lusten mit. Zwei dieser Fälle fanden sich im Anschluss an Verwundungen
auf dem Schlachtfelde; es verdient dieser Umstand hervorgehoben zu werden,
weil nach den bisherigen Erfahrungen diese Ätiologie für die Sehstörungen
XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 51
nach Blutverlust fast ganz ausgeschlossen wurde. Da nach Blutverlusten
der Blutdruck stark herabsinkt bei gleichzeitiger, Schwächung der Herzkraft,
nimmt P. eine Ischémie für Netzhaut und Sehnerv an. Diese könne sich
um so verbängnisvoller gestalten, weil der Augenbinnendruck erschwerend
wirke und nicht im selben Masse wie der Blutdruck sinke. Für die Tat-
sache, dass jedoch meistens die Sehstörung sich erst nach einigen Tagen aus-
bilde, sieht P. eine Erklärungsmöglichkeit in einem Falle, den er frühzeitig
spiegeln und verfolgen konnte. Die Atrophia n. optici bildete sich nämlich
so aus, dass zunächst eine auffallende Stauungspapille ergab, die erst all-
mählich die Zeichen einer Neuritis bot, um dann in Atrophie überzugehen.
Eine solche hochgradige Stauungspapille könne ganz besonders ischämische
Prozesse begünstigen. Auffallend war, dassder Gesichisfeldbefund, da woer aufzu-
nehmen war, ganz besonders eine Läsion der unteren Partien ergab. Ent-
sprechend müsste man eine besondere Schädigung der oberen Netzhauthälfte
annehmen. Auch diese Tatsache erklärt P. so, dass entsprechend dem Ein-
fluss der Schwerkraft auf die Netzhautzirkulation die oberen Netzhautteile die
gefährdeteren seien. Therapeutisch ergäbe sich daraus eine Tieflagerung des
Kopfes als notwendig; eine Parazentese sei empfehlenswert, zu widerraten
jedoch jeder Druck auf das Auge, auch ein solcher beim Spiegeln (zur Be-
obachtung von Pulserscheinungen).
Rönne (134) teilt einige atypische Gesichtsfelder mit, die er auf akute
Retrobulbärneuritis bezieht. Es handelt sich um ein ringförmiges Skotom
in einem Fall; in einem anderen um einen peripheren Defekt. Mehrmals
zeigte das Skotom hemianopischen Charakter; in diesen Fällen ist die Ur-
sache der Schädlichkeit in der Nähe oder an der Chiasmaecke zu vermuten.
Endlich wird noch die Krankengeschichte einer plötzlichen doppelseitigen,
vorübergehenden Erblindung nach Abusus spirit. angereiht.
Abelsdorff (124) teilt eine partielle Sehnervenatrophie bei einer
Schussverletzung mit (Einschuss linke Schläfee Ausschuss rechte Wange).
Die Funktion war folgende Vc = !/s, grosser Gesichtsfelddefekt ohne Skotom.
Die Pupille war im praktischen Sinne lichtstarr, wenn auch vorübergehend
nach Verdunklung auf starken Lichtreiz eine Reaktion stattfand. Die
zwischen Licht-, Farbenempfinduug und Sehschärfe einerseits und der fast
erloschenen Lichtreflexempfindlichkeit andererseits bestehende höchstgradige
Kongruenz bezieht A. auf eine Verschiedenheit der Pupillar- und Sehfasern. —
In der Literatur finden sich nur 2 ähnlich gelagerte Fälle notiert. (Heddäus,
Lohmann.)
Abelsdorff (125) veröffentlicht einen Fall von akuter retrobul-
bärer Sehnervenentzündung bei Myelitis, der ein junges Mädchen
betraf und der in 21/3 Monaten zum Tode führte. Am klinischen Verlauf
fallt die Tatsache auf, dass sich unter steter Verschlechterung des Allgemein-
befindens die anfänglich vorhandene Sehstörung wieder zurückbildet, das grosse
zentrale Skotom nach zwei Wochen wieder verschwand und sich bei normalem
ophthalmoskopischen Befund gutes Sehvermögen bis zum Tode erhielt. Ana-
tomisch fanden sich im linken Sehnerven ausgedehnter Markscheidenzerfall
und einzelne Degenerationsherde im Chiasma und im linken Tractus opticus.
Filbry.
Schloffer (135) berichtet über 3 Fälle, bei denen er den von Anton
und Schmieden empfohlenen Subokzipitalstich zur Anwendung brachte.
[V°
52 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Diese Operation bezweckt durch Anlegung einer Lücke in die Membrana
atlanto occipitalis eine Eröffnung der Cisterna cerebello-medullarie, eventuell
durch Sondeneinführung eine Durchstossung der Membrana tectoria des
4. Gehirnventrikels.
Im ersten Fall wurde ein durch zehn Monate bestandener Hirndruck
mit ausgesprochener Stauungspapille zur weitgehenden Besserung gebracht.
Kopfschmerzen und Krampfanfiille verschwanden (7 Monate nicht wiederge-
kehrt) und die Stauungspapille bildete sich zurück. Vor der ersten Opera-
tion am Sehnerven (Sehnervenscheidetrepanation) war Ve rechts = ‘j
links = ®ı2. Nach der Operation war Ve rechts gebessert, links, wo
operiert wurde, erbeblich verschlechtert. Die Sehnervenscheidenoperation
hatte nur vorübergehenden Erfolg. Nach dem Subokezipitalstich war der
Verlauf günstig, Ve links 6/24, rechts ®s. Im zweiten Fall wurde der
Versuch der Operation durch anatomische Umstände, dadurch, dass die
sonst Fingernagelgrösse besitzende Membrana atlanto-occipitalis nur wenige
Millimeter breit war, technisch vereitelt. Im dritten Fall lag Stirnhirntumor
mit Stauungspapille und Amaurose vor. Aus der Zisterne floss wenig Flüssıg-
keit, Kleinbirnsubstanz quoll vor; sie wurde durch Sonden beiseite gedrängt
und der vierte Ventrikel eröffnet. 3 Tage nach der Operation Exitus. Es
wäre nach Schloffer die ausgiebige Trepanation über dem rechten Stirn-
hirn notwendig gewesen. Die Bedenken gegen die Wirksamkeit des Sub-
okzipitalstichs bestünden nicht nur bei Tumoren, die bereits nahe der Mem-
brana occipoatlantea sich entwickelt hätte, sondern auch bei umfangreichen
Hirntumoren anderer Lokalisation. Auszuschliessen vom Subokzipitalstich
seien Fälle, bei denen auch die Lumbalpunktion für bedenklich gehalten würde,
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten.
Ref. Filbry.
*140) Bleisch: Scheinkatarakt bei Anwesenheit eines Fremdkörpers
(Kupfersplitter) im Augeninnern. Berl. klin. Wochenschrift Nr. 5, S. 117.
*141) Glauning : Über Veränderungen in der Augenhöhle und an den
retrobulbiiren Teilen des Auges bei Kopfschüssen. Klin. Monatsbl. Jan. S. 68.
* 142) Gravestein: 3 wichtige Augenverletzungen. Klin. Monatsbl. Febr.
S. 284.
*143) Groenouw: Uber Umstiilpung und Faltung der Regenbogenhaut
nach Verletzungen. Archiv f. Ophthalm. 98. Bd. S. 252.
*144) Heermann: Zur Behandlung der Tränensackeiterung bei Kiefer-
verletzten mit der Westschen Operation. Klin. Monatsbl. Jan. S. 88.
*145) Kayser: Evulsion des Bulbus und Nervus opticus. Klin. Monatsbl.
Dez. S. 657.
*146) Klauber: Bericht über die Augenverletzungen im Kriege ans
dem Jahre 1917. Klin. Monatsbl. Febr. S. 246.
*147) Koppelmann: Spontanperforation der luxierten Linse mit pla-
stischer Entzündung in einem Auge mit Leukoma adhaerens und Sekundär-
glaukom. Dissert. Heidelberg.
* 148) Pascheff: Anatomische Untersuchungen über die indirekten Rup-
turen der Membrana Bowmanii mit Bemerkungen über die Entstehung der
bänder- und netzförmigen Keratitis traumatica. Klin. Monatsbl. Dez. S. 678.
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 53
*149) Pascheff: Seltenere nervése Augenstörungen nach Kopfkriegs-
verletzungen. Klin. Monatsbl. Dez. S. 684. s. Bericht über II. Quartal.
*150) Pichler: Traumatische Stauungspapille. Zentralbl. f. prakt. Augen-
heilk. Jan. Febr. S. 9.
*151) Pichler: Luxation des einen, Ausreissung des andern Ause durch
Schuss. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. Jan. Febr. S. 6.
*152) Pick : Toxikologische Erfahrungen über Mittel, welche von Sol-
daten zur Erzeugung von Krankheiten verwendet worden sind (Selbstbe-
schädigungsmittel). Mediz. Klinik Nr. 1. S. 6.
* 153) Rakoz: Neue klinische und pathologisch- anatomische Daten für
das Gebiet der Augenheilkunde aus dem gegenwärtigen Kriege. Dissert.
Breslau. s. Ref. 1918 Nr. 577.
*154) Salzmann: Die Lochbildung im gelben Fleck der Netzhaut als
Kriegsverletzung. Wien. med. Wochenschr. ref. mediz. Klinik Nr. 12. S. 294.
*155) Vossius: Demonstration eines operierten Falles von Orbitalschuss-
verletzung. Mediz. Klinik Nr. 7. 8. 176.
156) Wätzold: Kriegserfahrungen über Infektion nach Verletzungen
des Auges. D. militä:ärztl. Zeitschr. Nr. 23 u. 24.
*157) Wirths: Über Linsentrübungen bei Anwesenheit von Kupfer im
Augeninnern. Zeitschr. f. Augenheilk. Nr. 40. S. 164.
Drei wichtige Augenverletzungen, Jie Gravestein (142)
veröffentlicht, verdienen Interesse für die Unfallbegutachtung. Eine sechs
Wochen nach leichter Kalkverätzung der Bindehaut aufgetretene, schwere
eitrige Iridozyklitis wurde nicht als Folge des Unfalls aufgefasst, obwohl
selbst bei völlirem Fehlen von Bindehautnarben nach Kalkverätzungen das
Sehvermögen bekanntlich durch Zyklitis und Phthisis bulbi erlöschen kann.
Dagegen wurde ein Zusammenhang eines akuten Glaukoms mit einer sich
an eine leichte Fingerverletzung anschliessenden, schwer fieberhaften Sepsis
auf Grund der allgemeinen Zirkulationsstörungen anerkannt. Ebenso wurde
schliesslich im dritten Fall als Unfallfolge anerkannt eine Atrophia nervi
optici, die 6 Wochen nach Enukleation eines durch Eisensplitter schwer ver-
letzten Auges ohne sonstige Ursache von seiten des Nervensystems im bis-
her gesunden Auge auftrat. Dies Urteil stützte sich auf die Unmöglichkeit
zu beweisen, dass kein Zusammenhang vorliege, auf das Fehlen eines sonstigen
neurologischen Befundes und endlich auf 16 einschlägige Fälle aus der
Literatur, in denen eine Verletzung des einen als Ursache einer deszendieren-
„ten Neuritis des andern Auges angesehen worden war.
Wie Erkrankungen der Hautdecken so werden nach Picks (152) ein-
gehenden Untersuchungen und toxikologischen Erfahrungen über
Mittel, welche von Soldaten zur Erzeugung von Krankheiten
verwendet worden sind (Selbstbeschädigungsmittel), auffallend
häufig Augenentzündungen hervorgerufen. Von pflanzlichen Stoffen war
das Kornradesamenpulver das souveräne Mittel. Auch der Same der saponin-
haltigen Gypsophila und der Rosskastanie, Aconit, Tabakblätter, Tollkirschen-
blätter, Stechapfelsamen und viele andere kamen oft zur Anwendung. Von
chemischen Mitteln wurden am häufigsten zu Selbstverletzungen Sublimat,
ferner Alaun, Ätzkalke, seltener Natronlauge und Soda, ja konzentrierte
Schwefelsäure benutzt. Als Erfolg wurden alle Grade von der einfachen
konjunktivalen Reizung bis zur Panophthalmie beobachtet.
54 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Die in Klaubers (146) Bericht über die Augenverletzungen
im Kriege aus dem Jahre 1917 zunächst auffallende, ein Viertel aller
Verletzungen umfassende Häufigkeit der Sprengschussexplosionen erklärt sich
aus der intensiven Sprengtätigkeit beim Bau von Gebirgsbefestigungen für
die Tiroler Front, von der Innsbruck sein Verwundetenmaterial bekam. 10 °%/o
der in Betracht kommenden perforierenden Verletzungen ergab eine positive
Magnetreaktion. Von 38 Magnetoperationen brachten 24 Fälle brauchbare
oder besserungsfähige Funktion. Unter mehreren, aseptisch eingedrungenen
und reizlos getragenen Steinsplittern wurden zweimal allmäbliche Spontan-
resorptionen im Glaskérper beobachtet. Wie im vorjährigen, so wird auch
in diesem Bericht ein Fall von sympathischer Ophthalmie erwähnt, die
25 Tage nach der Enukleation eines im ganzen vor 7'/g Wochen durch
Skleralperforation verletzten Auges auftrat und günstig verlief. Nach Ein-
sprengung zahlreicher Fremdkörper oder nach schwerer Quetschung wurde
manchmal eine eigentümliche nekrotische Hornhauteinschmelzung beobachtet,
die zum Verlust des Auges führte und bei der sich intramuskuläre Milch-
injektionen ebenso erfolglos wie bei traumatischer Endophthalmitis erwiesen.
Eine schwere Verletzung durch Gesichtsschuss in einem von Pichler (151)
mitgeteilten Falle hatte Luxationdeseinen, Ausreissung des andern
Auges zur Folge. Ohne dass irgend ein operativer Eingriff stattgefunden
hatte, wurde der rechte, weiche, unbewegliche Bulbus mit der stark ge-
schwollenen geröteten Bindehaut völlig, auch noch mit seinem hintern Um-
fange vor die Lider irreponibel luxiert gefunden, während linkerseits die ziem-
lich geräumige Bindehauttasche vollständig leer war. Auffallend war, dass
das linke Oberlid in ganzer Länge an der Augenbraue abgerissen und gleich-
zeitig nach vorn umgeklappt und auf die Wange verlagert war. Zur Er-
klärung des Zustandekommens der totalen Luxation und der schweren Ein-
trocknung des rechten Auges nimmt P. ausser der direkten Schusswirkung
noch eine starke Blutung und trophische Schädigungen durch Zerstörung der
Spitze des Orbitaltrichters an, während die Wunde der linken Orbitalgegend
und die Ausreissung des linken Auges wohl auf ein sich in grosser Ge-
schwindigkeit um seine Längsachse drehendes Infauteriegeschoss, das das
Oberlid in seiner ganzen Dicke zerriss und nach aussen umstülpte, zurück-
zuführen sei.
Anschliessend an die Demonstration eines operierten Falles
von Orbitalschussverletzung durch einen Splitter bei einer Sprengung,
bei dem nach osteoplastischer Resektion der äussern Orbitalwand und elektro-
magnetischer Entfernung des Splitters die vorher bestehende starke Protrusion
des unbeweglichen Bulbus sich rasch zurückbildete, macht Vossius (155)
allgemeine Bemerkungen über Fremdkörper in der Orbita und knüpft daran
die eindringliche Mahnung, jeden orbitalen Splitter nach Möglichkeit sofort
zu entfernen, sobald stärkere Reizerscheinungen auftreten.
Kayser (145) teilt einen Fall von Evulsion des Bulbus und
Nervus opticus mit Chiasmatrennung mit. Im Zustande kata-
tonischer Erregung war es einem an Dementia praecox leidenden Patienten
gelungen, in wenigen Augenblicken sich mit den Fingern ein Auge heraus-
zureissen. Abgesehen von den eigenartigen psychischen Nebenwirkungen, der
folgenden grösseren Ruhe, der zeitweisen Apathie, der Amnesie für die jüngste
Vergangenheit seit dem Ereignis, bietet der Fall mehrfache besondere Eigen-
XXI. Unfallerkrankungen, Vorletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 55
tümlichkeiten. Die Schnelligkeit des Ausreissens beweist die Richtigkeit
der Anschauung Axenfelds, dass ein Abreissen der Muskeln und des Seh-
nerven wohl möglich und in solchen Fällen nicht ein Durchkneifen mit den
Fingernägeln nötig sei. Auffallend ist ferner, dass Konjunktiva und Mus-
keln dicht an ihren Ansatzstellen vom Bulbus losgelöst sind, so dass der
Bulbus so sauber wie nach einer lege artis ausgeführten Enukleation aussah.
Schliesslich ist von Interesse, dass am Bulbus ein 41/2 cm langes Stück
Sehnerv hing, so dass am Chiasma eine Durchtrennung erfolgte, die eine
vollständige temporale Hemianopsie des andern Auges zur Folge hatte.
Glauning (141) weist auf die interessanten und hinsichtlich etwaiger
später auftretender Funktionsstörungen am Auge oder in seiner Umgebung
praktisch wichtigen Veränderungeninder Augenhöhleund an den
retrobulbären Teilen des Auges bei Kopfschüssen hin. Es
handelt sich dabei um Kopfverwundungen durch Infanteriegeschosee. Zu-
nächst bezüglich der an der knöchernen Orbita auftretenden Frakturlinien
sind ihre grosse Regellosigkeit, ihre zu den Weichteilwunden relativ bedeutende
Ausdehnung, die Vermeidung der Gegend des Foramen opticum im Gegen-
satz zur klassischen Frakturlinie bei Schädelbrüchen durch Sturz in der
Friedenspraxis und das häufige Auftreten isolierter kleiner Sprunglinien im
Orbitaldach auch bei Hinterhauptschüssen bemerkenswert. Ebenfalls bei
letzteren treten nicht selten kapillare Blutungen in der Rindensubstanz auf
der Unterfläche des Stirnlappens, auch ohne Orbitaldachrisse, auf. Während
noch in etwa zwei Dritteln der Fälle flächenförmige, pfenniggrosse Blutungen
in der Periorbita beobachtet wurden, fanden sich ausgedehntere Orbitalfett-
durchblutungen, selbst in den zu starker Protrusion des Auges führenden
Schussverletzungen, überraschend selten, ja die Muskeln des Auges sind
meist unversehrt, wie auch Hämorrhagien unter die Tenonsche Kapsel nur
wenig zur Beobachtung kamen. Die augenfälligste und charakteristischste
Veränderung findet sich am Sehnerven und seinen Häuten. Typisch iat die
unter 45 Fällen 41 mal gefundene Sehnervscheidenblutung, die zu einer dicht
am Bulbus plötzlich abschneidenden, nach dem Kanalteil des Optikus zu da-
gegen langsam sich verlierenden Schwellung und Blaufärbung des Optikus
führt. Übrigens konnte G. ophthalmoskopische Veränderungen niemals be--
obachten; allerdings erlagen die meisten Verwundeten innerhalb der ersten
3 Tage der Schwere der Verletzung. Während eigentliche freie Blutungen
im Canalis opticus Ausnahmen bedeuten, treten sehr häufig am hintern Ende
des Kanals blutig verfärbte, nicht abwischbare Druckmarken in und unter
der Pia auf, die meist auf dem obern Umfang des Sehnerven gelegen, oft
eine typische Form, eine mit einer nach vorn gerichteten Spitze versehene
Sichel, aufweisen und zuweilen 12/2 mm tief in die Nervensubstanz eindringen.
Diese Druckmarken möchte G. mit dem Ausweichen des Sehnerven nach
vorn und dem Anpressen gegen die knöcherne Öffnung des Kanals im Augen-
blick der nach allen Richtungen wirkenden Druckerhöhung nach der Schuss-
verletzung erklären. Er glaubt, dass das Blut des: Scheidenhämatoms ge-
platzten Duragewebshämorrhagien, nicht dem Schädelinnenraum entstamme;
dagegen nimmt er bei dem Fehlen von Adhäsionen an, dass das dem Scheiden-
hämaton beigemischte Serum in den Sehnervenkanal a a ia Zere-
brospinalflüssigkeit und nicht entzündlicher Natur sei.
Einen auch in neurologischer Hinsicht wichtigen Fall von traumati-
scher Stauungspapille teilt Pichler (150) mit. Nach Sturz durch
56 Bericht über die Leistungen und Fortschritts der Augenheilkunde.
eine Lawine fanden sich beiderseits hochgradige Stauungspapille, einseitiger
leichter Exophthalmus, doppelseitige massenhafte peripapilläre Netzhautblutungen
und eine Sternfigur bildende helle Flecken in der Makula. Die binnen
2 Monaten sich entwickelnde neuritische Atrophie ging mit der Entwicklung
eines feinen Netzes neugebildeter Kapillaren auf den Papillen einher. Dieser
Krankheitsverlauf, sowie die rapide Verschlechterung des Sehvermögens und
das Auftreten zerebraler Erscheinungen gelegentlich etwas schnellen Aufsetzens
im Bett führen P. zur Annahme einer bei der Verschüttung erlittenen intra-
kraniellen Blutung, die wohl zu einem Zwischenscheidenbämatom geführt habe,
mit dem er auch den bestehenden leichten Exophthalmus erklärt findet.
In acht Fällen von Schussverletzungen der Augenhöhle oder ihrer Um-
gebung beobachtete Salzmann (154) die Lochbildung im gelben
Fleck der Netzhaut, die er nicht als Folge einer primären Zerreissung
ansieht, sondern die das durch keine Behandlung zu verhütende und keiner
Heilung fähige Endstadium einer anfänglich uncharakteristischen zentralen
Retinitis darstelle.
Koppelmann (147) berichtet über Spontanperforation der
luxierten Linse mit plastischer Entzündung in einem Auge
mit Leukoma adhaerens und Sekundärglaukom. Eine besondere
Behandlung wird der Frage nach der Entstehung der Linsenkapselperfora-
tion und der Iridozyklitis gewidmet. Das amaurotische, schmerzhafte Auge,
das seit Jahrzehnten ein Leukoma adhaerens nach einem Hornhautgeschwür
in der Kindheit hatte und vor einem Jahr vom Sekundärglaukom befallen
war, wies nach der Enukleation totale Netzhautablösung, massenhafte Blu-
tungen im hintern Augenabschnitt und Luxation der Linse nach hinten unten
auf. Die Perforation der Linsenkapsel hält K. für die Folge zytolytischer
Fähigkeiten der dem Linsenrand massenhaft anliegenden Zellen, die, durch
den Reiz der luxierten und kataraktösen Linse angelockt, als Fremdkörper-
riesenzellen aufzufassen sind, während die schwere Entzündung des vorderen
Augenabschnitts dann wohl erst sekundär durch seine innige Berührung mit
den ausgetretenen, chemisch differenten Linsenmassen ausgelöst war, wenn
auch den Hämorrhagien im hintern Abschnitt und der Netzhautablösung die
Rolle unterstützender Momente nicht abgesprochen wird.
Anatomische Untersuchungen über die indirekten Rup-
turen der Membrana Bowmanii kann Pascheff (145) von einem
Falle mitteilen, in dem das Auge wegen höchst schmerzhafter Neuralgien
entfernt werden musste. Klinisch handelte es sich um eine Streifentrübung
der Hornhaut, die, mit grösster Wahrscheinlichkeit im Anschluss an eine
schwere Kontusion entstanden, sich aus vier breiten, leicht gekrimmten ver-
tikalen und mehreren dünneren, unregelmässigeren, hauptsächlich in der untern
Hornhauthälfte gelegenen Bändern zusammensetzt und mit starker Hypo-
tonie des Auges einhergeht. Anatomisch liegt die Bedeutung der Unter-
suchung darin, dass die Perforationen der Membrana Bowmanii weder an
Stellen schwerer Iymphozytärer Infiltration oder epithelialer Proliferation ge-
legen waren, also nicht durch deren Berstung entstanden sein konnten, noch
in ihrer Umgebung Spuren entzündlicher, von einer herpetischen Entzündung
herrührender Elemente, sondern guterhaltenes Epithel und nur eine umschriebene,
gefässlose Wucherung der unterliegenden Hornhautlamellen aufwiesen, also
nicht von entzündlicher Natur, sondern traumatischen Ursprungs zu sein
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 57
schienen. Demzufolge will P. neben der streifenförmigen Keratitis der
Descemetschen Membran und der hinteren Hornhautschichten noch eine
zweite Form von streifenförmiger und netzförmiger Keratitis nach indirekter
Berstung annehmen, die der Bowmanschen Membran und der vorderen
Hornhautschichten, die man in Zukunft bei der Kenntnis der histologischen
Struktur und des klinischen Bildes mit der Nernstspaltlampe leicht diagnosti-
zieren werde.
Groenouw (143) stellt 10 Falle von Umstülpung und Faltung
der Regenbogenhaut, darunter zwei mit Irisatrophie unter besonderer
Würdigung der pathologisch-anatomischen Verhältnisse zusammen. Die Ur-
sache der Irisumstülpung ist meist eine heftige Kontusion durch Schussver-
letzung, Hufschlag, Steinwurf oder Gegenfliegen grosser Holz- oder Eisen-
stücke oder durch bulbuseröffnende Operationen. Da die Zonula ciliaris stets
einreisst, ist immer als Komplikation eine Verschiebung der Linse, einige
Male in die Vorderkammer, vorhanden. Häufig finden sich noch Linsen-
oder Hornhauttrübungen, Hyphama, Netzhaut- oder Aderhautzerreissungen,
Iridodialyse und Netzhautablösungen. Während die seltenere Form, die Rück-
stülpung der Iris hinter die Linse, meist typische Verhältnisse bietet, inso-
fern die Iris dann meist total hinter die in die Vorderkammer luxierte Linse
zurückgeschlagen ist, kann die häufigere, meist nur teilweise Umstülpung oder
Faltung der vor der Linse gelegenen Iris verschiedenartige Bilder zeigen:
1. Die peripheren Teile werden zurückgebogen, während der pupillare Anteil
sich in normaler Lage befindet; 2. der periphere Teil liegt der Hornhaut
an, biegt erst dann rückwärts um und liegt im Pupillarteil normal; 3. die
Iris bildet einen kammerwärts konvexen Bogen bis zum zentralen Teil, der
normal liegen kann oder am Sphinkter auch seinerseits rückwärts einknickt;
4. auf der Höhe dieses konvexen Bogens kann eine Einknickung gebildet
werden; 5. der Pupillarteil der Iris kann rückwärts gegen die Linse umge-
schlagen sein. Zum Schluss befasst sich G. mit der theoretischen Erklärung
für das Zustandekommen der Umstülpung. Während für Fälle mit perforieren-
den Verletzungen und Operationen die Annahme berechtigt erscheint, nach
Aufhören des anfänglichen Überdrucks wirke der entstehende intraokulare
Minusdruck von hinten her ansaugend auf die Iris, besonders wenn vorher
Glaskörper abgeflossen war, sind schwieriger jene Fälle zu deuten, bei
denen der Augapfel nicht geborsten ist. Försters Theorie, dass durch die
Druckerhöhung bei der Kontusion die Iris vom Kammerwasser gegen die
Linse gepresst werde, dadurch diesem den Abfluss in die hintere Kammer
sperre und so in ihren peripheren Teilen, in denen sie keine starre Stütze
mehr an der Linse finde, durch das Kammerwasser sackartig zurückgebogen
werde, gebe wohl die befriedigendste Erklärung; die anatomischen Unter-
suchungen jedoch haben für keine der zahlreich aufgestellten Theorien zwingende
Gründe erbracht; auch glaubt G., die einzelnen Fälle durchaus nicht einheit-
lich erklären zu sollen, zumal bei einer Verletzung alle theoretisch denkbaren
Möglichkeiten auch wirklich vorkommen können.
Im Anschluss an die mehrfachen Beobachtungen von Purtscher und
an einige gleichartige Mitteilungen weniger Autoren veröffentlicht auch
Wirths (157) einen Fall von Linsentrübungen bei Anwesenheit
von Kupfer im Augeninnern. Analog den Beschreibungen des klini-
schen Bildes in den früheren Arbeiten spricht auch W. von einer nur bei
seitlicher Beleuchtung auftretenden, graugrünen, in den vorderen Linsen-
68 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
schichten gelegenen, rundlichen, ungefähr 4 mm im Durchmesser betragen-
den Linsentrübung, von der aus streifige oder zackige Fortsätze sich in die
Peripherie erstrecken und die im durchfallenden Lichte verschwindet. Auch
in diesem Falle schillerten die Linsenbildchen im Trübungsbereiche in den
Regenbogenfarben. Der Glaskörper war flockig und leicht diffus getrübt,
der Optikus hyperämisch; in der Makula befand sich ein kleiner pigmentierter
Herd. Wichtig ist, dass auch hier keine Verletzung der Linse stattgefunden
hatte und die Trübung mehrerer Monate zu ihrer Entstehung benötigte. Trotz
Essers Mahnung, die fragliche Linsentrübung als eine vom Kupfersplitter
ausgehende Reizerscheinung anzusehen, konnte W. im vorliegenden Falle eine
Extraktion nicht versuchen, da eine Lokalisation des Splitters nicht möglich
und das andere Auge erblindet war.
Die Zahl der in letzter Zeit gehäuften Veröffentlichungen über Schein-
kataraktbeiAnwesenheiteinesFremdkörpers(Kupfersplitters)
im Augeninnern wird durch die Beobachtung von Bleisch (140) vermehrt,
der die bekannten Symptome der im auffallenden Lichte braunen zentralen
Liosentrübung, die im durchfallenden Licht verschwindet, der zackenförmigen
Fortsätze nach der Peripherie, des Irisierens der Linsenbildchen von neuem
bestätigen konnte. Im Glaskörper war auch ein Fremdkörper sichtbar. An-
schliessend beschrieb auch Uhthoff einen Fall von Scheinkatarakt, der
insofern ein Unikum darstellte, als sie doppelseitig war. Über das Zustande-
kommen des optischen Phänomens der Scheinkatarakt erwähnt B. die Theorie.
dass die Trübung auf feinsten subepithelialen Strukturveränderungen der
Linse, die als Gitter wirken, beruhe; bezüglich des Farbenschillerns liege es
nach Vogt am nächsten, an die Interferenzfarben dünnster übereinander-
geschichteter Plattchen zu denken.
Verantwortlicher Redakteur für den Referatenteil: Prof. Dr. K. Wessely in Würzburg.
Regelmäßiger Vierteljahresbericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
erstattet von
F. Cause-Mainz, E. Filbry-Wiirzburg, H. Höhmann-Augshurg, J. Horovitz-
Würzburg, P. Junius-Bonn, H. Kéllner-Wiirzburg, R. Kümmell-Erlangen,
W. Löhlein-Greifswald, W. Lohmann- München, K. Schlippe-Darmstadt,
R. Seefelder-Innsbruck, K. Wessely-Würzburg
redigiert von K. Wessely.
—-- — — —
Zweites Quartal 1919.
— — — — — — —— — — — —— — — — —— — — a — — — — — —
—— e —— ee ee — e i dec - e = nn = =
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
(Bücher, Monographien, Historisches.)
Ref.: Wessely. >
*158) Igersheimer: Syphilis und Auge. Berlin 1918.
*159) Ostwald; Die Farbenlehre. Il. Buch. Leipzig. Verl. Unesma. 1919.
*160) Ostwald: Der Farbkörper und seine Anwendung zur Herstellung
farbiger Harmonien. Leipzig. Verl. Unesma. 1919.
*161) Ostwald: Die Harm«nie der Farben, Leipzig. Verl. Unesma. 1918.
Von Ostwalds (159) Farbenlehre ist der zweite Band er-
schienen, welcher die physikalische Farbenlehre behandelt. Der physi-
kalischen Optik wie den Kapiteln der Dispersion („Fächerung‘“) und der
Absorption („Schluckung‘“) werden dabei nur ganz kurze einleitende Vorbe-
merkungen gewidmet, während der Hauptteil des Buches die Analyse der
Körperfarben zum Gegenstand hat. Entsprechend seinem Grundgedanken,
durch Einführung von Mass und Zahl gewissermassen eine Systematik der
Farben aufzustellen, gibt Ostwald auch in dem vorliegenden Teil des
Werkes eine ausführliche Darstellung der von ihm benutzten Methoden zur
Messung des Farbtons sowie des Weiss- und Schwarzgehaltes der Pigment-
farben. Die systematische Ordnung erfolgt mittels Konstruktion eines Farb-
kreises, bzw. eines Farbkörpers, wodurch eine Nomenklatur jeder beliebigen
Farbenart in Form einer Kennzahl nebst Buchstaben ermöglicht wird. Hier-
durch sollen auch die Grundlagen einer Farbenharmonie gegeben werden,
wie das in einer kleinen Son-erschrift (161) des näheren ausgeführt und
durch die koloristischen Darstellungen von Hauptschnitten des Farbkörpers
(160) anschaubar belegt wird. Ostwald sieht in der Durchführung seiner
Massmethoden einen wesentlichen Fortschritt der gesamten Farbenlehre und
tritt auch von neuem für seine „Lehre vom Farbhalb“ ein, „welche behauptet,
dass grundsätzlich zum Zustandekommen einer reinen Körperfarbe alle Wellen-
Literatarbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. V
60 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
längen eines Farbenhalbs, also durchschnittlich der grösseren Hälfte des
ganzen Spektrums restlos zusammenwirken müssen“.
Igersheimers (158) Buch „Syphilis und Auge“ soll, wie der
Verfasser einleitend hervorhebt, kein klinisches Handbuch der syphilitischen
Veränderungen des Auges sein, sondern trägt hauptsächlich den neueren und
neuesten Forschungsergebnissen auf dem Gebiete der Beziehungen zwischen
Lues und Auge Rechnung, unter möglichster Verwertung der eigenen experi-
mentellen, anatomischen und klinischen Untersuchungen des Verfassers. Darin
mag vielleicht insofern ein gewisser Nachteil des Buches liegen, als es kein
Nachschlagewerk geworden ist, sondern eine fortlaufende Lektüre voraussetzt;
aber auf der anderen Seite gibt es dem Werke seinen besonderen Reiz, dass
an den strittigen Problemen nicht vorübergegangen wird, sondern der Ver-
such gemacht wird, soweit möglich, zur Klarheit durchzudringen. Besonderes
Interesse bieten in dieser Beziehung die Kapitel über die Keratitis parenchyma-
tosa und über die Veränderungen der Augennerven, insbesondere über die
atropbischen Zustände im Sebnerven. Die Ansichten des Verfassers über diese
Fragen sind ja grossenteils schon aus seinen früheren Einzelpublikationen
bekannt. Auch der Leser, der sich ihnen nicht durchwegs anzuschliessen
vermag, wird doch überall aus der Darstellung neue Anregung schöpfen,
wie denn überhaupt jede Übersicht über ein so wichtiges und allgemein-
interessantes Gebiet, wie die Beziehungen unseres Faches zur modernen
Syphilidologie, aufs lebhafteste zu begrüssen ist.
II. Beziehungen zú Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen).
Ref.: Höhmann.
*162) Colden: Uber Chromatvergiftungen. Augenbefunde. Berl. klin.
Wochenschr. 1919. Nr. 16. S. 365.
*163) Franke, Fr.: Pupillenstörung nach Grippe. Münch. med. Wochen-
schrift 1919. Nr. 18. S. 488.
*164) Gallns: Gibt es ein Cataracta diabetica? Sitzungsbericht. Med.
Klinik. 1919. Nr. 23. S. 572.
*164a) de Haas, H. K.: Über Erkrankungen der Netzhaut und des
Sehnerven durch Arsenikvergiftung. Arch. f. Ophthalm. Bd. 99. Heft. 1. S. 16.
*165) Haaptmann, A.: Grundlagen, Stellung und Symptomatologie der
„Myotonen-Dystrophie“ (früher „Atrophischen Myotenie"). Deutsche Zeitschr.
f. Nervenheilk. Bd. 63. 3.—4. Heft. 1919. Referat im Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
1919. Mai. S. 662,
*166) Lederer, R.: Augenveränderungen bei Xeroderma pigmentosum.
Sitzungsbericht. Münch. med. Wochenschr. 1919. Nr. 18. S. 496.
*167) Lempp: Salvarsanbehandlung bei luetischer Sehnervenerkras-
kung. Sitzungsbericht. Deutsche med. Wochenschr. 1919. Nr. 19. S. 535. II. Spalte.
*168) Piffl: Operation der Hypophysistumoren. Vereinsbericht (O. Wiener).
Deutsche med. Wochenschr. 1919. Nr. 23. S. 648.
*169) Schloffer: Operation der Hypophysistumoren. Vereinsbericht (0.
Wiener). Deutsche med. Wochenschr. 1919. Nr. 23. S. 648.
*170) v. Sohlern jan.: Uber eine eigenartige fieberhafte Erkrankung
mit Doppeltsehen (Zerebrale Lokalisation der Grippe? Grippeencephalitis?)
Med. Klin. 1919. Nr. 22. S. 535.
*171) Stoeltzner, W.: Uber Behandlung der kindlichen Skrofnlotuber-
kulose mit Tebelon. Münch. med. Wochenschr. 1919. Nr. 24. S. 654.
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 61
*172) Velhagen: Abduzenslähmung bei Nephritis mit Sektionsbefund.
Deutsche med. Wochenschr. 1919. Nr. 22. S. 602.
Stoeltzner (171) ging bei der Aufgabe, ein Mittel gegen die Tuber-
kulose zu finden, von dem Wachsgehalt der Tuberkelbazillen aus. Die Ver-
suche, die Tuberkelbazillen durch Stoffe zu schädigen, die sich in Wachs
besonders leicht lösen — Fettsäureester — schlug fehl, da die Fettsäure-
ester nicht nur gut wachslöslich, sondern auch ausgezeichnet fettlöslich sind,
so dass bei dem Reichtum des Körpers an Fett und Lipoiden die beabsich-
tigte Stapelung der Ester in den Tuberkelbazillen nicht erreicht wird. Er
ging darum dazu über, nicht Stoffe, die in Wachs gut löslich sind, zu prüfen,
sondern die Wachse selbst. Bei den Tierversuchen zeigte sich, dass, je feiner
sich ein Wachs unter der Haut verteilt, es desto besser gegen Tuberkulose
wirkt; vielleicht dadurch, dass das Bindegewebe mit der Bildung von wachs-
spaltenden Fermenten um so mehr reagiert, je grösser die Berührungsfläche
zwischen Bindegewebe und Wachs ist, d. h. je feiner das Wachs unter der
Haut verteilt liegt; diese Fermente gelangen mit der Lymphe in die allge-
meine Zirkulation und können nun die Tuberkelbazillen leicht angreifen.
Wiederholte Tierversuche ergeben, dass der Isobutylester sich im Unterhaut-
bindegewebe am feinsten verteilt. St. liess für die Anwendung am kranken
Menschen von dem chemischen Werk Grenzach Ampullen, enthaltend je 1,1 cenı
Isobutylester keimfrei herstellen und benützt zu der Behandlung der
kindlichen Skrofulotuberkulose dieses Tebelon benannte Präparat
ausschliesslich und hatte — einzelne Fälle werden nicht mitgeteilt — zu-
sammenfassend gesagt, günstige Erfolge bei gleichzeitiger hygienisch-diäteti-
scher und klimatischer Allgemeinbebandlung und etwa notwendiger chirurgisch-
orthopädischer oder ophthalmologischer Lokalbehandlung. Das Mittel wird
unter die Haut eingespritzt, die Einspritzungen sind so gut wie schmerzlos,
alle 3—4 Tage wird 1 ccm eingespritzt; da das Tebelon mit Wasser nicht
mischbar ist, muss die Spritze völlig trocken sein. Die Einspritzungen müssen °
räumlich weit auseinanderliegen. Die Dauer der Behandlung einbeitlich zu
bemessen, ist bei der Verschiedenheit der Fälle nicht möglich. St. empfiehlt
das Tebelon ausdrücklich nur für Fälle von kindlicher Skrofulotuberkulose.
Es kann zu Versuchszwecken von den chemischen Werken Grenzach (Baden)
bezogen werden.
Franke (163) berichtet über einen Fall von Pupillenstörung nach
Grippe. Während einer Grippe mit Erscheinungen einer Enzephalomyelitis
wurde Ungleichbeit und Reaktionslosigkeit der Pupillen beobachtet. Nach
3 Monaten waren die Pupillen noch immer ungleich und entrundet, die
Reaktion noch nicht wieder prompt geworden.
Ähnlich gelagerte Fälle, davon einen eigenen ausführlich, schildert
v. Sohlern (170): Fieberhafte Erkrankung mit Doppeltsehen.
Die Fälle begannen mit Stirndruck, Dösigkeit, Augenstörungen, speziell sub:
jektivem Dopprltsehen und mehr oder weniger hohem Fieber, bei fast voll-
ständigem Fehlen irgendwelcher objektiver Organsymptome. Bei einem Fall
war vorübergehend Strabismus beobachtet worden. Die Kranken waren etwas
benommen, gaben aber auf Anrufen klare Antworten; in einem Falle war
absolute Pupillenstarre vorhanden. In seinem eigenen Falle war ausser dem
Fieber das einzige objektive Symptom später einsetzende Pupillendifferenz.
Das subjektiv geklagte Doppeltsehen konnte objektiv nicht mit Sicherheit
Ve
62 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
nachgewiesen werden; von einer ausgesprochenen Augenmuskellähmung war
keine Rede. Mehrfach wurde Urinverhaltung und Dysurie beobachtet. Im
Blutbild fand sich absolute und relative Vermehrung der Leukozyten und
ein Fehlen der eosinophilen Zellen. Verfasser erklärt sich die Krankheit
durch Annahme eines toxisch wirkenden Virus, das vielleicht eine gewisse
Affinität an die Zerebral- und Nervensubstanz zeigt. Da sie gehäuft auftrat,
ist sie wohl mit der damals noch grassierenden Grippe in Zusammenhang zu
bringen. Charakteristisch und eigentümlich ist hauptsächlich das subjektive
Doppeltsehen und die schwere zerebrale Störung bei sonst negativem Organ-
befund. Es dürfte sich wohl um eine Grippeenzephalitis epidemischer Art
handeln.
Velhagen (172) beschreibt einen Fall von Abduzenslähmung bei
Nepbritis mit Sektionsbefund. Bei der urämischen, 36 Jahre alten
Patientin fand sich kurz vor dem Exitus beiderseits stark ausgeprägte Reti-
nitis albuminurica, gleichzeitig komplette Lähmung des linken Ahduzens mit
geringer Schielstellung des Bulbus nach innen. Andere Lähmungen be-
standen nicht. Bei der Sektion des Gehirns fand sich ausser einem rötlich-
gelben Punkt von 1/2 mm Durchmesser in der Höhe der linken Eminentia
abducentis trotz langem Suchen nichts pathologisches. Dieser rötlichgelbe
Punkt erwies sich bei der mikroskopischen Untersuchung als Aneurysma
dissecans eines kleinen Blutgefässes, welches von zahlreichen Ganglienzellen
und einem Gewirr meist quer durch den Pons verlaufender Nervenfasern um-
geben war. Die Stelle der Ruptur war deutlich sichtbar, ebenso die Zer-
störungen, die diese Blutung in der umgebenden Nervensubstanz verursacht
hatte. Die Fasern des Abduzens konnten bis in die Nähe des Herdes ver-
folgt werden. Die Gegend des Abduzens- und Fazialiskernes sowie des
Fasciculus longitudinalis war intakt geblieben. Aus der Lage des Herdes
erklärt sich ohne weiteres das Fehlen der assoziierten Blicklähmung und der
“ Fazialiserkrankung. Wichtig ist die beschriebene Beobachtung deshalb, weil
die anatomische Grundlage einer isolierten Augenmuskellähmung aus zerebraler
Ursache bei sonst intaktem Gehirn gefunden wurde.
Hauptmann (165) erörtert die Grundlagen, Stellung und Symptoma-
tologie der „Myotonen-Dystrophie“ an Hand der neueren Literatur,
insbesondere der Tübinger Forschungen und zweier eigener Fälle und zieht
folgende Folgerungen: Im Mittelpunkt des Krankheitsbildes scheint immer
noch die Kombination muskeldystrophischer Prozesse mit myotonen und all-
gemein trophischen Störungen zu stehen. Die Muskeldystrophien sind stets
auf gewisse Gebiete beschränkt (Gesichts- und Kaumuskeln, Sternocleido-
mastoideus, Unterarne, besonders Supinator longus, Unterschenkelstrecker),
so dass von einem fest umrissenen „Kern“ der Erkrankung gesprochen werden
kann. In Einzelfällen kann sich um diesen „Kern“ das Befallensein be-
nachbarter (zebiete (Schultern, kleine Handmuskeln) gruppieren. Demgegen-
über treten die myotonen Symptome in den Hintergrund; die von Hirsch-
feld beschriebene Myoreaktion auf Kältereiz ist nicht von prinzipieller Be-
deutung. Das Vorliegen eines Hinterstrangprozesses (Steiners Fall) ist
bei einer Erkrankung aus der Gruppe der heredofamiliären Leiden ohne
weiteres anzuerkennen. Psychisch handelt es sich um nicht vollwertige
Existenzen, jedoch lässt sich ein bestimmtes Bild noch nicht entwerfen. Alle
anderen Erscheinungen (z. B. Hodenatrophie, Katarakt, übermässige Schweiss-
Il. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl, Vergiftungen). 63
sekretion, Verzögerung der Blutgerinnungszeit usw.) gehören zu den inner-
sekretorischen Störungen. Im Gegensatz zu der Nägelischen Auffassung
des Krankheitsbildes als eines pluriglandulären Prozesses stellt Verfasser den
muskeldystrophischen Prozess mit myotonen Äusserungsformen mindestens
ebenbürtig neben die sicher vorhandenen innersekretorischen Störungen. Das
Ziel der nächsten Forschung sei die Lösung des Problems der Bedingtheit
des muskulären Prozesses durch innersekretorische Störungen. Zunächst bleibt
die Möglichkeit der Annahme eines muskeldystrophischen Grundprozesses und
neben diesem von innersekretorischen Störungen bestehen. Von den trophi-
schen Störungen ist die Katarakt bisher am besten erforscht, sie zeigt eine
von anderen Starformen, z. B. der Tetaniekatarakt, abweichende Form und
ist sowohl bei Dystrophiekranken wie bei ihren Verwandten häufig gefunden
worden. H. verlangt hier die enge Zusammenarbeit des Augenarztes mit
dem Neurologen. Während die Katarakt die Bedeutung trophischer bzw.
innersekretorischer Störungen bei der myotonen Dystrophie bestätigt, so bildet
sie auch wieder ein Bindeglied hinüber zu den anderen heredofamiliären Leiden,
bei denen sie z. T. ebenfalls vorkommt. Den familiären Faktor der Er-
krankung darf man jetzt für unbedingt gesichert ansehen, wenn auch im
einzelnen für die Art der Vererbung hinsichtlich der geschlechtlichen Differenzie-
rung usw. sich noch keine Regeln ableiten lassen. Auch bedarf noch
der aufklärenden Forschung, inwiefern möglicherweise voneinander unab-
hängige dominierende Faktoren zugrunde liegen.
Lempp (167) spricht über die Salvarsanbehandlung in der Ophthalmo-
logie und erwähnt, dass neuerdings auch in der Ophthalmologie der Grund-
satz propagiert worden ist, die Verabfolgung des Salvarsans mit aller Vor-
sicht in nicht zu grossen Einzelgaben abwechselnd mit Quecksilber in genau
einzuhaltender Zeitfolge vor sich gehen zu lassen. Dass bisweilen aber auch
eine einzige grosse Salvarsandosis bei luetischer Sehnervener-
krankung eine günstige Heilwirkung ausüben kann, dafür gibt er ein
Beispiel: Die 26jährige Patientin hatte folgende syphilitische Allgemeiner-
scheinungen: Kleinpapulöses Exarthem und breite Kondylome am Genital;
Wassermannsche Reaktion stark positiv. Am rechten Auge fand sich
ophthalmoskopisch eine Stauungspapille mit entzündlichen Begleiterscheinungen:
Exsudation im Gefässtrichter, Exsudatstreifen auf der Papille, in der Peripherie
zahlreiche, meist frische chorioretinitische Herde. Die Sehschärfe betrug °/10. Ein
zentrales Skotom liess sich nicht nachweisen. Links bestand eine papulöse
Iritis mit hinteren Verklebungen. Die Papille war verbreitert, unscharf be-
grenzt, das Gefässkaliber im allgemeinen verbreitert, feinere Einzelheiten zu-
nächst wegen der Trübung der brechenden Medien nicht zu erkennen. Die
Sehschärfe betrug Fingerzählen in 3 Meter. Am nächsten Tage wurden 0,6 Alt-
salvarsan intravenös verabfolgt. Vor Ablauf einer Woche heilte die Iritis
im wesentlichen ab; man sah den Hintergrund links wie rechts. Nach etwa
5 Wochen waren die Aderhautentzündungsherde unter Zurücklassung von
atrophischen und Pigmentherden verschwunden, die Entzündungs- und Stauungs-
erscheinungen am Sehnerven soweit zurückgegangen, dass man nur noch eine
leichte Verwaschenheit des Gefasstrichters und der Papillengrenzen, sowie
feine Begleitstreifen an einigen Gefässen nachweisen konnte. Die Sehechärfe
betrug rechts 5/5, links 6/6.
Lederer (166) bespricht die an den einzelnen Teilen des Auges vor-
kommenden Veränderungen bei Xeroderma pigmentosum, näher
64 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
eingehend auf die an der Iris beobachteten atrophischen Vorgänge, die er
als echte Äusserungen des Xerodermaprozesses den Hautveränderungen als
gleichwertig an die Seite stellt.
Piffl (168) bespricht die einzelnen Methoden der Operation der
Hypophysistumoren, die intrakraniellen und die transsphenoidalen,
welch letztere immer auf die Idee Schloffers zurückgehen, mögen sie nun
pernasale, von aussen durch die Nase hindurch, oder transnasale (septale)
durch die normale Nasenöffnung oder als bukonasale von der Mundhöhle
aus durch die Nase zur vorderen Wand des Keilbeines ihren Weg nehmen.
Er entscheidet sich für die Operation nach Hirsch, welche allerdings, wie
die anderen Methoden, eine breite Freilegung nicht gestattet, so dass eine
vollständige Entfernung grösserer Tumoren unmöglich ist, aber bei der Mög-
lichkeit in Lokalanästhesie zu operieren, eine äussere Entstellung und eine
Verstiimmelung des Naseninnern vermeidet. Weiter kann der Septumsack
durch längere Zeit offengehalten werden, Die Mortalität ist geringer: 11,5 %jo
gegen Eirelsberg: 25°/o. Er selbst hat nach Hirsch 2 Fälle operiert.
Der eine Fall mit Optikusatrophie, Dyatrophia adiposo-genitalis und positivem
Röntgenhefund verlief zunächst nach der Operation günstig, am 10. Tag setzt
eine Meningitis ein. Die Infektion erfolgte wahrscheinlich von der Nase aus.
Der 2. Kranke mit schwersten Sehstörungen, Impotenz und Haarausfall, aber
ohne Adipositas überstand den Eingriff gut, erlangte das Sehvermögen fast
völlig zurück, konnte durch 5,4 Jahr wieder lesen und schreiben, zeigt gegen-
wärtig ein Rezidiv, verweigert jedoch die neuerliche Operation.
Schloffer (169) bält das Bestreben, die grossen Zugangsoperationen
möglichst einzuschränken, für begreiflich, verkennt aber nicht, dass für die
Operation der Hypophysistumoren die Aufklappung der Nase einen
breiten Zugang schafft, der ein sichereres Arbeiten in bezug auf Orientierung,
übersichtliche Entfernung grösserer Tumoren und bessere Blutstillung ermög-
licht. Da man bei der breiten chirurgischen Freilegung nur die oberen und
mittleren Muscheln entfernt und das Auskratzen der Schleimhaut, obwohl es
empfohlen wurde, besser unterlässt, sind die Zerstörungen der inneren Nase
und die Spätfolgen der Operation nicht schwerwiegend. Die Schwierigkeit,
Tumoren, welche nach oben hin gegen das Gehirn zu breit ausladen, von
unten her übersichtlich zu entfernen, macht das Bestreben, solche Tumoren
intrakraniell anzugehen, wohl erklärlich, die bisherigen Erfahrungen mit
solchen Operationen sind aber nicht ermutigend. In vielen Fällen wird auch
durch die intrakranielle Operation die übersichtliche Freilegung des Tumors
nicht gelingen. Bei den transsphenoidalen Operationen spielt indessen auch
das dekompressive Moment eine grosse Rolle, und so ist es zu erklären, dass
bei teilweiser Entfernung des Tumors, wenn auch nur eine gewisse Besserung
in den innersekretorischen Störungen eintritt, die Dru: kerscheinungen so lange
nachlassen, als nicht wieder an die Stelle der ausgeschnittenen Dura eine
bindegewebige starre Bindegewebsmasse getreten ist.
De Haas (164a) erörtert ausführlich die Erkrankungen der Netzhaut
und des Sehnerven durch Arsenikvergiftung. In einem Zeitraum von 2 Jahren
fand er bei 58 Patienten, die an Augennervenentzündung mehr oder weniger
eigentiimlicher Art litten, 55mal Arsenik im Urin. Zunächst behandelt er
einige Fälle ausführlicher, um dabei das Krankheitsbild zu beschreiben und
hebt einige Tatsachen hervor, deren Aufeinanderfolge den kausalen Zusammen-
Il. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). _ 65
hang zwischen Arsenik und Augennerventzündung dartut. Die Veränderungen
in der Retina sind äusserst gering und oberflächlich und erfordern zu ihrer
Wahrnehmung Augenspiegeln im aufrechten Bild. Auch die etwa vorkommen-
den Netzhautblutungen waren meist sehr klein, in der Nähe der Papille ge-
legen ; auch die Papillitis war sehr gering, stets handelte es sich um herd-
weise Entzündung und dementsprechend um lokale Defekte im Gesichtsfeld.
Die Papille zeigte, wenn Atrophie eintrat, diese vorzugsweise zuerst und am
heftigsten in temporalen Quadranten; die Blutgefässe behielten ihr normales
Kaliber. Kausal war für die Arsenikvergiftung feuchte mit grüner Tapete
bekleidete Zimmer, einmal die Tamponade einer ausgebohrten Zahnhöhle mit
Acidum arsenicosum, einmal die mit Schimmel bedeckte grüne Täfelung der
ım Keller befindlichen Küche usw. Verfasser hat, da sich bei nahezu
allen Patienten Arsenik im Urin fand, Untersuchungen darüber angestellt,
welche Mengen von Arsenik im Urin als pathologisch zu betrachten sind und
kommt dabei zu dem Ergebnis, dass Arsenik im normalen Urin nicht oder
nur his zu 1 mmg vorhanden: ist, während seine Patienten 2,5—60,
im Durchschnitt 13,7 mmg As,O, im Urin enthielten. Darum halt er die
Existenzberechtigung des Krankheitsbildes Neuroretinitis arsenicalis für be-
wiesen und den kausalen Zusammenhang zwischen Arsenik und einer öfters
auftretenden Augennervenkrankheit festgestellt. Nach seiner Meinung nimmt
unter den Ursachen für den Verlust des Sehvermögens infolge Augennerven-
krankheiten (einschliesslich Glaukom) das Arsenik eine erste Stelle ein. Es
zerstöre miehr Sehschärfe als die anderen Ursachen. Den therapeutischen
Nutzen seiner Forschungen sieht Verfasser speziell in der Möglichkeit ziel-
bewusster Bekämpfung der Arsenikzufuhr. In einem Fall fand er in einer
Erziehungsanstalt als Quelle der Vergiftung die verzinkten Deckel der Koch-
kessel in der Küche. Die zahlreichen interessanten Einzelheiten des Auf-
satzes können hier nicht wiedergegeben werden, sie sind im Original nach-
zulesen. Das Zusammentreffen von Neuroretinitis und Arsenikurie weist auf
die Gefahr hin, die das Arsenik in der Haushaltung dem Sehvermögen
bringt, und legt die Pflicht auf, diesem Vorkommen des Arseniks Beachtung
zu schenken und die Grenze des Zulässigen nachzuprüfen.
Bei einer Massenvergiftung durch Chrom, das wahrscheinlich durch ein
unheilvolles Versehen des Apothekers statt Schwefel in Form eines chrom-
haltigen Kalisalzes zur Herstellung einer Krätzesalbe benutzt worden war,
hatte Colden (162) Gelegenheit, die Augenbefunde bei Chromat-
vergiftungen zu studieren. Er untersuchte 31 Patienten; auffallend er-
schien die relative Gutartigkeit und Flüchtigkeit der Augensymptome im
Verhältnis zur Schwere des allgemeinen Krankheitsbildes, das oft besonders
von seiten der Nieren bedrohliche Erscheinungen bot. Es bestand nämlich
einmal Anisokorie, einmal auffallende Enge der Netzhautgefässe, zweimal eine
sich aber wieder zur normalen Färbung herstellende Blässe der Papille. Nur
einmal wareine die Makulagegend betreffende, 2 papillengrosse, durch Diapedese
entstandene Blutung in der Netzhaut aufgetreten. Im allgemeinen blieben
auch die Funktionen, zentrales Sehen und Gesichtsfeld, unberührt, es trat
kein Nystagmus, keine Stérung der Augenbewegungen auf. Die C. etwa an
Optochinvergiftungen erinnernden Symptome finden sich in der Literatur bis-
her noch nirgends. Irgendwelche Hypothesen über die Genese der Augen-
symptome hält C. noch für verfrüht. Filbry.
66 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie.
Ref.: Löhlein.
173) Hertel: Über Magnetleistungen und Versuche sie zu steigern.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Mai. S. 529, Referat siehe Nr. 181.
*174) Igersheimer: Eine Brille für Hemianopiker. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 23. S. 623.
*175) Lowenstein: Derzeitiger Stand der Trachomätiologie. Deutsche
Med. Wochenschr. Nr. 17. S. 480.
*176) Derselbe: Neues operatives Verfahren zur Behandlung der par-
tiellen Hornhautstaphylome. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 17. S. 480.
*177) Lnithlen: Abortive Chemotherapie akuter Ophthalmomblennor-
rhéen. Bemerkungen zur Arbeit von P. v. Szily u. H. Stransky. Münch. med.
Wochenschr, Nr. 16. S. 447.
*178) Lundsgaard, K. K. K.: Parenterale Milchinjektionen. Erfabrungen
bei der Bebandlung von Augenkrankheiten. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Mai.
S. 648.
*179) Mertz: Senföl in Bolus alba statt Senfwickel und Schmierseife-
einreibangen. Deutsche med. Wochensehr. Nr. 17. S. 466.
Löwenstein (175) glaubt in den Prowazekschen Epitheleinschlüssen
den sehr formenreichen Erreger des Trachoms annehmen zu dürfen, der sich
mit unseren bisherigen Mitteln noch nicht von den gleichen Erregern ver-
schiedener anderer Epithelkrankheiten, besonders der Einschluss. Blennorrhöe
der Neugeborenen, unterscheiden lasse. Da der Erreger auch subepithelial
vermutet werden muss, der Nachweis aber nur im Epithel geglückt ist, dürfte
der ganze Formenkreis noch nicht erschöpft sein.
Luithlen-Wien (177) stellt sich bei Beaprechung der von Szily
und Stransky empfohlenen Behandlung der akuten Ophthalmoblennorrhöen
mit intramuskulären oder subkutanen Einspritzungen einer Lösung von
30%o Kochsalz und 1°/o Kalziumchlorid auf den Standpunkt, dass derartige
Behandlungen mit stark hypertonischen Salzlösungen ihren
gelegentlichen therapeutischen Erfolg der Tatsache verdanken, dass an der
Injektionsstelle durch Gewebszerfall und Abszessbildung ein Prozess chroni-
scher Eiweisseinschmelzung herbeigeführt wird. Die Salzlösungen wirken
ähnlich wie Einspritzungen von Terpentinöl. Da ihre Wirkung auf der
Aufsaugung der durch Gewebszerfall freiwerdenden Eiweisskörper beruhe, so
sei die Methode im Grunde gleichzusetzen mit den verschiedenen Formen
der parenteralen Eiweisszufuhr, wobei das körpereigene Zerfallseiweiss im
Organismus als blutfremdes Eiweiss ähnlich wie körperfremdes wirke. Alle
diese Methoden haben nach Ls. Auffassung trotz ihres theoretischen Interesses
doch gegenüber der spezifischen Vakzinetherapie den Nachteil, dass ihnen die
spezifisch wirkende Komponente fehlt. Was die praktischen Erfolge mit den
vorgeschlagenen Salzlösungen hetrifft, so hatte L. bei gonorrhoischen Kompli-
kationen keine ermutigenden Resultate.
Lundsgaard, (178) fand bei 12 von 14 Fallen von Iritis oder Irido-
zyklitis regelmässig nach Milchinjektion erhebliche Besserung. Unter
Temperaturanstieg (ohne lokale Hyperämie!) liessen die Schmerzen nach,
die Pupillen wurden leichter beeinflussbar, Exsudate in der Vorderkammer
wurden leichter resorbiert, und das Auge blasste ab. Stets aber war diese
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative ‘Technik. 67
Besserung nur eine vorübergehende, und wenn auch weitere Injektionen meist
wieder wirksam waren, so wurde doch durch sie eine eigentliche Heilung
nicht erzielt, Am wenigsten wirksam zeigte sich die parenterale Milchzufuhr
bei den chronischen Fällen.
Löwenstein (176) empfiehlt zur Dauerheilung umschriebener
Hornhaut-Staphylome ihre Ausschneidung und Ersatz durch Ein-
pflanzung eines alle Hornhautschichten umfassenden Stückes Hornhaut von
einem frisch enukleierten Auge. Der Pfropf wird durch zwei intrakorneal
laufende und das eingepflanzte Stück nicht durchbohrende Nähte in seiner
Lage erhalten. Die Einheilung mit gutem Erfolg ist in 5 Fällen geglückt
und war nur einmal von einem längeren Reizzustande gefolgt.
Um den zahlreichen Hemianopikern unter den kopfschuseverletzten Kriegs-
beschädigten zu helfen, die sich durch den vollständigen Ausfall einer Gesichts-
fellhälfte oder eines Gesichtsfeldsektors teils in der Orientierung im Raume, teils
bei der Naharbeit in einem allerding2 individuell sehr wechselnden Grade behindert
fühlen, hat Igersheimer (174) Brillen herstellen lassen, die durch Spiegel-
vorsatz vor einem Auge es ermöglichen, die aus der ausgefallenen Gesichts-
feldhalfte stammenden Strahlen auf die gesunde Netzhauthalfte des einen
Auges abzulenken. Der Spiegel wird z, B. bei linksseitiger Hemianopsie so
am nasalen Rande der linken Glasfassung befestigt, dass er einen grossen
Teil der aus der linken Gesichtsfeldhälfte kommenden Strahlen auf die linke
(funktionierende) Netzhauthälfte des linken Auges wirft. Das rechte Auge
übersieht dann die rechte Gesichtsfeldhalfte. Der naheliegende Einwand,
dass die Wahrnehmung links gelegener Gegenstände mit der linken Netz-
hauthälfte des linken Auges bei gleichzeitiger Wahrnehmung rechts gelegener
Gegenstände mit der linken Netzhauthälfte des rechten Auges ein richtiges
Lokalisieren der Sehdinge im Raume unmöglich machen könnte, ist durch
die praktische Erfabrung widerlegt, dass solche Leute sich sehr rasch an die
neuen Bedingungen ihres Sehens gewöhnen und — auch bei Hemianopsia
inferior — grossen praktischen Nutzen von der einfachen Vorrichtung haben.
Nach den Versuchen von Mertz (179) kann man als Ersatz für die
aus Materialmangel nicht mehr möglichen Einwickelungen mit Senfmehl und
Einreibungen mit Schmierseife eine stets frisch berzustellende Verrührung
synthetisch gewonnenen Senföles in Bolus alba mit gutem Erfolge
verwenden. Das Senföl wirkt sehr reizend und darf daher nur in einer
Menge von 2—5 Tropfen auf 100 g Bolus verrührt werden. Nach sorg-
fältiger Mischung wird der Gesamtmenge von 300—800 g je nach Grösse
des Kindes #/s heisses Wasser zugesetzt und der gleichmässig verrührte Brei
aufgestrichen. Die eine starke aber angenehme Hyperämie auslösende Haut-
reizung hält sich dann ihrer Stärke und Dauer nach in erwünschten Grenzen
und kann im Gegensatz zu den früher üblichen Senfölwicklungen durch
Bemessung des zugeseizten Senföles gut abgestuft werden.
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik.
Ref.: Löhlein.
*180) Arens: Für die Praxis. Wochenschr. f. Ther. u. Hygiene d. Auges.
Nr. 24.
“181) Hertel: Über Magnetleistungen und Versuche sie zu steigern.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Mai. S. 529.
68 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*182) Koeppe: Die Theorie und Anwendung der Stereomikroskopie
des lebenden, menschlichen Kammerwinkels im fokalen Lichte der Gall-
strandschen Nernst»paltlampe. Münch. med. Wochenschr. Nr. 26. S. 708.
*188) Vogt: Zur Technik der Ophthalmoskopie im rotfreien Licht.
v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 99. S. 195.
Vogt (183) bespricht die Technik des Augenspiegels im rot-
freien Licht. Zunächst das Anwendungsgebiet: Untersuchung im rotfreien
Licht eignet sich nicht für Beobachtungen an der Aderhaut, da die Netzhaut
in diesem Licht zu einem opakeren Medium wird. Ihr Wert liegt in dem
Sichtbarwerden mancher Einzelheiten und Veränderungen der Netzhaut, die
im gewöhnlichen Licht nicht festgestellt werden können (Nervenfaserstreifung
der Netzhaut, Netzhautfältchen, präretinale Reflexlinien, Gelbfärbung der
Makula, welche dadurch bei manchen Hintergrundserkrankungen, bei denen
sie im gewöhnlichen Licht unsichtbar zu werden pflegt, erst auffindbar
wird — Verschwinden der Nervenfaserstreifung bei altem Sehnervenschwund
und — auf das papillomakuläre Bündel beschränkt — bei alter Neuritis
retrobulbaris usw.). Auch feinste Trübungen der brechenden Medien werden
im rotfreien Licht besonders gut darstellbar. Die Technik macht anfangs
Schwierigkeiten ; eine grosse Erleichterung bedeutet es, dass die Firma Zeiss
an Stelle der flüssigen Filter ein fixes Filter (Kupfersulfat und Erioviridin)
liefert. Dieses wird in die Wand eines schwarzen Holzkastens eingesetzt
und dahinter eine Mikrobogenlampe (andere Lichtquellen haben sich nicht
bewährt) so aufgestellt, dass die Achse der Beleuchtungslinse durch die Mitte
des Kraters geht, und die aus der Linse austretenden Strahlen leicht diver-
gieren. Bei Hypermetropie des Untersuchten und bei Beobachtung des Glas-
körpers oder vorspringender Teile des Fundus müssen die Strahlen konvergieren.
Die Untersuchung findet stets im aufrechten Bild mit Hohlspiegel statt und
erfordert eine sehr ruhige Kopfhaltung des Untersuchten (nötigenfalls Kinn-
stiitze). Der mittlere Teil des von der Beleuchtungslinse kommenden Licht-
büschels soll auf den äusseren Lidwinkel des Untersuchten fallen, der Quer-
schnitt des Lichtbüschels eine Kreisfläche darstellen. Zur Beleuchtung des
Hintergrundes muss der lichtstarke mittlere Teil des Lichtbüschels verwandt
werden. Die Netzhaut erscheint dann blassgrüngelb, die Makula gelb. Man
lasse den Patienten in kurzen Pausen ausruhen, Schädigungen sind dann
nicht zu befürchten. |
Koeppe (182) hat im weiterem Ausbau seiner Untersuchungsmethodik
an der Gullstrandschen Nernstspaltlampe 2 Apparaturen anfertigen lassen,
die die Untersuchung des Kammerwinkels bei 20 facher eventuell
40 facher Vergrösserung im fokalen Licht der Gullstrandschen Nernstspalt-
lampe erlauben und manche praktische Resultate versprechen, die auch bei
der Verwendung des von Salzmann zu dem gleichen Zweck empfohlenen
Aufsteckglases von Fick infolge zu starker astigmatischer Verzerrung
der das Glas verlassenden Abbildungsbüschel nicht zu erzielen waren. Bei
dem einen Apparat handelt es sich um eine mit vorgewärnter physiologischer
Kochsalzlösung gefüllte Vorsatzkammer, die dem Augenhöhlenrand angepasst
wird, im anderen Falle um ein auf die kokainisierte Hornhaut aufzusetzendes
Kontaktglas. Bei beiden Einrichtungen müssen 2 Forderungen erfüllt
werden, nämlich 1. dass das Spalt- und das Beobachtungabüschel möglichst
dicht nebeneinander laufen (erreicht durch einen den Spalt wegknickenden
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 69
Silberspiegel), und 2. dass die Abbildungsbiischel möglichst senkrecht aus
dem letzten brechenden Medium heraustreten. Über die mit diesen Hilfs-
mitteln erhaltenen Ergebnisse am lebenden Auge wird demnächst berichtet.
Hertel (181) berichtet über ausgedehnte Versuche, die er während des
Krieges über die Wirkung der verschiedenen Riesenmagnete und die Mög-
lichkeit ihre klinische Brauchbarkeit zu steigern angestellt hat, Er bestimmte
zunächst die Zugkraft einer ganzen Reihe teils altbekannter, teils im Felde
behelfamässig hergestellten Magneten nach dem Verfahren von Volkmann
an Stahlkugeln von 3,98 mm Durchmesser. Da sich, wie zu erwarten, dabei
ergab, dass bei Verwendung von Rundpolen die grösste Reichweite der Mag-
nete, also die grösste Feldtiefe gefunden wird, dagegen bei Spitzpolen die
Feldstärke in der Nähe überwiegt, so müssen ähnliche Vergleichsmessungen
stets mit gleichartigen Polansätzen ausgeführt werden. Als wichtiges Ergebnis
zeigen die Tabellen die Tatsache, dass die bei geringer Beanspruchung der
Zugkräfte sehr deutlich hervortretenden Unterschiede der verschiedenen Magnete
bei Zunahme der Anforderungen geringer wurden, so dass sie. je näher die
Grenze der Leistungsfähigkeit des Magneten heranrückte, jedenfalls für die
praktische Ausnutzung ohne Bedeutung sein müssten, Das erklärt auch,
warum hinsichtlich der praktischen Erfolge sich keine grossen Unterschiede
zwischen den verschiedenen Modellen feststellen liessen. Es gelang auch
mit Hilfe der besten Apparate nicht die durchschnittliche Versagerzahl von
30°/o weiter als bis auf 25°/o hinunter zu drücken; das zeigt, dass bei den
nicht gelungenen Splitterextraktionen offenbar an die Magnete Ansprüche
gestellt wurden, bei denen wesentliche Unterschiede der Zuykraft der verschie-
denen Modelle nicht mehr zur Geltung kommen konnten. Hertel sucht
nun zunächst Anhaltspunkte zu gewinnen für die Höhe der Anforderungen,
die in den Versagerfällen an den Magneten gestellt worden waren und zwar
in der Weise, dass er an enukleierten oder durch Sektion gewonnenen ver-
geblich mit dem Magnet behandelten Augen die Gewichte feststellte, die nötig
waren, um den Splitter aus seinem Lager zu ziehen. Es geschah das durch
Eröffnung des Augapfels, Anbringen einer kleinen Klammer am Splitter und
Anhba: gen von steigenden Gewichten an der Klammer. Die Untersuchungen
konnten natürlich nur grobe Vorstellungen über die vom Magnet versagten
Leistungen bieten, liessen aber doch erkennen, dass in den Versagerfällen
oft eine 5—10 fache grössere Anziehungskraft zum Erfolg erforderlich gewesen
sein dürfte, als sie der betreffende Magnet zu leisten vermochte. Es erscheint
danach von vornherein wenig wahrscheinlich, dass sich durch geringe Ver-
besserung der Magnetmodelle die Zahl der Versager wesentlich herabdrücken
liesse. Allerdings zeigten weitere Versuche über die Möglichkeit einer Ver-
stärkung der Nutzleistung der Magnete, dass durch beträchtliche Stromsteigerung
eine gesteigerte Nutzleistung zu erzielen sei, doch müsste dann mit Span-
nungen von 450—500 Volt gerechnet werden, wodurch besondere Stromzu-
leitungen, grössere Transformatoren, Kühlvorrichtungen usw. unumgänglich
sein würden. Eine wesentliche Erhöhung der Zugkraft liesse sich nach
Hertel allerdings durch Umgestaltung des Polendes in Form eines Ansatzes
aus Kobald-Eisen erzielen. Aussichtsvoller als dieser Weg erscheint dagegen
der Versuch durch Beeinflussung des Splitters die Extraktionsbedingungen
für die Magnete zu erleichtern. Es kommt hier vor allem in Betracht die
Tatsache, dass die Richtung, welche die Splitter zu den Magnetkraftlinien ein-
nehmen, für die Magnetwirkung eine grosse Rolle spielt und günstig beeinflusst
70 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
werden kaun. Die meisten intraokulären Splitter sind nicht kugelförmig und werden
daher durch die Drehkraft der Magnete zunächst mit ihrer Längsrichtung in
die Richtung der Kraftlinien gedreht. Diese Wirkung gilt es im Interesse
der Lockerung des Splitters auszunutzen und zu begünstigen. Hertel hat
zu diesem Zweck mit 2 Magneten gearbeitet, mit dem Richtmagneten und
einem Zugmagneten. Der Hilfsmagnet dient als Drehinstrument und hat
zweckmässig die Gestalt eines Hufeisenmagneten, der den Splitter so einzu-
stellen bestrebt ist, dass er mit seiner Längsachse sich in die Verbindungs-
linie der Pole einstellt. Um ihn in die sagittale Stellung zu bringen, was
angestrebt werden muss, wird man also den Hufeisenmagneten so einstellen,
dass seine Pole gleich weit vor und hinter dem Auge gelegen sind. Hertel
gibt Vorschläge über die zweckmässige Anwendung solcher Extraktionen mit
2 Magneten, er hat jedoch seine Versuche infolge der Ausweisung aus Strass-
burg nicht zum Abschluss bringen können.
Arens (180) empfiehlt eine einfache Einrichtung zum Verdecken
bald des rechten, bald des linken Auges. Es ist eine schwarze
Klappe, die am vorderen Ende einer über halbkreisgrossen Bandfeder ange-
bracht ist. Die mit Pelotten versehene Feder wird über die Stirn gelegt und
die schwarze Klappe kann in einem Scharnier beliebig vor das linke und
rechte Auge geklappt werden. (Hersteller Fischer, Freiburg.)
Arens (180) empfiehlt schneidende Instrumente im strömen-
den Wasserdampf mehrmals 15 Minuten zu sterilisieren, da sie
hierbei nicht an Schneidekraft einbüssen.
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen.
Ref.: Seefelder.
*184) Forster, A.: Zur Morphogenese des Epikanthus und der Falten-
bildungen der Haut in der Nasenwurzelgegend. Anatomischer Anzeiger. 52. Bd.
1919. S. 49.
*185) Köppe, L.: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe
und dem Hornhautmikroskop. XV. Mitt. Tafel I. v. Graefes Arch. f. Ophthalm.
99. Bd. S. 1. 1919.
*186) Derselbe: Die Mikroskopie des lebenden Augenhintergrundes im
fokalen Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. v. Graefes Arch. f.
Ophthalm. 99. Bd. 1919. 8. 58.
*187) Löhlein, W.: Über hereditäre Ptosis der orbitalen Tränendrüse.
Münch. med. Wochenschr. 66. Jahrg. 1919. S. 651.
Köppe (185) schildert neue Beobachtungen an den Nerven der
menschlichen Hornhaut, die mit verbessertem Gullstrandschen
Instrumentarium gewonnen worden sind. Die klinische Wahrnehmung dex
bekannten Plexus superficialis paramarginalis der Hornhautnerven
gelingt allerdings auch jetzt noch wegen seiner Lage im Limbus nur in unvoll-
ständiger Weise und nur unter grossen Schwierigkeiten. Dagegen konnten
an den eigentlichen Hornhautnerven, welche im Limbusgebiet aus
der Sklera in die Hornhaut eintreten und sich in ihr nach kürzerem oder
längerem Verlaufe verzweigen, einige neue Feststellungen gemacht werden.
Die Zahl dieser Nervenstimmchen wird von Köppe in Übereinstimmung
mit anderen Autoren als etwas schwankend, durchschnittlich aber mit etwa
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 71
30 angegeben. Sie dringen zumeist im mittleren Drittel der Horn.
hautdicke in die Kornea ein, nur wenige in den obertlachlichen Lagen.
Sie erscheinen beim Eintritt in die Hornbaut markhaltig, „wie mit Schnee
bestäubt“, verlieren aber ihr Mark noch, ehe sie sich verästeln. — Dies ge-
schiebt in einer Entfernung von nur 0,5—2 mm von dem an der Spalt-
lampe eben noch sichtbaren tiefsten Punkte unter dem Limbus. Die Ver-
ästelung erfolgt dichotomisch, wobei die Ästchen immer mehr zur
Hornhautoberfläche emporsteigen und sich bis in die Gegend der Bowman-
schen Membran, aber nicht weiter, verfolgen lassen. Die tiefsten Lagen
der Hornhaut, sowie die Hornbauthinterfläche scheinen nervenlos zu sein.
Interessante Abweichungen von dem geschilderten Verhalten fanden sich
in Fällen von Keratekonus. Sie bestanden einerseits in dem Nachweis von
markscheidenähnlichen Veränderungen an den zarten Horn-
hautnerven der Kegelspitze, ferner in 2 Fällen in scheinbaren
Verdickungen der Nerven an den Verzweigungsstellen, die ein schwimm-
hautähnliches Aussehen darhoten und als Neurilemmwucherung gedeutet
werden. In einem vereinzelten Falle wurde an der Teilungsstelle von zwei
Nervenzweigen ein kleines, kugelrundes, glasig-grauliches Knötchen nachge-
wiesen, das als echtes Neurofibrom angesprochen wird. Der Aufsatz schliesst
mit dem Hinweis darauf, dass wir mit diesen Feststellungen an der Greuze
des bis jetzt Erreichbaren angelangt sein dürften. |
Köppe (186) hat seine Mikroskopie des lebenden Augen-
hintergrundes im fokalen Lichte der Nernstspaltlampe in
2 Fällen von Embolie der Art. centralis retinae mit dem Erfolge angewandt,
dass es ihm gelungen ist, intravital die Gelbfärbung der Macula lutea
wenigstens in den perifovealen Abschnitten einwandsfrei nachzuweisen. Der
Nachweis der Gelbfärbung wird ermöglicht durch die Trübung der vorderen
Schichten der Retina, die eine Beteiligung des Pigmentepithels an dem Zu-
standekommen der Gelbfärbung ausschliessen lässt. Später werden auch die
hinteren Netzhautschichten ergriffen in der Weise, dass sich in ihnen kleine
zystische Hohlräume bilden, die ebenfalls mit der G ulls tran d schen Apparatur
nachweisbar sind. Die von Vogt für Fältelungen der Hyaloidea gehaltenen
Radiärreflexe sind von Köppe nach dem Zwückgehen des Odems auch be-
obachtet worden, werden aber von ihm als Faltenbildungen der Menıbrana
limitans interna gedeutet.
Löhlein (187) beschreibt den seltenen Zustand einer Ptosis der
orbitalen Tränendrüsen folgendermassen : Bei einem 18 jährigen jungen
Mädchen bestand seit dem 4. Lebensjahre eine beiderseitige An-
schwellung der Oberlider, die angeblich allmählich immer mehr zu-
genommen hatte. Die Oberlider waren dadurch in ibrer temporalen Hälfte
gleichmässig kugelig vorgewölbt, die Haut erschien daselbst etwas verdünnt
und gerötet, aber sonst nicht krankhaft verändert. Die Schwellung war
durch einen gut abgrenzbaren, kugeligen Körper bedingt, der sich leicht
bis hinter den äusseren oberen Orbitalrand zurückdrängen und sich somit
unschwer als die orbitale Tränendrüse erkennen liess. Die palpebrale
Tränendrüse befand sich an ihrem richtigen Platze, war aber stark entwickelt.
Die vorgefallenen Tränendrüsen wurden aus kosmetischen Gründen operativ
entfernt, was leicht gelang. Die histologische Untersuchung ergab eine völlig
normale Tränendrüse. Von besonderem Interesse ist der Umstand, dass der
Vater der Patientin in seiner Jugend an dem gleichen Zustand gelitten hatte,
72 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
dass bei ihm aber im Alter von 20 Jahren eine spontane und vollständige
Rückbildung eingetreten war. (Durch Photographien bewiesen.) Als Ursache
des Herabsteigens der Tränendrüsen wird eine mangelhafte Entwickelung des
Stützapparats bei gleichzeitiger abnormer Grösse der Drüse angeschuldigt.
Forster (184) geht bei der Erklärung der Morphogenese des
Epikanthus sowohl von ontogenetischen als phylogenetischen Gesichts-
punkten aus. Ontogenetisch ist von Interesse und von dem Autor früher
nachgewiesen worden, dass es die Zunahme des Gehirnvolumens ist, welche
die Nasenbildung befördert, d. h. die Vortreibung der Nasalia und deren Be-
deckung bedingt. Phylogenetisch ist zu beachten, dass diese Vortreibung der
Nasalia bei den Anthropoiden fehlt, dass aber trotzdem bei den anthropo-
morphen Affen kein Epikanthus vorkommt. Bekanntlich fehlt nun die Er-
hebung der Nasalia auch bei den Fällen von Epikanthus, jedoch besteht im
Gegensatz zu den Anthropoiden eine brachyzephale und hyperbrachyzephale
Schädelform sowie eine sehr dirftige Entwickelung der Arcus superciliares,
Eigentümlichkeiten, die sich selbst in den niedrigsten Graden von Epikanthus
nachweisen lassen. Es findet sich also nur ein Symptom der primitiven
Schädelform, nämlich der niedrige Nasensattel, während die Kurzköpfigkeit
eine höhere Stufe der Schädelbildung darstellt. Die Annahme, dass die Ent-
wickelung des Schadelskelettes der Träger von Epikanthus und der Mongolen-
falte auf regressive Vorgänge hinweise, ist demnach nicht haltbar. Trotz-
dem ist das Moment der Disharmonie in der Entwickelung der Stirn-, Nasen- `
und Augengegend bei der Entstehung des Epikanthus nicht von der Hand
zu weisen. Aus den der Arbeit beigegebenen Diagrammen der Frontalgegend
von Anthropoiden, Mongolen usw. geht nämlich hervor, dass durch Ver-
minderung in der Ausdehnung der knöchernen Unterlage des Frontale, durch
die Abflachung des Stirnbeines im Bereich der Stirnwülste und durch das
Ausbleiben der Nasenerhebung ein Überschuss von Haut entsteht, der im
Falle des Ausbleibens selbständiger Rückbildung zur Bildung von Haut-
falten führen kann.
VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck.
Ref.: Wessely.
*188) Plocher: Nachtrag zu meiner Mitteilung über Wärmeströmung
in der Vorderkammer. Klin. Mona'sbl. f. Augenheilk. 1919. 62. Bd.
*189) Striegel: Augendruck und Blutdruck. Inaug.-Dissert. Leipzig.
Zu seiner früheren Mitteilung über Wärmeströmung in der
Vorderkammer bringt Plocher (18x) als Nachtrag die Beschreihung
eines Falles, bei dem nach Resorption einer traumatischen Katarakt mit Hilfe
der Binokularlupe ein deutliches Auf- und Absteigen feinster im Kammer-
wasser suspendierter Linsenpartikelchen nachzuweisen war.
Striegel (189) berichtet in seiner Dissertation über vergleichende
klinisch a Augendruckmessungen mit dem Schioetzschen Tonometer
und Blutdruckmessungen mit dem Riva-Roccischen Apparat. Seine
Ergebnisse sind folgende: „Es ist praktisch möglich, dass einem dauernd er-
höhten Blutdruck cin dauernd niedriger Augendruck entspricht und umge-
kehrt. Es bestehen keine konstanten Beziehuugen zwischen Augendruck und
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 73
Blutdruck. Ein hober Blutdruck kann keine Augendruckerhöhung bewirken,
wenn der regulatorische Apparat intakt ist; umgekehrt kann selbst bei geringem
Blutdruck Augendrucksteigerung eintreten, wenn der Abfluss bebindert und
die Augenkapsel starrwandig ist. Die bei der Mehrzahl der Fälle zu be-
obachtenden Zeigerschwankungen sind synchron mit dem Puls der unter-
suchten Person. Der Augendruck nimmt in den höheren Lebensaltern ab,
der Blutdruck zu. Tagesschwankungen in der Tension des Bulbus kommen
im allgemeinen nicht vor. Treten solche auf, so ist der Druck vormittags
stets höher als nachmittags oder abends. Bei Anämien ist der intraokulare
Druck nicht herabgesetzt; dabei ist es gleichgiltig, ob die Anämie primär
oder sekundär durch Blutverlust entstanden ist. Hoher Blutdruck an und
für sich bedingt keine Disposition zu Glaukom, da der Augendruck unver-
ändert bleibt. Der normale Augendruck bewegt sich ungefähr in den Grenzen
von 12—27,5 mm Hg. Das Geschlecht hat keinen Einfluss auf den
Augendruck“. (Die neuere Literatur über den Gegenstand ist in der Disserta-
tion nicht berücksichtigt.)
VII. Physiologie und Pathologie des (esichtssinnes.
Ref.: Köllner.
*190) Best: Über Störungen der optischen Lokalisation bei Verletzungen
und Herderkrankungen im Hinterhauptlappen. Neurolog. Zentralbi. S. 427.
*191a) v. Hess: Der Lichtsinn der Krebse. Pflügers Arch. f.d. g. Physiol.
Bd. 174. S. 245.
*191b) v. Hess: Über Gesichtsfeld, Silberglanz and Sehqualititen der
Fische und über die Lichtverteilung im Wasser. Zeitschr. f. Biologie Bd. 70. S. 9.
*192) Holm: Ein eigentiimliches Phänomen der physiologischen Sonder-
stellung der Macula centralis. Ophthalm. Goselisehatti in Kopenhagen. April 1918.
(Ref. Klin. Monatsbl. Mai 1919).
* 193) Korff-Petersen: Untersuchungen über die Beziehungen zwischen
Beleuchtungsstärke, Sehschärfe und Lesegeschwindigkeit. Münch. med.
Wochenschr. Nr. 24. S. 649.
*194) Manns: Uber Störungen des Raumsinnes der Netzhaut oder der
optischen Lokalisation bei Herderkrankangen im Gebiete der Sehstrahlung
(„Paropsie‘“). Neurolog. Zentralbl. S 212.
*195a) Roelofs and Zeemann: Die Sehschärfe im Halbdunkel. Graefes
Arch. f. Ophthalm. 99. Bd. S. 174.
*195b) Roelofs und Zeemann: Über den Wettstreit der Konturen.
Graefes Arch. f. Ophthalm. 99. Bd. S. 79.
*196) Tscherning: Über die Adaptation des Auges. Ophthalm. Gesell-
schaft in Kopevhaxen. April 1918. (Ref. Klin. Monatsbl. Mai 1919.)
*197) Vierling: Vergleichende Untersuchungen über die Leistungen
der wichtigsten Pigmentproben. Zeitschr. f. Bahn- und Bahnkassenirzte. Nr. 7
*198) v. Weizsäcker: Über einige Täuschungen in der Raumwahr-
nehmung bei Erkrankungen des Vestibularapparates. Deutsche Zeitschr. f.
Nervenheilk. 64. Bd. 1. u. 2. Heft.
*199) Zade: Gesichtsfeldstérnngen bei Fliegern. Naturhistorisch-med.
Verein in Heidelberg. Januar 1918.
Über den Wettstreit der Konturen haben Roelofs und
Zeemann (195b) eingehendere Studien gemacht. Es sind, so betonen sie,
74 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
nicht die Netzhautbilder und die Reizzustände im Sehorgan, welche zu
dem Wettstreit Veranlassung gaben, sondern die daraus entstandenen Ein-
drücke. Um die Faktoren, welche für diesen Wettstreit massgebend sind,
kennen zu lernen, wurde zunächst festgestellt, ob bei scheinbar für beide
Augen gleichartigen Eindrücken, doch beim Wettstreit das Bild eines Auges
länger sichtbar bleibt. Wie ja eigentlich zu erwarten stand, erwies sich
hier schon eine geringfügige Differenz der Sehschärfe beider Augen von
Einfluss, indem das Bild des besseren Auges dominierte, während bei beider-
seits vollkommen gleicher Sehschärfe keinerlei Bevorzugung des einen oderanderen
Bildes stattfand. Als von grosser Bedeutung für den Wettstreit erwies sich der
Kontrast innerhalb der Bilder: je stärker dieser, um so mehr behauptete sich
auch das betreffende Bild beim Wettstreit. In der Peripherie ergaben sich
insofern besondere Verhältnisse, als in der linken und rechten Gesichtsfeldhälfte
die horizontale Linie, in der oberen und unteren dagegen die vertikale zu
dominieren schien, oder allgemein gesprochen, dass die radiären Konturen über
die zirkulären zu siegen pflegen. Die Augenbewegungen beeinflussen den
Wettstreit ebenfalls weitgehend, indem z. B. bei Betrachtung eines Kreuzes
(vertikaler Balken mit dem einen, horizontaler mit dem anderen Auge) der
der Bewegung korrespondierende Balken zu überwiegen pflegt. Die Ur-
sache dieses Einflusses der Bewegungen sei vielleicht z. T. darin zu suchen,
dass besonders die vertikale Augenbewegung die Vorstellung von den verti-
kalen Linien erleichtert und so zu deren Deutlichersehen beiträgt. Die
Hauptursache ist jedoch das physiologische Übergewicht, das bestimmten
Teilen des Bildes durch die Bewegung verschafft wird, z. B. infolge eines
anderen Adaptationszustandes usw.!), — Ein Einfluss der Aufmerksamkeits-
konzentration scheint nur insoweit in Frage zu kommen, als bei Wahr-
nehmung der Formen die Augenbewegungen Anteil haben. Damit ist die
Aufmerksamkeit zum grössten Teil nur eine Begleiterscheinung, also völlig
passiv und gewissermassen an das Gefühl des »Erleidens« gebunden.
Hering habe durchaus recht, wenn er über die Wettstreiterscheinungen
sagt, sie seien der Wıllkür entrückt, nur muss man Helmholtz zugeben,
dass insofern, als man durch Augenbewegungen das Übergewicht einer Kontur
hervorrufen kann, auch von einer aktiven Konzentration der Aufmerksamkeit
und einer dadurch bedingten Beeinflussung des Wettstreites gesprochen werden
kann.
Hinsichtlich der Adaptation vertritt Tscherning (196) die An-
sicht, dass die relative Blaublindheit der Fovea, und ihre geringe Adapta-
tionsfähigkeit im gelben Makulapigment ihre Erklärung finden. Es sei sehr
zweifelhaft, ob die Stäbchen die entsprechenden Sehorgane vorstellen. Der
Ausdruck Adaptation sei überhaupt irreführend. Man stelle sich besser vor,
dass das im Dunkeln ausgeruhte Auge im Besitze aller Fähigkeiten sei, dass
es dagegen im Lichte schnell einen Teil dieser Fähigkeiten verliere. Mit
dem gelben Makulapigment lassen sich alle Erscheinungen erklären,
wenn man sich dabei an die Young-Helmholzschen Dreikomponenten-
theorie halte.
1) Ref. möchte hier auf das von ihm betonte Überwiegen der temporalen
(iesichtsfeluhilften im gemeinschaftlichen Sehfeld hinweisen, welches den Wettstreit
gerade bei Augenbewegungen nach rechts und links in erster Linie beeinflusst.
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 75
Zur Demonstration des Purkinjeschen Phänomens hat Holm
(192) einen weissen Schirm mit einer roten und blauen Lichtquelle beleuchtet.
Ein rundes Objekt wirft einen blauen und einen roten Schatten auf den
Schirm, der aus einem solchen Abstand betrachtet wird, dass der Gesichts-
winkel der Schatten 2° beträgt. Fixiert man die Schatten, so wird der
rote schwach und verwischt, der blaue tritt dunkel hervor. Fixiert man
exzentrisch, so sieht man den roten Schatten dunkel und scharf, den blauen
Schatten dagegen heller. Die Lichtquellen sind dabei passend abzustufen.
Über die Sehschärfe im Halbdunkel haben Roelofs und Zee-
mann (195a) mit Rücksicht auf die Kriegsnachtblindbeit Versuche angestellt.
Sie meinen zunächst, dass man Nachtblindheit nicht mit Adaptationsstörungen
identifizieren dürfe, da es sich herausgestellt habe, dass bei Klagen über
Örientierungstörungen sich manchmal nur in 22°/o Adaptationsherabsetzung
nachweisen liess, Die darunter befindlichen Sımulanten schätzen sie an Zahl
nicht als so ausschlaggebend ein. Die Sehschärfeprüfungen wurden so aus-
geführt, dass vor der Milchglasplatte eines Adaptometers Sehzeichen sichtbar
gemacht wurden. Dabei wurde sowohl die Unterscheidungsfähigkeit für punkt-
förmige Objekte als auch die Feinheit der Wahrnehmung von Richtungsunter-
schieden gemessen. Die Abnahme beider erfolgte mit Sinken der Beleuchtung
annähernd in gleichem Grade. Bei einer Beleuchtung, welche derjenigen ent-
spricht, welche bei klarem Sternhimmel zu herrschen pflegt (0,0003 MK),
beträgt der Emipfindungskreis (Min. separabile) bei Roelofs etwa 1°21’,
bei Zeemann 3°15, der feinste Richtungsunterschied, der eben noch erkannt
wird, bei R. 714, bei Z. 14'19", das entspricht einer Sehschärfe von etwa 1/50
gegenüber den klinischen gebräuchlichen Methoden. In weiteren Versuchsreihen
wurde von einem bestimmten Sehobjekt ausgegangen und nun das Beleuch-
tungsminimum bestimmt, bei welchem es noch erkannt wurde. Alles in allem
ergab sich, dass die Sehschärfe zwar von der Beleuchtung abhängig ist, dass
jedoch bei grossen Beleuchtungsschwankungen nur verhältnismässig geringe
Schwankungen der Sehschärfe vorkommen, während anderseits nur eine sehr
geringe Sehschärfe erforderlich ist, um eine freie Beweglichkeit in halbdunkler
Umgebung zu gestatten. Da ist, so meinen R und Z, es doch unwahrscheinlich,
dass von kleineren Variationen in der Lichtempfindlichkeit ein so weitgehender
Einfluss auf das Erkennungsvermögen zu erwarten ist, dass hierdurch schon
Klagen über Nachtblindheit gerechtfertigt wären. Der Einfluss künstlicher
Brechungsanomalien sowie der Pupillenweite auf die Dunkelsehscharfe wurde
ebenfalls experimentell geprüft und als erheblich gefunden. Hinsichtlich
der Möglichkeit eines Einflusses von Trübungen der brechenden Medien verweisen
die Verfasser auf die Ergeb’ isse von Koeppe. Sie sind auch der Ansicht,
dass die Alter-sklerose und zunehmende Gelbfärbung der Linse eine Abnahme
der Adaptationsfähigkeit veranlassen könnte, und dass somit das Alter eine
Rolle bei der Nacttblindeit spielt. Sie empfehlen eine Prüfung dieser Be-
ziehung (vom Ref. vor langerer Zeit bereits festgestellt und in der Berl. Ophth.
Ges. besprochen). Endiich kommt den Aufmerksamkeitsschwankungen bei
minimalsten Eindrücke. wahrscheinlich eine Bedeutung bei der Nachtblind-
heit zu (Untersuchungen von Wiesner).
Korff-Petersen (193) hat erneute Untersuchurgen über den Ein-
fluss der Beleuchtungsstärke auf die Sehschärfe und Lesege-
schwindigkeit besonders hinsichtlich der Beleuchtung der Schulklassen
angestellt unter Berücksichtigung des Umstandes, dass für gewöhnlich die
Litoraturbericht fiber das Jabr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde, VI
76 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Schulkinder sich in einem Zustand mittlerer Adaptation befinden. K. kommt zu
dem Ergebnis, dass die Forderungen der Praxis bei Schülerplätzen nicht
unter 25 MK weissen Lichtes herabgehen sollen, da dann subjektiv Licht-
mangel empfunden werde. Wünschenswert sei zweifellos eine grössere
Lichtmenge, die man auf etwa 50—60 MK annehmen kann, zumal von
anderer Seite (Broca und Sulzer) das Optimum der Beleuchtung für
rasche Formunterscheidung (Lesen) zwischen 40 und 90 MK festgestellt
worden ist. Für Tageslicht bietet die Beschaffung einer derartigen Licht-
menge keine Schwierigkeiten.
Über den Lichtsinn der Krebse veröffentlicht Hess (191a) neue
messende Untersuchungen, welche eine Reihe Irrtümmer, welche noch immer
von zoologischer Seite gehegt wurden, beseitigen. Im ganzen stehen nunmehr
für die Untersuchung 9 verschiedene Methoden zur Verfügung: die Verteilung
der Tiere in verschiedenfarbig durchstrahlten Behältern, ihre Augenbewegungen
bei Einwirkung verschiedenfarbiger Lichter und die von Hess gefundenen
Änderungen der Schwimmbewegungen bei plötzlicher Lichtstärkenabnabme
konnten mit spektralen Lichtern, farbigen Lichtfiltern sowie farbigen
Papieren untersucht werden. So liess sich die Helligkeitskurve im Nernst-
lichtspektrum für Daphnien mit nahezu der gleichen Genauigkeit feststellen,
wie für das Menschenauge. Aus den zahlreichen Einzelergebnissen sei be-
sonders betont, dass es sich aufs neue als vollkommen unrichtig erwiesen bat,
einen Farbensinn anzunehmen. Sowohl die Helligkeitskurven im Spektrum,
wie besonders das Fehlen des Purkinjeschen Phänomens ergaben volle
Übereinstimmung mit dem totalfarbenblinden Menschen. Bei Krebsen vor-
kommende Färbungen können demnach auch nicht als Schmuckfarben gedeutet
werden, Systematische Untersuchungen mit ultravioletten Strahlen ergaben
übrigens, dass auch solche bis zu einer Wellenlänge von 313 uw herab auf
das Cladocerenauge wirksam sind. Gewöhnliches Fensterglas hält von den auf
die Tiere wirkenden Strahlen noch soviel zurück, dass das Vorschieben und
Zurückziehen des Glases die Schwimmrichtung der Tiere umzukehren vermag.
Über das Gesichtsfeld und den Lichtsinn der Fische bringt
Hess (191b) neue Untersuchungen als Ergänzung zu seinen früheren Be-
obachtungen. Es ergab sich, dass das unokulare Gesichtsfeld der Fische
nach allen Richtungen hin beträchtlich grössere Ausdehnung hat, als das
des Menschen; es erstreckt sich nämlich in der Horizontalen wie aucb Vertikalen
über mehr als 180°. Das lässt sich sowohl subjektiv wie objektiv nach-
weisen. Die Annahme, dass die Fische die Wasserfläche nur unter einem
Winkel seben, bei welchem Totalreflexion des Lichtes auftritt, ist damit als
irrig erkannt. Das Zustandekommen dieser Gesichtsfeldausdehnung berubt
auf drei Faktoren: Dem Vortreten eines Segmentes der kugeligen Linse in
die vordere Kammer, dem Vorriicken der Netzhaut bis dicht an die Iris-
wurzel und der starken Zunahme des Brechungsindex von der Rinde zum
Kern der Linse. Infolgedessen vermögen die Fische auch senkrecht über
ihren Köpfen in einiger Entfernung befindliche Gegenstände mit beiden
Augen zu erkennen. — Die Anpassung der Körperoberfläche der Fische an
die Umgebung erfolgt in zweierlei Weise: einmal an das helle Himmelslicht
zum Schutze gegen von unten blickende Feinde in Gestalt des Silberglanzes
an den Flanken, zweitens die Anpassung an den dunklen Untergrund gegen
von oben blickende Gegner. Die Annahme, dass ein im Wasser schwebender
? VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 77
Organismus Licht von allen Seiten, auch von unten her, in gleicher Stärke
erhalte, konnte Hess mit Hilfe einer neuen photometrischen Methode wider-
legen. Der Lichtsinn bei den Süsswasserfischen wurde von Hess mit Hilfe
einer einfachen Vorrichtung unter Verwendung farbiger Papiere, sowie nach
seinem pupilloskopischen Verfahren erneut untersucht: es ergaben sich wieder
die gleichen Werte, wie beim totalfarbenblinden Menschen und insbesondere
auch dag Fehlen des Purkinjeschen Phänomens.
Vergleichende Untersuchungen über die Leistung der wichtigsten
Pigmentproben für die Farbensinnprüfung veröffentlicht Vier-
ling (197). Auf Grund seines grossen Untersuchungsmaterials kommt
er zu dem Schlusse, dass die Nagelschen Proben bei richtiger Anwendung
durchaus nicht schlechter abschneiden als die Stillingschen. Besonderen
Wert legt er auf die Prüfung mit der alten Tafel B 3 (rot und braun). V.
bringt eine Anzahl statistischer Tabellen aus seinem Material. Wenn man
als Hilfsproben die Stillingschen und Cohnschen Täfelchen berücksichtigt,
so besteht ein Bedürfnis nach neuen Pigmentproben nicht. Auch der Vier-
ling-Nagelsche Farbengleichungsapparat, der übrigens nicht für die Bahn-
ärzte bestimmt ist, hat sich weiterhin gut bewährt; es war nur in zwei Fällen
nicht möglich Gleichungen zu erhalten.
Bei einer Herderkrankung in der Sehstrahlung sah Mann (194) eine
Störung der optischen Lokalisationsfähigkeit. Die Funktionen
(Sehschärfe, Gesichtsfeld) waren im wesentlichen normal. Der Kranke konnte
aber nicht mehr unterscheiden, ob er eine Treppe oder ebenen Boden vor
sich hatte. Die Untersuchung ergab Vorbeigreifen nach der linken Seite.
Vorgebaltene Gegenstände wurden richtig erkannt, aber an Zahl falsch an-
gegeben. Beim Zeichnen einfacher Figuren traten charakterische Fehler auf,
so wurde beim Kreis nicht mehr die Linie in den Anfangspunkt zurückge-
führt usw. Zahlen, die untereinander geschrieben werden sollten, wurden
seitlich verschoben geschrieben, so dass sie nicht mehr addiert werden konnten.
Wenn er sich auf ein Sofa legen wollte, musste er sich erst durch Betasten
über dessen richtige Lage informieren. M. führt aus, dass es sich hier um eine
rein perzeptive Störung handelte, die nicht zu verwechseln sei mit den be-
kannten assoziativen Störungen, wie Orientierungsstérungen und Seelenblind-
heit. Die vorliegende Funktionsstörung darf auch nicht identifiziert werden
mit der gelegentlich beobachteten falschen Tiefenlokalisation, vielmehr war in
erster Linie die flachenhafte Projektion eine fehlerhafte. Mann möchte sie mit
dem Namen „Paropsie“ belegen. Andeutungen dieser Paropsie findet man
übrigens öfter bei Krankenberichten über Herdaffektionen in den hinteren
Gehirnabschnitten. Auch bei Flimmerskotom sind gelegentlich ähnliche
Beobachtungen gemacht worden. Wahrscheinlich handelte es sich um eine
Leitungsstörung der optischen Bahnen, nicht um eine kortikale Herder-
krankung.
Best (190) weist darauf hin, dass diese Störungen bei Kriegsverletzten
öfter beobachtet und von ihm und Poppelreuter ausführlich besprochen
wurden. Er betont, dass die Unmöglichkeit des Zählens von Gegen-
ständen mit dem Auge, die optische Zählstörung, damit zwar nur in
lockerem Zusammenhange steht, aber bei den höchstgradigen Störungen der
optischen Richtungslokalisation nie zu fehlen scheint. Da ein Verlust der
optischen Lokalisation das Lesen von vornherein unmöglich macht, ist Alexie
vI*
<
78 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde:
immer mit ihr verbunden, wo hingegen das Schreiben in der Regel nicht
erheblich beeinträchtigt ist, wenn nicht eine taktile Raumsinnstörung binzu-
tritt. Best hält die von Mann angenommene Lokalisation der Störung
in der Sehbahn für unwahrscheinlich und spricht sich für besondere kortikale
Rindenfelder für die Lokalisation der Sehrichtung aus. Denn das Symptom
findet sich besonders bei Verletzungen, welche natürlich zunächst die Rinde
treffen, während sie bei Erkrankungsherden seltener sind. Auch physiologi-
sche Gründe würden für eine Rindenlokalisation sprechen. Best glaubt
überhaupt, dass eine Gesichtsempfindung nicht an die Kalkarinaerregung
allein gebunden ist, sondern dass dabei mehr oder weniger ausgedehnte
Erregungen des ganzen Hınterhauptlappens eine Rolle spielen.
Eine ähnliche Beobachtung — Störung der Raumwahrnehmung —
wird auch von v. Weizsäcker (198) bei Erkrankungen des Vestibularis-
apparates mitgeteilt. Bei einem Kranken mit Meniéreschen Anfällen und
linksseitiger Vestibulariserkrankung fanden sich Verzerrungen des Gesichts-
feldes im Sinne einer Schiefstellung der vertikalen Koordinate zur Transversalen.
Dementsprechend erschienen Quadrate wie Rhomben. Infolge einer schein-
baren Neigung aller lotrechten und wagrechten Linien schien dauernd der
ganze Sehraum dem Kranken verzerrt und geneigt. W. erklärt die Er-
scheinung in einer Störung u. a. der vestibular vermittelten Wahrnehmung
der Sehvorrichtung. Untersuchungen des haptischen Raumsinnes ergaben
ausser linksseitigem Vorbeizeigen auch geringere und daher selbständige
Störungen des Lokalisierens im äusseren Raume und auf der Körperoberfläche.
Zade (199) teilt die Gesichtsfeldskotome ein in endogene (bei organi-
schen Augenerkrankungen) und ektogene, die Blendungsskotome. Im
Gegensatz zu den bei Blendung bekannten Skotomen, welche durch starke
Lichtquellen hervorgerufen werden und meist schnell verschwinden, beobachtete
Z. bekanntlich bei Fliegern Ringskotome, welche durch diffuses Licht be-
dingt werden, und die monatelang bestehen bleiben können. Andere Symptome,
besonders Hemeralopie, fehlen. Die Sehstörung kommt nicht nur bei den
Fliegern selbst, sondern auch bei den Fliegerabwehrabteilungen vor, sowie
bei Mannschaften von Fernsprechabteilungen, welche als Störungssucher tätig
sind. Über das Wesen der Skotome lassen sich nur Vermutungen äussern;
vielleicht bestehen Beziehungen zum anatomischen Verlauf der Sehnerven-
fasern in der Retina.
VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion.
Ref.: Köllner.
*200) Fuchs, E.s Anatomischer Befund bei angeborener Myopie. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. 62. Bd. S. 559.
*201) Henker: Lehrversuche zur Erläuterung der verschiedenen Fehl-
sichtigkeiten. Zeitschr. f. Ophthalm. Optik. VII. S. 25.
202) Raefler: Über die Korrektion Schwachsichtiger durch Fernrohr-
brillen und Fernrohrlupen. Dissert. Jena.
Zur Erläuterung des Sirahlenganges bei den verschiedenen
Ametropien beschreibt Henker (201) einfache Lehrversushe, bei denen
er auf einer optischen Bank vor die Lichtquelle eine Scheibe mit einem Seh-
IX. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 79
zeichen setzt, die Strahlen durch eine Konvexlinse parallel macht und das
ametropische Auge durch Linsen und einen Auffangeschirm in der jedesmal
erforderlichen Entfernung voneinander andeutet.
Den anatomischen Befund bei zwei Fällen angeborener
Myopie bringt Fuchs (200). Im ersten Falle (10jähriger Knabe) betrug
die sagittale Achse 25 mm, was etwa einer Myopie von 13 D entsprechen
würde. Die Sklera war im hinteren Abschnitt 0,55—0,6 mm dick gegenüber
0,9 (Foveagegend) und 0,94 (temporale Papillenwand) bei gleichaltrigen
Normalen. Der Skleralkanal mass an der engsten Stelle 2,2 mm im Durch-
messer gegenüber durchschnittlich 1,5 bei normalen Erwachsenen. Der
Zwischenscheidenraum war ringsherum, bes. temporal, erweitert. Beim Durch-
tritt durch den Skleralkanal hatte der Sehnerv an der temporalen Seite
eine kleine kropfartige Anschwellung, welche in die Aderhaut hineinging.
F. bält sie nicht für das Ergebnis einer Zerrung sondern für eine ange-
borene Anomalie. Aderhaut und Netzhaut erwiesen sich als normal. Die
Dehnung betraf demnach, wie die Verdünnung der Sklera und die Ver-
ziehung des Sehnervenkopfes beweist, in der Tat vorwiegend den hinteren
Bulbusabschnitt. Die angeborenen Anomalien (grosses Skleralloch, die kropf-
förmige Ausbuchtung) sprechen für eine fehlerhafte Anlage des hinteren
Skleralabschnittes. Der zweite Fall betrifft einen 44 jährigen Mann. In der
Makulagegend wurden ophthalmoskopisch weisse Herdchen, am Sehnerven ein
Konus festgestellt. Der Sagittaldurchmesser betrug 32,5 mm, der äquatoriale
26 mm. Die Lage der Muskelinsertionen ergab, dass auch die vordere Hälfte
des Bulbus etwas vergrössert war. Die Dicke der Sklera betrug am Sehnerven
0,3—0,4 mm, in der Foveagegend 0,18 mm. Der Sehnerv war senkrecht in
die Sklera eingepflanzt, der Skleralkanal nach der temporalen Seite verzogen.
Auch bier fand sich an der temporalen Seite eine Ausstülpung des Sehnerven
in die Aderhaut, die im horizontalen Meridian begann und im vertikalen
endete. Ihre grösste Länge betrug bis 1 mm. Die Ausstülpung war nach
vorn noch von der Choriokapillaris bedeckt (durch Skizzen erläutert), Die
Netzhaut zeigte in ihrer ganzen Ausdehnung Abnahme ihrer Gewebselemente.
Das Pigmentepithel war überall in der Nachbarschaft der Papille niedriger,
die Kerne oft abgeflacht, die Pigmentierung gering. Den beiden Fällen sind
also folgende Züge gemeinsam: 1. Der Langbau, vorwiegend durch Dehnung
des hinteren, z. T. auch des vorderen Abschnittes entstanden, 2. die im Ver-
hältnis zur Dehnung geringfügige Verziehung des Sklerakanals, 3. die für
die Myopie unerwartet gute Beschaffenheit der Aderhaut, 4. die Gegenwart
angeborener Anomalien (der grössere Durchmesser und die Ausstülpung des
Sehnervenkopfes, im ersteren Fall ausserdem der vom Sebnerven weit ab-
stehende Ansatz der Duralscheide, im zweiten Fall noch ein frühes Aufhéren
des Neuroepithels mit Umschlagung nach hinten sowie Rosettenbildung).
Möglicherweise hat die primäre Störung in zu grosser Weite des Augen-
blasenstieles bestanden, infolge deren eine mangelhaite Entwickelung des
Mesoderms stattfand.
IX. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen.
Ref.: Köllner.
*203) Bielschowsky: Konvergenz. und Akkomodationskrampf. Ärztlicher
Verein Marburg. 19. I. 19.
80 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*204) Kleijn de und Magnus: Kleinhirn, Hirnstamm und Labyrinth-
reflexe. Münch. med. Wochenschr. Nr. 20. S. 523.
205) Kyrle und Gatscher: Störungen der Augenbewegungen bei Lues.
Gesellschaft der Ärzte in Wien. 2. V. 19.
206) Rosza: Periodisch exazerbierende Okulomotoriuslähmung. Wiener
klin. Wochenschr. Nr.13. (Typische Migräneanfälle, welche mit der Okulomotorias-
läbmung einhergingen, bei einem 20 jährigen Manne.)
207) v. Sohlern: Uber eine eigenartige, fieberhafte Erkrankung mit
Doppeltsehen (zerebrale Lokalisation der Grippe?) Med. Klinik Nr. 22. S. 585.
(S. Ref. Nr. 170.)
*208) Velhagen: Abduzenslähmung bei Nephritis mit Sektionsbefund.
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 22. S. 602.
*2)9) Wodak: Über die Verwendbarkeit des durch die Bäränysche
Lärmtrommel erregten Lidreflexes zur Diagnose der Simulation. Monats-
schrift f. Ohrenheilk. und Larnygo-Rhinologie 1919. Heft 1.
Nach Wodak (209) ist der durch die Bäränysche Lärmtrommel
erregte Lidreflex zur. Diagnose der Simulation von Taubheit nicht ver-
wendbar, denn wahrscheinlich handelt es sich um gar keinen Akustikus-
Fazialisreflex, sondern es spielt hier wohl der Trigeminus, eventuell auch
noch andere Faktoren die Hauptrolle. Der Reflex ist bei Obrgesunden immer
auslösbar; es gibt aber auch völlig Taube, welche den Reflex zeigen. Bei
115 Ohrkranken war er nur 12mal nicht vorbanden.
DeKleijn und Magnus(204) haben an Katzen und Kaninchen Unter-
suchungen über die Labyrinthreflexe nach Kleinbirnexstirpation
vorgenommen. Nach vollständiger Abtrennung des Kleinhirns samt der
Kleinhirnkerne zeigten sich sämtliche Labyrinthreflexe und Labyrinthreaktionen,
welche der Vollständigkeit wegen in der Arbeit nochmals aufgezählt werden,
sowie auch die Folgezustände nach einseitiger Labyrinthexstirpation unver-
ändert erhalten. Daraus ergibt sich, dass die Zentren sämtlicher Labyrinth-
reflexe im Hirnstamm liegen müssen, und dass die Bahnen nicht über das
Kleinhirn gehen können. In Versuchen, bei denen der Hirnstamm in ver-
schiedener Höhe quer durchtrennt worden war, stellte sich heraus, dass die
Zentren für die Labyrinthreflexe im wesentlichen in drei Gruppen angeordnet
sind: a) Nach einem Frontalschnitt dicht vor dem Eintritt der Nn. octavi in
die Oblongata sind erhalten: die Kopfdrehreaktionen, die tenischen Reflexe
auf die Körpermuskeln und die nach einseitiger VIII-Durchschneidung auf-
tretende Kopfdrehung und -Wendung, wahrscheinlich auch der dabei aufıretende
Tonusverlust der gleichseitigen Extremitäten. b) Nach Frontalschnitt vor
den Augenmuskelkernen sind erhalten: sämtliche Augendrehreaktionen, die
kalorischen Augenreaktionen, die kompensatorischen Augenstellungen und die
Augenabweichung nach einseitiger VIII-Durchschneidung. Auch für das
Zustandekommen der schnellen Phase des Augennystagmus sind keine böberen
Hirnteile erforderlich, als Oblongata und Mittelhirn. c) Die Zentren für die
Labyrinthstellreflexe liegen zusammen mit den Zentren für die übrigen Stell-
reflexe im Mittelhirn, Damit ist bewiesen, dass das Kleinhirn auf der einen
Seite und die Zentren im Hirnstamme auf der anderen Seite getrennte Zentren
bilden und getrennt funktionieren. Die in der physiologischen Literatur roch
immer verbreiteten Anschauungen, dass das Kleinbirn das Zentralorgan für
X, Lider. 81
die Labyrinthe bildet, sind damit widerlegt. Ausfihrliche Mitteilungen der
Versuche soll in Pflügers Archiv erfolgen.
Bei einem Soldaten sah Bielschowsky (203) infolge Verwundung
das typische Bild der Parese beider Senker des linken Auges. Der
Patient gab auf Befragen an, dass ihn die anfänglich bestehende vertikale
Diplopie zu krampfhaften Bemühungen veranlaast hat, die Doppelbilder zu
beseitigen. Er vollführte infolgedessen Konvergenz und Akkommodationsan-
strengungen, und es entwickelte sich schliesslich als „Neurose“ ein Konver-
genz- und Akkommodationskrampf mit Miosis und Scheinmyopie
verbunden mit linksseitiger spastischer Ptosis. Verordnung eines Mattglases
und die dadurch bedingte Beseitigung des störenden Doppelbildes führte in
24 Stunden Heilung der Neurose herbei. B. bespricht im Anschluss daran
noch die Möglichkeiten der operativen Beseitigung der vertikalen Diplopie
infolge der Senkerparese.
Bei einer Nephritis sah Velhagen (208) in den letzten Tagen vor
dem Exitus eine linksseitige Abduzenslähmung auftreten (ausserdem be-
stand Retinitis albuminurica). Anatomisch fand sich in der Höhe der linken
Eminentia abducentis in der Pons, 9 mm von der Ventrikeloberfläche und
3 mm von der Raphe entfernt ein Aneurysma dissecans eines kleinen Blut-
gefasses. An dem Gefäss konnte man nur Endothel und Adventitia unter-
scheiden. Die Stelle der Ruptur war deutlich sichtbar. Die Fasern des Ab-
duzens konnten bis in die Nähe des Herdes verfolgt werden. Am Kern
selbst waren keine Veränderungen nachweisbar.
X. Lider.
Ref.: Schlippe.
*210) Alexowski: Eine Kombination italienischer Plastik mit der
Wölflerschen Transplantation von Schleimhaut zum Ersatz eines Unterlid-
defektes. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. S. 626.
*211) Lexer: Wimpernersatz durch freie Transplantation behaarter
Haut. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. S. 486.
Bei einem 20Ojährigen Kranken, der an Xeroderma pigm. litt, musste
Alexowski (210) nach Entfernung eines Lidtumors den Defekt
durch Plastik decken. Er bildete zu diesem Zweck zuerst einen grösseren
Hautlappen auf der Brustseite. Diesen Lappen vergrösserte und unterminierte er
in mehreren Sitzungen. Unter den Lappen nähte er Wangenschleimhaut;
nach Anheilung an den Brustlappen wurde der letztere an seinem unteren
Ende abgeschnitten und an die Lidwunde angenäht. — Die Ernährung des
Lappens fand durch die Hautbrücke von der Brust her statt. Nach An-
heilung des Schleimhautlappens an Stelle des fehlenden Lides wird die Ver-
bindung mit der Brust getrennt und die Brustwunde gedeckt. — Eine Nach-
untersuchung nach 4 Jahren zeigte, dass der Effekt der Operation sehr
günstig war.
Lexer (211) gibt folgendes Verfahren für den Wimpernersatz
durch freie Transplantation an: 2 mm tiefer Einschnitt in den wim-
perlosen Lidrand; 4 feine Haltefäden ziehen die Wundränder auseinander;
Blutstillung durch Tupfer, die mit warmer NaCl-Lösung getränkt sind.
Ausschneiden eines 2 mm breiten halbmondförmigen Hautläppchens aus der
82 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
behaarten Haut des Nackens. Bei der Schnittführung zur Entnahme des
Läppchens ist zu beachten, dass die Haarwurzeln nicht amputiert werden.
Einlegung des Läppchens in die Lidwunde und Schluss der 4 Haltefäden.
Die Wunde wird mit Blattsilber gedeckt. Nach 2—3 Wochen wachsen die
Haare, nach 6 Wochen kann man sie geradlinig schneiden und den Wimpern
durch Verband und Einsalben die gewünschte Richtung geben.
XI. Tränenorgane.
Ref.: Schlippe.
*212) Rauch. Zur Beurteilung der Tränenwegerkrankungen nach
pbotographischen Aufnahmen. Deutsche med. Wochenschr. 1919. S. 669.
*213) Reiche: Zur Lehre von der Mikuliczschen Krankheit. Med. Kinik.
1819. S. 479. /
Rauch (212) zeigt, dass sich im Röntgenbild durch Spülung des
Tränenapparates mit Wismutlösung Tränensackfisteln darstellen
lassen.
Reiche (213) beobachtete einen Fall von Mikuliczscher
Krankheit, die sicher keine Krankheit sui generis ist, sondern eine Ver-
wandtschaft hat zu dem sogenannten pseudo leukämischen Symptomen komplex.
Bei dem 14jährigen gut entwickelten Mädchen waren ausser den typischen
Drüsenschwellungen am Kopf noch deutliche Schwellungen am Hals in der
Achselhéble und in der Inguino- femoral -Gegend nachweisbar. Das
Röntgenbild zeigte Drüsenpakete am Hilus. Milz und Leber waren ver-
grössert. Im Urinzentrifugat wurden Zylinder, Epithelien und Leuko-
cyten gefunden. Nach 12 Bestrahlungen innerhalb 12 Tagen verschwand
die Schwellung der Speicheldrüsen. Bald darauf starb das Mädchen an
fieberhaftem Lungenödem. Der Fall zeigt viele Analogien zu einer von van
Duyse veröffentlichten Beobachtung. Auffallend war das Blutbild. Es
wurden vereinzelte Erythroblasten und Myelozyten gefunden. Es bestand
Leukopenie; unter den weissen Zellen überwogen die Lymphozyten. Sie
betrugen an einem Tag 91°/o der Gesamtmenge der weisen Blutkörperchen.
Aus diesem Blutbild lässt sich kein besonderer Rückschluss auf die Natur
der Tumoren machen. Manches erinnert an Pseudoleukämie. Auffallend
war die am 20. Krankheitstag einsetzende Verschlechterung des Blutbildes:
der Hämoglobingehalt sank von 75°/o auf 63°/o, die Zahl der Erythrozyten
von 3120000 auf 1612000. Sicher war hierfür nicht die Röntgenbestrahlung.
sondern die an und für sich fortschreitende Affektion veranıwortlich zu
machen. Sehr guten Erfolg hatten die Bestrahlungen auf die Speicheldrüsen,
die daraufhin deutlich kleiner wurden.
XII. Orbita (nebst Exophthalmus), Nebenhöhlen.
Ref.: Schlippe. i
*214) Bielschowsky: Exophthalmus puisans traumaticus. Münch. med.
Wochenschr. 1919. S. 700.
*215) Ceelen: Melanosarkom der Orbita (Lebermetastase.) Med. Klinik.
1919. S. 371.
*216) Coenen: Pulsierender Exophthalmus nach Schädelbasisfraktur
mit Sektionsbefund. Inaug.-Dissert. Leipzig 1919.
XIII. Bindehaut. 83
Bei dem von Bielschowsky (214) mitgeteilten Fall, einem 13 jährigen
Jungeu entwickelte sich 4 Wochen nach einer Heugabelverletzung
des Unterlides Exophthalmus mit den charakteristischen Symptomen.
Da nach Fingerkompression der Karotis die Erscheinungen verschwanden,
wurde dem Kranken eine Pelotte zum Abklemmen mitgegeben. Patient
trug sie 8 Wochen lang. Bei der folgenden Untersuchung wurde eine Zu-
nahme des Exophthalmus und eine völlige Lähmung des Lateralis festge-
stellt. Sehschärfe und Gesichtsfeld waren normal. Exophthalmus und Läh-
mung der Abduzens stehen mit der Heugabelverletzung in Zusammenhang. —
Sicher wurde durch die Zinke eine geringe Verletzung der Karotis im Sinus
cavernosus hervorgerufen, dafür spricht auch die isolierte Beteiligung des Ab-
duzens, der im Gegensatz zu den anderen Augennerven frei durch den
Sinus cavernosus verläuft. — Die Prognose des Falles ist ungünstig, das ein-
zige in Betracht kommende Heilverfahren wird die Ligatur der Karotis bleiben.
Ceelen (215) berichtet über einen Fall von Melanosarkom, der
als Metastase eines vor 7 Jahren operierten Melanosarkoms anzusprechen
ist. Interessant war, dass die Mutter des Patienten die gleiche E-krankung
am Auge hatte und 9 Jahre später an Lebermetastase starb. — Der Tumor
im Leib wurde zuerst für eine Wanderniere gehalten. Bei der Sektion zeigte
sich makroskopisch nur die Leber stark verändert, mikroskopisch waren da-
gegen die Kapillaren fast aller Organe (Pankreas, Herz, Lunge) mit metastatischen
Zellen stark angefüllt.
Coenen (216) beschreibt einen typischen Fall von pulsierendem
Exophthalmus nach Schädelbasisfraktur. Anfänglich waren nur
Zeichen einer Basisfraktur vorhanden, erst langsam entwickelte sich der
Exophthalmus, der alle charakteristischen Symptome darbot. Die Sektion
bestätigte die Diagnose. Zum Schluss der Arbeit erörtert Coenen noch
die Entschädigungsfrage.
XIII. Bindehaut.
Ref.: Horovitz.
*217) Blatt: Schutzfenster bei Massenbehandlung von Trachom. Wiener
klin. Wochenschr. 1919. Nr. 12. S. 313.
218) Höeg: Corpora aliena in der Übergangsfalte der Konjunktiva.
Ophthalm. Gesellsch. in Kopenhagen. Sitzungsbericht 9. Mai 18. (Klin. Monatsbl f.
Augenheilk. Bd. 62.S. 848.) (Weist darauf hin, dass solche leicht übersehen werden.)
219) Löwenstein: Derzeitiger Stand der Trachomitiologie. Wiener
klin. Wochenschr. 1918. (cf. Referat Nr. 81 dieses Jahrgangs.) |
*220) Luithlen: Abortive Chemotherapie akuter Ophthalmoblennorrhöen.
Bemerkungen zur Arbeit von P. von Szily und Stransky in Nr. 2 der Münch.
med. Wochenschr. Münch. med. Wochenschr. Nr. 16. S 447.
*221) Stargardt: Über die „Einschlusskonjunktivitis". Niederrhein. Ges.
f. Natur- und Heilkunde in Bonn, 13. !. 19. (Ref. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 15.
S. 424).
*222) Telavivi-Salzmann: Das Trachom in Palästina. Dissert. Berlin 1919.
v. Szily und Stransky hatten in einer Veröffentlichung „Abor-
tive Chemotherapie akuter Ophthalmoblennorrboen“ über günstige
Beeinflussung von Augenblennorrhoe durch intramuskuläre und subkutane
84 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Einspritzung von 30°/oiger Kochsalz ~- 1°/oiger Chlorkalziumlösung, also
über eine Methode unspezifischer Abortion, berichtet. (cf. Referat Nr. 83 dieses
Jahrganges). Luithlen (220) erklärt auf Grund klinischer und experimen-
teller Arbeiten diese merkwürdige Heilwirkung folgendermassen: Auf die Ein-
verleibung der stark hypertonischen Kochsalzlösung reagiert das Gewebe mit
starker Entzündung, es kommt zu Gewebszerfall (unter den 5 mit Glutaeal-
infiltration (Abszess) verlaufenden Fällen von v. Szily und Stransky ge-
hörten 4 zu den abortiv beinflussten). Durch Aufsaugung des Infiltrats
gelangen in Kreislauf und Stoffwechsel kolloidale Substanzen, die — wie
frühere Untersuchungen ergeben haben — entzündliche Vorgänge günstig beein-
flussen, einerlei ob man artfremdes, arteigenes oder auch körpereigenes Eiweiss dem
Organismus parenteral einverleibt. Auch besteht kein Unterschied, ob man
dem Organismus Eiweisskörper, also kolloidale Substanzen wie Serum, Protein,
Milch oder Bakteriengemische (Vakzine), zuführt, oder ob man in ibm durch
Kochsalz- oder etwa 20°/oige Terpentinölinjektion entzündliche Herde mit
Gewebszerfall hervorruft, demzufolge Eiweisskörper parenteral resorbiert
werden. Luithlen spricht die Überzeugung aus, dass die unspezifische
Behandlung mit Proteinen (artfremdes Eiweiss z. B. bei Milchinjektionen),
mit Terpentinöl und konzentrirter Salzlösung (Aufeaugung von körpereigenem
Zerfallseiweiss aus den Entzündungsherden, das im Organismus als blutfremdes
Eiweiss wirkt und den Stoffwechsel ähnlich wie körperfremdes und artfremdes
Eiweiss beeinflussen wird) die spezifische Vakzinetherapie nicht wird ver-
drängen oder ersetzen können.
Stargardt (221), der über den jetzigen Stand unserer Kennt-
nisse der Einschlusskonjunktivitis berichtet, demonstriert Präparate
mit typischen Einschlussbefunden.
Blatt (217) hat zur Massenbehandlung von Trachom sich ein
Schutzfenster konstruiert, mit Hilfe dessen er stundenlang Patienten unter-
suchen und behandeln kann. Das Schutzfenster, das ausser vor Infektion
auch gegen den Fötor aus Mund und Nase schützt, ist nach folgender Form
gebaut: Etwa 1 m hohes Holzgestell mit stabiler Basis, darauf ein viereckiger
mit Fensterglas ausgefüllter Holzrahmen mit den Massen 43X29 cm. Die
sämtlichen Holzteile werden zweckmässig mattschwarz gestrichen. Die Dimen-
sionen des Fensters können natürlich auch beliebig grösser oder kleiner
gewählt werden, das Fenster kann auch verschiebbar gemacht werden. Zur
Behandlung steht das Schutzfenster zwischen Arzt und Patient, seine Basis
zwischen den Füssen des Arztes. Zweckmässig wird die dem Patienten zu-
gekehrte Seite bezeichnet. Nach jedesmaliger Benutzung ist das Schutzfenster
mit Sublimatlösung zu reinigen.
Aus dem über die Verbreitung des Trachoms in Palästina
zugänglichen statistischen Material folgert Telavivi-Salzmann (222), dass
Palästina zwischen Ägypten und Russland eine Mittelstellung einnimmt, dass
das Trachom dort eine Kinderkrankheit ist und dass die Mehrzahl der Tra-
chomkranken sich bereits im Kindesalter infiziert. Der Schwerpunkt der
Trachombekämpfung muss daher in einem Schutz der Kinder vor Ansteckung
liegen. Nach dem allerdings nur sehr dürftig vorliegenden bakteriologischen
Material scheint der Pneumokokkus, der offenbar die kalten den warmen
Ländern vorzieht, in Palästina wenig vorzukommen, während der Haupterreger
der akuten Konjunktivitis der Koch-Weekssche Bazillus, der der Con-
XIV. Hornhaut und Lederhaut. 85
junctivitis chronica der Diplobazillus ist. Die Conjunctivitis gonorrhoica ist
in Palästina endemisch, dagegen kommt Gonorrhoe der Harnröhre selten vor.
XIV. Hornhaut und Lederhaut,
Ref.: Horovitz.
* 223) Bentzen: Optochinbehandlung des Ulcus corneae serpens, Ophthalm.
Ges. in Kopenhagen. Sitzungsbericht 9. Mai 18. (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd.
62. S. 648.)
*224) Hoeg: Tuberkulöse parenchymatöse Keratitis. behandelt mit
Tuberkulin. Ophthalm. Ges. in Kopenhagen. Sitzungsbericht 9. Mai 18. (Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 647.)
#295) Lowenstein: Über ein neues Verfahren zur Operation partieller
Staphylome der Hornhaut. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 62. S. 620.
(cf. Referat Nr. 89 dieses Jahrgangs). i
*226) Müller: Ein Fall von Transplantation der Hornhaut. Wiener
med. Ges. 24. I. 19. (Ref. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 14. S. 392.)
*227) Peters: Ein pathologisch-anatomisch untersuchter Fall von
Keratokonus. Arztl. Demonstrationsabend Rostock 27. II. 19. (Ref. Med. Klinik
Nr. 20. S. 497.
Bentzen (223) folgert aus seiner Statistik über 28 Fälle, dass die
Optochinbehandlung des Ulcus corneae serpens bessere Resultate
gibt als die anderen Behandlungsmetboden, und zwar besonders bezüglich
der Sehschirfe. Nach Abschluss der Behandlung betrug die Sehkraft
6/6— 9/4 in 35°/o, °/24 bis Fingerzählen in 32°/o seiner Fälle, während Blind-
heit in 32°/o der Fälle die Folge der Erkrankung blieb.
Bei dem Fall von Hoeg (224) handelt es sich um ein 20Ojähriges .
Mädchen mit parenchymatöser Keratitis, auf Tuberkulin reagierend.
Unter Bebandlung mit Alttuberkulin trat fortschreitende Besserung ein.
Bei Besprechung des pathologisch -anatomischen Befundes
eines Falles von Keratokonus (Unregelmässigkeiten der Bowmanschen
Membran und des Epithels in der Nähe des Hornhautzentrums) wirft Peters
(227) die Frage auf, ob diese Veränderungen beim Keratokonus (und Hydroph-
thalmus) vielleicht aus einer abnormen Abschnürung des Linsenbläschens
zu erklären sind, wie sie Peters und Wirths für die angeborenen Trübungen
und Staphylome der Hornhaut annehmen. Auch die Einlagerung amorpher
Zellen und Konkremente, welche beim Keratokonus und Hydrophthalmus
kongenitus beschrieben worden sind, sowie die als Hämosiderinkörnchen auf-
gefassten Massen, welche vor allem von Fleischer im Hornhautscheitel
als Substrat des braunen Ringes beim Keratokonus gefunden wurden, würden
sich mit der Annahme einer Entwickelungsstörung im Sinne einer febler-
haften Abschnürung des Linsenbläschen vereinigen lassen. Es spricht nicht
gegen diese Auffassung, dass die in der Anlage vorhandene Störung erst
im Pubertätsalter wirksam wird.
Bei dem von Müller (226) vorgestellten Patienten mit Hornhaut-
transplantation war von der Hornhaut eines wegen absoluten Glaukoms
zu enukleierenden Auges ein Stück von 3 mm im Durchmesser in die ent-
sprechende Lücke des leukomatösen Auges implantiert worden. Der Kranke
kann bei einem Visus von 5/60 grobe Arbeit verrichten und sogar gröberen
Druck lesen.
£6 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
XV. Iris (Pupille).
Ref.: Junius.
*228) Adam: Die Bedeutung der Pupillenphänomene für den Ver-
sicherungsarzt. Blatt f. Vertrauensärzte d. Lebensversicherung. 1918. H. 6. u. 7.
Ref. Münch. med. Wochenschr. 1919 Nr 23.
*229) Franz Franke: a Snatonang nach Grippe. Münch. med. Wochen-
schrift 1919. Nr. 28.
*230) Kempner: Pupillenstarre im hysterischen Anfall. Neurol. Zen-
tralbl. 1919. Nr. 7
*231) Lowenstein: Traumatische Pupillenstarre. Verein Deutscher Ärzte
in Prag, Sitzung vom 11. 4. 19. Münch. med. Wochenschr. 1919. Nr. 24.
*232) Rados: Über spontane Iriszysten und traumatische Skleralzysten
v. Graefes Arch. f. Ophthalm. 99. 2/3. 1919.
*233) Stromayer: Refl. Pupillenstarre und Westphalsches Zeichen als
Anlageanomalie, Sitzung der Med. Ges. Jena. R-f. Med. Klinik. 1919. Nr. 22.
*234) Velhagen: Eine gliomähnliche Geschwulst des Corpus ciliare.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 62. 1919.
Adam (228) bespricht die Bedeutung der Pupillenphänomene
vom Standpunkt des Versicherungsarztes. Unter Betonung des
Unterschiedes zwischen Lichtreaktion und Konvergenzreaktion und zwischen
reflektorischer Pupillenstarre (Lichtstarre) und absoluter Pupillenstarre (Verbin-
ung der Lichtstarre mit gleichzeitiger Aufhebung der Konvergenzreaktion) wird
diediagnostische Bedeutungder Pupillenstarre erörtert mit dem Ur-
teil: 1. Kandidaten mit reflektorischer Pupillenstarre sind auch bei Fehlen sonstiger
Symptome zur Aufnahme in eine Lebensversicherung abzulehnen. 2. Kandı-
daten mit absoluter Pupillenstarre können unter Berücksichtigung einer ge-
naueren neurologischen und ophthalmologischen Untersuchung event. ander:
beurteilt werden.
Franz Franke (229) berichtet über folgenden Fall: Während
einer Grippe mit Lungenentzündung und Erscheinungen von
Enkephalomyelitis (Langsame, skandierende Sprache, er-
loschenes Erinnerungsvermögen der letzten Vergangenheit.
keine Meningitis) wurde beieiner 29jährigen Kranken (Dienst-
magd) Entrundung, Ungleichheit und Reaktionslosigkeit der
Pupillen beobachtet. Nach drei Monaten waren die Pupillen noch
immer ungleich und entrundet, die Reaktion noch nicht prompt geworden.
Lues lag nicht vor, desgleichen keine Nervenerkrankung, auch nicht in der
Vergangenheit, doch Anfälle von Bewusstlosigkeit und Krämpfen in der
Jugend, die nicht epileptisch waren und sich nach einem grossen Schreck
(Überfahrenwerden) verloren hatten. Grippe wird als Ursache der
Erscheinung angenommen.
Alfons Kempner (230) weist darauf hin, dass die Pupillenstarre
im hysterischen Anfall zwar nachgewiesen ist, dgl. die Mydriasis, aber
doch zu den Seltenheiten gehört. Uns fehlt die Kenntnis der Häufigkeit
ihres Vorkommens und eine einwandfreie Erklärung. Verf. beobachtete
folgenden Fall: Ein 21jähriger Soldat, der aus nervengesunder Familie
stammte, war seit der Kindheit leicht erregbar und schreckhaft. Während
eines Heimaturlaubes fiel er vom Heuschober, 5 m tief herab, war angeblich
XV. Iris (Pupille). 87
hiernach 1/4 Stunde bewusstlos. Keine äusseren Verletzungen. Seit dem
Unfall Zittern des ganzen Körpers, das sich auch später bei Erregungen
noch immer einstellte. Ein viertel Jahr nach dem Unfall wurde Patient
einer Nervenstation überwiesen. Jedesmal, wenn er genauer neurologisch
untersucht werden sollte (am 3. 10. 18, am 18. 10. 18, am 25. 10. 18),
trat sehr starkes Körperzittern auf, das in einen typischen hysterischen
Anfall überging. Während zweier Anfälle etwa 20 Minuten, waren die
Pupillen bei schlechter Tagesbeleuchtung maximal erweitert, während sie vor-
her normal weit waren. Die Lichtreaktion schien erloschen (Beleuchtung mit
elektrischer Taschenlampe), Mit Nachlassen des Anfalles kebrte die Licht-
reaktion zunächst unsicher, dann deutlich wieder. Die Diagnose Hysterie
schien gesichert. Epilepsie war nicht anzunehmen. Auffällig war, dass
die vorher gleichweiten Pupillen sich im Anfall ungleichmässig er-
weiterten. Die Erscheinungen wurden von zwei Beobachtern gemacht.
Pupillendifferenz im hysterischen Anfall ist bisher noch nicht
beschrieben. Sympathikusreizung wird als Ursache der Pupillenerweiterung
angenommen. Die Annahme wird dadurch unterstützt, dass Patient bei den
Krampfanfällen den Kopf weit nach hinten schleuderte. (Ein ähnlicher Fall
ist von Bumke beschrieben). Für die Pupillenungleichheit wäre Sympathikus-
reizung als Ursache nur dann genügend, wenn man verschieden starke Reiz-
barkeit beider Sympathci annehmen könnte. Verf. glaubt, dass beim hysteri-
schen Anfall nicht nur der Sympathikus, sondern, ähnlich wie bei der Epi-
lepsie, auch die Hirnrinde in Reizzustand gerät — beide Gehirnhälften viel-
leicht nicht in gleichem Masse,
Der von Löwenstein (231) beschriebene Fall von traumati-
scher Pupillenstarre betrifft ein Mädchen, das nach einer Kopfver-
letzung linksseitige Miose(11/2 mm), linksseitige reflektorische Pupillenstarre und
myotonische Konvergenzreaktion aufwies. Die Akkommodation war verlang-
samt (bis 25 Sekunden); es bestand auch verlangsamte Entspannung der
Akkommodation. Da neurologisch weiter kein positiver Befund vorbanden
war, wurde ein kleiner Blutungsherd angenommen. Zur Erklärung nimmt
Verf. Bumkes Auffassung an, nach der bei reflektorischer Pupillenstarre die
Endverzweigungen der zentripetalen Fasern und ihre Endaufsplitterungen um
die Sphinkterzellen relativ degeneriert seien — in diesem Fall durch eine
Bluwng. Bei der Enge des betreffenden Gebiets ist es wahrscheinlich, dass
auch die Sphinkterzellen gereizt sein müssen (init der Folge der Miosis).
Durch die Blutung ist aber auch eine Schädigung der Kernzellen wahrschein-
lich, daher myotonischer Charakter der Konvergenzreaktion. Der ange-
nommene Herd scheint den vorliegenden Fall zu erklären. Ob die spinale
Miosis, die bekanntlich viele Jahre bestehen kann, auch als Reizungssymp-
tom anzusehen ist, bleibt unentschieden.
Rados (232) teilt auf Grund anatomischer Untersuchung den Befund
von zwei spontanen Iriszysten, einer Skleralzyste von noch nicht
beschriebener Grösse nach Hornhautgeschwür und einer Epithelimplanta-
tion in der Vorderkammer nach Staroperation mit. In den beiden
ersten Fällen von spontaner Iriszyste handelt es sich um einen 35,
bzw. 36jährigen Kranken. Nur beim letzteren ist angegeben, dass er seit
10 Jahren bemerkte, „dass etwas am Auge wuchs“. In beiden Fällen lag
eine kongenitale Zyste im mesodermalen Teil der Iris vor. Dieselben
88 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
werden meist im Jugendalter, selten, wie in diesen Fällen, im vorgerückteren
Alter bemerkt. Angeboren — aus der Fötalzeit — ist wohl nur die Vor-
bedingung zur Entwickelung dieser Bildungen in späterer Zeit ohne Ein-
wirkung eines Traumas. Beide Zysten lagen nahe dem Pupillarrande und
waren in den vorderen Irisschichten eingebettet, also nur von schmaler Iris-
schicht bedeckt, während an Bildung der hinteren Wand beinahe die ganze
Regenbogenhaut sich beteiligte. Im zweiten Fall war eine ausgesprochene
homogene Basalmembran zwischen Irisstroma und Zystenepithel vorhanden.
Die Wandbekleidung bestand aus typischen Epithelzellen. Unter Verwertung
‘der bekannten Literatur wird die Frage des Zustandekommen der Bildungen
besprochen. Für die Deutung mancher Einzelheiten scheint R. die Auf-
fassung von Juselius berechtigt zu sein, deren Ausgangspunkt war: „Es
gibt in der Iris epitheliale Bildungen, die vom Ektoderm aus-
gegangen sind und die bei der embryonalen Entwickelung
eine Reihe untereinander verschiedener Veränderungen durch-
machen“. Die traumatische Skleralzyste war bei einem 23 jährigen
Manne nach skrofulöser Hornhautentzündung im Kindesalter entstanden.
Das Geschwür war durchgebrochen, Skleralstaphylom und Buphthalmus ent-
standen. Nähere Untersuchung nach Enukleation des Auges ergab, dass
dem phtisischen Bulbus ein Hohlraum, grösser als der Augenapfel, angelagert
war: die Zyste. Der Ausgangspunkt für Einwuchern des Epithels und alle
späteren Veränderungen wird in der Eröffnung der Bulbuskapsel gesehen,
die sich langsam schloss, verzögert durch Vorfall der Iris. Anhangsweise
wird über Implantation von Epithel bei einer 60jährigen Kranken
nach gelungener Staroperation berichtet, die dadurch interessant ist, dass der
klinische Befund an dieses Vorkommnis kaum denken liess. Trotz Operation
mit Bindehautlappen war Epitheleinwucherung erfolgt, wohl infolge längeren
Klaffens der Wundränder. Einklemmung von Iris oder Kapselzipfeln fehlte.
R. weist darauf hin, dass das nicht ganz seltene Glaukom nach Staropera-
tionen bei Fehlen schwerer iritischer Heilungskomplikationen durch ganz
rudimentäre, stehengebliebene Epithelimplantation bedingt sein kann. Die
klinischen Erscheinungen. können dabei geringfügig sein.
Stromayer (233) berichtet über Fälle mit reflektorischer
Pupillenstarre und Westphalschem Zeichen als Anlageano-
malie. Über ein Schwesternpaar mit doppelseitiger reflektorischer
Pupillenstarre und doppelseitigem Fehlen der Kniephänomene
wurde von ihm bereits vor zwölf Jahren berichtet. Damals wurde familiäre
tabiscĦe Erkrankung auf hereditär-degenerativer Grundlage angenommen. Da
in der Zwischenzeit der Befund bei beiden Frauen durchaus unverändert und
Wassermann sche Reaktion negativ geblieben ist, so wird jetzt eine tabische
Erkrankung ausgeschlossen und für die Areflexie eine seltene familiäre An-
lageanomalie als Ursache angenommen. Die Fälle werden in Parallele zu
den angeborenen Beweglichkeitsdefekten, respektive Kernaplasien im Bereich
der Hirnnerven, gesetzt.
Velhagen (234) beschreibt eine gliomähnliche Geschwulst
(Neuroepithelioma gliomatosum syringomyeloides des Corpus
ciliare) mit anatomischem Untersuchungsbefund. Fuchs hat vier aus der
Literatur bekannte Fälle (von Lagrange, Emanuel, Vorhoeff, Kuthe
und Ginsberg) als gleichartig zusammengefasst und als „Geschwülste
XVI. Linse. 89
mit der Struktur embryonaler Netzhaut bezeichnet. (Diktyome.)
Leber hat die gleichen Fälle im neuen Grafe-Sämisch im Anschluss
an das typische Glioma retinae unter der Bezeichnung: Das Gliom oder
Neuroepitheliom des Ziliarteils der Netzhaut abgehandelt. Der
Fall von Velhagen betraf ein einjähriges Kind, dessen linkes Auge „von
Geburt an anders gewesen war als das rechte“. Gut entwickeltes Kind.
Keine sonstige Augenkrankheit in der Familie. Das Auge wurde entfernt,
weil schmerzhaftes Glaukom bestand. Ausserdem bestand Staphyloma inter-
calare. Vordere Kammer war aufgehoben, die Pupille von weisslicher Mem-
bran ausgefüllt. Kein rotes Licht vom Augenhintergrunde. Amaurose. Bei
der anatomischen Untersuchung wurde ein haselnussgrosser Tumor von weiss-
licher Farbe, harter Beschaffenheit, knolliger Oberfläche gefunden, der mit
der Linse verwachsen war, unzweifelhaft aber vom Corpus ciliare ausging,
von dem #/s von Tumormassen erfasst waren. Retina war gänzlich abgelöst
und in einen Trichter verwandelt, dessen unregelmässig gefaltete Wand z. T.
in die Geschwulst überging. Mikroskopisch fielen zwei Gewebsarten im
Tumor auf: Epitheliale Elemente, vielfach in Form von epithe-
lialen Zellbändern in Guirlanden- oder Rosettenform (Wintersteiner),
ferner neugebildetes Gliagewebe in Form feinster, stark lichtbrechen-
der Fasern. Die durch die Zellbänder hervorgerufenen Bildungen sind keine
Drüsenbildungen, „Drüsenkarzinome“, wie Lagrange meint, sondern flächen-
hafte Membranen. Neurogliawucherung innerhalb des Tumors ist bisher
nur von Vorhoeff gefunden, mit dessen Beschreibung der neue Fall viel
Ähnliches hat.
XVI. Linse.
Ref.: Junius.
*235) Gallus: Gibt es eine diabetische Cataract? Deutsche med. Wochen-
schrift 1919. 24.
*236) Vogt: Die Diagnose der Cataracta complicata bei Verwendung
der Gullstrandschen Spaltlampe. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 62. 1919.
*237) Vogt: Das Farbenschillern des hinteren Linsenbildes. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. 62. 1919.
Gallus (235) stellt die Frage: Gibt es eine Cataracta dia-
betica? und beantwortet sie mit: nein. Die Stoffwechselerkrankung als
solche ist ätiologisch nicht für die bei Diabetes zweifellos häufige Katarakt-
bildung verantwortlich zu machen. Festzustellen ist aber, dass Diabetiker
häufiger als andere Personen im höheren Alter an Star erkranken, und dass
bei Frauen eine besondere Neigung zu Starbildung vorliegt. Zusammenhang
mit Basedowerkrankung bei Frauen ist geprüft, aber verneint, Auffällig
war bei 80°/o diabetischer und nicht diabetischer kataraktöser Frauen, dass
ungewöhnlich frühzeitige Cessatio mensium stattfand. (Daher
Versuch mit Darreichung von Ovarialpräparaten). Hereditäre Momente spielen
gewiss eine Rolle in dem Sinne, dass minderwertige Anlage oder verminderte
Lebensdauer der Linse vererbt wird. Untersucht wurde ein Material von
609 jahrelang augenärztlich beobachteter Diabetiker (41V Männer, 199 Frauen).
Die Katarakt ist mit rund 1/3 der Fälle die häufigste Augenerkraukung der
Diabetiker. Katarakt vor dem 50. Lebensjahre ist selten, ganz selten
bei den schwerverlaufenden Fällen von Diabetes bei jugendlichen Per-
90 Bericht über die Leistungen und Fortschritte dor Augenheilkunde.
sonen, auch wenn retrobulbäre Neuritis als Zeichen toxischer Schädigung des
Sehnerven vorhanden ist. Die Form der diabetischen Katarakt ist
von der senilen Katarakt zuweilen, aber makroskopisch nicht grundsätz-
lich verschieden. Es gibt keine durchaus charakteristische Form der dia-
betischen Katarakt. (Geprüft auf Grund eines Materials von 1089 Nicht-
diabetikern.) Aufhellung der Trübung der Linse durch antidiabetische Mass-
nahmen wurde nicht beobachtet. Katarakt findet sich bei allen Formen
des Diabetes, ohne dass irgendwelche Beziehungen zwischen der Schwere des
Allgemeinleidens und Form oder Verlauf der Starbildung erkennbar sind.
Vogt (236) verbreitet sich über die Diagnose der Cataracta
complicata bei Verwendung der Gullstrandschen Spaltlampe.
Diese Starform ist bisher klinisch und anatomisch noch ungenügend abge-
grenzt. Nach Verf. ist charakteristisch: Beginn am hinteren Pol, subkapsu-
lär und in der hinteren oberflächlichen Rinde. Ausbreitung einerseits gleich
zu Beginn in sagitaler Richtung, d. h. quer durch die Rinde und anderer-
seits in der Richtung der hinteren Nähte, Sprungweises Übertreten auf die
axiale hintere Kernrindengrenze, später auf die axiale hintere Embryonal-
kerngrenze. Aus der Art der Ausbreitung ergibt sich der Eindruck, dass
irgend eine Schädlichkeit im Bereich des hinteren Pols von der Kapsel her
das Gewebe diffus angreift, das axiale Gebiet aı schwersten treffend. Auch
die Struktur der trüben Partie ist charakteristisch. Die Katarakt beginnt
mit Farbenschillern und feinsten Trübungen im Polbereich. Die fortge-
schrittene Trübung erinnert an Tuffstein (Vakuolenbildung). Nirgends be-
steht scharfe Abgrenzung gegen die gesunde Linse. Überall sind dichte
Trübungen von weniger dichten umhüllt, die einen wolkigen Übergang in
die gesunde Substanz vermitteln. Erst sekundär und spät erkranken auch
andere Teile der Linse, vor allem axiale subkapsuläre Partien und der
embryonale Kern. Sehr schleichender Verlauf. Sehr selten Totalkatarakt.
Unterscheidungsmerkmale der senilen Katarakt von der
Cataracta complicata: 1. Bei hinterer schalenförmiger Cataracta senilis
sind gleichzeitig mehr oder weniger starke anderweitige senile Linsentrübungen
vorhanden, besonders in der aquatorialen Rindenzone. 2. Der periphere Ab-
schnitt ist gegenüber dem äquatorialen bevorzugt. 3. Die hintere senile
Katarakt zeigt, auch wenn sie die ganze hintere Linsenfläche einnimmt,
axial in keiner Weise eine besondere Verdickung. 4. Die schalenförmige
senile Katarakt ist gegen klare Rindensubstanz scharf, nicht durch wolkige
Übergänge abgegrenzt. Es fehlen ihr ferner die getrübten Speichen, die
zur Rosettenform führen. Die beiden Starformen sind immer unterscheidbar.
Die rosettenförmige traumatische hintere Kortikalkatarakt
ist ebenfalls von hinterer seniler und von der komplizierten Kata-
rakt zu differenzieren. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass
die traumatische hintere Rosettenkatarakt als vollkommen
gleichmässig flächenhafte Trübung geringster Schichtdicke
sich dicht unter der Kapsel ausbreitet — und zwar nur dort —
den Fasern und Nähten folgend. Dadurch entsteht eine aufs feinste
gefiederte und gefranste Rosette eigener Art, die sich gegen die vor ihr
liegende Rinde klar scharf abgrenzt. (Im Spaltlampenlicht gelbe Farbe und
glimmerartiger Glanz.)
Vogt (237) weist nach, dass das hintere Linsenbild ein Farben-
schillern zeigen kann. Der Erscheinung kommt pathologische und dia-
XVII. Aderhaut und Glaskörper. 91
gnostische Bedeutung zu. Sie ist nur bei Spaltlampenuntersuchungen sicht-
bar, während das vom Verf. früher beschriebene Schillern des -vorderen
Linsenchagrins schon bei seitlicher Beleuchtung zu erblicken ist. Weitere
Unterschiede zwischen vorderem und hinterem Linsenschillern sind: Hinteres
Linsenschillern „tritt nur im Bereich des hinteren Pols und seiner nächsten
Umgebung auf (Farbenschillern des vorderen Chagrins auch in der
Peripherie). Auch das optische Verhalten des hinteren Linsenschillerns ist
ein besonderes. Die Farben sind gesättigter, lichtstärker und man sieht
neben rot und grün auch alle anderen Farben des Spektrums. (Beim vorderen
Linsenschillern nur rot und grün). Es ist als eine Interferenzerschei-
nung aufzufassen, wie die Farben „dünner Blättchen“. Klinisch ist das
hintere Schillern als Frühsymptom der Cataracta complicata
(Cataracta polaris) zu finden, also fast regelmässig bei lange bestehender
Amotio retinae, chronischer Iridochorioiditis, Glaucoma absolutum, Retinitis
pigment., Glaskörperdegeneration verschiedener Ursache, auch bei degenera-
tiver Myopie. Bei unkomplizierter seniler Katarakt ist es selten und nur
andeutungsweise vorhanden. Bei traumatischer Cataract ist es noch nicht
nachgewiesen. Ein Zusammenhang zwischen Farbenschillern des hinteren
und des vorderen Bildes ist bisher nicht festgestellt.
XVII. Aderhaut und Glaskörper.
Ref.: Kümmell.
*238) Ceelen: Uber Spätmetastasenbildung eines melanotischen Ader-
hautsarkoms in der Leber. Verein f. innere Med. u. Kinderheilk. Berlin 24. 111.19.
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 21. S. 589.
*239) Fuchs: Zur pathologischen Anatomie der Glaskörperblutungen.
v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 99. S. 202.
Fuchs (239) untersucht die anatomischen Veränderungen, wie sie sich
bei Glaskörperblutungen der verschiedensten Entstehung finden. Das Blut
kann sich leicht in die vorgebildeten Räume ergiessen, z. B. in den postlenti-
kulären, sowie in den Orbikularraum. Ferner finden sich Blutungen zwischen
Netzhaut und Gl. Blutungen in die Grenzschichten des Gl. sind selten, da
ihre dichtere Beschaffenheit dem Eindringen Widerstand entgegensetzt. Die
Anordnung des Blutes ist oft von grosser Regelmässigkeit; tritt es in
den Glaskörperkern ein, so bildet sich oft eine schalenförmige Anordnung.
An der Glaskörperbasis ist das Blut oft fächerförmig verteilt. Im Innern
des Gl. ist die Anordnung nur selten regelmässig, auch hier kann der Erguss
in schon vorher bestehende Hohlräume erfolgen, z. B. den Glaskörperkanal,
oder in Hohlräume, die durch Erweichung oder Zertriimmerung des Gerüstes
entstanden sind. Das regellos ergossene Blut des Kerns kann in kleineren
Mengen Tropfenform annehmen, die sich gegenseitig abplatten kann. Die
oft regelmässige Anordnung der Blutungen lässt sich durch nur fasrige Bauart
des Glaskörpers nicht erklären, hier muss man Membranen annehmen, was
sich auch an geeigneten Präparaten erkennen lässt. Die Anordnung des
Glaskörpers ist wohl derart, dass von der Glaskörperbasis Lamellen fächer-
förmig nach vorn strahlen, ebenso nach hinten und der Mitte, die vordersten
Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. VII
92 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
und hintersten schliessen sich zur Grenzschicht zusammen, die auf die
vordersten folgenden bilden einen konvexen Bogen nach vorn, die hinteren
nach hinten; nach dem Kern zu wird der Verlauf immer flacher.
Das ergossene Blut gerinnt meist nicht. Die roten Blutkörperchen sind
entweder gleichmässig in dem im Präparat feinkörnig geronnenen Plasma
verteilt, oder dieses ist zu Tropfen angeordnet, oft ganz frei von jenen. Die
Form der R. ist oft normal, ebenso sieht man Geldrollebildung, Glocken-.
Napf- und Stechapfelformen. Entgegengesetzt gibt es auch Quellungszustände.
Hämolyse ist nicht selten, so dass sich Blutschatten bilden. Das ausgetretene
Hämoglobin kann niedergeschlagen werden, oder sich auflösen, so dass das
Kammerwasser sich rot färbt. Die Farbe der Iris wird ebenfalls dadurch
geändert. Ferner können die R. agglutinieren. Die weissen Blutzellen sind
in älteren Ergüssen meist verschwunden, man findet in frischeren gelegentlich
Leukozyten an der Oberfläche der Blutung, die teils aus dieser selbst stammen,
oder auch chemotaktisch von den nächsten Gefässen herbeigelockt sind.
Fibrin scheidet sich als Netzwerk aus. Zwischen den Bluterguss verstreut
finden sich oft blutfarbstoffhaltige Körnchen, die jedoch auch im angrenzenden
Glaskörper sind, oder an beiden Orten. Sie entstehen meist wohl durch
Zerfall von R. Auch bei durchbluteten Hornhäuten sind diese Körnchen
vorhanden, sie sind jedoch hier regelmässig, während sie im Gl. unregel-
mässig gross sind. — Der Gl. reagiert in keiner Weise auf Blut oder dessen
Abkömmlinge, das tun nur die inneren Augenhaute. So nehmen Lympho-
zyten bei ihrem Durchgang durch das Ziliarepithel Pigment auf, ebenso
wandern die Pigmentepithelien selbst in den Gl. und die Iris aus. Ausser-
dem treten Phagozyten auf, die rote Blutkörperchen oder deren Zerfallspro-
dukte, also auch Pigmentkörperchen enthalten, diese sind unregelmässig und
geben die Eisenreaktion. Die Phagozyten können schon frühzeitig (nach drei
Tagen) vorhanden sein, vom 6. Tage an können sie Pigment führen. Die
Menge ist wechselnd und hängt von verschiedenen Umständen ab. In
älteren Blutungen kann eine bindegewebige Umwandlung eintreten.
Ceelen (238) berichtete über Spätmetastasenbildung eines
melanotischen Aderhautsarkoms in der Leber. Das Auge war
7 Jahre vorher entfernt, in der Zwischenzeit war der Mann vollständig ge-
sund geblieben. Er bekam dann Erscheinungen einer Lebergeschwulst, die
den Tod herbeiführte.e Die Leber war riesengross infolge Durchsetzung mit
schwarzen Geschwulstmassen. Die Mutter des Befallenen hatte ebenfalls im
Alter von 30 Jahren ein Aderhautsarkom, dem 9 Jahre später Metastasen-
bildung in der Leber folgte. Mikroskopisch zeigte sich ausserdem noch
in anderen Organen (besonders Pankreas, Herz usw.) Embolie von Geschwulst-
zellen, während die Teile makroskopisch gesund erschienen.
- XIX, Glaukom.
Ref.: Kümmell.
*240) Beckert, G.: Erfahrungen mit der Elliotschen Trepanation beim
primären Glaukom. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 62. Bd. 1919.
*241) Fuchs, FE.: Myopie und Glankom. Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk.
62. Bd. 1919.
XIX. Glaukom. 93
24l a) Gilbert: Notiz über Miliaraneurysmen der Netzhaut bei Glauc.
absol. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 74. s. Abschn. Netzhaut.
*242) Streiff, J.: Beobachtungen und Gedanken zum Heterochromie-
Problem und über Sympathikus-Glaukom. Klim Monatsbl. f. Aùgenheilk. 62.
Bd. 1919.
Beckert (24C) berichtet aus der Frankfurter Univ.-Augenklinik
(Schnaudigel) über die Erfahrungen mit der Elliotschen Tre-
panation beim primären Glaukom. Der Eingriff wurde 131 mal
an 117 Augen ausgeführt, 10 mal musste eine 2., 2mal sogar eine 3. Tre-
. panation angeschlossen werden. Vor dem Eingriff wird erst durch energische
Anwendung von Eserin der Druck soweit wie möglich herabgesetzt. Benutzt
wurde der Trepan von 1,5 mm Dm., falls ein Loch nicht genügte, wurde
daneben ein 2. (Smal), sogar ein 3. (3 mal) angelegt. Der Zwischenraum
zwischen den [Löchern wurde zuweilen noch durchtrennt. Die Iris wurde
nur ausgeschnitten, wenn sie vorfiel. — Blutung in die VK war häufig,
Synechien traten hin und wieder ein, einmal blieb die VK wochenlang auf-
gehoben, es bildete sich Star. Spätinfektion trat einmal ein, und zwar nach
2 Jahren. Die Gefahren hierdurch schätzt B. geringer ein als Meller.
Nur 27 konnten länger als 1 Jahr beobachtet werden, es handelte sich da-
bei um 36 Augen, 11 mit entzündlichem, 25 mit einfachem Glaukon.
28 Augen behielten dauernd guten Druck, bei 4 anderen war er besser als vor-
her. Die Sehschärfe wurde in 29 Fällen erhalten oder gebessert (11 gebessert),
nur 2 mal trat im Anschluss an die Operation eine Verschlechterung auf.
®
Beim Zusammentreffen von hochgradiger Kurzsichtigkeit mit
Glaukom beobachtete Fuchs (241) im anatomischen Präparat eine schiefe
Einpflanzung des Sehnerven, der tief ausgehöhlt ist. Diese Aushöhlung ist
dadurch bemerkenswert, dass sie auf der Schläfenseite auch die Lederhaut
einbezieht, die einer dort gelegenen Aderhautatrophie von fast Papillenbreite
entspricht. Der Grund der Aushöhlung besteht also aus 3 Teilen, nasen-
wärts ist die Siebplatte, die mit der sagittalen Ebene einen Winkel von 25°
bildet, der mittlere Teil entspricht dem Dach des Zwischenscheidenraums,
ebenfalls um 45° gegen die Sagittalebene geneigt, während der temporale Teil
aus der ganzen Dicke der Lederhaut besteht und etwa in die Richtung der
genannten Ebene fällt und dadurch mit der übrigen Lederhaut etwa einen
rechten Winkel bildet.
Beobachtungen und Gedanken zum Heterochromie-Pro-
blem und über Sympathikus-Glaukom bringt Streiff (242). Es
gibt eine angeborene, unkompliziert bleibende Heterochromie, die aus Ver-
erbung väterlicher und mütterlicher Augenfarben zu erklären ist. Dabei
kann selten Linsentrübung auftreten, bedingt durch Hypoplasie der Pigment-
bildner und der Gefässhaut der Linse. Die meist später auftretenden Be-
schläge können nicht auf Zyklitis zurückgeführt werden, ebensowenig der
Star; sondern beide müssen als Ausdruck der gleichen Schädigung aufge-
fasst werden, nämlich auf vasomotorische Veränderungen infolge von Ent-
wicklungstörungen, wofür auch das Auftreten von Missbildungen spricht.
Auch bei partieller Heterochromie finden sich oft angeborene Störungen,
Astigmatismus, nasale Gefässteilung, markhaltige Fasern usw. Öfter wurde
Sympathikusparese auf der helleren Seite festgestellt, meist bei den Fällen
VII*
94 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augeuheilkuude.
angeborener unkomplizierter Heterochromie. — In seltenen Fällen kann
Glaukom auftreten, das St. als Sympathikusglaukom auffasst. Ein ent-
sprechender Fall wird’ eingehend geschildert. Er verharrte 37 Jahre lang
im Prodromalstadium und blieb einseitig. Zusammenhang mit Migräne und
Gemütserregungen. Schwitzen auf der Seite des Glaukomauges, Pupille nur
während des Anfalls oder kurz nachher erweitert. Lidspalte dagegen später
dauernd etwas erweitert. Erst nach 30 Jahren bildete sich Entfärbung der
Iris aus, die aber auf. die Sympathikusparese zurückgeführt wird. In der
Literatur ist die Komplikation nur in wenigen Fällen beschrieben.
XX. Netzhaut.
Ref.: Lohmann.
*243) Koeppe: Die Mikroskopie des lebenden Augenhintergrundes im
fokalen Licht der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. 3. Mitteilung Die
pathologische Histologie der lebenden Netzhaut bei der Embolie der Zen-
tralarterie unter besonderer Berücksichtigung der Streitfrage einer intra- |
vitalen Gelbfärbung der Macula. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 99. H. 1
*244) Koeppe: Dasselbe. 4. Mitteilung. Das histologische Verhalten des
lebenden Augenhintergrundes bei der Thrombose der Zentralvene sowie der
Stauungspapille. Ebenda Heft 2/8.
*245) Oloff: Beitrag zur Tuberkulose des Sehnerven. Zwei Fälle von
typischem einseitigem Verschluss der Zentralgefiisse. Med. Ges. Kiel. Med.
Klinik. Nr. 14. ,
Koeppe(244) bespricht das Verhalten der Thrombose der Zentral-
venen zusammen mit dem der Stauungspapille, wie es sich im fokalen Lichte der
Gullstrand schen Nernstspaltlampedarstellt. Bei der Thrombose fand K. an der
Papille eine ödematöse Aufquellung und Blutungen, die gewissermassen da:
Negativ der Interfaszikulärräume darstellen. Die Lymphgefässe waren erweitert
und hatten die Nervenfasernbündel auseinandergedrangt. An der Limitans
zeigten sich Veränderungen in Form von Fältelungen dieser Membran bezw.
der obersten Netzhautschicht. Auch in der Netzhaut konnte Koeppe eine
ödematöse Schwellung und hämorrhagische Infiltration des gesamten Netz-
hautgewebes nachweisen, ferner Blutungen der interfaszikulären Saftlücken.
Das infiltrierte Gewebe erschien gelbrot. Daneben waren grauweisse Herde
zu sehen, die als ganglioform verdickte Nervenfasern (Türk) gedeutet werden.
In der Makula sah Koeppe Herde oder diffus bämorrhagische Infiltrationen.
Einmal fand sich eine Lochbildung, die zunächst aus drei Kreisflächen
bestand; sie zeigte gegenüber einer beschriebenen traumatischen Lochbildung
gewisse Besonderheiten, indem das retinale Pigment mit ergriffen war. —
Physiologisch zieht Koeppe aus seinen Befunden den Schluss, dass intra-
vital in der Netzhaut ein interfaszikuläres Saftliickensystem existiere.
K oeppe (243) hat mit fokaler Beleuchtung der Gullstrandschen Nernst-
spaltlampe bei besonderer Untersuchungstechnik in 3 Fällen von Embolie
der Zentralarterie einen perifovealen Bezirk von »prachtvoll goldgelb bis
goldgrüner Ockerfarbe« gefunden. Da bei der Möglichkeit der engumschrie-
benen Beleuchtung das » Fenster« der (kirschroten) Makula gleichzeitig dunkel zu
halten war, so sei die Haupteinwendung Gullstrands umgangen, die dieser
in der Streitfrage um die Gelbfärbung der Makula Dimmer und Vogt
XXI. Sehnerv und Leitungsbahnen. 95
gegenüber erhoben habe. Koeppe hält seine Beobachtungen für geeignet,
die berührte Streitfrage zu lösen. Nach seiner Meinung lassen sich patho-
logische Ursachen der yon ihm gesehenen Gelbfärbung ausschliessen, die
mit dem Nachlassen der weisslichen Trübung der Netzhaut auch verschwand. —
Ausserdem fand Koeppe in den vorderen Schichten der Netzhaut der Foven
(und Makula) Cholestearinkristalle und Zystchen, die er als postembolische
Netzhautvakuolen deutet. Auch Faltenbildungen der Limitans interna liessen
sich nachweisen, die ihre Entstehung der sich wieder zusammenziehenden
Netzhaut nach ihrer Ausdehnung durch die embolische Trübung verdankten.
Die Papilla nervi optici selbst erschien im frischen Fall in bezug auf das
Gewebe aufgequollen und undurchsichtiger als normal. Die perivaskuläre
Lympbscheide um den Embolus erschien getrübt, exsudativ ähnlich aufge-
quollen und verbreitet, was späterhin wieder völlig verschwand.
In Oloffs (245) Behandlung kamen 2 gesund aussehende jugendliche
Seeleute, die plötzlich im Dienst einseitig erblindeten, ohne dass eine der
bekannten Ursachen festzustellen war. Monatelang aufgenommenem Organ-
befunde verliefen negativ. Eine probatorische, subkutane Einspritzung von
Alttuberkulin deckte durch die positive Reaktion die tuberkulöse Ätiologie
auf. Nach der 2. bezw. 3. Injektion gingen die Krankbeitserscheinungen so
weit zurück, dass beide Kranken mit einer mässigen Atrophie der Sehnerven-
papille und fast regelrechtem Sehvermögen als dienstfähig entlassen werden
konnten. l
XXI. Sehnerv und Leitungsbahnen.
Ref.: Lohmann.
*246) Borchardt u. Brückner : Geschwulstbildung an der Hirnbasis mit
Kinwucherung in die Sehnerven. Arch. f. Ophthalm. 99. Heft 2/3.
*247) Koeppe: Die Mikroskopie des lebenden Angenhintergrundes im
fokalen Licht der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. 4. Mitteilung. Das
histologische Verhalten des lebenden Augenhintergrundes bei der Throm-
bose der Zentralvene, sowie der Stauungspapille. Ebenda.
*248) Szymanowsky: Zur Frage der retrobulbären Neuritis bei Kriegs-
teilnehmern. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Maiheft.
Koeppe (247) hat das Verhalten der feineren Einzelheiten bei
Stauungspapille im fokalen Lichte der Gullstrandschen Nernstspalt-
lampe studiert. Während des ersten Stadiums sei die Limitans über dem
Gefässtrichter durch Flüssigkeitansammlung abgehoben; die Lymphscheiden
seien ampullenartig erweitert; die Erweiterung greife deutlich über die Grenze
der Papille hinaus. Diese initialen Symptome seien am Gullstandschen
Ophthalmoskop nicht sichtbar; daher erklärten sich die gegenseitigen Angaben
Behrs. Im entzündlichen Stadium, das nach Schieck als toxische Ent-
zündung infolge Gewebszerfalles gedeutet wird, trüben sich die Lymphscheiden
und ihr Inhalt. Fernerhin seien im Umkreis der Papille solitäre erweiterte
Lymphgefässe zu sehen; es finden sich ausserdem ödematöse Erweiterung
des interfaszikulären Saftlückensystems, dann Fältelungen der Limitans
und Blutungen auf und neben der Papille. Diese wie bei der Thrombose
der Zentralvene vorkommenden Einzelheiten wiesen auf eine ähnliche Ent-
stehungsbedingung, nämlich auf eine Lymphstauung. Überhaupt sprächen die
96 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
ganzen Erhebungen im Sinne der Schieckschen Anschauungeu. Bei dem
atrophischen Stadium findet sich ein Zurücktreten des Nervengewebes und
eine unregelmässige Einlagerung von Glia. Interessant und bemerkenswert
sind differentialdiagnostische Einzelheiten bei Pseudoneuritis und Stauungs-
papille; im ersten Fall entsprächen den Pseudoeinscheidungen der Gefässe
weisse Gliaanlagen der Wandungen. Die Wandungen seien undurchsichtiger,
aber nicht undeutlicher strukturiert; auch liege die Limitans interna fest an.
Szymanowsky (248) berichtet über 4 Fälle von unkomplizierter
Optikuserkrankung (retrobulbäre Neuritis), bei der sich ätiologisch
keine der gewöhnlichen Ursachen auffinden liess. Gegen Tabak liess sich
anführen, dass ein Patient gar nicht, die anderen sehr wenig (2 Zigarren,
2 Zigaretten pro die) rauchten; auch war das Skotom rund und nicht oval.
Gegen eine retrobulbäre hereditäre Neuritis sprach das relativ jugendliche
Alter der Patienten; auch ergab die Familienanamnese keinen Anhaltspunkt.
Mebhrfache neurologische Untersuchungen sprachen nicht für multiple Sklerose,
wie auch Augenmuskelstörungen durchweg fehlten. Desgleichen wurden
Nebenhöhlenerkrankungen ausgeschlossen: die Wassermannsche Reaktion
war negativ. So glaubt Verfasser eine „Erkältungsursache“ annehmen zu
können namentlich in Hinsicht auf die grossen Strapazen und Märsche, den
häufigen Witterungswechsel, woraus Durchnässungen und Entbehrungen sich
ergaben, die eine gewisse Prädisposition für die Erkrankung geschaffen hätten.
Borchardt und Brückner (246) berichten über eine 43 jährige
Frau, die seit Jahren an gelegentlichen Kopfschmerzen litt, die plötzlich
heftiger wurden. Es trat eine Sehstörung des rechten Auges ein, die auf
das linke überging. Dazu traten: Trigeminussymptoine, linksseitige periphere
Fazialislähmung, doppelseitige Abduzensparese, rechtsseitige Okulomotorius-
parese. Ferner kamen Symptome gesteigerten Hirndruckes und psychische Be-
gleiterscheinungen binzu. Es trat zunächst rechts und dann auch links Stauungs-
papille auf, ferner rechtsseitige Keratitis neuroparalytica. Die klinische Diagnose
lautete auf Hirnlues; Die Sektion ergab einen Tumor, dessen besondere
Beschaffenheit mehr für Sarkom als Gliom sprach. Beide Optikusquerschnitte
waren bei der Hirnherausnahme innerhalb der Scheide von Tumor umwachsen.
Das Chiasma erschien frei; die Geschwulst ist in der Umgebung der Ein-
trittsstelle der Optici in die Dura halskrausenförmig auf der Innenfläche
der Dura und nach hinten und medial flächenförmig entlang gewuchert.
Weiter nach hinten finden sich entsprechend dem Sinus cavernosus die
Tumormassen reichlich entwickelt; rechts mehr als links. Sie schienen nicht
untereinander verbunden. Durch einen Stiel setzte rechte der Tumor sich
auf die seitliche Partie der Brücke über. Auf dem Horizontalschnitt war
das linke Vorderhorn nahezu vollkommen durch einen Tumor von Walnuss-
grösse ausgefüllt. — Einzigartig war die schwere Beteiligung der Optici an
dem Tumor, der in die Orbita eingebrochen und in den Optikus bis zum
Auge gewuchert war. Rechts hatte die Geschwulst die Retina von ihrer
Insertionsstelle am Pigmentepithel abgedrängt und war in den subretinalen
Raum eingewuchert. — Da der Tumor zunächst ausserhalb des Gehirns lag,
wird durch diese Lokalisation die Beteiligung der zahlreichen Hirnnerven
verständlich. Die Sehstörung war nicht die Folge des Hirndrucks, sondern
direkte Nervenläsion. Die genaueren Einzelheiten der Obduktion erklären
die Möglichkeit, ja Notwendigkeit der Fehldiagnose.
XXII. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper . 97
XXII. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten.
Ref.: Filbry.
*249) Colden: Direkte Läsion des Optikus durch Granatsplitter. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 20. S. 558.
*250) Eisler: Fremdkörper der Orbita mit Erblindung. Münch. med.
Wochenschr. Nr. 23. S. 636.
*251) Klauber: Der Magnet in seiner Verwendung zur Erkennung und
Entfernung intraokularer Eisensplitter. Med. Klinik Nr. 14. S. 336.
*252) Lundsgaard: Ein Fall von subkonjunktivaler Skleralruptur,
traumatischer Linsenluxation und totaler Aniridie. Klin. Monatsbl. f. Augen-.
heilk. Mai. S. 645.
253) Rados: Über spontane Iriszysten und traumatische Skleralzysten.
Arch. f. Ophthalm. Bd. 99. S. 152. S. Ref. Nr. 232.
*254) Saenger: Ein Fall von dauernder zerebraler Erblindung nach
Hinterhauptsverletzung. Neurolog. Zentralbl. Nr. 7
*255) Sidler-Huguenin: Zur Frage des tranmatischen Herpes corneae.
Korrespondenz-Blatt f. Schweizer Ärzte Nr. 17. (Ref. Münch. med. Wochenschr.
Nr. 24. S. 667.)
256) Thoma: Über einen Fall von doppelter Perforation durch Eisen-
splitter mit hämatogener Siderosis des Bulbus. Dissert. Jena.
*257) Wätzold: Lehren des Krieges für den Augenarzt als Gutachter.
Vossius’ Abhandlungen X. Heft 4:5.
*258) Zimmermann: Angenverletzungen durch Explosion von Spreng-
kapseln. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 23. S. 541.
Von grosser Wichtigkeit für die Gutachtertatigxeit erscheint die Stellung,
die Sidler-Huguenin (255) in der Frage des traumatischen Herpes
corneae einnimmt. Auf Grund zahlreicher klinischer Beobachtungen, von
Resultaten aus Tierversuchen und Ergebnissen pathologisch - anatomischer
Untersuchungen glaubt Sidler, sein Urteil über dieses letzthin vielerörterte
Thema folgendermassen präzisieren zu sollen; im allgemeinen ist daran fest-
zuhalten, dass sich der Herpes corneae an eine fieberhafte Allgemeinerkran-
kung anschliesst, also auf infektiös toxischer Basis beruht; auf der anderen
Seite muss die Möglichkeit eingeräumt werden, dass eine Hornhautverletzung,
wenn hinterher Fieber eintritt, dem Ausbruch eines typischen Herpes corneae
vielleicht den Boden in derselben Weise ebnet, wie wir ihn auf alten Narben
besonders gern auftreten sehen. Hält man nach den vorliegenden pathologisch-
anatomischen Untersuchungen des Herpes zoster die Bläscheneruption im
Hornhautepithel für die Folge einer Reizung des Nerven durch entzündliche
Prozesse im Ganglion oder, wie andere Autoren wollen, durch peripher neu-
ritische oder perineuritische Infiltrationen, so erscheint die theoretische Vor-
aussetzung eines direkten Kausalzusammenhanges zwischen Trauma und
Herpes kaum gegeben, was weiterhin dadurch an Bedeutung gewinnt, dass
praktisch sich noch nie unter der Behandlung ein direkter Übergang einer
Epithelläsion durch Fremdkörper in das typische Bild eines Herpes corneae
konstatieren liess. Endlich dürfte die Berücksichtigung der Disposition zu
häufig rezidivierenden Herpesentzündungen mancher Individuen sowie der
T atsache, dass die Mehrzahl der Fälle von angeblichem Herpes nach Trauma
Unfallversicherte betraf, die Rolle des Trauma in der Entstehung des Herpes
98 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
corneae, wenn nicht zu leugnen, so doch auf das richtige Mass zu beschränken
geeignet sein.
Gerade hinsichtlich der Unsicherheit und Unklarheit, die bei bestimmten
Erkrankungen, z. B. der Aderhaut, bei Glaukom, Arteriosklerose usw. noch
bezüglich ihrer Entstehung und der verschlimmernden Ursachen herrschen,
bieten die Lehren des Krieges für den Augenarzt als Gutachter,
die Wätzhold (257) zusammenfasste, wichtige Anhaltspunkte. Allgemein an-
zuerkennen ist jetzt der Satz, dass es eine »Kriegshemeralopie« in dem ursprüng-
lich gebrauchten Sinne nicht gibt. Da eine Einstellung von Leuten mit
altem Trachom unumgänglich war, ist es erfreulich zu konstatieren, dass
frische Fälledurch Übertragung nicht vorgekommen sind. Über Entschädigung iür
erworbene Schwachsichtigkeit durch Augenverletzungen gilt allgemein, dass,
solange auf beiden Augen mehr als die Hälfte gesehen wird, keine wesentliche
Erwerbsbeschränkung eintritt. Die unterste Grenze für die Definition eines
erblindeten Auges müsse für die Kriegsverletzten auf Fingerzählen in 3 m
heraufgesetzt werden. Schwierig ist es, Anhaltspunkte für die Begutachtung
von Gesichtsfeldausfällen durch Hinterhauptschüsse zu geben. Bei erhaltenem
Fixierpunkt ist bei einer homonymen Hemianopsie die Erwerbsbeschränkung
»im allgemeinen« mit 332/s %/o zu bewerten. Eine gewisse Erfahrung erfordert
es auch, die Frage, ob eine Beeinflussung der Augenkrankheiten durch den
Krieg anzuerkennen ist, generell oder im Einzellfall zu entscheiden. Jeden-
falls ist sie für Arteriosklerose, ‘Tuberkulose, Syphilis zu bejahen, wie sie
für Diabetes zu verneinen ist. Ein schädlicher Einfluss der Schutzimpfungen
muss nach Wessely in einzelnen Fällen anerkannt werden. Da die eben-
falls von Wessely häufig bei oder nach Typhus, Ruhr, Gelenkrheumatismus,
Weilscher Krankheit usw. beobachtete Konjunktivitis wegen ihres Interesses,
das sie bei den Ärzten fand, oft zu Rentenansprüchen heranzuziehen versucht
wurde, sei hervorgehoben, dass sie nie zu bleibenden Nachteilen führt. Bei
Keratitis ekzematosa wie parenchymatosa traumatica ist ein Anspruch auf
Rente berechtigt; ebenso bei Ulcus corneae nach Flecktyphus. Bei Regen-
bogen-, Aderhaut- und Glaskörpererkrankungen ist je nach der vorliegenden
Ursache zu entscheiden. Wegen der unklaren Ätiologie bietet das Glaukom
der Gutachtertätigkeit im Felde besondere Schwierigkeiten. Ein sehr wichtiges
Gebiet nehmen die Optikusschädigungen ein. Im Anfang des Krieges häufig
vorgekommene Optikusatrophien nach Methylalkoholvergiftungen unterlagen
selbstverständlich der Pflicht der Entschädigung durch den Staat. Dagegen
ist es nicht immer leicht, einen Sturz vom Pferde als Ursache eines Sehnerven-
schwundes oder eine behauptete, während der Kriegsstrapazen aufgetretene
Verschlechterung einer z. B. tabischen Atrophie anzuerkennen. Dass durch
Gasvergiftung Netzhautblutungen vorkamen, erscheint beachtenswert. Be-
züglich der Berechtigung von Ersatzansprüchen bei angeblich durch Muskel-
druck beim Nahesehen oder bei vermehrter Blutzufuhr zum Kopf entstandener
Netzhautablösung möge Birch- Hirschfelds Standpunkt scharf betont
werden, dass eine Netzhautablösung gar nicht selten spontan ohne erkenn-
bare äussere Veranlassung auftreten kann. Strikte abzulehnen ist eine Be-
einflussung von Refraktionsfehlern durch den Krieg.
Der von Lundsgaard (252) veröffentlichte Fall von subkon-
junktionaler Skleralruptur, traumatischer Linsenluxation
und totaler Aniridie, in dem es sich um die Folgen eines drei Monate
XXII. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 99
zurückliegenden Überfalles und von Schlägen mit einer Eisenstange auf den
Kopf handelte, ist ausgezeichnet durch die auffallend lange, die halbe Zirkum-
ferenz des Hornhautlimbus umziehende Skleralrupturlinie; neben einigen
Augenhintergrundsblutungen und Verschleierungen sah man im Augeninnern
einen weisslich-gelblichen Reflex, der der Lage der Skleralruptur entsprach ;
die Linse war nasal in den Glaskörper luxiert; eine nach unten im Augen-
hintergrund sichtbare dunkle Masse spricht L. für die völlig abyerissene Iris
an. Es bestand Drucksteigerung und Herabsetzung des Sehvermögens auf
142 mit + 10,0 D.
Eislers (250) Beobachtung von Fremdkörper der Orbita mit
Erblindung verdient insofern allgemeines Interesse, als ein ohne Wissen
des Betroffenen in die Orbita eingedrungener Fremdkörper noch nach längerer
Zeit die Erblindung herbeiführen kann. Es handelte sich um einen Über-
fall; der bewusstlos zusammengebrochene Mann wurde nach kurzem Kranken-
hausaufenthalte wieder arbeitsfähig. Erst nach einem Monat erblindete das
linke Auge. Als die Ursache erwies das Rontgenbild eine abgebrochene
Messerklinge in der Orbita. ohne dass der Patient von dieser Verletzung
etwas wusste.
In einem von Colden (249) veröffentlichten Falle, bei dem die Rönt-
venuntersuchung drei Splitter im Ganglion semilunare und eine Verletzung
des ersten Astes des Nervus trigeminus ergab, lag eine direkte Läsion
auch des Nervus opticus mit lange bestehender Gesichtsfelleinschränkung
vor, daneben fanden sich Ptosis und Keratitis neuroparalytica.
Durch gehäufte Beobachtung von schweren Augenverletzungen
durch Explosion von Sprengkapseln aus jüngster Zeit sieht sich
Zimmermann (258) zur Warnung des Publikums veranlasst, seine Fälle
zu veröffentlichen. In allen seinen 7 Fällen betraf die Verletzung Zivil-
personen, sechsmal Kinder, die meist mit den harmlos erscheinenden, die
Sprengkapsel einer Handgranate bergenden Kupferhülsen spielten und in
6 Fällen schwere Augenverletzungen davontrugen, nämlich dreimal zur Er-
blindung kamen und dreimal sehr erhebliche Herabsetzung des Sehvermögens
erlitten. Dazu bestand noch bei allen Verletzten die Gefahr der sympathi-
schen Ophthalmie. Im einzelnen fanden sich zweimal Wundstar, zweimal
(Glaskörperblutung oder -Abszess, einmal schwere Iridozyklitis und einmal
war sogar durch die Explosionswirkung der Bulbus bis auf einen kleinen
Skleralstumpf herausgerissen worden. Alle Verletzungen ereigneten sich in
Ortschaften, in denen Militär einquartiert gewesen war, das die Hülsen acht-
los weggeworfen hatte.
Klauber (251) würdigt die Bedeutung des Magneten in seiner
Verwendung zur Erkennung und Entfernung intraokularer
Eisensplitter an Hand der Statistiken über die Kriegsverletzungen der
Innsbrucker Klinik. Da die Gefährlichkeit des Eisensplitters, die nur um
weniges vom Kupfer übertroffen wird, abgesehen von den direkten mechani-
schen Verletzungsfolgen und von der Häufigkeit einer durch Narbenzug ent-
stehenden Netzhautablösung, in einer nach Wochen oder Monaten sich aus-
billenden, alle Teile des Auges mit Ausnahme der meist freibleibenden
Aderhaut ergreifenden Verrostung beruht, ist neben der Röntgenuntersuchung
und dem etwaigen Ausschlag am Sideroskop der Magnet die vorzüglichste
diagnostische Hilfe im Nachweis intraokularer Eisensplitter. Erscheint auch
100 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
der Splitter nicht in der Vorderkammer, su sind doch Vorwölbung einer um-
schriebenen Irisstelle, eine frisch in die Vorderkanimer hinein erfolgende
Blutung und insbesondere die Schmerzreaktion sichere Beweissymptome eine:
magnetischen intraokularen Splitters. Vielleicht noch grösser als zur Er
kennung ist die Bedeutung des Magneten zur Entfernung von Eisensplittern
aus dem Auge. da diese Methode, entweder unter Anwendung des bei neueren
Konstruktionen beweglich aufgehängten Riesenmagneten oder des Hirsch:
bergschen Handmagneten, hinsichtlich der Gefahr der Infektion wie der
späteren Netzhautablösung relativ die harmloseste Operation darstellt. be-
sonders wenn die Verletzung noch frisch und der Fremdkörper noch nicht
in Exsudat oder Narbe fest eingebettet ist.
Während noch in allerletzter Zeit, besonders auch auf Grund der da-
mit scheinbar in Übereinstimmung stehenden, aus dem reichen Material der
Kriegsverletzung wesentlich erweiterten neurologischen Kenntnisse die meisten
Autoren die Ansicht vertraten, eine nach Hinterhauptsverletzung eintretenie
völlige Erblindung stelle niemals einen Dauerzustand dar, sondern bilde
sich in allen Fällen mehr oder weniger zurück, eine Ansicht, die durch keine
anderslautende klinische Beobachtung, falls diese nur über einen hinreichend
langen Zeitraum sich erstreckte, widerlegt war, beobachtete kürzlich
Saenger (254) gelegentlich einer diesbezüglichen Rundfrage einen Fall
von dauernder zerebraler Erblindung nach lHinterhauptsver-
letzung. Die gleichzeitig nach der Verletzung aufgetretene Hemiparese
und Sprachstörung bildeten sich innerhalb des ersten Vierteljahres zurück,
dagegen blieb die doppelseitige völlige Amaurose bestehen und war auch
noch nach 13/2 Jahren vorhanden. Dabei war der Augenhintergrund normal
und sämtliche andere Hirnnerven intakt. Es handelte sich um eine Minen-
verletzung, die oberhalb der Protuberantia occipitalis einen Knochendefekt
gesetzt hatte, in dem eine pulsierende Hirnhernie lag. Bei der selbst im
Krieg relativ selten gegebenen Gelegenheit, derartige Fälle längere Zeit zu
verfolgen, da diesen schweren Verletzungen der Tod entweder sofort oder
doch bald durch Meningitis zu folgen pflegt, verdienen die wenigen Fälle
um so mehr Interesse, als sie für die Frage der Lokalisation des Sehzentrums
eine grosse Bedeutung besitzen.
— — ——
wo — -o — — — — — — — — — — — ——
Verantwortlicher Redakteur für den Referatenteil: Prof. Dr. K. Wessely in Würzburg.
Regelmäßiger Vierteljahresbericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
erstattet von
F. Cause-Mainz, E. Filbry-Würzburg, H. Höhmann-Augsburg, J. Horovitz-
Würzburg, P. ‘Junius-Bonn, H. Köllner-Würzburg, R. Kümmell-Erlangen,
W. Löhlein-Greifswald, W. Lohmann-München, K. Schlippe-Darmstadt,
R. Seefelder-Innsbruck, K. Wessely-Würzburg
redigiert von K. Wessely.
Drittes Quartal 1919.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
(Bücher, Monographien, Historisches.)
Ref.: Wessely.
259) Brückner: Zytologische Studien am menschlichen Auge. Berlin
1919. Separatausgabe des gleichnamigen in Graefes Archiv Bd. 100 erschienenen
Aufsatzes in Buchform.
*260) Koeppe: Die Diathermie und Lichtbehandlung des Auges. Leipzig
1919.
=261) Roemer: Lehrbuch der Augenheilkunde. 3. Auflage 1919.
*262) Schieck: Grundriss der Augenheilkunde für Studierende. Berlin
1919.
*263) Straub: Over Onstekingen van het oog veroorzaakt door oplos-
sing van lensmassa in de ooglymphe. (Über Angenentzündangen, verursacht
darch die Auflösung von Linsensubstanz in der Augenlymphe.) Amster-
“ dam 1919.
Roemers (261) Lehrbuch der Augenheilkunde liegt nunmehr
in 3. Auflage vor. Der Not der jetzigen Zeit entsprechend, welche eine
möglichste Kürzung der Lehrbücher fordert, hat es der Autor einer voll-
ständigen Umarbeitung unterzogen, wobei es nahezu auf die Hälfte des Um-
fangs der zweiten Auflage vermindert wurde. Es ist erstaunlich, wie es dem
Autor gelungen ist, das Werk in diesem Grade zu kürzen, ohne dass irgend-
welche Kapitel nun etwa grössere Lücken aufwiesen. Aber freilich ist auch
ein ganz anderes Buch daraus entstanden und die Mehrzahl der Leser wird
wohl bedauern, dass dem Werke auf diese Weise die ihm früher eigentiim-
liche Frische der Diktion und die Eindringlichkeit und Klarheit der Schil-
derung in nicht unbeträchtlichem Masse verloren gegangen ist. Man muss
aber dabei berücksichtigen, dass es eben äussere Verhältnisse waren, die zu
Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. VII
/
102 Bericht tiber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
diesem Opfer zwangen. Sachlich ist der Inhalt nur an wenigen Punkten
geändert. Auffällig allein ist, dass Roemer, der 1913 seine Darstellung
des Flüssigkeitswechsels des Auges im wesentlichen noch auf die Leber-
schen Untersuchungen stützte, jetzt zu einem leidenschaftlichen Gegner der
Leberschen Lehre geworden ist, die er als eine Hypothese bezeichnet, die
nur dem Autoritätsglauben ihre Erhaltung auf den heutigen Tag verdanke
‘und die einst von der gesamten Ophthalmologie verlassen werden würde,
weil sie mit physikalischen und physiologischen Tatsachen in Widerspruch
stehe. Gewidmet ist die neue Auflage von Roemer dem Andenken seiner
im Kriege gefallenen Schüler.
Schiecks (262) Grundriss der Augenheilkunde für Stu-
dierende will kein Lehrbuch sondern ein Leitfaden sein, der es dem Stu-
dierenden erleichtern soll, das in der Klinik Gesehene zu rekapitulieren und
sich. dadurch besser zu eigen zu machen. Von allen bisher vorhandenen
derartigen Kompendien ist es didaktisch zweifellos das beste. Denn nirgends
wird der Inhalt bloss zu einer schematischen Übersicht des Gegenstandes,
sondern er bewahrt überall den Charakter fortlaufender Darstellung, der der
Student gern folgt, zumal sie durch zahlreiche und grossenteils ausgezeichnete
Abbildungen veranschaulicht wird. Nur vielleicht die äusseren Erkrankungen
hätten etwas ausführlicher gehalten sein können, wenn auch der Autor wohl
mit voller Absicht gerade diesen Teil am kürzesten gehalten hat, weil hier
die eigene Anschauung am wenigsten durch kurze Worte zu ersetzen ist.
In seinem Buche über die Diathermie und Lichtbehandlung
des Auges gibt Koeppe (260) einen zusammenfassenden Überblick über
die beiden physikalischen Behandlungsmethoden unter eingehender Berück-
sichtigung der Literatur, die durch eigene Beobachtungen und Erfahrungen
ergänzt wird. Der erste Teil, welcher die Diathermie behandelt und der
die wesentlich grössere Hälfte des Buches bildet, wird eingeleitet durch eine
ausführliche Beschreibung der physikalischen Grundlagen der Diathermie-
ströme, wobei es dem Praktiker besonders erwünscht sein wird, dass die Dar-
stellung auch die einfachsten physikalischen Voraussetzungen kurz berührt,
ehe sie zu den schwierigeren Problemen übergeht. Es folgt dann ein Kapitel
über die Ausbreitungsform und die allgemeinen physiologischen Wirkungen
der Diathermiestréme in den verschiedenen Körpergeweben, wobei das Auge
spezielle Berücksichtigung findet, sowie eine eingehende Darstellung und
Wertung der in der Augenheilkunde gebräuchlichen Apparaturen. Die Vor-
züge und Nachteile bzw. das verschiedene Anwendungsgebiet der Qurin-
schen Pelotten- und der Buckyschen Wannen-Elektrode werden dabei er-
örtert. Hinsichtlich der klinischen Verwertung der Diathermie in der Augen-
heilkunde läuft die Koeppesche Darstellung darauf hinaus, dass sie ihre
Haupterfolge in der Therapie der Trigeminusneuralgien, und von den inneren
Augenerkrankungen in der Therapie der gichtischen und rheumatischen In-
tiden hat. Im übrigen scheint, wenn man den Ausführungen des Autors
kritisch folgt, bisher kaum etwas von Erfahrungen vorzuliegen, was die en-
dogene Wärmeentwicklung als ein der äusseren Warmeapplikation am Auge
sehr überlegenes Verfahren erwiese und seine hier nur bei grosser Sorgfalt
und Vorsicht ungefährliche Verwendung als eine wichtige Verbesserung der
Therapie forderte. Auch die koagulierende Wirkung der Diathermieströme
kann freilich, z. B. bei kleinen Geschwülsten an den Lidern, Verwendung
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 103
finden. Kontraindiziert ist die Diathermiebehandlung dagegen nach Koeppe
bei allen eitrigen Affektionen, sei es der Hornhaut, der Iris, der Orbita oder
der Lider; ferner ist Vorsicht bei glaukomatösen oder glaukomverdächtigen
Augen am Platze, da die Diathermie den Augendruck steigern soll. — Aus
dem zweiten Teil des Buches, welcher die Lichtbehandlung des Auges
behandelt, seien vor allen Dingen . die Untersuchungen Koeppes über die
Behandlung tuberkulöser Augenerkrankungen mit vorwiegend sichtbaren Licht-
strahlen hervorgehoben. Hierzu benutzte er eine besondere von Zeiss her-
gestellte Apparatur, die in einer selbstregulierenden Bogenlampe mit Kolli-
matorsystem und einem vorgeschalteten Farbfilter besteht, welches aus dem
Spektrum einen Teil ausschneidet, der etwa bei 450 uu beginnt und bei 375
bis 350 um endet. Durch vorgeschaltete Linsen kann das austretende
Strahlenbündel in verschiedener Weise konvergent gemacht werden, sodass
bald das Licht direkt auf Hornhaut und Iris konzentriert, bald aber auch
eine diffuse Belichtung des Augenhintergrundes erzeugt werden kann. Durch
derartige Bestrahlungen mit kurzwelligem Licht wurden in der Hallenser
Klinik nicht nur bei der Tuberkulose des vorderen Abschnittes, speziell der
Iris, sondern auch bei tuberkulösen Affektionen des Augenhintergrundes, so-
weit die Erfahrungen bisher reichen, bemerkenswerte Resultate erzielt. So
gibt das Buch jedenfalls Anregung zu erneuter und weitergehender Beschäf-
tigung mit dieser Form der Strahlentherapie.
Das kleine Buch über Augen entzündungen, verursacht durch
Auflösung von Linsensubstanz in den Augenflüssigkeiten
wurde von Straub (263) kurz vor seinem Tode als erster Teil einer
grösseren Arbeit abgeschlossen und durch seine ehemaligen Assistenten als
ein Zeichen ihrer Dankbarkeit herausgegeben. Während Elschnig und
Ulbrich das Iristrauma neben den mechanischen und chemischen Wirkungen
der Linsenreste als Ursache der nicht infektiösen postoperativen Iritis und
Iridocyclitis betrachten, ist Straub mit Lagrange und Lacoste der
Meinung, dass die chemische „phlogogene“ Wirkung der zurückgebliebenen
Linsensubstanz weitaus die grössere Bedeutung dabei hat. Er unterscheidet
je nach der Ursache: 1. Phakogene Entzündungsprozesse nach Starope-
ration und bei Wundstar. 2. Phakogene Entzündungsprozesse durch Linsen-
luxation. 3, Phakogene Entzündungsprozesse durch spontane Auflösung des
Altersstares. Von der ersten Kategorie führt Straub 14 Fälle an, davon
7 mit histologischer Untersuchung. Nicht weniger als 52 vorzügliche Mikro-
photographien und 4 Zeichnungen erleichtern das Verständnis der anatomi-
schen Erörterungen. Als klinisch kennzeichnend für die Ophthalmia phako-
genetica wird angegeben: ein hartnäckiger Verlauf mit Azerbationen, starke
Trübung der Hornhaut, starke Niederschläge auf der Hornhauthinterfläche,
weiter starke Infiltration des Limbus corneae. In einem Fall heilte die jeder
Therapie trotzende Krankheit schnell aus durch Entfernung der Linse.
Interessant ist auch der Straubsche Versuch, die Krankheit zur Heilung
zu bringen durch subkutane Injektion von tierischen und menschlichen Linsen-
massen. In mehreren Fällen liess sich eine Kapselläsion als Ursache der
Entzündung nachweisen, jedoch nicht immer. Straub neigt zu der Annahme,
dass dennoch eine abnorme Durchlässigkeit der Kapsel existiere. Auf der
Suche nach anderweitigen Krankheitsbildern, die vielleicht durch Linsengift-
wirkung zu erklären wären, nennt Straub auch die Reizungszustände, die
eich ohne bekannte Ursache an längst erblindeten atrophischen Augen ein-
VIH”
104 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
stellen (zwei Fälle). Weiter ist bemerkenswert, dass ein Fall von spontaner
Linsenresorption Straub veranlasst, die „Heterochromia iridis“ (Fuchs) zu
seinem Krankheitsbilde in Beziehung zu bringen. Während man früher zu
der Ansicht neigte, dass diese Entzündung der Katarakt voranging, meint
Straub, dass vielmehr die Depigmentierung und Atrophie der Iris, die
Deszemetniederschläge und Glaskörpertrübung durch die primäre Resorption
von Linsensubstanz zu erklären sind, ebenso die von Straub gefundene
stellenweise Depigmentierung des Corpus ciliare. Ein Teil der Arbeit ist
einer ausführlichen Beschreibung der Verteilung und Form der polynukleären
und mononukleären Wanderzellen im Auge und speziell im Glaskörper ge-
widmet. Straub verteidigt die Meinung, dass die von ihm im Glaskörper
beschriebenen mehrkernigen Zellen aus mononukleären entstanden sind. Auf
Grund seiner Betrachtungen kommt er zu der Annahme einer „Resorptions-
lymphozytose“ und glaubt umgekehrt aus der Lymphozytose an typischen
Stellen in seinen oben angeführten Fällen auf die Resorption von Linsen-
substanz schliessen zu dürfen. Ein Versuch, auch das Glaukom zum Teil
auf phakogene Ursachen zurückzuführen, ist durch das zu frühe Verscheiden
des Autors nicht mehr zum Abschluss gekommen. Were.
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen).
Ref.: Höhmann.
*264) Baute: Un cas de double atrophie partielle des nerfs optiques
chez une malade présentant le syndrome adiposo-genitalis avec lésions
osseuses de la base du crane dans la région de 'hypophyse. Annal. d’oculist.
T. 156. p. 381.
*265) Bernoulli: P. D., Ein Fall von Xeroderma pigmentosum mit
Orbitalgeschwulst. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. 1919. S. 169.
*266) Bolten, G. C.: Over fragilitas ossium congenita. (Über angeborene
Knochenbrüchigkeit.) Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. 1919. 2. Nr. 4. Versammlg.
d. Nederl. Algem. Ziektek. Vers. v. 14. Dez. 1918.
#267) ten Doesschate, G.: Over metastatisch sarkom in het oog. (Über
Sarkommetastasen ins Auge.) 2 Fälle mit anat. Untersuchung.
268) Koref, Else: Über doppelseitige metastatische Ophthalmie bei
puerperaler Sepsis. Dissert. Berlin.
*269) Lauber, H.: Ein Fall von Sehnervenatrophie nach Anämie (Ma-
laria?) Sitzg. d. ophthalm. Gesellsch. in Wien v. 10. März 1919. Ref. in Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 63. 1919. S. 244.
*270) Lederer, R.: Die Beteiligung des Auges an dem Krankheitsbilde
des Xeroderma pigmentosum. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 100. H. 1/2. S. 32.
*271) Matthes: Drei Fälle von Botulismus nach Genuss von verdorbenem
Schinken. Verein f. wissenschaftl. Heilk. Königsberg 25. Mai 1919. Deutsche med.
Wochenschr. 1919. Nr. 32. S. 895.
*272) Müller, Max: Xeroderma pigmentosum und Augenerkrankungen.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. 1919. S. 156.
*273) Purtscher, A.: Ein Fall von Intoxikation nach Genuss von Mohn-
nudeln. Sitzg. d. ophthalm. Gesellsch. in Wien 29. Jan. 1919. Ref. in Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 63. 1919. S. 239.
274) Schmidt, W. A.: Kasuistischer Beitrag zur „Myotonischen Dys-
trophie“ mit Katarakt. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 199.
ll. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 105
275) Strebel: Uber Makulablutungen der Mütter während und unnittel-
bar nach der Geburt. Korrespondenzbl. f. Schweiz. Ärzte 1919. Nr. 27. Ref. in
Med. Klinik Nr. 87. S. 936.
*276) Traumann, H.: Uber Impferkrankungen des Auges. Inaug.-Dise.
Heidelberg 1917.
#277) Weve, H.: Ein Fall kompletter Hemianopsie im Wochenbett.
Psychiatr. en Neurolog. Bladen 1919. Nr. 1 u. 2.
278) Zeil: Ein Beitrag zum Kapitel der Optochinamblyopien. Diss. Leipzig.
279) Zimmermann, W.: Seltenere Fälle von Augenkomplikationen nach
Influenza. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. 1919. S. 218.
Lederer (270) bespricht unter Anführung zweier eigener Fälle und
48 tabellarisch zusammengestellter Fälle der Literatur die Beteiligung des
Auges an dem Krankheitsbilde des Xeroderma pipmentosum,
Die Krankheit tritt vielfach familiär auf. An subjektiven Erscheinungen
finden sich neben Fehlen aller Beschwerden Lichtscheu, Tränenträufeln,
Klagen über Sehstörung. Objektiv hat man an der äusseren Bedeckung der
Lider alle Erscheinungsformen der Krankheit, welche aus der Dermatologie
bekannt sind. Im übrigen zeigen sich an den Lidern Rötung, Schwellung,
Verdickung, Geschwürsbildung, Ausfallen der Wimpern, weiterhin Ektropium,
auch Entropium; selten auch Ptosis und Lagophthalmus. Die Bindehaut
beteiligt sich mit Injektion bis zu katarrbalischer Entzündung, auch kommen
Teleangiektasien, pigmentartige Verdickungen und Geschwulstbildung vor;
ferner Schrumpfung der Bindehaut, Narbenstränge von der Karunkel zur
Hornhaut. Der Limbus kommt hauptsächlich als Ursprungsort von Ge-
schwülsten in Betracht. Von primären Erscheinungen an der Hornhaut sind
als oberflächliche Affektionen zu erwähnen der Pannus und das Auftreten
kleiner weisslicher Infiltrate und diffuser Infiltration und als tiefe Er-
krankungsform parenchymatöse Trübung und tiefsitzende Flecken. - Primäre
Tumorbildung in der Hornhaut wurde nicht beobachtet. Besonders eingehend
bespricht L. die Veränderungen an der Iris, die nur in 3 Fällen beobachtet
wurden. Die ersten pathologischen Veränderungen sind herdweises Auftreten
vermehrten Pigmentgehaltes im Ziliarteil, Verdichtung des Gewebes, dann
atrophische Vorgänge mit Depigmentierung und Substanzverarmung des Ge-
webes. Ein weiteres Stadium ist eine gleichmässige Atrophie des Irisstromas,
jedoch bei noch deutlicher Gliederung im Ziliarteil, Krause und Pupillarteil.
Schliesslich kommt es, wie ein Fall zeigt, zu derartiger Atrophie, dass von
einer solchen Gliederung nichts mehr zu erkennen ist, die Iris erscheint voll-
kommen glatt, das Irisgewebe ist z. T. vollkommen geschwunden. Diese
atrophischen Veränderungen sind in Analogie zu setzen mit den Vorgängen
in der Haut (gefüsslose atrophisch glatte, verdünnte Hautpartien ohne Falten
und Furchen). Die therapeutischen Massnahmen sind im grossen ganzen
ergebnislos, auch wird fast nie von Dauererfolgen bei Exstirpation der Tu-
moren berichtet; es handelt sich mikroskopisch bei den Tumoren zumeist
um Karzinome, sehr selten um Sarkome. Hinsichtlich der Atiologie ist be-
achtenswert, dass die Krankheit nur die von der Bekleidung nicht geschützten
Partien befällt; der Einfluss von Sonne und Licht ist also ein massgebender
Faktor. Damit stimmt überein, dass auch am Auge die dem Licht am
meisten ausgesetzten Stellen — Lidspaltenbezirk — die Prädilektionsstellen
der Krankheitsherde darstellen.
106 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Auch M. Müller (272) spricht über Augenerkrankungen bei
Xeroderma pigmentosum an Hand eines eigenen Falles mit mehrfacher
Geschwulstbildung. An Stelle des rechten Bulbus fand sich bei dem sieben-
jährigen Patienten eine fleischige, rötliche, höckerige Masse, offenbar dem
Bulbus als Kappe aufsitzend, ferner Tumoren an den Lidern und an der
rechten und linken Nasenseite. Bei dem epibulbären Tumor handelt es sich
um einen Plattenepithelkrebs, dessen histologischer Bau als Ausgangsort da:
Korneaepithel bezeichnet. Als Ursache des X. p. glaubt M. eine Störung
ın den Drüsen mit innerer Sekretion annehmen zu dürfen.
Zwei Fälle von Sarkommetastase ins Auge bringt ten Does-
schate (267). Fall I: 40jährige Frau, vermutlich prim. Sarkom im rechten
Auge, Metastasen durch den ganzen Körper, ungefähr ein halbes Jahr nach
dem Auftreten im rechten Auge, auch Metastase im Linken. Möglich auch
ein Sarkom dupl. Fall II: Frau 50 Jahre. 1914 Exstirpation eines wach-
senden Naevus pigmentosus aus der rechten Brust, anatomische Untersuchung
ergab Sarkom. 1917 Sarkom des linken Auges, kurz nachher auch im
rechten Auge. Weitere Metastasen in Gehirn und Haut. Exitus. Links
Uveasarkom ; rechts multiple Netzhauttumoren. Weve.
Bolten (266) berichtet über 3 Fälle von angeborener Knochen-
brüchigkeit und blauer Sklera. Zwei Brüder aus einer stark neuro-
pathischen Familie mit zahlreichen vasomotorischen trophischen Störungen
(u. a. Urticaria) und leichten Anzeichen latenter Tetanie. Der 3. Patient
stammt aus einer Familie, in der nicht weniger als 14 ausgesprochene Fälle
von Kretinismus auftraten; auch hier dieselben vasomotorisch-trophischen
Störungen. Es ist in diesen Fällen, wie in der Diskussion Klinkert be
tont, eine Degeneration des Mesoderms anzunehmen, wodurch auch die Er-
scheinung der blauen Sklera eine Erklärung findet. Der Vortragende nimmt
für die Knochenbrüchigkeit eine Störung im Kalkstoffwechsel an infolge
angeborener Insuffizienz der Epithelkörperchen und der Thymus, während
die blaue Sklera als eine trophische Störung (Sympathikusinsuffizienz) aufzu-
fassen wäre. Were.
Baute (264) berichtet über einen Fall von doppelseitiger par-
tieller Sehnervenatrophie bei einer 40jährigen Köchin mit Dystro-
phia adiposo-genitalis. Im Réntgenbilde fand sich vollkommenes
Fehlen der sella turcica. Seit dem 24. Lebensjahre bestand Amenorrhoe und
zunehmender Fettansatz, Die Sehschärfe war auf dem schlechteren Auge auf
Fingerzählen auf '/2 m herabgesetzt, das Gesichtsfeld zeigte an diesem Auge eine
Einengung im temporalen oberen Sektor. Auch in der Folge trat keine bitem-
porale oder homonyme Hemianopsie ein. Hypophysenstérungen sind in
jüngeren Jahren besonders häufig, am meisten von 15—25 Jahren, dann
von 30—40, über 50 Jahre sind bisher nur 2 Fälle bekannt. Eine Bevor-
zugung des Geschlechts ist nicht deutlich. Die Sehstörungen sind infolge
der Optikusveränderungen progressiv, höchst selten bleibt eine brauchbare
Sehschärfe erhalten. Häufiger wie die bitemporale Hemianopsie sieht man
unregelmässige Gesichtsfeldstörungen, weil die Nervenfasern in der Chiasma-
gegend noch nicht in Bündeln getrennt sind. Bewegungsstörungen im Be-
reiche des Okulomotorius sind nicht selten. Gute Erfolge verspricht bei der
Behandlung die Operation, deren Mortalität sich noch bedeutend verbessern
lassen wird. Empfohlen wird auch Organtherapie und Radiotherapie. Cause.
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl, Vergiftungen). 107
Lauber (269) stellt einen Fall von Sehnervenatrophie nach
Anämie (Malaria?) vor. Der 43jährige Patient erkrankte August 1918
an Malaria, Nach Stagiger Bewusstlosigkeit bemerkte er Abnahme des Seh-
vermögens, die noch zunahm bis zum Oktober. Der interne Befund ergab
lediglich einen Milztumor, der Blutbefund Malaria tropica. Bei dem Pa-
tienten ist die schiefe Kopfhaltung auffallend, die durch eine Einschränkung
des Gesichtsfeldes rechts und nahezu vollständige Erblindung des linken
Auges bedingt ist. S. rechts $/ıa—®/s. Das Gesichtsfeld ist von unten bis
auf 5° vom Mittelpunkt, oben bis auf 40—50°, aussen bis auf 25° beschränkt,
nasal erhalten, aber die Funktion hier herabgesetzt, die Farbenempfindlich-
keit fehlt vollständig, während sie in der temporalen Hälfte erhalten ist. Die
Papille ist blass, scharf begrenzt. Linkes Auge: Fingerzählen in 15 cm,
Die Papille ist viel weisser als rechts, die Gefüsse geschlängelt und sehr
verdünnt. Differentialdiagnostisch käme Chininamblyopie oder ein durch
Anämie hervorgerufene Atrophie n. opt. in Betracht. -Die anfängliche Be
wusstlosigkeit spricht für Anämie, das Fortschreiten des Leidens während
2 Monaten dagegen. Die Gesichtsfeldeinschränkung ähnelt denjenigen nach
akuten schweren Anämien (Pichler). Die Erklärung, dass die Blutver-
sorgung der unteren Netzhauthälfte bei ungenügender Herztätigkeit durch die
Schwerkraft bedingt sei, könnte auch für diesen Fall angenommen werden.
Die Malaria selbst könnte wohl auch als Ursache der Erkrankung betrachtet
werden, doch fehlen derartige Fälle in der Literatur.
Weve (277) teilt einen Fall kompletter, homonymer Hemi-
anopsie im Wochenbett bei einer 30jährigen Patientin (7. Gebärende)
mit Eklampsie mit. Die Gesichtsfeldaufnahme zeigt, auch bei mehreren Nach-
untersuchungen während der nächsten 9 Monate auf beiden Augen rechts-
seitige Hemianopsie mit genau vertikaler Trennungslinie durch den Fixier-
punkt und Fehlen hemikinetischer (hemianoptischer) Reaktion. Im übrigen
normaler Augenbefund und des Gehérs. W. nimmt ein Gehirnrindenleiden
an, da in neuester Zeit eine Reihe kompletter homonymer Hemianopsien
durch Rindenverletzung (Kriegsverletzungen) beschrieben worden sind. Offen
bleibt die Frage, ob eine „toxische Encephalitis“ im Spiele ist oder aber
auch ein Verschluss von Ästen der Arteria occipitalis. Jedenfalls muss die
Unterbrechung der Sehbahn weit zentralwärts gesucht werden, aller Wahr-
scheinlichkeit nach in der Hirnrinde selbst. Die Beobachtung einer Hemi-
anopsie mit vertikaler Trennungslinie bei soweit zentralwärts lokalisierter
Läsion steht im Widerspruch zu der Hypothese der „doppelten Versorgung“
der Fovea. Während bei nicht-traumatischem Rindenleiden mit Hemianopsie
fast stets ein zentraler Gesichtsfeldrest erhalten bleibt, fehlt dieser oft in den
„Kriegsfällen“. Zur Erklärung der letzteren ist die oberflächliche Lage des
Fovea-Projektioysfeldes anzuführen, wodurch dieses bei Hinterhauptsver-
letzungen in besonderem Masse einer Schädigung ausgesetzt ist.
In dem der Dissertation Traumanns (276): Über Impfer-
krankung des Auges zugrunde liegenden Falle haudelt es sich um ein
Kind, das schon lange an konstitutionellem Ekzem des Kopfes gelitten, des-
wegen von der Impfung zurückgestellt war, kurz vor der Impfung bis auf
- eine kleine Stelle des behaarten Kopfes, zumal im Gesicht, frei von Ekzem
war und bei dem dann am 3. und 4. Tag nach einer zweiten erfolgreichen
Impfung des rechten Oberarms an den Augenlidern, hinter den Ohren, die
108 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
ersten entzündlichen Erscheinungen einer Affektion sich entwickelten, die
zuerst als Rezidiv des alten Ekzems aufgefasst, dann aber als spezifischer
Vakzineprozess erkannt wurde. Den Beweis lieferte die typische zentrale
Dellung einzelner Pusteln, die auch sonst ganz den normalen Impfpusteln
entsprechen. Disponierend ist die erhöhte Tätigkeit der Haut, welche schon
bald nach der Impfung beginnt und bis zur vakzinalen Immunität dauert,
hernach abklingt. So nimmt T. in seinem Fall an, dass es unter dem Ein-
fluss der vakzinalen Hauthyperämie zur Entwicklung eines Ekzems an den
Augenlidern, hinter den Ohren und an der Nase kam, als solches aber nicht
weiter in die Erscheinung trat, weil das Bild durch die auf den Juckreiz hin
erfolgende Infektion mit virulenter Vakzine so verändert wurde, dass ein Ek-
zema vaccinatum vorlag. Der das Ekzem kratzende Finger muss aber not-
wendigerweise mit virulentem Kuhpockenimpfstoff beladen gewesen sein, um
die Infektion im Gesicht hervorzubringen. Die ersten Anzeichen der sekun-
dären Impferkrankung zeigen sich am 3. und 4. Tage post vaccinationem.
Nachdem im Gesicht am 7. Tage wohlausgebildete Pusteln beobachtet waren,
traten am 8. Tage an den beiden Augenlidern, am rechten Nasenflügel und
an der Stirnmitte neue Pusteln auf. Der Prozess schritt am 9. Tage post
vaccinationem nicht mehr weiter, weil die beginnende Immunität jedes weitere
Aufschiessen von Pusteln verhinderte. Die Theraphie hat in indifferenten
Mitteln zu bestehen (Umschläge mit verdünntem Liqu. alumin. acet, dicke
Borsalbeverbände. T. teilt noch einen Fall von Autoinfektion mit, bei dem vor
der Impfung überhaupt keine Spur von Ekzem nachweisbar war. Das Kind
hatte aber offenbare Neigung, ekzematös zu erkranken. Auch hier zeigen
sich auf den Lidern und in der Umgebung der Augen zahlreiche in der
Mitte vertiefte Eiterpusteln. Die Inkubationszeit war hier etwas länger
(8 Tage) (2 Abbildungen).
Purtscher (273) berichtet über einen Fall von Intoxikation nach
Genuss von Mohnnudeln bei einem 31 jährigen Patienten, der 2 Stunden
nach dem Genuss Verschwommensein aller nahegelegenen Gegenstände be-
merkte. Gleichzeitig Trockenheit im Hals und Schluckbeschwerden, schwan-
kender, unsicherer Gang. Am nächsten Tag fanden sich Erweiterung und
Trägheit der Pupillen und Akkomodationsstörung bei sonst normalem Befund.
2 Tage nachher waren die Erscheinungen fast völlig verschwunden. In der
vorgewiesenen Mohnprobe, in der sich Verunreinigung durch gelblichbraune
. Körnchen fand, wurde eine Mischung von 1,75 °/o Semen hyoscyami festgestellt.
Matthes (271) demonstriert 3 Fälle von Botulismus nach Ge-
nuss von verdorbenem Schinken. Anfangssymptome: Übelkeit, Er-
brechen, Druck in der Magengegend; in einem Fall Diarrhöen, in den zwei
anderen hartnäckige Verstopfung und Unmöglichkeit, spontan zu urinieren.
Ausgesprochen sind die Bulbärsymptome, besonders die Ophthalmoplegie;
Schwindel und verschwommenes Sehen; Trockenheit des Mundes und weiss-
licher Belag. Kein Fieber, normales Blutbild. Von Augenerscheinungen
boten die Fälle einmal (im leichtesten Fall) schnell abklingende Akkommo-
dationsparese und Pupillenträgheit mit leichter Ptosis, einmal totale Ophthal-
moplegia interna, Ptosis, Schwäche der Abduktion und Nystagmus, einmal
doppelseitige Abduzensparese, Ptosis, Pupillen- und Akkommodationslähmung.
Der Sehnerv und die Netzhaut waren in allen Fällen normal. Das Krank-
heitsbild des Auges bei Botulismus weicht von demjenigen bei Methylalkoholver-
giftung so wesentlich ab, dass Verwechselungen nicht mehr vorkommen sollten.
II], Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 109 |
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie.
Ref.: Löhlein.
*280) Bernaud: Milchinjektionen bei Augenerkrankungen. Med. Klinik
Nr. 28. S. 700.
*281) Brückner: Zytologische Studien am menschlichen Auge (mit
199 Abbildungen). Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 100. S. 179.
*282) Coulomb: La dilatation des cavites orbitaires en vue de la pro-
these. Soc. franç. d’opht. Mai 1919. Arch. d’opht. T. 36. p. 635.
*283) Hensen: Über Salvarsanwirkungen bei luetischen Augenerkran-
kungen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug. 1919. S. 99.
284) Hermann: Die Anwendung des Kollargols in der Augenheilkunde.
Inaug.-Diss. Rostock 1916.
*285) Holtmann: Das Friedmannsche Heil- und Schutzmittel bei Be-
handlung der Tuberkulose und Skrofulose. Diss. Greifswald 1919.
*286) Igersheimer: Zur Pathologie der Sehbahn IV. Gesichtsfeldver-
besserung bei Hemianopikern. Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 100. 857.
*287) Koeppe: Kin neuer Universalbestrahlungsapparat fiir Augen-
tuberkulose. Minch. med. Wochenschr. Nr. 17. S. 743.
*288) de Lapersonne et Degrais: Le traitement des tumeurs des pau-
pieres par le radium. Arch. d’ophth. T. 36. p. 539.
*289) Levinsohn: Zur Frage der künstlich erzeugten Kurzsichtigkeit
bei Affen. Klin. Monatsbl. für Augenheilk. Juni. S. 794.
*290) Löwenstein: Ätiologische Untersuchungen über den fieberhaften
Herpes. Münch, med. Wochenschr. Nr. 20. S. 769.
*291) Derselbe: Über Fliegerbrillen. Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk. Bd. 62.
S. 492.
*292) Milian: Etat actuel de la question d’arsenobenzol. Arch. d’ophth.
T. 36. p. 637.
*293) Possek: Versuche zur Behandlung luetischer Augenerkrankungen
mit unspezifischen Heilmethoden. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 29. Ä
*294) Schanz: Licht und Lichtbehandlung. „Strahlentherapie* Bd. 9.
S. 544.
*295) Schorn: Die Anwendung des Kollargol Heyden in der Augen-
heilkunde. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 30. S. 826.
*296) Stocker: Kurze Mitteilungen über die Wirkung von Milchinjek-
tionen bei verschiedenen AUBSBETARRNEIGEN. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Juli-Aug. S. 234.
*297) Terrien: Radio-diagnostic et radio-thérapie en ophthalmologie.
Arch. d'ophth. T. 36. p. 513.
*298) Derselbe: Les solutions iodées en thérapeutique oculaire. Arch.
d’ophth. T. 36. p. 627.
*299) Wolff, L. K.: Over het wezen en de behandeling van scrofuleuze
Oogonstekingen (Über Wesen und Behandlung der skrofulösen Augenent-
zündungen). Neder]. Tijdschr. v. Geneesk. I. Nr. 15. 1919.
a) Allgemeine und experimentelle Pathologie.
-Zur Klärung der Frage nach der Herkunft der Exsudatzellen in der
Vorderkammer hatte Brückner schon früher zusammen mit Lipmann an
aleukozytären Kaninchen Versuche angestellt, die ergaben, dass die im Vorder-
110 ` Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
kammerpunktat vorhandenen Entzündungszellen zum Teil histiogen sind, und
dass als Mutterboden vor allem das Endothel der Descemetschen Membran
und die Stromazellen der Iris in Betracht kommen. In einer durch zahl-
reiche gute Abbildungen erläuterten neuen Arbeit wendet Brückner (281)
die damals gefundenen Resultate auf die Zytologie des menschlichen
Auges an. Er stellt sie gleichzeitig auf eine breitere Grundlage, indem er
neben Vorderkammerpunktaten auch die Entzündungszellen des Glaskörpers
berücksichtigt und die im Ausstrich gewonnenen Ergebnisse durch Schnitt-
präparate des gleichen Materials kontrolliert. Seiner Darstellung liegen 85
Fälle zugrunde, hauptsächlich ektogene Entzündungsprozesse: perforierende
Verletzungen, Ulcera serpentia usw. Die Ausstrichpräparate wurden nach der
Pappenheimschen panoptischen Methode gefärbt. Auf die zahlreichen
Einzelergebnisse der Arbeit kann Hier nicht eingegangen werden. Brückner
fasst sie in den folgenden Schlusssätzen zusammen: 1. Die zytologische
Untersuchung der intraokularen Flüssigkeiten des menschlichen Auges —
Kammerwasser, Glaskörperflüssigkeit und gegebenenfalls subretinales Exsudat
— bietet ebenso wie diejenige des Liquors und der Exsudate der übrigen
Körperhöhlen wichtige Aufschlüsse für die Genese der Exsudatzellen. Sie
gewährt neben einer Erweiterung der an den übrigen Höhlen gewonnenen
Ergebnisse auch eine Bestätigung und Richtigstellung derselben. Eine weiter-
gehende, klinische Bedeutung ist einstweilen von ihr zwar nicht zu erwarten,
erscheint aber bei Ausbau dieser Untersuchungsmethode möglich. 2. Die
zytologischen Untersuchungen am Auge erbringen den Nachweis einer oft
weitgehenden Beteiligung lokaler histiozytärer Elemente (Hornhautendothel
und Ziliar- bzw. Pigmentepithel) an der Lieferung von Entzündungszellen
(Lippmann und Brückner). 3. Ein Vorteil gegenüber zytologischen
Untersuchungen an anderen Körperhöhlen liegt in der Möglichkeit, neben
der Untersuchung der Zellen im Ausstrich unter Anwendung der Blutfärbe-
methoden, das Organ in toto anatomischer Untersuchung zuzuführen. Diesen
Umstande ist es wesentlich mit zu verdanken, dass sich weitere Aufschlüsse,
auch über die Beteiligung der hämatogenen Elemente an der Exsudatzell-
bildung, haben gewinnen lassen (Emigrationsbilder von Lymphozyten und
grossen Mononukleären des Blutes), 4. Die charakteristischen Merkmale der
Blutlymphozyten finden sich auch an Zellen der Exsudate. Im Verein mit
dem Nachweis der Durchwanderung dieser Elemente durch die Gefässwand
kann es als erwiesen gelten, dass die Iymphozytären kleinzelligen Infiltrate
mindestens in der Hauptsache hämatogen sind. 5. Von erheblicher Wichtig-
keit haben sich auch die sog. grossen mononukleären Zellen gezeigt, von
denen ein Teil zweifellos aus den Blutgefiissen des Entzündungsgebietes aus-
wandert. Daneben ist aber auch noch ein Anteil lokaler Gewebe (Klasmato-
zyten bzw. Adventitialzellen) an der Lieferung dieser Entzündungszellen zu-
zugegeben. Eine Differenzierung zwischen diesen beiden Hauptgruppen der
grossen Einkernigen ist vorläufig noch nicht möglich, so dass wir sie zweck-
mässig als gemeinsame Gruppe zusammenfassen, welche sich der Klasse der
Aschoffschen Histiozyten einordnet. 6. Die Untersuchungen am Auge
bringen eine Bestätigung dafür, dass wir während der ersten Stadien der
(exogenen traumatischen, nicht spezifischen) Entzündung zuerst die Neutro-
philen, in späteren Stadien die Lymphozyten in grösserer Menge auftreten
sehen. Die grossen Mononukleären sind in ihrem Vorkommen zeitlich nicht
so bestimmt zu umgrenzen. Die Neutrophilen beteiligen sich als Mikro-
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie and Therapie. 111
phagen, die Lymphozyten als Makrophagen, die grossen Mononukleären als
beides. Die Gewebszellen besitzen ebenfalls die Fähigkeit sowohl zur Mikro-
wie zur Makrophagie. Zu den Makrophagen gehören auch Gitterzellen (Fett-
körnchenzellen) sowohl aus Ziliar- wie aus Pigmentepithelien. 7. Auch im Li-
quor kommen wohl echte, sog. grosse mononukleäre Zellen vor, die vielfach
fälschlicherweise als Lymphozyten gedeutet worden sind. 8. Der Nachweis einer
Beteiligung des Ziliarepithels an der Lieferung von Entzündungszellen, speziell
von Makrophagen, ist in Parallele zu setzen zu der gleichartigen Betätigung
der Glia des Zentralnervensystems. Die analoge Stellung des Ziliarepithels
und des Ependyms der Ventrikel lässt auch für Zellen des letzteren eine
biologische Funktion in ähnlicher Weise erwarten, wie sie für erstere er-
wiesen ist Im Augeninnern ist das Vorkommen freier Gliazellen im engeren
Sinne noch nicht dargetan, wenn auch die Möglichkeit ihres Vorkommens
zugegeben werden muss. 9. Die Beteiligung der Pars plana des Ziliarkörpers
an der Lieferung der Exsudatzellen spricht ebenso wie die vorwiegend von
hier ausgehende Organisation des Glaskörpers (Straub) dafür, dass diesem
Abschnitt eine weitgehende Rolle im Stoffwechsel des Glaskörpers zukommt.
‚Hierzu erscheint diese Partie auch durch den anatomischen Bau der Uvea
an dieser Stelle durchaus befähigt. 10. Auch die Iris ist in weitgehendem
Masse an der Resorption und vielleicht auch der Absonderung der intra-
okularen Flüssigkeit beteiligt (Leber, Hamburger). Insbesondere erscheint
der Pupillarteil mit seinen Kapillarnetzen hierzu geeignet. Besonders wert-
voll für weitere zytologische Arbeiten ist es, dass Brückner seine Befunde
durch eine grosse Zahl mustergültiger Abbildungen belegt und diesen eine
erschöpfende differential-diagnostische Erläuterung beifügl. Es wire zu
wünschen, dass bei der Beschreibung histologischer Befunde am Auge in Zu-
kunft mehr Rücksicht auf eine genaue Bewertung der einzelnen Zellformen
genommen würde: Die vorliegende Arbeit erleichtert dies, indem sie wert-
volles Material für das Studium der bei intraokularen Prozessen sich er-
gebenden zytologischen Probleme zusammentrigt.
Nachdem es schon 1913 Grüter gelungen war, die Keratitis herpetica
auf die Kaninchenhornhaut zu übertragen, hat Löwenstein (290) bei dem
gleichen Versuch wiederholt dasselbe positive Resultat erzielt und die Unter-
suchungen dann auf andere Herpesformen ausgedehnt. Er impfte 14 Ka-
ninchenhornhäute mit dem Inhalt von Herpesbläschen der Lippe, der Stirn,
des Kinnes und des Ohres und erhielt regelmässig ein in seinen wesentlichen
Zügen konstantes Bild. Nach 36 Stunden stellte sich ziliare Injektion,
Lichtscheu und Bläschenbildung auf der geimpften Hornhaut ein, wobei es
öfters zur Entwickelung baumförmig verästelter Substanzverluste wie bei der
menschlichen Keratitis dendritica kam. Im weiteren Verlauf stellte sich aus-
gedehnte parenchymatöse Trübung, Stichelung des Hornhautepithels und
totale Anästhesie ein. Unter Pannusbildung folgte Rückbildung der Ent-
zündungserscheinungen aber nur unvollständige Aufhellung der Trübungen.
Weitere Versuche erwiesen das Virus als übertragbar von einer Kaninchen-
hornhaut auf die andere, ohne dass diese Virulenz erheblich abnahm. Das
Virus verlor dagegen seine Infektiosität nach 24stündigem Aufenthalt im
Brutschrank, bei !/sstündigem Erwärmen auf 56° Es ist im Blut von
Herpeskranken nicht nachweisbar. Alle Kulturversuche schlugen fehl, eben-
eo verliefen Impfungen mit Berkefeldfiltrat von Herpesaufschwemmungen
negativ, in Giemsa-Präparaten fanden sich feinste Doppelkörnchen wechseln-
—
112 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
der Grösse, die L. aber nicht als Virus bezeichnen möchte. Das Überstehen
eines Impfherpes liess eine deutliche lokale Immunität gegen Neuinfektion
zurück. Löwenstein nimmt an, es handele sich um eine Virusform, die
— analog anderen — den menschlichen Organismus gemeinsam mit be-
stimmten pflanzlichen Mikroorganismen (Pneumokokken, Kolibazillen usw.)
als synergetische Symbionten befällt.
Levinsohn (289) verteidigt seine früher mitgeteilten Fälle künst-
licher Erzeugung der Kurzsichtigkeit bei Affen gegen die Angriffe Behrs.
Er weist darauf hin, dass Behr bei seinen Nachprüfungen sich auf 2 Ver-
suche beschränkt habe, bei denen er an sich schon myopische Affen 14 Tage
lang einer täglichen horizontalen Lage mit Senkung des Kopfes aussetzte.
'Levinsohn betont, dass in so kurzer Zeit auch nach seinen Erfahrungeu
eine nennenswerte Kurzsichtigkeit nicht zu erzielen sei, dass dagegen die
beiden myopischen Tiere Behrs im Gegensatz zu dessen Darstellung ge
eignet seien, die L.sche Theorie der Entstehung der Kurzsichtigkeit zu unter-
stützen, insofern diese schon vorher myopischen Tiere trotz mehrmonatlicher
Beobachtung keine Zunahme der Kurzsichtigkeit zeigten. Levinsohn ist
der Ansicht, dass damit der einzig mögliche Einwand gegen die Beweiskraft
seiner früheren Tierversuche, dass nämlich die Myopie bei den betreffenden
Affen sich auch ohne die erzwungene horizontale Lage entwickelt haben würde,
besonders unwahrscheinlich wird. L. verteidigt des weiteren seine histologi-
schen und ophthalmoskopischen Abbildungen der früheren Befunde.
b) Allgemeine und experimentelle Therapie.
Holtmann (85) gibt einen Überblick über die Literatur, die sich mit
dem Friedmann’schen Tuberkulose-Mittel beschäftigt und kommt
im ganzen zu dem Urteil, dass bei geeigneter Auswahl der Fälle und strenger
Einhaltung der von Friedmann gegebenen Vorschriften dem Mittel ein
gewisser Wert nicht abzusprechen ist.
Stocker (296) empfiehlt die Milchinjektionen für akute Ent
zündungen der Iris, des Strahlenkörpers und der Aderhaut. Er wandte sie
an in der Form der subkutanen Injektion von 3—12 g gekochter Kuhmilch.
Bis zum Abfall des Fiebers — gewöhnlich am 3. Tage — liess er Bettruhe
einhalten. Abgesehen von der Beseitigung des lokalen Schmerzes sah er gute
Folgen bei den meisten iritischen Prozessen, dagegen ein Versagen bei tuber-
kulöser Iritis und zweifelhafte Wirkung in einem Falle von Gonoblennorrhoe.
Bernaud (280) berichtet über die Erfolge, die an der Kieler Univer-
sitäts-Augenklinik bei 500 Augenkranken mit 2000 Milchinjektionen
erzielt worden sind. Es wurden stets 5 ccm einer 20 Minuten lang gekochten
Milch unter die Haut gespritzt. Unangenehme Folgeerscheinungen blieben
aus; bei wiederholter Anwendung wurden keine anaphylaktischen Erscheı-
nungen beobachtet. Wirkungslos blieb der Eingriff bei Keratitis parenchy-
matosa, Trachom, Primar-Glaukom, Netzhautablösung, Neuritis, Neuroretinitis,
Tränensackleiden und Optikuserkrankung durch multiple Sklerose. Zweifel-
haft lautet das Urteil über die Beeinflussbarkeit der sympatischen Ophthal-
mie, sowie verschiedener Formen der Conjunctivitis und der Hornhaut
geschwüre. Uberraschend gute Wirkung wurde erzielt bei ekzematöser Horn-
hautentzündung, bei der überwiegenden Mehrzahl der Fälle von Iritis, häufig
: `~
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 113
bei frischer Aderhautentzündung, nicht bei den alten Prozessen; oft auch bei
Gonoblennorrhoe, wo der Erfolg gelegentlich geradezu überraschend war. Der
günstige Einfluss wird zurückgeführt auf das Fieber, in dessen Verlauf nicht
eine desinfizierende, wohl aber eine resorbierende Wirkung zustande komme.
H ensen (283) fasst die Erfahrungen, die mit der Salvarsanbehandlung
syphilitischer Augenerkrankungen an der Augenabteilung des Allgemeinen
Krankenhauses Hamburg-Eppendorf gemacht worden sind, in folgenden
Schlusssätzen zusammen: Das Salvarsan ist ein brauchbares symptomatieches
Heilmittel für eine Reihe von luetischen Augenerkrankungen. Heilung des
Grundleidens und Schutz vor Rezidiven sichert in weit höherem Masse die
kombinierte Kur. Bei der Keratitis parenchymatosa elue congenita wirkt Sal-
varsan günstig auf Reizzustände und begleitende Irititis. In Verbindung mit
Hg. ist es geeignet, die Dauer der Behandlung abzukürzen. Auf den Horn-
hautprozess selbst übt es keine Wirkung aus. Sehr gut wirkt Salvarsan auf
die luetische Iritis und Iridozyklitis besonders im Sekundärstadium. Eine
luetische Uveitis wird wahrscheinlich nur in frischen Fällen beeinflusst, Bei
der Behandlung der Augenmuskellähmungen ist die Salvarsanwirkung ebenso
wie die des Quecksilbers unsicher. Der gesunde Sehnerv Nichtluetischer
wird vom Salvarsan nicht angegriffen. Bei der tabischen Sehnervenerkrankung
bringt die Salvarsanbehandlung keinen Nutzen, kann aber ebenso wie Hg
in eeltenen Fällen zum beschleunigten Verfall des Sehvermögens führen,
Tabische Atrophie bildet an sich bei genauer Kontrolle der Augenfunktionen
keine Kontraindikation gegen Salvarsan, wohl aber ist die Salvarsanan wendung
bei nichtluetischer Retina- oder Optikuserkrankung kontraindiziert. Es ist
die Frühdiagnose der tabischen Sehnervenerkrankung durch Untersuchung
der Dunkeladaption anzustreben, da das Leiden im Frühstadium vielleicht
heilbar ist (Behr). Die Sehnervenentzündung ist besonders im Sekundär-
stadium der Salvarsanbehandlung sehr gut zugänglich, während bei Lues III
das Quecksilber auf dieses Leiden besser zu wirken scheint. Gegenüber dem
Quecksilber hat das Salvarsan den Nachteil, dass es häufiger Erkrankungen
der Hirnnerven in einem relativ frühen Stadium der Lues bewirkt. Ferner
werden durch Salvarsan nicht selten latente syphilitische Herde mobil ge-
macht, wodurch es zu schweren irreparablen Schädigungen der Hirnnerven
kommen kann. Bei Augenerkrankungen im Sekundärstadium kann man
unbedenklich mit Nutzen vom Salvarsan ausgiebigen Gebrauch machen.
Spätlues behandelt man zweckmässig in erster Linie mit Quecksilber und
Jod. Wenn diese nicht vertragen oder schnellere Wirkung erwünscht wird,
kommt Salvarsan in Frage. |
Zur Frage der Arsenobenzolbehandlung ist Milian (292) der
"Ansicht, dass diese Therapie trotz ihrer Gefahren in der Syphiligraphie unter
Beobachtung der nötigen Kautelen unentbehrlich ist. Bei der Wirkung des
Medikaments sind 2 Zwischenfälle zu beachten: die nitroide Krise (Ödeme
der Augengegend, Zunge, Extremitäten und der Meningen mit synkopalen
Erscheinungen) und die Apoplexie mit ihren schweren Folgen. Vorkommen-
denfalls hat man bei der nächsten Injektion unter der schädlichen Dosis zu
bleiben und erst zu steigern, wenn die letzte Injektion gut vertragen wurde.
Die sicherste Kontrolle nach der Einspritzung bildet dreistündliche Beob-
achtung der Körpertemperatur, die 38 Grad nicht übersteigen darf. Wenn
am 2, oder 3. Tag 37,8 überschritten wird, muss man vor einer Apoplexie
114 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
besorgt sein und Adrenalin geben. Für die operative Technik ist es wichtig,
langsam (in etwa 10 Minuten) die Arsenobenzollösung zu injizieren. Pro-
phylaktische Verwendung von Adrenalin bei der Injektion ist nicht empfeh-
lenswert. Cause.
Schorn (295) berichtet über die während der letzten 8 Jahre in der
Silexschen Klinik mit Kollargol gesammelten Erfahrungen. Benutzt wurde
5°/oige Lösung und 2—5°/vige Salbe, die gut vertragen wurde. Am wert-
vollsten war die Wirkung bei den stark sezernierenden Bindehautkatarrhen.
Bei Blennorrhoe wurde Kollargol neben dem Argentum nitricum als unter-
stützendes Mittel angewandt und soll abkürzend gewirkt haben. Negativ
waren die Ergebnisse bei Trachom, dagegen sah Schorn unter täglich mehr-
mals wiederholter Massage mit Kollargolsalbe katarrhalische Randgeschwüre,
Erosionen, Infiltrate und sogar kleinere Ulcera serpentia in wenigen Tagen
abheilen. Er empfiehlt die Salbe in das Geschwir hineinzumassieren, jedoch
ist bei tiefer greifenden Geschwüren oft nicht ohne Kauterisation auszu-
kommen. Uberraschend gut waren die Erfolge bei ekzematöser Bindehaut-
und Hornhautentziindung. Auch für die Nachbehandlung operierter mit
Konjunktivitis empfiehlt Schorn die Kollargolsalbe.
Veranlasst durch die günstigen Resultate Schlössers sind an der
Rostocker Klinik Versuche mit intraglutealer Injektion von Kollargol bei
chronischen Iritiden und vor allem bei sympatischer Ophthalmie oder Sym-
pathie-verdächtigen Prozessen angestellt worden, über deren Ergebnis die
Dissertation von Hermann (284) berichtet. Ist die Zahl der Fälle auch
noch keine grosse, so ist doch der Gesamteindruck günstig und hat veran-
lasst an der Rostocker Klinik in allen Fällen, die die Gefahr einer sympati-
schen Ophthalmie bedingen könnten, Kollargol vorbeugend zu injizieren.
Statt der alkoholischen oder Chloroform-Lösung der Jodtinktur
empfieblt Terrien (297) eine Mischung von Jodtinktur, neutralem Glyzerin
und 90°/oigem Alkohol zu gleichen Teilen. Die Lösung bewährte sich bei
Operationen der Adnexe wie am Bulbus selbst, in verdächtigen Fällen wurde
sogar am Schlusse der Extraktion die Hornhautwunde betupft, ohne dass
Reaktionserscheinungen auftraten. Cause.
Schanz (294) bespricht die thermischen, chemischen und biologischen
Wirkungen der Strahlen verschiedener Wellenlänge, die
therapeutische Brauchbarkeit des Sonnenlichtes je nach Jahreszeit, Höhe und
geographischer Breite, sowie die Mängel der üblichen künstlichen Höhensonne
und empfiehlt die therapeutische Verwendung sogenannter offener Bogen-
lampen.
Koeppe (287) beschreibt einen gemeinsam mit den Zeiss-Werken von
ihm ausgearbeiteten Bestrahlungsapparat zur Behandlung der
Tuberkulose des Auges in seinen verschiedenen Teilen. Als Lichtquelle
dient eine selbstregulierende verschiebliche kleine Bogenlampe, deren Licht-
kegel 2 teilweise asphärische Kondensorsysteme passiert; zwischen beiden
befindet sich eine verstellbare Irisblende, eine Drehrevolverblende, die eine
wechselbare Abdunkelung der Irisblendenöffnung in deren Mitte zulässt, so-
_ wie ein Lichtfilter. Dieses wird in 2 verschiedenen Konzentrationen ange-
wandt, je nachdem die Bestrahlung den vorderen oder hinteren Augenabschnitt
betreffen soll, und liefert ein Licht von A 200 respektive A 450 bis 4 350.
Der Apparat erlaubt so den gesamten Augenhintergrund mit gleichmässigem,
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 115
die Eintrittspupille des Auges etwa parallel-strahlig passierendem Licht zu
bestrahlen. Bei Einschaltung eines 3. Systems und entsprechender Ein-
stellung der Iris und der Revolverblende gelingt dagegen die ausschliessliche
Bestrahlung einzelner Teile des vorderen Augenabschnittes: der Iris, oder
sogar nur des Sphinkter-Teiles derselben usw. Koeppe beschreibt die
Handhabung des Apparates für die verschiedenen Zwecke und betont, dass
Schädigungen der bestrahlten Augen niemals beobachtet wurden.
Skrofulose ist nach Wolff (299) eine besondere Form der Tuberkulose
und zwar der Lymphdrüsen, meistens sind die Drüsen am Kopf und Hals
befallen, dann und wann auch die des Mediastinums. Bei 100 sorgfältig
daraufhin untersuchten Fällen fehlten Lungenprozesse. Die bisherigen Theo-
rien über die Ätiologie der Phlyctänen lassen wichtige klinische Tat-
sachen unerklart. Wolff schliesst sich der Auffassung Stargardts an, der
annimmt, dass aus den tuberkulös entzündeten Drüsen Gifte mobilisiert werden,
die an den Augen Phlyktänen hervorrufen. Neu ist jedoch seine Auffassung,
dass die Überempfindlichkeit der Augen einer primären tuberkulösen Ent-
zündung des Auges zu verdanken sei, die zu gleicher Zeit mit oder kurz nach
dem Befallenwerden der Drüsen aufgetreten und ohne viel Erscheinungen
ausgeheilt sei. Diese Auffassung lag seinen Versuchen zugrunde, durch
Röntgen bestrahlung der erkrankten Drüsen den Augenrezidiven vorzu-
beugen. Bei 14 genau verfolgten Fällen war der Erfolg glänzend. (Filtra-
tion durch ein Aluminiumfilter von 5 mm Dicke und Ausschaltung der
sekundären Strahlen durch Filz, jedesmal höchstens 4 H. im Mittel 4 Be-
strahlungen.) Daneben örtliche Behandlung der Augen, wobei Fluorezeinas
Argentisalbe (5 °/o) gute Dienste leistet. Referent, der seit einem Jahre die
Wolffsche Behandlungsweise probiert hat, kann sie nicht nur bei phlyktänu-
lären sondern auch bei tuberkulösen Augenentzündungen wärmstens empfehlen.
| Weve.
Die Radiumbehandlung der Lidtumoren gewinnt nach de
Lapersonne und Degrais (288) weiter an Boden, nachdem eine genaue
Dosierung in Millikurie, Wahl des zu verwendenden Filters und Zeit der An-
wendung je nach Lage und Art der Geschwulst mit Sicherheit möglich sind.
Die Dosen in Millikurie sind -ausserordentlich verschieden, Filter variieren
zwischen !/ıoo mm Aluminium und 2—3 mm Blei, die Zeit der Anwen-
dung schwankt zwischen wenigen Minuten und 2—3 Tagen. Jeder Fall er-
fordert seine spezielle Behandlung, bei der allein die klinische Erfahrung
entscheidet. Im allgemeinen werden sehr hohe Dosen äusserst selten ange-
wandt, Dosen von 40—50 Millikuries werden höchstens bei den kanzerösen
Tumoren der Orbita notwendig werden. Die Bestrahlungsdauer ist der Dicke
des Filters direkt proportional. Die Massnahmen haben sich im allgemeinen
nach der Flächenausdehnung des Tumors, nach seiner Dicke und nach
seinem Wachstum in die Tiefe zu richten. Bei oberflächlichen Erkrankungen
erübrigt sich die Filterung, eine tiefere Veränderung dagegen erfordert einen
dicken Filter und entsprechend hohe Strahlendosis. Einige klinische Bei-
spiele dienen zur Erläuterung. Cause.
In einer längeren Arbeit bespricht Terrien (297) die Verwendung
von Radiodiagnostik und Radiotherapie in der Ophthalmo-
logie. Mit Ausnahme zur Feststellung von Fremdkörpern ist die Radioskopie
am normalen und pathologischen Skelett unbrauchbar, allein die Radiographie
116 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
gibt hier gute Resultate. Die Immobilisation des Patienten ist besonders
wichtig; man muss immer 2 Aufnahmen machen, eine im Profil und eine
in antero-posteriorer Richtung. Bei der ersteren wechseln die Bilder je nach
dem Neigungswinkel, unter dem Strahlen auffallen, bei der letzteren ist es
wichtig, den Schatten der Knochenteile der mittleren Schädelbasis auf der
Platte zu vermeiden, was bei einer Neigung des Kopfes um 10 Grad nach
hinten leicht möglich ist. Der Versuch, die Lage des Bulbus durch Injektion
von Kollargol (20 °/o) in die Vorderkammer zu fixieren gelang nicht, ebense
konnten chorioideale Verknöcherungen wegen ihres geringen Gehaltes an
mineralischen Salzen nicht auf die Platte gebracht werden. Der Verlauf der
optischen Wege in der kranio-zerebralen Topographie lässt sich nach dem
Verfahren von Marie et Chatelin radiographisch feststellen. Die Diagnose
von Schädelbrüchen ist am Schädeldach leichter wie an der Basis, die radio-
diagraphische Diagnose von Orbitalbrüchen ist seltener notwendig. Einen
breiten Raum nimmt die Radiodiagnostik von Veränderungen der Sella tur-
cica ein, ebenso bei der retrobulbären Neuritis durch Empyem der Keilbein-
höhle oder der Siebbeinzellen. Die Radiologie der Entwicklungsstörungen
des Schiidels und der Tränenwege gibt brauchbare Resultate. Bei der Radio-
graphie von Fremdkörpern gibt T. dem Blickrichtungswechselverfahren den
Vorzug vor den komplizierteren Methoden. — Nach allgemeinen Bemerkungen
über die Wirkung der Röntgenstrahlen und des Radiums auf die lebende
Zelle betont T., dass er im Gegensatz zu deutschen Autoren niemals eine
schädliche Wirkung auf Hornhaut, Linse oder Netzhaut des normalen Auges
beobachtete. In der Entwicklungszeit sieht man Mikrophthalmus selbst bei
Verwendung minimaler Dosen. Die Katarakt ist die Folge einer direkten
Einwirkung auf das Kapselepithel. Radiotherapeutisch hat Radium auf
Hornhautgeschwüre keinen merklichen Erfolg. Eine bakterizide Wirkung der
Strablen kommt nicht in Betracht. Bei den Tumoren des Auges bleibt die
frühzeitige Enukleation die oberste Regel; bemerkenswert ist ein Fall von
doppelseitigem Gliom bei einem 3jährigen Kinde: Nach Enukleation des
einen Auges wurde das andere mit Radio- und Radiumtherapie behandelt.
Trotz protrahierfer Sitzungen wurde keine schädliche Wirkung beobachtet,
nach 10 Monaten zeigte sich Katarakt, die ein Jahr darauf mit gutem Seh-
resultat operiert wurde. Von dem weiteren Schicksal des Auges sagt T. nur,
dass der Zustand sich wohl nicht gehalten habe. Sehr wichtig ist die kom-
binierte Verwendung der Radiotherapie nach Tumor-Enukleationen. Bei den
chronischen granulösen Konjunktivitiden, beim Trachom und Frühjahrskatarrh
gibt die Radiumbehandlung gute Resultate. Die Domäne der Radiotberapie
endlich sind die entzündlichen Veränderungen und Tumoren der Haut der
Lider. Bei den epithelialen und bindegewebigen Geschwülsten ist die
Wirkung der Radiotherapie um so markanter, je frischer und rascher sich
diese entwickelt haben. Die ersten Sitzungen sind die wirksamsten, dann
scheint sich eine gewisse Gewöhnung einzustellen; es ist deshalb wichtig,
gleich möglichst hohe Dosen zu geben. Im allgemeinen ist jeder operable
maligne Tumor der Lider ohne Residuen mit dem Messer zu entfernen,
Radiotherapie hat dann zu prophylaktischen Zwecken zu folgen. Eine Aus-
nahme bilden die flachen Hautepitheliome, die häufig den Lidrand ergreifen.
Bei den inoperablen Tumoren der Orbitalgegend, besonders den Sarkomen
der Augenhöhle, sieht man oft überraschende Besserungen, wenn auch Rezi-
dive nie ausbleiben. Die verminderte Wirkung der Röntgenstrahlen nach
1V. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 117
wiederholter Anwendung beruht auf der Autoimmunisation der Neoplasma-
zellen gegen den Strahleneinfluss. Bei der Wahl zwischen Radium und
Röntgenstrahlen spricht neben dem hohen Preis gegen das erstere die ver-
schiedene, nie vorher zu sehende Wirkungsweise bei den gleichen Tumoren
und die geringe Tiefenwirkung, ein Vorteil wiederum ist die Möglichkeit
protrahierter Einwirkung ohne Belästigung für den Patienten. Mit der Ver-
vollkommnung der Röhrenfabrikation dürfte die Radiumtherapie mehr und
mehr durch die Röntgentherapie verdrängt werden. Bei den Hypophysen-
geschwülsten endlich bildet die Radiotherapie nach Versagen antisyphilitischer
Behandlung das Verfahren der Wahl pnd seine Wirkung ist um so besser,
je frühzeitiger es angewandt wird. l Cause.
Igersheimer (286) teilt im einzelnen die Ergebnisse mit der von
ihm empfoblenen Spiegelbrille für Hemianopiker mit. Dieselbe beruht be-
kanntlich darauf, dass im nasalen Teil der Glasfassung des einen Auges ein
um eine vertikale Achse drehbarer Spiegel eingesetzt wird, der mit der Stirn-
ebene einen Winkel von etwa 80—90° bildet und so die im temporalen
Gesichtsfeldabschnitt gelegenen Gegenstände durch Spiegelung auf der funk-
tionsfähigen temporalen Netzhauthälfte abbildet. Auf diese Weise übersieht
das eine Auge die rechte, das andere Auge die linke Gesichtsfeldhälfte.
Natürlich iet ein analoges Verfahren auch für die Hemianopsia inferior an-
wendbar. Die praktischen Versuche ergaben, dass der naheliegende Einwand,
es müsse zu einer falschen Projektion der optischen Eindrücke in den Raum
führen, keinen Gegengrund gegen die Verwendung dieser Methode bildet,
da auffallenderweise eine sehr rasche Gewöhnung an diesen abnormen Zu-
stand eintritt. Immerhin empfiehlt sich die Verwendung der Spiegelbrille
nur bei solchen Hemianopikern, die sich durch ihren Gesichtsfeldausfall
schwer beeinträchtigt fühlen. Es hat sich gezeigt, dass in solchen Fällen
sogar eine rasche Gewöhnung an einen schräggestellten Spiegel, ja selbst an
eine beiderseitige Spiegeleinrichtung eintritt. Die Stellung und Acbsendrehung
der Spiegel muss sehr sorgfältig subjektiv ausprobiert werden. Es wird dann
sehr rasch die Erkenntnis gewonnen, was Spiegelbild ist und wie das Objekt
zu seinem Spiegelbild gelagert ist, sodass also auch durch eine schräge
Spiegelstellung schiefgestellte Bilder sehr bald nicht mehr als schiefstehend
empfunden werden.
Zur Vorbereitung der Augenhöhle für die Aufnahme der ge-
wünschten grossen Prothese versucht Coulomb (282) eine langsame
Dilatation derselben durch Tragenlassen einer vulkanisierten oder weichen
Kautschuk-Prothese. Bei Vorhandensein narbiger Stränge hat vorher chir-
urgische Behandlung stattzufinden, im allgemeinen darf man sich von dem
Verfahren nicht allzu viel Erfolg versprechen. Cause.
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik.
Ref.: Löhlein.
*300) Cantonnet: L’examen de l'appareil visuel chez les aviateurs.
Arch. d’ophth. T. 36. p. 404.
*301) Henker: Neue Belenchtungseinrichtungen am Hornhautmikroskop.
Zeitschr. f. ophth. Optik. VII. S. 97.
Literaturbericht fiber das Jabr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde, IX
118 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*302) Hess: Untersuchungen über die Methoden der klinischen Peri-
metrie. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 1.
*303) J. van der Hoeve: En methode ter voorkoming of beperking of
van glasvochtverlies by enkele oogoperaties. (Eine Methode zur Verhütung
oder Einschränkung von Glaskörperverlust bei einigen Augenoperationen.)
:55. Versamml. Nederl. Oogheelk. Gezelschap. 15. Juni 1919. Leiden. Nederl. Tijdschr.
v. Geneesk. 1919. II. Nr. 19.
*304) Jess: Das Augenspiegeln im rotfreien Licht mit Demonstration,
‘Med. Klinik Nr. 36. S. 911 und Deutsche med. Wochenschr. Nr. 39.
*305) Lagrange:. De l’anaplerose orbitaire. Arch. d’ophthalmol. T. 36.
p. 449. l
*306) A. van der Moer: Een methode tot ontmaskering van simulanten.
(Eine Methode zur Entlarvung von Simulanten). 54. Versamml. Nederl. Oog-
heelk. Gezelschap. Amsterdam 15. Dez. 1918. Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. I.
Nr. 15. l
, *307) Panni: Epreuve tecnomyopique pour simulateurs et exagerateurs
d’amblyopie. Annal d’oculist. T. 156. p. 219.
*308) Perlmann: Die Fixierung des Augapfels beim Starschnitt und
anderen Eingriffen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 488.
| *309) Reitsch: Eine zweckmässige Einrichtung zum Sterilisieren ge-
brauchsfertiger Nahtfäden. Zeitschr. f. Augenheilk. 41. S. 223.
*310) Terson: Sur l’examen a ciel ouvert du cul-de-sac conjonctival
supérieur, Arch. d’ophth. T. 36. p. 437.
l *311) Trantas: Moyen simple pour dépister une simulation de cecite
unilatérale. Arch. d'ophth. T. 36. p. 628.
In der Fortsetzung seiner Untersuchungen über die Methoden
der klinischen Perimetrie macht Hess (302) auf eine Reihe von
Unzulänglichkeiten unserer üblichen Gesichtsfeldbestimmung aufmerksam. So
wird die Lichtstärke des weissen Objektes bei Bewegung von der Mitte zum
Rand dauernd geringer, da es nur bei zentraler Lage die volle Belichtung
vom Fenster her erhält. Sehr gross ist auch der Unterschied in der Hellig-
keit des Objektes zwischen der höchsten und der tiefsten Stellung am Peri-
meterbogen. Diese Beleuchtungsdifferenzen fallen umsomehr ins Gewicht, als
auch ein zweiter Faktor im gleichen Sinne wirkt: Mit zunehmender Exzen-
‘trizitat des Perimeterobjektes nimmt nämlich auch die Menge des vom Objekt
durch die Pupille zur Netzhaut gelangenden Lichtes mit dem Kosinus des
Einfallswinkels ab. Diese Mängel liessen sich nur durch sehr umständliche
Verfahren ausschalten, welche für praktische Zwecke. nicht in Betracht
kommen, und es genügt für klinische Bedürfnisse, bei denen es sich ja um
Vergleichung der bei Normalen und Kranken mit demselben Verfahren ge-
fundenen Werte handelt, wenn wirklich die Untersuchung unter möglichst
gleichbleibenden Bedingungen erfolgt, also vor allem bei einer möglichst
gleichmässigen mittleren Tageshelligkeit und mit sauberen nicht glänzenden
Objekten. Sehr wertvoll sind aber auch die Untersuchungen an der grossen
schwarzen Fläche (Kampimetrie), bei der gerade die oben genannten Mängel
weniger in Betracht kommen. Die Perimetrierung mit Rot und Grün, Blau
und Gelb hat eigentlich keinen Zweck, da das Gesichtsfeld für Rot und ein
ihm wirklich gleichwertiges Grün stets gleich sein wird, und dasselbe gilt für
Blau und Gelb. Wenn bei der üblichen Bestimmung das Gesichtsfeld für
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 119
Grün kleiner gefunden wird als für Rot oder gar fehlt, wo dieses noch vor-
handen ist, beruht dieser Unterschied auf Verwendung ungleichwertiger Farben-
objekte. Die ganze Mangelhaftigkeit unserer Farbenperimetrie kommt beson-
ders darin zum Ausdruck, dass sie uns noch keine Klarheit darüber gebracht
hat, ob im Falle der Einschränkung des Farbenempfindens: diese für beide
Farbenpaare in gleichem Masse stattfindet oder ob die Empfindung für Blau,
Gelb in anderem Tempo leidet als die für Rot-Grün. Aufklärung in dieser _
Richtung versprechen die von Hess vorgeschlagenen Versuche, bei denen
ein Blau zu verwenden wäre, welches durch Grau-Zumischung derart unge-
sättigt gemacht wird, dass es für Normale die gleichen Gesichtsfeldgrenzen
erhält wie Rot und Grün. Das Verhalten des krankhaft veränderten Seh-.
nerven gegenüber den Objekten würde die oben gestellten Fragen beant-
worten können. Auch die Beurteilung des Verhältnisses der Gesichtsfeld-
grenzen für Weiss und Farben unterliegt bei der üblichen Perimetrie erheb-
lichen Fehlern, insofern die Grenzen für Weiss bei den meisten Menschen
wenigstens nach oben und nasal nicht bestimmt werden durch Funktion der
Netzhaut, sondern durch äussere Momente (Nasenrücken, Augenbrauenbogen),
während diese Hindernisse bei der Abgrenzung des (kleineren) Farbengesichts-
‘feldes meist keine Rolle spielen. Hess kennzeichnet diesen Unterschied
durch die Bezeichnung „physikalische“ und „physiologische Gesichtsfeld-
grenzen“. Beide können aber verniinftigerweise nicht aufeinander bezogen
werden. Es kann ja Einschränkung der physiologischen Grenzen für Weiss
eingetreten sein, aber wegen der physikalischen Hindernisse nicht zur Geltung
kommen. Man wird also durch entsprechende Kopfhaltung die mechanischen
Hindernisse der Gesichtsfeldmessung ausschalten müssen. Zusammenfassend
betont Hess noch einmal, dass die heute üblichen zeitraubenden Bestim-
mungen des Farbengesichtsfeldes weder wissenschaftlichen noch klinisch-
diagnostischen Wert besitzen.
Henker (301) bespricht an der Hand einiger Abbildungen Ver-
besserungen der Beleuchtungseinrichtung am Hornhautmikroskop. Sie gehen
zurück auf den Rat Gullstrands, die Beleuchtungseinrichtung auf einen
Kreisbogen in einer Schlittenführung verschieblich anzubringen. Das Be-
leuchtungsbüschel kann hierbei von der Mitte aus nach beiden Seiten eine
Neigung von 48° annehmen. Da neuerdings die Hornhautmikroskope sehr
oft für die Beobachtung bei fokaler Beleuchtung mit Hilfe der Gull-
strandschen Nernetspaluampe verwandt werden, so muss dieser Kreisbogen
abnehmbar sein. oder wie das jetzt vorgezogen wird auf einen Halbbogen
verringert werden, der um eine Achse beliebig nach rechts, links oder unten
weggedreht werden kann; so behindert er weder bei fokaler Beleuchtung noch
bei Entfernung von Fremdkérpern.
Jess (304) referiert über Vogts Untersuchungen des Augenhinter-
grundes im rotfreien Licht und bespricht hauptsächlich den Streit um die
Eigenfarbe der Macula lutea. Mit Hilfe einer Mikrobogenlampe konnte Jess
die gelbe Färbung des hinteren Augenpoles, sowohl bei normalen wie bei
pathologischen Fällen beobachten. Zur Ergänzung der gewöhnlichen Oph-
thalmoskopie ist die Untersuchung im rotfreien Licht wertvoll.
Zur Entlarvung der Simulation einseitiger Blindheit empfiehlt
Trantas (311) als einfaches Mittel Prüfung des binokularen Seh-
aktes nach dem Heringschen Prinzip des Zyklopenauges. Der Versuch
IX*
120 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
lässt sich mit Hilfe zweier Visikenkarten ausführen, die nahe vor das Auge
gehalten allmählich einander genähert werden. Bei einer Stellung nahe den
beiderseitigen Gesichtslinien erscheinen sie bei einer tatsächlichen Entfernung
von etwa 7 cm.dem Beobachter nur 1 cm entfernt voneinander. Werden
bei weiterer Näherung die Gesichtslinien verdeckt, so erscheinen seitlich zwei
weisse und in der Mitte ein schwarzer Streifen. Ein Simulant einseitiger
_ Blindheit ist auf Grund dieser Versuche leicht zu entlarven. Cause,
Die Probe mit künstlicher Myopie nennt Panni (307) seine
Methode zur Entlarvung von Simulanten oder Übertreibern
einseitiger Amblyopie. Sie besteht kurz darin, dass man das bessere
-Auge durch Vorsetzen immer stärkerer Konvexgläser kurzsichtig macht und
an Hand einer graduierten Skala die zunehmende Herabsetzung der Seh-
schärfe notiert. Durch Plaketten wird die jeweils mit Konvexglas angegebene
Sehschärfe auf der Skala fixiert, wobei man sich leicht durch Kontrollproben
von der Zuverlässigkeit der Angaben überzeugen kann. Bei dieser ersten
Probe wird das angeblich amblyopische Auge verdeckt; hierauf wird die
Probe wiederholt, wobei das die Ametropie korrigierende Glas oder bei Emme-
tropie ein Planglas vor das zu prüfende Auge gesetzt wird. Sobald die für
ein bestimmtes Konvexglas für das bessere Auge vorher festgestellte Seh-
schärfe überschritten wird, ist es erwiesen, dass das angeblich amblyopische
Auge benutzt wird und man kann auf diese Weise gut die wirkliche Seh-
schärfe dieses Auges bestimmen. Die Methode lässt sich noch weiter differen-
zieren, sie gleicht der von v. Graefe bereits früher angegebenen,
Cause.
v. d. Moer (306) empfiehlt eine einfache und sehr brauchbare Me-
thode zur Entlarvung simulierter einseitiger Amblyopie. Wah-
rend rote Buchstaben auf weissem Grund durch ein rotes Glas betrachtet
vollständig verschwinden, bleiben blaue Buchstaben sowohl durch die käuf-
lichen gelben als blauen Gläser sichtbar. Während der Verdächtige schwarze
Buchstaben betrachtet, bringt man ein rotes Glas vor das sehfahige Auge
und überzeugt ihn dadurch, dass diese sichtbar bleiben, sodann ersetzt man
die schwarzen Buchstaben durch rote und blaue und bringt immer nur vor
das sehfähige Auge blaue, gelbe und endlich wieder rote Gläser; werden die
roten Buchstaben auch gelesen mit dem letzten Glas, so liegt Simulation vor.
Das angeblich schwache Auge kann bei dieser Methode dauernd beobachtet
werden. W eve.
Die Bedingungen, die der Fliegerberuf andas Auge stellt,
-sind besonders schwer, Flieger dürfen keine Gläser tragen und müssen ein
nach allen Richtungen tadellos funktionierendes Sehorgan haben. Can-
tonnet (300) bespricht den Gang der Augenprüfung, wie er in der ophtbal-
mologischen Zentrale der VIII. Region zu Dijon gehandhabt wird, in dessen
Nähe sich in Longvic die grosse Fliegerschule befand. Zuerst werden
bei Tageslicht untersucht: äussere Teile des Auges, Tension, Sehschärfe bei
normaler Beleuchtung, Schnelligkeit der normalen Sehschärfe, Farbensinn
nach Holmgren oder nötigenfalls mit Hilfe des Newtonschen Diskus,
farbigen Lichtern oder Kontrastproben, Gesichtsfeld (meist nur digital), Bino-
kularsehen (dessen Fehlen übrigens nicht von grosser Bedeutung ist). Nach
10 Minuten Aufenthalt im Dunkelraum zwecks Adapfation folgt Prüfung des
Lichtsinnes mit dem photometrischen Apparat und die allgemein übliche Unter-
4
IV. Untersuchungsmethoden. Instrumente, allgem. operative Technik. 121
suchung im Dunkelraum. Wegen der Klagen der Flieger über Blendung
hat C. eine Sehschärfeprüfung bei künstlicher „Gegensonne“ eingeführt: ein
leuchtender Schirm von 10 cm Durchmesser mit einer Lampe von 8—900
Kerzen Lichtstärke befindet . sich 5 Meter vor dem Untersuchten, daneben
befindet sich in einem Winkel von 15 Minuten eine Testprobe (Landolt-
scher Ring) von verschiedener Grösse, die wiederum durch eine dem Unter-
suchten verdeckte Lichtquelle konstant beleuchtet ist. Bei der Untersuehung
des Lichtsinnes dient als Photometer ein besonders hergerichteter photographi-
scher Vergrösserungsapparat mit einer Lichtquelle von 50 Kerzen, die durch
dunkle und Mattgläser abgestuft werden kann, als Erkennungsobjekt wird
wiederum der Landoltsche Ring benutzt. Die, Schnelligkeit der Seh-
schärfe wird mit Hilfe eines Obturators untersucht, der mit einem Feld von
5 cm automatisch verschiedene Geschwindigkeiten gibt und von dem Unter-
suchten selbst ausgelöst wird. Die Untersuchung ergab grosse individuelle
Schwankungen. Cause.
Zur besseren Sichtbarmachung der oberen Übergangsfalte
empfiehlt Terson (310) als neues Verfahren, nach Kokainisierung das obere
Augenlid mit einer Fixationspinzette zu fassen und umzuwickeln, bis die
oberste Falte sichtbar wird. Cause.
Perlemann (308) beschreibt eine Fixierpinzette, die ein besseres
Festhalten des Augapfels bei Bulbusschnitten ermöglichen soll. An jeden
der beiden Stiele setzt sich - unter einem Winkel von 60° eine Gabel an,
deren beide Enden mit je 4 Zähnen bewaffnet sind. Diese Enden stehen
15 mm voneinander ab, so dass man z. B. beim Starschnitt am unteren
Limbus das eine Ende aufsetzen kann, während das andere etwa 3 mm
oberhalb des oberen Limbus zu liegen kommt. Es leuchtet ein, dass man
durch diese zur Schnittrichtung senkrechte doppelte Fixierung den Bulbus
sehr gut in der Gewalt hat. In entsprechender Weise kann auch bei Lanzen-
schnitt, Nachstardurchschneidung usw. verfahren werden. Die Vorzüge des
einfachen Instrumentes sind einleuchtend.
Reitsch (309) empfiehlt eine leicht und billig herstellbare Vorrichtung
für sterilisierte Seidenfäden: ein 30 cm langes Stück grobes Leinen, in das
-an einem Ende ein Glasstab eingenäht wird; dicht unter diesen sticht man
nebeneinander die Fäden ein und legt sie auf dem angefeuchteten Leinen
gerade. Über ihr unteres Ende legt man einen 2. Stab, schlägt das über-
schüssige Leinenende herum und wickelt es um die Achse des Stabes ein
Stück weit auf. In dieser Form sterilisiert, verwirren sich die Fäden nicht
und bleiben geschmeidig.
Die verschiedenen Methoden zur Ausfüllung der Orbita und zum
besseren Sitz der Prothese nach Enukleationen werden von La grange (305)
besprochen und ein neues eigenes Verfahren angegeben, das darin besteht,
dass aus der Schläfe der operierten Seite nach Zurückschlagen der Haut in
T-Form ein gestielter Lappen von 8 auf 7 mm und 2 mm Dicke gebildet
und subkonjunktival in der Augenhöhle fixiert wird. Bei frischen Enuklea-
tionen werden die geraden Augenmuskeln in geeigneter Weise über dem
Lappen vernäht, bei schon älteren F ällen wird er subkonjunktival am inneren
Winkel vernäht. Cause.
Bei Operationen, wo die Gefahr des Glaskörperverlustes be-
sonders gross ist, geht V. D. Hoeve (303) folgenderweise vor: bevor der
122 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Bulbus geöffnet wird, werden an vier Stellen dicht neben der Hornhaut,
durch Konjunktiva und obere Skleralschichten Suturen angelegt, die je zu
zwei von zwei Assistenten gehalten werden. (Jeder hält zwei um 90 Grad
voneinander entfernte Suturenschlingen.) Sobald Glaskörpervorfall droht
ziehen sie die Fäden gleichmässig nach vorn und aussen. Wenn nötig, wird
vor der Eröffnung des Bulbus auch noch eine oberflächliche Sutur durch
Hornhaut und angrenzende Skleralpartie gelegt, in der Weise, dass das
Messer oder die Lanze zwischen beiden Einstichstellen hindurch geführt
werden kann. Guter Erfolg bei Extraktion luxierter Linsen aus der Vorder-
kammer, subluxierter Linsen aus dem Glaskörper, Linsenextraktion in der
Kapsel, Lösung vorderer Synechien usw. Were.
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen.
Ref.: Seefelder.
*312) Bergmeister: Über Polykorie und verwandte seltenere Irisano-
malien. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 82.
*313) Carsten: Angeborene Lochbildung in der Iris. Zeitschr. f. Augen-
heilk. Bd. 41. S. 174
*314) van Duyse: Proboscide laterale et colobome oculaire atypique
avec lenticone postérieur. Arch. d’ophth. T. 36. p. 463 et 555.
*315) Gallemaerts: Dermoide de la cornée et lipome sous-conjonctival.
Annal. d’oculist. T. 156. p. 216. P
*316) Derselbe: Kyste congenital de la conjonctive bulbaire. Annal.
d’oculist. T. 156. p. 218.
*317) Heuse: Ein Fall von einseitigem Mikrophthalmus. Inaug.- Diss.
Heidelberg 1918.
*818) Kafka: Ein Fall von universeller qualitativer Evolutionsstörung.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 246.
*319) Kayser: Zu meinen Fällen von Megalokornea. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 62. S. 349.
*320) Kestenbaum: Über Megalokornea. Klin. “Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 62. S. 734.
*321) Musy; Drei Anomalien des Fundus. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 62. S. 784.
°322) Peters: Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der angeborenen
Hornhauttrübungen. Anatom. Hefte von Merkel und Bonnet. Bd. 57. S. 563.
#323) Staehli: Klinische Untersuchungen über Mikrokorneaaugen (mit
besonderer Berücksichtigung von Kornealwölbung, Totalrefraktion und
Achsenlänge), ae ein Beitrag zur Megalokornea. Klin. Monatsbl. für
Augenheilk. Bd. 62. S. 316.
324) ae Über Heterotopie des Sehnerven und der Fovea
centralis. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 442.
*325) Vogt: Der physiologische Rest der Arteria hyaloidea der Linsen-
hinterkapsel und seine Orientierung zum embryonalen Linsennahtsystem.
v. Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 100. S. 328.
*326) Derselbe: Beobachtungen an der Spaltlampe über eine normaler-
weise den Hyalvidearest der Hinterkapsel umziehende weisse Bogenlinse.
v. Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 100. S. 349.
*327) Wimmer: Beitrag zur pathologischen Anatomie der Iriskolobome.
Inaug.-Diss. Leipzig 1919.
V. Anatomie, Entwicklangsgeschichte, Missbildungen. 123
Bergmeister (312) hat sich der schwierigen Aufgabe unterzogen, ȟber
die Entstehungsweise der Polykorie und verwandter seltenerer Irisanomalien«
Untersuchungen anzustellen. Veranlassung dazu gab ihm zunächst die Beob-
achtung eines Falles von echter Polykorie, bei dem sich neben der zen-
tralen Hauptpupille noch zwei kleinere Nebenpupillen fanden. Alle 3 Pupillen
reagierten auf Atropin und Pilokarpin, verfügten also über einen eigenen
Sphinkter. Auch ein Fall von multiplen angeborenen Iridodialysen
(Iridodiastasen) wurde von ihm beobachtet. Es waren 4 Irisdefekte am zili-
aren Irisrande nachweisbar. Die Entstehungsweise dieser Missbildungen wird
an der Hand der sorgfältig gesammelten Literatur unter Berücksichtigung der
normalen Entwicklung der Iris eingehend erörtert. Die echten, mit Sphinkter
ausgestatteten Polykorien werden von den multiplen Dehiszenzen und den
wiederum in eine andere Kategorie gehörenden Brückenkolobomen scharf ge-
schieden. Die Frage der Bedeutung von Sphinkteranomalien, der zur Zeit der
Entwicklung vorhandenen Einkerbungen des Becherrandes, der Resorption
von Irisgewebe, auch der Einfluss der Vererbung werden eingehend erörtert,
aber eine befriedigende Erklärung der Genese jener eigenartigen Missbildungen
kann leider nicht gegeben werden.
Carsten (313) beschreibt eine »angeborene Lochbildung in der Iris«
eine bekanntlich sehr seltene Irisanomalie. Das Loch befand sich in der
temporalen Irishälfte und nahm fast die ganze Irisbreite ein. Der Defekt
war von Pigmentepithel eingefasst und an mehreren Stellen durch graue Fäden
überbrückt, die offenbar Reste des Irisstromas darstellen. Die Linse war im
Bereich des Defektes zart getribt. Die Pupille erschien nach innen und
etwas nach unten verlagert und zeigte die Form eines Halbkreises. In ihrem
Bereich fanden sich Reste der Pupillarmembran. Das Auge war stark ambly--
opisch. Die Entstehung dieser Art von Jrisanomalien, die mit der ersten
Irisentwicklung kaum in Zusammenhang gebracht werden können, ist noch
in ein bedauerliches Dunkel gehüllt.
Kestenbaum (320) liefert einen sehr lesenswerten Überblick über die
bisher bekannt gewordenen Fälle von Megalocornea, die er in Überein-
stimmung mit mehreren neueren Arbeiten von Kayser, Staehli und See-
felder und älteren Arbeiten von Haab und seinen Schülern als ein eigenes
scharf umschriebenes Krankheitsbild von dem des Hydrophthalmus abtrennt.
Die von ihm angegebenen Unterscheidungsmerkmale decken sich im wesent-
lichen mit den von den genannten Autoren angegebenen. Als neuen Ge-
sichtspunkt bringt er das aus seiner Tabelle deutlich hervorgehende vor-
wiegende Befallensein des männlichen Geschlechts (42 von 44 Fällen). Der
scharfen Begrenzung des Limbus misst er geringere Bedeutung bei als dies
von anderen Autoren geschehen ist. Die Kasuistik wird von ihm um zwei
weitere Fälle bereichert, von denen der eine, ein ganz exzessiver Fall von
Megalocornea, von ihm selbst beobachtet, der andere ihm von Prof. Fuchs zur
Veröffentlichung überlassen worden ist.
Peters (322) liefert einen weiteren pathologisch-anatomischen
Beitrag zur Kenntnis der angeborenen Hornhauttrübungen.
Es handelt sich um das rechte Auge eines 16 jährigen Individuums, das schon
mit 3/4 Jahren eine trübe Hornhaut und Drucksteigerung aufgewiesen hatte.
Bei der anatomischen Untersuchung des Bulbus fanden sich eigentümliche
Veränderungen an der Hornhauthinterfläche, die im wesentlichen in einer
124 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
dicken glashäutigen, an beiden Seiten von Endothel bekleideten Membran '
bestanden, die sich wie die Sehne eines Bogens von einer Seite zur anderen
überspannte und mit der Hornhauthinterfliche weiterbin durch einen säulen-
formigen ebenfalls glashäutigen Zapfen verbunden war. Ferner fanden sich
sauffallende Veränderungen im Hornhautepithel, welche besonders durch
Abschnürung einer Epithelinsel, unregelmässige Gestaltung der Epithelschicht
und Ansammlung pigmentierter Zellen gekennzeichnet sind, ferner rück wärtige
Lage des teilweise fehlenden Sch lem m schen Kanales und deutlicher Habitus des
Buphthalmus, sodann starke Pigmentierung des Kammerwinkels, auffallende
Verschmälerung der Iris und abnorme Ausdehnung des Sphinkter iridis«.
In der anschliessenden Besprechung tritt Peters von neuem für die Auf-
fassung der angeborenen Hornhauttrübungen, insbesonders der
Defektbildungen der Hornhauthinterflache als einer reinen Entwicklungs-
störung ein und er wendet sich dabei vor allem gegen v. Hippel, der
vor kurzem in einer kritischen Besprechung der Arbeiten von Peters und
seinen Schülern auch entzündlichen oder Erkrankungseinflüssen mehr Be
deutung zusprechen möchte als dies von Peters und seinen Schülern ge-
schehen ist. Peters legt nach wie vor grossen Wert auf Störungen in der
Abschnürung des Linsenbläschens, die nach seiner Ansicht die verschiedensten
Veränderungen an der Hornhautober- und Hinterfläche, sowie auch die
Entstehung der angeborenen Staphylome in befriedigender Weise zu erklären
vermögen.
Vogt (325) hat anlässlich seiner Untersuchungen über den physio-
logischen Rest der Arteria hyaloidea der Linsenhinterkapsel
und seine Orientierung zum embryonalen Linsennahtsystem
zunächst solche über die Eintrittsstelle der Arteria hyaloidea in das Gefiss-
system der Tunica vasculosa lentis angestellt und dabei die Tatsache be
stätigen können, die vom Ref. bereits 4 Jahre vorher bekannt gegeben worden
ist, nämlich, dass diese Stelle nicht axial, sondern paraxial und zwar nasal
(medial) vom hinteren Pol gelegen ist. Hier hat nun Vogt fast ausnahms-
los mannigfaltige Reste des fötalen Gefässsystems nachweisen können, die
_ zwar grossen individuellen Schwankungen unterworfen sind, aber im allge
meinen doch eine gewisse Gesetzmässigkeit erkennen lassen. So lassen sich
meist zwei Hauptabschnitte unterscheiden, nämlich: J. Die fixe Ansatz-
stelle, 2. die frei im Glaskörper flottierende Hyaloidea. Die
Ansatzatelle ist durch grauweisse Bogenlinien ausgezeichnet, die gewöhnlich
zusammen einen Knäuel, den sogenannten Ansatzknäuel bilden, wogegen der
zweite Teil des Ansatzes, der flottierende Abschnitt als ein weisser spiralig
gerollter Faden hinter dem nasalen (medialen) Linsenbezirke nach unten
hängt und sich bei Bewegungen des Bulbus lebhaft mitbewegt. Die ver-
schiedenen Formen der genannten physiologischen Restgebilde werden durch
zahlreiche Text- und Tafelabbildungen veranschaulicht. Der entoptische
Nachweis der betreffenden hyaloiden Reste ist dagegen dem Verfasser
trotz eigens zu diesem Zwecke angestellter Versuche nicht gelungen.
Im Verlaufe seiner eben referierten Untersuchungen hat Vogt (326)
auch noch eine »normalerweise den Hyaloidearest der Hinter-
kapsel umgebende weisse Bogenlinie« beobachtet, über die in einer
besonderen Arbeit berichtet wird. Diese weisse oder weissgraue Bogenlinie
der Hinterkapsel ist in der Mehrzahl aller gesunden Augen vorhanden, » liegt
zwischen hinterem Linsenpol und Hyaloideaansatz, den letzteren im Bogen
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 125
umgehend« und kann eine verschiedene Form aufweisen. Es kann auch eine
ihr entgegengesetzte zweite Bogenlinie vorhanden sein, die in seltenen Fällen
mit der ersten einen annähernden Kreis bildet. Eine Erklärung dieser eigen-
artigen Erscheinungen vermag der Autor nicht zu geben und sie ist wohl
auch nicht so bald zu erwarten, da die von ihm’ vermissten systematischen
anatomischen Untersuchungen über die fötale Resorption der Tunica vascu-
losa und das Verhalten des Canalis hyaloideus zwar bereits von dem Referenten
und anderen Forschern in grossem Umfange ausgeführt worden sind, aber
nichts Bestimmtes ergeben haben, das zur Erklärung des Zustandekommens
der betreffenden optischen Erscheinung dienen könnte.
Musy (321) beschreibt 3 Anomalien des Fundus: a) Eine aus der
Papille in den Glaskörper eintretende und wieder in die Retina zurückkehrende
Arterienschlinge. b) Eine im Glaskörper undulierende silbergraue Membran,
die vom Zentrum der Papille ausgeht, sich enorm verbreitert und die ganze
Makulagegend deckt. c) Eine anscheinend kongenitale Lochbildung in der
Makula. Nach dem Referate sollen im Grunde des Makulakoloboms Retinal-
gefässe gut zu erkennen sein, eine Angabe, die mit einer Lochbildung im
Widerspruch ‚stände und ein anormales Verhalten der Netzhautgefässe zur
Voraussetzung haben müsste, da die Makula bekanntlich gefässlos ist.
Kafkas (318) Fallvon universellerqualitativer Evolutions-
störung betrifft ein 20jahriges Mädchen, bei dem im Rahmen einer allgemein
dürftigen Entwicklung (130 cm hoch, 30 kg schwer) auch eine fehlerhafte
Augenentwicklung, nämlich links vertikal ovale Kornea, Iridodonesis, inkom-
plettes Iriskolobom, verkalkte Katarakt, bläuliche Verfärbung der Sklera usw.,
rechts ebenfalls inkomplettes Iriskolobom, blaue Sklera, Nystagmus usw., nach-
weisbar waren. Es handelt sich demnach um ein Zusammentreffen vom
degenerativen Stigmen am Auge mit universellem Infantilismus, deren Ent-
stehung, ob intra- oder extrauterin nicht mit Sicherheit festgestellt werden
konnte.
Wimmer (327) hat sechs ihm von Seefelder überlassene Fälle von
Iriskolobom anatomisch untersucht, von denen zwei schon in anderen Arbeiten
aus der Leipziger Klinik beschrieben worden sind. Bei zwei von den vier
neuen Fällen handelt es sich um ein Zusammentreffen von Iriskolobom mit
Aderhautkolobom und Orbitalzyste. Auch bei den anderen beiden Fällen
war gleichzeitig ein Kolobom des Ziliarkörpers und der Aderhaut vorhanden.
Die Iris fehlte an der Spitze des Koloboms meist vollständig, nur in einzelnen
Fällen war sie als Rudiment erhalten. Dabei erwies sich der mesodermale
Anteil der Iris im Verbältnis zum ektodermalen wesentlich stärker entwickelt.
In einem Falle bestand er ausschliesslich aus einem ziemlich breiten Saume
ınesodermalen Irisgewebes, während das Pigmentepithel im Bereiche des Corpus
ciliare wie scharf abgeschnitten aufhörte. In einem anderen Falle war diases
Gewebe mit dem skleralen Gerüstwerk der Kammerbucht verwachsen. Mehr-
fach waren an Stelle der fehlenden Iris mesodermale Gewebseinlagerungen an-
zutreffen, die sich als strangförmige Gebilde von der Korneo-Skleralgrenze
um die Linse herum nach hinten erstreckten. (Allen Fällen gemeinsam war
auch die Persistenz von anderem sonst der Resorption anheimfallenden Meso-
dermgewebe (Pupillarmembran, uveales Gerüstwerk usw.) Der anatomischen
Beschreibung ist eine sorgfältige Lfteraturzusammenstellung vorausgeschickt.
In der Epikrise bekennt sich der Verf. zu der Anschauung v. Hippels,
Seefelders u. a, die die Ursache der Iriskolobome in dem Nichtverschluss
126 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
des distalsten Endes der Becherspalte erblicken und mesodermalen Geweb:-
einlagerungen, insbesondere Gefässen hierbei eine ursächliche Bedeutung zu-
erkennen.
Staehli (323) hat bei klinischen Untersuchungen über Mikro-
korneaaugen in verhältnismässig kurzer Zeit 50 Menschen mit kleiner
Kornea gefunden. Die überwiegend grosse Mehrzahl dieser Augen muss nach
ihm zu den »normalens Augen gerechnet werden. Die zentrale Sehschärfe
dieser Augen war meist tadellos. Die Mikrokornea sei demnach wie die
Megalokornea als eine »Variabilität« zu betrachten. Die grösste Dichtigkeit
dieser Variabilität liegt bei 11,6 mm, von dieser Mittellage aus nimmt die
Dichtigkeit rasch nach beiden Seiten hin ab. Die extremen Variationsformen
sind sehr selten. Kleinster horizontaler Hornhautradius 9,5 mm. Der Klein-
heit des Hornhautdurchmessers entsprach in der überwiegend grossen Mehr-
zahl der Fälle ein kleiner, bis sehr kleiner Hornhautradius und eine ent-
sprechende Erhöhung der Hornhautrefraktion. Da trotzdem die Gesamtrefrak-
tion der betreffenden Mikrokorneaaugen keine von einem gewöhnlichen Augen-
material wesentlich abweichende gewesen ist, ergibt sich daraus, dass die
meisten Augen mit kleiner Hornhaut im ganzen verkleinert sind. Im Zu-
sammenhang damit ist die Tatsache von Interesse, dass 20°/o der unter-
suchten Fälle mit kleiner Hornhaut Glaukompatienten gewesen sind. Am
Schlusse des 1. Teils der Arbeit wird auch noch auf die Frage der Ver-
erbung der Mikrokornea eingegangen. In dem zweiten zum Teil stark polemisch
gehaltenen Teil der Arbeit wird auf die neueren Arbeiten über Megalo-
kornea von Boas, Salzmann und Seefelder eingegangen und die wohl
nicht mehr zu bestreitende Tatsache, dass es eine echte Megalokornea gebe,
von neuem hervorgehoben und begründet.
Heuse (317) liefert eine schwer verständliche Beschreibung der patho-
logisch-anatomischen Veränderungen eines Falles von einseitigem
Mikrophthalmus, von denen das gänzliche Erhaltensein der Pupillar-
membran und das Vorkommen von Fett, Knochen- und Bindegewebe im
Bereiche des Kolobomspaltes und Glaskörpers hervorgehoben zu werden ver-
dienen.
Kayser (319) ergänzt in seiner Arbeit »Zu meinen Fällen von
Megalokornea« seine frühere Beschreibung soweit als möglich durch An-
gaben über die Hornhautkriimmung und Hornhautbrechung, woraus hervorgeht,
dass die betreffenden Zahlen dem Steigerschen Durchschnitt von 42—44 D
gleichkommen, oder eher etwas der oberen Grenze derselben zuneigen. Er
macht in Übereinstimmung mit dem Referenten mit Recht darauf aufmerk-
sam, dass dieser Befund unbedingt für Megalokornea spricht, da eine ent-
sprechende Zunahme des Hornhautdurchniessers bei Hydrophthalmus wohl
stets mit einer Abflachung der Hornbautwölbung einhergehe. Er betont
ferner mit Recht und macht es auch durch eine einfache Zeichnung anschau-
lich, dass exzessive Megalokorneae mit einem Hornhautdurch-
messer von 14,5—15 mm und mehr notwendig zu einer wesent-
lichen Veränderung der Form des Bulbus führen müssen, so dass man
von einer innerhalb des physiologischen liegenden »Variahilität« der Horn-
hautgrösse kaum noch reden könne.
Triebenstein (324) beschreibt 2*°Fälle von angeborener »H etero-
topie des Sehnerven und der Fovea centralis« und schliesst daraus,
dass sich diese Veränderung in gleichmässiger Weise bei Mutter und Sohn
VI. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 127
und in etwas abgeschwächter Weise als positiver Winkel Gamma bei einer
grossen Anzahl von weiteren Mitgliedern der gleichen Familie gefunden hat,
dass es sich dabei um eine erbliche Missbildung handelt. Die Zentralgefiisse
des Sehnerven und der Netzhaut zeigten. einen ganz abnormen Verlauf. —
Die bisher beschriebenen 4 Fälle von Ektopie des Selinerven und der Macula
lutea werden in der Einleitung eingehend referiert. — Die formale Genese
der Missbildung ist ebenso unklar wie die kausale.
Die seltene Beobachtung einer kongenitalen Zyste der Aug-
apfelbindehaut macht Gallemaerts (310) bei einem Kinde von zwei
Monaten. Die stecknadelkopfgrosse Zyste fand sich in der Gegend vor der
halbmondförmigen Falte ohne Vaskularisation in der Umgebung. Andere
Missbildungen waren nicht vorhanden. Mikroskopisch fanden sich aussen
spindelförmige, innen grosse Zylinderzellen mit dickem, längs gestelltem Kern.
Das Bild glich dem der Schleimhaut der Fossa nasalis. Entwicklungsge-
schichtlich bestehen sehr enge Beziehungen zwischen der letzteren und dem
Auge, besonders bei Embryonen von 7—10 mm im Alter von 25—30 Tagen.
Zu dieser Zeit können sehr leicht abgesprengte Zellen Veranlassung zu einer
zystischen Entwicklung unter der Bindehaut gegeben haben. Cause.
Die ausführliche pathologisch-anatomische Untersuchung eines Falles
von Proboscis lateralis und atypischem Kolobom des Auges
wird von van Duyse (314) veröffentlicht. Nebeu dem Proboscis fand man
in dem Auge des 5 Tage alten Kindes eine ganze Reihe von Missbildungen:
Mikrophthalmus mit ovalärer Hornhaut, atypisches nach unten innen ge-
richtetes Iriskolobom, Vervielfältigung der Ziliarkörperfortsätze entsprechend
der ungewöhnlichen Duplikatur des retinalen Blattes, ein mächtiges Netzhaut-
Aderhautkolobom, fast horizontal gerichtet, in das auch teilweise noch die
Papille fiel, ferner mehrere, teilweise gefässhaltige Stränge, von denen einer
zur Linse ziehend sich quastenförmig ausbreitet, Lenticonus posterior. Einzel-
heiten sind aus dem Original zu ersehen, das zahlreiche Abbildungen bringt.
Cause.
Das gleichzeitige Vorkommen eines Dermoids im tempo-
ralen Limbusabschnitte, eines subkonjunktivalen Lipoms im äusseren
Winkel und eines unvollständigen Aderhautkoloboms beobachtete
Gallemaerts (315) am linken Auge einer 37jährigen Patientin. Für alle
drei Missbildungen nimmt Gallemaerts die gleiche Ursache in Anspruch.
Eine amniotische Synechie gab die Veranlassung zur Entstehung des Dermoids,
gleichzeitig auf Kosten der Dermoidelemente bildete sich das Lipom; das un-
vollständige Aderhautkolobom ist durch Verwachsungen beim Schluss der
Augenspalte verursacht. . Cause.
VI. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes.
Ref.: Köllner.
*328) Best: Zur Theorie der Hemianopsie und der Röheren Sehzentren.
Graefes Arch. Bd. 100. S. 1.
*329) Brückner: Über die Sättigungsänderungen der Pigmentfarben
durch Ermüdung der Netzhaut mit farbig wirkendem Lichte. Arch. f. Augen-
heilk. Bd. 85. S. 12.
*330) Bussy: Un groupe de faux hemeralopes les borgnes nocturnes.
Arch. d’ophth. T. 86. p. 501.
128 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*331) Haenel: Lichtempfindung durch Schall. Gesellsch. f. Natur- u. Heilk.
Dresden 8. Febr. 1919.
*332) Hess: Untersuchungen über die Methoden der klinischen Peri-
metrie. II. über Farbefiperimetrie. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 1.
*333) Jess: Nachtblindheit nach Gaserkrankung. Klin. Monatsbl. Bd. 62.
S. 400.
*334) Lohmann: Zur experimentellen Zerfällbarkeit des binokulären
Seheindruckes. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 95.
*335) Reissmann, Fr.: Das Sehenlernen Blindgeborener und das Wieder-
sehenlernen frühzeitig Erblindeter. Diss. Rostock 1918. —
336) Riedel: Ein Beitrag zur photoelektrischen Reaktion des Hummer-
auges. Veter.-med. Diss. Giessen.
*887) Roderfeld, M.: Über die optisch-räumlichen Störungen. Dissert.
Würzburg.
338) Roelofs, Dr. C. Otto, u. Prof. Dr. W. P.C. Zeemann: De gezichts-
scherpte in halfdonker (Die Sehschärfe im Halbdunkel). Nederl. Tijdschr. v.
Geneesk. I. Nr. 24. S. v. Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 99. (Ref. Nr. 195 a.)
340) Dieselben: Sur le concours des contours. Arch. Neerl. de phys. de
l'homme et des animaux III. S.v.Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 99. H. 1. (Ref. Nr. 195b.)
*341) Roelofs, C. Otto: Over den wedstryd der gezichtsvelden (Über
den Wettstreit der Gesichtsfelder). 55. Vers. Nederl. Oogh. Gezelschap. 1913.
*342) Rutin: Zur Kenntnis des Gesetzes der spezifischen Energie des
Sehnerven. Ophthalm. Gesellsch. Wien. 24. Mai 1919.
*343) Seidel? Experimentelle Untersuchungen über die Lage der Ver-
sorgungsgebiete der Nervenfasern des Sehnervenstammes in der Netzhaut
des Menschen, v. Graefes Arch. Bd. 100. S. 168.
344) Terson: Hesperanopie. Arch. d’opht. T. 36. p. 438. (Terson emptiehlt
den Ausdruck Hemeralopie in Hesperanopie umzuwandeln.)
*345) Weiss, K. E.: Lichtmessung im Dienste der Gesundheitspflege
des Auges. Wochenschr. f. Therap. u. Hygiene d. Auges. 22. Jahrg. S. 85.
346) Weve, H.: De ontwikkeling van den kleurenzin in het dierenryk
in verband met den kleurenzin van den mensch (Die Entwickelung des
Farbensinnes im Tierreich im Zusammenhang mit dem menschlichen Farben-
sinn). 55. Vers. Nederl. Oogh. Gezelschap. Siehe: Over het Verband tusschen
lichtgevocligheid en golflengte (Über den Zusammenhang von Lichtempfind-
lichkeit und Wellenlänge.) Arch. Néerl. de physiol. de l'homme et des animaux.
347) Vinzense, Peter: Beiträge zur Lehre von den geometrisch-optischen
Täuschungen. Diss. Giessen.
*348) Wölfflin: Über physiologische Beobachtungen an zentralen Sko-
tomen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 222.
*348a) Wessely: Die Störungen der Dunkelanpassung der Augen im
Kriege, ihre Erkennung und Beurteilung. Kriegsärztlicher Abend Würzburg
d. 23. Juli 1918.
Rutin (342) überzeugte sich bei einem Falle von frischer Embolie der
Zentralarterie aufs neue von dem Gesetz der spezifischen Energie de:
Sehnerven. Reizte er durch Auflegen eines faradischen Pinsels das Auge,
so konnte er auf der kranken Seite die für den faradischen Strom charakte-
ristische Lichtempfindung nicht auslösen, während das auf der gesunden Seite
natürlich möglich war.
VI. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 129
Bei der Lichtmessung im Dignste der Gesundheitspflege kommt
Weiss (345) auf Grund eines eingehenden Studiums der einschlägigen Lite-
ratur zu der Überzeugung, dass für die Beurteilung der Wirkung einer Licht-
quelle auf das Auge im wesentlichen nur die Gesamtintensität eine Rolle
spielt, während die verschiedenartige Zusammensetzung des Lichtes weniger
in Betracht kommt, da die Unterschiede, welche sich aus dem Überwiegen
det einen oder anderen Strahlenart ergeben, gegenüber den hohen Werten
der Gesamtbeleuchtung nicht in Frage kommen. Für die Methodik der
Lichtmessung wird ein eigenes Verfahren angegeben, das darauf beruht, dass
ein lichtempfindliches Papier mit seinem Schwärzungsgrad einen Massstab für
die Beleuchtungsstarke bildet.
Über die Lage der Versorgungsgebiete der Sehnervenfasern
hat Seidel (343) experimentelle Untersuchungen beim Menschen an einem
Auge vornehmen können, das noch gute Sehfunktionen hatte, aber wegen
malignen Tumors entfernt werden musste. S. rief dadurch eine partielle
Leitungsunterbrechung des Nerven hervor, dass er zu beiden Seiten ein
Novokaindepot anlegte (es wurden etwa 1,75 ccm einer 2°/oigen Novokain-
lösung in 1 ccm vom hinteren Augenpol entfernt injiziert) und den Patienten
darauf innerhalb der nächsten Stunde 7 mal kampimetrisch untersuchte (in
1 m Abstand von der Tafel. Etwa 15 Minuten nach der Injektion begann
eine konzentrische, nicht überall gleichmässige Gesichtsfeldeinengung, die im
Laufe der nächsten halben Stunde ständig zunahm. Das zentrale Gesichts-
feld zeigte nicht die geringsten Veränderungen, insbesondere keine mit dem
blinden Fleck in Zusammenhang stehenden Skotome. Nach 60 Minuten
erweiterte sich wieder das Gesichtsfeld. Demnach ist offenbar, dass im mitt-
leren Drittel des orbitalen Sehvervenverlaufes in der Tat die peripher liegenden
Faserbündel auch die Lichtempfindung der peripheren Netzhautbezirke zum
Gehirn emporleiten, dagegen nichts mit der Versorgung peripapillär gelegener
Gebiete zu tun haben.
Hess (332) weist auf die Fehler hin, welche der Perimetrie, ins-
besondere der Farbenperimetrie anhaften. Schon bei der Anwendung.
weisser Objekte bei dem gebräuchlichen Vorgehen im Zimmer zeigt sich eine
sehr starke Differenz der Helligkeit des Objektes in den verschiedenen Me-
ridianen. So zeigte H., dass wenn man zwei Perimeterscheibchen einander
gegenüber an der tiefsten und höchsten Stelle des senkrechten Perimeter-
bogens befestigt und mit Hilfe zweier kleiner Planspiegel so spiegelt, dass
sie nebeneinander gesehen werden, das obere nur etwa !/s der Lichtstärke
des unteren hat. Dazu kommt noch, dass beim Perimetrieren von oben das
Objekt durch die Wimpern einen Teil der Lichtstärke einbüsst. Schliesslich
nimmt mit zunehmender Exzentrizität des Perimeterobjektes auch die Menge
des durch die Pupille zur Netzhaut gelangenden Lichtes mit dem Kosinus
des Einfallswinkels ab. Der Versuch, dem ersteren Fehler durch Aufstellen
des Perimeters im Glasvorbau oder durch elektrische Perimeter zu begegnen,
bringt gleichfalls keine Lösung der Schwierigkeiten. H. weist endlich auf
die so wenig beachtete Tatsache hin, dass gerade hinsichtlich der Objekt-
helligkeit die Tafelperimeter (Kampimeter) den Bogen- und Kugelperimetern
vorzuziehen sind; denn bei ihnen bleibt gerade die Lichtstärke des Objekts
annähernd unverändert, da seine Lage zum Einfallslichte die gleiche bleibt und
mit wachsendem Abstande zwar die Grösse des Netzhautbildes, nicbt aber seine
“ Lichtstärke sich ändert. Hinsichtlich der Farbenperimetrie zeigt Hess, wie
130 Bericht tiber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
die klinische Farbenperimetrie mit mehreren farbigen Objekten und ihren Er-
gebnissen mit den sich überschneidenden Grenzen nur Beweise für die Un-
zuverlässigkeit' unserer Untersuchungsmethoden bilden. Erfolgt z. B. bei
Erkrankungen der Sehnervenfasern die Abnahme der Rotgrünempfindung im
erkrankten Gebiete stets in dem gleichen Verhültnis wie jene der Blaugelb-
empfindung — im grossen und ganzen sprechen die Tatsachen für dieses
Verhalten —, dann müsste streng genommen die Gesichtsfeldmessung schon
mit einem einzigen farbigen Objekt Aufschluss über die gesamte Farbensinn-
störung geben können. Was die Beziehungen zwischen den Gesichtsfeld-
grenzen für Weiss und denen für Farben anbetrifft, so weist H. darauf hin,
dass wir mit letzteren die physiologischen Grenzen ermitteln, während mit
weissen Objekten an vielen Stellen des Gesichtsfeldes nur die durch die
Umgebung des Auges bestimmten physikalischen Grenzen bestimmt werden,
wenn nicht durch entsprechende Kopfdrehungen diese physikalischen Faktoren
eliminiert werden. Es muss erst noch durch möglichst exakte Untersuchungen
unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse festgestellt werden, ob z. B. bei
Sehnervenleiden wirklich Einschränkungen der Farbengrenzen bei normalen
physiologischen Weissgrenzen vorkommen. Erst in diesem Falle käme der
Farbenperimetrie eigentlich für derartige Fälle eine besondere diagnostische
Bedeutung zu.
Über Sättigungsänderungen der Pigmentfarben nach Ermüdung des
Sehorganes durch farbiges Licht hat Brückner (329) Unter-
suchungen veröffentlicht, welche er bereits 1903 bei Hering vorgenommen
hatte, als Beitrag zu der damals im Vordergrunde stehenden Frage, ob die
Young-Helmholtzsche Dreifarbentheorie oder die Heringsche Gegen-
farbenlehre den Erscheinungen mehr gerecht wird. Nach der letzteren Theorie
muss man erwarten, dass nach der Ermüdung z. B. mit der Grundfarbe Rot
alle zwischen Rot und Gelb sowie zwischen Rot und Blau gelegenen Farben
umgestimmt erscheinen müssen, in um so stärkerem Grade, je grösser in ihnen
die rote Komponente ist. Das reine Gelb und reine Blau dürften dagegen
in ihrer Sättigung nicht beeinflusst werden. Die Versuche wurden gegen eine
Spiegelglasplatte angestellt, an welcher die zur Beobachtung dienenden Farb-
scheiben sich teils spiegelten, teils hindurchgesehen werden konnten. Die zur
Ermüdung dienende Fixationsdauer wurde auf 10—15 Sekunden, gelegentlich
auch länger bemessen. Aus den Ergebnissen. sei hier hervorgehoben, das:
nach Ermüdung mit Rot in der Tat Hellrot, Orange, und Purpur weniger ge-
sättigt erschienen, eine Erscheinung, die sowohl nach der Heringechen als
auch nach der Helmholtzschen Theorie erwartet werden musste, «ass aber
z. B. Grüngelb gesättigt erschien, ebenso wie nach Violettermüdung Grün
gesättigter wurde, Ergebnisse, welche sich mit der Helmholtzschen Drei-
farbentheorie in ihrer strengen Fassung natürlich nicht mehr in Einklang
bringen lassen, da hier Rot, Grün und Violett die drei Komponenten bilden.
Erwähnt sei, dass, wie zu erwarten stand, auf den Ausfall der Versuche,
also auf den Sättigungsgrad der Farben die Umgebung der Beobachtungs-
felder, je nachdem sie schwarz oder weiss gewählt wurden, von grösstem
Einfluss war.
Kontrasterscheinungen an zentralen Skotomen infolge einer
abgelaufenen Chorioiditis konnte Wölfflin (348) in eirem Falle beobachten,
ähnlich wie sie Brückner und Köllner bei ihren Versuchen über die
Sichtbarkeit des blinden Fleckes fanden. Bei offenen Augen erschienen beide
ki
VI. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 131
Skotome als ein zartes Nebelgrau, wobei sich die Umrisse dieser Flecke voll-
kommen mit der Gesichtsfeldaufnahme deckten. Wurden die Augen kurze Zeit
geschlossen, so gelang es dem Patienten zuweilen, die beiden Skotome gleichzeitig
zu sehen, wobei sie regelmässig zur Deckung kamen. Bei Betrachtung farbiger
Papiere gelang es dem rechten Auge bei Gelb und Blau leicht das Skoton
in der entsprechenden Komplementärfarbe zu sehen. Bei Rot hielt es
schwieriger, nur beim längeren Betrachten eines intensiv roten Papiers kam
im Zentrum eine unsichere Grünempfindung zustande. Interessant ist dabei
die Angabe, dass der Patient für Rot und Grün etwas unterempfindlich war
(leider gibt W. bierüber nichts Näheres an. Es wäre für die Frage. nach dem
Kontrast bei Farbenschwachen sehr wertvoll). Wenn am Steregskop dem einen
Auge eine blaue, dem anderen eine gelbe Fläche vorgehalten wurde, so
wurden die beiden Skotome getrennt und in den Komplementärfarben wahr-
genommen. W. erwähnt dann aus der Literatur eine ähnliche Beobachtung
von Wundt.
Mit der Trennung des binokulären Seheindruckes in seine
beiden monokulären Komponenten beschäftigt sich Lohmann (334) und
behandelt die experimentellen Untersuchungen über die Unterscheidbarkeit
rechts- und linksäugiger Eindrücke sowie die Frage, ob der Wettstreit der
Sehfelder im Netzhautzentrum ein anderer ist als in der Peripherie Hin-
sichtlich des ersteren Problems bespricht L. die bekannten Versuche von
Heine, Brücke und Brückner, Wessely und Köllner und bringt
dann eigene Versuchsreihen, die er im Dunkeln angestellt hat, und aus denen
hervorgeht, dass sich, wie schon früher festgestellt worden war, in der Tat
durch vorgeschlagene Prismen eine Täuschung des Urteils erzielen liess.
L. ist geneigt, das »Organgefühle, welches auftritt, wenn man mit zuvor un-
gleich belichteten Augen in einen dunklen Raum tritt, anzuerkennen, es aber
nicht wie Brücke und Brückner als zentral bedingt, sondern als die Folge
irgend welcher somatischer Regungen anzusehen. Im ganzen nimmt L. einen
sehr reservierten Standpunkt ein und hält es überhaupt für fraglich, ob eine
Sprengung des binokulären Sehaktes möglich ist, oder ob es nur Nebenum-
stände sind, welche diese Trennung in rechts- und linksäugige Eindrücke
vortäuschen. Bei einem früheren Versuche hatte L. die Überzeugung ge-
wonnen, dass an der Stelle des direkten Sehens der Wettstreit der Sehfelder
feble. Nachdem Witasek diese Deutung abgelehnt hatte, nahm L. die Ver-
suche erneut auf und kommt zu dem Ergebnis, dass in der Tat ein Feblen
des Wettstreites im Netzhautzentrum sich nicht hat mit Sicherheit. nachweisen
lassen. Mit Recht betont L., dass bei dem verschiedenen Verhalten von Seh-
schärfe und Kontrast usw. im Netzhautzentrum und Peripherie überhaupt
inkommensurable Bedingungen geschaffen sind.
Ist der Unterschied zwischen beiden Netzhautbildern so gross, dass sie
nicht zu einer einzigen Vorstellung zu vereinigen sind, eo entsteht der be-
“kannte Wettstreit der Gesichtsfelder. Die Schwankungen der Intensität,
womit die Netzhautbilder ins Bewusstsein treten, sind als Aufmerksamkeits-
schwankungen zu betrachten. Durch Bestimmung der Zahl der Schwankungen
fand Roelofs (340), dass die Aufmerksamkeit vom Zentrum nach der Peri-
pherie hin stark abnimmt, dass sie grösser ist für die nasale als für die
temporale und grösser für die obere als für die untere Gesichtsfeldhälfte.
An einer 50jährigen Patientin, die nach anfänglicher Bewusstlosigkeit
unter anderem an optisch-räumlichen Störungen litt, hat Maria Roder-
132 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
feld (337) eingehende Untersuchungen aus der Würzburger psychiatrischen
Klinik veröffentlicht. Es zeigte sich mehrfach die bekannte Erscheinung,
dass das optische Erkennungsvermögen stark gelitten hatte, während das
taktile viel besser erhalten war. Der Augenbefund, insbesondere Sehschärfe,
Gesichtsfeld, Farbensinn waren normal. Schreiben und Lesen war nach an-
fünglicher Störung wieder einigermassen möglich. Im Vordergrunde standen
die starken räumlichen Störungen: die Kranke fand z.B. im Saale ihr Bett nicht
und fand sich überhaupt in der Klinik nie zurecht. Auf die Einzelheiten
des sorgfältigen Untersuchungsbefundes kann hier nicht näher eingegangen
werden. Was die Lokalisation der Störung anbetrifft, so musste — wenn
überhaupt eine Herderkrankung vorlag — am ehesten an die linke Scheitel-
gegend gedacht werden (anfünglich waren sensorisch-aphasische Störungen
vorhanden, sowie auch eine Schwäche des rechten Mundfazialis). Vielleicht
kommen auch diffuse Veränderungen im Gefolge einer Scharlach-Enzepbalitis
in Frage. Jedenfalls lag die Störung im Bereiche der Assoziationen, während
die psychischen Zentralfunktionen selbst an sich normal waren.
Best (328) geht an der Hand seiner eigenen Erfahrungen auf die
Theorie der Hemianopsie und der höheren Sehzentren ein.
Er wendet sich zunächst gegen die Befunde Igersheimers, der bekanntlich
auch bei hemianopischen Defekten Beziehungen zum blinden Fleck fand,
Befunde, die I. selbst theoretisch nicht erklären konnte. B. ist der Ansicht,
dass es sich hier um Täuschungen durch die übermässig verfeinerte Unter-
suchungsmethode handelt (vgl. auch die kürzlich erschienene Kritik von Hess.
Ref.). Überhaupt können die kampimetrischen Untersuchungen für die Ge
sichtsfeldperipherie leicht zu Fehlern führen, weil die Gesichtsfeldbestimmung
— durch Vermittlung der optischen Aufmerksamkeit — von der Entfernungs-
lokalisation abhängig ist, wahrscheinlich bereits physiologisch, in hohem Grade
aber bei Hinterhauptslappenstörungen; ein naher Reiz bewirkt hier den Ein-
tritt einer bewussten Empfindung, während ein ferner von gleicher Ausdeh-
nung (Winkelgrösse) für das Bewusstsein unterschwellig bleibt, einem Faktor,
welchem das Fadenperimeter von Goldstein und Gelb (s. diesen Bericht
1918) Rechnung trägt. — Was die Calcarina anbetrifft, so müssen wir an-
nehmen, dass hier die Sehelemente der Deckstellen der Netzhaut zwar raum-
lich nebeneinander liegen, aber noch selbständig sind, sie ist im wesentlichen
nur das Zentrum für die relative binokulare Lokalisation. Für die Funktion
des binokularen Einfachsehens z. B. müssen wir schon deswegen ein beson-
deres Zentrum annehmen, weil bei manchen Hirnverletzungen das höhere
räumliche Sehen und die höheren gnostischen Funktionen so gut wie unbe
teiligt sind, bzw. unabhängig von dem Grade des Sehraumausfalles gestört
sind und umgekehrt. Hinsichtlich der Tiefenwahrnehmung wendet sich
B. gegen einzelne Ausführungen Poppelreuters, ist aber mit ihm darin
einig, dass für sie ausser dem Hirngebiet, welches die stereoskopische Tiefen-
sehschärfe regelt, auch andere Hirngebiete mitwirken, die anatomisch getrennt,
aber benachbart liegen müssen. Eine Doppelversorgung der Makula kann
kaum noch aufrecht erhalten werden, wohl aber mag das kortikale Makula-
gebiet eines gewissen Schutzes nicht entbehren. B. weist darauf hin, das
auch bei kortikaler Anästhesie die nach der Mitte gelegenen Teile (Gesicht,
After usw.) oft verschont bleiben. Die Lage der Makula am hinteren Pole
bleibt noch immer unsicher. B. geht dann noch, um die oben angeführte
beschränkte Funktion der Calcarina näher zu begründen, auf die höheren
VI. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 133
optischen Funktionen ein: optische Raumwahrnehmung (Richtungs- und
Tiefenlokalisation, Grössenschätzung, Bewegungssehen), Farbenwahrnehmung,
die optische Formenwahrnehmung und die optischen motorischen Reak-
tionen (Fusionsbewegungen usw.) und nimmt hier im einzelnen zu den
Ausführungen Poppelreuters Stellung. Der optischen Apraxie kommt
wahrscheinlich nicht der Wert eines selbständigen Krankheitszeichens zu,
vielmehr handelt es sich wohl nur um Störungen, die abhängig sind von
den bereits erörterten Ausfallserscheinungen im Sehzentrum, vor allem viel-
leicht von der fehlerhaften optischen Lokalisation. Es würde zu weit führen,
auf die vielen interessanten hypothetischen Einzelheiten einzugehen. Jedenfalls
meint B., dass man wohl annehmen dürfe, dass die scheitelwärts gelegenen
Partien zwischen hinterem Pol und Calcarina einerseits und den Zentren für
Lageempfindung und Tasten andererseits ein sicheres optisch räumliches
Zentrum bilden. Hinsichtlich des Farbenkontrastes hält es B. noch für zweifel-
haft, ob die Wechselwirkung nur in den zentralsten Partien stattfindet, wie
Brückner neuerdings annimnit, oder ab nicht doch vielmehr der Kontrast
ausserdem auch peripher stattfinden kann. Auf jeden Fall ist es nunmehr
wohl möglich, die Zurückhaltung Herings gegenüber einer Lokalisierung-
physiologisch-optischer Funktionen innerhalb der Sehsinnsubstanz aufzugeben.
Für die Hirnlokalisation der höheren Sehstörungen kann man jedenfalls jetzt
ala Fortschritt bezeichnen die Trennung der Calcarinahalbblindheit von den
räumlichen Sehstörungen einerseits, der optischen Agnosie anderseits.
Eine Eigenbeobachtung von Lichtempfindung durch Schall teilt
Haenel (331) mit. Wenn er abends im Halbschlaf liegt und neben sich
Husten hört, so hört er nicht nur die einzelnen Hustenstösse, sondern er
nimmt gleichzeitig Lichtblitze im Gesichtsfeld wahr, die nicht nur zeitlich
genau mit den Hustenstössen zusammenfallen, sondern auch mit der Intensität
der Schallempfindung parallel gehen. Dieser doppelte Parallelismus beweist
den ursächlichen Zusammenhang. Für die Irradiation der Erregung auf die
Sehbahn bildet der Schlummerzustand offenbar ein disponierendes Moment.
H. sieht die Beobachtung als ein Zeichen dafür an, dass der Schlaf nicht
nur eine Herabsetzung; sondern in gewissen Zeiten auch eine Steigerung der
zentralen Erregbarkeit mit sich bringen kann.
Zu dem Sehenlernen Blindgeborener bzw. frühzeitig Erblin-
deter bringt Reissmann (335) einen Beitrag. Die 18jährige -Patientin
hatte im 3. Lebensjahre das eine Auge durch eine Verletzung verloren und
war auf dem anderen infolge sympathischer Ophthalmie nahezu erblindet
(Handbewegungen vor dem Auge). Es bestand lebhafter Nystagmus. 10 Tage
nach der Extraktion der Katarakt, die auf diesem Auge bestand, wurden Farben
erkannt, das Erkennen und Unterscheiden von Gegenständen war dagegen
noch ausserordentlich erschwert. Obwohl die Gegenstände gesehen und auch
hre Richtung richtig angegeben wurde, konnte sich die Patientin 5 Wochen
nach der Operation noch nicht mit Hilfe ihres Gesichtssinnes allein bewegen.
Der Nystagmus war beim Fixieren des Auges zeitweilig ganz verschwunden.
Die Erfahrungen an diesem Falle decken sich demnach vollkommen mit den
bisherigen der Literatur, die in der Arbeit berücksichtigt wird.
Bussy (330) berichtet in einer Reihe von Fällen über Beobachtungen
von Pseudo-Hemeralopie bei Soldaten, die sich bei Nacht wie Ein-
äugige verhielten. In 2 Fällen war die Störung auf eine reflektorische
Starre und Verengerung der Pupille des einen Auges zurückzuführen, es
Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. x
134 Bericht über die Leistungen und Fortschritte .der Augenheilkunde.
fehlte deshalb die Erweiterung der Pupille bei herabgesetzter Beleuchtung
auf diesem Auge, so dass der quantitative Lichteinfall infolgedessen vermindert
war. In den beiden anderen Fällen war einseitige Chorioiditis die Ursache
der Störung. Cause.
Nachtblindheit nach Kampfgaserkrankung beobachtete
Jess (333) bei 4 Fällen. Bei dreien konnte der Zusammenhang mit der
Gasvergiftung schon deswegen als zweifellos angesehen werden, weil es sich
um Leute handelte, welche lange Zeit vorher im Felde waren und stets gutes
Dunkelsehen besessen hatten, während die Hemeralopie gleich nach der Gas-
vergiftung festgestellt werden konnte. Das Gesichtsfeld wies mehrere Male
ein Ringskotom auf. Die Verengerung der Farbengrenzen für Gelb, welche
von Jess für charakteristisch bei Hemeralopie angesehen wird, war auch
hier nachweisbar. Die Adaptationskurve zeigte eine erhebliche Verzögerung
im Adaptationsverlauf, sowie einige Male auch eine Schwellenerhöhung aın
- Ende der Adaptation. Hintergrundsveränderungen waren — mit Ausnahme
des letztbeschriebenen Falles, der an einer Neuroretinitis gelitten hatte (aber
erst 6 Monate nach der Gasvergiftung in eine Augenstation gekommen war) —
‘angedeutet in Gestalt von kleinsten Gefiisseinscheidungen an der Pupille
sowie einigen chorioiditischen Herden in der Peripherie. Ihre Bedeutung für
die Hemeralopie mag noch dahingestellt bleiben. Jess vermutet, da Netz-
hautblutungen mehrfach bei Gasvergiftungen beobachtet wurden, Gefässver-
änderungen der Choriocapillaris und Retina mit ödematöser Durchtränkung
der äusseren Netzhautschichten.
Wessely (348a), der bereits im ersten Kriegsjahre im Felde Gelegen-
heit hatte, Beobachtungen über die sog. Kriegshemeralopie zu sammeln,
hat in der Heimat sein Material reichlich erweitern können, da ihm während
der ganzen späteren Kriegszeit sämtliche einschlägigen Fälle eines Korps-
bereichs zur Untersuchung und Beobachtung zugeführt wurden. Dabei be-
stätigte sich, dass es sich bei dem, was als Kriegsanachtblindheit eingewiesen
wurde, in der weitaus überwiegenden Zabl um schon von Hause aus ins Feld
mitgebrachte Störungen handelte, eine Ansicht, die vom Vortragenden schon
auf dem Ophthalmologenkongress in Budapest im Jahre 1916 vertreten und
nach den Untersuchungen von Birch-Hirschfeld, Loehlein u.a. später
wohl allgemein anerkannt wurde. Nach einem einleitenden Überblick über
die Physiologie des Adaptationsvorganges betont W. hinsichtlich der Unter-
suchungsmethodik aufs neue, dass nur durch fortlaufenden Vergleich mit den
gleichzeitigen Prüfungsergebnissen einer Kontrollperson von normaler Adaptation
jeweils ein richtiges Urteil über den Grad einer Adaptationsstörung zu erhalten
ist. Zwei Forderungen sind daher an jedes Untersuchungsverfahren, wenn es
brauchbar sein soll, zu stellen. Erstens muss es durch gute quantitative
Abstufung der Helligkeit des dargebotenen Sehobjekts gestatten, den Vorgang
der Dunkelanpassung (von der stärksten Helladaptation angefangen) durch
längere Zeit fortlaufend zu messen, zweitens muss es der Beobachtung einer
zweiten unter den gleichen äusseren Bedingungen stehenden Person dauernd
zugänglich sein. In Rücksicht auf die verschiedene Adaptationsbreite in den
einzelnen Spektralbezirken haben dabei neben weissen zweckmässig auch farbige,
vor allem rote und blaue Reizlichter zur Anwendung zu gelangen. Die Eın-
haltung dieser Prinzipien ist wichtiger als die Frage, welcher von den vielen
in jüngster Zeit angegebenen Apparaten zur Anwendung gelangt. Untersucht
man in der geschilderten Weise und zwar jeden Fall wiederholt, so scheiden
sich die wegen Kriegsnachtblindheit zur Prüfung kommenden Fälle in zwei
VI. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 135
grosse Gruppen. Die erste umfasst die echten Hemeralopien und zwar sowohl
die sog. „idiopathische“, d. h. ohne pathologischen ophthalmoskopischen Befund,
als diejenige bei Retinitis pigmentosa sowie überhaupt bei jeder Art von
ophthalmoskopisch nachweisbarer tapeto-retinaler Degeneration. Es sind das
also diejenigen Krankheitsbilder, die uns schon vor dem Kriege geläufig waren,
unter denen nur vielleicht die Häufigkeit des Vorkommens der sog. idiopathischen
Hemeralopie noch nicht genügend gewürdigt war. Neben dieser ersten Gruppe
findet sich nun eine zweite und zwar die weitaus grössere Zahl von Fällen
umfassende, bei der keine hochgradige Störung des Adaptationsverlaufs, sondern
nur eine gewisse Minderwertigkeit der Dunkelanpassung vorhanden ist. Sie
unterscheidet sich von der ersten Gruppe dadurch, dass nicht wie dort nach
Übergang vom Hellen ins Dunkle die Empfindlichkeitssteigerung der Netz-
haut hinter der des Normalen mehr und mehr zurückbleibt, sondern dass
die Adaptation in ihrem Verlaufe mit der des Normalen im wesentlichen
parallel läuft nur mit einer um das zwei- drei- oder mehrfache erhöhten Reiz-
schwelle; d. b. es muss während des ganzen Verlaufes der Dunkelanpassung
das Reizlicht im Vergleich zum Schwellenwert des Normalen jeweils um das
gleich vielfache an Lichtstärke erhöht werden, um wahrgenommen zu werden,
und zwar annähernd gleich, in welchem Spektralbereich untersucht wird. Vor-
tragender hat deswegen für diese Art von Störungen den Namen „Schwellen-
erböhung‘“ vorgeschlagen, da es sich mehr um eine blosse Minderwertigkeit
der Adaptationsfahigkeit als um eine essentielle Schädigung bandelt. Der-
artige Schwellenerhöhungen finden sich häufig bei Refraktionsanomalien höheren
Grades, sie sind aber nicht unbedingt an solche gebunden. Auch bei hoch-
gradiger Anisometropie lässt sich bisweilen eine entsprechende Differenz der
Reizschwellen beider Augen bei der Adaptation feststellen. Von den echten
Hemeralopien unterscheiden sich die mehr physiologischen Minderwertigkeiten
der Adaptation des weiteren noch dadurch, dass der Abfall der Netzhaut-
empfiudlichkit nach der Peripherie hin bei ihnen annähernd im gleichen
Verhältnis wie beim Normalen verläuft, so dass diese Fälle, ihre einmal vor-
handene Schwellenerhöhung in Rechnung gezogen, binsichtlich des Gesichts-
feldes bei herabgesetzter Beleuchtung nicht weiter beeinträchtigt sind, während
bei echten Hemeralopien meist eine unverhältnismässige Einengung festzu-
stellen ist. Zur Prüfung dieser Erscheinung bedarf 'es besonderer instrumen-
teller Vorkehrungen, die Vortragender demonstriert. Die besten Dienste leistet
auch hier wieder die Kontrolle. durch die Gesichtsfeldgrenzen einer normalen
Person unter den gleichen Adaptationsbedingungen, wobei die Lichtstärke
des frei geführten Sehobjekts nach den Seiten beider Beobachter hin durch
die Apparatur in verschiedener Weise innerhalb weiter Grenzen abgestuft
werden kann. Die Aufnahme der Gesichtsfeldgrenzen für farbige Objekte
im Tageslicht ist dagegen für die Differentialdiagnose nicht verwertbar. Lassen
sich so unter den Störungen der Adaptation zwei getrennte Typen unterscheiden,
so soll damit keineswegs gesagt sein, dass nicht Übergänge zwischen beiden
Formen bzw. Zwischenstufen vorkommen. Dies ist vielmehr der Fall. Es
wird darum in Zukunft auch ganz besonders darauf zu achten sein, ob schnell
sich bessernde Hemeralopien (wie z.B. die Frühjahrshemeralopie) in ihrem
letzten Stadium vor dem Verschwinden das Bild blosser Schwellenerhöhungen
geben können. Dagegen erklären sich die physiologischen Minderwertigkeiten
nicht etwa, wie von anderer Seite vermutet worden ist, durch eine geringere
Durchsichtigkeit der optischen Medien, denn selbst so intensive Schichtstar-
trübungen der Linse, dass durch sie das Sehvermégen auf !/s bis !/s der
x*
136 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Norm herabgesetzt wird und das ophthalmoskopische Bild sehr stark getrübt
und lichtschwach erscheint, bedingen erst höchstens eine zweifache Erhöhung
der Reizschwelle. Nicht so sehr auf die Wesensverschiedenheit zwischen
Schwellenerhöhungen und echten Hemeralopien legt demnach Vortragender
Gewicht, da letzten Endes bei beiden eine Störung desjenigen Vorganges im
Neuroepithel anzunehmen sein dürfte, welcher der Dunkelanpassung zugrunde
liegt, als vielmehr darauf, dass diese früher nicht genügend bekannten geringen
Minderwertigkeiten in ihrer Art richtig erkannt und beurteilt werden. In welcher
Weise sich nun die beiden Hauptgruppen auf das Gesamtmaterial von sog.
Kriegsnachtblinden verteilen, darüber vermag die folgende Statistik von 135.
vom Vortragenden selbst eingehend und wiederholt untersuchten Fällen ein
Bild zu geben.
135 Fälle sog. Kriegsnachtblindheit.
Bei der Prüfung der Adaptation erwiesen sich durch den ganzen Verlauf als
völlig normal: 5 Fälle.
An frischer Funduserkrankung (Chorioiditis, Neuritis) litten 2 Fälle.
=
Schwellen- Idiopath. Retinitis pig-, Simulation
erhöhungen Hemeralopie mentosa et | u. Aggrav.
91 Fälle 20 Fälle |alb. 7 Fälle’ 8 Fälle
Durch- | Darch- | Durch- | Darch-
schnittsalter schnittsalter 'schnittsalter schuittsalter
32 Jahre 26 Jahre 25 Jahre | 28 Jahre
Minderwertigkeit der Adapta-
| l Die Angaben
tion bis 3 fach 06 | 0 | 0 wechseln
Š E 23 0 0 beim Einzel-
5 10 , | 12 | 0 | 0 nen zwischen
» 10, | 0 | 3 1 10 a. 10000
„ 4000 , | 0 | 17 | 6 fach
Emmetropie oder geringe | | !
Ametropie | 46 | 15 | 7 7
Myopie tiber 3 Dioptrien 21 5 i 0 0
Hyperopie über 3 Dioptrien | 10 0 | 0 ]
starke Anisometr. oder 1 Auge , |
amblyop. oder fehlend - |. 14 0 | 0 0
pe ae ee pre ul, Wee ee at ee Er E
Nystagmus | 0 | 3 0 | 0
Normaler Fundus | 87 20 0 | 8
Papille vielleicht etwas blass | 2 0 4 Fälle Reti- 0
initis pigment.
Stärkere Pigmentver- | 3 Falle l —
schiebungen | 2 0 dus griseus | 0
Der Störung sich vor dem
Kriege bewusst 44 : 19 | 6 4
Erst nach Einziehung in Gar- | |
nison bemerkt 3 | 0 | 0 0
Erst im Felde bemerkt 32 | 1 Ä 1 4
Angeblich im Felde oder in ` |
Gefangenschaft erworben 9 0 | 0 | 0
Nach Verwundung oder Er- |
krankung erst nach Ent- |
lassung aus dem Lazarett
bemerkt 3 | 0 0 0
VII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 137
Schwellen- | Idiopath. |Retinitis pig- Simulation
erhöhungen Hemeralopie | mentosa et | u. Aggrav.
91 Fälle 20 Fälle | alb. 7 Fälle 8 Fälle
Durch- Durch- ` Durch- Durch-
schnittsalter | schnittsalter 'schnittsalter | schnittsalter
82 Jahre | 26 Jahre | 25 Jahre | 28 Jahre
— —— — m nn i
$
¥
Allgemein völlig gesund 80 20 | 7 | 8
Mit Klagen über starke Ge-
wichtsabnahme, Erschöpf-
ung oder Allg.-Krankheiten |
oder ausgesprochene Neur- | |
i
asthenie 11 | 0 | 0 0
ha eee Ne ee ie es ee eee cag ge en
Störung sicher nicht familiär | 84 | 7 | 4 | 6
: vielleicht z i 7 | angeblich
> sicher eo: I T ı 3 ı
1 Fall von Blendungs-Hemeralopie und 1 mit Xerosis conjunctivae und schneller
Besserung sınd nicht in die Tabelle aufgenommen.
3 Fälle von Schichtstar mit ausgedehnter und dichter Trübungszone, die zur
Herabsetzung der Sehschärfe auf t's und !/s geführt hatte, hatten nur eine Schwellen-
erhöhung von 1'/: bzw. 2.
Die 12 Fälle mit Scliwellenerhéhung über 5 fach setzen sich zusammen: 2 starke
Hyperopien, 1 Myopie von 20 Dioptrien, 1 in Gefangenschaft erworben, 5 Neurasthe-
nie (nach Magenleiden, nach Kopfschuss usw.); 2 starker Gewichtsverlust, nur 1 bei
sonstiger Gesundheit und Emmetropie (erst im Heimatdienst Aggr.?).
Die 11 »erworbenen« Fälle von Schwellenerhöhung setzen sich zusammen:
2 in Gefangenschaft (in Marokko und in den Erzgruben Südrusslands), 1 nach Minen-
explosion, 1 nach Verschüttung, 1 nach der Sommeschlacht, 1 nach Kopfschuss; die
übrigen nach Erkrankung (Magenleiden, Lungenspitzenkatarrh, starkem Gewichts-
verlust kombiniert mit neurasthenischen Erscheinungen). 8 von diesen gehören zur
Gruppe über 5 fach. Š
Eine Besserung der Adaptationsstörung im Gefolge des Lazarettaufenthalts
mit seiner Ruhe und guten Ernäbrung war in keinem der 114 in der engeren Tabelle
aufgeführten Fälle zu beobachten, auch nicht nach einer eingeleiteten Dunkelkur.
Die Tabelle erläutert also in jeder Beziehung das vom Vortragenden
Gesagte und lässt erkennen, wie weit bei den in Rede stehenden Störungen
die geringen Minderwertigkeiten überwiegen. Wie stark aber auch sie für
ihren Träger die Orientierung im nächtlichen Gelände erschweren, das bat
Vortragender durch geeignete praktische Versuche unter eigener Kontrolle
mittels Aufsetzens lichtabsorbierender Gläser wiederholt nach den verschiedensten
Richtungen bin erprobt. Was endlich die Simulation solcher Störungen an-
betrifft, so kann ihre Entlarvung unter Umständen trotz Anwendung ver-
schiedener den Untersuchten irreführender Vorrichtungen schwierig sein.
(Autoreferat.)
VII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion.
Ref.: Köllner.
*349) Behr: Über Kurzsichtigkeit bei Affen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 62. S. 412.
*350) Demoll: Die Akkommodation des Alciopidenauges. Pfligers
Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 176. H. 3/4. S. 113.
*351) Dinger: Der Einfluss der Kopfhaltung auf das Auge und die
Myopiegenese. Graefes Arch. Bd. 100. S. 78.
*352) Derselbe: Die Tiefe der Corneoskleralrinne und die Emmetropi-
sation. Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 100. S. 110.
-
138 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
: *858) Fuchs, E.: Myopische Augen mit dicker Sklera, Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 62. S. 429.
*354) Derselbe: Über nasalen Konts. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62.
*355) Kestenbaum: Fünf Fälle von Akkommodationsparese mit äusseren
Augenmuskelstörungen. Ophth. Gesellsch. in Wien. 10. März 1919.
*356) Levinsohn: Zur Frage der künstlich erzeugten Kurzsichtigkeit
bei Affen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 794.
*357) Rönne; Astigmatismusbestimmungen bei hohen Ametropien. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 142.
*358) Weisfelt, W. A.s Over den invloed der Heterophorie op de
accommodatiebreedt. Proefschrift Utrecht. (Über den Einfluss der Hetero-
phorie auf die Akkommodationsbreite.) Dissert.
*359) Wibaut, F.: Refractietoeneming in schemerdonker (Zunahme der
Refraktion in der Dämmerung). 55. Vers. Nederl. Oogh. Gezelschap 1919.
Bei 125 Personen mit guter Sehschärfe bestimmte Weisfelt (358)
die monokulare und binokulare Akkommodationsbreite. Der
Nahepunkt wurde bestimmt mittelst feinster Druckschrift (D= 0,5). Die Be-
stimmungen wurden wiederholt, bis die Werte um weniger als !/2 cm variierten.
Die Beleuchtung war diffuses Tageslicht (nachmittags im Sommer). Zu
gleicher Zeit wurde die Ruhelage der Augen bestimmt, nach Korrektion
etwaiger Refraktionsanomalien. Dies geschah durch Bestimmung des Prismas,
durch welches die mit Maddoxstäbchen nachgewiesene Heterophorie korrigiert
wurde. (Weshalb keine Tangentenskala benutzt wurde, ist nicht ganz ver-
standlich.) Die Bestimmungen fanden nur in einer Entfernung von 1 Meter
statt. Die in dieser Weise bestimmte Akkommodationsbreite war im allge-
meinen etwas grösser als die durch Donders und Duane angegebene. Die
Grade der Esophorie und Exophorie stimmten bei Emmetropen und Hyper-
metropen leichteren Grades mit den Befunden von Bielschowsky und
Roelofs überein. Heterophorien von pathologischer Bedeutung fand er
nicht, Vergleicht man die Akkommodationsbreite von 25 Untersuchten im
Alter von 15—18 Jahren mit der mittleren Akkommodationsbreite im selben
Alter, so scheint kein Unterschied vorzuliegen. Nach der Meinung des Ref.
ist es jedoch fraglich, ob die geringe Zahl der Untersuchten überhaupt sichere
Schlüsse zulässt. W eve.
Fünf Fälle von Akkommodationsparese im Verein mit äusseren
Augenmuskelstörungen beobachtete Kestenbaum (355) im Verlaufe von
14 Tagen. Die äusseren Augenmuskelparesen erstreckten sich sämtlich auf
den Bereich des Okulomotorius. Die Ätiologie war vollkommen unklar. Wasser-
mann war negativ. Die auffällige Häufung lässt vermuten, dass entweder
die Influenzaepidemie oder die jetzigen Ernährungsverhältnisse als Ursache
verantwortlich zu machen sind. Gegen die erstere Annahme würde nach Ke.
Ansicht sprechen, dass nur in zwei Fällen etwas Fieber, in keinem irgend-
wie nachweisbar Grippesymptome bestanden.
Über die Akkommodation des Alciopidenauges hatte Hess
kürzlich neue Untersuchungen veröffentlicht. Demoll (350) hält demgegen-
über seine frühere Auffassung aufrecht. Sie unterschied sich von der H ess-
schen dadurch, dass D. der Glaskörperdrüse normalen Drüsencharakter zu-
schreibt, während Hess eine zum mindesten teilweise Anfüllung der Drüse
mit Glaskörpersubstanz fand, und dass D. unter dem Einflusse der Tätigkeit
VII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 139
der meridionalen Muskelfasern eine Verringerung des Querdurchmessers des
Auges und eine Verlängerung der Augenachse annimmt.
Wiebaut (359) bestimmte die zuerst von Beraneck und Verrey
beschriebene Zunahme der Refraktion in der Dämmerung bei
seinen eigenen Augen und fand nicht weniger als 1!/2 D. Skiaskopisch
war die Zunahme jedoch nicht nachzuweisen. Atropin und Pilokarpin oder
stenopäische Öffnung übten keinen Einfluss aus. Die Erscheinung tritt auf
in den ersten Minuten der Dunkeladaptation, wird in den nächsten Minuten
deutlicher und bleibt bei weiterer Dunkeladaptation konstant. Versuche mit
monochromatischem Lichte zeigen, dass die Erklärung zum Teil (etwa 1 D.)
durch die Helligkeitsänderungen von Strahlen verschiedener Wellenlänge
(Purkinjes Pbänomen) im Verein mit der chromatischen Aberation des
Auges gegeben ist. Für 7 Untersuchte reicht diese Erklärung vollständig
aus. Für den Verfasser selbst wäre die von Ogatha und Weymouth
aufgestellte Hypothese zur Hilfe zu rufen, nämlich eine tiefere Lage der bei
Dunkeladaptation benutzten, parafovealen Netzhautteile. Weve.
Straub hat bekanntlich vor allem neuerdings die Lehre von der
Emmetropisierung der Augen vertreten und ausgeführt, dass hierbei
Ziliarmuskel und intraokularer Druck gewissermassen Antagonisten sind. Da-
durch muss sich die Sklerokornealrinne ausgleichen, und die Tiefe der Sklero-
kornealrinne kann für die geringere oder stärkere Zonulaspannung geradezu
als Mass dienen. Dinger (352) hat nun Messungen über die Tiefe der
Rinne ausgeführt und fand zunächst bei 29 Myopen im Durchschnitt in der
Tat eine seichtere Korneoskleralrinne, ala bei 21 Emmetropen, während bei
Hypermetropen die Rinne noch tiefer war (10 Fälle). Diese Ergebnisse würden
‘demnach für die Straubsche Theorie sprechen, allerdings ist zu beachten,
dass schon die Fehlergrenzen bei der Messung ziemlich bedeutende waren.
(Die Versuchsperson wurde mit Hilfe eines Beissbrettes ruhiggestellt, an dem
seitlich ein photographischer Apparat befestigt war, der eine Profilaufnahme
ermöglicht. Die photographischen Bilder wurden vergrössert und ausgemessen).
D. hat aber dann weiterhin Kontrolluntersuchungen über Hornhautdurchmesser
und -Radius dieser Augen vorgenommen, und dabei doch gefunden, dass sich
ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Tiefe der Rinne und der Refrak-
tion nicht nachweisen liess.
Im Hinblick auf die bekannten Lewinsohnschen Versuche hat
Behr (349) in (Gemeinschaft mit Heine Untersuchungen über Kurz-
sichtigkeit bei Affen vorgenommen. Es wurden 25 Affen (f4 Makak.
Rhesus, 9 Mangabe, 2 Paviane) skiaskopiert und ophthalmoskopiert. 4 Fälle
hatten eine Myopie von mehr als 1 D, so dass also jeder 6.—7. Affe kurz-
sichtig ist. Zwei der kurzsichtigen Affen wurden 14 Tage lang der Levin-
sohnschen Hängekur unterzogen, doch liess sich eine Zunahme der Myopie
nicht feststellen. Drei Fälle wurden sodann anatomisch untersucht. Die
Befunde sind mit Abbildungen mitgeteilt. In einem Falle wurde eine Art
Supertraktion an der Papille, in den beiden anderen eine Distraktion der Netz-
haut um die Papille herum gefunden. Eine eingehende Würdigung des Be-
fundes liess aber den Schluss zu, dass diese Veränderungen durch angeborene
Anomalien vorgetäuscht wurden, das eine Mal durch ein abnormes Zurück weichen
der äusseren Sklerallamellen auf der nasalen Seite der Papille, das andere Mal
durch Bildung eines abnorm langen Skleralspornes. Die Bulbi wiesen jeden-
falls keine Veränderung auf, wie sie der progressiven Achsenmyopie des
140 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Menschen entsprechen. Eine Verlängerung des sagittalen Augendurchmessers
kommt zwar vor, ist aber nicht durch Dehnung des hinteren Augenpols be-
dingt, sondern muss als stationärer kongenitaler Zustand aufgefasst werden,
da er auch in normalen Augen vorkommt. Die Affenmyopie gehört wahr-
scheinlich zu den Brechungsmyopien. Somit seien die von Levinsohn aus
seinen Untersuchungen gezogenen Schlussfolgerungen über die Entstehung
der menschlichen Myopie hinfällig. `
Levinsohn (356) wendet sich gegen diese Ausführungen Behrs.
Sie können keinesfalls als Nachprüfungen seiner eigenen Versuche angesehen
werden; denn auch L. hatte ja bereits nachgewiesen, dass eine 14 tagige
mehrere Stunden am Tage stattfindende Horizontalstellung von Affen, die
- übrigens auch bei längerer Dauer in keinem Falle eine Tierquälerei darstelle,
nur eine ganz unwesentliche künstliche Myopie erzeuge. Vielmehr ist
hierzu eine viel längere Dauer der Horizontalstellung erforderlich. Ferner
sei auch die Behrsche Kritik der histologischen Befunde vollkommen unge-
eignet, die Levinsohnschen Schlussfolgerungen zu entkräften, da sie dessen
Befunde nur ungenügend und unvollständig wiedergebe, und zum Teil schief
beleuchte. L. entnimmt den Behrschen Befunden, dass in der Tat zwischen
den Veränderungen bei angeborener und erworbener Myopie bei Affen wesent-
liche Unterschiede bestehen, indem wichtige Faktoren bei den ersteren ver-
misst werden (Verschwinden der Aderhaut im Konusgebiet, Retraktion und
Abbiegung der Lamina elastica und des Pigmentepithels, Schlängelung der
Sehnervenfasern), Veränderungen, welche eine plausible Erklärung nur durch
eine Zerrung der inneren Membranen am Sehnerveneintritt zulassen.
Mit dem Einfluss der Kopfstellung auf das Auge und mit
dem Problem der Myopiegenese beschäftigt sich auch Dinger (351).
Eigene Messungen bestätigten, dass beim Bücken das Auge nach vorn tritt
und dass dessen Grösse für den Grad des Hervortretens von Bedeutung ist.
Infolgedessen spielt bei den myopischen Augen die Schwerkraft eine grössere
Rolle, als bei anderen. Hierin könne man eine Erklärung für das Mehr-
nachvornliegen kurzsichtiger Augen sehen. Hierfür spricht besonders der
Unterschied, den D. bei Anisometropen in dieser Richtung faud. Ferner
zeigte sich, dass das langsanıe Vorsinken der Augen bei längerem Bücken,
das D. fand, offenbar einer allmählichen Entspannung der Muskeln zuzu-
schreiben ist, welche der nach vorn wirkenden Schwerkraft und Stauung
gehorchen. Dieselbe Entspannung ist zu erwarten, wenn durch angestrengtes
Sehen in kurzer Entfernung Ermüdung der Augenmuskeln eintritt, wie es
bei Myopie besonders leicht der Fall sein kann. Als Stütze dieser Ansicht
führt D. an, dass Bjerrum in 24 Fällen von angeborener Ophthalmoplegie
8mal Myopie von mehr als 4 D. fand. Dinger kommt nun zu folgender
Vorstellung hinsichtlich der Myopiegenese: Bei langdauerndem Bücken bzw.
Vornübersitzen tritt eine Erschlaffung und Ermüdung der Augenmuskeln ein,
wobei ein grosses Volumen des Auges, eine divergente Ruhelage usw. begün-
stigend wirken. Nun übt normalerweise das retrobulbäre Fett einen elasti-
schen Druck auf das Auge aus. Vermindert sich unter dem Einflusse des
Vorsinkens dieser Fettdruck auf den hinteren Augenpol, so werde ein Aus-
weichen des letzteren und eine Achsenverlängerung begünstigt. So sei es
auch verständlich, dass mit dem Ende der Wachstumsperiode dieser Wachs-
tumsreiz aufhöre und damit die Myopie stationär werde. So nähert sich der
Verfasser wieder den Anschauungen Levinsohns.
VIII. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 141
Dass myopische Augen mit dicker Sklera vorkommen, wurde
bereits von Stilling festgestellt, der daun bei derartigen Augen eine Dehnung
der Sklera ausschloss. Fuchs (353) teilt nun zwei Fälle mit, bei denen
ebenfalls die Sklera am hinteren Abschnitt nicht verdünnt ist (Dicke neben
der Papille 1 bzw. 1,2 mm), bei denen jedoch auf der temporalen Seite eine
erhebliche Aufklaffung des Skleralkanals mit Abziehung des Randes der
Aderhaut und Herausziehung einer dreieckigen Falte von Nervenfasern aus
dem Sehnervenkopf durch die Glashaut, im zweiten Falle ausser der Dis-
traktion auch Supertraktion von 1/3 Papillendurchmesser bestand. Als Er-
klärung denkt sich Fuchs, dass die Dehnung der wachsenden Sklera des
myopischen Auges im jugendlichen Alter als Wachstumsreiz für die Neu-
bildung skleraler Anomalien dienen könnte.
Einen Fall von nasalem Konus konnte Fuchs (354) anatomisch
untersuchen (Ophthalmoskopische Untersuchung und Funktionsprüfung waren
unmöglich gewesen). Die Sklera war im ganzen zart, der Sehnerv schräg
in die Sklera eingepflanzt, der engste Teil des konischen Skleralkanals lag
in den inneren Skleralschichten. Die Aderbaut reichte überall bis fast an
den Rand des Skleralloches. Dagegen hörte das Pigmentepithel auf der
Nasenseite schon 0,5 mm (also !/s Papillendurchmesser) weit vom Rande des
Skleralloches entfernt auf. Von der Netzhaut endete die Neuroepithelschicht
noch weiter entfernt (fast 1 mm). An der temporalen Seite reichte das
Pigmentepithel bis an den Skleralring, ebenso das Neuroepithel. Bemerkens-
wert war noch, dass die Fovea ungewöhnlich weit nach der Papille zu lag
(nur 3 mm von -der Papillenmitte entfernt). Als primäre Störung in der-
artigen Fällen ist eine Hypoplasie der Augenhäute an der Nasenseite anzu-
sehen. |
Rönne (357) weist darauf hin, dass bei hohen Ametropien die
Differenz zwischen dem kornealen Astigmatismus und dem mit Gläser
bestimmten sehr bedeutend werden kann. R. bringt zunächst eine Tabelle,
bei welcher für einen Glasabstand von 12 mm diese Differenz für den hyper-
metropischen Astigmatismus berechnet ist. Hier bleibt der funktionell be-
stimmte Astigmatismus durchgängig hinter dem kornealen zurück in wachsen-
der Starke mit der Zunahme der Ametropie. Ist z. B. bei einem Staroperierten
die sphärische Ametropie 13,0 D und der gefundene korneale Astigmatismus
6,0 D, so soll das korrigierende Zylinderglas nur einen Wert von 4,0 D
haben. Weniger bekannt ist, dass bei exzessiven Myopien das Umgekehrte
der Fall ist. Hat man z. B. eine Myopie von 10,0 D und einen Hornhaut-
astigmatismus von 3,0 D, so wird das berechnete korrigierende Zylinderglas
4,0 D, also eine ganze Dioptrie stärker. Rönne gibt auch für die ver-
schiedenen Grade des myopischen Astigmatismus eine entsprechende Tabelle.
VIII. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen.
Ref.: Köllner.
*360) Bartels: Über kortikale Augenabweichungen und Nystagmus so-
wie über das motorische Rindenfeld für die Augen- und Halswender. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. Juni. S. 673.
*361) Davids: Leiden schielende Kinder unter Doppelbildern? Klinische
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 131.
*362) Dorff: Über latenten Nystagmus. Klin. Monatsbl. Bd. 62. Juni. S. 804.
142 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*368) Duverger (Strassburg) et Mettey: Un procédé d’avancement mus-
culaire. Arch. d’opht. T. 86. p. 546.
*364) Flesch: Die physiologische und pathologische Augenablenkung.
Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 45. S. 300.
365) Grünbaum, A.: Voorstellingen der Richting en oogbewegingen
(Richtungsvorstellungen und Augenbewegungen). Nederl. Tijdschr. v. Geneesk.
I. Nr. 23.
*366) Kleefeld, Myectomie avec suture en couronne pour la correction
du strabisme. Arch. d’opht. T. 36. p. 145.
*367) Kleyn, A. de, und C. R. J. Versteegh: Over het al of niet laby-
rinthair ontstaan van den zogen. „Dunkelnystagmus“ en enkele andere vormen
van Nystagmus (Über den vermeintlichen labxrinthären Ursprang des sogen.
„Dunkelnystagmus“ und einiger anderer Nystagmusformen). 55. Vers. Nederl.
Oogh. Gezelschap 1919.
' *368) Levy-Suhl: Zwei Fälle von Syringomyelie bezw. Syringobulbie
mit Nystagmus. Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. 45. H. 1.
*369) van Lint: Avancement musculaire avec suture de renforcement
a l'insertion du muscle. Arch. d’ophth. T. 36. p. 551.
*370) Meyerhof: Toxische Abduzenslähmung nach Grippe. Med. Klinik
Nr. 39. S. 977. o ;
*370a) Ohm: Über die Beziehungen der Augenmuskeln zu den Ampullen
der Bogengänge beim Menschen und Kaninchen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 62. S. 289.
*371) Quix: Het Verband tusschen de Richting van den oognystagmus
en de prikkel in een bepaald halfcirkelvormig kanaal (Die Beziehung zwischen
der Richtung des Augennystagmus und dem Reiz in einem bestimmten Bogen-
gang). Nederl. Keel-Neus-Oorheelk. vereenig. 22. u. 23. März 1919.
372) Rosenbaum: Herpes zoster. Berlin. med. Gesellsch. 23. Juli 1919.
(Fazialis- und Abduzenslähmung im Gefolge eines Herpes zoster facialis.)
*373) Uhthoff: Ein Fall von extrem hochgradigem paralytischen Ein-
wärtsschielen beider Augen und seine operative Behandlung. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 63. S. 7.
*374) Velter: Ophthalmoplegie externe bilaterale traumatique. Arch. .
d’ophth. T. 36. p. 611.
*375) Verwey, A.: Particnlarites de lacte de fixer un objet et une
methode facile pour les observer directement. Arch. Neerland. de physiol. de
l'homme et des animaux III.
Gibt man nach Griinbaum (365) einer Versuchsperson den Auftrag
sich eine deutliche Vorstellung zu bilden von einem über, unter, rechts oder
links von ihm lokalisierten imaginären Körper (Kreuz, Kugel), so geht der
Lokalisierung der Vorstellung immer eine Augenbewegung in
der angegebenen Richtung voran. Gibt man den Versuchspersonen den Auf-
trag, diese Bewegungen zu unterdrücken, so stellt sich öfter ein Nystagmus ein,
und die Untersuchten beklagen sich über die Schwierigkeit sowohl der Vorstellung
des Objekts als der Lokalisation. G. schliesst hieraus, im Gegensatz zu der
Meinung Jaspers, dass der Vorstellungaraum mit dem Beobachtungsraun
zusammen fallt. Weve.
Flesch (364) gibt einen kurzen allgemeinen Überblick über die Augen-
bewegungen im Schlaf bei frühzeitig Erblindeten und die konjugierte
IX. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 143
Deviation, die ophthalmologischerseits nichts wesentlich Neues bringen. Er-
wähnt sei, dass Fl. das Bellsche Phänomen als eine Mitbewegung der Heber
mit dem erschlaffenden Levator palpebrae auffasst. Dafür sei folgender Ver-
such beweisend: Heisst man ein Individuum die Lider krampfhaft schliessen
und verhindert dies gleichzeitig, indem man die Oberlider mit den Daumen an
den Orbitalrand presst, so bleibt das Phänomen aus, weil eben die Levatoren
in antagonistische Kontraktion geraten, daher nicht zu erschlaffen vermögen. «
Bartels (360) hat während seiner Tätigkeit im Felde Material über
die kortikalen Augenabweichungen und über das motorische
Rindenfeld für die Augen- und Halswender sammeln können. Auf
Grund seiner Beobachtungen, die durch 7 Krankengeschichten erläutert sind,
kommt für die Augenbewegungen als motorisches Rindenfeld allein die
Gegend vor dem oberen und mittleren Teil der Zentralwindungen in Betracht,
und zwar höchst wahrscheinlich die mittlere Stirnwindung (nur in einem Falle,
bei welchem die Sektion fehlte, blieb die Frage unentschieden). B. schliesst
sich somit den Ansichten Steinerts und Bings an. B. konnte diese Be-
funde auch durch zahlreiche negative Beobachtungen bestätigen: Er hatte
eine grosse Anzahl verschiedenster Hirnverletzungen anderer Rindenbezirke
gesehen, ohne bei ihnen jemals Störungen der Augenbewegungen durch
Lähmung oder Reizung zu finden. B. betont besonders das Fehlen von
Augenbewegungsstörungen bei Scheitellappenverletzung, bemerkt dabei aber,
dass möglicherweise hier das Zentrum für die gewollten Augenbewegungen
liegen könne. B. hat unter anderem besonders darauf geachtet, ob — ähn-
lich wie bei der Ohr-Augen-Ablenkung — ein Auge stärker abweicht als
das andere. Während Levinsohn experimentell am Affen derartige Be-
obachtungen gemacht hat, konnte B. bei seinen Fällen nichts Derartiges be-
merken, hält jedoch das Vorkommen einer Differenz für durchaus möglich,
wenn sie vielleicht auch nicht so stark ist, wie die vom Vestibularapparat
ausgehende Was den Grosshirnnystagmus anbetrifft, so sind die von
Ohm beschriebenen Fälle nicht eigentlicher Rindennystagmus, sondern ein
funktioneller (psychogener) Nystagmus. B. unterscheidet: 1. einen reinen
kortikalen Nystagmus infolge direkter Reizung des motorischen Rindenfeldes,
2. den Rindenfixationsnystagmus: a) bei kortikaler Reizung, b) bei Lähmung
der Seitenwender, 3. den Einfluss der Veränderung des Grosshirntonus der
Augenmuskeln auf den labyrinthären Nystagmus. Den rein kortikalen
Nystagmus sah B. in 2 Fällen; er war nach der Seite der Ablenkung ge-
richtet und entsprach etwa den meist gleichzeitigen Zuckungen in der Ge-
sichtsmuskulatur. Dem Aussehen nach ist er dem Ohrnystagmus sehr ähn-
lich, doch ist beim Hirnrindennystagmus die schnelle Phase das Primäre. Im
allgemeinen dauert der letztere aber nicht lange an, so dass man bei länger
bestehendem Nystagmus immer den Verdacht des vestibulären Ursprungs haben
muss. Der Rindenfixationsnystagmus entsteht aus einem Wettstreit zwischen
Rindentonus der Seitenwender und Fixationsbestreben, wobei die latente Ab-
weichung sowohl auf Reizung, als auch auf Schwäche der Seitenwender beruhen
kann. Einen Einfluss der kortikalen Blicklihmung auf den labyrinthären
Nystagmus endlich sah B. in einem Falle: Es bestand Blicklähmung nach
rechts und eine ausserordentliche Steigerung des Nystagmus. Schon nach
einer geringen Kopfdrehung trat heftiger Nachnystagmus nach links auf. Der
Nachnystagmus nach rechts fehlte vollkommen. Eine kortikale Blicklähmung
übt also einen doppelten Einfluss auf den vestibulären Nystagmus aus. Dieser
144 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
ist nach der Gegenseite enorn gesteigert, während er nach derselben Seite
fehlt, zum mindesten seine schnelle Phase.
Über die Beziehungen der Anipullen der Bogengänge zum
Bewegungsapparat der Augen bei Mensch und Kaninchen gibt
Ohm (370a) eine zusammenfassende Übersicht über die bisher be-
kannten experimentellen und klinischen Tatsachen und gibt im Anschluss
daran ein Innervationsschema. Wenn auch noch bei vielem die Bestätigung
weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben muss, so wird doch allen, die
sich mit der Frage beschäftigen, eine derartige Hypothese das Verständnis
erleichtern. Der Grundplan der Augenbewegungen liegt in den Beziehungen
zwischen Agonisten und Antagonisten. Wahrscheinlich besteht in der mittleren
Ruhelage eine gleichmässige Spannung aller Muskeln. Bei Ausführung einer
Bewegung erhöht sich die Spannung der Agonisten, während die der Antagonisten
abnimmt. Beide werden nun von der gleichen Ampulle innerviert; neben
dem Externus sitzt der Internus, neben dem Rectus super. der Rectus infer.,
neben dem Obliquus super. der Obliquus infer. Die Endolymphbewegung,
welche die Zusammenziehung des Agonisten bewirkt, führt gleichzeitig auch
zur Erschlaffung des Antagonisten (Gesetz der räumlichen Verbindung der
Antagonisten). Jede Ampulle versorgt nur zwei Muskeln (Antagonisten) (Ge
setz der Exklusivität). Alle Augenmuskeln sind doppelt vertreten, auf jeder
Seite einmal und zwar an den Symmetrieampullen (Gesetz der doppelten Inner-
vation). Ihre Erregung erfolgt immer durch die gleiche Lympbbewegung, die aber
in bezug auf die Ampullen entgegengesetzt ist. Jede Ampulle innerviert in-
folgedessen 4 Augenmuskeln, 2 des rechten und 2 des linken Auges, und zwar:
an die rechte seitliche Ampulle gehört der rechte R. int. und der linke R. ext,
als Linkswender, der rechte R. ext. und der linke R. int. als Rechtswender
zusanımen. An die rechte obere Ampulle gehören der rechte R. infer. und
der linke Obliq. sup., als Rechtssenker, der rechte R. sup. und der linke
Obliq. inf. als Rechtsheber vereint. An die rechte untere Ampulle gehören
der rechte Obliq. inf. und linke R. sup. als Linksheber, der rechte Oblig.
sup. und linke R. inf. als Linkssenker. Links liegen die Verhältnisse ent-
sprechend. Auf den 4 Synergisten baut sich noch ein höherer Mechanismus
auf, der 8 Muskeln umfasst. Die 4 Muskeln einer senkrechten Ampulle
treten mit 4 Muskeln sowohl einer Spiegelbild- wie Nachbarampulle in ge
meinsame Tätigkeit: Die Synergisten der Spiegelbildampullen besorgen div
gradlinige Hebung. Ebenso ist es bei der Senkung. Die Synergisten der
Nachbarampullen führen die Raddrehung aus: die Rechtsheber bilden mit den
Linkssenkern zusammen die Linksroller, und umgekehrt die Rechtssenker mit
den Linkshebern die Rechtsroller. Die Zusammenfassung von mehr als vier
Muskeln erfolgt wahrscheinlich im Kerngebiet des Vestibularis. Nach dieser
Hypothese sind also die von den Ampullen ausgehenden Augenbewegungen
im allgemeinen gleichformig. Da nun z. B. bei Akustikusdurchschneidunz
Konvergenz- und Vertikaldifferenzen auftreten, so nimmt Ohm als Hilfs-
hypothese an, dass die Ampullen nicht die ganze Tonisierung der Augen-
muskeln übernehnien; er leitet vielmehr diese Innervationen von den Maculae
akusticae (ob im Utriculus oder Sacculus, bleibt dahingestellt) ab und will
so auch die Herkunft des labyrinthären Schielens und des Augenzitterns der
Bergleute näher präzisieren. O. nimmt an, dass der Ampullenmechanismu:
auch während der Ruhe tätig ist und bei der willkürlichen Augenbewegung
eine grosse Rolle spiel. Ohm geht dann in ähnlicher Weise auf den
VII. Physiologie und Pathologie der Auzenbewegungen. 145
Ampullenapparat des Kaninchens ein. Es würde zu weit führen, an dieser
Stelle auch auf diese Beziehungen ausführlich einzugehen. Die beiden wesent-
lichen Unterschiede gegenüber dem Menschen sind, dass die senkrechten und
rollenden ampullären Bewegungen beim Menschen gleichsinnig, beim Kaninchen
gegensinnig sind, da hier die Gleichsinnigkeit nicht durch den binokularen
Sehakt gefordert wird.
Die Meinung Ohms, dass der Dunkelnystagmuslabyrinthären
Ursprungs sei, erweist sich nach Kleijn (367) aus folgenden Gründen
als falsch: 1. Nach doppelseitiger Labyrinthexstirpation bleibt der Dunkel-
nystagmus fortbesteben; die abweichenden Resultate Ohms seien wahrschein-
lich einer zu eingreifenden Operationstechnik zu verdanken. 2. Wenn bei
Tieren mit Dunkelnystagmus ein vestibulärer Nystagmus hervorgerufen wird,
ändert der erstere seinen Charakter nicht, sondern beide Nystagmusformen
bestehen zu gleicher Zeit fort. Weve.
Quix (371) betont bei der Analyse der Vorgänge in Vesti-
bularapparat die Notwendigkeit, physische und mathematische Methoden
zu gebrauchen. Dabei wird ausgegangen von der Annahme, dass beim Menschen
die reflektorischen Augenbewegungen (langsame Komponente des Nystagmus)
in der Ebene des gereizten Bogenganges vor sich gehen und zwar in der
Richtung des Flüssigkeitsstromes, wie dies beim Menschen eigentlich nur für
den äusseren Bogengang als bewiesen gelten darf. Quix projiziert nun die
Ebenen der Bogengänge auf die Bulbi. Diese einfache graphische Vorstellung
ermöglicht uns direkt abzulesen, welche Augenmuskeln bei Reizung eines be-
stimmten Bogenganges in Wirkung treten und zwar: Für die äusseren Bogen-
gänge der Rect. ext. und int. (in äusserst geringem Grade auch der R. inf.)
Für die vertikalen Bogengänge der R. sup. und inf. und Obl. sup. und inf.
Die Bogengänge, welche sich in derselben Ebene befinden, sind auch mit
den gleichen Muskeln verbunden und zwar so, dass bei gleichsinniger Strömung
in den Bogengängen dieselben Muskeln in gleicher Richtung gereizt werden;
ist die Strömungsrichtung in beiden Bogengängen entgegengesetzt, so lassen die
antagonistischen Muskeln keine Augenbewegung resultieren. Genau so wie
die beiden äusseren Bogengänge zusammenwirken, tun es die vorderen verti-
kalen der einen und die hinteren vertikalen der anderen Seite, während
die beiden vertikalen Bogengänge derselben Seite zum Teil zusammen-
wirken, zum Teil sich in ihrer Wirkung aufheben. Durch Schemata wird
dies erläutert. Während es nun leicht ist, eine Drehungsebene anzugeben,
in der ausschliesslich die äusseren Bogengänge bei Dreliung gereizt werden,
ist dies schwer für zwei vertikale Bogengiinge in gleicher Ebene. Zu-
sammen mit Werndly gelang es nun Quix, diese Schwierigkeit mathe-
matisch zu lösen und zwar durch Aufstellung einer Gleichung, in der das
Verhältnis zum Ausdruck kommt zwischen der Grösse der Projektion der
Bogengänge auf eine horizontale Ebene und dem Winkel, um den das Bogen-
gangsystem zu der Horizontalebene gedreht werden kann. Quix hat nun
untersucht, ob die in dieser Weise berechneten Ergebnisse mit den Versuchs-
resultaten übereinstimmten; dies war tatsächlich der Fall, nämlich : 1. Isolierte
Reizung des äusseren Bogenganges gibt horizontalen Nystagmus. 2. Reizung
eines vorderen einseitigen und eines hinteren anderseitigen Bogenganges gibt
einen bisher unbekannten Nystagmus, wobei das Auge sich bewegt in der
Ebene dieses Bogenganges; Quix nannte diese von ihm entdeckte Form
146 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
»Segmentaler Nystagmus«. 3. Isolierte Reizung von beiden vertikalen Bogen-
gangsystemen gibt entweder vertikalen Nystagmus oder rein rotatorischen
Nystagmus. 4. Reizung der beiden äusseren Bogengänge zusammen mit
einem System von vertikalen Bogengängen gibt diagonalen Nystagmus. Da-
durch ist die Beziehung zwischen Reizung eines Bogenganges und Augen-
nystagmus in allen Einzelheiten bekannt, und umgekehrt kann man jetzt aus
einem Nystagmus unbekannter Ursache auf die Art des Bogengangreizes
schliessen; so zeigt Quix u. a. die Irrigkeit der Angabe Baranys, dass
bei dem kalorischen Nystagmus die rotatorische Komponente einer Strömung
in den vorderen vertikalen Bogengang zu verdanken sein sollte. Nach Quix
entstehe bei Ausspülung mit kaltem Wasser sowohl in den vorderen als in
den hinteren vertikalen Bogengängen eine Strömung in der Richtung der
Cupula. So erkläre sich auch, weshalb gleichzeitiges Ausspritzen eines Ohres
mit kaltem und des anderen Ohres mit heissem Wasser besonders kräftige
Augenbewegungen hervorruft und weiter, dass jede Bewegung ausbleibt, wenn
beide Ohren zu gleicher Zeit mit kaltem Wasser ausgespritzt werden: Im
letzteren Falle werden die Augenmuskeln gleich stark innerviert, weshalb keine
Bewegung resultiere. Quix glaubt dadurch ein einfaches Mittel gefunden
zu haben, eine Augenmuskellähmung zu diagnostizieren; es musste nämlich in
diesem Falle bei Abkühlung beider Ohren nur im kranken Auge eine Be-
wegung ausgelöst werden und zwar durch Kontraktion des Antagonisten. Die
Schwierigkeit, beide Ohren gleich stark abzukühlen und die höchst unange
nehmen Folgen (Schwindel, Brechreiz, Schweissausbruch) werden jedoch nach
der Meinung des Referenten dieser Methode keine grosse Verbreitung ver-
schaffen. Weve.
Einen neuen Beitrag zum latenten Nystagmus gibt Dorff (362).
Bei einem 27jährigen Mann, der früher gute Sehschärfe hatte und der ein
Auge verloren hatte, trat nach kurzer Fixation und im Dunkelzimmer ein
kleinschlägiger Pendelnystagmus auf, der sich am besten am Ophthalmometer
erkennen liess, und durch welchen die Sehschärfe beträchtlich herabgesetzt
wurde. Offenbar hatte der Wegfall des Binokularsehens bier den Nystagmus
ausgelöst, so dass der Fall durchaus unter die bekannten von latentem Nystag-
mus einzureihen ist. Die Literatur, die der Verfasser 1914 in einer Arbeit
über dieses Thema besprochen hatte, wird durch die neueren Veröffentlichungen
ergänzt. Der Fall hat auch für die Beurteilung der Erwerbsfähigkeit nach
dem Verlust eines Auges Interesse. Erwähnt sei noch, dass das Auge objektiv
normal war und auch keine Refraktionsanomalie aufwies.
Zwei Fälle von Nystagmus bei Syringomyelie bzw. Syringobulbie
teilt Levy-Suhl (368) mit, einer Komplikation, die dabei verhältnismässig
selten ist (15°/o). Leidler hatte gefunden, dass die Ursäche des Nystagmus
in derartigen Fällen in einer Schädigung der spinalen Akustikuswurzel bzw.
der aus ihr zum hinteren Längsbündel ziehenden Bogenfasern zu suchen ist,
bei im übrigen ungestörter Labyrinthfunktion. Seine Anschauung stützte
sich auf experimentelle Untersuchungen beim Kaninchen. Die Levyschen
Fälle bieten in ihrem Krankenbericht sonst nichts ophthalmologisch Inter-
essantes. `
Zur Korrektion von Strabismus empfiehlt Kleefeld(366)Myektomie
mit kranzförmiger Naht. Diese besteht darin, dass nach Resektion
des Muskels zunächst zwei Nähte in Schlingenform durch die beiden Muskel-
VIII. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 147
enden gelegt werden. Durch die Schlinge und das gegenüberliegende freie
Ende dieser beiden ersten Nähte wird nunmehr im Kreise eine dritte Naht
gezogen, über dieser die beiden ersten Nähte und schliesslich auch die dritte
Naht verknüpft. Die Schlingennähte werden mit einer modifizierten Reverdin-
schen Nadel eingeführt. Cause.
»Vorlagerung mit Verstärkungsnaht an der Muskel-
insertion« nennt van Lint (369) sein Verfahren bei Strabismus konvergens,
das der Wirkung einer Resektion des Muskels entspricht: nach horizontaler
Inzision der Bindehaut wird der freigelegte Muskel auf zwei Schielhaken ge-
laden, der doppelt armierte Katgutfaden in U-Form an der Insertion des
Muskels angelegt, etwa 1 cm nach hinten durch den Muskelbauch gelegt (je
nach der gewünschten Wirkung); nach Anlegung der Vorlagerungspinzette
wird weiterhin der Muskel etwa 2 mm von seiner Insertion durchschnitten,
der Katgutfaden fertig geknüpft, durch das Muskelende 2 Seidenfäden ge-
legt und diese nach oben und unten aussen in der Bindehaut verankert. Die
Muskelzunge legt sich dem Bulbus an, über ihr wird die Bindehaut vernäht.
Cause,
Duverger und Mettey (363) benutzen zur Muskelvorlagerung
ein Verfahren, das in der Hauptsache in einer Resektion des Muskelbauches
besteht: der Muskel wird 1 cm von seiner Insertion mit der Princeschen
Pinzette gefasst und durchtrennt, darauf das Insertionsstück bis auf 2 mm
reseziert. Das am Bulbus stehen gebliebene Stückchen Sehne bildet so einen
guten Halt für die Naht, die in U-Form mit doppeltarmiertem Faden an-
gelegt wird. Je nach dem gewünschten Effekt werden dann diese beiden
Nähte durch den Muskelbauch hinter der Princeschen Pinzette gelegt und
schliesslich geknüpft. Etwa 30 Fälle wurden nach dieser Methode operiert,
durchschnittlich beträgt das erzielte Resultat 15—20°, bei einem Schielwinkel
bis zu 35° gibt also doppelseitige Operation guten Erfolg. Aufdem Operations-
tisch soll man bis zu 10° Überkorrektion machen, die am nächsten Tage
unter dem Verband 20° beträgt, um dann schnell nachzulassen, wenn die
Augen offen sind. Zur Anästhesie genügt vom 7. Lebensjahr ab Injektion
von (49/0) Novokain in den Muskelbauch (etwa 3 cm tief) und subkonjunk-
tival. Cause.
Nach Davids (361) leiden Kinder mit Strabismus concomitans
häufiger an Doppelbildern, als man gemeinhin anzunehmen geneigt ist. Da
die Frage theoretisch und praktisch von grosser Wichtigkeit ist, hat D.
seine besondere Aufmerksamkeit darauf gerichtet und teilt 4 Fälle von Strabis-
mus mit, bei welchen sich wenigstens anamnestisch einwandfrei nachweisen
liess, dass die Kinder zu Beginn der Entwicklung des Schielens doppelt sahen,
und dass sie das Doppeltsehen störend empfanden und darunter litten.
Über die erfolgreiche operative Behandlung eines Falles von höchst-
gradigem paralytischen Einwärtsschbielen beider Augen berichtet
Uhthoff (373). Bei einer 31 jährigen Frau standen die beiden myopischen
Bulbi so nach einwärts gerollt, dass beide Hornhäute im inneren Lidwinkel
fast verschwanden. Zunächst wurde eine Vornähung des rechten Rectus
externus mit ausgiebiger Rücklagerung des Rectus internus vorgenommen.
‚Nachdem das Auge anfänglich in der Mittellinie stand, war schon nach
‘10 Tagen der Effekt wieder vollkommen zurückgegangen. Nunmehr wurde
in Narkose nochmals die Rücklagerung beider Interni mit forcierter Vorlage-
148 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
rung beider Externi vorgenommen. Zwar wurde anfangs wieder fast völlige
Parallelstellung der Augen erreicht, aber nach 14 Tagen war wiederum hoch-
gradige Konvergenzstellung eingetreten. U. nahm nunmehr an, dass es sich
um eine sehr starke Sekundärkontraktur der Recti superiores und inferiores
handelte und nahın nun nochmals in Narkose Rücklagerung der Interni mit
forcierter Verlagerung der Externi, ausserdem aber eine Rücklagerung beider
Recti superiores und inferiores vor. Nunmehr trat in der Tat ein dauernder
Erfolg mit fast vollkommener Parallelstellung der Augen ein. Die Beweglich-
keit fehlte nach aussen beiderseits vollkommen und war nach den anderen
Seiten beschränkt. Doppeltsehen bestand für gewöhnlich nicht, doch liessen
sich gleichnamige Doppelbilder mit Hilfe roten Glases nachweisen.
Die Häufigkeit von Abduzenslähmungen nach Grippe betoni
Mayerhofer (370) und teilt kurz 6 eigene Fälle aus der Zeit der letzten
Epidemie mit. Bemerkenswert ist, dass in zweien dieser Fälle die Autopsie
vorgenommen und dabei die Kernregion der Augenmuskelnerven frei von makro-
skopischen Veränderungen bzw. Blutungen gefunden wurde. M. spricht sich
auf Grund dieses Ergebnisses ebenfalls für die toxische Natur der Lähmung
aus. Er ist geneigt, ein gleichsam für den Abduzens spezifisches Gift anzu-
nehmen, ähnlich wie für die Akkomodation bei der Diphtherie. (In den beiden
genannten Fällen war übrigens ein hamorrhagische Encephalitis vorhanden.
Velter (374) berichtet über eine doppelseitige traumatische
Ophthalmoplegia externa incompleta, die sich bei einem Soldaten
8 Tage nach einem Sturz auf die Stirn entwickelt hatte. Die Pathogenese
machte Schwierigkeiten: am wahrscheinlichsten sind als Ursache kleinste
Blutungen in der grauen Substanz der Kerne oder der grauen subependymären
Substanz in der Gegend der Augenmuskelkerne, besonders des Okulomotorius;
möglich wären auch Veränderungen, Nekrosen der nervösen Zellelemente,
hervorgerufen durch die molekulare Erschütterung beim Sturz, die nun all-
mablich immer mehr zutage treten. Cause.
IX. Lider.
Ref.: Schlippe.
*876) Gallemaerts: Mélanosarcome en nappe de la paupiere. Annal.
d’oculist. T. 156. p. 131.
*377) Langrock: Über den syphilitischen Primäraffekt an der Augen-
braue. Dermatol. Wochenschr. Bd. 69. 1919. S. 5.
*378) Ponlard: Antoplasties palpebraler. Soc. franc. d’opbth. Mai 1919.
Arch. d’opht. T. 36. p. 636.
Gallemarts (376) beobachtete bei einer sonst gesunden 81 jährigen
Frau ein flächenförmiges Melanosarkom der Lider. Im Verlaufe
von 20 Jahren hatte sich bei der Patientin ein primäres Melanosarkom der
Wangenhaut gebildet und war langsam gewachsen. Die ersten Anfänge des
Lidsarkoms reichten fast ebenso lange zurück, das Wachstum geschah also
sehr langsam. Es fand sich im linken Oberlid ein gelappter Tumor von
13 mm Länge und ebensolcher Höhe, teilweise exulzeriert, von grauer bis
schwarzer Farbe. Der Tumor sass stielförmig auf, der Stiel inserierte nahe
den Wimpern. Auf der Wange nahm der Tumor fast das ganze Oberkiefer-
gebiet bis zum Ohr hin ein. Cause.
X. Tränenorgane. 149
Langrock (377) fügt den in der Literatur schon beschriebenen
10 Fällen von Primäraffekt an der Augenbraue einen 11. hinzu. —
Während der Behandlung eines Schankers entwickelte sich unter den Augen
der Ärzte eine zuckende, nässende, indurierte Effloreszenz von Halbpfennig-
grösse. Charakteristisch war die Schwellung der präaurikularen und submaxil-
laren Drüsen, die wenig schmerzhaft waren. Die Entstehungsursache in diesen
Fällen war wohl in einer bestehenden Akne zu suchen. Beachtenswert er-
scheint, dass in den Fällen von Augenbrauensklerose die Allgemeinerscheinungen
der Lues entgegen den gültigen Regeln früher auftraten. Wahrscheinlich ist
dieses überstürzte Auftreten auf das raschere Vordringen des Virus inner-
halb der Lymphbahnen von weniger distal gelegenen Eingangspforten aus zu
erklären.
Poulard (378) erzielte gute Erfolge mit der Lidplastik mit ge-
stielten, dicken Lappen, die später zur Erzielung eines besseren kosmetischen
Resultates verdünnt wurden. Cause.
X. Tränenorgane.
Ref.: Schlippe.
*379) Becker: Zwei operierte Augenkranke. Münch. med. Wochenschr.
1919. S. 1094.
#320) Fischer: Die Behandlung der Tränenwege durch das Totische
Verfahren. Med. Klin. 1919. S. 753.
*381) Gallemaerts: Fistule de la glande lacrymale accessoire. Annal.
d'occulist. T. 156. p. 127.
*382) Gerard: Kyste hemorrhagique bilocnlaire du sac lacrimal. Soc.
d’ophth. de Paris. Annal. d’oculist. T. 156. p. 422.
*383) Löhlein: Uber hereditäre Ptosis der orbitalen Tränendrüse. Münch,
med. Wochenschr. 1919. S. 651.
*384) Reitsch: Die Vereinigung des durchrissenen unteren Tränen-
röhrchens. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 225.
*385) Rochat, G. F.: Over den druk by het doorspuiten van het traan-
kanaal (Über den Druck beim Durchspritzen des Tränenkanals). Nederl. Tijd-
schrift v. Geneesk. 1919.
*386) Vossius: Trinendriisengeschwiilste. Med. Klinik 1919. Nr. 96.
S. 911.
Becker (379) stellt zwei operierte Augenkranke vor; bei der ersten
hatte er eine Hesssche Ptosisoperation mit gutem Erfolg ausgefiihrt.
Die 1. Ptosisoperation nach Panas hatte versagt. Der 2. Patient hatte nach
Leuchtgasverbrennung starkes Narbenektropium beider Unterlider.
Rechts wurde das Narbengewebe durchtrennt, das Unterlid zuriickpriipariert
und die Wundfläche mit einem gestielten Wangenhautlappen gedeckt. Links
konnte zur Deckung wegen narbiger Veränderung die Wangenhaut nicht be-
nutzt werden. Die Wundfläche wurde mit Thierschschen Läppchen aus
den Oberarm gedeckt. In beiden Fällen guter Erfolg.
Fischer (380) sieht von einer Exstirpation des Tränensacks ab. Er
wählt jetzt immer die Totische Operation, von der er gute Erfolge sah.
Wichtig ist, dass das Tränenröhrchen gut offen ist.
Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XI
150 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Bei einem 3'/2 jiibrigen Kinde beobachtete Gallemaerts (381) eine
Lidfistel der akzessorischen Tränendrüse. Die Fistel führte im
oberen Lide nabe dem äusseren Winkel trichterförmig nach der Lidtränen-
drüse hin, die sich als Anschwellung durchfühlen liess. Nach feuchten Um-
schlägen entleerte sich etwas gelblicher Eiter und die Anschwellung ging
zurück. Der Vorgang hatte sich schon öfters gezeigt und wiederholte sich
auch in der Folge. Cause.
Gérard (382) beobachtete bei einem jungen Madchen im inneren oberen
Augenwinkel einen Tumor, der sich bei der Exstirpation als ein bilokulärer
Tränensack entpuppte, der infolge Ruptur eines \Vandgefässes zystisch
degeneriert und ektatisch geworden war. Die Geschwulst hatte sich inner-
halb 3 Monaten entwickelt. Cause.
Lohlein (383) berichtet über einen Fall von Glandula lacrim.
mobil. bei Vater und Tochter. Bei der jetzt 18jährigen gesunden
Patientin war seit dem 4. Jahr eine langsam zunehmende Schwellung beider
Oberlider eingetreten. Das Oberlid war in seiner temporalen Hälfte kugelig
vorgewölbt und hatte sich der Schwere folgend gesenkt. Über der Vorwölbung
konnte man die Haut gut abheben; durch sie hindurch fühlte man einen
etwa halbwallnussgrossen Körper, keine Fluktuation, keine Schmerzen. Der
Tumor reichte bis hinter den Rand des Orbitaldaches, Ektropionierte man
das Lid, so konnte man subkonjunktival einen ziemlich dicken Gewebswulst
vordrängen, der nicht identisch mit dem von aussen zu fühlenden Körper
war, Der Befund war an beiden Augen der gleiche. Die Befeuchtung des
Auges war normal, Die Exstirpation des Tumors zeigte, dass es sich um
eine stark bewegliche normale Tränendrüse handelte. Der Vater der Patientin
batte allem Anschein nach in seiner Jugend die gleichen Erscheinungen wie sich
an Jugendphotographien nachweisen lässt. Bei ihm gingen die Schwellungen
in den 20er Jahren obne besondere Therapie zurück. Bei beiden Fällen
kann nicht eine Blepharochalasis als Ursache der Erkrankung angeschuldigt
werden, denn die Haut war frei von den für diese Erkrankung charakte-
ristischen Veränderungen. Es handelt sich um eine vererbte Disposition zum
Descensus der Drüsen, wahrscheinlich infolge Bildungsanomalien in der Haut.
Reitsch (384) nähte das durchrissene untere Tränenröhr-
chen folgendermassen: Zuerst wird eine kleine feste Sonde durch den Tränen-
punkt und das abgerissene Tränenröhrchen hindurch in das stehengebliebene
Tränenröhrchen geführt. Dann vereinigt er durch zwei versenkte Nähte die
konjunktivalen Wundränder. Den Lidrand fixierte er durch eine Naht, durch
die äussere Haut wurden zwei Nähte gelegt. Die Dauersonde blieb 3 Tage
liegen. Unter die Sonde wurde zum Schutz des Auges ein dünner Watte
mulltupfer gelegt. Binoculus. Die Wundheilung war ungestört, die Stellung
des Lides blieb gut und die Durchgängigkeit war, wie eine Durchspritzung
nach 4 Wochen ergab, vorhanden.
Vorsius (386) berichtet über einen besonderen Fall von Tränen-
drüsengeschwulst. Es handelte sich wahrscheinlich um einen traumatisch
entstandenen tuberkulösen Tumor, der sich tief in die Orbita erstreckte und
Ptosis und Verdrängung der Ptosis verursachte. Die an und für sich sehr
seltenen Geschwülste der Tränendrüsen (3 Fälle bei 30000 Patienten) sind
meist Sarkome oder Karzinome. Bei der Mikuliczschen Krankheit kommen
Tränendrüsentumoren bei gleichzeitiger Erkrankung der Speicheldrüsen vor.
XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. | 151
Es gibt bekanntlich Fälle von Tränenträufeln, bei denen die Anelsche
Spritze anscheinend auf eine normale Durchlässigkeit der Tränenwege schliessen
lässt. Rochat (385) führte nun eine Verfeinerung der Diagnostik herbei,
indem er manometrisch den Druck bestimmte, der benötigt wird,
um den Widerstand in dem Tränenwege zu überwinden. Wird
der Druck allmählilh erhöht, so fand er für normale Versuchspersonen 17
bis 22 cm Wasserdruck. (Hat man zuvor einen höheren Druck ausgeübt und
lässt man ihn allmählich herabsinken, so findet man noch weit niedrigere
Werte) Bei anscheinend durchlässigem Tränenwege von Patienten, die an
Tränenträufeln litten, fand R. nun immer einen stark erhöhten Widerstand.
(50 oder 60 cm und mehr), Es stellte sich heraus dass, der mittelst der
Anelspritze ausgeübte Druck wesentlich höher war, als bei normalem Tränen-
wege erforderlich ist (60 cmWasserdruck). Diese Befunde warnen davor,
das Tränenträufeln zu rasch einem defekten Pumpmechanismus zuzuschreiben.
Weve.
XI. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen.
Ref.: Schlippe.
*387) Bernoulli: Ein Fall von Xeroderma pigmentosum mit Orbital-
geschwulst. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 169.
*388) Charlin: Syphilis orbito-cranienne. Annal. d’ocalist. Tome 156.
p. 185. :
l °389) van Duyse et Aubineau: Carcinome pavimenteux (épithéliome)
non kératinisant de l'orbite. Arch. d’opht. T. 36. p. 393.
*390) Krenz: Über Nenrinom der Orbita. Diss. Jena 1919. |
*391) Lecene: Un cas de myelocytome de l'orbite. Annal. d’oculist.
T. 156. p. 249.
*392) Morax: Myélocytome orbitaire et cranien. Annal. d’oculist. T. 156.
p. 256.
*393) v. Nagy: Zur Kasuistik des pulsierenden Exophthalmus. Dissert.
Tübingen 1919.
*394) Peters: Uber einen Fall von doppelseitiger Enzephalozele der
Orbita. Diss. Rostock. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 59. 1917. Nov.-Dez.-Heft.
*395) Raueiser: Über kommunizierende extra- und intraorbitale Der-
moide (Zwerchsackdermoide). Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 118.
*396) van Rossem: Enkele gevallen van verwikkelingen in de oogkas
by neusbyholtenontsteking (Einige Fälle von Orbita-Komplikationen bei
Nasennebenhöhlenentzündung). Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. 1919. 2. Nr. 16.
*397) Stern: Ein Fall von metastatischem Orbitalabszess nach Furun-
kulosis im Nacken. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. 1919. S. 1766.
*398) Trimborn: Vier Fälle von orbitaler Zellgewebsentzündung. Diss.
Heidelberg.
399) Wessely: Ein bisher noch nicht beschriebener Fall von Orbital-
tumor. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. 8. 58.
Bei einer 36jährigen Patientin beobachtete Bernoulli (387) eine grosse
Orbitalgeschwulst bei Xeroderma pigmentosum. Anamnestisch
ist erwähnenswert, dass drei weitere Geschwister des Kranken, die gleich ihm
der Mutter ähnlich sehen, an Xeroderma pigment litten. Die Eltern waren
gesund, nicht blutsverwandt. Die Haut der Pat. war seit Jugend rot und
XI*
152 Bericht über die Leistangen und Fortschritte der Augenheilkunde.
rissig. Anfangs der 20er Jahre entstanden bei ihr Knoten im Gesicht.
Seit !/a Jahr trat das rechte Auge vor und die Sehschärfe nahm rapid ab.
Neben den typischen Symptomen der Hauterkrankung zeigte die Pat. am
Auge folgende Veränderungen: Das rechte Auge war vorgetrieben, unter der
inneren Hälfte des Oberlids quoll ein kirschgrosser Tumor hervor. Ein
zweiter äbnlicher war am Unterlid sichtbar. Das Oberlid war von früber
durch Narben verändert, das Unterlid durch Lidplastik ersetzt. Die Konjunk-
tiva hatte epidermisähnliche Beschaffenheit. Mit dem Spiegel wurde eine
hochgradige Stauungspapille festgestellt, die Sehschärfe war sehr stark herab-
gesetzt. Bei der mikroskopischen Untersuchung exstirpierter Lymphdrüsen
und Siebbeinzellenschleimhaut wurde Kazinom festgestellt. Im weiteren Ver-
lauf entwickelte sich am Unterlid ein kleiner Abszess, er stand in Verbindung
mit den Siebbeinzellen. Nach einigen Monaten war der Tumor wieder sehr
gross, der Exophthalmus stark. Die rechte Nase und das Keilbein waren
von Karzinommassen ausgefüllt. Über den weiteren Verlauf der Erkrankung
ist B. durch Bericht des Hausarztes orientiert. Der Tumor nahm weiter zu,
machte Sehstörung auf dem linken Auge, zerstörte die Nase. — Der Orbital-
nasentumor stand nicht mit der äusseren Haut in Verbindung, konnte des
halb auch nicht als ein Weiterwuchern des früher entfernten Unterlidtumors
aufgefasst werden. Es musste sich also um eine allerdings bei Xeroderma-
pigment ungewöhnliche Metastase oder um ein primäres Siebbeinkarzinom
‚handeln. |
Die tertiär-luetischen Erscheinungen der Syphilis der Augenhöhle
und der angrenzenden Schädelknochen bespricht Charlin (385)
an Hand einschlägiger Fälle. Die Prädilektionsstelle der tertiären Lues ist
das Knochen- und Periostgewebe, nur ganz ausnahmsweise das Fettgewebe.
Das retrobulbäre Gumma nimmt meist von der Wand der Orbita oder der
benachbarten Höhlen seinen Ausgang; auch die Meningitis der Gehirnbasis
soweit sie mit der Augenhöhle in Verbindung steht, ist mit einbegriffen. Die
Erscheinungen können sehr mannigfacher Art sein: Veränderungen der Seh-
schärfe, der Pupillen, des Augenhintergrundes, Bewegungsstörungen, sensible,
neuralgische, vasomotorische, trophische Störungen, Stellungsanomalien de:
Augapfels und entzündliche Veränderungen (Phlegmone der Orbita). Die
knöcherne Pyramide der Orbita mit ihrem für den Bulbus lebenswichtigen
Inhalt an Nerven und Gefässen hat als Basis die Faszie und die Lider, an
der Spitze drei Öffnungen (Foramen opticum, Fissura orbitalis superior und
inferior), durch die Nerven und Gefässe in die Augenhöhle treten. Eine Neu-
bildung an der Spitze der Pyramide zieht also wichtige Teile in Mitleiden-
schaft. Der Optikus wird meistens auf seinem Wege durch das Foramen
opticum bis zum Chiasma betroffen, wo er ständig mit der Gebirnbasis in
Kontakt ist; es fehlen deshalb in Anfang oft ophthalmoskopische Erschei-
nungen. Gesichtsfeldveriinderungen auf Grund der halbseitigen Kreuzung
der Sehnervenfasern ergeben charakteristische Unterschiede. Auf Grund der
anatomischen Verhältnisse ergeben sich die Erwägungen für die Lokaldiagnose
des Prozesses. Innerhalb der Orbita macht das Syphilom Exophthalmus
ausserhalb derselben fehlt Exophthalmus, man beobachtet Sehstörungen, wenn
der Prozess im Foramen opticum sitzt, motorische oder sensible Veränderungen
bei Sitz in der Gegend der Fissura orbitalis. Bei der ätiologischen Diagnox
ist es wichtig, immer an Syphilis als Ursache zu denken und beim Versagen
der üblichen diagnostischen Hilfsmittel versuchsweise eine spezifische Kur
s
XI. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. | 153
einzuleiten. In 2 Fällen deckte der positive Wassermann die syphilitische
Ätiologie auf, an die man nicht gedacht hatte. Negative Wassermannreak-
tion hat nur sehr geringen klinischen Wert. Mehrfach gingen gleichzeitig —
Nasenerscheinungen neben der Augenveründerung einher. Das Syphilom mit
Exophtbalmus hat eine bessere Prognose wie dasjenige ohne Bulbusverdrängung:
Bei 4 Fällen ersterer Art verschwanden die pathologischen Veränderungen
wieder vollkommen, bei 5 Fällen der zweiten Kategorie kam es zu bleiben-
den Störungen trotz antisyphilitischer Behandlung. Bei intraorbitaler Ent-
wicklung des Syphiloms -dient die offene Basis der Orbita gewissermassen als
Sicherheitsventil, im anderen Falle sind die Nerven Druckveränderungen in
erhöhten Masse ausgesetzt. Hartnäckige Neuralgien treten so häufig bei dem
orbitalen Syphilom auf, dass man in ähnlichen Fällen immer nach Bewegungs-
störungen fahnden soll. Die Ophthalmoplegien der Fissura orbitalis können
durch Ausbreitung des primären Herdes den Sehnerven ergreifen, wenn die
Krankheit nicht rechtzeitig bekämpft wird. Wenn im Anfange auch häufig
ophthalmoskopische Veränderungen ganz fehlen, so zeigt sich doch nach
wenigen Wochen die Intensität der Optikusläsion durch teilweise oder voll-
ständige Atrophie. Cause.
Van Duyse und Aubineau (389) berichten klinisch und histologisch
über einen gemischten Tumor der Orbita, ein Pflasterzellenkarzinom,
wie erst die Untersuchung des zweiten Rezidivs ergab. Bei einem 58jährigen
Manne wurde aus dem inneren Winkel der Augenhöhle eine klein-nussgrosse
Geschwulst, die mit dem Knochen fest verwachsen war, entfernt. Die histo-
logische Diagnose lautete auf: Reines Fibro-Myxom. Dreiviertel Jahr später
wurde aus dem unteren Abschnitt der Orbita ein fast ebenso grosser Tumor
entfernt, der sich histologisch als eine atypische myxo-epitheliale Geschwulst
darstellte und eine vorsichtigere Prognose gab. Das zweite Rezidiv führte
nach 3/4 Jahren zur subpericstalen Exenteration der Orbita, der 3 Monate
später der Tod folgte. Der zweite Tumor gehörte in das Gebiet der Basal-
zellenkrebse Krompecher. Weiterhin kam es zu einem fast ausschliess-
lichen Wachstum des ektodermalen Keimes, des Pflasterzellenepithels. Im
ersten Tumor war vorwiegend der mesodermale Keim zur Entwicklung ge-
kommen. Der rein epitheliale Charakter der neugebildeten Zellen schloss die
Diagnose Endotheliom aus. Cause.
Kreuz (390) beschreibt einen Fall von Neurinom der rechten
Orbita, das vom Nerv. oculomotor. ausging. Vielleicht wurde die kongenital
vorhandene Geschwulst durch ein Trauma zu stärkerem Wachstum angeregt.
Die mikroskopische Untersuchung der Geschwulst zeigte, dass es sich um
ein typisches Neurinom handelte, das speziell die von Verocay beschriebenen
charakteristischen »Faserbiindel nervöser Natur« hatte. Im Anfangsteil der
Arbeit stellte K. die verschiedenen Anschauungen über die Entstehung und
die Beteiligung der einzelnen Gewebe am Aufbau der Neurinome zusammen.
Lecüne (391) gibt die Krankengeschichte eines Falles von Myelo-
zytom (Osteosarkom) der Orbita bei einer 55jäbrigen Frau. Der Tumor
ging vom oberen Orbitalrand aus und erstreckte sich von der Stirn hühner-
eigross bis in das obere Lid; die Geschwulst war von weich-elastischer Kon-
sistenz und zeigte Pulsationen, die bei Karotiskompression aufhörten. Bei
der Operation wurde zunächst die Carotis externa unterbunden, darauf liess
sich die Geschwulst, die bis an die hintere Wand des Sinus frontalis reichte,
\
154 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
glatt exstirpieren. Die Kranke ging schliesslich an einer Metastase des Oher-
schenkelknochens unter allgemeiner Kachexie zugrunde. Die Geschwulstzellen
hatten grosse Ähnlichkeit mit den Zellen des normalen Knochenmarks, den
Myelozyten. Das Blutbild bot keine Besonderheiten, Albuminurie fehlte.
| Cause.
Bei einem 42jährigen Taglöhner beobachtete Morax (392) ein orbi-
tales und kranielles Myelozytom, das wenige Tage nach einem Kopf.
unfall (??) unter plétzlichem Wachstum zu Exophthalmus mit schwerer Seb-
störung führte. Gleichzeitig bestand ein epiduraler Tumor, der das Schädel-
dach durchfrass und die Kopfhaut pilzförmig vorwölbte.e Nach Übersteben
einer schweren otogenen Meningitis wurde der orbitale Tumor entfernt, der
einen grossen Teil des Orbitaldaches zerstört hatte. Fünf Wochen nach der
Operation ging der Patient unter Allgemeinerscheinungen zugrunde. Cause.
v. Nagy (393) berichtet über einen neuen in der Tübinger Augen-
klinik beobachteten Fall von pulsierendem Exophthalmus, der nach
Sturz von einem Wagen entstanden war. In dem Feldlazarett wurde zuers
Bluterguss hinter das Auge und Abduzensparese angenommen. Drei Monate
nach dem Sturz trat plötzlich Exophthalmus auf, die Pulsation des Bulbu:
konnte erst nach weiteren 6 Wochen mit Sicherheit festgestellt werden. Die
genaue Beobachtung ergab die typischen Symptome für traumatischen pul-
sierenden Exophthalmus. Therapie: Zuerst Kompression der Karotis (Finger
und Feder), später Unterbindung der Carotis communis, glatte Heilung, guter
Erfolg. Im Anschluss an diese Mitteilung gibt v. N. eine sehr genaue Über-
sicht über die bisher veröffentlichten Fälle.
Peters (394) beschreibteinen Fall von doppelseitiger Enze-
‘phalozele der Orbita, der sich klinisch, anatomisch und mikroskopisch
den im Anfang der Arbeit angeführten älteren Fällen anschliesst. P. lenkt
am Schluss der Arbeit das Augenmerk der Ophthalmologen auf die Arbeit
von Stadfeldt über Enzephalozele der Orbita.
Krönlein prägte 1889 den Namen Zwerchsackdermoide; er versteht
darunter Dermoidzysten von sanduhrförmiger Bildung, deren einer Teil in
der Orbita, der andere in der Schläfengrube gelegen ist, während der Ver-
bindung beider Teile durch einen Defekt in der äusseren Orbitalwand geht.
Zu den bisher beschriebenen Fällen fügt Raueiser (395) zwei neue
Fälle von Zwerchsackdermoiden. Bei der 1. Pat. erstreckte sich
das Dermoid von der Orbita aus nach der einen Seite bis in die Fossa
temporozygomatica; nasal reichte es bis zum Siebbein, ausserdem hatte es
noch einen Ausläufer in die Fossa pterygoides. Aus der Krankengeschichte
ist folgendes erwähnenswert: Vor 10 Jahren Sturz aus 5 m Höhe, einige
Jahre später wurde in der Freiburger Augenklinik Protrusio rechts ohne
weitere Augensymptome festgestellt. Sieben Jahre später schwoll die Schläfen-
seite an, die Protrusio wurde stärker. Sie konnte durch Kaubewegungen
verstärkt werden. Kurze Zeit darauf Temperatursteigerung, starke Fluktuation
in der Schläfengegend. Punktion: Eiter (Pneumokokken). Breite Eröffnung:
Tiefe Abszesshöhle, aus der sich neben Eiter gelbliche Bröckel und Körnchen
entleerten (zervikale Dermoidbestandteile). Die 2. Operation legte eine gross
Zyste frei, die unter dem Orbitaldach einen langen schlauchartigen Fortsat
hatte. Die Operation hatte guten Erfolg, kei Spülungen der Wundhöhle floss
|
XI. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. 155
die Flüssigkeit in die Nase ab. — Interessant war, dass das Dermoid erst
sekundär durch die rhinogene Infektion stärkere Beschwerden machte und dass
das Auftreten der temporalen Abszesse die eigentliche Infektionsquelle (Nase)
verschleierte. Die 2. Pat. erkrankte plötzlich mit starken rechtsseitigen Kopf-
und Augenschmerzen. Es bestand kurze Zeit darauf Protrusio, Verdrängung
nach unten, starke Beeinträchtigung aller Augenbewegungen. Bei Palpation
starke Resistenz, Die Röntgenaufnahme ergab oberhalb des Supraorbitalbogens
einen Schatten, der durch einzelne Leisten in mehrere Felder geteilt ist.
Operation: Zystische Erweiterung des Knochens, die sich durch das Orbital-
dach hindurch in die Orbita fortsetzte, Es bestand also ein frontoorbitales
Zwerchsackdermoid. Die Diagnose wurde durch pathologisch-anatomische
Untersuchung bestätigt. Glatte Heilung, Verschwinden aller Augensymptome,
Bemerkenswert in diesem Falle ist die sicher sekundäre Entzündung der
Zyste, deren eigentliche Ursache unbekannt ist,
Van Rossene (396) beschreibt 4 Fälle von Orbitalkomplikationen,
von denen der erste als ein »Orbitalödem« aufzufassen sei, der zweite als eine
»Periostitis« und der dritte als ein typischer subperiostaler Abszess, Nur
der vierte Fall beansprucht besonderes Interesse, Hier fand sich eine Neuritis
optica dextra mit Sehschärfe 1/6 ohne Erscheinungen eines Orbitalprozesses.
Sehr leichtes Empyem des Antrum Highmori; Punktionen und Spülungen
brachten anscheinend bald Heilung des Empyems, jedoch nicht der Neuritis.
Radikaloperation: Schnelle Heilung der Neuritis, normale Sehschärfe, Bei
der Operation wurde ein kongenitaler Defekt gefunden in der Scheidewand
zwischen Orbita und Antrum. Van R. glaubt durch diesen seltenen Befund
das für ein Empyem der hinteren Nebenhöhlen charakteristische Bild bei
einer Highmorhöhlenentzündung erklären zu dürfen und äussert die Ver-
mutung, dass vielleicht ähnliche, weniger seltene Defekte in den hinteren
Nebenhöhlen verantwortlich seien für ein Optikusleiden bei Entzündung dieser
Höblen. Weve.
Stern (397) berichtet über einen Fall von metastatischem
Orbitalabszess nach Furunkulosis im Nacken. Der 43jährige
wurde 2 Monate lang wegen hartnäckiger Furunkel behandelt. Etwa 14 Tage
vor dem 1. Besuch beim Augenarzt hatte er dumpfe Schmerzen in der linken
Orbita. Plötzlich Doppeltsehen. Bei der 1. Untersuchung durch den Augen-
arzt wurde festgestellt: Geringe Protrusio, Parese des linken Rectus superior,
Schmerzen hinter dem Auge. Innere Organe gesund, Wassermann negativ.
Der Nasenarzt fand ziemlich derbe Nasenpolypen. Nebenhöhlen frei. Röntgen-
bild: Ziemlich grosser Schatten in der Orbita, der nicht mit den Nebenhöhlen
im Zusammenhang steht. Kurze Zeit darauf Verschlimmerung der zuerst be-
obachteten Erscheinungen. Da die Diagnose jetzt auf retrobulbären Abszess
gestellt wurde schritt man zur Operation (Krénlein). Am Boden der Orbita
derber Tumor, aus dem sich Eiter (Reinkultur Staphylokokken) entleert.
Breite Eröffnung, Drainage, gute Heilung. Nach der Entlassung bestanden
D. B. Sehschärfe und Spiegelbefund normal.
Trimborn (398) berichtet über 4 Fälle von Orbitalzellgewebs-
entzündung. Fall 1 Orbitalphlegmone nach Gesichtsrose. 2. und 3. Fall
nach Nebenhöhlenerkrankung. Fall 4 retrobulbäre Zellgewebsentzündung
nach Angina? oder Schnupfen (allem Anschein nach nur Bakterientoxin-
wirkung.)
156 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
XII. Bindehaut.
Ref.: Horovitz.
*400) Bloch: Klinische Untersuchungen über Dystrophie und Xer-
ophthalmie bei jungen Kindern. Jahrbuch f. Kinderheilk. Bd. 89. S. 403.
+401) Gallemaerts: Tuberculose de la conjonctive bulbaire. Annal.
d'oculist. T. 156. p. 295. |
*402) Derselbe: Melanosarcome de la conjonctive. Annal. d’oculist. T. 156.
. 129.
i 403) Jahn: Die Conjunctivo -Keratitis infectiosa des Rindes. Dissert.
Giessen 1918. |
*404) Köllner: Über die Beziehungen zwischen dem sogenannten Ekzem
der Augen und der Tuberkulinempfindlichkeit der Haut. Münch. med. Wochen-
schrift 1919. S. 1109.
*405) Kooy, Johanna Maria: Het voorkomen der Prowazeksche ea
andere vormen by de trachoomlyders der Amsterdamsche Trachoompoli-
klinik (Über Prowazeksche und andere Formen bei den Trachompatienten
der Amsterdamer Trachompoliklinik). Academisch Proefschrift Amsterdam. Auch
als Vortrag 55. Vers. Ned. Oogh. G.
*406) Lindner: Über die Topographie der Bindehautkeime, mit Demon-
stration zahlreicher Mikrophotogramme. Ophthalm. ‚Ges. in Wien. Ref. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 249.
*407) Marx, E.: De verdeeling der phlyctaenen langs den limbus by
scrofuleuze pohthalmie (Die Verteilung der Phlyktaenen am Limbus bei
skrofulöser Augenentzündung).
*408) Pagenstecher, Adolf H.: Zur Geschichte der Bindehautplastik.
Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk. Bd. 63. S. 221.
*409) Purtscher: Akute fieberhafte Konjunktivitis mit Knötchenbildung.
Ophthalm. Ges. in Wien. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 248.
*410) Reitsch: Die Behandlung der Gonoblennorrhoe mit parenteralen
Injektionen. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene d. Auges. 1918/19. Nr. 21 22.
S. 94.
*411) Rinkes De Raat, A. C.: De behandeling der Conjunctivitis Gonor
rhoica (Die Behandlung der Conjunctivitis gonorrhoica). Academ. Proefschrift
Amsterdam. (Diss.)
*412) Taege: Zu der Mitteilung über abortive Chemotherapie akuter
Ophthalmoblennorrhoen von v. Scily und Stransky. Münch. med. Wochen-
schrift S. 1058. |
*413) Tertsch: Über eine Methode der Trachombehandlung. Ophthalm.
Ges. in Wien. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 244.
*414) Weekers: Infiltration gommeuse syphilitique de la conjonctive. —
Contribution à l’anatomie pathologique des papules de l'iris. Arch. d’ophth.
T. 36. p. 600.
*415) Wiedersheim: Uber eine kleine Epidemie von Koch-Week sscher
Konjunktivitis in Freiburg. Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk. Bd. 62. S. 808.
Zu der Mitteilung über abortive Chemotherapie akuter
Ophthalmoblennorrhoen von v. Seily und Stransky (in Nr. 2 der
M. m. W. 1919, cf. Referat Nr. 83) berichtet Taege (412) über üble Folgen
der Einspritzung von konzentrierter Salzlösung (bei Trichophytiekranken). Es
wurden injiziert am 1. Tage 8 cem der Lösung in die rechte Hinterbacke,
XII. Bindehaut. 157
tief, am 2. Tage 8 ccm in die linke, am 3. Tage 5 ccm subkutan in die
Mammillargegend rechts, am 4. Tage 5 ccm in die Mammillargegend links.
Während 4 Patienten zunächst keine stärkeren Beschwerden hatten, klagten
6 über starke Schmerzen, die in den Beinen ischiasartigen Charakter hatten.
Am 10. Tage hatten sich bei 5 Patienten vor allem unter der Brustbaut
grosse Abszesse gebildet; aber auch die 4 zunächst beschwerdefreien Patienten
bekamen dicke Kuoten. — Auch Zieler, der in seinen Fällen von Tripper
die gleichen üblen Erfahrungen gemacht hat, ist von der Methode abgekommen.
Reitsch (410) teilt 3 Fälle von Gonoblennorrboe bei Erwachsenen
. mit, bei denen der akut umstimmende Einfluss parenteraler Injek-
tionen deutlich war. Der erste Fall war klinisch atypisch, machte einen
weniger schweren Eindruck und heilte nach 2 intraglutäalen Typhus- Vakzine-
Injektionen von 1 ccm aus. Bedrohlicher war der zweite Fall, der sich nach
einer Terpentinöl-Injektion (1 ccm) und einer Typhus-Vakzine-Injektion (1 ccm)
prompt besserte. Bei dem schwersten dritten Fall trat nach Injektion von
10 cem Aolan (steriles toxinfreies Milchpräparat) schneller Rückgang von
Schwellung und Sekretion ein, verbunden mit Verschwinden der Gonokokken
nach 5 Tagen.
Nach Rinkes De Raat (411) werden in der Amsterdamer Universi-
täts- Augenklinik sämtliche Fälle von Conjunctivitis gonorrhoica
ein- bis zweimal täglich mit 1°/oo Kal. permang. bebandelt, daneben durch
häufiges Auswaschen mit 5°/oo Sublimat. Gelegentlich wird auch einmal
2°/o Arg. nitr. benutzt. Unter 163 Augen, die ohne Hornhautaffektionen
in Behandlung kamen, wurde nur in einem Fall eine wesentliche Abnahme
des Sehvermögens beobachtet und traten im ganzen nur 12mal Hornhaut-
komplikationen auf. Unter 79 Fällen kei Neugeborenen, die schon mit
Korneaaffektionen in Behandlung kamen, blieben nur in 14 Fällen stärkere
Maculae zurück. Von 28 solchen Augen von Erwachsenen und über 1 Jahr
alten Kindern blieb in 19 Fällen gute Sehschärfe erhalten. Behandlungs-
dauer in dem nicht komplizierten Fällen war 3 Wochen und kürzer. Unter
den neueren Mitteln ist die Bleno-Lenicetsalbe, allein angewandt, wertlos.
Anwendungsmöglichkeit der Diathermie durch die Schwierigkeit der richtigen
Dosierung beschränkt; umter 5 eigenen Fällen 4mal günstige Erfahrungen.
Trypaflavin ist wegen der Gefahr einer Hornhautschädigung nur in sehr
schwachen Lösungen zu gebrauchen. Serumapplikationen in den Konjunktival-
sack scheint erfolglos zu sein, über den Wert von Auto-Vakzine wird sehr
verschieden geurteilt, Typbus-Vakzine verspricht vielleicht mehr Erfolg,
unter 3 eigenen Fällen in einem Fall überraschendes Resultat. Milchtherapie
noch zu wenig fundiert und zu gefährlich. Weve.
Die Beziehungen zwischen der Neigung zur Kerato-conjuncti-
vitis phlyctaenulosa und der Tuberkulinempfindlichkeit der
Haut hat Köllner (904) näher untersucht. Die quantitative Bestimmung
der Hautempfindlichkeit wurde zunächst mit den Deycke-Much schen Partial-
antigenen, später aber nur noch mit der abgestuften Pirquetschen Kutan-
reaktion vorgenommen, die sich als genügend zuverlässig erwies. Schon früher
hatte Köllner darauf hingewiesen, dass eine gewisse Parallelität zwischen
der Besserung und Verschlechterung der Fälle der sogen. Hornhautekzeme
und der Ab- bzw. Zunahme des Partialantigentiters unverkennbar ist. Ganz
überraschend kamen diese engen Beziehungen zum Ausdruck bei zwei Fällen,
158 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
die K. beobachten konnte, während sie von Masern befallen waren. Hier
zeigte sich, dass für die Zeit der Tuberkulinanergie, welche dem Exanthem-
ausbruch folgt, die Augenaffektion sofort abbeilte, während mit dem Wieder-
einsetzen der Tuberkulinempfindlichkeit noch während des klinischen Aufent-
haltes wieder Phlyktänen auftraten. Der gleiche Parallelismus zeigte sich in
denjenigen Fällen, in welchen die Tuberkulinanergie durch Tuberkulinkuren
künstlich herbeigeführt worden war. In dem Moment, in welchem nach
einem starken Fieberanstieg der vorher positive Pirquet negativ wurde, trat
jedesmal eine überraschend schnelle Heilung der Augenerkrankung ein (in
gleicher Weise auch der übrigen skrophulösen Symptome). Diese engen Be-
ziehungen, dass mit dem Sinken der Tuberkulinempfindlichkeit der Haut die
Neigung zum Ekzem ab-, mit ihrem Steigen wieder zunimmt, ist von grosser
Bedeutung für die Aussichten einer spezifischen Tuberkulinbehandlung. Alle
Dosierungen, welche eine Erhöhung des Tuberkulintiters erzielen oder erstreben,
können zwar für die Behandlung der Tuberkulose von grossem Werte sein,
müssen aber bei den skrophulösen Erkrankungen als schädlich angesehen
werden, vielmehr muss man bei einer Tuberkulinbehandlung der Skrophulose
bestrebt sein, die Tuberkulinallergie der Haut möglichst stark und möglichst
lange herabzusetzen, vorausgesetzt, dass der Allgemeinzustand dies gestattet.
Köllner.
Nach Bloch (400) ist die Xerophthalmie die Hauptursache der grossen
Anzahl blinder Kinder in Dänemark. Aus seinen Untersuchungen über
Dystrophie und Xerophthalmie bei jungen Kindern ergibt sich,
dass langdauernder Mangel an bestimmten Lipoiden beim Kinde zu einer
Wachstumshemmung führt, die den krankhaften Zustand der von ihm schon
früher so genannten Dystrophia alipogenetica herbeiführt. Dieser Zustand ist
charakterisiert durch eine grosse Empfänglichkeit für alle Infektionen und
häufiges Vorkommen von Xerose der Konjunktiva und Kornea zusammen
mit Hemeralopie, und zwar neigt die Hornhautxerose zum Übergang in
Keratomalacie. Die Xerophthalmie entsteht vorzugsweise in den Frühjahrs-
monaten, der Jahreszeit des grössten Körperwachstums, befällt besonders die
jungen Kinder der ärmlichsten Landbevölkerung und beruht stets auf un-
zweckmässiger künstlicher Ernährung mit Mangel .an Vollmilch, da diese
ganz oder zum Teil durch zentrifugierte Milch, Buttermilch oder Mehlsuppe
ersetzt wird. Dass die Erkrankung gerade in Dänemark häufiger auftritt als
in anderen Ländern, dürfte darauf beruhen, dass Dänemark als Meiereiland
vorwiegend Butter herstellt und exportiert. Die Erkrankung kann auch
Kinder, denen Vollmilch und Sahne zugeführt wird, befallen, wenn durch zu
langes Kochen oder sonstige Vorbehandlung die Lipoidbestandteile vernichtet
werden. Die rechtzeitig erkannte Xerophthalmie heilt schnell unter einer
Ernährung, die die besonderen Lipoidbestandteile enthält (Lebertran, Voll-
milch, Sahne, Butter, Eier usw.).
Marx (407) fand bei 117 Fällen von lokalisierbaren Phlyktänen
im Jahre 1917 und bei 196 Fällen im Jahre. 1918 eine überraschend regel-
mässige Verteilung am Limbus corneae, und zwar eine Zunahme von
oben über nasal, unten nach aussen. Die obere Hälfte ist viel weniger be
vorzugt als die untere. Da die Verteilung der Blut- und Lymphbabnen
allein zur Erklärung nicht ausreicht, denkt der Autor an äussere z. T. mechanische
Einflüsse _ ae Weve.
—— —— — ç———— — — — — — eee |
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r g mi œ u
XII. Bindehaut, ee © tee oia 159
_ Uber eine kleine Epidemie von Koch-Weeksscher Konjunk-
tivitis in Freiburg berichtet Wiedersheim (415). Die Epidemie begann
November 1913 in einer Kinderschule; nach dem ersten Schub trat im Januar
bis Mitte März 1918 eine erhebliche Remission ein; im Frühjahr mehrten
sich die Fälle aber erheblich und ibre monatliche Durchschnittszahl blieb bis
zum August, wo die Beobachtung unterbrochen werden musste, etwa die
gleiche. Das klinische Bild eines schweren Falles bei einem Erwachsenen
glich anfangs dem einer schweren Blennorrhoe, so dass klinische Behandlung
notwendig war. Auffallend war, dass die Bazillen in akuten Fällen nur auf
der Höhe der Erkrankung reichlich vorhanden waren und dann verschwanden,
während sie in den chronischen Fällen immer reichlich gefunden wurden. —
Bei der kulturellen Züchtung machten sich die üblichen Schwierigkeiten geltend;
der Bazillus wuchs am besten auf Aszitesagar mit Menschenblut. Ein Ver-
such der Übertragung auf einen Affen blieb erfolglos, Intraperitoneal-
impfung bei Meerschweinchen konnte wegen ungenügenden Materials nicht
vorgenommen werden.
Nach Lindners (406) Untersuchungen über die Topographie
der Bindehautkeime erfolgt das Hineinwachsen der Keime in das Epithel
dadurch, dass die zunächst oberflächlich sitzenden Keime durch ihre Toxine
ein entzündliches Ödem des Epithels mit Proliferation desselben erzeugen und
dann zwischen die Epithelien hineinwachsen können, Die Keime wachsen
auf der Bindehaut ausgesprochen herdförmig, und zwar wuchern Koch-Weeks
und Pneumokokken, weniger die Gonokokken, vorzugsweise auf dem Epithel
der Conjunctiva bulbi. Phagozytose durch polynukleäre Leukozyten findet
im Epithelbereich nicht statt, kommt also als Heilfaktor nicht in Frage. Auch
das noch umstrittene Virus der Einschlusserkrankungen verhält sich ähnlich
wie die genannten Keime, während der Diplobazillus eine Sonderstellung ein-
nimmt. Er siedelt sich nicht eigentlich auf dem Konjunktivalepithel an,
sondern fast ausschliesslich auf Epidermis oder verhornten Konjunktival-
epithelzellen. Durch seine Lokalisation am Übergang der Konjunktiva in die
äussere Haut stellt der Diplobazillus den Übergang zu den eigentlichen Binde-
hautaprophyten dar, welche gleichfalls bloss auf Epidermiszellen oder bereits
abgestorbenen Konjunktivalepithelien wuchern (Xerose, Staphylokokken). Diese
Topographie der Erreger von Konjunktivitis spiegelt sich im klinischen Bild
deutlich wieder und zwar besonders ausgeprägt beim Koch-Weeks-Katarrh,
bei der Pneumokokken- und bei der Diplobazillenkonjunktivitis. Demzufolge
dürfte man ein ähnliches Verhalten auch bei den fraglichen Konjunktivitis-
erregern erwarten. Die Topographie des Influenzabazillus ist ähnlich der des
Koch-Weeks-Bazillus, seine ätiologische Bedeutung also kaum zu bezweifeln.
Hingegen sind eine Reihe anderer Keime wie Staphylokokken, Bacterium coli,
Xerosebazillen, Friedländerbazillen usw. nach L. ätiologisch bedeutungslos.
Die Arbeit von Kooy (405) über Prowazeksche und andere
Formen bei den Trachompatienten der Amsterdamer Trachom-
poliklinik geht weit über den Rahmen einer Dissertation hinaus. Ver-
fasserin hat in zwei kurzen Kapiteln die Ergebnisse umfangreicher Unter-
suchungen zusammengefasst, von denen jedes schon den Stoff für eine
bedeutende Publikation enthält. Verfasserin hat erstens mittels zahl-
reicher Färbmethoden das Konjunktivalsekret und die Epithelzellen unter-
sucht bei 16 verschiedenen Formen von Konjunktivitis, daneben bei normalen
160 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Augen und solchen unmittelbar und 1—54 Stunden post mortem. Die
schönsten Präparate erhielt sie mittels verdünnter Giemsalösung (1 ccm auf
20 ccm destilliertes Wasser, hierzu 1 Tropfen 0,1 °/o Kaliumkarbonat, 24 Stunden
gefärbt). Bei Trachom lernte sie in dieser Weise sowohl intrazelluläre als
extrazelluläre Veränderungen kennen. Sie beschreibt 7 verschiedene Arten
von Zelleinschlüssen, die für Trachom kennzeichnend sind (von 70 Fällen in
denen klinisch Trachom diagnostiziert war, wurde 69 mal die Diagnose allein
aus dem Ausstrichprüparat gestellt; umgekehrt bewies der Krankheitsverlauf,
dass kein Trachom vorlag in 10 trachomverdächtigen Fällen, bei denen das
mikroskopische Bild nicht auf Trachom deutete, nur bei Narbentrachom können
solche Einschlüsse vollständig fehlen). Sie unterscheidet: a) Runde oder ovale
homogene Massen in der Nähe des Kernes, meistens nicht grösser als !/s dea
Kernes. Sie färben sich blau oder violett mit Giemsa. (Vorstadium von b)
nach Lowenstein und Verfasserin) b) Ähnliche Formen jedoch feine
Körnchen enthaltend (Elementarkörperchen oder Pro w a ze k sche Chlamydozoen)
die Körperchen färben sich violett, rotviolett oder rot. c) Ähnliche Form wie
b), jedoch ohne Grundsubstanz oder Plastinmasse. d) Formen wie b) und c)
in denen neben den Elementarkörperchen, grössere Gebilde, die sogenannten
Initialkörperchen, vorkommen. Bemerkenswert ist das häufige Vorkommen
der Form c) unter den Amsterdamer Trachomatösen, von Prowazek bei
Trachom niemals beoba@htet und als kennzeichnend für »Epitheliosis des-
quamativa« betrachtet. e) Einschlüsse, die ausschliesslich aus Initialformen
bestehen (3 Variationen: eine einzige Initialform, mehrere nicht zusammen-
hängende, mebrere zusammenhängende). f) Ähnliche Form wie c), jedoch
durch den ganzen Zellkörper verbreitete Elementarkörperchen und Übergangs-
formen zwischen c) und f) g) Einzelne oder mehrere Körnchen von der
Grösse der Elementarkörperchen, dann und wann in der Form von Greeff
beschrieben (Diplokokkus). Daneben treten Kunstprodukte auf, die besonders
schwer von der letztgenannten Form zu unterscheiden sind. Meistens handelt
es sich um Kernstücke. Zur Vermeidung von Fehldiagnosen ist unbedingt
zu fordern, dass die Epithelzelle äusserlich unlädiert erscheinen muss, d. h.
dass in den Giemsapräparaten das Protoplasma schön diffus blau sei. Die
Knotenpunkte eines Fadengeflechts .können schon als Elementarkörperchen
imponieren, während rote und violette Färbung des Protoplasmas als ein
Zeichen vom Absterben der Zelle aufzufassen ist. Von den extrazellulären
Formen werden beschrieben: a) Initialformen, b) Elementärkörperchen. Da
freie Körnchen in allen Formen von Kontrollpräparaten beobachtet . werden,
haben sie bezüglich der Diagnose keine Bedeutung. Das 2. Kapitel handelt
von Kulturversuchen. Unter 48 Versuchen gelang es 5mal, einen Mikro-
organismus in Reinkultur zu züchten, dessen Eigenschaften weitgehende Über-
einstimmung zeigen mit dem 1915 von Noguchi und Cohen beschriebenen.
Der fakultativ anaerobe Organismus hat mikroskopisch viel Ähnlichkeit mit
einem Gonokokkus, war aber kulturell von ihm verschieden. Daneben zeigte
der polimorphe Organismus elliptische und langgezogene oder ringförmige Ge-
stalt, kurz, alle die Formen, die uns aus den Ausstrichpräparaten als Initial.
formen bekannt sind. Besonders interessant ist aber die Beobachtung des
Entstehens von »Einschlüssen« wie oben beschrieben (Ia und Ib) aus diesen
Gebilden. Kooy sah, wie die Kokken der Asziteskulturen Gruppen bildeten,
die in einigen Tagen zu einer diffussen Masse sich zusammenballten, und in
denen nach Verlauf von weiteren Tagen plötzlich feine Körnchen auftraten.
XII. Bindehaut. 161
Weiter beobachtete sie in den Kulturen das Auseinanderfallen von einem
einzigen Kokkus in mehrere »Elementarkörperchen«, ähnlich wie sie dies
früher für Scharlach beschrieb. Auch Noguchi und Cohen beobachteten
in ihren Kulturen Initialkörperchen und Elementarkörperchen, konnten jedoch
nicht angeben, wie die verschiedenen Formen auseinander entstanden. Zahl-
reiche Mikrophotographien, farbige Abbildungen und Krankengeschichten
illustrieren die Arbeit, W eve.
Die Methode der Trachombehandlung von Tertsch (413) be-
steht in einer oberflächlichen flächenförmigen Abtragung des erkrankten Ge-
webes der Konjunktiva, die in mehreren Sitzungen schonend vorgenommen
wird. T., der diese Bebandlungsart in 2000 Fällen angewandt hat, demonstriert
zwei in einem Monat geheilte Fälle und einen noch in Behandlung stehenden
Patienten,
Bei dem 8jährigen Knaben mit akuter fieberhafter Konjunk-
tivitis mit Knötchenbildung, über den Purtscher (409) berichtet,
war zunächst die Diagnose auf Parinaudsche Konjunktivitis gestellt worden.
Das Meerschweinchen, dem (nach Herrenschwand) eine in Kochsalzlösung
hergestellte Aufschwemmung von exzidierten Knötchen unter die Bauchhaut
injiziert war, blieb aber gesund (bei Herrenschwand Exitus nach 6 bis
12 Tagen). Die Diagnose ist also zweifelhaft. Ein noch bestehender Lupus
lässt an eine atypische Tuberkulose der Bindehaut denken; aber Follikel-
bildungen und hahnenkammartige Wucherungen fehlen.
Gallemaerts (401) beobachtete eine Tuberkulose der Binde-
haut bei einem 44jährigen Manne mit Lungentuberkulose. Die übliche
lokale Behandlung verschlimmerte nur den Befund, erst nach totaler Exzision,
wobei der Ausgangspunkt der Erkrankung in der Sklera gefunden wurde,
kam es zur Heilung. Im pathologisch-anatomischen Befund konnte die Diagnose
bestätigt werden. Jedenfalls handelte es sich nicht um eine oberflächliche
lokale Infektion, sondern um eine Metastase von der Lungentuberkulose aus;
eine erythrobazilläre Embolie an der Durchtrittsstelle der vorderen Ziliarvenen
durch die Sklera, Cause.
Weekers (414) bringt den klinischen und pathologisch-anatomischen
Bericht eines Falles von gummöser syphilitischer Infiltration der
Bindehaut, der Iris und des Ziliarkérpers. Bei der 59jährigen, bis dahin
gesunden, auch noch nicht wegen ihrer Lues behandelten Frau fand sich
eine dicke Infiltration der Bulbusbindehaut, die um die Kornea förmlich einen
Wall bildete; diese selbst war total getrübt, so dass eine Untersuchung des
Augeninneren unmöglich war. Das andere Auge war gesund. Behandlung
wurde abgelehnt, nach 14 Tagen trat Tod an Lungenerkrankung ein, so dass
der Bulbus enukleiert werden konnte. Pathologisch-anatomisch fand sich in
dem oberen Bindehautsack ein kleines Gumma, gummöse Infiltration der
ganzen Augapfelbindehaut, der Iris und des Ziliarkörpers. In der Iris fanden
sich ausserdem 4 knötchenförmige Papeln. Die papulöse Infiltration (an der
Iriswurzel und am Pupillarrand) ist durch Anhäufung von Rundzellen und
Lymphozyten gebildet, Riesenzellen fehlen, ebenso jede Spur von Nekrose,
Gefässe sind sehr selten. Ohne von einer Kapsel umgeben zu sein, sind die
Papeln gegen die Umgebung doch deutlich abgegrenzt. Pathologisch-anatomisch
besteht zwischen Papel und Gumma nur ein gradueller Unterschied. Ent-
162 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
‚sprechend der geringeren Infiltration heilt die Papel ohne Residuen, ohne
Narbe ab. Bei dem Gumma handelt es sich um wirklich neugebildetes Ge-
webe, das sich nur ausnahmsweise wieder ganz zurückbildet und nur mit
Narbenbildung abheilt. Bei der Syphilis ignota und bei der malignen Syphilis
ist öfters das gleichzeitige Vorkommen von Veränderungen sekundären (Papeln)
und tertiären Stadiums (Gummen) zu beobachten. Cause.
Den klinischen und anatomischen Befund eines Melanosarkoms der
Bindehaut bringt Gallemaerts (402). Bei einer 54jährigen Frau hatte
sich um einen kongenitalen Naevus pigmentosus der Augenapfelbindebaut
innerhalb 3 Monaten ein Tumor entwickelt, der bei der Operation 15 mm
lang, 8 mm breit und 4 mm hoch war. Vom unteren äusseren Hornhaut-
rande erstreckt sich die Geschwulst gegen den äusseren Winkel hin von der
Form einer phrygischen Mütze. Der stark vaskularisierte Tumor war frei
beweglich und machte bei der Operation keine Schwierigkeiten. Mikroskopisch
fand sich unter dem Epithel mit mehreren Lagen abgeplatteter Zellen eine
zusammenhängende Masse grosser, polyedrischer Zellen mit reichlich Proto-
plasma und dickem blasigem Kern. Über den ganzen Tumor zerstreut fanden
sich Pigmentzellen, ohne aber kompakte Haufen zu bilden. In der Tiefe
waren sie reichlicher zu sehen wie an der Oberfläche, besonders in der Nähe
von Gefiissen. Die Zellen waren von rundlicher bis meist Spindelform, das
Pigment in ihnen kornförmig und in dicken Blocks. — Die pigmentierten
Naevi muss man immer überwachen und bei der geringsten Ausbreitung ent-
fernen. Bezüglich der Metastasenbildung sind die Melanosarkome der Binde-
haut wesentlich gutartiger wie die intraokularen Tumoren. Cause.
Nach den Mitteilungen von A. H. Pagenstecher (408) ist Alexander
Pagenstecher der erste gewesen, der eine Bindehautplastik ausge-
führt hat (1859). Später hat Schöler die Bindehautplastik angewandt, und
Kuhnt bat wohl ganz unabhängig davon dann die Methode ausgebaut und
zum Allgemeingut der Augenärzte gemacht. |
XIII. Hornhaut und Lederhaut,
Ref.: Horovitz.
*416) Ascher: Zur Keratoplastikfrage. Bericht über 49 in den Jahren
1908 bis 1917 ausgeführte Hornhautpfropfungen.
417) Boas: Über Megalokornea. Diss. Rostock 1916.
*418) Elschnig: Über die Blutfärbung der Kornea. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 63. S. 10.
*419) Eyer: Auffallende Heilung eines Ulcus rodens corneae nach Ge-
sichtserysipel. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 28. '
*419a) Derselbe: Über Ulcus rodens der Hornhaut. Med. Ges. Giessen.
Sitzung v. 2. Aug. 1919. Ref. Med. Klinik 1919. S. 911. (vgl. Referat Nr. 419).
*420) Franke: Keratokonus (Vorstellung). Arztl. Verein in Hamburg.
Sitzung v. 24. Juni 1919. Ref. Münch. med. Wochenschr. S. 794.
*421) Guist: Ein Fall von spontaner Skleralverdünnung mit Nekrose
und Staphylombildung beider Augen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62.
S. 753.
*422) John: Die Beteiligung der Hornhaut bei der Tuberkulose des
Auges mit spezieller Beriicksichtigung der Perforation. Diss. Rostock 1918.
XIH. Hornhaut und Lederhaut. | 168
*423) Kestenbaum: Uber Megalokornea. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 62. S. 437. l
*424) Kraemer: Ein Fall von Hornhautdelle mit einer merkwürdigen
optischen Erscheinung. Ophthalm. Ges. in Wien. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. Bd. 63. S. 236. i |
*425) Kraupa: Ein weiterer Beitrag zur Auffassung des Krankheits-
bildes des „Keratokonus“, III. Zentralbl. f. prakt. Augenbeilk. S. 81.
*426) Kuhnt: Über die Zweckmässigkeit der Unterfütterung sklero-
und keratoplastischer Bindehautlappen mit Streifen von Fascia lata oder
Sehne bei umfangreichen Lederhaut- and Hornhautdefekten in ganzer Dicke.
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 148.
*427) Liese: Ein Fall von Vorderkammer- und Korneoskleralzyste mit
Endothelauskleidung. Diss. Heidelberg 1918.
*428) Löwenstein: Atiologische Untersuchungen über den fieberhaften
Herpes. Münch. med. Wochenschr. S. 769.
*429) Meissner: Ein Fall von atypischer Keratitis disciformis. Ophthalm.
Ges. in Wien. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 237.
*430) Monbrun: La kératite neuro-paralytique grippale. Arch. d’ophth.
T. 36. p. 614.
*431) Müller: Xeroderma pigmentosum und Augenerkrankungen. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 156.
#432) Paradies: Zur Optochinbehandlung des Ulcus serpens. Wochen-
schrift f. Ther. u. Hyg. d. Auges 1918/19. Nr. 17. S. 73,
*433) Perrin: Kératite due & la melinite. Annal. d’oculist. T. 156. p. 160.
*434) Salus: Zur Klinik und Pathogenese der Keratitis rodens. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 14. |
435) Schmidt: Beitrag zur Kenntnis der epibulbären Geschwulst "am
Limbus cornea. Diss. Leipzig (noch nicht gedruckt).
*436) Seemer: Die Beziehungen zwischen Endothel- und Epithelerkran-
kungen der Hornhaut. Diss. Würzburg 1919.
*437) Stähli: Das Krankheitsbild des Keratokonus vom Standpunkte
der Variabilitätslehre (mit zwei klinischen Beispielen von Familiarität des
Keratokonus und einem Anhang mit Bemerkungen zur Myopiefrage. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 712.
*438) Stargardt: Über eine Einschlusserkrankung des Hornhautepithels
(Epithelioma contagiosum avium). Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 133.
*439) Stockmeier: Die Beziehungen des Herpes corneae zum Trauma.
Diss. Rostock 1917.
*440) Vogt: Reflexlinien durch Faltung spiegelnder Grenzflächen im
Bereiche von Kornea, Linsenkapsel und Netzhaut. Graefes Arch. f. Ophth.
Bd. 99. S. 296.
*441) Derselbe: Die Sichtbarkeit des lebenden Hornhautendothels im
Lichtbüschel der Gullstrandschen Spaltlampe. Ges. d. Schweiz. Augenärzte.
Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 233.
Neuere Untersuchungsmethoden, wie die Kornealmikroskopie in Ver-
bindung mit der Gullstrandschen Spaltlampe und das rotfreie Ophthal-
moskopielicht, ermöglichen die Wahrnehmung einer Reihe von Reflexen im
Bereich des vorderen und hinteren Bulbusabschnittes, die bisher unserer Be-
obachtung entgangen sind, aus deren Verhalten wir aber Schlüsse auf Ver-
164 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
änderungen der Augenmedien ziehen können. Vogt (440), der in einer
ausführlichen Veröffentlichung über Reflexlinien durch Faltung
spiegelnder Grenzflächen im Bereiche von Kornea, Linsen-
kapsel und Netzhaut die Entstehungsweise dieser Reflexlinien theoretisch
begründet und experimentell veranschaulicht, fasst das klinisch wichtige dahin
zusammen: Hornhaut und Netzhaut sind die wichtigsten Medien des Auges,
die unter pathologischen Bedingungen Reflexlinien wellenförmig gekrammter
Grenzflächen aufweisen; und zwar zeigt die Hornhaut bei Phthisis bulbi,
Keratitis parenchymatosa (besonders disciformis) und bei Perforation opera-
tiver und nichtoperativer Herkunft Faltungen der Descemet, die klinisch das
Bild tiefliegender Trübungsstreifen ergeben. Bei Untersuchung mit der Spalt-
lampe zeigen diese Trübungsstreifen die Reflexlinien, welche die Falten der
Descemet und der Bowmanschen Membran von ähnlichen Bildungen (Ge
fässstreifen, Trübungsstreifen im Verlauf der Nervenbahnen, Descemetrisse)
scharf unterscheiden lassen. Die Descemet hat grosse Neigung zu Falten-
bildung, die bei tiefer Keratitis und nach operativer Bulbuseröffnung häufig
beobachtet wird. Während wir bei Phthisis bulbi und Keratitis parenchyma-
tosa unregelmässige Formen finden, sind sie bei Perforation regelmässig und
verlaufen radiiir zur Narbe. Bei schrumpfender Katarakt finden wir Falten
mit typischen Reflexlinien in der vorderen Linsenkapsel. Die präretinalen
Reflexlinien, welche Falten einer glatten Fläche im Bereich der Netzhaut-
Glaskörpergrenze, wahrscheinlich der Limitans interna, beweisen, sind besonders
im rotfreien Licht wahrnehmbar und haben für eine Reihe von Erkrankungen
diagnostische Bedeutung.
Vogt (441) konnte durch Anwendung der sog. »Spiegelbezirke« mit
der Gullstrandschen Spaltlampe die Sichtbarkeit des Hornhaut-
endothels nachweisen. Zunächst muss man das hintere Hornhautbild ein-
stellen, das etwas kleiner als das vordere und im Gegensatz zu diesem stets
gelb ist. Stellt man dann in der Richtung des hinteren Hornhautbildes auf
die hintere Hornhautoberfläche ein, so wird der hintere Hornhautspiegelbezirk
mit dem Hornhautendothel sichtbar. Bei 68 bis 86facher Vergrösserung ist
die scheinbare Grösse jeder einzelner Zelle 1,3 bis 1,7 mm. Es tritt ein
zierliches Wabenmosaik zutage, die sechseckige Zellform überwiegt, die
Grenzen des Endothels treten als dunkle Linien hervor. Bei Iridocyklitis
sieht man auf dem Endothel jede einzelne Beschlagszelle aufsitzen, die sich
dabei schwarz vom hellen Grunde abhebt, denn sie stellt eine Unterbrechung
bezw. Krümmungsänderung des Spiegelbelags dar. Weitere Einzelheiten, wie
z. B. die Veränderungen des Endothelspiegels im Alter, finden sich in einer
demnächst erscheinenden Mitteilung Vogts.
In einem weiteren Beitrag zur Auffassung des Krankheits-
bildes des Keratokonus knüpft Kraupa (425) an seine früher erschienenen
Veröffentlichungen (1916, 1917) über Keratokonus an. Aus seiner Beschreibung
weiterer seit 1916 beobachteten 8 Fälle ergibt sich, dass sämtliche einem
ausserordentlich zusammengewürfelten Krankenmateriale entstammenden Horn-
hautkegel den Fleischerschen Hämosiderinring aufwiesen. Der nicht immer
leichte Nachweis gelang am besten bei Anwendung seitlicher Beleuchtung
mit einer 20,0 Dioptrien-Linse und der Hartnackschen Kugellupe. Die
von Köppe beschriebene im Hornhautparenchym sichtbare Streifenbildung
scheint ein weiteres Charakteristikum zu sein. Einer der 8 Fälle von Kr.
XIII. Hornhaut und Lederhant. 165
war nicht ein eigentlicher Keratokonus, sondern es bestand an beiden Augen
. ausgesprochene Kerektasie von torischer Vorwölbung. Während beim typischen
Keratokonus die Kegelspitze der Dehnung nachgibt, wölbt sich beim Kerato-
torus die Hornhaut in der Richtung eines Meridians vor. — Nach Kr. ist
das klinische Bild des Keratokonus, das mehr ein Savimelbegriff ist, und zu
dem auch Formen zu zählen sind, die mit dem Hornhautkegel nur den
Hämosiderinring und einen starken allerdings grösstenteils regulären Astig-
matismus gemein haben, noch nicht genügend geklärt.
Nach einer kurzen Besprechung der wichtigsten physikalischen Grund-
lagen, mit denen jede Keratokonustheorie sich abzufinden hat, stellt Stähli
(437) in seiner Arbeit über das Krankheitsbild des Keratokonus vom
Standpunkteder Variabilitätslehre die Hypothese zur Diskussion: »dass
zum mindesten in einem Teil der Fälle von Keratokonus die konische Horn-
hautverbiegung primär und in erster Linie verursacht wird durch eine kon-
genitale, durch fluktuierende Variation bedingte extreme Verdünnung der
Kornea resp. eine entsprechende Verminderung der spez. Zugfestigkeit der
Hornhaut; der Ausbruch der klinischen Erscheinungen des Keratokonus wird
dabei möglicherweise bestimmt durch extraokulare Momente.« Dabei lässt
St. dahingestellt sein, »ob es daneben auch noch einen primären Keratokonus
gibt, wo extreme Variation im angedeuteten Sinne nicht im Spiele ist, wo
viel mehr einzig und allein krankhafte Kornealveränderungen, die ihrerseits
Teilerscheinung und Ausfluss einer konstitutionellen Anomalie wären, die
Ursache der konischen Kornealverbiegung sind.« Bezüglich der Vererbungs-
frage kann St. zwei Beispiele von Familiaritat des Keratokonus bringen, das
eine Mal handelt es sich um zwei Schwestern, das andere Mal um Mutter
und Tochter, die mit Keratokonus behaftet waren. — St. weisst erneut darauf
hin, dass seines Erachtens »der Fleischersche Ring mit der Genese des
Keratakonus nichts zu tun hat, sondern ein sekundäres Merkmal des Kerato-
konus darstellt, dass also der Fleischersche braune Ring auch in keiner
Weise gegen seine »Variabilitätshypothese« des Keratokonus zu sprechen
vermag.« — Bei Besprechung der Myopiefrage spricht sich St. dahin aus, dass die
Gesetze der Variabilität und Vererbung auch für die spezifische Festigkeit
und Dicke der Bulbushüllen am hinteren Augenpol gelten. —
Bei dem von Franke (420) vorgestellten Mädchen mit Keratokonus,
das den Befunden von Sigrist entsprechend eine geringe relative Lympho-
cytose und Abbau von Ovarien und Nebennieren nach Abderhalden zeigt,
soll ein organo-therapeutischer Versuch gemacht werden.
Kestenbaum (423) schlägt auf Grund seiner Ausführungen über
Megalokornea vor, alle Fälle mit Drucksteigerung oder deren Folgen ein-
heitlich zu bezeichnen eventuell mit Hydrophthalmus, während die Bezeichnung
Keratoglobus entweder für die Hornhautveränderung bei Hydrophthalmus reser-
viert bleiben oder überhaupt fallen sollte. Im Gegensatz zum Hydroph-
thalmus finden wir bei der Megalokornea keine Schädigung der Funktion,
Klarheit der Kornea, besonders Fehlen von Rupturen der Deszemetschen
Membran und Fehlen der Drucksteigerung und der glaukomatösen Exkavation.
Fernerhin unterscheiden sich die beiden Erkrankungen dadurch, dass wir
finden bei Megalokornea: fast ausschliessliches Vorkommen bei Männern,
fast konstante Doppelseitigkeit, fast gleiche Grössenverhältnisse beider Augen,
meist normale Hornhautwölbung, sehr häufiges Vorkommen von Embryo-
Literaturbericht fiber das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XII
166 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
toxon, in der Mehrzahl der Fälle familiares Auftreten sowie gehäuftes Vor.
kommen in einer Familie ohne einen einzigen Fall von Entwickelung eines
Hydrophthalmus, wogegen wir festzustellen haben beim Hydrophthalmus:
Verhältnis der männlichen zu den weiblichen Fallen = 5:3, 35°,o Einseitig-
keit, meist ungleiche Grössenverhältnisse an beiden Augen bedeutende Ab-
nahme der Hornhautwölbung, keine Beobachtung von Embryotoxon und seltenes
familiäres Auftreten.
Elschnig (418) berichtet über Untersuchungen über die Blutfär-
bung der Kornea, die Begle in seiner Klinik an 4 Fällen vorgenommen
und 1914 im American Arch. of Ophth. veröffentlicht hatte, die aber bisber
offenbar noch nicht referiert wurden. Die Untersuchung der frischen Kornea
mit dem Zeisschen Mikrospektroskop zeigte, dass das Spektrum als solches
völlig gleich war dem einer Hämoglebinlösung gleicher Dichte. Die Einzel-
heiten der Ergebnisse der feineren mikrochemischen Untersuchungen an frischer
und fixierter Kornea sind in der Veröffentlichung selbst nachzulesen, Hervor-
gehoben sei, dass beim Vergleich des physikalischen Charakters verschiedener
Hämaglobinderivate unter dem Mikroskop keine Ähnlichkeit der stark licht-
brechenden in der Hornhaut, ausgenommen eine 1—2 mm breite Randpartie,
vorfindlichen Körperchen und den verschiedenen körnigen Massen vorhanden
ist. welche in den grösstenteils zersetzten Blutklumpen im Glaskörper oder in
der Vorderkammer sich vorfinden. Wenn auch eine sichere Entscheidung über
die Natur der stark lichtbrechenden Körnchen nicht möglich war, so konnte
doch festgestellt werden, dass die Körnchen elementare, nicht eisenhaltige
Spaltstücke von Hämoglobin darstellten, und auf Grund des Nachweises der
Hämoglobinimbibition in der Kornea scheint es sichergestellt, dasa die intensive
sogenannte Blutfürbung der Kornea nicht auf der sehr zarten Eigenfarbe der
Körnchen beruht, sondern auf der Kombination der an sich klinisch kaum bemerk-
baren Hämoglobinfärbung mit den zart gefärbten und stark lichtbrechenden
Körnchen. Als letztes Moment tritt dann noch die auch von Kusama nachge
wiesene Ablagerung von Blutpigment in der Kornea hinzu.
Perrin (433) berichtet über 32 Beobachtungen von Keratitis durch
Pikrinsäureschädigung (Melinit). Es handelt sich um eine milchige
Infiltration der zentralen und unteren Hornhautpartien ohne besondere ent-
zündliche Reizsymptome seitens des übrigen Auges. Die Erkrankung tnt
beiderseitig ohne Schmerzen auf. Die Sehstörung ist recht bedeutend (S. =
1/19 —1/20); Regenbogenfarbensehen. Unter Gebrauch von gelber Salbe und
Borwaschungen erfolgt gewöhnlich Heilung innerhalb 6 Wochen unter völliger
Wiederherstellung ohne den geringsten Hornhautflecken. Das Kornealepithel
ist nicht affiziert, die Keratitis ist diffus, subepithelial. Differentialdiagnostisch
kommt interstitielle Keratitis in Frage. Die Patienten sind nach überstandener
Keratitis zur Arbeit mit Melinit dauernd untauglich. Cause.
Um bei der Behandlung des Ulcus serpens mit Optochin
eine grössere Tiefenwirkung zu erreichen, verbindet Paradies (432) eine
Behandlung mit Dionin. Seine Behandlungsmethode gestaltet sich folgender-
massen: Kauterisation der beiden Puncta lacrimalia; Morgens: zunächst 5—
10°/o Dionin, nach Eintritt der Chemosis 1—2 Tropfen einer 1°/o Optochin-
lösung auf die Konjunktiva des Unterlids mit anschliessendem Betupfen des
Ulcus mit 2°/o Optochin unter Ausnutzung der analgetischen Dioninwirkung.
Abends: Abreiben der Konjunktiva des Oberlids mit einem in 5—10°%
XIII. Hornhaut und Lederhaut. : 167
Dioninlösung getauchten watteumwickelten Glasstab, nach etwa 114/: Minuten
die gleiche Manipulation mit 1°/o Optochinlösung. Daneben natürlich Be-
kämpfung der Iritis. Zwei mitgebrachte Fälle zeigen den günstigen Erfolg
der Behandlung.
Liese (427) bringt einen Fall von Vorderkammer- und Korneo-
skleralzyste mit Endothelauskleidung bei einem 11 jährigen Jungen
nach perforierender Verletzung; und zwar handelt es sich um eine mehr-
kammerige Zystenbildung von ungewöhnlicher Grösse, deren Wand von einem
kontinuierlichen ein- und mehrschichtigen Endothelbelag bekleidet ist.
Nach Stockmeier (439) werden die Ansichten von Peters über
die Verwandtschaft zwischen Herpes corneae und den traumati-
schen Hornhauterkrankungen durch eine Reihe von Tatsachen gestützt,
während die Annahme einer ektogenen Infektion bei den Hornhauterosionen
bei der Keratitis disciformis vorläufig durch nichts bewiesen ist. Die All-
gemeinerkrankung beim Herpes corneae wird erheblich überschätzt, und es
wäre an der Zeit, die Bezeichnung Herpes corneae febrilis durch den nichte
präjudizierenden Namen Herpes cornene zu ersetzen.
Löwenstein (428) kommt auf Grund seiner ätiologischen Unter-
suchungen über den fieberhaften Herpes zu folgenden Ergebnissen:
Das Virus, welches die Herpesblasen entbalten, ruft nach Übertragung auf
die Kaninchenhornhaut dort eine der Keratitis herpetich des Menschen ähnliche
Erkrankung hervor. Das Virus ist von Kaninchenhornhaut zu Kaninchen-
hornhaut ohne wesentliche Einbusse der Virulenz übertragbar, auch sind
ziemlich erhebliche Verdünnungen der Aufschwemmung des Virus noch wirk-
sam. Das Virus ist im Blute von Herpeserkrankten nicht nachweisbar und
verliert seine Infektionstüchtigkeit im Brutschrank schon nach 24 Stunden
sowie nach halbstündigem Erwärmen auf 56°. Kulturversuche blieben negativ
ebenso wie Filtrationsversuche. Nach Überstehen eines Impfherpes bleibt
eine lokale Immunität gegen eine Neuinfektion zurück. Es handelt sich
wohl um eine Virusform, die den menschlichen Organismus gemeinsam mit
bestimmten pflanzlichen Mikroorganismen (Pneumokokken, Kolibazillen) — als
synergetische Symbionten — befüllt.
Bei dem Patienten von Krämer (424) wurde ein dunkler Fleck auf
der hellbraunen Iris dadurch erzeugt, dass eine völlige durchsichtige
kleine Hornhautdelle das durch sie durchtretende Licht zerstreute und
die betreffende Stelle der Iris weniger beleuchtet wurde als die benachbarte
und dunkler erschien.
Der Fall von atypischer Keratitis disciformis, den Meissner
(429) bringt, betrifft eine 22jährige Patientin, bei der sich einige Tage nach
Ausbruch einer Grippe eine zarte scheibenförmige Trübung der Hornhaut
ausbildete, die sich durch einen dichter getrübten Rand scharf gegen die
Umgebung abgrenzte Nach Rückgang der Trübung fand sich in der glatten
Hornhaut eine vollständig geschlossene, zarte graue Kreislinie, innerhalb und
ausserhalb deren man nur mit Lupe feine Pünktchen und etwas grössere
zarte graue Fleckchen sah. Innerhalb des Ringes war die Hornhaut un-
empfindlich.
Seemer (436) kommt in seiner Dissertation über die Beziehungen
zwischen Endothel- und Epithelerkrankungen der Hornhaut
auf Grund der bisher darüber vorhandenen Literatur und eines in der Würz-
XT”
168 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
burger Klinik jetzt beobachteten Falles zu dem Ergebnis, dass ein Abhängig-
keitsverhältnis des Epithels von der Intaktheit des Endothels nicht von der
Hand zu weisen ist, ohne dass der feinere Mechanismus des Zusammenhang
zwischen beiden schon völlig klargestellt ist. Wenn bei Erkrankungen der
Hornhaut durch Schädigung von hinten Epithelveränderungen festgestellt
wurden, so fand sich auch immer eine Endothelläsion, die zeitlich den ersteren
vorangerangen sein musste. — Der mitgeteilte Fall betrifft eine 35 jährige
Patientin mit zunächst typischer Iritis serosa beider Augen mit Bildung
dichter klumpiger Präzipitate. Etwa 3/4 Jahr nach Beginn der Erkrankung
trat dem Sitz der früheren Präzipitate entsprechend beiderseits eine dichte
Epitheltrübung in Dreiecksform auf, die zur Entstehung grosser blasiger
Abhebungen führte. Die Bildung der mit klarer Flüssigkeit gefüllten, fast
_ jeden zweiten Tag platzenden Blasen wiederholte sich zunächst regelmässig
nach Art der rezidivierenden Erosionen. Eine Abrasio corneae brachte nur
vorübergehende Besserung, aber allmählich erschöpfte sich der Prozess. — .
Da der Bezirk der Epithelerkrankung mit dem der früheren Präzipitatbildung
an der Hornhauthinterfläche völlig übereinstimmte, muss der Schluss gezogen
werden, dass die Erkrankung des Epithels zurückzuführen ist auf eine
chronische Schädigung des Endothels an der Stelle, an der vorher die Prä-
zipitate vorhanden waren. Der mitgeteilte Fall bedeutet daber eine weitere
Stütze für die Auffassung, dass die Endothelerkrankung der Hornhaut ver-
antwortlich zu machen ist für eine Erkrankung des Epithels.
Die von Eyer (419) mitgeteilte auffallende Heilung eines
Ulcus rodens corneae nach Gesichtserysipel dürfte uns durchaus
erklärlich sein bei unserer heutigen Kenntnis von dem günstigen Einfluss
fieberhafter Prozesse auf Augenerkrankungen, den wir durch die bekannten
Milchinjektionen therapeutisch nutzbar machen können. Der mitgeteilte Fall
betraf einen 49 jährigen Patienten, bei welchem einige Tage nach Auftreten
eines schweren Erysipels mit hohem Fieber das bis dahin schubweise pro-
grediente Ulcus rodens corneae rasch abheilte.
Der Fall von Keratitis rodens, den Salus (434) bringt, bot die
Möglichkeit, die Erkrankung von den ersten Anfängen an zu beobachten;
und zwar wurde bei dem 39jährigen Patienten der erste Beginn des‘ Ulcus
rodens durch eine zirkumskripte Episkleritis dargestellt. Das eigentliche
Rinnengeschwür entwickelte sich im Vergleich zu anderen Fällen erst auf-
fallend spät, und zwar erst, als die dichtgetrübte vaskularisierte Zone eine
Breite von etwa 4 mm erreicht hatte. — Die Tatsache, dass das Geschwür
sehr flach und nur im Bereich der Epithelschicht unterminiert sein kann,
und nekrotische Veränderungea ganz fehlen können, spricht dafür, dass das
Krankheitsbild vor allem durch die entzündliche Granulationswucherung und
weniger durch die Geschwürsbildung charakterisiert ist; deshalb sollte die
Bezeichnung Ulcus rodens, die zudem an Karzinom zu sehr erinnert, durch
Keratitis rodens ersetzt werden. — Bei der bekannten Bösartigkeit der Affektion
ist bemerkenswert, dass der vorliegende Fall mit Ausbruch eines akuten
Trachomrezidivs zum Stillstand und zur Heilung kam, ähnlich dem von
Epalza mitgeteilten Fall, bei dem durch eine interkurrente Diplobazillen-
infektion das Ulcus rodens ausheilte. Wenn auch die heilsame Wirkung
einer Trachominfektion therapeutisch kaum verwertet werden kann, so käme
vielleicht der Versuch einer Bakteriotherapie nach Axenfeld-Epalza (dureh
künstliche Diplobazilleninfektion) in Betracht. — Bezüglich der Beziebungen
Xlll. Hornhaut und Lederhaut. 169
der Keratitis rodens zur Rosacea-Keratitis lehnt S. eine Identität beider Pro-
zesse ab. Vielleicht kann die Rosacea-Keratitis in seltenen Fällen durch
Hinzutreten der spezifischen „Rodens“-Infektion zu einem Ulcus rodens sich
umwandeln.
Stargardt (438) berichtet über Untersuchungen über das Epithelioma
contagiosum der Vögel. Den Ophthalmologen interessiert, dass auch die
Hornhaut des Auges von der Erkrankung befallen werden kann und dass
sich die Hornhauterkrankung ähnlich wie bei der Variola durch Impfung
erreichen lässt. St. hat die Impfungen der Hornhaut bei Tauben so aus-
geführt, dass er mit einer Impffeder in horizontaler Richtung quer über die
ganze Hornhaut fuhr und das Epithel einritzte; dann wurde sofort das Impf-
material in den Bindehautsack gebracht und durch Verreiben mit den Lidern
über die Hornhautoberfläche verteilt. Als Impfmaterial wurde zumeist Haut
frisch getöteter kranker Tauben benutzt, die im Mörser mit physiologischer
Kochsalzlösung zerrieben war, mehrfach auch ebenso vorbereitete ältere ge-
trocknete Hautstücke, in einigen Fällen Filtrate. — Die ersten klinischen
Erscheinungen traten am 7. bis 10. Tage nach der Impfung auf. Auf dem
Höhepunkt der Erkrankung, der etwa 3 Wochen nach der Impfung sich
ausbildete, zeigte die Hornhaut ein charakteristisches Aussehen: grau-weisse
Trübung des an vielen Stellen verdickten Epithels, auffallend verzweigte
landkartenförmige Figuren bildend, und an den Rändern stellenweise steil
gegen die normale Hornhaut abfallend. Dabei erschien die ganze Oberfläche
trocken und rauh. Die übrigen Teile des Auges wiesen zumeist keine stär-
keren Veränderungen auf. Da die Tiere während der Hornhauterkrankung
getötet wurden, kann über Dauer und Heilungsverlauf nichts ausgesagt
werden. Über das ausführlich mitgeteilte histologisch- pathologische Bild
muss in der Arbeit selbst nachgelesen werden. Hier sei nur hervorgehoben,
dass neben typischen kugeligen oder ellipsoidförmigen Einschlüssen sich bei
Carnoyfixation und Giemsafärbung im Protoplasma der Epithelzellen noch
sehr zarte Gebilde von Keulen- oder Hantelform fanden, die sich mit Kern-
farbstoffen färbten. Bemerkenswert ist noch das völlige Fehlen von Bakterien
in den erkrankten Teilen des Hornhautepithels.
Monbrun (430) berichtet über 16 Beobachtungen von Keratitis
neuroparalytica nach Grippe bei Gelegenheit der vorjährigen Epi-
demie. In allen Fällen war die Hornhauterkrankung wenige Tage nach
Abklingen der fieberhaften Erscheinungen unter heftigen Kopfschmerzen im
Gebiete des Trigeminus aufgetreten. Auffallend war die Andauer der kor-
nealen bzw. korneo-konjunktivalen Anästhesie nach Rückbildung der entzünd-
lichen Veränderungen. Häufig zeigt sich im Anfange auf der Hornhaut
Bläschenbildung, die jedoch rasch ulzeriert, ähnlich wie bei der Keratitis
dendritica, zu der zahlreiche Übergänge bestehen. Prophylaktisch wäre nach
Abklingen des grippalen Fiebers auf Hornhautanästhesie zu achten und ge-
gebenenfalls der Geschwürsbillung durch entsprechende lokale Massnahmen
vorzubeugen. Cause,
In der Entwickelung des Xeroderma pigmentosum hat man, wie
Müller (431) ausführt, drei Stadien unterschieden. Im Beginn bildet sich
‘ein Erythem aus; es treten umschriebene rote Flecken auf, die unter geringer
Abschuppung bald wieder verschwinden und bei intensiver Einwirkung von
Sonnenstrahlen wieder hervortreten. Im zweiten Stadium entsteht das poly-
170 Bericht über die Leistungen nnd Fortschritte der Augenheilkunde.
morphe Aussehen des Krankheitsbildes durch Sklerose, Atrophie, Teleangi-
ektasien und Pigmentierung der Haut; dabei treten oft bläschenförmige,
ekzematöse Komplikationen auf. Das dritte Stadium ist durch das Auftreten
multipler Tumoren meistens nur im Gesicht und vor allem in seinen Fal-
tungen (Nasolabialfalte, Augenwinkel usw.) charakterisiert, die sich meist
2—3 Jahre nach den ersten Anzeichen der Erkrankung entwickeln. — De
7jährige Patient, über den M. berichtet, zeigt das voll ausgebildete dritte
Stadium der Erkrankung an der Haut, die mikroskopische Untersuchung der
Hauttumoren ergab ein typisches Kankroid. Nach Kreibich ist die häufigste
Form bei Xeroderma pigmentosum allerdings ein Epitheliom, aber auch von
anderer Seite sind Kankroide beschrieben worden und sogar Angiome, Pen-
theliome und Mischgeschwülste, ferner Melanosarkome, Rund- und Spindel-
zellensarkome. Diese Vielgestaltigkeit der möglichen Geschwulstarten findet
ihre Erklärung in der genannten Polymorphie der Hautalterationen. — Aus-
gesprochene Augenerkrankungen bei Xeroderma pigmentosum sind bis jetzt
in einigen 30 Fällen beschrieben. Lider, Bindehaut und Hornhaut können
geradezu als Prädilektionsstellen gelten. Auch an den Lidern lassen sich
wie an der Gesichtshaut die drei Stadien verfolgen. Bemerkenswert ist der
meist beide Lider betreffende völlige Zilienausfall. — Das ausgedehnte
Karzinom der Kornea bei dem vorliegenden Falle, mit beginnender Verhor-
nung und entzündlicher Veränderung, ist besonders hervorzuheben. Die bisto-
logischen Untersuchungen von epibulbären Tumoren früher beschriebener Fälle
hatten, analog dem Befunde der Hauttumoren, zu den verschiedensten Resul-
taten geführt: zwei Karzinome der Kornea, ein Medullarkrebs der Konjunk-
tivakornea, ein Epitheliom, ein Spindelzellensarkom der Konjunktiva, ein
Melanosarkom an der Konjunktivakornea, ein Melanosarkom der Kornea, ein
Papillom, ein Sarkokarzinom.
John (422) kommt auf Grund seiner Üntersaskangen über die Be-
teiligung der Hornhaut bei der Tuberkulose des Auges mit
spezieller Berücksichtigung der Perforation zu der Anschauung.
dass die an die Hornhauthinterwand andrängenden granulierenden Massen
von tuberkulösem Gewebe dieselbe arrodieren können, die Wucherungen dann
direkt in das Hornbautgewebe übergehen und in diesem selbst sich echte
Tuberkel und Nekrosen entwickeln, wodurch einer Perforation zweifellos Vor-
schub geleistet werde. Andererseits können die im Parenchym befindlichen
entzündlichen und vielleicht als Toxinwirkung aufzufassenden Hornhautver-
änderungen das Auftreten einer Perforation sicherlich begünstigen.
Nach Ascher (416), der über 49 Fälle von Hornhautpfropfung be
richtet, ist die Methode der Keratoplastik über die Versuchsperiode hinaus-
gediehen. 10 Lappenverlusten und 19 nicht gebesserten Trübungen steben
20 praktisch wertvolle Ergebnisse gegenüber; 1 Auge musste wegen Pan-
ophthalmie geopfert werden. 40°/o Erfolge bei 20°/o Misserfolgen. — Aute
‚und Homoioplastik scheinen gleichwertig zu sein, während Heteroplastik
offenbar ungünstig ist. Entnahme des Lappens von der gleichnamigen
Körperseite scheint die klare Einheilung zu begünstigen. Offenbar hat das
relativ Jüngere Alter des Spenders einen günstigen. Einfluss auf die Ein-
heilung. Strengste Aseptik muss beobachtet werden. Für die Grösse de:
. Lappens ist auch die Tension des Spenderauges von Bedeutung. — Eine
Befestigung des Lappens durch Naht ist nur bei .drohendem Glaskörpervot-
fall nötig. Der Höhepunkt der Gefässneubildung liegt meist in der 4.—6.
XIII. Hornhaut und Lederhaut. 171
Woche. Theoretisch ebenso interessant wie praktisch ungünstig sind Rezidive
des Grundleidens im überpflanzten Lappen. Dass eine weitgehende Regener
ration möglich ist, zeigt die einmal beobachtete Wiederherstellung der Sen-
sibilität in einem Lappen.
Kuhnt (420) gibt ein Verfahren der Unterfütterung sklero- und
keratoplastischer Bindehautlappen mit Streifen von Fascia
lata oder Sehne bei umfangreichen Lederhaut- und Hornhaut-
defekten, dessen Zweckmässigkeit an einer Reihe von Fällen erwiesen ist.
Die geeignetste Stelle zur Gewinnung des Faszienstreifens ist die Mitte der
äusseren Schenkelseite. Ein etwa 10 cm langer Schnitt wird in der Mitte
einer Linie, die von der Spina iliaca ant. sup. nach dem Epicondylus ext.
femor. verläuft, durch Haut, Unterbaut und Fettgewebe bis auf die Faszie
angelegt. Unter Benutzung von Wundhaken wird das in der Regel hand-
tuchförmige Band in der Richtung der Längsstreifung umschnitten, wobei
an die nicht unerhebliche Schrumpfung nach der Entnahme zu denken ist.
Die Faszie, die hier etwa !/»—?/s mm dick ist, iat für den Ersatz der Sklera
gut geeignet, während für den Ersatz der Kornea ein Streifen aus dem
darunter gelegenen dünneren Sehnenspiegel des M. vastus ext. mehr zu
empfehlen ist. Um beim Verschliessen des Sehnen- oder Faszienausschnittes
eine Fältelung zu vermeiden, exzidiere man keinen recht- oder viereckigen
Streifen, sondern lasse ibn nach oben und unten spitz zulaufen. Insofern
Grösse und Form des Gewebsverlustes am Auge vorher zu schätzen sind,
nimmt man die Sehnen- bzw. Fuszienexzision zweckmiissigerweise vor Beginn
der eigentlichen plastischen Operation vor. Diese gestaltet sich dann folgender-
massen: Umschneidung und Lösung des skleroplastischen, gewöhnlich doppelt
gestielten Bindehautlappens, der nicht zu schmal gewählt werden darf; Ab-
schrägung der Ränder des Lederhautdefektes; Verankerung der Schlingen-
nähte auf der Sklera, wobei auch die mittleren Sklerallagen umgriffen werden
sollen; hintere Trepanation mit Durchsengung der Aderhaut-Netzhaut mit
dem rotglühenden galvanokaustischen Spitzbrenner (oder mit dem Schmal-
messer, das 14/4—1!/2 cm weit in den Glaskérper eingeführt und beim
Herauszieben um 90° gedreht wird); sofortiger Schluss der für diesen Ope-
rationsakt gesetzten Bindehautwunde durch Knüpfung vorher gelegter Fäden;
Übertragung des Faszienstreifens auf den neuen Standort; der Streifen soll
die Defektränder im Mittel an den schmalen 2 mm, an den Längsseiten
1 mm überragen. Die Nadeln der schon in der Lederhaut verankerten
doppeltarmierten Fäden werden durch die genau korrespondierenden Stellen
geführt. Schliesslich folgt die sorgfältige Bedeckung des Transplantates mit
dem gut ausgebreiteten und durch geeignete Suturen fixierten Bindehaut-
lappen. — An drei ausführlich mitgeteilten Fällen beweist K. die vollgültige
Ersatzmöglichkeit der Sklera durch geeignete Teile der Fascia lata und glaubt
auf Grund seiner günstigen bisherigen Ergebnisse in Zukunft die Über-
pflanzung in weit grösserem Umfange ausführen zu sollen, wie z. B. bei
beginnendem Ziliarstaphylom, Skleralrupturen usw. — Auf die bekannten
Vorteile der Bindehaut-Keratoplastik braucht hier nicht näher eingegangen
zu werden. K. weist nochmals auf ihren Wert hin und bespricht die Einzel-
heiten ihrer Technik bei besonderen Fällen, deren Nichtbeachtung leicht zu
Misserfolgen führen kann. Besonders Vorzügliches hat die Bindehautkerato-
plastik K. bei jenen seltenen Fällen von skrofulösen, schnell die ganze
Hornhaut unter Gelbfärbung zur Einschmelzung bringenden Prozessen ge-
172 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
leistet. Unter 11 solchen Fällen gingen die beiden ersten zugrunde, weil
K. die Methode damals noch nicht übte, während die übrigen 9 mit zu-
friedenstellendem Sehvermögen ausheilten. Für die Fälle, bei denen die
einfache Bindehautkeratoplastik im Stiche lässt, und Andere Eingriffe (wie
z. B. Unterfütterung des keratoplastischen Bindehautlappens mit einer dünnen
Lage der angrenzenden Hornhaut, Hornhauttransplantation) nicht in Frage
kommen, hat K. schon vor mehreren Jahren die Verwertbarkeit der Fascia
lata zur Deckung eines Hornhautdefektes erprobt. Er berichtet jetzt über
einen neuen Fall ausführlich, der zeigt, dass auch ausgedehnte Substanzver-
luste der Hornhaut in ganzer Dicke nach geschwürigem Zerfall durch die
kombinierte Verwertung eines Faszienbandes mit der Bindehautkeratoplastik
gefahrlos ersetzt werden können.
Der Fall von spontaner Skleralverdünnung mit Nekrose
und Staphylombildung beider Augen, den Guist (421) bringt,
betrifft eine an Arteriosklerose und Arthritis deformans leidende Patientin.
Der Beginn der Augenerkrankung machte sich als eine Blaufärbung der
oberen äusseren Skleralpartien beiderseits geltend, später betraf die Verande-
rung ringförmig um die Hornhaut den ganzen vorderen Bulbusabschnitt
und es kam dann allmählich zur Staphylombildung. G. glaubt, den Fall
denen zurechnen zu sollen, bei welchen es später zur subkonjunktivalen
Linsenluxation (ohne Trauma) kommt.
XIV. Iris (Pupille).
Ref.: Junius.
*442) v. Domarus: Über myotonische Pupillenbewegung. Münch. med.
Wochenschr. 1919. Nr. 35. S. 987.
*448) Gilbert, Über Iritis septica. Münch. med. Wochenschr. 1919. Nr. 32.
S. 898.
*444) Hesse: Zur Genese der Vossiusschen Ringtrübung. Zeitschr. f.
Augenbeilk. 41. 1919.
*445) v. Herrenschwand: Zur Behandlung der gonorrhoisch-rheumati-
schen Iritis. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 27.
*446) Karplus: Zur Pathologie des Halssympathikus. Wien. klin. Wochen-
schrift 1919. Nr. 21. S. 551.
*447) Köppe: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe
und dem Hornhautmikroskop. 16. Mitteilung. v. Graefes Arch. f. Opbthalm.
99. 1919.
` *448) Löwenstein: Traumatische retlektorische Pupillenstarre. Münch.
med. Wochenschr. 1919. Nr. 32. S. 906.
*419) Derselbe: Über wurmförmige Kontraktionen des Sphincter pu-
pillae. Klin. Monatsbl. 62. 1919.
*450) Ruttin: Über die Reaktion der normalen und kranken Pupille
auf den faradischen Strom. Zeitschr. f. Augenheilk. 41. 1919 u. Klin. Monatsbl-
63. 1919. S. 241.
*451) Mas Soewarno: Over eenige vormen van Irisdepigmentatie (Über
einige Formen von Irisdepigmentation). Academisch Proefschrift. Amsterdam.
(Dissert.)
XIV. Iris (Pupille). 173
*452) Schieck: Über Iritis serosa. Deutsche med. Wochenschr. 1919.
Nr. 25.
*453) Streiff: Nachträgliche Bemerkungen zum Heterochromieproblem.
Klin. Monatsbl. 62. 1919.
*454) Strohmayer: Reflektorische Pupillenstarre und Westphalsches
Zeichen als Anlageanomalie. Neurolog. Zentralbl. 1919. Nr. 13.
*455) Triebenstein: Zur Frage der Vossiusschen Ringtrübung. Klin.
Monatsb!. 63. 1. 1919.
*456) Vogt: Experimentelle Depigmentierung der lebenden Iris (Pig-
mentstreuung in die Vorderkammer) durch isoliertes kurzwelliges Ultrarot,
dem Rot beigemischt ist. Klin. Monatsbl. 63. 1919. S. 232.
*457) Weve: Zur Physiologie der Lichtreflexe der Pupille. v. Graefes
Arch. f. Ophth. 100. 1919.
*458) Wölflin: Klinische Untersuchungen über Halssympathikusreizung.
v. Graefes Arch. f. Ophth. 100. 1919.
v. Domarus (442) berichtete über einen neuen Fall von myotoni-
scher Pupillenbewegung. die darin besteht, dass bei der Konvergenz
auftretende Pupillenverengung nach Aufhören von Konvergenz im Gegensatz
zum normalen Verhalten nicht sofort zurückgeht. In sämtlichen bisherigen
Fällen handelte es sich um lichtstarre Pupillen bei Vorhandensein von: Er-
krankungen des Zentralnervensystems. Im Falle des Verf. wurde das Phänomen
bei einer 31 jährigen Krankenschwester bei einer ärztlichen Untersuchung
gelegentlich entdeckt und zwar nur an der rechten Pupille, die auch lichstarr
war. Abgesehen hiervon waren Augen und Nervensystem gesund, Degene-
rationszeichen fehlten, auch Wa.R. negativ. Eine angeborene Anomalie
wird für diesen Fall angenommen.
Gilbert (443) unterscheidet herdförmige metastatische und diffus
metastatische Iritiden. Die Iritis septica gehört zu der letzteren Gruppe.
Das klinische Bild der Iritis septica wird beschrieben. Staphylo- und Strepto-
kokken-Infektion kommt in Betracht. Opsonogen- Antistaphylokokken-Vakzine
Behandlung wird für aussichtsreich gehalten und empfohlen. Die Anwendung
des Streptokokken-Serums für geeignete Fälle ist bei der Aussichtslosigkeit
jeder lokalen Heilversuche in Erwägung zu ziehen.
Hesse (444) nimmt in einer Mitteilung: Zur Genese der Vossius-
schen Ringtrübung Stellung zu den Anschauungen von Vogt. Einver-
ständnis besteht, dass es sich um eine Auflagerung korpuskulärer Elemente
handelt und dass Veränderungen der Linse und ihrer Kapsel selbst keine
Rolle spielen. Während Vogt aber einen Abklatsch von Pigmentstaub
anı Pupillarrande annimmt, halt Hesse seine Ansicht aufrecht, dass Blut
in Betracht kommt. Klarheit kann allerdings erst die noch fehlende histo-
lugische Untersuchung bringen. Hesse begründet das im einzelnen,
Karplus (446) batte Gelegenheit, 32 Fälle von Sympathikus-
verletzung durch Halsschuss zu beobachten. Allgemein unter-
scheidet K. zwischen direkter und indirekter Läsion. Die Mitbeteiligung
von Kopfnerven lässt auf eine direkte Läsion des Halssympathikus schliessen.
Auch Erschütterung des Rückenmarks kann zur Schädigung der in ihm ver-
laufenden Symp.-Fasern führen. Einzelnes: 1.Okulo- papilläre Sym-
ptome: Es wurde 32mal Lidspaltenverengung, 23mal Enophthal-
mus, 31mal Pupillenverengung und nur Imal Pupillenerweite-
174 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
rung gefunden. Der Enophthalmus ist inkonstant, aber anscheinend kein
Spätsymptom. Die Licht-, Konvergenz- und Akkomodationsreak-
tion war in allen Fällen ungestört. Die sogenannte sympathische
Reaktion (Erweiterung bei Schmerzreizen) war gelegentlich vorhanden (ist
also nicht als reine Sympath.-Reizung, sondern als Kombination mit Okulo
motoriushemmung aufzufassen. Auf Adrenalin und Mydriasis wurde
in, 16 Fällen untersucht, 12 mal mit negativem, 1mal mit schwach positivem
Erfolg, einmal mit geringer Spätwirkung. (Gerade bei direkter anatomischer
Läsion des Ganglion cervicale sup. fehlte im Gegensatz zu der Vermutung nach
experimentellen Erfahrungen diese Mydriasis, die auch bei Neurosen auftritt).
2. Vasomotorische Erregbarkeit war in einer Anzahl von Fällen noch nach
Jahren bei der Prüfung mit Senföl nachweisbar. 3. Sekretionsstörungen:
Vermindertes Schwitzen trat durchweg bei schwerer Symp.- Lähmng auf;
die Reizbarkeit des S. für Pilokarpin kann dabei erhöht sein. Auffallende
Störung der Tränensekretion trat nur einmal auf; 1mal unter 8 Fällen
bestand auf einer Seite herabgesetzte Schweissekretion und gesteigerte Erreg-
barkeit der Tränendrüse. Bezüglich der Speichelsekretion wurden keine
verwertbaren Ergebnisse erzielt.
Köppe (447) studierte den feineren histologischen Bau der lebenden
normalen Iris mit Hilfe der Spaltlampe. Er kommt zu folgenden Ergeb-
nissen: Unmittelbar unter der Irisoberfläche sind wahrscheinlich Hohlraum-
bildungen vorhanden, die wohl ein subendotheliales Lymphraum-
system darstellen. 2. Die Flächensumme aller auf der normalen Iris ver-
teilten Krypten sämtlicher Ordnungen ist von der Stromapigmentierung unab-
hängig und nahezu eine Konstante, 3. In der Iris besteht neben dem
gefässhaltigen noch ein gefässloses Trabekelsystem. 4. Das
Trabekelsystem besitzt wahrscheinlich eigene Kontraktilität.
Löwenstein (448) beschreibt einen Fall von einseitiger refl
Pupillenstarre mit Miosis des befallenen Auges und myotoni-
scher Konvergenzreaktion der Pupille, verlangsamten Ablauf der
Akkomodation, sowie verlangsamter Entspannung derselben bei einem 31 jährigen
anämischen Mädchen nach Sturz auf den Hinterkopf bei einer Ohnmacht.
Die unter allen Kautelen vorgenommene Wa. R. war negativ.
Löwenstein (449) beobachtete in kurzer Zeit 6 Fälle der wurm-
förmigen Kontraktionen des Sphinkter pupillae, welche C. H.
Sattler 1911 zuerst bei einem Falle von bds. kompletter Pupillenstarre beschrieb
vals Zuckungen, die temporal oder an anderer Stelle begannen
und sich längs des Pupillarrandes ein wenig fortpflanzten«. S.
setzte sie in Analogie mit den bei progressiver spin. Muskelatrophie und
Syringomyelie beschriebenen fibrillären Zuckungen und erklärt sie »als den
Ausdruck des Reizes der motorischen Ganglienzellen«. Die Veränderung ist
nicht so selten, als es anfänglich schien und mit Nernstspaltlampe öfter zu
sehen, Löwenstein fasst die Veränderung in manchen Fällen als ein
Vorstadium der kompletten Licht- bezw. Totalstarre auf. Aber
die Ursache der Erscheinung ist anscheinend nicht einheitlich. Es ist nicht
auszuschliessen, dass direkte Reizwirkung der Belichtung auf die Muskelfasern
des Sphinker eine Rolle spielt. Auch die Irisganglien könnten bei gelähmtem
Sphinker eine Bedeutung gewinnen (Idioganglionäre Kontraktionen).
XIV. Iris (Pupille). - 175
In zwei Mitteilungen beschäftigt sich Ruttin (450) mit der Reaktion
der normalen und kranken Pupille auf den faradischen Strom
(ein bisher kaum bearbeitetes Gebiet. Er fand: die normale P. reagiert
auf schwache faradische Ströme von 15—20 Volt sehr wenig. Es entsteht
geringe Erweiterung bei Eintritt des Stromes, dann leichtes Schwanken,
schliesslich Gleichgewicht bei etwas erweiterter Pupille. Beide P. reagieren
gleichsinnig; die dem Stromeintritt nähere deutlicher. Auch bei Stromeintritt
in der Nähe des Auges tritt die Reaktion auf, am stärksten, wenn der Strom
durch das Unterlid eintritt. Die krankhaft weite Pupille erweitert sich
auf den Reiz des Stromes, wenn die Ursache der Lähmung bezw. Reizung
zentralwärts liegt, jedoch anscheinend nicht, wenn die Ursache peripher
liegt. Eine durch Atropin hervorgerufene P. ist also auf diese Weise von
zentraler P. Lähmung zu scheiden. Eine Erklärung der Erscheinungen wird
nicht zugegeben. — Gegenüber dem galvanischen Strom scheint die ‚Pupille
sich ähnlich zu verhalten.
Mas Soewarno (451) führt aus: Die in der Literatur angegebene
Beschreibung der normalen Irisfarbe ist unzureichend. Die kenn-
zeichnenden anatomischen Teile und zirkumskripte Verfärbungen sind in ein
einfaches Irisschema anzugeben und die Farben werden am besten bestimmt
durch Vergleichung mit 35 stets wiederkehrenden Pigmentfarben, die der Autor
ausgesucht hat aus 416 Farben des Stillingschen Farbenatlas. Die patho-
logischen Verfürbungen sind einzuteilen in allgemeine (albinotische, Heterocbromia
Iridis) und umschriebene (nach Trauma, intraokuläre Tumoren, A xen feldsche
stellenweise Depigmentation des Irissaums, bei Glaukom und konstitutionellen
Erkrankungen). Alle diese Formen werden besprochen, besonders die Hetero-
chromie (25 eigene Fälle unter 4000 Patienten der Poliklinik und die
Leukiridia syphilitica (29 eigene Fälle unter 276 Luetikern). Der Autor unter-
scheidet: Heterochromie bei Sympathikusaffektionen oder als kongenitale Ab-
weichung (Heterochromia simplex, Cyklitis und Catarakt fehlen vollständig);
keine eigene Beobachtung. Heterochromie mit schleichender Cyklitis und
Catarakt (Descemetniederschliige, Glaskörpertrübung, jedoch wurden keine
Drucksteigerung und keine hintere Synechien vom Autor beobachtet); 25 Fälle.
Frauen werden öfter befallen als Männer; das hellere Auge gilt als das
kranke, bei zwei Fällen traf das nicht zu. Es gibt auch doppelseitige Hetero-
chromieerkrankung (ein Fall). Das Krankheitsbild ist noch nicht geklärt.
Auch der Erklärungsversuch des Autors scheint mir misslungen. Die
Hypothese Straubs, der eine primäre Linsenschädigung annimmt, war
dem Autor wohl noch unbekannt und wurde deshalb nicht genannt), Die
Leukiridia syphilitica (Krückmann) wurde 29 mal beobachtet und
zwar in vielen Fällen vom ersten Anfang im zweiten Luesstadium bis zur
Restitutio ad integrum. Dieses Analogon des Leukoderma syphiliticum entsteht
ohne subjektive Beschwerden, zahlreiche kleine graue oder gelblichweisse,
stecknadelkopfgrosse Herdchen bildend, die sich vergrössern und zum Teil
konfluieren. Die ziliare Zone ist bevorzugt, doch treten sie dann und wann
auch in der Iriskrause und der pupillaren Zone auf, meistens in beiden
Augen symmetrisch; sie sind in braunen Augen am besten zu sehen. Das
Auftreten wechselte in 20 Fällen von 3—4 Monaten, bis zwei Jahren nach
der luetischen. Infektion und das Bild bleibt im Mittel 5 Monate bestehen.
Frauen werden zweimal so oft befallen als Männer. 17 mal wurde gleichzeitig
Leukoderma syphiliticum wahrgenommen. Weve.
176 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Schieck (452) legt dar, dass auf Grund der Untersuchung mit der
Spaltlampe bei Iritis serosa feinste korpuskuläre Elemente im Kammer-
wasser nachzuweisen sind, welche die Poren des Kammerwinkels verstopfen.
Der Name I. serosa ist also irreführend, richtiger wäre es, eine obturierende
Form der Iritis der plastischen Form gegenüberzustellen. Therapeutisch
wird möglichste Vermeidung von Atropin, dagegen öftere Anwendung von
Punktionen der V. K., fur schwere Fälle Trepanation empfohlen.
Streiff (453) nimmt in einer Mitteilung: Nachträgliche Bemer-
kungen zum Heterochromieproblem Stellung zu einzelnen Punkten
der Arbeiten von Fuchs in v. Gräfes Archiv 93. 191,7 und v. Herren-
schwand Klin. Monatsbl. 1918, die ihm während der Kriegszeit nicht
zugänglich geworden waren. Er glaubt, die Auffassungen in seiner Haupt-
arbeit, Klin. Monatsbl. 1919 im wesentlichen aufrecht erhalten zu können.
Die Einzelheiten eignen sich nicht zum Referat an dieser Stelle.
Strohmayer (454) berichtet im Anschluss an eine frübere Mitteilung,
nach der bei einem Schwesternpaar Areflexie der Pupillen und fehlen-
des Westphalsches Zeichen sich dahin aufgeklärt hat, dass es sich
nicht um Tabes, sondern um seltene Anlageanomalie handelt, über 2
neue Fälle von fehlenden Kniescheiben- und Achillessehnen-
reflexen bei zwei jungen Männern auf der gleichen Grundlage.
In der Frage der Ursache der Vossiusschen Ringtrübung
nimmt Triebenstein (455) auf Grund von drei neuen Beobachtungen dieser
Art, auch an der Spaltlampe, Stellung zu den Anschauungen von Vogt
und Hesse. Er kommt zu folgendem Ergebnis: 1. Die Vossiussche
Ringtrübung besteht aus korpuskulären Auflagerungen auf die vordere
Linsenkapsel. 2. Die Annahme Vogts, es handle sich dabei um Pigment,
besteht zu Recht (im Gegensatz zu Hesse). 3. Vorbedingung zur Enstehung
des Vossiusschen Ringes oder richtiger der Scheibe, ist intraokulare Druck-
steigerung und Ausscheidung einer eiweissreichen, d. h. klebestoffhaltigen
Flüssigkeit.
Eigenartige Schädigungen des Auges durch experimen-
telles Ultrarot sah Vogt (456): Pigmentveränderungen der Iris;
dasselbe blätterte am Pupillarrande ab und trat in die V. K. Auch Pig-
mentwucherung wurde beobachtet, ferner Lähmung des Sphinkter
iridis Die Brauen wurden schneeweiss. Auch Hornhaut, Bindehaut und
Netzhaut scheinen zu leiden.
In einer Arbeit: „Zur Physiologie des Lichtreflexes der Pu-
pille« nimmt Weve (457) Stellung zur Theorie von Behr, die in der
Hauptsache besagt, dass isolierte Reizung der nasalen Netzhauthälfte aus-
schliesslich eine »direkte« Pupillenverengerung verursacht, während isolierte
Reizung der temporalen N. ausschliesslich indirekte Reaktion auslösen soll,
während allgemein bisher galt, dass Reizung sowohl der nasalen als auch
der temporalen Netzhauthälfte beide Reaktionen auslöst. Auf Grund eigener
Untersuchungen lelınt Verf. die Annahme Behrs völlig ab und schliesst sich
der Annahme von Hess an, nach der die temporale, und nasale Netzhaut-
hälfte sowohl direkte als auch indirekte konsensuelle Reaktion auslösen, jedoch
bei exzentrischer Beleuchung in einem Teil der Fälle ein Übergewicht der
nasalen Netzhauthälfte nachzuweisen war.
XV. Linse. i 177
Wölflin (458) veröffentlicht eine Studie: Klin. Erfahrungen über
Halssympathikusreizung (im Anschluss an frühere Mitteilung über
Halssympathikus (Lähmung.) Im Verlauf sind drei Möglichkeiten denk-
bar: Die Reizung geht zurück, bleibt bestehen, führt im weiteren Verlauf zu
einer Lähmung. Ursache zu 1: Herzneurose, Epilepsie, psychische Auf-
regungen, also leichtere bezw. passagere Reize. Bei intensivem Reiz, z. B.
Trauma oder bei länger dauerndem Reiz, z. B. Tumor, wird Fall 2 oder 3
gegeben sein. Zu unterscheiden sind okulare und vaskuläre Symptome.
Weitaus am häufigsten sind beide Gruppen vereinigt. Die okularen
Symptome sind: Mydriasis. 2. Lidspaltenerweiterung. 3. Exoph-
thalmus. Das erste Symptom ist konstant, das zweite fast konstant, das
dritte nicht immer nachweisbar, letzteres wohl daher, weil vaskuläre Einflüsse
bei H. S. R. entgegengesetzt wirken. Die Vorgänge sind kompliziert. Als
4. Symptom kann vorkommen: Verengung der retinalen (und uvealen) Ge-
fässe, bisher ohne Bekanntwerden von Gewebsschädigung. 5. Tränenträufeln.
6. Erhöhung des intraokularen Druckes. 7. Pigmentveränderung am Auge
ist noch nicht verbürgt beobachtet. 8. Schädigung des Sehpurpurs desgleichen.
Die vaskulären Symptome werden besprochen. Ursachen der H. S.-Reizung:
zentral (psych. Effekte, Herzneurose Angina pectoris) peripher (Hals-
tumoren, Struma, Lymphdrüsen, Hämatome, Aneurysmen, Spitzen-Tuberkulose,
Traumen).
Ausgehend von der von Sidler in der letzten Zeit gemachten Erfah-
rung, dass in einem Falle akuter gonorrhoisch-rheumatischer Iritis durch
Punktion und dem Exsudate der Vorderkammer und andererseits wiederholt
aus dem Blute solcher Patienten Gonokokken gezüchtet werden konnten, und
ferner auf der Beobachtung fussend, dass solche Befunde nur durch ganz
kurze Zeit während des ersten akuten Anfalla möglich sind, dass in einem
späteren Stadium aber die darauf gerichteten Untersuchungen negativ aus-
fallen, führte von Herrenschwand (445) zu der Auffassung, dass vielleicht
eine gewisse Prädisposition zur Erkrankung der Gelenke und der Iris not-
wendig sei; er denkt dabei wie für die chronische endogene Uveitis auf
Grund der Behandlungserfolge an die Tuberkulose und ging deshalb zur Be-
handlung der gonorrhoisch-rheumatischen [ritis durch Partialanti-
gene über. Es zeigte sich eine Steigerungsfähigkeit des Intrakutantiters in
mehreren Fällen, deren Krankengeschichten wiedergegeben werden und die
darzulegen scheinen, dass die Prädisposition bei der gonorrhoisch-rheumati-
schen Iritis mit einer latenten Tuberkulose zu erklären ist, gegen die die
Behandlung, selbst wenn bei diesen meist chronisch gewordenen Fällen
prognostisch gewöhnlich nicht mehr viel zu erwarten sein wird, sich in stärkerem
Masse als gegen die nur die äussere Ursache darstellenden und auch rasch
verschwindenden Gonokokken richten sollte. Filbry.
XV. Linse.
Ref.: Junius.
*459) Bodet: Bericht über die Staroperationen in der Giessener Uni-
versitäts-Augenklinik 1. April 1909 bis 1. April 1914. Inaug.-Diss. Giessen 1919.
*460) Brückner: Pigmentnachstar. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 62. 1919.
*461) Friede: Ein Fall von 1l. Cataracta perinuclearis. Sitzg. d. Wiener
ophth. Gesellsch. v. 10. Febr. 1910. Ref. Zeitschr. f. Augenheilk. 41. 1919.
178 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
*462) van der Hoeve: Ein Verfahren zur Vorbeugung von Glaskörper-
vorfall. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 62. 1919.
*463) Lefrancois: Discission immediate de la cristalloide posterienre
dans l’operation de la cataracte. Soc. franç. d’ophth. Mai 1919. Arch. d’ophth.
T. 36. p. 634.
*464) Prell: Über Spontanluxation der Linse in die Vorderkammer im
kindlichen Alter. Inaug.-Diss. Würzburg 1919.
*465) Purtscher: Linsenpräzipitate durch Trümmer einer verkalkten
Linse. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 63. 1919. S. 239.
*466) Rochon-Duvigneaud: L’extraction de la cataracte et l’arrache-
ment du cristallin. Soc. franç. d’ophth. Mai 1919. Arch. d’ophth. T. 36. p. 633.
*467) Singerhoff: Über 892 Stare und ihre Operation. Inaug.-Dissert.
Jena 1919.
*468) Schmidt, Wilh. Arthur: Kasuistischer Beitrag zur myotonischen
Dystrophie mit Katarakt. Zeitschr. f- Augenheilk. 41. 1919.
*469) Terson: Remarques sur liridectomie préparatoire et l'extraction
de la cataracte chez les diabetiques. Annal. d’oculist. T. 156. I. p. 133.
*470) Villard: Paralysie de lorbiculaire dans l’opération de cataracte.
Soc. frang. d’ophth. Mai 1919. Arch. d’ophth. T. 36. p. 634.
*471) Vogt: Der vordere axiale Embryonalkatarakt der menschlichen
Linse. Zeitschr. f. Augenheilk. 41. 1919.
*472) Derselbe: Reflexlinien durch Faltung spiegelnder Grenzflächen
im Bereich von Kornea, Linsenkapsel und Netzhaut. v. Graefes Archiv.
99. 1919.
:*473) Derselbe: Experimentelle Erzeugung von Katarakt durch iso-
liertes kurzwelliges Ultrarot, dem Rot beigemischt ist. Klin. Monatsbl f.
Augenheilk. 63. 1919. S. 320.
*474) Vogt und Liissi: Weitere Untersuchungen über das Relief der
menschlichen Linsenkernoberfliche. v. Graefes Arch. f. Ophth. 100. 1919.
*475) Walter: Über traumatischen Schichtstar. Inaug.-Diss. Rostock 1917.
*476) Weill: L’extraction de la cataracte sénile à la pique. Soc. franç.
d’ophth. Mai 1919. Arch. d’ophth. T. 36. p. 634.
*477) Wessely: Uber das Verhalten der Zonula bei Spontanluxatios
der Linse in die. Vorderkammer. Arch. f. Augenheilk. 85. 1919.
van der Hoeve (462) empfiehlt folgendes Verfahren zur Vorbeugung
gegen Glaskörpervorfall jeder Art: Anlegung von 4 Skleralnähten {oben,
unten, aussen, innen) und Vorbereitung einer Korneoskleralnaht an der in
Aussicht genommenen Operationsstelle vor der Operation. Nach dem Ex-
traktionsschnitt wird, sobald der Glaskérper vorzufallen droht, von den Assi-
stenten an den Skleralschlingen nach aussen und oben sanft gezogen, wodurch
die Kapazität der Skleralkapazität vergrössert und negativer Druck in der-
selben erzeugt wird, welche dem Austritt des Glaskörpers vorbeugt. (Ansaugen
von Flüssigkeit muss natürlich vermieden werden.) Zum Schlusse wird die
Korneoskleralnaht geknüpft; die Hilfsnähte in der Sklera werden entfernt.
Bodet (459) stellt 302 Staroperationen aus der Giessener Uni-
versitäts- Augenklinik zusammen. Er fand 37 mal Streifenkeratitis, 1 mal
Abhebung der Aderhaut, 2 mal Glaukom, in 1,58°/o Wundinfektion. Erwähnt
wird die Ansicht von Vossius, dass Katarakt in Zusammenhang mit Er-
XVI. Linse. 179
krankung der Schilddrüse entstehen kann. Bei 74 Kranken war die K.
nachweislich erblich, bei weiteren 16 war die Erblichkeit wahrscheinlich.
Brückner (460) beobachtete einen Pigment-Nachstar in Form
eines die ganze Pupille einnehmenden, braun-schwarzen Gewebes bei einer
56 jährigen Patientin, welche im Alter von 24 Jahren durch Wundstar
aphakisch geworden war; das Auge war nie stark oder lange entzündet
gewesen. Allmählich legte sich ein brauner Schleier vor das Auge. B. nimmt
Wucherung vom Epithel des Ziliarkörpers aus an, wahrscheinlich
von der äusseren Epithelschicht, obgleich das unentschieden bleiben muss.
Da ein nennenswerter äusserer entzündlicher Reiz nicht vorgelegen hatte, muss
an eine Blutung oder rein senile Wucherung als Ursache gedacht werden.
Aber auch diese Frage bleibt offen. Die Veränderung ist sicher selten.
Friede (461) zeigte in der Wiener Ophthalmologischen Gesellschaft
einen Fall von einseitigem Schichtstar nach Trauma bei einem
12 jährigen Knaben, der im zweiten Lebensjahre eine Verletzung durch eine
Gabel erlitt, nach der „in drei Tagen die Linse grau wurde“. Bezüglich der
Literatur des traumatischen Schichtstars verweist F. auf Krämer (Demon-
stration in der Wiener ophthalm. Gesellsch. im Febr. 1914).
Lefrangois (463) empfiehlt in Fällen ungenügender Reinheit
der Pupille die Diszission der hinteren Kapsel unmittelbar im
Anschluss an die Extraktion. Naht der Wunde ist danach unent-
behrlich; auch erfolgt die Heilung langsamer wie nach der einfachen Ex-
traktion, das Auge bleibt länger gereizt und die erreichte Sehschärfe bleibt
hinter der nach Operation ohne nachfolgende Diszission zurück, Die hintere
Diszission wirkt dem Irisprolaps entgegen. Cause.
- Prell (464) gibt in einer in der Würzburger Klinik entstandenen
Inaugural-Dissertation die ausführliche klinische Beschreibung des Falles
von Spontanluxation der ektopischen und abnorm kleinen Linse,
den Wessely anatomisch untersuchte (vgl. oben 477). Die Anomalie be-
stand doppelseitig.
Purtscher (465) beobachtete bei einem 54jährigen Manne, dessen
linkes Auge seit 30 Jahren ohne bekannte Ursache erblindet war und eine
verkalkte und verlagerte Linse aufwies, bei hochgradig atrophischer Iris und
Vorhandensein von hinteren Synechien massenhafte Anlagerungen
(wie Präzipitate) an der Hinterfläche der Hornhaut von scholliger
Beschaffenheit und gelblich-weisser Farbe, die vielfach mit Pigment umsäumt
waren und auch Pigment an der vorderen Fläche zeigten. Es waren mit
grosser Wahrscheinlichkeit abgebröckelte Trümmer der verkalkten
Linse.
Rochon-Duvigneaud (466) kommt bei Abwägung der Chancen
der klassischen Staroperation und der Operation in der Kapsel
zu dem Resultat, dass bei der ersteren die Vorteile die Nachteile bei weitem
überwiegen. Die Art der Verbindung der Linse mit Ziliarkörper und Glas-
körper verbietet eigentlich jeden Gedanken an Entfernung der Linse in toto,
obwohl diese theoretisch das ideale Verfahren wäre. Nur bei Veränderungen
der Zonula (Schlottern oder Subluxation der Linse) kommt die Extraktion in
der Kapsel in Betracht. Cause.
Singerhoff (467) berichtet über 892 Stare und ihre Operation
aus der Universitäts-Augenklinik Jena. Allgemein interessiert vielleicht, dass
180 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
87 mal streifenförmige Hornhauttrübung beobachtet wurde, 3 mal Abhebung
der Aderhaut (mit gutem Ausgang), 7 mal Glaukom = 99°/o, 1,5° 0 Infek-
tionen, 3 mal psychische Störung. Bei Zuckerstaren erwies es sich nicht not-
wendig, Entzuckerung abzuwarten. Der Enderfolg war allgemein gut. Die
Dissertation schliesst mit der Frage, ob es nicht möglich sein sollte, Katarakt
durch Röntgenbestrahlung zu heilen.
Schmidt (468) beschreibt einen neuen Fall von „Myotonischer
Dystrophie“ mit Katarakt. Dieses vielgestaltige, noch vor 8 Jahren
der echten Thomsenschen Krankheit zugerechnete Leiden wird heute
innerhalb der heredo-familiären Erkrankungen als selbständiges Krankbeits
bild anerkannt. Die Katarakt nimmt eine prävalierende Stellung in dem-
selben ein. Der Prozentsatz des Vorkommens von Linsentrübung ist ungleich
höher als 10°/o, die man früher annahm. Die Augenerkrankung ist diffe
rentialdiagnostisch wichtig, und ist als Degenerationszeichen zu werten
(präsenile Katarakt, die morphologisch von der Tetaniekatarakt zu unter-
scheiden ist). Der Fall wird genau — mit Familienstammbaum — be
schrieben, die Grundlage mit Nägeli in einer Störung innersekretorischer
Drüsentätigkeit durch eine im Keim vererbte minderwertige Anlage des endo-
krinen Apparates oder seines Zentrums im Gebirn gesehen.
Terson (469) bespricht die Chancen der präparatorischen [rid-
ektomie und der Staroperation bei Diabetikern. Die kombinierte
Extraktion hat seit Graefes Zeiten die Prognose der Operation wesentlich
verbessert. Zweifellos ist die einwandfreie Asepsis der Instrumente der Haupt-
faktor, die lokale und allgemeine Vorbereitung kommt erst in zweiter Linie.
Die fettleibigen Diabetiker mit ihren sonstigen Schäden (Albuminurie, Arterio-
sklerose, Gicht, Alkoholismus, Syphilis etc.) kommen mit operabler Katarakt
Die kombinierte Extraktion hat den gewünschten Erfolg, wenn sie auch
meistens von schwerer Iritis gefolgt ist, die jedoch bei breiter Iridektomie
weiter keinen Eingriff nötig macht. Die abgemagerten Diabetiker dagegen
sind weniger widerstandsfähig: bei ihnen macht man am besten zunächst
eine präparatorische Iridektomie, der erst nach einiger Zeit die Extraktion
folgt. Mehrfach war diese präparatorische Iridektomie auch von Iridozyklius
gefolgt, ohne dass diese jedoch bei der späteren Extraktion wieder aufge-
flammt wäre. Die Iridektomie hatte hier eine antiphlogistische Wirkung und
von diesem Standpunkte aus ist sie unbedingt bei Diabetikern zu empfehlen.
Auf alle Fälle muss der Diabetiker vor der Operation einer geeigneten
medikamentösen und diätetischen Behandlung seiner Diathese unterworfen
werden, ohne ihn aber durch eine Reduktion seines Allgemeinbefindens
weniger widerstandsfahig zu machen. Für die Operation bleibt Terson
mmer bei dem gleichen grossen Lappenschnitt, der ihm stets genügt hat
und der dem Limbus entlang alles durchneidet, was oberhalb der Fixations-
pinzette gelegen ist. „Theoretisch ideal“ wäre dabei ein Bindehautlappes
ohne Blutung mit resorbierbarer, feinster Naht. Cause
Villard (470) empfiehlt zur Vermeidung des Blepharospasmus bei der
Staroperation Paralysierung des Orbikularis durch subkutane
Injektion einer 1°/o igen Novokainlösung.
Vogt (471) beschreibt eine mit Spaltlampe und Hornhautmikroskop
nachgewiesene vordere axiale Embryonalkatarakt der mensch-
lichen Linse, welche an die von van der Scheer gefundene Katarakt
XV. Linse. 181
bei mongoloider Idiotie erinnert (Dieser Lit.-Bericht 1919, 1). Sie liegt
konstant im Bereich des Nahtmittelpunktes der 2. vorderen embryonalen
Naht. Sie besteht in feinsten weissen Punkten von weniger als 1/10 mm bis
zu Trübungen von einer Grösse, welche das zentrale Sehen beeinträchtigen
können. Bei 67 untersuchten Personen, und zwar nicht nur von Patienten
der Poliklinik, sondern auch bei gesunden Personen aus dem Personal der
Klinik, wurden derartige Veränderungen 18 mal, d. h. in 27°%o der Fälle,
nachgewiesen. Die Veränderung ist also häufig. Über etwaige Heredität liegen
noch keine Ergebnisse vor.
Vogt (472) untersuchte das hintere Linsenchagrin mit der Gull-
strandschen Spaltlampe. Er fand: Wenn auch das hintere Linsenbild in
der Hauptsache durch die Reflexion an der hinteren Kapseloberfläche, an
der Glaskörpergrenze zustandekommt, so dass dadurch sich Unreinigkeiten
der Kapseloberfläche dunkel von der Umgebung abheben, so ist doch nach-
zuweisen, dass die hintere Faseroberfläche am Zustandekommen des
Bildes lebhaften Anteil nimmt und jedenfalls eine wesentliche Ursache des
Chagrinierens darstellt — wie auch an der vorderen pancont che nach den
Untersuchungen von C. Hess.
Vogt (473) gelang die Erzeugung von Katarakt durak iso-
liertes kurzwelliges Ultrarot, dem Rot beigemischt war. Nach
der ersten dreistündigen Bestrahlung bei einem erwachsenen schwarzen Ka-
ninchen mit völlig intakter Linse entstand Totalkatarakt; in zwei anderen
Fällen wurde bei pigmentierten Kaninchen geringe Katarakt erzeugt, bei
einem jungen Kaninchen nur die obere Hälfte der Linse geschädigt, offenbar
weil das Strahlenbündel nur diesen Teil der Linse getroffen hatte. Bei
Albinos gelang die Katarakt bei kurzer Bestrahlung nicht. Nur die Licht-
wirkung kommt als schädigende Ursache in Betracht. Die thermische
Wirkung ist ganz unbedeutend. Nach diesen Ergebuissen kann angenommen
werden, dass der Glasbläserstar eine Wirkung des ultraroten + roten (nicht
aber der ultrayioletten) Strahlen ist. Hirschberg und Robinson haben
das schon vor Jahrzehnten vermutet. Die Entstehung des Altersstars '
durch Lichtschädigungen findet aber durch diese Versuche keine Stütze.
Auch wird nicht ausgeschlossen, dass sich Star vielleicht auch durch andere
als ultrarote Strahlen, z. B. sichtbare Strahlen, erzeugen lässt. Eın Beweis
hierfür liegt aber nicht vor.
Vogt und Lüssi (474) teilen das Ergebnis weiterer Untersuchungen
über das Relief der menschlichen Linsenkernoberfläche mit, die
mit der Gullstrandschen Spaltlampe ausgeführt wurden, die dem früher
benutzten Gullstrandschen Bogen bezüglich Tiefenwirkung überlegen
ist. Reliefbildung wurde frühestens mit dem 30. Jahre, gewöhnlich erst
zwischen 40—50 Jahren nachgewiesen. Axial treten an der Linsenoberfläche
Höckerbildungen, peripher Finstbildungen in der Nabt- und Faserrichtung
hervor. Die Buckelbildungen gehören dem höheren Alter zu. An Vakuolen
unter der Oberbaut ist zu denken. Feine Spaltbildung tritt dazwischen oft
auf und führt zu lamellarer Zerkliftung. Das hintere Kernrelief entspricht
dem vorderen. Die Reliefbildung beeinflusst die Durchsichtigkeit der Linse
und die Sehschärfe nicht. Es bestehen also keine lokalen Beziehungen
zu Katarakt. 2000 lebende Linsen wurden untersucht und auch statistisch
bearbeitet.
Literatarbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XIII
182 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Walter (475) gibt eine Abhandlung über einseitigen Schichitstar
und die Frage der Bewertung des Traumas, berichtet über einen
neuen Fall. Ein 18 jähriger Schmied verletzte sich beim Hammen.
Es entstand traumatische Katarakt. 5 Wochen später war zu erkennen.
dass die Linse verschoben war; die Linsentrübung hatte einen schichtstar-
artigen Charakter angenommen. Pat. hatte früher nie über Sehstörung
zu klagen gehabt. Einseitiger Schichtstar mit luxierter Linse ist nicht ganz
selten beobachtet. Die Frage der Bewertung des Traumas ist schwierig und
verschieden beantwortet. Verf. nimmt für seinen Fall traumatische Entstehung
an und gibt im übrigen die Ansicht von Peters wieder, dass die Schicht-
stare nicht sämtlich nach der Theorie von Hess (verspätete Abschnürung
des Linsenbläschens) und der Anschauung von Horner (Erkrankung der
ganzen Linse mit späterer Bildung von neuen, durchsichtigen Fasern —
nach Aufhören der Kıankheit, z. B. Rachitis) zu erklären sind, sondern das
für einen Teil der Schichtstare nur die Erklärung möglich ist, dass
der Linsenkern infolge von verminderter Zufuhr von Ernährungsmateral
mit Trübungen reagiert, während die Kortikalis ganz oder fast ganz intakt
bleiben kann. Das Trauma kann für eine derartige Entwicklung mass
gebend werden.
Weill (476) tritt für die Extraktion mit der Lanze ein, weil
die Gefahr des Irisprolapses und der postoperative Astigmatismus geringer
sind. Landolt fürchtet die ungenügende Schnittlänge und weist darauf
hin, dass das Verfahren schon von Daviel angewandt wurde. Cause.
Wessely (477) bringt einen anatomischen Beitrag über das Ver-
halten der Zonula bei Spontanluxation der Linse in die Vorder-
kammer, die bekanntlich bei angeborener Kleinheit und Ektopie schon im
Kindesalter zuweilen vorkomnit, meist verbunden mit schwerem Sekundär-
glaukom. Häufig besteht ausserdem angeborener Schwachsinn, wie
auch im Falle des Verfassers, einem 10jahrigen Knaben. Die Linse hing
noch an den Zonulafasern; diese erwiesen sich als abnorm lang (10—20 mmi
Eine Entwicklungsstörung des ganzen Linsensystems (Missge-
staltung der Linse, Ektopie und abnorme Anlage der Zonulafasern) mus
zugrunde liegen. Der anatomische Nachweis wird zum ersten Male geführt.
Klinisch war die schwere Entbindung der Linse schon früher aufgefallen.
Das auslösende Moment für das Sekundärglaukom kann wohl nur in der
Einklemmung der Linse im Pupillargebiet gesehen werden. *
+
XVI. Aderhaut und Glaskörper.
Ref.: Kümmell. '
*478) Albath: Beitrag zur Ätiologie der spontanen Iridozyklitis. Dis
Rostock 1918.
*479) Fuchs: Nachschrift zur Arbeit: Zur pathologischen Anatomie der
Glaskörperblutungen. Arch. f. Ophth. Bd. 99. S. 397.
480) van der Hoeve: Ein Verfahren zur Vorbeugung von Glaskorper
vorfall. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 79. s. I. Abschn.
*481) Mulock Houwer: Ein Fall von Thrombose einer Vena vorticosa.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 179.
XVI. Aderbaut und Glaskörper. 183
*182) Tomfohrde: Statistisch-kasuistischer Beitrag zum Glaskörper-
vorfall in die Vorderkammer (Glaskörperhernie). Diss. Giessen 1919.
*483) Valentin: Über die fettähnlichen Substanzen im a des
Pferdeauges. Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 105. S. 33.
Fuchs (479) macht in einer kurzen Bemerkung darauf aufmerksam,
dass die von ihm im Glaskörper beschriebenen Halbmondformen der roten
Blutkörperchen (Arch. f. Ophthalmol. Bd. 99. S. 202) nach Schaffer mög-
licherweise auf Formalineinwirkung zurückzuführen sind. Auch können die
roten Blutkörperchen durch die Behandlung zu farblosen Schatten werden,
was jedoch für die Beobachtungen von Fuchs kaum zutreffen könnte.
Albath (478) berichtet aus der Rostocker Klinik über 2 Fälle endo-
gener Uveitis, deren anatomische Untersuchung vorliegt. Im ersten
Falle war klinisch nichts vothanden, was auf die Anwesenheit von Tuberku-
lose hätte hindeuten können. Dagegen kann der anatomische Befund mit
einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit als Tuberkulose gedeutet
werden. In der Iris knötchenförmige Lymphozytenherde Auf der Rück-
seite dieser Haut entzündliche Auflagerung. Strahlenkörper dicht durchsetzt,
stellenweise knötchenförmige Anordnung. Aderhaut mit starker Anbäufung
von Zellen, mit der ebenfalls stark zellig durchsetzten Netzhaut ist sie durch
bindegewebige Massen verbunden. In der Netzhaut ausserdem Knötchen aus
Lymphozyten, epithelioiden und Riesenzellen. Die Veränderungen der Iris
passen durchaus in das Bild der sympathisierenden Entzündung. — Der
2. Fall könnte als Schulbeispiel für sympathisierende Entzündung erklärt
werden, wenn eine durchsetzende Verletzung erfolgt wäre. Da dem nicht so
ist, so ist auch hier der Gedanke an Tuberkulose nicht von der Hand zu
weisen. Jedenfalls liegt kein Grund vor, eine besondere Sonderform der
spontanen Iridozyklitis anzunehmen.
Valentin (483) stellte Untersuchungen an über die fettähnlichen
Substanzen im Glaskörper des Pferdeauges. In der normalen
Glaskörperflüssigkeit finden sich Seifen mit verschiedenen lipoiden Substanzen,
Glyzerinester, Cholesterinester, freies Cholesterin und cholinenthaltendes Phos-
phatid. Diese Stoffe sind in Lösung, können aber unter krankhaften Be-
dingungen als Niederschläge ausgeschieden werden, ebenso Seifen als trübende
Massen. Meist sind die Trübungen durch ein Gemenge verschiedener Stoffe
von lipoidem Charakter von der erwähnten Zusammensetzung bedingt. Andere
Stoffe wurden in den Trübungen nicht gefunden, besonders kein Tyrosin.
Der Vergleich der Trübungen des Glaskörpers mit ähnlichen Ausscheidungen
der Galle (Gallensteinen) liegt nahe. Glaskörpertrübungen sind bei Pferden
sehr häufig, sie kommen bei 25°/o der Tiere vor. Im Alter erfährt das
Vorkommen eine Steigerung. |
Tomfohrde (482) berichtet über 11 Fälle von Glaskörpervorfall
in die vordere Kammer, der meist im Anschluss an Verf@zungen oder
ärztliche Eingriffe sich anschliesst. Er tritt nicht sofort danach ein, sondern
erst einige Zeit später, vermutlich setzt auf die Verletzung erst eine Ernäh-
rungsstérung ein, die zu einer teilweisen Verflüssigung führt. Die Foigen
können schlimmstenfalls Drucksteigerung sein, selten besteht Druckvermin-
derung. Gegen den Vorfall ist nichts zu machen. (Mit der ne sieht
man den Vorfall entschieden häufiger als früher. Ref.)
XII
184 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Im Anschluss an einen Karbunkel der Stirn bildete sich bei Mulock
Houwers (481) Kranken Exophthalmus mit Glaukom aus; aus mehreren
Öffnungen der Lider entleerte sich Eiter. Starke Störung des Allgemein-
befindens. Die Augenhöhle wurde ausgeräumt. Die anatomische Untersuchung
ergab als auffallenden Befund eine Thrombose einer Wirbelvene
Klinisch kann dadurch eitrige Iridochorioiditis, Panophthalmie usw. entstehen.
Das vorliegende Glaukom ist der Verf. geneigt auf die Schwellung der Ziliar-
fortsätze zu beziehen. Die Thrombosen der Wirbelvenen dürften nicht allzu
selten sein, die Ausbeute sicher nachgewiesener Thrombosen in der Literatur
ist allerdings nicht sehr gross.
XVII. Sympathische Entzündung.
Ref.: Kümmell.
484) Albath: Beitrag zur Ätiologie der spontanen Iridozyklitis. Dissert.
Rostock 1918 (s. Abschn. Iris).
*485) van Lint: L’absces de fixation dans l’irido-chorioidite et l’ophtal
mie sympathigue. Arch. d’ophth. T. 36. p. 621.
486) Menckhoff: Ist die sympathisierende Entzündung endogenen Ur-
sprungs. Diss. Rostock 1919. (Literarischer Überblick der Theorien.)
*487) Nordmann: Die Kriegserfahrungen auf dem Gebiete der sympathi-
schen Augenerkrankung. Diss. Rostock 1918.
*488) Truc: Ophthalmies sympathiques. Soc. franç. d’ophth. Mai 1919.
Arch. d’ophth. T. 36. p. 633.
Nordmann (4) behandelt in seiner Dissertation die Kriegserfah-
rungen auf dem Gebieteder sympathischen Augenerkrankung.
Mit seinem Lehrer Peters wendet er sich zunächst gegen den Begriff der
sympathischen Reizung. Veröffentlichte Fälle von s. O. sind ausser den 8
der durch die Schiecksche Rundfrage bekannt gewordenen nur wenige in
der deutschen Armee vorhanden. N. erwähnt nur 3, dazu einen aus Öster-
reich. 1917 gibt Morax eine Statistik über das Vorkommen der s. Q. in
dem französischen Heere bekannt; es sind 39 Fälle, davon 31 nach Geschoss-
verletzungen. Kein einziges Mal trat die Entzündung des 2. Auges nach
Prellung des 1. auf. 2 Fälle (Zorab und Lomb) hatte tatsächlich am
hinteren Pol des Auges kleine Verletzungen. — Dies günstige Ergebnis ist
wohl nur der frühzeitigen Entfernung des verletzten Auges zu danken, die
aber nicht zu frühzeitig, d. h. im allgemeinen nicht vor 14 Tagen vorge
nommen werden soll. Die Ausweidung des Auges gewährt nicht genügenden
Schutz, da sie häufig nicht genau genug gemacht werden kann. — Die Be-
einflussung durch unsere Heilmassnahmen ist zu unsicher, als dass dadurch
die s. O. ibre Schrecken verloren hätte.
Truc(5)hat während des langen Krieges keinen Fall von sym pathischer
Ophthaliffie gesehen, aber sehr viel enukleiert und er betont deshalb
die Wirksamkeit der prophylaktischen Enukleation. Er berichtet dagegen
über einen Fall von subkonjunktivaler Skleralruptur der juxtaziliaren Gegend
mit Verletzung der Bindehaut aus der Privatpraxis, wo 3 Wochen später eine
Iridozyklitis des anderen Auges auftrat, die zur Erblindung führte. In der
Diskussion empfiehlt Terson seine Methode des Fixationsabszesses (Injektion
von 1 ccm Terpentin in die Schläfen- oder besser die Bauchgegend). Cause.
XVIII. Glankom. . 185
Van Lint (2) empfiehlt zur Behandlung der Iridochorioiditis
und der sympathischen Ophthal mie die Anwendung des Fixations-
abszesses, der ihm in einer Anzahl von Fällen nach Versagen anderer
Mittel gute Dienste geleistet hat. 1 ccm Terpentinessenz wird unter die Bauch-
haut in der Flanke injiziert; bei der Inzision des aseptischen Abszesses 8 Tage
später entleert sich reichlich Eiter. Der günstige Einfluss auf den Entzün-
dungsprozess am Auge war unverkennbar. Cause,
XVIII. Glaukom.
Ref.: Kümmell.
*489) Bourgeois: Du rôle de la sclerotique dans l'éclosion et dans le
traitement du glaucome. Arch. d’ophth. T. 36. p. 596.
*490) Delorme: Les scotomes dans le glaucome chronique. Arch. d’ophth.
T. 36. p. 577.
*491) Hegner: Klinische Untersuchungen über die Dauererfolge der
Elliotschen Glaukomtrepanation. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 68. S. 36
*492) Hong Tjoen Yap: Gezichtsveldbeperking en prognose der Iri-
dectomie by Glaucoom (Gesichtsfeldeinengung und Prognose der Iridektomie
bei Glaukom.) Acad. Proefschrift. (Diss.) Leiden.
*493) Purtscher: Neue Art der Skleral-Trepanation mit Iridektomie bei
Glaukom. Ophthalm Gesellsch. Wien. 10. Febr. 1919. Klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. Bd. 63. S. 241.
*494) Terson: Résultats visuels éloignés d’une ophthalmotomie équa-
toriale binoculaire dans un glaucome recidivant. Soc. franç. d’ophth. Mai 1919.
Arch. d’ophth. T. 36. p. 637.
Hegner (491) teilt die Ergebnisse der Glaukomtrepana-
tion mit und zwar aus der Jenenser Klinik. Es handelt sich im ganzen
um 192 Augen mit 216 Operationen; beriicksichtigt wurden jedoch nur
solche, die länger als 1 Jahr beobachtet werden konnten. Bei 40 Fällen
von entzündlichen Glaukom wurde 19mal der Druck dauernd herabgesetzt
auf die Norm, weitere 7 zeigten nachher nur vorübergehende Drucksteige-
rung, 14 dagegen dauernde. Bei 6 2mal trepanierten Augen gelang es nur
einmal den Druck herabzusetzen. Immerhin ist auch in den ungünstigen
Fällen der Druck entlastet gewesen. — Eine Besserung des Sehvermögens
trat nur 4mal ein, 25mal hielt sich der gleiche Zustand, in 11 Fällen
trat Verschlechterung ein (3 Spätinfektionen darunter und andere iritische
Veränderungen. — Bei Berücksichtigung von Sehschärfe und Spannung
sind 19 als gut zu bezeichnen. — 52 Fälle einfachen Glaukoms zeigten 24 mal
gute Spannung. Bei den anderen wurde I1mal ein 2. Eingriff ausgeführt,
der aber nur 3mal zum Ziele der Spannungsverminderung führte. Vielfach
war die Spannung nach der Operation uur vorübergehend hoch, so dass das
Gesamtergebnis sich auf 710,0 Besserungen stellt. — Beim Selvermögen trat
3mal eine Besserung ein, 21 mal blieb es gleich, beim Rest ist die Sehschärfe
schlechter geworden. Der Verfall der Sehschärfe trat unabhängig von der
Herabsetzung des Drucks ein. Leichte Veränderungen an Iris und Strahlen-
körper sind häufig, sie können aber zuweilen eine schädigende Stärke an-
nehmen. Diese Teile sind wohl besonders empfindlich, man kann auch bei
skleraler Durchleuchtung oft Löcher im Pigmentepithel der Iris nachweisen. —
Unter sämtlichen Fällen trat 6mal Spätinfektion auf, fast 3°/o, 2 Augen
186 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
vereiterten vollständig, ein weiteres erblindete durch Pupillenverschluss, 2 er-
litten eine erhebliche Abnahme des Sehvermögens, nur 1 Fall ging gut aus.
2 sympathische Entzündungen traten auf, eine sichere, bei der anderen war
das 2. Auge schon vorher an Iridozyklitis erkrankt, der Befund zeigte die
typischen Merkmale der s. O. — Von Wichtigkeit sind die Beobachtungen
von Verfall des Sehvermögens trotz guter Spannung (3 Fälle), es spielen
ausser der Drucksteigerung auch wohl noch andere Veränderungen eine Rolle.
— Bei stark eingeengtem Gesichtsfeld ist der Eingriff weniger aussichtsreich. —
Auf die subjektive Färbung vieler Glaukonsstatistiken wird noch hingewiesen.
Die Trepanation bietet gegenüber der Iridektomie vielleicht gewisse Vorteile,
zeitigt jeduch keine Erfolge, die die anderen Arten des Vorgehens verdrängen
könnten. Die Iridektomie bei der Trepanation hat bezüglich ihrer Grösse
und Art keinen Einfluss auf das Ergebnis. — 15 sekundäre Drucksteige-
rungen liessen sich durch die Trepanation nur selten dauernd beeinflussen.
Beim Hydrophthalmus ist die Druckherabsetzung meist nur vorübergehend,
so dass mehrere Eingriffe nötig waren. Dadurch wurde ein befriedigendes
Ergebnis erzielt.
Terson (494) berichtet über Spätresultate der äquatorialen
Ophthalmotomie bei einem rezidivierenden Glaukom. Bei der
Patientin war 3 Wochen nach beiderseitiger Iridektomie wegen akuten Glau-
koms ein schwerer Rückfall aufgetreten. Es bestand schmerzhafte Amaurose
mit unsicherem Erkennen von Lichtschein. Beiderseitige äquatoriale Ophthal-
motomie hatte sehr guten Erfolg, so dass bei der Nachuntersuchung nach
5 Jahren die Patientin sich allein bewegen und Zeitungsdruck lesen konnte.
Die Operation ist geeignet, die Iridektomie und Sklerektomie zu unterstützen
oder zu ersetzen. Cause.
Um die Gefahren der Spätinfektion zu vermeiden hat Purtscher (493)
ein neues Verfahren der Glaukomtrepanation erfunden. Binde
haut wird wie gewöhnlich abgelöst, dann wird mit dem Hippelschen Trepan
von 3—3,5 mm Durchmesser ein kreisförmiges Stück der Lederhaut um-
schnitten, mit kornealer Aufsetzung des Trepans. Dieser Lappen wird mit
einer Lanze in balber Dicke der Lederhaut losgetrennt, so dass er nur ganz
vorn an der Hornhaut hängen bleibt. Die gelöste Scheibe wird mit der
Bindehaut nach vorn geklappt und dann wird mit dem gewöhnlichen Elliot-
schen Trepan wie gewöhnlich vorgegangen. Nachher wird der grössere Leder-
hautlappen über die Elliotsche Trepanstelle heriibergelegt. Das Verfahren
wurde mehrmals ausgeführt. — In der Aussprache erwähnt L. Müller,
dass er häufig eine doppelte Irisausschneidung vorgenommen habe, indem er
mit dem Messer, wie bei Sklerotomie einen Schnitt angelegt habe und dann
aus beiden Öffnungen die Iris ausschnitt. Bei der Elliotschen Trepanation
legt er den Lederhautlappen wieder in das Loch zurück.
Bourgeois (489) betont die Hauptrolle, die die Sklera beim
Zustandekommen des Glaukoms und bei seiner Behandlung
spielt, besonders durch den Verlust der elastischen Fasern bei zunehmendem
Alter. Es ist deshalb von grösster Bedeutung, bei allen Eingriffen an der
Sklera den Verschluss der Offnung durch Narbengewebe zu vermeiden. Bei
der Elliotschen Trepanation sucht B. dies zu erreichen, indem er die Skleral-
wunde mit dunkelrotem Thermokauter behandelt und dann erst durch Binde
hautlappen deckt. Cause.
Delorme (490) bat 180 Glaukomaugen auf das Vorkommen von
XVIII. Glaukom. 187
Skotomen beichronischem Glaukom nach der Methode von Bjerrum
untersucht. 68mal (= 40°/o) wurde Skotome gefunden: 2 zentrale Skotome
durch makuläre Hämorrhagie, 25 typische Bjerrum-Skotome, relativ im An-
fange, im Zusammenhang mit den blinden Flecken in Form eines Halb-
mondes von mehreren Grad Breite die Makula umgebend. Im Anfange un-
bemerkt ist es manchmal sehr störend für den Patienten. Weiterhin 23 para-
zentrale Skotome und 5 Einkerbungen ohne Zusammenhang mit dem blinden
Fleck, schliesslich 3 periphere Skotome. Die Rolle, die die Hypertension
bei der Entstehung der Skotome spielt, erhellt aus der Tatsache, dass D. in
einem Falle nach 5tägigem Pilokarpingebrauch das Verschwinden eines para-
zentralen Skotoms beobachtete, weiterhin nach der Lagrangeschen Operation
in 6 Fällen Skotome bzw. periphere Einkerbung, die allerdings erst noch
relativ waren, verschwinden sah. In diesen Fällen waren die Optikusfasern
krank, aber noch nicht atrophisch. Ebenso kann man in vorgeschritteneren
Fällen Jie relativen Teile eines Skotoms nach dem Eingriff fortfallen sehen.
Zur Erklärung der anderen Fälle hat die Schnabelsche Lakunentheorie
viel für sich. Das Bjerrumsche Skotom und das parazentrale, halbmond-
förmige Skotom haben für das chronische Glaukom beinahe pathognomonische
Bedeutung. Es konnte bei Kontrolluntersuchung von 63 Fällen der ver-
schiedensten Augenhintergrundserkrankungen niemals gefunden werden. Es
ist bei weitem nicht konstant beim chronischen Glaukom und auch kein
Zeichen des Beginnes der Erkraukung. Seine Gegenwart ist immer ein ge-
wisses Zeichen von Malignität des Prozesses, wenn man auch die relativen
Skotome mit ihrer Möglichkeit wieder zu verschwinden von den absoluten,
definitiven trennen muss. Unter Bezugnahme auf seine früheren Studien
über die Verminderung des Lichtsinnes und des zentralen Farbensinnes beim
Glaukom betont D., dass die Prognose gut zu stellen ist, wenn nach Pilo-
karpingebrauch oder Sklerektomie der Lichtsinn sich wieder hebt. Die Makula
wird erst sehr spät durch das Skotom ergriffen, weil ihre Fasern am Seh-
nerveneintritt besser geschützt sind wie die anderen. Cause.
Hong Tjoen Yap (492) untersuchte alle Fälle von Glaukom mit
stark eingeengtem Gesichtsfeld (weniger als 20° in dem am stärksten redu-
zierten Meridian) dic in den letzten 22 Jahren von Prof. Koster iridekto-
miert waren. Leider sind die Gesichtsfelder nur am Perimeter aufgenommen,
auch fehlen tonometrische Druckbestimmungen. Es handelt sich um 4 Fälle
von Gl. acut, 11 von Gl. chr. infl. und 22 von Gl. simplex. Bei der Be-
urteilung der Resultate wird sowohl mit Änderungen der Sehschärfe als der
Gesichtsfelder gerechnet. Von den 37 Fällen ging in einem Falle die Seh-
schärfe unmittelbar im Anschluss an die Iridektomie verloren (Gl. chr. infl.),
in einem weiteren Falle wurde sie stark reduziert (Gl. simpl.); beide Male
unter Schmerzen und Drucksteigerung. Es handelt sich somit nicht um die
gefürchtete Komplikation des plötzlichen Gesichtsverlusts, sondern um Gl.
malignum. 26 Fülle konnten lünger als drei Jahre nach der Operation ver-
folgt werden, davon waren nur 7 dauernd günstig beeinflusst, d. i. 26,92 °o,
während die allgemeine Iridektomie-Statistik im Mittel 44,27 °/o Dauerresultate
aufweist. Eine lehrreiche Zusammenstellung macht den altbekannten Satz
deutlich, dass die Iridektomie bei einer Sehfeldeinengung von O—10 oder 15°
vom Fixierpunkt kontraindiziert ist, jedoch nicht so sehr wegen der bekannten
Gefahr plötzlicher Erblindung, sondern wegen der geringen Aussicht auf
bleibenden Erfolg. | Weve.
188 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
XIX. Netzhaut.
Ref.: Lohmann.
495) Ammonn: Die Unfallfrage bei der Netzhautablösung. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Juli-Aug.-Heft. S. 80. ý
*496) Augstein: Einseitige Papilloretinitis mit ausserordentlich grosser
Sternfigur und Ringskotom bei Chlorose. Ebenda S. 174.
*497) Bailliart: A propos d'un cas d’hypertension arterielle rétinienne
Annal. d’oculist. T. 156. p. 297.
*498) Birkhäuser: Das ophthalmoskopische Bild der Embolie der Arteria
centralis retinae im rotfreien Licht, gleichzeitig ein Beitrag zur Frage der
Makulafrage. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 390.
*499) G. ten Doesschate: De ligging van de geele viek ten opzichte
van de gezichtszenuw (Die Lage der Macula lutea zum Augennerven). Nederl.
Tijdschr. v. Geneesk. 27. Sept. 1919. 2. Nr. 13.
*500) Frank: Uber einen Fall von v. Hippelscher Erkrankung (Ar-
giomatosis retinac). Inaug. Diss. Würzburg 1919. '
*501) Gallemaerts: Kystes de la rétine. Soc. franç. d’ophth. Mai 1919.
Arch. d'ophth. T. 36. p. 636.
*502) Gilbert: Notiz über Miliaraneurysma der Netzhaut bei Glaucoma
absol. Arch. f. Augenheilk. 85. S. 74.
'*503) Gonin: Les canses anatomiques du décollement retinien. Notes
ayant accompagné la démonstration de pièces anatomiques et de dessins devant la
société des oculistes suisses le 26 Mai 1918. Annal. d'occulist. T. 156. p. 281.
*504) Derselbe: Die klinische Diagnose und die Behandlung der ver-
schiedenen Formen der Netzhantablösung. Gesellsch. d. Schweiz. Augenärzte.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug.-Heft. S. 226.
*505) Hahn: Beitrag zur Kasuistik der Sichtbarkeit des Embolus bei
Embolie der Zentralarterien und ihrer Äste. Jnaug.-Diss. Tübingen 1919.
*506) Hehr: Über Lochbildung in der Fovea centralis bei spontaner
Netzhautabhebung. Inaug.-Diss. Würzburg 1919.
*507) Lacroix: Decollement traumatique d’une veine retinienne. Arch.
d’ophth. T. 36. p. 439.
*508) Neubner: Zwei Fälle von pseudonephritischer Neuroretinitis
bemerkenswerter Ätiologie. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juni-Heft.
*509) Strebel: Uber Makulablutungen der Mütter während und um
mittelbar nach der Geburt. Korrespondenzbl. f. Schweiz. Ärzte Nr. 27. Ref. Med.
Klinik Nr. 37. S. 936.
*510) Wilde, P. A. de: Verwantschap en erfelykheid by doofstombeid
en retinitis pigmentosa (Blutverwandtschaft und Erblichkeit bei Taubstumm-
heit und Retinitis pigmentosa). Acad. Proefschr. (Diss.) Amsterdam.
*511) Wölfflin: Über die Beziehungen der Retinitis punctata albescens
zur sogen, zentralen tröpfchenförmigen Aderhautentzündung (Nettleship).
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 456.
G.ten Doeschate (499) beschreibt zwei Fälle von ungewöhnlich
geringer Entfernung zwischen Fovea und Papilla; der erste Fall wurde in
anderem Zusammenhang schon in der Zeitschrift f. Augenh. Bd. XXXVII
Heft 3—4 beschrieben. Im zweiten Falle finden sich ebenso bindegewebige
Massen vor und neben der Papille, auch hier entsprangen die Netzbautge-
XIX. Netzhaut. 189
fässe am nasalen Teil des Sehnervenkopfes. Während aber im ersten Fall
durch Bestimmung des Winkels a wahrscheinlich wurde, dass die Macula
lutea sich an gewöhnlicher Stelle fand, wird im zweiten Falle dadurch klar,
dass die Fovea hier nach unten verschoben ist. Da auch in den ungefähr
zu gleicher Zeit publizierten Fällen von Triebenstein eine weisse Masse auf
der Papille und ungewöhnlicher Verlauf der Gefässe gefunden wurde, ist ein
wenn auch unaufgeklärter Zusammenhang dieser Befunde wahrscheinlich.
ten Doeschate teilt weiter die Resultate mit von 100 genauen Bestimmungen
über die gegenseitigen Lageverhältnisse von Fovea und Papille (ihm zu dem
Zweck von Prof. van der Hoeve zur Verfügung gestellt). Bei 38 Hyper-
metropen bis 1 D. war die hor. Entf. im Mittel 15 Gr. 59 Min. Bei 59
Emmetropen 15 Gr. 24 Min.. Die vertikale Entfernung betrug im Mittel 2 Gr.
bis 2 Gr. 30 Minuten und zwar lag das Zentrum der Papille 91 mal unter-
halb und 9mal oberhalb der Horizontallinie durch den Fixierpunkt.
Weve.
Strebel (509) weist darauf hin, dass die während und unmittelbar
nach der Geburt bei den Müttern auftretende Sehstörung weder »traumatisch
hysterische noch »urämisch« sei, sondern einer Makulablutung entspreche.
Zur Diagnose sei erforderlich aufrechtes Bild bei weiter Pupille. Bei zwei
ausführlich beschriebenen Fällen kommen infektiöse und toxische Schädlich-
keiten nicht in Frage, sondern eine venöse Stauung, und das anderemal ein
anämisierender Faktor.
Hehr (506) teilt 2 Fälle von Lochbildung in der Fovea centralis bei
spontaner Nezbautablösung mit. Im ersten Fall war das Bild beiderseitig
vorhanden. Auf der später erkrankten Seite war das Netzhautloch waben-
artig. Deshalb denkt Hehr an einen schädigenden Einfluss des subretinalen
Exsudates. Auch im zweiten Fall denkt Hehr an diese Genese, da im
Loch ein schmaler stehengebliebener Streifen durch dasselbe zieht.
Bailliart (497) beobachtete bei einem 33 jährigen Manne eine arte-
rielle Hypertension der Netzhaut, die sich neben vereinzelten Hämor-
rhagien und starker Schlängelung besonders der Venen dadurch zeigte, dass
beim Gebrauch des Dynamometers die Auflage besonders hoher Gewichte
notwendig wurde, um den arteriellen Puls erscheinen und verschwinden zu
lassen. Bailliart bezeichnet den Fall als azotämische Retinitis, deren
Ursache immer eine arterielle Hypertension ist. Sie hat fast immer hämor-
rhagische Retinitis im Gefolge. Netzhauthämorrhagien sind fast immer kapil-
lären Ursprungs; letzterer wiederum erkennbar an der venösen Dilatation
bezw. an der Veränderung des Netzhautvenenpulses unter dem Einflusse
einer Kompression des Bulbus. Während nämlich unter normalen Verhält-
nissen der Venenpuls unter Fingerdruck auf das Auge verschwindet, wider-
steht er bei venöser Hypertension dem Druck und bleibt sogar bei Erscheinen
des arteriellen Pulses bestehen. Es scheint, als ob zur Entstehung von Netz-
hautblutungen eine kapilläre oder venöse Hypertension notwendiger wäre, wie
arterielle Druckerhöhung. Normaler Augendruck ist bei dieser azotämischen
Retinitis die Regel. Den Druckveränderungen im arteriellen Gefässsystem
gehen diejenigen im chorioidealen parallel. Arterielle Hypertension erzeugt
keine Terfsionsvermehrung des Auges, diese erscheint erst mit der Stauung
in den grossen venösen Stämmen der Aderhaut. Die gegen die allgemeine
Hypertension übliche Verordnung von Nitriten ist wegen der Vasodilatation
190 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
für das Auge gefährlich, ebenso die Ordination von Atropin; Pilokarpin ist
zu empfehlen. Cause,
Birkhauser (498) berichtet über Einzelheiten des ophthalmoskopischen
Bildes der Embolie der Zentralarterien, das er bei einem 20 jährigen, an
Herzfehler nach Gelenkrheumatismus leidendem Mädchen beobachtete. Be-
sonders ist schon aus der mit gewöhnlichem Licht vorgenommenen Unter-
suchung hervorzuheben, dass die Arterien im ersten Stadium ganz frei von
einer Blutsäule waren, ein Befund, der im Gegensatz zu Lebers Angabe,
steht, nach der eine völlige Blutleere auch bei absolutem Stillstand die Zirku-
lation als nicht beobachtet angibt. Im rotfreien Licht zeigte sich in der
Makula und zwar in einem den kirschroten Fleck um vieles an. Grösse über-
bietenden Bezirk eine gelbe Farbe. Dieselbe fasste Verfasser als Lackfarbe
auf und verwendet diese Beobachtung im Sinne Vogts und Dimmers gegen
Gullstrands Auffassung, nach welcher die gelbe Farbe eine physikalische
Erscheinung darstelit, hauptsächlich hervorgerufen durch die Eigenfarbe des
Pigmentepithels und der Chorioidea.
Hahn (505) reiht den in der Literatur beschriebenen 4 Fällen von
sichtbarem Embolus in den Retinalgefässen, 2 weitere Fälle aus der Tübinger
Klinik an. Im ersten Falle sass der Embolus als weisslicher lichtreflektie-
render Körper noch innerhalb der Papille; das Gesichtsfeld zeigte eine ent-
sprechende sektorenförmige Einengung. Im zweiten Fall trat eine auffallende
Besserung des ohnehin nicht stark lädierten Sehens auf. Der Embolus,
der anfänglich im unteren Hauptast der Zentralarterie lag, hatte sich in die
Temporalis inferior verschoben und hatte dort von Anfang an einen Teil
des Lumens freigelassen. Er wurde nach und nach unter Wiederherstellung
des Lumens an die äussere Wand gerückt, die etwas dadurch ausgebuchtet
wurde. In beiden Fällen handelte es sich um wirkliche Embolie bei Vitium
cordis. i
Gilbert (502) beschreibt einen seltenen Befund bei einem wegen
Glaukoma absolutum enukleierten Bulbus. Bei der von v. Hess geübten
Untersuchungsart (Aufschneiden des fixierten Bulbus und Betrachtung mit
Binokularlupe und Hammerlampenbeleuchtung) ergab sich das überraschende Bild
von zahlreichen feinen Aneurysmen, die sich in einiger Entfernung von der
Papille als kolbige Anschwellungen bezw. kleinere bräunliche Herdchen von
rundlicher Form darstellten, in die die Endästchen der Arteria temporalis
superior und inferior einmündeten. — Leber hat die frühere Angabe über
häufiges Vorkommen miliarer Aneurysmen bei hämorrhagischem Glaukom
nicht bestätigt. Um so beachtenswerter ist die beschriebene Koineidenz von
einseitigem absolutem Glaukom und Aneurysmen, die der histopathologischen
Untersuchung unter Umständen entgehen können.
Franks(500) Fall von Angiomatosis retinae (v. Hippel) aus der Wirt
burger Augenklinik tut sich dadurch hervor, dass sich an der Gefässknäuel-
stelle eine — vorübergehend verschwindende — Ablatio retinae fand. Sie
wird aus einer Sekretion von seiten der mitbeteiligten Chorioidea aus gedeutet.
Ausserdem fanden sich spritzerartige Netzhautherde in multilokulärer und dann
konfluierender Anordnung. Diese im Zusammenhang mit einer Erweiterung
auch anderer (nicht nur der zum Gefässknoten ziehenden) Gefiisse deuten auf
eine sekundäre Erkrankung der Netzhaut infolge Veränderung der Gefäss;
Knäuelbildung und Gefässerkrankung sind gleichgeordnete Erscheinungen.
XIX. Netzhaut. 191
Augstein (496) beobachtete bei einer Chlorose eine Sehstörung, die
als Grundlage die Anzeichen einer Neuritis bot. Nach 8 Tagen bildete sich
eine Sternfigur in der Makula aus, wie sie besonders bei nephritischen Er-
krankungen auftritt. Besonders auffallend ist ein Ringskotom, von dem
Augstein annimmt, dass es häufiger bei der Sternfigur sich finde, jedoch
oft übersehen wurde. Der Fall heilte aus mit V. = 1,0; die Papille erschien
dann weiss mit — namentlich nasal — verwaschenen Grenzen; von der Stern-
figur waren nur noch einige helle Flecken zu sehen. Beachtenswert erscheint,
dass die Besserung sich an eine subkutane Einspritzung von Arsen und
innerlicher Darreichung von Tyraden anschloss.
Neubner (508) berichtet über 2 Fälle von pseudonephritischer Neuro-
retinitis, In beiden Fällen wurde der Urin frei von Veränderungen gefunden.
Im ersten Fall fand sich oben innen in der Orbita ein eingeheilter Fremd-
körper. Da der Kranke erzählte, dass eine Entzündung des Splitterbettes kurze
Zeit vor der beobachteten Sehstörung eingesetzt habe, glaubt Neubner an eine
venöse Embolie. Im zweiten Fall fand sich auf der dem erkrankten Auge
gegenüberliegenden Seite eine pfennigstückgrosse schmierig bedeckte Wunde
von einem in Abheilung begriffenen Furunkel. Die Patientin erzählte, dass
dieses »Geschwür«, an dem sie viel herumgedrückt habe, etwa 4 Tage vor
der Abnahme der Sehkraft aufgetreten sei, etwa 2 Tage nach. dem letzten
Termin sei Eiter herausgekommen. Neubner nimmt hier eine arterielle
Metastase an. — Im ersten Fall nahm während der Beobachtungszeit der an-
fanglich auf Erkennen von Fingern in !/2 m herabgesetzte Visus bis zu
5/10 zu (7 Monate); der zweite Fall hatte bei der einmaligen Untersuchung
einen Visus von 1/30; nach 2 Monaten liess die Patientin sagen, dass sich
das Sehen gebessert habe.
Wölfflin (511) hat eine Retinitis albescens punctata mit Sehscharfe-
herabsetzung und Hemeralopie beobachtet, die sich auf den hinteren Augenpol
beschränkte. Im Bereich zwischen Makula und Papille, aber auch noch nasal
von der Papille fanden sich zahlreiche weissgelbliche Flecken von scharfer
Begrenzung, an deren Rande häufig ein scharfes Kristallglitzern festzustellen
war. Das Rot des Augenhintergrundes war hier heller; in diesem Bezirke
fanden sich fernerhin spinnwebeartige Pigmentlinien. Die Peripherie war frei,
abgesehen von streifenförmigen Pigmentwuchungen. Die Anwesenheit der
Pigmentherde und hemernlopische Beschwerden unterscheiden das beschriebene
Augenspiegelbild namentlich von Nettleships tröpfchenförmiger Chorioiditis
(mit drusigen Verdiekungen der Glaslamelle), mit welch letzteren es jedoch
die Art der Lokalisation teilt.
P. A. de Wilde (510) hat seit Jahren statistische Studien gemacht von
den Fällen von Taubstummbeit in Holland, jetzt bat er sich auch der
Ret. pigm. zugewandt. Durchmusterung der Krankengeschichten der Uni-
versitätskliniken, sowie ein Rundschreiben an die Holl. Augenärzte setzten
ihn instand von den ungefähr 200 Patienten, die in Holland an diesem
Leiden erkrankt sind, von nicht weniger als 167 die gewünschte Auskunft zu er-
halten. In Übereinstimmung mit Nettleship fand auch er, dass Männer
verhaltnismiissig öfter befallen werden als Frauen (3:2), weiter dass Katholiken
weniger oft befallen werden als Protestanten und diese wieder weniger als Juden,
was wahrscheinlich mit Häufigkeit von Ehen unter Blutsverwandten zusammen-
hängt. Aus blutsverwandten Ehen stammt mehr als 22°/u seiner Fälle, wäh-
192 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
rend die Zahl solcher Ehen nur 1—3°o beträgt. Auch die Erblichkeit
spielt eine grosse Rolle. In einer einzigen ‘Generation fand er in direkter
Linie 25°/o Erblichkeit. Auch dies stimmt mit dem Befunde von Leber
und Nettleship. Endlich fand er unter 167 Patienten nicht weniger al;
38, die zu gleicher Zeit taub oder taubstumm waren, während davon wieder 13
aus verwandten Ehen stammten. Die Bedeutung der Blutsverwandschaft ist
wohl so zu erklären, dass dadurch die Möglichkeit der Vererbung einer
»Disposition« verdoppelt wird (Manifestwerden einer latenten Anlage).
W eve.
Gallemaerts (501) berichtet über 2 Beobachtungen von Netzhaut-
zysten. In beiden war eine Netzhautablösung vorhanden; die Zysten hatten
sich auf Kosten des Netzhautgewebes entwickelt, Immer findet sich in ähn-
lichen Fällen eine Gliomatose der Retina. Cause.
Die Krankengeschichte eines Falles von traumatischer Ablösung
einer Netzhautvene wird von Lacroix (507) veröffentlicht: im Verlaufe
einer schweren Kontusion des Auges durch Sturz gegen einen Holzstoss wurde
Erblindung des Auges durch Netzhautaderhautriss in der Makula und teilweise
Ablösung der Vena temporalis inferior beobachtet. Im Verlaufe dieses Gefässe:
sab man dieses, bis dahin gesund, plötzlich die Netzhautebene verlassen und
in den Glaskörper vorspringen. Das Gefäss selbst hatte seine normale Rich-
tung beibehalten, erschien nur verdickt, die Blutzirkulation aber nicht unter-
brochen. Die darunterliegende Netzhaut wies keine Verletzung auf, war nur
von etwas blasserem Rot. Vierzehn Tage später war die Lage des Gefässes
noch nicht verändert, nur zeigten sich Depigmentierungserscheinungen der
Netzhaut im betroffenen Gebiet. Mechanisch war die Veränderung wahrschein-
lich durch Kontrecoup entstanden. Cause.
Gonin (503) bespricht unter Demonstration von Zeichnungen und einigen
Hundert Gelatinepräparaten von Augen mit Netzhautablösung die verschiedenen
anatomischen Ursachen der Ablatio retinae. Als erste Unterart
bezeichnet er die Netzhautablösung bei Chorioidalabhebung und Tumoren
der Aderhaut als Sublatio retinae durch vis a tergo. Netzhautfalten sind
hier wenig zahlreich. Die zweite Art bildet die Attractio retinae, hervorgerufen
durch Glaskörperzug auf Grund alter oder frischerer Adhärenzen zwischen
Netzhaut und Glaskörper, oder auf Grund narbiger Züge nach perforierender
Verletzung des Auges. In der dritten Klasse gruppieren sich die Ablösungen
durch Distension der Netzhaut, die myopischen Formen. Die letzte Klasse
endlich wird durch die Abhebungen durch Depression gebildet, bei Vermin-
derungen des Volumens der Augenkapsel (Atrophia bulbi). Cause.
Gonin (504) spricht über die Formen und die Behandlungsart
der Netzhautabhebung. Besteht eine Abhebung durch eitrige Chorioiditis
oder Trauma, so entfällt eine eigentliche besondere Behandlung ebenso wie
bei einer Ablösung durch Einsenkung und Spannung bei Volumsabnahme
des Bulbus. Die einzige Art der Ablösung, die therapeutischer Massnahmen
bedarf, ist diejenige durch Zug (idiopathische Ablösung). Eine alleinige Ent-
leerung der subretinalen Flüssigkeit sei dabei von zweifelhaftem Erfolge. Bei der
Sammelsohnschen Behandlung solle der Verband nicht komprimierend,
sondern immobolisierend wirken. Die Rückenlage soll einer Verschiebung und
Senkung der abgehobenen Teile Vorschub leisten, da die Netzhautabhebung,
wenn sie unten sitze, am wenigsten Neigung habe, sich später auszubreiten.
XX. Sehnerv und Leitungsbahnen. 193
Subkonjunktivale Injektionen und Thermokauterisationen haben nur dann Sinn,
wenn sie eine genügende adhäsive Chorioiditis bewirken. Die Deutsch-
mannsche Behandlung sei praktisch wegen der technischen Schwierigkeiten
schwer anzuwenden.
In der Disskusion zu Gonins Vortrag betonte Siegrist (504), dass,
wenn die neueren Leberschen Anschauungen, nach denen der Zug durch
flächenhaft der Retina aufsitzenden Zellwuchungen und Narben ausgeübt
wird, sich weiterhin bewahrheiteten, eine Durchschneidung radiärer Glaskörper-
stränge nicht erstrebt zu werden brauche. Er habe ein Verfahren geübt, bei
dem er eine Entstehung des retroretinalen Exsudates mit einer Anheftung
von Netzhaut und Aderhaut erstrebe. Das letztere soll durch Elektrolyse
geschehen: die positive Nadelelektrode wurde durch die Sklera in die sub-
retinale Flüssigkeit geführt, 2—3 Minuten wirke der konstante Strom (3 MA)
ein. Darauf wird durch eine Trepanation das subretinale Exsudat abgelassen.
Unter 20 Fällen erzielte Siegrist 3 Dauerheilungen.
XX. Sehnerv und Leitungsbahnen.
Ref.: Lohmann.
*512) Dinser: Beobachtungen von Neuritis retrobulbaris (Neuritis
axialis [Wilbrand und Sänger]) bei Kriegsteilnehmern. Inaug.-Dissert.
Tübingen 1919.
*513) Gellhorn: Über die Lokalisation und den Verlauf von Degene-
rationserscheinungen am Optikus nach intravkularen Entzündungen, die
zum Verlust des Sehvermögens und zur Enukleation geführt haben. v.Graefes
Arch. f. Ophth. 99. S. 870.
*514) Hirschberg: Über die sogen. fulminierende Erblindung. Zentralbl.
f. Augenheilk. S. 38.
*515) Kafka: Gehäuftes Vorkommen von akuter retrobulbärer Neuritis
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug.-Heft S. 246.
*516) Scheffler: Kriegserfahrungen auf dem Gebiete der retrobulbären
Neuritis. Inaug.-Diss. Rostock 1919. i
*517) Seidel: Über die Lage der Versorgungsgebiete der Nervenfasern
des Sehnervenstammes in der Netzhaut des Menschen. Naturbist.-med. Verein
Heidelberg. 18. Mai 1919. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 34. S. 952.
*518) Weve, H.: En geval van volledige homonieme hemianopsie, ont-
staan in het kraambed en de theorie der dubbele verzorging der fovea.
(Ein Fall kompletter homonymer Hemianopsie im Wochenbett.) Erschien in:
Psychiatrische en Neurologische Bladen 1919. Nr. 1/2.
*519) Zimmermann: Seltene Fille von Augenkomplikationen nach In-
fluenza. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug.-Heft S. 213.
Gellhorn (513) hat unter Herxheimers Leitung 20 Augen unter-
sucht, die meist im Anschluss an eine perforierende Verletzung enukleiert
wurden. Der Zeitraum zwischen Verletzung und Enukleation betrug einige
Tage bis 16 Jahre; sowohl eitrige akute Entzündungen wie auch chronische
Uveitiden fanden sich in den sezierten Augen. Sie wurden in bezug auf die
Lokalisation und den Verlauf von Degenerationserscheinungen am Optikus
untersucht; dienten somit einem ähnlichen Studienzweck, wie er von Schreiber
194 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
und Fuchs verfolgt worden ist. Bei den Degenerationen des Optikus ohne
Entzündung fanden sich im Beginn (9 Tage nach der Verletzung) Fetttröpf-
chen an Stelle der Markscheide in dem der Lamina cribrosa zunächst ge-
legenen Teil. 21/3 Monate nach der Verletzung waren sämtliche Markscheiden
des Stumpfes mit Fetttrépfchen angefillt. Darauf setzen degenerative Ver-
änderungen der Neurofibrillen ein; Verdickungen finden sich, während körniger
Zerfall selten ist; ein Teil der Neurofibrillen bleibt unverändert. Dann werden
die Fetttrépfchen durch grosse Fettkérnchenzellen resorbiert. Der Beginn
der Atrophie zeigt sich durch Vermehrung des kernreichen Glia- und Binde-
gewebes an; in leichten Fällen beschränkt die Atrophie sich auf den Anfangs-
teil des Optikus. Es tritt eine Verschmälerung der Markscheidep ein, sie
endigen nach der Lamina hin spitz. Bei starken Graden der Atrophie schrumpft
der Opticus in toto. — Die entzündlichen Erscheinungen sind am Optikus bei
Iridozyklitis seltener als wenn der hintere Abschnitt der Uvea entzündlich
ergriffen ist. Intensiv gefiirbte Rundzellen infiltrieren zunächst die Papille,
oder gehen von da durch die Lanıina cribrosa auf den Optikus über. Dabei
ist das Glia- und Bindegewebe etwas vermehrt und kernreich. Die Mark-
scheiden und Fibrillenveriinderungen können stärker und weniger ausge-
sprochen sein. Die Atrophie des Optikus ist ebenso bei der Entzündung das
letzte Stadium wie bei der Atrophie. — G. fand nicht, wie Greef bei der
Neuritis interstitialis beschrieb, eine Beteiligung der Scheiden; ist ja auch
Meningitis nach intraoxularen Entzündungen selten. — Die Intensität der
Entzündung entspricht den Veränderungen der Neurofibrillen und Markscheiden
gar nicht. Offenbar besteht ein direkter Zusammenhang nur in untergeordneter
Weise. Hauptsächlich sollen für diese letzten Veränderungen Toxine verant-
wortlich sein, So erklären sich die wechselnden Bilder der Degeneration:
Nach Qualität und Quantität können die Toxine verschieden sein und es
kann eine individuell verschiedene Empfänglichkeit des Erkrankens bestehen.
— Es bestand ein Missverhiltnis zwischen Degeneration der Markscheiden
und jener der Neurofibrillen. Allgemeine Regeln, ob Markscheiden oder
Neurofibrillen leichter verletzlich sind, lassen sich nicht aufstellen. — Die
Dauer der Erkrankung steht zur Intensität der degenerativen Veränderungen
in keinen direkten Verhältnis: Nach 16 Jahren war ein Optikus ziemlich
normal; nach 5 Jahren in einem anderen Fall durch einen Glia- und Binde-
gewebsstrang ersetzt.
Seidel (517) untersuchte das Gesichtsfeld bei einem Patienten, dem
aus operativen Gründen Novokain in die Orbita gespritzt war. Er fand eine
konzentrische Einengung; diese spräche für die von Uhthoff aufgestellte
Annahme, dass die äusseren Fasern die äusseren, die inneren Fasern die inneren
Netzhautpartien versorge, im Gegensatz zu den Leberschen Anschauungen,
nach denen eine Kreuzung der Sehnervenfasern stattfinde.
Hirschberg (514) ist nicht der Ansicht Lebers, nach der die von
Gräfe veröffentlichten 2 Fälle von sogenannter fulminierender Erblindung
zur urämischen Amaurose gehören. Es handle sich um eine eigenartige Gruppe
von Krankbeitsfällen, die Kinder, allenfalls J ugendliche betreffen. Die doppel-
seitige vollständige Erblindung tritt plötzlich ein, in einigen Stunden oder
Tagen. Die Veränderungen an der Papille (entzündlichen Charakters) können
sehr gering, in anderen Fällen sehr ausgeprägt sei. Meist tritt Heilung ein,
doch bleiben zarte Veränderungen an der Papille zurück. In dem einen der
mitgeteilten Fälle fand sich ophthalmoskopisch Stauungspapille. Nach 15 Jahren
Ease => A Se ee
XX]. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 195
wurde die klinische Diagnose: chronische Pachymeningitis? gestellt. Bei dem
anderen Fall litt der Vater des Knaben früher an Tabes nach Lues.
Die Kriegserfahrungen auf dem Gebiete der retrobulbären Neuritis, die
Scheffler (516) aus der Rostocker Klinik mitteilt, weisen darauf hin, dass
die Zahl dieser Erkrankungen in der Tat verhältnismässig gross war. (Ätiologie:
1X Tabak-Alkohol; 2 X Tabes; 12X multiple Sklerose; 7 X unbekannt).
Wenn man die multiple Sklerose als Infektionserkrankung auffasse, so lasse
sich eine Dienstbeschädigung nicht abweisen. Im übrigen sei nichts auffind-
bar, was auf den Einfluss der Kampfmittel, besonders der Gase, hätte
schliessen lassen.
Von 20 Fällen der Tübinger Klinik, die an Neuritis retrobulbaris litten
und welche Dinser (512) beschreibt, war in der Mehrzahl der Fälle ein be-
kannter ätiologischer Zusanımenhang mit einem anderen Leiden aurdeckbar,
obwohl alle Erkrankten das Leiden auf die Strapazen des Dienstes zurück-
führten. Di@ser Zusammenhang wird auch bei 3 Patienten negiert, bei denen
die Untersuchung einen Zusammenhang mit einer Erkrankung nicht aufdeckt,
da die Erkrankung sonst wohl noch viel häufiger zur Beobachtung hätte
kommen müssen.
Zimmermann (519) beschreibt als seltenere Fälle von Augenkompli-
kationen nach Influenza neben Akkomodationsstörungen und Konvergenzlähmung
verschiedene Erscheinungsformen von rezidivierender oder mit Rezidiven des
Grundleidens einhergehenden Neuritis optica. Schon früher musste der In-
fluenza für die Neuritis optica nach Infektionserkrankungen eine hervorragende
Rolle eingeräumt werden (in 28°/o dieser Fälle nach Uhthoff). Die Seh-
schärfe kann gut bleiben und die Störungen in »schwarzen Flecken« be-
stehen. Z. sah einen Fall 2 Monate nach der Grippe auftreten. Wenn
Kopfschmerzen vorhanden seien, so sei es nicht angängig eine Meningitis als
Mittelglied anzunehmen. Die Neuritis opt. findet sich nach Uhthoff bei
allen Infektionserkrankungen, die auch zu Polyneuritis führen können. Auch
für diesen Satz führt Z. einen Fall einer »postgrippalen« Neuritis optica an.
Kafka (515) konnte bei einem gehäuften Vorkommen von akuter
retrobulbärer Neuritis (Ende XI. 18 bis II. 19 11 Fälle), obwohl die Grippe-
epidemie als Ursache angesprochen wurde, in den meisten Fällen keine statt-
gehabte Erkrankung feststellen. Die Ätiologie sei unbekannt geblieben; eine
Schwitzkur habe Besserung und Heilung gebracht.
Weves (518) ausführlich beschriebener Fall einer kompletten hom-
onymen Hemianopsie im Wochenbett bildet eine Stütze für die Anahme, dass
dieses Leiden mit Eklampsie zusammenhängt. Weiter ist der Fall von neurolo-
gischem Interesse, insofern hier eine Hemianopsie mit vertikaler Trennungslinie
durch den Fixierpunkt beobachtet wurde bei einem nicht traumatischen Leiden
im Hinterhauptslappen (vermutlich Thrombose der Arteria occipitalis). Dieser
Befund steht im Widerspruch mit der Annahme einer »doppelten Versorgung«
der Fovea. Weve.
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten.
Ref.: Filbry.
*520) Ammann: Die Unfallfrage bei der Netzhautablösung. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Juli-Aug. S. 80.
*521) Aubaret: Commotions rétrobulbaires et lésions des voies optiques
dans les blessures de guerre. Soc. franç. d’ophth. Mai 1919. Arch. d’ophth.
196 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
T. 36. p. 629. (Die Tagung wurde mit dem einstimmigen Beschluss des Ausschlusses
aller Ophthalmologen feindlicher Nationen eröffnet.)
*522) Bachstez: Ein Fall von eigenartiger Netzhautverinderung in
der Makula nach stumpfem Trauma. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug.
S. 237.
*523) Derselbe: Anilinschädigung der Hornhaut. Klın. Monatsbl. f. Augen-
heilk. Juli-Aug. S. 240.
*524) Bergemann: Gewaltsame Ausstossung der Linse bei Hornhaut-
berstung mit Erhaltung der Sehtüchtigkeit, Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 69.
*525) G. ten Doesschate: Over de gezichtsstoornissen gedurende den
oorlog. in aansluiting aan verwondingen van het achterhoofd, waargenomen.
*526) Draanlt: Sur quelques cas d'évaluation de l'incapacité de travail
apres les accidents oculaires. Arch. d’ophth. T. 36. p. 418.
*527) Fendel: Über einen Fall von bitemporaler Hemiangpsie infolge
von Chiasmazerreissung durch Schidelbasisbruch. Diss. Giessen.
*528) Friede: Ein Fall von einseitigem Schichtstar nach Trauma. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug. S. 239.
*529) Fuchs: Direkter oder indirekter Skleralriss? Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Juli-Aug. S. 1.
*530) Gallemaerts: Deux cas de cysticerque sous-conjonctival. Annal.
d’oculist. T. 156. p. 125.
*531) Gutmann: Über Kampfgaserkrankung des Auges. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 39. S. 1082.
*532) Heyn: Abhandlungen über Tintenstiftverletzungen des Auges.
Diss. Bonn.
*533) Hillger: Pathologisch-anatomischer Befund einer atypischen, in-
direkten Korneoskleralruptur durch Kuhhornstossverletzung an einem Auge
mit Ausgang alter, perforierender Schnittverletzung. Diss. Heidelberg.
*534) v. Hippel: Zystizerkus im Glaskörper. Med. Klinik Nr. 28. S. 699.
*585) Jess: Augenärztliche Kriegserfahrangen. Vossius Abhandlung.
Bd. 10. H. 3. |
*536) Kahn: Über 50 in der Universitäts-Augenklinik zu Heidelberg
zur Beobachtung gekommene Fälle ven doppelseitiger Kriegserblindung
Diss. Heidelberg.
*537) de Lapertonne: Résultats du traitement précoce des blessures
orbito-oculaires. Arch. d’ophth. T. 36. p. 387.
*538) Derselbe: Perte de la vision de l'œil sans lésions organiques
appreciables consécutive A une plaie par éclat d’obus de l'œil gauche, Arch.
d’ophth. T. 36. p. 639.
*539) Lauber: Ein Fall von Fremdkörper in der Makula. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Juli-Aug. 244.
*540) Lemaitre et Garmy: De l'extraction des corps étrangers péri-
orbitaires. Aunal. d’oculist. T. 156. p. 265.
*541) Lohmann: Gedanken und Fragen aus der augenärztlichen Unfall-
kunde. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. &0.
*54la) Mok: Erläuterungen zu der Dienstanweisung zur Beurteilung
der Militä:dienstfähigkeit vom 9. Februar 1919. Diss. Tübingen.
*542) Moreau: Pseudo-syndrome alterne. Annal. d’oculist. T. 156. p. 151.
*543) Nette: Ein Zystizerkus im Glaskörper. Diss. Jena.
— —
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen. Fremdkörper, Parasiten. 197
*514) Oppenheimer: Avulsio bulbi. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Juni. S. 852.
*545) Proksch: Ein Fall von ophthalmoskopisch sichtbarem Glas-
splitter. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug. S. 237.
*546) Richter: Hornhautverletzung durch Kopiertintenstift. Zentralbl.
f. prakt. Augenheilk. Juli- August.
*547) Rumbaur: Über intraoknlare Fremdkörper im Kriege. Klin. Mo-
natsb]. f. Augenheilk. Juli Aug. S. 196.
»548) Storck: Klinisch - statistische Mitteilungen iiber Augenverlet-
zungen bei Kindern nach dem Material der Tübinger Klinik aus den Jahren
1912—1918. Diss. Tübingen.
*549) Tobias: Ein Fall von vierjihrigem reaktionslosen Verweilen
eines Nickel-Kupfersplittrrs in der Retina. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-
Aug. S. 137. i
*550) Triebenst-in: Zur Frage der Vossinsschen Ringtriibung. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug. S. 145.
*501) Walther: Die Augenverletzungen in der Tübinger Klinik Im
Jahre 1912 und 1913. Diss. Tübingen.
*552) Wissmann: Über Tintenstiftverletzung der Orbita. Zeitschr. f.
Augenheilk. Bd. 41. S. 187.
Einen in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerten Fall von ge waltsamer
Ausstossung der Linse bei Hornhautberstung mit Erhaltung
der Sehtüchtigkeit vermag Bergemann (524) mitzuteilen. Eine ältere
Patientin erlitt durch einen Unfall eine ausgedehnte, im ausgeprägten Arcus
senilis verlaufende Hornhautberstung. Ein Irisprolaps wurde abgetragen. Nach
Abheilung erwies sich das verletzte Auge als aphakisch und wohl sehtüchtig.
Entgegen ähnlichen Fällen ist diese Mitteilung dadurch bemerkenswert, dass
die Berstungslinie hier nicht wie gewöhnlich in der Sklera nahe dem Limbus,
sondern in der Hornhaut verlief. Fernerhin treffe für den vorliegenden Fall
Müllers Folgerung, dass der Weg, den die Linse aus dem vorn geborstenen
Auge nehme, vor dem Strahlenkörper und hinter der Iriswurzel liege, dass
also die Iris an ihrer Wurzel abrisse und durch diese Öffnnng dann die
Linse herausgestossen werde, hier wohl nicht zu, vielmebr lasse sich hier
ohne Bedenken der Vorgang so deuten, dass nach der mittelbaren Hornhaut-
berstung die Linse ihren Weg in der Kapsel durch die Pupille genommen,
dabei die Regenbogenhaut von der Pupille aus eingerissen habe und aus der
Berstungswunde ausgetreten sei. Für die Lage der Rupturlinie seien wohl
der Greisenbogen und die bis an ihn heranreichenden Maschen der Kanal-
umgebung insofern verantwortlich zu machen, als sie am wenigsten Wider-
stand zu leisten vermochten,
Interessante Gedanken und Fragen aus der augenärztlichen
Unfallkunde greift Lohmann (541) heraus. Die Berechtigung seiner
Forderung, man dürfe nicht die verschiedenen, in Frage kommenden Er-
scheinungen sin starre Schablone zu zwängen versuchen, wird bei aller Aner-
kennung der Berechtigung eines Strebens nach prüziser zahlenmässiger Fest-
legung der Erwerbsbeschränkung zunächst für die Bewertung ‚der Sehschärfe
erbracht, deren genaue Angabe in Bruchzahlen zwar an eine exakte Bewertungs-
möglichkeit denken lässt, die aber in Wirklichkeit nicht vorliegt. Denn die
Orientierungs- und Leistungsfähigkeit des Menschen läuft nicht seinem Seb-
Litersturberieht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XIV
198 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
schärfengrade parallel, was sich in der Bedeutung der Rolle der »Gewöhnung:
und »Erwerbssehschärfe« in den ärztlichen Gutachten dokumentiert. Auch
ist die Grösse des eingetretenen Verlustes nicht genau zahlenmassig ausdrück-
bar, wenn man nicht die vorher vorhanden gewesene Sehschärfe des Auges
kennt. Die Auswertung der nach dem Unfall noch verbliebenen Sehschärfe
— und um diese Auswertung handelt es sich ja bei Abschätzung des ein-
getretenen Verlustes — ist nicht einfach in einer einer aritbmetischen Reihe
analogen Weise dem Massstabe der Sehschärfengrade gleichzusetzen, sondern
das Sehen als Faktor der Leistungsfähigkeit ist nach physiologisch-psycho-
logischen Gesetzen zu bewerten. Bezüglich des behaupteten binokularen Ge
sichtsfeldes des einseitigen Aphaken ist zwar zuzugeben, dass das aphakische
Auge als Reserve und im Sinne einer praktisch wichtigen Erweiterung des
Gesichtsfelds, nämlich der erhöhten Möglichkeit der: Wahrnehmung einer
drohenden Gefahr, eine Reduzierung der Rente gegenüber einem durch Wund-
star praktisch erblindeten Auge rechtfertigt, aber bei der grossen Differenz
der Grösse der im linsenlosen und linsenhaltigen Auge entstehenden Bilder
ist eine wirkliche Erweiterung im Sinne einer Wiederherstellung des binoku-
laren Gesichtsfelds nicht ohne weiteres anzunehmen, zumal im Gegenteil für
` einzelne Fälle wenigstens eine Unterdrückung der Bilder im aphakischen Auge
nach Art der Unterdrückung eines Bildes bei Doppelbildern nachgewiesen ist.
Noch viel grösser werden die Schwierigkeiten, die sich zahlenmässiger Fest-
legung von Funktionsausfällen beider Augen entgegenstellen. Bei schon be
stehender Schwachsichtigkeit des einen ist eine posttraumatische Herabsetzung
der Sehschärfe des anderen Auges dann relativ höher zu bewerten, wenn sie
damit unter die Sehschärfe des von Haus aus minderwertigen Auges sinkt. L.
weist auf die Unmöglichkeiten hin, die sich in manchen Fällen aus genauer
Anwendung der gesetzmässigen Vorschriften bei schon bestehender Erwerbs-
beschränkung von seiten des anderen Auges oder eines anderen Organes er-
geben. So müsse die nach Annahme einer Erwerbsbeschränkung von seiten
eines anderen Organes noch restierende Erwerbsfähigkeit nur mehr um einen
Bruchteil durch den Verlust des anderen Organes, der an sich viel höher
einzusetzen wäre, beeinträchtigt werden. Will man der konditionalen Denk-
: weise in der augenärzlichen Unfallkunde folgen, so wäre etwa anzunehmen,
dass man eine Erkrankung als Unfallfolge ansähe, wenn der Unfall diejenige
Bedingung darstellt, die über 50 °/o des Bedingungskomplexes ausmache. Dies
wäre für den Gutachter ein weiter Spielraum. Nicht immer ist es erlaubt,
jeglichen Zusammenhang zwischen Augenverletzung und viel später erfolgten
Tod zu leugnen, ein Unfall kann auch den Rest des Sehvermögens zu be-
schleunigtem Verfall bringen, eine schlummernde Keratitis parenchymatosa
kann etwa durch ein Trauma manifest werden, eine latente oder chronische
Körnerkrankheit kann durch einen in den Bindehautsack gelangenden Frend-
körper zu einem akuten Trachom aufflammen. Sehr schwierig ist die Teil-
abschätzung einer zweifellos durch einen Unfall verursachten Erkrankung,
wenn ausserdem ein anderes Leiden vorliegt, z. B. die Frage, wie gross die
Schädigung eines an friiherem Sehnervenleiden erkrankten Auges durch ein
traumatisches Glaukom ist. Die durch Beispiele belegten schwierigen
Entscheidungen besprach L., nicht um das gesicherter erscheinende Gebiet
verwirrter darzustellen, sondern um zu zeigen, wie sich die Stellung-
nahme des urteilenden Arztes auf sichere Einstellung und geklärte Einsicht
aufbauen muss,
re
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 199
In der Frage der praktischen und theoretischen Abschätzung
des Grades der Erwerbsunfäbigkeit nach Augenunfällen gibt
es noch mancherlei Meinungsverschiedenheiten; Druault (526) bespricht des-
halb einige einschlägige Fälle. Nach dem französischen Gesetz entspricht
die totale Arbeitsunfähigkeit im Vergleich zur partiellen nicht 100 °/o, sondern
bei gleichmässiger Berechnung 133°/o. Es entstehen deshalb erhebliche
Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten bei der Rentenfestsetzung für Fälle,
die der totalen Erwerbsunfähigkeit nahe kommen. Die übliche Art der Fest-
stellung der Sehschärfe eines Auges durch Sehproben und Vergleich mit einem
gesunden Auge ist allen andern, sonst vorgeschlagenen Modifikationen vor-
zuziehen, obwohl so immer noch nicht der funktionelle Wert eines Auges
ausgedrückt wird. Für die höheren Sehschärfen wird der Wert am besten
in Zehntel ausgedrückt, für die niederen in Hundertstel. Allerdings gewinnen
hierbei die letzteren erheblich an Wert. Eine verschiedene Einteilung nach
Berufen empfiehlt sich im allgemeinen mit Rücksicht auf die Möglichkeit
eines eventuellen Berufswechsels nicht. Zur Abstufung der Augeninvalidität
bewährt sich am besten die Festsetzung in Kurvenform. Druault hat seine
Kurve nach dem Grundprinzip aufgebaut: V.= 1 hat Arbeitsunfähigkeit
= 0; 0,1 Arbeitsunfähigkeit — 20°/o ungefähr; 0,01 = 30°/o. Vom physio-
logischen Standpunkt ist dieses Prinzip nicht absolut einwandsfrei, vom medi-
zinisch-gesetzlichen Standpunkt kann es nur innerhalb willkürlich gezogener
Grenzen angewandt werden. Enukleation eines Auges wird gewöhnlich mit
330/0 bewertet, Verlust der Sehkraft eines Auges soll auf 30°/o geschätzt
werden. Erst Herabsetzung der Sehschärfe auf ein Hundertstel hält D. für
gleichbedeutend mit Blindheit, Herabsetzung auf !/ıo schätzt er gleich !/s des
Wertes der normalen Sehschiirfe. Einseitige Aphakie wird auf 15—20°/o
geschätzt, beiderseitige höher. Bei Astigmatismus oder Refraktionsfehlern durch
Hornhautnarben kann die Bewertung mit oder ohne Tragen von Gläsern ge-
schehen: im ersten Falle wird !/ıoo oder etwas mehr für je eine Dioptrie
angesetzt. Cause.
Da so oft Ablatio retinae spontan auftritt, da anderseits sehr häufig
gerade starke Gewalteinwirkungen keine Netzhautablösungen zur Folge haben,
begegnet die Unfallfrage beider Netzhautablösung grossen Schwierig-
keiten. Ammann (520) will zwei Gruppen von auslösenden Ursachen unter-
schieden wissen, zunächst relativ leichte direkte Quetschungen des Bulbus,
Erschütterung des Kopfes durch Schlag oder Stoss und Erschütterung des
ganzen Körpers. Für leichte Quetschungen hält er bei vorhandener Disposition
einen Zusammenhang zwischen eventuell erst allmählich einwirkendem Trauma
und dem anatomischen Ereignis wohl für möglich, für die Erschütterung
nimmt er einen schädlichen Einfluss der entstehenden, bei losen Verbindungen
zweier Gewebe ungleichmässig starken Pendelbewegungen an, der vielleicht
zu einem peripheren Einreissen der Netzhaut und so zum Eindringen des durch
denselben Vorgang geschädigten Glaskörpere unter sie führt. Auch aus der
Kritik an Fällen seiner zweiten Gruppe, in der als auslösendes Moment ein-
fach Bücken, Pressen, Heben schwerer Lasten etc. ohne Einwirkung äusserer
Gewalt angenommen wird, schliesst A., man könne um die Tatsache nicht
herumkommen, dass Ablösungen nach Hyperämie des Kopfes mehrfach effektiv
vorgekommen sind. Entsprechend dem häufigen Wechsel unserer anatomischen
Vorstellungen über das Zustandekommen der Netzhautablösung überhaupt
könne der Einwand nicht als sehr stichhaltig anerkannt werden, dass man
XIV*
200 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
sich wissenschaftlich einen solchen Zusammenhang nicht vorstellen könne.
Auch wenn man die früher geforderte subretinnle Blutung als anatomisches
Substrat der Ablösung durch Trauma mit der Begründung ablehnt, dass ge-
sunde Gefässe bei körperlicher Anstrengung innerhalb der Bulbuswand nicht
bersten, und auch Lebers Theorie von der Glaskorperstrangtraktion nicht
als Reservat nur spontaner Ablösungen ansieht, so gibt es doch noch so viele
andere Frklärungsmöglichkeiten, eine Netzhautablösung durch körperliche
Überanstrengung, zumal in myopischen Augen, hervorgerufen sich vorzustellen,
dass bei dem unleugbar häufigen Zusammentreffen in vielen Fällen nach A.
ein Unfall anzuerkennen ist.
Eine doppelseitige Anilinschädigung der Hornhaut teilt
Bachstez (523) mit. Im Lidspaltenbereich fand sich eine bandförmige, in
der Mitte am dichtesten getrübte Zone, über der die Oberfläche matt war.
Die Trübung verliert sich nach den Seiten hin allmählich, während sie oben
und unten ungefähr entsprechend der Lidspaltenweite scharf absetzt. Etwa
in der Mitte der Trübung finden sich einige Bläschen im Epithel. Die
Trübung sitzt im Epithel und vielleicht in den oberflächlichsten Hornhaut-
schichten. Nur auf einem Auge ist dem zentralen Teil der Trübung ober-
flächlich ein Gewebe aufgelagert, in den darunter gelegenen Bezirk der
Trübung ziehen einige tiefe Gefässe. Nach Lokalisation, Begrenzung und
wegen der erhaltenen Hornhautsensibilität ist diese durch den chronischen
Reiz der Anilindimpfe bedingte Dystrophie von der Dystrophia epithelialis
nach Fuchs abzutrennen. Aber auch bei dieser hat Fuchs wie im vor-
liegenden Falle eine zentrale Auflagerung gefunden, bei der es sich um ein
zwischen Epithel und Bowman secher Membran neugebildetes Gewebe handelt,
wie es bei alten und dauernden Schädigungen des Epithels in Betracht
kommt.
Beobachtungen über Kampfgaserkrankung des Augen teilt
Gutmann (531) mit. Ganz verschieden sind die Erscheinungen, die bei
Schädigungen durch Phosgengas, und die, die durch Gelbkreuzgas auftreten.
Bei dem ersteren zeigten sich Augensymptome nur in schwereren Fällen,
und zwar eine starke Rötung des ganzen Augenhintergrundes, einmal eine
Netzhautblutung, ein deutliches Hervortreten der prall gefüllten Aderhaut-
gefässe, in denen sich bei gelegentlich möglich gewordenen anatomischen
Untersuchungen ein Zerfall der roten Blutkörperchen und Blutpigment nach-
weisen liess. Die Netzhautschicht ist ödematös. Schwere Gefässveränderungen,
eine Füllung der Gefässe mit einer eingedickten, formlosen Masse, wiesen
besonders die Venen der Orbita auf; auch die Sehnervenscheidengefässe ent-
hielten teilweise thrombenähnliche Massen. Ganz anders bei dem Gelbkreuzgas.
Hier werden Schädigungen nur durch direkte Einwirkung auf die in der
Lidspalte freiliegenden Teile der Bindehaut und Hornhaut angetroffen. An
der Hornhaut kommt es zu nekrotischem Zerfall des Epithels in der Grösse
einer Stecknadelspitze bis einer halben Erbse, stellenweise auch zu Epithel-
‚ abhebung. Bei sämtlichen Erkrankten heilte die Schädigung innerhalb 2—3
Wochen unter Behandlung mit der offiziellen Alkalisalbe und — worauf
G. grossen Wert legt — unter Abhaltung jeglichen Lichtreizes durch dunkle
Brillen schon ab, während die Schädigungen an der Haut sich zu dieser Zeit
noch weiter entwickelten.
Fuchs (529) vertritt an Hand zweier anatomisch untersuchter Fälle
den Standpunkt, dass ein indirekter Skleralriss stets hinsichtlich der Einzahl,
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten, 201
der zum Hornhautlimbus konzentrischen Richtung und seiner Lage im vor-
deren Bulbusabschnitt typisch sei und dass in keinem einzigen Fall von
atypischem Skleralriss bisher mit Sicherheit ausgeschlossen werden konnte,
dass es sich nicht um eine direkte Ruptur der Lederhaut handelte. So be-
antwortet er auch wieder für die beiden mitgetrilten Fälle die Frage, ob ein
direkter oder indirekter Skleralriss vorliege, mit der Behauptung,
dass der Riss als ein direkt entstandener anzusehen sei. Im ersten Falle
lag der Riss hinter dem Äquator, der vordere Rand war noch immer umge-
schlagen, was übrigens ebenso wie die im Oberlid und in der Bindehaut
ebentalls temporal an entsprechender Stelle gelegene Wunde für die Ent-
stehung durch direkte Gewalteinwirkung spricht, da bei indirektem Entstehen,
also einer Berstung, die Wundränder ausgerollt zu sein pflegen. Im ersten
Falle handelte es sich um eine Endophthalmie mit Ulcus serpens und Infil-
tration der Sklera vom Tenonschen Raume her. Entgegen dem bei End-
ophthalmie uns gewohnten Bilde der Lokalisation der Entzündung im Corpus
ziliare und in der Retina war hier von der Wunde aus die sonst erst sekundär
beteiligte Aderhaut stark infiltriert. Im zweiten Fall dagegen lag eine in der
Äquatorialgegend gelegene, schon fest vernarbte Skleralruptur vor. F. stellt
noch einmal allgemein den Satz auf: die Sklera reisst beim Einwirken stumpfer
Gewalt stets an ihrer schwächsten Stelle ein, das ist die Gegend der Korneo-
skleralgrenze. Ausgenommen sind Fälle, wo z. B. durch alte, skleritische
Herde oder durch ein Staphyloma posticum eine andere Stelle noch schwächer
geworden ist. In beiden vorliegenden Fällen sei ein Anhaltspunkt für eine
Annahme einer solchen vor dem Trauma bestehenden, weniger widerstands-
fähigen Stelle nicht gegeben, also sei in beiden Fällen die Zerreiszung als
eine direkt entstandene aufzufassen.
Den pathologisch-anatomischen Befund einer atypischen
indirekten Korneoskleralruptur teilt Hillger (533) mit. Die den
Fall auszeichnende Besonderheit ist die Lage der indirekten Rupturlinie bei
der Berstung durch den Kuhhornstoss. Während diese in den typischen
Fällen durch die Gegend des Schlemmschen Kanals als die schwächste
Stelle eines normalen Auges geht, barst hier in dem durch eine jahrelang
zurückliegende frühere Sensenschnittverletzung narbig veränderten Bulbus das
degenerierte Hornhautgewebe an der Stelle des geringsten Widerstandes in
Form einer radiären Korneoskleralruptur. Den besonders hochgradigen Häm-
ophthalmus führt H. auf die durch den ersten Unfall bedingte Atrophie und
somit bei der erneuten Verletzung sich äussernde grössere Ablösbarkeit der
Aderhaut zurück, wodurch die reichlich Blut führenden Aderhautgefisse weit-
gehend eröffnet werden. konnten.
In mehrfacher Hinsicht an den vor Kayser in den Klinischen Monats-
blättern 1918 beschriebenen Fall erinnernd veröffentlicht Oppenheimer (544)
einen Fall von Avulsio bulbi bei einer Melancholikerin. Auch hier war
von der Patientin in einem unbewachten Augenblick, da sie die Augen für
die Ursache ihres Unglücks hielt, ein Auge so gründlich entfernt worden,
dass die Muskeln dicht am Bulbus abgetrennt waren und die Wunde in
4 Tagen heilte. Auch am andern Auge hatte sie sich bereits mit dem
Fingernagel einen 1 cm langen Skleralriss beigebracht, als sie überrascht
wurde. Näheres über die Methode der Ausreissung wusste die Patientin
nicht zu berichten.
202 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Eine Übersicht über die Augenverletzungen in der Tübinger
Klinik im Jahre 1912 und 1913 ermöglicht die Dissertation von
Walther (551). 8,86°/o der Gesamtzahl kamen wegen einer frischen Ver-
letzung zur Behandlung; davon waren 85°/o männlichen, 15°/o weiblichen
Geschlechts; die Zahl der Verletzungen ist besonders hoch zur Zeit des Be
ginns der Berufsausübung, in der zweiten Hälfte des zweiten Dezenniums.
Wegen des erhöhten Interesses werden einzelne Fälle von Verletzungen durch
Explosionen und Schusswaffen eingehender besprochen und zwar 23 Fälle
erwähnt, die z. T. der Entstehung der Explosion wegen bemerkenswert sind:
es explodierte einmal ein „Feuerteufel‘“, weiter eine Pulverladung, mehrmals
wurden Schrotschussverletzungen beobachtet und dreimal war die Bleikugel
eines Luftgewehres ins Auge gedrungen.
Klinisch-statistische Mitteilungen über Augenverletzungen
bei Kindern macht Storck (548) nach dem Material der Tübinger Klinik
aus den Jahren 1912—1918. Er kommt dabei zu dem beachtenswerten
Schluss, dass Augenverletzungen bei Knaben 3 mal so häufig sind wie bei
Mädchen. In 12,5°u der Fälle kam es zur Enukleation, fast in der Hälfte
derselben wegen eitriger Infektionen. Mehr als ein Drittel der Verletzungen
waren perforierend. Bei Knaben und Mädchen erfolgt eine rasche Steigerung
in der Häufigkeitsziffer der Verletzungen vom 1. zum 5. Lebensjahre. Das
Maximum liegt bei Mädchen im 5. und 6., bei Knaben im 13. und
14. Lebensjahre. Im ganzen genommen stellen sich nach Art und Ausgang
die Verletzungen der Augen im Kindesalter nicht leichter dar als die der
Erwachsenen.
Der von Bachstez (522) veröffentlichte Fall von eigenartiger
“ Netzhautveränderung in der Makula nach stumpfem Trauma
ist durch mehrere Besonderheiten bemerkenswert. Zunächst bestanden in der
unteren Hälfte des Fundus die Veränderungen, wie wir sie längere Zeit nach
Einwirkung stumpfer Gewalt auf die Netzhaut zu sehen gewohnt sind und
die in zahlreichen Pigmentherdchen, Depigmentierung des Pigmentepithels
und zarten gelben Herdchen bestehen. Ungewöhnlich ist dagegen der Be
fund in der Makula. Es finden sich zahlreiche kleinste und grössere, graue,
unscharf begrenzte Fleckchen. Die Makula selbst ist rot, daran änschliessend
sieht man eine membranartige graue Trübung. Über der Makula dagegen finden
sich einige graue, radiär angeordnete Streifen und Fleckchen, die zum Teil
über, zum Teil unter den Netzhautgefässen zu liegen scheinen. Abgesehen
von dem langen Zeitraum, der seit dem Trauma verstrichen ist, spricht gegen
die Erklärung der Veränderungen als einfache Reste einer schweren Commotio
retinae die scharfe Begrenzung der Streifen und flächenhaften Trübungen.
Auch das Auftreten weisser glänzender Fleckchen in der Makula ist wohl
eher als ein ungewöhnlicher Folgezustand einer Berlinschen Trübung zu
deuten, der vielleicht in umschriebener Flüssigkeitsansammlung unter der
Limitans interna mit sekundärer Gewebsveränderung der Netzhautschichten
besteht und so wohl einem auf die inneren Schichten der Retina beschränkten
Prozess angehört, während die in diesem Falle nur peripher beobachteten
Pigmentverschiebungen auf eine durch das Trauma bedingte, spät einsetzende
Schädigung der äusseren Netzhautschichten und der Aderhant zurückzu-
führen sind.
Seine in 3 Jahren gesammelten augenärztlichen Kriegserfah-
rungen aus Feld- und Kriegslazaretten stellt Jess (535) zusammen. Am
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 203
erspriesslichsten denkt er sich die operative Tätigkeit, wenn die vordere
Augenstation einem mit Röntgenapparat ausgestatteten Feldlazarett ange-
gliedert würde. Er hebt die Wichtigkeit früher Bindehautplastiken bei per-
forierenden Hornhautverletzungen, die Feststellung, ob ein intraokularer
Fremdkörper, und gegebenenfalls ob magnetischer Natur, vorliegt, hervor
und bespricht bei dieser Gelegenheit besonders das steoreoskopische Ver-
fahren der Röntgendiagnostik nach Hasselwander, Trendelenburg und
Sweet. -Häufig war bei Kontusionen die Berlinsche Trübung, Lochbil-
dung oder anatomisch nicht nachweisbare, funktionell aber durch ein zentrales
Skotom sicher gestellte Schädigung der Makula, wie sie Wessely schon
nach Luftdruck beschrieben hat; auch die Vossiussche Ringtrübung wurde
manchmal beobachtet. Besonders wichtige Förderungen hat uns der Krieg
für unsere Kenntnisse vom Verlauf der Sehbahnen und dem feineren Auf-
bau der Sehzentren gebracht. Auch Verf. weist wieder darauf hin, dass die
bei Schussverletzungen des Auges anfänglich häufig beobachtete Papillen-
schwellung nicht ein prognostisch besonders ungünstiges Symptom darstelle.
Ferner wird die Bedeutung der Gasschädigung des Auges gewürdigt; wegen
der Rezidivgefahr will J. Herpes corneae und ekzematöse Augenerkrankungen
lieber nicht in vorderen Stationen behandelt wissen. Eines frischen Trachom-
falles aus vorderster Linie erinnert er sich nicht. Zum Schluss bespricht J.
die Grenzen der Dienstfähigkeit bei Refraktionsanomalien, die Nachtblindheit
und die Apparate zu ihrer Diagnose und endlich die sich in zentralen Skotomen
äussernden, besonders bei Fliegern beobachteten Blendungsschädigungen.
Bei retrobulbären oder Kriegsverletzungen der optischen
Wege überhaupt findet man bei sorgfältiger radiographischer Untersuchung
nach Aubaret (521) häufig kleinste Splitter auf dem Optikus oder den
optischen Wegen als Ursache der Sehstörung. In anderen, gerade besonders
schweren Fällen wiederum, bei denen man oft nach längerer Zeit Atrophien
erscheinen sieht, vermisst man Projektile im Röntgenbild ganz oder ihr Sitz
scheint mit der: Schwere der Sehstörung nicht im Einklang zu stehen.
Cause.
Moreau (542) beobachtete bei einem Eisenbabnbediensteten im An-
schluss an einen schweren Sturz eine alternierende Gesichts- und
Körperlähmung. Es handelte sich um eine rechtsseitige Basisfraktur der
mittleren und vorderen Schädelgrube, die die Spitze des Felsenbeins verletzt
hatte und bis zum Canalis opticus reichte. Zuerst bestand rechtsseitiger
Exophthalmus mit Unbeweglichkeit des Bulbus, Mydriasis mit absoluter Re-
uktionslosigkeit der Pupille, grosse präretinale Hämorrhagie, V.-O,. rechts-
veitige Fazialisparese und linksseitige Hemiplegie. Nach 3 Monaten bestand
dauernde Erblindung (durch Fortleitung des intrakraniellen, subduralen Blut-
ergusses in die Optikusscheiden, eventuell durch Läsion des Nerven selbst
im Canalis opticus), Ptosis und Miosis (Sympathikuslähmung), Sensibilitäts-
störungen im Bereiche des Trigeminus. Die Fazialisparese und die links-
seitige Hemiplegie hatten sich mit Resorption des Blutergusses zurück-
gebildet. Cause.
In einem Sammelreferat von G. ten Doesschate (525) über die
während des Krieges im Anschluss an Hinterhauptverwundungen
beobachteten Sehstörungen fehlen die englischen Autoren (Smith und
Holmes). Es wurden mehr linksseitige als rechtsseitige Hemianopsien be-
204 Bericht über dıe Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
obachtet. Sie waren oft doppelseitig, darunter speziell Hemianopsia inferior.
Auch wurde einige Male die äusserst seltene Hemianopsia sup. beobachtet.
Die Gesichtsfelddefekte sind nicht immer gleichförmig, selten besteht starke
konzentrische Einengung. Die makulare Aussparung wird nach Verwundungen
auffallend weniger wahrgenommen als nach Thrombosen und Blutungen. Auch
wurden mehrfach genau hemianopische zentrale und parazentrale Skotome
nach Hinterhauptsverwundung gefunden. Die verschiedenen Theorien werden
kurz diskutiert. Die Befunde weisen darauf hin, dass die zentralistische
Theorie Henschens über die Monakowsche Ansicht den Sieg davontragt,
auch die Macula lutea muss ziemlich scharf auf der Hirnrinde lokalisiert
sein. Wilbrands Theorie der Doppelversorgung der Fovea findet keine
Stütze, jedoch ist dies der Fall für seine Ansichten über den isolierten Ver-
lauf der Nervenfasern, die die äusseren Netzhautpartien versorgen. Die
Fissura calcarina bildet wahrscheinlich die Trennungslinie der oberen (obere
Partien) und unteren (untere Hälfte) Netzhautprojektion. Weve.
Über einen Fall von bitemporaler Hemianopsie infolge
von Chiasmazerreissung durch Schädelbasisbruch glaubt Fendel
(527) berichten zu sollen, da er sich durch Klarheit seiner Symptome aus-
zeichnet. Beiderseits ging die Grenze des Gesichtefeldes durch den Fixier-
punkt in vertikaler Linie; sehr deutlich war die hemianopische Pupillenstarre
ausgeprägt, die bei einfachen Druckschädigungen des Chiasma und so be-
dingter bitemporaler Hemianopsie noch fehlen kann zum Zeichen dafür, dass
die pupillomotorischen Fasern grössere Resistenz besitzen als die optischen;
endlich war ophthalmoskopisch die ganze Sehnervenscheibe atrophisch, was
F. nach Vossius damit erklärt, dass in der Papille der gekreuzte Teil der
Fasern die beiden äusseren Drittel, der ungekreuzte Faszikel das innere
Drittel einnimmt, dass aber das pekreuzte Bündel die Fasern des ungekreuzten
am nasalen Pupillenrand teilweise verdeckt.
de J,apersonne (538) berichtet über die Resultate der opera-
tiven Frühbehandlung der orbito-okularen Kriegsverletzungen.
Häufig ist der Augenarzt gezwungen, bei diesen Eingriffen über das engere
Gebiet der Augenhöhle mit Inhalt hinaus sich mit den umgebenden Höhlen
und Knochenteilen, überhaupt dem vorderen Abschnitt des knöchernen Schädels
zu beschäftigen. Die Organisation der militärischen Ophthalmologie innerhalb
der französischen Armee teilt er in vier Phasen ein: Im Anfange existierte
überhaupt keine fachärztliche Organisation. Später gab es vereinzelte fach-
ärztliche Zentralen, wo die Verletzten aber erst 8—14 Tage nach der Ver-
wundung hinkamen. Enukleationen machten die Chirurgen. Alle operativen
Indikationen erledigte man damals mit der Entfernung des Organs, auf
Reklamation von fachärztlichen Einrichtungen für die Armeen hiess es:
„Jedermann kann eine Enukleation machen“! Erst vom Juli 1917 ab gab
es derartige selbständige fachärztliche Einrichtungen, deren segensreiche
Wirkung sich bald zeigte. In der letzten’ Periode endlich vom 15. Juli 1918
ab erhielten besonders die grossen Lazarette in Paris die Verwundeten direkt
von der Front, so dass bei den verbesserten Transportverhältnissen operative
Eingriffe schon 48 Stunden nach der Verwundung möglich waren. Im
ganzen waren seit Beginn des Krieges im Hotel Dieu 2449 Augenverletzungen
behandelt worden, in der letzten Periode ab 15. Juli 351, bei denen 83 Ope
rationen notwendig waren. Nur in 3 von diesen Fällen war Allgemeinnarkose
notwendig, in allen anderen genügte regionäre Anästhesie. Sehr häufig,
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 205
30 mal, wurde die Orbitotomie gemacht, wenn Fremdkörper oder Knochen-
splitter in der Orbita oder den benachbarten Höhlen festgestellt waren. Der
hogenförmige Schnitt entlang dem knöchernen Augenhöhlenrand bis auf das
Periost gibt leichten Zugang und gute Übersicht. Bei allen diesen früh-
zeitigen Eingriffen war die primäre Nahi die Regel und von bestem Erfolg
begleitet. Mehrfach wurde ausgedehnte Autoplastik mit Verschiebung oder
gestielten Lappen vorgenommen zum Ersatz zerstörter Lider. Langer wie
48 Stunden Zeit nach der Verletzung darf nicht verstrichen sein. Für die
Entfernung intraokularer Fremdkörper ist dieser Zeitraum schon viel zu lang.
Die Infektionsgefahr ist bei diesen Kriegssplittern wesentlich höher wie bei
den ähnlichen Friedensverletzungen. Bei diesen kann man schon sagen, dass
die Erhaltung von Sehschärfe umgekehrt proportional ist der Zeit, die seit
der Verletzung verflossen ist. Cause.
de Lapersonne (537) berichtet über eine Granatsplitterver-
letzung des linken Auges mit Katarakt und Verlust der Seh-
schärfe, wo einige Zeit epäter vollkommene Erblindung des rechten
Auges einrat. Bei normaler Pupillenreaktion bestand normaler ophibalmo-
skopischer Befund; foreierte Blickdrebung nach unten und vollkommene Un-
beweglichkeit bei Konvergenz. Simulation konnte nicht nachgewiesen werden,
die Dingnose lautete: Erblindung ohne sichtbare organische Veränderungen
des rechten Auges. Übergangsrente von 100°/o wurde beibehalten. Cause.
Lemaitre und Garmy (540) berichten über ihre Erfahrungen bei
der Entfernung der periorbitalen Fremdkörper, wobei ausdrück-
lich die rein orbitalen Kriegsverletzungen ausgeschlossen sind. Für die Ope-
ration kommen mit geringen Modifikationen vier Wege in Betracht: der
para-latero-nasale, der einen breiten Zugang zum Siebbein und bis hinter die
Augenhöhle schafft. Gleichzeitig ist dies die klassische Operation der Rhino-
logen bei Erkrankungen des Keilbeins. Nach Resektion des Siebbeins und
des grossen Keilbeinflügels konnten auf diese Art auch retroorbital, intra-
kraniell gelegene Fremdkörper extrahiert werden. Der sinuso-frontale Weg
ist die klassische Radikaloperation der Stirnhéhle; auch bei Fremdkérpern
hinter dem Stirnbein (intrakraniell und intrazerebral) kommt er mit bestem
Erfolg zur Verwendung. Als dritte Methode kommt für die Kriegsverletzungen
der Schläfengegend der temporale Weg (den Muskelfusern parallel gerichtete
Inzision) in Frage. Bei der geringen Dieke und Fragilität des Schläfenbeins
ist auch bei oberflächlich sitzenden Fremdkörpern immer der Zustand des
Knochens festzustellen. Der vestibulare Weg schliesslich bildet nach ein-
facher Eröffnung der Schleimhaut den Zugang zu allen tiefen Höhlen des
(sesichtsschädels; er ist einfach sinusal für die intrasinusalen Fremdkörper,
transsinusal für Veränderungen hinter der hinteren Sinuswand und latero-
sinusal für retromalär gelegene Projektile. Radioskopie und besonders Radio-
graphie mit allen Indexmitteln haben selbstverständlich ausgiebig bei der
Lokalisation des Fremdkörpers und Wahl des Operationsmodus in Anwen-
dung zu kommen. Von grösstem Vorteil ist die intermittierende Kontrolle
mit dem Schirm. Für die Beurteilung der Prognose werden die Fälle in
zwei Kategorien eingeteilt: die erste umfasst sechs Fälle mit intrakraniellen
Projektilen, von denen vier intrazerebral sassen. Hiervon starben zwei. Die
übrigen 17 Fälle waren ohne kranielle Komplikationen, die operativen Folgen
waren hier gleich null, sowohl in funktioneller wie in kosmetischer Hinsicht.
' Cause.
206 Bericht über dio Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Dass intraokulare Fremdkörper im Kriege unter der Zahl
von Verletzungsn überhaupt relativ häufiger sind als bei Friedensverletzungen,
ist aus der grossen Rasaùz unserer modernen Geschosse erklarlich. Rum-
baur (547) teilt die mögliche Wirkungsweise intraokularer Splitter in die
mechanische, infektidse und chemische ein. Die Infektion ist zunächst ab-
gesehen von der Art des Metalls stets am meisten zu fürchten. Da es sich
hei Bleisplittern aber steis um Bleiteilchen von sehr hoher Temperatur handelt,
ist diese Infektionsgefahr hier geringer als beiin Eisen. Bevor Leber bewies,
dass es indifferente Metalle bei intraokularen Splittern überhaupt nicht gebe,
sah man vielfach Blei als solches an, und in der Tat beobachtete auch R.
mehrere Fälle von völlig reizlosem Verweilen von Bleispritzern in der Vorder-
kammer und im Glaskörper, wo die feinen Spritzer das Bild der Synchisis
scintillans vortäuschen können. Ihre relative Gutartigkeit dokumentiert auch
ihre prozentual: häufige ophthalmoskopische Sichtbarkeit, da sie seltener wie
Eisensplitter durch dicke Narben abgekapselt werden. Bezüglich der Messing-
und Kupfersplitter kann R. einen trotz vielfacher Mitteilungen aus der jüngsten
Zeit über dies Phänomen sehr beachtenswerten, durch seine Doppelseitigkeit
ausgezeichneten Fall von Linsenschillern und -trübung (nur im auffallenden
Licht sichtbar und von der typischen Sonnenblumenform) bei lange reizlos ge-
tragenem Kupfersplitter mitteilen. Als Kuriosum erwähnt R. die Beobachtung,
dass die ganze Spitze eines Infanteriegeschosses in der Sklera stak und natürlich
die Exenteration erforderlich machte. Auch von aseptisch eingedrungenen
Fremdkörpern steben hinsichtlich der Schwere der reaktiven Entzündung
Eisen und Kupfer obenan. Bezüglich intraokularer magnetischer Fremd-
körper waren die Verletzungen im ganzen schwerer als in der Friedenspraxis.
Durch Magnetextraktionen mit Erfolg konnte in über der Hälfte der Fälle
‚die Sehschärfe erhalten oder gebessert werden. Kleine Steinsplitter oder
Sandkörner können besonders im vorderen Augapfelabschnitt in manchen
Fällen lange reizlos vertragen werden. Bemerkenswert ist, dass sich in dem
ganzen, 162 Fälle umfassenden Material von perforierenden Kriegsverletzungen
kein Fall von sympathischer Ophthalmie fand.
Anlässlich der vielen Veröffentlichungen über Jinsentrübungen bei
Kupfersplittern im Auge ist fast stets auch auf die relative Harmlosigkeit
dieses Metalls hingewiesen worden. Immerhin ist eif Fall von 4jährigem
reaktionslosem Verweilen eines Nickel-Kupfer-Splitters in
der Retina, wie ihn Tobias (549) beobachten konnte, eine Seltenheit.
Es handelte sich um einen Splitter aus dem Geschossmantel eines belgischen
Infanteriegeschosses. In der Netzhaut sass, metallisch glänzend, ein 1/s—2
papillendurchmesser grosser, mit einer Spitze frei in den Glaskörper ragender
Splitter. In seiner Umgebung befindet sich ein weisser grösserer Herd,
wahrscheinlich ein Aderhautries. Im übrigen ist das Auge dauernd reizlos,
insbesondere sind die brechenden Medien völlig klar. Die vielfach erwähnte
und für Kupfersplitter als charakteristisch angegebene Linsentrübung fand
sich hier trotz des langen Zeitraumes seit der Verwundung nicht. Die Pro-
gnose des Falles dürfte nach dem bisherigen reaktionslosen Verlauf günstig
zu stellen sein.
Ein Fall von Fremdkörper in der Makula lehrt abgesehen
von dem interessanten Spiegelbefund auch die Möglichkeit von prognostischen
Irrtümern, da selbst eine genaue Funktionsprüfung bei behindertem Einblick
eine exakte Diagnose ausschliessen kann. Lauber (539) stellte nämlich
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 207
auf Grund der ersten Untersuchung eines Falles von perforierender Horn-
hautverletzung mit Wundstar durch eine Minenexplosion die Voraussage auf
Grund der erhaltenen Lichtlokalisation gut. Nach Resorption der Linsen-
massen fand sich jedoch in der Makula ein leicht gelblich schimmernder
Fremdkörper innerhalb einer weisslichen Trübung, die sich nasal und tem-
poral je ungefähr 3 Papillendurchmesser weit erstreckten, um dann ohne
scharfe Grenze in normales Netzhautgewebe überzugehen. Es zeigte sich eine
leichte temporale Abblassung der Papille.
Einen eigenartigen Fall von ophthalmoskopisch sichtbarem
Glassplitter kann Proksch (545) mitteilen. Am Tage der Verletzung
durch Splitter einer explodierenden Siphonflasche war ein Einblick durch
die starke Durchblutung des Glaskörpers unmöglich; eine Skleralwunde mit
Glask6rpervorfall wurde vernäht. Nach 3 Wochen zeigten sich ausser Rötung
der Papille und Erweiterung und Schlängelung der Gefässe ein in der Makula-
gegend beginnender, weit in die Peripherie reichender Netzhautriss, und über
ihm eine Netzhautabhebung. Dicht unter dem Riss liegt nun auf der Retina
eine stark lichtreflektierende, die Grösse der erweiterten Pupille noch über-
treffende, im aufrechten und umgekehrten Bilde durch, seinen Glanz leicht
erkennbare Scheibe, der Glassplitter. Merkwürdigerweise zeigt die benach-
harte Netzhaut nur mässige Trübung, aber keine schwereren Reizerscheinungen.
Von einem Extraktionsversuch wurde abgesehen.
` Zwei ganz verschiedenartige Wirkungen von Tintenstiftverletzung schildern
die beiden folgenden Arbeiten. Die von Richter (546) beobachtete Horn-
hautverletzung durch Kopiertintenstift ist vor den gehäuften Be-
obachtungen ähnlicher Fälle während des Krieges dadurch ausgezeichnet, dass
sich im Hornhautepithel bzw. der Bowmanschen Membran ein kreisrunder,
scharfrandiger. wie mit dem Locheisen gestanzter Defekt dicht unterhalb der
Hornhautmitte befand, dessen Boden dieselbe violette Färbung wie die ganze
Bindebaut aufwies. Dieser Defekt entspricht wobl der Aufschlagstelle des
Tintenstiftpartikelchens; schillernde Ausläufer der Verfärbung erstreckten sich
von dieser Stelle unter das Epithel bis in die Randpartien der Hornhaut.
Entgegen der oft mitgeteilten Bösartigkeit und Hartnäckigkeit der Schädi-
gungen des Auges durch Methylviolett heilten in diesem Falle die Binde-
hautverätzung wie das Ulcus corneae rasch ab.
Wissmann (552) veröffentlicht einen Fall von Tintenstiftver-
letzung der Orbita, der durch einen langsamen Heilungsverlauf und
pathologisch-anatomisch durch eine schwere schleichende, fortschreitende Ge-
websnekrose ausgezeichnet war. Bei einem Fall in einen Tintenstift bohrte
sich die Spitze in das Oberlid. Nach anfänglich sehr starker Lidschwellung
und bläulich verfärbter Absonderung heilte die Wunde und schien der Prozess
zum Stillstand gekommen, bis ein Vierteljahr nach der Verletzung wegen
Exophthalmus, Verdrängung nach unten und Bewegungsbeschränkung eine
“Operation vorgenommen wurde und dicht unter dem Orbitaldach zahlreiche
kleine Stückchen des Tintenstiftes im intensiv blaugefärbten nekrotischen
Gewebe zutage förderte; in weiter Ausdebnung fehlte das Periost und zeigte
sich rauher Knochen. Trotz ergiebiger Ausräumung der Umgebung gestaltete
sich der Heilverlauf unter noch immer blaugefärbter eitriger Sekretion äusserst
langwierig. Mikroskopisch liess sich eine schwere fortschreitende, auch den
bereits gut ausgebildeten Demarkationswall durchbrechende Gewebsnekrose
selbst an Stellen nachweisen, in die Methylenblaupartikelchen gar nicht mehr
2018 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
eingedrungen waren. Ausserdem fanden sich ausgedehnte Infiltrationen mit
Rund- und Plasmazellen. W. sieht den Grund für die Tiefenwirkung des
Methylenblaus in seiner basischen Zusammensetzung. der zufolge das Gewebe
nicht wie durch Säuren koaguliert, sondern verfliisaigt wird, und hält daher
baldiges operatives Vorgehen mit gründlichen Tanninspülungen für geboten.
Drei Arbeiten geben die Befunde von Zystizerkus im Auge wieder:
Den anatomischen Befund bei einem Falle von Zystizerkus im Glas-
körper veröffentlicht Nette (543). Ein Soldat, der in Russland kämpfte,
bemerkte plötzlich im Gesichtsfeld einen schwarzen Fleck, ging aber erst
anlässlich eines Hornhautfremdkörpers ein halbes Jahr später zum Arzt, der
einen beweglichen Fremdkörper mit Eigenbewegungen im Glaskörper feststellte.
Drei Monate später wurde die Entfernung des Parasiten durch Skleralschnitt
versucht, sie gelang jedoch nicht, nach Aderhautnetzhantdurchtrennung floss
lediglich der dünne, nicht fadenziehende Inhalt der Zystizerkusblase ab.
Nach einem weiteren halben Jahre musste das Auge, das völlig reizfrei ge-
worden war, wegen plötzlich eingetretener schwerer ziliarer Injektion und
Schmerzen enukleiert werden. An Hand des anatomischen Befundes lässt
sich die Entstehung „so erklären, dass die Onkosphäre sich am Übergang
von Aderhaut in Ziliarkörper in einer Ziliararterie festsetzte und sich dort.
zum Zystizerkus entwickelte. Die auf Abscheidung toxischer Produkte und
auf Eigenbewegung beruhende reaktive Entzündung führte zur Bildung von
Granulationsgewebe mit reichlicher Lymphozyteninfiltration und Anbäufung
von Plasmazellen und schliesslich zur Zerstörung der Aderhaut. Die Deh-
nung der Netzhaut durch den sich nun weiter subretinal entwickelnden
Zystizerkus liess die Netzhautschichten immer mehr degenerieren und endlich
zur Perforation kommen, durch die der Zystizerkus in den Glaskörperraunı
gelangte. In der näheren Umgebung der Blase fanden sich Plasmazellen,
Riesenzellen, eosinophile Leukozyten und, vom Verfasser als erstmaliger
Befund bei Zystizerkus inı Glaskörper hervorgehoben, eine als Fettzellen
gedeutete Schicht eigenartiger blasiger Gebilde. Nach Aschoff seien einer-
seits an anderen Stellen im umgebenden Detritus des Parasiten Fettzellen
gefunden worden, wie sie andererseits auch im Glaskörper bei dessen hinde-
gewebiger Entartung öfter beschrieben sind.
Gallemaerts (530) berichtet über zwei Fälle von subkonjunkti-
valem Zystizerkus bei einem 5- und einem 8jahrigen Kinde. Im ersten
Falle sass der Zystizerkus im oberen inneren Quadranten, im zweiten nahe
dem äusseren Winkel; beide Male war er eingebettet in einen Abszess.
Wahrscheinlich hätte dieser auch die Spontanheilung herbeigeführt. Cause.
Ein Zystizerkus im Glaskörper war in einem Falle v. Hippel:
(634) die Ursache von Glaskörpertrübungen, die anfangs auf Grund deutlicher
zweimaliger Allgemeinreaktion auf Tuberkulin sowie des guten Erfolges einer
Tuberkulinkur für tuberkulös gebalten wurden, bis plötzlich eitriges Exsudat
auftrat. Ganz peripher und für die ophthalmoskopische Untersuchung durch
die Glaskörpertrüäbungen verborgen lag die auffallend schön erhaltene Zysti-
zerkusblase. Anatomisch war hier das völlige Fehlen von Riesenzellen auf-
fallend.
Regelmäßiger Vierteljahresbericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
erstattet von
F. Cause-Mainz, E. Filbry-Würzburg, H. Höhmann-Augsburg, J. Horovitz-
Würzburg, P. Junius-Bonn, H. Köllner-Würzburg, R. Kümmell-Erlangen,
W. Löhlein-Greifswald, W. Lohmann-München, K. Schlippe-Darmstadt,
R. Seefelder-Innsbruck, K. Wessely-Würzburg
redigiert von K. Wessely.
Se ——
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Ref.: Wessely.
553) Greeff: Cornelius Meyer: „Degli occhiali“. (Über die Brillen.)
Anno 1689. Zeitschr. f. ophthalm. Optik. 7. Jahrg. 3. H.
* 554) Hirschberg: Galen und seine zweite Anatomie des Auges. Berlin.
klin. Wochenschr. Nr. 26. 1919.
*555) J. van der Hoeve: De tegenwoordige Stand der Oogheelkunde.
(Rede by de aanvaarding van hoogleeraarsambt a. d. Leidsche Univers.) (Der heutige
Stand der Augenheilkunde. Rede beim Antritt des Professorats in der Augen-
heilkunde an der Univ. zu Leiden.)
*556) Peters: Die sympathische Augenerkrankung. Graefe-Saemisch
Handbuch. 3. Auflage.
557) v. Pflugk: Bemerkungen zu Greeffs Aufsatz über Manni. Zeitschr.
f. ophthalm. Optik. 7. Jahrg. 4. H.
558) Pikler: Hypothesenfreie Theorie der Gegenfarben. Aus Schriften
zur Anpassungstheorie des Eınpfindungsvorganges von Julius Pikler. Leipzig
1919. Ref. s. Nr. 620.
*559) v. Rohr: Ausgewählte Stücke aus Christoph Scheiners Augen-
buch. Zeitschr. f. ophthalm. Optik. 7. Jahrg. 2.—6. H.
560) Waetzold: Lehren des Krieges fiir den Augenarzt als Gutachter.
Aus Vossius Sammlung zwangloser Abhandlung a. d. Gebiete d. Augenheilk.
10. Bd. H. 4—5.
*561) W. P. C. Zeeman: Boerhave en de Oogheelkunde. (Ned. Tydschr.
v. Geneesk. I. Nr. 10.) (Boerhave und die Augenheilkunde. Zum 250sten
Geburtsjahr.)
Die sympathische Augenerkrankung, die in der zweiten Auf-
lage von Graefe-Sämisch, Handbuch der gesamten Augenheilkunde von
Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XV
210 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Schirmer bearbeitet war, liegt jetzt in der 3. Auflage aus der Hand
Peters (556) vor. In einem Gebiete, auf dem in den letzten Jahren nach
der anatomischen wie nach der pathogenetischen Seite so ausserordentlich viel
gearbeitet worden ist und auf dem uns der Krieg reiche neue praktische Er-
fahrungen gebracht hat, ist es besonders willkommen, das gesamte Material
in einer. zusammenfassenden Darstellung vorgelegt zu erhalten. Dies ist in
dem vorliegenden Buche in mustergültig vollständiger Weise geschehen und
so wird jeder, der auf diesem Gebiete weiter arbeitet, immer auf das Buch
zurückgreifen und in ihm Belehrung suchen. Was dasselbe besonders aus-
zeichnet, ist das Bestreben Peters, in den vielen noch ungeklärten Streit-
‚fragen möglichste Objektivität zu wahren. Vielleicht mag es manchem scheinen,
als ob darüber der eigene Standpunkt des Berichterstatters allzu sehr in den
Hintergrund trete. Aber diese Objektivität hat andererseits den Vorzug, dass
sie der Weiterarbeit nach jeder Richtung freie Bahn lässt und das hat bei
einem Kapitel von ebenso grosser spezialwissenschaftlicher wie allgemein-
medizinischer Bedeutung, wie es die sympathische Ophthalmie ist, einen nicht
zu unterschätzenden Wert.
In einer Reihe fortlaufender Aufsätze bringt v. Rohr (559) ausge-
wählte Kapitel aus dem berühmten Buch von Christoph Scheiner: »Das
Auge oder die Grundlage der Optik 1619«. Alle diejenigen, die sich
für die Geschichte der Optik interessieren, aber naturgemäss nicht die Zeit
finden, sich in das Originalwerk Scheiners mit seinem alten Latein zu
vertiefen, werden dankbar sein, von so berufener Hand und in so vortreff-
licher Übersetzung eine Auswahl derjenigen Kapitel zu erhalten, die heute
noch für den Ophthalmologen bedeutungsvoll sind. Es kann hier natürlich
nicht die Aufgabe sein, den Inhalt der einzelnen Kapitel nochmals zu skizzieren.
Es genüge der Hinweis, dass die Rohrsche Zusammenstellung eine vortzeff-
liche Übersicht über die Leistungen Scheiners gibt, bei denen man immer
wieder erstaunt ist, wie weit er in der Erkenntnis der Abbildungsgesetze
bereits vorgeschritten war.
In seinem Aufsatz über Galens zweite Anatomie des Auges
skizziert Hirschberg (554) zuerst Galens allgemeine medizinische Be
deutung und führt dann aus, wie die anatomische Beschreibung des Seb-
organs im zehnten Buche seiner Schrift »vom Nutzen der Teile, die Galen
im 4. Jabrzehnt seines Lebens verfasste, bis zum 16. Jahrhundert die Anatomie
beherrscht hat. Es gibt aber noch eine zweite Anatomie des Auges von
Galen im zehnten Buch seines umfangreichen Werkes ȟber die anatomi-
schen Präparationen«, welches seiner reifsten Zeit angehört, (nach Über-
schreitung des 60. Lebensjahres), das aber im griechischen Text verloren
gegangen ist und nur durch eine arabische Übersetzung erhalten blieb. Diese
ist 1906 von Dr. Max Simon ins Deutsche übersetzt worden. Wir ent-
„nehmen ihr, dass die Darstellung des Auges, die einer Präparation der ein-
zelnen Hüllen von aussen nach innen folgt, einen wesentlichen Fortschritt
gegen die erste Anatomie bedeutet. Sie ist aber von geringem Einfluss auf
die Weiterentwicklung der Wissenschaft geblieben, da der Rat Galens, durch
eigene Präparationen sich von den geschilderten Verhältnissen selbst zu über-
zeugen, weder von den griechischen noch arabischen Ärzten befolgt wurde,
sondern die älteren Dogmen weiter gläubig nachgebetet wurden.
Van der Hoeve (555) gibt in seiner Antrittsvorlesung eine
historisch-kritische Übersicht der Errungenschaften der Augenheilkunde in den
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 211
letzten 50 Jahren. Noch immer gilt, was Doyer an derselben Stelle vor
50 Jahren sprach: Endlos ist die Zahl der Fragen, au die Physiologie,
pathologische Anatomie, Klinik und Chirurgie ihre Kräfte noch zu widmen
haben. W eve.
Wir kennen Boerhaves augenärztliche Vorlagen aus den
beiden von Haller besorgten Ausgaben: »Praelectiones de morbis oculorum «
nach Diktaten einiger Schüler. Nach Zeemann (561) bilden im Gegensatz
zu Campers Lehrbuch der Augenheilkunde Boerhaves Vorträge kein
_ Nachschlagewerk für den Augenarzt sondern eine »allgemeine« Ophthalmo-
logie, eine Grundlage für denjenigen, der durch eigene experimentelle Arbeit
und Studium sich eine eigene Augenheilkunde schaffen will. Weve.
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen).
Ref.: Höhmann.
*562) Arnold, W.: Über Neuritis optica als Spätsymptom bei Fleck-
fieber. Wiener klin. Wochenschr. 1919. Nr. 36. Referat in Münch. med. Wochen-
schr. 1919. Nr. 47. S. 1360.
*563) Angstein, H.: Über Augenerkrankungen im Anschluss an Grippe.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 541.
*564) Bab, W.: Beitrag zu den Augenstörnngen durch Methylalkohol-
vergiftung. Berliner klin. Wochenschr. 1919. Nr. 42.
565) Bergmeister: Über Augenmuskellähmungen in der frühen Sekundär-
periode der Syphilis. Sitzung d. ophthalm. Gesellsch. in Wien. Refer. in Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. 1919 Il. Bd. 63. S. 404.
*566) Boeninghaus, H. W.: Ein Fall von metastatischer eitriger Iri-
docyclitis nach Influenza. Inaug.-Diss. Heidelberg 1919.
*567) Dellmann, Fr.: Metastatische Prozesse am Auge bei Endocarditis
lenta. . Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919 II. Bd. 63. S. 661.
568) Fuchs, A.: Über die Entstehung einer reflektorischen Pupillen-
starre durch Methylalkoholvergiftung. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. H. 7/2.
S. 50. Ref. s. Nr. 695.
* 569) Goldstein, Käthe: Ein Fall von Iridocyclitis nach Typhus. Inaug.-
Diss. Heidelberg 1919.
*570) Hirsch: Über Angensymptome bei Hypophysentumoren. Sitzung
d. ophthalm. Gesellsch. in Wien. Refer. in Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919.
Bd. 63. S. 407.
*571) Hochgürtel, M.: Über Allgemeinintoxikationen nach Homatropin-
einträufelung. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. H. 5. S. 277.
572) Junius: Doppelseitige Erblindung nach Gesichtserysipel mit seltenem
Befund an der Netzhaut. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. H. ''s. S. 1. Ref. s. Nr. 740.
*573) Muskens: Neuralgia ophthalmica. Nederl. Tydsch. v. Geneesk. I.
1919. Nr. 26.
574) Rieth, H.: Iridozyklitis bei Parotitis epidemica und anderen
Speicheldriisenschwellungen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 527.
Ref. s. Nr. 693.
*575) Roorda Smit, J. H.: Over negatieve Wassermannreactie by oogen
en herzensyphilis. Nederl. Tydsch. v. Geneesk. I. 1919. N. 26.
°. xve
212 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
576) Saupe, K.: Über einen Fall von Astthrombose der Zentralvene
nach Einatmen von Kampfgas. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. 3. 542.
Ref. s. Nr. 735.
*577) Scheer, W. M., van der: Over Mongolismus. Nederl. Maandschr.
voor Verlosk. en Vrouwenzickten en voor Kinderzickten. 1919. Nr. 4.
* 578) Schoondermark, A.: Een eigenaardige meebeweging. (Eine eiger-
artige Mitbewegung.) Nederl. Tydsch. v. Geneesk. II. Nr. 2.
*579) Vervloet, ©. G.: Hypophysaire dystrophia adiposo - genitalis.
Klinisch Genootschap te Rotterdam. Vers. 3. Mai 1918.
*580) Walter: Vergiftungserscheinungen nach aus Brennspiritus her-
gestelltem Schnaps. Sitzungsbericht Rostock 24. Juni 1919. Med. Klinik 1919.
Nr. 41. S. 1043.
*581) Derselbe: Hypophysistumor. Sitzungsbericht Rostock 24. Juni 1919.
Med. Klin. 1919. Nr. 41. S. 1043.
Nach Arnold (562) findet sich Neuritisopticaals Spätsymptom
bei Fleckfieber mindestens ebenso oft wie bei Meningitis (144 mal in
244 Fällen). Sie ist am ausgesprochensten in den letzten Fiebertagen oder
nach der Entfieberung und mehr im Kindes- und mittleren Alter als bei
älteren Kranken, meist bei gutartig verlaufenden Fällen. Auch die Prognose
der Neuritis selbst ist in der Regel eine günstige; schwerere bleibende Schadi-
gungen kommen aber vor. Da bei Abdominaltyphus eine Neuritis oder
Stauungspapille nur ganz ausnahmsweise vorkommt, ist sie ein wichtige
Zeichen für die Diagnose des Flecktyphus, zumal in dessen späterem Verlauf.
Goldstein (569) beschreibt den anatomischen Befund eines Falles
von Iridozyklitis nach Typhus. Es handelte sich um eine 23 jährige
Patientin, die einen Monat nach Erkrankung an Typhus eine rechtsseitige
Iridozyklitis bekam, die unter Bildung von Glaskörperabszess zur Amaurox
führte und die Enukleation notwendig machte. Die anatomische Untersuchung
des Bulbus ergab eine umschriebene metastatische Entzündung des Ziliar-
körpers und der Ora serrata. Die Entzündung hatte vorwiegend plastischen
Charakter. Die schwersten Veränderungen bestanden im Glaskörper (voll-
ständige Schrumpfung, bindegewebige Umwandlung, in der Mitte ein plasti
sches Exsudat); in der Netzbaut ausgesprochene Proliferation, Verklebung mit
dem Glaskörper durch Exsudat. Da alle sonst bei Iridozyklitis in Betracht
kommenden Ursachen auszuschliessen waren, kann man für den Prozess die
Typhusbazillen verantwortlich machen. l
Einen Fall von metastatischer eitriger Iridozyklitis nachInfluenza
bringt Boeminghaus (566). Der 5Yjährige Patient erkrankte 5 Wochen
vor der Aufnahme an Grippe. Im Laufe der 3. Woche trat Entzündung
des linken Auges ein, die anfangs gutartig schien, dann aber rasch sich zu
schwerer eitriger Iridozyklitis mit Glaskörperabszess und Netzhautablösung
entwickelte und nach 9 Tagen die Enukleation erforderlich machte. Pathe
logisch-anatomisch ist der Hauptsitz der Erkrankung der Ziliarkörper und die
Iris, hauptsächlich auf der nasalen Seite; am Ziliarkörper bat die eitrige
Einschmelzung ihre höchsten Grade erreicht, hier sind auch die Gefässe, Siu
der Erkrankung. Es handelte sich bei der Augenerkrankung um eine Mish-
infektion von Influenzabazillen vmit Staphylokokken Dass die Ophthalmie
anfänglich gutartig schien und plötzlich so stürmisch wurde, erklärt B. auf
Grund des anatomischen Befundes dadurch, dass dem Wachstum der Bakteren
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 213
und ihrer Ausbreitung anfänglich die gefässfreie Linse im Wege stand, bis
dann unter der histolytischen nekrotisierenden Wirkung der Bakterien eine
Perforation der Hinterkapsel erfolgte, die den Mikroorganismen den Weg
zu besseren Entwicklungsverhältnissen bot.
H. Augstein (563) bringt eine Schilderung der Augenerkrankungen,
dieim Anschlussan dieGrippeepidemie in Freiburg im Jahre 1918/19
zur Beobachtung kamen. Am häufigsten wurden die Konjunktiva und die
Lider in Mitleidenschaft gezogen (Conjunctivitis follicularis und simplex,
gebäuftes Auftreten von Hordeola, Lidabszessen und Blepharitis ulcerosa).
Eitrige Erkrankungen der Nebenhöhlen, z. T. mit schwersten orbitalen Kompli-
kationen kamen öfter zur Beobachtung. Zweimal kam es zu metastatischer
Panophthalmie. Augenmuskellihmungen wurden überhaupt nicht beobachtet.
Von Bulbuserkrankungen wurden nur Hornhauterkrankungen (häufig Wieder-
aufflackern alter ekzematöser Prozesse mit unverhältnismässig viel perforieren-
den Geschwiiren, ferner Herpes cornene) und Glaukomanfiille beobachtet, letztere
offenbar infolge der psychischen Aufregung und der Allgemeinerkrankung.
Als typische Augenerkrankungen nach Grippe waren die Erkrankungen nicht `
anzusehen. Es handelte sich an keiner Stelle um spezifische Komplikationen.
Wohl aber zeigte es sich hier, dass die Grippe indirekt das Sehorgan mannig-
fach schädigen kann.
Walter (681) berichtet über einen Fall von Hypophysistumor,
der unter dem Bild der Taboparalyse verlief. Infektion vor 25 Jahren.
Wassermann im Blut und Liquor negativ. Pupillen: links lichtstarr, rechts
träge Reaktion. Beiderseits Optikusatrophie, links Amaurose, rechts starke
Herabsetzung des Sehvermögens, aber keine Gesichtsfeldeinschränkung. Herab-
gesetzte Sehnenreflexe. Psychisch: Gedächtnisschwäche, Grössenideen, Ur-
teilschwäche, Desorientiertheit, Konfabulationen.
Hirsch (570) bespricht die Augensymptome bei Hypophysis-
tumoren. Er zeigt an Sektionspräparaten, dass die Sehstörungen weniger
durch Dehnung als durch Einschnürung des Chiasmas durch die Gefässe
hervorgerufen werden und die Schädigung der ungekreuzten Fasern auf mecha-
nischem \Vege geschieht. Von den 59 von ihm operierten Fällen hatten
45 keine Akromegalie. Bei letzteren waren stets Störungen des direkten
Sehens vorhanden (von Herabsetzung des Visus eines Auges bis fast voll-
ständiger Erblindung beider Augen); von Gesichtsfeldstörungen fand sich
temporale Hemianopsie in 84°/o der Fälle (totale Hemianopsie oder nur Aus-
fall für Farben oder von Quadranten einer oder beider Seiten), homonyme
Hemianopsie in 7°jo als Folge einer Traktuslasion, Ausfall der nasalen Hälfte
eines Auges (als Vorläufer einer homonymen Hemianopsie) in 4°/o, zentrale
Skotome in 11°/o nur in den Anfangsstadien der Erkrankung, uncharakte-
ristische Störungen in 7°/o (ausschliesslich bei Stauungspapille), Als Seh-
nervenbefunde zeigte sich Atrophie in 91°/o, Neuritis optica in 4,5 °;0, Stauungs-
papille in 9°/o. Keineewegs immer besteht zwischen Spiegelbefund und Seh-
störung Kongruenz. Als Erscheinungen im Bereich anderer Hirnnerven ergaben
sich Augenmuskellahmungen 7 °/o (ausschliesslich Okulomotorius) Nystagmus 7 °/e,
Olfaktorius 11/0; Übererregbarkeit des Vestibularis, Entartungsreaktion des
Mundfazialis, Herabsetzung des Hörvermögens, Diabetes mellitus, Diabetes
insipidus. — Bei den Fällen mit Akromegalie (Gesamtzahl 22 Fälle) hatten 55 °/o
keine Sehstörungen ; dies erklärt sich durch den intrasellaren Sitz des Hypophysis-
tumors. Vorkommende Sehstörungen waren gleicher Art wie bei den Fällen
-_
214 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
der 1. Gruppe. Unter 12 Fällen waren es 11mal Störungen des direkten
Sehens, 9mal temporale Hemianopsie, 2mal homonyme Hemianopsie, 7 mal
_ Sehnervenatrophie, I mal Stauungspapille, 2mal Nystagmus, imal Augen-
muskellahmung, 1 mal Herabsetzung des Geruches, 1 mal Graefes Symptom.
Die Hypophysistumoren mit Akromegalie unterscheiden sich von denen obne
Akromegalie dadurch, dass sie in mehr als der Hälfte keine Sehstörungen
erzeugen. Stauungspapille und Neuritis ist bei Hypophysistumor selten.
Vervloet (579) beobachtete folgenden zweifelhaften Fall von hypo
physärer Dystr. adip-gen. 27jährigen Frau, seit 4 Jahren verheiratet, niemals
schwanger. In letzter Zeit ausgesprochene Polyphagie, Polyurie, Polydipsie,
Gesichtsfarbe auffallend gerötet, Körpergewicht zugenommen, erhöhte Speichel-
sekretion, starker Haarausfall, geringe Schweisssekretion, Kopfschmerzen,
Schwäche- und Ermüdungsgefühl, Schläfrigkeit, sobald Patientin sich selbst
überlassen wird. Wassermann-Reaktion wiederholt negativ, auch beim
Gatten, Menstruation zurückgegangen, Sella turcica zu tief (nicht seitlich ver-
grössert). Uriu: kein Zucker, kein Eiweiss. Keine weiteren körperlichen Ab-
weichungen (Blutzuckergehalt deutlich zu niedrig), Nebenhöhlen der Nase ohne
pathologischen Befund. Blinder Fleck vergrössert, doppelseitige geringe Ge
sichtsfeldverkleinerung temporal-oben. Behandlung mit Hypophysistabletten ohne
Erfolg; Pituitrin-Injektionen ergaben nur Herabsetzung der Urinmenge und
der Kochsalz- und Ureumausscheidung. Kochsalzarme Diät beeinflusste nur
die Urinmenge. Jodkal. ohne Einfluss. Die zur Differentialdiagnose wichtigen
Möglichkeiten werden diskutiert. In der nachfolgenden Diskussion wird von
mehreren Seiten die Richtigkeit der Diagnose bestritten, zumal die Vergrosse-
rung der blinden Flecke besser als hysterisch zu deuten, und die Form der
Sella nicht sicher pathologisch sei, auch das plötzliche Aufhören der Polyure
bei Aufnahme ins Krankenhaus sei verdächtig. Weve.
Dellmann (567) beschreibt einen Fall von metastatischer Ent-
zündung der Augen bei Endocarditis lenta bei einem 27 jährigen
Patieuten. Der Patient war im Anschluss an eine Endocarditis lenta (Blut-
aussaat auf Agar ergab Streptococcus viridans in Reinkultur) vor fast 4 Monaten
rechts erblindet. 4 Wochen vor dem Exitus ergab die Augenuntersuchung
beiderseits äusserlich keinerlei Entzündungserscheinungen, ophthalmoskopisch
rechts Optikusatrophie mit nur wenig verwaschenen Grenzen; links Papillitis
und einzelne kleine peripapilläre Blutungen, kleine entzündliche Herde an den
Netzhautgefässen (kleine runde graugelbliche Fleckchen, ähnlich kleinen
Tuberkeln). Sie stellten sich als Rundzelleninfiltrate der inneren Schichten
in der Peripherie der Netzhaut mit und ohne umgebende Blutungen dar. Die
Blutungen waren von den inneren Schichten aus erfolgt. Die Papille war
ödematös gequollen, in -ihr waren keine Bakterienemboli oder Thrombosen
nachweisbar. Solche fanden sich auch nicht in der Chorioidea. D. glaubt,
dass die Retinitis septica und eitrige metastatische Ophthalmie nicht prinzipiell
zu trennen sind, dass vielmehr die Unterschiede nur graduell sind und beide
bedingt sind durch die Ansiedlung von Keimen selbst im Auge und die
Schwere der metastatischen Veränderungen am Auge parallel geht mit der
Virulenz und Menge der Erreger. Diese Auffassung steht auch gut im Ein-
klang mit der Beobachtung, dass klinisch auf einem Auge Retinitis septica,
auf dem anderen eine eitrige Ophthalmie festgestellt werden kann.
Roorda Smit (575) gibt eine kurze Beschreibung einiger
Fälle von Augen- und Hirnsyphilis mit negativer Wassermann-Reak-
tion und hebt die geringe Bedeutung einer negativen Reaktion hervor. Weve.
II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 215
Vander Scheer (577) fand Mongolismus bei nicht weniger als 5,5 /o
der Geistesschwachen in unseren Anstalten. Erblichkeit spielt keine Rolle,
jedoch sind die Patienten oft Letztgeborene aus grösseren Familien und be-
fanden die Mütter sich schon im vorgeschrittenen Alter. Sämtliche körper-
liche Abweichungen einschliesslich die im Alter von 8—18 Jahren sich ent-
wickelnde Katarakt glaubt der Autor zurückführen zu können auf Ent-
wickelungshenimungen infolge zu engen Amnions während einer bestimmten
Phase der fötalen Entwickelung. W eve.
Musk ens (573) heilte einen Fall von hartnackiger Neuralgie
des N. supraorbitalis durch sub- periostale Ausrollung inner-
halb der Orbita. Die Neuralgie hatte sich im Anschluss an eine Linsen-
extraktion entwickelt und blieb fortbestehen, obwohl das Auge sich beruhigt
hatte. Weve.
Bei einer marantischen Frau (Dementia paranoides) beobachtete Anna
Schoondermark (578) während eines durch Ammoniakvergiftung herbeige-
führten Komas eine Kontraktion des gleichseitigen Musc. ptery-
goideus und Masseter bei Auslösung des Hornhautreflexes. Da
sämtliche tiefe Reflexe ausgelöst waren (auch am Kopfe) bei zu gleicher Zeit
erhöhter direkter mechanischer Reizbarkeit der Muskeln, dürfte diese merk-
würdige Synkinesie wohl mit dem letztgenannten Umstand zusammenhängen.
Weve.
Walter (880) berichtet über 2 Fälle von Vergiftungserschei-
nungen nach aus Brennspiritus hergestelltem Schnaps. Beide
Patienten waren Alkoholiker, die nach täglichen Genuss von angeblich 2 Glas
Schnaps Sehstörungen mit Übelkeit, Durchfall, Schwindelgefühl und Tremor
bekamen. Der 1. Fall zeigte ausser Tremor der Hände und des Kopfes,
herabgesetzten Sehnenreflexen und etwas weiten Pupillen bei guter Reaktion
nichts Besonderes. Die Erscheinungen waren in einigen Tagen wieder ver-
schwunden. Der 2. Fall zeigte Mydriasis bei etwas träger Lichtreaktion, all-
gemeiner Reflexsteigerung und starken klonischen Tremor aller Extremitäten
und des Unterkiefers. Der Augenhintergrund konnte aus äusseren Gründen
nicht untersucht werden. Der Urin war frei von Eiweiss und Zucker.
3 Fälle von Augenstörungen durch Methylalkoholvergiftung
beschreibt Bab (564). Die Vergiftung war in allen 3 Fällen durch Schnaps-
genuss entstanden. Die Pupillen waren lichtstarr, reagierten aber auf Kon-
vergenz. In 2 Fällen war das typische Bild der Neuritis optica nicht aus-
geprägt, vielmehr nur eine leichte Verschleierung der Papillen vorhanden.
Alle 3 Fälle zeigten keine Tendenz zur Besserung. Im 1. Fall bestand
bereits nach 4 Wochen deutliche Sehnervenatrophie, im 2. Fall trat die
Atrophie nach 2 Monaten auf. In einem 4. Fall mit anhaltender Tendenz
zu Besserung hatte der Patient übelriechende Wurst gegessen und dazu etwa
9 Schnäpse getrunken. Zunächst zeigte sich leichte Neuritis optica beider-
seits, Amaurose und Fehlen der Lichtreaktion. Im Verlaufe von 3 Monaten
besserte sich das Sehvermögen bis auf 5/7 und 5/15; ophthalmoskopisch zeigte
sich abgelaufene Neuritis optica, die Pupillen reagierten wieder normal. B.
nimmt für diesen Fall unvollständig ausgeprägten Botulismus an.
Hochgürtel (571) beschreibt 3 Fälle von Allgemeinintoxikation
nach Homatropineinträufelung aus der Bonner Universitätsklinik. Im
1. Fall erhielt ein 74 jähriger Patient einen Tropfen einer 1°/o Lösung im
2. und 3. Fall ein 12- und ein 10 jähriges Mädchen 3 bzw. 2 Topfen im Ab-
stand von 10 Minuten. Die Symptome der Intoxikation bestanden in Un-
` 216 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
ruhe, Krämpfen, Bewusstlosigkeit Gesichtshalluzinationen, die eine Stunde bis
einen Tag lang anhielten. Nach Ablauf eines Tages spätestens fühlten sich
die Patienten wieder vollkommen wohl. Die verwendete 1°/o Homatropin-
lösung wurde genau untersucht und vollkommen einwandfrei gefunden. Zur
Erklärung der Intoxikation dürfte vielleicht die bei allen 3 Patienten vor-
handene Unterernährung herangezogen werden. Die Bonner Klinik ver-
wendet deshalb jetzt nur noch '/2°/oige Lösung.
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie.
Ref.: Löhlein.
582) Fuchs: Ein Fall intraokularer Aktinomykose. v. Graefes Arch.
f. Ophtb. Bd. 101. 8. 24. Ref. s. Nr. 707.
* 588) v. Hippel, E.s Uber tuberkulöse Augenerkrankungen. Med. Klin.
Nr. 43. S. 1077. l
* 584) Koch, H.: Wezen en behandeling van scrofuleuse vogontstekingen.
(Über Wesen und Behandlung skrophulöser Augenentzündungen.) Nederl.
Tydsch. v. Geneesk. I. Nr. 17. 1919.
*585) Krusius: Augentuberkulose und aktive Immanisierung nach
Friedmann. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 48. S. 1380.
*586) Kunz-Krause: Uber den mydriatischen Wirkungsgrenzwert des
Atropins. Kolloidzeitschr. Bd. 25. H. 3.
*587) v. Nestlinger: Uber die Lebensdauer des sogen. Koch-Weeks-
schen Bazillus auf künstlichem Nährboden. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Okt.-Nov. S. 514.
i 588) Passow: Allgemeine und lokale Bestrahlung mit ultraviolettem
Licht bei skrofulösen Augenleiden. Med. Klin. Nr. 51. S. 1307. Ref. s. Nr. 671.
* 589) Schnyder: Die Iontophorese in der Ophthalmologie. Klin. Monatebl.
f. Augenheilk. Okt.-Nov. S. 433. |
*590) Schulte, J. E.: Een eigenaardige meebeweging. (Eine merk-
würdige Mitbewegung.) Nederl. Tydsch. v. Geneesk. II. Nr. 23.
*591) Selz: Beitrag zur Augenmassage. Zeitschr. f. Augenheilk. H. 5. 8. 272.
*592) Sinn: Über Neurorezidive nach reiner Salvarsan- und Silber-
salvarsanbehandlung. Münch. med. Wochenschr. Nr. 48. S. 1228.
* 593) Sprüth: Salvarsan und Salvarsanschäden. Inaug.-Diss. Heidel-
berg 1919.
*594) Wessely: Die Pathogenese und Therapie der phlyktänulären
Angenerkrankungen, zugleich ein Beitrag zum Skrofnlose-Problem. Jahres-
kurse f. ärztl. Fortbildg. Nov. 1919.
a) Allgemeine und experimentelle Pathologie.
In seiner Abhandlung über die Pathogenese und Therapie der phlyk-
tänulösen Augenerkrankungen gibt Wessely (594) nicht nur ein eingehen-
des Referat über den Stand der Frage wie überhaupt über den des Skrofulose-
Problems, sondern er bespricht in diesem Rahmen eine Anzahl eigener klini-
scher Erfahrungen und experimenteller Untersuchungen aus der Würzburger
Klinik. Wessely verwirft den Ausdruck Keratoconjunctivitis ekzematosa
in seiner vielfach angewandten Verallgemeinerung und hält an dem Begriff
des phlyktänulösen Prozesses fest, wenn auch anatomisch von einer Bläschen-
bildung nicht die Rede sein kann. Die phlyktänulösen Augenerkrankungen
III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 217
einfach als Teilerscheinung der exsudativen Diathese anzusprechen, wie Czerny
es tat, geht nach Wessely in Übereinstimmung mit den meisten Ophthal-
mologen nicht an; schon das zeitlich verschiedene Auftreten beider spricht
durchaus dagegen; auch die Progredienz und Malignität vieler phlyktänulöser
Augenprozesse. Es gehören diese vielmehr dem Gebiet der skrofulésen Er-
krankungen an, die besonders‘ bei vernachlässigten, unsauberen Kindern und
mit Vorliebe auf dem Boden einer exsudativen Diathese sich entwickeln. Da-
bei gehört die Phlyktänulosa zu den skrofulösen Symptomen, bei denen trotz
ihres tuberkelähnlichen Baues, weder mikroskopisch noch im Impfversuch
Bazillen nachgewiesen worden sind. Der tuberkulöse Charakter der Augen-
erkrankung ist dabei gekennzeichnet durch die positive Tuberkulinreaktion
(Pirquet in zirka 90°/o-+-) sowie das gelegentliche Auftreten phlyktänulöser
Prozesse nach Einträufelung von Tuberkulin in den Bindehautsack. Es er-
gibt sich der Schluss, dass fast alle mit ausgesprochen skrofulösen Augen-
erkrankungen behafteten Kinder mit Tuberkelbazillen infiziert sind oder vor-
sichtiger gesagt tuberkulotoxisch überempfindlich sind. Im positiven Ausfall
der Tuberkulinprobe sieht Wessely mit Pirquet nicht einen anaphylaktischen
Vorgang, sondern das Zeichen einer einfachen Allergie. Durchaus geteilt
sind die Meinungen noch hinsichtlich der Frage, ob die einzelnen skrofulösen
Augenentzündungen tuberkulotoxisch sind oder auf der Ansiedelung lebender,
abgeschwächter oder abgestorbener Tuberkelbazillen beruhen. Wessely zeigt,
dass keine von beiden Auffassungen allein alle Befunde erklären kann und
dass daher beide für bestimmte Fälle ihre Berechtigung haben müssen; be-
sondere für die eigentlichen Hornhautprozesse ist die Annahme einer toxischen
Entstehung ganz unwahrscheinlich, während das Vorkommen von Tuberkel-
bazillen in Analogie zu dem von Leprabazillen in der Hornhaut wohl denk-
bar ist. Jedoch nimmt Wessely an, dass das Bild der phlyktänulösen
Augenentzündungen durch die Bazilleneinschleppung erst zustande kommt,
wenn eine tuberkulotoxische Überempfindlichkeit besteht. Erst aus dem Gegen-
einanderwirken der verschleppten Bazillen im allergischen Gewebe entsteht
vermutlich das charakteristische Krankheitsbild. So erklärt sich auch, dass
im Säuglingsalter, wo die Antikörperbildung sehr gering ist, Phlyktänen auch
bei tuberkulösen Kindern nicht vorkommen. Die alte Erfahrung, dass bei
tuberkulösen Kindern Phlyktänen besonders heftig kurze Zeit nach Ausbruch
eines Masernexanthems auftreten, konnte Pirquet dadurch erklären, dass
die Tuberkulinempfindlichkeit nach Ausbruch des Masernexanthems enorm
sinkt, um nach 3 Tagen erneut anzusteigen. Nachuntersuchungen von Filbry
und Köllner mit der abgestuften Pirquetreaktion bestätigten, dass die
Abnahme der Tuberkulinallergie zusammenfällt mit einer Besserung, die Zu-
nahme mit einer Verschlechterung phlyktänulöser Prozesse. Bei Besprechung
der Therapie beschränkt sich Wessely auf die Allgemeinbehandlung, nur
warnt er vor unnötiger Anwendung von Kalomel und Atropin. Bei der
Allgemeinbehandlung spielen äussere Pflege und Reiulichkeit eine wesent-
liche Rolle. Dagegen bewährte sich die Czerny sche Diätvorschrift der geringen
Fett- und Eiweisszufuhr zur Bekämpfung der exsudativen Diathese nicht.
Schon die Zunahme dieser Prozesse während der eiweiss- und fettarmen Kriegs-
jahre bildet einen erheblichen Einwand gegen diese Lehre. Regelmässige An-
wendung fand im, Sommer die Lichtkur, im Winter die künstliche Höhen-
sonne. Auch von parenteralen Milchinjektionen hat Wessely bei skrofulösen
Hornhautprozessen Erfolge gesehen. Recht zurückhaltend urteilt er über die
218 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Tuberkulintherapie der Phlyktane. Arbeitet man mit kleinen Dosen und ist
infolgedessen der Verlauf der Kur ein reaktionsloser, so bleibt der Verlauf
der Krankheit offenbar unbeeinflusst. Kommt es dagegen zu -heftiger Reak-
tion, 80 ist zwar gelegentlich eine auffallende Besserung unter gleichzeitigem
Sinken der Hautallergie festzustellen, doch ist oft der Erfolg nicht von Dauer.
Mit Partialantigenen sah Wessely oft sogar erhebliche Verschlechterungen.
Die spezifische Behandlung leichter Fälle oder gar prophylaktische Tuberkulin-
behandlung unterlässt Wessely. Bei hartnäckigen, zu Rückfällen neigenden
Fällen wendet er Bazillenemulsion an.
Schulte (590) betrachtet die von Frl. Dr. Schoondermark be
obachtete Kontraktion des gleichseitigen Muse. pterygoideus und Masseter bei
Auslösung des Hornbautreflexes als einen Fall des Trömmerschen »Pterygo-
Kornealreflexes-. Das Fehlen der im Falle S. angegebenen tiefen Reflexe
schliesse eine zum Teile erhöhte Reflexerregbarkeit nicht aus. Die Benennung
»Mitbewegung~ sei nicht zutreffend. Weve.
v. Nestlinger (587) konnte ebenso wie das für den Influenzabazillus
bekannt ist, auch für seine von Bindehautkatarrhen gezüchteten sogenannten
Koch- Weeksschen Stämme nachweisen, dass sie auf Taubenblutagar sozu-
sagen unbegrenzt weiter züchtbar sind. Dies ist früher von manchen Autoren
für ihre Koch- Weeksschen Bazillen bestritten worden (Weichselbaun-
Müller, zur Nedden u. a.), was sich aber daraus erklären kann, dass
die Beobachter mit Aszites- oder Menschenblutnährböden arbeiteten. Zwar
veränderten sich die Nestlingerschen Stämme morphologisch, insofern die
Bazillen kürzer und dicker wurden, aber die Tierpathogenität blieb erhalten:
intraperitoneale Injektion tötete Meerschweinchen innerhalb 14 Stunden und
auch auf der menschlichen Bindehaut liess sich ein leichter Katarrh erzeugen.
Nestlinger ist daber der Ansicht, dass die Gleichheit der sogenannten
Koch-Weeksschen Bazillen mit dem Influenzabazillus erwiesen sei.
b) Allgemeine und experimentelle Therapie.
Kunz-Krause (586) hat am Katzen- und Kaninchenauge den mydriati-
schen Wirkungsgrenzwert des neutralen Atropinsulfates bestimmt in der Hoff-
nung in dieser biologischen Methode einen Ersatz für die chemische Gehalts
bestimmung des Extractum Belladonnae zu gewinnen. Vom ophthalmologi-
schen Standpunkt wäre an der hierbei angewandten Versuchsanordnung
mancherlei auszusetzen, so dass jedenfalls die zahlenmässige sehr weitgehende
Genauigkeit illusorisch erscheinen muss. Das Ergebnis bleibt gleichwohl
überzeugend: Die mydriatische Wirkung des Belladonnaextraktes bleibt ganz
ausserordentlich weit hinter der nach dem chemisch errechneten Atropin-
gehalt zu erwartenden zurück und die Erklärung, dass dies aus der adsorptiven
Wirkung kolloider Begleitstoffe — Tannoide, sogenannte Extraktivstoffe, Pektin-
und ähnliche Körper — zu verstehen sei, ist überzeugend. Diese behindern nach
Art der Schutzkolloide den Übertritt des Alkaloides in die Augenflüssigkeit.
Selz (591) empfiehlt die Massage zur Behandlung chronischer Augen-
erkrankungen wieder mehr heranzuziehen, und zwar kommt sie hauptsächlich
für die Erkrankungen der Lider und der Bindehaut in Betracht. Im Gegen-
satz zu den von anderen empfohlenen Methoden der Massage der Lider auf
einer Hornplatte oder mit Glasstäben ist sein Verfahren für die Patienten
weniger unangenehm und dabei sehr bequem und in der Stärke abstufbar.
Er legt den Daumen der linken Hand mit seiner radialen Seite an das Ober-
HI. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 219
lid, und zwar an den konvexen Knorpelrand, den Zeigefinger der rechten
— mit einem Gummifinger überzogen — in der Längsrichtung an den
konvexen Tarsusrand des Unterlides. Führt man nun beide Finger sacht
gegeneinander, so stülpen sich beide Lider nach vorne aus, so dass ihre Binde-
hautflächen in breiter Ausdehnung aneinander liegen. Der Daumen der linken
Hand bleibt nun ruhig liegen und gegen seinen Nagel drückend schiebt der
Zeigefinger der rechten Hand das Unterlid kräftig hin und her. Auch die
Übergangsfalten lassen sich bequem in Massageberührung bringen. Vor der
Massage wird Präzipitatsalbe, Ichthyolsalbe oder bei Trachom eine Kupfer-
salbe eingestricben. Die Einzelbehandlung dauert drei Minuten und wird
anfangs täglich, später zwei- bis dreitägig vorgenommen. Ein bleibender Er-
folg ist im allgemeinen in 6—8 Wochen zu erzielen, und zwar sind die Er-
fahrungen des Verfassers besonders günstig bei folgenden chronischen Ent-
zündungszuständen: Blepharitis squamosa, Blepharitis ulcerosa, und Folge-
zustände, chronische Blepharo-conjunctivitis, chronischer Follikularkatarrh und
Conjunctivitis sicca, sowie die Rückfälle nach behandeltem Trachom.
Schnyder (589) bespricht eingehend Theorie und Praxis der
Iontophorese am Auge und berichtet im Anschluss daran über die
klinischen Erfahrungen im Augenspital in Luzern. Er kommt zu einem
sehr günstigen Urteil und empfiehlt die Anwendung der zu unrecht vernach-
lassigten Behandlungsmethode dringend. Im einzelnen ist aus seinen Er-
gebnissen folgendes hervorzuheben: Die günstigen Bedingungen für eine er-*
folgreiche Ionentherapie bieten der Lidrand und besonders die Hornbaut,
deren träge Zirkulation eine rasche Verschleppung der Ionen verhindert und
deren intensive, lokale Einwirkung begünstigt. Wir wissen heute dank der
Ergebnisse der Kolloidforschung — dass bei der elektrischen Zuführung von
Medikamenten sowohl Kataphorese (Alkaloide!) als allerdings ganz besonders
Jontophorese (besonders bei den dissoziierten Lösungen) eine Rolle spielen.
Die Wirkung auf das Gewebe ist je nach der Menge ihrer eingeführten Ionen:
1. Die eines trophischen Reizes (Chlor-Jod I. Ph. und Zink I. Ph. schwacher
Dosierung) oder 2. eine bakterizide (Zink I. Ph. stärkerer Dosierung) oder
3. eine albuminolytische (bei der Chlor-Jod I. Ph.). Hinsichtlich der einzelnen
angreifbaren Krankheitsbilder ergab sich folgendes: Beim Ulcus serpens
hat die Methode bei richtiger Wahl zwischen flacher Elektrode und Lubowsky-
Nadel nie versagt, obwohl es sich grésstenteils um schwere Fälle handelte.
Die Narben waren sehr zart. Auch Maculae corneae wurde bei früh-
zeitiger Behandlung durch die albuminolytische Wirkung der Chlor-Jod I. Ph.
erheblicher aufgehellt als mit den sonst üblichen Methoden. Das gleiche
gilt von der Kerat. parench. und der Kerat. disciformis. Bei den tropho-
neurotischen und torpiden Geschwüren der Hornhaut bedingt die
Anwendung schwacher Zink I, Ph. eine gesteigerte Regenerationsfähigkeit
unter Schonung der gesunden Umgebung. Das Gefässbändchen wird
von der Zink I. Ph. sofort zum Stillstand gebracht. Die gesunde Hornhaut
wird dabei geschont und die Aufhellung soll eine besonders gute sein. Die
Blephari tiden kommen bei Zink I. Ph. sofort zum Stillstand und sind
in 8—10 Tagen geheilt. Auf Grund dieser klinischen Erfahrungen befür-
wortet Schnyder die weitgehendste Anwendung des Verfahrens bei den
Erkrankungen des vorderen Augenabschnittes. |
Sinn (592) berichtet aus der Bonner Hautklinik von Neurorezidiven
reiner Salvarsan- und Silbersalvarsanbehandlung. Dass Neu-
220 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenbeilkunde.
rorezidive in den letzten Jahren nur noch selten mitgeteilt wurden, erklärt
sich daraus, dass grössere Injektionsserien von Salvarsan angewandt wurden.
Vor allem aber daraus, dass entsprechend dem Vorgang von E. Hofmann
kombinierte Behandlung mit Quecksilber und Salvarsan allgemeinen Eingang
fand. Gerade die hier mitgeteilten Fälle von Neurorezidiven bestätigen diese
Auffassung ; insofern es sich handelte um 3 Fälle, die nur mit Altsalvarsan
— einen Fall, der ausschliesslich mit Neosalvarsan — und einen, der mit
Silbersalvarsan behandelt worden war. Gerade von Silbersalvarsan war be-
hauptet worden, dass es die Kombination des Salvarsans mit dem Quecksilber
überflüssig zu machen geeignet sei. Dies scheint demnach nicht zuzutreffen.
Die Rezidive betrafen: 1. 5 Wochen nach Altsalvarsankur von 2,45 g Neuro-
rezidiv des Fazialis und Kochlearis; 2. 31.2 Wochen nach Altsalvarsan 0,6
und Salvarsannatrium, 5,25 beiderseitige Stauungspapille, linksseitige Abduzens-
lJähmung und rechtsseitige teilweise Okulomotoriusparese (schon Benario
wies darauf hin, dass von allen Neurorezidiven die Optikusaffektionen anı
frühesten auftreten). 3.9 Wochen nach Neosalvarsan 3,6 beiderseitige Fazialis-
parese. 4. 10 Wochen nach Altsalvarsan 2,4 Kopfschmerzen und erhebliche
Tragheit der Pupillenreaktion auf Licht und Konvergenz. 5. 1 Monat nach
Silbersalvarsan 3,35 Rezidiv des rechten Fazialis und rechten Akustikus. Da
die Fälle noch in Behandlung sind, kann über ihren Ablauf erst später be-
richtet werden.
Sprüth (593) berichtet in seiner Doktordissertation über die Erfahrungen,
die an der Heidelberger Augenklinik bisher mit Salvarsan gemacht wurden,
hinsichtlich der unerwünschten Nebenerscheinungen. Im ganzen
war deren Zahl gering, und unter 516 Injektionen zäblt Verfasser nur 8 Fälle
auf, bei denen mehr als dreitägige Magendarmerscheinungen oder Störungen
von seiten des Nervensystems von 4—20 Tagen Dauer bestanden. Bleibende
_ Schadigungen wurden nicht beobachtet. Neosalvarsan erwies sich als
weniger giftig.
Die gleiche Auffassung von der Stellung der phlyktänulösen Prozesse
. zur Tuberkulose wie Wessely vertritt E. v. Hippel (583) in seiner für
den praktischen Arzt bestimmten Darstellung über tuberkulöse Augen-
erkrankungen. Hinsichtlich der Tuberkulinbehandlung ist er der
Ansicht, dass sie das beste Verfahren gegenüber tuberkulösen Augenaffek-
tionen sei, vorausgesetzt, dass sie sehr lange fortgesetzt wird. Er legt dem
gewählten T'uberkulinpräparat keine grosse Bedeutung bei, rät aber zu anfäng-
lich geringer Dosierung und warnt davor absichtlich mit grösseren Dosen
heftige Reaktionen auszulösen, wenn auch nach diesen gelegentlich rasche
Besserung beobachtet würde.
Krusius (585) kündigt an, dass er neben klinischer Erprobung des
Friedmannschen Tuberkulosemittels, die bisher einen günstigen Ein-
druck erweckt, auch langfristige Tierversuche am Kaninchen begonnen hat,
die (analog zu früheren Versuchen gleicher Anordnung mit verschiedenen,
damals bekannten Tluberkulinpräparaten) erweisen sollen, ob eine nachweisbare
Einwirkung der Friedmann schen Tuberkulinbehandlung in einer Verlänge-
rung der Inkubationszeit, Erhöhung des Schwellenwertes und günstigem klini-
schen Verlauf nach Perlsuchtinjektion zum Ausdruck kommt. Er fordert zu
gleichartigen Versuchen auf.
Im Anschluss an die Mitteilung Wolffs über Vorbeugung phlyk-
tänulärer Rezidive durch Röntgenbestrahlung der Halslymphome befür-
hd
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 22]
wortet Koch (584) die nach seinen früheren Angaben durchgeführte Tuber-
kulinbehandlung. Weve.
IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik.
Ref. Löhlein.
*594a) Isakowitz: Drehpunkt oder Knotenpunkt? Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Okt.-Nov. S. 583.
*594b) Koeppe: Die Mikroskopie des lebenden Kammerwinkels im
fokalen Licht der Gullstrandschen Nernst-Spaltlampe. I. Teil. v. Graefes
Arch. f. Ophth. Bd. 101. S. 48.
*594c) Lindgreen: Fetttransplantation in die Tenonsche Kapsel nach
Enucleatio bulbi und ihre Technik. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Dez. S. 697.
*594d) Vogt: Die Spaltlampen-Mikroskopie des lebenden Auges. Münch.
med. Wochenschr. Nr. 48. S. 1369.
In der naturforschenden Gesellschaft in Basel hat Vogt (594d) kürz-
lich einen Überblick über die Grundlage der Spaltlampenmikroskopie |
des lebenden Auges und über die einzelnen Befunde besonders am normalen
Auge gegeben. Die Erfindung der Spaltlampe durch Gullstrand und ihre
kombinierte Anwendung mit dem Hornhautmikroskop (Henker) hat uns
eine grosse Zahl von anatomischen Befunden am lebenden Auge wiederzu-
finden gelehrt und darüber hinaus manche Ergebnisse geliefert, die auch der
anatomischen Untersuchung bisher entgangen Waren. Es soll hier nur einiges
aus Vogts Vortrag herausgegriffen werden, was als Resultat seiner eigenen
Arbeiten Erwähnung verdient. Dahin gehört die Anwendung eines Mess-
okulares zur linearen Messung, die Beobachtung vim spiegelnden Bezirk,
wodurch die Untersuchung des Hornhautendothels, der warzenförmigen
Prominenzen in den Randteilen oder Descemetschen Membran, Krümmungs-
anomalie der Hornhauthinterfläche usw. nachweisbar wurden. Auch auf dem
Gebiet der Untersuchung der lebenden Linse konnte Vogt wichtige Ergeb-
nisse erzielen.‘ Er zeigte, dass die Linse aus zwiebelschalenartig ‘übereinander
geordneten Zonen von verschiedener Reflexion zusammengesetzt ist, deren
jede der Faserschicht eines bestimmten Alters entspricht und durch ein be-
sonderes Nahtsystem ausgezeichnet ist. Neu sind auch die Feststellungen
Vogts über das Verhalten der regelmässig zu findenden Reste der Tunica
vasculosa derhinteren Linsenfläche. Man sieht regelmässig Reste derembryonalen
Arteria hyoloidea, die entsprechend ihrer Herkunft aus der Art. centr. ret.
nicht zentral am hinteren Linsenpol mündet, sondern nasal davon, so dass
das optisch wichtigste, zentrale Linsengebiet völlig klar bleibt. Und auch
die Struktur des Glaskörpers wird durch die Spaltlampenuntersuchung auf-
gehellt. Zwischen Linsenhinterfläche und Membr. hyaloid. lässt sich der auch
schon von Fuchs anatomisch nachgewiesene retrolentale Raum erkennen und
in der optisch leeren Gewebsflüssigkeit des Glaskörpers sieht man gewand-
artige, membranöse Gebilde hängen, die vielfach in vertikale und quere Falten
gelegt sind und eine fibrilläre Struktur erkennen lassen. Bei krankhaften
Zuständen zerfällt dieses Gerüst oder bedeckt sich mit verschiedenartigsten
Einlagerungen. Für die Untersuchung des Glaskörpers empfiehlt Vogt die
Mikrobogenspaltlampe als der Nernstspaltlampe überlegen.
222 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Köppe (594b) ist es im weiteren Verlauf seiner Versuche über die
durch die Gullstrandsche Nernstapaltlampe eröffneten Untersuchungemig-
lichkeiten am Auge gelungen, den lebenden Kammerwinkel der Unter-
suchung mit starker Vergrösserung weiter zugängig zu machen als frühere
Methoden (Salzmann und andere) es erlaubten. Zwei Wege führen zu
diesem Ziel: Die Verwendung einer Vorschaltkammer oder die eines Auf.
lageglases. Die Theorie beider Methoden wird ausführlich begründet. Die
Darstellung ist zum Referat nicht geeignet. Über die praktische Anwendungs-
weise der Apparate und die bisherigen Ergebnisse der neuen Untersuchungs
technik stellt Köppe weitere Mitteilungen in Aussicht.
Isakowitz (594a) macht darauf aufmerksam, dass in die Methodik
der Fremdkörperlokalisation unnötigerweise durch die Berück-
sichtigung des Drehpunktes neben dem Knotenpunkt eine
Komplikation und eine Fehlerquelle hineingetragen worden sei. Nach Hirsch-
berg sei nämlich bei der Gesichtsfeldaufnahme von Fremdkörpern zwar der
Knotenpunkt als Scheitelpunkt des gemessenen Winkels zu betrachten, bei
Anwendung des Lokalisationsaugenspiegels von Graefe dagegen der Dreh-
punkt. Nach Hirschberg entsprechen daher je nach der Prüfungsweise
jedem Netzhautpunkt zwei ganz verschiedene Winkelwerte, einem Aquator-
punkt beispielsweise der Winkel von 65° bei der Perimetrie, von 80° bei der
Spiegeluntersuchung. Isakowitz weist nun nach, dass diese Unterscheidung
irrtümlich ist und man auch bei der Untersuchung mit dem Lokalisations-
augenspiegel genau so den Gesichtswinkel messe wie mit dem Perimeter,
so dass man die Zahlen der Dondersschen Tabelle ohne weiteres auf die
mit beiden Verfahren ermittelten Winkel anwenden dürfe. Es erklärt eich
das daraus, dass bei der Drehung des Auges bei der Spiegelmethode auch
der Knotenpunkt eine Drehung um den Drehpunkt erfährt. Der Beweis
wird an Hand einer erläuternd schematischen Skizze geführt. Die Fehler-
quelle, die in der Hirschbergschen Auffassung liegt, ist für praktische
Zwecke durchaus nicht unerheblich.
Lindgreen (594c) führt die Fetttransplantation bei Enuklea-
tion folgendermassen aus: Enukleation in Narkose, Tamponade der Tenon-
schen Kapsel. Ein bulbusgrosser, kugeliger Klumpen Abdominalfett wird in
die vom Assistenten mit Pinzette offengehaltene Tenonsche Kapsel gestopft
und diese zugleich mit der Konjunktiva durch horizontal fortlaufende Katgut-
naht geschlossen, die sich in 5—6 Tagen aufsaugt. Wegen der Schrumpfung
des Pfropfes muss Fett im Überschuss überpflanzt werden und die Wund-
naht muss sehr genau angelegt werden; dagegen ist eine besondere Naht der
Muskeln, die Lindgreen früher empfahl, nicht notwendig.
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen.
Ref. Seefelder.
*595) Kafka: Ein Fall von kolobomartigem Defekt des lrisstromas und
Mangel des Sphinkters und retinalen Pigments. Wien. ophthalm. Ges. 12. Mai
1919. Ref. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 362.
*596) Kirsch: Ein typischer Fall von Bindehautschürze. Zeitschr. f.
Augenheilk. Bd. 42. S. 60.
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Misshildungen. 223
*597) Kiss, Franz: Die Ursprungsweise der Augenmuskeln. Klin. Monats-
blatt f. Augenheilk. Bd. 63. S. 553.
*598) Koeppe: Die stereomikroskopische Sichtbarmachung des lebenden
interfaszikulären Kittliniensystems der Hornhautlamellen sowie das Ver-
halten der lebenden Hornhautnerven im polarisierten Lichte der Gullstrand-
schen Nernstspaltlampe. Münch. med. Wochenschr. 67. Jahrg. S. 39.
*599) Seefelder: Bemerkungen zur Megalokorneafrage. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 63. S. 738.
*600) Soriano: Megalokornea. Comunicationes del Hospital Oftalmologico
Buenos Aires I, 1919. S. 105. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 763.
601) Spengler: Zur Kasuistik der Kolobome des Uvealtraktus. Inaug.-
Dissert. Giessen. 1919. l
*602) Stargardt: Über eine Missbildung am Sehnerveneintritt (Gruben-
bildung). Niederrhein. Ges. f. Natur- und Heilkunde. Ref. Deutsche med. Wochen-
schrift. 45. Jahrg. S. 1378.
*603) v. Szily: Ein vom Stirnbein ausgehendes Osteom der Orbita bei
einem menschlichen Fötus aus dem vierten Monat der Schwangerschaft mit
Rekonstruktionsmodell des Orbitalskeletts und der durch den Tumor defor-
mierten Augenanlage. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 65. S. 609.
”604) Thylmann: Das aus der statistischen Bearbeitung von 119 Fällen
sich ergebende klinische Bild des Lidkoloboms nebst Mitteilung eines selbst
beobachteten Falls. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 194. Inaug.-Dissert. München 1919.
*605) Dr. P. J. Waardenburg: Aangeboren ooggebreken als vorzaak van
blindheid en halfblindheid. (Angeborene Augenfehler als Ursache von Blind-
heit and Halbblindheit.)
*606) Wessely: Über das Verhalten der Zonula bei Spontanlnxation der
Linse in die Vorderkammer. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 63.
Kiss (597) erbringt an der Hand eines ziemlich reichhaltigen Materials
den Nachweis, dass die Augenmuskeln nicht, wie man bisher annahm, von
einem gemeinsamen Sehnenring, dem Anulus tendinosus communis Zinnii an
der bindegewebigen Scheide des Sehnerven, sondern dass sie gemeinsam an
der unteren lateralen Seite des Sehnervenloches an einer umschriebenen Stelle
des Knochens entspringen, die sich zumeist in Form eines kleinen, bisher
unberücksichtigt gebliebenen Vorsprungs kenntlich macht. Dieser Vorsprung,
wenn auch an 14 Schädeln anthropoider Affen beim Schimpansen mässig,
beim Orang-Utan stark entwickelt, fehlt aber an 4 Gorillaschädeln. Auch
die übrigen topographischen Verhältnisse dieser Gegend werden eingehend
erörtert und durch gute Abbildungen veranschaulicht. Vergleichende ana-
tomische Untersuchungen an Brüllaffen, Schwein und Pferd führten im wesent-
lichen zu dem gleichen Ergebnis.
Koeppe (598) beschreibt neue Befunde, die er vermittels der Unter-
suchung im polarisierten Lichte der Spaltlampe an der lebenden
Hornhaut erheben konnte. Es gelang ihm, mit dieser Methode in allen
Schichten der Hornhaut ein System von geradlinig verlaufenden Linien und
ein angenähert senkrecht dazu verlaufendes zweites Liniensystem nachzu-
weisen, das er als das interfaszikuläre Kittliniensystem deutet. Die Mark-
scheiden der lebenden Hornhautnerven erscheinen bei der gleichen Unter-
224 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
suchungsweise bei entsprechend gekreuzten Nicols als dunkle Bänder, dagegen
bei entsprechend parallelen Nicols mehr oder weniger weisslich glitzernd
und zart graulich. Auch die Bindehautnerven lassen sich bei der genannten
Untersuchungsmethode zur Anschauung bringen. Eine ausführliche Beschrei-
bung soll im Archiv für Ophthalmologie erfolgen.
Kafka (595) beschreibt einen kolobomartigen Defekt in der Iris
eines 65 jährigen Mannes. Der Defekt betraf den lateralen unteren Quadranten
der Iris und erstreckte sich bis zum horizontalen Meridian. Es fehlte das vordere
Stromablatt, aber auch die tieferen Irisschichten erwiesen sich als rarefiziert
Bei der Durchleuchtung mit der Sachsschen Lampe sah man von der Iris
überhaupt nur ein ~feinstes, einem Spinngewebe vergleichbares Netz sowohl
in deren Pupillar- und Ziliarteil als auch an der Stelle des Sphinkters:.
Es muss infolgedessen auf einen weitgehenden Defekt des retinalen Pigment-
blattes der Iris einschliesslich des Sphinkters geschlossen werden, der sich
sonst immer als dunkle Ringzone abzuheben pflegt. Die beschriebenen Defekte,
die sich auch durch eine Starre der Pupille kundgegeben haben, werden al:
eine Entwicklungsstörung aufgefasst.
Die 9 Seiten umfassende Dissertation von Spengler (601) enthält
lediglich die klinisch-kasuistische Mitteilung von 6 Fällen von teils typischen,
teile atypischen Kolobomen der Iris, Aderhaut und Linse, ohne dass auch
nur ein Versuch gemacht wird, an der Hand der Literatur auf das Wesen
der Veränderungen einzugehen.
Kirsch (596) beschreibt einen neuen Fall von Bindehautschürze
(Epitarsus-Schnpringer). Sie fand sich, wie merkwiirdigerweise fast in allen
bisher bekannt gewordenen Füllen bei einem aus dem östlichen Europa
stammenden Angehörigen Ya jüdischen Rasse. Es handelte sich um eine
‚grauweissliche zarte Bindehautduplikatur, die sich von der Übergangsfalle
her etwa 2—3 mm weit auf die Tarsusfläche umschlägt« und mit dem Tarsus
in Gestalt einer zackigen Linie fest verbunden ist. Zwischen Tarsus und
Bindehautschürze liess sich leicht eine feine Sonde hindurchführen. Da ein
Trachom infolge des durchaus normalen Verhaltens der übrigen Bindehaut
auszuschliessen war, glaubt auch Kirsch, dass eine Entwickelungsanomalie
vorliegt. Zur Entstehung dieser Anomalie werden keine neuen Gesichtspunkte
beigebracht.
Seefelder (599) geht zunächst auf einige Einwände ein, die besonders
von Stähli gegen einige der von ihm in seiner Arbeit über Megalo-
kornea aufgestellten 10 Punkte erhoben worden sind, die nach seiner An-
sicht dann erfüllt sein sollen, falls ein Dehnungsprozess in einem vergrösserten
Auge ausgeschlossen und ein abnormes Wachstum angenommen werden solle.
Er beweist, dass in dem von ihm veröffentlichten Falle tatsächlich eine be-
trächtliche Vergrösserung des ganzen Auges vorgelegen haben
muss und weist darauf hin, dass wohl in allen Augen mit hochgradig ver-
grösserten Hornhäuten die ganze Bulbusgestalt in allen Ausmassen wesent-
lich verändert, d. h. vergrössert sei. Da aber bei dieser Sachlage auch die
höchstdifferenzierte Augenhaut, nämlich die Netzhaut, vergrössert und diese
Vergrösserung der Netzhaut primär vorhanden sein müsse, sei die Auffassung
der Megalokornea als einer blossen Variabilität der Hornhautgrösse (Stähli)
durchaus unzureichend und an der von ihm vorgeschlagenen Bezeichnung
Gigantophthalmus festzuhalten.
V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 225
Soriano (600) liefert die Beschreibung dreier Fälle von echtem Riesen-
wuchs (Gigantophthalmus) des Auges, an denen besonders die kleinen Horn-
hautradien 6,85— 7,6 mm sowie das Vorhandensein eines regulären Hornhaut-
astigmatismus bei beträchtlicher Vergrösserung der Hornhäute (14—15 mm
Durchmesser) bemerkenswert erscheinen. Auch die übrigen von dem Verf.
hervorgehobenen Merkmale (scharfe Korneo-Skleralgrenze, guter Visus, Fehlen
einer Exkavation des Sehnerven sowie anderer Anzeichen eines gesteigerten
Binnendruckes) entsprechen durchaus den schon von anderer Seite aufge-
stellten Bedingungen.
V ogt (604) demonstrierte drei einjährige Kaninchen (Geschwister),
sämtliche mit beiderseitigen Hydrophthalmus congenitus behaftet.
Eine Kreuzung von zweien dieser Kaninchen ergab einen Wurf von im ganzen
3 Stück, die ebenfalls bereits einige Wochen nach der Geburt hydrophthalmische
Veränderungen aufwiesen. Die anatomische Untersuchung, die zweifellos hoch-
interessante Ergebnisse zeitigen wird, steht noch aus.
Stargardt (602) demonstriert einen 30jährigen Mann mit tiefer
zentraler Grubenbildung am Sehnerveneintritt, die im umge-
kehrten Bilde ganz den Eindruck einer glaukomatösen Exkavation erweckte,
während im aufrechten Bilde sich ringsum noch ein schmaler nicht exkavierter
Saum Papillengewebes nachweisen liess. Die Tiefe der Exkavation betrug
5—7 D. Um die Papille herum fand sich ein !/a P.D. breiter scharf ab-
gegrenzter Hof, in dem das Pigmentepithel fehlte und den St. ebenfalls als
eine angeborene Anomalie auffasst. Interessant ist auch an dem Falle, daß
er von anderer Seite als Glaukom aufgefasst worden war, zumal auch noch
entsprechende Sehstörungen angegeben worden waren, während St. der Nach-
weis einer relativ guten Sehschärfe bei normalem Gesichtsfeld gelungen ist.
Nach St. ist bis jetzt nur ein einziger derartiger Fall beobachtet worden.
Über die Farbe des Papillengewebes auf dem Grunde der Grube (ob grün,
wie gewöhnlich) enthält das Referat keine Angaben.
v. Szily (603) liefert die sorgfältige Beschreibung eines embryonalen
Osteoms der Orbita, das zu einer hochgradigen Deformierung der Augenan-
lage geführt hat. Die Augenanlage ist sowohl von oben als unten einge-
stülpt und unter fast vollständigem Schwunde des Glaskörperraumes in ein
taschenförmiges Gebilde umgewandelt, in welcher nur vorne zur Aufnahme
der Linse und an den Seiten etwas vom Bulbushohlraum übrig geblieben ist.
Unter genauer Derücksichtigung der Knochenentwickelung der Orbita wird
dargetan, dass die Osteombildung von der Pars orbitalis ossis frontalis aus-
geht, durch die der Bulbus unter hochgradiger Deformierung derart nach
aussen und unten gedrängt wurde, dass er geradezu auf die Fortsätze des
Os maxillare und jugulare aufgespiesst wurde, wodurch auch noch eine tiefe
Eindellung unterhalb der Linse verursacht worden ist. Die Knochengesch wulst
erstreckt sich auf die ganze Pars orbitalis des Os frontale, ist also als Hyperostose
aufzufassen. Zugleich war eine Entwickelungsstörung des ganzen Gesichts-
skeletts der betreffenden Seite nachzuweisen,
Wessely (606) konnte bei der anatomischen Untersuchung eines Auges
mit Spontanluxation in die Vorderkammer, das wegen Glaukoms
enukleiert werden musste, den Nachweis erbringen, dass diesem Vorgang eine
Entwicklungsstörung des ganzen Linsensystems zugrunde liegt.
Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XVI
226 Bericht über die Leistungen und Fortachritte der Augenheilkunde.
Die Linse erwies sich dabei abnorm klein, ihr Aufhängeapparat war aber
wider alles Erwarten durchgehends erhalten, jedoch erschienen die Zonula-
fasern viel länger als normal, ein Befund, der nicht ausschliesslich durch
ihre Dehnung erklärt werden kann. Vielmehr ist nach W. anzunehmen, dass
die Linse schon vorher ektopisch, und zwar nach unten verlagert gewesen ist.
Das Verständnis der spontanen Linsenluxation, die wie so häufig, auch in
diesem Falle mit schwerer angeborener Idiotie vergesellschaftet war, wird
durch diese Befunde wesentlich gefördert.
Thylmann (604a) beschreibt zunächst einen an der Münchner Klinik
beobachteten Fall von angeborenem Kolobom des linken Oberlids bei einem
15 jahrigen Mädchen. Es fand sich ein die ganze Dicke des Lids einnehmender
trapezförmiger Substanzverlust von beträchtlicher Ausdehnung, ferner eine
symblepharonartige Verwachsung zwischen Lid und Bulbus, die die Bewegungs-
fähigkeit des Bulbus beeinträchtigt. Sonstige Missbildungen waren nicht nach-
weisbar. Auf Grund der sorgfältigen Literaturzusammenstellung von 120 Fällen
kommt Verfasser zu dem Schlusse, dass gleichzeitig mit dem Lidkolobon
auffallend häufig noch andere, und zwar sogenannte amniogene Missbildungen
des Auges und übrigen Körpers gefunden wurden, so dass ihm die Theorie
von van Duyse der amniogenen Ursache der Lidkolobome als die zur Zeit
plausibelste erscheint.
Waardenburg (605) hat als Mitglied der Kommission zum Studium
des Blindenwesens in Holland alle Fälle von kongenitalen Augenleiden ge-
sammelt, die in den Jahren 1915 und 1916 von den Holländischen Augen-
ärzten beobachtet wurden. Schliesst er die Fälle von »Atrophia nervi opt.
cong.« aus, so verfügt er über etwa 200 Fälle von Microphth. Catar. cong.
Colobomata, Buphth., Atrophia ret. pigment., Aniridia, Albinismus und Achro-
matopsia. Die klinischen Eigenschaften werden im Zusammenhang mit den
bekannten Tatsachen besprochen. In soweit bietet die Abhandlung nicht
viel Neues. Überraschend ist die verhältnismässig grosse Zahl von operierten
Fällen von Cat. cong., die den Blinden oder Halbblinden zuzurechnen sind.
Im ganzen wurden 152 Männer befallen gegenüber 90 Frauen. Das Über-
wiegen des männlichen Geschlechts kommt besonders stark zum Ausdruck
beim Albinismus, Buphthalmus und bei der Atrophia n. opt. Von besonderem
Interesse sind die Erkundigungen des Autors nach Erblichkeit und familiären
Beziehungen. Von 83 daraufhin genau untersuchten Fällen weisen 41 auf
eine genetische Ursache hin, während 43 weder dafür noch dagegen sprechen.
Der Autor meint Achromatopsie und Albinismus als monogene, rezessive
Merkmale auffassen zu können, warnt jedoch davor, nur auf Grund der
Zablenverhaltnisse sämtliche kongenitale Augenfehler als monogene rezessive
Merkmale zu betrachten; dies sei unwahrscheinlich wegen der grossen Be-
deutung der direkten Erblichkeit. Die Mehrheit der genannten kongenitalen
Augenfehler hat zweifelsohne einen komplizierten Charakter, nur wenige sind
als einfache mendelende, und zwar als rezessive Merkmale zu betrachten. Dies
ist der Grund, dass sie nicht durch Heiratsverbot auszurotten sind. Der
Autor legt seinen Fachgenossen folgendes ans Herz: In Fällen kongenitaler
Augenfehler forsche jeder nach Konsanguinität der Eltern und Grosseltern,
falls Heredität im Spiele ist, mache man einen kleinen Stammbaum. Man
erkundige sich nach Schwangerschaftskrankheiten der Mutter, Neuropathie,
Alkoholismus und Lues der Eltern, Weve.
VI. Ernährungsphysiologie. VII. Physiologie u. Pathologie d. Gesichtssinnes. 227
VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck.
Ref.: Wessely.
607) Kahn: Zu E. Seidels Bemerkungen über den physiologischen
Pupillenabschluss. Graefes Arch. Bd. 101. H. 1. S. 111.
*608) Tuerk: Weitere Mitteilungen über Wärmeströmungen in der
vorderen Augenkammer und deren Bedeutung. Klin. Monatsbl. f. Angenheilk.
Dezember 1919. S. 672.
Indem Türk (608) nochmals auf die von ihm entdeckte Wärme-
strömung in der vorderen Augenkammer zurückkommt, ist es ihm
besonders darum zu tun, ihre für das Auge nicht unwichtige funktionelle
Bedeutung klarzulegen. Je mehr sichergestellt ist, dass die Sekretionsströmung,
die man früher als die einzige das Kammerwasser bewegende Kraft betrachtet
hatte, eine überaus langsame ist, um so wichtiger ist die Kenntnis der Wärme-
strömung geworden. Wird sie auch im Tierversuch nur durch Farbstoffzu-
fuhr, beim Menschen durch gelegentliche Beimengung fester Partikelchen
sichtbar, so ist sie doch ein dauernder physiologischer Vorgang, der auch im
Schlafe seinen Fortgang nehmen muss, da auch unter der Bedeckung durch
die Lider der Temperaturabfall im Kammerwasser von der Iris zur Hornhaut
nicht völlig ausgeglichen wird. Die Bedeutung der Warmestrémung liegt
demnach einmal darin, dass die Hornhaut durch Temperaturausgleich von
rückwärts vor zu grosser Abkühlung bewahrt bleibt, zweitens in einer mechani-
schen Mischung der verschiedenen Kammerwasserschichten, wodurch der Horn-
hautbinterfläche immer erneutes, für ihre Ernährung wichtiges Material zu-
geführt wird.
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtsinnes.
Ref.: Köllner.
*609) Bartels: Ist der Name „Purkinjesche Aderhautfigur* historisch
berechtigt? Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Okt./Nov. S. 586.
*610) G. H. J. Blees: Phototropisme en Gewoontevorming by Daphnia’s
Genootschap ter Bevordering van Natur-, Genees- en Heelkande te A’dam.
Nederl. Tydschr. V. G. II Nr. 20. 1919. Siehe auch: Phototropisme et experience
chez la Daphnia. (Phototropismus and Gewohnheitsbildung bei Daphnia.)
Arch. Néerl. de Phys. de l'homme et des animaux. Tome II]. 1919.
*611) P. A. Dietz: De gekleurde nabeelden. (Die farbigen Nachbilder.)
17 de Nederl. Natuur en Geneeskundig Congres. Leiden April 1919.
*612) Filehne: Uber irdische Vorgänge, die nur in der Dämmerung
sichtbar sind, und über Dämmerungsvorgänge am Planeten Venus. Zeitschr.
f. Sinnesphysiol. 50. H. 6. S. 175.
*613) Hess: Uber Lichtreaktionen bei Raupen und die Lehre von den
tierischen Tropismen. Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. 177. S. 57.
*614) Hess: Messende Untersuchungen über die Beziehungen zwischen
dem Heliotropismus der Pflanzen und den Lichtreaktionen der Tiere. Zeit-
schrift f. Botanik. XI. S. 481.
*615) H. Henning: Die besonderen Funktionen der roten Strahlen bei
der scheinbaren Grösse der Sonne und des Mondes am Horizont, ihr Zusammen-
XVI*
228 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
hang mit dem Aubert-Försterschen und Kosterschen Phänomen und ver-
wandte Beleuchtungsprobleme. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 50. H. 6. S. 275.
*616) Igersheimer: Die Bedeutung des Gesichtsfeldes für die Kenntnis
des Verlaufes und der Endigung der Sehnervenfasern in der Netzhaut.
Graefes Arch. f. Ophthalm. 101. S. 100.
*617) Kleiber: Beiträge zu der Frage der Amblyopie ex Anopsia
Dissert. Berlin. |
*618) Löwenstein-Brill: Versuche über Wirkung des Strychnins auf
die Dunkeladaptation. Graefes Arch. f. Ophthalm, 101. Bd. S. 67.
*619) Pfeiffer: Die Störungen des optischen Suchaktes bei Hirnver-
letzten. Deutsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 64. H. 3/4.
*620) Pikler: Hypothesenfreie Theorie der Gegenfarben. Schriften
zur Anpassungstheorie des Empfindungsvorganges. H. 1. Barth, Leipzig. 1919.
*621) Rönne: Über Quadrantenhemianopsie und die Lage der Makula-
fasern in der okzipitalen Sehbahn. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 63. S. 358.
*622) Wölfflin: Weitere Untersuchungen über das Wesen des Fern
sinnes. Zeitschr. f. Physio]. d. Sinnesorgane. 50. S. 811.
Bartels (609) weist darauf hin, dass der Name Purkinjesche A der-
(nicht Aderhaut-) figur nicht berechtigt ist.. Wenigstens erwähnt H. Müller,
dass bereits Steinbuch 1811 den Gefiissbaum der Netzhaut entoptisch wabr-
genommen und beschrieben hat.
Dietz (611) bespricht den Einfluss der Farbe, der Grösse und der
Helligkeit eines Kontrastfeldes auf die Entwicklung farbiger Nach bilder.
Die bis jetzt bekannten Farbensinntheorien seien nicht imstande, die farbigen
Nachbilderscheinungen zu erklären. Leider lässt die kurze Mitteilung keine
genaue Wiedergabe der eigenen Experimente D’s. zu. -Weve.
Hess’ (613) neue Untersuchungen über Lichtreaktionen bei
Raupen ergaben,. dass auch diese das für totale Farbenblindheit charak-
- teristische Verhalten zeigen. Dabei fand H. eine neue Lichtreaktion bei jungen
Raupen, die darin besteht, dass bei Verdunkelung die Räupchen Kopf und
Vorderkérper stark in die Höhe heben und wie suchend hin- und herbewegen.
Die Tiere reagieren hierbei nicht so stark, wie andere von H. untersuchte
Wirbellose, aber immerhin sind die Unterschiede klein genug, um auch mit
Hilfe dieser Reaktion über die relativen Reizwerte verschieden farbiger Lichter
Aufschluss zu erhalten. — Höchst interessant sind weiterhin die Befunde
über das Verhalten der Raupen gegenüber ultravioletten Strahlen: sie suchen
das an ultravioletten Strahlen reiche Licht selbst dann auf, wenn es für uns
sehr viel dunkler ist. Messend konnte H. feststellen, dass ein für unser
Auge helles, aber an Ultraviolett nahezu freies Weiss auf die Augen der
Raupen keine grössere Helligkeitswirkung besitzt, als ein für uns ziemlich
dunkles, aber von seinen ultravioletten Strahlen nicht befreites Grau. Diese
Bedeutung der ultravioletten Strahlen im Verein mit der von H. nachge-
wiesenen starken Fluoreszenz der Augen ergibt die Irrigkeit der bisherigen
Annahme, dass auf die Fazettenaugen nur diejenigen Strahlen wirken,
welche den nervösen Empfangsapparat direkt erregen. Vielmehr können auf
diese Weise auch kurzwellige Strahlen wahrgenommen werden, welche unter
einem Gesichtswinkel von im ganzen etwa 180° auftreffen. H. bespricht
dann noch eingehend diese Verhältnisse im zusammengesetzten Arthropodenauge.
bei dem ebenfalls z. B. dadurch wesentlich günstigere Bedingungen herbeigeführt
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 229
werden, dass die Lichtfläche, welche Strablen zu den Rhabdomen sendet,
durch Fluoreszenz vergrössert wird. In allen diesen Augen wird durch die
Fluoreszenz eine wesentliche Vergrösserung des Gesichtsfeldes herbeigeführt.
Nach den Hessschen Untersuchungen haben sich alle Angaben, auf welche
Loeb seine Lehre von den tierischen Tropismen gründete, als unrichtig er-
wiesen. H. zeigt dann noch an Beispielen, zu welchen Widersprüchen mit
den Tatsachen diese Lehre führen muss, und weist schliesslich darauf hin,
dass bei so vielen untereinander so verschiedenen Tierarten die Sehqualitäten
der neugeborenen Tiere in allen Einzelheiten schon wesentlich gleiches Ver-
halten zeigen, wie bei den ausgewachsenen.
Hess (614) hat seine Untersuchungen auch auf den Heliotropismus
der Pflanzen ausgedehnt und messende Beobachtungeu über seine
Beziehungen zu den Lichtreaktionen der Tiere ausgeführt. Für die
Lehre von den tierischen Tropismen bildete die Annahme einer Identität der
tierischen und pflanzlichen Lichtreaktionen eine wesentliche Grundlage. So
zeigt sich das Bestreben, Zusammengehöriges, wie den Lichtsinn beim Menschen
und bei den Tieren als verschiedenartig zu trennen, andererseits die Unter-
scbiede zwischen den Reaktionen der Pflanzen und der Tiere möglichst zu
verwischen. Nachdem H. durch die Reihe seiner klassischen Untersuchungen
bisher nachgewiesen hatte, dass bei allen Wirbellosen und ‚Fischen die Licht-
reaktionen, so mannigfach verschieden sie im einzelnen sind, in ihrer Ab-
hängigkeit von der Wellenlänge gleiches Verhalten zeigen wie die Hellig-
keitsempfindungen beim totalfarbenblinden Menschen, zeigt er nunmehr, dass
zwischen Tieren und Pflanzen durchgehend charakteristische Verschiedenheiten
im Phototropismus bestehen. Während das Maximum für die Reaktion bei
den Tieren in der Gegend des Gelbgrün bis Grün liegt, ist die phototrope
Reaktion der Pflanzen hier fast ein Minimum; für sie liegt das Maximum
der Wirkung viel weiter nach dem kurzwelligen Ende hin, nämlich im Blau
bzw. Violett, bei 475—465 wu. Die Verschiedenheit zwischen Pflanzen und
Tieren erstreckt sich auch auf. den ultravioletten Strahlenbereich: die Zurück-
haltung des grössten Teiles der ultravioletten Strahlen wirkt auf die Pflanzen
ähnlich, wie die Verminderung der sichtbaren Strahlen auf etwas weniger als
die Hälfte, während z. B. bei jungen Raupen die Zurückhaltung der ultra-
violetten Strahlen ungefähr so wirkt, wie Herabsetzung der Lichtstärke auf
etwa 1/12—"/20 (unter gleichen Beobachtungs- und Beleuchtungsverhältnissen).
(H. bediente sich bei seinen Untersuchungen sowohl des Spektrums, wie auch
farbiger Glaslichter und farbiger Pigmentflächen. Er benutzte haupteächlich
Keimlinge von Kresse, Raps und Senf.)
Blees (610) benutzte den positiven Phototropismus von Daphnia
zur Untersuchung der Frage nach Erlernung von Phototropismus. Er
brachte dazu Daphnia pulex (positiv phototrop) in ein unter Wasser befind-
liches horizontales Glasröhrchen von nur 5 mm Weite und bestimmte in
zahlreichen Experimenten die Zeit, die zur Zurücklegung viner Strecke von
10 cm benötigt war, und die Zahl der Anprallungen an die Wand, dabei die
Richtung des Röhrchens gegen eine Lichtquelle in verschiedenen Versuchs-
reihen bis um 180° variierend. Es stellte sich dabei heraus, dass die Tiere
im Gegensatz zu der Loebschen Tropismenlehre schnell lernen, sogar in
einer dem Lichte entgegengesetzten Richtung zu schwimmen. H. Weve.
Filehne (612) betont, dass man im Dimmerungslichte im exzen-
srischen Sehen die Haut auch bei normaler Temperatur und mittlerem Feuch-
230 Bericht über dıe Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
tigkeitagehalte der Luft »dampfen« sehen könne. Notwendig ist hierzu nur
ein bestimmter Adaptationszustand des Auges. In der Astronomie ist dieser
subjektive Faktor bisher noch nicht genügend berücksichtigt worden. F.
zeigt, wie z. B. bestimmte Erscheinungen an den Phasenbildern der Venus
auf ähnliche Weise ihre einfache Erklärung finden.
Mit Rücksicht auf die widersprechenden Mitteilungen, die in der
Literatur über die Wirkung des Strychnins auf die Dunkelad-
aptation gemacht wurden, hat Löwenstein-Brill (618) von neuem Unter-
suchungen vorgenommen, bei welchen vor allem Wert darauf gelegt wurde,
jeden suggestiven Einfluss auszuschalten. Es wurde daher an verschiedenen
Tagen einmal Kochsalz, einmal Strychnin injiziert, wobei die Lösungen dem
Untersucher übergeben wurden, ohne dass dieser vom Inhalt Kenntnis hatte.
Zuvor war an zwei Tagen die Adaptationskurve obne Injektion aufgenommen
worden, um eine Kontrolle über die Zuverlässigkeit der Angaben der Ver-
suchspersonen zu erhalten. Es ergab sich, dass subkutane Injektionen von
3 mg Strychnin. nitricum bei einem Intervall von 25—30 Minuten zwischen
Injektion und Beginn des Dunkelaufenthaltes keinerlei Einfluss auf die
Dunkeladaptation des normalen Auges hatten. Auch eine Dosis von 5 mg
blieb wirkungslos. Die gleiche Dosis wurde bei Personen mit herabgeseiztem
Lichtsinne angewendet. Wieder blieb Kurve und Endwert der Adaptation
unbeeinflusst, mochte der Zeitraum zwischen Versuchsbeginn und Injektion
30 Minuten oder bis 5 Stunden betragen.
Über besondere Funktionen der roten Strahlen brinet
Henning (615) eine Anzahl von Beobachtungen, welche im wesentlichen
das Problem der bekannten scheinbaren Vergrösserung von Sonne und Mond
am Horizont betreffen. H. stellt zunächst fest, dass sich auch Gegenstände
am Horizont vor und neben der untergehenden Sonne ungeheuerlich ver-
grössern, dass man.z. B. von Wäldern, die sonst eben als Strich am Horizont
sichtbar sind, vor der Sonnenscheibe die einzelnen Bäume mit Zweigen wahr-
nimmt, so klar, als ob sie hundertmal näher stünden. Das Entscheidende
sind dabei die langwelligen Strahlen, denn H. konnte zeigen, dass die Er-
scheinung mit Auslöschung der langwelligen Strahlen (Blaufilter, auch rauch-
graue Gläser) verschwindet, dagegen bei Auslöschung der kurzwelligen Strahlen
bestehen bleibt. Es handelt sich dabei um eine ähnliche Erscheinung, wie
beim Photographieren einer nebligen Landschaft, bei welcher durch ein Blau-
- filter überhaupt kein Bild zustande kommt infolge der weitgehenden Dispersion
des Lichtes, während bei einem Rotfilter Einzelheiten in der Landschaft auf
die Platte kommen, welche mit blossem Auge nicht mehr gesehen werden.
H. möchte auch den roten und gelben Ölkugeln in der Netzhaut der Zug-
vögel eine ähnliche Bedeutung beimessen. Die Befunde schlagen endlich in
den Bereich des Aubert-Försterschen Phänomens (auf einer nahen Scheibe
werden Buchstaben oder Ziffern mit einem grösseren Teil der Netzhaut er-
kannt, als proportional vergrösserte Buchstaben auf einer entsprechend ferneren
Scheibe Bei gleich grossem Netzhautbild und Gesichtswinkel erkennt man
also peripherwärts mehr von den nahe befindlichen Zeichen, als von den
ferner befindlichen, welch letztere scheinbar viel grösser sind). Neben diesem
Hauptfaktor der scheinbaren Vergrösserung kommen noch (ähnlich wie beim
Tiefensehen) sekundäre Momente in Betracht, welche nur kleinere Effekte
hervorzurufen imstande sind. Sie werden von H. ebenfalls einer Analyse
unterzogen, auf die hier im einzelnen einzugehen zu weit fübren würde.
VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 231
Picklers Anpassungstheorie des Empfindungsvorganges
wird mit threm Neuartigen viele angezogen haben. P. hat sie nunmehr (620)
weiter ausgebaut, unterwirft in einer besonderen Monographie die Herin gsche
Theorie der Gegenfarben einer eingehenden Kritik von seinem Standpunkt
aus und gibt statt dessen eine neue hypothesenfreie (?) Theorie. Mit der
Anschauung, dass das Seben von Weiss und Schwarz, Gelb und Blau, Rot
und Grün gegensätzlichen somatischen Vorgängen entspringt, ist auch P.
einverstanden, nicht aber mit der Annahme, dass es sich hierbei um assimila-
torische und dissimilatorische Vorgänge handelt, denn letztere, meint P., wider-
spreche psychologischen Tatsachen. Nach Hering ist z. B. Dunkel ein zum
Hell gegensätzliches ihm gleichwertiges Positives. Nach P. ist diese Ansicht
nur zum Teil richtig, das Dunkel ist sowohl ein dem Hell gegensätzliches
Positives, als auch ein vollkommen (bei Grau teilweise) fehlendes Hell. Dem-
entsprechend setzt P. an Stelle der Heringschen Zwei-Vorgänge-Theorie eine
Ein-Vorgangs-Theorie, die hier so angedeutet werden soll, dass er in dem
psychischen Geschehen einen mittleren Normalpunkt (eine Angepasstheit an
eine mittlere Lichtmenge) annimmt, wobei der Abnahme der Entfernung zum
einen Pol (z. B. zum Schwarz) zugleich eine Zunahme der Entfernung vom
anderen Pol (Weiss) bedeutet. In diesem Sinne erklärt P. im einzelnen
Simultankontrast und Sukzessivkontrast für tonfreie und bunte Farben. Seine
Theorie von den bunten Farben mutet dem Ophthalmologen zunächst fremd-
artig an: P. fasst Rot, Rotgelb und Gelb (die »warmen« Farben) als Schwarz-
überwindung, Grün, Grünblau und Blau (die »kalten« Farben) als Weissüber-
windung im Sinne seiner Anpassungstheorie auf, deren Grundzüge hier als
bekannt vorausgesetzt werden müssen. Er nähert sich, wie man sieht, bier
wieder dem Goetheschen Gedankengange. Die Farbenblindheit endlich be-
trachtet P. als einen rein psychologischen Defekt, als mangelhafte, lässige
Überwindungsfähigkeit der Reize. Hier wird aber das Vorkommen der ein- `
seitigen Farbenschwäche und überhaupt die Abhängigkeit der Farbenempfin-
dung von der Reizleitung und der Netzhauterregung (erworbene Farbenblind-
beit!) nicht mehr berücksichtigt, und so verliert dieser Teil der Schrift erheb-
lich an dem Interesse, welches man sonst den Ausführungen P. mit Recht
entgegenbringt.
Igersheimer (616) wendet sich gegen die kürzlichen Ausführungen
van der Hoeves, der den Satz Is, dass jede Leitungsunterbrechung
oder schwere Störung eines Faserbündels im Sehnerven sich in die
Aussenwelt als ein vom blinden Fleck ausgehendes zentrales
Skotom projiziert, für theoretisch und praktisch unhaltbar hielt. Dass auch
Leitungsunterbrechungen im Sehnerven mit Skotomen ohne Zusammenhang
mit dem blinden Fleck beobachtet worden sind, sei eben die Folge der bisher .
nicht genügend feinen Untersuchungsmethoden. Was die anatomische Aus-
breitung der Nervenfasern anbetrifft, so hat auch I. niemals angenommen,
dass eine Nervenfaser mit verschiedenen Elementen der Retina in Verbindung
steht, vielmehr stets nur von Nervenfaserbündel gesprochen bzw. an sie ge-
dacht.
Rönne (621) kommt auf Grund seiner Beobachtungen, dass der
„nasale Sprung“ im Gesichtsfeld sich auch noch bei Herden hinter dem
Chiasma findet und auf Grund der weiteren Tatsache, dass auch bei Okzipital-
herden so häufig Quadrantenhemianopsie mit horizontaler Begrenzung vor-
kommen zu der beachtenswerten Annahme, dass hinsichtlich der Lokali-
232 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
sation im Rindenzentrum die Makulafasern in -der Mitte liegen und zu
ihren beiden Seiten die beiden (obere und untere) Gesichtsfeldquadranten ge-
lagert sind, dass also diese beiden durch die Makulafasern getrennt werden.
Die Ausführungen R.s sind durch mehrfache Gesichtsfelder mit entsprechen-
den Ausfällen belegt.
Da das Vorkommen einer Amblyopia ex Anopsia von manchen
Seiten noch immer bestritten wird, hat Kleiber (617) in einer Dissertation
aus der Literatur diejenigen Beobachtungen zusammengestellt, bei denen eine
nachträgliche Verschlechterung des Sehvermögens, im Sinne einer Entwicke-
lung einer Amblyopie beobachtet worden ist. Die Veranlassung zur Zu-
sammenstellung boten zwei Fälle, bei denen Leute, deren eines Auge schielte
und amblyopisch war, ihr besseres Auge durch einen Unfall verloren. Bei
dem einen Falle konnte, obwohl der Patient ein Jahr lang nur auf das
amblyopische Schielauge angewiesen war, eine Besserung der Sehschärfe nicht
gefunden werden, in dem anderen trat nach operativer Geradestellung des
Auges (es hatte ein Lähmungsschielen bestanden) eine deutliche Besserung
der Sehschärfe ein, die wieder einer Verschlechterung wich, als das Auge
später in Schielstellung zurückfiel.
Die Störungen des optischen. Suchaktes hat Pfeiffer (619)
nach einer Versuchsanordnung, ähnlich wie Poppelreuter, bestimmt (aus
einer Anzahl ausgebreiteter Objekte wie Zahlen, Buchstaben, Dreiecke, Kreuze
usw. wird ein gewünschtes herausgesucht und die Zeit gemessen). Die für
Gesunde notwendige Zeit schwankte zwischen 40 und 150 Sekunden, längere
Suchzeiten waren Ausnahmen. Bei Hirnverletzten zeigte sich die Suchzeit
durchgängig verlängert, auch dann, wenn das optische Zentrum nicht beteiligt
war, wie z. B. bei Stirnhirnverletzungen. Verf. weist mit Recht darauf hin,
dass schon Mangel an Konzentrationsfähigkeit, affektive Störungen und
Willensschwäche genügen, um den Suchakt erheblich zu stören. Wahrschein-
lich kommen als Ursache für die psychische Einbusse in erster Linie
Störungen der (tefässreflexe in Betracht.
Über das Wesen des Fernsinnes der Blinden hat Wölfflin
(622) in Ergänzung zu seinen früheren Untersuchungen (1908) weitere Be-
obachtungen angestellt. Bei Blinden mit gutem Ferngefühl ist dies zweifellos
gesteigert, wenn die Fläche des betreffenden Gegenstandes vergrössert wird,
doch hat sich keine bestimmte Bezielfung zwischen beiden Grössen auffinden
lassen. Mit der Dickenzunahme der Gegenstände stieg das Ferngefühl nur
unwesentlich, so dass man hier also kaum ein Abhängigkeitsverhältnis auf-
finden kann. Das Material spielt dabei eine grosse Rolle. Holz wurde z. B.
früher gespürt, als Eisen; ganz leichte Gegenstände, wie leinene oder seidene
Tücher wurden nur ganz schwach wahrgenommen. Wurde eine doppelte
Leinenmaske unı den Kopf des Blinden gebunden, so sank die Empfindlich-
keit erheblich. Schliesslich sei noch bemerkt, dass die Fernempfindung dann
am frühesten angegeben wurde, wenn die Oberfläche des Hindernisses zur
Fläche des oberen Teiles der Stirne sich möglichst parallel befand. Was
die Erklärung des Fernsinnes anbetrifft, so äussert sich Wölfflin noch
zurückhaltend. Der Drucksinn könne schon wegen der Dauer der Wahr-
nehmung nicht in Frage kommen. Hinsichtlich des Temperatursinnes könnte
es sich nur um die Wärmestrahlung, nicht um die Wärmeleitung handeln.
Aber gegen sie spricht, dass z. B. Eisen nicht so gut als Holz wahrgenommen
ee, "a
VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 233
wird, auch dass der Blinde z. B. bei Annäherung an einen Ofen zuerst das
Ferngefühl und dann die Wärmestrahlung spürt. Somit sei der Gedanke
nicht fernliegend, dass es sich beim Fernsinne doch um bestimmte, noch nicht
näher bekannte Strahlungen handeln könne, die von der Oberfläche der
Gegenstände ausgehen.
VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion.
Ref.: Köllner.
*623) Farid Bey: Beitrag zum a des Visus bei Astigmatismus.
Zeitschr. f. Augenheilk. 42. S. 55.
*624) Hanssen: Beitrag zur Histologie des myopischen Auges, insbe-
sondere zur Lückenbildung in der Retina und zur Entstehung der Netzhaut-
ablösung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Sept. S. 295.
*625) Lundsgaard, K.K.K.: Ein Fall von transitorischer Refraktions-
abnalıme bei Diabetes mellitus mit Blutzuckeruntersuchung. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Sept. S. 356.
*626) Lundsgaard, K. K. K.: Transitorische Refraktionszunahme. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Sept. S. 849.
*627) Simon, Paul: Refraktion und Kriegsbrauchbarkeit. Zeitschr. f.
Augenheilk. 42. S. 64 und Dissert. Berlin.
B, Hanssen (624) teilt den mikroskopischen Befund an 8 Fällen
mit Myopie ausführlich mit. Masse über Achsenlänge und Skleradicke
waren nicht erhoben worden; auch der Grad der Myopie konnte nicht immer
genau bestimmt werden, ‘da es sich oft um bereits schwerkranke Patienten
handelte. In der Mehrzahl der Fälle hatte der Ziliarkörper die typisch-myo-
pische Form mit Dehnung seiner Insertion am Schlemmschen Kanal. Die
Sklera war im hinteren Abschnitt verdünnt und gedehnt, wie sich durch
vergleichende Dickenmasse und durch das Abrücken der Makula vom Seh-
nerveneintritt sowie durch die Erweiterung des Intervaginalraumes feststellen
liess. Die Erfeiterung betraf oft mehr die nasale Seite. Bei einem Falle
mit Konus nach unten lag auch die Erweiterung des Intervaginalraumes
nach unten, so wie es auch sonst (Salzmann, Elschnig u. a.) beschrieben
worden ist. Die Veränderungen am Sehnerv, die Erweiterung des Glashaut-
loches, die Verschiebung der Augenhäute gegeneinander usw. sind in den
einzelnen Fällen genauer beschrieben. Entzündliche Erscheinungen liessen
sich niemals nachweisen. Bemerkenswert ist, dass sich in 6 Fällen Ein-
lagerungen von gliösem Gewebe und Nervenfasern zwischen Sklera und
Chorioidea in Kissenform fanden, dreimal mit besonderer muldenförmiger
Ektasie der Sklera. Viermal handelte es sich um ausgesprochene Einlagerungen
rudimentärer Netzhautanlage in Taschenform, zweimal um Einlagerungen in
Form einer dünnen Schicht gliösen Gewebes, offenbar ausgehend vom inter-
mediären Gewebe zwischen Netzhaut und Aderhaut bzw. Sklera zu beiden
Seiten der Papille. Derartige Veränderungen sind ebenfalls in letzter Zeit
mehrfach beschrieben worden. Über die Netzhautveränderungen wird an
anderer Stelle berichtet werden.
\
234 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Eine transitorische Myopie, die gleichsam anfallsweise auftritt,
bei sonst scheinbar gesunden Personen, konnte Lundsgaard (626) innerhalb
relativ kurzer Zeit in 5 Fällen beobachten, nachdem er diese in der Literatur
selten mitgeteilte Störung bereits früher einmal demonstriert hatte. Irgend
‚eine der häufigeren Ursachen (Diabetes, Ikterus, Flüssigkeitsverlust usw.) liess
sich nicht nachweisen. Nur in einem Fall war der Blutzuckergehalt erhöht,
in einem anderen auch dieser normal. Was die Ursache anbetrifft, so kann
bei der Stärke der beobachteten Refraktionszunahme (mehrere Dioptrien) eine
Erhöhung des Kammerwasserindex sowie eine Linsenverschiebung nicht in
Frage kommen. Einen Akkommodationskrampf hält L. für ausgeschlossen
(es wurde allerdings kein Fall nach Atropinisierung untersucht), eine Zu-
nahme der Hornhautkrümmung war auch unwahrscheinlich (eine Messung
wurde nicht vorgenommen); so kommt L. per exclusionem zu dem Schluss,
dass die Ursache in einer Veränderung der Linse zu suchen ist, über deren
Art nichts Näheres bekannt ist.
In einem Falle transitorischer J bei Diabetes
hat Lundsgaard (625) regelmässig den Blutzuckergehalt bestimmen lassen.
Dieser schwankte in der Tat, aber die Schwankungen standen in gar keinen
Verhältnis zu der Hypermetropie. Demnach ist es so gut wie ausgeschlossen,
dass als Ursache Zuckeranhäufungen in den Flüssigkeiten des Auges in Frage
kommen. L. hält es für wahrscheinlich, dass die Ursache der transitorischen
Refraktionsabnahme in einer verminderten Krümmung der Linsenvorderfläche
zu suchen ist, wofür auch die dabei beobachtete Abflachung der Vorder-
kammer sprechen würde. Derartige Änderungen der Krümmung könnten
auf veränderter Spannung der Linsenfasern beruhen, die plötzlich auftreten
können. L. empfiehlt derartige Fälle in Zukunft mit Hilfe der Punktskia-
skopie zu nntersuchen,
Farid Bey (623) hat Untersuchungen darüber vorgenommen, in welchen
Umfange die Sehschärfe sich nach Korrektion eines Astigmatis-
mus unter dem Einflusse des Korrektionsglases verbessert. Seine Ergebnisse
sind in Tabellenform wiedergegeben. Als Regel kann gelten, dass sich in
den meisten Fällen die Zunahme des Visus erst im Laufe von Jahren ein-
stellt, eine Besserung, welche bekanntlich auch dann eintreten kann, wenn
die Korrektion des Astigmatismus anfänglich keine nennenswerte Hebung
der Sehschärfe bedingt.
Simon (627) hat auf der Augenstation eines Feldlazaretts bei A. Gut-
mann Untersuchungen über den Einfluss der Refraktion auf die
Kriegsbrauchbarkeit vorgenommen und sich über die Verwendbarkeit
der Untersuchten nachträglich von den Truppenärzten Auskunft geholt. S.
weist darauf hin, wie unzweckmässig es ist, anfänglich die guten Leute aus-
zusuchen und erst später mit den Anforderungen herunterzugehen. Um eine
Minimalgrenze für das Sehvermögen mit Korrektion aufzustellen, kommt S.
zu der Ansicht, dass in der vordersten Linie unter gewissen Einschränkungen
(nicht als Posten oder zu Patrouillen zu verwenden) Leute, die nicht weniger
als !/s Sehschärfe auf dem rechten und 1/4 Sehschärfe auf dem linken Auge
sehen, Verwendung finden können. Für Armierungssoldaten unmittelbar
hinter der Front möchte S. als unterste zulässige Grenze des Sehvermögen:
1/g bezeichnen. S. bringt dann speziellere Angaben über die Verwendbarkeit
der einzelnen Truppengattungen nach einer Aufstellung, die Gutmann
eingereicht hatte. Sie im einzelnen hier wiederzugeben, würde zu weit führen.
IX. Physiologie and Pathologie der Augenbewegungen. 235
Von Interesse sind ausser der Zusammenstellung der deutscheu Literatur auch
noch die Angaben über die Anforderungen der englischen Armee.
"IX. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen.
Ref.: Köllner.
*628) Apel: Nystagmus und Kopfwackeln. Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk.
Bd. 63. S. 565. |
*629) Bergmeister: Uber Augenmuskellähmungen in der frühen Sekun-
därperiode der Syphilis. Zeitschr. f. Augenheilk. 42. S. 22.
*630) Boehmig: Über Abduzenslähmung nach Grippe. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Dez. S. 741.
*631) J. G. Dusser de Barenne en A. de Kleyn: Proeven over den
invloed der groote herzenen op de calorische en de draainystagmus. Voor-
loopige mededeeiling: Amsterd. Neurologenvereeniging. Verg. 19. Dec. 1918. Nederl.
T. v. G. 1919. I Nr. 25. (Experimentelles über den Einfluss des Grosshirns
auf den kalorischen und den Drehnystagmus. Vorläufige Mitteilung.)
632) Kestenbaum: Akkommodationsparese mit äusseren Augenmuskel-
störungen. Ophthalm. Ges. in Wien. März 1919.
*633) R. Magnus en A. de Kleyn: Labyrinthreflexen en kleine herzenen.
(Labyrinthreflexe und Kleinhirn). Geneotschap ter Bevordering van Natuur,
Genees en Heelkunde te Amsterdam. Nederl. T. v. G. II Nr. 20. 1919.
*634) F.H. Quix: Metingen en beschouwingen over de Otolithenfunctie.
(Messungen und Betrachtungen über die Utholithenfunktion.) Nederl. Tyd-
schrift. voor Geneeskunde 1919. I. Nr. 12.
Über die Beziehungen zwischen Nystagmusund Kopfwackeln
spricht A pel (628) auf Grund einer eigenen Beobachtung und der bisherigen
Literatur. A. fand bei einem Patienten, dass das Zusammentreffen der beiden
Symptome familiär anfgetreten war. Das Kopfwackeln findet sich bekannt-
lich nicht in allen Fällen von hereditärem Nystagmus, und so nimmt A. an,
dass es sich um zwei koordinierte Erscheinungen handelt, welche vermutlich
auf ein- und dieselbe Ursache zurückzuführen sind. Wenn es sich, wie
wahrscheinlich, um eine Variation im Keimplasma handelt, so — folgert A.
weiter — muss das Substrat der Vererbung erst zu suchen sein in der febler-
haften Anlage eines Organteiles, welcher Augen- und Kopfbewegungen regu-
liert. Vergleicht man den bereditären Nystagmus nun mit den übrigen Ny-
stagmusformen, so ergibt sich als Unterschied, dass bei ersterem das Bestehen
einer Refraktionsanomalie keine notwendige Voraussetzung ist. Andererseits
ist bei den mit derartigen angeborenen Fehlern einhergehenden Nystagmus-
formen niemals Kopfwackeln beobachtet. So nimmt denn A. zwischen beiden
eine Wesensverschiedenheit an. Dagegen kommt Kopfwackeln vor bei dem
Nystagmus bei Friedreichscher Ataxie, bei der kongenitalen Myoklonie,
sowie bei der Wilsonschen Krankheit, die ebenfalls familiär auftreten
können, sowie bei dem Nystagmus der Bergleute. : A. kommt auf Grund
dieser klinischen Daten zu der Überlegung, dass der hereditäre Nystagmus
als eine defekte Anlage im Bereiche des Vestibularapparates aufzufassen ist.
Quix (634) weist im Anschluss an Ausführungen über Lage und
Funktion der Otolithen bei verschiedenen Saugern darauf hin,
236 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
dass die abnorme Augenstellung bei Kaninchen, denen das Labyrinth
einseitig exstirpiert worden ist, nicht wie die Kopfhaltung direk t durch die
Sakkulusfunktion des erhaltenen Ohres erklärt werden kann. Nach früheren
Beobachtungen des Autors sollen die abnormen Augenstellungen &ielmehr
reflektorisch hervorgerufen werden durch die Kontraktion der Nackenmuskeln,
vielleicht seien auch die von den benutzten Gelenken ausgehenden Reflexe
im Spiele. Die von Winkler genau beschriebene Kopfhaltung beim Kaninchen,
dem einseitig das Labyrinth exstirpiert wurde, bat grosse Ähnlichkeit mit
der Kopfbaltung von Patienten mit Caput obstipum congenitum. Bei einem
solchen Patienten zeigte Q., dass das statische Organ einseitig nicht reiz-
bar war. Weitere Untersuchungen in dieser Richtung könnten den Nach-
weis liefern, dass die Kontraktion des Sternokleido-mastoideus reflektorisch
ausgelöst sei vom Sakkulus-Otholit des gekreuzten statischen Organs.
Were.
Nach Abtragungeiner Grosshirnhemisphäre konnten Dusser de Barenne
und De Kleyn (631) keinen eindeutigen Einfluss der Grosshirn-
hemisphären auf die vestibulären Augenreflexe nachweisen. So-
wohl Drehnystagmus als kalorischer Nystagmus wurden bei ihren Versuchs-
tieren untersucht. Kritik der Angaben Bauers und Leidlers, deren
Resultate (Überwiegen des rechtsseitigen Drehnystagmus nach Abtragung der
` linken Hemisphäre) vermutlich als Reizungserscheinungen von der Wund-
fläche aus zu betrachten seien oder auch als Folgen von Nebenschädigungen.
| Weve.
Magnus und de Kleyn (633) untersuchten experimentell bei
Katzen und Kaninchen sämtliche Labyrinthreflexe, die durch
Bewegung oder Kopfhaltung ausgelöst werden, mit Ausnahme
der Reaktionen durch Progressivbewegungen. Die Lage der in Frage kommen-
den Zentra konnte in den Hirnstamm lokalisiert werden. Dabei stellte sich
heraus, dass sämtliche Reflexe nach Exstirpation des Kleinhirns. unverändert
fortbestehen. Die Präparate der entscheidenden Versuche wurden von Prof.
Winkler in Serienschnitten kontrolliert. Were.
Kestenbaum (632) lenkt die Aufmerksamkeit auf das während der
Grippezeit häufige Vorkommen der Akkommodationsparese mit Augen-
muskelparesen. Er konnte in 14 Tagen 5 Fälle beobachten (meist
Rectus-superior-parese). Eine fieberhafte Erkrankung war in keinem Falle
vorhergegangen. Der Verlauf war im allgemeinen günstig.
Einen Fall von Abduzenslähmung nach Grippe teilt auch
Boehmig (630) aus der Leipziger Univ.-Augenklinik mit. Bei einem 19-
jährigen Manne trat 2 Tage nach Aufhören des Fiebers bei einem leichteren
Grippeanfall eine rechtsseitige Abduzenslahmung auf. Bemerkenswert war die
ausserordentlich kurze Dauer der Lähmung, die nur in zwei kurz aufeinander-
folgenden Anfällen von 10 bzw. 14 Stunden Dauer sich bemerkbar machte.
Bergmeister (629) bringt einen klinischen Beitrag zu den Augen-
muskellähmungen im frühen Sekundärstadium der Lues. Bei
einem 33jährigen Manne war 3 Monate nach der Infektion eine linksseitige
Abduzenslähmung sowie. eine Neuritis nerv. opt. aufgetreten, während noch
ein disseminiertes makuléses Syphilid bestand. B. bespricht dann ausführlich
die bisher mitgeteilten Fälle. Er betont die Möglichkeit der Untersuchung
des Lumbalpunktates, zumal die neueren Untersuchungen ergeben haben (Lang),
dass bereits im frühen Sekundärstadium nahezu jeder Fall gewissermassen
X. Lider. 237
eine luetische Meningitis durchmacht, wenn diese auch ohne klinische Symptome
verlaufen kann. Ob die Früh-Augenmuskellähmungen seit der Salvarsan-
therapie häufiger auftreten, ist noch sehr zweifelhaft, jedenfalls lauten die
Ansichten in der Literatur darüber wi:lersprechend. Ebenso gehen die An-
sichten noch auseinander, ob es sich um periphere oder um eine Kernlahmung
handelt. B. denkt dabei an die Möglichkeit mit Hilfe des vestibulären Ny-
stagmus hier Aufklärung zu schaffen. Gewisse Hirnteile sind deswegen be-
sonders disponiert, weil sie von grossen I,ymphräumen umgeben sind. Das
gilt beispielsweise von den grossen Lymphzisternen am Chiasma und in der
Gegend des interpedunkulären Raumes. Die häufige Erkrankung des Optikus
sei schon durch die mechanischen Strömungsverhältnisse gegeben, da der Ab-
fluss des Liquor cerebrospinalis vorzüglich in die Lymphhahnen des Optikus
und Akustikus erfolge.
X. Lider.
Ref.: Schlippe.
*635) Ascher: Blepharochalasis mit Struma und Schleimbautdaplikatur
der Oberlippe. Deutsche med. Wochenschr. 1919. Nr. 50. S. 1400.
* 636) Esser: Uber eine gestielte Überpflanzung eines senkrecht ange-
legten Keiles aus dem oberen Augenlid in das gleichscitige Unterlid und
umgekehrt. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 379.
*637) Fuchs, A.: Über geteilte Nävi der Augenlider. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 678. .
*638) Johnsen: Der plastische Ersatz der Nase und des Auges. Beitr.
zur klin. Chir. 1919. Nr. 2. S. 324.
*639) Lichtenstein: Primäre Diphtherie der Lidhaut mit postdiphtheri-
‘tischer Lähmung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 684.
*640) Lindner: Fälle von Lidplastik mit Darchtrennung des äusseren
Lidbandes. Ophthalm. Ges. Wien. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 758.
- 641) Meyer: Ein neues Verfahren der Augenlidplastik. Zentralbl. f.
Chir. 1919. S. 958.
*642) Reuter: Beitrag zur Kenntnis des isolierten Auftretens vom
Phthirias inguinalis am Augenlid. Wochenschr. f. Therap. u. Hygiene des Auges.
Bd. 23. 8. 13. |
Zum Ausgleich von Unterliddefekten kann man sehr gut Stücke aus
dem ödematös geschwollenen Oberlid verwenden, um so mehr als durch das
Ödem in der Regel eine Erschlaffung und Vergrösserung des Lides resultiert,
die zu einem Überschuss an Haut führt. Die Technik des neuen Über-
pflanzungsverfahrens Essers (636) ist folgende: Aus dem Oberlid wird
ein dreieckiger Keil mit seitlichem Stiel herausgeschnitten; der Keil muss
wegen der Beweglichkeit nahe der Oberlidmitte liegen, ausserdem muss die
- den Keil speisende Arterie mit verpflanzt werden. — Der Oberliddefekt muss
vernäht sein, erst dann darf man den Schnitt im Unterlid anlegen. Will
man Unterlidreste vergrössern, so genügt ein senkrechter Schnitt durch das
Unterlid, sollen gleichzeitig Narben oder Geschwülste beseitigt werden, so
muss man ein gleichschenkliges Dreieck ausschneiden, der Keil aus dem
Oberlid wird um 180° gedreht in die Unterlidwunde gelegt und vernäht, der
238 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Stiel wird erst nach 3 Wochen durchtrennt. Das Verfahren kann natürlich
vom Unter- auf das Oberlid angewendet werden. Das Resultat der oft aus-
geführten Operation war immer sehr günstig.
Fuchs (637) berichtet über 6 Fälle von geteilten Nävi der Augen-
lider. Charakteristisch ist, dass ein Teil der Geschwulst am Ober-, der
andere am Unterlid sitzt und bei geschlossenem Lid die Geschwulst als ein
einheitliches Ganzes erscheint. Die Geschwulst kann auch im Augenwinkel
ein gemeinsames Verbindungsstück haben. Die Grenzen der meist angeborenen
Geschwulst sind scharf. Die Haut ist verdickt und pigmentiert. Letzteres
am stärksten im Lidrand. Die Pigmentierung kann auf die Coni. tarsi über-
greifen. Die Anlagen zu diesen Navi muss schon in dem 3.—6. Fotalmonat
vorhanden sein, da zu dieser Zeit die Lider noch verwachsen sind. Bei
dieser Annahme ist auch Unnas Ansicht, dass die Geschwulst ein Epithel-
abkömmling sei, erklärt.
Die Hautdipbtherie ist viel häufiger als man annimmt (Laudé: Ergeb.
d, inn. Med.). Die Kranken mit Hautdiphtherie sind oft gefäbrliche Bazillen-
träger. Lichtenstein (639) beobachtete folgenden Fall von primärer
Lidhautdiphtherie: Grosses Geschwür am Oberlid vom Lidrand bis zur
Augenbraue reichend, mit grau weissen Membranen auf Grund des Geschwiars.
Unterlidrand ebenfalls mit Membranen bedeckt. Bindehaut, Cornea o. B. —
Abstrich = Diphtherie +. Therapie: Intramuskulär und Intravenös Diphtherie-
serum. Auf Lidgeschwür Umschläge mit Diphtherieserum. Rasche günstige
Heilung in 28 Tagen. — Fast 6 Wochen später schwere Nervenerscheinungen
an Beinen und Armen, Nackenschwiiche. Oberlid gut, Pupillen, Augenbe-
wegungen normal. Heilung der Nervenstörung in 2 Monaten.
Lindner (640) berichtet über günstige Erfolge von Lidplastik,
die er dadurch erzielte, dass er zuerst. das äussere Lidband durchtrennte. Durch
diese Lockerung war es ihm möglich die Lidwundränder gut zu vereinigen
und Heilung ohne Narbenbildung zu erzielen. Als Nahtmaterial benutzt L.
Rosshaare.
Reuter (642) berichtet über 2 Fälle von Phthirius inguinalis
am Augenlid, die er bei einem Fräulein und dessen Neffen beobachtete.
Die Therapie bestand in Entfernung der Läuse, Einstreichen von grauer
Salbe. Die Infektion des Neffen war nur einseitig, sie war, wie aus der
Anamnese hervorgeht, direkt von Auge zu Auge übertragen worden, Bei beiden
Patienten waren die Augenbrauen frei.
In mehreren Fällen bereits beobachtete Ascher (635) als Symptomen-
komplex Blepharochalasis mit Struma und Schleimhautduplikatur
der Oberlippe. Für nicht identisch mit der Blepharochalasis sieht A. die
bei Morbus Basedowi beobachtete Vorwölbung des QOberlides an, eher hält
er rezidivierende Ödeme für ihre Vorstufen. Das Zusammentreffen ist wohl
kein zufälliges, sondern beruhe wahrscheinlich auf einer Sekretionsstörung der
Schilddrüse. Filbry.
Ein neues Verfahren der Augenlidplastik hat Meyer (641)
in mehreren Fällen von völligem oder teilweisen Verlust des Unterlids mit .
Erfolg angewandt. Er benutzt einen gestielten Lappen aus der Stirnhaut
des gesunden Auges mit einem Teil der Augenbraue, welch letztere zum
Wimpernbesatz des neu zu bildenden Lides dient. Der Stiel des Lappens
liegt parallel der Augenbraue, die Spitze reicht bis über den äusseren Augen-
winkel hinaus. Die Ernährung durch den sehr schmalen und um fast 18u°
XI. Tränenorgane. 239
gedrehten Stiel ist infolge der günstigen Blutzufuhr durch die Endäste der
Art. angularis und dorsalis nasi eine ausreichende. Das Bett lässt sich durch
Mobilisation primär vernähen. Die Basis des Lappens wird nach 10 Tagen
durchtrennt und in den Rest des alten Bettes zuriickgebracht. Filbry.
Verschiedene Methoden des plastischen Ersatzes der Nase und
des Auges stellt Johnsen (438) zusammen, indem er nur Anregungen,
nicht etwas Abschliessendes geben will. Zur Vergrösserung des Bindehaut-
sackes, zur Rekonstruktion des Augenlides empfiehlt er Knorpelimplantationen,
verwirft dagegen bei narbig verengter Konjunktivalhöhle das Einlegen von
Steril-Stens nach Esser. Schliesslich gibt er mit Abbildungen und Schemen
verschiedene Verfahren zur plastischen Deckung von Liddefekten bei gut
erhaltenem Konjunktivalsack und mässig plattem Narbenrand durch herauf-
geschobene mobilisierte Backenlappen oder durch einen gestielten Lappen aus
der Stirnhaut an. Filbry.
XI. Tränenorgane.
Ref.: Schlippe.
+643) Affolter: Die temporäre Resektion der Nasenscheidewand bei
intranasalen Tränensackoperationen (intranasale Tränensackexstirpation),
Internat. Zentralbl. f. Laryng. und Rhinol. 1919. Nr. 7. S. 157.
*644) Fuchs: Funktionsstörung der Speichel- und Trinendrtisen. Ophth.
Gesellsch. Wien. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63 S. 405.
*645) Van Gaugelen: Die Grösse des Tränensacks. Zentralbl. f. Laryng.
und Rhinol. 1919. S. 270. l
*646) Kraupa: Über die Behandlung der Tränensackeiterung. Zeitschr.
f. ärztl. Fortbildung. 1919. Nr. 21. S. 609.
*647) Neitzert: Tränensack- und Tränendrüsenoperationen im Vereins-
lazarett Univ.-Augenklinik zu Heidelberg. Dissertation Heidelberg 1919.
*648) Stenzler: Über Tuberkulose der Tränendrüse. Dissertation Jena.
*649) Zimmermann: Die Tränensackoperationen der Heidelberger
Univ.-Angenklinik in den Jahren 1913—1915. Dissertation Heidelberg 1919.
Fuchs (644) berichtet über folgenden Fall von Funktions-
störung der Speichel- und Tränendrüse. 54 jührige Frau bemerkt
seit 5 Jahren Trockenheit im Hals und Auge. Sie kann nicht weinen, kann
keine Marken anfeuchten. Durch Lichtbad und nach Pilokarpineinspritzungen
kann reichliches Schwitzen hervorgerufen werden. Die Speichelsekretion bleibt
unbeeinflusst. Ursache der Erkrankung unbekannt; Wassermann negativ,
vielleicht Störung der inneren Sekretion (rechtsseitige Struma?), vielleicht auch
primäre Erkrankung der sicher in Beziehung zueinander stehenden Drüsen .
(Mikuliczsche Krankheit).
van Gaugelen (645) fand, dass die Formveränderungen des
Tränensacks durch Einspritzen von feiner Baryumsulfatmixtur sehr gut
dargestellt werden können, besonders wenn man die Aufnahmen in der von
Rhese angegebenen Kopfhaltung macht. Die in der Diskussion von Rochat
und Quix vorgebrachten Bedenken, dass man durch die Injektion den
Tränensack künstlich erweitere, weist er als unberechtigt zurück.
Neitzert (647) berichtet über die in den Jahren 1914—1919 an
Verwundeten vorgenommenen Tränensack- und Tränendrüsenopera-
4
240 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
tionen. Die Entfernung des Tränensacks fand regelmässig in der von
Seidel angegebenen Leitungsanästhesie statt.
Stenzler (648) ergänzt die von Plitt bis zum Jahre 1905 gegebene
Zusammenstellung über Tuberkulose der Tränendrüse und führt die
Krankengeschichten von 2 selbst beobachteten Fällen an. Die Diagno*
hängt. nicht vom Nachweis der TB-Bazillen ab, sondern vor allem davon,
dass die mikroskopische Untersuchung tuberkulöse Erkrankung des Gewebes
zeigt, die Tuberkulin Reaktion + ausfällt und Zeichen einer tuberkulösen
Konstitution vorhanden sind. Bei dem 1. Fall ist bemerkenswert, dass die
Sehkraft des Auges im Anschluss an die Exstirpation der Tränendrüse ver-
loren ging durch retrobulbäre Blutung, die erst einige Stunden nach der
Operation, bei der es selbst kaum blutete, auftrat. St. erwäbnt einen von
Gifford beschriebenen Fall, bei dem aus gleichem Anlass die gleiche
Störung entstand.
Zimmermann (649) gibt eine genaue Übersicht über die in den
Jahren 1913—1915 vorgenommenen Tränensackoperationen. Die
Heidelberger Klinik steht auf dem Standpunkt, dass in jedem Fall von
Tränensackeiterung die Exstirpation des Sackes vorzunehmen sei, weil sie
allein eine wirkliche Heilung gewährleiste. Die Seidelsche Leitungsanästhesie
bewährte sich auch in diesen Füllen.
Als ein neues Verfahren intranasaler Tränensackexstirpation schlägt
Affolter (643) die temporäre Resektion der Nasenscheidewanil
bei intranasaler Tränensackoperation vor. Transseptal wird von
der gesunden Seite her das Septum reseziert, wodurch der Spielraum grösser
wird, der Tränensack übersichtlich frei liegt und leicht herausgelöst werden
‘kann. Während der in I,okalanästhesie vorzunehmenden Operation wird ein
Silberröhrchen im Tränenkanal gehalten. Schliesslich wid das Septum resti-
tuiert und die abgelösten Schleimhautlappen werden durch Tamponade wieder
auf ihm befestigt. Filbry.
Die Behandlung der Trainetisackeiterung einschliesslich der
neuen Methoden wird von Kraupa (646) systematisch und kritisch be-
sprochen. Man unterscheide nicht mehr die chronische Dakryozystitis und
die Phlegmone, sondern sei bestrebt, nach ätiologischen Momenten einzuteilen.
Abgesehen von der charakteristischen, auf Atresie des Tränennasengangs be-
ruhenden Tränensackeiterung der Neugeborenen und von-der traumatischen
Form gehen die Tränensackeiterungen gewöhnlich entweder auf Bindehaut-
leiden wie Trachom, Lupus, Diphtherie oder in der Mehrzahl auf Neben-
höhlenempyeme zurück, welch letztere wieder, wenn auch hie und da auf
chemischen, thermischen und bakteriellen Ursachen beruhend, doch wohl meist
konstitutionell, und zwar meist durch hereditäre Lues bedingt sind. K. be-
spricht die Indikationen des einfachen Sondierens, die Vor- und Nachteile
der Tränensackoperationen, die er anatomisch-präparierend vornimmt, geht
dann auf die Fortschritte der- Dakryozystorhinostomie nach West und Toti
ein, hebt aber die Rezidivgefahr bei dieser Operation besonders hervor, die
so gross sei, dass er selbst mit angeblich sehr gutem Erfolg und bisher »hne
Rezidiv anders vorgehe; er exstirpiert zuerst den ganzen Sack, eröffnet breit
die Nase und räumt die meist miterkrankten Siebbeinzellen aus. Die Tränen-
röhrchen werden direkt in die Nase eingenäht, so dass auch das lästige
Tränen beseitigt ist. Filbry.
XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. 241
XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen.
Ref. Schlippe.
*650) Lameris: Osteoma maxillae und Sarcoma cranii. Nederl. Tydsch.
v. Geneesk. 1919 I. Nr. 13. Nederl. Vereeniging voor Heelkunde. Vers. 6. Okt. 1918.
*651) Ruttin: Ein Fall von Aneurysma der Carotis im Sinus cavernosus
mit über dem Kopf hörbarem Geräusch. Ophth. Gesellsch. Wien. Ref. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 752.
*652) v. Szily: Ein vom Stirnbein ausgehendes Osteom der Orbita bei
einem menschlichen Fötus aus dem 4. Monat der Schwangerschaft mit Re-
konstruktionsmodell des Orbitalskeletts und der durch den Tumor deformierten
Augenanlage. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 609.
*653) Uhthoff: Ein Fall von Keilbein- und Siebbeintumor mit Über-
greifen auf die Orbita und Lähmung nur der äusseren Oculomotorius-Äste
bei intakter innerer Augenmuskulatur nebst Operations- und Sektionsbefand.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 503.
653a) Wessely: Ein bisher noch nicht beschriebener Fall von Orbital-
tumor. (Metastase eines Neuroblastoms, bzw. Sympathoma embryonale der
Nebenniere,) Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. H. 1/2.
Lameris (650) beschreibt je einen Fall von Osteoma maxillae,
und von Sarcoma cranii, bei deren Exstirpation ein Teil des unteren
bzw. der — obere Orbitalrand weggenommen wurde. Nach der Ausheilung
Fetttransplantation zur Ersetzung des Knochens, ausgezeichneter kosmetischer
Erfolg. Weve.
Ruttin (651) diagnostizierte ein Aneurysma der Karotis im
Sinus cavernosus bei einer 73jährigen Frau. Anfänglich nur leichte
Abduzens- und Fazialisparese, nach 2 Monaten Protrusio allseitig starke Be-
weglichkeitsbeschränkung, venöse Stauung im unteren Fornix und in den
Retinalvenen. Drucksteigerung, die in den nächsten Tagen zunahm. Die
Untersuchung ergab Wassermann und Nebenhöhlen negativ, hochgradige
Arteriosklerose mit Erweiterung des linken Herzens und der Aorta. Be-
merkenswert war, dass man über dem Kopf ein synchron mit dem Puls ein-
setzendes Geräusch hörte, das bei Kompression der Karotis verschwand. —
Die Drucksteigerung des Auges kann Verfasser nicht erklären. `
v. Szily (652) beschreibt ein Osteom des Stirnbeins aus den
4. Monat der Schwangerschaft, das vom embryonalen Knochen gebildet
wurde und aus Knochengerüst und Osteoblastenlagen bestand. Es handelte
sich um eine geschwulstartige Verdickung der ganzen Pars orbitalis, die sich
zwischen medialer Bulbuswand und den Muscul. rect. medial vorschob und
zu hochgradiger Difformität der Augenanlage führte.
Ein papillomatöses Epitheliom Uhthoff (653) in der Gegend
des linken Siebbeins hatte an den Augen folgende Erscheinungen hervorge-
rufen: mässige Protrusio, Ptosis, alle äusseren Augenmuskeln stark beein-
trächtigt, die innere Augenmuskulatur und die beiden Abducenz intakt.
Augenspiegelbefund normal. Kurz nach der Operation trat der Tod infolge
akuter Meningitis ein. Sektion: Tumormassen in beiden Orbitae. Am Okulo-
motoriusstamm stellenweise perineuritische und interstitiell neuritische ent-
zündliche Veränderungen geringen Grades. Die Erscheinungen an den Augen-
muskeln können nur durch die Kompression der Okulomotoriusstämme ver-
ursacht sein.
Literaturberieht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde, : XVII
\
242 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
XIII. Bindehaut.
Ref.: Horovitz.
* 654) Clausen: Demonstration eines Falles von Pemphigusconjunctivae.
Ver. d. Ärzte in Halle. 14. Mai 1919 (ref. Münch. med. Wochenschr. 1919. S. 1426).
*655) Comberg: Bade-Konjunktivitis, nebst Vorstellungen. Berl. ophth.
Ges. 25. Okt. 1919 (ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 68. S. 747).
*656) Elschnig: Über Phlyktänen an der Lidbindehaut bei Kerato-
conjunctivitis ekzematosa. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 68. S. 273.
*657) Esser: Epitheleinlage als konjunktivaler Ersatz. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 63. S. 374.
*658) Friede: Tuberkulide der Konjunktiva. Ophth. Ges. in Wien, 12.
Mai 1919 (ref. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 354). .
*659) Gallas: Behandlung der gonorrhoischen Augeneiterung der Neu-
geborenen mit Airol, eine einfache und zuverlässige Methode für dea
Praktiker. Münch. med. Wochenschr. 1919. S. 1144.
*660) Graf: Anatomische Untersuchung eines Pterygiums an einem
Auge mit absolutem Glaukom. Dissert. Heidelberg 1919.
*661) Guzmann: Fall von epibulbärer Tuberkulose. ‘Ophthalm. Ges. in
‚ Wien. 12. Mai 1919 (ref. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 358).
*662) v. Hippel: Über tuberkulöse Augenerkrankungen. Med. Klin.
1919. S. 1077. -
*663) Kirsch: Ein typischer Fall von Bindehautschiirze (Epitarsns).
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. S. 60. N
*664) Koeppe: Das histologische Verhalten der lebenden Conjunctiva
tarsi unter normalen und einigen pathologischen Bedingungen im fokalen
Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. Arch. f. Ophthalm. Bd. 101.
S. 32.
-*665) Köhne: Zur Klinik der Bindehauttuberkulose. Klin. Monatsbl. f.
Augenhei!k. Bd. 63. S. 516.
*666) Lauber: Herpes der Conjunctiva tarsi. Ophthalm. Ges. in Wien.
26. Oktober 1919 (ref. Klin Monatsbl]. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 751).
*667) Lindgren: Konjunktivaltransplantation auf proliferierende Maculae
corneae. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 692.
*668) Lindner: Uber die Topographie der Bindehautkeime. Zeitschr. f.
Augenheilk. Bd. 42. S. 11. j
*669) v. Nestlinger: Uber die Lebensdauer des sogen. Koch-Weeks-
schen Bazillus auf künstlichem Nährboden. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. 63. S. 514.
*670) Paderstein: Uber Schwimmbad-Konjunktivitis. Med. Klin. 1919.
S. 1204.
671) Passow: Allgemeine und lokale Bestrahlung mit ultravivlettem
Licht bei skrofulösen Augenleiden. Med. Klin. .1919. S. 1807.
*672) Sommer: Über einen durch intravendse_Arthigeninjektion auf-
fallend schnell geheilten Fall von Conjunctivitis gonorrhoica. Dermatol.
Wochenschr. 1919. Nr. 21 (ref. Zentralbl. f. innere Medizin 1919. S. 903).
*673) Tertsch: Die Abrasio conjunctivae als Heilmittel des Trachoms.
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. S. 34.
XIII. Bindehaut. 243
Gallus (659) behandelt — unter Modifikation des Bernheimerschen
Verfahrens — die Blennorrhoea neonatorum mit Airol nach folgendem
Verfahren: Nach Reinigung und Ektropionierung beider Lider wird mit einem
Glasspatel ein Häufchen Airol ,aufgeschiittet. Nachdem sich das Pulver in
einen Brei verwandelt hat, lässt man die Lider in ihre Stellung zurückkehren.
Die Tätigkeit der Eltern zu Hause soll sich darauf beschränken, mit einem
feuchten Wattebausch das S2kret jeweils vor dem Eintrocknen zu entfernen.
Die Prozedur wird täglich nur einmal wiederholt. In den meisten Fällen
werden die Augen am 3. Tage, oft schon am 2., spontan geöffnet. Eine
Hornhautkomplikation trat bei dieser Behandlung niemals ein. Nach 4—5
Tagen kann die Behandlung meist schon einen Tag ausgesetzt, nach
14 Tagen kann der Prozess zumeist als abgelaufen angesehen werden. Später
etwa wieder auftretende Sekretion wird durch erneute einmalige Einbringung
von Airol kupiert. Im Gegensatz zu Bernheimer, der im späteren Stadium
das Airol gelegentlich durch Argentum ersetzte, empfiehlt G. die Durch-
führung der Behandlung mit Airol in Pulverform (die Airolsalbe ist wirkungs-
los) bis zur völligen Abheilung.
Der Fall von Sommer (672) betrifft die Abheilung einer Conjunc-
tivitis genorrhoica binnen 5 Tagen wpter erheblicher Allgemeinreaktion
nach 2 intravenösen Arthigoninjektionen von 0,05 bzw. 0,1. Die
Wirkung des Arthigons auf die Bindeliauterkrankung ist insofern bemerkens-
wert, als bekanntlich die Schleimhautaffektion der Harnröhre durch Arthigon
überhaupt nicht beeinflusst wird.
Nach den Untersuchungen Lindners (668) über die Topographie
der Bindehautkeime gleichen sich die erwiesenen Erreger der infektiösen
Konjunktivitiden in ihrer Topographie Es handelt sich bei ihnen um ein
Wachsen der Keime auf dem normalen Bindehautepithel, also um eine Epithel-
erkrankung (Gonokokken, Pneumokokken, Koch-Weeksbazillen, Diphtherie-
bazillen, Trachom, Einschlussblennorrhée). Der Diplobazillus hingegen wächst
fast gar nicht auf dem normalen Bindehautepithel sondern fast nur auf
Epidermiszellen oder abgestorbenen bzw. absterbenden Epithelzellen der Kon-
junktiva. So bildet der Diplobazillus den natürlichen Übergang zu den
gewöhnlichen Saprophyten der Bindehaut, den Xerosebazillen und Staphylo-
kokken. Der fast nie fehlende Xerosebazillus unterscheidet sich vom Diplo-
bazillus durch die Unschädlichkeit seiner Stoffwechselprodukte. Am meisten
Xerose belegte Epitbelien finden sich am äusseren Lidrand, dann kommt
die Conjunctiva bulbi. Der Staphylokokkus findet sich nur selten im normalen
Bindehautsack, dagegen — als eigentlicher Hautsaprophyt — an den Lid-
rändern und Lidwinkeln. Streptokokken und Pneumokokken, die bekannt-
lich oft nicht streng geschieden werden können, kann man an und in der
Epithelzellage der normalen Bulbusbindehaut antreffen. Alle genannten
Keime sind also Epithelschmarotzer, die z. T. allerdings auch im schleimigen
Sekret gedeihen.
Nach v. Nestlinger (669). der seine früheren Mitteilungen ergänzt,
ist der von ihm beim Augenkatarrh aus der Bindehaut gezüchtete, bisher in
der Literatur als Koch- Weeksscher Bazillus bezeichnete Mikroorganis-
mas auf künstlichem Nährboden sozusagen unbeschränkte Zeit unter Bei-
bebaltung seiner wichtigsten Lebensbedingungen am Leben zu erhalten.
Die Beobachtungen früherer Forscher, die mit verschiedenen Nährböden arbeiteten,
XVII*
244 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
widersprechen sich. Morax gelangte auf Hydrozeleagar bis zu 100 — Usher
und Fraser bis zu 50 Generationen. Da der echte, aus Sputum gezüchtete
Influenza-Bazillus nach R. Pfeiffer und vielen andern im Laboratorium
bekanntlich beliebig lange auf künstlichem Nährboden mit Beibehaltung seiner
Grundbedingungen am Leben zu erhalten ist, möchte v. N. die Frage der
Identität der aus dem Augensekret und aus dem Sputum gezüchteten Bazillen
als entschieden ansehen.
Comberg (655) berichtet über 39 in der Berliner Universitäts-A ugen-
klinik behandelte Fälle von Bade-Konjunktivitis. In 50°/o wurden
Einschlüsse in den Abstrichen und Schnitten nachgewiesen. Unter 250
Badegästen hatten 42°/o harmlose Follikel ohne Katarrh, 4°/o typische Bade-
Konjunktivitis. Abgesehen von einer Übertragungsmöglichkeit durch das
Bassinwasser kann das Virus auch an berührten Gegenständen (Bänken,
Kabinen) haften. Das Wasser wird jetzt mit Chlor desinfiziert, die Sitze
werden mit Lysol gereinigt.
Paderstein(670)bringtanlässlich dieser neuesten BerlinerSchwimm-
bad-Konjunktivitis, über die Comberg berichtet hat, ein zusammen-
fassendes Bild der Erkrankung: Es handelt sich um eine akute, meist ein-
seitige Konjunktivitis mit geringer Beteiligung der Conjunctiva bulbi, sehr
starker Follikelbildung. Die Follikel stehen in Reihen, die Umschlagsfalten
liegen in parallelen Wülsten. Im Gegensatz zum Trachom wird die untere
Übergangsfalte zumeist stärker befallen ais die obere. Die Absonderung
ist relativ gering, in der Regel findet sich Schwellung der Präaurikulardrüse.
Der langwierige Verlauf ist durch die Behandlung kaum zu beeinflussen.
In einigen Fällen wurde ein Jahr nach der Erkrankung Schwellung der
Übergangsfalten, leichte Ptosis und Andeutung von Pannus beobachtet,
während ernstere Komplikationen nicht festgestellt wurden. Es erkrankten
fast ausschliesslich Schwimmbadbesucher unter 25 Jahren. Meistens handelı
es sich um besonders eifrige Schwimmer, die die Augen unter Wasser offen
halten. Die Möglichkeit, dass es sich um abgeschwächtes Trachom handelt,
kann bisher nicht als widerlegt gelten.
Die von Tertsch (673) in mehr als 2000 Fällen angewandte Be-
handlung des Trachoms durch Abrasio conjunctivae besteht in
folgendem: Nach guter Anästhesierung und doppelter Ektropionierung mit
dem Desmarresschen Lidhalter wird von der trachomatös verdickten Binde-
haut alles papilläre oder sulzig verdickte Gewebe in schneidender oder
schabender Weise entfernt. Auch die vorhandenen Körner werden mitent-
fernt, oder mit der Expressionsmethode nach Kuhnt oder mit einem Glas-
stab oder dem Fingernagel angedriickt. Die Ausführung der Operation ist
im allgemeinen am Oberlid leichter als am Unterlid. In der ersten Sitzung
wird man gewöhnlich nur die groben und stark vorspringenden Teile mit
einer Schere oder einem Messer abschneiden; in der zweiten Sitzung kann
man dann am besten mit einem bauchigen Skalpell das übrige verdickte Ge-
webe abschaben. In den Lidwinkeln bedient man sich am besten eines scharfen
Löffel. Eine Grundregel bei der Durchführung der Operation, die in 1 bis
5 Sitzungen in Zeitintervallen von 1—3 Wochen wiederholt wird, ist, dass
möglichst schonend vorgegangen wird. Nach jeder Sitzung kalte Umschläge
zur Bekämpfung der postoperativen Schwellung und tägliches Tuschieren mit
2°/uiger Lapislösung oder Einstreichen einer 1°/vigen Jodoformsalbe. Unter
XIII Bindehaut. 245
den 5 von T. unterschiedenen Trachomformen — granuläre Form mit den
typischen froschlaichartigen Körnern, papilläre Form von der feinsamtartigen
Verdickung bis zu pilzférmigen groben und harten Papillen, gemischte Form,
sulzige Infiltration, sklerosierende Form — ist das sulzige Trachom der an-
gegebenen Behandlungsmethode am besten zugänglich.
Elschnig (656) kann an seinem Material in schätzungsweise -100/0
der schweren mit diffuser Konjunktivitis verbundenen Formen von Phlyktänen
an der Conjunctiva bulbi Phlyktänen an der Conjunctiva tarsi be-
obachten, während sie bei den typischen Randphlyktänenerkrankungen so gut
wie gar nicht vorkommen. Diese Lidbindehautphlyktänen treten in 2 Formen
auf: Einmal »nahe dem Lidrande in Form von molkig-weisslichen Bläschen -
und ferner als etwas grössere Knötchen, die sehr rasch oberflächlich ulzerieren,
sodass der Substanzverlust auch unter das Niveau der entzündlich geröteten
Nachbarschaft einsinkt. E. weist auf das seit den Kriegsjahren gehäufte und
von anderer ‚Seite bereits betonte Vorkommen der ganz schweren Fälle von
Keratokonjunktivitis ekzematosa hin. Es sei die Tatsache hervorgehoben,
dass E. gerade aus den deutschböhmischen Hungergebieten, in denen auch
das Hungerödem so zahlreiche Opfer fordert, so viele und schwere Fälle
ekzematöser Hornhaut- und Bindehauterkrankungen bekommt wie nie zuvor.
Die ein- und beiderseitige Erblindung durch Staphylombildung oder Phtbisis
bulbi, welche sonst bei Keratitis ekzematosa als Seltenheit galt, haben wir ja
in den letzten Jahren auch bei uns in Deutschland beobachten müssen.
Der Fall von epibulbärer Tuberkulose, den Guzmann (661)
vorstellt, betrifft einen 28jährigen Patienten mit tuberkulöser Infiltration der
rechten Lungenspitze und des Unterlappens. In der nasalen Hälfte des
linken Bulbus ist die Konjunktiva in Dreiecksform wie bei einer Phlyktäne
injiziert; nahe dem Limbus 3 hanfkorngrosse gelbliche unscharf begrenzte
konfluierende Knoten; keine Druckempfindlichkeit, kein spontaner Schmerz.
Zwei von den fünf Fällen von Bindehauttuberkulose, die Köhne
(665) bringt, ‚gehören nach ihrer klinischen Erscheinungsform in jene Gruppe,
die Eyre den 4 Sattlerschen Grundformen hinzugefügt hat. Erfahrungs-
gemäss sind Tuberkelbazillen in Schnitten von Bindehauttuberkulose so spär-
lich, dass der Nachweis nur selten gelingt. So wurden auch in den vor-
liegenden Fällen Tuberkelbazillen nicht gefunden. Deshalb soll die Tier-
impfung in jedem Falle zur Sicherung der Diagnose herangezogen werden,
evtl. nach der von Hagemann für chirurgische Tuberkulosen ausgearbeiteten
Methode. Therapeutisch kommt neben Exzision und Glühschlinge, Finsen-
licht (nach Lundsgaard) Ätzung mit 50°/o Milchsäure oder Auflegen von
Radium etwa 1 Stunde lang (mit einem Zwischenraum von 6—7 Tagen
3—4 mal) nach Exzision der Wucherungen in Frage. — Im dritten Fall
handelte es sich um einen soliden im Gewebe der Bindehaut eingebetteten
Knoten, der exzidiert wurde. Die Erkrankung stand bier wahrscheinlich
im Zusammenhang mit einem zurzeit abgebeilten Lupus. — Das klinische
Bild der beiden letzten Fälle zeigt weitgehend übereinstimmend eine miliare
Aussaat von Knötchen. Die Tierimpfung liess im Stich, das histologische
Bild hatte tuberkulösen Charakter. Ä
Unter 290 untersuchten Fällen von Tuberkulose aller Art (Haut-,
Knochen-, Drüsen-, Lungentuberkulose) fand Friede (658). 13 Fälle mit
Tuberkuliden der Konjunktiva. Eine genauere Statistik soll später
246 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
folgen. Die charakteristischen Knötchen der Konjunktiva sind stecknadel-
kopf- vereinzelt auch hirsekorngross, viele nur mit der Lupe wahrnehmbar.
Die kleineren sind grauweiss, transparent, die grösseren zentral leicht gelblich.
Sie sind mit der Konjunktiva leicht abhebbar und verschieblich, sind avas-
kulär; ihre Lieblingslokalisation liegt in einer Zone, die den zwei äusseren
Dritteln zwischen Limbus und Äquator entspricht. Die Knötchen sind be-
besonders charakterisiert durch ihre Flüchtigkeit und dadurch, ddss sie zumeist
gänzlich symptomlos obne jede Reizung der übrigen Bindehaut auftreten.
Bei den mit Licben scrophulosorum kombinierten Fällen ist das schubweise
Auftreten besonders ausgeprägt. —
Aus dem zusammenfassenden Aufsatz, den v. Hippel (662) über unsere
heutige Kenntnis der tuberkulösen Augenerkrankungen bringt, sei
hervorgehoben, dass nach seiner Überzeugung die Tuberkulinbehandlung der
früben Stadien, wenn sie lange genug fortgesetzt wird, wesentlich günstigere
Heilresultate gibt als andere Behandlungsmethoden. Bei schwerer Konjunktival-
tuberkulose führt Tuberkulin allein zumeist nicht zum Ziel; für solche Fälle
ist längere Anwendung gefilterter Röntgenstrahlen zu empfehlen. Über die
Behandlung mit organischen Goldpräparaten nach Schnaudigel sowie über
Strahlenbehandlung verschiedener Art kann v. H. ein Urteil noch nicht
abgeben.
Nach Passow (671) wird man in den meisten Fällen von Augen-
skrofulose mit der allgemeinen Quarzlichtbestrahlung, gleichgültig
ob bei geöffneten oder geschlossenen Augen (Abstand 60 cm) schnelle Heilung
erzielen. Handelt es sich um zirkumskripte, auf das Auge und Augenlid
lokalisierte Prozesse, so ist die lokale Bestrahlung bei geöffnetem Auge (Ab-
stand etwa 15 cm) indiziert. Reicht eine dieser Methoden nicht aus, so wird
die andere angewandt, oder es werden beide kombiniert. Die einfachste
Kombination besteht in der gleichzeitigen Quarzlichtbestrahlung des ganzen
Körpers und der geöffneten Augen im Abstand von 60 cm.
Lauber (666) hat den seltenen Fall einer Mitbeteiligung der Con-
junctiva tarsi bei einem Herpes zoster ophthalmicus beobachtet.
Der von Clausen (654) demonstrierte Fall von Pemphigus con-
junctivae betrifft eine 65 jährige kleine, schlecht genährte Frau, die bis
vor 1 Jahr angeblich stets gesund war. Dann bemerkte sie Kribbeln in den
inneren Lidwinkeln und Tränen, Abnahme der Sehscharfe. In Mund- und ©
Wangenschleimhaut zwischen zahlreichen Narben ausgebreitete, frische Ge-
schwüre, leichte Mundsperre. Am rechten Auge innen Ankyloblepharon,
unten innen Symblepharon; Übergangsfalte narbig verkürzt, Bulbus bei zarter
Gefässbildung auf der Kornea reizfrei. Visus 5/7 knapp. Die Lidspalte
des linken Auges ist bis auf einen 12 mm breiten Spalt völlig narbig ver-
schlossen. Ausgedehntes Symblepharon des Unterlids und Ankyloblepbaron,
Entropium mit Trichiasis; die obere Übergangsfalte ist vollkommen geschrumpft.
Neben geschwürigen und narbigen Hornhautveränderungen pterygiumartige
Hornhautauflagerungen. Visus Fingerzählen in 11/s m. Wassermann negativ.
Die anatomische Untersuchung eines Pterygiums an einem Auge mit
absolutem Glaukom bei einem 73jäbrigen Patienten, über die Graf (660)
in seiner Dissertation berichtet, stützt die von Fuchs vertretene Ansicht, dass
das Flügelfell aus der Pinguecula hervorgeht, und dass krankhafte Verände-
rungen der Hornhaut ein Hineinwachsen der Pinguecula bedingen.
XIII. Bindehaut. | 247
Der Befund einer typischen Bindehautschürze bei einer 48 jährigen
ostjiidischen Patientin, den Kirsch (663) bringt, deckt sich vollkommen mit
den von Schapringer seit 1899 mitgeteilten Fällen von «angeborener Schürze
der Lidbindehaut». Betont sei, dass die Patientin an keinem Auge sonst
irgendwelche krankhaften Veränderungen aufwies, insbesondere keinerlei
Zeichen von Trachom, so dass keine Veranlassung vorliegt, an der Nätur
der Bindehautschürze als einer angeborenen Missbildung zu zweifeln. Merk-
würdig ist, dass alle bisher beobachteten Fälle osteuropäische Juden betrafen.
Durch die von Lindgren (667) angegebene Konjunktivaltrans-
plantation auf proliferierende Maculae corneae werden die sonst
häufig rezidivierenden Hornhautleiden vermieden, weil die Hornhaut die not-
‚wendige Ernährung erhält. Auch wird der Visus gebessert, weil durch Aus-
schaltung der trüberen Makulateile, die durch ungleichmässiges Durchdringen
der Lichtstrablen die Bildschärfe beeinträchtigten, nur die besten Hornhaut-
teile zur-Alleinpassage der Lichtstrablen übrig bleiben, und auch weil der
irreguläre Astigmatismus durch die Operation vermindert wird. Bedeckt der
Lappen die Pupille, so muss später eine optische Iridektomie vorgenommen
werden.
Esser (657) hat in der Berliner Augenklinik eine Methode der
Epitheleinlage. zur Vergrösserung des Konjunktivalsackes erprobt.
Die Methode besteht im Prinzip in einer Vergrösserung desjenigen Teils des
Konjunktivalsackes, der sich zur Aufnahme einer Prothese als zu klein er-
weist. Nach Erweiterung des Bindehautsackes wird der neu geschaffene
Wundraum mit einer zahnärztlichen Masse (Stents) ausgefüllt, die, durch
heisses Wasser erweicht, knetbar geworden ist. Der Stentsabdruck wird erst
nach völligem Erstarren aus der Wundhöhle entfernt. Dieser Stents wird
mit abgeschnittener, nach Thiersch entnommener Epidermis derart umwickelt,
dass die äussere Epidermisseite das Stentsmodell berührt, sodass die Wund-
flächen des Lappens und des Bindehautsackes einander zugekehrt werden.
Nach ziemlich fester und. ausgiebiger Anlegung werden die Wundränder
ziemlich vollständig zusammengenäht. Die Entfernung der Nähte und des.
Modells erfolgt am besten erst nach 10 bis 20 Tagen. Um eine Schrumpfung
der neu ausgelegten Thierschtasche zu verhindern, ist es nötig, die Narben
radikal auszuschneiden, die Wundfläche übergross und an das Periost der
Orbita anzulegen, so dass eine Epithelfixierung am Knochen zustande kommt.
Bezüglich der Technik der Gewinnung des Thierschschen Lappens hebt
E. hervor: Bei einer Lappengrösse bis 5 X 15 cm genügt als Entnahmestelle
die Innenseite des Oberarms, bei grösseren Lappen wird vorteilhafter die
Innenvorderseite des Oberschenkels verwandt. Die Innenseite der Oberarmhaut
ist besonders günstig wegen ihrer sehr feinen und dünnen Beschaffenheit, da
die Epidermis in dünner Lage schneller in eine Schleimhaut verwandelt wird
als in dicker Schicht. Vor dem Schneiden rasiere man trocken am besten
solange bis das Korium durchschimmert oder sogar leicht blutet, dann folgt
Einpinselung mit 5 bis 10 °/oiger Jodtinktur und schliesslich Abreibung mit
warmer physiologischer Kochsalzlösung. Das Schneiden darf nur bei in der
Längsrichtung der Extremitäten straff gespannter Haut erfolgen. Besser als
ein zumeist schlecht geschliffenes Transplantationsmesser ist ein leichtes, gut
zu schleifendes Rasiermesser.
Die XVII. Mitteilung von Koeppe (664) über seine klinische
Beobachtung mit der Nernstspaltlampe und dem Hornhautmikroskop betrifft
248 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
das histologische Verhalten der lebenden Conjunctiva tarsi
unter normalen und einigen pathologischen Bedingungen.
Bezüglich der Technik der intravital-histologischen Untersuchungsmethode
muss auf die Arbeit selbst verwiesen werden, ebenso bezüglich des Spalt-
lampenbildes der normalen Conjunctiva tarsi. Von pathologischen Verände-
rungen der Bindehaut sind es nur wenige, die dieser Untersuchungsmethode
zugänglich sind, weil einmal Augen mit erkrankter Bindehaut meist stärker
sezernieren und infektiös sind, und weil sie ferner trotz Kokaindarreichung
meistens stark lichtscheu sind und die Untersuchung an der notwendigen
Apparatur nicht vertragen. Es stehen somit nur die leichteren Formen der
Entzündung der Tarsusbindehaut zur Verfügung. Ohne die pathologischen
Untersuchungsbefunde hier ausführlich bringen zu können, sei hervorgehoben,
dass z. B. recht deutlich zu sehen ist, dass das Bild des eigentlichen Folli-
kularkatarrhs kein Bild sui generis zu sein scheint, sondern bei sämtlichen
Entzündungsformen der Tarsalbindehaut in Erscheinung zu treten pflegt, aber
graduell ganz verschieden. Gut beobachten können wir die zahlreichen Bilder,
die uns das von His beschriebene adenoide Gewebe unter normalen und
pathologischen Bedingungen zeigt. — Die Konkremente der Meibom schen
Drüsen bilden ganz verschieden grosse Einlagerungen in die Schleimhaut von
mehr gelblicher Farbe, wenn sie jünger und frischer sind; später werden eie
unregelmässiger und weisser, insbesondere wenn Verkalkung eintritt. Sie
bieten oft ein sehr eigenartiges Bild und schweben über den im Spaltlampen-
bilde kaum oder nur sehr undeutlich sichtbaren Meibomschen Drüsen ge-
wissermassen frei im Gewebe. Ihre Form ist unregelmässig; sie sind bald
eckig, bald mehr rund. Wenn sie bis in das Epithel oder durch dieses
hindurchragen, so zeigt die Bindehaut in der Umgebung entzündliche Ver-
änderungen. — Bei Trachomnarben erkennt man in der Schleimhaut häufig
eine glatte oder mehr unregelmässige Oberfläche; die Gefässe darüber sind
meist spärlich, und die Gefässknäuel nur in wenigen Fällen angedeutet vor-
handen oder ganz atrophisch. — Amyloideinlagerungen sind naturgemäss nicht
zu identifizieren; überhaupt beanspruchen die Narbenbildungen auch aua
anderer Ursache im Bereich der Tarsalbindehaut kein gesondertes intravital-
histologisches Intere:se.
XIV. Hornhaut und Lederhant.
Ref.: Horovitz.
*674) Bachstez: Uber eine neue Form familiärer Hornhautentartung.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 387.
675) Derselbe: Eine neue Form von familiärer Hornhautentartung.
Wien. ophthalm. Ges. 2. Juni 1919 (Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. S. 97) betrifft
den gleichen in vorstehender Arbeit mitgeteilten Fall.
*676) Dubois, H. F.: De behandeling van ulcus cum hypopyo mit
optochine. (Die Behandlung des Ulcus cum Hypopyo mit Optochin.) Nederl.
Oogheelk. Gezelsch. 54. Vers. 15. Dez. 1918. Nederl. Tydsch. v. Geneesk. 1919 1.
Nr. 15.
*677) Enroth: Uber die Bedeutung der konstitutionellen Disposition
in der Ätiologie der Keratitis parenchymatosa. Eine klinische und sero-
logische (Abderhalden) Untersuchung. Dissert. Helsingfors (ref. klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 63. S. 591).
XIV. Hornhaut und Lederhaut. ae | 249
*678) Franke: Vorstellung eines Falles von doppelseitigem erworbenem
Keratokonus. Arztl. Ver. Hamburg. 24. Juni 1919 (ref. Deutsche med. Wochenschr.
1919. S. 1151).
*679) Fuchs, H.: Fall von Keratitis pustuliformis profunda. Ophthalm.
Ges. in Wien. 12. Mai 1919 (ref. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 357).
*680) Happe: Drei Fälle von Keratitis nenroparalytica. Arztl. Kreis-
verein Braunschweig. 18. Oktober 1919 (ref. Med. Klin. 1912. 8. 1298).
*681) v. Hoor: Eine bisher nicht beschriebene Form der parenchymatésen
` Keratitis. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 507.
*682) Junius: Ulcus corneae rodens. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63.
S. 743.
*683) Lindner: Metastatische Ophthalmie vom Randschlingennetz aus-
gehend. Ophthalm. Ges. in Wien. 26. Okt. 1919 (ref. Klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. Bd. 63. S. 752).
*684) Seefelder: Bemerkungen zur Megalokorneafrage. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 63. S. 738.
*685) Simon: Ein Fall von Skleritis posterior. Dissert. Heidelberg. 1919.
*686) Sommer: Theoretisches und Praktisches zur Sensibilität der
Kornea und Konjunktiva. Wochenschr. f. Ther. u. Hyg. d. Auges. Nr. 43.
* 687) Stähli: Uber persistente retrokorneale Glashautleisten in ehedem
parenchymatosakranken Augen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 336.
*688) Stross: Ein Fall von vertikalovaler Hornhaut mit Astigmatianns
nach der Regel. Ophthalm. Ges. in Wien. 17. Nov. 1919 (ref. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. 63. S. 753).
*689) Sturhahn: Keratitis neuroparalytica nach Alkoholinjektion ins
Ganglion Gasseri. Dissert. Heidelberg 1919.
*690) Wenk: Uber die im Vereinslazarett zu Heidelberg während des
Krieges bevbachteten Fälle von Herpes corneae. Dissert. Heidelberg 1919.
*691) Wolffberg: Gefühlstäuschung bei der Lokalisation von Horn-
hautfremdkörpern. Wochenschr. f. 'Ther. u. Hyg. d. Auges. Nr. 39.
Bei dem Fall von vertikalovaler Hornhaut mit Astigmatismus
nach der Regel, den Stross (688) bringt, handelt es sich um ein 18jähr.
Mädchen mit im 3. Lebensjahre überstandener Parenchymatosa. Damals auch
Karies des linken Mittelhandknochens; Vater an Tuberkulose gestorben. Die
Hornhautmasse sind: Rechts: 10 mm:11,7 mm, links: 10,5:12 mm;
rechte 5,5 D, links 7,0 D Astigmatismus nach der Regel, während bei
vertikalovaler Kornea sonst zumeist Astigmatismus gegen die Regel vorliegt.
Bei dem von Frauke (678) vorgestellten Fall von doppelseitigem,
erworbenen Keratokonus handelt es sich um ein 29jähriges Mädchen,
bei dem seit einem Jahre eine merkliche Abnahme des Sehvermögens einge-
treten war. Der Allgemeinzustand war nicht verändert. Die Blutunter-
suchung ergab eine geringe Lympbozytose (31,5 °/o), die Untersuchung nach
Abderhalden schwach positiven Abbau von Ovarium und Nebenniere. Der
Keratokonus war links stärker als rechts, der Fleischersche Ring nicht
nachweisbar. Visus ohne Glas rechts ®,seo, links 2/60, mit Kontaktgläsern
rechts ®/ıo, links ©/eo, während Zylindergläser nicht so gut korrigierten.
Seefelder (684) greift in seinen Bemerkungen zur Megalo-
korneafrage auf seine Veröffentlichung in den klinischen Monatsblättern
250. Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
im Februar-März-Heft 1916 zurück, insbesondere auf die damals von ihm
aufgestellten 10 Punkte, von denen keiner fehlen solle. Bezüglich der noch
völlig dunklen Pathogenese des Gigantophthalmus, bei dem natürlich auch
die höchstdifferenzierte Augenhaut, die Netzhaut, beteiligt sein muss, ist die
Frage zu beantworten, welches die primär vergrösserte Haut sein wird, die
Netzhaut oder die äusseren Augenhäute Die Antwort kann für den mit
entwicklungsmechanischen. Gedanken Vertrauten nur lauten: die Netzhaut
Denn nach neueren Forschungen sind es offenbar innersekretorische, von der
Netzhaut ausgehende Einflüsse, die die Entwicklung der Hornhaut weitgehend
beeinflussen, während Wachstumeeinfliisse in umgekehrter Richtung nicht io
Frage kommen. Damit fiele auch die einseitige Auffassung der Megalo-
kornea als einer Variabilität der Hornhautgrösse vollkommen in sich zu-
sammen. l
Die beiden Fälle von familiärer Hornhautentartung, die Bach-
stez (675) bringt, betreffen einen 13jährigen sonst gesunden Jungen und
seine 36 jährige sonst ebenfalls gesunde Mutter. Auch Grossmutter und Urgross-
mutter des Knaben sollen mit dem gleichen Augenleiden behaftet bzw. behaftet
gewesen sein ebenso wie eine Schwester der Mutter. Ein bestimmter Ver-
erbungstyp ist dabei nicht erkennbar. Von den bisher bekannten Formen
der familiären Hornhautentartung haben die vorliegenden Fälle am meisten
Ähnlichkeit mit der von Fehr als familiäre fleckige Hornhautentartung be-
schriebenen Veränderung, während die gittrige Hornhauttribung, die knötchen-
förmige Hornhauttribung (Groenouw, Fuchs) und die Fleischerschen
Fälle wesentlichere Unterschiede aufweisen.
Wie Stähli (687) an drei von ihm beobachteten Fällen zeigt, gibt es
retrokorneale Glashautleisten in Augen, bei denen weder Glaukoma
infantile, noch Keratokonus, noch Geburtstrauma oder operative Eingriffe, noch
Myopie in Frage kommen, sondern wo nur eine abgelaufene und jahrelang
zurückliegende Keratitis parench ymatosa voraufgegangen ist, und auch
der Entstehungsmodus ein völlig anderer ist als in den genannten Fällen.
Die Kasuistik Enroths (677) in seiner Dissertation über die Bedeu-
tung der konstitutionellen Disposition in der Ätiologie der
Keratitis parenchymatosa umfasst 15 Fälle. In 13 Fällen war kon-
genitale Lues vorhanden, in einem Fall konnte Lues mit Sicherheit und in
einem mit grosser Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. In 3 Fällen
war Tuberkulose wahrscheinlich, bei 4 weiteren Patienten möglicherweise vor-
handen. In 10 Fällen wurde nach dem Abderhaldenschen Dialysierver-
fahren Störung der inneren Sekretion als sehr wahrscheinlich nachgewiesen.
In 6 Fällen waren klinische Zeichen des Status thymicolymphaticus vorhanden.
und die Reaktion nach Abderhalden auf Thymus fiel positiv aus; auch
sonst boten diese Fälle andere Zeichen gestörter innerer Sekretion. Je zwei
Fälle gaben positive Reaktion nur auf Schilddrüse bzw. nur auf Geschlechts-
drüsen. Bei allen Patienten fanden sich Zeichen einer allgemeinen degenera-
tiven Konstitution, bei einzelnen sogar eine Anhäufung von degenerativen
Stigmen.
Der von v. Hoor (681) mitgeteilte Fall einer bisher nicht be-
schriebenen Form der parenchymatösen Keratitis stellt ein ganz
atypisches sicherlich sehr seltenes Anfangsbild der Keratitis parenchymatoza
dar. Nach dem üblichen Beginn am oberen Limbus mit der konjunktivalen
und episkleralen Injektion, mit dem epauletteförmigen Anschwellen des Limbus
XIV. Hornhaut und Lederhaut. 251
und der sich unmittelbar anschliessenden tiefen Hornhautinfiltration nahm die
weisslichgraue Trübung eine graugelbe, dann eine ‘eitriggelbe Färbung an, die
oberflächlichen Schichten stiessen sich rasch ab, der Substanzverlust griff
rasch in die Tiefe, und etwa 8 Tage nach Beginn des Leidens lag ein aus-
gedehntes tiefes randständiges Geschwür vor. Das Geschwür reinigte sich
unter starker Vaskularisation, ohne dass es zur Perforation kam, und der
weitere Verlauf war der der typisch verlaufenden Keratitis parenchymatosa.
Wassermann -+ ++ positiv, eingefallener Nasenrücken, am Hals mehrere
harte kleine Drüsen. Sechs Wochen nach Erkrankung des linken Auges
erkrankte das rechte unter demselben Bilde, nur mit wesentlich geringerer
Geschwürsbildung. Die Zeitdauer vom Beginn bis zum endgültigen Abschluss
dee Leidens betrug bei jedem Auge etwas über 5 Monate; am linken Auge
blieb an der Stelle des abgeheilten Geschwürs eine dichte Trübung zurück.
Fuchs (679) stellt einen Fall von Keratitis pustuliformis pro-
funda bei einer 38jährigen Patientin mit positivem Wassermann und Lues
papulosa vor. Der Fall ist deshalb interessant, weil er, von Anfang an be-
obachtet, die Angabe von E. Fuchs bestätigt, dass bei dieser Erkrankung die
Iritis häufig das Primäre ist Ungewöhnlich in dem Falle ist, dass eine Frau
von der Erkrankung befallen wurde, da unter den 28 beschriebenen Fällen
nur 2 Fälle Frauen betrafen. Lokale Behandlung hatte keinen Erfolg, aber
nach 3 Wochen kam die ausgezeichnete Wirkung der spezifischen Behandlung
zum Ausdruck. Wahrscheinlich ist die Keratitis pustuliformis profunda eine
spezifische Manifestation der Lues.
Dubois (676) behandelte in den letzten 10 Jahren 85 Fälle von
Uleus cum Hypopyo, in 48 Fällen kompliziert mit Tränensackleiden. Seit
1915 behandelte er sämtliche Fälle mit Optochin (Salbe oder Einträufeln
einer 2°/o igen Lösung), im gauzen 41 Fälle. Entgegen seinen eigenen Er-
wartungen zeigte sich, dass ein Unterschied zwischen den mit und ohne
Optochin behandelten Fällen sich nicht feststellen liess. Klinische Behand-
lung war gleich oft indiziert, die mittlere Sebschärfe nach Abheilung war die
gleiche. Allerdings wurde der Verlauf bei den durch Dakryozystitis kompli-
zierten Fällen durch Optochin günstiger beeinflusst als bei denen ohne
Dakryozystitis. In der Diskussion wird hervorgehoben, dass die Beweiskraft
der Mitteilungen infolge Feblens bakteriologischer Angaben wesentlich beein-
trächtigt sei. Atropin und Optochin sollen nicht gleichzeitig verabreicht
werden, weil die Wirkung des Optochins dadurch einbüsse. Wewe.
Lindner (683) demonstriert Präparate einer vom Randschlingen-
netz ausgehenden metastatischen Ophthalmie. 2 Tage vor dem an
Septikämie erfolgenden Tode trat eine dichte Streifentrübung der Hornhaut
eines sonst fast reizlosen Auges auf. Die mikroskopische Untersuchung zeigte
eine Streptokokkenmetastase mit folgender Keimverteilung: In einzelnen
Kapillaren des Randschlingennetzes, frei im episkleralen Gewebe, dichte An-
füllung des vorderen Ziliarvenensystems, reichliche Keimmassen im Schlemm-
schen Kanal, von dem aus Keime in Streifen zwischen die hintersten Horn-
hautlamellen und in den Ziliarmuskelansatz ziehen. Dichte Keimballen im
Kammerwinkel, und auch Iris (unter Aussparung der Gefässe), hintere
Kammer, Glaskörper, Suprachorioidealraum mit Bakterienhaufen durchsetzt,
während das Gefässsystem der Netzhaut, der Aderhaut und des Corpus ciliare
frei von Keimen sind. Diese Keimverteilung prägt sich auch im pathologisch-
histologischen Bilde deutlich aus.
252 Berjcht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Junius (682) wendet sich in seiner Mitteilung über das Ulcus
corneae rodens gegen den von Salus gemachten Vorschlag, es mit Kau-
terisationen zu behandeln. Aus zwingenden Gründen geht hervor, dass das
Ulcus corneae rodens in die Gruppe der neuropathisch bedingten Hornhaut-
erkrankungen gehört. Die primäre Nekrose als Hauptursache der Ausbreitung
des Hornhautgeschwürs wird durch eine nervöse Störung bedingt, wie die
klinische Erfahrung mit grosser Wahrscheinlichkeit zeigt (Sensibilitatsst6rungen,
Hypotonie, Ziliarneurosen, hochgradige Lichtscheu). Auch das häufigere Auf-
treten des Leidens bei schwächlichen Personen im Anschluss an Gelenk-
rheumatismus und Influenza (Häufung von Herpes zoster in Grippezeiten!)
epricht für die Annahme einer nervösen Affektion als Ursache vom Ulcus
corneae rodens. Einen spezifischen Erreger gibt es nach den klinischen Be-
obachtungen nicht, sondern jeder Erreger eines Randulcus kann dabei be
teiligt sein, wenn die Erkrankung einen Patienten befällt, der durch eine
Schädigung von seiten des Trigeminus nicht über die natürlichen Abwehr-
kräfte der Hornhaut verfügt. Die vom Trigeminus her unterhaltenen Horn-
hautschädigungen können durch Glühhitze nicht bekämpft werden.
Der Dissertation von Wenk (690) über die im Vereinslazarett zu
Heidelberg wahrend des Krieges beobachteten Falle von Herpes corneae
liegt ein Material von 36 Fallen zugrunde, wabrend von 3 weiteren Fallen
die Krankengeschichten fehlen. Ausserdem kam ein Fall von Herpes zoster
ophthalın. zur Beobachtung. Das ergibt unter den 734 Patienten ohne
traumatische Affektion einen Prozentsatz von 5,04, also einen wesentlich
höheren Prozentsatz als wir ihn aus früheren statistischen Mitteilungen kennen.
Sturhahn (689) teilt einen Fall von schwerer Keratitis neuros
paralytica nach Alkobolinjektion ins Ganglion Gasseri mit
Aus der Besprechung der Literatur und der verschiedenen Theorien der
Keratitis neuroparalytica folgert er, dass die Indikation für die Alkohol-
injektion ins Ganglion Gasseri nur auf schwere Fälle von Neuralgie zu be-
schranken ist, und dass die Gefahr der Keratitis durch sorgfaltige dauernde
Nachbehandlung auf ein Minimum reduziert werden kann.
Auch Happe (680) berichtet über 3 Fälle von Keratitis neuro-
paralytica im Anschluss an Alkoholinjektionen ins Ganglion Gasseri. In
2 Fällen trat die Keratitis einige Tage, im 3. Falle 1!/s Jahre nach der
Injektion auf. In allen Fällen betrug die Sehschärfe des erkrankten Auges
nur !/ıoo bis !/200. Nach dem vorliegenden Material ist die Hornhautaffektion
in 17°jo der Fälle eingetreten, wahrscheinlich ist der Prozentsatz aber noch
höher. Der Chirurg sollte daher die Patienten auf die Möglichkeit einer
Augenaffektion vor der Operation hinweisen und sollte das Auge der ent-
gegengesetzten Seite augenärztlich bezüglich der Sehtüchtigkeit untersuchen
lassen und die Indikation zu dem Eingriff mit grosser Vorsicht stellen.
Wolffberg (691) weist auf die Tatsache der Gefühlstäuschung
bei der Lokalisation der Fremdkörper auf der Hornhaut bzw.
unterm QOberlid hin, welche trotz der ausgedehnten Literatur über die Horn-
hautnerven nirgends erwähnt sei, und berichtet über drei charakteristische Fälle.
‘Sommer (686) hat, durch Wolffbergs Mitteilung angeregt, in den
Beiträgen zur Physiologie des Schmerzsinns im Bericht der mathematisch- _
physikalischen Klasse der sächsischen Ges. f. Wissensch. Leipzig 1895 eine
Mitteilung von M. v. Frey gefunden, dass »der Ortssinn, das Orientierufigs-
XV. Iris (Pupille). 253
und Lokalisationsvermögen der Konjunktiva und Kornea äusserst
mangelhaft seien.«
Der Fall von Skleritis posterior, den Simon (685) in seiner
Dissertation bringt, betrifft eine 48jährige Patientin. Nach dem histologischen
Bild kommt als Ursache Lues in Frage, ohne dass (bei negativem Wasser-
mann) ein anderes ätiologisches Moment auszuschliessen ist.
XV. Iris (Pupille).
Ref. Junius,
*692) Engelking: Der Schwellenwert der Pupillarreaktion und seine
Beziehungen zum Problem der pupillomotorischen Aufnahmeorgane. Zeitschr.
f. Physiol. d. Sinnesorgane. 50. 1919.
*693) A. Fuchs: Uber die Entstehung einer reflektorischen Pupillen-
starre durch Methylalkoholvergiftang. Zeitschr. f. Augenheilk. 1919. 42.
*694) Ginsberg: Chron. Zyklitis mit Lymphfollikeln (Demonstration).
Klin. Monatsbl. 63. 1919. S. 750. (Sitzungsberichte.)
*695) Junins: Uber „spontane“ vordere Synechien. Zeitschr. f. Augen-
heilk. 41. 5. 1919. |
*696) Lindberg: Über Veränderungen des hinteren Pigmentblattes der
Iris. Akad. Abhandl. (schwedisch). Helsingfors 1918. Autoref. Klin. Monatsbl. 63.
1919. S. 594.
*697) Meller: Zur Klinik und patb. Anatomie des Herpes zoster uveae.
Vortrag. Klin. Monatsbl. 63. 1919.
*698) Hella Rieth: Iridozyklitis bei Parotitis epidemica und anderen
Speicheldrüsenerkrankungsschwellungen und über ihre Beziehungen zur
Tuberkulose. Klin. Monatsbl. 63. 1919.
*699) Römer: Pupillenveränderung bei der Veronalvergiftung. Deutsche
med. Wochenschr. 1919. Nr. 47.
*700) Emma Schindler: Uber die Irisfarbe des Sänglings. Zeitschr. f. `
Kinderheilk. Bd. 19. 1919.
*701) Soewarno: Drei Formen von Irisdepigmentierung. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. 63. 1919.
Nach einleitenden Bemerkungen über Farbe und Verfärbungen
der Iris sowie über die Blaufiirbung der Iris des Neugeborenen teilt
E. Schindler (700) eine in der Literatur bisher noch nicht berücksichtigte
Beobachtung mit. Während bisher zum Typus des atrophischen Säuglings
ausser der Abmagerung das eigenartige graue Kolorit der welken Haut ge-
hörte, findet Verf. ausserdem häufig einen für die Physiognomie des Atro-
phikers besonders charakteristischen Ausdruck durch die Farbe seiner Augen,
die von der Augenfarbe des gesunden Säuglings in vielen Fällen abweicht.
Die Farbe ist schmutziggrau und spielt oft ins Braune. Ihr Gesamtton ist.
dunkel und steht in eigentümlichem Gegensatz zu der Blüsse des schmalen,
abgemagerten Gesichts. Daneben erscheint die Sklera, oft merkwürdig blau
verfarbt. Zum Vergleich kommen die Untersuchungsbefunde von 173 er-
nährungsgestörten (blaue Augenfarbe in 35,3°/o) mit denen von 288 gesunden
Kindern (blaue Augenfarbe in 69,3°/v) im ersten Lebensjahr; also ungefähr
254 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
doppelt so viele dunkle Augenfarben beim kranken Säugling wie beim ge-
sunden. Wenn auch nur Fälle mit Ernährungsstörung berücksichtigt worden
sind, so hält Verf. es doch für wahrscheinlich, dass das gleiche Phänomen
auch bei anderen Erkrankungen des Säuglings, die den Gesamtorganismus
für längere Zeit in Mitleidenschaft ziehen, zu beobachten sein wird. Ursache
der dunkleren Irisfärbung ist vielleicht Pigmentablagerung infolge gesteigerten
Blutzerfalles (Hämosiderosis der Leber und Milz bei Dekomposition). Verf.
bält einen Zusammenhang des beschriebenen Phänomens mit der Pigment-
anomalie des grauen Hautkolorita ernährungsgestörter Säuglinge für möglich.
In einer Arbeit: Der Schwellenwert der Pupillarreaktion und
seine Beziehungen zum Problem der Aufnahmeorgane gibt Engel-
king (692) neue Beobachtungen. Es ergab sich, dass die Pupillenreaktion
in erster Linie und am stärksten durch die Erregung der Zapfen hervor-
gerufen wird, dass aber in geringerem Masse doch auch die Stäbchen dazu
befähigt sind. Der Schwellenwert der Vollreaktion der Pupille fällt mit der der
Fovea centralis zusammen. Die Reaktionen wurden auf dem Kymographen
unmittelbar im Ablauf photographisch festgehalten, nachdem die diesem Ver-
suchsverfahren früher hinderlichen Unzuträglichkeiten ausgeschaltet waren.
A. Fuchs (693) berichtet über einen Fall von reflektorischer
Pupillenstarre und andere tabische Symptome nach Methyl-
alkoholvergiftung (60jähriger Mann, früher Alkoholist, hatte '/eo 1 Rum-
essenz mit 40°%o Methylenalkoholgehalt getrunken). Es entstand N. retro-
bulbaris, später Optikusatrophie beiderseits. 10 Tage nach dem Vorfall war
beiderseits echte reflektorische Pupillenstarre und Miosis, ferner
bypästhetische Zonen in der Mamillargegend, herabgesetzte Sehnenreflexe und
Druckschmerz der Muskel und Sehnen nachzuweisen. Keine Lues. Verf.
vertritt mit Nonne Jie Ansicht, dass reflektorische Pupillenstarre bei schwerem
chronischen Alkoholismus seltenerweise zur Beobachtung kommt und dass in
seinem Fallealkoholische Polyneuritis und reflektorische Pupillen-
starre auf dieser (Grundlage vorlag, die durch den Methylalkohol be
schleunigt wurde.
Ginsberg (694) demonstriert 2 grosse typische Lymphfollikel
im Ziliarkörper und 2 kleinere in der Iris in einem wegen
chronischer Iridozyklitis enukleierten Auge einer älteren luetischen
Frau (ausserdem: Infiltration, Schwartenbildung, Nekrose). Der Befund reiht
sich den Beobachtungen von Birch-Hirschfeld in der Orbita, und
denen von Pettavel in Thymus und Schilddrüse an. (Als Ausgangs-
punkt kommen Spuren adenoiden Gewebes, das bisher allerdings im Ziliar-
körper nicht nachgewiesen wurde, oder die Adventitiazellen der Blutkapillaren
in Betracht.)
Junius (695) erörtert die Frage: Gibt es »spontane« vordere
Synechien, d. h. Synechien ohne vorausgehende Aufhebung der
V. K. durch Eröffnung des Augapfels? Die Frage wird bejaht. An-
gaben in der Literatur liegen darüber allerdings nicht vor. Das Vorkommen
ist aber wahrscheinlich nicht ganz selten. Verf. berichtet über 4 Fälle (eine
eigene Beobachtung und 3 Fälle aus der Universitätsaugenklinik Bonn) und
komint zu folgenden Ergebnissen: 1. Es kann im Verlauf von chronischer
Uveitis zum völligen Versiegen der Kammerwasserproduktion kommen.
2. Es kann infolgedessen vollständige Aufhebung der V. K. eintreten. 3. Bei
XV. Iris (Pupille). 255
diesem Zustande der Augen können Verwachsungen zwischen dem vorderen
Blatt der Iris und der Hinterwand der Hornhaut sich entwickeln. Die Ab-
hebung des vorderen Irisblattes in Zeltdachform scheint für diese Fälle
typisch zu sein. Oft sind vielfache Verwachsungen vorhanden (bis zu
9 Synechien in einem Falle). Die Entstehungsursache dieser vorderen Synchien
wird später verwischt erscheinen, wenn die V. K. nach Abklingen der Ent-
zündungserscheinungen sich voll wieder herstellt, was sehr langsam vor sich
gehen kann. Man kann diese Synechien im Gegensatz zu den traumatisch
entstandenen wohl als »spontane« bezeichnen.
Lindberg (696) berichtet über Veränderungen des hinteren
Pigmentblattes der Iris. Zwischen der Depigmentierung und der Defekt-
bildung im pupillären Rand vom hinteren Irisblatt und Cat. subcapsularis sen.
existiert ein Zusammenhang, welcher sich in Analogien in bezug auf Auftreten,
Lokalisation und Verbreitung innerhalb der veränderten Teile äussert. Die
Einzelheiten werden beschrieben.
Meller (697) weist darauf hin, dass Herpes zoster der Horn-
haut sich infizieren und sekundär zu Iritis führen kann. Es kommt
aber bei Herpes auch eine primäre Iritis ohne Hornhauterkrankung vor
(Hutchinson und Horner, Machek, Gilbert). Anatomische Befunde
von Herpes zoster der Iris fehlten bisher. M. berichtet: über eine eigene neue
klinische Erfahrung mit mikroskopischem Untersuchungsbefund (73 jährige Frau,
leichteste Hornhautaffektion, doch schwere Zosternekrose der Iris mit folgender
reaktiver Entzündung. Eiterbildung in der V. K. Druckerhöhung). Anatomisch
fand sich: Irisnekrose mit Exsudation und Schwartenbildung bei geringen
Hornhautveränderungen. Ausserdem eine klinisch nicht wahrgenommene Be-
teiligung der Sklera (Nekrose und Infiltration). Lauber hat dasselbe
auch klinisch in einem Falle beschrieben; ältere Beobachtungen sind be-
stritten. Im Falle M. fanden sich Stellen, an denen die Sklera in der
mittleren Schicht fast kein Bindegewebe aufwies, nach innen und aussen
davon aber Infiltration des Gewebes. Ausserdem waren im Krankheitsherd
Ziliarnerven sichtbar, die bereits hinter dem Augapfel schwere entzündliche
Erscheinungen aufwiesen, innerhalb der Sklera stark zellig infiltriert waren
und diese Veränderungen auch im weiteren Verlauf nach vorn zeigten. Bei
ihrem Eintritt in die Sklera tragen die Ziliarnerven also die Entzündung mit
sich und pflanzen sie auf das Auge fort. Bakterien oder andere Krank-
heitskeime wurden nicht gefunden. Die Nekrose in der Iris wird als
primär, die Entzündung als reaktiver Prozess aufgefasst. Von
anderen Beobachtern sind bei Herpes zoster ophthalmus entzündliche Ver-
änderungen im spinalen Ganglion oder im G. semilunare gefunden, doch auch
nur Entzündungserscheinungen am pheripheren Nerven bei Intaktheit der
Ganglien (Lauber u. a.) Im Falle M. ist anscheinend nur das Auge unter-
sucht. Die Frage der tieferen Ursache der Nekrose der Iris (ob periphere
Neuritis oder Ganglionerkrankung) wird (nach dem Referat!) nicht kritisiert.
Die grundsätzlich wichtige Frage der Fortpflanzung von Krankheiten auf dem
Wege der skleralen Durchlässe wird aber eingehender erörtert.
Rieth (698) führt aus: Im Gegensatz zur früheren Anschauung, welche
Mumps als lokale Erkrankung mit häufiger Bildung von Meta-
stasen in den Hoden auffasste, wird jetzt vielfach die Ansicht vertreten,
dass es sich bei Parotitis epidemica um eine allgemeine Erkran-
256 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
kung handelt, mit vorwiegender Lokalisation in der Parotis und in den
Hoden. Es erkranken aber auch andere Speicheldrüsen (Gl. submaxill
und lingual.), ferner von drüsigen Organen: Nebenhoden, Prostata, Mamma,
Pankreas, Tränen-, Schild- und Thymusdriise, Ausserdem liegen Mitteilungen
über Beteiligung der verschiedensten Körperorgane vor. Vom Auge kommen
in Betracht Konjunktiva, Kornea, Uvea, Iris, Ziliarkörper, Chorioidea. Ein
neuer Fall von Iridozyklitis bei Mumps wird berichtet und besprochen.
Zusammenfassung: 1. Iridozyklitis als spezifische Teilerschei-
nung von Mumps ist nicht mit Sicherheit auszuschliessen. Die-
neuesten Beobachtungen sprechen aber eher für eine Auslösung
. anderweitiger Prozesse, ganz besonders einer tuberkulösen
Uveitis. 2. Bei den Parotisschwellungen auf anderer (srundlage
(Lues, Tuberkulose, Systemerkrankung des lymphatischen Apparate, Störung
der endokrinen Organe) sind Iritis und Parotisschwellung entweder
auf die gleiche Grundursache (Lues oder Tuberkulose) oder auf
ein Zusammenwirken mehrerer Ursachen zurückzuführen.
C. Römer (699) hat, angeregt durch die Mitteilungen von Gröber,
welcher bei Katzen nach experimenteller Veronalvergiftung eigenartige Ver-
änderungen der Pupille beobachtete (weites Schwanken der Pupillenweite bei
sehr träger Reaktion), auf Pupillenveränderungen bei Veronalver-
giftung des Menschen als klinisches Symptom geachtet. Er fand
bei 10 von 12 Fällen als ein wichtiges, vielleicht typisches Symptom der
Veronalvergiftung das als Hippus bezeichnete Pupillen-Phänomen. Dasselbe
bildete sich gewöhnlich zurück, wenn nicht der Tod eintrat. Berücksichtigt
wurde dabei, dass auch die Pupille des Gesunden in ständiger Unruhe ist,
und dass therapeutische Dosen von Veronal die Pupille gar nicht beein-
trächtigen (Bumke und C. Römer). Folgende Entstehungsursache wird mit
Jacoby angenommen: Spezifische Beeinflussung der Gefässwände durch
Veronal mit periodischer Gefässlähmung, Blutdrucksenkung, Narkose, Er-
weiterung der Pupille infolge CO, -Überladung der Medulla oblongata einer-
seits und temporärer Gefässkrampf infolge Erstickung, Blutdrucksteigerung,
wieder eintretender Reaktionsfähigkeit des Gefässzentrums und Pupillenver-
engerung andererseits.
Soewarno (701) hat das Pigment der Iris bei alten Menschen
studiert und kommt bezüglich der dort zu treffenden Veränderungen zu
gleichen Ergebnissen wie Axenfeld, namentlich bei Depigmentierungen,
die mit Katarakt gleichzeitig sich einstellen. Sein besonderes Interesse galt
den Depigmentierungen der Iris bei Lues, die Krückmann als
Leukiridie beschrieben hat. Drei Sıadien werden unterschieden: 1. Leukiridia
incipiens. 2. Das Stadium der vollen Entwicklung der weissen Flecke. 3. Die
Rückkehr zum alten Stand. Das erste Stadium bildet sich 3 Monate bis
2 Jahre nach Beginn der Krankheit aus. 2'/2 Jahre post infectionem pflegt
der Endpunkt erreicht zu sein. Die Zahl der bezüglichen weiblichen Kranken
war bei kleiner Statistik 2!/2mal grösser als die der Männer. Beruf schien
“gleichgültig zu sein, insbesondere waren die dem Wind und Wetter ausge-
setzten Personen nicht nachweislich häufiger befallen. Die Leukiridie ist nach
Verf. als dem Leukoderma gleichwertig zu erachten. Vielleicht ist in dem
Pigmentverlust der Ausdruck einer weniger guten Blutversorgung infolge einer
bei Lues gewiss nicht seltenen Affektion der Blutgefässe zu sehen.
XVI. Linse. | 957
-
XVI. Linse.
Ref. Junius.
*702) Hirsch: Vorübergehende Spaltbildung der Linse. Klin. Monatsbl.
63. 1919.
*708) J. A. Roorda Smit te Buenos Ayres: Cataract en lues. N. T. v.
G. II. Nr. 24.
*704) Vogt: Der Altersstar nach Handmann. Klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. 63. 1919.
*705) Wittmer: Uber die Staroperationen in der Heidelberger Uni-
versitäts-Augenklinik aus den Jahren 1915 und 1916. Inaug.-Dissert. Heidel-
berg 1919.
Hirsch (702) berichtet über einen (zweiten!) Fall von vorüber-
gehender Spaltbildung in der Linse beider Augen eines 37 jährigen
Mannes — ohne sonstige Erkrankung. Es handelte sich um eine ausge-
sprochene Sternfigur ohne Trübung der Spalten, die rückbildungsfähig war,
Sehschärfe und Hintergrundsbild nur wenig beeintriachtigte, Als Ursache
wird schädliche Wirkung eines Nahrungsersatzstoffes in der Kriegszeit an-
genommen (Saccharin oder andere Kohlenstoffverbindung?). (Analog den
Erfahrungen von C. Hess, welcher Streifenbildung der Linse experimentell
bei Fütterung der Ratten mit Methylen erzeugte). |
Roorda Smit (703) führt einige Fälle von Katarakt an, bei
denen er unter Behandlung mit Jodkalium oder Quecksilber
eine Verbesserung der Sehschärfeund Aufhellung der Katarakt
beobachtet hat. Wiewohl seine Erfolge nicht schlechthin zu leugnen sind,
wird aus den Krankengeschichten nicht immer klar, dass die Sehschärfen-
besserung einer Aufhellung der kataraktösen Trübungen zu verdanken wäre
und kämen andere Ursachen wie Pupillenerweiterung, Besserung des Allge-
meinzustandes oder günstige Beeinflussung von Gefässleiden oder Retinitiden
dafür wohl auch in Betracht. Die Form der Katarakt wird leider nur ver-
einzelt angegeben. Von Lues ist in den Krankengeschichten nicht oft die
Rede, weshalb der aufmerksame Leser sich über die Aufschrift der Publikation
leicht wundern wird. W eve,
Vogt (704) bringt eine Entgegnung auf eine Mitteilung von
Handmann, der den subkapsulären Beginn des Altersstars neuer-
dings verteidigte. Der Beweis für die Berechtigung einer derartigen
Annahme ist nach der Ansicht des Verfassers von Handmann nicht
erbracht.
Wittmer (705) berichtet über die Staroperationen der Heidel-
berger Universitäts-Augenklinik 1915—1916. Es wurden insge-
samt 305 Staroperationen an Kranken jeden Alters ausgeführt, d. h. an
13,2°/o des klinischen Krankenzugangs. Extraktionen der Linse (simt-
lich mit Iridektomie) wurden 272 mal vollführt, nur einmal trat Wund-
infektion ein, 13 mal Nachstar. Sehscharfe von !/s—?/s wurde in fast 50°/o
der Fälle erreicht.
Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XVIII
258 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
- XVII. Aderhaut, Glaskörper.
Ref.: Kümmell.
*706) Franz: Hypotonia bulbi bei intraokularem Tumor. Dissert. Kiel 1919.
*707) Fuchs: Ein Fall intraokulärer Aktinomykose. Arch. f. Ophthalm.
Bd. 101. S. 24.
*708) Mulock Houwer: Demonstration van een geval van thrombose
der v. vorzicosa. Nederl. Oogheelk. Gezelschap. 54. Versamml. (s. auch Bericht
Nr. 481).
*709) Schulte, Josefine: Über einige pathologisch-anatomische und
klinisch bemerkenswerte Fälle von Aderhautsarkom. Dissert. Würzburg 1919.
*710) Seefelder: Ein klinischer Beitrag zur Frage der Embolie von
Aderhautgefässen. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 255.
*711) Weishaupt: Hämorrhagisches Glaukom an einem kataraktösen
Auge eines 80jährigen Mannes, bei dem die anatomische Untersuchung
Aderhauttumor ergab. Dissert. Heidelberg 1919.
Schulte (709) berichtet über die Untersuchungen von 6 Fällen von
Aderhautsarkom, die verschiedene Besonderheiten darboten. 1. Zirkum-
papilläres Aderhautsarkom, das seine grösste Dicke am Sehnerven hatte, sich
aber noch flächenhaft weiter ausgedehnt hatte. Die Netzhaut war nicht ab-
gelöst, dagegen an einzelnen Stellen von den Geschwulstmassen durchwachsen,
die ausserdem noch vom Sehnervenkopf aus in seinen Stamm eindringen bis
hinter die Siebplatte. Bei der geringen Vorwölbung der Geschwulst war die
Diagnose erschwert. 2. Auch lier hatte die Geschwulst den Sehnerven durch-
wachsen, ebenso die Lederhaut, so dass Geschwulstzellen ausserhalb des
Auges im Tenonschen Raum lagen und von hinten her bis zur Hornhaut
zu verfolgen waren, bis zu einem Knoten, der der von einer kurz vor der
Ausschälung gemachten Wunde (Irisausschneidung) aufsitzt. In der Iris und
im Strahlenkörper‘ waren Tumorzellen vorhanden. 3. Nach Staroperation
bei einem stark kurzsichtigen Auge entwickelte sich eine Netzhautablösung,
die anfänglich den Verdacht einer Geschwulst nicht aufkommen liess. Erst
durch Blutungen, Neubildung von Gefässen in der Iris und Drucksteigerung
wurde die Diagnose gesichert. Ausser einem kirschkerngrossen Hauptknoten
des Strahlenkörpers fand sich, eine örtliche Metastase der Aderhaut am hintern
Pol. 4. Hier bestand bei einem Sarkom in der obern Hälfte des Glaskörpers
eine stark geronnene Masse in der V.K., wohl bedingt durch Absonderung
eiweissreicher Flüssigkeit aus den gestauten Gefüssen der Strahlenfortsätze.
5. Kleines Sarkom von 4 zu 2 mm Flächenausdehung mit Blutung und Ent-
artung der Netzhaut an der Stelle der Geschwulst. 6. Flächenhafte Ge
schwulst von höchstens 2,5 mm Dicke mit anliegender Netzhaut. Die Diagnos
war nicht mit Sicherheit zu stellen, es bestand starke Drucksteigerung ohne
typische Veränderungen.
Während bei Geschwülsten im Augeninnern meist Drucksteigerung
auftritt, stellt sich zuweilen Druckverminderung ein. Hiervon bringt
Franz (706) aus der Kieler Augenklinik einige Beispiele. Die Diagnose
war im Leben zu stellen und wurde durch die mikroskopische Untersuchung
bestätigt. Entzündliche Veränderungen, Zerfallserscheinungen der Geschwulst,
die zu Weichheit des Auges hatten führen können, fanden sich hier nicht,
XVII. Aderhaut, Glaskörper. 259
so dass eine Erklärung der Spannungsverminderung nicht restlos gelingt. Die
starke Blutüberfüllung der Gefässhaut würde eher eine Drucksteigerung er-
klären können. Der Schlemmsche Kanal war weit offen, was im Gegen-
satz steht zu den üblichen Befunden. Vielleicht ist das Verhalten des Glas-
körpers in solchen Fällen zu Rate zu ziehen, der hier Schrumpfung aufwies.
Trotz der ja fast stets mit Verminderung der Spannung einhergehenden
spontanen Netzhautablösung muss man auch daran denken, dass, wie in
obigen Fällen, Hypotonie auch gelegentlich bei Geschwulst vorkommen kann.
Über die bisherigen Ansichten und Erfahrungen über Druckverminderung bei
Netzhautablösung und Geschwülsten mit Schrumpfung des Auges wird in der
Einleitung in übersichtlicher Weise eingegangen.
In der Beobachtung von Weishaupt (711) war ebenfalls die Diagnose
einer tatsächlich vorliegenden Geschwulst des Augeninnern sehr er-
schwert. Es handelte sich um einen 80 jährigen Mann, dessen eines Auge
zunächst Star, dann iritische Reizungen aufwies, dem sich später Druck-
steigerung mit Blutungen in die vordere Kammer anschloss. Die mikro-
skopische Untersuchung ergab ein Melanosarkom, das zu starker Erweiterung
der Irisgefässe geführt hatte. Durch Annagung von der Geschwulstzellen her
konnte das Blut austreten und dadurch ein hämorrhagisches Glaukom vor-
täuschen. Die Gefässe waren zudem sklerotisch verändert.
Bei einer Kranken, die Seefelder (710) später untersuchen konnte,
wurde zur Aufnahme eines Röntgenbildes eine Wismutfüllung einer Pleura-
empyemhöhle gemacht. Dabei trat Schwindel, Atemnot bei oberflächlicher
Atmung, Bewusstlosigkeit, sowie Blaufärbung der Haut ein. Die Kranke
erholte sich jedoch schnell, doch gab sie an, nichts mehr sehen zu können.
Die am 2. Tage vorgenommene Augenuntersuchung ergab normale Verhält-
nisse bei weiten, doch auf Lichteinfall sich verengernden Pupillen. Die Er-
blindung hielt 4 Tage an, und klang dann langsam ab. Bei der späteren
Untersuchung fanden sich nun kleine Herde des Angenhintergrundes, die
Drusen der Glashaut glichen. Die Herde waren weiss, ohne Pigment, be-
sonders sassen sie in der nächsten Umgebung des gelben Flecks. An den
Stellen der Herde bestanden kleinste Skotome, so dass dadurch das Lesen
sehr gestört war. - Durch Tierversuche ist es andern Forschern gelungen,
durch Störungen des Blutkreislaufes im Gebiete der hintern Ziliararterien
Zerfall des Pigmentepithels und der Stäbchen und Zapfen zu erzielen. Es
ist wohl anzunehmen, dass hier eine Embolie der Aderhautarterien
erfolgt ist. Am 2. Tage waren die Veränderungen noch nicht vorhanden,
-da derartige Störungen natürlich Zeit zu ihrer Entwickelung brauchen. Be-
merkenewert ist das symmetrische Auftreten der kleinen Herde, wofür viel-
leicht als Erklärung heranzuziehen ist, dass in der Gegend des gelben Flecks
die Kapillaren enger sind als in den übrigen Teilen der Aderhaut. Die
ursprüngliche Erblindung ist zweifellos zentral bedingt gewesen, und zwar
jenseits des Abgangs der zentripetalen Pupillenfasern, da diese noch Reize
fortleiteten.
A. W. Mulock - Houwver (708) berichtete über einen Fall von Throm-
bose der Vena vorticosa im Anschluss an einen Karbunkel an der
Stirn, der bis in die Orbita fortgeschritten war. Exenteratio orbitae. Das
Auge war schon erblindet und schien glaukomatés. Anatomische Unter-
suchung ergab eine Thrombose der temporalen Vena vort. Starke Erweite-
rung des intraokularen Teiles. Weve.
XVIII*
260 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Fuchs (707). An einem staroperierten Auge stellte sich nach mehreren
Wochen eine schleichende Entzündung ein, die mehrmals zurückging, aber —
wiederkam und schliesslich zur Entfernung des Auges, 1!/2 Jahre nach dem
Eingriff, nétigte. Unterhalb der Hornhaut bestand eine flache Vorwölbung.
Der Durchschnitt durch das Auge ergab im Gebiet des Strahlenkörpers einen
rundlichen Knoten, der die Lederhaut zur Einschmelzung gebracht hatte. Der
Knoten selbst war ebenfalls teilweise nekrotisch zerfallen, es fand sich um
die nekrotischen Herde ein Gürtel epitheloider Zellen, dann Granulations-
gewebe. In dem nekrotischen Gebiet lagen Pilzkonkremente mit kurzen
kolbigen Ausläufern. Es kann sich nur um Aktinomyzes handeln, dessen
Sporen wohl bei dem Eingriff ins Augeninnere gelangt sind, um nach einer
längeren Inkubation die nekrotischen und entzündlichen Veränderungen her-
beizuführen.
XVIII. Glaukom.
Ref.: Kümmell.
*712) Bergmeister: Traumatische Netzhautablösung und Glaukom.
Ophthalm. Ges. in Wien. 7. 7. 19. s. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 407
und Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. S. 254.
*713) Dubois: Ken geval van „Spätinfektion“ by trepanatio sclerae
(Ein Fall von Spätinfektion bei Trepanatio sclerae). Nederl. Tijdschr. voor
Geneesk. 1919. 1.
*714) ten Doesschate: De intraoculaire Druck by zona ophthalmica.
(Der intraokuläre Druck bei Herpes zoster.) Nederl. Tijdschr. voor Geneesk.
1919. 1. Nr. 15.
715) Hegner: Erfahrungen iiber die Glaukomtrepanation nach Elliot.
Korrespondenzbl. f. Schweizer Ärzte. 1919. Nr. 33/34. S. Ber. Nr. 491.
*716) Hotz: Über eine eigentümliche Degeneration der Hornhaut bei
einem Auge mit absolutem Glaukom. Dissert. Heidelberg 1919.
*717) Igersheimer: Zur Pathologie der Sehbahn. V. Klin. Beitr. z. Seb-
nervenpathol. Arch. f. Ophthalm. Bd. 101. S. 79.
718) Kafka: Uber einen Fall von Ausgang retrobulbärer Neuritis mit
sog. glaukomatöser Exkavation. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. S. 361. S. Ab-
schnitt Sehnerv.
*719) Keerl: Das Glaukom der Jugendlichen. Dissert. Leipzig 1919.
*720) Löwenstein: Über ein neues Verfahren zur Erzielung einer Fistel
bei erhöhtem intraokularen Druck. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 637.
*721) Rohr: Infantiles Glaukom und exsudative Diathese. Münch. med.
Wochenschr. 1919. Nr. 44.
*722) Schürhoff: Die operative Behandlung des Glaukoms an der Kieler
Augenklinik in der Zeit vom Herbst 1907 bis April 1919. Klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. 63. S. 575.
*723) Vogt: Vererbter Hydrophthalmus beim Kaninchen. Ges. d. Schweiz.
Augenärzte (Basel). S. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 233.
*724) Wissmann: Über Spätinfektion bei Elliotscher Trepanation und
über ihre Verhütung. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 323.
XVIII. Glaukom. 261
Igersheimer (717) bespricht das Verhalten des Gesichtsfeldes
und der Dunkeladaptation beim Glaukom. Ausser dem Gesichts-
feldausfall nach Bjerrum kann man zuweilen als einzigen Ausdruck der
optischen Leitungsstörung Skotome nach der Schläfenseite finden, wozu in
vielen Fällen nur die von I. angegebene Methode der Gesichtsfeldunter-
suchung ausreicht. In zwei zweifelhaften Fällen brachte dieses vom blinden
Fleck ausgehende Skotom die Klarheit über das Vorliegen des Glaukoms.
Durch eine Irisausschneidung wurde Rückgang des Faserbiindelskotoms erzielt,
so dass nur eine sichelförmige Vergrösserung des blinden Flecks bestehen
blieb im Sinne Seidels. Des letzteren Befunde sind im allgemeinen selten,
wohl deshalb, weil sich meist noch eine Fortsetzung paramakularwärts findet,
ebenso wie auch nach der Schläfenseite, worauf Seidel nach der Meinung
von I. wohl nicht geachtet hat. Auch der Bjerrumsche Gesichtsfeldausfall
ist Ofters nur als Rest eines nach oben oder unten verlaufenden Faserbündel-
ausfalls anzusehen, der dazu noch gelegentlich nur relativ sein kann. Die
Störungen der Dunkeladaptation bei Glaukom sind ‘oft sehr ausgesprochen,
während andererseits trotz stark erhöhten Drucks die Adaptation normal sein
kann. Nach Druckentlastung durch einen Eingriff kann eine etwa vor-
handene Adaptationsstörung sich bessern, so dass eine gewisse Beziehung zu
der Drucksteigerung bestehen kann, während jedoch diese Störung auch bei
normalem Druck bestehen kann. Sie kann ferner das erste Zeichen des
Glaukoms sein. Über.die Frage des primären Sehnervenleidens beim Glaukom
ist mit Hilfe der Prüfung der Dunkeladaptation eine sichere Entscheidung
noch nicht möglich. |
- Schürhoff (722) berichtet über die 437 Eingriffe gegen Glaukom,
die an der Kieler Augenklinik in fast 12 Jahren vorgenommen wurden. Es
handelt sich um 259 Zyklodialysen, 155 Irisausschneidungen, 20 Sklerotomien,
2 Trepanationen und 1 Iridosklerotomie Bei 2 der 3 letztern, den fistel-
bildenden Eingriffen, trat Infektion, bzw. Glaskörpervorfall ein, so dass die
Augen entfernt wurden. In fast einem Drittel der Fälle wurden verschiedene
Verfahren angewandt. Reine Zyklodialysen wurden 191 mal ausgeführt, reine
Irisausschneidungen 111 mal, von denen 67 eine gute Wirkung hatten, die
jedoch nicht lange genug beobachtet werden konnte; das war nur bei zweien
der Fall, die dauernd gute Wirkung zeigten. Bei dem ersteren der beiden
Eingriffe wurde 97 mal ein gutes Ergebnis erzielt bei nicht genügend langer
Beobachtung, 46 zeigten auch bei längerer Kontrolle (über 1 Jahr) stets gutes
Verhalten. Aus den Zahlen lässt sich schliessen, dass die Zyklodialyse der
Irisausschneidung gleichberechtigt, wenn nicht überlegen ist. Jene kommt
mehr für die chronischen Fälle in Betracht, diese mehr für die akuten. Die
Zyklodialyse kann zudem häufig wiederholt werden: Es ist nötig die Ab-
lösung des Strahlenkörpers mindestens in einem Drittel des Hornhautumfangs
zu vollziehen, l
Dubois (718) erzielte Heilung in einem Falle von Spätinfek-
tion nach Trepanatio sclerae. Es handelte sich um ein Glaucoma
simplex. Anderhalb Jahre nach Elliotscher Trepanation, mit peripherer
Iridektomie entstand tiefe perikorneale Injektion, Iritis, Corp. ciliare schmerz-
haft auf Druck, Kammerwasser leicht getrübt. Die ersten Entzündungs-
erscheinungen wurden an der Narbenstelle beobachtet, weshalb hier die Ein-
trittspforte vermutet wurde. Am nächsten Tage wurde deshalb das Bläschen
über die Trepanationsstelle leicht kauterisiert, weiter Skopolamin, Bettruhe,
262 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
dunkle Gläser und innerlich Aspirin. In wenigen Tagen Heilung. Seh-
schärfe, Gesichtsfeld und Tension wie vor anderthalb Jahren. In der Dis-
kussion teilte Mulock Houwer einen ähnlichen Fall mit. 10 Jahre nach
einem Trauma, das an der Korneaskleralgrenze eine filtrierende Narbe zurück-
gelassen hatte, trat eitrige Entzündung auf in dem Bläschen mit Hypopyon.
Schnelle Heilung nach Eröffnung und Kauterisation. Weve.
In der Bonner Augenklinik sah Wissmann (724) eine Spätinfek-
tion nacb Glaukomtrepanation und zwar mehr als 5 Jahre nach dem
Eingriff. Es war eine dichte Infiltration des Kissens vorhanden. Die be-
gleitende eitrige Iritis ist wahrscheinlich rein toxisch bedingt, da sie nach
Beseitigung der Kisseneiterung zurückging. Diese wurde dadurch erzielt, dass
bei dem Vorliegen von Pneumokokken Optochin reichlich angewandt wurde,
so dass das Auge erhalten wurde. In den früher mitgeteilten Fällen von
Spätinfektion hat meist wohl ausser der Infektion des Kissens eine solche
des Augeninnern vorgelegen, worauf die häufigen Verluste schliessen lassen.
Die mehr chronisch verlaufenden Infektionen sind überhaupt seltener. Die
Verhütung der Infektion ist von verschiedenen Seiten erstrebt, meist durch
Deckung mit einem dickern Lappen, wodurch allerdings die Wirkung des
Eingriffs beeinträchtigt werden kann. Ausserdem ist die Sicherheit der Ver-
fahren noch nicht erprobt. Da es sich wohl vielfach als Erreger der Spät-
infektion um Pneumokokken handelt, so ist zu versuchen mit Optochin, wie .
auch im geschilderten Falle, die Entzündung, wenn sie nur auf das Kissen
beschränkt ist, zu bekämpfen. Zur Vorbeugung dieses üblen Ereignisses
schlägt W. vor, in gewissen Zeiträumen, etwa alle 6—8 Wochen eine Des-
infektion des Bindehautsackes vorzunehmen, dadurch dass täglich zwei Ein-
träufelungen einer Optochinlösung vorgenommen werden, oder auch durch Ein-
streichen einer 1°/oigen Optochinsalbe. Eine bakteriologische Untersuchung
des Bindehautsackes ist vorzunehmen.
Auch Löwenstein (720) will durch sein neues Verfahren die
Nachteile der Glaukomtrepanation der gewöhnlichen Art vermeiden,
teils die Unsicherheit und schlechte Dosierbarkeit der Irisausschneidung, teils
aber die Spätinfektion. Er wendet folgendes Verfahren an: Gleichlaufend
zum Hornhautrand wird ein 6 mm breiter Bindehautlappen umschnitten und
bis zum Hornhautrand losgelöst; ein 2. ebenso breiter Brückenlappen wird
im Anschluss an diesen oberhalb freigelegt. Der untere Bindehautlappen wird
zurückgehalten, das Auge an der Sehne des obern geraden Augenmuskels
festgehalten und nach unten gezogen. Dann wird mit dem Skalpell ein
myrthenblattformiger Lappen gleichlaufend dem obern Hornhautrand ausge-
schnitten, etwa 4 mm lang, 1,5 mm breit. Erst wird der Schnitt in der
Lederhaut, dann der in der Hornhaut angelegt, um den Abfluss des Kammer-
wassers möglichst lange zu verzögern. Der Lappen wird mit einer besondern
Zange gefasst, deren Haken unter einem Winkel von 45° angebracht sind
und sich beim Schluss des Instruments berühren. Die Iris fällt entweder
vor, oder wird vorgeholt und peripher ziemlich breit ausgeschnitten. Dann
wird der Bindehautlappen glatt gestreckt, unter dem Brückenlappen durch-
geführt und oberhalb mit Nähten befestigt. Das Epithel des untern Lappens
und der benachbarten Hornhaut wird abgekratzt, der Brückenlappen herunter-
gezogen und an entsprechender Stelle nahe dem Hornhautrande angenäht.
Doppelter Verband für 3 Tage.
XVIII. Glaukom. 263
- Bergmeister (712) stellte ein 12jähriges Mädchen vor, bei dem sich
im Anschluss an eine Prellung eine Netzhautablésung und später
Drucksteigerung eingestellt hatte. Neben dem ausgehöhlten Sehnerven
war eine steil aufsteigende Netzhautablösung, unter der sich weisse Stränge
erkennen liessen. Dieser Umstand der Durchsichtigkeit spricht trotz der
Drucksteigerung wohl gegen eine Geschwulst. Die subretinalen Streifen sind
vermutlich aus Fibrin entstanden, so dass eine eiweissreiche Flüssigkeit an-
zunehmen ist, die sich offenbar auch im übrigen Auge fand. Es ist daher
wohl anzunehmen, dass die Drucksteigerung entsprechend der Hypothese
von Uribey Troncoso dadurch entstanden ist.
Ten Doesschate (714) beobachtete einen ähnlichen Fall von Herpes
zoster des Auges, wie ihn im Jahre 1912 Dubois mitgeteilt hat. Im An-
schluss an cinen Herpes zoster (hämorrhagisch) der rechten Stirnseite trat
10 Tage später Protrusio bulbi ein, zu gleicher Zeit akutes Glaukom, das
in kürzester Zeit zur völligen Erblindung führte. Trepanatio sclerae, vor-
übergehende Druckherabsetzung; erst mit dem Verschwinden der Protrusion
wird auch der Druck normal und sogar subnormal. Der Autor glaubt, dass
eine Neurose der orbitalen Gefässe ein Ödem der Orbita hervorrief und dass
das Glaukom damit zum Teil zusammenbängt, doch sei damit nicht alles
erklärt. Weve.
Vogt (723) zeigte in der Gesellschaft der Schweizer Augenärzte drei
einjährige Kaninchen vor, die Hydropthalmus hatten, der bei der Er-
werbung, 3/4 Jahre vorher, schon bestand, und zwar angeblich von jung auf.
Die Kreuzung von zweien dieser Tiere ergab einen Wurf von 3 Stück, sämt-
lich mit Hydrophthalmus, der erst einige Wochen nach der Geburt in Er-
scheinung trat.
Bei einem Säugling mit exsudativer Diathese, den Rohr (721)
beobachtete, stellte sich im weitern Verlauf ein mässiger Grad von Buphthalmus
ein, der nur auf einem Auge bestand. Ausser einer angeborenen Entstehung
denkt sich R. den Zusammenhang mit der exsudativen Diathese in der Weise,
dass vielleicht auch im Auge entzündliche Vorgänge durch die Grundkrank-
heit ausgelöst werden könnten, die durch ihren Sitz im Kammerwinkel zu
eınem Verschluss dieses und dadurch zu Drucksteigerung führen könnten.
Oder aber eine obturierende Iritis wäre imstande, bei schon vorhandener,
aber nur wenig ausgeprägter Bildungsabweichung ein Glaukom auszulösen.
Verf. gibt der Hoffnung Ausdruck, dass in Zukunft auf die Zusammen-
hänge zwischen beiden Erkrankungen geachtet wird, so dass vielleicht ‘durch
Behandlung der Grundkrankheit das Glaukom beeinflusst werden kann.
Bei einem Auge mit absolutem Glaukom konnte Hotz (716) eine
eigenartige Entartung der Hornhaut feststellen, bestehend vor allem in
einer schleimigen Umwandlung der Hornhautlamellen. Das Epithel war un-
regelmässig, bald verdickt, bald verdünnt, sowie mit Änderungen der Zell-
form. Die vordere Grenzhaut entsprach dem Verhalten des Epithels in Ver-
dickung und Verdünnung. Das Grundgewebe selbst zeigt im ganzen zuweilen
Verdünnungen, die einzelnen Bestandteile wiesen teils feinkörnige Trübungen
auf, teils glasige Schwellung mit Zerfall. Die Hornbautkörperohen waren
spärlich vorhanden, entzündliche Zellen fehlten. Im übrigen fanden sich
die auf das absolute Glaukom zu beziehenden Veränderungen.
264 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
XIX. Netzhaut.
Ref.: Lohmann.
*725) Behr: Uber das unter dem klinischen Bilde der tuberkulösen
Knötcheniritis verlaufende Glioma retinae. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Septemberheft.
*726) Bergmeister: Traumatische Netzhautablösung mit Drucksteige-
rung. Ophthalm. Ges. Wien. 7. VII. 19. Ebenda. S. 406.
*727) Best: Commotio retinae als Fernwirkung. Ebenda. Oktoberheft.
*728) Böhm: Uber einen eigentiimlichen Fall von Retinitis pigmentosa
mit Atrophie der Aderhaut (Atrophia gyrata chorioideae et retinae). Ebenda.
Septemberheft.
*729) Feldmann: Der jetzige Stand der Lehre von der Tay-Sachaschea
familiären amaurotischen Idiotie. Ebenda. Dezemberheft.
*730) Fuchs: Uber primäre Tuberkulose der Netzhaut. v. Graefes
Arch. f. Ophthalm. Bd. 101.
*731) Hanssen: Beitrag zur Histologie des myopischen Auges, insbe
sondere zur Lückenbildung in der Retina und zur Entstehung der Netzhaut-
abhebung. Klin. Monatsbl. f. Augenheitk. Septemberheft.
*732) Ischreyt: Zur Kasuistik der Retinitis pigmentosa. Ebenda.
Oktober/Novemberheft.
*733) Mulock Houwer: Fall von v. Hippelscher Erkrankung. Demon-
stration Nederl. Oogheelk. Gezetschap. 54. Vers.
*784) Partscher: Netzhautablésung mit peripherem Netzhautriss und
Lochbildung in der Makula. .Diskussion dazu: Fuchs. Ophthalm. Ges. Wien.
7. VII. 19. Klin. Monatsbl. Septemberbett. S. 406.
*735) Saupe: Uber einen Fall von Astthrombose der Zentralarteris
nach Einnahme von Kampfgas. Ebenda. Oktober’ Novemberheft.
*736) Zorn: Uber familiäre atypische Pigmentdegeneration der Netz-
haut (totale Aderhautatrophie). Arch. f. Ophthalm. Bd. 101.
Saupe (735) berichtet über einen 24jähr. Mann, der nach Kampf-
gaseinatmung eine Astthrombose der Retinalvene mit Netzhautherden und
Glaskérperblutungen auf einem Auge aufwies. Sich stützend auf die Unter-
suchungen von Roos und Aschoff nimmt S. eine Verlangsamung des
Blutstroms als Ursache der Thrombose an neben erhöhter Viskosität, Neigung
zu Gerinnung des Blutes und Schädigung des Endothels durch Giftwirkung.
Ein krankhafter Zustand des Patienten wurde durch eine genaue klinische
Untersuchung ausgeschlossen.
Mulock Hou wer (733) demonstrierte folgenden Fall von Hippelecher
Krankheit: 23jähriges Mädchen. Rechtes Auge seit 10 Jahren erblindet durch
Trauma, linkes Auge seit Anfang 1918 erkrankt, erst seit Juni in augen-
ärztlicher Beobachtung. In der Netzhaut peripher oben und peripher temporal
zwei Gruppen roter Knäuel, umgeben von massivem weissem Gewebe. Dabin
führen stark vergrösserte Gefässe (Arterien und Venen nicht zu differenzieren)
Weiter durch die Netzhaut verbreitet, grössere und kleinere weisse Fleckchen
und zahlreiche glänzende weisse Pünktchen, hauptsächlich in der Gegend der
Fovea. Unten ausgebreitete flache Netzhautlösung. Die v. Hippelsche
XIX. Netzhaut. 265
Meinung, dass es sich um eine Angiomatose handelt, sei bisher die wahr-
scheinlichste Annahme.
Fuchs (730) veröffentlicht 2 Fälle anatomisch festgestellter Retinal-
tuberkulose. Im ersten handelte es sich um eine chronische Iritis mit
Sekundärglaukom und Sehnervenexkavation. Es bestanden Herdchen im Corpus
ciliare mit Riesenzellen. Die letzteren fehlten in Herdchen der Retina, die
zunächst in der inneren Körnerschicht begannen. Sie zeigten keine Beziehung
zu grösseren Gefässstämmen der Retina. — Das zweite Auge wurde wegen
Gliomverdacht enukleiert. In der Aderhaut fanden sich im wesentlichen
Lymphozyteninfiltrationen und nur mässige Tuberkelknétchen; im Corpus
ciliare vornehmlich Tuberkelknötchen, in der Iris hingegen diffuse Entzündung.
Ganz auffallend stark war die Retina von der Tuberkulose ergriffen. Sie
war im ganzen abgehoben; von der Papille zog sie, als dicker Strang zu-
sammengefaltet, nach vorne und breitete sich nach der Seite aus. Die zahl-
reichen Knötchen der Retina zeigten typische Struktur mit epitheloiden und
Riesenzellen, aber keine Nekrose. Die. lymphozytären Entzündungen der
Retina und Chorioidea werden als Folge der mit dem Lymphstrom nach vorn
abgeleiteten Toxine aufgefasst.
Feldmann (729) gibt eine historische sammen Tazsende Übersicht
über den jetzigen Stand der Lehre der Tay-Sachsschen familiären amau-
rotischen Idiotie. Er betont vor allem, dass bezüglich der Netzhauterkran-
kungen zwischen der infantilen und juvenilen Form sich ein tiefgreifender Unter-
schied fände, indem die erste eine Schädigung der Ganglienzellenschicht, die letztere
eine solche der Sinnesepithelschicht darstelle. Ein ebenso tief greifender Unter-
schied wäre bezüglich der Gehirnveränderungen bislang nicht aufgedeckt worden.
Es handelt sich also wahrscheinlich um ein und dasselbe, zeitlich und be-
züglich des Verlaufs verschiedenes Gehirnleiden mit 2 klinisch und anatomisch
verschiedenen Retinaerkrankungen. Es wird auf den Standpunkt Lebers
hingewiesen, der den Unterschied der beiden Formen für so belangreich hielt,
dass er die Netzhauterkrankungen in verschiedenen Kapiteln abhandelte.
Ischreyt (732) beschreibt einige ungewöhnliche Formen von Pigment-
degeneration der Netzhaut. Bei 2 Brüdern fanden sich Nachtblindheit und
Veränderungen an Papille und Makula. Bei dem einen waren im zentralen
Fundusbezirk verstreut Pigmentierungen in Tropfenform vorhanden; bei dem
anderen war diese Fundusgegend .gewissen seltenen Arten der pigmentlosen
Tapeto-Retinal-Degeneration ähnlich. — Ferner wird ein Fall einer juvenilen `
Amaurose durch Tapeto-Retinal-Degeneration mitgeteilt, bei dem in der Fundus-
mitte ein auffallender Pigmentmangel bestand. Ähnlich wird ein in nur
lückenhaften Untersuchungsergebnissen mitgeteilter Fall von Hemeralopie
und deletärem Verlauf mit schweren retino-chorioiditischn Herden
über den ganzen Fundus aufgefasst. — Endlich wird über einen Fall be-
richtet, der obwohl weder familiär noch hereditär auftrat, alle wichtigen Punkte
der familiären Tapeto-Retinal-Degeneration der Makula- und Papillengegend
zeigte (spätes Auftreten, nach 8 Jahr; Doppelseitigkeit; Fehlen der Hemeralopie).
Obwohl Krankheitsbilder wie die’ geschilderten nicht dem entsprechen, was
als Typus der einzelnen Formen der tapeto-retinalen Degeneration aufgestellt
ist, bietet die Lebersche Einteilung doch einen brauchbaren Rahmen einst-
weilen für die Einreihung, bis ein noch eingehenderes Studium vielleicht
manche Ergänzung gebracht hat.
266 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
Böhm (728) teilt einen Fall von Retinitis pigmentosa mit, der durch
eine peripher einsetzende Atrophieder Chorioidea kompliziert war (Atrophia
gyrata chorioideae und retinae). In der Peripherie fanden sich schneeweisse
Herde, die vollständig pigmentlos und ohne Reste von Chorioidealgefässen
waren. Nach 5 Jahren war die Sehschärfe von ®/ıs auf ®/ss gesunken, das
Gesichtsfeld auf 20—30 eingeengt. Die Herde waren grösser geworden,
stellenweise zu grossen Flächen zusammengeschmolzen. Eine Textabbildung
gibt diesen Befund wieder. Interessant waren die Erblichkeitsverhältnisze.
Der Bruder des Patienten leidet an Epilepsie, die ja als Äquivalent zur
Pigmentosa aufgefasst ist. Ein Vetter, dessen Eltern, Geschwister seiner
eigenen Eltern und wie diese Geschwisterkinder waren, erblindete mit 40 Jahren
an Pigmentosa.
Zorn (736) teilt einen interessanten Stammbaum mit, in dem sich
verschiedene Formen der sog. atypischen Retinitis pigmentosa fanden.
Der Sohn einer an Hemeralopie leidenden, nicht untersuchten Frau leidet an
Hemeralopie und Chorioideremie; dessen eine Tochter an normalem Fundus
mit Hemeralopie (6 andere Kinder sind nicht erkrankt), Eine Tochter der
erstgenannt hemeralopischen Frau leidet an Hemeralopie mit peripheren
chorioiditischen Veränderungen; ihr Sohn (also der Enkel der Stammmutter)
bietet eine der Atrophia gyrata ähnliche Komplikation der Hemeralopie. Ein
anderer Enkel der öfter genannten Grossmutter (= Sohn einer nicht erkrankten
Tochter der letzteren) leidet an Hemeralopie und zeigt ophthalmoskopisch
Rarefizierung des Pigmentepithels mit ausgedehnten Pigmentflecken.
Purtscher (734) stellte eine Netzhautablösung mit peripherem Netz-
hautriss und Lochbildung in der Makula vor. Die letztere wird entstanden
gedacht durch Lymphstauung infolge der Netzhautablösung. — Fuchs
machte in der Diskussion auf einen atrophischen Fleck der Chorioidea hinter
dem Loch aufmerksam. Hier sei Netz- und Aderhaut verwachsen gewesen;
bei der Ablösung sei das retinale Stück herausgerissen worden.
Hanssens (731) anatomische Untersuchungen an 14 myopischen
Augen ergaben 6 mal «Kissen» von gliösem Gewebe und Nervenfasern am Opti-
kuseintritt zwischen Sklera und Chorioidea. Diese rudimentären Netzhautanlagen
werden als mit der myopischen Verdünnung der Sklera analoge Bildungs-
anomalien aufgefasst. Im vorderen Teil der Netzhaut besonders fand H. eine
zystoide Degeneration, die er als Lymphstauung auffasst; auch konnte er
Veränderungen der Innenseite der Netzhaut (Einkerbungen, Einrisse) fest-
stellen, desgl. Lochbildungen. Er äussert den Gedanken, dass diese Ver-
änderungen Veranlassung zur idiopathischen Netzhautabhebung geben könnten.
Gegen die Lebersche Auffassung führt er an, dass man bei Retinitis
proliferans häufiger Ablatio erwarten müsse. Er führt 2 Fälle einer solchen
Erkrankung mit zweifellos auf die Netzhaut ausgeübter Zugwirkung an;
allein es seien ganz andere Bilder als man bei der idiopathiechen Ablatio zu
sehen gewohnt sei.
Best (727) beschreibt eine Commotio retinae nach einem Stoss am
Kleiderbaken, der an einer Stelle des Kopfes stattfand, die 3 cm über dem
Ohr, etwa an der Ansatzlinie des Schläfenmuskels lag. Er findet den Fall als
Fernwirkung durchaus begreiflich, ohne sich auf Einzelheiten der Pathogenese
einzulassen. Als direkte Verletzungsfolge nimmt er Risse in der Netzhaut
(Glia, Nervenfasern, Gefässwände) an; dass ein Ödem eine Rolle spiele,
ginge aus der Beziehung der Trübungen zu dem Gefässverlauf hervor.
XX. Opticus und Sehbabnen. | 267
Behr (725) teilt den anatomischen Befund eines Bulbus mit, der bei
einem 4i/sjährigen Jungen enukleiert wurde. Es bestand das klinische Bild
einer Knötcheniritis mit grauweisslichem Hypopyon. Die Sektion des Bulbus
ergab ein Gliom. Die Irisherde waren kleine Metastasen, die teils der Iris `
aufsassen, teils im Stroma bis zur Bruchschen Membran reichten. Die ersten
hatten klinisch glasiges, die letzten graues Aussehen. Das Hypopyon bestand
aus losgelösten Gliomzellen. B. glaubt nicht, dass es mit dem Flüssigkeits-
strom in die Vorderkammer gelangt sei (Leber), sondern meint, es seien los-
gelöste Zellen, die aus den Herden der Iris und namentlich des Corpus ciliare
stammten.
XX. Opticus und Sehbahnen.
Ref.: Lohmann.
737) Dinser: Beobachtungen von Neuritis retrobulbaris (Neuritis axialis
[Wilbrand-Sänger|). Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Dez.-Heft. (s. Ref. 512.)
*738) Günther: Therapie der Sehnerven-Atrophie. Diskussion dazu:
Greeff, Hirschberg, Guttmann, Abelsdorf, Paderstein, Krickmann.
Berl. ophthalm. Ges. 27. Nov. 1918. ebda. S. 748.
*739) Igersheimer: Zur Pathologie der Sehbahn V. Klin. Beiträge zur
Sehnervenpathologie. Arch. f. Ophthalm. Bd. 101.
*740) Junius: Doppelseitige Erblindung nach Gesichtserysipel mit
seltenem Befund der Netzhaut. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. S. 1.
*741) Muskens: Hydrocephalus mit Balkenstichbehandlung. Nederl,
Tydsch. v. Geneesk. I. 1919. Nr. 16.
*742) Wertheim-Salomonson: Een geval van binasale hemianopsie.
Ebenda II. Nr. 23.
743) Scheffler: Kriegserfahrungen auf dem Gebiete der retrobulbären
Neuritis. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Dez.-Heft. (s. Ref. 516.)
Günther (738) teilt eine günstige Erfahrung einer Therapie der Seh-
-nerven-Atrophie mit. Es handelte sich um Tabes, bei der nach einem
Jahre das eine Auge erblindet war; fünf Jahre später begann auf dem anderen
Auge die Erkrankung, hier wurde durch eine ausgiebige kombinierte Kur
die Sehschärfe von 5/15 auf 5/5 gehoben. — In der Diskussion betonten
Greef und Hirschberg, dass Hg nicht an und für sich schädlich
bei Sehnervenatrophie wirke. Gutmann, Abelsdorf und Krückmann
gaben einer skeptischen Auffassung Ausdruck. Paderstein berichtet über
einen schlechten Erfolg mit Neo-Salvarsan.
Muskens (741) behandelte einen 22jährigen Hydrozephalus-
Patienten innerhalb 5 Jahren 3 mal mit Balkenstich, jedesmal mit
_ starker Verbesserung der Gesichtsfelder und der Sehschärfe, so dass er wieder
seiner Arbeit nachgehen konnte, zu gleicher Zeit verschwanden Kopfschmerzen
und Hemiparese. Jedes 1 bis 1!/2 Jahr wäre die Operation vermutlich zu
wiederholen. Weve.
Junius (740) sah einen Fall, wo nach Erysipel mit Hirnhautbeteili-
gung (Lähmung des rechten Armes und rechten Beines) eine Erblindung
beider Augen eintrat. Links besteht Phthisis bulbi; also war wohl Glas-
körperabszess vorangegangen. Am andern Auge fanden sich Atrophia nervi
optici und Netzhautveränderungen der Makula (Fältelungen der Limitane
268 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
interna). Der Übergang von Gesicht auf die Augen wird als ein thrombe-
phlebitischer Prozess des retrobulbären Gewebes gedeutet.
Igersheimer (739) berichtet über Fälle von Retrobulbärneuritis,
die er mit seiner Gesichtsfeldmethode ‚untersuchte Er kommt zu dem
Schluss, dass die verbreitete Ansicht, nach der der zentrale Gesichtsfelddefekt nur
selten weit in die Peripherie hereinrage, zu Unrecht bestiinde. Auch bilde
sich nicht das papillomakulare Bündel, sondern, wie ein Fall besonders schön
zeigte, das periphere Skotom zuletzt zurück. Bei zwei Patienten verschwanden
die zentralen Skotome schnell und der Defekt im temporalen oberen Gesichts-
feld war bleibend. Es werden weitere Fälle mitgeteilt, bei denen nur eine
Hälfte des papillomakularen Bündels, bezw. 3/4 desselben erkrankt war. —
I. nimmt an, dass häufig die retrobulbären Herde nicht immer in den papillo-
makularen Teilen, sondern oft in anderen axialen oder mehr peripheren
Teilen des Optikus liegen und so die makularen Fasern nur sekundär und
vorübergehend schädigen. Wenn Verdachtsmomente für retrobulbare Neuritis
vorlägen, so müsse man bei fehlendem zentralem Skotom das periphere Ge
sichtsfeld genau untersuchen. Bei einem Fall von Fremdkörper in Orbita
und der Nase fanden sich neben Adaptationsstörungen den bei Retrobulbär-
neuritis erhobenen ähnliche Gesichtsfeldbilder, die nach Entfernung des
Splitters (von der Nase her) schwanden, Der Fall zeigt, dass die Störungen
des Auges durch Druck veranlasst waren.
Wertheim Salomonson (742) demonstriert den 26. bisher beschrie-
benen Fall binasaler Hemianopsie. 59jähriger Mann, vor 14 Jahren
Sturz auf den Kopf, Schädelbasisbruch, seitdem linker Oktavus und Okulo-
motorius paralytisch; Fazialis paretisch; rechts Oktavus paretisch. Erst seit
anderthalb Jahren ist das Gesichtsvermögen herabgesetzt, seit einigen Monaten
dann und wann Kopfschmerzen. Es besteht binasale Hemianopsie ohne
temporale Einengung. Rechts liegt die vertikale Trennungslinie etwas nasal
vom Fixierpunkt mit geringer zentraler Aussparung. Links liegt die Tren-
nungslinie temporal, so dass hier nur exzentrisch gesehen wird. Sehschärfe
und Pupillenreaktion (des r. Auges; (Okulomotoriusparalyse l.) werden leider
nicht angegeben. Röntgenuntersuchung zeigt stark erweiterte Sella turcica,
jedoch nicht sicher pathologisch (keine Knochenverdiinnung). Frontale Rönt-
genographie zeigt deutliche allgemeine Verdunkelung links neben der Sella.
Da Zeichen von Hypophysistumor fehlen, Wassermannsche Reaktion negativ
ist und luetische Infektion verneint wird, da weiter nicht unbedeutende
Arteriosklerose vorliegt, wäre Karotissklerose, eventuell mit Aneurysma hier
in Erwägung zu ziehen. Weve.
XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten.
Ref.: Filbry.
744) Breuer: Über einen Fall von Granatsplitterverletzung des Augen.
Dissert. Heidelberg.
- *745) Brilmayer: Cataracta electrica nach Starkstromverletzung. Dissert.
Heidelberg. |
746) Fuelleborn: Ophthalmomyiasis. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Nr. 16.
*747) v. Gravestein: Een viertal vooral voor beoordeeling in verband
met de ongevallenwet belangryke oogletsels. (Vier für Unfallbegutachtung
wichtige Augenverletzungen.) Tydsch. v. Ongevallen-Geneesk. 1919. Nr. 4.
XXL Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. . 269
748) Hillger: Pathalogisch-anatomischer Befund einer atypischen Korneo-
skleralruptur durch Kuhhornstoss an einem Auge mit alter perforierender
Schnittverletzung. Dissert. Heidelberg.
749) Joachim: Über einen Fall von Granatsplitterverletzung des Orbital-.
daches, die zu indirekter subkonjunktivaler Skleralruptur führte. Dissert.
Heidelberg.
*750) Lauber: Demonstration zweier Fälle: Fremdkörper in der Makula.
Sehnervenatrophie unklarer Ätiologie. Zeitschr. f. Augenbeilk. H. 5. S. 284.
*751) Lexer: Vorstellung schwerer Gesichtsverletzungen. Münch. med.
Wochenschr. Nr. 44. S. 1274.
*752) Lohagen: Über Verlagerung der Iris und Linse nach Verletzungen.
Dissert. Heidelberg.
*758) Mayer: Ein Fall von Dislocatio bulbi. Dissert. Heidelberg.
753a) Zur Nedden: Besserung des Augenbefundes infolge von Un-
fällen. Arztl. Sachverst.-Zeitg. Nr. 13.
*754) Pichler: Nochmals das Farbenschillern der Linse bei Kupfer-
splitterverletzung. Zentralbl. f. Augenheilk. Sept.-Okt. S. 161.
755) Riedlinger: Beitrag zur pathologischen Anatomie der indirekten
Kontusionsfolgen am Auge nach schweren Orbitalschussverletzungen. Dissert.
Jena.
*756) Schmidt: Schädelbasisbruch mit sagittalem Druckriss des Optikus
im Chiasma und bitemporaler Hemianopsie. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Dezember. S. 750.
757) Schmitt: Über die Magnetoperationen bei Kriegsverletzungen.
Dissert. Heidelberg.
758) Thoma: Über einen Fall von doppelter Perforation durch Eisen-
splitter mit hämatogener Siderosis des Bulbus. Dissert. Jena.
*759) Ullmann: Ein Fall von primärer Linseneiterang nach perforie-
render Verletzung. Dissert. Heidelberg.
*760) Vogel: Ein Fall von Siderosis bulbi nach Granatsplitterverletzung
mit besonderer Berücksichtigung des pathologisch - anatomischen Befundes.
Dissert. Heidelberg.
761) Walther: Pathologisch-anatomischer Befund eines 14 Jahre zuvor
infolge Orbital-Kugelschuss erblindeten Auges. Dissert. Heidelberg.
*762) Ziemssen: Traumatische Skleralzyste. Klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. Dez. S. 750.
Gravestein (747) bestreitet eine in höchster Instanz zugewiesene
Invaliditätsentschädigung von 20°/o nach Verlust eines Auges,
das vor dem Trauma infolge Netzhautablösung und Katarakt nur noch eine
Sehschärfe von Fingerzählen in 1/4 m hatte bei stark eingeengtem Gesichts-
feld. Mehr Uniformität in der Begutachtung der holländischen Augenärzte
sei erwünscht, Weve.
Ein Fall von Dislocatio bulbi wird von Mayer (753) veröffent-
licht. Durch Stoss gegen einen Holzast war die Gegend des mittleren Nasen-
ganges und der Siebbeinzellen zertrümmert und der Bulbus nach hinten
innen disloziert, wodurch starke Schmerzen verursacht wurden, so dass zur
Operation geschritten werden musste. Da ein Versuch einer Reposition des
unversehrten Bulbus misslang, wurde das in der Tiefe kaum sichtbare Auge
nach Durchtrennung des Sehnerven herausgearbeitet und enukleiert. Alle in
270 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
der Literatur bekannten diesbezüglichen, sehr seltenen Fälle werden in der
Arbeit mitbesprochen.
Mit besonderer Berücksichtigung des pathologisch-anatomischen Befundes
teilt Vogel (760) einen Fall von Siderosis bulbi nach Granat-
splitterverletzung mit. Es waren zwei Splitter in das Auge eingetreten;
der grössere war in Sklera und Glaskörper eingedrungen und war durch
bindegewebige Überwucherung und Narbenbildung so fest eingespiesst, dass
der Magnetextraktionsversuch scheiterte. Das Auge war auf dem Wege der
Entzündung, Netzhautablösung und Schrumpfung völlig zerstört. Die Side-
rosis trat in ihrer zwiefachen, der hämatogenen und xenogenen Form auf.
Durch diese war auch — ein früher vielfach bestrittenes Vorkommnis —
die dem Splitter benachbarte Aderhaut ergriffen, während sich hämatogene
Siderosis besonders an der Irisoberfläche nachweisen liess. Die Schnelligkeit
des Eintretens der Siderosis, die schon ein Vierteljahr nach der Verletzung
begann, ist wohl mit der Beimengung von Phosphor, Stickstoff und Mangan
zum Gussstahl bei Kriegsverletzungen zu erklären.
In einem Falle von schwerer Gesichtsverletzung mit grossem
Defekt unterhalb des Auges stellte Lexer (751) die Nase durch eine unter
die Armhaut eingeheilte Knochenplatte der Tibia wieder her, die zweimal
eingesägt wurde und so dachförmig aufgestellt werden konnte, dass sie die
Nase bildete und samt der sie bedeckenden Haut auch den grossen Defekt
unter dem Auge deckte. Eine weitere Formung der Nase zur Bildung der
Spitze wurde durch Unterlagerung von Rippenknorpel erreicht.
Eine traumatische Skleralzyste beobachtete Ziemssen (762)
2 Jahre nach einer Messerstichverletzung mit Irisprolaps, der abgetragen und
mit Kuhntscher Bindehautplastik gedeckt war. Am enukleierten Auge
erwies sich, dass es sich nicht um ein Staphylom, sondern eine an der
Stelle des Prolapses entstandene mehrkammerige Zyste der in zwei Blätter
gespaltenen Sklera handelte. Wenn das Auge nicht als verloren angesehen
oder die Zyste nicht für einen Tumor oder ein Staphylom gehalten wird,
kann man es erhalten, indem man die vordere Zystenwand abträgt, die
hintere kauterisiert und mit Bindehaut deckt.
Brilmayer (745) bespricht neben einer Übersicht über eine verhält-
nismässig grosse Zuhl von Linsentribungen aus der Literatur auch 3 Fälle
von Caturacta electrica nach Starkstromverletzung aus der Heidel-
berger Klinik. Für die Begutachtung von Unfallfolgen ist die Tatsache von
grosser Wichtigkeit, dass die auftretenden Linsentrübungen noch mehrere
Monate nach der Verletzung erst einsetzen können. Der Sitz dieser Linsen-
trübung bevorzugt die vorderen Rindenschichten, oft geradezu vom Epithel
der vorderen Kapsel ausgehend und so typische vordere Kapselstare dar-
stellend. Recht viele Fälle zeigen im allgemeinen .stationären oder nur
wenig progredienten Charakter. Atiologisch wäre mit Hess an eine durch
den elektrischen Strom gesetzte Schädigung der Kapselepithelzellen zu denken;
nicht von der Hand zu weisen sei aber auch die Möglichkeit einer direkten
Schädigung der Linsenfasern oder einer Einwirkung anderer Art, wie z. B.
einer Veränderung der Lösungsverhältnisse.
Anschliessend an die zahlreichen diesbezüglichen eigenen Veröffent-
lichungen wie die Purtschers, der das Phänomen zum ersten’ Male be-
schrieb, teilt Pichler (754) nochmals einen Fall von Farbenschillern
XXI. Unfallerkraukungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 271
der Linse bei Kupfersplitterverletzung mit. In der Mitte des
Glaskörpers befand sich in einem grauen Maschenwerk aus feinen Fasern
ein metallisch glänzender kleiner Splitter von leicht rötlicher Farbe. Folgende
Besonderheiten liessen dem Autor die Veröffentlichung des in seinen typi-
schen Symptomen auch auffallend ausgeprägten Falles gerechtfertigt erscheinen.
Die scheibenförmige, unter der vorderen Kapsel gelegene, mit radiären Fort-
sätzen versehene Trübung war nicht wie sonst völlig durchleuchtbar. Das
besonders deutliche, schon mit unbewaffnetem Auge sichtbare Farbenschillern,
das bis ins Blaugrün spielte, war auch im durchfallenden Lichte nachweisbar.
Bemerkenswert erscheint noch die Beobachtung P.’s, dass bei steilem Ein-
fallawinkel des Lichtstrahls der Nernstspaltlampe von den vorderen Linsen-
schichten ein grünes Licht reflektiert wird, dass dagegen bei grösser werdenden
Einfallswinkel die Farbe gegen das langwellige rote Ende des Spektrums
hin wandert.
In einem Falle von primärer Linseneiterung nach perfo-
rierender Verletzung durch Stockwurf konnte Ullmann (759) drei
Wochen nach dem Trauma bei der histologischen Untersuchung des wegen
der Gefahr der sympathischen Ophthalmie und wegen Verdachts auf Glas-
körperabszess enukleierten Auges massenhaft Kokkenhaufen in dem vor-
liegenden Linsenabazess bei fast völlig normalem Verhalten des Glaskörpers
nachweisen. Die anfangs bestehende Iritis mit Hypopyon bildete sich rasch
zurück, so dass Patient mit umschriebener Linsentrübung entlassen wurde.
Nach kurzem Intervall hatte sich dann aber der Linsenabszess ausgebildet
und waren durch den chemotaktischen, von der Linseninfektion ausgehenden
Reiz Leukozyten aus den Gefässen des Ziliarkörpers, der Iris und der Ader-
haut angelockt worden, ein Beweis, wie heftig die Linse, die aseptische Splitter,
namentlich Messing und Kupfer, bekanntlich lange Zeit reaktionslos zu tragen
pflegt, auf Infektionen zu reagieren imstande ist.
Zwei eigene Fälle von Vorlagerung der Iris und Linse nach
Verletzungen veröffentlicht Lohagen (752) unter genauer Angabe des
enatomischen Befundes. Im ersten Falle ist der Pupillarteil der Iris nach
vorn umgestülpt infolge einer Schwarte auf der Mitte der Iris, in der sich
Hämosiderinkörnchen finden. Die Linse ist klein, kugelförmig, um 180°
gedreht, zeigt vorderen Kapselstar, beginnende Katarakt, ihre Vorderkapsel
ist gefaltet, sie enthält reichlich Morgagnische Kugeln. Von Zonulafasern
ist nichts zu sehen. Auch im zweiten Falle besteht ein Ektropium uveae,
die Linse ist verkleinert und nach aussen unten verlagert, oben innen sind
Zonulafasern zu sehen.
Einen neurologisch interessanten Fall teilt Schmidt (756) unter De-
monstration eines Köntgenbildes mit. Es handelte sich um einen Schädel-
basisbruch mit sagittalem Druckriss des Optikus im Chiasma
und bitemporaler Hemianopsie. Doppelseitig war bereits die Optikus-
atrophie eingetreten, ferner bestanden Anosmie und Diabetes insipidus. Die
` linke Pupille war weiter als die rechte; beide Pupillen reagierten direkt und,
wenn auch nicht sehr ausgiebig, auch konsensuell, was, wie Levinsohn in
der Diskussion hervorhebt, besonders interessant ist und ausser der Verbin-
dung im Chiasma noch die Annahme einer zweiten interzentralen Verbindung
fordern würde.
In der ophthalmologischen Gesellschaft in Wien demonstrierte Lauber
(750) zwei interessante Fälle, einen ophthalmoskopisch bemerkenswerten Fall
272 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde.
von Fremdkörpern in der Makula und eine Sehnervenatrophie
unklarer Ätiologie. Zunächst handelte es sich um einen durch Minen
explosion verschütteten Soldaten, der eine perforierende, zu Wundstar führende
Verletzung des Auges erlitt. Nach Resorption der gequollenen Linsenmassen
stellte sich das Sehvermögen nicht in der erwarteten Weise wieder he,
sondern es fand sich inmitten einer ausgedehnten hochgradigen Netzhaut
trübung ein in der Makula sitzender kleiner grauweisser, leicht gelblich schim-
mernder Fremdkörper. Der Fall beweist, wie verständlich bei verhinderten
Einblick prognostische Irrtümer sind. Der zweite Fall betrifft einen 43 jährigen
Malariapatienten, der nach 5tägiger Bewusstlosigkeit eine im Laufe der
nächsten 2 Monate zunehmende Verschlechterung des Sehvermögens bemerkte.
Vorher war heftiges Nasenbluten aufgetreten. Atiologisch käme die Malara
selbst in Betracht, doch sind ähnliche Fälle in der Literatur angeblich nicht
bekannt; dafür, dass das Chinin die Ursache für den Sehnervenschwund
war, ist zwar von Bedeutung, dass das Leiden noch längere Zeit nach der
Bewusstlosigkeit fortschritt; L. schreibt jedoch dem Blutverlust die grösste
Rolle zu, um so mehr als der bei ungenügender Herzkraft gerade durch die
Schwerkraft erklärliche Gesichtsfeldrest im oberen Teil des Gesichtsfeldes in
letzter Zeit von Pinkus bei schweren akuten Anämien durch Blutverlust
als typisch geschildert worden ist.
— — —
Verantwortlicher Redakteur für den Referatenteil: Prof. Dr. K. Wessely in WürebWE.
—
—*
REGELMÄSSIGER VIERTELJAHRESBERICHT
ÜBER DIE
LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE
DER
AUGENHEILKUNDE
IM JAHRE 1919
REDIGIERT VON
K. WESSELY IN WÜRZBURG
FÜR DAS
_ ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE
REDIC IERT VON
C. HESS IN MÜNCHEN.
GENERAL-REGISTER
BEARBEITET VON
Dr. OTTO MEYER IN WÜRZBURG.
MUNCHEN UND WIESBADEN.
VERLAG VON J. F. BERGMANN.
1920.
Alle Rechte vorbehalten
Druck der Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Wilrzburg.
_ Alphabetisches
Namenregister des Literaturberichtes 1919.
Die Zahlen bedeuten die.
A.
Abelsdorff, G. Über Optochinsehstörungen
und ihre avatomische Grundlage. 9.
— Zur Frage der Existenz gesonderter Pupil-
larfasern im Sehnerv. 124.
— Akute retrobulbäre Sehnervenentzündung
bei Myelitis mit Sektionsbefund. 125.
Adam. Die Bedeutung der Pupillenphänomene
für den Versicherungsarzt. 22%.
Adler. Über Tetaniekatarakt. 10 u 105.
Affolter, Die temporäre Resektion der Nasen-
scheidewand bei intranasalea Tränensack-
operationen (intranasale Tränensarkex-
stirpation). 643.
Albath. Beitrag zur Ätiologie der spontanen
Iridozyklitis. 478 u. 484.
Alexowski. Eine Kombination italienischer |
Plastik mit der Wölflerschen Transplan-
tation von Schleimhaut zum Ersatz eines
Unterliddefektes. 210. `
Ammann, E. Einige Fälle von Giftwirkungen
am Auge. 11.
— Die Unfallfrage bei der Netzhautablösung.
495 u. 520. |
Apel. Nystagmus und Kopfwackeln. 628.
Arens. Für die Praxis. 180. |
Arnold, W. Über Neuritis optica als Spät-
symptom bei Fleckfieber. 562.
Arps. Über Kosacea-Keratitis und Konjunk-
tivitis. 84. |
Ascher. Keratoplastik. 85. Ä
— Zur Keratoplastikfrage. 416.
— Blepbarochalasis mit Struma und Schleim-
hautduplikatur der Oberlippe. 635.
Aubaret. Commotions 1étrobulbaires et lé-
sions des voies optiques dans les blessures
de guerre. 521.
‘Augstein.
|
‚Bayer und v. Herrenschwand. Über die
Nummern des Referates.
Einseitige Papilloretinitis mit
ausserordentlich grosser Sternfigur und
Ringskotom bei Chlorose. 496.
— Über Augenerkrankungen im Anschluss an
Grippe. 563.
‘Axenfeld. Lehrbuch für Augenheilkunde. 1.
— Tonische Akkommodation.
46.
B.
Bab, W. Beitrag zu den Augenstörungen
durch Methylalkoholvergiftung. 564.
Bachstez. Ein Fall von eigenartiger Netz-
hautveränderung in der Makula nach
stumpfem Trauma. 522.
— Anilinschädigung der Hornhaut. 523.
— Über eine neue Form familiärer Hornhaut-
entartung. 674 u. 675.
Bailliart. A propos d'un cas d’hypertension
arterielle rétinienne, 497.
Bartels. Über kortikale Augenabweichungen
und Nystagmus sowie über das motorische
Rindenfeld für die Augen- und Halswender.
360.
: — Ist der Name „Purkinjesche Aderhautfigur*
historisch berechtigt? 609.
Bauer. Beobachtungen zur Pathologie der
Pupillenbewegungen. 100.
Baute. Un cas de double atrophie partielle
des nerfs optiques chez un malade pre-
sentant le syndrome adiposo gémitalis avec
lésions osseuses de la base du cräne dans
la région de l’hypophyse. 264.
durch Bakterien aus der Gruppe des Bac.
pseudotuberculosis rodent. hervorgerufene
Bindehautentzindung (Parinaudsche Kon-
Junktivitis). 76.
XIX*
276 Alphabetisches Namenregister.
Becker. Ein Fall von schwerer arterio- v. Blaskovicz. Uber Totalplastik des un-
sklerotischer Veränderung der beider- | teren Lides. Bildung einer hinteren Lid-
seitigen Zentralarterien und ihrer retinalen. platte durch Transplantation eines Tarsus
Äste mit atlıeromatöser Entartung der ' und Bindehautstreifens aus dem Ober-
Intima und Wucherung in der linksseitigen | lid. 59.
Zentralarterie bei einem 38 Jahre alten Blatt. Schutzfenster bei Massenbebandlung
Manne. 126. von Trachom. 217.
— Zwei operierte Augenkranke, 379. Blees, G. H. J. Phototropisme en Gewoonte-
Beckert, G. Erfahrungen mit der Elliot- vorming by Daphnia’s Gienootschap ter
schen Trepanation beim primären Glau- Bevordering van Natur-, Genees- en Heel-
kom. 240. | kunde te A'dam. 610.
Behr. Über Kurzsichtigkeit bei Affen. 349. Bleisch. Scheiukatarakt bei Anwesenheit
— Über das unter dem klinischen Bilde der eines Fremdkörpers (Kupfersplitter) im
tuberkulösen Knötcheniritis verlaufende Augeninnern. 140.
Glioma retinae. 725. Bloch. Klinische Untersuchungen über Dys-
Bentzen. Optochinbehandlung des Ulcus ` trophie und Xerophthalmie bei jungen
corneae serpens. 223. | Kindern. 400. l
Berg. Beitrag zur pathologischen Anatomie Blohmke. Zur Behandlung der Orbital-
der Retinitis exsudativa. 127. i phlegmonen. 69.
Bergemann. Gewaltsame Ausstossung der|Boas. Uber Megalokornea. 417.
Linse bei Hornhautberstung mit Erhaltung Bodet. Bericht über die Staroperationen in
der Sehtüchtigkeit. 524. | der Giessener Universitäts- Augenklinik
Bergmeister. Über Polykorie und ver- l. April 1909 bis 1. April 1914. 459.
wandte seltenere Irisanomalien. 312. 'Boehmig. Uber Abduzenslähmung nach
— Uber Augenmuskellähmungen in der frühen, Grippe. 630.
Sekundärperiode der Syphilis. 565 u. 629. Boeninghaus, H. W. Ein Fall von meta-
— Traumatische Netzhautablösung und Glau- | statischer eitriger Iridozyklitis nach lo-
kom. 712. fluenza. 566.
— Traumatische Netzhautablösung mit Druck-|Bogendörfer. Über die Beziehungen der
steigerung. 726. | Triinenwege zur Nase. 64.
Bernaud. Milchinjektionen bei Augenerkran- Böhm. 2 Fälle von sympathischer Ophthal-
kungen. 2x0. mie trotz Präventivenukleation, darunter
Bernoulli, P. D. Ein Fall von Xeroderma ein Fall nach subkonjunktivaler Skleral-
pigmentosum mit Orbitalgeschwulst. 265 ruptur mit Linsenluxation unter die Binde-
u. 387. haut. 115.
— Über einen eigentümlichen Fall von Reti-
nitis pıgmentosa mit Atrophie der Ader-
haut (Atrophia gyrata chorioideae et
retinae). 728.
Best. Die Organisation der Sehschärfe im
Gehirn. 40.
— Über Störungen der optischen Lokalisation
bei Verletzungen und Herderkrankungen 2% :
rae Hintenaupilappen: 190. 3 ‚Bolten, en Over ae un —
— Zur Theorie der Hemianopsio und der ne I er ane oporene aocnenynvene:
höheren Sehzentren. 328. eit.) i
Borchardt und Brückner. Geschwulst-
— Commotio retinae als Fernwirkung. 727. ; . a
Beyke. Familiires Vorkommen des Glioma USNS A dor ese Mi Eue
re | rung in die Sehnerven. 246.
retinae. 128,
f Bourgeois. Du rôle de la sclérotique dans
Bielschowsky. Konvergenz- und Akkommo- —— et dana Te en glau-
dationskrampf. 203. come. 489.
— Exophthalmus pulsans traumaticus. 214. ‘Breuer. Uber einen Fall von Granatsplitter-
Birch-Hirschfeld. Zur Entstehung und | verletzung des Auges. 744.
Behandlung der Netzhautabhebung. 129. Brilmayer. Cataracta electrica nach Stark-
Birkhauser. Das ophthalmoskopische Bild | stromverletzung. 745.
der Embolie der Arteria centralis retinae Brückner. Pigmentnachstar. 100.
im rotfreien Licht, gleichzeitig ein Beitrag — Zytologische Studien am menschlichen
zur Frage der Makulafrage. 498. Auge. 259 u. 281.
blankertz, Hella. Die experimentellen | — Über die Sättigungsänderungen der Pigment-
und klinischen Erfahrungen über die farben durch Ermüdung der Netzhaut mit
Wirkung des Optochins. 26. farbig wirkendem Lichte. 329.
Alphabetisches Namenregister. 277
Bussy. Un groupe de faux hewmeralopes les ten Doesschate, G. De ligging van de
borgues nocturnes. 330. geele vlek ten opzichte van de gezichts-
zenuw. (Die Lage der Macula lutea zum
C. | Augennerven.) 499.
.— Over de gezichtsstoornissen gedurende den
Cantonnet. L'examen de l'appareil visuel | oorlog. in aansluiting aan verwondingen
van het achterhoofd, waargenomen. 525.
— De intraoculaire Druck by zona ophthal-
chez les aviateurs. 300.
Carsten. Angeborene Lochbildung in der
Iris. 313. mica. (Der intraokuläre Druck bei Herpes
Ceelen. Melanosarkom der Orbita (Leber- . zoster.) 714.
metastase). 215. 'v. Domarus. Ober myotonische Pupillen-
— Uber Spätmetastasenbildung eines melano- | bewegung. 442.
tischen Aderbautsarkoms in der Leber. Dorff. Über latenten Nystagmus. 362.
238, -Druault. Sur quelques cas d'évaluation de
Charlin. Syphilis orbito cranienne. 388. | l'incapacité de travail après les accidents
Clausen. Demonstration eines Falles von oculaires. 526.
Pemphigus conjunctivae. 654. Dubois. Die Behandlung des Ulcus cum
Coenen. Pulsierender Exophthalmus nach hypopyo mit Optochin. 27, 86 u. 676.
Schädelbasisfraktur mit Sektionsbefund. | — Een geval van „Spätinfektion“ by trepa-
216. natio sclerae. (Ein Fall von Spätinfection
Colden. Über Chromatvergiftungen. Augen- bei Trepanatio sclerae.) 713.
befunde. 162. Dusser de Barenne, J. G. en A. de Kleyn.
— Direkte Läsion des Optikus durch Granat- Proeven over den invloed der groote her-
splitter. 249. zenen op de calorischo en de draainystag-
mus. (Experimentelles über den Einfluss
a ea nebst: Vor a. Dunn auf den kalorischen und
, ° i | tagmus.) 631.
Coulomb. La dilatation des cavites orbi- D = > me Ge — dé d’
taires en vue de la prothése. 282. — re PrOCEGE S ATANDE:
Cramer. Ersatz der Unterlidbildung durch |. py p a ide 1 potent -edlobenin
Hebung und Verlagerung des Augenhöhlen- | Yê” ne eee Io IR ee ec
mhalta nach vorn. 60. oculaire atypique avec lenticone posterieur.
— und Steindorff. Abschnitt „Augen* aus
. ; > -|— et Aubineau. Carcinome pavimenteux
sae eee der ärztlichen Unter (épithéliome) non kératinisant de l'orbite.
suchung. 2. 389.
D.
E.
Doppelbildern? 361.
Davids. Leiden schielende Kinder unter
|
Dellmann, Fr. Metastatische Prozesse am |
Ebert. Über einen Fall von Lymphosarkom
mit Metastasen, rechts in der Tränendrüse,
Auge bei Endocarditis lenta. 567. links in der Orbita. 65.
Delorme. Les scotomes dans le glaucome | Ejsenlauer. Veränderungen am Hintergrund
chronique. 490. bei einem Fall von doppelseitiger Retinitis
Demoll. Die Akkommodation des Alciopiden- exsudativa (Coats), 130.
auges. 300. Eisler. Fremdkörper der Orbita mit Erblin-
Dietz, P. A. De gekleurde nabeelden. (Die dung. 250.
farbigen Nachbilder.) 611. Elschnig. Demonstration eines metastati-
Dinger. Der Einfluss der Kopfhaltung auf schen Karzinoms der Chorioidea nach
das Auge und die Myopiegenese. 351. Carcinoma mammae, sowie eines meta-
— Die Tiefe der K orneoxskleralrinne und die statischen Karzinoms der Adeıhaut und
Emmetropisation. 302. des retrobulbären Sehnerven nach Leber-
Dinser. Beobachtungen von Neuritis retro- krebs, 112. .
bulbaris (Neuritis axialis [Wilbrand-Sän- | — Tumorähnliche Gewebswucherung in der
ger]) bei Kriegsteilnehmern. 512 u. 737. Macula lutea. 131.
ten Doesschate, G. Over metastatisch sar- | — Metastatische multiple Tumoren des linken
kom in het oog. (Über Sarkommetastasen Scheitel- und Stirnbeins. 132.
ins Auge.) 267. — Uber die Blutfärbung der Kornea. 418.
278 Alphabetisches Namenregister.
Elschnig. Über Phlyktänen an der Lid- Franke, Fr. Keratokonus (Vorstellung).
bindehaut bei Keratoconjunctivitis ekze- 420.
matosa. 656. : — Vorstellung eines Falles von doppelseitigem
Engelking. Der Schwellenwert der Pupillar- | erworbenem Keratokonus. 678.
reaktion und seine Beziehungen zum Pro- Fränkel. Über Erkrankungen der Naser
blem der pupillomotorischeu Aufnahme: | nebenhöhlen bei Influenza. 70.
organe. 692. Franz. Hypotonia bulbi bei intraokularen
Enroth. Über die Bedeutung der konstitu- | Tumor. 706.
tionellen Disposition in der Ätiologie der Friede. Ein Fall von l. Cataracta peri
Keratitis parenchymatosa. 677. anclearis. 461.
Eppenstein, A. Beitrag zur Kenntnis der | Fin Fall von einseitigem Schichtstar nach
Augensymptome bei Kampfgaserkrankung Trauma. 528
und Pnenmonie: "12 — Tuberkulide der Konjunktiva. 658
Esser. Herstellung von behaarten Augen- | . — DR
lidrändern. 61. Bl. Die 4 der —
ugenklinik vom 1. Januar iš
— ane in der normalen Linse. 1. Juli 1918 behandelten Trachomfälle. 7%.
_ Ob — tielte Überpfl — — Uber anatomische Veränderungen bei cbro-
en ee De ans nisch endogener Iridochorioiditis. 101 u.
rc le 113.
ee Baker: | — Zar pathologischen Anatomie der Glaskörper-
— Epitheleinlage als konjunktivaler Ersatz. , blutungen: * — m —
657. | — Direkter oder indirekter Skleralriss? 5%.
. . e x)
Eyer. Auffallende Heilung eines Ulcus rodens | — Ein nn intraokularer Aktinomykose. 5s
corneae nach Gesichtserysipel. 419. v; 10 ; —
— Über Ulcus rodens der Hornhaut. 419a. — Funktionsstörung der Speichel- u. Tränen-
drüsen. 644.
— Über primäre Tuberkulose der Netzhaut.
130.
F.
Fuchs, A. Über die Entstehung einer refiek-
— is z ; torischen Papillenstarre durch Metbyl-
j ns en un Visus | alkoholvergiftung. 568 u. 693.
Feldmann. Der jetzige Stand der Lehre von | — Über geteilte Navi der Augenlider. l 631.
der Tay-Sachsschen familiären amauro- |Fuchs, E. Anatomischer Befund bei ange
rotischen lIdiotie. 729. borener Myopie. 200.
Fendel. Uber einen Fall von bitemporaler|— Myopie und Glaukom. 241.
Hemianopsie infolge von Chiasmazer-! — Myopische Augen mit dicker Sklera. 355.
reissung durch Schädelbasisbruch. 527. © — Über nasalen Konus. 354.
Filehne. Uher irdische Vorgänge, die nur puchs, H. Fall von Keratitis pastuliformis
in der Dämmerung sichtbar sind, und über. profunda. 679.
te merungsvorgänge am Planeten Venus. | Fuelleborn. Ophthalmomyiasis. 746.
F
Fischel. Über den Einfluss des Auges auf
die Entwicklung und Erhaltung der Horn-
haut. 35. G.
F s . N "yy: ‚ 1 ,
a eye Gene Ä Gallemaerts. Dermoide de la corvee et
lipome sous-conjenctival. 315.
— Kyste congénital de la conjonctive bul-
baire. 816.
— Fistule de la glande lacrymale accessoire.
38l.
Flesch. Die physiologische und pathologische
Augenablenkung. 364.
Forster, A. Zur Morphogenese des Epi-
kanthus und der Faltenbildungen der Haut
in der Nasenwurzelgegend. 184. | Re : l ;
Frank. Über einen Fall von v. Hippel- — l'uberculose de la conjonctive bulbaire. 401.
scher Erkrankung (Angiomatosis retinae). — Mélanosarcome de la conjonctive. 402.
500. |— Kystes de la rétine. 501.
a g 5 Pupillenstörung nach Grippe. | — Deux cas de cysticerque sous conjonctiva!
63 u. 229. : `
Alphabetisches Namenregister. 279
Gallemaerts. Mélanosarcome en nappe de | Greeff. Cornelius Meyer: „Degli occhiali“.
la paupière. 376. (Über die Brillen.) 553.
Gallus. Gibt es eine Cataracta diabetica? |Groenouw. Über Umstülpung und Faltung
164 u. 235. der Regenbogenhaut nach Verletzungen.
— Behandlung der gonorrhoischeu Augen 143.
eiterung der Neugeborenen mit Airol, eine. Grünbaum, A. Voorstellingen der Richting
einfache und zuverlässige Methode für den en oogbewegingen (Richtungsvorstellungen
Praktiker. 659. l und Augenbewegungen). 365.
Gatscher. Lokalisation der durch vesti-;Guist. Ein Fall von spontaner Skleralver
buläre Reizung in der Kernregion der dünnung mit Nekrose und Staphylom.
Augenmuskelnerven hervorgerufenen Er- bildung beider Augen. 421.
regung. 52. Günther. Therapie der Sehnerven-Atrophie
Van Gaugelen. Die Grösse des Tränen- 738.
sacks. 645. Gutmann. Über Kampfgaserkrankung des
Gellhorn. Über die Lokalisation und den | Auges. 531.
Verlauf von Degenerationserscheinungen |(; . r |
sm Optikus nach iotrackularen: Entin: rn nn. Fall von epibulbärer Tuberkulose.
dungen, die zuın Verlust des Sehvermögens
und zur Enukleation geführt haben. 513. H
Gérard. Kyste hémorrhagique biloculaire du :
sac lacrımal. 382. de Haas, H. K. Uber Erkrankungen der
Giese und Brückner. Blutbild u. Augen- | Netzhaut und des Sebnerven durch Ar-
erkrankungen. 24. | senikvergiftung. 164a.
Gilbert. Notiz über Miliaraneurysmen der | Haenel. Lichtempfindung durch Schall. 331.
Netzhaut bei Glauc. absol. 2418 u. 502.|Hahn. Beitrag zur Kasuistik der Sichtbar-
— Über Iritis septica. 448. keit des Embolus bei Embolie der Zentral-
Ginsberg. Chron. Zyklitis mit Lymph- arterien und ihrer Äste. 505.
follikeln (Demonstration). 694. Hanssen. Beitrag zur Histologie des my-
Ginzburg. Beitrag zur Kenntnis seltener opischen Auges, insbes. zur Lückenbildung
ophthalmoskop:scher Befunde. Abnormer in der Retina und zur Entstehung der
Ursprung und Verlauf der Zentralgefässe. Netzhautablösung. 624 u. 731.
36 u. 114. Happe. Drei Fälle von Keratitis neuropara-
Glauning. Über Veränderungen in der Augen- lytica. 680.
höhle und an den retrobulbären Teilen des Hauptmann, A. Grundlagen, Stellung und
Auges bei Kopfschüssen. 141. Symptomatologie der „Myotonen-Dystro-
Goldstein, Käthe. Ein Fall von Iridocy- ie“ (früher „Atrophischen Myotonie“).
clitis nach Typhus. 569. | 65.
Hegner. Klinische Untersuchungen über dic
Gonin. L tomiques du décolle-
a E sen, SA en Dauererfolge der Elliotschen Glaukom-
ment rétinien. Notes ayant accompagné
la démonstration de pieces anatomiques | trepanation. 491.
et de dessins devant la société des ocu-'— Erfahrungen über die Glaukomtrepanation
listes suisses le 26 Mai 1918. 503. | nach Elliot. 715.
— Die klinische Diagnose und die Behandlung | Hehr. Über Lochbildung in der Fovea cen-
er verschiedenen Formen der Netzhaut- tralis bei spontaner Netzhautabhebung.
ablösung. 504. 06.
Graf. Anatomische Untersuchung eines Ptery- | Henker. Lehrversuche zur Erläuterung der
giums an einem Auge mit absolutem ' verschiedenen Fehlsichtigkeiten. 201.
ws Glaukom. 660. — Neue Beleuchtungseinrichtungen am Horn-
Gravestein. Drei wichtige Augenverletzun- |‘ hautmikroskop. 301.
gen. 142, Henning, H. Die besonderen Funktionen der
— Een viertal vooral voor beoordeeling in roten Strahlen bei der scheinbaren Grösse
verband met de ongevallenwet belangryke der Sonne und des Mondes am Horizont
oogletsels. (Vier für Unfallbegutachtung ... und verwandte Beleuchtungsprobleme.
wichtige Augenverletzungen.) 747. 615.
Greeff, D. M. Manni. Degli occhiali da naso. Hensen, H. Ein Fall von Sehnervenatrophie
(Über die Nasenbrillen.) 3. durch Bandwurmtoxine. 13.
— Zur Kenntnis der stenopäischen Kriegs- |— Uber Salvarsanwirkungen bei luetischen
schutzbrillen. 1. Teil. 28. Augenerkrankungen. 283.
—
280 Alphabetisches Namenregister.
Hermann. Zur Behandlung der Tränen- |Hochgürtel, M. Über Allgemeinintoxika-
sackeiterung bei Kieferverletzten ınit der tionen nach Homatropineinträufelung. 571.
Westschen Operation. 66 u. 144. Höeg. Corpora aliena in der Übergangsfalte
— Die Anwendung des Kollargols in der der Konjunktiva. 218.
Augenheilkunde. 284. ' — Tuberkulöse parenchymatöse Keratitis, be-
v. Herrenschwand. Zur Behandlung der. handelt mit Tuberkulin. 224.
gonorrhoisch-rheumatischen Iritis. 445. Hoffmann und Martens. Bericht der
Hertel. Die nichtmedikamentise ‘Therapie Augenbeilanstalt von Dr. R. Hoffmann und
der Augenkrankheiten. 4. Dr. M. Märtens in Braunschweig über ihre
— Über Magnetleistunzen und Versuche, sie | Tätigkeit in den ersten 10 Jahren ihres
zu steigern. 173 u. 181. Bestehens (1904—1914). 6.
v. Hess. Die Akkommodation der Alciopiden, |— — Pseudotumoren der Orbita. 71.
nebst Beiträgen zur Morphologie des|Hoffmann, Viktor. Studien über die histo-
Alciopidenauges. 46a. logischen Veränderungen der Hornhaut
— Über Arcus senilis, virilis und juvenilis. 87. bei Verätzung derselben durch Bleisalz-
— Der Lichtsinn der Krebse. 191a. lösungen. 25.
— Über Gesichtsfeld, Silberglanz und Seh- |van der Hoeve. Die Bedeutung des Ge-
qualitäten der Fische und über die Licht- sichtsfeldes für die Kenntnis des Verlaufs
verteilung im Wasser. 191b. und der Endigung der Sehnervenfasern iu
— Untersuchungen über die Methoden der der Netzhaut. 41.
klinischen Perimetrie. 302 u. 332. — En methode ter voorkoming of be rking
— Über Lichtreaktionen bei Raupen und : of van glasvochtverlies by enkele oog-
|
Lehre von den tierischen Tiopismen. 613. — (Eine Methode zur Verhütung
— Messende Untersuchungen über die Bezie- oder Einschränkung von Glaskörperver-
verlust bei einigen Augenoperationen.) 303.
— Ein Verfahren zur Vorbeugung von Glas-
körpervorfall. 462 n. 480.
— De tegenwordige Stand der Oogheelkunde.
(Der heutige Stand der Augenheilkunde.)
555.
Holm. Ein eigentümliches Phänomen der
physiologischen Sonderstellung der Macula
centralis. 192.
Holtmann. Das Friedmannsche Heil- und
Schutzmittel bei Behandlung der Tuber-
kulose und Skrofulose. 285.
Hong Tjoen Yap. Gezichtsveldbeperking
en prognose der Iridectomie by Glaucoom.
hungen zwischen dem Heliotropismus der
Pflanzen und den Lichtreaktionen der
Tiere. 614.
Hessberg. Uber die Verwendung des Kry-
solgan bei tuberkulösen Augenerkran-
kungen. 29.
— Über die operative Beseitigung des Ektropium
des Unterlids im inneren Lidwinkel. 62.
Hesse. Zur Genese der Vossiusschen Ring-
trübung. 444.
Heuse. Ein Fall von einseitigem Mikrophthal-
mus. 317.
Heyn. Abbandlungen über Tintenstiftver-
letzungen des Auges. 532. | (Gesichtsfeldeinengung und Prog d
: . esichtsfeldeinengung und Prognose der
Hillebrand. Ewald Hering, Ein Gedenk- Iridektomie bei Glaukom.) 492.
wort der Psychophysik. 5. : 2 ;
Hillger. Pathologisch-anatemischer Befund | Y Hoor. Eine bisher nicht beschriebene Form
einer atypischen, indirekten Korneoskleral- der parenchymatösen Keratitis. 681.
ruptur durch Kuhhornstossverletzung an | Hotz. Über cine eigentümliche Degeneration
einem Auge. 533 u. 748. der Hornhaut bei einem Auge mit abso-
v. Hippel. Zystizerkus im Glaskörper. 534. lutem Glaukom. 716.
— Uber tuberkulise Augenerkrankungen. 583
u. 662.
Hirsch. Zur Behandlung der Trigeminus-
neuralgien. 29a,
— Über Augensymptome bei Hypophysen-
tumoren. 9570.
— Vorübergehende Spaltbildung der Linse.
702.
I.
Igersheimer. Syphilis und Auge. 158.
— Eine Brille für Hemianopiker. 174.
— Zur Pathologie der Sehbahn. IV. Gesichts-
feldverbesserung bei Hemianopikern. 2~6.
— Die Bedeutung des Gesichtsfeldes für die
Hirschberg. Über die sogen. fulminierende Kenntnis des Verlaufes und der Endigung
Erblindung. 514. der Sehnervenfasern in der Netzhaut. 616.
— Galen und seine zweite Anatomie des | — Zur Pathologie der Sehbahn. V. 717 u.
Auges. 004, 739.
Alphabetisches Namenregister.
281
Isakowitz. Drehpunkt oder Knotenpunkt? |Keerl. Das Glaukum der Jugendlichen. 719.
594 a.
Ischreyt. Zur Kasuistik der Retinitis pig-
mentosa. 732.
J.
Jablonski, W. Über einen Fall von Tabes
infantilis mit Optikusatrophie. 14.
Jahn. Die Conjunctivo-Keratitis infectiosa
des Rindes. 403.
Jess. Das Augenspiegeln im rotfreien Licht
mit Demonstration. 304.
— Nachtblindheit nach Gaserkrankung. 333.
— Angenärztliche Kriegserfahrungen. 535.
Jickeli. Beitrag zur Behandlung der Oph-
thalmoblennorrhoe mit parenteralen Milch-
injektionen. 78.
Joachim. Uber einen Fall von Granat-
splitterverletzung des Orbitaldaches, die
zu indirekter subkonjunktivaler Skleral-
ruptur führte. 749.
John.
Tuberkulose des Auges mit spezieller Be-
rücksichtigung der Perforation. 422.
Johnsen. Der plastische Ersatz der Nase
und des Auges. 638.
Junius. Doppelseitige Erblindung nach Ge-
sichtserysipel mit seltenem Befund an der
Netzbaut. 572 u. 740.
— Ulcus corneac rodens. 682.
— Uber „spontane“ vordere Synechien. 695.
K.
Die Beteiligung der Hornhaut bei der Kleiber.
Kempner. Pupillenstarre im hysterischen
Anfall. 230.
Kestenbaum. Über Megalokornea. 320 u.
| 423.
— Fünf Fälle von Akkommodationsparese mit
äusseren Augenmuskelstörungen. 355.
— Akkommodationsparese mit äusseren Augen-
muskelstörungen. 632.
Kirsch. Ein un Fall von Bindehaut-
schürze. 596 u. 663.
— Ein unbekannter Lidschlag und Tränen-
reflex. 53.
Kiss, Franz. Die Ursprungsweise der Augen-
muskeln. 897.
Klauber. Bericht über die Augenverletzungen
im Kriege aus dem Jahre 1917. 146.
— Der Magnet in seiner Verwendung zur
| Erkennung und Entfernung intraokularer
Eisensplitter. 251.
Kleefeld. Myectomie avec suture en cou-
ronne pour la correction du strabisme. 366.
Beiträge zu der Frage der Am-
blyopie ex Anopsia. 617.
de Kleijn und Magnus. Kleinhirn, Hirn-
stamm und Labyrinthreflexe. 204.
Kleinert. Ein Fall von epibulbärem Chro-
matophorom. 79.
Kleyn, A. de und C. R. J. Versteegh.
Over het al of niet labyrinthair ontstaan
van den zogen. „Dunkelnpystagmus“ en
enkele andere vormen van Nystagmus.
(Über den vermeintlichen labyrinthären
Ursprung des sogen. „Dunkelnystagmus“
as einiger anderer Nystagmusformen.)
67.
|
|
i
Kafka. Ein Fall von universeller qualitativer! Koch, H. Wezen en behandeling van scro-
Evolutionsstörung. 318.
— Gehäuftes Vorkommen von akuter retro-
bulbärer Neuritis. 515.
— Ein Fall von kolobomartigem Defekt des
Irisstromas und Mangel des Sphinkters
und retinalen Pigments. 595.
-— Über einen Fall von Ausgang retrobulbärer
Neuritis mit sog. glaukomatöser Exka-
vation. 718.
Kahn. Über 50 in der Universitäts-Augen-
klinik zu Heidelberg zur Beobachtung ge-
kommene Fälle von doppelseitiger Kriegs-
erblindung. 536.
— Zu E. Seidels Bemerkungen über den phy-
siologischen Pupillenabschluss. 607.
Ka ED 8. Zur Pathologie des Halssympathikus.
Kayser.
opticus. 145.
— Zu meinen Fällen von Megalokornea. 319.
Evulsion des Bulbus und Nervus!
fuleuse oogontstekingen. (Über Wesen
und Behandlung skrophulöser Augenent-
zündungen.) 084,
| Kö = e. Zur Klinik der Bindehauttuberkulose.
65.
Ko ep pe, L. Das biophysikalisch-histologische
erhalten der lebenden Augengewebe
unter normalen und pathologischen Be-
dingungen im polarisierten Lichte der
Gullstrandschen Nernstspaltlampe. 32.
— Entgegnung auf die Arbeit von Levinsohn
(120). 121.
— Über den derzeitigen Stand der Glaukom-
forschung an der (iullstrandschen Nernst-
spaltlampe sowie den weiteren Ausbau der
Glaukom-Friihdiagnose vermittelst dieser
Untersuchungsmethode. 122.
i — Die Theorie und Anwendung der Stereo-
mikroskopie des lebenden menschlichen
Kammerwinkels im fokalen Lichte der
Gullstrandschen Nernstspaltlampe. 182.
282
Koeppe. Klinische Beobachtungen mit der Krau
ernstspaltlampe und dem Hornhaut-
mikroskop. 185. | HI.
— Die Mikroskopie des lebenden Augenbinter-
grundes im fokalen Lichte der Gullstrand-
schen Nernstspaltlampe. 186.
— Dasselbe. 3. Mitteilung. Die pathologische
Histologie der lebenden Netzhaut bei der
Embolie der Zentralarterie unter beson-
derer Berücksichtigung der Streitfrage einer
. Intravitalen Gelbfärbung der Macula. 243. |
— Dasselbe. 4. Mitteilung. Das histologische `
Verhalten d. lebenden Auzenhintergrundes
bei der Thrombose der Zentralvene sowie
der Stauungspapille. 244 u. 247.
— Die Diathermie und Lichtbehandlung des
Auges. 260.
— Ein neuer Universalbestrahlungsapparat für
Augentuberkulose. 287.
— Klinische Beobachtungen mit der Nernst- :
spaltlampe und dem Hornhautmikroskop.
16. Mitteilung. 447.
— Die Mikroskopie des lebenden Kammer
winkels im fokalen Licht der Gullstrand-
schen Nernstspaltlampe. I. Teil. 594b.
— Die stereomikroskopische Sichtbarmachung
des lebenden interfaszikulären Kittlinien-
systems der Hornhuutlamellen sowie das
erhalten der lebenden Hornhautnerven
im polarisierten Lichte der Gullstrand-
schen Nerastspaltlampe. 598.
— Das histologische Verhalten der lebenden
Copjunctiva tarsi unter normalen und
einizen pathologischen Bedingungen im |de Lapersonne et Degrais.
fokalen Lichte der Gullstrand schen Nernst-
spaltlampe. 664.
Köllner. Uber die Beziehungen zwischen
dem sogenannten Ekzem der Augen und
der Tuberkulinempfindlichkeit der Haut.
404.
Kooy, Johanna Maria. Het voorkomen der
Prowazek sche en andere vormen by de
trachoomlyders der Amsterdam sche Tra-
choompoliklinik (Uber Prowazek sche und
andere Formen bei den Trachompatienten
der Amsterdamer Trachompoliklinik.) 405.
Koppelmann. Spontanperforation der lu-
xierten Linse mit plastischer Entzündung
in einem Auge mit Leukoma adhaerens
und Sekundärglaukom. 147.
Koref, Else. Über doppelseitize metastatische
Ophthalmie bei puerperaler Sepsis. 268.
Korff-Petersen. Untersuchungen über die
Beziehungen zwischen Beleuchtungs-
stärke, Sehschärfe uud Lesegeschwindig- |
193. |
keit.
Kraemer. Ein Fall von Hornhautdelle mit
—
Alphabetisches Namenregister.
pa. Kin weiterer Beitrag zur Auffassung
| des Krankheitsbildes des „Keratokonus“.
425.
— Über die Behandlung der Tränensack-
| eiterung. 646.
‘Krenz. Über Neurinom der Orbita. 390.
Krusius. Augentuberkulose und aktive Im-
nıunisierung nach Friedmann. 585.
| Kuhnt. Über die Zweckmässigkeit der Unter
fütterung sklero- und keratoplastischer
Bindehautlappen mit Streiten von Fascia
lata oder Sehne bei umfangreichen Leder-
haut- und Hornhautdefekten in ganzer
Dicke. 426.
‘ter Kuile. Stereokinematoskopie dichoptisch
gesehener harmonischer Punktbewegun-
gen. 42.
‚Kunz-Krause. Uber den mydriatischen
Wirkungsgrenzwert des Atropins. 586.
Kyrle und Gatscher. Störungen der Augen-
bewegungen bei Lues. 205.
|
t
L.
Lacroix. Decollement traumatique d'une
veine retinienne. 507.
Lameris. Osteoma maxillae und Sarcoma
cranii. 650.
Lagrange. De l’anaplerose orbitaire. 305.
Langrock. Über den syphilitischen Primä:-
affekt an der Augenbraue 377.
Le traite
ment des tumeurs des paupiéres par le
radium. 288.
Résultats du traitement précoce des blessures
orbito-oculaires.’ 537.
— Perte de la vision de l'œil sans lesions
organiques appréciables consécutive a une
plaie par éclat d'obus de l'œil gauche. 538.
Lauber, H. Ein Fall von Sehnervenatrophie
nach Anämie (Malaria?). 269.
— Ein Fall von Fremdkörper in der Makula.
5
— Herpes der Conjunctiva tarsi. 666.
— Demonstration zweier Fälle: Fremdkörper
in der Makula. Sehnervenatrophie un-
klarer Ativlogie. 750.
Lecéne. Un cas de myelocytome de l'orbite.
391.
‘Lederer, R. Augenveränderungen bei Xero-
derma pigmentosum. 166.
Lefrancois. Discission immédiate de la
cristalloide postérieure dans l’operation de
la cataracte. 463.
einer merkwürdigen optischen Erscheinung. | Lemaitre et Garmy. De lextraction des
424. | |
corps étrangers péri-orbitaires. 540.
Alphabetisches Namenregister.
Lempp. Salvarsanbehandlung bei luetischer
Sehuervenerkrankung. 167.
Levinsobn. Zur Entstehung des Glaukoms
durch Pigmentintiltration der vorderen
Abflusswege des Auges. 120.
— Zur Frage der künstlich erzeugten Kurz-
sichtigkeit bei Affen. 289 u. 356.
Levy-Suhl. Zwei Fälle von Syringomyelie
beziehungsweise Syringobulbie mit Nystag-
mus. 368.
Lexer. Wimpernersatz durch freie Trans-
plantation behaarter Hant. 211.
— Vorstellung schwerer Gesichtsverletzungen.
151. Ä
Lichtenstein. Primäre Diphtherie der Lid.
haut mit postdiphtheritischer Lähmung.
639.
Liebermann. Zur Tarsoplastik nach v. Blas-
kovicz.
— Uber die Behandlung der Ophthalmoblen-
norrhoe mit Milchinjektionen. 80,
Liese. Ein Fall von Vorderkammer- und
Korneoskleralzyste mit Endothelausklei-
dung. 427.
Lindberg. Über Veränderungen des hinteren
Pıgmentblaties der Iris. 696.
Lindgreen. Fetttransplantation in die Tenon-
sche Kapsel nach Enucleatio bulbi und
ihre Technik. 594c.
— Konjanktivaltransplantation auf proliferie-
rende Maculae corneae. 667. l
Lindner. Über die Topographie der Binde-
hautkeime, mit Demonstration zahlreicher
Mikrophotogramme. 406 u. 668.
— Fälle von Lidplastik mit Durchtrennung
des äusseren Lidbandes. 640.
— Metastatische Ophthalmie vom Randschlin-
gennetz ausgehend. 683.
van Lint. Avancement musculaire avec su-
ture de renforcement a l'insertion du
muscle. 369.
— L’abscés de fixation dans Virido-chorioidite
et l’ophthalmie sympathique. 485.
Lobagen.
Linse nach Verletzungen. 752.
Léblein. Dasletzte Semester der deutschen
Universität Dorpat. 7.
— Über hereditäre Ptosis der orbitalen Tränen
drüse. 187 u. 383.
Lohmann. Zur experimentellen Zerfällbar-
keit des binokulären Seheindruckes. 334,
— Gedanken und Fragen aus der augenirzt-
lichen Unfallkunde. 541.
Löwenstein. Über einen Fall von knötchen-
förmiger Hornhauttrübung (Groenouw) und
Über Verlagerung der Iris und |
mie.
283
Lö wenstein. Neues operatives Verfahren
der partiellen Hornhautstaphylome. 89.
— Derzeitiger Stand der Trachoinätiologie.
175 u. 219.
'— Neues operatives Verfahren zur Behand-
lung der partiellen Hornhautstaphylome.
176.
= Über ein neues Verfahren zur Operation
partieller Staphylome der Hornhaut. 225.
— Traumatische Pupillenstarre. 231.
— Atiologische Untersuchungen über den fieber-
haften Herpes. 290 u. 428.
'_ Über Fliegerbrillen. 291.
— Traumatische reflektorische Pupillenstarre.
— Über warmförmige Kontraktionen des
Sphincter pupillae. 449.
— Über ein neues Verfahren zur Erzielung
einer Fistel bei erhöhtem intraokularen
Druck. 720.
Löwenstein-Brill. Versuche über Wirkung
des Strychnins auf die Dunkeladaptation.
618.
Luithlen. Abortive Cheinotberapie akuter
Ophthalmoblennorrhéen. 177 u. 220.
Lundsgaard, K. K. K. Parenterale Milch-
injektionen. 178.
— Ein Fall von subkonjunktivaler Skleral-
ruptar, traumatischer Linsenluxation und
totaler Aniridie. 252.
— Ein Fall von transitorischer Refraktions-
abnahme bei Diabetes mellitus mit Blut-
zuckeruntersuchung. 625.
— Transitorische Refraktionszunalime. 626.
M.
Magnus, R. en A. de Kleyn. Labyrinth-
reflexen en kleine herzenen. (Labyrinth-
reflexe und Kleinhirn.) 633.
Mann. Über Störungen des Raumsinnes der
= Netzhaut oder der optischen Lokalisation
bei Herderkrankungen im Gebiete der Seh-
| strablung (,,Paropsie“). 194.
Marx, E. De verdeeling der phlyctaenen
langs den limbus by scrofuleuze ophthal-
(Die Verteilung der Phlyktänen am
Limbus bei skrofaléser Augenentzündung.)
407.
‚Matthes. Drei Fälle von Botalismus nach
| Genuss von verdorbenem Schinken. 271.
Ein Fall von Dislocatio bulbi. 753.
Ein Fall von atypischer Kera-
429.
4
| Ma yer.
' Meissner.
| titis disciformis.
dessen Reaktion auf parenterale Eiweiss- | Meller. Augenärztliche Eingriffe. Ein kurzes
resorption. 88.
Handbuch für angehende Augenärzte. 8.
284
Alphabetisches Namenregister.
Meller. Über sympathische Oplıthalmie. 116.! Nonne. Isolierte reflektorische Pupillenstarre
— Zur Klinik und path. Anatomie des Herpes
zuster uvene. 697.
Menckhoff. Ist die sympathisierende Ent-
zündung endogenen Ursprungs. 486.
Mertz; Senföl in Bolus alba statt Senf-
wickel und Schmierseifeeinreibungen. 179.
Meyer. Ein neues Verfahren der Augenlid-
plastik. 641.
Meyerhof. Toxische Abduzenslähmung nach
Grippe. 370.
Milian. Etat actuel de la question d’arseno-
benzol. 292.
van der Moer, A. Een methode tot ont-
maskering van simulanten. (Eine Methode
zur Entlarvung von Simulanten ) 306.
Mok. Erläuterungen zu der Dieustanweisung
zur Beurteilung der Militärdienstiähigkeit
vom 9. Februar 1919. s4la.
Monbrun. La keratite neuro-paralytique
grippale. 430.
Morax. Myelocytome orbitaire et cranien. 392.
Moreau. Pseudo-syndrome alterne. 542.
Müller. Transplantation der Hornhaut. 90
u. 226.
— Xeroderma pigmentosum und Augener-
krankungen. 272 u. 431.
Mulock Houwer. Ein Fall von Thrombose
einer Vena vorticosa. 481.
— Demonstration van een geval van tbrom-
bose der v. vorzicosa 708.
— Fall von v. Hippelscher Erkrankung. 733.
Muskens. Neuralgia ophthalmica. 573.
— a ala mit Balkenstichbehandlung.
4l.
Musy. Drei Anomalien des Fundus. 321.
N.
v. Nagy. Zur Kasuistik des pulsierenden |
Exophthalmus. 393. —
Zur Nedden. Besserung des Augenbefundes
753 a.
infolge von Unfällen.
Neitzert. Tränensack-
J—— im Vereinslazarett Univ.-Augen-
klinik zu Heidelberg. 647.
Nelissen und Weve. Gumma der Highmor-
höhle und der Angenhöhle. 72.
v. Nestlinger. Über die Lebensdauer des
sogen.
künstlichem Nährboden. 587 u. 669.
Nette. Ein Zystizerkus im Glaskörper. 543.
Neubner. Zwei Fälle von pseudonephritischer
Neuroretinitis bemerkenswerter Atiologie.
008.
und Tränendrüsen-
Koch -Weeksschen Bazillus auf
bei einem gesunden Erwachsenen als Aus-
druck einer Lues congenita. 102.
Nordmann. Die Kriegserfahrungen auf dem
Gebiete der sympathischen Augenerkran-
kung. 487.
O.
Ohm. Über die Beziebungen der Augenmuskeln
zu den Ampullen der Bogengänge beim
Menschen und Kaninchen. 370a.
Oloff. Beiträge zur Prüfung angeborener
Farbensinnstörungen. 43.
— Beitrag zur Tuberkulose des Sehnerven.
Zwei Fälle von typischem einseitigem Ver-
schluss der Zentralgefässe. 245.
Oppenheimer. Avulsio bulbi. 514.
Ossowski. Drei bemerkenswerte Fälle von
sympathischer Ophtbalmie. 117.
Ostwald. Die Farbenlehre. 159.
— Der Farbkörper und seine Anwendung zur
Herstellung farbiger Harmonie», 160.
— Die Harmonie der Farben. 161.
P.
Paderstein. Über Schwimmbad - Konjunk-
tivitis. 670.
Pagenstecher, Adolf H. Zur Geschichte
der Bindehautplastik. 408.
Panni. Epreuve tecnomyopique pour simu-
lateurs et exagórateurs d’amblyopie. 397.
Paradies. Zur Optochinbehandlung des Ulcus
serpens. 432.
Pascheff. Anatomische Untersuchungen über
die indirekten Rupturen der Membrana
Bowmanii mit Bemerkungen über die Ent-
stehung der bänder- und netzförmigen
Keratitis traumatica. 148.
Seltenere nervöse Augenstörungen nach
Kopfkriegsverletzungen. 149.
Passow. Allgemeine und lokale Bestrahlung
mit ultraviolettem Licht bei skrofulösen
"Augenleiden. 588 u. 671.
Perlmann. Die Fixierung des ee beim
Starschnitt und anderen Eingriffen. 30%
Perrin. Kératite due a la melinite. 433.
Peters. Ein pathologisch-anatomisch unter-
suchter Fall von Keratokonus. 227.
— Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der ar
geborenen Hornhauttrübungen. 322.
— Uber einen Fall von doppels:itiger Euze
phalozele der Orbita. 394.
— Die sympathische Augenerkrankung. 556.
Alphabetisches Namenregister. 285
Pfeiffer. Die Störungen des optischen Such- | Q.
aktes bei Hirnverletzten. 619. Q THY’ Aa —
uix, F. H. Metingen en beschouwingen over
nen Beiträge zur Pupillenbewegung. de Otolithenfunctie. (Messungen und Be-
: trachtungen über die Otholithenfunktion.)
— Bemerkungen zu Greeffs Aufsatz über Manni. 634.
; 597. f — Het Verband tusschen de Richting van den
Pi E ser hen ae ec san oognystagmus en de prikkel in een bepaald
eıderseitiger uzensianmung, Te halfcirkelvormig kanaal. (Die Beziehung
scheinlich durch Influenza bedingt. 3 zwischen der Richtung des Augennystag-
u. 56. | mus und dem Reiz in einem bestimmten
— Periphere Fazialislähmung durch Rotlauf. Bogengang.) 371.
15 u. 55
— Simuliertes Schielen. 54.
— Erfahrungen über. die Koch -Weeks-Kon-
junktivitis im Kriege, mit einem Anhang | R ados. Über spontane Iriszysten und trau-
über ‚Dipsobaziluskatarth.; 22 matische Skleralzysteu. 232 u. 253.
— Spindelfiguren in kranken Hornhäuten. 91. Raötler. Über die: Korrektion Schwach
R.
— Traumatische Stauungspapille. 150. sichtiger durch Fernrohrbrillen und Fern-
— Luxation des einen, Ausreissung des andern rohrlupen. 202.
Auges durch Schuss. 151. Rauch. Zur Beurteilung der Tränenweg-
— Nochmals das Farbenschillern der Linse bei | erkrankungen nach photographischen Auf-
Kupfersplitterverletzung. 754. nahmen. 212.
Pick. Toxikologische Erfahrungen über Mittel, |Raueiser. Über kommunizierende extra-
welche von Soldaten zur Erzeugung von und intraorbitale Dermoide (Zwerchsack-
Krankheiten verwendet worden sind (Selbst- dermoide). 395.
beschädigungmittel). 152. Rechel. Die Lues als ätiologisches Moment
Piffl. Operation der Hypophysistumoren. 168, bei Augenerkrankungen nach dem klıni-
Pikler. Hypothesenfreie Theorie der Gegen- schen Material der Universitäts-Augen-
farben. 558 u. 620. | klinik zu Heidelberg in den Jalıren 1913
1917. 18.
Pi Über Sehstöru h Blutverlust. !
— 133, a eat —— Reiche. Zur Lehie von der Mikuliczschen
Plocher. Ein Beitrag zur Dehiszens der Sklera Krankheit. 213.
bei hoher Myopie. 47 u. 92. Reissmann, Fr. Das Sehenlernen Blind-
— Nachtrag zu meiner Mitteilung über Wärme- ie frua
strömung in der Vorderkammer. 188.
Polyák. Die Heilung der Tuberkulose des Reitsch. Eine zweckmässige Einrichtung
zum Sterilisieren gebrauchsfertiger Naht-
Tränensacks auf intranasalem Wege. 67. faden, 309
Possek. Versuche zur Behandlung luetischer ——
Augenerkrankungen mit unspezifischen | — DENE orga ay SSL EHEN unteren
Heilmethoden. 293.
Poulard. Autoplasties palpeprales. 378.
Prell. Über Spontanluxation der Linse in die
Vorderkammer im kindlichen Alter. 464.
i — Die Behandlung der Gonoblennorrhoe mit
| parenteralen Injektionen. 410.
Reuter. Beitrag zur Kenntnis des isolierten
Auftretens vom Phthirius inguinalıs am
Proksch. Ein Fall von ophthalmoskopisch Augenlid. 642.
sichtbarem Glassplitter. 545. ~. |Richter. Hornhautverletzung durch Kopier-
Purtscher, A. Ein Fall von Intoxikation tintenstift. 546.
nach Genuss Yon Melinnudeln. 213; Riedel. Ein Beitrag zur photoelektrischen
— Akute fieberhafte Konjunktivitis mit Knöt- Reaktion des Hummerauges. 336.
chenbildung. 409. ; Riedlinger. Beitrag zur pathologischen
— Linsenpräzipitate durch Trümmer einer ver- Anatomie der indirekten Kontusionsfolgen
kalkten Linse. 465. am Auge nach schweren Orbitalschuss-
— Neue Art der Skleral-Trepanation mit Irid- verletzungen. 755.
ektomie bei Glaukom. 493. Rieth, Hella. Iridozyklitis bei Parotitis epi-
— Netzhautablösung mit peripherem Netzhaut- demica und anderen Speicheldrüsener-
riss und Lochbildung in der Makula. 734. krankungsschwellungen und über ihre Be-
ziehungen zur Tuberkulose. 574 u. 698
286 Alphabetisches Namenregister.
Rinkes De Raat, A. C. De behandeling
der Conjunctivitis Gonorrhoica. (Die Be- im Kriege. 547.
handlung der Conjunctivitis gonorrhoica.) Ruttin. Zur Kenntnis des Gesetzes der spezi-
411. | fischen Energie des Sehnerven. 342.
Rochat, G. F. Over den druk by het door-: __ (ber die Reaktion der normalen und kranken
Rumbaur. Über 'intraokulare Fremdkörper
spuiten van het traankanaal. (Über den Pupille auf den faradischen Strom. 430
Druck beim Durchspritzen des | ränen- | * ere
kanals.) 385. .— Ein Fall von Aneurysma der Carotis im
Rochon-Duvigneaud. L’extraction de la | — OAE we i Kopinor
cataracte et l’arrachement du cristallin. `
466.
Roderfeld, M. Über die optisch-räumlichen S.
Störungen. 337.
Roelofs, C. Otto. Over den wedstryd der|Saen ger. Ein Fall von dauernder zerebraler
gezichtsvelden. (Über den Wettstreit der Erblindung nach Hinterhauptsverletzung.
Gesichtsfelder.) 341. | 254.
Roelofs und Zeemann. Die Sehschärfe im | Salus. Zur Klinik und Pathogenese der
Halbdunkel. 195a. | Keratitis rodens. 434.
— — De gezichtsscherpte in halfdonker. (Die Salzmann. Die Lochbildung im gelben Fleck
Sehschärfe im Halbdunkel.) 338. | der Netzhaut als Kriegsverletzung. 151.
— — Über den Wettstreit der Konturen. 195b. | Saupe, K. Über einen Fall von Astthrom-
ee concours des contours: “340: bose der Zentralvene nach Einatmen von
Kampfgas. 576 u. 735.
Roemer. Lehrbuch der Augenheilkunde. APR Licht und Lichtbehandlung. 294.
— Pupillenveränderung bei der Veronalver- |.) der Scheer, W. M. Cataracta lentis
giftung. 699. bei loider Idioti 19 107
Rönne. Atypische Fälle akuter Retrobulbär-; _ ee iaa Be men
neuritis. 134. ; i l
I — ‘Scheffler. Kriegserfahrungen auf dem Ge
== Zur Kritik der Katralgläser. 48. | biete der retrobulbären Neuritis. 516 u.
— Astigmatismusbestimmungen bei hohen 743.
l r
Ametropien. 357. , : Schieck. Grundriss der Augenheilkunde far
— Über Quadrantenhemianopsie und die Lage Studierende. 262.
en in der okzipitalen Seh- lan Whar Irita aaroan., 450:
| = . .
‘Schindler, Emma. Über die Irisfarbe des
v. Rohr. Ausgewählte Stücke aus Christoph | : —
Scheiners Augenbuch. 559. | Säuglings. 700.
— ms Glaukom und exsudative Diathese. ‘Sch Unga ee ela VY a während der
Schloffer. Zum Anton-Schmiedeschen Sub-
Roorda Smit, J. H. Over negatieve Wasser- okzipitalstich. 135.
mannreactie by oogen en herzensyphilis.
575. . — Operation der Hypophysistumoren. 169.
— Cataract en lues. 703. Schmidt, W. A. Kasuistischer Beitrag zur
Rosenbaum. Herpes zoster. 372. | „Myotonischen Dystrophie“ mit Katarakt.
van Rossem. Enkele gevallen van verwik- 214 u. 468. , , R
kelingen in de oogkas by neusbyholtenont- — Beitrag zur Kenntnis der epibulbären Ge
steking. (Einige Fälle von Orbita Kom- | schwulst am Limbus cornea. 435.
un bei Nasennebenhöhlenentzün- | — Schädelbasisbruch mit sagittalem Druck-
ung.) 396. riss des Optikus im Chiasma und bitem-
Rosza. Periodisch exazerbierende Okulomo- poraler Hemianopsie. 756.
toriusläbmung. 206. ‚Schmitt. Uber die Magnetoperationen bei
Rotholz. Ein bemerkenswerter Fall von ge- Kriegsverletzungen, 757.
heilter sympathischer Ophthalmie. 118. ‚Schnyder. Die Iontopborese in der Opb
Ruetten. Beitrag zur Kasuistik der sym- thalmologie 589.
pathischen Ophthalmie. 119. Schoondermark,A. Een eigenaardige mee-
Rukoz. Neue klinische und pathologisch- | beweging. (Eine eigenartige Mitbewe
‚anatomische Daten für das Gebiet der gung.) 578.
Augenheilkunde aus dem gegenwärtigen Schorn. Die Anwendung des Kollargol Hey-
Kriege. 153. den in der Augenheilkunde. 295.
Alphabetisches Namenregister. 287
Schoute. Gartelformige Hornhauttrübungen93. | Stähli. Über die obere zeitliche Sichtbarkeits-
Schründer. Ein Fall von tiefer bandförmiger | grenze der Makulareflexe. 138.
melanotischer Trübung beider Hornhäute. | — Klinische Untersuchungen über Mikrokornea-
94. | augen (mit besonderer Berücksichtigung von
Schulte, J. EK. Een eigenaardige meebeweging. | Kornealwölbung, Totalrefraktion und Ach-
l
r
(Eine merkwürdige Mitbewegung). 590. senlänge), zugleich ein Beitrag zur Megalo-
Schulte, Josefine. Über einige pathologisch- ' kornea. 323. l
anatomische und klinisch bemerkenswerte — Das Krankheitsbild des Keratokonus vom
Fälle von Aderhautsarkom. 709. | Standpunkte der Variabilitatslehre (mit
zwei klinischen Beispielen vou Familiarität
des Keratokonus und einem Anhang mit
Bemerkungen zur Myopiefrage. 437.
— Uber persistente retrokorneale Glashaut-
leisten in ehedem parenchymatosakranken
Schumacher. Histologische Untersuchung |
der Sternfigur der Makula hei Stauungs- :
papille an Gefrierschnitten. 137.
Schürhoff. Die operative Behandlung des
Glaukoms an der Kieler Augenklinik ın der
wu : Augen. 687.
. Zeit vom Herbst 1907 bis April 1919. 722. Sinecacdt. Chet ais Dravchbarkeit san
Seefelder. Bemerkungen zur Megalokornea- | Radiumleuchtfarben für Adaptometer. 34.
frage. 599 u. 684. |
— Ein klinischer Beitrag zur Frage der Embolie |
von Aderhautgefässen. 710. — Pe ae konjunktivitis“. 221
Seemer. Die Beziehungen zwischen Endothel- | aaa `
u. Epithelerkrankungen der Hornhaut. 436. — Über eine Einschlusserkrankung des Horn-
Seidel. Experimentelle Untersuchungen über | Haulepı.ae ARpilbelioms scontagiogum
die Lage der Versorgungsgebiete der: Sam — —
Nervenfasern des Sehnervenstammes in ~~ Über cine Missbildung am Selinerveneintritt
der Netzhaut des Menschen. 343. (Grubenbildung). 602.
-— Über die Lage der Versorgungsgebiete der Stenger. a endonasale Behandlung von
Nervenfasern des Sehnervenstammes in der | Augenerkrankungen. 73.
Netzhaut des Menschen. 517. Stenzler. Über Tuberkulose der Tränen-
Selz. Beitrag zur Augenmassage. 591. drüse. 648.
Sidler-Huguenin. Zur Frage des trauma- Stern. Ein Fall von metastatischem Orbital-
tischen Herpes corneae. 255. | abszess nach Furunkulosis im Nacken. 397.
Simon, Paul. Refraktion und Kriegsbrauch- ' Stocker. Kurze Mitteilungen über die Wirkung
barkeit. 697. von Milchinjektionen bei verschiedenen
— Ein Fall von Skleritis posterior. 685. ——— 296.
— m E Die Beziehungen des Herpes
Sing r noel iar 892 Stare und ihre ope, commene zum Trauma, 430.
= Er _|Stoeltzner, W. Uber Behandlung der kindli-
Sinn. Über Neurorezidive nach reiner Salvar chen Skrofulotuberkulose mit Tebelon. 171.
san- und Silbersalvarsanbehandlung. 592. E
Storck. Klinisch - statistische Mitteilungen
Mas Soewarno. Over eenige vormen van, Pe.
Irisdepigmentatie. (Über einige Formen von über Augenverletzungen bei Kindern nach
Irisdepiginentation.) 451 u. 701. | an — A Tübinger Klinik aus den
v. Sohlern jun. Über eine eigenartige fieber- en
hafte Erkrankung mit Doppeltsehen (zere- a, ug A het oog —
brale Lokalisát: ana) RER zaa oor oplossing van lensmassa in de
Ballon OCF SEinpee- Urippe ooglymphe. (Über Augenentzündungen,
sncepnalilis 7) N MENT, 7 verursacht durch die Auflösung von Linsen-
Sommer. Uber einen durch intravenöse substanz in der Augenlymphe.) 263
nenn Kon auta end Ar anell -ge Strebel. Über den klinischen Nachweis der
672. Nervenfasern in der Hornhaut und seine
heilten Fall von Conjunctivitis gonorrhoica.
— Theoretisches und Praktisches zur Sensi- praktische Bedeutung. 95.
bilität der Kornea und Konjunktiva. 686. | — Über Makulablutungen der Mütter während
— Naht des durchrissenen unteren Tränen-
Sondermann. Eine neue Prothese. 30. | — — AE ERE AS
a Modifizierte Exenteration u. Enukleation. 33. Streiff. Über angeborene Amblyopie und
Soriano, Megalokornea. 600. disharmouische Augen. 49.
Spengler. Zur Kastuistik der Kolobome des | — Beobachtungen und Gedanken zum Hetero-
Uveultraktus. 601. chromie-Problem und über Sympathikus-
Sprüth. Salvarsan u. Salvarsanschäden. 593. Glaukom. 242.
288
Streiff. Nachträgliche Bemerkungen zum
Heterochromieproblem. 453. |
Strohmayer. Reflektorische Pupillenstarre |
und Westphalsches Zeichen als Anlage- |
anomalie. 233 u. 454.
Stross. Ein Fall von vertikalovaler Horn-
haut mit Astigmatismus nach der Regel.
688.
Sturhahn. Keratitis neuroparalytica sae
Alkoholinjektion ins Ganglion Gasseri. |
689. |
Szily, P. v. und Stransky. Abortive |
- Chemotherapie akuter Ophthalmoblennor-:— Zur Frage der Vossiusschen Ringtribung.
rhoen. 83. |
v. Szily. Ein vom Stirnbein ausgehendes
Osteom der Orbita bei einem menschlichen
Fötus aus dem vierten Monat d. Schwanger.
schaft mit Rekonstruktionsmodell des
Orbitalskeletts und der durch den Tumor
deformierten Augenanlage. 602 u. 652.
Szymanowski. Beiträge zur Pathologie der
Skleritis. 96.
— Zur Frage der retrobulbären Neuritis bei
Kriegsteilnehmern. 248.
T.
Taege. Zu der Mitteilung über abortive
Chemotherapie akuter Ophtbalmoblennor-
rhoen von v. Szily und Stransky. 412.
Telavivi-Salzmann. Das Trachom in
Palästina. 222.
Terrien. Radio-diagnostic et radio-therapie
en ophthalmologie. 297.
— Les solutions iodées en thérapeutique ocu-
laire. 298.
Terson. Sur l’examen a ciel ouvert du cul-
de-sac conjonctival supérieur. 310.
— Hespéranopie. 344. |
— Remarques sur l'iridectomie préparatoire
et l’extraction de la cataracte thez les
diabetiques. 469. l
— Résultats visuels éloignés d'une ophthalmo. |
tomie équatoriale binoculaire dans un
glaucome récidivant. 494.
Tertsch. Über eine Methode der Trachom-
behandlung. 413.
— Die Abrasio conjunctivae als Heilmittel-
des Trachoms. 673.
Thoma. Uber einen Fall von doppelter Per-
foration durch Eisensplitter mit hämato-
gener Siderosis des Bulbus. 256 u. 758.
Thylmann. Das aus der statistischen Be-
arbeitung von 119 Fällen sich ergebende
klinische Bild des Lidkoloboms nebst Mit-
teilung eines selbst beobachteten Falls.
| Alphabetisches Namenregister.
‘Tobias. Ein Fall von vierjährigem reaktions
eines Nickel-Kupfer-
losen Verweilen
splitters in der Retina. 549.
Tomfohrde. Statistisch-kasuistischer
kammer (Glaskörperhernie). 482.
Trantas.
simulation de cécité unilatérale. 311.
Traumann, H. Über Impferkrankungen des
Auges. 276.
Triebenstein.
nerven und der Fovea centralis. 324.
455 u. 550.
Trimborn. Vier Fälle von orbitaler Zell-
gewebsentzündung. 398.
Truc. Ophthalmies sympathiques. 488.
Tse : 5 m ng. Über die Adaptation des Auges.
Tuerk. Weitere Mitteilungen über Wärme
strömungen in der vorderen Augenkamnier
und deren Bedeutung. 608.
U.
Uhthoff. Beitrag zur Bestrahlungstherapie
bei doppelseitigem Glioma retinae mit
anatomischer Untersuchung des einen be-
strahlten Auges. 139.
— Ein Fall von Keilbein- und Siebbeintumor
mit Übergreifen auf die Orbita und Läh
mung nur der äusseren Oculomotoriusäste
bei intakter innerer Augenmuskulatur
nebst Operations- und Sektionsbefund. 653.
— Ein Fall von extrem hochgradigem para-
lytischen Einwärtsschielen beider Augen
und seine operative Behandlung. 373.
Ujite, M. Zur pathologischen Anatomie der
Optochinamaurose. 20.
Ullmann. Ein Fall von primärer Linsen-
eiterung nach perforierender Verletzung.
759.
V.
Valentin. Über die fettahnlichen Substanzen
im Glaskörper des Pferdeauges. 483.
Velhagen. Abduzenslähmuug bei Nephritis
mit Sektionsbefund. 172 u. 208.
— Eine gliomähnliche Geschwulst des Corpus
ciliare. 234.
Velter. Op nelmop SiS externe bilatérale
traumatique. 374,
Vervloet, C. G. Hypophysaire dystrophia
adiposo-genitalis. 579.
Verwey, A. Particularités de l'acte de fixer
un objet et une méthode facile pour les
observer directement. 375.
Bei-
trag zum Glaskörpervorfall in die Vorder-
Moyen simple pour depister une
Über Heterotopie des Seh-
|
1
j
Alphabetisches Namenregister. 289
Vierling. Über die Prüfang des Farben- Voit. Die Abduzensbrücke beim Menschen,
sinnes mit dem Cohnschen Täfelchen. 44. | ein Rest der primordialen Schädelwand. 38.
— Vergleichende Untersuchungen über die | Vossins. Demonstration eines operierten
Leistungen der wichtigsten Pigmentproben. Falles von Orbitalschussverletzung. 155.
197. — Trinendriisengeschwiilste. 336.
Villard. Paralysie de l'orbiculaire dans l’ope-
ration de cataracte. 470.
'inzense, Peter. Beiträge zur Lehre von den
geometrisch-optischen Täuschungen. 347.
W.
Waardenburg, P. J. Aangeboren oogge-
Vogel. Ein Fall von Siderosis bulbi nach breken als oorzaak van blindheid en half-
Granatsplitterverletzung mit besonderer blindheid. (Angeborene Augenfehler als
Berücksichtigung des pathologisch - ana- Ursache von Blindheit und Halbblindheit).
tomischen Refundes. 760. , 605.
> 3 l Watzold. Kriegserfahrungen über Infektion
Vogt. Vererbung in der Augenheilkunde. 37. | uch Verletzungen des Auges. 156.
— Der Altersstar, seine lleredität und seine | 2 24
A , ee — Lehren des Krieges fiir den Augenarzt als
Stellung zu exogener Krankheit und utachter. 257 u. 560.
Senium. 108. *
— Klinische und experimentelle Untersuchun- a por traumalischene ISchichtelar:
gen über die Genese der Vossiusschen *
- Vergiftungserscheinungen nach aus Brenn-
Ringtrübung. 109. | 5. $
~- Zur Technik der Ophthalmoskopie im rot- epieitus: hergestellte m Schnaps: “I9
freien Licht. 183. _, — Hypophysistumor. 581.
—— s . Walther. Die Augenverletzungen in der
wo Gee cule ea aie Tübinger Klinik im Jahre 1912 und 1913.
lan pos. 222 —— snälomischer Befhnd eines 14
l = ; cher Befund eines
— a ee aa des hinteren Linsen- Jabre zuvor infolge Orbital-Kugelschuss
eee erblindeten Auges. 761.
Weekers. Infiltration gommeuse syphilitique
de la conjonctive. — Contribution à l'ana-
— Der physiologische Rest der Arteria hya-
loidea der Linsenhinterkapsel und seine
Orientierung zum embryonal Li - : : A
— 325. N En — pathalogique des papules de iris.
— Beobachtungen an der Spaltlampe über eine | \ygill. L’extraction de la cataracte sénile
normalerweise den Hyaloidearest der Hin- a la pique. 476.
— umziehende weisse Bogenlinie. Weisfelt, W. A. Over den invloed der
— Heterophorie op de accommodatiebreedt
— Reflexlinien durch Faltung spiegelnder | Ä P —
Grenzflächen im Bereiche von Kornea, les a A a oes auf
Linsenkapsel und Netzhaut. 440 u. 472. RR ee i
— Weishaupt. Hämorrhagisches Glaukom an
— Die Sichtbarkeit des lebenden Hornbhaut- 2 ns
endothels im Lichtbüschel der Gullstrand- einem kataraktösen Auge eines €0 jährigen
schen Spaltlampe. 441 Mannes, bei dem die anatomische Unter-
f suchung Aderhauttumor ergab. 711.
ve nen deı Weiss, K. E. Lichtmessung im Dienste der
j Gesundheitspflege des Auges. 345.
— Experimentelle Erzeugung von Katarakt l preg g 5
en Weizsäcker, v. Über einige Täuschungen
} ’ *
nun Ultrarot, dem | in der Raumwahrnehmung bei Erkran-
D e .
kungen des Vestibularapparates. 198.
— ee ae Vera 'Wenk. Über die im Vereinslazarett zu Heidel-
kammer) durch isoliertes kurzwelliges
Ultrarot, dem Rot beigemischt ist. 456.
Vogt und Lüssi. Weitere Untersuchungen
über das Relief der menschlichen Linsen-
berg während des Kıieges beobachteten
Fälle von Herpes corneae. 690.
Wertheim-Salomonson. Een geval van
binasale hemianopsie. 742.
kernoberfläche. 474. Wessely, K. Augenveränderungen bei Mor-
Vogt. Die Spaltlampen-Mikroskopie des leben- bus maculosus Werlhofi, 21.
den Auges. 594d. — Augenerkrankungen bei der Grippe. 22.
— Der Altersstar nach Landmann. 704. — Katarakt und Diabetes. 23 u. 110.
— Vererbter Hydrophthalmus beim Kaninchen. | — Seltenere Hornhauterkrankungen (Demon-
7233. stration), 97, 98 u. 99.
Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde, XX
290 Alphabetisches
Wessely, K. Einige Besonderheiten beim
Glaukom. 123.
— Die Störungen der Dunkelanpassung der
Augen im Kriege, ihre Erkennung und
Beurteilung. 343a.
Ein bisher noch nicht beschriebener Fall
von Orbitaltumor. 399. |
Ein bisher noch nicht beschriebener Fall
von Orbitaltumor (Metastase eines Neuro-
blastoms, bzw. Sympathoma embryonale
der Nebenniere). 653a.
Über das Verhalten der Zonula bei Spontan-
luxation der Linse in die Vorderkammer.
447 u. 606.
Die Pathogenese und Th rapie der phlyk-
tänulären Augsenerkrankungen, zugleich ein
Beitrag zum Skrofuluse-Problem. 594.
Weve, H. Untersuchung der Pupillenreaktion
` mit komplementärem Licht und die Behr-
sche Theorie der doppelten Kreuzung der
zentripetalen Pupilienreflexbahn. 104.
— Ein Fall kompletter Hemianopsie im W ochen-
bett. 277.
— De ontwikkeling van den kleurenzin in het
dierenryk in verbaud met den kleurenzin
van den mensch (Die Entwickelung des
Farbensinnes im Tierreich im Zusammen-
hang mit dem menschlichen Farbensinn).
346.
Zur Physiologie der Lichtreflexe der Pu-
pille. 457.
— En geval van volledige homonieme hemian-
opsie, ontstaan in het kraambed en de
theorie der dubbele verzorging der fovea.
(Ein Fall kompletter homonymer Hemian-
opsie im Wochenbett.) 518.
Wibaut, F. Refractietoeneming in sche-
merdonker (Zunahme der Refraktion in der
Dämmerung). 359.
Wiedersheim. Über eine kleine Epidemie
von Koch-Weeksscher Konjunktivitis in
Freiburg. 415.
Wilde, P. A. de. Verwantschap en erfelyk-
heid by doofstomheid en retinitis pigmen-
tosa (Blutverwandtschaft und Erblichkeit
bei Taubstummheit und Retinitis pigmen-
tosa). 510.
Wimmer. Beitrag zur pathologischen Ana-
tomie der Iriskolobome. 327.
Wirths. Über angeborene Hornhautverände-
rungen. 39.
— Über Linsentrübungen bei Anwesenheit von
Kupfer im Auge. 111 u. 157.
Wissmann. Über Tintenstiftverletzung der
Orbita. 552.
— Über Spätinfektion bei Elliotscher Tre-
panation und über ihre Verhütung. 724.
ıZorn.
Namenregister.
Wittmer. Über die Staroperationen in der
Heidelberger Universitäts-Augenklinik aus
den Jahren 1915 und 1916. 705.
Wodak. Zur Frage der auropalpebralen Re-
flexe. 57.
— Über die Verwendbarkeit des durch die
Bárány sche Lärmtrommel erregten Lii-
reflexes zur Diagnose der Simulatıon. 209.
Wolff. Ausgleich -höchstgradiger Ungleich-
sichtskeit von 20 D durch die Rohr sche
Anisometropie-Fernbrille (C. Zeiss) neuer
Art (1917). 50.
— Mannschaftsuntersuchungen mit Rohr schen
Fernrohrbrillen (Zeiss). 51.
— Over het wezen en de behandeling var
scrofulenze Oogonstekingen. (Über Wesen
und Behandlung der skrofulisen Augen-
entzündungen.) 299.
Wolffberg. Gefühlstäuschung bei der Lo-
kalisation von Hornhautfremdkörpern. 691
Wölfflin. Über physiologische Beobachtungen
an zentralen Skotomen. 348.
— Klinische Untersuchungen über Halssym-
pathikusreizung. 458,
— Uber die Beziehungen der Retinitis pune-
tata albescens zur sogen. zentıalen trürf-
| chenförmigen Aderhantentzündung (Nett
leship). 511.
— Weitere Untersuchungen über das Weser
des Fernsinnes. 622.
Le
Zade. Uber Fliegerbrillen. 31.
— Gesichtsfeldstérangen bei Fliegern. 45 u.
199.
— Beitrag zur Kenntnis des Exophtbalmus
bei Nebenhéhlenerkrankung. 74.
Zeemann. Varicocele orbitae. 75.
— Boerhave en de Oogheelkunde. (Boerhart
und die Augenheilkunde.) 561.
Zeil. Ein Beitrag zum Kapitel der Optochin-
amblyopien. 278.
Ziemssen. Traumatische Skleralzyste. 76.
Zimmermann, Fr. Augenmaskellihmung
bei progressiver Paralyse. 58.
— Augenverletzungen durch Explosion von
Sprengkapseln. 258.
— Seltenere Fälle von Augenkomplikationen
nach Influenza. 279 u. 519.
— Die Tränensackoperationen d. Heidelberger
Univ.-Augenklinik in den Jahren 1913 bis
1915. 649,
Uber familiäre atypische Pigment:
degeneration der Netzhaut (totale Ader-
hautatrophie). 736.
|
Alphabetisches Sachregister des Literaturberichtes 1919.
Die Zahlen bedeuten die Nummern des Referates.
A.
Abducens, Die —brücke beim Menschen, ein Rest der primordialen Schädelwand 38 Voit.
— Fälle von akuter, rasch heilender beiderseitiger —lähmung, wahrscheinlich durch Influenza
bedingt 16 u. 56 Pichler.
— -Lähmung bei Nephritis mit Sektionsbefund 172 u. 208 Velhagen.
— Toxische —lüähmung nach Grippe 370 Meyerhof.
— Über —lähmung nach Grippe 630 Boehmig.
Ablösung, Decollement traumatique d’une veine retinienne 507 Lacroix.
--- Traumatische Netzhaut— und Glaukom 712 u. 726 Bergmeister.
— Netzhaut— mit peripherem Netzhautriss und Lochbildung in der Makula 734 Purtscher.
Abszess, Ein Fall vun metastatischem Orbital— nach Furunkulose im Nacken 397 Stern.
— L’absces de fixation dans lirido-chorioidite et l’ophthalmie sympathique 485 van Lint.
Adaptation, Über die Brauchbarkeit von Radiumleuchtfarbeu für Adaptometer 34 Stargardt.
— Uber die — des Auges 196 Tscherning.
Aderhaut, Demonstration eines metastatischen Karzinoms der — 112 Elschnig.
— Über Spätmetastasenbildung eines melanotischen —sarkoms in der Leber 238 Ceelen.
— Ist der Nanıe „Purkinjesche Fıgur* historisch berechtigt? 609 Bartels.
— Uber einige pathologisch-anatomische und klinisch bemerkenswerte Fälle von —sarkom
709 Schulte.
— Ein klinischer Beitrag zur Frage der Embolie von —gefässen 710 Seefelder.
— Hämorıhagisches Glaukom an einem kataraktösen Auge, bei dem die anatomische Unter-
suchung —tumor ergab 711 Weishaupt.
— Über einen eigentümlichen Fall von Retinitis pigmentosa mit Atrophie der — 728 Böhm.
Airol, Behandlung der gonorrhoischen Augeneiterung der Neugeborenen mit — 659 Gallus.
Akkommodation, Tonische — 46 Axenfeld.
— Die — der Alciopiden 46a v. Hess.
— Die — des Alciopidenauges 350 Demoll.
— Konvergenz- und —krampf 203 Bielschowsky.
— Fünf Fälle von —parese 355 u. 682 Kestenbaum.
— Uber den Einfluss der Heterophore auf die — breite 358 Weisfeldt.
Aktinomykose, Ein Fall intraokularer — 582 u. 707 Fuchs.
Alter, De seine Heredität und seine Stellung zu exogener Krankheit und Senium
1 ogt.
— Der —star nach Handmann 704 Vogt.
Amaurose, Zur pathologischen Anatomie der Optochin— 20 Ujite.
— Der jetzige Stand der Lebre von der Tay-Sachsschen familiären amaurotischen Idiotie
729 Feldmann.
Amblyopie, Über angeborene — und disharmonische Augen 49 Streiff.
— Epreuve tecnomyopique pour simulateurs et exagérateurs d’— 307 Panni.
— Beiträge zur Frage der — ex anopsia 617 Kleiber.
Ametropie, Astigmatismusbestimmungen bei hohen — 357 Röune.
X X*
292 Alphabetisches Sachregister.
Anatomie, Galen und seine zweite — des Auges 554 Hirschberg.
Aneurysma, Ein Fall von — der Carotis im Sinus cavernosus 651 Ruttin.
Angiomatosis, Uber einen Fall von Hippelscher Erkrankung (— retinae) 500 Frank.
Anilinschädigung der Hornhaut 523 Bachstelz.
Aniridie, Ein Fall von subkonjunktivaler Skleralruptur, traumatischer Linsenluxation und
totaler — 252 Lundsgaard.
Anomalie, Drei — des Fundus 321 Musy.
Arbeitsunfähigkeit. Sur quelques cas d'évaluation de l'incapacité de travail apres les accidents
oculaires 526 Druault.
Arcus, Über — senilis, virilis und juvenilis 87 Hess.
Arsen, Uber Erkrankungen der Netzhaut und des Sehnerven durch —vergiftung 164 Haas.
— Etat actuel de la question d’arsénobenzol 292 Milian.
Arlerie. Beitr. zur Kenntnis seltener ophthalm, Befunde: 2. Art. hyaloid. persistens, abnormer
Ursprung und Verlauf der Zentralgefasse 114 Ginzburg.
— Der physiologische Rest der Art. hyaloid. der Linsenkapsel 325 Vogt.
Arthigon, Uber einen durch intravenöse —injektion auffallend schnell geheilten Fall von
Conjunctivitis gonorrhoica 672 Sommer.
Astigmatismus, —bestimmungen bei hohen Ametropien 357 Rinne.
— Beitrag zum Verhalten des Visus bei — 623 Farid Bey.
— Ein Fall von vertikalovaler Hornhaut mit — nach der Regel 688 Stross.
Atrophie, Un cas de double — partielle des nerfs uptiques 264 Baute.
— Kin Fall von Sebnerven— nach Anämie (Malaria?) 269 u. 750 Lauber.
— Therapie der Schnerven-—- 738 Günther.
Atropin, Ober den mydriatischen Wirkungsgrenzwert des — 586 Kunz-Krause.
Augen, Uber die Beziehungen der — zu den Ampullen der Bogengänge 370a Ohm.
Augenablenkung, die physivlogische und pathologische 364 Flesch.
Augenabweichung, Über kortikale — und Nystagmus, sowie über das motorische Rindenfeld
für die Augen- und Halswender 360 Bartels.
Augenbefund, Besserung des — infolge von Unfällen 753a zur Nedden.
Augenbewegungen, Störungen der — bei Lues 205 Kyrle und Gatscher.
Augendruck und Blutdruck 189 Striegel.
Augenentzündung, Über —, verursacht durch die Auflösung der Linsensubstanz in der
Augenlymphe 263 Straub.
Augenfehler, Angeborene -— als Ursache der Blindheit und Halbblindheit 605 Waardenburg.
Augengewebe, Das biophysikalisch-histologische Verhalten des lebenden — unter normalen
und pathologischen Bedingungen im polarisierten Licht der Gullstrandschen Nernst-
spaltlampe 32 Koeppe.
Augenheilkunde, Der heutige Stand der — 555 van der Hoeve.
— Grundriss der — für Studierende 262 Schieck.
Augenhintergrund, Die Mikroskopie des lebenden — im fokalen Licht‘der Gullstrandschen
\Nernstspaltlampe 186 Koeppe.
Augenkomplikationen, Seltene Fälle von — nach Influenza 519 Zimmermann.
Augenmuskeln, Akkommodationsparese mit äusseren —störungen 355 u. 632 Kestenbaum.
— über die Beziehung der — zu den Ampullen der Bogengünge 370a Ohm. `
— Lokalisation der durch vestibuläre Reizung in der Kernregion der —nerven hervor-
gerufenen Erregung 52 Gatscher.
—lähmung bei progressiver Paralyse 58 Zimmermann.
— Die Ursprungsweise der — 597 Kiss,
Augenspiegeln, Das — im rotfreien Licht 304 Jess.
Augensymptome, Beitrag zur Kenntnis der — bei Kampfgaserkrankung und Pneumonie
12 Eppenstein.
— Uber — bei Hypophysentumoren 570 Hirsch.
Augenverletzungen, 8 wichtige 142 Gravestein.
— Bericht über die — im Kriege aus dem Jahr 1917 146 Klauber.
— durch Explosion von Sprengkapseln 258 Zimmermann.
— Klinisch-statistische Mitteilungen über — bei kindern (Tübinger Klinik 1912—1918;
548 Storck.
— Die — in der Tübinger Klinik 1912 und 1913 551 Walther.’
— 4 für Unfallbegutachtung wichtige — 747 Gravestein.
Auropalpebral s. Re flexe.
Ausstossung. Gewaltsame —- der Linse bei Hornhautberstung 524 Bergemann.
Avulsio bulbi 544 Oppenheimer.
|
|
Alphabetisches Sachregister. 293
B.
Bad, Bade-Konjunktivitis 655 Comberg.
— Schwimmbad-Konjunktivitis 670 Paderstein.
Bakterien, Uber die durch — aus der Gruppe des Bac. pseudotubercul. rodent. hervorgerufene
Bindehautentziindung 76 Bayer und v. Herrenschwand.
Bandwurm, Ein Fall von Sehnervenatrophie durch —toxine 13 Hensen.
Bárány, Über die Verwendbarkeit des durch die —sche Lärmtrommel erregten Lidreflexes
zur Diagnostik der Simulation 209 Wodak.
Beleuchtung, Die besonderen Funktionen der roten Strahlen usw. und verwandte — probleme
615 Henning.
Bericht der Augenheilanstalt von Dr. R. Hoffmann und Dr. M. Martens. Tätigkeit in den
ersten 10 Jahren (1904—1914) 6 Hoffmann und Märtens,.
Bestrahlung, Beitrag zur —therapie bei doppelseitigem Glioma retinae 139 Uhthoff.
— Ein neuer Universal—apparat für Augentuberkulose 257 Koeppe.
— Allgemeine und lokale — mit ultraviolettem Licht bei skrofulésen Augenleiden 588 u. 671
Passow.
Beziehungen, Untersuchungen über die — zwischen Beleuchtungsstärke, Sehschärfe und
Lesegeschwindigkeit 193 Kroff-Petersen.
Bindehautentzündung, Über die durch Bakterien aus der Gruppe des Bacill. pseudotubercul.
rodent. hervorgerufene — (Parinaudsche Konjunktivitis) 76 Bayer und v. Herren-
schwand.,
Bindehautkeime, Uber die Topographie der — 406 u. 668 Lindner.
Bindehautplastik, Zur Geschichte der — 408 Pagenstecher.
Bindehautschürze, Ein typischer Fall von — 596 u. 663 Kirsch.
Bindehauttuberkulose, Zur Klinik der — 665 Köhne.
binokular, Zur experimentellen Zerfällbarkeit des -- Seheindrucks 334 Lohmann.
Blei, Studien über die histologischen Veränderungen der Hornhaut bei Verätzung ders. durch
—salzlisungen 25 Hoffmann.
Blepharochalasis mit Struma und Schleimhautduplikatur der Oberlippe 635 Ascher.
Blindheit, Angeborene Augenfehler als Ursache von — und Halb— 605 Waardenburg.
Blut, Uber Sehstörungen nach —verlast 17 u. 133 Pincus. `
— Augendruck und —druck 189 Striegel.
— Über die —färbung der Kornea 418 Elschnig.
— Über Makulablutungen der Mütter während und unmittelbar nach der Geburt 509 Strebel.
Blutbild und Augenerkrankungen 24 Giese und Brückner.
Boerhave und die Augenheilkunde 561 Zeemann.
Bogen, Über die Beziehungen der Augenmuskeln zu den Ampullen der —gänge 370a Ohm.
— Die Beziehung zwischen der Richtung des Augensystems und dem Reiz in einem be-
stimmten —gang 371 Quix.
— Über ~ normalerweise den Hyaloidearest der Hinterkapsel umziehende weisse —linie
326 Vogt.
Botulismus, Drei Fälle von — nach Genuss von verdorbenem Schinken 271 Matthes.
Brillen, Uber die — 553 Greeff.
— Über die Nasen— 3 Greeff.
— Zur Kenntnis der stenopäischen Kriegsschutz— 28 Greeff.
— Über Flieger— 31 Zade, 291 Löwenstein.
C.
Carcinom, Beziehungen zwischen Al ap und — des Limbus corneae 99 Wessely.
— Demonstretion eines metastatischen — der Chorioidea nach — mammae, sowie eines
metastatischen — der Aderhaut und des retrobulbären Selinerven nach Tieberkrebs
112 Elschnig.
—- pavimenteux (epitheliome) non keratinisant de l’orbite 389 van Duyse et Aubineau.
Cataracta s. Katarakta.
Chemotherapie, Abortive — akuter Ophthalmoblennorrhoen 83 Scily und Stransky,
Bemerkungen dazu 177 u. 220 Luithlen, ferner 412 Taege.
Chiasma, Uber einen Fall von bitemporaler Hemianopsie infolge von —zerreissung durch
Schädelbasisbruch 527 Fendel.
Chlorose, Einseitige Papilloretinitis usw. bei — 496 Augstein.
Chorioidea, Demonstration eines metastatischen Karzinoms der — 112 Elschnig.
— Solitärtuberkel der — 114 Ginzburg.
294 Alphabetisches Sachregıster.
Chromat, Über —vergiftungen 162 Colden.
Chromatophorom, Ein Fall von epibulbärem — 79 Kleinert.
Colobom, Proboscide laterale et — oculaire atypique avec lenticone posterieur 314 van
Duyse.
— Beitrag zur pathologischen Anatomie der Iris— 327 Wimmer.
— Ein Fall von —artigem Defekt des Irisstromas usw. 595 Kafka.
— Zur Kasuistik der — des Uvealtraktus 601 Spengler.
— Das aus der statistischen Bearbeitung von 119 Fällen sich ergebende klinische Bild des
Lid— usw. 604 Thylmann.
Commotio retrobulbaires et lesions des voies optiques dans les blessures de guerre 521
Aubaret.
— retinae als Fernwirkung 727 Best.
Conjunctivaltransplantation auf proliferierende Maculae corneae 667 Lindgreen.
Conjunetivitis, Über Rosacea-Keratitis und — 84 Arps.
— Uber die „Einschluss—“ 221 Stargardt.
— Sur l'examen a ciel ouvert du cul-de-sac conjonctival 310 Terson.
— Die Conjunctivo-Keratitisinfektionen des Rindes 403 Jahn.
— Akute fieberhafte — mit Knötchenbildung 409 Partscher.
— Das histologische Verhalten der lebenden — tarsi usw. 664 Koeppe.
— Herpes der — tarsi 666 Lauber.
— Bade—, nebst Vorstellungen 655 Comberg.
— Über Schwimmbad— 670 Paderstein.
Corneaskleralrinne, Die Tiefe der — usw. 352 Dinger.
Corpora aliena in der Ubergangsfalte der Konjunktiva 218 Hüeg.
Corpus ciliare, Eine gliomähnliche Geschwulst des — 234 Velhagen.
Cysticercus, Deux cas de cysticerque sous-conjonctival 530 Gallemaerts.
D.
Dämmerung, Über irdische Vorgänge, die nur in der — sichtbar sind, und über —vorgänge
am Planeten Venus 612 Filehne.
Daten, Neue klinische und pathologisch-anatomische — für das Gebiet der Augenheilkunde
aus dem gegenwärtigen Kriege 153 Rukoz.
Degeneration, Über die Lokalisation und den Verlauf von —erscheinungen am Optikus nach
intraokularen Entzündungen usw. 513 Gellhorn.
— Über eine eigentümliche — der Hornhaut bei einem Auge mit absolutem Glaukom 716
Hotz.
Dehiszenz, Ein Beitrag zur — der Sklera bei hoher Myopie 47 u. 92 Plocher.
Depigmentierung, Experimentelle — der lebenden Iris (Pigmentstreuung in die Vorderkammer)
durch isolertes kurzwelliges Ultrarot, dem Rot beigemischt ist 456 Vogt.
— Drei Formen von Iris— 701 Soewarno.
Dermoid de la cornée usw. 315 Gallemaerts.
— Über kommunizierende extra- und intraorbitale Dermoide (Zwerchsack—) 395 Raueiser.
Diabetes, Katarakt und — 23 u. 110 Wessely.
— Gibt es eine diabetische Katarakt? 235 Gallus.
— Remarques sur l’iridectomie préparatoire et l'extraction de la cataracte chez les diabétiques
469 Terson.
— Kin Fall von transitorischer Refraktionsabnahme bei — mellitus mit Blutzuckerunter-
suchung 625 Lundsgaard. `
Diathermie, Die — und Lichtbebandlung des Auges 260 Koeppe.
Diathese, Infantiles Glaukom und exsudative — 721 Rohr.
Diphtherie, Primäre — der Lidhaut mit postdiphtherischer Lähmung 639 Lichtenstein.
— immédiate de la cristalloide postérieure dans l'opération de la cataracte 463 Le-
rancois.
Dislocatio, Ein Fall von — bulbi 753 Mayer.
Doppelbilder, Leiden schielende Kinder unter — 361 Davids.
Doppeltsehen, Über eine eigenartige fieberhafte Erkrankung mit — (zerebrale Lokalisation
der Grippe? Grippeenzephalitis?) 170-1. 207 v. Sohlern jun.
Dorpat, Das letzte Semester der deutschen Universität — 7 Löhblein.
Drehpunkt oder Knotenpunkt? 594a lsakowitz.
Druck, Der intraokulare — bei Herpes zuster 714 ten Doesschate.
Alplabetisches Sachregister. 295
Druck, Über ein neues Verfahren zur Erzielung einer Fistel bei erhöhtem intraokularen —
720 Löwenstein.
— Traumatische Netzhautablösung mit —steigerung 726 Bergmeister.
Dunkelanpassung. Die Störungen der — der Augen im Kriege, ihre Erkennung und Be-
urteilung 848a Wessely.
Dystrophie, — Untersuchungen über — und Xerophthalmie bei jungen Kindern 400
Bloch.
— Kasuistischer Beitrag zur myotonischen — mit Katarakt 468 Schmidt.
— Hypophysaire — adiposo-genitalis 579 Vervloet.
E.
Eingriffe, augenärztliche. Ein kurzes Handbuch für angehende Augenärzte 8 Meller.
Eisensplitter, Der Magnet und seine Verwendung zur Erkennang und Entfernung intraoku-
larer — 251 Klauber.
— Über einen Fall von doppelter Perforation durch — mit bämatogener Siderosis des Bulbus
256 u. 758 Thoma.
Eiterung, Ein Fall von primärer Linsen— nach perforierender Verletzung 759 Ullmann.
Ektropium. Über die operative Beseitigung des — des Unterlids im inneren Lidwinkel
62 Hessberg.
Ekzem, Über die Beziehungen zwischen dem sog. — der Augen und der Tuberkulinempfind-
lichkeit der Haut 404 Köllner.
Elliot, Erfahrungen mit der —schen Trepanation beim primären Glaukom 240 Beckert.
— Klinische Untersuchungen über die Dauererfulee der —schen Glaukomtrepanation 491
u. 715 Hegner.
— Über Spätinfektion bei —scher Trepanation und über ihre Verhütuug 724 Wissmann.
Embolie, Die pathologische Histologie der lebenden Netzhaut bei — der Zentralarterie usw.
243 Koeppe.
— Das ophthalmoskopische Bild der — der Art. centralis retinae im rotfreien Licht usw.
498 Birkhäuser.
— Ein klinischer Beitrag zur Frage der — von Aderhautgefässen 710 Seefelder.
— Beitrag zur Kasuistik der Sichtbarkeit des Embolus bei — der Zentralarterien und ihrer
Aste 505 Hahn.
Emmetropisation, Die Tiefe der Korneoskleralrinne und die — 352 Dinger.
Encephalozele, Über einen Fall von doppelseitiger — der Orbita 394 Peters.
Endokarditis, Metastatische Prozesse am Auge bei — lenta 567 Dellmann.
Entartung, Über eine neue Form familiärer Hornhaut— 674 u. 675 Bachstelz.
Epikanthus, Zar Morphoxenese des — und der Faltenbildungen der Haut in der Nasep-
wurzelgegend 184 Forster.
Erblindung, Fremdkörper der Orbita mit — 250 Eisler.
— Eın Fall von dauernder zerebraler — nach Hinterhauptverletzung 254 Saenger.
— Das Sehenlernen Blindgeborener und das Wiedersehenlernen frühzeitig Erblindeter 335
Reissmann.
— Uber die sog. fulminierende — 514 Hirschberg.
— Uber 50 in der Univ.-Augenklinik zu Heidelberg zur Beobachtung gekommene Fälle von
doppelseitiger Kriegs— 536 Kahn.
— Doppelseitige — nach Gesichtserysipel usw. 572 u. 740 Junius.
— Pathologisch-anatomischer Befund eines 14 Jahre zuvor infolge Orbital-Kugelschuss er-
blindeten Auges 761 Walther. .
Ersatz, Epitheleinlage als konjunktivaler — 657 Esser.
Evulsion des Bulbus und Nervus opticus 145 Kayser.
Exenteration, Modifizierte — und Enukleation 33 Sondermann.
Exophthalmus, Beitrag zur Kenntnis des — bei Nebenhöhlenerkrankung 74 Zade.
— pulsans traumaticus 214 Bielschowsky.
— Pulsierender — nach Schädelbasisfraktur mit Sektionsbefund 216 Coenen.
— Zur Kasuistik des pulsierenden — 393 v. Nagy.
Extraktion, L’extraction de la cataracte et l’arrachement du cristallin 466 Rochon-Du-
vigneaud.
— Remarques sar l’iridectomie préparatoire et l'extraction de la cataracte chez les diabetiques
469 Terson.
— L’Extraction de la cataracte senile a la pique 476 Weill.
4
—
296 Alphabetisches Sachregister.
F.
Facialis, Periphere —lähmung durch Rotlauf 15 u. 55 Pichler.
Farben, Beiträge zur Prüfung angeborener - sinnstörungen 43 Oloff.
— Über die Prüfung des —sinnes mit den Cohnschen Täfelcben 44 Vierling.
— Die —lehre 159 Ostwald.
— Der Farbkörper und seine Anwendung zur Herstellung farbiger Harmonien 160 Ost-
wald.
— Die Harmonie der — 161 Ostwald.
— Das —schillern des hinteren Linsenbildes 237 Voegt.
— Die Entwicklang des —sinns im Tierreich im Zusammenhang mit dem menschlichen
—sinn 346 Weve.
—- Hypothesenfreie Theorie der Gegen— 558 u. 620 Pikler.
— Die farbigen Nachbilder 611 Dietz.
Feblsichtigkeiten, Lehrversuche zur Erläuterung der verschiedenen — 201 Henker.
Fernbrille, Ausgleich höchstgrad'ger Ungleichsichtiekeit von 20 D durch die Rohrsche Aniso
metropie— (C. Zeiss) neuer Art (1917) 50 Wolff.
--- Mannschaftsuntersuchungen mit Robrschen Fernrohrbrillen (Zeiss) 51 Wolff.
— Uber die Korrektion Schwachsichtiger durch Fernrohrbrillen und Fernruhrlupen 20: |
+ TE RED ee Maree —— — —
Raefler.
Fernsinn, Weitere Untersuchungen über das Wesen des — 622 Wölfflin.
Fistel, Über ein neues Verfahren zur Erzielung emer — bei erhöhtem infraokularem Drack
720 Löwenstein.
Fixieren, Particularites de l'acte de fixer un objet et une méthode facile pour les obverser
directement 375 Verwey.
Kleckfieber, Über Neuritis optica als Spätsymptom bei — 562 Arnold.
Flieger, Über —brillen 31 Zade, 291 Löwenstein.
— Gesichtsfeldstirungen bei — 45 u. 199 Zade.
— L’examen de l’appareill visuel chez les aviateurs 300 Cantonnet.
Fovea, Über Heterotopie des Sehnerven und der — centralis 324 Friedenstein.
Fremdkörper, Scheinkatarakt bei Anwesenheit eines — (Kupfersplitter) im Augeninners
140 Bleisch.
--- der Orbita mit Erblindung 250 Eisler.
— Ein Fall von — in der Makula 539 u. 750 Lauber.
-— De l'extraction des corps étrangers periorbitalaires 540 Lemaitre et Garmy.
— Über intraokulare — im Kriege 547 Rumbaur.
— Gefühlstäuschung bei der Lokalisation von Hornhaut- — 691 Wolffberg.
Friedmann, Das —sche Heil- und Schutzmittel bei Behandlung der Tuberkulose und Skrofu-
lose 285 Holtmann.
— Augentuberkulose und aktive Immunisierung nach — 5%5 Krusius. |
nn nm
Fundus, Drei Anomalien des — 321 Musy.
G.
Gas, Beitrag zur Kenntnis der Augensymptome bei Kampf—erkrankung und Pneumonie
12 Eppenstein.
— Nachtblindheit und —erkrankung 333 Jess.
— Über Kampf—erkrankung des Auges 531 Gutmann.
— Über einen Fell von Astthrombose der Zentralvene nach Einatmen von Kampf— 576 u. |
735 Saupe.
Gasschädigung der Hornhaut 97 Wessely.
Gefühlstäuschung bei der Lokalisation von Hornliautfremdkörpern 691 Wolffberg.
(seometrisch, Beitiäge zur Lehre von den —optischen Täuschungen 347 Vinzense.
Geschwulst, Beitrag zur Kenntnis der epıbulbären — am Limbus corneae 435 Schmidt.
Gesichtsfeld, Die Bedeutung des — für die Kenntnis des Verlaufs und der Endigung der
Sehnervenfasern in der Netzhaut 41 v. d. Hoeve u. 616 Igersheimer.
— Uber —, Silberglanz und Sehqualität der Fische usw. 191b v. Hess.
— Über den Wettstreit der — 341 Roelofs.
Gesichtsfeldeinengung und Prognose der Iridektomie bei Glaukom 492 Hong Tjoen Yap.
Gesichtsfeldstörungen bei Fliegern 45 u. 199 Zade.
Gesichtsverletzungen, Vorstellung schwerer — 75l Lexer.
Gesundheitspflege, Lichtmessung im Dienste der — des Auges 345 Weiss. |
Alphabetisches Sachregister. 297
Gewebswucherung, 'Tumorähnliche — in der Macula lutea 131 Elschnig.
Gift, Einige Fälle von —wirkungen am Auge 11 Ammann.
Glaskörper, Zur pathologischen Anatomie der —blutungen 239, Nachschrift dazu 479 Fuchs.
— Eine Methode zur Verhütung oder Einschränkung von —verlust bei einigen Augenopera-
tionen 303 v. d. Hoeve.
— Ein Verfahren zur Vorbeugung von —vorfall 462 u. 480 v. d. Hoeve.
— Statistisch- kasuistischer Beitrag zum —vorfall in die Vorderkammer (—hernie) 482
Tomfohrde.
— Über die fettähnlichen Substanzen im — des Pferdeauges 483 Valentin.
Glashaut, Uber persistente retrokorneale —leisten in ehedem parenchymatosakranken Augen
687 Stähli.
Glassplitter, Ein Fall von ophthalmoskopisch sichtbarem — 545 Proksch.
Glaukom, Zur Entstehung des — durch Pıgmentinfiltration der vorderen Abflusswege des
Auges 120 Levinsohn.
— Über den derzeitigen Stand der —forschung an der Gullstrand-Nernstlampe usw. 122
K oeppe.
— Einige Besonderheiten beim — 123 Wessely.
— Myopie u. Glaukom 241 Fuchs.
— Notiz über Miliaraueurysmen der Netzhaut bei — absolutum 24la Gilbert.
— Du rôle de la sclérotique dans l'éclosion et dans le traitement du — 489 Bourgeois.
— Les scotomes dans le — chronique 490 Delorme.
— Gesichtsfeldeinengung und Prognose der Iridektomie beim — 492 Hong Tjoen Yap.
— Neue Art der Skleral-Trepanation mit Iridektomie bei — 493 Purtscher.
— Résultats visuels éloignés d'une ophthalmotomie équatoriale binoculaire dans le — réci-
divant 494 Terson.
Hämorrhagisches — an einem kataraktösen Auge usw. 711 Weishaupt.
— Traumatische Netzhautablésung und — 712 Bergmeister.
— Uber eine eigentümliche Degeneration der Hornhaut bei einem Auge mit absolutem —
716 Hotz.
— Das — der Jugendlichen 719 Keerl.
— Infantiles — und exsudative Diathese 721 Rohr.
— Die operative Behandlung des - an der Kieler Augenklinik 1907—1919 722 Schiirhoff.
Gliom, Familiäres Vorkommen des — retinae 128 Beyke. i
— Beitrag zur Bestrahlungstherapie bei doppelseitigem -- retinae usw. 139 Uhthoff.
— Eine — ähnliche Geschwulst des Corpus ciliare 234 Velhagen.
-- Über das unter dem klinischen Bilde der tuberkulösen Knötcheniritis verlaufende — retinae
725 Behr.
Gonorrhoe, Die Behandlung der Gonoblennorrlioe mit parent. Injektionen 410 Reitsch.
— Die Behandlung der Conjunctivitis gonorrhoica 411 Rinkes de Raat.
— Behandlung der gonorrhoischen Augeneiterung der Neugeborenen mit Airol usw. 659
Gallus.
— Uber einen durch intravenöse Arthigoninjektion auffallend schnell geheilten Fall von
Conjunctivitis gonorrboica 672 Sommer.
Granatsplitter, 3. Verletzung.
Grippe, Augenerkrankungen bei der — 22 Wessely.
— Pupillenstörung nach — 163 u. 229 Franke.
— Toxische Abduzenslähmung nach — 370 Meyerhof.
— La köratite neuro-paralytique grippale 430 Monbrun.
— Über Augenerkrankungen im Anschluss an — 563 Augstein.
— Über Abduzenslähmung nach — 630 Boehmig.
Gulistrand-Nernstspaltlampe, biophysikalisch-histologisches Verhalten der lebenden Augen-
gewebe 32 Koeppe.
— Derzeitiger Stand der Glaukomforschung, Ausbau der Glaukomfiühdiagnose 122 Koeppe.
— Stereomikruskopie des lebenden menschlichen Kammerwinkels 182 u 594b Koeppe.
— Mikroskopie des lebenden Augenhintergrundes 186, 243, 244 u. 247 Koeppe.
— Diagnose der Cataracta complicata 236 Vogt.
— Sichtbarkeit des lebenden Hornhautendothels 441 Vogt.
— Stereomikroskopische Sichtbarmachung des lebenden interfaszikulären Kittliniensystems
der Hornhautlamellen 598 Koeppe.
— Histologisches Verhalten der lebenden Conjunctiva tarsi 664 Koeppe.
Gumma der Highmorshöhle und der Auzenhöhle 72 Nelissen u. Weve.
Gutachter, Lehren des Krieges für den Augenarzt als — 257 u. 560 Watzold.
298 Alphabetisches Sachregister.
H.
Halbdunkel, Die Sehschärfe im — 195a u. 338 Roelofs u. Zeemann.
Heilmethode, Versuche zur Behandlung luetischer Augenerkrankungen mit unspezifischen —
293 Possek.
Hemeralopie, Un groupe de faux héméralopes les borgnes nocturnes 330 Bussy.
Hemianopsie, Eine Brille für Hemianoptiker 174 Igersheimer.
— Ein Fall kompletter — im Wochenbett 277 u. 518 Weve.
— Gesichtsfeldverbesserung bei Hemianoptikern 286 Igersheimer.
— Zur Theorie der — und der höheren Sehzentren 328 Best.
— Über eineu Fall von bitemporaler — infolge von Chiasmazerreissung 527 Fendel.
— Über Quadranten— usw. 621 Rinne.
— Ein Fall von binasaler — 742 Wertheim-Salomonson.
— Druckriss des Optikus im Chiasma und bitemporaler — 756 Schmidt.
Herpes, Zur Frage des traumatischen — corneae 255 Sidler-Huguenin.
— Ktiologiache Untersuchungen über den fieberhaften — 290 u. 428 Löwenstein.
— zoster 372 Rosenbaum.
— Die Beziehungen des — corneae zum Trauma 439 Stockmeier.
-- der Conjunctiva tarsi 666 Lauber.
— Über die im Vereinslazarett zu Heidelberg während des Krieges beobachteten Fälle von
— corneae 690 Wenk.
— Zur Klinik und patholog. Anatomie des — corneae uveae 697 Meller.
— Der intraoculare Druck bei — zoster 714 ten Doeschate.
Hesperanopie 344 Terson.
Heterochromie, Beobachtungen und Gedanken zum —problem usw. 242 Streiff, nachträgliche
Bemerkungen zum —problem 453 Streiff.
Heterophorie, Über den Einfluss der — auf die Akkommodationsbreite 358 Weisfelt.
Heterotopie, Über — des Sehuerven und der Fovea centralis 324 Triebenstein.
Hinterhaupt!appen, Über Störungen der optischen Lokalisation bei Verletzungen und Herd-
erkrankungen im — 190 Best.
Hippel, Über einen Fall von v. —scher Erkrankung (Angiomatosis retinae) 500 Frank,
733 Mulock Houwer.
Homatropineinträufelung, Über Allgemeinintoxikationen nach — 571 Hochgürtel.
Hornhaut, Über den Einfluss des Auges auf die Entwicklung und Erhaltung der — 35 Fischel
— Über angeborene —veränderungen 39 Wirths.
— Über einen Fall von knötchenförmiger —trübung usw. 88 Löwenstein.
— Neues operatives Verfahren der partiellen —staphylome 89 u. 176 Löwenstein.
— Transplantation der — 90 u 226 Müller.
— Gürtelförmige —trübungen 93 Schoute.
— Über den klinischen Nachweis der Nervenfasern in der — usw. 95 Strebel.
— Klinische Beobachtungen mit dem —mikrcskop 185 u. 447 Koeppe.
— Seltenere —erkrankungen 97—99 Wessely.
— Neue Beleachtungseinrichtungen am —mikroskop 309 Henke.
— Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der angeborenen —triibungen 322 Peters.
Die Beteilizung der — bei der Tuberkulose des Auges usw. 422 John.
Kin Fall von —delle usw. 424 Kraemer.
Ein Fall von tiefer bandförmiger melanotischer Trübung beider — 94 Schründer.
— Die Beziehungen zwischen Endothel- u. Epithelerkrankungen der — 436 Seemer.
— Uber eine Einschlusserkrankung des —epithels (Epithelioma contagiosum avium) 43%
Stargardt.
— Die Sichtbarkeit des lebenden —endothels usw. 441 Koeppe.
— Anilinschädigung der — 523 Bachstelz.
— Die stereomikroskopische Sichtbarmachung des lebenden interfaszikulären Kıttlinien
systems der —lamellen usw. 598 Koeppe.
— Eine neue Form familärer —entartung 674 u. 675 Bachstelz.
— Kin Fall von vertikalovaler — mit Astiematismus 688 Stross.
- - Uber eine eigentümliche Degeneration der — usw. 716 Hotz.
H ornhautverletzung durch Kopiertintenstift 546 Richter.
Hydrocephalus mit Balkenstichbehandlung 741 Muskens.
Hydrophthalmus, Vererbter — beim Kaninchen 723 Vogt.
Hypertension, A propos d’un cas d’hypertension arterielle rétinienne 497 Bailliart.
Hypophysis, Operation der —tumoren 163 Pfiffl, 169 Schloffer.
|
Alphabetisches Sachregister. 299
Hypophysia, Uber Augensymptome bei —tumoren 570 Hirsch.
— Hypophysaire Dystrophia adiposo-genitalis 579 Vervloet.
Hypophysistumor 581 Walter.
Hypotonia bulbi bei intraokularem Druck 706 Franz.
Hysterisch, Pupillenstarre im —en Anfall 230 Kempner.
T.
Idiotie, Cataracta lentis bei mongoloider — 19 u. 107 Scheer.
Impferkrankungen, Über — des Auges 276 Iraumann.
Infektion, Kriegserfahrungen über — nach Verletzungen des Auges 156 Wätzold.
— Ein Fall von Spät— bei Trepanatio sclerae 713 Dubois.
— Über Spät— beı Elliotscher Trepanation und über ihre Verhütung 724 Wissmann.
Influenza, Fälle von Abduzenslähmung, wahrscheinlich durch - bedingt 16 Pichler.
— Über Erkrankungen der Nasennebenhöhlen bei — 70 Fränkel.
— Kin Fall von metastatischer eitriger Iridozyklitis nach — 566 Boeninghaus.
Intoxikationen, Ober Allgemein-— nach Homatropineinträufelung 571 Kochgürtel.
Iontophorese, Die — in der Ophthalmologie 589 Schnyder.
Iridektomie, Remarques sur l’ıridectomie préparatoire etc. chez les diabétiques: 469 Terson.
Iridozyklitis, Beitrag zur Ätiologie der spontanen — 478 Albath. ‘
— Ein Fall von metastatischer eitriger — usw. 566 Boeninghaus.
— Ein Fall von — nach Typhus 569 Goldstein.
— bei Parotitis epidemica und anderen Speicheldrüsenschwellungen 574 u. 698 Rieth.
Iris, Experimentelle Depigmentierung der lebenden — usw. 456 Vogt.
— Uber Veränderungen des hinteren Pigmentblattes der — 696 Lindberg.
— Uber die —farbe des Säuglings 700 Schindler.
— 3 Formen von —depigmentierung 451 u. 701 Soewerno.
Iritis, Über — septica 443 Gilbert. .
— Zur Behandlung der gonorrhoisch-rheumatischen — 445 v. Herrenschwand.
— Über — serosa 452 Schieck.
J.
Jod, Les solutions iodées en thérapeutique oculaire 298 Terrien.
K.
Kammerwinkel, Die Mikroskopie des lebenden — 594b K oeppe.
Karzinom, s. Carzinom.
Katarakt u. Diabetes 23 u. 110 Wessely.
— lentis bei mongoloider IJdiotie 19 u. 107 Scheer.
Ober Tetanie— 105 Adler.
Gibt es eine — diabetica 164 u. 235 Gallus.
Die Diagnose der — complicata usw. 236 Vogt.
Ein Fall von 1. — perinuclearis 461 Friede.
Discission immédiate de la cristalloide postérieure dans l'opération de la — 463 Lefrancoıs.
L’extraction de la — etc. 466 Rochon-Duvigneand.
Paralysie de l’orbiculaire dans l’operation de — 470 Villard.
Die vordere axiale Embryonal— der menschlichen Linse 471 Vogt.
Experimentelle Erzeugung von — usw. 473 Vogt.
en lues 703 Roorda Smit.
—- electrica nach Starkstromverletzung 745 Brilmayer.
Katralgläser, Zur Kritik der — 48 Rönne.
Keime, Uber die Topographie der Bindehaut— 406 u. 668 Lindner.
Keratitis, Über Rosacea — und Konjunktivitis 84 Arps.
— bullosa, vom Endothel aus bedingt 98 Wessely.
— Bemerkungen über die Entstehung der bänder- und netzförmigen — traumatica 148
Pascheff. l
— Tuberkulöse parenchymatöse — usw. 224 Hoeg.
— Ein Fall von atypischer — disciformis 429 Meissner.
— La kératite neuro-paralytique grippale 430 Monbrun.
— Kératite due à la mélinite 433 Perrin.
EEFE at el
300 Alphabetisches Sachregister.
Keratitis, Zur Kritik und Pathogenese der — rodens 434 Salus.
— Über die Bedeutung der konstitutionellen Disposition in der Ätiologie der — parenchy-
matosa 677 Enroth.
— Fall von — pustuliformis profunda 679 Fuchs.
— Drei Fälle von — neuroparalytica 680 Happe.
— Eine bisher noch nicht beschriebene Form der — parenchymatosa 681 v. Hoor.
— neuroparalytica, nach Alkoholinjektion ins Ganglion Gasseri 689 Storhahn.
Keratokonus, Ein pathologisch-anatomisch untersuchter Fall von — 227 Peters.
— 420 und 678 Franke. |
— Ein weiterer Beitrag zur Auffassung des Krankheitsbildes des —. III. 425 Kraupa.
— Das Krankheitsbild des — vom Standpunkt der Variabilitätslehre usw. 437 Stählı.
Keratoplastik 85 Ascher.
Kittliniensystem, Die stereomikroskopische Sichtbarmachung des lebenden interfaszikulären —
der Hornhautlamellen 598 Koeppe.
Knochenbrüchigkeit, Über angeborene — 266 Bolten.
Knotenpunkt oder Drehpunkt 594 Isakowitz.
Koch-Weeks, Erfahrungen über die — Konjunktivitis im Kriege 82 Pichler.
— Uber eine kleine Epidemie von —scher Konjunktivitis in Freiburg 415 Wiedersheim.
— Über die Lebensdauer des — schen Bazillus auf künstlichem Nährboden 587 und 66%
v. Nestlinger. `
Kollargol, Die Anwendung von — Heyden 295 Schorn.
Kolobom, s. Colobom.
Konjunktivitis, s Conjunctivitis. 7
Konstitutionelle Disposition, Über die Behandlung der — in der Atiologie der Keratitis
parenchymatosa 677 Enroth.
Kontusionsfolgen, Beitrag zur pathologischen Anatomie der indirekten — am Auge nach
schweren Orbitalschussverletzungen 755 Riedlinger.
Konus, Uber nasalen — 354 Fuchs.
Konvergenz- und Akkommodationskrampf 203 Bielschowsky.
Kopfschuss, Über Veränderungen in der Augenhöhle und an den retrobulbären Teilen des
Auges bei — 141 Glauning.
Kopfkriegsverletzungen, Seltenere nervöse Augenstörungen nach — 149 Pascheff.
Kornea, Uber die Blutfärbung der — 418 Elschnig.
Korrektion, Über die — Schwachsichtiger usw. 202 Raefler.
Kriegserfahrungen, augenärztliche 535 Jess.
Krysolgan, Über die Verwendung des — bei tuberkulösen Augenerkrankungen 29 Hessberg
Kugelschuss, Pathologisch-anatomischer Befund eines infolge Orbital-— erblindeten Auges
761 Wather.
Kupfer, Über Linsentrübungen bei Anwesenheit von — im Auge 111 u. 157 Wirths.
— An Kar 4 jährigem reaktionglosem Verweilen eines Nickel—splitters in der Retina.
49 Tobias.
Kurzsichtigkeit, Zur Frage der künstlich erzeugten — bei Affen 289 u. 356 Levinsobn.
— Über — bei Affen 349 Behr.
Kyste congénital de la conjonctive bulbaire 316 Gallemaerts.
— hémorrhagique biloculaire du sac lacrimal 382 Gérard.
— de la rétine 501 Gallemaerts.
Le
Labyrinthreflexe und Kleinhirn 633 Magnus.
Lahmung, Augenmuskel— bei progressiver Paralyse 58 Zimmerinann.
— Periodisch exazerbierende Okulomotorius— 206 Rosza.
— Periphere Fazialis— durch Rotlauf 15 Pichler.
— Fälle von akuter, rasch heilender beiderseitiger — 16 Pichler.
— Paralysie de lorbiculaire ete. 70 Villard. l
— Über Augenmuskel— in der frühen Sekundärperiode der Syphilis 565 u. 629 Berg-
meister.
— Primäre Diphtherie der Lidhaut mit postdiphtherischer — 639 Lichtenstein.
Lehrbuch der Augenheilkunde 1 Axenfeld, 261 Römer.
Leitfaden, Abschnitt Augen aus Leu, — der ärztl. Untersuchung 2 Cramer u. Steindorff.
Lichtbehandlang, Die Diathermie und — des Auges 260 Koeppe.
Lichtempfindung dutch Schall 331 Haenel.
|
|
|
|
Alphabetisches Sachregister. 301
Lichtmessung im Dienste der Gesundheitspflege des Auges 345 Weiss.
Lichtreaktionen, Über — der Raupen usw. 613 Hess.
Licht, Messende Untersuchungen tiber die Beziehungen zwischen dem Heliotropismus der
Pflanzen und dem — der Tiere 614 Hess.
Licht- und — behandlung 294 Schanz.
Lichtretlexe, Zur Physiologie der — der Pupille 457 Weve.
Lichtsinn der Krebse 19la v. Hess.
Lichtverteilung, Uber die — im Wasser 191b v. Hess.
Lid, Ein unbekannter — schlag und Tränenreflex 53 Kisch.
— Über Totalplastik des unteren — 59 v. Blaskovicz.
— Ersatz der Unter—bildung usw. 60 Cramer.
— Herstellung von behaarten Augen—rändern 61 Esser.
— Über die Verwendbarkeit des durch die Bäränysche Lärmtromnel erregten —reflexes zur
Diagnose der Simulation 209 Wodak.
— Das klinische Bild des —koloboms 604 Thylmann.
-— Über eine gestielte Überpflanzung aus dem oberen Augen— in das gleichseitige Unter—
636 Esser.
— Über geteilte Navi der Augen— 637 Fuchs.
— Fälle von —plastik mit Durchtrennung des äusseren — bandes 640 Lindner.
Linse, Schattenbildung in der normalen — 106 Esser.
— Über —trübungen hei Anwesenheit von Kupfer im Auge 111 u. 157 Wirths.
— Spontanperforation der luxierten — usw. 147 Koppelmann.
— Ein Fall von subkonjunkt. Skleralruptur, traumatischer —luxation u. totaler Aniridie
252 Lundsgaard.
— Uber Spontanluxation der — usw. 464 Prell.
—prazipitate durch Trümmer einer verkalkten — 465 Purtscher.
— Weitere Untersuchungen über das Relief der menschlichen — kernobeifliche 474 Vog
u. Lüssi.
— Uber das Verhalten der Zonula bei. Spontanluxation der — in die Vorderkammer 477
Wessely.
— Gewaltsame Ausstossung der — usw. 524 Bergemann.
— Vorübergehende Spaltbildung der — 702 Hirsch.
— Ein Fall von primärer —eiterung usw. 759 Ullmann.
Lipome sous-conjonctival 315 Gallemaerts,
Lochbildung, Die — im gelben Fleck der Netzhaut als Kriegsverletzung 154 Salzmann.
— Angeborene — in der Iris 313 Carstens.
— Über — in der Fovea centralis usw. 506 Hehr.
— Netzhautablösung mit peripherem Netzhautriss u. — in der Makula 734 Purtscher.
Lokalisation, Über Störungen der optischen — bei Verletzungen u. Herderkrankungen im
Hinterhauptlappen 190 Best.
Lues, Die — als ätiologisches Moment bei Augenerkrankungen usw. 18 Rechel.
— Isolierte reflektorische Pupillenstarre bei einem gesunden Erwachsenen als Ausdruck einer
— congenita 102 Nonne.
— Salvarsanbehandlung bei luetischer Sehnervenerkrankung 167 Lempp.
— Störungen der Augenbewegungen bei — 205 Kyrle u. Gatscher.
— Über Salvarsanwirkungen bei luetischen Augenerkrankungen 283 Hensen.
— Versuche zur Behandlung luetischer Augenerkrankungen mit unspezifischen Heilmethoden
293 Possek.
— Cataract en — 703 Roorda Smit.
Luxation des einen, Ausreissung des andern Auges durch Schuss 151 Pichler.
— Ein Fall von traumatischer Linsen-— 252 Lundsgaard.
— Über Spontan— der Linse usw. 464 Prell.
— Über das Verhalten der Zonula bei Spontan— der Linse in die Vorderkammer 477 u.
606 Wessely.
I,ymphosarkom, Uber einen Fall von — usw. 65 Ebert.
M.
Macula, Tumorähnliche Gewebswucherung in der — lutea 131 Elschnig.
— Histologische Untersuchungen der Sternfigur der — bei Stauungspapille 137 Schumacher.
— Über die obere zeitliche Sichtbarkeitsgrenze der —reflexe 138 Stähli.
302 Alphabetisches Sachregister.
Macula, Ein eigentümliches Phänomen der physiologischen Sonderstellung der — centralis
192 Holm.
— Über —blutung der Mütter während u. unmittelbar nach der Geburt 275 u. 509 Strebel.
— Die Lage der — lueta zum Augennerven 499 Doesschate.
— Kin Fall von eigenartiger Netzliautveränderung in der — nach stumpfem Trauma 522
Bachstelz.
— Ein Fall von Fremdkörper in der — 539 u. 750 Lauber.
— Uber Quadrantenhemianopsie u. die Lage der —fasern in der okzipitalen Sehbahn 621
Rönne.
— Netzhautablösung usw. mit Lochbildung in der — 734 Purtscher.
Magnet, Über —leistungen und Versuche sie zu steigern 173 u. 181 Hertel.
— Der — in seiner Verwendung zur Erkennung u. Entfernung intraokularer Eisensplitter
251 Klauber.
—- Über die —operationen bei Kriegsverletzungen 757 Schmitt.
Manni, Bemerkungen zu Greeffs Aufsatz über — 557 v. Pflugk.
Massage, Beitrag zur Augen— 0991 Selz.
Megalokornea, Zu meinen Fällen von — 319 Kayser.
— Uber — 320 Kestenbaum, 417 Boas.
— Bemerkungen zur —frage 599 u. 684 Seefelder.
Melanosarkom der Orbita (Lebermetastase) 215 Ceelen.
— en nappe de Ja paupière 376 u. 402 Gallemaerts.
Methylalkohol, Beitrag zu den Augenstörungen durch — vergiftung 564 Bab.
— Über die Entstehung einer reflektorischen Pupillenstarre durch —vergiftung 568 Fuchs.
Mikrokornea, Klinische Untersuchungen über —augen 323 Stähli.
Mikrophthalmus, Ein Fall von einseitigem — 317 Heuse.
Mikroskopie, Die — des lebenden Kammerwinkels 594b Koeppe.
— Die Spaltlampen— des lebenden Auges 594d Vogt.
Mikulicz, Zur Lehre von der — schen Krankheit 213 Reiche.
Ma) son une zur Bebandlung der Ophthalmoblennorrhöe mit parenteralen —
78 Jickeli.
— Über die Behandlung der Ophthalmoblennorthoe mit — 80 v. Liebermann.
— Parenterale — 178 Lundsgaard.
— — bei Augenerkrankungen 280 Bernaud.
— Kurze Mitteilungen über die Wirkung von — bei verschiedenen Augenkrankheiten 2% |
a
$
Stocker.
Miliaraneurysmen, Notiz über — der Netzhaut bei Glauc. absol. 24l'a u. 502 Gilbert.
Militärdiensttähigkeit, Erläuterungen zu der Dienstanweisung zur Beurteilung der — "Al.
M ok.
Mitbewegung, Eine eigenartige — 578 Schoondermark.
— Eine merkwürdige — 590 Schulte.
Mongolismus, Über — 077 Scheer.
Morbus maculosus Werlhofii, Augenveränderungen bei — 21 Wessely.
Mydriatisch, Uber den — Wirkungsgrenzwert des Atropins 586 Kunze-Krauso.
Myelitis, akute retrobulbäre Sehnervenentzündung bei — 125 Abelsdorff.
Myelocytom, Un cas de — de l'orbite 391 Lecene.
Myıasis, Ophthalmo— 746 Fuelleborn.
Myopie, Ein Beitrag zur Dehiszenz der Sklera bei hoher — 47 u. 92 Plocher.
— Anatomischer Befund bei angeborner — 200 Fuchs.
— und Glaukom 241 Fuchs.
— Der Einfluss der Kopfhaltung auf das Auge und die —genese 351 Dinger.
myopisch, —e Augen mit dicker Sklera 353 Fuchs.
— Beitrag zur Histologie des — Auges usw. 624 u. 731 Hanssen.
Myotonen, Grundlagen, Stellung u. Symptomatologie der „—Dystrophie* 165 Hauptmann.
myotonisch, Kasuistischer Beitrag zur — Dystrophie mit Katarakt 274 u. 468 Schmidt.
— Über —e Pupillenbewegung 442 v. Domarus.
N.
Nachbilder, Die farbigen — 611 Dietz.
Nachstar, Pigment — 640 Brückner.
Nachtblindheit nach Gaserkrankung 353 Jess.
Naevi, Über geteilte — der Augenlider 637 Fuchs.
Alphabetisches Sachregister. | 303
Nasennebenhihlen, Über Eıkrankungen der — bei Influenza 70 Frankel.
— Einige Fälle von Orbita-Komplikationen bei —entztindang 396 van Rossem.
Nasale, Die endo— Behandlung von Angenerkrankungen 73 Stenger.
Nernstspaltlampe, Klinische Beobachtungen mit der — usw. 185 u. 447 Koeppe.
Nervenfasern, Über den klinischen Nachweis der — in der Hornhaut und seine praktische
Bedeutung 95 Strebel.
— Experimentelle Untersuchungen über die Lage der Versorgungsgebiete der — des Seh- .
nervenstammes in der Netzhaut 343 u. 517 Seidel.
Netzhaut, Über Erkrankungen der — usw. durch Arsenikvergiftung 164a de Haas.
— Über Störungen des Raumsinnes der — oder der optischen Lokalisation bei Herd-
erkrankungen im Gebiete der Sehstrahlung („Paropsie*) 194 Mann.
— Notiz über Miliaraneurysmen der — bei Glauc. absolut. 241a Gilbert.
— Ein Fall von eigenartiger —veränderung in der Makula nach stumpfem Trauma 522
Bachstelz. |
— Über primäre Tuberkulose der — 730 Fuchs.
— Über familiäre atypische Pigmentdegeneration der — (totale Aderhautatrophie) 736 Zorn.
Netzhautablösung mit peripherem —riss usw. 734 Purtscher.
— während der Schwangerschaft 136 Schiötz.
— Die Unfallfrage bei — 495 u. 520 Ammon.
— Die klinische Diagnose und die Behandlung der verschiedenen Formen der — 504 Gonin.
— Traumatische — und Glaukom 712 u. 726 Bergmeister.
Netzhautabhebung, Zur Entstehung und Behandlung der — 129 Birch-Hirschfeld.
— Über Lochbildung in der Fovea centralis bei spontaner — 506 Helır.
-— Les causes anatomique du décollement rétinien 503 Gonin.
Neuralgia ophthalmica 573 Muskens.
Neurinom, Über — der Orbita 390 Kreuz.
Neuritis, Atypische Fälle akuter Retrobulbär — 134 Rinne.
— Zur Frage der retrobulbären — bei Kriegsteilnehmern 243 Szymanowsky.
— Beobachtungen von — retrobulbaris usw. 512 u. 737 Dinser.
--- Gehäuftes Vorkommen von akuter retrobulbärer — 515 Kafka.
— Kriegserfahrungen auf dem Gebiete der retrobulbären — 516 u. 743 Scheffler.
— Über — optica als Spätsymptom bei Fleckfieber 562 Arnold.
— Über einen Fall von retrobulbärer — mit sog. glaukomatöser Exkavation 718 Kafka.
Nenroretinitis, Zwei Fülle von pseudonephritischer — bemerkenswerter Ätiologie 508 Neubner.
Nystagmus, Über latenten — 362 Dorn.
— Über kortikale Augenabweichungen und — 360 Bartels.
— Über den vermeintlichen Ursprung des sog. Dunkel— usw. 367 Kleyn.
— Zwei Fälle von Syringomyelie mit — 368 Levy-Suhl.
— Beziehungen zwischen der Richtung des Augen— und dem Reiz in einem bestimmten
Bugengeang 371 Quix.
— und Kopfwackeln 628 Apel.
— Experimentelles über den Einfluss des Grosshirns auf den kalorischen und den Dreh—
631 Dusser u. Kleyn.
O.
Oculomotorius, Periodisch exazerbierende --lähmung 206 Rosza.
— Lähmung nur der äusseren —äste usw. 653 Uhthoff.
Operation, Ein neues Verfahren zur — partieller Staphylome der Hornhaut 225 Löwen-
stein.
— Zwei operierte Augenkranke 379 Becker.
— Uber die Star— an der Heidelberger Universitäts-Augenklinik 705 Wittmer.
-- Die operative Behandlung des Glaukoms an der Kieler Augenklinik 722 Schürhoff.
— Uber die Magnet— bei Kriegsverletzungen 757 Schmitt.
Ophthalmie, über doppelseitige metastatische — bei puerperaler Sepsis 268 Koref.
— Metastatische — vom Randschlingennetz ausgehend 683 Lindner.
— sympathische, Über — 116 Meller.
— Zwei Fälle von — usw. 115 Böhm.
— Drei bemerkenswerte Fälle von — 117 Ossowski.
— Ein bemerkenswerter Fall von geheilter — 118 Rotholz.
— Beitrag zur Kasuistik der — 119 Ruetten, 483 Truc.
304 Alphabetisches Sachregister.
Ophthalmoblennorrhoe, Uber die Behandlung der — mit Milchinjektionen 80 Liebermann.
— Abortive Chemotherapie akuter — 83 Scily u. Stransky, 220 Luithlen, 412 Taege.
Ophthalmoplegie externe bilateıale traumatique 374 Velter.
Öpktalmoskopie, Zur Technik der — im rotfreien Licht 183 Vogt.
Ophthalmotomie, résultats visuels éloignés d'une — équatoriale etc. 494 Terson.
Optikus, Uber einen Fall von Tabes infantilis mit —atrophie 14 Jablonski.
— Direkte Läsion des — durch Granatsplitter 249 Colden.
— Un cas de double atrophie partielle des nerfs optiques etc. 264 Baute.
— Über die Lokalisation und den Verlauf von Degenerationserscheinungen am — 513 Gellhorn.
— Schidelbasisbruch mit sagittalem Druckriss des — usw. 756 Schmidt.
optisch, Über die — räumlichen Störungen 337 Roderfeld.
— Die Störungen des — Sehaktes bei Hirnverletzten 619 Pfeiffer.
Optochin, Zur pathologischen Anatomie der — amaurose 20 Ujite.
— Die experimentellen und klinischen Erfahrungen über die Wirkung des — 26 Blankertz
— Die Behandlung des Ulcus cum hypop. mit — hydrochlor 27, 86 u, 676 Dubois.
— behandlung des Ulcus corneae serpens 223 Bentzen, 432 Paradies.
— Ein Beitrag zum Kapitel der —amblyopien 278 Zeil.
— Über —sebstörungen usw. 9 Abelsdorff.
Orbita, Zur Behandlung der —phlegmonen 69 Blohmke.
— Pseudotumoren der — 71 Hoffmann u. Martens.
—schussverletzung 155 Vossius.
— Fremdkörper der — mit Erblindung 250 Eisler.
— De l’anaplerose orbitaire 305 Lagrange.
— Ein bisher noch nicht beschriebener Fall von —tumor 653a Wessely.
Osteom, Ein vom Stirnbein ausgehendes — der Orbita usw. 603 u. 652 v. Scily.
—a maxillae 650 Lameris.
Otholithenfunktion, Messungen und Betrachtungen über die -- 634 Quix.
P. .
Papel, Contribution a l'anatomie pathologique des papules de l'iris 414 Weekers.
Papillom, Beziehungen zwischen — und Karzinom usw. 99 Wessely.
Papilloretinitis, Einseitige — mit ausserordentlich grosser Sternfigur usw. 496 Augstein.
Paralyse, Augenmuskellähmung bei progressiver — 58 Zimmermann.
Parotitis, lridozyklitis bei — epidemica usw. 574 u. 698 Rieth.
Pathologie, Beiträge zur — der Skleritis 96 Szymanowski.
— Beobachtungen zur — der Pupillenbewegungen 100 Bauer.
Pemphigus conjunctivae, Demonstration eines Falles von — 654 Clausen.
Perimetrie, Untersuchungen über die Methoden der klinischen — 302 u. 332 Hess.
Phlegmonen, Zur Behandlung der Orbital— 69 Blohmke.
Phiyktäne, Die Verteilung der — am Limbus 407 Marx.
— Die Pathogenese und Therapie der phiyktänulären Augenerkrankungen 594 Wessely.
— Uber — an der Lidbindehaut 656 Klschnig.
Photoelektrische Reaktion, Beitrag zur — des Hummerauges 336 Riedel.
Phototropismus und Gewohnbeitsbildung bei Daphnia 610 Blees.
Phthirius inguinalis, isolieries Auftreten von — am Augenlid 642 Reuter.
Pigment, Vergleichende Untersuchungen über die Leistungen der wichtigsten —proben 19%.
Vierling.
— Über die Sättigungsänderungen der — farben usw. 329 Brückner.
— Über Veränderungen des hinteren —blattes der Iris 696 Lindberg.
— Über familiäre atypische —degeneration der Netzhaut 736 Zorn.
Pikrinsäure, Kératite due a la mélinite 433 Perrin.
Plastik, Über Total— dos unteren Lides 59 Blaskovicz.
— Autoplasties palpebrales 378 Poulard.
— Zur Geschichte der Bindehaut— 408 Pagenstecher.
— Zur Kerato—frage 416 Ascher.
— Über J— de der Unterfütterung sklero- u. keratoplastischer Bindehautlappen
426 Kuhnt.
— Der plastische Ersatz der Nase u. des Auges 638 Johnsen.
— Fälle von Lid— 640 Lindner.
— Ein neues Verfahren der Augenlid— 641 Meyer.
Pneumonie, Beitrag zur Kenntnis der Augensymptome bei — 12 Eppenstein.
— — — OOL O — ER EE m ee, ua > EE, eae was eee, © eee
Alphabetisches Sachregister. 305
Präzipitate, Linsen— durch Trümmer einer verkalkten Linse 465 Purtscher.
Praxis, Fir die — 180 Arens.
Primäraffekt, Uber den syphilitischen — an der Augenbraue 377 Langrock.
Prothese, Eine neue — 35 Sondermann.
— La dilatation des cavités orbitaires en vue de Ja prothése 282 Coulomb.
Prowaczek, Uber —sche u. andere Formen bei den Trachompatienten der Amsterdamer
.Trachompoliklinik 405 Kooy.
Pseudotumoren der Orbita 71 Hoffmann u. Martens.
Pay chophysik, Ein Gedenkwort der — 5 Hillebrand.
Pterygium, Anatomische Untersuchungen eines — usw. 660 Graf.
Ptosis, Over hereditäre — der orbitalen 'Tränendrüse — 187 u. 383 Löhlein.
Pupillarfasern, Zur Frage der Existenz gesonderter — im Sehnerv 124 Abelsdorff.
Pupille, Zur Physiologie der Lichtreflexe der — 457 Weve.
Pupillenabschuss, Zu E. Seidels Bemerkungen über den — 607 Kahn.
Pupillenbewegung, Beobachtungen zur Pathologie der — 100 Bauer.
— Beiträge zur — 103 v. Pflugk.
— Uber myotonische — 442 v. Domarus.
Pupillenphäuomene, Die Bedeutung der — für den Versicherungsarzt 223 Adam.
Pupillenreaktion, Untersuchung der — mit komplementärem Licht usw. 104 Weve.
— Der Schwellenwert der — 692 Engelking.
Pupillenstarre im bysterischen Anfall 230 Kempner.
— Isolierte retlektorische — usw. 102 Nonne.
— Traumatische — 231 u. 448 Löwenstein.
— u. Westphalsches Zeichen als Anlageanomalie 233 u. 454 Stromayer.
— Uber die Entstehung einer reflektorischen — durch Methylalkoholvergiftung 563 u. 693
Fuchs.
Pupillenstörung nach Grippe 163 u. 229 Franke.
Pupillenveränderung bei der Veronalvergiftung 699 Römer.
R.
Radium, Über die Brauchbatkeit von —leuchtfarben für Adaptometer 34 Stargardt.
— Le traitement des tumeurs des paupières par le — 288 de Lapersonne et Degrais.
— Radıo-dıagnostic et radio-thérapie en ophthalmologie 297 Terrien.
Raumsinon, Über Störungen des — der Netzhaut usw. 194 Mann.
Raumwahrnehmung, Über einige Täuschungen in der — bei Erkrankungen des Vestibular-
apparates 198 v. Weizsäcker.
Reflexe, Über die obere zeitliche Sichtbarkeitagrenze der Makula— 138 Stähli.
— Kleinhirn, Hirnstamın u. Labyrinth— 204 Kleijn u. Magnus.
Reflexlinien durch Faltung spiegelnder Grenzflächen im Bereich von Kornea, Linsenkapsel u.
Netzhaut 440 u. 472 Vogt.
Refraktion, Zunahme der — in der Dämmerung 359 Wibaut.
-— Eın Fall von transitorischer —abnahme bei Diabetes mellitus 625 Lundsgaard.
— ‘Transitorische —zunahme 626 Lundsgaard.
— u. Kriegsbrauchbarkeit 627 Simon.
Kegenbogenhaut, Uber Umstülpung u. Faltung der — nach Verletzungen 143 Groenouw.
Relief, — Untersuchungen über das — der menschlichen Linsenoberfläche 474 Vogt
u. Lüssi.
Retinitis, Beitrag zur patholog. Anatomie der — exsudativa 127 Berg.
— Veränderungen am Hintergrund bei einem Fall von doppelseitiger — exsudativa (Coats)
130 Eisenlauer.
— Uber die Beziehungen der — punctata albescens zur soz. zentralen tröpfchenförnigen
Aderhautentzündung 511 Wölfflin.
— Blutsverwandtschaft und Krblichkeit bei Taubstummheit und — pigmentosa 510 Wilde.
— Uber einen eigentümlichen Fall von — pigmentosa mit Atrophie der Aderhaut 728 Böhm.
— Zur Kasuistik der — pigmentosa 732 Ischreyt.
retrobulbär s. Neuritis.
Richtungsvorstellungen und Augenbewegungen 365 Grünbaum.
Robrsche Fernbrille s. Brille.
Ruptur, patnol.-anatom. Befund einer atypischen, indirekten Corneoskleral— usw. 533 u.
743 Hillger.
Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XXI
306 Alphabetisches Sachregister.
S.
Salvarsan, — behandlung bei luetischer Sehnervenerkrankung 167 Lempp.
— Uber —wirkungen bei luetischen Augenerkrankungen 283 Hensen.
— Uber Neurorezidive nach reiner — u. Silber—behandlung 592 Sinn.
— und —schäden 593 Sprüth.
Sarkom, Über —metastasen ins Auge 267 Doesschate.
— un i pathol.-anatomische und klinisch bemerkenswerte Fälle von Aderhaut— 7%
chulte.
Schattenbildung in der normalen Linse 106 Esser.
Scheiner, ausgewählte Stücke aus Christoph — Augenbuch 559'v. Rohr.
Scheinkatarakt bei Anwesenheit eines Fremdkörpers 140 Bleisch.
Schielen, Simuliertes — 54 Pichler.
— Ein nn. von extrem hochgradigem paralytischeın Einwärts— beider Augen usw. 3°:
Uhthoff.
— Leiden schielende Kinder unter Doppelbildern? 361 Davids.
Schussverletzungen, Beitrag zur patholog. Anatomie der indirekten Kontusionsfolgen au
Augen nach schweren Orbital— 755 Riedlinger.
Sehbahn, Zur Pathologie der — 717 u. 739 Igersheimer.
Seheindruck, Zur experimentellen Zerfallbarkeit des binocularen — 334 Lohmann.
Sehnerv, Ein Fall von —atrophie durch Bandwurmtoxine 13 Hensen.
— Die Bedentung des Gesichtsfeldes für die Kenntnis des Verlaufes und der Endigung der
—fasern in der Netzhaut 41 v. d. Hoeve, 616 Igersheimer.
— Demonstration eines metastat. Karzinoms der Aderhaut und des retrobulb. — nach Leber-
krebs 112 Elschnig.
— Zur Frage der Existenz gesonderter Pupillenfasern im — 124 Abelsdorff.
— Akute retrobulbäre —entzündung bei Myelitis 125 Abelsdorff.
— Über Erkrankungen des — durch Arsenikvergiftungen 164a de Haas.
— Salvarsanbehandlung bei luetischer —erkrankung 167 Lempp.
— Beitrag zur Tuberkulose des — 245 Oloff. l
— Geschwulstbildung an der Hirnbasis mit Einwucherung in die — 246 Borchardt und
Brückner.
— Zur Kenntnis des Gesetzes der spezifischen Energie des — 342 Rutin.
— Experimentelle Untersuchungen über die Lage der Versorgungsgebiete der Nervenfaserı
des —stammes in der Netzhaut 343 u. 517 Seidel.
— Über eine Missbildung am —eintritt (Grubenbildung) 602 Stargardt.
— Therapie der —atrophie 738 Günther.
— atrophie unklarer Ätiologie 750 Lauber.
Sehschärfe, Die Organisation der — im Gehirn 40 Best.
— im Halbdunkel 195a Roelofs und Zeemann.
Sehstörungen, Über Optochin— und ihre anatomische Grundlage 9 Abelsdorff.
— Über — nach Blutverlust 17 Pincus.
— Über — während des Krieges 525 Doesschate.
Sehstrablung, Über Störungen des Raumsinnes der Netzhaut usw. bei Herderkrankungen im
Gebiete der — 194 Mann.
Sehvermögen, Perte de la vision de l'oeil sans lésions organiques etc. 538 de Lapersonne.
Sehzentren, Zur Theorie der Hemianopsie und der höheren — 328 Best.
Senföl in Bolus alba statt Senfwickel usw. 179 Mertz.
Sensibilität, Theoretisches und Praktisches zur — der Kornea und Konjunktiva 636 Sommer.
Siderosis, Über einen Fall von doppelter Perforation durch Eisensplitter mit hämatogener —
des Bulbus 256 u. 758 Thoma.
— Ein Fall von — bulbi nach Granatsplitterverletzung usw. 760 Vogel.
Simulation, Uber die Verwendbarkeit des durch die Bäränysche Lärmtrommel erzeugten Lid-
reflexes zur Diagnose der — 209 Wodak.
— Eine Metliode zur Entlarvung von — 306 v. d. Moer.
— Moyen simple pour dépister une — de cécité unilaterale 311 Trantas.
— Epreuve tecnomyopique pour simulateurs etc. 307 Panni. >
Sklera, Myopische Augen mit dicker — 358 Fuchs.
— Du rôle de la sclérotique dans l’eclosion et dans le traitement du glaucome 489 Bour-
eois. i
Skleral, Ein Fall von spontaner —verdünnung usw. 421 Gnist.
- Direkter oder indirekter —riss 529 Fuchs.
Dr ea - gee . GEE Eee, | ES = ee ee eee ee 0 nee
— > — —
Alphabetisches Sachregister. 307
— Traumatische —zyste 762 Ziemssen.
— Uber traumatische —zysten 232 u. 253 Rados.
— Ein Fall von subkonjunktivaler --ruptur 252 Lundsgaard. _ |
— 2 Fälle von sympath. Ophthalmie, darunter 1 Fall von subkonjunktivaler —ruptur naw.
115 Böhm.
Skleritis, Beiträge zur Pathologie der — 96 Szymanowski.
— Ein Fall von — posterior 685 Simon.
Skotom, Uber physiolog. Beobachtungen an zentralen — 348 Wölfflin.
— les — dans le glaucome chronique 490 Delorme.
Skrofulose, Über Behandlung der kindlichen —tuberkulose mit Tebelon 171 Stoeltzner.
— Die Pathogenese und Therapie der phlyktännlären Augenerkrankungen, zugleich ein Bei-
trag zum — problem 594 Wessely.
skrofulös, Über Wesen und Behandlung der — Augenentzündungen 299 Wolff, 584 Koch.
— Die Verteilung der Phlyktänen am Limbus bei — Augenentzündung 407 Marx.
— Allgemeine und lokale Bestrahlung mit ultraviolettem Licht bei — Augenleiden 588 u.
671 Passow.
Spaltbildung, Vorübergehende — der Linse 702 Hirsch.
Sphincter papillae, Über wurmförmige Kontraktion des — 449 Löwenstein,
Spindelfiguren in kranken Hornbäuten 91 Pichler.
Spontanperforation der luxierten Linse usw. 147 Koppelmann.
Sprengkapseln, Augenverletzungen durch Explosion von — 258 Zimmermann.
Staphylome, Über ein neues Verfahren zur Operation partieller — der Hornhaut 225
Löwenstein.
— Ein Fall von spontaner Skeralverdünnung mit —bildung beider Augen 421 Guist.
Star, Die Fixierung des Augapfels beim —schnitt und anderen Eingriffen 308 Perlmann.
— Bericht über die — operationen der Giessener Universitäts - Augenklinik 1909 —1914
459 Bodet.
— Über 892 — und ihre Operation 467 Singerhoff.
— Über traumatischen Schicht— 475 Walter.
— Ein Fall von einseitigem Schicht— nach Trauma 528 Friede.
Der: Alters— nach Handmann 704 Vogt.
— Über die — operationen der Heidelberger Universitäts-Augenklinik 1915 und 1916 705
Wittmer.
Stauungspapille, Histologische Untersuchungen der Sternfigur der Makula bei — 137 Schuh-
macher.
-— Traumatische 150 Pichler.
— Das histologische Verhalten des lebenden Augenhintergrundes bei der — 244 u. 247
Koeppe.
Stenopäische Kriegsschutzbrillen, Zur Kenntnis der — 28 Greeff.
Stereokinematoskopie dichoptisch gesehener harmonischer Punktbewegungen 42 Kuile.
Stereomikroskopie, Die ‘Theorie u. Anwendung der — des lebenden menschlichen Kammer-
winkels 182 Koeppe.
Sterilisieren, Eine zweckmässige Einrichtung zum — gebrauchsfertiger Nahtfäden 309 Reitsch.
Sternfigur, Histologische Untersuchungen der — der Makula bei Stauungspapille 137 Schuh-
macher.
Störungen, Über — der optischen Lokalisation bei Verletzungen u. Herderkrankungen im
Hinterhauptslappen 190 Best.
Über — des Raumsinnes der Netzhaut oder der optischen Lokalisation bei Herderkran-
kungen im Gebiete der Sehstrahlung (,Paropsie‘) 194 Mann.
— Uber die optisch-räumlichen — 337 Roderfeld.
— Die — des optischen Suchaktes bei Hirnverletzten 619 Pfeiffer.
Strabismus, Myectomie avec suture en consonne pour la correction du strabisme 366 Kleefeid.
Strahlen, Die besonderen Funktionen der roten — bei der scheinbaren Grösse der Sonne u.
des Mondes am Horizont usw. 615 Henning.
SENDE SEEN über die Wirkung des — bei Dunkeladaptation 618 Löwenstein-
Brill.
Subokzipitalstich, Zum Anton-Schmiedeschen — 135 Schloffer.
Suchakt, Die Störungen des optischen — bei Hirnverletzten 619 Pfeiffer.
Syphilis u. Auge 158 Igersheimer.
— orbito-cranienne 388 Charlin.
— Über Augenmuskellähmungen in der frühen Sekundärperiode der Syphilis, — u. Auge
5865 u. 629 Bergmeister.
— —
X\l*
308 Alphabetisches Sachıegister.
-- Over negative Wassermannreactie by oogen en herzens— 575 Roorda Smit.
ayphilitisch, Über den —en Primäraffekt an der Augenbraue 377 Langrock.
— Infiltration gommeuse syphilitique de la conjonctive 414 Weekers.
Sympathikus, Beobachtungen u. Gedanken zum Heterochromieproblem u, über — glaukoni
242 Streiff.
— Zur Pathologie des Hals— 446 Karplus.
— Klinische Untersuchungen über Hals—reizung 458 Wölfflin.
sympathisch, Die Kriegserfahrungen auf dem Gebiete der —en Augenerkrankung 457
Nordmann.
-— Ophthalmies sympathiques 488 Truc.
— Die —e Augenerkrankung 556 Peters.
Synechien, Über „spontane“ vordere — 695 Junius.
T.
Tarsoplastik, Zur — nach v. Blaskovicz 63 Liebermann.
Täuschungen, Beiträge zur Lehre von den geometrisch-optischen — 347 Vincense.
‘l'ay-Sachssche familiäre amaurotische Idiotie, der jetzige Stand der Lehre v. der — 729 Feld mann.
Tebelun, Über Behandlung der kindlichen Skrofulotuberkulose mit — 171 Stoeltzner.
Tetaniekatarakt, Uber — 10 u. 105 Adler.
Therapie, Die nichtmedikamentise — der Augenkrankheiten. Graefe-Simisch, Handbuch der
ges. Augenheilk. 4 Hertel.
Thrombose, Vas histolog. Verhalten des lebenden Augenhintergrundes bei der — der Zentral-
vene 244 u. 247 Koeppe. `
— Kin Fall von — der Vene vort:cosa 481 u. 708 Mulock Houwer.
— Uber einen Fall von Ast— der Zentralvene usw. 576 u. 735 Saupe.
Tintenstift, Hornhautverletzung durch Kopier— 546 Richter.
--- Uber —verletzung der Orbita 552 Wissmann.
Totisches Verfahren, Die Behandlung der 'Tränenwege durch das — 380 Fischer.
Toxikologische Erfahrungen über Mittel, welche von Soldaten zur Erzeugung von Krankheiten
verwendet worden sind (Selbstbeschädigungsmittel) 152 Pick.
Trachom, die in der Heidelberger Augenklinik (1913—1918) behandelten Fälle 77 Friedländer.
— derzeitiger Stand der —iitiologie 81, 175 u. 219 Löwenstein.
-— Schutzfenster bei Massenbehandlung von — 217 Blatt.
-- Das — in Pälastina 222 Telavivi-Salzmann.
— Uber Prowazeksche und andere Formen bei den —patienten der Amsterdamer —poliklinık
405 Kooy.
— Die Abrasio conjunctivae als Heilmittel des — 673 Tertsch.
Tränendrüse, Über hereditäre Ptosis der orbitalen — 187 u. 383 Löhlein.
— Fistule de la glande lacrymale accessoire 331 Gallemaerts.
Tränendrüsengeschwülste 386 Vossius.
— Funktionsstörungen der Speichel- u. — 644 Fuchs.
— Tuberkulose der — 648 Stenzler.
'Fränenkanal. Über den Druck beim Durchspritzen des — 385 Rochat.
Tränenkanälchen, Naht des durchrissenen unteren — 68 Stargardt.
Tränenreflex, Ein unbekannter Lidschlag und — 53 Kisch.
Tränensack, zur Behandlung der —eiterung bei Kieferverletzten mit der Westschen Operation
66 u. 144 Heermann.
— Die Heilung der Tuberkulose des — auf intranasalem Wege 67 Polyák.
— Kyste hémorrhagique biloculaire du sac lacrimal 382 Gérard.
—~ Die temporäre Resektion der Nasenscheidewand bei intranasalen — operationen 643 A ffolter.
— Die Grösse des — 645 van Gaugelen.
— Über die Behandlung der —eiterung 646 Kraupa.
— und Tränendrüsenoperationen usw. 647 Neitzert.
— Die —operationen der Heidelberger Univ.-Augenklinik 1913—1915 649 Zimmermann.
Tränen weg, Zur Beurteilung der —erkrankungen nach photographischen Aufnahmen 212 Rauch.
-- Zur Behandlung der — durch das Totische Verfahren 380 Fischer.
I'ränenwege, Uber die Beziehungen der — zur Nase 64 Bogendörfer.
Transplantation, Eine Kombination italienischer Plastik mit der Wölflerschen — von Schleim:
haut zuin Ersatz eines Unterliddefektes 210 Alexowski.
— Wimpernersatz durch freie — behaarter Haut 211 Lexer.
— Ein Fall von — der Hornhaut 90 u. 226 Müller.
— Fett— in die Tenonsche Kapsel nach Enucleatio bulbi usw. 594e Lindgreen.
— Konjunktival— auf proliferierende Maculae corneae 667 Lindgreen.
Alphabetisches Sachregister. 309
Trepanation, Neue Art der Skleral— mit Iridektomie bei Glaukom 493 Purtscher.
_ Ein Fall von Spätinfektion bei — sclerae 713 Dubois.
— Erfahrungen über die Glaukom— nach Elliot 715 Hegner.
— g. ferner Elliot.
Trigeminusneuralgie, Zur Behandlung der — 29a Hirsch.
Tropismus, Über Lichtreaktionen bei Raupen u. die Lehre von den tierischen — 613 Hess.
hen Helio — der Pflanzen und den
_ Messende Untersuchungen über die Beziehungen zwisc
Lichtreaktionen der Tiere 614 Hess.
Tuberkulide der Conjunctiva 658 Friede.
Tuberkulose, Uber die Heilung der — des Tränensacks usw. 67 Polyak.
— Beitrag zur — des Sehnerven 245 Oloff.
— Das Friedmannsche Heil- und Schutzmittel bei Behandlung der — und Skrofulose 285
Holtmann.
_ Ein neuer Universalbestrahlungsapparat für Augen— 287 Koeppe.
— Augen- und aktive Immunisierung nach Friedmann 585 Krusius.
— Über — der Tränendrüse 618 Stenzler. |
— Fall von epibulbärer — 661 Guzmann.
— Zur Klinik der Bindehaut — 665 Köhne.
— Über primäre — der Netzhaut 780 Fuchs.
Tuberkulinempfindlichkeit, Über die Beziehungen zwischen dem sog. Ekzem der Augen und
der — der Haut 404 Köllner.
tuberkulös, Über die Verwendung des Krysolgan hei — Augenerkrankungen 29 Heseberg
— -parenchyimatöse Keratitis, behandelt mit Tuberkulin 224 Hoeg.
— Über — Augenerkrankungen 583 u 662 Hippel. .
Tumor, Metastatische, multiple — des linken Scheitel- und Stirnbeins 132 Elschnig.
L Ein bisher noch nicht beschriebener Fall von Orbital— 399 u. 653a Wessely.
— Ein Fall von Keilbein- und Siebbein— usw. 653 Uhthoff. |
— Hypotonia bulbi bei intraokulorem — 706 Franz.
— Hämorrhagisches Glaukom an einem kataraktösen Auge, bei dem die anatomische Unter-
suchung Aderhaut— ergab 711 Weishaupt.
Typhus, Ein Fall von Iridozyklidie nach — 569 Goldstein.
U.
Übergangsfalte, Corpora aliena in der — der Konjunktiva 218 Hoeg.
Oberpti naine, Über eine gestielte — aus dem oberen Augenlid in das gleichseitige Unterlid
sser.
Ulcus rodens, Auffallende Heilung eines — corneae nach Gesichtserysipel 419 Kyer.
— Uber — rodens der Hornhaut 419a Eyer.
— — corneae 62 Junius.
— serpens, Zur Optochinbehandlung des — 432 Paradies;
— cum hypopyo, Die Behandlung des — mit Optochin. hydrochlor. 27 u. 86 Dubois.
Unfall, Die —frage bei der Netzhautablösung 495 u. 520 Ammon.
— Gedanken und Fragen aus der augenärztlichen —kunde 541 Lohmann.
— Vier fir —begutachtung wichtige Augenverletzungen 747 v. 6 ravestein.
— Besserung des Augenbefandes infolge von — 753a zur Nedden.
Ungleichsichtigkeit, Ausgleich höchstgradiger — von 20 D durch Rohrsche Anisometropie-
Fernbrille 50 Wolff.
Unterlid, Ersatz der —bildung usw. 60 Cramer.
— Über operative Beseitigung des Ektropium des — 62 Hessbersg.
— Kombination ital. Plastik mit der Wolflerschen ‘Transplantation von Schleimhaut zum
Ersatz eines —defektes 210 Alexowski.
Uvealtraktus, Zur Kasuistik der Kolobome des — 601 Spengler.
vV.
Varicocele orbitae 75 Zeemann.
Verätzung, Studien über die histolog. Veränderungen der Hornhaut bei — derselben durch
Bleisalzlösungen 25 Hoffmann.
Vererbung in der Augenheilkunde 37 Vogt.
Vergiftung. —erscheinungen nach aus Brennspiritus hergestelltem Schnaps 580 Walter.
— Pupilienveränderung bei der Veronal— 69 Römer.
Verlagerung, Über — der Iris und Linse nach Verletzungen 752 Lohagen.
310 Alphabetisches Sachregister.
Verletzung, Kriegserfahrungen über Infektion nach — des Auges 156 Wätzold.
— Ein Fall von dauernder zerebraler Erblindung nach Hinterhaupts— 254 Saenger:
— Abhandlung über Tintenstift— des Auges 532 Heyn.
— Vorstellung schwerer Gesichts— 751 Lexer.
-— Über Verlagerung der Iris und Linse nach — 752 Lohagen.
-— Direkte Läsion des Optikus durch Granatsplitter— 249 Colden.
— Uber einen Fall von Granatsplitter— des Auges 744 Breuer.
— Über einen Fall von Granatsplitter— des Orbitaldaches usw. 749 Joachim.
-- Ein Fall von Siderosis bulbi nach Granatsplitter— usw. 760 Vogel.
Veronalvergiftung, Pupillenveränderung bei der — 699 Römer.
Versicherungsarzt, Die Bedeutung der Pupillenphänomene für den — 228 Adam.
Verwundung, Résultats du tractement précoce des blessures orbito-oculaires 537 de
Lapersonne.
Vestibuläre Reizung, Lokalisation der durch — in der Kernregion der Augenmuskelnerven
hervorgerufenen Erregung 52 Gatscher.
Visus, Beitrag zum Verhalten des — bei Astigmatismus 623 Farid Bey.
Vorlagerung, Un procédé d'avancement musculaire 363 Duverger.
— Avancement, musculaire avec suture de renforcement a l'insertion du muscule 369
van Lint.
Vossiussche Ringtrübung, Klinische und experimentelle Untersuchungen über die Genese der
— 109 Vogt.
- - Zur Genese der — 444 Hesse.
— Zur Frage der — 455 u. 550 Triebenstein.
W.
Wärmeströmung in der Vorderkammer, Nachtrag zu meiner Mitteilung über — 188 Plocher.
— Weitere Mitteilungen über — und deren Bedeutung 608 Tuerk.
\Vassermann-Reactie, voer negative — by oogen en herzenssyphilis 575 Roorda Smit.
Westphalsches Zeichen, refi. Pupillenstarre und — als Anlageanomalie 233 u. 454 Stromayer.
West sche Operation, Zur Behandlung der Tränensackeiterung bei Kieferverletzten mit der —
144 Heermann. |
Wettstreit der Konturen, Über den — 195b Roelofs und Zeemann.
Wimpernersatz durch freie ‘Transplantation behaarter Haut 211 Lexer.
X.
Xeroderma pigmentosum, Augenveränderungen bei 166 Lederer.
-- Ein Fall von — mit Orbitalgeschwulst 265 u. 387 Bernouilli.
-- Die Beteiligung des Auges an dem Krankheitsbild des — 270 Lederer.
— und Augenerkrankungen 272 u. 431 Müller.
Xerophthalmie, Klinische Untersuchungen über Dystrophie und — bei jungen Kindern 400
Bloch.
Z.
Zellgewebsentzündung, 4 Fälle von orbitaler — 398 Trim born.
Zentral, Abnormer Ursprung und Verlauf der —gefässe 36 Ginzburg.
— Ein Fall von schwerer arteriosklerotischer Veränderung der beiderseitigen —arterie usw.
126 Becker.
— Bay sie Histologie der lebenden Netzhaut bei der Embolie der —arterie usw. 243
oeppe.
— Das histolog. Verhalten des lebenden Augenhintergrundes bei der Thrombose der —vene
usw. 244 u. 247 Koeppe.
Zonula, Über das Verhalten der — bei Spontanluxation der Linse in die Vorderkammer
606 Wessely.
Zyklitis, Chron. — mit Lymphfollikeln 694 Ginsberg.
Zyste, Ein Fall von Vorderkammer- und Kornealskleral— mit Endothelauskleidung 427
Liese.
— Traumatische Skleral— 762 Ziemssen.
Zysticercus im Glaskörper 534 v. Hippel, 543 Nette.
Zytologische Studion am menschlichen Auge 259 u. 281 Brückner.
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NN
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