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Full text of "Regelmäßiger Vierteljahresbericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 1918-1919"

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REGELMÄSSIGER VIERTELJAHRESBERICHT 


UBER DIE — DE: 


LEISTUNGEN UND vein ae =; 


DER 


AUGENHEILKU NDE 


IM JAHRE 1918 : ::.. 


FÜR DAS ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE 
— 


ERSTATTET VON 


F. CAUSE-MAINZ, E. FILBRY WÜRZBURG, H. HÖHMANN-MÜNCHEN, 

J. HOROVITZ-WÜRZBURG, H. KÖLLNER-WÜRZBURG, R. KÜMMELL- 

ERLANGEN, W. LÖHLEIN-GREIFSWALD, W. LOHMANN-MÜNCHEN, 
H. PAGENSTECHER-STRASSBURG, K. WESSELY-WÜRZBURG 


REDIGIERT VON 


K. WESSELY-WÜRZBURG. 


MÜNCHEN UND WIESBADEN. 
VERLAG VON J. F. BERGMANN. 
1919. 


‘Nachdruck verboten. 
Übersetzungsrecht in alle Sprachen vorbehalten. 


Copyright 1920 by J. F. Bergmann 


Druck der Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg. 


Inhalts-Verzeichnis. 


Abteilung A. 


Referenten: Wessely, llöhmann,. Ossowski. Horovitz, Cause. 
Seite 


Allgemeine ophthalmologische Literatur . fe gt a te 

Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen) . 

Allgemeine und experimentelle Pathologic und ‘Pherapie 

Untersuchungsmethoden, Heilmittel, Instrumente, allgemeine, 
operative Technik 


Abteilung B. 


Referenten: Wessely und Köllner. 
Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen 
Ernährungspbysiologie und Augendruck . 
Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes 


Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Bofrakliun 


Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates . 


Abteilung C. 


20. 
22. 
24. 
28. 
29. 


Referenten: Höhmann, Ossowski, Horovitz. 


Lider 

Tränenwege . . ee Je > 
Orbita (nebst Exophthalmus) Nebenhöhlen . 
Bindehaut . eo i 
Hornhaut uud Bedschait 


Abteilung D. 


Referent: Kümmell. 
Iris (Pupille) . 
Linse 
Glaskörper und Aderimut : 
Sympathische Ophthalmie . 
Glaukom é 


Abteilung E. 


Referenten: Lohmann, Filbry. 
Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen . 
Unfallerkrankungen, Verletzungen, Kendine Parasiten 


Alphabetisches Naniensregister . 
Alphabetisches Sachregister 


39282 


30. 
32. 
32. 
39. 
39. 


64. 
66. 
72. 


75. 


85. 
87. 
89. 
95. 
97. 


100. 
101. 
103. 
104. 
110. 


. Ald. 
. 119. 
. 121. 


122. 


. 125. 


3. 128. 
. 136. 


151. 
152. 
155. 


159. 


162. 
165. 
168. 
178. 


174 


175. 
176. 
178. 


180 


181. 


183. 
183. 
184. 


186. 


156. 


188. 
192. 


210 
212 
215 


216 


Regelmäßiger Vierteljahresbericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 


erstattet von 


f. Cause-Mainz, E. Filbry-Würzburg, H. Höhmann-München, J. Horovitz-Würz- 
burg, H. Köllner-Würzburg, R. Kümmell- Erlangen, W. Löhlein-Greifswald, 
W. Lohmann-München, H. Pagenstecher- Strassburg, K. Wessely-Würzburg 


redigiert von K. Wessely. 


Erstes Quartal 1918. 








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I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 
(Biicher, Monographien, Historisches.) 
Ref.: Wessely. 

1) Buschmann: Bericht über die Wirksamkeit der Universitäts-Augenklinik 
zu Giessen vom 1. 4. 1907 bis 31. 3. 1908. Dissert. Giessen. 

*2) Greeff: Die Briefe des Francesco Redi über die Erfindung der Brillen. 
Zeitschr. f. ophthalm. Optik. 6. Jahrg. 1. H. 1918. 

*3) v. Rohr: Zur Entwicklung der Fachausbildung von Brillenoptikern. ‘Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Februarh, 1918. 

4) Silex und Betty Hirsch: Bericht über unsere dreijährige Tätigkeit an 
der Blinden-Lazarettschule des Vereinslazaretts St. Maria Viktoria-Heilanstalt zu 
Berlin, Berlin 1918. Ref. siehe 148, 


Greeff (2) gibt die Übersetzung von zwei Briefen von Francesco 
Redi an Carlo Dati und an Paolo Falconieri, die beide die Erfindung 
der Brillen behandeln. In ihnen wird die Stelle aus der Chronik des Klosters 
S. Caterina in Pisa über den Frater Allessandro della Spina in verschiedener 
Form zitiert. Dieser Widerspruch ist in der Literatur schon mehrfach er- 
örtert worden und G. fügt noch weitere Hinweise hinzu, die den Redi in 
scinen Angaben als unzuverlässig erscheinen lassen, 

Unter kurzer historischer Darlegung der Entwickelung der Fach- 
ausbildung unter den Brillenoptikern, insbesondere in Amerika und England 
tritt Rohr (3) dafür ein, dass man die Optiker in ihrem Streben nach einer 
besseren Ausbildung in ihrem Fach und nach Berechtigung zu selbständiger 
Verordnung von Brillen unterstützen solle, in der Voraussetzung, dass sic 
selbst von einer zu weiten Ausdehnung ihrer Tätigkeit Abstand nehmen 
warden. Eine besondere Preisentlohnung der Optiker für diese Tätigkeit hält 
R. für gerechtfertigt, auch sieht er einen freudig zu begrüssenden Fortschritt 
darin, wenn der Allgemeinheit allmählich klar wird, »dass man zwar eine 
Prille für 1,50 Mk. in einem Warenhaus kaufen könne, aber sein eigenes 
Interesse besser wahrnehme, wenn man bei einem tüchtigen Optiker ein Viel- 
faches dieses Preises anlege«. 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. I 


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Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 
Ref: Höhmann. 

*5) Ausch, O.: Akromegaiie mit intensivem Diabetes und Wechsel der Haar- 
farbe. Mediz. Klinik 1918. Nr. 6. S. 131. 

*6) Chiari: Die Veränderungen der Bindehaut des Auges bei Fleckfieber. 
Wiener klin. Wochenschr. 1917. Nr. 47. S. 1479. Ref. siehe Nr. 79. 

*7) Düring, M. und Huber, O.: Herpes corneae febrilis bei Malaria. Klin. 
Monatsbi. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 368. 

*8) Eppenstein, A.: Neuritis optici und Iridozyklitis infolge von Masern. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 245. 

*9) Gjessing, H.: Über Tuberkulose als Atiologie bei der sog. Febris uveo- 
parotida (Heerfordt), Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 249. 

*10) Hamburger, C.: Fall von Erblindung durch Likörersatz. Sitzungsbericht. 
Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 5. S. 141. 

*11) Hensen, H.: Über Optochinerkrankungen dea Auges. Münch. med. 
Wochenschr. 1918. Nr. 10. S. 268. 

*12) Hörhammer: Ein Fali von Mikuliczscher Erkrankung. Demonstration. 
Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 7. S. 197. 

*13) van der Hoeve, J. und de Kleyn, A.: Blaue Sklera, Knochenbrüchigkeit 
und Schwerhörigkeit. Archiv f. Ophthalm. 95. Bd. 1. H. S. 81. 

*14) Ischreyt, G.: Uber 8 Fälle von Turmschädel mit Augenstörungen. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 112. 

*15) INig, H.: Aphthae epizooticae beim Menschen mit besonderer Berücksich- 
tigung der Augensymptome. Arch. f. Augenheilk. 83. Bd. 2. H. S. 64. 

16) Kümmell: Über leukämische Augenveränderungen. Graefes Arch. f. 
Ophthalm. Bd. 95. H. 2. S. 105. 

17) v. Oepen, H.: Uber Optochinamblyopie. Dissert. Bonn. 

*18) Stenvers, H. W.: Réntgenologische Bemerkungen zur Arbeit von 
J. van der Hoeve und de Kleyn. Arch. f. Ophthalm. 95. Bd. H. 1. S. 94. 

*19) Wilms: Heilung der Trigeminusneuralgie durch Rontgenbe:trahlung. 
Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 1. S. 7. 

*20) Wirtz, R.: Die entzündlichen Erkrankungen des Sehorgans infolge von 
Zahnleiden. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 58. 

Ischreyt (14) berichtet über 3 Fälle von Turmschädel mit 
Augenstörungen. Für die Genese haben in allen 3 Fällen frühzeitige 
Nahtverknöcherungen des Schädels eine ausschlaggebende Rolle gespielt. Die 
Refraktion bestand in 2 Fällen in Myopie, was im allgemeinen bei Turm- 
schädel der seltenere Refraktionszustand ist Ophthalmoskopisch fand sich 
nur in 1 Fall deutliche Papillenabblassung mit leichter Schwellung (ab- 
gelaufene Neuritis). in 1 Fall waren nur die nasalen Venen stärker geschlängelt. 
im 3. Fall können die Veränderungen sowohl der Myopie wie auch einer 
abgelaufenen Papillenschwellung zugeschrieben werden. Die Sehschärfe war 
in allen 3 Fällen herabgesetzt; im 1. Fall war sie zuletzt wieder normal, 
in 1 Fall blieb ein Rest von 0,04 zurück, der wohl ebenfalls auf Schädigung 
der Nervenelemente zurückzuführen ist, wenn auch ophthalmoskopisch Keine 
entsprechende Veränderung zu erkennen war. Im 2. Fall mit deutlicher 
Papillenabblassung war das Sehvermögen bis auf Lichtprojektion erloschen. 
In den beiden anderen Fällen war das Gesichtsfeld konzentrisch eingeengt 
für Weiss und Farben, wobei in dem einen Fall die ungewöhnlich starke 
Einengung für Blau bemerkenswert ist. 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 3 


van der Hoeve und de Kleyn (13) berichten über 2 Familien, in 
denen mehrere Mitglieder neben blauer Sklera und Knochenbrüchig- 
keit gleichzeitig an Schwerhörigkeit litten. Ausführliche Tabellen er- 
läutern die Untersuchungsergebnisse. Bei der einen Familie, deren Stamm- 
eltern nicht miteinander verwandt waren, waren von 22 Personen 11 sicher 
mit der erwähnten Symptomentrias behaftet. Beinahe alle waren klein und 
zart gebaut, die meisten hatten Refraktionsanomalien, Embryotoxon kam nicht 
zur Beobachtung, 7 hatten Syndaktylie der 2. und 3. Zebe. Die Schwer- 
hörigkeit hatte ın sämtlichen Fällen den Charakter einer Otoskleruse. Dass 
die Schwerhoérigkeit zu dem Krankheitsbild gehört, erhellt für die Verff. 
daraus, dass nur diejenigen Mitglieder der 1. Familie schwerhörig waren, 
welche blaue Sklera hatten, die übrigen mit normaler Sklera und normalem 
Knochenbau hatten auch normales Gehör. Auf Grund ihrer Wahrnehmungen 
erklären Verff. die Schwerhörigkeit als eine zum Bilde der hereditären Er- 
krankung »blaue Sklera« gehörende Abweichung. Zu der Trias blaue Sklera, 
Knochenbrüchigkeit und Schwerhörigkeit könnten sich eventuell andere kon- 
genitale Abweichungen gesellen. 

Stenvers (18) bringt auf 5 Tafeln in 12 Abbildungen röntgenolo- 
gische Abweichungen der Skeletteile von Kranken der obenerwähnten ersten 
Familie. Sie sind intensiv und verschiedener Art, wie aus den abgebildeten 
Photographien hervorgeht. Ausser Brüchen wurden Verkrümmungen der 
Knochen, wie Säbelbeine, Kyphosis, Lordosis, Skoliosis konstatiert. Das 
Röntgenbild des Felsenbeins der schwerhörigen Kranken zeigt, dass die ganze 
labyrinthäre Gegend durch eine kalkreiche Masse bedeckt ist. Somit ist die 
klinische Sklerose in diesem Falle röntgenologisch verbunden mit abnormer 
Kalkablagerung um das Labyrinthsystem. 


Wirtz (20) bespricht in einem grösseren Aufsatz die entzündlichen 
Erkrankungen des Sehorgans infolge von Zahnleiden. Schon im 
Jahre 1917 hatte er (vergl. Vierteljahrsbericht 1917, Nr. 23) einen 1914 
gehaltenen Vortrag veröffentlicht über 4 Fälle von chronisch rezidivierender 
Iritis dentalen Ursprungs. Nach seinen weiteren Erfahrungen bei konsequentem 
Zusammenarbeiten mit dem Zahnarzt siud die entzündlichen Erkrankungen 
des Schorgans, insbesondere die intraokularen infolge chronischer Zahnleiden 
keine Seltenheiten. Bei Besprechung der anatomischen Beziehungen zwischen 
Zähnen und Auge misst er für die Verbreitung entzündlicher Prozesse der 
Zähne auf das Auge den Blutgefässen. vor allem den Venen die grösste Rolle 
zu. Die Venennetze beider Organe besitzen z. T. gleiche Abflusswege. Die 
Verbindung zwischen dem Venennetz der Orbita und den zahlreichen Abfluss- 
wegen der Zähne werden vor allem aurch die V. ophthalmo facial. und die 
V. fac. ant. vermittelt. Den Arterien kommt eine geringere‘ Bedeutung zu, 
nur bei metastatischen Prozessen. Wieweit aber das Lymphsystem bei der 
Propagation entzündlicher Zahnerkrankungen zum Auge hin mitwirkt, ist 
noch nicht klar zu übersehen. Als Erkrankungen der Adnexe des Auges 
und der Orbita infolge Zahnleiden führt W. an das akute Ödem der Lider 
(Ausgangspunkt meist ein kariöser Oberkieferbackzahn mit umfangreicher 
Periodontitis), ferner 1 Fall von rezidivierendem schmerzlosem Ödem der Lider, 
bei dem sich nichts Pathologisches in der Umgebung fand, ausser dass das 
Zahnfleisch im Bereich des oberen rechten zweiten Prämolaren gerötet, der 
Alveolarfortsatz geschwollen und druckempfindlich und der Zalın selbst stark 
kariös zerfallen ist; nach Entfernung des Zahnes verschwand das Ödem in 2 Tagen 


IIl* 


4 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


ohne wieder aufzutreten. Kurz besprochen wird die Teriostitis orbitalis 
anterior und Lidabszess, hochgelegene Zahnfisteln am unteren Orbitalrand und 
an den Tränenwegen (bei der dentalen inneren Augenwiskelfistel stammt der 
liter in der Revel von den seitlichen Schneidezihnen und dem Eckzahn; 
dabei ist beachtenswert, dass bei Erkrankungen mit intraossalem Vordringen 
jede entzündliche Anschwellung der Wange fehlen kann: auch an den Lart- 
schneiderschen Markhohlenabszess ist zu denken, in seltenen Fällen ent- 
stehen diese Fisteln erst am Anschluss an ein dentales Oberkieferhöhlen- 
enipyem: hier beginnt das Leiden fast stets mit einer Erkrankung der Back- 
zine; ein eizener Fall von innerer Augenwinkelfistel wird mitgeteilt; seltener 
sind die dentalen äusseren Augvenwinkelfisteln, bei denen der Eiter am tem- 
poralen Teile des unteren Orbitalrandes zutage tritt und meist von einem 
kranken Backzahn herrührt: gegenüber anderen Krankheitsursachen ist hier 
das wichtigste differentialdiagnostische Hilfsmittel die Sondierung; die Sonde 
fuhrt abwärts zur Alveole des kranken Zahnes). Von Orbitalerkrankungen 
werden angetührt die Periostitis orbitalis acuta posterior, die Orbitalphlegmone 
und die Thrombose der Vena ophthalmica und des Sinus cavernosus. Die 
Kraukengeschichte eines Falles von Periostitis orbitalis acuta posterior wird 
angettihrt:  Prallste Schwellung am linken unteren inneren Orbitalranid. 
Chemosis, Exophthalmus, Druckempfindlichkeit des Orbitalrandes unten uud 
innen, anfängliche Diagnose: Orbitalphlegmone, wahrscheinlich ausgehend von 
der Kieferhöhle, Inzision längs des ganzen unteren Orbitalrandes bis auf den 
Knochen. Hervorquellen von Liter; nach 2 Tagen leichter Rückgang der Er- 
scheinungen, Nase und Nebenhöhlen ohne krankbaften Befund, dagegen der 
Alveolarfortsatz des linken Oberkiefers im Bereich des 2, Prämolaren ge- 
schwollen und gerötet, auf Vruck entleert sich aus einer Fistel etwas Eiter, 
die Wurzeln des kranken Zahnes wurden entfernt, an einer palatinalen Wurzel 
sass ein erbsengrosses Granulom: nach der Extraktion gingen alle Erschei- 
nungen raseh zurück. Pat. konnte nach 14 Tagen geheilt entlassen werden. 
Das Krankheitsbild entsteht durch Übergreifen der dentalen Periostitis orbi- 
talis ant. über das Septum orbitale hinaus nach hinten auf die tiefen Teile 
der Periorbita. Hläufiger als durch hochsteigende Oberkieferperiostitis aber 
tritt die Periostitis orbit. post. bei dentaler Erkrankung der Kirferhöhle ein, 
wie überhaupt die Kieferhchle der wichtigste Weg für die Propagation der 
Zahnentzünduugen zur Augenhöhle ist. Für die Behandlung ist die ätiolo- 
gische Diagnose das wichtigste. Wird diese richtig gestellt, so ergibt sich 
das Heilverfahren von selbst: Entfernung des ursächlichen Zahnes, sofortige 
Inzision längs des unteren inneren Orbitalrandes, um der Gefahr der Orbital- 
phiegmone und des Überganges aufs Gehirn vorzubeugen. Die Orbital- 
phlegmone ist grossenteils dentalen Ursprungs. Die Zahnerkrankung kann 
auf dem Wege des Oberkieferhöhlenempyems oder direkt auf die Augenhöhle 
überzreifen. Die dentale Kieferhöhleneiterung hat ihren Ursprung in einem 
Wurzelabszess oder eitriger Alveolarperiostitis. Sie geht naturgemiifs am 
häufigsten von den Zähnen aus, deren Wurzeln dem Kieferboden aın nächsten 
stehen, dem 2. Priimolaren und den Molaren. Das dentale Kieferhöhlen- 
empvem hat besonders grosse Neigung, auf die Orbita überzugreifen und zwar 
aut 3 Wegen, durch die Knochenwand, die Lymphgefässe, die Venen; durch 
letztere scheinbar am häufigsten: die Venen vermitteln auch den Übergang 
der Entzündung auf die Spitze der Orbita und ferner durch die V. centr, 
retinae, die Vv. ciliares auf den Augapfel. Es kommen nun auch Fälle von 


II. Beziehungen zu Allgemefnleiden (einschl. Vergiftungen). 5 


Orbitalphlegmone vor, in denen das Zahnleiden latent ist, so dass es nicht 
gleich als Krankheitsursache erkannt wird. In einer ganzen Reihe der Fälle 
von Orbitalerkrankung trat diese erst nach Extraktion eines kranken Zahnes 
auf, diese Fälle nahmen einen besonders ungünstigen Verlauf; aber im all- 
gemeinen ist die Prognose der Orbitalphlegmoue dent den Ursprungs nicht 
schlecht, wenn rechtzeitig die Krankheitsursache entdeckt, entfernt und nicht 
zu zaghaft chirurgisch vorgegangen wird, — Die Erkrankungen des Aug- 
apfels infolze Zahnleidens sind nach W. relativ häufie, vor allem die der 
Uvea. W. teilt seine Beobachtungen in 3 Gruppen: 1. Metastatische, 2. uu- 
mittelbar, 3. mittelbar hervorgerufene Augenerkrankungen. Von metastatischen 
tührt er einen Fall von eitriger Chorioiditis mit folgender Panophthalmie 
und einen von eitriger Iridochorioiditis mit folgender Atrophia bulbi an, sowie 
einen Fall von langjährigem rezidivierendem Gelenkrheumatismus mit Iritis, 
der mit Sanierung des Gebisses vollständig und dauernd ausgeheilt war. Von 
unmittelbar durch Zahnleiden verursachten Augenerkrankungen teilt er drei 
eigene Fälle von Iridocyclitis acuta, 2 Fälle von Iritocvelitis acuta, 4 Fälle 
von Iritis chronica, 1 Fall von Chorioiditis centralis exsudativa mit leichter 
Nenritis optica, 1 Fall von Phlebitis retinae mit. Von mittelbar durch Zahn- 
leiden hervorgerufenen Erkrankungen des Augapfels bringt er die Kranken- 
geschichte eines Falles von Keratitis parenchvmatosa, eines von beiderseitiger 
chronischer lritis und eines von chronischer einseitiger Blepharo-honjunktivitis 
mit Keratitis marginalis. Sämtliche Fälle heilten sofort vollkommen aus mit 
Beseitigung der als ursächlich angesehenen Zahnwurzelprozesse und die Heilung 
war von Dauer. Die häufigsten unmittelbaren dentalen Augenentzündungen 
sind Erkrankungen der Uvea, bzw. ihres vorderen Abschnittes, der Iris und 
zwar 2 Typen: 1. Iritis acuta,mit Beteiligung des Strahlenkörpers und starken 
Ausschwitzungen; sie entstehen plötzlich und vernichten in wenigen Tagen 
das Selvermögen bis auf Lichtschein, die gebräuchliche palliative Behandlung 
hat keinen Einfluss: 2 Iritis chronica beschränkt sich meist auf das Iris- 
sliaphragma und zeigt wenig Neigung zu Exsudationen, so dass auch nach 
langjihrigem Bestehen die brechenden Medien wenig getrübt werden und das 
Sehvermögen wenig leidet; ihr Verlauf ist gekennzeichnet durch eine grosse 
Zahl der Rezidive, die auf palliative Behandlung abzuheilen pilegen. Die 
Kranken mit chronischer rezidivierender Iritis gehörten sämtlich Kreisen an, 
in denen eine geregelte Mundhygiene üblich ist. Ihr Gebiss war gepflegt und 
die kranken Zähne lege artis behandelt. Erst das Röntgenbild deckte die 
Erkrankung auf. Bei den Kranken mit akuter Iritis lagen die Mundverhält- 
nisse sehr im argen, hier dürften vollvirulente Keime in grosser Zahl. dort 
abgeschwächte in geringer Menge zum Auge gelangt sein. In 3 Fällen 
init behandelten Zähnen war der kranke Zahn mit einer Goldkappe versehen, 
die den Zahn gänzlich nach aussen abschloss. Zudem trug sie noch einen 
Ersatzzahn für den fehlenden Nachbar, der beim Kauen wie ein Ilebel auf 
die kranke Wurzel einwirkte und diese in dauernder mechanischer Reizung 
hielt. 2 Patienten trugen schlecht sitzende Prothesen, die die kranke Wurzel 
scheuerten und ebenfalls dauernd reizten. Für die Entstehung dentaler 
innerer Augenleiden kommen zwei wesentliche Bedingungen in Betracht, 
künstlicher oder gelegentlicher Abschluss eines infektiösen chronischen Wurzel- 
prozesses nach aussen und Aufflackern der Wurzelerkrankung durch schädigende 
Eintlüsse und ferner Goldkappenverschluss des kranken Zahues, die Wurzel 
reizende Anhänger und schlecht sitzende Prothesen begünstigen die Ver- 


6 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


breitung der infektiösen Zahnerkrankung. Am häufigsten ist die direkte 
Verbreitung durch die zahlreichen Venenverbindungen vom Auge zum Zahn. 
Für diesen direkten Weg spricht, dass sich stets nur das eine Auge auf 
seiten der Zahnerkrankung entzündet, der Prozess oft durch Anschwellung 
und Druckempfindlichkeit der Weichteile verfolgen lässt, nach Aufflackern 
des Zahnprozesses das betreffende Auge sofort mitbeteiligt, bei doppelseitiger 
Augenerkrankung nach Beseitigung cines Krankheitsherdes nur die gleich- 
seitige Augenerkrankung zurückbildet. Für den Venenweg spricht, dass be- 
sonders die Teile erkranken, die besonders grosse Verbindungen mit dem 
Venennetz haben, Iris, Chorioidea und Nervus opticus. Bei dem Fall von 
Keratitis parenchymatosa war wahrscheinlich das luetische Virus die aus- 
lösende, der Zahnprozess die jeden Rückfall vorbereitende Ursache, bei dem 
Fall von doppelseitiger Iritis war wohl die auslösende Ursache tuberkulöses 
Virus (früher tuberkulöse Pleuritis überstanden), die chronischen Zuhnprozesse 
die vorbereitende für «die vielen Rezidive der Iritis. Zum Schluss erwähnt 
W. noch, dass gleiche Erfahrungen 1916 Brown und Irons mitgeteilt haben. 
Sie kommen zu deın Schluss, dass die dentalen und tonsillaren Infektions- 
quellen in der Pathogenese der Iritis eine ganz bedeutende Rolle spielen. 
13°’, der beobachteten Iritiden führen sie darauf zurück. (Vergl. Brown 
und Irons, The etiology of iritis. 52, Anual meeting of the Americ, Ophth. 
Society, Washington, Mai 1916. Referat: Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1916, 
Bd. 52, S. 609.) 

Wilms (19) hat sehr gute Erfolge gehabt in der Behandlung der 
Trigeminusneuralgie durch Röntgenbestrahlung. Bei Neuralgien 
nach Entzündungen, z B. nach Kieferhéhlenentzindungen, Influenza, Parotis 
wirkte die Bestrahlung derart günstig, dass die Patienten in wenigen Stunden 
oder am 2. Tage völlig frei von Schmerzen waren und auch blieben, Neur- 
algien auf dem Boden rheumatischer Anlage reagierten z. T. ebenso prompt, 
bei anderen Fällen verstärkte sich nach der ersten Bestrahlung der Schmerz, 
hier wurde sobald als möglich, unter Umständen schon nach 3 Tagen eine 
2. starke Dose gegeben oder noch ein paar Felder bestrahlt, die in der ersten 
Sitzung nicht gefasst wurden; der Erfolg blieb daun nur in wenigen Fällen 
aus. Neben prompten Reaktionen zeigte sich in anderen Füllen ein langsames 
Nachlassen der Beschwerden, so dass erst im Verlauf von 8—10 Tagen Heilung 
eintrat. Nur in 3 Fällen zeigte sich keine Besserung: von diesen waren 2 mit 
Injektionen behandelt (Alkohol und Novokain). Hier dürften Narbenveränder- 
ungen gesetzt sein, die kaum oder nur ungenügend reparierbar waren. W. rät 
wegen dieser Heilungsmöglichkeit von Schädigungen exosener wie endogener 
Natur am Nerven durch die Röntgenbestrahlung, nicht eher zu Einspritzungen 
mit Alkohol überzugehen, bis nachgewiesen ist, dass der Fall sich nicht für die 
Röntgentherapie eignet. Zur Technik der Bestrahlung bemerkt W., dass er 
in der Regel auf beide Schiäfengegenden und auf die Wangengegend je 
eine Tiefendose gibt mit 3 mm Aluminiumfilter, um die Gegend des Ganglions 
und die Nerven an den Austrittsstellen aus dem Schädel zu treffen; er nimmt 
meist eine Tiefendosis von 30—40 X. Bei Beteiligung des 1. und des 2. 
Astes wird auch von vorne die Stirn und Wange bestrahlt. Vorsicht ist am 
Kopf notwendig wegen der Sekundärstrahlen, die zu Haarausfall führen. Bei 
hartnäckigeren Fällen empfiehlt es sich zwischen den einzelnen Bestrahlungen 
ein oder mehrere Male eine Kochsalzinjektion am Nervenaustritt aus dem 
Schädel vorzunehmen, um eine stärkere Hyperämie und Resorption zu erreichen. 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). T 

Ausch (5) teilt einen Fall von Akromegalie mit intensivem 
Diabetes und Wechsel der Haarfarbe mit. Dieser Wechsel der 
Haarfarbe von blond in schwarz während des Krankheitsverlaufes ist bisher 
noch nicht beschrieben worden. Das Haupthaar, das früher schmiegsam war, 
wurde struppig, das Barthaar, das schütter war, wurde dicht und die Be- 
haarung am Körper, welche vor der Erkrankung fast vollkommen fehlte, 
nahm zu. Der Hypophysentumor bei dem 30 jährigen Pat.. der laut histo- 
logischem Befund als ein adenomatöser Tumor der eosinophilen Zellen zu be- 
zeichnen ist, hat den ursprünglichen Boden seiner Entwicklung verlassen und 
laut Röntgen- und Sektionsbefund die linke Sattelwand ausgebaucht und ist 
erweicht: auch die liuke Hälfte des Dorsum sellae fühlt sich weich an. Auf 
einem Frontalschnitt der linken Keilbeinhälfte durch die Mitte der Sella 
erscheint die ganze SchnittHiche von Tumormasse ausgefüllt und die Knochen- 
wand ist fast vollständig von Tumor substituiert. Von seiten der Augen fand 
sich nur etwas Rötung der Papille. etwas weite Getisse. Gesichtsfeld normal. 
Der Diabetes entwickelte sich in wenigen Wochen, nachdem die Akromegalie 
bereits vollständig ausgebildet war. Pat. wurde, da die Organotherapie er- 
tolglos war, quälende Kopfschmerzen aber fortbestanden, nach der Methode 
Schloffer operiert, jedoch verfiel Pat. schon 1! Tag nach der Operation 
in komatösen Zustand, während im Urin neben Zucker reichlich Azeton und 
Azetessigsäure auftrat und nach weiteren 3 Tagen der Exitus erfolgte im 
Coma diabeticum (Somnolenz, grosse Atmung, Auftreten von Azetonurie und 
Gerhardtscher Reaktion), wie es häufig als Folge von Operationen bei 
bestehendem stärkeren Diabetes beschrieben ist und meist auf die Narkose 
bezogen wird. Der Wechsel des Haarpigments von blond in schwarz ist: 
bisher wohl nie beschrieben worden; jedoch sind Pigmentvermehrungen der 
Haut bei Akromegalie vielfach bekanntgemacht worden. Nachdem es ziemlich 
häufig vorkommt, dass die blonde Haarfarbe mit dem Eintritt der Pubertät 
sich in schwarz umwandelt, die Einflussnahme der Keimdrüse vielfach bei 
Akromegalie betont wird, so dürfte wohl der Umschlag der Haarfarbe mit 
endokriner Tätigkeit in Zusammenhang zu bringen sein. Der vorliegende 
Fall mit ca. 10°/, Zucker und bis 560 g- Tagesausscheidung an Zucker spricht 
dem Verf. dafür, in vorgeschrittenen Fällen eine Operation nur dann aus- 
zuführen, wenn eine der Methoden ohne allgemeine Narkose nur in Lokal- 
anästhesie ausgeführt werden kann. 


Hörhammer (12) demonstriert einen Pat. mit Mikuliczscher Er- 
krankung. Nach einer früheren Aufnahme wegen der gleichen Krankheit 
(enorme Verdickung der Augenlider durch kugelige Tumoren, so dass die 
Augen nicht mehr aktiv geöffnet werden können, mälsige Vergrösserung der 
Submaxillardrüsen) und Exstirpation der Geschwülste der Lider (mikroskopischer 
befund: Gleichmälsige Infiltration von kleinen Lymphozyten) wurde Pat. im 
Sept. 1917 wieder aufgenommen in wesentlich verschlechtertem Zustand. Es 
zeigte sich besonders das rechte Auge weit aus der Augenhöhle hervorragend, 
starke Chemosis, völlige Amaurose. Das linke Auge kann nur mälsig ge- 
öffnet werden, da sich wieder eine hochgradige Infiltration von kleinen 
Tumoren an beiden Lidern fand. Ehenso sind diesmal auch die Parotiden, 
die Prätemporalgegend, die Gegend des Wangenfettes und die beiden Sub- 
maxillardrüsen stark vergrössert, so dass der ganze Kopf ein unförmiges Aus- 
sehen bekommt. Andere Lymphdrisen am Körper sind nicht erkrankt, auch 
nicht die mediastinalen oder die retroperitonealen. Der Mann ist ausser- 


8 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


= 


ordentlich anämisch und elend. Am 7. 11. wird mit einer 8tigigen Röntgen- 
bestrahlung eingesetzt, worauf innerhalb 14 Tagen ein ganz erheblicher 
Rückgang der Intiltration zu verzeichnen ist und der Pat, fühlt sich auch 
wieder bedeutend wohler. Eine Blutuntersuchung ergibt: Hämoglobin 70° p, 
rote Blutkörperchen 1100000, weisse Blutkörperchen 10000. Die prozentuale 
Auszählung ergibt: 35,5° a polymorphkernize Leukozyten, eine hochgradige 
Lymphozytose von 63,5" „ und Mastzellen von 5° ,. Es findet sich also dus. 
Bild der lymphatischen Pseudoleukämie. Es handelt sich um eine Mikulicz- 
sche Erkrankung mit kompliziertem Verlauf, d. h. es bleibt das Leiden nicht 
bloss auf die Tränen- und Speicheldrüsen beschränkt, sondern ergreift auch 
das Blut und zeigt das Bild der echten Iymphatischen Pseudoleukämie. Dem- 
wemäls ist die Prognose, obwohl sich das Krankheitsbild schon seit mehreren. 
Jahren abspielt, als infaust zu bezeichnen. 

Eppenstein (8) beobachtete im Feld eine kleine Masernepidemie von 
8 Fällen bei einer Kompagnie, die einen ungewöhnlichen Verlauf nahm in- 
sofern, dass sie besonders schwer einsetzte (Schüttelfrost, Benommenheit), das 
Exanthem ungewöhnlich spät auftrat (in dem einen beschriebenen Fall am 
5. Tag, im anderen erst am 7. Tag) und 2=!, der Fälle seltene Augen- 
komplikationen aufwies. In beiden Fällen trat die Augenerkrankung nach 
vollständig abgeheilten Masern, 4 Wochen sach deren Beginn auf; in dem 
einen Fall eine einseitige Neuritis optici mit zentralem Skotom bei freien 
Gesichtsfeldgrenzen, in dem andern Fall eine primäre Iridozyklitis. In beiden 
Fällen sind die Masern als Ursache anzusehen, bei der Neuritis 
fehlten Nephritis oder Meningitis, bei der Iridozyklitis war der Ausfall 
‘der Allgemeinuntersuchung, der Urinprobe und der Wassermannschen 
Reaktion negativ. Verf. erinnert an die Jritiden. die nach Wessely einen 
Monat und mehr nach Dysenterie beobachtet werden. Der Verlauf beider 
Fälle war sehr rasch, die Heilung vollständig bis auf eine leichte Sehstérung 
durch Pigmentbeschläge auf der Linse im Falle der Iridozyklitis. 

Düring und Huber (7) berichten über einen interessanten Fall von 
Herpes corneae febrilis bei Malaria. Bei dem weren Malaria in 
der Schweiz internierten deutschen Soldaten fanden sich bei seinem Eintritt 
in die Klinik auf der rechten Kornea mehrere vielgestaltige, für Herpes 
corneae febrilis typische Flecken, daneben Anästhesie der ganzen Hornhaut. 
Gleichzeitig bestanden Störungen im rechten Trigeminus und Vagus. An 
rechter Kopfseite im ganzen Bereich des Trigeminus Anästhesie für alle 
Qualitäten inkl. Kornea, Konjunktiva. vordere *., der Zungenhilfte und 
rechte Mundschleimhaut, Nasenschleimhaut und äusseren Gehörgane. Nicht 
affiziert ist der motorische Trigeminus. Dagegen steht das rechte Gaumen- 
segel tiefer und bleibt bei der Bewegung zurück (Vagus). Ausserdem fehlt 
die Sensibilität in den rechtsseitigen Hautgebieten des JI. und den angrenzenden 
Partien des II]. Zervikalsegmentes. Wassermann negativ. Verf. glauben die 
Störung dort suchen zu müssen, wo sich die Zentren des sensiblen Trige- 
minus, des Vagus und die Hinterhörner oder aufsteigenden Fasern vom 2. und 
3. Zervikalsegment am nächsten liegen und zwar. im verlängerten Mark, dass 
es sich also im vorliegenden Fall um eine bulbäre Affektion handelt. Der 
Krankheitsverlauf, das typische Zurückgehen der Sensibilitätsstörungen, zwiebcl- 
schalenförmig, am Mund beginnend und über den Kopf nach dem Hals ah- 
steigend, bestätigte den Verff. die Diagnose der zentralen Trigeminuslihmung. 
Den Herpes corneae bei dieser bulbären Affektion erklären Verff. theoretisch 


II. Beziehungen zu Allgemeiuleiden (einschl. Vergiftungen). 9 


wie folgt: Sie betrachten alle Herpesformen der Kornea, die febrile Form. 
den Herpes zoster ophthalmicus und die Keratitis neuroparalytica als eine 
Einheit. Je stärker der pathologische Insult, desto intensiver sind die Ver- 
änderungen an der Kornea. Fine Keratitis neuroparalytica wurde hin und 
wieder bei bulbären Herderkrankungen beschrieben. Herpes corneae wurde 
bei Malaria oft beobachtet, schien aber bei bulbären Affektionen zu fehlen. 
Würden nun die unmerklichen Übergänge beider Kornealerkrankungen nicht 
eventuell die Möglichkeit der bulbären Ursache des Herpes bei der Malaria 
beweisen? Geringe Reizung der bulbären Zentren, wie im vorliegenden Fall, 
erzielt -einen Herpes, stärkere und längere Wirkung der Noxe bedingt eine 
Keratitis neuroparalytica 

Gjessing (9) bringt einen Aufsatz über Tuberkulose als Ätio- 
logie bei der sog. Febris uveo-parotidea und berichtet über einen 
eigenen Fall von Iridocyclitis tuberculosa mit Mitaffektion der Ohrspeichel- 
drüsen (Heerfordtsche Erkrankung). Für die tuberkulöse Ätiologie spricht 
der ganze Habitus der 11] jähr. Patientin, ihre Keratoconjunctivitis ekzematosa, 
die schleichende subfebrile Entwicklung der Krankheit wie auch die typische 
Reaktion auf 'Tuberkulin. Verf. meint, dass es sich bei den meisten Fällen 
der Heerfordtschen Krankheit um eine in ihren Äusserungen eigentümliche 
Reaktionsform der Tuberkulose handelt. Das ganze klinische Bild spricht 
dafür: Nach einem verschieden langen Prodromalstadium mit mehr oder 
weniger ausgesprochenen subjektiven Fiebererscheinungen, Müdigkeit. schlechter 
Laune und geringem Appetit entwickelt sich eine doppelseitige Iritis resp. 
Uveitis, wie auch eine chronische Parotitis. Das Augenleiden verläuft ge- 
wöhnlich wie eine maligne, chronische Iridozyklitis oft mit gelben bis braun- 
roten Knötchen in der Iris. Eine histologische Untersuchung dieser Knötchen 
(die übrigens in dem zitierten Fall fehlten) wie auch der affizierten Drüsen 
ergibt das Bild der Tuberkulose. 


Jllig (15) bringt eine Zusammenstellung von Übertrassungen der Maul- 
und Klauenseuche auf Menschen nach den Berichten des Kaiserl. Gesundheits- 
amtes von den Jahren 1894—1913 und bringt dann die ausführliche Kranken- 
geschichte eines eigenen Falles von Aphthae epizooticae beim Menschen, 
bei dem speziell auch Augensymptome aufgetreten waren. Der Pat. erkrankte 
nach einer tieberhaften Angina, verbunden mit Heiserkeit unter mälsigem 
Fieber am 6. Tag nach dem Genuss ungekochter Milch an einer sehr heftigen 
Stomatitis, Konjunktivitis und Geschwüren auf der Glans penis. Die Stomatitis 
ging mit der Bildung von Blasen einher. Diese Blasen waren prall gefüllt, 
ihr anfänglich klarer, gelblich seröser (selten blutig gefärbter) Inhalt trübte 
sich nach und nach, 24—48 Stunden nach ihrem Auftreten platzten die 
Blasen und hinterliessen oberflächliche Geschwüre mit schmalem rotem Hof. 
Meist waren die Blasen und Geschwüre rund und hatten etwa den Durch- 
ınesser einer Erbse. Mit Einsetzen der Stomatitis begann ein starker Speichel-. 
fluss. Ähnliche Blasen bzw. Geschwüre traten auf der Glans penis und auf 
der Conjunctiva bulbi auf, Hier waren sie wesentlich kleiner, kamen früher 
zum Platzen und liessen halbmondförmige, oberflächlich, konzentrisch zur 
Kornea liegende Geschwüre zurück. Die Angina gab wohl den Grund zur 
Infektion, als Infektionsquelle ist die genossene ungekochte Milch anzuschen. 
Die Geschware heilten rasch ab, ohne die geringste Spur einer Narbenbildung. 
Die Therapie bestand in Spülungen des Mundes mit verdünnter Lösung von 
Wasserstofisuperoxyd. Die Konjunktiven wurden täglich mit Borlösungen ge- 


“10 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


spilt und mit 1proz. Silbernitratlösung touchiert. Für die Lokalisation der 
Maul- und Klauenseuche beim Menschen fand J. folgendes Prozentverhältnis: 
Mund, Magen, Darm 64°;o, Nase 4%, Augen 3,25°, Genitalien 0,75 lo, 
Finger und Zehen 28°/o. Die erkrankten Haustiere zeigen nur selten Augen- 
symptome. 

Hensen (11) konnte 3 Fälle von Optochinerkrankungen des 
Augesetwa 2!, Jahre nach Ablauf der Krankheit nachuntersuchen, 2 Frauen 
unter 20, eine über 30 Jahre alt. Sie hatten sämtlich eine mehrstindige. 
völlize Optochinamaurose gehabt. Alle 3 boten jetzt völlig normalen Befund 
sowohl des Augenhintergrundes wie des Gesichtsfeldes und der Dunkeladaptation. 
Dann berichtet H. noch über einen Fall von schwerer bleibender Sehstörung, 
der einen recht eigentümlichen Verlauf nahm. Ein 23jährizer Soldat er- 
krankte an Pneumonie und erhielt vom ersten Tage an Opt. hydrochlor. 
6 >< 0,2 2 Tage hindurch (insgesamt also 2,4g). Am 3. Tag: Amaurose. 
dann rasch wieder Besserung. (Optochin war natürlich sofort ausgesetzt.) 
Anı 10. Tage bereits keine Sehstörung mehr; Pat. wurde zur Front ent- 
lıssen, 3 Monate später erkrankte er an Sehverschlechterung, die ziemlich 
schnell zunahm. In der Zwischenzeit hatte er über Schmerzen in den Augen 
und Blendungserscheinungen geklagt. Es zeigten sich die Anfänge einer 
‘Sehnervenerkrankung, zunächst war nur der rechte Sehnerv etwas abgeblasst. 
Nach 7 Monaten wurde folgender Befund erhoben: S. R. = Finger in 30 cm, 
L. = Handbewegungen, exzentrisch aussen; rechte Pupille etwas weiter als 
linke. Sehnerven bds. stark abgeblasst. besonders temporal. Gefässe enger 
als normal. Gesichtsfeld: Bds. grosses absolutes zentrales Skotom mit nasalem 
Durchbruch in die Peripherie und geringen peripheren Einengungen Da 
jedes sonstige ätiologische Moment fehlte (keine spinalen oder zerebralen 
organischen Anomalien, kein Anhalt für multiple Sklerose, Wassermann negativ: 
muss man wohl annehmen, dass es sich um eine Optochinerkrankung handelt. 
‚Möglicherweise hat es sich anfänglich nur um eine Erkrankung peripherer 
Schnerveufasern gehandelt, erst später um ein Übergreifen auf das zentrale 
Bündel. Auf Grund der mehrfach auch bei Soldaten aufgetretenen dauernden 
Schädigungen des Auges durch Optochin hat die Militärverwaltung den in- 
ternen Gebrauch des Optochins in jeder Form völlig untersagt. 


Hamburger (10) berichtet über einen Fall von Erblindung durch 
Likörersatz. Den anderen Teilnehmern an dem Trunk ist kein Schaden 
geschehen. Der Fall erinnert an die Methylalkoholvergiftungen, die vor 
6 Jahren im Berliner Asyl für Obdachlose vorgekommen sind. Da Alkohol 
beschlagnahmt ist, wäre vor den Alkoholersatzmitteln zu warnen. In der Dis- 
kussion weist Hirschberg darauf hin. dass z. Zt. noch mehrere derartige 
Fälle vorgekommen sind. Der Methylalkohol müsste das Giftzeichen erhalten. 


11I. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 
Ref.: Cause, 

*21) Chotzen und Kuznitzky: Die Strahlenbehandlung des Auges. 1. Mit- 
teilung: Experimentelle und klinische Beiträge zur Bestrahlung der Kornea mit 
ultraviolettem Licht. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 40. Bd. S. 198. 

*22) Fuchs, Ernst: Über Eosinophilie im Auge. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. 
95. Bd. S. 162. 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 11 


*23) van der Hoeve und A. de Kleyn: Toni:che Labyrinthreflexe auf die 
Augen. Pflügers Arch. f. d. ges. Physiologie. Bd. 169. S. 241. 

*24) de Kleyn und Storm v. Leeuwen: Über vestibuläre Augenreflexe. 
1. Über die Entstehungsursache des kalorischen Nystagmus, nach Versuchen an 
Katzen und Kaninchen. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. 95. Bd. S. 316. 

*25) Kümmell: Über leukämische Augenveränderungen. v. Graefes Arch. f. 
Ophthalm. 95. Bd. S. 105. 

*26) Paul: Anleitung zur Entnahme und Einsendung von Untersuchungs- 
material für den Kornealversuch nach Paul bei Blattern und blatternverdiichtigen 
Erkrankungen. Wiener med. Wochenschr. Nr. 9. 1918. 

*27) Reiter: Uber Milchtherapie. Deutsche med. Wochenschr, Nr. 7. 1918. 
S. 175. 

*28) v. Szily und Sternberg: Bakteriotherapie und Chemotherapie in der 
Augenheilkunde. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 60. Bd. S. 219. 

*29) Schoeler: Experimentelle Erzeugung von Aderhaut-Netzhautentzündung 
durch Kohlensäureschnee. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 60. Bd. S. 1. 

*30) Starkenstein: Weitere Untersuchungen über die Pharmakologie der 
Entzündungsvorgänge. Med. Klinik. Nr. 8. 1918. S. 201. 


Nach seinen Urtersuchungen über die Pharmakologie der Ent- 
zündungshemmung teilt Starkenstein (30) die eutzündungshemmen- 
den Mittel in 2 Gruppen, deren erste lokal und deren zweite nach enteraler 
oder parenteraler Verabreichung allgemein entzündungsheinmend auf den 
Organismus wirken. Die Mittel der letzteren haben enge Beziehungen zu 
“len Therapeutika der Infektionskrankheiten, die besonders Fieber nach voraus- 
gchendem Schüttelfrost und Fieberanstieg zu beseitigen vermögen. Hier wurden 
Methylenblau, Fuchsin, Kollargol, Milch und Jod auf ihre antiphlo-istische 
Wirkung geprüft. Alle diese Mittel, besonders das Methylenblau, hemmen 
deutlich die Senfölentzändung am Kaninchenauge. In ähnlicher Weise wirkten 
Kochsalzlösung, physiologische und stärker noch hypertonische. Ferner tritt 
nach subkutaner wie nach intravenöser Injektion von destilliertem Wasser 
(50 bzw. 30 cem pro kg Kaninchen) entzündungshemmende Wirkung nach 
einer Stunde ein und hält eine weitere Stunde an. Ähnlich wirken Natrium- 
chlorid- und Natriumphosphatlösungen; sie führen zu einer starken Kalzium- 
verarmung des Organismus, was im Gegensatz zur Wirkung der Kalziumsalze 
steht. Es beweist das, dass hier eine von der Jonenwirkung der Kalziumsalze 
unabhängige Nebenwirkung der Salzlösungen als Ursache des antiphlogistischen 
Effektes in Frage kommen muss. Dir zahlreichen noch hierher gehörigen 
Mittel gehören weder einheitlich chemischen noch einheitlich pharmakologischen 
Gruppen an, die antiphlogistische Eirenschaft kanu also als Teilerscheinung 
verschiedenster pharmakologischer Wirkungen auftreten. Es kann sich um 
keine chemotherapeutische Wirkung handeln. weil selbst im Stadium des 
Fieberabfalls und der subjektiven und objektiven Besserung die bakterielle 
Krankheitsursache weiter virulent bestehen bleiben kann: eine nocl unbekannte 
Grundwirkung ist anzunehmen, 

Exsudatzellen können überwiegend oder fast ausschliesslich aus polymorph- 
kernigen Leukozyten oder kürzer eosinophilen Zeilen bei den verschieden- 
artigsten Entzündungsprozessen im Auge bestehen; man spricht dann von 
einer lokalen Eosinophilie (E). Fuchs (22) gibt aus seiner reichen 
Sammlung 7 hierher gehörige Fälle bekannt. Bisher war E. hauptsächlich 
von der Bindehaut beim Frübhjahrskatarrh beschrieben; in den jetzt veröffent- 


12 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


lichten Beobachtungen handelte es sich um perforierende Verletzungen bzw. 
Operationen mit folgender Entzündung. In 5 Fällen handelte es sich um 
typische, traumatische, seröse Jritis, in dreien davon mit entsprechenden Ver- 
änderungen in der Tiefe des Auges. In 2 Fällen bestand ausserdem sym- 
pathisierende Entzündung, Der letzte Fall war ganz frisch, 2 Tage nach 
der \erletzuns enukleiert, e. Z kommen also nicht nur bei chronischen Ent- 
zün lungen oder in späteren Stadien akuter Eatz@ndungen vor, sondern ars- 
nahmsweise auch im Beginn einer akuten Entzündung. Von 7 Fällen mit 
subkonjunktivalem und 4 mit intraokularem Zystizerkus konnten in keinem 
Falle echte e. Z. festgestellt werden: früher war von Pascheff bei einem 
intraokularen Zystizerkus E. im Augeninnern gefunden. Schliesslich gibt F. 
noch eine Beobachtung von echter E. an der Aussenfliche des Auges bei 
einem Pseudoptervgium nich Verbrennung des Auges durch heisse Eisenschlacke. 
In allen Fällen war die E. der Gewebe örtlich begrenzt, es lag deshalb kein 
Grund vor. Blut-E anzunehmen. F. nimmt an, dass in seinen Fällen die E. 
nur darauf beruhte, dass an gewissen Stellen und in gewissen Phasen des 
Entzündunzsprozesses Stoffe entstanden waren, die chemotaktisch gerade die 
e. Z. aus dem Biute anlockten. 


Entsprechend der jetzt üblichen Einteilung der Leukämien in die lym- 
phatische und myeloide Form hat man versucht, aus dem Augenspiegelbild 
differentialdiagnostische Anhaltspunkte in dieser Richtung zu finden. Kümmell 
(25) hat in seiner Arbeit über leukämische Augenveränderungen 
die bisher beschriebenen Fälle leukämischer Augenveränderungen zusammen- 
gestellt, nach Möglichkeit klassifiziert und einen eigenen Fall von Iymphati- 
scher Leukämie angefügt. Es ergibt sich, dass eine Differentialdiagnose aut 
Grund des Augenspiegelbildes zwischen beiden Formen nicht sicher angängig 
ist, wenn auch gewisse Unterschiede auffallen. Zunächst entfällt der grösste 
Teil der Augenhintergrundsveränderungen. auch verhältnismäßig, auf die ja 
an und für sich öfter auftretenden Fälle von myeloider Leukämie. Am 
wichtigsten sind die (refiisserweiterungen (Venen) bis hinab zu den kleinsten 
Verzweigungen. die sonst der Betrachtung mit dem Augenspiegel nicht zugängig 
sind. Im anatomischen Pıäparat bilden die stärkst gefüllten Gefüsse glas- 
körperwärts dieke Vorsprünge. An ihrer Farbe sind Arterien und Venen 
oft schwer zu unterscheiden. Dagegen fehlt die Venenerweiterung bei der 
lymphatischen Leukämie überwiegend. Entsprechend der häufireren Gefiiss- 
erweiterung bei der myeioiden Form sicht man bei dieser öfters auch Papillen- 
veränderungen. die bis zur Stauungspapille gehen können: durch die enorme 
Erweiterung. die selten fehlende zellige Einscheidung der Gefässe und das so 
entstehende Ödem der Umgebung werden die perivaskuliren Lymphräume 
und damit die Saftbalinen verlegt. Blutungen der Netzhaut werden bei Keiner 
der beiden Formen vermisst, kleine grauweisse oder gelblichweisse Flecken 
mit oder ohne Kinscheidung von roten Blutkörperchen (R) finden sich vor- 
wiegend bei der mveloiden Leukämie. Auch «die Gesamtfarbe des Augen- 
hintergrundes ist in keiner Weise differentialdiagnostisch ausschlaggebend, vom 
normalen bis zum grauweisslichen and graugrünlichen finden sich alle Über- 
gänge. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Aderhaut infiltriert ist, eher 
noch kommt der Hämoglobingehalt und Veränderungen des Pigmentepithels 
in Betracht. Dagegen sind die anatomisch sichtbareu Veränderungen der 
Aderhaut für jede der beiden Leukämien abgegrenzt: Entsprechend der Neigung 
der Iymphatischen Leukämie zur Lymphombildung sieht man in den sicher- 


IIT. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 13 


gestellten Fällen eine diffuse Infiltration der Aderhaut bis zur fünffachen 
Dicke, die hinten am stärksten, meist nach dem Äquator zu aufhört, in ver- 
einzelten Fällen aber auch den Ziliarkörper ergriffen hat. Die Zellen liegen 
mit Sicherheit ausserhalb der Gefässe im Stroma der Aderhaut, während die 
Gefässe selbst meist nur miifsig gefüllt, selbst leer gefunden werden. Bei der 
myeloiden Form besteht dagegen die gleiche Veränderung wie an den Netz- 
hautzefassen. bestehend in stärkster Ausdehnung und Vollstopfung mit Blut, 
so dass die dünnen, gedehnten Wandungen kaum zu sehen sind und so eine 
Intiltration der Gewebe vorgetäuscht wird. Letztere findet sich nie bei sicher 
inveloider Leukämie. Die anatomischen Verhältnisse liegen bei der Netzhaut 
ähnlich wie bei der Aderhaut: echte, leukämische Neubildungen kommen, 
wenn auch selten, nur bei der Iymphatischen Form vor, die Herde bei der 
mveloiden L. entstehen aus Extravasaten. 


Zur Frage der Bakteriotherapie und Chemotherapie in der 
Augenheilkunde bringen P. v. Szily und Sternberg (28) ihre Beob- 
achtungen mit Heterovakzinetherapie in der Abortivbehandlung der Ophthalmo- 
blennorrhoe, Sie kommen zu dem Resultat, dass durch parenteral zugeführte, 
unspezifische, unterschädliche Giftreize bei lokalen Entzündungszuständen am 
Auge bis zu einer zur Zeit nicht messbaren Grenze unspezifische Abortiv- 
wirkungen hervorgebracht werden können. Ein solcher adäquater (riftreiz 
kann dem Organismus auch durch physikochemische Variationen der Zusammen- 
stellung von anorganischen Protoplasmagiften zugeführt werden. In letzterer 
Richtung wird besonders Trachombehandlung mit intramuskulärer Injektion 
einer Zusammenstellung der drei gebräuchlichen Antiluetizis: Hg, As, J in 
einer Lösung empfohlen. Durch ein- bis zweimalige intramuskuläre Injektion 
«lieser Lösung gelang es, bei Trachomfällen abortive Heilerfolge hervorzuruten. 
Zur Erklärung steht am nächsten der von Weichardt aufgestellte Begriff 
der Protoplasmaaktivierung. Die Proteintherapie stellt sich so als Teil- 
erscheinung der Chemotherapie dar. Die wiederholte intramuskuläre Injektion 
ist gegenüber der Heterovakzinetherapie schädlich wegen der Gefahr einer 
Fettembolie und wegen des stets zu gewärtigenden anaphylaktischen Zustandes. 
Die subkutane Injektion von Bakterienleibern ist demgegenüber ein genauer 
und einheitlicher, definierter Giftreiz. Bei der Heterovakzinetherapie der 
Ophthalmoblennorrhoe wurde eine besonders hergestellte Typhusvakzine je nach 
Bedarf in ein- bis sechsmaligen subkutanen Injektionen verwandt. Bei 68 
behandelten Augen trat Abortivheilung ohne vorhanden gewesene Hornhaut- 
kision 42 mal ein, 20 mal bei vorhanden gewesenen Ulzera oder Intiltrationen.- 
Ausgang in Perforation sechsmal, doch war in allen diesen Fällen schon vor 
Einsetzen der Behandlung starke Infiltration oder Abszessbildung zu verzeichnen. 
Die übliche Lokalbehandlung und Prophylaxe bei nicht erkranktenr zweiten 
Auge erwies sich im allgemeinen als überflüssig. Prompte Abortivwirkung 
gelang mit der obengenannten Antiluetizislösung bei 5 akuten Ophthalmo- 
biennorrhöen, desgleichen bei einer epidemisch aufgetretenen Koch-Weeks- 
schen Bindehautentzündung. Weiter wurden mit gutem Effekt sämtliche auf 
der Abteilung befindlichen akuten Exazerbationen von Trachomfällen (306) 
mit 1 bis 2 Injektionen von Typhusvakzine versehen. Schliesslich wurde 
auch eine Reihe von Erkrankungen der Hornhaut, Regenbogenhaut und der 
Netzhaut mit meist gutem Erfolg unterworfen, hier aber unter Anwendung 
«der üblichen Lokalbehandlung. 


14 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


In ihrer Arbeit über vestibuläre Augenreflexe bringen de 
Kleyn und Storm v. Leeuwen (24) das Resultat ihrer Versuche an 
Katzen und Kaninchen über die Entstehungsursache des kalorischen Nystagmus, 
Bartels will die Ursache des kalorischen Nystagmus in der vollständigen 
oder teilweisen Ausschaltung bzw. Reizung des Labyrinthes infolge von Aus- 
spritzung mit kaltem oder warmem Wasser sehen, Barany erklärt die Er- 
scheinungen bei dem kalorischen Nystagmus aus Endolymphstörungen. Ist die 
erste Theorie zutreffend, dann müsste der kalorische Nystagmus mit dem nach 
einseitiger Labyrinthexstirpation auftretenden Nystagmus übereinstimmen. In 
Bauchlage oder in Lage Kopf oben trifft dies immer, in Seitenlage fast immer 
zu, in Rückenlage und in Lage Kopf unten schlägt dagegen der N, nach der 
entgegengesetzten Seite aus. Weiter müsste, wenn Ausspritzen eines Ohres 
mit Ausschaltung des Labyrinthes gleichkäme, unmittelbar nach einseitiger 
Labyrinthexstirpation und Ausspritzen des anderen Ohres beide Labyrinthe 
ausgeschaltet sein, es dürfte also in keiner Lage mehr N. auftreten. Nach 
den Versuchen verschwindet bei dieser Anordnung in Bauchlage der Spontan- 
nystagmus, in Lage Kopf nach unten wird er jedoch sogar bedeutend verstärkt. 
Drittens wurde bei Katzen nach der wenige Tage nach einseitiger Labyrinth- 
exstirpation stattgefundenen Kompensation das Labyrinth der anderen Seite 
entfernt und danach der Spontannystagmus mit dem kalorischen N. verglichen. 
In Bauchlage, Lage Kopf oben und Auge der zuerst operierten Seite oben 
waren beide Arten gleich, in Rückenlage jedoch, Lage Kopf unten und Auge 
der zuerst operierten Seite unten schlug der kal. N. immer nach der zuletzt 
operierten Seite aus und war in den verschiedenen Lagen von wechselnder 
Art. Schliesslich ergab sich, dass bei doppelseitiger Ausspülung der Gehör- 
gänge mit kaltem Wasser die kompensatorischen Augenstellungen nicht ver- 
schwinden, und dass der Drehnystagmus der Kaninchen bei ganz langsamer 
Drehung und gleichzeitiger doppelseitiger Spülung entweder ganz fehlt oder 
viel langsamer ist als bei Drehung ohne Spülung. Das Resultat der Versuche 
wird dahin zusammengefasst, dass bei Kaninchen und Katzen der kal. N. 
nicht mit einer Ausschaltung des Labyrinths der ausgespritzten Seite zu er- 
klären ist. 

Schoeler (29) berichtet über experimentelle Erzeugung von 
Aderhaut-Netzhautentzündung durch Kohlensäureschnee. 
Beim Kaninchen wurde nach Präparation auf die entblösste Lederhaut ein 
hölzerner Kohlensäureschneebehälter mit quadratischer Öffnung von 2—4 mm 
Durchmesser während 8—35 Sekunden aufgedrückt und zunächst als Folge 
eine milchige Trübung der Netzhaut an der Applikationsstelle beobachtet. 
Nach 1--2 Wochen entwickelte sich eine exsudative Chorioretinitis mit starker 
Pigmentanhäufung bis zur Aderhaut-Netzhautatrophie. Es gelingt somit durch 
extraokulare Einwirkung unter geringfügigen Reizzuständen und ohne Ver- 
änderungen der Pelludizität der brechenden Medien adhäsive Aderhaut-Netz- 
hautentzündung zu bewirken. Bei Netzhautablösung wäre vor oder nach der 
Kiilteapplikation eine Punktion der Sklera auszuführen. Eventuell auch ist 
das Verfahren bei bakteriellen Noxen zu verwenden. 


Für den Kornealversuch nach Paul bei Blattern und blattern- 
verdächtigen Erkrankungen (vgl. Referat Nr. 427 im 4. Quartal 1917) wird 
folgende Anleitung (26) zur Entnahme von Untersuchungsmaterial gegeben: 
1. Einige unverletzte und unbehandelte junge Blattern (Pocken, Bläschen, 
Pusteln) werden mit sterilisierter Impflanzette oder Nadel aufgestochen, worauf 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapıe. 15- 


der ausgetretene Inhalt in erreichbar reichlichster Menge mit einem sorgfältig 
gereinigten Objekttrager (keine Deckgläschen, keine Kapillaren v. dergl.)- 
durch Auftupfen so aufgefangen wird, dann an den Enden des Objekttriigers 
1 bis 2cm zum Anfassen frei bleiben. Von Blattern (Pocken, Bläschen, 
Pusteln) im Stadium der Eintrocknung wird die Decke (Borke) mit der Impf- 
lanzette oder Nadel abgehoben, auf dem Objektträger mit der feuchten Fläche 
durch Andrücken festgeklebt und zur Sicherung mit einem reinen Objekt- 
träger bedeckt. Von jedem Erkrankungsfalle werden zwei Objektträger beschickt. 
Sekundäre Eiterblasen sind zur Materialentnalime ungecignet. Ganz trockene 
Borken (nur die runden braunen Borken mit glatter Oberfläche auswählen!) 
sind in Papier einzuschlagen und zwischen zwei Objektträgern bruchsicher zu: 
verwahren. 2. Die beschickten Objektträger werden ohne Erwärmen an der 
Luft getrocknet, dann bruchsicher und so verpackt, dass eine Schädigung der 
heschickten Flächen ausgeschlossen ist (am besten in den von P. angegebenen- 
Versandkästchen) und umgehend an die Untersuchungsstelle eingesendet. Diese 
Versandkästchen bedürfen keiner weiteren Schutzhülle, sondern können einfach 
in den für infektiöses Material gebräuchlichen festen Briefumschlägen zur: 
Versendung gelangen. Der Inhalt muss als «Bakteriologische Untersuchungs- 
objekte. Vorsicht» deklariert und der Name des Absenders beirefügt sein, 
3. Der Sendung wird ein Berleitschein beigelegt mit Namen und Alter des 
Kranken, Impfzustand, Tag der Erkrankung, Tag der Materialentnahme und 
sonstigen, für den Erkrankungsfall bemerkenswerten Angaben. Köllner. 


Zur Milchtherapie warnt Reiter (27) nach einer kurzen Zusammen- 
stellung ilırer mannigfachen Verwendung in den verschiedenen Gebieten der 
Medizin und unter Hinweis auf die vielfach sich widersprechenden Urteile 
der Autoren vor der Anwendung des Verfahrens, bevor nieht die nach par- 
enteraler Milchzufuhr einsetzenden biologischen Erscheinungen durch umfang- 
reiche Versuchsanordnung erforscht sind. «Was bisher auf dem Gebiete der 
Milchtherapie geleistet wurde, ist nichts als ein unsicheres Herumtasten und 
ein Versuch, die dabei gewonnenen Ergebnisse in bisher bekannte Begriffs- 
bestimmungen zu pressen. So grossen Wert die Empirie unter Umständen 
haben kann, so verfehlt scheint es, hiermit jede therapeutische Malsnahme 
entschuldigen zu wollen.» 

Zur Strahlenbehandlung des Auges bringen Chotzen und 
Kuznitzky (21) experimentelle und klinische Beiträge für die Bestrahlung 
der Hornhaut mit ultraviolettem Licht. Bei einer grösseren Anzahl Kaninchen 
wurden Bestrahlungen der Hornhaut stets in dem gleichen begrenzten Bezirk 
der oberen Hornhautperipherie mit der Kromayerschen Quecksilberdampf- 
lampe unter Benutzung des stabförmigen Quarzansatzes vorgenommen. Um 
den Einfluss dieser Bestrahlungen innerhalb therapeutischer Dosierung und 
Anwendungsform auf das normale Auge und besonders die normale Hornhant 
experimentell festzustellen, wurden die Versuche so angeordnet, dass die an 
und für sich ganz oberflächlich wirkenden und dort absorbierten Strahlen 
auf eine zirkumskripte Fläche auffallen, und dass die besonders empfindlichen, 
fein organisierten inneren Augenteile nicht von ilınen getroffen wurden. Die 
Dauer der Bestrahlungen betrug 5—15 Minuten. Klinisch zeigte sich zuerst 
konjunktivale Injektion, nach 12—15 Stunden Chemosis der Bindehaut und 
epitheliale Trübung des bestrahlten Bezirks, 1!/,—2 Tage später unter Zunahme 
der Trübung Rauhigkeit der Hornhaut mit Niveaudifferenz, die sich langsam 
wieder ausglich, so dass am 10. Tage das Auge gewöhnlich wieder reizlos 


16 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


war. Linsentrübung, Veränderungen im Glaskörper oder im Fundus wurden 
klinisch niemals beobachtet. Dieser Befund konnte in allen Fällen durch das 
anatomische Präparat erhärtet werden. Der Ablauf der Bestrahlungsbehand- 
lung am menschlichen Auge deckte sich fast genau mit dem am Kaninchen- 
auge. Die in den ersten 2 Tagen auftretenden Reizzustände wurden sehr 
unangenehm empfunden, waren aber gleichsam zur Mobilisierung der chronisch 
‘entzündlichen Prozesse notwendig. In 2 Fällen trat nach der Bestrahlung 
länger dauernde und rezidivierende Keratitis auf, die jedoch bei Vermeidung 
jeder Nekrose noch verhältnismälsig rasch zur Abheilung gelangten. In beiden 
Fällen handelte es sich um tiefe, knötchenförmige bzw. parenchymatöse 
Keratitis und beide wurden entschieden günstig durch die Strahlenbehandlung 
beeinflusst. Dasselbe gute Resultat konnte bei 3 Trachomfällen festgestellt 
werden. Ungünstig wirkte die Therapie im Falle einer parenchymatösen 
Keratitis und einer sklerosierenden Keratitis. Die Anwendung der Quarz- 
lichtbehandlung der Hornhaut ist bei akuten Schwellungskatarrhen kontra- 
indiziert, dagegen geboten bei allen torpide verlaufenden chronischen Formen 
der Keratitis, wo sie den Heilverlauf beschleunigt, wenu alle bisber angewen- 
deten Mittel erfolglos gewesen sind. Die Technik der Bestralilungen ist aller- 
dings noch nicht fertig durchgebildet, 


v. d. Hoeve und Kleyn (23) haben über die Abhängigkeit der 
Augenbewegungen vom Labyrinth ausgedehnte experimentelle Unter- 
suchungen vorgenommen. Das Ergebnis ist folgendes: Bei Kaninchen ent- 
spricht jeder Stellung des Kopfes im Raume eine bestimmte Stellung der 
Augen. Bringt man den Kopf aus der primären Stellung (Mundspalte hori- 
zontal in Bauchlage) in eine andere, so treten tonische Augenreflexe auf. 
Die veränderte Stellung der Augen bleibt bestehen, solange der Kopf in der 
veränderten Stellung gelassen wird. Es wird, von der primären Stellung 
ausgehend, nur ein Maximum der Raddrehung erreicht (gerechnet in der 
Richtung: oberen Kornealpol nach hinten), nämlich wenn der Kopf vertikal 
nach unten hängt und nur ein Minimum in der Stellung Kopf oben. Ausser 
den Raddrehungen weisen die Augen, wenn man den Kopf in verschiedene 
Stellungen bringt, auch noch Bewegungen in vertikaler Richtung auf. Auch 
hierbei findet man bezüglich der Entfernung der Mitte der Kornea vom 
untersten Orbitalrand ein Maximum, welches erreicht wird, wenn das Tier 
sich in Seitenlage, mit dem zu untersuchenden Auge nach oben befindet. 
Nach einseitiger Labyrinthexstirpation bleiben die Raddrehungen und Ände- 
rungen der llöhenstellung beider Augen bestehen. Ein Labyrinth beeinflusst 
die Raddrehungen der beiden Augen in der Weise, dass bei Lagewechsel 
des Kopfes die Raddrehung der beiden Augen immer gleichzeitig und gleich- 
sinnig zu- oder abnimmt. Wahrscheinlich ist der Einfluss von einem Labyrinth 
auf die Raddrehungen beider Augen ungefähr gleichstark. Ein Labyrinth 
ruft an beiden Augen die grössten Vertikalabweichungen von der Normal- 
stellung hervor, wenn es sich bei Seitenlage des Kopfes unten, die geringsten, 
wenn es sich oben befindet. Ein Labyrinth beeinflusst die Vertikalabweich- 
ungen der beiden Augen immer gegensinnig; nimmt der Abstand der Kornea- 
mitte vom unteren Orbitalrand an einem Auge zu, so nimmt er am anderen 
Auge ab. Es gelingt, die Stellungsäuderungen der Augen beim normalen 
Tier zurückzuführen auf die Summe der Eintlüsse, welche vom rechten und 
vom linken Labyrinth auf beide Augen ausgeübt werden und welche in den 
Versuchen mit einseitiger Labyrinthexstirpation tatsächlich gefunden worden 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 17 


sind. Für die Seitwärtsbewegungen des Auges bei verschiedenen Lagen des 
Tieres im Raume konnten keine Gesetzmälsigkeiten nachgewiesen werden. 
Nach doppelseitiger Labyrinthexstirpation hören alle tonischen Labyrinthreflexe 
auf die Augen auf. Bei sechs Tanzmäusen, aus zwei verschiedenen Stämmen, 
‘waren ebenfalls keine tonischen Augenreflexe wahrnehmbar. Köllner. 


1V. Untersuchungsmethoden, Heilmittel, Instrumente, 
allgemeine operative Technik. 
Ref.: Cause, 


*31) Beykowsky: Eine neue Vorrichtung zum Schutze des lichtscheuen und 
operierten Auges, Wiener med. Wochenschr. Nr. 1. 

32) Fleischer: Zur Kampimetrie nach Bjerrum. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
60. Bd. S. 265. 

*33) Oppenheimer: Ein neuer, einfacher und sparsamer Augenverbani. 
Deutsche med. Wochenschr. 1918. Nr. 2. S. 43. 

*34) Rothschild: Intrakorneale Tätowierung. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. 
95. Bd. S. 150. 

*35) Schnaudigel: Erfahrungen mit organischen Goldpräparaten in der Augen- 
heilkunde. Münch. med. Wochenschr. 1918. S. 28. 

*36) Weiss: Sehprüfung und Sehproben. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene 
des Auges. Nr. 5. 1918. S. 21. 

*37) Wolff: Vereinfachte Erörterung über Skiaskopie, nebst einer Übersicht 
über 393 Untersuchungen. Zeitschr. f. Augenheilk. 38. Bd. S. 318. 

*38) Wolffberg: Zur Theorie und Praxis der Sehschärfeprüfung. Wochenschr. 
f. Therapie u. Hygiene des Auges. 1918. S. 2 u. S 9. 


W olff (37) gibteine vereinfachte Erörterung über Skiaskopie 
mit einer Zusammenstellung einer Untersuchungsreihe von 393 Mann- 
schaften mit 786 Augen. Vier typische Phasen der Skiaskopie werden an Hand der 
Figuren beschrieben, das Phiinomen ist charakteristisch sowohl hinsichtlich der 
äusseren Form, in welcher es in der beobachteten Pupille erscheint, wie hinsichtlich 
der theoretischen Konstellation. durch welche es sich erklären lässt. In der 
I. Phase sieht der Beobachter in der untersuchten Pupille ein verwaschenes 
Netzhautbild, welches sich zur Spiegeldrehung gegenläufig verdunkelt. In der 
IH. und Ill. Phase erscheint die Pupille rotleuchtend und fast ganz, bis auf 
einen schmalen helleren Rand, von einer grauen Scheibe ausgefüllt, über 
welche sich der Schatten zuerst gegenläufig, dann gleichsinnig hinüberschiebt. 
Schliesslich erblickt der Beobachter in der IV. Phase in der untersuchten 
Pupille ein helles, mehr oder weniger breites Band, mitläufig zu den Spiegel- 
drehungen. Phase II und III repräsentieren die Konstellation des Augen- 
lauchtens und der entoptischen Schatten, d. i. die eigentliche skiaskopische 
Phase, in der die Abmessung des gesuchten Fernpunktes erfolgt. Die 
Schattendrehung bei schrägachsigem Astigmatismus verhindert auch bei dem 
geringfügigen, sog. physiologischem, aber schrügachsigem Astigmatismus jede 
annähernd grobe Abmessung und zwingt zur richtigen Beobachtung zur 
Spiegeldrehung in den beiden schrägen Hauptschnitten. Diese Störung der 
Schattendrehung wird vermieden durch die Wahl einer linearen, faden- 
förmigen, der Drehachse des Spiegels parallel gerichteten und mit dieser 
rasch in alle Meridiane verstellbaren Lichtquelle (elektrisches Skiaskopoph- 
thalmometer). Wenn man den durch dieses Instrument erzeugten bandfürmigen 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. II 


18 Bericht über dıe Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Lichtschein parallel der in der beobachteten P’upille erscheinenden schräge 
Schattengrenze stellt, dann findet die Bewegung des Lichtquellenquerschnittes- 
ohne weiteres in den beiden schrägen Hauptschnitten des untersuchten astig- 
matischen Auges statt. Die Schattenprobe wird so zu einer exakten ophthalmo- 
metrischen Methode. In der Regel gelang die Bestimmung der richtigen. 
Brille für das sphärische und zylindrische Korrektionsglas auf !/, Dioptrien 
genau, für die Achsenstellung des Zylinderglases auf 1 Grad. Bei 736 Augen 
wurden in 29 % mit der nachfolgenden Sehprüfung fehlerlos übereinstimmende 
Brillen durch das elektrische Skiaskopophthalmometer vorherbestimmt. In 
52% von 405 Fällen wurde das spharische Glas richtig vorber gefunden: 
60 % der Fehler betrugen unter 1 D. Bei 350 Astigmatikern wurden in 
42°;, fehlerfreie Zylindergläser vorher festgestellt; 68°/, der Fehler unter 
1 D. Ausführliche tabellarische Ubersicht über diese Untersuchungen ist 
angefügt. 

In seinen Ausführungen über Theorie und Praxis der Seh- 
schärfeprüfung fasst Wolffberg (38) alle die in Betracht kommenden. 
theoretischen, für die Praxis wichtigen Sätze zusammen mit besonderer 
Bezugnahme auf die kritische Arbeit Gleichens über die Theorie der 
Sehscharfe. Die dort gegebene Einteilung des Sehaktes in seine 3 Bestand- 
teile, den physikalischen, physiologischen und psychologischen, entspricht der 
von Wolffberg im Anschluss an Donders und Hirschberg vertretenen 
Zerlegung der Sehstörung in die 3 allein möglichen Arten: die dioptrische. 
photochemische und neuroptische. Sehleistung ist eine Funktion des Gesichts- 
winkels, Sehschärfe ist die Sehleistung des dioptrisch normalen oder dioptrisch: 
korrigierten Auges. Bei der Sehschiirfepriifung sind der Bedeutung der 
Pupillendurchmesser und der Grösse des Salzmannschen Übungskoeffizienten- 
besondere Beachtung zu schenken. Die Snellenschen Optotypen sind der 
Ringprobe unterlegen, weil der Index (die Lücke) innerhalb Intervallen von 
1‘—5‘ wechselt, während er bei der letzteren immer gleich (1‘) bleibt. Auf 
seinen »Buchstaben-, Zahlen- und Bildertafelu« sortierte deshalb Wolftberg 
die Buchstaben nach dem Wert ihrer Indizes und brachte nur gleichwertige: 
in derselben optometrischen Zeile unter. Die Dezimalbruchbezeichnung steht 
praktisch hinter der üblichen Snellenschen zurück und eine Verein- 
heitlichung ist dringend notwendig. Das Schwanken der Indizes bei den 
Snellenschen Optotypen sucht W. durch seine neuen Strichpunkt-Optotypen: 
zu beseitigen; das Zeichen entspricht in vertikaler Stellung einem kleinen 
lateinischen i. Die Strichpunktprobe ist ein völliger Ersatz der Snellenschen. 
Tafeln, praktisch an Einfachheit kaum zu übertreffen und theoretisch auf 
gleicher Höhe mit dem Landoltschen Ring. Zur Untersuchung von 
Analphabeten, Schulkindern, Soldaten eignet sie sich vor allen anderen. 
gebräuchlichen Sehproben. Tageslicht ist zur Beleuchtung am zweckmälsigsten. 
Für Sehschärfe unter °/,, ist es vorzuziehen, die grössten Buchstaben als- 
Handbuchstaben auf besondere Blättchen gedruckt beizugeben. Als »Blick- 
weiser« wird statt des Zählenlassens von Fingern der vorgehaltenen Hand 
das grösste Objekt der Kreuzpunkttafel empfohlen. 


Nach Weiss (36) eignet sich die Wolffbergsche Kreuzpunkttafet 
hervorragend zur Schprüfung, nur ist ihre Erklärung sehr umständlich. 
Er zog deshalb den Landoltschen Ring vor. an dem jedoch die schrägen. 
Richtungen unzweckmälsig sind; die 4 Hauptrichtungen genügen vollkommen.. 
Die Ringe sind am besten in dieser Weise untereinander auf einer Tafel. 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 19 


aufgezogen, das Vorzeigen einzelner Täfelchen ist zu zeitraubend. Die 
Bezifferung der Sehproben mit ungekürzten Brüchen hat vor den Dezimal- 
brüchen den Vorteil, dass diese Sehproben ohne Umrechnung auf die ver- 
schiedensten Entfernungen verwendet werden können. Erwünscht wäre die 
Herstellung eines einheitlichen Sehprüfungsapparates, der auch hinsichtlich 
Anorduung von Art und Stärke der Beleuchtung Gleichartigkeit der Ergeb- 
nisse verbürgte. 

Zur Kampimetrie nach Bjerrum gibt Fleischer (32) in einer Tabelle die 
nach Thompson ausgeschriebenen und durch Multiplikation für verschiedene 
Entfernungen berechneten Zahlen der Tangenten der Winkel des auf die 
Fläche projizierten Gesichtsfeldes. Die Taugentenzahlen werden zur Erleichterung 
der Übertragung von der Tafel auf Papier auf Malsband eingetragen. 


Rothschild (34) berichtet über eine neue Art der Tätowierung 
von Hornhautleukomen durch intrakorneale Injektion 
flüssiger Tusche mit der Rekordspritze und feinster Kanüle. Die Ver- 
suche wurden an Kaninchenaugen, an denen einige Wochen vorher durch 
Kauterisation ein dichtes Leukom gesetzt war, durchgeführt. Die Technik 
entsprach der bereits von Krusius bei der interlamellären Injektion virulenter 
Tuberkelbazillen in die Kaninchennornhaut angegebenen: Mit möglichst 
dünner Kanüle geht man etwa in der Mitte des zu färbenden Flecks tangential 
ein, stellt die Nadel so, dass die Öffnung der Nadel interlamellär zeigt und 
lässt dann mit langsamem Druck ausfliessen. Die Flüssigkeit verbreitet sich 
ungefähr scheibenförmig um die Nadelspitze. Eine Weiterverbreitung vom 
Ort der Injektion tritt nicht ein. Nur bei randständiger Injektion war eine 
minimale Abwanderung in die Subkonjunktivalgegend zu beobachten. In allen 
Fällen blieben die Augen völlig reizfrei, die Hornhautoberfläche spiegelnd. 
Auch Narben mit Iriseinheilung wurden ohne Beobachtung iritischer 
Erscheinungen auf diese Weise injiziert. Vereinzelt wurde eine hauchartige 
Graufärbung gesehen, weil eine relativ zu dicke Hornhautschicht über dem 
Pigmentdepot lagerte. In einigen Fällen wurden auch zur Klarstellung 
Versuche mit Injektion von Tuscheemulsion in den Subkonjunktivalbezirk 
gemacht, ohne dass Reizerscheinungen beobachtet wurden, die vordere Kammer 
blieb pigmentfrei. Die intrakorneale Tätowierung liess sich in einer Sitzung 
ausführen, Infektionsgefahr war im Experiment ausgeschaltet. Die Methode 
wird auch zur Anwendung bei entsprechend ausgesuchten klinischen Fällen 
empfohlen. 

Schnaudigel (35) berichtet über seine Erfahrungen mit orga- 
nischen Goldpräparateninder Augenheilkunde. Goldverbindungen 
wirken stark hemmend auf den Tuberkelbazillus in vitro. doch waren die 
anorganischen Verbindungen zur klinischen Verwendung viel zu giftig. Sch. 
benutzte das Goldkantharidin. das nach Abspaltung der Zyangruppe unter 
dem Namen Krysolgan in den Handel gebracht wird. 47 Fälle tuberkulöser, 
schwerer Augenerkrankungen wurden mit intravenösen Injektionen mit diesem 
Mittel behandelt. Die Wirkung wird unterstützt durch gleichzeitige Dar- 
reichung von Hg intramuskulär oder als Inunktion. Neben verbliffenden 
Heilwirkungen wurden auch Versager beobachtet, Das neue Mittel ist ein 
spezifisch auf tuberkulöse Erkrankungen wirkendes Präparat, das dem 
Tuberkulin gleichgerichtet sein kann, es aber auch ersetzt. 

Als neuen, einfachen und sparsamen Augenverband 
empfiehlt Oppenheimer (33) die Augenschlinge: Querschlitz in der Mitte 


II” 


2) Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


= 


einer Binde. durch den man das eine Ende der Binde hindurchziebt; in die 


so entstandene Schlinge legt man einen Zellstoffbausch. Mit Mastisol-Ver- 
wendung ersetzt die Augenschlinge in den meisten Fällen einen Monokulus. 


Beykowsky (31) beschreibt eine Klappenschutzbrille. Sie 
besteht aus Pappendeckel und wird wie ein Augenschirm befestigt. In der über 
das Auge bis zur Wange gehenden Zunge befindet sich eine ovale Öffnung. 
in der ein dunkles Glas eingesetzt ist und die durch eine bewegliche dar über 
befindliche Klappe gegen Lichteinfall verschlossen werden kann. Beykowsky 
verwendet sie in Fällen mit starker Lichtscheu vom 1. Tage an, bei 
Operierten, z. B. Kataraktoperierten, vom 3.—4. Tage nach der Operation. 
Die Klappenschutzbrille soll das Auge gegen Licht, Luft, Staub und Traumen 
schützen, sie berührt das Auge nicht und stört nicht den freien Tränen- 
abfluss; da sie unter der Wange nicht fest anliegt, ist der Luftwechsel in 
der Nähe des Auges frei. Durch Verschluss der angebrachten Klappe kann 
der Kranke bei starker Lichtscheu das Auge im Dunkeln halten, bei Abnahme 
der Reizerscheinungen, bei trübem Wetter, in der Dämmerung durch Lüften 
der Klappe soviel Licht ins Auge lassen, als er verträgt oder als zur Orien- 
tierung im Raume nötig ist. Köllner. 


V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 
Ref.: Köllner. 


*39) Brouwer: Über die Sehstrahlung des Menschen. Monatsschr. f. Physiol. 
41. Bd. H. 3/4. S. 129 u. 203. 

*40) Fuchs: Über Schleifen der Ziliarnerven. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
60, Bd. Januar. S. 3. 

*41) Gioseffi: Bilaterale angeborene Anophthalmie mit Hämangiom des 
rechten unteren Augenlids. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 9. S. 244. 

42) v. Hippel, E.: Über die angeborenen zentralen Defekte der Hornhaut- 
hinterfläche, sowie über angeborene Hornhautstaphylome. (Mit 5 Tafeln.) Graefes 
Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. H. 2. S. 184 (s. Ref. Nr. 93a). 

*43) Meisner: Ein Microphthalmus congenltus mit Membrana pupillaris 
persistens corneae adhaerens und anderen Anomalien. (Graefes Arch. f. Ophthalm. 
Bd. 94. H. 3/4. S. 301. 

43a) Pick: Historisches zur Lehre von der topographischen Anordnung in den 
Sehbahnen und -Zentren. Neurolog. Zentralbl. Nr. 2. S. 70. (P. weist gegenüber 
Heuschen auf seine eigenen früheren Arbeiten hin.) 

*44) Tendlau, Anna: Ein Fall von Proboscis lateralis, Graefes Arch. f. 
Ophthalm. Bd. 95. H. 2. S. 135. 


Die durch Axenfeld bekannten Schleifenbildungen der Ziliar- 
nerven durch die Sklera bis nahe an deren Oberfläche konnte Fuchs (40) 
im ganzen in dreizehn Augen als Zufallsbefund auffinden. In 11 Fällen 
durchbohrte die Schleife die Sklera vollständig und lag mit ihrem Scheitel 
frei im episkleralen Gewebe bzw. im orbitalen Fettgewebe. Die Schenkel 
der Schleifen sind von Neurilemm überzogen, das innerhalb der Sklera un- 
mittelbar an der Wand des skleralen Kanals, ohne Dazwischentreten supra- 
ehorioidealer Lamellen liegt. Im allgemeinen muss jedoch das Vorkommen dieser 
Nervenschleifen als selten bezeichnet werden, und meistens wurde an einem 
Auge immer nur 1 Schleife beobachtet (nur an einem Auge konnte Fuchs 
zwei Schleifen auffinden.) An eine bestimmte Stelle des Auges sind die 


— — — = a A — — 


V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 9] 
Schleifen nicht gebunden. Der Nerv geht in der Regel nach der Schleifen- 
bildung in seiner ursprünglichen meridionalen Richtung weiter. Ein zirkulärer 
Verlauf, wie ihn Axenfeld sah, bildet eine Ausnahme. Was die Entstehung 
anbetrifft, so hat Fuchs Untersuchungen an embryonalen Augen angestellt, 
konnte {aber keinen Anhaltspunkt für eine mechanische Entstehung finden. 
Die Schleifen lassen sich also nur aus einer abnormen Wachstumstendenz er- 
klären, ähnlich wie sie auch im Sehnerven vorkommt (die abirrenden Bündel, 
welche von F. erst kürzlich ausführlich behandelt wurden). 


Brouwer (39) untersuchte 2 Gehirne in Serienschnitten: bei dem ersten 
bestand eine doppelseitigeHemianopsie mit erhaltenem, wenn auch herabgesetztem 
zentralen Sehen, anatomisch ein doppelseitiger Herd im Okzipitallappen, 
bei dem andern eine linksseitige Hemianopsie mit einem Herd im medio- 
ventralen Teile des rechten Hinterhauptlappens. B. kommt hinsichtlich des 
Verlaufes der Sehstrahlung zu dem Ergebnis, dass sie sich nur nach 
dem medialen Teile des Okzipitallappens wendet und die laterale Oberfläche 
nicht berührt. Dass im zentralen optischen System des Meuschen eine scharfe 
anatomische Projektion der Retina besteht, sei nicht wahrscheinlich. Ins- 
besondere dürfte die Makularegion einen ziemlich grossen Abschnitt der 
Okzipitalrinde einnehmen, der jedoch ganz innerhalb der Area striata liegen muss. 


Eine doppelseitige angeborene Anophthalmie mit Hämaugiom des 
rechten unteren Augenlides erwähnt Gioseffi (41) kurz. In den Bindehaut- 
säcken des 1!/,jährigen im übrigen rachitischen Kindes war keinerlei Rudiment 
eines Augapfels nachzuweisen. Die Lidgeschwulst schwankt je nach der Blut- 
fülle von Kirsch- bis Pflaumengrösse. Weitere Bildungsanomalien waren nicht 
vorhanden. 


Einen Fall von Mikrophthalmus, der eine Reihe interessanterAnomalien 
aufweist, beschreibt Meisner (43) ausführlich. Es handelte sich um einen 
linksseitigen Mikrophthalmus mäßigen Grades bei einem 2 jährigen Kinde, 
Das Auge war erblindet und wurde wegen Schmerzhaftigkeit enukleiert. An 
der Hornhaut bestand ein Arcus embryonalis und ein zentraler Defekt von 
Descemet und Endothel, jene Anomalie, welche als Ulcus internum von 
v. Hippel beschrieben wurde, welche dagegen Peters auf Grund mehr- 
facher anatomischer Untersuchungen als reine Entwicklungshemmung ohne 
entzündliche Ursache auftasste. Auch der hier vorliegende Fall spricht für 
die Peterssche Auftassung. Interessant war dabei vor allem, dass die 
Pupillarmembran in grosser Ausdehnung persistierte und an dem zentralen 
Hornhautteile adhärent war. Die Iris enthielt alle meso- und ektodermalen 
Teile. Irgendwelche Kolobombildungen waren weder hier. noch an den rück- 
wärtigen Teilen des Auges nachweisbar. Die kataraktö-se Linse war in 
mehreren Stücken nachweisbar, die in gefässfübrendes Bindegewebe vom 
Charakter des [risstromas vor und hinter dem Jrisdiaphragma eingeschlossen 
waren. Dahinter fand sich retinales Gewebe, das durch einen die Vasa hyaloidea 
enthaltenden Strang mit der Papille zusammenhing. Die Netzhaut hatte un- 
regelmäßige Struktur, enthielt keine Nervenfasern und nur noch spärliche 
Ganglienzellen und war durch Transsudat vom Pigmentepithel abgelöst, Das 
Fehlen der Nervenfasern und des grössten Teiles der Ganglienzellen fasst M. 
nicht als Atrophie, sondern ebenfalls als Entwicklungsstörung auf und verlegt 
damit die der Missbildung zugrunde liegende Störung spätestens in die 5. Fötal- 
woche. 


29 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Einen Fall von Proboscis lateralis bei einem Neugeborenen, der 
im übrigen gesund war, teilt Anna Tendlau (44) mit. Befund: Die rechte 
Nasenhälfte und das Septum fehlte, das linke Nasenloch war nach rechts ge- 
dreht. In der rechten Nasengegend fühlte man eine knöcherne Platte zwischen 
Oberkiefer und Stirnbein eingeschoben. Über die laterale Hälfte des rechten 
Oberkiefers hing ein rüsselartiges weiches Gebilde über das rechte Auge 
herab, dessen Stiel am oberen knöchernen Orbitalrand aufsass. Der Stiel 
war dünner, als der Rüssel, und knorpelhart. Der Rüssel selbst war 2.5 cm 
lang, zylindrisch und hatte in der Mitte einen nach dem freien Ende sich 
öffnenden Kanal. Mikroskopisch war der Kanal von Schleimhaut mit zahlreichen 
Drüsen mit Zylinderepithel ausgekleidet. Ausserdem war ein hyaliner Knorpel- 
zapfen nachweisbar. Zwischen Kanal und der Epitheldecke fand man teils 
ringförmig verlaufenden Knorpel, teils Muskulatur. Am Oberlid bestand ausser- 
dem ein typisches Lidkolobom, an der Iris ein Kolobom nach unten innen, 
ferner ein grosses bis über den Sehnerveneintritt reichendes Aderhaut- 
kolobom. Das linke Auge war normal. T. bringt die einschlägige Literatur 
der seltenen Missbildung und bespricht: die Deutungen, welche man ihr 
gegeben hat. Ihr Wesen hält auch T. noch für ungeklärt. Von allen darüber 
aufgestellten Vermutungen verdient diejenige die grösste Glaubwürdigkeit, 
welche eine Abart einer Spaltbildung auf Grund einer Keimesanomalie annimmt. 


VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck. 
Ref.: Wessely. 


*45) Kahn: Über den physiologischen Pupillarabschluss. Graefes Arch. 
Bd. 95. H. 1. 

*46) Seidel: Experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf 
der intraokularen Saftströmung. Graefes Arch. Bd. 95. H.1. 

*47) Seidel: Über den physiologischen Pupillenabschluss.. Bemerkungen zu 
dem gleichlantenden Aufsatz von Kahn. Graefes Arch. Bd. 95. I. 2. 


Seidel (46) bringt eine grosse Zahl wichtiger Beiträge zur Stütze der 
Leberschen Lehre, dass die Ziliarfortsätze die Quelle der intraokularen 
Augenfliissigkeit darstellen. Er wendet sich dabei vor allem gegen die von 
Hamburger gegen Leber erhobenen Einwände. Um auch in ganz kleinen 
Flüssigkeitsinengen den Eiweissgehalt bestimmen zu können, bediente er sich 
der refraktometrischen Bestimmung. Auf diese Weise gelang ihm selbst die 
Untersuchung des minimalen aus der Hinterkammer durch Punktion zu 
gewinnenden Flüssigkeitsquantums und dasErgebnis war, dass der Hinterkammer- 
inhalt sich in seiner chemischen Zusammensetzung entgegen der Hamburgerschen 
Behauptung vom physiologischen Vorderkammerwasser nicht unterscheidet. 
Wurden kleine Mengen des Vorderkammerinhalts entleert, so fand sich eine 
proportionale Zunahme des Eiweissgehalts im Hinterkammerwasser. Auch die 
Iris vermag, wenn sie freigelegt ist, d. h. unter Druckentlastung, eiweisshaltige 
Flüssigkeit abzusondern. Die Ursache der veränderten chemischen Zusammen- 
setzung des Humor aqueus nach Punktion der Vorderkammer liegt in der 
Hyperämie «der intraokularen Gefässe und lässt sich daher durch Adrenalin 
je nach der Dosierung in verschiedenem Grade beschränken. Durch alles 
dies ist die Hamburgersche Auffassung, dass zwischen Kammerwasser und 
Ziliarkörpersekret eine prinzipielle Differenz bestehe, erneut als hinfällig er- 
wiesen. Bezüglich des zeitlichen Verlaufes des Flüssigkeitswechsels in Hinter- 








VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck. 23 


wand Vorderkammer ergaben die Versuche, dass bald nach Ausführung einer 
teilweisen Kammerpunktion ein beträchtliches Anwachsen des Brechungsindex, 
bzw. des Eiweissgehalts in Vorder- und Hinterkammer auftritt und zwar in 
letzterer anfänglich stärker als in ersterer. Beim Zurückgehen der Veränderung 
nähert sich der Inhalt der Hinterkammer rascher der Norm als der der 
Vorderkammer. Nach teilweiser Entleerung der Vorderkammer tritt infolge 
-der intraokularen Hyperämie eine vorübergehende Augendrucksteigerung auf. 
Auch das Verhalten der Iris und des Ziliarkörpers gegenüber intra vitam 
einverleibten Farbstoffen ist ein wesentlich anderes, als es Hamburger 
gefunden haben will. Zwar ist an pigmentierten Tieren bei der von Hamburger 
gewählten Dosierung keine Färbung des Ziliarkörpers mit Fluoreszein sichtbar, 
.an albinotischen Kaninchenaugen zeigt sich dagegen eine elektive, gerade auf 
den Ziliarkörper beschränkte lebhafte Gelbfärbung, während die Iris vollständig 
ungefirbt bleibt. Ebenso findet sich bei Anwendung von Neutralrot, Trypan- 
rot, [rvpanblau und Isaminblau stets eine ausgesprochene Färbung des Ziliar- 
körpers. Da nun nach den neueren Forschungen die vitale Färbung unab- 
'hängig von dem Gefässverlauf erfolgt und nur von biochemischen Faktoren 
beherrscht wird, d. h. immer nur da anzutreffen sein soll, wo eine gesteigerte 
Funktion des lebenden Gewebes und wichtige Stoffwechselvorgange sich ab- 
‘spielen, so ist nach Seidel durch die angeführten Versuche der Beweis 
erbracht, dass dem Ziliarkörper für die Stoffwechselvorginge im Auge eine 
ganz hervorragende Bedeutung zukommt. Auch liess sich im Hinterkammer- 
wasser normaler Augen nach intravenöser Fluoreszeininjektion ein deutlicher 
Farbstoffgehalt nachweisen, wenn das aus der Hinterkammer entnommene 
kleine Flüssigkeitströpfchen zwischen zwei Deckgläschen im Spaltlicht der 
Nernstspaltlampe untersucht wurde. Endlich bringt Seidel auch gegen den 
sog. »physiologischen Pupillenabschlusse Hamburgers neue Einwände. 
Erstlich geht die Diffusion in kapillaren Spalten, wie sie die Hinterkammer 
‚darstellt, an sich langsam vor sich, zweitens ist das vollständige Zurückgebalten- 
werden des Fluoreszeins hinter der Iris im Hamburgerschen Versuche nur 
ein scheinbares, da schon lange bevor der Farbstoff bei gewöhnlicher Beobachtung 
über der Pupille sichtbar wird, unter Anwendurg geeigneter Beleuchtungs- 
vorrichtungen ein Fluroeszeinübertritt durch die Pupille festgestellt werden 
kann. Der Fluoreszeinaustritt aus den Irisgefiissen nach intravenöser Injektion 
ist als ein rein physikalisch-osmotischer zu deuten und beweist nichts für 
eine Anteilnahme der Iris an der physiologischen Kammerwasserbildung; im 
Gegenteil, die auf den Ziliarkörper beschränkte elektive vitale Färbung macht 
eine solche Anteilnahme sehr unwahrscheinlich. Die Lebersche Auffassung 
über Quelle und Verlauf der intraokularen Saftströmung besteht daher völlig 
zu Recht und sämtliche Gegenbeweise, die Hamburger ihr gegenüber 
vorbringt, sind als widerlegt zu betrachten. 


Auf eine neue Weise will Kahn (45) das Bestehen eines physiologischen 
Pupillenabschlusses mit Hilfe von Durchspülungsversuchen an der Pupille des 
Kaninchens und der Katze erwiesen haben. Er führte in die Hinterkammer 
des Auges von kurarisierten Tieren eine feine Nadel ein, welche mittels 
Gummischlauch mit einer kleinen in ihrer Höhe verschiebbaren, mit Ringerscher 
Flüssigkeit gefüllten Mariotteschen Flasche in Verbindung stand. Gleich- 
zeitig war in die Vorderkammer eine Lebersche Durchstichkanüle eingeführt, 
die ihrerseits durch Schlauch mit einem in der Höhe regulierbaren horizontalen 
Ausflussrohr in Verbindung stand. Mit dieser Vorrichtung wurde fest- 


94 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


gestellt, das ein Überdruck in der Mariotteschen Flasche beim Kaninchen 
von 30 mm, bei der Katze von 50 mm Wasser bestehen muss, damit aus 
dem mit der Vorderkammer in Verbindung stehenden Rohr Flüssigkeit 
abtropft. Dieser Überdruck soll ein Mals für die Stärke des Pupillen- 
abschlusses darstellen. In einer weiteren Reihe von Versuchen wurder 
die Tropfen mittels Zählvorrichtung auf dem Kymographion aufgeschrieben. 
Bei Reizung des Halssympathikus änderte sich die Tropfenzahl, und zwar kam 
es beim Kaninchen nach einer kurzen Verzögerung zu einer wesentlichen 
Steigerung des Ausflusses, während bei der Katze nach einer kurzen Steigerung 
ein längeres Sistieren und dann eine dauernde Verlangsamung folgte. Kahn 
führt die Differenz bei beiden Tierarten auf die verschiedene Beeinflussung 
des Augendrucks durch Sympathikusreizung zurück, während die Steigerung 
beidemale auf Lüftung des Pupillarabschlusses durch die Pupillenerweiterung 
zu beziehen seiu soll. 

Gegen die Deutung. die Kahn seinen Versuchen gibt, wendet sich 
Seidel (47), indem er hervorhebt, dass der Überdruck, welcher nütig ist, 
um bei der geschilderten Versuchsanordnung ein Ausfliessen von Kammer- 
wasser in Tropfenform hervorzurufen, lediglich von der Kapillarität der dabei 
in Anwendung kommenden Kanülen abnängig ist. Keineswegs wird etwa 
hiermit die Kraft gemessen, welche zum Sprengen des hypothetischen 
physiologischen Pupillenabschlusses erforderlich ist. 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes, 
Ref.: Köllner. 

*48) Ascher, K. W.: Versuche zu einer Methode, die sekundären Motive der 
Tiefenlokalisation messend zu beobachten, nebst Bemerkungen über die Gewöhnung 
an das einäugige Sehen. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 94. Heft 3/4. N. 275 

*49) Birch-Hirschfeld: Einige Bemerkungen zur Untersuchung Nachtblinder.- 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. Januar. S. 30. 

*50) Doesschate, G. ten: Über Gesichtsfeldstörungen bei Fliegeroffizieren. 
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 39, S. 80. 

*51) Jahn, O.: Eine wesentliche Verbesserung der Sehschärfe durch steno- 
päischen Spalt. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 39. Bd. S. 181. 

*52) Meyer: Bericht über 300 Untersuchungen auf Hemeralopie. Zeit-chr. f- 
Augenheilk. 39. Bd. S. 48. 

53) Pichler: Uber simulierte Gesichtsfeldeinschränkung. (Graefes Arch. f. 
Ophthalm. Bd. 94. H. 3/4. S. 227. S. Ref. Nr. 144. 

54) Sänger: Die Schussverletzungen der zentralen Sehbahnen und des Seh- 
zentrums. Kriegsiirztl Abend zu Berlin. 12. 2. 18. 

*55) Stenholm: Eine neue Methode zur heterochromen Photometrie. Skindin. 
Areh. f. Physiologie. 35. Bd. S. 315. 

*56) Trendelenburg: Uber Raummessung mittels Stereoskopie. J. Springer. 
Berlin 1917. 


Der stereoskopischen Raummessung an Röntgenaufnahmen 
widmet Trendelenburg (56) eine kleine lehrreiche Monographie, deren 
Besprechung an dieser Stelle erfolgt, weil die Darstellung auf einer breiteren 
Grundlage aufgebaut wurde und die stereoskopischen Methoden der Raum- 
messung auch an gewöhnlichen photographischen Aufnahmen berücksichtigt. 
Hier wird sowohl die Methode der über dem Landschaftsbilde fest schwebenden 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 25 


Entfernungsmarken besprochen als auch das Prinzip der wandernden Marke, 
bei welcher zwei punktförmige Marken messbar so eingestellt werden, dass 
die bei ihrer stereoskopischen Vereinigung entstehende Raummarke über dem 
zu messenden Bildpunkt zu stehen scheint, ein Vorgehen, welchem wegen der 
vielseitigeren Verwendungsmöglichkeit bei Landschaftsbildern der Vorzug ein- 
geräumt werden muss. Der nach diesem Prinzip von Pulfrich gebaute 
Stereokomparator, der Stereoautograph, die Idee des Sterevautoplast, mit 
welchem ein vollständiges plastisches Landschaftsmodell hergestellt werden 
soll, ferner das Pulfrichsche Stereometer werden ebenfalls erwähut. T. 
bespricht weiterhin die Prinzipien der raumrichtigen Röntgenstereoskopie und 
kommt sodann zu den Grundlagen seines eigenen stereoskopischen Messungs- 
verfahrens, welches ebenfalls als eine Methode der wandernden Marke be- 
zeichnet werden kann. Sie ist insofern wesentlich einfacher als die von 
Hasselwander, Drüner u. a. angewendete Einstellung der Messmarken, 
als es sich nur um das freihändige Hineinhalten eines Mafsstabes (Zirkel, 
Winkelmesser) in das Raumbild selbst handelt. Eine Methode, welche, wie 
T.s Angaben zeigen, praktisch völlig ausreicht. Es ist ihm zweifellos gelungen, 
dieser Messmethode eine so einfache Form zu geben, dass ihrer allgemeinen 
Anwendung nichts mehr im Wege steht. Die Grundzüge seines Vorgehens 
sind etwa folgende: Es ist zunächst ein objektgleiches Raumbild erforderlich, 
d. h. bei Betrachtung der stereoskopischen Röntgenbilder im Spiegelstereoskop- 
m üssen die Stellungen der Blicklinien und Netzhsutbilder die gleichen sein, wie 
bei Betrachtung des Gegenstandes selbst. Das wird dadurch erreicht, dass 

die Brennflecke der Antikathoden am Röntgenapparat dieselbe Stelle zu den 

Aufnahmen einnehmen, wie die Augendrehpunkte. Die Konstruktion des 

Aufnahmeapparates gewährleistet leicht die hierzu notwendige Einstellung. 

Das Betrachtungsstereoskop ist mit durchsichtigen (d. h. unbelegten) Spiegeln 

versehen. Dadurch ist der Ort des stereoskopischen Raumbildes für die Mels ~ 
instrumente erreichbar, welche (z. B. die Zirkelspitzen) nur hinter die durch - 
sichtigen Spiegel an die betreffenden Stellen des Raumbildes geführt zu werde n 
brauchen, um die Messungen direkt während der Betrachtung vornehmen z u 
können. Für die richtige Einstellung der Platten und die übrigen technische n 
Erfordernisse ist in einfacher Weise gesorgt. Die Methode hat zweifellos de n 
grossen Vorteil unmittelbar anschaulich zu sein, und der Operierende kann 
z. B., ohne selbst an der Ortsbestimmung beteiligt zu sein, durch einen Blic k 
auf das vollkommen objektgleich eingestellte Raumbild alle Lagebeziehungen 

ohne rechnerische Schwierigkeiten erkennen. 


Eine neue sehr einfache und anscheinend zuverlässige Methode der 
heterochromen Photometrie beschreibt Stenholm (55). Auf einem 
weissen Pappschirme wird von einem stabförmigen etwa 10 cm davor auf- 
gestellten Objekt ein Schatten mit Hilfe einer entfernteren Lichtquelle (Glüh- 
lampe) entworfen. Die zweite Lichtquelle, welche man zu untersuchen wünscht, 
wird vor dem Schirm so aufgestellt, dass ihre Strahlen die Stelle des Schattens 
belichten und den Schirm unter einem Winkel treffen, welcher einem rechten 
möglichst nahe kommt. Man verschiebt nun diese Lichtquelle solange, bis der 
Schatten eben noch gesehen werden kann, d. h. das Minimum distingibile 
erreicht ist. Dieser Abstand wird gemessen. In derselben Weise verfährt 
man mit anderen Lichtquellen, deren Lichtstärke bestimmt werden soll. Da 
die Beleuchtung mit der entfernt stehenden Glühlampe konstant ist, muss in 
allen Fällen, in denen das Minimum distingibile erreicht ist, die Beleuchtung 


26 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde, 


les Schirmes gleichstark sein. Das Verhältnis zwischen den verschiedenen 
Lichtstärken wird dann einfach durch das gerade Verhiiltpis zwischen den 
Quadraten der gemessenen Abstände ausgedrückt. Um ein Mals in Hefner- 
kerzen zu haben, kann man eine der Lichtquellen (mit ungefärbtem Licht) 
mit dem Weberschen Photometer messen. Verf. berechnet, dass die Fehler 
der Methode sich innerhalb der Grenzen, die für die ziemlich genaue Methode 
Webers gelten, halten, und dass das Verfahren unabhängig vom Purkinje- 
schen Phänomen und von der Färbung der Lichtquelle ist. 


Ascher (48) hat versucht, eine neue Methode zur Messung der 
sekundären Motive der Tiefenlokalisation besonders bei Einäugizen 
auszuarbeiten, welche mit der parallaktischen Verschiebung nichts zu tun habe. 
Gewisse physiologische Untersuchungen hatten ergeben, dass sich Versuchs- 


anordnungen herstellen lassen, bei welchen — ohne dass der Beobachter ver- 
anlasst wird, auf bestehende Entfernungsunterschiede zu achten — diese 


Entfernungsunterschiede in verschiedenem zahlenmälsig feststellbaren Grade 
auf das Grössenurteil zur Wirkung kommen. Dempgemäls hat Verf. eine Schiene 
konstruiert, welche an dem einen Ende eine Koptstütze trägt, andererseits in 
verschiedenen Entfernungen drei Stifte, deren obere Enden zur Aufnahme der 
Beobachtungsobjekte, quadratische Täfelchen in verschiedener Grösse, dienen. 
Die Täfelchen sind so eingesteckt, dass der Beobachter sie übereinander sieht 
und in der Grösse vergleichen kann. Kopfbewegungen sind vermieden. Die 
Untersuchung erfolgt bei Tageslicht. Die Schiene und die Stifte sind 
absichtlich nicht abgedeckt, weil der Beobachter eben alle sekundären 
Merkmale für die Tiefenschätzung bei seiner Grössenvergleichung mitverwerten 
soll. Der Blick soll daher an der Schiene entlang gleiten. Es werden nun 
die Täfelchen verschiedener Grösse aufgesteckt und der Beobachter hat an- 
zugeben, ob sie gleich, ob das eine grösser oder kleiner ist. Die typische 
Reaktion des Einäugigen, der übrigens die Reaktion des einseitig Schwach- 
sichtigen ähnelt, liegt zwischen der Gleicheinstellung des Binokularsehenden 
und der bei einäugiger Betrachtung im Dunkelzimmer erzielten Ein- 
stellungen. Da bei dieser letzteren lediglich die Grösse des Netzhautbildes 
für den Grösseneindruck malsgebend ist und alle Entfernungsunterschiede nicht 
mehr von Einfluss sind, so kann aus den bei Tageslicht. vorgenommenen ver- 
schiedenen Angaben der Einäugigen an der genannten Versuchsanordnung auf 
eine wechselnde Einwirkung des Entfernungsunterschiedes auf das Grössen- 
urteil, wohl durch die sekundären Motive der Tiefenlokalisation, geschlossen 
werden. Verf. fand nun, dass manche Einäugige Werte zeigten. welche den- 
jenigen mancher Zweiäugiger nahe kamen. Welche Umstände diese Feinheit 
des Urteils, die nach Verf. also lediglich auf Einwirkung des Entfernungs- 
unterschiedes zurückzuführen wäre, bedingen. ist noch zu untersuchen. Doch 
ergäbe sich, falls sich der von Verf. angegebene Weg als gangbar erweist, hier 
eine Möglichkeit die Gewöhnung an die Einäugigkeit praktisch zahlenmifsig 
zu prüfen. 

Gegen das von Birch-Hirschfeld zur UntersuchungderNacht- 
blindheit angegebene Fünf- Punkt - Adaptometer hatte Haass in einem 
Referate Bedenken erhoben. die Birch-Hirschteld (49) jetzt zurückweist. 
Die Inkonstanz der Lichtquelle (Taschenlampe) kommt praktisch deswegen 
nicht so in Frage, weil es sich nicht um absolute, sondern um relative, 
im Vergleich zu einer gleichzeitig untersuchten normalen Kontrollperson cr- 
haltene Werte handelt. Die Einstellung einer konstanten Entfernung zwischen 





VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 27 


Auge und Apparat lässt sich ohne Schwierigkeiten auf verschiedene Weise 
erreichen. Man tut übrigens gut, den Zeigefinger des Patienten an die Punkt- 
probe zu legen, um die Fixationsrichtung anzugeben. Die Variation der 
Helligkeit, die ebenfalis von Haass beanstandet worden war, erfolgt in 
genügend weitem Mafse nicht nur durch die Irisblende, sondern auch durch 
Verdunkelungsscheiben. 


Über 300 Hemeralopieuntersuchungen berichtet nun auch 
Meyer (52). die er mit Hilfe eines eigenen früher bereits beschriebenen 
Apparates angestellt hat unter Benutzung farbiger Filter, die vor die Objekt- 
scheibe gesetzt wurden (Schottsche Farbentilter.. Um eine gleichmälsige 
Helladaptation vor der Untersuchung zu erzielen, liess er die Patienten auf 
eine grosse Milchglasscheibe blicken, welche künstlich erleuchtet wurde. M. 
stellt ähnlich wie Birch-Hirschteld mehrere Typen von Hemeralopie auf: 
1. Fälle mit während des Adaptationsverlaufes dauernd erhöhten Reizschwellen, 
2. Fälle mit »Verspätung der Adaptation« (anfängliche starke Schwellen- 
erhöbung), 3. dauernd starke Reizschwellenerhihung mit verlangsamter 
Adaptation, 4. anfangs starke Reizschwellenerhöhung mit später sprunghafter 
Erniedrigung der Schwellen. Die Untersuchungen mit farbigen Filtern, 
ähnlich wie sie Wessely bereits angewendet hatte, werden auch von M. 
empfohlen, schon um sich über die Zuverlässigkeit der Angaben zu orientieren. 
Ferner hat M. auch Untersuchungen des Farbengesichtsfeldes vorgenommen 
und Einengungen der Gelb-Blau-Grenzen, wie Jess, gefunden; er empfiehlt 
daher diese Methode ebenfalls. Endlich hat M. seine Aufmerksamkeit 
dem zentralen Sehen der Hemeralopen zugewendet und im weissen und 
farbigen Filterlicht die Sehschiirfe mit transparenten Probebuchstaben ge- 
prüft. Die Untersuchungen treten allerdings gegenüber den bekannten 
Hessschen an Beweiskraft zurück, da die foveale Fixation nicht ge- 
nügend gewährleistet ist. Ihr Ergebnis stimmt trotzdem im wesentlichen mit 
dem von Hess überein, d. h., es fand sich auch hier eine ausgesprochene 
Unterempfindlichkeit gegen rotes Licht gegenüber dem normalen. Hinsichtlich 
der Ursache der Hemeralopie schliesst sich M. der Mehrzahl der Autoren 
darin an, dass von einer sogenannten Kriegshemeralopie nicht gesprochen 
werden kann. Hervorzuheben sind noch eine Reihe von Fällen, die nach 
Darmerkrankungen, wie Typhus usw., aufgetreten waren und relativ häufig 
Fälle mit Kopfschüssen (37 Fälle, welchen nur 14 Fülle mit normalem 
Adaptationsverlauf gegenüberstehen). 


Doesschate (50) hat, durch die Befunde Zades aufmerksam ge- 
macht, bei Fliegern sorgfältige Gesichtsfelduntersuchungen vorgenommen 
und in 38 Gesichtsfeldern 17 mal mehr oder weniger vollkommene Ring- 
skotome gefunden, die etwa 30—40° vom Fixierpunkt entfernt lagen. 
Einigemale waren sie mit radiären relativen Defekten kombiniert. die den 
blinden Fleck mit dem peripheren absoluten Ringskotom verbanden. Die 
Ursache dieser Blendungserscheinung bilden nach D.s Ansicht hauptsächlich 
die leuchtenden Strahlen des Spektrums und zwar wahrscheinlich die stärker 
brechenden. 


Jahn (51) teilt drei Fälle von Schwachsichtigkeit durch Hornhaut- 
tribung mit, bei denen die Sehschärfe durch Anwendung eines steno- 
päischen Spaltes nicht in ausreichender Weise gehoben werden konnte, 
bei denen anderseits durch Fernrohrbrillen ein zu unklares Bild ent- 


98 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


stand, wohl aber durch Kombination beider Mittel sich ein brauchbar es 
Sehvermögen erzielen liess. Bei der Sehschärfeprüfung wurde ein stenopäis cl.er 
Spalt als augenseitiges Aufsteckglas benutzt, bei der Brille wurde dann die 
augenseitige Linse versilbert und lackiert und der gewünschte Spalt durch 
Abkratzen der aufgetragenen Schicht hergestellt. 


VHI. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 
Ref.: Källner. 

*57) Biegvad: Uber die Progression der Myopie. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
60. Bd. S. 155. 

58) Boegehold: Physiologische und mathematische Meinungsverschieden- 
heiten in der Bewertung sphärotorischer Brillen. Zeitschr. f. ophthalm. Optik 6. 
H. 1. S. 14. (Polemik.) 

59) Gutfreund: Ein Fall von beiderseitiger pulsierender Vortexvene. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. 60. Bd. S. 259. (Es handelt sich um hohe Myopie.) 
S. Ref. Nr. 113. 

60) Henker: Zur Festlegung von Richtmaßen für Brillengläser. Zeitschr. f. 
ophthalm. Optik. 6. IT. 1. N. 11. (Vgl. Ref. im Bericht f. 1917 Nr. 454.) 

*61) Rönne: Über die praktische Bedeutung der Zeissschen Punktal- und 
Katralgläser. Klin. Monatsbl. i. Augenheilk. 60. Bd. S. 185. 

*62) v. Rohr: Zur Entwicklung der Fernrohrbrille (3. Nachtrag.) Zeitschr. 
f. ophthalm. Optik. 6. H. 2. S. 25. 

63) Weiss: Physiologische und mathematische Meinungsverschiedenheiten in 
der Bewertung sphärotorischer Brillen. Zeit=»chr. f. ophthalm. Optik. 6. H. 2. 
S. 40. (Polemik gegen den kürzlich erschienenen Aufsatz Boegeholds.) 


Zur Entwickelung der Fernrohrbrillen teilt Rohr (62) noch 
mit, dass unter anderm bereits im Jahre 1667 von Eschinardi eine zweifach 
vergrössernde Fernrohrbrille. bestehend aus Konvex- und Konkavglas ange- 
geben wurde, welche gestattete, Buchstaben in !/, m Entfernung wahrzunehmen. 


Hinsichtlich der praktischen Bedeutung der Zeissschen Punktal- 
und Katralgläser hatte Boegehold (s. II, Quartal 17) sich gegen die 
Ausführungen Rönnes gewendet, der vor einer Uberschitzung der Gläser 
warnte. Rönne (61) widerlegt in einer neuen Arbeit die Einwände B.s 
Bei der Gelegenheit weist er darauf hin, dass die Betrachtung des Blick- 
feldes als eine Winkelgrösse, bei der alle Teile qualitativ gleichwertig sind. 
zu mathematisch ist und nicht der Praxis entspricht. Die äussersten Teile 
des Blickfeldes (40—50°) werden im allgemeinen nicht zur Fixation ver- 
wendet, weil so starke Augendrehungen unangenehm sind. Auch in den inter- 
mediären Abschnitten kommt die «direkte Fixation noch meist nur momentan 
in Betracht, als Vororientierung. der dann eine entsprechende Kopfdrehung 
tolgt. Erst die mittleren Blickteldpartien werden völlig zum Fixationswechsel 
ohne Kopfdrehung benutzt. Daher ist es bei allen Korrektionsgläsern am 
wichtigsten, dass der astigmatische Fehler unter der Erkennungsgrenze in den 
mittleren Teilen des Blickfeldes bleibt. während er in den Randteilen von 
geringerer Bedeutung ist. R. führt demgegenüber an, dass bei dem Katralglas 
im Gegensatz zu allen anderen Gläsern gerade ein zunehmender Astigmatismus 
vom Rande nach der mittleren Zone stattfindet. 


Uber die Progression der Myopie hat Blegvad (57) statistische 
Untersuchungen angestellt. Es ergab sich zunächst, dass die Art der Glas- 


IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates. 29 


korrektion offenbar keinen Einfluss — weder nützlichen noch schädlichen — 
auf die Progression der Myopie hat. Der Zeitpunkt, in dem die Myopie in 
der Regel stationär wird, dürfte etwa im 24. Lebensjahr liegen: im Alter 
von 4—8 Jahren waren noch 70°/, der Fälle progredient. zwischen 14 und 
16 Jahren noch 54°/,. Eine familiäre Disposition konnte B. bei etwa 48°/, 
der Fälle nachweisen. Über die Art des Fortschreitens der Myopie kommt 
B. zu dem Ergebnis, dass die Durchschnittsprogression mit dem Alter abnimmt, 
dageren mit dem Grade der Myopie zunimmt. Die Myopien, welche am 
frühesten beginnen, wachsen auch am schnellsten, die später beginnenden 
langsamer. Die Ätiologie der Myopie sieht B. in nur zwei Momenten, der 
Erblichkeit und der Naharbeit. Für die exzessiven Myopien ein besonderes 
ätiologisches Moment anzunehmen., sei nicht notwendig, da auch unter dem 
Einfluss der Naharbeit die Myopien exzessive Grade erreichen können, auch 
noch im späteren Lebensalter. Untersucht man ältere Individuen, so erhält 
man daher auch unter den höheren Myopiegraden einen grösseren Prozentsatz 
unter den mit Naharbeit beschäftigten Klassen, als in den niederen Bevölkerungs- 
schichten, wo die Naharbeit gewöhnlich im Alter von 15—16 Jahren aufhört, 


IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates. 


Ref: Köllner. 


64) Bachstez: Funktioneller Blepharospasmus und Blick nach aufwärts. 
Wiener klin. Wochenschr. Nr. 50. 

65) de Kleyn und Storm v. Leeuwen: Über vestibuläre Augenreflexe. Graefes 
Arch. f. Ophthalm. Bd. 94. II. 3/4. S. 316. S. Ref. Nr. 24. 

*66) Meyer: Kongenitale Blicklähmung. Arztl. Verein in Hamburg. 5.2.18. 
Ref. Münch. med. Wochenschr. Nr. 9. S. 252. 

*67) Ohm: Uber den Einfluss des zweiäugigen Sehens auf den Nystagmus. 
Zeitschr. f. Augenheilk. 38. Bd. S. 269. 

*68) Schwartz: Zur Lokalisation des Nystagmus rotatorlus. Neurolog. Zentralbl. 
36. Bd. S. 178. 


Eine Familie mit doppelseitiger kongenitaler Blicklähmung 
(Mutter und zwei Kinder) demonstrierte Meyer (66). Die Augen waren 
absolut fixiert, ausserdem bestand Levatorlihmung. M. zeigte bei dieser Ge- 
legenheit noch Photographien einer Familie, bei welcher die Affektion einseitig 
vorhanden war. 


Schwartz (68) weist auf Experimente Seidlers hin, dass sowohl 
der horizontale, als auch der rotatorische Nystagmus von den Bogen- 
fasern aus dem ventrokaudalen Deiterskerngebiet erzeugt werden kann. 
S. beobachtete einen Fall von Syringomyelie und Syringobulbie mit Nystagmus 
rotatorius, bei welchem sich histologisch eine vollständige Durchtrennung der 
Fasern zwischen Corpus restiforme und hinterm Längsbündel in deren kaudalstem 
Bereiche nachweisen lies. Damit wäre eine Bestätigung der experimentellen 
Lokalisation des Nystagmus rotatorius gegeben. 


Ohm (67) hat einen jener Fälle von latentem Nystagmus unter- 
sucht von dem Gesichtspunkte aus, welchen Einfluss das beidäugige 
Sehen auf das Augenzittern hat. Während die Augen ganz still standen, 
wenn sie offen waren, entstand sofort nach Abblendung eines Auges ein Ruck- 


30 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


nystagmus, nach links beim Verdecken des rechten, nach rechts beim Yer- 
decken des linken Auges. Bemerkenswert war dabei, dass das rechte Auge 
nach aussen schielte und amblyopisch war. Also trotzdem es sich am bin- 
okularen Sehakte nicht beteiligte, war doch sein Einfluss auf die Augenbe- 
wegungen nachweisbar. Abblendung eines Auges zerstöre demnach (in diesem 
Falle) die Koordination beider Vestibularapparate und zwar werde der rechte 
durch Abblendung des rechten Auges, der linke durch Abblendung des linken 
ausgeschaltet. Der andere Vestibularapparat bekommt dann jedesmal das 
Übergewicht und ruft Nystagmus hervor. Das linke sehtüchtige Auge wirkte 
dabei kräftiger als das rechte, schwachsichtige, denn das Linksruckzittern war 
schneller und nach Folge und Ausschlag gleichmälsiger als das Rechtsruck- 
zittern. Überhaupt lehrt der Fall, dass das Gleichgewicht der Vestibular- 
apparate unter Umständen sehr labil ist und von seiten der Augen durch 
kontrastreiche Reizung und durch Änderung der Blickrichtung zerstört werden kann. 


X. Lider. 
Ret: lHöhmann. 
*68a) Stargardt, K.: Phthiriasis der Lider mit Follikularkatarrh. Zeitschr. f. 
Augenheilk. 1917. Bd. 38. Heft 5/6. N. 258. 
*69) Vieregge, Fr.: Zwei Fälle von Tuberkulose des Augenlides und der 
Bindehaut. Dissert. Giessen. 


Die seltene Phthiriasis der Lider beobachtete Stargardt (68a) 
in 2 Fällen. Im 1. Fall handelt es sich um einen 17jährigen Konditor- 
lehrling, dessen rechtes Auge seit 6 Wochen juckte. Die Wimpern waren 
am basalen Teil mit eigenartig schwärzlichem bis schmutziggrauem Staub 
bedeckt, wie Kohlenstaub oder feines Pulver. Der Lidrand war nicht gerötet, 
nicht mit Schuppen bedeckt, zeigte keine Ulzeration. Der schwärzliche Staub- 
erwies sich am Hornhautmikroskop als Nisse und an den Lidrändern sassen 
zahlreiche Pediculi mit dem Kopf und dem Rostrum tief in die Haarbälge 
der Wimpern eingebohrt, am Unterlid wenigstens 20, am Öberlid mehr als 
30. Gewöhnlich sass an jeder Wimper eine Nisse, bisweilen mehrere, mit 
ihrem spitzen Ende an den Wimpern fixiert. An der dem Beobachter zuge- 
kehrten Deckelseite liessen sich wenigstens 15 Deckelzellen zählen, die Eier 
mussten also von Pediculi pubis herrühren. Die Nissen waren wesentlich 
kleiner als sie an anderen Körperstellen zu sein pflegen (Länge 642 gegen 
800—1000 u, Breite 394 gegen 450—500 u). Im ganzen zählte er 17 Pediculi 
mit allen Charakteristika der Pediculi pubis. Nach Einträufeln von 4 proz. 
Kokain flüchteten nach wenigen Sekunden die Pediculi vom Lidrand auf die 
äussersten Spitzen der Wimpern. Die Bindchaut des oberen Tarsus war 
injiziert, von blauroter Farbe und zeigte mälsige papilläre Schwellung. Auf 
der ganzen Tarsalbindehaut zerstreut fanden sich feine glasige Follikel vor 
ca. 1/, mm Grösse. Die obere Ubergangsfalte war noch stärker injiziert, hier 
waren die Follikel von gelblich grauer Farbe. Narben waren nirgends vor- 
handen. Die Bindehaut des unteren Tarsus und Ubergangsfalte waren stark 
gerötet, düsterviolett verfärbt, die Follikel hier grösser und zahlreicher. 
Auch die Plica semilunaris war geschwollen und gerötet und trug Follikel. 
Geringe Sekretion der Bindehaut, überwiegend aus Lymphozyten bestehend. 
Dass der Follikularkatarrh der Ansiedelung der Phthirii seine Entstehung 
verdankte, dafür spricht die Einseitigkeit des Prozesses, sowie die sofortige: 


X. Lider. 3 


Rickbildung nach Entfernung der Phthirii. Die Ursache des Katarrhs sicht 
St. in der Abscheidung gewisser chemischer Stoffe durch die Pediculi, Auch 
spricht hierfür die düsterviolette Verfärbung der Bindehaut, die gleichzustellen 
ist den Maculae coeruliae an anderen Körperstellen bei Phthiriasis. Dass 
aber dieser Follikularkatarrh nicht immer bei Phthiriasis der Lider auftritt,. 
beweist der 2. Fall des Verf. Bei dem ljihrigen Kind fiel die schmutzig- 
graue Verfärbung der Lider auf, die ihre Entstehung ebenfalls der Anwesen-: 
heit von Nissen und Pediculi verdankte, wie sich unter der Lupe zeigte. 
Befallen waren alle 4 Lider, es fanden sich nur wenig Nisse und nur drei 
lebende Pediculi, Die Lidränder zeigten keine weiteren krankhaften Ver- 
änderungen. Die Bindehaut war so gut wie normal, höchstens leicht hyper- 
ämisch, ohne Follikel; wahrscheinlich infolge der geringen Zahl der Parasiten 
und der kürzeren Krankheitsdauer. Phlyktänuläre Prozesse fanden sich in 
beiden Fällen nicht, trotzdem der 1. Patient zweifellos disponiert war (erethi-- 
scher Habitus). 


Die verschiedenen Formen der Tuberkulose der Augenlider und 
der Bindehaut bespricht Vieregge (69) in seiner Dissertation und kommt 
zu dem Schluss, dass einerseits die Diagnose absolut gesichert wird durch 
Auffinden der Tuberkelbazillen, das aber bei der Seltenheit ihres Vorkommens 
meist nicht gelingt, und durch den positiven Ausfall des Impfversuches, der 
aber ebenfalls häufig negativ bleibt. Der negative Ausfall spricht aber niemals 
sicher gegen Tuberkulose, in vielen Fällen muss das klinische Bild allein die- 
Diagnose bestimmen. Dieser letzteren Art sind auch die beiden Fälle, die- 
Verfasser aus der Giessener Universitäts-Augenklinik veröffentlicht. In dem 
l. Fall bandelt es sich um einen 58jährigen Zugführer, dessen Frau vor 
langer Zeit an Tuberkulose gestorben ist, während er selbst ganz gesund ist. 
Nur am rechten unteren Augenlid zeigt sich in der Mitte am Lidrand eine 
kleine höckerige hahnenkammartige Geschwulst von blasser Farbe, 5 mm lang. 
An der Innenfläche des Lides schliesst sich eine erbsengrosse Geschwirsfliche 
an mit verdicktem Rand und unregelmälsigem Grund. Das Geschwür wird 
ausgeschnitten, die Wunde heilt glatt. Mikroskopisch findet sich tuberkulöses 
Gewebe mit reichlichen Riesenzellen. Im 2. Fall findet sich bei der 46 jährigen. 
Patientin im Intermarginalteil des rechten oberen Augenlides aussen von 
Tränenpünktchen eine flach gewölbte rötliche Geschwulst von Halberbsengrösse;. 
Oberfläche glatt, nicht ulzeriert, Bindehaut normal, keine Drüsenschwellung, 
aber linksseitiger Lungenspitzenkatarrh. Nach Exzision des Tumors heilt die 
Operationswunde glatt, inzwischen zeigt sich am unteren Lid an der Konjunk- 
tivalfläche ungefähr in der Mitte eine etwa linsengrosse Verdickung und in 
ihr 5—6 hirsekorngrosse gelbe Knötchen in der geschwollenen Bindehaut. 
Auf der Lidaussenseite ist eine Verdickung nicht fühlbar. Ebenfalls Exzision. 
Mikroskopisch ergibt sich in beiden exzidierten Tumoren Tuberkulose (Knöt- 
chen von Epitheloidzellen ohne nekrotisches Zentrum, in ihnen 1—3 typische 
Langhanssche Riesenzellen mit reichlichen Kernen). Tuberkelbazillen wurden 
nicht gefunden; der Impfversuch (in die vordere Augenkammer eines Kaninchens) 
verlief negativ. In dem 2. Fall dürfte es sich am Unterlid um eine Abklatsch- 
tuberkulose handeln, wobei aber das rasche Auftreten auffallend ist. Über 
die Entstehung lässt sich Genaues nicht sagen; im 2. Fall könnte es sich 
um eine Metastase von der Lunge aus handeln, im 1. Fall wahrscheinlich 
um ektogene Infektion. 


32 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


XI. Tränenwege. 
Ref.: Höhmann. 


*70) Fischer, C. C.: Die Behandlung der Tränenwege vom rhinologischen 
Standpunkt unter besonderer Berücksichtigung des Totischen Verfahrens. Zeitschr. 
f. Augenheilk. Bd. 39. H. 1/2. S. 1. 

*71) Halle, M.: Intranasale Trünensackoperation bei einem Säugling von 
312 Monaten zur Entfernung einer hineingeglittenen Dauersonde. Berlin. klin. 
Wochenschr. 1918. Nr. 11. S. 256. Vgl. Ref. Nr. 468 im Vierteljahrsbericht 1917. 

*72) Hötte, F. A.: Über Dakryozystorhinostomie mit Modifikationen und 
Totalexstirpation mit Rhinostomie. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. 
S. 358. 


Fischer (70) gibt der Dakryozystorhinostomie von Toti den 
Vorzug vor der Exstirpation des Tränensacks. Er beschreibt nochmals den 
Gang der Operation an Hand von 4 Abbildungen. Er hält die Totische 
(oder eine entsprechende intranasale) Operation für angezeigt bei allen Fällen 
von Dakryostenose, wo wenigstens noch ein Tränenröhrchen und -kanälchen 
unverletzt und durchgängig ist; sie sollte grundsätzlich an die Stelle von 
Tränensackexstirpation treten, abgesehen etwa von Fällen. wo eine unaufschieb- 
bare Bulbusoperation vorgenommen werden muss oder wo das ganze Tränen- 
sackgebiet durch Tumor oder Gewebszerfall eingenommen wird. Die Totische 
Operation erachtet er den intranasalen Methoden überlegen. weil das Operations- 
feld übersichtlicher ist, auch bei ängstlichen Patienten und kleinen Kindern 
von aussen in Narkose gut operiert werden kann und weil hochgradige Ver- 
engerungen des Naseneingangs und Septumverbiegungen kein Hindernis sind. 


Hötte (72) tritt lebhaft ein für die Dakryozystorhinostomie von Toti. 
Die Nachteile gegenüber der Operation v. West-Polväk erachtet er als 
gering, die Vorteile aber als wesentlich (Operationsfeld übersichtlicher, Ver- 
fahren einfacher). Er beschreibt den Gang der Dakrvozystorhinostomie 
mit Modifikation von Blaskovics. Diese Modifikation besteht darin, 
dass er den knöchernen Orbitalrand schont, vom Tränensack nur eınen 2--3 mm 
kleinen Teil zurücklässt und den Nasenschleimhautausschnitt dem Knochenloch 
gleichgross macht. Den Hautschnitt macht v. Blaskovics etwas entfernt 
von der Kommissur, um eine schönere Narbe zu bekommen, gradlinig 2 cm 
lang. Das Ligamentum mediale wird in der Mitte durchtrennt, wodurch man 
viel bessere Einsicht in das Operationsfeld bekommt. In letzter Zeit wird in 
dem Budapester Staatsaugenspital, wie Verf, weiter berichtet, in allen Fällen, 
in denen Totalexstirpation nötig ist, eine Rhinostomie der Total- 
exstirpation angeschlossen. Ein abschliessendes Urteil lässt sich 
darüber noch nicht geben. Verf, meint aber, wenn die Resultate denen der 
Dakryozystorhinostomie gleichkommen, sei es angezeigt, überhaupt in allen 
Fällen eine totale Exstirpation mit Rhinostomie zu machen. 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. 


Ref.: Höhmann. 


75) Bergmann, E.: Ein Fall von Exophthalmus intermittens. Dissert. Leipzie. 
*74) Heuser, A. und Haren, P.: Okkulte Nebenhöhlenerkrankungen und 
Neuritis optica. Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 9. S. 239, 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöblen. 33 


*75) v. Hippel: Einseitiger intermittierender Exophthalmus. Sitzungsbericht. 
Med. Klinik. 1918. Nr. 9. S. 223. 

*76) v. Hippel, E.: Zur Veränderung des Auges durch Druck einer orbitalen 
Neubildung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 388. 

*77) Salus, R.: Doppelseitiger pulsierender Exophthalmus. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 253. (Nach einer Demonstration in Prag 
25. 5. 1917.) 


v. Hippel (75) stellt einen Soldaten mit einseitigem inter- 
mittierendem Exophthalmus vor, Er bespricht die mechanischen 
Momente, die schon beim (resunden zu einem leichten Nachvorntreten des 
Augaptels führen können (nach vorn gebeugte Haltung, verschiedene Füllung 
der retrobulbären Venengetlechte in der Orbita) und zitiert besonders die 
Messungen Birch-Hirschfelds, die unter anderem auch ergeben haben, 
dass Hemmung des venösen Abflusses. z. B. bei starkem Drehen des Kopfes 
nach der Seite, aus dem Jugulariszebiet zu einem leichten, physiologischen 
Exophthalmus (auf der der Drehung entgegengesetzten Seite) führen kanı. 
Therapeutisch empfiehlt v. H. für den vorgestellten Fall Verkleinerung der 
Lidspalte. 


Salus (77) beschreibt einen Fall von doppelseitigem pulsieren- 
dem Exophthalmus bei einem 22 jihrigen Kriegsinvaliden: Verletzung 
durch Schrapnellkugel, die aussen vom rechten Auge eindrang und 3 Tage 
später aus der Nackengegend entfernt wurde. In der Haut der Lider zahl- 
reiche erweiterte Gefiisse, am innern Lidwinkel eine kleine Geschwulst, die 
stark pulsiert, hier fühlt man deutliches Schwirren. Beiderseits Exophthalmus 
R 25, L 24mm. Das rechte Auge steht etwas tiefer in leichter Adduktions- 
stellung, starke Bewegungshinderung des Auges, das linke Auge ist in der 
Abdaktion behindert. In der Bulbusbindehaut beiderseits erweiterte geschlängelte 
Gefässe, rechts mehr als links. Sensibilität rechts herabgesetzt. Rechts: 
Vorderkammer tief, Iris Jeicht atrophisch, Pupille starr; ophthalmoskopisch 
Retinitis proliferans traumatica. Links: Papille etwas hyperämisch, Venen 
mächtig erweitert. Starke Pulsation des rechten, geringere des linken Auges. 
Über dem rechten Auge pochendes Geräusch, das bei Kompression der rechten 
Karotis aufhört, nicht bei Kompression der linken. SR Amaurose, L mit 
— 1,25 = °/,. Es liegt hier vor eine Ruptur der Carotis interna im Sinus 
cavernosus durch abgesprengte Knochensplitter, und zwar nur der rechten 
C. interna: Die Symptome sind links wesentlich geringer, Pulsation, Geräusche 
und Tension werden nur durch Kompression der rechten Karotis beeinflusst: 
Kompression der linken Karotis bleibt dagegen vollkommen obne Einfluss. 
Beigefügte Pulskurven der Karotis und des Orbitainhaltes demonstrieren dies 
Verhalten sehr schön. S. weist auch hin auf das Auftreten von Glaukom beim 
pulsierenden Exophthalmus, die von vornherein zu erwartende Folge der Blut- 
überfüllung des Augapfels. Er fand, dass kurze Kompression des Orbital- 
inhaltes eine Herabsetzung des intraokularen Druckes bewirkt, die aber nach 
kurzer Zeit wieder verschwindet. Wird die Karotis komprimiert und neverlich 
auf den Bulbus gedrückt, so ist die Tensionsabnahme bedeutender und bleibt 
bestehen, solange die Karotis komprimiert wird, um nach Aufhören der 
Kompression in kürzester Zeit dem vorher bestandenen hohen Druck wieder 
Platz zu machen; er bestätist damit die schon von Elschnig gemachten 
Beobachtungen. 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. III 


34 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Heuser und Haren (74) beschreiben 2 Fälle von Neuritis optica, 
deren Ursache okkulte Nebenbéblenerkrankungen waren und die 
sie zu folgenden Ausführungen veranlassen: «Leider wird es nicht Immer 
bei der ersten Untersuchung evident, dass eine Eiterung der hinteren Neben- 
höhlen vorliest, die Auffindung einer Nebenhöhlenerkrankung kann trotz 
Anwendung aller diagnostischen Hilfsmittel oft auf die grössten Schwierigkeiten 
stossen und es kann vorkommen, dass der Rhinologe mangels jeder rhino- 
logischen Symptome zu dem Resultat kommt, dass die Nebenhöhlen nicht 
wesentlich erkrankt sind, der Augenarzt aber nach Ausschluss aller anderen 
Momente auf Grund der festgestelltenOptikusaftektion eine Nebenhöhlexerktankung 
zum mindesten für wahrscheinlich halten muss. In derartigen Füllen ist die 
probatorische Eröffnung der Nebenhöhlen indiziert, um die Diagnose zu sichern. 
und gegebenenfalls gleich die richtige Therapie anschliessen zu können. Da 
immer noch die meisten Augenärzte sich mit dem negativen Befunde des. 
Rhinologen zufrieden geben und andererseits der Rhinologe im allgemeinen 
nur ungern ohne objektiven Nasenbetund die Nebenhöhlen eröffnet oder das 
sogar ablehnt, so möchten wir an der Hand einzelner Fälle auf die Wichtigkeit 
der probatorischen Eröffnung der hinteren Nebenhöhlen ohne klinischen Befund: 
bei Sehnervenerkrankungen hinweisen. Im Laufe des letzten Jahres kamen 
an der Universitäts-Augenklinik (zu Strassburg) 2 solehe Fälle von schweren 
Neuritiden zur Beobachtung. Sie wurden auf das genaueste in der Klinik 
für Ohren- und Kehlkopfkrankheiten zu wiederholten Malen auf Nebenhöhlen- 
erkrankungen untersucht. Trotz Anwendung sämtlicher Untersuchungsmethoden: 
(vordere und hintere Rhinoskopie, Durchleuchtung, Kieferhöhlenpunktion, 
Röntgenaufnahme) liess sich objektiv kein sicherer Nachweis für eine Neben- 
hohlenerkrankung erbringen. Die Wassermannsche Reaktion war negativ.. 
ebenso ergab die interne Untersuchung normalen Befund. Da durch konservative 
Behandlung des Augenleidens (Aspirin, Schwitzen, Schmierkur usw.) im Befund 
der Sehnervenentzündung keine Besserung eintrat, vielmehr Erblindung drohte, 
wurde von der Augenklinik um probatorische Eröffnung der hinteren Neben- 
höhlen gebeten. Gegen alles Erwarten fanden sich okkulte Erkrankungen 
der Nebenhöhlen, deren Beseitigung in beiden Fällen schon bald eine wesent- 
liche Besserung resp. Heilung des Sehnervenleidens mit sich brachte.« Die 
beigefügten Krankengeschichten erläutern den klinischen Verlauf, Im Anschluss 
daran bringen aber die Verf. auch einen Fall, der zeigt, dass der zufällig 
aufgedeckte Befund an den hinteren Nebenhöhlen nicht immer die Ursache 
des Augenleidens zu sein braucht, sondern ein Nebenbefund sein kann. dass 
vielmehr eine beginnende multiple Sklerose, die sich sonst noch nicht klinisch 
geäussert hatte, das Selimervenleiden bedingt. 


Die Mitteilung Böhms über Veränderungen des Auges durch 
Druck einer orbitalen Neubildung (vgl. Vierteljahresbericht 1917, 
Nr. 236) gibt v. Hippel (76) Veranlassung, daran zu erinnern. dass Leber 
bereits in der 1. Auflage des Handbuchs von Graefe-Sämisch, 5. Bd., S. 704 
zu diesem Thema geäussert hat, dass ihm für Netzhautablösung durch Orbital- 
affektionen eine Einknickung simtlicher Augenhäute zugrunde zu liegen scheine. 
Ebenso äusserte er sich 1897 in Heidelberg. Verf. betont, dass Leber 
bei der Feststellung und richtigen Deutung dieser Befunde die Priorität 
zukomme. 


XIII. Bindehaut. 35 


XII. Bindehaut. 


Ref: Höhmann. 


*7%) Ascher, Karl W.: Erfahrungen an einem grösseren Trachommaterial. 
Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1. 

*79) Chiari: Die Veränderungen der Bindehaut des Auges bei Fleckfieber. 
Wiener klin. Wochenschr. 1917. Nr. 47. S. 1479. Referat in Klin. Monatsbl. f. 
Augsenheilk. 1918. Bd. 60. S. 417. 

*30) Hirschberg, J.: Die Körnerkrankheit in den Vereinigten Staaten von 
Amerika. (Schluss.) Zentralbl. f. prakt. Augeuheilk. 1917. XNov./Dez. S. 161. 

*51) Horniker: Uber einige organisatorische und klinische Erfahrungen an 
Trachomformationen im Frontbereiche der ...ten Armee. \Viener med. Wochenschr. 
1918. Nr. 1. 

*82) Koenen, Theod.: Beiträge zur Kasuistik der malignen epibulbären Ge- 
schwülste. Dissert. Giessen. 

*83) Königstein, L.: Einiges über Trachom. Wiener med. Wochenschr. 1917. 
Nr. 11 u. 12. Sitzungsbericht. Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 6. S. 169. 

*84) Lindner: Zur Diagnose des frischen Trachoms. Wiener med. Wochenschr. 
1918. Nr. 1. 

*85) Lowenstein, A.: Uber die Entstehung des Pannus im Verlauf der Körner- 
krankheit. Archiv f. Ophthalm. 94. Bd. H. 3/4. S. 236. Ref. s. Kap. Hornhaut 
Nr. 96. 

*86) Löwenstein: Die Organisation der Trachombekämpfung in Bosnien- 
Herzegowina und Dalmatien. Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1. 

87) Pichler, Alexius: Die Ophthalmia militaris in der k. u. k. Armee. I. Teil. 
Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1. Ein historischer Rückblick über die 
Were, auf denen das Trachom Eingang in die österreichisch-ungarische Armee fand. 

*S3) Salus, R.: Argyrose der Bindehaut und Hornhaut. Wiener klin. 
Woechenschr. 1917. Nr. 46. S. 1472. Ref. in Med. Klinik 1918. Nr. 6. S. 151. 

*89) Siegheim: Uber diphtherische und diphtheroide Erkrankungen des 
Auges der Heidelberger Augenklinik aus den Jahren 1918—1916. Dissert. Heidel- 
berg 1917.. 

*90) Stroh: Das sogen. seuchenhafte Erblinden der Gemsen (eine ansteckende 
Hornhaut-Bindehautentzündung). „Der deutsche Jäger“. 40. Jahrg. 1918. Nr. 1. 
S. 4. Ref. s. Kap. Hornhaut. 

*91) Vieregge: 2 Fälle von Tuberkulose des Augenlides und der Bindehaut. 
Dissert. Giessen. Referat s. Kap. Lider Nr. 69. 


Chiari (79) betont, dass bei Fleckfieber fast stets Veränderungen 
der Bindehaut sich finden. Ausserlich scheinen diese mit dem Exanthem 
der Haut identisch zu sein. In Verlauf und in den sekundären Veränderungen 
zeigen sich aber in manchen Füllen bemerkenswerte Abweichungen. Mikro- 
skopisch konnte Ch. sämtliche Stadien bzw. Varianten der Gefässveränderung 
nachweisen, wie sie von anderen Autoren (Fränkel, Kyrle, Morawetz) für 
die Blutgefässe der Haut beschrieben worden sind (umschriebene Gefässwand- 
nekrose, herd- und sektorenförmige perivaskuläre Infiltration). Wie im Bereich 
der Roseolen zeigt sich auch hier überall die Kapillarerweiterung. Da sie sich 
in der ganzen Konjunktiva findet, so könnte die Fleckfieberkonjunktivitis eine 
einzige Roseolen darstellen. An den Stellen der Gefässwandveränderungen und 
Zirkulationsstörungen kommt es später zur Bildung bläulichroter Flecken und 
zur Zerreissung der Gefässwand. Klinisch zeigt zu Beginn der Erkrankung 


III* 


56 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


die Bindehaut eine lebhafte Rötung. Die bläulichroten Flecken, unregelmälsig 
begrenzt. länglichoval treten während des llautexanthems auf, sie finden 
sich zumeist in den Taschen der Ubergangsfalte. Hier werden überhaupt 
hämorrhagische Veränderungen viel früher sichtbar als in der Haut, treten 
hier auch auf, wenn auch das Hautexanthem abblasst, ohne hämorrhazisch 
zu werden. Manchmal bilden sie bei Patienten, die erst nach Verschwinden 
des Hautexanthems eingeliefert werden, das einzige Merkmal des überstandenen 
Flecktiebers. 

Salus (58) demonstriert einen Fall von hochgradiger Argvrose der 
Bindehaut und Hornhaut. Es handelt sich um einen 25jährigen Ungar, 
der wegen Trachom seit 23 Jahren in verschiedenen Anstalten behandelt wurde: 
einmal operiert, sonst angeblich ausschlirsslich mit Tropfen und Salbe behandelt. 
Seit 7 Jahren bemerkt er Schwarzfärbung der Augen. Neben einem glatten 
Narbentrachom mit zartem totalen Pannus findet sich höch-tgradige Argvrose 
der Lid- und Balbusbindehaut, besonders in der unteren Hälfte, ausgesprochene, 
grauschwärzliche argyrotische Verfärbung der Hornhäute, während Nasen- 
schleimhaut und Nasenrachenranm frei von Verfärbung sind. Verf. betont. dass 
die Therapie aussichtslos ist. Die Lösungsmittel, die im Reagenzelas Silber- 
verbindungen auflösen, sind am lebenden Körper unwirksam, weil offenbar 
das Eindringen des Lösungsmittels durch das deckende Epithel verhindert wird. 
In wenig ausgebreiteten Fällen kann man einen Versuch mit unterschweflig- 
saurem Natron machen nach Abschaben des Epithels der Lidbindehaut. 

Siegheim (89) setzt die Untersuchungen Slaucks über diph- 
therische und diphtheroide Erkrankungen des Auges. die jener 
an Fällen der Heidelberger Augenklinik aus den Jahren 1910 —12 angestellt 
hat, an den Fällen der Klinik aus den Jahren 1913 —16 fort. Sie erstrecken 
sich auf 33 Fälle. Nur bei 2 Fällen liegen Anhaltspunkte für Ermittlung 
der Infektionsquelle vor. Die weitaus grösste Anzahl der Erkrankungen 
entfällt auf die Zeit bis zum vollendeten 2. Lebensjahr, die erste Hälfte des 
L. Lebensjahrzehntes ist in keinem Fall überschritten. In 4 Fällen ging 
dem Augenleiden eine Masernerkrankung voraus. Von 8 in der Augenklinik 
mittels Kulturverfahren untersuchten Fällen fanden sich Diphtheriebazillen in 
4 Fällen, von 16 im hygienischen Institut bakteriologisch untersuchten Fällen 
1» mal. Eine Abhängigkeit des Verlaufes der Erkrankung von der Art der 
Erreger war nicht mit Sicherheit zu konstatieren. Die von Slauck hervor- 
gehobene Bösartigkeit des Staphylokokkus fand er nicht bestätigt: Seine 4 Fälle 
heilten ohne jede Komplikation ab Streptokokken wurden niemals gefunden. 
In 3 Fallen war bereits bei der Aufnahme die Hornhaut beteiligt, das Uber- 
greifen des Prozesses im Verlauf der klinischen Beobachtung wurde in 4 Fällen 
beobachtet; im ganzen also eine Beteiligung der Hornhaut in 21°/,; die Atropin- 
behandlung neben der allgemeinen Therapie erwies sich als durchaus zuver- 
lässig und erfolgreich. Bezüglich der Behandlung erwies sich Anwendung 
der feuchten Wärme in Form von Umschlägen mit K Mn O, oder 3 proz. Bor- 
wasser als nützlich, ebenso der Gebrauch einer Sublimatlösung 1:10000, 
mit der die Augen 2 mal täglich abgetupft wurden, ebenso wurde an der früher 
angewandten Sublimatsalbe festgehalten, nach Abklingen der diphtherischen 
Erscheinungen wurde in vielen Fällen zu einer !/, proz. Arg. nitr.-Lösung über- 
segangen. Die Hornhautaffektionen reagierten in bester Weise auf 0,5 proz. 
Atropinlösung bei Einhaltung der übrigen therapeutischen Mafsnahmen und 
unter sorgfältiger Beobachtung aller mechanischen Kautelen. Das Schwer- 





XIII. Bindehaut. 37 


gewicht der Behandlung aber wurde auf die Serumtherapie (intramuskulir) 
gelegt. \iermal nötigte die Schwere der lokalen Symptome und das Verhalten 
der Temperatur zu einer Wiederholung der Injektion. Erscheinungen von 
Anapbylaxie wurden nie beobachtet. Die sofortige Serumbehandlung — roch 
vor Sicherstellung der baktcriologischen Diagnose — hat sich aufs beste bewährt. 

Hirschberg (80) bringt in dem 2. Teil seiner Betrachtung über die 
Körnerkrankheit in den Vereinigten Staaten von Amerika 
Statistiken amerikanischer Autoren und Krankenhäuser, die zeigen, dass die 
Zahl der Kranken nach Einführung der Einwanderergesetze nicht abgenommen 
habe; der Nutzen der Gesetze habe aber wohl in der Verhütung einer weiteren 
Zunahme bestanden. Noch immer treten neue Trachomherde auf. -+4°°, der 
Erblindungen in den V. St. beruhen auf Trachom. In einer Aufstellung wird 
betont, dass die Krankheit meist erst nach der Landung erworben wurde; 
die Hlauptansteckungsquellen waren die Lebensbedingungen der Arbeiter. 
Die Veröffentlichungen der amerikanischen Fachgenossen zeigen. dass im Lande 
selbst noch genug zu tun ist, ehe das Trachom in den V. St, ganz ausgerottet ist. 
Sie behandeln ferner die Frage der Rassen-Immunität; ihre Anzaben sind 
widersprechend, im Endergebnis ist aber festzustellen, dass weder Neger noch 
Indianer immun gegen das Trachom sind. 

Königstein (83) spricht über seine Erfahrungen über Trachom, 
die er gesammelt hat während der 13-monatlichen Leitung eines Trachom- 
spitals mit einem Gesamtbestand von 1615 Kranken. Von diesen wurden 
102 als nicht mit Trachom behaftet zurückgestellt, was beweist, dass in 
manchen Fällen die richtige Diagnose nicht sofort zu stellen ist. Es ist aber 
auch klüger, wo nur der geringste Verdacht auf Trachom bestehen könnte, 
die betreffenden Kranken in Beobachtung zu halten, da in einem Trachom- 
spital unter den entsprechenden Kautelen die Ansteckungsecfalyr nieht vor- 
handen ist. In seinem Spital wurde auch keine Übertragung beobachtet. 
Neben der allgemein gebräuchlichen medikamentösen Therapie hat K. auch 
subkonjunktivale Sublimatinjektionen, das Winklersche Roentgenin und die 
so warm empfohlenen Milcheinspritzungen, aber ohne Erfolg, angewendet. 
In besonders schweren Fällen sah er zeitweilig ganz auffallende Besserung 
durch direktes Ansetzen von Blutegeln auf die Bindehaut der Lider In schwierigen 
Fällen ist die operative Behandlungsmethode, zumal die Exzision. anzuwenden, 
die seiner Meinung nach in geeigneten Fällen Heilung baw, Arbeitsfüähigkeit 
am raschesten erzielen lässt. Von seinen 1512 Trachomkranken wurden 
461 (30 Proz.) als diensttauglich und 620 (40 Proz.) als sekretionsfrei, also 
zusammen 70 Proz. entlassen. Als notwendige Malsnahmen zur Tilgung des 
Trachoms nennt er — im Einklang mit der ungarischen Kriegstagung: 1. Statistik 
der Trachomkranken im Heere und Evidenzhaltung derselben. 2. In durch- 
seuchten Gegenden Trachomzimmer in den Spitälern. 3. und 4. Trachomkurse 
für Ärzte und Hilfspersonen, Schwestern, Lehrer, Geistliche, gleichzeitig mit 
den Tuberkulosefürsorgekursen. 5. Schuluntersuchungen. 6. Untersuchung der 
Saison- und Fabrikarbeiter. 7. Belehrung der Bevölkerung über die Gefahren 
des Trachoms. 8. Unentgeltliche Behandlung. 9. Honorierung der Ärzte und 
Hilfspersonen. 10. Ausgiebige Unterstützung durch den Staat und Über- 
wachung durch denselben, nicht durch die Gemeinden. 

Sein Trachommaterial von 7 Monaten führt Ascher (73) zu der 
Bemerkung, dass von allen Erkrankten die wenigsten von der Truppe aus 
heimgeschickt werden, woraus hervorgeht, dass seit Einführung der Trachom- - 


38 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


kompanien ausserordentlich wenig Neuinfektionen an der Front vorkommen. 
A. ist Anhänger der mechanischen Behandlung der Trachomkörner durch 
Glasstabmassage und Kupferstift. Trachomkranke solle man erst als entlassungs- 
fähig bezeichnen, wenn keine Reizung, keine Papillarhypertrophie, keine Körner 
in den Übergangsfalten mehr nachweisbar seien und keine Sekretion mehr 
vorhanden sei. Filbry. 
Zur Organisation der Trachomformationen fordert Horniker 
(81) eine staubfreie, möglichst dauernde Stellung, Abzeichen, Merkblätter für 
die Kranken, die er in G = Gesunde, St = Stellungsmannschaft, Fälle mit 
Narben. die lange Zeit ohne Behandlung bleiben können und in B = Be- 
handlungsmannschaft, die noch dauernder Behandlung bedürfen, einteilen und 
mit übersichtlichen Evidenzkarten verschen will, die über den wichtigsten 
Befund und den Kampfwert des einzelnen zahlenmälsigen Aufschluss geben 
sollen. Filbry. 
Die Bekämpfung des Trachoms in Bosnien und der Herzegowina, 
wo es erst seit Kriegsausbruch herrsche, und in Dalmatien, das schon von 
jeher schwer durchseucht sei, habe nach Löwenstein (86) mit der Behandlung 
des Trachoms bei den Zivilisten einzusetzen; Merkblätter müssten verteilt, 
die Amtsärzte in der Diagnosestellung und Versendung abgeimpfter Keime an 
die diagnostische Zentralstelle unterrichtet werden. Bezüglich der Behandlung 
zicht L. das mechanische Quetschen und Aufstechen der Körner vor, Einstäuben 
von Tierkohle habe sich nützlich erwiesen, während Milchinjektionen ohne 
bemerkenswerten Einfluss blieben. Filbry. 


Besondere Anhaltspunkte zur Diagnose des frischen Trachoms 
gibt Lindner (84). (Gegen die Gonoblennorrlioe unterscheide es sich durch 
den mehr subakuten Beginn; gegen Conjunctivitis follicularis durch das Fehlen 
Prowaczekscher Einschlüsse und freier Initialkörper, durch negativen Ausfall 
des Impfversuchs auf Affen und durch die schnelle narbenlose Heilung. Aus- 
zuschliessen sei Trachom stets bei Vorhandensein von Körnern in sonst intakter 
Bindehaut. Die empfohlene mikroskopische Untersuchung sei schwierig und 
zeitraubend. Filbry. 

Koenen (82) berichtet über die scit 1894 in der Universitätsaugen- 
klinik in Giessen behandelten Fälle von malignen epibulbären Ge- 
schwülsten und im Anschluss daran über einen Fall von epibulbärem 
Karzinom, sowie 1 Fall von karzinomatöser Orbitalmetastase nach primärem 
epibulbärem Karzinom. Die Gesamtzahl der behandelten malignen Neubildungen 
stellt sich auf 103 = 0,11 °/, aller Fälle; in 4 Fällen kam epibulbäres Sarkom 
vor, ausserdem der erwähnte 1 Fall von Karzinom. Verfasser lässt dann eine, 
Statistik folgen über die in der Literatur in den Jahren 1909—1913 veröffent- 
lichten Fälle von epibulbärem Sarkom (23) und Karzinom (23). Aus den 
mitgeteilten Fällen berechnet K., dass die Sarkomerkrankungen am häufigsten 
im 4., die Karzinomfälle im 5. Dezennium beobachtet werden. ohne dass irgend 
ein Alter gauz verschont blieb. In beiden Gruppen überwiegt das männliche 
Geschlecht, was sich wohl daraus erklärt, dass Männer infolge ihrer Tätigkeit 
einem Trauma viel eher ausgesetzt sind. Atiologisch spricht für das Trauma 
auch, dass die malignen Tumoren fast ausschliesslich im Lidspaltenbezirk ihren 
Sitz haben. Ätiologisch wird auch voranychende Augenentzündung angegeben. 
Da diese mit Hyperämie verbunden ist, die die Gefässe angreift, so erscheint 
es K. erklärlich, dass dadurch der Anstoss zur Geschwulstbildung gegeben 
wird und da der Limbus der gefässreichste Teil der Bindehaut sei, werde 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. 39 


ersichtlich, weshalb die meisten Tumoren vom Limbus ausgehen, wie auch 
die 4 eigenen Sarkomfiille. Bezüglich der Zellformen handelt es sich in der 
Statistik 5 mal um Rund-, 3 mal um Spindel- und 3 mal um Rund- und 
Spindelzellensarkom, 2 mal um «endotheliales Sarkoms. 10 Fälle sind ohne 
nähere Angaben, wahrscheinlich auch gemischtzellige. Von seinen Fällen 
sind 3 Rund- und 1 Grosszellensarkom. Bei den epibulbären sind Metastasen 
selten, häufig dagegen Rezidive. auch ein Durchbruch ins Augeninnere wird 
äusserst selten beolachtet. Bei den Karzinomen ist die Tendenz des Durch- 
wucherns in den Bulbus selbst grösser, extrabulbäre Metastasen dagegen sind 
ausser in 1 Fall (17 Jahre nach der Enukleation eine Orbitametastase) nicht 
zu verzeichnen. Wegen der relativen Gutartigkeit wurde das epibulbäre Sarkom 
hiiufig unter Erhaltung des Bulbus abgetragen. Dieser Versuch erscheint bei 
sehtüchtirem Auge gerechtfertigt, finden sich aber metastatische Drüsen- 
schwellungen, dann kann nicht radikal genug vorgegangen werden. In seinen 
eigenen 4 Fällen wurde 2 mal sofort enukleiert, 2 mal der Tumor allein 
‚entfernt, aber wegen baldiger Rezidive nachträglich doch Enukleation vor- 
genommen trotz gutem Visus. Ähnlich liegt das Verhalten bei den primären 
Karzinomen, in den beiden eigenen Fällen wurde die Eventeratio orbitae vor- 
‚genommen. 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. 
Ref.: Höhmann. 


*02) Düring, M. und Huber, O.: Herpes corneae febrilis bei Malaria. Kiin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. 8.368. Ref. s. Nr. 7. 

*93) v. Hippel, E.: Über die Behandlung des Keratokonus mit Müllerschen 
Kontaktgläsern. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 49. 

93a) v. Hippel, E.: Über die angeborenen zentralen Defekte der Hornhaut- 
hinterflache sowie über angeborene Hornhautstaphylome. Arch. f. Ophthalm. 
Bd. 95. Heft 2. S. 184. 

*94) van der Hoeve, J. und de Kleyn, A.: Blaue Sklera, Knochenbrüchigkeit 
und Schwerhörigkeit. Archiv f. Ophthalm. 95. Bd. H. 1. S. 81. Ref. s. Kap. II, 


Nr. 13. 
*95) Koeppe, L.: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe und 


dem Hornhautmikroskop. 8. Mitteilung: Über zwei weitere bisher nicht beschriebene 
Hornhautveränderungen im Bild der Nernstspaltlampe (Keratitis epithelialis 
punctata und Dystrophia hyaliniformis lamellosa corneae). Archiv f. Ophthalm. 
94. Bd. H. 3/4. S. 250. 

*95a) Koeppe, L.: Über Heilung zweier Fälle von Ulcus rodens corneae durch 
Tuberkulininjektionen nebst Bemerkungen über die mikroskopisch-anatomische 
Untersuchung eines 8. Falles. Zeitschr. f. Augenheilk. 1917. Bd. 38. Heft 5—6. 
S. 301. 

*96) Löwenstein, A.: Über anfallsweise auftretende parenchymatöse Horn- 
hautentzündung (Keratitis anaphylactica) und über die Entstehung des Pannus 
im Verlauf der Körnerkrankheit. Arch. f. Ophthalm. 94. Bd. H. 3/4. S. 220. 

*97) Meller, J.: Zur Atiologie der Keratitis pustuliformis profunda. Zentral!'. 
f. prakt. Augenheilk. 1918. Jan./Febr. S.1. 

98) Rothschild: Intrakorneale Tätowierung. Graefes Archiv f. Ophthal:n. 
Bd. 95. H. 2. S. 130. Ref. s. Nr. 34. 


40 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*99) Salus, R.: Argyrose der Bindehaut und Hornhaut. Wiener klitt. 
Wochenschr. 1917. Nr. 46. S. 1472. Ref. in Med. Klinik 1918. Nr. 6. S. 151. 
Ref. s. Nr. 88. 

*100) Sachs, O.: Demonstration einer Patientin mit Keratitis parenchymato:a 
des rechten Auges auf hereditär-luetischer Basis, durch intravenöse Urotropin- 
Injektionen geheilt. Wiener klin. Wochenschr. 1917. Nr. 36. S. 1153. Ref. in 
Klin. Monatsbl. f. Angenheilk. 1918. Bd. 60. S. 287. 

*101) Stroh: Das sogen. seuchenhafte Erblinden der Gem:en (eine ansteckende 
Hornhaut-Bindehautentzündung). „Der deutsche Jäger“. 40. Jahrg. 1918. Nr.1. S. 4. 

*102) Uhthoff, W.: Ein Fall von typischer bandförmiger Trübung der Horn- 
haut auf beiden Augen bei einem 8 jihrigen Mädchen mit teilweise erhaltener 
Sehkraft und hinteren Synechien. Anatomische Untersuchung. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. 1918. Bd. 60. S. 11. 


Bezüglich der Behandlung des Keratokonus mit Mallerschen 
Kontaktgläsern teilt v. Hippel (93) mit. dass 200 von Müller- Wies- 
baden hergestellte Schalen, die von Zeiss geschliffen werden sollten. aus- 
nahmslos bei diesem Versuch zerbrachen. Auch würden solch geschliffene 
Schalen nach 2—4 Wochen unbrauchbar sein, da die auch noch so gut 
polierte geschliffene Glasmasse geöffnet und den Einwirkungen der Säure 
schutzlos preisgegeben ist; die Aufgabe, geblasene Kontaktgläser im Pupillar- 
gebiet schlierenfrei herzustellen, sei jetzt einwandfrei gelöst. H. teilt eine 
Einzelbeobachtung über Kontaktgläser zur Behandlung des Keratokonus mit 
bei einem 19 jährigen Mädchen. Der gesamte körperliche und geistige Zustand 
entspricht in keiner Weise ihrem Alter, sondern dem eines 14 jährigen Kindes- 
(genitaler Infantilismus). Pat. bekam innerlich Thyradin und zur Besserung des 
Sehvermögens Müllersche Kontaktschalen: sie trug diese zunächst 1 Monat 
dauernd ohne die geringsten Beschwerden; jetzt war eine zweifellose Abnahme 
der Trübungen an der Konusspitze nachweisbar. Rechts lässt sich an der 
Basis des Kegels ein grauer Ring nachweisen (nicht bräunlich oder grünlich). 
Bisher innerlich Thyradintabletten a 0.15 anfangs 4, dann 3 Wochen lang 6, 
zuletzt 4 Stück; soll jetzt 14 Tage aussetzen, dann wieder eine Woche 4. 
weitere 3 Wochen 6 Tabletten nehmen. Die Schalen werden weiter gut 
vertragen. Nach 1 Jahr hat sich der Visus gehoben R. mit Schale. aber 
ohne Glas von Finger in 1-2 m auf 0.1—0,2; mit —3.5 D 0,5 und von 
Nieden 3 sehr mühsam bei stärkster Annäherung auf Nieden 1 in 20 cm 
tliessend und L. ohne Glas auf 0,2—0,3 und Nieden 2 in 15 cm; ohne 
Prothese mit —5,0 D Finger in ®/, m. Patientin hat jetzt über 1 Jahr ohne 
Unterbrechung die Schalen getragen, ihr psychisches Verhalten hat unverkennbar 
grosse Fortschritte gemacht, sie ist in keiner Beschäftigung mehr gehindert. 
der objektive Befund, soweit die Trübungen in Betracht kommen, hat sich 
bestimnit zum besseren verändert. Trotz vielfacher sorgfältiger Untersuchung 
mit der Spaltlampe und starken Vergrösserungen war nichts von einem 
Himosiderinring zu finden. H. vertritt den Standpunkt, dass kein Fall von 
Keratokonus mehr operativ angegriffen werden soll, ehe sich die Prothesen- 
behandlung etwa als nutzlos erwiesen hätte. 

Sachs (100) demonstriert eine 16jihrige Pat. mit Keratitis 
parenchymatosa auf hereditär-Juetischer Basis, die er durch intravenöse 
Urotropininjektionen heilte. Die Pat. bekam in 3 Wochen 18 g Uro- 
tropin, 3 Injektionen zu 2 g Neu-Urotropin, weiterhin 2—3 g und die beiden 


- 


letzten zu 3,5 g steriles Urotropin. Die Technik der Tnjektionen war gleich 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. 4? 


der der intravenösen Salvarsaninjektionen. die Flüssigkeit-mengze betrug 10 cem 
(Neu-Urotropin ist methylenzitronsaures U., und spaltet in alkalischer lösung 
Formaldehyd ab), die Injektionen wurden ohne Beschwerden und ohne Neben- 
wirkungen vertragen. Schon nach der 2. Injektion trat Besserung ein (Ab- 
nahme der Schmerzen, Lichtscheu und des Triinentriiufelns) und nach der 
4. vollständige Authellung der diffus grauen. fast undurchsiclitigen Hornhaut. 
Für die hereditäre Lues sprechen bei der Pat. ausser der Keratitis purenchy- 
matosa die Hutchinsonschen Zähne. Wassermann vor Beginn der Behand- 
lung positiv, nach derselben fraglich. (Lokale Behdlg,: Atropin: kein 
Salvarsan, kein Quecksilber.) Verf, sah bei Lues sach Anwendung von 
Urotropin verhältpismälsig rasche Involution von Papeln der Munudschleimhant, 
nässender oder hypertrophischer Papeln der Haut; verhältuismälsig rasch 
gingen auch regionäre Driisenschwellungen zurück, langsamer Sklerosen, doch 
epithelisierten diese rasch. Die Wa.-Re. blieb vor und nach der Behandlung 
positiv. Zu einem abschliessenden Urteil über den Wert der Urotropin- 
injektionen bei keratitis parenchym, luetica bedarf es noch einer grösseren 
Reihe von Behanidlungserfolgen. 


Lowenstein (96) bespricht eine bisher anscheinend unbekannte Form der 
parenchymatésen Hornhautentzündung im Verlauf von Trachom, die er in 
2 Fällen beobachtete. Es handelt sich dabei um anfallsweise auftretende 
heftige parenchymatöse Hornhautentziindung im Verlauf lang- 
dauernder schwerer trachomatöser Prozesse, die in ziemlich regelmälsigen 
Zeitabständen an beiden Augen gleichzeitig ohne erkennbare äussere Ursache 
auftritt, obne Prodromalstadium in kurzer Zeit (2—3 Tage) den Höhepunkt 
erreicht und ungefähr innerhalb einer Woche abklingt, ohne dass eines der 
zahlreichen Infiltrate zertallt; das Epithel bleibt unverletzt, im Parenchym 
bleibt keine der entzündlichen Infiltration entsprechende Hornhauttrübung 
zurück. Der Anfall wiederholt sich in ungefähr gleicher Schwere in ziemlich 
gleichen Abständen. L. nimmt an, dass der trachomatése Prozess durch eine 
Ernäbrungsstörung veranlasst wird, welche durch die entzündliche Infiltration 
und sekundäre Narbenbildung im subkonjunktivalen Gewebe der Augapfel- 
bindehaut hervorgerufen ist. Zu dieser Annahme kommt er auf Grund 
folgender Tatsachen: Anatomische Untersuchungen haben den Beweis erbracht, 
dass bei pareuchymatösen Ilornhautentzündungen eine Infiltration der für die 
Hornhauternährung in Betracht kommenden Gefässe vorliegt; im Tierversuch 
gelingt es, durch Durchschneidung von Ziliargefässen ein der Keratitis 
parenchymatosa des Menschen ähnliches klinisches Bill zu erzeugen; die 
klinische Erfahrung lehrt, dass Erkrankungsprozesse, die mit einer Infiltration 
der oberen Skleralschichten einhergehen, zu Ernährungsstörungen im Hornhant- 
parenchym führen; anatomische Untersuchungen früherer Autoren wie solche 
des Verf. haben ergeben, dass beim trachomatösen Prozess im subepithelialen 
Gewebe sowohl im Infiltrationsstadium wie bei der narbigen Schrumptung die 
Blut- und Lymphgefässzufulir gestört ist: das reichliche Vorkommen von 
Körnern und von v. Prowaczekschen Einschlüssen auf der Bulbusbindehaut 
beweist ebenso wie die anatomische Untersuchung der Augapfelbindehaut 
(Junius), dass diese am trachomatösen Prozess sehr beteiligt ist; Abstriche 
von Pannus trachomatosus haben in einem sehr grossen Prozentsatz eine 
ungeheure Ansammlung von Koch-Weeks-Bazillen ergeben, wie sie nur 
in einem minderernährten Gewebe möglich ist. — Nun kann nach Ansicht 
des Verf. durch antigene Resorption des — infolge der Ernährungsstörung 


49 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


‚denaturierten — Hornhauteiwei-ses eine lokale und allgemeine Überempfindlich- 
keit gegen Hornhautgewebe provoziert werden, die zu den Erscheinungen 
der Keratitis anaphylactica (parenchymatosa) führen kann. Auch für 
die Keratitis parenchymatosa e Lue hereditaria wird die Ernäbrungsstörung 
als primär angenommen. Wenn diese Erkrankung eine anaphylaktische 
Reaktion ist, dann wäre nicht die Spirochacta pallida als Antigen anzunehmen, 
sondern das infolge der Ernährungs-törung abgebaute Hornhautgewebe. 


Uber die Heilung zweier Fälle von Ulcus rodens corneae 
durch Tuberkulininjektionen berichtet Koeppe (95a) an Hand 
ausführlicher Krankengeschichten. Nachdem in beiden Fällen. in denen 
übrigens die Wassermannreaktion und Tuberkulinprobe negativ waren, ebenso 
die interne und bakteriologische Untersuchung, therapeutisch mit Noviform- 
salbe, Atropin und gelber Salbe, auch die Bestrahlung mit dem Lichtkegel 
der Spaltlunpe keine Besserung brachte, vielmehr das Ulkus beständig fort- 
schritt, wurde zu einer regulären Tuberkulinkur geschritten. In dem 1. Fall 
bemerkte K. schon nach 4 Wochen Nachlassen der Sekretion und Lichtscheu, 
sowie Besserung des Sehvermögens von Fingerzählen in Im auf 2m: das 
vrabenartige Uikus begann sich zu reinigen, die wallartigen Ränder flachten 
ab, der Geschwürsgrund füllte sich langsam aus, die Gefässentwicklung und 
Narbenbildung wurde intensiver. Nach weiteren 4 Wochen der Tuberkulin- 
kur war der Prozess in völliger Vernarbung begriffen, die Lichtscheu ver- 
schwunden. Bei einer Nachuntersuchung 1 Vierteljahr nach Abschluss der 
Behandlung zeigte sich die Heilung noch von Dauer und der Lupenbefund 
unverändert. Im 2. Fall bereits nach 14 Tagen, nach der 9. Einspritzung, 
liess die Lichtscheu und Reizung nach. Die Vernarbung schritt dann von 
temporal und nasal unten allmählich vor gegen die unterminierten, stark 
infiltrierten Geschwürsränder in der Hornhautmitte, Nach weiteren 10 Tagen 
war die Lichtscheu völlig verschwunden, das Auge stark abgeblasst und das 
Ulkus fast vollständig gereinigt. Nach 6 Wochen Tuberkulinbehandlung 
(22 Spritzen) war das Ulkus ausgeheilt, die Sehschirfe von Fingerzählen vor 
dem Auge auf °/,, gestiegen, das Auge vollständig blass. In beiden Fällen 
war der Limbus nur gering beteiligt, was gegen die Annahme einer infektiösen 
Episkleritis spricht. Bezüglich der Tuberkulinkur vermutet K., dass durch 
sie vielleicht im Organismus Schutzkräfte irgendwelcher Art freigemacht 
wurden, die bis dahin latent waren. K. berichtet dann noch über die mikro- 
skopisch-anatsmische Untersuchung eines 3. Falles, in dem das Auge wegen 
Sekundärglaukom enukleiert werden musste. Im Vordergrund stand das die 
Hornhaut infiltrierende Granulationsgewebe, die Nekrosen sowohl als die 
Fpithelwucherungen der Kornea erschienen als rein sekundäre Bildungen. 
Eigentliche zapfenförmige in die Tiefe dringende Epithelwucherungen fanden 
sich nicht, ebenso keine thrombotische Veränderungen in den Episkleralgefiissen. 
Bei allen gewucherten Epithelpartien ist die Basalzellenschicht überall deutlich 
gegen die stromatische Nachbarschaft abgegrenzt. Die Membrana Bowmani 
ist in weiter Ausdelinung zerstört, das Epithel im Bereich des Geschwiirs 
weithin von einer entzündlichen Infiltration des Stromas unterminiert und 
durch nekrotische Gewebsmassen z. T. unterhöhlt. Das ganze Gewebe ist sehr 
gefässreich. Die entzündliche Infiltration erstreckt sich vor allem in der 
vorderen Hälfte der Hornhaut weit unter der noch gesunden Oberfläche in 
die Stromazüge hin. Riesenzellen und nekrotische Herdchen waren nicht 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. 43 


wahrzunehmen, auch keine eosinophilen Zellen. Das Alter der 3 Patienten 
betrug 15 und 23 Jahre. 


Meller (97) beschreibt einen Fall von Keratitis pustuliformis 
profunda, bei dem er den Beginn der Erkrankung auf einem Auge beobachten 
konnte. Bei der Einlieferung des 30jähr. Pat. zeigte das L. Auge bereits 
das Krankheitsbild in voller Entwicklung. während das R. Auge normal war. 
Fis fand sich L. heftige Injektion. matte, zart hauchig getrübte Hornhaut; 
zentral tief im Parenchym eine scheibenförmige graugelbliche Trübung von 
Hantkorngrésse, in ilr weissgelbe punktförmige Herde: 1'/ mm hohes 
Hypopyon, Iris hyperamisch, Pupille eng. Keine Besserung auf Milchinjektion 
intramuskulär. Allmählich verschmelzen die tiefen Infiltrate zu einem Eiter- 
herd, das Hypopyon steigt, ein frisches punktförmiges Infiltrat kommt hinzu. 
Auch das R. Auge erkrankt: Lebhafte Injektion, die äussere Hornhauthalfte 
diffus hauchig getrübt, etwas aussen von der Hournhautmitte tief gelegen ein 
stecknadelkopfgrosses gelbliches Intiltrat. in dessen nächster Umgebung mehrere 
gleichartige Intiltrate. Das umgebende Hornhautparenchym deutlich fleckig 
getrübt. Kainmerwasser leicht getrübt. Iris verfärbt, Zeichnung verschwommen, 
Pupille eng. Bei sonst negativem internem Befund war Wassermann stark 
positiv. 8 Tage später finden sich rechts zentral 3 intensiv graugelbe punkt- 
tormige tiefgelezene Infiltrate, ein grosses, 2 kleine, Hornhaut mälsig gestichelt. 
Von den Infiltraten zeigen 2 um die intensive dichte Trübung des Zentrums 
einen weniger getrübten Hof. Im übrigen finden sich in der Hornhaut noch 
zahlreiche zarte tiefe Fleckchen, wie bei Keratitis parenchymatosa, Die 
Vorderkammer ist ziemlich tief, die Iris etwas grünlich verfärbt, Struktur 
deutiich, Pupille erweitert, kein Hypopyon. Rasche Abheilung auf Schmierkur 
und Neosalvarsan. Da in dem mitgeteilten Fall vom 1. Tag an das typische 
Infiltrat und leichte Iritis sofort vorhanden war, durch die eingeieitete Behandlung 
es aber nicht zur Bildung eines Hypopyons kam, so kann das pustelartige 
Hornhautinfiltrat nicht als Folge der Iritis, geschweige denn als Folge einer 
direkten Einwirkung des Hypopyons betrachtet werden: vielmehr muss eine 
gemeinsame Krankheitsursache für die gleichzeitig auftretende Keratitis und 
Iritis angenommen werden. DIa die äussere Hälfte der Hornhaut von zahl- 
reichen tiefliegenden Fleckchen durchsetzt war, wie bei Keratitis parenchymatosa, 
die von der Peripherie her sich entwickelt, so nimmt Verf. an. dass hier wie 
bei Ker, parench. das schädliche Agens von den Gefiissen der Hornhaut- 
peripherie her seinen Eintritt in das Parenchym gefunden hat. Warum es 
in einigen dieser fleckenförmigen Krankheitsherde in der Hornhautmitte zu 
eitergelber Verdichtung kommt, bedarf noch der Erklärung. Da die gleich- 
zeitig einsetzende Iritis durch die sofort eingeleitete Behandlung unterdrückt 
wurde, verlief der Fall als reine Keratitis pustulosa. Durch die überraschend 
günstige Beeinflussung des Hornhautprozesses durch die Quecksilber- und 
Salvarsankur dürfte das Spezifische der Erkrankung überzeugend nachgewiesen 
sein. Der vorliegende Fall zeigt, dass eine durch Syphilis hervorgerufene 
eitrige Keratitis ganz das Bild der Keratitis pustuliformis profunda bieten 
kann. Die Keratitis pustuliformis profunda mag verschiedene Ätiologien haben, 
da aber nach den Fuchsschen Erfahrungen die Vorhersage bei rein lokaler 
Behandlung durchaus ungünstig ist. die Syphilis aber einen beträchtlichen 
Anteil bei der Ätiologie hat, sollte in keinem Fall eine energische kombinierte 
Quecksilber-Salvarsankur verabsäumt werden. In seinem Fall erreichte Verf. 
wenigstens auf dem rechten Auge volle Selhschärfe. 


44 Bericht tiber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Uhthoff (102) beschreibt einen Fall von typischer bandférmiger 
Trübung der Hornhaut auf beiden Augen bei einem Sjahrigen Mädchen 
mit teilweise erhaltener Sehikraft. Bemerkenswert ist die Jugend der Patientin 
und die noch teilweise erhaltene Sehkraft. Es zeigten sich Residuen einer 
chronischen Tritis (niniere Synechien) und mä:sige diffuse Glaskörpertrübune, 
sowie beginnende Linsentrübung auf dem linken Auge. Eine wesentliche 
Entzündung war nie an den Augen beobachtet worden, Die Schschärfe konnte 
durch operative Abtragung der Trübung wesentlich gehoben worden. Diesen 
Fall von bandförmiger Hornhauttrübung bei einem Kind ist die einzigste 
Beobachtung der Art. die U. bei ca. 200000 Augenkranken machte. Der 
mikroskopische Befund der operativ abgetragenen Trabang deckt sich ganz 
mit den Befunden, wie sie an degenerierten Augen mit bandtormiger Trübung 
auch sonst vielfach beschrieben worden sind: Die Abhebung der Bowmanschen 
Membran durch neugebildetes Bindegewebe. die partielle Zerstörung und die 
weitgehende Verkalkung derselben, das teilweise Eindringen des verdickten 
Epithels in die darunter liegenden Hornhautschichten, die partielle hyaline 
Degeneration, Zur Entwicklung von amyloiden und kolloiden Konkrementen 
war es nicht gekommen. Als bemerkenswert bezeichnet U. auch, dass die 
anatomischen Veränderungen manche Analogien mit anderen degenerativen 
Erkrankungen der Hornhaut (knötchenförmige Degeneration, Degeneration mit 
Uratablagerungen) bieten. Es konnten auch vereinzelte Riesenzellen, gleichsam 
Fremüdkörperriesenzellen, nachgewiesen werden in der Nähe von verkalkter 
Bowmanscher Membran. U. glaubt, dass man therapeutisch mit der einfachen 
Abschabung oder chemischen Behandlung (Salzsäure) keineu Ertolg hat. 

In seiner 8 Mitteilung klinischer Beobachtungen mit der 
Nernstspaltlampe und dem Hornhautmikroskop bespricht Köppe (95) 
2 bisher nicht beschriebene Hornhautverän.derungen. Das erstere Krankheits- 
bild bezeichnet er auf Grund der Erscheinungen im Bilde der Nernstspalt- 
lampe als -Keratitis epithelialis punctata». Die 2 ausführlich 
besc! riebenen Fälle dieser Keratitis boten an der gewöhnlichen Binokularlupe 
völlig klare Hornhaut, die pathologischen Erscheinungen zeigten sich erst an 
der Nernstspaltlampe: zahlreiche Herdchen, in deren Bereich das Epithel 
ausgesprochen matt und grau erscheint. teils sind sie mit Fortsätzen oder 
Ausläufern versehen, teils konfluieren sie. Unter ihnen in den vordersten 
Hornhautschichten keine Infiltration. Nirgeends Grünfärbung des Epithels 
mit Fluoreszein. Rückgang der Erscheinungen in wenigen Tagen. Verf. 
grenzt das Krankheitsbild differentialdiagnostisch ab gegenüber der Holokain- 
trübung. Chrssarobinkeratitis, Keratitis bullosa. subepithelialis punctata( Fuchs), 
Dystrophia epithelialis (Fuchs), Herpes corneae, knétehentormige Hornhaut- 
trübung (Groenouw) der gittrigen (Biber. Haab), der Trübungen von 
Fehr und Körber, der Hornhautdegeneration mit Ablagerung von Harn- 
säure, der zapfenförmigen Degeneration und des Lupus corneae. Zu betonen ist 
die Flüchtigkeit des Prozesses, das Fehlen jeder Spur von Vaskularisation und 
Sensibilitätsstörungeen. In Anbetracht der. wenn auch schwachen, entziind- 
lichen äusseren Mitreizung des Auges glaubt Vert. berechtigt zu sein zu der 
Bezeichnung « Keratitis», — Den anderen Hornhautbefund, der auch makroskopisch 
sichtbar war, bezeichnet er als «Dystrophia hyaliniformis lamellosa 
corneae.» Das erkrankte Auge war nur sekundär leicht gereizt, einige 
tiefe Kapillarschlingen waren sekundär einzewandert. Mitten über die Kornea 
verläuft horizontal ein 4 mm breites grauweisses Band, kurz vor dem Limbus 


XIV, Hornhaut und Lederhaut. 45 


hort die Veränderung mit uuscharfer Begrenzung auf. Das Epithel über der 
Trübung ist leicht grau. gequollen. Keine Fpitheldefekte, In der Gegend 
der Bowmanschen Membran findet sich eine hyalinähnliche ditluse Einlagerung 
wie eine äusserst «dünne Platte, teils wie durchlöchert, teils rauh und körnig; 
nach der Dornhautmitte zu setzt sie sich aus zahllosen polygonalen Plättchen 
zusammen. Unter dieser Schicht biegen in geringen gleicbmälsigen Abständen 
noch 2 ähnliche Zonen. Verf. grenzt das Krankheitsbild ab gegen die 
Keratitis e lagophthalmo. die Gürteltrübung, die doppelscitige primäre 
progress, parenchymatöse Verkalkung der Kornea, die Harnsäureausscheidung 
in der Kornea und die progress. fettige Degeneration. Die hyalinähnliche 
Umwandlung der L.amellenlager ist im Hornhautzentrum am dichtesten und 
hat hier sogar zu sprungartigen Einrissen geführt. Die Einzelheiten der 
Beobachtung. die sieh mit Hilfe der Nernstspaltlampe darbicten. sind im 
Original nachzulesen. (2 Abbildungen.) 

Stroh (101) bespricht das sogenannte seuchenhafte Erblinden 
der Gemsen. eine ansteckende liornhaut-Bindehautentzündung, die erst 
seit 1915 in Tirol, 1916 auch in den bayerischen Bergen sich unter den 
(Gemsen findet. Die Krankheit ist zumeist beiderseitie. Bei einem ganz 
frischen (auch mikroskopisch als solcher festgestellt) Fall war nur die Binde- 
haut erkrankt: die Bindehauterkrankung dürfte daher als die erste wahrnehm- 
bare Krankheitserscheinung anzusprechen sein. Die örtlichen Veränderungen 
bestellen in einer zu Anfang sehr reichlichen Absonderung von trübgelblichem, 
schleimigen Sekret, das abtliessend die Haare der vorderen Backengegend 
verklebt. Die Pindehaut selbst ist leicht sulzig gequollen, zumeist (beim 
abzeschossenen Tier) auffallend biass, vereinzelt leicht gelblich verfärbt. Die 
Hauptveränderung zeigt die Hornhaut: Eine Entzündung von leichter 
Wolkentrübung bis zu vollständig milehweisser Trübung und Geschwürs- 
bildung. zu dem reichliche (refisssehlingen vom Hornhautrand hinziehen; 
die Geschwürsbildung, bzw. Infiltration, ist zumeist zentral am stärksten, 
demgemäls auch die Narbenbillung meist die Pupille ganz verdeckt. Sehr 
häufig wird Durchbruch beobachtet mit Irisprolaps. Ausser der Erkrankung 
der Augen liess sich bei den erkrankten Gemsen stets ein völlig normaler 
Allgemeinbefund feststellen. Die speziellen Forschungen nach Ätiologie bzw. 
Krankheitserreger haben ein positives Ergebnis noch nicht gehabt. Ver- 
impfung von Bindehautsekret rief keine Augenerkrankung bei den Versuchs- 
tieren hervor. Auffallend ist die Tatsache des Zusammentreffens dieser 
Augenseuche mit der Kriegszeit. Mikroskopisch zeigte sich, dass die ersten 
Entzündungserscheinungen an der Hornhaut nicht im Epithel, sondern 
unter der Epithelschichte auftreten und lediglich das etwas verdickte Epithel 
vorwölben. Es muss daher, sowie nach dem ganzen Charakter der Herde 
eine Infektion von innen heraus angenommen werden. (Verschleppung der 
Erreger auf der Blutbahn’) In den Schnitten liessen sich auch keine Bak- 
terien feststellen. Verf. nimmt an, dass die Krankheit einer Krankheitsform 
zurehört, die bei Ziegen und Schafen beobachtet wird: die kontagiöse Aga- 
laktie, Versiegen der Milchsekretion bzw. «Augendiesel». (Bei der Agalaktie 
treten neben der Erkrankung des Euters gleichzeitig schwere Hornhautent- 
zündungen auf, die mit dem Bilde der Gemsenkrankheit grösste Ähnlichkeit 
haben. Beim «Augendiesel» erkranken nach dem ähnlichen Prozess an den 
Augen die Euter; mit Auftreten der Eutergeschwüre gesunden die Augen. 
Diese Seuche tritt in selteneren Fällen auch in milder Form, lediglich als 


46 Kericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


eine etwa 4 Wochen dauernde Hornhauttrübung auf, wobei die Milchzie:ren 
am Euter gesund bleiben.) Er vermutet, dass die Seuche erstmals lurch 
kranke Ziegen oder Schafe anf die Gemsen übertragen wurde, und dass sie 
bei den Gemsen in einer durch Nichtbeteiligung der Euter milderen Form 
auftritt, dafür aber die Augenerkrankung einen bösartigeren Verlauf nimmt. 
Der Mitarbeiter Dr. Ernst fand in Hornhautschnitten sowie im Bindehaut- 
sekret samt Epithelzellen Zelleinschlüsse, die völlig den Guarnierischen 
Körperchen gleichen. Der infektiöse Charakter der Krankheit zeigt sich an 
dem Krankheitszuge von einem Revierteil zum andern, der Verschleppung 
von einem Jahr zum andern, der Übertragung von Muttertier anf Kitz. 


XV, Iris (Pupille). 
Ref: Kümmel. 


103) v. Hippel: Über einen Fall von ungewöhnlich schwerer gonorrhoischer 
Iridozyklitis und Neuritis optica. v. Graefes Archiv. Bd. 94. H. 3/4. S. 355. 
S. Ber. Nr. 122. 

*104) Reichardt: Zur Frage der pathologisch-anatomischen Grundlage der 
reflektorischen Pupillenstarre. Neurolog. Zentralbl. Jahrg. 37. S. 7. 

*105) Zsak6: Pupilienreaktion in bewusstlosem Zustand. Zeitschr. f. d. ges. 
Neurologie u. Psychiatrie, Bd. 35. S. 539. 


Reichardt (104) vertritt nochmals seinen Standpunkt, dass bestimmt 
lokalisierte Rückenmarkserkrankuugen eine reflektorische Pupillenstöruug 
hervorrufen können und zwar sind es Erkrankungen, die infolge ihrer Nähe- 
zu lebenswichtigen Zentren meist tödlich verlanfen. Die refiektorische Pupillen- 
starre tritt bei allen diffusen bzw. Querschnittserkrankungen des obern Hals- 
markes im allgemeinen erst kurz vor dem Tode auf. Vielfach hat die Starre 
nicht Zeit sich zu entwickeln, da der Tod zu frühzeitig eintritt. Tritt sie 
auf, so hat sie im allgemeinen eine ungünstige Voraussage, so dass Kranke 
mit dieser Pupillenstörung bei Rückenmarkserkrankungen, die am Leben bleiben, 
zu den grössten Seltenheiten gehören. Eine regelmälsige Untersuchung bis 
zum Tode ist zur Aufdeckung der hierbei vorkommenden Starre nötig. Aus 
der neuern Literatur werden Fälle über diese Beziehungen beigebracht. Da- 
für, dass der Sitz der reflektorischen Pupillenstarre nicht nur im Gebiete 
der vordern Zweihügel sitzt, ist folgendes anzuführen: Die reflektorische Starre 
bei Tabes. die jahrelang isoliert bleiben kann, müsste schliesslich zu einer 
Beteiligung der benachbarten Kerngruppen führen, etwa des Okulomotorius,. 
was jedoch nie der Fall ist. Ebenso spricht auch der Gegensatz zwischen 
Lichtreflex und Konvergenzbewegung gegen den Sitz in der Nähe des III, Kerns. 
Denn je schlechter der Lichtreflex wird bei der reflektorischen Starre, desto 
deutlicher wird die Konvergenzverengerung, Nie ist ferner durch umschriebene 
Erkrankung im vordern Zweihügelgebiete retlektorische Pupillenstarre hervor- 
gerufen. — Auch die Hirnrinde muss als Sitz ausgeschaltet werden, da gerade 
bei Seelenblindheit lebhafte Pupillenreaktion besteht. — R. ist der Ansicht, 
dass im Rautenhirn eine oder mehrere Stellen vorhanden sind, die den Pupillen- 
lichtreflex beeinflussen. Schädigung dieser Stellen wird Störung des Licht-. 
reflexes herbeiführen, doch wird bei der Nähe der für das Leben wichtigen 
Teile meist eher der Tod eintreten, ehe es zu dieser Störung Kommt. Nur 
selten wird das der Fall sein. Es könnten dann verschiedene Stellen des 
Zentralnervensystems zu den erwähnten Störungen führen. Von den aus dem 


XVI. Linse. 4T 


Rückenmark zur Oblongata ziehenden, für die Pupillenbewegung wiehtigen- 
Bahnen nimmt er an, dass sie u a. in den ventralen Teilen der Hinter- 
strange des 3. und 2. Zervikalsegmentes zu suchen sind, zwischen Goll- 
schem und Burdachschem Strang. 

Meist sind die Pupillen in bewusstlosem Zustand reaktionslos, was im. 
allgemeinen auch bei Kopfverletzungen Zsako (105) beobachten konnte. 
In einem Fall jedoch stellte er bei einem durch Schrapnellschuss verwundeten 
Soldaten gute Pupillenreaktion fest, trotzdem Korneal- und Kuiereflex fehlte, 
ebenso war durch Nadelstiche keine Reaktion auszulösen. Es bestand also 
tiefe Bewusstlosigkeit. Die linke Pupille war dabei weiter als die rechte. 
Die Wunde war nalıe der Haargrenze über der rechten Stirn, Gehirn lag vor. 
Eine Sektion war nicht möglich. — Bach erwähnt in seiner Pupillenlehre- 
ebenfalls, dass bei Hirnverletzungen und Hirnhautentziindung trotz Bewusst- 
losigkeit normale Pupillenverengerung gefunden wurde. 


XVI Linse. 
Ref: Kümmell. 

*106) v. Hess: Beiträge zur Frage der Entstehungsweise des Altersstares.. 
Archiv f. Augenheilk. Bd. 68. H. 2. 

*107) Krenger: Untersuchung über Häufigkeit und Lokalisation von Linsen- 
trübungen bei 401 Personen von 7 bis 21 Jahren. Ein Beitrag zur Kenntnis des 
Kataraktbeginns. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. Febr. S. 229. 

*108) Kümmell: Beitrag zur Kenntnis des Verhaltens des Blutserums zum 
Linseneiweiss bei diabetischem Star. Arch. f. Augenheilk. Bd. 68. H. 2. S. 85. 

*109) Vogt: Faltenartige Bildungen in der senilen Linse, wahrscheinlich als 
Ausdruck lamellarer Zerklüftung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 0. 
Jan. S. 34. 

110) Walter: Über traumatischen Schichtstar. Inaug.-Dissert. Rostock. 
S. Ber. Nr. 501 im IV. Quart. 1917. 


v. Hess (106: bringt Beiträge zur Frage nach der Ent» 
stehungsweise des Altersstares und wendet sich gegen Salus, der 
den Star als rein lokale Erkrankung ansieht und zwar als reine Alters- 
erscheinung. Das ist natürlich keine Erklärung. H. hatte vorgeschlagen, 
statt von Altersstar von verschiedenen Starformen, als welche er den sub- 
kapsulären Rindenstar, den supranuklearen und den intranuklearen Star 
heraushebt, zu sprechen, da möglicherweise für jede Form eine besondere 
Ursache im Gesamtorganismus in Frage kommt. Dass das gleichzeitig 
beobachtete Vorkommen der verschiedenen Formen gegen die Einteilung 
sprechen soll, wie Salus meint, ist nicht klar. Dass ferner eine hintere 
Kortikalkatarakt durch Schädigung des Vorderkapselepithels beruht, hat H. 
nie behauptet, sondern er erwähnt ausdrücklich, dass die angenommene 
Schädlichkeit auch auf die Rindenfasern selbst einwirken könne. Ferner 
wendet er sich gegen unrichtige Darstellungen Vogts, zunächst über die 
Chagrinierung des Linsenepithels, welches H. schon vor 15 Jahren beschrieben 
bat. Vogt hatte die Chagrinierung nicht dem Epithel, sondern im wesent- 
lichen den Linsenfasern zugeschrieben, was H. richtigstellt und inzwischen 
auch Vogt bei Anwendung besserer Untersuchungsmethoden, die H. in ähn- 
licher Weise schon früher angewandt hatte, bestätigt hat. Die falsche Zitierung 
des subkapsulären Rindenstars als subkapsulären Stares durch Vogt hat zu 


48 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


einer Reihe folgenschwerer theoretischer Irrtümer des letzteren geführt, Die 
Cataracta punctata ist ebenfalls schon von H. in frühem Lebensalter be- 
schrieben, was Vogt bei Besprechung der von ihm sogen. Catar. coronaria 
überhaupt nicht erwähnt. Falsche Unterstellungen Vogts über die von H. 
dargelegten Ansichten über den Linsenkern werden weiterhin richtiggestellt. 
Zum Schluss weist er nochmals darauf hin, dass das Auftreten stärkerer 
Linsentrübungen in einem gewissen Lebensalter (50—60 Jahre) als krankhaft 
anzusehen ist und nicht als reine Alterserscheinung, sondern als Folge von 
Störungen des Gesamtorganismus, Der subkapsuläre Rindenstar hat eine 
überraschende Ähnlichkeit mit experimentellen Starformen, bei denen die 
Schädigung von aussen wirkte, so dass eine Ähnlichkeit der Ursachen nahe- 
liegt, während man experimentell die beiden andern v:n H. aufgestellten 
Starformen noch nicht hat erzeugen können; es ist daher ein Hinweis auf 
eine ähnliche Ursache noch nicht möglich. Auch hierfür ist jedoch eine von 
aussen wirkende Schädlichkeit anzunehmen. Bei den verschiedenen Formen 
«les Stares müssen wenigstens zum Teil verschiedene Ursachen zugrunde liegen, 
die ausserhalb der Linse liegen müssen. 


Vogt (109) hatte vor einigen Jahren über faltenartige Bildungen 
des vordern Linsenabschnittes berichtet und zwar unterschied er 
2 Arten. Einmal fand sich ein zierliches Faltensvstem von grosser Regel- 
mälsigkeit, das über einen grossen Teil des sichtbaren Linsengebietes hin- 
wegzog und von unten aussen nach oben innen zog: vor allem war der innere 
untere Linsenabschnitt befallen. Bei der 2. Art ist die Rerelmälsigkeit 
weniger gross, die Falten spannten sich zwischen den meist zerklüfteten 
Linsenniihten, so dass ein Bild wie bei einem Kreuzspinnennetz entsteht, 
indem die miteinander gleichlaufenden Falten die strahligen Linsennähte quer 
verbinden. Beide Faltenbildungen liegen in der Linsenmasse selbst, was an 
zufällig vorhandenen Linsentrübungen, dann aber sehr gut mit der Spaltlampe 
erkannt werden kann. Sitzt das Faltensystem in der Rinde, so kann man 
unter ihm die vordere Kernoberfläche gut sehen. Die Falten liegen nicht 
immer in einer gleichmäfsigen Fläche, sondern können verschieden tief liegen. 
Nicht nur die Rinde, sondern auch der vorderste Kernabsehnitt kann Sitz 
der Faltung sein, wobei sich dann ein 2. Faltensystem der oberflächlichern 
Rinde finden kann; die Richtung der Falten ist hier meist die gleiche wie 
in der Tiefe. Die Ausdehnung wechselt von umschriebenen Stellen bis zum 
Befallensein des grössten Teils der sichtbaren Linsen. Regelmälsig finden 
sich kataraktöse Zerfallserscheinungen, was für die gleiche Entstehung der 
Falten spricht. Die einzelnen Falten sind scharfkantig, sie sind untereinander 
durch Querverbindungen verbunden. Dabei scheinen die mehr in der Tiefe 
liegenden Falten wesentlich gröber zu sein als die oberflächlichen, so dass 
bei jenen gleichsam eine Kluft zwischen 2 Lamellen besteht. Um eine eigent- 
liche Faltenbildung handelt es sich nicht, sondern wohl um eine Lamellen- 
spaltung der Linse und zwar der zwischen den Nähten liegenden, die zwicbel- 
schalenartig gruppiert sind. Dies gilt jedoch nur für die spinnenwebartig 
angeordneten Falten, während die der ersten Art hierdurch nicht erklärt 
werden können. Diese entsprechen vielmehr den Rablschen Radiärlamellen. 
Die Zerklüftung in beiden Richtungen wird durch Versuche an mazerierten 
und dann getrockneten Linsen gestützt. Der Ausdruck «lLamellierung» statt 
«Faltung» dürfte bei dieser lamellären Zerklüftung richtiger sein. 


XVII. Glaskörper und Aderhaut. 49 


Im Anschluss und in Fortsetzung der Arbeiten Vogts untersucht 
Krenger (107) bei 401 jungen Leuten im Alter von 7—21 Jahren, 
wann sich die ersten Zeichen des Stars einstellen. Vogt hatte 
gefunden, dass schon in frühen Jahren eine kranzförmig um den Kernäquator 
‚angeordnete Starform nachzuweisen ist, die er Koronarkatarakt nannte. Sie 
ist nur bei stärkster Pupillenerweiterung zu finden. Speichenförmige Trübungen, 
die im allgemeinen erst um das 50.—60. Jahr auftreten, fehlen. Die Farbe 
ist bläulich und ändert sich erst später in grau. Dagegen haben wir sowohl 
im Alter, wie in der Jugend eine vordere und hintere Trübungszone zu 
unterscheiden. Nie bestand nach Vogt eine Trübung direkt unter der 
Kapsel. Die 401 untersuchten Personen betreffen überwiegend das weibliche 
Geschlecht mit 225 Untersuchungen, über °;, gehörten dem schulpflichtigen 
Alter unter 14 Jahren an. Von den kranzförmig angeordneten Trübungen 
wurden die punkt- oder bläschenförmigen, die angeboren sind, genau 
unterschieden, was durch ihre Lage, meist im hintern Abschnitt und durch 
‘die Bläschenform, sowie die Dichte möglich ist. Die Trübungen des kranz- 
formigen Stares sind an ihrer grossen Zartheit, gleichmäfsigen Dichte, rund- 
lichen Form und ihrer Lage in der Gegend des Kernäquators zu erkennen. 
Dabei ergab sich, dass unter 341 Kindern unter 14 Jahren keinmal der- 
artige Trübungen, die dieser Starform zuzurechnen sind, zu finden waren. 
Sie fanden sich dagegen vom 15. Lebensjahr an häufiger, nämlich von etwa 
9°, im 14. Jahr, bis 18°/, zwischen 15. und 17. und schliesslich bis zu 
37,5 °', vom 18.— 21. Jahr. Die Zahl der Untersuchten aus diesen Lebens- 
jahren ist jedoch nicht ausreichend. Der Beginn des Auftretens dieser Star- 
trübungen liegt also um das 14. Jahr, d. h. um den Beginn der Pubertät. 
Die Fälle mit Startribungen waren entweder schon in die Pubertät einge- 
treten oder hatten sie hinter sich. Für den Sitz der Trübungen kann die 
geringe Zahl (18) der positiven Fälle nur bedingt verwertet werden. 

Kümmell (108) prüfte die Angaben Römers nach, die dieser im 
anaphylaktischen Versuch mit dem Serum von Leuten erzielt hatte, 
die an Zuckerstar erkrankt waren. Römer ging dabei von der Voraus- 
setzung aus, dass dem Star Stoffwechselvorgänge zugrunde liegen müssen, 
vielleicht autozytotoxischer Art,* die zur Bildung von Antikörpern führen 
können. Letzteres müsste besonders bei jugendlichen Kranken mit Zuckerstar 
der Fall sein. Nun ergab zwar sowohl eine Lösung der Starlinse des Kranken 
selbst, als auch eine solche von Schweinslinse mit dem Serum des Kranken 
zusammengebracht einen deutlichen Temperatursturz, doch auch die Kontrollen 
mit Normalserum und Schweinslinse, sowie Normalserum allein gleiche 
Senkungen der Körperwärme. Der Naclıweis der Antikörper war in diesem 
Falle auf die genannte Art nicht zu erbringen, so dass noch weitere Kontrollen 
nötig sind. 


XVII. Aderhaut und Glaskörper. 
: Ref.: Kümmell. 

*111) Bensheim: Beitrag zur Frage der traumatischen Entstehung der 
Chorioidealsarkome. Inaug.-Dissert. München 1918. 

*112) Feder: Beitrag zur Kenntnis der Ziliarkörpersarkome. Inaug.-Dissert. 
München 1917. 

*113) Gutfreund: Ein Fall von beiderseitiger pulsierender Vortexvene. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk, Bd. 60. Febr. S. 259. 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. IV 


50 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*114) Uhthoff: Ein Fall von Gumma des Uvealtraktus mit Durchbruch nach 
aussen durch die Sklera nebst anatomischer Untersuchung des Bulbus. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. Jan. S. 20. 


Uhthoff (114) bringt den klinischen und anatomischen Befund einer 
Gummigeschwulst bei einer Syphilitischen, die mit den Zeichen schwerer 
Iritis zur Aufnahme kam. Unter Steigerung der Erscheinungen trat ein 
Hypopyon. sowie eine gelbliche Vorragung auf, die äquatoriell nach unten 
aussen sass, Da trotz spezifischer Behandlung die Erscheinungen stärker 
wurden, musste das Auge entfernt werden. Die anatomische Untersuchung 
ergab das Vorliegen eines gummösen Granulationsgewebes mit teilweise reicher 
Gefässbildung; Nekrosen, beginnender bindegewebiger Umwandlung und ent- 
zündlicher perivaskulärer Zellinfiltrationen in und bei den erkrankten Stellen. 
Im Augeninnern bestand eine fibrinös-plastische Entzündung. Ausgangspunkt 
war der Äquatorteil der Aderhaut, von wo aus die Lederhaut zur Einschmelzung 
kam, was bei weitem häufiger ist, als die Ausbreitung im Augeninnern. Die 
Lederhautteile wurden direkt zerstört, nicht etwa mechanisch vernichtet. Stark 
waren die sekundären entzündlichen Veränderungen der Nachbarschaft, sowohl 
im Innern des Auges, als auch ausserhalb. Ein Aderhauttumor konnte 
differentialdiagnostisch nicht in Frage kommen, da er langsamer und unter 
weniger stürmischen Erscheinungen verläuft. 


Bei einem kurzsichtigen Auge konnte Gutfreund (113) das Pulsieren 
einer Vortexvene beobachten, die als breiter Streifen etwa von der Gegend 
des gelben Flecks zum Sehnerven zog. Rhythmisch mit dem Karotispuls, doch 
etwas später als dieser, salı man das Einschiessen des Blutes in die Vene 
und zwar nach dem Sehnerven zu. Zeitlich fiel es mit dem Puls der Netzhaut- 
venen zusammen, bei geringem Druck nahm die Pulsation etwas zu. G. erklärt. 
die Erscheinung durch Wegfallen der Verengerung der Vene beim Austritt 
aus der Sklera infolge der Dehnung durch die Kurzsichtigkeit. Das zeitliche 
Zusammenfallen des Netzhautvenenpulses mit dem der Wirbelvene spricht für 
eine penetrierende Pulswelle. 


Bensheim (111) beleuchtet an Hand eines einschlägigen Falles die 
Beziehungen zwischen Unfall (Prellung)’ und Aderhautsarkom. Ein 
44 jähriger Mann hatte sich Anfang Oktober mit der rechten Koptseite heftig 
gegen eine Türkante gestossen; die erste Untersuchung am 18. Oktober stellte 
eine Netzhautablösung fest, die ihrem Aussehen nach schon längere Zeit 
bestanden haben musste. Der Zusammenhang im Rentenverfahren wurde daher 
abgelehnt. Später entwickelte sich Drucksteigerung; bei der Sektion des 
herausgenommenen Auges fand sich ein Sarkom. Die erneute Prüfung der 
Frage über Zusammenhang des Sarkoms mit dem behaupteten Unfall liess 
ihn nicht ganz von der Hand weisen, doch ist ein Beweis durchaus nicht 
gegeben. 


Die Sarkome des Strahlenkörpers stehen betreffs ihrer Häufigkeit 
zwischen denen der Aderhaut und denen der Iris, vor allem sind die wenig 
pigmentierten Formen selten. Feder (112) berichtet über einen derartigen 
Fall: Bei einer 48jährigen Kranken bestand unten aussen in der Iris eine 
linsengrosse Geschwulst von hellroter Farbe, die sich nach ihrer Angabe aus 
einem schon über 20 Jahre bestehenden roten Fleck entwickelt haben soll. 
Nach Sektion des entfernten Auges erkennt man, dass die Geschwulst mehr 
als ?/, des Auges einnimmt, die Netzhaut ist über ihr erhalten. Pigment ist 


XVIII. Sympathische Ophthalmie. 51 


nur im vordersten Teil enthalten. Mikroskopisch erwies sich der ganze 
Strahlenkörper durch die Masse ersetzt, ebenso Teile der Iriswurzel, die Ader- 
haut ging in den vorderen Teilen in die Geschwulst über. 


XVIII. Sympathische Ophthalmie. 
Ref.: Kümmell. 

*115) Axenfeld: Zur Technik der Neurotomia optico-eiliaris. Klin. Monatsbl. 
f. Auvenheilk. Bd. 50. Jan. S. 29. 

*116) Burchardt: Über sympathische Ophthalmie nach Exenteration des 
andern Auges. Inaug.-Dissert. Rostock 1917. 

*117) Stargardt: Über einen Angewöhnlichen Fall von sympathischer 
Ophthalmie nach Kriegsverletzung. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 39. H. 1/2. S. 12. 


Stargardt (117) berichtet über einen in mehrfacher Beziehung auf- 
fallenden Fall sympathischer Entzündung bei einem Kriegsverletzten. 
Entfernung des verletzten Auges 26 Tage nach der Verwundung, Ausbruch 
der sympathischen Entzündung etwa 8 Tage später. Es fand sich dann 
Netzhautträbung am hintern Augenpol, sowie 2 Aderhautherde. Auch weiter- 
hin blieb die Erkrankung auf den hintern Abschnitt der Uvea beschränkt, 
selbst mit dem Hornhautmikroskop war vorn nichts Krankhaftes zu erkennen, 
wobei besonders auf das Hornhautendothel geachtet wurde. Verhältnismäfsig 
früh trat eine Netzhautablösung ein, ebenfalls ein seltenes Ereignis im Anfang, 
um so mehr, als sie nach 9 Tagen sich zurückbildete, worauf noch einmal 
eine neue Ablösung an anderer Stelle von 4 Tagen Dauer auftrat; auch sie 
ist geheilt geblieben. Inwiefern eine festgestellte Milzschwellung mit der 
Augenerkrankung in Zusammenhang stand, ist zweifelhaft, Lymphozytose 
bestand. — Zur Heilbehandlung wäre noch zu bemerken, dass Salvarsan und 
Hg. keinen Einfluss hatten, während Benzosalin sofort eine Besserung der 
Erkrankung herbeiführte. 


Wenn auch die Neurectomia optico-ciliaris zur Verhütung der 
sympathischen Ophthalmie keinen Wert besitzt, so kommt sie doch gelegent- 
lich bei sympathie-ungefihrlichen Augen in Frage, wenn die Herausnahme 
verweigert wird oder sonst nicht angängig ist. Einen derartigen Fall beschreibt 
Axenteld (115), wobei es sich um ein geschrumpftes Auge mit starker 
Entstellung handelte. Da ein Glasauge über der normal empfindenden Horn- 
haut nicht getragen werden konnte, wurde diese Operation vorher ausgeführt. 
Das nun über dem geschrumpften Auge getragene Glasauge sitzt so gut, 
dass keine Entstellung besteht. — Bei der Ausführung der Operation hat 
sich zur Vermeidung der oft die Enukleation nötig machenden Blutung zu- 
nächst tiefe Leitungsanästhesie bewährt, doch mit geringen Flüssigkeitsmengen, 
um Hervortreten des Auges zu vermeiden; nach Durchtrennung des Seh- 
nerven wird kurz komprimiert und weiterhin kann mit in Perhydrol getränkten 
Tupfern Gerinnung in den durchschnittenen Gefässen hervorgerufen werden. Da 
häufig die durchschnittenen Nerven wieder in die alten Kanäle der Leder- 
haut einwachsen können und dadurch die Wirkung der Operation vernichten, 
empfiehlt A. Kauterisation der Eintrittsstellen der hintern Ziliarnerven in die 
Lederhaut. 


Burchardi (116) stellt sämtliche Fälle der Literatur zusammen, in 
denen es iin Anschluss an eine Exenteration des Auges doch zu einer 
sympathischen Entzündung des andern Auges gekommen war. Es 


IV* 


52 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


sind das 27 Fälle, wovon 7 anatomisch untersucht wurden. Während nach 
. Enukleation eine s. O, des andern Auges nach 50 Tagen berechtigte Zweifel 
erwecken muss, kann bei der Exenteration kein derartiger Zeitpunkt an- 
gegeben werden, da die Möglichkeit, dass Uveagewebe zurückbleibt, hier- 
bei gegeben ist. Das Auftreten s. O. nach Ausweidung des Auges ist 
immerhin selten im Verhältnis zur Zahl dieser Operationen, doch kommt in 
Betracht, dass sie zum grossen Teil wegen Panophthalmie vorgenommen werden, 
wobei s. O. überhaupt selten ist. Auffallend ist das häufige Auftreten nach 
Einpflanzen einer Kugel in den Stumpf (Mules). — Als propbylaktische 
Operation bei chronischer Uveitis nach Verletzungen darf die Ausweidung 
nicht eingeführt werden, ganz gleich, ob sie auf die gewöhnliche Art oder 
diaskleral nach Krusius ausgeführt wird. Narbige Bildungen können zur 
Abschnürung von Teilen der Uvea führen, so dass bei sorgfältigster Technik 
die vollständige Entfernung des Augeninnern nicht gelingen kann. Das bewies 
ein Fall der Rostocker Klinik, bei dem die Ausweidung nicht vollständig gelang 
wegen Verwachsungen und deshalb die Enukleation des Restes des Auges an-. 
geschlossen wurde. Hier hatte sich pigmentiertes Gewebe in einem narbigen 
Trichter festgesetzt, was zu späterer s. O. hätte Veranlassung geben können. 


XIX. Glaukom. 
Ref.: Kümmell. 

*118) Boas: Über Melagokornea. Inaug.-Dissert. Rostock 1916. 

*119) Köllner: Über Augendruckschwankungen beim Glaukom und ihre 
Abhängigkeit vom Blutkreislauf. Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 9. 

Boas (118) konnte in der Rostocker Klinik 2 Fälle von Megalo- 
kornea beobachten. Die Hornhaut des ersten Kranken hatte 14mm Durch- 
messer bei starker Krümmung (r = 45 mm). Tiefe V. K., Irisschlottern, 
zarte Hornhauttrübungen, keine Drucksteigerung, keine Druckaushöhlung des 
Selinerven. Beim 2. Fall betrug der Hornhautdurchmesser 13 mm, Druck 
leicht gesteigert (27 mm), Selnerv blass und ausgehöhlt. Im Anschluss wird 
die Literatur über Megalokornea und Hydrophthalmus gewürdigt, vor allem, 
ob es sich um eine selbständige Vergrösserung der Hornhaut handelt. oder 
um einen geheilten Hydrophthalmus. Auch die Erblichkeit wird eingehend 
berücksichtigt. Im ersten der selbst beobachteten Fälle von B. war das Bild 
der Megalokornea insofern nicht rein, als Hornhauttrübungen bestanden, nicht 
als Risse der Descemet, sondern als zarte Flecke vor allem der inneren 
Hornhautschichten. Bei dem guten Sehvermögen und dem Fehlen der Druck- 
steigerung würde wiederum die genannte Störung in Betracht kommen. Auch 
an die Möglichkeit sekundärer Drucksteigerung durch Subluxation der Linse 
muss gedacht werden. Im zweiten Fall wiederum bestand klare Hornhaut, 
doch Sehnervenschwund mit Druckaushöhlung, so dass auch hier wieder die 
Symptome der M. in die des Hydrophthalmus hineinspielen. Im 1. Falle 
bestand ausserdem ein Embryontoxon, dessen Entstehung nach Peters auf 
nıcht genügende Differenzierung des Lederhautgewebes zu durchsichtigem 
Hornhautgewebe zurückzuführen ist, bei gleichzeitiger bestehender Subluxation 
der Linse. Weitere Untersuchungen müssen lehren, in welchen Beziehungen 
jenes einerseits zum Hydrophthalmus, andererseits zur Megalokornea steht. 

Köllner (119) geht auf die Augendruckschwankungen beim 
Glaucoma simplex und ihre Abhängigkeit vom Blutkreislauf 
ein. Der Augendruck kann natürlich nie gleichbleibend hoch sein, da er von 


XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 53 


örtlichen Verhältnissen am Auge selbst abhängt, sowie auch vom allgemeinen 
Blutkreislauf (Blutdruck, Verteilung und Konzentration). Beim einfachen 
Glaukom sind wir über die Schwankungen des Augendrucks bisher nur un- 
vollkommen unterrichtet. Es empfieblt sich für Glaukomkranke zunächst einige 
Tage eine Druckkurve anzulegen. wobei man findet. dass der Druck nach- 
mittags meist geringer ist. als in der Frühe. Der Unterschied kann bei gleicher 
Höhe des Augendrucks oft nur wenige Millimeter, oft dagegen 15—-20 mm 
betragen. Ausserdem treten noch zufällige Schwankungen auf. Die Bewegungen 
des Augendruaks auf beiden Augen sind gleichsinnig, so dass man eine ge- 
meinsame Ursache annehmen muss. Örtliche Veränderungen (Akkommodation, 
Lidschlag usw.) können bier nicht in Betracht kommen, da z. B. auch das 
eserinisierte Auge und das irislose derartige Schwankungen zeigt. Zunächst 
der Blutdruck beeinflusst den Augendruck in weitgehendem Mafse. So ent- 
spricht z. B. den erwähnten zufälligen Schwankungen stets eine Erhöhung des 
Blutdrucks. Die Beziehungen treten besonders deutlich in den Kurven bervor, 
wenn man nach Hundertteilen sowohl die Zunahme des Blutdrucks, als die 
des Augendrucks berechnet, wobei der Augendruck oft um das Doppelte zu- 
nehmen kann. Wichtig ist ferner die Blutverteilung. Durch Kochsalzinjektionen 
unter die Bindelaut kann man eine Blutüberfüllung des Augeninnern erzeugen, 
die zur Steigerung des Augendrucks führt, während Adrenalininjektionen das 
Gegenteil bewirken. Über die allgemeine Blutverteilung wissen wir aus den 
Versuchen Wesselys, dass durch Änderungen jener der Augendruck gesteigert 
oder herabgesetzt werden kann, oft sogar so stark. dass Blutdrucksteigerungen 
dadurch mehr als ausgeglichen werden. Beim Amylnitrit steigt z. B. der 
Augendruck trotz der Blutdrucksenkung, umgekehrt kann Ableitung auf den 
Darm eine Senkung des Augendrucks hervorrufen. Auch die molekulare 
Zusammensetzung des Blutes kommt in Betracht, da man durch Zufuhr hoher 
hypertonischer Salzlösungen den Augendruck senken kann. Die tägliche 
Nahrungsaufnahme spielt vor allem wohl praktisch eine gewisse Rolle durch 
Änderung der Zusammensetzung des Blutes, der Blutverteilung und Blutdruck- 
senkung und andere Umstände. Verschiebt man bei Glaukomkranken mit. aus- 
gesprochener Senkung am Nachmittag die Mittagsmahlzeit, so wird die Senkung 
ebenfalls in einer Reihe von Fällen verschoben. Im allgemeinen verhält sich das 
Auge mit einfachem Glaukom ähnlich wie ein normales Auge, indem sich auch 
hierbei die Druckschwankungen, allerdings verhältnismälsig geringer, nach- 
weisen lassen. Meist sind mit steigendem Druck die Schwankungen grösser, 
was sich ausser im Tierversuch auch an Kranken mit Glaukom nachweisen 
lässt, von deren Augen jedes etwas verschiedenen Druck hat. Ebenso am 
gleichen Auge nach Absenkung des Druckes durch Eserin. Praktisch ist der 
Nachweis der Drucksteigerung in leichten Fällen vor allem nach dem Ergebnis 
der Frühmessung von Wichtigkeit, ebenso wie bei leichter Steigerung des 
Drucks zu gewissen Zeiten erst die Anlegung einer Druckkurve Aufschluss 
gibt, ob krankhafte Drucksteigerung vorliegt. Auch für die Voraussage und 
die Behandlung können wir aus diesen Feststellungen lernen. 


XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 
Ref.: Lohmann. 
120) Arning: Neuritis optica bei gleichzeitig bestehender sekundärer unbehan- 
deiter Lues. Arztl. Verein Hamburg. 5. 2. 18. Münch. med. Wochenschr. Nr. 9. 
S. 252. 


54 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


121) Blass: Ein Beitrag zur Lehre von der Thrombose der Vena centralis 
retinae. Dissert. Giessen. 

*122) v. Hippel: Über einen Fali von ungewöhnlich sehwerer gonorrhoischer 
Iridozyklitis und Neuritis optica. v. Graefes Archiv f. Ophthalm. Bd. 94. H. 3/4. 

*123) v. Hippel: Über diffuse Gliose der Netzhaut und ihre Beziehungen zur 
Angiomatosis retinae. v. Graefes Archiv f. Ophthalm. Bd. 95. H. 2. 

*124) Köhne: Über angiolde Pigmentstreifenbildung der Netzhaut. Archiv 
f. Ophthalm. Bd. 9. H. 1. 

*125) Westphal: Beitrag zur Lehre der amaurotischen Idotie. Arch. f. 
Psychiatrie u. Nervenk. Bd. 58. 


Arning (120) demonstrierte eine heftige Neuritis optica bei einer 
frischen unbehandelten sekundären Lues. Nach kräftiger Salvarsan- und Hg.- 
Behandlung schwand dieselbe. Dieser Fall zeigt also eindringlich, dass die 
Neuritis nicht eine Folge einer Hg.- oder Salvarsanintoxikation sein konnte. 

Köhne (124) berichtet über einen Patienten mit angioider Pigment- 
streifenbildung in der Netzhaut, der bereits 1895—1899 in der Heidelberger 
Augenklinik beobachtet und vor 10 Jahren von Pagenstecher veröffent- 
licht wurde. Über den Verlauf der Anomalie lehrt diese über 22 Jahre 
sich erstreckende Beobachtung. dass die fertig gebildeten Netzhautstreifen 
eine Veränderung nur insofern zeigten, als sie sich peripherwärts verlängerten. 
Neue Streifen kamen hinzu, die die älteren netzartig verbinden oder parallel 
zu ihnen verlaufen. Hand in Hand damit stellten sich andere Veränderungen 
der Netzhaut ein, insbesondere eine Aufhellung gewisser Partien. — Ein in 
der Netzhautmitte sich befindlicher weisser Herd, der bei diesem Krankheits- 
bild häufig beobachtet wird, wird als Bindegewebsherd nach Blutung gedeutet. 
Die ganze Erkrankung fasst K. als einen chronisch-degenerativen Prozess auf, 
der unbekannter Ätiologie sei und mit kapillaren Blutungen, bindegewebiger 
Proliferation, Veränderungen im Pigmentepithel und den eigenartigen Pigment- 
streifen einbergehe; die Anordnung der Pigmentstreifen liesse an präexistente 
Bahnen denken, 

Bei einem 18Sjährigen Gymnasiasten beobachtete E. v. Hippel im 
Anschluss an eine Gonorrhöe (122) eine heftige metastatische Entzündung 
beider Augen. Die Bindehäute und Regenbogenhäute waren beiderseits er- 
griffen. Besonders auffallend war eine beidseitige hochgradige Papillitis 
mit zentralen Skotomen. Der Befund zeigt nach 2!/,jähriger Kontroll- 
untersuchung neben Veränderungen an der Iris Schwellung der Papillen. 
Genauere Einzelheiten konnten wegen Medientrübung nicht festgestellt werden: 
jedenfalls fand sich keine Abblassung der Papille. Die Sehschärfe betrug 
rechts mit + 1,0 =7*',,, links mit + 0,5 =?/,,. Es handelt sich in diesem 
Falle also um eine schwere dauernde Sehstörung durch zentrales Skotom 
nach Gonorrhöe, wie sie bislang noch nicht beschrieben worden ist. 

v. Hippel (123) nimmt in seiner Arbeit ȟber diffuse Gliose der 
Netzhaut und ihre Beziehungen zu der Angiomatosis retinae« Stellung zu 
der namentlich von Meller vertretenen Ansicht über das Wesen der von 
ihm beschriebenen sehr seltenen Netzhauterkrankung und verteidigt 
seine Ansicht von dem Primat der angiomatösen Veränderungen. Die Glia- 
wucherung fasst er als sekundär auf und bringt drei Fälle vor, die dartun, 
dass solche Gliawucherungen unter den allerverschiedensten Bedingungen ent- 
stehen können. Nach Zugrundegehen der spezifischen Netzhautelemente ent- 
falte die Glia ihre raumausfüllende Tätigkeit in einem weit über das gewöhn- 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 55 


liche Mafs hinausgehenden Umfange; und so erklärten sich die vorgebrachten 
Befunde in vollkommen befriedigender Weise. v. H. bezieht sich auf eine 
ausführliche Mitteilung eines anatomisch untersuchten Falles nach einer Ver- 
letzung mit starken gliösen Veränderungen der Netzhaut, jedoch ohne kapillare 
Angiome. Der zweite Fall, auf den v. H. sich beruft, ist eine früher von 
ihm beschriebene Gliosis bei Mikrophthalmus; ferner beschreibt er kurz ein 
hierher gehöriges Präparat einer hochgradigen Phthisis bulbi nach metastatischer 
Entzündung bei Genickstarre. Gegenüber der von Ginsberg und Spiro 
geäusserten Ansicht, dass es sich um Tumoren (Mischtumoren) handele, 
nimmt v. H. eine im allgemeinen ablehnende Stellung ein, betont jedoch, 
dass sich anatomisch schwer eine Grenze zwischen Gliosis und Gliomatosis 
ziehen lasse. 


Westphal (125) hat das Gehirn eines 16 Monate alten jüdischen Kindes, 
welches an amaurotischer Idiotie litt, untersucht. Klinisch begannen 
Schwächen im Gebiete der Halsmukeln, es folgte ein hochgradiger Schwäche- 
zustand der unteren Extremitäten, ohne dass eine eigentliche Lähmung konstatiert 
werden konnte. Es traten später motorische Reizerscheinungen und epilep- 
tische Anfälle auf. Neben Apathie und Schlafsucht bestand eine auffallende 
Schreckhaftirkeit bei akustischen Eindrücken. — Die Papillen waren ab- 
geblasst, besonders temporal: in der Gegend der Makula fand sich ein grau- 
weisser Fleck, der im Zentrum einen braunroten Punkt erkennen liess. Mikro- 
skopisch wurde eine über das ganze Zentralnervensystem ausgedehnte eigen- 
artige Erkrankung der Ganglienzellen festgestellt, die Hand in Hand mit weit- 
gehenden Störungen des Markfaserbildes und mannigfachen Gliaveränderungen 
ging. Besonders hervorzuheben ist der Befund von zweikernigen Ganglien- 
zellen in der Grosshirnrinde, sowie der Umstand, dass die gliösen Veränderungen 
besonders in der Rinde des Kleinhirns sich fanden. Von den Sehbahnen 
erwies sich der Nervus opticus nur in leichterem Grade besonders an seinen 
zentral gelegenen Fasern degeneriert. Hochgradig waren die degenerativen, 
zu einer deutlichen Atrophie des Marklagers führenden Veränderungen in der 
Fissura calcarina. W. wendet sich in seinen Erörterungen der Frage nach 
der juvenilen und infantilen Form der amaurotischen Idiotie zu und neigt 
sich der Ansicht zu, dass die letztere und die ersteren nicht verschieden- 
artire Erkrankungen seien. — Sich im grossen und ganzen auf den Boden 
der Edingerschen Aufbrauchtheorie stellend, meint W., dass die Frage 
nach der Entstehung der amaurotischen Idiotie noch manche der Lösung 
harrende Rätsel biete. 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 
Rei.: Filbry. 

126) Bab: Über die Ruptur der Chorioidea als Kriegsverletzung des Auges. 
Dissert. Berlin. 

127) Berger, Eugen: Der Holzhacker als Staroperateur. Wochenschr. f. 
Ther. u. Hyg. d. Auges. Nr. 3. 

*128) Bergmeister: Wann und wo kann im Felde die Enucleatio bulbi vor- 
genommen werden? Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1. 

*129) Beykowski: Über Minenverletzungen des Auges. Wiener med. 
Wochenschr. 1918. Nr. 1. 


56 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*130) Beykowski: Eine neue Vorrichtung zum Schutze des lichtscheuen und 
operierten Auges. Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1. — Beschreibung und 
Abbildung einer Klappenschutzbrille mit, auch teilweise, vorzuklappendem 
dunklem Glase. 

131) Dittrich: Tintenstiftverletzungen des Auges. Dissert. Berlin. 

*132) Engelbrecht: Zur Entfernung von nichtmagnetischen Fremdkörpern aus- 
dem Innern des Auges. Graefes Archiv f. Ophthalm. Bd. 94. H. 3/4. S. 329. 

*133) v. Grosz: Die Augenheilkunde im Kriege. Archiv f. Augenheilk- 
Bd. 83. H. 2. S. 62. 

*134) v. Grosz: Die augenärztliche Tätigkeit im Felde. Wiener med. 
Wochenschr. 1918. Nr. 1. 

*135) Hanke: Über Kriegsverletzungen des Auges durch gesteigerten Luft-. 
druck platzender Geschosse. Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1. 

*136) Hessberg: Uber die Behandlung von Gesichtsverletzungen Kriegs- 
beschädigter, besonders in der Umgebung des Auges. Med. Klinik. Nr. 4. S. 86. 

*137) van der Hoeve: Fremdkörper im Auge. Zeitschr. f. Augenheilk- 
H. 1/2. S. 20. 

*138) Hönig: Erfahrungen auf dem Gebiete der Augenheilkunde im Kriege. I.. 
Wiener med. Wochenschr. 1918. Nr. 1. 

*139) Ischreyt: Zur Kasuistik der Augenverletzungen. Zeitschr. f. Augenheilk. 
H: 1/2. SIn 

140) Klingelhöffer: Die Augenheilkunde im Kriege. Prakt. Arzt. III. H.1. 

*141) Levi-Sander: Augenärztliches aus einem Feldlazarett, Klin. Monatsbl. 
Febr. S. 266. 

*142) Pichler: Überstreuung der Regenbogenhaut mit Steinstaub. Klin. 
Monatsbl. Jan. S. 102. 

*143) Pichler : Die nichtperforierenden Splitterverletzungen des vorderen 
Augenabschnitts. Zeitschr. f. Augenheilk. H. 1/2. S. 37. 

*144) Pichler: Uber simulierte Gesichtsfeldeinschränkung. Graefes Archiv 
f. Ophthalm. Bd. 94. H. 3/4. S. 227. 

*145) Pichler: Beobachtungen über traumatischen Enophthalmus in drei 
Kriegsjahren. (Graefes Archiv f. Ophthalm. Bd. 95. H. 2. S. 145. 

*146) Rejtö: Durch Lokalanästhesie verursachte Optikusaffektion. Wiener 
med. Wochenschr. 1918. Nr. 1. 

147) Salus: Doppelseitiger pulsierender Exophthalmus. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. S. 253. S. Ref. Nr. 77. 

*148) Silex-Hirsch: Die Blindenlazarettschule des Vereinslazaretts St. Maria 
Victoria-Heilanstalt zu Berlin. 

149) Stülz: Über Kriegsbrauchbarkeit bei Augenveränderungen unter Berück- 
sichtigung der Gewöhnung. Deutsche militärärztl. Zeitschr. Nr. 23 u. 24. 

*150) Uhthoff: Sitzungsbericht der medizinischen Sektion der schlesischen 
Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau. 26. Okt. 1917. 

*151) Weigelin: Ein Fall von spontaner Luxation des Bulbus. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Febr. S. 262, 


Interessante Versuche über simulierte Gesichtsfeldeinschrän- 
kung hat Pichler (144) an gesunden, intelligenten. aber nicht mit dem 
Perimeter vertrauten Personen angestellt und kommt zu dem Schlusse. dass 
irgendeine Simulation ausschliessende Beweiskraft keiner einzigen Gesichts- 
feldform zugesprochen werden könne. Bei der Aufforderung sich Schlecht- 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 57 


sehen vorzustellen, gaben zwei von drei Versuchspersonen, ohne sonstige 
Erklärungen zu erhalten, am Perimeter prompt konzentrische Gesichtsfeld- 
einschränkungen an. Durch die verlangte Vorstellung zunehmenden Schlechter- 
sehens während der Prüfung ergab sich eine spiralige Einschränkung, mit. 
einer nur ganz geringen Überkreuzung. Auch der Förstersche Ver- 
schiebungstyp wurde sofort und prägnant ausgeprägt gefunden. Die Versuchs- 
person bediente sich des Intensitätsschätzens, wartete das Deutlichwerden des 
Objektes ab. Auch die Ermüdungsspirale liess sich sehr leicht hervoırufen. 
Aus seinen Versuchen und seinen Erfahrungen, besonders bei Unfallbegut- 
achtung kommt P. zu dem Schluss, dass die Prüfung des Gesichtsfeldes als 
brauchbare, wenn auch nicht als absolut ee Glaubwürdigkeitsprüfung 
angesehen werden kann. 

Nach einer zur Operation einer Otitis media vorgenommenen Lokal- 
anästhesie des III. Astes des Trigeminus an der Schädelbasis trat einige Tage 
später eine Neuritis optica auf, die nach einem Monat zurückging. Rejtö 
(146) lässt die Frage offen, ob diese Optikusaffektion einer chemischen 
Wirkung des Anästhetikums oder einer Infektion zuzuschreiben sei. 


Bergmeister (128) warnt bei Besprechung der Frage, wann und 
wo im Felde die Enucleatio bulbi vorgenommen werden könne, 
vor allzu frühzeitiger Operation. In den allerersten Tagen, wo ja die sym- 
pathische Ophthalmie nicht drohe, sei die Operation oft durch die Durch- 
blutung des ganzen Orbitalgewebes schwieriger sauber und radikal durch- 
zuführen; auch sei die Gefahr der Nachblutung grösser. B. hebt die üblichsten 
Kontraindikationen besonders hervor, schon eingetretene Panophthalmie, be- 
stehende Dakryozystitis und eitrige Weichteil- oder Knochenwunden in nächster 
Umgebung des Auges. 

Die Wirkung des gesteigerten Luftdruckes platzender Ge- 
schosse illustrieren drei Fälle Victor Hankes (135). Er fand nach 
einer Verletzung durch eine dicht vor dem Patienten krepierten Handgranate 
eine weisse Papille, in deren Umgebung und in der Makula Pigmentkörnchen; 
er führt das Bild auf Zerreissung der hinteren Ziliargefässe zurück. Derselbe 
Befund, kombiniert mit Chorioretinitis proliferaus. verursachte die einseitige, 
auf dieselbe Verletzung zurückgeführte Erblindung auch im zweiten Falle, 
während bei dem dritten, auf diese Weise erblindeten Patienten eine schwere 
Aderhautzerreissung mit Pfeffer-Salz-Fundus vorlag. 

Wenn auch Hessberg (136) der weiteren, allerdings während des 
Krieges durch Materialmangel sehr behinderten Ausbildung der Methoden 
zur Herstellung von Orbitalprothesen aus Wachs für einige, allen operativen 
Methoden trotzende Fälle eine grosse Zukunft verspricht, so muss doch auch 
nach den schwersten Gesichtsverletzungen Kriegsbeschädigter 
in der Umgebung des Auges stets dem Operateur als Ziel vorschweben, 
dem Patienten das Tragen einer Glasprothese zu ermöglichen. Als Vorbe- 
dingung einer jeden plastischen Operation stellt H. die Anfertigung einer 
Röntgenaufnahme und genaue Untersuchung der Nase und der Nebenhöhlen. 
Die Vorbehandlung zur Operation werde durch Biersche Sauger und eine 
dosierte Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne sowohl zum Verschluss 
operativ schwer angreifbarer Knochenfisteln, wie auch um eine bessere Er- 
nährung des Narbengewebes herbeizuführen, oft wesentlich unterstützt. In 
der Besprechung spezieller Fragen der Technik der plastischen Operationen 
selbst wird u. a. die Blepharotomia externa zum Zwecke besserer Übersicht. 


58 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


über Narben- und Raumverhiltnisse des Bindehautsackes, die Essersche 
Transplantation von Lippenschleimhaut zur Vermeidung neuer Narbenzüge, 
die Anwendung eines ungestielten Lappens zum Ersatz des Oberlids, dagegen 
eines Frickeschen Lappens, kombiniert mit der Büdingerschen Ohr- 
knorpelplastik bei fehlendem Unterlid empfohlen. Bei letzterem ist die Be- 
festigung am innern Lidwinkel am besten in einem oberflächlichen und einem 
tiefen Blatt vorzunehmen. 

Über 21 Minenverletzungen des Auges berichtet Beykowsky 
(129). Meist waren sie durch umberfliegende Steinsplitter entstanden. Da 
diese in der Hornhaut meist lange reizfrei getragen werden, sollte man nicht 
unnötig ihre Entfernung versuchen. Einen Stein»plitter sah B. reizfrei in 
einer durch Regenbogenliautsynechien gebildeten Tasche fest verklebt liegen. 
Ein auf der Iris beobachtetes Steinchen zerfiel in so kleine Splitter, dass 
die Iris wie mit Salz bestreut erschien. Bezüglich einer Netzhautabhebung 
erörtert B. die Frage nach ihrer Entstehung, sie war aufgetreten nach blosser 
Luftdruckwirkung einer krepierenden Mine, B. meint, es könne eine sub- 
retinale Blutung vorliegen oder aber der nach dem positiven plötzlich stark 
negativ werdende Luftdruck die Ursache sein. Nach B.s Ansicht werden 
durch die Schutzbrillen viele Fälle von Steinsplitterverletzungen verhütet. 


Pichler (143) greift aus seinen Kriegserfahrungen im Hochgebirge 
die nicht perforierenden Splitterverletzungen des vorderen 
Augenabschnitts heraus. Unter diesen stehen die Verletzungen durch 
Steinsplitter mit */, aller Fälle an der Spitze. Genaue Vergleiche der einzelnen 
Splitterarten hinsichtlich der Grössenmalse, des spezifischen Gewichts, der 
Form, der Ränder und Ecken liessen verständlich erscheinen, dass die 
leichteren, meist kleineren, zwar kantigen, aber nicht mit spitzen Ecken ver- 
sehenen Steinsplitter, zumal wenn sie von der Explosion her in ihrem Gefüge 
gelockert sind, seltener einzudringen pflegen als die grösseren schwereren 
Kisensplitter. Aus ähnlichen Gründen ist auch die Bleiverletzung so relativ 
selten perforierend. Sehr häufig kommen Quetschungstrübungen der Hornhaut 
durch Anprallen eines grösseren Steines oder Granatsplitters vor. Von den 
sonst wohl allgemein geübten Behandlungsmethoden derartiger Verletzungen. 
die P. eingehend bespricht, sei hervorgehoben, dass er eine sehr günstige 
Wirkung von häufigen Bädern infizierter Hornhautwunden mit !/, proz. 
Optochinlösung bemerkt zu haben glaubt, während er von den vielgerühmten 
inutraglutäalen Milchinjektionen keinerlei Erfolg gesehen habe. 

Pichler (142) stellt seine Erfahrungen aus dem Gebirgsstellungskriege 
über Steinsplitterverletzungen zusammen und zeigt an 9 ziemlich gleich- 
artigen Fällen die auch mit Skizzen erläuterten charakteristischen Befunde 
der Überstreuung der Regenbogenhaut mit Steinstaub. Da sich 
meist auf der Hornhaut überhaupt nur eine oder wenigstens nur eine perforierende 
Wunde fand, so muss man annehmen, dass im Augeninnern eine Splitterung 
des eingedrungenen Steinchens stattfindet. P. sieht eine Analogie dieses 
Vorgangs in dem physikalischen Experiment der Zerstiebung eines erdigen 
Klümpchens, wenn man es ins Wasser wirft; und zwar trete diese Erscheinung 
nicht beim Aufprallen auf die Wasserfläche, sondern erst dann ein, wenn 
die Flüssigkeit von allen Seiten in den Körper einzudringen sucht. also erst 
im Wasser. Der Versuch gelingt auch mit einem in seinem Gefüge ge- 
lockerten Steinchen; und als solche. in ihrer Festigkeit und ihrem Gefüge 
geschädigte Steinchen seien nach Ansicht bergmännischer Fachleute die durch 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 59 


Geschosse aus Steinblöcken abgesprengten Splitter anzusehen. Dementsprechend 
tritt nach P.s Ansicht eine Splitterung des Steinchens nicht beim Stoss des- 
selben gegen die Hornhaut, die durch elastischen Druck von allen Seiten die 
Wunde zu verkleinern sucht und so die Zerstiebung verhindert, auch nicht 
gleich beim Anprall gegen die Oberfläche des Kammerwassers, sondern erst 
in demselben auf. Im einzelnen werden noch mehrere andere Erklärungs- 
möglichkeiten erörtert, aber deshalb abzelehnt, weil das Bild der klinischen 
Befunde, das man als deren Resultat erwarten müsste, nicht den tatsächlichen 
und charakteristischen klinischen Tatsachen entspricht. Übrigens führt P. 
die so häufig beobachtete Erscheinung des Zerstiebens von Blei bei Infanterie- 
kugeln nach Perforation der Bulbushüllen auf einen ähnlichen physikalischen 
Vorgang zurück. 

Levi-Sander (141) gibt ein Bild von den im Feldlazarett mög- 
lichen Behelfsmalsnahmen für Augenärzte. L. hat durch eine einfache 
Kombination von Taschenlampe und Lupe sich die Möglichkeit eines kon- 
vergiereuden Lichtkegels geschaffen. Seine schnelle und einfache Nacht- 
blindheituntersuchung, besonders für die Wertigkeit der Peripherie. die praktisch 
grosse Bedeutung habe, nimmt er mittels eines «Dunkelobjektes» vor, das 
sich so gut wie gar nicht von dem Perimeterbogen abhebt. Erfreuliche 
Vielseitigkeit des Krankenmaterials beweist seine Statistik über 893 behandelte 
Fille. Von den Splitterverletzungen handelte es sich nur 6 mal um Eisen. 
Bei der Grösse der Splitter, deren Entfernung hauptsächlich im Feldlazarett 
geraten schien, benutzte L. mit Vorliebe und meist mit Erfolg den Hirsch- 
bergschen Handmagneten. Zur Lokalisation der Splitter wandte er die 
‚schnellere, billigere Durchleuchtung an, die auch genügend zuverlässige 
Resultate liefere, wenn man die Ortsveriinderung des Splitterschattens bei 
Bulbusbewegungen und ruhig gehaltenem Kopf richtig zu verwerten im- 
stande sei. 

Eine Reihe eigenartiger Krankheitsbilder, die durch Fremdkörper 
im Auge hervorgerufen sind, teilt van der Hoeve (137) mit. Zwei Fälle 
von Eisensplitterverletzung sind dadurch bemerkenswert, dass eine abnorm 
starke Siderosis directa völlig auf das Fremdkörperbett beschränkt blieb und 
erst lange Zeit nach der Verletzung. in dem einen Falle erst nach mehr als 
7 Jahren, eine indirekte Siderosis entfernterer Teile des verletzten Auges 
auftrat. Da das Splitterchen in einem vielleicht 100 mal so grossen gelatinösen, 
braunen, geschwulstartigen Gewebe, das übrigens auch die chemische Eisen- 
reaktion gab, eingebettet lag, neigt Il. zu der Annahme, dass gerade diese 
starke Herdreaktion durch eine Art Abkapselung das Auge so lange vor der 
allgemeinen Siderosis bewalırt habe, die übrigens nach operativer Entfernung 
der Geschwulstmasse wieder zurückging. Beide Fälle lassen erneut die 
Forderung berechtigt erscheinen, Eisensplitter nach Möglichkeit stets, auch 
bei noch gutem Sehvermégen und fehlender Siderosis zu entfernen. Seltsam 
erscheint, dass ein Eisensplitter neunzehn Tage lang im Corpus ciliare gesteckt 
hat, ohne irgendwelche subjektiven Beschwerden oder Entzündungserscheinungen 
gemacht zu haben. Eine schwere Iridozyklitis mit Hypopvon, Synechien, 
Glaskörpertrübung nach Infektion durch einen in den hinteren Bulbusabschnitt 
eingedrungenen Eisensplitter heilte nach Extraktion des Splitters mit fast 
vollkommener Sehschärfe aus. Fast ebenso günstig verlief die Extraktion 
eines Glassplitters, der Linse, Iris und wahrscheinlich Corpus ciliare ange- 
stochen hatte und erst nach Jahren sympathische Reizung des andern Auges 


60 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


machte, die nach Entfernung des Splitters aufhörte. Im letzterwähnten Falle 
seiner Zusammenstellung traten, nach Entfernung eines Steinsplitters aus dem 
Glaskörper mit der Pinzette unter Führung des Augenspiegels, Glaskörper- 
trübuugen auf, die sich unter der Behandlung wieder soweit aufhellten, dass 
man Makulaveränderungen wahrnahm, die der Splitter wohl, bevor er in den 
Glaskörper zurückschnellte, bei seinem Anprall gegen den hinteren Augenpol 
gesetzt haben muss. 


In einem gewissen Gegensatz zu den sonstigen statistischen Ergebnissen, 
die eine zwischen 92 und 64°/, schwankende Zahl von erfolgreicher operativer 
Entfernung von nicht magnetischen Fremdkörpern aus dem 
Innern des Auges nennen, berichtet Engelbrecht (132) von 50°/, ge- 
lungener Operationen, während 16 Fälle ein negatives Resultat boten, wofür 
geltend gemacht wird, dass es sich einmal um röntgenologisch nicht feststell- 
bares Aluminium, zweimal um Doppelperforationen, einmal um einen fest 
eingekapselten Splitter handelte; in acht Füllen allerdings konnte kein be- 
sonderer Umstand für das Misslingen erkannt werden. Wenn auch in einzelnen 
der 16 Fälle mit erfolgreicher Splitterextraktion günstige Verhältnisse zu 
Hilfe kamen, so glaubt E. doch, im wesentlichen seine Erfolge der genauen 
Lagebestimmung zurechnen zu dürfen. die das stereoskiagraphische Verfahren 
Hasselwanders mit Hilfe der leicht aufsetzbaren Drahtkreuzprothese er- 
möglicht. Stets wurde eine sektorenförmige Leitungsanästhesie der langen 
und kurzen Ziliarnerven angewandt; darauf wurde in die Skleralwunde der 
Magnetansatz eingeführt, jedesmal ohne Erfolg; darauf, evtl. diaskleral, sofort 
beleuchtet und mit einer feinen Sonde und hakenlose Pinzette eingegangen. 
Frühinfektionen wurden nie beobachtet. Ubereinstimmend mit Wesselys’ 
Urteil, «dass nur der Erfahrene, der das Für und Wider richtig abzuschätzen 
vermag, an die Extraktion nicht magnetischer Fremdkörper herangehen soll», 
gibt E. zu, dass sich oft über die Indikation zur Operation streiten lasse, 
die er sogar prinzipiell ablehnt, wenn der Splitter im hintersten Bulbusdrittel 
sitzt oder seine feste Verkapselung schon zu erwarten ist. Von der Hassel- 
wanderschen Stereoskiagraphie verspricht sich E. eine grosse Erleichterung 
auch der Entfernung magnetischer Splitter. 


2183 Augenverletzungen hat Ischreyt (139) in Libau von 
1900 bis 1915 gesehen, das sind 9°/, seiner gesamten Patientenzahl. Von 
ihnen waren in 75°/, Fremdkörper im Auge vorhanden. Unter den 101 
schweren Fällen waren 73 mit Perforation der Bulbushüllen, davon 56 Horn- 
hautwunden. Auch wenn kein Fremdkörper im Auge verblieb, sah I. oft 
Hintergrundveränderungen, so eine 3 Wochen nach schwerer Kontusion auf- 
tretende Papillits. In der Hornhaut liegende Fremdkörper werden am 
häufigsten in deren unterem, inneren Quadranten gefunden, eine für die 
Naharbeit oft besonders verhängnisvolle Tatsache. Eine Prellung durch 
Schrotkornschuss ohne Verletzung der Hüllen hatte Netzhautblutungen und 
dauernd bleibende Einschränkung des Gesichtsfelds zur Folge, die wohl auf 
Kontusion einzelner Nervenfasern beruht. Nach Peitschenhieb beobachtete I. 
Netzhautriss und Papillitis. Die Tatsache, dass bei einer auf Wurf mit 
einer Kohle gegen das Auge aufgetretenen Berlinschen Trübung zuerst die 
Gefässe verschont blieben, wie dies typisch ist. dann aber auch verschleiert 
wurden, während die Fundusfärbung ihr normales Rot annahm, beweise, dass 
die anfängliche Fundusveränderung auf einem hinter der Gefässschicht 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 61 


liegenden Transsudat beruhte, was eine Aderhauttranssudation als Ursache der 
Netzhautabhebung anzunehmen nahelegen würde. 


In dem Auszuge eines von v. Grosz (133) über «die Augenheil- 
kunde im Kricge» gehaltenen Vortrags wird der Verdienste der Ärzte 
im Felde ehrend gedacht, die erhöhte Bedeutung der Augenheilkunde im 
Kriege, sowohl hinsichtlich der Rekrutierung wie der Behandlung der Ver- 
wundeten und Kranken hervorgehoben. Schliesslich werden bezüglich des 
Sanitätswesens, speziell des Zusammenarbeitens der Militärärzte mit den fach- 
ärztlichen Beiräten, Forderungen organisatorischer Natur gestellt, die gerade 
auf dem Gebiete der Augenheilkunde eine wesentliche Rolle spielen. 


Von der augenärztlichen Tätigkeit im Felde bespricht v. Grosz 
(134) die Leitsätze, wie sie nach der Organisation des österreichisch-ungarischen 
Feldsanitätswesens die Tätigkeit der Spezialisten, die erst nach dreijähriger 
Assistentenzeit an einer Augenklinik zu diesem Namen berechtigt sein sollten, 
bestimmen. Neben der Brillenbestimmung liege die Aufgabe des Augenarztes 
in den Augenabteilungen hinter der Front in Behandlung äusserer Ent- 
zündungen, Isolierung ansteckender Krankheiten, der provisorischen Versorgung 
der Verwundeten, die in allen nicht ganz leichten Fällen abzutransportieren 
seien. G. wendet sich dann zu der Handhabung und den Resultaten der 
Trachombehandlung. Dadurch, dass man Trachomkranke anfangs nicht einzog, 
erreichte man, dass Zivilisten sich oft nicht behandeln liessen. Jetzt seien 
78°;, gesund, nur noch 0,3°/, Kriegsuntauglich. 

Aus Hönigs (138) Statistik über seine Erfahrungen auf dem 
Gebiete der Augenheilkunde im Kriege gebt hervor, dass unter 
14000 Fällen eines Armeeaugenspitals sich nur 4 Fälle direkter Augen- 
schussverletzungen durch ein von vorn auftreffendes Geschoss fanden; bei 
zweien dieser meist tödlichen Verletzung war das Geschoss innerhalb der 
Orbita abgelenkt, bei den beiden andern schon vorher aufgeprallt. Dabei 
bestand Avulsio und Luxatio bulbi. 

Silex (148) gibt einen Bericht über dreijährige Tätigkeit in der Blinden- 
Lazarettschule des Vereinslazaretts St. Maria-Viktoria Heilanstalt zu 
Berlin; mit vielen Illustrationen wird gezeigt, zu welchen Berufen und Hand- 
fertigkeiten ein geeigneter Unterricht die Kriegsblinden zu führen vermag. 
Bei gewisser Unterstützung durch bestimmte Vorrichtungen an den Apparaten 
und Maschinen können sie in der Industrie, insbesondere der Munitionsher- 
stellung, Arbeit und Unterhalt finden; mit Auswahl eignen sich mehrere 
Zweige der Landwirtschaft zur Erlernung durch Blinde. Auch in verkehrs- 
technischen Betrieben sind passende Stellungen erschlossen worden. Man 
könne die bestimmte Hoffnung hegen, dass bei äusserster Aufopferung der 
in Betracht kommenden Kreise und angespannter Heranziehung aller Mittel 
zur Erleichterung und Ermöglichung der Berufsausbildung, vorausgesetzt 
natürlich den guten Willen der Kriegsblinden, deren Los in Zukunft nicht 
gar so erbärmlich und jammervoll sein werde, wie man bei Beginn des 
Krieges dies häufig hinzustellen beliebte. 


In drei Kriegsjahren beobachtete Fälle von traumatischem Enoph- 
thalmus werden von Pichler (145) beschrieben und skizziert. 21 mal 
war die Verletzung im Krieg und durch den Krieg, 4 mal im Frieden ent- 
standen. Infolge Schrumpfung des Auges oder infolge der Möglichkeit einer 
gleichzeitig bestehenden Sympathikusverletzung komplizierte Fälle wurden 


62 Bericht tiber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


ausgeschieden. Meist liess die genaue Erwägung der Geschossrichtung einen 
Bruch der Orbitalwand annehmen, der röntgenologisch wegen des schlechten 
Materials jedoch nicht nachzuweisen war; betroffen waren am häufigsten vom 
Geschoss direkt die innere und die untere Wand. Bei Durchquerung der 
Orbita kommt auch die Sprengwirkung des Bulbus auf die Wände in Betracht. 
Einen durch Explosion in nächster Nähe entstandenen Enophthalmus erklärt 
P. mit einer durch den Luftdruck hervorgerufenen Ausbuchtung der Wände, 
die zu der absoluten Vergrösserung des Orbitalraums fülırte. 


Einen merkwürdigen Fall von spontaner Luxation des Bulbus 
hat Weigelin (151) in Tübingen bei einem Soldaten beobachtet. Nach 
einer Karies der Orbitalknochen war in früheren Jahren auf diesem Auge 
postneuritische Atrophie entstanden. Ausser geringem Exophthalmus war das 
Auge gesund. Das andere war völlig normal, Bei gelegentlichen ungewobnten 
Bewegungen im Felde war zum ersten Mal und dann später noch mehrmals 
das Auge vor die Lider getreten, konnte aber stets vom Patienten selbst 
reponiert werden. In der Tübinger Klinik konnte die Luxation durch Druck 
auf das Oberlid leicht künstlich erzeugt werden. Die kariöse Erkrankung 
der Orbitalknochen hatte wohl eine absolute Vergrösserung der Orbitaloffnung 
gesetzt, die noch durch die narbige Einziehung am äussern Lidwinkel ver- 
mehrt wurde, Zum Entstehen der Luxation ist wohl aber noch eine abnorme 
Dehnbarkeit des Muskel- und Bandapparates des Auges anzunehmen nötig. 
Auffallend ist, dass entgegen der üblichen Beobachtung in derartigen Fällen 
hier der Exophthalmus im gewöhnlichen Zustand sehr gering war. Durch 
eine Tarsorhaphie wurde einer Wiederholung des lästigen und schmerzhaften 
Vorkommnisses bis jetzt wirksam vorgebeugt. 


Uhthoff (150) extrahierte mit Erfolg einen Zystizerkus aus dem 
Glaskörper bei einem Soldaten. Seiner Berechnung entsprechend, nacb der 
auf 500 Kriegsteilnehmer ein Fall mit Zystizerkus komme, während in der 
Friedenspraxis erst auf 10000 Augenkranke ein solcher zu rechnen sei, 
spricht U, seine Ansicht dahin aus, dass das seit dem Kriege so gehäufte Vor- 
kommen die im Felde erheblich vermehrte Gelegenheit zur Akquisition beweise 
und deshalb eine auf Zystizerkus beruhende, fünf Monate nach dem Ausrücken 
auftretende Sehstörung als Kriegsbeschädigung anzusehen sei. 








Verantwortlicher Redakteur für den Referatenteil: Prof. Dr, K. Wessoly in Würzburg. 


Regelmäßiger Vierteljahresbericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 


erstattet von 


F. Cause-Mainz, E. Filbry-Würzburg, H. Höhmann-München, J. Horovitz-Würz- 

burg, H. Köllner-Würzburg, R. Kümmell- Erlangen, W. Löhlein- Greifswald, 

W. Lohmann- Miinchen, W. Ossowski-Würzburg, H. Pagenstecher-Strassburg, 
K. Wessely-Würzburg 


redigiert von K. Wessely. 


Zweites Quartal 1918. ') 





* 


Am 13, April 1918 fiel in Frankreich 


Oberstabsarzt Dr. W. Nicolai. 


Durch eine Reihe augenärztlicher Mitteilungen bekannt. _ 
ein Schüler Greeffs, war er vom Jahre 1006, bis ihn 
der Kriegsausbruch ins Feld rief, dem Vierteljahres- 
bericht des Archivs ein ständiger treuer Mitarbeiter. 

Dem ausgezeichneten Kollegen und Manne, der seine 
Hingabe ans Vaterland mit dem Tode besiegelt hat, sei 
ein bleibendes ehrendes Gedächtnis bewahrt. 


1) Der Bericht enthält zugleich die Referate der diesjährigen ausserordentlichen 
Tagung der ophthalmologischen Gesellschaft zu Heidelberg vom 4.—6. August. 


64 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 
(Bücher, Monographien, Historisches.) 


Ref.: Wessely. 


*152) Dimmer: Zur Reform des medizinischen Unterrichts. Wiener klin. 
Wochenschr. 1918. Nr. 4. 

*155) Elschnig: Muss es Blinde geben? Rektoratsrede. Prag 1918. 

*154) Henker: Zur Gründung der Jenaer Optikerschule. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. März 1918. 

*155) Hirschberg, J.: Geschichte der Augenheilkunde: Die Reform der Augen- 
heilkunde. Graefe-Saemisch, Handbuch d. ges. Augenheilk. 15. Bd. 

*156) Salzer: Die RKöntgenstrahlen in der Augenheilkunde. Aus Rieder 
u. Rosenthal, Lehrbuch der Réntgenkunde. 

»157) v. Szily: Atlas der Kriegsaugenheilkunde. 3. Lieferung. Stuttgart 1918. 


Mit einem stattlichen, nahezu 1000 Seiten umfassenden Band, der die 
Reform der Augenheilkunde behandelt, beschliesst Hirschberg (155) seine 
Geschichte der Augenheilkunde. Dank einer bewundernswerten 
Arbeitsfreudigkeit und einer Arbeitskraft, wie sie nur wenigen bis in so hohe 
Jahre vergönnt ist, ist es ihm gelungen, das Werk zu vollenden. dem er 
2 Jahrzehnte seine ganze Zeit gewidmet hat. So verfügt nunmehr die Augen- 
heilkunde über eine vollständige Fachgeschichte von den ältesten Zeiten bis 
in die Gegenwart, wie sie keine andere Disziplin in der Medizin in ähnlicher 
Weise aufzuweisen vermag. Wenn Hirschberg in seinem dem letzten 
Bande vorgesetzten Schlusswort sagt, dass er drei Ziele bei seiner Arbeit 
verfolgt habe: «erstlich sein Werk zu einem Archiv auszugestalten, in welchem 
alles niedergelegt wäre, was die vorzüglichsten Männer, die mit Augenheil- 
kunde und ihren Hilfswissenschaften sich befassten, darüber ausgesprochen. 
zweitens den Verfasser bei wichtigen Dingen selber sprechen zu lassen, drittens, 
soweit es ihm möglich war, den Verfasser als Menschen zu betrachten», so 
darf gesagt werden, dass diese drei Ziele vollkommen erreicht wurden. Gerade 
der letzte Gesichtspunkt tritt nirgends so hervor wie in dem vorliegenden 
Bande, in dem sich der Autor der Gegenwart nähert und die Entwicklung 
der Augenheilkunde in dem Zeitabschnitt schildert, den er selbst miterlebt 
hat. Besonders in denjenigen Kapiteln, die die drei grossen Reformatoren 
der Augenheilkunde Helmholtz, Graefe und Donders behandeln, gewinnt 
die Darstellung dadurch, dass den Autor mit diesen Grossen, vorzüglich mit 
Albrecht von Graefe, persönliche Beziehungen verbanden, eine Wärme und 
Lebhaftigkeit, die den Leser mehr denn je fesselt. Im zweiten Teil der 
«Reform der Augenheilkunde» verfolgt Hirschberg dann die einzelnen 
deutschen Schulen bis in die Gegenwart. 


In dem von Rieder und Rosenthal herausgegebenen Lehrbuch der 
Röntgenkunde behandelt Salzer (156) die Röntgenstrahlen in der Augen- 
heilkunde. Nach einem kurzen Überblick über das, was von schädigenden 
Wirkungen der Röntgenstrahlen auf das Auge experimentell und klinisch 
bekannt ist, sowie einigen Hinweisen auf die Röntgendiagnostik bei Veränderungen 
im Bereiche der knöchernen Orbita und der Sella turcica, wird vorwiegend 
die Diagnostik intraokularer Fremdkörper besprochen. Von den feineren 
Lokalisationsverfahren schildert Salzer besonders eingehend das Verfahren 
von Holm aus der Gullstrandschen Klinik, von dem er, da die Original- 
arbeit in dänischer Sprache wenig zugänglich ist, ein deutsches Autoreferat 


I. Allgemeine ophthalmnlogische Literatur. 65 


des Autors wiedergibt. Ferner erwähnt er zwei bisher unveröffentlichte 
Methoden, diejenige von Baer in Zürich, die mit zwei senkrecht zueinander 
‚stehenden kleinen Röntgenplatten arbeitet, sodann ein Verfahren von Stumpf, 
bei dem temporal zwei Platten im Abstand von 5 cm hintereinander geschaltet 
sind, die durch ein abphotographiertes Achsenkreuz zum Mittelpunkt des 
Auges zentriert werden und auf die zwei Aufnahmen bei verschiedener 
Röhrenstellung gemacht werden. Aus der Verschiebung der Fremdkörper- 
schatten lässt sich die Projektion in den Bulbus hinein geometrisch leicht 
ermitteln. Das Verfahren bat sich nach Salzers persönlicher Erfahrung 
gut bewährt. 

Mit der dritten Lieferung hat der Atlas der Kriegsaugen- 
heilkunde von v. Szily (157) seinen Abschluss gefunden. Trotz der 
Ungunst der jetzigen Verhältnisse ist es gelungen, dem Werke bis zum 
Schlusse die gleiche vollendete Ausstattung zu geben. Die wichtigsten Kapitel 
aus dem vorliegenden Bande sind diejenigen über die makularen Veränderungen, 
insbesondere die J.ochbildung in der Fovea, von der 13 Fälle mitgeteilt 
werden, ferner die Verwundungen der Nebenhöhlen und der Tränenableitungs- 
wege und die plastischen Operationen an den Lidern sowie in der Nachbar- 
schaft des Auges. Auch über Kampfgaserkrankungen bringt Szily einige 
Fälle, ferner behandelt er in besonderen Abschnitten die organischen Läsionen 
der Motilität und Sensibilität sowie die psychisch - gnostischen Ausfall- 
erscheinungen bei Gehirnschüssen und die psychogenen Kriegsneurosen. Überall 
ist das Material der Freiburger Klinik wieder in gleich mustergültiger Weise 
zur bildlichen und schriftlichen Darstellung gelangt, wie in den ersten beiden 
Teilen des Atlasses. So wird das Werk ein bleibendes Zeugnis dessen sein, 
was während der Kriegsjahre unser aller tägliche Arbeit war. 


Henker (154) berichtet über die Gründung der Jenaer Optiker- 
schule, die ein Unternehmen der (Carl Zeiss-Stiftung ist. Am 4. Januar 
dieses Jahres fand die erste Sitzung des gesamten Schulvorstandes statt, zu 
dem von Ophthalmologen Axenfeld, Hertel, Krückmann und Stock 
gehören. Es wurde der Plan des Lehrganges festgesetzt. Dieser umfasst 
erstens Theorie und Praxis der Brille, zweitens die genaue Kenntnis einer 
Reihe optischer Instrumente, wie photographische Objektive, Projektions- 
apparate, Lupen, Mikroskope, Fernrohre, meteorologische und Messinstrumente 
sowie medizinische Untersuchungsapparate. Als Nebenfächer können Photo- 
graphie, Mathematik und Physik getrieben werden; auch in Geschäftskunde 
und Zeichnen kann der junge Optiker Unterricht erhalten, so dass er auf 
Grund des Lehrganges in den Stand gesetzt werden soll, allen Anforderungen, 
die sein Beruf an ihn stellt, vollauf zu genügen. Augenärzte werden am 
Unterricht nicht beteiligt sein, da alles Übergreifen auf eigentlich ärztliche 
Dinge vermieden werden soll. 

Die Frage: Muss es Blinde geben? behandelt Elschnig (153) 
in seiner Rektoratsrede von dem Gesichtspunkte aus, wieweit es möglich sei, 
die vorkommenden Erblindungen einzuschränken. Er bespricht dabei besonders 
die Blennorrhoe- und Trachomblindheit in Österreich und kommt in Vergleich 
mit Statistiken aus Deutschland zu dem Schlusse, dass einerseits durch bessere 
Ausbildung der Hebammen und Aufklärung der Bevölkerung, andererseits 
durch Förderung der augenärztlichen Kenntnisse in weiteren Kreisen der 
Ärzte (obligate Kurse in der Trachombehandlung), vor allen Dingen aber 
durch günstigere hygienische Bedingungen die Zahl der Erblindungen vermindert 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. y 


66 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


werden könne. In gleichem Sinne wird auch die Abnahme der Blattern- 
blindheit als Malsstab für den Kulturzustand der Bevölkerung bzw. des Staats- 
wesens aufgeführt, sowie die Möglichkeit erörtert, durch Aufklärung, hygienische 
Malsnahmen und Besserung der Lebensbedingungen die Syphilis und Tuber- 
kulose in ihren Schädigungen für das Auge einzuschränken. Bei Besprechung 
der jetzt im Kriege so wichtigen Verletzungsfolgen beklagt Elschnig, dass 
das Strafgesetz bisher dem Arzte noch nicht das Recht einräume, auch ohne 
Einwilligung des Betroffenen bzw., wenn er minderjährig ist, der Eltern, 
einen das andere Auge durch sympathische Ophthalmie gefährdenden, völlig 
erblindeten und entzündeten Bulbus operativ zu entfernen. Hinsichtlich 
erblicher zur Erblindung führender Augenkrankheiten werden zum Schlusse 
auch rassenhygienische Gesichtspunkte kurz berührt. 


Da sie von einem Ophthalmologen kommen, seien, wenn auch allgemein- 
medizinischen Inhalts, Dimmers (152) Vorschläge zur Reform des 
medizinischen Unterrichts hier kurz erwähnt. Dieselben haben zwar 
naturgemäls nur die österreichischen Verhältnisse im Auge, die von den 
unseren nicht unwesentlich abweichen, sind aber auch für die Fragen, die die 
deutschen Universitäten gegenwärtig beschäftigen, von Interesse. Dimmer 
tritt nämlich auf das lebhafteste für eine Dreiteilung des Jahres ein und zwar 
schlägt er vor, ein -Quadrisemester» vom Oktober bis zum Januar, ein 
zweites vom Februar bis Mitte Mai und ein drittes von Mitte Mai bis 
Anfang August reichen zu lassen. In das letztere, welches die warmen 
Monate umfasst, sollen vorwiegend nur klinische Practica fallen. Das ganze 
medizinische Studium wird auf 16 Quadrimester, d. h. 5!/, Jahre, berechnet. 
Auf die geschilderte Weise kann ein gesondertes praktisches Jahr entbehrt 
werden. 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 
Ref.: Ossowski. 

*158) Bergemann, H.: Augenerkrankungen bei Nierenentzündung. Deutsche 
med. Wochenschr. 1918. Heft 19. S. 520. 

*159) Biedl, A.: Demonstration einer scheinbar halbseitigen Akromegalle. 
Medizin. Klin. 1918. Nr. 23. S. 577. 

*160) Bleich: Zur Optochintherapie und Optochinamblyopie. Berliner klin. 
Wochenschr. 1918. Nr. 19. S. 447. 

*161) Brückner: Blutbild und Augenerkrankungen. Ophthalm. Gesellsch. zu 
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*162) Doeschate: Augenstörungen bei Meningitis cerebrospinalis epidemica. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. März 1918. S. 399. 

*163) Düring: Herpes corneae febrilis bei Malaria. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 60. S. 368. 

*(64) Ebstein: Zur klinischen Symptomatologie der Alkaptonurie. Münch. 
medizin. Wochenschr. 1918. H. 14. S. 369. 

165) Fleischer: Uber myotone Dystrophie mit Katarakt, Graefes Arch. f- 
Ophthalmologie. Bd. 96. S. 91. S. Ref. Nr. 294. 

*166) Hauptmann: Der heutige Stand von der myotonen Dystrophie mit 
Katarakt. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 576. 

*167) Höeg: Doppelseitige metastatische Ophthalmie bei Febris rheumatica. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. April—Mai 1918. S. 648. 





ll. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 67 


*168) Kaufmann: Ein seltener Fall von Hirntumor. 

*169) Lundsgaard: Ein Fall von Chininamblyopie. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 60. April—Mai 1918. S. 651. 

*170) v. Oepen: Über Optochinamblyopie. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 60. April—Mai 1918. S. 702. 

7171) Pincus: Zur Kenntnis der Sehstörungen nach Blutverlust. Ophthalm. 
Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*172) Trömner: Ein Gliom des Schläfenpols b) eim neuer Bulbärreflex. 
Deutsche mediz. Wochenschr. 1918. Nr. 21. S. 589. 

Trömner (172) demonstriert ein Gliom des Schläfenpols. 
32 jähriger Maschinenbauer erkrankt mit kurzen epileptiformen Anfällen von 
petit-mal-Charakter. Bei seiner Aufnahme zeigte er Nystagmus nach allen 
Richtungen, Schwindelneigung, Druckempfindlichkeit der Okzipitalgegend und 
Lumbaldruck von 370. DaWa.R. positiv, konnte syphilitische Neubildung in 
der hinteren Schädelgrube angenommen werden. Energische Kuren brachten 
jedoch keine Besserung. Im Laufe der nächsten Monate zeigte sich sehr 
geringe Fazialisparese links, Spur von Zungendeviation nach links, geringe 
Ataxie beim Finger-Nasenversuch, schwaches Taumeln beim Gehen und all- 
mählich auch leichte Neuritis optica, Symptome, welche jetzt auf eine Geschwulst 
in der unteren linken Schädelgrube hinwiesen. Die vorgenommene Trepanation 
über dem linken Kleinhirn liess aber vom Tumor nichts sehen oder palpieren. 
Da zu den bisherigen Erscheinungen vorübergehend Zuckungen im linken Arm 
auftraten, musste mit der Möglichkeit eines basalen Stirnhirntumors rechts ge- 
rechnet werden. Auch eine Trepanation über dem Fusse der dritten rechten 
Stirnwindung ergab keinen Befund. In der Folge zeigte sich noch eine 
mäfsige Blickwendung nach links, welche sich gegen rechts hin wieder besserte. 
Sonst blieb der Symptomenkomplex derselbe, nur die psychischen Fähigkeiten 
gingen allmählich zurück, bis’ nach 2!/,jähriger Dauer der Tod eintrat. Die 
Autopsie zeigte ein Gliom des linken Schläfenlappens vom Gyrus fusiformis 
bis zum Schläfenpol und Ammonshorn sich erstreckend. Auffallend ist 1. der 
starke Nystagmus als Tumorsymptom der mittleren Schläfengrube, 2. das 
vollkommene Fehlen von Geruchs- und Geschmacksstörungen, 3. das anfäng- 
liche Fehlen von Stauungspapille und 4. die gehäuften petit-mal-Anfälle bei 
Erkrankung der Ammonshorngegend, während die sonstigen Hirndrucksymptome 
gering waren. Bei der Prüfung des Kornealrcflexes zeigte derselbe Pat. 
einen bisher noch nicht beobachteten Reflex, nämlich Verschiebung des Unter- 
kiefers nach der Gegenseite beim Betupfen der Kornea mit einem Glasstäbchen, 
d. h. einen Reflex vom sensiblen auf den den Pterygoideus externus inner- 
vierenden motorischen Trigeminus. Die reflektorische Übererregbarkeit der 
linken Seite zeigte sich bei dem Kranken auch darin, dass bei Betupfen der 
linken Kornea eine Kieferverschiebung nach rechts, bei Betupfen der rechten 
Kornea dagegen eine solche nach vorn auftrat, also beide Pterygoidei externi 
erregt wurden. Dasselbe Phänomen beobachtete T. bei einem anderen Kranken 
mit einem apoplektischen Erweichungsherd in der linken inneren Kapsel, sowie 
bei zwei weiteren Fällen von amyotrophischer Lateralsklerose. 

Über einen seltenen Fallvon Hirntumor berichtet Kaufmann (168) 
bei einem 47jährigen Mann, der anfangs nur über Abnahme der Sehkraft 
und geringen Kopfschmerz klagte und bei dem der neurologische Befund 
völlig negativ war. Ophthalmoskopisch waren beide Papillen etwas abgeblasst, 
scharf begrenzt, ohne die geringsten Stauungserscheinungen. Des Gesichtsfeld 


V * 


68 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


war beiderseits bis auf 15—20° eingeengt. Erst 14 Tage vor dem Tode 
setzten bei dem sonst beschwerdefreien Pat. schlagartig schwere auf einen 
Tumor cerebri hindeutende Symptome ein: Wiederholtes Erbrechen, Pals- 
verlangsamung bis auf 42 i. d. Min., enorm heftiger Kopfschmerz, Schwindel- 
gefühl, Ataxie in den Beinen, Benommenheit und schliesslich Koma. Eine 
geringe Stauung der rechtsseitigen Papille konnte erst 6 Tage vor dem Exitus 
festgestellt werden, im übrigen blieb der Augenbefund unverändert. Die 
Autopsie ergab eine Geschwulst in beiden Hinterhauptlappen, die durch histo- 
logische Untersuchung sich als zellreiches Rundzellensarkom herausstellte. 
Die Sehnervenatrophie erklärt K. durch die Annahme, dass das Sarkom in 
beiden Hinterhauptlappen die Sehbahnen zerstört hatte. wodurch eine ab- 
steigende Degeneration der Sehnervenfasern hervorgerufen wurde, wie sie bei 
längerem Bestehen von Hemianopsie auftreten kann. 


Biedi (159) demonstriert einen Fall einer scheinbaren halbseitigen 
Akromegalie mit beiderseitirer Amaurose. Ophthalmoskopisch wurde eine 
postneuritische Optikusatrophie festgestellt, durch Röntgenaufnahme war eine 
Vergrösserung der Sella turcica nicht nachweisbar. Auffallend war eine 
relative Dünnheit der Schädelbasisknochen der mittleren Schädelgrube. Aus 
der Anamnese und dem ganzen Krankheitsverlauf nimmt B. einen Zusammen- 
hang zwischen Amaurose und den halbseitigen Wachstumsveränderungen der 
oberen Körperhälfte nicht an, vielmehr führt er die Erblindung des Pat. auf 
eine vor sieben Wochen durchgeinachte akute meningeale oder zerebrale Er- 
krankung zurück. 

Hauptmann (166) berichtet über den heutigen Stand der myo- 
tonen Dystrophie mit Katarakt. H. zählt die Erkrankung zu der 
Gruppe der heredo-familiären Leiden und stellt den muskulären Prozess entgegen 
Nägeli, der das Leiden als pluriglanduläre Erkrankung innersekretorischer 
Drüsen auffasst, in den Mittelpunkt der Krankheit. Das Vollbild der myotonen 
Dystrophie setzt sich zusammen aus muskeldystrophisch-myotonen Symptomen. 
trophischen und sekretorischen Störungen sowie Hinterstrangerscheinungen. Die 
Muskeldystrophien haben bestimmte Verteilungstypen, bei denen man nach 
H. immer einen «Kern» findet, der eine begrenzte Erweiterung erfahren kann. 
Dabei scheinen ihm exogene Momente auf die Richtung der über den «Kern» 
hinausgehenden Dystrophien keinen Einfluss zu haben. Die myotonen Sym- 
ptome teilt H. ein in 1. aktiv-myotone, die in charakteristischer Weise bei 
kräftigem Faustschluss bemerkbar werden. Pat. sind nicht imstande, die 
festgeschlossene Faust rasch wieder zu öffnen. 2. In mechanisch-myotone 
Störungen, die sich in fast allen Muskeln nachweisen lassen. Am deut- 
lichsten sind sie aber an der Zunge darzustellen, wo ein leichter Schlag mit 
dem Perkussionshammer eine viele Sekunden andauernde Delle hinterlässt. 
3. In elektrisch-myotone Störungen, die ohne Bevorzugung einzelner Muskel- 
gruppen sich auf alle Muskeln erstrecken. Hierbei fehlt eine eigentliche EaR, 
‘wodurch der nicht-neuritische Charakter der Erkrankung mitbewiesen wird. 
Auch das Vorhandensein von Reflexanomalien hat nicht in neuritischer, sondern 
zentral-nervöser Störung seine Ursache. Alle übrigen Symptome haben Be- 
ziehungen zu innersekretorischen Störungen: Zusammengehörig sind Hoden- 
atrophie, sexuelle Impotenz und Haarausfall mit einer charakteristischen 
Bildung von Stirnglatze. Diese und die Facies myopathica geben den Leuten 
ein so charakteristisches Aussehen, dass H. auf das blosse Ansehen die 
Diagnose myotonische Dystrophie in Erwägung zog. Bei der Durchleuchtung 


II. Beziehungen zu Allgemefnleiden (einschl. Vergiftungen). 69 


der bei der myotonen Dystrophie häufig auftretenden Katarakt fällt eine stern- 
förmige Trübung in den hinteren Rindenschichten der Linse auf, die am 
hinteren Pol am dichtesten ist, daneben finden sich in allen J.insenschichten 
kleinste, weisse Punkte. Fleischer führt nach H. die Katarakt auf inner- 
sekretorische Anomalien zurück. Auf solche bzw. auf Störungen im autonomen 
System (z. B. die abnorm starke Speichel-, Tränen- und Schweisssekretion) hat 
H. zuerst aufmerksam gemacht. In einigen Fällen wurden Optikusatrophien 
beobachtet. In psychischer Beziehung werden charakteristische Veränderungen 
nicht angegeben. Als eine unter Mitwirkung von Ophthalmologen zu erforschende 
Aufgabe bei heredo-familiären Erkrankungen stellt H. die Beantwortung zweier 
Fragen auf: 1. Woher stammen die Linsentrüäbungen? 2, Nach welchen 
Prinzipien vererben sich dieselben ? 


Düring (163) konnte bei einem an Malaria kranken Soldaten einen 
Herpes corneae febrilis des rechten Auges feststellen. Es handelt sich 
um einen deutschen Kriegsgefangenen, der in Casablanca an Malaria erkrankte 
und mit Chinin behandelt wurde. Ophth, waren die Papillen abgeblasst, die 
Netzhautgefiisse verengt. Auf der Kornea vielgestaltige für Herpes corneae 
febrilis typische Flecken, von landkartenartiger Konfiguration, mit grauweissem 
Grundton und scharfen Rändern. Keine Gefässneubildung, Fluoreszinprobe 
schwach positiv. Anästhesie im Bereich der Maculae, Korneal- und Kon- 
junktivalreflex erloschen. Auf der rechten Kopfseite bestand ausserdem eine 
Anästhesie für alle Qualitäten im Bereich des Trigeminus. Die Nasen- 
schleimhaut und der rechte äussere Gehörgang sind ebenfalls anästhetisch. 
Anästhetisch sind ferner das rechtsseitige Hautgebiet des II. Zervikalsegmentes 
und die angrenzenden Partien des III. Zervikalsegmentes. Nonne-Apeltsche 
und Wa.-Reaktion negativ. Nach D. handelt es sich um eine bulbäre Affektion, 
was er besonders aus der typischen Rückbildung der Sensibilitätsstörung 
schliessen will. Nach dem klinischen Bilde hält es D. für möglich, dass 
auch der Herpes febrilis corneae durch bulbäre Affektionen hervorgerufen 
werden kann. 


Bei der Untersuchung Augenkranker bei Nierenentzündung 
fand Bergemann (158) nicht selten stärkere Füllung der Bindehautgefässe, 
die keine nennenswerten Beschwerden verursachte. Sonst liessen Bindehaut, 
Hornhaut und Lederhaut keine krankhaften Veränderungen erkennen. 


Ebstein (164) beobachtete bei einem von 2 an Alkaptonurie leidenden 
Brüdern ochronotische Flecke an den Skleren, wobei in jedem Auge je ein 
Fleck im Lidspaltenbereich lateral symmetrisch angeordnet war. Dem in 
ganz bestimmter Anzahl symmetrischen Auftreten der Flecke legt E. besondere 
Wichtigkeit für die Diagnose der Alkaptonurie bei. Die Lidspaltenzone, die 
allen äusseren Schädlichkeiten ausgesetzt ist, hält E. nach seinen Beobachtungen 
für den Lieblingssitz von Pigmentierungen an den Skleren; deshalb weist er 
auf die Wichtigkeit der genauen Betrachtung der Lidspaltenzone besonders 
hin. E. konnte an dem einen Fall bei Tageslicht beim seitlichen Darauf- 
blicken ein bläulich-blassrotes Durchschimmern beider Tarsi feststellen. 


Bei einem 13jährigen Knaben sah Höeg (167) nach einer katarrhalischen 
Affektion, die in einer Bronchopneumonie ihren Kulminationspunkt erreichte, 
gleichzeitig eine doppelseitige metastatische Ophthalmie und 
eine tspische Febris rheumatica auftreten. Die letztere lief bei Salizyl- 
behandlung ohne Komplikation von seiten des Herzens rasch ab, die Augen- 


70 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


erkrankung nahm aber einen protrahierten Verlauf an und endete mit Phthisis 
eines Auges, während das andere Auge S.—?/,, behielt. 


Doeschate (162) untersuchte 50 Soldaten, die an Meningitis 
cerebrospinalis gelitten hatten und beobachtete dabei folgendes. Auf- 
fallend war die Frequenz der Akkommodationsstörungen (in 13 Fällen), von 
denen 3 wirkliche Paresen waren, die anderen als Asthenopie sich heraus- 
stellten. Bei 25 Personen wurde Nystagmus gefunden, wohl auf gleichzeitige 
Labyrinthaffektion zu beziehen. 4 Fälle von Anisokorie und 4 Fälle von 
Augenmuskelstörungen standen wahrscheinlich nicht mit der Erkrankung in 
Zusammenhang, mit Ausnahme einer Abduzensparese. In 10 Fällen bestand 
konzentrische Gesichtsfeldeinengung, dreimal Vergrösserung des blinden Fleckes. 
Dreimal wurde verringerter Lichtsinn konstatiert, sieben zeigten periphere 
Chorioidealveränderungen, einmal mit Hemeralopie kombiniert. Die Pap. 
nervi opt. war viermal etwas verschwommen und byperämisch. In einem 
Falle bestand temporale Abblassung. Bei einem Soldaten fand man die von 
Haab beschriebenen vertikalen Reflexe zwischen Papilla und Fovea mit 
radiärer Streifenbildung um die Fovea herum. Bei der Untersuchung nach 
Bjerrum fand D. fünfmal Vergrösserung des blinden Fleckes, die er auf 
Sphenoidealleiden bezieht. 

Oepen (170) stellt alle bisher veröffentlichten Fälle von Optochin- 
amblyopie zusammen. Schwere Amblyopien treten nur nach Opt. hydrochl., 
nicht nach Opt. basicum auf. Anerkannte Tagesdosen: 1,2 g à 0,2 g bei 
Opt. hydrochl., 1,5 g a 0.3 g bei Opt. basic., 2.0 g à 0,2 g bei Optochin- 
salizylester. Gleichzeitig Milchdiät oder Alkaligaben. Höheres Alter scheint 
die Prognose bei Amblyopien ungünstig zu beeinflussen. Ausser in einem 
Fall waren beide Augen gleichmälsig befallen. Subjektive Klagen: Flimmern, 
verschleiertes Sehen, Wolkensehen und Blendungssehen. Oft komplette 
Amaurose von wenigen Stunden bis 6!/, Monaten Dauer. Ofter Gehör- 
störungen und Schwindelgefihl. Pupillen meist maximal weit und licht- 
starr, nie Augenmuskelstörungen. Die Netzhaut zeigte in !,, der Fälle 
leichte peripapilläre Trübung, die teils schwand, teils bestehen blieb. Die 
Arterien waren durchweg verdünnt, teils eingescheidet. Die Papillen waren 
zu Beginn der Sehstörung teils normal, teils blass, später mehr oder weniger 
blass. Im allgemeinen periphere Gesichtsfeldeinengung ohne spätere Änderung, 
dann auch Vorkommen von zentralen und peripheren Skotomen. Über Störung 
der Dunkeladaptation liegen nur wenige Nachprüfungen vor, die eine Herab- 
setzung ergaben. Therapeutisch ist Jod, Tc-Strophanti, Strychnin 0,001 alle 
2 Tage subkutan u. a. ohne Erfolg versucht worden. Ein Aderlass soll ein- 
mal die Schädigung rasch beseitigt haben. 

Über einen Fall von Chininamblyopie bei einer 33jährigen Frau, 
die 10g Chinin zu Abtreibungszwecken einnahm, berichtet Lundsgaard (169). 
Die Frau war mehrere Tage vollständig blind, das Gehör hatte nicht gelitten. 
5 Tage nach Entstehen der Blindheit sah die Frau dicht vor dem Auge 
weder eine brennende Lampe noch einen anderen Gegenstand, in einem Ab- 
stande über !/ m erkannte sie aber grössere Buchstaben und alle Farben. 
Gesichtsfeld wurde zu ca. 3° bestimmt. Pupillarreflexe waren aufgehoben, 
ophtbalmoskopisch nichts Abnormes. Erst 2'/, Monate später zeigten sich 
Atrophie der Papillen und dünne Arterien. Das Gesichtsfeld betrug dann 
ca. 10°. S. ĉj u. o. Ausgesprochene Hemeralopie. Der anfangs negative 
ophthalmoskopische Befund deutet nach L. darauf hin, dass die Amblyopie 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 71 


durch direktes Angreifen der Ganglienzellen entstehen kann und nicht von 
verminderter Blutzufuhr wegen Gefässverengerung herzurühren braucht. 


Einen Beitrag zur Optochinamblyopie und Optochintherapie 
liefert Bleich (160). Bei einer an Pneumonie erkrankten Patientin stellten 
sich nach 1,5 g Optochin hydrochlor zu 0,5 g in 2 Tagen am Abend des letzten 
Optochintages Brennen und Flimmern vor den Augen, bald darauf völlige 
Erblindung ein. Dieser Zustand der Erblindung dauerte 14 Tage, dann 
besserte sich allmählich das Sehvermögen. 7 Monate später waren die 
Papillengrenzen leicht verschleiert, Retinalgefässe sehr eng und stellenweise 
weiss eingescheidet. Bei Emmetropie betrag der Visus R. “fia L. ĉja 
Gesichtsfeld war für weiss und Farben auf 5° bis 10° konzentrisch ein- 
geengt. Als bleibende Schädigung trug Pat. nach 1,5 g Optochin — das sie 
nach ihren Angaben zum Teil erbrochen hatte — Gesichtsfeldeinengung und 
Hemeralopie bei leicht pathologischem Augenhintergrund davon. Nach einem 
Überblick über die in der Literatur bekannten durch Optochin hervorgerufenen 
Augenschädigungen vertritt B. die Ansicht, dass das Opt. hydrochl. vom 
augenärztlichen Standpunkte überhaupt nicht verordnet werden soll. Ob die 
anderen schwerlöslichen Chininderivate die Augen nicht schädigen werden, 
bleibt noch abzuwarten. 

Brückners (161) fortlaufende Untersuchungen des Blutbildes bei 
lokalen Augenerkrankuugen ergaben, dass der lokale Herd imstande 
ist, das Blutbild in charakteristischer Weise zu beeinflussen. Die Beobachtungen 
erstreckten sich auf Erkrankungen der Bindehaut (Blennorrhoe, Pneumokokken- 
konjunktivitis, Trachom), Hornhauterkrankungen (Ulcus serpens), perforierende 
Verletzungen mit und ohne Infektion, sowie auf Fälle von sympathischer 
Ophthalmie. Bei genügender Virulenz des Krankheitsprozesses zeigt sich im 
akuten Stadium eine Vermehrung der neutrophilen polynukleären Zellen, die 
mit klinischer Besserung wieder abnimmt. Eine fast regelmalsig nach einigen 
Tagen auftretende Lymphozytose ist als postinfektiöse bzw. posttoxische Er- 
scheinung, wie sie ja auch sonst bekannt ist, zu deuten. Am empfindlichsten 
reagieren die Eosinophilen mit Abnahme bei Verschlechterung, mit Zunahme 
bei Heilung des Krankheitsprozesses. Unter diesen Gesichtspunkten ist also 
die als Symptom drohender sympathischer Ophtbalmie angesehene Lymphozytose 
nach infizierten perforierenden Verletzungen Yediglich als Ausdruck einer 
Allgemeinreaktion seitens der blutbereitenden Organe anzusprechen, die eine 
prognostische oder diagnostische Bedeutung in der angenommenen Richtung 
in keiner Weise besitzt. K. 

Pincus (171) hat 4 Fälle von Selıstörungen nach Blutverlust beobachten 
können, davon 2 nach Verwundungen auf dem Schlachtfelde, 2 nach 
Blutungen in den Verdauungstraktus. Dazu kam ein Fall aus der Zivilpraxis 
im Anschlusse an eine Abortblutung. Den einen der Fälle konnte P. schon 
am dritten Tage nach Eintritt der Blutung untersuchen und fand einen 
enormen Ödematösen Erguss in beide Sehnervenköpfe mit engen, blassen 
Arterien und leicht gestauten, gleichfalls blassen Venen. Schon nach 2 Tagen 
war die Papillenschwellung völlig zurückgegangen, um in das Bild einer 
leichten Neuritis dann in bleibende Atrophie überzugehen. Auf Grund dieser 
Beobachtung betont P., dass für die Klärung der Pathogenese nur frühzeitig 
untersuchte und fortlaufend beobachtete Fälle in Frage kommen, da es sich 
um ungemein flüchtige pathologisch-physiologische Vorgänge zu handeln scheint. 
Er begründet die schon von Leber entwickelte Anschauung, dass die Er- 


72 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


krankung auf eine Ischämie der Netzhaut zurückzuführen ist, die bei dem 
ganz frühzeitig auftretenden Sehstörungen auf das Sinken des Blutdruckes 
und der Herzkraft, verbunden mit reflektorischer Kontraktion der Arterien, 
bedingt wird, bei den Spätfällen durch ödematöse Ergüsse und Degenerationen 
der Gefässendothelien. Gestützt wird diese Auffassung durch die eigenartige 
Form der Gesichtsfelder, welche in allen Fällen des Vortr., aber auch bei 
vielen der Literatur, ein besseres Erhaltensein der oberen, ein weit schlechteres 
der unteren Gesichtsfeldhälften erkennen lässt. Dieses Verhalten werde dadurch 
bedingt, dass beim Herabsinken des Blutzustroms zur Netzhaut auf das aller- 
geringste Mafs die unteren Netzhauthälften nach dem Gesetze der Schwerkraft 
eine bessere Blutversorgung haben müssen, als die oberen. K. 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 
Ref.: Cause. 


*173) Axenfeld: Intraokulare Strahlentherapie. Ophthalm. Cesellsch. zu 
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*174) Gjessing: Über Idiosynkrasie gegen Quecksilber. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 60. S. 382. 

*175) Höeg: Intraokulärer Gebrauch von Optochin. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 60. S. 649. 

176) v. Hippel: Uber Versuche mit Strahlenbehandlung am Auge und den 
Lidern. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. S. 264. 

177) Kahn, Walter: Über die Wirkung einiger pflanzlicher Fremdkörper auf 
das Kaninchenauge. Inaug.-Dissert. Heidelberg 1918. 

*178) Schanz, Fritz: Licht und Leben. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. 
Bd. 96. S. 172. 

179) Wibaut: Demonstration von Kaninchen und Präparaten mit toxischer 
und anaphylaktischer Entzündung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 399. 


Wibaut (179) demonstrierte eine Reihe von Kaninchen und 
Präparaten mit toxischer und anaphylaktischer Entzündung. 
Die toxischen Entzündungen zeigten das Bild der sog. Endophthalmitis septica. 
In den anaphylaktischen Fällen fanden sich herdföürmige und später mehr 
diffuse Infiltrate der Aderhaut und des Ziliarkörpers, welche den reinen 
Uveitiden zuzuzählen sind. 


v. Hippel (176) berichtet in einer kasuistischen Mitteilung über 
seine Versuche mit Strahlenbehandlung am Auge. Zur An- 
wendung kam die Therapie bei einem Falle von Gliom der Netzhaut, bei 
mehreren Fällen von Karzinom bzw. Sarkom der Lider, der Augapfeloberfläche 
und der Augenhöhle, schliesslich bei einer Bindehauttuberkulose. Bei dem 
Gliom kam es nach vorübergehender Besserung zur endgültigen Verschlimmerung. 
In der ersten Zeit wurden hier die Bestrahlungen alle 6—8 Tage nach 
Axenfeldschem Muster vorgenommen; als das Wachstum sicher feststand, 
wurde zu forcierter Behandlung übergegangen. Eine in diesem Falle beobachtete, 
an Chorioretinitis erinnernde Entfärbung und Pigmentierung des Hintergrundes 
erwies sich im Präparat als eine Veränderung, die nur durch hochgradige 
Pigmentdegeneration bedingt war. Die Möglichkeit, dass dies eine Folge der 
Strahlenbehandlung war, lässt sich nicht ausschliessen. Auf Grund seiner 
Erfahrungen schliesst v. H., dass die Behandlung der gutartigen wie bös- 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 13- 


artigen Tumoren an den Lidern sowie auf der Oberfläche des Auges mit der 
Bestrahlungstherapie anzufangen hat, ehe man zu eingreifenden Operationen 
schreitet. Gutartige epibulbäre Geschwülste, die sich noch leicht entfernen 
lassen, sind auch weiter chirurgisch zu behandeln. Die gefilterten harten. 
Strahlen haben sich in allen Fällen gut bewährt und waren selbst in grossen. 
Dosen für das Auge unschädlich. 


Axenfeld (173) berichtet über seine Erfahrungen betreffend intra- 
okularer Strahlentherapie. Der vor 2 Jahren vorgetragene Fall 
von Glioma retinae, bei welchem nach damals 2!/ jähriger Beobachtungs- 
dauer das multiple progressive Gliom im zweiten Auge durch die Strahlen- 
therapie als ausgeheilt gelten konnte und eine Kataraktextraktion erfolgreich 
überstanden war, hat im weiteren Verlauf eine Netzhautablösung und, wie 
die mikroskopische Untersuchung des dann enukleierten Bulbus zeigte, ein 
Rezidiv bekommen. Damit ist erwiesen, dass auch diese grossen Dosen 
Röntgen- und Radiumstrahlen eine völlige Abtötung der Geschwulst nicht 
erzielt haben. Andererseits ist es sicher, dass die zwar vorübergehende, 
aber doch weitgehende Rückbildung sicher eine Folge der Bestrahlung war 
und nicht etwa zu den merkwürdigen Fällen spontaner Rückbildung des 
Glioms gehörte. Da zwischen den besonders bösartigen Fällen und denen 
solcher Spontanheilung alle Übergänge der Malignität beim Gliom vorkommen: 
werden, ist aus der einen Beobachtung noch nicht zu entnehmen, dass nicht 
in andern Fällen die Bestrahlung ausreicht und zum dauernden Ziele führt, 
ohne die Toleranzdosis für die Augengewebe allzusehr zu überschreiten. 
Freilich die Linse wird wohl immer schliesslich kataraktös werden; aber 
dies allein würde, da eine Extraktion möglich ist, kein Gegengrund sein. 
Man wird aber, nur bei doppelseitigem Gliom und da, wo die Enukleation 
verweigert wird, die Strahlentherapie anwenden, und dazu wohl besonders 
grosse Mengen Radium oder Mesothorium verwenden. Das einseitige Gliom 
und ebenso alle Gliomaugen, die für das Sehen doch nichts erwarten lassen, 
sind nach wie vor zu enukleieren. Eine Nachbestrahlung der enukleierten 
Orbita wird sich stets empfehlen. (S. auch Abschnitt Erkrankungen der 
Netzhaut.) 2. Uvealtumoren. a) Das metastatische Karzinom 
der Chorioidea scheint nach den bisherigen Beobachtungen durch eine 
Strahlentiefentherapie nicht wesentlich beeinflussbar. Trotz grosser Dosen 
schritt es in einem von A. beobachteten Fall unaufhaltsam fort (während 
ein eigenartig zirrhöses metastatisches Karzinom aller 4 Lider sich erheblich 
zurickbildete). b) Ein Sarcoma iridis, dessen isolierte Exstirpation 
ebenso wie die Enukleation ausgeschlossen war, wurde durch Mesothorium 
zum Verschwinden gebracht. Die Linse wurde auch hier kataraktös. Gleich- 
zeitig trat eine ausgedehnte feine Pigmentverstäubung in der Vorderkammer 
ein, übrigens ohne Drucksteigerung. c) Ein beginnendes Melanosarkom 
der Papille und Umgebung bei einem 40jährigen im einzigen gebrauchs- 
fähigen Auge blieb unter Mesothoriumbestrahlung auf seiner Anfangsgrösse 
stehen. Eine deutliche Rückbildung trat nicht ein. Nach 2 Jahren auch 
bier beginnende Katarakt. Die Sarkome des Augenhintergrunds dürften 
durch Bestrahlung schwerlich je so weit beeinflussbar werden, dass man bei 
einseitigem Vorkommen auf die Enukleation verzichten dürfte. Nur wo die 
Enukleation nicht zu erreichen ist, oder im einzig gebrauchsfühigen Auge 
sind Bestrahlungsversuche angezeigt. Am empfindlichsten ist demnach gegen- 
über einer energischen intraokularen Strahlentherapie offenbar die Linse. 


74 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


d) Die Iriszysten liefern vielleicht ein besonders hoffnungsvolles strahlen- 
therapeutisches Objekt. Wenigstens konnte in einem Falle, der bereits in 
dem von Szilyschen Atlas erwähnt ist, in welchem A. die schon früher 
von ihm empfohlene Spaltung der Zystenwand nach der Vorderkammer hin 
vorgenommen hatte, eine dann deutlich zu beobachtende zunehmende Epithel- 
wucherung auf der vorderen Linsenkapsel durch Mesothorium zur Rück- 
bildung gebracht werden. Es ergibt sich, dass nur vieljährige Beobachtung 
über die Dauerresultate, insbesondere auch über die Schädigungen der anderen 
Gewebe bei intraokularer Tiefenstrahlentherapie entscheidet. Die stetigen 
Fortschritte der Strahlentechnik können uns weiterbringen; aber gegenüber 
den bösartigen Tumoren in der Tiefe wird die Strahlentherapie weiterhin 
mit besonderen Schwierigkeiten zu rechnen haben. Weitere Versuche in den 
geeigneten Fällen sind dringend erwünscht. K. 


«Licht und Leben» betitelt Schanz (178) seine Arbeit, in der 
er zusammenfassend seinen Standpunkt besonders in der Frage des Einflusses 
der ultravioletten Strahlen auf das Auge und den Organismus überhaupt 
darlegt. Das Licht fördert unsere Gesundheit, vermag sie aber auch unter 
Unständen zu schädigen (Hitzschlag-Sonnenstich). Positive und negative 
Katalysatoren beeinflussen den Prozess. Am Auge erzeugen die äusseren 
ultravioletten Strahlen die elektrische Ophthalmie und die Schneeblindheit. 
Die inneren ultravioletten Strahlen machen keine Entzündung, erzeugen jedoch 
durch Sklerose des Linsenkernes infolge Bildung schwerlöslicher Eiweissstoffe 
die Altersweitsichtigkeit und beim Fortschreiten des Prozesses Altersstar. 
Bei Glasbläsern kommt es infolge der Einwirkung eines an inneren ultra- 
violetten Strahlen besonders reichen Lichtes zu Glasmacherstar, bei Zucker- 
kranken beschleunigt der Zucker- und Azetongehalt der Linse die Licht- 
wirkung auf die Linse. Haut und Blut sind weiter Teile des menschlichen 
Organismus, die besonders der Lichtwirkung und Schädigung ausgesetzt sind. 
Ferner sind alle organischen Substanzen lichtempfindlich, in chemisch reinem 
Zustande lassen sie sich im Licht bis auf ihre Elemente und Radikale zerlegen. 
Besondere Stoffe wirken als optische Sensibjlisatoren ; so in erster Linie Eosin 
und das Hämatoporphyrin. Bei der optischen Sensibilisation genügen kleinste 
Mengen des Sensibilisators, um katastrophale Wirkungen auszulösen, wenn 
der Lichtreiz eine gewisse Intensität erreicht hat. Eosin wirkt giftig, wenn 
gleichzeitig intensives Licht einwirkt. Für die optische Sensibilisation kommt 
auch das Chlorophyll in Frage. Auch bei Trinkkuren werden dem Organismus 
Mineralstoffe zugeführt, die die Lichtwirkung auf den Organismus beeinflussen 
können. Am Auge ist Schutz gegen die schädlichen ultravioletten Strahlen 
durch ein besonderes von Sch. gefertigtes Glas notwendig. 


Über intraokularen Gebrauch von Optochin berichtet Höeg (175): 
Bei einem Kinde wurde bei beginnender Panophthalmie nach Kataraktdiszission 
an 5 Tagen die Kammer eröffnet und eine Spülung mit 2 ccm einer 1°/ igen 
Optochinlösung vorgenommen, In dem durch Punktion entleerten Eiter wurden 
Diplokokken, die das Aussehen von Pneumokokken hatten. gefunden. Der 
Erfolg war zunächst gut, jedoch kam es zu Occlusio pupillae mit Pupillar- 
schwarte und später zu Phthisis bulbi. 


Gjessing (174) beobachtete einen Fall von Idiosynkrasie gegen 
Quecksilber. Bei einer 35 jährigen Gravida trat im Anschluss an eine 
Tränensackspülung mit Sublimat 1:10000 ein enormes Odem des Gesichts 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 15 


auf, das sich bis zum Schlüsselbein fortsetzte. Erst nach 8 Tagen war das 
Ödem wieder verschwunden. Zweifellos handelte es sich um eine besondere 
Überempfindlichkeit gegen Sublimat, doch lag auch eine abnorme Reaktion 
des vasomotorischen Nervensystems vor. 


IV. Untersuchungsmethoden, Heilmittel, Instrumente, 
allgemeine operative Technik. 


Ref.: Cause. 


*180) Best: Demonstrationen zu den Funktionsprüfungen des Auges. Ophthalın. 
Gesellsch. zu Heidelberg. 5. 6. 8. 1918. 

*181) Clausen: Verbesserung der Stumpfbildung nach operativer Entfernung 
des Auges. Ophthilm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*182) Cramer: Der leuchtende Landoltsche Ring zur Feststellung der 
Leistungsfihigkeit der Augen im Dunkeln. Münch. medizin. Wochenschr, Nr. 14. 
S. 378. S. Böhmig, Ref. Nr. im Bericht über das 1. Quartal. 

*183) Emanuel: Ein im Felde gebauter Riesenmagnet. Münch. med. Wochen-chr. 
1918. Nr. 19. S. 512. 

*184) Eppenstein: Die Untersuchung des Gesichtsfeldzentrums und des 
blinden Flecks mittels des ,Universal-Prismenapparates. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 60. S. 620. 

*185) Fleischer: Über die Anwendung des Trendelenburgschen Verfahrens 
bei der Röntgendiagnose intraokularer Fremdkörper. Ophtlialm. Gesellsch. zu 
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*1&6) Grüter: Orbitale Alkoholinjektionen zur Beseitigung der Schmerz- 
haftigkeit erblindeter Augen. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*187) Haab: Über Erfahrungen in der Behandlung der Augengonorrhoe mit 
Typhusvakzine und über Verbesserung der Lokalanästhesie bei Augenoperationen. 
Med. Klinik. 1918. Nr. 16. S. 406. 

*138) Hanssen: Zur Frage der Stumpfbildung nach Entfernung des Aug- 
apfels. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 629. 

189) Hertel: Uber die Leistungsfihigkeit der verschiedenen Magnettypen. 
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. N. Ref. Nr. 338. 

190) Jadassohn: Zur Behandlung der Kinderekzeme mit Röntgenstrahlen. 
Therapeut. Monatsh. April 1918. S. 118, 

*191) Hirschberg: Die augenärztlichen Instrumente der alten Griechen. 
Zentralbl. f. praktische Augenheilk. 1918. S. 65. 

*192) Köhler: Zur réntgenologischen Differenzierung intra- oder extrabulbär 
sitzender Geschosssplitter. (Ergebnisse und weiterer Ausbau des Blickrichtungs- 
wechselverfahrens.) Münch. med. Wochenschr. 1918. Nr. 15. S. 399. 

*193) Koeppe: Die Lösung des Problems der direkten stereoskopischen Be- 
trachtung des lebenden Augenhintergrundes bei starker Vergrösserung im fokalen 
Liehte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. Münch. med. Wochenschr. 
1918. Nr. 15. S. 391. 

*194) Koeppe: Die Mikroskopie des lebenden Augenhintergrundes mit starken 
Vergrösserungen im fokalen Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. 
v. Graefesi Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. S. 382. 

*195) Koeppe: Die Untersuchung des Auges im polarisierten Lichte der 
Gullstrandschen Nernstspaltlampe. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6.8.1918. 


76 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*195a) Lindner: Zur Skiaskopie des Astigmatismus. Ophthalm. Gesellsch. zu 
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*196) Majewski: Eine neue Methode der klinischen Nystagmographie. 
v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. S. 140. 

*197) Oehlecker: Stumpfbildung des Augapfels durch Einpflanzung lebenden 
Knochens. Deutsche med. Wochenschr. 1918. Nr. 21. S. 588. 

*198) Römer: Neues zur Tonometrie. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 
5.—6. 8. 1918. 

*199) Seidel: Uber die Ausführung der Lokalanästhesie bei Behandlung von 
phlegmonösen Tränensackerkrankungen. v. Graefes Arch. f. Augenheilk. Rd. 95. 
S. 320. 

200) Stargardt: Ein einfaches, auch behelfsmäßig herzustellendes Adapto- 
meter. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 39. S. 159. 

*201) Thim: Eine neue Zilienzange. Med. Klinik. 1918. Nr. 17. S. 421. 

*202) Wertheim: Apparate zur Photographie des Augenhintergrundes. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 401. 

*203) Zade: Demonstration einer Fliegerbrille. Ophthalm. Gesellsch. zu 
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 


Die üblichen Anwendungsarten der Skiaskopie des Astigmatismus 
bergen, wie Lindner (195a) ausführt, mehrere Fehlerquellen. Erstens wird 
gewöhnlich nicht die Makula selbst skiaskopiert, dann aber ist der durch 
die gesonderte skiaskopische Bestimmung der beiden Hauptschnitte ermittelte 
Astigmatismus meist deshalb nicht verlässlich, weil der Patient zwischen 
beiden Bestimmungen seinen Akkommodationszustand, selbst unter Atropin, 
ändern kann. Ausserdem gelingt bei hohem Astigmatismus die Skiaskopie 
in den Hauptschnitten nicht mit genügender Feinheit. Diese Fehlerquellen 
sind vermeidbar, wenn man den Patienten direkt den Skiaskopierspiegel 
fixieren lässt und nun den Astigmatismus nicht hauptschnittweise feststellt, 
sondern die Refraktion des betreffenden astigmatischen Auges mit Hilfe der 
Skiaskopie durch Vorschalten von entsprechenden sphärischen und Zylinder- 
gläsern in die Probierbrille auf die Skiaskopiedistanz, am besten 1 Meter, 
anastigmatisch korrigiert. Die Bestimmung des Astigmatismus kann hier sogar 
gelegentlich bei voller Akkommodationsfähigkeit erfolgen, wenn nämlich bei 
einmaligem Eintropfen von 3°/,igem Kokain eine für die Skiaskopie genügende 
Mydriasis erreicht wird. Sonst und überhaupt in der Praxis wird man 
Homatropin verwenden. Die Furcht, als ob dadurch der Astigmatismus 
verändert, gleichsam gefälscht würde, ist unbegründet, da reihenweise Unter- 
suchungen von Patienten nach Kokain, also bei voller Akkommodationsfähigkeit, 
dann nach Homatropin in engen Grenzen gleichen Astigmatismus ergaben, 
Für ältere Patienten, wo die Akkommodation während der Skiaskopie ohne- 
dies kaum stört und es also nur auf die Erweiterung der Pupille ankommt, 
genügt eine Mischung von Kokain-Homatropin (3°/,, 1°/,). Die Akkommodation 
wird dadurch etwas eingeschränkt. Die Methode ist allerdings nicht leicht 
zu erlernen und bedarf längerer Übung. Vor allem erfordert hier die 
richtige Beurteilung der durch die sphärische Aberration bedingten Skia- 
skopiebiider entsprechende Anleitung und Schulung. Für den Militärarzt 
erweist sich diese Methode als besonders wertvoll, da sie uns, wenigstens 
bezüglich des Astigmatismus, von den Aussagen des Patienten unabhängig 
macht. Diese Skiaskopie unter Verwendung von Zylindern wurde bereits 
früher von Ausländern empfohlen. Bei uns ist sie nicht üblich, aber sie 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 17 


übertrifft an Genauigkeit in den meisten ‚Fällen jede andere Untersuchungs- 
methode. 


Zur Untersuchung des Gesichtsfeldzentrums und des 
blinden Flecks empfiehlt Eppenstein (184) eine neue Methode, bei 
der er sich des Bielschowskyschen «Universal-Prismenapparates» bediente. 
Auch hierbei handelt es sich wie bei der Haitzschen Methode mit dem 
Stereoskop um eine binokulare Untersuchung, es ist also nur eine beschränkte 
Anwendung möglich. Jedoch ist es möglich, eine erheblich grössere Netz- 
hautpartie abzutasten. Der Abstand beträgt 1,5 Meter, die verwendete Tafel 
misst 2 qm, das Objekt 1 qcm. Gegenüber der Bjerrummethode ist die fast 
absolute Exaktheit der Angaben und dementsprechend erhebliche Zeit- 
ersparnis hervorzuheben. Bei Personen von mittlerer Intelligenz dauert die 
Untersuchung ca. 5 Minuten. Zur Feststellung des van der Hoeveschen 
Symptoms, der Vergrösserung des blinden Flecks (retrobulbäre Neuritis bei 
Nebenhöhlenerkrankungen) und der Halbringskotome, die vom blinden Fleck 
ausgehen und ein sehr charakteristisches Frühsymptom des Glaukoms bilden, 
ist ein derartiges Verfahren sehr zu begrüssen. Im Prinzip handelt es sich 
darum, dass das Sehzeichen nicht durch das Gesichtsfeld geführt wird, sondern 
ein feststehendes Objekt benutzt wird, das ein drehbares Prisma scheinbar 
an das Sehzentrum heranrückt. Die gefundenen Ausmalse für den blinden 
Fleck waren für die verschiedenen Augenformen so gut wie gleich, es fand 
sich eine vertikale Ausdehnung des blinden Flecks von 7—8 Grad und eine 
horizontale von 5—6 Grad als ungefähre Norm. Am oberen und unteren 
Ende des blinden Flecks werden zuweilen schlauch- oder schornsteinartige 
Fortsätze angegeben, die wohl dem Ursprung der grossen Gefässe entsprechen. 


Da an dem zur Untersuchung des lebenden Augenhintergrundes mit 
der Gullstrandschen Nernstspaltlampe verwendeten Silberspiegel eine 
partielle elliptische Polarisation des Spaltbüschels entsteht, hat Koeppe (195) 
das Verhalten der lebenden Augengewebe im polarisierten Lichte der 
Spaltlampe einer näheren Untersuchung unterzogen. Weiterhin gab dazu 
noch der Gedanke Veranlassung, dass das an feinen Gewebeteilchen abgebeugte 
und diffus reflektierte Licht sich zu einem gewissen Teile als polarisiert 
erweist. K. benutzte zur Beobachtung des Polarisationszustandes des aus dem 
untersuchten Auge zurückkehrenden Lichtes ein Beobachtungsmikroskop mit 
nur einem Objektiv, aber 2 Abbeschen stereoskopischen Okularen, während am 
objektiven Tubusende von Zeiss einanalysierender Nik ol mit davor befindlichem 
Viertelwellenlängenplättchen — das letztere herausnehmbar — eingebaut war. 
Der Nikol war drehbar und der Grad dieser Drehung an einer Skala von 


0° bis 180'° ablesbar. Während nun das 4 Pintichen fir mittlere Wellen- 


lingen den Betrag des am Silberspiegel partiell elliptisch polarisierten Lichtes 
linear gestaltete und damit maximale Helligkeitsdifferenzen in den okularen 
Gesichtsfeldern erzielt wurden, konnte ohne das Plättchen und ohne den 
Spiegel der intravitale Nachweis doppeltbrechender Gebilde in den Augen- 
medien ermöglicht werden. Die mit der Apparatur erreichbaren Ver- 
grösserungen betrugen etwa 40 bis 70 fach linear. Für alle Untersuchungen 
wurde einmal der mehr rechtläufige resp. parallele Stellungsmodus der Be- 
obachtungs- und Beleuchtungsachse, andererseits aber auch die annähernd 
senkrechte Stellung dieser Achsen zueinander angewendet, welch letztere 


78 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Forderung sich aus dem Rayleighschen Gesetze ergab. Dazu kam die 
Variabilität der Analysatorstellung, ferner die Untersuchungsart einmal mit, 


À ; . 
dann aber auch ohne den Silberspiegel resp. das 4 -Plättchen. Speziell bei 


der Untersuchung der Hornhaut konnte eine senkrechte Stellung der 
Systemachsen dadurch erzielt werden, dass ein nach Angaben K.s von den 
Zeisswerken verfertigtes ringförmiges Auflageglas auf die Hornhaut auf- 
gesetzt wurde. Dieses Glas, dessen Durchschnitt Vortr. im Bilde zeigt, 
besteht aus 2 ringförmigen Teilen, deren Zwischenschicht versilbert it. An 
dieser Schicht wird das Spaltbüschel so auf die Hornhaut reflektiert, dass in 
dieser bei annähernd streifender Inzidenz ein leicht astigmatisch deformiertes 
und durch Annäherung resp. Entfernung des Silberspiegels — oder auch 
ohne diesen der Ophthalmoskoplinse — variierbares fokales Spaltbüschel 
erzeugt wird, dessen Tiefenlage weiterhin in der Hornhaut durch mehr oder 
weniger achsennahes Auffallenlassen des Spaltbüschels innerhalb gewisser 
Grenzen beliebig variiert werden kann. In dem auf diese Weise erzeugten 
neuen und eigenartigen Dunkelfelde wird die Hornhaut gewissermalsen aus 
sich selbst heraus erleuchtet und eine streng senkrechte Stellung der System- 
achsen zueinander gewährleistet, wobei die Kammer selbst dunkel bleibt. 
Während nun im Kammerwasser sowohl bei mehr rechtläufiger als auch 
mehr senkrechter Stellung der Systemachsen untersucht werden kann, empfiehlt 
sich für die Linse, um trotz Mydriasis nicht die Iris als störende 
Kulisse zu erhalten, ausschliesslich der erstere Untersuchungsmodus. Sowohl 
die tiefere als vor allem auch die oberflächlich gelegene histologische Struktur 
der Linsensubstanz ist infolge der hier deutlicher verschiedenen Reflexions- 
und Diffraktionsverhältnisse eingehender zu erforschen als im natürlichen 
Lichte. Das gilt auch für diese und jene pathologischen Veränderungen in 
der Linse. Auch der Glaskörper ist unter Benutzung eines Objektives mit 
etwas längerer Brennweite in gleicher Weise auf sein Verhalten im polari- 
sierten Lichte zu untersuchen, ferner unter Vorschaltung des von K. be- 
schriebenen Auflageglases auf die Hornhaut auch der lebende Augen- 
hintergrund. K. 


Die Lösung des Problems der direkten stereoskopischen 
Betrachtung des lebenden Augenhintergrundes bei starker 
mikroskopischer Vergrösserung im fokalenLichte der Nernst- 
spaltlampe gelang Koeppe (193) mit Hilfe eines unmittelbar auf die 
Hornhaut des untersuchten Auges aufgesetzten Kontaktglases von besonderer 
Konstruktion. Der störende Astigmatismus schiefer Randbüschel wurde durch 
Verwendung eines einzigen Objektivs und Benutzung zweier Abbescher 
Okulare beseitigt. Einzelheiten der Apparatur sind im Original nachzusehen. 
Es gelang damit, die histologische Struktur des lebenden Augenhintergrundes 
in prachtvoller Deutlichkeit und Plastik zur Anschauung zu bringen. Es 
kann immer nur eine kleine Stelle in 65- bzw. 86 facher Linearvergrösserung 
untersucht werden. Man sieht die Struktur der Fovea centralis, der Nerven- 
faserschicht und die Tiefenausdehnung der Netzhaut, den Verlauf und das 
Hervortreten der Gefässe über dem Netzhautniveau, den Abgang der Gefässe 
und Nervenfasern von der Papille. Die Untersuchung pathologischer Objekte 
liefert in Relief und Plastik hervorragende Bilder. Irgendwelche Blendungs- 
erscheinungen wurden weder subjektiv noch objektiv trotz oft mehr als 


m 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 19 


10 Minuten betragender Untersuchungsdauer an den untersuchten Augen 
niemals festgestellt. 

In einer weiteren Arbeit über die Mikroskopie des lebenden 
Augenhintergrundes mit starken Vergrösserungen im fokalen 
Lichte der Nernstspaltlampe bringt Koeppe (194) nähere Einzel- 
heiten zur Theorie, Apparatur und Anwendungstechnik der 
Spaltlampenuntersuchung desAugenhintergrundesim fokalen 
Licht. Durch Benutzung eines Silberspicgels, eines besonders von Zeiss in 
Jena hergestellten Kontaktglases und eines gewöhnlichen Mikroskoptubus unter 
Verwendung der Abbeschen Prismenkombination resp. der Abbeschen 
stereoskopischen Okulare gelang es aller Schwierigkeiten mit Erfolg Herr zu 
werden. Das Kontaktglas wird vor dem Aufsetzen mit zimmerwarmer, 
physiologischer Kochsalzlösung gefüllt, um den orthozentrischen, luftblasen- 
freien Sitz zu sichern, Durch den punktuell abbildenden Silberspiegel wird 
das konvergente Lichtbüschel so dicht wie möglich neben der optischen Achse 
des ganzen Augen- und Beobachtungssystems, d. h. also ganz leicht schräg 
von temporal her in das Auge reflektiert. Die Umkehrung des Bildes im 
Abbe erschwert die Untersuchung, überhaupt erfordert die ganze Unter- 
suchungstechnik grössere Übung. Sie gestattet einen kreisférmigen oder 
horizontal leicht ovalen Bezirk des Augenhintergrundes abzutasten, der un- 
gefihr die Fovea als Mittelpunkt und den 2—3fachen Papillendurchmesser 
als Radius hat. Von grosser Bedeutung ist eine mindestens 3—5 Minuten 
betragende Dunkeladaptation des Beobachters. Myopien über 5,0 D. erschweren 
die Untersuchung in hohem Grade, ebenso Astigmatismen jeder Art. Pupillen- 
erweiterung ist immer notwendig. Man kann immer nur eine einzige, sehr 
kleine Stelle scharf beleuchtet sehen, erkennt also auch nur im Bereiche 
dieser feinere, histologische Einzelheiten, während die engere und weitere 
Umgebung mehr oder minder verschwommen und dunkel sich darstellt. Bei 
weiterem Ausbau der Apparatur — eventuelle Verwendung der Vogtschen 
Einrichtung des rotfreien Bogenlichtes als fokale Lichtquelle! — erschliessen 
sich für die Zukunft «noch nicht annähernd übersehbare Perspektiven». 


Eine neue Methode der klinischen Nystagmographie hat 
Majewski (196) erdacht, indem er nach dem Vorgange Wojatscheks 
die photographische Reproduktion des Augenzitterns anwandte. Während dem 
Verfahren Wojatscheks wie dem früheren von Buys durch das Aufsetzen 
der Registriermarke auf die geschlossenen Lider eine Ungenauigkeit anhaftete, 
vermied M. diese, indem er ein glockenförmiges, glatt geschliffenes Glas- 
glöckchen von 12—14 mm Durchmesser durch einen Gummiballon sich an 
der der Hornhaut angrenzenden straffen Bindehaut ansaugen liess. Am freien 
Ende des Gummiballons ist ein 2—3 mm breiter und 5—10 cm langer 
schwarzer, harter Kartonstreifen befestigt, dessen Schatten von einer !/, Watt- 
glühbirne (600 Kerzen Lichtstärke) aus 2 m Entfernung auf den Schlitz der 
etwas modifizierten, einfachen Kodakkamera geworfen wird. Der Apparat 
findet sich fest montiert etwa 25 cm vom Kinn des zu Untersuchenden ent- 
fernt, in der Kamera ist ein 60 cm langes Filmband mit einer Handkurbel 
drehbar, die ein ausreichend gleichmälsiges Abrollen des Filmbandes bei 
einiger Übung ermöglicht. Beide Augen werden kokainisiert, Lidhalter werden 
eingelegt, der Kranke liegt auf dem Rücken mit nach oben gerichtetem Ge- 
sicht. Das Licht muss senkrecht zur Ebene, in welcher die Augenbewegungen 
stattfinden, einfallen. Für Aufnahmen von rotatorischem Nystagmus bedarf es 


80 Bericht über die Leistungen und l’ortschritte der Augenheilkunde. 


eines hajonettformigen Kartonstreifens mit - längerem Querstück. Die so ge- 
wonnenen Nystagmoskiagramme verzeichnen nur einzelne Komponenten der 
nystagmischen Schwingungen, welche öfters eine vielfach kombinierte Bewegung 
‚darstellen. In vielen Fällen geschehen die beiderseitigen Zuckungen so gleich- 
mälsig, dass ein mononukleäres Nystagmogramm zur Erkenntnis des Charakters 
des vorliegenden Nystagmus ausreicht. Die beigegebenen Nystagmoskiagramme 
zeigen zahlreiche Nystagmustypen; M. hofft, dass mit Hilfe seiner Apparatur 
eine genügend motivierte Klassifikation der verschiedenen Arten möglich 
‘sein wird, 

Wertheim (202) demonstriertte 2 Apparate zur Photographie 
des Augenhintergrundes. Der Apparat gibt sehr gute Bilder, vor dem 
Dimmerschen hat er den Vorzug, dass er einfacher und kleiner ist. Die 
‚Beleuchtungsdauer beträgt nur '/,, Sekunde. Als Lichtquelle dient eine 
‚kleine Bogenlampe, deren Licht durch ein Prisma in das Auge geworfen 
wird. Beleuchtungs- und Abbildungssystem sind nach dem Gullstrandschen 
Vorbild getrennt; die Reflexe der Ophthalmoskoplinse werden durch kleine 
‘Schirme abgeblendet. 

Zur röntgenologischenDifferenzierungintra- oder extra- 
bulbar sitzender Geschosssplitter bringt Alban Kohler (192) 
Ergebnisse und Bericht über weiteren Ausbau des Blickrichtungs- 
wechselverfahrens. Gelegentlich einer Rundfrage beantworteten von 
30 Röntgenfachärzten 27 die Frage nach der Sichtbarkeit des Bulbus im 
Röntgenbilde glatt mit «Nein». Das Prinzip des Verfahrens besteht be- 
kanntlich darin, dass ein doppelter Fremdkörperschatten entsteht (bei intra- 
bulbärem Sitz), wenn der Patient während einer einzigen röntgenographischen 
Profilaufnahme in der Mitte der Beleuchtung auf Kommando seine Blick- 
richtung wechselt. Die Umfrage ergab eine ausserordentlich kleine Zahl von 
Versagern der Methode und eine grosse prozentuale Verschiedenheit der Ver- 
sagerzahl bei den einzelnen Untersuchern. Bei Fremdkörpern in nächster 
Nähe des Auges wird bei starken Augenbewegungen das retrobulbäre Fett- 
gewebe ein wenig mitbewegt. Bei extremem Blickrichtungswechsel erklärt 
sich hieraus ein grosser Teil der Versager. Es empfiehlt sich deshalb, den 
Blickwechsel nicht zwischen 2 extremen Richtungen vornehmen zu lassen, 
sondern nur in mälsigem Grade. 


Das Trendelenburgsche Verfahren der Röntgendiagnose besteht 
in einer unmittelbaren Messung des stereoskopischen Raumbildes mit einfachen 
Hilfsmitteln (Zirkel, Mafsstab). Die stereoskopische Messmethode ist durch 
den Trendelenburgschen Apparat (Aufnahmeapparat, mit zur Plattenebene 
parallelen Verschiebung der Röhre um die Pupillardistanz des Untersuchers 
und stereoskopischer Betrachtungsapparat mit feststehenden Plattenträgern und 
unbelegten Spiegeln mit verstellbarer Distanz der Spiegel) «in eine so ein- 
fache Form gebracht, dass einer allgemeinen Anwendung der genaueste 
Resultate liefernden Methode nichts im Weg steht». Für die Lokalisation intra- 
okularer Fremdkörper ist daher der Apparat besonders geeignet. Fleischer (185) 
hat mit dem Verfahren gute Resultate gehabt. Um den Bulbus im Röntgen- 
bild zu markieren, ist eine Marke notwendig, Annähen eines den Kornealrand 
markierenden Metallringes an die Bindehaut (wie es Fleischer bisher geübt 
hat), Auflegen einer Drahtkreuzprothese (nach Engelbrecht, der den 
Hasselwanderschen Apparat benutzt) oder ähnlicher Metallmarken. Zweck- 
mälsig ist zur Markierung des Bulbus im Raumbild das Hineinhalten eines 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 81 


Balbusmodells mit durchschnittlichen Bulbusmarken, wodurch die Lage des 
Fremdkörpers im Bulbus unmittelbar zur Anschauung kommt. Fleischer 
bat sich einen um eine Achse (die optische Achse im Raumbild) drehbaren 
Halbkreis konstruiert, wodurch die intra- oder extrabulbäre Lage des Fremd- 
körpers besonders deutlich zu machen ist. Den geometrischen Verfahren, von 
denen am Auge der Apparat von Sweet ebenfalls genaue Resultate gibt, ist 
das stereoskopische Verfahren vorzuziehen, weil es die unmittelbare lebendige 
Anschauung von der Lage des Fremdkörpers ermöglicht und keine besondere, 
nur für das Auge zu verwendende Apparatur erfordert. K. 

Emanuel (183) gibt die Beschreibung eines im Felde hergestellten 
Riesenmagneten. Der Apparat ist über dem Operationstisch aufgehängt 
und nach Art des Volkmannschen Magneten gebaut. Der Strom wurde 
von der Wechselstromlichtleitung umgeformt bezogen. Der Magnet hat sich 
als sehr handlich erwiesen. 

Wenn auch das Schiötzsche Tonometer zwar einen grossen Fortschritt 
bedeutete und für die klinische Diagnostik unentbehrliche Dienste geleistet 
hat, so hat es bekanntlich doch immer noch technische und prinzipielle Mängel. 
Diese haben Römer (198) veranlasst, ein neues optisches Tonometer 
zu konstruieren: ein durchsichtiges, beim Aufsetzen auf die Hornhaut frei 
bewegliches Gewicht mit planer Fläche steht in optischer Verbindung mit 
einem Fernrohr. Nach Aufträuflung von Fluoreszein ermöglicht der Apparat 
die Messung des Durchmessers des entstehenden Abplattungskreises der Horn- 
laut. Dieses optische Tonometer gibt uns bei Benutzung eines Gewichtes 
genau den im Auge vorhandenen Tonometerdruck, ermittelt bei Verwendung 
mehrerer Gewichte das mathematische Gesetz, nach welchem sich der Tono- 
meterdruck ändert, ermöglicht auf diese Weise rechnerisch, respektive kon- 
struktiv die Bestimmung des eigentlichen Augenbinnendrucks und gibt ausser- 
dem zahlenmälsigen Ausdruck über die Elastizität der Bulbuskapsel. K. 


Ein einfaches, auch behelfsmälsig herzustellendesAdapto- 
meter hat Stargardt (200) fertiggestellt. Der Apparat besteht aus einem 
langen, schmalen Kasten, der durch 2 Querwände in 3 Teile geteilt ist. Im 
hintersten befindet sich a)s Lichtquelle eine 100 kerzige Lampe; in beide 
Querwände ist eine Milchglasplatte eingelassen, deren quadratische Fläche 
sich durch Vorschieben eines aussen fühlbar graduierten Schiebers beliebig 
verkleinern lässt. Ist der hintere Schieber ganz eingeschoben, so dient nur 
noch ein 20 qmm grosses Loch als Lichtquelle. Die Maximalhelligkeit des 
Apparates wurde mit Hilfe eines Radiumleuchtschirmes gemessen durch Ver- 
gleich mit dem Nagelschen Adaptometer. Die Helligkeiten an dem Apparat 
sind in Meterkerzen angegeben, statt der Schwellenreize werden die reziproken 
Werte als Ausdruck für die Empfindlichkeit der Netzhaut gesetzt. Gewöhnlich 
genügt die Feststellung von Schwellenwerten, doch eignet sich der Apparat 
auch zur Aufnahme der ganzen Adaptationskurve, 

Best (180) gibt einige Demonstrationen zu der Funktionsprüfung 
des Auges, nämlich 1. Zur Untersuchung des Auges auf Farbenblind- 
heit mit Pigmentfarben. B. empfiehlt hier die Anwendung von Wollproben, 
aber in Form der «deutschen Farbenkordel» der Elberfelder Farbwerke. Die 
dadurch erreichten Vorzüge sind Lichtechtheit der Farben, sowie genau be- 
kannte chemische Zusammensetzung. Sind die Verwechslungsfarben eines 
Farbenblinden ausgesucht, so lassen sich damit Stickmuster in seinen pseudo- 
isochromatischen Wollproben nach Art der Stillingschen Tafeln herstellen, 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. VI 


82 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


von welchen sich der Augenarzt so nach seinen eigenen Beobachtungsfällen 
einen Vorrat anlegen kann. 2. Demonstration eines Leuchtfarbenadaptometers 
(vgl. Münchener medizinische Wochenschrift 1917, S. 475). Die Untersuchung 
der Dunkelanpassung des Auges mit Leuchtfarben ist deshalb unentbehrlich, 
weil Leuchtfarben frei von langwelliger Strahlung sind. Andererseits ist eine 
Ergänzung durch Untersuchung mit langwelligem (rotem) Licht nach dem- 
selben Adaptometerprinzip notwendig. Die Trennung der Anpassungskurven 
in solche mit «rotem» und «rotfreiem» Licht ist wegen der Verschiedenheit 
der Reaktion des Auges in beiden Spektralgebieten erforderlich. K. 


Nach den Erfahrungen Zades (203) haben die meisten Flieger eine 
Abneigung gegen das Tragen gefärbter Schutzgläser, da kein Glas dem starken 
Wechsel der Lichtintensität gerecht wird. Die von Z. angegebene Brille hat- 
im unteren Teil farbloses Glas, das allmählich in Gelb übergeht und von da 
in dunkles Rauchgrau übergeführt wird. Durch leichte Kopfbewegungen nach 
oben und unten benützt der Flieger den gerade passenden Teil der Brille. 
Zwei Modelle, nämlich für Beobachter und Führer verschiedene Farbverteilung. 
Das von Prof. Henker bestimmte gelbe Glas hat eine sehr starke Absorption 
für Blau, auch der sichtbaren Strahlen. K. 


Haab (187) berichtet über Erfahrungen in der Behandlung 
der Augengonorrhöe mit Typhusvakzine. 5 Patienten mit Oph- 
thalmoblennorrhöe (3 Erwachsene, 2 Kinder) wurden zum Teil mit auffallend 
gutem Erfolg mit Typbusvakzine aus dem Hygieneinstitut Zürich behandelt. 
Die bei den Erwachsenen gleichzeitig bestehende Urethritis wurde durch die 
Behandlung nicht wesentlich gebessert. Weiter empfiehlt H. zur Ver- 
besserung der lokalen Anästhesie bei Augenoperationen. 
namentlich der Glaukomiridektomie, Injektion 10 proz. Kokainlösung unter die 
Bindehaut am Orte der Operation und 5 proz. Kokainlösung vor Staroperationen. 
Bei 46 Iridektomien und 54 Staroperationen hat sich das Verfahren bewährt. 


Zur Ausführung der Lokalanästhesie bei Behandlung von 
phlegmonösen Tränensackerkrankungen empfiehlt Seidel (199) 
nach Inzision der Phlegmone und Tamponade der Wunde während 8—10 Tagen 
bis zum breiten Klaffen eine mit Watte umwickelte Sonde von der Wunde 
aus in den Tränennasenkanal und einen Wattetampon in die Wunde selbst 
einzulegen, beides mit 10 proz. Kokainadrenalinlösung getränkt. Nach 10 Minuten 
‘werden beide erneuert. Nach 30 Minuten ist eine vollkommene Anästhesie 
vorhanden, da das Kokain von Schleimhäuten aus eine sehr intensive, stark in 
die Tiefe bis auf den Knochen dringende Wirkung hat. Die sonst sehr 
schmerzhafte Ausschabung der Schleimhaut kann dann völlig schmerzfrei vor- 
genommen werden. 


Die neuerdings wieder mehr empfohlene Fettransplantation hat 
Clausen (181) in 6 Fällen nach Enukleation, in 1 Fall nach einer 
Exenteration ausgeführt. Das unmittelbare Resultat war ein aus- 
gezeichnetes. Doch nach 6 Wochen setzte eine deutliche Schrumpfung ein 
und in etwa 6 Monaten war das Fett fast völlig resorbiert. In dem einen 
Fall schloss Cl. an die Fettimplantation noch eine Paraffininjektion nach 
Eckstein an. Der Erfolg war wenig zufriedenstellend, ebenso wie ein 
zweiter Fall, der von ihm längere Zeit beobachtet werden konnte. Hier war 
in Deutschland eine Paraftininjektion nach Enukleation ausgeführt worden. 
Cl. ist deshalb dazu übergegangen, grössere Streifen aus der Fascien lata mit 


Spa a a a 


1V. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 83 


anhaftendem Fett in die Orbita zu implantieren. Der Streifen wird 11 bis 
12 cm lang und 2,5—3 cm breit gewählt. Der Faszienstreifen wird mit 
seiner Längsausdehnung in kortikaler Richtung am oberen und unteren 
Konjunktivalsackrande vernäht. Sodann werden 2 doppeltarmierte Fäden 
durch die Mitte des Lappens gestochen und in der oberen und unteren Über- 
gangsfalte geknotet. Hierauf wird die Konjunktiva durch Taschenbändernaht 
über dem Faszienknäuel, der in seiner Mitte das anhaftende zur Polsterung 
dienende Fett umhüllt, geschlossen. Zur Sicherheit wurden durch den 
Knoten noch 2—3 Fäden gelegt. Die Fixierungsnähte in der oberen und 
unteren Übergangsfalte können nunmehr wieder gelöst werden. Für 2—3 Tage 
wird ein ganz lockerer Borsalbenverband angelegt, um jeden Druck zu ver- 
meiden, sodann wird das Auge nur noch mit einem Borsalbenlappen bedeckt. 
Vor allem muss für starke Überkorrektion gesorgt werden, dann sind die 
Endresultate sehr günstige. Cl. hat in dieser Weise 24 mal nach einer 
Enukleation, 2 mal nach Exenteration Fascia lata implantiert. Nur in 2 Fallen 
wurde Faszie mit Fett zum grössten Teil, in 2 weiteren zu kleineren 
Partikelchen abgestossen, in den übrigen trat restlose Einheilung ein. Der 
Stumpf war stets ein ganz ausgezeichneter, auch nach 1'/, Jahren noch. K. 


Zur Stumpfbildung des Augapfels empfiehlt Oehlecker (197) 
Einpflanzung lebenden Knochens. Der erste, von ihm in dieser Weise 
operierte Fall liegt 3'/, Jahre zurück; hier hat Ö. mit sehr gutem und 
dauerndem Erfolg das Mittelfussképfchen cines anderen Patienten eingepflanzt. 
Seither wurde bei etwa 20 Kriegsverletzten ähnlich verfahren. An homo- 
plastischem Material wurden Mittelhand-, Mitteltussköpfchen u. ä. verwandt. 
In letzter Zeit wurde bei 5 Patienten die Bulbusplastik mit autoplastischem 
Material vorgenommen und dazu ein Teil des Wadenbeins verwandt. Die 
Knochenstücke heilten gut ein, gaben der Prothese guten Halt und vorzügliche 
Beweglichkeit. 


In Zusammenarbeit mit Oehlecker hat Hansen (188) in einer Reihe 
von Fällen Transplantationen zur Stumpfbildung nach Entfernung 
des Augapfels vorgenommen. Ein Versuch der Einheilung einer Schmitt- 
schen Rinderknochenkugel, mit Periost von der eigenen Tibia des Patienten 
umhüllt, misslang. In 2 weiteren Fällen wurde einmal ein Knochenstück von 
dem Ellenbogengelenk eines anderweitig operierten Kindes benützt, ein andermal 
ein Stück von der Tibiavorderfläche des betreffenden Soldaten selbst heraus- 
gemeisselt; beide Male mit gutem Erfolg. Eine Knochenkugel, der Tibia 
eines anderen operierten Soldaten entnommen, wurde ausgestossen, Fett 
wurde autoplastisch dreimal mit gutem Erfolg benützt, eine Transplantation 
von einem zufällig gewonnenen Lipom missgliickte. In 4 Fällen misslang die 
Transplantation von Knochenköpfchen (hartnäckige Konjunktivitis, kaum über- 
standene Sepsis. Am meisten empfohlen wird die Ausmeisselung eines 
Stückchens des Capitulum fibulae an der Aussenseite. Ein solches Knochen- 
stück ist an dieser Stelle vom anatomischen und physiologischen Standpunkt 
aus für den Menschen entbehrlich. Die Operation ist leicht ausführbar, es 
handelt sich um spongiöses, also leicht durchströmbares Knochengewebe, 
dessen Periostzellen auf der einen und Markzellen auf der Rückseite als 
Knochenbildner gut geeignet sind. Die 5 nach dieser Methode opcrierten 
Fälle heilten mit schönem Erfolg. In einem Falle war das Oberlid mehr 
als wünschenswert eingesunken; es wurde nach Schnitt in der Augenbraue 


VI” 


84 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


und Unterminierung der Haut ein Fettstreifen unter die Falte des Oberlids 
geschoben. 

Grüter (186) empfiehlt zur Beseitigung der Schmerzhaftig- 
keit erblindeter Augen die Injektion von Alkohol in die 
Orbita auf folgender Technik: Nach Kokainisierung der Bindehaut wird 
je l cem 2proz. Novokainlösung mit der gebogenen Kanüle temporal und 
nasal rings um den hinteren Augenpol eingespritzt. 5 Minuten später erfolgt 
in der gleichen Weise die Injektion von je 1 ccm 80proz. Alkohol und zwar 
so, dass man sicher ist, die Umgebung der Ziliarnerven gleichmälsig infiltriert 
zu haben. Der Eingriff macht wenig Schmerzen. Nach 15 Sekunden ist der 
Augapfel vollkommen anästhetisch. Störend wirkt die zu gleicher Zeit auf- 
tretende Lähmung aller Augenmuskeln einschliesslich des Lidhebers und die 
akute Entzündung des orbitalen Gewebes. Infolge der kompletten Lähmung 
des Trigeminus I verspürt jedoch der Patient nichts von der akuten Reaktion. 
Allgemeinstörungen treten nicht auf, so dass der einfache Eingriff in der 
Sprechstunde vorgenommen werden kann. Unter Schutzverband gehen die 
akuten Reiz- und Lähmungserscheinungen in einigen Wochen zurück. Die 
Augenmuskeln bekommen bis auf eine in der Mehrzahl der Fälle dauernd 
bleibende Abduzensparese annähernd wieder ihre normale Beweglichkeit. Die 
Ptosis verschwindet bis auf einen mälsigen Rest. Wenn nicht in kosmetischer 
Hinsicht besonders hohe Anforderungen gestellt werden, ist auch das kos- 
metische Resultat befriedigend. Die Sensibilität ist nur in der ersten Woche 
völlig erloschen, kehrt dann allmählich wieder, jedoch bleibt ein erheblicher 
Grad von Hyposensibilität dauernd bestehen, so dass der Eingriff bei allen 
Fällen von Erblindung infolge von chronischer Entzündung des Augeninnern, 
mit chronischen Ziliarnervenschmerzen, seinen Zweck vollkommen erfüllt. 
Der Resectio opticociliaris ist die Alkoholinjektion entschieden überlegen. 
Gegenindikation ist die Möglichkeit des Ausbruchs einer sympathischen 
Ophthalmie. K. 

Die neue Zilienzange Thims (201) ist mit seitlich im Winkel 
abgebogenen Schnäbeln ausgestattet, die beim Erfassen der Zilie zuerst an 
ihrer Spitze schliessen und infolge der ihnen innewohnenden Federkraft beim 
Vergrössern des Schliessdrucks an den Zangenhebeln allmählich bis zu voll- 
kommener Berührung gebracht werden können. Zum besseren Erfassen der 
Zilien sind die Flächen der Schnäbel fein und entgegengesetzt geriefelt. 


Augenärztliche Instrumente der alten Griechen sind uns 
nach Hirschberg (191) in Exemplaren kaum überkommen, Abbildungen 
von Augeninstrumenten sind uns in griechischen Handschriften nicht über- 
liefert, ebensowenig Beschreibungen. Auf Grund überlieferter Texte und 
gesicherter Fundstücke unternimmt H. die Beschreibung der hauptsächlichsten 
Instrumente. Bei den Messern war meistens der Griff aus Bronze, das Blatt 
aus Stahl gefertigt und von verschiedener Form und Schleifart. Das vordere 
Endstück der Starnadel, welches in das Auge eindringt, war rund, am unteren 
Ende des Griffs fand sich ein Knopf wie an der gewöhnlichen Sonde. Die 
Nadel war hauptsächlich aus Bronze gefertigt. Scheren werden in den Texten 
über Augenoperationen nicht erwähnt. Die Sonde ist ein altes und viel- 
gebrauchtes Werkzeug, das in den verschiedensten Gestalten und zu mannig- 
fachen Zwecken verwandt wurde. Haken, Lidheber und Halter werden 
mehrfach erwähnt, ebenso Zänglein zum Ausziehen von Wimpern und Ent- 
fernen von Fremdkörpern. 


— 





V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 85 


V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 
Ref.: Köllner. 


*204) Fuchs: Über organische Muskelfasern in der Aderhaut. Graefes Arch. 

Bd. 95. 8. 311. | 
205) Duplessis: Ein durch Missbildungen komplizierter Fall von Dermoiden 
des Auges. Dissert. München. 

*206) Koeppe, C.: Klinische Beobachtungen mit. Nernstspaltiampe und Horn- 
hautmikroskop. 11. Mitteilung: Die normale Histologie des lebenden mensch- 
lichen Glaskörpers, seiner angeborenen und vom Alter abhängigen Veränderungen 
im Bilde der Gullstrandschen Nernstspaltiampe. Graefes Arch. Bd. 96. 
Heft 3—4. N. 232. 

*207) Peters, R.: Auffallende Dunkelfärbung der unteren Lider als erbiiche 
Anomalie. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. S. 8. 

’208) v. Szily: Neuere Experimentalforschungen über die verschiedenen 
Formen der angeborenen Katarakt und ihre Bedeutung für die allgemeine Miss- 
bildungslehre. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

”209) Uhthoff: Demonstration anatomischer Präparate dreier Fälle von Lid- 
bulbuszysten mit Mikrophthalmus. Ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg. 
3.—6. 8. 1918. 


Das Vorkommen von Muskelfasern in der Aderhaut ist noch 
immer strittig. Herzog glaubte bei Ratten und Mäusen eine zusammenhängende 
Muskelfaserschicht gefunden zu haben, während sich Wolfrum und Salzmann 
an ihrem Vorkommen im hinteren Bulbusabschnitt nicht überzeugen konnten. 
Fuchs (204) fand Muskelfasern in der Aderhaut in der Umgebung der Papille 
an Frontalschnitten durch den Sehnerveneintritt. Sie sind lang, ziemlich 
gleichmälsig breit, und ihr Ende zeigt zuweilen pinselförmigen Zerfall in 
feinste Fasern, während die Zusammensetzung aus Fibrillen höchstens an- 
gedeutet zu erkennen ist. Die Fasern liegen bald einzeln, bald zu mehreren 
der Länge nach zusammen, wodurch manchmal flache, gleichmälsig breite 
Bänder gebildet werden, deren grösstes 0,04 mm breit und 0,5 mm lang war. 
Meist liegen die Fasern in der Suprachorioidea. Wenn man ihnen eine Funktion 
zuschreiben will, so könnte diese nicht die Verschiebung der Aderhaut iın 
ganzen sein, da die Muskelfasern nach allen Richtungen ziehen. Sie könnten 
nur dazu dienen, der Aderhaut einen gewissen Tonus zu geben. 


Die feinere Struktur des Glaskörpers nach Beobachtungen mit 
der Nernstspaltlampe und Hornhautmikroskop bespricht Koeppe (206) aus- 
führlich. Die auf der hinteren Linsenkapsel sichtbaren physiologischen Auf- 
lagerungen verschiedenster Art sind zum erheblichen Teil Überreste der fötalen 
Tunica vasculosa lentis. Unmittelbar hinter der Linse befindet sich ein optisch 
leerer «postlentikulärer Grenzraum», hinter welchem erst die oberflächlichsten 
Strukturelemente des Glaskörpers sichtbar werden. Diese sind individuell 
verschieden angeordnet —- K. unterscheidet und beschreibt mehrere Typen —, 
im allgemeinen ergibt sich jedenfalls, dass der Glaskörper in seiner vorderen 
Hälfte emen rein konzentrisch-lamellären Aufbau besitzt von zwei ungefähr 
senkrecht aufeinanderstehenden Faserarten, die an ihren Kreuzungspunkten fest 
und protoplasmatisch miteinander verbunden sind. Während im vorderen Drittel 
die Längsfasern stattlich sind und über die Querfasern an Breite und Vulumen 
überwiegen, werden sie im mittleren Drittel des Glaskörpers den Querfasern 
gleich. Der Glaskörper ist somit ein ausserordentlich feines und lamellär- 


86 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


konzentrisch gebautes Gitterwerk. Die Existenz einer Membrana hyaloidea 
im Linsenbereich wird von K. auf Grund seiner Untersuchungen geleugnet. 
Hinsichtlich der Existenz des Canalis hyaloideus betont K., dass er wenigstens 
im vorderen Teile des Glaskörpers nirgends Spuren eines Kanals oder einer 
Kanalöffnung gefunden hat. auch nicht im Bereiche der Grenzschicht. Auch K. 
sieht auf Grund seiner Studien den Glaskörper als ektodermale Bildung an. 
Der von Rabl und Wolfrum geschilderte Entwicklungsmodus des normalen 
Glaskörpers in seinen letzten Stadien ist mit Hilfe der Nernstspaltlampe noch 
am lebenden Glaskörper im ausgewachsenen Zustande nachweisbar, so dass die 
Theorie dieser Autoren wohl zu Recht bestehen dürfte, 


Eine erbliche Dunkelfärbung der unteren Augenlider in 
5 Generationen sah R. Peters (207). Die Haut sah, wenn man sie aus- 
breitete, kupferfarben dunkel aus. Mit der Lupe liess sich keine besondere 
Pigmentanhäufung nachweisen. Bei körperlicher Erschöpfung und bei Schwäche- 
zuständen ist die Erscheinung erheblich deutlicher. Die Hauptursache der 
Verfärbung scheint ein abnormer Gefässreichtum des Unterlides zu sein. 


von Szily (208) berichtet über die Fortsetzung und einen Teil der 
bisherigen Resultate seiner Untersuchungen über die Morphogenese der 
Missbildungen. Das verfolgte Ziel ist, nach Möglichkeit die jüngsten 
Stadien der Missbildungen zu erforschen und von da ausgehend die 
Ontogenese, d. h. den ganzen Entwicklungszyklus der einzelnen Miss- 
bildungen bis zu dem fertigen Zustande lückenlos aneinanderzufügen. 
Auf diese Weise entstehen sog. Normentafeln der einzelnen 
Missbildungen und es werden auch die Grenzen genauer abgesteckt 
werden können, innerhalb welcher Aufklärung über die primären Ursachen 
der Missbildungen gewonnen werden kann. Die klinische Beschaffen- 
heit der fertigen Missbildung. die genaue Beurteilung ihrer Entwicklung. 
d. h. ihrer Ontogenese, sowie schliesslich die Erblichkeitsverhältnisse, gestatten 
die Aufstellung von zwei Hauptgruppen, die von S. bisher «typische Miss- 
bildungen» und «atypische kongenitale Anomalien» genannt wurden. Für diese 
Bezeichnungen werden nunmehr die noch zutrefienderen Namen «idiokine- 
tische» und «peristatische» Missbildungen eingeführt. [Idiokinetisch von 
Idion abgeleitet, wobei der Wortstamm Id als Träger der Erbeinheiten ge- 
meint ist. Peristatisch (oder parakinetisch) durch die Umgebung bedingt.] 
Der prinzipielle Unterschied wird an der Hand von ausgedehnten Unter- 
suchungen über die Ontogenese der angeborenen Katarakte 
gezeigt. Als Methoden wurden die systematische Untersuchung der Nach- 
kommenschaft von Zuchttieren mit idiokinetischen Missbildungen, sowie das 
künstliche Hervorbringen von peristatischen Missbildungen mittelst mechanischer, 
chemischer Beeinflussung und strahlender Energie benützt. Es wird schliesslich 
eine theoretische Erklärung gegeben für das sporadische Vorkommen von 
idiokinetischen Missbildungen bei den verschiedenen teratologischen Experi- 
menten, welche, abgesehen von der Ansicht, dass es sich bei den bisher vor- 
liegenden spärlichen Beobachtungen um Zufallsbefunde gehandelt haben könnte, 
geeignet ist, als zweckdienliche Arbeitshypothese für weitere Versuche zu 
dienen. Der Beweis für das künstliche Hervorbringen von typischen (idio- 
kinetischen) vererbbaren Missbildungen steht noch aus. 


Uhthoff (209) demonstriert 1 Fall von Lidbulbuszyste mit 
Mikrophthalmus bei einem 2jährigen Kinde, bei dem es gelungen war, den 


VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck. 87 


wikrophthalmischen Bulbus in Zusammenhang mit der intakten Zyste heraus- 
zupräparieren. Die Zyste hat fast Walnussgrösse (3 zu 2,6cm) und kom- 
muniziert durch die offene fötale Augenspalte mit dem Bulbus. Dieser hat 
kugelfirmige Gestalt von ca. 11 mm Durchmesser. Die Wandung der Zyste 
setzt sich am Rande der offenen Augenspalte direkt in die Sklera fort. 
Die Linse, welche kataraktös getrübt ist und eine kugelrunde Form hat, 
füllte fast den ganzen Binnenraum des Bulbus aus; die Linsenkapsel zeigt 
an ihrer Innenfläche sowohl vorn wie hinten ein Epithel. Die Retina liegt 
ihr z. T. in gefaltetem Zustande unmittelbar an. Aderhaut und Ziliarfortsätze 
sind relativ gut entwickelt. Die Zyste kommuniziert nicht direkt mit dem 
4slaskörperraum, sondern mit dem subretinalen Raum zwischen innerem und 
äusseren Blatt der Retina. Ein kleiner mesodermaler Zapfen schiebt sich durch 
die Spalte in den Bulbus hinein. Die Wand der Zyste ist meist einfach 
und bindegewebig, nur an einzelnen Stellen finden sich atypische gliomatöse 
Wucherungen gleichsam als innere Schicht der Zystenwand. Ein 2. Fall 
betrifft ein 2 monatliches Kind mit doppelseitiger Lidbulbuszyste und 
Mikrophthalmus, Eine Orbita stand für die anatomische Untersuchung in 
einer sagittalen Schnittserie zur Verfügung, nachdem eine Entkalkung des 
Knochens vorgenommen war. Die Präparate zeigen eine Lidbulbuszyste von 
Ilaselnussgrösse, welche einen festen, aus gliomatisen Wucherungen bestehenden 
Inhalt hat, der das untere Lid verwölbt. Auf der andern Seite handelte es 
sich um eine grosse mit seröser Flüssigkeit gefüllte Zyste. Ein 3. Fall be- 
trifft einen 8 jährigen Knaben, bei dem die Lidbulbuszyste herauspräpariert 
wurde, aber nicht in Zusammenhang mit dem rudimentären Bulbus blieb. 
Die geschlossene Zystenwand besteht deutlich aus 2 Schichten, einer äusseren 
bindegewebigen und einer innern aus rudimentärer Netzhaut und atypisch gliös 
gewucherten Netzhautelementen. Zum Schluss zeigt U. noch einen Schnitt 
durch dıe Orbita bei Mikrophthalmus mit Lidbulbuszyste bei einem Schwein, 
bei welchem die fötale Augenspalte weit offen war und mit mehrkammerigen Zysten 
im unteren Abschnitt der Orbita in Verbindung stand. Die Zysten waren 
zum Teil mit Retina ausgekleidet, zum Teil aber handelte es sich auch hier 
um feste gewucherte gliomatöse Massen. 


VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck. 
Ref.: Wessely. 
*210) Seidel: Zur Physiologie des intraokularen Flüssigkeitswechsels. Ophthalm. 
Gesellsch. zu Heidelberg. 5—66. 8. 1918. 


*210a) Hertel, E.: Weiterer Beitrag zur Lehre vom Augendruck. Ophthalm. 
Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 


Seidel (210) nimmt an, dass im Auge ein spezifisches Sekretions- 
organ vorhanden ist, da durch die sog. autonom fördernden Gifte (Muskarin, 
Eserin und Pilokarpin) sowohl nach lokaler Einwirkung als auch von der 
Blutbahn aus. genau wie in allen Drüsen des tierischen Körpers, ein 
gesteigerter Sekretionsprozess hervorgerufen wird (was aus der refrakto- 
metrisch und chemisch nachweisbaren leichten Eiweissvermehrung im Kammer- 
wasser hervorgeht) und diese spezifische Erregung einer gesteigerten Sekretion 
im Auge genau wie bei anderen Drüsen durch Atropin verhindert oder 
gehemmt werden kann. Weiterhin, ähnlich wie an der Speicheldrüse, auch am 
Auge in gewissen Grenzen eine Unabhängigkeit zwischen dem Füllungszustand 


88 Bericht tiber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


der Gefässe und der Sekretion nachweisbar ist, indem trotz der durch Atropim 
hervorgerufenen inneren Hyperämie im Auge kein refraktometrischer Aus- 
schlag und kein vermehrter Eiweissgehalt im Kammerwasser gefunden und 
trotz der z. B. auch naclı Eserin am atropinisierten Auge hervorgerufenen 
Hyperämie der sonst auftretende refraktometrische Ausschlag und die Eiweiss- 
ausscheidung erheblich gehemmt oder gar völlig verhindert wird. Der Nach- 
weis eines voll entwickelten Chondrioms im Ziliarepithel, wie 
er nach verschiedenen mitochondralen Methoden dargestellt und an Mikro- 
photogrammen demonstriert wurde, und wie es sonst nur in Epithelzellen mit 
sekretorischer Funktion anzutreffen ist und das Fehlen eines solchen 
Chondrioms an der Irisvorderfläche spricht nach den anerkannten 
Ergebnissen der Mitochondrienforschung füreine sekretorische Funktion 
des Ziliarkörpers und gegen eine solche der Irisvorder- 
fläche. In demselben Sinne spricht die Tatsache, dass sich nur im Ziliar- 
epithel eine Reihe von bemerkenswerten Eigentümlichkeiten histologisch fest- 
stellen liessen, wie Tropfenbildung innerhalb und ausserhalb der Zellen, 
Vakuolenbildung, verschiedene Gestalt und verschiedener Gehalt an Mito- 
chondrien der einzelnen Zellen, verschiedene Färbbarkeit der Kerne, die den 
an echten Drüsenzellen und besonders an dem vergleichsweise untersuchten 
Epithel des Plexus chorioideus beobachteten prinzipiell fast völlig gleichen. 
Die beobachteten morphologischen Variationen zwischen den allgemein für 
gleichartig gehaltenen verschiedenen Zellen des Ziliarepithels, sind als Aus- 
druck verschiedener Stadien funktioneller Zelltätigkeit aufzufassen. Weiterhin 
wurden im Ziliarepithel zahlreiche feinste Nervenendigungen aufgefunden und 
so die anatomische Verknüpfung der Nervenfasern mit der Ziliarepithelzelle, 
wie eine solche für Drüsenzellen charakteristisch ist, erwiesen. Da weiterhin 
nach bestimmten histologischen Methoden im Innern der Ziliarfortsätze von 
völlig intakten Augen eiweisshaltige Lymphe ausserhalb der Blut- 
gefässe nachgewiesen werden konnte, muss den Ziliarepithelien die Fähigkeit 
zugesprochen werden, normalerweise den Eiweissübertritt ins Kammerwasser 
zu verhindern. Die Gesamtheit der vorgenommenen pharmakologischen und 
histologischen Untersuchungen zeigt, dass im Sekretionsprozess des Kammer- 
wassers nicht nur ein einfacher mechanischer Filtrations- und Diffusions- 
vorgang vorliegt, sondern dass dabei eine aktive Mitbeteiligung und sekre- 
torische Arbeit der Zellen des Ziliarepithels stattfindet, die mit den in echten 
Drüsenzellen sich abspielenden Vorgängen wohl verglichen werden darf. 
Weiterhin zeigen die Versuche, dass auch im intakten Auge ein Sekretions- 
prozess stattfindet und dass als Sekretionsorgan nicht die Irisvorderfläche, 
sondern der Ziliarkörper zu betrachten ist. 


Hertel (210 a) hat zur Ergänzung seiner früheren Mitteilungen über 
Abhängigkeit des Augendrucks von der Blutkonzentration 
Versuche mit subkutanen Einspritzungen von Salzlösungen und Wasser aus- 
geführt. Er fand die Beeinflussung des Augendrucks im gleichen Sinne 
verlaufend wie bei oraler und intravenöser Einverleibung dieser Stoffe. Bei 
einem Tier mit Basedow-Symptomen und bei Tieren, die mit Schilddrüsen- 
tabletten gefüttert waren, verlief die Resorption eingespritzter Salzlösungen 
und die Augendruckverminderung schneller. Nach Schilddrüsenexstirpation 
war die Resorption verzögert, die Erniedrigung des Augendrucks trat, wenn 
überhaupt, nur ganz verspätet ein. Des weiteren teilte H. mit, dass bei 
Tieren nach Schilddrüsenfütterung auch ohne Kochsalzeinspritzung niederer 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 89 


Augendruck gefunden wurde, bei thyreopriven Tieren dagegen erhöhter. Bei 
Patienten mit Hyperthyreoidismus — es wurden hauptsächlich Basedowfälle 
berücksichtigt? — war ebenfalls niederer Augendruck nicht selten. Bei Fällen 
mit mehr oder weniger deutlichen Zeichen von Hypothyreoidismus fand sich 
Druckerhöhung. In zwei Fällen waren deutliche Anzeichen von Glaukom 
vorhanden mit beträchtlichen Drucksteigerungen, die auf Thyradentabletten 
merklich zuriickgingen. H. kommt zu dem Schluss, dass durch die Schild- 
drüsentätigkeit die osmotische Flüssigkeitsbewegung auch im Auge beeinflusst 
wird und dass vielleicht in der verschiedenen Ausbildung der Drüsentätigkeit 
ein dispositioneller Faktor für die Entstehung pathologischer Drucksteigerungen 
gegeben sein Könnte. 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 
Ref.: Köllner. 


*211) Baumann: Monokulare Beobachtung einer Glanzerscheinung. Reiz- 
wirkung von Schwarz. Pflügers Arch. f. d. ges. Physiologie. Bd. 168. S. 434. 

*212) Behr: Das Verhalten und die diagnostische Bedeutung der Dunkel- 
adaptation bei den verschiedenen Erkrankungen des Sehnervenstammes. III. Teil: 
Die funktionellen Erkrankungen des Zentralnervensystems. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 60. S. 433. 

*213) Best: Untersuchungen über die Dunkeianpa:sung des Auges mit 
Leuchtfarben. Zeitschr. f. Biologie. Bd. 68. S. 111. 

*214) Gelb: Ergebnisse farbenpsychologischer Analysen an .Hirnverietzten. 
Bericht über die 9. Jahresversammlung der Gesellschaft deutscher Nervenärzte 
in Bonn. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 59. Heft. 1—4. 

*215) Goldstein u. Gelb: Psychologische Analysen hirnpathologischer Fälle 
auf Grund von Untersuchungen Hirnverletzter. Zeitschr. f. d. ges. Neurologie u. 
Psychiatrie. Bd. 41. ITeft 1—3. S. 1. 

*216) Goldstein: Konzentrische Gesichtsfeldeinengung. Ber:cht über die 
9. Jahresversammlung der Gesellsch. deutscher Nervenärzte in Bonn. Deutsche 
Zeitschr. f. Nervenheilkunde. Bd. 59. Heft 1—4. 

*217) Hess: Beiträge zur Frage nach einem Farbensinne bei Bienen. Archiv 
f. d. ges. Physiologie. Bd. 170. S. 337. 

218) Jess: Uber Adaptationsstörungen auf sympathischem Wege, sowie 
Demonstrationen von Gesichtsfeldern bei erworbener Hemeralopie. Ophthalm. 
Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. S. Ref. Nr. 

*219) Kipfer: Über die Beteiligung des Kontrastes an der elementaren 
physiologischen Raumempfindung. Zeitschr. f. Biologie. Bd. 68. S. 163. 

*220) Koeppe: Die Ursache der sogenannten genuinen Nachtblindheit. 
Münch. med. Wochenschr. Nr. 15. S. 392. 

*221) v. Kries: Physiologische Bemerkungen zu Ostwald: Farbenfibel. 
Zeitschr. f. Sinnesphysiologie. Bd. 50. S. 117. 

*222) Mendel: Kasuistischer Beitrag zur Frage der Hemianopsia inferior. 
Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. Mai—Juni 1918. S. 78. 

223) Oloff: Über Farbensinnuntersuchungen in der deutschen Kriegsmarine. 
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*224) Thomsen: Über Johannes Evangelista Purkinje und seine Werke. 
Purkinjes entoptische Phänomene. Skandinav. Arch. f. Physiologie. Bd. 37. 
S. 1—116. 


90 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Von Purkinjes Abhandlungen über entoptische Phänomene gibt 
Thomsen (224) nach einer kurzen biographischen Einleitung eine ausführ- 
liche Zusammenstellung unter Beifügung von 5 Tafeln mit Abbildungen. 


Baumann (211) schliesst aus einer Eigenbeobachtung über monokulare 
Glanzerscheinung, dass die Wirkung von Schwarz derjenigen weisser 
oder farbiger Lichter nicht gleichartig ist, dass es vielmehr eine hemmende, 
keine erregende Wirkung hat. 

Zu dem geplanten Ostwaldschen Farbenatlas und der bereits 
erschienenen Farbenfibel macht v. Kries (221) einige kritische 
physiologische Bemerkungen. Er weist zunächst auf die Schwierig- 
keiten hin, Farben objektiv festzulegen, da sie doch je nach der Beleuchtung 
und Stimmung des Sehorganes ihr Aussehen ändern müssen. Immerkin 
glaubt v. Kr,, dass mit gewissen Einschränkungen sich die Frage praktisch 
lösen liesse. Was die Bestimmung bzw. Eichung eines Farbenmusters an- 
betrifft, so ist auch v. Kr. der Ansicht, dass das Ostwaldsehe Verfahren 
(ich verweise auf meine früheren Referate) einer Eichung mittels drei Farben 
(Rot, Gelb und Blau) vorzuziehen ist; denn auf letzterem Wege sind sehr 
viele Farben, wie z. B. alle gesättigten Töne, helles Weiss usw., eben be- 
kanntlich nicht herzustellen. Bei streng physikalischer Auffassung der von 
Ostwald eingeführten Begriffe hinsichtlich Reinheit der Farben liesse sich 
gegen das Verfahren O.s auch nichts einwenden. Dagegen wirkt dieses 
keineswegs klärend oder berichtigend auf die noch ungelösten physiologischen 
und psychologischen Probleme, da sich hier gewisse Widersprüche mit den 
bisherigen Anschauungen und auch gewisse Unklarheiten in der Definition 
erkennen lassen. 

In der Marine hatten nach Oloff (223) die Nagelschen Tafeln 
entsprechend der ursprünglichen Empfehlung Nagels jahrelang allein das 
Feld behauptet. Ihre Unzulinglichkeit stellte sich jedoch mehr und mehr 
heraus, besonders bei der Untersuchung von anomalen Trichromaten. Nagel 
sah das offenbar auch sehr bald selbst ein, denn er empfahl später 
iu Zweifelsfällen eine vorsichtige Kontrolle mit den zuvor ungünstig 
kritisierten Stillingschen Tafeln und konstruierte gewissermafsen als 
oberste Instanz seinen kleinen Spektralapparat, das Anomaloskop. Aber 
wenn man die Veröffentlichungen Nagels aus dieser Zeit liest, ge- 
winnt man unwillkürlich den Eindruck, als ob solche Zweifelsfälle bzw. 
Versager nur ausserordentlich selten vorkommen und die Tafeln für ge- 
wöhnlich und für den Frontbedarf vollkommen genügen. In Wirklichkeit 
ist das nicht der Fall. In grösserem Malsstabe an dem sehr reichlichen 
Untersuchungsmaterial der Kaiserlichen Marine vorgenommene Nachunter- 
suchungen (Stargardt, Oloff) ergaben eine sehr hohe Zahl Farben- 
untüchtiger, insbesondere anomaler Trichromaten, die die Nagelschen 
Tafeln glatt bestanden hatten und auf diese Entdeckung hin, obgleich sie 
meist schon längere Zeit der Marine angehörten, in ihrem weiteren Fort- 
kommen auf das Schwerste geschädigt wurden. Auf Grund dieser Ergebnisse 
verfügte das Reichs-Marine-Amt im Jahre 1912 für die Untersuchungen an 
der Front die Einführung der Stillingschen Tafeln neuester Auflage; 
daneben wurde für die Augenabteilungen der Marinelazarette ausserdem 
noch je ein Anomaloskop etatsmälsig eingeführt. Seit der Einführung der 
Stillingschen Tafeln haben die Untersuchungsergebnisse ganz erheblich 
an Sicherheit gewonnen. Nach den Erfahrungen Oloffs, die ihm aus 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 91 


anderen Marinen (Österreich, Schweden) und von zahlreichen Fachärzten an 
Land bestätigt wurden, haben sich die Stillingschen Tafeln brauchbarer 
und zuverlässiger erwiesen als die Nagelschen Tafeln. Ein Nachteil der 
Stillingschen Tafeln besteht darin, dass einzelne Zahlen physiologischer- 
weise leicht verwechselt und vom unerfahrenen Untersucher fälschlich im 
Sinne einer bestehenden Farbenuntüchtigkeit gedeutet werden können. Die 
Cohnschen Florkontrastproben rangieren in bezug auf Zuverlässigkeit erst 
hinter den Nagelschen Tafeln. Das Anomaloskop verdient seinen Ruf als 
oberste Instanz mit vollem Recht, nur muss man genau nach der von 
Köllner für die Eisenbahn bzw. Stargardt und Oloif für die Deutsche 
Kriegsmarine herausgegebenen Anweisung verfahren. Als sehr brauchbar zum 
Nachweis der eigentlichen Farbenblindheit sowie der erworbenen Farbensinn- 
störungen hat sich der alte Heringsche Farbenuntersuchungsapparat erwiesen. 
Zum Schluss folgt eine Besprechung der neuerdings von Podesta heraus- 
gegebenen Farbentafeln. Soweit sich nach den bisherigen Erfahrungen 
urteilen lässt, können die Podestäschen Tafeln als wesentliche Bereicherung 
und Verbesserung unserer bisherigen Pigmentproben bezeichnet werden. 


Hinsichtlich des Farbensinnes der Bienen widerlegt Hess (217) 
die Einwände, welche von zoologischer Seite (v. Frisch, Buttel- 
Reepen u. a) auch jetzt noch gegen seine klassischen Untersuchungen 
unternommen wurden. Er weist darauf hin, dass aus v. Frischs Dressur- 
Versuchsprotokollen selbst hervorgeht, dass die Bienen Blau und Gelb mit 
Grau verwechseln, demnach keinesfalls nur rotblind sein können ; vielmehr müssen 
sie entweder total farbenblind oder überhaupt nicht dressiert sein. Weitere 
eigene Versuche Hess’ zeigen aufs neue, dass die Bienen sich nicht darauf 
dressieren lassen, eine Unterscheidung von Gelb und Blau vorzunehmen. 
Auch die von v. Frisch in Freiburg 1914 demonstrierten Dressurversuche 
auf Farben können keinen Beweis für einen Farbensinn der Bienen bilden, 
schon weil die für die Beurteilung unerlässlichen Gegenversuche auf Grau 
fehlten. Endlich teilt Hess seine interessanten Versuche über den Umfang 
der Dunkeladaptation der Bienen mit, die er mit Hilfe des bereits 
mehrfach von ihm angewendeten Tunnelverfahrens (als Lichtquelle dient ein 
weisser Schirm, welcher von einer in einem Tunnel messbar verschieblichen 
Lampe belichtet wird) prifte. Es liess sich in einer grösseren Reihe von 
Versuchen feststellen, dass die Lichtemptindlichkeit der Bienen beim Übergang 
vom Hellen ins Dunkle anfangs verhältnismäfsig schnell, später langsamer zu- 
nimmt und schon nach einem Dunkelaufenthalt von 15—20 Minuten um das 
500— 1000 fache gestiegen ist. 

Gelb (214) berichtet über Ergebnisse farbenpsychologischer 
Analysen bei einem Falle erworbener Farbenblindheit (Schuss- 
verletzung am linken Hinterhauptslappen). Die Störung betraf das ganze 
Gesichtsfeld. Die Form der totalen Farbenblindheit entsprach den bisher 
beobachteten Fällen erworbener totaler Farbenblindheit, sofern vorher normaler 
Farbensinn bestanden hatte: es bestand keine Verkürzung des sichtbaren 
Spektrums, das Helligkeitsmaximum lag -— den «Peripheriewerten» ent- 
sprechend — im Gelb. Ferner bestand eine hochgradige Herabsetzung des 
Lichtsinnes: es war sowohl die Fähigkeit, schwache Lichter wahrzunehmen, 
als auch die Unterschiedsempfindlichkeit innerhalb der «tonfreien» Skala 
stark beeinträchtigt. Nach einiger Zeit kehrte der Farbensinn allmählich 
wieder, in der Weise, wie es vom Ref. früher betont worden ist, nämlich 


99 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


auf dem Wege der progressiven Rotgrünblindheit: es wurden blaue und gelbe 
Objekte zunächst am besten gesehen, doch war der Farbensinn dabei von 
Anfang des Wiederkehrens an trichromatisch. Auch die Unterschieds- 
empfindlichkeit für tonfreie Farben nahm wieder zu. In psychologischer 
Beziehung war noch interessant, dass im Stadium der Achromasie die Fäbig- 
keit, sich die Farben der Dinge vorzustellen, vollkommen verloren war 
(amnestische Farbenblindheit) und dass ausserdem eine Lockerung der 
Assoziation zwischen den Farben und ihren Bezeichnungen eingetreten war. 
Ausserdem war das Sehen sämtlicher Farben, auch während der Zeit des 
Wiederkehrens des Farbensinnes, in eigenartiger Weise verändert: Es war 
eine Störung aufgetreten, welche die <Erscheinungsweise» der Farben betraf. 
Gelb geht bei deren Erklärung von der Anschauung aus, dass uns die Farben ent- 
weder als Oberflächenfarben, wie bei den meisten Gegenständen des täglichen 
Lebens, oder als Flächenfarben, wie beim Himmel, Spektrum usw. erscheinen. 
Während jede Oberflächenfarbe also zugleich eine farbige Qualität eines Objektes 
bedeutet, fehlt der Flächenfarbe das Haften an Dingen, sie erscheint als eine 
Qualität für sich. Die Störung des Kranken beruhte nun im wesentlichen 
darin, dass er die Farben der Dinge nicht oberflächenfarbig, sondern flächen- 
farbig sah. Dabei hatte er das Bewusstsein, Gegenstände vor sich zu haben, 
nicht eingebüsst. Auch bestand die ausgesprochene Neigung, dunklere, ton- 
freie und eindringlichere bunte Farben in eine grössere Nähe zu lokalisieren. 
In theoretischer Hinsicht war noch bemerkenswert, dass bei dem Patienten. 
obschon er keine Oberflächenfarben sah, doch die sogen. «angenäherte Farben- 
beständigkeit der Sehdinge» (Hering) erhalten war, 


Best (213) berichtet ausführlich seine Untersuchungen über Dunkel- 
adaptation und beschreibt dabei sein einfaches Leuchtfarbenadaptometer. 
Mit Leuchtfarben wird nur die Anpassung für kurzwellige Lichter unter 
Ausschluss der langwelligen Strahlung geprüft. Die Adaptation für die lang- 
wellige Strahlung und diejenige für den übrigen Teil des Spektrums seien als 
zwei terminal verschiedene Vorgänge zu trennen, unbeschadet des in der 
nervösen Substanz einheitlichen Charakters der Anpassung. Für die Leucht- 
farbenstrahlung gilt folgendes: Die Empfindlichkeit des Auges für Schwellen- 
werte nimmt nach Verfinsterung sofort in höchstem Grade zu; innerhalb 
weniger Sekunden immer um das Doppelte des vorhergehenden Wertes. 
(B. hatte bekanntlich früher schon vorgeschlagen, den Verlauf der Empfind- 
lichkeitssteigerung bei der Adaptation in Kurvenform mit geometrischer 
Progression wiederzugeben.) Von der zweiten Minute ab steigt die Empfind- 
lichkeit schon weniger. Im Gegensatz dazu hört die Makulaanpassung für 
Leuchtfarben im stäbchenfreien Bezirk sehr früh und bei normalen Augen 
mit annähernd konstanten Werte auf. Augen mit sehr hoher Empfindlich- 
keitszunahme in der Peripherie haben dabei keinen entsprechend höheren 
Wert im Netzhautzentrum. Die Anpassung für langwellige Strahlung verhält 
sich anders. Sie geht in der Makula noch weiter, wenn diejenige für Leucht- 
farben bereits aufgehört hat. Sie erreicht auch peripher nur unerheblich 
höhere Werte, als in der Makula. Für die Augen eines Totalfarben- 
blinden ergab sich der Endwert des Normalen für die Dunkelanpassung der 
Netzhautmitte; es konnte kein Zentralskotom im Hellauge nachgewiesen 
werden. Unterhalb des Grenzwertes der Makulaanpassung wurde aber das 
Skotom des Dunkelauges für Leuchtfarbenstrahlung festgestellt. — Bei Augen 
mit angeborener Nachtblindheit ohne objektiven Befund kann die Dunkel- 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 93 


anpassung im Bereich aller Strahlungen gleichmälsig gestört sein, es kann 
aber auch eine reine Schädigung im kurzwelligen (Leuchtfarben-) Teil des 
Spektrums vorliegen. Aus weiteren Versuchen bei partiell Farbenblinden 
schliesst B., dass es aussichtsreich wäre, angeborene nacht- und farbenblinde 
Augen einer genaueren Untersuchung hinsichtlich ihrer Dunkelanpassung in 
den verschiedenen Strahlenbereichen zu untersuchen. Ausserdem werden noch 
Versuche über die sogen. binokulare Reizsummierung (die ja eigentlich keine 
ist) und über den Einfluss der Feldgrösse auf die Schwellenwerte der Dunkel- 
anpassung mitgeteilt. 

Koeppe (220) konnte mit der Nernstspaltlampe bei 86—108 facher 
Vergrösserung in der Hornhaut und Linse physiologische Varietäten im 
Aufbau feststellen, die eine angeborene gleichmälsige Durchsichtig- 
keitsverminderung beider brechenden Teile bedingen: K. ist geneigt, 
einen innigen ätiologischen Zusammenhang zwischen diesen Veränderungen, 
besonders denen der Linse und der idiopathischen Nachtblindheit 
anzunehmen. Die Veränderungen der Hornhaut gestalteten sich so, dass sich 
der Querschnitt der lebenden Hornhautlamellen viel grösser erwies als 
sonst: die Veränderung betraf die gauze Kornea gleichmälsig, ohne dass 
daneben Spuren der übrigen bekannten angeborenen Hornhauttrübungen, Ver- 
änderungen der Saftlücken oder des Epithels erkennbar waren. Ähnlich 
waren die Linsenbetunde: auch diese boten einen geringeren Durchsichtigkeits- 
titer gleichmälsig in ihrer ganzen Fasermasse, wobei die Fasergrenzen etwas 
verwischt erschienen. Es fiel auf, dass diese Linsenbefunde bei Hemeralopen 
ohne weiteren Augenbefund auffallend häufig waren. Wahrscheinlich kombinieren 
sich diese mangelhaften biologischen Anlagen mit. einer gleichfalls angeborenen 
Schwäche der leicht erregbaren Netzhautelemente, so dass auf diese Weise 
eine Art hemeralopische Disposition geschaffen wird. 


Da nach Behr (212) die Dunkeladaptation bei entzündlichen 
Sehnervenveränderungen schon dann stark herabgesetzt ist, wenn 
alle übrigen visuellen Funktionen noch normal sind, auf der andern Seite 
bei Stauungspapille eine Störung der Adaptation meist fehlt, so kann die 
Prüfung der Adaptation in zweifelhaften Fällen diagnostisch von Wichtigkeit 
sein. In gleicher Weise zeigt die Dunkeladaptation auch bei den atrophischen 
Zuständen des Sehnerven ein verschiedenes und differential - diagnostisches 
Verhalten. Eine hochgradige Beeinträchtigung der Dunkeladaptation weist 
in solchen Fällen fast eindeutig auf beginnende Tabes oder Paralyse oder auf 
weit hinten gelegene chronisch entzündliche Veränderungen des Nervenfaser- 
gewebes hin, während ein normales Verhalten sie unwahrscheinlich macht 
und mehr für eine chronische Druckschädigung (Karotisaneurysma, Hypophysen- 
tumor usw.) spricht. Bei der tabischen und paralytischen Atrophie sollen 
nach B. übrigens Schwankungen der Dunkeladaptation vorkommen. Auf den 
Verlauf und die Art des Empfindlichkeitsanstieges legt B. weniger Gewicht, 
er verwertet hauptsächlich das Empfindlichkeitsmaximum. Für das klinische 
Bedürfnis dürfte es daher im allgemeinen genügen, wenn die Lichtempfindlich- 
keit dreimal, zuerst zu Beginn des Dunkelaufenthaltes, nach 15 Minuten und 
nach °/, Stunden geprüft wird. Diesen organisch bedingten Adaptations- 
störungen stellt B. die rein funktionell bedingten gegenüber. Ihr Charakteristikum 
besteht in einer schnellen Erschöpfung der Funktion, deren Entwickelung 
normal beginnt, aber schon nach verhältnismälsig kurzer Zeit zu einem 
Stillstand kommt. Von diagnostischer Bedeutung soll nach B. dabei sein, 


94 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


dass die funktionell bedingte Dunkeladaptationsstörung im Gegensatz zu der 
organisch bedingten niemals isoliert, sondern nur in Verbindung mit anderen 
funktionellen Augensymptomen vorkommt. Fehlen diese Begleitsymptome und 
sind keine intraokularen (retinalen, chorioidealen usw.) Veränderungen vorhanden, 
dann sei man berechtigt auch ohne ophthalmoskopische Papillenveränderungen 
einen entzündlichen bzw. progressiven degenerativen Prozess im Sehnerven, bei 
hemianopischem Auftreten der Störung in der zugehörigen basalen optischen 
Leitungsbahn anzunehmen, 

Eine ausführliche Arbeit Kipfers (219) beschäftigt sich mit den 
Elementen der physiologischen Raumanschauung. Er fand bei 
seinen Versuchen (Haploskop-Versuche), dass bei der binokularen Tiefen- 
wahrnehmung die Lokalisation des Fixationspunktes und damit der Kernebene 
nur durch empirische Motive und durch Beurteilung der Konvergenzstellung 
zustande kommt. Für die Lokalisation aller übrigen Punkte des Sehraumes 
kommt in der primitiven Empfindung wesentlich die Disparationsstellung der 
beiden Halbbilder auf der Doppelnetzhaut in Betracht. Ausserdem machen 
sich jedoch noch gewisse Kontrasterscheinungen geltend, die auf die Lokalisation 
des Punkts des Sehraums in bezug auf die Kernebene einen merklichen Einfluss 
ausüben können, sogen. Disparationskontraste, deren Erscheinungsweise von 
K. beschrieben wird. Es kann hier im einzelnen nicht genauer auf diese 
Vorgänge eingegangen werden. Jedenfalls kommt K. zu der theoretischen und 
zunächst durchaus einleuchtenden Annahme, dass jeder durch die Verschmelzung 
der Erregung zweier bestimmter querdisparater Netzhautzapfen entstehende 
Disparationsreiz nicht nur in dem bestimmten, diesen beiden Zapfen über- 
geordneten und ihre Erregung zusammenfassenden Zentralelement einen ent- 
sprechenden Funktionszustand hervorruft, sondern dass dieser Reiz infolge 
enger funktioneller Wechselwirkung zwischen den einzelnen Elementen der 
subkortikalen Sehzentren eine Umstimmung in den übrigen Elementen her- 
vorruft. (Also eine in mancher Hinsicht ähnliche Anschauung, wie sie 
Ref. hinsichtlich des Farbenkontrastes entwickelt hatte.) Die Erregbarkeit 
für den gleichsinnigen Disparationsreiz soll dadurch herabgesetzt, für den 
gegensinnigen erhöht werden. Diese Theorie steht, wie K. hervorhebt, nicht im 
Gegensatz zu der Tatsache der Stabilität der Raumwerte auf der Doppelnetzhaut. 


Ein Fall von Seelenblindheit nach Hinterhauptsverletzung wird 
von Goldstein und Gelb (215) einer sehr ausführlichen psychologischen 
Analyse unterzogen (142 Seiten). Die Sehschärfe betrug späterhin !/, bzw. 
ljo bei beträchtlicher konzentrischer Einengung des Gesichtsfelds. Die Dunkel- 
adaptation war anfangs herabgesetzt (später Besserung). Ausserdem bestand 
eine eigentümliche Störung der scheinbaren Grösse, indem ihm alle Gegen- 
stände sehr schlank und dünn erschienen (dagegen in der Höhe nicht ver- 
ändert). Im übrigen waren aber Licht- und Farbenempfindung, Tiefen- 
sehschärfe nicht erheblich beeinträchtigt. Trotzdem war das optische Er- 
kennen des Patienten im höchsten Grade gestört und zwar in einer Weise, 
dass bei ihm die charakteristischen optischen Eindrücke, die man als eigent- 
liche Gestaltseindrücke bezeichnet, nicht zustande kamen, obwohl er die dazu 
notwendigen Empfindungen besass. Er kannte optisch nicht einmal die 
elementarsten Gestalten, wie Gerade und Krumme. Der Verlust dieser ein- 
fachsten Eindrücke war die Ursache der Seelenblindheit. Es handelte sich 
demnach um einen ziemlich reinen Fall von apperzeptiver Form von 
Seelenblindheit (Lissauer), nur mit der Einschränkung, dass es sich nicht 


VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 95 


um eine Schädigung gerade der Raumwahrnehmung handelt, die Lissauer 
wohl mit Unrecht dieser Form zugrunde legen wollte. Die Störung konnte 
dagegen nicht mit der sogen. assoziativen Form von Seelenblindheit 
(im Sinne Lissauers), bei welcher die Bereicherungen der optischen Ein- 
drücke aus früheren Erfahrungen verloren gegangen sind, identifiziert werden; 
denn bei dieser Form hätten die optischen Struktureigentümlichkeiten aus- 
reichend optisch erfasst werden müssen. Die betreffenden Patienten hätten 
z. B. ein vorgelegtes Objekt richtig abzuzeichnen imstande sein müssen, nur 
wäre das optisch so richtig erfasste Objekt dann für sie bedeutungslos gewesen. 
Der Patient G.s war hierzu aber nicht imstande. Alle Einzelheiten über die 
zahlreichen Versuche müssen im Original nachgelesen werden. 

Den Einfluss der Aufmerksamkeit auf das Gesichtsfeld 
bei Hirnverletzten bespricht Goldstein (216). Man kann im all- 
gemeinen zwei Typen der konzentrischen Gesichtsfeldeinengung unterscheiden, 
nämlich 1. die gleichmäfsige Einengung mit Erhaltensein der Form der 
normalen Grenzen und 2. das sogen. kreisförmige Gesichtsfeld, das gleich- 
malsig um den Mittelpunkt herum liegt, also temporalwärts stärker eingeengt 
ist, als bei der ersten Type. Diese zweite Form wird meist auf Hysterie 
zurückgeführt, doch kann sie nach G. auch auf anderem Wege zustande 
kommen, nämlich durch Alteration derjenigen physiologischen Vorgänge, welche 
einem psychischen Erlebnis entsprechen, und welche stets eine für die Wahr- 
nehmung optischer Reize notwendige Komponente bilden. Auf diese Bedeutung 
hatte besonders Jaensch hingewiesen und betont, dass die Weite des Gesichts- 
feldes mitbestimmt wird von der Fähigkeit, das Stück zwischen Mittelpunkt und 
dem peripheren Reiz zu überblicken, d. h. von der Grösse der Uberschaubarkeit. 
Es bandelt sich hier um ein Aufmerksamkeitsphänomen besonderer Art. Eine 
Beeinträchtigung der Überschaubarkeit muss zum konzentrischen Gesichtsfeld 
führen. G.s Versuche haben bis jetzt ergeben, dass die Einschränkung des 
Überschaubarkeitsbezirkes, unter bestimmten Bedingungen wenigstens, temporal 
beträchtlicher ist, als nasal, und so kann es kommen, dass unter Umständen 
bei Hirnverletzten der temporale Abschnitt in noch stärkerem Malse ein- 
geschränkt ist, als der nasale. G. ist daher geneigt, die temporale Ein- 
schränkung des Gesichtsfelds als den typischen Gesichtsfelddefekt bei Schädigung 
der zentralen Komponente anzusehen. Während also diejenigen physiologischen 
Erregungsvorgänge, welche im Anschluss an die periphere Erregung in der 
zentralen Sehsubstanz ablaufen, das Gesichtsfeld nur unter Beibehaltung seiner 
Form einschränken, wird durch die obenerwähnte zentrale Komponente vor- 
wiegend die Form verändert. Es handelt sich hierbei nicht etwa um einen 
Zustand allgemeiner Unaufmerksamkeit, sondern vielmehr um die Störung 
einer lokalisiert zu denkenden Aufmerksamkeit, eines auf einem bestimmten 
Gebiet wirkenden zentralen Einstellungsmechanismus. Die betreffenden Kranken 
brauchen auf einem anderen Sinnesgebiet keinesfalls unaufmerksam zu sein 
(auch Povpelreuter hatte sich kürzlich dagegen gewendet, die konzentrische 
Gesichtsfeldeinengung bei Hirnverletzten einfach als hysterisch zu bezeichnen). 


VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 
Ref.: Köllner. 

225) Boegehold : Mathematische und physiologische Meinungsverschieden- 

heiten in der Bewertung sphärotischer Brillen. Zeitschr. f. ophthalm. Optik. 
Bd. 6. Heft 3. S. 60. (Polemik gegen Weiss.) 


96 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


236) Boegehold: Schlusswort zu dem Aufsatz Rönnes: Über die praktische 
Bedeutung der Zeissschen Punktal- und Katralgläser. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
März. S. 641. (Polemik.) 

*227) Greeff: Zur Bezeichnung der Achsen bei zylindrischen Gläsern. Ophthalm. 
Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*228) Henker: Zur Bezeichnung der Zylinderachsen. Ophthalm. Gresellsch. zu 
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*229) Kiessling: Fernrohrbrillen und Fernrohrlupen. Greifswalder mediz. 
Verein. 16. 2. 1918. 

*230) Oppenheimer: Zur Verordnung von Kriegsbrilien. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 20. S. 550. 

321) Weiss: Uber die Scheiben für winkelrandige Brillengläser. Zeit=chr. f. 
ophthalm. Optik. Bd. 6. H. 3. S. 49. (Bringt eine Erklärung für die Unstimmisr- 
keiten der Zahlen innerhalb des amerikanischen Systems, das dem. in neuerer Zeit 
bei uns aufgestellten zur Grundlage gedient hat.) 


Kiessling (229) hat an der Hand von ca. 50 mit Fernrohrbrille 
korrigierten Füllen gezeigt, dass praktisch in der Mehrzahl der Fälle eine 
stärkere Steigerung der Schleistung erreicht wird, als nach der vergrössernden 
Wirkung derselben zu erwarten ist. Bis auf °/,, gemindertes Sehvermögen 
konnte mit Fernrohrbrille unter Vorstecken eines Naharbeitsglases immer zum 
Lesen ausreichend gebessert werden. 

Oppenheimer (230) weist auf den Unterschied hin, welcher zwischen 
der Verordnung einer Kriegsbrille und einer Friedensbrille besteht : 
Bei der Friedensbrille erfolgt im allgemeinen erst nach binokularer Prüfung 
die Brillenverordnung, und meist ist dann eine halbe Dioptrie weniger (bzw. 
mchr) zur Korrektion erforderlich, als bei monokularer Prüfung. Bei der 
Kriegsbrille, wenigstens bei der fechtenden Truppe, ist das Ergebnis der 
monokularen Prüfung allein mafsgebend. Erhält der Soldat dagegen nur das 
zum binokularen Sehen richtige Glas, so bedeutet das eine wesentliche Herab- 
setzung seiner Schiessleistung, welche zur Zeit wichtiger ist, als der geringe 
Nachteil, dass er !/, D. Akkommodation opfert. 

Im Jahre 1916 hatte sich in Berlin ein Ausschuss von Vertretern der 
Optik, der Physik, der Augenheilkunde, der phys.-technischen Reichsanstalt 
und des Patentamtes gebildet, mit dem Zweck, eine Reihe von Scheibengrössen 
zu schaffen, die für ovale und runde Brillengläser aller Durchbiegungen nach 
einer einheitlichen Regel übereinstimmten. Dieser sogenannte «Technische 
Ausschuss für Brillenoptik» (Tabo) hält es, wie Greeff (227) hervorhebt, für 
nötig, sich noch einmal mit der Bezeichnung der Achsen bei zylin- 
drischen Gläsern zu beschäftigen, da darin zur Zeit eine starke, Industrie 
und Patienten schädigende Verwirrung herrscht. Der Achsenbogen, der in 
Neapel 1908 als international vorgeschlagen wurde, hat sich von Anfang an 
keiner Zustimmung erfreut, und hat sich weder im Inland noch im Ausland 
einzubürgern vermocht. Er gibt nur Anlass zu Verwechslungen. Alle Mit- 
glieder des Ausschusses sind sich in der Hauptforderung einig, dass der 
Gradbogen für das rechte und das linke Auge derselbe sein muss. Die 
(rradeinteilung von O bis 180 wird dann am besten von rechts nach links, 
also in umgekehrter Richtung wie die Uhrzeigerbewegung gezählt, so wie es 
in der Mathematik üblich ist. 

Henker (228) betont, dass vor allem in der Brillentechnik zur Be- 
zeichnung der Zylinderachsenanlage die Anwendung nur einer und 


IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates. 97 


‘zwar der in der Mathematik üblichen Teilung erwünscht ist. Die zweifache 
Teilung des internationalen Achsenschemas bringt neben dem kleinen Vorteil, 
der zuweilen bei der Verordnung möglich ist, eine Reihe schwerwiegender 
Nachteile, namentlich für den Bearbeiter der Brillengläser. Durch die doppelte 
Teilung werden nur zu häufig Fehler beim Ausschneiden gemacht. Sicher 
gehen in Deutschland jährlich einige 100000 Gläser dadurch verloren. 
Die Ophthalmologen werden deshalb gebeten, an Stelle des internationalen 
Achsenschemas die einfache in der Mathematik übliche Winkelteilung zur 
Achsenbezeichnung anzuwenden. 


IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates. 
Ref.: Köllner. 


*232) Bielschowsky: Uber doppelseitige Trochlearislahmung und ihre Behand- 
lung. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*233) Geller u. Ohm: Grosshirnrindennystagmus bei einem Soldaten. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. März 1918. 8. 329. 

*234) Heine: Über das Verhalten des Hirndruckes (Lumbaldruckes) bei Er- 
krankungen der äusseren Augenmuskeln. Münch. med. Wochenschr. Nr. 16. S. 419. 

*255) Kleljn u. Tumbekala: Uber vestibuläre Augenreflexe. II. (irueles 
Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. S. 314. 

*236) Klien: Über kontinuierliche rhythmische Krämpfe bei Kleinhirn- 
herden. Münch. med. Wochenschr. Nr. 14. S. 374. 

237) Majewski: Eine neue Methode der klinischen Nystagmographie. Griefes 
Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. N. 140. N. Ref. Nr. 196. 

*238) Ohm: Einige Abbildungen von vestibulärem Schielen. Zeit-chr. f. 
Augenheilk. Bd. 39. S. 204. 

*239) Ohm: Ohr und Auge. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*240) Ohm: Ein Fall von erworbenem Augenzittern und Schielen. Graefes 
Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. S. 344. 

*241) Ohm: Zum 1000. Falle von Augenzittern der Bergleute. Zeitschr. f. 
Augenheilk. Bd. 39. S. 123. 

*242) Pichler: Abwechselndes Auftreten und Ausbleiben des Bellschen 
Phänomens bei Fazialislähmung. Klin. Monatsbl. tf. Augenheilk. Bd. 60. 8. 573. 

*243) Rönne: Hyperaktion des Obliquus inferior. Ophthalm. Gesellsch. Kopen- 
hagen. Nov. 1917. 


In 3 anatomisch untersuchten Fällen von Kleinbirnherden konnte 
Klien (236) kontinuierliche rhythmische Zuckungen feststellen, welche 
allerdings vorzugsweise die Schlingmuskulatur betrafen, aber auch andere 
Muskelgruppen in Mitleidenschaft zogen, darunter im ersten Falle den Levator 
palpebrae, im dritten Falle den Orbicularis oculi. Das Tempo der Zuckungen 
in allen betroffenen Muskeln erstreckt sich z. B. im ersten Falle auf 160—190 
Zuckungen in der Minute, also ähnlich wie beim Nystagmus, Klien schliesst 
daraus, dass von den Kleinhirnhemisphären direkt oder auf Umwegen zahl- 
reichen Hirnnervenkernen Impulse zufliessen, deren Störung durch Herd- 
erkrankungen (deren Lokalisation beschrieben wird) zu kontinuierlichen rhyth- 
mischen Zuckungen führen kann, und dass im Fasersystem des Kleinhirn- 
hemisphärenmarkes eine sehr genaue Lokalisation herrscht. 

Nach Ohm (239) müssen die Beziehungen zwischen Ohren- 
and Augenheilkunde inniger gestaltet werden zwecks gemeinsamer Be- 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. VII 


98 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


arbeitung der Physiologie und Pathologie des Vestibularapparates, woraus die 
Lehre vom Schielen und Augenzittern grossen Nutzen ziehen werde, Das Schielen 
nämlich hat sehr häufig eine vestibuläre Komponente, während das Augen- 
zittern in seinen meisten angeborenen oder erworbenen Formen direkt vesti- 
bulärer Herkunft ist. Es ist eine lohnende Aufgabe, die relative Ruhelage 
der Augen unter dem Einfluss der labyrinthären Proben und der Neigung 
des Kopfes zur Schulter zu untersuchen. Auch optische Reize vermögen den 
vestibulären Tonus der Augenmuskeln zu ändern, wie die Erfahrungen am 
latenten Nystagmus und an den einseitigen Vertikalbewegungen zeigen. 
Den meisten Arten von Augenzittern liegt als primäre Ursache eine Erregung 
des Vestibularapparates zugrunde, während Sehstörungen erst in zweiter 
Linie kommen. Die schnelle Phase des Augenzitterns ist ebenso vestibulären 
Ursprungs wie die langsame, Zur einwandsfreien Untersuchung des Augen- 
zitterns ist die Registrierung unerlässlich, wofür die Ohmschen Vorrichtungen 
empfohlen werden. 

Ein Fall mit erworbenem (seit 10 Jahren bestehenden) Augen- 
zittern und Schielen beschreibt Ohm (238) an der Hand von 33 Kurven 
und Tabellen ausführlich. Die Scheinbewegungen der gesehenen Gegenstände 
waren noch immer vorhanden. Die Zuckungszahl war abhängig von der 
Augenstellung, wobei sich gesetzmälsige Beziehungen ergaben (am kleinsten 
war die Zalıl bei starker Blickhebung in der mittleren Vertikalen). Mit Wachsen 
der Zuckungszahl (bis über 300) nalım das Zittern, das sonst überall ruck- 
förmig war, pendelförmigen Charakter an. Die Zuckungsdauer war im Hellen 
geringer als im Dunkeln und änderte sich mit jedem Wechsel der Beleuchtung. 
Akkommodations- und Konvergenzanstrengung löschte das Zittern zu Beginn 
fast aus. Was das Schielen anbetrifft, so bestand fast bei allen Blickrichtungen 
Konvergenz, die nach beiden Seiten erheblich zunahm. Ausserdem bestand 
Höhenunterschied, besonders in der unteren Blickfeldhälfte, derart, dass das 
schielende Auge auf der ihm entsprechenden Seite höher, auf der entgegen- 
gesetzten tiefer stand, als das führende Auge. Der Fall ähnelt einem früher 
von Ohm beschriebenen, nur dass der Nystagmus in dem vorliegenden auch 
auf die obere Blickfeldhälfte übergriff und dass das Zittern mannigfaltiger, 
senkrecht, schräg und wagerecht war. O. nimmt auch für den vorliegenden 
Fall einen vestibularen Ursprung an und denkt an eine Störung im intra- 
kraniellen Abschnitt des N. vestibularis oder in dessen Kerngebiet. Auch das 
Schielen soll der Ausdruck einer vestibularen Innervationsstörung sein. 


Bei einem Soldaten beobachteten Geller und Ohm (233) einen sogenannten 
Grosshirnrindennystagmus, nämlich eine Störung des Mechanismus der 
Naheinstellung der Augen, bestehend aus tonisch-klonischen Krämpfen der 
Recti interni, des Sphinkter pupillae und des M. ciliaris mit einem ausser- 
ordentlich schnellen, kleinschlägigen und anfallsweise auftretenden Nystagmus. 
Es handelt sich wahrscheinlich um eine Störung der zentralen Tetanisierung 
der Augenmuskeln. Zuckungskurven und Tabellen über die Ausmessung der 
Einzelzuckungen sind beigegeben. 

Ohm (240) gibt schliesslich nochmals einen Gesamtüberblick über seine 
10 jährige Forschung der motorischen Innervation des Auges. 
Die Ergebnisse bei Besprechung der zahlreichen Einzelschriften Ohms sind in 
den letzten Jahren an dieser Stelle ausführlich mitgeteilt, so dass darauf ver- 
wiesen werden kann. Hier sei nur erwähnt, dass Ohm, der bekanntlich einen 
zerebralen und einen vestibulären Nystagmus unterscheidet, der Besprechung 


IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates. 09 


des vestibulären Erregungsvorgangs in der vorliegenden Arbeit einen besonders 
breiten Raum einräumt und zum Schluss die Theorie des Schielens auf 
Grund des von ihm angenommenen Innervationsmechanismus bespricht. Er geht 
hier besonders auf das dissoziierte Autwiirtsschielen und die einseitigen 
Vertikalbewegungen ein. Die Elemente der Erklärung für derartige Fälle 
sieht Ohm in folgenden von ihm festgestellten Beziehungen: a) die Harmonie 
beider Vestibularapparate kann durch kontrastierende Belichtung der Augen 
gelöst werden, derart, dass einer das Übergewicht bekommt; b) jedes Auge 
beeinflusst den Vestibularapparat in charakteristischer Weise, indem z. B. 
isolierte Reizung des rechten Auges den rechten Vestibularapparat stärker 
erregt, isolierte Verdunkelung ihn lähmt; c) Reizung des rechten Labyrinthes 
oder unmittelbare Reizung des rechten Nervus yestibularis bewirkt eine Hebung 
des rechten sowie eine Senkung des linken Auges. 

Kleijn und Tumbekala (235) konnten bei zwei Fällen mit voll- 
kommener linksseitiger Okulomotoriuslähmung sowohl horizontalen wia 
rotatorischen Nystagmus nach beiden Seiten auslösen (Drehnystagmus). 
Dies sei nur so zu erklären, dass sowohl vom Abduzeus als auch Trochlearis 
aus Nystagmus entstehen kann, dessen langsame Komponente durch eine aktive 
Erschlaffung bewirkt wird. In einem dritten Fall wurden die gleichen Er- 
scheinungen bei einer Lähmung des Okulomotoriuskernes beobachtet. Hierüber 
wird noch eine Publikation in Aussicht gestellt. 

Bielschowsky (232) berichtet über zwei Fälle von doppelseitiger 
Trochlearislähmung. Der erste war von einem 2!., m hohen Dach 
gestürzt, 8 Stunden bewusstlos, hatte heftiges Erbrechen, Nasenbluten, Puls- 
verlangsamung. Nach Wiederkehr des Bewusstseins sofort Doppeltsehen mit 
den typischen Erscheinungen der doppelseitigen Trochlearislahmung. B. be- 
spricht die einzelnen Symptome: Habituelle gesenkte Kopfhaltung zur Ermög- 
lichung binokularen Einfachsehens bei stark gehobenem Blick. Die Diplopie 
ist besonders störend dadurch, dass alle Konturen sich spitzwinklig schneiden. 
Charakteristisch ist, dass auch bei stärkster Blicksenkung keine nennenswerte 
Vertikaldivergenz auftritt, so lange der Blickpunkt in der Medianebene bleibt, 
wohl aber tritt positive V. D. beim Blick nach links, negative V. D. beim 
Blick nach rechts auf. Analoge Differenzen finden sich bei Seitwärtsneigung 
des Kopfes nach rechts bzw. links. Im zweiten Falle war die doppelseitige 
Trochlearislähmung Folge einer doppelseitigen Radikaloperation der Stirnhöhlen, 
eine Komplikation dadurch gegeben, dass von anderer Seite bereits eine 
Tenotomie des linken Rectus inf. gemacht worden war und ausserdem eine 
Parese des linken Obliquus inf. bestand. B. schildert die von ihm gemachten 
Eingriffe und entwickelt die Gesichtspunkte, die für das operative Heilver- 
fahren derartiger Fälle in Betracht kommen. Das Endresultat war ein gutes 
insofern, als der Patient in einem beträchtlichen Teile des Blickfeldes bin- 
okular einfach zu sehen und seine Tätigkeit wieder aufzunehmen vermochte. 


Rönne (243) demonstrierte einen Fall von sogenannter Hyperaktion 
des M. obliquus inferior. Das Bild war von dem einer Trochlearisparese 
gänzlich verschieden, insbesondere wurde keine Zunahme im Abstand der Doppel- 
bilder beim Senken der Augen festgestellt. Ob Bielschowskys Erklärung 
— eine zu starke Wirkung des Obliquus inferior — richtig ist, müsse noch 
als unentschieden betrachtet werden. 

Heine (234) hat Untersuchungen über das Verhalten des Lumbal- 
druckes bei Augenmuskellähmungen vorgenommen. Von 33 Fällen 


VII* 


100 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


einseitiger Abduzensparese erklärten sich 15 Fälle durch Lues usw., wobei 
von 19 Lumbalpunktionen nur 2 keine Steigerung des Lumbaldruckes ergaben. 
An 21 Lumbalpunktionen bei 10 Fällen doppelseitiger Abduzensparese zeigte 
sich 5 mal geringe, 15 mal stärkere Drucksteigerung. Von 14 Fällen einseitiger 
Okulomotoriusparese waren 9 durch Lues bedingt mit 4 mal normalem, 6 mal 
schwach, 2 mal mäfsig und 1 mal stark gesteigertem Lumbaldruck. Von 8 Fällen 
doppelseitiger Okulomotoriusparese waren 4 Fälle nachweislich durch multiple 
Sklerose bedingt, der Lumbaldruck war dabei meist normal. Bei 24 Fällen 
von Ophthalmoplegie handelte es sich um 5 Fälle von Ophthalmoplegia ext. 
bzw. totalis orbitaler oder basilärer Ursache, 3 Fälle von seitlicher Blickparese, 
Hebungs- und Senkungsparese bei Lues basil., ferner seitliche und vertikale Blick- 
paresen, dabei 10 bei Ponsherden, 1 bei Pedunkulusherd, 2 bei Kleinhirntumor, 
2 bei Pachymeningitis, 1 bei Hydrozepahlus. Es zeigte sich hierbei. dass bei 
den durch basale Lues bedingten Ophthalmoplegien sich die Lumbaldruck- 
steigerungen in bescheidenen Grenzen halten, ferner dass ein niedriger 
Lumbaldruck keinen Beweis gegen eine intrakranielle Ausbreitung bildet, 
während eine deutliche Lumbaldrucksteigerung natürlich für intrakranielle 
Ursache spricht. 

Ohm (241) teilt einen schon früher kurz erwähnten jener Fälle mit von 
Strabismus mit auffallender Höhenablenkung. Bei starker Blickhebung 
besteht kein deutliches Schielen, bei starker Senkung dagegen mittleres Ein- 
wärtsschielen. Bei horizontaler Rechtswendung geht das linke Auge stark 
nach oben innen, ebenso bei Linkswendung das rechte Auge. Blickt das 
rechte Auge nach unten rechts, so ist das linke wagerecht nach rechts gerichtet. 
Bei der Drehung auf dem Drehstuhl waren Gegenbewegung, Dreh- und Nach- 
nystagmus auszulösen. Während Bielschowsky diese Bewegungsstörung 
durch eine Uberfunktion des Obliquus inferior auf Grund von atypischen 
Verhältnissen der Hemmungsbänder erklärt, erblickt Ohm darin den Ausdruck 
ungewöhnlicher vestibulärer Innervationen. 

Margulier und Elschnig hatten darauf hingewiesen, dass bei 
hysterischer Fazialislähmung das Bellsche Phänomen vollkommen 
fehle oder in anderer Richtung eintrete. Pichler (242) bringt nun 2 Fälle von 
seit Kindheit bestehender Fazialislihmung bei Jugendlichen, bei denen das 
Bellsche Phänomen zunächst fehlte und erst auftrat, wenn der Patient zu 
energischem Lidschluss gedrängt wurde. Anscheinend bleibt für gewöhnlich 
bei der Aufforderung, die Lider zu schliessen, gewohnheitsmälsig jeder Inner- 
vationsimpuls aus. Es war in dem einen Falle auch möglich, dass der Mann, 
um sein Leiden recht krass hinzustellen, absichtlich nur seine gesunde Ge- 
sichtshälfte innervierte. Jedenfalls zeigen beide Fälle, dass man, wenn bei 
der ersten Aufforderung zum Lidschluss das Bellsche Phänomen ausbleibt, 
den Fall noch weiter genau prüfen muss, ehe man die Diagnose Hysterie stellt. 


X. Lider. 
Ref.: Ossowski. 
*244) Höeg: Vakzinekonjunktivitis Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. 
April—Mai 1918. S. 648. 
*245) Traumann: Über Impferkrankungen des Auges. Dissert. Heidelberg 1917. 


Traumann (245) berichtet über Impferkrankungen des Auges. 
Nach einer Zusammenstellung der in der Literatur bekannten Fälle und ein- 


XI. Tränenwege. 101 


gehender Würdigung der über die Erkrankung angestellten Untersuchungen 
sowie geübter Therapie veröffentlicht er zwei eigene Fälle. Es handelt sich 
im 1. Falle um ein 2'/,jähriges Kind. 4 Tage nach der erfolgreich vor- 
genommenen Impfung entwickelten sich Impfpusteln im Gesicht, an den 
Augenlidern, den Geschlechtsteilen und Händen mit typischer zentraler Dellung.: 
Dass die sekundären Impfpusteln noch infektiös waren, geht daraus hervor, 
dass bei der Mutter des Kindes 8 Tage nach der Impfung Pusteln auf der 
Hand, Wange und Klavikula auftraten. Die Affektion an den Augenlidern 
heilten ohne weitere Komplikation. Bei dem zweiten Falle von Autoinfektion 
handelt es sich um ein 4jähriges Kind, das wegen Ekzem von der Impfung 
zurückgestellt war, zur Zeit der Impfung aber keine Spur von Ekzem zeigte. 
Bald nach der Impfung entwickelten sich auf den stark geschwollenen und 
prall infiltrierten Lidern Eiterpusteln, die Hornhaut blieb frei. Auch hier 
verlief der Krankheitsprozess ohne weitere Komplikationen. In beiden Fällen 
nimmt T. eine Autoinfektion auf dem Boden einer ekzematösen Hautveränderung 
an, die auf den Einfluss der Vakzine hin manifest geworden ist. Im all- 
gemeinen gehören Impferkrankungen mit Lokalisation an den Augen jetzt zu 
den Seltenheiten, im Gegensatz vor der Impfira, in der über ein Drittel der 
Insassen von Blindenanstalten durck Pocken ihr Augenlicht verloren hatten. 

Einen Fall von Vakzinekonjunktivitis teilt Höeg (244) mit. 
Ein 1!/,jähriges Kind infizierte sich an einer älteren geimpften Schwester 
und bekam eine einseitige Konjunktivitis, die durch ein mächtiges Ödem der 
Augenlider, geringe fibrinöse Sekretion und ein eigentümlich gesprengeltes Aus- 
sehen der Konjunktiva, die auf beiden Lidern mit kleinen, weisslichen Infiltraten 
übersäet war, auffie. Weder Pusteln noch Ulzerationen erschienen. Unter 
Argyrolbehandlung verschwanden die Symptome nach einigen Wochen. Horn- 
haut blieb frei. Die Diagnose wurde 12 Tage nach Entstehen der Krankheit 
darch negativen Ausfall der Impfung festgestellt. 


XI. Tränenwege. 
Ref: Ossowski. 
246) Detzel: Ein Beitrag zur Beziehung der Mikuliczschen Erkrankung zur 
Tuberkulose der Tränendrüsen. Dissert. Freiburg 1917. 
*247) Halle: Intranasale Tränensackoperation bei einem Säugling von 
313 Monaten zur Entfernung einer hineingeglittenen Dauer:sonde. Berliner klin. 
Wochenschr. 1918. Nr. 11. S. 256. 
*248) Hötte: Über Dakryozystorhinostomie mit Modifikationen und Totalexstir- 
pation mit Rhinostomle. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd.60. März 1918. S. 358. 
*249) Ruttin: Uber reflektorisches Tränenträufeln bei kalorlscher Reaktion. 
Nach Ref. in Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. April—Mai 1918. S. 658. 
*250) Seidel: Uber die Ausführung der Lokalanästhesie bei Behandlung phleg- 
monoser Tränensackerkrankungen. (:ruefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. IT. 4. 8. 320. 
*251) Steiger: Über die Mikuliezsche Krankheit in Bezlehung zur Pseudo- 
leukiimie. Med. Klin. 1918. 1918. IT. 16. S. 406. 
*252) v. Szily, A.: Neue Beiträge zur Pathologie der Tränenableitungswege 
im Röntgenbild. Ophthalm. Gesell-ch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 


Über intranasale Tränensackoperation bei einem Säugling von 
31. Monaten zur Entfernung einer hineingeglittenen Dauer- 
sonde berichtet Halle (247). Es handelt sich um eine rezidivierende 


102 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 
Dakryozystitis, die durch Einlegen von Dauersonden behandelt wurde. Dabei 
litt einmal die Dauersonde durch den Kanalikulus hindurch und verschwand 
im Tränensack. Versuche, sie von oben zu entfernen, scheiterten. H. gelang es, 
die 23 mm lange Sonde durch intranasale Tränensackoperation zu entfernen, 
dadurch hörte jede Eiterung des Sakkus auf. Die Indikation zur intranasalen 
Tränensackoperation wird am besten vom Augenarzt gestellt. In nur wenigen 
Fällen wird diese Operationsmethode nicht zum Ziele führen. Den Prozent- 
satz der Heilungen für Stenosen und Entzündungen der unteren Tränenwege 
bei genügender Übung schätzt H. auf nahezu 100 %. Wenn von anderer 
Seite zugunsten der Totischen Methode eingetreten wird, so kann das nur 
an nicht richtig ausgeführter intranasaler Operation liegen, 


Hötte (248) bespricht die Dakryozystorhinostomie und Total- 
exstirpation mit Rhinostomie. Nach einer Übersicht über die nach 
Toti operierten und in der Literatur bekannt gegebenen Fälle stellt er die 
Totische Methode dem intranasalen Operationsverfahren nach Polyák- 
West gegenüber und spricht sich zugunsten der ersteren aus. Nach Toti 
ist das ganze Operationsfeld übersichtlicher und das Verfahren ein einfacheres. 
Im Laufe der Zeit wurde die Totische Operation von einigen Autoren ab- 
geändert. H. teilt dann seine Methode mit. Gradliniger Hautschnitt von 
2 cm Länge von oben medial nach unten lateral in der Tränensackgegend. 
Nach Unterminieren der temporalen Wand wird das Müllersche Spekulum ein- 
gebracht. Durchtrennung von Weichteilen mit halbscharfem Elevatorium bis auf 
den Knochen, dann Durchschneiden der Fascia tarsoorbitalis und des Lig. mediale 
mit der Schere. Man fasst die innere Wand des Sackes mit einer Pinzette 
und trennt die Wand mit dem Messer in eine innere und äussere Hälfte und 
entfernt die innere. Nach Wegnahme des Spekulums führt man durch das 
untere Tränenröhrchen eine Sonde bis an den Knochen und nimmt von der 
äusseren Sakkuswand bis auf ein 3 mm grosses Stück um die Sondenspitze 
weg. Die Rhinostomie führt H. folgendermafsen aus: Durchstossen des 
Knochens mit dem Elevatorium vor der hinteren Krista, Durchschneiden der 
Schleimhaut mit dem Messer und Ausstanzen des Tränenknochens mit dem 
Citelli samt der Schleimhaut nach der vorderen Krista. Der Schleimhaut- 
ausschnitt soll so weit sein wie das Knochenloch. Eine zahlenmälsige Zu- 
sammenstellung der Erfolge nach dieser Methode konnte H. nicht bringen, 
da von 200 Operationsfällen auf seine Aufrage nur 30 und davon nur 24 
verwertbare Antworten einliefen. Seit 1917 schloss H. bei einigen Fällen, in 
denen der Sack nicht im ganzen auspräpariert werden konnte, der Operation 
eine Rhinostomie an. In 4 Fällen hatte H. mit diesem Verfahren ein gutes 
Resultat erzielt, 

Szily (252) demonstriert zahlreiche neue Röntgen-Aufnahmen 
der Tränenwege: bei Strikturen, Divertikelbildungen und beim sog. 
Ventilverschluss. Beim letzteren füllt sich der zumeist erweiterte Sack all- 
mählich immer mehr, so dass er sich deutlich sichtbar und fühlbar verwulstet. 
Die Entleerung nach der Nase ist erschwert, jedoch nicht ganz aufgehoben. 
Von Zeit zu Zeit fliesst dann bekanntlich der Inhalt nach der Nase ab oder 
wird vom Pat. durch Druck auf die Sackgegend entleert. Die Bilder zeigen 
deutlich die Verhältnisse vor und nach der Entleerung sowie den Sitz der 
Schleimhautstruktur bzw. einer Klappe. Trotz scheinbarer vollständiger Ent- 
leerung bleibt, wie die Aufnahmen zeigen, ein ganz ansehnlicher «Residual- 
inhalt» in solchen Säcken zurück. Besonders wertvoll ist ferner die Methode 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöblen. 103 


beim Erkennen von traumatischen Kommunikationen der eiternden Tränen- 
ableitungswege mit der Haupthöhle, der Nase und besonders auch mit der 
‘Oberkieferhéhle, die auf keine andere Weise nachgewiesen werden konnte. 
Sie ist daher für Diagnose und Therapie in solchen Fällen geradezu unent- 
behrlich. K. 

Unter den zahllosen Fällen, bei welchen die kalorische Reaktion 
geprüft wurde, fand Ruttin (249) nur zwei, in denen es zu reflektorischem 
Tränenträufeln kam. Im Gegensatz zur Beobachtung Wilbrand- 
Saenger, wonach vom Optikus nur psychisch ausgelöstes Tränenträufeln 
stets doppelseitig, reflektorisches dagegen nur auf der gereizten Seite auftrete, 
sah R. auch in diesen seinen beiden Fällen beiderseitiges Tränenträufeln, und 
zwar auf Kältereiz beiderseits gleich stark, auf Wärmereiz allerdings auf der 
gereizten Seite stärker. 

Seidel (250) wendete zur Erzielung einer Lokalanästhesie bei 
phlegmonösen Erkrankungen des Tränensackes 10proz. Kokain- 
Adrenalinlösung an. Er ging so vor, dass er nach der ersten Inzision der 
Tränensackphlegmone 8—10 Tage Gazestreifen in die Wunde einlegte, worauf 
diese so weit klaffte, dass eine Sonde, die mit in 10 proz. Kokain-Adrenalin- 
lösung angefeuchteter Watte fest umwickelt war, in den Tränennasenkanal 
tief eingeführt werden konnte. In die eigentliche Wundhöhle wurde hierauf 
ein Wattetampon, der mit derselben Lösung getränkt war, um die aus dem 
Tränennasengang herausragende Sonde gelegt und sanft in die Tiefe gedrückt. 
Nach 10—20 Min. wurde der Wattetampon entfernt und die Ausschabung 
der erkrankten Schleimhaut konnte bei völliger Anästhesie ausgeführt werden. 

Steiger (251) bespricht den heutigen Stand der symmetrischen Er- 
krankungen der Tränen- und Mundspeicheldrüsen mit spezieller Berück- 
sichtigung der Beziehung der Mikuliczschen Krankbeit zur 
Pseudoleukämie. Er demonstriert ein 27 jähriges Mädchen mit Miku- 
liczscher Krankheit ohne Blutveränderungen und einen 43jährigen Mann, 
der den Übergang der symmetrischen Speicheldrüsenschwellung ins pseudo- 
leukämische Stadium bis zur jetzt vorliegenden ausgesprochenen lymphatischen 
Leukämie mit Hautinfiltraten darbot. 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. 
Ref.: Ossowski. 


*253) v. Hippel: Ein ungewöhnlicher Fall von intermittierendem Exophthal- 
mus. Graetes Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. H. 4. 8. 307. 

*254) v. Hippel: Zur Veränderung des Auges durch Druck einer orbitalen 
Neubildung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. März 1918. S. 390. 

255) Polyák: Zwei Fälle von Schussverletzungen mit Verletzung des Tränen- 
sackes und Nebenhöhlenelterung durch intranasale Dakryozystostomie geheilt. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. April—Mai 1918. S. 697. S. Ref. Nr. 352. 

*256) Zeemann : Exophthalmus pulsans. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 60. März 1918. S. 400. 

*257) Zeemann: Exophthalmus intermittens. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 60. März 1918. S. 400. 


Zeemann (257) demonstriert einen Fall von Exophthalmusinter- 
mittens, Er verwirft die von Birch-Hirschfeld verteidigte Hypothese 
einer Verepgerung der vorderen Abflusswege und glaubt eher Venenwand- 


104 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


erkrankungen annehmen zu müssen, Er vermutet, dass in sehr vielen Fällem 
eine Erweiterung der Mündung der Vena ophthal. in den Sinus cavern. be- 
steht, welche auch von Mulder für seinen Fall angenommen wurde und 
welche nach Z. auch den Exophthalmus verständlicher machen würde. 


Zeemann (256) berichtet über einen Fall von Exophthalm us. 


pulsans bei einer Patientin, welche an multiplen Myelomen gelitten hat. 
Bei einer anderen Patientin wurde der Symptomenkomplex durch eine Ge- 
schwulst des Orbitaldaches hervorgerufen. 


Einen ungewöhnlichen Fall von intermittierendem Exoph- 
thalmus beschreibt v. Hippel (253). Bei sonst normalem Augenbefund 
bestand bei einem 25jahrigen Mann am rechten Auge ein Exophthalmus von 
51/, mm. Man konnte mit. dem Finger neben dem Bulbus in die Orbita ein- 
dringen und ohne Gewaltanwendung den Augapfe) nach vorn luxieren. 
Pulsation und Geräusche beim Aufsetzen des Stethoskopes fehlten. Nach 
1!/, Minute Bücken und raschem Wiederaufrichten nahm der Exophthalmus 
um 5 mm zu. Nach 2tägiger Bettruhe in Rückenlage konnte keine Änderung 
des Exophthalmus gegenüber der ersten Messung bei aufrechter Körperhaltung 
nachgewiesen werden. Kompression der Jugularis ergab eine Zunahme des 
Exophthalmus um 2—3 mm. Der Unterschied bei positiver und negativer 
Sternokleidostellung war ein ganz gewaltiger. Bei aufrechter Körperhaltung 
und Rechtsdrehung nahm der Exophthalmus nach 1!/, Min. um '/, mm zu, bei 
Linkswendung konnte kein sicherer Unterschied gegenüber der Normalstellung 
nachgewiesen werden. Bei nach hinten gebeugter und unterstützter Kopf- 
haltung kam es bei der Rechtsdrehung schon nach kurzer Zeit zu den Er- 
scheinungen der drohenden Luxation vor die Lidspalte, bei Linkswendung 
trat dies nicht ein. Bei forcierter Exspiration wurde nur eine im ganzen 
geringe Zunahme des Exophthalmus beobachtet. Die Untersuchung des Gefiiss-. 
systems und der übrigen Organe ergab nichts Besonderes. 


Veranlasst durch eine Mitteilung Böhms aus der Uhthoffschen 
Klinik über Veränderungen des Auges durch Druck einer 
orbitalen Neubildung, der auf den von Birch-Hirschfeld und 
Siegfried berichteten Fall hinweist und hervorhebt, dass diese beiden 
Autoren in der Literatur keinen gleichen Fall finden konnten, stellt Hippel(254) 
fest, dass Leber Orbitaltumoren als Ursache für Netzhautablésungen bereits 
in der I. Aufl. des Handbuches Graefe-Sämisch anfihrte. Auch an 
anderen Stellen sprach sich Leber in diesem Sinne aus. Hippel selbst 
besitzt 6 derartige Präparate, in denen die Orbitaltumoren durch Druck eine 
Bulbuseinknickung meist mit Netzhautablösung bewirkten. Durch seine Mit- 
teilung will H. verhindern, dass wichtige Beobachtungen in Vergessenheit 
geraten und betont, dass Leber bei der Feststellung und richtigen Deutung 
dieser Befunde die Priorität zukommt. 


XIII. Bindehaut. 
Ref.: Ossowski. 
*258) Clausen: Uber Parinaudsche Konjunktivitls, Ophthalm. Gesellsch. zu 
Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 


*259) Clausen: Über Trachom als Heereskrankheit nebst kurzen Bemerkungen 
zur Therapie. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 


XIII. Bindehaut. 105 


*260) Haab: Uber Vakzinebehandlung der Augenblennorrhoe, Münch. med. 
Wochensehr. 1918. H. 24. 

261) Haab: Uber Erfahrungen in der Behandlung der Augengonorrhoe mit 
Typhusvakzine und Verbesserung der Lokalanästhesie bei Augenoperationen. Med. 
Klinik. 1918. H. 16. S. 406. 

*262) v. Herrenschwand: Uber ein subkonjunktivales Angiom. Zeitschr. f. 
Augenheilk, Bd. 39. H. 3. S. 156. 
263) v. Herrenschwand: Uber da:. Wesen der Parinaudschen Konjunktivitis. 
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 
*264) Hirschberg-Rönne : Trachom in Dänemark. Zentralbl. f. prakt. 
Augenheilk. Jan.-Febr.-Heft. 1918. 

265) Höeg: Vakzinekonjunktivitis. Klin. Monat-bl. f. Augenheilk. Bd. 60. 
April-Mai 1918. S. 648. S. Ref. Nr. 244. 

*266) Köllner : Die Reaktionsweise der Ekzematösen auf Partialantigene. 
Ophthalm. Gesell=ch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*267) Königstein: Einiges über Trachom. Wiener med. Wochen>chr. 1918. 
Nr. 11. S. 449. 

*268) Kreuer: Über einen klinisch bemerkenswerten Fall von Melanosarkom 
der Lidbindehaut. Dissert. München 1917. 

*269) Löwenstein: Zur Morphologie der Prowaczekschen Einschlüsse. Graefes 
Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. H. 3—4. S. 330. | 

*270) Lundsgaard: Phlyktänuläre Kerato-Konjunktivitis mit Perforation der 
Kornea während eines Anfalles von Erysipelas geheilt. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 60. April—Mai 1918. S. 651. 

*271) Nussbaum: Rasche Abheilung eines Falles von Augentripper nach Ein- 
spritzung von 10 ccm sterilisierter Milch. Mediz. Klinik 1918. Nr. 23. N. 571. 

*272) Ochsenius: Vereinfachte Blennorrhoebehandlung. JWeutsche mediz. 
Wochenschr. 1918. Nr. 25. S. 699. 

*273) Traumann: Über Impferkrankungen des Auges. Dissert. Heidelberg 
1917. Ref. s. Lider Nr. 245. 


Haab (260) behandelte die Augenblennorrhoe mit heterogener 
Vakzine und erzielte durch diese Therapie teils gute, teils befriedigende 
Resultate; auf jeden Fall wurde die Behandlungsdauer abgekürzt. Bei einem 
5 jährigen Kinde wurde eine vollständige Abortivwirkung beobachtet, bei Er- 
wachsenen und einem zweiten Kinde wurde der Krankheitsprozess auf 6, 14, 
22 und 26 Tage verkürzt. In 2 Fällen mit Hornhautkomplikationen heilten 
diese ab und in anderen sich länger hinziehenden Fällen dauerte nur noch 
schwache Sekretion und leichte Entzündung an. Die bei Erwachsenen 
gleichzeitig bestehende Urethritis wurde durch diese Behandlungsweise nicht 
wesentlich beeinflusst. 

Nach Einspritzung von 10ccm sterilisierter Milch be- 
obachtete Nussbaum (271) rasche Abheilung bei einem Fall 
von Augentripper. Bei dem mit Harnröhrentripper behafteten Pat. trat 
am dritten Tage nach seiner Einlieferung ins Lazarett eitrige Bindehaut- 
entzündung des linken Auges mit positivem Gonokokkenbefund auf. Da die 
Entzündung trotz Behandlung mit Calium permanganicum und Argentum auf 
die Hornhaut tbergriff, wurden 6 Tage nach der Lazarettaufnahme 10 ccm 
sterilisierter Milch ins Gesäss injiziert. Darnach trat nachts Temperatur- 
steigerung bis 39° auf. Zwei Tage später sonderte das Auge nur noch klare 
Flüssigkeit ab und die Bindehautschwellung begann sich zurückzubilden, — 


106 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Gonokokken konnten im Augensekret nunmehr nicht gefunden werden und 
zehn Tage nach der Milcheinspritzung wurde Pat. aus der spezialärztlichen 
Augenbehandlung entlassen. Die rasche Abheilung der Ophthalmoblennorrhvoe 
führt N, auf die Injektion der Milch zurück und hebt hervor. dass der 
Harnröhrentripper durch diese therapeutische Mafsnahme nicht beeinflusst wurde, 


Ochsenius (272) empfichlt die vereinfachte Blennorrhoe- 
behandlung nach der Fraenkelschen Methode Es soll täglich eine 
Pinselung der Bindehäute mit frischbereiteter 2proz. Höllensteinlösung durch 
den Arzt ohne Nachspülen mit Kochsalzlösung vorgenommen werden. Den 
Eiter aus dem Bindehautsack zu entfernen und die Lider zu berühren, ist 
verboten. Nur das aus der Lidspalte hervorquellende Sekret darf mit an- 
gefeuchteter Watte abgewischt werden. Dreistündlich sollen ein bis drei 
Tropfen von Paraffin. liquid. purissim, in den äusseren Augenwinkel ein- 
geträufelt werden. In das gesunde Auge wird prophylaktisch täglich ein Tropfen 
Argentamlösung eingeträufelt. 

Herrenschwand (262) berichtet über einen Fall von subkonjunk- 
tivalem Angiom, das bei einem 21 jährigen Mann am linken Auge spontan und 
schmerzlos als blaues Knötchen auftrat und sich allmählich vergrösserte. Auf dem 
sonst reizlosen und normalen Bulbus befand sich in seinem unteren Abschnitt eine 
flache blaurötliche Geschwulst, über der die Konjunktiva bulbi sich verschieben 
liess. Der Tumor setzte sich aus einer grossen Anzahl kleinerer und grösserer 
Gefissstimme zusammen. Die nicht verschiebliche Geschwulst vergrösserte 
sich auf Druck gegen den Bulbus sowie Kompression der Halsvenen und wurde 
dunkelblau. Bei der Entfernung wurde ein fester Zusammenhang des Tumors 
mit der Sehne des Rect, inf. festgestellt, er liess sich jedoch ohne Schädigung 
des Muskels lösen. Die Beweglichkeit des Bulbus blieb nach der Operation 
nach allen Richtungen vollständig frei. Die histologische Diagnose wurde 
auf ein entzandlich und hämorrhagisch infiltriertes, zum Teil melanotisches 
Angiofibrom gestellt. 

v.Herrenschwand (263) beobachtete einen 21 Jahre alten Infauteristen 
mit einer seit 6 Tagen bestehenden Entzündung des linken Auges. Die 
],ymphdrüsen der linken Seite waren geschwollen. Das linke Auge zeigte 
eine grössere Anzahl von grauen Knötchen mit geschwürigem Zerfall an ihrer 
Kuppe. In der Conjunctiva tarsi und der Übergangsfalte des Oberlides fanden 
sich grauweissliche Geschwüre, deren Entstehen aus zerfallenen Knötchen 
festgestellt werden konnte. Diese Veränderungen heilten in 6 Wochen ohne 
Behandlung und ohne Narben, die Lymphdrüsen schmolzen eitrig ein. H. be- 
richtet über einen zweiten Fall derselben Krankheit, der dadurch zustande 
kam, dass seinem Mitarbeiter bei den Tierversuchen Quetschsaft aus der Milz 
eines geimpften Meerschweinchens in das rechte Auge spritzte. 4 Tage später 
bot dieses Auge die Veränderungen des ersten Falles dar, bald aber ent- 
wickelten sich zahlreiche follikelähnliche Bildungen, ähnlich dem Bilde eines 
frischen Trachoms oder der Sattlerschen zweiten Form der Bindehaut- 
tuberkulose. Dieser zweite, mit den Erregern des ersten gleichsam experimentell 
erzeugte Fall entsprach im Verlaufe der von Parinaud beschriebenen 
Konjunktivitis angeführte Patient als auch die von anderen Autoren. 
Trotz der stürmischeren Allgemein- und Lokalerscheinungen im zweiten Falle 
trat Heilung ohne Narben in 4 Wochen ein. Die Drüsen der rechten Kopf- 
und Halsseite sowie die Nackendrüsen waren erkrankt, ohne zu vereitern. 


Ak Erreger der Konjunktivitis in beiden Fällen wurde der Bacillus Pseudo- 


XIIl. Bindehaut. 107 


tuberculosis Rodentium (A. Pfeiffer) gezüchtet. Durch den Ver- 
gleich der Ergebnisse der bakteriologischen Untersuchungen anderer Autoren 
liess sich feststellen, dass die von ihnen gezüchteten Erreger ebenfalls Varictäten 
des Bacillus Pseudotuberculosis Rodentium gewesen waren. Der Bacillus 
Pseudotuberculosis Rodentium ist somit imstande, eine Parinaudsche 
Konjunktivitis hervorzurufen. K. 
Clausen (258) berichtet über 7 neuerdings von ihm im Felde längere 
Zeit beobachteten Fälle von Parinaudscher Krankheit. Bei allen hatte 
die Erkrankung mit Kopf- und Kreuzschmerzen, Mattigkeit und leichtem 
Fieber sowie einer mälsigen Anschwellung einer Backe. besonders vor dem 
Ohre sowie am Kieferwinkel, angefangen. Erst nach einigen Tagen trat dann 
eine Anschwellung der Lider mit starker Rötung und Schwellung der Lid- 
Konjunktiva und geringem Tränenträufeln auf dem Auge der erkrankten 
Seite dazu. Sehr stark ausgesprochen war in allen Fällen die hochgradige 
Anschwellung der Präaurikulardrüsen sowie der Parotis und Submaxillaris. 
Bei 4 Patienten musste der Parotisabszess gespalten werden. 3 mal trat eine 
langsame spontane Rückbildung ein. Die konjunktivalen Erscheinungen waren 
die üblichen, wie sie von Parinaud beschrieben worden sind. Besonders 
auffallend war die hochgradige Rötung und Schwellung der Konjunktiva 
mit Follikelbildung, so dass eine gewisse Ähnlichkeit mit Trachom vorhanden 
war. Die Konjunktivalgeschwüre und Knötchen waren im allgemeinen spätestens 
nach 8 Monaten abgcheilt. Während der Beobachtung trat bei allen Pat. 
nur vorübergehend einmal eine Temperatursteigerung bis auf 37,8° auf. 
Sämtliche Fäile reagierten auf provokatorische Alt-Tuberkulininjektionen bis 
zu 5mg völlig negativ. Auch die Anamnese wie die Allgemeinuntersuchung 
liessen für Tuberkulose keinerlei Anhaltspunkte finden. Die bakteriologische 
Untersuchung ergab nur in einem Falle Streptokokken, in einem zweiten 
Staphylokokken, nie jedoch Tuberkelbazillen. Beim ersten Pat. wurden auch 
im Parotispunktat Streptokokken festgestellt, beim zweiten konnten im Parotis- 
punktat keine Bakterien gefunden werden. Bei 2 Pat. wurden Probeexzisionen 
aus der Konjunktiva und der Präaurikulardrüse resp. Parotis gemacht, die 
erhaltenen Stückchen z. T. auf Meerschweinchen in die vordere Augenkammer 
und unter die Bauchhaut verimpft, z. T. für die anatomische Untersuchung 
verwertet. Die Tierversuche hatten ein völlig negatives Resultat, die histo- 
logische Untersuchung ergab keinen Anhaltspunkt für Tuberkulose. In den 
Drüsen zeigte sich eine chronische, noch fortschreitende interstitielle Ent- 
zündung, in der Konjunktiva eine starke Rundzellenintiltration, in denen die 
Lymphozyten vorherrschten, nächstdem polynukleäre Leukozyten vertreten 
waren. Cl, sieht demnach in der Parinaudschen Konjunktivitis einen 
Symptomenkomplex, der vielleicht hier und da durch Tuberkulose, in der 
überwiegenden Zahl der Fälle jedoch wahrscheinlich durch einen bis dahin 
noch nicht bekannten spezifischen Infektionserreger hervorgerufen wird. K. 


Nach Besprechung der zu Anfang des vorigen Jahrhunderts fast epi- 
demischen Ausbreitung des Trachoms unter den europäischen Heeren be- 
richtet Clausen (259) über seine Beobachtungen in dem jetzigen Weltkriege. 
Bei unseren Ostheeren hat das Trachom eine nennenswerte Rolle nicht ge- 
spielt. Cl. konnte nur etwa 10 Fälle von frischem Trachom beobachten, bei 
denen die Infektion aller Wahrscheinlichkeit nach im Felde stattgefunden 
hatte. Er berichtet dann noch über die allerersten Erscheinungen eines 
akuten Trachoms, das er in seiner Entwicklung verfolgen konnte. Die 


108 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Infektion war durch Hineinspritzen trachomatösen Materials ins Auge erfolgt. 
Eine grössere Infektion mit Trachom sah Cl. bei einem österreichischen 
Rekrutendepot. Von 30 Fällen mit akuter sezernierender Konjunktivitis 
wurde etwa zur Hälfte eine Infektion mit Koch-Weeksschen Bazillen fest- 
gestellt, die übrigen erwiesen sich als akutes Trachom. Die Infektion wurde 
durch gemeinsame Benutzung von Handtüchern übermittelt. Cl. hält das Auf- 
treten eines akuten Trachoms für ein häufigeres Vorkommnis, als bisher all- 
gemein angenommen wird. Sehr häufig werden bei der Schwierigkeit der 
Diagnosenstellung diese Fälle als akutes Trachom eben gar nicht erkannt 
werden. Die Gründe für die Verhütung einer weiteren Ausbreitung des 
Trachoms in den Reihen unserer Ostheere sieht Cl. einmal in einer Virulenz- 
abnahme der Infektionserreger, dann in einer grösseren Reinlichkeit unserer 
Soldaten gegen früher, weiter der schärferen und besseren ärztlichen Über- 
wachung und endlich in einer geringeren Berührung mit der trachom- 
durchseuchten Zivilbevölkerung. Nach einer vorsichtigen mechanischen Be- 
handlung. bestehend in Anquetschungen mit dem Kuhntschen Expressor, 
Kernigschen Abreibungen sowie spätere Massage auf Kugelglasstäbchen hat 
Cl. von der medikamentösen Therapie besonders mit Arg. nitr. und Cupr. sulf. 
ganz ausgezeichnete Resultate gesehen. Vorschrift dabei ist individuell 
variierte, auf keinen Fall schematische Behandlung. Cl. warnt geradezu vor 
der mafslosen kombinierten Tarsus-Übergangsfalten-Exzision, von der er sehr 
schädliche Wirkungen gesehen hat. Rezidive werden dadurch keineswegs 
verhütet, wie er in diesem Kriege an einem sehr grossen, in allen Gegenden 
Deutschlands gut und schlecht operierten Material beohachten konnte. Die 
nach der Exzision auftretenden Rezidive mit Trachom verlaufen oft sehr un- 
günstig und sind der Behandlung nur schwer zugänglich. Im allgeweinen 
kann man bei der Trachomtherapie ohne die kombinierte Exzision auskommen, 
Sehr warm empfiehlt Cl. hingegen die frühzeitige Operation aller Folge- 
zustände des Trachoms, namentlich der Stellungsanomalien der Lider. K. 


Hirschberg (264) gibt einen geschichtlichen Überblick über die 
Verbreitung bzw. das Vorkommen des Trachoms in Dänemark. Auf 
seine Veranlassung stellte Rönne Trachomfälle aus verschiedenen Kranken- 
anstalten zusammen. Aus dieser Statistik geht hervor, dass nach Ausschluss 
von ausländischen Trachomkranken unter 9000 Augenkranken dänischer 
Nationalität 48,1 Trachomerkrankungen vorgekommen sind. 


Königstein (267) hatte Gelegenheit, 1513 trachomkranke 
Soldaten zu behandeln und weist auf die Schwierigkeit hin, auf die man oft 
bei der Differentialdiagnose zwischen Trachom und den anderen mit papillärer 
Hypertrophie einhergehenden Bindehauterkrankungen stösst. K. vertritt die 
Ansicht, dass jeder Trachomverdächtige der Lazarettbehandlung bedarf mit 
der Begründung, dass bei einem wirklichem Trachom seine Verbreitung durch 
Isolierung des Kranken eingedämmt wird, dass aber, falls der Verdacht sich 
nach einigen Beobachtungstagen nicht bestätigt, der betreffende Pat. seiner 
Truppe als trachomunverdächtig wieder zugeführt werden kann. Den Einwand, 
ein Gesunder könnte erst im Trachomspital trachomatös erkranken, lässt er 
nicht gelten, da für zweiielhafte Fälle besondere Zimmer eingerichtet sind; 
ausserdem sei die Ansteckungsgefahr im Spital bei Beobachtung zweck- 
dienlicher Vorsichtsmalsregeln eine ungemein geringe. Nach K.s Ansicht 
könne das Kontagium nur durch direkte Übertragung wirken, deshalb sei 


XIIL. Bindehaut. 109 


durch Benutzung gemeinschaftlicher Waschgeräte, Handtücher etc. eine Infektion 
eigentlich ausgeschlossen, 


Löwenstein (269) licfert einen Beitrag zur Morphologie der 
Prowaczekschen Einschlüsse. L. hält auf Grund seiner Untersuchungen 
die Einschlüsse für den Erreger des Trachoms und weist auf seinen Formen- 
reichtum hin. Die häufigste Einschlussform ist die dem Zellkern aufsitzende 
Kappe. Die Entstehung der Kappenform erklärt L. dadurch, dass entweder 
das eingedrungene Virus eine Hülle besitzt, innerhalb welcher es sich teilt 
und vermehrt, oder dass das sich vermehrende Virus reaktiv durch die 
Abwehrmafsregeln des Zellplasmas eingeschlossen wird. Die Einschlüsse, 
welche dem Zellkern aufsitzen oder im Plasma liegen können, weisen ver- 
schiedene Struktur auf. Ihre Bestandteile sind verschieden gross und ungleich 
stark gefärbt, diese sind nach L. als Elementarformen des Virus aufzufassen. 
L. ist zu der Annahme geneigt, dass im Laufe der Entwicklung die Einzel- 
körnchen miteinander verschmelzen können und sich zu neuen Formen an- 
ordnen. In Abstrichen von Trachomfällen fand L. nicht selten Gruppen von 
feinen Stäbchen, die er mit dem Trachomvirus zusammen als «synergetische 
Symbionten- nach Prowaczek bezeichnet. Die Einschlüsse fand L. sowohl 
in der Übergangsfalte und im Tarsalteil, als auch in der Bulbusbindehaut. 
dagegen wurden solche im Paunus von ihm vermisst. An zwei Fällen konnte 
L. die Anfangsstadien der Infektion in der Epithelzelle verfolgen. Als ersten 
positiven Befund sah L. feinste, intensiv blau gefärbte, im Plasma liegende 
Körnchen, mehrere davon erschienen als Doppelkörnchen. In älteren Präparaten 
fand L. die «Initialformen» vermehrt, ausserdem zahlreiche Doppelkörnchen 
mit fädigem Bindeglied. Die ersten typischen Einschlüsse wurden von L. bei 
einem 15 Tage alten Trachom beobachtet, in Form von dem Kern anliegenden 
Kappen. Alle diese Formen von den allerfeinsten Körnchen bis zur Kappen- 
bildung des polymorphen Trachomvirus vermitteln nach L.s Auffassung die 
Infektion. 

Köllner (266) hat die engen Beziehungen, welche zwischen der Allergie 
der Ekzematösen für die Stoffe der Tuberkelbazillen und der Neigung zu den 
ekzematésen Augenerkrankungen bzw. zu skrophulösen Integumentveränderungen 
überhaupt bestehen. mit Hilfe der Deycke-Muchschen Partialantigene, 
welche wenigstens eine getrennte Anwendung der Eiweiss- und Feitstoffe der 
Bazillen unter Ausschaltung der Toxine gestatten, einer Prüfung an 140 Ekzem- 
fällen unterzogen. Es ergab sich, dass die Partigen-Intrakutanreaktion in 
keinem Falle vollkommen negativ (die zum Vergleich vorgenommene Pirquetsche 
Kutanprobe war in 95,5°/, der Fälle positiv) ausfiel. Die Mehrzahl der Fälle 
hatte eine mittlere Empfindlichkeit, doch kamen sowohl nahezu anergische, als 
auch hochempfindliche vor. Die durchschnittliche Partigenempfindlichkeit der 
Ekzeme unterschied sich prinzipiell in keiner Weise von derjenigen gutartiger 
Taberkulosen, gleichgültig welcher Art. Im grossen und ganzen ging auch 
die Stärke der Partigenreaktion mit der Stärke der Pirquetschen Probe 
parallel. Schwere Ekzeme zeigten eher eine Neigung zu höherer Reaktion, 
und eine Steigerung des Partigen-Intrakutantiters fand sich ebenfalls gerade 
bei den Fällen, welche eine Verschlechterung zeigten.. Demnach besteht 
offenbar ein gewisser Parallelismus zwischen der Stärke der Partigenreaktion 
und der Neigung zum Ekzem. Dieses Ergebnis stimmt mit den Beobachtungen 
überein, welche bei der Tuberkulinbehandlung der Skrophulose gemacht worden 
eind und es entspricht auch dem Auftreten des Ekzems nach Masern: auch 


110 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


hier treten die Phlyktänen nicht während der kurzen Periode der Tuberkulin- 
anergie auf, welche dem Exanthemausbruch folgt, sondern in der nachfolgenden 
Zeit, in welcher die Tuberkulinempfindlichkeit wieder ansteigt. Die Versuche 
mit Partigenbehandlung stimmen damit ebenfalls überein; denn in 3 schweren 
Fällen von Hornhautekzem trat eine so deutliche Verschlechterung des Prozesses 
ein, dass die Behandlung abgebrochen werden musste. Die Steigerung der 
Allergie war dabei in zwei Fällen wieder deutlich. In diesen Versuchen 
darf keine abfällige Kritik über den Wert der Partigenbehandlung bei der 
Tuberkulose erblickt werden, nur erscheint sie für das Ekzem gerade wegen 
dessen Beziehungen zur Hautallergie wenig geeignet. Man wird daher in 
Zukunft auch bei der Tuberkulinbehandlung der Ekzeme der Hautallergie 
eire grössere Beachtung schenken und Steigerungen vermeiden müssen. Da 
nach den Untersuchungen weniger der absolute Grad der Allergie als vielmehr 
ihre Steigerung einen nachteiligen Einfluss auf das Ekzem hat, erklärt sich 
vielleicht hieraus zum Teil die Bevorzugung des Kindesalters beim Ekzem, 
sowie Eigentümlichkeiten, wie das periodische Auftreten im Frühjahr. Letzterem 
würde dann möglicherweise eine periodische Steigerung der Empfindlichkeit 
des Organismus in dieser Jahreszeit gegenüber bakteriellen Stoffen überhaupt 
zugrunde liegen. K. 

Lundsgaard(270) sah einen Fall von phlyktänulärer Kerato- 
konjunktivitis mit Perforation derkornea während eines An- 
falles von Erysipelas heilen. Ein 16jähriger Junge mit Lupus 
vestibulorum nasi und Adenitis tuberculosa behaftet, wurde ein halbes Jahr 
lang wegen des rechten Auges mit grossen Randphlyktänen und Limbus- 
ulzerationen sowie Perforation der Komea mit Irisprolaps erfolglos behandelt. 
Er bekam alsdann ein Erysipelas faciei, wonach alle Augenerscheinungen in 
weniger als einer Woche schwanden. Der Jrisprolaps nahm ab und wurde 
von einer Bindegewebsschicht bedeckt. Die Hautulzeration wurde nicht 
sichtbar beeinflusst. 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. 
Ref: Ossowski. 

274) Düring: Herpes corneae febrilis bei Malaria. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 60. März 1918. S. 368. Ref. s. Nr 163. 

*275) Fuchs: Zur Anatomie des Staphyloma corneae. Graefes Arch. f. 
Ophthalm. Bd. 95. H. 3. S. 216. 

*276) Fuchs: Uber Faltung und Knickung der Hornhaut. Graefes Arch. f. 
Ophthalm. Bd. 96. H. 3—4. S. 135. 

*277) v. Hippel: Weiterer Beitrag zur Kenntnis seltener tuberkulöser Er- 
krankungen. 3. Ein Fall von tuberkulö-sem Hornhautgeschwür. Graefes Arch. f. 
Ophthalm. Bd. 95. H. 3. S. 255. 

275) Lundsgaard: Phlyktänuläre Kerato-Konjunktivitis mit Perforation der 
Kornea wiihrend eines Anfalles von Erysipelas geheilt. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 60. April— Mai 1918. S. 651. Ref. s. Bindehaut. Nr. 270, 

*279) Meller: Zur Ätiologie der Keratitis pustuliformis profunda. Zentralbl. 
f. prakt. Augenheilk. Jan. —Febr. 1918, 

*280) Rönne: Ein Fall von Keratitis diseiformis. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 60. April—Mai 1918. S. 652. 

*251) Stock: Daa Ulcus serpens corneae. Zeitschr. f. ärztl. Fortbildung. 1918. 
Nr. 9. S. 229. 





XiV. Hornhaut und Lederhaut. 111 


*282) v. Szily, A.: Epithelstreifenerkrankung der Hornhaut. Ein neues 
Krankheitsbild auf neurotischer Grundlage. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 
5.—6. 8. 1918. 


v. Hippel (277) berichtet über einen Fall von tuberkulösem 
Hornhautgeschwür mit mehreren, zum Teil auf die Hornhaut über- 
gegangenen Randphlyktänen. Mehrmaliges Tuschieren mit Jodtinktur hielt 
den Fortschritt des Prozesses nicht auf. Trotz ausgeführter Bindehautdeckung 
von beiden Seiten her kam es zur Perforation des Ulkus, wonach Besserung 
eintrat. Nach ausgeführter optischer Iridektomie S = !/,,. Die mikroskopische 
Untersuchung der Konjunktiva ergab nichts Charakteristisches für Tuberkulose, 
dagegen fand H. in dem Hornhautgeschwür und zwar an den Stellen, an 
denen die Iris den Grund des Geschwüres bildete, ein Granulationsgewebe 
mit typischen Epitheloidzellen und grossen Langhansschen Riesenzellen. 
Die Iris selbst und die übrigen Augenhäute waren frei von jeder tuberkulösen 
Veränderung. Tuberkelbazillen konnten nicht nachgewiesen werden. Nach 
dem klinischen sowie anatomischen Befund nimmt H. an, dass es sich in 
seinem Falle um ein primäres tuberkulöses Hornhautgeschwür handelt. 


Fuchs (275) behandelt die anatomischen Verhältnisse beim 
Staphyloma corneae. Für die Form des Irisvorfalles ist nach F. die 
Grösse und Lage, sowie die Gestalt des Randes der Durchbruchsöffnung mals- 
gebend. Bei der histologischen Untersuchung der vorgefallenen Iris unter- 
scheidet F. 5 Stadien: 1. Die frische entzündliche Infiltration, die sich durch 
starke Füllung der Irisgefässe, ödematöse Schwellung des Gewebes und durch 
ein feines Netzwerk geronnenen Fibrins mit eingestreuten zelligen Elementen 
auszeichnet. Das zweite Stadium ist charakterisiert durch das Auftreten von 
Fibroblasten und der neugebildeten Gefässe. Im dritten Stadium entwickelt 
sich aus den Fibroblasten Bindegewebe. Die gleiche bindegewebige Um- 
wandlung vollzieht sich auch in dem die Iris umhüllenden Exsudat. Im selben 
Stadium wuchert das Epithel über die Iris und über das sich organisierende 
Exsudat. Häufig ist das Epithel darüber zystisch entartet oder stellenweise 
zu Bläschen abgehoben. Bei Abschnürung einzelner Epithelfortsätze komnit 
es zu zystischen Bildungen im Staphylom. Im vierten Stadium entsteht durch 
Zunahme des Bindegewebes und weitere Umwandlung desselben allmählich 
das fertige Staphylom. Die oberflächenparallele Anordnung und Vermehrung 
der Bindegewebsfasern, sowie die Entwicklung der Lamellen sind ähnlich 
wie bei der Hornhaut. Das fünfte Stadium umfasst die degenerativen Vorgänge, 
welche sich bei längerem Bestehen des Staphyloms einstellen und die teils 
durch die ungünstigen Ernährungsverhältnisse des Narbengewebes, teils durch 
den gesteigerten Druck verursacht werden. Den ungünstigen Ernährungs- 
verhältnissen schreibt F. die Abnahme der zelligen Elemente zu, so dass im 
Stapbylom kern- und strukturlose Bezirke entstehen, sowie Kalk und Hyalin 
abgelagert werden. Infolge weiterer Ernährungsstörung wird das Epithel 
zystös und blasig abgehoben, es kommt stellenweise zu wirklicher Nekrose, 
die zu sogenannten atheromatösen Geschwüren führt, die nicht selten mit 
Infektion des Augeninneren und Panophthalmitis endigen. Durch den erhöhten 
Druck wird eine allgemeine Verdünnung und Vorwölbung des Staphyloms 
bewirkt und seine Abgrenzung gegen den erhaltenen Hornhautrand verwischt. 
Bei fortschreitender Degeneration wird die erhaltene Hornhaut ektatisch und 
undurchsichtig, so dass man ein Totalstaphylom vor sich zu haben glaubt. 
Bei nicht entzündlichem Vorfall der Iris wird dieselbe von einer zarten 


1]? Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Bindegewebslage überzogen, so dass sie dauernd nachgiebig bleibt und eine 
vorgewölbte Stelle der Augenwand bildet. Die Sklera nimmt in älteren 
Fällen an der Ausdehnung der Hornhaut in Form umschriebener Ektasie 
oder allgemeiner Ausdehnung teil. Die [ris wird an die Hornhaut angepresst 
und ihr Stroma dadurch zum Schwinden gebracht. Der Ziliarkörper zeigt 
in allen Fällen eine so hochgradige Atrophie, dass die Ziliarfortsätze fast 
verschwinden. Nicht selten sind sie umgekehrt sehr verlängert, weil sie 
durch Zonulafasern nach dem Augeninneren gezogen werden. Die Linse fehlt 
häufig bei grossen Staphylomen oder sie bleibt zumeist in geschrumpftem 
Zustand nur an die Hinterfläche des Staphyloms angewachsen. Der Glaskörper 
wird bei entzündlicher Reizung des Augeninneren in geringem Malse zellig 
infiltriert. Die Aderhaut wird bei Eintriti des Durchbruches gewöhnlich ab- 
gehoben, bei Drucksteigerung wird sie wieder angelegt. Bei frischen Iris- 
vorfällen finden sich in der Netzhaut Falten; in den meisten Fällen aber 
besteht leichte Reizung der Retina in Form einer Periphlebitis. Als Spät- 
veränderungen der Netzhaut kommt die Ausziehung des vorderen Netzhaut- 
randes über die Ora serrata vor. Dagegen wird Netzhautablösung beim 
Staphylom selten beobachtet, falls aber eine solche eintritt, dann als Folge 
von Sehwartenbildung nach Endophthalmitis. In allen Fällen tritt Atrophie 
der Netzhaut ein, als deren Ursache F. die Drucksteigerung und die Ver- 
schiebung der Netzhaut gegen die Aderhaut nach Austritt einer grösseren 
Menge von Augeninhalt anspricht. Die Papille wird in frischen Fällen infolge 
Druckherabsetzung geschwollen, in alten Fällen wegen Drucksteigerung ähnlich 
wie bei Myopie verzogen und exkaviert gefunden. 


Fuchs (276) teilt seine Erfahrungen über Faltung und Knickung 
der Hornhaut, wie sie zuweilen während und nach der Staroperation durch 
Umklappen des Hornhautlappens vorkommt. Eine Infektion nach Umklappen 
des Hornhautlappens während der Operation sah F. in keinem seiner Fälle, 
während dort, wo die Umklappung nachträglich erfolgte, und mindestens 
einige Stunden bestanden hat, eine Sekundärinfektion eintrat. In 2 von F. 
operierten Fällen hatte die Knickung der Hornhaut eine dauernde Trübung 
mit Beeinträchtigung des Seherfolges hinterlassen. Vollständige Umklappung 
des Hornhautlappens während der Nachbehandlung sah F. in 4 Fällen, dazu 
kommt ein Fall von Meller. In 3 Fällen kam es zu Panophthalmitis und 
Enukleation, in einem Falle zu einer plastischen Iritis, und in einem Falle 
erfolgte die Heilung ohne Zwischenfall. Die anatomischen Veränderungen 
gestalten sich nach F.s Untersuchungen folgendermalsen: Die Faltung der 
vorderen Hornhautschichten betrifft weniger die Oberfläche der Hornbaut als 
die Bowmansche Membran, denn das Epithel gleicht die dadurch ent- 
standenen Unebenheiten nach Möglichkeit aus und auch die unter der Membran 
liegenden Hornhautlamellen nehmen an der Faltung in viel geringerem Grade 
teil. Die gewöhnliche Form von Faltung der Bowmanschen Membran 
ist die, dass in unregelmälsigen Abständen Falten spitzwinklig nach hinten 
vorspringen, zwischen denen sich die Membran flach kissenförmig vorwölbt, 
An der Stelle der Falte besteht eine etwas starke Färbung der Membran 
und der angrenzenden Hornhautlamellen mit sauren Farbstoffen und entweder 
Fehlen oder Vermehrung der Kerne in den oberflächlichsten Hornhautschichten. 
Bei 3 weiteren Fällen, bei denen es sich um eine Faltung durch Knickung 
handelt, da der umgeklappte Lappen sofort reponiert wurde, fehlen Parenchym- 
veränderungen, die mit der Faltung in Verbindung zu bringen wären. In 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. | 113 


6 Fällen, in denen die Knickung durch starke Aufstellung des Lappens infolge 
der klaffenden Wunde zustande kam. musste 5 mal enukleiert werden, in 
dem 6. Falle wäre es wohl auch zur Enukteation gekommen, -wenn-Pat. nicht 
an einer Lungenentzündung gestorben wäre. In.4 Fällen war die Hornhaut 
an der Stelle der Knickung eitrig infiltriert. Die Intiltration sitzt in den 
tieferen Schichten der Rinne, während der Grund der Rinne fast frei von 
Leukozyten ist. Nach F. ist die Hornhautinfiltration primär ohne Zusammen- 
hang mit der Entzündung des Augeninneren. wahrscheinlich infolge der mit 
der Knickung verbundenen Schädigung des Epithels. 


Rönne (280) beobachtete einen Fall von Keratitis disciformis. 
Unmittelbar nach Läsion der Hornhaut durch Metallsplitter entstand eine 
kreisrunde, scheibenförmige Trübung im Korneaparenchym ohne Epitheldefekt. 
Unter der Behandlung klärte sich das Zentrum auf, so dass eine ringförmige 
getrübte Randpartie und ein deutlicher Zentralpunkt vom Aussehen einer 
Keratitis disciformis zurückblieb. Der Fall erinnert an die von Meller 
beschriebenen ringförmigen Trübungen, die nach Mellers Ansicht von einer 
Knickung der Hornhautlamellen herrühren sollen. 

Einen Beitrag zur Ätiologie der Keratitis pustuliformis 
profunda liefert Meller (279). Ein 30jähriger Landsturmarbeiter bekam 
3 Tage nach (regenfliegen eines Steinsplitters ins linke Auge eine heftige 
Entzündung an diesem Auge und später entzündete sich auch das rechte Auge. 
Befund war folgender: Rechtes Auge ziliar injiziert. Äussere Hornhauthälfte 
diffus getrübt, auf der Hornhautmitte tiefliegendes gelbliches Infiltrat, in 
dessen Umgehung gleichartige kleinste Infiltrate sichtbar sind. Kammerwasser 
getrübt, Iris verfärbt, Papille eng. L. Auge heftig injiziert. Hornhaut 
hauchig getrübt, zentral findet sich tief im Parenchym eine scheibenförmige 
Trübung. Hypopyon 1!/, mm, Iris stark hyperämisch, verfärbt, Pupille eng. 
Trotz Atropin, heissen Umschlägen und Milchinjektionen verschlimmerte sich 
der Zustand. Durch die Wassermannsche Blutuntersuchung, deren Ausfall 
stark positiv war. erkannte man die Krankheitsursache. Nachträglich gestand 
Pat. eine luetische Infektion vor 9 Jahren. Durch eine sofort eingeleitete 
kombinierte Quecksilber-Neosalvarsankur gingen die Entzündungserscheinungen 
zurück mit Visus R = "ji, L = °/;,. M.s Fall erscheint ihm besonders 
wertvoll deswegen. weil er zeigt, dass eine solche durch Syphilis hervor- 
gerufene eitrige Keratitis ganz das Bild der Keratitis pustuliformis profunda 
bieten kann. Es soll daher in keinem Fall dieser Erkrankung eine energische 
kombinierte Quecksilber - Salvarsankur verabsäumt werden, zumal, da die 
Prognose nach den Fuchsschen Erfahrungen bei rein lokaler Behandlung 
durchaus ungünstig ist. 

Stock (281) behandelt die Therapie des Ulcus serpens corneae, 
soweit sie für den praktischen Arzt in Betracht kommt, St. empfiehlt das 
Ulcus serpens, sobald es sich durch Fortschreiten vergrössert und Hypopyon 
in der Vorderkammer aufgetreten ist, der spezialärztlichen Behandlung un- 
verzüglich zuzuführen. 

Unter «Epitbelstreifenerkrankung» wird von Szily (282) an 
der Hand von mehreren Fällen ein neues typisches Krankheitsbild beschrieben, 
wobei auf neurotischer Grundlage zahllose feine, nur an der Lupe nach 
Fluoreszeinfirbung sichtbare, sich mehrfach überkreuzende 
Striche und Bogen von überaus wechselnder Anordnung im 
Epithel entstehen. Besonders charakteristisch ist der rasche Wechsel des 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenbeilkunde. Vill 


114 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


klinischen Aussehens. Das anatomische Sulstrat besteht aus leichter Auf- 
splitterung der Deckschicht, sowie Vakuolenbildung in und zwischen den 
Zellen. Die Übereinstimmung mit der Anordnung der feinsten Nervenfäserchen 
im basalen und intraepithelialen Plexus macht es wahrscheinlich, dass die 
Ursache dieser nachweisbaren lokalen äusseren Ursachen entbehrenden Er- 
krankung hier zu suchen sei. Die vitale Färbung entsteht durch Veriinde- 
rungen im Epithel entlang der erkrankten Nervenfäserchen. Es wird der 
heuristische Gedanken angeregt, auf Grund des klinischen Bildes und der 
Struktur und Verteilung der Nerven in aer Hornhaut folgende Beziehungen 
unter den neurotisch bedingten Hornhauterkrankungen herzustellen: Keratitis 


neuroparalytica — Läsion der Hauptstämme, Herpes corneae und 
Keratitis dendritica — Läsion einzelner Propriaäste, Epithel- 
streifenerkrankung -- Läsion des Plexus subepithelialis und intra- 


epithelialis, neurotisch bedingte feinpunktierte Epithelerkrankung 
— Läsion der feinsten intraepithelialen Endzweige und Endkörperchen. K. 


XV. Iris (Pupille). 
Ref: Kimmel]. 


*283) Gilbert: Uber tuberkulése Gefässhautentzündung. Ophthal. Gesell-ch- 
zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*284) v. Herrenschwand: Uber verschiedene Arten von Heterochromia iridis. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 467. 

*285) v. Hippel: Welterer Beitrag zur Kenntnis seltener tuberkulöser Er- 
krankungen des Auges. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. S. 255. 

*286) Hoessly: Das Verhalten der Pupillen beim traumatischen Hirndruck. 
Mitteil. aus d. Grenzgeb, d. Medizin u. Chirurg. Bd. 30. 8. 1. 

*287) de Kleijn u. Magnus: Sympathikuslahmung durch Abkühlung des 
Mittelohres beim Ausspritzen des Gehörgangs der Katze mit kaltem Wasser. 
Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. S. 368. 

*288) Koeppe: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe und dem 
Hornhautmikroskop. X. Über die Spezifität der einzelnen Beschlägeformationen 
der Hornhauthinterfliiche be: einigen Iriserkrankungen im Bilde der Nernstspalt- 
lampe nebst Bemerkungen iiber das dabei zu beobachtende Verhalten des Kammer- 
wassers. (Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. S. 199. 

*289) Krueger: Drei Beobachtungen einseitiger reflektorischer Pupilienstarre. 
Neurolog. Zentralbl, Bd. 37. N. 276. 

*290) Mayer: Nicht luetisch bedingte reflektorische Pupillenstarre? Neurolog. 
Zentralbl. Bd. 37. S. 274. 

*291) Nicolai: Über den Dilatator pupillae. Niederl. ophthalm. Gesellsch. 
%.— 10. Juni 1917. Ber.: Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd.60. S.398. 

*292) v. Pflugk: Beiträge zur Pupillenbewegung. Arch. f. wissensch. u. prakt. 
Tierheilk. Bd. 44. Suppl. 

*293) Reitsch u. Röper: Schussverletzung des unteren Halsmarks, günstiger 
Operationserfolg. Einseitige willkürliche Puplllenerwelterung. Neurolog. Zentralbl. 
Bd. 37. S. 98. 


v. Herrenschwand (284) beschreibt verschiedene Arten von 
Heterochromie der Iris. Zunächst hebt er die von Fuchs genau 
beschriebene Art hervor, die mit Beschlägen und Star einhergeht. Der 
Unterschied der hellern Iris gegenüber der dunklern beschränkt sich nicht 


XV. Iris, Pupille. 115 


nur auf die Farbe. sondern auch anf die Anordnung des Gewebes. Während 
man in der normalen hellen Iris zwischen den einzelnen Gefässen das Pigment- 
blatt durchschimmern sieht, ist es bei der krankhaft hellen Regenbogenhaut 
nicht so deutlich wahrzunehmen, die Gefässe treten weniger deutlich hervor, 
so dass das Ganze ein mattes stumpfes Aussehen bekommt. Auch in der 
Pupillenzone springen die strabligen Bälkchen nicht so scharf hervor, 
das Relief erscheint dadurch weniger scharf ausgeprägt. Am Pigmentblatt 
sind meist Unregelmälsigkeiten sichtbar, indem der Pupillarsaum ausgefranst 
ist. oder oft ganz fehlt. Die Pupille ist oft weiter als die andere, wohl auf 
einen geringen Schwund des Ringmuskels zurückzuführen. Die Entstehung 
ist wahrscheinlich so. dass in der frühesten Kindheit oder vor der Geburt 
irgendeine Schädigung auf die Eutwicklung des mesodermalen Pigmentblattes 
iler Iris wirkt und oft in späterer Zeit eine schleichende Entzündung hervor- 
ruft. Aus einer Zusammenstellung von 15 Fällen ergibt sich, dass die Eltern 
meist verschieden gefärbte Augen hatten, das männliche Geschlecht überwiegt. 
Meist ist Star vorhanden, vielfach auch die Zeichen der Zyklitis, darunter 
auch einige Male Glaskörpertrübungen. Eine andere Art von Hellfärbung 
der Iris eines Auges ist die durch Lähmung des Sympathikus bedingte. 
Diese ist vollständig frei von den andern Erscheinungen der ersten Art, 
nämlich Star usw. Es gelang in kurzer Zeit, 13 Fälle hiervon zu sammeln, 
so dass die Seltenheit nicht allzu gross ist. Stets fanden sich die Zeichen der 
Sympathikuslihmung. Das Gefüge der Iris unterscheidet sich bei dieser Form 
von der sogen. Fuchsschen Heterochromie, indem bei der letzteren die Iris 
nur der Farbe nach der hellen Iris gleicht, durch: ihr derberes Gefüge aber 
mehr mit der dunkeln übereinstimmt. Bei der andern Art dagegen ist die 
vordere Grenzschicht mangelhaft oder gar fehlend. Dadurch ist es ermöglicht, 
in die tiefern Schichten hineinzusehen, so dass dadurch das Relief belebt wird. 
Die hellere Iris entspricht dem Aussehen der dunklen an den tiefern Stellen, 
die man durch Krypten erkennen kann, nur dass hier eben die vordere stark 
pigmentierte Grenzschicht fehlt. Da nur selten Sympathikuslähmung und 
Entfärbung der Iris zusammenfallen, so muss noch ein besonderer Punkt im 
Spiele sein. Die Lähmung scheint nur dann Einfluss auf die Farbe des Auges 
zu haben, wenn ihre Wirkung zu oder vor der Zeit der Entwicklung der 
vordern Grenzschicht einsetzt. 

Nicolai (291) bestreitet die muskulése Natur der Henleschen Membran 
und glaubt als Dilatator pupillae gewisse Gebilde im Irisstroma nahe 
dem Sphinkter ansprechen zu können, die er dargestellt hat. 


Köppe (283) macht in dieser Arbeit die Beschläge der Horn- 
hauthinterfläche zum Gegenstand seiner Untersuchungen mit der Nernst- 
spaltlampe. Gewissermafsen die Urform ist die weisse Blutzelle, die als 
gleichmalsig scharf begrenztes grauweisses Scheibchen auftritt, und zwar im 
allgemeinen in 2 verschiedenen Grössen, deren eine das Doppelte der andern 
beträgt. Die grossen und kleinen sicht man bei allen Fällen von Iritis oder 
Iridozyklitis, meist im Beginn, hauptsächlich in der untern Hornhauthälfte. 
Rote Blutzellen sind im frischen Zustand rundlich, ziegelvot, ziemlich scharf 
begrenzt. Sie haben etwa die Grösse der kleineren der weissen Blutzellen- 
beschläge. Sie finden sich nach Prellungen und andern Verletzungen sowie 
bei Iriten. Ebenso wie die weissen können sie auch im Kammerwasser auf- 
treten. Als 3. Form sind die Pigmentzellen zu nennen, die ausser bei Glaukom 
bei Iriten usw. sich fi"den, meist erst im spätern Verlauf. Zerfallsformen 


VII” 


116 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


dieser geformten Bestandteile finden sich in verschiedener Form. Hämosiderin 
ist bräunlich oder schwarz und ist amorph oder kérnig, oder auch klein- 
schollig. Es ist an der Hornhauthinterfläche selten, ebenso wie das Häma- 
toidin, das feine Körnchen oder Kristalle (rhoinbische Tafeln oder Nadeln) 
von braunroter Farbe bildet. Vereinzelt findet sich Cholesterin, ebenfalls als 
Umwandlungsprodukt bei alten Blutungen. Weisse Blutzellen und Pigment- 
zellen zerfallen ebenfalls, indem ihre Begrenzung unscharf wird. Ferner 
unterscheidet K. Tröpfchenlieschläge, wie bei einer mit Wasserdampf be- 
schlagenen Glasplatte. Sie bilden ziemlich grosse graugelbe Kreischen, grösser 
als die grossen weissen Beschlägepunkte, sie bestehen wohl aus noch nicht 
geronnenem Fibrin. Sie finden sich bei jeder Iritis. Aus ihnen gehen wohl 
hervor die Faser-, Sternchen- und Klümpchenbeschläge Die Staubbeschläge 
können aus Zerfallsteilen der weissen Blutzellen. Blutplättchen und staub- 
förmigen Fibrinteilchen bestehen. Gelegentlich bilden sich noch Beschläge 
um feine Fremdkörper. Bei Prellungen finden sich rote Blutzellen, neben 
weissen Pigmentschollen, später Fibrinbeschläge staubförmiger Art, und die 
Umwandlungs- und Zerfallsprodukte dieser Bestandteile. Auch nach Operationen 
besteht ein ähnliches Bild. Lues, Tuberkulose und sympathische Entzündung 
bieten in der Form und Anordnung ihrer Beschläge eine weitgehende Ähn- 
lichkeit, besonders die beiden letztern. Hierbei treten frühzeitig neben 
kleinen weissen Blutzellen tröpfchen-, faser-, sternchen- und klümpchenförmige 
Beschläge auf, deren beiden leizte Formen zuweilen schon im Anfang, be- 
sonders aber in der Mitte des Verlaufs das Bild beherrschen. Diese beiden 
letzteren Formen fehlen auch bei der syphilitischen Iritis für längere Zeit, 
so dass hier die andern Beschlägeformen vorherrschen. Eine andere Gruppe 
bilden die rheumatischen, gonorrhoischen, traumatischen Iritiden, sowie die 
nach Uicus serpens. Hierbei finden sich lange Zeit allein trépfchen- und 
staubförmige Beschläge, die hei den Entzündungen nach Verletzung und nach 
Ulcus serpens so sehr das Bild beherrschen. dass die Hornhauthinterfläche an 
eine völlig verstaubte Glasplatte erinnert. 

v. Hippel (285) bringt weitere Beiträge zurKenntnisseltener 
tuberkulöser Erkrankungen des Auges. Zunächst beschreibt er 
einen Fall, der nach der Vorgeschichte und dem Allgemeinbefund (Bronchial- 
drüsentuberkulose) sowie dem Ausfall der Tuberkulinreaktion an einer schnell 
unheilvoll verlaufenden tuberkulösen Uveitis litt. Es trat schnell Er- 
blindung ein. In der Iris verstreut Plasmazellen und Lymphozyten. In der 
Aderhaut entzündliches Gewebe, bestehend aus Epitheloidzellen, Riesenzellen, 
Lymphozyten und Plasmazellen. Keine typische Knotenbildung, nur angedeutet. 
Riesenzellen und Epitheloidzellen enthalten Pigment, das wobl aufgenommen 
ist. Die Wucherung ist durch die Glaslamelle durchgebrochen, so dass der 
Hanptteil nach innen zu liegt. Netzhaut abgelöst. Ähnlichkeit mit sympathisieren- 
der Entzündung kaum vorbanden. Bazillennachweis nicht gelungen. Die Er- 
krankung ist mit überwiegender Wahrscheinlichkeit tuberkulös, 


Gilbert (283) bespricht die von ihm mehrfach bei chronischer Uveitis 
zum Teil nach Tuberkulininjektion beobachteten Tuberkulide der Regen- 
bogenhaut, die sich von den gewöhnlichen Tuberkelknötchen nicht nur 
durch ihre besondere Kleinheit und Zartheit, sondern auch durch ihr flüchtiges 
Kommen und Gehen binnen weniger Stunden unterscheiden. An sich nicht 
häufig zu beobachten sind sie, wo sie auftreten geeignet, die Ätiologie unklarer 
Fälle von chronischer Uveitis zu klären. Nach kurzem Eingehen auf die 


XV. Iris, Pupille. 117 


uncharakteristische Iritis diffusa tuberculosa, die im Sinne der heutigen 
Pathologie «als perifokale Entzündung» in der Umgebung des Kernes der 
tuberkulösen Neubildung aufzufassen ist, wendet sich der Vortragende zur 
tuberkulösen Chorioiditis. Obgleich es sich bei der Mehrzahl der Kranken 
um kräftige anscheinend gesunde Menschen handelt, bei denen ein häufigeres 
Kreisen der Bazillen in der Blutbalın nicht gerade wahrscheinlich ist und 
obgleich entsprechende Tierversuche negativ ausfielen, muss für die Schübe 
und Verschlechterungen des Leidens die Möglichkeit der Verbreitung durch 
wiederholte Metastasierung zugegeben werden. Ebenso häufig ist aber sicher 
die weitere Ausbreitung per continuitatem. Gelegentlich beobachtet man bei 
disseminierter tuberkulöser Chorioiditis als leichtere begleitende meningitische 
Erscheinung hartnäckigen Kopfschmerz. Falls die Chorioiditis von Neuritis 
begleitet wird, ist diese nicht sekundär, sondern auf direkte Metastase im 
Sehnervenstamm zurückzuführen. Anatomisch handelt es sich um reine primäre 
Chorioiditis, bei der die sekundären Veränderungen am Pigmentepithel und 
den äusseren Netzhautschichten oft auffallend gering sind, so dass von einer 
eigentlichen primären Chorioretinitis nicht die Rede sein kann. K. 


Hoessly (286) bringt eine ausführliche Arbeit über das Verhalten 
der Pupillen beim traumatischen Hirndruck. Es kommen auf 
beiden Augen weite Pupillen vor, andererseits ungleiche, einseitige Pupillen- 
erweiterung. Jede einseitige Pupillenänderung beruht auf einseitiger infra- 
nukleärer Leitungsunterbrechung, nicht auf supranukleiärer Beeinflussung, die 
nur gleiche Pupillenweite bewirkt. Bei Beginn gesteigerten Hirndrucks ver- 
engen sich die Pupillen, während sie bei starkem Druck sich erweitern. 
Eine Reihe von Beobachtungen lässt feststellen, dass sich auf der Seite der 
Mydriasis die Ursache hierfür in Form eines drückenden Hämatoms fand. In 
einigen Fällen war der III. Nerv direkt mit hoher Wahrscheinlichkeit 
geschädigt. Reine Schädigung der Pupillenäste ohne sonstige Beteiligung des 
Okulomotorius zeigte 1 Fall. 5 Beobachtungen waren dadurch von Wichtig- 
keit, dass auch hier die weite Pupille auf der Seite des stärkern Drucks 
(Hämatoms) zu finden war, dass aber vor allem im Augenblick der Druck- 
entlastung die vorher weite Pupille eng und beweglich wurde. Stieg der 
Hirndruck wieder, so wurde auch die Pupille wieder weit. Eine direkte 
Verletzung des III. Nerven ist ‚auszuschliessen, da die Änderung nicht so 
schnell hätte eintreten können, vielmehr kann es sich nur um Druckwirkung 
handeln. Dass die Äste für die Pupillenbewegung besonders empfindlich zu 
sein scheinen, muss man auf Grund vielfacher Beobachtungen annehmen. Für 
eine Reizung des Sympathikus spricht nichts. Vielmehr ist die einseitige 
Pupillenerweiterung beim lokalen Hirndruck auf eine Lähmung der Irisäste 
des Okulomotorius zurückznführen. Diagnostisch ist wichtig, dass das Hämatom 
so gut wie stets auf der Seite der Pupillenerweiterung sass. In verschiedenen 
Versuchen an Tieren wird die klinische Beobachtung bestätigt. Die auf der 
andern Seite bestehende Verengerung der Pupille ist als konsensuelle Pupillen- 
reaktion infolge vermehrten Einfalles von Licht in das mydriatische Auge 
aufzufassen. Beim allgemeinen reinen Hirndruck, wofür er klinisch eine Be- 
obachtung anführt, besteht doppelseitige Pupillenerweiterung. die nach seinen 
Versuchen auf einer zentral bedingten Reizung des Sympathikus und wahr- 
scheinlich auf einem gleichzeitigen Nachlassen des Turgors des Okulomotorius 
beruht. Dies Verhalten tritt dann ein, wenn durch den allgemeinen Hirn- 
druck eine Blutlecre des Gehirns erzeugt ist, wenn also der Hirndruck den 


118 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenbeilkunde. 


Blutdruck übersteigt. Übergänge zwischen allgemeinem und lokalem Hirn- 
druck kommen wohl stets vor, so dass sich die Erscheinungen vereinigen können. 


v. Pflugk (292) bringt Beiträge zur Pupillenbewegung und 
kommt zu folgenden Schlüssen. Bei niedern Tieren ist die Verschiebung der 
Pupille aus zentraler Lage oder geringer Exzentrizitiit in stärkere exzentrische 
Lage während der Akkommodation nicht selten. Wenn die Tagespupille auch 
bei einer gewissen Zahl von Tiergattungen von der zentralen Kreisform ab- 
weicht. so ist die Dunkelpupille meist kreisrund. Die meist nicht zentral 
gelegene Pupille des Menschen verschiebt sich bei der Akkommodation, meist 
etwas nasenwärts. Die Lichtverengerung geschieht annähernd konzentrisch. 
Eine bei Tageslicht exzentrisch gelegene Pupille wird bei Mydriasis fast 
konzentrisch und kreisrund, so dass die Zusammenzichung der Pupille aus der 
Mydriasis ungleichmälsig erfolgt. 

Reitsch und Röper (293) berichten über einseitige willkür- 
liche Pupillenerweiterung. Es handelte sich um eine Schussverletzung 
des 5.—7. Halswirbels mit anfänglicher linksseitiger Lähmung und Schwäche 
der rechten Seite Durch Laminektomie trat Besserung der rechtsseitigen 
Lähmung ein, ebenso besserten sich die Blasen- und Mastdarmstörungen. Es 
bestand nun Sympathikuslähmung links, auch im Gebiete des Auges. Später 
spastische Lähmung an Stelle der schlaffen. Durch Erheben des linken 
Armes trat stärkste Pupillenerweiterung ein mit Lidspaltenerweiterung und 
Schwitzen der sonst anhidrotischen Gesichtshilfte. Diese Sympatbikusreizung 
ist durch spinale Reizübertragung zwischen 7. Hals- und 1. Brustsegment zu 
erklären. 


Mayer (290) konnte einen Fall reflektorischer Pupillenstarre 
beobachten, der keinerlei Zeichen von Syphilis erkennen liess. 1894 
erlitt der Kranke eine Gehirnerschütterung. Pupillenungleichbeit sollte nach 
Angabe seit Kindheit bestehen. 1899 wurde einseitige reflektor. Starre mit 
sehr geringer Reaktion der andern Pupille festgestellt. Jetzt ‘sind beide 
Pupillen ungleich, sehr eng, reflektor. Starre. Alle Reaktionen auf Syphilis 
waren negativ. Eine Erklärung für die r. Starre ist nicht zu geben, der 
Unfall bat auszuscheiden. da die Starre sich allmählich verstärkt hat. 


Einseitige reflektorische Pupillenstarren gehören zu den 
grössten Seltenheiten und sind bisher nur nach Verletzungen beobachtet. 
Krueger (289) berichtet über 3 Fälle, bei denen keine Verletzung vorlag, 
ebenso fehlten Zeichen einer Schädigung des Okulomotorius. Zwei dieser Beob- 
achtungen hatten Mydriasis und eine geringe Beeinträchtigung der Konvergenz- 
verengerung. Anzeichen für Lues liegen bei den verschiedenen Untersuchungen 
nicht vor. Im 3. Fall war ausser der Pupillenstörung eine Herabsetzung der 
Schmerzempfindung des gleichseitigen Trigeminusgebietes, sowie Steigerung 
der Sehnenreflexe der gleichen Seite vorhanden. Als Sitz der Störungen isı 
wohl das Kerngebiet des Sphincter pupillae anzusehen. 


de Kleijn und Magnus (237) erzeugten bei der Katze durch Aus- 
spritzen des Mittelohrs mit kaltem Wasser eine Svmpathikuslihmung. die 
darin sich äusserte, dass die Nickhaut des Auges vorgezogen wurde. Zuweilen 
trat auch Pupillenverengerung und Verengerung der Lidspalte ein. Die 
Sympathikusfasern für diese Gebiete verlaufen nach de Kleijns Unter- 
suchungen durch das Mittelohr. Mit der Abweichung der Augen und dem 
Nystagmus hat diese Erscheinung nichts zu tun, da sie in andern Zeiten ver- 


XVI. Linse. 119 


läuft, später beginnt und später endigt. Pupillenverengerung ist weniger 
regelmälsig, tritt auch etwas später ein, noch weniger regelmälsig ist die 
Verengerung der Lidspalte. In weitern Versuchen liess sich nachweisen, dass 
das Promontorium bis auf 7,5° abgekühlt sein muss, um die Sympathikus- 
lihmung hervorzurufen; es muss als» auch bei der Auslösung des kalorischen 
Nystagmus zu Temperaturerniedrigungen im Mittelohr kommen, 


XVI. Linse. 
Ref.: Kümmell. 


*294) Fleischer: Uber myotonisehe Dystrophie mit Katarakt. v. Graefes Arch. 
f. Ophthalm. Bd. 96. S. 87. 

2941) Hauptmann: Der heutige Stand von der myotonischen Dystrophie mit 
Katarakt. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 576. Ref. s. Nr. 165. 

*295) v. Hippel: Weiterer Beitrag zur Kenntnis seltener tuberkulixer Er- 
krankungen des Auges. 2. Tuberkulöse Erkrankung der Linse. v. Graefes Arch. 
f. Ophthalm. Bd. 95. S. 257. 

*206) Meisel: Uber einen Fall von Stichverletzung der Linre mit rezidi- 
vierender Entzündung in der Linse. Inaug.-Di-sert. Heidelberg 1918. 

*297) Stock: Zonulotomie. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 389. 

298) Vogt: I. Die Untersuchung der lebenden menschlichen Linse mit 
Gullstrandscher Spaltlampe und binokularem Zeissschem Kornealmikroskop (Henker- 
sche Montierung). Die Diskontinuitit:@achen der normalen menschlichen Linse. 
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

Nach Vogt (298) gestattet das Lichtbündel der Spaltlampe, die Dis- 
kontinuitätsflächen der Linse unmittelbar zu schen, so dass sie nach gegenseitiger 
Lage, nach Zahl. Form und Lichtstärke beurteilt werden können. Es ergibt 
sich auf diese Weise eine Schichtung der Linse aus einer grössern Zahl 
konzentrischer Zonen, etwa ähnlich, wie sie bei der Mazeration zutage tritt. 
Dadurch ist eine topographische Orientierung innerhalb der 
Linsensubstanz möglich geworden. Die Befunde werden für die Linsen- 
pathologie wie für das Studium des noch dunklen Vorgangs der Kernsklerose 
von Bedeutung sein. Die Sagittaldurchschnitte durch die Diskontinuitäts- 
flächen stellen sich als Linien oder Streifen dar. Die Helligkeit, in der diese 
gesehen werden, ist abhängig davon, ob sie in der Richtung des Ausfalls- 
winkels betrachtet werden oder nicht. Da beispielsweise’ der Krümmungs- 
radius der Kernvorderfläche kleiner ist. als der der Linsenvordertlache, fällt 
unter sonst gleichen Bedingungen das Maximum der Reflexion des Linsen- 
oberflächenstreifens in eine etwas andere Sehrichtung des Beobachters, als das 
des Alterskernstreifens, An der Linse des Erwachsenen unterscheiden wir 
ziemlich regelmälsig: 1. Den Vorderkapsel-Epithel-Rindenstreifen. 
3. Den sogenannten Abspaltungsstreifen. Letzterer kommt vornehmlich 
in der Jugend vor und wird im höhern Alter undeutlich. Axial geht er fast 
stets in den erstgenannten Streifen über, seltener ist er dort selbständig. 
3. Der vordere Alterskernstreifen. Er wird meist erst etwa mit 
der Pubertätszeit lichtstark. Helligkeit, Krümmungsradius, sagittale Dicke 
und Sagittaldistanz von der Linsenoberfläche nehmen durchschnittlich mit dem 
Alter zu. In der Jugend ist er oft anfänglich nur peripher nachweisbar. 
Im Alter zeigen die Alterskernvorder- und Hinterfläche häufig ein charakte- 
ristisches axiales Relief, welches nicht mit Katarakt zu verwechseln ist. 


120 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


4.und 5. Erster und zweiter vorderer Embryonalkernstreifen. 
Die zugehörigen Flächen weisen als Naht das aufrechte Ypsilon auf. Die 
5. Fläche ist häufig Sitz. zentraler angeborener Trübungen. — Es folgt das 
sogenannte «zentrale Intervall», das die II. hintere (6) von der II. vorderen (5) 
Embryonalkernfläche trennt, und zwar derart, dass der Sagittaldurchschnitt 
durch diese Zonen Semmelform ergibt. 6. Der zweite hintere Em- 
bryonalstreifen ist bei allen Individuen sehr lichtstark und zeigt als. 
Naht das umgekehrte, auswärtsgegabelte Ypsiion der embryonalen Linse. 
Nicht immer deutlich ist 7. der erste hintere Embryonalstreifen. 
Lichtstärker ist 8. der hintere Alterskernstreifen, ferner 9. der 
hintere Linsenkapsel-Rindenstreifen Alle die aufgezählten: 
Streifen, bzw. Flächen, haben das Charakteristische, dass sie bei demselben 
Individuum auf beiden Augen in gleicher Weise ausgeprägt sind. Vogt 
demonstrierte noch eine Anzahl weiterer Linsenveränderungen. 


Fleischer (294) veröffentlicht im Zusammenhang seine schon an dieser 
Stelle nach Sitzungsberichten referierten Untersuchungen über myotonische 
Dystrophie mit Star. Nach Erörterungen über den klinischen Verlauf 
der von der Thomsenschen Myotonie abgegrenzten Erkrankung, über ihr 
Vorkommen und ihren Verlauf, sowie über die mutmafsliche Pathogenese, 
wofür innersekretorische Störungen verantwortlich zu machen sind, geht er 
auf die seit 1901 in Tübingen beobachteten 38 Fälle ein, zu denen noch 
einige in der Heimat der Erkrankten untersuckte kommen. In ausgedehnten 
Stammbäumen weist er nach, dass die Erkrankung ausgesprochen hereditär- 
familiär-degenerativ ist. Die Allgemeinerscheinungen bestehen in Atrophie 
bestimmter Muskeln des Kopfes, des Halses, der Unterarme, der kleinen 
Handmuskeln, der Zungen- und Kiefermuskeln. Entartung der Schilddrüse, 
allgemeiner Abmagerung, Atrophie der Schlundmuskeln, Star, vasomotorischen 
Störungen, Glatze heim Mann, Störungen im Geschlechtszebiet, Abnahme der 
Intelligenz, psychischen und moralischen Störungen. Die Erkrankung geht 
stets voran nach dem Beginn um das 25. Lebensjahr und führt vor dem 
50. Lebensjahr zum Tode. — Von seiten der Augen besteht Star, auftretend 
im Alter von 25—45 Jahren. Der Star tritt in der oft von sonstigen 
dystrophischen Erscheinungen freien vorhergchenden Generation in etwas 
höherm Alter auf, als in der nächsten, erkrankten, oft sogar als einfacher 
Altersstar in noch höherm Lebensalter. — Ob der Star als Zeichen einer 
latenten Tetanie anzusehen ist, ist nicht sicher, zumal er in der Form von 
dem Star bei dieser abweicht. Da die Erkrankung zweifellos auf inner- 
sekretorische Störungen zurückzuführen ist, so bietet sie für die theoretische 
Betrachtung der Starbildung hohes Interesse, da, wie erwähnt, in vorher- 
gehenden Generationen der Star als einfacher Altersstar auftreten kann, 
während erst später das Krankheitsbild in seiner ganzen Ausbildung mit 
präsenilem Star und den übrigen Allgemeinerscheinungen auftritt. 


Meisel (296) berichtet über einen Fall von Stichverletzung der 
Linse, mit nachfolgender Entzündung, die vorzugsweise die Linse betraf 
und bald besser wurde, sich bald verschlimmerte, so dass schliesslich doch 
die Entfernung des Auges nötig wurde. Pathologisch-anatomisch war die 
Linse von einem jungen Bindegewebe ausgefüllt mit zahlreichen Iymphoiden 
Zellen. Die Erscheinungen an den andern Teilen der Nachbarschaft waren 
verhältnismäfsig gering. Hervorzuheben ist das Bestehen einer Papillitis. 


— — ee mn = 


m — — 


NVIL Glaskörper und Aderhaut. 121 

v. Hippel (295) berichtet über eine tuberkulöse Erkrankung 
der Linse, die ein schon lange verletztes Auge betraf: diese Verletzung 
hat mit der jetzigen Erkrankung keinen direkten Zusammenhang. Es bestand 
in der letzten Zeit eine tuberkulöse Iritis, die zu einer Ablagerung tuber- 
‚kulösen Gewebes auf der vorderen Linsenkapsel geführt hatte, wodurch diese 
durchbrochen war. Die ganze Linse wurde von tuberkulösen Massen umwuchert 
und auch die hintere Kapsel durchbrochen., Die übrigen innern Teile. des 
Auges zeigten keine Zeichen von Tuberkulose, es bestand nur geringfügige 
Endophthalmitis, 

Stock (296) empfiehlt eine kleine Operation, die er Zonulotomie 
nennt. Bei Verletzungen sieht man häufig am Hornhautrande eine Narbe, 
mit der Regenbogenhaut und Linse, oder deren Reste verwachsen sind. 
Würde man die Durchschneidung der Linsenreste ‚machen, so würde, wenn 
überhaupt, die Aufsaugung der Linsenmassen nur sehr langsam vor sich gehen. 
In 2 derartigen Verletzungen ging er so vor, dass er zunächst an der der 
Narbe entgegengesetzten Seite einen Irisausschnitt anlegte. Man sah dahinter 
die stark gespannten Zonulafasern. die die Strahlenlortsätze ganz in der 
Richtung der Narbe zogen. Durch Durchschneidung der Zonulafasern in 
senkrechter Richtung zu ihrem Verlauf zogen sie sieh sebnell zurück, die 
Strahlenfortsätze wurden entspannt — ein Vorteil der Operation für den 
weiteren Bestand des Auges —. während die Linsenreste nach der Narbe zu 
gezogen wurden. Es entstand so eine schöne schwarze Lücke, Sehvermögen 
befriedigend. Der Eingriff ist nicht schwer, der Erfolg sicher. 


XVII. Aderhaut und Glaskörper. 
Ref: Kümmell. 


*299) Ballaban: Zur Entstehung der Netzhautspaltung bei intraokulareny 
Aderhautsarkom. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. N. 318. 

300) v. Hippel: Uber P:eudotuberkulose durch Raupenhaare v. Graefes 
Arch. f. Ophthalm. Bd. 96. N. 364. N. Ref Nr. deo, 

2301) van der Hoeve: Über Panophthalmie Niederl. ophthalm. Gesellsch. 
9.— 10. Juni 1917. Ref. Kln. Monatsbl tf. Augenheilk. Bd. 60. N. 398. 

7302) Koeppe: Klinische Beobachtungen mit der Nern:tspaltlampe und dem 
Hornhautmikroskop. XI. Die normale Histologie des lebenden menschlichen Glas- 
körpers, seiner angeborenen und vom Alter abhängigen Veränderungen im Bilde 
der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd.96. N. 232. 

Fuchs hatte kürzlich zur Erklärung der Spaltbildungen ın der Netzhaut 
durch eine wachsende Geschwulst im Augeninnern angenommen, 
dass der Tumor zunächst mit der äussern Netzhautschicht verwachse und dann 
infolge der Vergrösserung der Oberfläche durch das Wachstum eine Spaltung 
in der Längsrichtung der Netzhaut hervorrufe. Ballaban (299) macht 
darauf aufmerksam, dass diese Erklärung nur für die Fälle passt, in denen 
es wirklich zu einer Verlötung der Geschwulst mit der Netzhaut gekommen ist, 
nicht aber für die Fälle, in denen die Netzhaut in keiner ihrer Schichten 
durchwuchert ist. Hierfür hat er schon früher auf Grund eines Falles eine 
andere Erklärung gegeben. Das Sarkom der Aderhaut war nur in kleiner 
Ausdehnung mit der Netzhaut verwachsen, und dort in 2 Blätter gespalten. 
Auch am Rande dieser Netzhautteilung fanden sich kleine Hohlräume, gleich 
denen der zystoiden Entartung. Es ist anzunehmen. dass anch die Spaltung 


123 Bericht über die: Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


der Netzhaut durch den grössten zystenähnlichen Hohlraum in gleicher Weise 
entstanden ist, indem diese kleinen Zysten aus irgendwelchen Gründen eine 
%esondere Grösse erreicht hatten. 


Nach Besprechung des normalen Aussehens des Glaskörpers (mit 
Hilfe der Nernstspaltlampe) kommt Köppe (302) auf die ange- 
dorenen Veränderungen zu sprechen. Zunächst erwähnt er alabaster- 
ähnliche glänzende Flecke, polygonal oder rhombisch, ohne scharfe Begren- 
zungen. Sie sitzen in der hintern Linsenkapsel. Auf der Kapsel kommen 
ferner Auflagerungen vor, weiss, rund oder eiförmig, auch pyramidenférmig. 
Von ihrer Spitze geht häufig ein Faden glaskörperwärts. Möglicherweise sind 
es Reste der embryonalen und abgeschnürten Linsenkegel. Der «physiologische 
Lenticonus posterior» ist als breite kegelförmige Auflagerung zu sehen. 
Die Kapsel iin Bereich desselben ist grau getrübt. Im Bereich des Grenz- 
raumes nach dem Glaskörper zu finden sich nicht selten Fädchenkomplexe. 
die ein dichtes Fasergewirr bilden können, sie sind wohl Reste des fötalen 
Rete perilenticulare. Auch im Glaskörper selbst können sich Reste des Rete 
finden, meist im Gebiet des innern untern Viertels. — Ferner kommen im 
Glaskörper dichtere und -träbere Fasern vor, ebenso gelegentlich an ciner 
Fasergruppe eine bandartige und in ihrer Breite ziemlich gleichmälsige dichtere 
Graufärbung. -- Um die im Glaskörper befindlichen Komplexe weichen die 
Fasern auseinander; es ist anzunehmen, dass jene auf nicht fertig differenzierte 
Glaskörperfasern oder auf embryonale Gefässreste zurückzuführen sind. Über- 
reste des fötalen Gefässsystems sind als drehrunde Fäden, die locker an die 
Linsenkapsel angeheftet sind, sichtbar. Sie können sich mit andern verbinden. 
Doppelgebilde sind oft vorhanden, vielleicht als Rest der Arterie und Vene. 
Alle diese angeborenen Veränderungen finden sich auffallend häufig beim 
weitsichtig gebauten Auge. Schliesslich wird noch eine angeborene gleich- 
mifsige Punkttrübung des Glaskörpers beschrieben. — Im Alter tritt das 
wellige Relief an der hintern Kapsel viel deutlicher hervor, der Grenzraum 
lässt eine Zunahme seines Tiefendurchnessers erkennen. In der vordern 
Grenzschicht werden die Fasern graulicher, unregelmäfsiger begrenzt und ver- 
dieren den Zusammenhang miteinander. Weiterhin kann sich in der einzelnen 
Faser ein körniger Zerfallsprozess einstellen. Ähnliche Altersveränderungen 
finden sich auch in den tiefern Schichten des Glaskörpers, häufig bilden sich 
tiefe Spaltbildungen in ihm aus. Bei der durch Alter bedingten Synchisis 
scintillans braucht der Glaskörper nicht verflüssigt zu sein; Cholesterin, Tyrosin 
oder Margarin ist dabei nicht beteiligt. 


van der Hoeve (301) züchtete aus einer Panophthalmie einen 
Doppelkokkus, der dem Meningokokkus ähnlich, doch nicht gleich war. 
Offenbar steht er dem Diplococcus mucosus Leipzig (Stephan) sehr nahe. 


AVITI. Sympathische Ophthalmie. 
Ref.: Kümmell. 

7303) Jess: Über Adaptationsstörungen auf sympathischem Wege, sowie 
Demonstration von Gesichtsfeldern bei erworbener Hemeralopie. Ophthalm. Gesellseh. 
zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*304) Sehleck: Das Auftreten der sympathischen Ophthalmie trotz erfolgter 
Präventivenukleation und seine Bedeutung für die Lehre von der Entstehung der 
Krankheit. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 95. S. 225. 


XVIII. Sympathische Ophthalmie. 123 


Schieck (304) bespricht das Auftreten der sympathischen 
Augenentzündung trotz erfolgter Präventivenukleation und 
seine Bedeutung für die Lehre von der Entstehung der Krank- 
heit. Die Exenteration wird hierbei nicht berücksichtigt. Der Ausbruch 
der s. O. nach vorgenommener Operation ist eine ganz ausserordentliche 
Seltenheit. Selbsi vielbeschäftigte Augenärzte haben keinen Fall davon erlebt. 
‚Bei der Sammelforschung im Jahre 1916 hat Schieck Anzeigen über 24 Fälle 
s. O. nach Entfernung des verletzten Auges erhalten, die in einer Tabelle 
zusammengestellt werden. 21 von ihnen halten der Kritik stand. Dazu kommen 
20 Fälle aus einer Londoner Sammelforschung bis zum Jahre 1886, sowie 
endlich 42 Beobachtungen aus der Zeit von 1836 bis 1916, die der Literatur 
entstammen. Der Misserfolg der Enukleation kann beim sympathisierenden 
Auge liegen, es kann z. B. das Auge bei der Operation platzen, oder Uvca- 
teile durch den Fremdkörper oder Unfall herausgelagert werden, so dass Be- 
standteile der Uvea aus irgendeinem Grunde bei der Operation zurückbleiben. 
Schliesslich kann auch das spezitische Granulationsgewebe durch die Lederhaut 
nach aussen wachsen und dort einen Knoten bilden. Das zweite Auge kann 
schliesslich dadurch zum Misserfolg Veranlassung geben, dass nacb Annahme 
Schiecks der krankmachende Keim schon das 1. Auge verlassen, oder 
sogar das 2. Auge schon infiziert hatte. Auf Grund unserer bisherigen Hilfs- 
mittel sind wir nicht in der lage, eine völlige Unversehrtheit des 2. Auges 
sicher zu behaupten, Bisher war das noch viel mehr der Fall. ehe uns die 
Untersuchung nit der Spaltlampe zur Verfügung stand. Schieck berichtet 
über einen Fall, in dem es hiermit gelang, schon 6 Tage vorher die Diagnose 
der s. O. zu stellen, ehe es mit den frühern Hilfsmitteln möglich war, Es ist 
daraus zu schliessen, dass viele der in den ersten Tagen nach Enukleation 
aufgetretenen s. U. wahrscheinlich die Erkrankung zur Zeit der Operation 
schon hatten, obne dass es uns möglich war, sie nachzuweisen. In der Tat 
spricht auch die Statistik dafür, indem in den ersten 10 Tagen 42”;/,, in der 
2. Dekade 25°/,, in der 3. 17°/, und in der 4. kaum 5"/, auftraten: als 
längster Zwischenraum werden 53 Tage erwähnt. Nach 4 Wochen ist daher 
die Erkrankung des 2. Auges im allgemeinen kaum mehr wahrscheinlich. 
Der Nachweis der bekannten von Fuchs geschilderten Veränderungen im 
1. Auge ist nicht unbedingt zu fordern, besonders da nach den Beobachtungen 
Mellers in einer geringen Zalıl von Fällen diese spezifische Veränderungen 
fehlen können und zwar scheinbar nur bei Ausbruch der s. O. nach vorge- 
nommener Enukleation. Die Mellersche Ansicht über die Entstehung der 
s. O. geben der ganzen Frage eine Wendung dahin, dass die Enukleation 
einen nur bedingten Schutz gewähre, was nicht richtig ist. Aus dem mikro- 
skopischen Bilde darf man nicht zu weit gehende Schlüsse ziehen. Für das 
Zustandekommen der s. O. müssen 2 Bedingungen erfüllt sein, nämlich das 
Finbrechen (kurzlebiger) spezifischer Organismen in die Blutbalın und die 
Erleichterung ihres Haftens im 2. Auge auf Grund von Blutkreislaufstörungen. 
durch nervöse reflektorische Vorgänge. Der Erreger braucht noch nicht im 
1. Auge eine Kolonie gebildet zu haben, sondern unter seltenen Umständen 
kann eine gleichzeitige Infektion beider Augen möglich sein. Das wäre unter 
Ausnahmefällen auch nach der Römer-Berlinschen Hypothese möglich. 
Auch durch die Verletzung selbst kann direkt ein Einbruch des angenommenen 
Erregers in die Blutbahn zustande kommen. Zur Erklärung der s. O. nach 
Aderhautsarkomen, wobei es sich nur um zerfallene handelt, nimmt Schieck 


194 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


eine kryptogene Herkunft der Erreger aus irgendeiner Wunde an, so dass 
in dem ersterkrankten Auge dieser in dem zerfallenen Gewebe einen günstigen 
Nährboden findet, während das 2. Auge nun unter dauernder Reizübertragung 
steht. Bei dem Ausbruch der s. O. nach Enukleation handelt es sich also 
einesteils um Augen, in denen die Infektion des 2. Auges gleichzeitig mit 
dem Unfall und der Infektion des 1. Auges zusammentiel oder um bereits 
erfolgten Einbruch des Erregers in die Blutbahn. Mikroskopisch war dig 
Erkrankung schon in der Entwicklung, als die Enukleation erfolgte. Als grösster 
Zwischenraum zwischen Enukleation und Ausbruch der s. O. muss bis jetzt 
die Zeit von 7—8 Wochen angesehen werden. 


Jess (303) war schon seit längerer Zeit aufgefallen, dass immer wieder 
Leute mit hemeralopischen Beschwerden kamen, die nach schwerer perforieren- 
der Verletzung ein Auge verloren hatten. Bei solchen Leuten besteht zwar 
immer die Möglichkeit, dass sie schon vor Verlust des einen Auges hemeralop 
waren, diese Störung aber weniger beachteten, dann aber muss man auch 
daran denken, dass Störungen der Dunkeladaptation, die man mit Recht wohl 
ziemlich allgemein als retinalen, nicht «zerebralen» Ursprungs betrachtet, 
gelegentlich auch monokular erworben und angeboren vorkommen könnten 
und erst nach Verlust des gut oder besser adaptierenden Auges als Nacht- 
blindheit ins Bewusstsein treten. Diese Einwände aber werden haltlos, wenn 
nach schwerer Verletzung des einen Auges nach einiger Zeit eine deutliche 
Abnahme des Dunkelsehens bemerkt wird, für welche eine Ursache sonst 
picht aufzufinden ist, besonders wenn inzwischen eine Entzündung des ver- 
letzten Auges aufgetreten ist. Hier muss unbedingt der Gedanke an einen 
Zusammenhang zwischen der Adaptationsstörung des bisher gesunden einen 
und der perforierenden Verletzung des anderen Auges auftauchen, der Ge- 
danke also an eine auf sympathischem Wege hervorgerufene 
Hemeralopie. Bewiesen aber wird dieser Zusammenhang, wenn durch 
die Enukleation des sympathiefähig verletzten und der sympathisierenden 
Entzündung verdächtigen Bulbus die festgestellte frische Adaptationsstörung 
des zweiten Auges zum Verschwinden gebracht wird. Die Adaptationskurven 
eines solehen Falles werden demonstriert. Die vor Entfernung des sympathi- 
sierenden Auges gewonnene Kurve zeigt eine deutliche Herabsetzung der 
Adaptation, während 19 Tage nach der Enukleation kein Unterschied im 
Verlauf der Kurve des Patienten und der zweier Kontrollpersonen festzustellen 
war. Ebenso verhielt sich das Gesichtsfeld. Vor der Enukleation war es 
für weiss und Farben mälsig eingeschränkt und zeigte die bisher als typisch 
für Hemeralopie von Jess angesehene Umkehrung der Farbengrenzen, nach 
der Finukleation war es dagegen normal, In dem enukleierten Bulbus fand 
sich ein Eisensplitter zwischen Liinsenrand und Ziliarkörper eingebettet, das 
mikroskopische Bild zeigte stellenweise Infiltration der Aderhaut, die sehr 
wohl als beginnender sympatbisierender Entzündung verdächtig angesprochen 
werden konnte. Es wird dann kurz über 10 weitere Fälle aus dem Felde 
berichtet. Alle hatten zum Teil schon vor vielen Jahren schwere Verletzungen 
eines Auges erlitten, derart. wie sie für Entstehen sympathischer Entzündung 
besonders gefährlich sind. In 2 Fällen war das verletzte Auge seinerzeit 
von namhafter Seite (Römer, Mertens) wegen Gefahr sympathischer Ophthalmie 
entfernt, in einem Auge war sympathisierende Aderhautentzündung auch histo- 
logisch festgestellt. In 4 Fällen war die Hemeralopie bereits vor dem Kriege 
bekannt, in 2 Fällen sogleich unter den an die Adaptation besondere An- 





XIX. Claukam: e l 125 


forderungen stellenden Verhältnissen des Feldes bemerkt, in 4 Fällen aber 
erst nach längerem Aufenthalt an der Front nach anfänglich gutem Dunkel- 
sehen entstanden, in diesen Fällen war der verletzte und erblindete Bulbus 
noch vorhanden. In allen 10 Fällen war die Nachtblindheit durch z. T. sehr 
typische Gesichtsfeldstörung ebenso wie durch Untersuchung an Adaptometern 
unter Ausschaltung der binokularen Reizsummation der Augen der Kontroll- 
person nachgewiesen. Sollte der hier mit der nötigen Vorsicht in Anbetracht 
der Untersuchungsverhältnisse im Felde ausgesprochene Gedanke einer auf 
sympathischem Wege entstandenen Adaptationsstörung sich bestätigen, so würde 
nach Verletzungen eines Auges die Feststellung beginnender Hemeralopie und 
der für diese typischen Gesichtsfeldstörungen des anderen Auges als wert- 
volles Frühsymptom uns in die Lage versetzen köunen, den Ausbruch drohender 
sympathischer Ophthalmie zu verhindern. K. 


XIX. Glaukom. 
Ref: Kümmell. 


*305) Elschnig: Beiträge zur Glaukomlehre. 4. Naevus vasculosus mit gleich- 
zeitigem Hydrophthalmus. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 39. S. 189. 

*306) Fleischer: Über die Trepanation beim Hydrophthalmus congenitus. 
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*307) Meller: Über spontane Berstung des Augapfels. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 60. S. 458. 

*308) Plocher: Beitrag zum juvenilen familiären Glaukom. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 00. S. 592. 

*309) Schieck: Die Anschauung von der Entstehung gewisser Glaukomformen 
durch Pigmentverschiebung und ihr Einfluss auf die Wahl der Operationsmethode. 
Ophtlialm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—-6. 8. 1918. 

*310) Thomsen: Anatomische Untersuchungen eines kürzlich entstandenen, 
akuten, inflammatorischen Glaukoms (nicht operiert). Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 60. S. 389. 

*311) Weill: Ein Fall von doppelseitiger tiefer Exkavation der Sehnerven- 
-pupille bei völlig erhaltener normaler Sehschärfe. Inaug.-Dissert. München 1918. 

*312) Zeeman: Uber die Ergebnisse der Zyklodialyse und der Trepanation 
beim Glaukom. Niederl. ophthalm. Gesellsch. 9.—10. Juni 1917. Ber.: Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. S. 400. 


Thomsen (310) hatte Gelegenheit, die Augen eines an frischem ent- 
zandlichem Glaukom erkrankten Mannes zu untersuchen. Das linke 
Auge war ein halbes Jahr vorher erkrankt, der Anfall wurde jedoch in kurzer 
Zeit durch Pilokarpin beseitigt und stellte sich scheinbar nicht wieder ein. 
Doch bestand zuletzt Druckerhöhung (44 mm). Die Untersuchung dieses 
Auges ergab deutliche Verwachsungen des Kammerwinkels. Lig. pectin., 
Schlem m scher Kanal und Ziliarmuskel waren mit Pigment durchsetzt. Keine 
Sehnervenaushöhlung, doch ausgesprochene Schnabelsche Kavernen unmittel- 
bar hinter der Siebplatte. Ihr entsprechend Entartung ‘der Nervenfasern mit 
Ausnahme des papillo-makulären Bandels. Das rechte Auge erkrankte 15 Tage 
vor dem Tode ebenfalls an akutem Glaukom, das der Behandlung mit Pilo- 
Karpin trotzte. Das Auge hatte nur eine unvollständige periphere Verwachsung 
an der Nasenseite, wo sich auch eine breite Verwachsung des Pupillenrandes 
mit der vordern Linsenkapsel fand, sonst war der K.-W. weit offen; auch hier 


126 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


waren die benachbarten Teile dicht mit Pigmentzellen durchsetzt. Beginnende 
Marchientartung der Markscheiden des Sehnerven, keine Aushöhlung, im Gegen- 
teil bestand leichte Anschwellung. In einer Wirbelvene .ein endophlebitischer 
Herd, ohne Verschluss der Lichtung. Das rechte Auge ist somit nach dem 
Birnbacherschen der anı frühesten mikroskopisch untersuchte Fall akuten 
Glaukoms. Die Pigmentierung der Nachbarteile des Kammerwinkels ist -in 
solch hohem Mafse bisher nicht beschrieben worden. Die Kavernenbildung 
nur des linken Auges lässt annehmen, «dass die Erkrankung hier schon weiter 
vorgeschritten ist und wahrscheinlich auch auf dem rechten Auge eingetreten 
sein würde bei längerm Bestande des Leidens. Allerdings fanden sich keine 
Zeichen, die als Anfangsbildungen hierfür anzusehen sind. Entsprechend den 
klinischen Erfahrungen waren die papillomakulären Bündel nur wenig entartet. 
Die Verengerung der einen Wirbelvene ist nicht als primär anzusehen, sondern 
als sekundär. Klappenbildung bestand hier nicht. 


Elschnig (305) hatte in einer früheren Mitteilung darauf aufmerksam 
gemacht, dass bei pulsierendem Exophthalmus durch vermehrten Blut- 
gehalt des Augeniunern Drucksteigerung besteht, wofür er 2 Fälle aus seiner 
Klinik anführen konnte. Auch bei Naevus flammeus der einen Gesichtshältte 
bestand gleichseitiges Glaukom. Das ganze Auge war vergrössert, Lederhaut 
durch episklerale Gefässe leicht violett gefärbt. Hornhautrand sehr gefäss- 
reich. Sehnerv ausgehöhlt, Arterien fast so weit wie die Venen. Spannung 
links 36 mm gegen 20—18 rechts. Offenbar bestand der Hydrophthalmus 
seit Geburt, wobei anzunehmen ist, dass die starke Gefässbildung durch den 
Naevus sich auch auf die Gefässhaut des Auges erstreckt. In der Literatur 
ist wenig über diese Zusammenhänge bekannt, es sind nur 3 Fälle ver- 
öffentlich. Dagegen kommt bei einer in ihrer Anlage angeborenen andern 
Geschwulstbildung Glaukom (Hydropbthalmus) in etwa der Hälfte der Fälle 
vor, nämlich beim Rankenneurom der Augenhöhle, was wohl auf sekundäre 
Kreislaufstörungen im Auge durch die Geschwulst zu erklären ist. In einem 
Fall E.s mit reinem Riesenwuchs des Auges ohne Drucksteigerung ist die 
Vergrösserung des Auges wohl auf eine trophische Nervenstörung zurück- 
zuführen. 

Nachdem Koeppe bei seinen Untersuchungen mit der Nernstspaltlampe 
in zahlreichen Fällen von Glaukom eine Durchsetzung der vorderen Iris- 
schichten mit ausgewandertem Farbstoff des Pigmentepithels gefunden und in 
diesem Vorgange eine wichtige Ursache für das Zustandekommen des Prozesses 
erblickt hatte, können wir annehmen, dass eine Verstopfung der Emissarien 
an der Iriswurzel die mechanische Behinderung für den Abfluss des Kammer- 
wassers abgibt. Thomsens pathologisch-anatomische Ergebnisse haben dieser 
Auffassung eine sichere Stütze gegeben. Nach Schieck (309) wird folge- 
richtig die Wirkung der Iridektomie, der Sklerotomie und der Zyklodialyse 
im wesentlichen auf die Rechnung der gewaltsamen Durchtrennung des un- 
wegsam gewordenen Gewebes zu setzen sein. Die genannten Operationen 
bekämpfen also das Leiden in ätiologischer Hinsicht, während die Operationen 
nach Holth, Lagrange und Elliot lediglich die Folgezustände berück- 
sichtigen und an Stelle der Eröffnung physiologischer Abflusswege die Bildung 
eines künstlichen Ventils anstreben. S. erkennt die Überlegenheit der 
Elliotschen Trepanation über die anderen Verfahren durchaus an, 
schlägt aber auf Grund eiver dreijährigen Erfahrung vor, die Vorteile der 
die Eröffnung des physiologischen Weges ermöglichenden Eingriffe mit der 


XIX. Glaukom. 127 


Ventiloperation zu verbinden. Zu diesem Zwecke legt Schieck die Trepanation 
nicht teilweise in die Hornhaut hinein, wie es die Originalmethode Elliots 
erfordert, sondern hält sich ganz im Gebiete der Sklera unmittelbar am 
Limbus. Zugang zur vorderen Kammer gewinnt er dann nach Art der 
Zyklodialyse mit einem Spatelchen, das das Ligamentum pectinatum möglichst 
ansgedehnt durclistösst und zerreisst; wenn angängig, schliesst er auch gern 
eine sekundäre Iridektomie vom Trepanloch aus an. Die Methode schafft ein 
gut gedecktes, ganz im Bereiche der Bindeliaut liegendes flaches Kissen, das 
zu Sekundärinfektionen keinen Anlass geben kann, weil die prall gespannten 
dünnwandigen Buckel vermieden werden, und gewährleistet ein ständiges Ab- 
fliessen des Kammerwassers in das subkonjunktivale Gewebe. Sie ermöglicht 
also die Kommunikation der Vorderkammer mit dem Schlemmschen Kanal 
einerseits und den subkonjunktivalen Lymphbahnen andererseits. K. 


In Tübingen wird, wie Fleischer (306) mitteilt, der Hydroph- 
thalmus congenitus seit 1912 mit Elliotscher Trepanation behandelt: 
bis Ende 1917 16 Fälle mit 23 Augen. Fl. berichtet über die Fälle vor 
1917: 13 Fälle mit 17 Augen. Die Operation ist in allen Fällen gut 
verlaufen, sie ist bei der Eigenart der hydrophthalmischen Hornhaut nicht 
schwierig. 16 mal ist iridektomiert worden, davon 5 mal nur peripher, 3 mab 
war zweimalige Operation nötig. Klinische Behandlungsdauer 20 Tage. Be- 
obachtungsdauer 2 bis 6 Jahre. Wesentlich ist: die Trepanationswunde 
wird nicht ektatisch, sondern vernarbt mit skleralähnlichem 
glattem Gewebe. Alle Fälle sind günstig beeinflusst, normaler Druck in 
allen Fällen ausser 2 erreicht worden. In den Fällen, die vor dem ersten 
Jahr in Behandlung kamen (7) ist normaler Sehnerv mit annähernd normalem 
Sehvermögen erhalten worden. Nach dem ersten Lebensjahr bleiben die 
Folgen des Glaukoms am Sehnerven irreparabel. (Bei einem 21 jährigen 
Mädchen ist jedoch das Glaukom ebenfalls noch geheilt worden.) Die Be- 
fürchtungen, dass die Augen den Gefahren des Lebens durch die Folgen der 
Trepanation nicht standhalten könnten, sind angesichts der glatten Ver- 
narbungen grundlos. Die Trepanation ist daher allen anderen Behandlungs- 
methoden vorzuziehen. Von allgemeiner Bedeutung für die Bewertung der 
Glaukomoperationen ist die Tatsache, dass auch ohne fistelnde Narbe der 
Hydrophthalmus geheilt wird. K. 


Zeeman (312) teilt die Ergebnisse der Zyklodialyse und der 
Trepanation bei Buphthalmus mit. 3 Zyklodialvsen von 11 hatten 
guten Erfolg, während bei 11 Trepanationen 6 gute Ergebnisse erzielt wurden. 
3 Verluste, davon einer durch Spätinfektion nach 1!/, Jahren, einer durch 
Schrumpfung des Glaskörpers und einer durch Netzhautablösung. Möglicher- 
weise sind die dadurch gekennzeichneten Gefahren durch entsprechende 
Änderung der Technik zu vermeiden. 2 Schwestern mit Buphthalmus zeigten 
die von Meller beschriebene Irisatrophie teils in Entwicklung, teils aus- 
gebildet. Bei beiden bestand Buphthalmus: es handelt sich bei der Irisver- 
änderung daher vielleicht um einen sekundären Vorgang. 


Weill (311) beobachtete einen Fall doppelseitiger tiefer Aus- 
höhlung der Sehnervenköpfe von 7—8 Dioptrien bei völlig erhaltener 
Sehscharfe. Die Netzhautgefässe (in grosser Zahl) biegen am Rand um, sind 
jedoch im Gebiet der Papille nicht mehr zu sehen. Als Erklärung muss man 
entweder eine Art Kolobombildung annehme:., oder eine starke Grubenbildung 


128 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


des Selinerven. Möglicherweise sind die am Rand herauskommenden Gefässe 
als zilioretinale anzusehen. | 

Plocher (308) bringt einen Beitrag zur Vererbung des juvenilen 
familiären Glaukoms. Nach Eingehen auf die Literatur unter besonderer 
Berücksichtigung der veröffentlichten Stammbäume bringt er Mitteilungen über 
eine Familie Räuber, in der das jugendliche Glaukom erblich war. Die 
Mitteilungen erstrecken sich auf 5 Generationen mit 50 Mitgliedern, von 
denen 4 nicht in Betracht kommen und wovon 7 mit ihren Schicksalen un- 
bekannt gebiieben sind. An Glaukom waren 7 männliche und 10 weibliche 
Mitglieder erkrankt. Das Glaukom gehört der chronischen Form an und 
zeigt die Erscheinung der Antizipation, indem bei der folgenden Generation 
die Krankheit in immer früherm Alter auftritt. Das Prodromalstadium ist 
sehr lang bingezogen. Die Vererbung war direkt, ohne Überspringen einer 
Generation. sowohl Söhne wie Töchter haben die Krankheit vererbt. Es 
scheint sogar, als ob Freibleiben einer Generation die Krankheit zum Ver- 
schwinden brächte. Interessant ist die Tatsache, dass in der 3. Generation 
Wiedereinheirat aus der Familie Daunacher erfolgte, aus welcher vermutlich 
die Augenerkrankung stammte und deren 1. Einheirat eben mit dem Gross- 
vater Räuber stattgefunden hatte. Die Glaukomkranken waren sämtlich 
kurzsichtig, was als Folge der Drucksteigerung auf das jugendliche Auge und 
die dadurch bedingte Dehnung zurückzuführen ist. Die Aussichten sind un- 
günstig, indem die Erblindung nicht verhindert werden konnte, weder durch 
Miotika noch durch Operationen. Nur bei einer Kranken, deren eines Auge 
erblindet war, tat die Sklerotomie dem Fortschreiten Einhalt. 

Meller (307) bringt einen Beitrag zur spontanen Berstung des 
‚Augapfels. Es handelte sich um ein staphylomatöses Auge, bei dem sich 
3 Tage vor der Herausnahme heftige Schmerzen einstellten. Am nächsten 
Tage sei das Auge ausgeronnen. Die mikroskopische Untersuchung stellte 
ausser dem hochgradigen Staphylom eine Berstung der Lederhaut bei erhaltener 
Bindehaut fest. Als Ursache der Berstung ist hier wohl eine, auch nur 
leichte Verletzung auszuschliessen, da das Auge zuerst schmerzhaft wurde, ehe 
-es ausrann. Bei den Berstungen handelte es sich stets um glaukomatöse 
Augen, bei denen einerseits subchorioideale Blutungen die Berstung hervor- 
rufen, während andrerseits die Blutung erst nach der Berstung durch die 
plötzliche Herabsetzung des Drucks entsteht. Für beide Arten liegen klinische 
Beobachtungen vor. Mellers Fall gehört der ersten Entstehungsart an, da 
das Blut sich förmlich in die Gewebe des Auges hineingewühlt hatte, was 
bei Blutung nach Eröffnung nur für bestimmte Gewebe möglich wäre. Bei 
der durch die Blutung gesetzten starken Drucksteigerung ist es dann schliesslich 
zur Berstung der verdünnten Lederhaut gekommen. 


XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 


Ref.: Lohmann. 


*313) Arning: Neuritis optici acuta luetica. Arztl. Verein Hamburg. 5.2.18. 
Deutsche med. Wochenschr. 23. S. 647. 

*314) Axenfeld: Weitere Erfahrungen über intraokulare Strahlentherapie. 
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. Ref. s. Nr. 173. 

*315) Deutschmann: Weitere Mitteilungen über operative Behandlung der 
Netzhautablésung und ihre Erfolge. Beitr. z. Augenheilk. H. 92. 


XX. Netzhaut. Sehnerv und Sehbahnen. 129 


*316) Gullstrand: Die Macula centralis im rotfreien Licht. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Miirzheft. 

*317) Igersheimer: Zur Pathologie der Sehbahn. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. 
Bd. 96. Heft 1/2. 

*318) Igersheimer: Leitungsstérungen der Sehbahn durch Druck vom Sub- 
arachnoidealraum und Ventrikelsystem. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 
5.—6. 8. 1918. | 2 i 

*319) Klauber: Klinische und histologische Beobachtungen über das Ödem 
des Sehnervenkopfes bei Gehirnverletzten. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
April/Mai-Heft. 

*320) Koeppe: Das Verhalten des zentralen Foveareflexes der normalen Retina 
im fokalen Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. Ophthalm. Gesellsch. zu 
Heidelberg. 5.--6. 8. 1918. 

*330.4) Kramer: Die klinischen Erscheinungsformen der tuberkulösen Seh- 
nervenentzündung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. April/Mai-Heft. 

*321) Kümmell: Beitrag zur Strahlenbehandlung des Netzhautglioms. Ophthalnı. 
Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*322) Oloff: Uber tuberkulöse Erkrankungen des Sehnerven. Klin. Monatsbl. 
f. Augeenheilk. April/Mai-Heft. 

*323) Rados: Regressive Veränderungen im Netzhautgliom. Ophthalm. Gesellsch. 
zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*324) Rönne: Ein Fall von intrapialem Gangliogliom im Chiasma. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. S. 652. 

325) Schieck: Das histologische Verhalten der Stauungspapille im Augen- 
hintergrundsmikroskop. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*326) Stargardt: Uber familiäre Degeneration der Makulagegend des Auges 
mit und ohne psychischen Störungen. Arch. f. Psychiatrie. Bd. 58. 

327) Vogt: Zur Farbe der Macula retinae. Klin. Monatsbl. März-Heft. 

*328) Vogt: Ein ophthalmoskopische: Symptom der Netzhautatrophie im 
Gefolge von Netzhaut- und Sehnervenerkrankungen, insbesondere von Neuritis 
retrobulbaris. Klin. Monatsbl. April/Mai-Heft. 

320) Vogt: Der Augenhintergrund im rotfreien Licht. Ophthalm. Ciesellsch. 
zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 


Vogt (327) wendet sich in seinen Erörterungen zur Frage der Gelb- 
firbung der Makula gegen Gullstrand. Er betont die Tatsache, dass 
andere Netzhautstellen, die ebenso verdünnt seien wie die Makula, nicht die 
gelbe Farbe zeigten. Gegen die Erklärung Gullstrands, dass die äussere 
und innere Reflexion der Netzhaut eine Kontrastfärbung auf die hinter der 
Netzhaut befindliche Pigmentfarbe hervorrufe, führt er die verschiedenen 
Reflexe der Foveagegend an. «Das schönste Gelb besteht neben dem grellsten 
Reflex und es besteht auch ohne irgendeinen Reflex.» Wenn die Makula- 
gegend bei Chorioiditis disseminata oft vor buntscheckigem Hintergrund, 
vor weissen zutage liegenden Bändern sklerotischer Chorioidealgefässe, als 
gelbe Zone im rotfreien Licht sichtbar ist, so genügt nach Vogt nicht die 
Erklärung durch die Eigenfarbe des Pigments. Ferner hat Vogt z.B. bei 
Retinitis pigmentosa wabenartige Anordnungen in der Makula gesehen, die 
er als zystische Degeneration auffasst; die gelbe Farbe erschien vornehmlich 
deutlich in den Wänden zwischen den Zysten, was nach Vogt darauf beruhe, 
dass die Farbe in und nicht hinter der Makula sässe. Endlich hat Vogt 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. IX 


130 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


bei 4 Fällen von Lochbildung der Macula lutea die gelbe Farbe vermisst; 
er deutet diesen Umstand ebenfalls im Sinne seines Standpunktes. 

=- Ferner demonstriert Vogt (329) im rotfreien Licht: a) Die Macula 
centralis retinae im normalen Fundus und bei Chorioretinitis disseminata und 
anderen Erkrankungen, bei denen sie im gewöhnlichen Lichte nicht auffindbar 
ist. b) Die Nerveufaserstreifung der Netzhaut im normalen Auge und bei 
Optkiusatrophie. K. 

Gullstrand (316) wendet sich in ausführlichen Darlegungen gegen 

Vogts Annahme, dass die von diesem Autor in rotfreiem Licht festgestellte 
Farbe in der Makulagegend einer Eigenfarbe dieser Stelle entspräche. Er be- 
schreibt eine Reihe von physikalischen Experimenten, die beweisen, dass an 
der dünnsten Stelle der Netzhaut die Farbe der tieferen Membranen 
mehr hervortritt, während diese an den anderen Stellen mit dem starken von 
der Netzhaut reflektierten Licht gemischt wird. Aus der Stärke und der 
Natur der von Vogt benutzten Lichtquelle lassen sich physikalisch die 
Färbungsunterschiede des Hintergrundes herleiten. Ganz besonders spricht 
auch für diese Annahme eine von Affolter mitgeteilte Beobachtung, nach der 
bei einer Schwellung und Trübung der Netzhaut die gelbe Farbe stückweise 
verschwand. «Wire die gelbe Farbe eine in der Netzhaut enthaltene Lack- 
farbe, so hätte dieselbe, ganz wie im Leichenauge supponiert wird, bei der 
beginnenden Trübung als Deckfarbe fungieren und somit deutlicher sichtbar 
werden müssen.» In weiteren Ausführungen wendet sich Gullstrand erneut. 
gegen die seiner Zeit von Dimmer mitgeteilten Ergebnisse. Er berechnet 
u. a., dass bei weissem Licht die Beleuchtungsstärke, bei welcher im Zentrum 
der Fovea ophthalmoskopisch gelb gesehen werden kann, 45 mal grösser sein 
muss als die Beleuchtungsstärke, bei welcher das an der Sklera reflektierte 
Licht anfängt, sich geltend zu machen. Das Gelb entspricht hier der Eigen- 
farbe der Chorioidea, gesehen in dem von der Sklera reflektierten Licht. 
Das an der Choriokapillaris und Epithelpigment reflektierte Licht des übrigen 
Fundus ist rotgelb. Gullstrand wiederholt zum Schluss mit aller Schärfe 
den von ihm vertretenen Standpunkt, dass bislang keine einzige Beobachtung 
beschrieben worden sei, welche die Annahme einer nur an der dünnsten 
Stelle der Netzhaut intravital vorhandenen Gelbfärbung stützen könnte. 


Koeppe(320) konnte bei seinen Untersuchungen des Augenhintergrundes 
an der Nernstspaltlampe mittels des von ihm beschriebenen Auflageglases 
und Abbes Apparatur feststellen, dass der bekannte zentrale Fovea- 
reflex der normalen Retina zum weitaus grössten Teile nicht an der 
Netzhautoberfläche, sondern in der Tiefe der im Foveabereiche noch vor- 
handenen Netzhautpartien zustande kommt. Der Reflex erscheint dort als 
eine rotationsellipsoidähnliche graulich-helle Lichtkugel, die sich von der 
Netzhautoberfläche bis zum Pigmentepithel zu erstrecken scheint und leicht 
plattgedrückt ist, während die Mitte sich etwas dunkler darstellt. Die Licht- 
erscheinung verliert sich in der Nachbarschaft ziemlich diffus, während im 
Obertlichenbereiche kaum angedeutete Retlexion zu bemerken ist. Bei mehr 
seitlichem Lichtauffalle verliert sich das Phänomen ebenfalls unter mehr 
sichel- oder halbringförmiger und bisweilen zackiger Gestalt immer mehr und 
die Oberflichenreflexe treten dafür im Gebiete der Fovea dominierend hervor. 
Nicht in allen normalen Augen jüngeren und mittleren Alters war der Tiefen- 
reflex wahrzunehmen. Bevorzugt erschienen dunkelpigmentierte Augen, aber 
auch von diesen nur ein relativ geringer Teil. Da nach Gullstrand auch 


NX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 131 


der Netzhaut ein ziemlich hohes Brechungsvermögen in den dioptrischen 
Medien des Auges zukommt, so ist a priori nicht undenkbar, dass bei Bestehen 
einer Foveola in der Fovea (Dimmer und Gullstrand) durch die 
konvexe Randkrümmung der Foveola im Innern der Netzhaut eine kollektive, 
im Bereiche der konkaven tiefsten Foveolapartien eine mehr dispansive Strahlen- 
wirkung des fokalen Spaltbüschels die Folge ist. Es resultiert daraus eine 
erhöhte und diffusere Reflexion im Inneru der von der Kollektivwirkung 
betroffenen Netzhautschichten, bei der sich hauptsächlich die kurzwelligeren 
Strahlen beteiligen, weshalb auch z. T. die Untersuchungen mit Vorschaltung 
eines entsprechend dünnen Vogtschen Filters ausgeführt wurden. Ferner 
spielt höchstwahrscheinlich bei dem Zustandekommen der tiefen eigentümlich 
graulichen Lichtkugel im Innern der subfovealen Retinapartien die doppelte 
Durchsetzung der Netzhaut mit dem angewendeten Lichte eine Rolle, ferner 
wahrscheinlich auch eine erhöhte Reflexion an der Sklera, eine doppelte 
Absorption, Reflexion und Diffusion in der Aderhaut sowie auch eine aber- 
malige Reflexion an der Limitansoberfläche auf dem Rückwege. Aus seinen 
Beobachtungen schliesst K., dass diejenigen nicht häutigen Fälle, bei denen 
die Erscheinung auftritt, in der Tiefe ihrer Fovea noch eine Foveola besitzen, 
so dass diese Variation häufiger zu sein scheint, als man das bisher anzunehmen 
geneigt war. Vielleicht sind diese Fälle aber auch mit den von Gullstrand 
erwähnten Augen identisch. bei denen die Fovca ihre schärfste Krümmung 
nicht im Zentrum, sondern in einem kleinen Ringe besitzt, der einen relativ 
weniger gekrümmten Fundus foveae begrenzt. Das sind jene Augen, bei 
denen man ophthalmoskopisch in der Mitte des kleinen ringförmigen Fovea- 
reflexes einen kleinen punktförmigen zentralen Reflex finden kann und woselbst 
im Gebiete des eigentlichen Fundus foveae ein umyekehrtes makulares Ge- 
fälle besteht. K. 


Stargardt (326) lenkt die Aufmerksamkeit auf famitiäre Degenerationen 
in der Makulagegend des Auges mit und ohne psychische Störungen. Da 
die ophthalmoskopische Untersuchung bei den in Betracht kommenden Patienten 
nicht leicht ist, glaubt er, dass die systematische Untersuchung aller Formen 
von Demenz und Idiotie in bezug auf makulare Veränderungen noch wichtige 
Ergebnisse zeitigen würde. Er teilt die Erkrankungen ein in 1. familiäre 
präsenile Makuladegeneration (3mal von Hutchinson und Tay beobachtet). 
2. Die familiäre honigwabenartige Makuladegeneration Doyne (6 Fälle ver- 
öffentlicht; der von Treacher Collins beschriebene anatomische Befund 
wird als hierher gehörig angezweifelt), 3. Die familiäre angeborene Makula- 
degeneration Bach (8mal festgestellt). 4. Die familiäre progressive Makula- 
degeneration mit und ohne psychische Störungen. (23 sichere Fälle ohne 
psychische Störungen sind veröffentlicht, davon 12 in 4 Familien von 
Stargardt.) St. fügt seinen 10 veröffentlichten 2 neue Fälle hinzu und 
gibt das Augenspiegelbild eines früheren Falles in Buntdruck bei. Von den 
Fällen mit psychischen Störungen sind 7 als sichere Fälle anzuerkennen, 
In ausführlicher Darstellung wird das ganze Krankheitsbild der progressiven 
Makuladegeneration gegeben. Bezüglich der Einzelheiten dieser zusammen- 
fassenden Darstellung muss auf das Original verwiesen werden. 

Kümmell (321) berichtet über einen Fall von Netzhaut-Gliom, 
der nach der Methode von Seitz-Wintz mit Röntgenstrahlen behandelt 
wurde. Fast der ganze Glaskörper war von gelben Masern erfüllt, die schon 
nach einmaliger Bestrahlung stark zum Rückgang gebracht wurden. Es 


IX * 


132 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


wurden bisher drei Bestralilungen angewandt, wie sie in der Tiefentherapie 
Verwendung finden, Der Erfolg ist der, dass die Gliomknoten sich stark 
zurückgebildet haben. so dass die Netzhaut bis auf umschriebene Stellen sich 
wieder angelegt hat. Nur unten aussen vom Sehnerven bestand noch ein 
kleiner Knoten, der etwas vorsprang und vorübergebend an Dichte und 
Grösse zunahm. Ebenso war um den Selinerven herum noch ein grösserer 
llerd, flach. Dieser zeigte starke Einschmelzung. Die anliegende Netzhaut 
war mit weissgelben Flecken von wechselnder Dichte versehen. Dieser gute 
Erfolg ermuntert zu Bestrahlungen von Gliomen des zweiten Auges. Die 
Verallgemeinerung dieser Behandiungsart ist nicht angängig. Sie kommt nur 
in günstig gelagerten Fällen in Betracht. (S. auch Axenfeld. Ref. Nr. 173.) 
K. 


Rados (323) untersuchte ein Gliom, welches 35 Jahre lang bestand, 
wo auch der Selinerv gliomatös erkrankt und auch ein extrabulbärer Gliom- 
knoten vorhanden war. Die ganze Greschwulstmasse zeigte verschiedene 
Degeneration. Hyaline Entartung der Gefässwände, Blutungen, Ödem, Hyalin 
bzw. Kolloidentartung, Verkalkung, lipoide Entartung sind nach dem Autor 
in ursiichlichem Zusammenhange miteinander, und das Ubergreifen der einzelnen 
Degenerationsprodukte ineinander konnte oft beobachtet werden. Der End- 
ausgang ist das Zerfallen bzw. Resorption der zerfallenen Massen. durch 
letztere waren kleine mikroskopische Zystchen bedingt, bei deren Entstehung 
auch dem intraokularen Drucke eine Rolle zugesprochen wird. K. 


Deutsehmann (315) berichtet über seine jahrzehntelangen Erfahrungen 
über die operative Behandlung der Netzhautablisung. Von 
400 operierten Augen wurden 94 (= 23.5°/,) geheilt, Beobachtungsdauer 
mindestens 2!/, Jahre, 147 Augen gebessert (== 37%); ungeheilt blieben 
139 (= 59,5%). Verf. bespricht die seit seiner letzten Publikation 
erschienene Literatur, namentlich die Arbeit von Birch-Hirschfeld, 
In frischen Fällen wartet er erst ab, bis das subretinale Exsudat sich 
gesenkt hat. Er beginnt mit seiner Durchschneidung, die er solange 
wiederholt, bis keine Besserung mehr zu erreichen ist. Zur Entspannung 
der Netzhaut kombiniert er die Durchschneidung mit einem oder mehreren 
Einschnitten in die Ora serrata. Beim Versagen dieser Methode wendet 
er endlich Glaskérperinjektionen an. für die er sterilen Kalbsglaskörper 
emptiehlt. Verf. besitzt noch nicht über genügend Erfahrungen mit besseren 
Glaskörperinjektionen (z. B. arteigenem Glaskörper). und wird später hierüber 
berichten. 

Vogt (328) beschreibt Veränderungen der Netzhaut. die sich mittelst 
Ophthalmoskopie im rotfreien Licht bei Atrophieen des Optikus und 
Neuritis retrobulbaris feststellen lassen. Anstelle der normalen Faser- 
streifung war eine gleichmälsige weisse Marmorierung vorhanden, die bei 
totaler Atrophie im ganzen Umkreis der Papille bestand, bei retrobulbärer 
Neuritis jedoch auf das Ausbreitungsgebiet des papillomakulären Bündels be- 
schränkt blieb. Diese Veränderungen fanden sich auch in einem Fall von 
schwerer isolierter Makulaerkrankung, bei aszendierender Atrophie des Bündels. 


Arning (313) beobachtete bei ciner 32 jährigen Patientin mit frischer 
Syphilis (Roseola, Papeln) eine floride Neuritis optici mit starker 
Sehstörung. Es trat nach Alt-Salvarsanbehandlung eine glänzende Besserung 
des Sehnervenleidens ein. 


NN. Netzhaut. Selnerv un! Schbahnen. 133 


Oloff (322) bespricht in seiner Abhandlung «über tuberkulöse 
Erkrankungen des Sehnerven» sowohl die in der Literatur sich 
findenden Ansichten über Veränderungen der Papille als auch besonders dic 
Erkrankungen des Sehnervenstammes, indem er auf die Arbeiten v. Michels, 
Fleischers und Gilberts besonders eingeht. Er hat einen Fall von 
Embolie der Zentralarterie beobachtet, den er entsprechend der Mitteiluny 
Lubowskis als tuberkulöse Sebnervenerkrankung deutet. Ein 19jähriger 
Fähnrich z. See erkrankte unter dem typischen Bilde einer Embolie der 
Zentralarterie. Lunge. Herz, Nieren, Wassermann: negativ. Auf subkutane 
Injektion von 5 mg Alttuberkulin traten typische Erscheinungen der Allgemein- 
reaktion auf. Im Anschluss an die dritte Einspritzung fand sich eine aut- 
fallende subjektive und objektive Besserung. Oloff misst dieser Beobachtung 
deshalb besondere Bedeutung zu, weil sie darauf hinweisen kann. dass nicht 
nur periphere tuberkulöse Gefässerkrankungen der Netzhaut eine Rolle spielen, 
sondern auch im Bereich des Sehnervenstammes isoliert anftreten können. 


Kramer (320a) teilt die Krankengeschichte einer 22 jährigen Patientin 
mit, die unter leichten Entzündungserscheinungen eine Gesichtsfeldeinschränkung 
und Veränderung der Papille zeigte, die als tuberkulüse Sehnerven- 
-entztindung gedeutet wird. Zunächst trat eine schneeweisse. zungenförmige, 

das Gefüssstück deckende Trübung der Netzhaut auf, die sich nach 4 Tagen 
über die ganze Papille verteilt hatte, so dass diese einem gewölbten Porzellan- 
griff ähnelte. Kine Versuchseinspritzung von !;,, mg Alttuberkulin erzeugte 
Stichreaktion und Fieberanstieg von 0,7° und heftige Schmerzreaktion im 
Auge. Nach etwa 5 Wochen war unter Tuberkulinbehandlung der Sehnerv 
blass. aber sonst regelrecht bis auf Gefisseinscheidungen. Als Sitz und Art 
des tuberkulösen Herdes wird im Anschluss an die v. Michelsche An- 
schauung eine auf den Sehnerven beschränkte Hirnhautentzündung angesprochen. 
Kramer folgert, dass eine glänzend porzellanweisse Schwellung des Sehnerven- 
kopfes mit Ausstrahlung der Verfürbung in die benachbarte Netzhaut unter 
Verdeckung der Gefässe für eine tuberkulös bedingte Sehnervenentzündung 
gehalten werden müsse. 

Klaubers (319) Untersuchungen über das Ödem des Sehnervenkopfes 
bei Gelirnverletzten fussen auf einer klinischen Beobachtung von 200 Fällen. 
Davon wurden 6 Fälle histologisch untersucht. Bei Weichteilverletzungen 
ohne Knochenverletzungen wurde keine Stauungspapille beobachtet. Bei 
Knochenverletzungen und intakter Dura 2 mal (= 28°/,); das eine Mal wird 
eine verheilte Duraverletzung als möglich, das andere Mal eine Meningitis 
serosa als Reizreaktion angenommen. Die meisten Fälle fanden sich bei 
Duraverletzung und zwar erschien das Papillenödem bei Vorder- und Mittel- 
kopfverletzungen fast nur bei infektiösen Prozessen der Hirnsubstanz. Bei 
Verletzungen am Hinterkopf trat es auch ohne infektiöse Komplikation bei 
leichteren Gehirnverletzungen zutage; es war mehr als doppelt so häufig 
als bei Verletzungen anderer Schädelteile zu konstatieren. (Gewöhnlich tritt 
das Papillenöüdem in der zweiten und dritten Woche nach der Verletzung auf. 
Es kann gelegentlich nur auf der Seite der Verletzung, aber auch in seltenen 
Fällen auf der Gegenseite allein vorkommen oder dort länger anhalten. Da 
Falx cerebri und Tentorium cerebelli einen gewissen Widerstand gegen den 
Ausgleich des Gewebsdruckes von einem Schädelteil zum andern bilden können, 
so ist vielleicht manchmal die verschiedenartige Ausbildung so zu erklären. 
Histologisch fand K. das Bild von Papillenödem, welches nur in der Minder- 


134 Bericht. über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


zahl mit geringer kleinzelliger Infiltration der Papille verbunden war, ferner 
Ödem im Sehnervenstamm von vorn nach hinten abnehmend. Dabei war die 
Auflockerung an der Papille ebenso hochgradig wie in der Umgebung der 
Zentralgefässe, ja gelegentlich noch hochgradiger in den abseits der Gefässe 
gelegenen Teilen. Eine deszendierende Neuritis und Perineuritis in den 
hinteren Sehnerventeilen wird als Komplikation und bedingt durch die 
meningeale und terminale Entzündung aufgefast. Klauber betont mit 
anderen, dass Liquordruck und Hirndruck nicht verwechselt werden dürfen. 
Das Papillenödem sei eine Mitbeteiligung des Sehnerven am Hirndruck. Er 
vergleicht das Papillenddem mit einem «Gehirnprolaps in das Augeninnere-. 
Dabei sei die Frage weniger wichtig, ob das Ödem aus dem Hirngewebe in den 
Optikus gelange (Ulrich) oder ob es durch Rückstauung (Behr) entstände. 
Die Unterscheidung von entzündlicher Papillitis und Stauungspapille, besonders 
auch im Hinblick auf einen Rückschluss auf infektiöse und nicht infektiöse 
Komplikationen der Gehirnverletzungen ist nicht möglich ; ebenso, wie ophthal- 
moskopisch, besteht im anatomischen Papillenbefund kein Unterschied. 


Mit Hilfe des Kocppeschen Kontaktglases und der Nernstspaltlampe 
kann man unter Vorschalten eines Silberspiegels das punktuelle Bild des 
leuchtenden Spaltes auf dem Fundus nicht nur mit starken Vergrösserungen 
stereoskopisch betrachten, sondern auch durch Wandernlassen des Spaltbildes 
die verschiedenen Ebenen wie im Mikroskop durchmustern. Schieck (325) 
hat auf diese Weise Stauungspapillen untersucht: dabei wird im Gegen- 
satz zu den Behauptungen Behrs klar. dass die Limitans interna über dem 
Gefässtrichter durch eine Flüssigkeitsansammlung abgehoben ist, ja unter 
Umständen zeltförmig die Papillenschwellung überragt. Auch sieht man 
prachtvoll die prall gefüllten perivaskulären Lymphscheiden. Diese Verhält- 
nisse entziehen sich unserer Beobachtung am grossen Gullstrand schen 
Ophthalmoskop, weil das diffuse Licht hier von der Ebene der Aderhaut 
resp. Lamina cribrosa reflektiert, die vorgetriebene Papille von hinten durch- 
dringt und das Gewebe zu stark durchsichtig macht. Die von Behr ge- 
zogenen Schlussfolgerungen sind somit hinfällig. | ic. 


Rönne (324) teilt einen Fall mit von intrapialem Gangliogliom im 
Chiasma. Die Geschwulst, die in dem einen Optikus auslief, war nusskern- 
gross und völlig von unbeschädigter Pia umschlossen ; sie bestand aus riesen- 
grossen, ganglienzellenähnlichen Zellen. 


Igersheimer (317) liefert in seiner Arbeit zur Pathologie der Seh- 
bahnen beachtenswerte Beiträge. Er teilt einen Fall eines Glioms der linken 
Gehirnhalfte mit, der direkte Druckwirkung auf den linken Traktus, den 
äusseren Chiasmawinkel und den linken Optikus ausübte, wobei die rechte 
Schbahn einer direkten Einwirkung seitens der Geschwulst nicht ausgesetzt 
war, Anatomisch fand sich rechts eine Degeneration des Fasciculus cruciatus. 
Trotzdem zeigte der Perimeterbefund konzentrische Einengung (10 Tage ante 
exitum). Ferner hatte I. Gelegenheit einen frischen Fall von Intoxikations- 
amblyopie zu untersuchen. Die Degeneration des papillomakulären Bündels 
begann erst proximal vom Eintritt der Zentralgefässe. Der Umfang des 
degenerierten Bündels betrug 1/,,—!/. des Optikusquerschnittes. Entgegen 
der gewöhnlichen Annahme ('/,---'!', des Optikusquerschnittes) spricht dieser 
Fall wie einer für diese Frage ähnlicher von Birch-Hirschfeld dafür. 


AN. Netzhaut. Sehnerv und Sehbahnen. 135 


dass nur '/,,—'/,, des Optikusquerschnittes in Frage kommt. Das degene- 
rierte Bündel verlief bis zum Canalis opticus der temporalen Randpartie 
genähert und trat nicht achsial in den Optikus. Igersheimer hält seine 
Methode (kleine Marke in grösserer Entfernung) für besser als die gewöhn- 
liche Art des Perimetrierens. Mit Recht; wenn er z. B. bei Kopfschüssen in 
der Hinterhauptsgegend beidseitige homogene Defekte nachweisen konnte, 
während die gewöhnliche, radiäre Perimetrie ihm eine konzentrische Gesichts- 
feldeinschränkung ergab. Die Überlegungen des Verfassers gehen von der 
Annahme aus, dass bei Erkrankungen der Netzhaut das ganze Gesichtsfeld 
als eine Art Negativ der Nervenfaserausbreitung aufzufassen sei. I. deutet 
die mit kleinen Marken gefundenen Skotome als «Defekte von Sehnerven- 
faserbündeln»; er glaubt mit Hilfe von ihnen Aufschlüsse z. B. auch über 
noch dunkle Punkte der Faserverteilung in der Netzhaut gewinnen zu können. 
Die konzentrische Einengung des Gesichtsfeldes fasst I. als allgemeines, nicht 
lokalisatorisch zu verwertendes Symptom, als Ausdruck einer Schädigung des 
ganzen Optikusquerschnittes auf. In Zusammenhang mit der Annahme von 
Bündeldefekten der Nervenfasern wird das Ringskotom (zum Teil) als Ab- 
schnitt eines peripherwärts ziehenden Nervenfaserbindeldefektes gedeutet. 
Den Hauptteil der Achse des Sehnerven vermutet I. von Fasern eingenommen, 
die der intermediären Zone, zwischen Papille und Peripherie, entsprechen. 
So sollen sich die Variationsmöglichkeiten der intermediären Defekte in bezug 
auf Grösse und Ausdehnung, die sich ihm bei seiner Art des Perimetrierens 
ergaben. und die bald vorhandenen, bald fehlenden Beteiligungen der Gesichts- 
feldperipherie bei der Vergrösserung des blinden Flecks zwanglos erklären. 
Und so sei die Vergrösserung des blinden Fleckes nur der häufigste Fall 
einer Leitungsstörung intermediär in der Netzhaut endigender Optikusfasern. 
— Es wird ein Fall eines Orbitaltumors mitgeteilt. bei dem eine 2 Monate 
vorhergehende Untersuchung papillomakuläre und perimakuläre Skotome 
ergab. In der Diskussion wird der anatomische Befund namentlich in Ver- 
gleich mit einem Birch-Hirschfeldschen Fall gebracht und geschlossen, 
dass die dem Skotom zugrunde liegenden Prozesse zunächst Stauungen nahe 
den Zentralgefässen gewesen seien. Makuläre und intermediäre Faserndefekte 
seien das erste Symptom eines Tumors gewesen. Ein gemeinsames Areal für 
papillomakuläre und intermediäre Fasern könne mit einer gewissen Wahr- 
scheinlichkeit angenommen werden. 


Igersheimer (318) bespricht ferner die Leitungsstörungen der 
Sehbahn, sowohl periphere als zentrale, welche nicht selten durch Druck- 
wirkungen von liquorerfüllten Räumen aus erzeugt werden können. Diese 
Leitungsstörungen (Visus und Gesichtsfeld) können mit und ohne Stauungs-. 
papille, mit und ohne gesteigerten Lumbaldruck, mit und ohne subjektive 
Herabsetzung der Sehleistung einhergehen. Ihre Auffassung als Druckwirkung 
wird aus dem günstigen Einfluss eines druckentlastenden Eingriffs hergeleitet. 
indem sie sich danach bessern oder ganz verschwinden. Auch bei Erkrank- 
ungen, die ohne Hirndruck verlaufen, können doch Druckwirkungen auf die 
Sehbahn sich geltend machen, und ferner können Druckwirkungen von aussen 
sich mit zweifellos pathologischen (entzündlichen oder atrophischen) Prozessen 
im Innern der Sehbahn kombinieren. Die praktische Bedeutung druck- 
entlastender Malsnahmen, besonders auch der Lumbalpunktion, wird durch 
diese Untersuchungsresultate erhöht. K. 


136 Bericht über die Leistungen und Fortsghritte der Augenheilkunde. 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 
Ref.: Filbry. 


*330) Bartels: Augenerkrankungen in Konstantinopel. Ophthalın. Gesellsch- 
zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*330a) Best: Elektrargol bei den Kriegsverletzungen des Auges. Ophthalm. 
Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*331) Blatt: Beitrag zur genauen Lokalisierung der orbitalen Stecksehiis:¢ 
durch klinische Symptome. Wiener klin. Monatsschr. Nr. 2. 1918. S. 61. Ref.: 
Klin. Monatsbl. April-Mai. S. 711. 

*332) Bruck: Bruch des Tränenbeins. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 16. S. 389. 

*333) Cords: Augenschädigungen bei Munitionsarbeitern. Ophthalm. Gesellsch. 
zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*334) Cords: Seltene Nervenschädigungen durch Schussverletzung. Zeitschr- 
f. Augenheilk. Nr. 39. H. 4. S. 207. 

*335) Franke: Demonstrationen aus dem Gebiete der Röntgenkunde. Ophthalm. 
(cesellseh. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

336) Frenzel: Radiäre Einrisse des Irisstromas bei intaktem Pigmentepithel. 
Dissert. Berlin. i 

*337) Goldschmidt: Beitrag zur Lidplastik bei Anophthalmus. Ophthalm. 
(sesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*338) Hertel: Uber die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Magnettyp:.:. 
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

°339) Hesse: Zur Entstehung der Kontusionstriibung der Linsenvorderfläche 
(Vossius). Zeitschr. f. Augenheilk. Nr. 39. H. 4. N. 195. 

*340) v. Hippel: Über Pseudotuberkulose durch Raupenhaare. Graefes Arch. 
f. Ophthalm. Bd. 96. S. 134. 

*341) v. Hippel: Anatomischer Befund bei traumatischer Ausreissung des 
Sehnerven. Graefes Arch. f. Ophthalm. Rd. 96. S. 364. 

342) Klauber: Klinische und histologische Beobachtungen über das Ödem 
des Sehnervenkopfes bel Gehirnverletzten. Klin. Monatsbl. April-Mai. S. 504. Ref. 
s. Nr. 319. 

*343) Klauber: Simulation und Aggravation zentraler Skotome Klin. 
Monatsbl. März. S. 405. 

8344) Lauber: Die Lidbulbusprothese. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 
5.— 6. 8. 1918. 

*345) Mann: Syndrom von Avellis mit Hornerschem Symptomenkomplex ver- 
gesellschaftet, erzeugt durch Gesichtsschuss. Münch. med. Wochenschr. Nr. 16. 
S. 440. 

346) Meisel: Über einen Fall von Stichverletzung der Linse mit rezidi- 
vierender Entzündung der Linse. Dissert. Heidelberg. 

*347) Meller: Über die Verschwartung der Ader- und Netzhaut nach Schüssen 
durch die Augenhöhle. ‘Klin. Monatsbl. April-Mai. N. 494. 

*348) Mendel: Kasuistischer Beitrag zur Frage der Hemianopsia inferior. 
Zentralbl. f. Augenheilk. Mai-Juni. S. 78. 

349) Milch: Ein Beitrag zur Kenntnis der Bulbusruptur. Dissert. Heidelberg. 

“350) Pascheff: 1. Seltene Assoziations-Augenstörungen mit Gehirnbegleit- 
erscheinungen nach okzipitalen Kriegsverletzungen. 2. Isolierte traumatische 
Paresis des Nervus oculomotorius. 3. Chiasmaverletzung und Diabetes insipidus 
nach Frontal-Kriegsverletzung. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—8. 8. 1918. 


NXE Unfallerkrankungen. Verletzingen, Fremdkörper, Parasites. 137 


*351) Pichler: Ein Fall von Hämatolidinkristallen in der Vorderkammer. 
Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. März-April. S. 41. 

*352) Poly4k: Zwei Fälle von Schussverietzungen der Nase mit Verletzung 
des Tränensackes und Nebenhöhileneiterung durch intranasale Dakryozystostomie 
geheilt. Ref. in Klin. Monatsbl f. Augenheilk. Bd. 60. April-Mai. N. 697. 

*353) Purtscher: Ein interessantes Kennzeichen der Anwesenheit von Kupfer 
im Glaskörper. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. März-April. S. 33. 

*354) Rosenhauch : Über Refraktionsveränderungen nach und während der 
Heilung von Augenverletzungen. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

’355) Stargardt: Uber Wundbehandlung im Felde. Ophthalm. Gesellsch. zu 
Heidelberg. 5. -6. 8. 1918. 

*356) Wachtler: Schwere Verletzung des Auges durch die Fruchtbecherstacheln 
der Edelkastanienfrucht. ‘Klin. Monatsbl. März 1918. S. 379. 

*357) Wätzold: Kriegserfahrungen bei Myopie. Ophthalm. Gesellsch. zu 
Heidelberg, 5.—6. 8 1918. 

358) Wätzold: Schwierige Fragen für den begutachtenden Truppenfacharzt. 
Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*359) Wagner: Zwei augenärztliche Unfallbegutachtungen, Zeit-chr. f. Bahn- 
u. Bahnkassenärzte. 1918. Nr. 4. 

*360) Weseely: Die besondere Mechanik tangentialer Granatsplitterverletz- 
ungen des Bulbus. Ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. 5.—6. 8. 1918. 

*361) Zehner: Beitrag zur Kasuistik der Orbitalverletzungen. a) Griffel- 
verletzung mit letalem "Ausgang. b) Pseudoprolaps der Trinendriise. Dissert. 
Heidelberg. 


Cords (333) bespricht die Schädigungen des Sehnerven bei 
Munitionsarbeitern. Als schädigende Stotfe vermochte er in allen Fällen 
das Dinitrobenzol festzustellen, das im Kriege in Massen hergestellt wird und 
neben andern Stoffen als Füllmasse von Granaten und Minen dient. Er hatte 
Gelegenheit, in grossen Munitionsfahriken die Vergiftungserscheinungen durch 
diesen Körper zu studieren, die sich bei den Arbeitern schon Ausserlich durch 
eine fahlgelbe Färbung der Haut upd schmutzig blaue Färbung der Lippen 
und Augapfelbindehaut kennzeichnen. Bei den leichten Vergiftungen, die 
an der Tagesordnung sind und von den Arbeitern oft nicht beachtet werden, 
treten Störungen des Allgemeinbefindens. Mattigkeit, Schwindelgefühl, Kopf- 
schmerz, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit ein, in schweren Fallen Flimmern 
vor den Augen, Herzklopfen, Beklemmung. Übelkeit, Erbrechen und Par- 
ästhesien, in den schwersten unregelmiifsige Herztätigkeit, Ohnmacht, Bewusst- 
losigkeit, ja der Tod. Im Vergleich zu der grossen Zalıl der Vergiftungen 
sind Sehstörungen verhältnismälsig selten. Es muss dabei eine persönliche 
Komponente eine grosse Rolle spielen, auch ganz abgesehen von der Sauber- 
keit bei der Arbeit und hygienischen Mafsnahmen. Die meisten der von 
Cords festgestellten Arbeiter mit schwereren Sehstörungen waren ältere Leute 
oder solche in schlechtem Ernährungszustande. Verhältnismälsig häufig wurde 
früherer übermälsiger Genuss von Alkohol und Tabak zugegeben. Frühere 
Bleischädigungen und Schwefelkohlenstoffeinwirkung wurde in je einem Fall, 
Lues ebenfalls in einem Fall festgestellt. Aus einer Fabrik wird berichtet, 
dass Frauen während der Periode an Sehstörungen erkrankten. In allen 
schwereren Fällen handelte es sich um chronische dauernde Einwirkung des 
Giftes, da kein Arbeiter kürzer als einen Monat. die meisten 6—10 Monate 
im Betriebe tätig waren. C. teilt die Fälle in 4 Gruppen: 1. Leichte vorüber- 


138 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


gehende Störungen, die zuweilen akut nach besonders starker Einwirkung des 
Giftes einsetzen oder nur eine geringe Beeinträchtigung der Sehschärfe be- 
dingen. Ophthalmoskopisch fand er leichte Verschleierung der Papillengrenzen 
und starke Füllung der Venen, einmal Netzhautblutung. 2. Schwere Störungen. 
die mit der Zeit wieder vollkommen ausheilen : beisdiesen war eine stärkere 
Verschleierung der Papillengrenzen mit hyperämischer Verfärbung vorhanden 
und die Sehschärfe auf !’,,—?/., herabgesetzt infolge eines stets festzustellenden 
zentralen Skotoms. 3. Schwere Störungen mit dauernder Schädigung. Bei 
diesen schloss sich an die mehr oder weniger starken papillitischen Prozesse 
eine temporale Abblassung an. Häufig war dabei Pupillendifferenz und Träg- 
heit der Reaktion. Die Sehschärfe sank bis auf Fingerzählen in 1—2 m. 
Es bestand ein ausyzedehntes zentrales relatives Skotom, selten periphere 
Gesichtsfeldeinengung. 4. Schwere progressive Störungen, in dem einen dieser 
Fälle schrumpfte das Gesichtsfeld allmählich mehr und mehr zusammen bei 
gleichzeitig vorhandenem zentralen Skotom. C. glaubt, dass die durch das 
Dinitrobenzol bedingte hämoglobinämische Degeneration des Blutes die Er- 
nährung des Sehnerven beeinflusst, ist doch nicht nur der Strom des teerartig 
verdickten Blutes verlangsamt, sondern auch die Oxydationsfähigkeit des Blutes 
durch die Methämoglobinämie stark herabgesetzt. Er glaubt, die Parästhesien 
an Fingern und Zehen in gleicher Weise erklären zu können wie die Seh- 
nervenstörungen und hält es für natürlich, dass schon vorher geschäligte 
Sehnerven durch den häufigen, wenn auch vorübergehenden Sauerstotfmangel 
funktionsunfähig werden. Differentialdiagnostisch kommt vor allem die Tabak- 
Alkoholamblyopie und das zentrale Skotom durch Unterernährung in Frage. 
Die Behandlung besteht in Ruhe, Bädern, milder Hydrotherapie. Freiluft- 
aufenthalt, reichlicher Flüssigkeitszufuhr, Milchkuren, Eisenarsenpräparaten 
und Strychnininjektionen. Auf die persönliche Hygiene des Arbeiters und 
eine sorgfältige Auswahl der Arbeiter ist besonders Gewicht zu legen. K. 


Während neben herabgesetzter Sehschärfe allseitige Gesichtsfeldein- 
schränkung häufig vorgetäuscht wird, ist Simulation und Aggravation 
zentraler Skotome, was Klauber (343) hervorhebt, mangels spezia- 
listischer Kenntnisse natürlich selten. Durch unvorsichtige, arglose Fragen 
kann ein Patient zur Angabe eines zentralen Skotoms geführt werden: ein 
derartiger Fall seiner Beobachtung beruhte auf Hysterie und konnte durch 
Suggestion und Elektrisieren geheilt werden, in den beiden andern, schon 
früher untersuchten Fällen handelte es sich um Simulation bei Soldaten, die 
durch ein Prisma auch ihr angegebenes Skotom seitwärts vom Fixierpunkt 
angaben und so entlarvt wurden. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen 
Hysterikern und Simulanten, die in ihrem Verhalten gegen Heilungs- und 
Suggestionsversuche meist genügend differieren. Unter Tausenden von Unter- 
suchungen an Militärpersonen habe er einige Hundert bewusster Simulanten 
und Aggravanten, jedoch nur eine geringfürige Zahl von Hysterikern oder 
Neuropathen gefunden, 

Zwei augenärztliche Unfallbegutachtungen teilt Wagner 
(359) mit, um durch sie die Richtigkeit der Ansicht Friedländers zu 
zeigen, für die Gutachtertätigkeit seien nicht alle Ärzte gleich geeignet. 
Im ersten Fall überschritt der Begutachter mit Zubilligung einer Rente 
von 50°/,, ja auch noch mit der befürworteten Reduktion auf 20°/, für von 
ihm anerkannt svöllig gesunde Augen» bei «geringer Nervosität» zweifellos 
die Grenze des sozial und rechtlich Erlaubten. Schon hinsichtlich der Kriegs- 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper. Parasiten. 139 


erfahrungen sollte man sich vor einer Überschätzung der sogenannten «post- 
traumatischen Hysterie» hüten. Ein zweiter Fall beansprucht mehr aus 
prinzipiellen Gründen Iuteresse, da sich an ihn ein wichtiges Obergutachten 
mit fundamentalen Erkenntnissen anschliesst, aus dem die folgenden Sätze 
über Schädigungen durch Verlust eines Auges und die Gewöhnung an sie 
Erwähnung verdienen: «Unter der Voraussetzung, dass beide Augen gleich- 
wertig sind, bestehen die Einbussen 1. in dem Verlust eines Teiles des Ge- 
sichtsfeldes, 2. in einer geringfügigen Verminderung an Sehschärfe und 3. im 
Verlust des binokularen Sehens-. In jugendlichen Jahren tritt eine Ge- 
wohnung an den Ausfall in höherem Mafse ein. Die Gewöhnungsperiode 
dauert höchstens achtzehn Monate. Durchschnittlich bezieht ein einäugig 
gewordener Unfallverletzter eine Rente von 25°',. 


Die Tatsache, dass die Beurteilung der Fragen: «Ist eine Br- 
krankung oder Schädigung des Auges eine Folge der angeschul- 
digten Dienstleistung”? Inwieweit wird dadurch die Erwerbsfähigkeit 
beschränkt? Ist ein Auge praktisch erblindet oder nicht? usw.» oft ausser- 
ordentlich schwierig ist, veranlasst Wätzold (358) auf Grund seiner in ver- 
antwortlicher Stellung gesammelten Erfahrungen auf diese Fragen näher ein- 
zugehen. Ausführlicher behandelt er den Begriff der «praktischen Blindheit» 
und lässt als solche eine Herabsetzung der Sehschärfe auf '/,, und weniger 
(d. h. Fiugerzählen in 2 m) gelten. '/,, S. als Grenze anzunehmen, hält W. 
für zu weitgehend, zumal bei diesem Grad von Schwachsichtigkeit die neuen 
Zeissscheu Hilfsmittel (Fernrohr-Brille und -Lupe) wesentliche Erhöhung 
der Leistungsfähigkeit des Auges bringen. Für die Beurteilung kommt aber 
nur die Sehschärfe nach Ausgleich etwaiger Brechungsfehler und bei An- 
wendung optischer Hilfsmittel in Betracht. Weiter behandelt W. die Frage, 
in welchen Fällen von einseitiger Erblindung oder andern schweren Schädi- 
gungen des Auges (Hemianopsie!) die Verstüämmelungszulage zu gewähren und 
wie die Erwerbsunfähigkeit zu beurteilen ist. Auf die Einzelheiten kann im 
Referat nicht eiugegangen werden. Die Frage der Beurteilung der Dienst- 
beschädigung in manchen Fällen von Katarakt lest W. der Versammlung zur 
Diskussion vor. Ä K. 

Wegen der spärlichen Zalıl von Veröffentlichungen über schwere Ver- 
letzungen des Auges durch die Fruchtbecherstacheln der Edel- 
kastanienfrucht glaubt Wachtler (356) seine 13 Fälle umfassende 
Kasuistik erwähnen zu sollen, bei denen es sich fünfmal um Hornhaut- 
perforationen, dreimal mit Wundstar kompliziert, handelte. Die relative Häutig- 
keit der Perforationen der Hornhaut, ja der Verletzung der Iris und Linsen- 
kapsel ist bei der verhältnismälsigen Schwere der sogenannten Kastanienigel 
und den fein konisch gespitzten und ziemlich festen Stacheln nicht zu ver- 
wundern. Die nicht durchbohrenden Stacheln, die selten aus der Hornhaut- 
oberfläche herausragen, ihre Bruchlläche sogar manchmal innerhalb der Horn- 
haut haben, entfernte W. mit dem Graefeschen Messer. indem er mit seiner 
Spitze, die Schneide vom Auge abgewandt, den Stachel fasste und heraus- 
beförderte. 5 | 

Ein von E v. Hippel (340) wegen schwerer Tuberkulose enukleierter 
phthisischer Bulbus bot anatomisch das Bild der Pseudotuberkulose 
durch Raupenhaare mit zahlreichen subkonjunktivalen, episkleralen und 
skleralen Knoten. in denen oft Bruchstücke von Haaren gefunden wurden. 
Besondere Aufmerksamkeit wurde der Erforschung des Weges gewidmet, den 


140 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


die Raupenhaare genommen haben könnten. Einer Unterbrechung der Descemet 
entsprach ein Irisknoten. Ein Knoten im Corpus ciliare drängt die Ziliar- 
muskelfasern auseinander, durch eine Lücke der Pigmentschicht dringt ein 
Bindegewebszug zu einem zwei Haare enthaltenden, in dem vorderen Glas- 
körperraum gelegenen Knoten. Gleichzeitig war die als -Stauungspapille nach 
perforierenden Verletzungen des vorderen Bulbusabschnitts» bekannte Schwellung 
des Sehnervenkopfes vorhanden. Nach dem nachgewiesenen Auftreten von 
Knoten im Ziliarkörper, in der Aderhaut und dem vorderen (rlaskörperabschnitt 
können Komplikationen, wie Netzhautablésung mit endlicher Phthisis bulbi, 
nicht wundernehmen. Den Kontraktionen des Ziliarmuskels wie überhaupt 
den Bulbusbewegungen misst H. eine grosse Bedeutung für das Problem der 
Wanderung der Haare bei. 


Der anatomische Befund bei traumatischer Ausreissung 
des Sehnerven, den E. v. Hippel (341) mitteilen kann, gewinnt dadurch 
besondere Bedeutung, dass der Bulbus schon 9 Tage nach der Zerreissung 
herausgenommen wurde. Nach Heranziehung aller diesbezüglichen Fälle in 
der Literatur, die H. nur deshalb für so spärlich hält, weil sie durch Medien- 
trübung nicht zu diagnostizieren seien, werden als wesentliche Tatsachen her- 
vorgehoben, dass der Sehnerv mit seinen Scheiden und nahezu der ganzen 
Lamina cribrosa total ausgerissen, die Netzhaut nur auf einer Seite abgelöst 
war, während sie auf der andern anlag, und dass ihre Degeneration, in den 
innern Schichten hochgradig, nach aussen hin mehr und mehr fehlte. Für 
eine der drei mechanischen Erklärungsmöglichkeiten, ob der in diesem Fall 
die Zerreissung herbeiführende Stacheldraht den Sehnerven zurückgedrängt 
oder als Widerhaken den Bulbus nach vorn gerissen oder endlich den Seh- 
nerven umgriffen und beim Zurückreissen abgerissen hat, wagt H. sich nicht 
zu entscheiden. 

Neue Gesichtspunkte zur Entstehung der Kontusionstrübung 
der Linsenvorderfläche (Vossius) gibt Hesse (339). Nach der 
Vossiusschen Vorstellung entstehe die Trübung durch den Abdruck des 
Pupillarrandes auf der vorderen Linsenfläche im Augenblick der Kontusion. 
Die Trübung setzte sich nach Vossius aus abgeléstem Irispigment und 
deygenerativen Veränderungen der Epithelien der Linsenkapsel zusammen. 
H. kann sich dieser Deutung der Trübung ebensowenig anschliessen wie der 
Vossiusschen Idee, bei der Kontusion trete durch Umstülpen der Hornhaut 
ein Kontakt dieser mit der Linse ein, indem er dagegen geltend macht, ein 
solcher gewaltiger Überdruck in der Vorderkammer müsse schwere Neben- 
verletzungen hervorrufen. Auch handle es sich nicht um einen, wie oft be- 
hauptet werde, einfachen, dem Pupillenrande entsprechenden Trübungs-«ring», 
sondern eine dem Pupillengebiet angepasste Scheibe. Wichtig ist seine Fest- 
stellung, dass es sich um eine Auflagerung auf die Linse, nicht eine Trübung 
ihrer vordersten Schichten handelt. Diese Tatsache liesse sich auch besser 
mit dem beobachteten schnellen Verschwinden der Trübung bei Kammer- 
punktion in Einklang bringen. Durch vorsichtiger Einbringen kleiner Blut- 
mengen in die Vorderkammer konnte H. eine völlig analoge Trpbung erzielen 
und wurde so in seiner Annahme bestärkt, es handle sich bei der Trübung 
um eine feinste Blutschicht, die sich der Linsenvorderfläche auflagere; dieser 
Auffassung scheint die klinische Erfahrung nicht zu widersprechen, insofern 
wenigstens H. in fast allen Fällen von Kontusionstrübung anfangs ein Hyphäma 
beobachtet haben will. 


ANE. Unfallerkiankungen. Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 141 


Bei einem Patienten, der sich bei einem Fall mit der Nase an einer 
Stuhlkante gestossen hatte, bemerkte Bruck (332) ein feines ziehendes 
Geräusch und sah am innern Augenwinkel Sekret und Luftblasen austreten, 
wenn er den Patienten den positiven Valsalvaschen Versuch machen liess. 
Als Ursache dieses Phänomens nahm B. einen Bruch des Tränenbeins, 
den er auch röntgenologisch festgestellt haben will, kompliziert durch eine 
Zerreissung der medialen Tränensackwand an. Jedoch. müsse man die Mög- 
lichkeit einer abnormen Durchlässigkeit des Tränenkanals in Erwägung ziehen, 
deren Vorkommen aus der Tatsache geschlossen werden müsse, dass man 
gelegentlich nach Adenotomien oder forcierter Tamponade bei Nasenbluten 
etwas Blut am innern Augenwinkel auftreten sehe. 


Bei Untersuchung einer fünf Jahre zurückliegenden Verletzung durch 
einen Bohrer im Steinbruch fand Pichler (351) Hämatoidinkristalle 
in der Vorderkammer, die dicht oberhalb des Ilyphäma zu zwei Gruppen 
kleinster heller und bei Änderung der Blickrichtung glitzernder Pünktchen 
angeordnet und bei Lupenvergrösserung deutlich als winzige typische Häma- 
toidinkristalle zu erkennen waren. 


Nach Lauber (344) ist trotz schöner Erfolge bei plastischer 
Wiederherstellung der Lider nach Verletzungen, die als operative 
Leistungen Bewunderung verdienen, der kosmetische Erfolg bei Beurteilung 
durch Laien oft nicht befriedigend. Hier tritt die Prothese in ihre Rechte. 
Vortr. zeigt Bilder von Verletzten ohne und mit Prothesen. Letztere wurden 
nach dem vom Verf. und K. Henning sen. angegebenen Verfahren (be- 
schrieben in den Klinischen Monatsblättern 1917) von Th. Henning jun. 
angefertigt. Verf. entfernt in seinen Fällen die Reste der Bindehaut, die 
Tränendrüse und den Tränensack, um einen besseren Sitz der Prothese und 
eine glatte Hautfläche als Unterlage derselben zu erreichen. Dadurch wird 
die dem Verletzten lästige Absonderung, die mitunter zu Ekzem führt, 
unterdrückt. K. 


Ausgedehnte Zertrümmerungen des Orbitaleingangs, sowie Einfassung 
desselben durch dichtes Narbengewebe, ferner Kombination beider Zustände 
machen es häufig unmöglich, die bisher üblichen plastischen Methoden 
zum Ersatz des Ober- resp. Unterlids anzuwenden. Durch folgendes Verfahren 
gelingt es nach Goldschmidt (337) diese Schwierigkeiten zu überwinden: 
Vermittelst Umklappens eines rechteckigen Haut- resp. Narbenlappens, dessen 
Umschlagstelle am Ort des neuzubildenden Fornix zu liegen kommt, und 
seitliche Vernähung desselben, wird eine neue Konjunktivaltasche gebildet, 
deren Innenwand aus Haut- resp. Narbengewebe besteht. Das äussere Blatt 
des neugebildeten Unterlids wird durch einen Obrknorpel-Hautlappen her- 
gestellt, das Aussenblatt des Oberlids durch seitliche Verschiebung aus der 
Umgebung und teilweise durch Transplantation von Thierschschen Läppchen. 
Der Defekt, der durch die Umklappung des Hautlappens entsteht, wird durch 
seitliche Verschiebung des unterminierten Gewebes der Umgebung gedeckt. 
Die Methode eignet sich auch für solche Fälle, bei denen durch Narben- 
stränge, die am Lidrand ansetzen, das Tragen einer Prothese nicht möglich 
ist. Man erreicht durch das angegebene Verfahren eine Erhöhung des Unter- 
resp. eine Verlängerung des Oberlids. (Demonstration von Abbildungen.) K. 


Wätzold (357) erweitert nach einer Übersicht über die Friedens- 
bestimmungen der Dienstanweisung zur Beurteilung der Militärdienst- 


142 Bericht. über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


fähigkeit seine in Budapest 1916 dargelegten Kriegserfahrungen dahin, 
dass während des Krieges z. T. Leute mit bochgradiger. Myopie eingestellt 
wurden. Aus dieser Tatsache ergeben sich recht beträchtliche Schwierigkeiten 
der Beurteilung von Dienstbeschädigung usw., die W. an der 
Hand von Beispielen behandelt und die ihn zu den beiden Fragestellungen 
veranlassen: 1. Kann der militärische Dienst überhaupt eine bestehende 
Kurzsichtigkeit verschlimmern? 2. Dürfen und inwieweit können für neu auf- 
tretende Augenhintergrundsveränderungen dienstliche Schädigungen haftbar 
gemacht werden. um auch dafür Dienstbeschädigung annehmen zu können? 
Die erste Frage beantwortet W. dahin, dass nur nach strengster Prüfung, 
Aufnahme einer vollständigen Vorgeschichte und Anstellung von Erhebungen 
in den seltensten Fällen und zwar nur bei sehr angestrengter, langdauernder, 
über Jahr und Tag sich hinziehender Büroarbeit eine Verschlimmerung durch 
den Dienst in Betracht kommen und anzunehmen sein wird, dagegen nicht 
bei dem gewöhnlichen Dienst in der Front. Für ein Beispiel bittet W. das 
Urteil der Versammlung. Die zweite Frage lässt sich allgemein überhaupt 
nicht beantworten ; stets wird von Fall zu Fall zu urteilen sein. Auch hier 
ist wie so oft die Propbylaxe die Hauptsache: Leute mit anamnestisch rasch 
fortschreitenden Hintergrundsveränderungen sind möglichst überhaupt nicht 
einzustellen oder nur in einem Dienst zu verwenden, der sich vom Zivilberuf 
möglichst wenig unterscheidet und körperliche Anstrengungen möglichst. 
ausschliesst. K. 
Frank (335) zeigt das Röntgenbild eines Falles von Schrotkorn- 
verletzung der rechten Brauengegend, bei der sofort nach der Verletzung 
völlige Erblindung des rechten Auges eingetreten war, für die sich in den 
sonstigen Veränderungen keine Erklärung fand. Die Aufnahme ergab, dass 
ein Schrotkorn in der Gegend des Foramen opt. sass und so dieses Jirekt 
verletzt. hatte. Nach 5 bis 6 Wochen war Atrophie des Sehnerven mit dem 
Augenspiegel nachweisbar. Ferner werden demonstriert mehrere Bilder einer 
Granatsplitterverletzung des rechten Auges mit gleichzeitiger Be- 
teiligung des Stirnhirns. Unter Tamponade mit Jodoformgaze trat allmähliche 
Verkleinerung der Höhle ein, welche durch wiederholte Aufnahme mit ein- 
geführter Sonde nachweisbar war. K. 


Hertel (338) hat bei einer Reihe von Magneten, die die Industrie 
liefert, darunter die bekanntesten Modelle, und ausserdem bei Behelfsmagneten 
Kraftmessungen ausgeführt und berichtete über die Resultate bei extra- 
okularer Verwendung der Magnete. Auf Grund der aufgestellten Kurven 
ergab sich, dass die Industriemagnete bei ganz geringer Kraftbeanspruchung 
durch unbeschwerte Probekugeln von 0,25 g Gewicht grosse Differenzen in 
der Sprunghöhe aufwiesen Mit zunehmender Belastung der Kugeln durch 
Bleigewichte nahmen diese Differenzen ab, bei etwa 200 g Belastung betrug 
die Sprunghöhe durchschnittlich 4—5 mm. Die Kurven der Behelfsmagnete 
lagen in den Anfangswerten tiefer und zeigten auch einen schnelleren Abfall, 
in den Schlusswerten aber, also bei starker Belastung, näherten sie sich den 
Industriemagneten sehr. H. zeigte die verschiedene Polwirkung an Kurven 
und wies darauf hin, dass aber auch bei Ausnützung dieser Wirkung alle 
geprüften Magneten stark belastete Zugobjekte nur aus ganz geringer Ent- 
fernung anzuziehen vermochten. Festsitzende Splitter können als solche stark- 
belastete Zugobjekte betrachtet werden. Wurden Splitter, die mit dem Magneten 
nicht gezogen werden konnten, auf mechanischem Wege durch Gewichtszug 


AXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 143 


aus dem Gewebe herausgeholt, so ergaben sich ungefähre Vorstellungen über 
die Kraft, mit der die festsitzenden Splitter in dem Gewebe zurückgehalten 
wurden. Die so gefundenen Werte schwankten zwar beträchtlich je nach 
dem Sitz und auch nach der Grösse der Splitter, sie gaben aber doch Anhalts- 
punkte, um wieviel die einzelnen Magnete in ihrer Kraftleistung hätten ver- 
stärkt werden müssen, um auch diese Splitter zu ziehen. Als Wege für die 
Verbesserung der Magnete hat H. beträchtlich bessere Leistungen erreichen 
können durch Verwendung zweier Magnete, die mit verschiedenen Polen 
benützt werden. Darüber und über Messungen bei intraokularer Anwendung 
der Magneten soll an anderer Stelle genauer berichtet werden. K. 


Best (330a) spricht über das Elektrargol bei den Kriegsver- 
letzungen des Auges. Die intramuskuläre und subkutane Injektion von 
Elektrargol hat sich dem Vortragenden bei subakuten entzündlichen Prozessen 
in verletzten Augen bewährt, war dagegen wirkungslos bei akuter eitriger 
Panophthalmie. Eine sympathische Erkrankung hat B. bei grossem Verletzungs- 
material unter prophylaktischer Elektrargolbehandlung nicht gesehen; er steht 
aber auf dem Standpunkt, erblindete schmerzhafte oder chronisch entzündete 
Augen unter allen Umständen zu enukleieren, und nur bei gutem Lichtschein 
den Versuch zu machen, das Auge bei Anwendung von Elektrargol zu er- 
halten. Kollargol empfiehlt sich nicht so wie die elektrolytisch hergestellten 
Silberpriparate. Eine ausgebrochene sympathische Ophthalmie hat B. nicht 
Gelegenheit gehabt zu behandeln, es ist ihm aber ein trotz Elektrargol un- 
günstig verlaufener Fall einer andern Augenabteilung im Felde bekannt. 
Ein definitives Urteil über die eventuelle Schutzwirkung des Elektrargols 
kann sich erst aus den gesammelten Erfahrungen auch anderer Augenärzte 
ergeben. Auch bei Enzephalitis nach Hirnverletzung mit bereits bestehenden 
meningitischen Reizerscheinungen kann Elektrargol intravenös günstig, vielleicht 
lebensrettend wirken. 


An vier Fällen will Blatt (331) nachweisen, wie eine genaue 
Lokalisierung der orbitalen Steckschüsse durch klinische 
Symptome, durch Prüfung der Sehschärfe, des Augendrucks, des Hintergrund- 
bildes, durch Beachtung bestehenden Druckschmerzes oder einer Protrusion des 
Bulbus und durch richtige Würdigung einer vorliegenden Bewegungsbeschränkung 
des Bulbus oder eines etwa vorhandenen Hautemphysems, meist auch in Er- 
mangelung eines Röntgenapparates möglich sei. 


Ein interessantes Kennzeichen der Anwesenheit von 
Kupfer im Glaskörper glaubte Purtscher (353) in 2 Fällen von 
Kupfersplitterverletzung darin erblicken zu dürfen, dass die v. Hessschen 
vorderen Linsenbilder in herrlichen Interferenzfarben erschienen; in seinem 
Nachtrag schränkt er jedoch den diagnostischen Wert dieser Beobachtung 
auf Grund der Vogtschen Arbeit «über das Farbenschillern des vorderen 
Rindenbildes der menschlichen Linse» wieder erheblich ein. .Die gleichzeitig 
beobachtete, beiden Fällen gemeinsame «Scheinkatarakt», eine Trübungsscheibe 
der Linsenkapsel oder der Linsenvorderfläche, die jedoch nur im auffallenden 
Lichte sichtbar wurde, während im durchfallenden die Linse völlig klar war, 
hält P. für ein Charakteristikum der Anwesenheit von Kupfersplittern im 
Glaskörper. 


Bei einer Schussverletzung — der Einschuss lag vor dem linken Ohr, 
das Geschoss blieb in der Rachenhöhle, von wo es ausgespien wurde — fand 


144 Berieht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Mann (345) eine. Lähmung der linken Kehlkopfhalfte und des Gaumens. 
ferner eine Verengerung der linken Lidspalte, ein Tieferliegen des linken 
Auges mit Miosis, also ein Syndrom von Avellis mit Hornerschem 
Symptomenkomplex. Das Bemerkenswerte ist die Verletzung des Vagus 
und des Plexus caroticus bei völlig- erhaltener Arteria carotis. 


Seltene Nervenschädigungen durchSchussverletzung stellt 
Cords (334) übersichtlich zusammen. Im ersten Fall der drei Trigeminus- 
lähmungen sei die Erklärung für die Entstehung auf zweifache Weise möglich, 
entweder habe das Geschoss die Felsenbeiupyramide und den Nerven direkt 
getroffen oder es sei nur auf die Schläfenbeinschuppe aufgeprallt und habe 
indirekt die Pyramide gesplittert. Die hier vorhandene Verbindung von 
Keratitis neuroparalytica mit ausgedehntem Herpes zoster im Bereiche des 
2. Trigeminusastes scheine für die Wilbrand-Saengersche Reiztheorie 
zu sprechen. Im nächsten Fall bestand bei Lähmung des 1. und 2. Astes 
neben doppelseitiger Keratitis neuroparalytica auch eine partielle Schädigung 
des Optikus mit Zentralskotom; zur Erklärung dieses Befundes nimmt C. eine 
Knochenbruchlinie vor den beiderseitigen Gasserschen Ganglien und eine 
Schädigung des papillomakulären Bündels von der Keilbeinhöhle aus an. Im 
3. Fall von Trigeminuslähmung bestand noch eine partielle Avulosio n. optici, 
das Geschoss sass in der Keilbeinhéhle. Von den Sympathikusverletzungen 
war eine mit Hemiparese, motorischer Aphasie und Agraphie verbunden. 
gleichzeitig war die Karotis mityetroffen. Bei der infolge der Nähe der 
Arteria carotis interna selten zu beobachtenden Schädigung des Sympathikus 
in seinem Verlaufe innerhalb der Schädelkapsel ist der 2. Fall beachtenswert, 
in dem gleichzeitig eine andersseitige Hemiplegie und Fazialislähmung be- 
standen. Die so seltene Adrenalinmydriasis wurde auch hier vermisst, obwohl 
die Leitung zwischen dem obern Halsganglion und der Pupille als unterbrochen 
angesehen werden musste. Das in fünf Tagen schon völlig behobene Symptom 
einer Okulomotoriuslähmung nach Schussverletzung legt C. den Gedanken 
nahe, ihre Ursache sei in einer Kontre-Coupwirkung auf den Nerven oder in 
einem schnell resorbierten Hämatom zu sehen. An der Wilbrand- 
Saengerschen Zusammenstellung von 9 komplizierten Fällen zeigt C. die 
Seltenheit seiner isoliert aufgetretenen Schädigungen des Tractus opticus 
durch Schussverletzung. 


Drei Monate nach einem unkomplizierten Hinterhauptschuss wurde 
in dem von Mendel (348) berichteten Fall eine Hemianopsia inferior 
gefunden. Da nach M.s Ansicht nach dem ganzen Heilverlauf der Wunde die 
Annahme einer nicht allzu tiefgehenden Hirnverletzung gerechtfertigt erscheint, 
soll der Fall sich gut in Henschens Lehre einfügen, wonach «die Rinden- 
elemente homologen Punkten der beiden Augen korrespondieren und zwar so, 
dass die obere Lippe der Fissura calcarina der oberen Netzhauthälfte ent- 
spricht, ihre doppelseitige Läsion somit eine Hemianopsia inferior bedingt>, 
während die Mitverletzung der unteren Lippe wegen dann zu erwartender 
Medullaschädigungen meist tödlich endet und so die Hemianopsia superior 
sehr selten zur Beobachtung kommt. Für den rein kortikalen Sitz der Hirn- 
verletzung spricht die Intaktheit der Pupillenreaktionen, deren Fehlen eine 
Schädigung (des Tractus opticus annehmen lassen müsste. Das von Liepmann 
und Kalmus gefundene Phänomen gesetzmäßiger Fehler in der Halbierung 
gerader Linien infolge Überschätzung der Arbeitsleistung beim Bewegen des 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 145 


Auges nach der hemianopischen Seite hin bot der von M. beobachtete Fall 
übrigens nicht. 


Über seltene Kriegsverletzungen, besonders über zerebral bedingte 
Sehstörungen und Schädigungen des Bewegungsapparates der Augen berichtet 
Pascheff (350). Nach linksseitiger Hinterhauptsverletzung trat in einem 
Fall rechts Amaurose, links nasale Hemianopsie mit zentralem Skotom aut. 
Dazu gesellten sich Blicklähmung rechts mit unvollständiger Ptosis, vollständige 
Hemianästhesie, Hemiparesis und Verlust des stereognostischen Sinnes der 
rechten Körperseite bei gesteigerten Patellarreflexen und fehlenden 
Babinskischen Reflex. Bei einer zentralen Hinterhauptsverletzung be- 
obachtete P. Störung der assoziierten, willkürlichen Augenbewegung, besonders 
beim Blick nach oben, doppelseitige myasthenische Ptosis, Nystagmus und 
Ataxie der binokularen Augenbewegungen. Von Gehirnerscheinungen waren 
zerebrale und zerebellare Ataxie, Schwerhorigkeit, Hyperästhesie, Steigerung 
der Patellarreflexe bis zum Klonus und Ageusie und Anosmie vorhanden. 
Bei einer durch Splitter im rechten Schläfenlappen bedingten rechten Okulo- 
motoriuslähmung waren, obwohl der Einschuss am linken Ohr lag, fast keine 
zerebralen Erscheinungen festzustellen. Nach einer Frontalverletzung des 
Gehirns trat ein ausgedehnter Symptomenkomplex auf, der die Beteiligung 
der Hypophyse bewies: bitemporale Hemianopsie, Diabetes insipidus, Haar- 
ausfall, Verlust der Libido sexualis, Anhydrosis und Muskelschwäche in den 
Beinen. Zum Schlusse teilt P. anatomische Untersuchungen einer indirekten 
Ruptur der Bowmanschen Membran mit. Zu vertikalen oberflächlichen 
streifenförmigen Trübungen waren horizontale gekommen, heftige Schmerzen 
traten auf, der Druck sank. Histologisch war die Bowmansche Membran 
entweder zerrissen oder zusammengefaltet, entsprechend den vertikalen 
Trübungsstreifen. Unter den Rupturen liess sich eine entsprechende ober- 
Hächliche Wucherung erkennen. Im Parenchym der Hornhaut drangen (refässe 
gegen die Mitte zu. Die abgelöste Descemetsche Membran war mit dem 
unteren Pupillarrand adbärent. 


Aus anatomischen Gründen hält Meller (347) die Goldziehersche 
Entzündungstheorie für die Verschwartung der Ader- und Netz- 
haut nach Schüssen durch dieAugenhöhle für unhaltbar, um so mehr, 
als selbst in Goldziehers Arbeiten kein deutlicher Befund angegeben wird, 
der eine Entzündung annehmen lässt. Nach Wagenmann sei die Ursache 
die direkte Verletzung selbst, die grosse flächenhafte Defekte hervorriefe, in 
denen Sklera liege. M. hebt von regelmäfsigen pathologischen Befunden 
hervor, dass die aus Aderhaut und die aus Netzhaut hervorgegangene Binde- 
gewebsschwarte stets getrennt zu erkennen seien, dass jede die Dicke dieser 
entsprechenden Membran einigermafsen nachahme, dass die Glashaut meist in 
der Narbe enthalten sei. dass in einigen Fällen in der Schwarte noch deutlich 
Netzhautinseln erkennbar seien und dass am Rande in die Narbe das er- 
haltene Netzhaut- und Aderhautgewebe einstrahle, ohne plötzlich aufzuhören. 
Auf diese Tatsachen stützt er seine Ansicht, die Narbe trete an Stelle einer 
traumatischen Nekrose, wie diese durch Blutungen hervorgerufen werde, ersetze 
also die erhaltenen. aber in histologischer Struktur mehr oder minder zugrunde 
gegangenen Membranen. M. ist sich bewusst, mit dieser Anschauung gleichsam 
die anatomische Stütze für Berlins Theorie von der Entstehung der Schwarten 
aus Blutungen gegeben zu haben. Da die Lokalisation der Schwarte als 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. X 


146 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


einer indirekten Folge der Verletzung sich nach mathematisch-physikalischen 
Gesetzen vollziehe und die Wirkung der vom Anprall des Geschosses aus- 
gehenden Kraftwellen dort am stärksten sein müsse, wo diese die Bulbuswand 
senkrecht träfen, so beantworte sich in mittelschweren Fällen manchmal leicht 
die Frage nach der Richtung, aus der das Geschoss kam, und der Stellung, 
in der sich das Auge in diesem Augenblick befand, aus dem Sitz der Binde- 
gewebsschwarte. 


Rosenhauch (354) beobachtete einige Fälle, bei denen infolge per- 
forierender Verletzung der Lederhaut das früher emmetropische 
Auge myopischen Refraktionszustand erhielt. Die Myopie ver- 
ringerte sich allmählich und schwand nach der Genesung gänzlich. Es 
handelte sich um Verletzungen des Ziliarkörpers mit Glaskörpervorfall, Trennung 
des Brückeschen Muskels und Erschlaffung der Zonulafasern. Glaskörper- 
verlust wurde durch Kochsalzlösung quoad Volumen ersetzt, die Wunde ver- 
näht. R. erklärt die Entstehung resp. Rücktritt der Myopie durch stärkere 
Wölbung der Linse (infolge Entspannung der Linsenkapsel) resp. nachherige 
narbige Vereinigung der getrennten Muskelfasern, sowie Schrumpfung der 
Narbe. In einem Fall blieb nach der Verletzung das Auge emmetropisch. 
Myopie zeigte sich erst nach der Ersetzung des Glaskérperverlustes durch 
Kochsalzeinspritzung. In diesem Falle wurde die Vermehrung der Brechkraft 
tinfolge Entspannung der Linsenkapsel) durch Rückwärtsverschiebung der 
Linse, (Verminderung der Brechkraft, weil mit der Linse der Hauptbrennpunkt 
des ganzen brechenden Systems sich nach rückwärts verschob), nach Glas- 
körperverlust ausgeglichen: es bestand normaler Brechzustand. Nach Kuchsalz- 
einführung in den Glaskörper wurde die Linse nach vorne geschoben, trat in 
normale Lage. Der cine Faktor war somit ausgeschaltet, es blieb nun der 
andere, nämlich Entspannung der Linsenkapsel, stärkere Linsenwölbung: 
Myopie. Auch in diesem Falle schwand Myopie allmählich mit der Heilung. 

K. 

Stargardt (355) wendet sieh gegen die leider noch vielfach übliche 
Methode, Kriegswunden an den Lidern und in der Umgebung des 
Auges offen zu behandeln und nur zu tamponieren. Die Folgen dieser Be- 
handlung sind ausserordentlich langsamer Heilverlauf, häufige Komplikationen 
«durch infektiöse Prozesse in den Lidern und der Umgebung, Vereiterung ver- 
letzter Nebenhöhlen und schwere Entstellungen, die umfangreiche Plastiken 
und monatelange Behandlung erfordern. Er tritt für primäre Naht ein, wie 
sie schon zu Beginn des Krieges von Axenfeld und Wessely empfohlen 
wurde, hält es aber für unbedingt nötig. dass vor der primären Naht alles 
abgestorbene und nicht mehr erholungsfähize Gewebe ausgeschnitten und die 
Wundränder umschnitten werden. Diese Umschneidung hat er mit sehr gutem 
Erfolg mit der Tiefenantisepsis nach Morgenroth und Klapp verbunden. 
Die Tiefenantisepsis an den Lidern führte er mit Isoctylhydrokuprein-(Vouzin-) 
Lösung 1:5000 aus. Mit dieser Lösung wurde die ganze Wunde in einer 
Entfernung von 2—3 cm von den Wundrändern umspritzt. Auch das Orbital- 
sewebe lässt sich durch Vouzin gegen Infektionen schützen. Die Nebenhöhlen. 
der Nase werden bei ausgedehnteren Verletzungen stets sofort radikal operiert. 
Die Erfolge der Behandlung: Tiefenantisepsis, Umschneidung und primäre 
Naht sind so gute, dass Stargardt zu umfangreicher Anwendung der Methode 
besonders in den vordersten Augenstationen rät. K. 


NNI. Untallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 147 


Zwei Fälle von Schussverletzungen der Nase mit Verletzung 
des Tränensackes und Nebenhöhleneiterung heilte Polyák (352) 
durch intranasale Dakryozystostomie. 29jihriger Mann an Nasen- 
wurzel und Lunge verletzt: der Nasenwurzeldetekt wurde durch Knochen- 
transplantation gedeckt. das linke Auge war infolge Chorioiditis erblindet, 
beide Augen tränten und eiterten. Klagen über starke Kopfschmerzen und 
Schwindel. Als Pat. am 17.1Y. 15 in P.s Behandlung kam, wurde folgender 
Befund erhoben: Nasenwurzel fehlt, an ihrer Stelle ein sattelfürmiger. ver- 
narbter Defekt. Bilaterale Dakrvozystitis, enge Nase, ausgebreitete Synechien 
zwischen Septum, lateraler Wand und mittleren Muscheln. Operation: Fenster- 
resektion des Septums, Exzision der massiven Synechien und rechtsseitige 
Dakryozystostomie, welche nur partiell war. Am 18. V linksseitige Dakryo- 
zystostomie, wegen schweren Knochenverhältnissen ebenfalls nicht vollständig. 
29. V. Entfernung der Granulationen rechts, links aber Herstellung eines 
knöchernen Fensters entsprechend dem Sacke; dieses Auge seither in Ordnung. 
Am 22. X. dieselbe Operation rechts, seither auch dieses Auge in Ordnung. 
Wegen Kopfschmerzen und Kopfdruck mussten Narben am oberen Teile der 
Nase noch einmal beseitigt werden, seitdem Pat. beschwerdefrei. Im zweiten 
Fall handelt es sich um eine Kugelverletzung. Die Kugel drang neben dem 
inneren Winkel der Augenbraue in die Nasenwurzel ein und trat im Nacken 
2cm links von der Mittellinie aus. Befund am 6. Il. 17: R. Augenlider, 
Gegend des Sakkus und der Stirnhöhle geschwollen. Oberhalb des Sakkus 
eine eiternde Fistel, Septum stark nach rechts deviiert, untere Muschein stark 
hypertrophisch und ebenso wie die mittleren breit mit dem Septum verwachsen. 
Resektion beider unterer Muscheln, Entfernung der Synechien links am 
21.11.17. Am14. IID. rechts subimuköse Septumresektion, Entfernung der narbigen 
Verwachsungen zwischen Septum, mittlerer Muschel und Siebbein. Eröffnung 
des Siebbeinlabyrinthes, darauf Eiterentleerung. Bildung eines grossen Knochen- 
fensters entsprechend der Lage des Sakkus., Die Eiterung und Kopfschmerzen 
haben aufgehört, Fistel ist ausgeheilt, Tränenableitung normal. In zusammen 
12 Fällen gelang,es P., Tränensackeiterungen nach Schussverletzung mit 
seiner intranasalen Dakryozystostomie vollständig auszuheilen. Die intranasale 
Dakryozystostomie zieht P. jedem operativen Eingriff von aussen vor. Die 
Bildung eines'grossen Knochenfensters hat den grossen Vorteil, dass man die 
ganze Sakhusgegend von innen gut übersieht und dabei alle Fremdkörper 
sowie Verwachsungen lösen bzw. entfernen kann. Sollte sich die einmal ge- 
bildete Öffnung durch Granulationen wieder schliessen, so lässt sie sich durch 
einen kleinen Eingriff wieder herstellen. Alles das könnte nach P.s Ansicht 
von aussen nur durch grössere Eingriffe gemacht werden, und dies bei solchen 
Fällen, wo die Veränderungen der Nasenhöhle ohnedies einer intranasalen 
Korrektur bedürfen. Ossowski. 


In seinen beiden mitgeteilten Fällen liefert Zehner (361) einen Bei- 
trag zur Kasuistik der Orbitalverletzungen. Im ersten Fall war 
ein Griffel durch die temporale Hälfte des Oberlids in die Augenhöhle ein- 
gedrungen; es entwickelte sich ein Abszess im Stirnhirn, nach dessen operativer 
Eröffnung ein grosser Hirnprolaps, dann Meningitis mit epileptischen Anfällen 
un. Somnolenz eintraten, die schliesslich zum Tode führten. Die Obduktion 
förderte graurote, festhaftende Thromben in obern Längsblutleiter der Dura, 
namentlich in dessen stirnwärts gelegenem Abschnitt zutage, jedoch liess sich 
ebensowenig wie röntgenologisch jetzt der Nachweis der sonst vorhandenen 


xX * 


148 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Lochfraktur oder einer Durchbohrung der in die Schädelhöble führenden 
Knochenspalten erbringen, so dass nur die Annahme übrig bleibt, die Infektion 
des innern Schädeiraumes sei von einer Infraktion und anschliessenden Periostitis 
des Schädeldachs ausgegangen. Im zweiten Fall trat nach Steinwurf gegen 
das Auge ein nach Sitz und Gestalt. die Tränendrüse vortäuschender Prolaps 
cin. dessen mikroskopische Untersuchung jedoch ein in Organisation begriffenes 
Orbitalfettgewebe ergab. 

Aus der Gesamtheit der Granatsplitterverletzungen des Auge: 
hebt Wessely (360) einen besonderen Typus heraus, der daran geknüpft 
ist, dass der Splitter nicht in den Bulbus eindringt, sondern tangential 
treffend seine Wandung nur längsstreifend aufschlitzt. Die hierdurch ent- 
stehenden charakteristischen Veränderungen sieht man erst bei der anatomischen 
Präparation. Unter etwas mehr wie 100 nach Kriegsverletzung zur Enukleation 
gekommenen Augen fanden sie sich 5mal. Klinisch hatten die Fälle sich 
dadurch ausgezeichnet, dass etwa in der achten Woche nach der Verletzung 
sich plötzlich spontan die ganze Vorderkammer mit Blut füllte. Bei der 
Sektion floss nach Abtragung einer Kalotte der Sklera auch eine fast 
rein blutige Flüssigkeit aus dem retroretinalen Raum ab, dann zeigte sich 
die Netzhaut in einer ganz ungewöhnlichen Form abgelöst. 
Wie an einer Reihe von Abbildungen gezeigt wird, stellt sie in allen Fällen 
in übereinstimmender Weise eine völlig in sich abgeschlossene, ziemlich prall 
gefüllte Blase dar, die lediglich längs der Perforationsstelle mit der Sklera 
narbig verbunden ist, im übrigen aber völlig frei liegt Nach vorn ist sie 
durch die mehr oder minder stark luxierte Linse abgeschlossen, die von ihr 
halskrausenartig umfasst wird. Nirgends besteht eine Kommunikation der in 
dem Netzhautsacke enthaltenen Flüssigkeit mit dem Aussenraume, obwohl die 
Netzhaut rings an der Ora serrata abgerissen scheint. Die mikroskopische 
Untersuchung klärt diese seltsame Erscheinung denn auch dahin auf, dass 
nicht wie sonst etwa Zonula oder Netzhaut eingerissen sind, sondern die 
Pars ciliaris hat sich in Zusammenhang mit der ganzen übrigen 
Netzhaut abgelöst und ist dabei durch die Zonula mit der 
Linse ringsum in Verbindung geblieben. Indem sie sich der 
Linse eng anschmiegt, hat sie einen derart festen Verschluss des Netzhaut- 
sackes zustande gebracht, dass die Glaskörperflüssigkeit sich so lange in ihr 
hat halten können. Bemerkenswert ist dabei noch, dass abgesehen von dem- 
jenigen Teil des ziliaren Epithels, aus dem die Zonulafasern entspringen, das 
Pigmentblatt nicht etwa jeglichen Epithelbelags beraubt ist, sondern bis zur 
Ora serrata findet sich eine eigentümliche Zellschicht, deren Entstehung wohl 
so zu deuten ist, dass beim Abreissen der Pars ciliaris retinae einzelne Zellen 
stehen geblieben und dann in Proliferation geraten sind. In der abgelösten 
Retina zeigt der ziliare Teil darum aber keineswegs irgendwelche Unter- 
brechungen. Die Mechanik der geschilderten sonderbaren Form von totaler 
Netzhautablösung denkt W. sich folgendermalsen: Indem der Granatsplitter 
mit grosser Geschwindigkeit die Sklera in meridionaler Richtung längsstreifend 
trifft, bringt er den ganzen Bulbusinhalt in Rotation. Dadurch schalt sich 
gewissermalsen die Netzhaut einschliesslich ihres Ziliarteils von ihrer Unter- 
lage, los, bleibt dabei in Verbindung mit Zonula, Linse und Glaskörper, da 
diese in dieselbe Bewegung geraten, und, indem aus der Risswunde Glaskörper- 
tlüssigkeit ausfliesst, kommt es gleichzeitig zu einer Verschiebung des ganzen 
losgelösten Bulbusinhalts nach der Seite der Wunde. Diese Verschiebung, 


NNI. Unfallerkrankungen, Verletzungen. Fremdkörper. Parasiten. 149 


insbesondere die Luxation der Linse, nimmt dann späterhin infolge Zuges des 
schrumpfenden Narbengewebes mehr und mehr zu, es dürfte dies aber vor- 
wiegend als ein sekundärer Vorgang zu betrachten und nicht etwa die ganze 
Dislokation der Linse und Loslösung der Netzhaut auf Narbenzug zurück- 
zuführen sein. Denn hierzu erscheint das Faserwerk, welches sich von der 
Narbe in den Glaskörper erstreckt und die hintere Linsenzirkumferenz um- 
greift, zu zart, es wird der Netzhäutsack hierfür nach einem Zeitraum von 
über 40 Tagen noch zu prall gefüllt gefunden, und auch die regenerativen 
Proliferationsvorgänge an der Abreissungsstelle des Ziliarepithels deuten auf 
eine schon längere Zeit zurückliegende und brüske Loslösung. So gewinnen 
wir aus dieser, wenn auch seltenen. so doch typischen Verletzungsform neue 
Einblicke in die Mechanik traumatischer Netzhautablösungen und in die 
anatomische und physiologische Verbindung von Retina, Pars ciliaris, Zonula 
und Linse. 


Bartels (330) berichtet über seine Kriegsbeobachtungen in 
Konstantinopel folgendes: Nur mit grosser Vorsicht kann man aus 
Beobachtungen an der Bevölkerung Konstantinopels Schlüsse ziehen auf das 
Vorkommen bestimmter Augenerkrankungen bei bestimmten Rassen. Bartels 
behandelte über 3000 Zivilpatienten 30 verschiedener Nationalitäten. Er 
konnte an seinem Material folgendes feststellen: Sehr häufig ist Blepharitis 
ulcerosa und Chalazion, auch bei den dorthin gekommenen Soldaten. 
Charakteristisch sind die zirkulär um das Auge verlaufenden Narben nach 
Milzbrand mit hochgradigem Ektropium; Lidkarzinom fehlte ganz. Der 
chronische Bindehautkatarrh ist häufig (meist Diplobazillen).  Uhronisches 
Trachom mit hochgradigen Veränderungen ist reichlich. als Ektropium- 
operation die nach Panas sehr erfolgreich, frische Trachomfalle kamen selten. 
Wenig Fälle von akuter Bindehautentzündung (Koch-Weeks) meist Mai-Juli, 
postdysenterische nur bei deutschen Soldaten. Eine eigentümliche Form 
meist einseitiger Konjunktivitis meist an Personen zwischen 14 und 20 Jahren, 
mit starker Schwellung der Ohrdrüse und auffällig blauroter Injektion der 
Lid- und Bulbusbindehaut bei verhältnismäflsig geringen subjektiven Be- 
schwerden mit negativem Ausstrichpräparat im Mai-Juli auftretend, blieb 
ätiologisch ungeklärt. Frühjahrskatarrh (18 auf 3000 Fälle) relativ selten, 
meist nur limbale Form, Phlyktänen und ekzematöse Keratokonjunktivitis sind 
sehr häufig. Sehr häufig sind Tränensackeiterungen und Stenosen ohne 
besondern Nasenbefund, meist Frauen, vorwiegend Griechen. Viele alte Horn- 
hautveränderungen, relativ wenig Ulcus serpens, trotz häufiger Lues nicht 
viel Keratitis parenchymatosa. Viele Fälle mit Katarakt, meist Männer, oft 
perinukleär zentral beginnend; Einfluss der Sonnenstrahlung?’ Sehr häufig 
Iritis, meist luetisch, gegen Behandlung hartnäckig, mit starker Beteiligung 
des hinteren Augenabschnittes (ausgehend mit Sehnervenatrophie). Einige Male 
Iridozyklitis, Glaskörpertrübung und Sehnervenatrophie nach Flecktyphus. 
Mehrere Fälle von luetischer Zyklitis mit Neuritis optica, dagegen keinen 
Fall von Chorioretinitis disseminata trotz häufiger Allgemeintuberkulose dort; 
mehr eine Chorioretinitis centralis mit grossen Atrophien in der Makulagegend, 
deren Ätiologie nicht aufgeklärt wurde. Netzhautablésung bei geringer 
Myopie häufig. Retinitis proliferans tuberculosa dreimal bei Türken. Retinitis 
pigmentosa nicht häufig (13), meist Armenier, eigentümlicher Typ: starke 
schwarzgraue Verfärbung des ganzen Augenhintergrundes und sonstige Be- 
sonderheiten auch im allgemeinen Körperbau. Die Blutuntersuchung ergab 


150 Bericht ilber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


bei allen und nur bei den erkrankten Familienmitgliedern besonderes Blutbild, 
einen Reizzustand des hämatopoetischen Systems. Gewisse Merkmale lassen 
an Erkrankung einer inneren Drüse, vielleicht der Nebenniere denken. Sehr 
viele Fälle von primärer Sehnervenatrophie, meist luetisch, fast nur bei 
Männern und meist bei Türken, teilweise mit reflektorischer Pupillenstarre, 
obere Tabes (7), mit Gesamttabes nur 1 mal; jedenfalls ist häufig spätluetische 
Schnervenerkrankung. Niemals trotz des häufigen Tabakgenusses Neuritis 
retrobulbaris, nur bei deutschen Soldaten zugleich mit Alkoholmissbrauch: 
niemals multiple Sklerose. Sehr häufig chronisch entzündliches Glaukom mit. 
hoher Drucksteigerung, olıne Schmerzen und ohne Injektion, akutes selten, 
viel Erblindungen durch Glaukom: kein Hydrophthalmus. Neubildungen nicht 
häufig. Ausser anderen Missbildungen bemerkenswert eine armenische 
Familie, ein Bruder mit beiderseits angeborener Phthisis bulbi und Idiotie, 
zwei gesunde Schwestern und wieder zwei Brüder mit angeborener Phthisis bulbi 
beiderseits und Idiotie. K. 





— —— 


Verantwortlicher Rodakteur für den Referıtenteil: Prof. Dr, K. Wessely in Würzburg. 





q 


‚Regelmäßiger Vierteljahresbericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 


„erstattet von 


F. Cause-Mainz, E. Filbry-Würzburg, H. Höhmann-München, J. Horovitz- W ürz- 

burg, H. Köllner-Würzburg, R. Kümmell-Erlangen, W. Löhlein-Greifswald, 

W. Lohmann-München, W. Ossowski-Würzburg, H. Pagenstecher-Strassburg, 
K. Wessely- Würzburg 


redigiert von K. Wessely. 


Drittes Quartal 1918. 





I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 


(Bücher, Monographien, Historisches.) 
Ref.: Wessely. . 


302) Gebb: Repetitorium der Augenheilkunde. Leipzig 1918. (Arztl. Bücherei 
f. Fortbildung u. Praxis, Verband d. Ärzte Deutschlands.) 

*303) Greeff: Daza de Valdes’: ‘Uso de los Antojos. Zeitschr. f. ophthalm. 
Optik. 6. Jahrg. H. 5. S. 97. 

*364) Pauli, W. u. R.: Physlologische Optik, dargestellt für Naturwissen- 
schaftler. Jena 1918. 

365) v. Rohr: Das Auge und die Brille. 2. Auflage. Leipzig 1918. (Aus 
Natur u. Geisteswelt 372.) 


W. und R. Paulis (364) Physiologische Optik, dargestellt für 
Naturwissenschaftler, will in erster Linie den Anforderungen des Physikers 
gerecht werden. Sie bringt daher die Gebiete, die in unmittelbarer Beziehung 
mit der Physik stehen wie die Photometrie, Stereoskopie, Stroboskopie und 
Kinematographie verhältnismälsig eingehend, zumal dies auch diejenigen Kapitel 
sind, in denen die Verfasser sich durch eigene Untersuchungen betätigt haben. 
Daneben aber soll die Darstellung dem Physiker unter Vermeidung des Über- 
flüssigen Antwort auf alle sonstigen. ihn interessierenden Fragen der physio- 
logischen Optik geben, auch bringt sie Hinweise für Demonstrations- und 
Vorlesungsversuche. Eine vollständige und gleichmäfsige Behandlung der ge- ` 
samten physiologischen Optik lag nicht in der Absicht der Verfasser und 
schliesst sich bei dem geringen Umfang von nicht einmal 100 Seiten von 
selbst aus. So sehr an sich der Leitgedanke des kleinen Grundrisses zu be- 
grüssen ist, so läuft doch bei so weitgehender Beschränkung des Stoffes die 
Gefahr unter, dass beim nicht genügend physiologisch geschulten Leser irrige 
Vorstellungen entstehen können. 

Greeff (363) bespricht die Abhandlung von Daza de Valdes’ über 
den Gebrauch der Brillen, ein Werk, das 1623 in Sevilla gedruckt 
wurde, aber nur noch in wenigen Exemplaren existiert und deshalb erst durch 
die von Albertotti herausgegebene und in der National-Bibliothek zu Paris 
gefundene französische Übersetzung der Allgemeinheit zugänglich geworden 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. XI 


© 
152 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


ist. Es werden darin 30 verschiedene Grade von Bikonvex- und Bikonkav- 
Gläsern beschrieben, die nach unseren Mafsen zwischen etwa 1 und 36 
Dioptrien liegen. Die Bedeutung des Pupillenabstandes für Sitz und optische 
Wirkung der Gläser wird bereits richtig hervorgehoben und ein origineller 
Mafsstab angegeben, nach dem bei Konkavgläsern aus der scheinbaren Ver- 
kleinerung einer Kreisfigur im Vergleich zu einer anderen die Stärke des 


Glases ermittelt werden kann. Zum Schluss’ werden in Gesprächsform Vor- 


schriften erteilt, nach denen man bei Auswahl eines Konkavglases oder einer 
Presbyopenbrille zu verfahren habe, 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 
Ref.: Ossowski. 


366) Abelsdorff: Akute retrobulbäre Sehnervenentzündung bei Myelitis mit 
Sektionsbefund. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 85. H. 5/6. Ref. Nr. 457a. 

*367) Eden: Über plastische Operationen: Augenhöhlenplastik. Med. Klinix. 
1918. Nr. 30. 5. 750. 

*368) Kaufmann: Ein seltener Fall von Hirntumor. Neurologisches Zentralbl. 
Juni 1918. Nr. fi. S. 374. 

369) Meesmann: Über Erkrankungen des papillo-makulären Bündels im Seh- 
nerven und ihre Beziehunger zu den Nebenhöhlen der Nase. Dissert. Berlin. 

370) Raether: Ein Beitrag zur okulären Hysterie und ihrer Therapie. 
Deutsche med, Wochenschr, 1918, NT. 35. Ref. siehe Nr. 379. 

”371) Simmonds: Atrophie des Hypophysisvorderlappens und hypophysäre 
Kachexie. Deutsche med. Wochenschr. 1918. Nr. 31. S. 852. 

*372) v. Szily u. Küpferle: Über die nicht chirurgische Behandlung, insbe- 
sondere über . Strahlenbehandlung der Hypophysistumoren. Klin. Monatsbl. tf. 
Augenhe Ik. Bd. 60. Juni 1918. N. 847. 

3:3) Trömner: Gliom des Schlifenpols. Neurol, Zentralbl. Juni 1918. 
Nr. 11. 8. 374. 

*374) Unger: Ein Beitrag zur Atiologie und Symptomatologie der Tabes in- 
fantilis. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 60. Juni 1918. S. 802. 

*375) Volkmar: Statistische Mitteilungen über 7000 Tuberkulinimpfungen an 
der Heidelberger Kinderklinik. Dissert. Heidelberg. 1918. 


Einen seltenen Fall von Hirntumor beobachtete Kaufmann (36% 
bei einem 47jiihrigen Manne, der unter geringen Kopfschmerzen und Sch- 
störungen erkrankte. Die Augenuntersuchung ergab: Normale Pupillenreaktien. 
Ophth. waren die Papillen abgeblasst. scharf begrenzt. ohne Stauungserscheinuneen. 
R. A. S = 4/5; + 4 D grosser Druck, L. A. S=‘/,,; + 4 D grosser Druck. 
Das Gesichtsfeld war beiderseits konzentrisch bis 15° eingeengt, Farben wurden 
nicht erkannt, Wa.-R. negativ. Plötzlich trat akute Verschlimmerung unter 
heftigsten Stirnkopfschmerzen und wiederholtem Erbrechen ein, Pulsverlaug- 
samung bis 48 in der Minute. Die Sehnen- und Hautreflexe waren normal, 
die Sensibilität und der stereognostische Sinn waren nicht gestört. Dagegen 
bestand eine ausgesprochene Ataxie in den Beinen, der Kniehackenversuch 
misslang vollkommen, der Gang war hochgradig ataktisch, Bei dieser zerebellarcn 
Ataxie wurde ein Tumor im Bereiche der hinteren Hemisphären angenommen. 
Die doppelseitige Sehnervenatrophie glaubte K. durch die ungewöhnliche Annalıme 
eines doppelseitigen Hirntumors in symmetrischen Hirnpartien erklären zu sollen (t) 
Der Zustand des Patienten war wechselnd, bald Besserung, bald Verschlimmerung_ 


be 


Il. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 153 


Eine auftretende leichte Stauungspapille machte die Diagnose eines Hirn- 
tumors sicher. Unter allgemeinen Krämpfen und Zuckungen, wobei der linke 
Arm und der linke Fazialis paretisch wurden, erfolgte im Koma der Exitus. 
Die Autopsie ergab eine Neubildung im Marklager beider Grosshirnhemispbären, 
und zwar begann rechts der Tumor vorn auf der Parietookzipitelfurche nach 
hinten zu sich immer mehr der Rinde nähernd und ersetzte schliesslich die 
Rinde des Hinterlappens bis an seine Spitze in grosser Ausdehnung. Die 
Rinde des ganzen Cuneus und Gyrus lingualis war neoplastisch infiltriert. 
Der Hinterhauptlappen ist mit dem Tentorium nahe der Mittellinie in Bleistift- 
dicke verwachsen. In der linken Hemisphäre erreichte der Tumor bis ans 
Ependym des Hinterhorns einerseits, an umschriebener Stelle des IV. Temporal- 
lappens andrerseits die Pia. Das Mark des Gyrus lingualis und die tieferen 
Rindenschichten waren ebenfalls von Tumormassen infiltriert. Mikroskopisch 
handelte es sich um ein zellreiches Rundzelleusarkom. 


Simmonds (371) berichtet über Atrophie des Hypophysis- 
vorderlappensundhypophysäre Kachexie. In 4 von 5 beobachteten 
Fällen handelt es sich um ein typisches Krankheitsbild, das sich auszeichnet 
durch chronische Kachexie, greisenhaftes Aussehen, Runzelung der Gesichtshaut, 
Ausfallen der Zähne, Schwinden der Menses, Verlust der Achsel- und Scham- 
haare, auffallende Verkleinerung der inneren Organe (Splanchnomikrie). Die 
Autopsie ergab eine fibröse Atrophie des Hypophysenvorderlappens, die S. als 
Ausgang einer embolischen Nekrose ansieht. Am häufigsten scheint sie an 
ein Puerperium sich anzuschliessen. Die hypophysäre Kachexie kann auch 
durch andere Zerstörungen des Vorderlappens veranlasst werden, so durch 
basophile Adenome und tuberkulüse Prozesse. 

Über die nicht chirurgische Behandlung, insbesondere über 
Strahlenbehandlung der Hypophysistumoren, berichten v. Szily 
und Küpferle (372). Da der chirurgische Eingriff bei Hypophysistumoren 
oft keinen Dauererfolg verspricht, ist man berechtigt, nach anderen Methoden 
zu suchen, die eine dauernde wirksame Beeinflussung des Tumorgewebes im 
Sinne einer spezifischen Tumorschädigung ermöglichen. Diese spezifische Tumor- 
schädigung kann durch eine zweckmälsig durchgeführte kombinierte Röntgen- 
Radiumbebandlung bei den Tumoren erreicht werden, die sich nach dem 
Ergebnis der klinischen Beobachtung als radiosensibel erwiesen haben. Von 
den mit Strahlen behandelten 6 Fällen ist bei 5 eine ganz merkliche und 
auch dauernde Besserung der Sehfunktion erreicht worden. Bemerkenswert 
ist ein Fall, bei dem die nach einem operativen Eingriff eingetretene Er- 
blindung durch Strahlentherapie beseitigt wurde, und zwar mit nachhaltigem 
Erfolg. Auch in 4 weiteren Fällen ist eine Besserung der Sehfunktion er- 
reicht worden, wie die objektiv kontrollierten Gesichtstelder beweisen. Auf 
Grund ihrer Erfahrungen stellen Sz. und K. folgende Richtlinien für die Be- 
handlung der Hypophysistumoren auf: 1. Kombinierte Strahlentherapie bei 
allen Fällen von Hypophysistumoren, die sich als radiosensibel erwiesen haben 
und bei denen keine sofortige Druckentlastung angezeigt ist. 2. Da mit Aus- 
nahme der Akromegalie die Art der Geschwulst nach klinischen Gesichts- 
punkten nur mit Zurückhaltung beurteilt werden kann, ist Strahlenbehandlung 
zunächst bei allen Fällen von Hypophysistumoren berechtigt. 3. Indikation 
zu einem operativen Eingriff, wenn rasch zunehmende Drucksymptome eine 
schnelle Druckentlastung erfordern; ferner sollen alle strahlenrefraktäre Tumoren 
operiert werden. 4. Als unterstützende Behandlungsmethode kann sowohl 


XI” 


154 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 

neben der Strahlentherapie als auch neben der chirurgischen Behandlung die 
innere Darreichung von Jod gelten, und bei den Fällen, die mit hypophysärer 
Dystrophie einhergehen, auch die interne Einverleibung von Hypophysissubstanz. 
Die medikamentöse Therapie kann überhaupt in all den Fällen für sich allein 
versucht werden, die nicht progressiv sind und das zentrale Sehen noch nicht 
bedrohlich gefährden. 

Eden (367) berichtet über Erfahrungen mit dem Subokzipitalstich. 
die er an 9 Fällen gemacht hat. Die Technik ist einfach, die Blutung gut 
zu beherrschen, wenn man sich von den Muskelansätzen am Okzipitale ent- 
fernt hält. vrtliche Anästhesie genügt fast immer. Am besten zugänglich 
ist die Membrana atlanto-occipitalis in sitzender Stellung des Patienten. Das 
angelegte Membranfenster bleibt dauernd offen. Hinter ihm bildet sich eine 
Liquorzyste mit bindegewebiger Wand aus. Dadurch wird die dauernde 
Resorption des Liquors behindert, so dass noch Verbesserung der Methode 
durch spätere Ableitung des Liquors in besser resorbierende Gewebe oder in 
die Blutbahn bei manchen Fällen notwendig ist. Schädigungen wurden nicht 
beobachtet. Es empfiehlt sich, vor breiter Eröffnung die Cysterna cerebello- 
medullaris zu punktieren und den Liquor langsam abzulassen. In 4 Fällen 
von Hirntumor wurde zum Teil keine, zum Teil nur sehr vorübergehende 
Besserung erzielt. Bei einem weiteren Fall mit Erscheinungen des Hirntumors 
war der Erfolg sehr zufriedenstellend, unter anderem ging auch die Stauungs- 
papille in kurzer Zeit zurück. ŒE. erörtert an der Hand seiner Fälle, dass 
bei Tumoren der hinteren Schädelgrube der Balkenstich und die Entlastungs- 
operation günstigere Wirkung haben werden, weil hier die Abflusswege nach 
der Cysterna verlegt werden, dass dagegen bei solchen der vorderen und mittleren 
Schädelgrube ein Versuch mit dem Subokzipitalstich Erfolg verspricht. Ein Fall 
von Hydrozephalus bei einem 3jährigen Kinde wurde durch den Subokzipitalstich 
günstig beeinflusst. Ein Schussverletzter mit Meningitis serosa und Verlegung 
des Foramen Magendi ist nach der Operation mit Durchbohrung der Mem- 
brana tectoria als geheilt anzuschen. Ein weiterer Fall mit Verlegung des 
Au-ganges des stark erweiterten linken Seitenventrikels nach Schussverletzung 
musste unbeeinflusst bleiben. Für solche Fälle, bei denen der Verschluss 
oberhalb des 4. Ventrikels liegt, müssen Ventrikelpunktion, Entlastungs- 
trepanation oder Durchbohrung des Gehirns und Schaffung neuer Abflusswege 
nach Art des Balkenstiches Anwendung finden, In zweifelhaften Fällen ist 
zuerst die Lumbalpunktion als das einfachste Verfahren zu versuchen, sie wird 
aber oft nicht ausreichen. Ein weiterer Fall von eitriger Meningitis nach 
Ventrikeleinbruch eines Hirnabszesses wurde durch den Subokzipitalstich nur 
vorübergehend günstig beeinflusst. -E. glaubt aber, dass man bei rechtzeitiger 
Anwendung des Subokzipitalstiches auch in Fällen eitriger Meningitis, ferner 
bei Hirnprolaps und Meningitis serosa sympathica Erfolge haben kann. 

Einen Beitrag zur Ätiologie und Symptomatologie der 
Tabes infantilis liefert Unger (374). In allen 4 von U. beobachteten 
Fällen wurde die Syphilis und zwar die Lues congenita als ätiologisches 
Moment nachgewiesen. Beim ersten Fall zeigten sich die ersten Tabes- 
symptome (Anisokorie der Pupillen). yor dem 7. Lebensjahre, beim 2. traten 
subjektive Symptome im 11. Lebensjahre auf, im 3. wurden die Symptome 
im Pubertätsalter manifest und im letzten Falle zeigten sich die ersten An- 
zeichen der Tabes wieder vor der Pubertät. Bei vollentwickeltem Krankheits- 
bilde fand sich in allen 4 Fällen retlektorische Pupillenstarre, in 3 Fällen 


IIT. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 155 


Anisokorie. In einem Falle war zunächst eine Akkommodationsparese vorhanden, 
später kam eine inkomplette Ptosis und totale Akkommodationslähmung dazu. Die 
Sehnervenatrophie war eines der Hauptsymptome bei sämtlichen Fällen, Beim 
1. Fall war die Atrophie relativ gutartig, beim 2. verschlechterte sich das 
Sehvermögen innerhalb 2 Jahren stark, im 3. führte die Atrophie zur fast 
völligen Erblindung und im 4. Falle zeigte sich langsame Verschlechterung. 
Das Gesichtsfeld war in 2 Fällen stark konzentrisch eingeengt für Weiss 
und Farben, ausserdem bestand ein zentrales Skotom. Beim 3. Fall konnte 
das Gesichtsfeld. wegen des schlechten Visus nicht geprüft werden, im letzten 
Falle zeigte das Gesichtsfeld gleichfalls geringe konzentrische Einengung bei 
normalem zentralen Farbenempfindungsvermögen. Hemeralopische Beschwerden 
wurden nicht geklagt. In 2 Fällen hat U. die Retinalgefiisse verengt gefunden. 
Ausserdem bestand bei einem Patienten eine alte Keratitis interstitialis (Hut- 
chinsonsche Zähne), und bei drei Patienten eine Chorioiditis luetica, 
Besondere Allgemeinsymptome wurden nicht beobachtet. 


Eine Statistik über 7000 Tuberkulinimpfungen aus der 
Heidelberger Kinderklinik teilt Volkmar (375) mit, aus der bervor- 
geht, dass der positive Ausfall der Pirquetschen Kutanreaktion nicht so hiutig 
ist, wie gemeinhin angenommen wird, nämlich vom 1.—14. Lebensjahr steigend 
von 2 auf 41°/,, dass fernerhin die Häufigkeit der positiven Pirquetschen 
Reaktion bei Kindern wohlhabender Kreise eine geringere ist als bei denen 
der ärmeren Bevölkerung. Bezüglich der Frage der von Pollak behaupteten 
Tuberkulosefestigkeit jenseits des Spielalters wiesen in der Tat von 9 Kindern, 
bei denen der erste Pirquet nach Ablauf des 4. Lebensjahres negativ, der 
zweite, im 9. oder 10. Lebensjahr angestellte jedoch positiv war, 4 keipe 
Zeichen manifester Tuberkulose auf, 3 tuberkulose-verdächtige Symptome, 
und nur 2 hatten eine sichere manifeste Tuberkulose. 


III. Allgemeine und een Pathologie und Therapie. 


; Ref.: Cause. 


*376) Birch-Hirschfeld: Die —— des Auges durch Licht und ihre Ver- 
hütung. Deutsche med. Wochenschr. 1918. S. 822. 

*377) Meier: Experimentelle Untersuchungen über den Mazerationsverfall der 
menschlichen und der tierischen Linse. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 39. S. 284. 

*378) Neugebauer: Der Einstich ins Ganglion Gasseri nach Hirtel eine Gefahr 
für das Auge. Zentralbl. f. Chirurgie. 1918. Nr. 33. 

*379) Raether: Ein Beitrag zur okulären Hysterie und ihrer Therapie. 
Deutsche med. Wochenschr. 1918. N. 1017. 

*380) Schuermann: Über Augensyphilis in der II. Generation. Dissert. Zürich. 
(Ref. klin. Monatsbl. Juni 1918. N. 838.) 

*381) Vossius: Über herpetische Augenerkrankungen. Med. Klinik. 1918. 
S. 675. 


Die experimentellen Untersuchungen Meiers (377) betreffen den 
Mazerationszerfall der menschlichen und tierischen Linse. Die Beobachtungen 
der Mazerationsvorgänge geschahen an Objekten, die in gewöhnlichem Brunnen- 
wasser, eventuell mit Zusatz von Methvlenblau oder Phenol, eingelegt waren. 
Neben dem hemmenden Einfluss auf die Fäulniserreger hat der Farbstoff noch 
den Vorteil, dass er die Kittsubstanz der Nähte stärker färbt als die übrige 
I,insensubstanz. Zusammenfassend kommt M. zu dem Schluss, dass neben der 


156 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Zusammensetzung der Linse aus Radiärlamellen noch eine solche aus kon- 
zentrisch geschichteten Blättern anzunehmen sei; «wenn auch die Rablsche 
Auffassung vom entwicklungsgeschichtlichen Standpunkt aus durchaus anzu- 
erkennen ist, so bringen doch die Darstellungen dieses Autors nichts Be- 
weisendes gegen die Existenz einer konzentrischen Schichtung. Vom prak- 
tischen Standpunkt aus müssen wir die alte Lehre vom (konzentrischen) Aufbau 
_ der Linse in erster Linie berücksichtigen.» Ähnlich der Prädisposition der 
Nahtlinien zur sog. Wasserspaltenbildung tritt auch bei der Mazeration zuerst 
durch Wasseraufnahme eine Zerklüftung in den Nähten ein. Das gleichzeitig 
damit einsetzende lamelläre Auseinanderweichen findet in der tierischen wie 
in der menschlichen Linse nicht oder erst in zweiter Linie im Sinne Rablscher 
Radiärlamellen, sondern in dem der zwiebelschalenartig gelagerten Blätter 
statt; Auflösung der Linse in ihre einzelnen Fasern ist das Endergebnis. Als 
Unterschied zwischen Mazeration und Härtung, bei der Rabl sehr selten 
quere, d. h. parallel zur Oberfläche verlaufende, dagegen gewöhnlich Spalten 
zwischen den Radiärlamellen sah, lässt sich vielleicht annehmen, dass durch 
Wasseraufnahme (einen Prozess analog der Rinden-Kataraktbildung) der Zu- 
sammenhang zwischen den konzentrischen Schichten, durch Wasserentzug haupt- 
sächlich der zwischen den Radiärlamellen gelockert wird. Die Mazerations- 
versuche werden als Bestätigung der Vogtschen Ansicht betrachtet, dass die 
von diesem Autor im lebenden Auge gesehenen Bilder als Ausdruck lamellären 
Zerfalles der Linse aufzufassen seien. Durch längere Mazeration zerfiel öfters 
der Kern in der Äquatorialebene in zwei annähernd gleichgrosse, scheiben- 
formige Abschnitte. ° 


In zusammenfassender Darstellung bespricht Birch-Hirschfeld (376) 
die Schädigung des Auges durch das Licht der Sonne und unserer 
künstlichen Lichtquellen, sowie ihre Verhütung. Je kurzwelliger ein Strahl, 
um so eher wird er absorbiert und um so weniger kanu er bis zur empfind- 
lichsten Stelle des Auges, der Netzhaut, gelangen. Als Schutzvorrichtung 
dienen neben anderem Linse, Hornhaut, Kammerwasser und Glaskörper zufolge 
ihrer die Strahlen absorbierenden Kraft. Unmöglich ist es, dass Strahlen 
dort ihre Wirkung entfalten, wo sie nicht absorbiert werden. Zur Beurteilung 
der Strahlenschäligung muss die physikalische Art der blendenden Lichtquelle 
bekannt sein und das Verhalten der Medien des Auges gegen diese. Linsen- 
trübungen werden experimentell durch Bestrahlung mit ultravioletten Strahlen ` 
verursacht, Glasbläserkatarakt auf gleicher Grundlage. Schanzsche Folgerung. 
dass auch der Altersstar eine Folge von Lichtschädigung des Auges sei, wird 
abgelehnt. Bei der Ophthalmia electrica (Ursache: ultraviolette und leuchtende 
Strahlen) kommen auch Netzhautstörungen vor, deren Ausdruck ein Ring- 
skotom ist; auch bei Fliegern von Zade als Blendungssymptom beobachtet. 
Bei Sonnenfinsternisbeobachtung Schädigung (oft dauernd!) durch leuchtende 
Strahlen, hierbei keine Veränderungen am vorderen Abschnitt. Durch die 
ultravioletten Strahlen kommt es zu entzündlichen Veränderungen am vorderen 
Abschnitt und vorübergehender perizentraler Funktionsstörung. Die kurzwelligen, 
ultravioletten Strahlen werden, wenn sie zur Netzhaut gelangen, schon vou 
deren inneren Schichten absorbiert. Bei intensiver Einwirkung langwelliger 
leuchtender Strahlen sieht man zentrale Sehstörung, häufig mit Veränderungen 
im Spiegelbild und ohne jede Erscheinung am vorderen Abschnitt; für die 
leuchtenden Strahlen ist die in vivo fast durchsichtige Netzhaut grisstenteils 
durchlässig. Je kürzer die Wellenlänge, um so eher wird der Strahl absorbiert: 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapıe. 157 


der vordere Augenabschnitt ist Strahlen unter 300 besonders ausgesetzt (elek- 
trischer Funke, Licht der Quecksilberdampflampe), während die Netzhaut gegen 
diese Strahlen grösstenteils durch die Medien geschützt ist. Klinisch und 
anatomisch ist die Ophthalmia electrica durch das Vorhandensein reichlich 
eosinophiler Zellen charakterisiert; auch der Frühjahrskatarrb, doch ist dieser 
nicht als einfache Lichtkrankheit aufzufassen. Licht vermag in sehr ver- 
schiedener Weise bald als kurzwelliges, bald als langwelliges, bald beides 
zugleich das Auge zu schädigen. Aber nur in einer Konzentration und unter 
Verhältnissen (Regulieren von Bogenlampen, elektrisches Schweissen, Arbeiten an 
der Quecksilberdampflampe, Gletscherwanderungen, Skitouren im Hochgebirge, 
im Flugzeug, am Glasofen, Sonnenfinsternisbeobachtung), die sehr selten in 
Betracht kommen und leicht genügenden Schutz vorbereiten lassen (gelbgrün- 
liche Gläser oder die üblichen rauchgrauen Muschelgläser). 

Die Zunahme der herpetischen Augenerkrankungen während 
der Kriegszeit hebt Vossius (381) hervor. Neben dem Herpes zoster ophthal- 
micus mit seinen Nachkrankheiten (Herpes corneae, Iritis mit Herpes iridis 
und häufigen deletären Blutungen in die Vorderkammer, sowie den weiteren 
Komplikationen : Augenmuskelparesen, Neuritis optica, Glaukom) wird besonders 
der Herpes corneae febrilis besprochen in seinem Zusammenhang mit Katarrhen 
der oberen Luftwege, Influenza u. ä. Sichtbarmachen der Kornealdefekte durch 
Fluoreszin, sekundäre Infektionsmöglichkeit. Das sehr hartnäckige und zu 
Rezidiven neigende Leiden wird allgemein behandelt (Aspirin, Okklusivverband). 


Ein positiver wissenschaftlicher Fall von Augensyphilis in der 
zweiten Generation muss nach Schuermann (380) folgende 3 Postu- 
late erfüllen: Lues der ersten Generation muss: sicher hereditär sein, eine 
akquirierte Form muss ausgeschlossen werden können und die Lues der zweiten 
Generation muss als hereditär bewiesen sein. Die Frage der Syphilis binaire 
(Reinfektion Hereditär-syphilitischer) ist bei dem Ausschluss einer Lues acquisita 
der ersten Generation von besonderer Wichtigkeit. Lues hereditaria der zweiten 
Generation soll (Fournier) vorkommen, doch haben die Dystrophien häufig eine 
andere Ursache oder sind wenigstens für Lues nicht pathognomonisch. Sch. 
untersuchte systematisch die Kinder sicher hereditär Luetischer. Es konnten 
36 Kinder von 17 Familien untersucht werden; auffällig war die häufige 
Sterilität solcher Ehen. Wenn auch theoretisch das Auftreten einer Lues 
hereditaria in der zweiten Generation möglich ist, ergab doch die Unter- 
suchung das Fehlen aller hierhergehörigen Symptome bei diesen Kindern mit 
Ausnahme eines Falles, bei dem aber auch die Ausschliessung einer Syphilis 
binaire wie immer nicht möglich ist. Auch Fälle, bei denen die Mutter 
während der Gravidität Zeichen einer floriden hereditären Erkrankung zeigte 
und deshalb am ersten eine Vererbung zu erwarten war, erwiesen sich als 
negativ. 

Raether (379) liefert einen interessanten Beitrag zur okulären 
Hysterie und ihrer Therapie durch Veröffentlichung von 8 einschlägigen 
Fällen. Unter 1000 Hysterien beobachtete R. nur 0.8 °;, okuläre, während 
gleichzeitig der psychogenen Hörstörungen dreimal soviel = 2,3 °/, gefunden 
wurden. Hier wie dort fand sich in den meisten der Fälle die somatische 
Unterlage, die psychogen ausgewertet oder in den Dienst hysterischer Motive 
gestellt wurde (Organbegründetheit). R. sah 2 Fälle mit Lidlähmung, 2 Fälle 
mit spastischem Konvergenzkrampf, wovon der eine anfänglich eine Ophthal- 
moplegia externa aufwies, 2 Fälle von hysterischer doppelseitiger Amblyopie 


158 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


und 2 Fälle von hysterischer doppelseitiger Amaurose. In einem Falle doppel- 
seitiger hysterischer Lidlähmung (schlaffe Ptosis) war die Schwäche in den 
beiden oberen Augenlidern angeblich nach einem Gasangriff aufgetreten. 
Heilung der funktionellen Lidlähmung gelang in einer halbstündigen Sitzung 
nach der Kaufmann-Methode, Später gesund geblieben (a. v. Landwirt). 
Ein Fall von Hysterie mit starkem Konvergenzkrampf beiderseits und dadurch 
bedingter Sehschwäche konnte ohne Glas bei normalem Augenbefund grosse 
Buchstaben in der Nähe nicht lesen, ebensowenig Fingerzählen. Mit Brille 
(R.— 10,0, L.— 11,0) liest Pat. sofort Nieden 1 auf 30 cm. Befreiung von den 
gesamten hysterischen Symptomen in dreiviertelstündiger Sitzung nach Kauf- 
mann. Nachuntersuchung ergab vollständige Normalsichtigkeit (Katamnese: 
Standhalten der Heilung). Ein Reservist mit starker Herabsetzung des Seh- 
vermögens bei allgemeiner Zitterneurose konnte grossen Druck nicht in der 
Nähe lesen, auch Finger in 2 m nicht mehr zählen. Die Heilsitzung dauerte 
bei von vornherein geringem Gesundheitswillen länger als in den anderen 
Fällen, hatte aber schliesslich den Erfolg, dass Pat. sowohl den kleinsten 
Druck der Sehtafel wie auch Zeitungsdruck in der Nähe glatt lesen konnte. 
Heilung hielt stand, Pat. konnte als voll erwerbsfähig entlassen werden. Ein 
4. Fall war nach Verschüttung allmählich erblindet, zuletzt angeblich Blendung 
nach Anblick von Schnee. Rechtes Auge völlig erblindet, links Finger 1 m. 
Normaler Augenbefund, Refraktion: Emmetropie. Im übrigen Entartungs- 
zeichen. Heilung von sämtlichen funktionellen Störungen, volles Sehvermögen 
bereits nach 2 Sekunden vorhanden, R.=L.—=°/,. Als vollerwerbsfähig, 
weiterhin kriegsunbrauchbar entlassen. Auch in den übrigen 4 Fällen gelang 
die Heilung nach der Kaufmann-Methode. Simulation konnte bei allen 
Beobachtungen ausgeschlossen werden. Bemerkenswert war, dass bei beiden 
Fällen von doppelseitiger Amaurose auf einem Auge noch eine Spur von Seh-" 
vermögen erhalten war, so dass dem Pat. die Orientierung in fremden Räumen 
nicht genommen war. Eine totale hysterische Blindheit findet sich nicht in 
der Literatur. Die Frage, ob Hysterie und Simulation identisch sind, beant- 
wortet R. an Hand seines Materials dahin, dass nur ein ganz geringer Prozent- 
satz seiner Kriegsneurotiker simulationsverdächtig war, weitaus die Mehrzahl 
aber an Hysterie litt, »an jenem bestimmten Seelenzustand, welcher zur Fest- 
haltung und Ausbildung der Folgen psychischer Wirkungen disponiert«. Beim 
Auge bedarf es (Wollenberg) bei diesen Erkrankungen immer noch eines 
determinierenden Momentes, welches der Entladung eines Affektes die Richtung 
weist, der somatischen Unterlage. Die Seltenheit der okulären Hysterie er- 
klärt sich vielleicht daraus, dass Kriegsverletzungen des Auges meist grössere 
Zerstörungen schaffen, ein einfacher Bindehautkatarrh u. dgl. aber im all- 
gemeinen nicht ausreicht. 


Die Beobachtung Neugebauers (378) lehrt, dass der Einstich in 
das Ganglion Gasseri nach Härtel eine Gefahr für das Auge 
bedeutet. Bei einer 52jährigen Frau mit rechtsseitigem Gesichtsschmerz 
wurde genau nach den Vorschriften Härtels eine Alkoholinjektion (1 ccm 
80 °/,) in das Ganglion Gasseri gemacht. Unter Führung des Zeigefingers 
wurde die graduierte Kanüle gegenüber dem II. Molarzahn durch das Foramen 
ovale 7 cm tief eingeführt, wobei hellrotes Blut in starken Stössen heraus- 
spritzte. Bei Zurückziehen stand die Blutung, darauf wurde zuerst Novokain 
und dann Alkohol injiziert. Unmittelbar nach Entfernung der Kanüle war 
der Bulbus stark vorgetrieben, die Lider mächtig geschwollen. Kornealreflex 





IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 159 


aufgehoben, Pupille weit, reaktionslos, Abduzens gelähmt. Nur Licht- 
emptindungen würden noch erkannt, Augenhintergrund normal, 3 Wochen 
später II. Alkoholinjektion ohne Zwischenfall. Bei der Nachuntersuchung 
nach 3 Jahren waren die neuralgischen Schmerzen dauernd behoben, das 
Auge an Schnervenatrophie vollkommen erblindet, sonst bis auf geringe 
‘ Tensionsverminderung normal. Durch den Einstich auf das Ganglion Gasseri 
wurde wahrscheinlich eine intrakranielle Verletzung der Carotis interna ge- 
setzt. Der hierauf folgende Bluterguss gelangte auf dem Wege des N. opticus 
und der Fissura orbitalis superior in die Augenhöhle und führte durch all- 
seitige Kompression des Sehnerven zu sofortiger starker Selistörung und im 
‘weiteren Verlaufe zur Optikusatrophie. Könneke beobachtete ebenfalls eine 
Erblindung im Anschluss an das Härtelsche Verfahren, wahrscheinlich war 
dort der Alkoho! in den Sinus cavernosus gespritzt worden und hatte zur 
Thrombosierung mit weiteren Folgen geführt. Als Folgerung ergibt sich, 
dass die Härtelsche Alkoholinjektion nur für schwerste Neuralgien vor- 
zuschlagen ist, in welchen der Kranke auch Erblindung seines Auges in Kauf 
zu nehmen gewillt ist; nur zum Zwecke der Analgesierung verbietet sich 
jedenfalls der Einstich ins Ganglion auf diesem Wege. 


IV. Untersuchungsmethoden, Heilmittel, Instrumente, 


allgemeine operative Technik. 
Ref.: Cause. 


*352) Berneaud: Über den Wert der Milchinjektionen bei Augenerkrankungen. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. 303. 

*383) Engelbrecht: Eine weitere Verbesserung der Lagebestimmung von 
Fremdkörpern im Augapfel mit Hilfe der Stereoskiagraphie (Hasselwander). Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. Tl. 

*384) Haab: Uber eine Verbesserung der Lokalnarkose bei Augenoperationen 
und über die richtige Ausführung der Glaukomiridektomie. Korrespondenzbl. f. 
Schweizer Ärzte. 1918. Nr. 19. s 

*385) Haase: Kurze Mitteilung über eine einfache rechnerische Lagebestim- 
mung von Fremdkörpern im Augapfel (Netzhaut). Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 61. S. 324. 

*386) Knüsel: Arecolin mit besonderer Berücksichtigung seiner ee auf 
das glaukomatöse Auge. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 39. 5. 310. 

*387) Kuborn: Zur röntgenologischen Differenzierung intra- oder extrabulbär 
sitzender Geschosssplitter. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. 326. 

*388) Stähli: Die moderne klinische Untersuchung des vorderen Bulbus- 
abschnittes, ihre Technik und ihre Resultate. Münch. med. Wochenschr. 1918 
8. 833. | 

*389) Stargardt: Ein einfaches Radiumadaptometer zur Untersuchung auf 
Hemeralopie. Münch. med. Wochenschr. 1918. S. 909, 


Stähli (388) gibt eine zusammenfassende Darstellung der modernen 
klinischen Untersuchung des vorderen Bulbusabschnittes, 
ihrer Technik und ihrer Resultate. Er weist besonders auf Ver- 
besserung der Beleuchtung, stärkere Vergrösserung und Binokularprinzip hin, 
Zur seitlichen Beleuchtung wird die Azo-Projektionslampe der deutschen 
Auergesellschaft (150 HK) empfohlen. Neben der Untersuchung mit fokaler 
Beleuchtung und Binokularlupe (Hartnack, Berger, Zeiss) werden indirekte 


160 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


seitliche Beleuchtung zur Feststellung von feinsten farblosen Kornealobjekten, 
seitliche Beobachtung im Reflex zur Diagnose von Niveaudifferenzen und 
diapupillare seitliche Beleuchtung zur Konstatierung von Pigmentanomalien 
der Iris besprochen. Hornhautnerven, Betauung der Kornealrückfläche. 
Fleischerscher Ring bei Keratokonus und die von Stähli zuerst be- 
schriebene braune Linie der Hornhaut in der Höhe des unteren Pupillarrandes 
gelangen mit diesen verfeinerten Methoden zur Beobachtung. 

Eine weitere Verbesserung der Lagebestimmung von 
Fremdkörpern im Augapfel mit Hilfe der Stereoskiagraphie 
(Hasselwander) besteht nach Engelbrecht (383) darin, dass ein aus 
Zelluloid gefertigter Skelettbulbus, versehen mit der am lebenden Auge be- 
nutzten Drahtkreuzprothese, an die Stelle des virtuellen Scheinbildes gebracht 
wird. . Der Scheinbulbus ist dann so einzustellen (mit Hilfe zweier Kugel- 
gelenke), dass sich die Schenkel der im Bild sichtbaren und am Kunstauge 
angebrachten Drahtkreuzprothese decken. Auf diese Weise wurde der ganze 
Umfang des Augapfels, wie er sonst durch die Vertikalprojektion nur in 
einzelnen und zwar jedesmal nur in Vertikalprojektion dargestellt werden 
konnte, zur räumlichen Anschauung in genau derjenigen Lage zu den um- 
gebenden Körperteilen gebracht, die das Auge während der Aufnahme ein- 
genommen hatte. Zur Bestimmung der Lage eines Fremdkörpers in diesem 
(meridional halbierten) Kunstauge dient ein stecknadelkopfgrosses Kügelchen. 
das an einem feinen biegsamen Bleidraht befestigt ist, der seinen Halt in 
der Gegend der «Papille» hat. Dieses Kügelchen wird leicht an die Stelle 
gebracht, an der der Fremdkörperschatten sichtbar ist; an der Bulbuswand 
lässt sich die Stelle durch Bleistiftbezeichnung fixieren bzw. der günstigste 
Ort für den am Bulbus anzulegenden Schnitt angeben. Neben der röntgeno- 
grammetrischen Lagebestimmung des Fremdkörpers betont E. die Vorzüge 
der Untertischröhre, die den sofortigen röntgenoskopischen Eingriff ermöglicht, 
besonders in jenen Fällen, in denen infolge der Eigenart der Gewebe eine 
Verschiebung des Fremdkörpers durch Bewegung der Muskeln, andere 
Lagerung usw. zu erwarten ist. | 

‘Haase (385) bringt eine Mitteilung über eine einfache rech- 
nerische Lagebestimmung von Fremdkörpern im Augapfel. 
Die Methode ist bei Fremdkörpern der Netzhaut anwendbar, beruht auf Fest- 
stellung des Skotoms im Kampimeter und ist deshalb nur bei frischen Fällen 
und vor allen Dingen bei klaren Medien anwendbar. 

Zur röntgenologischen Differenzierung intra- oder extra- 
bulbär sitzender Geschosssplitter nach dem Köhlerschen Blick- 
richtungswechselverfahren empfiehlt Kuborn (387), den Patienten bei dem 
Wechsel der Blickrichtung aufzufordern, die Augen wie beim Lesen zu be- 
wegen. Eine Bewegung des Kopfes soll auf diese Art vermieden werden. 


Ein einfaches Radiumadaptometer zur Untersuchung auf 
Hemeralopie im Felde hat Stargardt (389) benutzt. Es besteht in 
der Verwendung eines Leuchtschirms aus radioaktiver Leuchtmasse von vier- 
eckiger Form und 3mal 5cm Grösse, Das Beobachtungsobjekt ist hinter 
einem schwarzen, für Licht undurchlässigen Schirm, der mit 7 viereckigen 
Ausschnitten versehen ist, beweglich angebracht. Zur Erzielung einer weit- 
gebenden Abblendung des Beobachtungsobjektes sind 6 von den 7 Ausschnitten 
durch verschieden dicke Lagen von weissem Schreibpapier verschlossen. Die 
Helligkeit der verschiedenen Felder ist photometrisch durch Normalkerze und 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 161 


weiter durch Vergleich mit gleichgrossen Feldern am vereinfachten Adapto- 
meter vorher bestimmt. Das Beobachtungsobjekt muss sich stets in der 
gleichen Entfernung (50 cm) vom Auge befinden, das Untersuchungszimmer 
muss total verdunkelt sein. Da die Dunkeladaptation an verschiedenen Stellen 
der Gesichtsfelder eine verschiedene sein kann, ist es ratsam, mehrere Teile 
des Gesichtsfeldes zu prüfen, wofür der Radiumadaptometer vermöge seiner 
Kleinheit und seines geringen Gewichtes besonders geeignet ist. 

Haab (384) berichtet über eine Verbesserung der Lokal- 
narkose bei Augenoperationen und über die richtige Aus- 
führung der Glaukom-Iridektomie. Es ist Pflicht, eine Allgemein- 
narkose soviel wie möglich zu vermeiden. Instillations-Anästhesie genügt bei 
schweren Glaukomen zum Fassen der Iris häufig nicht, H. empfiehlt deshalb 
in solchen Fällen, 2 Tropfen einer 10°/,igen Kokainlösung an der Stelle, 
wo iridektomiert werden soll, unter die Bindehaut zu injizieren, eventuell 
mit Zusatz von etwas Suprarenin. Die J.okalnarkose ist danach ganz voll- 
kommen. Auch bei schwierigen Fremdkörperentfernungen aus der Iris ist 
dieses Vorgehen empfehlenswert. Bei Staroperation genügt Injektion von 
5° „iger Kokainlösung. H. betrachtet die Iridektomie noch immer als die 
Hauptoperation beim Glaukom der Erwachsenen, die Sklerotomie dagegen für 
die beste beim Kinderglaukom. Die Trepanation hat er fast ganz wieder 
verlassen und beim Hydrophthalmus nie ausgeführt. Nur für Fälle, bei denen 
die Pupille weit und starr geworden, so dass eine richtige Iridektomie sich 
nicht mehr ausführen lässt, behält er sie bei. Bei der Iridektomie ist die 
Lanze im Skleralsaum so aufzusetzen, dass ihr Blatt in der Ebene der vorderen 
JIrisfläche, skleralwärts verlängert, liegt und hart der Irisfliiche entlang einfach 
geradeaus vorgeschoben werden kann. Beim Abschneiden der Iris ist die 
Schere kräftig an die Wunde anzudrücken. In jedem Falle muss 2°:, Pilo- 
karpin längere Zeit fortgebraucht werden. 


Die Erfahrungen der Kieler Klinik über den Wert der Milch- 
injektionen bei Augenerkrankungen werden von Berneaud (332) 
zusammengestellt. 225 Fälle der verschiedensten Augenerkrankungen wurden 
mit 905 Einspritzungen behandelt. Um tiefliegende Abszesse zu vermeiden, 
empfiehlt es sich, die Milch subkutan zu injizieren, wobei eine Überwachung 
der Nierentitigkeit geboten ist, obwohl ein etwaiger Eiweissbefund keine 
Kontraindikation gegen Fortsetzung der Kur ist. Der erreichte Erfolg der 
ersten Injektion übertrifft stets bei weitem den der folgenden. Vier Stunden 
nach der Injektion tritt eine Temperaturerhéhung (39—40 Grad) auf, die 
in der Regel 4—6 Stunden nach erreichter llöchsttemperatur rasch wieder 
abfällt. Bei der zuerst verwandten Milch, die nur durch Kochen während 
4 Minuten vorbereitet war, waren die Reaktionserscheinungen stürmischer 
wie bei den später verwandten Ophthalmosan-Injektionen des Sächsischen 
Serumwerks, deren Heilwirkung allerdings der der einfachen Milch etwas 
nachstand. Die Milcheinspritzung übt zweifellos auf entzündliche Erkrankungen 
des Sehorgans eine günstige Wirkung aus und erzielt in manchen Fällen 
sogar überraschende Erfolge. Bei Keratitis parenchymatosa war nur in der 
Hälfte der Fälle ein Nachlassen zu bemerken, die Milchbehandlung verhütet 
die Erkrankung des zweiten Auges nicht. Ekzematöse Augenerkrankungen 
werden günstig beeinflusst, Rezidive aber nicht vermieden. Gute Erfolge 
wurden bei Iritis erzielt, besonders bei schweren tuberkulösen Iriserkrankungen. 
Bei Chorioiditis disseminata kann durch die Milchbehandlung ausgezeichnete 


162 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Besserung der Sehschärfe erreicht werden. Ein Einfluss auf den trachomatösen 
Prozess als solchen konnte nicht festgestellt werden, Hornhautulzerationen 
wurden jedoch gut beeinflusst. Hornhautgeschwüre nach Fremdkörper reinigen 
sich auf Milch schnell, Hypopyon verschwindet rasch, perforierende Ver- 
letzungen werden günstig beeinflusst. Ein Fall von sympathischer Ophthalmie 
verhielt sich vollkommen refraktär, doch ist immerhin ein Versuch mit 
Milchbehandlung anzuraten. 3 Fälle von Ophthalmogonorrhoe blieben ohne 
Einwirkung der Milchbehandlung, doch können nach anderen Mitteilungen 
hier überraschende Erfolge erzielt werden. Das therapeutisch wirkende Agens 
bei der Milchbehandlung ist wohl in erster -Linie das Fieber, in der Regel 
ist der Erfolg um so grösser, je höher das Fieber ansteigt. Eine genaue 
Analyse der Milchwirkung lässt sich noch nicht aufstellen, jedenfalls handelt 
es sich nicht um eine desinfizierende, sondern um eine resorbierende Wirkung. 
Eine spezifische Wirkung ist nicht wahrscheinlich, weil keine Immunität nach 
erfolgreicher Bebandlung erzielt wird. 


Über das Arekolin mit besonderer Berücksichtigung seiner Wirkung 
auf das glaukomatöse Auge berichtet Knüsel (386). In Form einer 1- bis 
4°’ igen Lösung ist das Arecolinum hydrobromicum ein kräftiges Miotikum, 
das auf Pupille, Refraktion und Akkommodation wie Eserin wirkt. Der 
intraokulare Stoffwechsel wird befördert, der Druck glaukomatéser Auten 
schroff und für kurze Zeit herabgesetzt. Im Gegensatz dazu war die Pilo- 
karpinwirkung andauernder und milder. Durch seine rasche Druckherabsetzung 
leistet Arekolin gute Dienste in der Behandlung des entzündlichen Glaukoms, 
wegen seiner kurzdauernden Wirkung eignet es sich weniger zur Behandlung 
des Glaucoma simplex. Bei Anwendung grösserer Dosen ist beständige Kon- 
trolle des Herzens wegen Vagusreizung auf resorptivem Wege notwendig, 


se 


V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, -Missbildungen. 
Ref.: Köllner. 


_ *390) Bitter, Marie: Über die angeborenen Defekte des vorderen Irisbiattes. 

Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. 277. 

*391) Brodmann: Zur Lage des Sehzentrums. Münch. med. Wochenschr. 
1918. Nr. 32. 

*392) Brouwer: Klinisch-anatomische Untersuchung über den Okulomotorius- 
kern. Zeitschr. f. d. ges. Neurologie u. Psychiatrie. Bd. 40. S. 152. 

*393) Fuchs: Uber den Sphincter pupillae. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 61. S. 1. | 

*394) Koeppe: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe und dem 
Horhhautmikroskop. XII.: Uber die feinere Anordnung und das Verhalten der 
Lymphgefässe in der Conjunctiva bulbi und der Episklera unter normalen und 
pathologischen Bedingungen. Graefes Archiv. Bd. 97. S. 1. 


Koeppe (394) bringt neue Beobachtungen über das Verhalten der 
Lymphgefässe in der Konjunktiva und Episklera. Mit der 
Nernstspaltlampe und Hornhautmikroskop gelingt es auch die feineren Lymph- 
gefiisse dem Auge zugänglich zu machen, wenn bei der Untersuchung gewisse 
Vorsichtsmalsregeln angewendet werden. Hierzu gehört peinliche Abblendung 
allen Nebenlichtes, eine gewisse Dunkeladaptation des Beobachters und das 
Vorsetzen einer Gelbscheibe, um eine störende Reflexion des Spaltlichtes an 


V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 13 


der Sklera zu vermeiden. Die Lymphscheiden an den Blutgefässen der Kon- 
junktiva sind bei den Venen etwa doppelt so dick und zahlreich, als an den 
Arterien, ihr Durchmesser an den Venen beträgt etwa '/, des Gefässdurch- 
messers. Diese Scheiden stehen in direkter Verbindung mit den solitären 
oder eigentlichen Lymphgefässen, welche sich an der Nernstspaltlampe als 
ein weitverbreitetes und verzweigtes Netzwerk darstellen, das um die Horn- 
haut herum gewissermalsen einen perilimbären Lymphgefäss-Ringplexus bildet. 
Die Blutgefässe sind bis in die feinsten Kapillaren wahrscheinlich mit der- 
artigen Lymphgefässscheiden umgeben, die sich auch am Randschlingennetz 
der Hornhaut vorfinden. Besonders interessant gestalten sich die Verhältnisse 
am Limbus corneae. Hier lässt sich ein allerfeinstes Röhrensystem bei 108 facher 
Vergrösserung und nach Vorstellen einer Blauscheibe erkennen. Die so sicht- 
baren letzten Ausläufer der Lymphgefässkapillaren bilden teils flache, teils 
nach der Hornhaut konvexe Bögen, ähnlich den letzten Randschlingen der 
Blutgefasse. Sie öffnen sich nirgends frei in das Saftspaltennetz der Horn- 
haut. Sie liegen vorwiegend über und zwischen den beiden letzten limbären 
Blutkapillarenarkadenbögen und gehen in das episklerale I,ymphgefässsysteim 
an der Limbuswurzel über, ohne dass sich Verbindungen mit blutkapillären 
Elementen nachweisen liessen. Somit ist die Recklinghausensche Theorie 
wenigstens für die lebende menschliche Hornhaut als widerlegt zu betrachten. 
K. bespricht dann weiter noch die pathologischen Verhältnisse, besonders bei 
den pathologischen Pigmentierungen (Argyrosis, Tätowierung, Siderosis). 


Anatomische Untersuchungen über den Sphincter pupillae bringt 
Fuchs (393). Die Pupillenweite der Leiche sei zwar der mittleren Pupillen- 
weite im Leben nicht gleich, dürfte aber in einem bestimmten gleichbleiben- 
den Verhältnisse zu ihr stehen; also Augen, welche im Leben eine enge Pupille 
haben, haben auch im Präparat eine enge. Die Pupillenweite an Fuchs’ 
Präparaten schwankte zwischen 2,27 und 7,8 mm. Der Muskel ist zuweilen 
schmal und dick (Beispiel 0,77 >< 0,064 mm), zuweilen breit und dünn (Bei- 
spiel 1,06 >< 0,048 mm). Fuchs mals mit Okularnetzmikrometer in beiden 
Fällen den Flächeninhalt aus und fand im ersten Falle 0,032, im zweiten 
Falle 0,029 qmm, also keinen grossen Unterschied. Die Zahlen entsprechen 
ungefähr der Durchschnittsstärke des Sphinkter in normalen Augen. Dagegen 
kommen weitgehende Verschiedenheiten vor und F. sah einen Flächeninhalt 
bis zum vierfachen des kleinsten Wertes. Der Satz, dass einer engen Pupille 
ein starker, einer weiten ein schwacher Sphinkter entspricht, gilt nur für 
den Durchschnitt einer grösseren Zahl von Fällen. Immerhin wird durch die 
anatomische Untersuchung aber bestätigt, dass die Stärke des Sphinkter mit 
anderen Faktoren zusammen die Weite der Pupille beeinflusst. Die Muskel- 
bündel verlaufen nicht alle genau zirkulär, sondern biegen, indem sie sich 
mit benachbarten plexusartig verflechten, aus der Kreislinie häufig ab, so dass 
sie dann schräg getroffen werden. In hydrophthalmischen Augen fand Fuchs 
übrigens den Spbinkter besonders stark und ist geneigt, hier eine Arbeits- 
hypertrophie anzunehmen. Im Gegensatz dazu scheint eine Inaktivitätsatrophie 
nicht vorzukommen., 


Brouwer (392) teilt die Krankengeschichte einer Frau mit, welche 
` mehrere Jahre hindurch an doppelseitigen Lähmungen der Ilirnnerven, ius- 
besondere der Augenmuskelnerven gelitten hatte. Die Scktion lehrte, dass 
diese doppelseitigen Störungen durch ein Aneurysma der rechten Arteria carotis 


> 


164 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


interna hervorgerufen waren. Das Aneurysma war über das Chiasma nach 
der linken Seite gewachsen und hatte u. a. auf die hinter der linken Orbita 
gelegenen Hirnnerven gedrückt. Die Untersuchung des Hirnstammes an 
Schnittserien lehrte u. a., dass eine retrograde Degeneration im Perliakern 
und im Frontalpol des rechten grosszelligen Okulomotoriuskernes entstanden 
war (ein einseitiges Aneurysma, welches doppelseitige Lähmungserscheinungen . 
in den Augenmuskeln verursacht, ist bis jetzt noch nicht beschrieben worden). 
B. geht sodann auf zwei Fragen ein, welche auf dem Gebiete der Hirn- 
anatomie immer noch in Fluss sind, nämlich wie der Sympathikusanteil der 
Okulomotoriuskerne organisiert ist und wie die Ursprungszellen der Muskeln 
im Okulomotoriuskern lokalisiert sind. B. betont, dass die Theorie, in welcher 
die sympathische Funktion in die Edinger- Westphalschen Kerngruppen ver- 
legt wird, zu Unrecht von der Mehrzahl der Untersucher verworfen ist, und 
versucht durch Mitteilung von Beobachtungen aus der vergleichenden Anatomie 
und der vergleichenden Pathologie zu überzeugen, dass diese Auffassung 
auch jetzt noch aın besten mit den anatomischen Tatsachen im Einklange 
steht. B. meint sodann, dass nicht nur der Perliakern, sondern auch «ie 
mehr kaudalwärts in der Rhaphegegend gelegenen Zellen der Konvergenz- 
bewegung dienen und betrachtet den Perliakern als den phylogenetisch jüngsten 
Anteil der Rhaphekerne. 


Nach den heutigen Anschauungen ist das kortikale Sehzentrum, d. h. 
dasjenige Rindengebiet, von dem aus ausschliesslich hemianopische Gesichts- 
felddefekte zustandekommen, identisch mit einem umschriebenen tektonischen 
Rindenfelde, der durch den Kalkarinatypus ausgezeichneten Area striata. 
Dieses histologische »Sehfeld« weist, wie Brodmann (391) zeigt, weit- 
gehende individuelle Variationen seiner Topographie auf. Die 
Variationen betreffen die Gesamtlage des Feldes in der Okzipitalrinde, die 
relative Ausdehnung auf der lateralen und medialen Seite der Hemisphäre, 
seine Flächengrösse und Flächengestaltung, die Beziehungen zu gewissen Haupt- 
und: Nebenfurchen des Hinterhauptlappens und schliesslich den Anteil der 
freien und der Furchenrinde an der Gesamtfläche des Feldes. Namentlich 
die Unterschiede in der lateralen und medialen Ausdehnung sind wesentlicher 
Art, klinisch bedeutungsvoll und so erheblich, wie man bisher nicht einmal 
ahnen konnte. Durch die Feststellung solcher topographischer Abweichungen, 
insbesondere durch den Nachweis, dass bei manchen Gehirnen das Sehtfeld 
um den Okzipitalpol herum weit auf die laterale Fläche der Hemisphäre über- 
greift, während es bei der Mehrzahl nur einen kleinen Bezirk nach aussen 
vom Pol umfasst oder sich ganz auf diesen selbst beschränkt und sogar bei 
einem Bruchteil dew Gehirne ausschliesslich an der Innenseite der Hemisphäre 
liegt, können vielleicht gewisse Widersprüche über die Lage der klinischen 
Sehsphäre, wie sie namentlich in den Auffassungen von Henschen und 
Monakow bestehen, wenigstens teilweise und in einzelnen Fällen ihre Auf- 
klärung finden. 


Marie Bitter (390) bespricht ausführlich die Literatur über ange- 
borene Defekte des vorderen Irisblattes und fügt noch 3 eigene 
Fälle hinzu. Die Klassifikation nimmt B. in folgender Weise vor. Die erste. 
Gruppe bilden diejenigen Fälle, bei welchen der partielle Defekt im unteren 
Abschnitt der Iris sich befindet, und bei denen es sich um Variationen ein 
und derselben Anomalie handelt, welche auf einem mangelhaften Verschluss 


VI. Ernährungsphysiologie und Aygendruck. 165 


der Augenspalte beruht. Verwandt mit dieser Gruppe sind die Fälle, bei 
welchen Defekte des vorderen Irisblattes in anderen Teilen der Iris als im 
Bereich der Augenspalte vorkommen, und hier entweder mit wirklichen 
Defekten im Pigmentblatte oder mit Kolobombildung im anderen Auge ver- 
gesellschaftet sind. In eine weitere Gruppe fasst B. die Fälle zusammen, 
bei welchen die Defekte mit anderweitigen Entwickelungsstörungen des Auges 
einhergehen. Auf einen Erklärungsversuch wird einstweilen noch verzichtet. 
Einer anderen Gruppe gehören diejenigen Fälle an, bei welchen sich Ano- ~ 
malien des kleinen Iriskreises finden. Es kann hierbei auch zu Anheftungen 
des von der Iris ausgehenden Balkensystems an die Hornhauthinterfläche 
kommen. (Nach Peters handelt es sich hierbei um eine Störung in Jer 
Ausbildung der vorderen Augenkammer.) Diese Defekte sind nicht selten 
ringförmig und man muss mit Streiff daran denken, dass es sich hier um 
eine zu weitgehende Resorption der Membrana iridopupillaris handelt. 


VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck. 
Ref.: Wessely. 


2395) Bader: Sklerokorneale Differentialtonometrie, eine Prüfung der Elasti- 
sitätsverhältnisse der Bulbuswandung, mit besonderer Berücksichtigung des Ver- 
haltens des Altersstarsauges bei der Operation. Arch. f. Augenheilk. Bd. 83. 11. 3 
u 4. 1918. 

396) Koellner: Über den Augendruck beim Glaucoma simplex und seine Be- 
ziehungen zum Kreislauf. Vrch. f. Augenheilk. Bd. 83. IT. 3 u. 4. 1918. Ref. 
siehe Nr. 454. 

*397) Wessely: Die Beziehungen zwischen Augendruck und allgemeinem 
Kreislauf. .\rch. fi. Augenheilk. Bd. 83. H. 3 u. 4 1918. 


In seinem Aufsatz über die Beziehungen zwischen Augendruck 
und allgemeinem Kreislauf gibt Wessely (397) einen zusammen-~ 
fassenden Überblick über das, was die durch mehr als 12 Jahre durch- 
geführten experimentellen Untersuchungen und die klinische Beobachtung über 
die Physiologie des Augendrucks gelehrt haben. Er wendet sich gegen die 
irrige Auffassung, dass ein Gegensatz zwischen beiden bestehe, wie das 
besonders von Elschnig neuerdings behauptet worden ist, der beim Menschen 
eine völlige Unabhängigkeit des Augendrucks vom Blutdruck annimmt. Von 
jeher hat W. darauf hingewiesen, dass die Augendruckkurve eine plethysino- 
graphische ist, dass also der intraokulare Druck nicht nur vom Blutdruck, 
sondern auch vom Füllungszustande der Gefässe abhängt. Alle vasomotorischen 
Zustandsänderungen der intraokularen Gefässe wirken somit auch ihrerseits 
auf den Augendruck, und wir haben es bei seinen Beziehungen zum allgemeinen 
Kreislauf mit sehr verwickelten Verhältnissen zu tun. Es ist darum irre- 
führend, wenn man lediglich den allgemeinen Blutdruck aus der Fülle der 
einwirkenden Faktoren zur Untersuchung herausgreift und durch klinisch- 
statistische Zusammenstellung der gefundenen Zahlen seine Beziehung zum 
Augendruck ermitteln will. Solche Bemühungen haben denn auch bisher 
ganz divergente Ergebnisse verzeichnet. W. legt demgegenüber die Gesichts- 
punkte klar, die uns bei derartigen Untersuchungen zu leiten haben, Zu- 
nächst wird der Unterschied der Genauigkeit der im Tierexperiment und am 
Menschen anwendbaren Methoden erörtert, wobei die in der Tonometrie und 


166 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


der unblutigen Blutdruckmessung liegenden Fehlerquellen im Vergleich zur 
Manometrie besprochen werden. Vor allem aber sind folgende wichtige 
physiologische Grundgesetze zu berücksichtigen. Innerhalb der für das Auge 
in Frage kommenden kleinen Gefässe läuft der Blutdruck keineswegs dem 
in den unserer Messung zugänglichen grossen Arterien parallel, vielmehr er- 
leidet er beim Übergange von den grossen zu den kleinen und kleinsten 
Arterien gesetzmälsige Veränderungen. Das gilt schon für das jugendliche 
gesunde Gefässsystem, noch mehr aber für das alternde oder erkrankte, und 
auch die vasomotorischen Zustandsänderungen haben in beiden Fällen ganz 
verschiedengradige Wirkung. Dazu kommt die Wirkung der Blutverteilung 
im Organismus, d. h. die Blutverschiebung zwischen den einzelnen Organ- 
provinzen und endlich der osmotische Austausch zwischen Augenflüssigkeit 
und Gefässinhalt. Alle diese teils gegen-, teils miteinander wirkenden Ein- 
flüsse auf den intraokularen Druck sind zunächst nur im Tierexperiment 
auseinanderzuwirren, wo man die Bedingungen so gestalten kann, dass bald 
der eine, bald der andere Faktor in den Vordergrund tritt. Hat man aber 
auf Grund der tierexperimentellen Erfahrung die Beziehungen zwischen 
Augendruck- und Kreislaufphysiologie in ihrer ganzen Vielgestaltigkeit kennen 
gelernt, so gelingt es auch am Menschen mit den unzureichenderen Methoden 
zuverlässige Resultate zu gewinnen. Nachdem er eine grosse Zahl neuer 
Beispiele hierfür beigebracht hat. fasst W. zum Schluss das Resultat dahin 
zusammen, dass bisher noch keine einzige einwandfrei erwiesene Tatsache 
vorliegt, die den im Tierexperiment gefundenen Gesetzen widerspricht. Im 
Gegenteil, soweit in die Verhältnisse am Menschen ein Einblick gewonnen 
werden konnte, hat sich eine so gute Übereinstimmung ergeben, als über- 
haupt nur zu erwarten war. j l 


Um die Elastizitätsverhältnisse der Bulbuswandung einer 
klinischen. Prüfung zu unterziehen, bedient sich Bader (395) eines Ver- 
falırens, das er »skleru-korneale Differentialtonometrie« nennt, 
und das in einer vergleichsweisen Druckmessung auf der Hornhaut und der 
l.ederhaut mit Hilfe des Schiötzschen Tonometers besteht. Das Ziel der 
Untersuchungen war, das verschiedene Verhalten der Altersstaraugen bei der 
Operation hinsichtlich ihrer Anpassung an den Inhaltsverlust aufzuklären. 
Vorher mussten aber erst einige physiologische Fragen.beantwortet werden. 
Zunächst musste die Differentialtonometrie systematisch bei Gesunden durch 
die verschiedenen Lebensalter hindurch erprobt werden. Es zeigte sich dabei, 
dass sich die Elastizitätsverhältnisse der Bulbuswandung im Laufe des Lebens 
in ganz gesetzmälsiger Weise ändern. In der Kindheit und auch noch 
während der Zeit des Wachstums ist die Sklera wesentlich leichter im- 
pressibel als die Kornea, wir erhalten also negative Sklerokornealdifferenzen. 
Etwa um das 40. Lebensjahr herum ist ein Gleichgewichtszustand zwischen 
beiden Membranen erreicht, dann tritt eine Änderung derart ein, dass die 
Sklera zunehmend rigider wird, also weniger impressibel ist als die Kornea, 
und wir von Jahrzehnt zu Jahrzehnt steigende positive Sklerokornealdifferenzen 
messen. Individuelle Verschiedenheiten in der Alterssklerose der Lederhaut 
laufen dabei natürlich nebenher. Die positive Sklerokornealdifferenz im Alter 
kaun bis zu 10mm Hg und mehr betragen und ist bedingt durch die fettige | 
und kalkige Degeneration des Skleralgewebes, die uns aus den mikroskopisch- 
anatomischen Befunden bekannt ist. Bei myopischen und hydrophthalmischen 
Augen registriert das Schiötzsche Tonometer eine erhöhte Impressibilität 


VI. Ernihrungsphysiologie und Augendruck. 167 


der verdünnten Sklera. Die Kornealwerte allein, unter sich verglichen, 
ergeben im Verlaufe des Lebens eine allmähliche geringgradige Herabsetzung 
des intraokularen Druckes, die vermutlich auf einer Abnahme des Füllungs- 
zustandes des Auges im vorschreitenden Alter beruht. Der verminderte 
intraokulare Druck im Senium steht dabei mit dem zu registrierenden er- 
höhten Blutdruck der Träger nur in scheinbarem Widerspruch, denn er erklärt 
sich zwanglos durch eine herabgesetzte Durchbluturg der intraokularen Gefässe 
infolge relativer elastischer Starre der Arterienwandung. Für die Verhältnisse 
bei der Staroperation war es wichtig, den Einfluss des Kokains in der hierbei, 
üblichen Dosierung auf den intraokularen Druck kennen zu lernen. Die ent- 
sprechenden Versuche zeigen, dass das Auge durch Kokain eine zur Höhe 
der verwendeten Dosis parallel gehende Herabsetzung seiner Spannung erleidet. 
Differentialtonometrische Messungen mit dem Schiötzschen Tonometer ergaben, 
dass hieran einer Elastizitätsänderung der Kornea durch das Mittel, wenn sie 
überhaupt statthat, kein entscheidender Anteil zukommt, sondern dass die 
Hypotonie wohl zum wesentlichen auf einer Kontraktion der Augenbinnen- 
gefässe beruht, welche ihrerseits eine mehr oder weniger starke Störung der 
intraokularen Flüssigkeitssekretion zur Folge hat. Dies erhellt besonders aus 
dem verzögerten Wiederersatz des ausgepressten Flissigkeitsquantums am 
kokeinisierten Auge nach Massageeinwirkung. In Hinblick auf die operativen 
Eingriffe ist daher zu bemerken. dass das kokainisierte Auge sich in einem 
gewissen Gefässkrampi befindet, der speziell bei Altersstaraugen den Ersatz 
des Inhaltsverlustes noch verzögern kann. Im Tierversuch gelang es freilich 
bisher nicht, die in Rede stehende Vasokonstriktion nachzuweisen. In dem 
an diese physiologischen Voruntersuchungen sich anschliessenden klinischen 
Teil seiner Arbeit sucht Bader nun die Frage zu beantworten, inwieweit 
wir durch die Differentialtonometrie in Verbindung mit allgemeiner klinischer 
Untersuchung des Patienten (Blutdruck, gesamter Körperzustand usw.) imstande 
sind, diejenigen Faktoren zu ermitteln, welche für das Verhalten des Auges 
im Verlaufe einer normal durchgeführten Starextraktion bestimmend sind. 
Es ergaben sich dabei für das unkomplizierte Altersstarauge folgende Ver- 
hältnisse: Die Sklerokornealdifferenzen sind durchschnittlich bei Männern 
grösser als bei Frauen. Sie betragen bei Fällen, welche bei der Operation 
Hornhautkollaps zeigen, grosse Zahlenwerte (9 bis 10 mm Hg), bei Fälleu 
mit kräftiger Vis a tergo während der Linsenentbindung und solchen mit 
Neigung zu vermehrtem Blutaustritt aus den Irisgefiissen dagegen geringe 
Werte (1 bis 3mm Hg). Auf Grund der differentialtonometrischen -Messungen 
lässt sich also im Zusammenhang mit der allgemeinen klinischen Untersuchung 
vor der Extraktion das Verhalten des Auges hinsichtlich seiner Anpassung 
an den Inhaltsverlust mit grosser Wahrscheinlichkeit vorausbestimmen. Für 
die Entstehung des Collapsus corneae ist die tonometrisch nachweisbare senile 
Skleralstarre das hauptsächlichste bestimmende Moment, während andere 
Faktoren, wie Lebensalter, Blutdruckhéhe, Kammertiefe, Linsengrösse oder 
Kokaineinwirkung, nur einen sekundären, den Kollapsgrad verstärkenden 
oder vermindernden Einfluss ausüben. Der Hornhautkollaps stellt an sich 
keinen das Endresultat beefnträchtigenden Operationszufall dar, doch ist die 
Möglichkeit einer Infektion infolge Einsaugung von Konjunktivalflüssigkeit 
bei ihm erhöht. Seine Vorausbestimmung ist daher bei sehr alten marantischen 
Individuen von praktischer Bedeutung, besonders wenn es sich bei der Operation 
um das einzig noch brauchbare Auge handelt. 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. XII 


168 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 
Ref.: Köllner. 


*395) Best: Über Nachtblindheit. Graefes Archiv. Bd. 97. S. 168. 

*399) Busch: Untersuchungen an Sehhirnverletzten. Med.-naturwissen-chaftl. 
Verein Tübingen. Ref. Münch. med. Wochenschr. Nr. 33. S. 920. 

*400) Geleneser: Uber Nachtblindheit als Ausfallserscheinung infolge Er- 
nihrungsstérungen im Felde. Wiener med. Wochenschr. Nr. 38. N. 1664. 

*401) Goldschmidt: Ubungstherapeutische Ver:uche zur Steigerung der 
Farbentüchtigkeit eines anomalen Trichromaten. Zeitschr. f. Sinnesphy-icl. 
Bd. 50. S. 192, | 

*402) Henning: Herings Theorie des Tiefensehens, das Panumsche Phänomen 
und die Doppelfunktion. Fortschr. d. Psychologie. V. S. 143. a 

403) v. Kries: Uber einen Fall von einseitiger angeborener Deuteranomalie. 
Zeitschr. f. Sinnesphysiol. Bd. 50. S. 137 (S. Bericht 

*404) Lohmann: Kritische Studien zur Lehre von der Adaptation. Arch. f. 
Augenheilk. Bd. 83. S. 275. 

*405) Ostwald: Zur Systematik der Farben. Zeit-chr. f. Sinnesphysiel. 
Bd. 50. NS. 153. 

406) Pikler: Erwiderung an Dr. Haas über die verdoppelnde und verein- 
fachende Kinematographie und die kinematographische Natur des binokularen 
Sehens. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juni. S. 794. (P. wendet sich gegen 
einige Einwände I1.'s. welche dieser gelegentlich eines Referates an P.s früheren 
Arbeiten gemacht hatte. 

*407) Sänger: Über die Rindenlokalisation des Sehzentrums auf Grund der 
Verletzung der zentralen Sehbahnen durch Schädelschüsse. Verein f. Psyehiatr. u. 
Neurologie. Wien. 8. Jan. 1918. 

*408) Snellen: Die Sehschärfe als Maß für die Funktion der Netzhaut. 
Niederl. ophthalm. Gesellsch. 9. Juni 1918. 

”409) Stargardt: Über die Funktion des Auges bei der angeborenen Melanose. 
Zeitschr. f. Nugenheilk. Bd. 39. S. 255. 

*410) v. Weiz’aecker: Uber eine Störung der "optischen Raumwahrnehmung 
bei Vestibularerkrankung. sowie über Störungen des haptischen Raumsinnes. 
Münch. med. Wochenschr. Bd. 34. 1918. 

*411) Zeemann: Wettstreit der Gesichtsfelder. Niederl. ophthalm. Gesell-ch. 
9. Juni 1918. 


Ostwald (405) geht auf die kritischen Bemerkungen v. Kries 
(s. dies. Bericht Ref. Nr, 221) gegenüber seiner Farbensystematik ein. 


Von [Interesse ist dabei, dass Ostwald gefunden hat, dass alle «ereinen» ` 


Gegenstandsfarben das gleiche Spektrum haben und zwar, dass sie alle Licht- 
strahlen zurückwerfen, welche zwischen zwei Gegenfarben liegen. Es wirken 
also bei reinen Farben immer die Hälfte des Farbenkreises zusammen. Für 
den speziellen Fall des Gelb besteht demnach dessen Spektrum aus allen 
langwelligen Lichtern bis zum Blaugrün von ca. 490 uu, von dort ab besteht 
Absorption für alle kürzeren Wellen. Eine solche Gruppe von Lichtwellen, 
welche den reinen Farben entsprechen, nennt Ostwald ein «Farbenhalb». 
Werfen z. B. gelbe Farben ein Lichtstrahlenbindel von geringerem Umfange 
zurück, so sieht der Körper nicht mehr rein gelb aus, sondern erscheint 
mit Schwarz verhüllt (olivgrün). .Man kann sie erst wieder rein gelb schen, 
wenn man dwch ein Dunkelrohr mit Blende die Farbe bezugfrei macht 


— — — 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 169 


und durch längeres Hineinsehen die Erinnerung an die bezogene Farbe 
zurücktreten lässt. 


Übungstherapeutische Versuche zur Steigerung der. 
Farbentüchtigkeit hat Goldschmidt (401) bei einem Falle von 
Farbenschwäche angenommen (es geht aus der Mitteilung nicht mit Sicherheit 
hervor, ob es sich um eine angeborene Farbenschwäche oder um eine traumatische, 
also erworbene handelt). Die Versuche wurden in verschiedener Weise, sowohl 
durch Einordnen farbiger Objekte (Wollbündel), durch Erziehen zur Bekannt- 
schaft mit Farben von alltäglichem Vorkommen (Betrachtung von Objekten 
und bunten Bildern), als auch durch Gebrauch eines Satzes monochromatischer 
Brillen vorgenommen. Sie sind nur als vorläufige aufzufassen. G. fand 
eine gewisse "Besserung der Farbensehleistung durch die Farbbrillen-Übungen 
und empfiehlt, Versuche in dieser Richtung weiter vorzunehmen. Am besten 
wäre ein Satz von einer -Art Automobilbrillen, die seitlichen Lichtabschluss 
gewährleisten. 


Einen Fall von angeborener einseitiger Melanose hat Stargaridt (409) 
auf seine Funktionen untersucht. Insbesondere Farbensinn und Lichtsinn 
weisen keinerlei Abweichungen gegenüber dem anderen Auge auf, so dass 
also anscheinend ein Einfluss der abnorm starken Pigmentierung dul die 
Funktionen des Auges nicht besteht. 


Henning (402) weist darauf hin, dass Hering bei seiner Theorie 
des räumlichen Sehens schon 1879 seine älteren Aufstellungen über 
positive und negative Netzhautwerte ausgeschieden hat und auf sie in seiner 
Gesamtdarstellung kein Gewicht mehr legt. Vor einiger Zeit hatte Prantl 
nämlich geglaubt, mit seinen Beobachtungen über das Panumsche Phänomen 
mit einer Entkräftung der positiven und negativen Netzhautwerte die ganze 
Heringsche Theorie gestürzt zu haben. Verf, weist darauf hin, dass 
Herings Theorie alle Versuche und Modifikationen des Panumschen 
Phiinomens vollkommen erklärt. 


Über die Sehschärfe als Mafs für die Funktion der Netz- 
haut hielt Snellen (408) einen Vortrag und wies zunächst darauf hin, 
wie wenig eindeutig die Tatsache einer herabgesetzten Sehschärfe ist, und 
dass wir nicht imstande sind, zu unterscheiden, inwieweit hier physiologische 
und physikalische Momente in Frage kommen. Aber auch bei normaler 
Sehschärfe brauche die Netzhautfunktion noch nicht normal zu sein, wie. 
schon die Beobachtungen an manchen Sehnervenleiden beweisen. S. betont 
ferner, dass man beim Binokularsehen durch eine Rotgrünbrille auf Simu- 
lationsbuchstaben für ein Auge zuweilen eine beträchtlich herabgesetzte Sch- 
schärfe findet, während diese bei monokularer Prüfung mit den gleichen 
Gläsern normal erscheint. 


Über den Wettstreit der Gesichtsfelder trug Zeemann (411) 
vor und demonstrierte mittels Zweifarbenstereoskopie die benutzten Objekte. 
Der Verlauf des Wettstreites wurde mit dem Kymographion registriert und 
der Einfluss verschiedener Faktoren so zahlenmälsig festgestellt. Dabei ergab 
sich der grosse Einfluss des Kontrastes. der Einfluss der Entfernung vom 
Fixierpunkt, sowie der Einfluss der Augenbewegungen. Die Untersuchungen 
lieferten auch einen Beitrag zum Problem der Aufmerksamkeit und des 
Willenseinflusses. Sie zeigten ferner, wie beim Ilypermetropen leicht eine 
Amblyopie bzw. Exklusion des Bildes vorkommt, beim Myopen nicht, da beim 


XI[* 


170 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Myopen beide Augen immer auf reelle, das eine Auge des Hypermetropen 
dagegen auf einen virtuellen Gegenstand eingestellt ist. 


Sänger (407) betont, dass die Schussverletzungen des Hinterhauptes 
die Richtigkeit der von Wilbrand uud Henschen angenommenen Rinden- 
lokalisation des Sehzentrums beweisen. Nach Wilbrand und 
Sängers Ansicht strahlen die Faserzüge für den peripheren Halbmond in 
die Rinde des Sehzentrums zuerst ein, daran schliessen sich die Faserzüge 
für das Gebiet der sich deckenden Gesichtsfeldhälften und nach aussen hiervon’ 
befinden sich die Bahnen für das makuläre Gebiet, das am weitesten nach 
dem Hinterhauptspole hin endet. - 


Bei Sehhirnverletzten hat Busch (399) in ähnlicher Weise 
Untersuchungen über die psychischen Störungen vorgenommen, wie 
es kürzlich von Poppelreuter, sowie von Goldstein und Gelb geschah. 
Es fand sich bei guter Sehschärfe in Teilen des Gesichtsfeldes eine Unfähig- 
keit, kurzdauernde Reize aufzufassen oder bei gleichzeitiger Darbietung von 
Dauerreizen eine Vernachlässigung gegenüber anderen Regionen des Gesichts- 
feldes. Die Aufmerksamkeitshinwendung war für diese Teile vermindert. 
Zuweilen war das Formerkennen. «as Tiefensehen, das Bewegungssehen oder 
die Überschaubarkeit (Auffassung umfangreicherer Darbietungen) isoliert ge- 
‘schädigt. B. beschreibt noch einige ähnliche Störungen. Ausserdem war bei 
manchen Personen eine auffallende Unfähigkeit, sich draussen zurechtzufinden, 
vorhanden. Um hierfür ein genaueres experimentelles Untersuchungsverfahren 
zu haben, benutzt B. eine Art Irrgarten, der, aus Holz gefügt, auf weisses - 
Papier gelegt wurde und bei dem nun der Patient den Weg mit Bleistift 
finden und markieren musste. Sehhirngeschädigte brauchten, auch wenn 
keine Gesichtsfelddefekte vorhanden waren. meist eine erheblich längere Zeit 
für das Auffinden des Weges. ' 


v. Weizsaecker (410) demonstriert einen Kranken mit hypertonischer 
Atherosklerose, der an schweren Meniereschen Anfällen erkrankt war. Im 
Anschluss daran bestand cine dauernde Störung der Raumwahr- 
nehmungen. Das Gesichtsfeld des Pat. war verzerrt, so dass ihm ein 
aufrechtes Quadrat als nach links geneigter Rhombus erschien, ebenso wie 
er, aufgefordert, ein Quadrat zu zeichnen, einen nach rechts geneigten Rhombus 
. zeichnete, dessen Winkel etwa 105° bzw. 75” betrugen. In entsprechender 
Weise sah der Kranke seine ganze Umgebung verzerrt. Lötrechte Konturen, 
z. B. eine Stange, erschienen ihm nach links und auf ihn zugeneigt, wage- 
rechte Konturen nach rechts abfallend. Auch ebene Flächen, z. B. Wände. 
Fussboden und Zimmerdecke nahmen an diesen Neigungen teil, so dass eine 
Verzerrung und zugleich scheinbare Neigung des gesamten Sehraumes gegen 
die Schwererichtung dauernd und unabhängig von den nur anfallsweise be- 
stehenden Scheinbewegungen (Drehschwindel) bestand, Nach dem klinischen 
Befund (Schwindel, Erbrechen. Ohrensausen, Nystagmus, Vorbeizeigen [Bárány], 
kalorische Unerregbarkeit des l. Vestibularis, Gehstörung) lag eine Erkrankung 
des linken Vestibularisapparates zugrunde und es wird zur Erklärung der 
Erscheinungen vermutet, dass eine Störung deg vestibulär vermittelten Wahr- 
nehmung der Schwererichtung vorliegt. Es ist anzunehmen, dass beim Zu- 
standekommen unseres Sehraumes, speziell seiner Orientierung nach der 
Schwererichtung. vestibuläre Erregungen beteiligt stud und dass die Wahr- 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 171 


nehmung der Lotrichtung, der Eindruck des «Aufrechtseins» vom Vestibular- 
apparat aus auch gestört werden kann, wie ja auch von jedem vestibulären 
Schwindel her ähnliche Einflüsse im Sinne von Scheinbewegungen des Seh- 
raumes bekannt sind. Eine nähere Analyse zeigt, dass die meisten jener 
Wahrnehmungstäuschungen, insbesondere auch die schiefe Verzerrung des 
Gesichtsfeldes aus der einen Annahme einer verfälschten Wahrnehmung der 
Schwererichtung abgeleitet werden können. Zugleich bestanden Störungen 
des haptischen Raumsinnes. Es liess sich durch besondere Versuche 
zeigen, dass beim Symptom des Vorbeizeigens im wesentlichen eine Störung 
der Koordination der Bewegungen vorliegt, während der haptische Ortssinn 
in geringerem Grade gestört war. Im Anschluss an diese Befunde werden einige 
Ergebnisse bei Normalen mitgeteilt, welche einen funktionellen Zusammenhang 
zwischen Augenbewegungen und haptischer Lokalisation beweisen. 


Lohmann (404) geht in seinen kritischen Studien zur Adaptations- 
lehre zunächst auf den Unterschied zwischen Reiz und Empfindung in der 
Lichtsinnlehre ein und betont dabei, dass es bei der Apparatur eigentlich 
notwendig ist, die Abschwächungen des Lichtes nur in physikalischem Sinne 
herbeizuführen durch Entfernung der Lichtquelle oder durch Veränderung 
der Blendenöffnung. Dagegen sollte man vermeiden, in die Versuchsanordnung 
einen photometrisch, also durch Vergleichung gefundenen Wert, einzuschieben. 
Hinsichtlich der graphischen Darstellung verwirft L. den von Aubert und 
später von Piper übernommenen Gedanken, nach dem die Empfindlichkeit 
des Auges dem Lichtreiz reziprok ist, nicht, nur stellen die Piperschen 
Kurven, ohne etwas über die psychologische Eimpfindlichkeitsänderung zu 
sagen, die Steigerung der Reizbarkeit der Netzhaut .dar und L. will sie 
daher Reizbarkeitskurven nennen. Um den Ausdruck einer Empfindlichkeits- 
steigerung zu erhalten, müsse erst eine Umrechnung der Zahlen nach den 
Gesetzen. erfolgen, die für das Fortschreiten der Betrachtung vom Physi- 
kalischen zum Physiologisch- Psychologischen gelten. Die von Best kon- 
struierten Kurven würden als Empfindlichkeitskurven angesprochen werden 
dürfen. Abgesehen von der reinen Berechnung kommen zur Aufstellung 
psychologischer Empfindlichkeitskurven die von Dittler und auch von 
Lohmann unternommenen mühsamen Versuche in Betracht, die Dunkel- 
adaptation des einen Auges mit Hilfe der Beobachtung des anderen hell- 
adaptierten zu einer binokularen Vergleichung zu messen. Hinsichtlich der 
Frage der sogen. binokularen Reizsummation kommt L. zu dem Schluss, dass 
die von Roeloofs und Zeemann versuchte Deutung der Verschiedenbeit 
monokularer und binokularer Lichtsinnschwellen schon theoretisch in physio- 
logisch-psychologischem Sinne anfechtbar ist. Lohmann, der bekanntlich den 
Unterschied auf Vergrösserung der Reizfläche bei binokularer Betrachtung 
infolge unsymmetrischer Augeneinstellung zurückführte, weist darauf hin, dass 
sich tatsächlich eine derartige unsymimetrische Augeneinstellung findet. 


Über die Kriegshemeralopie veröffentlicht Gelencsér (400) seine 
Erfahrungen. Wenn man auch annimmt, dass der grösste Teil der Heme- 
ralopien nicht im Felde entstanden sind, so bleiben doch unzweifelhaft noch 
genug Fülle übrig. welche als wirkliche Kriegsschädigungen auftreten, Bei 
einer dauernd einheitlichen Nahrungsweise, beim Ausbleiben gewisser Bestand- 
teile der Ernährung ist es unmöglich, den Stoffwechsel des Organismus im 
Gleichgewicht zu erhalten. Die Ausfallshemeralopie ist auf konstanten Ausfall 


172 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 
wichtiger Nahrungsstoffe (Vitamine Funk, akzessorische Nährstoffe Hof- 
meister-Oseki) oder auf Missverhältnis zwischen Kräfteverbrauch und 
Nahrungsaufnahme bei Individuen, welche in ihrer Widerstandsfähigkeit durch 
Strapazen und veränderte Lebensumstände (Schützengraben, schlechte Unter- 
künfte) herabgekommen sind, zurückzuführen. Die Ausfallshemeralopie kann 
als Übergangs- bzw. Vorstadium des Skorbuts erscheinen. Sie kann durch 
gemischte, vitaminreiche «antiskorbutische» Nahrungszufuhr und durch Kalzium- 
präparate günstig beeinflusst werden. Es wäre sogar rationell, ganze Ab- 
teilungen prophylaktisch mit Kalkpräparaten zu verseben. 


Best (398) greift in seiner Arbeit über Nachtblindheit zunächst 
auf seine bereits besprochenen Ergebpisse über den Verlauf der Dunkel- 
adaptation bei Anwendung rotfreien, sowie langwelligen Lichtes (s. Ref. Nr. 213) 
zurück und befürwortet dabei nochmals bei der graphischen Darstellung des 
Adaptationsverlaufes die aufsteigende geometrische Kurve. Für den Nach- 
weis der Simulation von Nachtblindheit werden folgende Richtlinien 
gegeben: Am einfachsten ist es, Übertreibung festzustellen, wenn der Beob- 
achter angibt, auch die hellsten Objekte bzw. Leuchtfarben nicht zu erkennen, 
welche selbst bei fortgeschrittener Retinitis pigmentosa erkannt werden. Bei 
wenig schwerer Aggravation ist der Vergleich zwischen Leuchtfarben und 
langwelliger Strahlung wichtig (ähnlich wie es Wessely bereits mit Rot- und 
Blaufiltern vorgenommen und vorgeschlagen hatte, Ref.). Der Patient erscheint 
glaubwürdig, wenn er für langwellige Strahlen eine relativ bessere Emptind- 
lichkeit angibt als für kurzwellige. Andernfalls ergibt das Verfahren keinen 
Aufschluss über Simulation, man muss dann die ganze Adaptationskurve auf- 
nehmen und auf Widersprüche in den Angaben fahuden. Dabei kann die 
Tatsache verwertet werden, dass die Schwellenwerte mit Abnahme der Reiz- 
flächengrösse steigen. Auch die Gesichtsfeldaufnahme im Hellen und im 
Dunkeln ist von Wichtigkeit. B. fand unter seinen stärker Nachtblinden 
nur 34°’ , die einen stärkeren Ausfall für Leuchttfarbenstrahlen aufwiesen. 
also der eigentlichen Nachtblindheit entsprachen: bei 31°/, war ein stärkerer 
Ausfall für die langwellige Strahlung, 35°/, ein ziemlich gleichmäfsiger Ausfall 
vorhanden. B. kommt damit z. T. zu ähnlichen Tatsachen, wie sie von 
Wessely mit roten und blauen Lichtfiltern gefunden wurden. Im allgemeinen 
fand B., dass der Grad der subjektiven Nachtblindheit der Kurve der Dunkel- 
anpassung ungefähr entsprach. Hinsichtlich der Ursachen der Nachtblindheit 
betont auch B., dass die Nachtblindheit in der Regel nicht auf Epidemie 
oder Kriegsereiguisse zurückzuführen ist. Auch bei ihm hatten 66°/, 
Brechungsfehler, und zwar 46°/, Myopien und 20°/, Hypermetropien. Sie 
ist demnach als eine Minderwertigkeit in Korrelation mit dem Brechungs- 
fehler aufgefasst worden. 10°/, der Patienten mit angeblicher Nachtblindheit 
hatten keine Herabsetzung des Endwertes der Dunkelanpassung, dagegen 
= entweder eine Presbyopie oder sonst ein Leiden, durch welches die Sehschärfe 
auch im Hellen beeinträchtigt war. Die von Augstein beschriebenen 
Hintergrundsveränderungen hält B. ebenfalls für bedeutungslos. Zeichen einer 
Ernährungsstörung, Nephritis usw. waren in 2°, der Fälle nachweisbar. 
Was die militärische Beurteilung anbetrifft, so stimmt B. Wessely bei und 
setzt die Grenze für die Frontdienstfähigkeit auf etwa ',, des Normalwertes 
fest (Leuchtfarbenspektrum). Die Emptindlichkeit im langwelligen Spektralteil 
ist dabei von untergeordneter Bedeutung. 


VI. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 173 


VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 
Ref.: Köllner. 


412) Boegehold: Mathematische und physiologische Meinungsverschieden- 
heiten in der Bewertung sphärotorischer Brillen. Ophthalm. Optik. Bd. 6. S. 119. 
(Fortsetzung der Polemtk.) 

”413) Henker: Lehrversuche zur Veranschaulichung des Astigmatismus schiefer 
Büschel. Zeitschr. f. ophthalm. Optik Bd. 6. 5. 75.. 

*414) Henker: Geräte zur Darstellung des Sehens durch gute und schlechte 
Brillengläser. Zeitschr. f. ophthalm. Optik. Bd. 6. S. 106. 

“415) Hilbert: Akkommodatlonslihmung bei Ikterus, Zentralbl. i. prakt. 
Auzenheilk. Juli-August. S. 104. 

*416) Landwehr: Beitrag zur Kenntnis der Anisometropie. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 61. S. 231. | 

417) Weiss: Physiologische und mathematische Meinungsverschiedenheiten 
in der Bewertung sphärotorischer Brillen. Zeitschr. f. ophthalm. Optik. Bd. 6. 
N. SS. (Fortsetzung der Polemik.) 


Eine Akkommodationslähmung bei Ikterus sah Hilbert (415) 
im Felde in 3 Fällen. Gemeinsam war ihnen das akute Auftreten der Krank- 
heit ohne Fieber, mit heftigen Schmerzen im Unterleib, Ikterus und schliess- 
lich Akkommodationslihmung. Die Dauer bis zur völligen Wiederkehr der 
Akkommodationsfihigkeit betrug 7—9 Wochen. H. nimmt für diese seltene 
Komplikation eine zentrale Schädigung an. 

Landwehrs (416) Untersuchungen über die Sehweise Aniso- 
metropischer ergaben hinsichtlich der binokularen Helligkeit, dass in der 
Mehrzahl der Fälle das weniger ametrope Auge überwiegt, und auch nach 
Korrektion bleibt die Vorliebe für das Auge mit der geringsten Refraktions- 
störung im allgemeinen bestehen. Auch beim Wettstreit der Sehfelder über- 
wiegt meist das weniger ametrope Auge. In der Richtung des Fixierpunktes 
lokalisiert das Auge mit stärkerer Refraktion weniger richtig. In der Mehr- 
zahl der Fälle ist die Genauigkeit des Tiefensehens geringer als normal. 
Nur in den niederen Graden der Anisometropie bleibt ein gutes Tiefen- 
sehen erhalten. Entfernung und Grad der Anisometropie spielen hierbei 
natürlich eine entsprechende Rolle Die Fusionsbreite nimmt bei Aniso- 
metropen zuweilen mit der Korrektion zu. Wie früher der Ref. kommt auch 
L. zu dem Ergebnis, dass eine Korrektion der Anisometropie, wenn sie Er- 
folg versprechen soll, dauernd stattfinden muss. Wenn in manchen Fällen 
‘die Dauerkorrektion nicht vertragen wird (Kopfschmerzen, Tränen, Übelkeit), 
so beruht dies auf der prismatischen Wirkung der Gläser bzw. auf den An- 
forderungen, welche an die Fusionsbreite und -höhe gestellt werden. Diese 
Nachteile mit der v. Rohr angegebenen Anisometropenbrille zu vermeiden, 
hält L. für zweifelhaft, da einmal das unschöne Aussehen, anderseits die 
genaue Anpassung das Tragen erschwert. L. schlägt daher vor, die sphärischen 
Gläser derartig abzuschneiden, dass an beiden Seiten die Entfernung vom Glas- 
zentrum bis zum Rande die Grenze nicht überschreitet, innerhalb welcher an 
das Fusionsvermögen zu grosse Anforderungen gestellt werden. Diese Grenze 
lässt sich annähernd berechnen. 

Zwei Arbeiten Henkers (413/14) befassen sich mit denLehrgeräten, 
welche zur Demonstration der Wirkung guter und fehlerhafter 
Brillengläser dienen. In der ersten Arbeit werden eine Anzahl Versuchs- 


174 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


anordnungen mitgeteilt, welche den Astigmatismus schiefer Büschel -ver- 
anschaulichen und den Einfluss astigmatischer und astigmatisch korrigierter 
Linsen auf die Abbildung entsprechender Objekte auf einem Auffangeschirm 
sichtbar machen. In der zweiten Arbeit bespricht H. die Modelle und die 
Vorlesungsgeräte, welche teils objektiv teils subjektiv die Sehweise durch die 
Randteile der verschiedenen Brillengläser veranschaulichen. Die Apparate 
sind z. T. mit drehbarem Auge, das mit dahinterbefindlichem Auffangeschirm 
versehen ist, ausgestattet, und durch eine Auzahl Abbildungen erläutert. 


IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates. 
Ref: Köllner. 

*418) Cords: Angeborene Aplasie der äusseren Augenmuskeln. Deutsche mei. 
Wochenschr. Nr. 37. S. 1022. 

*419) Gatscher: Über die typischen Kopfbewegungen (rudim. Kopfnystagmus) 
des Säuglings als Teilerscheinung der vestibulären Drehreaktion. Wiener klin. 
Wochenschr. Nr. 12—14. 

*420) Kisch: Unbekannter Lidschlag- und Tränenreflex. Med. Gesellsch. 
Prag. 22. 5. 1918. (Med. Klinik. Nr. 38. S. 949.) 

*421) Krisch: Ein Fall von Myasthenie bei einem 3% jährigen Kinde. Mel. 
Verein Greifswald. 15. 6. 1918. 

*422) Löffler: Herpes zoster nasofrontalis mit ausgedehnten Augenmuskel- 
lähmurfgen. Korrespondenzbl. f. Schweizer Ärzte. Nr. 28. 


Einen bisher unbekannten Lidschlagreflex teilt Kisch (420) mit. 
Durch Berührungs- und kalorische (kalt und heiss) Reize des knöchernen Teiles 
des äusseren Gehörganges sowie des Trommelfells wird bei normal funk- 
tionierendem Nervensystem stets reflektorisch ein Zwinkern oder ein kurzer 
Lidschluss ausgelöst, bei 40 °/, der Fälle auch ein vermehrtes Tränen besonders 
des gleichseitigen Auges. Der hintere Teil des oberen Gehörganges ist dabei 
besonders empfindlich. Es handelt sich um einen Trigeminus-Fazialis-Retlex, 
und bei einseitiger Trigeminuslähmung lässt sich dieser Lidschlag infolgedessen 
von der erkrankten Seite aus nicht auslösen. 150 normale Versuchspersonen 
zeigten sämtlich diesen Reflex, von 10 Paralytikern nur einer, von 19 schweren 
Hysterien 6, von 2 multiplen Sklerosen keiner, von 8 alten Schädelknochen- 
verletzungen einer. Bei pathologischem Fehlen des Reflexes sieht man während 
der Reizung eine Pupillenerweiterung, zuweilen auch Lidspaltenerweiterung 
und Hervortreten des Bulbus. Da der Reflex willkürlich nur schwer unter- 
drückt werden kann, kann sein Fehlen als ein reine Simulation ausschliessendes 
Symptom angesehen werden. Die gleiche Beobachtung wurde übrigens, wie 
Popper in der Diskussion bemerkt, bei Einführung einer Barany schen 
Lärmtrommel in das Ohr gemacht. 


Als angeborene Aplasie der äusseren Augenmuskeln sieht 
Cords (418) einen Fall an, bei welchem im Alter von 16 Jahren sich eine 
zunehmende Ptosis bemerkbar machte und schliesslich eine starke Bewegungs- 
beschränkung der Augen auftrat. Konvergenz war ebenfalls nicht möglich. 
Die inneren Augenmuskeln waren frei. Die Nervenuntersuchung ergab im 
übrigen keinen pathologischen Befund. Mutter und Brüder haben ebenfalls. 
Ptosis gehabt. C. weist darauf hin, dass sich angeborene Bewegungsdefekte 
der Augen vorzugsweise bei Juden finden. Auch der hier mitgeteilte Fall 
betrifft einen vollrassigen Juden. 


X. Lider. 175 


Bei einem 3?/,jährigen Kind sah Krisch (421) eine Myasthenie 
mit Ptosis und schwerer Bewegungsbeschränkung des rechten Auges, Die 
inneren Organe, insbesondere Thyınus und Schilddrüse, zeigten keine Ab- 
weichungen. Die myasthenische Reaktion war nur an den Fingerstreckern 
deutlich. K. betont die grosse Seltenheit der Myasthenie vor dem 10. Lebensjahr. 


Löffler (422) berichtet über eine 75jäbrige Frau mit rechtsseitigem 
Herpes zoster nasofrontalis mit Hypästhesie und Geschmacksstörung 
in den vorderen Zweidritteln der rechten Zungenhälfte. Ausserdem bestand 
Starre der rechten Pupille, Ptosis, Abduzenslähmung, Lähmung 
des Rectus superior, inferior und des Obliquus inferior. 
L. nimmt eine Läsion ‚an der Spitze der rechten Felsenbeinpyramide an, 
da hier die Augenmuskelnerven den ersten Trigeminusast bei seinem Austritt 
aus dem Ganglion Gasseri kreuzen. Der Rectus internus könne durch be- 
sondere Lagerung seiner Fasern im Okulomotorius verschont geblieben sein. 
Nicht ausgeschlossen wäre auch eine Läsion im Bereiche des Sinus cavernosus 
mit Rücksicht auf die enge Lagerung der befallenen Nerven zueinander. 


Den Kopfnystagmus der Säuglinge untersuchte Gatscher (419) 
an 23 Kindern bis zu 6 Wochen, ferner an 20 Kindern zwischen 1—2 Jahren. 
Er kommt zu der Auffassung, dass die typischen Kopfbewegungen der Säug- 
linge ein Rudiment eines Kopfnystagmus sind, der nur durch eine Komponente 
dargestellt wird, ähnlich wie in der Narkose infolge Ausschaltung der Rinde 
nur die langsame Komponente des Augennystagmus beobachtet werde. Nicht 
in allen Fällen kommt es beim Drehreiz gleichzeitig mit dieser Kopfbewegung 
zum Augennystagmus. Während der Rechtsdrehung tritt eine Drehbewegung 
des Kopfes nach links auf, also gleichgerichtet der durch die vestibuläre 
Komponente des Augennystagmus hervorgerufenen Augenbewegung. Nach der 
Drehung erfolgt Rechtsdrehung des Kopfes, welche also in entsprechendem 
Sinne mit dem Nachnystagmus korrespondiert. Demgemäls muss für den 
Eintritt der Kopfbewegungen auch die gleiche Ursache malsgebend sein, wie 
für die Bewegung des Bulbus. Die -typische Säuglingsreaktion liegt gewisser- 


= malsen in der Mitte zwischen dem typischen Kopfnvstagmus der Tiere und 


dem Fehlen des Kopfnystagmus beim Erwachsenen. 


X. Lider. 
Ref.: Ossowski. 


*423) Caspar: Ein Pilzgeschwür am Augenlid. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 61. Juli 1918. S. 120. | 


424) Hartwich: Die Erfolge der Ohrknorpelplastik bei künstlichem Lidersatz. 
Dissert. Königsberg. 


Ein Pilzgeschwür am Augenlid konnte Caspar (423) bei einer sonst 
immer gesund gewesenen Patientin beobachten. Seit 4 Wochen bestanden am 
linken Oberlid mehrere kleine gelbe Fleckchen, die allmählich zu einem grossen 
Herde zusammenflossen, dessen Dimensionen 2:1:0,3 cm waren. Die Borke sah 
schmutzig- blassgelb aus, war von- rauher, höckeriger Oberfläche, mit scharfem 
Rand, in kleinen Bogen vorspringend, von trockener vröckeliger Konsistenz. 


176 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Mit der Unterlage fest zusammenhängend liessen sich Stückchen davon unter 
leichter Blutung ablösen, die Haut unter der Borke bot eine gleichmälsig 
glatte, stark gerötete, ihres Epithels beraubte Fläche dar. Die Therapie bestand 
in Sublimatumschlägen und 10 proz. Noviformsalbe. Innerhalb weniger Tage 
verschwand das Geschwür spurlos. Mikroskopisch handelte es sich um Myzel- 
fäden, anscheinend um einen nicht fruktifizierenden Schimmelpilz. 


XI. Tränenwege. 
Ref.: Ossowski. 

*425) Frieberg: Weitere Untersuchungen über die Mechanik der Triinen- 
ableitung. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 36. 1918. H, 5/6. S. 266. 

*426) Pascheff: Untersuchungen über die Tumoren der Glandula lacrymalis. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. Juli 1918. S. 19. 

*427) Peters: Epiphora durch Verhornung der Karunkelgegend. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. August-Sept. 1918. S. 252. 

*428) West: Eine Probe zur Feststellung der Funktionsfähigkeit des Tränen- 
röhrehens und ihre klinische Bedeutung. Zeitschr. f. Augenheilks Bd. 36. 1918. 
H. 5/6. S. 260. 

*429) Zaiss: Uber Tränendrüsenoperationen. Di-sert. Heidelberg, 1917. 


Über 21 Fälle von Tränendrüsenoperationen berichtet 
Zaiss (429). Die Indikation zur Tränendrüsenexstirpation gab: in 1 Falle 
eine Fazialislihmung, in 6 Fällen Tränensackexstirpation, in 6 weiteren 
Fällen sonstwie entstandene Verödung der Tränenabführungswege, in 3 Fällen 
Ektropium des Unterlides, in 5 Fällen nicht zu beseitigendes reflektorisches 
Tränenträufeln. Die Operationen wurden in Lokalanästhesie ausgeführt, 
unerwünschte Nebenwirkungen sind nicht eingetreten. Eine Schädigung. 
etwa Austrocknung oder Untähigkeit des Weinens, ist bei derartig operierten 
Augen nicht beobachtet worden. 

Pascheff (426) stellte Untersuchungen über die Tumoren 
der Glandula lacrymalis an. Die zwei ersten Untersuchungen betreffen 
Geschwülste Iymphatischen Ursprungs, die durch ihre verschiedene Entwicklung 
und Struktur bemerkenswert sind. In dem einen Falle handelt es sich um 
eine lymphatische Hyperplasie der Tränendrüse mit symmetrischen stark 
infiltrierten Iymphozytären Tumoren in beiden Orbitae und Lidern. Diese 
Iymphozytäre Infiltration betrifft beide oberen Fornices des Palatum durum 
und ist von allgemeiner Lymphdrisenschwellung und Lymphozytose des 
Blutes gefolgt. Der zweite Fall zeigt histologisch eine Infiltration von 
Iyınphoblastenähnlichen Zellen, die an einigen Stellen follikelähuliche Gebilde 
mit Keimzentren darstellen und sich von den echten Lymphozyten deutlich 
unterscheiden. Diese an Keimzentren reiche Geschwulst entwickelte sich bei 
normalem Blutzustand und ohne allgemeine Lymphdrüsenschwellung. Es 
handelt sich hier um ein Lymphosarkom, trotz der mehr als neun Jahre 
langen Entwicklung der Krankheit. Die weitere Beobachtung P.s erstreckte 
sich auf 2 Fälle von epithelialen Tumoren der Tränendrüse. In dem einen 
Fall bot das mikroskopische Bild ein reich entwickeltes, fibröses, teilweise 
hyalin degeneriertes Bindegewebe dar, das von grossen, blassen, epitheloiden 
Zellen infiltriert war, die nach Forin und Aussehen an die Zellen der Drüsen- 
acini erinnerten. Diese Geschwulst sieht P. für ein Carcinoma scirrhosum 
an. Die mikroskopische Untersuchung des zweiten Tumors ergab ein adenoides 


XI. Tränenwege. 177 


Carcinoma basocellulare cylindromatodes. Die letzte Beobachtung P.s bezieht 
sich auf 2 Sarkome der Tränendrüse. In einem Falle ging der Tumor 
vom Bindegewebe der Tränendrüse aus und zerstörte ihr Gewebe derart, dass 
nur wenige atrophische Reste der Drüse zurückgeblieben sind. In dem zweiten 
Falle handelt es sich um ein grosszellig gemischt-zelliges, gefässreiches Sarkom, 
das sich in der Orbita entwickelt hatte und von dort aus sekundär in die 
Tränendrüse eingedrungen war. 


Weitere Untersuchungen über die Mechanik der Tränen- 
ableitung stellte Frieberg (425) an und gelangte auf Grund seiner 
Untersuchungen zu folgenden Ergebnissen. Der hauptsächlichste und in allen 
normalen Fällen gemeinsame Faktor bei der Tränenableitung ist eine vom 
Lidschlag bewirkte regelmälsige Kompression mit nachfolgender Dilatation 
des Lumens des Triinenkanals. Die dadurch entstehende Pumpwirkung ist 
auf die Gleichgewichtslage der beweglichen Teile des Tränenkanals bei offen- 
stehender Lidspalte gegründet, wobei die Kaniilchen und, wenigstens bei gut 
funktionierenden Fällen, auch der Tränensack eine offenstehende Spalte bilden. 
Beim Schliessungsmoment des Lidschlages werden die Kanälchen und der 
Tränensack komprimiert, wobej ein Regurgitieren nach dem Auge durch eine 
Schliessungseinrichtung in der Nähe des Tränenpunktes verhindert wird und der 
Kanalinhalt nach der Nase abfliesst. Bei dem darauffolgenden Öffnungsmoment 
treten die bei der Gleichgewichtslage wirkenden Kräfte aufs neue ein, wodurch 
eine schwache Dilatation mit Ansaugung der im Tränensee befindlichen 
Flüssigkeit zustande kommt. Die Aspirationsphase der Kanälchen ist kurz 
nach dem Lidschlage beendet. Beim Tränensack zeigt sie sich dagegen sehr 
variierend, indem sie speziell bei jungen Individuen den Lidschlag bedeutend 
überdauern kann. Die Kanälchen können beim Lidschlag die Tränen trotz 
einem am Tränensack herrschenden Überdruck weiterbefürdern. Eine mit- 
wirkende Heberfunktion kann bei aufrechter Kopfhaltung in gewissen normalen 
Fällen beobachtet werden, obgleich die Häufigkeit dieser Heberwirkung noch 
nicht bekannt ist. 

Über eine Probe zur Feststellung der Funktionsfähigkeit 
des Tränenröhrcbens (eine Kanalikulusprobe) und ihre 
klinische Bedeutung berichtet West (428). W. machte die Beob- 
achtung, dass bei einigen wegen Dakryostenose operierten Fällen, bei denen 
die Verbindung zwischen Bindehautsack und Nase offen blieb, das Auge 
gerade wie vor der Operation weiter tränte. Dadurch kam W. zu der Uber- 
zeugung, dass in diesen Fällen der Tränenweg nach der Operation nicht 
funktionierte, weil der Kanalikulus vor der Operation nicht funktioniert hatte, 
d. h. die Epiphora wurde nicht durch die Stenose im Tränennasengang ver- 
. ursacht, sondern durch einen pathologischen Zustand des Kanalikulus. Um 
die Funktionsfähigkeit des Tränenröhrchens festzustellen, wandte W. folgende 
Kanalikulusprobe an. Nach gründlicher Reinigung der Kanalikuli und des 
Tränensackes wird 4 bis 5mal eine 5proz. Kollargollösung in den Binde- 
hautsack eingeträufelt und das zurückgebliebene Kollargol aus dem Kon- 
junktivalsack ausgespült. Durch Druck auf den inneren Augenwinkel und 
durch Einspritzen von Borsäure in das offene Tränenröhrchen kann man sich 
üherzeugen, ob das Kollargol in den Sack gekommen ist. Fällt die Probe 
positiv aus, so ist die Prognose für ein trockenes Auge günstig, fällt sie 
negativ aus, ist jede Sondierung und Operation zwecklos, da die Epiphora 
nicht durch die Stenose im Tränennasengang, sondern durch das Fehlen der 


178 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


physiologischen Funktion des Kanalikulus verursacht wird. W. ist es ge- 
lungep, durch eine Modifikation der intranasalen Tränensackoperation die 
anatomischen Verhältnisse so zu gestalten, dass nachher die Nasenprobe positiv 
und das Auge trocken wird. 

Peters (427) beobachtete Epiphora bei Verhornung des 
Epithels der Karunkelgegend. Die Patienten klagen über ständiges 
Tränen der Augen, besonders im Freien. Die Tränenpunkte als solche sind 
. kenntlich, jedoch besteht keine eigentliche Tränenpapille, sondern nur eine 

flache Mulde, öfters ohne deutliches Lumen, das den Eindruck macht, als 
ob es mit einer dünnen Zellschicht bedeckt sei. Zwischen innerer Lidkante 
und dem Augapfel ist durchweg ein feiner Flüssigkeitsstreifen als Zeichen 
des behinderten Tränenabflusses sichtbar. Im Gegensatz dazu erscheint die 
ganze Karunkelgegend trocken. Durch mehrmaliges Sondieren wird die 
Epiphora beseitigt. In zwei mikroskopisch untersuchten Fällen fand sich eine 
ausgesprochene Verhornung der oberflächlichen Lagen des Epithels der Kappe 
der Karunkel, welches im übrigen, was die Zahl der Schichten und die 
Gestaltung der mittleren und unteren Zellagen betrifft, durchaus den normalen 
Befunden entsprach, während in den oberen Schichten die charakteristischen 
Schleimzellen fehlten. 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. 


Ref.: Ossowski. 


*430) Cords: Die pralle Durchblutung “er Orbita. Klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilk. Bd. 60. Juni 1918. S. 759. 

*431) Kausch: Über plastische Operationen: ‘ Augenhöhlenplastik. Med. ‘Klinik. 
1918. Nr. 28. S. 70%, 

*452) Kümmell: Über pulsierende Angiome der Orbita. Archiv f. Augenheilk. 
Bd. 83. 1918. S. 261. 

Eine neue Methode beı plastischen Operationen der Augen- 
höhle wendet Kausch (431) an. K. erweitert die geschrumpfte Augen- 
höhle durch Mobilisation der Lider und presst einen grossen Tampon ein, 
auf den Thierschsche Epidermislappen mit Katgut aufgenäht sind. In 
fünf Fällen von Kriegsverletzungen erfolgte völlige Anheilung. Jedoch führt 
bei schwerer Läsion der die Orbita umgebenden Knochen diese Methode der 
Plastik kaum je zu einem befriedigenden Resultat. 

Eine Mitteilung über pulsierende Angiome der Augenhöhle 
macht Kümmell (432). Er berichtet von einem Pat., der sein Augenleiden 
seit Geburt hat und dessen rechtes Auge bei anstrengender Arbeit in ge- 
bückter Haltung hervortritt. Beim Bücken hört er ein gleichmälsiges Ge- 
'räusch wie bei einer Dampfmaschine, beim Aufrichten treten Kopfschmerzen 
und Schwindelgefühl auf. Im übrigen bereitet ihm das Auge keine Be- 
schwerden, Augenbefund: Das rechte Auge tritt etwas vor und steht 
stark nach oben und etwas nach aussen. Während der Fixation mit dem 
linken Auge macht das rechte langsam unregelmäfsige Bewegungen nach aussen 
und wieder nach innen. Es besteht Pulsation des Auges und der Lider, die 
zu verschiedenen Zeiten wechselt, Unabhängig von irgendwelcher Pulsation 
und von der gewöhnlichen Atmung tritt das Auge zuweilen vor und geht 
wieder zurück. Im Liegen macht sich der Exophthalmus kaum bemerkbar. 
Die Pulsation beträgt !/;—1'/, mm. Dei Rechtsdrehung des Halses (negativer- 
Sternokleidostellung) tritt das Auge bis zu 5 mın hervor, beim Bücken ver 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöblen. 179 


grössert sich der Exophthalmus bis zu 6 mm. Durch Kompression der rechten 
Karotis wird stärkeres Hervortreten des Bulbus hervorgerufen, das sich durch 
Kompression beider Karotiden noch steigert. Ein ähnlicher Effekt nur in 
geringerem Mafse wird durch Kompression der rechten Juguläris bzw. beider 
Jugulares erzielt. In der Bindehaut verlaufen an verschiedenen Stellen mehr 
oder weniger ‘stark geschlingelte Gefässe, die sich nach vorhergehender 
Kompression von innen wieder füllen. Der Bulbus selbst ist etwas verkleinert, 
die entrundete Pupille zeigt amaurotische Starre. Die Iris wird von ausserordent- 
lich zahlreichen, oft zu dichten Knäueln sich bildenden Gefässen durchzogen, 
deren Blutsäule vielfach sehr dünn oder völlig unterbrochen ist. Die Linse zeigt 
an verschiedenen Stellen Trübungen. Augenhintergrund: Die Scheibe des 
Sehnerven, deren Grenzen nicht zu bestimmen sind, erscheint exkaviert. Aus 
dem deutlich sichtbaren Gefässtrichter laufen besonders nach aussen zahlreiche 
Gefässe zusammen, von denen einzelne starke Schlängelung aufweisen. | Unter- 
halb des Sehnerven ist eine wulstige weissliche Stelle, über die zahl- 
reiche Gefässe nach unten ziehen. Nach oben-aussen geht vom Gefäss- 
trichter ein starker graugrünlicher Vorsprung ab, der mehrere Papillendurch- 
messer nach der Peripherie zu allmählich abnimmt. Ausserdem sind 4 mulden- 
förmige Vertiefungen verschiedener Grösse und Färbung sichtbar; die Gefässe 
verlaufen teils in entsprechender Knickung über ihren Grund, teils an ihren 
Rändern. K. nimmt im vorliegenden Falle hauptsächlich auf Grund des 
spontanen Auf- und Abschwellens, einer Erscheinung, die sich auch durch 
künstliches Hervorryfen mechanischer Hyperämie nachahmen lässt, ein Angiom 
an, das sowohl venös als auch arteriell gespeist wird. | 


Vier Fälle von hochgradigem Exophthalmus, die durch 
pralle Durchblutung der Orbita hervorgerufen sind, bringt 
Cords (430) mit dazugehörigen Lichtbildern. Die Vortreibung des Bulbus 
ist so hochgradig, dass man von Luxation sprechen kann; Reposition ist nicht 
möglich; die Beweglichkeit ist ganz oder fast ganz aufgehoben, und der Aug- 
apfel steht starr nach vorn gepresst in seiner Höhle, derart, dass die Horn- 
haut von den Lidern nicht gedeckt wird, wodurch sie in hohem Mafse der 
Gefahr der Austrocknung ausgesetzt ist. Die chemotische Bindehaut wölbt 
‘sich als dicker blauroter Wall über die Peripherie der Hornhaut. Bei allen 
vier Fällen ist es schliesslich zur Enukleation des betreffenden Bulbus ge- 
kommen. Was die Art der Verletzung betrifft, so handelt es sich in einem 
Falle um eine Kontusionswirkung, wodurch der Bulbus mit Gewalt nach vorn 
gedrängt wurde und ein grosses Gefäss, vielleicht die A. ophthalmica, zer- 
rissen wurde Als zweite Möglichkeit nimmt C. eine Fraktur der Fissura 
superior an, derart, dass ein Knochensplitter diese Arterie anspiesste oder 
einriss. Klarer liegt der Verletzungsmechanismus in den anderen Fällen. 
Im zweiten Falle wurde ein Splitter an der Spitze des Orbitaltrichters fest- 
gestellt, der sehr wohl die A. ophthalmica getroffen haben kann. Im dritten 
Fall wurde die Orbita hinter dem Bulbus durch einen Granatsplitter quer 
durchsetzt. Auch in diesem wie in dem vierten Fall, wo ein Splitter durch 
Stirnbein und Stirnhöhle in die Orbita drang. nimmt C. die Möglichkeit einer 
Verletzung der A. ophthalmica bzw. eines ihrer Hauptäste an. Prognostisch 
sind derartige Fälle sich selbst überlassen als sehr ungünstig anzuschen. 
C. schliesst sich daher dem Vorgehen Erkes an, der bei derartigen Fällen 
eine temporäre Resektion der temporalen Orbitalwand "ausgeführt und einen 
vollen Erfolg zu verzeichnen gehabt hat. 


180 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


XIII. Bindehaut. 
Ref.: Ossowski. 


*433) Blatt: Eine neue Methode der mechanischen Behandlung des Trachoms. 
Münch. med. Wochenschr. Nr. 28. 1918. S. 772. 

*434) Ebstein: Zur Differentialdiagno:e der Flecken in der Lidspalte. Med. 
Klinik. 1918. Nr. 39. S. 965. 

*435) Plocher: Strahlentherapie beim epibulbären Karzinom. Klin. Monat=bl. 
f. Augenheilk. Bd. 61. August-Sept. 1918. S. 189. 

436) Popper: Eine neue Methode zur mechanischen Behandlung des Trachoms. 
Wiener klin. Wochenschr. 1918. Nr. 25. 


Zur Differentialdiagnose der Flecken in der Lidspalten- 
zone teilt Ebstein (434) mit, dass solche Flecke sowohl bei der echten 
endogenen als auch bei der exogenen Ochronose beobachtet worden sind. 
Differentialdiagnostisch kommen ausser der Ochronose der Morbus Addison, 
die Argyrie und die zu Pigmentierungen führenden Kachexien in ‚Betracht. 
Ähnliche Verfärbungen der Skleren in Form eines Lidspaltenfleckes treten auch 
bei: Gewerbekrankheiten auf, insbesondere bei Leuten, die beruflich mit 
Ersatzschmierölen zu tun haben. Diese Flecke sollen durch das in den 
Schmierölen vorhandene Phenol entstehen. Die korbotochronotischen Flecken 
können nach Ausschaltung der schädigenden Einwirkung abblassen. Ein 
Verschwinden der Lidspaltenflecke bei der endogenen Ochronose ist nicht 
beobachtet worden, da man den schädlichen Einfluss der Homogentisinsäure 
nicht zu beseitigen vermag. 

Eine neue Methode in der mechanischen Behandlung des 
Trachoms wendet Blatt (433) an. Die Vorteile seiner Aspirations- 
methode bestehen darin, dass der Heilungsprozess einerseits ohne Bindehaut- 
vernarbungen abläuft, andererseits wird der Inhalt der Trachomkörner bis 
auf den letzten Rest aüfgesogen und entfernt, so dass er die nichterkrankten 
Konjunktivapartien nicht infizieren kann. Die durch die Saugwirkung erzielte 
starke Hyperämie beschleunigt ausserdem den Heilungsverlauf wesentlich. 

Nach einer Übersicht über die in der Literatur veröffentlichten Resultate 
mit der Strahlentherapie bei epibulbären Tumoren berichtet Plocher (435) 
über 2 weitere Fälle von epibulbärem Karzinom, die der Strahlen- 
therapie unterworfen wurden. Der erste Fall, bei dem ein viele Jahre 
zurückliegendes Trauma vielleicht ätiologisch in Betracht kommt, zeigte nach den 
beiden ersten mit 200 mg Mesothorium bei geschlossenem Auge durch die Lider 
ausgeführten Bestrahlungen eine auffallend gute Beeinflussung des kornealen 
Anteils und eine geringere des skleralen Teils des Tumors. Wegen starker Haut- 
reaktion musste von weiteren Bestrahlungen abgesehen werden und es wurde 
versucht, diese Komplikation mittelst direkter manueller Bestrahlung zu ver- 
hindern. Trotz teilweiser Rückbildung schritt das Karzinom entlang dem 
Limbus weiter und verbreitete sich auf Hornhaut und Konjunktiva, so dass 
das Auge enukleiert werden musste, Die histologische Untersuchung ergab 
neben frischen infiltrierenden Krebszellenzügen partielle Nekrose der Krebs- 
nester, Protoplasmaquellung, Überschwemmung mit Leukozyten, Hornhautgefassen 
und Riesenkernbildungen, Die Reaktion der Iris und des Corpus ciliare 
dokumentierte sich durch Teeukozyteninfiltration. An Linse und Netzhaut 
konnte mikroskopisch keine Strahlenwirkung nachgewiesen werden. Auch im 
zweiten Falle war die Beeinflussung durch die Bestrahlung am kornealen Anteil 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. 181 


des Tumors klinisch eine gute, geringer war sie am skleralen Teil. Der 
Erfolg war jedoch auch hier nur ein vorübergehender, das Karzinom ver- 
breitete sich und das Auge musste entfernt werden. Verabfolgt wurden 
im ganzen 2250 mg Mesothorium in 44°/, Stunden innerhalb 8 Monaten in 
15 Sitzungen, 1 mal Röntgen. Als Begleiterscheinungen traten Oberlid- 
schwellung, Konjunktivitis, Haarausfall und Iritis auf. Histologisch waren 
zahlreiche Krebsnester vorhanden nebst nekrotischen Krebszügen in der Tiefe 
der Hornhaut, Netzhaut und Linsen wurden durch die Bestrahlungen nicht 
verändert. Beachtenswert für die Strahlentherapie ıst nach P. folgendes: 
Die Bestrahlung darf einerseits nicht zu kurz sein, um nicht zur Reizdosis 
zu werden, anderseits aber muss sie kräftig genug sein, um eine Erholung des 
bereits geschädigten Krebsgewebes zu verhüten. Die Bestrahlungen dürfen 
sich nicht allein auf die zentralen Teile des Tumors beschränken, sondern 
müssen sich auch auf das angrenzende Gebiet mit den möglichen Krebs- 
ausläufern erstrecken. Bei beginnendem, epibulbärem Karzinom soll auch in 
Zukunft der Tumor operativ entfernt und die Grundfläche galvanokaustisch 
verschorft werden. Bleiben Zweifel, ob die Abtragung eine vollständige war, 
so ist eine direkte lokalisierte Strahlentherapie mit nicht zu kleinen Dosen 
angezeigt. 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. 
Ref.: Ossowski. 

*4537) Fuchs: Uber giirtelférmige Hornhauttrübung. Klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilk. Bd. 61. Juli 1918. N. 10. 

*438) Liese: Ein Fall von Vorderkammer- und Korneoskleralzyste mit Endo- 
thelauskleidung. Dissert. Heidelberg. 1918. 

*454) Pick: Schwerste Keratitis parenchymatosa und Iridocyclitis plastica 
e lue hereditaria. Deutsche med. Wochenschr. 1918. Nr. 33. S. 895. 

*440) Stähli: Über den Fleischerschen Ring bei Keratokonus und eine neue 
typische Epithelpigmentation der normalen Kornea. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 60. Juni 1918. N. 721. 

*441) Uhthoff: Ein Fall von tiefgreifender einseitiger Hornhauterkrankung 
bei Morbus Addisonli aus Sektionsbefund. Klin. Monatsbl, f. Augenheilk. Bd. 61. 
August-Sept 1918. S. 145. 

*$42) Waardenburg: Vier Fälle von Melanosis corneae Klin. Monatsbl. f. 
Augeunheilk. Bd. 61. Juli 1918. S. 159. 


Stähli (440) teilt seine Beobachtungen mit über den 
Fleischerschen Ring beim Keratokonus und über eine neue 
typische Epithelpigmentation der normalen Kornea. St. hat 
klinisch an nahezu 100 Menschen eine bisher unbekannte, typisch gelagerte 
braune Linie in sonst normaler Kornea beobachtet, deren wichtigste Charakte- 
ristika sind: Die Linie ist in der Mehrzahl auf beiden Augen vorhanden; 
sie liegt immer im unteren Lidspaltenbereich und zwar der Höhe des unteren 
Pupillarrandes entsprechend, in der Hauptsache gestreckt und horizontal ver- 
laufend. Das anatomische Substrat der klinisch sichtbaren braunen Linie 
hat seinen Sitz im Epithel der Kornea. Abgeschen von der groben topo- 
graphischen Anordnung des Pigments stimmen Fleischerscher Ring beim 
Keratokonus und horizontale braune Linie der normalen Kornea bis in alle 
Einzelheiten der klinischen Erscheinung vollkommen überein. Bei der in einem 


182 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Falle möglich gewesenen, mikro-chemisch und histologisch vorgenommenen Unter- 
suchung der Linie stellte sich heraus, dasyder die Linie aufbauende Farbstoff 
Alkali-kHämatin war und in feinsten Körnchen intrazellulär ins Epithel eingelagert 
war, St. nimmt an, dass möglicherweise Fleischerscher Ring, braune horizontale 
Linie und die Farbstoffimprägnation alter Hornhautnarben wesensverwandt 
sind. Vielleicht stammt in den meisten Fällen von Pigmentierung des Kornea- 
epithels der Farbstoff aus der Feuchtigkeit des Konjunktivalsackes, dringt von 
hier aus ins Epithel und wird dort fixiert. Eventuell geben simple Bindehaut- 
katarrhe, in anderen Fällen andere mit Hyperämie einhergehende Erkrankungen 
des vorderen Bulbusabschnittes die Gelegenheit zur Farbstoffablagerung ab. 
Etwas ähnliches hatte Senn (»Typische Hornhauterkrankung bei Anilinfärbern«, 
Korr.-Blatt 7, Schw. Ärzte, XXVII. Jahrg , S. 161) bei Anilinfärbern beobachtet, 
doch hat diese Publikation nach St. keine direkte Beziehung zu seiner 
eigenen Arbeit. 


Pick (439) demonstriert einen 12jährigen Knaben, der durch schwerste 
Keratitisparenchymatosamitlridocyelitis plasticaeluehereditaria 
erblindet, seit Jahren in mehreren Kliniken ohne Erfolg behandelt worden war; 
auch mehrfache Operationen waren erfolglos. Trotz flacher Vorderkammer 
und engster Pupille gelang es P. vor etwa 2 Monaten, eine Lücke durch die 
Katarakt zu schlagen und dadurch ein Sehvermigen von !/,, des normalen 
zu erzielen. 


Waardenburg (442) beschreibt 4 Fälle von Melanosis corneae 
kongenitaler Natur. W. schliesst sich Kraupa an, der Krukenberg und 
Augstein gegenüber das Vorkommen verschiedener Formen betont hat und 
die Melanosis aus Resten einer Pupillarmembran zu erklären sucht: 
damit stimme auch überein die Seltenheit sarkomatöser Entartung. W. er- 
wähnt dann, 3 Fälle von Melanosis iridis beobachtet zu haben, zweimal mit 
charakteristischer papillomatöser Iris; in einem Falle mit Korektopie und Resten 
einer Pupillarmembran kompliziert, in dem letzten Fall gleichfalls mit Korektopie, 
Linsenluxation und stangenförmigen Bildungen zwischen Linse und Corpus ciliare. 


Bei 4 Kindern beobachtete Fuchs (437) eine gürtelförmige 
Hornhauttrübung. Allen Fällen war die Iritis gemeinschaftlich. Als 
Ätiologie konnte in einem Falle Lues als sicher, in einem weiteren Falle als 
wahrscheinlich angenommen werden. Da zurzeit der Beobachtung die Wa.-R. 
noch nicht bekannt war, musste die ätiologische Frage in den 2 übrigen 
Fällen offen gelassen werden. Auffällig ist, dass in 3 Fällen eine Gelenks- 
affektion vorausgegangen war, welche allerdings in jedem Falle von anderer 
Art war. F.s derartige Beobachtungen erstrecken sich noch auf 3 weitere 
Fälle bei Erwachsenen. Bei einem sonst gesunden jungen Manne entwickelte 
sich ohne bekannte Ursache an beiden Augen eine solche Trübung, sonst 
waren die Augen, abgesehen von einem Rest der fötalen Pupillarmembran, 
normal. Die Hornhaut des rechten Auges eines 39jährigen Mannes, zeigte 
in ihrer ganzen unteren llälfte eine gürtelförmige Trübung. Das Auge soll 
angeblich seit dem 16. Lebensjahre blind gewesen sein. Der Sehnerv zeigte 
eine neuritische Atrophie, auch auf dem linken Auge bestand neuritische 
Atrophie miifsigen Grades. Eine gleichfalls einseitige gürtelförmige Hornhaut- 
trübung befand sich bei einer 39jährigen ganz albinotischen Frau. F. lässt 
die Frage offen, ob ein Zusammenhang zwischen der Trübung und den anderen 
Veränderungen besteht. 


XVI. Linse. 183 


Einen Fall von tiefgreifender einseitiger Hornhaut- 
erkrankung bei Morbus Addisonii mit Sektionsbefund teilt 
Uhthoff (441) mit. Es handelt sich um einen 41jährigen Mann mit typischer 
Addisonscher Erkrankung mit schwerer Nebennierentuberkulose und Tuber- 
kulose der Lungen. Die Beobachtung mit der komplizierenden eigenartigen 
Hornhauterkrankung steht nach U. bisher vereinzelt da. Die Hornhaut- 
affektion lässt sich in kein Bild der bekannten Keratitiden einreihen. Klinisch 
zeigt die Hornhaut eine tiefgehende grauweissliche Trübung, welche sich vom 
Zentrum der Pupille peripher nach unten erstreckt und an deren oberen 
Rande sich ein zirkumskripter Zerfall der Hornhautsubstanz findet. In den 
mittleren und peripher nach unten gelegenen Partien der Trübung sind ziemlich 
reichliche neugebildete oberflächliche und tiefe Gefässe, so dass an diesen 
Stellen ein rötlicher Farbenton entsteht. Bei der Betrachtung mit der Zeiss- 
schen Lupe ist die Trübung nicht scharf begrenzt, sondern sendet feine grau- 
liche streifige Ausläufer in die Umgebung. Das Ergebnis der anatomischen 
Untersuchung ist die Feststellung einer chronischen tiefgreifenden Keratitis 
mit ausgedehnter Gefässneubildung, besonders in den tieferen Schichten der 
Kornea und des ganz zirkumskripten ulzerösen Zerfalles an einer Stelle. 
Tuberkelbazillen sind nicht gefunden worden. U. glaubt den Hornhautprozess 
in Zusammenhang wit der Addisonschen Krankheit bringen zu dürfen. 


Liese (438) berichtet über einen Fall von Vorderkammer- 
und Korneoskleralzyste mit Endothelauskleidung. Nach einer 
jahrelang zurückliegenden Verletzung entwickelte sich an der Vernarbungs- 
stelle des Auges: :ine Zvste, die sich im weiteren Verlaufe vergrösserte, 
so dass das Auge :ntfernt werden musste. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab eine mehrke amerige Zystenbildung, deren Wände von einem kontinuier- 
lichen ein- und m :hrschi« htigen Endothelbelag ausgekleidet waren. An der 
Entstehung und d m Wachstum der Zyste haben nach L. das perforierende 
Trauma, das Glaukom und der Linsenzerfall mitgewirkt. 


XV. Iris (Pupille). 
Ref: Kümmell. 


*445) Peters: \Wurmförmige Zusammenziehungen des Ringmuskels der Iris. 
Ectropium uveae congenitu'tn, Arztl. Demonstrationsabend. Rostock. 6. 6. 1918. 
Ber. in Med. Klinik. Nr. 30. S. 751. 


Peters (443) stelte einen Kranken mit Wundstar vor, dessen 
untere Pupillenhälfte durch Verwachsungen befestigt war. Der obere freie 
Teil liess dauernd wurmförmige Zusammenziehungen des Ringmuskels 
der Iris erkennen. Weiter zeigte er einen Fall von ausgeprägtem an- 
geborenem Ectropium uveae, bei dem der Pupillarteil durch hals- 
krausenartig angeordnete Auswüchse des Pigmentepithels ausgefranst war. 


XVI. Linse. 
Ref.: Kümmell 


“444) Vogt: Zur Kenntnis der Alterskernvorderfläche der menschlichen Linse 
zmit besonderer Berücksichtigung der C. v. Hessschen Anschauungen. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. 89. 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. XII 


184 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 

*445) Vogt: Zur Frage der Kataraktgenese, insbesondere der C. v. Hessschen 
Hypothese und seiner Lehre vom subkapsulären Beginn des Rindenstares. Ebenda. 
S. 102. 

Vogt (444) geht in dieser Arbeit nochmals auf die Alterskern- 
vorderfläche ein und betont, dass man mit dem Lichtstreifen der Spalt- 
lampe die Linse gewissermafsen abtasten kann. Man kann die Linse so im 
optischen : Querschnitt untersuchen. Da wo der Lichtstreifen die einzelnen 
Schichten der Linse trifft, entstehen helle Streifen, die von vorn nach hinten 
als vorderer OQOberflichen-, vorderer Alterskern-, vorderer Embryonalkern-, 
hinterer Embryonalkern-, hinterer Alterskern- und hinterer Oberflächen- 
Streifen unterschieden werden, entsprechend den Vogtschen Einteilungen 
der Linse. Ausserdem sind noch andere weniger lichtstarke Streifen sichtbar 
in jahresringeartiger Anordnung. Die Alterskernvorderfläche beginnt meist 


im 5. Lebensjahrzehnt die von V. beschriebene Reliefbildung zu zeigen, und 


zwar ist sie als physiologische Erscheinung aufzufassen. Die Reliefbildung 
kann auch an den andern Schichten auftreten, wodurch die Durchsichtigkeit 
ebenfalls in keiner Weise gestört wird. Weiterhin wendet sich V. gegen 
die Hessschen Anschauungen. 

Die nächste Arbeit Vogts (445) über die Entstehung des Stares 
ist eine ausgesprochene Streitschrift gegen v. Hess, deren Einzelheiten im 
Original einzusehen sind. V. betont vor allem, dass der subkapsuläre Beginn 
des Stares nicht den tatsächlichen Verhältnissen entspricht, und dass der Star 
als typisch senile Erscheinung anzusehen sei. 


XVII. Aderhaut und Glaskörper. i 
Ref.: Kümmell. 

*446) Fuchs: Uber luetische Chorioiditis. (:raefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 97. 
S. 85. | 

*447) Ganz: Tonsilläre Infektionen als ätiologischer Faktor metastatischer 
Augenentzündungen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. 123. 

. 448) Gelling: Uber metastatische Ophthalmie bei Appendizitis. Dissert. 
Miinchen 1918. 

*449) Koeppe: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe und dem 
Hornhautmikroskop. 14. (ir. Arch. f. Ophthalm. Bd. 97. S. 198. 

*450) Wiegmann: Ein Beitrag zur Genese und zum Bilde der Synchysis sein- 


tillans. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61. S. 84. 


Fuchs (446) untersuchte 5 Fälle luetischer Aderhautentzün- 
dungen. Der Literatur nach ist das Bild nicht einheitlich. Der 1. Fall 
betraf eine 8monatige Frülhgeburt. In der Iris fanden sich diffuse und 
herdförmige Durchsetzungen, bestehend aus grossen und kleinen Lymphozyten, 
sowie aus nicht typischen Plasmazellen. Strahlenkörper unverändert, während 
in der Aderhaut wieder, doch in geringerem Grade, eine gleiche Durchsetzung 
bestand wie in der Iris. “Netzhaut nur leicht in den innern Schichten von 
Lymphozyten durchsetzt, offenbar durch die Lues selbst bedingt. Die Durch- 
setzung der Aderhaut beginnt in der Kapillarschicht, was in gewisser Weise 
typisch für frische luetische Aderhautentzündung ist. — Der 2. Fall eines 
4 monatigen Mädchens war weniger typisch, hier bestand ausser einem Horn- 
hautgeschwür schwere Iridozyklitis mit geringerer Beteiligung der Aderhast. 
Durchsetzung der Gewebe in uncharakteristischer Weise mit Lymphozyten, 


— — — 


XVII. Glaskörper und Aderhaut. 185 


wobei die Kapillarschicht der Aderhaut nicht stärker befallen ist als die 
_ andern Schichten. — Im 3., weiter vorgeschrittenen Falle war bereits binde- 
gewebige Umwandlung eingetreten, wobei die Gefässe verschlossen gefunden 
wurden, die Arterien waren teilweise ganz von Endothelzellen verstopft. — 
Der 4. Fall sekundärer Lues zeigte eine mälsig starke Durchsetzung der 
Irs und der Aderhaut, die die Choriokapillaris fast frei liess. Sie bestand 
sus Lymphozyten und etwas abweichenden Plasmazellen. Strahlenkörper war 
frei. Eigenartige umschriebene Entartung der Netzhaut war wohl bedingt 
durch Veränderungen der Arterien, die zum Teil vollständig verschlossen 
waren. Diese Gefässveränderungen standen im 5. Fall im Vordergrunde des 
Befundes. Ausser Stauungspapille bestand nur eine ganz geringe Durchsetzung 
der Gefässhaut mit Lymphozyten. Die Arterien zeigten jedoch schon ausser- 
halb des Auges schwere Veränderungen, die sich auch in der Aderhaut fanden. 
Adventitia und Intima waren stark verdickt, letztere durch Neubildung eines 
die Lichtung einengenden Gewebes mit neugebildeten elastischen Häuten. 
Netzhautarterien waren nicht befallen. -Ausserdem bestand zuweilen hyaline 
Entartung der Gefässwand, sowie Verwandlung der ganzen Gefässwand in 
eine strakturlose Masse; hierbei war die Gefässwand verdünnt. 


Über die Beziehungen von Augenerkranküngen zu tonsillärer 
Infektion ist bisher in der Literatur nur wenig bekannt. Ganz (447) 
berichtet aus der Marburger Augenklinik über 2 derartige Fälle. Der erste 
betraf eine 32 jährige Erzieherin, die an Netzhautentzündung mit Blutungen 
erkrankte. Verschiedene Behandlungsarten hatten keinen Erfolg. In den 
Mandeln fanden sich dicke eitrige Pröpfe, so-dass jene entfernt wurden, 
Darnach trat in überraschend kurzer Zeit fast völlige Heilung ‘ein, Im 
2. Falle lag Iridozyklitis vor. Auch hier bestanden eitrige Pröpfe in der 
einen Mandel mit Nierenentzündung. Die Mandel wurde entfernt, darnach 
trat Heilung ein. Die Augenerkrankungen siud also in beiden Fällen als 
metastatisch aufzufassen, ausgehend von den Mandeln, denen daher bei solch 
scheinbaren kryptogenetischen Erkrankungen grössere Aufmerksamkeit zu 
schenken ist. Zur Untersuchung muss man sie sich durch Herausluxieren 
aus der Fossa triangularis deutlich sichtbar machen. 


Wiegmann (450) hatte Gelegenheit, 8 Fälle einer eigentümlichen , 


Glaskörpertrübung zu beobachten, die unter die Synchysis scintillans 


einzureiben ist. Sie war gekennzeichnet durch einen dichten Wirbel von- 


weissen flockigen Gebilden, die bei Bewegungen des Auges das Bild eines 
Schneefalls vortäuschen konnten. Cholesterin, wenigstens in .reiner Form, 
konnte es nicht sein. Von ähnlichen Produkten kämen Tyrosin, Leucin und 
Margarin in Frage. Falls die Trübung nicht mit Star zusammen vorkam 
(2 Fälle), war das. Sehvermögen durch sie allein stark beeinträchtigt. Die 


Kranken klagten auch sehr über das Flimmern vor dem Auge. — Vorher 


werden die Cholesterine und ihr Vorkommen im Körper, vor allem im Auge, 
besprochen. Für die Synch. scint. stellt er die Entstehung folgendermafsen 
dar: Eine bestehende Cholesterinämie schädigt durch atheromatöse Ver- 
änderungen die Gefässe des Strahlenkérpers, so dass dadurch ein gewisser 
Zerfall des Glaskörpers eintritt. Aus diesen Zerfallsprodukten bilden sich 
dann infolge der Störung des Cholesterinstoffwechsels im Auge selbst die 
kristallischen Abscheidungen. 

Koeppe (449) nimmt in dieser Arbeit die patho-histologischen 
‚Veränderungen des Glaskörpergewebes ohne eigentliche 


xIII* 


~ 


186 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Veränderung seiner Fasern oder Destruktion resp. Umwand- 
lung seines Fasergerüstes zum Gegenstand seiner Untersuchungen. 
Aus den Schlussergebnissen sei folgendes. erwähnt: Eine Membr. hyalid. im 
Bereich der hintern Glaskörperhälfte dürfte nicht vorliegen, sondern nur eine 
verdichtete hintere Grenzschicht. Bei der Pigmententartung der Netzhaut 
geht die Pigmentwanderung zwischen den Glaskörperfasern nach vorn bis zur 
vordern Grenzschicht. Das gilt auch für ähnliche Krankheitsbilder. Bei 
luetischen Aderhautentzändungen findet man dagegen zerfallene Pigmentmassen, 
während man bei jener Erkrankung intakte Pigmentepithelzellen hat, so 
dass dies die Diagnose gelegentlich in dem einen oder dem andern Sinne 
entscheiden kaun. Ebenso wie im vordern Augenabschnitt, so ist auch das 
Auftreten bestimmter Glaskörperveränderungen für bestimmte Krankheits- 
gruppen wesentlich; so findet man z. B. bei der tuberkulösen, luetischen, 
sympathischen oder einer bei Heterochromie vorhandenen Entzündung kleine 
weisse Blutzellen mit oder ohne rote Blutkörperchen, während sich bei 
gouorrhoischer, rheumatischer, diabetischer oder septischer Uritis grössere 
Iymphozytäre oder polynukleäre Zellen erkennen lassen. — Bei der Stauungs- 
papille bleibt der Glaskörper entweder klar oder enthält nur wenige rote 
Blutkörperchen, bei der Neuritis optica dagegen sind frühzeitig weisse Blut- 
körperchen vorhanden, was gerade im Beginn. wenn die Abgrenzung der 
beiden Krankheitsbilder sonst noch nicht möglich ist, von ausschlaggebender 
Bedeutung sein kann. 


XVIII. Sympathische Ophthalmie. 
Ref.: Kümmell. 


*451) Hirschberg: Ein Falt von sympathischer Augenentziindung, 20 Jahre 
lang beobachtet. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. S. 10%. 


Hirschberg (451) berichtet über einen 20 Jahre lang beobachteten 
Fall von sympathischer Entzündung. Verletzung 1896 als Kind 
durch Messerstich, das Auge schrumpfte, es trat sympathische Aderhaut- 
entzündung des anderen Auges ein. Der Stumpf wurde ausgeschält, unter 
 Einreibungskur trat zunächst Besserung ein, später nahm das Schvermögen 
jedoch wieder ab. Es trat Linsentribung mit Verdickung der vorderen 
Kapsel ein, die Staroperation wurde nach dem von H. angegebenen Verfahren 
mit l.anzenschnitt vorgenommen, der dann nach 3 Monaten eine Pupillen- 
bildung durch Iriszerschneidung nachgeschickt wurde. Das Sehvermögen war 
dann zufriedenstellend (1/1) und hielt sich so während etwa 9 Jahre. Dann 
trat Zunahme des Nachstars ein, durch Zerschneidung stieg das Schvermögen 
auf t/i 4 Jahre später bildete sich Verschlechterung des Sehvermögens 
bis zu völiiger Erblindung aus. Der Augapfel war reizlos geschrumpft, mit 
bandförmiger Hornhauttrübung. Die Staroperation hatte den Vorteil, dem 
Kranken während einer grossen Reihe von Jahren ein befriedigendes Seh- 
vermögen zu verschaffen. 


XIX. Glaukom. 
Ref: Kümmell. 


452) Fleischer: Uber die Trepanation beim Hydrophthalmus congenitus. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. vl. S. 152: N. vorigen Bericht Nr. 306. 


XIX. Glaukom. 187 


*453) Haab: Über eine Verbesserung der Lokalnarkose bei Augenoperatlonen 
und über die richtige Ausführung der Glaukom-Iridektomie. Korrespondenzbl. f. 
Schweizer Ärzte. Nr. 19. 

454) Köllner: Über den Augendruck beim Glaucoma simplex und seine Be- 
siehungen zum Kreislauf. Arch. f. Augenheilk. Bd. 83. H. 3/4. 

*455) Koeppe: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe und dem 
Hornhautmikroskop. 13. (rmefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 97. 8. 34. 

*45) Knüsel: Arecolin mit besonderer Berücksichtigung seiner Wirkung auf 
das glaukomatöre Auge. Fortsetzung. Zeit-chr. f. Augenheilk. Bd. 39. S. 310. 

457) Levinsohn: Zur Patbogenese des Glaukoms, Klin. Monıtstl. f. Augen- 
heilk. Bd. CI. 5. 174. 


Im Anschluss an eine Auslösung eines Glaukomanfalls durch Kokain 
macht Levinsohn (457) auf eine frübere Veröffentlichung aufmerksam, bei 
der Glaukom durch Homatropin hervorgerufen war, wobei die anatomische 
Untersuchung eine solide Vergrösserung des Strahlenkörpers ergab. In weitern 
Untersuchungen konnte er finden, dass die Fontanaschen Räume ausserordentlich 
häufig mit den zertrümmerten Zellkörpern des Pigmentepithels der Iris und 
der vordersten Strahlenfortsätze durchsetzt waren. Das Pigmentepithel ist 
ausserordentlich widerstandsfähig gegen Druck, trotzdem geht es infolge der 
Hypertropbie des Müllerschen Muskels und der Strahlenfortsätze zugrunde, 
teils mechanisch. teils durch trophische Einflüsse. Die Hypertrophie des 
Ziliarmuskels steht in Einklang mit der im Alter allgemeinen Hypertrophie 
glatter Muskeln. ` Diese Ansicht Ls. wurde durch die Untersuchungen Köppes 
mit der Nernstspaltlampe bestätigt. Für die Entstehung des Pigmentzerfalls 
hat die oben gegebene Erklärung grössere Wabrscheinlichkeit, als die von 
Köppe, die arteriosklerotische oder innersekretorische Veränderungen an- 
schuldigt. Die Anordnung des Zerfalls in den Pupillarteilen der Iris nach 
Köppe ist wohl ebenfalls auf Anwesenheit des glatten Muskels zurückzuführen. 
Der Unterschied zwischen der Annahme Köppes, dass die Entstehung der 
Lymphstauung (des Glaukoms) durch die. Verstopfung der Irisspalten und der 
Perivaskuliiren Lymphräume hervorgerufen wird, während er die Verstopfung 
der Abflusswege durch die Fontanaschen Räume anschuldigt, erklärt er 
daraus, dass K. mit der Spaltlampe den Kammerwinkel nicht untersuchen könne. 


Köppe (455) berichtet über die mit der Spaltlampe sichtbare 
glaukomatöse Pigmentverstaubung in der Iris. Bei einfachen 
Glaukomen fand sie sich in 80°/, in verschiedener Anordnung. Meist 
war die Pigmentverstreuung auch in den Fällen, in denen das Glaukom 
einseitig war, doppelseitig. In den Fällen entzündlichen Glaukoms fand sich 
auch Pigment in der vorderen Kammer und an der Hornhauthinterfliche. 
Einige Fälle von sog. Präglaukomen boten keine klinischen Zeichen von 
Glankom, sondern nur die Pigmentveränderungen der Iris. Es ist abzuwarten, 
ob sich hier Glaukom entwickelt. Der Übergang eines Präglaukoms in 
einen sog. Brückenfall, bei dem also ausser der Pigmentverschiebung bei 
zweifelhafter Vorgeschichte nur das Bjerrumsche Zeichen bestand, jedoch 
sonst keine Zeichen von Glaukom, wurde 2 mal beobachtet. In 2 weiteren 
Fällen mit Pigmentverstäubung konnte esst nach der Starausziehung die 
klinische Diagnose des Glaukoms bestätigt werden. indem dort eine 
glaukomatöse Aushöhlung des Sehnerven gefunden wurde. In anderen Fällen 
bestand neben den Veränderungen der Iris Drucksteigerung, wenn auch 


188 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augeuheilkunde. 


klinisch sonst keine weitern Zeichen von Glaukom. Einige weitere Fälle 
"bestätigen den Übergang eines Präglaukoms in ein wirkliches Glaukom. Bei 
Diabetikern konnten dagegen keine Zerfallserscheinungen des Pigments beobachtet 
werden, falls nicht Glaukom bestand. K. empfiehlt mit der Nernstspaltlampe 
.die so gut wie ziemlich sichere Möglichkeit einer Frühdiagnose des Glaukoms 
nachzuprifen. Da sympathische Einflüsse für die Entstehung der Pigment- 
verstäubung beim Glaukom von kausaler Bedeutung sein dürften, so berichtet 
er ferner über 3 Fälle von Sympathikusverletzung, bei denen die 
Pigmentverstäubung bestand. In 2 dieser Fälle lag kein Glaukom vor, im 
3. (Fall 27) dagegen doppelseitiges Glaukom, wobei eine doppelseitige Sympathikus- 
schädigung angenommen wird. Ausser schlechter Pupillenerweiterung nach 
Kokain bestanden keine Zeichen dieser Verletzung, so dass der Zusammenhang 
fraglich erscheinen muss. Während in 2 Fällen von Heterochromie 
keine Pigmentverschiebung bestand, liess sie sich in 3 andern nachweisen, 
von denen in zweien Iridochorioiditis und in einem davon Aushöhlung des 
Sehnerven bestand, dabei war der Druck anfangs niedriger als am andern 
Auge, später scheinbar gleich. Auf Grund seiner Untersuchungen und der 
Angaben der Literatur ist Verf. der Ansicht, dass bei den Wechselbeziehungen 
zwischen Heterochromie, glaukomatöser Pigmentverschiebung und Sympathikus- 
erkrankung ätiologische Fäden sich von einem zum andern spinnen müssen. 


Knüsel (456) beschliesst in diesem Hefte seine früher begonnene 
Arbeit über Arecolin, so dass die Ergebnisse im Zusammenhang besprochen 
werden mögen. Arecolin wird als 1—4 proz. Lösung des bydrobromsauren 
Salzes angewandt und wirkt wie Eserin, ist also ein kräftiges Miotikum. 
Der Druck glaukomatöser Augen wird für kurze Zeit schroff herabgesetzt, 
was beim entzündlichen Glaukom von Vorteil ist. Die Wirkung ist bei 
Pilokarpin anhaltender, doch weniger stark. Durch wiederholte Einträuflung 
wird der Herzvagus erregt, so dass ständige Kontrolle des Herzens nötig - ist. 
(Leider ist das Mittel z. Zt. beschlagnahmt, so dass seine Anwendung vorerst 
unmöglich ist. Ref.) 


Haab (453) spritzt bei Glaukomiridektomien und sonstigen Operationen 
2 Tropfen 10 proz. Kokainlösung unter die Bindehaut. 


XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 
Ref.: Lohmann. 
*457a) <Abelsdorff: Akute retrobulbäre Sehnervenentzündung bei Myelitis 
mit Sektionsbefund. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 85. H. 5/6, ' 
_ 458) Fuchs: Über Beteiligung der Macula lutea an Erkrankungen des Auges. 
Arch. f. Ophthalm. Bd. 97. 
*459) Fuchs: Über Pigmentstreifen im Augenhintergrund. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Juni-Heft. 
*460) Hansen: Beiträge zur Hemicrania ophthalmica. Klin. Monatsbl. 1. 
Augenheilk. Juli-Heft. 
*461) Igersheimer: Zur Pathologie der Sehbahn II. Arch. f. Ophthalm. Bd. 97. 
*462) Piek: Thrombus in der Retina. Demonstration. Königsberg. Verein 
f. wissenschaftl. Heilk. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 32. 
*463) Sidler-Huguenin: 5 Fälle von Sehnerventuberkulose nebst einigen all- 
gemeinen Bemerkungen über Tuberkulinbehandlung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
August-Sept.-Heft. 


Pal 


XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 189 


` *464) Simons: Gliom in der linken hinteren Hirnhälfte mit Einwuchs in beide 
Sehnerven. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psych. Bd. 39. H. 4/5. 
*465) Stock: Ein Myelom im Augeninnern. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Juli-Heft. 


Fuchs (458) bespricht seine Erfahrungen über die Beteiligung der 
Macula lutea an Erkrankungen des Auges. Zunächst macht er auf ana- 
tomisch anzutreffende Besonderheiten der normalen Macula lutea aufmerksam. 
So könne die äussere Körnerschicht einzeilig sein; kadaveröse Veränderungen 
können sich in Zerfall der Zapfen oder Abhebung derselben in der Fovea 
zeigen, während diese Veränderungen in der Umgebung nicht vorliegen; durch 
Schrumpfung infolge Einwirkung der Härtungsflüssigkeit können Zwischen- 
räume zwischen den Netzhautelementen entstehen. — Die Veränderungen 
bei Contusio bulbi können verschiedenartig sein. F. beschreibt eine Zerreissung, 
die sonst bei der Netzhaut vermisst wird, bei der grossen Zartheit des Foveal- 
gewebes aber verständlich wird. Eine Lückenbildung könne durch Odem 
mit Auseinanderdrängung des Gewebes, durch kleine Gewebszerreissungen und 
durch Schwund von Gewebselementen verursacht werden; ferner können die 
Zapfen durch Kontusion in der Fovea zur Abhebung gebracht werden und 
zerfallen; es schliesst sich dann ein Zerfall der äusseren Körner an. Auch 
eine Retinitis externa adhaesiva beschreibt F. nach Kontusion. Als mittelbare 
Folgen des krankhaften Prozesses treten Veränderungen bei perforierenden 
Verletzungen auf, bei eitriger Keratitis und endogenen Entzündungen im 
vorderen Augenabschnitt; auch kann eine Schädigung von hinten die Fovea 
ergreifen, wie ein Fall eines Sarkoms der Orbita illustriert. Die anzu- 
schuldigende Toxinwirkung macht sich bei Einwirkung auf die innere Netz- 
hautoberfläche viel häufiger geltend als auf die äussere von hinten (bei 
Chorioiditis). Bei Glaukom entsteht eine Lückenbildung infolge einer un-. 
genügenden Blutversorgung, die besonders sich in den Kapillaren geltend 
macht. Neben der zystoiden Entartung kommt es auch zum Schwund der 
Faser- und Ganglienzellenschicht, mit anschliessendem Schwund der inneren 
Körner. In einem besonders beschriebenen Fall fand sich eine Zerstörung 
der die Fovea umgebenden Zone; klinisch müsste ein solcher Fall ein Ring- 
skotom ergeben. 


Fuchs (359) beschreibt als Beitrag zu den Pigmentstreifen im 
Augenhintergrund das anatomische Bild von Falten, die sich bilden, 
indem Glashaut und Pigmentepithel sich tief in die Aderhaut senkten. Die 
Präparate stammen 1. aus einem Auge mit Durchbruch eines Hornhaut- 
geschwirs und Netzhautabhebung: 2. aus einem Auge mit Aderhautablösung. 
Die bei Aderhautablösung sich findenden Pigmentstreifen unterscheiden sich — 
von den als angioid streaks bekannten Streifenbildungen vor allen Dingen 
ophthalmoskopisch durch den hier sich zirkulär um den Optikus sich meist 
findenden Pigmentring. Auch sehen die gefässähnlichen Pigmentstreifen häufig 
rot aus und sind von lichten Streifen eingefasst, was bei den sich schnell 
nach Aderhautabhebung bildenden Pigmentstreifen fehlt. 


Pick (462) berichtet über einen 34jähr. Mann mit Stenose der linken 
Mitralis, der plötzlich erblindete. Das ophthalmoskopische Bild bot nicht 
den Anblick einer Embolie der Zentralarterie, sondern es bestand stark venöse 
Stauung ohne Pulsation und ohne Netzhauttribung. Nach Massage waren 
retinale Hämorrhagien zu sehen. Es wurde ein Aderlass mit eklatantem 


190 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Erfolg ausgeführt; nach 2 Tagen war Befund und Sehschärfe (bis auf !/,, 
gesunken) normal. P. denkt an eine Störung in den blutabführenden Wegen, 
vielleicht an einen unvollständigen Thrombus. 


Sidler-Huguenin (463) beschreibt zunächst 3 Fälle von Solitär- 
tuberkeln des Sehnerven; bei allen Patienten waren neben dem Optikus- 
tumor noch sichere Anzeichen von Tuberkulose an den Lungen, Bronchial- 
drüsen und Lippen (Lupus) vorhanden. Der erste Fall wurde 4 Jahre 
beobachtet. 1914 fand sich an dem rechten Optikus eine schmutzig-weisse 
Tumormasse von Himbeerengestalt; V, = 0,16. 1918 war auf der Papille 
nur ein zartes Häutchen als Rest einer Bindegewebsschwarte vorhanden : 
V. auf 0,5 gehoben. Der Tumor im zweiten Fall verursachte eine mehr 
gleichmälsige Schwellung der Papille; V.= 0,2 und parazentrales Skotom. 
Nach einem Jahr waren die Ränder des Optikus deutlich sichtbar; an den 
stark abgeblassten Sehnerven schloss sich nach unten und aussen eine atrophische 
Zone wie ein myopischer Kornus an. Eine vorübergehend aufgetretene Ablatio 
war verschwunden, wie auch weisse Fleckchen und Schüppchen der Retina. 
V. = 0,3, fast normal grosses Gesichtsfeld. Im dritten Fall einer links- 
seitigen Iritis serosa war auf der Papille ein kugliger, grau-weisser Tumor 
vorhanden. Derselbe war nach einem Jahr verschwunden und nur mehr eine 
dünne Bindegewebsschwarte an Stelle der früheren Neubildung vorhanden. 
Der Hauptakzent in S.-Hs-Ablandlung wird auf die Therapie gelegt. Der 
Misserfolg der Tuberkulinbehandlung sei oft auf zu zaghaftes Vorgehen und 
auf zu kleine Tuberkulindosen zurückzuführen. Bei der Augentuberkulose 
handele es sich um kleine krankhafte Gebiete; man laufe nicht Gefahr, eine 
zu rapide gefährliche Einwirkung des Tuberkulins zu entfachen. Die Kur 
dürfe nicht verallgemeinert werden; auch solle man mit den Tuberkulinen 
-wechseln und nicht zu lange das gleiche Tuberkulin spritzen. Ferner werden 
zwei Fälle von Papillitis erwähnt, bei denen der Verdacht Hirntumor aus- 
gesprochen war. In solchen Fällen, die jugendliche Individuen mit mehr 
oder minder ausgesprochenem tuberkulésem Lungen- oder Bronchialdrüsen- 
befund betrafen, leistet die Tuberkulinkur wertvolle diagnostische und thera- 
peutische Dienste. 


Stock (465) wies in einem Bulbus, der wegen Drucksteigerung nach 
Ablatio enukleiert wurde, eine Geschwulst, die als Myelom angesprochen 
werden musste. Dieselbe lag vor der Papille im Glaskörperraum und hatte 
eine Ausdehnung von 15 mm: 12 mm; sie sass sowohl auf der Papille als 
auf der umgebenden Sklera. Die Netzhaut liess sich nicht ganz bis zur 
Papille verfolgen, da sie hier offenbar von der Geschwulst vollständig zerstört 
war. An der dem Tumor benachbarten Stelle der Aderhaut lag unter der 
Lamina vitrea eine Knochenschale, in der keine Markräume vorhanden waren. 
Es wird angenommen, dass nach der Netzhautablösung in dem degenerierten 
Auge eine Knochenplatte mit Markhöhlen und Knochenmark entstanden sei. 
Dieses Knochenmark habe zur Wucherung geführt, und von dem so ent- 
stehenden Myelom sei ein grosser Teil des früher vorhanden gewesenen Tumors 
resorbiert worden. 


Simons (464) berichtet über einen 39 jährigen Soldaten, der an einem 
Gliom der linken Hirnhälfte zum Exitus kam. Die ersten Klagen 
bezogen sich auf Sehstörungen; es wurde bei normalem Hintergrundsbefund 
eine fast vollkommene Hemianopsie mit Aussparung der Macula lutea fest- 


XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 191 


gestellt. Während der Beobachtung trat eine weitere Einschränkung des 
hemianopischen Feldes und der erhaltenen linken Gesichtsfeldhälften ein; das 
temporale linke Gesichtsfeld wurde dauernd kleiner. Die Sektion ergab ein 
Einwachsen eines Glioms aus dem hinteren Teil der linken Hirnhälfte in 
beide Sehnerven, das bis zum Augapfel fortgeschritten war. 


Igersheimer (461) fand seine Untersuchungsart des Gesichtsfeldes 
(siehe früheres Referat) der gewöhnlichen Perimetermethode bei bitemporaler 
Hemianopsie überlegen. Die bei Hypophysenaffektionen zunächst angetrofienen 
«Bündeldefekte» betrafen die papillomakulären Bündel nicht, was verständlich 
sei, da diese Bündel auf der dorsalen Seite des Chiasmas verlaufen. 2 Fälle 
von Juetischer Basilarmeningitis illustrieren die diagnostisch -therapeutische 
Wichtigkeit der genauen Gesichtsfeldaufnahme. Eine Reihe von homonymen 
Gesichtsfelddefekten, Kriegs-Schussverletzungen des Hinterhaupts, wird mit- 
geteilt und hinsichtlich dreier Fragen untersucht: 1. Bereichert die neue 
Gesichtsfeldmethodik die Diagnostik homonym-hemianopischer Störungen ? 
Vergleichungen zwischen Gesichtsfeldaufnahmen nach alter Methode und dem 
Igersheimerschen Verfahren führen zu einer Bejahung dieser Frage; z. B. 
ergaben sich bei erster Prüfung Ringskotome oder konzentrische Einengung, 
während nach I.s Verfahren hemianopische Defekte zutage traten. 2. Werden 
durch die neue Untersuchungsart für die Theorie der homonymen Hemianopsie 
neue Schlüsse mahegelegt?” Die Defekte der gekreuzten Seite zeigten einen 
Zusammenhang mit dem blinden Fleck, diejenigen der ungekreuzten jedoch 
nicht; auch auf der gekreuzten Seite fehlte dieser Zusammenhang öfter. Die 
Befunde sprechen gegen die Wilbrandsche Annahme einer Faszikelfelder- 
mischung. 3. Sind die Kriegserfahrungen geeignet, unsere Vorstellungen von 
dem Sitz des Sehzentrums und der Aussparung der Macula lutea zu vertiefen 
oder zu modifizieren? Die häufige Hemianopsia inferior stützt die Lehre von 
der vertikalen Projektion der Netzhaut auf die Hirnrinde. Homonym- 
hemianopische zentrale Skotome stützen die Annahme der isolierten Projektion 
der Makula im Sehzentrum. I. verwirft die üblichen Erklärungen der Aus- 
sparung des Gesichtsfeldes und hat Gefässstudien des Hinterhauptpols ange- 
stellt im Sinne der Försterschen Annahme einer Gefässsonderstellung der 
makularen Partie des Hinterhaupts. Der Okzipitalpol wurde häufig nicht 
nur von der Arteria calcarina, sondern auch von der Art. temporalis posterior 
versorgt. Zirkulatorische Verhältnisse können eine wesentliche Bedeutung bei 
dem Verschontbleiben des makularen Gesichtsfeldanteils haben. 


Hansen (460) gibt als Beiträge zur Hemicrania ophthalmica drei. 
besonders geartete Fälle zur Kenntnis. Im ersten Fall fand sich im Anschluss 
an einen schweren und längere Zeit anhaltenden Fall ein klemes parazentrales 
hemianopisches Skotom, das bestehen blieb. Ein zweiter Fall wird mitgeteilt, 
der durch ein einseitiges zentrales Skotom kompliziert war. In der epi- 
kritischen Besprechung als Zusammentreffen von Hemikranie und Neuritis 
axialis als Frühsymptom einer multiplen Sklerose angesprochen. wird doch 
der Möglichkeit Ausdruck verliehen, dass eine wechselseitige Begünstigung 
beider Prozesse obwalten könnte. Drittens wird ein Fall einer 29jährigen 
Patientin erwähnt, die zur Zeit der Menses an Kopfschmerzen leidet, denen 
nach 2 Tagen eine Augenmuskellähmung folgt (Mydriasis und Akkommodations- 
paralyse); der Fall wird mit Reserve zur ophthalmoplegischen Form der 
Migräne gerechnet. 


192 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Abelsdorff (457a) berichtet über ein an akuter Myelitis 
erkranktes Mädchen, bei welchem auf dem linken Auge eine Neuritis 
retrobulbaris hinzugetreten war. Dieses Verhalten ist ungewöhnlich, weil 
die Sehnervenerkrankung in der Regel der Allgemeinerkrankung vorauszugehen 
und beide Augen zu befallen pflegt. Trotz Verschlechterung des Allgemein- 
befindens bildete sich die Sehstörung zurück. Anatomisch fand sich ein 
ausgedehnter Markscheidenzerfall im linken “Sehnerv und auch einzelne 
Degenerationsherde im Chiasma und im linken Traktus bei normalem rechten. 
Der Befund bestätigt, dass ein teilweiser Zerfall der Markscheiden des Seh- 
nerven ein brauchbares Sehvermögen nicht ausschliesst. Die Herderkrankungen 
im Sehnerv waren unregelmäfsig über verschiedene Abschnitte verbreitet. 
Bemerkenswert ist noch, dass auch hier der Zerfall der Nervenfasern nicht 
ausschliesslich auf interstitielle Entzündung zurückzuführen war, denn sie 
fehlte gerade da, wo der Zerfall seinen höchsten Grad erreicht hatte. Bisher 
bei Myelitis noch nicht beschrieben war eine durch den Markzerfall bedingte 
Zystenbildung, welche sich im Sehnerven fand. 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 
| Ref.: Filbry. 


*466) Baumgärtner: Uber einen Fall von Luxatio bulbi traumatica. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Juni. N. 787. 

*467) Cords: Orbitalverletzungen. Peutsehe med. Wochenschr. Nr. 38. S. 1063. 

*468) Emanuel: Augenirztliche Erfahrungen in Feldlazaretten. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Juni. S. 777 u. August-Sept. N. 293. 

*469) Franceschetti-Spitzer: Spätresultate von Linsenverletzungen. Rei. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Juni. S. 840. | 

*470) Franke: Glassplitter im Auge. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 39. 
S. 1096. 

*471) Jess: Uber augenärztliche Erfahrungen im Felde. Med. Klinik. Nr. 27. 
S. 676. 

*472) Klauber: Beobachtungen über saltenere Folgeerscheinungen von Augen- 
verletzungen. 1. Ringtrübungen der vorderen Linsenfläche. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk, Juni. N. 764 und 2. Papillenödem bei traumatischen Zirkulations- 
störungen im Auge. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. August-Sept. S. 180. 

*473) Klauber: Zur Beurteilung von Sehgebrechen bezüglich pallikärisener 
_ Versorgungsansprüche. Wiener-med. Wochenschr. Nr. 37. S. 1601. 

*474) Kretschmer: Beobachtungen von Augenverletzungen im Kriege. Zen- 
tralbl. f. Augenheilk. Juli-August. S. 101. 

*475) Kümmell: Linsenveränderungen bei Anwesenheit von Kupfer im Auge. 
Zentralbl. f. Augenheilk. Juli-August. N. 97. 

*476) Lauber: Uber Schussverletzungen der Augenhöhle. Klin. Monatsbl. f- 
Augenbeilk. Juli. NS. 66. 

477) Loeser: Uber einen Fall von Quadrantenhemianopsie nach Schussver- 
letzung des Hinterhaupts im Felde. Inaug.-Dissert. Berlin. 

*478) Mendelssohn: Zwei Fälle von Fremdkörperverletzungen in der vorderen 
Kammer des Auges. [naug.-Dissert. Heidelberg. 

*479) Pichler: Totale Irisausreissung — Ersatz durch Schalenauge. Zeit-chr. 
i. ophthalm, Optik. Bd. 6. H. 4. i 


le — ae _ — 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 193 


*480) Stock: Ein Zystizerkus im Glaskörper (anatomischer Befund). ‘Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Juni. S. 791. ? 

*481) Szymanowski: Einwirkungen des Krieges auf die Augenerkrankungen 
in der Heimat. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 33. 8. 913. 

482) Vogt: Unfallversicherung und Augenheilkunde. Korrespondenzbl. d. 
Schweizer Ärzte. Nr. 23. 


Da sich aus äussern naheliegenden Gründen bei der Einstellung der 
Mannschaften die Untersuchung des Sehorgans selten so genau durchführen 
liess, dass daraufhin die für die Beurteilung von Sehgebrechen 
bezüglich militärischer Versorgungsansprüche wesentliche Frage, 
ob das Gebrechen durch den Militärdienst hervorgerufen oder wenigstens 
verschlimmert wurde, einwandfrei beantwortet werden könnte, hält Klauber (473) 
es für angezeigt, bei der nach Jahresklassen erfolgenden und so sich auf 
einen grösseren Zeitraum erstreckenden Demobilisierung eine eingehende 
Protokollierung spezialärztlich erhobener Befunde anzuraten, da sonst noch 
jahrzehntelang nach der Demobilisation verschiedne später auftretende oder 
zunehmende Leiden nachträglich auf den Kriegsdienst zurückgeführt werden 
und zu Rentenkämpfen führen können. 


Nach seinen augenärztlichen Erfahrungen im Felde glaubt 
Jess (471), in drei Momenten die Gründe für die Einrichtung von Augen- 
stationen zu sehen, in der Häufigkeit der Augenverletzungen, der Wichtigkeit 
und der gegen früher ganz veränderten Beurteilung der Refraktionsanomalien 
und der besonders im Anfang des Krieges bedrohlich erscheinenden Mehrung 
der Fälle von Hemeralopie. Im einzelnen hebt J. die grossen Vorteile früh- 
zeitiger Naht bei Lid- und Bulbuswunden, die Bedeutung der Gesichtsfeld- 
bestimmung bei der Nachtblindheit und die allgemein gemachte Erfahrung 
hervor, dass man besser daran tue, Patienten mit Herpes corneae und skrophu- 
lösen Erkrankungen in der Etappe zu lassen. Bezüglich der Verwendbarkeit 
von Refraktionsanomalien führt J. als Grenzen der Kriegsverwendungsfähigkeit 
eine Myopie von 10 und eine Hyperopie von 8 Dioptrien an. 


Zu interessanten Erklärungsversuchen der Einwirkung des Krieges 
aufdie Augenerkrankungen in der Heimat führen Szymanowski (481) 
die statistisch nachgewiesenen Unterschiede hinsichtlich Schwere und Häufig- 
keit einzelner Augenkrankheiten, wie sie sich” bei einem Vergleich des 
klinischen Materials aus dem Jahre 1913 mit der klinisch behandelten Zivil- 
bevölkerung des Winters 1915 bis 16 ergeben. Glaukome und Fälle von 
Ulcus serpens kommen viel häufiger als im Frieden in einem späteren Stadium 
und in schwer vernachlässigtem Zustand zur Behandlung. Als eine angeblich 
auch von medizinischen Kliniken beobachtete Folge der knapperen Ernährung 
sieht S. die relative Seltenheit der Cataracta diabetica an. Dass intraokularer 
Zystizerkus öfter vorkommt, führt S. besonders auf den Genuss von Fleisch 
aus den besetzten Gebieten zurück. Während die Tatsache, dass Verletzungen 


‚im Kindesalter enorm viel häufiger sind als im Frieden, aus der gesamten 


Lage der Arbeitsverteilung leicht ihre Erklärung findet, erscheint die jetzt 
grössere Seltenheit der Keratomalazie, die S. mit der vielfach erzwungenen 
rationelleren Ernährung begründen will, ebenso auffallend wie die Beobachtung 
einer grösseren Häufigkeit von Intoxikationsamblyopien, und zwar meist durch 
Nikotin, worin S. einen Ausdruck der psychischen Einwirkungen des Krieges 
sehen will. 


194 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Von seinen Beobachtungen über seltenere Folgeerschei- 
nungen von Augenverletzungen veröffentlicht Klauber (472) zu- 
nächst 12 Fälle von Ringtrübungen der vorderen Linsenfläche, 
die durch eine Kontusion mit oder ohne Perforation hervorgerufen waren. 
Der bei seinen Fällen stets nur im durchfallenden Lichte sichtbare haarfeine 
Ring verschwand meist 2 bis 3 Wochen nach der Verletzung nach vorher- 
gegangener Auflösung in feine Punkte wieder völlig. Hinsichtlich der ver- 
schiedenen Auffassung über die Entstehung der Ringtrübung ist von Wichtigkeit, 
dass einige Beobachter behaupten, bei einem im Augenblick der Kontusion 
bestehenden Kolobom der Iris ziehe die Trübungslinie genau den Kolobom- 
schenkeln nach, während K. bei einem vorhandenen Iriseinriss doch eine 
genau kreisrunde Trübung fand. Gegen die Vorstellung von Vossius, dem 
ersten Beobachter der nach ihm benannten Ringtribung, über ihr Zustande- 
kommen, dass nämlich bei der Kontusion die nach innen eingestülpte Hornhaut 
die Iris gegen die Linse presse, spricht nach K. neben anderen Umständen 
die haarfeine Trübungslinie, die, wenn sie Folge des Anpressens der Iris- 
hinterfläche wäre, entsprechend der Berührungsebene zwischen Iris und Linse 
viel breiter erscheinen müsste. So kommt K. zu einer neuen Auffassung: 
er nimmt an, durch die krampfhafte Sphinkterkontraktion bei der Kontusion 
schiebe der Pupillarrand die Linsenkapsel dachfirstartig nach dem Zentrum 
hin zusammen, eine Erklärung, deren Richtigkeit bei dem Fehlen anatomischer 
Untersuchungen weder bewiesen ist noch bestritten werden kann. — In seiner 
zweiten Veröffentlichung bespricht K. vier Fälle von Kontusion, zwei mit, 
zwei ohne perforierende Verletzung des Auges, denen gemeinsam eine Papillen- 
veränderung war, die nach ihrem verschiedenen Grade alle Übergänge von 
dem Bilde einer einfachen Neuritis optica bis zu dem ausgesprochenen Typus 
einer Stauungspapille zeigte. Dass in allen Fällen wohl als Folge einer 
durch das Trauma bedingten Zirkulationsstörung im Corpus ciliare eine nach 
Gilbert auch experimentell durch Korneoskleralwunden zu erzeugende 
Hypotonie vorlag, gibt K. Anlass, gegen die Behrsche Theorie einer mecha- 
nischen Entstehung der Papillenschwellung bei Hypotonie, nämlich dass es 
infolge des Minusdruckes im Auge zu einer Verminderung des Strömungs- 
gefälles zwischen Auge und Sehnerv und so zu einer Durchtränkung der 
Papille komme, die Fuchsschen Einwände ins Feld zu führen, deren Be- 
rechtigung auch die Verhältnisse bei den mitgeteilten Fällen beweisen, dass 
nämlich weder dem Grade noch der Dauer nach zwischen beiden Erschei- 
nungen, der Sehnervenschwellung und der Hypotonie, ein unbedingter 
Parallelismus bestehe. 


= Nach seinen augenärztlichen Erfahrungen in Feldlazaretten 
redet Emanuel (468) der. primären Naht bei Verwundungen der Lider und 
ihrer Umgebung das Wort, indem er an die grosse Heilungstendenz von 
Gesichtswunden erinnert. Daher sei für die Lider das Prinzip, die Wunden 
sich selbst zu überlassen, ebenso verwerflich wie die jetzt an den Extremi- 
täten vielgeübte Methode der grossen Ausschneidung der Wundumgebung. 
Bei der Anlegung von Operationsschnitten an den Lidern trage man dem 
Verlauf der hauptsächlichen abführenden Lymphwege Rechnung, um nicht 
ein Stauungsödem der Lider, wie er es nach ausgedehnten Verletzungen am 
obern Orbitalrande im Oberlid auftreten sah, künstlich zu erzeugen. Bezüglich 
operativer Eingriffe bei Verwundungen der Orbita und ihrer Umgebung sei 
eine Entscheidung über den Zeitpunkt der Operation nicht immer leicht zu 


a na u es 


XXI. Unfallerkraukungen, Verletzungen, Freindkörper, Parasiten. 195 


treffen; stets müsse mit der Möglichkeit einer Mitbeteiligung von Gehirn oder 
Nebenhöhlen gerechnet werden. Während er im Gegensatz zu den sonst 
üblichen Magnetextraktionsversuchen auf sichtbare Splitter in der vorderen 
Hälfte der Orbita offen einzuschneiden vorziehe, rät er, solche in der hintern 
Hälfte ruhig unberührt zu lassen, selbst wenn Nebenhöhlenkomplikationen 
vorliegen, natürlich unter der Voraussetzung, dass nicht Kopfschmerzen auf- - 
treten oder Verdrängungssymptome oder Abszesse vorliegen. Schnelles Ein- 
greifen ist selbstverstandlich bei eröffneter Schädelliöhle geboten. Bezüglich 
der Stirnhöhlendurchschüsse erinnert E. an Sektionsbefunde, bei denen sich 
die hintere Wand der Stirnhöhle als frakturiert erwies, und will damit vor 
Operationen warnen, die in solchen Fällen eine geschlossene Schädelhöllen- 
wunde in eine offene verwandeln würden. — In einer zweiteu Publikation 
weist E. an mehreren Fällen die oft für die Erhaltung des Sehorgans ent- 
scheidende Bedeutung einer primären Bindehautdeckung auch der kleinsten 
perforierenden Wunde durch Eisensplitter nach, wenn in Ermangelung eines 
Röntgenapparates oder eines Magneten der Extraktionsversuch unmöglich sei. 
Stand ein Handmagnet zur Verfügung, so pflegte E. auch bei kleinen Splittern 
recht bald zu operieren, in einigen Fällen auch mittels Skleralschnittes. Bei 
der durch Fehlen von Sideroskop und durch oft schlechte Röntgenaufnahmen 
bedingten weitgehenden Indikationsstellung zur Magnetoperation war es erklärlich, 
dass die positiven Resultate den negativen an Zahl nachstanden. Der bei 
der doch nicht definitiven Gutartigkeit intraokularer Messingsplitter begründet 
erscheinende Versuch ihrer frühzeitigen Entfernung gelang E. mit Erfolg in 
zwei Fällen mittels Skleralschnittes unter Führung des Auges und unter 
Benutzung eines von ihm angegebenen Stirnspiegels. 


Seine Beobachtungen von Augenverletzungen im Kriege 
stellt Kretschmer (474) in einer Tabelle nach der Beteiligung der einzelnen 
Teile des Augapfels zusammen. Unter seinen 298 Fällen waren 28 mit 
Netzhautrissen, von denen einer durch zwei konzentrische Risse, ein anderer 
durch eine ausgedehnte, von der Mitte des Risses ausgehende Retinitis 
proliferans bemerkenswert erschien. In einem Falle von Hinterkopfschuss 
wurden Hirndruckerscheinungen mit .doppelseitiger Stauungspapille durch 
Trepanation des eingedrückten Knochenstückchens beseitigt. K. fand bei 
Verschütteten häufig verschiedene Sehstörungen und Klagen über Blendung 
und Nachtblindheit, welch’ letztere in mehreren Fällen als Simulation fest- 
gestellt wurden. Einmal beobachtete er nach Verschüttung eine bläulich- 
weisse Trübung und Schwellung der Netzhaut in der Umgebung des Sehnerven, 
die nach 14 Tagen zurückgingen. 


Wichtige Hinweise für das therapeutische Vorgehen ergeben sich aus 
der Mitteilung von Cords (467) über Orbitaverletzungen, die ein 
Zwanzigstel aller Kopfverletzungen ausmachen. Ihre hohe Mortalität (= 29,4 °/,) 
ist durch Hirnkomplikationen bedingt. Liegt die Möglichkeit einer Verletzung 
des Gehirns vor, so ist breites Freilegen unbedingt geboten, zumal Hirnsteck- 
schüsse mit der Orbita als Eingangspforte nicht selten sind. Sind dabei 
Siebbein- oder Stirnhöhle betroffen, so müssen natürlich unbedingt radikale 
Operationen dieser Nebenhöhlen vorgenommen werden. Auch bei den frontalen 
Durchschüssen durch beide Orbitae muss an eine etwa mögliche Mitverletzung 
des Cerebrum gedacht werden, wie die Tatsache lehrt, dass ein nicht geringer 
Prozentsatz der Kriegsblinden noch nach einiger Zeit an Stirnhirnabszessen 


196 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


ad exitum kommt. Die nach Orbitaverletzungen bei erhaltenem Bulbus häufig 
vorkommende, an den Symptomen des hochgradigen Exophthalmus, der wall- 
artigen Vorwölbung der Bindehaut und der Eintrocknung der Hornhaut 
kenntliche intraorbitale Blutung mit Zerreissung der Arteria ophthalmica 
verlangt eine ausgiebige Freilegung der Augenhöhle nach dem Verfahren der 
Krönleinschen Operation. Die in solchen Fällen hier und da beobachtete 
auffallende Pulsverlangsamung erklärt C. als Folge der auich Druck auf den 
Bulbus hervorgerufenen Vagusreizung. 


Lauber (476) hebt von den verschiedenen Arten von Schuss- 
verletzungen der Augenhöhle eine Gruppe von Fällen hervor, die 
trotz Eindringens eines grösseren Geschosses in die Augenhöhle durch eine 
nach Abheilung der unmittelbaren Verletzungsfolgen oder nach operativer 
Geschossentfernung resultierende gute Sehschärfe charakterisiert ist. Der 
spärlichen Zahl von 14 derartigen, in der Literatur veröffentlichten Fallen 
kann L. 4 aus eigner Beobachtung hinzufügen. Wenn auch das schnelle 
Verschwinden der durch retrobulbäres Hämatom oder das Geschoss selbst 
bedingten Hauptsymptome — Exophthalmus, Chemosis, Schädigungen des 
Muskelnervenapparates -- eine stark verminderte, in einem Fall durch Um- 
drehung des Geschosses bewiesene Rasanz annehmen lässt, so ist es jedenfalls 


immer als ein merkwürdiges Vorkommnis zu betrachten, wenn ein grosser‘ 


Fremdkörper — Revolver- oder Infanteriegeschoss — in die Augenhdhle 
eindringt, ohne den Augapfel zu schädigen. Während man das Abklingen 
aller durch Blutungen bedingten Symptome, von denen L. auch anfängliche 
Blindheit hervorhebt, abwarten könne, erfordere das Vorhandensein eines 
Infanteriegeschosses in der Orbita wegen der durch seine Grösse bedingten 
Protrusion und Bewegungsbeschränkung des Bulbus meist eine operative Ent- 
fernung. Zum Schluss wird die Beziehung der Orbitalschisse zur sym- 
pathischen Ophthalmie gestreift und durch einen Fall wieder eindrücklich 
bewiesen, dass ein Mensch gefährliche Reste eines Auges besitzen kann, ohne 
eine Ahnung davon zu haben. 


Entgegen Elschnig, der die sofortige Entfernung eines Fremdkörpers 
in der Linse, auch wenn die Kapselwunde schon wieder geschlossen ist, für 
alle Fälle fordert, da die Linse ausser bei ganz subepithelialer Lage des 
Fremdkörpers doch sicher kataraktös werde, tritt Franceschetti- 
Spitzer (469) für ein mehr konservatives Vorgehen ein auf Grund der sich 
auf 36 Fälle beziehenden Spätresultate von Linsenverletzungen 
mit anfänglich stationär gebliebenen Trübungen und relativ guter Sehscharfe. 
16mal war die Linse ganz durchschlagen, 17mal nur die Vorderkapsel ver- 
letzt worden; die Trübungen blieben 19mal stationär, 7mal nahmen sie zu, 
nur 1mal erfolgte weitere Aufhellung. In 4 Fallen sass der Fremdkörper 
in der Linse. In 50°/, aller, bis zu 20 Jahren beobachteten Fälle blieb das 
Sehvermögen seit der Entlassung aus der Behandlung gleich. 


In Übereinstimmung mit der Purtscherschen, kürzlich veröffentlichten 
Beobachtung teilt Kümmel (475) einen Fall von Linsenveränderungen 
bei Anwesenheit von Kupfer im Auge mit. Es handelt sich um 
eine sehr feine, allein mit der Nernst-Spaltlampe nachweisbare, dicht unter 
dem Chagrin des Linsenepithels gelegene Trübung. Die Interferenzerscheinung, 
die in diesem Falle übrigens nur bei cinem ganz bestimmten Einfallswinkel 
und nur sehr gering auftrat, sei diagnostisch nicht etwa für die Anwesenbeit 


— u a - 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 197 


von Kupfer im Auge zu verwerten, da sie nach Vogt auch bei Staren anderer 
Herkunft beobachtet werde. Für solche Fälle: mitgeteilte, angeblich charak- 
teristische Makulaveränderungen fehlten hier völlig. Obwohl nach Art der 
Verletzung nur ein Kupfersplitter, der wahrscheinlich sogar die Grundlage 
einer ophthalmoskopisch sichtbaren, metallisch glänzenden Stelle im hintersten 
Glaskörperabschnitt war, in Betracht kam, war röntgenologisch kein intra- 
okularer Splitter nachzuweisen. Bezüglich der Entstehung und Natur der in 
Frage stehenden eigenartigen Linsentrübung wagt K. nicht, eine Erklärung 
abzugeben. Nur scheint ihm nach Ausbreitung und Begrenzung derselben 
ein gewisser Zusammenhang mit der Pupille sicher zu sein. 


Pichler (479) beschreibt in einem Falle von traumatischer totaler 
Irisausreissung die in optischer und kosmetischer Hinsicht hervorragende 
Wirkung des Ersatzes durch ein Schalenauge mit Irisdiaphragma, das, von 
Herrn Müller aus Wiesbaden angefertigt, beschwerdefrei und reizlos ge- 
tragen wurde. Die durch eine noch geringfügig zerstreuende. Wirkung des 
künstlichen Pupillenfensters bedingte Beschränkung des optischen Erfolges 
hoffe Herr Müller nach einigen weiteren Versuchen mit dem Kunst- 
diaphragma völlig zu beseitigen. Die ohne das Schalenauge bei Aniridie 
sehr lästig gewesenen, jetzt nur noch bei greller Beleuchtung auftretenden 
Blendungserscheinungen müssten nach P.s Meinung dadurch dauernd zu be- 
heben sein, dass man den Rand der Pupillenöffnung und die Hinterfläche der 
künstlichen Iris undurchsichtiger mache. 


Zwei Fälle von Fremdkörperverletzungen in der vorderen 
Kammer des Auges erforscht Mendelssohn (478) hinsichtlich der 
Ursache der bei beiden eingetretenen Infektion. Bei dem ersten Fall -flammte 
in dem Auge, das infolge eines in die Vorderkammer eingedrungenen Stein- 
splitters mehrere Jahre hindurch immer wieder neue schwere Reizungen 
durchmachte, dann aber acht Jahre völlig ohne Entzündungen geblieben war, 
plötzlich ohne äusseren Anlass die Entzündung wieder auf, so dass der Splitter 
entfernt werden musste. Bei dem Fehlen eines Anhaltspunktes für eine neue 
endogene Infektion neigt M. der Annahme einer chemischen Reizwirkung 
von seiten des Steinsplitters zu, wenn auch eine Steigerung der Virulenz der 
abgekapselten Keime oder eine Lageveränderung des Splitters ebenfalls als 
Ursachen der plötzlichen Entzündung in Betracht gezogen werden. Gegen 
eine chemische Einwirkung der Steinsplitter werden allerdings allgemein die 
häufig beobachtete Tatsache ihres dauernden indifferenten Verweilens im Auge 
sowie in diesem Fall die sofort nach der Verletzung einsetzenden jahrelangen 
Reizerscheinungen geltend gemacht. Im zweiten Falle war eine bei einer 
Hornhautperforation in die Vorderkammer eingedrungene Zilie die Ursache 
einer schwer eitrigen Entzündung, die nach operativer Entfernung der Wimper 
zur Ausheilung kam. 


Franke (470) fand in einem Falle von Hornhautperforation mit Iris- 
vorfall und Verletzung der vorderen Linsenkapsel erst nach der völligen Be- 
ruhigung des Auges, vierzehn Tage nach der durch eine Glasexplosion ver- 
ursachten Verletzung, einen ganz kleinen Glassplitter im Auge, und 
zwar am Boden der Vorderkammer liegend. Der operativen Entfernung des 
Splitters, die eine erst ein Vierteljahr später einsetzende, mit starker Horn- 
hauttrübung einhergehende Entzündung erforderlich machte, folgte ein reizloser 
Heilverlauf. 


198 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Ein eigenartiger Entstehungsmechanismus einer Luxatio bulbi 
traumatica liegt dem von Baumgärtner (466) mitgeteilten Falle zu- 
grunde, insofern die Luxation ohne die sonst zum Zustandekommen allgemein 
verlangte Hebelwirkung lediglich durch die Raumverminderung in der Orbita 
mit unterstützender Zugwirkung bedingt wurde: Beim Spielen hatte sich ein 
Knabe den Tubus einer Laterna magica auf das Auge gesetzt und fiel so 
unglücklich über einen Stein, dass beim Aufschlagen mit der Stirn der Tubus 
in die Orbita eindrang, während der Bulbus in die Röhre auswich. Nach 
gelungener Reposition stellten sich die Beweglichkeit und das völlig erloschene 
Sehvermögen in ganzem Umfange wieder her. Die zu beobachtende Horn- 
hautanästhesie müsse nach Wagenmann auf eine Ziliarnervenzerrung zurück- 
geführt werden. 


Den anatomischen Befund von Zystizerkus im Glaskörper glaubt 
Stock (480) deshalb mitteilen zu sollen, weil zufällig im Präparat der Kopf 
des Parasiten selten schön getroffen war. Erst einige Monate nach der wegen 
totaler Ablatio retinae vorgenommenen Sklerotomie mit Durchtrennung der 
Ader- und Netzhaut wurde die Enukleation des nun geschrumpften Auges 
gemacht. In mehreren Schnittpräparaten sieht man an der Ubergangsstelle 
des Ziliarkörpers zur Aderhaut eine grosse Zystizerkusblase vor der Netzhaut 
im Glaskörper liegen; an dieser Stelle ist die Aderhaut durch ein narbiges 
Bindegewebe ersetzt; die Netzhaut, sonst total abgelöst, ist an der der Blasen- 
wand anliegenden Stelle völlig degeneriert, so dass nervöse Elemente sich 
nicht mehr nachweisen lassen. Vielfach sieht man Riesenzellen und massenhaft 
Kerntrümmer, In der Blase liegt der Parasit mit deutlich sichtbarem Kopf, 
an dem sich Hakenkranz und Saugnäpfe sehr gut abheben. 


— — eee — — 





Verantwortlicher Rodakteur für don Referatenteil: Prof. Dr. K. Wessely in Würzburg. 


Regelmäßiger Vierteljahresbericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 


erstattet von 


F. Cause-Mainz, E. Filbry-Würzburg, H. Héhmann-Miinchen, J. Horovitz- 
Würzburg, H. Koliner-Wiirzburg, R. Kiimmell-Erlangen, W. Löhlein-Greifs- 
wald, W. Lohmann-München, K. Wessely-Würzburg 


redigiert von K. Wessely. 


we — — 


Viertes Quartal 1918. 





Im Zusammenhang mit dem tragischen Schicksal unseres 
Vaterlandes hat der Vierteljahresbericht erneut den schmerz- 
lichen Verlust eines seiner Mitarbeiter zu beklagen. 


Am 12. November 1918 verschied in Aibling in Bavern 


Prof. Dr. HERMANN E. PAGENSTECHER 


(Strassburg), 


der als Stabsarzt d.R. von Kriegsbeginn an mit vollster 
Hingabe dem Vaterlande an der Front gedient hatte. Seine 
wissenschaftlichen Verdienste eingeliender zu würdigen, 
muss anderer Stelle vorbehalten bleiben. Seine Arbeiten 
auf dem Gebiete der experimentellen Missbildungslehre des 
Auges sichern ihm vor allem einen dauernden Platz in der 
ophthalmologischen Literatur. Reiche Hoffnungen sind 
durch seinen so jähen Heimgang vernichtet, den alle, die 
den liebenswürdigen lebensfrischen Kollegen kannten, aufs 
tiefste beklagen werden. 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zum Archiv für Augenheilkunde. XIV 


210 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenbeilkunde. 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 
(Bücher, Monographien, Historisches.) 
Ref.: Wessely. 


*483) J. Hirschberg: Über die Blattern am Ange. Eine geschichtliche 
Bemerkung. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. 1918. Sept.-Okt. Heft. 

*484) Huppenbauer: Chirurgische und ophthalmologische Erfahrungen 
von der Goldküste. Mediz.-Naturwissenschaftl. Verein Tübingen. Sitzung vom 
29. Juli 1918. Münch. med. Wochenschr. Nr. 50. 

*485) Wilhelm Ostwald: Goethe, Schopenhauer und die Farbenlehre. 
Leipzig 1918. 

*486) v. Pflagk und v. Rohr: Beiträge zur Entwicklung der Kenntnis 
von der Brille. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 40, H. 1/2. 


487) H. Wilbrand und A. Sänger: Die Verletzungen der Sehbahnen 
des Gehirns mit besonderer Berücksichtigung der Kriegsverletzungen. 
Wiesbaden 1918. (Erweiterte und vermehrte Sonderausgabe des betreffenden Kapitels 
aus dem früber hier bereits referierten VII. Bd. der Neurologie des Auges.) 


Wer immer sich mit Goethes Farbenlehre beschäftigt hat, wird dadurch 
auch auf die interessanten Beziehungen Arthur Schopenhauers zu 
Goethe aufmerksam gemacht, und wenn nicht schon durch das Studium 
des Philosophen selbst, so auf diesem Wege zur Beschäftigung mit Schopen- 
hauers Schrift über das Sehen und die Farben hingeleitet worden sein. So 
ist es auch Wilhelm Ostwald (485) bei seinen Bemühungen um eine 
systematische Farbenlehre ergangen, deren erster Band hier bereits Besprechung 
gefunden hat, und das ungemein Reizvolle und Fesselnde der Beziehungen 
sowie der dabei auftretenden Gegensätze zwischen beiden grossen Männern 
haben Ostwald bei der Lebhaftigkeit seiner Auffassung zu einer Darstellung 
derselben veranlasst, die sich ihm, wie er in der Einleitung schreibt, bei dem 
Studium des Gegenstandes fast von selbst aufdrängte. Die so entstandene 
kleine Schrift: Goethe, Schopenhauer und die Farbenlehre be- 
titelt, gibt dadurch, dass sie nicht nur den Briefwechsel zwischen Schopen- 
hauer und Goethe fast wortgetreu zum Abdruck bringt, sondern auch in 
weiten Masse die Schriften beider selbst sprechen lässt, gewiss nicht nur 
vielen eine willkommene Anregung zur Beschäftigung mit dem Gegenstand, 
sondern auch diejenigen, denen Goethes und Schopenhauers Farben- 
lehre wohl vertraut ist, werden ihr gern folgen. Bleibt es doch immer eines 
der fesselndsten Kapitel aus dem Bereiche des Genies, dass Goethe trotz 
seiner physikalisch-optischen Irrtümer seinem Zeitalter auf dem Gebiete der 
physiologischen und psychologischen Farbenlehre weit voraus eilte und dass 
der zum Schüler gewonnene jugendliche Philosoph den tiefen Kern dieser 
Denkweise voll erkannte, in vielem über seinen Meister noch hinausging, 
dennoch aber selbst zu sehr der mathematisch - physikalischen Schulung ent- 
behrte, um nicht auch seinerseits in den tragischen Irrtum der Polemik gegen 
Newton mithineingezogen zu werden. l 

Zur Geschichte der Blattern am Auge bringt J. Hirschberg 
(483) einen kurzen Beitrag, indem er aus einem Werke des arabischen Arztes 
Ar-Razi (850 bis 923 u. Z.), welches als erste Sonderschrift über Pocken 
und Masern zu betrachten ist, diejenige Stelle in Übersetzung widergibt, 
welche von den durch Pocken bedingten Krankheiten des Sehorgans handelt. 


l. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 211 


Es geht daraus hervor, dass Ar-Rüzi die klinischen Erscheinungen wohl 
gekannt hat. Er gibt an, „dass die Blatter, welche in der Bindehaut her- 
vorkommt, die Sehkraft nicht stört, während diejenige, welche in der Horn- 
haut hervorbricht, zu einem Sehhindernis wird, soweit sie das Sehloch bedeckt, 
nach dem Grad ihrer Dicke“. Die Behandlung bestand in einer Reihe selt- 
samer Kollyrien. Um den heilsamen Umschwung zu zeigen, der auch auf 
dem Gebiete der Ophthalmologie durch Einführung der Kuhpockenimpfung 
bewirkt wurde, bringt Hirschberg im Anschluss an die genannte histo- 
rische Darstellung einige Aussprüche von Fachgenossen, welchen jenen Um- 
schwung um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert erlebt haben. Alle 
bestätigen in gleicher Weise, dass der Prozentsatz derjenigen unter den Blinden, 
welche durch Pocken erblindet waren, in een Masse zurück- 
ging, in Preussen z. B. von 35 bis 2 °/o. 

v. Pflugk (486) und v. Rohr (486) ee Beiträge zur Eut- 
wicklung der Kenntnis von der Brille, wobei sie sich vor allem 
mit der Frage nach den Regeln der Brillenschleifer in früheren Zeiten be- 
schäftigren. Bis zum Jahr 1600 waren die Brillengläser wesentlich nach dem 
Lebensalter der Träger geordnet. Die Halbmesser der Schleifschalen hat zum 
ersten Male H. Sirturus im Jahre 1618 als Mass angegeben und aus der 
ausführlichen Schrift von Daza de Valdes lässt sich entnehmen, dass da- 
mals auch in Spanien die Abstufung nach Altersklassen bald mehr und mehr 
abkam und durch die modernere nach Krümmungsradien ersetzt wurde. Die 
Verfasser beschäftigen sich eingehend mit dieser jüngst auch von Greeff 
besprochenen Schrift und erörtern, wie weit die Methode Daza de Valdes 
der Bestimmung der Gläserstärke aus der scheinbaren Vergrösserung oder 
Verkleinerung optisch korrekt ist. Zum Schlusse endlich bringen sie in wört- 
licher Übersetzung eine im Jahre 1686 von dem Prämonstratenser J. Zahn 
veröffentlichte Abhandlung über die Brillenverordnungen. Sie ist nicht so 
umfangreich wie das Buch von Daza de Valdes, enthält aber ungefähr 
den gleichen Stoff und ist in den Kreisen der Mönche und Laien wesentlich 
bekannter und verbreiteter gewesen als jene ältere Schrift. Die darin enthaltene 
Sammlung der Kenntnisse ist für jene Zeit erstaunlich und steht merklich 
über allem, was das 18. Jahrhundert in dieser Hinsicht hervorgebracht hat, 
was sicherlich den optischen Kenntnissen der Mönche zuzuschreiben ist. 

Huppenbauer (484), der vom Jahre 1914 bis 1918 am Neger- 
spital der Basler Mission in Aburie an der britischen Goldküste tätig 
war, gibt neben seinen chirurgischen Erfahrungen auch über die ophthalmo- 
logischen einen kurzen Überblick. Auffallend ist das Überwiegen der para- 
sitären Krankheiten gegenüber den eitrigen Infektionen, die ganz allgemein 
dort sehr in den Hintergrund treten. Dementsprechend ist das Ulcus serpens 
sehr selten, auch die Blennorhoe nicht häufig, Trachom und seine Nach- 
krankheiten spielen dagegen eine ausserordentlich grosse Rolle. Zu den 
Seltenheiten gehört auch Myopie sogar in den Schulen und Seminarien, ob- 
wohl dort sehr schlechte Beleuchtungsverhältnisse herrschen. Um von den 
Dolmetschern bei der Operation unabhängig zu sein, versuchte Huppenbauer 
auch bei bulbuseröffnenden Operationen eine lokale Anästhesie durch In- 
jektion von 2 bis 4 cem 1°/,iger Novocainlösung in die Gegend des Gang- 
lion ciliare. Es wurde zwar völlige Schmerzlosigkeit auch bei der Iridektomie 
erzeugt, aber wegen des nachfolgenden Ödems und der verzögerten Wund- 
heilung der Versuch alsbald wieder aufgegeben. 


XIV” 


212 ~ Bericht über die leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 
Ref.: Horovitz. 


*488) Blatt: Okulare Störungen bei Skorbut. Wiener klin. Wochenschr. 
Nr. 34, S. $42. 

*489) Fleischer und Jüngling: Ein durch Röntgenbestrahlung ge- 
besserter Fall von Hypophysentumor. Medizin.- Naturwissenschaftl. Verein 
Tübingen, 17. Juli 1918. (Münch. Medizin. Wochenschr. Nr. 48, S. 1362.) 

*490) Hess: Arcus senilis. virilis und javenilis. Neurolog. Zentralblatt 
Nr. 23, S. 770. 

*491) Igersheimer: Über die Wirkung des Liquordruckes und druck- 
entlastender Eingriffe auf die optische Leitungsbahn. Medizin. Ges. Göttingen, 
Sitzung vom 7. XI. 1918. (Medizin. Klinik Nr. 50, S. 1242.) 

*492) v. Krüdener: Über Sehstörungen durch Intoxikationen. Ges. 
praktischer Ärzte in Riga, 30.1.1918. (Ref. Deutsche Medizin. Wochenschr. Nr. 43, 
S. 1207.) 

*493) Löwenstein: Leukämische und aleukämische epibulbäre Lymphome. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 571. 

*494) Stähli: Über Beziehung zwischen Keratitis parenchymatosa und 
Wachstam. Sıtzungsbericht der Ges. d. Schweiz. Augenärzte. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 61, S. 467. 

*495) Steiner: Zur Ätiologie und Prophylaxe der skrophulösen Augen- 
affektionen. Sitzungsbericht der Ges. d. Schweiz. Augenärzte vom 25./26. Mai 1918. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. S. 462. 

*496) Thost: Über Schleimhantpemphigus. Arch. f. Laryngologie und 
Rhinologie. 1918. Bd. 31. S. 3. (Ref. klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 475 ) 

"497) Wehrli: Schnittserien der Augen, Sehnerven und des Gehirns 
eines Falles von akuter, nicht eitriger, nicht himorrhagischer Euzephalitis 
(Strümpell-Leichtenstern). Sitzungsbericht der Ges. d. Schweiz. Augenärzte vom 
25. und 26. Mai 1918. (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 465.) 

*498) Zlocisti: Dysenterie — Konjunctivitis. Klin. Monatsbl. f. Auzenheilk. 
Bd. 61, S. 293. 


Bei Skorbut auftretende pathologische Veränderungen der Augen sind 
— Blutungen der Konjunktiva und Retina ausgenommen — in der allge- 
meinen Literatur selten erwähnt. Blatt (488) hat unter 70 Skorbutkranken 
12 Fälle, bei denen irgendwelche Symptome auf eine Komplikation des Auges 
deuteten, augenärztlich untersucht. Es handelte sich vorwiegend um eine 
schwere Skorbutform mit ausgedehnten Hautblutungen, schweren Zahnfleisch- 
affektionen, hämorrhagischen Entzündungen des subkutanen und intramus- 
kulären Bindegewebes, um Körperschwäche und hochgradige Anämie. In 
3 Fällen fand Bl. Blutungen der Lider, in 5 Fällen subkonjunktivale 
Blutungen, unter diesen letzteren in 2 Fällen auch Keratitis superficialis. Der 
Glaskörper war in allen Fällen frei von jeder krankhaften Veränderung. Der 
Augenhintergrund zeigte 2 mal das Bild einer Retinitis mit Hämorrbagien, 
1 mal eine Neuroretinitis haemorrhagica mit Gefässveränderungen. Auf- 
fallend war, dass jeder der 12 Patienten über hemeralopische Beschwerden 
klagte, welche sich in 8 Fällen bei der Untersuchung mit dem Förster- 
schen Photometer als begründet erwiesen und wohl mit der Anämie zu- 
sammenhingen. : 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 213 


Zlocisti (498) hat bei 2 schwer verlaufenden Fällen von Shiga- 
Ruhr neben sonstigen Komplikationen Konjunktivitis beobachtet, Im 
Fall I trat sie sofort nach Abschluss des Darmkatarrhs auf, gleichzeitig mit 
einem entzündlichen nicht fieberhaften Prozess im Mittelohr, im Fall II nach 
5 Tagen nach flüchtigem steril und schmerzlos verlaufendem Harnröhrenfluss, 
nach ebenso flüchtig auftretender Okzipitalneuralgie und einer Phlebitis der 
Vena saphena. In beiden Fällen trat die Bindehauterkrankung als Auftakt 
arthritischer Komplikationen auf. Sie bestand im Fall I 2 Tage lang, ehe 
die Entzündung des Fussgelenks sich ausbildete, im Fall II bielt sie 3 Tage 
bis zur Schultergelenksentzündung an. Während der Arthritis nahm sie — 
unter Behandlung — ab und verschwand völlig, bis der alte allgemeine 
Prozess wieder aufflackerte: im Fall I mit einem dysenterischen Rückfall, 
der 10 Tage dauerte ebenso wie die erneute Konjunktivitis, welche allmählich 
verschwand, als die Arthritis neu einsetzte; im Fall II mit einem neuen 
arthritischen Schub, der sprunghaft weiterbestand, während die Konjunkti- 
vitis schnell ausheilte. — Die Tatsache, dass alle am Krankenbett vor- 
genommenen Konjunktivalausstriche negatives Ergebnis hatten, (bis auf eine 
Staphylokokkus albus-Kolonie auf einer Platte), spricht für die Annahme einer 
endogenen Ursache. Als solche kommen in Frage der Shigabazillus selbst 
und die Toxine. Das mehrmals untersuchte Blut blieb steril, die Konjunk- 
tivitis ist somit als besonderer Ausdruck der allgemeinen Toxikose auf- 
zufassen. 

Den günstigen anderwärts gemachten Erfahrungen reiht sich der Fall 
eines durch Röntgenbestrahlung gebesserten Hypophysentumors 
an, den Fleischer und Jüngling (489) demonstrieren. Bei einer 55 jährigen 
Frau mit akromegalischen Symptomen, Abblassung der Sehnerven, bitemporaler 
Hemianopsie mit völligem Verlust der temporalen Gesichtshälfte auf dem 
rechten, fast völligem Verlust auf dem linken Auge, mit Ubergreifen der 
Funktionsbeschränkung auch auf die oberen nasalen Quadranten der Gesichts- 
felder und auf den Fixierpunkt (Visus R 5/18, L Fingerzählen exzentrisch 
nasalwärts in I—2 m) trat nach zweimaliger Röntgenbestrahlung (Zwischen- 
raum von 4 Wochen) erhebliche Besserung ein. Pat. kann sich wieder frei 
bewegen und obne Schwierigkeiten lesen und schreiben. 


Als Druckwirkung von den liquorerfüllten Räumen aus ist 
bis jetzt ausser der Stauungspapille noch eine Sehstörung bekannt, die durch 
Druck vom Rezessus des III. Ventrikels auf das Chiasma hervorgerufen wird. 
Mit verfeinerter Gesichtsfeldmethodik können weitere Leitungsstörungen nach- 
gewiesen werden, die sich nach einem druckentlastenden Eingriff bessern. — 
Auf Grund der Erfahrung an verschiedenen Fällen, über die Igers- 
heimer (491) berichtet, kommt er zu dem Ergebnis, dass wahrscheinlich 
eine Druckwirkung von den liquorerfüllten Räumen aus auf die optische 
Leitungsbahn häufiger ist, als im allgemeinen angenommen wird und dass 
man bei den verschiedenartigen pathologischen Zuständen an der. Sehbahn 
(ausgenommen Fälle von Tumor in der hinteren Schädelgrube) auf jeden Fall 
eine therapeutische Lumbalpunktion versuchen soll. 


Die Schnittserien der Augen, Sehnerven und des Gehirns eines Falles von 
akuter, nicht eitriger, nicht hämorrhagischer Enzephalitis, 
welche W e h rli (497) demonstriert, stammen von einem 31 jäbrigen Patienten, der 
nach kurz dauernder fieberhafter Affektion der Luftwege unter heftigen Kopf- 


214 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


schmerzen an einer mit reflektorischer Pupillenstarre und Herabsetzung der Seh- 
schärfe auf quantitative Lichtempfindung einhergehenden Neuritis retrobulbaris 
erkrankt war, und welche allmählich, nachdem Lähmungen verschiedener Art 
aufgetreten waren, unter bulbären Symptomen ad exitum kam. — Im ana- 
tomischen Präparat finden sich isolierte enzephalische Herde im Stabkranz 
und im Marke des G. centralis ant., temp. I. der rechten, im Marke des G. 
front. III. und des G. angularis der linken Hemisphire. Im Gehirn und 
Optikus übereinstimmend das typische Bild der akuten nicht eitrigen Enze- 
phalitis mit perivaskulärer Rundzelleninfiltration, Zerfall der Nervensubstanz, 
Wucherung und Vergrösserung der Gliaelemente, im Sehnerven als Neuritis 
interstitialis axialis peripherica und herdförmige Perineuritis. Es besteht kein 
histologischer Zusammenhang zwischen den Gebirnherden und der Erkrankung 
des Optikus. — W. erwähnt die engen Beziehungen zwischen der akuten 
Enzephalitis und der multiplen Sklerose des Gehirns, Rückenmarks und des 
Sehnerven, verweist auf die schlechte Prognose der Pupillenstarre und auf die 
bisher nicht gewürdigte Bedeutung der Pupillenstérungen bei Enzepbalitis. 
Als Stelle der Unterbrechung des Reflexbogens der Pupille wird der dorsale 
Teil des Traktus, welcher interstitielle Herde zeigt, angenommen. 


Auf Veranlassung von Stähli (494) sind die in der Züricher Univer- 
sitäts-Augenklinik während der letzten 30 Jahre beobachteten Fälle von 
Keratitis parenchymatosa e lue hereditaria zusammengestellt 
worden. Dabei haben sich frühere Beobachtungen über Beziehungen zwischen 
dem zeitlichen Auftreten der Keratitis parenchymatosa und den natürlichen 
Streckungsperioden bestätigt in dem Sinne, dass einmal ganz allgemein die 
Fälle von Keratitis parenchymatosa während der ersten und zweiten Streckungs- 
periode sich auffällig häufen, und dass ferner nicht selten Kinder zur Zeit 
der ersten Streckung (im Alter von 6—8 Jahren) eine erste Parenchymatosa- 
attacke durchmachen, dann jahrelang gesund bleiben, bis zur Zeit der zweiten 
Streckung die Kornea erneut erkrankt. — Auch Stocker bestätigt die Be- 
obachtung auf Grund seiner Erfahrung an etwa 200 Fällen. 


Steiner (495) hebt die Seltenheit der Skrofulose überhaupt und der 
skrofulösen Augenaffektionen im besonderen auf Java hervor, wo 
er 20 Jahre tätig war. Lungentuberkulose fordert dort nicht weniger Opfer 
als in Europa, dagegen sind Knochen- und Gelenktuberkulose sowie Lupus 
seltener. Darin liegt ein treffender Parallelismus zur Heliotherapie, die ihre 
schönsten Erfolge bei Knochen- und Gelenktuberkulose aufweist, bei Lungen- 
tuberkulose aber zu versagen scheint. S. fordert zur Verhütung und Be- 
handlung der skrofulösen Affektionen einen ausgiebigeren Gebrauch des 
Sonnenlichts durch Vereinfachung der Kleidung, welche Arme, Beine und 
zum Teil auch Brust und Rücken frei lassen soll. 


. Nach den Beobachtungen von Thost (496) kommt der Schleim- 
hautpemphigus in zwei genau zu unterscheidenden Formen vor. Die 
erste Form hat für den Augenarzt weniger Interesse. Sie verläuft maligne, — 
mehr akut, entweder zuerst als Schleimbautpemphigus, dann als Hautpemphigus 
oder umgekehrt, tritt periodenweise in kurz aufeinander folgenden Nachschüben 
auf. Sie führt durch Erschöpfung oder Komplikationen immer zum Tode. 
Mikroskopisch ist diese Form charakterisiert durch diffuse, dichte, zellige 
Infiltration weiter Strecken der Mukosa und ein mächtiges serofibrinöses 
Exsudat zwischen Mukosa und Submukosa, während Schrumpfungsprozesse 


IT. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 215 


hier fehlen. — Die zweite Form, deren Charakteristikum neben der Blasen- 
bildung die Schleimhautschrumpfung ist, verläuft mehr chronisch, gutartig . 
und fieberlos. Die äusseren Hautdecken bleiben frei, während Augen und 
Mundschleimhaut gleichzeitig befallen werden. Am deutlichsten zeigt eich 
die Erkrankung am Auge, wo es zur völligen Schrumpfung der Bindehaut 
kommt mit flügelartigen Fortsetzungen auf die Hornbaut. Die Schrumpfung 
ist bedingt durch eine kleinzellige aus Lymphozyten und Plasmazellen be- 
stehende Infiltration der Submukosa, die zur bindegewebigen, narbigen Ver- 
dickung führt. 


Die beiden Fälle, über die Löwenstein (493) berichtet, gehören zur 
Gruppe der Ly mphadenosen. Lymphadenotische Tumoren sind bei lympha- 
tischer Leukämie in den verschiedensten Körperteilen gefunden worden. — 
Im ersten Falle war die symmetrische epibulbäre Geschwulst das erste An- 
zeichen der lymphatischen Leukämie, bei deren Einsetzen die Zahl der farb- 
losen Elemente ja nicht vermehrt zu sein braucht; im zweiten Falle lag das 
klinische Bild der aleukämischen Lymphadenose vor, der Tumor war klinisch 
und histologisch völlig gleich dem leukämischen, nur fehlte die Veränderung 
des Blutbildes. 


Die Mitteilungen von Hess (490) betreffen das Vorkommen des Arcus 
corneae im Mannesalter und im Lichte der klinischen Bedeutung. H. fand 
unter 3000 auf seiner Nervenstation im Laufe von 1!/2 Jahren untersuchten 
Militärpersonen 30 Fälle von Arcus corneae. Von diesen entfielen 26 Fälle 
auf Patienten mit Neurosen. Von diesen 26 Neurosen mit Gerontoxon waren 
19 Neurastheniker, 3 Kriegsneurotiker, 3 Epileptiker, 1 Raynaud. Aus seinen 
Beobachtungen schliesst H., dass zwischen dem frühzeitigen Arcus und der 
Krankheitsgruppe der Neurosen ein engerer Zusammenhang wahrscheinlich 
ist, der auch bei der Kriegsneurose zum Ausdruck kommt und deren alleiniges 
Zustandekommen auf psychogenem Wege recht unwahrscheinlich macht. Eine 
besondere praktische Bedeutung kommt dem leicht erkennbaren Zeichen 
vielleicht insofern zu, als es auf eine stärkere Erschöpfung schliessen lässt 
bei Patienten, deren Angaben nicht zweifelsfrei sind, allerdings unter der 
Voraussetzung, dass seine Entstehung im Anschluss an die beschuldigte 
stärkere Erschütterung nachgewiesen werden kann. — In diesem Sinne würde 
es auch bei Kriegsneurotikern zu beachten sein. — 


Unter etwa 200 Fällen von Methylalkoholschädigung, die 
v. Krüdener (492) beobachtet hat, haben nur sechs ein Sehvermögen be- 
halten. Auch ohne Alkoholismus gibt es eine nur durch Nikotinvergiftung 
entstehende Sehnervenerkrankung, welche vor allem im Alter und bei Anämie 
zu Atropbie führt. v. Kr. berichtet noch über einen Fall von relativer 
Sehnervenatrophie nach Einnahme von 12 g Chinin. 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 
Ref.: Cause. 
*499) Fürstenau: Einwirkung des Trypaflavins auf augenpathogene 
Keime. Zeitschr. f. Augenheilk. 1918. Heft 1/2, S 1. 


*500) Müller: A. Prophylaktische Milchinjektionen bei Augenoperationen. 
B. Heilung der Augenblennorrhoe durch Milchinjektionen. Wiener klin. Wochen- 
schr. Nr. 34, S. 333. Ä | 


216 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Über günstige Wirkung prophylaktischer Milchinjektionen 
in die Gesässmuskulatur bei Augenoperationen berichtet Müller (500). In 
21 Fällen hat er die „Resectio bulbi“ mit Milchinjektion (intragluteal, 6 ccm) 
kombiniert und dadurch die starke „ödembildende sterile Entzündung“, die 
sonst den Heilungsverlauf nach Resectio bulbi hinauszieht, vermieden. Auch bei 
Kataraktextraktion und bei Iridektomie an Augen mit Iridozyklitis sind 
prophylaktische Milchinjektionen von Vorteil. M. hat im ganzen weit über 
1000 Milchinjektionen gemacht und hält sie für vollständig ungefährlich, 
niemals erzeugten sie Anaphylaxie. — Uber Milchinjektionen bei Blennorrhoe 
der Bindehaut vgl. Kapitel Bindehaut. Horovitz. 


Auf Grund ausgedehnter systematischer Untersuchungen und an Hand 
mehrerer Krankengeschichten rühmt Fürstenau (499) die Einwirkung 
des Trypaflavins auf augenpathogene Keime. Reagenzglasversuche 
wiesen die überlegene keimtötende Kraft dieses von Ehrlich 1912 gefundenen 
Farbstoffes sowohl den andern Anilinpräparaten wie den üblichen Adstrin- 
gentien und Desinfizientien gegenüber nach. Besonders gross zeigte sich die 
bakterizide Wirkung gegen die Gonokokken, während die Erfolge gegen 
Pneumo- und Staphylokokken, Xerose- und Diplobazillen weniger günstig 
waren. - Dementsprechend beschränkte sich auch die klinische Verwendung 
auf die Blennorhoea neonatorum et adultorum. Tuschieren und mehrmaliges 
bis 2stündliches Einträufeln einer !/„—2°/o Trypaflavinlösung war gefahr- 
und schmerzlos; die Wirkung äusserte sich meist vornehmlich in rascher 
Abnahme der Sekretion, durchschnittlich nach acht Tagen waren keine Gono- 
kokken mehr nachzuweisen. Wenn auch einige Fälle mit der Trypaflavin- 
behandlung allein ausheilten, so erscheint doch in vielen Fällen bei der von 
F. nachgewiesenen, schnell eintretenden, weitgehenden Gewöhnung der Bakterien 
an das Desinfiziens die Kombination des Mittels mit einem Silberpräparat 
angezeigt. Filbry. 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 
Ref.: Cause. | 


*501) Graeff: Die Anwendung nenerer histologischer Untersuchungs- 
methoden für das Auge. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. LXI. Bd., S. 556. 

*501 a) Hess: Untersuchungen über die Methoden der klinischen Peri- 
metrie. Arch. f. Augenheilk. 84. S. 1. 

*502) Kayser: Über das explosionsartige Platzen künstlicher Augen 
in der Augenhöhle. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. LXI. Bd., S. 588. 

*503) Koeppe: Die Fortschritte in der Anwendung der Gullstrand- 
schen Nernstspaltlampe nebst Bemerkungen über die ophthalmologisch- 
optischen sowie praktisch-technischen Grenzen dieser Untersuchungs- 
methoden. Zeitschr. f. ophthalm. Optik. 6. Heft, S. 121. 

*504) Löwenstein: Über Fliegerbrillen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
LXI. Bd., S.567. 

*504a) Lohmann: Klinische Betrachtungen. Archiv f. Augenheilk. 84. S. 165. 

* 505) Trendelenburg: Ein genauer Augenabstandsmesser zu subjektivem 
Gebrauch. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. LXI. Bd., S. 564. 


Hess (501a) kritisiert ausführlich die in den letzten Jahren ausge- 
bauten Methoden der klinischen Perimetrie, die er unter dem Namen Punkt- 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 217 


perimetrie zusammenfasst, Er weist zunächst darauf hin, dass die 
brechenden Medien des Auges auch nicht annähernd von kleinen Objekten 
von 1—2 mm Durchmesser, wie sie in 1 m Abstand angewendet werden, 
überall punktförmige Netzhautbilder entwerfen können. Auch hat das Netz- 


“hautbild derartiger Objekte bei gewöhnlicher Pupillenweite einen geringeren 


Durchmesser als die grösseren Netzhautgefässe. Ein weiteres Hindernis für 
die Abbildung so kleiner Objekte auf der Netzhaut bildet die Ausstrahlung 
der Sehnervenfasern in der näheren Umgebung der Papille, an welchen ein 
nicht unbeträchtlicher Teil des in das Auge fallenden Lichtes für das Netz- 
hautbild verloren gehen muss. So können verschiedene physikalische Momente 
zusammen, besonders in der Nahe der Papille sehr kleine Objekte leicht 
unsichtbar machen und Scheinskotome hervorrufen. Besonders gilt das 
von kleinen farbigen Objekten. Von physiologischen Fehlerquellen bei den 
genannten Untersuchungsmethoden kommt vor allem die lokale Adaptation 
in Frage. Sie macht sich um so mehr bemerkbar, je kleiner, lichtschwächer 
und verwaschener das Netzbautbild ist und je peripherer es liegt. Wenn 
also auch auf der peripheren Netzhaut die physikalischen Hindernisse für 
die Bildentstehung etwas weniger störend sind als auf den zirkumpapillären, 
so kann doch gerade hier die lokale Adaptation das Unsichtbarmachen der 
kleinen Objekte begünstigen. Ein Schützen gegen die peripheren Fehler- 
möglichkeiten dadurch, dass man die Objekte lichtstärker macht, ist deswegen 
nicht möglich, weil man auf diese Weise nichts wesentlich anderes erreichen 
würde, als eine Vergrösserung des Sehobjektes bei geringerer Lichtstärke (in- 
folge der wachsenden Lichtzerstreuung). Hess betont ausdrücklich, dass 
nicht etwa alle Ergebnisse der Punktperimetrie unrichtig sein müssten, aber 
er warnt davor, alle so ermittelten Befunde für richtig zu halten. 
Köllner. 

Koeppe (503) führt die im Laufe der letzten zwei Jahre erreichten 
Fortschritte in der Anwendung der Gullstrandschen Nernst- 
spaltlampe mit den sie ermöglichenden technischen Verbesserungen zu- 
sammenfassend vor Augen. Die Abblendung sämtlichen störenden Seitenlichtes 
zu beiden Seiten des leuchtenden Spaltes geschah durch ein echwarz mattiertes, 
auf dem Spaltarm vor dem Spalt montiertes Blechgehäuse. Von grosser 
Wichtigkeit ist eine richtig gewählte Blendengrösse, bei der die unmittelbare 
Umgebung des beleuchteten Objektes am vorteilhaftesten abgedunkelt erscheint. 
Überhaupt ist für alle Spaltlampenuntersuchungen eine gute Dunkeladaptation 
unerlässliche Vorbedingung, deren Erfüllung durch den auf dem Spaltarme 
anzubringenden Zeissschen Blendentubus erleichtert werden kann. Um das 
relativ kurzwelligere Licht im Spektrum abzudämpfen, wird auf dem Spalt- 
arm eine Gelbscheibe zwischengeschaltet, z. B. um die an der Skleraoberflache 
auftretende Blendung zu verringern. Anderseits ist für bestimmte Zwecke, 
etwa Wahrnehmung der Farbennuancen zwischen gelbbraunem Pigment und 
dunkelbraunem Pigmentmaterial der Iris, wie dies für die Glaukomdiagnose 
bedeutsam geworden ist, auch eine Blauscheibe vonnutzen. Um zu ver- 
meiden, dass bei der Untersuchung des hinteren Augenabschnittes der Winkel 
zwischen Spaltarm und optischer Mittelachse des Beobachtungsmikroskops zu 
klein werden, etwa weniger als 30° betragen müsse, wird über dem Mikroskop 
ein Silberspiegel angebracht, der das hintere Drittel des Glaskörpers zugänglich 
macht. Wohl der bedeutendste Fortschritt, die Untersuchung des lebenden 
Augenhintergrundes im fokalen Lichte, wurde ermöglicht durch Aufsetzen eines 


218 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


mit physiologischer Kochsalzlösung gefüllten Auflageglases auf das kokaini- 
sierte und atropinisierte Auge des Patienten, wodurch ein virtuelles aufrechtes 
Bild des Augenhintergrundes hinter der Hornhaut entworfen wird. Da jedoch 
bei der Beobachtung mit dem Doppelobjektiv die Achsen schon sehr durch 
die Randpartien des Auflageglases gingen, wurde von K. zur Betrachtung des ` 
Hintergrundes neuerdings das Abbesche Stereoskopokular unter Benutzung 
nur eines Objektiva verwandt. Ebenso wie bier eine Verbesserung der Methode 
neue technische Vervollkommnungen zeitigte, so machte auch die Untersuchung 
in Vogts rotfreien Licht eine der Absorption durch Vogts Filter Rechnung 
tragende Intensitätserhöhung der Lichtquelle erforderlich, wie sie dann in 
einem mit Stickstoff gefüllten Glühkörper in Gestalt einer äusserst dichten 
Spirale von Zeiss geboten wurde. Anschliessend an die Einführung des partiell 
polarisiert reflektierenden Silberspiegels kann K. auf den letzten Fortschritt 
hinweisen, die Anwendung eines Polarisationsmikroskops, das u. a. weitere Klärung 
in der Frage der Doppelbrechung der Hornhaut beim Glaukom zu bringen 
verspricht, Zum Schlusse formuliert K. die Grenzen der Untersuchungs- 
methode dahin, dass abgesehen von den Untersuchungen mit Auflageglas, 
dessen hauptsächlicher Febler, die sphärische Aberration, wohl noch beseitigt 
oder gemildert werden könne, unsere bisherigen Beobachtungsmethoden als 
vorläufig am Ende des Erreichbaren gelegen zu bezeichnen seien, da schliesslich 
das Auflösungsvermögen der dioptrischen lebenden Augenmedien erschöpft 
und bei noch stärkeren Vergrösserungen die physiologischen Oszillationen 
des Auges ein immer unruhigeres Bild geben würden. Filbry. 


Zur Anwendung neuerer histologischer Untersuchungs- 
methoden für das Auge empfiehlt Gräff (501) gegenüber der gebräuchlichen 
Zelloidin-Einbettung des Bulbus die Gelatineeinbettung als ein Verfahren, das 
auch die Ausführung von Färbungen gestattet, die bei der Zelloidineinbettung 
nicht möglich sind (Fettfärbung mit Sudan usw., Granulozytenfärbung mit der 
Oxydasereaktion). Ein weiterer Vorzug ist die kurze Dauer der Einbettungszeit: 
6—7 Tage nach begonnener Fixierung lässt sich ein gefärbtes Präparat des 
ganzen Bulbusdurchschnittes anfertigen. Nachteilig ist, dass die Gelatineschnitte 
nicht gleich schöne Bilder geben, wie mit anderen Methoden hergestellte 
Schnitte: infolge unscharfer Protoplasmafärbung und geringerer Aufhellung der 
Präparate heben sich die einzelnen Zellen weniger deutlich von einander ab; 
auch kann die Gelatine aus den Schnitten nicht wieder entfernt werden 
(Vortäuschung eines Ödenis!). 


Einen genauen Augenabstandsmesser zu subjektivem Gebrauch gibt 
Trendelenburg (505) an, konstruiert nach dem Prinzip des Zirkelversuchs, 
mittels dessen man bei Blick in die Ferne den geöffneten Zirkel so vor die 
Augen hält, dass die gerade in den Blicklinien liegenden Spitzen binokular 
vereinigt werden können. Das Instrument besteht aus einer flachen Metall- 
platte, auf deren linker Seite ein ganz feines Loch eingebohrt ist, während 
auf der rechten Seite eine Schlittenführung mit Teilung aufgeschraubt ist, 
deren Nullpunkt bei dem linksseitigen Loch gelegen ist und die von 50 bis 
83 mm reicht. In dieser Schlittenführung gleitet ein Schieber mit einem 
dem linksseitigen gleich grossen Loch und einem Nonius, dessen Nullpunkt 
mit dem Loch des Schiebers zusammenfällt. Der Abstand der beiden Löcher 
lässt sich bis auf !/ıo mm genau ablesen. Bei Anwendung des Apparates 
ist der Schieber in der Weise einzustellen, dass bei Richtung beider Blick- 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 219_ 


linien auf einen fernen Punkt die beiden Zerstreuungskreise sich vollkommen 
decken. 

Lobmann (504a) hat die Hesssche Hammerlampe mit der 
Gullstrandschen Nernstspaltlampe verglichen. Er konnte bei geringer 
Vergrösserung (20fach) keinen Unterschied bei Betrachtung des vorderen 
Augenabschnittes finden. Bei starker Vergrösserung ist die Handhabung der 
Hammerlampe entschieden leichter, auch ist die Beobachtung infolge leichter 
Erhellung des umgebenden Beleuchtungsfeldes bequemer. Lohmann 
bringt im Anschluss daran eine Anzahl bemerkenswerter Untersuchungsergeb- 
nisse, welche Beziehungen zu anderen Versuchen zeigen, bei denen in ähnlicher 
Weise, wie bei der seitlichen Beleuchtung vorgegangen wurde, — Im An- 
schluss daran spricht Lohmann über die Bedeutung des konditionalen 
Denkens in der Augenheilkunde. Schon wenn man bei der ätiologischen 
Denkweise von Hauptursachen, Teilursachen, auslösenden Momenten usw. 
spricht, ist das Ideal rein ätiologischen Denkens verlassen und der Boden 
konditionaler Anschauungsweise betreten. An der Hand einiger Probleme 
zeigt Lohmann sodann, dass die konditionale Denkweise sowohl zu einer 
klinischen Zusammenfassung einzelner ätiologisch verschiedener Erkrankungen 
führen kann, als auch eine Analyse und Sonderung zusammenfallender oder 
ähnlicher Krankheitsbilder nahezulegen imstande ist. Für letzteren Fall 
erinnert Lohmann an das Glaukom, bei dem die Drucksteigerung auch 
nur als das Endstadium von Erkrankungen verschiedenen Charakters aufge- 
fasst werden könnte. Köllner. 

Im Anschluss an einen selbst beobachteten Fall berichtet Kayser (502) 
über das explosionsartige Platzen künstlicher Augen in der Augenhöhle. 
Bei der seit ihrem 4. Lebensjahr einäugigen, 26jährigen Patientin war das seit 
12 Monaten getragene Müllersche doppelwandige Reformauge plötzlich in 
der Augenhöhle mit einem lauten Knall zersprungen, „sie empfand eine 
heftige Erschütterung und Dröhnen des Kopfes, eine Empfindung, als ob sie 
in den Kopf geschossen sei“. Am nächsten Tag zeigte die Orbita keine 
Wunde mehr, in der hinteren Wand des künstlichen Auges war ein birn- 
formig-ovales Loch, das Bruchstück fand sich als Ganzes im Innern der 
Prothese (Maasse: 7 zu 4 mm). Bei den ruhig auf Lager liegenden Prothesen 
kommen wohl nur physikalische Momente als Ursache in Betracht (ungünstige 
Spannungsverhältnisse der Wandungen, Temperaturschwankungen). Beim 
Platzen in der Augenhöhle kommt noch plötzlicher heftiger Muskeldruck der 
Lider als Ursache hinzu. Der explosionsartige Knall beim Zerspringen der 
Protbese ist auf das Vorhandensein eines relativ luftleeren Raums im Innern 
der Prothese zurückzuführen. Zur Vermeidung dieses Zerspringens emptiehlt 
K. bei der Herstellung in der Hinterwand ein ganz feines Loch anzubringen. 

Zur Konstruktion von Fliegerbrillen hat Löwenstein (504) das 
einfache Prinzip angewendet: Möglichstes Auslöschen der Umgebung durch 
Vorsetzen eines Lichtfilters von der Komplementärfarbe des Hintergrundes. 
Bei der Beobachtung von Fliegern in grosser Höhe handelte es sich demnach 
um die Sichtbarmachung bei blauem Himmel. Durch ein Lichtfilter von 
der Komplementärfarbe des Himmelsäthers wird zwar auch ein Teil der 
Lichtstärke des Flugzeugs absorbiert, doch wird durch Kontrastvergrösserung 
die Wahrnehmbarkeit erleichtert. Die von Zeiss-Jena nach diesem Prinzip 
gefertigten Fliegerbrillen erzielten neben der Steigerung der Sichtbarkeit von 
Flugzeugen eine erstaunliche Vermehrung der Tiefeneffekte. 


‚220 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


V. Anatomie, Entwickelungsgeschichte, Missbildungen. 
Ref.: Köllner. 


*506) Jokl: Zur Entwickelung des Wirbeltierauges. Anatomischer An- 
zeiger 51. Bd., Nr. 9—10, S. 209. 


In ähnlicher Weise wie Rabl 1917 die bilaterale Symmetrie des 
Säugerauges nachgewiesen hat, stellte Jokl (506) jetzt Untersuchungen an 
Amphibienaugen an (in erster Linie bei Siredon pisciformis), und zwar bei 
Embryomen aller Grössen. Das Ergebnis war das gleiche, wie bei Rabl. 
Die primäre Augenblase ist. bereits in einem frühen Stadium bilateralsym- 
metrisch gebaut. Allmählich tritt die auch von Rabl beschriebene Ver- 
dickung der ventralen Wand der Augenblase auf, die allmäblich so zunimmt, 
dass die Augenblasenhöhle zu einem sichelförmigen Spalt wird. Schliesslich 
erfolgt die symmetrische Teilung der ventralen Wand durch eine in der 
Symmetrieebene gelegene Furche. Diese Furche tritt also erst sekundär 
auf, während sich beim Säugerauge von vornherein gleich zwei Wülste bilden. 


Die Einkerbungen, welche Rabl am Rande der sekundären Augenblase 


gefunden hatte, fehlen beim Amphibienauge. Weiterhin treten an der nasalen 
und temporalen Wand des Augenbechers Lappen auf derart, dass dessen 
Rand hier weiter nach vorne reicht, als dorsal und ventral. Die Umschlag:- 
stelle der Netzhaut verläuft damit nicht in einer Kreislinie, sondern ist dorsal 
und ventral von je einer keilförmigen gehirnwärts sich verschmälernden 
Kerbe unterbrochen, von denen die ventrale, welche der fötalen Augenspalte 
entspricht, tiefer reicht als die dorsale: Auch die Anlage der Blutgefäs« 
ist eine bilateralsymmetrische. Die Differenzierung der Retinaschichten folgt 
ebenfalls dem Prinzipe der bilateralen Symmetrie, indem die nasale und tem- 
porale Wand in der Entwickelung vorauseilen. 

Bei der Entwickelung des Wirbeltierauges kommt es bei der Netzhaut 
zu einer Art Arbeitsteilung zwischen den Zellen des bereits differenzierten 
und des noch undifferenzierten Abschnittes der Netzhaut. Die ersteren 
stellen ihre Teilungen nach und nach ein, wäbrend die letzteren nunmehr 
allein die Anbildung neuen Zellmaterials übernehmen, bis endlich auch sie 
vom Differenzierungsvorgange der Netzhautschichtung ereilt werden, ihre 


Teilungen einstellen und sich nunmehr für ihre spezifische Funktion um- 
bilden. 


VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck. 
Ref.: Wessely. 


*507) G.ten Doesschate: Über den Zusammenhang zwischen Augen- 
druck und Exophthalmus und zwischen Augendruck und Hornhautwölbung. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Oktober 1918. 


Über den Zusammenhang zwischen Augendruck und Ex- 
ophthalmus sowie zwischen Augendruck und Hornhautwölbung 
bringt Doesschate (507) klinische und experimentelle Beiträge. Bei 
Exophthalmus intermittens zeigte sich, dass während des Eintretens des 
Exophthalmus mit dem Tononieter eine merkliche Drucksteigerung zu messen 
war. Bei länger bestehendem Exophthalmus können dagegen auch abnorm 


— — __ — — — 





VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 221 


niedrige Augendruckwerte gefunden werden. Wurde physiologische Koch- 
snlzlösung in die Orbita von Kaninchen eingespritzt, so stieg der Augendruck 
an; war dagegen Novokain-Adrenalin der Lösung zugesetzt worden, so trat 
eme Druckerniedrigung ein, trotz gleichzeitiger Vordrängung des Bulbus. Die 
Druckerhöhung wird bedingt durch Stauung in der Orbita und Spannung der 
Augenmuskeln; da aber gleichzeitig auch die Filtration aus dem Auge eine 
grössere wird, so kann bei länger bestehendem Exophthalmus, besonders bei 
leichtem Zurückgehen desselben, der Druck auch wieder merklich sinken und - 
es erklärt sich so das wechselnde Verhalten des Augendrucks beim Exophthal- 
mus am menschlichen Auge. Was den Krümmungsradius der Hornhaut 
anbetrifft, so kann er unter dem Einflusse der intraokularen Drucksteigerung 
vorübergehend grösser oder kleiner werden. Auch hier findet sich eine Über- 
einstimmung zwischen klinischer Beobachtung und Tierexperiment. Das 
Grösserwerden des Krümmungsradius erklärt sich mechanisch einfach aus 
dem Bestreben des Bulbus, sich während der Drucksteigerung mehr der 
Kugelform zu nähern, die Verkürzung des Krimmungsradius lässt sich dagegen 
nicht ganz aus den Gesetzen der Mechanik erklären. Gleichzeitig mit dem 
Krümmungsradius ändert auch vorhandener Hornbautastigmatismus bisweilen 
seine Grösse und Richtung. Bemerkenswert ist, dass in den Fällen, wo der 
Hornhautradius mit zunehmendem Druck kleiner wurde, der Anfangswert der 
Tension fast immer sehr gering war, d. h. weniger als 10 mm Tonometerwert 
betrug. 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtsinnes. 
Ref.: Köllner. 


*508) Baumann: Beiträge zur Physiologie des Sehens. Pflügers Archiv 
f. d. ges. Physiologie 171. Bd., S. 496. 

*509) Blatt: Okutare Störungen bei Skorbut. Wiener klin. Wochen- 
schr. Nr. 34. 

*510) Goldstein und Gelb: Das réhrenfirmige Gesichtsfeld nebst einer 
Vorrichtung für prismatische Gesichtsfelduntersuchungen in verschiedener 
Entfernung. Neurolog. Zentralbl. Nr. 22, S. 738. 

*511) Hift: Beobachtungen über Skorbut und Hemeralopie. Wiener 
klin. Wochenschr. Nr. 34. 

*512) Hillemanns: Über Lichtsinnprüfung für militärische Zwecke. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 61. Bd., Oktoberheft S. 456. 

*513) Igersheimer: Zur Pathologie der Sehbahn III: Das Verhalten 
der Dunkeladaptation bei Erkrankungen der optischen Leitungsbahnen. 
Graefes Archiv f. Augenheilk. 98. S. 67. è 

*513a) Köllner: Zur Analyse der Rayleighgleichung der anomalen Tri- 
chromaten. Archiv f. Augenheilk. 84. S. 177. 

*513b) Kümmell: Über entoptische Wahrnehmung von Pulsationser- 
scheinunzen des Auges. Archiv f. Augenheilk. 84. S. 75. 

*514) Lempicka, Wanda von: Räumliche Farbenmischung auf der 
Netzhaut. Zeitschrift für Sinnesphysiologie. Bd. 50, S. 217. 

*515) Schanz: Biochemische Wirkungen des Lichtes. Pfltigors Archiv 
f. d. ges. Physiologie 170 Bd., S. 646. 

*516) Szymansky: Versuche über die Fähigkeit der Hunde zur Bildung 
von optischen Assoziationen. Pflügers Archiv f.d. ges. Physiologie. 171. Bd.,S 317. 


222 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*517) Wiese: Über Lichtsinnprüfung im Felde. Medizin. Klinik Nr. 40, 
S. 988 (ausführliche Publikation erscheint demnächst im Archiv f. Augenheilk.). 


Kümmell (513b) berichtet über entoptische Wahrnehmung von 
Pulsationserscheinungen. Bei leichtem Druck auf das Auge lassen 
sich Pulsbewegungen an den entoptisch wahrzunehmenden Blutkörperchen 
beobachten (Nagel). Am Gullstrandschen Augenspiegel kann man auch 
- an dem Reflexstreifen kleiner Arterien- und Venenäste zuweilen Pulsationen 
beobachten. Derartige weitgehende Pulsationen können nicht durch die Trieb- 
kraft des Herzens allein ausgelöst werden, man muss vielmehr eine gewisse 
Eigentätigkeit der Gefässwandungen annehmen, im Sinne etwa einer strom- 
befördernden Peristaltik. Eine ähnliche Zusammenziehbarkeit muss man auch 
an den Herzgefässen nach den neueren Untersuchungen annehmen. Kümmell 
teilt dann noch eine eigenartige entoptische Beobachtung mit. Drückt man 
das Auge ziemlich stark, so sieht man bei einem gewissen Druck einen 
grauen Fleck, bei dem in rhythmischer Weise mit dem Arterienpuls eine 
Verdunkelung eintritt. Ferner sieht man bei einem gewissen Druck die 
Arterien von einem Punkte her blitzschnell sichtbar werden und verschwinden, 
ähnlich wie bei einer Purkinjeschen. Aderfigur. Es gelang Kümmell auch 
diese Pulsationen zu sehen, wenn er mit geschlossenen Lidern gegen die 
Sonne blickte und dabei einen Druck auf das Auge ausübte. 


Die bekannte Farbeninduktion,bei der Drehung der Scheiben mit 
schwarzen und weissen Sektoren gelingt nach Baumann (508) nicht, wenn 
Sonnenlicht direkt auf die Scheibe fällt, offenbar weil hier die schwächeren sub- 
jektiven Farben von der starken Helligkeitswirkung übertönt werden. 


Über die räumliche Verschmelzung tonfreier nnd bunter 
Farben sind von Lempicka (514) Versuche angestellt worden im Hinblick 
auf die Technik des Neoimpressionismus in der Malerei, der bekanntlich die 
Farben dem Beschauer nebeneinander darbietet und ihm die Mischung selbst 
‚überlässt. Es ergab sich, dass die räumliche Verschmelzung tonfreier Farben 
in ihren Bedingungen der zeitlichen gleich ist, wenn man das zeitliche Nach- 
einander durch entsprechende räumliche Nebeneinander sich ersetzt denkt. Die 
räumliche Verschmelzung der bunten Farben ist weder in ibren Resultaten 
noch in ihren Bedingungen der zeitlichen gleich. Die resultierende Misch- 
farbe weicht nämlich von der entsprechenden zeitlichen Mischfarbe im Sinne 
einer verstärkten Wirkung der blauen Komponente ab. Ausserdem ver- 
bleiben noch bei fast allen Kombinationen Unterschiede in bezug auf 
Helligkeit und Sättigung, die sich nicht beseitigen lassen, Die zeitliche 
Farbenmischung ist hauptsächlich von der Helligkeit der beiden Konipo- 
nenten abhängig, die räumliche auch von der Buntbeitskomponente der Farben, 
die im allgemeinen eine hemmende Wirkung auf die räumliche Verschmelzung 
ausübt. In der Peripherie der Netzhaut verschmelzen die Farben in der- 
selben Reihenfolge bei der räumlichen wie bei der zeitlichen Verschmelzung. 


Köllner (513a) hat die für die anomalen Trichromaten gültige 
Rayleighgleichung an der Hand einiger besonderer Fälle eingehend 
analysiert. Es liess sich zeigen, dass die bekannte vermehrte Grünzu- 
mischung der sogen. Deuteranomalen weder auf einer herabgesetzten Unter- 
schiedsempfindlichkeit für Farbentöne, noch auf einem anderen Helligkeits- 
verhältnis, in welchem die Lichter gesehen wurden, noch auf dem Binflusse 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 223 


des sogen. gesteigerten Simultankontrastes oder auf einer von dem Normalen 
abweichenden Wahrnehmung der Farbe des Natriumlichtes beruhen kann, 
vielmehr ist sie offenbar dadurch bedingt, dass die Grünempfindung bei dem 
zur Gleichung verwendeten homogenen Licht 537,3 uu gegenüber dem Nor- 
malen im entsprechenden Grade herabgesetzt ist und die Beeinträchtigung 
der Rotempfindung für das Mischlicht 656,6 wu in einem gewissen — auf- 
fallend konstanten — Grade übertrifft. Die Gleichung: des Deuteranomalen 
lässt sich einfach dadurch in die Gleichung des Protanomalen umwandeln, 
dass man mit Hilfe passender Absorptionsmittel die Helligkeitsverbältnisse 
nachahmt, durch welche sich Protanopen und Protanomale von den Deuter- 
anopen und Deuteranomalen unterscheiden. Wir können uns demnach vor- 
stellen, dass für Protanomale und Deuteranomale die 3 für die Gleichung 
in Betracht kommenden Lichter trotz der Verschiedenheit der Rayleigh- 
Gleichung annähernd die gleiche farbige Valenz haben können (eine An- 
nahme, mit der sich auch die praktischen Beobachtungen an Anomalen decken), 
und dass der Unterschied der Rayleigh-Gleichung zwischen beiden Formen 
in erster Linie auf der Verschiedenheit der Helligkeitswerte der Lichter 
beruht. Dieser Unterschied ist natürlich als ein physiologischer, nicht etwa 
als ein physikalischer zu denken, ganz wie auch bei den beiden Formen der 
Rotgriinblindheit. | 

Szymanski(516) hat Versuche darüber angestellt, ob Hunde im- 
stande sind, feinere optische Eindrücke zum Bilden von optischen Asso- 
ziationen zu verwerten (z. B. Unterscheidung zwischen einem stillstehen- 
den und einem sich drehenden Scheibenpaar). Sie fielen negativ aus. Es 
stellte sich heraus, dass die Hunde als ausgesprochen osmatische Tiere sich 
vorwierend mit dem Geruchssinn orientieren. 

Über das röhrenförmige Gesichtsfeld bringen Goldstein (510) 
und Gelb (510) einige Notizen auf Grund neuerer Untersuchungen an 
einem Perimeter, das nach Art des Helmboldschen an Stelle des 
Bogens eine Schnurvorrichtung trägt. An der Kinnstütze ist das eine Ende 
einer Schnur festgeklemmt. Diese läuft zu der vor dem Beobachter stehen- 
den Stange, welche das Fixierobjekt trägt und bestimmt damit die Entfernung 
zwischen Fixierpunkt und Beobachter bzw. den Radius des theoretischen Peri- 
meterbogens. Die Schnur läuft an der Rückseite des Stativs in einen Flaschen- 
zug aus, welcher unten ein Gewicht trägt. Das Stativ steht auf verstellbaren 
Schraubenfüssen, um seitliche Verschiebungen des Gewichtes zu vermeiden. 
Die Schnur trägt ausserdem die Vorrichtung zur Anbringung des Prüfungs- 
objektes (schwarzes Metallstabchen, das durch ein Gewicht senkrecht gehalten 
wird und an einem Handgriff geführt werden kann). Wird das Prüfungs- 
objekt bei angespannter Schnur in beliebiger Richtung bewegt, so kann es 
sich nur auf der Innenfläche einer imaginären Halbkugel bewegen, deren 
Radius der jeweils gewählten Entfernung des Fixationspunktes am Auge 
genau entspricht. Will man in verschiedenen Entfernungen perimetrieren, 
so lockert man die Schnur an ihrer Befestigungsstelle unterhalb der Kinn- 
stütze, bringt das Perimeter in die gewünschte Entfernung, klemmt die Schnur 
von neuem fest und peiimetriert nun mit dem neuen Radius. Auf der Skala, 
welche das Perimeter trägt, sind die Bogengrade ablesbar; sie werden durch 
die Stellung des Gewichtes angezeigt. Der Apparat verzichtet auf einen ein- 
heitlichen Hintergrund, der sich aber auch mit Hilfe eines Schirmes usw. 
schaffen liesse. Der Vorteil des Instrumentes ist, dass man in den Fällen, 


A 


224 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 


in welchen man Gesichtsfeldaufnahmen in verschiedener Entfernung vor- 
nehmen will, nicht auf die Kampimetrie angewiesen ist, sondern mit 
richtigem Radius perimetrieren kann. Die Verfasser fanden nun, dass bei 
Gesichtsfeldeinengung auf organischer Basis die absolute Grösse des Gesichts- 
feldes am Kampimeter bei wachsender Entfernung abnimmt (im Sinne des 
röhrenförmigen), bei der Perimetrie dagegen eher zunimmt. Das gleiche fand 
er auch bei hysterischem bzw. funktionell röhrenförmigem Gesichtsfelde. Die 
Verfasser sind also geneigt, die Röhrenförmigkeit des Gesichtsfeldes der Ver- 
suchsanordnung, nicht dem Beobachter zuzuschreiben. Sie denken hier an 
psychische Einflüsse, wie die scheinbare Grösse des Prüfungsobjektes.. Man 
wird die ausführlichen Veröffentlichungen abwarten müssen, um sich hierüber 
ein Urteil zu bilden. Doch ist daran zu denken, dass die bekanntlich nicht 
ausschaltbaren suggestiven Einflüsse des Untersuchers hierbei ebenfalls eine 
nicht zu unterschätzende Rolle spielen. 


Über die Störungen der Dunkeladaptation hat auch Igersheimer 
(513) Untersuchungen angestellt, die zunächst die Erkrankungen der Sehbahn 
betreffen. Bei Leuten mit normalem Seh- und Pupillenapparat kommen nach 
I. Adaptationsstörungen nur selten vor, so dass diese im allgemeinen als 
krankhafte Erscheinungen angesehen werden können. Sie können bei alleiniger 
Erkrankung des Optikus und der weiter nach hinten gelegenen Sehbahn 
zustande kommen, doch steht noch nicht fest, welche anatomische Verände- 
rungen ihnen zugrunde liegen. Wahrscheinlich müssen aber Störungen in 
der nervösen Leitung vorhanden sein. Die Dunkeladaptation kann aber 
trotz hochgradiger Seh- und Gesichtsfeldstérung normal sein. I. konnte die 
grosse differentialdiagnostische Bedeutung, die Behr der Dunkeladaptation 
bei Sehnervenerkrankungen beimisst, nicht bestätigen. Die Ergebnisse waren 
weder bei entzündlichen, noch bei atrophischen Zuständen einheitlich. Hin- 
sichtlich der Adaptationsstörung, welche nach Behr bei der tabischen 
Atrophie als charakteristisches Symptom auftreten soll, ist zu beachten, dass 
Pupillenanomalien die Dunkeladaptation an sich schon beeinflussen können. 
(I. verwendete das Pipersche Adaptometer. Die der Untersuchung voran- 
- gehende Helladaptation bestand darin, dass die Patienten 5—10 Minuten gegen 
ein nicht von der Sonne beschienenes Fenster gestellt wurden. Es wurde der 
Verlauf der Adaptationskurve während einer Stunde bestimmt, zuletzt ın 
viertelstündigen Intervallen. Graphische Aufzeichnung der Kurven nach 


Wessely.) 


Hillemanns (512) empfiehlt als Untersuchung auf Nachtblind- 
heit für militärische Zwecke die Prüfung der Sehschärfe bei herabgesetzter 
Beleuchtung, entweder in schlechtbeleuchtetem Räumen oder nach Vorsetzen 
‘ grauer Gläser. Ihr gegenüber seien die Vorteile einer Adaptometerprüfung 
nicht gross genug, um deren Einführung beim Militär zu rechtfertigen, da 
sie weder Aufschluss gibt über die beim direkten Sehen beteiligte Licht- 
empfindlichkeit noch über die Orientierungsfähigkeit der Netzhautperipherie. 


Bei der Hemeralopie befürwortet Hift (511) aufs neue die Behand- 
lung durch. Darreichung von Leber und Lebertran. Besonders bei Kriegs- 
gefangenen hat er damit viele sehr günstige Erfolge geseben, gleichgültig wie 
lange die Nachtblindheit bestand. Man sollte in jedem Falle die Leber- 
behandlung versuchen. 





VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 225 


Blatt (509) fand, dass beim Skorbut die Stärke der Hemeralopie mit 
dem Grade der Anämie zunahm. Wahrscheinlich wirkt der Blutverlust direkt 
auf die Adaptationsfähigkeit der Netzhaut ein. 

Schanz (515) bespricht nochmals ausführlich die biochemische 
Wirkung des Lichtes besonders auf die Eiweissstoffe, welche bekannt- 
lich nach seiner Theorie durch das Licht derart beeinflusst werden, dass aus 
leichter löslichen schwerer lösliche werden. Von Interesse sind dabei die 
Ausführungen über die rote Farbe vieler Tiefseetiere, die in Tiefen leben, 
in welchen keine roten Strahlen mehr eindringen, die also nicht gesehen 
werden können. Die Farbe der Tiere hat bekanntlich eine grosse Rolle 
gespielt bei den Angriffen, welche von zoologischer Seite gegen die Hess- 
schen Feststellungen über die Farbenblindheit der Fische und Wirbellosen 
gerichtet wurden. Schanz pflichtet insofern nun den Hessschen An- 
schauungen bei, als er darauf hinweist, dass das Integument der Tiere 
durch die rote Farbe die Fähigkeit erhält, gerade grüne und blaue Strahlen, 
die allein noch durchdringen, zu absorbieren und damit den Körper in den 
Stand setzt, diese Strahlen biologisch besser auszuwerten. Damit stellt sich 
such Schanz-wie Hess auf den Standpunkt, dass die Farben für diese 
Tiere keineswegs Schmuckfarben sind, sondern als Sensibilatoren zu gelten 
haben. 


VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 
Ref.: Köllner. 


*517a) Henker: Bericht des Ausschusses zur Schaffung von Richtmassen 
für Brillengläser und Brillenglasfassungen. Archiv f. Augenheilk. 84 S. 50. 

*518) Isakowitz: Zur Frage der Beziehungen zwischen Refraktion und 
dem Werke des Malers. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 61. Bd. Oktober. S. 454. 

*519) Mügge: Refraktionsanomalien und Sehvermögen. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Oktober. S. 425. 7 

*520) Bruns: Zur Bezeichnung der Zylinderachsen. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. 61. Bd., Novemberheft S. 596. (Bei dem Henkerschen Vorschlage — s. Be- 
richt tiber II. Quartal — soll die Bezifferung nur am oberen Bogen erfolgen, da sonst 
Irrtimer entstehen können.) 


Über den Ausschuss zur Schaffung von Richtmassen für Brillen- 
gläser, über dessen Tagung schon berichtet wurde, hat Henker (517a) 
jetzt Ausführliches mitgeteilt. Die Leitsätze, welche aufgestellt wurden, seien 
hier nochmals angeführt: Bei der Festlegung der Richtmasse für Brillen- 
gläser und Brillenglasfassungen beschränkt man sich zunächst auf runde und 
ovale Formen. Bei der Festlegung der Maasse für kalibrierte winkelrandige 
und flachrandige Brillengläser geht man aus von den Maassen der ameri- 
kanischen Scheiben bevel edge und rindes edge, round und regular oval: 
1; 0; 00; 0002/2; 0000. Als Grundmasse für winkelrandige Gläser gelten 
die Umfänge von Ellipsen in vollen Millimetern, die sich mit Hilfe der im 
amerikanischen System angegebenen Durchmesser der ovalen Standardformen 
ergeben. Die Länge der Winkelkante eines kalibrierten Brillenglases muss 
mit je einem dieser Umfänge übereinstimmen. Die genauen in Betracht 
kommenden Umfänge sind danach 101 mm, 105 mm, 111 mm, 115 mm, 


Literaturbericht über das Jahr 1918 zuin Archiv für Augenheilkunde. XV 


226 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


120 mm und 126 mm. Aus diesen Umfängen ergeben sich die folgenden 
genauen Durchmesser für die ovalen Scheiben mit der Weitung 9: 36,49: 
27,49; 37,77: 28,77; 39,69: 30,69; 40,97:31,97; 42,56: 33,66 mm. Die 
entsprechenden genauen Durchmesser fir die runden Scheiben sind 32,14; 
33,42; 35,33; 36,61; 38,20; 40,11 mm. Zur Benennung der Scheiben fir 
winkelrandige Gläser dient der Umfang unter Vorsetzung einer O für runde, 
einer 9 für ovale Weiten mit der Weitung 9. Die Richtscheiben heissen 
also U101 usw. bzw. 9101 usw. Als Grundmass für die Scheiben für flach- 
randige Brillengläser dient der Längsdurchniesser. Zur Benennung der 
Scheiben für flachrandige Brillengläser wird der Langsdurchmesser verwendet 
unter Vorsetzung einer 0 für runde, einer 9 für ovale Scheiben. Die ent- 
sprechenden runden und ovalen Scheiben haben also gleichen Längsdurch- 
messer. Der Rand- bzw. Aussenwinkel ist 120° mit einer zulässigen Ab- 
weichung von 10°. Die Richtscheiben und Richtränder sind von Stahl und 
müssen von einer Reichsanstalt geprüft sein. 


M ügge (519) berichtet über 1171 Fälle von Refraktionsanomalien, 
die er im Felde auf einer Augenstation untersucht hat, vom militärischen 
Gesichtspunkt aus. Am häufigsten war die einfache Myopie (481 Fälle), 
während von Hypermetropen nur 245 Fälle zur Untersuchung kamen. 79 °/o 
aller Ametropen bekamen durch ihre Brillen ein so gutes Sehvermögen, dass 
sie damit als kv. bezeichnet werden konnten. Auch bei Astigmatismus war 
das Ergebnis fast gleich günstig (75 °/o), so dass M. keinen Grund einsieht, 
einen Astigmatiker, der nur weil er bisher noch kein Glas getragen hat. als 
nicht felddienstfahig zu bezeichnen. Ä 


Über die Beziehungen zwischen Refraktion und dem Werk eines 
Malers besonders in Hinsicht auf Greco führt Isakowitz (518) etwa 
folgendes aus: Gewiss müsse ein Astigmatiker bei der zeichnerischen Wieder- 
gabe eines Kreises wieder einen Kreis zeichnen, weil er Modell und Zeichnung 
in gleicher Weise verzerrt sieht. Das trifft aber nur für das Zeichnen nach 
Modell zu. Produziegt der Künstler aus der Phantasie nach Erinnerungs- 
bildern, die er in der Zeit vor der Entwickelung seiner Anomalie ge- 
sammelt hat, so muss eine entsprechende Verzeichnung eintreten. Ebenso 
kann die Alterssklerosierung der Linse die Farbengebung im Sinne der 


Bevorzugung kalter Farbenténe nur beim Malen aus der Phantasie be- 
einflussen. , 


IX. Physiologie und Pathologie des Bewegungsapparates. 
Ref.: Köllner. 


*521) Ohm: Zur Lehre vom Augenzittern. Jahrbuch für Kinderheilkunde 
und physische Erziehung. Bd. 88, Heft 6, S. 397. 

*522) Ohm: Beiträge zur Kenntnis des Augenzitterns bei Bergleuten. 
Graefes Archiv Bd. 98, S. 7. | 


Ohm (521) wendet sich in seinen neuen Ausführungen über den 
Nystagmus in erster Linie gegen die letzte Veröffentlichung von Reudnitz 
über den Spasmus nutans der Kinder. Ohm schlägt für diese mit Kopf- 
zittern einhergehende Form des Nystagmus die Bezeichnung „Dunkelzittern“ 
der Kinder vor. Untersuchungen an nunmehr im ganzen 11 Fällen ergaben, 


X. Lider. 227 


dass der Nystagmus Pendelcharakter hat und der Schwingungsrichtung nach 
fast immer auf beiden Augen verschieden ist. Die Verbindung mit mani- 
festem Schielen war mehrmals vorhanden und anscheinend häufiger als beim 
Augenzittern der Bergleute. Das häufige Zusammentreffen deutet auf innige 
Beziehungen beider Störungen hin, die Ohm ja schon früher betont hat, und 
ist u. a. ein Beweis dafür, dass nicht nur der Lichtmangel als äussere Schäd- 
lichkeit, sondern auch eine innere Veranlagung in Betracht kommt. Das 
Dunkelzittern bei Katzen und Hunden beobachtete O. bereits am 11.—17. Tage 
des Dunkelaufenthaltes, wäbrend bei Bergleuten die kürzeste beobachtete Frist 
23/4 Jahre beträgt. Nach operativen Eingriffen am Labyrinth treten bei 
Katzen Schielen und Kopfwackeln auf, die auf die Funktion der noch 
tätigen Labyrinthteile zurückzuführen sind. Der Sitz der Erkrankung ist 
auch bei dem Dunkelzittern der Kinder ein vestibulärer, ebenso wie beim 
Nystagmus der Bergleute. Da sich nachweisen liess, dass auch die schnelle 
Nystagmusphase vestibulären Ursprungs sein kann, kann sowohl Ruck-, als 
auch Pendelnystagmus (die ja auch ineinander übergehen) auf das Labyrinth 
zurückgeführt werden. Die Ursache ist im wesentlichen wohl in einer gewissen 
Übererregbarkeit des Labyrinthes und vielleicht in einer Herabsetzung des 
Lichtsinnes zu suchen. Schielen dürfte als Ursache für den Nystagmus nicht ` 
in Betracht kommen. 


Über den Nystagmus der Bergleute bringt Ohm (522) noch 
einen Nachtrag zu seinen früheren Veröffentlichungen. Es zeigte sich zunächst 
bei dem hier ausführlich analysierten Falle, dass das Licht nicht nur eine 
Beschleunigung und Verkleinerung der Zuckungen hervorruft, sondern diese 
auch regelmässiger gestaltet und schliesslich einen beruhigenden Einfluss auf 
sie ausübt. Farbiges Licht hat den gleichen Einfluss. Der Muskeltonus des 
Mannes wurde übrigens nicht nur durch Licht, sondern auch durch Alkohol 
beeinflusst. Dieser wirkte wie die Dunkelbeit, d. h. die Regelmässigkeit der 
Schaukelbewegungen wurde gestört. Der Fall bat auch sonst noch Interesse: 
Das Zittern war fast senkrecht gerichtet und fing erst an, wenn dıe Augen 
über die Horizontale gehoben wurden. Bei kleinem Ausschlag war es pendel-, 
bei grösserem ruckförmig (schnelle Phase abwärts gerichtet). O. vermutet die 
Kräfte, welche die, Augen nach oben treiben, auf beide Labyrinthe verteilt 
in den Ampullen der hihteren Augengänge und nimmt auf Grund dieser 
Beobachtung an, dass auch die schnelle Phase des Nystagmus labyrinthären 
Ursprungs ist. 


X. Lider. 
Ref.: Horovitz. 


*523) Blaskovics: Tarsoplastik durch Umwendung des verkrümmten 
Teiles des Lidknorpels. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 577. 

*523a) Hasselmann: Die Bedeutung des Tarsus palpebrae und das mecha- 
nistische Prinzip des Lidschlages. Archiv f. Augenheilk, Bd. 84. S. 45. 


Blaskovics (523) erreicht mit seiner Tarsoplastik durch Um- 
wendung des verkrümmten Teiles des Lidknorpels, dass dieser, 
welcher bis dahin nach hinten gekrümmt war, mit seiner Konkavität nach 
vorne kommt. Die Krümmung nach vorne wird um so grösser, je stärker 


XV* 


228 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


sie nach hinten war. Die Korrektion ist also dem Grade der Krümmung 
immer proportional, dosiert sich von selbst und ist gegen die verschiedensten 
Abstufungen des Narbenentropions anwendbar. Über die Einzelheiten des 
operativen Eingriffs, der von Bl. in 186 Fällen ausgeführt worden ist, kann 
_ in der Arbeit selbst ausführlich nachgelesen werden. 


Dem Lidschlag kommt, wie Hasselmann (523a) ausführt, neben 
den allgemein bekannten Wirkungen auch ein mecbanistischer für die Stoff- 
wechselökonomie des Auges nicht unwichtiger Einfluss zu. Bei ruhigem Lid- 
schlag ist die Kalotte der Cornea einem auf sie senkrecht wirkenden Drucke 
durch die Tarsi ausgesetzt, so dass eine Abflachung eintritt. Infolge dieser 
abflachenden Wirkung des Lidschlags auf die Cornea presst der Inhalt der 
-© Vorderkammer nach allen Seiten, der Kammerwinkel wird weiter, der Abfluss 
durch den Schlemmschen Kanal wird begünstigt. Nach dem Lidschlag 
kehrt die elastische Hornhaut in ihre Ruhelage zurück, die Vorderkammer 
wird von der Hinterkammer her durch die Pupille hindurch wieder aufgefüllt. 
— Die Schlafstellung der Bulbi ist als eine druckentlastende Ruhestellung 
aufzufassen insofern, als der Bulbus dem Tarsusdruck nach oben ausweicht, 
und die Hornhautkalotte sich auf den oberen unscharfen, dünnen Tarsusrand. 
der ein weiches Widerlager bildet, stütz. Da die Pupille während des 
Schlafes eng ist, hat das Kammerwasser auch ohne Lidschlag in der vom 
Tarsusdruck befreiten Ruhestellung des Auges genügenden Abfluss in den 
Schlemmschen Kanal. 


XI. Tränenorgane. 
Ref.: Horovitz. 
*524) Zaiss: Über Tränendrüsenoperationen. Diss. Heidelberg. 


In der Heidelberger Klinik sind von Oktober 1910 bis Juni 1917 
21 abgeschlossene Fälle von Tränendrüsenoperationen zu verzeichnen, 
über die Zaiss (529) in seiner Dissertation berichtet. Aus der Zusammenstellung 
ergibt sich, dass in einem Fall die Tränendrüse wegen Fazialislähmung 
exstirpiert wurde, da infolge Fehlens des Lidschlags Epiphora bestand. In 
den 6 folgenden Fällen wurde die Operation nach vorangegangener Tränen- 
sackexstirpation vorgenommen, darunter einmal nach reflektorischer Reizung 
am andern Auge. (Unter fast 500 Tränensackexstirpationen des genannten 
Zeitraumes wurde nur in 6—7 Fällen die Exstirpation der Drüse notwendig:) 
6 weitere Fälle haben eine sonstwie entstandene Verödung der abführenden 
Tränenwege zum Anlass, der 13. Fall zugleich Ektropium. In 3 Fällen 
wurde wegen bestehenden Ektropiums selbst operiert, und in 5 Fällen wegen 
nicht beeinflussbarer reflektorischer Epiphora. — Es handelte sich in der 
Regel um eine teilweise Entfernung der Liätränendrüse. 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenlöhlen. 
Ref.: Horovitz. 
*525 Oppenheim: Exophthalmus duplex. Berliner Gesellschaft für Paych- 
iatrie und Nervenkrankheiten. 14. X. 18. 
*526 Rados: Über Retractio bulbi congenita. Berl. klin. Wochenschrift. 
Nr. 46, S. 1096. 


XIII. Bindehaut. 229 


Einen doppelseitigen Exophthalmus bei einem Manne stellte 
Oppenheim (525) vor, der einen ganz besonders hohen Grad erreicht hatte. 
Die Bulbi waren völlig luxiert; auf dem rechten Auge hatte sich die Binde- 
haut als dichte derbe Membran wie eine Kapsel über den Augapfel gelegt. 
Das Leiden hatte sich in 14 Jahren. entwickelt. Die Ursache war noch 
unbekannt. Besonders fehlten alle sicheren Zeichen, und ebenso‘ sprach nichts 
für einen Tumor. Köllner. 


Rados (526) berichtet über 2 Fälle von Retractio bulbi congenita. 
In beiden Fällen war die Motilität des rechten Auges intakt, am linken Auge 
war geringgradiges Auswärtsschielen vorbanden, im 1. Fall verknüpft mit 
einer Abweichung nach oben. Die Abduktion war im J. Fall beschränkt, 
im II. Fall gut erhalten. In beiden Fällen fehlte die Addukticn völlig, 
das Auge bewegte sich nach innen nicht über die Mittellinie, dafür entstand 
plötzlich ein Zurücksinken des Auges, begleitet von einer Ptosis. Zur 
Retraktion trat in einem Fall eine Aufwärts-Ablenkung, im andern eine 
Aufwärts- oder Abwärts-Ablenkung, je nachdem das Auge vor dem Adduktions- 
impuls über oder unter der horizontalen Mittellinie stand. Die kongenitale 
Refractio bulbi ‚ist als rein muskuläre Anomalie aufzufassen, verursacht ent- 
weder durch abnorm weit nach hinten verlagerte Insertion des Rectus internus 
oder externus oder durch kongenitale Aplasie des Antagonisten. Sonst kommen 
als Ursache in Betracht Entzündungsprozesse der Orbita, Verletzungen, narbige 
Umwandlungen, Adhäsionen, Blutungen und nachfolgende Schädigungen der 
Muskelfasern selbst. — 


XIII. Bindehaut. 
Ref.: Horovitz. 


*527) Blatt: Provokationsmethode bei Trachomverdacht der entziind- 
lichen Bindehauterkrankungen. Archiv f. Ophth. Bd. 98, S. 107. 

*528) Blatt: Eine neue Methode der mechanischen Behandlung des 
Trachoms. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 25, S. 692. | 

*529) Cohn: Uber die Behandlung nach Crede in der BE I AES 
Deutsche medizin. Wochenschr. Nr. 45, S. 1251. 

*530) Elschnig: Knötchenförmige Konjanktivitis durch Feti imprägnation. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 569. 

*531) Elschnig: Trachom und Trachombehandlung. Medizin. Klinik 
Nr. 41, S. 1008. | 

*53la) Köllner und Filbry: Über die Allergie anf Partialantigene und 
die Aussichten einer spezifischen Behandlung bei den ekzematösen Erkran- 
kungen des Auges. Archiv f. Augenheilk. 84. S. 11. 

*532) Löwenstein: Über die Ätiologie des Trachoms. Prag. Sitzung vom 
7. V1.18. (Mediz. Klinik Nr. 45, S. 1129.) 

*533) Lundsgaard: Einige neue Erfahrungen über die Behandlung der 
Konjunktivaltuberknlose mit Licht. (Übersetzt von Dr. Gerloff.) Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 61, S. 369. 

*534) Müller: A. Prophylaktische Milchinjektionen bei Augenopera- 
tionen. B. Heilung der Augenblennorrhoe durch Milchinjektionen. Wiener 
klin. Wochenschr. Nr. 34, S. 333. 


ld 
230 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


* 535) v. Nestlinger: Ätiologische und epidemiologische Beobachtungen 
bei dem gegenwärtig in Budapest endemischen Bindehantkatarrh. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 497. 

*536) Wirths: Ein Beitrag zur sogen. Conjunctivitis petrificans. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. €07. 


Die Milchinjektionen, die Müller (534) weit über 1000 mal gemacht 
hat, erzeugen niemals Anaphylaxie, sind überhaupt vollständig ungefährlich 
und den Injektionen mit Virusvakzine vorzuziehen. Die Milchinjektion be- 
wirkt bei Augenblennorrhoe in 1—2 Tagen vollständige Abschwellung der 
Lider und der Augapfelbindehaut, das Auge wird offen gehalten, das Sekret 
kann frei abfliessen. In vielen Fällen bleibt der Hornhautprozess gerade in 
sehr kritischem Stadium mit ungeahnter Plötzlichkeit stehen. Einer grossen 
Zahl von Erfolgen gegenüber wird nur von 4—6 refraktären Fällen be- 
richtet. — Allerdings haben die Injektionen keine Immunität zur Folge gegen 
die Schleimhauterkrankungen, die auch nur selten abortiv verschwinden, wohl 
aber immer einen kürzeren und milderen Verlauf nehmen. — Über Wirkung 
bei Augenoperationen siehe Kapitel Allgemeine Therapie. 


Über die Allergie Ekzematöser auf die Deycke-Muchsch@n 
Partialantigene haben Köllner und Filbry (531a) an 140 Fällen 
Untersuchungen vorgenommen, unter Berücksichtigung der Aussichten 
einer spezifischen Behandlung des Ekzems. Die Bestimmung 
des Intrakutantiters für die 3 Partigene A, F und N ergab zunächst bei 
den angewendeten Konzentrationen in keinem Falle eine vollkommen negative 
Reaktion, ‘wie sie bei klinisch gesunden Kindern vorkommt. Die zum Ver- 
gleich vorgenommene Pirquetsche Kutanreaktion war in 95 °/o positiv. 
Die Höhe der Partigenempfindlichkeit war individuell ausserordentlich ver- 
schieden. Dabei bestand für keines der 3 Partigene irgend eine besondere 
Anergie oder Allergie, die für das Ekzem hätte charakteristisch genannt 
werden können. Die Durchschnittswerte des Intrakutantiters waren wesent- 
lich höher als bei gesunden Kindern, unterschieden sich jedoch nicht wesent- 
lich von denen bei anderen tuberkuloseverdächtigen Augenerkrankungen. Die 
Stärke der Pirquetschen Kutanreaktion ging übrigens mit dem Partigen- 
intrakutantiter im Grossen und Ganzen parallel. Wichtig erscheint in erster 
Linie, dass die. Neigung zum Auftreten des Ekzems bzw. zur Verschlimmerung 
wahrscheinlich parallel geht mit einer Steigerung des Intrakutantiters. 
Dieses Ergebnis steht durchaus im Einklange mit Beobachtungen, die von 
anderer Seite bei der Tuberkulinbehandlung der Skrophulose gemacht wurden, 
und wohl auch mit dem Aufflammen ekzematöser Erkrankungen nach In- 
fektionskrankheiten, besonders nach Masern. Wissen wir doch, dass bei 
ihnen eine vorübergehende Tuberkulinanergie der Haut eintritt, der später 
wieder ein Anstieg der Allergie folgt. Eine Bestätigung dieser Anschauung 
vom Parallelgehen der Neigung zum Ekzem mit der Hautempfindlichkeit 
für Tuberkulin und Partigen schienen auch die Beobachtungen der Verfasser 
bei therapeutischen Versuchen mit Partigenen zu bilden. Einigemale zeigte 
sich nämlich mit dem Ansteigen des Intrakutantiters unter der Behandlung 
eine deutliche Verschlechterung des Ekzems. Wenn sich diese Ansicht 
weiterhin bewahrheiten sollte, so würde sie für die Aussichten spezifischer 
Behandlungsweisen des Ekzems von grosser Bedeutung sein. Alle spezi- 
fischen Tuberkulindosierungen, welche auf eine Hebung der Tuberkulin- 


Er ee ee o 


XIII. Bindehaut. 231 


empfindlichkeit hinzielen, würden dann die Gefahr der Verschlechterung 
bieten. Einen gewissen Erfolg dagegen würden diejenigen Dosierungen ver- 
sprechen, welche auf eine Tuberkulinunempfindlichkeit hinzielen. Freilich be- 
steht hier die Gefahr, dass mit dem zu erwartenden späteren Wiederauftreten 
der Tuberkulinempfindlichkeit auch Rezidive des Ekzems zu befürchten wären. 
Die nähere Ursache des Parallelgehens zwischen Ekzem und Tuberkulin- 
empfindlichkeit ist noch vollkommen unbekannt. Auf jjeden Fall kommt es 
offenbar. weniger auf den absoluten Grad der Empfindlichkeit, als vielmehr 
auf dessen Änderung an. Vielleicht erklären sich auf diesen Wege noch 
manche andere Eigentiimlichkeiten im Auftreten der ekzematösen Erkran- 
kungen (Bevorzugung des Kindesalter, Häufung der Krankheitsfälle im 
Frühjahr). Auch für das Verständnis jahreszeitlicher Dispositionen anderer 
Erkrankungen könnten diese Beziehungen von grossem Interesse werden. 


Köllner. 


Cohn (529) berichtet über erfolgreiche Behandlung nach Credé bei 
Fällen von Ulcus corneae mit Hypopyon (Itrol konjunktival, Unguentum 
Cred& kutan) von Blennorrhoe (Itrol), von Hornhautverletzung (Itrol und 
Unguentum Credé), und bei einem Fall von Lidwunden (Itrol, Silbergaze). 


v. Nestlinger (535) berichtet über ätiologische und epidemiologische 
Beobachtungen, die er bei dem z. Z.in Budapest endemischen Binde- 
hautkatarrh gemacht hat. Der Erreger ist ein unbedingt hämoglobinophiles, 
bald dünneres-längeres, bald kürzeres-dickeres Stäbchen, das ebenso dem Koch- 
Weeksschen Typus wie dem des Influenzabazillus entspricht. Das Stäb- 
chen verursacht beim Meerschweinchen, intraperitoneal einverleibt, eine eitrig 
seröse Peritonitis; in Reinkultur auf die menschliche Bindehaut übertragen, 
erzeugt es dort eine typische Ophthalmie. Wird diese Ophthalmie tatsäch- 
lich durch den Koch-Weeksschen Bazillus hervorgerufen, so ist dieser — 
entgegen Axenfeld — für Versuchstiere pathogen. Wahrscheinlicher aber 
ist: der Erreger der in Rede stehenden Ophthalmie ist mit dem Influenza- 
bazillus identisch, greift aber nicht die Luftwege sondern nur die Kon- 
junktiva an. 


Löwenstein (632) hat zu Beginn seiner Untersuchungen die Pro- 
wazekschen Einschlüsse in 10 ®/,. nach einem Jahr in fast 100 °/o der 
Trachomfälle gefunden und glaubt, dass die Anzahl der gefundenen Ein- 
schlüsse in direktem Verhältnis zur Technik des Abstreichens, des Fixierens und 
Färbens des Untersuchers steht. Auch beim Trachom kommt analog zu 
anderen Befunden von filtrierbarem Virus eine Vergesellschaftung mit einem 
Bakterium vor. Manche reizlose Trachome werden nach einem Koch- 
Weeks-Katarrh plötzlich bösartig, andererseits zeigt L. Präparate aus dem 
Abstrich von Pannus, die wie eine Reinkultur des Bakteriums aussehen; 
im ersten Falle unterstützt das Bakterium das Fortschreiten des trachoma- 
tösen Prozesses, im zweiten Falle bereitet das filtrierbare Virus den Boden 
für ein üppiges Bakterienwachstum vor. (Synergetische Symbionten nach 
v. Prowazek.) Die Beziehung zwischen den verschiedenen Formen der 
Einschlüsse ist noch nicht geklärt. An Abstrichen frischer traumatischer 
Konjunktivitiden, die gleichzeitig beginnende und später sich voll entwickelnde 
Trachome waren, kann das erste Eindringen des Trachomvirus in die Epithel- 
zellen gezeigt werden. Das Virus hat hier Form und Grösse von Elementar- 
körperchen und ist von hellem Hof umgeben; am 7. Tage treten daneben 


232 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


die von Lindner beschriebenen Tönnchen, Scheibchen und sonstigen Initial- 
formen auf; die ersten typischen Kappenformen werden beim Menschen am 
15. Tage beobachtet. 


Blatt (527) hat bei einem grossen Material von Trachomkranken, 
bei denen sehr oft eine Mischinfektion mit Koch-Weeks vorkomnit, beob- 
achtet, dass bei nicht charakteristischen Trachomfällen, die zunächst nur als 
trachomverdächtig bezeichnet werden mussten, nach Ablauf einer inzwischen 
auftretenden Koch-Weeks-Entzündung alle charakteristischen Zeichen des 
Trachoms sich einstellten. Dasselbe beobachtete er in Fällen, bei denen zu 
Trachomverdacht eine Augenblennorrhoe hinzutrat. Um eine akut wirkende 
entzündliche Hyperämie künstlicb zu erzeugen, wandte er in zweifelbaften trachom- 
verdächtigen Fällen eine Provokationmethode an durch Einträufeln von 
2—3 Tropfen einer frischen 3 °/oigen Argentum-nitricum-Lésung ohne Nach- 
spülung mit Kochsalzlösung. Bestätigt sich der Trachomverdacht, so treten 
nach Rückgang der akut entzündlichen Erscheinungen die charakteristischen 
Trachomzeichen auf. Gewöhnlich genügt das einmalige Einträufeln, um das 
Bild zu klären, seltener ist nach 1—2 Tagen eine zweite Provokation ngt- 
wendig, deren Wirkung schon fraglicher ist als die der ersten. — Schädliche 
Wirkungen der Methode hat Bl. nicht beobachtet. 


Elschnig (531) weist auf die Lowenstein schen Erfahrungen bezüg- 
lich des Nachweises der Prowazekschen Trachomkörperchen hin und gibt 
eine Übersicht über seine Trachombehandlung. Die Glasstabmassage hält 
E. für angezeigt beim Fehlen ausquetschbarer Körner oder nach deren Ent- 
fernung insbesondere bei den bereits stark in Vernarbung übergehenden 
Trachomen mit dickem Tarsus. Ein in Hydrargyrum oxycyanatum 1:5000 
eingetauchter steriler Glasstab wird unter das Oberlid soweit als möglich 
gegen den Orbitalteil eingeführt; man hebt das Lid mit dem Glasstab etwas 
vom Augapfel ab und drückt mit dem Zeigefinger der anderen Hand die 
Lidhaut kräftig gegen den Glasstab etwas lateral- oder medialwärts und ' 
wiederholt die Massage in allen Teilen der Bindehaut. Eine Verletzung der 
Bindehautoberfläche ist zu vermeiden. Dann wird das Unterlid abgezogen, 
der Glasstab senkrecht zum Lidrand gegen den unteren Orbitalrand geführt 
und die Bindehaut in gleicher Weise wie anı Oberlid massiert. Die Massage 
wird täglich oder jeden zweiten Tag vorgenommen, an den Zwischentagen 
entweder nur Oxycyanat angewandt, oder bei starker Sekretion mit 1 °/o igem 
Argentum nitricum tuschiert. Gegebenenfalls (bei Neigung der Bindehaut 
zum Trockensein oder beim Vorhandensein von zähem, zu Klumpen sich 
ballendem Sekret) zwischen den Massagen auch Anwendung von Kupferstift 
oder 5—10°%/oiger Cuprum-citricum-Salbe. 


. Die „Aspirationsmethode“ der Trachombehandlung von 
Blatt (528) beruht auf dem Prinzip der Bierschen Stauung mit Saugglocken. 
Sie bewirkt eine vollkommene Entfernung des Inhaltes der Trachomkörner, ohne 
eine Schädigung des zwischen den Körnern gelegenen konjunktivalen Ge- 
webes zu verursachen. Das Instrumentariun ist sehr einfach. Es besteht 
entweder aus einer Tropfpipette, bei der der Gummiteil auf die Glasröhren- 
spitze aufgesetzt ist, oder aus der Verbindung einer Wundspritze mit einem 
(Gummischlauch, der luftdicht mit einem Glasrohr verbunden ist, welches der 
Konjunktiva aufgesetzt wird (aktives Saugen mit Hilfe der Spritze). Um 
die ganze obere oder untere Konjunktivalfalte der Saugwirkung aussetzen 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. 233 


zu können, benutzt Bl. eine kleine Biersche Saugglocke, deren Öffnung ein 
nach beiden Enden hin spitz zulaufendes Oval darstellt. Als Vorteile der 
Behandlung rühmt Bl., dass der Heilungsprozess ohne Bindehautvernarbungen 
verläuft, dass der Inhalt der Trachomkörner restlos aufgesogen und entfernt 
wird und infolgedessen im Gegensatz zu anderen Behandlungsmethoden mit 
den gesunden Teilen der Bindehaut nicht in Berührung kommt, und dass 
ferner der Heilungsprozess infolge der erzielten Hyperämie beschleunigt wird. 


Lundsgaard (533) hat seit den früheren Veröffentlichungen über die 
Lichtbehandlung der Konjunktivaltuberkulose (Finsenbe- 
handlung) das Verfahren weiter ausgebaut. Die Vorbedingungen für eine 
Durchführung der FinsenbehandInng sind grosse Übung, Geduld und gut 
geschultes Personal. Über die Einzelheiten der lichttherapeutischen Technik 
muss in der Arbeit selbst nachgelesen werden. Aus den mitgeteilten Er- 
fahrungen über die Behandlung aller auf Finsens med. Lichtinstitut seit 
1909 behandelten 29 Fälle von „primärer“ Konjunktivaltuberkulose und 
Lupus conjunctivae ergeben sich als neue Momente: Die Sitzungen können 
gegen früher mit Vorteil abgekürzt werden (auf 20 Minuten bis höchstens 
l, Stunde) und sie brauchen nicht rasch auf einander zu folgen, sondern 
man lässt die bedeutende Reaktion möglichst völlig ablaufen, bevor man mit 
einer neuen Behandlung beginnt. Das ist insofern wichtig, als mitunter eine 
einzige Behandlung genügt, um die Tuberkulose zu heilen, der Heilerfolg 
aber schwer zu übersehen ist, bevor die Schleimhaut wieder zur Ruhe ge- 
kommen ist. 

Der Fall von sogen. Conjunctivitis E ———— s, über den 
Wirths (536) berichtet (anfallsweises Auftreten von grösseren und kleineren 
Kalkinkrustationen in der Bindehaut, die sich unter Gescbwirsbildung ab- 
stossen und dann rezidivieren, wenn die Kalkkonkremente verschwunden 
und die Geschwüre mehr oder weniger verbeilt sind), ist insofern von In- 
teresse, als die betr. Patientin zugab, sicb den Kalk absichtlich in die Augen 
gebracht zu haben. W. ist der Ansicht Sidler-Huguenins, dass sich 
das seinerzeit von Leber umschriebene Krankheitsbild der Conjunctivitis petri- 
ficans non artificialis kaum aufrecht. erhalten lässt. 

Elschnig (530) berichtet über 2 Fälle von knötchenförmiger 
Konjunktivitis durch Fettimprägnation. Beide Fälle waren 
längere Zeit mit Salben behandelt worden, deren Grundlagen, Kriegsfette, 
offenbar minderwertig waren: .Das im Bindehauteack fein verteilte Fett ist 
in die schlauchförmigen Einsenkungen der Bindehautoberfläche oder zwischen 
die abschilfernden Epitbelzellen hineingedrückt worden und hat hier eine 
schwere reaktive Konjunktivitis mit reichlicher Gefässwucherung erzeugt. Die 
«Knötchen scheinen aus feinsten F etttröpfeben mit reaktiver Bindegewebs- 
infiltration sich zu bilden. 


XIV, Hornhaut und Lederhaut. 
Ref.: Horovitz. 
*537) Bär: Zwei bemerkenswerte Fülle von Augenerkrankungen bei 
Taberkulose der Lungen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 402. 
*538) Eperon: Die Korrektion des Keratokonus durch die Müller- 
schen Schalen (mit Diskussion). Gesellsch. d. Schweiz. Augenärzte. Sitzung vom 
25. und 26. Mai 18. (Ref. klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 460.) 


Ld 


234 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*539) Igersheimer: Demonstration eines 16 jährigen Jungen mit einem 
Keratitis-parenchymatosa-Rezidiv. Medizin. Ges. Göttingen, Sitzung vom 7. XI. 18. 
(Medizin. Klinik Nr. 50, S. 1242.) 

*540) Pindikowski: Ein pathologisch-anatomischer Beitrag zur Keratitis 
e lagophthalmo im Anfangsstadium. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 562. 


Zur Bestimmung des optischen Wertes der Müllerschen Schalen’ ist 
der Javalsche Apparat ohne besondere Vorrichtungen nicht leicht anwendbar. 
Eperon (538) demonstriert in seinem Vortrage über die Korrektion des 
Keratokonus durch die Müllerschen Schalen eine Art künstliches 
Auge, mit Wasser als Medium, in welchem jede einzelne Schale als Kornea 
eingeschaltet werden kann. Die Brechkraft der Müllerschen Schalen entspricht 
im allgemeinen nicht der Krümmung ihrer Vorderfläche, weil die hintere 
Fläche stärker gekrümmt ist. Wünschenswert wäre eine Vervollkommnung 
der häufig an Astigmatismus und konischer Deformation leidenden Müller- 
schen Schalen, weil sie besser vertragen werden als die ihnen optisch über- 
legenen Sulzerscben Kontaktgläser. Sie könnten dann auch bei starker 
Myopie (schwach gekrümmte Schalen), Aphakie (stärker gekrimmte), irregulärem 
Astigmatismus und als Schutzapparate bei gewissen Fällen von Keratitis 
neuroparalytica angewandt werden. — In der Diskussion weist Siegrist 
darauf hin, dass es in letzter Hinsicht bei der Bestimmung der Kontakt- 
gläser eben doch auf das Probieren ankomme ähnlich wie bei der subjektiven 
Bestimmung der sphärischen Refraktion der keratokonusfreien Augen. Die 
Herstellung geschliffener Kontaktgläser, die das Ideal wären, ist noch 
der Zukunft vorbehalten. Aber es ist begründete Hoffnung, dass die Zeiss- 
werke Brillenkästen mit geschliffenen, genau numerierten, astigmatismusfreien 
Kontaktgläsern werden herstellen können. — Dem Übelstand, dass die Patienten 
die leicht einsetzbaren Kontaktgläser zumeist nicht ohne fremde Hilfe aus 
dem Konjunktivalsack entfernen können, hofft S. durch Verwendung kleiner 
Braunscher Saugnäpfe begegnen zu können, sobald das passende Gummi- 
material wieder zu haben ist. 


Bär (537) berichtet über einen Fall von Keratitisparenchymatosa 
nach Trauma. (Der andere Fall betrifft eine Stauungspapille bei schwerer 
Lungentuberkulose). Ein Kollege nahm zur Betäubung der Schmerzen, die 
ihm ein ‚unter dem Öberlid sitzendes Kohleteilchen verursachte, eine mehrere 
Monate alte 25°Joige Kokainstammlösung zu Hilfe. Es entwickelte sich 
das typische Bild einer schweren Bindehaut- und Hornhautverätzung, die 
nach einigen Tagen vollkommen ausheilte; auch eine unmittelbar sich an- 
schliessende Erkrankung, durch einen neuen Epitheldefekt der Hornbaut 
bervorgerufen, war nach drei Tagen behoben. Im Verlauf der nächsten Tage. 
erneute Injektion des Auges, welche sich schnell zum typischen Bilde einer 
Keratitis parenchymatosa entwickelte. Die nunmehr vorgenommene Allgemein- 
untersuchung ergab eine schwere offene Lungentuberkulose (keine Zeichen 
von Lues, Wassermann negativ). Die Keratitis nahm ihren gewöhnlichen 
Verlauf, — Die zur Begutachtung zu beantwortende Frage des direkten 
Zusammenhanges der Keratitis parenchymatosa mit der Verletzung durch das 
Kohleteilchen wurde von Bär bejaht. Diese Entscheidung entspricht auch 
den Punkten, die Kümmell seinerzeit als Forderung aufgestellt hat (Zur 
Frage der Keratitis parenchymatosa nach Trauma, Klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilk., L. Jahrg, XIII. Bd.), denn: das Trauma war sicher nachgewiesen, es 





XV. Iris (Pupille). 235 


war durch seine Art und Stärke imstande, eine Läsion des Auges herbei- 
zuführen; die rezidivierende Erosion und dann die Keratitis traten genau an 
der durch das Kobleteilchen zerkratzten Stelle auf; der zeitliche Zusammen- 
hang war gegeben, denn die Keratitis parenchymatosa trat erst auf, nachdem 
8 Tage lang Reizerscheinungen bestanden hatten, und schliesslich blieb die 
Erkrankung auf das verletzte Auge beschränkt. — Dass hochprozentische 
Kokainlösungen, insbesondere bei gleichzeitiger Läsion, ätzend wirken können, 
ist bekannt und wird von Bär am Kaninchenversuch erhärtet. Bei der alten 
im beschriebenen Fall angewandten Lösung war der Gehalt an freier Säure 
wohl besonders stark. 

Das Bemerkenswerte an dem Fall von Rezidiveiner Keratitis par- 
enchymatosa, den Igersheimer (539) demonstriert, ist, dass die Wasser- 
mannsche Reaktion im Blut bei dem Ausbruch der Keratitis parenchymatosa 
negativ war, dass sie gleichfalls negativ war bei einer Schwester mit frischer 
Keratitis parenchymatosa, dass hingegen die Mutter der beiden positiven 
Wassermann aufwies (also ist die serologische Fumilienuntersuchung oft 
wichtig) und dass der vorgestellte Patient bei dem jetzigen Rezidiv seiner 
Keratitis nach Wassermann positiv reagiert. 

Die Arbeit von Pindikowski (540) zeigt die Prägnanz, mit der die 
Leukozyten durch die Oxydasereaktion nachweisbar sind. Im anatomischen 
Präparat des Falles von Keratitis e lagophthalmo sieht man schon bei 
schwacher Vergrösserung die Zuwanderung der Leukozyten in zu den La- 
mellen parallelen Reihen gelagert. Der Ausgangsort der Leukozytenzuwanderung 
ist das Randschlingennetz, während eine Durchwanderung der Leukozyten 
von der Oberfläche her durch das Hornhautepithel hindurch nirgends zu er- 
kennen ist. — Klinisch weist der Fall darauf hin, dass bei Epitheldefekten 
der Hornhaut eine umgebende hauchige Trübung nicht unbedingt als Ödem 
oder Imbibition- angesprochen werden muss, sondern dass es sich dabei schon 
um eitrige Infiltration handeln kann. , 


"XV. Iris (Pupille). 
Ref.: Kümmell. 


*541) Hirschberg: Über Dikoriasis. Zentralblatt f. prakt. Augenheilk. 
1918. S. 169. 

*542) Löwenstein: Über Vitiligoflecken der Iris nach Blattern. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 552. 


Löwenstein (542) beobachtete umschriebene atrophische hellere Fleck- 
chen der Irisvorderfläche, wie sie L. Müller 1892 als Vitiligo iridis 
beschrieben hat, Sämtliche Kranke hatten früher Blattern durchgemacht und 
es ist vielleicht anzunehmen, dass es sich um ein Enanthem der Iris ge- 
handelt hat im Verlauf dieser Erkrankung. Bei andern Erkrankungen kann 
sich diese Vitiligo auch finden, z. B. nach Syphilis und Tuberkulose, ebenso 
auch bei Xeroderma, wobei wahrscheinlich bei letzterm ein der Hautveränderung 
ähnlicher . Vorgang sich im Vorderblatte der Iris abspielt. 

Hirschberg (541) bespricht in einer kleinen geschichtlichen Abhand- 
lung die Dikoriasis (Doppelpupille), die von Demosthenes erwähnt, von 
keinem der spätern angeführt wird. Ob die Kolobome der Iris damit gemeint 
sind, ist nicht ganz klar. 


236 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


XVI. Linse. 
Ref.: Kümmell. 


*542a) Handmann: Bemerkungen zu einigen Arbeiten H. Vogts und 
seiner Schüler über die Cataracta senilis incipiens. Archiv f. Augenheilk. 
Bd. 84, S. 59, 

*543) Hirschberg: Die Zonulotomie. Zentralblatt f. prakt. Augenheilk. 
1918. S. 144. 

*544) van der Hoeve: Die optische Heterogenität der Linse. Archiv f. 
Ophthalmol. Bd. 96, S. 39. 

*545) van der Hoeve: Schädigungen des Auges durch Licht. Senile 
Linsentrübungen und senile Maculadegeneration. Ebenda S. 49. 

*546) Horlacher: Das Verhalten der menschlichen Linse in bezug auf 
die Form von Alterstrübungen bei 166 Personen im Alter von 51—61 Jahren. 
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd.40, S. 33. 

547) Klauber: Scheintrübung und Farbenschillern der Linse bei Ver- 
weilen eines kupferhaltigen Fremdkörpers im Auge. Zentralbl. f. prakt. 
Augenheilk. 1918. S. 166. S. Abschn. Verletzungen Ref. Nr. 570. 

048) Purtscher: Bemerkungen zur Frage der Linsentriibungen und 
Regenbogenfarben der Linsen-Bilder bei Anwesenheit von Kupfer im Auge. 
Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. 1918. S. 172. S. Ref. Nr. 575. 

*549) Salus: Zur Frage nach der Entstehung des Altersstars. Zeitschr. 
f. Augenheilk. Bd. 40, S. 23. 


Handmann (542a) kann auf Grund seiner langjährigen Unter- 
suchungen den Angaben Vogts, der den Starbeginn ausschliesslich in 
die tiefe Rindenschicht verlegt, nicht zustimmen und hält an einem Beginn 
in den tiefen (supranukleären) und in oberflächlichen (subkapsulären) Schichten 
fest; die Hesssche Auffassung vom subkapsulären Beginn der Cataracta 
senilis besteht demnach trotz Vogt zu Recht. Aus praktischen Gründen 
ist zwischen geringen bei fast allen älteren Personen sich findenden, oft kaum 
zunehmenden Linsentrübungen und rasch reifendem Alterstar zu unter- 
scheiden; nur bei letzterem kann man eigentlich von Vererbung reden. Die 
Cataracta punctata coerulea ist nicht als Vorläuferin der Cataracta senili- 
anzusprechen, sondern sie ist eine Erkrankung eigener Art, die häufiger als 
allgemein angenommen wird, im mittleren Lebensalter auftritt. 

Horovitz. 


van der Hoeve (544) stellte Untersuchungen an tiber die Hetero- 
genitat der Linse. Man versteht darunter die Anwesenheit von Teilchen, 
die beim Auffallen von Licht selbst als Lichtquelle auftreten und das Licht 
nach allen Seiten zerstreuen. Die Wellenlänge dieses zerstreuten Lichts ist 
die gleiche wie die des erregenden Lichtes. — Unter Fluoreszenz dagegen 
versteht man eine selbständige Strahlung, erregt durch auffallende, kalorische 
Strahlung, die Wellenlänge des sekundären Lichtes ist meist länger als 
die des einfallenden. — Die Linse ist nicht vollkommen durchsichtig, wie 
es noch von Physiologen angegeben wird, sondern man kann der Bahn 
konzentrierter Lichtstrahlen durch sie folgen. Das könnte durch Fluoreszenz 
bedingt sein. Van der H. weist jedoch nach, dass die innere Diffusion im 
sichtbaren Licht grösser ist als jene, denn man sieht im Dunkelfeld die zer- 
streuenden Teile, das Licht ist ferner zum grössten Teil polarisiert, und bei 


XVI. Linse. 237 


Ausschaltung der Fluoreszenz bleibt die Lumineszenz bestehen. Die innere 
Diffusion hat vielleicht Bedeutung für das Blausehen alter Leute. Die 
ultravioletten Strahlen werden durch sie zurückgehalten, so dass sie nicht 
zur Netzhaut gelangen. 

Die Schädigungen des Auges durch Licht macht van der 
Hoeve (545) zum Gegenstand einer weiteren Arbeit. Am besten sind die 
Schädigungen durch ultraviolette Strahlen untersucht. Diese gelangen jedoch 
nicht alle ins Augeninnere, da die Strahlen unter 300 use von den brechenden 
Teilen zurückgehalten werden. Die Schädigungen des Auges bestehen in den 
mit dem Krankheitsbild der Schneeblindheit zusammengefassten Störungen 
und aus den Störungen der Netzhautfunktion, Verdunklungen, Skotomen usw. 
Nach gewissen Berichten kann auch das zerstreute Tageslicht schädlich sein. 
Für die Entstehung des Altersstars durch Licht wird die Beobachtung 
Hirschbergs und Snells über das frühere Alter der Starkranken in 
Indien und das frühere Auftreten der Linsentrübungen bei den Feldarbeitern 
in Ungarn nach Schwitzer und Schulek angeführt. Auch bei den 
Eskimos ist der Star eine sehr verbreitete Krankheit, auch soll er häufiger 
werden, je mehr man sich dem Äquator nähere. — Das Licht allein kann 
man jedoch nicht verantwortlich machen, da sonst der Star an der Stelle 
des stärksten Lichteinfalls, der Pupille, beginnen müsse, was nicht der Fall 
ist. Dagegen wird durch Licht eine Schädigung der Ziliarepithelien erzielt, 
wie das auch aus den Versuchen Birch-Hirschfelds hervorgeht. Infolge 
der Heterogenität der Linse wird das Licht in ihr zerstreut, am stärksten die 
ultravioletten Strahlen, die so die Ziliarepithelien schädigen. — Es ist ferner 
in Betracht zu ziehen, ob nicht die senile Entartung des gelben Flecks 
ebenfalls auf Lichtwirkung zu beziehen ist, was sehr wahrscheinlich ist. 
Linsentrübung und Makulaentartung gehen nur selten zusammen, sie scheinen 
sich gegenseitig auszuschliessen. l 

Hirschberg (543) erwähnt, dass er die von Stock vorgeschlagene 
Zonulotomie schon früher aus einer andern Anzeige ausgeführt hat und zwar 
bei einem alten Herrn mit beginnender Senkung des überreifen Stares. Nach 
Durchschneidung der gedehnten Zonulafasern senkte sich die Linse weiterhin, 
das Ergebnis war gut. — Ferner ist die Zonulotomie schon früher 1889 als 
Vorakt der Ausziehung des Stares von Jacobson und von Gradenigo 
vorgeschlagen. 

In einer kleinen Abhandlung beschäftigt sich Salus (549) mit den 
Einwänden v. Hess’ gegen seine Auffassung von der Entstehung des 
Altersstares, auf deren Einzelheiten hier nicht eingegangen werden kann. 


In Fortsetzung der Untersuchungen Vogts über den Altersstar bringt 
Horlacher (546) nach einer Aufzählung der von V. gefundenen Ergebnisse 
einen Bericht über die Untersuchung von 166 Personen im Alter von 
41—83 Jahren in bezug auf die Form der Alterstrübungen. Bei 75 Leuten 
wurde. der kranzförmige Star gefunden, fast stets doppelseitig. Diese Trübungs- 
form tritt am frübesten auf, Bei 21 Personen waren nur vereinzelte 
Trübungen zu sehen, die möglicherweise auch der kranzförmig genannten 
Form zuzurechnen sind. 8mal bestanden nur feinste staubförmige Trübungen 
in der Kernperipherie, 5 mal nur speichenférmige. 16 Fälle hatten Wasser- 
spalten, 9 atypische Trübungen. Schliesslich waren 39 Untersuchte frei von 
Trübungen, diese gehörten meist dem 4. und 5. Lebensjahrzehnt an. Der 


238 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Kernstar scheint häufig ohne kranzförmige Trübungen vorzukommen. Die 
verschiedenen Abschnitte der Linse werden durch das Alter bei verschiedenen 
Leuten zu wechselnder Zeit befallen und sind in hohem Masse von der 
vererbten Anlage abhängig. 


XVII. Aderhaut. 
Ref.: Kümmell. 


*550) Cohn: Über die Einträuflung von Hetol (Natr. cinnamylic.) in die 
Konjunktiva bei Chorio-Retinitis tuberculosa. Münch. med. Wochenschr. 1918. 
S. 1438. 

"550 a) Gilbert: Zur Klinik und pathologischen Anatomie der dissemi- 
nierten Aderhanttuberkulose. Archiv f. Augenheilk. Bd. 84. S. 153. 

*550 b) Palich-Szänto: Über das Auftreten einer Sehnervenentziindung 
bei Chorioidealsarkomen. Archiv f. Augenheilk. Bd. 84. S. 118. 

*550c) Steichele: Über das metastatische Aderhautkarzinom. Archiv f. 
Augenheilk. Bd. 84. S. 201. 

*551) Wilmsen: Ein Fall von doppelseitiger metastatischer Ophthalmie. 
Medizin. Klinik. 1918. S. 10107. 


Gilbert (550a) teilt einen Fall von tuberkulöser dissemi- 
nierter Aderhautentzündung mit, bei dem die einmalige poliklinische 


Untersuchung des 46jährigen Patienten am hinteren Pol tuberkulöse Herde, 


ergab, während die Sektion des Augapfels eine Aussaat über die ganze Ader- 
haut zeigte. Das Nähere über den histologischen Befund ist ın der Arbeit 
selbst nachzulesen, Horovitz. 


Zur Frage des Auftretens einer Sehnervenentzündung bei 
Aderhautsarkom hat Palich-Szänt6 (550 b) in 31 Fällen histologische 
Untersuchungen vorgenommen unter Berücksichtigung gewisser Gesichtspunkte. 
(Zusammenhang des Tumors mit dem Sehnerven, histologisches Bild der Ge- 
schwulst, histologisches Bild des Sehnerven und seiner Scheiden, Vorhanden- 
sein einer Ablatio retinae, glaukomatöse Veränderungen.) Als Ergebnis der 
Untersuchungen fasst P. zusammen: das Aderbautsarkom allein verursacht 
in keinem Teil des Auges entzündliche Veränderungen, selbst wenn gering- 
fügige Nekrose des Tumors vorhanden ist. Erst bei hochgradiger Nekrose, 
der Geschwulst erfolgt Auftreten von exsudativen Veränderungen im Opticus, 
welche als reaktive Vorgänge aufzufassen sind, hervorgerufen durch die 
toxische Wirkung des nekrotischen Gewebes (entsprechend der reaktiv-ent- 
zündlichen Veränderung im Tumor selbst in der Umgebung der nekrotischen 
Stellen.) Diese reaktiv-entzündliche Veränderung des Sehnerven findet sich 
zuweilen nicht, hingegen kann das Übergreifen der Geschwulst auf den Seh- 
nerven in diesem entzündliche Veränderungen hervorrufen. Eine ähnliche 
entzündliche Infiltration zeigen bei Durchbruch der Sklera deren Lamellen 
und Gefasse. Horovitz. 


Steichele (550c) berichtet über einen Fall von metastatischem 
Karzinom der Chorioidea, Retina, des Opticus und der Sklera bei 
einer 46 jährigen Frau mit primärem Mammakarzinom. Die Metastase erfolgte 
auf dem Blutwege durch die hinteren kurzen Ziliararterien in die Chorioidea. 
Die weitere Ausbreitung ging in den perivaskulären und perinearalen Lymph- 


— 


XVIII. Sympatbische Ophthalmie. 239 


spalten vor sich, und auf dem gleichen Wege kam es sekundär zur karzino- 
matösen Durchwucherung der Sklera, des Opticus und der Retina. Die 
Erkrankung des zweiten Auges kam mit grosser Wahrscheinlichkeit durch 
ein Hinüberwuchern des Karzinomnestes von einem Bulbus zum andern durch 
den Sehnerven zustande. — Da metastatische Tumorbildung im Auge am 
häufigsten bei Mammakarzinom vorkommt, ist bei Verdacht auf einen der- 
artigen Tumor immer die Mamma zu untersuchen. Da die bis jetzt bekannt 
gewordenen Fälle durchschnittlich 7 Monate nach ihrer Erkennung an all- 
gemeiner Karzinomatose ad exitum gekommen sind, ist das metastatische 
Aderhautkarzinom prognostisch sehr ungünstig zu beurteilen. Selbst wenn 
der Primärtumor noch operabel scheint, zeigt die Aderhautmetastase eine 
Generalisation der Krebszellen an, die eine radikale Entfernung bereits un- 
möglich macht. Horovitz. 

Cohn (550) wandte in drei Fällen von angeblich tuberkulöser Chorio- 
retinitis Einträufelungen von Hetol (Natrium cinnamylicum) an. Die erzielten 
Besserungen werden vom Verf. auf das Mittel zurückgeführt. 

Wilmsen (551) sah im Anschluss an eine eitrige Cholangitis doppel- 
seitige metastatische Panophthalmie; das zweite Auge erkrankte 
vier Tage nach dem erstbefallenen. Tödlicher Ausgang. 


~ XVII. Sympathische Ophthalmie. 
i Ref.: Kümmell. 


*552) Peters: Über die sogen. sympathische Reizung. Münch. med. 
‘Wochenschr. 1918. S. 1370. 


Peters (558) wendet sich in einem lesenswerten Aufsatz gegen die 
Annahme einer sy m pathischen Reizung. Ausgehend von einem Fall von 
Linsenlosigkeit mit brauchbarer Sehschärfe, in dem zwei Augenärzte (!) wegen 
der angeblichen s. Reizung des zweiten Auges dem Kranken den Rat zur 
Entfernung des sehtüchtigen Auges gaben, geht er auf die durch das erste 
Auge überhaupt bewirkte Reizung des nähern ein. Er schlägt hierfür den 
Namen »Mitreizung des anderen Auges« vor. Diese tritt nun nach der 
Literatur z. B. durch schlechtsitzendes Glasauge, Narbenstränge der leeren 
Augenhöhle und ähnliche Zustände ein, und die dadurch ausgelösten an- 
geblichen Reizungen sind wohl nur durch Hysterie bedingt. Die Haupt- 
ursache geht jedoch vom Augapfel selbst aus, schon z. B. bei Fremdkörpern 
unter dem Oberlid, wo meist bei damit unerfahrenen Leuten häufig ein 
starker Reizzustand des andern Auges ausgelöst wird, während verständige 
Leute, denen .das schon oft vorgekommen ist, beide Augen gut öffnen. Die 
neuropathische Grundlage des Betroffenen spielt hier eine wichtige Rolle. 
Natürlich tritt dig Reizung auch ein bei andern Veränderungen, Hornhaut- 
abschürfungen, und vor allem geschrumpften Augäpfeln, die man nicht wegen 
der Reizung, sondern der Gefahr der sympathischen Entzündung entfernen 
soll. — Die durch die Entfernung des angeblich reizenden Auges erzielten 
Erfolge durch Aufhören der Reizung sind fast stets durch psychische Vor- 
stellungen zu erklären. — Die sogenannte sympathische Amblyopie hält 
ebenfalls einer Kritik nicht stand, auch hier liegt Hysterie vor. Wichtig ist 
ferner die Untersuchung der Trigeminusäste, die sehr häufig druckempfindlich 


240 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


sind, was oft doppelseitig auftritt. Diese Reizerscheinungen sind auch für 
den sog. Blendungsschmerz verantwortlich zu machen. Peters hat schon 
früher darauf hingewiesen, dass es einen physiologischen Blendungsschmerz 
nicht gibt, sondern dass bei seinem Auftreten stets Störungen im Gebiete 
des N. supraorbitalis vorliegen. Das gleiche gilt auch für das Tränen. 
Therapeutisch kommt bei derartiger Mitreizung des andern Auges eine Be- 
handlung mit Sekale, Eisen u, a. in Betracht. — Die experimentelle Forschung 
hat nach neueren Untersuchungen nichts ergeben, was eine Reizübertragung 
auf das andere Auge beweisen könnte. Das Bild der sog. sympathischen 
Reizung muss daher fallen gelassen werden, hystero-neurasthenische Zustände 
sowie Reizungen im Gebiete des Trigeminus müssen vielmehr zur Erklärung 
der Mitreizung herangezogen werden. 


XIX. Glaukom, 
Ref.: Kümmell. 


*552 a) Hess: Beiträge zur Lehre vom Glaukom. Archiv f. Augenheilk. 
84. S. 81. | 

*553) Hanssen: Beitrag zur Histologie des Glaukoms. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 61. 1918. S. 508. 


Zur Lehre vom Glaukom bringt Hess (552a) einige interessante 
Beiträge. Als ein Untersuchungsverfahren enukleierter Augen, das oft zu 
. wertvollen Aufschlüssen führt, empfiehlt er die äquatoriale Halbierung nach 
24 stündiger Formolfixation. Sie ist ohne nennenswerte Gestaltsveränderung 
möglich und Linse und Glaskörper sind noch durchsichtig. Am vorderen 
Abschnitt kann man die Ziliarkörpergegend besonders gut mit Hilfe der 
Hessschen Hammerlampe untersuchen. Auf diese Weise war bei seinen 
grundlegenden Untersuchungen über die vergleichende Morphologie des Ziliar- 
körpers und über die akkommodativen Linsenveränderungen eine grosse An- 
zahl wichtiger noch unbekannter Einzelheiten festzustellen. Hess teilt sodann 
einen Fall von Glaukom im kindlichen Bulbus mit, bei welchem die Zonula- 
fasern teilweise fehlten und an dieser Stelle die Linse abgeplattet erschien, 
derart dass also an einer Linse die eine Hälfte im Zustande der Akkom- 
modationsruhe, die andere im Zustande maximaler Akkommodation sich 
befand. Die mikroskopische Untersuchung ergab in diesem Falle übrigens 
als wahrscheinliche Ursache des Glaukoms so gut wie völliges Fehlen de: 
Schlemmschen Kanals. Für die Entstehung des Glaukoma simplex gilt 
ziemlich allgemein als prädisponierend ein enger perilentikulärer Raum. 
Hess hat zwei Fälle von absolutem Glaukoma simplex auf die eben erwähnte 
Art untersucht und beidemale weder einen engen perilentikulären Raum noch 
eine Schwellung der Ziliarfortsätze festgestellt. Damit soll natürlich nicht 
in Abrede gestellt werden, dass gelegentlich diese Momente zu Glaukom 
führen können. Köllner. 


Hanssen (553) hatte Gelegenheit, mehrere Glaukomaugen zu unter- 
suchen. Das eine Auge war wegen akuten Anfalls trepaniert und hatte sich 
dann Jahre hindurch gut gehalten. Die Operationsstelle ist glatt vernarbt, 
so dass von einer Filtrationsnarbe keine Rede sein kann. Kammerwinkel 
erösstenteils aufgehoben. Anı Linsenäquator ist eine Verletzungsstelle sichtbar, 





XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 241 
i 

die vermutlich durch die Operation gesetzt wurde. In ihrer Nachbarschaft 
und über ihr selbst ist ein derbfaseriges Gewebe, das sich auf die Vorder- 
fläche der Linse heraufzieht. — Im Kammerwinkel oft Klumpenzellen, zu- 
weilen. auch mit freiem Pigment, das Pigmentblatt der Regenbogenhaut zeigt 
starke Veränderungen. — Ein weiterer Fall hatte zwar Glaukom schon längere 
Zeit, doch trat kurz vor dem Tode ein akuter Anfall auf. Der Kammer- 
winkel war unvollständig verwachsen, um den Schlemmschen Kanal spär- 
liches freies Pigment, starke Veränderungen des Pigmentepithels der Iris. 
Steile Aushöhlung des Sehnerven. — Wichtig ist, dass in diesem Auge, trotz 
des kurz vorher erfolgten Anfalls eine Pigmenteinschwemmung in die vordere 
Kammer und den Kammerwinkel fehlte — Die Untersuchung des anderen 
glaukomfreien Auges ergab in Hornhaut und Vorderkammer normale Ver- 
hältnisse, doch war der Pigmentgehalt im Kammerwinkel grösser als am 
kranken Auge. Das Pigmentepithel der Iris zeigte leichte Unregelmässig- 
keiten, die zum Teil zu Zystenbildung geführt haben. Sehnerv leicht ödematös. 
Stauung in den Gefässen, wohl bedingt durch den vorliegenden Herzfehler. 
— Die Angaben über Pigmentgehalt in Iris und Kammerwinkel bei den 
frischen Glaukomen sind wechselnd, wichtig ist, dass stärkerer Pigmentge- 
halt sich auch bei Verletzungen, in höherem Lebensalter, bei Entzündungen 
und Geschwülsten, vor allem beim Diabetes findet. Auch im normalen Auge 
findet sich Pigment im Kammerwinkel, was Hanssen durch 12 Befunde 
aus 64 untersuchten glaukomgesunden Augen belegt. Unter 12 Augen von 
Zuckerkranken fand sich das 5 mal. Die Beziehungen zum Glaukom sind 
mithin nock nicht geklärt, insbesondere fragt es sich ob die Pigmentver- 
schiebungen . nicht vielleicht eine Begleiterscheinung dieser Erkrankung sind. 
Das Pigment stammt zweifellos aus dem Irishinterblatt, so dass H. Gelegenheit 
nahm, eine Reihe von gesunden Augen daraufhin zu untersuchen. Dabei 
fand sich, dass mit zunehmendem Alter Veränderungen dieser Schichten sich 
einstellen. Unter 6 Fällen von Glaukom, die er daraufhin untersuchte, lagen 
derartige Veränderungen meist vor. Da sich auch bei Zuckerkrankheit solche 
Störungen noch häufiger finden, so ist anzunehmen, dass das Irishinterblatt 
für die Pathologie grössere Bedeutung besitzt, als man bisher annahm, 


XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 
Ref.: Lohmann. 


*554) Deutschmann: Die Erfolge der operativen Behandlung der Netz- 
hautablösung. Münch. med. Wochenschr. Nr. 46. 

*555) Fejér: Über Pigmentation, markhaltige Nervenfasern des Seh- 
nervenkopfes. Klin. Monatsbl. f. Augenh. Oktoberheft. 

*556) B. Fischer: Uber Wesen und Benennung der Gliome (Neuro- 
blastome) des Auges. Zentralbl. f. allg. Pathol. Nr. 20. 

*557) Gamper: Ein klinischer und histologischer Beitrag zur Kenntnis 
der Angiomatosis retinae. Klin. Monatsbl. f. Augenh. Novemberheft. 

* 558) v. d. Hoeve: Senile Makula-Degeneration und senile Linsentrübung. 
v.Gräfes Archiv f. Ophthalmologia. 98. Bd. 

*558 a) Hirsch: Ein Riesentuberkel der Sehnervenpapille. Archiv f. 
Augenheilk. Bd. 84. S. 195. 

*559) Igersheimer: Über die Wirkung des Liquordruckes und druck- 
entlastender Eingriffe auf die optische Leitungsbahn. Medizin. Klinik Nr. 50. 


Literaturbericht über das Jahr 1915 zum Archiv für Angenheilkunde. XVI 


242 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*560) Klauber: Netzhautschädigungen durch kurze Einwirkung starker 
künstlicher Lichtquellen. Zentralbl. f. prakt. Augenh. Sept./Oktoberheft. 

*561) Koeppe: Die Lösung der Streitfrage, ob das lebende Netzhaut- 
zentrum eine gelbe Farbe besitzt oder nicht. Münch. medizin. Wochenschr. Nr.43. 

*562) Oloff: Über die sogen. Embolie der Arter. central. retinae. 
Münch. medizin. Wochenschr. Nr. 41. 

*563) Wehrli: Schnittserien der Augen, der Sehnerven und des Gehirns 
eines Falles von akuter, nicht eitriger, nicht hämorrhagischer Encephalitis 
(Strümpell-Leichtenstern). Gesellsch. d. schweiz. Augenärzte 25. u. 26. Mai 
1918. Klin. Monatsbl, f. Augenh. Oktoberheft. 


Koeppe (561) berichtet über das Ergebnis von stereomikroskopischen 
Untersuchungen mit starken Vergrösserungen im fokalen Licht der Gull- 
strandschen Nernstspaltlampe bei zwei Patienten mit Embolie der Zentral- 
arterie. Er sah in den von der schneeweissen Verfärbung ergriffenen, ausser- 
halb der eigentlichen Fovea gelegenen Makulapartien allenthalben eine aller- 
feinst chagriniert hervortretende goldgelbe bis ocker- oder goldgrüne Farbe. 
Diese Farbe blieb auch bestehen, wenn bei Verminderung der Intensität des 
Lichtes das rote Bild der eigentlichen Fovea verschwand. 


v. d. Hoeve (558) hat statistische Erhebungen über senile Makula- 
degeneration angestellt. Bei 1336 über 60 Jahre alten Patienten kam 329 
mal die Degeneration vor. Meistens war sie doppelseitig; nur 20 mal wurde 
sie auf einem Auge konstatiert. Doch muss man bedenken, dass die Er- 
krankung nicht an beiden Augen gleichmässig fortschreitet und auftritt. Die 
Sehschärfe betrug in 40,8°/o = 1/10 oder < !fıo: in 67,7°%/o < 1/3. Die 
Sehschärfe ist um so mehr verändert als der Patient alt ist. Seine Erhebungen 
über senile Makuladegeneration ins Verhältnis zu solchen über Altersstar 
setzend, fand v. d. Hoeve, dass Linsentrübungen bei Makuladegeneration 
weniger häufig vorkommen als bei gleichalterigen Patienten ohne diese Er- 
krankung. Es betrugen z. B. Linsentrübungen bei Leuten von >> 60 Jahren 
ohne Makuladegeneration = 90°/o, Linsentrübungen bei Leuten von > 60 
Jahren mit Makuladegeneration — 44°/o. 


Klauber (560) beobachtete einen frischen Fall von Netzhaut- 
schädigung durch kurze Einwirkung künstlicher Lichtquellen. Der 
Betreffende war mit Schweissen von Aluminium durch eine Knallgasflamme, 
die '/2 m vor dem Auge sich befand, beschäftigt. Er hatte eine Autoschutzbrille 
an, bei der das rechte Glas fehlte. Nach 2 Minuten langer Beschäftigung 
flimmerte es vor diesem Auge in bunten Farben. 4 Tage nach dem Unfall 
war die V, = Finger zählen vor dem Auge; grosses zentrales Skotom. In 
der Makula fand sich etwas papillenwärts von der Fovea ein zarter weiss- 
licher Strich und 2 Retinalblutungen. Unter Kochsalzeinspritzungen besserte 
sich das Sehvermögen nach 1 Monat bis auf 6/12. Die Papille war etwas 
gerötet, die Netzhaut in der Foveagegend leicht grau getrübt. — Ein zweiter 
Fall wird mitgeteilt, in dem der Schein des elektrischen Lichtbogens in 
nächster Nähe einige Sekunden das ungeschützte Auge bestrahlte. 4 Jahre 
nach dem Unfall wurde die ophthalmoskopische Untersuchung ausgeführt, die 
eine leichte temporale Abblassung der Papille und kleine gelbgraue Sprenkel 
in der Macula lutea ergab. V. = 6/24. 


XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 243 


Oloff(562) bespricht die Embolie der Arteria centralis retinae 
und führt einen von ihm beobachteten Fall dieser Erkrankung bei einem 19 jähr. 
sonst gesunden Fähnrich an. Auf Tuberkulineinspritzung trat ausgesprochene 
Reaktion auf; bei der zweiten Tuberkulineinspritzung bildeten sich die oph- 
thalmoskopisch sichtbaren Veränderungen unter erheblicher Besserung des 
Sehvermögens schnell zurück. Nach 2 Monaten war V. = 6/7; ausser einer 
mässigen Atrophie der Papille und deutlicher Verengung der Netzhautarterien 
war im Augenhintergrunde nichts Krankhaftes zu sehen. Es ist nicht sicher, 
ob man als pathologisch-anatomische Grundlage ein den Zentralgefässen un- 
mittelbar anliegendes Tuberkelknötchen (Michel) oder eine umschriebene 
Wandinfiltration (Fleischer, Gilbert) annehmen muss. 

Deutschmann (554) berichtet in einem Aufsatz in der Münchner 
medizinischen Wochenschrift in gedrängter Form über seine Methoden und 
Erfolge der operativen Behandlung der Netzhautablösung. (Siehe 
das Referat der letzten in seinen Beiträgen zur Aupenheilkunde erschienenen 
Arbeit Nr. 315 dieses Berichtes.) 

Gamper (557) beschreibt aus der Freiburger Klinik einen Fall von 
Angiomatosis retinae (v.Hippelsche Erkrankung). 1911 wurden auf 
dem rechten Auge die typischen Veränderungen in sehr frühem Stadium festge- 
stellt. Es fanden sich: Erweiterung, Schlängelung der Gefässe, rosenkranz- 
artige Veränderung der Arterie. Arterielles und venöses Aussehen war gleich- 
massig. In der Peripherie fand sich ein grosser Gefässknoten, in dem das 
Gefässpaar eintauchte und verschwand. In der Retina fanden sich geringe 
weissliche Herde. Dieselben nahmen in der Folge zu; auch trat eine Amotio 
hinzu. 1914 wurde enukliert. Seit 1915 fand sich auf dem anderen Auge 
an symmetrischer Stelle eine kleine rötliche Kugel; die zuziehenden Gefasse 
sind in ihrer Umgebung vergrössert und (1918) korkzieherartig erweitert. - 
Die Retina ist völlig normal. Es bestehen bislang keine Reizerscheinungen ; 
auch ist die Sehschärfe bis jetzt normal. Das chronologische Auftreten der 
Symptome der Angiomatose ist: 1. Knotenbildung, 2. Gefüssveränderung, 
3. Netzhauterkrankung. Bezüglich der Kontroverse v. Hippel-Meller 
betont Gamper den auch sonst bekannten sekundären Charakter einer 
Gliawucherung unter den allerverschiedensten Bedingungen; er hält einen 
sekundären Charakter der Gefässveränderungen für sehr unwahrscheinlich. 
Aschoff, dem die Präparate vorgelegt wurden, erklärte die Erkrankung 
für eine Teleangiektasie der Netzhaut und wies auf die Analogie zu den 
Naevi vasculosi der Haut hin. Bei den letzten Geschwülsten läge eine 
angeborene Missbildung vor, die sich nicht nur auf die Gefässe beschränke, 
sondern wo auch die übrigen Bestandteile der Haut beteiligt wären. Auf 
die Retina übertragen, sei es verständlich, dass auch die Neuroglia an der 
Veränderung teilnehme. — Zum Schluss geht Verfasser auf gewisse Bezie- 
hungen ein, die zwischen der Angiomatose und Coats Retinitis externa bestehen. 

B. Fischer (556) macht auf die Analogien aufmerksam, die zwischen 
dem „Gliom“ der Netzhaut und dem Neuroblastom der Nebenniere 
(Sympathoma embryonale) bestünden. Da die Gliome des Gehirns ganz andere 
Eigenschaften als die mit diesem Ausdruck belegten Geschwülste der Netz- 
haut zeigten (Gutartigkeit der klinischen Erscheinungsform), so müsse dieser 
Name ersetzt werden. Fischer würdigt namentlich die Befunde und An- 
sichten Wintersteiners und verteidigt sie gegenüber Wehrli. Die oben 
betonte Analogie mit den Nebennierengeschwülsten rechtfertige den Namen 


XVI* 


244 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Neuroblastom; damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass die Tumoren 
aus Anlagezellen der nervösen Substanz, d. h. aus den primitiven Neuro- 
blasten, wie sie His genannt bat, hervorgehen. Die Augengeschwülste stim- 
ınen histologisch in gut charakterisierbarer Weise mit den Nebennieren- 
tumoren überein und zeigen ein ähnliches klinisches Verhalten (Auftreten im 
frühesten Alter, Bösartigkeit, frühzeitige Metastasenbildung, doppelseitiges Auf- 
treten). Weiterhin weist Fischer auf eine ausgereifte Form dieser Neben- 
nierengeschwülste hin (Ganglioneurome, chromaffine Tumoren); diese zeichnen 
sich durch Gutartigkeit und dadurch aus, dass sie eine Erkrankung der 
mittleren Lebensjahrzehnte darstellen. Es liessen sich diese Tumoren der 
als Angiomatose benannten v. Hippelschen Erkrankung an die Seite 
stellen, wie ja auch schon Meller die letzte zum echten Gliom der Netz- 
haut in Beziehung gebracht hat. (Angio-Gliomatose.) 


Fejér (555) beschreibt und bildet ab zwei Fälle ausgedehnter, die Papille 
rings umgebender markhaltiger Nervenfasern und Pigmentierung der 
Papille. Beide Male waren die Augen kurzsichtig, in dem einen Fall bestand 
auch eine Melanose der Sklera. Der Augenschein liess an der Anwesenheit 
einer wirklichen Pigmentierung keinen Zweifel bestehen; es hätte sich weder 
um Beleuchtungseffekte noch um Kontrasterscheinungen handeln können in 
der Weise, wie Kraupa und Fehr die in der Literatur beschriebenen Fälle 
von Pigmentierung der Papille erklären zu müssen glaubten. 


Hirsch (558a) berichtet über einen Fall von lokaler tuberkulöser 
Erkrankung der Netzhaut eines Auges bei einem sonst völlig gesunden jungen 
Menschen. Es hatte sich genau in der Papille ein Riesentuberkel 
ausgebildet, ohne dass zunächst eine wesentliche Störung aufgetreten war. 
Erst als das Granulationsgewebe den Papillenrand überschritt, trat — an- 
geblich ganz plötzlich — starke Sehstörung ein. Differentialdiagnostisch 
kam ein Zysticerkus in Betracht. Die Tuberkulinkur bewirkte eine allmäh- 
liche Rückbildung. Horovitz. 


Igersheimer (559) beobachtete mit seinen Gesichtsfelduntersuchungen 
verschiedenartige Leitungsstörungen der Sehbahnen, die sich nach einem 
druckentlastenden Eingriff zurückbildeten oder auffallend besserten. Bei 
Drucksteigerung im Schädel kommen auch ohne Stauungspapille und ohne 
gesteigerten Lumbaldruck bitemporal-hemianopische Ausfälle vor. I. schliesst, 
dass eine Druckwirkung von den liquorerfüllten Räumen auf die optische 
Leitungsbahn häufig sei und dass man bei den verschiedenartigen patho- 
logischen Zuständen an der Sehbahn eine Lumbalpunktion therapeutisch vor- 
nehmen solle (mit Ausnahme von Tumor in der hinteren Schädelgrube). 


W e hrli (563) demonstriert Schnittserien der Augen und des Gehirns eines 
Falles von akuter, nichteitriger, nicht hämorrhagischer Enzepha- 
litis(Strümpell- Leichtenstern), Klinisch begann nach kurzer fieberhafter 
Affektion der Luftwege die Erkrankung unter heftigen Kopfschmerzen mit 
einer Neuritis retrobulbaris. Der Visus sank auf quantitative Lichtemp- 
findung, die Pupillen erwiesen sich als reflektorisch starr. Zerebrale Er- 
scheinungen, Sprachstörungen, Lähmungen und terminal bulbäre Symptome 
folgten. Im Gehirn und in den Sehbahnen fanden sich analoge Herde 
(perivaskuläre Rundzelleninfiltration, Zerfall von Nervensubstanz, Wucherung 
und Vergrösserung der Gliaelemente). Die Sehbahnen waren nur bis zum 
Corp. genicul. ext. ergriffen. Im Sehnerven fand sich eine Neuritis axialis 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 245 


interstitialis und peripherica, ebenso herdförmige Perineuritis, Es bestand 
eine Schwellung der Papille, die am 10. Tage bemerkt wurde; als Stauungs- 
papille kann dieselbe nicht aufgefasst werden, da sie 16 Tage den zere- 
bralen Erscheinungen vorausging und von starker Sehstörung begleitet war. 
Die Erkrankung zeigt nahe Beziehungen zur multiplen Sklerose; prognostisch 
wichtig (ungünstig) ist eine reflektorische Pupillenstarre. 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 
Ref.: Filbry. 


*564) Birkhäuser: Zwei bemerkenswerte Fille von intraokularen Eisen- 
splittern. Klin. Monatsbl. Nov. S. 593. 

*565) Esser: Linsentriibung und Regenbogenfarben der Linsenbilder 
bei Anwesenheit von Kupfer im Auge. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. Sept.- 
Okt. 8. 175. 

*566) Frank: Augenverletzung. — Tod an Hirngeschwulst. Kein Zu- 
sammenhang. Mediz. Klinik. Nr. 46, S. 1144. 

*567) Fromme: Angenbeteiligung bei Gesichtsschiissen. Diss. Breslau. 

*567a) Haab: Über das Gewicht von 370 ins Auge gedrungenen Eisen- 
splittern, ihre Form und deren Entstehung. Archiv f. Augenheilk. Bd. 84. 3. 
u. 4. Heft S. 88. 

*568) v. Herrenschwand: Perforierende Verletzungen im hinteren 
Bulbusabschnitt. Zentralbl. £ prakt. Augenheilk. Nov.-Dez. S. 161. | 

569) Klauber: Netzhautschädigungen durch kurze Einwirkung starker 
künstlicher Lichtquellen. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. Sept.-Okt. S. 141. 
S. Ref. Nr. 560. 

*570) Klauber: Scheintrübung und Farbenschillern der Linse beim Ver- 
weilen eines kupferhaltigen Fremdkörpers im Auge. Zentralblatt f. prakt. 
Augenheilk. Nov.-Dez. S. 166. 

971) Krauss: Ursächlicher Zusammenhang eines sog. fressenden Horn- 
hautgeschwürs mit einer früheren Augenverletzung. Monatsschr. für Unfall- 
und Invalidenwesen Nr. 7. 

*572) Noher: Über Motilitätsstörungen des Auges bei Kriegsteilnehmern 
Diss. Berlin. 

*573) Pichler: Zur Technik der magnetischen Splitterausziehung. 
Zeitschr. f, Augenheilk. Bd. 40, S. 30. | 

*574) Pirk: Beitrag zu den Spätgaserkrankungen der Augen. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 50, S. 1394. 

*575) Purtscher: Bemerkungen zur Frage der Linsentrübung und 
Regenbogenfarben der Linsenbilder bei Anwesenheit von Kupfer im Auge. 
Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. Nov.-Dez. S. 172. 

*576) Rauch: Spontane Luftdruckeinwirkung auf die Netzhautgefässe 
des menschlichen Auges. Mediz. Klinik. Nr. 49, S. 1206. 

*577) Rukop: Neue klinische und pathologisch-anatomische Daten für 
das Gebiet der Augenheilkunde aus dem gegenwärtigen Kriege. Klin. 
Monatsblätter Okt. S. 433 und: II. Klin. Monatsblätter Nov. S. 598. 


Von Interesse ist ein ärztliches Gutachten aus dem Gebiete des Ver- 
Sicherungswesens, das Frank (566) über Augenverletzung und Tod 
an Hirngeschwulst ohne Zusammenhang veröffentlicht. Ein ins 


~ 


246 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Auge eingedrungener Stahlsplitter, der die Linse verletzt hatte, so dass sie 
wegen Quellung und Drucksteigerung abgelassen werden musste, konnte nicht 
entfernt werden. 16 Jahre darauf starb der Patient unter der durch Sektion 
bestätigten Diagnose einer Gehirngeschwulst. Der von der hinterbliebenen 
Ehefrau mit der Angabe, dass ihr Mann seit dem Unfall an Kopfschmerzen 
leide und sein Tod auf den Unfall zurückzuführen sei, begründete Antrag 
auf Hinterbliebenenrente wurde schliesslich vom Reichsversicherungsamte mit 
der Begründung abgelehnt, dass man, auch bei Anrechnung der Möglichkeit 
anfänglich im Anschluss an den Unfall aufgetretener Kopfschmerzen, nicht 


. berechtigt sei, die sämtlichen Schmerzen als gleichartig und als von der Ge- 


schwulst herrührend zu betrachten. 

Unter den neuen klinischen und pathologisch-anato- 
mischen Daten für das Gebiet der Augenheilkunde aus dem 
gegenwärtigen Kriege bespricht Rukop (577) zunächst die aus den 
Schädelschüssen sich ergebenden Fortschritte in der Erkenntnis der Lokali- 
sation des Sehzentrums. Für die zentralistische Theorie von einer genau um” 
schriebenen Lokalisation der Makula in der Hirnrinde sprechen die kleinen, 
inselförmigen, homonymen Defekte im Bereich des makulären Sehfeldes bei 
Hinterhauptschüssen, während sie bei Erweichungen und Blutungen nur 
äusserst selten vorkommen. Die meist bei der Hemianopsie zu beobachtende 
Makulaaussparung, die die Monakow sche Theorie zu stützen scheine, wird 
von Wilbrand bekanntlich mit der Annahme einer Doppelversorgung der 
Makula durch dichotomische Teilung der Fasern im Chiasma erklärt, während 
Rönne die Häufigkeit der Makulaaussparung mit der Annahme begründet, 
dass bei einer speziellen intensiven Hemiamblyopie nur die Makularegion 
noch über der Reizschwelle für die Gesichtsfeldaufnahme liege. Jedenfalls 
beantworten die bisherigen Kriegserfahrungen die Frage von der Struktur 
des Makulazentrums in dem Sehzentrum noch nicht eindeutig. Die gegen- 
über der seltenen Hemianopsia superior relative Häufigkeit der Hemi- 
anopsia inferior bei Hinterhauptschüssen stützte insofern die Lehre, dass der 
oberen Lippe der Fissura calcarina auch die obere Netzbauthälfte entspreche, 
als die Verletzlichkeit der oberen Lippe gegen die untere, durch die Pro- 
tuberantia occipitalis geschützte bei Schussverletzungen viel grösser ist. Ab- 
gesehen von seltenen, auf Ermüdungserscheinungen zurückzuführenden Asym- 
metrien beweist die auch bei Hirnschüssen wieder bestätigte weitgehende 
Kongruenz der Gesichtsfelddefekte, dass die Fasern korrespondierender Netz- 
hautbezirke aneinandergelagert zur Rinde ziehen. Der im Kriege häufiger 
beobachtete Ausfall der Behrschen peripheren Halbmonde stützt W il- 
brands Theorie, dass die temporale Sichel eine isolierte Vertretung besitzt. 
Fast immer wurde eine Farbenhemianopsie nur bei gleichzeitiger bedeutender 
Herabsetzung der Sehschärfe gefunden. Die Kriegsläsionen lehren, dass die 
Makula in der kortikalen Retina am weitesten hinten liegt und das zentrale 
hemianopische Skotom an Grösse zunehme, je weiter die Läsion von der 
Spitze des Okzipitallappens entfernt sei. Transkortikale Störungen riefen hie 
und da, meist schreckhafte, Gesichtshalluzinationen, manchmal in den Ge- 
sichtsfelddefekten, hervor. Bedeutend gefördert wurden durch die Kriegs- 
erfahrungen die Theorien und Kenntnisse vom Wesen der Nachtblind- 
heit. Sicher ist, dass bei der Mehrzahl der hemeralopieverdächtigen Kriegs- 
teilnehmer eine Adaptationsschwäche schon früher bestand. Mit Augstein 
sei die Existenz eines hemeralopischen Augenhintergrundes anzuerkennen. 








XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 247 


Nur in seltenen Fällen entstand das Leiden im Felde nach Erschöpfung, 
Blutverlust, Blendung usw. Die Rolle, die die Myopie bei der Hemeralopie 


. spielt, ist auch nach den Kriegserfahrungen noch nicht eindeutig festgelegt. 


Vielfach wird der Möglichkeit eines psychopathischen Moments in der Genese 
der Hemeralopie Rechnung getragen. Ausser der erwiesenen Wichtigkeit der 
Gesichtsfelduntersuchung haben die neueren Forschungen im Kriege auch zu 
einer Anzahl neuer Adaptometer geführt. Von den nach Schussverletzung 
bei intakter Augenkapsel beobachteten intraokularen Veränderungen verdienen 
bezüglich unseres therapeutischen Verhaltens besonderes Interesse die Früh- 
fälle einer oft durch Scheidenhämatome bedingten, nicht selten rasch spontan 
zurückgebenden Stauungspapille. Von den eigentlichen Erkraukungen des 
Auges interessiert, da hinsichtlich ihres Verlaufs nichts wesentlich Abweichen- 
des von der Friedenserfahrung zur Beobachtung zu kommen pflegte, haupt- 
sächlich ihre grössere oder geringere Häufigkeit im Kriege. So ist die Selten- 
heit der Alkoholamblyopie im Gegensatz zur Nikotinintoxikation, die öfter 
als im Frieden auftrat, bemerkenswert: Gegen Erwarten waren frische 
Trachomfälle recht selten, erklärlicherweise wurden Zystizerkose des Auges 
und Keratitis dendritica öfter beobachtet, Keratomalacie dagegen seltener, da 
die Säuglinge mangels Kohlehydrate und dank der Prämien für stillende 
Mütter wohl mehr als sonst gestillt werden. Unter den im Kriege häufigeren 
Beobachtungen von Augensymptomen bei Allgemeinerkrankungen verdienen 
Verengerung der Netzhautarterien bei Flecktyphus, Konjunktivitis bei Ruhr 
und Gelenkrheumatismus Interesse. In nur 1/2 °/o der Malariafälle trat 
Herpes corneae, in 3 °/o der Kriegsnephritiker Retinitis albuminurica auf, 
auch der Kriegstyphus brachte selten Augenkomplikationen. Auffallend 
selten und meist leicht verlaufend war bei den zahlreichen Gonorrhoefällen 
die Konjunktivalblennorrhoe. 


An Hand mehrerer Fälle weist v. Herrenschwand (568) auf die 
Wichtigkeit der oft sehr schwierigen Entscheidung hin, ob eine einfache 
schwere Kontusion vorliege oder eine perforierende Verletzung im 
hintern Bulbusabschnitt stattgefunden habe. Meist sind es grössere 
Frenidkörper, die den Knochen durchschlagen und so von hinten die Bulbus- 
wand verletzen. Dementsprechend treten meist schwere Kammer- und Glas- 
körperblutungen auf, die bei der Unversehrtheit der sichtbaren Teile der 
Augenwände oft das Bild einer Kontusion vortäuschen. Da bei den Kriegs- 
verletzten nicht selten das Gesicht mit Narben kleiner Splitter übersät ist, 
so ist-auch nach dem Röntgenbild die Entscheidung, ob ein Fremdkörper 
intraokular ‘liegt, nicht immer mit Sicherheit zu treffen. Wenn nicht der 
positive Ausfall. der Magnetuntersuchung einen Eisensplitter nachweist, muss 
die Frage, ob im hintern Bulbusabschnitt eine perforierende Verletzung statt- 
gefunden hat, häufig offen bleiben. Für solche Fälle empfiehlt H. betreffs 
des therapeutischen Verhaltens, wenn nicht die Annahme eines etwas reizfrei 
einheilenden Steinsplitters berechtigt erscheint, jede Verletzung des Auges als 
eine perforierende zu behandeln. 


Mit dem Mechanismus der spontanen Luftdruckeinwirkung 
auf die Netzhautgefässe des menschlichen Auges beschäftigt sich 
Rauch (576) Die beobachtete, nach einer in nächster Nähe erfolgten 
Granatexplosion aufgetretene totale Thrombose der Zentralarterie schien in 
der Annahme einer blossen, der ersten Phase der Geschosseinschläge ent- 


248 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


sprechenden Luftverdünnung nicht ihre Erklärung zu finden, da ihr Vor- 
kommen unter ähnlichen Änderungen des Atmosphärendrucks, wie solchen 
Flieger, Bergsteiger, Caissonarbeiter stets ausgesetzt sind, nicht bekannt ist. 
Dagegen erklärt sich R. die Entstehung der Netzhauthämorrhagien mit der 
im zweiten Stadium des Einschlags gegebenen Luftdrucksteigerung, die zu 
Kompression und Anämie der Gefässe der nicht durch Knochenplatten ge- 
schützten Körperteile, der Extremitäten, des Thorax und Abdomens, führt 
und so eine plötzliche Überfüllung der Hirngefässe verursacht, die, wenn sie 
nicht den letalen Ausgang bedingt, sich an den Endzweigen der Ophtbalmica 
in Berstung oder Thrombosierung kundtut. In vier ebenso entstandenen, mit 
Trommelfellberstung kombinierten leichteren Fällen, bei denen es nicht zu 
Gefässzerreissungen kam, liess sich eine auf dieselbe Veränderung der Blut- 
verteilung zurückgeführte hochgradige Hyperämie und Schlängelung der 
temporalen Netzhautgefässe feststellen. 


Nach 70 Fällen aus der Breslauer Universitäts- Augenklinik stellt 
Fromme (567) die Häufigkeit der Augenbeteiligung bei Gesichts- 
schüssen fest. In den 35 Fällen direkter Verletzung des Auges war die 
Schädigung so schwer, dass sie mit dem vollen Verluste des Auges endete. 
Zusammenfassend werden die mechanischen Entstehungsmöglichkeiten der 
indirekten Augenverletzungen nach Eindringen des Projektils in die Orbita, 
nach Streifschuss, nach Verletzung durch Orbitalwandbrüche bei Gesichtsschuss, 
durch Knochen- oder Lufterschütterung besprochen. Die Häufigkeit der 
Verletzung der einzelnen Augapfelteile wird weiterhin genau berechnet und 
die auffallend vielfache Beteiligung der inneren Augenbäute mit ihrer. stärkeren 
Wölbung erklärt. 27ınal waren die Lider mitverletzt. Mehrmals hinderten 
Narbenstränge den Tränenabfluss. Steckschüsse der Orbita und Deformierung 
der Augenhöhle führten in 24 Fällen zu Beweglichkeitshemmungen, Dislokation 
und Protrusion. Durch Lähmung, Schmerz oder Exophthalmus wurden 
23mal Augenmuskelstörungen beobachtet. Unter den Nervenschädigungen 
waren die Sensibilitätsstörungen des Trigeminus die häufigsten. 


Über 80 Fälle von Motilitätsstörungen des Auges bei Kriegs- 
teilnehmern stellt Noher (572) aus der Breslauer Universitätsaugenklinik 
zusammen. Die Hälfte der Fälle waren traumatisch bedingt. Von den 
28 durch Nervenlahmung hervorgerufenen Störungen war nach dem durch 
sein Innervationsgebiet dem Trauma am meisten exponierten N. facialis der 
Abducens besonders häufig betroffen, entsprechend den Friedensstatistiken, 
da er Schädigungen nach seiner Verlaufsart am meisten ausgesetzt ist. Bei 
mehreren Abducensparesen orbitalen Ursprungs bestand ein nach Bielschowsk y 
durch Erweiterung der Orbita, Verkleinerung des Bulbus, retrobulbäre Narben- 
bildung nach der Verletzung erklärter traumatischer Enophthalmus. Die durch 
direkte traumatische Muskelschädigung bedingten Lähmungen stellen sich 
prognostisch viel günstiger dar, weil sie einem allerdings nicht immer leicht 
richtig dosierbaren operativen Eingriff eine bessere Handhabe bieten. Be- 
züglich der durch Krankheiten bedingten Motilitätsstörungen interessiert in 
der Arbeit wohl besonders die Stellungnahme zu der Frage, inwieweit nach 
Abweichungen von den Friedenserfahrungen eine Beeinflussung der Krankheit 
hinsichtlich ihres Ausbruchs und Verlaufs durch die besonderen, durch den 
Krieg gegebenen Verhältnisse anzunehmen und dementsprechend eine etwaige 
Kriegsbeschädigung anzuerkennen ist. In dieser Hinsicht wichtig erscheint 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 249 


das auffällig häufige Auftreten von Motilitätsstörungen im Anschluss an 
Erkältungen, Rheumatismus usw. Übrigens gab oft erst der Ausfall der 
Wassermannschen Reaktion im Liquor Aufschluss über die Infektion. 
Auf Strapazen mag die Beobachtung zurückzuführen sein, dass das Intervall 
zwischen Infektion und Ausbruch der Lähmungen oft ungewöhnlich kurz 
war. Einige Fälle scheinen für das Vorkommen einer monosymptomatischen 
Augenhysterie zu sprechen. Mehrfach wurde hysterischer Blepharospasmus 
nach Schreck beobachtet. Auch Akkommodations- und Konvergenzkrämpfe 
kamen vor. Fälle von paralytischen Bewegungsstörungen nach Rheumatismus, 
Typhus, Hirntumor, M. Basedowii, Botulismus, Hundswut und Otitis media 
boten nicht viel von den Friedenserfahrungen Abweichendes. Der Vollständig- 
keit halber erwähnte Fälle von hochgradiger Myopie verdienen insofern Inter- 
esse, als unter Verlust des Fusionszwangs infolge der Strapazen und nervösen 
Überreizungen im Felde latentes Schielen manifest werden und sich in Doppel- 
bildern äussern kann. 


Abgesehen von einzelnen » weniger typischen« (= 25°/o) und nur sehr 
wenigen »atypischen (= 20°/o) Splittern ist die übereinstimmende Regel- 
mässigkeit wohl die wichtigste Tatsache, die sich aus Haabs (567a) Zu- 
sammenstellung über das Gewicht von 370 ins Auge gedrungenen 
Eisensplittern, ihre Form und deren Entstehung ergibt. Haab 
findet, dass ein typischer Splitter ein dreikantiges Gebilde ist. Diese 3 
Flächen bezeichnet er nach ihrer Abstammung als die Anschlagfläche, d. i. 
diejenige, die mit der aufschlagenden Gewalt in Berührung kommt, die Werk- 
zeugfläche, aus der eine Diagnose auf die Art des Instruments, von dem das 
Metallstück herrührt, zu stellen ist, und schliesslich die Abreissfläche, an der 
der Splitter von seiner Matrix abgetrennt wird. Wegen der Glattheit der 
Abreissfläche pflegt sie daran erkenntlich zu sein, dass sich am wenigsten 
Rost an ihr ansetzt. Die typischen Stahlsplitter bestehen immer aus einem 
Teilstück einer Werkzeugkante. Die Anschlagfläche pflegt konkav, die Werk- 
zeugfläche konvex und kleiner zu sein. Die Abreissfläche zeigt wellen- 
formigen Verlauf. Sie bietet eigentümlichen Glanz und eine zwischen matt- 
grau, kornblumenblau und perlmutterähnlich schillernde Farbe, aus der auf 
eine beim Absplittern zustande gekommene Erhitzung geschlossen wird, die 
zwischen 250— 330° © zu liegen pflegt. Matrix und Splitter passen ge- 
wöhnlich mit der dem Schlag gegenüberliegenden Seite gut ineinander, 
während der Splitter auf der Schlagfläche stark deformiert zu werden pflegt. 
Das Optimum des Gewichts liegt bei 0,001 bis 0,005 g, das Optimum der 
Dicke bei !/2 mm, die Breite ist gleich der doppelten Höhe, die Länge, am 
inkonstantesten, annähernd gleich der dreifachen Hohe. Da magnetische 
Splitter sich im Glaskörper der Längsrichtung nach einzustellen pflegen und 
die Distanz zwischen Linsenrand und Ziliarfortsätzen !/g—1 mm beträgt, so 
erscheint verständlich, warum die Splitter meist so leicht durch die Zonula 
hindurchschlüpfen. 


Zwei bemerkenswerte Fälle von intraokularen Eisen- 
splittern veröffentlicht Birkhäuser (564). Trotz auf Splitter negativer 
Röntgenaufnahmen gelang es, nachdem Patient am Magneten deutlich Schmerz- 
empfindung in der Gegend des Corpus ciliare angegeben hatte, durch Ein- 
führen eines sehr feinen Magnetansatzes durch eine Hornhautwunde den 
1/e mm Durchmesser betragenden Splitter aus den getrübten Linsenmassen 


250 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


hervorzuziehen. Eine unter schweren Entzündungserscheinungen auftretende, 
von der hinteren Kortikalis ausgehende Linsentribung nahm allmählich wieder 
ab und beschränkte sich auf eine so umschriebene periphere Stelle, dass 
noch nach 8 Jahren volle Sehschärfe bestand. Im zweiten Falle handelte es 
sich um einen hinter dem Corpus ciliare, ohne die Linse zu verletzen, ein- 
gedrungenen Splitter, der bei Stromschluss an einen eingeführten Magnetansatz 
anschnellte und sich glatt extrahieren liess. Nach völlig reizfreiem Heilverlauf 
blieben die Medien klar und resultierte normale Sehkraft. 


- Zur Frage der Technik der magnetischen Splitterausziehung 
empfiehlt Pichler (573) die genaue Beachtung der für die J,okalisation 
wertvollen Schmerzempfindung. Sein Verfahren besteht in direktem Eingehen 
auf den als magnetisch erwiesenen Splitter durch Bindehautspaltung dicht 
neben dem zu erwartenden Sitz und Durchtrennung der Sklera, ohne die 
Aderhaut zu berühren. Nach Annäherung der Magnetspitze an die Wunde 
soll der Splitter sofort die Aderhaut von innen durchtrennend folgen. Die 
Vorzüge dieser Abänderung seien die Vermeidung neuer nennenswerter Wunden 
und des Glaskörperverlustes, die geringe Infektionsgefahr und Schmerzhaftig- 
keit und überhaupt die Kürze des eigentlichen Eingriffs der Ausziehung. 
Die schon vor dem Schnitt gelegten Skleralnähte dienen als Zügelnähte und 
Wundhaken. 


In mehreren Fällen von Spätgaserkrankungen der Augen durch 
Gelbkreuzgas, die von länger als einem Monat bis über 1 Jahr wegen Binde- 
hautentzündung behandelt waren, fand Pick (574) regelmässig eine zarte, 
aus feinsten grauen Punkten zusammengesetzte, subepithelial gelegene Horn- 
hauttrübung, die sich nur bei genauer Untersuchung mit der Hartnackschen 
Kugellupe oder dem Zeissschen Hornhautmikroskop feststellen liess. ` In 
allen Fällen war die Sensibilität erhalten, die Sehscbärfe gut und das Horn- 
hautepithel intakt; stets waren die sonstigen somatischen Erscheinungen der 
Gelbkreuzgasschädigung schon geschwunden. Behandlung mit der in den 
Vorschriften angegebenen alkalischen Augensalbe, bei hartnäckigem Verlauf 
oder Rezidiven mit Verband und Atropin kombiniert, führte auch in diesen 
älteren Fällen rasch zum Ziel. P. macht besonders auf die Erfolglosigkeit 
der Scharlachrotsalbe, auf die reizende Wirkung der Zink-Novokaineinträufe- 
lungen aufmerksam und fordert genaue augenärztliche Untersuchung der 
Hornhaut für alle entsprechenden Fälle. 


Als Ergänzung und Erwiderung auf die von Purtscher vor einem 
halben Jahre veröffentlichte, zwei frühere und einen eigenen Fall betreffende 
Arbeit teilt Esser (565) einen Fall von eigenartiger Linsentrübung und 
von Regenbogenfarben der Linsenbilder bei Anwesenheit von 
Kupfer im Auge mit. Das vordere und hintere Linsenbildchen schimmerten 
unter Vorherrschen von Rot und Grün in den Regenbogenfarben. Die 
konstante, form-charakteristische Radkranztrübung der Linse sei wohl nicht 
als Auflagerung einer sehr dünnen Schicht, sondern als subkapsuläre Struktur- 
verändsrung anzusehen; aus ihrem Verschwinden im durchfallenden Lichte 
sei nicht auf ein Trugbild, sondern nur auf besondere Zartheit der Veränderung 
zu schliessen. Die durch den intraokularen Splitter aufgetretene Tiefen- 
erkrankung, die sich in gelblichem Makulaherd, verwaschener Papille und 
Glaskörpertrübung äusserte, glaubt E. vielleicht als die unmittelbare Ursache 
der Linsentrübung ansehen zu sollen, wie auch die sternförmige vordere 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasıten. 251 


Kortikalkatarakt Ausdruck einer Tiefenentziindung sei, ohne ihr jeden dia- 
gnostischen Wert für die Annahme eines Kupfersplitters absprechen zu 
wollen, da meist nur ein solcher vom Auge lange genug — im vorliegenden 
Falle 31/2 Jahre — getragen werden kann. Es handle sich also in solchen 
Fällen nicht, wie Purtscher meint, um reizlose Anwesenheit des Kupfer- 
splitters, sondern gerade um eine schwere innere Reizung, die sich an der 
Linse dokumentiere und besonders scharfe Überwachung des Auges fordere. 


Als Entgegnung auf mehrere abweichende Erklärungen und Deutungen 
von Esser macht Purtscher (575) nochmals einige Bemerkungen zur 
Frage der Linsentrübung und Regenbogenfarben der Linsen- 
bilder beiAnwesenheit von Kupfer im Auge. Beschriebene geringe 
Unterschiede im Farbenton der in seitlichem Lichte auftretenden Trübung 
beweisen nur von mehreren Autoren her die Anerkennung ihrer Existenz. 
Bezüglich der Form derselben, einer Scheibe mit zungenförmigen Fortsätzen 
in die Peripherie, herrsche Übereinstimmung. Dagegen werde als ihr Sitz 
entweder die Linsenkapsel oder die vorderste Linsenpartie angegeben. Be- 
züglich Essers Erklärung der Entstehung des Farbenschillerns mit Licht- 
brechung an den secbskantigen Prismen der Linsenfasern meint P., diese 
Annahme würde -seine Bezeichnung Scheintrübung stützen, da nur durch- 
sichtige Prismen Farbenzerstreuung bewirken. Gegenüber Essers Versuch, 
die Bedeutung des Symptoms als Charakteristikum für Kupfer abzuschwächen 
und es als Zeichen irgend einer Tiefenerkrankung des Auges hinstellen zu 
wollen, hebt P. hervor, eine solche führe doch nur zu Veränderungen der 
hinteren Linsenpartien und hält seine Behauptung aufrecht, die beschriebenen 
Symptome legten in erster Linie dringenden Verdacht auf Anwesenheit eines 
Kupfersplitters nahe. 


Anschliessend an Purtschers Mitteilung über eine besondere Trübung 
mit Farbenschillern der Linse bei Anwesenheit von Kupfersplittern im Auge 
teilt Klauber (570) eine weitere entsprechende Beobachtung von Schein- 
trübung und Farbenschillern der Linse beim Verweilen eines 
kupferhaltigen Fremdkörpers im Auge mit. Dreiviertel Jahre nach 
einer Sprengkapselverletzung fand K. bei einem Soldaten einen nicht eisen- 
haltigen, hellgelblich glänzenden kleinen Metallsplitter dicht hinter der Linse 
im Glaskörper, ohne dass er die Linse verletzt hatte, da er äquatorial ein- 
gedrungen und eine Linsenkapselverletzung nicht sichtbar war. Bei seitlicher 
Beleuchtung fiel eine in den vordersten Linsenschichten liegende blaugraue 
Tribung in Form einer Scheibe von 5 mm Durchmesser auf, deren Zentrum 
etwas zarter ist, während die Randteile einen dichteren Ring bilden, von dem 
aus strahlenförmige Fortsätze peripherwärts abgehen. In manchen Stellungen 


war auch in diesem Falle ein regenbogenfarbiger Reflex der Linse zu 
beobachten. 








— — N — —— 





Verantwortlicher Redakteur für den ! Referatentoil: Prof. Dr. K. Wessely in Würzburg. 





— — — 


REGELMÄSSIGER VIERTELJAHRESBERICHT 
LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE - 


DER 


AUGENHEILKUNDE 


IM JAHRE 1918 
REDIGIERT VON 


K. WESSELY IN WÜRZBURG. 


FÜR DAS 


ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE 


REDIGIERT VON 


C. HESS IN MÜNCHEN. 


GENERAL-REGISTER 


BEARBEITET VON 


DR. F. LANDENBERGER IN WÜRZBURG. 


MUNCHEN. 
VERLAG VON J. F. BERGMANN 
1919. 


Alle Rechte vorbehalten. 


Druck der Universitätsdruckerei H. Startz A. G. Würzburg. 


Alphabetisches 
Namenregister des Literaturberichtes 1918. 





Die Zahlen bedeuten die Nummern der Referates. 





A. 'Ballaban. Zur Entstehung der Netzhaut- 

Abelsdorff. Akute retrobulbäre Sehnerven- | u intraokularem Aderhautsar- 
entzündung bei Myelitis mit Sektions- | i — 

befand. 366, 457a. ‚Bartels. Augenerkrankungen in Konstan- 


Arning. Neuritis optica bei gleichzeitig be- | tinopel. 330. : 
stehender sekundärer unbehandelter Lues, Baumann. Monokulare Beobachtung einer 
-1%0. | ee Reizwirkung von 
— Neuritis optici acuta luetica. 318. sha Malas 
Ascher, K. W. Versuche zu einer Methode, | J Beiträge zur Phy siologie des Sehens. 508, 
die sekundären Motive der Tiefenlokali- Baumgärtner. Über einen Fall von Lu- 
sation messend zu beobachten, nebst Be- xatio bulbi traumatica. 466. 
merkungen über die Gewöhnung an das Behr. Das Verhalten und die diagnostische 
einäugige Sehen. 48. : Bedeutung der Dunkeladaptation bei den 
— Erfahrungen an einem grösseren Trachom- | verschiedenen Erkrankungen ; des Seh- 
material. 78. nervenstammes. III. Teil: Die funktio- 
Ausch, O. Akromegalie mit intensivem Dia- ne en ar kungen des Zentralnerven- 
betes und Wechsel der Haarfarbe. 5. une i 


: . Bensheim. Beitrag zur Frage der trauma- 
Axenfeld. Zur Technik der Neurotomia | tischen Entstehung der FChorioidealsar. 
optico-ciliaris. 115. | 


kome. 111. 
— Intraokulare Strahlentherapie. 173. Ber H. A krank bei 
— Weitere Erfahrungen über intraokulare ee Do TURION. ce 


j Nierenentzündung. 158. 
Strahlentherapie. 314. Berger, Eugen. Der Holzhacker als Star- 


operateur. 127. 








B. Bergmann, E. Ein Fall von Exophthalmus 

Bab. Über Ruptur der Chorioidea als Kriegs- —— 
verletzung des Auges. 126. ‚Bergmeister. Wann und wo kann im Felde 
Bachstez. Funktioneller Blepharospasmus Ä — pal vorgenommen Werden 


ick‘ h ärts. 
and Blick nag — . |Berneaud. Über den Wert der Milchinjek- 
Bader. Sklerokorneale Differentialtonometrie, tionen bel Aupärnerkrankunsen 389 
eine Prüfung der Elastizitätsverhältnisse er Be z 
der Bulbuswandung, mit besonderer Be- Best. Demonstrationen zu den Funktions- 


rücksichtigung des Verhaltens des Alters- | prüfungen des Auges. 120. 

starsauges bei der Operation. 395. '— Untersuchungen über die Dunkelanpassung 
Bär. Zwei bemerkenswerte Fälle von Augen- des Auges mit Leuchtfarben. 213. 

erkrankungen bei Tuberkulose der Lungen. | — Elektrargol bei den Kriegsverletzungen des 

837. | Auges. 380a. 


XVII* 


256 Alphabetisches Namenregister. | 


Best. Uber Nachtblindheit. 398. 


Beykowsky. Eine neue Vorrichtung zum 
Schutze des lichtscheuen und operierten 
Auges. 31, 130. 


— Über Minenverletzungen des Auges. 129. 


Biedl, A. Demonstration einer scheinbar 
halbseitigen Akromegalie. 159. 

Bielschowsky. Über doppelseitige Troch- 
learislähmung und ihre Behandlung. 232. 

Birch-Hirschfeld. Einige Bemerkungen 
zur Untersuchung Nachtblinder. 49. 

— Die Schädigung des Auges durch Licht 
und ihre Verhütung. 376. 

Bitter, Marie. Über die angeborenen De- 
fekte des vorderen Irisblattes. 890. 


Blaskovics. Tarsoplastik durch Umwendung 
des verkrümmten Teiles des Lidknorpels. 
523. 

Blass. Ein Beitrag zur Lebre von der Throm- 
bose der Vena centralis retinae. 121. 
Blatt. Beitrag zur genauen Lokalisierung 
der orbitalen Steckschüsse durch klinische 

Symptome. 331. 

— Eine neue Methode der mechanischen Be- 
bandlung des Trachoms. 433. 

-— Okulare Störungen bei Skorbut. 488, 509. 

- - Provokationsmethode bei Trachomverdacht 
der entzündlichen Bindehauterkrankungen. 
527. 

— Eine neue Methode der mechanischen Be- 
handlung des Trachoms. 528 


Blegvad. Über die Progression der Myopie. 
57. 


Bleich. Zur Optochintherapie und Optochin- 
amblyopie. 160. 


Boas. Über Megalokornea. 118. 


Boegehold. Physiologische und mathema- 
tische Meinungsverschiedenheiten in der 
Bewertung sphärotorischer Brillen. 58. 

— Mathematische und physiologische Mei- 
nungsverschiedenheiten in der Bewertung 
sphärotorischer Brillen. 225. 412. 





— Schlusswort zu dem Aufsatz Rönnes: Über 
die praktische Bedeutung der Zeissschen | 


Punktal- und Katralgläser. 226. 
Brodmann. Zur Lage des Sehzentrums., 391. 


Brouwer. Über die Selistrahlung des Men- | 
‚-— Die Frfolge der operativen Behandlung der 


schen. 39. 
— Klinisch-anatomische Untersuchung tiber 
den Okulomotoriuskern. 392. 
Bruck. Bruch des Tränenbeins. 332. 
ne Blutbild und Augenerkrankungen. 


Bruns. Zur Bezeichnung der Zylinderachsen. 
520. 





Busch Untersuchungen an Sehhirnverletzten 
399 

Buschmann. Bericht über die Wirksamkeit 
der Universitäts-Augenklinik zu Giessen 
vom 1. IV. 1907—31. III. 1908. 1. 


C. 


Caspar. Ein Pilzgeschwür am Augenlid. 423. 

Chiari. Die Veränderungen der Bindehaut 
des Auges bei Fleckfieber. 6. 79. 

Chotzen und Kuznitzky. Die Strablen- 
behandlung des Auges. 1. Mitteilung: 
Experimentelle und klinische Beiträge zur 
Bestrahlung der Kornea mit ultraviolettem 
Licht. 21. 

Clausen. Verbesserung der Stumpfbildung 
nach operativer Entfernung des Auges. 
181. 

— Uber Parinaud’sche Konjunktivitis. 258. 

— Uber Trachom als Heereskrankheit nebst 
kurzen Bemerkungen zur Therapie. 239. 

Cohn. Uber die Behandlung nach Credé in 
der Augenheilkunde. 529. 

— Uber die Einträuflung von Hetol (Natr. 
cinnamylic.) in die Konjunktiva bei Chorio- 
Retinitis tuberculosa. 550. 

Cords. Augenschädigungen bei Munitions- 
arbeitern. 333. i 

— Seltene Nervenschädigungen durch Schuss- 
verletzung. 334. 

— Angeborene Aplasie der äusseren Augen- 
muskeln. 418. $ 

— Die pralle Durchblutung der Orbita. 450. 

— Orbitalverletzungen. 467. 

Cramer. Der leuchtende Landolt’sche Ring 
zur Feststellung der Leistungsfähigkeit der 
Augen im Dunkeln. 182. 


D. 


Detzel. Ein Beitrag zur Beziehung der 
Mikulicz’schen Erkrankung zur Tuberkt- 
lose der Tränendrüsen. 246. 


Deutschmann. Weitere Mitteilungen über 


operative Behandlung der Netzhautab- 
lösung und ihre Erfolge. 315. 


Netzhautablösung. 554. 

Dimmer. Zur Reform des medizinischen 
Unterrichts. 152. 

Dittrich. Tintenstiftverletzungen des Auges. 


* 


‘ a 


Doesschate, G. ten. Über Gesichtsfeld- 
störungen bei Fliegeroffizieren. 50. 


Burchardt. Über sympathische Ophthalmie — Augenstörungen bei Meningitis cerebro- 


nach Exenteration des andern Auges. 116. 


\ 


spinalis epidemica. 162. 


Alphabetisches Namenregister. 257 


Doesschate, G. ten. Über den Zusammen- Fleischer. Zur Kampimetrie nach Bjerrum, 


hang zwischen Augendruck und Exoph- 32. 
thalmus und zwischen Augendruck und — Über myotone Dystrophie mit Katarakt. 
Hornhautwölbung. 507. | 165. 294. 
Düring, M. und Huber, O. Herpes corneae — Über die Anwendung des Trendelenburg- 
febrilis bei Malaria. 7. 92. | schen Verfahrens bei der Röntgendiagnose 
Düring. Herpes corneae febrilis bei Malaria — intraokularer Fremdkörper. 185. 
163. 274. 


- Über die Trepanation beim Hydrophthal- 
Duplessis. Ein durch Missbildungen kom- mus congenitus. 306. 452. 
plizierter Fall von Dermoiden des Auges. Fieischer undJüngling. Ein durch Rönt- 


205. genbestrahlung gebesserter Fall von Hypo- 
E. physentumor. 489. 
Ebstein. Zur klinischen Symptomatologie. : Pee ere 7 ATenulate Ton 
der Alkaptonurie. 164 | 
: an : : Franke. Demonstrationen aus dem Gebiete 
— Zar Differentialdiagnose der Flecken in der der Köntgenkunde. 335. 


Lidspalte. 434. 


Eden. Über plastische Operationen: Augen- 
höhlenplastik. 367. ; 


Elschnig. Muss es Blinde geben? 153. 


— Beiträge zur Glaukomlehre. 4. Naevus 
vasculosus mit gleichzeitigem Hydrophthal. 


— Glassplitter im Auge. 470. 


Frenzel. Radiäre Einrisse des Irisstromas . 
bei intaktem Pigmentepithel. 336. 


Frieberg. Weitere Untersuchungen über die 
Mechanik der Tränenableitung. 425. 





mus. 305. Fuchs, Ernst. Über Eosinophilie im Auge. 
— Knötchenförmige Konjunktivitis durch Fett- 22. 

imprägnation. 580. Fuchs. Über Schleifen der Ziliarnerven. 40. 
— Trachom und Trachombehandlung. 531. — Über organische Muskelfasern in der Ader- 
Emanuel. Ein im Felde gebauter Riesen- haut. 

magnet. 183. — Zur Anatomie des Staphyloma corneae. 
— Augenärztliche Erfahrungen in Feldlaza- | 275. 

retten. 468. — Uber Faltung und Knickung der Hornhaut. 
Engelbrecht. Zur Entfernung von Diele 276. ; 


} 


magnetischen Fremdkörpern aus demlonern 


— Uber den Sphincter pupillae. 393. 
des Auges. 132. 


— Ü ürtelförmige Hornhauttrübung. 437. 
— Eine weitere Verbesserung der Lagebestim- | oe ener Orna Nng 


mung von Fremdkörpern im Augapfel — Uber luetische Chorioiditis. 446. 
mit Hilfe der Stereoskiagraphie (Hassel- | — Über Beteiligung der Macula lutea an 
wander). 383. | Erkrankungen des Auges. 458. 

Eperon. Die Korrektion des Keratukonus _ Über Pigmentstreifen im Augenhintergrund. 
durch die Müllerschen Schalen. 538. | 459. 

Eppenstein, A. Neuritis optici und Irido- Fürstenau. Einwirkung des Trypaflavins 
syklitis infolge von Masern. | auf augenpathogene Keime. 499. 

— Die Untersuchung des Gesichtsfeldzentrums 
und des blinden Flecks mittels des „Uni- | 





versal-Prismenapparates“. 184. | G. 
iGamper. Ein klinischer und histologischer 
F. Beitrag zur Kenntnis der Angiomatosis 


Feder. Beitrag zur Kenntnis der Ziliarkörper- retinae. 557. OPOR 
sarkome. 112. ‚Ganz. Tonsilläre Infektionen als ätiologi- 

Fejer. Über Pigmentation, markhaltige Ner- | scher Faktor metastatischer Augenentzün- 
venfasern des Sehnervenkopfes. 555. dungen. 447, 

Fischer, B. Über Wesen und Benennung , Yatscher. Über die typischen Kopfbewe- 
der Gliome (Neuroblastome) des Auges gungen (rudim. Kopfnystagmus) des Säug- 
556. lings, als T'eilerscheinung der vestibulären 


$ Drehreaktion. 419. 
Fischer, C. C. Die Behandlung der Tränen- — | 
wege vomrhinologischen Standpunkt unter ebb. Repetitorium der Augenheilkunde. 362. 


besonderer Berücksichtigung des Totischen ‚Gelb. Ergebnisse farbenpsychologischer Ana- 
Verfahrens. 70. l lysen an Hirnverletzten. 214. 





258 Alphabetisches 

Gelencsér, Über Nachtblindheit als Aus- 
fallserscheinung infolge Ernährungsstö- 
rungen im Felde. : 

Geller u. Ohm. Grosshirnrindennystagmus 
bei einem Soldaten. 233. 

Gelling. Über metastatische Ophthalmie bei 
Appendizitis. 448. 
Gjessing, H. Über Tuberkulose als Ätio- 
logie bei der sog. Febris uveoparotida 

(Heerfordt). 9. 

— Über Idiosynkrasie gegen Quecksilber. 174. 
Gilbert. Über tuberkulöse Gefässhautent- 
zündung. 

— Zur Klinik und pathologischen Anatomie 
der disseminierten Aderhauttuberkulose. 
550 a. 

Gioseffi. Bilaterale angeborene Anophthal- 
mie mit Hämangiom des rechten unteren 


Augenlids, 41. 
Goldschmidt. Beitrag zur Lidplastik bei 
Anophthalmus. 337. 


— Übungstherapeutische Versuche zur Steige- 
rung der Farbentüchtigkeit eines anomalen 
Trichromaten. 401. 


Goldstein. Konzentrische Gesichtsfeldein- 
engung. 


— u. Gelb. Psychologische Analysen hirn- 
pathologischer Fälle auf Grund von Unter- 


suchungen Hirnverletzter. 215. 


— Das röhrenförmige Gesichtefeld nebst einer 


Vorrichtung für prismatische Gesichtsfeld- , 


untersuchungen 
fernung. 510. 
Graeff. Die Anwendung neuerer histologi- 
scher Untersuchungsmethoden für das 
Auge. 501. 


Greeff. Die Briefe des Francesco Redi über . 
die Erfindung der Brillen. 2. | 


— Zur Bezeichnung der Achsen bei zylind- | 
rischen Gläsern. 227. | 


— Daza de Valdes’: Uso de los Antojos. 363. | 

v. Gr oe z. Die Augenheilkunde im Kriege. | 
133. i 

— Die augenärztliche Tätigkeit im Felde. 134. 

Grüter. Orbitale Alkoholinjektionen zur Be- 
seitigung der Schmerzhaftigkeit erblindeter | 
Augen. 186. | 

Gullstrand. Die Macula centralis im rot- 
freien Licht. 316. 


Gutfreund. Ein,Fall von beiderseitiger 
pulsiereuder Vortexvene. 59. 113. | 


in verschiedener Ent- | 





| 


H. 


Haab. Uber Erfahrungen in der Behandlung 
der Augengonorrhoe mit Typhusvakzine 
und über Verbesserung der Lokalanästhesie 
bei Augenoperationen. 187. 261. 


Namenregister. 


'Haab. Über Vakzinebehandlung der Augen- 
blennorrhoe. 260. 


— Über eine Verbesserung der Lokalnarkose 
bei Augenoperationen und über die richtige 
Ausführung der Glaukomiridektomie. 384. 
453. 


Haase. Kurze Mitteilung über eine einfache 
rechnerische Lagebestimmung von Fremd- 
körpern im Augapfel (Netzhaut). 385. 


Halle, M. Intranasale Tränensackoperation 
bei einem Säugling von 3';: Monaten zur 
Entfernung einer hineingeglittenen Dauer- 
sonde. 7l. 7. 


Hamburger, C. Fallvon Erblindung durch 
Likörersatz. 10. 


Handmann. Bemerkungen zu einigen Ar- 
beiten H. Vogts und seiner.Schüler über 
die Cataracta senilis incipiens. 542a. 


Hanke. Über Kriegsverletzungen des Auges 


durch gesteigerten Luftdruck platzender 
Geschosse. 185 

Hansen. Beiträge zur Hemicrania ophthal- 
mica. 460. 


Hanssen. Zur Frage der Stumpfbildung nach 
Entfernung des Augapfels. 188. 

— Beitrag zur Histologie des Glaukoms. 553. 

Hartwich. Die Erfolge der Ohrknorpel- 
plastik bei künstlichem Lidersatz. 424. 

Hasselmann. Die Bedeutung des Tarsus 


palpebrae und das mechanistische Prinzip 
des Lidschlages. 523a. 


‚Hauptmann. Der heutige Stand von der 


myotonen Dystrophie mit Katarakt. 166. 
94 a. 


Heine. Uber das Verhalten des Hirndruckes 
(Lumbaldruckes) bei Erkrankungen der 
äusseren Augenmuskeln. 234. 


nker. Zur Festlegung von Richtmassen 
für Brillengläser. | 


— Zur Gründung der Jenaer Optikerschule. 


He 


.— Zur Bezeichnung der Zylinderachsen. 228. 


—- Lehrversuche zur Veranschaulichung des 
Astigmatismus schiefer Büschel. 413. 


— Geräte zur Darstellung des Sehens durch 
gute und schlechte Brillengläser. 414. 


— Bericht des Ausschusses zur Schaffung von 
Richtmassen für Brillengläser und Brillen- 
glasfassungen. 17a. 

Henning. Herings Theorie des Tiefensehens, 
das Panumsche Phänomen und die Dop- 
pelfunktion. 402. 


Hensen, H. Uber Optochinerkrank ungen 
des Auges. 11. 


v. Herrenschwand. Über ein subkonjunk- 
tivales Angiom. 262. 


Alphabetisches Namenregister. 259 


v. Herrenschwand. Über das Wesen der v. Hippel. Weiterer Beitrag zur Kenntnis 


Parinaudschen Konjunktivitis. 263. seltener tuberkulöser Erkrankungen des 
— Über verschiedene Arten von Hetero. | — 2. Tuberkulöse Erkrankung der 
inge. 295. 


chromia iridis. 284. 
Hertel. Über die Leistungsfähigkeit der ver- — Uber P a nn durch Raupen- 


schiedenen Magnettypen. 189. 338. | haare. 300. 

— E. Weiterer Beitrag zur Lehre vom Augen- — Anatomischer Befund bei traumatischer 
drück. 210a. i Ausreissung des Sehnerven. 341. 

v. Hess. Beiträge zur Frage der Entstehungs | Hirsch. Ein Riesentuberkel der Sehnerven- 
weise des Altersstares. 106. | papille. 558a. 


— Bei i ben- Hirschberg, J. Die Körnerkrankheit in den 
ee ee nn | Vereinigten Staaten von Amerika, 80. 

— Untersuchungen über die Methoden der — Geschichte der Augenheilkunde: Die Re- 
klinischen Perimetrie. 501a. form der Augenheilkunde. 155. 


— Beiträge zur Lehre vom Glaukom. 552a.. Hirschberg. Die augenärztlichen Instru- 


7— — er mente der alten Griechen. 191, 
Hess. Arcus senilis, virilis and juvenilis. 490. se i 
; — Ein Fall von sympathischer Augenentzün- 


Hessberg. Uber die Behandlung von Ge-, 9 
sichtsverletzungen Kriegsbeschädigter, be- — Same ang pecbecuter — 
sonders in der Umgebung des Auges. 136. — ae a —— — ar Eine ge- 
Hesse. Zur Entstehung der Kontusions- Ob, pate! Be ae 8. j 
trübung der Linsenvorderfläche (Vossius). |  _ OF Mxoriasis. 


339. — Die Zonulotomie. 543. 
Heuser, A.undHaren, P. Okkulte Neben- |Hirschberg-Rönne. Trachom in Däne- 
höhlenerkrankungen und Neuritis optica.| mark. 264. 
74. Höeg. Doppelseitige metastatische Ophthal- 
Hift. Beobachtungen über Skorbut und | . mie bei Febris rheumatica. 167. 
Hemeralopie. 911. — Intraokulärer Gebrauch von Optochin. 175. 


Hilbert. Akkomimodationslähmung bei Ik- | _ Vakzinekonjunktivitis. 244. 265. 


terus. 415. | 
5 — _|Hénig. Erfahrungen auf dem Gebiete der 
Hillemanns. Uber Lichtsinnprüfung für Augenheilkunde im Kriege. 138. 


militärische Zwecke. 512 | 

v. Hippel, E. Über die angeborenen zen. Hoessly. Das Verhalten der Pupillen beim 
tralen Defekte der Hornhauthinterfläche, | traumatischen Hirndruck. 226. 
sowie über angeborene Hornhautstaphy- van der Hoeve. Fremdkörper im Auge. 
lome. 42. 93a. i 137. 

— Einseitiger intermittierender Exophthalmus. | — Über Panophthalmie. 301. 

— Die optische Heterogenität der Linse. 544. 


— Zur Veränderung des Auges durch Druck | — Schädigungen des Auges durch Licht. Se- 
einer orbitalen Neubildung. 76, 254. nile Linsentrübungen und senile Maculade- 


— Über die Behandlung des Keratokonus mit generation. 540. 





Müllerschen Kontaktgläsern. 93. — Senile Makula - Degeneration und senile 
— Über einen Fall von ungewöhnlich schwerer Linsentrübung. 558. 

gonorrhoischer Iıidozyklitis und Neuritis|van der Hoeve, J. und de Kleyn, A. 

optica. 103. 122. Blaue Sklera, Knochenbritchigkeit und 
— Uber diffuse Gliose der Netzhaut und ibre Schwerhörigkeit. 13. 94. 


Beziehungen zur Angiomatosis retinae. | _ 'onische Labyrintbreflexe auf die Augen. 


— Über Versuche mit Strahlenbehandlung am | Hörham mer. Ein Fall von Mikuliczscher 


Auge und den Lidern. 176. ! Erkrankung. 12. 
-~ Ein ungewöhnlicher Fall von intermittieren-| Hötte, F. A. Über Dakryozystorhinostomie 
dem Exophthalmus. 253. mit Modifikationen und Totalexstirpation 
— Weiterer Beitrag zur Kenntnis seltener mit Rhinostomie. 72. 248. 
tuberkulöser Erkrankungen. 3. Ein Fall Horlacher. Das Verhalten der mensch- 
von tuberkulösem Hornhautgeschwür. 277. lichen Linse in bezug auf die Form von 
— Weiterer Beitrag zur Kenntnis seltener Alterstrübungen bei 166 Personen im Alter 


tuberkulöser Erkrankungen des Auges. 285. von l- 6l Jahren. 546. 


260 Alphabetisches Namenregister. 


Horniker. Über einige organisatorische und ' Kayser. Uber das explosionsartige Platzen 
klinische Erfahrungen an —— künstlicher Augen in der, Augenhöble. 502. 
tionen im Frontbereiche der ...ten Ar- Kiessling. Fernrohrbrillen ‘und Fernrohr- 
mee. te ae lupen. 229 

Huppen bauer. Chirurgische und ophthal- | Kipfer. Über die Beteiligung des Kontrastes 
mologische Erfahrungen von der Gold- an der elementaren physiologischen Raum- 
küste. | upon 219. 

'Kisch. Unbekannter Lidschlag- und Tränen- 

J. und I. a 

Klauber. Klinische und histologische Be- 

Jad T Se an con 9 an nah er i obachtungen über das Ödem des Sehnerven- 
J * pat ne Se y h i PR kopfes bei Gehirnverletzten. 319. 342. 

ann, O. Kine wesentll erbesserung der; q; . : : 
Sehschirfe durch stenopäischen Spalt. 51. | ee —— Aggravation zentraler Sko 

Jess. Über Adaptationsstörungen auf sym- ; an 
pathischem Wege, sowie Demonstrationen — ee tiere ne 
von Gesichtsfeldern bei erworbener He- a. 


lobie. 218. 303 . tribungen der vorderen Linsenfläche. 2. 
— ee Papillenddem bei traumatischen Zirku- 
_ I augenärztliche Erfahrungen im Felde. lationsstörungen im Auge. 472. 


— Zur Beurteilung von Sehgebrechen bezüg- 
J Zur Entwicklung des Wirbeltierauges. lich militärischer Versorgungsansprüche. 
° 473. 
— Scheintribung und Farbenschillern der 
Linse bei Verweilen eines kupferhaltigen 
Fremdkörpers im Auge. 547. 


— Netzbautschädigungen durch kurze Einu- 
wirkung starker künstlicher Lichtquellen. 
560. 


de Kleyn und Storm v. Leeuwen. Über 
vestibuläre Augenreflexe. 1. Uber die Ent- 
stehungsursache des kalorischen Nystag- 
mus, naci Versuchen an Katzen und 
Kaninchen. 24. 


— Über vestibuläre Augenreflexe. 65. 


Kleijn und Tumbekala. Über vestibuläre 
Augenteflexe. II. 235. 


de Kleijn und Magnus. Sympathikuslah- 
mung durch Abkühlung des Mittelohres 
beim Ausspritzen des Gehörgangs der 
Katze mit kaltem Wasser. 287. 


Klien. Über kontinuierliche rhythmische 
Krämpfe bei Kleinbirnherden. = 


Klingelhöffer. Die Augenheilkunde im 
Kriege. 140. ; 


Köhler. Zur röntgenologischen Differen- 
zierung intra- oder extrabulbär sitzender 
Geschosssplitter. (Ergebnisse und weiterer 
Ausbau des Blickrichtungswechselverfah- 


Igersheimer. Zur Pathologie der Sehbahn I. 
317 


— Leitangastérungen der Sehbahn durch Druck 
vom Subarachnoidealraum und Ventrikel- 
system. 318. 

— Zur Pathologie der Sehbabn II. 461. 

— Über die Wirkung des Liquordruckes und | 
druckentlastender Eingriffe auf die opti- 
sche Leitungsbahn. 491. 559. 

— Zur Pathologie der Sehbahn III: Das Ver- 
halten der Dunkeladaptation bei Erkran- 
kungen der optischen Leitungsbahnen. 513. 

— Demonstration eines 16 jährigen Jungen 
mit einem Keratitis-parenchymatosa-Re- 
zidiv. 

Illig, H. Aphthae epizooticae beim Menschen 
mit besonderer Berücksichtigung der 
Augensymptome. 15. 

Isakowitz. Zur Frage der Beziehungen 
zwischen Refraktion und dem Werke des 

| Malers. 518. 

Ischreyt, G. Uber 3 Fälle von Turm- 
schädel mit Augenstörungen. 14. 


-— Zur Kasuistik der Augenverletzungen. 139. 


K. rens.) 192. 
Kahn. Uber den physiologischen Pupillar- |Köhne. Über angioide Pigmentstreifenbildung 
abschluss. 45. der Netzhaut. 124. 


Kahn, Walter. Über die Wirkung einiger! Kvenen, Theod. Beiträge zur Kasuistik 


pflanzlicher Fremdkörper auf das Kanin- | der malignen epibulbären Geschwülste. &2. 
chenauge. 177. — Köllner. Über Augendruckschwankungen 

Kaufmann. Ein seltener Fall von Hirn- | beim Glaukom und ihre Abhängigkeit vom 
tumor. 168. 868. Blutkreislauf. 119. 


Kausch. Über ile uen: Augen- - Die Reaktionsweise der Ekzematösen auf 
höhlenplastik. 481. Partialangitene. 266. 


~ Alphabetisches 


Köllner. Uber den Augendruck beim Glau- 


coma simplex und seine Beziehungen zum 


Kreislauf. 396, 454. 

— Zur Analyse der Rayleighgleichung der 
anomalen Trichromaten. 513a. 

Kéllner und Filbry. Uber die Allergie auf 
Partialantigene und die Aussichten einer 


spezifischen Behandlung hei den ekze- 
matösen Erkrankungen des Auges. 581a. 


Königstein, L. Einiges über Trachom. 83. 
267. 


Koeppe, L. Klinische Beobachtungen mit 
der Nernstspaltlampe und dem Hornhaut- 
mikroskop. 8. Mitteilung: Über zwei 
weitere bisber nicht beschriebene Horn- 


hautveränderungen im Bild der Nernst- 


spaltlampe (Keratitis epithelialis punctata 
und Dystrophia hyaliniformis lamellosa 
corneae). 95. 


— Über Heilung zweier Fälle von Ulcus rodens 


corneae durch Tuberkulininjektionen nebst 


Bemerkungen über die mikroskopisch- 
anatomische Untersuchung eines 3. Falles. 
958. 


— Die Lösung des Problems der direkten 
stereoskopischen Betrachtung des lebenden 
Augenhintergrundes bei starker Vergrösse- 
rung im fokalen Lichte der Gullstrand- 
schen Nernstspaltlampe. 193. 


— Die Mikroskopie des lebenden Augenhinter- 
grundes mit starken Vergrösserungen im 
fokalen Lichte der Gullstrandschen Nernst- 
spaltlampe. 194. 


— Die Untersuchung des Auges im polari- 
sierten Lichte der Gullstrandschen Nernst- 
spaltlampe. 195. 


— Klinischa Beobachtungen mit Nernstspalt- 
lampe und Hornhautmikroskop. 11. Mit- 
teilung: Die normale Histologie des leben- 
den menschlichen Glaskörpers, seiner 
angeborenen und vom Alter abhängigen 
Veränderungen im Bilde der Gullstrand- 
schen Nernstspaltlampe. 206. 


— Die Ursache der sogenannten genuinen 
Nachtblindbeit. 220. 


— Klinische Beobachtungen mit der Nernst- 
Ja hampe und dem Hornhautmikroskop. 
. Über die Spezifität der einzelnen Be- 
schlägeformationen der Hornbauthinter- 
fläche bei einigen Iriserkrankungen im 
Bilde der Nernstepaltlampe nebst Be- 
merkungen über das dabei zu beobachtende 
Verhalten des Kammerwassers. 288. 


'Knüsel. 


Namenregister. 261 


‘Koeppe, L. Das Verhalten des zentralen 
Foveareflexes der normalen Retina im 
fokalen Lichteder Gullstrand schen Nernst- 
spaltlampe. 320. 


Klinische Beobachtungen mit der Nernst- 
spaltlampe und dem Hornhautmikroskop. 
XII. Über die feinere Anordnung und das 
Verhalten der Lymphgefässe in der Con- 
junctiva bulbi und der Episklera unter 
man und pathologischen Bedingungen. 

94. 


Klinische Beobachtungen mit der Nernst- 
spaltlampe und dem Hornhautmikroskop. 
449. 455.. 


Die Fortschritte in der Anwendung der 
Gullstrandschen Nernstspaltlampe nebst 
Bemerkungen über die ophthalmologisch- 
optischen sowie praktisch - technischen 
a dieser Untersuchungsmethoden: 


Die Lösung der Streitfrage, ob das lebende 
Netzhautzentıum eine gelbe Farbe besitzt 
| oder nicht. 561. 


Arecolin mit besonderer Berück- 
sichtigung seiner Wirkung auf das glau- 
komatöse Auge. 386. 456. 


Kramer. Dieklinischen Erscheinungsformen 
der tuberkulösen Sehnervenentzündung. 


820 a. 


Krenger. Untersuchung über Häufigkeit und 
Lokalisation von Linsentrübungen bei 
401 Personen von 7 bis 21 Jahren. Ein 
Beitrag zur Kenntnis des Kataraktbeginns. 
107. 


Kretschmer. Beobachtungen von Augen- 
verletzungen im Kriege. 474. 

Kreuer. Uber einen klinisch bemerkens- 
werten Fall von Melanosarkoin der Lid- 
bindehaut. 268. 

v. Kries. Physiologische Bemerkungen zu 
Ostwalds Farbenfibel. 221. 

— Über einen Fall von einseitiger angeborener 
Deuteranomalie. 403. 


Krisch. EinFall von Myasthenie bei einem 
3'/, jährigen Kinde. 421. 


v. Krüdener. Über Sehstörungen durch 


Intoxikationen. 492. l 
Krueger. Drei Beobachtungen einseitiger 

reflektorischer Pupillenstarre. 289. 
Kuborn. Zur röntgenologischen Differenzie- 


rung intra- oder extrabulbär sitzender 


-- Klinische Beobachtungen mit der Nernst- Geschosssplitter. 387. 
spaltlampe und dem Hornhautmikroskop. | RR 
l. Die normale Histologie des lebenden  Kümmell. Über leukämische Augenverände- 
menschlichen Glaskörpers, sein-r ange- rungen. 16. 25. 
borenen und vom Alter abhängigen Ver- — Beitrag zur Kenntnis des Verhaltens des 


änderungen im Bilde der Gullstrandschen 
Nernstspaltlampe. 302. 


 Blutserums zum l.inseneiweiss bei dia- 
| betischem Star. 102. 


262 Alphabetisches Namenregister. 


Kümmell. Beitrag zur Strahlenbehandlungdes Lundsgaard. Phlyktänuläre Kerato-Kon- 


Netzhautglioms. 321. junktivitis mit Perforation der Kornea 
— Über pulsierende Angiome der Orbita. 432. eines Anfalles von Erysipelas geheilt. 
— Linsenveränderungen bei Anwesenheit von - i 0. 278. g : 
Kupfer im Auge. 475. — Einige neue Erfahrungen über die Behand- 
-— Über entoptische Wahrnehmung von Pul- Dur oe Konjanktivaltuberkulose mit 
sationserscheinungen des Auges. 513b. . icht. i 
M. 
L. |Majewski. Eine neue Methode der klinischen 
Nystagmographie. 196. 237. 


Al a zur KR euninin dr an nn, Syndrom von Avellis mit Horner- 


c enko v l - 

Lauber. Die Lidbulbusprothese. 344. | en en here — 

— Über Schussverletzungen der Augenhöhle. Mayer. Nicht luetisch bedingte reflektorische 
476. Pupillenstarre ? 290. | 

Lempicka, Wanda von. Räumliche Far- Meesmann. Über Erkrankungen des papillo- 

benmischung auf der Netzhaut. 514. makulären Bündels im Sehnerven und ihre 


Levinsohn. Zur Pathogenese des Glau- Beziehungen zu den Nebenhöhlen der 
koms. 457. | Nase. 369. - 

Levi-Sander. Augenärztliches aus einem ' Meier. Experimentelle Untersuchungen über 
Feldlazarett. 141. den Mazerationsverfall der menschlichen 

Liese. Ein Fall von Vorderkammer- und‘ und der tierischen Linse. 377. 
Korneoskleralzyste mit Endothelausklei- Meisel. Über einen Fall von Stichverletzung 
dung. 438. | der Linse mit rezidivierender Entzündung 

Lindner. Zur Diagnose des frischen Tra-| in der Linse. 296. 346. 





choms. 84. Meisner. Ein Microphthalmus congenitus 
— Zur Skiaskopie des Astigmatismus. 195a.! mit Membrana pupillaris persistens corneae 


Löffler. Herpes zoster nasofrontalis mit aus- ' adhaerens und anderen Anomalien. 43. 


gedehnten Augenmuskellähmungen. 422. ‚Meller, J. Zur Ätiologie der Keratitis pustu- 


: liformi funda. 97. 279. 
Loeser. Uber einen Fall von Quadranten- | be 


hemianopsie nach Schussverletzung des! — Ober Spontane -Berstung, dee. Augapfels. 
Hinterhaupts im Felde. 477. | 807. 

Löwenstein, A. Über die Entstehung des 
Pannus im Verlauf der Körnerkrankheit. 
85. 


— Über die Verschwartung der Ader- und 
Netzhaut nach Schüssen durch die Augen- 
höhle. 347. 


— Die Organisation der Trachombekämpfung | cn een ited, fo. BAB 


n Bosnien Herzegowina, nnd PMmeNen, Mendelssohn. Zwei Fälle von Fremd- 
— Über anfallsweise auftretende —— en in der vorderen Kam- 
töse Hornhautentzündung (Keratitis ana- ch aa h 
hylactica) und über die Entstehung des Meyer. Bericht über 300 Untersuchungen 
annus im Verlauf der Körnerkrankbheit. | auf Hemeralopie. 52. 








96. — Kongenitale Blicklähmung. 66. 
— Zur Morphologie der Prowaczekschen Ein- Milch. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bulbus- 
schüsse. 269. ruptur. 349. 
— Leukämische’ und aleukämische epibulbäre | Mügge. Refraktionsanomalien und Selver- 
Lymphome. 493. I mögen. 519. 
— Über Fliegerbrillen. 504. ‚Müller. A. Prophylaktische u Bey 
— Uber die” Ätiologie des Trachoms. 532. | bei Augenoperationen. B. Heilung der 
eat na Augenblennorrhoe durch Milchinjektionen. 
— Uber Vitiligoflecken der Iris nach Blattern. 500. 534 
542. ! i i 
Lohmann. Kritische Studien zur Lehre von | N. 
der Adaptation. 404. : v. Nestlinger. Atiologisthe und epidemio- 
— KlinischejBetrachtungen. 504a. logische Beobachtungen bei dem gegen- 
Lundsgaard. Ein Fall von Chininamblyopie. | wärtig in Budapest endemischen Binde- 
169. hautkatarrh. 535. | 


Alphabetisches Namenregister. 263 


Neugebauer. Der Einstich ins Ganglion , Paul. Anleitung zur Entnahme und Ein- 


h l Gefahr für d sendung von Untersuchungsmaterial für 
— 378. — — den Kornealversuch nach Paul bei Blattern 


Nicolai. Über den Dilatator pupillae. 291. | u. blatternverdächtigen Erkrankungen. 26. 


Nussbaum. Rasche Abheilung eines Falles Pauli, W. und R. Physiol. Optik dargestellt 
von Augentripper nach Einspritzung von für Naturwissenschaftler. 364. 
10 ccm sterilisierter Milch. 271. Peters, R. Auffallende Dunkelfärbung der 
unteren Lider als erbliche Anomalie. 207. 
|— Epiphora durch Verhornung der Karunkel- 
O. gegend. 427. 


Ochsenius. Vereinfachte Blennorrhoebe- — Ektropium uvere congenitum. 443. 
handlung. 272. _— Über die sogen. sympathische Reizung. 552. 
"Ochlecker. Stumpfbildung des Augapfels v. EDER Beiträge zur Pupillenbewegung. 


durch Einpflanzung lebenden Knochens. 
197. v. Pflugk und v. Rohr. Beiträge zur Ent- 


v. Oepen. Über Optochinamblyopie. 17. 170. wicklung der Kenntnis von der Brille. 486. - 
Ohm. Über den Einfluss des zweiäugigen Pick. Historisches zur Lehre von der topo- 
Sehens auf den Nystagmus. 67. graphischen Anordnung in den Sehbahnen 


— Einige Abbildungen von vestibulärem Schie- ` und -Zentren. 43 a. 
len. 238. | — Schwerste Keratitis parenchymatosa und 


— Ohr und Auge. 239. Iridocyclitis plastica e lue hereditaria. 439. 


— Ein Fall von erworbenem Augenzittern und — Thrombus in der Retina. 462. 





Schielen. 240. ‚Pichler. Über simulierte Gesichtsfeldein- 
— Zam 1000. Falle von Augenzittern der Berg- | schränkung. 53. 144 
lente. 241. — Die Ophthalmia militaris in der k. u. k. 


| Armee. 87. 


— Zur Lehre vom Augenzittern. 521. ü ; 
— Beiträge zur Kenntnis des Augenzitterng — Überstreuung der Regenbogenhaut mit 
Steinstaub. 142. 


bei Bergleuten. 
Oloff. Über Farbensinnuntersuchungen in 


der deutschen Kriegsmarine. 223. 
silber inberkulöse Erkrankungen: des Seh- — Beobachtungen über traumatischen Enoph- 
8 | thalmus in drei Kriegsjahren. 145. 


a |— Abwechselndes Auftreten und Ausbleib 
_ — Abwechselndes Auftreten un usbleiben 
Über die sogen. Embolie der Arter. central. des Bellschen: Phänomens. bei -Fazialis: 


— Die nicht perforierenden Splitterverletzungen 
des vorderen Augenabschnitts. à 





retinae. 562 lähmung. 242 
Oppenheim Exophthalmus duplex. 525. | _ Ein Fall von Hämatoidinkristallen in der 
Oppenheimer. Ein neuer, einfacher und Vorderkammer. 
sparsamer Augenverband. 3: - Totale Irisausreissung — Ersatz durch 
— Zur Verordnung von Kriegsbrillen. 230. Schalenange. 479 
Ostwald. Zur Systematik der Farben. 405.| Pikler. Erwiderung an Dr. Haas über die 
— Goethe, Schopenhauer und die Farbenlehre, verdoppelnde und vereinfachende Kine- 
485. matographie und die naher Bene 


Natur des binokularen Sehens. 


P. Pincus. Zur Kenntnis der ae nach 


— Blutverlust. 171. 
Palich-Szant6é. Über das Auftreten einer Pindikowski. Ein pathologisch - anatomi- 


Sehnervenentzfindung bei Chorioidealsar- scher Beitrag zur Keratitis e lagophthalmo 


komen._ 550b. im Anfangsstadium. 540. 


Pascheff. 1. Seltene Assoziations-Augen- . . Jiar 
störungen mit Gehirnbegleiterscheinungen | Plocher. Beitrag zum juvenilen familiären 


nach okzipitalen Kriegsverletzungen. 2. Glaukom. 308. 

Isolierte traumatische Paresie des Nervus ' — Strahlentherapie beim epibulbären Karzi- 

oculomotorius. 3. Chiasmaverletzung und nom. 435. 

Diabetes insipidus nach Frontal-Kriegs- Polyäk. Zwei Fälle von Schussverletzungen 

verletzung. 350. | mit Verletzang des Tränensackes und 
— Untersuchungen ‚über die Tumoren der. Nebenhöhleneiterung durch intranasale 


Glandula lacrymalis. 426. | Dakryozystostomie geheilt. 255. 352. 


264 


Popper. Eine neue Methode zur mechani- 
schen Behandlung des Trachoms. 436. 


Purtscher. Ein interessantes Kennzeichen 
der Anwesenheit von Ku 
körper. 353. 


— Bemerkungen zur Frage der Linsentrü- 
bungen und Regenbogenfarben der Linsen- ' Salzer. 


Bilder bei Anwesenheit von Kupfer im 
Auge. 548. 


R. 

Rados. Regressive Veränderungen im Netz- 
hautgliom. 323. ; 

— Über Retractio bulbi congenita. 526. 

Raether. Ein Beitrag zur okulären Hysterie 
und ihrer Therapie. 370. 379. 

Rejtö. 
Optikusaffektion. 146. 

Reichardt. Zar Frage der pathologisch- 


anatomischen Grundlage der reflektori- 
schen Pupillenstarre, 104. 


Reiter. Über Milchtherapie. 27. 
Reitsch und Röper, Schussverletzung des 
unteren Halsmarks, günstiger Operations- 


erfolg. Einseitige willkürliche Pupillen- 
erweiterung. 293. 


v. Rohr. Zur Entwicklung der Fachausbildung 
von Brillenoptikern. 3. 

— Zur Entwicklung der Fernrohrbrille, 62. 

— Das Auge und die Brille. 365. 

Römer. Neues zur Tonometrie. 198. 

Rönne. Über die praktische Bedeutung der 
Zeissschen Punktal- und Katralgläser. 61. 

— Hyperaktion des Obliquus inferior. 243. 

— Ein Fall von Keratitis disciformis. 280. 

— Ein Fall von intrapialem Gangliogliom im 
Chiasma. 324. 


Rosenhauch. Über Refraktionsverände- 
' rungen nach und während der Heilung 
von Augenverletzungen. 354. 


Rothschild. Intrakorneale Tätowierung. 
34. 98. 


a 


Ruttin. Uber reflektorisches Tran 
bei kalorischer Reaktion. 249. 


enträufeln 


S, 


Sachs, O. Demonstration einer Patientin 
mit Keratitis parenchymatosa des rechten 
Auges auf hereditär-Juetischer Basis, durch 
ae Urotropininjektionen geheilt. 
100, - 


Salus, R. Doppelseitiger 


pulsierender Exoph- 
thalmus. 77. 


pfer im Glas- : 


Durch Lokalanisthesie verursachte ` 


Alphabetisches Namenregister. 


Salus, R. Argyrose der Bindehaut und Horn- 
haut. 88 99. 


_— Doppelseitiger pulsierender Exophthalmus. 
i 147. 


— Zur Frage nach der Entstehung des Alters- 
stars. 549. 


Die Röntgenstrahlen in der Augen- 
heilkunde. 156. 


Sänger. Die Schussverletzungen der zen- 
tralen Sehbahnen und des Sehzentrums. 
54, 

 — Uber die Rindenlokalisation des Sehzen- 

trums auf Grund der Verletzung der zen- 

tralen Sehbahnen durch Schädelschüsse. 

| 407. 


Schanz, Fritz. Licht und Leben. 178. 

en Biochemische Wirkungen -des Lichtes. 515. 

Schieck. "Das Auftreten der sympathischen 
Ophthalmie trotz erfolgter Präventiv- 


enukleation und seine Bedeutung für die 
Lehre- von der Entstehung der Krankheit. 
304 





— Die Anschauung von der Entstehung ge- 
wisser Glaukomformen 'durch ; Pigment- 
verschiebung und ihr Einfluss auf die 

| Wahl der Operationsmethode. 309. 


- Das histologische Verhalten der Stauungs- 
papille im Augenhintergrundmikroskop. 

: 325. 

'Schnaudigel. Erfahrungen mit organi- 

schen Goldpräparaten in der Augenheil- 

| kunde. 35. | 


| Schoeler. Experimentelle Erzeugung von 
| Aderhaut-Netzhautentzündung durch Koh- 
lensäureschnee. 29. : 


Schuermann. Über Augensyphilis in der 

| IL. Generation. 380. 

Schwartz. Zur Lokalisation des Nystag- 
mus rotatorius. 68. 


‚Seidel. Fxperimentelle Untersuchungen über 
| die Quelle und den Verlauf der intraoku- 
laren Saftströmung. 46. 


— Über den physiologischen Pupillenabschluss. 
47. 





‚- Zur Physiologie des intraokularen Flüssig- 
| keitswechsels. 210. 


— Uber die Ausführung der Lokalanästhesie 
bei Behandlung phlegmonöser Tränensack- 
erkrankungen. 199, 250, 


'Sidler-H uguenin. 5 Fille von Sehnerven- 
tuberkulose nebst einigen allgemeinen 
Bemerkungen über Tuberk ulinbehandlung 
463. r 


'Siegheim. Über diphtherische und diph- 
theroide Erkrankungen des Auges der 
Heidelberger Augenklinik aus den Jahren 

| 1913—1916. 89, | 


4 


Alphabetisches Namenregister. 265 


Silex-Hirs ch. Bericht über unsere 3jähr. Stock. Ein Zystizerkus im Glaskörper (ana- 
Tätigkeit an der Blindenlazarettschule tomischer Befund). 480. - 
des Vereinslaz. St. Maria Viktoria-Heil- Stroh. Das sogen. seuchenhafte Erblinden 
anstalt zu Berlin. 4. der Gemsen (eine ansteckende Hornhaut- 
— Die Blindenlazarettschule des Vereinslaza- Bindehautentzündung). 90. 101. 


retts St. Maria Viktoria-Heilanstalt zu Stülz. Über Kriegsbrauchbarkeit bei Augen- 


Berlin. 148. ——— 
Simmonds. Atrophiedes Hypophysisvorder- a Berücksichtigung dei 


lappens und hypophysäre Kachexie. 371. 





iv. Szily. Atlas der Kriegsaugenheilkunde. 
157. 


— Neuere Experimentalforschungen über die 


Simons. Gliom in der linken hinteren Hirn- 
hälfte mit Einwuchs in beide Sehnerven. 





464. | verschiedenen Furmen der augeborenen 
Snellen. Die Sehschärfe als Mass für die Katarakt und ihre Bedeutung für die all- 

Funktion der Netzhaut. 408. gemeine Missbildungslehre. 208. 
Stähli. Die moderne klinische Untersuchung | — Neue Beiträge zur Pathologie der Tränen- 

des vorderen Bulbusabschnittes, thre T'ech- , ableitungswege im Röntgenbild. 252. 


nik und ihre Resultate. 388. — Epithelstreifenerkrankung der Hornhaut. 





— Über den F leischerschen Ring bei Kerato- | Eın neues Krankheitsbild auf neurotischer 
konus und eine neue typische Epithel. rundlage. 282. 
pigmentation ger Porman soinen an v. Szily und Küpferle. Uber die nicht 
— Uber Beziehung zwischen Keratitis paren. chirurgische Behandlung, insbesondere über 
chymatosa und Wachstum. 494. Strahlenbehandlung der Hypophysistumo- 
Stargardt, K. Phthiriasis der Lider mit ' ren. 372. 
Follikularkatarrh. 68a. iv. Szily und Sternberg. Bakteriotherapie 
- Über einen ungewöhnlichen Fall von sym- und Chemotherapie in der Augenheilkunde. 
pathischer Ophthalmie nach Kriegsver- 28. 
letzung. 117. Szymanowski. Einwirkungen des Krieges 
— Ein einfaches, auch behelfsmässig herzu- auf die Augenerkrankungen in der Hei- 
stellendes Adaptometer. 200. mat. 481. 
— Über familiäre Degeneration der Makula- Szymansky. Versuche über die Fähigkeit 
gegend des Auges mit und ohne psychi- | der Hunde zur Bildung von optischen 


Assoziationen. 516. . 


schen Stérungen. 326. 

— Uber Wundbehandlung im Felde. 355. 

— Eineinfaches Radiumadaptometer zur Unter- T 
suchung auf Hemeralopie. 389. | ° 


-- Über die Funktion des Auges bei der an-, Tendlau, Anna. Ein Fall von Proboscis 
geborenen Melanose. 409. lateralis. 44. 


Starkenstein. Weitere Untersuchungen ! him. Eine neue Zilienzange. 201. 
über die Pharmakologie der Entzündungs- Thomsen. Über Johannes Evangelista Pur- 





vorgänge. 30. kinje und seine Werke. Purkinjes ent- 
Steichele. Über das metastatische Ader- optische Phänomene. 224. 

hautkarzinom. 550c. . — Anatomische Untersuchungen eines kürz- 
Steiger. Über die Mikuliczsche Krankheit | lich entstandenen, akuten, inflammatori- 

in Beziehung zur Pseudoleukämie. 251. | schen Glaukoms (nicht operiert). 310. 
Steiner. Zur Ätiologie und Prophylaxe der Thost. Über Schleimhautpemphigus. 496. 

skrophulösen Augenaffektionen. 495. 'Traumann. Über Impferkrankungen des 
Stenholm. Eine neue Methode zur hetero- Auges. 245. 273. 

chromen Photometrie. 55. Trendelenburg. Über Raummessung mit- 
Stenvers, H. W. Röntgenologische Be- | tels Stereoskopie. 56. 

merkungen zur Arbeit von J. van der — Ein genauer Augenabstandsmesser zu sub- 

Hoeve und de Kleyn. 18. | | jekt. Gebrauch. 505. 


Stock. Zonulotomie. 297. Trömner. Ein Gliom des Schläfenpols b) ein 
— Das Ulcus serpens corneas. 281. neuer Bulbärreflex. 172. 


— Ein Myelom ım Augeninnern. 465. — Gliom des Schlüfenpols. 373. 


266 Alphabetisches Namenregister. 


U. oOo wW. 
Uhthoff, W. Ein Fall von typischer band-| Waardenburg. Vier Fälle von Melanosis 
förmiger Trübung der Hornhaut auf beiden | corneae. 442. 
Augen bei einem 8 jährigen Mädchen mit; Wachtler. Schwere Verletzung des Auges 
teilweise erhaltener Sehkraft und hinteren durch die Fruchtbecherstacheln der Edel- 
Synechien. Anatomische Untersuchung. kastanienfrucht. 356. 


102 
: Wätzold. i i 
— Ein Fall von Gumma des Uvealtraktus mit Aa SnogseríAlieungon: ‘bel, Myopie; 


Durchbruch h durch die Skl — 
a — * Bul. — Schwierige Fragen für den begutachtenden 
bus. 114. Truppenfacharzt. 358. 

— Sitzungsbericht der medizinischen Sektion Wag a, sels Unfallbegut- 
der schlesischen Gesellschaft fiir vater- ATAD ERN: i ; , 
ländische Kultur zu Breslau. 150. Walter. Über traumatischen Schichtstar. 

— Demonstration anatomischer Präparate 110. 
dreier Fälle von Lidbulbuszysten mit Wehrli. Schnittserien der Augen, Sehnerven 
Mikrophthalmus. 209. mn des Gehirns ue cla von aut 

— Ein Fall von tiefgreifender einseitiger Horn- nicht — nicht hämorrhagischer En- 
hauterkrankung bei Morbus Addisonii aus | Zehen. (Strümpell-Leichtenstern). 497. 


Sektionsbefund. 441. l l 
Unger. Ein Beitrag zur Ätiologie und Sym- W me i se es von spontaner Luxation 


ptomatologie der Tabes infantilis. 374. me 
Weill. Ein Fall von doppelseitiger tiefer 


Exkavation der Sehnervenpapille bei völlig 
V. erhaltener normaler Sehschärfe. 311. 


Vieregge, Fr. Zwei Fälle von Tuberkulose Weiss: hprüf h j 
des Augenlides und der Bindehaut. 69. ' Veiss. Sehprüfung und Sehproben. 36. 


91 '— Physiologische and mathematische Mei- 
Vogt. Faltenartige Bildungen in der senilen en er 
Linse, wahrscheinlich als Ausdruck lamel- Über die Scheiben f nkelrandice Bri 
larer Zerklüftung. 109. — Über die Scheiben für winkelrandige Brillen- 

gläser. 321. 


— I. Die Untersuchung der lebenden mensch- 
lichen Linse mit Gullstrandscher Spaltlampe 
und binokularem Zeissschem Kornealmi- 


v. Weizsaecker. Über eine Störung der 
optischen Raumwahrnehmung bei Vesti- 


aD; bularerkrankung, sowie über Störungen 
kroskop (Henkersche Montierung). Die Dis- 
kontinuitätsflächen der normalen mensch- des haptischen Raumsinnes. 410. u 
lichen Linse. 298. Wertheim. Apparate zur Photographie des 
— Zur Farbe der Macula retinae. 327. u en Er — 
_ BF essely. Die besondere Mechani ngen- 
ee tialer Granatsplitterverletzungen des Bul- 


haut- und Sehnervenerkrankungen, ins- bus. 360. 

besondere von Neuritis retrobulbaris. 328.'— Die Beziehungen zwischen Augendruck und 
— Der Augenhintergrund im rotfreien Licht. | allgemeinem Kreislauf. 397. 

329. ‚West. Eine Probe zur Feststellung der 


er: Kenntnis der: Alterskörnvorderflüche Funktionsfähigkeit des Tränenröhrchens 


der menschlichen Linse mit besonderer und ihre klinische Bedeutung. 428. 
Berücksichtigung der C. v. Hessschen : Westphal. Beitrag zur Lehre der amauroti- 


Anschauungen. 444. | schen Idiotie. 125. 

— Zur Frage der Kataraktgenese, insbesondere Wibaut. Demonstration von Kaninchen und 
der C. v. Hessschen Hypothese und seiner Präparaten mit toxischer und anaphylak- 
Lehre vom subkapsulären Beginn des tischer Entzündung. 179. 

Rindenstares. 449. | ‘Wiegmann. Ein Beitrag zur Genese und 

— Unfallversicherung und Augenheilkunde. | zum Bilde der Synchysis scintillans. 450. 
432. Wiese. Über Lichtsinnprüfung im Felde. 

Volkmar. Statistische Mitteilungen über | 517. 


7000 Tuberkulinimpfungen an der Heidel- | H, Wilbrand und A. Sänger. Die~ Ver 
berger Kinderklinik. 375. | letzungen der Sehbannen des Gehirns mit 

Vossius. Über herpetische Augenerkran-. besonderer Berücksichtigung der Kriegs- 
kungen. 381. | verletzungen. 487. 


t = 
Ld 


Alphabetisches Namenregister. 267 


Wilms. Heilung der Trigeminusneuralgie | Z. 
durch Röntgenbestrahlung. Zade. Demonstration einer Fliegerbrille. 203. 


Wilmsen. Ein Fall von doppelseitiger me- 75; 
fasts tischer Ophthalaile, "561: _Zaiss. Über Tränendrüsenoperationen. 429.524. 


Wirths. Ein Bei , |Zeemann. Exophthalmus pulsans. 256. 
eG vetrificane, 536. r sogen. Conjuncti- _ Exophthalmus intermittens. 257. 


Wirtz, R. Die entzündlichen Erkrankungen | u es Ga ees Gio Sie 
des Sehorgans infolge von Zabnleiden. 20.' _ Wettstreit der Gesichtsfelder. 411. 


Wolff. Vereinfachte Erörterung über Skia-'zZohner. Beitra Kasuisti i 
: : | . g zur Kasuistik der Orbital- 
in _ einer Übersicht über 393 verletzungen. a) Griffelverletzung mit 
ntersuchungen. 37.. letalem Ausgang. b) Pseudoprolaps der 


Wolffberg. Zur Theorie und Praxis der: Tränendrüse. 361. 
Sehschärfeprüfung. 38. ‚Zloeisti. Dysenterie—Konjunctivitis. 498. 


.Zsakó. Pupillenreaktion in bewusstlosem 
| Zustand. 105. 


Alphabetisches Sachregister des Literaturberichtes 1918. 


Die Zahlen bedeuten die Nummern des Referales. 


A. 


Adaptation, Kritische Studien zur Lehre von der — 404 Lohmann. 

Adaptationsstörungen, Über — auf sympathischem Wege, sowie Demonstrationen von Gesichts- 
feldern bei erworbener Hemeralopie 218, 303 Jess. 

Adaptometer, Ein einfaches, auch behelfsmässig herzustellendes — 200 Stargardt. 

Aderhaut, Über organische Muskelfasern in der — 204 Fuchs. 

— En es Verschwartung der — und Netzhaut nach Schüssen durch die Augenhöhle 347 

eller. : 

Aderhaut-Netzbautentzündung, Experimentelle Erzeugung von — durch Kohlensäureschnee 
29 Schoeler. 

Aderhautkarzinom, Über das metastatische — 550c Steichele -~ 

Aderhautsarkoın, Zur Entstehung der Netzhautspaltuug bei intraocularem — 299 Ballaban. 

Aderhauttuberkulose, Zar Klinik u. patbol. Anatomie der disseminierten — 550a Gilbert. 

Akkommodationslähmung bei Ikterus 415 Hilbert. 

Akromegalie, Demonstration einer scheinbar halbseitigen — 159 biedl, A. 

— mit intensivem Diabetes u. Wechsel der Haarfarbe 5 Ausch, O. 

Alkaptonurie, Zur klinischen Symptomatologie der — 164 Ebstein. 

Alko a Orbitale — zur Beseitigung der Schmerzhaftigkeit erblindeter Augen 
186 Grüter. 

Altersstar, Zur Frage nach der Entstehung dos — 549 Salus. 

— Beiträge zur Frage der Entstebungsweise des — 106 v. Hess. 

Angiom, Über eın subkonjunktivales — 262 v. Herrenschwand. 

Angiome, Über pulsierende — der Orbita 432 Kümmell. 

Angiomatosis retinae, Ein klinischer u. histol. Beitrag zur Kenntnis der — 557 Gamper. 

Anisometropie, Beitrag zur Kenntnis der — 416 Landwehr. 

au a angeborene — mit Haemangiom des rechten unteren Augenlids 41 

ioseffi. 

Antojos, Daza de Valdes’ Uso de los — 363 Greeff. i 

Aphthae e — beim Menschen mit besonderer Berücksichtigung der Augensymptome 
15 Illıg H. 

Appendicitis, Über metastatische Ophthalmie bei — 448 Gelling. 

Arcus senilis, virilis u. juvenilis, 490 Hess. 

Arecolin mit besonderer Berücksichtigung seiner Wirkung auf das glaukomatöse Auge 386, 
456 Knisel. 

Argyrose der Bindehaut und Hornhaut 88, 99 Salus R. 

Assoziationen, Versuche über die Fähigkeit der Hunde zur Bildung von optischen — 516 
Szymansky. 

Assoziations-Augenstörungen, Seltene — mit Gehirnbegleiterscheinungen nach occipitalen 
Kriegsverletzungen 350 Pascheff. 

Astigmatismus, Lehrversuche zur Veranschaulichung des — schiefer Büschel 413 Henker. 

— Zur Skiaskopie des — 195a Lindner. 


Alphabetisches Sachregister. 269 


Augapfel, Über spontane Berstung des — 307 Meller. 

Auge, Die Anwendung neuerer histol. Untersuchungsmethoden für das — 501 Graeff. 

— Eine neue Vorrichtung zum Schutze des lichtscheuen und operierten — 31, 130 Beykowski. 

— Zur Veränderung des — durch Druck einer orbitalen Neubildung, 76 v. Hippel, E. 

— Die Untersuchung des — im polarisierten Licht der Gullstrandschen Nernstspaltlampe 
195 Koeppe. 

— Die Schädigung des — durch Licht u. ihre Verhütung 376 Birch-lIirschfeld. 

— Schwere ung des — durch die Fruchtbecherstacheln der Edelkastanienfrucht 356 
Wachtler. 

— Uber das explosionsartige Platzen künstlicher — in der Augenhihle 502 Kayser. 

Augenabstandsmesser, Ein genauer — zu subjektivem Gebrauch 505 Trendelenburg. 

Angendruck, Die Beziehungen zwischen — u. allgemeinem Kreislauf 397 Wessely. 

— Über den — bei Glaukoma simplex u. seine Beziehungen zum Kreislauf 396, 454 Köllner. 

— Weiterer Beitrag zur Lehre vom — 210a Hertel E. 

— Über den Zusammenhang zwischen — u. Exophthalmus u. zw. Augendruck und Horn- 
hautwölbung 507 G. ten Dovesschate. 

Augendruckschwankungen, Über — bei Glaukom u. ibre Abhängigkeit vom Blutkreislauf 
119 Köllner. 

Augenentzündung, Ein Fall von sympathischer —, 20 Jahre lang beobachtet 451 Hirschberg. 

— Tonsilläre Infektionen als ätiologischer Faktor metastatischer — 447 Ganz. 

Augenerkrankungen, Einwirkung des Kriegs auf die — in der Heimat 481 Szymanowski. 

— Zwei bemerkenswerte Fälle von — bei Tuberkulose der Lungen 537 Baz. 

Augenheilkunde, Repetitorium der — 362 Gebb. 

Augenhintergrund, Der — im rotfreien Licht 329 Vogt. 

— Über Pigmentstreifen im — 459 Fuchs. 

— Apparate zur Photographie des — 202 Wertheim. 

— Die Lösung des Problems der direkten stereoskopischen Betrachtung des lebenden — 
nn rn Vergrösserung im fokalen Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlanıpe 

oeppe. 

— Dis Mikroskopie des lebenden — mit starken Vergrösserungen im fokalen Lichte der 
Gullstrandschen Nernstspaltlampe 194 Koeppe. 

Augenhöhle, Über Schussverletzungen der — 476 Lauber. 

Augenhöhlenplastik, Über plastische Operationen: — 431 Kausch. 

ber plastische Operationen: — 367 Eden. 

Augenklinik, Bericht über die Wirksamkeit der Universitäts- — zu Giessen vom 1.4.1907 bis 
31. 3.1908 1 Buschmann. 

Augenlid, Kin Pilzgeschwir am — 423 Caspar. 

Augenmuskeln, Angeborene Aplasie der äusseren — 418 Cords. 

Augenmuskellähmungen, Herpes zoster nasofrontalis mit ausgedehnten — 422 Löffler. 

Augensyphilis, Über — in der Il. Generation 880 Schuermann. 

Augenverband, Ein neuer, einfacher u. sparsamer -- 33 Oppenhcimer, 

Augenverletzungen, Beobachtungen von — im Kriege 474 kr. tschmer. 

— Zur Kasuistik der — 139 Ischreyt 

— Beobachtungen über scltenere Folgeerscheinungen von — 472 Klauber. 

Augenzittern, Zur Lehre vom — 521 Ohm. 

— Zum 1000. Falle von — der Bergleute 241 Ohm. 

— Beiträge zur Kenntnis des — bei Bergleuten 522 Ohm. 

— Ein Fall von erworbenem — u. Schielen 240 Ohm. 

Avellis, Syndrom von — mit Hornerschem Symptomenkomplex vergesellschaftet, erzeugt 
durch Gesichtsschuss 345 Mann. 


B. | 
Bakteriotherapie und Chemotherapie in der Augenheilkunde 28 v. Szily u. Sternberg. 
Bellsches Phänomen, Abwechselndes Auftreten und Ausbleiben des — bei Fazialislähnung 


242 Pichler. 

Bienen, Beiträge zur Frage nach einem Farbensinn bei — 217 Hess. 

Bindehaut, Die Veränderungen der — des Auges bei Flecktieber 6 Chiari. 

Bindehantkatarrh, Ätiologische u. epidemiologische Beobachtungen bei dem gegenwärtig in 
Budapest endemischen — 535 v. Nestlinger. 

Binokulares Sehen, Erwiderung an Dr. Haas über die verdoppelnde u. vereinfachende Kine- 
matographie u. die kinematographische Natur d-s — 496 Pickler. 


Literaturberieht über das Jahr 1915 zum Archiv für Augenheilkunde XVIII 
b 


270 Alphabetisches Sachregister. 


Blattern, Über die — am Auge. Eine geschichtliche Bemerkung 483 J. Hirschberg, 

— Uber Vitiligoflecken der Iris nach — 542 Löwenstein. 

— Anleitung zur Entnahme u, Einsendung von Untersachungsmaterial für den Kornealver- 
such nach Paul bei — u. blatternverdachtigen Eıkrankungen 26 Paul. 

Blenorrhoe, Über Vakzinebehandiung der Augen — 260 Haab. 

— behandlung, Vereinfachte — 272 Ochsenius. 

Blepharospasmus, Funktioneller — u. Blick nach aufwärts 64 Bachstez. 

Blicklahmung, Kongrnitale — 66 Meyer. 

Blinde, Muss es — geben? 153 Elschnig. l 

Blindenlazarettschule, Die — des Vereiuslazaretts St. Maria Viktoria-Heilanstalt zu Berlin 
148 Silex-Hirsch. 

— Bericht über unsere 3jährige Tätigkeit an der — des Vereinslazaretts St. Maria Viktoria- 
Heilanstalt zu Be:lin 4 Silex u Betty Hirsch. 

Blutbild und Augenerkrankunzen 161 Brückner. 

Blutserum, Beitrag zur Keuntnis des Verhaltens des — zum Linseneiweiss bei diabetischem 
Star 108 Kümell. 

Brille, Das Auge u. die — 865 v. Rohr. 

— Beiträge zur Entwicklung der Kenntnis von der — 486 v. Pfiugk u. v. Rohr. 

— Die Briefe des Franzesko Redi über die Erfindung der — 2 Greeff. 

— Physiologische und mathematische Meinungsverschiedenheiten in der Bewertung sphäro- 
torischer — 63, 417 Weiss. 

— Mathematische u. physiologische Meinungsverschiedenheiten in der Bewertung sphäro- 
torischer — 58, 225, 412 Boegehold. 

Brillenglaser, Bericht des Ausschusses zur Schaffung von Richtmassen für — u. Brillenglas- 
fassungen 51l7a Henker. 

— Über die Scheiben für winkelrandige — 321 Weiss, 

— Zur Festlegung von Richtmassen für — 60 Henker. 

— Geräte zur Darstellung des Sehens durch gute und schlechte — 414 Henker. 

Brillenoptiker, Zur Entwicklung der Fachausbildung von — 3 v. Rohr. 

Budapest, Atiologische und epivemiologische Beobachtungen bei dem gegenwärtig in — ende- 
mischen Biudehautkatarrh 585 v. Nestlinger. 

Bulbärreflex, Ein neuer 172 Trömmer. 

Bulbi, Über Retractio — congenita 526 Rados. 

Bulbusruptur, Ein Beitrag zur Kenntnis der — 349 Milch. 


C. 


Cataracta senilis incipiens, Bemerkungen zu einigen Arbeiten H. Vogts u. seiner Schüler 
über die — 542u Handmann. 

Chemotherapie, Bakteriotherapie u. — in der Augenheilkunde 28 v. Szily u. Sternberg. 

Chiasma, Ein Fall von intrapialem Gangliogliom ım — 324 Rönne. 

Chiasmaverletzung u. Diabetes insipidus nach Frontalkriegsverletzung 350 Pascheff. 

Chininamblyopie, Ein Fall von — 169 Lundsgaard. 

Chorioidea, Über Ruptur der — als Kriegsverletzung des Auges 126 Bab. 

as Über das Auftreten einer Sehnervenentzündung bei — 550b Palich- 
\zántó. 

— Beitrag zur Frage de: traumatischen Entstehung der — 111 Bensheim. 

Chorioiditis, Über luetische — 446 Fuchs. 

Chorio-Retinitis tuberculosa, Ober die Einträufelung von Hetol (Natr. cinnamylic.) in die 
Konjunktiva bei — 550 Cohn. 

Conjunctivitis petrificans, Ein Beitrag zur sogen. — 536 Wirths. 

Credé, Über die Behandlung nach — in der Augenheilkunde 529 Cohn. 


D. 


Dakryozystorhinostomie, Über — mit Modifikationen u. Totalexstirpation mit Rhinostomie 
72, 248 Hötte F. A, 

Dakryozystostomie, 2 Fälle von Schussverletzungen der Nase mit Verletzung des Tränen- 
sackes a. Nebenhöhleneiterung durch intranasale — geheilt 255, 352 Polyák. 
Dermoide, Ein durch Missbildungen komplizierter Fall von — des Auges 205 Duplessis. 

Deuteranomalie, Über einen Fall von einseitiger angeborener — 403 v. Kries. 
Diabetes insipidus, Chiasmaverletzung u. — nach Frontalkriegsverletzung 350 Pasche ff. 


Alphabetisches Sachregister. | 271 


Diabetischer Star, Beitrag zur Kenntnis des Verhaltens des Blutserums zum Linseneiweiss 
bei — 108 Kümmell. 

Differentialtonometrie, Sklerokorneale —, eine Prüfung der Elastizitätsverhältuisse der Bul- 
buswandung mit besonderer Berücksichtigung des Verhaltens des Alterstarsauges bei 
der Operation 395 Bader. 

Dikoriasis, Über — 541 Hirschberg. 

Dilatator pupillae, Über den — 291 Nicolai. 

Diphterische u. diphteroide Erkrankungen des Auges der Heidelberger Augenklinik aus den 
Jahren 1913-1916 89 Siegheim. 

Dunkeladaptation, Das Verhalten der — bei Erkrankungen der optischen Leitungsbahnen 513 
Igersheimer. 

— Das Verhalten und die diagnostische Bedeutung der — bei den verschiedenen Erkran- 
kungen des Sehnervenstammes. III. Teil: Die funktionellen Erkrankungen des Zen- 
tralnervensystems 212 Behr. 

Dunkelanpassuug, Untersuchungen über die — des Auges mit Leuchtfarben 213 Best. 

Dysenterie-Konjunktivitis 498 Zlocisti. 

Dystrophie mit Katarakt, Der heutige Stand von der myotonischen — 166, 294a Hauptmann. 

— Über myotonische — mit Katarakt 165, 294 Fleischer. 


E. 


Edelkastanienfrucht, Schwere Verletzung des Auges durch die Fruchtbecherstacheln der — 
356 Wachtler. 

Ekzematise, Die Reaktionsweise der — auf Partialantigene 266 Köllner. 

— Erkrankungen, Uber die Allergie auf Partialautigene u. die Aussichten einer spezif. 
Behandlung bei den — des Auges 531a Köllner u. Filbry. 

Elektrargol bei den Kriegsverletzungen des Auges 330a Best. 

Embolie, Uber die sogen. — der Art. centr. retinae 562 Oloff. 

Enophthalmus, Beobachtungen über traumatischen — in drei Kriegsjahren 145 Pichler. 

Entoptische Wahrnehmung, Uber — von Pulsationserscheinungen des Auges 513b K ümm ell. 

Entzündliche Erkrankungen, Die — des Sehorgans infolge von Zahnleiden 20 Wirtz R. 

Entzündung, Demonstration von Kaninchen u. Präparaten mit toxischer u. anaphylaktischer — 
179 Wibant. 

Entzündungsvorgänge, Weitere Untersuchungen über die Pharmakologie der — 30 Starken- 
stein. 

Enucleatio bulbi, Wann und wo kann im Felde die — vorgenommen werden? 128 Berg meister. 

Enzephalitis, Schnittserien der Augen, Sehnerven u. des Gehirns eines Falles von akuter, 
nn. Arber nicht hämorrhagischer — (Strümpell-Leichtenstern) 497, 563 

ehrli. 

Eosinophilie, Uber — im Auge 22 Fuchs Ernst. 

Epibulbäre Geschwülste, Beiträge zur Kasuistik der malignen — 82 Koenen, Theod. 

Epipbora durch Verhornung der Karunkelgegend 427 Peters. 

Erblinden, Das sogen. seuchenhafte — der Gemsen (eine ansteckende Hornhaut-Bindehaut- 
entzündung) 90, 101 Stroh. 

Erblindung, Fall von — durch Likörersatz 10 Hamburger C. 

Erysipelas, Phiyktaenuläre Kerato-Konjunktivitis mit Perforation der Cornea während eines 
Aufalls von — geheilt 278 Lundsgaard. 

Exophthalmus, Über den Zusammenhang zwischen Angendruck u. — u. zwischen Augendruck 

u. Hornhautwölbung 507 G. ten Doesschate. 

duplex 525 Oppenheim. 

Ein ungewöhnlicher Fall von intermittierendem — 253 v. Hippel. 

Einseitiger intermittierender — 75 v. Hippel. 

Ein Fall von — intermittens 73 Bergmann. 

intermittens 257 Zeemann. 

Doppelseitiger pulsierender — 77, 147 Salus. 

puisans 256 Zeemann, . 


11111141 


F. 


Fachausbildung, Zur Entwicklung der — von Brillenoptikern 3 v. Rohr. 
Farben, Zur Systematik der — 405 Ostwald. 
Fartenfibel, Physiologische Bemerkungen zu Ostwalds — 221 v. Kries. 


XVIII* 


272 Alphabetisches Sachregister. 


Farbenlehre, Goethe, Schopenhauer u. die — 485 W. Ostwald. 

- Farbenmischung, Räumliche — auf der Netzhaut 514 Wanda v. Lempicka. 

Farbenpsychologische Analysen, Ergebnisse — an Hirnverletzten 214 Gelb. 

Farbensinn, Beiträge zur Frage nach einem — bei Bienen 217 Hess. 

Farbensinnuntersuchungen, Uber — in der deutschen Kriegsmarine 223 Oloff. 

Farbentiichtigkeit, Übungstherapeutische Versuche zur Steigerung der — eines anomalen Tri- i 
chromaten 401 Goldschmidt. 

Febris neuroparalytica, Über Tuberkulose als Ätiologie bei der sogen. — (Heerfordt) 9 
u. Gjessing, H. 

Febris rheumatica, Doppelseitige metastatische Ophthalmie bei — 167 Höeg. 

Felde, Über augenärztliche Erfahrungen im — 471 Jess. 

— Die augenärztliche Tätigkeit im — 134 v. Grosz. 

Feldiazarett, Augenärztliches aus einem — 141 Levi-Sander. 

— Augenärztliche Erfahrungen in — 468 Emanuel. 

Fernrohrbrille, Zur Entwicklung der — 62 v. Rohr. 

— u. Fernrohrlupen 229 Kıessline. 

Fettimprägnation, Knötchenförmige Konjunktivitis durch — 530 Elschnig. 

Fleckfieber, Die Veränderungen der Bindehaut des Auges bei — 6, 79 Chiari. 

Fliezerbrille, Demonstration einer — 203 Zade. 

— Über — 504 Löwenstein. 

Flüssigkeitswechsel, Zur Physiologie des intraokularen — 210 Seidel. 

Foveareflex, Das Verhalten des zentralen — der normalen Retina im fokalen Lichte der 
Gullstrandschen Nernstspaltlampe 320 Koeppe. 

Band Orbs Über die Wirkung einiger pflanzlicher — auf das Kaninchenauge 177 Kahn, 

alter. 

Fremdkörper im Auge 137 van der Hoeve. 

— Eine weitere Verbesserung der Lagebestimmung von — im Augapfel mit Hilfe der Stereo- 
skiagrapbie (Hasselwander) 583 Engelbrecht. 

— Kurze Mitteilung über eine einfache rechnerische Lagebestimmung von — im Augapfel 
(Netzhaut) 385 Haase. 

— Zur Entfernung von nichtmagnetischen — aıs dem Innern des Auges 132 Engelbrecht. 

Fremdkörperverletzungen, Zwei Fälle von — in der vorderen Kammer des Auges 478 
Mendelssohn. 

Funktionsprüfungen, Demonstrationen zu den — des Auges 180 Best. 


G. 


Gangliogliom, Ein Fall von intrapialem — im Chiasma 324 Rönne. 

Ganglion — Der Einstich ins — nach Haertel eine Gefahr für das Auge 378 Neu- 
gebauer. 

Gefässhautentzündung, Über tuberkulüse — 283 Gilbert. 

Gemsen, Das sogen. seuchenhafte Erblinden der — (eine ansteckende Hornhaut-Bindehautent- 
zündung) 90, 101 Stroh. 

Geschichte der Augenheilkunde: Die Reform der Augenheilkunde 155 Hirschberg, J. 

a Zur rörtgenologischen Differenzierung intra- u. extrabulhär sitzender — 387 

uborn. 

— Zur röntgenologischen Differenzierung intra- u. extrabulbär sitzender — 192 Köhler. 

Gesichtsfeld, Das réhrenfirmige — nebst einer Vorrichtung für prismatische Gesichtsfeld- 
untersuchungen in verschiedener Eutfernung 510 Goldstein u. Gelb. 

Gesichtsfelder, Wettstreit der — 411 Zeemann. 

Gesichtsfeldeinengung. konzentrische — 216 Goldstein. 

Gesichtsfeldeinschränkung, Über simulierte — 58 Pichler. 

Gesichtsfeldstörungen, Über — bei Fliegeroffizieren 50 Doesschate, G. ten. 

Gesichtsfeldzentrum, Die Untersuchung des — u. des blınden Flecks mitttels des Universal- 
prismenapparats 184 Eppenstein. 

Gesichtsverletzungen, Über die Behandlung von — Kriegsbeschädigter, bes. in der Umgebung 
des Auges 136 Hessberg. 

Giessen, Bericht über die Wirksamkeit der Univ.-Augenklinik zu — vom 1.4. 1907—31. 3. 1908 
1 Buschmann. 

Glandula lacrymalis, Untersuchungen über die Tumoren der — 426 Pascheff. 

Glanzerscheinung, Monokulare Beobachtung einer —. Reizwirkung von Schwarz 211 Baumann. 

Glaskörper, Ein Zystizerkus im — (anat. Befund) 450 Stock. 


Alphabetisches Sachregister. 273 


Glaskörper, Ein interessantes Kennzeichen der Anwesenheit von Kupfer im — 858 Purtscher. 


— Die normale Histologie des lebenden menschl. — seiner angeborenen u. vom Alter ab- 
hängigen Veränderungen im Bilde der Gullstrandschen Nernstspaltiampe 206, 302 
Koeppe, C 


Glassplitter im Auge 470 Franke. 

Glaukom, Beiträge zur Lehre vom — 552 Hess. 

— Beitrag zur Histologie des — 553 Hanssen. 

— Zur Pathogenese des — 457 Levinsohn. 

— Beitrag zum juvenilen, familiären — 308 Plocher. 

— Anatomische Datsrsuchungsn eines kürzlich entstandenen, akuten, inflammatorischen — 
(nicht operiert) 310 Thomsen. 

— Uber die Ergebnisse der Zyklodialyse u. der ''repanation beim — 312 Zeemann. 

— Über Augendruckschwankungen beim — u. ihre Abhängigkeit vom Blutkreislauf 119 
Köllner. 

Glaucoma simplex, Über den Augendruck beim — u. seine Beziehungen zum Kreislauf 396, 
454 Köllner. 

Glaukomformen, Die Anschauung von der Entstehung gewisser — durch Pigmentverschiebung 
u. ihr Einfluss auf die Wahl der Operationsmethode 309 Schieck. 

Glaukomiridektomie, Über eine Verbesserung der Lokalnarkose bei Augenoperationen u. über 
die richtige Ausführung der — 384, 453 Haab. 

Glaukomlehre, Beiträge zur — 305 Elschnig. 

Gliom des Schlifenpols 373 Trönner 

— in der linken hinteren Hirnhälfte mit Einwuchs in beide Sehnerven 464 Simons, 

— Ein — des Schläfenpols 172 Trömner. 

— Über Wesen u. Benennung der —e (Neuroblastome) des Auges 556 B. Fischer. 

Gliose, Über diffuse — der Netzhaut u. inre Beziehungen zur Angiomatosis retinae 123 

- v. Hippel. 

Goethe, Schar ei haudr u. die Farbenlehre 485 W. Ostwald. 

Goldküste, Chirurgische und ophthalmologische Erfahrungen von der — 484 Huppenbauer. 

Goldpräparate, Erfahrungen mit organischen — in der Augenheilkunde 35 Schnaudigel. 

Gonorrhoe, Über Erfahrungen in der Behandlung der Augen — mit Typhusvakzine u. Ver- 
besserung der Lokalanästhesie bei Augenoperationen 187, 261 Haab. 

Granatsplitterverletzungen, Die besondere Mechanik tangentialer — des Bulbus 360 Wessely. 

Griffelverletzungen, Beitrag zur Kasuistik der Orbitalverletzungen: — mit letalem Ausgang 
361 Zehner. 

Gullstrandsche Nernstspaltlampe, Die Fortschritte in der Anwendung der — nebst Be- 
merkungen über die opbthalmologisch-optischen sowie praktisch-technischen Grenzen 
dieser Untersuchungsmethoden 503 Koeppe. 

— — Die Untersuchung des Auges im polarisierten Lichte der — 195 Koeppe. 

— — Die Untersuchung der lebenden menschl. Linse mit — u. binokularem Zeissschem 
Cornealmikroskop (Henker sche Montierung) : Die Diskontinuitätsflächen der normalen 
menschl. Linse 298 Vogt. 

Gumma des Uvealtraktus, Ein Fall von — mit Durchbruch nach aussen durch die Sklera 
nebst anatom. Untersuchung des Bulbus 114 Uhthoff. 


H. 


Hämangiom, Bilaterale angeborene Anophthalmie mit — des rechten Augenlids 41 Giose ffi. 

Hamatoidinkrystalle, Ein Fall von — in der Vorderkammer 351 Pichler. 

Halsmark, Schussverletzung des unteren —, günstiger Operationserfolg. Einseitige will- 
kürl. Pupillenerweiterung 293 Reitsch u. Röper. 

Hemeralopie, Bericht über 300 Untersuchungen auf — 52 Meyer. 

— Ein einfaches Radiumadaptometer zur Untersuchung auf — 389 Stargardt. 

— Beobachtungen über Skorbut u. — 511 Hift. 

— Adaptationsstörungen auf sympathischem Wege, sowie Demonstrationen von Gesichts. 
eldern bei erworbener — 218, 303 Jess. : 

Hemianopsia inferior, Kasuistischer Beitrag zur Frage der — 222, 348 Mendel. 

Hemianopsie, Über einen Fall von Quadranten — nach Schussveiletzung des Hinterhaupts 
im Felde 477 Loeser. 

Hemicrania ophthalmica, Beiträge zur — 460 Hansen. 

Herin ge Theorie des Tiefensehens, das Panumsche Phänomen u. die Doppelfunktion 402 

enning. 


274 Alphabetisches Sachregister. 


Herpes corneae febrilis bei Malaria 7, 92, 163, 274 Düring M. u. Huber O. 

— zoster nasofrontalis mit ausgedehnten Augenmuskellähmungen 422 Löffler. 

Herpetische Augenerkrankungen, Über — 381 Vossius. 

Heterochromia iridis, Über verschiedene Arten von — 284 v. Herrenschwand. 

Hetol, Über die Einträufelung von — (Natr. cinnamylic) in die Konjunktiva bei Chorio- 
Retinitis tuberkulosa. 

Hirndruck, Uber das Verhalten des - (Lumbaldrucks) bei Erkrankungen der äusseren Augen- 
muskeln 234 Heine. 

Hirntumor, Ein seltener Fall von — 168, 368 Kaufmann. 

Holzhacker. Der — als Staroperateur 127 Berger, Eugen. 

Hornhaut, Über Faltung u. Knickung der — 276 Fuchs. 

— Epithelstreifenerkrankung der —. Ein neues Krankheitsbild auf neurotischer Grundlage 
282 v. Szily, A. 
— Ein Fall von —— bandförmiger Trübung der — auf beiden Augen bei einem 8 jähr. 
Mädchen mit teilweise erhaltener Sehkraft u. hinteren Synechien 102 Uhthoff. 
Hornhautentzündung, Uber anfallsweise auftretende parenchymatöse — (Keratitis anaphy- 
lactica) u. über die Entstehung des Pannus im Verlauf der Körnerkrankheit 96 
Löwenstein. 

Hornhauthinterfläche, Über die angeborenen zentralen Defekte der —, sowie über ange- 
borene Hornhautstaphylume 42, 93a v. Hippel. 

Hornbautmikroskop, Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe und dem — 449, 
455 Koeppe. 

Hornhauttrübung, Uber gürtelförmige — 437 Fuchs. | 

Hunde, Versuche über die Fähigkeit der — zur Bildung von optischen Assoziationen 516 
Szymansky. ` 

Hydrophthalmus conzenitus, Über die Trepanation beim — 806, 452 Fleischer. 

Hypophysentumor, Ein durch Röntgenbestrablung gebesserter Fall von — 489 Fleischer 
u. Jüngling. 

— Über die nichtchirurgische Bebandlung, insbesondere über Strahlenbehandlung der — 372 
v. Szily u. Küpferle. 

Hypophysisvorderlappen, Atrophie deg — u. hypophysäre Kachexie 371 Simmonds. 

Hysterie, Ein Beitrag zur okulären — u. ihrer Therapie 370, 879 Raether. 


I. 


Idiosynkrasie, Über — gegen Quecksilber 174 Gjessing. 

Idiotie, Beitrag zur Lehre der amaurotischen — 125 Westphal. 

Ikterus, Akkommodationslähmung bei — 415 Hilbert. 

Impferkrankungen, Über — des Auges 245, 273 Traumann. 

Instrumente, Die augenärztl. — der alten Griechen 191 Hirschberg. 

Intoxikationen, Über Sehstörungen durch — 492 v. Krüdener. 

Eiaon ware Saftströmung, Experimentelle Untersuchungen über die Quelle u. den Verlauf 
er — 46 Seidel. 


Iridozyklitis, Über einen Fall von ungewöhnlich schwerer gonorrhoischer — u. Neuritis 
optica 103, 122 v. Hippel. 
— plastica, Schwerste Keratitis parenchymatosa u. — e lue hereditaria 439 Pick. 


Iris, Wurmförmige Zusammenziehungen des Ringmuskels der —. Ektropium uveae congeni- 
tum 443 Peters. 

Irisausreissung, Totale —, Ersatz durch Schalenauge 479 Pichler. 

Irisblatt, Über die angeborenen Defekte des vordern — 390 Bitter, M. 

Iriserkrankungen, Über die Spezifität der einzelnen Beschlägeformationen der Hornbauthinter- 
fläche bei einigen — im Bilde der Nernstspaltlampe nebst Bemerkungen über das 
dabei zu beobachtende Verhalten des Kammerwassers 285 Koeppe. 

Irisstroma, Radiäre Einrisse des — bei intaktem Pigmentepithel 336 Frenzel. 


K. 


Kampimetrie, Zur — nach Bjerrum 32 Fleischer. 

Karzinom, Strahlentherapie bei epibulbärem — 435 Plocher. 

Katarakt, Neuere Experimentalforschungen über die verschiedenen Formen der angeborenen 
— u. ihre Bedeutung für die allgemeine Missbildungslelire 208 v. Szily. 


| Alphabetisches Sachregister. 275 


Kataraktgenese, Zur Frage der —, insbes. der C. v. Hessschen Hypothese u. seiner Lehre 
| vom subkapsulären Beginn des Rindenstares 445 Vogt. 
Keratitis disciformis, Ein Fall von — 220 Rönne. 
—e —— Ein pathologisch-anatom. Beitrag zur — im Anfangsstadium 540 Pindi- 
kowski. 
Keratitis parenchymatosa, Über Beziehungen zwischen — u. Wachstum 494 Stählı. 
— Schwerste — u. Iridocyclitis plastica e lue hereditaria 439 Pick. 


— Demonstration einer Patientin mit — des rechten Auges auf hereditär-luetischer Basis, 
durch intravenöse Urotropininjektionen geheilt 100 O. Sachs. 
— Demonstration eines 16 jähr. Jungen mit einem —- Recidiv 539 Igersheimer. 


Keratitis pustuliformis, Zur Ätiologie der — profunda 97. 279 J. Meller. 

Keratokonus, Die Korrektion des — durch die Müllerschen Schalen 538 Eperon. 

— Uber die Behandlung des — mit Müllerschen Kontaktgläsern 93 v. Hippel. 

— Über den Fleischerschen Riug bei — u. eine neue typische Epithelpigmentation der 
normalen Kornea 440 Stähli. 

Kinderekzeme, Zur Behandlung der — mit Röntgenstrahlen 190 Jadassohn. 

Kinematographie, Erwiderung an Dr. Haas über die verdoppelnde u. vereinfachende — u. 
die kinematographische Natur des binokularen Sehens 406 Pikler. 

Kleinhirnherde, Über kontinuierliche rhythmische Krämpfe bei — 236 Klien. 

Klinische Betrachtungen 504a Lohmann. 

Knochenbrüchigkeit, Blaue Sklera, — u. Schwerhörigkeit 13, 94 van der J. Hoeve u. 
A. de Kleyn. 

Körnerkrankheit, Über die Entstehung des Pannus im Verlauf der — 85 A. Löwenstein 

— Die — in den Verein gten Staaten von Amerika 80 Hirschberg J. 

Konjunktivitis, Knötchenförmige — durch Fettimprägnation 530 Elschnig. 

Konstantinopel, Augenerkrankungen in — 330 Bartels. 

Kontusionstrübung, Zur Entstehung der — der Linsenvorderfliche (Vossius) 339 Hesse. 

Koptbewegungen, Über die typischen -- (rudim Kopfnystagmus) des Säuglings, als Teil- 
erscheinung der vestibulären Drehreaktion 419 Gatscher. 

Krämpfe, Über kontinuierliche rhythmische — bei Kleinhirnherden 236 Klien. 

Kreislauf, Die Beziehungen zw. Augendruck u. allgemeinem — 397 Wessely. 

Kriege, Erfahrungen auf dem Gebiet der Augenheilkunde im — 138 Hönig. 

— Die Augenheilkunde im — 140 Klingelhöffer. | 

— Die Augenheilkunde im — 133 v. Grosz. 

— Einwirkungen des — auf die Augenerkrankungen in der Heimat 481 Szymanowski. 

Kriegsaugenheilkunde, Atlas der — 157 v. Szily. 

Kriegsbrauchbarkeit, Über — bei Augenveränderungen unter Berücksichtigung der Gewoh- 
nung 149 Stülz. 

Kriegsbrillen, Zur Verordnung von — 230 Oppenheimer. 

Kriegsverletzungen, Über — des Auges durch gesteigerten Luftdruck platzender Geschosse 
135 Hanke. 

Kupfer, Ein interessantes Kennzeichen der Anwesenheit von — im Glaskörper 353 Purtscher. 

— Bemerkungen zur Frage der Linsentrübungen u. Regenbogenfarben der Linsenbilder bei 
Anwesenheit von — im Auge 543 Purtscher. 

— Linsenveränderungen bei Anwesenheit von — im Auge 475 Kümmell. 

— Scheintrübung u. Farbenschillern der Linse bei Verweilen eines — haltigen Fremd- 
körpers im Auge 547 Klauber. 


L. 
Labyrinthreflexe, Tonische — auf die Augen 23 van der Hoeve u. A. de Kleyn. 
Lagebestimmung, Kurze Mitteilung über eine einfache, rechnerische — von Fremdkörpern 


im Augapfel (Netzhaut) 58> Haase. 

— Eine weitere Verbesserung der — von Fremdkörpern im Augapfel mit Hilfe der Stereo- 
skiagrapbie (Hasselwander) 383 Engelbrecht. 

Landoltsche Ring, Ver leuchtende — zur Feststellung der Leistungsfähigkeit der Augen 
im Dunkeln 182 Cramer. 

Leitungsbahn, Über die Wirkung des Liquordrucks u. druckentlastender Eingriffe auf die 
optische — 491, 559 Igersheimer. 

Leukämische Augenveränderungeen, Über — 16, 25 Kimmel]. 

Licht u. Leben 178 Schanz, Fritz. 

— Schädigungen des Auges durch — 545 van der Hoeve, 


276 Alphabetisches Sachregister. 


Licht, Biochemische Wirkungen des — 515 Schanz. 

Lichtquellen. Netzhautschädigungen durch kurze Einwirkung starker künstlicher - 560 
Klauber. 

Lichtscheues Auge, Eine neue Vorrichtung zum Schutze des — u. operierten Auges 31 
Beykowsky. 

Lichtsinnprüfung, Über — im Felde 517 Wiese. 

— Über — für militärische Zwecke 512 Hilleman ns. 

Lidbulbuszysten, Demonstration anatom. Präparate dreier Fälle von — mit Mikrophthalmus 
209 Uhthoff. 

Lider, Auffallende Dunkelfärbung der unteren — als erbliche Anomalie 207 R. Peters. 

Lidersatz, Die Erfolge der Ohrknorpelplastik bei künstl. — 424 Hartwich. 

Lidplastik. Beitrag zur — bei Anophthalmus 337 Goldschmidt. 

Lidschlag, Die Bedeutung des Tarsus palpebrae u. das mechan. Prinzip des — 523a Has- 
selmann. 

Lidschlag- u Tränenreflex, Unbekannter — 420 Kisch. 

Lidspalte, Zur Differentialdiagnose der Flecken in der — 434 Ebstein. 

Linse, Experimentelle Untersuchungen über den Mazerationsverfall der menschl. u. der 
tierischen — 377 Meier. 

— Über einen Fall von Stichverletzung der — mit rezidivierender Entzündung der Linse 
296, 346 Meisel. 

—- Faltenartige Bildungen in der senilen —, wahrscheinlich als Ausdruck lamellarer Zer- 
klüftung 109 Vogt. 

— Zur Kenntnis der Alterskernvorderfläche der menschl. — mit besonderer Berücksichtigung 
der C. v. Hessschen Anschauungen 444 Vogt. 

— Scheintrübung u. Farbenschillern der — bei Verweilen eines kupferhaltigen Fremdkörper» 
im Auge 547 Klauber. 

— Die optische Heterogenität der — 544 van der Hoeve. 

— Die Untersuchung der lebenden menschl. — mit Gullstrandscher Spaltlampe u. bino- 
kularem Zeissschem Kornealmikroskop (Henkersche Montierung). Die Diskon- 
tinuitätsflächen der normalen menschl. Linse 298 Vogt. 

— Das Verhalten der menschl. — in bezug auf die Form von Alterstrübungen bei 166 Per- 
sonen im Alter von 51—61 Jahren 546 Horlacher. 

Linsenfläche, Ringtrühungen der vorderen — 472 Klauber. 

Linsentrübungen, Untersuchung über Häufigkeit u. Lokalisation von — bei 401 Personen von 
7—21 Jabren. Ein Beitrag zur Kenntnis des Kataraktbeginns 107 Krenger. 

— Bemerkungen zur Frage der — u. Regenbogenfarben der Linsenbilder bei Anwesenheit 
von Kupfer im Auge 548 Purtscher. 

— Senile Makuladegeneration u. senile — 545, 558 van der Hoeve. 

Linsenveränderungen bei Anwesenheit von Kupfer im Auge 475 Kümmell. 

Linsenverletzungen, Spätresultate von — 469 Franceschetti-Spitzer. 

Linsenvorderfläche, Zur Entstehung der Kontusionstrübung der — (Vossius) 339 Hesse. 

Liquordruck, Über die Wirkung des — u. druckentlastender Eingriffe auf die optische 
Leitungsbahn 491, 559 Igersheimer. 

Lokalanästhesie, Durch — verursachte Optikusaffektion 146 Rejtd. 

— Über nung der — bei Behandlung phlegmonöser Tränensackerkrankungen 199, 
250 Seidel. 

— Über Erfabrungen in der Behandlung der Augengonorrhoe mit Typhusvakzine u. Ver- 
besserung der — bei Augenoperationen 187, 261 Haab. 

pera NIE, Beitrag zur genauen — der orbitalen Steckschüsse durch klinische Symptome 
3 att. 

Lokalnarkose, Über eine Verbesserung der — bei Augenoperationen u. über die richtige 
Ausführung der Glaukom Iridektomie 384, 453 Haab. 

Lues, Neuritis optica bei gleichzeitig bestehender sekundärer, unbebandelter — 120 


Arning. 
Luxatio bulbi. Uber einen Fall von — traumatica 466 Baumgärtner. 
Luxation des Bulbus, Ein Fall von spontaner — 151 Weigelin. 
Lymphgefässe, Über die feinere Anordnung u. das Verhalten der — in der Conjunctiva 
bulbi u. der Episklera unter normalen u. pathologischen Bedingungen 394 K oe ppe. 
Lymphome, Leukämische u. aleukämische epibulbäre — 493 Löwenstein, 


Alphabetisches Sachregister. 277 


M. 


Macula centralis, Die — im rotfıeien Licht 316 Gullstrand. 

Makula-Degeneration, Senile — und senile Linsentrübung 558 van der Hoeve. 

— Schädigungen des Auges durch Licht, senile Linsentrübungen und senile — 545 van 
der Hoeve. 

Makulagegend, Über familiäre Degeneration der — des Auges mit und ohne psychischen 
Störungen 326 Stargardt. 

Macula lutea, Über Beteiligung der — an Erkrankungen des Auges 458 Fuchs. 

Macula retinae, Zur Farbe der — 327 Vogt. 

Magnetiypen, Über die Leistungsfühigkeit der verschiedenen — 189, 338 Hertel. 

Malaria, Herpes cornese febrilis bei — 163, 274 Düring. 

— Herpes corneae febrilis bei — 7, 92 M. Düring u. O. Huber. 

Masern, Neuritis optici und Iridocyclit's infolge von Masern 8 A. Eppenstein. 

Megalo-cornea. Über — 118 Boas. 

Melanosarkom, Über einen klinisch bemerkenswerten Fall von — der Lidbindehaut 268 
Kreuer. 

Melanose, Über die Funktion des Auges bei der angeborenen — 409 Stargardt. 

Melanosis corneae 4 Fälle von — 442 Waardenburg. 

Meningitis cerebrospinalis epidemica, Augenstörungen bei — 162 Doeschate. 

Microphthalmus congenitus, Ein — mit Membrana pupillaris persistens Corneae adhaerens 
und anderen Anomalien 43 Meisner. 

Mikuliczsche Erkrankung, Ein Beitrag zur Beziehung der — zur Tuberkulose der Tränen- 
drüsen 246 Detzel. 

— — Ein Fall von — 12 Hörhammer. 

Mikuliczsche Krankheit, Über die — in Beziehung zur Pseudoleukämie 251 Steiger. 

Milch, rasche Abheilung eines Falles von Augentripper nach kinspritzung von 10 ccm steri- 
lisierter Milch 271 Nussbaum. 

Milchinjektionen. Über den Wert der — bei Augenerkrankungen 382 Berneand. 

— A prophylaktische — bei Augenoperationen. B Heilung der Augenblennorrhoe durch — 
534, 500 Müller. 

Milchtherapie, Ober — 27 Reiter. 

Minenverletzungen, Uber — 129 Beykowski. 

Morbus Addisonii, Ein Fall von tiefgreifender einseitiger Hornhauterkrankung bei — aus 
Sektionsbefand 441 Uhthoff. 

Munitionsarbeiter, Augenschädigungen bei — 333 Cords. 

Myasthenie, Ein Fall von — bei einem 3'/: jähr. Kinde 421 Krisch. 

Myelitis, acute retrobulbäre Sehnervenentzündung bei — mit Sektionsbefund 366, 457 a 
Abelsdorff. 

Myelom, Ein — im Augeninnern 465 Stock. 

Myopie, Über die Progression der — 57 Blegvad. 

— —— bei — 357 Wätzold. 


N. 


Nachtblinder, Einige Bemerkungen zur Untersuchung — 49 Birch -Hirschfeld. 

Nachtblindbeit, Über — 398 Best. 

— Über — als Ausfallserscheinung infolge Ernährungsstörungen im Felde 400 Gelencser. 

— Die Ursache der sogen. genuinen — 220 Koeppe. 

Nebenhdblenerkrankungen, Okkulte — u. Neuritis optica 74 A. Heuser u. P. Haren. 

eee AO: Klinische Beobachtungen mit der — und dem Hornhautmikroskop 449, 

oeppe. 

— Über 2 weitere. bisher nicht beschriebene Hornhautveränderungen im Bilde der — 

(Keratitis epithelialis punctata u. Dystrophia hyaliniformis lamellosa corneae) 95 


Koeppe. 

— Über die Spezifität der einzelnen Beschlägeformationen der Hornbauthinterfläche bei 
einigen lriserkrankungen im Bilde der — nebst Bemerkungen über das dabei zu 
beobachtende Verhalten des Kammerwassers 288 Koeppe. 

— Die normale Histologie des lebenden menschl. Glaskörpers, seiner angeb. u. vom Alter 
abhängigen Veränderungen im Bilde der Gullstrandschen — 206, 302 Koeppe. 

Nervenschädigungen, seltene — durch Schussverletzung 334 C ords. 

Nervus oculomotorius, Isolierte traumat. Paresis des — 850 Pascheff. 


278 Alphabetisches Suchregister. 


Neubildung, Zur Veränderung des Auges durch Druck einer orbitalen Neubildung 76, 254 


v. Hippel. 
Neuritis optica bei gleichzeitig bestehender sekundärer unbehandelter Lues 120 Arning. 
— — Über einen Fall von ungewöhnlich schwerer gonorrhoischor Iridozyklitis u. — 103, 


122 v. Hippel. 

— — Okkulte Nebenhöhlenerkrankungen u. — 74 A. Heuser u. P. Haren. 

Neuritis optici acuta luetica 813 Arning. 

— — u. lridozyklitis infolge von Masern 8 A. Eppenstein. 

Neurotomia optico-ciliaris. Zur Technik der — 115 Axenfeld. 

Netzhaut, Uber angioide Pigmentstreifenbildung der — 124 Köhne. 

— Über — Gliose der — und ihre Beziehungen zur Angiomatosis retinae 123 
v. Hippel. 

— Räumliche' Farbenmischung auf der — 514 Lempicka. 

Netzbautablösung, Die Erfolge der operativen Behandlung der — 554 Deutschmann. 

— Weitere Mitteilungen über operative Behandlung der — u. ihre Erfolge 315 Deutsch- 
mann. 

Netzhautatrophie, Ein ophthalmoskopisches Symptom der — im Gefulge von Netzhaut- u. 
Sehnervenerkrankungen, insbes. von Neuritis retrobulbaris 328 Vogt. 

Netzhautgangliom, Beitrag zur Strahlenbehandlung des — 321 Kümmell. 

— Regressive Veränderungen im — 323 Rados. 

Netzhautschädigungen durch kurze Einwirkung starker künstl. Lichtquellen 560 Klauber. 

Netzhautspaltung, Zur Entstehung der — bei intraokularem Aderhautsarkom 299 Ballaban. 

Netzhautzentrum, Die Lösung der Streitfrage, ob das lebende — eine gelbe Farbe besitzt 
oder nicht 561 Koeppe. | 

Nierenentzündung, Augenerkrankungen bei — 158 Bergemann. 

Nystagmographie, Eine neue Methode der klinischen — 196, 237 Majewski. 

Nystagmus, Über vestibuläre Augenreflexe. 1. Uber die Entstehungsursaclie des kalorischen 
— nach Versuchen an Katzen u. Kaninchen 24 de Kleyn u. Storm v. Leeuwen. 

— Über den Einfluss des zweiäugigen Sehens auf den — 67 Ohm. 

— Grosshirnrinden — bei einem Soldaten 233 Geller u. Ohm. 

— rotatorius, Zur Lokalisation des — 68 Schwartz. 


O. 


Obliquus inferior, Hyperaktion des — 243 Rönne. 

Oedem des Sehnervenkopfes, klinische u. histolog. Beobachtungen über das — bei Gehirn- 
verletzten 319, 342 Klauber. 

Ohr u. Auge 239 Ohm. 

Okulomotoriuskern, Klinisch-anatom. Untersuchung über den — 392 Brouwer. 

Ophthalmia militaris, — in der K. u. K. Armee 87 Pichler Alex. 

Ophthalmie, Das Auftreten der sympathischen — trotz erfolgter Präventivenukleation u. 
seine Bedeutung für die Lehre von der Entstehung der Krankheit 304 Schieck. 

— Über einen ungewöhnlichen Fall von sympathischer — nach Kriegsverletzung 117 Star- 
gardt. | 

— Doppelseitige metastatische — bei febris rheumatica 167 Höeg. 

— Ein Fall von doppelseitiger metastatischer — 551 Wilms. 

— Uber metastatische — bei Appendicitis 448 Gelling. 

— Über sympathische — nach Exenteration des anderen Auges 116 Burchardt. 

Optik, Physiol. — dargestellt fur Naturwissenschaftler 364’ W. u. R. Panli. 

Optikerschule, Zur Gründung der Jenaer — 154 Henker. 

Optikusaffektion, Durch Lokalaniisthesie verursachte — 146 Rejtö. 

Optochin, Intraokulärer Gebrauch von — 175 Hoeg. 

Optochinamblyopie, Über — 17, 170 v. Oepen. 

Optochinerkrankungen, Über — des Auges 11 Hensen. 

Optochintherapie, Zur — u. Optochinamblyopie 160 Bleich. 

Orbita, Die pralle Durchblutung der — 430 Cords. 

Orbitalverletzungen 467 Cords. 

— Beitrag zur Kasuistik der — a) Griffelverletzung mit letalem Ausgang. b) Pseudoprolaps 
der Tränendrüse 361 Zehner. 

Ostwalds Farbenfibel, Physiol. Bemerkungen zu — 221 v. Kries. 


Alphabetisches Sachregister. 279 


P. 


Panophthalmie, Über — 301 v. d. Hoeve. 

Papillenödem bei traumat. Zirkulationsstörungen im Auge 472 Klauber. 

Papillo-makuläres Bündel, Über Erkrankungen des — im Sehnerven u. ihre Beziehungen zu 
den Nebenhöhlen der Nase 369 Meesmann. 

Parinaudsche Konjunktivitis, Über das Wesen der — 263 v. Herrenschwand. 

— — Über — 258 Klausen. 

Partialantigene, Über die Allergie auf — u. die Aussichten einer spezif. Behandlung bei den 
ekzematösen Erkrankungen des Auges 53la Köllner u. Filbry. 

— Die Reaktion der Ekzematösen auf — 266 Köllner. 

Pemphigus, Uber Schleimhaut- — 496 Thost. 

Perimetrie, Untersuchungen über die Methoden der klinischen — 50la Hess. 

Phlyktänuläre Kerato-Konjunktivitis mit Perforation der Kornea während eines Anfalles von 
Erysipelas geheilt 270, 278 Lundagaard. 

Photographie, Apparate zur — des Augenhintergrundes 202 Wertheim. 

Photometrie, Eine neue Methode zur heterochromen — 55 Stenholm. 

Phtiriasis der Lider mit Follikularkatarrh 68a Stargardt. 

Pigmentstreifenbildung, Uber angioide — der Netzhaut 124 Köhne. 

Pilzgeschwür, Ein — am Augenlid 423 Caspar. 

Proboscis lateralis, Ein Fall von — 44 Tendlau, Anna. 

Prothese, Die Lidbulbus- —- 844 Lauber. 

Prowaczeksche Einschlüsse, Zur Morphologie der — 269 Löwenstein. 

Pseudoleukämie, Über die Mikuliczsche Krankheit in Beziehung zur — 251 Steiger. 

Pseudotuberkulose, Über — durch Raupenhaare 300, 340 v. Hippel. 

Psychologische Analysen birnpathologischer Fälle auf Grund von Untersuchungen Hirnver- 
letzter 215 Goldstein u. Gelb. 

Pulsationserscheinungen, Uber entoptische Wahrnehmungen von — des Auges 513b Ktimmell. 

Punktal- u. Katralgläser, Ober die prakt. Bedeutuu.g der Zeissschen — — 61 Rönne. 

— — Schlusswort zu dem Aufsatz Rinnes: Uber die prakt. Bedeutung der Zeissschen 
— — 226 Boegehold. 

Pupillarabschluss, Über den physiol. — 45. Kahn. 

Pupillenabschluss, Über den physiol. — 47 Seidel. 

Pupillen, Das Verhalten der — beim traumat. Hirndruck 286 Hoessly. 

Pupillenbewegung, Beiträge zur — 292 v. Pflugk. 

Pupillenreaktion in bewusstlosem Zustand 105 Zsak ó. 

Pupillenstarre, 3 Beobachtungen einseitiger reflektorischer — 289 Krueger. 

— Nicht luetisch bedingte, reflektorische —? 290 Mayer. 

— Zur Frage der patholog.-anatom. Grundlage der reflektorischen — 104 Reichardt. 

Purkinje, Ober Jobannes Evangelista — u. seine Werke. Purkinjes entoptische Pha- 
nomene 224 Thomsen. 


Q. 
Quecksilber, Über Idiosynkrasie gegen — 174 Gjessing. 


R. 


Radiumadaptometer. Ein einfaches — zur Untersuchung auf Hemeralopie 389 Stargardt. 
ANWEnp ID RE, Über die Beteiligung des Kontrastes an der elementaren physiol. — 219 
ipfer. 

Raummessung, Über — mittelst Stereuskopie 56 Trendelenburg. 

Raumwahrnehmung, Über eine Störung der optischen — bei Vestibularerkrankung sowie über 
Störungen des haptischen Raumsinnes 410 v. Weizsäcker. 

Raupenhaare, Über Pseudotuberkulose durch — 300, 340 v. Hippel. 

Rayleighgleichung, Zur Analyse der — der anomalen ‘Trichromaten 513a Köllner. 

Redi, Die Briefe des Franzesko — über die Erfindung der Brillen 2 Greeff. 

Refraktion, Zur Frage der Beziehungen zw. — u. dem Werke des Malers 518 Isakowitz. 

Refraktionsanomalien u. Sehvermögen 519 Mügge. 

Refraktionsveränderungen, Über — nach u. während der Heilung von Augenverletzungen 
354 Rosenhauch. 

Regenbogenhaut, Überstreuung der — mit Steinstaub 142 Pichler. 

Repetitorium der Augenheilkunde 362 Gebb. 


280 Alphabetisches Sachregister. 


Retina, Thrombus in der — 462 Pick. 

Riesenmagnet, Ein im Felde gebauter — 183 Emanuel. 

Röntgendiagnose, Über die Anwendung des Trendelenburgschen Verfahrens bei der — 
intraokulärer Fremdkörper 185 Fleischer. 

Röntgenkunde, Demonstrationen aus dem Gebiete der — 335 Franke. 

Röntgenologische Bemerkungen zur Arbeit von J. van der Hoeve u. de Kleyn 18 
Stenvers. 

Röntgenstrahlen, Die — in der Augenheilkunde 156 Salzer. 

— Zur Behandlung der Kinder-Ekzeme mit — 190 Jadassohn. 


S. 

Saftströmung, Experimentelle Untersuchungen über die Quelle u. deu Verlauf der intraoku- 
laren — 46 Seidel. 

Sarkome, Beitrag zur Frage der traumat. Entstehung der Chorioidal- — 111 Bensheim. 

— Beitrag zur Kenntnis der Ziliarkörper- — 112 Feder. 

Schichtstar, Über traumatischen — 110 Walter. 

Schielen, Einige Abbildungen von vestibulärem — 238 Ohm. 

— Ein Fall von erworbenem Augenzittern u. — 210 Ohm. 

Schopenhauer, Goethe — u. die Farbenlehre 485 Ostwald. 

Schussverletzung, Seltene Nervenschädigungen durch — 334 Cords. 

Schussverletzungen, Über — der Augenhöble 476 Lauber. 

Schwerhörigkeit, Blaue Sklera, Knochenbrüchigkeit u. — 13, 94 v.d Hoeve u. A. de Kleyn. 

Sehbahn, Zur Pathologie der — 317 Igersheimer. | 

— Leitungsstörungen der — durch Druck vom Subarachnoidalraum u. Ventrikelsystem 318 
Igersheimer. 

— Zur Pathologie der — II. 461 Igersbeimer. | 

— Zur Pathologie der — lIl: Das Verhalten der Dunkeladaptation bei Erkrankungen der 
optischen Leitungsbahnen 513 Igersheimer. 

Sehbahnen, — Die Schussverletzungen der zentralen — u. des Sehzentrums 54 Sänger. 

— Historisches zur Lehre von der topographischen Anordnung in den — u. -Zentren 43a Pick. 

— Die Verletzungen der — des Gehirns mit bes. Berücksichtigung der Kriegsverletzungen 

H. Wilbrand u. A. Sänger. 

Sehen, Beiträge zur Physiologie des — 508 Baumann. 

Sehhirn, Untersuchungen an -— -Verletzten 399 Busch. 

Sehnerven, Anatom. Befund bei traumat. Ausreissung des — 341 v. Hippel. 

Sehnervenentzündung, Akute retrobulbäre Sehnervenentzündung bei Myelitis mit Sektions- 
befund 366, 457a Abelsdorff. 

— Uber das Auftreten einer — bei Chorioidalsarkomen 550b Palich-SzäAnto. 

— Die klinischen Erscheinungsformen der tuberkulösen — 320a Kramer. 

Sehnervenkopf, Klinische u. histol. Beobachtungen über das Ödem des — bei Gehirnverletzten 
319, 342 Klauber. 

— Über Pigmentation, markhaltige Nervenfasern des — 555 Fejér. 

_ Sehnervenpapille, Ein Riesentuberkel der — 558a Hirsch. 

— Ein Fall von doppelseitiger tiefer Exkavation der — bei völlig erhaltener normaler Seh- 
schärfe 311 Weill. ; 

Sehnerventuberkulose, Fünf Fälle von — nebst einigen allgemeinen Bemerkungen über Tuber- 
kulinbehandlung 463 Siedler-Huguenin. 

Sehprüfung u. Sehproben 36 Weiss. 

Sehschärfe, Die — als Mass für die Funktion der Netzhaut 408 Snellen. 

— Eine wesentliche Verbesserung der — durch stenopäischen Spalt 51 Jahon. 

Sehschärfeprüfung, Zur Theorie u. Praxis der — 38 Wolffberg. 

Sehstörungen, Über — durch Intoxikationen 492 v. Krüdener. š 

— Zur Kenntnis der — nach Blutverlust 171 Pinkus. 

Sebstrahlung, Über die — des Menschen 39 Brouwer. 

Sehzentrum, Uber die Rindenlokalisation des — auf Grund der Verletzung der zentralen 
Sehbahnen durch Schädelschüsse 407 Sänger. 

— Zur Lage des — 391 Brodmann. 

Sitzungsbericht der mediz. Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Kultur zu 
Breslau 150 Uhthoff. 

Auen or lalaehle Erörterung über — nebst einer Übersicht über 398 Untersuchangen 

l olff. 


— Zur — des Astigmatismus 195a Lindner. 


Alphabetisches Sachregister. 281 


Sklera, Blaue —, Knoehenbrüchigkeit u. Schwerhörigkeit 13, 94 v. d. Hoeve u. de Kleyn. 

Skorbut, Beobachtungen über — u. Hemeralopie 511 Hift. 

— Okulare Störungen bei — 488, 509 Blatt. 

Skotome, Simulation u. Aggravation zentraler — 343 Klauber. 

Skrophulöse Augenaffektionen, Zur Ätiologie u. Prophylaxe der — 495 Steiner. 

Sphinkter pupillae, Über den — 393 Fuchs. 

Splitterverletzungen, Die nichtperforierenden — des vorderen Augenabschnitts 143 Pichler. 

Staphyloma corneae, Zur Anatomie des — 275 Fuchs. 

SPANUnES Tepe Das histologische Verhalten der — im Augenhindergrundsmikroskop 825 

chieck. 

Steckschü:se, Beitrag zur genauen Lokalisierung der orbitalen — durch klinische Symptome 
331 Blatt. | 

Steinstaub, Überstreuung der Regenbogenhaut mit — 142 Pichler. 

Stereoskiagraphie, Eine weitere Verbesserung der Lagebestimmung von Fremdkörpern im 
Augapfel mit Hilfe der — (Hasselwander) 3x3 Engelbrecht. 

Strahlenbehandlung, Die — des Auges. 1. Mitteilung: Experimentelle und klinische Beiträge 
zur Bestrahlung der Cornea mit ultraviolettem Licht 21 Chotzen u. Kuznitzky. 

— Beitrag zur — des Netzhautglioms 321 Kümmell. 

— Über Versuche mit — am Auge u. den Lidern 176 v. Hippel. 

Strahlentherapie, Intraokulare — 173 Axenfeld. 

-- Weitere Erfahrungen über intraokulare — 314 Axenfeld. 

— beim epibulbären Karzinom 435 Plocher. 

Stumpfbildung des Augapfels durch Einpflanzung lebenden Knochens 197 Oehlecker, 

— Verbesserung der — nach operativer Entfernung des Auges 181 Clausen. 

— Zur Frage der — nach Entfernung des Augapfels 188 Hanssen. 

Sympathikuslihmung durch Abkühlung des Mittelohrs beim Ausspritzen des Gehörgangs der 
Katze mit kaltem Wasser 287 de Kleijn u. Magnus. 

Sympathische Reizung, Über dıe sogen. — 552 Peters. 

Synchysis scintillans, Ein Beitrag zur Genese u. zum Bilde der — 450 Wiegmann. 


T. 


Tabes infantilis, Ein Beitrag zur Ätiologie u. Symptomatologie der — 374 Unger. 

Tätowierung, Intrakorneale — 34, 98 Rothschild. 

Tarsoplastik durch Umwendung des verkrümmten Teiles des Lidknorpels 523 Blaskovics. 

Tarsus palpebrae, Die Bedeutung des — u. das mechanistische Prinzip des Lidschlags 528a 
Hasselmann. 

Thrombose, Ein Beitrag zur Lehre von der — der Vena centralis retinae 121 Blass. 

Tbrombus in der Retina 462 Pick. 

Tiefenlokalisation, Versuche zu einer Methode, die sekundären Motive der — messend zu 
beobachten, nebst Bemerkungen über die Gewöhnung an das einäugige Sehen 48 
Ascher, K. W. 

Tiefensehen, Herings Theorie des —, das Panumsche Phänomen u. die Doppelfunktion 
402 Henning. 

Tintenstiftverletzungen des Auges 131 Dittrich. 

Tonometrie, Neues zur — 198 Römer. 

Tonsilläre Infektionen als ätiologischer Faktor metastatischer Augenentzündungen 447 Ganz. 

Trachom, Über — als Heereskrankheit nebst kurzen Bemerkungen zur ‘'herapie 259 Klausen. 

— Einiges über — 83, 267 Königstein. 

— in Dänemark 264 Hirschberg-Rönne. 

— u. Trachombehandlung 531 Elschnig. 

— Über die Ätiologie des — 532 Löwenstein. 

— Eine neue Methode der mechan. Behandlung des — 433, 528 Blatt. 

— Eine neue Methode zur mechan. Behandlung des — 436 Popper. 

— Zur Diagnose des frischen — &4 Lindner. 


Trachombekimpfung, Die Organisation der — in Bosnien, Herzegowina u. Dalmatien 86 
Löwenstein. 
Trachomformationen, Über einige organisatorische u. klinische Erfahrungen an — im Front- 


bereiche der Armee 81 Horniker. 
Trachommaterial, Erfahrungen an einem grösseren — 78 Ascher. 
ii cae Provokationsmethode bei — der entzündl. Bindehauterkrankungen 527 
a 


282 Alphabetisches Sachregister. 


Tränenableitung, Weitere Untersuchungen über die Mechanik der — 425 Frieberg. 

Trinenableitungswege, Neue Beiträge zur Pathologie der — 252 v. Szily. 

Tränenbein, Bruch des — 532 Bruck. 

Tränendrüse, Beitrag z. Kasuistik der Orbitalverletizungen. Pseudoprolaps der — $61 Zehner. 

T'ränendrüsen, Ein Beitrag zur Beziehung der Miculiczschen Erkrankung zur Tuberkulose 
der — 246 Detzel. 

Tränendrüsenoperativnen, Über — 429, 524 Zaiss. 

Tränenreflex, Unbekannter Lidschlag- u. — 420 Kisch. 

Tränenröhrchen. Eine Probe zur Feststellung der Funktionsfähigkeit des — u. ihre klinische 
Bedeutung 423 West. 
Tränensack, Zwei Fälle von Schussverletzung der Nase mit Verletzung des — u. Neben- 
hihleneiterung durch intranasale Dak: yozystostomie geheilt 255, 302 Polyák. 
Tränensackerkrankungen, Uber die Ausführung der Lokalanästhesie bei Behandlung von 
phlegmonisen — 199, 250 Seidel. 

Tränensackoperation, Intranasale — bei einem Säugling von 3'2 Monaten zur Entfernung 
einer hinemngeglittenen Dauersonde 71, 247 Haile. 

Tränenträufela, Over reflektorisches — bei kalorischer Reaktion 249 Ruttin. 

Tränenwege, Die Behandlung der — vom rlıinolozischen Standpunkt unter besonderer 
Berücksichtigung des Totischen Verfahrens 70 Fischer. 

Trendelenburgsches Verfahren, Über die Auwendung des — bei der Röntgendiagnose 
intraokularer Fremdkörper 185 Fleischer. 

Trigeminusneuralgie, Heilung der — durch Röntgenbestrahlung 19 Wilms. 

Tripper, Rasche Abheilung eines Falles von Augentripper nach Einspritzung von 10 ccm steri- 
lisierter Milch 271 Nussbaum. 

Trochlearislahmung, Uber doppelseitige — u. ihre Behandlung 232 Bielschowsky. 

Truppenfacharzt. Schwierige Fragen für den begutachtenden — 558 W ätzold. 

Tuberkel, Ein Riesentuberkel der Sehnervenpapiile oo8a Hirsch. 

Tuberkulin-Impfungen, Statistische Mitteilungen über 7000 — an der Heidelberger Kinder- 
klinik 375 Volkmar. 


— Injektionen, Über Heilung zweier Fälle von Ulcus rodens corneae durch — — nebst Be- 
merkungen über die mikroskopisch-anatom. Untersuchung eines dritten Falles 95a 
L. Koeppe. 


Tuberkulöse Gefässhautentzändung, Über — 283 Gilbert. 

— Erkrankungen. Über — des Sehnerven 322 Oloff. 

— — Weiterer Beitrag zur Keuntnis seliener — — des Auges 285 v. Hippel. 

— — Weiterer beitrag zur Kenntnis seltener — — des Auges. 2. Tuberkulöse Erkrankung 
der Linse 295 v. Hippel. 

— — Weiterer Beitrag zur Kenntnis seltener — —. 3. Ein Fall von tuberkulösem Horn- 
hautgeschwür 277 v. Hippel. 

Tuberkulose, Einige neue Erfahrungen über die Behandlung der Konjuoktival- — mit Licht 
533 Lundsgaard. 

— Über — als Ätiologie bei der sogen. Febris uveoparotida (Heerfordt) 9 Gjessing. 

— Zwei Fälle von — des Augenlides u. der Bindebaut 69, 91 Vieregge. 

Turmschädel, Über 3 Fälle von — mit Augenstörungen 14 Ischreyt. 

Trypaflavin, Einwirkung des — auf augenpathogene Keime 499 Fürstenau. 


U. 


Ulcus rodens, Über Heilung zweier Fälle von — corneae durch Tuberkulininjektionen nebst 

en über die mikroskopisch-anatom. Untersuchung eines dritten Falles 95a 
oeppe. 

Ulcas serpens corneae, Das — 281 Stock. 

Unfallbegutachtungen, Zwei augenärztliche — 359 Wagner. 

Unfallversicherung u. Augenheilkunde 482 Vogt. 

Universalprismenapparat, Die Untersuchung des Gesichtsfeldzentrums u. des blinden Flecks 
mittels des — 184 Eppenstein. 

Unterricht, Zur Reform des medizinischen — 152 Dimmer. 

Untersachung, Die moderne klinische — des vorderen Bulbusabschnitts, ihre Technik u. 
ihre Resultate 358 Stähli. 

Untersuchungsmethoden, Die Anwendung neuerer histologischer — für das Auge 501 Graef. 

Uvea, Ectropium Uveae congenitum 443 Peters. 

Uvealtraktus, Ein Fall von Gumma des — mit Durchbruch nach aussen durch die Sklera 
nebst anat. Untersuchung des Bnlbus 114 Uhthoff. 


Alphabetisches Sachregister. 283 


Vv. 


Vaccinebehandlung, Uber — der Augenblenorrhoe 260 Haab. 

Vaccine Konjunktivitis 244, 265 Höeg. 

Vena centralis retinae, Ein Beitrag zur Lehre von der Thrombose der — 121 Blass. 

Versorgungsansprüche, Zur Beurteilung von Sehgebrechen bezügl. militär. — 473 Klauber. 

Vestibulare Augenreflexe, Über — 65 de Kleyn u. Storm v. Leeuwen. 

— — Uber — — 235 Kleyn u. Tumbekala. 

— Drebreaktion, Über die typischen Kopfbewegungen (rudimentärer Kopfnystagmus) des 
Säuglings als Teilerscheinung der — 419 Gatscher. 

Vestibularerkrankung, Über eine Störung der optischen Raumwahrnelimung bei — sowie über 
Störung des baptischen Raumsinnes 410 v. Weizsaecker. 

Vitiligoflecken, Über — der Iris nach Blattern 542 Löwenstein. 

Vorderkammer, Ein Fall von Hämatoidinkristallen in der — 351 Pichler. 

— 2 Fälle von Fremdkörperverletzungen in der — des Auges 478 Mendelssohn. 

Vorderkammer- und Corneoskleralzyste, Ein Fall von — mit Endothelauskleidung 438 Liese. 

Vortexvene, Ein Fall von beiderseitiger, pulsierender — 59, 113 Gutfreund. 


W. 


Wachstum, Über Beziehungen zw. Keratitis parenchymatosa u. — 494 Stähli. 
Wirbeltierauge, Zur Entwicklung des — 506 Jokl. 
Wundbehandlung, Uber — im Felde 355 Stargardt. 


Z. $ 
Zahnleiden, Die entzündlichen Erkrankungen des Sehorgans infolge von — 20 R. Wirtz. 
Zeisssche Punktal- u. Katralgläser, Über die praktische Bedeutung der — — — — 6l Rönne. 
— — — — Schlusswort zu dem Aufsatz Rönnes: Über die praktische Bedeutung der — 


.,— — 226 Boegehold. 

Ziliarkörpersarkome, Beitrag zur Kenntnis der — 112 Feder. 
Ziliarnerven, Über Schleifen der — 40 Fuchs. 

Zilienzange, Eine neue — 201 Thim. 

Zonulotomie, 297 Stock. 

— Die — 543 Hirschberg. 

Zyklodialyse, Über die Ergebnisse der — und der Trepanation beim Glaukom 312 Zeematt. 
Zylinderachsen, Zur Bezeichnung der — 228 Henker. 

— Zur Bezeichnung der — 520 Bruns. 

Zylindrische Gläser, Zur Bezeichnung der Achsen bei — 227 Greeff. 
ystizerkus, Ein — im Glaskörper (anatomischer Befund) 480 Stock. 


ö— — — — — — 


— i — 4 — -uF 


REGELMÄSSIGER VIERTRLJAHRESBERICHT 


ÜBER DIE 


LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE 


AUGENHEILKUNDE 


IM JAHRE 1919 


FÜR DAS ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE 


ERSTATTET VON 


E. FILBRY-WÜRZBURG, H. HÖHMANN-AUGSBURG, J. HOROVITZ- 

WÜRZBURG, P. JUNIUS-BONN, H. KOLLNER-WORZBURG, R. KUM- 

MELL-ERLANGEN, W. LÖHLEIN-GREIFSWALD, W. LOHMANN- 

MÜNCHEN, K. SCHLIPPE-DARMSTADT, R. SEEFELDER-INNSBRUCK, 
K. WESSELY-WÜRZBURG. 


REDIGIERT VON 


K. WESSELY-WÜRZBURG. 


MÜNCHEN UND WIESBADEN. 
VERLAG VON J. F. BERGMANN. 
1922. 


Druck der Universitätsdruckerei H. Stürtz A. Q., Würzburg. 


Inhalts-Verzeichnis. 


. Abteilung A. 
Referenten: Wessely, Hohmann, Löhlein. 


Seite 
Allgemeine ophthalmologische Literatur . . . 1. 59. 101. 209 
Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschliesslich Versifiungen) . 4 60. 104. 211 
Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. . . . 9. 66. 109. 216 
Untersuchungsmethoden, Heilmittel, Instrumente, allgemeine 

operative Technik er . .. H1 67. 117. 221 

Abteilung B. 

Referenten: Seefelder, Wessely, Köllner. 

Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen . . . . 12. 70. 122. 222 
Krnährungsphysiologie und Augendruck ......... 12. — 227 
Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes . . . 15. 73. 127. 227 
Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Retraction 17. 78. 137. 233 
Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen . . . . . 20. 79. 141. 235 

Abteilung C. 

Referenten: Schlippe, Horovitz. 

Lider . . . 1 1 ew ee ee 22. 81. 148. 237 
Trinenorgane . . nn nn. 24. 82. 149. 239 
Orbita (nebst Exophthalmus), Nebenhöhlen nenn. 26. 82. 151. 241 
Bindehaut . . . Os od toe ee ew ee ee) 28, 83. 156. 242 
Hornhaut und beder tinik — .. we we.) SL 85. 162. 248 

Abteilung D. 

Referenten: Junius, Kümmell. 

Iris (Pupille) . > . oo onen. 87. 86. 172. 258 
Linse . . bowa ee ee eh. ME: 89.177.257 
Aderhaut, Glaskörper fm Wut de a a eg. Bee SB & ee 44.. 91, 182. 258 
Sympathische en ne ee Be ee eee 45. — 184. — 
Glaukom . .. nenn nn. 46. 92. 185. 260 

Abteilung E. 

Referenten: Lohmann, Filbry. 

Netzhaut. . . ike SRO. ee a 47. 94. 188, 264 
Sehnerv und Sehbahuen Sus . . 47. 95. 193. 267 
Unfallerkrankungen, Verleizungen, Fremdkörper, Parasiten . . 02 97. 195. 268 
Alpbabetisches Namensregister . . . 2: 222 rn. p te dees af 275 


Alphabetisches Sachregister . . . . . . Coon... 29 


Regelmäßiger Vierteljahresbericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 


erstattet von 


F. Cause-Mainz, E. Filbry-Wiirzburg, H. Höhmann-Augsburg, J. Horovitz- 

Würzburg, P. Junius-Bonn, H. Koliner-Wiirzburg, R. Kümmell-Erlangen, 

W. Löhlein-Greifswald, W. Lohmann- München, K. Schlippe-Darmstadt, 
R. Seefelder-Innsbruck, K. Wessely-Würzburg 


redigiert von K. Wessely. 


Erstes Quartal 1919. 


——————- SO — —— a —⸗ñ — ñ⸗ = 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 
(Bücher, Monographien, Historisches.) 
Ref.: Wessely. 


*1) Axenfeld: Lehrbuch der Augenheilkunde (beaıbeitet von Axenfeld, 
Bielschowsky, Elschnig, Greeff, Heine, Hertel, v. Hippel, Krückmann, Oller, 
Peters und Stock.) 5. Aufl. Jena 1919. 

2) Cramer und Steindorff: Abschnitt: „Augen“ aus Leu, Leitfaden der 
ärztlichen Untersuchung. Berlin 1918. 

*3) Greeff, D. M. Manni: Degli occhiali da naso. Uber die Nasenbrillen. 
(1738.) Zeitschr. f. ophth. Optik 1919. 1. H. 

*4) Hertel: Die nichtmedikamentöse Therapie der Augenkrankheiten. 
Graefe-Saemisch, Handbuch der ges. Augenheilkunde. 316. bis 321. Lieferung. 

*5) Hillebrand: Ewald Hering, Ein Gedenkwort der Psychophysik. 
Berlin 1918. 

*6) Hoffmann und Märtens: Bericht der Augenheilanstalt von Dr. R. 
Hoffmann und Dr. M. Märtens in Braunschweig über ihre Tätigkeit in den 
ersten 10 Jahren ihres Bestehens (1904—1914). Braunschweig 1919. 

*7) Löhleinz Das letzte Semester der deutschen Universität Dorpat. 
Vortrag gehalten in der Begrüssungssitzung des Medizinischen Vereins zu 
Greifswald für die aus dem Felde zurückgekehrten Ärzte und Medizin- 
studierenden 24. Jan. 1919. 

*8) Meller: Augenärztliche Eingriffe. Ein kurzes Handbuch für an- 
gehende Augenärzte. Wien 1918. 


Ein kurzes „Handbuch für angehende Augenärzte“ betitelt Meller 
(8) sein Buch über augenärztliche Eingriffe, welches aus den Kursen, 
die der Autor einst in Wien unter seinem Lehrer und Meister Ernst Fuchs für 
auswärtige Augenärzte abgehalten hat, hervorgegangen ist. Speziell für die 
amerikanischen Hörer waren die Vorlesungen in englischer Sprache schon 1907 


Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. I 


2 Bericht tiber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


und später 1912 in zweiter Auflage erschienen; das vorliegende Werk ist 
aber keineswegs nur eine Übersetzung des früheren, sondern stellt eine neue 
und eingehende Überarbeitung des ganzen Gegenstandes dar. Überall aber 
behält es, aus der eigenen Erfahrung schöpfend, seine besondere subjektive 
Färbung, bald die eine Operationsmethode bevorzugend, bald eine andere mehr 
bei Seite lassend, und indem es so einen besonderen didaktischen Reiz gewinnt, 
vor allem aber dadurch, dass es das Bild der Fuchs’schen Wiener Schule 
wiederspiegelt, wird es weit über den Zweck einer Anleitung für Anfänger 
hinaus auch für den erfahrenen Fachmann wertvoll, der der eindringlichen 
Darstellung auch da, wo er vielleicht im einzelnen in seinem Urteil abweichen 
mag, gern folgen wird. 

Das bekannte und bei den Studierenden am meisten verbreitete von 
Axenfeld (1) herausgegebene Lehrbuch der Augenheilkunde liegt in 
fünfter Auflage vor. Diese kam doppelt willkommen, denn schon im vergangenen 
Semester machte sich der Mangel an Lehrbüchern in unserem Fache, weil sie 
in der Kriegszeit mehr und mehr vergriffen waren, für das Studium störend 
geltend. Um so mehr anzuerkennen ist es, dass es dank den Bemühungen 
des Herausgebers, der Mitarbeiter und des Verlegers gelang, trotz der Un- 
gunst der Verhältnisse das Buch zu Semesterbeginn nicht nur in einer den 
jetzigen Stande des Faches überall gerecht werdenden Neubearbeitung, sondern 
auch in gleich vollendeter Ausstattung erscheinen zu lassen wie früher. Be- 
züglich der Erweiterung des Textes sind es natürlich vor allem die kriegs- 
opbthalmologischen Erfahrungen, die mannigfache Berücksichtigung gefunden 
haben, so haben der Abschnitt „Lider“ und insbesondere das Kapitel „Ver- 
letzungen“, vielseitige Bereicherungen erfahren. Im übrigen hat das Buch 
seine bewährte Form und Anordnung behalten. 

Die grossen psychophysischen Grundgedanken, welche die Arbeiten 
Herings auf dem Gebiete der Sinnesphysiologie durchziehen, in ihrer ein- 
heitlichen Gestalt herauszuheben, sie in ihrer ganzen Bedeutung rückschauend 
noch einmal vor dem Auge des Lesers aufzubauen, ist der Zweck der kleinen 
Schrift, welche der Innsbrucker Psychologe Hillebrand (5) dem Gedächtnis 
des dahingegangenen letzten ganz Grossen aus der Meisterepoche der Physio- 
logie widmet, und die er „Ewald Hering, ein Gedenkwort der 
Psychophysik“ betitelt. Muss natürlich auch in solch rein abstrakter 
Darstellung das fehlen, was den Hering’schen Lehren Leben und Farbe 
gibt, der ständige Connex mit der unmittelbaren Anschauung, das stete 
Schöpfen aus der durch wundervolle Experimentierkunst gewonnenen Er- 
fahrung, so tritt doch die besondere Eigenart der Hering’schen Denkweise, 
die ihn als einen der Grössten unter den Biologen aller Zeit kennzeichnet, 
lebendig hervor. Wie immer in allen seinen sinnesphysiologischen Hypothesen 
das Ziel der Aufbau der Empfindungswelt ist, und wie er sich daher sowohl 
in der Lehre vom Licht- wie vom Raumsinn schon in der Fragestellung, noch 
mehr aber in der Beantwortung der Probleme von seinem vorwiegend auf das 
Physikalische gerichteten grossen Zeitgenossen Helmholtz grundsätzlich unter- 
scheidet, das lässt die Hillebrand’sche Studie anschaulich hervortreten, 
deren Lektüre daher allen denen wertvoll sein wird, die das Für und Wider 
jener beiden Anschauungswelten immer wieder aufs neue bewegt. 

Mit der 316. bis 321. Lieferung des Graefe-Saemisch’schen Hand- 
buchs, welche die nichtmedikamentöse Therapie der Augenkrank- 
heiten von Hertel (4) beendet, ist ein sowohl theoretisch wie praktisch 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 3 


besonders wichtiges Kapitel zum Abschluss gelangt. Liegen doch auf diesem 
Gebiete mit die wesentlichsten therapeutischen Bemühungen der letzten 2 Jahr- 
zehnte unseres Faches. Um dies zu veranschaulichen, seien nur einige der 
in dem vorliegenden Teile abgehandelten Gegenstände genannt, wie die Saug- 
und Stauungshyperämie, die subkonjunktivalen Injektionen, die Serumtherapie 
bei Diphtherie, beim Ulcus serpens und gegen Strepto- und Staphylokokken- 
infektionen, die Tuberkulinbehandlung, das Jequiritol und Lentokalin, die 
Vakzinetherapie bei Blennorrhoe und schliesslich die paraspezifische Behand- 
lung, angefangen von den Injektionen artfremden Serums bis zu den paren- 
teralen Milchinjektionen. Überall räumt die Hertelsche Darstellung dabei 
den theoretischen bzw. tier-experimentellen Grundlagen einen ebenso breiten 
Raum ein wie den rein klinischen Erfahrungen, und indem sie sich gleicher- 
massen von therapeutischem Enthusiasmus wie von allzu grosser Skepsis 
fernhält, gibt sie nicht nur einen ausgezeichneten Überblick über das bisher 
Geleistete, sondern infolge ihrer eindringenden sachlichen Kritik auch eine 
treffliche Grundlage für weitere Forschung. Auch die knappe Form der 
Darstellung, die den weitreichenden Stoff in präziser Kürze zusammenzu- 
fassen weiss, sei besonders hervorgehoben. 

Über die ersten 10 Jahre der Wirksamkeit ihrer Augenheil- 
anstalt berichten Hoffmann und Märtens (6) in Braunschweig. Der 
Überblick, der sich vorwiegend mit der operativen Seite des Faches beschäf- 
tigt, richtet sich an den praktischen Arzt und will diesem neben den an dem 
Krankenmaterial gewonnenen eigenen Erfahrungen zugleich ein Bild der 
Fortschritte der Augenheilkunde in dem genannten Dezennium (1904 bis 
1914) geben. Auf 6000 Zugänge im Jahr fielen annähernd 200 Opera- 
tionen, unter denen neben Star, Glaukom- und Schieloperationen besonders 
die Magnetextraktionen eine erhebliche Rolle spielen. Die sorgfältige und 
sachlich gehaltene Statistik über die erzielien Erfolge wird auch den Fach- 
mann interessieren, besonders sei auf die etwas ausführlichere Darstellung 
von einigen Fällen von sympathischer Ophthalmie und von Pseudotumoren 
der Orbita hingewiesen, welch letztere in Ref. Nr. 71 (Kapitel Orbita) noch 
gesondert besprochen werden sollen. 

In seinem in der Begriissungssitzung des Medizinischen Vereins zu 
Greifswald für die aus dem Felde zurückgekehrten Ärzte und Medizinstu- 
dierenden gehaltenen Vortrag gibt Löhlein (7) in beredter und fesselnder 
Weise ein Bild von dem letzten Semester der deutschen Univer- 
sität Dorpat. Bekanntlich war Löhlein unter den 34 mit Lehrauftrag 
betrauten reichadeutschen Dozenten derjenige, dem die Vertretung der Augen- 
heilkunde oblag, und er schildert in anschaulicher Form, wie es infolge der 
durch den Krieg geschaffenen Zustände in der einst von Rählmann und 
Ewetzky geleiteten Klinik zunächst galt, das einfachste Inventar für 
Krankenbehandlung und Unterricht aus den primitivsten Hilfsmitteln her- 
zurichten, wie aber dank der aufopfernden und von grösster Begeisterung 
für die Sache getragenen Unterstützung durch die baltischen Kollegen und 
Studierenden bald eine erfolgreiche ärztliche und Lehrtätigkeit entfaltet werden 
konnte. Die kleine Schrift ist voll von Dankbarkeit und Bewunderung für 
den Zweig deutschen Volkstums, der sich dort in baltischen Landen durch 
Jahrhunderte aufrecht behauptet hat, und lässt infolgedessen die durch den 
allgemeinen Zusammenbruch bedingte Auflösung der Universitäts-Neuschöpfung 
besonders schmerzlich empfinden. 


I* 


4 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Greeff (3) bespricht eingehend das berühmte 1738 erschienene Buch 
des Florentiner Literaten und Historiographen Manni über die Nasen- 
brillen, das bekanntlich als Erfinder der Brillen Salvino dArmati aus 
Florenz angibt. Greeff zeigt, dass Lokalpatriotismus und Phantasie den 
Autor zu dieser Annahme geführt haben und dass weder die Begrabnisliste 
noch das angebliche Denkmal in der Kirche S. Maria Maggiore von Manni 
oder seinem Gewährsmann del Migliore selbst gesehen worden sind. Das 
jetzt dort vorhandene Denkmal ist eine Fälschung aus dem Jahre 1841, zu 
der augenscheinlich eine Büste aus der Römerzeit des Verfalles gedient bat, 
während der Sockelstein aus dem Jahre 1892 stammt. Denkmal wie Name 
des Florentiner Brillenerfinders sind also offenbar Phantasiegebilde. 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 
Ref.: Höhmann. 


*9) Abelsdorff, G.: Über Optochinsehstörungen und ihre anatomische 
Grundlage. Klin. Monatsbl. f. Aug-nheilk. 1919. Bd. 62, S. 31. 

10) Adler: Über Tetaniekatarakt. Inaug.-Dissert. Greifswald 1918. s. Ref. 
Nr. 105. 

*11) Ammann, E.: Einige Fälle von Giftwirkungen am Auge. Korre- 
spondenzbl. f. Schweizer Ärzte 1918, Nr. 52. 

*12) Eppenstein, A.: Beitrag zur Kenntnis der Augensymptome bei 
Kampfgaserkrankung und Pneumonie Klin, Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. 
Bd. 62, S. 250. 

*13) Hensen, H.: Ein Fall von Sehnervenatrophie durch Bandwurm- 
toxine. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd 40, S. 331. 

*14) Jablonski, W.: Uber einen Fall von Tabcs infantilis mit Optikus- 
atrophie. Inaug.-Dissert. Berlin 1919. 

*15) Pichler, A.s Periphere Fazialislähmung durch Rotlauf. Klin. Mo- 
natsbl. f. Augenheilk. 1918. Bd. 61, S. 658. 

16) Pichler, A.: Fälle von akuter, rasch heilender, beiderseitiger 
Abduzenslähmung, wahrscheinlich durch Inflacuza bedingt. Zeitschr. f. Augen- 
heilkunde Bd. 40, S. 334. s. Ref. Nr. 56. 

17) Pincus, Fr.: Über Sehstörungen nach Blutverlust. Graefe Archiv 
f. Ophth. Bd. 92, S. 152. s. Ref. Nr. 133. 

*18) Rechel: Die Lues als ätiologisches Moment bei Augenerkrankungen 
nach dem klinischen Material der Universitäts-Augenklinik zu Heidelberg in 
den Jahren 1913—1917. Inaug.-Dissert. Heidelberg 1918. 

19) Scheer, van der, W. M.: Cataracta lentis bei mongoloider Idiotie. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 62, S. 155. 

20) Ujite, M.: Zur pathologischen Anatomie der Optochinamaurose. 
Korrespondenzbl. f. Schweizer Ärzte 1918, Nr. 46. 

*21) Wessely, K.: Augenveriinderungen bei Morbus maculosus Werl- 
hofii. Würzburger Arzteabend. Sitzungsbericht. Münch. med. Wochenschr. 1919. 
Nr. 10, S. 281. 

*22) Wessely, K.: Augenerkrankungen bei der Grippe. Würzburger 
Ärzteabend. Sitzungsbericht. Münch. med. Wochenschr, 1919. Nr. 9, S. 253. 

23) Wessely, K.: Katarakt und Diabetes. WürzburgerÄrzteabend. Sitzungs- 
bericht. Münch. med. Wochenschr. 1919. Nr. 10, S. 281. s. Ref. Nr. 110. 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl, Vergiftungen). 5 


Über zwei Fälle von Augenveränderungen bei Morbus macu- 
losus Werlhofii berichtet Wessely (21). Bei einem 24 jährigen Mädchen, 
seit 1/2 Jahr erkrankt, besteht seit 1/4 Jahr doppelseitige Sehstörung mit all- 
mählicher Herabsetzung des Sehvermögens auf Erkennen von Fingern in 
1/22 m. Ophthalmoskopisch finden sich beiderseits grosse flammige Blutungen 
längs der Netzhautgefässe auf der Papille sowie in ibrer Nachbarschaft, 
ferner ausgedehnte Aderhauthämorrhagien; besonders am hinteren Pol sind 
dickklumpige Chorioidealblutungen vorhanden, die stellenweise die darüber- 
liegende schiefergrau verfärbte Netzhaut durchbrochen haben. Besserung auf 
Liegekur und Arsen-Eisentherapie. In einem 2. Falle handelt es sich um 
einen 33 jährigen Mann, der schon einmal vor 7 Jahren an Purpura rheu- 
matica erkrankt war. Nach 4jährigem Frontdienst erkrankte er neuerdings: 
es stellte sich unstillbares Nasenbluten ein, das erst nach enormem Blut- 
verlust nach 36 Stunden durch Tamponade zum Stehen kam. 6 Tage später 
trat starke Sehstörung auf, die im Verlauf von 48 Stunden zu fast völliger 
Erblindung führte. Ophthalmoskopisch zeigt sich das charakteristische Bild 
der Sehnervenatrophie nach starkem Blutverlust mit engen Arterien und leicht 
unscharfen Grenzen der durch einen feinen bindegewebigen Schleier überdeckten 
Papılle (Grenzbild zwischen genuiner und postneuritischer Atrophie). In einem 
Fall von schwerer Magenblutung bei Carcinoma ventriculi fand sich Blässe 
und Verschleierung der Papille sowie fleckweise Netzhauttribungen. Erfah- 
rungsgemäss reagieren vorwiegend nur schon vorher erkrankte oder geschwächte 
Organismen derart auf Blutverlust, während man bei noch so schweren Blu- 
tungen aus Wunden z. B. im Kriege entsprechende Störungen sehr selten 
beobachtet. Für die Pathogenese dürfte wohl der Ischämie die Hauptrolle 
zufallen. 

Hensen (13), berichtet über einen Fall von Sehnervenatrophie 
durch Bandwurmtoxine. Der 36 jährige Patient, der ein Auge durch 
Unfall schon als Kind verloren hatte, erkrankte im Kriege mehrmals unter 
Sehverschlechterung und schweren allgemeinen Symptomen, wobei sich Band- 
wurmglieder im Stuhl zeigten. Auf mehrere Bandwurmkuren hin stets Bes- 
serung, ohne dass der Kopf des Bandwurmes abgetrieben wurde. Bei der 
Aufnahme war der Augenbefund folgender: S= ®/eo. Nystagmus rotatorius, 
Papille starkt abgeblasst, Gesichtsfeld mässig stark konzentrisch eingeschränkt. 
Wassermann negativ; röntgenologisch und rhinologisch normaler Befund, Urin 
frei von Eiweiss und Zucker, neurologisch nichts Pathologisches. Auf 8 g 
Filix mas wurde eine Taenia solium mit Kopf ausgeschieden. Das Sehver- 
mögen besserte sich bald auf ° 36, das Gesichtsfeld blieb unverändert. Der 
sichtbare Erfolg der Bandwurmkuren bei Fehlen jeder anderen Ätiologie lässt 
mit Sicherheit das Bandwurmtoxin als Ursache der Sehnervenatrophie annehmen. 
Pathologisch-anatomisch dürfte es sich um eine Neuritis gehandelt haben mit 
sekundärer Atrophie. Auch das Auftreten des Nystagmus dürfte ebenfalls 
auf einer Toxinwirkung beruhen. 

Wessely (22) spricht über Augenerkrankungen bei der Grippe. 
Akute Bindehautkatarrhe sah er nicht in gehäuftem Masse, wohl aber wiederholt 
leichteren und schwereren Herpes corneae, bisweilen mit atypischer, auchin die 
Tiefe greifender Keratitis, ferner gelegentlich Neuritis optica. Die mehrfach auf 
überstandene Grippe zurückgeführte Akkommodationslähmung dürfte in Wirk- 
lichkeit wohl einer Diphtherie die Entstehung danke. — Bei einem 4 1/, jährigen 
Mädchen zeigte sich nach typischer Grippe akute metastatische Ophthalmie. 


6 | Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Es kam zu Phthisis bulbi mit Glaskérperabszess. Nach allem, was wir 
über Mischinfektionen bei Grippe wissen, dürfte es sich um eine Streptokok- 
kenmetastase im Auge handeln. — Ein 3 jähriges Mädchen, vor 2 Monaten 
an Grippe erkrankt, erkrankte 10 Tage später an doppelseitiger schwerer 
plastischer Iritis mit Pupillarexsudat und Glaskörpertrübung. — Ein 12 jähriger 
Knabe erkrankte im Anschluss an Grippe an schwerer Bronchopneunomie 
bei Komplikation mit Tuberkulose. Unter zunehmendem Kräftezerfall trat 
plötzlich Erblindung auf dem rechten Auge auf; ophthalmoskopisch zeigte 
sich das Bild typischer vollständiger Embolie der Zentralarterie. 24 Stunden 
später Exitus. Die mikroskopische Untersuchung des frisch fixierten Bulbus 
ergibt einen die Zentralarterie völlig obturierenden Embolus unweit der Lamina 
cribrosa, die Arterienwandung zeigt noch keine reakıiven Veränderungen, 
relativ nur sehr geringes Odem der inneren Netzhautschichten am hinteren 
Pol; die Fovea centralis fand sich leicht abgehoben, entsprechend dem stereo- 
skopischen Augenspiegelbild bei Embolie, wo sich die Gegend der Fovea nicht 
selten in entsprechender Weise verändert erweist. 


In seiner Dissertation: Die Lues als ätiologisches Moment 
bei Augenerkrankungen teilt Rechel (18) die in den Jahren 1913 bis 
1917 an der Heidelberger Klinik beobachteten Fälle von luetisch bedingten 
Augenkrankheiten mit. In 51°/o der Fälle handelte es sich um hereditäre 
Lues. Sitz der Erkrankung war in 47,2°/o das Hornhautparenchym, in 
27,3 °/o die Uvea und Retina, in 13,7 °/o der Optikus und in 9,2°/o handelte 
es sich um Nervenlähmungen, 


In Pichlers (15) Fall von peripherer Fazialisläbmung durch 
Rotlauf handelt es sich um Rotlauf der linken Gesichtshälfte, der sowohl durch 
den Grad wie durch die Ausdehnung der Entzündung einen ungewöhnlich schweren 
Verlauf nahm. Es kam zum Absterben der Lidhaut in zienilicher Ausdehnung 
sowie zum Ubergreifen auf verschiedene Nerven (Sehnerv, Fazialis und Trigemi- 
nus). Insbesondere die örtliche Lähmung der Bewegungsnerven durch Rotlauf ist 
selten. In Pichlers Fall konnte die Lidspalte nicht geschlossen werden, die 
erkrankte Stirnseite ist vollständig glatt und bleibt glatt beim Stirnrunzeln. 
Zugleich besteht Hypästhesie im Gebiet des I. und II. Trigeminusastes sowie 
Abblassung des Sehnerven und ein kleineres absolutes Skotom für Farben, 
welches den Fixationspunkt einnimmt und bis zum blinden Fleck reicht. 


Jablonski (14) erörtert in seiner Dissertation das Krankheitsbild der 
Tabes infantilis an Hand der Literatur und eines eigenen Falles. 
Bei dem 12 jährigen Kinde fanden sich Sensibilitätsstörungen (perimamilläre 
Hypalgesie, Optikusatrophie im Sinne einfacher tabischer Atrophie, rechte 
Pupille etwas weiter als linke, beide Pupillen sind lichtstarr, reagieren aber 
auf Konvergenz, SR = 1/10, L=!/so. Beiderseits konzentrische Einengung 
des Gesichtsfeldes, rechts mit einem sektorenförmigen Einschnitt im temporalen 
oberen Quadranten, Blutuntersuchung: Wassermann stark positiv. J. bespricht 
dann symptomatologisch die Allgemeinsymptome der Tabes infantilis (Seh- 
nenreflexe, Sensibilitätsstörungen, Blasenstörungen und Ataxie) sowie die 
Augensymptome dieses Krankheitsbildes, sowie Verlauf und Therapie der 
Optikusatrophie, in der grosse Erfolge bisher nicht zu verzeichnen sind. 
Wenn auch der Nachweis der Spirochäta pallida im Sehnerven noch nicht 
gelungen ist, so ist doch “nach Festellung der Spirochäte im Rückenmark 
der Schluss auf die Anwesenheit der Spirochäte pallida auch im tabischen 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen), 7 


Sehnerven naheliegend. Damit bekäme die antisypbilitische Kur eine feste 
Grundlage. 

Eppenstein (12) bringt tabellarische Zusammenstellungen über 29 Fälle 
von Augensymptome bei Kampfgaserkrankung und bei Pneu- 
monie in 14 Fällen. Der objektive Augenbefund bei den untersuchten 
Gaskranken bestand in venöser Stauung in der Konjunktiva und Retina mit 
ihren Folgen, hervorgerufen durch Stauung im kleinen Kreislauf. Deshalb 
lag es nahe, zum Vergleich Kranke mit anderen Lungenaffektionen zu unter- 
suchen, bei denen gleichfalls eine hochgradige Kompression der Lungerkapillaren 
durch Exaudat stattfindet. Dazu standen 14 Pneumoniekranke zur Verfü- 
gung. Die Kranken befanden sich im Höhestadium der Krankheit. Besonders 
fiel bei schweren Fällen eine beiderseitige Miosis auf. Mit dem Rückgang 
der Krankheit wurden auch die Pupillen weiter. Erweiterung der Konjunk- 
tivalgefässe fand sich selten und dann nicht hochgradig. Dagegen bestand 
fast in allen Fällen eine deutliche Hyperämie der Retinalvenen, in 1 Fall sogar 
eine Kapillarhyperämie der Papille, die jedoch keine Sehstörung im Gefolge 
hatte. Entsprechend dem Abklingen der Pneumonie ging auch die Stauungs- 
byperämie in der Retina zurück. 

Einige Fälle von Giftwirkungen am Auge beobachtete Ammann 
(11), die ein gewisses Interesse unter dem Gesichtspunkte eines Zeichens der 
,.Ersatz-Ara haben. — Um das Leder von Schuhkappen hart und glänzend 
zu machen, wird in Schuhfabriken sog. Azetonöl verwendet; als es knapp 
wurde, wurde ein Ersatz eingeführt, in dem nach den später angestellten 
Untersuchungen sich Bindungen von Chlor an nicht chlorierte Körper ein- 
stellten, darunter auch Chlorazeton, ein Gas, das auf die Schleimhäute 
reizend wirkt. Aus der in Frage kommenden Fabrik erschienen nun bei 
A. zahlreiche Arbeiter mit stark konjunktival injizierten Augen, beim Öffnen 
der Lider tritt heftige Tränensekretion und Schmerz auf. Die Kornea ist 
oberflächlich matt, ‚gestippt“, in den schlimmsten Fällen ist das Epithel im 
Lidspaltenbezirk abgestossen, das oberflächlichste Hornhautparenchym ebenfalls 
leicht getriibt. Unter ständigem Kokainisieren und leichtem Verband heilt 
die Erkrankung in 1—3 Tagen aus. Auch die Schleimhäute der Atemorgane 
waren oft wesentlich mit gereizt. — In einem anderen Fall handelt es sich um 
Giftwirkung in einer Färberei, in der statt des als Entwicklerflüssigkeit sonst 
gebrauchten chromsauren Natriums infolge Kriegsmangels Ammoniumper- 
sulfat verwendet wurde. Während 12 Arbeiter ohne nachteilige Wirkung 
mit dieser Substanz in Berührung kamen, erlitt der Färbermeister stets 
schwere Schädigungen bei Berührung mit dem Ammoniumpersulfat. Zuerst 
stellte sich juckender vesikulärer Ausschlag der Haut ein, nicht nur an den 
unbedeckten Körperstellen, sondern auch auf dem Rücken und an den Füssen. 
Jetzt ist es ohne neuen Kontakt mit der Substanz zu neuer Bläscheneruption 
am Körper, zu Blasenbildung auf der Kornea gekomnien, offenbar auf dem 
Blutwege, vielleicht auch auf nervösem Wege. — Anschliessend berichtet A. 
noch über einen Fall von Kornealerkrankung infolge Ptomainvergiftung durch 
verwesendes Kuhfleisch. Infolge des Genusses solchen Fleisches erkrankten 
sämtliche Beteiligte, am schwersten 2 Männer, Vater und Sohn, von denen 
der Vater rasch starb, vor dem Tode aber noch ein grosses eitriges Hornhaut- 
geschwür bekam. Beim Sohne stellte sich Brechen und Durchfall ein und 
bald darauf eine schwere Augenentziindung. 3 Wochen nach Beginn der 
Erkrankung zeigte sich rechts die Kornea zentral getrübt, das Epithel fehlend, 


8 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


die Trübung in den oberen Parenchymschichten, grau, nicht eitrig, starke In- 
jektion; links die Kornea fast in ganzer Ausdehnung graugelb getrübt, die 
Trübung von vorn nach hinten reichend, das Epithel fehlend, starke Injek- 
tion. In der Folge nahm rechts die Trübung an Ausdehnung noch zu, ohne 
aber eitrig zu werden. Abheilung beiderseits in 5—6 Wochen mit Hinter- 
lassung dichter Trübung, welche das Sehvermögen rechts auf 4/,,, links auf 
Fingerzählen in Y/, m herabsetzte. A. glaubt, dass auch die Kornea eine ge- 
wisse Affinität zu solchen Giftstoffen hat und ihr Gewebe derart chemisch 
verändert wird, dass es einer Sekundärinfektion mit Eiterkokken zugänglich 
wird. Er vergleicht mit der Einwirkung dieses durch abnormen Abbau 
besonders giftigen Eiweisskörpers (Ptomain) die Versuche Wesselys, der 
in Kaninchenhornhaut intralamellär artfremdes Serum einspritzte und hier- 
durch nach einer Latenzzeit von 5—9 Tagen eine parenchymatöse Keratitis 
hervorrief. In Ammanns Fall dauerte die Latenzzeit genau 9 Tage. A. er- 
wähnt auch den Fall Hegners, in dem nach Salvarsaninjektion bei zerebro- 
spinaler Syphilis fast genau derselbe Symptomenkomplex an beiden Augen 
auftrat: Nekrose und sekundäre eitrige Einschmelzung. 

Abelsdorff (9) bespricht an Hand eines Sektionsbefundes die ana- 
tomischen Grundlagen der Optochinsehstörungen. Eine 54 jäh- 
rige Frau bekam nach Verabreichung von Optochin. hydrocblor. eine Atrophie 
der Sehnerven mit Verengung der Netzhautgefässe; letztere bildete sich links 
wieder zurück, während rechts weisse Einscheidung einzelner Gefässe binzu- 
kam. Eine Pigmentierung der Netzhaut war 6 Wochen nach der Opto- 
chinvergiftung nicht sichtbar. Das Ergebnis der anatomischen Untersuchung, 
nachdem die Patientin 1!/, Jahre später an Lungentuberkulose verstorben 
war, ergab an der rechten Netzhaut: Verdünnung der Nervenfaserschicht am 
nasalen Sehnervenrand und Degeneration der Ganglienzellen der ganzen 
Netzhaut; Wandverdickung der kleinen Gefässe, vor allem fibrilläre Ver- 
dickung der Adventitia, Erweiterung und Schlängelung der grösseren Ge- 
fässstämme mit Eindringen derselben tief in die äussere Körnerschicht und 
Zerstörung des benachbarten Sinnesepithels; an der linken Netzhaut insel- 
förmige Degenerationsherde des Sinnesepithels bei normalem Verhalten der 
Gefässe temporal, Aderbautatrophie, Degeneration und Pigmentierung der an- 
grenzenden Netzhaut nasal, hier auch Gefässveränderungen, die z. T. denjenigen 
des rechten Auges analog, z. T. durch die Pigmentierung bedingt sind. An 
den Zentralgefässen findet sich Verdickung der Adventitia und perivaskulären 
Scheiden, rechts mit héchstgradiger Verengung des Lumens, links ohne Ver- 
engung; beiderseits Atrophie des Sehnerven in verschieden starkem Grade: 
rechts erreicht die auf den nasalen Teil beschränkte Atrophie an der Ein- 
trittsstelle der Zentralgefässe eine derartige Ausdehnung, dass der grösste 
Teil des Nervengewebes zugrunde gegangen ist, links besteht keilförmige 
nasale, kaudalwärts abnehmende Atrophie. Im Vergleich zu dem früher 
von Uhthoff beschriebenen frischen Sektionsbefunde weist A. dar- 
auf hin, welche zerstörende Ausdehnung die anfänglichen Veränderungen 
erreichen können. Das hervorstechenste Symptom für diese Ausdehnung ist 
die hochgradige Veränderung der Gefässe mit ihren Zirkulationsstörungen, sie 
finden sich in frischen Fällen nicht. Diese Gefässveränderungen machen 
auch die Beobachtung in manchen Krankengeschichten verständlich: die 
Verschlechterung der erhaltenen Sehkraft bei körperlicher Anstrengung und 
dsychischer Erregung. In histologischer Beziehung ist noch besonders 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und ‚Therapie. 9 


hervorzuheben, dass bei der Erkrankung der Stäbchenzapfenschicht die 
Widerstandsfahigkeit der Stäbchen geringer ist als die der Zapfen. 11 Ab- 
bildungen von mikroskopischen Präparaten erläutern die histologischen Aus- 
führungen. 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 
Ref.: Löhlein. 


a) Allgemeine und experimentelle Pathologie. 
*24) Giese und Brückner: Blutbild und Augenerkrankungen. Archiv 
f. Ophthalm. Bd. 98, S. 279. 
*25) Hoffmann, Viktor: Studien über die histologischen Veränderungen 
der Hornhaut bei Verätzung derselben durch Bleisalzlösungen. Inaug,-Dissert. 
Berlin. 


b) Allgemeine und experimentelle Therapie. 

*26) Blankertz, Hella: Die experimentellen und klinischen Erfahrungen 
über die Wirkung des Optochins, Dissert. Bonn. 

27) Dubois: Die Behandlung des Uleus cum. hypopyo mit Optochin. 
hydrochlor. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Jan. 1919. S. 121. Ref. siehe Nr. 86. 

28) Greeff: Zur Kenntnis der stenopäischen Kriegsschutzbrillen. 1. Teil. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Dez. 1918. S. 676. Ref. folgt. 

*29) Hessberg: Über die Verwendung des Krysolgan bei tuberkulösen 
Augenerkrankungen. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 40. H. 6. 

*29a) Hirsch: Zur Behandlung der Trigeminusneuralgien. Med. Klinik 
1919. S. 191. 

*30) Sondermann: Eine neue Prothese. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Dez. 1918. S. 663. 

*31) Zade: Über Fliegerbrillen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Jan. 1919. 
S. 110. 


a) Allgemeine und experimentelle Pathologie. 


Der Streit um die von Gradls aufgeworfene, noch unentschiedene 
Frage, ob aus dem Blutbild bei traumatischer Iridozyklitis ein Schluss auf 
die etwa drohende Gefahr sympathischer Ophthalmie gezogen werden könne, 
veranlasste Brückner und Giese (24) in grösserem Massstabe Unter- 
suchungen über das Verhalten des Blutbildes bei ausgesprochen 
lokalen Augenerkrankungen anzustellen. Es ergab sich, dass lokale 
Augenerkrankungen imstande sind, in charakteristischer Weise das Blutbild 
zu beeinflussen. Nach dieser Richtung sind akute Bindehauterkrankungen 
(Blennorrhoe, Pneumokokkenkonjunktivitis, Diphtherie (Rasquin), Hornhaut- 
erkrankungen (Ulcus serpens) und perforierende Verletzungen wirksam. Am 
empfindlichsten zeigen sich die Eosinophilen, dann die Neutrophilen und Mono- 
nukleären, während die Lymphozyten in ihrer Reaktionsweise träger sind. Aber 
auch hier läset sich eine reaktive (postinfektiöse oder posttoxische) Lympho- 
zytose erkennen, Unbedingtes Erfordernis für eine exakte Beurteilung des Ein- 
flusses lokaler Prozesse am Auge auf das Blutbild ist die Ausführung von 
Serienuntersuchungen, welche eine kurvenmässige Darstellung des reaktiven 
Verhaltens seitens der einzelnen Blutzellarten gestatten. Stets ist es erforderlich, 


10 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


die absolute Zahl für die einzelnen Zellarten zu ermitteln und sich nicht mit 
den Prozentzahlen zu begnügen. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Be- 
einflussung des Blutbildes fast immer nachweisbar, obwohl die absoluten Werte, 
welche die einzelnen Blutzellarten erreichen können, meist noch innerhalb der 
als „normal“ betrachteten Durchschnittswerte fallen. Die lokalen Augen- 
erkrankungen fügen sich in ihrer Beeinflussung der hämatopoetischen Organe 
in jeder Weise in die sonsigen Erkrankungen des Körpers ein. In zweifel- 
haften Fällen kann die Untersuchung des Blutbildes die Entscheidung bringen, 
ob ein Hämophthalmus (hohe Eosinophilenwerte) oder eine Glaskörperinfek- 
tion vorliegt. Diese Methode verdient deshalb in praktischklinischer Hinsicht 
Beachtung. Von grosser praktischer Bedeutung ist, dass die Untersuchungen- 
die Ergebnisse Gradles nicht bestätigen können: Tritt nach infizierter, per 
forierender Verletzung Lymphozytose auf, so ist dieselbe nicht als Vorbote 
sympathischer Ophthalmie zu deuten, sondern stellt nur die regelmässige reaktive 
posttoxische Erscheinung dar. 


Hoffmann (25) hat in Tierversucben die histologischen Ver- 
änderungen und besonders die Regenerationsvorgänge studiert, 
die sich nach mittleren und schweren Schädigungen der Horn- 
haut durch Bleisalzlösungen beobachten lassen. Er fand, dass als 
erste Gewebsart das Epithel die Schädigung überwindet, weniger durch 
Proliferation, denn Mitosen fanden sich auch in der Basalschicht recht 
spärlich, als durch das Hinüberschieben benachbarter Epithelien über den 
Defekt. Noch lange fand sich eine erhebliche Vermehrung der Leuko- 
zyten zwischen den Epithelien. Nicht bestätigen konnte H. die Salzer- 
sche Auffassung der Beteiligung der Epithelwucherung an der Neubildung 
zerstörten Hornhautparenchyms. Diese ging vielmehr nach H.’s Beobach- 
tungen, wie das auch Hanke beschrieben hat, von einer meist träge 
einsetzenden Vermehrung der fixen Hornhautzellen aus (ihr Protoplasma wird 
färbbar, auch der Kern färbt sich stärker und zeigt sein Chromatin manchmal 
in 2 oder 3 Häufchen angeordnet, selten 2 Kerne). Trotz ihrer Spindelform 
seien sie von den lenkozytären „Entzündungsspiessen“ meist durch ibre 
Plumpbeit und ihre schwächere Kernfärbung gut zu unterscheiden. Diese 
von fixen Zellen abstammenden, als wanderungsfähig betrachteten Spindel- 
zellen bauen das neue Parenchym auf. Verf. lässt es nach seinen Bildern 
offen, ob hierbei — wie Hanke meint — auch eine Wucherung der Epi- 
thelien, die sehr ausgesprochen einsetzt, beteiligt ist. Auch wo die Descemet 
infolge der Atzung unter Quellung zerbröckelt ist, finden sich innerhalb des 
Endothels keine Bleisalze abgelagert. Die Befunde sind nicht für Bleisalze 
spezifisch. 


b) Allgemeine und experimentelle Therapie. 


R. Hessberg (29) wandte in 43 Fallen von Augentuberkulose das 
von Schnaudigel empfohlene Goldpräparat Krysolgan an. Ist auch 
die Beobachtungszeit noch eine kurze, so lässt sich doch sagen, dass schädi- 
gende Nebenwirkungen nicht beobachtet wurden und dass in einer Reihe von 
Fällen, besonders bei ekzematöser Ophthalmie, Uveitis tuberc., Scleritis und 
Karies der Orbita gute Ergebnisse erzielt wurden. 

Hella Blankertzs (26) Doktorarbeit gibt eine umfangreiche Zu- 
sammenstellung der über Optochin erschienenen Literatur. Aus den die 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 11 


Therapie der okularen Pneumokokkeninfektionen betreffenden Arbeiten ergibt 
sich übereinstimmend ein günstiges Urteil über den Heilwert beim Pneumo- 
kokkengeschwür der Hornhaut, vor allem bei frühzeitiger und sehr oft wieder- 
holter Anwendung 2°/oiger Lösungen; man kann dann sogar nach Ansicht 
mehrerer Autoren mit der Exstirpation des Tränensackes bei gleichzeitiger 
Pneumokokkendakryozystitis zunächst warten, da die von dorther drohenden 
Keime abgetötet werden. Gleichwohl wird meist vor ambulanter Behandlung 
gewarnt. Ähnlich günstiges wird berichtet von der Pneumokokkenkonjunkti- 
vitis und der bakteriziden Prophylaxe vor Operationen. 


Zade (31) lehnt die von Löwenstein gemachten Vorschläge für 
Fliegerbrillen ab und verweist auf seine Mitteilung auf dem Heidelberger 
Kongress von 1918. 


Um nach Enukleation und Exenteration einen besseren kosmetischen 
Effekt zu erzielen, hat Sondermann (30) Prothesen anfertigen lassen, 
die auf ihrer Rückfläche entsprechend dem Randteil der Iris oben, unten, 
innen und aussen je einen kurzen, schräg rückwärts laufenden Zapfen tragen. 
Diese legen sich dem Stumpf gut an, indem sie in ihm kleine Dellen erzeugen 
und verbessern so Sitz und Beweglichkeit der Prothese. (Firma Greiner- 
Habekuk, Lauscha). 


Hirsch (29a) behandelt die Trigeminusneuralgien mit subkutanen 
Einspritzungen einer 1°%/oigen Lösung Hydrarg. oxycyanat mit 0,4°/o Acoin 
= „Injektion Dr. Hirsch“. — Er sah gute Erfolge bei Neuralgien, die durch 
Iritis rheumatica oder Iritis unbekannter Ursache hervorgerufen waren. Die 
Anzahl und Dosis der Injektionen ist nicht angegeben. Bei Neuralgien im 
Anschluss an luetische Iritis mussten grössere Dosen längere Zeit hindurch 
benutzt werden (15 X 1,5—2,0 ccm). Neuralgien bei tuberkulöser Iritis und 
Glaukom liessen sich nicht beeinflussen. Spezifisch wirkt das Mittel bei 
Neuralgien, hervorgerufen durch Uveitis nach perforierten Verletzungen oder 
nach Staroperationen. Man beginnt mit 0,7 cem. Es empfiehlt sich, die 
Einspritzungen vormittags zu machen, da Durchfall auftreten kann. Durch 
die Anwendung des Mittels konnte in mehreren Fällen der vorher schmerz- 
hafte Bulbus noch erhalten werden. Bei Frontalneuralgien unbekannter Ur- 
sache haben die Einspritzungen nur einen vorübergehenden Einfluss. Durch 
die antiseptische und anästhetische Komponente der zwei in dem Mittel vor- 
handenen chemischen Stoffe wirkt nach H. das Mittel auf die im Peri- 
neurium vorhandenen Bakterien-Toxine. 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 
Ref. Löhlein. 


*32) Koeppe, L.: Das biophysikalisch-histologische Verhalten der leben- 
den Augengewebe unter normalen und pathologischen Bedingungen im polari- 
sierten Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. Archiv f. Ophthalmol. 
Bd. 93, S. 171. 

*33) Sondermann: Modifizierte Exenteration und Enukleation. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Jan. 1919. S. 78. 

*34) Stargardt: Über die Brauchbarkeit von Radiumleuchtfarben für 
Adaptometer. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 40. Heft 4/5. 


12 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 


Um die Verwendbarkeit der Radiumleuchtfarbenpräparate 
zu Adaptationsversuchen klarzustellen, unterwarf Stargardt (34) das Präparat 
Nr. O Qual. I der Gesellschaft für Verwertung radioaktiver Produkte einer 
genauen Untersuchung. Es ergab sich durch Vergleich am Nagelschen 
Adaptameter, dass dies Präparat nach 8 monatigem Dunkelaufenthalt keine 
erkennbare Einbusse an Helligkeit erlitten hatte, dass dagegen schon eine 
15 Sekunden lange Belichtung des Präparates mit schwachem Tageslicht ge- 
nügt, seine Helligkeit auf das 100 fache zu steigern. Diese Veränderung 
bildet sich aber im Laufe von 3—6 Stunden zur Norm zurück, und es zeigt 
sich danach nicht etwa, wie man vermuten könnte, eine dauernde Einbusse an 
Helligkeit. Das untersuchte Präparat entspricht also den Anforderungen unter der 
Voraussetzung, dass die Untersuchung im vollkommen verdunkelten Zimmer 
vorgenommen wird und das Präparat nach etwa erfolgter Belichtung vor 
erneuter Verwendung 6 Stunden im Dunkeln gehalten wurde. 


Im 1. Teil seiner Arbeit, in der Koeppe (32) von seinem „Polari- 
sationsmikroskop des lebenden Auges“ Mitteilung macht, setzt er 
die Möglichkeit auseinander, die Gullstrandsche Nernstspaltlampe zur 
Untersuchung der lebenden Augengewebe im polarisierten Licht zu verwenden, 
bespricht eingehend die von ihm für diesen Zweck angegebene Apparatur, 
die Bedingungen und Grenzen ihrer Anwendbarkeit und deutet die Frage- 
stellungen an, die mit Hilfe dieser neuen Untersuchungstechnik der Beant- 
wortung zugänglich werden können. 


Der so oft unbefriedigende kosmetische Erfolg der üblichen Enukleation 
und Exenteration — auch bei Anwendung von Fett oder Knochen zur Pfropfung 
und verbesserten Stumpfbildung — veranlasste Sondermann (33) zur Erpro- 
bung eines neuen Verfahrens der Bulbektomieund Bulbotomie. Er geht 
dabei von der Überlegung aus, dass die Beweglichkeit des Stumpfes genügend 
garantiert ist, wenn ein die Muskelansätze der Rekti tragender Skleralring 
erhalten bleibt. Er trägt also den vorderen Augenabschnitt bis 5 mm jen- 
seits des Limbus nach gründlicher Ablösung der Conj. bulbi ab, exenteriert 
nunmehr sehr viel bequemer als bei dem üblichen Limbusschnitt das Auge 
und führt einen zweiten zirkulären Schnitt 3—4 mm hinter dem Äquator 
durch die Sklera (Muskelansätze schonen!). Will man der Enukleation aus 
prophylaktischen Gründen möglichst nahe kommen, so fixiert man vorher 
die hintere Skleralkalotte und kann sie mit dem Optikusansatz abtragen. 
Mit oder ohne diese Abtragung resultiert ein die Rektusansätze tragender 
Skleralring, in den S. etwa 3 ccm Fett implantiert, dessen Ernährungs- 
bedingungen durch die unmittelbare Berührung mit dem Orbitalgewebe sehr 
viel günstigere sein dürften als bei der Einpflanzung in eine exenterierte Skleral- 
kapsel. Die Begründung des Verfahrens leuchtet ein und seine Anwendung 
dürfte sich empfehlen, wenn auch zunächst wohl doch zu raten wäre, es in 
Fällen anzuwenden, bei denen weder Tumor noch Gefahr der sympathischen 
Ophthalmie bestehen. 


V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 
Ref. Seefelder. 


*35) Fischel: Über den Einfluss des Auges anf die Entwicklung und 
Erhaltung der Hornhaut. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 72. S. 1. 





V. Anatomie, Entwicklangsgeschichte, Missbildungen. 13 


*86) Ginzburg: Beitrag zur Kenntnis seltener ophthalmoskopische Be- 
funde. Abnormer Ursprung und Verlauf der Zentralgefässe. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 71. S. 613. 

*37) Vogt: Vererbung in der Augenheilkunde. Münchner mediz. Wochen- 
schrift Nr. 1, S. 1. 

*38) Voit: Die Abduzensbrücke beim Menschen, ein Rest der primor- 
dialen Schädelwand. Anatomischer Anzeiger, 52. Bd. Nr. 1 2. S. 36. 

* 39) Wirths, Über angeborene Hornhautveränderungen. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 71, S. 625. 


Vogt (37) liefert in seiner Antrittsvorlesung einen kurz gefassten 
Überblick über die bisherigen Ergebnisse der Vererbungsfor- 
schung in der Augenheilkunde. Nach einer gedrängten Darstellung 
der Resultate der neueren Vererbungsforschung wird die Vererbung normaler 
und krankhafter Zustände des Auges besprochen. Die Frage der Pigmentver- 
erbung, der Form der Lider, Brauen, der Sehnerveneintrittstelle usw. wird 
nur kurz gestreift. Dagegen wird die Vererbung der Hornhautkrümmung 
und im Zusammenhang damit der Refraktionszustände des Auges mit beson- 
derer Berücksichtigung der verdienstvollen Untersuchungen Steigers ein- 
gehender abgehandelt. Vogt stellte sich dabei vollständig auf den Boden 
der bekannten und seinerzeit Aufsehen erregenden Anschauungen Steigers, 
die entgegen einer fast allgemein verbreiteien Meinung das Vorkommen einer 
erworbenen sog. Schulmopyie in Abrede stellen und die Mopyie wie alle 
Refraktionszustände als das Ergebnis der Vererbung betrachten. Auf die 
allgemein bekannte Vererbung zahlreicher Anomalien und Missbildungen 
des Auges wird kurz hingewiesen, desgleichen auf die Vererbung von 
angeborenen funktionellen Defekten, besonders der Störungen des Farben- 
sinnes. Kine grosse Bedeutung wird der Vererbung in dem Auftreten seniler 
und präseniler Veränderungen des Körpers, im besonderen des Auges, zuge- 
schrieben, der vielfach angewendete Begriff der Disposition wird hier wie bei 
der Entstehung der Myopie verworfen und durch den der homochronen Ver- 
erbung ersetzt. Wie das frühzeitige Ergrauen der Haare, das Auftreten der 
Glatze oder des Greisenbogens der Hornhaut in manchen Familien durch 
Generationen heimisch sei, so auch der Altersstar, die Alterstrübung der Linse. 
Verfasser hat durch Untersuchung ganzer Familien und durch Aufstellung 
von Stammbäumen nachgewiesen, dass bei maximal weiter Pupille schon früh- 
zeitig (im Alter von 20—30 Jahren) kranzförmig angeordnete periphere 
Linsentrübungen nachweisbar sind, die sehr langsam axialwärts wachsen und 
erst im hohen Alter in Erscheinung treten. Vogt stellt demnach bei der 
Entstehung des Alterssiars das Prinzip der Vererbung über alle anderen Er- 
klärungsversuche und benützt diese Gelegenheit, um den anderen Auffassungen, 
so besonders denen von C. v. Hess von neuem entgegenzutreten. Mit einem 
Hinweis auf die Bedeutung der Vererbungsforschung auch für den angehen- 
den Mediziner schliesst die temperamentvoll geschriebene Abhandlung. 


Fischel (35) hat bei Urodelen- und Anurenlarven das Auge mit 
Ausnahme der Hornhaut entfernt und den Einfluss dieses Ein- 
griffes auf die an Ort und Stelle gelassene unverletzte Hornhaut beo- 
bachtet. Dabei hat sich herausgestellt, dass das Hornhautepithel bei beiden 
eigentümliche Veränderungen erfährt. Bei den Urodelen bestanden sie in 
dem Auftreten von Schleimzellen sog. Leydigschen Zellen, wie sie regelmässig 


14 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


im Haut, dagegen niemals im Hornhautepithel dieser Tiere vorkommen. 
Bei den Anurenlarven sind die Veränderungen noch auffällige. Hier 
traten einerseits in den oberen Epithellagen Pigmentkörnchen auf, anderseits 
wandern aus dem die Hornhaut umgebenden Hautepithel bestimmte dort 
normalerweise vorhandene schwarze Pigmentzellen, sog. Melanophoren, in die 
Hornhaut ein. Es ergibt sich daraus die wichtige Schlussfolgerung, dass 
zur Entwicklung einer normalen Hornhaut das Vorhandensein eines normalen 
Auges an normaler Stelle erforderlich ist, während frübere Untersuchungen 
dieses Autors (54. Bd. klin. Monatsbl.) den Beweis erbracht haben, dass in frühen 
Stadien das ganze Ektoderm oder wenigstens eine grosser Bezirk desselben 
zur Bildung eines Hornbautepithels befähigt ist, wenn sich der Augenbecher 
an das Ektoderm in normaler Weise anlagert. Es besteht demnach ein 
bedeutender Einfluss des Auges anf die Entwicklung und Erhaltung der 
Hornhaut, der wohl wesentlich durch Vermittlung chemischer Stoffe (innere 
Sekretion) erfolgt, die schon vom emibryonalen Augenbecher gebildet werden. 
Die Bedeutung dieser Ergebnisse für die normale und pathologische Ent- 
wicklung des Säugetier- und Menschenauges liegt klar auf der Hand. 


Ginzburg (36) beschreibt eine seltene Anomalie des Sehnerveneintritts, 
die hauptsächlich durch das Fehlen der eigentlichen Zentralgefässe, sowie 
durch das Vorhandensein eines Gewebsstrangs gekennzeichnet ist, der die 
mediale Papillenhiilfte überlagert und durch den Glaskörper zum hinteren 
Linsenpol zieht, wo er in eine exzentrisch gelegene weissliche Trübung der 
hinteren Linsenkapsel übergeht. Die Gefäxsversorgung der Netzhaut wird 
durch starke arterielle und venöse Gefisse bewirkt, die medial von der Papille 
aus dem hinteren Augenpol hervortreten, einen von den Netzhauigefassen 
abweichenden Verlauf zeigen und auch Zweige an die Sehnervenpapille ab- 
geben. Eine Erklärung der Genese dieser eigenartigen Anomalie vermag der 
Autor nicht zu geben, doch wird sie von ihm mit Recht mit dem in mancher 
Hinsicht ähnlichen Fall von Krauss (Heidelb. Bericht 1913) verglichen, bei 
dem ebenfalls eine Verlagerung der Durchtrittsstelle der Zentralgefässe vor- 
handen gewesen sein soll. Möglicherweise handelt es sich aber in beiden 
Fällen nicht um eine Verlagerung, sondern um ein gänzliches Fehlen der 
Zentralgefässe und deren Ersatz durch Abkömmlinge des ziliaren Gefässsystems, 
wie es durch H. und M. Roth in einem kolobomatösen Auge nachgewiesen 
worden ist. Doch blieben die in den beiden Füllen noch vorhandenen 
eigentümlichen Gewebs- und Strangbildungen auch bei dieser Annahme 
ungeklärt, 


Die Arbeit von Wirths (39) bildet in erster Linie eine Ent- 
gegnung auf eine Abbhandlung von E von Hippel, in der an der 
Hand von mehreren pathologisch anatomischen Befunden der Nachweis versucht 
worden ist, dass die von Peters uud seinen Schülern hinsichtlich der Ent- 
stehungsweise der angeborenen Staphylome vertretenen Anschauungen auch 
durch eine andere Auffassung ersetzt werden können, und dass insbesondere 
die Entscheidung, ob eine angeborene oder erworbene Veränderunge vorliege, 
häufig auch durch die pathologisch anatomische Untersuchung allein nicht zu 
treffen sei. Wirths stimmt dieser Auffassung E. v. Hippels auch bezüglich 
seiner 3*°ersten Fälle im grossen ganzen bei, wogegen ihm bei dem vierten Falle 
das Vorhandensein von gliösem Gewebe auf der Hornhauthinterflache mehr 
für eine Entwicklungsstörung zu sprechen scheint. Er beruft sich dabei auf 


nn N NN 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 15 


einen ähnlichen Befund in einem Falle von Meisner mit angeborenem 
Mikrophthalmus und fügt die Beschreibung eines eigenen Falles hinzu, in 
dem an der Hornhauthinterfläche eines Staphyloms ebenfalls gliöses Gewebe, 
sowie Muskelfasern nachzuweisen waren, deren Anwesenheit nicht mit der 
Einheilung des Spbinkter in die Hornhaut zu erklären war. Das Fehlen 
der Linse in den 3 genannten Fällen sowie das Vorhandensein von ekto- 
dermalem Gewebe an deren Stelle veranlassen endlich W. zu der Frage, ob 
nicht vielleicht analog der Linsenregeneration bei niederen Tieren durch eine 
innere Sekretion der Retinazellen die Bildung von atypischen ektodermalen 
Gebilden an der Stelle der Linse ausgelöst worden sei. 


Beim erwachsenen menschlichen Schädel fand Voit (38) fast 
regelmässig ein derbes, bindegewebiges, an Stärke variierendes 
Band über dem Nervus abducens, das von der oberen Felsenbeinkante 
lateral vom Abducens über den Nerven hinweg zu der nach dem Processus 
clinoideus post. ansteigenden Seitenkante des, Dorsum sellae geht und das 
die Neigung hat, von beiden Ansatzpunkten aus zu verknöchern. Verf. ist 
der Ansicht, dass es mit der bei den Reptilien den Abducens überbrücken- 
den Knorpelspange übereinstimmt. Bei einer mehr oder weniger weitgehenden 
Verknöcherung der Abduzensbrücke ist der N. abducens in einem kurzen, 
aber engen Knochenkanal eingeschlossen, so dass der Nerv ähnlichen Schädlich- 
keiten wie andere einen Knochenkanal durchsetzenden Nerven z. B. durch 
Druck, Verletzung bei Fraktur ausgesetzt ist. 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtsinnes. 
Ref.: Köllner. 


*40) Best: Die Organisation der Sehschirfe im Gehirn. Sitzung der 
Gesellsch. f. Natur- und Heilkunde Dresden am 18.1.1919. Münch. med. Wochenschr. 
Nr. 14, S. 393. 

*41) v. d. Hoeve, Die Bedeutung des Gesichtsfeldes für die Kenntnis 
des Verlaufs und der Endigung der Sehnervenfasern in der Netzhaut. Graefes 
Archiv f. Ophthalm. Bd. 98. S. 243. 

*42) Kuile, ter, Stereokinematoskopie dichoptisch gesehener harmoni- 
scher Pauktbewegungen. Pflügers Archiv 174 S. 233. 

” 43) Oloff, Beiträge zur Prüfung angeborener Farbensinnstörungen. 
Med. Klinik Nr. 16, S. 233. 

*44) Vierling, Über die Prüfung des Farbensinnes mit dem Cohnschen 
Täfelchen. Zeitschr. f. Bahn- und Batınkassenärzte. Januar 8. 2. 

*45) Zade, Gesichtsfeldstörungen bei Fliegern. Naturhistorisch-medizin. 
Verein Heidelberg, 23. I. 19. 


Wenn ein von dem linken Auge und ein von dem rechten Auge 
gesehener Punkt sich unabhängig voneinander in einer horizontalen Ebene 
hin- und herbewegen, entstehen plastische Scheinbewegungen des 
Punktes. Ter Kuile (42) bestimmte rechnerisch die scheinbare Lage des 
stereoskopisch gesehenen Punktes in den verschiedenen Bewegungsphasen. 


Best (40) berichtet über das kortikale Sehzentrum auf Grund 
von etwa 11/3 Hundert eigenen Beobachtungen frischer Kriegsverletzungen 
sowie der Literatur (Wilbrand-Henschen und Poppelreuter.) Die 
Theorie Henschens über eine feste Zuordnung von Elementen der beiden 


16 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Netzhäute zu solchen der Kalkarinarinde ist durch die Kriegserfahrungen end- 
gültig bestätigt worden, v. Monakows Lehre einer diffusen Verteilung 
besonders der Makulafasern im Hinterhautlappen als irrig erkannt. Die 
obere Lippe der Fissura calcarina entsprechend den unteren Gesichtsfeld- 
hälften wird bei Verwundungen 10 mal häufiger betroffen als die untere. 
Die von Lenz u.a. angenommene Lokalisation der Makula im äussersten 
Okzipitalpol sei noch nicht sicher. Die Theorie der Doppelversorgung muss 
wahrscbeinlich aufgegeben werden, da sie nicht gut mit den zahlreichen para- 
zentralen Doppelskotomen vereinbar ist. Zur Technik der Gesichtsfeldauf- 
nahme ist hervorzuheben, dass eine Untersuchung des amblyopischen Rest- 
gesichtsfeldes mit stärkeren Reizen (1U mal 10 cm grossen weissen Papier- 
stücken) nicht unterlassen werden darf, ebensowenig aber eine Untersuchung 
des Makulagebietes auf grössere Entfernung mit kleineren Objekten (0,5 cm- 
Marke auf 2 m), da sonst die so häufige Unterwertigkeit von Teilen des 
Makulagebietes übersehen wird. Die Ausdehnung des Gesichtsfeldes ist bei 
manchen Hinterhauptverletzten weitgehend von der Entfernungslokalisation 
der Prüfmarke abhängig, also nicht allein eine Funktion des Gesichtswinkels, 
unter dem sie erscheint. Bei Verletzungen des Hinterhautlappens ist daher 
ausser der Gesichtsfeldaufnahme auch die optische Raumlokalisation in ver- 
schiedener physiologisch vorgezeichneter Weise zu prüfen (relative und absolute 
Richtungslokalisation, Tiefenschätzung, Grössenschätzung, Bewegungssehen, 
optisch-räumliche Aufmerksamkeit, Überschaubarkeit, optisches Zählen, eventuell 
Störungen des „Körperfüllraums“), weiter das Sehen tonfreier und bunter 
Farben (Helligkeit, Kontrastfunktion usw.), die optische Gestaltgebung (er- 
gänzende Reproduktion, Alexie usw.) und schliesslich die mit dem Sehzen- 
trum in Beziehung stehenden Bewegungen (Blickbewegungen, Fusion, Akkom- 
modation, Pupille, Agraphie, Apraxie). Best hält die Kalkarina nur für 
das Zentrum des binokularen Einfachsehens, der optischen relativen Lokali- 
sation. Die Verteilung der anderen erwähnten Teilvorgänze des Sehens über 
die Rinde des Hinterhautlappens ist uns ihrem ordnenden Prinzipe nach noch 
unbekannt. Doch steht wohl fest, dass scheitelwarts von der Kalkarina 
optisch räumliche Funktionen lokalisiert sind, in der Richtung auf den Gyrus 
angularis das Lesen. Ein besonders optisches Erinnerungsfeld (Wilbrand) 
wird von B. nicht angenommen; die Erinnerungen haften in den Zellgebieten, 
die primär eine bestimmte optische Tätigkeit ausüben, also z.B. die Erinne- 
rungsbilder für Buchstaben und Wortform beim Lesen in den diese Funktion 
ausübenden Gebieten des Gyrus angulaiis, für das Schreiben aber eine 
motorische Innervationserinnerung in den entsprechenden motorischen Zentren: 
das gleiche gilt für die optische Gestaltgebung usw. Eine ausführliche 
Begründung der Theorie des Sehzentrums wird in Graefes Arch. f. Ophth. 
angekündigt. 

Bezüglich der Ausführungen Oloffs (43) über die zweckmassige 
Prüfung angeborener Farbensinnstörungen kann in der Haupt- 
sache auf den Bericht über das 2. Quarta! 4918 verwiesen werden (Vortrag 
auf der ophthalm. Gesellschaft Heidelberg)., Oloff wendet sich auf Grund 
seiner Erfahrungen erneut gegen die Monopolsiellung der Nagelschen Tafeln, 
deren Ergebnisse recht unsicher sind und: viele Farbenuntüchtige durch- 
schlüpfen lassen, und befürwortet statt dessen die Stillingschen sowie 
auch die neuen Podestäschen Tafeln, die sich für Massenuntersuchungen 
als sehr brauchbar und zuverlässig erwiesen haben. 


VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 17 


Für die Prüfung des Farbensinnes empfiehlt Vierling (44) aufs 
neue das Cohnsche Täfelchen. Was Zuverlässigkeit des Prüfungsausfalles 
anlangt, steht nach V. diese Probe etwa auf gleicher Stufe mit den Nagel- 
schen und Stillingschen Tafeln. Um Berührung und Beschmutzung des 
Täfelchens zu vermeiden, rät V., es fest um die Peripherie einer Papprolle 
(z. B. von einer Glühstrumpfverpackung) zu spannen, 

Hinsichtlich der Bedeutung der Gesichtsfeldausfälle für die 
Kenntnis des Verlaufs der Sehnervenfasern in der Netzhaut 
wendet sich Hoeve (41) gegen den von Igersheimer aufgestellten Satz 
„jede Leitungsunterbrechung oder schwere Störung eines Faserbündels im 
Sehnerven projiziert sich in die Aussenwelt als ein vom blinden Fleck aus- 
gehendes Skotom.“ Dieses Gesetz könne nicht richtig sein; denn wenn ein 
Nervenbündel betroffen ist, das einen Bezirk in der Peripherie der Netzhaut 
versorgt, so wird sein Ausfall ein Skotom verursachen, das mit dem blinden 
Fleck nicht in Verbindung steht. In der Tat kommen auch bei verschieden- 
sten Erkrankungen Skotome vor, welche vom blinden Fleck getrennt liegen. 
H. wendet sich dann weiter auch gegen die anatomische Erklärung, dass die 
Nervenfasern Nebenzweige in die Netzhaut abgeben und dass auf diese 
Weise die Brücke eines Gesichtsfeldausfalles mit dem blinden Fleck hergestellt 
würde. Es könne sich nur darum handeln, dass Nervenfaserbündel einzelne 
Fasern abzweigen. Damit falle auch die anatomische Voraussetzung für das 
Igersheimersche Gesetz. 

Zade (45) sprach nochmals über die bei Fliegern beobachteten Ring- 
skotome infolge Blendung, die durch diffuses Licht berorgerufen werden, 
Sie können Wochen und Monate nach Abstellung der schädlichen Lichtein- 
wirkung noch bestehen bleiben. Hemeralopie ist dabei nicht nachweisbar. Z. fand 
die Störung nicht nur bei Fliegern, sondern auch bei den Fliegerabwehr- 
formationen, sowie bei Mannschaften der Fernsprechabteilungen, welche als 
Störungssucher tätig sind. Zade weist nochmals auf die Notwendigkeit hin, 
als Abwehrmittel Schutzbrillen zu tragen. | 


VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 
Ref.: Köllner. 


*46) Axenfeld: Tonische Akkommodation. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Januar S. 59. 

*46 a) v. Hess: Die Akkommodation der Alciopiden, nebst Beiträgen 
zur Morphologie des Alciopidenauges. Pflügers Archiv f. d. ges. Physiol. 
Bd. 172. S. 449. 

*47) Plocher: Ein Beitrag zur Dehiszenz der Sklera bei hoher Myopie. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Januar S. 94, s. Ref. Nr. 92, 

*48) Rönne: Zur Kritik der Katralgläser. Klin. Monatsbl. für Augenbk. 
Dezember S. 166. 

* 49) Streiff: Über angeb: en Amblyopie und Sisharmonlache Augen. 
Klin. Monatsbl. f. Augenhlk. Febr. S. 210. 

*50) Wolff: Ausgleich iechntzranlger Ungleichsichtskeit von 20 D 
durch die Rohrsche Anisometropie-Fernbrille (C. Zeiss) neuer Art (1917). 
Zeitschr. f. Ophthalm. Optik VIT. S. 10. 

*51) Wolff: Mannschaftsuntersuchungen mit Rohrschen Fernrohr- 
brillen (Zeiss). Zeitschr. f. Augenheilk. 40. S. 235. 


Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde, II 


18 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Im Alciopidenauge gelang es Hess (46a) den Akkommoda- 
tionsmechanismus am lebenden bzw. überlebenden Auge zu beobachten, 
indem er die abgetrennten Augen auf passende feine Nadelelektroden legte 
und die bei elektrischer Reizung auftretenden Veränderungen mit Binokular- 
lupe unter Wasser mit sehr starkem auffallenden Lichte beobachtete. Es zeigt 
sich zunächst, dass die eigentümlichen streifigen glänzenden Gebilde, welche 
von vorn sichtbar sind, keine Muskeln sind, wie man bisher fälschlich an- 
nahm. Bei der elektrischen Reizung sieht man nun jedesmal die Linse nach 
vorn rücken, ein Zeichen, dass eine positive Nahakkommodation besteht. Sie 
kommt dadurch zu stande, dass an einer Stelle der unteren Augenwand, an 
der allein Muskeln vorhanden sind, auch eine Glaskörperausstülpung liegt, 
welche durch die Muskeln zur Kontraktion gebracht wird; dadurch gelangı 
etwas von dem ausserhalb des Auges befindlichen Inhalt in den Glaskörper- 
raum, so dass die Linse nach vorn gedrückt wird. Hess weist darauf hin, 
dass sich bei allen von ihm untersuchten Wirbellosen die Akkommodation 
von den Wirbeltieren in charakteristischer Weise unterscheidet, indem sie 
durch Entfernung der Linse von der Netzhaut bewirkt wird und zwar durch 
Vermehrung des Druckes im Glaskörperraum. Im Einzelnen ist letzterer 
Vorgang bei den Arten sehr verschieden. Hess gibt dann am Schluss noch- 
mals einen Überblick über die Unterschiede im Akkommodationsvorgang auch 
bei den verschiedenen Klassen der Wirbeltiere. 


Eine tonische Akkommodation kann sich nach Axenfeld (46) 
gleichzeitig mit einer tonischen Konvergenzbewegung der Pupille ausbilden, 
und zwar schon bald nach Eintritt einer Ophthalmoplegia interna. Der Ab- 
lauf der Bewegungen in beiden Muskeln kann dabei annähernd Parallelität 
zeigen. A. führt unter anderem aber auch eine interessante sich über mehrere 
Jahre erstreckende Beobachtung dafür an, ‘dass beide Muskeln weitgehende 
Unabbängigkeit zueinander bezüglich der tonischen Bewegung darbieten. Die 
tonische Entspannung der Akkommodation kann sich auch für sich in einer 
Zeit entwickeln, in welcher eine Akkommodationslähmung schon längst vorüber 
ist, wenn sie überhaupt bestand. Die tonische Akkommodation äussert sicn 
bei normaler Akkommodationsbreite, in einer Verlängerung der Entspannung, 
also einer verlangsamten Einstellung von der Nähe in die Ferne, welche dem 
Willen entzogen ist. Die Einstellung in die Nähe braucht dabei wenig. bzw. 
fast gar nicht betroffen zu sein. Zur Feststellung des tonischen Akkommo- 
dationsablaufes bedient man sich am besten der skiaskopischen Refraktions- 
bestimmung. 


In der Studie über disharmonische Augen führt Streiff (49) 
etwa folgendes aus: Bei der Anisometropie ist eine Störung der normalen 
symmetrischen Harmonie im Spiele; besonders die Vereinigung der Hyper- 
metropie und Myopie (Antimetropie) dürfte meist darauf beruben, dass das 
eine Auge von einem myopen, das andere von einem hypermetropen Vor- 
fahren vererbt ist. St. ist nun der Frage der Korrelationsstörungen weiter 
nachgegangen. Es sei wohl unbestritten, dass für den stark. Übersichtigen 
ein schmales Gesicht, für den Kurzsichtigen ein breiter Kopf typisch sei. 
Findet man ein umgekehrtes Verhalten, so werde man dies als Korrelations- 
storung auffassen können. Ähnlich lägen die Verhältnisse bei den Optikus- 
merkmalen; eine temporale Sichel ist korrelativ zur Myopie, eine pseudo- 
neuritische Papille korrelativ zur Hypermgtropie zu rechnen. Findet man 


VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 19 


die letztere bei Myopie, so sei das ebenfalls als Korrelationsstörung zu deuten. 
Als weitere zur Hypermetropie gehörige Merkmale am Optikus fasst St. 
übrigens auch auf Konus nach unten, ausgesprochen nasale Gefässteilung 
und die Tortuositas vasorum. Str. bringt dann aus seinen Untersuchungs- 
protokollen eine Anzahl von Fällen in Tabellen als Beleg für seine Aus- 
führungen. Er findet es schliesslich auffällig, dass bei Anisometropie und 
beim Astigmatismus recht häufig eine ausgesprochene Astigmatismusdiffe- 
renz vorkommt. Vielleicht komme man auf diese Weise dem Problem 
der Entstehung des Astigmatismus näher. Man nehme an, ein Auge sei von 
väterlicher Seite zum hypermetropen Typus bestimmt, von der mütterlichen 
Seite dagegen zum myopen. Hat das Auge einen gemischten Astigmatis- 
mus, so kann man sich in solchem Falle „gleichsam den Versuch einer 
sagittalen Durchdringung eines Kurzauges durch ein Langauge‘“ vorstellen. 
(Str. nimmt also hier offenbar an, dass dieser Astigmatismus nicht auf einem 
Wolbungsfehler der Hornhaut beruhe. 


Über eine erfolgreiche Korrektion einer Anisometropie von 20 D. 
mit einer Rohrschen Anisometrop-Fernbrille neuer Art berichtet Wolff (50). 
Es handelt sich um einen 35jährigen Fahrer mit hochgradiger Myopie, die 
auf einem Auge — 20,0 D. betrug, auf dem andern durch Aphakie auf 
emmetropische Refraktion gebracht war. Die Sehschärfe betrug auf dem 
myopischen Auge mit sphärischem Korrektionsglas 3/10, mit Fernrohrbille 7/10, 
auf dem anderen Auge mit Fernrohrbrille °/10. Mit der neuen Anisometrop- 
brille wurden am Brewsterschen Stereoskop alle 5 Bilderpaare der Krusius- 
schen Gruppe III räumlich richtig gedeutet. Da es sich hierbei um ein- 
fache Umrissbilder ohne unterstützenden Schatten handelt, ist der Ausfall 
der Prüfung beweisend. Der Verfasser konnte durch die Brillenkorrektion 
eine erfreuliche Beeinflussung der ganzen Psyche erreichen: „Aus der früher 
bleichen, gedrückten, unbeholfenen und vernachlässigten Erscheinung ist ein 
froher, auf sein Äusseres haltender, gewandter Mensch geworden, in dessen 
freudegeröteten Gesicht die etwas dicke Brille nicht einmal auffällig wirkt“. 


Wolff (51) hat bei Mannschaftsuntersuchungen die Fernrohrbrillen: 
weitgehend in Anwendung gebracht und ist sowohl bei Anisometropie als 
auch bei Trübungen der brechenden Medien, Augenhintergrundserkrankungen 
und Myopie zu sehr guten Ergebnissen gelangt. Die Grenze der Sehschärfe, 
bis zu welcher herab sich die Anwendung der Fernrohrbrille unter Umständen 
noch lohnt, wird von Wolff noch weiter gesteckt, als bisher. Er hat gute 
Erfolge bei einem Sehvermögen von Fingerzählen in 2 m, selbst darunter noch 
gehabt. Die Ergebnisse bei den einzelnen Fällen sind in Tabellen wieder- 
gegeben (im ganzen 41 Fälle). Die erzielte Steigerung der Sehschärfe ent- 
sprach etwa der bildvergrössernden Wirkung der Fernrohrbrille, übertrafen 
jedoch in einer Reihe von Fällen letztere wesentlich, wohl infolge der Un- 
genauigkeit unserer Sehproben. Die Korrektion der Myopie mit Fernrohr- 
brillen würde ermöglichen, dass die Patienten unter wesentlich bessere 
hygienische Verhältnisse gebracht werden könnten. W. führt ein Beispiel 
dafür an, dass unter Umständen auch die Kriegsverwendbarkeit dadurch be- 
einflusst werden könnte, in dem Sinne, dass auf diese Weise an Stelle 
Dienstuntauglichkeit eine Verwendung im Garnisondienst gelegentlich 
zu ermöglichen wäre. Diese Vorteile, welche die Gläser durch die Ver- 
besserung der Sehschärfe und die Erhöhung der Tiefenwahrnehmung bieten, 


]J* 


20 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


überwiegen den Nachteil der Einschränkung des Gesichtsfeldes, mit dem man 
die ersteren erkaufen muss. Mit Ausnutzung geringer Kopfdrehungen macht 
sich die Gesichtsfeldeinengung bis zu einer Annäherung von 5 m kaum be- 
merkbar. Auf der Jagd kämen die Fernrohrbriilen hauptsächlich für die- 
jenigen Jäger in Frage, welche nach dem Richtungsgefühl schiessen. Zielende 
Jäger sehen den schwarzen Kimmenrand mit einem zarten Halbschatten be- 
grenzt, das Korn weniger unscharf. 


Rönne (48) setzt seine Polemik gegen Boegehold fort und geht bei 
dieser Gelegenheit nochmals ausfihrlich auf den Wert der Zeissschen 
Katralgläser gegenüber den einfacheren Gläsern ein. Wenn man vom 
Preisunterschied absieht, so haben die achsensymmetrischen Katralgläser und 
diejenigen mit kleineren Astigmatismen einen Vorteil vor den Meniskengläsern, 
der mit der Refraktion des Glases zunimmt. Bei den gewöhnlich angewendeten 
Glasnummern ist dieser Vorteil aber so unbedeutend, dass er dem Brillen- 
träger nicht wahrnehmbar wird, und erst bei den höheren Werten bekommt 
er eine erkennbare Grösse. Findet sich dagegen ein stärkerer Scheitelastigma- 
tismus, so ändert sich das Verhältnis. Das Katralglas hat hier seinen grössten 
Fehler in derjenigen Achsenrichtung, welche für gewöhnlich horzontal wird, 
während dieser Meridian für die billigen Glasreihen gerade der beste ist. Alles 
in allem stehen nach Rönne die Vorteile der Katralgläser gegenüber den 
übrigen Gläsern in keinem Verhältnis zu dem hohen Preis. 


IX. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 
Ref.: Köllner. 


*52) Watscher: Lokalisation der durch vestibuläre Reizung in der 
Kernregion der Augenmuskelnerven hervorgerufenen Erregung. Gesellschait 
d. Ärzte. Wien 31. I. 19. Ref. Münchn. med. Wochenschr. Nr. 10 S. 281. 

*53) Kisch : Ein unbekannter Lidschlag und Tränenreflex. Pflügers 
Archiv. 173 S. 224, 

*54) Pichler: Simuliertes Schielen. Zeitschr. f.Augenheilk. Bd. 40 S. 157. 

*55) Pichler :Periphere Fazialislähmung durch Rotlauf. Klin. Monatshl. 
f. Augenheilk. 61. Bd. S. 653 siehe Ref. Nr. 16 

*56) Pichler: Fälle von akuter, rasch heilender beiderseitiger Abduzens- 
lähmung, wahrscheinlich durch Influenza bedingt. Zeitschr. f. Augenheilk. 
Bd. 40 S. 334. 

*57) Wodak: Zur Frage der auropalpebralen Reflexe. Deutsche medizin. 
Wochenschr. Nr. 9 S. 241. 

58) Zimmermann Fr.: Augenmuskellähmung bei progressiver Para- 
lyse. Dissertation Kiel. 


Bei kalorischer Reizung des Vestibularis bei aufrechter Hal- 
tung wird nach Gatscher (52) die eine Hälfte der Kernregion der Augen- 
muskeln, welche dem gereizten Ohr entspricht, durch Kältereiz, die andere 
Hälfte durch Wärmereiz in Erregung versetzt. 

Einen unbekannten Lidschlag-und Tränenreflex hat Kisch (53) 
beobachtet und folgendes gefunden (siehe auch den Bericht über das vorher- 
gehende Quartal): Bei mechanischer oder kalorischer Reizung der tieferen 
Partien des äusseren Gehörganges oder des Trommelfelles tritt beim Menschen 


IX. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 21 


normalerweise stets ein reflektorischer Lidschlag ein. Bei etwa 502 der Unter- 
suchten machte sich ausserdem eine reflektorische Tränensekretion bemerkbar, 
meist nur auf der gereizten Seite. Am empfindlichsten ist derjenige Teil des 
Trommelfelles, welcher dem Hammerstiel anliegt, und vom Gehörgang der 
hintere Teil seiner oberen Wand. Der Reflex fehlt bei normalen Personen 
(150 wurden untersucht) niemals, wohl aber bei pathologischen Prozessen des 
Nervensystems. Bei fehlendem Lidschlagreflex war eine Pupillenerweiterung 
als Folge der Reizung des Gehörganges oder Trommelfelles festzustellen, die 
mitunter von einer Erweiterung der Lidspalten und Vortreten der Bulbi be- 
gleitet war. 


Über diese in letzter Zeit wiederholt behandelten auropalpebralen 
Reflexe gibt Wodak(57)eine kurze zusammenfassende Übersicht. Man hat da- 
nach hauptsächlich 3 Arten des auropalpebralen Reflexes zu unterscheiden, nämlich 
1. den Kitzelreflex Fröschels, den eigentlichen auropalpebralen Reflex 
von Belinoff, Falta u. a. und den Ohrlidschlagreflex von Kisch. Das 
Gemeinsame aller dieser Formen ist, dass es sich immer um einen Lidschlag 
handelt, welcher vom äusseren Gehörgang oder vom Trommelfell ausgelöst 
wird. Sie unterscheiden sich voneinander nur durch die Art ihres Zustande- 
kommens. Bei dem Kitzelreflex Fröschels ist bei normalen Individuen 
durch Berührung der Gehörgangswände mit einer Wattesonde stets ein Blinzeln 
auslösbar. Der zentripetale Reflexbogenteil wird hier durch den Trigeminus 
gebildet. Bei dem Belinoff-Faltaschen Reflex wird das Blinzeln schein- 
bar durch akustische Reize ausgelöst. Das Phänomen könnte sich daher, 
wenn es zuverlässig wäre, zur Entlarvung von simulierter Taubheit als sehr 
wertvoll erweisen. Die Untersuchungen des Verfassers baben 'aber ergeben, 
dass diese Zuverlässigkeit nicht besteht. Wahrscheinlich wird der zentripetale 
Reflexbogen gar nicht vom Akustikus allein gebildet, sondern der Trigeminus 
spielt auch hier eine grosse Rolle. Der Reflex ist also dem Fröschelschen 
sehr verwandt. Der dritte von Kisch beschriebene Reflex stellt ebenfalls 
ein Trigeminus-Fazialisphänomen dar. Bei kalorischer Reizung des äusseren 
Gehörganges wird ein Lidschlag ausgelöst. Schon früber wusste man, dass 
bei Manipulationen an der binteren Gehörgangswand die Augen sich krampfhaft 
schliessen. Bei Hysterie, Geistesstörungen, traumatischer Neurose usw. findet 
sich nicht selten ein Überdauern des Reflexes (Anhalten des Lidschlusses 
mehr als 5 Sekunden), bei ohrpathologischen Fällen ist es häufig auf der 
kranken Seite schwächer oder fehlt. Ihn zur Entlarvung von Simulanten 
zu verwenden, ist sehr schwierig; denn da dabei die Hirnrinde beteiligt ist, ist 
Unbefangenheit für das Zustandekommen unbedingt erforderlich. 


Pichler (54) hat bei Soldaten eine Reihe von Fällen mitsimuliertem 
Schielen beobachtet, von denen er drei ausführlicher mitteilt. Sie sind 
untereinander etwas verschieden, gipfeln aber darin, dass durch starke Konvergenz 
Einwärtsschielen hervorgerufen sind, wobei gleichzeitig Pupillenverengerung 
und Akkommodationskampf, (skiaskopisch festgestellt) auftritt. Der eine 
Fall hat Ähnlichkeit mit den von Elschnig 1917 mitgeteilten Beobach- 
tungen über Konvergenzkampf. 


Eine 35 jährige Patientin Pichlers(56) bekam während einer Influenza- 
epidemie nach einer Halsentzündung eine doppelseitige Tenonitis mit gleich- 
zeitiger doppelseitiger Abduzensparese. Es war beträchtliche Druck- 
empfindlichkeit der Augiipfel vorhanden. Nach einigen Wochen trat voll- 


22 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


kommene Heilung ein. P. ist geneigt, auch in diesem Falle die Ursache der 
Abduzensparese in einer Kernerkrankung zu suchen. Ferner berichtet P. 
noch über einen zweiten Fall von doppelseitiger akuter, schnell heilender 
Abduzensparese bei einem 46jährigen Kollegen im Anschluss an rheumati- 
schen Tortikollis unter Fieber. Auch hier dürfte es sich wohl um eine 
Influenzainfektion handeln. 


X. Lider. 
Ref.: Schlippe. 


*59) v. Blaskovicz: Über Totalplastik des unteren Lides. Bildung einer 
hinteren Lidplatte durch Transplantation eines Tarsus und Bindehautstre:fens 
aus dem Oberlid. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. XL, S. 222. 

*60) Cramer: Ersatz der Unterlidbildung durch Hebung und Verlage- 
rung des Augenhöhleninhalts nach vorn. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. XL, S. 151. 

*61) Esser: Herstellung von behaarten Augenlidrändern, Klin. Monatsbl. 
1919. S. 202. 

*62. Hessberg: Über die operative Beseitigung des Ektropium des 
Unterlids im inneren Lidwinkel. Klin. Monatsbl. 1919. S. 84. 

*63) Liebermann: Zur Tarsoplastik nach v. Blaskovicz. Klin. Monatsbl. 
1918. S. 660. 


Hessberg (62) beschreibt ein neues operatives Verfahren zur 
Beseitigung des Ektropium des Unterlids im inneren Lidwinkel, 
das sich in drei Fällen gut bewährt hat. Man spaltet das Unterlid im Be- 
reich des Ektropiums in 2 Blätter, dann umschneidet man den inneren Lid- 
winkel bogenförmig ungefähr 2 mm vom Lidrand entfernt und bildet einen 
zungenförmigen Lappen aus dem Oberlid. Nach Drehung des Lappens wird 
er mit der Bindehaut und Lidkante vernäht. Die Methode eignet sich nur 
für Ektropium des inneren Lidwinkels. Sie schafft einen zum Tragen einer 
Prothese günstigen Bindehautsack und verbessert den kosmetischen Erfolg 
dadurch, dass das meist stark eingesunkene Oberlid gehoben wird. 


Liebermann (63) gibt einige Modifikationen an der von v.Blas- 
kovicz angegebenen Tarsoplastik bekannt. L. fixiert das Lid da- 
durch, dass er durch den Lidrand 3 Fäden hindurchlegt. Die 3 gleichlangen 
Fäden befestigt L. an einer besonders zu diesem Zweck an der Lidplatte 
angebrachten Klemmschraube. Ferner präpariert L. die Bindehaut nur 1 mm 
weit ab. Durch diesen abgelösten Streifen legt er drei doppelt armierte 
Fäden. Nach vollständiger Lösung der Bindehaut von dem Tarsus wird die 
Lidplatte vorübergehend gelockert und die Bindehaut im Gebiet der Über- 
gangsfalte abgelöst. Es folgt Abtrennung der Vorderfläche des Tarsus und 
Drehung des Knorpels. Die vorher durch die Bindehaut gelegten doppelt 
armierten Fäden werden durch den Tarsusrand und Lidrand gestochen und 
dann zusammengezogen. Durch diese Fadenführung wird verhindert, dass 
sich der Tarsus verschiebt. 


Cramer (60) ersetzt das durch eine Granatsplitterverletzung fehlende 
Unterlid dadurch, dass er die nach unten gezogene Bindehaut von der 
Narbe löste und in die neugeschaffene Wunde ein Öhrknorpelstück ein- 
pflanzte. In der 2. Sitzung wurde die mit dem Stützknorpel versehene 
Schleimbaut frei gemacht und durch Einpflanzung eines Schläfenlappens so 


X. Lider. 23 


gehoben, dass eine günstige Augenhöhle entstand. Da die eingelegte Prothese 
immer wieder herausfiel, musste nochmals eingegriffen werden. Cr. präparierte 
deshalb zuerst die vernarbte Haut des unteren Augenhöhlenrandes zurück, 
zog dann in die neue Wunde von hinten her durch Matratzennähte die Augen- 
höhlenweichteile nach vorne und vereinigte sie mit dem Unteraugenhöhlen- 
rand. Den Hautdefekt deckte er durch einen ziemlich dicken Thierschen 
Lappen. Zuletzt hob Cr. noch den etwas herabhängenden äusseren Lidwinkel. 
Die Heilung verlief ungestört. Der Dauererfolg war sehr schön. Es trat 
keine Schrunpfung ein und der Kranke konnte eine Prothese tragen. — 


Bei plastischen Operationen am Unterlid besonders nach Exstirpation 
von Epitheliomen ist die Wiederherstellung beider Lidplatten prinzipiell anzu- 
streben. Bei Verlusten des ganzen Unterlids lässt sich aus der noch erhal- 
tenen Ubergangsfalte eine verhältnismässig günstige hintere Lidplatte her- 
stellen. Schwieriger wird die Bildung der hinteren Lidplatte, wenn die Über- 
gangsfalte exstirpiert werden muss. Wie man dann noch ein günstiges 
Operationsergebnis dureh Totalplastik des Unterlids erhält, berichtet 
v. Blaskovicz (55). Bei der 67 jährigen Frau bestand am linken Unterlid 
ein grosses karzinomatöses Geschwür, das bis zum Lidrand und bis zur 
Übergangsfalte reichte. Im unteren Drittel der Kornea bestand ein ober- 
flächliches Kontaktgeschwür. Exstirpation des Tumors mit Entfernung eines 
4—5 mm breiten Hautstreifen und des Fornix. Im Anschluss daran senkte 
sich die äussere Lidhaut bogenförmig nach unten; sie wurde durch einen 
dreieckigen Ausschnitt wieder gehoben und eine vordere Lidplatte hergestellt. 
— Die hintere Lidplatte wurde durch einen 5 mm breiten Tarsusbindehaut- 
lappen gebildet; er umfasste die obere Übergangsfalte und fast die Hälfte 
des Tarsus. — Der transplantierte Streifen wurde zuerst an beiden Enden 
durch Sutur befestigt, dann die 2 Lidplatten durch Matratzennähte vereinigt. 
Heilung ungestört. Am 7. Tag Entfernung der Nähte. Das neue Lid steht 
etwas vom Auge ab, die untere Übergangsfalte ist etwas seichter, sonst 
günstig. — v. Bl. macht im Schlussteil der Arbeit noch einige Bemerkungen 
über die Art der Schnittführung zur Erlangung des Tarsus-Bindehautstreifens 
und über die Reihenfolge der Fixationsnäbte. 


Die Naht des durchrissenen unteren Tränenkanälchens 
glückte Stargardt in 2 Fällen. Er verfuhr dabei folgendermassen: die 
Wundränder wurden mit Vakzin-Novokainlösung umspritzt, dann wurden die 
Wundränder angefrischt und angepasst. In das ektropionierte Lid wurden 
3—4 Bindehautnähte gelegt. In die 2 Öffnungen des zerrissenen Tränen- 
kanälchens wurde ein Katgutfaden gesteckt und so gehalten, dass er nicht 
herausgleiten konnte. — Während des Knüpfens der Fäden wurde mit einer 
Pinzette das distale Ende des Tränenkanälchens über den Katgutfaden nasen- 
warts gestreift. Zum Schluss wurden die Hautnähte gelegt. Den aus dem 
Tränenpünktchen herausstehenden Teil des Katgutfadens schob St. in das 
Kanälchen. Der Verband blieb 5—6 Tage liegen. Die erste Sondierung 
wurde nach 3 Wochen vorgenommen, das Kanälchen war offen und blieb 
es auch, wie eine nach 8 Wochen vorgenommene Kontrolluntersuchung be- 
statigte. — 

Esser (61) beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von be- 
haarten Augenlidrändern. Er trennt zunächst den konjunktivalen 
und häutigen Teil des Lids durch Schnitt von 5—6 mm Tiefe. Dann macht 


24 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


er im unteren Drittel der Augenbraue einen Schnitt, der etwas länger wie 
der erste Schnitt ist. Der Wundrand des Brauenschnittes wird nach unten 
zu unterminiert. Die Naht wird folgendermassen gelegt: Die hautige Wund- 
lippe des Oberlides wird mit dem unteren Wundrand der Augenbraue ver- 
näht, aber so, dass sich die Wundflächen breit, flächenhaft berühren (Aus- 
stülpungsnähte). Ferner wird die konjunktivale Wundlippe des Lides mit 
dem oberen Augenbrauenwundrand über die vorher vereinigten Wundflachen 
vernäht. Auch hier ist für breiten Wundkontakt zu sorgen. Unter dieser 
doppelten Wand befindet sich also ein allseitig mit normaler Haut ausge- 
kleideter Hohlraum. — Nach Verheilung der Wunde und Entfernung der 
Nähte bleibt dieser Hohlraum noch etwa 4 Wochen unverändert bestehen. 
Dann durchtrennt man die Vorderwand des Hohlraumes, indem man etwas 
oberhalb der äusseren Verheilungsnarbe einsticht und den Schnitt so führt, 
dass er die innere Vernähungslinie trifft. Man erhält dann auf dem neuen 
Lidrand Haare, die aus der Augenbraue stammen. — Man klappt nun den 
Lidrand zurück. Die Wunde an der Braue und am Lidrand werden ge- 
schlossen. — Man kann auch eine 2. Schnittführung zur Eröffnung des 
Hohlraumes wählen, indem man die Vernarbungslinie der äusseren Decke 
durchschneidet und etwas oberhalb der inneren Verheilungslinie den Hohl- 
raum eröffnet, — Die Operation wurde 5 mal mit gutem Erfolg ausgeführt. 
Wegen lockerer Befestigung der transplantierten Haare ist eine vorsichtige 
Reinigung des neuen Haarbesatzes notwendig. — 


XI. Tränenorgane, 
Ref.: Schlippe. 


*64) Bogendörfer: Über die Beziehungen der Tränenwege zur Nase. 
Dissert. Würzburg 1918. 

*65) Ebert: Über einen Fall von Lymphosarkom mit Metastasen, rechts 
in der Tränendrüse, links in der Orbita. Dissert. Heidelberg 1917. 

*66) Hermann: Zur Behandlung der Tränensackeiterung bei Kiefer- 
verletzten mit der Westschen Operation. Klın. Monatsbl. 1919. S. 88. 

*67) Polyák: Die Heilung der Tuberkulose des Tränensacks auf intra- 
nasalem Wege. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. XL, S. 181. 

*68) Stargardt: Naht des durchrissenen unteren Tränenkanälchens. 
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. XL, S. 320. 


Ebert (65) berichtet über einen Fall von Lymphosarkom mit 
Metastasen. Der walnussgrosse Tumor sass links an der medialen Orbital- 
wand und erstreckte sich ziemlich weit nach hinten. Die Kapsel des Tumors 
war zum Teil mit den Muskeln verwachsen. Exstirpation unter Lokal- und 
Leitungsanästhesie. Der Triinendriisentumor war walnussgross, Exstirpation, 
glatte Heilung. Die mikroskopische Untersuchung der 2 Tumoren und eines 
Knotens, der sich am Thorax gebildet hatte, bestätigten die klinisch gestellte 
Diagnose Die Ausgangsstelle des Tumors ist nicht die Tränendrüse, dafür 
spricht das Befallensein anderer Organe, wie Milz und Drüsen im Mediasti- 
num. Es handelte sich, wie meistens in diesen Fällen, um eine Metastase. 


Bogendörfer (64) gibt in seiner Dissertation einen Überblick über 
die verschiedenen in der Nase gelegenen ursächlichen Erkran- 


XI. Tränenorgane. 25 


kungen der tränenableitenden Organe unter Berücksichtigung der 
rhinochirurgischen Behandlungsinethoden. Er zeigt, dass angeborene und 
erworbene Knochenanomalien. Veränderungen der Weichteile, hyper- und 
atrophische Zustände der Schleimhaut Verletzungen und Neubildungen in 
der Nase indirekt eine Erkrankung der tränenabführenden Wege hervorrufen 
können. Eine viel grössere Bedeutung haben natürlich die Nasen- und 
Nebenhöhlenaffektionen infektiös entzündlicher Art, die durch Übergreifen 
auf die Tränensackschleimhaut unangenehmer und schwerer zu beeinflussen 
sind. Die Erkenntnis, dass die Tränensackerkrankungen meist nasalen Ur- 
eprungs sind, verlangt vor allem die Nasenbehandlung. B. stellt fest, dass 
auch von ophthalmologischer Seite immer mehr auf endonasale Behandlung 
hingewiesen wird. Er beschreibt die verschiedensten Operationsmethoden 
unter besonderer Berücksichtigung derjenigen von West, Toti und Polyak. 

Hermann (69) betont den grossen Vorteil, welchen die Westsche 
Operation der Tränensackeiterung auch bei Kieferverletzten 
hat, im Gegensatz zu der jetzt fast allgemein noch üblichen Entfernung des 
Tränensacks. 

Bei den Augenärzten gilt als Regel, tuberkulöse Tranensiicke zu exstir- 
pieren. Polyak (67) erstattet noch einmal Bericht über die von ihm geübte 
intranasale Behandlung der Tuberkulose des Tränensacks, 
Vor alleın ist eine Behandlung der Nasenschleimhauttuberkulose durch aus- 
dauernde chirurgische Behandlung notwendig, wodurch sie geheilt werden 
kann, besonders dann, wenn die Rezidive sofort wieder behandelt werden. 
Die tuberkulösen Tränensackerkrankungen kann man meist von der Nase, 
bei geschwürig fistulöser Affektion der äusseren Haut natürlich auch von 
aussen her beeinflussen, muss aber nach Verf. auf Kelloidnarben und 
sekundäres Narbenektropium gefasst sein. Die Technik der intranasalen 
Dakryokystostomie ist folgende: Anästhesie der Nasenschleimhaut und des 
Tränensacks durch Einspritzen von 20°/o Kokain + Tonogen, subperiostale 
Infiltration mit 2°/o Novokain — Tonogen. Ist die Nase affiziert: gründ- 
liche chirurgische Behandlung. Bei gesunder Nase wird zuerst ein grosser 
Schleimhautperiostlappen und durch Meissel ein zehnpfennigstückgrosses 
Knochenfenster gebildet, letzteres durch Beseitigung des knöchernen Bodens 
der Fossa lacrimalis, des inneren Orbitalrandes, durch Eröffnung der vor- 
deren Siebbeinzellen und Resektion des vorderen Endes der mittleren 
Muschel. Dann wird die nasale Wand des Sackes vollständig abge- 
tragen, die faziale Wand mit einer Kurette gereinigt. Lochbildungen 
zwischen äusserer Haut und Nase heilen gut. Die Nachbehandlung besteht 
in Tamponade der Nase mit Jodoformgaze 5 Tage lang. Äusserlich Druck- 
verband, nach Stehen der Blutung 1°/o Pyrogallussallenverband. Nach 
Vernarbung Bestrahlung der Haut mit Quarzlampe. Äussere und innere 
Rezidive verlangen gründliche chirurgische Behandlung unter Unterstützung 
durch Pyrogallusselle und Quarzlicht. Statgtisch ist zu erwähnen, dass unter 
400 Tränensackerkrankungen T.-B. im ganzen 64 mal beobachtet wurde, 
mit Beteiligung der Nase in 31 Fällen. — Die Operationsresultate sind an- 
fänglich überraschend, Rezidive kommen vor, verschwinden aber bei regel- 
massiger Behandlung. Die Dauerresultate sind gut; 23 kontrollierte Fälle 
waren alle geheilt, dabei lag die Zeit seit der Operation über 5 Monate 
zurück. Als Heilung bezeichnet Verf. zuerst einmal die definitive narbige 
Zuheilung und das Aufhören der Eiterung. Die physiologische Tränenab- 


26 Bericht über die leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde, 


leitung und die Sondierbarkeit war unter den 23 Fällen sehr günstig; nur 
3 mal wurde über Epiphora geklagt, 4 Fälle verspürten bei windigem Wetter 
Tränen. Im Schlussteil der Arbeit vergleicht P. die Art und Erfolge seiner 
Operationsmethode mit denen von Toti und Hötte und kommt zu dem 
Resultat, dass mit Rücksicht auf die günstigen Heilungserfolge und die ge- 
ringen Störungen der Funktion die endonasale Operation entschieden jeder 
anderen Operation vorzuziehen ist. Zu diesem Ergebnis kommen auch 
Ophthalmologen (Frieberg, Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 37, Heft 1—6). 
Die kommende Generation Augenärzte muss unbedingt auch rhinologisch aus- 
gebildet werden. 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. 
Ref. Schlippe. 


*69) Blohmke: Zur Behandlung der Orbitalphlegmonen. Verein f. wissen- 
schaftl. Heilkunde. Königsberg i. Pr. Deutsche med. Wecheuschr. 1919 S. 367. 

*70) Fränkel: Über Erkrankungen der Nasennebenhöhlen bei Influenza. 
Deutsche med. Wochenschr. 1919 S. 89. 

*71) Hoffmann und Maertens: Pseudotumoren der Orbita. Aus: Bericht 
der Augenheilanstalt in Braunschweig über ihre Tätigkeit in den ersten zehn Jahren 
ihres Bestehens. j 

*72) Nelissen und Weve: Gumma der Highmorhöhle und der Augen- 
höhle. Klin. Monatsbl. 1919 S. 280. 

*73) Stenger: Die endonasale Behandlung von Augenerkrankungen. 
Mediz. Klinik 1919 S. 251. 

*74) Zade: Beitrag zur Kenntnis des Exophthalmus bei Nebenhöhlen- 
erkrankung. Zeitschr. f. Augenbeilk. Bd. XL. S. 154. 

*75) Zeemann: Varicocele orbitae. Klin. Monatsbl. 1919 S. 280. 


Durch endonasale konservative resp. operative Behandlung der 
Siebbeinzellen gelingt meist überraschend schnell nach Blohmke (69) 
die Beseitigung der Augenerscheinungen der sog. rhinogenen Orbital- 
phlegmonen. Nur in vorgeschrittenen Fällen, bei denen der Knochen 
stärker affiziert ist und sich ein Abszess nach der Orbita zu gebildet hat, 
ist die extranasale operative Behandlung nötig. — In der Diskussion erwähnt 
Birch-Hirschfeld, dass es sich bei den Fällen von Blohmke mehr um Perio- 
stitis mit Ödem bei Sinusitis und nicht um Orbitalphlegmonen gehandelt 
haben möchte. B.-H. tritt erneut für die scharfe Trennung dieser Krankheits- 
bilder ein. Die Sinusitis führt oft zum subperiostalen Abszess, der erst durch 
augenärztlichen operativen Eingriff zur Ausbeilung kommt. Auf alle Fälle 
verlangt die Erkrankung genaue Überwachung durch einen Augenarzt. — 


Die „mangelnde Ventilation der Nase“ nicht die eigentliche 
Erkrankung der Nebenhöblen ist nach Stenger (73) die Hauptursache 
für die retrobulbäre Neuritis. Sie ist bedingt durch Verlagerung des 
Nasenganges durch Septumdeviation, durch vergrösserte mittlere Muschel und 
endlich durch stark ausgebildete Bullae ethmoid. Guter Erfolg der Sehner- 
venerkrankung durch operative Behandlung in 18 Fällen. Bei Augenerkran- 
kungen, die mehrere Monate bestehen, ist eine endonasale Behandlung aus- 
sichtslos. 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. 27 


Eine Varicocele der Orbita machte, wie Zeemann (75) berichtet, 
bei einem jungen Gärtner besonders beim Bücken starke Beschwerden. Für 
gewöhnlich war die rechte Lidspalte etwas enger, beim Fixieren wurde sie 
weiter wie die linke. Beide Augen standen gleich hoch, rechts bestand leichter 
Enophtalmus. Das rechte Auge war äusserlich und innerlich normal; der 
einzige Befund bestand darin, dass die rechte Pupille etwas weiter war wie 
die linke. Bückte sich der Kranke, so trat starker Exophthalmus auf, der 
sich nach Aufrichten wieder verlor. — Bei der Palpation während des 
Exophthalmus fühlte man einen langsam zu überwindenden Widerstand. 
Bei Erörterung der Ätiologie bespricht Verfasser die von Birch-Hirschfeld 
aufgestellte Theorie, der er nicht ganz beistimmen kann. — 


Die 42 jährige Patientin von Nelissen und Wewe (74) litt an einem 
Gumma der Highmor- und Augenhöhle. Sie hatte anfänglich starke 
Zahnschmerzen, dann unerträgliche Kopfschmerzen. Gleichzeitig hatte sie 
Flimmern vor dem linken Auge, besonders beim Lesen. Als nach einigen 
Wochen die Schmerzen nachliessen, trat ganz plötzlich beträchtliche Exoph- 
thalmus mit Chemosis umd Beweglichkeitsbeschränkung nach allen Seiten auf. 
Pupillen und Augenhintergrund normal. Die linke Oberkieferhöhle liess sich 
nicht durchleuchten, bei ihrer Eröffnung entleerte sich nur etwas Blut, kein 
Eiter. — Die Freilegung des Orbitalbodens und Untersuchung der Ethmoidal- 
zellen ergab normalen Befund. Die Sehschärfe sank auf !/,,. Da durch die 
Verstärkung des Schattens auf der Röntgenplatte der Verdacht auf Tumor 
im Oberkiefer verstärkt wurde, wurden 1 mal therapeutisch Röntgenstrahlen 
angewendet. — Später konnte auf der Platte Heilung festgestellt werden. 
Die Diagnose wurde gestützt auf die anatomische Untersuchung eines Ge- 
webestückchens und ferner auf die gute Wirkung der Jod-Therapie. Die 
einmalige Röntgenbestrahlung kann wohl nicht in Betracht kommen. — 


Die Erkrankungen der Nasennebenhöhlen bei Influenza sind 
nach den Untersuchungen von Frankel (70) sehr häufig (75°/,) Am 
meisten erkrankt die Keilbeinhöhle, am seltensten die Stirnhöhle. Es handelt 
sich vor allem um hämorrhogisch exsudative Veränderungen; oft wurden 
eitrige, selten seröse oder schleimige Ergüsse festgestellt. Am augenfälligsten 
ist das starke Ödem der Schleimhaut. Bakteriologisch wurden Influenza- 
Bazillen meist mit einer anderen Bakterienart zusammen nachgewiesen. Be- 
sonders waren pyogene Streptokokken mit ihm vereinigt. Zum Nachweis der 
Bazillen diente vor allem der Lewinthalsche Agar. Der Zeitpunkt der Er- 
krankung der Nebenhöhlen kann nicht genau angegeben werden. Sie können 
schon in den ersten Tagen erkranken, andererseits aber bis zum Tod intakt 
bleiben. Die Erkrankung hängt sicher mit der Influenz zusammen. Das 
beweist der bakteriologische und pathologische Befund. Sicher ist, dass unter 
den bei uns heimischen Infektionskrankheiten die Influenza entschieden am 
meisten zu einer Erkrankung der Nebenhöhle der Nase Anlass gibt. Be- 
sondere Symptome, die auf eine Beteiligung der Nebenhöhlen hinwiesen, wurden 
nicht wahrgenommen. — 


Zade (74) berichtet über einen Fall von Exophthalmus bei 
Nebenhöhlenerkrankung. Der Kranke kam mit starkem Exophthalmus 
und Lidödem in die Behandlung. Am Auge fand sich ein ganz kleines 
relatives Skotom dicht unterhalb des blinden Fleckes, Herabsetzung der Seh- 
schärfe 5/,,, Doppelbilder, letztere bedingt durch die Protrusio. Der Spiegel- 


28 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


befund war normal. Da die Erkrankung mit Schnupfen begann, wurde an 
eine Nebenhöhlenerkrankung gedacht. Die Nasen-, Röntgen- und Allgemein- 
untersuchung hatte aber ein negatives Ergebnis. Wassermann negativ. Auf 
Jodkali ging der Exophthalmus rasch zurück und die Augensymptome besserten 
sich. Nach 6 Wochen trat plötzlich Temperatursteigerung septischen Charakters 
auf. Es fand sich jetzt eine Veränderung in der Nase, die zuerst den Ver- 
dacht auf Sarkom erregte, doch stellte es sich heraus, dass eine Mukocele 
des Siebheins vorlag. Durch operative Behandlung fast augenblicklicher Rückgang 
der Augenerscheinungen. 


Zwei interessante und praktisch wichtige Beobachtungen von Pseudo- 
tumoren der Orbita sind im Bericht der Augenheilanstalt in Braun- 
schweig über die ersten zehn Jahre ihres Bestehens von Hoffmann und 
Martens (71) veröffentlicht. In dem ersten Falle, der nach dem Exitus 
an septischer, interkurrenter Endokartitis zur Sektion kam, wurde histologisch 
eine infiltrative, durch ihre knötchenförmige Anordnung und durch Auftreten 
von epitheloiden und Riesenzellen an Tuberkulose erinnernde Entzündung 
festgestellt, aber ohne dass Verkäsung oder Tuberkelbazillen gefunden wurden. 
In zweiten Fall war das Neoplasma durch herdweises Auftreten von lymphoiden 
Zellen vorgetäuscht, die oft zu regelrechten Lymphfollikeln zusammenflossen 
und in grösserer Ausdehnung Muskeln und Fettgewebe der Orbita in Zügen 
durchsetzten. In beiden Fällen handeltees sich um sonst völlig gesunde, insbeson- 
dere weder tuberkulöse noch syphilitische Individuen und war der Sitz der 
Geschwulst der obere innere Orbitalrand. Da diese seltenen chronisch-infil- 
trativen Entzündungen der Orbita alle Symptome einer echten Neubildung, 
z. B. Verdrängung und Vortreibung des Bulbus, Doppelbilder machen, so solle 
man, um sich nicht zu mindestens entstelienden Operationen verleiten zu 
lassen, in allen Fällen von retrobulbärer Geschwulstbildung an sie denken 
und nach eingehender Allgemeinuntersuchung zunächst eine Quecksilber-, 
Tuberkulin- oder Arsenkur einleiten, zumal selbst bösartige Tumoren dieser 
Gegend langsam zu wachsen pflegen. Filbry. 


XIII. Bindehaut. 
Ref.: Horovitz. 


*76) Bayer und v. Herrenschwand: Über die durch Bakterien aus der 
Gruppe des Bacillus pseudotuberculosis rodentium hervorgerufene Binde- 
hantentziindung (Parinaudsche Konjunktivitis). v. Graefes Arch. f. Opbthalm. 
Bd. 98, S. 342. 

*77) Friedländer: Die in der Heidelberger Augenklinik vom 1. Januar 
1913 bis 1. Juli 1918 behandelten Trachomfälle. Dissert. Heidelberg 1918. 

*78) Jickeli: Beitrag zur Behandlung der Ophthalmoblennorrhoe mit 
parenteralen Milchinjektionen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62, S. 90. 

*79) Kleinert: Ein Fall von epibulbärem Chromatuphorom. Dissert. Bonn. 

*80) v. Liebermann: Uber die Behandlung der Ophthalmoblennorrhoe 
mit Milchinjektionen. Wien. med. Wochenschr. 1918. Nr. 33. (Ref. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 61, S. 703) 

*81) Löwenstein: Derzeitiger Stand der Trachomätiologie. Verein deut- 
scher Ärzte in Prag. 21. Febr. 1919. (Ref. Münch. med. Wochenschr. Nr. 14.) 


XIII. Bindehaut. 29 


*82) Pichler: Erfahrungen über die Koch-Weeks-Konjunktivitis im 
Kriege, mit einem Anhang über Diplobazilluskatarrh. Zeitschr. f. Augenheilk. 
Bd. 40, S. 337. 

*83) P. v. Szily und Stransky: Abortive Chemotheraphie akuter Oph- 
thalmoblennorrhoen. Münch. med. Wochenschr. Nr. 2, S. 41. 


Jickeli (78) hat bei rund 25 Fällen den Wert der Behandlung 
derOphthalmoblennorrhoe mit parenteralen Milchinjektionen 
erprobt. Es handelte sich um sonst gesunde Soldaten zwischen 20 und 
35 Jahren mit ein- oder doppelseitiger Blennorrhoe bei positivem Gonokokken- 
befund. Jeder Fall wurde ohne Rücksicht auf die angewandte Milchtherapie 
nach der üblichen Methode (Spülungen, Überschläge, Protargol usw.) lokal 
sorgfältig behandelt. Unter Abänderung eines zuerst angewandten Verfahrens 
wurde schliesslich als zweckmässig folgende Methode gewählt: Frische Milch 
wurde 3 Minuten gekocht; dem Kranken wurden davon 10 ccm intragluteal 
injiziert, am nächsten Tage in gleicher Weise dieselbe Dosis, in vereinzelten 
Fällen am dritten Tage noch einmal die gleiche Menge in den Oberschenkel. 
— Aus seinen günstigen Erfahrungen folgert J., dass von allen durch par- 
enterale Milchinjektionen beeinflussbaren Augenerkrankungen die Ophthalmo- 
blennorrhoe an erster Stelle steht, dass die auffallenden Erfolge die Anwen- 
dung der Milchinjektionen neben der Lokalbehandlung zur Pflicht machen. 
Auch gonorrhoische Iritiden, gonorrhoische Gelenkerkrankungen, ferner über- 
haupt Iritiden, Chorioiditiden, Hornhautulzera versprechen günstige Heil- 
erfolge, wenngleich bei diesen ein milderes Vorgehen mit kleineren Dosen 
angezeigt ist. Vielleicht haben wir in der Typhusbazillenemulsion von Szily 
und Sternberg mit den kleinen subkutanen Dosen ('/z—1 ccm), der Ab- 
wesenheit von Eitererregern und mit der starken Allgemeinreaktion sowie 
Herdreaktion schon ein Präparat, das aus dem Bedürfnis entstanden ist, die 
bisherigen Nachteile und Gefahren der intramuskulären Milchinjektion (grosse 
Menge, nicht völlige Keimfreiheit, Fettemulsion, daher starke Lokalreaktion, 
Gefahr der Abszessbildung und Fettembolie) auszuschliessen, dabei aber die 
volle Wirksamkeit von durch Kochen und Sterilisation nicht verändertem 
und abgestumpftem körperfremden Eiweiss beizubehalten. — 


Auch v. Liebermann (80) hat mit der Behandlung der Oph- 
thalmoblennorrhoe mit Milchinjektionen gute Erfolge erzielt und 
fasst seinen Eindruck folgendermassen zusammen: „Dass wir erst mit Hiffe 
dieses Verfahrens in den Stand gekommen sind, die Gonorrhoe des Auges mit an 
Bestimmtheit grenzender Wahrscheinlichkeit ohne dauernden Schaden des 
Auges und des Sehvermögens und in durchweg kurzer Zeit zu heilen, und 
ferner die Kranken in kürzester Zeit infektionsfrei zu machen.“ Schon nach 
einer Injektion hört zumeist die Sekretion auf und ist der Gonokokkenbefund 
negativ (kann allerdings die Sekretion bis zu einer Woche überdauern). 
Hornhauterkrankungen kommen bei dieser Behandlung nur selten vor, während 
beginnende aufgehalten werden. Auch v. L: wendet nebenbei die übliche 
Lokalbehandlung an. — Die Milch wird erst aufgekocht, dann 30 Minuten 
bei 100° im Wasserbad sterilisiert, und dann werden 5—10 ccm subkutan 
injiziert. 

Die von v. Szily und Stransky (83) angewandte Methode der un- 
spezifischen abortiven Chemotherapie akuter Ophthalmoblen- 


30 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


norrhoen durch 30°Joiges Kochsalz + 1°/oige Chlorkalziumlösung könnte 
auf den verschiedenen Gebieten, auf denen bisher Proteine, speziell Milch, 
verwendet wurden, erprobt werden. Die Verfasser berichten über 18 behan- 
delte schwere Fälle von Augenblennorrhoe, von denen 5 Fälle (mit 8 Augen) 
ausgesprochen abortiv verliefen, während 12 Fülle auffallend gutartig und 
schnell ausheilten. (Bei einem Kranken der übliche protrahierte Verlauf.) 
Nebenbei wurde die übliche konservative Behandlung angewandt. 5—8 cem 
der Lösung (Natrium chlorat. 30,0, Calcium chlorat. 1,0, Aq. dest. 100,0) 
werden an vier aufeinander folgenden Tagen am besten nach folgenden 
Schema injiziert: am 1. Tag Injektion von 8 ccm intramuskulär in eine 
Hinterbacke, am 2. Tag desgleichen 8 ccm in die andere; am 3. Tag 5 ccm 
subkutan in der Mamillargegen der einen Seite, am 4. Tag ebenfalls 5 ccm 
in der gleichen Gegend der anderen Seite. — Fieber trat nie auf. Bei 
36 Intra-nates-Injektionen an den 18 Kranken entstand 5 mal Infiltration 
des Glutäalmuskels, während 30 subkutane Injektionen (bis auf eine mässige 
Infiltration) reaktionslos verliefen. Auffallenderweise gehörten 4 von den 
5 Fällen mit Glutäalinfiltration zu den abortiv verlaufenden. 

Pichler (82), der im ganzen rund 180 Fälle von Koch-Weeks- 
Konjunktivitis beobachtet hat, glaubt, dass bei dieser Erkrankung Bazillen- 
träger eine wichtige Rolle spielen. In einzelnen Gegenden Ungarns scheint 
der Bazillus stark verbreitet zu sein (cf. 1918 Referat Nr. 535). In den 
ausgesprochenen Krankheitsbildern trat die starke Mitbeteiligung der Bulbus- 
oberfläche hervor, oft unter Auftreten von Blutungen. P. hat im Gegensatz 
zu Elschnig, der darauf hinweist, dass besonders der obere Augapfelum- 
fang befallen wird, einige Fülle gesehen, in welchen vor allem das Unterlid 
und der untere Abschnitt des Augapfels ergriffen waren. — In 2 Fällen 
bestand gleichzeitig Conjunctivitis vernalis. — Während P. eine Verbindung 
von echtem Trachom mit Koch-Weeks-Katarrh nicht oft fand, fiel ihm 
(wie früber schon Elschnig und Valettas) das häufige Zusammentreffen 
mit Ekzem des Gesichts (Mund, Nase) und Phlyktaenen am Hornhaut- 
rande auf. 

Der Bacillus pseudotuberculosis rodentium kann, wie Bayer 
und v. Herrenschwand (76) ausführen, ein der Parinaudschen Kon- 
junktivitis ähnliches Krankheitsbild hervorrufen; und wahrscheinlich sind 
die von Parinaud beschriebenen Fälle auf gleiche Weise entstanden. Mit 
dem infektiösen Virus des ersten Patienten gelang es (zufällig spritzte einem 
der Verfasser infolge Versagens der Injektionsspritze Quetschsaft aus der 
Milz eines an der Impfung mit dem isolierten Bakterium mit den typischen 
Veränderungen eingegangenen Meerschweinchens in das rechte Auge, im 
zweiten Falle das Bild der Parinaudschen Konjunktivitis hervorzurufen. 
Die Parinaudsche Ansicht von dem tierischen Ursprung der Erkrankung 
bestätigt sich insofern, als die Übertragung durch kranke Nagetiere (Ratten, 
Mäuse, Kaninchen etc.) erfolgt. — Wenn auch Parinaudsche Konjunkti- 
vitis und Tuberkulose der Bindehaut gelegentlich vorübergehend ähnliche 
Bilder darbieten mögen, so müssen die beiden Erkrankungen doch streng 
getrennt werden. Die Parinaudsche Konjunktivitis ist eine akute Affektion, 
die in der Bindehaut in einigen Wochen ausheilt und nur durch Drüsen- 
komplikationen in der Heilung verzögert werden kann, während die Tuber- 
kulose der Bindehaut ausgesprochen chronisch verläuft und sich über Monate 
und sogar Jahre hinziehen kann. Parinaud spricht von fleischigen Granu- 





XIV. Hornhaut und Lederhaut. 31 


lationen, die bis stecknadelkopfgross werden können, während bei der Tuber- 
kulose hahnenkammartige Wucherungen vorkommen, 


Bezüglich des derzeitigen Standes der Trachomätiologie 
führt Löwenstein (81) aus, dass das Trachom zur Gruppe der Epitheliosen 
gehört, zu denen wir sonst noch zählen die Epitheliosis desquamativa 
(Südsee), die Berliner Schwimmbadkonjunktivitis und die klinisch wichtige 
Einschlussblennorrhoe der Neugeborenen. Die weder klinisch noch nach dem 
Abstrichbefund zu unterscheidenden 4 Erkrankungen der Konjunktiva sind 
nahe verwandt. — Im Formenreichtum des Pravazschen Virus finden wir 
neben den typischen Kappen mit Giemsa blaue Körner, Ringe, Sicheln, 
Tépnchen (auch als freie Initialformen vorkommend), ferner feinste rötliche 
Körner (Elementarkörperchen). Wahrscheinlich kommen alle diese Formen 
des polymorphkernigen Trachomvirus für die Vermittlung der Infektion in 
Betracht. — 

art 


Als Fortsetzung der statistischen Veröffentlichung von Nagel (in einer . 
Dissertation 1913) berichtet Friedlander (77) über die in der Heidel- 
berger Augenklinik vom 1. Jan. 1913 bis 1. Juli 1918 behan- 
delten Trachomfälle. Aus der vergleichenden Statistik ergibt sich, dass 
— in der Heidelberger Gegend — der Krieg keine stärkere Verbreitung des 
Trachoms zur Folge gehabt hat. — 


Der Fall von epibulbärem Chromatophorom, den Kleinert (79) 
bringt, betrifft eine 60 Jährige Patientin, bei welcher sich noch in der Karunkel- 
gegend des gleichen Auges und am unteren Lidrand des andern Auges je 
ein Naevus pigmentosus fand. Die bekannte Bösartigkeit des Chromato- 
phoroms (nach Ribbert sind die Naevuszellen mit den Chromatophoren 
identisch und bilden die Melanome der verschiedenen Körperstellen eine 
einheitliche Gruppe; die in den angeborenen Naevis und in den Pigment- 
flecken der Konjunktiva stets reichlich vorhandenen Chromatophoren sind 
nach R. die eigentlich geschwulstbildenden Elemente, aus denen das Melanom 
oder Chromatophorom hervorgeht) zeigte sich auch im vorliegenden Falle 
insofern, ala nach der Enukleation des Augapfels infolge einer frühzeitigen 
Aussaat von Geschwulstkeimen in die Umgebung des Tumors ein Rezidiv 
in der Orbita auftrat, das etwa 1 Jahr nach der Enukleation die Exenteratio 
orbitae notwendig machte. Die anatomische Untersuchung zeigte, dass ein 
echter Limbustumor vorlag, der am Hornhautrande, dem er gestielt aufsass, 
seinen Ausgang genommen hatte, ohne die geringste Neigung zu zeigen, in 
die Sklera oder Kornea hineinzuwachsen. 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. 
Ref.: Horovitz. 

*84) Arps: Über Rosacea-Keratitis und Konjunktivitis. Dissertation 
Kiel 1914. 

*85) Ascher: Keratoplastik. Verein deutsch. Ärzte in Prag. 6. Dez. 1918. 
(Ref. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 6.) 

*36) Dubois: Die Behandlung des Ulcus cum hypopyo mit Optochin. 
hydrochloric. Niederländ. Ophthalmolog. Gesellsch. 15. Dez. 1918. (Ref. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62, S. 121.) 


32 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


87) Hess: Über Arcus senilis, virilis und juvenilis. Ärztl. Verein Ham- 
burg. 1. Okt. 1918 (vgl. 4. Quartal 1918. Nr. 490.) 

*88) Löwenstein: Über einen Fall von knötchenförmiger Hornhaut- 
trübung (Groenouw) und dessen Reaktion auf parenterale Eiweissresorption. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 61, S. 636. 

*89) Derselbe: Neues operatives Verfahren der partiellen Hornhaut- 
staphylome. Verein deutscher Ärzte in Prag. 21. Febr. 1919. (Ref. Münch. med 
Wochenschr. Nr. 14.) 

*90) Müller: Transplantation der Hornhaut. Gesellsch. d. Ärzte in Wien. 
24. Jan. 1919. 

*91) Pichler: Spindelfiguren in kranken Hornhäuten. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 62, S. 188. 

*92) Plocher: Ein Beitrag zur Dehiszenz der Sklera bei hoher Myopie. 
Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk. Bd. 62, S. 94. 

*93) Schoute: Gürtelförmige Hornhauttrübungen. Zeitschr. f. Augen- 
heilk. Bd. 40, S. 167. 

*94) Schründer: Ein Fall von tiefer bandförmiger melanotischer Trübung 
beider Hornhäute. Graefes Arch. Bd. 98, S. 117. 

*95) Strebel: Über den klinischen Nachweis der Nervenfasern in der 
Hornhaut und seine praktische Bedeutung. Korrespondenzbl. f. Schweiz. Ärzte. 
1918. Nr. 43. (Ref. Münch. med. Wochenschr. Nr. 1.) 

*96) Szymanowski: Beiträge zur Pathologie der Skleritis. Klin. Mo- 
natsbl. f. Augenheilk. Bd. 62, S. 21. 

*97) Wessely: Seltenere Hornhauterkrankungen (Demonstration). Würz- 
burger Ärzteabend. 7. Jan. 1919. a) Gasschädigung der Hornhaut. 

*98) Derselbe: Seltenere Hornhauterkrankungen (Demonstration). Würz- 
burger Ärzteabend. 7. Jan. 1919. b) Keratitis bullosa. vom Endothel aus 
bedingt. 

*99) Derselbe: Seltenere Hornhauterkrankungen (Demonstrationen). 
Würzburger Arzteabend. 7. Jan. 1919. c) Beziehungen zwischen Papillom 
und Karzinom des Limbus corneae. 


Strebel (95) beschreibt den Verlauf der Nervenfasern der 
Hornhaut, wie er mit der Hartnacklupe bei seitlicher Beleuchtung ‘mit 
Nernstlampe zu erkennen ist. Eine weitere Klärung von Hornhauterkran- 
kungen, die sich der Lymphscheiden der Nervenfasern als Ausbreitungsweg 
bedienen, ist durch genaue Untersuchung des Faserverlaufs zu erwarten. 


Arps (84) berichtet in seiner Dissertation über 9 Fälle von Rosacea- 
Keratitisund Konjunktivitis. Im Gegensatz zu früheren Beobachtungen 
(z. B. fand Capauner Rosacea corneae nur bei Frauen, von 21 Fällen 
Erdmanns waren 18 Frauen) überwiegt das männliche Geschlecht. Die 
Rosacea befiel zumeist nur ein Auge, in 2 Fällen waren beide Augen erkrankt. 
Deutlich war das Auftreten in der warmen Jahreszeit, besonders in der 
Übergangszeit, und das zeitliche Zusammentreffen der Augenaffektion mit der 
Rosacea. Am Auge selbst fand sich zumeist ein schuppender Ausschlag, 
oft sogar mit gelben Schuppen bedeckte rote Papeln der Lidränder mit 
starker Konjunktivitis. In der Sklera fanden sich in einzelnen Fällen nahe 
am Limbus kleine flache Erhebungen mit starker Gefässbildung, während 
die von Blanke und Erdmann beschriebenen multiplen sandkornartigen 
Randphlyktaenen in keinem der Fälle gefunden wurden. In allen Fällen 





XIV. Hornhaut und Lederhaut. 33 


bestanden die Hornhautveränderungen aus stecknadelkopfgrossen, grauen In- 
filtraten, in deren Umgebung das Parenchym in der Oberfläche oft feine 
Trübung zeigte. Die seltener beobachteten tiefen Infiltrate waren weissgrau 
bis gelb, in ihrer Umgebung war die Kornea bis in die Tiefe getrübt. Ihr 
Sitz war dicht am Limbus, nur in einem Falle fast zentral. In der Regel 
verschwanden die Infiltrate nach mehreren Wochen unter Zurücklassung 
einer Trübung; eitrige Einschmelzung wurde nicht beobachtet. Der Sitz der 
Hornhauterkrankung war grösstenteils der untere äussere Quadrant. Die 
Mitbet iligung der Conjunctiva tarsi et bulbi sowie der Iris war gering. 
Die Behandlung muss sich gegen die Rosacea selbst richten (Salbenbehand- 
lung mit innerlicher Darreichung von Ichtyol sowie Hefe, Behandlung mit 
ultravioletten Strahlen), da die rein symptomatische Behandlung der Augen- 
affektion erfahrungsgemäss ohne Erfolg bleibt. — 


Der Fall von Gasschädigung der Hornhaut, den Wessely 
(97) demonstriert, betrifft einen 29jährigen Infanteristen, dessen beide Horn- 
haute nach Gasangriff (im Oktober 1918) im Lidspaltenbezirk getrübt waren. 
Rechts entwickelte sich ein querovales tiefgreifendes Geschwür, während links 
nur kleinfleckige Trübung weiterbestand. Das Geschwür heilte unter Be- 
handlung aus, der Visus ist rechts aber noch auf 1/,, d. N. herabgesetzt (links 
wieder fast normal). Diesen im Kriege selten gebliebenen Gasschädigungen 
der Augen liegt ein nekrotisierender, zunächst nur das Epithel betreffender 
Prozess zugrunde, der bei stärkerer Einwirkung aber auch die tieferen Schichten 
des Parenchyms ergreift. Dabei besteht in gewisser Weise Ähnlichkeit mit 
den Veränderungen, welche durch intensive Einwirkung ultravioletter Strablen 
entstehen. — Die Behandlung mit alkalischer Augensalbe hat sich gut be- 
währt. (2 Proz. Natr. bicarbon, 1 Proz. Natr. biborac.) 


Der ebenfalls von Wessely (98) demonstrierte Fall einer vom Endo- 
thel aus bedingten Keratitis bullosa zeigt von neuem die Ab- 
hangigkeit des Epithels von Endothel der Kornea. Bei einer 36 jährigen, 
seit Oktober 1917 an Iritis serosa von nicht sicher aufgeklärter Ätiologie 
Jeidenden Patientin mit beiderseits dichten Präzipitaten im unteren Sektor der 
Hornhauthinterfläche hebt sich seit Juni 1918 in diesem Bezirk das Hornhaut- 
epithel in regelmässigen Schüben (meist in Abständen von 6—8 Tagen) in 
Form grosser Blasen ab, die u:ter starken schmerzhaften Reizerscheinungen 
platzen, worauf ein reizfreies Intervall folgt. Während Epithelabschabung 
nur wenig Erfolg hat, lässt der Prozess allmählich von sich aus nach. — 


Dubois (86) hat in den letzten 10 Jahren 85 Fälle von Ulcus 
corneae cum hypopyo behandelt. Unter diesen waren 37 traumatisch 
entstanden. In 56°/o der Fälle war ein Träneneackleiden vorhanden. Aus 
einem Vergleich zwischen den mit Optochin und den ohne Optochin behan- 
delten Fällen in bezug auf das Endresultat, Sehschärfe, Dauer der Behand- 
lung und bezüglich der Notwendigkeit sonstiger therapeutischer Massnahmen 
zeigt sich, dass die Optochinbehandlung die Resultate nicht beeinflusst hat; 
allerdings brauchte man seltener den Galvanokauter anzuwenden. — 


Pichler (91) teilt seine Beobachtungen von Spindelfiguren in 
kranken Hornhäuten in zwei Gruppen ein. Die zur Gruppe I gehörigen 
4 Fälle von spindelförmigen Spalten im Hornhautgewebe stimmen 
offenbar mit den früber von Caspar beschriebenen Lymphspalten überein. 
Diese Spalten stellen sich bei Lupenvergrösserung und guter Beleuchtung dar 


Literaturbericht Aber das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. IH 


34 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


als schmale, wellig gekrümmte, im Stroma der Hornhaut gelegene Spindeln, 
deren Ränder allein als zarte, scharfe, graue oder weisse Streifen hervortreten 
und sich durch einen metall- oder perlmutterähnlichen Glanz auszeichnen. 
Sie sind stets in grösserer Zahl vorhanden (mindestens 8—14), liegen ein- 
zeln oder bilden miteinander spitze Winkel, während Überkreuzung nie 
festgestellt wurde — Die fünf unter Gruppe II aufgeführten Fälle von 
spindelförmigen Trübungsstreifen zeigen eine einseitige entzündliche 
Erkrankung der Hornhaut nicht traumatischer Herkunft mit Bildung von 
Epithelblasen neben den im Parenchym gelegenen Streifentrübungen, gleich- 
zeitig sind Empfindlichkeit und Spannung herabgesetzt. Die Mehrzahl der 
Streifen ist radiär angeordnet, nur in einem Falle fehlt diese strahlige An- 
ordnung und es zeigt sich die Gitterfigur. Die kleinen Blasen waren offen- 
bar wahllos über die Hornhautoberfläche verteilt, während etwa das Horn- 
hautzentrum als die Stelle, nach der die Mehrheit der Streifen zusammen- 
strebte, durch eine grössere Blase oder einen grösseren Substanzverlust ge- 
kennzeichnet war. — Während beiden Gruppen die eigentümlich langgestreckte 
Spindelform mit dem leicht welligen Verlauf gemeinsam ist, ebenso wie die 
scharfe Begrenzung und die Lage im Stroma der Hornhaut, liegt der Haupt- 
unterschied darin, dass die Streifen der Gruppe I nur in ibren Grenzlinien 
getrübt sind, während die der Gruppe II vollständige Trübung zeigen. Die 
Spindeln der I. Gruppe sind mit ihrem wasserklaren Inhalt eben als Spalten 
im Gewebe aufzufassen, während die der Gruppe II mit einer das Licht stark 
und diffus zurückwerfenden Masse gefüllt sind. Damit wäre möglicherweise 
das Vorhandensein von zumeist stärkeren entzündlichen Erscheinungen bei 
dieser Gruppe in Zusammenhang zu bringen. 

Der FallvongürtelförmigerHornhauttrübung, denSchoute(93) 
beschreibt, betrifft ein 5jähriges nicht tuberkulöses, nicht luetisches Mädchen, 
das zuvor eine gonorrhoische Vulvovaginitis mit Kniegelenkentzündung durch- 
. gemacht hatte, die in drei Monaten ausgeheilt war. Nach einer (offenbar 
metastatischen gonorrhoischen) Irridozyklitis mit hinteren Synechien traten 
die gürtelförmigen Trübungen auf beiden Hornhäuten auf. Allgemeinbe- 
handlung war erfolglos, neben Drucksteigerung wurden die Hornhauttrübungen 
immer stärker. Erst druckherabsetzende Behandlung (mit Pilokarpin) hatte 
einen günstigen Einfluss auf die Hornhauttrübungen, so dass diese wohl als 
durch Zirkulationsstörungen bedingt und von dem erhöhten Augeninnendruck 
abhängig aufzufassen waren. 

Der von Schründer (94) mitgeteilte Fall von tiefer bandförmiger 
melanotischer Trübung beider Hornhäute zählt zu den Hornhaut- 
degenerationen, deren Kenntnis wir erst den letzten Jahren verdanken (wie 
die Fettdegeneration, die zentrale greisenbogenähnliche degenerative Hornhaut- 
trübung, die Dystrophia calcarea) Es bandelt sich um einen 62jährigen an 
Zucker leidenden Patienten, bei dem man die Ernährungsstörung der Horn- 
haut auf den mehr als 10 Jahre bestehenden Diabetes zurückführen kann, 
doch kann bei dem tiefen Sitz der Trübung von einem Einfluss der Ober- 
flächenverdunstung oder von sonstigen äusseren Einflüssen kaum die Rede sein: 
Da bei Diabetikern sich eine Lockerung, Wucherung und Aufquellung des 
Pigmentzellenbelags der hinteren Irisfläche findet, lässt die Braunfärbung sich. 
in unserem Falle dadurch erklären, dass man annimmt, von dem Pigment- 
blatt der hinteren Irisfläche gelöstes Pigment sei mit dem Flüsrigkeitsstrom 
in die Vorderkammer gelangt und von dort durch das Endothel in die Horn- 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. | 35 


haut. Denn man darf wohl annelımen, dass das noch unbekannte, das Pig- 
mentblatt der Iris, die Linse und die Retina schädigende Agens bei Diabetes 
mellitus auch das Endothel angreift; unklar bleibt allerdings, warum die 
melanotische Trübung der tiefen Schichten sich doch bandförmig gerade im 
Lidspaltenbezirk findet. 


Die von verschiedenen Seiten mitgeteilten glänzenden Erfolge parente- 
raler Resorption von Eiweisskörpern legten Löwenstein (88) die 
Frage nahe, ob eine solche Resorption von Eiweisskörpern am erkrankten 
Auge auch eine diagnostisch verwertbare Reaktion erzeugen könne. Eine be- 
friedigende Antwort auf diese Frage kann nur der Tierversuch geben. — 
In einem Fall von knötchenförmiger Hornhautdegeneration 
(Groenouw) trat klinisch eine deutliche Reaktion auf, und die anatomische 
Untersuchung der vordersten Hornhautschichten, welche während der Reak- 
tion auf die parenterale Milchinjektion abgetragen wurden, entsprach dem 
klinisch erhobenen Befund. Da die Deutung nicht spezifischer Reaktionen die 
grössten Schwierigkeiten macht, begnügt sich L. mit der Feststellung, dass 
am veränderten reizfreien Auge eine Reaktion durch parenteral einverleibte 
Proteine möglich ist. 


An Hand von 2 Fällen, die die Beziehungen zwischen Papillom 
und Karzinom des Limbus corneae erläutern, spricht Wessely (99) 
sich dahin aus, dass die gutartige und die bösartige Form der epithelialen 
Limbustumoren ineinander übergeben, d. h. dass zunächst papillomatös er- 
scheinende Tumoren den Keim zu infiltrativem Wachstum in sich tragen. — 
Im ersten Fall hatte sich bei einer 60 jährigen Frau ein Tumor am nasalen Horn- 
hautrande entwickelt, der in seiner Hauptmasse den charakteristischen Bau des 
Papilloms zeigte, sich aber nicht scharf abgrenzte; nach einer auf Radium- 
bestrahlung anscheinend eintretenden Besserung nahm das infiltrative Wachs- 
tum zu, deshalb 1/2 Jahr später. Enukleation. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab im konjunktivalen Teil des Tumors vorwiegend den Bau des Papilloms, 
in der Kornea den des Karzinoms. — Bei einem 63 jährigen Mann, dem zweiten 
Fall, war am Lidrand ein kleines Kankroid und an der entsprechenden Stelle 
der Hornbautbindehautgrenze ein Tumor, der makroskopisch und mikroskopisch 
das Bild des Papilloms zeigte. | 


Ascher (85) gibt eine Übersicht über den Zweck der Keratoplastik 
und über die verschiedenen Methoden des Verfahrens. Einheilung von leb- 
losen Material oder Heteroplastik sind aussichtslos, nur Homoioplastik oder 
Autoplastik bieten Aussicht auf Erfolg. Dem Lappen droht Trübung durch 
Imbibition mit Kammerwasser, durch Neubildung von Gefässen sowie durch 
dystrophische Tribung. Auch Trübung durch Aufflackern alter Leiden 
(z. B. Keratitis parenchymatosa) wurde beobachtet. Unter 49 in 10 Jahren 
operierten Fällen sind 50 bzw. 56°/o praktisch brauchbare Ergebnisse zu ver- 
zeichnen. 


Bei einem Patienten mit Leukoma adhaerens des linken Auges (dessen 
rechtes Auge wegen Glaukoms enukleiert werden musste) hat Müller (90) 
ein Stück Kornea von 3 mm Durchmesser implantiert. Während 
in der oberen Hälfte parenchymatöse Keratitis auftrat, blieb die untere Hälfte 
des Implantats klar. Bei einem Vieus von °/so kann der Patient gröberen 
Druck lesen und entsprechende Arbeit leisten. 


III* 


36 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenhe ilkunde. 


Löwenstein (89) hat ein neues operatives Verfahren der 
partiellen Hornhautstapbylome in 5 Fällen ausgeführt und immer 
Einheilung erreicht. Das Verfahren besteht in einer myrtenblattförmigen 
Umschneidung des Staphyloms mit darauffolgender nicht durchgreifender 
Durchstechung der peripheren Wundlippe mit feinsten Kornealnadeln. 
Bei schiefer Schnittführung erfolgt die Exzision, während ein Assistent 
die vorber gelegten Fäden sichert. Durch die gespannten Fäden wird 
die Linse zurückgehalten. Der etwas kleinere implantierte Hornhautlappen 
von einem zu enukleierenden Auge wird ebenfalls mit schiefer Schnitt- 


richtung gewonnen. Die über dem Lappen geknüpften Nähte halten diesen 
gut in situ. 


Während die Keratitis ulcerosa sehr häufig ist, haben wir nur selten 
Gelegenheit, einen ulzerösen Prozess der Sklera zu beobachten. In seinen 
Beiträgen zur Pathologie der Skleritis teilt Szymanowski (96) 
einen Fall von wandernder abszedierender Skleritis mit, die eine 63jährige 
Patientin befiel. Während die Skleritis an einer Stelle abheilte, griff sie 
schon auf die Umgebung über, führte hier von neuem zu Nekrose und 
Abszessbildung, um so den ganzen vorderen Abschnitt der Sklera vom Aquator 
bis zum Limbus zu ergreifen und sekundär auf die tiefer liegenden Teile 
(Iris) und die Kornea überzugehen. Die Untersuchung des Eiters und der 
Ausstrichpräparate fiel negativ aus, und auch die mikroskupische Unter- 
suchung exzidierter Gewebsstückchen konnte bezüglich der Ätiologie eine Auf- 
klärung nicht bringen; es fanden sich Nekrosenbildung mit diffuser Infiltra- 
tion von Leukozyten, massenhaft Plasmazellen und dazwischen wenig Fibro- 
blasten; keine Anhaltspunkte für Tuberkulose, Lues, Tumor, Blut- oder ver- 
wandte konstitutionelle Erkrankungen. — Der Fall ist als Skleritis ulcerosa 
den von Hirschberg, Prochnow und Rönne beschriebenen Fällen 
zur Seite zu stellen. — Als weiteren Beitrag. zur Kasuistik der gummösen 
Skleralerkrankungen beschreibt S. den Fall einer isolierten primären ulze- 
rösen Skleralaffektion auf gummöser Basis bei einer 6#8jährigen Frau. 
Und zwar handelte es sich nicht um den Durchbruch eines von der 
Chorioidea ausgehenden syphilitischen Gummas, sondern um eine primäre 
gunmöse Skleritis, die zunächst nach aussen exulzerierte, erst später nach 
innen durchbrach und sekundär einen Irisprolaps hervorrief. 


Der einzige bisher in der Literatur beschriebene Fall von Dehiszenzen 
der Sklera im hinteren Abschnitt bei hoher Myopie ist der von 
Axenfeld-Polatti(1905/6). Deshalb darf der weitere Fall, den Plocher(92) 
beschreibt, Interesse beanspruchen. Die eine Dehiszenz ist 2 mm von der 
Papille entfernt, die zweite 5 mm nach aussen von der Papille. Es zeigt 
sich nun bei genauer Musterung der Präparate, dass die eine Gruppe von 
Ziliargefä-sen sich dicht der ersten Dehiszenz anlegt, eine Arterie sogar direkt 
in der Perforation liegt. Ähnliche Verhältnisse liegen bei der zweiten Dehis- 
zenz vor. Aus diesen und noch weiteren angeführten Befunden gewinnt man 
den Eindruck, dass bei stark überdehnter atrophischer Sklera die Gegend des 
Durchtritts der hinteren Ziliargefässe für das Zustandekommen solcher Dehis- 
zenzen der Sklera mit Prolaps der Retina besonders prädisponiert sei. (Auch 
beim Glaukom können ja im vorderen Bulbusabschnitt umschriebene kleine 
Ausbuchtungen an der Stelle von Emissarien entstehen.) 


XV. Iris (Pupille). 37 


XV. Iris (Pupille). 
Ref. Junius. 


*100) Bauer: Beobachtungen zur Pathologie der Pupillenbewegungen. 
D. Zeitschr. f. Nervenheilk. 1919. H. 1—6. 

*101) Fuchs: Über anatomische Veränderungen bei chron. endogener 
Iridochorioiditis, v. Gräfes Archiv f. Opbthalm. Bd. 98. 2. 19. 

*102) Nonne: Isolierte reflektorische Pupillenstarre bei einem gesun- 
den Erwachsenen als Ausdruck einer Lues congenita. Neurolog. Zentralbl. 
1919. Nr. 1. 

*103) v. Pflugk: Beiträge zur Pupillenbewegung. Arch. f. wissenschaftl. 
u. prakt. ‘lierheilkunde Bd. 44. Suppl. 18. 

*104) Weve: Untersuchung der Pupillenreaktion mit komplementärem 
Licht und die Behrsche Theorie der doppelten Kreuzung der zentripetalen 
Pupillenreflexbahn. Klin. Monatsblätter. Bd. 62. S. 122. 


Bauer (100) berichtet I. über einen Fall, in welchem eine periphere 
Läsion des Okulomotoriusstammes als einziges Symptom eine ein- 
seitige reflektorische Pupillenstarre zurückliess, eine s. W. noch 
nicht veröffentlichte Varietät. Bei einem 36 jährigen Manne mit Hirndruck 
und Stauungspapille (nach fieberhafter Bronchitis und Enteritis), der wegen 
Zunahme der Hirndruckerscheinungen, welche eine Herdiiagnose nicht zuliessen, 
mit der Diagnose „Idiopathischer Hydrozephalus“ der Augenklinik zur Optikus- 
scheidentrepanation überwiesen wurde, und der trotz der Stauungspapille stets 
eine ganz normale Pupillenreaktion gezeigt hatte, trat im Anschluss an 
die Operation im Retrobulbärraum der Orbita eine isolierte reflektorische 
Pupillenstarre des betreffenden Auges auf, die sich im Laufe der Zeit 
zu einer minimalen Lichtreaktion der Pupille zurickbildete. Eine andere 
Genese des Symptoms als durch traumatische Schädigung des Okulomotorius- 
stammes bei der Operation ist nach Verfasser nicht gut möglich. Dass eine 
solche Schädigung zustande kommen konnte, ist verständlich und durch eine 
vorüberzehende Abduzenslähmung tatsächlich erwiesen. Seltsam ist nur, dass 
das Argyll Robertson-Symptom das einzige Symptom der okulomotorischen 
Schädigung darstellt, während es in den seltenen früher becbachteten Fällen 
(Barabaschew, Krüger, Bregmann, Axenfeld, Abelsdorff, J.a- 
queur, Sattler, Bielschowski, Römheld) mit Lähmungen äusserer 
Augenmuskeln kombiniert war. Die Entstehung einseitiger reflektorischer 
Pupillenstarre durch Schädigung des peripheren Okulomotoriusstammes scheint 
dadurch erwiesen. 


II. Die Lokalisation der isolierten reflektorischen Pupillen- 
starre (des Argyll Robertsonschen Phänomens). Dass allgemeine 
Schädigung des Okulomotorius, wie z. B. durch Trauma, nicht den ganzen 
Nerven lädieren muss, sondern die Pupillenfasern elektiv treffen kann, ist 
nicht auffällig; schwieriger die Erklärung, dass die Pupillarfasern für Re- 
fleximpulse vom Optikus ungangbar erscheinen, während sie Impulse, die bei 
der Akkommodation und Konvergenz im Sinne einer Mitbewegung ihnen zu- 
fliessen, zu leiten vermögen. Der letztere Reiz ist vermutlich ein stärkerer, 
so dass ein paretischer Sphinkter bei Konvergenz noch zur Kontraktion ge- 
bracht werden kann, während er auf den schwächeren Impuls bei Belichtung 
nicht anspricht, Verf. schliesst sich dieser Erklärung an, mit dem ausdrück- 


38 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


lichen Bemerken, dass eg sich in seinem Fall um isolierte reflektorische 
Pupillenstarre (echtes Argyll Robertsonsches Symptom) handelt. Auch 
für die einseitigen Fälle von Argyll Robertson bei Syphilis und Meta- 
syphilis ist nach Verf. eine Lokalisation im Okulomotorius, wie in den er- 
wiesenen traumatischen Fällen, also in der zentrifugalen Bahn zu suchen, und 
nicht, wie man bisher anzunehmen geneigt war, in der zentripetalen Bahn 
(systematische Degeneration der an den Sphinkterkern herantretenden Pupillen- 
fasern). Auch für die Hauptzahl der Fälle von Argyll Robertson, die 
doppelseitigen Fälle von reflektorischer Pupillenstarre, ist die gleiche Ätiologie 
anzunehmen. Die Anschauung wird näher begründet. Als Ursache wird 
eine die Pupillarfasern des Okulomotorius elektiv ergreifende, schleichend 
verlaufende, mehr oder minder geringfügige Degeneration dieser Fasern ver- 
mutet. Die Annahme lässt sich auch pathologisch-anatomisch stützen. Auch 
die bei syphilogenen Nervenkrankheiten häufige „Entrundung“ der Pupillen 
wird obne weiteres verständlich, wenn man den Sitz des A. R. Phänomens 
in den zentrifugalen Abschnitt des Reflexbogens verlegt. 

III. Eine seltene Mitbewegung des Sphinkters iridis. Ein 
Fall von Mitbewegung des reflektorisch gar nicht, auf Konvergenz und Akkom- 
modation nur spurenweise ansprechbaren Sphinkter pupillae, die jeden Impuls 
zum Aufwärtsblicken begleitete, hervorgerufen durch eine Läsion des N. ocu- 
lomotorius bei einer jungen Frau nach Salvarsan-Injektion. 

IV. Perverse Pupillenreaktion auf Konvergenz und Akkom- 
modation. (Bei einem 52jährigen Manne mit Verdacht auf Tabes und pro- 
gressive Paralyse) Eine Erklärung wird nicht gegeben. 


Nonne (102) beobachtete bei einem 24 jährigen, sonst gesunden Manne, 
der mehrere Jahre im Kriege als Offizier leistungsfähig gewesen und nur 
gegen Kriegsende nervös erschöpft war, (durch roborierende Kur in 4 Wochen 
beseitigt), als einziges objektive Anomalie am Nervensystem: Isolierte 
reflektorische Pupillenstarre beiderseits. (Rechte Pupille dabei weiter 
als die linke). Patient hatte keine Lues gehabt. Wa.-Reaktion war negativ, 
kein Alkoholismus usw., keine Stigmata für kongenitale Lues, der Vater war 
aber infiziert gewesen, früh an Paralyse gestorben. Verfasser summiert: Ab- 
gesehen von den extrem seltenen Fällen isolierter reflektorischer Pupillenstarre 
bei Alkoholismus chronicus, als Vorläufer einer Syringomyelie, bei Sclerosis 
multiplex, bei Diabetes mellitus und Kopftrauma ist die reflektorische 
und totale Pupillenstarre mit an Sicherheit grenzender Wahr- 
scheinlichkeit ein syphilogenes Symptom. Einzigartig ist in dem 
beobachteten Falle, dass der erwachsene Patient im übrigen körperlich und 
geistig gesund war und dass alle sonstigen Stigmata einer kongenitalen Lues 
fehlten. Die Anomalie muss aber auch in diesem Falle als ein Zeichen 
der angeborenen Lues und zwar als „Narbensymptom“ aufgefasst 
werden —. 


Die Behrsche Hypothese, nach welcher die direkte Pupillenreaktion 
von der nasalen, die indirekte dagegen von der temporalen Netzhauthälfte 
ausgelöst werden soll, weist Weve (104) auf Grund der Ergebnisse seiner 
am Hornhautmikroskop vorgenommenen Untersuchungen der Pupillen- 
reaktion mit komplementärem Licht zurück. Im Verlaufe einer halben 
Stunde wurden eine Reihe von Messungen der Pupillenreaktion anf nasale 
und temporale Beleuchtung mittels zweier blaugrüner Lichter vorgenommen, 


XV. Iris (Pupille). 39 


Es konnte zwischen nasaler und temporaler Netzhauthälfte kein Unterschicd 
festgestellt werden. Da W. bei mehreren Versuchspersonen eine allmählıche 
Erweiterung der Pupillen fand, fordert er, dass vergleichende Messungen rasch 
hintereinander stattfinden. Filbry, 


Fuchs (101) bespricht 7 Fälle von chronisch endogener Irido- 
chorioiditis, welche durch die Gleichartickeit der anatomischen Verände- 
rungen zusammengehörig erscheinen, so dass sie eine Gruppe für sich 
bilden. Auffallend war vor allem der regelmässige Befund grosser einkerniger 
granulierter Zellen mit Eosinfärbung in der Iris (zahlreich), im Ziliarkörper 
(sparlich), sowie im Exsudat des Subchorioidalraums. Sie fehlten in der 
Aderhaut, in der Netzhaut, sowie im freien Exsudat auf der Oberfläche dieser 
Häute. Von den Mastzellen sind diese Zellen dadurch verschieden, dass sie 
in der Form abweichen, vor allem intensiv mit Eosin sich färben. (Mast- 
zellen haben starke Affinität zu basischen Farbstoffen, aber geringe Affini- 
tät zum sauren Eosin) Auch von den polymorphkernigen eosinophilen Leu- 
kozyten sind sie zu unterscheiden. Wahrscheinlich sind es Mastzellen besonderer 
Art (degeneriert). Herkunft dunkel. Da solche Zellen normalerweise nicht 
vorkommen, müssen sie autochthon im Gewebe entstehen. Auch byaline 
Kugeln waren in 5 Fällen vorhanden (einmal sogar in vorderer Kammer), 
Die Entstehung dieser Kugeln aus den grossen granulierten Zellen und aus 
Plasmazellen lässt sich sicher verfolgen. | 


Allgemeiner Charakter der Fälle: Kranke sämtlich in mittleren 
und höheren Jahren, zeigten klinisch eine endogene Iritis mit jahrelangem, 
sehr chronischem Verlauf, unter geringen äusseren Entzündungserscheinungen. 
Keine plastische Exsudation, nur hintere Synechien und zarte Pupillenmembran. 
Bild der Chorioretinitis dissemin. am Hindergrund. Ätiologisch nur in 1 Fall 
Lues heredit. Anatomisch: Die stärksten Veränderungen in den tiefen Augen- 
häuten, besonders in der Netzhaut. Iris in geringem Grade befallen. Ziliar- 
körper fast gar nicht. Spezielles: Iris trotz sehr chronischer Entzündung 
kaum atrophisch, keine Exsudation auf der Oberfläche. Weder Membranen 
noch neugebildete Gefässe auf der Oberfläche der Iris. Retinale Epithellage 
erbalten. Aber trotz langer Krankheitsdauer noch immer frische, oft starke 
Infiltration. Plasmazellen spielen dabei eine grosse Rolle. (Herdförnige In- 
filtrate, oft mantelartig um die Blutgefiisse angeordnet, den Raum zwischen 
Intima und Adventitia ausfüllend. Keine polymorphkernigen Leukozyten.) 
Aderhaut stärker ergriffen als die Iris, Infiltration und Atrophie beides in 
umschriebener Herdform. Netzhaut noch stärker verändert als die Aderhaut, 
nicht Infiltration, sondern Degeneration. (Neuroepithel vernichtet, Körner- 
schichten durcheinandergeworfen, Netzhaut pigmentiert. (Veränderungen nicht 
herdférmig wie in Aderhaut, sondern diffus, auch nicht an identischen Stellen.) 
Die Fälle gehören zu den von Fuchs in Gräfes Archiv 1913, Band 84 
als vierte Gruppe beschriebenen. Erkrankungen von chronisch endogener 
Uveitis. 

Pathogenese: Erkrankung der Ader- und Netzhaut dem Wesen nach 
verschieden. Die erstere ist entziindlich (durch unmittelbare Einwirkung der 
Noxe von den Aderhautgefiissen aus, daher herdförmig), die zweite ist degene- 
rativ. (Durch Toxinwirkung von der Aderhaut, daher diffus und zuerst das 
Neuroepithel ergreifend.) Unerklärt bleibt, warum in einigen Fällen herd- 
förmiger Chorioiditis die Netzhaut wenig leidet und Visus lange gut bleibt, während 


4) Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


in anderen Fällen Netzbaut und Sehvermögen schnell zugrunde geht, Die 
Iris könnte primär und sekundär befallen werden. Beides kommt anscheinend 
vor. Übergang nicht durch Kontinuität, sondern durch Toxine. 


Zusammenfassung: Ausgangspunkt der Entzündung in der 
Aderhaut, infolge deren die Netzhaut durch Toxinwirkung 
degeneriert und die Iris sich leicht entzündet, während die 
Ziliarfortsätze freibleiben.. 


v. Pflugk (103) gibt neue Beiträge zur Pupillenbewegung. 
Helmholtz hat 1855 die auch von anderer Seite gemachte Feststellung 
erwähnt, dass die Iris sich beim Nahesehen etwas nach vorn verschiebt, 
über die Grösse der Verschiebung sich aber noch nicht geäussert. Gull- 
strand bestätigt in seiner physiologischen Optik (1909—1911), unter Hin- 
weis auf die Untersuchungen von Knapp (1860) und Adamük-Woinow 
(1870), „dass der akkommodative Vorgang der Eintrittepupille nicht konzentrisch 
geschieht und dass mit grösster Wahrscheinlichkeit die anatomische Pupille 
dasselbe Verfahren zeigen dürfte. Hummelsheim (1907) und Hess (1910) 
untersuchten nur die reflektorisch sich verengende Pupille, beziehungsweise 
unterschieden diese nach Verfasser bezüglich der Untersuchungsresultate nicht 
scharf von der akkommodativen Pupille. Sie fanden übereinstimmend, dass 
Verengerung und Erweiterung der Pupille angenähert konzentrisch erfolgt. 
Verfasser schienen weitere Versuche zur Klärung der bezüglichen Fragen 
erforderlich. Er führte sie an niederen Tieren (Ringel- und Würfelnatter) 
aus, berücksichtigte aber auch den Menschen. Er benutzte neben den be- 
kannten Apparaten dazu die photographische Niederlegung der gewonnenen 
Resultate auch von frisch enukleierten, faradisch gereizten Augen) und 


einen von ihm angegebenen Wölbungsmesser. Er kam zu folgenden 
Resultaten: 


1. Die Verschiebung der Pupille während des Akkommodationsvorganges 
aus zentraler Lage in exzentrische, wie aus einer wenig exzentrischen in eine 
stark exzentrische Lage ist bei den niederen Tieren nicht selten. 

2. Bei einer erheblichen Anzahl von Tiergattungen ist die Tagespupille 
von der zentralen Kreisform abweichend, bei maximaler Pupillenerweiterung 
(im Dunkeln) haben jedoch die meisten Wirbeltiere eine kreisrunde Pupille. 

3. Die menschliche Pupille ist in der Regel nicht zentral gelegen. (Bei 
100 normalen Soldatenaugen deutlich exzentrisch in 98°/o.) 

4. Mit der akkommodativen Verengerung der Pupille ist beim Menschen 
eine Verschiebung meist nasenwärts verbunden. (Knapp, Adamük-Woi- 
now Gullstrand). 

5. Die Lichtverengerung der menschlichen Pupille geschieht annähernd 
konzentrisch (Hummelsheim, Hess). 

6. Eine stark exzentrisch gelegene Tageslichtpupille kann bei maximaler 
Mydriasis in einen fast konzentrischen, kreisrunden, der Hornhaut gleich- 
mässig anliegenden Gewebsring übergehen. 

7. Da am Lebenden durch Messungen und durch photographische Ab- 
bildungen sich feststellen lässt, dass die exzentrisch gelegene Tageslicht- 
pupille bei Mydriasis in einen fast konzentrisch zum Hornhautrand gelegenen 
Ring übergehen kann, und da in der Regel die nasale Irishälfte der Tages- 
lichtpupille wesentlich schmäler ist als die temporale, so geschieht die Zu- 
sammenziehung dieser Pupille aus der Mydriasis zur Miosis ungleichmässig, 


XVI. Linse, 41 


es gewinnt durch Vergleichung der Irisbreiten des durch Einträufelung nicht 
beeinflussten belichteten und des atropinisierten Auges beim Menschen die 
von Knapp und Adamück-Woinow beobachtete Tatsache der Verschie- 
bung der Pupille nach einer Seite bin während des Akkommodationsvorganges 
eine neue Stütze. 


XVI. Linse. 
Ref. Junius. 


+105) Adler: Über Tetaniekatarakt. Inaug. Dissert. Greifswald 1918. 

*106) Esser: Schattenbildung in der normalen Linse. Zeitschr. f. Augen- 
heilkd. Bd. 40. 4/5. 1918. 

*107) van der Scheer: Cataracta lentis bei mongoloider Idiotie. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilkd. 1919, G2. 

*108) Vogt: Der Altersstar, seine Hereditét und seine Stellung zu 
exogener Krankheit und Senium. Zeitschr. f. Augenheilkd. 1919. Bd. 40. H. 3. 

*109) Vogt: Klinische und experimentelle Untersuchungen über die 
Genese der Vossiusschen Ringtrübung. Zeitschr. f. Augenhikd. Bd. 40. H. 4/5. 1918. 

*110) Wessely: Katarakt und Diabetes. Münch. med. Wochenschr. 1919, 
Nr. 10. S. 281. 

*111) Wirths: Über Linsentrübungen bei Anwesenheit von Kupfer im 
Auge. Zeitschr. f. Augenbeilkd. Bd. 40. H. 3. 1918. Ref. s. Nr. 157. 


Adler (105) gibt einleitend einen Überblick über den gegenwärtigen 
Stand der Epithelkörperforschung, in deren Mittelpunkt die Frage 
nach der physiologischen Bedeutung und den Folgen der experimentellen Aus- 
schaltung der Parathyreoidea steht. Er summiert, dass die schweren Stö- 
rungen, welche im Organismus als Folgen der Epithelkörperent- 
fernung auftreten, den Eindruck einer akuten Vergiftung, einer Autoin- 
toxikation des Körpers, machen, welche dadurch entsteht, dass ein Organ, 
welches normalerweise berufen ist, giftige Produkte des intermediären Stoff- 
wechsels zu paralysieren, nicht mehr vorhanden ist. (Daher auch Besserung 
eines tetanischen Anfalls durch Blutentziehung und Infusiom frischen 
Blutes). Zwei Fälle von Katarakt nach Strumektomie aus der Freiburger 
Univ.-Augenklinik werden ausführlich mitgeteilt, ferner ein Fall von Ka- 
tarakt nach sog. Maternitätstetanie, d. h. Tetanie und trophischen 
Störungen der Haare und Nägel während der Gravidität, latente Tetanie, die 
unter den besonderen Umständen der Inanspruchnahme des Körpers durch 
Schwangerschaft auftrat (wie analog bei Tieren nach grossen Muskelan- 
strengungen usw. Tetanie beobachtet wird. Die Bedeutung der Tetanie- 
katarakt für die Erkenntnis anderer Starformen wird dahin zusammen- 
gefasst: Die Katarakt ist in diesem Falle die Folge einer innersekretorischen 
Störung (der Insuffizienz oder der Ausschaltung der Epithelkörper), welche 
an verschiedenen ektodermalen Organen (Linse, Haare, Nägel) Erkran- 
kungen zur Folge hat. Der weitere Ausblick ist, dass nach der zuerst von 
Pineles entwickelten Anschauung, Tetaniestar, Zuckerstar und Altersstar die 
Folge sein können von Erkrankung derartiger Organe mit innerer Sekretion, 
und zwar von Pankreas, Nebenniere oder Keimdrüse (Insuffizienz im Alter; 
Beziehung zu Altersstar). Auf die Kataraktform bei atrophischer Myotonie 
(Steinert) wird hingewiesen. Der Wirkungsmechanismus des Tetaniegiftes 
ist noch unklar. Abbauprodukte des Körpereiweiss kommen in Frage, proteo- 


42 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


gene Amine, Cholin, Neurin u.a. Wettendorfer hat Ernährungsstörungen 
infolge Tetanie der Ziliarmuskeln (Krämpfe) vermutet Peters siebt den Zu- 
sammenhang zwischen Linsentrübung und Tetanie neuestens nicht mehr in 
Ziliarmuskelkrämpfen, sondern in Veränderungen der Ziliarepithelien, 
die entarten. Diese Aunahme ist von anderer Seite bestritten. Weitere 
Arbeiten sind erforderlich, aber die Ätiologie der’ verschiedenen Linsen- 
trübungen kann jetzt bereits einheitlicher gefasst werden, als es bis vor einigen 
Jahren der Fall war. 


Esser (106) beobachtete bei Durchleuchtung des Auges, dass die rote 
Scheibe, welche dem Untersucher sich bietet, in der Peripherie mit einem 
schmalen, helleren Ringe gegen die angrenzende Iris sich abhebt. Die vom 
Ringe eingeschlossenen Fläche erscheint schattig, dunkel. Es handelt sich 
um eine Scheintrübung (nach Verf. durch Reflexe infolge Kontrastwirkung). 


W.M. van der Scheer (107) gibt eine zusammenfassende Darstellung 
der Art und Frequenz der merkwürdigen Linsentrübungen bei mon- 
goloiden Schwachsinnigen, die auch schon von englischen Ärzten 
beobachtet wurden (erste Mitteilung 1907 von Pearce, Rankine und 
Ormond). Verf. untersucht 60 Fälle von mongoloider Idiotie auf diese 
Trübungen, darunter 10 Fälle unter 8 Jahren. Bei diesen fanden sich 
keine Linsentrübungen, 14 Fälle über 17 Jahren; bei diesen fand er durch- 
weg doppelte Linsentrübungen, ferner 36 Fälle zwischen 8 und 17 Jahren; 
hierunter fanden sich 22 mal Linsentrübungen. Das Alter scheint also einen 
Einfluss auf die Entstehung der Erkrankung zu haben. Der Star ist aber 
nicht kongenital, doch mit dem Alter langsam progressiv. Die Form weicht 
von den bekannten Starformen ab, ist trotz mancher Variationen charakte- 
ristisch. Am häufigsten ist folgende Form: Die Linse ist mit punkt-, flocken- 
und fleckförmigen Trübungen übersäet (wie mit Schneeflocken) auch elfenbein- 
farbene Punkte und Tüpfel bzw. Flecke kommen vor, oft mit Kombination 
einer sternförmigen weissen Figur nahe dem vorderen oder hinteren Pol der 
Linse, die aber immer durch eine kleine Schicht klarer Rinde von den ,,Schnee- 
flocken“ noch getrennt ist, namentlich bei älteren Mongoloi!en. Es gibt 
aber auch andere Formen, bei denen die Trübung mehr zentral in der Linse 
gelegen ist, meist in Y-Form, jedoch immer mit Schneeflockenstar kombi- 
niert. Beide Augen sind meist in gleicher Art befallen. Zuweilen ist auch ein 
Kreuzchen in Form eines X vorhanden. Photogramme erläutern die Beschrei- 
bung. Abgesehen von den flocken- und punktförmigen Trübungen nimmt der 
kataraktöse Prozess offenbar von den Grenzlinien der verschiedenen Faser- 
systeme der Linse seinen Ausgang in den Linsennähten. In keinem Falle 
erreicht der kataraktöse Prozess die Vorderfläche der Linse. Frage der Ent 
stehung: Bei anderen Schwachsinnigen sind derartige Linsenstare nicht be 
obachtet, doch bei anderen Krankheitsprozessen. In Betracht kommen: Die 
Starformen nach Tetanie. Stoffwechselstörungen wie bei Tetanie spielen 
gewiss eine Rolle. Nicht nur die Zähne dieser mongoloiden Idioten zeigen 
Schmelzdefekte, sondern auch die Nägel trophische Störungen. Schweiss- und 
Fettabsonderung ist vermindert. Hypophyse und Sella turcica wurden in 2 
untersuchten Fällen auffällig klein befunden. Ausgedehnte Stoffwechselunter- 
suchungen werden zur weiteren Klärung der Krankheitsursachen notwendig sein. 

A. Vogt (108) nimmt in seinem Vortrag Stellung zum Altersstar, 
seiner Heredität und seiner Beziehung zu exogener Krankheit und 


XVI. Linse. 43 


Senium. Bei 400 Personen jenseits des 60. Jahres fand er in 90°/o mehr 
oder weniger starke Linsentriibungen (zum Teil ohne Sehstörung). Er fasst 
sie als senile, vererbte Veränderungen auf, lehnt die allgemeiner gefasste 
Noxen-Hypothese von Hess ab. Unter mehr als 60 gesunden jugendlichen 
Individuen mit normaler Sehschärfe fand Verf. bei etwa 20°/o eine kranz- 
förmig um den Aquator des Kerns angeordnete Rindenstarform (Koronar- 
katarakt), die beiderseits auftrat, jahrzehntelang verborgen blieb. Rundfleckige 
und keulenförmige Trübungen, individuell von wechselnder Zahl, setzten sich 
allmählich in der tiefen Rinde axialwärts fort. Erst im höheren Alter beginnt 
. Störung der S. und es gesellen sich zu diesen Trübungen noch solche anderer 
Art. (Punkttrübungen und Wasserspalten in den Nähten), ferner mehr flächen- 
hafte Trübungen und lamelläre Zerklüftungen, subkapsuläre und Kerntrübungen, 
Kontrolluntersuchungen an mehr als 800 Kinderaugen (mit Spaltlampe und 
Hornhautmikroskop) bei maximal erweiterter Pupille lehrten, dass die erwähnte 
kranzförnige Katarakt im Kindesalter nicht vorkommt, sondern erst mit der 
Pubertät oder später ihren Anfang nimmt, Untersuchungen ganzer Familien 
lehrte, dass die kranzférmice Katarakt in hohem Masse verderbbar ist. 
Ausser der Kranzkatarakt lässt die systematische Linsendurchmusterung mittelst 
Spaltlampe und Binokularmikroskop noch eine Reihe anderer typischer Kata- 
raktformen unterscheiden, über welche Verf. auf Grund der Untersuchung an 
mehr als 1200 gesunden und kranken Augen an anderer Stelle berichten wird. 

Vogt (109) hat die Vossiussche Ringtrübung mit Spaltlampe 
und Hornhautmikroskop näher untersucht. Er kommt in Übereinstimmung 
mit Hesse zu dem Schluss, dass diese Trübung durch eine korpuskuläre 
Auflagerung auf der Liusenkapsel erzeugt wird. Die Ablagerung ist 
. aber nacb den klinischen und experimentellen Ergebnissen des Verf. nicht 
mit Blut identisch, wie Hesse annimmt, sondern besteht in erster Linie 
wohl aus einem Abklatsch von Pigmentstaub (freien Melaninkörpern) des 
Pupillarrandes auf der Linsenkapsel. Beim Haftenbleiben des Pigments spielt 
durch die Kontusion bewirkter Austritt von Gewebeflüssigkeit ev. von Blut, 
vielleicht eine Rolle. Eine Linsenschädigung, wie sie bisher stets angenommen 
wurde, kennte mit der Spaltlampe nicht nachgewiesen werden. Die Ring- 
trübung wird allein durch die Auflagerung hervorgerufen. 

Wessely. (110) demonstriert im Würzburger Ärzte-Verein zur Frage 
von Katarakt und Diabetes die experimentell gewonnenen Präparate von 
einem Hund, der nach Pankreas-Exstirpation nach ca. 1 Jahr unter starker 
Zuckerausscheidung am Leben blieb und an dem ein schnell reifender 
Star an beiden Augen beobachtet werden konnte. Die charakteristischen 
mikroskopischen Veränderungen nahmen die ganze Rinde bis unmittelbar 
unter die Kapsel ein. Es ist zwischen echter diabetischer Katarakt 
und Alters-Katarakt bei diabetischen Individuen zu unterscheiden. 
Die Prognose der Staroperation bei Diabetes ist nach Verf. weniger durch 
die schlechte Wundheilung beeinträchtigt als durch die gleichzeitige Hinter- 
grundsveränderungen. Die schweren Formen der Retinitis diabetica finden sich 
nach den Erfahrungen des Vortr. vorwiegend bei gleichzeitiger Erhöhung des 
Blutdruckes. Zur Vermeidung der Gefahr des postoperativen Komas emp- 
fiehlt Verf.: Eingriff dem Kranken als unbedeutende Voroperation darzu- 
-stellen, möglichst geringe Dosen von Kokain (dem liegenden Kranken einzu- 
träufeln), Operation mit totaler Iridektomie, einseitigem Verband, keiner Bett- 
ruhe sondern Beobachtung der gewohnten Lebensweise des Kranken. 


44 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


XVII. Aderhaut, Glaskörper. 
Ref.: Kümmell. 


112) Elschnig: Demonstration eines metastatischen Karzinoms der 
Chorioidea nach Carcinoma mammae, sowie eines metastatischen Karzinoms 
der Aderhaut und des retrobulbären Sehnerven nach Leberkrebs. Verein 
deutsch. Ärzte in Prag. 24. I. 19. Ber. Deutsch. mediz. Wochenschr. 1919. S. 256. 

*118) Fuchs: Über anatomische Veränderungen bei chronischer endo- 
gener Iridochorioiditis. Arch. f. Ophthalmol. Bd. 98. S. 122. 

*114) Ginzburg: Beitr. z. Kenntnis seltener ophthalmoskopischer Be- 
fandes: 1. Solitärtuberkel der Chorioidea. 2. Art. hyaloidea persistens, ab- 
normer Ursprung und Verlauf der Zentralgefässe. Klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilk. Bd. 61. S. 643. 


Fuchs (113) berichtet über anatomische Befunde bei chroni- 
scher endogener Iridochorioiditis. In 5 Fällen handelte es sich 
um Leute mittlern oder höhern Lebensalters, deren Iritis nur geringe äusser- 
lich sichtbare Entzündungserscheinungen zeigte. Nur hintere Synechien und 
zarte Pupillarmembran. Einmal bei möglicher Augenspiegeluntersuchung 
wurde Chorioretinitis festgestellt. — Das Gewebe der Iris ist fast stets ohne 
Schwund. Dagegen besteht noch eine frische und teilweise recht starke In- 
filtration, bei der die Plasmazellen eine grosse Rolle spielen, indem sie sich 
zum Teil zu grösseren Herden ansammeln und um die Blutgefässe einen 
zwischen Intima und Adventitia liegenden Mantel bilden. — Strahlenkörper 
frei, während die Aderhaut stärker ergriffen ist als die Iris. Im vordern Teil 
namentlich Infiltrate aus Lymphozyten oder Plasmazellen, die zuweilen das 
Pigmentepithel zerstören. Stellenweise besteht starker Schwund des Gewebes. 
— Die Netzhaut ist stärker verändert als die Aderhaut, doch in degenera- 
tivem Sinne, so dass sie an manchen Stellen zu einem dünnen Häutchen 
umgewandelt ist. — In der Iris vor allem, dann auch in dem Strahlenkörper 
und dem Exsudat des Subchorioidealraums finden sich grosse granulierte 
Zellen von meist elliptischer Form, Kern rund oder leicht elliptisch, meist 
exzentrisch gelegen. Die Körnchen im Protoplasma färben sich mit Eosin 
ebenso stark wie die der polymorphkernigen eosinophilen Leukozyten, die 
Körnchen können eine verwaschene Beschaffenheit annehmen, so dass das 
Plasma zuletzt fast homogen aussieht. Die Verteilung gleicht der der Mast- 
zellen bei chronischer Iritis, während die Beschaffenheit vielfach von der jener 
Zellen abweicht. Ebenso gehören sie nicht zu den polymorphkernigen eosino- 
philen Leukozyten, von denen sie sich durch die Form des Kerns und die 
Grösse des Plasmas unterscheiden. Als eosinophile Myelozyten sind sie eben- 
falla nicht anzusprechen, da ihr Vorkommen an dieser Stelle unverständlich 
wäre. Trotz ihres abweichenden Aussehens halt Fuchs sie für Mastzellen. 

Als Ausgangspunkt ist eine Entzündung der Aderhaut anzusehen, die 
durch Toxinwirkung zu einer Degeneration der Netzhaut und einer leichtern 
Entzündung der Iris geführt hat, während die Strahlenfortsätze frei bleiben. 
Die Entartung der Netzhaut durch Toxine aus der Aderhaut ist bisher noch 
nicht erwiesen, dagegen ist ihre Schädigung durch Toxine vom Glaskörper- 
raum sichergestellt. 


Ginzburg (114) beobachtete bei einem jugendlichen Kranken unter- 
halb der Makula einen eiförmigen Herd von weisser Farbe, leicht vor- 
springend, in den Arterien und Venenäste münden, oft so nahe, dass eine 


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XVIII. Sympathische Opbtbalmie, 45 


direkte Anastomose nicht ausgeschlossen ist. Später traten Miliartuberkel 
der Peripherie auf, sowie Netzhautablösung mit Blutungen. Auf Tuber- 
kulin Allgemein- und Lokalreaktion. — Der Fall gleicht sehr der von 
Oeller abgebildeten Degeneratio retinae disciformis. 


Ferner beschreibt er eine Anomalie mit den Resten der Arteria hyaloidea 
persistens, bei der die Zentralgefässe nicht auf dem Sehnerven, sondern am 
hintern Augenpol in mehrern Sıämmen entsprangen. 


XVIII. Sympathische Ophthalmie. 
Ref.: Kümmeil. 


*115) Böhm: 2 Fälle von sympathischer Ophthalmie trotz Präventiv- 
enukleation, darunter ein Fall nach subkonjunktivaler Skleralruptur mit Lin- 
senluxation unter die Bindehaut. Klin. Mupatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62 S. 222. 

*116) Meller: Über sympathische Ophthalmie. Wiener Klin. Wochenschr. 
1919. Nr. 5. 

°117) Ossowski: 8 bemerkenswerte Fälle von sympathischer Ophthalmie. 
Dissert. Würzburg, 1918. 

*118) Rotholz: Ein bemerkenswerter Fall von geheilter sympathischer . 
Ophthalmie. Klin. Monatsbl. f. Augenhbeilk. Bd. 61. S. 664. 

*119) Ruetten: Beitrag zur Kasuistik der sympathischen Ophthalmie. 
Dissert. Tübungen, 1918. (Statistische Arbeit.) 


In seiner Antrittsvorlesung die die sympathische Entzündung 
behandelt, gibt Meller (116) einen Überblick über die pathologisch ana- 
tomischen Veränderungen und die daraus von ihm abgeleiteten theoretischen 
Anschauungen über die Entstehung und das Wesen dieser Erkrankung. Zum 
Schluss geht er auf die Beziehungen zur Tuberkulose ein und macht darauf 
aufmerksam, dass eine posttraumatische Tuberkulose im Auge entgegen den 
Angaben Peters sehr selten sei. Auch geht die knötchenförmige Tuber- 
kulose des einen Auges nicht auf das andere über. Ebenso neigen Tuber- 
kulöse mit Augenverletzungen nicht mehr zu s. O als andere. Das klinische 
Bild ist durchaus verschieden. 


Der erste Fall sympathischer Entzündung von Ossowski (117) 
ist dadurch bemerkenswert, dass eine unvollständige Ausweidung des Auges 
die spätere Erkrankung des zweiten nicht zu verhindern vermochte, was ja 
auch nicht zu erwarten war. Im ausgeschälten Stumpf fanden sich Reste der 
Aderhaut mit sympathisierender Entzündung. Im 2. Falle einer Kriegsver- 
letzung entstand erst 14 Tage nach der Entfernung des ersten Auges die 
Erkrankung des zweiten, die einen schweren Verlauf nahm mit Drucksteige- 
rung und fast vollständiger Erblindung, trotzdem im allgemeinen die An- 
sicht dahin geht, dass die sympathisierende Entzündung nach vorheriger 
Enukleation meist leicht verläuft, was auch durch die nachstehend berichtete 
Beobachtung Böhms widerlegt wird. Beim 3. Fall, auch einer Kriegsver- 
letzung, trat die s. O. ebenfalls erst nach der Entfernung des ersten Auges 
ein und zwar 10 Tage später. Das zweite Auge erkrankte’ nur leicht mit 
wenigen B«s:hlägen und Aderhautherden. Der sympathisierende Prozess bot 
allerdings nicht das Vollbild dar, war aber nicht zu verkennen. — (Über 
die beiden ersten Fälle siehe auch Bericht Nr. 508, 1917.) 


46 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Aus der Breslauer Klinik teilt Böhm (115) 2 Fälle von sympathi- 
scher Entzündung nach vorheriger Enukleation mit. Im ersten handelte 
es sich um eine subkonjunktivale Skleralruptur, bei der die klinische Unter- 
suchung keine Zeichen einer Bindehautverletzung nachweisen konnte, während 
das mikroskopische Bild kleine Einrisse mit Wahrscheinlichkeit ergab. Es 
bestand bereits das Vollbild der sympathisierenden Entzündung, so dass die 
Herausnahme des Auges deshalb nichts nützen konnte, weil die Entzündung 
des zweiten Auges bereits bestand. Das Auge erkrankte 8 Tage später. — 
Der 2. Fall mit Doppeldurchbohrung ist dadurch bemerkenswert, dass schon 
14 Tage nach der Verletzung die histologischen Kennzeichen der sympathi- 
sierenden Entzündung am verletzten Auge sichtbar waren, das zweite Auge 
erkrankte 9 Tage später. Da auch Uveagewebe durch die Verletzung auf 
die Rückseite der Lederhaut verlagert wurde, so ist es möglich, dass dies 
herausgerissene Gewebe die Entzündung des zweiten Auges ungünstig beein- 
flusste, da der Verlauf ein schwerer war. 

Bei einem 3. Kranken, dessen verletztes Auge später eine schwere Irido- 
zyklitis hatte, stellte sich auf dem andern Auge eine Neuroretinitis ein, die 
leicht als sympathisch hätte gedeutet werden können. Dagegen ergab die 
Vorgeschichte und die klinische Untersuchung das Vorliegen von Syphilis. 


Rotholz (118) sah als erstes Zeichen einer ausbrechenden sympathi- 
schen Entzündung Akkommodationskrampf auftreten, dem erst etwa nach 
14 Tagen deutliche Zeichen der Entzündung folgten. Die ursprüngliche 
Deutung als sympathischer Reizung war also falsch. Ausschälung des Auges; 
guter Verlauf bei Anwendung von Benzosalin. Der Fall betraf eine Kriegs- 
verletzung. 


XIX, Glaukom. 
Ref.: Kümmell. 


120) Levinsohn: Zur Entstehung des Glaukoms durch Pigmentinfil- 
tration der vorderen Abflusswege des Auges. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 40. S. 
344. (Streitschrift gegen Koeppe.) 

121) Koeppe: Entgegnung auf vorstehende Arbeit von Levinsohn. 
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 40. S. 349. 

*122) Koeppe: Uber den derzeitigen Stand der Glaukomforschung an 
der Gullstrandschen Nernstspaltlampe sowie den weiteren Ausbau der Glau- 
kom-Frühdiagnose vermittelst dieser Untersuchungsmethode. Zeitschr. f. 
Augenheilk. Bd 40. S. 138. 

*123) Wessely: Einige Besonderheiten beim Glaukom. Würzburger Ärzte- 
abend. 7. Jan. 19. s. Münch. med. Wochenschr. 1919. S. 280. 


Koeppe (122) kommt nochmals auf die Pigmentveränderung der Glau- 
komaugen zu sprechen, wie sie mit der Spaltlampe zu sehen sind. In 8 Fällen 
beobachtete er die Pigmentverstäubung, ohne dass sonstige Zeichen des Glau- 
koms vorhanden waren. Diese stellten sich erst später ein, so dass zur frühen 
Erkennung der Krankheit seine Befunde einen wesentlichen Fortschritt be- 
deuten würden. Da K. eine Verlegung der Ablusswege durch das Pigment 
annimmt, so miisste eigentlich die vordere Kammer vertieft sein, dass sie 
das nicht ist, erklärt er aus den Zirkulationsverhältnissen des hinteren Augen- 
nbschnitts, die unter Umständen zu Druckerhöhung führt. Solange der Aus- 





XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. | 47 


gleich durch die Abzugswege der vorderen Kammer möglich ist, entsteht kein 
Glaukom, während bei mangelhaftem Abfluss Dekompensationserscheinungen 
eintreien müssen. (Danach entsteht also die Drucksteigerung primär im hintern 
Augenabschnitt. Ref.) — Einige Neuerungen der Apparatur (Verkleinerung 
der Blenden, Untersuchung in rotfreiem und polarisiertem Licht) werden noch 
besprochen. 


Wessely (123) berichtet über einen Fall von Glaukom, der als 
scheinbare Grippe nicht weiter beachtet wurde. Erst die Abnahme des Seh- 
vermögens veranlasste die Kranke, die Klinik aufzusuchen. Auch als Supra- 
orbitalneuralgien werden Glaukomanfälle gelegentlich gedeutet. — Weiterhin 
bringt er Belege für ein akutes Ansteigen des Augendrucks durch Blutdruck- 
steigerung. Auch bei Blutdrucksenkung im Fieber z. B. bei Malaria tritt ent- 
sprechende Absenkung des Augendrucks ein. — Die Wiederausfüllung einer 
glaukomatösen Aushöhlung beobachtete er bei einer Glaukomkranken, 8 ‘Tage 
nach der Elliotschen Trepanation, als das Auge dadurch weich geworden’ war. 
Nach Ansteigen des Drucks erreichte sie wieder ihre alte Tiefe. Man muss 
hier wohl eine Auflockerung und Durchtränkung des im Sehnervenkopf noch 
vorhandenen Stützgewebes annehmen. 


XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 


Ref.: Lobmann. 


*124) Abelsdorff: Zur Frage der Existenz gesonderter Pupillarfasern 
im Sehnerv. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Febr.-Heft. 

*125) Abeldsorff: Akute retrobuläre Sehnervenentzündung bei Mye- 
litis mit Sektionsbefand. Neurolog. Zentralblatt 1919. Nr. 3. S. 97. 

è *126) Becker: Ein Fall von schwerer arteriosklerotischer Veränderung 
der beiderseitigen Zentralarterien und ihrer retinalen Äste mit atheroma- 
töser Entartung der Intima und Wucherung in der linksseitigen Zentralarterie 
bei einem 38 Jahre alten Manne. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Januarheft. 

*127) Berg: Beitrag zur pathologischen Anatomie der Retinitis exsu- 
dativa. Von Grafts Arch. f. Ophthalm., Bd. 98, 3. Dissert. Kiel. 

128) Beyke: Familäres Vorkommen des Glioma retinae. Diss. Kiel. 

*129) Birch-Hirschfeld: Zur Entstehung und Behandlung der Netz- 
hautabhebung. Deutsche mediz. Wochenschr. Nr. 6, S. 148 und mediz. Klinik Nr. 8, 
S. 200. 

130) Eisenlauer: Veränderungen am Hintergrund bei einem Fall von 
doppelseitiger Retinitis exsadativa (Coats). Dissert. München. 

*131) Elschnig: Tumorähnliche Gewebxwucherung in der Macula lutea. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Februatheft u. deutsche mediz. Wochenschr. Nr. 6, 

S. 168. 

*132) Elschnig: Metastastische multiple Tumoren des linken Scheitel- 
und Stirnbeins. Demonstration. Deutsch. med. Wochenschr. Nr. 9, S. 256. 

*133) Pincus: Uber Sehstörungen nach Blutverlust. Gräfes Arch. f. 
Ophth., Bd. 98, 1. 

*134) Rönne: Atypische Fälle akuter Retrobulbärneuritis. Klin. Monats- 
blätter f. Augenheilkunde, Januarheft. | 

*135) Schloffer: Zum Anton-Schmiedeschen Subokzipitalstich. Medizin. 
Klinik. Nr. 51. 


48 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*136) Schiötz: Netzhautablösung während der Schwangerschaft. Klin. 
Monatsblätter f. Augenheilk. Februatheft. 

*137) Schumacher: Histologische Untersuchung der Sternfigur der Ma- 
kula bei Staunngspapille an Gefrierschnitten. Zeitschr. f. Augenheilk. Heft 6. 

*138) Stähli: Über die obere zeitliche Sichtbarkeitsgrenze der Makula- 
reflexe. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Febıuarheft. 

*139) Uhthoff: Beitrag zur Bestrahlungstherapie bei doppelseitigem 
Glioma retinae mit anatomischer Untersuchung des einen bestrahlten Auges. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Januarheft. 


Stahli (138) hat sein Augenmerk auf die obere zeitliche Sichtbarkeits- 
grenze der Makulareflexe gelenkt. Der grosse querovale Foveareflex ver- 
schwindet früher als der kleine Foveolareflex. In einer grossen Zahl der 
Fälle sei auch der länger sichtbare Foveolareflex nach dem 45. Jahre nicht 
mehr sichtbar. Doch könne namentlich der letztere sehr viel länger sicht- 
bar sein. St. teilt 2 diesbezügliche Beobachtungen mit, die sich auf eine 
62jährige Frau und einen 61 jährigen Mann beziehen. Die Ursache des Ver- 
schwindens der Makulareflexe ist zum Teil in dem individuell verschieden 
raschen Fortschreiten der Altersveränderungen zu sehen (Trübung der brechenden 
Medien, Strukturveränderungen der Netzhaut-Glaskörpergrenze); zum Teil 
walten aber höchstwahrscheinlich primäre Verschiedenheiten der Topographie 
und Pigmentierung ob. 


Bei einem 38jährigen Manne, der an Brückenerweichung mit Einbruch 
in die Rautengrube und allgemeiner Arterioklerose zunrunde gegangen war, 
fand Becker (126) arteriosklerotische Veränderungen der Gefasse beider 
Netzhäute Es waren endarteriitisehe Wuchungen neben den für Arterio- 
sklerose charakteristischen Veränderungen der Arterienwand vorhanden. Her- 
vorzuheben ist, dass neben den Retinalveränderungen dieses relativ jugend- 
lichen Patienten eine schwere Hirnsklerose vorlag. Ophthalmoskopisch waren 
retinitische Herde und Blutungen, sowie Gefässeinscheidungen festgestellt 
worden. 


Schumacher (137) hat für die histologische Untersuchung der Stern- 
figur der Macula bei Stauungspapille eine besondere Methode in Anwendung 
gebracht, nach der er bei Gelatinepräparaten Gefrierschnitte und Sudan- bezw. 
Scharlachrot- Färbung in Anwendung bringen konnte. Es handelte sich 
um die Augen zweier jugendlicher Personen mit Kleinhirntumor; Nephritis 
war klinisch nicht festgestellt worden, wenn auch vorübergehend Spuren 
von Eiweiss im Urin sich nachweisen liessen; auf dem Sektionstisch wurden 
keine Veränderungen der Nieren gefunden. Anatomisch fand sich eine geringe 
Infiltration der Chorioidea. Im Pigmentepithel, welches in der Peripherie bis 
auf eine Entfernung von 2—4 Papillendurchmessern von der Papille normal 
war, waren peripapillar und in der Makula starke Veränderungen vorhanden. 
Es fehlte stellenweise ganz und zeigte Wucherungen. Einzelne lagen losge- 
löst im subretinalen Raum. Daneben fanden sich hier Zellen mit färbbarem 
Kern, die aber an Stelle der Pigmentkörner Fett enthielten. Diesen letzteren 
ähnliche Fettzellen fanden sich in der Retina besonders in der Zwischenkörner- 
schicht und in den perivaskulären Räumen der Venen, welche dann eine peri- 
phlebitische kleinzellige Infiltration aufwiesen. Schumacher fasst seine 
Befunde als eine Stütze der Leberschen Ansicht auf, nach der die Fett- 
körnchenzellen den Pigmentepithelien entstammen, die in die Netzhaut ge- 


XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. | 49 


wandert seien; jedoch konnte er nicht in ihnen, wie Leber angab, noch 
Pigmentkörnchen nachweisen. 

Birch-Hirschfeld (129) bespricht seine Erfahrungen über Entstehung 
und Behandlung der Netzhautabhebung in einem Vortrage Er hat bei 
Kaninchen die Sklera punktiert, mit einer Pravazschen Spritze Glaskörper 
abgesaugt und den Bulbus massiert. Dabei entsteht häufig eine Abhebung 
der Netzhaut, die oft allerdings im Verlauf von wenigen Tagen sich zurück- 
bildet. Auf Grund des anatomischen Studiums dieser Bulbi kommt er zu 
dem Schlusse, dass Verdichtungen des supraretinalen Glaskörperteils einen 
retrahierenden Einfluss auf die Retina ausüben. Durch Netzhautriss gelange 
das erste Transsudat unter die Netzhaut. Dafür, dass es nicht primär unter 
der Netzhaut entstünde, spräche auch die klinische Erfahrung, dass bei den 
netzhautabgelösten Augen der Augenbinnendruck eine Herabsetzung erfahre. 
Die Sinnesepithelzellen bleiben in der abgelösten Netzhaut lange erhalten; 
sie degenerieren und schilfern sich ab, wenn sie bei Fältelungen aneinander 
zu liegen kommen. — Bezüglich des Operationseffektes der verschiedenen 
Methoden teilt er seine Ergebnisse mit. Mit der Fehrschen Methode 
(Trepanation der Sklera, Absaugung durch Pravazsche Spritze, Druckver- 
band) habe er in 5 von 25 Fällen eine wesentliche, in weiteren 5 Fällen 
eine geringe Besserung erzielt, während in 15 Fällen das Fortschreiten nicht 
hätte aufgehalten werden können. Bei seiner eigenen Methode kombinierte 
Absaugung mit Einspritzung in den Glaskörper (das subretinale Transsudat 
mit isotonischer Kochsalzlösung verdünnt); hier standen 8 wesentlich und 3 
geringgradig gebesserte neun nicht gebesserten gegenüber. B. H. übt in frischen 
Fallen die milde Therapie (Bettruhe, Kochsalzeinspritzungen usw.). Tritt 
keine Besserung ein, so operiert er, wenn der untere Netzhautteil betroffen 
ist, die Netzhautabhebung nicht zu flach ist, die brechenden Medien klar 
sind und der Druck nicht zu stark herabgesetzt ist. Eventuell würde B. H. 
weiterhin seine Methode mit der Durchschneidung nach Deutschmann in 
geeigneten Fällen kombinieren. 

Berg (127) beschreibt die pathologischen Befunde von 4 Bulbi, die 
3mal wegen Pseudogliom und 1mal wegen Sekundärglaukom enukleiert 
wurden. Er fand herdweise in der abgelösten Netzhaut lokalisierte Gefäss- 
veränderungen degenerativer Art, in der Umgebung Blutungen und Nekrosen 
des Gewebes; Proliferation und Verfettung der Pigmentepithelien; Neubildung 
eines allmählich schrumpfenden Bindegewebes an der Innenseite der Ader- 
haut, dadurch bedingte Synechien zwischen Netz- und Aderhaut. Als pri- 
märe Veränderungen sieht Verf. die Veränderungen der Netzhautgefässe an. 
Es entstünden Blutung in und hinter der Netzhaut, ferner seröse und sero- 
fibrinöse Exsudationen und Nekrosen der Netzhaut. Gliawucherung, Pigment- 
epithelwucherung und Bindegewebsneubildungen an der Innenseite der Chlorioi- 
dea und entlang den Netzhautgefässen seien sekundärer Art. Vielleicht könne 
die Gefässerkrankung als eine solche nach Infektionserkrankungen aufgefasst 
werden (infektiös-toxisch., Berg beschreibt besonders auch Aneurysmen- 
bildungen in der Netzhaut (miliare und dissezierende), deren Entstehung er 
analog den Gehirngefässaneurysmen auffasst. Er hebt die prinzipielle und 
weitgehende Übereinstimmung der Erkrankung mit der von Hippelschen Er- 
krankung hervor, die er in ihrem Frühstadium als eine auf einen kleinen 
Netzhautbezirk beschränkte Gefässveränderung mit sekundären Veränderungen 
ohne ausgedehnte Netzhautabhebung auffasst. 


Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. IV 


50 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Bei einem 66jährigen Herrn aus der Beobachtung Elschnigs (131) 
entwickelte sich, nachdem zunächst auf beiden Augen makulare drusen- 
ähnliche Herde festgestellt waren, auf einem Auge ein prominenter, hellgrauer, 
weisser Herd, ohne deutliche Markierung der Fovea, scharf begrenzt mit 
spärlichen Pigmentflecken an seinem Rande. Da Rubr., dem bei anderen 
Augenärzten die Diagnose bösartiger Tumor gemacht war, zur Enukleation 
drängte, entschloss E. sich zu dieser, obwohl er die Erkrankung für jene 
Form der greisenhaften Makularerkrankung ansprach, bei welcher eine. der- 
artige Dickenzunahme und Vortreibung der Netzhaut entstand, dass dadurch 
die Abgrenzung gegenüber Tumor schwierig war. Der Herd bestand ana- 
tomisch aus faserigem, reich” vaskularisierten Bindegewebes mit hyalinartiger 
Degeneration. Anscheinend beteiligte sich Gliawucherung und eine solche 
von Pigmentepithel. Der Ausgangspunkt sei sicher in der Retina, Elschnig 
lehnt eine Beziehung zu Coat’s Retinitis exsudativa externa bestimmt ab. 
Im Bindegewebe der Gefüsswände und nur zun Teil in der Glia selbst 
setze diese chronisch entzündliche degenerative Veränderung ein; primär sei 
wohl die Ursache die Atherose der Ziliar-, bzw. Chorioidealgefässe. Die 
hyalinartigen Einlagerungen, obwohl an den ältesten Stellen, seien als sekun- 
däre Veränderungen zu deuten. 


Uhthoff (139) hat ein doppelseitiges Glioma retinae bei einem 14/2 jah- 
rigen Kinde mit Strahlentherapie behandelt. Auf einem Auge (mit dem 
klinischen Bilde des amaurotischen Katzenauges) wurde Mesothorium in An- 
wendung gebracht. Der glaukonatöse Zustand schwand; indessen kam es 
zu Ulzerationen der Lidhaut und der Hornhaut. Das Auge wurde enukleiert; 
anatomisch waren in der Tumormasse nekrotische Partien, besonders auch an 
der Oberfläche zu sehen. Obwohl dieses Verbalten auch bei unbehandelten 
Tumoren sich findet, meint Uhthoff doch angesichts des Befundes und des 
Erfolges auf dem anderen Auge einen Effekt der Strahlentherapie in diesem 
Verhalten zu sehen. In dem anderen Auge fanden sich 3 Herde, die unter 
Strahlentherapie insofern eine Veränderung zeigten, als sich eine Auflockerung 
ausbildete, die im Auftreten von Partikelchen im Glaskörper wie bei der Syn- 
chysis scintillans sich dartaten. Die Hoffnung auf definitive Heilung bewährte 
sich nicht. Schliesslich ging das Auge unter dem Bilde des glaukomatösen, 
amaurotischen Katzenauges doch zugrunde. Trotzdem rät U. in diesen ver- 
zweifelten Fällen zur Strahlentherapie, da doch auch in seinem Fall die ur- 
sprüngliche günstige Beeinflussung des Prozesses doch zu markant gewesen 
sei, um nicht jede Hoffnung zur Erreichung noch günstigerer Resultate durch 
geeignete Modifikationen des Verfahrens aufgeben zu müssen. Besonders 
erwähnenswert ist noch, dass U. die Strahlentherapie ale Nachbehandlung 
nach Enukleationen bewährt fand, auch wenn glaukomatöse Prozesse vorhanden 
waren, oder der Optikus schon sich erkrankt erwies. Bei Sarkomen liess 
die Strahlentherapie völlig im Stich. 


Elschnig (132) demonstrierte eine Frau mit metastatischem Tumoren 
des linken Scheitel- und Stirnbeines, in die Obita übergehend nach exstir- 
piertem Uteruskarzinom; beiderseits bestand Stauungspapille. 


Pincus (133) teilt 5 Fälle von Sehstörungen nach schweren Blutver- 
lusten mit. Zwei dieser Fälle fanden sich im Anschluss an Verwundungen 
auf dem Schlachtfelde; es verdient dieser Umstand hervorgehoben zu werden, 
weil nach den bisherigen Erfahrungen diese Ätiologie für die Sehstörungen 


XX. Netzhaut, Sehnerv und Sehbahnen. 51 


nach Blutverlust fast ganz ausgeschlossen wurde. Da nach Blutverlusten 
der Blutdruck stark herabsinkt bei gleichzeitiger, Schwächung der Herzkraft, 
nimmt P. eine Ischémie für Netzhaut und Sehnerv an. Diese könne sich 
um so verbängnisvoller gestalten, weil der Augenbinnendruck erschwerend 
wirke und nicht im selben Masse wie der Blutdruck sinke. Für die Tat- 
sache, dass jedoch meistens die Sehstörung sich erst nach einigen Tagen aus- 
bilde, sieht P. eine Erklärungsmöglichkeit in einem Falle, den er frühzeitig 
spiegeln und verfolgen konnte. Die Atrophia n. optici bildete sich nämlich 
so aus, dass zunächst eine auffallende Stauungspapille ergab, die erst all- 
mählich die Zeichen einer Neuritis bot, um dann in Atrophie überzugehen. 
Eine solche hochgradige Stauungspapille könne ganz besonders ischämische 
Prozesse begünstigen. Auffallend war, dassder Gesichisfeldbefund, da woer aufzu- 
nehmen war, ganz besonders eine Läsion der unteren Partien ergab. Ent- 
sprechend müsste man eine besondere Schädigung der oberen Netzhauthälfte 
annehmen. Auch diese Tatsache erklärt P. so, dass entsprechend dem Ein- 
fluss der Schwerkraft auf die Netzhautzirkulation die oberen Netzhautteile die 
gefährdeteren seien. Therapeutisch ergäbe sich daraus eine Tieflagerung des 
Kopfes als notwendig; eine Parazentese sei empfehlenswert, zu widerraten 
jedoch jeder Druck auf das Auge, auch ein solcher beim Spiegeln (zur Be- 
obachtung von Pulserscheinungen). 


Rönne (134) teilt einige atypische Gesichtsfelder mit, die er auf akute 
Retrobulbärneuritis bezieht. Es handelt sich um ein ringförmiges Skotom 
in einem Fall; in einem anderen um einen peripheren Defekt. Mehrmals 
zeigte das Skotom hemianopischen Charakter; in diesen Fällen ist die Ur- 
sache der Schädlichkeit in der Nähe oder an der Chiasmaecke zu vermuten. 
Endlich wird noch die Krankengeschichte einer plötzlichen doppelseitigen, 
vorübergehenden Erblindung nach Abusus spirit. angereiht. 


Abelsdorff (124) teilt eine partielle Sehnervenatrophie bei einer 
Schussverletzung mit (Einschuss linke Schläfee Ausschuss rechte Wange). 
Die Funktion war folgende Vc = !/s, grosser Gesichtsfelddefekt ohne Skotom. 
Die Pupille war im praktischen Sinne lichtstarr, wenn auch vorübergehend 
nach Verdunklung auf starken Lichtreiz eine Reaktion stattfand. Die 
zwischen Licht-, Farbenempfinduug und Sehschärfe einerseits und der fast 
erloschenen Lichtreflexempfindlichkeit andererseits bestehende höchstgradige 
Kongruenz bezieht A. auf eine Verschiedenheit der Pupillar- und Sehfasern. — 
In der Literatur finden sich nur 2 ähnlich gelagerte Fälle notiert. (Heddäus, 
Lohmann.) 


Abelsdorff (125) veröffentlicht einen Fall von akuter retrobul- 
bärer Sehnervenentzündung bei Myelitis, der ein junges Mädchen 
betraf und der in 21/3 Monaten zum Tode führte. Am klinischen Verlauf 
fallt die Tatsache auf, dass sich unter steter Verschlechterung des Allgemein- 
befindens die anfänglich vorhandene Sehstörung wieder zurückbildet, das grosse 
zentrale Skotom nach zwei Wochen wieder verschwand und sich bei normalem 
ophthalmoskopischen Befund gutes Sehvermögen bis zum Tode erhielt. Ana- 
tomisch fanden sich im linken Sehnerven ausgedehnter Markscheidenzerfall 
und einzelne Degenerationsherde im Chiasma und im linken Tractus opticus. 

Filbry. 

Schloffer (135) berichtet über 3 Fälle, bei denen er den von Anton 

und Schmieden empfohlenen Subokzipitalstich zur Anwendung brachte. 


[V° 


52 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Diese Operation bezweckt durch Anlegung einer Lücke in die Membrana 
atlanto occipitalis eine Eröffnung der Cisterna cerebello-medullarie, eventuell 
durch Sondeneinführung eine Durchstossung der Membrana tectoria des 
4. Gehirnventrikels. 

Im ersten Fall wurde ein durch zehn Monate bestandener Hirndruck 
mit ausgesprochener Stauungspapille zur weitgehenden Besserung gebracht. 
Kopfschmerzen und Krampfanfiille verschwanden (7 Monate nicht wiederge- 
kehrt) und die Stauungspapille bildete sich zurück. Vor der ersten Opera- 
tion am Sehnerven (Sehnervenscheidetrepanation) war Ve rechts = ‘j 
links = ®ı2. Nach der Operation war Ve rechts gebessert, links, wo 
operiert wurde, erbeblich verschlechtert. Die Sehnervenscheidenoperation 
hatte nur vorübergehenden Erfolg. Nach dem Subokezipitalstich war der 
Verlauf günstig, Ve links 6/24, rechts ®s. Im zweiten Fall wurde der 
Versuch der Operation durch anatomische Umstände, dadurch, dass die 
sonst Fingernagelgrösse besitzende Membrana atlanto-occipitalis nur wenige 
Millimeter breit war, technisch vereitelt. Im dritten Fall lag Stirnhirntumor 
mit Stauungspapille und Amaurose vor. Aus der Zisterne floss wenig Flüssıg- 
keit, Kleinbirnsubstanz quoll vor; sie wurde durch Sonden beiseite gedrängt 
und der vierte Ventrikel eröffnet. 3 Tage nach der Operation Exitus. Es 
wäre nach Schloffer die ausgiebige Trepanation über dem rechten Stirn- 
hirn notwendig gewesen. Die Bedenken gegen die Wirksamkeit des Sub- 
okzipitalstichs bestünden nicht nur bei Tumoren, die bereits nahe der Mem- 
brana occipoatlantea sich entwickelt hätte, sondern auch bei umfangreichen 
Hirntumoren anderer Lokalisation. Auszuschliessen vom Subokzipitalstich 
seien Fälle, bei denen auch die Lumbalpunktion für bedenklich gehalten würde, 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 
Ref. Filbry. 


*140) Bleisch: Scheinkatarakt bei Anwesenheit eines Fremdkörpers 
(Kupfersplitter) im Augeninnern. Berl. klin. Wochenschrift Nr. 5, S. 117. 

*141) Glauning : Über Veränderungen in der Augenhöhle und an den 
retrobulbiiren Teilen des Auges bei Kopfschüssen. Klin. Monatsbl. Jan. S. 68. 

* 142) Gravestein: 3 wichtige Augenverletzungen. Klin. Monatsbl. Febr. 
S. 284. 

*143) Groenouw: Uber Umstiilpung und Faltung der Regenbogenhaut 
nach Verletzungen. Archiv f. Ophthalm. 98. Bd. S. 252. 

*144) Heermann: Zur Behandlung der Tränensackeiterung bei Kiefer- 
verletzten mit der Westschen Operation. Klin. Monatsbl. Jan. S. 88. 

*145) Kayser: Evulsion des Bulbus und Nervus opticus. Klin. Monatsbl. 
Dez. S. 657. 

*146) Klauber: Bericht über die Augenverletzungen im Kriege ans 
dem Jahre 1917. Klin. Monatsbl. Febr. S. 246. 

*147) Koppelmann: Spontanperforation der luxierten Linse mit pla- 
stischer Entzündung in einem Auge mit Leukoma adhaerens und Sekundär- 
glaukom. Dissert. Heidelberg. 

* 148) Pascheff: Anatomische Untersuchungen über die indirekten Rup- 
turen der Membrana Bowmanii mit Bemerkungen über die Entstehung der 
bänder- und netzförmigen Keratitis traumatica. Klin. Monatsbl. Dez. S. 678. 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 53 


*149) Pascheff: Seltenere nervése Augenstörungen nach Kopfkriegs- 
verletzungen. Klin. Monatsbl. Dez. S. 684. s. Bericht über II. Quartal. 

*150) Pichler: Traumatische Stauungspapille. Zentralbl. f. prakt. Augen- 
heilk. Jan. Febr. S. 9. 

*151) Pichler: Luxation des einen, Ausreissung des andern Ause durch 
Schuss. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk. Jan. Febr. S. 6. 

*152) Pick : Toxikologische Erfahrungen über Mittel, welche von Sol- 
daten zur Erzeugung von Krankheiten verwendet worden sind (Selbstbe- 
schädigungsmittel). Mediz. Klinik Nr. 1. S. 6. 

* 153) Rakoz: Neue klinische und pathologisch- anatomische Daten für 
das Gebiet der Augenheilkunde aus dem gegenwärtigen Kriege. Dissert. 
Breslau. s. Ref. 1918 Nr. 577. 

*154) Salzmann: Die Lochbildung im gelben Fleck der Netzhaut als 
Kriegsverletzung. Wien. med. Wochenschr. ref. mediz. Klinik Nr. 12. S. 294. 

*155) Vossius: Demonstration eines operierten Falles von Orbitalschuss- 
verletzung. Mediz. Klinik Nr. 7. 8. 176. 

156) Wätzold: Kriegserfahrungen über Infektion nach Verletzungen 
des Auges. D. militä:ärztl. Zeitschr. Nr. 23 u. 24. 

*157) Wirths: Über Linsentrübungen bei Anwesenheit von Kupfer im 
Augeninnern. Zeitschr. f. Augenheilk. Nr. 40. S. 164. 


Drei wichtige Augenverletzungen, Jie Gravestein (142) 
veröffentlicht, verdienen Interesse für die Unfallbegutachtung. Eine sechs 
Wochen nach leichter Kalkverätzung der Bindehaut aufgetretene, schwere 
eitrige Iridozyklitis wurde nicht als Folge des Unfalls aufgefasst, obwohl 
selbst bei völlirem Fehlen von Bindehautnarben nach Kalkverätzungen das 
Sehvermögen bekanntlich durch Zyklitis und Phthisis bulbi erlöschen kann. 
Dagegen wurde ein Zusammenhang eines akuten Glaukoms mit einer sich 
an eine leichte Fingerverletzung anschliessenden, schwer fieberhaften Sepsis 
auf Grund der allgemeinen Zirkulationsstörungen anerkannt. Ebenso wurde 
schliesslich im dritten Fall als Unfallfolge anerkannt eine Atrophia nervi 
optici, die 6 Wochen nach Enukleation eines durch Eisensplitter schwer ver- 
letzten Auges ohne sonstige Ursache von seiten des Nervensystems im bis- 
her gesunden Auge auftrat. Dies Urteil stützte sich auf die Unmöglichkeit 
zu beweisen, dass kein Zusammenhang vorliege, auf das Fehlen eines sonstigen 
neurologischen Befundes und endlich auf 16 einschlägige Fälle aus der 
Literatur, in denen eine Verletzung des einen als Ursache einer deszendieren- 
„ten Neuritis des andern Auges angesehen worden war. 


Wie Erkrankungen der Hautdecken so werden nach Picks (152) ein- 
gehenden Untersuchungen und toxikologischen Erfahrungen über 
Mittel, welche von Soldaten zur Erzeugung von Krankheiten 
verwendet worden sind (Selbstbeschädigungsmittel), auffallend 
häufig Augenentzündungen hervorgerufen. Von pflanzlichen Stoffen war 
das Kornradesamenpulver das souveräne Mittel. Auch der Same der saponin- 
haltigen Gypsophila und der Rosskastanie, Aconit, Tabakblätter, Tollkirschen- 
blätter, Stechapfelsamen und viele andere kamen oft zur Anwendung. Von 
chemischen Mitteln wurden am häufigsten zu Selbstverletzungen Sublimat, 
ferner Alaun, Ätzkalke, seltener Natronlauge und Soda, ja konzentrierte 
Schwefelsäure benutzt. Als Erfolg wurden alle Grade von der einfachen 
konjunktivalen Reizung bis zur Panophthalmie beobachtet. 


54 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Die in Klaubers (146) Bericht über die Augenverletzungen 
im Kriege aus dem Jahre 1917 zunächst auffallende, ein Viertel aller 
Verletzungen umfassende Häufigkeit der Sprengschussexplosionen erklärt sich 
aus der intensiven Sprengtätigkeit beim Bau von Gebirgsbefestigungen für 
die Tiroler Front, von der Innsbruck sein Verwundetenmaterial bekam. 10 °%/o 
der in Betracht kommenden perforierenden Verletzungen ergab eine positive 
Magnetreaktion. Von 38 Magnetoperationen brachten 24 Fälle brauchbare 
oder besserungsfähige Funktion. Unter mehreren, aseptisch eingedrungenen 
und reizlos getragenen Steinsplittern wurden zweimal allmäbliche Spontan- 
resorptionen im Glaskérper beobachtet. Wie im vorjährigen, so wird auch 
in diesem Bericht ein Fall von sympathischer Ophthalmie erwähnt, die 
25 Tage nach der Enukleation eines im ganzen vor 7'/g Wochen durch 
Skleralperforation verletzten Auges auftrat und günstig verlief. Nach Ein- 
sprengung zahlreicher Fremdkörper oder nach schwerer Quetschung wurde 
manchmal eine eigentümliche nekrotische Hornhauteinschmelzung beobachtet, 
die zum Verlust des Auges führte und bei der sich intramuskuläre Milch- 
injektionen ebenso erfolglos wie bei traumatischer Endophthalmitis erwiesen. 


Eine schwere Verletzung durch Gesichtsschuss in einem von Pichler (151) 
mitgeteilten Falle hatte Luxationdeseinen, Ausreissung des andern 
Auges zur Folge. Ohne dass irgend ein operativer Eingriff stattgefunden 
hatte, wurde der rechte, weiche, unbewegliche Bulbus mit der stark ge- 
schwollenen geröteten Bindehaut völlig, auch noch mit seinem hintern Um- 
fange vor die Lider irreponibel luxiert gefunden, während linkerseits die ziem- 
lich geräumige Bindehauttasche vollständig leer war. Auffallend war, dass 
das linke Oberlid in ganzer Länge an der Augenbraue abgerissen und gleich- 
zeitig nach vorn umgeklappt und auf die Wange verlagert war. Zur Er- 
klärung des Zustandekommens der totalen Luxation und der schweren Ein- 
trocknung des rechten Auges nimmt P. ausser der direkten Schusswirkung 
noch eine starke Blutung und trophische Schädigungen durch Zerstörung der 
Spitze des Orbitaltrichters an, während die Wunde der linken Orbitalgegend 
und die Ausreissung des linken Auges wohl auf ein sich in grosser Ge- 
schwindigkeit um seine Längsachse drehendes Infauteriegeschoss, das das 
Oberlid in seiner ganzen Dicke zerriss und nach aussen umstülpte, zurück- 
zuführen sei. 


Anschliessend an die Demonstration eines operierten Falles 
von Orbitalschussverletzung durch einen Splitter bei einer Sprengung, 
bei dem nach osteoplastischer Resektion der äussern Orbitalwand und elektro- 
magnetischer Entfernung des Splitters die vorher bestehende starke Protrusion 
des unbeweglichen Bulbus sich rasch zurückbildete, macht Vossius (155) 
allgemeine Bemerkungen über Fremdkörper in der Orbita und knüpft daran 
die eindringliche Mahnung, jeden orbitalen Splitter nach Möglichkeit sofort 
zu entfernen, sobald stärkere Reizerscheinungen auftreten. 


Kayser (145) teilt einen Fall von Evulsion des Bulbus und 
Nervus opticus mit Chiasmatrennung mit. Im Zustande kata- 
tonischer Erregung war es einem an Dementia praecox leidenden Patienten 
gelungen, in wenigen Augenblicken sich mit den Fingern ein Auge heraus- 
zureissen. Abgesehen von den eigenartigen psychischen Nebenwirkungen, der 
folgenden grösseren Ruhe, der zeitweisen Apathie, der Amnesie für die jüngste 
Vergangenheit seit dem Ereignis, bietet der Fall mehrfache besondere Eigen- 


XXI. Unfallerkrankungen, Vorletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 55 


tümlichkeiten. Die Schnelligkeit des Ausreissens beweist die Richtigkeit 
der Anschauung Axenfelds, dass ein Abreissen der Muskeln und des Seh- 
nerven wohl möglich und in solchen Fällen nicht ein Durchkneifen mit den 
Fingernägeln nötig sei. Auffallend ist ferner, dass Konjunktiva und Mus- 
keln dicht an ihren Ansatzstellen vom Bulbus losgelöst sind, so dass der 
Bulbus so sauber wie nach einer lege artis ausgeführten Enukleation aussah. 
Schliesslich ist von Interesse, dass am Bulbus ein 41/2 cm langes Stück 
Sehnerv hing, so dass am Chiasma eine Durchtrennung erfolgte, die eine 
vollständige temporale Hemianopsie des andern Auges zur Folge hatte. 

Glauning (141) weist auf die interessanten und hinsichtlich etwaiger 
später auftretender Funktionsstörungen am Auge oder in seiner Umgebung 
praktisch wichtigen Veränderungeninder Augenhöhleund an den 
retrobulbären Teilen des Auges bei Kopfschüssen hin. Es 
handelt sich dabei um Kopfverwundungen durch Infanteriegeschosee. Zu- 
nächst bezüglich der an der knöchernen Orbita auftretenden Frakturlinien 
sind ihre grosse Regellosigkeit, ihre zu den Weichteilwunden relativ bedeutende 
Ausdehnung, die Vermeidung der Gegend des Foramen opticum im Gegen- 
satz zur klassischen Frakturlinie bei Schädelbrüchen durch Sturz in der 
Friedenspraxis und das häufige Auftreten isolierter kleiner Sprunglinien im 
Orbitaldach auch bei Hinterhauptschüssen bemerkenswert. Ebenfalls bei 
letzteren treten nicht selten kapillare Blutungen in der Rindensubstanz auf 
der Unterfläche des Stirnlappens, auch ohne Orbitaldachrisse, auf. Während 
noch in etwa zwei Dritteln der Fälle flächenförmige, pfenniggrosse Blutungen 
in der Periorbita beobachtet wurden, fanden sich ausgedehntere Orbitalfett- 
durchblutungen, selbst in den zu starker Protrusion des Auges führenden 
Schussverletzungen, überraschend selten, ja die Muskeln des Auges sind 
meist unversehrt, wie auch Hämorrhagien unter die Tenonsche Kapsel nur 
wenig zur Beobachtung kamen. Die augenfälligste und charakteristischste 
Veränderung findet sich am Sehnerven und seinen Häuten. Typisch iat die 
unter 45 Fällen 41 mal gefundene Sehnervscheidenblutung, die zu einer dicht 
am Bulbus plötzlich abschneidenden, nach dem Kanalteil des Optikus zu da- 
gegen langsam sich verlierenden Schwellung und Blaufärbung des Optikus 
führt. Übrigens konnte G. ophthalmoskopische Veränderungen niemals be-- 
obachten; allerdings erlagen die meisten Verwundeten innerhalb der ersten 
3 Tage der Schwere der Verletzung. Während eigentliche freie Blutungen 
im Canalis opticus Ausnahmen bedeuten, treten sehr häufig am hintern Ende 
des Kanals blutig verfärbte, nicht abwischbare Druckmarken in und unter 
der Pia auf, die meist auf dem obern Umfang des Sehnerven gelegen, oft 
eine typische Form, eine mit einer nach vorn gerichteten Spitze versehene 
Sichel, aufweisen und zuweilen 12/2 mm tief in die Nervensubstanz eindringen. 
Diese Druckmarken möchte G. mit dem Ausweichen des Sehnerven nach 
vorn und dem Anpressen gegen die knöcherne Öffnung des Kanals im Augen- 
blick der nach allen Richtungen wirkenden Druckerhöhung nach der Schuss- 
verletzung erklären. Er glaubt, dass das Blut des: Scheidenhämatoms ge- 
platzten Duragewebshämorrhagien, nicht dem Schädelinnenraum entstamme; 
dagegen nimmt er bei dem Fehlen von Adhäsionen an, dass das dem Scheiden- 
hämaton beigemischte Serum in den Sehnervenkanal a a ia Zere- 
brospinalflüssigkeit und nicht entzündlicher Natur sei. 

Einen auch in neurologischer Hinsicht wichtigen Fall von traumati- 
scher Stauungspapille teilt Pichler (150) mit. Nach Sturz durch 


56 Bericht über die Leistungen und Fortschritts der Augenheilkunde. 


eine Lawine fanden sich beiderseits hochgradige Stauungspapille, einseitiger 
leichter Exophthalmus, doppelseitige massenhafte peripapilläre Netzhautblutungen 
und eine Sternfigur bildende helle Flecken in der Makula. Die binnen 
2 Monaten sich entwickelnde neuritische Atrophie ging mit der Entwicklung 
eines feinen Netzes neugebildeter Kapillaren auf den Papillen einher. Dieser 
Krankheitsverlauf, sowie die rapide Verschlechterung des Sehvermögens und 
das Auftreten zerebraler Erscheinungen gelegentlich etwas schnellen Aufsetzens 
im Bett führen P. zur Annahme einer bei der Verschüttung erlittenen intra- 
kraniellen Blutung, die wohl zu einem Zwischenscheidenbämatom geführt habe, 
mit dem er auch den bestehenden leichten Exophthalmus erklärt findet. 


In acht Fällen von Schussverletzungen der Augenhöhle oder ihrer Um- 
gebung beobachtete Salzmann (154) die Lochbildung im gelben 
Fleck der Netzhaut, die er nicht als Folge einer primären Zerreissung 
ansieht, sondern die das durch keine Behandlung zu verhütende und keiner 
Heilung fähige Endstadium einer anfänglich uncharakteristischen zentralen 
Retinitis darstelle. 


Koppelmann (147) berichtet über Spontanperforation der 
luxierten Linse mit plastischer Entzündung in einem Auge 
mit Leukoma adhaerens und Sekundärglaukom. Eine besondere 
Behandlung wird der Frage nach der Entstehung der Linsenkapselperfora- 
tion und der Iridozyklitis gewidmet. Das amaurotische, schmerzhafte Auge, 
das seit Jahrzehnten ein Leukoma adhaerens nach einem Hornhautgeschwür 
in der Kindheit hatte und vor einem Jahr vom Sekundärglaukom befallen 
war, wies nach der Enukleation totale Netzhautablösung, massenhafte Blu- 
tungen im hintern Augenabschnitt und Luxation der Linse nach hinten unten 
auf. Die Perforation der Linsenkapsel hält K. für die Folge zytolytischer 
Fähigkeiten der dem Linsenrand massenhaft anliegenden Zellen, die, durch 
den Reiz der luxierten und kataraktösen Linse angelockt, als Fremdkörper- 
riesenzellen aufzufassen sind, während die schwere Entzündung des vorderen 
Augenabschnitts dann wohl erst sekundär durch seine innige Berührung mit 
den ausgetretenen, chemisch differenten Linsenmassen ausgelöst war, wenn 
auch den Hämorrhagien im hintern Abschnitt und der Netzhautablösung die 
Rolle unterstützender Momente nicht abgesprochen wird. 


Anatomische Untersuchungen über die indirekten Rup- 
turen der Membrana Bowmanii kann Pascheff (145) von einem 
Falle mitteilen, in dem das Auge wegen höchst schmerzhafter Neuralgien 
entfernt werden musste. Klinisch handelte es sich um eine Streifentrübung 
der Hornhaut, die, mit grösster Wahrscheinlichkeit im Anschluss an eine 
schwere Kontusion entstanden, sich aus vier breiten, leicht gekrimmten ver- 
tikalen und mehreren dünneren, unregelmässigeren, hauptsächlich in der untern 
Hornhauthälfte gelegenen Bändern zusammensetzt und mit starker Hypo- 
tonie des Auges einhergeht. Anatomisch liegt die Bedeutung der Unter- 
suchung darin, dass die Perforationen der Membrana Bowmanii weder an 
Stellen schwerer Iymphozytärer Infiltration oder epithelialer Proliferation ge- 
legen waren, also nicht durch deren Berstung entstanden sein konnten, noch 
in ihrer Umgebung Spuren entzündlicher, von einer herpetischen Entzündung 
herrührender Elemente, sondern guterhaltenes Epithel und nur eine umschriebene, 
gefässlose Wucherung der unterliegenden Hornhautlamellen aufwiesen, also 
nicht von entzündlicher Natur, sondern traumatischen Ursprungs zu sein 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 57 


schienen. Demzufolge will P. neben der streifenförmigen Keratitis der 
Descemetschen Membran und der hinteren Hornhautschichten noch eine 
zweite Form von streifenförmiger und netzförmiger Keratitis nach indirekter 
Berstung annehmen, die der Bowmanschen Membran und der vorderen 
Hornhautschichten, die man in Zukunft bei der Kenntnis der histologischen 
Struktur und des klinischen Bildes mit der Nernstspaltlampe leicht diagnosti- 
zieren werde. 

Groenouw (143) stellt 10 Falle von Umstülpung und Faltung 
der Regenbogenhaut, darunter zwei mit Irisatrophie unter besonderer 
Würdigung der pathologisch-anatomischen Verhältnisse zusammen. Die Ur- 
sache der Irisumstülpung ist meist eine heftige Kontusion durch Schussver- 
letzung, Hufschlag, Steinwurf oder Gegenfliegen grosser Holz- oder Eisen- 
stücke oder durch bulbuseröffnende Operationen. Da die Zonula ciliaris stets 
einreisst, ist immer als Komplikation eine Verschiebung der Linse, einige 
Male in die Vorderkammer, vorhanden. Häufig finden sich noch Linsen- 
oder Hornhauttrübungen, Hyphama, Netzhaut- oder Aderhautzerreissungen, 
Iridodialyse und Netzhautablösungen. Während die seltenere Form, die Rück- 
stülpung der Iris hinter die Linse, meist typische Verhältnisse bietet, inso- 
fern die Iris dann meist total hinter die in die Vorderkammer luxierte Linse 
zurückgeschlagen ist, kann die häufigere, meist nur teilweise Umstülpung oder 
Faltung der vor der Linse gelegenen Iris verschiedenartige Bilder zeigen: 
1. Die peripheren Teile werden zurückgebogen, während der pupillare Anteil 
sich in normaler Lage befindet; 2. der periphere Teil liegt der Hornhaut 
an, biegt erst dann rückwärts um und liegt im Pupillarteil normal; 3. die 
Iris bildet einen kammerwärts konvexen Bogen bis zum zentralen Teil, der 
normal liegen kann oder am Sphinkter auch seinerseits rückwärts einknickt; 
4. auf der Höhe dieses konvexen Bogens kann eine Einknickung gebildet 
werden; 5. der Pupillarteil der Iris kann rückwärts gegen die Linse umge- 
schlagen sein. Zum Schluss befasst sich G. mit der theoretischen Erklärung 
für das Zustandekommen der Umstülpung. Während für Fälle mit perforieren- 
den Verletzungen und Operationen die Annahme berechtigt erscheint, nach 
Aufhören des anfänglichen Überdrucks wirke der entstehende intraokulare 
Minusdruck von hinten her ansaugend auf die Iris, besonders wenn vorher 
Glaskörper abgeflossen war, sind schwieriger jene Fälle zu deuten, bei 
denen der Augapfel nicht geborsten ist. Försters Theorie, dass durch die 
Druckerhöhung bei der Kontusion die Iris vom Kammerwasser gegen die 
Linse gepresst werde, dadurch diesem den Abfluss in die hintere Kammer 
sperre und so in ihren peripheren Teilen, in denen sie keine starre Stütze 
mehr an der Linse finde, durch das Kammerwasser sackartig zurückgebogen 
werde, gebe wohl die befriedigendste Erklärung; die anatomischen Unter- 
suchungen jedoch haben für keine der zahlreich aufgestellten Theorien zwingende 
Gründe erbracht; auch glaubt G., die einzelnen Fälle durchaus nicht einheit- 
lich erklären zu sollen, zumal bei einer Verletzung alle theoretisch denkbaren 
Möglichkeiten auch wirklich vorkommen können. 

Im Anschluss an die mehrfachen Beobachtungen von Purtscher und 
an einige gleichartige Mitteilungen weniger Autoren veröffentlicht auch 
Wirths (157) einen Fall von Linsentrübungen bei Anwesenheit 
von Kupfer im Augeninnern. Analog den Beschreibungen des klini- 
schen Bildes in den früheren Arbeiten spricht auch W. von einer nur bei 
seitlicher Beleuchtung auftretenden, graugrünen, in den vorderen Linsen- 


68 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


schichten gelegenen, rundlichen, ungefähr 4 mm im Durchmesser betragen- 
den Linsentrübung, von der aus streifige oder zackige Fortsätze sich in die 
Peripherie erstrecken und die im durchfallenden Lichte verschwindet. Auch 
in diesem Falle schillerten die Linsenbildchen im Trübungsbereiche in den 
Regenbogenfarben. Der Glaskörper war flockig und leicht diffus getrübt, 
der Optikus hyperämisch; in der Makula befand sich ein kleiner pigmentierter 
Herd. Wichtig ist, dass auch hier keine Verletzung der Linse stattgefunden 
hatte und die Trübung mehrerer Monate zu ihrer Entstehung benötigte. Trotz 
Essers Mahnung, die fragliche Linsentrübung als eine vom Kupfersplitter 
ausgehende Reizerscheinung anzusehen, konnte W. im vorliegenden Falle eine 
Extraktion nicht versuchen, da eine Lokalisation des Splitters nicht möglich 
und das andere Auge erblindet war. 

Die Zahl der in letzter Zeit gehäuften Veröffentlichungen über Schein- 
kataraktbeiAnwesenheiteinesFremdkörpers(Kupfersplitters) 
im Augeninnern wird durch die Beobachtung von Bleisch (140) vermehrt, 
der die bekannten Symptome der im auffallenden Lichte braunen zentralen 
Liosentrübung, die im durchfallenden Licht verschwindet, der zackenförmigen 
Fortsätze nach der Peripherie, des Irisierens der Linsenbildchen von neuem 
bestätigen konnte. Im Glaskörper war auch ein Fremdkörper sichtbar. An- 
schliessend beschrieb auch Uhthoff einen Fall von Scheinkatarakt, der 
insofern ein Unikum darstellte, als sie doppelseitig war. Über das Zustande- 
kommen des optischen Phänomens der Scheinkatarakt erwähnt B. die Theorie. 
dass die Trübung auf feinsten subepithelialen Strukturveränderungen der 
Linse, die als Gitter wirken, beruhe; bezüglich des Farbenschillerns liege es 
nach Vogt am nächsten, an die Interferenzfarben dünnster übereinander- 
geschichteter Plattchen zu denken. 


Verantwortlicher Redakteur für den Referatenteil: Prof. Dr. K. Wessely in Würzburg. 


Regelmäßiger Vierteljahresbericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 


erstattet von 


F. Cause-Mainz, E. Filbry-Wiirzburg, H. Höhmann-Augshurg, J. Horovitz- 

Würzburg, P. Junius-Bonn, H. Kéllner-Wiirzburg, R. Kümmell-Erlangen, 

W. Löhlein-Greifswald, W. Lohmann- München, K. Schlippe-Darmstadt, 
R. Seefelder-Innsbruck, K. Wessely-Würzburg 


redigiert von K. Wessely. 


—-- — — — 


Zweites Quartal 1919. 


— — — — — — —— — — — —— — — — —— — — a — — — — — — 
—— e —— ee ee — e i dec - e = nn = = 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 
(Bücher, Monographien, Historisches.) 
Ref.: Wessely. > 


*158) Igersheimer: Syphilis und Auge. Berlin 1918. 

*159) Ostwald; Die Farbenlehre. Il. Buch. Leipzig. Verl. Unesma. 1919. 

*160) Ostwald: Der Farbkörper und seine Anwendung zur Herstellung 
farbiger Harmonien. Leipzig. Verl. Unesma. 1919. 

*161) Ostwald: Die Harm«nie der Farben, Leipzig. Verl. Unesma. 1918. 


Von Ostwalds (159) Farbenlehre ist der zweite Band er- 
schienen, welcher die physikalische Farbenlehre behandelt. Der physi- 
kalischen Optik wie den Kapiteln der Dispersion („Fächerung‘“) und der 
Absorption („Schluckung‘“) werden dabei nur ganz kurze einleitende Vorbe- 
merkungen gewidmet, während der Hauptteil des Buches die Analyse der 
Körperfarben zum Gegenstand hat. Entsprechend seinem Grundgedanken, 
durch Einführung von Mass und Zahl gewissermassen eine Systematik der 
Farben aufzustellen, gibt Ostwald auch in dem vorliegenden Teil des 
Werkes eine ausführliche Darstellung der von ihm benutzten Methoden zur 
Messung des Farbtons sowie des Weiss- und Schwarzgehaltes der Pigment- 
farben. Die systematische Ordnung erfolgt mittels Konstruktion eines Farb- 
kreises, bzw. eines Farbkörpers, wodurch eine Nomenklatur jeder beliebigen 
Farbenart in Form einer Kennzahl nebst Buchstaben ermöglicht wird. Hier- 
durch sollen auch die Grundlagen einer Farbenharmonie gegeben werden, 
wie das in einer kleinen Son-erschrift (161) des näheren ausgeführt und 
durch die koloristischen Darstellungen von Hauptschnitten des Farbkörpers 
(160) anschaubar belegt wird. Ostwald sieht in der Durchführung seiner 
Massmethoden einen wesentlichen Fortschritt der gesamten Farbenlehre und 
tritt auch von neuem für seine „Lehre vom Farbhalb“ ein, „welche behauptet, 
dass grundsätzlich zum Zustandekommen einer reinen Körperfarbe alle Wellen- 


Literatarbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. V 


60 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


längen eines Farbenhalbs, also durchschnittlich der grösseren Hälfte des 
ganzen Spektrums restlos zusammenwirken müssen“. 

Igersheimers (158) Buch „Syphilis und Auge“ soll, wie der 
Verfasser einleitend hervorhebt, kein klinisches Handbuch der syphilitischen 
Veränderungen des Auges sein, sondern trägt hauptsächlich den neueren und 
neuesten Forschungsergebnissen auf dem Gebiete der Beziehungen zwischen 
Lues und Auge Rechnung, unter möglichster Verwertung der eigenen experi- 
mentellen, anatomischen und klinischen Untersuchungen des Verfassers. Darin 
mag vielleicht insofern ein gewisser Nachteil des Buches liegen, als es kein 
Nachschlagewerk geworden ist, sondern eine fortlaufende Lektüre voraussetzt; 
aber auf der anderen Seite gibt es dem Werke seinen besonderen Reiz, dass 
an den strittigen Problemen nicht vorübergegangen wird, sondern der Ver- 
such gemacht wird, soweit möglich, zur Klarheit durchzudringen. Besonderes 
Interesse bieten in dieser Beziehung die Kapitel über die Keratitis parenchyma- 
tosa und über die Veränderungen der Augennerven, insbesondere über die 
atropbischen Zustände im Sebnerven. Die Ansichten des Verfassers über diese 
Fragen sind ja grossenteils schon aus seinen früheren Einzelpublikationen 
bekannt. Auch der Leser, der sich ihnen nicht durchwegs anzuschliessen 
vermag, wird doch überall aus der Darstellung neue Anregung schöpfen, 
wie denn überhaupt jede Übersicht über ein so wichtiges und allgemein- 
interessantes Gebiet, wie die Beziehungen unseres Faches zur modernen 
Syphilidologie, aufs lebhafteste zu begrüssen ist. 


II. Beziehungen zú Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 
Ref.: Höhmann. 

*162) Colden: Uber Chromatvergiftungen. Augenbefunde. Berl. klin. 
Wochenschr. 1919. Nr. 16. S. 365. 

*163) Franke, Fr.: Pupillenstörung nach Grippe. Münch. med. Wochen- 
schrift 1919. Nr. 18. S. 488. 

*164) Gallns: Gibt es ein Cataracta diabetica? Sitzungsbericht. Med. 
Klinik. 1919. Nr. 23. S. 572. 

*164a) de Haas, H. K.: Über Erkrankungen der Netzhaut und des 
Sehnerven durch Arsenikvergiftung. Arch. f. Ophthalm. Bd. 99. Heft. 1. S. 16. 

*165) Haaptmann, A.: Grundlagen, Stellung und Symptomatologie der 
„Myotonen-Dystrophie“ (früher „Atrophischen Myotenie"). Deutsche Zeitschr. 
f. Nervenheilk. Bd. 63. 3.—4. Heft. 1919. Referat im Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
1919. Mai. S. 662, 

*166) Lederer, R.: Augenveränderungen bei Xeroderma pigmentosum. 
Sitzungsbericht. Münch. med. Wochenschr. 1919. Nr. 18. S. 496. 

*167) Lempp: Salvarsanbehandlung bei luetischer Sehnervenerkras- 
kung. Sitzungsbericht. Deutsche med. Wochenschr. 1919. Nr. 19. S. 535. II. Spalte. 

*168) Piffl: Operation der Hypophysistumoren. Vereinsbericht (O. Wiener). 
Deutsche med. Wochenschr. 1919. Nr. 23. S. 648. 

*169) Schloffer: Operation der Hypophysistumoren. Vereinsbericht (0. 
Wiener). Deutsche med. Wochenschr. 1919. Nr. 23. S. 648. 

*170) v. Sohlern jan.: Uber eine eigenartige fieberhafte Erkrankung 
mit Doppeltsehen (Zerebrale Lokalisation der Grippe? Grippeencephalitis?) 
Med. Klin. 1919. Nr. 22. S. 535. 

*171) Stoeltzner, W.: Uber Behandlung der kindlichen Skrofnlotuber- 
kulose mit Tebelon. Münch. med. Wochenschr. 1919. Nr. 24. S. 654. 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 61 


*172) Velhagen: Abduzenslähmung bei Nephritis mit Sektionsbefund. 
Deutsche med. Wochenschr. 1919. Nr. 22. S. 602. 


Stoeltzner (171) ging bei der Aufgabe, ein Mittel gegen die Tuber- 
kulose zu finden, von dem Wachsgehalt der Tuberkelbazillen aus. Die Ver- 
suche, die Tuberkelbazillen durch Stoffe zu schädigen, die sich in Wachs 
besonders leicht lösen — Fettsäureester — schlug fehl, da die Fettsäure- 
ester nicht nur gut wachslöslich, sondern auch ausgezeichnet fettlöslich sind, 
so dass bei dem Reichtum des Körpers an Fett und Lipoiden die beabsich- 
tigte Stapelung der Ester in den Tuberkelbazillen nicht erreicht wird. Er 
ging darum dazu über, nicht Stoffe, die in Wachs gut löslich sind, zu prüfen, 
sondern die Wachse selbst. Bei den Tierversuchen zeigte sich, dass, je feiner 
sich ein Wachs unter der Haut verteilt, es desto besser gegen Tuberkulose 
wirkt; vielleicht dadurch, dass das Bindegewebe mit der Bildung von wachs- 
spaltenden Fermenten um so mehr reagiert, je grösser die Berührungsfläche 
zwischen Bindegewebe und Wachs ist, d. h. je feiner das Wachs unter der 
Haut verteilt liegt; diese Fermente gelangen mit der Lymphe in die allge- 
meine Zirkulation und können nun die Tuberkelbazillen leicht angreifen. 
Wiederholte Tierversuche ergeben, dass der Isobutylester sich im Unterhaut- 
bindegewebe am feinsten verteilt. St. liess für die Anwendung am kranken 
Menschen von dem chemischen Werk Grenzach Ampullen, enthaltend je 1,1 cenı 
Isobutylester keimfrei herstellen und benützt zu der Behandlung der 
kindlichen Skrofulotuberkulose dieses Tebelon benannte Präparat 
ausschliesslich und hatte — einzelne Fälle werden nicht mitgeteilt — zu- 
sammenfassend gesagt, günstige Erfolge bei gleichzeitiger hygienisch-diäteti- 
scher und klimatischer Allgemeinbebandlung und etwa notwendiger chirurgisch- 
orthopädischer oder ophthalmologischer Lokalbehandlung. Das Mittel wird 
unter die Haut eingespritzt, die Einspritzungen sind so gut wie schmerzlos, 
alle 3—4 Tage wird 1 ccm eingespritzt; da das Tebelon mit Wasser nicht 
mischbar ist, muss die Spritze völlig trocken sein. Die Einspritzungen müssen ° 
räumlich weit auseinanderliegen. Die Dauer der Behandlung einbeitlich zu 
bemessen, ist bei der Verschiedenheit der Fälle nicht möglich. St. empfiehlt 
das Tebelon ausdrücklich nur für Fälle von kindlicher Skrofulotuberkulose. 
Es kann zu Versuchszwecken von den chemischen Werken Grenzach (Baden) 
bezogen werden. 


Franke (163) berichtet über einen Fall von Pupillenstörung nach 
Grippe. Während einer Grippe mit Erscheinungen einer Enzephalomyelitis 
wurde Ungleichbeit und Reaktionslosigkeit der Pupillen beobachtet. Nach 
3 Monaten waren die Pupillen noch immer ungleich und entrundet, die 
Reaktion noch nicht wieder prompt geworden. 


Ähnlich gelagerte Fälle, davon einen eigenen ausführlich, schildert 
v. Sohlern (170): Fieberhafte Erkrankung mit Doppeltsehen. 
Die Fälle begannen mit Stirndruck, Dösigkeit, Augenstörungen, speziell sub: 
jektivem Dopprltsehen und mehr oder weniger hohem Fieber, bei fast voll- 
ständigem Fehlen irgendwelcher objektiver Organsymptome. Bei einem Fall 
war vorübergehend Strabismus beobachtet worden. Die Kranken waren etwas 
benommen, gaben aber auf Anrufen klare Antworten; in einem Falle war 
absolute Pupillenstarre vorhanden. In seinem eigenen Falle war ausser dem 
Fieber das einzige objektive Symptom später einsetzende Pupillendifferenz. 
Das subjektiv geklagte Doppeltsehen konnte objektiv nicht mit Sicherheit 


Ve 


62 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


nachgewiesen werden; von einer ausgesprochenen Augenmuskellähmung war 
keine Rede. Mehrfach wurde Urinverhaltung und Dysurie beobachtet. Im 
Blutbild fand sich absolute und relative Vermehrung der Leukozyten und 
ein Fehlen der eosinophilen Zellen. Verfasser erklärt sich die Krankheit 
durch Annahme eines toxisch wirkenden Virus, das vielleicht eine gewisse 
Affinität an die Zerebral- und Nervensubstanz zeigt. Da sie gehäuft auftrat, 
ist sie wohl mit der damals noch grassierenden Grippe in Zusammenhang zu 
bringen. Charakteristisch und eigentümlich ist hauptsächlich das subjektive 
Doppeltsehen und die schwere zerebrale Störung bei sonst negativem Organ- 
befund. Es dürfte sich wohl um eine Grippeenzephalitis epidemischer Art 
handeln. 


Velhagen (172) beschreibt einen Fall von Abduzenslähmung bei 
Nepbritis mit Sektionsbefund. Bei der urämischen, 36 Jahre alten 
Patientin fand sich kurz vor dem Exitus beiderseits stark ausgeprägte Reti- 
nitis albuminurica, gleichzeitig komplette Lähmung des linken Ahduzens mit 
geringer Schielstellung des Bulbus nach innen. Andere Lähmungen be- 
standen nicht. Bei der Sektion des Gehirns fand sich ausser einem rötlich- 
gelben Punkt von 1/2 mm Durchmesser in der Höhe der linken Eminentia 
abducentis trotz langem Suchen nichts pathologisches. Dieser rötlichgelbe 
Punkt erwies sich bei der mikroskopischen Untersuchung als Aneurysma 
dissecans eines kleinen Blutgefässes, welches von zahlreichen Ganglienzellen 
und einem Gewirr meist quer durch den Pons verlaufender Nervenfasern um- 
geben war. Die Stelle der Ruptur war deutlich sichtbar, ebenso die Zer- 
störungen, die diese Blutung in der umgebenden Nervensubstanz verursacht 
hatte. Die Fasern des Abduzens konnten bis in die Nähe des Herdes ver- 
folgt werden. Die Gegend des Abduzens- und Fazialiskernes sowie des 
Fasciculus longitudinalis war intakt geblieben. Aus der Lage des Herdes 
erklärt sich ohne weiteres das Fehlen der assoziierten Blicklähmung und der 
“ Fazialiserkrankung. Wichtig ist die beschriebene Beobachtung deshalb, weil 
die anatomische Grundlage einer isolierten Augenmuskellähmung aus zerebraler 
Ursache bei sonst intaktem Gehirn gefunden wurde. 


Hauptmann (165) erörtert die Grundlagen, Stellung und Symptoma- 
tologie der „Myotonen-Dystrophie“ an Hand der neueren Literatur, 
insbesondere der Tübinger Forschungen und zweier eigener Fälle und zieht 
folgende Folgerungen: Im Mittelpunkt des Krankheitsbildes scheint immer 
noch die Kombination muskeldystrophischer Prozesse mit myotonen und all- 
gemein trophischen Störungen zu stehen. Die Muskeldystrophien sind stets 
auf gewisse Gebiete beschränkt (Gesichts- und Kaumuskeln, Sternocleido- 
mastoideus, Unterarne, besonders Supinator longus, Unterschenkelstrecker), 
so dass von einem fest umrissenen „Kern“ der Erkrankung gesprochen werden 
kann. In Einzelfällen kann sich um diesen „Kern“ das Befallensein be- 
nachbarter (zebiete (Schultern, kleine Handmuskeln) gruppieren. Demgegen- 
über treten die myotonen Symptome in den Hintergrund; die von Hirsch- 
feld beschriebene Myoreaktion auf Kältereiz ist nicht von prinzipieller Be- 
deutung. Das Vorliegen eines Hinterstrangprozesses (Steiners Fall) ist 
bei einer Erkrankung aus der Gruppe der heredofamiliären Leiden ohne 
weiteres anzuerkennen. Psychisch handelt es sich um nicht vollwertige 
Existenzen, jedoch lässt sich ein bestimmtes Bild noch nicht entwerfen. Alle 
anderen Erscheinungen (z. B. Hodenatrophie, Katarakt, übermässige Schweiss- 


Il. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl, Vergiftungen). 63 


sekretion, Verzögerung der Blutgerinnungszeit usw.) gehören zu den inner- 
sekretorischen Störungen. Im Gegensatz zu der Nägelischen Auffassung 
des Krankheitsbildes als eines pluriglandulären Prozesses stellt Verfasser den 
muskeldystrophischen Prozess mit myotonen Äusserungsformen mindestens 
ebenbürtig neben die sicher vorhandenen innersekretorischen Störungen. Das 
Ziel der nächsten Forschung sei die Lösung des Problems der Bedingtheit 
des muskulären Prozesses durch innersekretorische Störungen. Zunächst bleibt 
die Möglichkeit der Annahme eines muskeldystrophischen Grundprozesses und 
neben diesem von innersekretorischen Störungen bestehen. Von den trophi- 
schen Störungen ist die Katarakt bisher am besten erforscht, sie zeigt eine 
von anderen Starformen, z. B. der Tetaniekatarakt, abweichende Form und 
ist sowohl bei Dystrophiekranken wie bei ihren Verwandten häufig gefunden 
worden. H. verlangt hier die enge Zusammenarbeit des Augenarztes mit 
dem Neurologen. Während die Katarakt die Bedeutung trophischer bzw. 
innersekretorischer Störungen bei der myotonen Dystrophie bestätigt, so bildet 
sie auch wieder ein Bindeglied hinüber zu den anderen heredofamiliären Leiden, 
bei denen sie z. T. ebenfalls vorkommt. Den familiären Faktor der Er- 
krankung darf man jetzt für unbedingt gesichert ansehen, wenn auch im 
einzelnen für die Art der Vererbung hinsichtlich der geschlechtlichen Differenzie- 
rung usw. sich noch keine Regeln ableiten lassen. Auch bedarf noch 
der aufklärenden Forschung, inwiefern möglicherweise voneinander unab- 
hängige dominierende Faktoren zugrunde liegen. 

Lempp (167) spricht über die Salvarsanbehandlung in der Ophthalmo- 
logie und erwähnt, dass neuerdings auch in der Ophthalmologie der Grund- 
satz propagiert worden ist, die Verabfolgung des Salvarsans mit aller Vor- 
sicht in nicht zu grossen Einzelgaben abwechselnd mit Quecksilber in genau 
einzuhaltender Zeitfolge vor sich gehen zu lassen. Dass bisweilen aber auch 
eine einzige grosse Salvarsandosis bei luetischer Sehnervener- 
krankung eine günstige Heilwirkung ausüben kann, dafür gibt er ein 
Beispiel: Die 26jährige Patientin hatte folgende syphilitische Allgemeiner- 
scheinungen: Kleinpapulöses Exarthem und breite Kondylome am Genital; 
Wassermannsche Reaktion stark positiv. Am rechten Auge fand sich 
ophthalmoskopisch eine Stauungspapille mit entzündlichen Begleiterscheinungen: 
Exsudation im Gefässtrichter, Exsudatstreifen auf der Papille, in der Peripherie 
zahlreiche, meist frische chorioretinitische Herde. Die Sehschärfe betrug °/10. Ein 
zentrales Skotom liess sich nicht nachweisen. Links bestand eine papulöse 
Iritis mit hinteren Verklebungen. Die Papille war verbreitert, unscharf be- 
grenzt, das Gefässkaliber im allgemeinen verbreitert, feinere Einzelheiten zu- 
nächst wegen der Trübung der brechenden Medien nicht zu erkennen. Die 
Sehschärfe betrug Fingerzählen in 3 Meter. Am nächsten Tage wurden 0,6 Alt- 
salvarsan intravenös verabfolgt. Vor Ablauf einer Woche heilte die Iritis 
im wesentlichen ab; man sah den Hintergrund links wie rechts. Nach etwa 
5 Wochen waren die Aderhautentzündungsherde unter Zurücklassung von 
atrophischen und Pigmentherden verschwunden, die Entzündungs- und Stauungs- 
erscheinungen am Sehnerven soweit zurückgegangen, dass man nur noch eine 
leichte Verwaschenheit des Gefasstrichters und der Papillengrenzen, sowie 
feine Begleitstreifen an einigen Gefässen nachweisen konnte. Die Sehechärfe 
betrug rechts 5/5, links 6/6. 

Lederer (166) bespricht die an den einzelnen Teilen des Auges vor- 
kommenden Veränderungen bei Xeroderma pigmentosum, näher 


64 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


eingehend auf die an der Iris beobachteten atrophischen Vorgänge, die er 
als echte Äusserungen des Xerodermaprozesses den Hautveränderungen als 
gleichwertig an die Seite stellt. 


Piffl (168) bespricht die einzelnen Methoden der Operation der 
Hypophysistumoren, die intrakraniellen und die transsphenoidalen, 
welch letztere immer auf die Idee Schloffers zurückgehen, mögen sie nun 
pernasale, von aussen durch die Nase hindurch, oder transnasale (septale) 
durch die normale Nasenöffnung oder als bukonasale von der Mundhöhle 
aus durch die Nase zur vorderen Wand des Keilbeines ihren Weg nehmen. 
Er entscheidet sich für die Operation nach Hirsch, welche allerdings, wie 
die anderen Methoden, eine breite Freilegung nicht gestattet, so dass eine 
vollständige Entfernung grösserer Tumoren unmöglich ist, aber bei der Mög- 
lichkeit in Lokalanästhesie zu operieren, eine äussere Entstellung und eine 
Verstiimmelung des Naseninnern vermeidet. Weiter kann der Septumsack 
durch längere Zeit offengehalten werden, Die Mortalität ist geringer: 11,5 %jo 
gegen Eirelsberg: 25°/o. Er selbst hat nach Hirsch 2 Fälle operiert. 
Der eine Fall mit Optikusatrophie, Dyatrophia adiposo-genitalis und positivem 
Röntgenhefund verlief zunächst nach der Operation günstig, am 10. Tag setzt 
eine Meningitis ein. Die Infektion erfolgte wahrscheinlich von der Nase aus. 
Der 2. Kranke mit schwersten Sehstörungen, Impotenz und Haarausfall, aber 
ohne Adipositas überstand den Eingriff gut, erlangte das Sehvermögen fast 
völlig zurück, konnte durch 5,4 Jahr wieder lesen und schreiben, zeigt gegen- 
wärtig ein Rezidiv, verweigert jedoch die neuerliche Operation. 


Schloffer (169) bält das Bestreben, die grossen Zugangsoperationen 
möglichst einzuschränken, für begreiflich, verkennt aber nicht, dass für die 
Operation der Hypophysistumoren die Aufklappung der Nase einen 
breiten Zugang schafft, der ein sichereres Arbeiten in bezug auf Orientierung, 
übersichtliche Entfernung grösserer Tumoren und bessere Blutstillung ermög- 
licht. Da man bei der breiten chirurgischen Freilegung nur die oberen und 
mittleren Muscheln entfernt und das Auskratzen der Schleimhaut, obwohl es 
empfohlen wurde, besser unterlässt, sind die Zerstörungen der inneren Nase 
und die Spätfolgen der Operation nicht schwerwiegend. Die Schwierigkeit, 
Tumoren, welche nach oben hin gegen das Gehirn zu breit ausladen, von 
unten her übersichtlich zu entfernen, macht das Bestreben, solche Tumoren 
intrakraniell anzugehen, wohl erklärlich, die bisherigen Erfahrungen mit 
solchen Operationen sind aber nicht ermutigend. In vielen Fällen wird auch 
durch die intrakranielle Operation die übersichtliche Freilegung des Tumors 
nicht gelingen. Bei den transsphenoidalen Operationen spielt indessen auch 
das dekompressive Moment eine grosse Rolle, und so ist es zu erklären, dass 
bei teilweiser Entfernung des Tumors, wenn auch nur eine gewisse Besserung 
in den innersekretorischen Störungen eintritt, die Dru: kerscheinungen so lange 
nachlassen, als nicht wieder an die Stelle der ausgeschnittenen Dura eine 
bindegewebige starre Bindegewebsmasse getreten ist. 


De Haas (164a) erörtert ausführlich die Erkrankungen der Netzhaut 
und des Sehnerven durch Arsenikvergiftung. In einem Zeitraum von 2 Jahren 
fand er bei 58 Patienten, die an Augennervenentzündung mehr oder weniger 
eigentiimlicher Art litten, 55mal Arsenik im Urin. Zunächst behandelt er 
einige Fälle ausführlicher, um dabei das Krankheitsbild zu beschreiben und 
hebt einige Tatsachen hervor, deren Aufeinanderfolge den kausalen Zusammen- 


Il. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). _ 65 


hang zwischen Arsenik und Augennerventzündung dartut. Die Veränderungen 
in der Retina sind äusserst gering und oberflächlich und erfordern zu ihrer 
Wahrnehmung Augenspiegeln im aufrechten Bild. Auch die etwa vorkommen- 
den Netzhautblutungen waren meist sehr klein, in der Nähe der Papille ge- 
legen ; auch die Papillitis war sehr gering, stets handelte es sich um herd- 
weise Entzündung und dementsprechend um lokale Defekte im Gesichtsfeld. 
Die Papille zeigte, wenn Atrophie eintrat, diese vorzugsweise zuerst und am 
heftigsten in temporalen Quadranten; die Blutgefässe behielten ihr normales 
Kaliber. Kausal war für die Arsenikvergiftung feuchte mit grüner Tapete 
bekleidete Zimmer, einmal die Tamponade einer ausgebohrten Zahnhöhle mit 
Acidum arsenicosum, einmal die mit Schimmel bedeckte grüne Täfelung der 
ım Keller befindlichen Küche usw. Verfasser hat, da sich bei nahezu 
allen Patienten Arsenik im Urin fand, Untersuchungen darüber angestellt, 
welche Mengen von Arsenik im Urin als pathologisch zu betrachten sind und 
kommt dabei zu dem Ergebnis, dass Arsenik im normalen Urin nicht oder 
nur his zu 1 mmg vorhanden: ist, während seine Patienten 2,5—60, 
im Durchschnitt 13,7 mmg As,O, im Urin enthielten. Darum halt er die 
Existenzberechtigung des Krankheitsbildes Neuroretinitis arsenicalis für be- 
wiesen und den kausalen Zusammenhang zwischen Arsenik und einer öfters 
auftretenden Augennervenkrankheit festgestellt. Nach seiner Meinung nimmt 
unter den Ursachen für den Verlust des Sehvermögens infolge Augennerven- 
krankheiten (einschliesslich Glaukom) das Arsenik eine erste Stelle ein. Es 
zerstöre miehr Sehschärfe als die anderen Ursachen. Den therapeutischen 
Nutzen seiner Forschungen sieht Verfasser speziell in der Möglichkeit ziel- 
bewusster Bekämpfung der Arsenikzufuhr. In einem Fall fand er in einer 
Erziehungsanstalt als Quelle der Vergiftung die verzinkten Deckel der Koch- 
kessel in der Küche. Die zahlreichen interessanten Einzelheiten des Auf- 
satzes können hier nicht wiedergegeben werden, sie sind im Original nach- 
zulesen. Das Zusammentreffen von Neuroretinitis und Arsenikurie weist auf 
die Gefahr hin, die das Arsenik in der Haushaltung dem Sehvermögen 
bringt, und legt die Pflicht auf, diesem Vorkommen des Arseniks Beachtung 
zu schenken und die Grenze des Zulässigen nachzuprüfen. 


Bei einer Massenvergiftung durch Chrom, das wahrscheinlich durch ein 
unheilvolles Versehen des Apothekers statt Schwefel in Form eines chrom- 
haltigen Kalisalzes zur Herstellung einer Krätzesalbe benutzt worden war, 
hatte Colden (162) Gelegenheit, die Augenbefunde bei Chromat- 
vergiftungen zu studieren. Er untersuchte 31 Patienten; auffallend er- 
schien die relative Gutartigkeit und Flüchtigkeit der Augensymptome im 
Verhältnis zur Schwere des allgemeinen Krankheitsbildes, das oft besonders 
von seiten der Nieren bedrohliche Erscheinungen bot. Es bestand nämlich 
einmal Anisokorie, einmal auffallende Enge der Netzhautgefässe, zweimal eine 
sich aber wieder zur normalen Färbung herstellende Blässe der Papille. Nur 
einmal wareine die Makulagegend betreffende, 2 papillengrosse, durch Diapedese 
entstandene Blutung in der Netzhaut aufgetreten. Im allgemeinen blieben 
auch die Funktionen, zentrales Sehen und Gesichtsfeld, unberührt, es trat 
kein Nystagmus, keine Stérung der Augenbewegungen auf. Die C. etwa an 
Optochinvergiftungen erinnernden Symptome finden sich in der Literatur bis- 
her noch nirgends. Irgendwelche Hypothesen über die Genese der Augen- 
symptome hält C. noch für verfrüht. Filbry. 


66 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 
Ref.: Löhlein. 


173) Hertel: Über Magnetleistungen und Versuche sie zu steigern. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Mai. S. 529, Referat siehe Nr. 181. 

*174) Igersheimer: Eine Brille für Hemianopiker. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 23. S. 623. 

*175) Lowenstein: Derzeitiger Stand der Trachomätiologie. Deutsche 
Med. Wochenschr. Nr. 17. S. 480. 

*176) Derselbe: Neues operatives Verfahren zur Behandlung der par- 
tiellen Hornhautstaphylome. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 17. S. 480. 

*177) Lnithlen: Abortive Chemotherapie akuter Ophthalmomblennor- 
rhéen. Bemerkungen zur Arbeit von P. v. Szily u. H. Stransky. Münch. med. 
Wochenschr, Nr. 16. S. 447. 

*178) Lundsgaard, K. K. K.: Parenterale Milchinjektionen. Erfabrungen 
bei der Bebandlung von Augenkrankheiten. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Mai. 
S. 648. 

*179) Mertz: Senföl in Bolus alba statt Senfwickel und Schmierseife- 
einreibangen. Deutsche med. Wochensehr. Nr. 17. S. 466. 


Löwenstein (175) glaubt in den Prowazekschen Epitheleinschlüssen 
den sehr formenreichen Erreger des Trachoms annehmen zu dürfen, der sich 
mit unseren bisherigen Mitteln noch nicht von den gleichen Erregern ver- 
schiedener anderer Epithelkrankheiten, besonders der Einschluss. Blennorrhöe 
der Neugeborenen, unterscheiden lasse. Da der Erreger auch subepithelial 
vermutet werden muss, der Nachweis aber nur im Epithel geglückt ist, dürfte 
der ganze Formenkreis noch nicht erschöpft sein. 


Luithlen-Wien (177) stellt sich bei Beaprechung der von Szily 
und Stransky empfohlenen Behandlung der akuten Ophthalmoblennorrhöen 
mit intramuskulären oder subkutanen Einspritzungen einer Lösung von 
30%o Kochsalz und 1°/o Kalziumchlorid auf den Standpunkt, dass derartige 
Behandlungen mit stark hypertonischen Salzlösungen ihren 
gelegentlichen therapeutischen Erfolg der Tatsache verdanken, dass an der 
Injektionsstelle durch Gewebszerfall und Abszessbildung ein Prozess chroni- 
scher Eiweisseinschmelzung herbeigeführt wird. Die Salzlösungen wirken 
ähnlich wie Einspritzungen von Terpentinöl. Da ihre Wirkung auf der 
Aufsaugung der durch Gewebszerfall freiwerdenden Eiweisskörper beruhe, so 
sei die Methode im Grunde gleichzusetzen mit den verschiedenen Formen 
der parenteralen Eiweisszufuhr, wobei das körpereigene Zerfallseiweiss im 
Organismus als blutfremdes Eiweiss ähnlich wie körperfremdes wirke. Alle 
diese Methoden haben nach Ls. Auffassung trotz ihres theoretischen Interesses 
doch gegenüber der spezifischen Vakzinetherapie den Nachteil, dass ihnen die 
spezifisch wirkende Komponente fehlt. Was die praktischen Erfolge mit den 
vorgeschlagenen Salzlösungen hetrifft, so hatte L. bei gonorrhoischen Kompli- 
kationen keine ermutigenden Resultate. 


Lundsgaard, (178) fand bei 12 von 14 Fallen von Iritis oder Irido- 
zyklitis regelmässig nach Milchinjektion erhebliche Besserung. Unter 
Temperaturanstieg (ohne lokale Hyperämie!) liessen die Schmerzen nach, 
die Pupillen wurden leichter beeinflussbar, Exsudate in der Vorderkammer 
wurden leichter resorbiert, und das Auge blasste ab. Stets aber war diese 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative ‘Technik. 67 


Besserung nur eine vorübergehende, und wenn auch weitere Injektionen meist 
wieder wirksam waren, so wurde doch durch sie eine eigentliche Heilung 
nicht erzielt, Am wenigsten wirksam zeigte sich die parenterale Milchzufuhr 
bei den chronischen Fällen. 


Löwenstein (176) empfiehlt zur Dauerheilung umschriebener 
Hornhaut-Staphylome ihre Ausschneidung und Ersatz durch Ein- 
pflanzung eines alle Hornhautschichten umfassenden Stückes Hornhaut von 
einem frisch enukleierten Auge. Der Pfropf wird durch zwei intrakorneal 
laufende und das eingepflanzte Stück nicht durchbohrende Nähte in seiner 
Lage erhalten. Die Einheilung mit gutem Erfolg ist in 5 Fällen geglückt 
und war nur einmal von einem längeren Reizzustande gefolgt. 

Um den zahlreichen Hemianopikern unter den kopfschuseverletzten Kriegs- 
beschädigten zu helfen, die sich durch den vollständigen Ausfall einer Gesichts- 
fellhälfte oder eines Gesichtsfeldsektors teils in der Orientierung im Raume, teils 
bei der Naharbeit in einem allerding2 individuell sehr wechselnden Grade behindert 
fühlen, hat Igersheimer (174) Brillen herstellen lassen, die durch Spiegel- 
vorsatz vor einem Auge es ermöglichen, die aus der ausgefallenen Gesichts- 
feldhalfte stammenden Strahlen auf die gesunde Netzhauthalfte des einen 
Auges abzulenken. Der Spiegel wird z, B. bei linksseitiger Hemianopsie so 
am nasalen Rande der linken Glasfassung befestigt, dass er einen grossen 
Teil der aus der linken Gesichtsfeldhälfte kommenden Strahlen auf die linke 
(funktionierende) Netzhauthälfte des linken Auges wirft. Das rechte Auge 
übersieht dann die rechte Gesichtsfeldhalfte. Der naheliegende Einwand, 
dass die Wahrnehmung links gelegener Gegenstände mit der linken Netz- 
hauthälfte des linken Auges bei gleichzeitiger Wahrnehmung rechts gelegener 
Gegenstände mit der linken Netzhauthälfte des rechten Auges ein richtiges 
Lokalisieren der Sehdinge im Raume unmöglich machen könnte, ist durch 
die praktische Erfabrung widerlegt, dass solche Leute sich sehr rasch an die 
neuen Bedingungen ihres Sehens gewöhnen und — auch bei Hemianopsia 
inferior — grossen praktischen Nutzen von der einfachen Vorrichtung haben. 


Nach den Versuchen von Mertz (179) kann man als Ersatz für die 
aus Materialmangel nicht mehr möglichen Einwickelungen mit Senfmehl und 
Einreibungen mit Schmierseife eine stets frisch berzustellende Verrührung 
synthetisch gewonnenen Senföles in Bolus alba mit gutem Erfolge 
verwenden. Das Senföl wirkt sehr reizend und darf daher nur in einer 
Menge von 2—5 Tropfen auf 100 g Bolus verrührt werden. Nach sorg- 
fältiger Mischung wird der Gesamtmenge von 300—800 g je nach Grösse 
des Kindes #/s heisses Wasser zugesetzt und der gleichmässig verrührte Brei 
aufgestrichen. Die eine starke aber angenehme Hyperämie auslösende Haut- 
reizung hält sich dann ihrer Stärke und Dauer nach in erwünschten Grenzen 
und kann im Gegensatz zu den früher üblichen Senfölwicklungen durch 
Bemessung des zugeseizten Senföles gut abgestuft werden. 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 
Ref.: Löhlein. 
*180) Arens: Für die Praxis. Wochenschr. f. Ther. u. Hygiene d. Auges. 
Nr. 24. 
“181) Hertel: Über Magnetleistungen und Versuche sie zu steigern. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Mai. S. 529. 


68 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*182) Koeppe: Die Theorie und Anwendung der Stereomikroskopie 
des lebenden, menschlichen Kammerwinkels im fokalen Lichte der Gall- 
strandschen Nernst»paltlampe. Münch. med. Wochenschr. Nr. 26. S. 708. 

*188) Vogt: Zur Technik der Ophthalmoskopie im rotfreien Licht. 
v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 99. S. 195. 


Vogt (183) bespricht die Technik des Augenspiegels im rot- 
freien Licht. Zunächst das Anwendungsgebiet: Untersuchung im rotfreien 
Licht eignet sich nicht für Beobachtungen an der Aderhaut, da die Netzhaut 
in diesem Licht zu einem opakeren Medium wird. Ihr Wert liegt in dem 
Sichtbarwerden mancher Einzelheiten und Veränderungen der Netzhaut, die 
im gewöhnlichen Licht nicht festgestellt werden können (Nervenfaserstreifung 
der Netzhaut, Netzhautfältchen, präretinale Reflexlinien, Gelbfärbung der 
Makula, welche dadurch bei manchen Hintergrundserkrankungen, bei denen 
sie im gewöhnlichen Licht unsichtbar zu werden pflegt, erst auffindbar 
wird — Verschwinden der Nervenfaserstreifung bei altem Sehnervenschwund 
und — auf das papillomakuläre Bündel beschränkt — bei alter Neuritis 
retrobulbaris usw.). Auch feinste Trübungen der brechenden Medien werden 
im rotfreien Licht besonders gut darstellbar. Die Technik macht anfangs 
Schwierigkeiten ; eine grosse Erleichterung bedeutet es, dass die Firma Zeiss 
an Stelle der flüssigen Filter ein fixes Filter (Kupfersulfat und Erioviridin) 
liefert. Dieses wird in die Wand eines schwarzen Holzkastens eingesetzt 
und dahinter eine Mikrobogenlampe (andere Lichtquellen haben sich nicht 
bewährt) so aufgestellt, dass die Achse der Beleuchtungslinse durch die Mitte 
des Kraters geht, und die aus der Linse austretenden Strahlen leicht diver- 
gieren. Bei Hypermetropie des Untersuchten und bei Beobachtung des Glas- 
körpers oder vorspringender Teile des Fundus müssen die Strahlen konvergieren. 
Die Untersuchung findet stets im aufrechten Bild mit Hohlspiegel statt und 
erfordert eine sehr ruhige Kopfhaltung des Untersuchten (nötigenfalls Kinn- 
stiitze). Der mittlere Teil des von der Beleuchtungslinse kommenden Licht- 
büschels soll auf den äusseren Lidwinkel des Untersuchten fallen, der Quer- 
schnitt des Lichtbüschels eine Kreisfläche darstellen. Zur Beleuchtung des 
Hintergrundes muss der lichtstarke mittlere Teil des Lichtbüschels verwandt 
werden. Die Netzhaut erscheint dann blassgrüngelb, die Makula gelb. Man 
lasse den Patienten in kurzen Pausen ausruhen, Schädigungen sind dann 
nicht zu befürchten. | 


Koeppe (182) hat im weiterem Ausbau seiner Untersuchungsmethodik 
an der Gullstrandschen Nernstspaltlampe 2 Apparaturen anfertigen lassen, 
die die Untersuchung des Kammerwinkels bei 20 facher eventuell 
40 facher Vergrösserung im fokalen Licht der Gullstrandschen Nernstspalt- 
lampe erlauben und manche praktische Resultate versprechen, die auch bei 
der Verwendung des von Salzmann zu dem gleichen Zweck empfohlenen 
Aufsteckglases von Fick infolge zu starker astigmatischer Verzerrung 
der das Glas verlassenden Abbildungsbüschel nicht zu erzielen waren. Bei 
dem einen Apparat handelt es sich um eine mit vorgewärnter physiologischer 
Kochsalzlösung gefüllte Vorsatzkammer, die dem Augenhöhlenrand angepasst 
wird, im anderen Falle um ein auf die kokainisierte Hornhaut aufzusetzendes 
Kontaktglas. Bei beiden Einrichtungen müssen 2 Forderungen erfüllt 
werden, nämlich 1. dass das Spalt- und das Beobachtungabüschel möglichst 
dicht nebeneinander laufen (erreicht durch einen den Spalt wegknickenden 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 69 


Silberspiegel), und 2. dass die Abbildungsbiischel möglichst senkrecht aus 
dem letzten brechenden Medium heraustreten. Über die mit diesen Hilfs- 
mitteln erhaltenen Ergebnisse am lebenden Auge wird demnächst berichtet. 

Hertel (181) berichtet über ausgedehnte Versuche, die er während des 
Krieges über die Wirkung der verschiedenen Riesenmagnete und die Mög- 
lichkeit ihre klinische Brauchbarkeit zu steigern angestellt hat, Er bestimmte 
zunächst die Zugkraft einer ganzen Reihe teils altbekannter, teils im Felde 
behelfamässig hergestellten Magneten nach dem Verfahren von Volkmann 
an Stahlkugeln von 3,98 mm Durchmesser. Da sich, wie zu erwarten, dabei 
ergab, dass bei Verwendung von Rundpolen die grösste Reichweite der Mag- 
nete, also die grösste Feldtiefe gefunden wird, dagegen bei Spitzpolen die 
Feldstärke in der Nähe überwiegt, so müssen ähnliche Vergleichsmessungen 
stets mit gleichartigen Polansätzen ausgeführt werden. Als wichtiges Ergebnis 
zeigen die Tabellen die Tatsache, dass die bei geringer Beanspruchung der 
Zugkräfte sehr deutlich hervortretenden Unterschiede der verschiedenen Magnete 
bei Zunahme der Anforderungen geringer wurden, so dass sie. je näher die 
Grenze der Leistungsfähigkeit des Magneten heranrückte, jedenfalls für die 
praktische Ausnutzung ohne Bedeutung sein müssten, Das erklärt auch, 
warum hinsichtlich der praktischen Erfolge sich keine grossen Unterschiede 
zwischen den verschiedenen Modellen feststellen liessen. Es gelang auch 
mit Hilfe der besten Apparate nicht die durchschnittliche Versagerzahl von 
30°/o weiter als bis auf 25°/o hinunter zu drücken; das zeigt, dass bei den 
nicht gelungenen Splitterextraktionen offenbar an die Magnete Ansprüche 
gestellt wurden, bei denen wesentliche Unterschiede der Zuykraft der verschie- 
denen Modelle nicht mehr zur Geltung kommen konnten. Hertel sucht 
nun zunächst Anhaltspunkte zu gewinnen für die Höhe der Anforderungen, 
die in den Versagerfällen an den Magneten gestellt worden waren und zwar 
in der Weise, dass er an enukleierten oder durch Sektion gewonnenen ver- 
geblich mit dem Magnet behandelten Augen die Gewichte feststellte, die nötig 
waren, um den Splitter aus seinem Lager zu ziehen. Es geschah das durch 
Eröffnung des Augapfels, Anbringen einer kleinen Klammer am Splitter und 
Anhba: gen von steigenden Gewichten an der Klammer. Die Untersuchungen 
konnten natürlich nur grobe Vorstellungen über die vom Magnet versagten 
Leistungen bieten, liessen aber doch erkennen, dass in den Versagerfällen 
oft eine 5—10 fache grössere Anziehungskraft zum Erfolg erforderlich gewesen 
sein dürfte, als sie der betreffende Magnet zu leisten vermochte. Es erscheint 
danach von vornherein wenig wahrscheinlich, dass sich durch geringe Ver- 
besserung der Magnetmodelle die Zahl der Versager wesentlich herabdrücken 
liesse. Allerdings zeigten weitere Versuche über die Möglichkeit einer Ver- 
stärkung der Nutzleistung der Magnete, dass durch beträchtliche Stromsteigerung 
eine gesteigerte Nutzleistung zu erzielen sei, doch müsste dann mit Span- 
nungen von 450—500 Volt gerechnet werden, wodurch besondere Stromzu- 
leitungen, grössere Transformatoren, Kühlvorrichtungen usw. unumgänglich 
sein würden. Eine wesentliche Erhöhung der Zugkraft liesse sich nach 
Hertel allerdings durch Umgestaltung des Polendes in Form eines Ansatzes 
aus Kobald-Eisen erzielen. Aussichtsvoller als dieser Weg erscheint dagegen 
der Versuch durch Beeinflussung des Splitters die Extraktionsbedingungen 
für die Magnete zu erleichtern. Es kommt hier vor allem in Betracht die 
Tatsache, dass die Richtung, welche die Splitter zu den Magnetkraftlinien ein- 
nehmen, für die Magnetwirkung eine grosse Rolle spielt und günstig beeinflusst 


70 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


werden kaun. Die meisten intraokulären Splitter sind nicht kugelförmig und werden 
daher durch die Drehkraft der Magnete zunächst mit ihrer Längsrichtung in 
die Richtung der Kraftlinien gedreht. Diese Wirkung gilt es im Interesse 
der Lockerung des Splitters auszunutzen und zu begünstigen. Hertel hat 
zu diesem Zweck mit 2 Magneten gearbeitet, mit dem Richtmagneten und 
einem Zugmagneten. Der Hilfsmagnet dient als Drehinstrument und hat 
zweckmässig die Gestalt eines Hufeisenmagneten, der den Splitter so einzu- 
stellen bestrebt ist, dass er mit seiner Längsachse sich in die Verbindungs- 
linie der Pole einstellt. Um ihn in die sagittale Stellung zu bringen, was 
angestrebt werden muss, wird man also den Hufeisenmagneten so einstellen, 
dass seine Pole gleich weit vor und hinter dem Auge gelegen sind. Hertel 
gibt Vorschläge über die zweckmässige Anwendung solcher Extraktionen mit 
2 Magneten, er hat jedoch seine Versuche infolge der Ausweisung aus Strass- 
burg nicht zum Abschluss bringen können. 


Arens (180) empfiehlt eine einfache Einrichtung zum Verdecken 
bald des rechten, bald des linken Auges. Es ist eine schwarze 
Klappe, die am vorderen Ende einer über halbkreisgrossen Bandfeder ange- 
bracht ist. Die mit Pelotten versehene Feder wird über die Stirn gelegt und 
die schwarze Klappe kann in einem Scharnier beliebig vor das linke und 
rechte Auge geklappt werden. (Hersteller Fischer, Freiburg.) 


Arens (180) empfiehlt schneidende Instrumente im strömen- 
den Wasserdampf mehrmals 15 Minuten zu sterilisieren, da sie 
hierbei nicht an Schneidekraft einbüssen. 


V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 
Ref.: Seefelder. 


*184) Forster, A.: Zur Morphogenese des Epikanthus und der Falten- 
bildungen der Haut in der Nasenwurzelgegend. Anatomischer Anzeiger. 52. Bd. 
1919. S. 49. 

*185) Köppe, L.: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe 
und dem Hornhautmikroskop. XV. Mitt. Tafel I. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. 
99. Bd. S. 1. 1919. 

*186) Derselbe: Die Mikroskopie des lebenden Augenhintergrundes im 
fokalen Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. v. Graefes Arch. f. 
Ophthalm. 99. Bd. 1919. 8. 58. 

*187) Löhlein, W.: Über hereditäre Ptosis der orbitalen Tränendrüse. 
Münch. med. Wochenschr. 66. Jahrg. 1919. S. 651. 


Köppe (185) schildert neue Beobachtungen an den Nerven der 
menschlichen Hornhaut, die mit verbessertem Gullstrandschen 
Instrumentarium gewonnen worden sind. Die klinische Wahrnehmung dex 
bekannten Plexus superficialis paramarginalis der Hornhautnerven 
gelingt allerdings auch jetzt noch wegen seiner Lage im Limbus nur in unvoll- 
ständiger Weise und nur unter grossen Schwierigkeiten. Dagegen konnten 
an den eigentlichen Hornhautnerven, welche im Limbusgebiet aus 
der Sklera in die Hornhaut eintreten und sich in ihr nach kürzerem oder 
längerem Verlaufe verzweigen, einige neue Feststellungen gemacht werden. 


Die Zahl dieser Nervenstimmchen wird von Köppe in Übereinstimmung 
mit anderen Autoren als etwas schwankend, durchschnittlich aber mit etwa 





V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 71 


30 angegeben. Sie dringen zumeist im mittleren Drittel der Horn. 
hautdicke in die Kornea ein, nur wenige in den obertlachlichen Lagen. 
Sie erscheinen beim Eintritt in die Hornbaut markhaltig, „wie mit Schnee 
bestäubt“, verlieren aber ihr Mark noch, ehe sie sich verästeln. — Dies ge- 
schiebt in einer Entfernung von nur 0,5—2 mm von dem an der Spalt- 
lampe eben noch sichtbaren tiefsten Punkte unter dem Limbus. Die Ver- 
ästelung erfolgt dichotomisch, wobei die Ästchen immer mehr zur 
Hornhautoberfläche emporsteigen und sich bis in die Gegend der Bowman- 
schen Membran, aber nicht weiter, verfolgen lassen. Die tiefsten Lagen 
der Hornhaut, sowie die Hornbauthinterfläche scheinen nervenlos zu sein. 
Interessante Abweichungen von dem geschilderten Verhalten fanden sich 
in Fällen von Keratekonus. Sie bestanden einerseits in dem Nachweis von 
markscheidenähnlichen Veränderungen an den zarten Horn- 
hautnerven der Kegelspitze, ferner in 2 Fällen in scheinbaren 
Verdickungen der Nerven an den Verzweigungsstellen, die ein schwimm- 
hautähnliches Aussehen darhoten und als Neurilemmwucherung gedeutet 
werden. In einem vereinzelten Falle wurde an der Teilungsstelle von zwei 
Nervenzweigen ein kleines, kugelrundes, glasig-grauliches Knötchen nachge- 
wiesen, das als echtes Neurofibrom angesprochen wird. Der Aufsatz schliesst 
mit dem Hinweis darauf, dass wir mit diesen Feststellungen an der Greuze 
des bis jetzt Erreichbaren angelangt sein dürften. | 

Köppe (186) hat seine Mikroskopie des lebenden Augen- 
hintergrundes im fokalen Lichte der Nernstspaltlampe in 
2 Fällen von Embolie der Art. centralis retinae mit dem Erfolge angewandt, 
dass es ihm gelungen ist, intravital die Gelbfärbung der Macula lutea 
wenigstens in den perifovealen Abschnitten einwandsfrei nachzuweisen. Der 
Nachweis der Gelbfärbung wird ermöglicht durch die Trübung der vorderen 
Schichten der Retina, die eine Beteiligung des Pigmentepithels an dem Zu- 
standekommen der Gelbfärbung ausschliessen lässt. Später werden auch die 
hinteren Netzhautschichten ergriffen in der Weise, dass sich in ihnen kleine 
zystische Hohlräume bilden, die ebenfalls mit der G ulls tran d schen Apparatur 
nachweisbar sind. Die von Vogt für Fältelungen der Hyaloidea gehaltenen 
Radiärreflexe sind von Köppe nach dem Zwückgehen des Odems auch be- 
obachtet worden, werden aber von ihm als Faltenbildungen der Menıbrana 
limitans interna gedeutet. 

Löhlein (187) beschreibt den seltenen Zustand einer Ptosis der 
orbitalen Tränendrüsen folgendermassen : Bei einem 18 jährigen jungen 
Mädchen bestand seit dem 4. Lebensjahre eine beiderseitige An- 
schwellung der Oberlider, die angeblich allmählich immer mehr zu- 
genommen hatte. Die Oberlider waren dadurch in ibrer temporalen Hälfte 
gleichmässig kugelig vorgewölbt, die Haut erschien daselbst etwas verdünnt 
und gerötet, aber sonst nicht krankhaft verändert. Die Schwellung war 
durch einen gut abgrenzbaren, kugeligen Körper bedingt, der sich leicht 
bis hinter den äusseren oberen Orbitalrand zurückdrängen und sich somit 
unschwer als die orbitale Tränendrüse erkennen liess. Die palpebrale 
Tränendrüse befand sich an ihrem richtigen Platze, war aber stark entwickelt. 
Die vorgefallenen Tränendrüsen wurden aus kosmetischen Gründen operativ 
entfernt, was leicht gelang. Die histologische Untersuchung ergab eine völlig 
normale Tränendrüse. Von besonderem Interesse ist der Umstand, dass der 
Vater der Patientin in seiner Jugend an dem gleichen Zustand gelitten hatte, 


72 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


dass bei ihm aber im Alter von 20 Jahren eine spontane und vollständige 
Rückbildung eingetreten war. (Durch Photographien bewiesen.) Als Ursache 
des Herabsteigens der Tränendrüsen wird eine mangelhafte Entwickelung des 
Stützapparats bei gleichzeitiger abnormer Grösse der Drüse angeschuldigt. 


Forster (184) geht bei der Erklärung der Morphogenese des 
Epikanthus sowohl von ontogenetischen als phylogenetischen Gesichts- 
punkten aus. Ontogenetisch ist von Interesse und von dem Autor früher 
nachgewiesen worden, dass es die Zunahme des Gehirnvolumens ist, welche 
die Nasenbildung befördert, d. h. die Vortreibung der Nasalia und deren Be- 
deckung bedingt. Phylogenetisch ist zu beachten, dass diese Vortreibung der 
Nasalia bei den Anthropoiden fehlt, dass aber trotzdem bei den anthropo- 
morphen Affen kein Epikanthus vorkommt. Bekanntlich fehlt nun die Er- 
hebung der Nasalia auch bei den Fällen von Epikanthus, jedoch besteht im 
Gegensatz zu den Anthropoiden eine brachyzephale und hyperbrachyzephale 
Schädelform sowie eine sehr dirftige Entwickelung der Arcus superciliares, 
Eigentümlichkeiten, die sich selbst in den niedrigsten Graden von Epikanthus 
nachweisen lassen. Es findet sich also nur ein Symptom der primitiven 
Schädelform, nämlich der niedrige Nasensattel, während die Kurzköpfigkeit 
eine höhere Stufe der Schädelbildung darstellt. Die Annahme, dass die Ent- 
wickelung des Schadelskelettes der Träger von Epikanthus und der Mongolen- 
falte auf regressive Vorgänge hinweise, ist demnach nicht haltbar. Trotz- 
dem ist das Moment der Disharmonie in der Entwickelung der Stirn-, Nasen- ` 
und Augengegend bei der Entstehung des Epikanthus nicht von der Hand 
zu weisen. Aus den der Arbeit beigegebenen Diagrammen der Frontalgegend 
von Anthropoiden, Mongolen usw. geht nämlich hervor, dass durch Ver- 
minderung in der Ausdehnung der knöchernen Unterlage des Frontale, durch 
die Abflachung des Stirnbeines im Bereich der Stirnwülste und durch das 
Ausbleiben der Nasenerhebung ein Überschuss von Haut entsteht, der im 
Falle des Ausbleibens selbständiger Rückbildung zur Bildung von Haut- 
falten führen kann. 


VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck. 
Ref.: Wessely. 


*188) Plocher: Nachtrag zu meiner Mitteilung über Wärmeströmung 
in der Vorderkammer. Klin. Mona'sbl. f. Augenheilk. 1919. 62. Bd. 
*189) Striegel: Augendruck und Blutdruck. Inaug.-Dissert. Leipzig. 


Zu seiner früheren Mitteilung über Wärmeströmung in der 
Vorderkammer bringt Plocher (18x) als Nachtrag die Beschreihung 
eines Falles, bei dem nach Resorption einer traumatischen Katarakt mit Hilfe 
der Binokularlupe ein deutliches Auf- und Absteigen feinster im Kammer- 
wasser suspendierter Linsenpartikelchen nachzuweisen war. 


Striegel (189) berichtet in seiner Dissertation über vergleichende 
klinisch a Augendruckmessungen mit dem Schioetzschen Tonometer 
und Blutdruckmessungen mit dem Riva-Roccischen Apparat. Seine 
Ergebnisse sind folgende: „Es ist praktisch möglich, dass einem dauernd er- 
höhten Blutdruck cin dauernd niedriger Augendruck entspricht und umge- 
kehrt. Es bestehen keine konstanten Beziehuugen zwischen Augendruck und 





VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 73 


Blutdruck. Ein hober Blutdruck kann keine Augendruckerhöhung bewirken, 
wenn der regulatorische Apparat intakt ist; umgekehrt kann selbst bei geringem 
Blutdruck Augendrucksteigerung eintreten, wenn der Abfluss bebindert und 
die Augenkapsel starrwandig ist. Die bei der Mehrzahl der Fälle zu be- 
obachtenden Zeigerschwankungen sind synchron mit dem Puls der unter- 
suchten Person. Der Augendruck nimmt in den höheren Lebensaltern ab, 
der Blutdruck zu. Tagesschwankungen in der Tension des Bulbus kommen 
im allgemeinen nicht vor. Treten solche auf, so ist der Druck vormittags 
stets höher als nachmittags oder abends. Bei Anämien ist der intraokulare 
Druck nicht herabgesetzt; dabei ist es gleichgiltig, ob die Anämie primär 
oder sekundär durch Blutverlust entstanden ist. Hoher Blutdruck an und 
für sich bedingt keine Disposition zu Glaukom, da der Augendruck unver- 
ändert bleibt. Der normale Augendruck bewegt sich ungefähr in den Grenzen 
von 12—27,5 mm Hg. Das Geschlecht hat keinen Einfluss auf den 
Augendruck“. (Die neuere Literatur über den Gegenstand ist in der Disserta- 
tion nicht berücksichtigt.) 


VII. Physiologie und Pathologie des (esichtssinnes. 
Ref.: Köllner. 


*190) Best: Über Störungen der optischen Lokalisation bei Verletzungen 
und Herderkrankungen im Hinterhauptlappen. Neurolog. Zentralbi. S. 427. 

*191a) v. Hess: Der Lichtsinn der Krebse. Pflügers Arch. f.d. g. Physiol. 
Bd. 174. S. 245. 

*191b) v. Hess: Über Gesichtsfeld, Silberglanz and Sehqualititen der 
Fische und über die Lichtverteilung im Wasser. Zeitschr. f. Biologie Bd. 70. S. 9. 

*192) Holm: Ein eigentiimliches Phänomen der physiologischen Sonder- 
stellung der Macula centralis. Ophthalm. Goselisehatti in Kopenhagen. April 1918. 
(Ref. Klin. Monatsbl. Mai 1919). 

* 193) Korff-Petersen: Untersuchungen über die Beziehungen zwischen 
Beleuchtungsstärke, Sehschärfe und Lesegeschwindigkeit. Münch. med. 
Wochenschr. Nr. 24. S. 649. 

*194) Manns: Uber Störungen des Raumsinnes der Netzhaut oder der 
optischen Lokalisation bei Herderkrankangen im Gebiete der Sehstrahlung 
(„Paropsie‘“). Neurolog. Zentralbl. S 212. 

*195a) Roelofs and Zeemann: Die Sehschärfe im Halbdunkel. Graefes 
Arch. f. Ophthalm. 99. Bd. S. 174. 

*195b) Roelofs und Zeemann: Über den Wettstreit der Konturen. 
Graefes Arch. f. Ophthalm. 99. Bd. S. 79. 

*196) Tscherning: Über die Adaptation des Auges. Ophthalm. Gesell- 
schaft in Kopevhaxen. April 1918. (Ref. Klin. Monatsbl. Mai 1919.) 

*197) Vierling: Vergleichende Untersuchungen über die Leistungen 
der wichtigsten Pigmentproben. Zeitschr. f. Bahn- und Bahnkassenirzte. Nr. 7 

*198) v. Weizsäcker: Über einige Täuschungen in der Raumwahr- 
nehmung bei Erkrankungen des Vestibularapparates. Deutsche Zeitschr. f. 
Nervenheilk. 64. Bd. 1. u. 2. Heft. 

*199) Zade: Gesichtsfeldstérnngen bei Fliegern. Naturhistorisch-med. 
Verein in Heidelberg. Januar 1918. 


Über den Wettstreit der Konturen haben Roelofs und 
Zeemann (195b) eingehendere Studien gemacht. Es sind, so betonen sie, 


74 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


nicht die Netzhautbilder und die Reizzustände im Sehorgan, welche zu 
dem Wettstreit Veranlassung gaben, sondern die daraus entstandenen Ein- 
drücke. Um die Faktoren, welche für diesen Wettstreit massgebend sind, 
kennen zu lernen, wurde zunächst festgestellt, ob bei scheinbar für beide 
Augen gleichartigen Eindrücken, doch beim Wettstreit das Bild eines Auges 
länger sichtbar bleibt. Wie ja eigentlich zu erwarten stand, erwies sich 
hier schon eine geringfügige Differenz der Sehschärfe beider Augen von 
Einfluss, indem das Bild des besseren Auges dominierte, während bei beider- 
seits vollkommen gleicher Sehschärfe keinerlei Bevorzugung des einen oderanderen 
Bildes stattfand. Als von grosser Bedeutung für den Wettstreit erwies sich der 
Kontrast innerhalb der Bilder: je stärker dieser, um so mehr behauptete sich 
auch das betreffende Bild beim Wettstreit. In der Peripherie ergaben sich 
insofern besondere Verhältnisse, als in der linken und rechten Gesichtsfeldhälfte 
die horizontale Linie, in der oberen und unteren dagegen die vertikale zu 
dominieren schien, oder allgemein gesprochen, dass die radiären Konturen über 
die zirkulären zu siegen pflegen. Die Augenbewegungen beeinflussen den 
Wettstreit ebenfalls weitgehend, indem z. B. bei Betrachtung eines Kreuzes 
(vertikaler Balken mit dem einen, horizontaler mit dem anderen Auge) der 
der Bewegung korrespondierende Balken zu überwiegen pflegt. Die Ur- 
sache dieses Einflusses der Bewegungen sei vielleicht z. T. darin zu suchen, 
dass besonders die vertikale Augenbewegung die Vorstellung von den verti- 
kalen Linien erleichtert und so zu deren Deutlichersehen beiträgt. Die 
Hauptursache ist jedoch das physiologische Übergewicht, das bestimmten 
Teilen des Bildes durch die Bewegung verschafft wird, z. B. infolge eines 
anderen Adaptationszustandes usw.!), — Ein Einfluss der Aufmerksamkeits- 
konzentration scheint nur insoweit in Frage zu kommen, als bei Wahr- 
nehmung der Formen die Augenbewegungen Anteil haben. Damit ist die 
Aufmerksamkeit zum grössten Teil nur eine Begleiterscheinung, also völlig 
passiv und gewissermassen an das Gefühl des »Erleidens« gebunden. 
Hering habe durchaus recht, wenn er über die Wettstreiterscheinungen 
sagt, sie seien der Wıllkür entrückt, nur muss man Helmholtz zugeben, 
dass insofern, als man durch Augenbewegungen das Übergewicht einer Kontur 
hervorrufen kann, auch von einer aktiven Konzentration der Aufmerksamkeit 
und einer dadurch bedingten Beeinflussung des Wettstreites gesprochen werden 
kann. 


Hinsichtlich der Adaptation vertritt Tscherning (196) die An- 
sicht, dass die relative Blaublindheit der Fovea, und ihre geringe Adapta- 
tionsfähigkeit im gelben Makulapigment ihre Erklärung finden. Es sei sehr 
zweifelhaft, ob die Stäbchen die entsprechenden Sehorgane vorstellen. Der 
Ausdruck Adaptation sei überhaupt irreführend. Man stelle sich besser vor, 
dass das im Dunkeln ausgeruhte Auge im Besitze aller Fähigkeiten sei, dass 
es dagegen im Lichte schnell einen Teil dieser Fähigkeiten verliere. Mit 
dem gelben Makulapigment lassen sich alle Erscheinungen erklären, 
wenn man sich dabei an die Young-Helmholzschen Dreikomponenten- 
theorie halte. 


1) Ref. möchte hier auf das von ihm betonte Überwiegen der temporalen 
(iesichtsfeluhilften im gemeinschaftlichen Sehfeld hinweisen, welches den Wettstreit 
gerade bei Augenbewegungen nach rechts und links in erster Linie beeinflusst. 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 75 


Zur Demonstration des Purkinjeschen Phänomens hat Holm 
(192) einen weissen Schirm mit einer roten und blauen Lichtquelle beleuchtet. 
Ein rundes Objekt wirft einen blauen und einen roten Schatten auf den 
Schirm, der aus einem solchen Abstand betrachtet wird, dass der Gesichts- 
winkel der Schatten 2° beträgt. Fixiert man die Schatten, so wird der 
rote schwach und verwischt, der blaue tritt dunkel hervor. Fixiert man 
exzentrisch, so sieht man den roten Schatten dunkel und scharf, den blauen 
Schatten dagegen heller. Die Lichtquellen sind dabei passend abzustufen. 

Über die Sehschärfe im Halbdunkel haben Roelofs und Zee- 
mann (195a) mit Rücksicht auf die Kriegsnachtblindbeit Versuche angestellt. 
Sie meinen zunächst, dass man Nachtblindheit nicht mit Adaptationsstörungen 
identifizieren dürfe, da es sich herausgestellt habe, dass bei Klagen über 
Örientierungstörungen sich manchmal nur in 22°/o Adaptationsherabsetzung 
nachweisen liess, Die darunter befindlichen Sımulanten schätzen sie an Zahl 
nicht als so ausschlaggebend ein. Die Sehschärfeprüfungen wurden so aus- 
geführt, dass vor der Milchglasplatte eines Adaptometers Sehzeichen sichtbar 
gemacht wurden. Dabei wurde sowohl die Unterscheidungsfähigkeit für punkt- 
förmige Objekte als auch die Feinheit der Wahrnehmung von Richtungsunter- 
schieden gemessen. Die Abnahme beider erfolgte mit Sinken der Beleuchtung 
annähernd in gleichem Grade. Bei einer Beleuchtung, welche derjenigen ent- 
spricht, welche bei klarem Sternhimmel zu herrschen pflegt (0,0003 MK), 
beträgt der Emipfindungskreis (Min. separabile) bei Roelofs etwa 1°21’, 
bei Zeemann 3°15, der feinste Richtungsunterschied, der eben noch erkannt 
wird, bei R. 714, bei Z. 14'19", das entspricht einer Sehschärfe von etwa 1/50 
gegenüber den klinischen gebräuchlichen Methoden. In weiteren Versuchsreihen 
wurde von einem bestimmten Sehobjekt ausgegangen und nun das Beleuch- 
tungsminimum bestimmt, bei welchem es noch erkannt wurde. Alles in allem 
ergab sich, dass die Sehschärfe zwar von der Beleuchtung abhängig ist, dass 
jedoch bei grossen Beleuchtungsschwankungen nur verhältnismässig geringe 
Schwankungen der Sehschärfe vorkommen, während anderseits nur eine sehr 
geringe Sehschärfe erforderlich ist, um eine freie Beweglichkeit in halbdunkler 
Umgebung zu gestatten. Da ist, so meinen R und Z, es doch unwahrscheinlich, 
dass von kleineren Variationen in der Lichtempfindlichkeit ein so weitgehender 
Einfluss auf das Erkennungsvermögen zu erwarten ist, dass hierdurch schon 
Klagen über Nachtblindheit gerechtfertigt wären. Der Einfluss künstlicher 
Brechungsanomalien sowie der Pupillenweite auf die Dunkelsehscharfe wurde 
ebenfalls experimentell geprüft und als erheblich gefunden. Hinsichtlich 
der Möglichkeit eines Einflusses von Trübungen der brechenden Medien verweisen 
die Verfasser auf die Ergeb’ isse von Koeppe. Sie sind auch der Ansicht, 
dass die Alter-sklerose und zunehmende Gelbfärbung der Linse eine Abnahme 
der Adaptationsfähigkeit veranlassen könnte, und dass somit das Alter eine 
Rolle bei der Nacttblindeit spielt. Sie empfehlen eine Prüfung dieser Be- 
ziehung (vom Ref. vor langerer Zeit bereits festgestellt und in der Berl. Ophth. 
Ges. besprochen). Endiich kommt den Aufmerksamkeitsschwankungen bei 
minimalsten Eindrücke. wahrscheinlich eine Bedeutung bei der Nachtblind- 
heit zu (Untersuchungen von Wiesner). 

Korff-Petersen (193) hat erneute Untersuchurgen über den Ein- 
fluss der Beleuchtungsstärke auf die Sehschärfe und Lesege- 
schwindigkeit besonders hinsichtlich der Beleuchtung der Schulklassen 
angestellt unter Berücksichtigung des Umstandes, dass für gewöhnlich die 


Litoraturbericht fiber das Jabr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde, VI 


76 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Schulkinder sich in einem Zustand mittlerer Adaptation befinden. K. kommt zu 
dem Ergebnis, dass die Forderungen der Praxis bei Schülerplätzen nicht 
unter 25 MK weissen Lichtes herabgehen sollen, da dann subjektiv Licht- 
mangel empfunden werde. Wünschenswert sei zweifellos eine grössere 
Lichtmenge, die man auf etwa 50—60 MK annehmen kann, zumal von 
anderer Seite (Broca und Sulzer) das Optimum der Beleuchtung für 
rasche Formunterscheidung (Lesen) zwischen 40 und 90 MK festgestellt 
worden ist. Für Tageslicht bietet die Beschaffung einer derartigen Licht- 
menge keine Schwierigkeiten. 


Über den Lichtsinn der Krebse veröffentlicht Hess (191a) neue 
messende Untersuchungen, welche eine Reihe Irrtümmer, welche noch immer 
von zoologischer Seite gehegt wurden, beseitigen. Im ganzen stehen nunmehr 
für die Untersuchung 9 verschiedene Methoden zur Verfügung: die Verteilung 
der Tiere in verschiedenfarbig durchstrahlten Behältern, ihre Augenbewegungen 
bei Einwirkung verschiedenfarbiger Lichter und die von Hess gefundenen 
Änderungen der Schwimmbewegungen bei plötzlicher Lichtstärkenabnabme 
konnten mit spektralen Lichtern, farbigen Lichtfiltern sowie farbigen 
Papieren untersucht werden. So liess sich die Helligkeitskurve im Nernst- 
lichtspektrum für Daphnien mit nahezu der gleichen Genauigkeit feststellen, 
wie für das Menschenauge. Aus den zahlreichen Einzelergebnissen sei be- 
sonders betont, dass es sich aufs neue als vollkommen unrichtig erwiesen bat, 
einen Farbensinn anzunehmen. Sowohl die Helligkeitskurven im Spektrum, 
wie besonders das Fehlen des Purkinjeschen Phänomens ergaben volle 
Übereinstimmung mit dem totalfarbenblinden Menschen. Bei Krebsen vor- 
kommende Färbungen können demnach auch nicht als Schmuckfarben gedeutet 
werden, Systematische Untersuchungen mit ultravioletten Strahlen ergaben 
übrigens, dass auch solche bis zu einer Wellenlänge von 313 uw herab auf 
das Cladocerenauge wirksam sind. Gewöhnliches Fensterglas hält von den auf 
die Tiere wirkenden Strahlen noch soviel zurück, dass das Vorschieben und 
Zurückziehen des Glases die Schwimmrichtung der Tiere umzukehren vermag. 


Über das Gesichtsfeld und den Lichtsinn der Fische bringt 
Hess (191b) neue Untersuchungen als Ergänzung zu seinen früheren Be- 
obachtungen. Es ergab sich, dass das unokulare Gesichtsfeld der Fische 
nach allen Richtungen hin beträchtlich grössere Ausdehnung hat, als das 
des Menschen; es erstreckt sich nämlich in der Horizontalen wie aucb Vertikalen 
über mehr als 180°. Das lässt sich sowohl subjektiv wie objektiv nach- 
weisen. Die Annahme, dass die Fische die Wasserfläche nur unter einem 
Winkel seben, bei welchem Totalreflexion des Lichtes auftritt, ist damit als 
irrig erkannt. Das Zustandekommen dieser Gesichtsfeldausdehnung berubt 
auf drei Faktoren: Dem Vortreten eines Segmentes der kugeligen Linse in 
die vordere Kammer, dem Vorriicken der Netzhaut bis dicht an die Iris- 
wurzel und der starken Zunahme des Brechungsindex von der Rinde zum 
Kern der Linse. Infolgedessen vermögen die Fische auch senkrecht über 
ihren Köpfen in einiger Entfernung befindliche Gegenstände mit beiden 
Augen zu erkennen. — Die Anpassung der Körperoberfläche der Fische an 
die Umgebung erfolgt in zweierlei Weise: einmal an das helle Himmelslicht 
zum Schutze gegen von unten blickende Feinde in Gestalt des Silberglanzes 
an den Flanken, zweitens die Anpassung an den dunklen Untergrund gegen 
von oben blickende Gegner. Die Annahme, dass ein im Wasser schwebender 


? VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 77 


Organismus Licht von allen Seiten, auch von unten her, in gleicher Stärke 
erhalte, konnte Hess mit Hilfe einer neuen photometrischen Methode wider- 
legen. Der Lichtsinn bei den Süsswasserfischen wurde von Hess mit Hilfe 
einer einfachen Vorrichtung unter Verwendung farbiger Papiere, sowie nach 
seinem pupilloskopischen Verfahren erneut untersucht: es ergaben sich wieder 
die gleichen Werte, wie beim totalfarbenblinden Menschen und insbesondere 
auch dag Fehlen des Purkinjeschen Phänomens. 


Vergleichende Untersuchungen über die Leistung der wichtigsten 
Pigmentproben für die Farbensinnprüfung veröffentlicht Vier- 
ling (197). Auf Grund seines grossen Untersuchungsmaterials kommt 
er zu dem Schlusse, dass die Nagelschen Proben bei richtiger Anwendung 
durchaus nicht schlechter abschneiden als die Stillingschen. Besonderen 
Wert legt er auf die Prüfung mit der alten Tafel B 3 (rot und braun). V. 
bringt eine Anzahl statistischer Tabellen aus seinem Material. Wenn man 
als Hilfsproben die Stillingschen und Cohnschen Täfelchen berücksichtigt, 
so besteht ein Bedürfnis nach neuen Pigmentproben nicht. Auch der Vier- 
ling-Nagelsche Farbengleichungsapparat, der übrigens nicht für die Bahn- 
ärzte bestimmt ist, hat sich weiterhin gut bewährt; es war nur in zwei Fällen 
nicht möglich Gleichungen zu erhalten. 


Bei einer Herderkrankung in der Sehstrahlung sah Mann (194) eine 
Störung der optischen Lokalisationsfähigkeit. Die Funktionen 
(Sehschärfe, Gesichtsfeld) waren im wesentlichen normal. Der Kranke konnte 
aber nicht mehr unterscheiden, ob er eine Treppe oder ebenen Boden vor 
sich hatte. Die Untersuchung ergab Vorbeigreifen nach der linken Seite. 
Vorgebaltene Gegenstände wurden richtig erkannt, aber an Zahl falsch an- 
gegeben. Beim Zeichnen einfacher Figuren traten charakterische Fehler auf, 
so wurde beim Kreis nicht mehr die Linie in den Anfangspunkt zurückge- 
führt usw. Zahlen, die untereinander geschrieben werden sollten, wurden 
seitlich verschoben geschrieben, so dass sie nicht mehr addiert werden konnten. 
Wenn er sich auf ein Sofa legen wollte, musste er sich erst durch Betasten 
über dessen richtige Lage informieren. M. führt aus, dass es sich hier um eine 
rein perzeptive Störung handelte, die nicht zu verwechseln sei mit den be- 
kannten assoziativen Störungen, wie Orientierungsstérungen und Seelenblind- 
heit. Die vorliegende Funktionsstörung darf auch nicht identifiziert werden 
mit der gelegentlich beobachteten falschen Tiefenlokalisation, vielmehr war in 
erster Linie die flachenhafte Projektion eine fehlerhafte. Mann möchte sie mit 
dem Namen „Paropsie“ belegen. Andeutungen dieser Paropsie findet man 
übrigens öfter bei Krankenberichten über Herdaffektionen in den hinteren 
Gehirnabschnitten. Auch bei Flimmerskotom sind gelegentlich ähnliche 
Beobachtungen gemacht worden. Wahrscheinlich handelte es sich um eine 
Leitungsstörung der optischen Bahnen, nicht um eine kortikale Herder- 
krankung. 


Best (190) weist darauf hin, dass diese Störungen bei Kriegsverletzten 
öfter beobachtet und von ihm und Poppelreuter ausführlich besprochen 
wurden. Er betont, dass die Unmöglichkeit des Zählens von Gegen- 
ständen mit dem Auge, die optische Zählstörung, damit zwar nur in 
lockerem Zusammenhange steht, aber bei den höchstgradigen Störungen der 
optischen Richtungslokalisation nie zu fehlen scheint. Da ein Verlust der 
optischen Lokalisation das Lesen von vornherein unmöglich macht, ist Alexie 


vI* 


< 


78 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde: 


immer mit ihr verbunden, wo hingegen das Schreiben in der Regel nicht 
erheblich beeinträchtigt ist, wenn nicht eine taktile Raumsinnstörung binzu- 
tritt. Best hält die von Mann angenommene Lokalisation der Störung 
in der Sehbahn für unwahrscheinlich und spricht sich für besondere kortikale 
Rindenfelder für die Lokalisation der Sehrichtung aus. Denn das Symptom 
findet sich besonders bei Verletzungen, welche natürlich zunächst die Rinde 
treffen, während sie bei Erkrankungsherden seltener sind. Auch physiologi- 
sche Gründe würden für eine Rindenlokalisation sprechen. Best glaubt 
überhaupt, dass eine Gesichtsempfindung nicht an die Kalkarinaerregung 
allein gebunden ist, sondern dass dabei mehr oder weniger ausgedehnte 
Erregungen des ganzen Hınterhauptlappens eine Rolle spielen. 


Eine ähnliche Beobachtung — Störung der Raumwahrnehmung — 
wird auch von v. Weizsäcker (198) bei Erkrankungen des Vestibularis- 
apparates mitgeteilt. Bei einem Kranken mit Meniéreschen Anfällen und 
linksseitiger Vestibulariserkrankung fanden sich Verzerrungen des Gesichts- 
feldes im Sinne einer Schiefstellung der vertikalen Koordinate zur Transversalen. 
Dementsprechend erschienen Quadrate wie Rhomben. Infolge einer schein- 
baren Neigung aller lotrechten und wagrechten Linien schien dauernd der 
ganze Sehraum dem Kranken verzerrt und geneigt. W. erklärt die Er- 
scheinung in einer Störung u. a. der vestibular vermittelten Wahrnehmung 
der Sehvorrichtung. Untersuchungen des haptischen Raumsinnes ergaben 
ausser linksseitigem Vorbeizeigen auch geringere und daher selbständige 
Störungen des Lokalisierens im äusseren Raume und auf der Körperoberfläche. 


Zade (199) teilt die Gesichtsfeldskotome ein in endogene (bei organi- 
schen Augenerkrankungen) und ektogene, die Blendungsskotome. Im 
Gegensatz zu den bei Blendung bekannten Skotomen, welche durch starke 
Lichtquellen hervorgerufen werden und meist schnell verschwinden, beobachtete 
Z. bekanntlich bei Fliegern Ringskotome, welche durch diffuses Licht be- 
dingt werden, und die monatelang bestehen bleiben können. Andere Symptome, 
besonders Hemeralopie, fehlen. Die Sehstörung kommt nicht nur bei den 
Fliegern selbst, sondern auch bei den Fliegerabwehrabteilungen vor, sowie 
bei Mannschaften von Fernsprechabteilungen, welche als Störungssucher tätig 
sind. Über das Wesen der Skotome lassen sich nur Vermutungen äussern; 
vielleicht bestehen Beziehungen zum anatomischen Verlauf der Sehnerven- 
fasern in der Retina. 


VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 
Ref.: Köllner. 


*200) Fuchs, E.s Anatomischer Befund bei angeborener Myopie. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. 62. Bd. S. 559. 

*201) Henker: Lehrversuche zur Erläuterung der verschiedenen Fehl- 
sichtigkeiten. Zeitschr. f. Ophthalm. Optik. VII. S. 25. 

202) Raefler: Über die Korrektion Schwachsichtiger durch Fernrohr- 
brillen und Fernrohrlupen. Dissert. Jena. 


Zur Erläuterung des Sirahlenganges bei den verschiedenen 
Ametropien beschreibt Henker (201) einfache Lehrversushe, bei denen 
er auf einer optischen Bank vor die Lichtquelle eine Scheibe mit einem Seh- 


IX. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 79 


zeichen setzt, die Strahlen durch eine Konvexlinse parallel macht und das 
ametropische Auge durch Linsen und einen Auffangeschirm in der jedesmal 
erforderlichen Entfernung voneinander andeutet. 


Den anatomischen Befund bei zwei Fällen angeborener 
Myopie bringt Fuchs (200). Im ersten Falle (10jähriger Knabe) betrug 
die sagittale Achse 25 mm, was etwa einer Myopie von 13 D entsprechen 
würde. Die Sklera war im hinteren Abschnitt 0,55—0,6 mm dick gegenüber 
0,9 (Foveagegend) und 0,94 (temporale Papillenwand) bei gleichaltrigen 
Normalen. Der Skleralkanal mass an der engsten Stelle 2,2 mm im Durch- 
messer gegenüber durchschnittlich 1,5 bei normalen Erwachsenen. Der 
Zwischenscheidenraum war ringsherum, bes. temporal, erweitert. Beim Durch- 
tritt durch den Skleralkanal hatte der Sehnerv an der temporalen Seite 
eine kleine kropfartige Anschwellung, welche in die Aderhaut hineinging. 
F. bält sie nicht für das Ergebnis einer Zerrung sondern für eine ange- 
borene Anomalie. Aderhaut und Netzhaut erwiesen sich als normal. Die 
Dehnung betraf demnach, wie die Verdünnung der Sklera und die Ver- 
ziehung des Sehnervenkopfes beweist, in der Tat vorwiegend den hinteren 
Bulbusabschnitt. Die angeborenen Anomalien (grosses Skleralloch, die kropf- 
förmige Ausbuchtung) sprechen für eine fehlerhafte Anlage des hinteren 
Skleralabschnittes. Der zweite Fall betrifft einen 44 jährigen Mann. In der 
Makulagegend wurden ophthalmoskopisch weisse Herdchen, am Sehnerven ein 
Konus festgestellt. Der Sagittaldurchmesser betrug 32,5 mm, der äquatoriale 
26 mm. Die Lage der Muskelinsertionen ergab, dass auch die vordere Hälfte 
des Bulbus etwas vergrössert war. Die Dicke der Sklera betrug am Sehnerven 
0,3—0,4 mm, in der Foveagegend 0,18 mm. Der Sehnerv war senkrecht in 
die Sklera eingepflanzt, der Skleralkanal nach der temporalen Seite verzogen. 
Auch bier fand sich an der temporalen Seite eine Ausstülpung des Sehnerven 
in die Aderhaut, die im horizontalen Meridian begann und im vertikalen 
endete. Ihre grösste Länge betrug bis 1 mm. Die Ausstülpung war nach 
vorn noch von der Choriokapillaris bedeckt (durch Skizzen erläutert), Die 
Netzhaut zeigte in ihrer ganzen Ausdehnung Abnahme ihrer Gewebselemente. 
Das Pigmentepithel war überall in der Nachbarschaft der Papille niedriger, 
die Kerne oft abgeflacht, die Pigmentierung gering. Den beiden Fällen sind 
also folgende Züge gemeinsam: 1. Der Langbau, vorwiegend durch Dehnung 
des hinteren, z. T. auch des vorderen Abschnittes entstanden, 2. die im Ver- 
hältnis zur Dehnung geringfügige Verziehung des Sklerakanals, 3. die für 
die Myopie unerwartet gute Beschaffenheit der Aderhaut, 4. die Gegenwart 
angeborener Anomalien (der grössere Durchmesser und die Ausstülpung des 
Sehnervenkopfes, im ersteren Fall ausserdem der vom Sebnerven weit ab- 
stehende Ansatz der Duralscheide, im zweiten Fall noch ein frühes Aufhéren 
des Neuroepithels mit Umschlagung nach hinten sowie Rosettenbildung). 
Möglicherweise hat die primäre Störung in zu grosser Weite des Augen- 
blasenstieles bestanden, infolge deren eine mangelhaite Entwickelung des 
Mesoderms stattfand. 


IX. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 
Ref.: Köllner. 


*203) Bielschowsky: Konvergenz. und Akkomodationskrampf. Ärztlicher 
Verein Marburg. 19. I. 19. 


80 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*204) Kleijn de und Magnus: Kleinhirn, Hirnstamm und Labyrinth- 
reflexe. Münch. med. Wochenschr. Nr. 20. S. 523. 

205) Kyrle und Gatscher: Störungen der Augenbewegungen bei Lues. 
Gesellschaft der Ärzte in Wien. 2. V. 19. 

206) Rosza: Periodisch exazerbierende Okulomotoriuslähmung. Wiener 
klin. Wochenschr. Nr.13. (Typische Migräneanfälle, welche mit der Okulomotorias- 
läbmung einhergingen, bei einem 20 jährigen Manne.) 

207) v. Sohlern: Uber eine eigenartige, fieberhafte Erkrankung mit 
Doppeltsehen (zerebrale Lokalisation der Grippe?) Med. Klinik Nr. 22. S. 585. 
(S. Ref. Nr. 170.) 

*208) Velhagen: Abduzenslähmung bei Nephritis mit Sektionsbefund. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 22. S. 602. 

*2)9) Wodak: Über die Verwendbarkeit des durch die Bäränysche 
Lärmtrommel erregten Lidreflexes zur Diagnose der Simulation. Monats- 
schrift f. Ohrenheilk. und Larnygo-Rhinologie 1919. Heft 1. 


Nach Wodak (209) ist der durch die Bäränysche Lärmtrommel 
erregte Lidreflex zur. Diagnose der Simulation von Taubheit nicht ver- 
wendbar, denn wahrscheinlich handelt es sich um gar keinen Akustikus- 
Fazialisreflex, sondern es spielt hier wohl der Trigeminus, eventuell auch 
noch andere Faktoren die Hauptrolle. Der Reflex ist bei Obrgesunden immer 
auslösbar; es gibt aber auch völlig Taube, welche den Reflex zeigen. Bei 
115 Ohrkranken war er nur 12mal nicht vorbanden. 


DeKleijn und Magnus(204) haben an Katzen und Kaninchen Unter- 
suchungen über die Labyrinthreflexe nach Kleinbirnexstirpation 
vorgenommen. Nach vollständiger Abtrennung des Kleinhirns samt der 
Kleinhirnkerne zeigten sich sämtliche Labyrinthreflexe und Labyrinthreaktionen, 
welche der Vollständigkeit wegen in der Arbeit nochmals aufgezählt werden, 
sowie auch die Folgezustände nach einseitiger Labyrinthexstirpation unver- 
ändert erhalten. Daraus ergibt sich, dass die Zentren sämtlicher Labyrinth- 
reflexe im Hirnstamm liegen müssen, und dass die Bahnen nicht über das 
Kleinhirn gehen können. In Versuchen, bei denen der Hirnstamm in ver- 
schiedener Höhe quer durchtrennt worden war, stellte sich heraus, dass die 
Zentren für die Labyrinthreflexe im wesentlichen in drei Gruppen angeordnet 
sind: a) Nach einem Frontalschnitt dicht vor dem Eintritt der Nn. octavi in 
die Oblongata sind erhalten: die Kopfdrehreaktionen, die tenischen Reflexe 
auf die Körpermuskeln und die nach einseitiger VIII-Durchschneidung auf- 
tretende Kopfdrehung und -Wendung, wahrscheinlich auch der dabei aufıretende 
Tonusverlust der gleichseitigen Extremitäten. b) Nach Frontalschnitt vor 
den Augenmuskelkernen sind erhalten: sämtliche Augendrehreaktionen, die 
kalorischen Augenreaktionen, die kompensatorischen Augenstellungen und die 
Augenabweichung nach einseitiger VIII-Durchschneidung. Auch für das 
Zustandekommen der schnellen Phase des Augennystagmus sind keine böberen 
Hirnteile erforderlich, als Oblongata und Mittelhirn. c) Die Zentren für die 
Labyrinthstellreflexe liegen zusammen mit den Zentren für die übrigen Stell- 
reflexe im Mittelhirn, Damit ist bewiesen, dass das Kleinhirn auf der einen 
Seite und die Zentren im Hirnstamme auf der anderen Seite getrennte Zentren 
bilden und getrennt funktionieren. Die in der physiologischen Literatur roch 
immer verbreiteten Anschauungen, dass das Kleinbirn das Zentralorgan für 


X, Lider. 81 


die Labyrinthe bildet, sind damit widerlegt. Ausfihrliche Mitteilungen der 
Versuche soll in Pflügers Archiv erfolgen. 


Bei einem Soldaten sah Bielschowsky (203) infolge Verwundung 
das typische Bild der Parese beider Senker des linken Auges. Der 
Patient gab auf Befragen an, dass ihn die anfänglich bestehende vertikale 
Diplopie zu krampfhaften Bemühungen veranlaast hat, die Doppelbilder zu 
beseitigen. Er vollführte infolgedessen Konvergenz und Akkommodationsan- 
strengungen, und es entwickelte sich schliesslich als „Neurose“ ein Konver- 
genz- und Akkommodationskrampf mit Miosis und Scheinmyopie 
verbunden mit linksseitiger spastischer Ptosis. Verordnung eines Mattglases 
und die dadurch bedingte Beseitigung des störenden Doppelbildes führte in 
24 Stunden Heilung der Neurose herbei. B. bespricht im Anschluss daran 
noch die Möglichkeiten der operativen Beseitigung der vertikalen Diplopie 
infolge der Senkerparese. 


Bei einer Nephritis sah Velhagen (208) in den letzten Tagen vor 
dem Exitus eine linksseitige Abduzenslähmung auftreten (ausserdem be- 
stand Retinitis albuminurica). Anatomisch fand sich in der Höhe der linken 
Eminentia abducentis in der Pons, 9 mm von der Ventrikeloberfläche und 
3 mm von der Raphe entfernt ein Aneurysma dissecans eines kleinen Blut- 
gefasses. An dem Gefäss konnte man nur Endothel und Adventitia unter- 
scheiden. Die Stelle der Ruptur war deutlich sichtbar. Die Fasern des Ab- 
duzens konnten bis in die Nähe des Herdes verfolgt werden. Am Kern 
selbst waren keine Veränderungen nachweisbar. 


X. Lider. 
Ref.: Schlippe. 


*210) Alexowski: Eine Kombination italienischer Plastik mit der 
Wölflerschen Transplantation von Schleimhaut zum Ersatz eines Unterlid- 
defektes. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. S. 626. 

*211) Lexer: Wimpernersatz durch freie Transplantation behaarter 
Haut. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. S. 486. 


Bei einem 20Ojährigen Kranken, der an Xeroderma pigm. litt, musste 
Alexowski (210) nach Entfernung eines Lidtumors den Defekt 
durch Plastik decken. Er bildete zu diesem Zweck zuerst einen grösseren 
Hautlappen auf der Brustseite. Diesen Lappen vergrösserte und unterminierte er 
in mehreren Sitzungen. Unter den Lappen nähte er Wangenschleimhaut; 
nach Anheilung an den Brustlappen wurde der letztere an seinem unteren 
Ende abgeschnitten und an die Lidwunde angenäht. — Die Ernährung des 
Lappens fand durch die Hautbrücke von der Brust her statt. Nach An- 
heilung des Schleimhautlappens an Stelle des fehlenden Lides wird die Ver- 
bindung mit der Brust getrennt und die Brustwunde gedeckt. — Eine Nach- 
untersuchung nach 4 Jahren zeigte, dass der Effekt der Operation sehr 
günstig war. 

Lexer (211) gibt folgendes Verfahren für den Wimpernersatz 
durch freie Transplantation an: 2 mm tiefer Einschnitt in den wim- 
perlosen Lidrand; 4 feine Haltefäden ziehen die Wundränder auseinander; 
Blutstillung durch Tupfer, die mit warmer NaCl-Lösung getränkt sind. 
Ausschneiden eines 2 mm breiten halbmondförmigen Hautläppchens aus der 


82 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


behaarten Haut des Nackens. Bei der Schnittführung zur Entnahme des 
Läppchens ist zu beachten, dass die Haarwurzeln nicht amputiert werden. 
Einlegung des Läppchens in die Lidwunde und Schluss der 4 Haltefäden. 
Die Wunde wird mit Blattsilber gedeckt. Nach 2—3 Wochen wachsen die 
Haare, nach 6 Wochen kann man sie geradlinig schneiden und den Wimpern 
durch Verband und Einsalben die gewünschte Richtung geben. 


XI. Tränenorgane. 
Ref.: Schlippe. 


*212) Rauch. Zur Beurteilung der Tränenwegerkrankungen nach 
pbotographischen Aufnahmen. Deutsche med. Wochenschr. 1919. S. 669. 

*213) Reiche: Zur Lehre von der Mikuliczschen Krankheit. Med. Kinik. 
1819. S. 479. / 


Rauch (212) zeigt, dass sich im Röntgenbild durch Spülung des 
Tränenapparates mit Wismutlösung Tränensackfisteln darstellen 
lassen. 


Reiche (213) beobachtete einen Fall von Mikuliczscher 
Krankheit, die sicher keine Krankheit sui generis ist, sondern eine Ver- 
wandtschaft hat zu dem sogenannten pseudo leukämischen Symptomen komplex. 
Bei dem 14jährigen gut entwickelten Mädchen waren ausser den typischen 
Drüsenschwellungen am Kopf noch deutliche Schwellungen am Hals in der 
Achselhéble und in der Inguino- femoral -Gegend nachweisbar. Das 
Röntgenbild zeigte Drüsenpakete am Hilus. Milz und Leber waren ver- 
grössert. Im Urinzentrifugat wurden Zylinder, Epithelien und Leuko- 
cyten gefunden. Nach 12 Bestrahlungen innerhalb 12 Tagen verschwand 
die Schwellung der Speicheldrüsen. Bald darauf starb das Mädchen an 
fieberhaftem Lungenödem. Der Fall zeigt viele Analogien zu einer von van 
Duyse veröffentlichten Beobachtung. Auffallend war das Blutbild. Es 
wurden vereinzelte Erythroblasten und Myelozyten gefunden. Es bestand 
Leukopenie; unter den weissen Zellen überwogen die Lymphozyten. Sie 
betrugen an einem Tag 91°/o der Gesamtmenge der weisen Blutkörperchen. 
Aus diesem Blutbild lässt sich kein besonderer Rückschluss auf die Natur 
der Tumoren machen. Manches erinnert an Pseudoleukämie. Auffallend 
war die am 20. Krankheitstag einsetzende Verschlechterung des Blutbildes: 
der Hämoglobingehalt sank von 75°/o auf 63°/o, die Zahl der Erythrozyten 
von 3120000 auf 1612000. Sicher war hierfür nicht die Röntgenbestrahlung. 
sondern die an und für sich fortschreitende Affektion veranıwortlich zu 
machen. Sehr guten Erfolg hatten die Bestrahlungen auf die Speicheldrüsen, 
die daraufhin deutlich kleiner wurden. 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus), Nebenhöhlen. 
Ref.: Schlippe. i 
*214) Bielschowsky: Exophthalmus puisans traumaticus. Münch. med. 
Wochenschr. 1919. S. 700. 


*215) Ceelen: Melanosarkom der Orbita (Lebermetastase.) Med. Klinik. 
1919. S. 371. 


*216) Coenen: Pulsierender Exophthalmus nach Schädelbasisfraktur 
mit Sektionsbefund. Inaug.-Dissert. Leipzig 1919. 


XIII. Bindehaut. 83 


Bei dem von Bielschowsky (214) mitgeteilten Fall, einem 13 jährigen 
Jungeu entwickelte sich 4 Wochen nach einer Heugabelverletzung 
des Unterlides Exophthalmus mit den charakteristischen Symptomen. 
Da nach Fingerkompression der Karotis die Erscheinungen verschwanden, 
wurde dem Kranken eine Pelotte zum Abklemmen mitgegeben. Patient 
trug sie 8 Wochen lang. Bei der folgenden Untersuchung wurde eine Zu- 
nahme des Exophthalmus und eine völlige Lähmung des Lateralis festge- 
stellt. Sehschärfe und Gesichtsfeld waren normal. Exophthalmus und Läh- 
mung der Abduzens stehen mit der Heugabelverletzung in Zusammenhang. — 
Sicher wurde durch die Zinke eine geringe Verletzung der Karotis im Sinus 
cavernosus hervorgerufen, dafür spricht auch die isolierte Beteiligung des Ab- 
duzens, der im Gegensatz zu den anderen Augennerven frei durch den 
Sinus cavernosus verläuft. — Die Prognose des Falles ist ungünstig, das ein- 
zige in Betracht kommende Heilverfahren wird die Ligatur der Karotis bleiben. 


Ceelen (215) berichtet über einen Fall von Melanosarkom, der 
als Metastase eines vor 7 Jahren operierten Melanosarkoms anzusprechen 
ist. Interessant war, dass die Mutter des Patienten die gleiche E-krankung 
am Auge hatte und 9 Jahre später an Lebermetastase starb. — Der Tumor 
im Leib wurde zuerst für eine Wanderniere gehalten. Bei der Sektion zeigte 
sich makroskopisch nur die Leber stark verändert, mikroskopisch waren da- 
gegen die Kapillaren fast aller Organe (Pankreas, Herz, Lunge) mit metastatischen 
Zellen stark angefüllt. 


Coenen (216) beschreibt einen typischen Fall von pulsierendem 
Exophthalmus nach Schädelbasisfraktur. Anfänglich waren nur 
Zeichen einer Basisfraktur vorhanden, erst langsam entwickelte sich der 
Exophthalmus, der alle charakteristischen Symptome darbot. Die Sektion 
bestätigte die Diagnose. Zum Schluss der Arbeit erörtert Coenen noch 
die Entschädigungsfrage. 


XIII. Bindehaut. 


Ref.: Horovitz. 


*217) Blatt: Schutzfenster bei Massenbehandlung von Trachom. Wiener 
klin. Wochenschr. 1919. Nr. 12. S. 313. 

218) Höeg: Corpora aliena in der Übergangsfalte der Konjunktiva. 
Ophthalm. Gesellsch. in Kopenhagen. Sitzungsbericht 9. Mai 18. (Klin. Monatsbl f. 
Augenheilk. Bd. 62.S. 848.) (Weist darauf hin, dass solche leicht übersehen werden.) 

219) Löwenstein: Derzeitiger Stand der Trachomitiologie. Wiener 
klin. Wochenschr. 1918. (cf. Referat Nr. 81 dieses Jahrgangs.) | 

*220) Luithlen: Abortive Chemotherapie akuter Ophthalmoblennorrhöen. 
Bemerkungen zur Arbeit von P. von Szily und Stransky in Nr. 2 der Münch. 
med. Wochenschr. Münch. med. Wochenschr. Nr. 16. S 447. 

*221) Stargardt: Über die „Einschlusskonjunktivitis". Niederrhein. Ges. 
f. Natur- und Heilkunde in Bonn, 13. !. 19. (Ref. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 15. 
S. 424). 

*222) Telavivi-Salzmann: Das Trachom in Palästina. Dissert. Berlin 1919. 

v. Szily und Stransky hatten in einer Veröffentlichung „Abor- 


tive Chemotherapie akuter Ophthalmoblennorrboen“ über günstige 
Beeinflussung von Augenblennorrhoe durch intramuskuläre und subkutane 


84 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Einspritzung von 30°/oiger Kochsalz ~- 1°/oiger Chlorkalziumlösung, also 
über eine Methode unspezifischer Abortion, berichtet. (cf. Referat Nr. 83 dieses 
Jahrganges). Luithlen (220) erklärt auf Grund klinischer und experimen- 
teller Arbeiten diese merkwürdige Heilwirkung folgendermassen: Auf die Ein- 
verleibung der stark hypertonischen Kochsalzlösung reagiert das Gewebe mit 
starker Entzündung, es kommt zu Gewebszerfall (unter den 5 mit Glutaeal- 
infiltration (Abszess) verlaufenden Fällen von v. Szily und Stransky ge- 
hörten 4 zu den abortiv beinflussten). Durch Aufsaugung des Infiltrats 
gelangen in Kreislauf und Stoffwechsel kolloidale Substanzen, die — wie 
frühere Untersuchungen ergeben haben — entzündliche Vorgänge günstig beein- 
flussen, einerlei ob man artfremdes, arteigenes oder auch körpereigenes Eiweiss dem 
Organismus parenteral einverleibt. Auch besteht kein Unterschied, ob man 
dem Organismus Eiweisskörper, also kolloidale Substanzen wie Serum, Protein, 
Milch oder Bakteriengemische (Vakzine), zuführt, oder ob man in ibm durch 
Kochsalz- oder etwa 20°/oige Terpentinölinjektion entzündliche Herde mit 
Gewebszerfall hervorruft, demzufolge Eiweisskörper parenteral resorbiert 
werden. Luithlen spricht die Überzeugung aus, dass die unspezifische 
Behandlung mit Proteinen (artfremdes Eiweiss z. B. bei Milchinjektionen), 
mit Terpentinöl und konzentrirter Salzlösung (Aufeaugung von körpereigenem 
Zerfallseiweiss aus den Entzündungsherden, das im Organismus als blutfremdes 
Eiweiss wirkt und den Stoffwechsel ähnlich wie körperfremdes und artfremdes 
Eiweiss beeinflussen wird) die spezifische Vakzinetherapie nicht wird ver- 
drängen oder ersetzen können. 


Stargardt (221), der über den jetzigen Stand unserer Kennt- 
nisse der Einschlusskonjunktivitis berichtet, demonstriert Präparate 
mit typischen Einschlussbefunden. 


Blatt (217) hat zur Massenbehandlung von Trachom sich ein 
Schutzfenster konstruiert, mit Hilfe dessen er stundenlang Patienten unter- 
suchen und behandeln kann. Das Schutzfenster, das ausser vor Infektion 
auch gegen den Fötor aus Mund und Nase schützt, ist nach folgender Form 
gebaut: Etwa 1 m hohes Holzgestell mit stabiler Basis, darauf ein viereckiger 
mit Fensterglas ausgefüllter Holzrahmen mit den Massen 43X29 cm. Die 
sämtlichen Holzteile werden zweckmässig mattschwarz gestrichen. Die Dimen- 
sionen des Fensters können natürlich auch beliebig grösser oder kleiner 
gewählt werden, das Fenster kann auch verschiebbar gemacht werden. Zur 
Behandlung steht das Schutzfenster zwischen Arzt und Patient, seine Basis 
zwischen den Füssen des Arztes. Zweckmässig wird die dem Patienten zu- 
gekehrte Seite bezeichnet. Nach jedesmaliger Benutzung ist das Schutzfenster 
mit Sublimatlösung zu reinigen. 


Aus dem über die Verbreitung des Trachoms in Palästina 
zugänglichen statistischen Material folgert Telavivi-Salzmann (222), dass 
Palästina zwischen Ägypten und Russland eine Mittelstellung einnimmt, dass 
das Trachom dort eine Kinderkrankheit ist und dass die Mehrzahl der Tra- 
chomkranken sich bereits im Kindesalter infiziert. Der Schwerpunkt der 
Trachombekämpfung muss daher in einem Schutz der Kinder vor Ansteckung 
liegen. Nach dem allerdings nur sehr dürftig vorliegenden bakteriologischen 
Material scheint der Pneumokokkus, der offenbar die kalten den warmen 
Ländern vorzieht, in Palästina wenig vorzukommen, während der Haupterreger 
der akuten Konjunktivitis der Koch-Weekssche Bazillus, der der Con- 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. 85 


junctivitis chronica der Diplobazillus ist. Die Conjunctivitis gonorrhoica ist 
in Palästina endemisch, dagegen kommt Gonorrhoe der Harnröhre selten vor. 


XIV. Hornhaut und Lederhaut, 
Ref.: Horovitz. 


* 223) Bentzen: Optochinbehandlung des Ulcus corneae serpens, Ophthalm. 
Ges. in Kopenhagen. Sitzungsbericht 9. Mai 18. (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 
62. S. 648.) 

*224) Hoeg: Tuberkulöse parenchymatöse Keratitis. behandelt mit 
Tuberkulin. Ophthalm. Ges. in Kopenhagen. Sitzungsbericht 9. Mai 18. (Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 647.) 

#295) Lowenstein: Über ein neues Verfahren zur Operation partieller 
Staphylome der Hornhaut. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 62. S. 620. 
(cf. Referat Nr. 89 dieses Jahrgangs). i 

*226) Müller: Ein Fall von Transplantation der Hornhaut. Wiener 
med. Ges. 24. I. 19. (Ref. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 14. S. 392.) 

*227) Peters: Ein pathologisch-anatomisch untersuchter Fall von 
Keratokonus. Arztl. Demonstrationsabend Rostock 27. II. 19. (Ref. Med. Klinik 
Nr. 20. S. 497. 


Bentzen (223) folgert aus seiner Statistik über 28 Fälle, dass die 
Optochinbehandlung des Ulcus corneae serpens bessere Resultate 
gibt als die anderen Behandlungsmetboden, und zwar besonders bezüglich 
der Sehschirfe. Nach Abschluss der Behandlung betrug die Sehkraft 
6/6— 9/4 in 35°/o, °/24 bis Fingerzählen in 32°/o seiner Fälle, während Blind- 
heit in 32°/o der Fälle die Folge der Erkrankung blieb. 

Bei dem Fall von Hoeg (224) handelt es sich um ein 20Ojähriges . 
Mädchen mit parenchymatöser Keratitis, auf Tuberkulin reagierend. 
Unter Bebandlung mit Alttuberkulin trat fortschreitende Besserung ein. 

Bei Besprechung des pathologisch -anatomischen Befundes 
eines Falles von Keratokonus (Unregelmässigkeiten der Bowmanschen 
Membran und des Epithels in der Nähe des Hornhautzentrums) wirft Peters 
(227) die Frage auf, ob diese Veränderungen beim Keratokonus (und Hydroph- 
thalmus) vielleicht aus einer abnormen Abschnürung des Linsenbläschens 
zu erklären sind, wie sie Peters und Wirths für die angeborenen Trübungen 
und Staphylome der Hornhaut annehmen. Auch die Einlagerung amorpher 
Zellen und Konkremente, welche beim Keratokonus und Hydrophthalmus 
kongenitus beschrieben worden sind, sowie die als Hämosiderinkörnchen auf- 
gefassten Massen, welche vor allem von Fleischer im Hornhautscheitel 
als Substrat des braunen Ringes beim Keratokonus gefunden wurden, würden 
sich mit der Annahme einer Entwickelungsstörung im Sinne einer febler- 
haften Abschnürung des Linsenbläschen vereinigen lassen. Es spricht nicht 
gegen diese Auffassung, dass die in der Anlage vorhandene Störung erst 
im Pubertätsalter wirksam wird. 

Bei dem von Müller (226) vorgestellten Patienten mit Hornhaut- 
transplantation war von der Hornhaut eines wegen absoluten Glaukoms 
zu enukleierenden Auges ein Stück von 3 mm im Durchmesser in die ent- 
sprechende Lücke des leukomatösen Auges implantiert worden. Der Kranke 


kann bei einem Visus von 5/60 grobe Arbeit verrichten und sogar gröberen 
Druck lesen. 


£6 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


XV. Iris (Pupille). 
Ref.: Junius. 


*228) Adam: Die Bedeutung der Pupillenphänomene für den Ver- 
sicherungsarzt. Blatt f. Vertrauensärzte d. Lebensversicherung. 1918. H. 6. u. 7. 
Ref. Münch. med. Wochenschr. 1919 Nr 23. 

*229) Franz Franke: a Snatonang nach Grippe. Münch. med. Wochen- 
schrift 1919. Nr. 28. 

*230) Kempner: Pupillenstarre im hysterischen Anfall. Neurol. Zen- 
tralbl. 1919. Nr. 7 

*231) Lowenstein: Traumatische Pupillenstarre. Verein Deutscher Ärzte 
in Prag, Sitzung vom 11. 4. 19. Münch. med. Wochenschr. 1919. Nr. 24. 

*232) Rados: Über spontane Iriszysten und traumatische Skleralzysten 
v. Graefes Arch. f. Ophthalm. 99. 2/3. 1919. 

*233) Stromayer: Refl. Pupillenstarre und Westphalsches Zeichen als 
Anlageanomalie, Sitzung der Med. Ges. Jena. R-f. Med. Klinik. 1919. Nr. 22. 

*234) Velhagen: Eine gliomähnliche Geschwulst des Corpus ciliare. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 62. 1919. 


Adam (228) bespricht die Bedeutung der Pupillenphänomene 
vom Standpunkt des Versicherungsarztes. Unter Betonung des 
Unterschiedes zwischen Lichtreaktion und Konvergenzreaktion und zwischen 
reflektorischer Pupillenstarre (Lichtstarre) und absoluter Pupillenstarre (Verbin- 
ung der Lichtstarre mit gleichzeitiger Aufhebung der Konvergenzreaktion) wird 
diediagnostische Bedeutungder Pupillenstarre erörtert mit dem Ur- 
teil: 1. Kandidaten mit reflektorischer Pupillenstarre sind auch bei Fehlen sonstiger 
Symptome zur Aufnahme in eine Lebensversicherung abzulehnen. 2. Kandı- 
daten mit absoluter Pupillenstarre können unter Berücksichtigung einer ge- 
naueren neurologischen und ophthalmologischen Untersuchung event. ander: 
beurteilt werden. 


Franz Franke (229) berichtet über folgenden Fall: Während 
einer Grippe mit Lungenentzündung und Erscheinungen von 
Enkephalomyelitis (Langsame, skandierende Sprache, er- 
loschenes Erinnerungsvermögen der letzten Vergangenheit. 
keine Meningitis) wurde beieiner 29jährigen Kranken (Dienst- 
magd) Entrundung, Ungleichheit und Reaktionslosigkeit der 
Pupillen beobachtet. Nach drei Monaten waren die Pupillen noch 
immer ungleich und entrundet, die Reaktion noch nicht prompt geworden. 
Lues lag nicht vor, desgleichen keine Nervenerkrankung, auch nicht in der 
Vergangenheit, doch Anfälle von Bewusstlosigkeit und Krämpfen in der 
Jugend, die nicht epileptisch waren und sich nach einem grossen Schreck 
(Überfahrenwerden) verloren hatten. Grippe wird als Ursache der 
Erscheinung angenommen. 


Alfons Kempner (230) weist darauf hin, dass die Pupillenstarre 
im hysterischen Anfall zwar nachgewiesen ist, dgl. die Mydriasis, aber 
doch zu den Seltenheiten gehört. Uns fehlt die Kenntnis der Häufigkeit 
ihres Vorkommens und eine einwandfreie Erklärung. Verf. beobachtete 
folgenden Fall: Ein 21jähriger Soldat, der aus nervengesunder Familie 
stammte, war seit der Kindheit leicht erregbar und schreckhaft. Während 
eines Heimaturlaubes fiel er vom Heuschober, 5 m tief herab, war angeblich 


XV. Iris (Pupille). 87 


hiernach 1/4 Stunde bewusstlos. Keine äusseren Verletzungen. Seit dem 
Unfall Zittern des ganzen Körpers, das sich auch später bei Erregungen 
noch immer einstellte. Ein viertel Jahr nach dem Unfall wurde Patient 
einer Nervenstation überwiesen. Jedesmal, wenn er genauer neurologisch 
untersucht werden sollte (am 3. 10. 18, am 18. 10. 18, am 25. 10. 18), 
trat sehr starkes Körperzittern auf, das in einen typischen hysterischen 
Anfall überging. Während zweier Anfälle etwa 20 Minuten, waren die 
Pupillen bei schlechter Tagesbeleuchtung maximal erweitert, während sie vor- 
her normal weit waren. Die Lichtreaktion schien erloschen (Beleuchtung mit 
elektrischer Taschenlampe), Mit Nachlassen des Anfalles kebrte die Licht- 
reaktion zunächst unsicher, dann deutlich wieder. Die Diagnose Hysterie 
schien gesichert. Epilepsie war nicht anzunehmen. Auffällig war, dass 
die vorher gleichweiten Pupillen sich im Anfall ungleichmässig er- 
weiterten. Die Erscheinungen wurden von zwei Beobachtern gemacht. 
Pupillendifferenz im hysterischen Anfall ist bisher noch nicht 
beschrieben. Sympathikusreizung wird als Ursache der Pupillenerweiterung 
angenommen. Die Annahme wird dadurch unterstützt, dass Patient bei den 
Krampfanfällen den Kopf weit nach hinten schleuderte. (Ein ähnlicher Fall 
ist von Bumke beschrieben). Für die Pupillenungleichheit wäre Sympathikus- 
reizung als Ursache nur dann genügend, wenn man verschieden starke Reiz- 
barkeit beider Sympathci annehmen könnte. Verf. glaubt, dass beim hysteri- 
schen Anfall nicht nur der Sympathikus, sondern, ähnlich wie bei der Epi- 
lepsie, auch die Hirnrinde in Reizzustand gerät — beide Gehirnhälften viel- 
leicht nicht in gleichem Masse, 


Der von Löwenstein (231) beschriebene Fall von traumati- 
scher Pupillenstarre betrifft ein Mädchen, das nach einer Kopfver- 
letzung linksseitige Miose(11/2 mm), linksseitige reflektorische Pupillenstarre und 
myotonische Konvergenzreaktion aufwies. Die Akkommodation war verlang- 
samt (bis 25 Sekunden); es bestand auch verlangsamte Entspannung der 
Akkommodation. Da neurologisch weiter kein positiver Befund vorbanden 
war, wurde ein kleiner Blutungsherd angenommen. Zur Erklärung nimmt 
Verf. Bumkes Auffassung an, nach der bei reflektorischer Pupillenstarre die 
Endverzweigungen der zentripetalen Fasern und ihre Endaufsplitterungen um 
die Sphinkterzellen relativ degeneriert seien — in diesem Fall durch eine 
Bluwng. Bei der Enge des betreffenden Gebiets ist es wahrscheinlich, dass 
auch die Sphinkterzellen gereizt sein müssen (init der Folge der Miosis). 
Durch die Blutung ist aber auch eine Schädigung der Kernzellen wahrschein- 
lich, daher myotonischer Charakter der Konvergenzreaktion. Der ange- 
nommene Herd scheint den vorliegenden Fall zu erklären. Ob die spinale 
Miosis, die bekanntlich viele Jahre bestehen kann, auch als Reizungssymp- 
tom anzusehen ist, bleibt unentschieden. 


Rados (232) teilt auf Grund anatomischer Untersuchung den Befund 
von zwei spontanen Iriszysten, einer Skleralzyste von noch nicht 
beschriebener Grösse nach Hornhautgeschwür und einer Epithelimplanta- 
tion in der Vorderkammer nach Staroperation mit. In den beiden 
ersten Fällen von spontaner Iriszyste handelt es sich um einen 35, 
bzw. 36jährigen Kranken. Nur beim letzteren ist angegeben, dass er seit 
10 Jahren bemerkte, „dass etwas am Auge wuchs“. In beiden Fällen lag 
eine kongenitale Zyste im mesodermalen Teil der Iris vor. Dieselben 


88 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


werden meist im Jugendalter, selten, wie in diesen Fällen, im vorgerückteren 
Alter bemerkt. Angeboren — aus der Fötalzeit — ist wohl nur die Vor- 
bedingung zur Entwickelung dieser Bildungen in späterer Zeit ohne Ein- 
wirkung eines Traumas. Beide Zysten lagen nahe dem Pupillarrande und 
waren in den vorderen Irisschichten eingebettet, also nur von schmaler Iris- 
schicht bedeckt, während an Bildung der hinteren Wand beinahe die ganze 
Regenbogenhaut sich beteiligte. Im zweiten Fall war eine ausgesprochene 
homogene Basalmembran zwischen Irisstroma und Zystenepithel vorhanden. 
Die Wandbekleidung bestand aus typischen Epithelzellen. Unter Verwertung 
‘der bekannten Literatur wird die Frage des Zustandekommen der Bildungen 
besprochen. Für die Deutung mancher Einzelheiten scheint R. die Auf- 
fassung von Juselius berechtigt zu sein, deren Ausgangspunkt war: „Es 
gibt in der Iris epitheliale Bildungen, die vom Ektoderm aus- 
gegangen sind und die bei der embryonalen Entwickelung 
eine Reihe untereinander verschiedener Veränderungen durch- 
machen“. Die traumatische Skleralzyste war bei einem 23 jährigen 
Manne nach skrofulöser Hornhautentzündung im Kindesalter entstanden. 
Das Geschwür war durchgebrochen, Skleralstaphylom und Buphthalmus ent- 
standen. Nähere Untersuchung nach Enukleation des Auges ergab, dass 
dem phtisischen Bulbus ein Hohlraum, grösser als der Augenapfel, angelagert 
war: die Zyste. Der Ausgangspunkt für Einwuchern des Epithels und alle 
späteren Veränderungen wird in der Eröffnung der Bulbuskapsel gesehen, 
die sich langsam schloss, verzögert durch Vorfall der Iris. Anhangsweise 
wird über Implantation von Epithel bei einer 60jährigen Kranken 
nach gelungener Staroperation berichtet, die dadurch interessant ist, dass der 
klinische Befund an dieses Vorkommnis kaum denken liess. Trotz Operation 
mit Bindehautlappen war Epitheleinwucherung erfolgt, wohl infolge längeren 
Klaffens der Wundränder. Einklemmung von Iris oder Kapselzipfeln fehlte. 
R. weist darauf hin, dass das nicht ganz seltene Glaukom nach Staropera- 
tionen bei Fehlen schwerer iritischer Heilungskomplikationen durch ganz 
rudimentäre, stehengebliebene Epithelimplantation bedingt sein kann. Die 
klinischen Erscheinungen. können dabei geringfügig sein. 


Stromayer (233) berichtet über Fälle mit reflektorischer 
Pupillenstarre und Westphalschem Zeichen als Anlageano- 
malie. Über ein Schwesternpaar mit doppelseitiger reflektorischer 
Pupillenstarre und doppelseitigem Fehlen der Kniephänomene 
wurde von ihm bereits vor zwölf Jahren berichtet. Damals wurde familiäre 
tabiscĦe Erkrankung auf hereditär-degenerativer Grundlage angenommen. Da 
in der Zwischenzeit der Befund bei beiden Frauen durchaus unverändert und 
Wassermann sche Reaktion negativ geblieben ist, so wird jetzt eine tabische 
Erkrankung ausgeschlossen und für die Areflexie eine seltene familiäre An- 
lageanomalie als Ursache angenommen. Die Fälle werden in Parallele zu 
den angeborenen Beweglichkeitsdefekten, respektive Kernaplasien im Bereich 
der Hirnnerven, gesetzt. 


Velhagen (234) beschreibt eine gliomähnliche Geschwulst 
(Neuroepithelioma gliomatosum syringomyeloides des Corpus 
ciliare) mit anatomischem Untersuchungsbefund. Fuchs hat vier aus der 
Literatur bekannte Fälle (von Lagrange, Emanuel, Vorhoeff, Kuthe 
und Ginsberg) als gleichartig zusammengefasst und als „Geschwülste 


XVI. Linse. 89 


mit der Struktur embryonaler Netzhaut bezeichnet. (Diktyome.) 
Leber hat die gleichen Fälle im neuen Grafe-Sämisch im Anschluss 
an das typische Glioma retinae unter der Bezeichnung: Das Gliom oder 
Neuroepitheliom des Ziliarteils der Netzhaut abgehandelt. Der 
Fall von Velhagen betraf ein einjähriges Kind, dessen linkes Auge „von 
Geburt an anders gewesen war als das rechte“. Gut entwickeltes Kind. 
Keine sonstige Augenkrankheit in der Familie. Das Auge wurde entfernt, 
weil schmerzhaftes Glaukom bestand. Ausserdem bestand Staphyloma inter- 
calare. Vordere Kammer war aufgehoben, die Pupille von weisslicher Mem- 
bran ausgefüllt. Kein rotes Licht vom Augenhintergrunde. Amaurose. Bei 
der anatomischen Untersuchung wurde ein haselnussgrosser Tumor von weiss- 
licher Farbe, harter Beschaffenheit, knolliger Oberfläche gefunden, der mit 
der Linse verwachsen war, unzweifelhaft aber vom Corpus ciliare ausging, 
von dem #/s von Tumormassen erfasst waren. Retina war gänzlich abgelöst 
und in einen Trichter verwandelt, dessen unregelmässig gefaltete Wand z. T. 
in die Geschwulst überging. Mikroskopisch fielen zwei Gewebsarten im 
Tumor auf: Epitheliale Elemente, vielfach in Form von epithe- 
lialen Zellbändern in Guirlanden- oder Rosettenform (Wintersteiner), 
ferner neugebildetes Gliagewebe in Form feinster, stark lichtbrechen- 
der Fasern. Die durch die Zellbänder hervorgerufenen Bildungen sind keine 
Drüsenbildungen, „Drüsenkarzinome“, wie Lagrange meint, sondern flächen- 
hafte Membranen. Neurogliawucherung innerhalb des Tumors ist bisher 
nur von Vorhoeff gefunden, mit dessen Beschreibung der neue Fall viel 
Ähnliches hat. 


XVI. Linse. 
Ref.: Junius. 
*235) Gallus: Gibt es eine diabetische Cataract? Deutsche med. Wochen- 
schrift 1919. 24. 
*236) Vogt: Die Diagnose der Cataracta complicata bei Verwendung 
der Gullstrandschen Spaltlampe. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 62. 1919. 
*237) Vogt: Das Farbenschillern des hinteren Linsenbildes. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. 62. 1919. 


Gallus (235) stellt die Frage: Gibt es eine Cataracta dia- 
betica? und beantwortet sie mit: nein. Die Stoffwechselerkrankung als 
solche ist ätiologisch nicht für die bei Diabetes zweifellos häufige Katarakt- 
bildung verantwortlich zu machen. Festzustellen ist aber, dass Diabetiker 
häufiger als andere Personen im höheren Alter an Star erkranken, und dass 
bei Frauen eine besondere Neigung zu Starbildung vorliegt. Zusammenhang 
mit Basedowerkrankung bei Frauen ist geprüft, aber verneint, Auffällig 
war bei 80°/o diabetischer und nicht diabetischer kataraktöser Frauen, dass 
ungewöhnlich frühzeitige Cessatio mensium stattfand. (Daher 
Versuch mit Darreichung von Ovarialpräparaten). Hereditäre Momente spielen 
gewiss eine Rolle in dem Sinne, dass minderwertige Anlage oder verminderte 
Lebensdauer der Linse vererbt wird. Untersucht wurde ein Material von 
609 jahrelang augenärztlich beobachteter Diabetiker (41V Männer, 199 Frauen). 
Die Katarakt ist mit rund 1/3 der Fälle die häufigste Augenerkraukung der 
Diabetiker. Katarakt vor dem 50. Lebensjahre ist selten, ganz selten 
bei den schwerverlaufenden Fällen von Diabetes bei jugendlichen Per- 


90 Bericht über die Leistungen und Fortschritte dor Augenheilkunde. 


sonen, auch wenn retrobulbäre Neuritis als Zeichen toxischer Schädigung des 
Sehnerven vorhanden ist. Die Form der diabetischen Katarakt ist 
von der senilen Katarakt zuweilen, aber makroskopisch nicht grundsätz- 
lich verschieden. Es gibt keine durchaus charakteristische Form der dia- 
betischen Katarakt. (Geprüft auf Grund eines Materials von 1089 Nicht- 
diabetikern.) Aufhellung der Trübung der Linse durch antidiabetische Mass- 
nahmen wurde nicht beobachtet. Katarakt findet sich bei allen Formen 
des Diabetes, ohne dass irgendwelche Beziehungen zwischen der Schwere des 
Allgemeinleidens und Form oder Verlauf der Starbildung erkennbar sind. 

Vogt (236) verbreitet sich über die Diagnose der Cataracta 
complicata bei Verwendung der Gullstrandschen Spaltlampe. 
Diese Starform ist bisher klinisch und anatomisch noch ungenügend abge- 
grenzt. Nach Verf. ist charakteristisch: Beginn am hinteren Pol, subkapsu- 
lär und in der hinteren oberflächlichen Rinde. Ausbreitung einerseits gleich 
zu Beginn in sagitaler Richtung, d. h. quer durch die Rinde und anderer- 
seits in der Richtung der hinteren Nähte, Sprungweises Übertreten auf die 
axiale hintere Kernrindengrenze, später auf die axiale hintere Embryonal- 
kerngrenze. Aus der Art der Ausbreitung ergibt sich der Eindruck, dass 
irgend eine Schädlichkeit im Bereich des hinteren Pols von der Kapsel her 
das Gewebe diffus angreift, das axiale Gebiet aı schwersten treffend. Auch 
die Struktur der trüben Partie ist charakteristisch. Die Katarakt beginnt 
mit Farbenschillern und feinsten Trübungen im Polbereich. Die fortge- 
schrittene Trübung erinnert an Tuffstein (Vakuolenbildung). Nirgends be- 
steht scharfe Abgrenzung gegen die gesunde Linse. Überall sind dichte 
Trübungen von weniger dichten umhüllt, die einen wolkigen Übergang in 
die gesunde Substanz vermitteln. Erst sekundär und spät erkranken auch 
andere Teile der Linse, vor allem axiale subkapsuläre Partien und der 
embryonale Kern. Sehr schleichender Verlauf. Sehr selten Totalkatarakt. 
Unterscheidungsmerkmale der senilen Katarakt von der 
Cataracta complicata: 1. Bei hinterer schalenförmiger Cataracta senilis 
sind gleichzeitig mehr oder weniger starke anderweitige senile Linsentrübungen 
vorhanden, besonders in der aquatorialen Rindenzone. 2. Der periphere Ab- 
schnitt ist gegenüber dem äquatorialen bevorzugt. 3. Die hintere senile 
Katarakt zeigt, auch wenn sie die ganze hintere Linsenfläche einnimmt, 
axial in keiner Weise eine besondere Verdickung. 4. Die schalenförmige 
senile Katarakt ist gegen klare Rindensubstanz scharf, nicht durch wolkige 
Übergänge abgegrenzt. Es fehlen ihr ferner die getrübten Speichen, die 
zur Rosettenform führen. Die beiden Starformen sind immer unterscheidbar. 
Die rosettenförmige traumatische hintere Kortikalkatarakt 
ist ebenfalls von hinterer seniler und von der komplizierten Kata- 
rakt zu differenzieren. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass 
die traumatische hintere Rosettenkatarakt als vollkommen 
gleichmässig flächenhafte Trübung geringster Schichtdicke 
sich dicht unter der Kapsel ausbreitet — und zwar nur dort — 
den Fasern und Nähten folgend. Dadurch entsteht eine aufs feinste 
gefiederte und gefranste Rosette eigener Art, die sich gegen die vor ihr 
liegende Rinde klar scharf abgrenzt. (Im Spaltlampenlicht gelbe Farbe und 
glimmerartiger Glanz.) 

Vogt (237) weist nach, dass das hintere Linsenbild ein Farben- 
schillern zeigen kann. Der Erscheinung kommt pathologische und dia- 


XVII. Aderhaut und Glaskörper. 91 


gnostische Bedeutung zu. Sie ist nur bei Spaltlampenuntersuchungen sicht- 
bar, während das vom Verf. früher beschriebene Schillern des -vorderen 
Linsenchagrins schon bei seitlicher Beleuchtung zu erblicken ist. Weitere 
Unterschiede zwischen vorderem und hinterem Linsenschillern sind: Hinteres 
Linsenschillern „tritt nur im Bereich des hinteren Pols und seiner nächsten 
Umgebung auf (Farbenschillern des vorderen Chagrins auch in der 
Peripherie). Auch das optische Verhalten des hinteren Linsenschillerns ist 
ein besonderes. Die Farben sind gesättigter, lichtstärker und man sieht 
neben rot und grün auch alle anderen Farben des Spektrums. (Beim vorderen 
Linsenschillern nur rot und grün). Es ist als eine Interferenzerschei- 
nung aufzufassen, wie die Farben „dünner Blättchen“. Klinisch ist das 
hintere Schillern als Frühsymptom der Cataracta complicata 
(Cataracta polaris) zu finden, also fast regelmässig bei lange bestehender 
Amotio retinae, chronischer Iridochorioiditis, Glaucoma absolutum, Retinitis 
pigment., Glaskörperdegeneration verschiedener Ursache, auch bei degenera- 
tiver Myopie. Bei unkomplizierter seniler Katarakt ist es selten und nur 
andeutungsweise vorhanden. Bei traumatischer Cataract ist es noch nicht 
nachgewiesen. Ein Zusammenhang zwischen Farbenschillern des hinteren 
und des vorderen Bildes ist bisher nicht festgestellt. 


XVII. Aderhaut und Glaskörper. 
Ref.: Kümmell. 


*238) Ceelen: Uber Spätmetastasenbildung eines melanotischen Ader- 
hautsarkoms in der Leber. Verein f. innere Med. u. Kinderheilk. Berlin 24. 111.19. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 21. S. 589. 


*239) Fuchs: Zur pathologischen Anatomie der Glaskörperblutungen. 
v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 99. S. 202. 


Fuchs (239) untersucht die anatomischen Veränderungen, wie sie sich 
bei Glaskörperblutungen der verschiedensten Entstehung finden. Das Blut 
kann sich leicht in die vorgebildeten Räume ergiessen, z. B. in den postlenti- 
kulären, sowie in den Orbikularraum. Ferner finden sich Blutungen zwischen 
Netzhaut und Gl. Blutungen in die Grenzschichten des Gl. sind selten, da 
ihre dichtere Beschaffenheit dem Eindringen Widerstand entgegensetzt. Die 
Anordnung des Blutes ist oft von grosser Regelmässigkeit; tritt es in 
den Glaskörperkern ein, so bildet sich oft eine schalenförmige Anordnung. 
An der Glaskörperbasis ist das Blut oft fächerförmig verteilt. Im Innern 
des Gl. ist die Anordnung nur selten regelmässig, auch hier kann der Erguss 
in schon vorher bestehende Hohlräume erfolgen, z. B. den Glaskörperkanal, 
oder in Hohlräume, die durch Erweichung oder Zertriimmerung des Gerüstes 
entstanden sind. Das regellos ergossene Blut des Kerns kann in kleineren 
Mengen Tropfenform annehmen, die sich gegenseitig abplatten kann. Die 
oft regelmässige Anordnung der Blutungen lässt sich durch nur fasrige Bauart 
des Glaskörpers nicht erklären, hier muss man Membranen annehmen, was 
sich auch an geeigneten Präparaten erkennen lässt. Die Anordnung des 
Glaskörpers ist wohl derart, dass von der Glaskörperbasis Lamellen fächer- 
förmig nach vorn strahlen, ebenso nach hinten und der Mitte, die vordersten 


Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. VII 


92 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


und hintersten schliessen sich zur Grenzschicht zusammen, die auf die 
vordersten folgenden bilden einen konvexen Bogen nach vorn, die hinteren 
nach hinten; nach dem Kern zu wird der Verlauf immer flacher. 
Das ergossene Blut gerinnt meist nicht. Die roten Blutkörperchen sind 
entweder gleichmässig in dem im Präparat feinkörnig geronnenen Plasma 
verteilt, oder dieses ist zu Tropfen angeordnet, oft ganz frei von jenen. Die 
Form der R. ist oft normal, ebenso sieht man Geldrollebildung, Glocken-. 
Napf- und Stechapfelformen. Entgegengesetzt gibt es auch Quellungszustände. 
Hämolyse ist nicht selten, so dass sich Blutschatten bilden. Das ausgetretene 
Hämoglobin kann niedergeschlagen werden, oder sich auflösen, so dass das 
Kammerwasser sich rot färbt. Die Farbe der Iris wird ebenfalls dadurch 
geändert. Ferner können die R. agglutinieren. Die weissen Blutzellen sind 
in älteren Ergüssen meist verschwunden, man findet in frischeren gelegentlich 
Leukozyten an der Oberfläche der Blutung, die teils aus dieser selbst stammen, 
oder auch chemotaktisch von den nächsten Gefässen herbeigelockt sind. 
Fibrin scheidet sich als Netzwerk aus. Zwischen den Bluterguss verstreut 
finden sich oft blutfarbstoffhaltige Körnchen, die jedoch auch im angrenzenden 
Glaskörper sind, oder an beiden Orten. Sie entstehen meist wohl durch 
Zerfall von R. Auch bei durchbluteten Hornhäuten sind diese Körnchen 
vorhanden, sie sind jedoch hier regelmässig, während sie im Gl. unregel- 
mässig gross sind. — Der Gl. reagiert in keiner Weise auf Blut oder dessen 
Abkömmlinge, das tun nur die inneren Augenhaute. So nehmen Lympho- 
zyten bei ihrem Durchgang durch das Ziliarepithel Pigment auf, ebenso 
wandern die Pigmentepithelien selbst in den Gl. und die Iris aus. Ausser- 
dem treten Phagozyten auf, die rote Blutkörperchen oder deren Zerfallspro- 
dukte, also auch Pigmentkörperchen enthalten, diese sind unregelmässig und 
geben die Eisenreaktion. Die Phagozyten können schon frühzeitig (nach drei 
Tagen) vorhanden sein, vom 6. Tage an können sie Pigment führen. Die 
Menge ist wechselnd und hängt von verschiedenen Umständen ab. In 
älteren Blutungen kann eine bindegewebige Umwandlung eintreten. 


Ceelen (238) berichtete über Spätmetastasenbildung eines 
melanotischen Aderhautsarkoms in der Leber. Das Auge war 
7 Jahre vorher entfernt, in der Zwischenzeit war der Mann vollständig ge- 
sund geblieben. Er bekam dann Erscheinungen einer Lebergeschwulst, die 
den Tod herbeiführte.e Die Leber war riesengross infolge Durchsetzung mit 
schwarzen Geschwulstmassen. Die Mutter des Befallenen hatte ebenfalls im 
Alter von 30 Jahren ein Aderhautsarkom, dem 9 Jahre später Metastasen- 
bildung in der Leber folgte. Mikroskopisch zeigte sich ausserdem noch 
in anderen Organen (besonders Pankreas, Herz usw.) Embolie von Geschwulst- 
zellen, während die Teile makroskopisch gesund erschienen. 





- XIX, Glaukom. 
Ref.: Kümmell. 
*240) Beckert, G.: Erfahrungen mit der Elliotschen Trepanation beim 
primären Glaukom. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 62. Bd. 1919. 


*241) Fuchs, FE.: Myopie und Glankom. Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk. 
62. Bd. 1919. 


XIX. Glaukom. 93 


24l a) Gilbert: Notiz über Miliaraneurysmen der Netzhaut bei Glauc. 
absol. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 74. s. Abschn. Netzhaut. 


*242) Streiff, J.: Beobachtungen und Gedanken zum Heterochromie- 
Problem und über Sympathikus-Glaukom. Klim Monatsbl. f. Aùgenheilk. 62. 
Bd. 1919. 


Beckert (24C) berichtet aus der Frankfurter Univ.-Augenklinik 
(Schnaudigel) über die Erfahrungen mit der Elliotschen Tre- 
panation beim primären Glaukom. Der Eingriff wurde 131 mal 
an 117 Augen ausgeführt, 10 mal musste eine 2., 2mal sogar eine 3. Tre- 
. panation angeschlossen werden. Vor dem Eingriff wird erst durch energische 
Anwendung von Eserin der Druck soweit wie möglich herabgesetzt. Benutzt 
wurde der Trepan von 1,5 mm Dm., falls ein Loch nicht genügte, wurde 
daneben ein 2. (Smal), sogar ein 3. (3 mal) angelegt. Der Zwischenraum 
zwischen den [Löchern wurde zuweilen noch durchtrennt. Die Iris wurde 
nur ausgeschnitten, wenn sie vorfiel. — Blutung in die VK war häufig, 
Synechien traten hin und wieder ein, einmal blieb die VK wochenlang auf- 
gehoben, es bildete sich Star. Spätinfektion trat einmal ein, und zwar nach 
2 Jahren. Die Gefahren hierdurch schätzt B. geringer ein als Meller. 
Nur 27 konnten länger als 1 Jahr beobachtet werden, es handelte sich da- 
bei um 36 Augen, 11 mit entzündlichem, 25 mit einfachem Glaukon. 
28 Augen behielten dauernd guten Druck, bei 4 anderen war er besser als vor- 
her. Die Sehschärfe wurde in 29 Fällen erhalten oder gebessert (11 gebessert), 
nur 2 mal trat im Anschluss an die Operation eine Verschlechterung auf. 


® 

Beim Zusammentreffen von hochgradiger Kurzsichtigkeit mit 
Glaukom beobachtete Fuchs (241) im anatomischen Präparat eine schiefe 
Einpflanzung des Sehnerven, der tief ausgehöhlt ist. Diese Aushöhlung ist 
dadurch bemerkenswert, dass sie auf der Schläfenseite auch die Lederhaut 
einbezieht, die einer dort gelegenen Aderhautatrophie von fast Papillenbreite 
entspricht. Der Grund der Aushöhlung besteht also aus 3 Teilen, nasen- 
wärts ist die Siebplatte, die mit der sagittalen Ebene einen Winkel von 25° 
bildet, der mittlere Teil entspricht dem Dach des Zwischenscheidenraums, 
ebenfalls um 45° gegen die Sagittalebene geneigt, während der temporale Teil 
aus der ganzen Dicke der Lederhaut besteht und etwa in die Richtung der 
genannten Ebene fällt und dadurch mit der übrigen Lederhaut etwa einen 
rechten Winkel bildet. 


Beobachtungen und Gedanken zum Heterochromie-Pro- 
blem und über Sympathikus-Glaukom bringt Streiff (242). Es 
gibt eine angeborene, unkompliziert bleibende Heterochromie, die aus Ver- 
erbung väterlicher und mütterlicher Augenfarben zu erklären ist. Dabei 
kann selten Linsentrübung auftreten, bedingt durch Hypoplasie der Pigment- 
bildner und der Gefässhaut der Linse. Die meist später auftretenden Be- 
schläge können nicht auf Zyklitis zurückgeführt werden, ebensowenig der 
Star; sondern beide müssen als Ausdruck der gleichen Schädigung aufge- 
fasst werden, nämlich auf vasomotorische Veränderungen infolge von Ent- 
wicklungstörungen, wofür auch das Auftreten von Missbildungen spricht. 
Auch bei partieller Heterochromie finden sich oft angeborene Störungen, 
Astigmatismus, nasale Gefässteilung, markhaltige Fasern usw. Öfter wurde 
Sympathikusparese auf der helleren Seite festgestellt, meist bei den Fällen 


VII* 


94 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augeuheilkuude. 


angeborener unkomplizierter Heterochromie. — In seltenen Fällen kann 
Glaukom auftreten, das St. als Sympathikusglaukom auffasst. Ein ent- 
sprechender Fall wird’ eingehend geschildert. Er verharrte 37 Jahre lang 
im Prodromalstadium und blieb einseitig. Zusammenhang mit Migräne und 
Gemütserregungen. Schwitzen auf der Seite des Glaukomauges, Pupille nur 
während des Anfalls oder kurz nachher erweitert. Lidspalte dagegen später 
dauernd etwas erweitert. Erst nach 30 Jahren bildete sich Entfärbung der 
Iris aus, die aber auf. die Sympathikusparese zurückgeführt wird. In der 
Literatur ist die Komplikation nur in wenigen Fällen beschrieben. 


XX. Netzhaut. 
Ref.: Lohmann. 


*243) Koeppe: Die Mikroskopie des lebenden Augenhintergrundes im 
fokalen Licht der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. 3. Mitteilung Die 
pathologische Histologie der lebenden Netzhaut bei der Embolie der Zen- 
tralarterie unter besonderer Berücksichtigung der Streitfrage einer intra- | 
vitalen Gelbfärbung der Macula. v. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 99. H. 1 

*244) Koeppe: Dasselbe. 4. Mitteilung. Das histologische Verhalten des 
lebenden Augenhintergrundes bei der Thrombose der Zentralvene sowie der 
Stauungspapille. Ebenda Heft 2/8. 

*245) Oloff: Beitrag zur Tuberkulose des Sehnerven. Zwei Fälle von 
typischem einseitigem Verschluss der Zentralgefiisse. Med. Ges. Kiel. Med. 
Klinik. Nr. 14. , 


Koeppe(244) bespricht das Verhalten der Thrombose der Zentral- 
venen zusammen mit dem der Stauungspapille, wie es sich im fokalen Lichte der 
Gullstrand schen Nernstspaltlampedarstellt. Bei der Thrombose fand K. an der 
Papille eine ödematöse Aufquellung und Blutungen, die gewissermassen da: 
Negativ der Interfaszikulärräume darstellen. Die Lymphgefässe waren erweitert 
und hatten die Nervenfasernbündel auseinandergedrangt. An der Limitans 
zeigten sich Veränderungen in Form von Fältelungen dieser Membran bezw. 
der obersten Netzhautschicht. Auch in der Netzhaut konnte Koeppe eine 
ödematöse Schwellung und hämorrhagische Infiltration des gesamten Netz- 
hautgewebes nachweisen, ferner Blutungen der interfaszikulären Saftlücken. 
Das infiltrierte Gewebe erschien gelbrot. Daneben waren grauweisse Herde 
zu sehen, die als ganglioform verdickte Nervenfasern (Türk) gedeutet werden. 
In der Makula sah Koeppe Herde oder diffus bämorrhagische Infiltrationen. 
Einmal fand sich eine Lochbildung, die zunächst aus drei Kreisflächen 
bestand; sie zeigte gegenüber einer beschriebenen traumatischen Lochbildung 
gewisse Besonderheiten, indem das retinale Pigment mit ergriffen war. — 
Physiologisch zieht Koeppe aus seinen Befunden den Schluss, dass intra- 
vital in der Netzhaut ein interfaszikuläres Saftliickensystem existiere. 


K oeppe (243) hat mit fokaler Beleuchtung der Gullstrandschen Nernst- 
spaltlampe bei besonderer Untersuchungstechnik in 3 Fällen von Embolie 
der Zentralarterie einen perifovealen Bezirk von »prachtvoll goldgelb bis 
goldgrüner Ockerfarbe« gefunden. Da bei der Möglichkeit der engumschrie- 
benen Beleuchtung das » Fenster« der (kirschroten) Makula gleichzeitig dunkel zu 
halten war, so sei die Haupteinwendung Gullstrands umgangen, die dieser 
in der Streitfrage um die Gelbfärbung der Makula Dimmer und Vogt 








XXI. Sehnerv und Leitungsbahnen. 95 


gegenüber erhoben habe. Koeppe hält seine Beobachtungen für geeignet, 
die berührte Streitfrage zu lösen. Nach seiner Meinung lassen sich patho- 
logische Ursachen der yon ihm gesehenen Gelbfärbung ausschliessen, die 
mit dem Nachlassen der weisslichen Trübung der Netzhaut auch verschwand. — 
Ausserdem fand Koeppe in den vorderen Schichten der Netzhaut der Foven 
(und Makula) Cholestearinkristalle und Zystchen, die er als postembolische 
Netzhautvakuolen deutet. Auch Faltenbildungen der Limitans interna liessen 
sich nachweisen, die ihre Entstehung der sich wieder zusammenziehenden 
Netzhaut nach ihrer Ausdehnung durch die embolische Trübung verdankten. 
Die Papilla nervi optici selbst erschien im frischen Fall in bezug auf das 
Gewebe aufgequollen und undurchsichtiger als normal. Die perivaskuläre 
Lympbscheide um den Embolus erschien getrübt, exsudativ ähnlich aufge- 
quollen und verbreitet, was späterhin wieder völlig verschwand. 


In Oloffs (245) Behandlung kamen 2 gesund aussehende jugendliche 
Seeleute, die plötzlich im Dienst einseitig erblindeten, ohne dass eine der 
bekannten Ursachen festzustellen war. Monatelang aufgenommenem Organ- 
befunde verliefen negativ. Eine probatorische, subkutane Einspritzung von 
Alttuberkulin deckte durch die positive Reaktion die tuberkulöse Ätiologie 
auf. Nach der 2. bezw. 3. Injektion gingen die Krankbeitserscheinungen so 
weit zurück, dass beide Kranken mit einer mässigen Atrophie der Sehnerven- 
papille und fast regelrechtem Sehvermögen als dienstfähig entlassen werden 
konnten. l 


XXI. Sehnerv und Leitungsbahnen. 
Ref.: Lohmann. 


*246) Borchardt u. Brückner : Geschwulstbildung an der Hirnbasis mit 
Kinwucherung in die Sehnerven. Arch. f. Ophthalm. 99. Heft 2/3. 

*247) Koeppe: Die Mikroskopie des lebenden Angenhintergrundes im 
fokalen Licht der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. 4. Mitteilung. Das 
histologische Verhalten des lebenden Augenhintergrundes bei der Throm- 
bose der Zentralvene, sowie der Stauungspapille. Ebenda. 

*248) Szymanowsky: Zur Frage der retrobulbären Neuritis bei Kriegs- 
teilnehmern. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Maiheft. 


Koeppe (247) hat das Verhalten der feineren Einzelheiten bei 
Stauungspapille im fokalen Lichte der Gullstrandschen Nernstspalt- 
lampe studiert. Während des ersten Stadiums sei die Limitans über dem 
Gefässtrichter durch Flüssigkeitansammlung abgehoben; die Lymphscheiden 
seien ampullenartig erweitert; die Erweiterung greife deutlich über die Grenze 
der Papille hinaus. Diese initialen Symptome seien am Gullstandschen 
Ophthalmoskop nicht sichtbar; daher erklärten sich die gegenseitigen Angaben 
Behrs. Im entzündlichen Stadium, das nach Schieck als toxische Ent- 
zündung infolge Gewebszerfalles gedeutet wird, trüben sich die Lymphscheiden 
und ihr Inhalt. Fernerhin seien im Umkreis der Papille solitäre erweiterte 
Lymphgefässe zu sehen; es finden sich ausserdem ödematöse Erweiterung 
des interfaszikulären Saftlückensystems, dann Fältelungen der Limitans 
und Blutungen auf und neben der Papille. Diese wie bei der Thrombose 
der Zentralvene vorkommenden Einzelheiten wiesen auf eine ähnliche Ent- 
stehungsbedingung, nämlich auf eine Lymphstauung. Überhaupt sprächen die 


96 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


ganzen Erhebungen im Sinne der Schieckschen Anschauungeu. Bei dem 
atrophischen Stadium findet sich ein Zurücktreten des Nervengewebes und 
eine unregelmässige Einlagerung von Glia. Interessant und bemerkenswert 
sind differentialdiagnostische Einzelheiten bei Pseudoneuritis und Stauungs- 
papille; im ersten Fall entsprächen den Pseudoeinscheidungen der Gefässe 
weisse Gliaanlagen der Wandungen. Die Wandungen seien undurchsichtiger, 
aber nicht undeutlicher strukturiert; auch liege die Limitans interna fest an. 


Szymanowsky (248) berichtet über 4 Fälle von unkomplizierter 
Optikuserkrankung (retrobulbäre Neuritis), bei der sich ätiologisch 
keine der gewöhnlichen Ursachen auffinden liess. Gegen Tabak liess sich 
anführen, dass ein Patient gar nicht, die anderen sehr wenig (2 Zigarren, 
2 Zigaretten pro die) rauchten; auch war das Skotom rund und nicht oval. 
Gegen eine retrobulbäre hereditäre Neuritis sprach das relativ jugendliche 
Alter der Patienten; auch ergab die Familienanamnese keinen Anhaltspunkt. 
Mebhrfache neurologische Untersuchungen sprachen nicht für multiple Sklerose, 
wie auch Augenmuskelstörungen durchweg fehlten. Desgleichen wurden 
Nebenhöhlenerkrankungen ausgeschlossen: die Wassermannsche Reaktion 
war negativ. So glaubt Verfasser eine „Erkältungsursache“ annehmen zu 
können namentlich in Hinsicht auf die grossen Strapazen und Märsche, den 
häufigen Witterungswechsel, woraus Durchnässungen und Entbehrungen sich 
ergaben, die eine gewisse Prädisposition für die Erkrankung geschaffen hätten. 


Borchardt und Brückner (246) berichten über eine 43 jährige 
Frau, die seit Jahren an gelegentlichen Kopfschmerzen litt, die plötzlich 
heftiger wurden. Es trat eine Sehstörung des rechten Auges ein, die auf 
das linke überging. Dazu traten: Trigeminussymptoine, linksseitige periphere 
Fazialislähmung, doppelseitige Abduzensparese, rechtsseitige Okulomotorius- 
parese. Ferner kamen Symptome gesteigerten Hirndruckes und psychische Be- 
gleiterscheinungen binzu. Es trat zunächst rechts und dann auch links Stauungs- 
papille auf, ferner rechtsseitige Keratitis neuroparalytica. Die klinische Diagnose 
lautete auf Hirnlues; Die Sektion ergab einen Tumor, dessen besondere 
Beschaffenheit mehr für Sarkom als Gliom sprach. Beide Optikusquerschnitte 
waren bei der Hirnherausnahme innerhalb der Scheide von Tumor umwachsen. 
Das Chiasma erschien frei; die Geschwulst ist in der Umgebung der Ein- 
trittsstelle der Optici in die Dura halskrausenförmig auf der Innenfläche 
der Dura und nach hinten und medial flächenförmig entlang gewuchert. 
Weiter nach hinten finden sich entsprechend dem Sinus cavernosus die 
Tumormassen reichlich entwickelt; rechts mehr als links. Sie schienen nicht 
untereinander verbunden. Durch einen Stiel setzte rechte der Tumor sich 
auf die seitliche Partie der Brücke über. Auf dem Horizontalschnitt war 
das linke Vorderhorn nahezu vollkommen durch einen Tumor von Walnuss- 
grösse ausgefüllt. — Einzigartig war die schwere Beteiligung der Optici an 
dem Tumor, der in die Orbita eingebrochen und in den Optikus bis zum 
Auge gewuchert war. Rechts hatte die Geschwulst die Retina von ihrer 
Insertionsstelle am Pigmentepithel abgedrängt und war in den subretinalen 
Raum eingewuchert. — Da der Tumor zunächst ausserhalb des Gehirns lag, 
wird durch diese Lokalisation die Beteiligung der zahlreichen Hirnnerven 
verständlich. Die Sehstörung war nicht die Folge des Hirndrucks, sondern 
direkte Nervenläsion. Die genaueren Einzelheiten der Obduktion erklären 
die Möglichkeit, ja Notwendigkeit der Fehldiagnose. 


XXII. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper . 97 


XXII. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 
Ref.: Filbry. 


*249) Colden: Direkte Läsion des Optikus durch Granatsplitter. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 20. S. 558. 

*250) Eisler: Fremdkörper der Orbita mit Erblindung. Münch. med. 
Wochenschr. Nr. 23. S. 636. 

*251) Klauber: Der Magnet in seiner Verwendung zur Erkennung und 
Entfernung intraokularer Eisensplitter. Med. Klinik Nr. 14. S. 336. 

*252) Lundsgaard: Ein Fall von subkonjunktivaler Skleralruptur, 
traumatischer Linsenluxation und totaler Aniridie. Klin. Monatsbl. f. Augen-. 
heilk. Mai. S. 645. 

253) Rados: Über spontane Iriszysten und traumatische Skleralzysten. 
Arch. f. Ophthalm. Bd. 99. S. 152. S. Ref. Nr. 232. 

*254) Saenger: Ein Fall von dauernder zerebraler Erblindung nach 
Hinterhauptsverletzung. Neurolog. Zentralbl. Nr. 7 

*255) Sidler-Huguenin: Zur Frage des tranmatischen Herpes corneae. 
Korrespondenz-Blatt f. Schweizer Ärzte Nr. 17. (Ref. Münch. med. Wochenschr. 
Nr. 24. S. 667.) 

256) Thoma: Über einen Fall von doppelter Perforation durch Eisen- 
splitter mit hämatogener Siderosis des Bulbus. Dissert. Jena. 

*257) Wätzold: Lehren des Krieges für den Augenarzt als Gutachter. 
Vossius’ Abhandlungen X. Heft 4:5. 

*258) Zimmermann: Angenverletzungen durch Explosion von Spreng- 
kapseln. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 23. S. 541. 


Von grosser Wichtigkeit für die Gutachtertatigxeit erscheint die Stellung, 
die Sidler-Huguenin (255) in der Frage des traumatischen Herpes 
corneae einnimmt. Auf Grund zahlreicher klinischer Beobachtungen, von 
Resultaten aus Tierversuchen und Ergebnissen pathologisch - anatomischer 
Untersuchungen glaubt Sidler, sein Urteil über dieses letzthin vielerörterte 
Thema folgendermassen präzisieren zu sollen; im allgemeinen ist daran fest- 
zuhalten, dass sich der Herpes corneae an eine fieberhafte Allgemeinerkran- 
kung anschliesst, also auf infektiös toxischer Basis beruht; auf der anderen 
Seite muss die Möglichkeit eingeräumt werden, dass eine Hornhautverletzung, 
wenn hinterher Fieber eintritt, dem Ausbruch eines typischen Herpes corneae 
vielleicht den Boden in derselben Weise ebnet, wie wir ihn auf alten Narben 
besonders gern auftreten sehen. Hält man nach den vorliegenden pathologisch- 
anatomischen Untersuchungen des Herpes zoster die Bläscheneruption im 
Hornhautepithel für die Folge einer Reizung des Nerven durch entzündliche 
Prozesse im Ganglion oder, wie andere Autoren wollen, durch peripher neu- 
ritische oder perineuritische Infiltrationen, so erscheint die theoretische Vor- 
aussetzung eines direkten Kausalzusammenhanges zwischen Trauma und 
Herpes kaum gegeben, was weiterhin dadurch an Bedeutung gewinnt, dass 
praktisch sich noch nie unter der Behandlung ein direkter Übergang einer 
Epithelläsion durch Fremdkörper in das typische Bild eines Herpes corneae 
konstatieren liess. Endlich dürfte die Berücksichtigung der Disposition zu 
häufig rezidivierenden Herpesentzündungen mancher Individuen sowie der 
T atsache, dass die Mehrzahl der Fälle von angeblichem Herpes nach Trauma 
Unfallversicherte betraf, die Rolle des Trauma in der Entstehung des Herpes 


98 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


corneae, wenn nicht zu leugnen, so doch auf das richtige Mass zu beschränken 
geeignet sein. 


Gerade hinsichtlich der Unsicherheit und Unklarheit, die bei bestimmten 
Erkrankungen, z. B. der Aderhaut, bei Glaukom, Arteriosklerose usw. noch 
bezüglich ihrer Entstehung und der verschlimmernden Ursachen herrschen, 
bieten die Lehren des Krieges für den Augenarzt als Gutachter, 
die Wätzhold (257) zusammenfasste, wichtige Anhaltspunkte. Allgemein an- 
zuerkennen ist jetzt der Satz, dass es eine »Kriegshemeralopie« in dem ursprüng- 
lich gebrauchten Sinne nicht gibt. Da eine Einstellung von Leuten mit 
altem Trachom unumgänglich war, ist es erfreulich zu konstatieren, dass 
frische Fälledurch Übertragung nicht vorgekommen sind. Über Entschädigung iür 
erworbene Schwachsichtigkeit durch Augenverletzungen gilt allgemein, dass, 
solange auf beiden Augen mehr als die Hälfte gesehen wird, keine wesentliche 
Erwerbsbeschränkung eintritt. Die unterste Grenze für die Definition eines 
erblindeten Auges müsse für die Kriegsverletzten auf Fingerzählen in 3 m 
heraufgesetzt werden. Schwierig ist es, Anhaltspunkte für die Begutachtung 
von Gesichtsfeldausfällen durch Hinterhauptschüsse zu geben. Bei erhaltenem 
Fixierpunkt ist bei einer homonymen Hemianopsie die Erwerbsbeschränkung 
»im allgemeinen« mit 332/s %/o zu bewerten. Eine gewisse Erfahrung erfordert 
es auch, die Frage, ob eine Beeinflussung der Augenkrankheiten durch den 
Krieg anzuerkennen ist, generell oder im Einzellfall zu entscheiden. Jeden- 
falls ist sie für Arteriosklerose, ‘Tuberkulose, Syphilis zu bejahen, wie sie 
für Diabetes zu verneinen ist. Ein schädlicher Einfluss der Schutzimpfungen 
muss nach Wessely in einzelnen Fällen anerkannt werden. Da die eben- 
falls von Wessely häufig bei oder nach Typhus, Ruhr, Gelenkrheumatismus, 
Weilscher Krankheit usw. beobachtete Konjunktivitis wegen ihres Interesses, 
das sie bei den Ärzten fand, oft zu Rentenansprüchen heranzuziehen versucht 
wurde, sei hervorgehoben, dass sie nie zu bleibenden Nachteilen führt. Bei 
Keratitis ekzematosa wie parenchymatosa traumatica ist ein Anspruch auf 
Rente berechtigt; ebenso bei Ulcus corneae nach Flecktyphus. Bei Regen- 
bogen-, Aderhaut- und Glaskörpererkrankungen ist je nach der vorliegenden 
Ursache zu entscheiden. Wegen der unklaren Ätiologie bietet das Glaukom 
der Gutachtertätigkeit im Felde besondere Schwierigkeiten. Ein sehr wichtiges 
Gebiet nehmen die Optikusschädigungen ein. Im Anfang des Krieges häufig 
vorgekommene Optikusatrophien nach Methylalkoholvergiftungen unterlagen 
selbstverständlich der Pflicht der Entschädigung durch den Staat. Dagegen 
ist es nicht immer leicht, einen Sturz vom Pferde als Ursache eines Sehnerven- 
schwundes oder eine behauptete, während der Kriegsstrapazen aufgetretene 
Verschlechterung einer z. B. tabischen Atrophie anzuerkennen. Dass durch 
Gasvergiftung Netzhautblutungen vorkamen, erscheint beachtenswert. Be- 
züglich der Berechtigung von Ersatzansprüchen bei angeblich durch Muskel- 
druck beim Nahesehen oder bei vermehrter Blutzufuhr zum Kopf entstandener 
Netzhautablösung möge Birch- Hirschfelds Standpunkt scharf betont 
werden, dass eine Netzhautablösung gar nicht selten spontan ohne erkenn- 
bare äussere Veranlassung auftreten kann. Strikte abzulehnen ist eine Be- 
einflussung von Refraktionsfehlern durch den Krieg. 


Der von Lundsgaard (252) veröffentlichte Fall von subkon- 
junktionaler Skleralruptur, traumatischer Linsenluxation 
und totaler Aniridie, in dem es sich um die Folgen eines drei Monate 


XXII. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 99 


zurückliegenden Überfalles und von Schlägen mit einer Eisenstange auf den 
Kopf handelte, ist ausgezeichnet durch die auffallend lange, die halbe Zirkum- 
ferenz des Hornhautlimbus umziehende Skleralrupturlinie; neben einigen 
Augenhintergrundsblutungen und Verschleierungen sah man im Augeninnern 
einen weisslich-gelblichen Reflex, der der Lage der Skleralruptur entsprach ; 
die Linse war nasal in den Glaskörper luxiert; eine nach unten im Augen- 
hintergrund sichtbare dunkle Masse spricht L. für die völlig abyerissene Iris 
an. Es bestand Drucksteigerung und Herabsetzung des Sehvermögens auf 


142 mit + 10,0 D. 


Eislers (250) Beobachtung von Fremdkörper der Orbita mit 
Erblindung verdient insofern allgemeines Interesse, als ein ohne Wissen 
des Betroffenen in die Orbita eingedrungener Fremdkörper noch nach längerer 
Zeit die Erblindung herbeiführen kann. Es handelte sich um einen Über- 
fall; der bewusstlos zusammengebrochene Mann wurde nach kurzem Kranken- 
hausaufenthalte wieder arbeitsfähig. Erst nach einem Monat erblindete das 
linke Auge. Als die Ursache erwies das Rontgenbild eine abgebrochene 
Messerklinge in der Orbita. ohne dass der Patient von dieser Verletzung 
etwas wusste. 


In einem von Colden (249) veröffentlichten Falle, bei dem die Rönt- 
venuntersuchung drei Splitter im Ganglion semilunare und eine Verletzung 
des ersten Astes des Nervus trigeminus ergab, lag eine direkte Läsion 
auch des Nervus opticus mit lange bestehender Gesichtsfelleinschränkung 
vor, daneben fanden sich Ptosis und Keratitis neuroparalytica. 


Durch gehäufte Beobachtung von schweren Augenverletzungen 
durch Explosion von Sprengkapseln aus jüngster Zeit sieht sich 
Zimmermann (258) zur Warnung des Publikums veranlasst, seine Fälle 
zu veröffentlichen. In allen seinen 7 Fällen betraf die Verletzung Zivil- 
personen, sechsmal Kinder, die meist mit den harmlos erscheinenden, die 
Sprengkapsel einer Handgranate bergenden Kupferhülsen spielten und in 
6 Fällen schwere Augenverletzungen davontrugen, nämlich dreimal zur Er- 
blindung kamen und dreimal sehr erhebliche Herabsetzung des Sehvermögens 
erlitten. Dazu bestand noch bei allen Verletzten die Gefahr der sympathi- 
schen Ophthalmie. Im einzelnen fanden sich zweimal Wundstar, zweimal 
(Glaskörperblutung oder -Abszess, einmal schwere Iridozyklitis und einmal 
war sogar durch die Explosionswirkung der Bulbus bis auf einen kleinen 
Skleralstumpf herausgerissen worden. Alle Verletzungen ereigneten sich in 
Ortschaften, in denen Militär einquartiert gewesen war, das die Hülsen acht- 
los weggeworfen hatte. 


Klauber (251) würdigt die Bedeutung des Magneten in seiner 
Verwendung zur Erkennung und Entfernung intraokularer 
Eisensplitter an Hand der Statistiken über die Kriegsverletzungen der 
Innsbrucker Klinik. Da die Gefährlichkeit des Eisensplitters, die nur um 
weniges vom Kupfer übertroffen wird, abgesehen von den direkten mechani- 
schen Verletzungsfolgen und von der Häufigkeit einer durch Narbenzug ent- 
stehenden Netzhautablösung, in einer nach Wochen oder Monaten sich aus- 
billenden, alle Teile des Auges mit Ausnahme der meist freibleibenden 
Aderhaut ergreifenden Verrostung beruht, ist neben der Röntgenuntersuchung 
und dem etwaigen Ausschlag am Sideroskop der Magnet die vorzüglichste 
diagnostische Hilfe im Nachweis intraokularer Eisensplitter. Erscheint auch 


100 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


der Splitter nicht in der Vorderkammer, su sind doch Vorwölbung einer um- 
schriebenen Irisstelle, eine frisch in die Vorderkanimer hinein erfolgende 
Blutung und insbesondere die Schmerzreaktion sichere Beweissymptome eine: 
magnetischen intraokularen Splitters. Vielleicht noch grösser als zur Er 
kennung ist die Bedeutung des Magneten zur Entfernung von Eisensplittern 
aus dem Auge. da diese Methode, entweder unter Anwendung des bei neueren 
Konstruktionen beweglich aufgehängten Riesenmagneten oder des Hirsch: 
bergschen Handmagneten, hinsichtlich der Gefahr der Infektion wie der 
späteren Netzhautablösung relativ die harmloseste Operation darstellt. be- 
sonders wenn die Verletzung noch frisch und der Fremdkörper noch nicht 
in Exsudat oder Narbe fest eingebettet ist. 


Während noch in allerletzter Zeit, besonders auch auf Grund der da- 
mit scheinbar in Übereinstimmung stehenden, aus dem reichen Material der 
Kriegsverletzung wesentlich erweiterten neurologischen Kenntnisse die meisten 
Autoren die Ansicht vertraten, eine nach Hinterhauptsverletzung eintretenie 
völlige Erblindung stelle niemals einen Dauerzustand dar, sondern bilde 
sich in allen Fällen mehr oder weniger zurück, eine Ansicht, die durch keine 
anderslautende klinische Beobachtung, falls diese nur über einen hinreichend 
langen Zeitraum sich erstreckte, widerlegt war, beobachtete kürzlich 
Saenger (254) gelegentlich einer diesbezüglichen Rundfrage einen Fall 
von dauernder zerebraler Erblindung nach lHinterhauptsver- 
letzung. Die gleichzeitig nach der Verletzung aufgetretene Hemiparese 
und Sprachstörung bildeten sich innerhalb des ersten Vierteljahres zurück, 
dagegen blieb die doppelseitige völlige Amaurose bestehen und war auch 
noch nach 13/2 Jahren vorhanden. Dabei war der Augenhintergrund normal 
und sämtliche andere Hirnnerven intakt. Es handelte sich um eine Minen- 
verletzung, die oberhalb der Protuberantia occipitalis einen Knochendefekt 
gesetzt hatte, in dem eine pulsierende Hirnhernie lag. Bei der selbst im 
Krieg relativ selten gegebenen Gelegenheit, derartige Fälle längere Zeit zu 
verfolgen, da diesen schweren Verletzungen der Tod entweder sofort oder 
doch bald durch Meningitis zu folgen pflegt, verdienen die wenigen Fälle 
um so mehr Interesse, als sie für die Frage der Lokalisation des Sehzentrums 
eine grosse Bedeutung besitzen. 


— — —— 








wo — -o — — — — — — — — — — — —— 


Verantwortlicher Redakteur für den Referatenteil: Prof. Dr. K. Wessely in Würzburg. 





Regelmäßiger Vierteljahresbericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 


erstattet von 
F. Cause-Mainz, E. Filbry-Würzburg, H. Höhmann-Augsburg, J. Horovitz- 
Würzburg, P. ‘Junius-Bonn, H. Köllner-Würzburg, R. Kümmell-Erlangen, 
W. Löhlein-Greifswald, W. Lohmann-München, K. Schlippe-Darmstadt, 
R. Seefelder-Innsbruck, K. Wessely-Würzburg 


redigiert von K. Wessely. 


Drittes Quartal 1919. 





I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 
(Bücher, Monographien, Historisches.) 
Ref.: Wessely. 


259) Brückner: Zytologische Studien am menschlichen Auge. Berlin 
1919. Separatausgabe des gleichnamigen in Graefes Archiv Bd. 100 erschienenen 
Aufsatzes in Buchform. 

*260) Koeppe: Die Diathermie und Lichtbehandlung des Auges. Leipzig 
1919. 

=261) Roemer: Lehrbuch der Augenheilkunde. 3. Auflage 1919. 

*262) Schieck: Grundriss der Augenheilkunde für Studierende. Berlin 
1919. 

*263) Straub: Over Onstekingen van het oog veroorzaakt door oplos- 
sing van lensmassa in de ooglymphe. (Über Angenentzündangen, verursacht 
darch die Auflösung von Linsensubstanz in der Augenlymphe.) Amster- 


“ dam 1919. 


Roemers (261) Lehrbuch der Augenheilkunde liegt nunmehr 
in 3. Auflage vor. Der Not der jetzigen Zeit entsprechend, welche eine 
möglichste Kürzung der Lehrbücher fordert, hat es der Autor einer voll- 
ständigen Umarbeitung unterzogen, wobei es nahezu auf die Hälfte des Um- 
fangs der zweiten Auflage vermindert wurde. Es ist erstaunlich, wie es dem 
Autor gelungen ist, das Werk in diesem Grade zu kürzen, ohne dass irgend- 
welche Kapitel nun etwa grössere Lücken aufwiesen. Aber freilich ist auch 
ein ganz anderes Buch daraus entstanden und die Mehrzahl der Leser wird 
wohl bedauern, dass dem Werke auf diese Weise die ihm früher eigentiim- 
liche Frische der Diktion und die Eindringlichkeit und Klarheit der Schil- 
derung in nicht unbeträchtlichem Masse verloren gegangen ist. Man muss 
aber dabei berücksichtigen, dass es eben äussere Verhältnisse waren, die zu 


Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. VII 


/ 


102 Bericht tiber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


diesem Opfer zwangen. Sachlich ist der Inhalt nur an wenigen Punkten 
geändert. Auffällig allein ist, dass Roemer, der 1913 seine Darstellung 
des Flüssigkeitswechsels des Auges im wesentlichen noch auf die Leber- 
schen Untersuchungen stützte, jetzt zu einem leidenschaftlichen Gegner der 
Leberschen Lehre geworden ist, die er als eine Hypothese bezeichnet, die 
nur dem Autoritätsglauben ihre Erhaltung auf den heutigen Tag verdanke 
‘und die einst von der gesamten Ophthalmologie verlassen werden würde, 
weil sie mit physikalischen und physiologischen Tatsachen in Widerspruch 
stehe. Gewidmet ist die neue Auflage von Roemer dem Andenken seiner 
im Kriege gefallenen Schüler. 


Schiecks (262) Grundriss der Augenheilkunde für Stu- 
dierende will kein Lehrbuch sondern ein Leitfaden sein, der es dem Stu- 
dierenden erleichtern soll, das in der Klinik Gesehene zu rekapitulieren und 
sich. dadurch besser zu eigen zu machen. Von allen bisher vorhandenen 
derartigen Kompendien ist es didaktisch zweifellos das beste. Denn nirgends 
wird der Inhalt bloss zu einer schematischen Übersicht des Gegenstandes, 
sondern er bewahrt überall den Charakter fortlaufender Darstellung, der der 
Student gern folgt, zumal sie durch zahlreiche und grossenteils ausgezeichnete 
Abbildungen veranschaulicht wird. Nur vielleicht die äusseren Erkrankungen 
hätten etwas ausführlicher gehalten sein können, wenn auch der Autor wohl 
mit voller Absicht gerade diesen Teil am kürzesten gehalten hat, weil hier 
die eigene Anschauung am wenigsten durch kurze Worte zu ersetzen ist. 


In seinem Buche über die Diathermie und Lichtbehandlung 
des Auges gibt Koeppe (260) einen zusammenfassenden Überblick über 
die beiden physikalischen Behandlungsmethoden unter eingehender Berück- 
sichtigung der Literatur, die durch eigene Beobachtungen und Erfahrungen 
ergänzt wird. Der erste Teil, welcher die Diathermie behandelt und der 
die wesentlich grössere Hälfte des Buches bildet, wird eingeleitet durch eine 
ausführliche Beschreibung der physikalischen Grundlagen der Diathermie- 
ströme, wobei es dem Praktiker besonders erwünscht sein wird, dass die Dar- 
stellung auch die einfachsten physikalischen Voraussetzungen kurz berührt, 
ehe sie zu den schwierigeren Problemen übergeht. Es folgt dann ein Kapitel 
über die Ausbreitungsform und die allgemeinen physiologischen Wirkungen 
der Diathermiestréme in den verschiedenen Körpergeweben, wobei das Auge 
spezielle Berücksichtigung findet, sowie eine eingehende Darstellung und 
Wertung der in der Augenheilkunde gebräuchlichen Apparaturen. Die Vor- 
züge und Nachteile bzw. das verschiedene Anwendungsgebiet der Qurin- 
schen Pelotten- und der Buckyschen Wannen-Elektrode werden dabei er- 
örtert. Hinsichtlich der klinischen Verwertung der Diathermie in der Augen- 
heilkunde läuft die Koeppesche Darstellung darauf hinaus, dass sie ihre 
Haupterfolge in der Therapie der Trigeminusneuralgien, und von den inneren 
Augenerkrankungen in der Therapie der gichtischen und rheumatischen In- 
tiden hat. Im übrigen scheint, wenn man den Ausführungen des Autors 
kritisch folgt, bisher kaum etwas von Erfahrungen vorzuliegen, was die en- 
dogene Wärmeentwicklung als ein der äusseren Warmeapplikation am Auge 
sehr überlegenes Verfahren erwiese und seine hier nur bei grosser Sorgfalt 
und Vorsicht ungefährliche Verwendung als eine wichtige Verbesserung der 
Therapie forderte. Auch die koagulierende Wirkung der Diathermieströme 
kann freilich, z. B. bei kleinen Geschwülsten an den Lidern, Verwendung 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 103 


finden. Kontraindiziert ist die Diathermiebehandlung dagegen nach Koeppe 
bei allen eitrigen Affektionen, sei es der Hornhaut, der Iris, der Orbita oder 
der Lider; ferner ist Vorsicht bei glaukomatösen oder glaukomverdächtigen 
Augen am Platze, da die Diathermie den Augendruck steigern soll. — Aus 
dem zweiten Teil des Buches, welcher die Lichtbehandlung des Auges 
behandelt, seien vor allen Dingen . die Untersuchungen Koeppes über die 
Behandlung tuberkulöser Augenerkrankungen mit vorwiegend sichtbaren Licht- 
strahlen hervorgehoben. Hierzu benutzte er eine besondere von Zeiss her- 
gestellte Apparatur, die in einer selbstregulierenden Bogenlampe mit Kolli- 
matorsystem und einem vorgeschalteten Farbfilter besteht, welches aus dem 
Spektrum einen Teil ausschneidet, der etwa bei 450 uu beginnt und bei 375 
bis 350 um endet. Durch vorgeschaltete Linsen kann das austretende 
Strahlenbündel in verschiedener Weise konvergent gemacht werden, sodass 
bald das Licht direkt auf Hornhaut und Iris konzentriert, bald aber auch 
eine diffuse Belichtung des Augenhintergrundes erzeugt werden kann. Durch 
derartige Bestrahlungen mit kurzwelligem Licht wurden in der Hallenser 
Klinik nicht nur bei der Tuberkulose des vorderen Abschnittes, speziell der 
Iris, sondern auch bei tuberkulösen Affektionen des Augenhintergrundes, so- 
weit die Erfahrungen bisher reichen, bemerkenswerte Resultate erzielt. So 
gibt das Buch jedenfalls Anregung zu erneuter und weitergehender Beschäf- 
tigung mit dieser Form der Strahlentherapie. 

Das kleine Buch über Augen entzündungen, verursacht durch 
Auflösung von Linsensubstanz in den Augenflüssigkeiten 
wurde von Straub (263) kurz vor seinem Tode als erster Teil einer 
grösseren Arbeit abgeschlossen und durch seine ehemaligen Assistenten als 
ein Zeichen ihrer Dankbarkeit herausgegeben. Während Elschnig und 
Ulbrich das Iristrauma neben den mechanischen und chemischen Wirkungen 
der Linsenreste als Ursache der nicht infektiösen postoperativen Iritis und 
Iridocyclitis betrachten, ist Straub mit Lagrange und Lacoste der 
Meinung, dass die chemische „phlogogene“ Wirkung der zurückgebliebenen 
Linsensubstanz weitaus die grössere Bedeutung dabei hat. Er unterscheidet 
je nach der Ursache: 1. Phakogene Entzündungsprozesse nach Starope- 
ration und bei Wundstar. 2. Phakogene Entzündungsprozesse durch Linsen- 
luxation. 3, Phakogene Entzündungsprozesse durch spontane Auflösung des 
Altersstares. Von der ersten Kategorie führt Straub 14 Fälle an, davon 
7 mit histologischer Untersuchung. Nicht weniger als 52 vorzügliche Mikro- 
photographien und 4 Zeichnungen erleichtern das Verständnis der anatomi- 
schen Erörterungen. Als klinisch kennzeichnend für die Ophthalmia phako- 
genetica wird angegeben: ein hartnäckiger Verlauf mit Azerbationen, starke 
Trübung der Hornhaut, starke Niederschläge auf der Hornhauthinterfläche, 
weiter starke Infiltration des Limbus corneae. In einem Fall heilte die jeder 
Therapie trotzende Krankheit schnell aus durch Entfernung der Linse. 
Interessant ist auch der Straubsche Versuch, die Krankheit zur Heilung 
zu bringen durch subkutane Injektion von tierischen und menschlichen Linsen- 
massen. In mehreren Fällen liess sich eine Kapselläsion als Ursache der 
Entzündung nachweisen, jedoch nicht immer. Straub neigt zu der Annahme, 
dass dennoch eine abnorme Durchlässigkeit der Kapsel existiere. Auf der 
Suche nach anderweitigen Krankheitsbildern, die vielleicht durch Linsengift- 
wirkung zu erklären wären, nennt Straub auch die Reizungszustände, die 
eich ohne bekannte Ursache an längst erblindeten atrophischen Augen ein- 


VIH” 


104 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


stellen (zwei Fälle). Weiter ist bemerkenswert, dass ein Fall von spontaner 
Linsenresorption Straub veranlasst, die „Heterochromia iridis“ (Fuchs) zu 
seinem Krankheitsbilde in Beziehung zu bringen. Während man früher zu 
der Ansicht neigte, dass diese Entzündung der Katarakt voranging, meint 
Straub, dass vielmehr die Depigmentierung und Atrophie der Iris, die 
Deszemetniederschläge und Glaskörpertrübung durch die primäre Resorption 
von Linsensubstanz zu erklären sind, ebenso die von Straub gefundene 
stellenweise Depigmentierung des Corpus ciliare. Ein Teil der Arbeit ist 
einer ausführlichen Beschreibung der Verteilung und Form der polynukleären 
und mononukleären Wanderzellen im Auge und speziell im Glaskörper ge- 
widmet. Straub verteidigt die Meinung, dass die von ihm im Glaskörper 
beschriebenen mehrkernigen Zellen aus mononukleären entstanden sind. Auf 
Grund seiner Betrachtungen kommt er zu der Annahme einer „Resorptions- 
lymphozytose“ und glaubt umgekehrt aus der Lymphozytose an typischen 
Stellen in seinen oben angeführten Fällen auf die Resorption von Linsen- 
substanz schliessen zu dürfen. Ein Versuch, auch das Glaukom zum Teil 
auf phakogene Ursachen zurückzuführen, ist durch das zu frühe Verscheiden 
des Autors nicht mehr zum Abschluss gekommen. Were. 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 
Ref.: Höhmann. 


*264) Baute: Un cas de double atrophie partielle des nerfs optiques 
chez une malade présentant le syndrome adiposo-genitalis avec lésions 
osseuses de la base du crane dans la région de 'hypophyse. Annal. d’oculist. 
T. 156. p. 381. 

*265) Bernoulli: P. D., Ein Fall von Xeroderma pigmentosum mit 
Orbitalgeschwulst. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. 1919. S. 169. 

*266) Bolten, G. C.: Over fragilitas ossium congenita. (Über angeborene 
Knochenbrüchigkeit.) Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. 1919. 2. Nr. 4. Versammlg. 
d. Nederl. Algem. Ziektek. Vers. v. 14. Dez. 1918. 

#267) ten Doesschate, G.: Over metastatisch sarkom in het oog. (Über 
Sarkommetastasen ins Auge.) 2 Fälle mit anat. Untersuchung. 

268) Koref, Else: Über doppelseitige metastatische Ophthalmie bei 
puerperaler Sepsis. Dissert. Berlin. 

*269) Lauber, H.: Ein Fall von Sehnervenatrophie nach Anämie (Ma- 
laria?) Sitzg. d. ophthalm. Gesellsch. in Wien v. 10. März 1919. Ref. in Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 63. 1919. S. 244. 

*270) Lederer, R.: Die Beteiligung des Auges an dem Krankheitsbilde 
des Xeroderma pigmentosum. Graefes Arch. f. Ophthalm. Bd. 100. H. 1/2. S. 32. 

*271) Matthes: Drei Fälle von Botulismus nach Genuss von verdorbenem 
Schinken. Verein f. wissenschaftl. Heilk. Königsberg 25. Mai 1919. Deutsche med. 
Wochenschr. 1919. Nr. 32. S. 895. 

*272) Müller, Max: Xeroderma pigmentosum und Augenerkrankungen. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. 1919. S. 156. 

*273) Purtscher, A.: Ein Fall von Intoxikation nach Genuss von Mohn- 
nudeln. Sitzg. d. ophthalm. Gesellsch. in Wien 29. Jan. 1919. Ref. in Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 63. 1919. S. 239. 

274) Schmidt, W. A.: Kasuistischer Beitrag zur „Myotonischen Dys- 
trophie“ mit Katarakt. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 199. 


ll. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 105 


275) Strebel: Uber Makulablutungen der Mütter während und unnittel- 
bar nach der Geburt. Korrespondenzbl. f. Schweiz. Ärzte 1919. Nr. 27. Ref. in 
Med. Klinik Nr. 87. S. 936. 

*276) Traumann, H.: Uber Impferkrankungen des Auges. Inaug.-Dise. 
Heidelberg 1917. 

#277) Weve, H.: Ein Fall kompletter Hemianopsie im Wochenbett. 
Psychiatr. en Neurolog. Bladen 1919. Nr. 1 u. 2. 

278) Zeil: Ein Beitrag zum Kapitel der Optochinamblyopien. Diss. Leipzig. 

279) Zimmermann, W.: Seltenere Fälle von Augenkomplikationen nach 
Influenza. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. 1919. S. 218. 


Lederer (270) bespricht unter Anführung zweier eigener Fälle und 
48 tabellarisch zusammengestellter Fälle der Literatur die Beteiligung des 
Auges an dem Krankheitsbilde des Xeroderma pipmentosum, 
Die Krankheit tritt vielfach familiär auf. An subjektiven Erscheinungen 
finden sich neben Fehlen aller Beschwerden Lichtscheu, Tränenträufeln, 
Klagen über Sehstörung. Objektiv hat man an der äusseren Bedeckung der 
Lider alle Erscheinungsformen der Krankheit, welche aus der Dermatologie 
bekannt sind. Im übrigen zeigen sich an den Lidern Rötung, Schwellung, 
Verdickung, Geschwürsbildung, Ausfallen der Wimpern, weiterhin Ektropium, 
auch Entropium; selten auch Ptosis und Lagophthalmus. Die Bindehaut 
beteiligt sich mit Injektion bis zu katarrbalischer Entzündung, auch kommen 
Teleangiektasien, pigmentartige Verdickungen und Geschwulstbildung vor; 
ferner Schrumpfung der Bindehaut, Narbenstränge von der Karunkel zur 
Hornhaut. Der Limbus kommt hauptsächlich als Ursprungsort von Ge- 
schwülsten in Betracht. Von primären Erscheinungen an der Hornhaut sind 
als oberflächliche Affektionen zu erwähnen der Pannus und das Auftreten 
kleiner weisslicher Infiltrate und diffuser Infiltration und als tiefe Er- 
krankungsform parenchymatöse Trübung und tiefsitzende Flecken. - Primäre 
Tumorbildung in der Hornhaut wurde nicht beobachtet. Besonders eingehend 
bespricht L. die Veränderungen an der Iris, die nur in 3 Fällen beobachtet 
wurden. Die ersten pathologischen Veränderungen sind herdweises Auftreten 
vermehrten Pigmentgehaltes im Ziliarteil, Verdichtung des Gewebes, dann 
atrophische Vorgänge mit Depigmentierung und Substanzverarmung des Ge- 
webes. Ein weiteres Stadium ist eine gleichmässige Atrophie des Irisstromas, 
jedoch bei noch deutlicher Gliederung im Ziliarteil, Krause und Pupillarteil. 
Schliesslich kommt es, wie ein Fall zeigt, zu derartiger Atrophie, dass von 
einer solchen Gliederung nichts mehr zu erkennen ist, die Iris erscheint voll- 
kommen glatt, das Irisgewebe ist z. T. vollkommen geschwunden. Diese 
atrophischen Veränderungen sind in Analogie zu setzen mit den Vorgängen 
in der Haut (gefüsslose atrophisch glatte, verdünnte Hautpartien ohne Falten 
und Furchen). Die therapeutischen Massnahmen sind im grossen ganzen 
ergebnislos, auch wird fast nie von Dauererfolgen bei Exstirpation der Tu- 
moren berichtet; es handelt sich mikroskopisch bei den Tumoren zumeist 
um Karzinome, sehr selten um Sarkome. Hinsichtlich der Atiologie ist be- 
achtenswert, dass die Krankheit nur die von der Bekleidung nicht geschützten 
Partien befällt; der Einfluss von Sonne und Licht ist also ein massgebender 
Faktor. Damit stimmt überein, dass auch am Auge die dem Licht am 
meisten ausgesetzten Stellen — Lidspaltenbezirk — die Prädilektionsstellen 
der Krankheitsherde darstellen. 


106 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Auch M. Müller (272) spricht über Augenerkrankungen bei 
Xeroderma pigmentosum an Hand eines eigenen Falles mit mehrfacher 
Geschwulstbildung. An Stelle des rechten Bulbus fand sich bei dem sieben- 
jährigen Patienten eine fleischige, rötliche, höckerige Masse, offenbar dem 
Bulbus als Kappe aufsitzend, ferner Tumoren an den Lidern und an der 
rechten und linken Nasenseite. Bei dem epibulbären Tumor handelt es sich 
um einen Plattenepithelkrebs, dessen histologischer Bau als Ausgangsort da: 
Korneaepithel bezeichnet. Als Ursache des X. p. glaubt M. eine Störung 
ın den Drüsen mit innerer Sekretion annehmen zu dürfen. 


Zwei Fälle von Sarkommetastase ins Auge bringt ten Does- 
schate (267). Fall I: 40jährige Frau, vermutlich prim. Sarkom im rechten 
Auge, Metastasen durch den ganzen Körper, ungefähr ein halbes Jahr nach 
dem Auftreten im rechten Auge, auch Metastase im Linken. Möglich auch 
ein Sarkom dupl. Fall II: Frau 50 Jahre. 1914 Exstirpation eines wach- 
senden Naevus pigmentosus aus der rechten Brust, anatomische Untersuchung 
ergab Sarkom. 1917 Sarkom des linken Auges, kurz nachher auch im 
rechten Auge. Weitere Metastasen in Gehirn und Haut. Exitus. Links 
Uveasarkom ; rechts multiple Netzhauttumoren. Weve. 


Bolten (266) berichtet über 3 Fälle von angeborener Knochen- 
brüchigkeit und blauer Sklera. Zwei Brüder aus einer stark neuro- 
pathischen Familie mit zahlreichen vasomotorischen trophischen Störungen 
(u. a. Urticaria) und leichten Anzeichen latenter Tetanie. Der 3. Patient 
stammt aus einer Familie, in der nicht weniger als 14 ausgesprochene Fälle 
von Kretinismus auftraten; auch hier dieselben vasomotorisch-trophischen 
Störungen. Es ist in diesen Fällen, wie in der Diskussion Klinkert be 
tont, eine Degeneration des Mesoderms anzunehmen, wodurch auch die Er- 
scheinung der blauen Sklera eine Erklärung findet. Der Vortragende nimmt 
für die Knochenbrüchigkeit eine Störung im Kalkstoffwechsel an infolge 
angeborener Insuffizienz der Epithelkörperchen und der Thymus, während 
die blaue Sklera als eine trophische Störung (Sympathikusinsuffizienz) aufzu- 
fassen wäre. Were. 


Baute (264) berichtet über einen Fall von doppelseitiger par- 
tieller Sehnervenatrophie bei einer 40jährigen Köchin mit Dystro- 
phia adiposo-genitalis. Im Réntgenbilde fand sich vollkommenes 
Fehlen der sella turcica. Seit dem 24. Lebensjahre bestand Amenorrhoe und 
zunehmender Fettansatz, Die Sehschärfe war auf dem schlechteren Auge auf 
Fingerzählen auf '/2 m herabgesetzt, das Gesichtsfeld zeigte an diesem Auge eine 
Einengung im temporalen oberen Sektor. Auch in der Folge trat keine bitem- 
porale oder homonyme Hemianopsie ein. Hypophysenstérungen sind in 
jüngeren Jahren besonders häufig, am meisten von 15—25 Jahren, dann 
von 30—40, über 50 Jahre sind bisher nur 2 Fälle bekannt. Eine Bevor- 
zugung des Geschlechts ist nicht deutlich. Die Sehstörungen sind infolge 
der Optikusveränderungen progressiv, höchst selten bleibt eine brauchbare 
Sehschärfe erhalten. Häufiger wie die bitemporale Hemianopsie sieht man 
unregelmässige Gesichtsfeldstörungen, weil die Nervenfasern in der Chiasma- 
gegend noch nicht in Bündeln getrennt sind. Bewegungsstörungen im Be- 
reiche des Okulomotorius sind nicht selten. Gute Erfolge verspricht bei der 
Behandlung die Operation, deren Mortalität sich noch bedeutend verbessern 
lassen wird. Empfohlen wird auch Organtherapie und Radiotherapie. Cause. 





II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl, Vergiftungen). 107 


Lauber (269) stellt einen Fall von Sehnervenatrophie nach 
Anämie (Malaria?) vor. Der 43jährige Patient erkrankte August 1918 
an Malaria, Nach Stagiger Bewusstlosigkeit bemerkte er Abnahme des Seh- 
vermögens, die noch zunahm bis zum Oktober. Der interne Befund ergab 
lediglich einen Milztumor, der Blutbefund Malaria tropica. Bei dem Pa- 
tienten ist die schiefe Kopfhaltung auffallend, die durch eine Einschränkung 
des Gesichtsfeldes rechts und nahezu vollständige Erblindung des linken 
Auges bedingt ist. S. rechts $/ıa—®/s. Das Gesichtsfeld ist von unten bis 
auf 5° vom Mittelpunkt, oben bis auf 40—50°, aussen bis auf 25° beschränkt, 
nasal erhalten, aber die Funktion hier herabgesetzt, die Farbenempfindlich- 
keit fehlt vollständig, während sie in der temporalen Hälfte erhalten ist. Die 
Papille ist blass, scharf begrenzt. Linkes Auge: Fingerzählen in 15 cm, 
Die Papille ist viel weisser als rechts, die Gefüsse geschlängelt und sehr 
verdünnt. Differentialdiagnostisch käme Chininamblyopie oder ein durch 
Anämie hervorgerufene Atrophie n. opt. in Betracht. -Die anfängliche Be 
wusstlosigkeit spricht für Anämie, das Fortschreiten des Leidens während 
2 Monaten dagegen. Die Gesichtsfeldeinschränkung ähnelt denjenigen nach 
akuten schweren Anämien (Pichler). Die Erklärung, dass die Blutver- 
sorgung der unteren Netzhauthälfte bei ungenügender Herztätigkeit durch die 
Schwerkraft bedingt sei, könnte auch für diesen Fall angenommen werden. 
Die Malaria selbst könnte wohl auch als Ursache der Erkrankung betrachtet 
werden, doch fehlen derartige Fälle in der Literatur. 


Weve (277) teilt einen Fall kompletter, homonymer Hemi- 
anopsie im Wochenbett bei einer 30jährigen Patientin (7. Gebärende) 
mit Eklampsie mit. Die Gesichtsfeldaufnahme zeigt, auch bei mehreren Nach- 
untersuchungen während der nächsten 9 Monate auf beiden Augen rechts- 
seitige Hemianopsie mit genau vertikaler Trennungslinie durch den Fixier- 
punkt und Fehlen hemikinetischer (hemianoptischer) Reaktion. Im übrigen 
normaler Augenbefund und des Gehérs. W. nimmt ein Gehirnrindenleiden 
an, da in neuester Zeit eine Reihe kompletter homonymer Hemianopsien 
durch Rindenverletzung (Kriegsverletzungen) beschrieben worden sind. Offen 
bleibt die Frage, ob eine „toxische Encephalitis“ im Spiele ist oder aber 
auch ein Verschluss von Ästen der Arteria occipitalis. Jedenfalls muss die 
Unterbrechung der Sehbahn weit zentralwärts gesucht werden, aller Wahr- 
scheinlichkeit nach in der Hirnrinde selbst. Die Beobachtung einer Hemi- 
anopsie mit vertikaler Trennungslinie bei soweit zentralwärts lokalisierter 
Läsion steht im Widerspruch zu der Hypothese der „doppelten Versorgung“ 
der Fovea. Während bei nicht-traumatischem Rindenleiden mit Hemianopsie 
fast stets ein zentraler Gesichtsfeldrest erhalten bleibt, fehlt dieser oft in den 
„Kriegsfällen“. Zur Erklärung der letzteren ist die oberflächliche Lage des 
Fovea-Projektioysfeldes anzuführen, wodurch dieses bei Hinterhauptsver- 
letzungen in besonderem Masse einer Schädigung ausgesetzt ist. 


In dem der Dissertation Traumanns (276): Über Impfer- 
krankung des Auges zugrunde liegenden Falle haudelt es sich um ein 
Kind, das schon lange an konstitutionellem Ekzem des Kopfes gelitten, des- 
wegen von der Impfung zurückgestellt war, kurz vor der Impfung bis auf 
- eine kleine Stelle des behaarten Kopfes, zumal im Gesicht, frei von Ekzem 
war und bei dem dann am 3. und 4. Tag nach einer zweiten erfolgreichen 
Impfung des rechten Oberarms an den Augenlidern, hinter den Ohren, die 


108 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


ersten entzündlichen Erscheinungen einer Affektion sich entwickelten, die 
zuerst als Rezidiv des alten Ekzems aufgefasst, dann aber als spezifischer 
Vakzineprozess erkannt wurde. Den Beweis lieferte die typische zentrale 
Dellung einzelner Pusteln, die auch sonst ganz den normalen Impfpusteln 
entsprechen. Disponierend ist die erhöhte Tätigkeit der Haut, welche schon 
bald nach der Impfung beginnt und bis zur vakzinalen Immunität dauert, 
hernach abklingt. So nimmt T. in seinem Fall an, dass es unter dem Ein- 
fluss der vakzinalen Hauthyperämie zur Entwicklung eines Ekzems an den 
Augenlidern, hinter den Ohren und an der Nase kam, als solches aber nicht 
weiter in die Erscheinung trat, weil das Bild durch die auf den Juckreiz hin 
erfolgende Infektion mit virulenter Vakzine so verändert wurde, dass ein Ek- 
zema vaccinatum vorlag. Der das Ekzem kratzende Finger muss aber not- 
wendigerweise mit virulentem Kuhpockenimpfstoff beladen gewesen sein, um 
die Infektion im Gesicht hervorzubringen. Die ersten Anzeichen der sekun- 
dären Impferkrankung zeigen sich am 3. und 4. Tage post vaccinationem. 
Nachdem im Gesicht am 7. Tage wohlausgebildete Pusteln beobachtet waren, 
traten am 8. Tage an den beiden Augenlidern, am rechten Nasenflügel und 
an der Stirnmitte neue Pusteln auf. Der Prozess schritt am 9. Tage post 
vaccinationem nicht mehr weiter, weil die beginnende Immunität jedes weitere 
Aufschiessen von Pusteln verhinderte. Die Theraphie hat in indifferenten 
Mitteln zu bestehen (Umschläge mit verdünntem Liqu. alumin. acet, dicke 
Borsalbeverbände. T. teilt noch einen Fall von Autoinfektion mit, bei dem vor 
der Impfung überhaupt keine Spur von Ekzem nachweisbar war. Das Kind 
hatte aber offenbare Neigung, ekzematös zu erkranken. Auch hier zeigen 
sich auf den Lidern und in der Umgebung der Augen zahlreiche in der 
Mitte vertiefte Eiterpusteln. Die Inkubationszeit war hier etwas länger 
(8 Tage) (2 Abbildungen). 

Purtscher (273) berichtet über einen Fall von Intoxikation nach 
Genuss von Mohnnudeln bei einem 31 jährigen Patienten, der 2 Stunden 
nach dem Genuss Verschwommensein aller nahegelegenen Gegenstände be- 
merkte. Gleichzeitig Trockenheit im Hals und Schluckbeschwerden, schwan- 
kender, unsicherer Gang. Am nächsten Tag fanden sich Erweiterung und 
Trägheit der Pupillen und Akkomodationsstörung bei sonst normalem Befund. 
2 Tage nachher waren die Erscheinungen fast völlig verschwunden. In der 
vorgewiesenen Mohnprobe, in der sich Verunreinigung durch gelblichbraune 
. Körnchen fand, wurde eine Mischung von 1,75 °/o Semen hyoscyami festgestellt. 

Matthes (271) demonstriert 3 Fälle von Botulismus nach Ge- 
nuss von verdorbenem Schinken. Anfangssymptome: Übelkeit, Er- 
brechen, Druck in der Magengegend; in einem Fall Diarrhöen, in den zwei 
anderen hartnäckige Verstopfung und Unmöglichkeit, spontan zu urinieren. 
Ausgesprochen sind die Bulbärsymptome, besonders die Ophthalmoplegie; 
Schwindel und verschwommenes Sehen; Trockenheit des Mundes und weiss- 
licher Belag. Kein Fieber, normales Blutbild. Von Augenerscheinungen 
boten die Fälle einmal (im leichtesten Fall) schnell abklingende Akkommo- 
dationsparese und Pupillenträgheit mit leichter Ptosis, einmal totale Ophthal- 
moplegia interna, Ptosis, Schwäche der Abduktion und Nystagmus, einmal 
doppelseitige Abduzensparese, Ptosis, Pupillen- und Akkommodationslähmung. 
Der Sehnerv und die Netzhaut waren in allen Fällen normal. Das Krank- 
heitsbild des Auges bei Botulismus weicht von demjenigen bei Methylalkoholver- 
giftung so wesentlich ab, dass Verwechselungen nicht mehr vorkommen sollten. 


II], Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 109 | 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 
Ref.: Löhlein. 


*280) Bernaud: Milchinjektionen bei Augenerkrankungen. Med. Klinik 
Nr. 28. S. 700. 

*281) Brückner: Zytologische Studien am menschlichen Auge (mit 
199 Abbildungen). Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 100. S. 179. 

*282) Coulomb: La dilatation des cavites orbitaires en vue de la pro- 
these. Soc. franç. d’opht. Mai 1919. Arch. d’opht. T. 36. p. 635. 

*283) Hensen: Über Salvarsanwirkungen bei luetischen Augenerkran- 
kungen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug. 1919. S. 99. 

284) Hermann: Die Anwendung des Kollargols in der Augenheilkunde. 
Inaug.-Diss. Rostock 1916. 

*285) Holtmann: Das Friedmannsche Heil- und Schutzmittel bei Be- 
handlung der Tuberkulose und Skrofulose. Diss. Greifswald 1919. 

*286) Igersheimer: Zur Pathologie der Sehbahn IV. Gesichtsfeldver- 
besserung bei Hemianopikern. Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 100. 857. 

*287) Koeppe: Kin neuer Universalbestrahlungsapparat fiir Augen- 
tuberkulose. Minch. med. Wochenschr. Nr. 17. S. 743. 

*288) de Lapersonne et Degrais: Le traitement des tumeurs des pau- 
pieres par le radium. Arch. d’ophth. T. 36. p. 539. 

*289) Levinsohn: Zur Frage der künstlich erzeugten Kurzsichtigkeit 
bei Affen. Klin. Monatsbl. für Augenheilk. Juni. S. 794. 

*290) Löwenstein: Ätiologische Untersuchungen über den fieberhaften 
Herpes. Münch, med. Wochenschr. Nr. 20. S. 769. 

*291) Derselbe: Über Fliegerbrillen. Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk. Bd. 62. 
S. 492. 

*292) Milian: Etat actuel de la question d’arsenobenzol. Arch. d’ophth. 
T. 36. p. 637. 

*293) Possek: Versuche zur Behandlung luetischer Augenerkrankungen 
mit unspezifischen Heilmethoden. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 29. Ä 

*294) Schanz: Licht und Lichtbehandlung. „Strahlentherapie* Bd. 9. 
S. 544. 

*295) Schorn: Die Anwendung des Kollargol Heyden in der Augen- 
heilkunde. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 30. S. 826. 

*296) Stocker: Kurze Mitteilungen über die Wirkung von Milchinjek- 
tionen bei verschiedenen AUBSBETARRNEIGEN. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Juli-Aug. S. 234. 

*297) Terrien: Radio-diagnostic et radio-thérapie en ophthalmologie. 
Arch. d'ophth. T. 36. p. 513. 

*298) Derselbe: Les solutions iodées en thérapeutique oculaire. Arch. 
d’ophth. T. 36. p. 627. 

*299) Wolff, L. K.: Over het wezen en de behandeling van scrofuleuze 
Oogonstekingen (Über Wesen und Behandlung der skrofulösen Augenent- 
zündungen). Neder]. Tijdschr. v. Geneesk. I. Nr. 15. 1919. 


a) Allgemeine und experimentelle Pathologie. 


-Zur Klärung der Frage nach der Herkunft der Exsudatzellen in der 
Vorderkammer hatte Brückner schon früher zusammen mit Lipmann an 
aleukozytären Kaninchen Versuche angestellt, die ergaben, dass die im Vorder- 


110 ` Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


kammerpunktat vorhandenen Entzündungszellen zum Teil histiogen sind, und 
dass als Mutterboden vor allem das Endothel der Descemetschen Membran 
und die Stromazellen der Iris in Betracht kommen. In einer durch zahl- 
reiche gute Abbildungen erläuterten neuen Arbeit wendet Brückner (281) 
die damals gefundenen Resultate auf die Zytologie des menschlichen 
Auges an. Er stellt sie gleichzeitig auf eine breitere Grundlage, indem er 
neben Vorderkammerpunktaten auch die Entzündungszellen des Glaskörpers 
berücksichtigt und die im Ausstrich gewonnenen Ergebnisse durch Schnitt- 
präparate des gleichen Materials kontrolliert. Seiner Darstellung liegen 85 
Fälle zugrunde, hauptsächlich ektogene Entzündungsprozesse: perforierende 
Verletzungen, Ulcera serpentia usw. Die Ausstrichpräparate wurden nach der 
Pappenheimschen panoptischen Methode gefärbt. Auf die zahlreichen 
Einzelergebnisse der Arbeit kann Hier nicht eingegangen werden. Brückner 
fasst sie in den folgenden Schlusssätzen zusammen: 1. Die zytologische 
Untersuchung der intraokularen Flüssigkeiten des menschlichen Auges — 
Kammerwasser, Glaskörperflüssigkeit und gegebenenfalls subretinales Exsudat 
— bietet ebenso wie diejenige des Liquors und der Exsudate der übrigen 
Körperhöhlen wichtige Aufschlüsse für die Genese der Exsudatzellen. Sie 
gewährt neben einer Erweiterung der an den übrigen Höhlen gewonnenen 
Ergebnisse auch eine Bestätigung und Richtigstellung derselben. Eine weiter- 
gehende, klinische Bedeutung ist einstweilen von ihr zwar nicht zu erwarten, 
erscheint aber bei Ausbau dieser Untersuchungsmethode möglich. 2. Die 
zytologischen Untersuchungen am Auge erbringen den Nachweis einer oft 
weitgehenden Beteiligung lokaler histiozytärer Elemente (Hornhautendothel 
und Ziliar- bzw. Pigmentepithel) an der Lieferung von Entzündungszellen 
(Lippmann und Brückner). 3. Ein Vorteil gegenüber zytologischen 
Untersuchungen an anderen Körperhöhlen liegt in der Möglichkeit, neben 
der Untersuchung der Zellen im Ausstrich unter Anwendung der Blutfärbe- 
methoden, das Organ in toto anatomischer Untersuchung zuzuführen. Diesen 
Umstande ist es wesentlich mit zu verdanken, dass sich weitere Aufschlüsse, 
auch über die Beteiligung der hämatogenen Elemente an der Exsudatzell- 
bildung, haben gewinnen lassen (Emigrationsbilder von Lymphozyten und 
grossen Mononukleären des Blutes), 4. Die charakteristischen Merkmale der 
Blutlymphozyten finden sich auch an Zellen der Exsudate. Im Verein mit 
dem Nachweis der Durchwanderung dieser Elemente durch die Gefässwand 
kann es als erwiesen gelten, dass die Iymphozytären kleinzelligen Infiltrate 
mindestens in der Hauptsache hämatogen sind. 5. Von erheblicher Wichtig- 
keit haben sich auch die sog. grossen mononukleären Zellen gezeigt, von 
denen ein Teil zweifellos aus den Blutgefiissen des Entzündungsgebietes aus- 
wandert. Daneben ist aber auch noch ein Anteil lokaler Gewebe (Klasmato- 
zyten bzw. Adventitialzellen) an der Lieferung dieser Entzündungszellen zu- 
zugegeben. Eine Differenzierung zwischen diesen beiden Hauptgruppen der 
grossen Einkernigen ist vorläufig noch nicht möglich, so dass wir sie zweck- 
mässig als gemeinsame Gruppe zusammenfassen, welche sich der Klasse der 
Aschoffschen Histiozyten einordnet. 6. Die Untersuchungen am Auge 
bringen eine Bestätigung dafür, dass wir während der ersten Stadien der 
(exogenen traumatischen, nicht spezifischen) Entzündung zuerst die Neutro- 
philen, in späteren Stadien die Lymphozyten in grösserer Menge auftreten 
sehen. Die grossen Mononukleären sind in ihrem Vorkommen zeitlich nicht 
so bestimmt zu umgrenzen. Die Neutrophilen beteiligen sich als Mikro- 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie and Therapie. 111 


phagen, die Lymphozyten als Makrophagen, die grossen Mononukleären als 
beides. Die Gewebszellen besitzen ebenfalls die Fähigkeit sowohl zur Mikro- 
wie zur Makrophagie. Zu den Makrophagen gehören auch Gitterzellen (Fett- 
körnchenzellen) sowohl aus Ziliar- wie aus Pigmentepithelien. 7. Auch im Li- 
quor kommen wohl echte, sog. grosse mononukleäre Zellen vor, die vielfach 
fälschlicherweise als Lymphozyten gedeutet worden sind. 8. Der Nachweis einer 
Beteiligung des Ziliarepithels an der Lieferung von Entzündungszellen, speziell 
von Makrophagen, ist in Parallele zu setzen zu der gleichartigen Betätigung 
der Glia des Zentralnervensystems. Die analoge Stellung des Ziliarepithels 
und des Ependyms der Ventrikel lässt auch für Zellen des letzteren eine 
biologische Funktion in ähnlicher Weise erwarten, wie sie für erstere er- 
wiesen ist Im Augeninnern ist das Vorkommen freier Gliazellen im engeren 
Sinne noch nicht dargetan, wenn auch die Möglichkeit ihres Vorkommens 
zugegeben werden muss. 9. Die Beteiligung der Pars plana des Ziliarkörpers 
an der Lieferung der Exsudatzellen spricht ebenso wie die vorwiegend von 
hier ausgehende Organisation des Glaskörpers (Straub) dafür, dass diesem 
Abschnitt eine weitgehende Rolle im Stoffwechsel des Glaskörpers zukommt. 
‚Hierzu erscheint diese Partie auch durch den anatomischen Bau der Uvea 
an dieser Stelle durchaus befähigt. 10. Auch die Iris ist in weitgehendem 
Masse an der Resorption und vielleicht auch der Absonderung der intra- 
okularen Flüssigkeit beteiligt (Leber, Hamburger). Insbesondere erscheint 
der Pupillarteil mit seinen Kapillarnetzen hierzu geeignet. Besonders wert- 
voll für weitere zytologische Arbeiten ist es, dass Brückner seine Befunde 
durch eine grosse Zahl mustergültiger Abbildungen belegt und diesen eine 
erschöpfende differential-diagnostische Erläuterung beifügl. Es wire zu 
wünschen, dass bei der Beschreibung histologischer Befunde am Auge in Zu- 
kunft mehr Rücksicht auf eine genaue Bewertung der einzelnen Zellformen 
genommen würde: Die vorliegende Arbeit erleichtert dies, indem sie wert- 
volles Material für das Studium der bei intraokularen Prozessen sich er- 
gebenden zytologischen Probleme zusammentrigt. 

Nachdem es schon 1913 Grüter gelungen war, die Keratitis herpetica 
auf die Kaninchenhornhaut zu übertragen, hat Löwenstein (290) bei dem 
gleichen Versuch wiederholt dasselbe positive Resultat erzielt und die Unter- 
suchungen dann auf andere Herpesformen ausgedehnt. Er impfte 14 Ka- 
ninchenhornhäute mit dem Inhalt von Herpesbläschen der Lippe, der Stirn, 
des Kinnes und des Ohres und erhielt regelmässig ein in seinen wesentlichen 
Zügen konstantes Bild. Nach 36 Stunden stellte sich ziliare Injektion, 
Lichtscheu und Bläschenbildung auf der geimpften Hornhaut ein, wobei es 
öfters zur Entwickelung baumförmig verästelter Substanzverluste wie bei der 
menschlichen Keratitis dendritica kam. Im weiteren Verlauf stellte sich aus- 
gedehnte parenchymatöse Trübung, Stichelung des Hornhautepithels und 
totale Anästhesie ein. Unter Pannusbildung folgte Rückbildung der Ent- 
zündungserscheinungen aber nur unvollständige Aufhellung der Trübungen. 
Weitere Versuche erwiesen das Virus als übertragbar von einer Kaninchen- 
hornhaut auf die andere, ohne dass diese Virulenz erheblich abnahm. Das 
Virus verlor dagegen seine Infektiosität nach 24stündigem Aufenthalt im 
Brutschrank, bei !/sstündigem Erwärmen auf 56° Es ist im Blut von 
Herpeskranken nicht nachweisbar. Alle Kulturversuche schlugen fehl, eben- 
eo verliefen Impfungen mit Berkefeldfiltrat von Herpesaufschwemmungen 
negativ, in Giemsa-Präparaten fanden sich feinste Doppelkörnchen wechseln- 


— 


112 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


der Grösse, die L. aber nicht als Virus bezeichnen möchte. Das Überstehen 
eines Impfherpes liess eine deutliche lokale Immunität gegen Neuinfektion 
zurück. Löwenstein nimmt an, es handele sich um eine Virusform, die 
— analog anderen — den menschlichen Organismus gemeinsam mit be- 
stimmten pflanzlichen Mikroorganismen (Pneumokokken, Kolibazillen usw.) 
als synergetische Symbionten befällt. 


Levinsohn (289) verteidigt seine früher mitgeteilten Fälle künst- 
licher Erzeugung der Kurzsichtigkeit bei Affen gegen die Angriffe Behrs. 
Er weist darauf hin, dass Behr bei seinen Nachprüfungen sich auf 2 Ver- 
suche beschränkt habe, bei denen er an sich schon myopische Affen 14 Tage 
lang einer täglichen horizontalen Lage mit Senkung des Kopfes aussetzte. 
'Levinsohn betont, dass in so kurzer Zeit auch nach seinen Erfahrungeu 
eine nennenswerte Kurzsichtigkeit nicht zu erzielen sei, dass dagegen die 
beiden myopischen Tiere Behrs im Gegensatz zu dessen Darstellung ge 
eignet seien, die L.sche Theorie der Entstehung der Kurzsichtigkeit zu unter- 
stützen, insofern diese schon vorher myopischen Tiere trotz mehrmonatlicher 
Beobachtung keine Zunahme der Kurzsichtigkeit zeigten. Levinsohn ist 
der Ansicht, dass damit der einzig mögliche Einwand gegen die Beweiskraft 
seiner früheren Tierversuche, dass nämlich die Myopie bei den betreffenden 
Affen sich auch ohne die erzwungene horizontale Lage entwickelt haben würde, 
besonders unwahrscheinlich wird. L. verteidigt des weiteren seine histologi- 
schen und ophthalmoskopischen Abbildungen der früheren Befunde. 


b) Allgemeine und experimentelle Therapie. 


Holtmann (85) gibt einen Überblick über die Literatur, die sich mit 
dem Friedmann’schen Tuberkulose-Mittel beschäftigt und kommt 
im ganzen zu dem Urteil, dass bei geeigneter Auswahl der Fälle und strenger 
Einhaltung der von Friedmann gegebenen Vorschriften dem Mittel ein 
gewisser Wert nicht abzusprechen ist. 


Stocker (296) empfiehlt die Milchinjektionen für akute Ent 
zündungen der Iris, des Strahlenkörpers und der Aderhaut. Er wandte sie 
an in der Form der subkutanen Injektion von 3—12 g gekochter Kuhmilch. 
Bis zum Abfall des Fiebers — gewöhnlich am 3. Tage — liess er Bettruhe 
einhalten. Abgesehen von der Beseitigung des lokalen Schmerzes sah er gute 
Folgen bei den meisten iritischen Prozessen, dagegen ein Versagen bei tuber- 
kulöser Iritis und zweifelhafte Wirkung in einem Falle von Gonoblennorrhoe. 


Bernaud (280) berichtet über die Erfolge, die an der Kieler Univer- 
sitäts-Augenklinik bei 500 Augenkranken mit 2000 Milchinjektionen 
erzielt worden sind. Es wurden stets 5 ccm einer 20 Minuten lang gekochten 
Milch unter die Haut gespritzt. Unangenehme Folgeerscheinungen blieben 
aus; bei wiederholter Anwendung wurden keine anaphylaktischen Erscheı- 
nungen beobachtet. Wirkungslos blieb der Eingriff bei Keratitis parenchy- 
matosa, Trachom, Primar-Glaukom, Netzhautablösung, Neuritis, Neuroretinitis, 
Tränensackleiden und Optikuserkrankung durch multiple Sklerose. Zweifel- 
haft lautet das Urteil über die Beeinflussbarkeit der sympatischen Ophthal- 
mie, sowie verschiedener Formen der Conjunctivitis und der Hornhaut 
geschwüre. Uberraschend gute Wirkung wurde erzielt bei ekzematöser Horn- 
hautentzündung, bei der überwiegenden Mehrzahl der Fälle von Iritis, häufig 

: `~ 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 113 


bei frischer Aderhautentzündung, nicht bei den alten Prozessen; oft auch bei 
Gonoblennorrhoe, wo der Erfolg gelegentlich geradezu überraschend war. Der 
günstige Einfluss wird zurückgeführt auf das Fieber, in dessen Verlauf nicht 
eine desinfizierende, wohl aber eine resorbierende Wirkung zustande komme. 


H ensen (283) fasst die Erfahrungen, die mit der Salvarsanbehandlung 
syphilitischer Augenerkrankungen an der Augenabteilung des Allgemeinen 
Krankenhauses Hamburg-Eppendorf gemacht worden sind, in folgenden 
Schlusssätzen zusammen: Das Salvarsan ist ein brauchbares symptomatieches 
Heilmittel für eine Reihe von luetischen Augenerkrankungen. Heilung des 
Grundleidens und Schutz vor Rezidiven sichert in weit höherem Masse die 
kombinierte Kur. Bei der Keratitis parenchymatosa elue congenita wirkt Sal- 
varsan günstig auf Reizzustände und begleitende Irititis. In Verbindung mit 
Hg. ist es geeignet, die Dauer der Behandlung abzukürzen. Auf den Horn- 
hautprozess selbst übt es keine Wirkung aus. Sehr gut wirkt Salvarsan auf 
die luetische Iritis und Iridozyklitis besonders im Sekundärstadium. Eine 
luetische Uveitis wird wahrscheinlich nur in frischen Fällen beeinflusst, Bei 
der Behandlung der Augenmuskellähmungen ist die Salvarsanwirkung ebenso 
wie die des Quecksilbers unsicher. Der gesunde Sehnerv Nichtluetischer 
wird vom Salvarsan nicht angegriffen. Bei der tabischen Sehnervenerkrankung 
bringt die Salvarsanbehandlung keinen Nutzen, kann aber ebenso wie Hg 
in eeltenen Fällen zum beschleunigten Verfall des Sehvermögens führen, 
Tabische Atrophie bildet an sich bei genauer Kontrolle der Augenfunktionen 
keine Kontraindikation gegen Salvarsan, wohl aber ist die Salvarsanan wendung 
bei nichtluetischer Retina- oder Optikuserkrankung kontraindiziert. Es ist 
die Frühdiagnose der tabischen Sehnervenerkrankung durch Untersuchung 
der Dunkeladaption anzustreben, da das Leiden im Frühstadium vielleicht 
heilbar ist (Behr). Die Sehnervenentzündung ist besonders im Sekundär- 
stadium der Salvarsanbehandlung sehr gut zugänglich, während bei Lues III 
das Quecksilber auf dieses Leiden besser zu wirken scheint. Gegenüber dem 
Quecksilber hat das Salvarsan den Nachteil, dass es häufiger Erkrankungen 
der Hirnnerven in einem relativ frühen Stadium der Lues bewirkt. Ferner 
werden durch Salvarsan nicht selten latente syphilitische Herde mobil ge- 
macht, wodurch es zu schweren irreparablen Schädigungen der Hirnnerven 
kommen kann. Bei Augenerkrankungen im Sekundärstadium kann man 
unbedenklich mit Nutzen vom Salvarsan ausgiebigen Gebrauch machen. 
Spätlues behandelt man zweckmässig in erster Linie mit Quecksilber und 
Jod. Wenn diese nicht vertragen oder schnellere Wirkung erwünscht wird, 
kommt Salvarsan in Frage. | 


Zur Frage der Arsenobenzolbehandlung ist Milian (292) der 
"Ansicht, dass diese Therapie trotz ihrer Gefahren in der Syphiligraphie unter 
Beobachtung der nötigen Kautelen unentbehrlich ist. Bei der Wirkung des 
Medikaments sind 2 Zwischenfälle zu beachten: die nitroide Krise (Ödeme 
der Augengegend, Zunge, Extremitäten und der Meningen mit synkopalen 
Erscheinungen) und die Apoplexie mit ihren schweren Folgen. Vorkommen- 
denfalls hat man bei der nächsten Injektion unter der schädlichen Dosis zu 
bleiben und erst zu steigern, wenn die letzte Injektion gut vertragen wurde. 
Die sicherste Kontrolle nach der Einspritzung bildet dreistündliche Beob- 
achtung der Körpertemperatur, die 38 Grad nicht übersteigen darf. Wenn 
am 2, oder 3. Tag 37,8 überschritten wird, muss man vor einer Apoplexie 


114 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


besorgt sein und Adrenalin geben. Für die operative Technik ist es wichtig, 
langsam (in etwa 10 Minuten) die Arsenobenzollösung zu injizieren. Pro- 
phylaktische Verwendung von Adrenalin bei der Injektion ist nicht empfeh- 
lenswert. Cause. 


Schorn (295) berichtet über die während der letzten 8 Jahre in der 
Silexschen Klinik mit Kollargol gesammelten Erfahrungen. Benutzt wurde 
5°/oige Lösung und 2—5°/vige Salbe, die gut vertragen wurde. Am wert- 
vollsten war die Wirkung bei den stark sezernierenden Bindehautkatarrhen. 
Bei Blennorrhoe wurde Kollargol neben dem Argentum nitricum als unter- 
stützendes Mittel angewandt und soll abkürzend gewirkt haben. Negativ 
waren die Ergebnisse bei Trachom, dagegen sah Schorn unter täglich mehr- 
mals wiederholter Massage mit Kollargolsalbe katarrhalische Randgeschwüre, 
Erosionen, Infiltrate und sogar kleinere Ulcera serpentia in wenigen Tagen 
abheilen. Er empfiehlt die Salbe in das Geschwir hineinzumassieren, jedoch 
ist bei tiefer greifenden Geschwüren oft nicht ohne Kauterisation auszu- 
kommen. Uberraschend gut waren die Erfolge bei ekzematöser Bindehaut- 
und Hornhautentziindung. Auch für die Nachbehandlung operierter mit 
Konjunktivitis empfiehlt Schorn die Kollargolsalbe. 


Veranlasst durch die günstigen Resultate Schlössers sind an der 
Rostocker Klinik Versuche mit intraglutealer Injektion von Kollargol bei 
chronischen Iritiden und vor allem bei sympatischer Ophthalmie oder Sym- 
pathie-verdächtigen Prozessen angestellt worden, über deren Ergebnis die 
Dissertation von Hermann (284) berichtet. Ist die Zahl der Fälle auch 
noch keine grosse, so ist doch der Gesamteindruck günstig und hat veran- 
lasst an der Rostocker Klinik in allen Fällen, die die Gefahr einer sympati- 
schen Ophthalmie bedingen könnten, Kollargol vorbeugend zu injizieren. 


Statt der alkoholischen oder Chloroform-Lösung der Jodtinktur 
empfieblt Terrien (297) eine Mischung von Jodtinktur, neutralem Glyzerin 
und 90°/oigem Alkohol zu gleichen Teilen. Die Lösung bewährte sich bei 
Operationen der Adnexe wie am Bulbus selbst, in verdächtigen Fällen wurde 
sogar am Schlusse der Extraktion die Hornhautwunde betupft, ohne dass 
Reaktionserscheinungen auftraten. Cause. 


Schanz (294) bespricht die thermischen, chemischen und biologischen 
Wirkungen der Strahlen verschiedener Wellenlänge, die 
therapeutische Brauchbarkeit des Sonnenlichtes je nach Jahreszeit, Höhe und 
geographischer Breite, sowie die Mängel der üblichen künstlichen Höhensonne 
und empfiehlt die therapeutische Verwendung sogenannter offener Bogen- 
lampen. 


Koeppe (287) beschreibt einen gemeinsam mit den Zeiss-Werken von 
ihm ausgearbeiteten Bestrahlungsapparat zur Behandlung der 
Tuberkulose des Auges in seinen verschiedenen Teilen. Als Lichtquelle 
dient eine selbstregulierende verschiebliche kleine Bogenlampe, deren Licht- 
kegel 2 teilweise asphärische Kondensorsysteme passiert; zwischen beiden 
befindet sich eine verstellbare Irisblende, eine Drehrevolverblende, die eine 
wechselbare Abdunkelung der Irisblendenöffnung in deren Mitte zulässt, so- 
_ wie ein Lichtfilter. Dieses wird in 2 verschiedenen Konzentrationen ange- 
wandt, je nachdem die Bestrahlung den vorderen oder hinteren Augenabschnitt 
betreffen soll, und liefert ein Licht von A 200 respektive A 450 bis 4 350. 
Der Apparat erlaubt so den gesamten Augenhintergrund mit gleichmässigem, 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 115 


die Eintrittspupille des Auges etwa parallel-strahlig passierendem Licht zu 
bestrahlen. Bei Einschaltung eines 3. Systems und entsprechender Ein- 
stellung der Iris und der Revolverblende gelingt dagegen die ausschliessliche 
Bestrahlung einzelner Teile des vorderen Augenabschnittes: der Iris, oder 
sogar nur des Sphinkter-Teiles derselben usw. Koeppe beschreibt die 
Handhabung des Apparates für die verschiedenen Zwecke und betont, dass 
Schädigungen der bestrahlten Augen niemals beobachtet wurden. 


Skrofulose ist nach Wolff (299) eine besondere Form der Tuberkulose 
und zwar der Lymphdrüsen, meistens sind die Drüsen am Kopf und Hals 
befallen, dann und wann auch die des Mediastinums. Bei 100 sorgfältig 
daraufhin untersuchten Fällen fehlten Lungenprozesse. Die bisherigen Theo- 
rien über die Ätiologie der Phlyctänen lassen wichtige klinische Tat- 
sachen unerklart. Wolff schliesst sich der Auffassung Stargardts an, der 
annimmt, dass aus den tuberkulös entzündeten Drüsen Gifte mobilisiert werden, 
die an den Augen Phlyktänen hervorrufen. Neu ist jedoch seine Auffassung, 
dass die Überempfindlichkeit der Augen einer primären tuberkulösen Ent- 
zündung des Auges zu verdanken sei, die zu gleicher Zeit mit oder kurz nach 
dem Befallenwerden der Drüsen aufgetreten und ohne viel Erscheinungen 
ausgeheilt sei. Diese Auffassung lag seinen Versuchen zugrunde, durch 
Röntgen bestrahlung der erkrankten Drüsen den Augenrezidiven vorzu- 
beugen. Bei 14 genau verfolgten Fällen war der Erfolg glänzend. (Filtra- 
tion durch ein Aluminiumfilter von 5 mm Dicke und Ausschaltung der 
sekundären Strahlen durch Filz, jedesmal höchstens 4 H. im Mittel 4 Be- 
strahlungen.) Daneben örtliche Behandlung der Augen, wobei Fluorezeinas 
Argentisalbe (5 °/o) gute Dienste leistet. Referent, der seit einem Jahre die 
Wolffsche Behandlungsweise probiert hat, kann sie nicht nur bei phlyktänu- 
lären sondern auch bei tuberkulösen Augenentzündungen wärmstens empfehlen. 

| Weve. 


Die Radiumbehandlung der Lidtumoren gewinnt nach de 
Lapersonne und Degrais (288) weiter an Boden, nachdem eine genaue 
Dosierung in Millikurie, Wahl des zu verwendenden Filters und Zeit der An- 
wendung je nach Lage und Art der Geschwulst mit Sicherheit möglich sind. 
Die Dosen in Millikurie sind -ausserordentlich verschieden, Filter variieren 
zwischen !/ıoo mm Aluminium und 2—3 mm Blei, die Zeit der Anwen- 
dung schwankt zwischen wenigen Minuten und 2—3 Tagen. Jeder Fall er- 
fordert seine spezielle Behandlung, bei der allein die klinische Erfahrung 
entscheidet. Im allgemeinen werden sehr hohe Dosen äusserst selten ange- 
wandt, Dosen von 40—50 Millikuries werden höchstens bei den kanzerösen 
Tumoren der Orbita notwendig werden. Die Bestrahlungsdauer ist der Dicke 
des Filters direkt proportional. Die Massnahmen haben sich im allgemeinen 
nach der Flächenausdehnung des Tumors, nach seiner Dicke und nach 
seinem Wachstum in die Tiefe zu richten. Bei oberflächlichen Erkrankungen 
erübrigt sich die Filterung, eine tiefere Veränderung dagegen erfordert einen 
dicken Filter und entsprechend hohe Strahlendosis. Einige klinische Bei- 
spiele dienen zur Erläuterung. Cause. 


In einer längeren Arbeit bespricht Terrien (297) die Verwendung 
von Radiodiagnostik und Radiotherapie in der Ophthalmo- 
logie. Mit Ausnahme zur Feststellung von Fremdkörpern ist die Radioskopie 
am normalen und pathologischen Skelett unbrauchbar, allein die Radiographie 


116 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


gibt hier gute Resultate. Die Immobilisation des Patienten ist besonders 
wichtig; man muss immer 2 Aufnahmen machen, eine im Profil und eine 
in antero-posteriorer Richtung. Bei der ersteren wechseln die Bilder je nach 
dem Neigungswinkel, unter dem Strahlen auffallen, bei der letzteren ist es 
wichtig, den Schatten der Knochenteile der mittleren Schädelbasis auf der 
Platte zu vermeiden, was bei einer Neigung des Kopfes um 10 Grad nach 
hinten leicht möglich ist. Der Versuch, die Lage des Bulbus durch Injektion 
von Kollargol (20 °/o) in die Vorderkammer zu fixieren gelang nicht, ebense 
konnten chorioideale Verknöcherungen wegen ihres geringen Gehaltes an 
mineralischen Salzen nicht auf die Platte gebracht werden. Der Verlauf der 
optischen Wege in der kranio-zerebralen Topographie lässt sich nach dem 
Verfahren von Marie et Chatelin radiographisch feststellen. Die Diagnose 
von Schädelbrüchen ist am Schädeldach leichter wie an der Basis, die radio- 
diagraphische Diagnose von Orbitalbrüchen ist seltener notwendig. Einen 
breiten Raum nimmt die Radiodiagnostik von Veränderungen der Sella tur- 
cica ein, ebenso bei der retrobulbären Neuritis durch Empyem der Keilbein- 
höhle oder der Siebbeinzellen. Die Radiologie der Entwicklungsstörungen 
des Schiidels und der Tränenwege gibt brauchbare Resultate. Bei der Radio- 
graphie von Fremdkörpern gibt T. dem Blickrichtungswechselverfahren den 
Vorzug vor den komplizierteren Methoden. — Nach allgemeinen Bemerkungen 
über die Wirkung der Röntgenstrahlen und des Radiums auf die lebende 
Zelle betont T., dass er im Gegensatz zu deutschen Autoren niemals eine 
schädliche Wirkung auf Hornhaut, Linse oder Netzhaut des normalen Auges 
beobachtete. In der Entwicklungszeit sieht man Mikrophthalmus selbst bei 
Verwendung minimaler Dosen. Die Katarakt ist die Folge einer direkten 
Einwirkung auf das Kapselepithel. Radiotherapeutisch hat Radium auf 
Hornhautgeschwüre keinen merklichen Erfolg. Eine bakterizide Wirkung der 
Strablen kommt nicht in Betracht. Bei den Tumoren des Auges bleibt die 
frühzeitige Enukleation die oberste Regel; bemerkenswert ist ein Fall von 
doppelseitigem Gliom bei einem 3jährigen Kinde: Nach Enukleation des 
einen Auges wurde das andere mit Radio- und Radiumtherapie behandelt. 
Trotz protrahierfer Sitzungen wurde keine schädliche Wirkung beobachtet, 
nach 10 Monaten zeigte sich Katarakt, die ein Jahr darauf mit gutem Seh- 
resultat operiert wurde. Von dem weiteren Schicksal des Auges sagt T. nur, 
dass der Zustand sich wohl nicht gehalten habe. Sehr wichtig ist die kom- 
binierte Verwendung der Radiotherapie nach Tumor-Enukleationen. Bei den 
chronischen granulösen Konjunktivitiden, beim Trachom und Frühjahrskatarrh 
gibt die Radiumbehandlung gute Resultate. Die Domäne der Radiotberapie 
endlich sind die entzündlichen Veränderungen und Tumoren der Haut der 
Lider. Bei den epithelialen und bindegewebigen Geschwülsten ist die 
Wirkung der Radiotherapie um so markanter, je frischer und rascher sich 
diese entwickelt haben. Die ersten Sitzungen sind die wirksamsten, dann 
scheint sich eine gewisse Gewöhnung einzustellen; es ist deshalb wichtig, 
gleich möglichst hohe Dosen zu geben. Im allgemeinen ist jeder operable 
maligne Tumor der Lider ohne Residuen mit dem Messer zu entfernen, 
Radiotherapie hat dann zu prophylaktischen Zwecken zu folgen. Eine Aus- 
nahme bilden die flachen Hautepitheliome, die häufig den Lidrand ergreifen. 
Bei den inoperablen Tumoren der Orbitalgegend, besonders den Sarkomen 
der Augenhöhle, sieht man oft überraschende Besserungen, wenn auch Rezi- 
dive nie ausbleiben. Die verminderte Wirkung der Röntgenstrahlen nach 





1V. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 117 


wiederholter Anwendung beruht auf der Autoimmunisation der Neoplasma- 
zellen gegen den Strahleneinfluss. Bei der Wahl zwischen Radium und 
Röntgenstrahlen spricht neben dem hohen Preis gegen das erstere die ver- 
schiedene, nie vorher zu sehende Wirkungsweise bei den gleichen Tumoren 
und die geringe Tiefenwirkung, ein Vorteil wiederum ist die Möglichkeit 
protrahierter Einwirkung ohne Belästigung für den Patienten. Mit der Ver- 
vollkommnung der Röhrenfabrikation dürfte die Radiumtherapie mehr und 
mehr durch die Röntgentherapie verdrängt werden. Bei den Hypophysen- 
geschwülsten endlich bildet die Radiotherapie nach Versagen antisyphilitischer 
Behandlung das Verfahren der Wahl pnd seine Wirkung ist um so besser, 
je frühzeitiger es angewandt wird. l Cause. 


Igersheimer (286) teilt im einzelnen die Ergebnisse mit der von 
ihm empfoblenen Spiegelbrille für Hemianopiker mit. Dieselbe beruht be- 
kanntlich darauf, dass im nasalen Teil der Glasfassung des einen Auges ein 
um eine vertikale Achse drehbarer Spiegel eingesetzt wird, der mit der Stirn- 
ebene einen Winkel von etwa 80—90° bildet und so die im temporalen 
Gesichtsfeldabschnitt gelegenen Gegenstände durch Spiegelung auf der funk- 
tionsfähigen temporalen Netzhauthälfte abbildet. Auf diese Weise übersieht 
das eine Auge die rechte, das andere Auge die linke Gesichtsfeldhälfte. 
Natürlich iet ein analoges Verfahren auch für die Hemianopsia inferior an- 
wendbar. Die praktischen Versuche ergaben, dass der naheliegende Einwand, 
es müsse zu einer falschen Projektion der optischen Eindrücke in den Raum 
führen, keinen Gegengrund gegen die Verwendung dieser Methode bildet, 
da auffallenderweise eine sehr rasche Gewöhnung an diesen abnormen Zu- 
stand eintritt. Immerhin empfiehlt sich die Verwendung der Spiegelbrille 
nur bei solchen Hemianopikern, die sich durch ihren Gesichtsfeldausfall 
schwer beeinträchtigt fühlen. Es hat sich gezeigt, dass in solchen Fällen 
sogar eine rasche Gewöhnung an einen schräggestellten Spiegel, ja selbst an 
eine beiderseitige Spiegeleinrichtung eintritt. Die Stellung und Acbsendrehung 
der Spiegel muss sehr sorgfältig subjektiv ausprobiert werden. Es wird dann 
sehr rasch die Erkenntnis gewonnen, was Spiegelbild ist und wie das Objekt 
zu seinem Spiegelbild gelagert ist, sodass also auch durch eine schräge 
Spiegelstellung schiefgestellte Bilder sehr bald nicht mehr als schiefstehend 
empfunden werden. 


Zur Vorbereitung der Augenhöhle für die Aufnahme der ge- 
wünschten grossen Prothese versucht Coulomb (282) eine langsame 
Dilatation derselben durch Tragenlassen einer vulkanisierten oder weichen 
Kautschuk-Prothese. Bei Vorhandensein narbiger Stränge hat vorher chir- 
urgische Behandlung stattzufinden, im allgemeinen darf man sich von dem 
Verfahren nicht allzu viel Erfolg versprechen. Cause. 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 
Ref.: Löhlein. 


*300) Cantonnet: L’examen de l'appareil visuel chez les aviateurs. 


Arch. d’ophth. T. 36. p. 404. 
*301) Henker: Neue Belenchtungseinrichtungen am Hornhautmikroskop. 


Zeitschr. f. ophth. Optik. VII. S. 97. 
Literaturbericht fiber das Jabr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde, IX 


118 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*302) Hess: Untersuchungen über die Methoden der klinischen Peri- 
metrie. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 1. 

*303) J. van der Hoeve: En methode ter voorkoming of beperking of 
van glasvochtverlies by enkele oogoperaties. (Eine Methode zur Verhütung 
oder Einschränkung von Glaskörperverlust bei einigen Augenoperationen.) 
:55. Versamml. Nederl. Oogheelk. Gezelschap. 15. Juni 1919. Leiden. Nederl. Tijdschr. 
v. Geneesk. 1919. II. Nr. 19. 

*304) Jess: Das Augenspiegeln im rotfreien Licht mit Demonstration, 
‘Med. Klinik Nr. 36. S. 911 und Deutsche med. Wochenschr. Nr. 39. 

*305) Lagrange:. De l’anaplerose orbitaire. Arch. d’ophthalmol. T. 36. 
p. 449. l 
*306) A. van der Moer: Een methode tot ontmaskering van simulanten. 
(Eine Methode zur Entlarvung von Simulanten). 54. Versamml. Nederl. Oog- 
heelk. Gezelschap. Amsterdam 15. Dez. 1918. Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. I. 
Nr. 15. l 
, *307) Panni: Epreuve tecnomyopique pour simulateurs et exagerateurs 
d’amblyopie. Annal d’oculist. T. 156. p. 219. 

*308) Perlmann: Die Fixierung des Augapfels beim Starschnitt und 
anderen Eingriffen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 488. 
| *309) Reitsch: Eine zweckmässige Einrichtung zum Sterilisieren ge- 
brauchsfertiger Nahtfäden. Zeitschr. f. Augenheilk. 41. S. 223. 

*310) Terson: Sur l’examen a ciel ouvert du cul-de-sac conjonctival 
supérieur, Arch. d’ophth. T. 36. p. 437. 

l *311) Trantas: Moyen simple pour dépister une simulation de cecite 
unilatérale. Arch. d'ophth. T. 36. p. 628. 


In der Fortsetzung seiner Untersuchungen über die Methoden 
der klinischen Perimetrie macht Hess (302) auf eine Reihe von 
Unzulänglichkeiten unserer üblichen Gesichtsfeldbestimmung aufmerksam. So 
wird die Lichtstärke des weissen Objektes bei Bewegung von der Mitte zum 
Rand dauernd geringer, da es nur bei zentraler Lage die volle Belichtung 
vom Fenster her erhält. Sehr gross ist auch der Unterschied in der Hellig- 
keit des Objektes zwischen der höchsten und der tiefsten Stellung am Peri- 
meterbogen. Diese Beleuchtungsdifferenzen fallen umsomehr ins Gewicht, als 
auch ein zweiter Faktor im gleichen Sinne wirkt: Mit zunehmender Exzen- 
‘trizitat des Perimeterobjektes nimmt nämlich auch die Menge des vom Objekt 
durch die Pupille zur Netzhaut gelangenden Lichtes mit dem Kosinus des 
Einfallswinkels ab. Diese Mängel liessen sich nur durch sehr umständliche 
Verfahren ausschalten, welche für praktische Zwecke. nicht in Betracht 
kommen, und es genügt für klinische Bedürfnisse, bei denen es sich ja um 
Vergleichung der bei Normalen und Kranken mit demselben Verfahren ge- 
fundenen Werte handelt, wenn wirklich die Untersuchung unter möglichst 
gleichbleibenden Bedingungen erfolgt, also vor allem bei einer möglichst 
gleichmässigen mittleren Tageshelligkeit und mit sauberen nicht glänzenden 
Objekten. Sehr wertvoll sind aber auch die Untersuchungen an der grossen 
schwarzen Fläche (Kampimetrie), bei der gerade die oben genannten Mängel 
weniger in Betracht kommen. Die Perimetrierung mit Rot und Grün, Blau 
und Gelb hat eigentlich keinen Zweck, da das Gesichtsfeld für Rot und ein 
ihm wirklich gleichwertiges Grün stets gleich sein wird, und dasselbe gilt für 
Blau und Gelb. Wenn bei der üblichen Bestimmung das Gesichtsfeld für 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 119 


Grün kleiner gefunden wird als für Rot oder gar fehlt, wo dieses noch vor- 
handen ist, beruht dieser Unterschied auf Verwendung ungleichwertiger Farben- 
objekte. Die ganze Mangelhaftigkeit unserer Farbenperimetrie kommt beson- 
ders darin zum Ausdruck, dass sie uns noch keine Klarheit darüber gebracht 
hat, ob im Falle der Einschränkung des Farbenempfindens: diese für beide 
Farbenpaare in gleichem Masse stattfindet oder ob die Empfindung für Blau, 
Gelb in anderem Tempo leidet als die für Rot-Grün. Aufklärung in dieser _ 
Richtung versprechen die von Hess vorgeschlagenen Versuche, bei denen 
ein Blau zu verwenden wäre, welches durch Grau-Zumischung derart unge- 
sättigt gemacht wird, dass es für Normale die gleichen Gesichtsfeldgrenzen 
erhält wie Rot und Grün. Das Verhalten des krankhaft veränderten Seh-. 
nerven gegenüber den Objekten würde die oben gestellten Fragen beant- 
worten können. Auch die Beurteilung des Verhältnisses der Gesichtsfeld- 
grenzen für Weiss und Farben unterliegt bei der üblichen Perimetrie erheb- 
lichen Fehlern, insofern die Grenzen für Weiss bei den meisten Menschen 
wenigstens nach oben und nasal nicht bestimmt werden durch Funktion der 
Netzhaut, sondern durch äussere Momente (Nasenrücken, Augenbrauenbogen), 
während diese Hindernisse bei der Abgrenzung des (kleineren) Farbengesichts- 


‘feldes meist keine Rolle spielen. Hess kennzeichnet diesen Unterschied 


durch die Bezeichnung „physikalische“ und „physiologische Gesichtsfeld- 
grenzen“. Beide können aber verniinftigerweise nicht aufeinander bezogen 
werden. Es kann ja Einschränkung der physiologischen Grenzen für Weiss 
eingetreten sein, aber wegen der physikalischen Hindernisse nicht zur Geltung 
kommen. Man wird also durch entsprechende Kopfhaltung die mechanischen 
Hindernisse der Gesichtsfeldmessung ausschalten müssen. Zusammenfassend 
betont Hess noch einmal, dass die heute üblichen zeitraubenden Bestim- 
mungen des Farbengesichtsfeldes weder wissenschaftlichen noch klinisch- 
diagnostischen Wert besitzen. 


Henker (301) bespricht an der Hand einiger Abbildungen Ver- 
besserungen der Beleuchtungseinrichtung am Hornhautmikroskop. Sie gehen 
zurück auf den Rat Gullstrands, die Beleuchtungseinrichtung auf einen 
Kreisbogen in einer Schlittenführung verschieblich anzubringen. Das Be- 
leuchtungsbüschel kann hierbei von der Mitte aus nach beiden Seiten eine 
Neigung von 48° annehmen. Da neuerdings die Hornhautmikroskope sehr 
oft für die Beobachtung bei fokaler Beleuchtung mit Hilfe der Gull- 
strandschen Nernetspaluampe verwandt werden, so muss dieser Kreisbogen 
abnehmbar sein. oder wie das jetzt vorgezogen wird auf einen Halbbogen 
verringert werden, der um eine Achse beliebig nach rechts, links oder unten 
weggedreht werden kann; so behindert er weder bei fokaler Beleuchtung noch 
bei Entfernung von Fremdkérpern. 


Jess (304) referiert über Vogts Untersuchungen des Augenhinter- 
grundes im rotfreien Licht und bespricht hauptsächlich den Streit um die 
Eigenfarbe der Macula lutea. Mit Hilfe einer Mikrobogenlampe konnte Jess 
die gelbe Färbung des hinteren Augenpoles, sowohl bei normalen wie bei 
pathologischen Fällen beobachten. Zur Ergänzung der gewöhnlichen Oph- 
thalmoskopie ist die Untersuchung im rotfreien Licht wertvoll. 


Zur Entlarvung der Simulation einseitiger Blindheit empfiehlt 
Trantas (311) als einfaches Mittel Prüfung des binokularen Seh- 
aktes nach dem Heringschen Prinzip des Zyklopenauges. Der Versuch 


IX* 


120 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


lässt sich mit Hilfe zweier Visikenkarten ausführen, die nahe vor das Auge 
gehalten allmählich einander genähert werden. Bei einer Stellung nahe den 
beiderseitigen Gesichtslinien erscheinen sie bei einer tatsächlichen Entfernung 
von etwa 7 cm.dem Beobachter nur 1 cm entfernt voneinander. Werden 
bei weiterer Näherung die Gesichtslinien verdeckt, so erscheinen seitlich zwei 
weisse und in der Mitte ein schwarzer Streifen. Ein Simulant einseitiger 
_ Blindheit ist auf Grund dieser Versuche leicht zu entlarven. Cause, 


Die Probe mit künstlicher Myopie nennt Panni (307) seine 
Methode zur Entlarvung von Simulanten oder Übertreibern 
einseitiger Amblyopie. Sie besteht kurz darin, dass man das bessere 
-Auge durch Vorsetzen immer stärkerer Konvexgläser kurzsichtig macht und 
an Hand einer graduierten Skala die zunehmende Herabsetzung der Seh- 
schärfe notiert. Durch Plaketten wird die jeweils mit Konvexglas angegebene 
Sehschärfe auf der Skala fixiert, wobei man sich leicht durch Kontrollproben 
von der Zuverlässigkeit der Angaben überzeugen kann. Bei dieser ersten 
Probe wird das angeblich amblyopische Auge verdeckt; hierauf wird die 
Probe wiederholt, wobei das die Ametropie korrigierende Glas oder bei Emme- 
tropie ein Planglas vor das zu prüfende Auge gesetzt wird. Sobald die für 
ein bestimmtes Konvexglas für das bessere Auge vorher festgestellte Seh- 
schärfe überschritten wird, ist es erwiesen, dass das angeblich amblyopische 
Auge benutzt wird und man kann auf diese Weise gut die wirkliche Seh- 
schärfe dieses Auges bestimmen. Die Methode lässt sich noch weiter differen- 
zieren, sie gleicht der von v. Graefe bereits früher angegebenen, 

Cause. 


v. d. Moer (306) empfiehlt eine einfache und sehr brauchbare Me- 
thode zur Entlarvung simulierter einseitiger Amblyopie. Wah- 
rend rote Buchstaben auf weissem Grund durch ein rotes Glas betrachtet 
vollständig verschwinden, bleiben blaue Buchstaben sowohl durch die käuf- 
lichen gelben als blauen Gläser sichtbar. Während der Verdächtige schwarze 
Buchstaben betrachtet, bringt man ein rotes Glas vor das sehfahige Auge 
und überzeugt ihn dadurch, dass diese sichtbar bleiben, sodann ersetzt man 
die schwarzen Buchstaben durch rote und blaue und bringt immer nur vor 
das sehfähige Auge blaue, gelbe und endlich wieder rote Gläser; werden die 
roten Buchstaben auch gelesen mit dem letzten Glas, so liegt Simulation vor. 
Das angeblich schwache Auge kann bei dieser Methode dauernd beobachtet 
werden. W eve. 


Die Bedingungen, die der Fliegerberuf andas Auge stellt, 
-sind besonders schwer, Flieger dürfen keine Gläser tragen und müssen ein 
nach allen Richtungen tadellos funktionierendes Sehorgan haben. Can- 
tonnet (300) bespricht den Gang der Augenprüfung, wie er in der ophtbal- 
mologischen Zentrale der VIII. Region zu Dijon gehandhabt wird, in dessen 
Nähe sich in Longvic die grosse Fliegerschule befand. Zuerst werden 
bei Tageslicht untersucht: äussere Teile des Auges, Tension, Sehschärfe bei 
normaler Beleuchtung, Schnelligkeit der normalen Sehschärfe, Farbensinn 
nach Holmgren oder nötigenfalls mit Hilfe des Newtonschen Diskus, 
farbigen Lichtern oder Kontrastproben, Gesichtsfeld (meist nur digital), Bino- 
kularsehen (dessen Fehlen übrigens nicht von grosser Bedeutung ist). Nach 
10 Minuten Aufenthalt im Dunkelraum zwecks Adapfation folgt Prüfung des 
Lichtsinnes mit dem photometrischen Apparat und die allgemein übliche Unter- 


4 





IV. Untersuchungsmethoden. Instrumente, allgem. operative Technik. 121 


suchung im Dunkelraum. Wegen der Klagen der Flieger über Blendung 
hat C. eine Sehschärfeprüfung bei künstlicher „Gegensonne“ eingeführt: ein 
leuchtender Schirm von 10 cm Durchmesser mit einer Lampe von 8—900 
Kerzen Lichtstärke befindet . sich 5 Meter vor dem Untersuchten, daneben 
befindet sich in einem Winkel von 15 Minuten eine Testprobe (Landolt- 
scher Ring) von verschiedener Grösse, die wiederum durch eine dem Unter- 
suchten verdeckte Lichtquelle konstant beleuchtet ist. Bei der Untersuehung 
des Lichtsinnes dient als Photometer ein besonders hergerichteter photographi- 
scher Vergrösserungsapparat mit einer Lichtquelle von 50 Kerzen, die durch 
dunkle und Mattgläser abgestuft werden kann, als Erkennungsobjekt wird 
wiederum der Landoltsche Ring benutzt. Die, Schnelligkeit der Seh- 
schärfe wird mit Hilfe eines Obturators untersucht, der mit einem Feld von 
5 cm automatisch verschiedene Geschwindigkeiten gibt und von dem Unter- 
suchten selbst ausgelöst wird. Die Untersuchung ergab grosse individuelle 
Schwankungen. Cause. 


Zur besseren Sichtbarmachung der oberen Übergangsfalte 
empfiehlt Terson (310) als neues Verfahren, nach Kokainisierung das obere 
Augenlid mit einer Fixationspinzette zu fassen und umzuwickeln, bis die 
oberste Falte sichtbar wird. Cause. 


Perlemann (308) beschreibt eine Fixierpinzette, die ein besseres 
Festhalten des Augapfels bei Bulbusschnitten ermöglichen soll. An jeden 
der beiden Stiele setzt sich - unter einem Winkel von 60° eine Gabel an, 
deren beide Enden mit je 4 Zähnen bewaffnet sind. Diese Enden stehen 
15 mm voneinander ab, so dass man z. B. beim Starschnitt am unteren 
Limbus das eine Ende aufsetzen kann, während das andere etwa 3 mm 
oberhalb des oberen Limbus zu liegen kommt. Es leuchtet ein, dass man 
durch diese zur Schnittrichtung senkrechte doppelte Fixierung den Bulbus 
sehr gut in der Gewalt hat. In entsprechender Weise kann auch bei Lanzen- 
schnitt, Nachstardurchschneidung usw. verfahren werden. Die Vorzüge des 
einfachen Instrumentes sind einleuchtend. 


Reitsch (309) empfiehlt eine leicht und billig herstellbare Vorrichtung 
für sterilisierte Seidenfäden: ein 30 cm langes Stück grobes Leinen, in das 
-an einem Ende ein Glasstab eingenäht wird; dicht unter diesen sticht man 
nebeneinander die Fäden ein und legt sie auf dem angefeuchteten Leinen 
gerade. Über ihr unteres Ende legt man einen 2. Stab, schlägt das über- 
schüssige Leinenende herum und wickelt es um die Achse des Stabes ein 
Stück weit auf. In dieser Form sterilisiert, verwirren sich die Fäden nicht 
und bleiben geschmeidig. 


Die verschiedenen Methoden zur Ausfüllung der Orbita und zum 
besseren Sitz der Prothese nach Enukleationen werden von La grange (305) 
besprochen und ein neues eigenes Verfahren angegeben, das darin besteht, 
dass aus der Schläfe der operierten Seite nach Zurückschlagen der Haut in 
T-Form ein gestielter Lappen von 8 auf 7 mm und 2 mm Dicke gebildet 
und subkonjunktival in der Augenhöhle fixiert wird. Bei frischen Enuklea- 
tionen werden die geraden Augenmuskeln in geeigneter Weise über dem 
Lappen vernäht, bei schon älteren F ällen wird er subkonjunktival am inneren 
Winkel vernäht. Cause. 


Bei Operationen, wo die Gefahr des Glaskörperverlustes be- 
sonders gross ist, geht V. D. Hoeve (303) folgenderweise vor: bevor der 


122 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Bulbus geöffnet wird, werden an vier Stellen dicht neben der Hornhaut, 
durch Konjunktiva und obere Skleralschichten Suturen angelegt, die je zu 
zwei von zwei Assistenten gehalten werden. (Jeder hält zwei um 90 Grad 
voneinander entfernte Suturenschlingen.) Sobald Glaskörpervorfall droht 
ziehen sie die Fäden gleichmässig nach vorn und aussen. Wenn nötig, wird 
vor der Eröffnung des Bulbus auch noch eine oberflächliche Sutur durch 
Hornhaut und angrenzende Skleralpartie gelegt, in der Weise, dass das 
Messer oder die Lanze zwischen beiden Einstichstellen hindurch geführt 
werden kann. Guter Erfolg bei Extraktion luxierter Linsen aus der Vorder- 
kammer, subluxierter Linsen aus dem Glaskörper, Linsenextraktion in der 
Kapsel, Lösung vorderer Synechien usw. Were. 


V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 
Ref.: Seefelder. 

*312) Bergmeister: Über Polykorie und verwandte seltenere Irisano- 
malien. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 82. 

*313) Carsten: Angeborene Lochbildung in der Iris. Zeitschr. f. Augen- 
heilk. Bd. 41. S. 174 

*314) van Duyse: Proboscide laterale et colobome oculaire atypique 
avec lenticone postérieur. Arch. d’ophth. T. 36. p. 463 et 555. 

*315) Gallemaerts: Dermoide de la cornée et lipome sous-conjonctival. 
Annal. d’oculist. T. 156. p. 216. P 

*316) Derselbe: Kyste congenital de la conjonctive bulbaire. Annal. 
d’oculist. T. 156. p. 218. 

*317) Heuse: Ein Fall von einseitigem Mikrophthalmus. Inaug.- Diss. 
Heidelberg 1918. 

*818) Kafka: Ein Fall von universeller qualitativer Evolutionsstörung. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 246. 

*319) Kayser: Zu meinen Fällen von Megalokornea. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 62. S. 349. 

*320) Kestenbaum: Über Megalokornea. Klin. “Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 62. S. 734. 

*321) Musy; Drei Anomalien des Fundus. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 62. S. 784. 

°322) Peters: Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der angeborenen 
Hornhauttrübungen. Anatom. Hefte von Merkel und Bonnet. Bd. 57. S. 563. 

#323) Staehli: Klinische Untersuchungen über Mikrokorneaaugen (mit 
besonderer Berücksichtigung von Kornealwölbung, Totalrefraktion und 
Achsenlänge), ae ein Beitrag zur Megalokornea. Klin. Monatsbl. für 
Augenheilk. Bd. 62. S. 316. 

324) ae Über Heterotopie des Sehnerven und der Fovea 
centralis. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 442. 

*325) Vogt: Der physiologische Rest der Arteria hyaloidea der Linsen- 
hinterkapsel und seine Orientierung zum embryonalen Linsennahtsystem. 
v. Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 100. S. 328. 

*326) Derselbe: Beobachtungen an der Spaltlampe über eine normaler- 
weise den Hyalvidearest der Hinterkapsel umziehende weisse Bogenlinse. 
v. Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 100. S. 349. 

*327) Wimmer: Beitrag zur pathologischen Anatomie der Iriskolobome. 
Inaug.-Diss. Leipzig 1919. 


V. Anatomie, Entwicklangsgeschichte, Missbildungen. 123 


Bergmeister (312) hat sich der schwierigen Aufgabe unterzogen, ȟber 
die Entstehungsweise der Polykorie und verwandter seltenerer Irisanomalien« 
Untersuchungen anzustellen. Veranlassung dazu gab ihm zunächst die Beob- 
achtung eines Falles von echter Polykorie, bei dem sich neben der zen- 
tralen Hauptpupille noch zwei kleinere Nebenpupillen fanden. Alle 3 Pupillen 
reagierten auf Atropin und Pilokarpin, verfügten also über einen eigenen 
Sphinkter. Auch ein Fall von multiplen angeborenen Iridodialysen 
(Iridodiastasen) wurde von ihm beobachtet. Es waren 4 Irisdefekte am zili- 
aren Irisrande nachweisbar. Die Entstehungsweise dieser Missbildungen wird 
an der Hand der sorgfältig gesammelten Literatur unter Berücksichtigung der 
normalen Entwicklung der Iris eingehend erörtert. Die echten, mit Sphinkter 
ausgestatteten Polykorien werden von den multiplen Dehiszenzen und den 
wiederum in eine andere Kategorie gehörenden Brückenkolobomen scharf ge- 
schieden. Die Frage der Bedeutung von Sphinkteranomalien, der zur Zeit der 
Entwicklung vorhandenen Einkerbungen des Becherrandes, der Resorption 
von Irisgewebe, auch der Einfluss der Vererbung werden eingehend erörtert, 
aber eine befriedigende Erklärung der Genese jener eigenartigen Missbildungen 
kann leider nicht gegeben werden. 

Carsten (313) beschreibt eine »angeborene Lochbildung in der Iris« 
eine bekanntlich sehr seltene Irisanomalie. Das Loch befand sich in der 
temporalen Irishälfte und nahm fast die ganze Irisbreite ein. Der Defekt 
war von Pigmentepithel eingefasst und an mehreren Stellen durch graue Fäden 
überbrückt, die offenbar Reste des Irisstromas darstellen. Die Linse war im 
Bereich des Defektes zart getribt. Die Pupille erschien nach innen und 
etwas nach unten verlagert und zeigte die Form eines Halbkreises. In ihrem 
Bereich fanden sich Reste der Pupillarmembran. Das Auge war stark ambly-- 
opisch. Die Entstehung dieser Art von Jrisanomalien, die mit der ersten 
Irisentwicklung kaum in Zusammenhang gebracht werden können, ist noch 
in ein bedauerliches Dunkel gehüllt. 


Kestenbaum (320) liefert einen sehr lesenswerten Überblick über die 
bisher bekannt gewordenen Fälle von Megalocornea, die er in Überein- 
stimmung mit mehreren neueren Arbeiten von Kayser, Staehli und See- 
felder und älteren Arbeiten von Haab und seinen Schülern als ein eigenes 
scharf umschriebenes Krankheitsbild von dem des Hydrophthalmus abtrennt. 
Die von ihm angegebenen Unterscheidungsmerkmale decken sich im wesent- 
lichen mit den von den genannten Autoren angegebenen. Als neuen Ge- 
sichtspunkt bringt er das aus seiner Tabelle deutlich hervorgehende vor- 
wiegende Befallensein des männlichen Geschlechts (42 von 44 Fällen). Der 
scharfen Begrenzung des Limbus misst er geringere Bedeutung bei als dies 
von anderen Autoren geschehen ist. Die Kasuistik wird von ihm um zwei 
weitere Fälle bereichert, von denen der eine, ein ganz exzessiver Fall von 
Megalocornea, von ihm selbst beobachtet, der andere ihm von Prof. Fuchs zur 
Veröffentlichung überlassen worden ist. 


Peters (322) liefert einen weiteren pathologisch-anatomischen 
Beitrag zur Kenntnis der angeborenen Hornhauttrübungen. 
Es handelt sich um das rechte Auge eines 16 jährigen Individuums, das schon 
mit 3/4 Jahren eine trübe Hornhaut und Drucksteigerung aufgewiesen hatte. 
Bei der anatomischen Untersuchung des Bulbus fanden sich eigentümliche 
Veränderungen an der Hornhauthinterfläche, die im wesentlichen in einer 


124 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


dicken glashäutigen, an beiden Seiten von Endothel bekleideten Membran ' 
bestanden, die sich wie die Sehne eines Bogens von einer Seite zur anderen 
überspannte und mit der Hornhauthinterfliche weiterbin durch einen säulen- 
formigen ebenfalls glashäutigen Zapfen verbunden war. Ferner fanden sich 
sauffallende Veränderungen im Hornhautepithel, welche besonders durch 
Abschnürung einer Epithelinsel, unregelmässige Gestaltung der Epithelschicht 
und Ansammlung pigmentierter Zellen gekennzeichnet sind, ferner rück wärtige 
Lage des teilweise fehlenden Sch lem m schen Kanales und deutlicher Habitus des 
Buphthalmus, sodann starke Pigmentierung des Kammerwinkels, auffallende 
Verschmälerung der Iris und abnorme Ausdehnung des Sphinkter iridis«. 
In der anschliessenden Besprechung tritt Peters von neuem für die Auf- 
fassung der angeborenen Hornhauttrübungen, insbesonders der 
Defektbildungen der Hornhauthinterflache als einer reinen Entwicklungs- 
störung ein und er wendet sich dabei vor allem gegen v. Hippel, der 
vor kurzem in einer kritischen Besprechung der Arbeiten von Peters und 
seinen Schülern auch entzündlichen oder Erkrankungseinflüssen mehr Be 
deutung zusprechen möchte als dies von Peters und seinen Schülern ge- 
schehen ist. Peters legt nach wie vor grossen Wert auf Störungen in der 
Abschnürung des Linsenbläschens, die nach seiner Ansicht die verschiedensten 
Veränderungen an der Hornhautober- und Hinterfläche, sowie auch die 
Entstehung der angeborenen Staphylome in befriedigender Weise zu erklären 
vermögen. 

Vogt (325) hat anlässlich seiner Untersuchungen über den physio- 
logischen Rest der Arteria hyaloidea der Linsenhinterkapsel 
und seine Orientierung zum embryonalen Linsennahtsystem 
zunächst solche über die Eintrittsstelle der Arteria hyaloidea in das Gefiss- 
system der Tunica vasculosa lentis angestellt und dabei die Tatsache be 
stätigen können, die vom Ref. bereits 4 Jahre vorher bekannt gegeben worden 
ist, nämlich, dass diese Stelle nicht axial, sondern paraxial und zwar nasal 
(medial) vom hinteren Pol gelegen ist. Hier hat nun Vogt fast ausnahms- 
los mannigfaltige Reste des fötalen Gefässsystems nachweisen können, die 
_ zwar grossen individuellen Schwankungen unterworfen sind, aber im allge 
meinen doch eine gewisse Gesetzmässigkeit erkennen lassen. So lassen sich 
meist zwei Hauptabschnitte unterscheiden, nämlich: J. Die fixe Ansatz- 
stelle, 2. die frei im Glaskörper flottierende Hyaloidea. Die 
Ansatzatelle ist durch grauweisse Bogenlinien ausgezeichnet, die gewöhnlich 
zusammen einen Knäuel, den sogenannten Ansatzknäuel bilden, wogegen der 
zweite Teil des Ansatzes, der flottierende Abschnitt als ein weisser spiralig 
gerollter Faden hinter dem nasalen (medialen) Linsenbezirke nach unten 
hängt und sich bei Bewegungen des Bulbus lebhaft mitbewegt. Die ver- 
schiedenen Formen der genannten physiologischen Restgebilde werden durch 
zahlreiche Text- und Tafelabbildungen veranschaulicht. Der entoptische 
Nachweis der betreffenden hyaloiden Reste ist dagegen dem Verfasser 
trotz eigens zu diesem Zwecke angestellter Versuche nicht gelungen. 

Im Verlaufe seiner eben referierten Untersuchungen hat Vogt (326) 
auch noch eine »normalerweise den Hyaloidearest der Hinter- 
kapsel umgebende weisse Bogenlinie« beobachtet, über die in einer 
besonderen Arbeit berichtet wird. Diese weisse oder weissgraue Bogenlinie 
der Hinterkapsel ist in der Mehrzahl aller gesunden Augen vorhanden, » liegt 
zwischen hinterem Linsenpol und Hyaloideaansatz, den letzteren im Bogen 


V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 125 


umgehend« und kann eine verschiedene Form aufweisen. Es kann auch eine 
ihr entgegengesetzte zweite Bogenlinie vorhanden sein, die in seltenen Fällen 
mit der ersten einen annähernden Kreis bildet. Eine Erklärung dieser eigen- 
artigen Erscheinungen vermag der Autor nicht zu geben und sie ist wohl 
auch nicht so bald zu erwarten, da die von ihm’ vermissten systematischen 
anatomischen Untersuchungen über die fötale Resorption der Tunica vascu- 
losa und das Verhalten des Canalis hyaloideus zwar bereits von dem Referenten 
und anderen Forschern in grossem Umfange ausgeführt worden sind, aber 
nichts Bestimmtes ergeben haben, das zur Erklärung des Zustandekommens 
der betreffenden optischen Erscheinung dienen könnte. 

Musy (321) beschreibt 3 Anomalien des Fundus: a) Eine aus der 
Papille in den Glaskörper eintretende und wieder in die Retina zurückkehrende 
Arterienschlinge. b) Eine im Glaskörper undulierende silbergraue Membran, 
die vom Zentrum der Papille ausgeht, sich enorm verbreitert und die ganze 
Makulagegend deckt. c) Eine anscheinend kongenitale Lochbildung in der 
Makula. Nach dem Referate sollen im Grunde des Makulakoloboms Retinal- 
gefässe gut zu erkennen sein, eine Angabe, die mit einer Lochbildung im 
Widerspruch ‚stände und ein anormales Verhalten der Netzhautgefässe zur 
Voraussetzung haben müsste, da die Makula bekanntlich gefässlos ist. 

Kafkas (318) Fallvon universellerqualitativer Evolutions- 
störung betrifft ein 20jahriges Mädchen, bei dem im Rahmen einer allgemein 
dürftigen Entwicklung (130 cm hoch, 30 kg schwer) auch eine fehlerhafte 
Augenentwicklung, nämlich links vertikal ovale Kornea, Iridodonesis, inkom- 
plettes Iriskolobom, verkalkte Katarakt, bläuliche Verfärbung der Sklera usw., 
rechts ebenfalls inkomplettes Iriskolobom, blaue Sklera, Nystagmus usw., nach- 
weisbar waren. Es handelt sich demnach um ein Zusammentreffen vom 
degenerativen Stigmen am Auge mit universellem Infantilismus, deren Ent- 
stehung, ob intra- oder extrauterin nicht mit Sicherheit festgestellt werden 
konnte. 

Wimmer (327) hat sechs ihm von Seefelder überlassene Fälle von 
Iriskolobom anatomisch untersucht, von denen zwei schon in anderen Arbeiten 
aus der Leipziger Klinik beschrieben worden sind. Bei zwei von den vier 
neuen Fällen handelt es sich um ein Zusammentreffen von Iriskolobom mit 
Aderhautkolobom und Orbitalzyste. Auch bei den anderen beiden Fällen 
war gleichzeitig ein Kolobom des Ziliarkörpers und der Aderhaut vorhanden. 
Die Iris fehlte an der Spitze des Koloboms meist vollständig, nur in einzelnen 
Fällen war sie als Rudiment erhalten. Dabei erwies sich der mesodermale 
Anteil der Iris im Verbältnis zum ektodermalen wesentlich stärker entwickelt. 
In einem Falle bestand er ausschliesslich aus einem ziemlich breiten Saume 
ınesodermalen Irisgewebes, während das Pigmentepithel im Bereiche des Corpus 
ciliare wie scharf abgeschnitten aufhörte. In einem anderen Falle war diases 
Gewebe mit dem skleralen Gerüstwerk der Kammerbucht verwachsen. Mehr- 
fach waren an Stelle der fehlenden Iris mesodermale Gewebseinlagerungen an- 
zutreffen, die sich als strangförmige Gebilde von der Korneo-Skleralgrenze 
um die Linse herum nach hinten erstreckten. (Allen Fällen gemeinsam war 
auch die Persistenz von anderem sonst der Resorption anheimfallenden Meso- 
dermgewebe (Pupillarmembran, uveales Gerüstwerk usw.) Der anatomischen 
Beschreibung ist eine sorgfältige Lfteraturzusammenstellung vorausgeschickt. 
In der Epikrise bekennt sich der Verf. zu der Anschauung v. Hippels, 
Seefelders u. a, die die Ursache der Iriskolobome in dem Nichtverschluss 


126 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


des distalsten Endes der Becherspalte erblicken und mesodermalen Geweb:- 
einlagerungen, insbesondere Gefässen hierbei eine ursächliche Bedeutung zu- 
erkennen. 

Staehli (323) hat bei klinischen Untersuchungen über Mikro- 
korneaaugen in verhältnismässig kurzer Zeit 50 Menschen mit kleiner 
Kornea gefunden. Die überwiegend grosse Mehrzahl dieser Augen muss nach 
ihm zu den »normalens Augen gerechnet werden. Die zentrale Sehschärfe 
dieser Augen war meist tadellos. Die Mikrokornea sei demnach wie die 
Megalokornea als eine »Variabilität« zu betrachten. Die grösste Dichtigkeit 
dieser Variabilität liegt bei 11,6 mm, von dieser Mittellage aus nimmt die 
Dichtigkeit rasch nach beiden Seiten hin ab. Die extremen Variationsformen 
sind sehr selten. Kleinster horizontaler Hornhautradius 9,5 mm. Der Klein- 
heit des Hornhautdurchmessers entsprach in der überwiegend grossen Mehr- 
zahl der Fälle ein kleiner, bis sehr kleiner Hornhautradius und eine ent- 
sprechende Erhöhung der Hornhautrefraktion. Da trotzdem die Gesamtrefrak- 
tion der betreffenden Mikrokorneaaugen keine von einem gewöhnlichen Augen- 
material wesentlich abweichende gewesen ist, ergibt sich daraus, dass die 
meisten Augen mit kleiner Hornhaut im ganzen verkleinert sind. Im Zu- 
sammenhang damit ist die Tatsache von Interesse, dass 20°/o der unter- 
suchten Fälle mit kleiner Hornhaut Glaukompatienten gewesen sind. Am 
Schlusse des 1. Teils der Arbeit wird auch noch auf die Frage der Ver- 
erbung der Mikrokornea eingegangen. In dem zweiten zum Teil stark polemisch 
gehaltenen Teil der Arbeit wird auf die neueren Arbeiten über Megalo- 
kornea von Boas, Salzmann und Seefelder eingegangen und die wohl 
nicht mehr zu bestreitende Tatsache, dass es eine echte Megalokornea gebe, 
von neuem hervorgehoben und begründet. 

Heuse (317) liefert eine schwer verständliche Beschreibung der patho- 
logisch-anatomischen Veränderungen eines Falles von einseitigem 
Mikrophthalmus, von denen das gänzliche Erhaltensein der Pupillar- 
membran und das Vorkommen von Fett, Knochen- und Bindegewebe im 
Bereiche des Kolobomspaltes und Glaskörpers hervorgehoben zu werden ver- 
dienen. 

Kayser (319) ergänzt in seiner Arbeit »Zu meinen Fällen von 
Megalokornea« seine frühere Beschreibung soweit als möglich durch An- 
gaben über die Hornhautkriimmung und Hornhautbrechung, woraus hervorgeht, 
dass die betreffenden Zahlen dem Steigerschen Durchschnitt von 42—44 D 
gleichkommen, oder eher etwas der oberen Grenze derselben zuneigen. Er 
macht in Übereinstimmung mit dem Referenten mit Recht darauf aufmerk- 
sam, dass dieser Befund unbedingt für Megalokornea spricht, da eine ent- 
sprechende Zunahme des Hornhautdurchniessers bei Hydrophthalmus wohl 
stets mit einer Abflachung der Hornbautwölbung einhergehe. Er betont 
ferner mit Recht und macht es auch durch eine einfache Zeichnung anschau- 
lich, dass exzessive Megalokorneae mit einem Hornhautdurch- 
messer von 14,5—15 mm und mehr notwendig zu einer wesent- 
lichen Veränderung der Form des Bulbus führen müssen, so dass man 
von einer innerhalb des physiologischen liegenden »Variahilität« der Horn- 
hautgrösse kaum noch reden könne. 

Triebenstein (324) beschreibt 2*°Fälle von angeborener »H etero- 
topie des Sehnerven und der Fovea centralis« und schliesst daraus, 
dass sich diese Veränderung in gleichmässiger Weise bei Mutter und Sohn 


VI. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 127 


und in etwas abgeschwächter Weise als positiver Winkel Gamma bei einer 
grossen Anzahl von weiteren Mitgliedern der gleichen Familie gefunden hat, 
dass es sich dabei um eine erbliche Missbildung handelt. Die Zentralgefiisse 
des Sehnerven und der Netzhaut zeigten. einen ganz abnormen Verlauf. — 
Die bisher beschriebenen 4 Fälle von Ektopie des Selinerven und der Macula 
lutea werden in der Einleitung eingehend referiert. — Die formale Genese 
der Missbildung ist ebenso unklar wie die kausale. 

Die seltene Beobachtung einer kongenitalen Zyste der Aug- 
apfelbindehaut macht Gallemaerts (310) bei einem Kinde von zwei 
Monaten. Die stecknadelkopfgrosse Zyste fand sich in der Gegend vor der 
halbmondförmigen Falte ohne Vaskularisation in der Umgebung. Andere 
Missbildungen waren nicht vorhanden. Mikroskopisch fanden sich aussen 
spindelförmige, innen grosse Zylinderzellen mit dickem, längs gestelltem Kern. 
Das Bild glich dem der Schleimhaut der Fossa nasalis. Entwicklungsge- 
schichtlich bestehen sehr enge Beziehungen zwischen der letzteren und dem 
Auge, besonders bei Embryonen von 7—10 mm im Alter von 25—30 Tagen. 
Zu dieser Zeit können sehr leicht abgesprengte Zellen Veranlassung zu einer 
zystischen Entwicklung unter der Bindehaut gegeben haben. Cause. 

Die ausführliche pathologisch-anatomische Untersuchung eines Falles 
von Proboscis lateralis und atypischem Kolobom des Auges 
wird von van Duyse (314) veröffentlicht. Nebeu dem Proboscis fand man 
in dem Auge des 5 Tage alten Kindes eine ganze Reihe von Missbildungen: 
Mikrophthalmus mit ovalärer Hornhaut, atypisches nach unten innen ge- 
richtetes Iriskolobom, Vervielfältigung der Ziliarkörperfortsätze entsprechend 
der ungewöhnlichen Duplikatur des retinalen Blattes, ein mächtiges Netzhaut- 
Aderhautkolobom, fast horizontal gerichtet, in das auch teilweise noch die 
Papille fiel, ferner mehrere, teilweise gefässhaltige Stränge, von denen einer 
zur Linse ziehend sich quastenförmig ausbreitet, Lenticonus posterior. Einzel- 
heiten sind aus dem Original zu ersehen, das zahlreiche Abbildungen bringt. 

Cause. 

Das gleichzeitige Vorkommen eines Dermoids im tempo- 
ralen Limbusabschnitte, eines subkonjunktivalen Lipoms im äusseren 
Winkel und eines unvollständigen Aderhautkoloboms beobachtete 
Gallemaerts (315) am linken Auge einer 37jährigen Patientin. Für alle 
drei Missbildungen nimmt Gallemaerts die gleiche Ursache in Anspruch. 
Eine amniotische Synechie gab die Veranlassung zur Entstehung des Dermoids, 
gleichzeitig auf Kosten der Dermoidelemente bildete sich das Lipom; das un- 
vollständige Aderhautkolobom ist durch Verwachsungen beim Schluss der 
Augenspalte verursacht. . Cause. 


VI. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 
Ref.: Köllner. 

*328) Best: Zur Theorie der Hemianopsie und der Röheren Sehzentren. 
Graefes Arch. Bd. 100. S. 1. 

*329) Brückner: Über die Sättigungsänderungen der Pigmentfarben 
durch Ermüdung der Netzhaut mit farbig wirkendem Lichte. Arch. f. Augen- 
heilk. Bd. 85. S. 12. 

*330) Bussy: Un groupe de faux hemeralopes les borgnes nocturnes. 
Arch. d’ophth. T. 86. p. 501. 


128 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*331) Haenel: Lichtempfindung durch Schall. Gesellsch. f. Natur- u. Heilk. 
Dresden 8. Febr. 1919. 

*332) Hess: Untersuchungen über die Methoden der klinischen Peri- 
metrie. II. über Farbefiperimetrie. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 1. 

*333) Jess: Nachtblindheit nach Gaserkrankung. Klin. Monatsbl. Bd. 62. 
S. 400. 

*334) Lohmann: Zur experimentellen Zerfällbarkeit des binokulären 
Seheindruckes. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 95. 

*335) Reissmann, Fr.: Das Sehenlernen Blindgeborener und das Wieder- 
sehenlernen frühzeitig Erblindeter. Diss. Rostock 1918. — 

336) Riedel: Ein Beitrag zur photoelektrischen Reaktion des Hummer- 
auges. Veter.-med. Diss. Giessen. 

*887) Roderfeld, M.: Über die optisch-räumlichen Störungen. Dissert. 
Würzburg. 

338) Roelofs, Dr. C. Otto, u. Prof. Dr. W. P.C. Zeemann: De gezichts- 
scherpte in halfdonker (Die Sehschärfe im Halbdunkel). Nederl. Tijdschr. v. 
Geneesk. I. Nr. 24. S. v. Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 99. (Ref. Nr. 195 a.) 

340) Dieselben: Sur le concours des contours. Arch. Neerl. de phys. de 
l'homme et des animaux III. S.v.Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 99. H. 1. (Ref. Nr. 195b.) 

*341) Roelofs, C. Otto: Over den wedstryd der gezichtsvelden (Über 
den Wettstreit der Gesichtsfelder). 55. Vers. Nederl. Oogh. Gezelschap. 1913. 

*342) Rutin: Zur Kenntnis des Gesetzes der spezifischen Energie des 
Sehnerven. Ophthalm. Gesellsch. Wien. 24. Mai 1919. 

*343) Seidel? Experimentelle Untersuchungen über die Lage der Ver- 
sorgungsgebiete der Nervenfasern des Sehnervenstammes in der Netzhaut 
des Menschen, v. Graefes Arch. Bd. 100. S. 168. 

344) Terson: Hesperanopie. Arch. d’opht. T. 36. p. 438. (Terson emptiehlt 
den Ausdruck Hemeralopie in Hesperanopie umzuwandeln.) 

*345) Weiss, K. E.: Lichtmessung im Dienste der Gesundheitspflege 
des Auges. Wochenschr. f. Therap. u. Hygiene d. Auges. 22. Jahrg. S. 85. 

346) Weve, H.: De ontwikkeling van den kleurenzin in het dierenryk 
in verband met den kleurenzin van den mensch (Die Entwickelung des 
Farbensinnes im Tierreich im Zusammenhang mit dem menschlichen Farben- 
sinn). 55. Vers. Nederl. Oogh. Gezelschap. Siehe: Over het Verband tusschen 
lichtgevocligheid en golflengte (Über den Zusammenhang von Lichtempfind- 
lichkeit und Wellenlänge.) Arch. Néerl. de physiol. de l'homme et des animaux. 

347) Vinzense, Peter: Beiträge zur Lehre von den geometrisch-optischen 
Täuschungen. Diss. Giessen. 

*348) Wölfflin: Über physiologische Beobachtungen an zentralen Sko- 
tomen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 222. 

*348a) Wessely: Die Störungen der Dunkelanpassung der Augen im 
Kriege, ihre Erkennung und Beurteilung. Kriegsärztlicher Abend Würzburg 
d. 23. Juli 1918. 


Rutin (342) überzeugte sich bei einem Falle von frischer Embolie der 
Zentralarterie aufs neue von dem Gesetz der spezifischen Energie de: 
Sehnerven. Reizte er durch Auflegen eines faradischen Pinsels das Auge, 
so konnte er auf der kranken Seite die für den faradischen Strom charakte- 
ristische Lichtempfindung nicht auslösen, während das auf der gesunden Seite 
natürlich möglich war. 


VI. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 129 


Bei der Lichtmessung im Dignste der Gesundheitspflege kommt 
Weiss (345) auf Grund eines eingehenden Studiums der einschlägigen Lite- 
ratur zu der Überzeugung, dass für die Beurteilung der Wirkung einer Licht- 
quelle auf das Auge im wesentlichen nur die Gesamtintensität eine Rolle 
spielt, während die verschiedenartige Zusammensetzung des Lichtes weniger 
in Betracht kommt, da die Unterschiede, welche sich aus dem Überwiegen 
det einen oder anderen Strahlenart ergeben, gegenüber den hohen Werten 
der Gesamtbeleuchtung nicht in Frage kommen. Für die Methodik der 
Lichtmessung wird ein eigenes Verfahren angegeben, das darauf beruht, dass 
ein lichtempfindliches Papier mit seinem Schwärzungsgrad einen Massstab für 
die Beleuchtungsstarke bildet. 

Über die Lage der Versorgungsgebiete der Sehnervenfasern 
hat Seidel (343) experimentelle Untersuchungen beim Menschen an einem 
Auge vornehmen können, das noch gute Sehfunktionen hatte, aber wegen 
malignen Tumors entfernt werden musste. S. rief dadurch eine partielle 
Leitungsunterbrechung des Nerven hervor, dass er zu beiden Seiten ein 
Novokaindepot anlegte (es wurden etwa 1,75 ccm einer 2°/oigen Novokain- 
lösung in 1 ccm vom hinteren Augenpol entfernt injiziert) und den Patienten 
darauf innerhalb der nächsten Stunde 7 mal kampimetrisch untersuchte (in 
1 m Abstand von der Tafel. Etwa 15 Minuten nach der Injektion begann 
eine konzentrische, nicht überall gleichmässige Gesichtsfeldeinengung, die im 
Laufe der nächsten halben Stunde ständig zunahm. Das zentrale Gesichts- 
feld zeigte nicht die geringsten Veränderungen, insbesondere keine mit dem 
blinden Fleck in Zusammenhang stehenden Skotome. Nach 60 Minuten 
erweiterte sich wieder das Gesichtsfeld. Demnach ist offenbar, dass im mitt- 
leren Drittel des orbitalen Sehvervenverlaufes in der Tat die peripher liegenden 
Faserbündel auch die Lichtempfindung der peripheren Netzhautbezirke zum 
Gehirn emporleiten, dagegen nichts mit der Versorgung peripapillär gelegener 
Gebiete zu tun haben. 

Hess (332) weist auf die Fehler hin, welche der Perimetrie, ins- 
besondere der Farbenperimetrie anhaften. Schon bei der Anwendung. 
weisser Objekte bei dem gebräuchlichen Vorgehen im Zimmer zeigt sich eine 
sehr starke Differenz der Helligkeit des Objektes in den verschiedenen Me- 
ridianen. So zeigte H., dass wenn man zwei Perimeterscheibchen einander 
gegenüber an der tiefsten und höchsten Stelle des senkrechten Perimeter- 
bogens befestigt und mit Hilfe zweier kleiner Planspiegel so spiegelt, dass 
sie nebeneinander gesehen werden, das obere nur etwa !/s der Lichtstärke 
des unteren hat. Dazu kommt noch, dass beim Perimetrieren von oben das 
Objekt durch die Wimpern einen Teil der Lichtstärke einbüsst. Schliesslich 
nimmt mit zunehmender Exzentrizität des Perimeterobjektes auch die Menge 
des durch die Pupille zur Netzhaut gelangenden Lichtes mit dem Kosinus 
des Einfallswinkels ab. Der Versuch, dem ersteren Fehler durch Aufstellen 
des Perimeters im Glasvorbau oder durch elektrische Perimeter zu begegnen, 
bringt gleichfalls keine Lösung der Schwierigkeiten. H. weist endlich auf 
die so wenig beachtete Tatsache hin, dass gerade hinsichtlich der Objekt- 
helligkeit die Tafelperimeter (Kampimeter) den Bogen- und Kugelperimetern 
vorzuziehen sind; denn bei ihnen bleibt gerade die Lichtstärke des Objekts 
annähernd unverändert, da seine Lage zum Einfallslichte die gleiche bleibt und 
mit wachsendem Abstande zwar die Grösse des Netzhautbildes, nicbt aber seine 
“ Lichtstärke sich ändert. Hinsichtlich der Farbenperimetrie zeigt Hess, wie 


130 Bericht tiber die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


die klinische Farbenperimetrie mit mehreren farbigen Objekten und ihren Er- 
gebnissen mit den sich überschneidenden Grenzen nur Beweise für die Un- 
zuverlässigkeit' unserer Untersuchungsmethoden bilden. Erfolgt z. B. bei 
Erkrankungen der Sehnervenfasern die Abnahme der Rotgrünempfindung im 
erkrankten Gebiete stets in dem gleichen Verhültnis wie jene der Blaugelb- 
empfindung — im grossen und ganzen sprechen die Tatsachen für dieses 
Verhalten —, dann müsste streng genommen die Gesichtsfeldmessung schon 
mit einem einzigen farbigen Objekt Aufschluss über die gesamte Farbensinn- 
störung geben können. Was die Beziehungen zwischen den Gesichtsfeld- 
grenzen für Weiss und denen für Farben anbetrifft, so weist H. darauf hin, 
dass wir mit letzteren die physiologischen Grenzen ermitteln, während mit 
weissen Objekten an vielen Stellen des Gesichtsfeldes nur die durch die 
Umgebung des Auges bestimmten physikalischen Grenzen bestimmt werden, 
wenn nicht durch entsprechende Kopfdrehungen diese physikalischen Faktoren 
eliminiert werden. Es muss erst noch durch möglichst exakte Untersuchungen 
unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse festgestellt werden, ob z. B. bei 
Sehnervenleiden wirklich Einschränkungen der Farbengrenzen bei normalen 
physiologischen Weissgrenzen vorkommen. Erst in diesem Falle käme der 
Farbenperimetrie eigentlich für derartige Fälle eine besondere diagnostische 
Bedeutung zu. 

Über Sättigungsänderungen der Pigmentfarben nach Ermüdung des 
Sehorganes durch farbiges Licht hat Brückner (329) Unter- 
suchungen veröffentlicht, welche er bereits 1903 bei Hering vorgenommen 
hatte, als Beitrag zu der damals im Vordergrunde stehenden Frage, ob die 
Young-Helmholtzsche Dreifarbentheorie oder die Heringsche Gegen- 
farbenlehre den Erscheinungen mehr gerecht wird. Nach der letzteren Theorie 
muss man erwarten, dass nach der Ermüdung z. B. mit der Grundfarbe Rot 
alle zwischen Rot und Gelb sowie zwischen Rot und Blau gelegenen Farben 
umgestimmt erscheinen müssen, in um so stärkerem Grade, je grösser in ihnen 
die rote Komponente ist. Das reine Gelb und reine Blau dürften dagegen 
in ihrer Sättigung nicht beeinflusst werden. Die Versuche wurden gegen eine 
Spiegelglasplatte angestellt, an welcher die zur Beobachtung dienenden Farb- 
scheiben sich teils spiegelten, teils hindurchgesehen werden konnten. Die zur 
Ermüdung dienende Fixationsdauer wurde auf 10—15 Sekunden, gelegentlich 
auch länger bemessen. Aus den Ergebnissen. sei hier hervorgehoben, das: 
nach Ermüdung mit Rot in der Tat Hellrot, Orange, und Purpur weniger ge- 
sättigt erschienen, eine Erscheinung, die sowohl nach der Heringechen als 
auch nach der Helmholtzschen Theorie erwartet werden musste, «ass aber 
z. B. Grüngelb gesättigt erschien, ebenso wie nach Violettermüdung Grün 
gesättigter wurde, Ergebnisse, welche sich mit der Helmholtzschen Drei- 
farbentheorie in ihrer strengen Fassung natürlich nicht mehr in Einklang 
bringen lassen, da hier Rot, Grün und Violett die drei Komponenten bilden. 
Erwähnt sei, dass, wie zu erwarten stand, auf den Ausfall der Versuche, 
also auf den Sättigungsgrad der Farben die Umgebung der Beobachtungs- 
felder, je nachdem sie schwarz oder weiss gewählt wurden, von grösstem 
Einfluss war. 

Kontrasterscheinungen an zentralen Skotomen infolge einer 
abgelaufenen Chorioiditis konnte Wölfflin (348) in eirem Falle beobachten, 
ähnlich wie sie Brückner und Köllner bei ihren Versuchen über die 
Sichtbarkeit des blinden Fleckes fanden. Bei offenen Augen erschienen beide 


ki 


VI. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 131 


Skotome als ein zartes Nebelgrau, wobei sich die Umrisse dieser Flecke voll- 
kommen mit der Gesichtsfeldaufnahme deckten. Wurden die Augen kurze Zeit 
geschlossen, so gelang es dem Patienten zuweilen, die beiden Skotome gleichzeitig 
zu sehen, wobei sie regelmässig zur Deckung kamen. Bei Betrachtung farbiger 
Papiere gelang es dem rechten Auge bei Gelb und Blau leicht das Skoton 
in der entsprechenden Komplementärfarbe zu sehen. Bei Rot hielt es 
schwieriger, nur beim längeren Betrachten eines intensiv roten Papiers kam 
im Zentrum eine unsichere Grünempfindung zustande. Interessant ist dabei 
die Angabe, dass der Patient für Rot und Grün etwas unterempfindlich war 
(leider gibt W. bierüber nichts Näheres an. Es wäre für die Frage. nach dem 
Kontrast bei Farbenschwachen sehr wertvoll). Wenn am Steregskop dem einen 
Auge eine blaue, dem anderen eine gelbe Fläche vorgehalten wurde, so 
wurden die beiden Skotome getrennt und in den Komplementärfarben wahr- 
genommen. W. erwähnt dann aus der Literatur eine ähnliche Beobachtung 
von Wundt. 

Mit der Trennung des binokulären Seheindruckes in seine 
beiden monokulären Komponenten beschäftigt sich Lohmann (334) und 
behandelt die experimentellen Untersuchungen über die Unterscheidbarkeit 
rechts- und linksäugiger Eindrücke sowie die Frage, ob der Wettstreit der 
Sehfelder im Netzhautzentrum ein anderer ist als in der Peripherie Hin- 
sichtlich des ersteren Problems bespricht L. die bekannten Versuche von 
Heine, Brücke und Brückner, Wessely und Köllner und bringt 
dann eigene Versuchsreihen, die er im Dunkeln angestellt hat, und aus denen 
hervorgeht, dass sich, wie schon früher festgestellt worden war, in der Tat 
durch vorgeschlagene Prismen eine Täuschung des Urteils erzielen liess. 
L. ist geneigt, das »Organgefühle, welches auftritt, wenn man mit zuvor un- 
gleich belichteten Augen in einen dunklen Raum tritt, anzuerkennen, es aber 
nicht wie Brücke und Brückner als zentral bedingt, sondern als die Folge 
irgend welcher somatischer Regungen anzusehen. Im ganzen nimmt L. einen 
sehr reservierten Standpunkt ein und hält es überhaupt für fraglich, ob eine 
Sprengung des binokulären Sehaktes möglich ist, oder ob es nur Nebenum- 
stände sind, welche diese Trennung in rechts- und linksäugige Eindrücke 
vortäuschen. Bei einem früheren Versuche hatte L. die Überzeugung ge- 
wonnen, dass an der Stelle des direkten Sehens der Wettstreit der Sehfelder 
feble. Nachdem Witasek diese Deutung abgelehnt hatte, nahm L. die Ver- 
suche erneut auf und kommt zu dem Ergebnis, dass in der Tat ein Feblen 
des Wettstreites im Netzhautzentrum sich nicht hat mit Sicherheit. nachweisen 
lassen. Mit Recht betont L., dass bei dem verschiedenen Verhalten von Seh- 
schärfe und Kontrast usw. im Netzhautzentrum und Peripherie überhaupt 
inkommensurable Bedingungen geschaffen sind. 

Ist der Unterschied zwischen beiden Netzhautbildern so gross, dass sie 
nicht zu einer einzigen Vorstellung zu vereinigen sind, eo entsteht der be- 
“kannte Wettstreit der Gesichtsfelder. Die Schwankungen der Intensität, 
womit die Netzhautbilder ins Bewusstsein treten, sind als Aufmerksamkeits- 
schwankungen zu betrachten. Durch Bestimmung der Zahl der Schwankungen 
fand Roelofs (340), dass die Aufmerksamkeit vom Zentrum nach der Peri- 
pherie hin stark abnimmt, dass sie grösser ist für die nasale als für die 
temporale und grösser für die obere als für die untere Gesichtsfeldhälfte. 

An einer 50jährigen Patientin, die nach anfänglicher Bewusstlosigkeit 
unter anderem an optisch-räumlichen Störungen litt, hat Maria Roder- 


132 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


feld (337) eingehende Untersuchungen aus der Würzburger psychiatrischen 
Klinik veröffentlicht. Es zeigte sich mehrfach die bekannte Erscheinung, 
dass das optische Erkennungsvermögen stark gelitten hatte, während das 
taktile viel besser erhalten war. Der Augenbefund, insbesondere Sehschärfe, 
Gesichtsfeld, Farbensinn waren normal. Schreiben und Lesen war nach an- 
fünglicher Störung wieder einigermassen möglich. Im Vordergrunde standen 
die starken räumlichen Störungen: die Kranke fand z.B. im Saale ihr Bett nicht 
und fand sich überhaupt in der Klinik nie zurecht. Auf die Einzelheiten 
des sorgfältigen Untersuchungsbefundes kann hier nicht näher eingegangen 
werden. Was die Lokalisation der Störung anbetrifft, so musste — wenn 
überhaupt eine Herderkrankung vorlag — am ehesten an die linke Scheitel- 
gegend gedacht werden (anfünglich waren sensorisch-aphasische Störungen 
vorhanden, sowie auch eine Schwäche des rechten Mundfazialis). Vielleicht 
kommen auch diffuse Veränderungen im Gefolge einer Scharlach-Enzepbalitis 
in Frage. Jedenfalls lag die Störung im Bereiche der Assoziationen, während 
die psychischen Zentralfunktionen selbst an sich normal waren. 

Best (328) geht an der Hand seiner eigenen Erfahrungen auf die 
Theorie der Hemianopsie und der höheren Sehzentren ein. 
Er wendet sich zunächst gegen die Befunde Igersheimers, der bekanntlich 
auch bei hemianopischen Defekten Beziehungen zum blinden Fleck fand, 
Befunde, die I. selbst theoretisch nicht erklären konnte. B. ist der Ansicht, 
dass es sich hier um Täuschungen durch die übermässig verfeinerte Unter- 
suchungsmethode handelt (vgl. auch die kürzlich erschienene Kritik von Hess. 
Ref.). Überhaupt können die kampimetrischen Untersuchungen für die Ge 
sichtsfeldperipherie leicht zu Fehlern führen, weil die Gesichtsfeldbestimmung 
— durch Vermittlung der optischen Aufmerksamkeit — von der Entfernungs- 
lokalisation abhängig ist, wahrscheinlich bereits physiologisch, in hohem Grade 
aber bei Hinterhauptslappenstörungen; ein naher Reiz bewirkt hier den Ein- 
tritt einer bewussten Empfindung, während ein ferner von gleicher Ausdeh- 
nung (Winkelgrösse) für das Bewusstsein unterschwellig bleibt, einem Faktor, 
welchem das Fadenperimeter von Goldstein und Gelb (s. diesen Bericht 
1918) Rechnung trägt. — Was die Calcarina anbetrifft, so müssen wir an- 
nehmen, dass hier die Sehelemente der Deckstellen der Netzhaut zwar raum- 
lich nebeneinander liegen, aber noch selbständig sind, sie ist im wesentlichen 
nur das Zentrum für die relative binokulare Lokalisation. Für die Funktion 
des binokularen Einfachsehens z. B. müssen wir schon deswegen ein beson- 
deres Zentrum annehmen, weil bei manchen Hirnverletzungen das höhere 
räumliche Sehen und die höheren gnostischen Funktionen so gut wie unbe 
teiligt sind, bzw. unabhängig von dem Grade des Sehraumausfalles gestört 
sind und umgekehrt. Hinsichtlich der Tiefenwahrnehmung wendet sich 
B. gegen einzelne Ausführungen Poppelreuters, ist aber mit ihm darin 
einig, dass für sie ausser dem Hirngebiet, welches die stereoskopische Tiefen- 
sehschärfe regelt, auch andere Hirngebiete mitwirken, die anatomisch getrennt, 
aber benachbart liegen müssen. Eine Doppelversorgung der Makula kann 
kaum noch aufrecht erhalten werden, wohl aber mag das kortikale Makula- 
gebiet eines gewissen Schutzes nicht entbehren. B. weist darauf hin, das 
auch bei kortikaler Anästhesie die nach der Mitte gelegenen Teile (Gesicht, 
After usw.) oft verschont bleiben. Die Lage der Makula am hinteren Pole 
bleibt noch immer unsicher. B. geht dann noch, um die oben angeführte 
beschränkte Funktion der Calcarina näher zu begründen, auf die höheren 


VI. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 133 


optischen Funktionen ein: optische Raumwahrnehmung (Richtungs- und 
Tiefenlokalisation, Grössenschätzung, Bewegungssehen), Farbenwahrnehmung, 
die optische Formenwahrnehmung und die optischen motorischen Reak- 
tionen (Fusionsbewegungen usw.) und nimmt hier im einzelnen zu den 
Ausführungen Poppelreuters Stellung. Der optischen Apraxie kommt 
wahrscheinlich nicht der Wert eines selbständigen Krankheitszeichens zu, 
vielmehr handelt es sich wohl nur um Störungen, die abhängig sind von 
den bereits erörterten Ausfallserscheinungen im Sehzentrum, vor allem viel- 
leicht von der fehlerhaften optischen Lokalisation. Es würde zu weit führen, 
auf die vielen interessanten hypothetischen Einzelheiten einzugehen. Jedenfalls 
meint B., dass man wohl annehmen dürfe, dass die scheitelwärts gelegenen 
Partien zwischen hinterem Pol und Calcarina einerseits und den Zentren für 
Lageempfindung und Tasten andererseits ein sicheres optisch räumliches 
Zentrum bilden. Hinsichtlich des Farbenkontrastes hält es B. noch für zweifel- 
haft, ob die Wechselwirkung nur in den zentralsten Partien stattfindet, wie 
Brückner neuerdings annimnit, oder ab nicht doch vielmehr der Kontrast 
ausserdem auch peripher stattfinden kann. Auf jeden Fall ist es nunmehr 
wohl möglich, die Zurückhaltung Herings gegenüber einer Lokalisierung- 
physiologisch-optischer Funktionen innerhalb der Sehsinnsubstanz aufzugeben. 
Für die Hirnlokalisation der höheren Sehstörungen kann man jedenfalls jetzt 
ala Fortschritt bezeichnen die Trennung der Calcarinahalbblindheit von den 
räumlichen Sehstörungen einerseits, der optischen Agnosie anderseits. 

Eine Eigenbeobachtung von Lichtempfindung durch Schall teilt 
Haenel (331) mit. Wenn er abends im Halbschlaf liegt und neben sich 
Husten hört, so hört er nicht nur die einzelnen Hustenstösse, sondern er 
nimmt gleichzeitig Lichtblitze im Gesichtsfeld wahr, die nicht nur zeitlich 
genau mit den Hustenstössen zusammenfallen, sondern auch mit der Intensität 
der Schallempfindung parallel gehen. Dieser doppelte Parallelismus beweist 
den ursächlichen Zusammenhang. Für die Irradiation der Erregung auf die 
Sehbahn bildet der Schlummerzustand offenbar ein disponierendes Moment. 
H. sieht die Beobachtung als ein Zeichen dafür an, dass der Schlaf nicht 
nur eine Herabsetzung; sondern in gewissen Zeiten auch eine Steigerung der 
zentralen Erregbarkeit mit sich bringen kann. 

Zu dem Sehenlernen Blindgeborener bzw. frühzeitig Erblin- 
deter bringt Reissmann (335) einen Beitrag. Die 18jährige -Patientin 
hatte im 3. Lebensjahre das eine Auge durch eine Verletzung verloren und 
war auf dem anderen infolge sympathischer Ophthalmie nahezu erblindet 
(Handbewegungen vor dem Auge). Es bestand lebhafter Nystagmus. 10 Tage 
nach der Extraktion der Katarakt, die auf diesem Auge bestand, wurden Farben 
erkannt, das Erkennen und Unterscheiden von Gegenständen war dagegen 
noch ausserordentlich erschwert. Obwohl die Gegenstände gesehen und auch 
hre Richtung richtig angegeben wurde, konnte sich die Patientin 5 Wochen 
nach der Operation noch nicht mit Hilfe ihres Gesichtssinnes allein bewegen. 
Der Nystagmus war beim Fixieren des Auges zeitweilig ganz verschwunden. 
Die Erfahrungen an diesem Falle decken sich demnach vollkommen mit den 
bisherigen der Literatur, die in der Arbeit berücksichtigt wird. 

Bussy (330) berichtet in einer Reihe von Fällen über Beobachtungen 
von Pseudo-Hemeralopie bei Soldaten, die sich bei Nacht wie Ein- 
äugige verhielten. In 2 Fällen war die Störung auf eine reflektorische 
Starre und Verengerung der Pupille des einen Auges zurückzuführen, es 


Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. x 


134 Bericht über die Leistungen und Fortschritte .der Augenheilkunde. 


fehlte deshalb die Erweiterung der Pupille bei herabgesetzter Beleuchtung 
auf diesem Auge, so dass der quantitative Lichteinfall infolgedessen vermindert 
war. In den beiden anderen Fällen war einseitige Chorioiditis die Ursache 
der Störung. Cause. 

Nachtblindheit nach Kampfgaserkrankung beobachtete 
Jess (333) bei 4 Fällen. Bei dreien konnte der Zusammenhang mit der 
Gasvergiftung schon deswegen als zweifellos angesehen werden, weil es sich 
um Leute handelte, welche lange Zeit vorher im Felde waren und stets gutes 
Dunkelsehen besessen hatten, während die Hemeralopie gleich nach der Gas- 
vergiftung festgestellt werden konnte. Das Gesichtsfeld wies mehrere Male 
ein Ringskotom auf. Die Verengerung der Farbengrenzen für Gelb, welche 
von Jess für charakteristisch bei Hemeralopie angesehen wird, war auch 
hier nachweisbar. Die Adaptationskurve zeigte eine erhebliche Verzögerung 
im Adaptationsverlauf, sowie einige Male auch eine Schwellenerhöhung aın 
- Ende der Adaptation. Hintergrundsveränderungen waren — mit Ausnahme 
des letztbeschriebenen Falles, der an einer Neuroretinitis gelitten hatte (aber 
erst 6 Monate nach der Gasvergiftung in eine Augenstation gekommen war) — 
‘angedeutet in Gestalt von kleinsten Gefiisseinscheidungen an der Pupille 
sowie einigen chorioiditischen Herden in der Peripherie. Ihre Bedeutung für 
die Hemeralopie mag noch dahingestellt bleiben. Jess vermutet, da Netz- 
hautblutungen mehrfach bei Gasvergiftungen beobachtet wurden, Gefässver- 
änderungen der Choriocapillaris und Retina mit ödematöser Durchtränkung 
der äusseren Netzhautschichten. 

Wessely (348a), der bereits im ersten Kriegsjahre im Felde Gelegen- 
heit hatte, Beobachtungen über die sog. Kriegshemeralopie zu sammeln, 
hat in der Heimat sein Material reichlich erweitern können, da ihm während 
der ganzen späteren Kriegszeit sämtliche einschlägigen Fälle eines Korps- 
bereichs zur Untersuchung und Beobachtung zugeführt wurden. Dabei be- 
stätigte sich, dass es sich bei dem, was als Kriegsanachtblindheit eingewiesen 
wurde, in der weitaus überwiegenden Zabl um schon von Hause aus ins Feld 
mitgebrachte Störungen handelte, eine Ansicht, die vom Vortragenden schon 
auf dem Ophthalmologenkongress in Budapest im Jahre 1916 vertreten und 
nach den Untersuchungen von Birch-Hirschfeld, Loehlein u.a. später 
wohl allgemein anerkannt wurde. Nach einem einleitenden Überblick über 
die Physiologie des Adaptationsvorganges betont W. hinsichtlich der Unter- 
suchungsmethodik aufs neue, dass nur durch fortlaufenden Vergleich mit den 
gleichzeitigen Prüfungsergebnissen einer Kontrollperson von normaler Adaptation 
jeweils ein richtiges Urteil über den Grad einer Adaptationsstörung zu erhalten 
ist. Zwei Forderungen sind daher an jedes Untersuchungsverfahren, wenn es 
brauchbar sein soll, zu stellen. Erstens muss es durch gute quantitative 
Abstufung der Helligkeit des dargebotenen Sehobjekts gestatten, den Vorgang 
der Dunkelanpassung (von der stärksten Helladaptation angefangen) durch 
längere Zeit fortlaufend zu messen, zweitens muss es der Beobachtung einer 
zweiten unter den gleichen äusseren Bedingungen stehenden Person dauernd 
zugänglich sein. In Rücksicht auf die verschiedene Adaptationsbreite in den 
einzelnen Spektralbezirken haben dabei neben weissen zweckmässig auch farbige, 
vor allem rote und blaue Reizlichter zur Anwendung zu gelangen. Die Eın- 
haltung dieser Prinzipien ist wichtiger als die Frage, welcher von den vielen 
in jüngster Zeit angegebenen Apparaten zur Anwendung gelangt. Untersucht 
man in der geschilderten Weise und zwar jeden Fall wiederholt, so scheiden 
sich die wegen Kriegsnachtblindheit zur Prüfung kommenden Fälle in zwei 


VI. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 135 


grosse Gruppen. Die erste umfasst die echten Hemeralopien und zwar sowohl 
die sog. „idiopathische“, d. h. ohne pathologischen ophthalmoskopischen Befund, 
als diejenige bei Retinitis pigmentosa sowie überhaupt bei jeder Art von 
ophthalmoskopisch nachweisbarer tapeto-retinaler Degeneration. Es sind das 
also diejenigen Krankheitsbilder, die uns schon vor dem Kriege geläufig waren, 
unter denen nur vielleicht die Häufigkeit des Vorkommens der sog. idiopathischen 
Hemeralopie noch nicht genügend gewürdigt war. Neben dieser ersten Gruppe 
findet sich nun eine zweite und zwar die weitaus grössere Zahl von Fällen 
umfassende, bei der keine hochgradige Störung des Adaptationsverlaufs, sondern 
nur eine gewisse Minderwertigkeit der Dunkelanpassung vorhanden ist. Sie 
unterscheidet sich von der ersten Gruppe dadurch, dass nicht wie dort nach 
Übergang vom Hellen ins Dunkle die Empfindlichkeitssteigerung der Netz- 
haut hinter der des Normalen mehr und mehr zurückbleibt, sondern dass 
die Adaptation in ihrem Verlaufe mit der des Normalen im wesentlichen 
parallel läuft nur mit einer um das zwei- drei- oder mehrfache erhöhten Reiz- 
schwelle; d. b. es muss während des ganzen Verlaufes der Dunkelanpassung 
das Reizlicht im Vergleich zum Schwellenwert des Normalen jeweils um das 
gleich vielfache an Lichtstärke erhöht werden, um wahrgenommen zu werden, 
und zwar annähernd gleich, in welchem Spektralbereich untersucht wird. Vor- 
tragender hat deswegen für diese Art von Störungen den Namen „Schwellen- 
erböhung‘“ vorgeschlagen, da es sich mehr um eine blosse Minderwertigkeit 
der Adaptationsfahigkeit als um eine essentielle Schädigung bandelt. Der- 
artige Schwellenerhöhungen finden sich häufig bei Refraktionsanomalien höheren 
Grades, sie sind aber nicht unbedingt an solche gebunden. Auch bei hoch- 
gradiger Anisometropie lässt sich bisweilen eine entsprechende Differenz der 
Reizschwellen beider Augen bei der Adaptation feststellen. Von den echten 
Hemeralopien unterscheiden sich die mehr physiologischen Minderwertigkeiten 
der Adaptation des weiteren noch dadurch, dass der Abfall der Netzhaut- 
empfiudlichkit nach der Peripherie hin bei ihnen annähernd im gleichen 
Verhältnis wie beim Normalen verläuft, so dass diese Fälle, ihre einmal vor- 
handene Schwellenerhöhung in Rechnung gezogen, binsichtlich des Gesichts- 
feldes bei herabgesetzter Beleuchtung nicht weiter beeinträchtigt sind, während 
bei echten Hemeralopien meist eine unverhältnismässige Einengung festzu- 
stellen ist. Zur Prüfung dieser Erscheinung bedarf 'es besonderer instrumen- 
teller Vorkehrungen, die Vortragender demonstriert. Die besten Dienste leistet 
auch hier wieder die Kontrolle. durch die Gesichtsfeldgrenzen einer normalen 
Person unter den gleichen Adaptationsbedingungen, wobei die Lichtstärke 
des frei geführten Sehobjekts nach den Seiten beider Beobachter hin durch 
die Apparatur in verschiedener Weise innerhalb weiter Grenzen abgestuft 
werden kann. Die Aufnahme der Gesichtsfeldgrenzen für farbige Objekte 
im Tageslicht ist dagegen für die Differentialdiagnose nicht verwertbar. Lassen 
sich so unter den Störungen der Adaptation zwei getrennte Typen unterscheiden, 
so soll damit keineswegs gesagt sein, dass nicht Übergänge zwischen beiden 
Formen bzw. Zwischenstufen vorkommen. Dies ist vielmehr der Fall. Es 
wird darum in Zukunft auch ganz besonders darauf zu achten sein, ob schnell 
sich bessernde Hemeralopien (wie z.B. die Frühjahrshemeralopie) in ihrem 
letzten Stadium vor dem Verschwinden das Bild blosser Schwellenerhöhungen 
geben können. Dagegen erklären sich die physiologischen Minderwertigkeiten 
nicht etwa, wie von anderer Seite vermutet worden ist, durch eine geringere 
Durchsichtigkeit der optischen Medien, denn selbst so intensive Schichtstar- 
trübungen der Linse, dass durch sie das Sehvermégen auf !/s bis !/s der 


x* 


136 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Norm herabgesetzt wird und das ophthalmoskopische Bild sehr stark getrübt 
und lichtschwach erscheint, bedingen erst höchstens eine zweifache Erhöhung 
der Reizschwelle. Nicht so sehr auf die Wesensverschiedenheit zwischen 
Schwellenerhöhungen und echten Hemeralopien legt demnach Vortragender 
Gewicht, da letzten Endes bei beiden eine Störung desjenigen Vorganges im 
Neuroepithel anzunehmen sein dürfte, welcher der Dunkelanpassung zugrunde 
liegt, als vielmehr darauf, dass diese früher nicht genügend bekannten geringen 
Minderwertigkeiten in ihrer Art richtig erkannt und beurteilt werden. In welcher 
Weise sich nun die beiden Hauptgruppen auf das Gesamtmaterial von sog. 
Kriegsnachtblinden verteilen, darüber vermag die folgende Statistik von 135. 
vom Vortragenden selbst eingehend und wiederholt untersuchten Fällen ein 
Bild zu geben. 


135 Fälle sog. Kriegsnachtblindheit. 


Bei der Prüfung der Adaptation erwiesen sich durch den ganzen Verlauf als 


völlig normal: 5 Fälle. 
An frischer Funduserkrankung (Chorioiditis, Neuritis) litten 2 Fälle. 














= 


Schwellen- Idiopath. Retinitis pig-, Simulation 
erhöhungen Hemeralopie mentosa et | u. Aggrav. 
91 Fälle 20 Fälle |alb. 7 Fälle’ 8 Fälle 
Durch- | Darch- | Durch- | Darch- 


schnittsalter schnittsalter 'schnittsalter schuittsalter 
32 Jahre 26 Jahre 25 Jahre | 28 Jahre 





Minderwertigkeit der Adapta- 
































| l Die Angaben 
tion bis 3 fach 06 | 0 | 0 wechseln 
Š E 23 0 0 beim Einzel- 
5 10 , | 12 | 0 | 0 nen zwischen 
» 10, | 0 | 3 1 10 a. 10000 
„ 4000 , | 0 | 17 | 6 fach 
Emmetropie oder geringe | | ! 

Ametropie | 46 | 15 | 7 7 
Myopie tiber 3 Dioptrien 21 5 i 0 0 
Hyperopie über 3 Dioptrien | 10 0 | 0 ] 
starke Anisometr. oder 1 Auge , | 

amblyop. oder fehlend - |. 14 0 | 0 0 
pe ae ee pre ul, Wee ee at ee Er E 
Nystagmus | 0 | 3 0 | 0 
Normaler Fundus | 87 20 0 | 8 
Papille vielleicht etwas blass | 2 0 4 Fälle Reti- 0 

initis pigment. 
Stärkere Pigmentver- | 3 Falle l — 

schiebungen | 2 0 dus griseus | 0 
Der Störung sich vor dem 

Kriege bewusst 44 : 19 | 6 4 
Erst nach Einziehung in Gar- | | 

nison bemerkt 3 | 0 | 0 0 
Erst im Felde bemerkt 32 | 1 Ä 1 4 
Angeblich im Felde oder in ` | 

Gefangenschaft erworben 9 0 | 0 | 0 
Nach Verwundung oder Er- | 

krankung erst nach Ent- | 

lassung aus dem Lazarett 

bemerkt 3 | 0 0 0 


VII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 137 








Schwellen- | Idiopath. |Retinitis pig- Simulation 
erhöhungen Hemeralopie | mentosa et | u. Aggrav. 
91 Fälle 20 Fälle | alb. 7 Fälle 8 Fälle 
Durch- Durch- ` Durch- Durch- 
schnittsalter | schnittsalter 'schnittsalter | schnittsalter 
82 Jahre | 26 Jahre | 25 Jahre | 28 Jahre 


— —— — m nn i 
$ 


¥ 














Allgemein völlig gesund 80 20 | 7 | 8 














Mit Klagen über starke Ge- 
wichtsabnahme, Erschöpf- 
ung oder Allg.-Krankheiten | 
oder ausgesprochene Neur- | | 


i 





asthenie 11 | 0 | 0 0 
ha eee Ne ee ie es ee eee cag ge en 
Störung sicher nicht familiär | 84 | 7 | 4 | 6 

: vielleicht z i 7 | angeblich 
> sicher eo: I T ı 3 ı 


1 Fall von Blendungs-Hemeralopie und 1 mit Xerosis conjunctivae und schneller 
Besserung sınd nicht in die Tabelle aufgenommen. 

3 Fälle von Schichtstar mit ausgedehnter und dichter Trübungszone, die zur 
Herabsetzung der Sehschärfe auf t's und !/s geführt hatte, hatten nur eine Schwellen- 
erhöhung von 1'/: bzw. 2. 

Die 12 Fälle mit Scliwellenerhéhung über 5 fach setzen sich zusammen: 2 starke 
Hyperopien, 1 Myopie von 20 Dioptrien, 1 in Gefangenschaft erworben, 5 Neurasthe- 
nie (nach Magenleiden, nach Kopfschuss usw.); 2 starker Gewichtsverlust, nur 1 bei 
sonstiger Gesundheit und Emmetropie (erst im Heimatdienst Aggr.?). 

Die 11 »erworbenen« Fälle von Schwellenerhöhung setzen sich zusammen: 
2 in Gefangenschaft (in Marokko und in den Erzgruben Südrusslands), 1 nach Minen- 
explosion, 1 nach Verschüttung, 1 nach der Sommeschlacht, 1 nach Kopfschuss; die 
übrigen nach Erkrankung (Magenleiden, Lungenspitzenkatarrh, starkem Gewichts- 
verlust kombiniert mit neurasthenischen Erscheinungen). 8 von diesen gehören zur 
Gruppe über 5 fach. Š 

Eine Besserung der Adaptationsstörung im Gefolge des Lazarettaufenthalts 
mit seiner Ruhe und guten Ernäbrung war in keinem der 114 in der engeren Tabelle 
aufgeführten Fälle zu beobachten, auch nicht nach einer eingeleiteten Dunkelkur. 

Die Tabelle erläutert also in jeder Beziehung das vom Vortragenden 
Gesagte und lässt erkennen, wie weit bei den in Rede stehenden Störungen 
die geringen Minderwertigkeiten überwiegen. Wie stark aber auch sie für 
ihren Träger die Orientierung im nächtlichen Gelände erschweren, das bat 
Vortragender durch geeignete praktische Versuche unter eigener Kontrolle 
mittels Aufsetzens lichtabsorbierender Gläser wiederholt nach den verschiedensten 
Richtungen bin erprobt. Was endlich die Simulation solcher Störungen an- 
betrifft, so kann ihre Entlarvung unter Umständen trotz Anwendung ver- 
schiedener den Untersuchten irreführender Vorrichtungen schwierig sein. 

(Autoreferat.) 


VII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 
Ref.: Köllner. 

*349) Behr: Über Kurzsichtigkeit bei Affen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 62. S. 412. 

*350) Demoll: Die Akkommodation des Alciopidenauges. Pfligers 
Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 176. H. 3/4. S. 113. 

*351) Dinger: Der Einfluss der Kopfhaltung auf das Auge und die 
Myopiegenese. Graefes Arch. Bd. 100. S. 78. 

*352) Derselbe: Die Tiefe der Corneoskleralrinne und die Emmetropi- 
sation. Graefes Arch. f. Ophth. Bd. 100. S. 110. 


- 


138 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


: *858) Fuchs, E.: Myopische Augen mit dicker Sklera, Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 62. S. 429. 
*354) Derselbe: Über nasalen Konts. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. 


*355) Kestenbaum: Fünf Fälle von Akkommodationsparese mit äusseren 
Augenmuskelstörungen. Ophth. Gesellsch. in Wien. 10. März 1919. 

*356) Levinsohn: Zur Frage der künstlich erzeugten Kurzsichtigkeit 
bei Affen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 794. 

*357) Rönne; Astigmatismusbestimmungen bei hohen Ametropien. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 142. 

*358) Weisfelt, W. A.s Over den invloed der Heterophorie op de 
accommodatiebreedt. Proefschrift Utrecht. (Über den Einfluss der Hetero- 
phorie auf die Akkommodationsbreite.) Dissert. 

*359) Wibaut, F.: Refractietoeneming in schemerdonker (Zunahme der 

Refraktion in der Dämmerung). 55. Vers. Nederl. Oogh. Gezelschap 1919. 


Bei 125 Personen mit guter Sehschärfe bestimmte Weisfelt (358) 
die monokulare und binokulare Akkommodationsbreite. Der 
Nahepunkt wurde bestimmt mittelst feinster Druckschrift (D= 0,5). Die Be- 
stimmungen wurden wiederholt, bis die Werte um weniger als !/2 cm variierten. 
Die Beleuchtung war diffuses Tageslicht (nachmittags im Sommer). Zu 
gleicher Zeit wurde die Ruhelage der Augen bestimmt, nach Korrektion 
etwaiger Refraktionsanomalien. Dies geschah durch Bestimmung des Prismas, 
durch welches die mit Maddoxstäbchen nachgewiesene Heterophorie korrigiert 
wurde. (Weshalb keine Tangentenskala benutzt wurde, ist nicht ganz ver- 
standlich.) Die Bestimmungen fanden nur in einer Entfernung von 1 Meter 
statt. Die in dieser Weise bestimmte Akkommodationsbreite war im allge- 
meinen etwas grösser als die durch Donders und Duane angegebene. Die 
Grade der Esophorie und Exophorie stimmten bei Emmetropen und Hyper- 
metropen leichteren Grades mit den Befunden von Bielschowsky und 
Roelofs überein. Heterophorien von pathologischer Bedeutung fand er 
nicht, Vergleicht man die Akkommodationsbreite von 25 Untersuchten im 
Alter von 15—18 Jahren mit der mittleren Akkommodationsbreite im selben 
Alter, so scheint kein Unterschied vorzuliegen. Nach der Meinung des Ref. 
ist es jedoch fraglich, ob die geringe Zahl der Untersuchten überhaupt sichere 
Schlüsse zulässt. W eve. 

Fünf Fälle von Akkommodationsparese im Verein mit äusseren 
Augenmuskelstörungen beobachtete Kestenbaum (355) im Verlaufe von 
14 Tagen. Die äusseren Augenmuskelparesen erstreckten sich sämtlich auf 
den Bereich des Okulomotorius. Die Ätiologie war vollkommen unklar. Wasser- 
mann war negativ. Die auffällige Häufung lässt vermuten, dass entweder 
die Influenzaepidemie oder die jetzigen Ernährungsverhältnisse als Ursache 
verantwortlich zu machen sind. Gegen die erstere Annahme würde nach Ke. 
Ansicht sprechen, dass nur in zwei Fällen etwas Fieber, in keinem irgend- 
wie nachweisbar Grippesymptome bestanden. 

Über die Akkommodation des Alciopidenauges hatte Hess 
kürzlich neue Untersuchungen veröffentlicht. Demoll (350) hält demgegen- 
über seine frühere Auffassung aufrecht. Sie unterschied sich von der H ess- 
schen dadurch, dass D. der Glaskörperdrüse normalen Drüsencharakter zu- 
schreibt, während Hess eine zum mindesten teilweise Anfüllung der Drüse 
mit Glaskörpersubstanz fand, und dass D. unter dem Einflusse der Tätigkeit 


VII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 139 


der meridionalen Muskelfasern eine Verringerung des Querdurchmessers des 
Auges und eine Verlängerung der Augenachse annimmt. 

Wiebaut (359) bestimmte die zuerst von Beraneck und Verrey 
beschriebene Zunahme der Refraktion in der Dämmerung bei 
seinen eigenen Augen und fand nicht weniger als 1!/2 D. Skiaskopisch 
war die Zunahme jedoch nicht nachzuweisen. Atropin und Pilokarpin oder 
stenopäische Öffnung übten keinen Einfluss aus. Die Erscheinung tritt auf 
in den ersten Minuten der Dunkeladaptation, wird in den nächsten Minuten 
deutlicher und bleibt bei weiterer Dunkeladaptation konstant. Versuche mit 
monochromatischem Lichte zeigen, dass die Erklärung zum Teil (etwa 1 D.) 
durch die Helligkeitsänderungen von Strahlen verschiedener Wellenlänge 
(Purkinjes Pbänomen) im Verein mit der chromatischen Aberation des 
Auges gegeben ist. Für 7 Untersuchte reicht diese Erklärung vollständig 
aus. Für den Verfasser selbst wäre die von Ogatha und Weymouth 
aufgestellte Hypothese zur Hilfe zu rufen, nämlich eine tiefere Lage der bei 
Dunkeladaptation benutzten, parafovealen Netzhautteile. Weve. 

Straub hat bekanntlich vor allem neuerdings die Lehre von der 
Emmetropisierung der Augen vertreten und ausgeführt, dass hierbei 
Ziliarmuskel und intraokularer Druck gewissermassen Antagonisten sind. Da- 
durch muss sich die Sklerokornealrinne ausgleichen, und die Tiefe der Sklero- 
kornealrinne kann für die geringere oder stärkere Zonulaspannung geradezu 
als Mass dienen. Dinger (352) hat nun Messungen über die Tiefe der 
Rinne ausgeführt und fand zunächst bei 29 Myopen im Durchschnitt in der 
Tat eine seichtere Korneoskleralrinne, ala bei 21 Emmetropen, während bei 
Hypermetropen die Rinne noch tiefer war (10 Fälle). Diese Ergebnisse würden 
‘demnach für die Straubsche Theorie sprechen, allerdings ist zu beachten, 
dass schon die Fehlergrenzen bei der Messung ziemlich bedeutende waren. 
(Die Versuchsperson wurde mit Hilfe eines Beissbrettes ruhiggestellt, an dem 
seitlich ein photographischer Apparat befestigt war, der eine Profilaufnahme 
ermöglicht. Die photographischen Bilder wurden vergrössert und ausgemessen). 
D. hat aber dann weiterhin Kontrolluntersuchungen über Hornhautdurchmesser 
und -Radius dieser Augen vorgenommen, und dabei doch gefunden, dass sich 
ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Tiefe der Rinne und der Refrak- 
tion nicht nachweisen liess. 

Im Hinblick auf die bekannten Lewinsohnschen Versuche hat 
Behr (349) in (Gemeinschaft mit Heine Untersuchungen über Kurz- 
sichtigkeit bei Affen vorgenommen. Es wurden 25 Affen (f4 Makak. 
Rhesus, 9 Mangabe, 2 Paviane) skiaskopiert und ophthalmoskopiert. 4 Fälle 
hatten eine Myopie von mehr als 1 D, so dass also jeder 6.—7. Affe kurz- 
sichtig ist. Zwei der kurzsichtigen Affen wurden 14 Tage lang der Levin- 
sohnschen Hängekur unterzogen, doch liess sich eine Zunahme der Myopie 
nicht feststellen. Drei Fälle wurden sodann anatomisch untersucht. Die 
Befunde sind mit Abbildungen mitgeteilt. In einem Falle wurde eine Art 
Supertraktion an der Papille, in den beiden anderen eine Distraktion der Netz- 
haut um die Papille herum gefunden. Eine eingehende Würdigung des Be- 
fundes liess aber den Schluss zu, dass diese Veränderungen durch angeborene 
Anomalien vorgetäuscht wurden, das eine Mal durch ein abnormes Zurück weichen 
der äusseren Sklerallamellen auf der nasalen Seite der Papille, das andere Mal 
durch Bildung eines abnorm langen Skleralspornes. Die Bulbi wiesen jeden- 
falls keine Veränderung auf, wie sie der progressiven Achsenmyopie des 





140 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Menschen entsprechen. Eine Verlängerung des sagittalen Augendurchmessers 
kommt zwar vor, ist aber nicht durch Dehnung des hinteren Augenpols be- 
dingt, sondern muss als stationärer kongenitaler Zustand aufgefasst werden, 
da er auch in normalen Augen vorkommt. Die Affenmyopie gehört wahr- 
scheinlich zu den Brechungsmyopien. Somit seien die von Levinsohn aus 
seinen Untersuchungen gezogenen Schlussfolgerungen über die Entstehung 
der menschlichen Myopie hinfällig. ` 

Levinsohn (356) wendet sich gegen diese Ausführungen Behrs. 
Sie können keinesfalls als Nachprüfungen seiner eigenen Versuche angesehen 
werden; denn auch L. hatte ja bereits nachgewiesen, dass eine 14 tagige 
mehrere Stunden am Tage stattfindende Horizontalstellung von Affen, die 
- übrigens auch bei längerer Dauer in keinem Falle eine Tierquälerei darstelle, 
nur eine ganz unwesentliche künstliche Myopie erzeuge. Vielmehr ist 
hierzu eine viel längere Dauer der Horizontalstellung erforderlich. Ferner 
sei auch die Behrsche Kritik der histologischen Befunde vollkommen unge- 
eignet, die Levinsohnschen Schlussfolgerungen zu entkräften, da sie dessen 
Befunde nur ungenügend und unvollständig wiedergebe, und zum Teil schief 
beleuchte. L. entnimmt den Behrschen Befunden, dass in der Tat zwischen 
den Veränderungen bei angeborener und erworbener Myopie bei Affen wesent- 
liche Unterschiede bestehen, indem wichtige Faktoren bei den ersteren ver- 
misst werden (Verschwinden der Aderhaut im Konusgebiet, Retraktion und 
Abbiegung der Lamina elastica und des Pigmentepithels, Schlängelung der 
Sehnervenfasern), Veränderungen, welche eine plausible Erklärung nur durch 
eine Zerrung der inneren Membranen am Sehnerveneintritt zulassen. 

Mit dem Einfluss der Kopfstellung auf das Auge und mit 
dem Problem der Myopiegenese beschäftigt sich auch Dinger (351). 
Eigene Messungen bestätigten, dass beim Bücken das Auge nach vorn tritt 
und dass dessen Grösse für den Grad des Hervortretens von Bedeutung ist. 
Infolgedessen spielt bei den myopischen Augen die Schwerkraft eine grössere 
Rolle, als bei anderen. Hierin könne man eine Erklärung für das Mehr- 
nachvornliegen kurzsichtiger Augen sehen. Hierfür spricht besonders der 
Unterschied, den D. bei Anisometropen in dieser Richtung faud. Ferner 
zeigte sich, dass das langsanıe Vorsinken der Augen bei längerem Bücken, 
das D. fand, offenbar einer allmählichen Entspannung der Muskeln zuzu- 
schreiben ist, welche der nach vorn wirkenden Schwerkraft und Stauung 
gehorchen. Dieselbe Entspannung ist zu erwarten, wenn durch angestrengtes 
Sehen in kurzer Entfernung Ermüdung der Augenmuskeln eintritt, wie es 
bei Myopie besonders leicht der Fall sein kann. Als Stütze dieser Ansicht 
führt D. an, dass Bjerrum in 24 Fällen von angeborener Ophthalmoplegie 
8mal Myopie von mehr als 4 D. fand. Dinger kommt nun zu folgender 
Vorstellung hinsichtlich der Myopiegenese: Bei langdauerndem Bücken bzw. 
Vornübersitzen tritt eine Erschlaffung und Ermüdung der Augenmuskeln ein, 
wobei ein grosses Volumen des Auges, eine divergente Ruhelage usw. begün- 
stigend wirken. Nun übt normalerweise das retrobulbäre Fett einen elasti- 
schen Druck auf das Auge aus. Vermindert sich unter dem Einflusse des 
Vorsinkens dieser Fettdruck auf den hinteren Augenpol, so werde ein Aus- 
weichen des letzteren und eine Achsenverlängerung begünstigt. So sei es 
auch verständlich, dass mit dem Ende der Wachstumsperiode dieser Wachs- 
tumsreiz aufhöre und damit die Myopie stationär werde. So nähert sich der 
Verfasser wieder den Anschauungen Levinsohns. 


VIII. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 141 


Dass myopische Augen mit dicker Sklera vorkommen, wurde 
bereits von Stilling festgestellt, der daun bei derartigen Augen eine Dehnung 
der Sklera ausschloss. Fuchs (353) teilt nun zwei Fälle mit, bei denen 
ebenfalls die Sklera am hinteren Abschnitt nicht verdünnt ist (Dicke neben 
der Papille 1 bzw. 1,2 mm), bei denen jedoch auf der temporalen Seite eine 
erhebliche Aufklaffung des Skleralkanals mit Abziehung des Randes der 
Aderhaut und Herausziehung einer dreieckigen Falte von Nervenfasern aus 
dem Sehnervenkopf durch die Glashaut, im zweiten Falle ausser der Dis- 
traktion auch Supertraktion von 1/3 Papillendurchmesser bestand. Als Er- 
klärung denkt sich Fuchs, dass die Dehnung der wachsenden Sklera des 
myopischen Auges im jugendlichen Alter als Wachstumsreiz für die Neu- 
bildung skleraler Anomalien dienen könnte. 

Einen Fall von nasalem Konus konnte Fuchs (354) anatomisch 
untersuchen (Ophthalmoskopische Untersuchung und Funktionsprüfung waren 
unmöglich gewesen). Die Sklera war im ganzen zart, der Sehnerv schräg 
in die Sklera eingepflanzt, der engste Teil des konischen Skleralkanals lag 
in den inneren Skleralschichten. Die Aderbaut reichte überall bis fast an 
den Rand des Skleralloches. Dagegen hörte das Pigmentepithel auf der 
Nasenseite schon 0,5 mm (also !/s Papillendurchmesser) weit vom Rande des 
Skleralloches entfernt auf. Von der Netzhaut endete die Neuroepithelschicht 
noch weiter entfernt (fast 1 mm). An der temporalen Seite reichte das 
Pigmentepithel bis an den Skleralring, ebenso das Neuroepithel. Bemerkens- 
wert war noch, dass die Fovea ungewöhnlich weit nach der Papille zu lag 
(nur 3 mm von -der Papillenmitte entfernt). Als primäre Störung in der- 
artigen Fällen ist eine Hypoplasie der Augenhäute an der Nasenseite anzu- 
sehen. | 

Rönne (357) weist darauf hin, dass bei hohen Ametropien die 
Differenz zwischen dem kornealen Astigmatismus und dem mit Gläser 
bestimmten sehr bedeutend werden kann. R. bringt zunächst eine Tabelle, 
bei welcher für einen Glasabstand von 12 mm diese Differenz für den hyper- 
metropischen Astigmatismus berechnet ist. Hier bleibt der funktionell be- 
stimmte Astigmatismus durchgängig hinter dem kornealen zurück in wachsen- 
der Starke mit der Zunahme der Ametropie. Ist z. B. bei einem Staroperierten 
die sphärische Ametropie 13,0 D und der gefundene korneale Astigmatismus 
6,0 D, so soll das korrigierende Zylinderglas nur einen Wert von 4,0 D 
haben. Weniger bekannt ist, dass bei exzessiven Myopien das Umgekehrte 
der Fall ist. Hat man z. B. eine Myopie von 10,0 D und einen Hornhaut- 
astigmatismus von 3,0 D, so wird das berechnete korrigierende Zylinderglas 
4,0 D, also eine ganze Dioptrie stärker. Rönne gibt auch für die ver- 
schiedenen Grade des myopischen Astigmatismus eine entsprechende Tabelle. 


VIII. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 
Ref.: Köllner. 

*360) Bartels: Über kortikale Augenabweichungen und Nystagmus so- 
wie über das motorische Rindenfeld für die Augen- und Halswender. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. Juni. S. 673. 

*361) Davids: Leiden schielende Kinder unter Doppelbildern? Klinische 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 131. 

*362) Dorff: Über latenten Nystagmus. Klin. Monatsbl. Bd. 62. Juni. S. 804. 


142 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*368) Duverger (Strassburg) et Mettey: Un procédé d’avancement mus- 
culaire. Arch. d’opht. T. 86. p. 546. 

*364) Flesch: Die physiologische und pathologische Augenablenkung. 
Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 45. S. 300. 

365) Grünbaum, A.: Voorstellingen der Richting en oogbewegingen 
(Richtungsvorstellungen und Augenbewegungen). Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. 
I. Nr. 23. 

*366) Kleefeld, Myectomie avec suture en couronne pour la correction 
du strabisme. Arch. d’opht. T. 36. p. 145. 

*367) Kleyn, A. de, und C. R. J. Versteegh: Over het al of niet laby- 
rinthair ontstaan van den zogen. „Dunkelnystagmus“ en enkele andere vormen 
van Nystagmus (Über den vermeintlichen labxrinthären Ursprang des sogen. 
„Dunkelnystagmus“ und einiger anderer Nystagmusformen). 55. Vers. Nederl. 
Oogh. Gezelschap 1919. 

' *368) Levy-Suhl: Zwei Fälle von Syringomyelie bezw. Syringobulbie 
mit Nystagmus. Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. 45. H. 1. 

*369) van Lint: Avancement musculaire avec suture de renforcement 
a l'insertion du muscle. Arch. d’ophth. T. 36. p. 551. 

*370) Meyerhof: Toxische Abduzenslähmung nach Grippe. Med. Klinik 
Nr. 39. S. 977. o ; 

*370a) Ohm: Über die Beziehungen der Augenmuskeln zu den Ampullen 
der Bogengänge beim Menschen und Kaninchen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 62. S. 289. 

*371) Quix: Het Verband tusschen de Richting van den oognystagmus 
en de prikkel in een bepaald halfcirkelvormig kanaal (Die Beziehung zwischen 
der Richtung des Augennystagmus und dem Reiz in einem bestimmten Bogen- 
gang). Nederl. Keel-Neus-Oorheelk. vereenig. 22. u. 23. März 1919. 

372) Rosenbaum: Herpes zoster. Berlin. med. Gesellsch. 23. Juli 1919. 
(Fazialis- und Abduzenslähmung im Gefolge eines Herpes zoster facialis.) 

*373) Uhthoff: Ein Fall von extrem hochgradigem paralytischen Ein- 
wärtsschielen beider Augen und seine operative Behandlung. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 63. S. 7. 

*374) Velter: Ophthalmoplegie externe bilaterale traumatique. Arch. . 
d’ophth. T. 36. p. 611. 

*375) Verwey, A.: Particnlarites de lacte de fixer un objet et une 
methode facile pour les observer directement. Arch. Neerland. de physiol. de 
l'homme et des animaux III. 


Gibt man nach Griinbaum (365) einer Versuchsperson den Auftrag 
sich eine deutliche Vorstellung zu bilden von einem über, unter, rechts oder 
links von ihm lokalisierten imaginären Körper (Kreuz, Kugel), so geht der 
Lokalisierung der Vorstellung immer eine Augenbewegung in 
der angegebenen Richtung voran. Gibt man den Versuchspersonen den Auf- 
trag, diese Bewegungen zu unterdrücken, so stellt sich öfter ein Nystagmus ein, 
und die Untersuchten beklagen sich über die Schwierigkeit sowohl der Vorstellung 
des Objekts als der Lokalisation. G. schliesst hieraus, im Gegensatz zu der 
Meinung Jaspers, dass der Vorstellungaraum mit dem Beobachtungsraun 
zusammen fallt. Weve. 

Flesch (364) gibt einen kurzen allgemeinen Überblick über die Augen- 
bewegungen im Schlaf bei frühzeitig Erblindeten und die konjugierte 


IX. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 143 


Deviation, die ophthalmologischerseits nichts wesentlich Neues bringen. Er- 
wähnt sei, dass Fl. das Bellsche Phänomen als eine Mitbewegung der Heber 
mit dem erschlaffenden Levator palpebrae auffasst. Dafür sei folgender Ver- 
such beweisend: Heisst man ein Individuum die Lider krampfhaft schliessen 
und verhindert dies gleichzeitig, indem man die Oberlider mit den Daumen an 
den Orbitalrand presst, so bleibt das Phänomen aus, weil eben die Levatoren 
in antagonistische Kontraktion geraten, daher nicht zu erschlaffen vermögen. « 

Bartels (360) hat während seiner Tätigkeit im Felde Material über 
die kortikalen Augenabweichungen und über das motorische 
Rindenfeld für die Augen- und Halswender sammeln können. Auf 
Grund seiner Beobachtungen, die durch 7 Krankengeschichten erläutert sind, 
kommt für die Augenbewegungen als motorisches Rindenfeld allein die 
Gegend vor dem oberen und mittleren Teil der Zentralwindungen in Betracht, 
und zwar höchst wahrscheinlich die mittlere Stirnwindung (nur in einem Falle, 
bei welchem die Sektion fehlte, blieb die Frage unentschieden). B. schliesst 
sich somit den Ansichten Steinerts und Bings an. B. konnte diese Be- 
funde auch durch zahlreiche negative Beobachtungen bestätigen: Er hatte 
eine grosse Anzahl verschiedenster Hirnverletzungen anderer Rindenbezirke 
gesehen, ohne bei ihnen jemals Störungen der Augenbewegungen durch 
Lähmung oder Reizung zu finden. B. betont besonders das Fehlen von 
Augenbewegungsstörungen bei Scheitellappenverletzung, bemerkt dabei aber, 
dass möglicherweise hier das Zentrum für die gewollten Augenbewegungen 
liegen könne. B. hat unter anderem besonders darauf geachtet, ob — ähn- 
lich wie bei der Ohr-Augen-Ablenkung — ein Auge stärker abweicht als 
das andere. Während Levinsohn experimentell am Affen derartige Be- 
obachtungen gemacht hat, konnte B. bei seinen Fällen nichts Derartiges be- 
merken, hält jedoch das Vorkommen einer Differenz für durchaus möglich, 
wenn sie vielleicht auch nicht so stark ist, wie die vom Vestibularapparat 
ausgehende Was den Grosshirnnystagmus anbetrifft, so sind die von 
Ohm beschriebenen Fälle nicht eigentlicher Rindennystagmus, sondern ein 
funktioneller (psychogener) Nystagmus. B. unterscheidet: 1. einen reinen 
kortikalen Nystagmus infolge direkter Reizung des motorischen Rindenfeldes, 
2. den Rindenfixationsnystagmus: a) bei kortikaler Reizung, b) bei Lähmung 
der Seitenwender, 3. den Einfluss der Veränderung des Grosshirntonus der 
Augenmuskeln auf den labyrinthären Nystagmus. Den rein kortikalen 
Nystagmus sah B. in 2 Fällen; er war nach der Seite der Ablenkung ge- 
richtet und entsprach etwa den meist gleichzeitigen Zuckungen in der Ge- 
sichtsmuskulatur. Dem Aussehen nach ist er dem Ohrnystagmus sehr ähn- 
lich, doch ist beim Hirnrindennystagmus die schnelle Phase das Primäre. Im 
allgemeinen dauert der letztere aber nicht lange an, so dass man bei länger 
bestehendem Nystagmus immer den Verdacht des vestibulären Ursprungs haben 
muss. Der Rindenfixationsnystagmus entsteht aus einem Wettstreit zwischen 
Rindentonus der Seitenwender und Fixationsbestreben, wobei die latente Ab- 
weichung sowohl auf Reizung, als auch auf Schwäche der Seitenwender beruhen 
kann. Einen Einfluss der kortikalen Blicklihmung auf den labyrinthären 
Nystagmus endlich sah B. in einem Falle: Es bestand Blicklähmung nach 
rechts und eine ausserordentliche Steigerung des Nystagmus. Schon nach 
einer geringen Kopfdrehung trat heftiger Nachnystagmus nach links auf. Der 
Nachnystagmus nach rechts fehlte vollkommen. Eine kortikale Blicklähmung 
übt also einen doppelten Einfluss auf den vestibulären Nystagmus aus. Dieser 


144 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


ist nach der Gegenseite enorn gesteigert, während er nach derselben Seite 
fehlt, zum mindesten seine schnelle Phase. 

Über die Beziehungen der Anipullen der Bogengänge zum 
Bewegungsapparat der Augen bei Mensch und Kaninchen gibt 
Ohm (370a) eine zusammenfassende Übersicht über die bisher be- 
kannten experimentellen und klinischen Tatsachen und gibt im Anschluss 
daran ein Innervationsschema. Wenn auch noch bei vielem die Bestätigung 
weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben muss, so wird doch allen, die 
sich mit der Frage beschäftigen, eine derartige Hypothese das Verständnis 
erleichtern. Der Grundplan der Augenbewegungen liegt in den Beziehungen 
zwischen Agonisten und Antagonisten. Wahrscheinlich besteht in der mittleren 
Ruhelage eine gleichmässige Spannung aller Muskeln. Bei Ausführung einer 
Bewegung erhöht sich die Spannung der Agonisten, während die der Antagonisten 
abnimmt. Beide werden nun von der gleichen Ampulle innerviert; neben 
dem Externus sitzt der Internus, neben dem Rectus super. der Rectus infer., 
neben dem Obliquus super. der Obliquus infer. Die Endolymphbewegung, 
welche die Zusammenziehung des Agonisten bewirkt, führt gleichzeitig auch 
zur Erschlaffung des Antagonisten (Gesetz der räumlichen Verbindung der 
Antagonisten). Jede Ampulle versorgt nur zwei Muskeln (Antagonisten) (Ge 
setz der Exklusivität). Alle Augenmuskeln sind doppelt vertreten, auf jeder 
Seite einmal und zwar an den Symmetrieampullen (Gesetz der doppelten Inner- 
vation). Ihre Erregung erfolgt immer durch die gleiche Lympbbewegung, die aber 
in bezug auf die Ampullen entgegengesetzt ist. Jede Ampulle innerviert in- 
folgedessen 4 Augenmuskeln, 2 des rechten und 2 des linken Auges, und zwar: 
an die rechte seitliche Ampulle gehört der rechte R. int. und der linke R. ext, 
als Linkswender, der rechte R. ext. und der linke R. int. als Rechtswender 
zusanımen. An die rechte obere Ampulle gehören der rechte R. infer. und 
der linke Obliq. sup., als Rechtssenker, der rechte R. sup. und der linke 
Obliq. inf. als Rechtsheber vereint. An die rechte untere Ampulle gehören 
der rechte Obliq. inf. und linke R. sup. als Linksheber, der rechte Oblig. 
sup. und linke R. inf. als Linkssenker. Links liegen die Verhältnisse ent- 
sprechend. Auf den 4 Synergisten baut sich noch ein höherer Mechanismus 
auf, der 8 Muskeln umfasst. Die 4 Muskeln einer senkrechten Ampulle 
treten mit 4 Muskeln sowohl einer Spiegelbild- wie Nachbarampulle in ge 
meinsame Tätigkeit: Die Synergisten der Spiegelbildampullen besorgen div 
gradlinige Hebung. Ebenso ist es bei der Senkung. Die Synergisten der 
Nachbarampullen führen die Raddrehung aus: die Rechtsheber bilden mit den 
Linkssenkern zusammen die Linksroller, und umgekehrt die Rechtssenker mit 
den Linkshebern die Rechtsroller. Die Zusammenfassung von mehr als vier 
Muskeln erfolgt wahrscheinlich im Kerngebiet des Vestibularis. Nach dieser 
Hypothese sind also die von den Ampullen ausgehenden Augenbewegungen 
im allgemeinen gleichformig. Da nun z. B. bei Akustikusdurchschneidunz 
Konvergenz- und Vertikaldifferenzen auftreten, so nimmt Ohm als Hilfs- 
hypothese an, dass die Ampullen nicht die ganze Tonisierung der Augen- 
muskeln übernehnien; er leitet vielmehr diese Innervationen von den Maculae 
akusticae (ob im Utriculus oder Sacculus, bleibt dahingestellt) ab und will 
so auch die Herkunft des labyrinthären Schielens und des Augenzitterns der 
Bergleute näher präzisieren. O. nimmt an, dass der Ampullenmechanismu: 
auch während der Ruhe tätig ist und bei der willkürlichen Augenbewegung 
eine grosse Rolle spiel. Ohm geht dann in ähnlicher Weise auf den 





VII. Physiologie und Pathologie der Auzenbewegungen. 145 


Ampullenapparat des Kaninchens ein. Es würde zu weit führen, an dieser 
Stelle auch auf diese Beziehungen ausführlich einzugehen. Die beiden wesent- 
lichen Unterschiede gegenüber dem Menschen sind, dass die senkrechten und 
rollenden ampullären Bewegungen beim Menschen gleichsinnig, beim Kaninchen 
gegensinnig sind, da hier die Gleichsinnigkeit nicht durch den binokularen 
Sehakt gefordert wird. 


Die Meinung Ohms, dass der Dunkelnystagmuslabyrinthären 
Ursprungs sei, erweist sich nach Kleijn (367) aus folgenden Gründen 
als falsch: 1. Nach doppelseitiger Labyrinthexstirpation bleibt der Dunkel- 
nystagmus fortbesteben; die abweichenden Resultate Ohms seien wahrschein- 
lich einer zu eingreifenden Operationstechnik zu verdanken. 2. Wenn bei 
Tieren mit Dunkelnystagmus ein vestibulärer Nystagmus hervorgerufen wird, 
ändert der erstere seinen Charakter nicht, sondern beide Nystagmusformen 
bestehen zu gleicher Zeit fort. Weve. 


Quix (371) betont bei der Analyse der Vorgänge in Vesti- 
bularapparat die Notwendigkeit, physische und mathematische Methoden 
zu gebrauchen. Dabei wird ausgegangen von der Annahme, dass beim Menschen 
die reflektorischen Augenbewegungen (langsame Komponente des Nystagmus) 
in der Ebene des gereizten Bogenganges vor sich gehen und zwar in der 
Richtung des Flüssigkeitsstromes, wie dies beim Menschen eigentlich nur für 
den äusseren Bogengang als bewiesen gelten darf. Quix projiziert nun die 
Ebenen der Bogengänge auf die Bulbi. Diese einfache graphische Vorstellung 
ermöglicht uns direkt abzulesen, welche Augenmuskeln bei Reizung eines be- 
stimmten Bogenganges in Wirkung treten und zwar: Für die äusseren Bogen- 
gänge der Rect. ext. und int. (in äusserst geringem Grade auch der R. inf.) 
Für die vertikalen Bogengänge der R. sup. und inf. und Obl. sup. und inf. 
Die Bogengänge, welche sich in derselben Ebene befinden, sind auch mit 
den gleichen Muskeln verbunden und zwar so, dass bei gleichsinniger Strömung 
in den Bogengängen dieselben Muskeln in gleicher Richtung gereizt werden; 
ist die Strömungsrichtung in beiden Bogengängen entgegengesetzt, so lassen die 
antagonistischen Muskeln keine Augenbewegung resultieren. Genau so wie 
die beiden äusseren Bogengänge zusammenwirken, tun es die vorderen verti- 
kalen der einen und die hinteren vertikalen der anderen Seite, während 
die beiden vertikalen Bogengänge derselben Seite zum Teil zusammen- 
wirken, zum Teil sich in ihrer Wirkung aufheben. Durch Schemata wird 
dies erläutert. Während es nun leicht ist, eine Drehungsebene anzugeben, 
in der ausschliesslich die äusseren Bogengänge bei Dreliung gereizt werden, 
ist dies schwer für zwei vertikale Bogengiinge in gleicher Ebene. Zu- 
sammen mit Werndly gelang es nun Quix, diese Schwierigkeit mathe- 
matisch zu lösen und zwar durch Aufstellung einer Gleichung, in der das 
Verhältnis zum Ausdruck kommt zwischen der Grösse der Projektion der 
Bogengänge auf eine horizontale Ebene und dem Winkel, um den das Bogen- 
gangsystem zu der Horizontalebene gedreht werden kann. Quix hat nun 
untersucht, ob die in dieser Weise berechneten Ergebnisse mit den Versuchs- 
resultaten übereinstimmten; dies war tatsächlich der Fall, nämlich : 1. Isolierte 
Reizung des äusseren Bogenganges gibt horizontalen Nystagmus. 2. Reizung 
eines vorderen einseitigen und eines hinteren anderseitigen Bogenganges gibt 
einen bisher unbekannten Nystagmus, wobei das Auge sich bewegt in der 
Ebene dieses Bogenganges; Quix nannte diese von ihm entdeckte Form 


146 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


»Segmentaler Nystagmus«. 3. Isolierte Reizung von beiden vertikalen Bogen- 
gangsystemen gibt entweder vertikalen Nystagmus oder rein rotatorischen 
Nystagmus. 4. Reizung der beiden äusseren Bogengänge zusammen mit 
einem System von vertikalen Bogengängen gibt diagonalen Nystagmus. Da- 
durch ist die Beziehung zwischen Reizung eines Bogenganges und Augen- 
nystagmus in allen Einzelheiten bekannt, und umgekehrt kann man jetzt aus 
einem Nystagmus unbekannter Ursache auf die Art des Bogengangreizes 
schliessen; so zeigt Quix u. a. die Irrigkeit der Angabe Baranys, dass 
bei dem kalorischen Nystagmus die rotatorische Komponente einer Strömung 
in den vorderen vertikalen Bogengang zu verdanken sein sollte. Nach Quix 
entstehe bei Ausspülung mit kaltem Wasser sowohl in den vorderen als in 
den hinteren vertikalen Bogengängen eine Strömung in der Richtung der 
Cupula. So erkläre sich auch, weshalb gleichzeitiges Ausspritzen eines Ohres 
mit kaltem und des anderen Ohres mit heissem Wasser besonders kräftige 
Augenbewegungen hervorruft und weiter, dass jede Bewegung ausbleibt, wenn 
beide Ohren zu gleicher Zeit mit kaltem Wasser ausgespritzt werden: Im 
letzteren Falle werden die Augenmuskeln gleich stark innerviert, weshalb keine 
Bewegung resultiere. Quix glaubt dadurch ein einfaches Mittel gefunden 
zu haben, eine Augenmuskellähmung zu diagnostizieren; es musste nämlich in 
diesem Falle bei Abkühlung beider Ohren nur im kranken Auge eine Be- 
wegung ausgelöst werden und zwar durch Kontraktion des Antagonisten. Die 
Schwierigkeit, beide Ohren gleich stark abzukühlen und die höchst unange 
nehmen Folgen (Schwindel, Brechreiz, Schweissausbruch) werden jedoch nach 
der Meinung des Referenten dieser Methode keine grosse Verbreitung ver- 
schaffen. Weve. 


Einen neuen Beitrag zum latenten Nystagmus gibt Dorff (362). 
Bei einem 27jährigen Mann, der früher gute Sehschärfe hatte und der ein 
Auge verloren hatte, trat nach kurzer Fixation und im Dunkelzimmer ein 
kleinschlägiger Pendelnystagmus auf, der sich am besten am Ophthalmometer 
erkennen liess, und durch welchen die Sehschärfe beträchtlich herabgesetzt 
wurde. Offenbar hatte der Wegfall des Binokularsehens bier den Nystagmus 
ausgelöst, so dass der Fall durchaus unter die bekannten von latentem Nystag- 
mus einzureihen ist. Die Literatur, die der Verfasser 1914 in einer Arbeit 
über dieses Thema besprochen hatte, wird durch die neueren Veröffentlichungen 
ergänzt. Der Fall hat auch für die Beurteilung der Erwerbsfähigkeit nach 
dem Verlust eines Auges Interesse. Erwähnt sei noch, dass das Auge objektiv 
normal war und auch keine Refraktionsanomalie aufwies. 


Zwei Fälle von Nystagmus bei Syringomyelie bzw. Syringobulbie 
teilt Levy-Suhl (368) mit, einer Komplikation, die dabei verhältnismässig 
selten ist (15°/o). Leidler hatte gefunden, dass die Ursäche des Nystagmus 
in derartigen Fällen in einer Schädigung der spinalen Akustikuswurzel bzw. 
der aus ihr zum hinteren Längsbündel ziehenden Bogenfasern zu suchen ist, 
bei im übrigen ungestörter Labyrinthfunktion. Seine Anschauung stützte 
sich auf experimentelle Untersuchungen beim Kaninchen. Die Levyschen 
Fälle bieten in ihrem Krankenbericht sonst nichts ophthalmologisch Inter- 
essantes. ` 

Zur Korrektion von Strabismus empfiehlt Kleefeld(366)Myektomie 
mit kranzförmiger Naht. Diese besteht darin, dass nach Resektion 
des Muskels zunächst zwei Nähte in Schlingenform durch die beiden Muskel- 


VIII. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 147 


enden gelegt werden. Durch die Schlinge und das gegenüberliegende freie 
Ende dieser beiden ersten Nähte wird nunmehr im Kreise eine dritte Naht 
gezogen, über dieser die beiden ersten Nähte und schliesslich auch die dritte 
Naht verknüpft. Die Schlingennähte werden mit einer modifizierten Reverdin- 
schen Nadel eingeführt. Cause. 


»Vorlagerung mit Verstärkungsnaht an der Muskel- 
insertion« nennt van Lint (369) sein Verfahren bei Strabismus konvergens, 
das der Wirkung einer Resektion des Muskels entspricht: nach horizontaler 
Inzision der Bindehaut wird der freigelegte Muskel auf zwei Schielhaken ge- 
laden, der doppelt armierte Katgutfaden in U-Form an der Insertion des 
Muskels angelegt, etwa 1 cm nach hinten durch den Muskelbauch gelegt (je 
nach der gewünschten Wirkung); nach Anlegung der Vorlagerungspinzette 
wird weiterhin der Muskel etwa 2 mm von seiner Insertion durchschnitten, 
der Katgutfaden fertig geknüpft, durch das Muskelende 2 Seidenfäden ge- 
legt und diese nach oben und unten aussen in der Bindehaut verankert. Die 
Muskelzunge legt sich dem Bulbus an, über ihr wird die Bindehaut vernäht. 

Cause, 

Duverger und Mettey (363) benutzen zur Muskelvorlagerung 
ein Verfahren, das in der Hauptsache in einer Resektion des Muskelbauches 
besteht: der Muskel wird 1 cm von seiner Insertion mit der Princeschen 
Pinzette gefasst und durchtrennt, darauf das Insertionsstück bis auf 2 mm 
reseziert. Das am Bulbus stehen gebliebene Stückchen Sehne bildet so einen 
guten Halt für die Naht, die in U-Form mit doppeltarmiertem Faden an- 
gelegt wird. Je nach dem gewünschten Effekt werden dann diese beiden 
Nähte durch den Muskelbauch hinter der Princeschen Pinzette gelegt und 
schliesslich geknüpft. Etwa 30 Fälle wurden nach dieser Methode operiert, 
durchschnittlich beträgt das erzielte Resultat 15—20°, bei einem Schielwinkel 
bis zu 35° gibt also doppelseitige Operation guten Erfolg. Aufdem Operations- 
tisch soll man bis zu 10° Überkorrektion machen, die am nächsten Tage 
unter dem Verband 20° beträgt, um dann schnell nachzulassen, wenn die 
Augen offen sind. Zur Anästhesie genügt vom 7. Lebensjahr ab Injektion 
von (49/0) Novokain in den Muskelbauch (etwa 3 cm tief) und subkonjunk- 
tival. Cause. 


Nach Davids (361) leiden Kinder mit Strabismus concomitans 
häufiger an Doppelbildern, als man gemeinhin anzunehmen geneigt ist. Da 
die Frage theoretisch und praktisch von grosser Wichtigkeit ist, hat D. 
seine besondere Aufmerksamkeit darauf gerichtet und teilt 4 Fälle von Strabis- 
mus mit, bei welchen sich wenigstens anamnestisch einwandfrei nachweisen 
liess, dass die Kinder zu Beginn der Entwicklung des Schielens doppelt sahen, 
und dass sie das Doppeltsehen störend empfanden und darunter litten. 


Über die erfolgreiche operative Behandlung eines Falles von höchst- 
gradigem paralytischen Einwärtsschbielen beider Augen berichtet 
Uhthoff (373). Bei einer 31 jährigen Frau standen die beiden myopischen 
Bulbi so nach einwärts gerollt, dass beide Hornhäute im inneren Lidwinkel 
fast verschwanden. Zunächst wurde eine Vornähung des rechten Rectus 
externus mit ausgiebiger Rücklagerung des Rectus internus vorgenommen. 
‚Nachdem das Auge anfänglich in der Mittellinie stand, war schon nach 
‘10 Tagen der Effekt wieder vollkommen zurückgegangen. Nunmehr wurde 
in Narkose nochmals die Rücklagerung beider Interni mit forcierter Vorlage- 


148 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


rung beider Externi vorgenommen. Zwar wurde anfangs wieder fast völlige 
Parallelstellung der Augen erreicht, aber nach 14 Tagen war wiederum hoch- 
gradige Konvergenzstellung eingetreten. U. nahm nunmehr an, dass es sich 
um eine sehr starke Sekundärkontraktur der Recti superiores und inferiores 
handelte und nahın nun nochmals in Narkose Rücklagerung der Interni mit 
forcierter Verlagerung der Externi, ausserdem aber eine Rücklagerung beider 
Recti superiores und inferiores vor. Nunmehr trat in der Tat ein dauernder 
Erfolg mit fast vollkommener Parallelstellung der Augen ein. Die Beweglich- 
keit fehlte nach aussen beiderseits vollkommen und war nach den anderen 
Seiten beschränkt. Doppeltsehen bestand für gewöhnlich nicht, doch liessen 
sich gleichnamige Doppelbilder mit Hilfe roten Glases nachweisen. 


Die Häufigkeit von Abduzenslähmungen nach Grippe betoni 
Mayerhofer (370) und teilt kurz 6 eigene Fälle aus der Zeit der letzten 
Epidemie mit. Bemerkenswert ist, dass in zweien dieser Fälle die Autopsie 
vorgenommen und dabei die Kernregion der Augenmuskelnerven frei von makro- 
skopischen Veränderungen bzw. Blutungen gefunden wurde. M. spricht sich 
auf Grund dieses Ergebnisses ebenfalls für die toxische Natur der Lähmung 
aus. Er ist geneigt, ein gleichsam für den Abduzens spezifisches Gift anzu- 
nehmen, ähnlich wie für die Akkomodation bei der Diphtherie. (In den beiden 
genannten Fällen war übrigens ein hamorrhagische Encephalitis vorhanden. 


Velter (374) berichtet über eine doppelseitige traumatische 
Ophthalmoplegia externa incompleta, die sich bei einem Soldaten 
8 Tage nach einem Sturz auf die Stirn entwickelt hatte. Die Pathogenese 
machte Schwierigkeiten: am wahrscheinlichsten sind als Ursache kleinste 
Blutungen in der grauen Substanz der Kerne oder der grauen subependymären 
Substanz in der Gegend der Augenmuskelkerne, besonders des Okulomotorius; 
möglich wären auch Veränderungen, Nekrosen der nervösen Zellelemente, 
hervorgerufen durch die molekulare Erschütterung beim Sturz, die nun all- 
mablich immer mehr zutage treten. Cause. 


IX. Lider. 
Ref.: Schlippe. 


*876) Gallemaerts: Mélanosarcome en nappe de la paupiere. Annal. 
d’oculist. T. 156. p. 131. 

*377) Langrock: Über den syphilitischen Primäraffekt an der Augen- 
braue. Dermatol. Wochenschr. Bd. 69. 1919. S. 5. 

*378) Ponlard: Antoplasties palpebraler. Soc. franc. d’opbth. Mai 1919. 
Arch. d’opht. T. 36. p. 636. 


Gallemarts (376) beobachtete bei einer sonst gesunden 81 jährigen 
Frau ein flächenförmiges Melanosarkom der Lider. Im Verlaufe 
von 20 Jahren hatte sich bei der Patientin ein primäres Melanosarkom der 
Wangenhaut gebildet und war langsam gewachsen. Die ersten Anfänge des 
Lidsarkoms reichten fast ebenso lange zurück, das Wachstum geschah also 
sehr langsam. Es fand sich im linken Oberlid ein gelappter Tumor von 
13 mm Länge und ebensolcher Höhe, teilweise exulzeriert, von grauer bis 
schwarzer Farbe. Der Tumor sass stielförmig auf, der Stiel inserierte nahe 
den Wimpern. Auf der Wange nahm der Tumor fast das ganze Oberkiefer- 
gebiet bis zum Ohr hin ein. Cause. 


X. Tränenorgane. 149 


Langrock (377) fügt den in der Literatur schon beschriebenen 
10 Fällen von Primäraffekt an der Augenbraue einen 11. hinzu. — 
Während der Behandlung eines Schankers entwickelte sich unter den Augen 
der Ärzte eine zuckende, nässende, indurierte Effloreszenz von Halbpfennig- 
grösse. Charakteristisch war die Schwellung der präaurikularen und submaxil- 
laren Drüsen, die wenig schmerzhaft waren. Die Entstehungsursache in diesen 
Fällen war wohl in einer bestehenden Akne zu suchen. Beachtenswert er- 
scheint, dass in den Fällen von Augenbrauensklerose die Allgemeinerscheinungen 
der Lues entgegen den gültigen Regeln früher auftraten. Wahrscheinlich ist 
dieses überstürzte Auftreten auf das raschere Vordringen des Virus inner- 
halb der Lymphbahnen von weniger distal gelegenen Eingangspforten aus zu 
erklären. 


Poulard (378) erzielte gute Erfolge mit der Lidplastik mit ge- 
stielten, dicken Lappen, die später zur Erzielung eines besseren kosmetischen 
Resultates verdünnt wurden. Cause. 


X. Tränenorgane. 
Ref.: Schlippe. 


*379) Becker: Zwei operierte Augenkranke. Münch. med. Wochenschr. 
1919. S. 1094. 

#320) Fischer: Die Behandlung der Tränenwege durch das Totische 
Verfahren. Med. Klin. 1919. S. 753. 

*381) Gallemaerts: Fistule de la glande lacrymale accessoire. Annal. 
d'occulist. T. 156. p. 127. 

*382) Gerard: Kyste hemorrhagique bilocnlaire du sac lacrimal. Soc. 
d’ophth. de Paris. Annal. d’oculist. T. 156. p. 422. 

*383) Löhlein: Uber hereditäre Ptosis der orbitalen Tränendrüse. Münch, 
med. Wochenschr. 1919. S. 651. 

*384) Reitsch: Die Vereinigung des durchrissenen unteren Tränen- 
röhrchens. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 225. 

*385) Rochat, G. F.: Over den druk by het doorspuiten van het traan- 
kanaal (Über den Druck beim Durchspritzen des Tränenkanals). Nederl. Tijd- 
schrift v. Geneesk. 1919. 

*386) Vossius: Trinendriisengeschwiilste. Med. Klinik 1919. Nr. 96. 
S. 911. 


Becker (379) stellt zwei operierte Augenkranke vor; bei der ersten 
hatte er eine Hesssche Ptosisoperation mit gutem Erfolg ausgefiihrt. 
Die 1. Ptosisoperation nach Panas hatte versagt. Der 2. Patient hatte nach 
Leuchtgasverbrennung starkes Narbenektropium beider Unterlider. 
Rechts wurde das Narbengewebe durchtrennt, das Unterlid zuriickpriipariert 
und die Wundfläche mit einem gestielten Wangenhautlappen gedeckt. Links 
konnte zur Deckung wegen narbiger Veränderung die Wangenhaut nicht be- 
nutzt werden. Die Wundfläche wurde mit Thierschschen Läppchen aus 
den Oberarm gedeckt. In beiden Fällen guter Erfolg. 


Fischer (380) sieht von einer Exstirpation des Tränensacks ab. Er 
wählt jetzt immer die Totische Operation, von der er gute Erfolge sah. 
Wichtig ist, dass das Tränenröhrchen gut offen ist. 


Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XI 


150 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Bei einem 3'/2 jiibrigen Kinde beobachtete Gallemaerts (381) eine 
Lidfistel der akzessorischen Tränendrüse. Die Fistel führte im 
oberen Lide nabe dem äusseren Winkel trichterförmig nach der Lidtränen- 
drüse hin, die sich als Anschwellung durchfühlen liess. Nach feuchten Um- 
schlägen entleerte sich etwas gelblicher Eiter und die Anschwellung ging 
zurück. Der Vorgang hatte sich schon öfters gezeigt und wiederholte sich 
auch in der Folge. Cause. 


Gérard (382) beobachtete bei einem jungen Madchen im inneren oberen 
Augenwinkel einen Tumor, der sich bei der Exstirpation als ein bilokulärer 
Tränensack entpuppte, der infolge Ruptur eines \Vandgefässes zystisch 
degeneriert und ektatisch geworden war. Die Geschwulst hatte sich inner- 
halb 3 Monaten entwickelt. Cause. 


Lohlein (383) berichtet über einen Fall von Glandula lacrim. 
mobil. bei Vater und Tochter. Bei der jetzt 18jährigen gesunden 
Patientin war seit dem 4. Jahr eine langsam zunehmende Schwellung beider 
Oberlider eingetreten. Das Oberlid war in seiner temporalen Hälfte kugelig 
vorgewölbt und hatte sich der Schwere folgend gesenkt. Über der Vorwölbung 
konnte man die Haut gut abheben; durch sie hindurch fühlte man einen 
etwa halbwallnussgrossen Körper, keine Fluktuation, keine Schmerzen. Der 
Tumor reichte bis hinter den Rand des Orbitaldaches, Ektropionierte man 
das Lid, so konnte man subkonjunktival einen ziemlich dicken Gewebswulst 
vordrängen, der nicht identisch mit dem von aussen zu fühlenden Körper 
war, Der Befund war an beiden Augen der gleiche. Die Befeuchtung des 
Auges war normal, Die Exstirpation des Tumors zeigte, dass es sich um 
eine stark bewegliche normale Tränendrüse handelte. Der Vater der Patientin 
batte allem Anschein nach in seiner Jugend die gleichen Erscheinungen wie sich 
an Jugendphotographien nachweisen lässt. Bei ihm gingen die Schwellungen 
in den 20er Jahren obne besondere Therapie zurück. Bei beiden Fällen 
kann nicht eine Blepharochalasis als Ursache der Erkrankung angeschuldigt 
werden, denn die Haut war frei von den für diese Erkrankung charakte- 
ristischen Veränderungen. Es handelt sich um eine vererbte Disposition zum 
Descensus der Drüsen, wahrscheinlich infolge Bildungsanomalien in der Haut. 


Reitsch (384) nähte das durchrissene untere Tränenröhr- 
chen folgendermassen: Zuerst wird eine kleine feste Sonde durch den Tränen- 
punkt und das abgerissene Tränenröhrchen hindurch in das stehengebliebene 
Tränenröhrchen geführt. Dann vereinigt er durch zwei versenkte Nähte die 
konjunktivalen Wundränder. Den Lidrand fixierte er durch eine Naht, durch 
die äussere Haut wurden zwei Nähte gelegt. Die Dauersonde blieb 3 Tage 
liegen. Unter die Sonde wurde zum Schutz des Auges ein dünner Watte 
mulltupfer gelegt. Binoculus. Die Wundheilung war ungestört, die Stellung 
des Lides blieb gut und die Durchgängigkeit war, wie eine Durchspritzung 
nach 4 Wochen ergab, vorhanden. 


Vorsius (386) berichtet über einen besonderen Fall von Tränen- 
drüsengeschwulst. Es handelte sich wahrscheinlich um einen traumatisch 
entstandenen tuberkulösen Tumor, der sich tief in die Orbita erstreckte und 
Ptosis und Verdrängung der Ptosis verursachte. Die an und für sich sehr 
seltenen Geschwülste der Tränendrüsen (3 Fälle bei 30000 Patienten) sind 
meist Sarkome oder Karzinome. Bei der Mikuliczschen Krankheit kommen 
Tränendrüsentumoren bei gleichzeitiger Erkrankung der Speicheldrüsen vor. 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. | 151 


Es gibt bekanntlich Fälle von Tränenträufeln, bei denen die Anelsche 
Spritze anscheinend auf eine normale Durchlässigkeit der Tränenwege schliessen 
lässt. Rochat (385) führte nun eine Verfeinerung der Diagnostik herbei, 
indem er manometrisch den Druck bestimmte, der benötigt wird, 
um den Widerstand in dem Tränenwege zu überwinden. Wird 
der Druck allmählilh erhöht, so fand er für normale Versuchspersonen 17 
bis 22 cm Wasserdruck. (Hat man zuvor einen höheren Druck ausgeübt und 
lässt man ihn allmählich herabsinken, so findet man noch weit niedrigere 
Werte) Bei anscheinend durchlässigem Tränenwege von Patienten, die an 
Tränenträufeln litten, fand R. nun immer einen stark erhöhten Widerstand. 
(50 oder 60 cm und mehr), Es stellte sich heraus dass, der mittelst der 
Anelspritze ausgeübte Druck wesentlich höher war, als bei normalem Tränen- 
wege erforderlich ist (60 cmWasserdruck). Diese Befunde warnen davor, 


das Tränenträufeln zu rasch einem defekten Pumpmechanismus zuzuschreiben. 
Weve. 


XI. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. 
Ref.: Schlippe. 


*387) Bernoulli: Ein Fall von Xeroderma pigmentosum mit Orbital- 
geschwulst. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 169. 

*388) Charlin: Syphilis orbito-cranienne. Annal. d’ocalist. Tome 156. 
p. 185. : 
l °389) van Duyse et Aubineau: Carcinome pavimenteux (épithéliome) 
non kératinisant de l'orbite. Arch. d’opht. T. 36. p. 393. 

*390) Krenz: Über Nenrinom der Orbita. Diss. Jena 1919. | 

*391) Lecene: Un cas de myelocytome de l'orbite. Annal. d’oculist. 
T. 156. p. 249. 

*392) Morax: Myélocytome orbitaire et cranien. Annal. d’oculist. T. 156. 
p. 256. 

*393) v. Nagy: Zur Kasuistik des pulsierenden Exophthalmus. Dissert. 
Tübingen 1919. 

*394) Peters: Uber einen Fall von doppelseitiger Enzephalozele der 
Orbita. Diss. Rostock. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 59. 1917. Nov.-Dez.-Heft. 

*395) Raueiser: Über kommunizierende extra- und intraorbitale Der- 
moide (Zwerchsackdermoide). Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 118. 

*396) van Rossem: Enkele gevallen van verwikkelingen in de oogkas 
by neusbyholtenontsteking (Einige Fälle von Orbita-Komplikationen bei 
Nasennebenhöhlenentzündung). Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. 1919. 2. Nr. 16. 

*397) Stern: Ein Fall von metastatischem Orbitalabszess nach Furun- 
kulosis im Nacken. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. 1919. S. 1766. 

*398) Trimborn: Vier Fälle von orbitaler Zellgewebsentzündung. Diss. 
Heidelberg. 

399) Wessely: Ein bisher noch nicht beschriebener Fall von Orbital- 
tumor. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. 8. 58. 


Bei einer 36jährigen Patientin beobachtete Bernoulli (387) eine grosse 
Orbitalgeschwulst bei Xeroderma pigmentosum. Anamnestisch 
ist erwähnenswert, dass drei weitere Geschwister des Kranken, die gleich ihm 
der Mutter ähnlich sehen, an Xeroderma pigment litten. Die Eltern waren 
gesund, nicht blutsverwandt. Die Haut der Pat. war seit Jugend rot und 


XI* 


152 Bericht über die Leistangen und Fortschritte der Augenheilkunde. 
rissig. Anfangs der 20er Jahre entstanden bei ihr Knoten im Gesicht. 
Seit !/a Jahr trat das rechte Auge vor und die Sehschärfe nahm rapid ab. 
Neben den typischen Symptomen der Hauterkrankung zeigte die Pat. am 
Auge folgende Veränderungen: Das rechte Auge war vorgetrieben, unter der 
inneren Hälfte des Oberlids quoll ein kirschgrosser Tumor hervor. Ein 
zweiter äbnlicher war am Unterlid sichtbar. Das Oberlid war von früber 
durch Narben verändert, das Unterlid durch Lidplastik ersetzt. Die Konjunk- 
tiva hatte epidermisähnliche Beschaffenheit. Mit dem Spiegel wurde eine 
hochgradige Stauungspapille festgestellt, die Sehschärfe war sehr stark herab- 
gesetzt. Bei der mikroskopischen Untersuchung exstirpierter Lymphdrüsen 
und Siebbeinzellenschleimhaut wurde Kazinom festgestellt. Im weiteren Ver- 
lauf entwickelte sich am Unterlid ein kleiner Abszess, er stand in Verbindung 
mit den Siebbeinzellen. Nach einigen Monaten war der Tumor wieder sehr 
gross, der Exophthalmus stark. Die rechte Nase und das Keilbein waren 
von Karzinommassen ausgefüllt. Über den weiteren Verlauf der Erkrankung 
ist B. durch Bericht des Hausarztes orientiert. Der Tumor nahm weiter zu, 
machte Sehstörung auf dem linken Auge, zerstörte die Nase. — Der Orbital- 
nasentumor stand nicht mit der äusseren Haut in Verbindung, konnte des 
halb auch nicht als ein Weiterwuchern des früher entfernten Unterlidtumors 
aufgefasst werden. Es musste sich also um eine allerdings bei Xeroderma- 
pigment ungewöhnliche Metastase oder um ein primäres Siebbeinkarzinom 
‚handeln. | 

Die tertiär-luetischen Erscheinungen der Syphilis der Augenhöhle 
und der angrenzenden Schädelknochen bespricht Charlin (385) 
an Hand einschlägiger Fälle. Die Prädilektionsstelle der tertiären Lues ist 
das Knochen- und Periostgewebe, nur ganz ausnahmsweise das Fettgewebe. 
Das retrobulbäre Gumma nimmt meist von der Wand der Orbita oder der 
benachbarten Höhlen seinen Ausgang; auch die Meningitis der Gehirnbasis 
soweit sie mit der Augenhöhle in Verbindung steht, ist mit einbegriffen. Die 
Erscheinungen können sehr mannigfacher Art sein: Veränderungen der Seh- 
schärfe, der Pupillen, des Augenhintergrundes, Bewegungsstörungen, sensible, 
neuralgische, vasomotorische, trophische Störungen, Stellungsanomalien de: 
Augapfels und entzündliche Veränderungen (Phlegmone der Orbita). Die 
knöcherne Pyramide der Orbita mit ihrem für den Bulbus lebenswichtigen 
Inhalt an Nerven und Gefässen hat als Basis die Faszie und die Lider, an 
der Spitze drei Öffnungen (Foramen opticum, Fissura orbitalis superior und 
inferior), durch die Nerven und Gefässe in die Augenhöhle treten. Eine Neu- 
bildung an der Spitze der Pyramide zieht also wichtige Teile in Mitleiden- 
schaft. Der Optikus wird meistens auf seinem Wege durch das Foramen 
opticum bis zum Chiasma betroffen, wo er ständig mit der Gebirnbasis in 
Kontakt ist; es fehlen deshalb in Anfang oft ophthalmoskopische Erschei- 
nungen. Gesichtsfeldveriinderungen auf Grund der halbseitigen Kreuzung 
der Sehnervenfasern ergeben charakteristische Unterschiede. Auf Grund der 
anatomischen Verhältnisse ergeben sich die Erwägungen für die Lokaldiagnose 
des Prozesses. Innerhalb der Orbita macht das Syphilom Exophthalmus 
ausserhalb derselben fehlt Exophthalmus, man beobachtet Sehstörungen, wenn 
der Prozess im Foramen opticum sitzt, motorische oder sensible Veränderungen 
bei Sitz in der Gegend der Fissura orbitalis. Bei der ätiologischen Diagnox 
ist es wichtig, immer an Syphilis als Ursache zu denken und beim Versagen 
der üblichen diagnostischen Hilfsmittel versuchsweise eine spezifische Kur 


s 


XI. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. | 153 


einzuleiten. In 2 Fällen deckte der positive Wassermann die syphilitische 
Ätiologie auf, an die man nicht gedacht hatte. Negative Wassermannreak- 
tion hat nur sehr geringen klinischen Wert. Mehrfach gingen gleichzeitig — 
Nasenerscheinungen neben der Augenveründerung einher. Das Syphilom mit 
Exophtbalmus hat eine bessere Prognose wie dasjenige ohne Bulbusverdrängung: 
Bei 4 Fällen ersterer Art verschwanden die pathologischen Veränderungen 
wieder vollkommen, bei 5 Fällen der zweiten Kategorie kam es zu bleiben- 
den Störungen trotz antisyphilitischer Behandlung. Bei intraorbitaler Ent- 
wicklung des Syphiloms -dient die offene Basis der Orbita gewissermassen als 
Sicherheitsventil, im anderen Falle sind die Nerven Druckveränderungen in 
erhöhten Masse ausgesetzt. Hartnäckige Neuralgien treten so häufig bei dem 
orbitalen Syphilom auf, dass man in ähnlichen Fällen immer nach Bewegungs- 
störungen fahnden soll. Die Ophthalmoplegien der Fissura orbitalis können 
durch Ausbreitung des primären Herdes den Sehnerven ergreifen, wenn die 
Krankheit nicht rechtzeitig bekämpft wird. Wenn im Anfange auch häufig 
ophthalmoskopische Veränderungen ganz fehlen, so zeigt sich doch nach 
wenigen Wochen die Intensität der Optikusläsion durch teilweise oder voll- 
ständige Atrophie. Cause. 


Van Duyse und Aubineau (389) berichten klinisch und histologisch 
über einen gemischten Tumor der Orbita, ein Pflasterzellenkarzinom, 
wie erst die Untersuchung des zweiten Rezidivs ergab. Bei einem 58jährigen 
Manne wurde aus dem inneren Winkel der Augenhöhle eine klein-nussgrosse 
Geschwulst, die mit dem Knochen fest verwachsen war, entfernt. Die histo- 
logische Diagnose lautete auf: Reines Fibro-Myxom. Dreiviertel Jahr später 
wurde aus dem unteren Abschnitt der Orbita ein fast ebenso grosser Tumor 
entfernt, der sich histologisch als eine atypische myxo-epitheliale Geschwulst 
darstellte und eine vorsichtigere Prognose gab. Das zweite Rezidiv führte 
nach 3/4 Jahren zur subpericstalen Exenteration der Orbita, der 3 Monate 
später der Tod folgte. Der zweite Tumor gehörte in das Gebiet der Basal- 
zellenkrebse Krompecher. Weiterhin kam es zu einem fast ausschliess- 
lichen Wachstum des ektodermalen Keimes, des Pflasterzellenepithels. Im 
ersten Tumor war vorwiegend der mesodermale Keim zur Entwicklung ge- 
kommen. Der rein epitheliale Charakter der neugebildeten Zellen schloss die 
Diagnose Endotheliom aus. Cause. 


Kreuz (390) beschreibt einen Fall von Neurinom der rechten 
Orbita, das vom Nerv. oculomotor. ausging. Vielleicht wurde die kongenital 
vorhandene Geschwulst durch ein Trauma zu stärkerem Wachstum angeregt. 
Die mikroskopische Untersuchung der Geschwulst zeigte, dass es sich um 
ein typisches Neurinom handelte, das speziell die von Verocay beschriebenen 
charakteristischen »Faserbiindel nervöser Natur« hatte. Im Anfangsteil der 
Arbeit stellte K. die verschiedenen Anschauungen über die Entstehung und 
die Beteiligung der einzelnen Gewebe am Aufbau der Neurinome zusammen. 


Lecüne (391) gibt die Krankengeschichte eines Falles von Myelo- 
zytom (Osteosarkom) der Orbita bei einer 55jäbrigen Frau. Der Tumor 
ging vom oberen Orbitalrand aus und erstreckte sich von der Stirn hühner- 
eigross bis in das obere Lid; die Geschwulst war von weich-elastischer Kon- 
sistenz und zeigte Pulsationen, die bei Karotiskompression aufhörten. Bei 
der Operation wurde zunächst die Carotis externa unterbunden, darauf liess 
sich die Geschwulst, die bis an die hintere Wand des Sinus frontalis reichte, 


\ 


154 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


glatt exstirpieren. Die Kranke ging schliesslich an einer Metastase des Oher- 
schenkelknochens unter allgemeiner Kachexie zugrunde. Die Geschwulstzellen 
hatten grosse Ähnlichkeit mit den Zellen des normalen Knochenmarks, den 
Myelozyten. Das Blutbild bot keine Besonderheiten, Albuminurie fehlte. 

| Cause. 


Bei einem 42jährigen Taglöhner beobachtete Morax (392) ein orbi- 
tales und kranielles Myelozytom, das wenige Tage nach einem Kopf. 
unfall (??) unter plétzlichem Wachstum zu Exophthalmus mit schwerer Seb- 
störung führte. Gleichzeitig bestand ein epiduraler Tumor, der das Schädel- 
dach durchfrass und die Kopfhaut pilzförmig vorwölbte.e Nach Übersteben 
einer schweren otogenen Meningitis wurde der orbitale Tumor entfernt, der 
einen grossen Teil des Orbitaldaches zerstört hatte. Fünf Wochen nach der 
Operation ging der Patient unter Allgemeinerscheinungen zugrunde. Cause. 


v. Nagy (393) berichtet über einen neuen in der Tübinger Augen- 
klinik beobachteten Fall von pulsierendem Exophthalmus, der nach 
Sturz von einem Wagen entstanden war. In dem Feldlazarett wurde zuers 
Bluterguss hinter das Auge und Abduzensparese angenommen. Drei Monate 
nach dem Sturz trat plötzlich Exophthalmus auf, die Pulsation des Bulbu: 
konnte erst nach weiteren 6 Wochen mit Sicherheit festgestellt werden. Die 
genaue Beobachtung ergab die typischen Symptome für traumatischen pul- 
sierenden Exophthalmus. Therapie: Zuerst Kompression der Karotis (Finger 
und Feder), später Unterbindung der Carotis communis, glatte Heilung, guter 
Erfolg. Im Anschluss an diese Mitteilung gibt v. N. eine sehr genaue Über- 
sicht über die bisher veröffentlichten Fälle. 


Peters (394) beschreibteinen Fall von doppelseitiger Enze- 
‘phalozele der Orbita, der sich klinisch, anatomisch und mikroskopisch 
den im Anfang der Arbeit angeführten älteren Fällen anschliesst. P. lenkt 
am Schluss der Arbeit das Augenmerk der Ophthalmologen auf die Arbeit 
von Stadfeldt über Enzephalozele der Orbita. 


Krönlein prägte 1889 den Namen Zwerchsackdermoide; er versteht 
darunter Dermoidzysten von sanduhrförmiger Bildung, deren einer Teil in 
der Orbita, der andere in der Schläfengrube gelegen ist, während der Ver- 
bindung beider Teile durch einen Defekt in der äusseren Orbitalwand geht. 
Zu den bisher beschriebenen Fällen fügt Raueiser (395) zwei neue 
Fälle von Zwerchsackdermoiden. Bei der 1. Pat. erstreckte sich 
das Dermoid von der Orbita aus nach der einen Seite bis in die Fossa 
temporozygomatica; nasal reichte es bis zum Siebbein, ausserdem hatte es 
noch einen Ausläufer in die Fossa pterygoides. Aus der Krankengeschichte 
ist folgendes erwähnenswert: Vor 10 Jahren Sturz aus 5 m Höhe, einige 
Jahre später wurde in der Freiburger Augenklinik Protrusio rechts ohne 
weitere Augensymptome festgestellt. Sieben Jahre später schwoll die Schläfen- 
seite an, die Protrusio wurde stärker. Sie konnte durch Kaubewegungen 
verstärkt werden. Kurze Zeit darauf Temperatursteigerung, starke Fluktuation 
in der Schläfengegend. Punktion: Eiter (Pneumokokken). Breite Eröffnung: 
Tiefe Abszesshöhle, aus der sich neben Eiter gelbliche Bröckel und Körnchen 
entleerten (zervikale Dermoidbestandteile). Die 2. Operation legte eine gross 
Zyste frei, die unter dem Orbitaldach einen langen schlauchartigen Fortsat 
hatte. Die Operation hatte guten Erfolg, kei Spülungen der Wundhöhle floss 


| 


XI. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. 155 


die Flüssigkeit in die Nase ab. — Interessant war, dass das Dermoid erst 
sekundär durch die rhinogene Infektion stärkere Beschwerden machte und dass 
das Auftreten der temporalen Abszesse die eigentliche Infektionsquelle (Nase) 
verschleierte. Die 2. Pat. erkrankte plötzlich mit starken rechtsseitigen Kopf- 
und Augenschmerzen. Es bestand kurze Zeit darauf Protrusio, Verdrängung 
nach unten, starke Beeinträchtigung aller Augenbewegungen. Bei Palpation 
starke Resistenz, Die Röntgenaufnahme ergab oberhalb des Supraorbitalbogens 
einen Schatten, der durch einzelne Leisten in mehrere Felder geteilt ist. 
Operation: Zystische Erweiterung des Knochens, die sich durch das Orbital- 
dach hindurch in die Orbita fortsetzte, Es bestand also ein frontoorbitales 
Zwerchsackdermoid. Die Diagnose wurde durch pathologisch-anatomische 
Untersuchung bestätigt. Glatte Heilung, Verschwinden aller Augensymptome, 
Bemerkenswert in diesem Falle ist die sicher sekundäre Entzündung der 
Zyste, deren eigentliche Ursache unbekannt ist, 


Van Rossene (396) beschreibt 4 Fälle von Orbitalkomplikationen, 
von denen der erste als ein »Orbitalödem« aufzufassen sei, der zweite als eine 
»Periostitis« und der dritte als ein typischer subperiostaler Abszess, Nur 
der vierte Fall beansprucht besonderes Interesse, Hier fand sich eine Neuritis 
optica dextra mit Sehschärfe 1/6 ohne Erscheinungen eines Orbitalprozesses. 
Sehr leichtes Empyem des Antrum Highmori; Punktionen und Spülungen 
brachten anscheinend bald Heilung des Empyems, jedoch nicht der Neuritis. 
Radikaloperation: Schnelle Heilung der Neuritis, normale Sehschärfe, Bei 
der Operation wurde ein kongenitaler Defekt gefunden in der Scheidewand 
zwischen Orbita und Antrum. Van R. glaubt durch diesen seltenen Befund 
das für ein Empyem der hinteren Nebenhöhlen charakteristische Bild bei 
einer Highmorhöhlenentzündung erklären zu dürfen und äussert die Ver- 
mutung, dass vielleicht ähnliche, weniger seltene Defekte in den hinteren 
Nebenhöhlen verantwortlich seien für ein Optikusleiden bei Entzündung dieser 


Höblen. Weve. 


Stern (397) berichtet über einen Fall von metastatischem 
Orbitalabszess nach Furunkulosis im Nacken. Der 43jährige 
wurde 2 Monate lang wegen hartnäckiger Furunkel behandelt. Etwa 14 Tage 
vor dem 1. Besuch beim Augenarzt hatte er dumpfe Schmerzen in der linken 
Orbita. Plötzlich Doppeltsehen. Bei der 1. Untersuchung durch den Augen- 
arzt wurde festgestellt: Geringe Protrusio, Parese des linken Rectus superior, 
Schmerzen hinter dem Auge. Innere Organe gesund, Wassermann negativ. 
Der Nasenarzt fand ziemlich derbe Nasenpolypen. Nebenhöhlen frei. Röntgen- 
bild: Ziemlich grosser Schatten in der Orbita, der nicht mit den Nebenhöhlen 
im Zusammenhang steht. Kurze Zeit darauf Verschlimmerung der zuerst be- 
obachteten Erscheinungen. Da die Diagnose jetzt auf retrobulbären Abszess 
gestellt wurde schritt man zur Operation (Krénlein). Am Boden der Orbita 
derber Tumor, aus dem sich Eiter (Reinkultur Staphylokokken) entleert. 
Breite Eröffnung, Drainage, gute Heilung. Nach der Entlassung bestanden 
D. B. Sehschärfe und Spiegelbefund normal. 


Trimborn (398) berichtet über 4 Fälle von Orbitalzellgewebs- 
entzündung. Fall 1 Orbitalphlegmone nach Gesichtsrose. 2. und 3. Fall 
nach Nebenhöhlenerkrankung. Fall 4 retrobulbäre Zellgewebsentzündung 
nach Angina? oder Schnupfen (allem Anschein nach nur Bakterientoxin- 
wirkung.) 


156 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


XII. Bindehaut. 
Ref.: Horovitz. 


*400) Bloch: Klinische Untersuchungen über Dystrophie und Xer- 
ophthalmie bei jungen Kindern. Jahrbuch f. Kinderheilk. Bd. 89. S. 403. 

+401) Gallemaerts: Tuberculose de la conjonctive bulbaire. Annal. 
d'oculist. T. 156. p. 295. | 

*402) Derselbe: Melanosarcome de la conjonctive. Annal. d’oculist. T. 156. 

. 129. 
i 403) Jahn: Die Conjunctivo -Keratitis infectiosa des Rindes. Dissert. 
Giessen 1918. | 

*404) Köllner: Über die Beziehungen zwischen dem sogenannten Ekzem 
der Augen und der Tuberkulinempfindlichkeit der Haut. Münch. med. Wochen- 
schrift 1919. S. 1109. 

*405) Kooy, Johanna Maria: Het voorkomen der Prowazeksche ea 
andere vormen by de trachoomlyders der Amsterdamsche Trachoompoli- 
klinik (Über Prowazeksche und andere Formen bei den Trachompatienten 
der Amsterdamer Trachompoliklinik). Academisch Proefschrift Amsterdam. Auch 
als Vortrag 55. Vers. Ned. Oogh. G. 

*406) Lindner: Über die Topographie der Bindehautkeime, mit Demon- 
stration zahlreicher Mikrophotogramme. Ophthalm. ‚Ges. in Wien. Ref. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 249. 

*407) Marx, E.: De verdeeling der phlyctaenen langs den limbus by 
scrofuleuze pohthalmie (Die Verteilung der Phlyktaenen am Limbus bei 
skrofulöser Augenentzündung). 

*408) Pagenstecher, Adolf H.: Zur Geschichte der Bindehautplastik. 
Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk. Bd. 63. S. 221. 

*409) Purtscher: Akute fieberhafte Konjunktivitis mit Knötchenbildung. 
Ophthalm. Ges. in Wien. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 248. 

*410) Reitsch: Die Behandlung der Gonoblennorrhoe mit parenteralen 
Injektionen. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene d. Auges. 1918/19. Nr. 21 22. 
S. 94. 

*411) Rinkes De Raat, A. C.: De behandeling der Conjunctivitis Gonor 
rhoica (Die Behandlung der Conjunctivitis gonorrhoica). Academ. Proefschrift 
Amsterdam. (Diss.) 

*412) Taege: Zu der Mitteilung über abortive Chemotherapie akuter 
Ophthalmoblennorrhoen von v. Scily und Stransky. Münch. med. Wochen- 
schrift S. 1058. | 

*413) Tertsch: Über eine Methode der Trachombehandlung. Ophthalm. 
Ges. in Wien. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 244. 

*414) Weekers: Infiltration gommeuse syphilitique de la conjonctive. — 
Contribution à l’anatomie pathologique des papules de l'iris. Arch. d’ophth. 
T. 36. p. 600. 

*415) Wiedersheim: Uber eine kleine Epidemie von Koch-Week sscher 
Konjunktivitis in Freiburg. Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk. Bd. 62. S. 808. 


Zu der Mitteilung über abortive Chemotherapie akuter 
Ophthalmoblennorrhoen von v. Seily und Stransky (in Nr. 2 der 
M. m. W. 1919, cf. Referat Nr. 83) berichtet Taege (412) über üble Folgen 
der Einspritzung von konzentrierter Salzlösung (bei Trichophytiekranken). Es 
wurden injiziert am 1. Tage 8 cem der Lösung in die rechte Hinterbacke, 


XII. Bindehaut. 157 


tief, am 2. Tage 8 ccm in die linke, am 3. Tage 5 ccm subkutan in die 
Mammillargegend rechts, am 4. Tage 5 ccm in die Mammillargegend links. 
Während 4 Patienten zunächst keine stärkeren Beschwerden hatten, klagten 
6 über starke Schmerzen, die in den Beinen ischiasartigen Charakter hatten. 
Am 10. Tage hatten sich bei 5 Patienten vor allem unter der Brustbaut 
grosse Abszesse gebildet; aber auch die 4 zunächst beschwerdefreien Patienten 
bekamen dicke Kuoten. — Auch Zieler, der in seinen Fällen von Tripper 
die gleichen üblen Erfahrungen gemacht hat, ist von der Methode abgekommen. 


Reitsch (410) teilt 3 Fälle von Gonoblennorrboe bei Erwachsenen 
. mit, bei denen der akut umstimmende Einfluss parenteraler Injek- 
tionen deutlich war. Der erste Fall war klinisch atypisch, machte einen 
weniger schweren Eindruck und heilte nach 2 intraglutäalen Typhus- Vakzine- 
Injektionen von 1 ccm aus. Bedrohlicher war der zweite Fall, der sich nach 
einer Terpentinöl-Injektion (1 ccm) und einer Typhus-Vakzine-Injektion (1 ccm) 
prompt besserte. Bei dem schwersten dritten Fall trat nach Injektion von 
10 cem Aolan (steriles toxinfreies Milchpräparat) schneller Rückgang von 
Schwellung und Sekretion ein, verbunden mit Verschwinden der Gonokokken 
nach 5 Tagen. 


Nach Rinkes De Raat (411) werden in der Amsterdamer Universi- 
täts- Augenklinik sämtliche Fälle von Conjunctivitis gonorrhoica 
ein- bis zweimal täglich mit 1°/oo Kal. permang. bebandelt, daneben durch 
häufiges Auswaschen mit 5°/oo Sublimat. Gelegentlich wird auch einmal 
2°/o Arg. nitr. benutzt. Unter 163 Augen, die ohne Hornhautaffektionen 
in Behandlung kamen, wurde nur in einem Fall eine wesentliche Abnahme 
des Sehvermögens beobachtet und traten im ganzen nur 12mal Hornhaut- 
komplikationen auf. Unter 79 Fällen kei Neugeborenen, die schon mit 
Korneaaffektionen in Behandlung kamen, blieben nur in 14 Fällen stärkere 
Maculae zurück. Von 28 solchen Augen von Erwachsenen und über 1 Jahr 
alten Kindern blieb in 19 Fällen gute Sehschärfe erhalten. Behandlungs- 
dauer in dem nicht komplizierten Fällen war 3 Wochen und kürzer. Unter 
den neueren Mitteln ist die Bleno-Lenicetsalbe, allein angewandt, wertlos. 
Anwendungsmöglichkeit der Diathermie durch die Schwierigkeit der richtigen 
Dosierung beschränkt; umter 5 eigenen Fällen 4mal günstige Erfahrungen. 
Trypaflavin ist wegen der Gefahr einer Hornhautschädigung nur in sehr 
schwachen Lösungen zu gebrauchen. Serumapplikationen in den Konjunktival- 
sack scheint erfolglos zu sein, über den Wert von Auto-Vakzine wird sehr 
verschieden geurteilt, Typbus-Vakzine verspricht vielleicht mehr Erfolg, 
unter 3 eigenen Fällen in einem Fall überraschendes Resultat. Milchtherapie 
noch zu wenig fundiert und zu gefährlich. Weve. 


Die Beziehungen zwischen der Neigung zur Kerato-conjuncti- 
vitis phlyctaenulosa und der Tuberkulinempfindlichkeit der 
Haut hat Köllner (904) näher untersucht. Die quantitative Bestimmung 
der Hautempfindlichkeit wurde zunächst mit den Deycke-Much schen Partial- 
antigenen, später aber nur noch mit der abgestuften Pirquetschen Kutan- 
reaktion vorgenommen, die sich als genügend zuverlässig erwies. Schon früher 
hatte Köllner darauf hingewiesen, dass eine gewisse Parallelität zwischen 
der Besserung und Verschlechterung der Fälle der sogen. Hornhautekzeme 
und der Ab- bzw. Zunahme des Partialantigentiters unverkennbar ist. Ganz 
überraschend kamen diese engen Beziehungen zum Ausdruck bei zwei Fällen, 


158 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


die K. beobachten konnte, während sie von Masern befallen waren. Hier 
zeigte sich, dass für die Zeit der Tuberkulinanergie, welche dem Exanthem- 
ausbruch folgt, die Augenaffektion sofort abbeilte, während mit dem Wieder- 
einsetzen der Tuberkulinempfindlichkeit noch während des klinischen Aufent- 
haltes wieder Phlyktänen auftraten. Der gleiche Parallelismus zeigte sich in 
denjenigen Fällen, in welchen die Tuberkulinanergie durch Tuberkulinkuren 
künstlich herbeigeführt worden war. In dem Moment, in welchem nach 
einem starken Fieberanstieg der vorher positive Pirquet negativ wurde, trat 
jedesmal eine überraschend schnelle Heilung der Augenerkrankung ein (in 
gleicher Weise auch der übrigen skrophulösen Symptome). Diese engen Be- 
ziehungen, dass mit dem Sinken der Tuberkulinempfindlichkeit der Haut die 
Neigung zum Ekzem ab-, mit ihrem Steigen wieder zunimmt, ist von grosser 
Bedeutung für die Aussichten einer spezifischen Tuberkulinbehandlung. Alle 
Dosierungen, welche eine Erhöhung des Tuberkulintiters erzielen oder erstreben, 
können zwar für die Behandlung der Tuberkulose von grossem Werte sein, 
müssen aber bei den skrophulösen Erkrankungen als schädlich angesehen 
werden, vielmehr muss man bei einer Tuberkulinbehandlung der Skrophulose 
bestrebt sein, die Tuberkulinallergie der Haut möglichst stark und möglichst 
lange herabzusetzen, vorausgesetzt, dass der Allgemeinzustand dies gestattet. 
Köllner. 


Nach Bloch (400) ist die Xerophthalmie die Hauptursache der grossen 
Anzahl blinder Kinder in Dänemark. Aus seinen Untersuchungen über 
Dystrophie und Xerophthalmie bei jungen Kindern ergibt sich, 
dass langdauernder Mangel an bestimmten Lipoiden beim Kinde zu einer 
Wachstumshemmung führt, die den krankhaften Zustand der von ihm schon 
früher so genannten Dystrophia alipogenetica herbeiführt. Dieser Zustand ist 
charakterisiert durch eine grosse Empfänglichkeit für alle Infektionen und 
häufiges Vorkommen von Xerose der Konjunktiva und Kornea zusammen 
mit Hemeralopie, und zwar neigt die Hornhautxerose zum Übergang in 
Keratomalacie. Die Xerophthalmie entsteht vorzugsweise in den Frühjahrs- 
monaten, der Jahreszeit des grössten Körperwachstums, befällt besonders die 
jungen Kinder der ärmlichsten Landbevölkerung und beruht stets auf un- 
zweckmässiger künstlicher Ernährung mit Mangel .an Vollmilch, da diese 
ganz oder zum Teil durch zentrifugierte Milch, Buttermilch oder Mehlsuppe 
ersetzt wird. Dass die Erkrankung gerade in Dänemark häufiger auftritt als 
in anderen Ländern, dürfte darauf beruhen, dass Dänemark als Meiereiland 
vorwiegend Butter herstellt und exportiert. Die Erkrankung kann auch 
Kinder, denen Vollmilch und Sahne zugeführt wird, befallen, wenn durch zu 
langes Kochen oder sonstige Vorbehandlung die Lipoidbestandteile vernichtet 
werden. Die rechtzeitig erkannte Xerophthalmie heilt schnell unter einer 
Ernährung, die die besonderen Lipoidbestandteile enthält (Lebertran, Voll- 
milch, Sahne, Butter, Eier usw.). 


Marx (407) fand bei 117 Fällen von lokalisierbaren Phlyktänen 
im Jahre 1917 und bei 196 Fällen im Jahre. 1918 eine überraschend regel- 
mässige Verteilung am Limbus corneae, und zwar eine Zunahme von 
oben über nasal, unten nach aussen. Die obere Hälfte ist viel weniger be 
vorzugt als die untere. Da die Verteilung der Blut- und Lymphbabnen 
allein zur Erklärung nicht ausreicht, denkt der Autor an äussere z. T. mechanische 
Einflüsse _ ae Weve. 


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XII. Bindehaut, ee © tee oia 159 


_ Uber eine kleine Epidemie von Koch-Weeksscher Konjunk- 
tivitis in Freiburg berichtet Wiedersheim (415). Die Epidemie begann 
November 1913 in einer Kinderschule; nach dem ersten Schub trat im Januar 
bis Mitte März 1918 eine erhebliche Remission ein; im Frühjahr mehrten 
sich die Fälle aber erheblich und ibre monatliche Durchschnittszahl blieb bis 
zum August, wo die Beobachtung unterbrochen werden musste, etwa die 
gleiche. Das klinische Bild eines schweren Falles bei einem Erwachsenen 
glich anfangs dem einer schweren Blennorrhoe, so dass klinische Behandlung 
notwendig war. Auffallend war, dass die Bazillen in akuten Fällen nur auf 
der Höhe der Erkrankung reichlich vorhanden waren und dann verschwanden, 
während sie in den chronischen Fällen immer reichlich gefunden wurden. — 
Bei der kulturellen Züchtung machten sich die üblichen Schwierigkeiten geltend; 
der Bazillus wuchs am besten auf Aszitesagar mit Menschenblut. Ein Ver- 
such der Übertragung auf einen Affen blieb erfolglos, Intraperitoneal- 
impfung bei Meerschweinchen konnte wegen ungenügenden Materials nicht 
vorgenommen werden. 


Nach Lindners (406) Untersuchungen über die Topographie 
der Bindehautkeime erfolgt das Hineinwachsen der Keime in das Epithel 
dadurch, dass die zunächst oberflächlich sitzenden Keime durch ihre Toxine 
ein entzündliches Ödem des Epithels mit Proliferation desselben erzeugen und 
dann zwischen die Epithelien hineinwachsen können, Die Keime wachsen 
auf der Bindehaut ausgesprochen herdförmig, und zwar wuchern Koch-Weeks 
und Pneumokokken, weniger die Gonokokken, vorzugsweise auf dem Epithel 
der Conjunctiva bulbi. Phagozytose durch polynukleäre Leukozyten findet 
im Epithelbereich nicht statt, kommt also als Heilfaktor nicht in Frage. Auch 
das noch umstrittene Virus der Einschlusserkrankungen verhält sich ähnlich 
wie die genannten Keime, während der Diplobazillus eine Sonderstellung ein- 
nimmt. Er siedelt sich nicht eigentlich auf dem Konjunktivalepithel an, 
sondern fast ausschliesslich auf Epidermis oder verhornten Konjunktival- 
epithelzellen. Durch seine Lokalisation am Übergang der Konjunktiva in die 
äussere Haut stellt der Diplobazillus den Übergang zu den eigentlichen Binde- 
hautaprophyten dar, welche gleichfalls bloss auf Epidermiszellen oder bereits 
abgestorbenen Konjunktivalepithelien wuchern (Xerose, Staphylokokken). Diese 
Topographie der Erreger von Konjunktivitis spiegelt sich im klinischen Bild 
deutlich wieder und zwar besonders ausgeprägt beim Koch-Weeks-Katarrh, 
bei der Pneumokokken- und bei der Diplobazillenkonjunktivitis. Demzufolge 
dürfte man ein ähnliches Verhalten auch bei den fraglichen Konjunktivitis- 
erregern erwarten. Die Topographie des Influenzabazillus ist ähnlich der des 
Koch-Weeks-Bazillus, seine ätiologische Bedeutung also kaum zu bezweifeln. 
Hingegen sind eine Reihe anderer Keime wie Staphylokokken, Bacterium coli, 
Xerosebazillen, Friedländerbazillen usw. nach L. ätiologisch bedeutungslos. 


Die Arbeit von Kooy (405) über Prowazeksche und andere 
Formen bei den Trachompatienten der Amsterdamer Trachom- 
poliklinik geht weit über den Rahmen einer Dissertation hinaus. Ver- 
fasserin hat in zwei kurzen Kapiteln die Ergebnisse umfangreicher Unter- 
suchungen zusammengefasst, von denen jedes schon den Stoff für eine 
bedeutende Publikation enthält. Verfasserin hat erstens mittels zahl- 
reicher Färbmethoden das Konjunktivalsekret und die Epithelzellen unter- 
sucht bei 16 verschiedenen Formen von Konjunktivitis, daneben bei normalen 


160 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Augen und solchen unmittelbar und 1—54 Stunden post mortem. Die 
schönsten Präparate erhielt sie mittels verdünnter Giemsalösung (1 ccm auf 
20 ccm destilliertes Wasser, hierzu 1 Tropfen 0,1 °/o Kaliumkarbonat, 24 Stunden 
gefärbt). Bei Trachom lernte sie in dieser Weise sowohl intrazelluläre als 
extrazelluläre Veränderungen kennen. Sie beschreibt 7 verschiedene Arten 
von Zelleinschlüssen, die für Trachom kennzeichnend sind (von 70 Fällen in 
denen klinisch Trachom diagnostiziert war, wurde 69 mal die Diagnose allein 
aus dem Ausstrichprüparat gestellt; umgekehrt bewies der Krankheitsverlauf, 
dass kein Trachom vorlag in 10 trachomverdächtigen Fällen, bei denen das 
mikroskopische Bild nicht auf Trachom deutete, nur bei Narbentrachom können 
solche Einschlüsse vollständig fehlen). Sie unterscheidet: a) Runde oder ovale 
homogene Massen in der Nähe des Kernes, meistens nicht grösser als !/s dea 
Kernes. Sie färben sich blau oder violett mit Giemsa. (Vorstadium von b) 
nach Lowenstein und Verfasserin) b) Ähnliche Formen jedoch feine 
Körnchen enthaltend (Elementarkörperchen oder Pro w a ze k sche Chlamydozoen) 
die Körperchen färben sich violett, rotviolett oder rot. c) Ähnliche Form wie 
b), jedoch ohne Grundsubstanz oder Plastinmasse. d) Formen wie b) und c) 
in denen neben den Elementarkörperchen, grössere Gebilde, die sogenannten 
Initialkörperchen, vorkommen. Bemerkenswert ist das häufige Vorkommen 
der Form c) unter den Amsterdamer Trachomatösen, von Prowazek bei 
Trachom niemals beoba@htet und als kennzeichnend für »Epitheliosis des- 
quamativa« betrachtet. e) Einschlüsse, die ausschliesslich aus Initialformen 
bestehen (3 Variationen: eine einzige Initialform, mehrere nicht zusammen- 
hängende, mebrere zusammenhängende). f) Ähnliche Form wie c), jedoch 
durch den ganzen Zellkörper verbreitete Elementarkörperchen und Übergangs- 
formen zwischen c) und f) g) Einzelne oder mehrere Körnchen von der 
Grösse der Elementarkörperchen, dann und wann in der Form von Greeff 
beschrieben (Diplokokkus). Daneben treten Kunstprodukte auf, die besonders 
schwer von der letztgenannten Form zu unterscheiden sind. Meistens handelt 
es sich um Kernstücke. Zur Vermeidung von Fehldiagnosen ist unbedingt 
zu fordern, dass die Epithelzelle äusserlich unlädiert erscheinen muss, d. h. 
dass in den Giemsapräparaten das Protoplasma schön diffus blau sei. Die 
Knotenpunkte eines Fadengeflechts .können schon als Elementarkörperchen 
imponieren, während rote und violette Färbung des Protoplasmas als ein 
Zeichen vom Absterben der Zelle aufzufassen ist. Von den extrazellulären 
Formen werden beschrieben: a) Initialformen, b) Elementärkörperchen. Da 
freie Körnchen in allen Formen von Kontrollpräparaten beobachtet . werden, 
haben sie bezüglich der Diagnose keine Bedeutung. Das 2. Kapitel handelt 
von Kulturversuchen. Unter 48 Versuchen gelang es 5mal, einen Mikro- 
organismus in Reinkultur zu züchten, dessen Eigenschaften weitgehende Über- 
einstimmung zeigen mit dem 1915 von Noguchi und Cohen beschriebenen. 
Der fakultativ anaerobe Organismus hat mikroskopisch viel Ähnlichkeit mit 
einem Gonokokkus, war aber kulturell von ihm verschieden. Daneben zeigte 
der polimorphe Organismus elliptische und langgezogene oder ringförmige Ge- 
stalt, kurz, alle die Formen, die uns aus den Ausstrichpräparaten als Initial. 
formen bekannt sind. Besonders interessant ist aber die Beobachtung des 
Entstehens von »Einschlüssen« wie oben beschrieben (Ia und Ib) aus diesen 
Gebilden. Kooy sah, wie die Kokken der Asziteskulturen Gruppen bildeten, 
die in einigen Tagen zu einer diffussen Masse sich zusammenballten, und in 
denen nach Verlauf von weiteren Tagen plötzlich feine Körnchen auftraten. 


XII. Bindehaut. 161 


Weiter beobachtete sie in den Kulturen das Auseinanderfallen von einem 
einzigen Kokkus in mehrere »Elementarkörperchen«, ähnlich wie sie dies 
früher für Scharlach beschrieb. Auch Noguchi und Cohen beobachteten 
in ihren Kulturen Initialkörperchen und Elementarkörperchen, konnten jedoch 
nicht angeben, wie die verschiedenen Formen auseinander entstanden. Zahl- 
reiche Mikrophotographien, farbige Abbildungen und Krankengeschichten 
illustrieren die Arbeit, W eve. 


Die Methode der Trachombehandlung von Tertsch (413) be- 
steht in einer oberflächlichen flächenförmigen Abtragung des erkrankten Ge- 
webes der Konjunktiva, die in mehreren Sitzungen schonend vorgenommen 
wird. T., der diese Bebandlungsart in 2000 Fällen angewandt hat, demonstriert 
zwei in einem Monat geheilte Fälle und einen noch in Behandlung stehenden 
Patienten, 


Bei dem 8jährigen Knaben mit akuter fieberhafter Konjunk- 
tivitis mit Knötchenbildung, über den Purtscher (409) berichtet, 
war zunächst die Diagnose auf Parinaudsche Konjunktivitis gestellt worden. 
Das Meerschweinchen, dem (nach Herrenschwand) eine in Kochsalzlösung 
hergestellte Aufschwemmung von exzidierten Knötchen unter die Bauchhaut 
injiziert war, blieb aber gesund (bei Herrenschwand Exitus nach 6 bis 
12 Tagen). Die Diagnose ist also zweifelhaft. Ein noch bestehender Lupus 
lässt an eine atypische Tuberkulose der Bindehaut denken; aber Follikel- 
bildungen und hahnenkammartige Wucherungen fehlen. 


Gallemaerts (401) beobachtete eine Tuberkulose der Binde- 
haut bei einem 44jährigen Manne mit Lungentuberkulose. Die übliche 
lokale Behandlung verschlimmerte nur den Befund, erst nach totaler Exzision, 
wobei der Ausgangspunkt der Erkrankung in der Sklera gefunden wurde, 
kam es zur Heilung. Im pathologisch-anatomischen Befund konnte die Diagnose 
bestätigt werden. Jedenfalls handelte es sich nicht um eine oberflächliche 
lokale Infektion, sondern um eine Metastase von der Lungentuberkulose aus; 
eine erythrobazilläre Embolie an der Durchtrittsstelle der vorderen Ziliarvenen 
durch die Sklera, Cause. 


Weekers (414) bringt den klinischen und pathologisch-anatomischen 
Bericht eines Falles von gummöser syphilitischer Infiltration der 
Bindehaut, der Iris und des Ziliarkérpers. Bei der 59jährigen, bis dahin 
gesunden, auch noch nicht wegen ihrer Lues behandelten Frau fand sich 
eine dicke Infiltration der Bulbusbindehaut, die um die Kornea förmlich einen 
Wall bildete; diese selbst war total getrübt, so dass eine Untersuchung des 
Augeninneren unmöglich war. Das andere Auge war gesund. Behandlung 
wurde abgelehnt, nach 14 Tagen trat Tod an Lungenerkrankung ein, so dass 
der Bulbus enukleiert werden konnte. Pathologisch-anatomisch fand sich in 
dem oberen Bindehautsack ein kleines Gumma, gummöse Infiltration der 
ganzen Augapfelbindehaut, der Iris und des Ziliarkörpers. In der Iris fanden 
sich ausserdem 4 knötchenförmige Papeln. Die papulöse Infiltration (an der 
Iriswurzel und am Pupillarrand) ist durch Anhäufung von Rundzellen und 
Lymphozyten gebildet, Riesenzellen fehlen, ebenso jede Spur von Nekrose, 
Gefässe sind sehr selten. Ohne von einer Kapsel umgeben zu sein, sind die 
Papeln gegen die Umgebung doch deutlich abgegrenzt. Pathologisch-anatomisch 
besteht zwischen Papel und Gumma nur ein gradueller Unterschied. Ent- 


162 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


‚sprechend der geringeren Infiltration heilt die Papel ohne Residuen, ohne 
Narbe ab. Bei dem Gumma handelt es sich um wirklich neugebildetes Ge- 
webe, das sich nur ausnahmsweise wieder ganz zurückbildet und nur mit 
Narbenbildung abheilt. Bei der Syphilis ignota und bei der malignen Syphilis 
ist öfters das gleichzeitige Vorkommen von Veränderungen sekundären (Papeln) 
und tertiären Stadiums (Gummen) zu beobachten. Cause. 


Den klinischen und anatomischen Befund eines Melanosarkoms der 
Bindehaut bringt Gallemaerts (402). Bei einer 54jährigen Frau hatte 
sich um einen kongenitalen Naevus pigmentosus der Augenapfelbindebaut 
innerhalb 3 Monaten ein Tumor entwickelt, der bei der Operation 15 mm 
lang, 8 mm breit und 4 mm hoch war. Vom unteren äusseren Hornhaut- 
rande erstreckt sich die Geschwulst gegen den äusseren Winkel hin von der 
Form einer phrygischen Mütze. Der stark vaskularisierte Tumor war frei 
beweglich und machte bei der Operation keine Schwierigkeiten. Mikroskopisch 
fand sich unter dem Epithel mit mehreren Lagen abgeplatteter Zellen eine 
zusammenhängende Masse grosser, polyedrischer Zellen mit reichlich Proto- 
plasma und dickem blasigem Kern. Über den ganzen Tumor zerstreut fanden 
sich Pigmentzellen, ohne aber kompakte Haufen zu bilden. In der Tiefe 
waren sie reichlicher zu sehen wie an der Oberfläche, besonders in der Nähe 
von Gefiissen. Die Zellen waren von rundlicher bis meist Spindelform, das 
Pigment in ihnen kornförmig und in dicken Blocks. — Die pigmentierten 
Naevi muss man immer überwachen und bei der geringsten Ausbreitung ent- 
fernen. Bezüglich der Metastasenbildung sind die Melanosarkome der Binde- 
haut wesentlich gutartiger wie die intraokularen Tumoren. Cause. 


Nach den Mitteilungen von A. H. Pagenstecher (408) ist Alexander 
Pagenstecher der erste gewesen, der eine Bindehautplastik ausge- 
führt hat (1859). Später hat Schöler die Bindehautplastik angewandt, und 
Kuhnt bat wohl ganz unabhängig davon dann die Methode ausgebaut und 
zum Allgemeingut der Augenärzte gemacht. | 


XIII. Hornhaut und Lederhaut, 
Ref.: Horovitz. 


*416) Ascher: Zur Keratoplastikfrage. Bericht über 49 in den Jahren 
1908 bis 1917 ausgeführte Hornhautpfropfungen. 

417) Boas: Über Megalokornea. Diss. Rostock 1916. 

*418) Elschnig: Über die Blutfärbung der Kornea. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 63. S. 10. 

*419) Eyer: Auffallende Heilung eines Ulcus rodens corneae nach Ge- 
sichtserysipel. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 28. ' 

*419a) Derselbe: Über Ulcus rodens der Hornhaut. Med. Ges. Giessen. 
Sitzung v. 2. Aug. 1919. Ref. Med. Klinik 1919. S. 911. (vgl. Referat Nr. 419). 

*420) Franke: Keratokonus (Vorstellung). Arztl. Verein in Hamburg. 
Sitzung v. 24. Juni 1919. Ref. Münch. med. Wochenschr. S. 794. 

*421) Guist: Ein Fall von spontaner Skleralverdünnung mit Nekrose 
und Staphylombildung beider Augen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. 
S. 753. 

*422) John: Die Beteiligung der Hornhaut bei der Tuberkulose des 
Auges mit spezieller Beriicksichtigung der Perforation. Diss. Rostock 1918. 


XIH. Hornhaut und Lederhaut. | 168 


*423) Kestenbaum: Uber Megalokornea. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 62. S. 437. l 

*424) Kraemer: Ein Fall von Hornhautdelle mit einer merkwürdigen 
optischen Erscheinung. Ophthalm. Ges. in Wien. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilk. Bd. 63. S. 236. i | 

*425) Kraupa: Ein weiterer Beitrag zur Auffassung des Krankheits- 
bildes des „Keratokonus“, III. Zentralbl. f. prakt. Augenbeilk. S. 81. 

*426) Kuhnt: Über die Zweckmässigkeit der Unterfütterung sklero- 
und keratoplastischer Bindehautlappen mit Streifen von Fascia lata oder 
Sehne bei umfangreichen Lederhaut- and Hornhautdefekten in ganzer Dicke. 
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 148. 

*427) Liese: Ein Fall von Vorderkammer- und Korneoskleralzyste mit 
Endothelauskleidung. Diss. Heidelberg 1918. 

*428) Löwenstein: Atiologische Untersuchungen über den fieberhaften 
Herpes. Münch. med. Wochenschr. S. 769. 

*429) Meissner: Ein Fall von atypischer Keratitis disciformis. Ophthalm. 
Ges. in Wien. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 237. 

*430) Monbrun: La kératite neuro-paralytique grippale. Arch. d’ophth. 
T. 36. p. 614. 

*431) Müller: Xeroderma pigmentosum und Augenerkrankungen. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 156. 

#432) Paradies: Zur Optochinbehandlung des Ulcus serpens. Wochen- 
schrift f. Ther. u. Hyg. d. Auges 1918/19. Nr. 17. S. 73, 

*433) Perrin: Kératite due & la melinite. Annal. d’oculist. T. 156. p. 160. 

*434) Salus: Zur Klinik und Pathogenese der Keratitis rodens. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 14. | 

435) Schmidt: Beitrag zur Kenntnis der epibulbären Geschwulst "am 
Limbus cornea. Diss. Leipzig (noch nicht gedruckt). 

*436) Seemer: Die Beziehungen zwischen Endothel- und Epithelerkran- 
kungen der Hornhaut. Diss. Würzburg 1919. 

*437) Stähli: Das Krankheitsbild des Keratokonus vom Standpunkte 
der Variabilitätslehre (mit zwei klinischen Beispielen von Familiarität des 
Keratokonus und einem Anhang mit Bemerkungen zur Myopiefrage. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 712. 

*438) Stargardt: Über eine Einschlusserkrankung des Hornhautepithels 
(Epithelioma contagiosum avium). Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 133. 

*439) Stockmeier: Die Beziehungen des Herpes corneae zum Trauma. 
Diss. Rostock 1917. 

*440) Vogt: Reflexlinien durch Faltung spiegelnder Grenzflächen im 
Bereiche von Kornea, Linsenkapsel und Netzhaut. Graefes Arch. f. Ophth. 
Bd. 99. S. 296. 

*441) Derselbe: Die Sichtbarkeit des lebenden Hornhautendothels im 
Lichtbüschel der Gullstrandschen Spaltlampe. Ges. d. Schweiz. Augenärzte. 
Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 233. 


Neuere Untersuchungsmethoden, wie die Kornealmikroskopie in Ver- 
bindung mit der Gullstrandschen Spaltlampe und das rotfreie Ophthal- 
moskopielicht, ermöglichen die Wahrnehmung einer Reihe von Reflexen im 
Bereich des vorderen und hinteren Bulbusabschnittes, die bisher unserer Be- 
obachtung entgangen sind, aus deren Verhalten wir aber Schlüsse auf Ver- 


164 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


änderungen der Augenmedien ziehen können. Vogt (440), der in einer 
ausführlichen Veröffentlichung über Reflexlinien durch Faltung 
spiegelnder Grenzflächen im Bereiche von Kornea, Linsen- 
kapsel und Netzhaut die Entstehungsweise dieser Reflexlinien theoretisch 
begründet und experimentell veranschaulicht, fasst das klinisch wichtige dahin 
zusammen: Hornhaut und Netzhaut sind die wichtigsten Medien des Auges, 
die unter pathologischen Bedingungen Reflexlinien wellenförmig gekrammter 
Grenzflächen aufweisen; und zwar zeigt die Hornhaut bei Phthisis bulbi, 
Keratitis parenchymatosa (besonders disciformis) und bei Perforation opera- 
tiver und nichtoperativer Herkunft Faltungen der Descemet, die klinisch das 
Bild tiefliegender Trübungsstreifen ergeben. Bei Untersuchung mit der Spalt- 
lampe zeigen diese Trübungsstreifen die Reflexlinien, welche die Falten der 
Descemet und der Bowmanschen Membran von ähnlichen Bildungen (Ge 
fässstreifen, Trübungsstreifen im Verlauf der Nervenbahnen, Descemetrisse) 
scharf unterscheiden lassen. Die Descemet hat grosse Neigung zu Falten- 
bildung, die bei tiefer Keratitis und nach operativer Bulbuseröffnung häufig 
beobachtet wird. Während wir bei Phthisis bulbi und Keratitis parenchyma- 
tosa unregelmässige Formen finden, sind sie bei Perforation regelmässig und 
verlaufen radiiir zur Narbe. Bei schrumpfender Katarakt finden wir Falten 
mit typischen Reflexlinien in der vorderen Linsenkapsel. Die präretinalen 
Reflexlinien, welche Falten einer glatten Fläche im Bereich der Netzhaut- 
Glaskörpergrenze, wahrscheinlich der Limitans interna, beweisen, sind besonders 
im rotfreien Licht wahrnehmbar und haben für eine Reihe von Erkrankungen 
diagnostische Bedeutung. 


Vogt (441) konnte durch Anwendung der sog. »Spiegelbezirke« mit 
der Gullstrandschen Spaltlampe die Sichtbarkeit des Hornhaut- 
endothels nachweisen. Zunächst muss man das hintere Hornhautbild ein- 
stellen, das etwas kleiner als das vordere und im Gegensatz zu diesem stets 
gelb ist. Stellt man dann in der Richtung des hinteren Hornhautbildes auf 
die hintere Hornhautoberfläche ein, so wird der hintere Hornhautspiegelbezirk 
mit dem Hornhautendothel sichtbar. Bei 68 bis 86facher Vergrösserung ist 
die scheinbare Grösse jeder einzelner Zelle 1,3 bis 1,7 mm. Es tritt ein 
zierliches Wabenmosaik zutage, die sechseckige Zellform überwiegt, die 
Grenzen des Endothels treten als dunkle Linien hervor. Bei Iridocyklitis 
sieht man auf dem Endothel jede einzelne Beschlagszelle aufsitzen, die sich 
dabei schwarz vom hellen Grunde abhebt, denn sie stellt eine Unterbrechung 
bezw. Krümmungsänderung des Spiegelbelags dar. Weitere Einzelheiten, wie 
z. B. die Veränderungen des Endothelspiegels im Alter, finden sich in einer 
demnächst erscheinenden Mitteilung Vogts. 


In einem weiteren Beitrag zur Auffassung des Krankheits- 
bildes des Keratokonus knüpft Kraupa (425) an seine früher erschienenen 
Veröffentlichungen (1916, 1917) über Keratokonus an. Aus seiner Beschreibung 
weiterer seit 1916 beobachteten 8 Fälle ergibt sich, dass sämtliche einem 
ausserordentlich zusammengewürfelten Krankenmateriale entstammenden Horn- 
hautkegel den Fleischerschen Hämosiderinring aufwiesen. Der nicht immer 
leichte Nachweis gelang am besten bei Anwendung seitlicher Beleuchtung 
mit einer 20,0 Dioptrien-Linse und der Hartnackschen Kugellupe. Die 
von Köppe beschriebene im Hornhautparenchym sichtbare Streifenbildung 
scheint ein weiteres Charakteristikum zu sein. Einer der 8 Fälle von Kr. 


XIII. Hornhaut und Lederhant. 165 


war nicht ein eigentlicher Keratokonus, sondern es bestand an beiden Augen 
. ausgesprochene Kerektasie von torischer Vorwölbung. Während beim typischen 
Keratokonus die Kegelspitze der Dehnung nachgibt, wölbt sich beim Kerato- 
torus die Hornhaut in der Richtung eines Meridians vor. — Nach Kr. ist 
das klinische Bild des Keratokonus, das mehr ein Savimelbegriff ist, und zu 
dem auch Formen zu zählen sind, die mit dem Hornhautkegel nur den 
Hämosiderinring und einen starken allerdings grösstenteils regulären Astig- 
matismus gemein haben, noch nicht genügend geklärt. 


Nach einer kurzen Besprechung der wichtigsten physikalischen Grund- 
lagen, mit denen jede Keratokonustheorie sich abzufinden hat, stellt Stähli 
(437) in seiner Arbeit über das Krankheitsbild des Keratokonus vom 
Standpunkteder Variabilitätslehre die Hypothese zur Diskussion: »dass 
zum mindesten in einem Teil der Fälle von Keratokonus die konische Horn- 
hautverbiegung primär und in erster Linie verursacht wird durch eine kon- 
genitale, durch fluktuierende Variation bedingte extreme Verdünnung der 
Kornea resp. eine entsprechende Verminderung der spez. Zugfestigkeit der 
Hornhaut; der Ausbruch der klinischen Erscheinungen des Keratokonus wird 
dabei möglicherweise bestimmt durch extraokulare Momente.« Dabei lässt 
St. dahingestellt sein, »ob es daneben auch noch einen primären Keratokonus 
gibt, wo extreme Variation im angedeuteten Sinne nicht im Spiele ist, wo 
viel mehr einzig und allein krankhafte Kornealveränderungen, die ihrerseits 
Teilerscheinung und Ausfluss einer konstitutionellen Anomalie wären, die 
Ursache der konischen Kornealverbiegung sind.« Bezüglich der Vererbungs- 
frage kann St. zwei Beispiele von Familiaritat des Keratokonus bringen, das 
eine Mal handelt es sich um zwei Schwestern, das andere Mal um Mutter 
und Tochter, die mit Keratokonus behaftet waren. — St. weisst erneut darauf 
hin, dass seines Erachtens »der Fleischersche Ring mit der Genese des 
Keratakonus nichts zu tun hat, sondern ein sekundäres Merkmal des Kerato- 
konus darstellt, dass also der Fleischersche braune Ring auch in keiner 
Weise gegen seine »Variabilitätshypothese« des Keratokonus zu sprechen 
vermag.« — Bei Besprechung der Myopiefrage spricht sich St. dahin aus, dass die 
Gesetze der Variabilität und Vererbung auch für die spezifische Festigkeit 
und Dicke der Bulbushüllen am hinteren Augenpol gelten. — 


Bei dem von Franke (420) vorgestellten Mädchen mit Keratokonus, 
das den Befunden von Sigrist entsprechend eine geringe relative Lympho- 
cytose und Abbau von Ovarien und Nebennieren nach Abderhalden zeigt, 
soll ein organo-therapeutischer Versuch gemacht werden. 


Kestenbaum (423) schlägt auf Grund seiner Ausführungen über 
Megalokornea vor, alle Fälle mit Drucksteigerung oder deren Folgen ein- 
heitlich zu bezeichnen eventuell mit Hydrophthalmus, während die Bezeichnung 
Keratoglobus entweder für die Hornhautveränderung bei Hydrophthalmus reser- 
viert bleiben oder überhaupt fallen sollte. Im Gegensatz zum Hydroph- 
thalmus finden wir bei der Megalokornea keine Schädigung der Funktion, 
Klarheit der Kornea, besonders Fehlen von Rupturen der Deszemetschen 
Membran und Fehlen der Drucksteigerung und der glaukomatösen Exkavation. 
Fernerhin unterscheiden sich die beiden Erkrankungen dadurch, dass wir 
finden bei Megalokornea: fast ausschliessliches Vorkommen bei Männern, 
fast konstante Doppelseitigkeit, fast gleiche Grössenverhältnisse beider Augen, 
meist normale Hornhautwölbung, sehr häufiges Vorkommen von Embryo- 


Literaturbericht fiber das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XII 


166 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


toxon, in der Mehrzahl der Fälle familiares Auftreten sowie gehäuftes Vor. 
kommen in einer Familie ohne einen einzigen Fall von Entwickelung eines 
Hydrophthalmus, wogegen wir festzustellen haben beim Hydrophthalmus: 
Verhältnis der männlichen zu den weiblichen Fallen = 5:3, 35°,o Einseitig- 
keit, meist ungleiche Grössenverhältnisse an beiden Augen bedeutende Ab- 
nahme der Hornhautwölbung, keine Beobachtung von Embryotoxon und seltenes 
familiäres Auftreten. 


Elschnig (418) berichtet über Untersuchungen über die Blutfär- 
bung der Kornea, die Begle in seiner Klinik an 4 Fällen vorgenommen 
und 1914 im American Arch. of Ophth. veröffentlicht hatte, die aber bisber 
offenbar noch nicht referiert wurden. Die Untersuchung der frischen Kornea 
mit dem Zeisschen Mikrospektroskop zeigte, dass das Spektrum als solches 
völlig gleich war dem einer Hämoglebinlösung gleicher Dichte. Die Einzel- 
heiten der Ergebnisse der feineren mikrochemischen Untersuchungen an frischer 
und fixierter Kornea sind in der Veröffentlichung selbst nachzulesen, Hervor- 
gehoben sei, dass beim Vergleich des physikalischen Charakters verschiedener 
Hämaglobinderivate unter dem Mikroskop keine Ähnlichkeit der stark licht- 
brechenden in der Hornhaut, ausgenommen eine 1—2 mm breite Randpartie, 
vorfindlichen Körperchen und den verschiedenen körnigen Massen vorhanden 
ist. welche in den grösstenteils zersetzten Blutklumpen im Glaskörper oder in 
der Vorderkammer sich vorfinden. Wenn auch eine sichere Entscheidung über 
die Natur der stark lichtbrechenden Körnchen nicht möglich war, so konnte 
doch festgestellt werden, dass die Körnchen elementare, nicht eisenhaltige 
Spaltstücke von Hämoglobin darstellten, und auf Grund des Nachweises der 
Hämoglobinimbibition in der Kornea scheint es sichergestellt, dasa die intensive 
sogenannte Blutfürbung der Kornea nicht auf der sehr zarten Eigenfarbe der 
Körnchen beruht, sondern auf der Kombination der an sich klinisch kaum bemerk- 
baren Hämoglobinfärbung mit den zart gefärbten und stark lichtbrechenden 
Körnchen. Als letztes Moment tritt dann noch die auch von Kusama nachge 
wiesene Ablagerung von Blutpigment in der Kornea hinzu. 


Perrin (433) berichtet über 32 Beobachtungen von Keratitis durch 
Pikrinsäureschädigung (Melinit). Es handelt sich um eine milchige 
Infiltration der zentralen und unteren Hornhautpartien ohne besondere ent- 
zündliche Reizsymptome seitens des übrigen Auges. Die Erkrankung tnt 
beiderseitig ohne Schmerzen auf. Die Sehstörung ist recht bedeutend (S. = 
1/19 —1/20); Regenbogenfarbensehen. Unter Gebrauch von gelber Salbe und 
Borwaschungen erfolgt gewöhnlich Heilung innerhalb 6 Wochen unter völliger 
Wiederherstellung ohne den geringsten Hornhautflecken. Das Kornealepithel 
ist nicht affiziert, die Keratitis ist diffus, subepithelial. Differentialdiagnostisch 
kommt interstitielle Keratitis in Frage. Die Patienten sind nach überstandener 
Keratitis zur Arbeit mit Melinit dauernd untauglich. Cause. 


Um bei der Behandlung des Ulcus serpens mit Optochin 
eine grössere Tiefenwirkung zu erreichen, verbindet Paradies (432) eine 
Behandlung mit Dionin. Seine Behandlungsmethode gestaltet sich folgender- 
massen: Kauterisation der beiden Puncta lacrimalia; Morgens: zunächst 5— 
10°/o Dionin, nach Eintritt der Chemosis 1—2 Tropfen einer 1°/o Optochin- 
lösung auf die Konjunktiva des Unterlids mit anschliessendem Betupfen des 
Ulcus mit 2°/o Optochin unter Ausnutzung der analgetischen Dioninwirkung. 
Abends: Abreiben der Konjunktiva des Oberlids mit einem in 5—10°% 





XIII. Hornhaut und Lederhaut. : 167 
Dioninlösung getauchten watteumwickelten Glasstab, nach etwa 114/: Minuten 
die gleiche Manipulation mit 1°/o Optochinlösung. Daneben natürlich Be- 
kämpfung der Iritis. Zwei mitgebrachte Fälle zeigen den günstigen Erfolg 
der Behandlung. 

Liese (427) bringt einen Fall von Vorderkammer- und Korneo- 
skleralzyste mit Endothelauskleidung bei einem 11 jährigen Jungen 
nach perforierender Verletzung; und zwar handelt es sich um eine mehr- 
kammerige Zystenbildung von ungewöhnlicher Grösse, deren Wand von einem 
kontinuierlichen ein- und mehrschichtigen Endothelbelag bekleidet ist. 


Nach Stockmeier (439) werden die Ansichten von Peters über 
die Verwandtschaft zwischen Herpes corneae und den traumati- 
schen Hornhauterkrankungen durch eine Reihe von Tatsachen gestützt, 
während die Annahme einer ektogenen Infektion bei den Hornhauterosionen 
bei der Keratitis disciformis vorläufig durch nichts bewiesen ist. Die All- 
gemeinerkrankung beim Herpes corneae wird erheblich überschätzt, und es 
wäre an der Zeit, die Bezeichnung Herpes corneae febrilis durch den nichte 
präjudizierenden Namen Herpes cornene zu ersetzen. 


Löwenstein (428) kommt auf Grund seiner ätiologischen Unter- 
suchungen über den fieberhaften Herpes zu folgenden Ergebnissen: 
Das Virus, welches die Herpesblasen entbalten, ruft nach Übertragung auf 
die Kaninchenhornhaut dort eine der Keratitis herpetich des Menschen ähnliche 
Erkrankung hervor. Das Virus ist von Kaninchenhornhaut zu Kaninchen- 
hornhaut ohne wesentliche Einbusse der Virulenz übertragbar, auch sind 
ziemlich erhebliche Verdünnungen der Aufschwemmung des Virus noch wirk- 
sam. Das Virus ist im Blute von Herpeserkrankten nicht nachweisbar und 
verliert seine Infektionstüchtigkeit im Brutschrank schon nach 24 Stunden 
sowie nach halbstündigem Erwärmen auf 56°. Kulturversuche blieben negativ 
ebenso wie Filtrationsversuche. Nach Überstehen eines Impfherpes bleibt 
eine lokale Immunität gegen eine Neuinfektion zurück. Es handelt sich 
wohl um eine Virusform, die den menschlichen Organismus gemeinsam mit 
bestimmten pflanzlichen Mikroorganismen (Pneumokokken, Kolibazillen) — als 
synergetische Symbionten — befüllt. 

Bei dem Patienten von Krämer (424) wurde ein dunkler Fleck auf 
der hellbraunen Iris dadurch erzeugt, dass eine völlige durchsichtige 
kleine Hornhautdelle das durch sie durchtretende Licht zerstreute und 
die betreffende Stelle der Iris weniger beleuchtet wurde als die benachbarte 
und dunkler erschien. 

Der Fall von atypischer Keratitis disciformis, den Meissner 
(429) bringt, betrifft eine 22jährige Patientin, bei der sich einige Tage nach 
Ausbruch einer Grippe eine zarte scheibenförmige Trübung der Hornhaut 
ausbildete, die sich durch einen dichter getrübten Rand scharf gegen die 
Umgebung abgrenzte Nach Rückgang der Trübung fand sich in der glatten 
Hornhaut eine vollständig geschlossene, zarte graue Kreislinie, innerhalb und 
ausserhalb deren man nur mit Lupe feine Pünktchen und etwas grössere 
zarte graue Fleckchen sah. Innerhalb des Ringes war die Hornhaut un- 
empfindlich. 

Seemer (436) kommt in seiner Dissertation über die Beziehungen 
zwischen Endothel- und Epithelerkrankungen der Hornhaut 
auf Grund der bisher darüber vorhandenen Literatur und eines in der Würz- 


XT” 


168 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


burger Klinik jetzt beobachteten Falles zu dem Ergebnis, dass ein Abhängig- 
keitsverhältnis des Epithels von der Intaktheit des Endothels nicht von der 
Hand zu weisen ist, ohne dass der feinere Mechanismus des Zusammenhang 
zwischen beiden schon völlig klargestellt ist. Wenn bei Erkrankungen der 
Hornhaut durch Schädigung von hinten Epithelveränderungen festgestellt 
wurden, so fand sich auch immer eine Endothelläsion, die zeitlich den ersteren 
vorangerangen sein musste. — Der mitgeteilte Fall betrifft eine 35 jährige 
Patientin mit zunächst typischer Iritis serosa beider Augen mit Bildung 
dichter klumpiger Präzipitate. Etwa 3/4 Jahr nach Beginn der Erkrankung 
trat dem Sitz der früheren Präzipitate entsprechend beiderseits eine dichte 
Epitheltrübung in Dreiecksform auf, die zur Entstehung grosser blasiger 
Abhebungen führte. Die Bildung der mit klarer Flüssigkeit gefüllten, fast 
_ jeden zweiten Tag platzenden Blasen wiederholte sich zunächst regelmässig 
nach Art der rezidivierenden Erosionen. Eine Abrasio corneae brachte nur 
vorübergehende Besserung, aber allmählich erschöpfte sich der Prozess. — . 
Da der Bezirk der Epithelerkrankung mit dem der früheren Präzipitatbildung 
an der Hornhauthinterfläche völlig übereinstimmte, muss der Schluss gezogen 
werden, dass die Erkrankung des Epithels zurückzuführen ist auf eine 
chronische Schädigung des Endothels an der Stelle, an der vorher die Prä- 
zipitate vorhanden waren. Der mitgeteilte Fall bedeutet daber eine weitere 
Stütze für die Auffassung, dass die Endothelerkrankung der Hornhaut ver- 
antwortlich zu machen ist für eine Erkrankung des Epithels. 

Die von Eyer (419) mitgeteilte auffallende Heilung eines 
Ulcus rodens corneae nach Gesichtserysipel dürfte uns durchaus 
erklärlich sein bei unserer heutigen Kenntnis von dem günstigen Einfluss 
fieberhafter Prozesse auf Augenerkrankungen, den wir durch die bekannten 
Milchinjektionen therapeutisch nutzbar machen können. Der mitgeteilte Fall 
betraf einen 49 jährigen Patienten, bei welchem einige Tage nach Auftreten 
eines schweren Erysipels mit hohem Fieber das bis dahin schubweise pro- 
grediente Ulcus rodens corneae rasch abheilte. 

Der Fall von Keratitis rodens, den Salus (434) bringt, bot die 
Möglichkeit, die Erkrankung von den ersten Anfängen an zu beobachten; 
und zwar wurde bei dem 39jährigen Patienten der erste Beginn des‘ Ulcus 
rodens durch eine zirkumskripte Episkleritis dargestellt. Das eigentliche 
Rinnengeschwür entwickelte sich im Vergleich zu anderen Fällen erst auf- 
fallend spät, und zwar erst, als die dichtgetrübte vaskularisierte Zone eine 
Breite von etwa 4 mm erreicht hatte. — Die Tatsache, dass das Geschwür 
sehr flach und nur im Bereich der Epithelschicht unterminiert sein kann, 
und nekrotische Veränderungea ganz fehlen können, spricht dafür, dass das 
Krankheitsbild vor allem durch die entzündliche Granulationswucherung und 
weniger durch die Geschwürsbildung charakterisiert ist; deshalb sollte die 
Bezeichnung Ulcus rodens, die zudem an Karzinom zu sehr erinnert, durch 
Keratitis rodens ersetzt werden. — Bei der bekannten Bösartigkeit der Affektion 
ist bemerkenswert, dass der vorliegende Fall mit Ausbruch eines akuten 
Trachomrezidivs zum Stillstand und zur Heilung kam, ähnlich dem von 
Epalza mitgeteilten Fall, bei dem durch eine interkurrente Diplobazillen- 
infektion das Ulcus rodens ausheilte. Wenn auch die heilsame Wirkung 
einer Trachominfektion therapeutisch kaum verwertet werden kann, so käme 
vielleicht der Versuch einer Bakteriotherapie nach Axenfeld-Epalza (dureh 
künstliche Diplobazilleninfektion) in Betracht. — Bezüglich der Beziebungen 


Xlll. Hornhaut und Lederhaut. 169 


der Keratitis rodens zur Rosacea-Keratitis lehnt S. eine Identität beider Pro- 
zesse ab. Vielleicht kann die Rosacea-Keratitis in seltenen Fällen durch 
Hinzutreten der spezifischen „Rodens“-Infektion zu einem Ulcus rodens sich 
umwandeln. 


Stargardt (438) berichtet über Untersuchungen über das Epithelioma 
contagiosum der Vögel. Den Ophthalmologen interessiert, dass auch die 
Hornhaut des Auges von der Erkrankung befallen werden kann und dass 
sich die Hornhauterkrankung ähnlich wie bei der Variola durch Impfung 
erreichen lässt. St. hat die Impfungen der Hornhaut bei Tauben so aus- 
geführt, dass er mit einer Impffeder in horizontaler Richtung quer über die 
ganze Hornhaut fuhr und das Epithel einritzte; dann wurde sofort das Impf- 
material in den Bindehautsack gebracht und durch Verreiben mit den Lidern 
über die Hornhautoberfläche verteilt. Als Impfmaterial wurde zumeist Haut 
frisch getöteter kranker Tauben benutzt, die im Mörser mit physiologischer 
Kochsalzlösung zerrieben war, mehrfach auch ebenso vorbereitete ältere ge- 
trocknete Hautstücke, in einigen Fällen Filtrate. — Die ersten klinischen 
Erscheinungen traten am 7. bis 10. Tage nach der Impfung auf. Auf dem 
Höhepunkt der Erkrankung, der etwa 3 Wochen nach der Impfung sich 
ausbildete, zeigte die Hornhaut ein charakteristisches Aussehen: grau-weisse 
Trübung des an vielen Stellen verdickten Epithels, auffallend verzweigte 
landkartenförmige Figuren bildend, und an den Rändern stellenweise steil 
gegen die normale Hornhaut abfallend. Dabei erschien die ganze Oberfläche 
trocken und rauh. Die übrigen Teile des Auges wiesen zumeist keine stär- 
keren Veränderungen auf. Da die Tiere während der Hornhauterkrankung 
getötet wurden, kann über Dauer und Heilungsverlauf nichts ausgesagt 
werden. Über das ausführlich mitgeteilte histologisch- pathologische Bild 
muss in der Arbeit selbst nachgelesen werden. Hier sei nur hervorgehoben, 
dass neben typischen kugeligen oder ellipsoidförmigen Einschlüssen sich bei 
Carnoyfixation und Giemsafärbung im Protoplasma der Epithelzellen noch 
sehr zarte Gebilde von Keulen- oder Hantelform fanden, die sich mit Kern- 
farbstoffen färbten. Bemerkenswert ist noch das völlige Fehlen von Bakterien 
in den erkrankten Teilen des Hornhautepithels. 


Monbrun (430) berichtet über 16 Beobachtungen von Keratitis 
neuroparalytica nach Grippe bei Gelegenheit der vorjährigen Epi- 
demie. In allen Fällen war die Hornhauterkrankung wenige Tage nach 
Abklingen der fieberhaften Erscheinungen unter heftigen Kopfschmerzen im 
Gebiete des Trigeminus aufgetreten. Auffallend war die Andauer der kor- 
nealen bzw. korneo-konjunktivalen Anästhesie nach Rückbildung der entzünd- 
lichen Veränderungen. Häufig zeigt sich im Anfange auf der Hornhaut 
Bläschenbildung, die jedoch rasch ulzeriert, ähnlich wie bei der Keratitis 
dendritica, zu der zahlreiche Übergänge bestehen. Prophylaktisch wäre nach 
Abklingen des grippalen Fiebers auf Hornhautanästhesie zu achten und ge- 
gebenenfalls der Geschwürsbillung durch entsprechende lokale Massnahmen 
vorzubeugen. Cause, 


In der Entwickelung des Xeroderma pigmentosum hat man, wie 
Müller (431) ausführt, drei Stadien unterschieden. Im Beginn bildet sich 
‘ein Erythem aus; es treten umschriebene rote Flecken auf, die unter geringer 
Abschuppung bald wieder verschwinden und bei intensiver Einwirkung von 
Sonnenstrahlen wieder hervortreten. Im zweiten Stadium entsteht das poly- 


170 Bericht über die Leistungen nnd Fortschritte der Augenheilkunde. 


morphe Aussehen des Krankheitsbildes durch Sklerose, Atrophie, Teleangi- 
ektasien und Pigmentierung der Haut; dabei treten oft bläschenförmige, 
ekzematöse Komplikationen auf. Das dritte Stadium ist durch das Auftreten 
multipler Tumoren meistens nur im Gesicht und vor allem in seinen Fal- 
tungen (Nasolabialfalte, Augenwinkel usw.) charakterisiert, die sich meist 
2—3 Jahre nach den ersten Anzeichen der Erkrankung entwickeln. — De 
7jährige Patient, über den M. berichtet, zeigt das voll ausgebildete dritte 
Stadium der Erkrankung an der Haut, die mikroskopische Untersuchung der 
Hauttumoren ergab ein typisches Kankroid. Nach Kreibich ist die häufigste 
Form bei Xeroderma pigmentosum allerdings ein Epitheliom, aber auch von 
anderer Seite sind Kankroide beschrieben worden und sogar Angiome, Pen- 
theliome und Mischgeschwülste, ferner Melanosarkome, Rund- und Spindel- 
zellensarkome. Diese Vielgestaltigkeit der möglichen Geschwulstarten findet 
ihre Erklärung in der genannten Polymorphie der Hautalterationen. — Aus- 
gesprochene Augenerkrankungen bei Xeroderma pigmentosum sind bis jetzt 
in einigen 30 Fällen beschrieben. Lider, Bindehaut und Hornhaut können 
geradezu als Prädilektionsstellen gelten. Auch an den Lidern lassen sich 
wie an der Gesichtshaut die drei Stadien verfolgen. Bemerkenswert ist der 
meist beide Lider betreffende völlige Zilienausfall. — Das ausgedehnte 
Karzinom der Kornea bei dem vorliegenden Falle, mit beginnender Verhor- 
nung und entzündlicher Veränderung, ist besonders hervorzuheben. Die bisto- 
logischen Untersuchungen von epibulbären Tumoren früher beschriebener Fälle 
hatten, analog dem Befunde der Hauttumoren, zu den verschiedensten Resul- 
taten geführt: zwei Karzinome der Kornea, ein Medullarkrebs der Konjunk- 
tivakornea, ein Epitheliom, ein Spindelzellensarkom der Konjunktiva, ein 
Melanosarkom an der Konjunktivakornea, ein Melanosarkom der Kornea, ein 
Papillom, ein Sarkokarzinom. 

John (422) kommt auf Grund seiner Üntersaskangen über die Be- 
teiligung der Hornhaut bei der Tuberkulose des Auges mit 
spezieller Berücksichtigung der Perforation zu der Anschauung. 
dass die an die Hornhauthinterwand andrängenden granulierenden Massen 
von tuberkulösem Gewebe dieselbe arrodieren können, die Wucherungen dann 
direkt in das Hornbautgewebe übergehen und in diesem selbst sich echte 
Tuberkel und Nekrosen entwickeln, wodurch einer Perforation zweifellos Vor- 
schub geleistet werde. Andererseits können die im Parenchym befindlichen 
entzündlichen und vielleicht als Toxinwirkung aufzufassenden Hornhautver- 
änderungen das Auftreten einer Perforation sicherlich begünstigen. 

Nach Ascher (416), der über 49 Fälle von Hornhautpfropfung be 
richtet, ist die Methode der Keratoplastik über die Versuchsperiode hinaus- 
gediehen. 10 Lappenverlusten und 19 nicht gebesserten Trübungen steben 
20 praktisch wertvolle Ergebnisse gegenüber; 1 Auge musste wegen Pan- 
ophthalmie geopfert werden. 40°/o Erfolge bei 20°/o Misserfolgen. — Aute 
‚und Homoioplastik scheinen gleichwertig zu sein, während Heteroplastik 
offenbar ungünstig ist. Entnahme des Lappens von der gleichnamigen 
Körperseite scheint die klare Einheilung zu begünstigen. Offenbar hat das 
relativ Jüngere Alter des Spenders einen günstigen. Einfluss auf die Ein- 
heilung. Strengste Aseptik muss beobachtet werden. Für die Grösse de: 
. Lappens ist auch die Tension des Spenderauges von Bedeutung. — Eine 
Befestigung des Lappens durch Naht ist nur bei .drohendem Glaskörpervot- 
fall nötig. Der Höhepunkt der Gefässneubildung liegt meist in der 4.—6. 


XIII. Hornhaut und Lederhaut. 171 


Woche. Theoretisch ebenso interessant wie praktisch ungünstig sind Rezidive 
des Grundleidens im überpflanzten Lappen. Dass eine weitgehende Regener 
ration möglich ist, zeigt die einmal beobachtete Wiederherstellung der Sen- 
sibilität in einem Lappen. 

Kuhnt (420) gibt ein Verfahren der Unterfütterung sklero- und 
keratoplastischer Bindehautlappen mit Streifen von Fascia 
lata oder Sehne bei umfangreichen Lederhaut- und Hornhaut- 
defekten, dessen Zweckmässigkeit an einer Reihe von Fällen erwiesen ist. 
Die geeignetste Stelle zur Gewinnung des Faszienstreifens ist die Mitte der 
äusseren Schenkelseite. Ein etwa 10 cm langer Schnitt wird in der Mitte 
einer Linie, die von der Spina iliaca ant. sup. nach dem Epicondylus ext. 
femor. verläuft, durch Haut, Unterbaut und Fettgewebe bis auf die Faszie 
angelegt. Unter Benutzung von Wundhaken wird das in der Regel hand- 
tuchförmige Band in der Richtung der Längsstreifung umschnitten, wobei 
an die nicht unerhebliche Schrumpfung nach der Entnahme zu denken ist. 
Die Faszie, die hier etwa !/»—?/s mm dick ist, iat für den Ersatz der Sklera 
gut geeignet, während für den Ersatz der Kornea ein Streifen aus dem 
darunter gelegenen dünneren Sehnenspiegel des M. vastus ext. mehr zu 
empfehlen ist. Um beim Verschliessen des Sehnen- oder Faszienausschnittes 
eine Fältelung zu vermeiden, exzidiere man keinen recht- oder viereckigen 
Streifen, sondern lasse ibn nach oben und unten spitz zulaufen. Insofern 
Grösse und Form des Gewebsverlustes am Auge vorher zu schätzen sind, 
nimmt man die Sehnen- bzw. Fuszienexzision zweckmiissigerweise vor Beginn 
der eigentlichen plastischen Operation vor. Diese gestaltet sich dann folgender- 
massen: Umschneidung und Lösung des skleroplastischen, gewöhnlich doppelt 
gestielten Bindehautlappens, der nicht zu schmal gewählt werden darf; Ab- 
schrägung der Ränder des Lederhautdefektes; Verankerung der Schlingen- 
nähte auf der Sklera, wobei auch die mittleren Sklerallagen umgriffen werden 
sollen; hintere Trepanation mit Durchsengung der Aderhaut-Netzhaut mit 
dem rotglühenden galvanokaustischen Spitzbrenner (oder mit dem Schmal- 
messer, das 14/4—1!/2 cm weit in den Glaskérper eingeführt und beim 
Herauszieben um 90° gedreht wird); sofortiger Schluss der für diesen Ope- 
rationsakt gesetzten Bindehautwunde durch Knüpfung vorher gelegter Fäden; 
Übertragung des Faszienstreifens auf den neuen Standort; der Streifen soll 
die Defektränder im Mittel an den schmalen 2 mm, an den Längsseiten 
1 mm überragen. Die Nadeln der schon in der Lederhaut verankerten 
doppeltarmierten Fäden werden durch die genau korrespondierenden Stellen 
geführt. Schliesslich folgt die sorgfältige Bedeckung des Transplantates mit 
dem gut ausgebreiteten und durch geeignete Suturen fixierten Bindehaut- 
lappen. — An drei ausführlich mitgeteilten Fällen beweist K. die vollgültige 
Ersatzmöglichkeit der Sklera durch geeignete Teile der Fascia lata und glaubt 
auf Grund seiner günstigen bisherigen Ergebnisse in Zukunft die Über- 
pflanzung in weit grösserem Umfange ausführen zu sollen, wie z. B. bei 
beginnendem Ziliarstaphylom, Skleralrupturen usw. — Auf die bekannten 
Vorteile der Bindehaut-Keratoplastik braucht hier nicht näher eingegangen 
zu werden. K. weist nochmals auf ihren Wert hin und bespricht die Einzel- 
heiten ihrer Technik bei besonderen Fällen, deren Nichtbeachtung leicht zu 
Misserfolgen führen kann. Besonders Vorzügliches hat die Bindehautkerato- 
plastik K. bei jenen seltenen Fällen von skrofulösen, schnell die ganze 
Hornhaut unter Gelbfärbung zur Einschmelzung bringenden Prozessen ge- 


172 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


leistet. Unter 11 solchen Fällen gingen die beiden ersten zugrunde, weil 
K. die Methode damals noch nicht übte, während die übrigen 9 mit zu- 
friedenstellendem Sehvermögen ausheilten. Für die Fälle, bei denen die 
einfache Bindehautkeratoplastik im Stiche lässt, und Andere Eingriffe (wie 
z. B. Unterfütterung des keratoplastischen Bindehautlappens mit einer dünnen 
Lage der angrenzenden Hornhaut, Hornhauttransplantation) nicht in Frage 
kommen, hat K. schon vor mehreren Jahren die Verwertbarkeit der Fascia 
lata zur Deckung eines Hornhautdefektes erprobt. Er berichtet jetzt über 
einen neuen Fall ausführlich, der zeigt, dass auch ausgedehnte Substanzver- 
luste der Hornhaut in ganzer Dicke nach geschwürigem Zerfall durch die 
kombinierte Verwertung eines Faszienbandes mit der Bindehautkeratoplastik 
gefahrlos ersetzt werden können. 


Der Fall von spontaner Skleralverdünnung mit Nekrose 
und Staphylombildung beider Augen, den Guist (421) bringt, 
betrifft eine an Arteriosklerose und Arthritis deformans leidende Patientin. 
Der Beginn der Augenerkrankung machte sich als eine Blaufärbung der 
oberen äusseren Skleralpartien beiderseits geltend, später betraf die Verande- 
rung ringförmig um die Hornhaut den ganzen vorderen Bulbusabschnitt 
und es kam dann allmählich zur Staphylombildung. G. glaubt, den Fall 
denen zurechnen zu sollen, bei welchen es später zur subkonjunktivalen 
Linsenluxation (ohne Trauma) kommt. 


XIV. Iris (Pupille). 


Ref.: Junius. 


*442) v. Domarus: Über myotonische Pupillenbewegung. Münch. med. 


Wochenschr. 1919. Nr. 35. S. 987. 

*448) Gilbert, Über Iritis septica. Münch. med. Wochenschr. 1919. Nr. 32. 
S. 898. 

*444) Hesse: Zur Genese der Vossiusschen Ringtrübung. Zeitschr. f. 
Augenbeilk. 41. 1919. 

*445) v. Herrenschwand: Zur Behandlung der gonorrhoisch-rheumati- 
schen Iritis. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 27. 

*446) Karplus: Zur Pathologie des Halssympathikus. Wien. klin. Wochen- 
schrift 1919. Nr. 21. S. 551. 

*447) Köppe: Klinische Beobachtungen mit der Nernstspaltlampe 
und dem Hornhautmikroskop. 16. Mitteilung. v. Graefes Arch. f. Opbthalm. 
99. 1919. 

` *448) Löwenstein: Traumatische retlektorische Pupillenstarre. Münch. 
med. Wochenschr. 1919. Nr. 32. S. 906. 

*419) Derselbe: Über wurmförmige Kontraktionen des Sphincter pu- 
pillae. Klin. Monatsbl. 62. 1919. 

*450) Ruttin: Über die Reaktion der normalen und kranken Pupille 
auf den faradischen Strom. Zeitschr. f. Augenheilk. 41. 1919 u. Klin. Monatsbl- 
63. 1919. S. 241. 

*451) Mas Soewarno: Over eenige vormen van Irisdepigmentatie (Über 
einige Formen von Irisdepigmentation). Academisch Proefschrift. Amsterdam. 
(Dissert.) 


XIV. Iris (Pupille). 173 


*452) Schieck: Über Iritis serosa. Deutsche med. Wochenschr. 1919. 
Nr. 25. 

*453) Streiff: Nachträgliche Bemerkungen zum Heterochromieproblem. 
Klin. Monatsbl. 62. 1919. 

*454) Strohmayer: Reflektorische Pupillenstarre und Westphalsches 
Zeichen als Anlageanomalie. Neurolog. Zentralbl. 1919. Nr. 13. 

*455) Triebenstein: Zur Frage der Vossiusschen Ringtrübung. Klin. 
Monatsb!. 63. 1. 1919. 

*456) Vogt: Experimentelle Depigmentierung der lebenden Iris (Pig- 
mentstreuung in die Vorderkammer) durch isoliertes kurzwelliges Ultrarot, 
dem Rot beigemischt ist. Klin. Monatsbl. 63. 1919. S. 232. 

*457) Weve: Zur Physiologie der Lichtreflexe der Pupille. v. Graefes 
Arch. f. Ophth. 100. 1919. 

*458) Wölflin: Klinische Untersuchungen über Halssympathikusreizung. 
v. Graefes Arch. f. Ophth. 100. 1919. 


v. Domarus (442) berichtete über einen neuen Fall von myotoni- 
scher Pupillenbewegung. die darin besteht, dass bei der Konvergenz 
auftretende Pupillenverengung nach Aufhören von Konvergenz im Gegensatz 
zum normalen Verhalten nicht sofort zurückgeht. In sämtlichen bisherigen 
Fällen handelte es sich um lichtstarre Pupillen bei Vorhandensein von: Er- 
krankungen des Zentralnervensystems. Im Falle des Verf. wurde das Phänomen 
bei einer 31 jährigen Krankenschwester bei einer ärztlichen Untersuchung 
gelegentlich entdeckt und zwar nur an der rechten Pupille, die auch lichstarr 
war. Abgesehen hiervon waren Augen und Nervensystem gesund, Degene- 
rationszeichen fehlten, auch Wa.R. negativ. Eine angeborene Anomalie 
wird für diesen Fall angenommen. 


Gilbert (443) unterscheidet herdförmige metastatische und diffus 
metastatische Iritiden. Die Iritis septica gehört zu der letzteren Gruppe. 
Das klinische Bild der Iritis septica wird beschrieben. Staphylo- und Strepto- 
kokken-Infektion kommt in Betracht. Opsonogen- Antistaphylokokken-Vakzine 
Behandlung wird für aussichtsreich gehalten und empfohlen. Die Anwendung 
des Streptokokken-Serums für geeignete Fälle ist bei der Aussichtslosigkeit 
jeder lokalen Heilversuche in Erwägung zu ziehen. 


Hesse (444) nimmt in einer Mitteilung: Zur Genese der Vossius- 
schen Ringtrübung Stellung zu den Anschauungen von Vogt. Einver- 
ständnis besteht, dass es sich um eine Auflagerung korpuskulärer Elemente 
handelt und dass Veränderungen der Linse und ihrer Kapsel selbst keine 
Rolle spielen. Während Vogt aber einen Abklatsch von Pigmentstaub 
anı Pupillarrande annimmt, halt Hesse seine Ansicht aufrecht, dass Blut 
in Betracht kommt. Klarheit kann allerdings erst die noch fehlende histo- 
lugische Untersuchung bringen. Hesse begründet das im einzelnen, 


Karplus (446) batte Gelegenheit, 32 Fälle von Sympathikus- 
verletzung durch Halsschuss zu beobachten. Allgemein unter- 
scheidet K. zwischen direkter und indirekter Läsion. Die Mitbeteiligung 
von Kopfnerven lässt auf eine direkte Läsion des Halssympathikus schliessen. 
Auch Erschütterung des Rückenmarks kann zur Schädigung der in ihm ver- 
laufenden Symp.-Fasern führen. Einzelnes: 1.Okulo- papilläre Sym- 
ptome: Es wurde 32mal Lidspaltenverengung, 23mal Enophthal- 
mus, 31mal Pupillenverengung und nur Imal Pupillenerweite- 


174 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


rung gefunden. Der Enophthalmus ist inkonstant, aber anscheinend kein 
Spätsymptom. Die Licht-, Konvergenz- und Akkomodationsreak- 
tion war in allen Fällen ungestört. Die sogenannte sympathische 
Reaktion (Erweiterung bei Schmerzreizen) war gelegentlich vorhanden (ist 
also nicht als reine Sympath.-Reizung, sondern als Kombination mit Okulo 
motoriushemmung aufzufassen. Auf Adrenalin und Mydriasis wurde 
in, 16 Fällen untersucht, 12 mal mit negativem, 1mal mit schwach positivem 
Erfolg, einmal mit geringer Spätwirkung. (Gerade bei direkter anatomischer 
Läsion des Ganglion cervicale sup. fehlte im Gegensatz zu der Vermutung nach 
experimentellen Erfahrungen diese Mydriasis, die auch bei Neurosen auftritt). 
2. Vasomotorische Erregbarkeit war in einer Anzahl von Fällen noch nach 
Jahren bei der Prüfung mit Senföl nachweisbar. 3. Sekretionsstörungen: 
Vermindertes Schwitzen trat durchweg bei schwerer Symp.- Lähmng auf; 
die Reizbarkeit des S. für Pilokarpin kann dabei erhöht sein. Auffallende 
Störung der Tränensekretion trat nur einmal auf; 1mal unter 8 Fällen 
bestand auf einer Seite herabgesetzte Schweissekretion und gesteigerte Erreg- 
barkeit der Tränendrüse. Bezüglich der Speichelsekretion wurden keine 
verwertbaren Ergebnisse erzielt. 


Köppe (447) studierte den feineren histologischen Bau der lebenden 
normalen Iris mit Hilfe der Spaltlampe. Er kommt zu folgenden Ergeb- 
nissen: Unmittelbar unter der Irisoberfläche sind wahrscheinlich Hohlraum- 
bildungen vorhanden, die wohl ein subendotheliales Lymphraum- 
system darstellen. 2. Die Flächensumme aller auf der normalen Iris ver- 
teilten Krypten sämtlicher Ordnungen ist von der Stromapigmentierung unab- 
hängig und nahezu eine Konstante, 3. In der Iris besteht neben dem 
gefässhaltigen noch ein gefässloses Trabekelsystem. 4. Das 
Trabekelsystem besitzt wahrscheinlich eigene Kontraktilität. 


Löwenstein (448) beschreibt einen Fall von einseitiger refl 
Pupillenstarre mit Miosis des befallenen Auges und myotoni- 
scher Konvergenzreaktion der Pupille, verlangsamten Ablauf der 
Akkomodation, sowie verlangsamter Entspannung derselben bei einem 31 jährigen 
anämischen Mädchen nach Sturz auf den Hinterkopf bei einer Ohnmacht. 
Die unter allen Kautelen vorgenommene Wa. R. war negativ. 


Löwenstein (449) beobachtete in kurzer Zeit 6 Fälle der wurm- 
förmigen Kontraktionen des Sphinkter pupillae, welche C. H. 
Sattler 1911 zuerst bei einem Falle von bds. kompletter Pupillenstarre beschrieb 
vals Zuckungen, die temporal oder an anderer Stelle begannen 
und sich längs des Pupillarrandes ein wenig fortpflanzten«. S. 
setzte sie in Analogie mit den bei progressiver spin. Muskelatrophie und 
Syringomyelie beschriebenen fibrillären Zuckungen und erklärt sie »als den 
Ausdruck des Reizes der motorischen Ganglienzellen«. Die Veränderung ist 
nicht so selten, als es anfänglich schien und mit Nernstspaltlampe öfter zu 
sehen, Löwenstein fasst die Veränderung in manchen Fällen als ein 
Vorstadium der kompletten Licht- bezw. Totalstarre auf. Aber 
die Ursache der Erscheinung ist anscheinend nicht einheitlich. Es ist nicht 
auszuschliessen, dass direkte Reizwirkung der Belichtung auf die Muskelfasern 
des Sphinker eine Rolle spielt. Auch die Irisganglien könnten bei gelähmtem 
Sphinker eine Bedeutung gewinnen (Idioganglionäre Kontraktionen). 


XIV. Iris (Pupille). - 175 


In zwei Mitteilungen beschäftigt sich Ruttin (450) mit der Reaktion 
der normalen und kranken Pupille auf den faradischen Strom 
(ein bisher kaum bearbeitetes Gebiet. Er fand: die normale P. reagiert 
auf schwache faradische Ströme von 15—20 Volt sehr wenig. Es entsteht 
geringe Erweiterung bei Eintritt des Stromes, dann leichtes Schwanken, 
schliesslich Gleichgewicht bei etwas erweiterter Pupille. Beide P. reagieren 
gleichsinnig; die dem Stromeintritt nähere deutlicher. Auch bei Stromeintritt 
in der Nähe des Auges tritt die Reaktion auf, am stärksten, wenn der Strom 
durch das Unterlid eintritt. Die krankhaft weite Pupille erweitert sich 
auf den Reiz des Stromes, wenn die Ursache der Lähmung bezw. Reizung 
zentralwärts liegt, jedoch anscheinend nicht, wenn die Ursache peripher 
liegt. Eine durch Atropin hervorgerufene P. ist also auf diese Weise von 
zentraler P. Lähmung zu scheiden. Eine Erklärung der Erscheinungen wird 
nicht zugegeben. — Gegenüber dem galvanischen Strom scheint die ‚Pupille 
sich ähnlich zu verhalten. 

Mas Soewarno (451) führt aus: Die in der Literatur angegebene 
Beschreibung der normalen Irisfarbe ist unzureichend. Die kenn- 
zeichnenden anatomischen Teile und zirkumskripte Verfärbungen sind in ein 
einfaches Irisschema anzugeben und die Farben werden am besten bestimmt 
durch Vergleichung mit 35 stets wiederkehrenden Pigmentfarben, die der Autor 
ausgesucht hat aus 416 Farben des Stillingschen Farbenatlas. Die patho- 
logischen Verfürbungen sind einzuteilen in allgemeine (albinotische, Heterocbromia 
Iridis) und umschriebene (nach Trauma, intraokuläre Tumoren, A xen feldsche 
stellenweise Depigmentation des Irissaums, bei Glaukom und konstitutionellen 
Erkrankungen). Alle diese Formen werden besprochen, besonders die Hetero- 
chromie (25 eigene Fälle unter 4000 Patienten der Poliklinik und die 
Leukiridia syphilitica (29 eigene Fälle unter 276 Luetikern). Der Autor unter- 
scheidet: Heterochromie bei Sympathikusaffektionen oder als kongenitale Ab- 
weichung (Heterochromia simplex, Cyklitis und Catarakt fehlen vollständig); 
keine eigene Beobachtung. Heterochromie mit schleichender Cyklitis und 
Catarakt (Descemetniederschliige, Glaskörpertrübung, jedoch wurden keine 
Drucksteigerung und keine hintere Synechien vom Autor beobachtet); 25 Fälle. 
Frauen werden öfter befallen als Männer; das hellere Auge gilt als das 
kranke, bei zwei Fällen traf das nicht zu. Es gibt auch doppelseitige Hetero- 
chromieerkrankung (ein Fall). Das Krankheitsbild ist noch nicht geklärt. 
Auch der Erklärungsversuch des Autors scheint mir misslungen. Die 
Hypothese Straubs, der eine primäre Linsenschädigung annimmt, war 
dem Autor wohl noch unbekannt und wurde deshalb nicht genannt), Die 
Leukiridia syphilitica (Krückmann) wurde 29 mal beobachtet und 
zwar in vielen Fällen vom ersten Anfang im zweiten Luesstadium bis zur 
Restitutio ad integrum. Dieses Analogon des Leukoderma syphiliticum entsteht 
ohne subjektive Beschwerden, zahlreiche kleine graue oder gelblichweisse, 
stecknadelkopfgrosse Herdchen bildend, die sich vergrössern und zum Teil 
konfluieren. Die ziliare Zone ist bevorzugt, doch treten sie dann und wann 
auch in der Iriskrause und der pupillaren Zone auf, meistens in beiden 
Augen symmetrisch; sie sind in braunen Augen am besten zu sehen. Das 
Auftreten wechselte in 20 Fällen von 3—4 Monaten, bis zwei Jahren nach 
der luetischen. Infektion und das Bild bleibt im Mittel 5 Monate bestehen. 
Frauen werden zweimal so oft befallen als Männer. 17 mal wurde gleichzeitig 
Leukoderma syphiliticum wahrgenommen.  Weve. 


176 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Schieck (452) legt dar, dass auf Grund der Untersuchung mit der 
Spaltlampe bei Iritis serosa feinste korpuskuläre Elemente im Kammer- 
wasser nachzuweisen sind, welche die Poren des Kammerwinkels verstopfen. 
Der Name I. serosa ist also irreführend, richtiger wäre es, eine obturierende 
Form der Iritis der plastischen Form gegenüberzustellen. Therapeutisch 
wird möglichste Vermeidung von Atropin, dagegen öftere Anwendung von 
Punktionen der V. K., fur schwere Fälle Trepanation empfohlen. 


Streiff (453) nimmt in einer Mitteilung: Nachträgliche Bemer- 
kungen zum Heterochromieproblem Stellung zu einzelnen Punkten 
der Arbeiten von Fuchs in v. Gräfes Archiv 93. 191,7 und v. Herren- 
schwand Klin. Monatsbl. 1918, die ihm während der Kriegszeit nicht 
zugänglich geworden waren. Er glaubt, die Auffassungen in seiner Haupt- 
arbeit, Klin. Monatsbl. 1919 im wesentlichen aufrecht erhalten zu können. 
Die Einzelheiten eignen sich nicht zum Referat an dieser Stelle. 


Strohmayer (454) berichtet im Anschluss an eine frübere Mitteilung, 
nach der bei einem Schwesternpaar Areflexie der Pupillen und fehlen- 
des Westphalsches Zeichen sich dahin aufgeklärt hat, dass es sich 
nicht um Tabes, sondern um seltene Anlageanomalie handelt, über 2 
neue Fälle von fehlenden Kniescheiben- und Achillessehnen- 
reflexen bei zwei jungen Männern auf der gleichen Grundlage. 


In der Frage der Ursache der Vossiusschen Ringtrübung 
nimmt Triebenstein (455) auf Grund von drei neuen Beobachtungen dieser 
Art, auch an der Spaltlampe, Stellung zu den Anschauungen von Vogt 
und Hesse. Er kommt zu folgendem Ergebnis: 1. Die Vossiussche 
Ringtrübung besteht aus korpuskulären Auflagerungen auf die vordere 
Linsenkapsel. 2. Die Annahme Vogts, es handle sich dabei um Pigment, 
besteht zu Recht (im Gegensatz zu Hesse). 3. Vorbedingung zur Enstehung 
des Vossiusschen Ringes oder richtiger der Scheibe, ist intraokulare Druck- 
steigerung und Ausscheidung einer eiweissreichen, d. h. klebestoffhaltigen 
Flüssigkeit. 


Eigenartige Schädigungen des Auges durch experimen- 
telles Ultrarot sah Vogt (456): Pigmentveränderungen der Iris; 
dasselbe blätterte am Pupillarrande ab und trat in die V. K. Auch Pig- 
mentwucherung wurde beobachtet, ferner Lähmung des Sphinkter 
iridis Die Brauen wurden schneeweiss. Auch Hornhaut, Bindehaut und 
Netzhaut scheinen zu leiden. 


In einer Arbeit: „Zur Physiologie des Lichtreflexes der Pu- 
pille« nimmt Weve (457) Stellung zur Theorie von Behr, die in der 
Hauptsache besagt, dass isolierte Reizung der nasalen Netzhauthälfte aus- 
schliesslich eine »direkte« Pupillenverengerung verursacht, während isolierte 
Reizung der temporalen N. ausschliesslich indirekte Reaktion auslösen soll, 
während allgemein bisher galt, dass Reizung sowohl der nasalen als auch 
der temporalen Netzhauthälfte beide Reaktionen auslöst. Auf Grund eigener 
Untersuchungen lelınt Verf. die Annahme Behrs völlig ab und schliesst sich 
der Annahme von Hess an, nach der die temporale, und nasale Netzhaut- 
hälfte sowohl direkte als auch indirekte konsensuelle Reaktion auslösen, jedoch 
bei exzentrischer Beleuchung in einem Teil der Fälle ein Übergewicht der 
nasalen Netzhauthälfte nachzuweisen war. 


XV. Linse. i 177 


Wölflin (458) veröffentlicht eine Studie: Klin. Erfahrungen über 
Halssympathikusreizung (im Anschluss an frühere Mitteilung über 
Halssympathikus (Lähmung.) Im Verlauf sind drei Möglichkeiten denk- 
bar: Die Reizung geht zurück, bleibt bestehen, führt im weiteren Verlauf zu 
einer Lähmung. Ursache zu 1: Herzneurose, Epilepsie, psychische Auf- 
regungen, also leichtere bezw. passagere Reize. Bei intensivem Reiz, z. B. 
Trauma oder bei länger dauerndem Reiz, z. B. Tumor, wird Fall 2 oder 3 
gegeben sein. Zu unterscheiden sind okulare und vaskuläre Symptome. 
Weitaus am häufigsten sind beide Gruppen vereinigt. Die okularen 
Symptome sind: Mydriasis. 2. Lidspaltenerweiterung. 3. Exoph- 
thalmus. Das erste Symptom ist konstant, das zweite fast konstant, das 
dritte nicht immer nachweisbar, letzteres wohl daher, weil vaskuläre Einflüsse 
bei H. S. R. entgegengesetzt wirken. Die Vorgänge sind kompliziert. Als 
4. Symptom kann vorkommen: Verengung der retinalen (und uvealen) Ge- 
fässe, bisher ohne Bekanntwerden von Gewebsschädigung. 5. Tränenträufeln. 
6. Erhöhung des intraokularen Druckes. 7. Pigmentveränderung am Auge 
ist noch nicht verbürgt beobachtet. 8. Schädigung des Sehpurpurs desgleichen. 
Die vaskulären Symptome werden besprochen. Ursachen der H. S.-Reizung: 
zentral (psych. Effekte, Herzneurose Angina pectoris) peripher (Hals- 
tumoren, Struma, Lymphdrüsen, Hämatome, Aneurysmen, Spitzen-Tuberkulose, 
Traumen). 


Ausgehend von der von Sidler in der letzten Zeit gemachten Erfah- 
rung, dass in einem Falle akuter gonorrhoisch-rheumatischer Iritis durch 
Punktion und dem Exsudate der Vorderkammer und andererseits wiederholt 
aus dem Blute solcher Patienten Gonokokken gezüchtet werden konnten, und 
ferner auf der Beobachtung fussend, dass solche Befunde nur durch ganz 
kurze Zeit während des ersten akuten Anfalla möglich sind, dass in einem 
späteren Stadium aber die darauf gerichteten Untersuchungen negativ aus- 
fallen, führte von Herrenschwand (445) zu der Auffassung, dass vielleicht 
eine gewisse Prädisposition zur Erkrankung der Gelenke und der Iris not- 
wendig sei; er denkt dabei wie für die chronische endogene Uveitis auf 
Grund der Behandlungserfolge an die Tuberkulose und ging deshalb zur Be- 
handlung der gonorrhoisch-rheumatischen [ritis durch Partialanti- 
gene über. Es zeigte sich eine Steigerungsfähigkeit des Intrakutantiters in 
mehreren Fällen, deren Krankengeschichten wiedergegeben werden und die 
darzulegen scheinen, dass die Prädisposition bei der gonorrhoisch-rheumati- 
schen Iritis mit einer latenten Tuberkulose zu erklären ist, gegen die die 
Behandlung, selbst wenn bei diesen meist chronisch gewordenen Fällen 
prognostisch gewöhnlich nicht mehr viel zu erwarten sein wird, sich in stärkerem 
Masse als gegen die nur die äussere Ursache darstellenden und auch rasch 
verschwindenden Gonokokken richten sollte. Filbry. 


XV. Linse. 
Ref.: Junius. 
*459) Bodet: Bericht über die Staroperationen in der Giessener Uni- 
versitäts-Augenklinik 1. April 1909 bis 1. April 1914. Inaug.-Diss. Giessen 1919. 
*460) Brückner: Pigmentnachstar. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 62. 1919. 
*461) Friede: Ein Fall von 1l. Cataracta perinuclearis. Sitzg. d. Wiener 
ophth. Gesellsch. v. 10. Febr. 1910. Ref. Zeitschr. f. Augenheilk. 41. 1919. 


178 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


*462) van der Hoeve: Ein Verfahren zur Vorbeugung von Glaskörper- 
vorfall. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 62. 1919. 

*463) Lefrancois: Discission immediate de la cristalloide posterienre 
dans l’operation de la cataracte. Soc. franç. d’ophth. Mai 1919. Arch. d’ophth. 
T. 36. p. 634. 

*464) Prell: Über Spontanluxation der Linse in die Vorderkammer im 
kindlichen Alter. Inaug.-Diss. Würzburg 1919. 

*465) Purtscher: Linsenpräzipitate durch Trümmer einer verkalkten 
Linse. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 63. 1919. S. 239. 

*466) Rochon-Duvigneaud: L’extraction de la cataracte et l’arrache- 
ment du cristallin. Soc. franç. d’ophth. Mai 1919. Arch. d’ophth. T. 36. p. 633. 

*467) Singerhoff: Über 892 Stare und ihre Operation. Inaug.-Dissert. 
Jena 1919. 

*468) Schmidt, Wilh. Arthur: Kasuistischer Beitrag zur myotonischen 
Dystrophie mit Katarakt. Zeitschr. f- Augenheilk. 41. 1919. 

*469) Terson: Remarques sur liridectomie préparatoire et l'extraction 
de la cataracte chez les diabetiques. Annal. d’oculist. T. 156. I. p. 133. 

*470) Villard: Paralysie de lorbiculaire dans l’opération de cataracte. 
Soc. frang. d’ophth. Mai 1919. Arch. d’ophth. T. 36. p. 634. 

*471) Vogt: Der vordere axiale Embryonalkatarakt der menschlichen 
Linse. Zeitschr. f. Augenheilk. 41. 1919. 

*472) Derselbe: Reflexlinien durch Faltung spiegelnder Grenzflächen 
im Bereich von Kornea, Linsenkapsel und Netzhaut. v. Graefes Archiv. 
99. 1919. 

:*473) Derselbe: Experimentelle Erzeugung von Katarakt durch iso- 
liertes kurzwelliges Ultrarot, dem Rot beigemischt ist. Klin. Monatsbl f. 
Augenheilk. 63. 1919. S. 320. 

*474) Vogt und Liissi: Weitere Untersuchungen über das Relief der 
menschlichen Linsenkernoberfliche. v. Graefes Arch. f. Ophth. 100. 1919. 

*475) Walter: Über traumatischen Schichtstar. Inaug.-Diss. Rostock 1917. 

*476) Weill: L’extraction de la cataracte sénile à la pique. Soc. franç. 
d’ophth. Mai 1919. Arch. d’ophth. T. 36. p. 634. 

*477) Wessely: Uber das Verhalten der Zonula bei Spontanluxatios 
der Linse in die. Vorderkammer. Arch. f. Augenheilk. 85. 1919. 


van der Hoeve (462) empfiehlt folgendes Verfahren zur Vorbeugung 
gegen Glaskörpervorfall jeder Art: Anlegung von 4 Skleralnähten {oben, 
unten, aussen, innen) und Vorbereitung einer Korneoskleralnaht an der in 
Aussicht genommenen Operationsstelle vor der Operation. Nach dem Ex- 
traktionsschnitt wird, sobald der Glaskérper vorzufallen droht, von den Assi- 
stenten an den Skleralschlingen nach aussen und oben sanft gezogen, wodurch 
die Kapazität der Skleralkapazität vergrössert und negativer Druck in der- 
selben erzeugt wird, welche dem Austritt des Glaskörpers vorbeugt. (Ansaugen 
von Flüssigkeit muss natürlich vermieden werden.) Zum Schlusse wird die 
Korneoskleralnaht geknüpft; die Hilfsnähte in der Sklera werden entfernt. 


Bodet (459) stellt 302 Staroperationen aus der Giessener Uni- 
versitäts- Augenklinik zusammen. Er fand 37 mal Streifenkeratitis, 1 mal 
Abhebung der Aderhaut, 2 mal Glaukom, in 1,58°/o Wundinfektion. Erwähnt 
wird die Ansicht von Vossius, dass Katarakt in Zusammenhang mit Er- 


XVI. Linse. 179 


krankung der Schilddrüse entstehen kann. Bei 74 Kranken war die K. 
nachweislich erblich, bei weiteren 16 war die Erblichkeit wahrscheinlich. 


Brückner (460) beobachtete einen Pigment-Nachstar in Form 
eines die ganze Pupille einnehmenden, braun-schwarzen Gewebes bei einer 
56 jährigen Patientin, welche im Alter von 24 Jahren durch Wundstar 
aphakisch geworden war; das Auge war nie stark oder lange entzündet 
gewesen. Allmählich legte sich ein brauner Schleier vor das Auge. B. nimmt 
Wucherung vom Epithel des Ziliarkörpers aus an, wahrscheinlich 
von der äusseren Epithelschicht, obgleich das unentschieden bleiben muss. 
Da ein nennenswerter äusserer entzündlicher Reiz nicht vorgelegen hatte, muss 
an eine Blutung oder rein senile Wucherung als Ursache gedacht werden. 
Aber auch diese Frage bleibt offen. Die Veränderung ist sicher selten. 


Friede (461) zeigte in der Wiener Ophthalmologischen Gesellschaft 
einen Fall von einseitigem Schichtstar nach Trauma bei einem 
12 jährigen Knaben, der im zweiten Lebensjahre eine Verletzung durch eine 
Gabel erlitt, nach der „in drei Tagen die Linse grau wurde“. Bezüglich der 
Literatur des traumatischen Schichtstars verweist F. auf Krämer (Demon- 
stration in der Wiener ophthalm. Gesellsch. im Febr. 1914). 


Lefrangois (463) empfiehlt in Fällen ungenügender Reinheit 
der Pupille die Diszission der hinteren Kapsel unmittelbar im 
Anschluss an die Extraktion. Naht der Wunde ist danach unent- 
behrlich; auch erfolgt die Heilung langsamer wie nach der einfachen Ex- 
traktion, das Auge bleibt länger gereizt und die erreichte Sehschärfe bleibt 
hinter der nach Operation ohne nachfolgende Diszission zurück, Die hintere 
Diszission wirkt dem Irisprolaps entgegen. Cause. 


- Prell (464) gibt in einer in der Würzburger Klinik entstandenen 
Inaugural-Dissertation die ausführliche klinische Beschreibung des Falles 
von Spontanluxation der ektopischen und abnorm kleinen Linse, 
den Wessely anatomisch untersuchte (vgl. oben 477). Die Anomalie be- 
stand doppelseitig. 

Purtscher (465) beobachtete bei einem 54jährigen Manne, dessen 
linkes Auge seit 30 Jahren ohne bekannte Ursache erblindet war und eine 
verkalkte und verlagerte Linse aufwies, bei hochgradig atrophischer Iris und 
Vorhandensein von hinteren Synechien massenhafte Anlagerungen 
(wie Präzipitate) an der Hinterfläche der Hornhaut von scholliger 
Beschaffenheit und gelblich-weisser Farbe, die vielfach mit Pigment umsäumt 
waren und auch Pigment an der vorderen Fläche zeigten. Es waren mit 
grosser Wahrscheinlichkeit abgebröckelte Trümmer der verkalkten 
Linse. 

Rochon-Duvigneaud (466) kommt bei Abwägung der Chancen 
der klassischen Staroperation und der Operation in der Kapsel 
zu dem Resultat, dass bei der ersteren die Vorteile die Nachteile bei weitem 
überwiegen. Die Art der Verbindung der Linse mit Ziliarkörper und Glas- 
körper verbietet eigentlich jeden Gedanken an Entfernung der Linse in toto, 
obwohl diese theoretisch das ideale Verfahren wäre. Nur bei Veränderungen 
der Zonula (Schlottern oder Subluxation der Linse) kommt die Extraktion in 
der Kapsel in Betracht. Cause. 


Singerhoff (467) berichtet über 892 Stare und ihre Operation 
aus der Universitäts-Augenklinik Jena. Allgemein interessiert vielleicht, dass 


180 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


87 mal streifenförmige Hornhauttrübung beobachtet wurde, 3 mal Abhebung 
der Aderhaut (mit gutem Ausgang), 7 mal Glaukom = 99°/o, 1,5° 0 Infek- 
tionen, 3 mal psychische Störung. Bei Zuckerstaren erwies es sich nicht not- 
wendig, Entzuckerung abzuwarten. Der Enderfolg war allgemein gut. Die 
Dissertation schliesst mit der Frage, ob es nicht möglich sein sollte, Katarakt 
durch Röntgenbestrahlung zu heilen. 


Schmidt (468) beschreibt einen neuen Fall von „Myotonischer 
Dystrophie“ mit Katarakt. Dieses vielgestaltige, noch vor 8 Jahren 
der echten Thomsenschen Krankheit zugerechnete Leiden wird heute 
innerhalb der heredo-familiären Erkrankungen als selbständiges Krankbeits 
bild anerkannt. Die Katarakt nimmt eine prävalierende Stellung in dem- 
selben ein. Der Prozentsatz des Vorkommens von Linsentrübung ist ungleich 
höher als 10°/o, die man früher annahm. Die Augenerkrankung ist diffe 
rentialdiagnostisch wichtig, und ist als Degenerationszeichen zu werten 
(präsenile Katarakt, die morphologisch von der Tetaniekatarakt zu unter- 
scheiden ist). Der Fall wird genau — mit Familienstammbaum — be 
schrieben, die Grundlage mit Nägeli in einer Störung innersekretorischer 
Drüsentätigkeit durch eine im Keim vererbte minderwertige Anlage des endo- 
krinen Apparates oder seines Zentrums im Gebirn gesehen. 


Terson (469) bespricht die Chancen der präparatorischen [rid- 
ektomie und der Staroperation bei Diabetikern. Die kombinierte 
Extraktion hat seit Graefes Zeiten die Prognose der Operation wesentlich 
verbessert. Zweifellos ist die einwandfreie Asepsis der Instrumente der Haupt- 
faktor, die lokale und allgemeine Vorbereitung kommt erst in zweiter Linie. 
Die fettleibigen Diabetiker mit ihren sonstigen Schäden (Albuminurie, Arterio- 
sklerose, Gicht, Alkoholismus, Syphilis etc.) kommen mit operabler Katarakt 
Die kombinierte Extraktion hat den gewünschten Erfolg, wenn sie auch 
meistens von schwerer Iritis gefolgt ist, die jedoch bei breiter Iridektomie 
weiter keinen Eingriff nötig macht. Die abgemagerten Diabetiker dagegen 
sind weniger widerstandsfähig: bei ihnen macht man am besten zunächst 
eine präparatorische Iridektomie, der erst nach einiger Zeit die Extraktion 
folgt. Mehrfach war diese präparatorische Iridektomie auch von Iridozyklius 
gefolgt, ohne dass diese jedoch bei der späteren Extraktion wieder aufge- 
flammt wäre. Die Iridektomie hatte hier eine antiphlogistische Wirkung und 
von diesem Standpunkte aus ist sie unbedingt bei Diabetikern zu empfehlen. 
Auf alle Fälle muss der Diabetiker vor der Operation einer geeigneten 
medikamentösen und diätetischen Behandlung seiner Diathese unterworfen 
werden, ohne ihn aber durch eine Reduktion seines Allgemeinbefindens 
weniger widerstandsfahig zu machen. Für die Operation bleibt Terson 
mmer bei dem gleichen grossen Lappenschnitt, der ihm stets genügt hat 
und der dem Limbus entlang alles durchneidet, was oberhalb der Fixations- 
pinzette gelegen ist. „Theoretisch ideal“ wäre dabei ein Bindehautlappes 
ohne Blutung mit resorbierbarer, feinster Naht. Cause 


Villard (470) empfiehlt zur Vermeidung des Blepharospasmus bei der 
Staroperation Paralysierung des Orbikularis durch subkutane 
Injektion einer 1°/o igen Novokainlösung. 

Vogt (471) beschreibt eine mit Spaltlampe und Hornhautmikroskop 
nachgewiesene vordere axiale Embryonalkatarakt der mensch- 
lichen Linse, welche an die von van der Scheer gefundene Katarakt 


XV. Linse. 181 


bei mongoloider Idiotie erinnert (Dieser Lit.-Bericht 1919, 1). Sie liegt 
konstant im Bereich des Nahtmittelpunktes der 2. vorderen embryonalen 
Naht. Sie besteht in feinsten weissen Punkten von weniger als 1/10 mm bis 
zu Trübungen von einer Grösse, welche das zentrale Sehen beeinträchtigen 
können. Bei 67 untersuchten Personen, und zwar nicht nur von Patienten 
der Poliklinik, sondern auch bei gesunden Personen aus dem Personal der 
Klinik, wurden derartige Veränderungen 18 mal, d. h. in 27°%o der Fälle, 
nachgewiesen. Die Veränderung ist also häufig. Über etwaige Heredität liegen 
noch keine Ergebnisse vor. 


Vogt (472) untersuchte das hintere Linsenchagrin mit der Gull- 
strandschen Spaltlampe. Er fand: Wenn auch das hintere Linsenbild in 
der Hauptsache durch die Reflexion an der hinteren Kapseloberfläche, an 
der Glaskörpergrenze zustandekommt, so dass dadurch sich Unreinigkeiten 
der Kapseloberfläche dunkel von der Umgebung abheben, so ist doch nach- 
zuweisen, dass die hintere Faseroberfläche am Zustandekommen des 
Bildes lebhaften Anteil nimmt und jedenfalls eine wesentliche Ursache des 
Chagrinierens darstellt — wie auch an der vorderen pancont che nach den 
Untersuchungen von C. Hess. 


Vogt (473) gelang die Erzeugung von Katarakt durak iso- 
liertes kurzwelliges Ultrarot, dem Rot beigemischt war. Nach 
der ersten dreistündigen Bestrahlung bei einem erwachsenen schwarzen Ka- 
ninchen mit völlig intakter Linse entstand Totalkatarakt; in zwei anderen 
Fällen wurde bei pigmentierten Kaninchen geringe Katarakt erzeugt, bei 
einem jungen Kaninchen nur die obere Hälfte der Linse geschädigt, offenbar 
weil das Strahlenbündel nur diesen Teil der Linse getroffen hatte. Bei 
Albinos gelang die Katarakt bei kurzer Bestrahlung nicht. Nur die Licht- 
wirkung kommt als schädigende Ursache in Betracht. Die thermische 
Wirkung ist ganz unbedeutend. Nach diesen Ergebuissen kann angenommen 
werden, dass der Glasbläserstar eine Wirkung des ultraroten + roten (nicht 
aber der ultrayioletten) Strahlen ist. Hirschberg und Robinson haben 
das schon vor Jahrzehnten vermutet. Die Entstehung des Altersstars ' 
durch Lichtschädigungen findet aber durch diese Versuche keine Stütze. 
Auch wird nicht ausgeschlossen, dass sich Star vielleicht auch durch andere 
als ultrarote Strahlen, z. B. sichtbare Strahlen, erzeugen lässt. Eın Beweis 
hierfür liegt aber nicht vor. 


Vogt und Lüssi (474) teilen das Ergebnis weiterer Untersuchungen 
über das Relief der menschlichen Linsenkernoberfläche mit, die 
mit der Gullstrandschen Spaltlampe ausgeführt wurden, die dem früher 
benutzten Gullstrandschen Bogen bezüglich Tiefenwirkung überlegen 
ist. Reliefbildung wurde frühestens mit dem 30. Jahre, gewöhnlich erst 
zwischen 40—50 Jahren nachgewiesen. Axial treten an der Linsenoberfläche 
Höckerbildungen, peripher Finstbildungen in der Nabt- und Faserrichtung 
hervor. Die Buckelbildungen gehören dem höheren Alter zu. An Vakuolen 
unter der Oberbaut ist zu denken. Feine Spaltbildung tritt dazwischen oft 
auf und führt zu lamellarer Zerkliftung. Das hintere Kernrelief entspricht 
dem vorderen. Die Reliefbildung beeinflusst die Durchsichtigkeit der Linse 
und die Sehschärfe nicht. Es bestehen also keine lokalen Beziehungen 
zu Katarakt. 2000 lebende Linsen wurden untersucht und auch statistisch 
bearbeitet. 


Literatarbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XIII 


182 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Walter (475) gibt eine Abhandlung über einseitigen Schichitstar 
und die Frage der Bewertung des Traumas, berichtet über einen 
neuen Fall. Ein 18 jähriger Schmied verletzte sich beim Hammen. 
Es entstand traumatische Katarakt. 5 Wochen später war zu erkennen. 
dass die Linse verschoben war; die Linsentrübung hatte einen schichtstar- 
artigen Charakter angenommen. Pat. hatte früher nie über Sehstörung 
zu klagen gehabt. Einseitiger Schichtstar mit luxierter Linse ist nicht ganz 
selten beobachtet. Die Frage der Bewertung des Traumas ist schwierig und 
verschieden beantwortet. Verf. nimmt für seinen Fall traumatische Entstehung 
an und gibt im übrigen die Ansicht von Peters wieder, dass die Schicht- 
stare nicht sämtlich nach der Theorie von Hess (verspätete Abschnürung 
des Linsenbläschens) und der Anschauung von Horner (Erkrankung der 
ganzen Linse mit späterer Bildung von neuen, durchsichtigen Fasern — 
nach Aufhören der Kıankheit, z. B. Rachitis) zu erklären sind, sondern das 
für einen Teil der Schichtstare nur die Erklärung möglich ist, dass 
der Linsenkern infolge von verminderter Zufuhr von Ernährungsmateral 
mit Trübungen reagiert, während die Kortikalis ganz oder fast ganz intakt 
bleiben kann. Das Trauma kann für eine derartige Entwicklung mass 
gebend werden. 


Weill (476) tritt für die Extraktion mit der Lanze ein, weil 
die Gefahr des Irisprolapses und der postoperative Astigmatismus geringer 
sind. Landolt fürchtet die ungenügende Schnittlänge und weist darauf 
hin, dass das Verfahren schon von Daviel angewandt wurde. Cause. 


Wessely (477) bringt einen anatomischen Beitrag über das Ver- 
halten der Zonula bei Spontanluxation der Linse in die Vorder- 
kammer, die bekanntlich bei angeborener Kleinheit und Ektopie schon im 
Kindesalter zuweilen vorkomnit, meist verbunden mit schwerem Sekundär- 
glaukom. Häufig besteht ausserdem angeborener Schwachsinn, wie 
auch im Falle des Verfassers, einem 10jahrigen Knaben. Die Linse hing 
noch an den Zonulafasern; diese erwiesen sich als abnorm lang (10—20 mmi 
Eine Entwicklungsstörung des ganzen Linsensystems (Missge- 
staltung der Linse, Ektopie und abnorme Anlage der Zonulafasern) mus 
zugrunde liegen. Der anatomische Nachweis wird zum ersten Male geführt. 
Klinisch war die schwere Entbindung der Linse schon früher aufgefallen. 
Das auslösende Moment für das Sekundärglaukom kann wohl nur in der 
Einklemmung der Linse im Pupillargebiet gesehen werden. * 


+ 


XVI. Aderhaut und Glaskörper. 
Ref.: Kümmell. ' 


*478) Albath: Beitrag zur Ätiologie der spontanen Iridozyklitis. Dis 
Rostock 1918. 

*479) Fuchs: Nachschrift zur Arbeit: Zur pathologischen Anatomie der 
Glaskörperblutungen. Arch. f. Ophth. Bd. 99. S. 397. 

480) van der Hoeve: Ein Verfahren zur Vorbeugung von Glaskorper 
vorfall. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 79. s. I. Abschn. 

*481) Mulock Houwer: Ein Fall von Thrombose einer Vena vorticosa. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 179. 


XVI. Aderbaut und Glaskörper. 183 


*182) Tomfohrde: Statistisch-kasuistischer Beitrag zum Glaskörper- 
vorfall in die Vorderkammer (Glaskörperhernie). Diss. Giessen 1919. 

*483) Valentin: Über die fettähnlichen Substanzen im a des 
Pferdeauges. Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 105. S. 33. 


Fuchs (479) macht in einer kurzen Bemerkung darauf aufmerksam, 
dass die von ihm im Glaskörper beschriebenen Halbmondformen der roten 
Blutkörperchen (Arch. f. Ophthalmol. Bd. 99. S. 202) nach Schaffer mög- 
licherweise auf Formalineinwirkung zurückzuführen sind. Auch können die 
roten Blutkörperchen durch die Behandlung zu farblosen Schatten werden, 
was jedoch für die Beobachtungen von Fuchs kaum zutreffen könnte. 


Albath (478) berichtet aus der Rostocker Klinik über 2 Fälle endo- 
gener Uveitis, deren anatomische Untersuchung vorliegt. Im ersten 
Falle war klinisch nichts vothanden, was auf die Anwesenheit von Tuberku- 
lose hätte hindeuten können. Dagegen kann der anatomische Befund mit 
einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit als Tuberkulose gedeutet 
werden. In der Iris knötchenförmige Lymphozytenherde Auf der Rück- 
seite dieser Haut entzündliche Auflagerung. Strahlenkörper dicht durchsetzt, 
stellenweise knötchenförmige Anordnung. Aderhaut mit starker Anbäufung 
von Zellen, mit der ebenfalls stark zellig durchsetzten Netzhaut ist sie durch 
bindegewebige Massen verbunden. In der Netzhaut ausserdem Knötchen aus 
Lymphozyten, epithelioiden und Riesenzellen. Die Veränderungen der Iris 
passen durchaus in das Bild der sympathisierenden Entzündung. — Der 
2. Fall könnte als Schulbeispiel für sympathisierende Entzündung erklärt 
werden, wenn eine durchsetzende Verletzung erfolgt wäre. Da dem nicht so 
ist, so ist auch hier der Gedanke an Tuberkulose nicht von der Hand zu 
weisen. Jedenfalls liegt kein Grund vor, eine besondere Sonderform der 
spontanen Iridozyklitis anzunehmen. 


Valentin (483) stellte Untersuchungen an über die fettähnlichen 
Substanzen im Glaskörper des Pferdeauges. In der normalen 
Glaskörperflüssigkeit finden sich Seifen mit verschiedenen lipoiden Substanzen, 
Glyzerinester, Cholesterinester, freies Cholesterin und cholinenthaltendes Phos- 
phatid. Diese Stoffe sind in Lösung, können aber unter krankhaften Be- 
dingungen als Niederschläge ausgeschieden werden, ebenso Seifen als trübende 
Massen. Meist sind die Trübungen durch ein Gemenge verschiedener Stoffe 
von lipoidem Charakter von der erwähnten Zusammensetzung bedingt. Andere 
Stoffe wurden in den Trübungen nicht gefunden, besonders kein Tyrosin. 
Der Vergleich der Trübungen des Glaskörpers mit ähnlichen Ausscheidungen 
der Galle (Gallensteinen) liegt nahe. Glaskörpertrübungen sind bei Pferden 
sehr häufig, sie kommen bei 25°/o der Tiere vor. Im Alter erfährt das 
Vorkommen eine Steigerung. | 


Tomfohrde (482) berichtet über 11 Fälle von Glaskörpervorfall 
in die vordere Kammer, der meist im Anschluss an Verf@zungen oder 
ärztliche Eingriffe sich anschliesst. Er tritt nicht sofort danach ein, sondern 
erst einige Zeit später, vermutlich setzt auf die Verletzung erst eine Ernäh- 
rungsstérung ein, die zu einer teilweisen Verflüssigung führt. Die Foigen 
können schlimmstenfalls Drucksteigerung sein, selten besteht Druckvermin- 
derung. Gegen den Vorfall ist nichts zu machen. (Mit der ne sieht 
man den Vorfall entschieden häufiger als früher. Ref.) 


XII 





184 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Im Anschluss an einen Karbunkel der Stirn bildete sich bei Mulock 
Houwers (481) Kranken Exophthalmus mit Glaukom aus; aus mehreren 
Öffnungen der Lider entleerte sich Eiter. Starke Störung des Allgemein- 
befindens. Die Augenhöhle wurde ausgeräumt. Die anatomische Untersuchung 
ergab als auffallenden Befund eine Thrombose einer Wirbelvene 
Klinisch kann dadurch eitrige Iridochorioiditis, Panophthalmie usw. entstehen. 
Das vorliegende Glaukom ist der Verf. geneigt auf die Schwellung der Ziliar- 
fortsätze zu beziehen. Die Thrombosen der Wirbelvenen dürften nicht allzu 
selten sein, die Ausbeute sicher nachgewiesener Thrombosen in der Literatur 
ist allerdings nicht sehr gross. 


XVII. Sympathische Entzündung. 
Ref.: Kümmell. 


484) Albath: Beitrag zur Ätiologie der spontanen Iridozyklitis. Dissert. 
Rostock 1918 (s. Abschn. Iris). 

*485) van Lint: L’absces de fixation dans l’irido-chorioidite et l’ophtal 
mie sympathigue. Arch. d’ophth. T. 36. p. 621. 

486) Menckhoff: Ist die sympathisierende Entzündung endogenen Ur- 
sprungs. Diss. Rostock 1919. (Literarischer Überblick der Theorien.) 

*487) Nordmann: Die Kriegserfahrungen auf dem Gebiete der sympathi- 
schen Augenerkrankung. Diss. Rostock 1918. 

*488) Truc: Ophthalmies sympathiques. Soc. franç. d’ophth. Mai 1919. 
Arch. d’ophth. T. 36. p. 633. 


Nordmann (4) behandelt in seiner Dissertation die Kriegserfah- 
rungen auf dem Gebieteder sympathischen Augenerkrankung. 
Mit seinem Lehrer Peters wendet er sich zunächst gegen den Begriff der 
sympathischen Reizung. Veröffentlichte Fälle von s. O. sind ausser den 8 
der durch die Schiecksche Rundfrage bekannt gewordenen nur wenige in 
der deutschen Armee vorhanden. N. erwähnt nur 3, dazu einen aus Öster- 
reich. 1917 gibt Morax eine Statistik über das Vorkommen der s. Q. in 
dem französischen Heere bekannt; es sind 39 Fälle, davon 31 nach Geschoss- 
verletzungen. Kein einziges Mal trat die Entzündung des 2. Auges nach 
Prellung des 1. auf. 2 Fälle (Zorab und Lomb) hatte tatsächlich am 
hinteren Pol des Auges kleine Verletzungen. — Dies günstige Ergebnis ist 
wohl nur der frühzeitigen Entfernung des verletzten Auges zu danken, die 
aber nicht zu frühzeitig, d. h. im allgemeinen nicht vor 14 Tagen vorge 
nommen werden soll. Die Ausweidung des Auges gewährt nicht genügenden 
Schutz, da sie häufig nicht genau genug gemacht werden kann. — Die Be- 
einflussung durch unsere Heilmassnahmen ist zu unsicher, als dass dadurch 
die s. O. ibre Schrecken verloren hätte. 

Truc(5)hat während des langen Krieges keinen Fall von sym pathischer 
Ophthaliffie gesehen, aber sehr viel enukleiert und er betont deshalb 
die Wirksamkeit der prophylaktischen Enukleation. Er berichtet dagegen 
über einen Fall von subkonjunktivaler Skleralruptur der juxtaziliaren Gegend 
mit Verletzung der Bindehaut aus der Privatpraxis, wo 3 Wochen später eine 
Iridozyklitis des anderen Auges auftrat, die zur Erblindung führte. In der 
Diskussion empfiehlt Terson seine Methode des Fixationsabszesses (Injektion 
von 1 ccm Terpentin in die Schläfen- oder besser die Bauchgegend). Cause. 


XVIII. Glankom. . 185 


Van Lint (2) empfiehlt zur Behandlung der Iridochorioiditis 
und der sympathischen Ophthal mie die Anwendung des Fixations- 
abszesses, der ihm in einer Anzahl von Fällen nach Versagen anderer 
Mittel gute Dienste geleistet hat. 1 ccm Terpentinessenz wird unter die Bauch- 
haut in der Flanke injiziert; bei der Inzision des aseptischen Abszesses 8 Tage 
später entleert sich reichlich Eiter. Der günstige Einfluss auf den Entzün- 
dungsprozess am Auge war unverkennbar. Cause, 


XVIII. Glaukom. 
Ref.: Kümmell. 

*489) Bourgeois: Du rôle de la sclerotique dans l'éclosion et dans le 
traitement du glaucome. Arch. d’ophth. T. 36. p. 596. 

*490) Delorme: Les scotomes dans le glaucome chronique. Arch. d’ophth. 
T. 36. p. 577. 

*491) Hegner: Klinische Untersuchungen über die Dauererfolge der 
Elliotschen Glaukomtrepanation. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 68. S. 36 

*492) Hong Tjoen Yap: Gezichtsveldbeperking en prognose der Iri- 
dectomie by Glaucoom (Gesichtsfeldeinengung und Prognose der Iridektomie 
bei Glaukom.) Acad. Proefschrift. (Diss.) Leiden. 

*493) Purtscher: Neue Art der Skleral-Trepanation mit Iridektomie bei 
Glaukom. Ophthalm Gesellsch. Wien. 10. Febr. 1919. Klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilk. Bd. 63. S. 241. 

*494) Terson: Résultats visuels éloignés d’une ophthalmotomie équa- 
toriale binoculaire dans un glaucome recidivant. Soc. franç. d’ophth. Mai 1919. 
Arch. d’ophth. T. 36. p. 637. 


Hegner (491) teilt die Ergebnisse der Glaukomtrepana- 
tion mit und zwar aus der Jenenser Klinik. Es handelt sich im ganzen 
um 192 Augen mit 216 Operationen; beriicksichtigt wurden jedoch nur 
solche, die länger als 1 Jahr beobachtet werden konnten. Bei 40 Fällen 
von entzündlichen Glaukom wurde 19mal der Druck dauernd herabgesetzt 
auf die Norm, weitere 7 zeigten nachher nur vorübergehende Drucksteige- 
rung, 14 dagegen dauernde. Bei 6 2mal trepanierten Augen gelang es nur 
einmal den Druck herabzusetzen. Immerhin ist auch in den ungünstigen 
Fällen der Druck entlastet gewesen. — Eine Besserung des Sehvermögens 
trat nur 4mal ein, 25mal hielt sich der gleiche Zustand, in 11 Fällen 
trat Verschlechterung ein (3 Spätinfektionen darunter und andere iritische 
Veränderungen. — Bei Berücksichtigung von Sehschärfe und Spannung 
sind 19 als gut zu bezeichnen. — 52 Fälle einfachen Glaukoms zeigten 24 mal 
gute Spannung. Bei den anderen wurde I1mal ein 2. Eingriff ausgeführt, 
der aber nur 3mal zum Ziele der Spannungsverminderung führte. Vielfach 
war die Spannung nach der Operation uur vorübergehend hoch, so dass das 
Gesamtergebnis sich auf 710,0 Besserungen stellt. — Beim Selvermögen trat 
3mal eine Besserung ein, 21 mal blieb es gleich, beim Rest ist die Sehschärfe 
schlechter geworden. Der Verfall der Sehschärfe trat unabhängig von der 
Herabsetzung des Drucks ein. Leichte Veränderungen an Iris und Strahlen- 
körper sind häufig, sie können aber zuweilen eine schädigende Stärke an- 
nehmen. Diese Teile sind wohl besonders empfindlich, man kann auch bei 
skleraler Durchleuchtung oft Löcher im Pigmentepithel der Iris nachweisen. — 
Unter sämtlichen Fällen trat 6mal Spätinfektion auf, fast 3°/o, 2 Augen 


186 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


vereiterten vollständig, ein weiteres erblindete durch Pupillenverschluss, 2 er- 
litten eine erhebliche Abnahme des Sehvermögens, nur 1 Fall ging gut aus. 
2 sympathische Entzündungen traten auf, eine sichere, bei der anderen war 
das 2. Auge schon vorher an Iridozyklitis erkrankt, der Befund zeigte die 
typischen Merkmale der s. O. — Von Wichtigkeit sind die Beobachtungen 
von Verfall des Sehvermögens trotz guter Spannung (3 Fälle), es spielen 
ausser der Drucksteigerung auch wohl noch andere Veränderungen eine Rolle. 
— Bei stark eingeengtem Gesichtsfeld ist der Eingriff weniger aussichtsreich. — 
Auf die subjektive Färbung vieler Glaukonsstatistiken wird noch hingewiesen. 
Die Trepanation bietet gegenüber der Iridektomie vielleicht gewisse Vorteile, 
zeitigt jeduch keine Erfolge, die die anderen Arten des Vorgehens verdrängen 
könnten. Die Iridektomie bei der Trepanation hat bezüglich ihrer Grösse 
und Art keinen Einfluss auf das Ergebnis. — 15 sekundäre Drucksteige- 
rungen liessen sich durch die Trepanation nur selten dauernd beeinflussen. 
Beim Hydrophthalmus ist die Druckherabsetzung meist nur vorübergehend, 
so dass mehrere Eingriffe nötig waren. Dadurch wurde ein befriedigendes 
Ergebnis erzielt. 

Terson (494) berichtet über Spätresultate der äquatorialen 
Ophthalmotomie bei einem rezidivierenden Glaukom. Bei der 
Patientin war 3 Wochen nach beiderseitiger Iridektomie wegen akuten Glau- 
koms ein schwerer Rückfall aufgetreten. Es bestand schmerzhafte Amaurose 
mit unsicherem Erkennen von Lichtschein. Beiderseitige äquatoriale Ophthal- 
motomie hatte sehr guten Erfolg, so dass bei der Nachuntersuchung nach 
5 Jahren die Patientin sich allein bewegen und Zeitungsdruck lesen konnte. 
Die Operation ist geeignet, die Iridektomie und Sklerektomie zu unterstützen 
oder zu ersetzen. Cause. 

Um die Gefahren der Spätinfektion zu vermeiden hat Purtscher (493) 
ein neues Verfahren der Glaukomtrepanation erfunden. Binde 
haut wird wie gewöhnlich abgelöst, dann wird mit dem Hippelschen Trepan 
von 3—3,5 mm Durchmesser ein kreisförmiges Stück der Lederhaut um- 
schnitten, mit kornealer Aufsetzung des Trepans. Dieser Lappen wird mit 
einer Lanze in balber Dicke der Lederhaut losgetrennt, so dass er nur ganz 
vorn an der Hornhaut hängen bleibt. Die gelöste Scheibe wird mit der 
Bindehaut nach vorn geklappt und dann wird mit dem gewöhnlichen Elliot- 
schen Trepan wie gewöhnlich vorgegangen. Nachher wird der grössere Leder- 
hautlappen über die Elliotsche Trepanstelle heriibergelegt. Das Verfahren 
wurde mehrmals ausgeführt. — In der Aussprache erwähnt L. Müller, 
dass er häufig eine doppelte Irisausschneidung vorgenommen habe, indem er 
mit dem Messer, wie bei Sklerotomie einen Schnitt angelegt habe und dann 
aus beiden Öffnungen die Iris ausschnitt. Bei der Elliotschen Trepanation 
legt er den Lederhautlappen wieder in das Loch zurück. 

Bourgeois (489) betont die Hauptrolle, die die Sklera beim 
Zustandekommen des Glaukoms und bei seiner Behandlung 
spielt, besonders durch den Verlust der elastischen Fasern bei zunehmendem 
Alter. Es ist deshalb von grösster Bedeutung, bei allen Eingriffen an der 
Sklera den Verschluss der Offnung durch Narbengewebe zu vermeiden. Bei 
der Elliotschen Trepanation sucht B. dies zu erreichen, indem er die Skleral- 
wunde mit dunkelrotem Thermokauter behandelt und dann erst durch Binde 
hautlappen deckt. Cause. 

Delorme (490) bat 180 Glaukomaugen auf das Vorkommen von 


XVIII. Glaukom. 187 


Skotomen beichronischem Glaukom nach der Methode von Bjerrum 
untersucht. 68mal (= 40°/o) wurde Skotome gefunden: 2 zentrale Skotome 
durch makuläre Hämorrhagie, 25 typische Bjerrum-Skotome, relativ im An- 
fange, im Zusammenhang mit den blinden Flecken in Form eines Halb- 
mondes von mehreren Grad Breite die Makula umgebend. Im Anfange un- 
bemerkt ist es manchmal sehr störend für den Patienten. Weiterhin 23 para- 
zentrale Skotome und 5 Einkerbungen ohne Zusammenhang mit dem blinden 
Fleck, schliesslich 3 periphere Skotome. Die Rolle, die die Hypertension 
bei der Entstehung der Skotome spielt, erhellt aus der Tatsache, dass D. in 
einem Falle nach 5tägigem Pilokarpingebrauch das Verschwinden eines para- 
zentralen Skotoms beobachtete, weiterhin nach der Lagrangeschen Operation 
in 6 Fällen Skotome bzw. periphere Einkerbung, die allerdings erst noch 
relativ waren, verschwinden sah. In diesen Fällen waren die Optikusfasern 
krank, aber noch nicht atrophisch. Ebenso kann man in vorgeschritteneren 
Fällen Jie relativen Teile eines Skotoms nach dem Eingriff fortfallen sehen. 
Zur Erklärung der anderen Fälle hat die Schnabelsche Lakunentheorie 
viel für sich. Das Bjerrumsche Skotom und das parazentrale, halbmond- 
förmige Skotom haben für das chronische Glaukom beinahe pathognomonische 
Bedeutung. Es konnte bei Kontrolluntersuchung von 63 Fällen der ver- 
schiedensten Augenhintergrundserkrankungen niemals gefunden werden. Es 
ist bei weitem nicht konstant beim chronischen Glaukom und auch kein 
Zeichen des Beginnes der Erkraukung. Seine Gegenwart ist immer ein ge- 
wisses Zeichen von Malignität des Prozesses, wenn man auch die relativen 
Skotome mit ihrer Möglichkeit wieder zu verschwinden von den absoluten, 
definitiven trennen muss. Unter Bezugnahme auf seine früheren Studien 
über die Verminderung des Lichtsinnes und des zentralen Farbensinnes beim 
Glaukom betont D., dass die Prognose gut zu stellen ist, wenn nach Pilo- 
karpingebrauch oder Sklerektomie der Lichtsinn sich wieder hebt. Die Makula 
wird erst sehr spät durch das Skotom ergriffen, weil ihre Fasern am Seh- 
nerveneintritt besser geschützt sind wie die anderen. Cause. 
Hong Tjoen Yap (492) untersuchte alle Fälle von Glaukom mit 
stark eingeengtem Gesichtsfeld (weniger als 20° in dem am stärksten redu- 
zierten Meridian) dic in den letzten 22 Jahren von Prof. Koster iridekto- 
miert waren. Leider sind die Gesichtsfelder nur am Perimeter aufgenommen, 
auch fehlen tonometrische Druckbestimmungen. Es handelt sich um 4 Fälle 
von Gl. acut, 11 von Gl. chr. infl. und 22 von Gl. simplex. Bei der Be- 
urteilung der Resultate wird sowohl mit Änderungen der Sehschärfe als der 
Gesichtsfelder gerechnet. Von den 37 Fällen ging in einem Falle die Seh- 
schärfe unmittelbar im Anschluss an die Iridektomie verloren (Gl. chr. infl.), 
in einem weiteren Falle wurde sie stark reduziert (Gl. simpl.); beide Male 
unter Schmerzen und Drucksteigerung. Es handelt sich somit nicht um die 
gefürchtete Komplikation des plötzlichen Gesichtsverlusts, sondern um Gl. 
malignum. 26 Fülle konnten lünger als drei Jahre nach der Operation ver- 
folgt werden, davon waren nur 7 dauernd günstig beeinflusst, d. i. 26,92 °o, 
während die allgemeine Iridektomie-Statistik im Mittel 44,27 °/o Dauerresultate 
aufweist. Eine lehrreiche Zusammenstellung macht den altbekannten Satz 
deutlich, dass die Iridektomie bei einer Sehfeldeinengung von O—10 oder 15° 
vom Fixierpunkt kontraindiziert ist, jedoch nicht so sehr wegen der bekannten 
Gefahr plötzlicher Erblindung, sondern wegen der geringen Aussicht auf 


bleibenden Erfolg. | Weve. 


188 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


XIX. Netzhaut. 


Ref.: Lohmann. 


495) Ammonn: Die Unfallfrage bei der Netzhautablösung. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Juli-Aug.-Heft. S. 80. ý 

*496) Augstein: Einseitige Papilloretinitis mit ausserordentlich grosser 
Sternfigur und Ringskotom bei Chlorose. Ebenda S. 174. 

*497) Bailliart: A propos d'un cas d’hypertension arterielle rétinienne 
Annal. d’oculist. T. 156. p. 297. 

*498) Birkhäuser: Das ophthalmoskopische Bild der Embolie der Arteria 
centralis retinae im rotfreien Licht, gleichzeitig ein Beitrag zur Frage der 
Makulafrage. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 390. 

*499) G. ten Doesschate: De ligging van de geele viek ten opzichte 
van de gezichtszenuw (Die Lage der Macula lutea zum Augennerven). Nederl. 
Tijdschr. v. Geneesk. 27. Sept. 1919. 2. Nr. 13. 

*500) Frank: Uber einen Fall von v. Hippelscher Erkrankung (Ar- 
giomatosis retinac). Inaug. Diss. Würzburg 1919. ' 

*501) Gallemaerts: Kystes de la rétine. Soc. franç. d’ophth. Mai 1919. 
Arch. d'ophth. T. 36. p. 636. 

*502) Gilbert: Notiz über Miliaraneurysma der Netzhaut bei Glaucoma 
absol. Arch. f. Augenheilk. 85. S. 74. 

'*503) Gonin: Les canses anatomiques du décollement retinien. Notes 
ayant accompagné la démonstration de pièces anatomiques et de dessins devant la 
société des oculistes suisses le 26 Mai 1918. Annal. d'occulist. T. 156. p. 281. 

*504) Derselbe: Die klinische Diagnose und die Behandlung der ver- 
schiedenen Formen der Netzhantablösung. Gesellsch. d. Schweiz. Augenärzte. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug.-Heft. S. 226. 

*505) Hahn: Beitrag zur Kasuistik der Sichtbarkeit des Embolus bei 
Embolie der Zentralarterien und ihrer Äste. Jnaug.-Diss. Tübingen 1919. 

*506) Hehr: Über Lochbildung in der Fovea centralis bei spontaner 
Netzhautabhebung. Inaug.-Diss. Würzburg 1919. 

*507) Lacroix: Decollement traumatique d’une veine retinienne. Arch. 
d’ophth. T. 36. p. 439. 

*508) Neubner: Zwei Fälle von pseudonephritischer Neuroretinitis 
bemerkenswerter Ätiologie. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juni-Heft. 

*509) Strebel: Uber Makulablutungen der Mütter während und um 
mittelbar nach der Geburt. Korrespondenzbl. f. Schweiz. Ärzte Nr. 27. Ref. Med. 
Klinik Nr. 37. S. 936. 

*510) Wilde, P. A. de: Verwantschap en erfelykheid by doofstombeid 
en retinitis pigmentosa (Blutverwandtschaft und Erblichkeit bei Taubstumm- 
heit und Retinitis pigmentosa). Acad. Proefschr. (Diss.) Amsterdam. 

*511) Wölfflin: Über die Beziehungen der Retinitis punctata albescens 
zur sogen, zentralen tröpfchenförmigen Aderhautentzündung (Nettleship). 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 62. S. 456. 


G.ten Doeschate (499) beschreibt zwei Fälle von ungewöhnlich 
geringer Entfernung zwischen Fovea und Papilla; der erste Fall wurde in 
anderem Zusammenhang schon in der Zeitschrift f. Augenh. Bd. XXXVII 
Heft 3—4 beschrieben. Im zweiten Falle finden sich ebenso bindegewebige 
Massen vor und neben der Papille, auch hier entsprangen die Netzbautge- 


XIX. Netzhaut. 189 


fässe am nasalen Teil des Sehnervenkopfes. Während aber im ersten Fall 
durch Bestimmung des Winkels a wahrscheinlich wurde, dass die Macula 
lutea sich an gewöhnlicher Stelle fand, wird im zweiten Falle dadurch klar, 
dass die Fovea hier nach unten verschoben ist. Da auch in den ungefähr 
zu gleicher Zeit publizierten Fällen von Triebenstein eine weisse Masse auf 
der Papille und ungewöhnlicher Verlauf der Gefässe gefunden wurde, ist ein 
wenn auch unaufgeklärter Zusammenhang dieser Befunde wahrscheinlich. 
ten Doeschate teilt weiter die Resultate mit von 100 genauen Bestimmungen 
über die gegenseitigen Lageverhältnisse von Fovea und Papille (ihm zu dem 
Zweck von Prof. van der Hoeve zur Verfügung gestellt). Bei 38 Hyper- 
metropen bis 1 D. war die hor. Entf. im Mittel 15 Gr. 59 Min. Bei 59 
Emmetropen 15 Gr. 24 Min.. Die vertikale Entfernung betrug im Mittel 2 Gr. 
bis 2 Gr. 30 Minuten und zwar lag das Zentrum der Papille 91 mal unter- 
halb und 9mal oberhalb der Horizontallinie durch den Fixierpunkt. 
Weve. 


Strebel (509) weist darauf hin, dass die während und unmittelbar 
nach der Geburt bei den Müttern auftretende Sehstörung weder »traumatisch 
hysterische noch »urämisch« sei, sondern einer Makulablutung entspreche. 
Zur Diagnose sei erforderlich aufrechtes Bild bei weiter Pupille. Bei zwei 
ausführlich beschriebenen Fällen kommen infektiöse und toxische Schädlich- 
keiten nicht in Frage, sondern eine venöse Stauung, und das anderemal ein 
anämisierender Faktor. 


Hehr (506) teilt 2 Fälle von Lochbildung in der Fovea centralis bei 
spontaner Nezbautablösung mit. Im ersten Fall war das Bild beiderseitig 
vorhanden. Auf der später erkrankten Seite war das Netzhautloch waben- 
artig. Deshalb denkt Hehr an einen schädigenden Einfluss des subretinalen 
Exsudates. Auch im zweiten Fall denkt Hehr an diese Genese, da im 
Loch ein schmaler stehengebliebener Streifen durch dasselbe zieht. 


Bailliart (497) beobachtete bei einem 33 jährigen Manne eine arte- 
rielle Hypertension der Netzhaut, die sich neben vereinzelten Hämor- 
rhagien und starker Schlängelung besonders der Venen dadurch zeigte, dass 
beim Gebrauch des Dynamometers die Auflage besonders hoher Gewichte 
notwendig wurde, um den arteriellen Puls erscheinen und verschwinden zu 
lassen. Bailliart bezeichnet den Fall als azotämische Retinitis, deren 
Ursache immer eine arterielle Hypertension ist. Sie hat fast immer hämor- 
rhagische Retinitis im Gefolge. Netzhauthämorrhagien sind fast immer kapil- 
lären Ursprungs; letzterer wiederum erkennbar an der venösen Dilatation 
bezw. an der Veränderung des Netzhautvenenpulses unter dem Einflusse 
einer Kompression des Bulbus. Während nämlich unter normalen Verhält- 
nissen der Venenpuls unter Fingerdruck auf das Auge verschwindet, wider- 
steht er bei venöser Hypertension dem Druck und bleibt sogar bei Erscheinen 
des arteriellen Pulses bestehen. Es scheint, als ob zur Entstehung von Netz- 
hautblutungen eine kapilläre oder venöse Hypertension notwendiger wäre, wie 
arterielle Druckerhöhung. Normaler Augendruck ist bei dieser azotämischen 
Retinitis die Regel. Den Druckveränderungen im arteriellen Gefässsystem 
gehen diejenigen im chorioidealen parallel. Arterielle Hypertension erzeugt 
keine Terfsionsvermehrung des Auges, diese erscheint erst mit der Stauung 
in den grossen venösen Stämmen der Aderhaut. Die gegen die allgemeine 
Hypertension übliche Verordnung von Nitriten ist wegen der Vasodilatation 


190 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


für das Auge gefährlich, ebenso die Ordination von Atropin; Pilokarpin ist 
zu empfehlen. Cause, 


Birkhauser (498) berichtet über Einzelheiten des ophthalmoskopischen 
Bildes der Embolie der Zentralarterien, das er bei einem 20 jährigen, an 
Herzfehler nach Gelenkrheumatismus leidendem Mädchen beobachtete. Be- 
sonders ist schon aus der mit gewöhnlichem Licht vorgenommenen Unter- 
suchung hervorzuheben, dass die Arterien im ersten Stadium ganz frei von 
einer Blutsäule waren, ein Befund, der im Gegensatz zu Lebers Angabe, 
steht, nach der eine völlige Blutleere auch bei absolutem Stillstand die Zirku- 
lation als nicht beobachtet angibt. Im rotfreien Licht zeigte sich in der 
Makula und zwar in einem den kirschroten Fleck um vieles an. Grösse über- 
bietenden Bezirk eine gelbe Farbe. Dieselbe fasste Verfasser als Lackfarbe 
auf und verwendet diese Beobachtung im Sinne Vogts und Dimmers gegen 
Gullstrands Auffassung, nach welcher die gelbe Farbe eine physikalische 
Erscheinung darstelit, hauptsächlich hervorgerufen durch die Eigenfarbe des 
Pigmentepithels und der Chorioidea. 


Hahn (505) reiht den in der Literatur beschriebenen 4 Fällen von 
sichtbarem Embolus in den Retinalgefässen, 2 weitere Fälle aus der Tübinger 
Klinik an. Im ersten Falle sass der Embolus als weisslicher lichtreflektie- 
render Körper noch innerhalb der Papille; das Gesichtsfeld zeigte eine ent- 
sprechende sektorenförmige Einengung. Im zweiten Fall trat eine auffallende 
Besserung des ohnehin nicht stark lädierten Sehens auf. Der Embolus, 
der anfänglich im unteren Hauptast der Zentralarterie lag, hatte sich in die 
Temporalis inferior verschoben und hatte dort von Anfang an einen Teil 
des Lumens freigelassen. Er wurde nach und nach unter Wiederherstellung 
des Lumens an die äussere Wand gerückt, die etwas dadurch ausgebuchtet 
wurde. In beiden Fällen handelte es sich um wirkliche Embolie bei Vitium 
cordis. i 


Gilbert (502) beschreibt einen seltenen Befund bei einem wegen 
Glaukoma absolutum enukleierten Bulbus. Bei der von v. Hess geübten 
Untersuchungsart (Aufschneiden des fixierten Bulbus und Betrachtung mit 
Binokularlupe und Hammerlampenbeleuchtung) ergab sich das überraschende Bild 
von zahlreichen feinen Aneurysmen, die sich in einiger Entfernung von der 
Papille als kolbige Anschwellungen bezw. kleinere bräunliche Herdchen von 
rundlicher Form darstellten, in die die Endästchen der Arteria temporalis 
superior und inferior einmündeten. — Leber hat die frühere Angabe über 
häufiges Vorkommen miliarer Aneurysmen bei hämorrhagischem Glaukom 
nicht bestätigt. Um so beachtenswerter ist die beschriebene Koineidenz von 
einseitigem absolutem Glaukom und Aneurysmen, die der histopathologischen 
Untersuchung unter Umständen entgehen können. 


Franks(500) Fall von Angiomatosis retinae (v. Hippel) aus der Wirt 
burger Augenklinik tut sich dadurch hervor, dass sich an der Gefässknäuel- 
stelle eine — vorübergehend verschwindende — Ablatio retinae fand. Sie 
wird aus einer Sekretion von seiten der mitbeteiligten Chorioidea aus gedeutet. 
Ausserdem fanden sich spritzerartige Netzhautherde in multilokulärer und dann 
konfluierender Anordnung. Diese im Zusammenhang mit einer Erweiterung 
auch anderer (nicht nur der zum Gefässknoten ziehenden) Gefiisse deuten auf 
eine sekundäre Erkrankung der Netzhaut infolge Veränderung der Gefäss; 
Knäuelbildung und Gefässerkrankung sind gleichgeordnete Erscheinungen. 


XIX. Netzhaut. 191 


Augstein (496) beobachtete bei einer Chlorose eine Sehstörung, die 
als Grundlage die Anzeichen einer Neuritis bot. Nach 8 Tagen bildete sich 
eine Sternfigur in der Makula aus, wie sie besonders bei nephritischen Er- 
krankungen auftritt. Besonders auffallend ist ein Ringskotom, von dem 
Augstein annimmt, dass es häufiger bei der Sternfigur sich finde, jedoch 
oft übersehen wurde. Der Fall heilte aus mit V. = 1,0; die Papille erschien 
dann weiss mit — namentlich nasal — verwaschenen Grenzen; von der Stern- 
figur waren nur noch einige helle Flecken zu sehen. Beachtenswert erscheint, 
dass die Besserung sich an eine subkutane Einspritzung von Arsen und 
innerlicher Darreichung von Tyraden anschloss. 


Neubner (508) berichtet über 2 Fälle von pseudonephritischer Neuro- 
retinitis, In beiden Fällen wurde der Urin frei von Veränderungen gefunden. 
Im ersten Fall fand sich oben innen in der Orbita ein eingeheilter Fremd- 
körper. Da der Kranke erzählte, dass eine Entzündung des Splitterbettes kurze 
Zeit vor der beobachteten Sehstörung eingesetzt habe, glaubt Neubner an eine 
venöse Embolie. Im zweiten Fall fand sich auf der dem erkrankten Auge 
gegenüberliegenden Seite eine pfennigstückgrosse schmierig bedeckte Wunde 
von einem in Abheilung begriffenen Furunkel. Die Patientin erzählte, dass 
dieses »Geschwür«, an dem sie viel herumgedrückt habe, etwa 4 Tage vor 
der Abnahme der Sehkraft aufgetreten sei, etwa 2 Tage nach. dem letzten 
Termin sei Eiter herausgekommen. Neubner nimmt hier eine arterielle 
Metastase an. — Im ersten Fall nahm während der Beobachtungszeit der an- 
fanglich auf Erkennen von Fingern in !/2 m herabgesetzte Visus bis zu 
5/10 zu (7 Monate); der zweite Fall hatte bei der einmaligen Untersuchung 
einen Visus von 1/30; nach 2 Monaten liess die Patientin sagen, dass sich 
das Sehen gebessert habe. 


Wölfflin (511) hat eine Retinitis albescens punctata mit Sehscharfe- 
herabsetzung und Hemeralopie beobachtet, die sich auf den hinteren Augenpol 
beschränkte. Im Bereich zwischen Makula und Papille, aber auch noch nasal 
von der Papille fanden sich zahlreiche weissgelbliche Flecken von scharfer 
Begrenzung, an deren Rande häufig ein scharfes Kristallglitzern festzustellen 
war. Das Rot des Augenhintergrundes war hier heller; in diesem Bezirke 
fanden sich fernerhin spinnwebeartige Pigmentlinien. Die Peripherie war frei, 
abgesehen von streifenförmigen Pigmentwuchungen. Die Anwesenheit der 
Pigmentherde und hemernlopische Beschwerden unterscheiden das beschriebene 
Augenspiegelbild namentlich von Nettleships tröpfchenförmiger Chorioiditis 
(mit drusigen Verdiekungen der Glaslamelle), mit welch letzteren es jedoch 
die Art der Lokalisation teilt. 


P. A. de Wilde (510) hat seit Jahren statistische Studien gemacht von 
den Fällen von Taubstummbeit in Holland, jetzt bat er sich auch der 
Ret. pigm. zugewandt. Durchmusterung der Krankengeschichten der Uni- 
versitätskliniken, sowie ein Rundschreiben an die Holl. Augenärzte setzten 
ihn instand von den ungefähr 200 Patienten, die in Holland an diesem 
Leiden erkrankt sind, von nicht weniger als 167 die gewünschte Auskunft zu er- 
halten. In Übereinstimmung mit Nettleship fand auch er, dass Männer 
verhaltnismiissig öfter befallen werden als Frauen (3:2), weiter dass Katholiken 
weniger oft befallen werden als Protestanten und diese wieder weniger als Juden, 
was wahrscheinlich mit Häufigkeit von Ehen unter Blutsverwandten zusammen- 
hängt. Aus blutsverwandten Ehen stammt mehr als 22°/u seiner Fälle, wäh- 


192 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


rend die Zahl solcher Ehen nur 1—3°o beträgt. Auch die Erblichkeit 
spielt eine grosse Rolle. In einer einzigen ‘Generation fand er in direkter 
Linie 25°/o Erblichkeit. Auch dies stimmt mit dem Befunde von Leber 
und Nettleship. Endlich fand er unter 167 Patienten nicht weniger al; 
38, die zu gleicher Zeit taub oder taubstumm waren, während davon wieder 13 
aus verwandten Ehen stammten. Die Bedeutung der Blutsverwandschaft ist 
wohl so zu erklären, dass dadurch die Möglichkeit der Vererbung einer 
»Disposition« verdoppelt wird (Manifestwerden einer latenten Anlage). 


W eve. 
Gallemaerts (501) berichtet über 2 Beobachtungen von Netzhaut- 
zysten. In beiden war eine Netzhautablösung vorhanden; die Zysten hatten 
sich auf Kosten des Netzhautgewebes entwickelt, Immer findet sich in ähn- 
lichen Fällen eine Gliomatose der Retina. Cause. 


Die Krankengeschichte eines Falles von traumatischer Ablösung 
einer Netzhautvene wird von Lacroix (507) veröffentlicht: im Verlaufe 
einer schweren Kontusion des Auges durch Sturz gegen einen Holzstoss wurde 
Erblindung des Auges durch Netzhautaderhautriss in der Makula und teilweise 
Ablösung der Vena temporalis inferior beobachtet. Im Verlaufe dieses Gefässe: 
sab man dieses, bis dahin gesund, plötzlich die Netzhautebene verlassen und 
in den Glaskörper vorspringen. Das Gefäss selbst hatte seine normale Rich- 
tung beibehalten, erschien nur verdickt, die Blutzirkulation aber nicht unter- 
brochen. Die darunterliegende Netzhaut wies keine Verletzung auf, war nur 
von etwas blasserem Rot. Vierzehn Tage später war die Lage des Gefässes 
noch nicht verändert, nur zeigten sich Depigmentierungserscheinungen der 
Netzhaut im betroffenen Gebiet. Mechanisch war die Veränderung wahrschein- 
lich durch Kontrecoup entstanden. Cause. 


Gonin (503) bespricht unter Demonstration von Zeichnungen und einigen 
Hundert Gelatinepräparaten von Augen mit Netzhautablösung die verschiedenen 
anatomischen Ursachen der Ablatio retinae. Als erste Unterart 
bezeichnet er die Netzhautablösung bei Chorioidalabhebung und Tumoren 
der Aderhaut als Sublatio retinae durch vis a tergo. Netzhautfalten sind 
hier wenig zahlreich. Die zweite Art bildet die Attractio retinae, hervorgerufen 
durch Glaskörperzug auf Grund alter oder frischerer Adhärenzen zwischen 
Netzhaut und Glaskörper, oder auf Grund narbiger Züge nach perforierender 
Verletzung des Auges. In der dritten Klasse gruppieren sich die Ablösungen 
durch Distension der Netzhaut, die myopischen Formen. Die letzte Klasse 
endlich wird durch die Abhebungen durch Depression gebildet, bei Vermin- 
derungen des Volumens der Augenkapsel (Atrophia bulbi). Cause. 


Gonin (504) spricht über die Formen und die Behandlungsart 
der Netzhautabhebung. Besteht eine Abhebung durch eitrige Chorioiditis 
oder Trauma, so entfällt eine eigentliche besondere Behandlung ebenso wie 
bei einer Ablösung durch Einsenkung und Spannung bei Volumsabnahme 
des Bulbus. Die einzige Art der Ablösung, die therapeutischer Massnahmen 
bedarf, ist diejenige durch Zug (idiopathische Ablösung). Eine alleinige Ent- 
leerung der subretinalen Flüssigkeit sei dabei von zweifelhaftem Erfolge. Bei der 
Sammelsohnschen Behandlung solle der Verband nicht komprimierend, 
sondern immobolisierend wirken. Die Rückenlage soll einer Verschiebung und 
Senkung der abgehobenen Teile Vorschub leisten, da die Netzhautabhebung, 
wenn sie unten sitze, am wenigsten Neigung habe, sich später auszubreiten. 


XX. Sehnerv und Leitungsbahnen. 193 


Subkonjunktivale Injektionen und Thermokauterisationen haben nur dann Sinn, 
wenn sie eine genügende adhäsive Chorioiditis bewirken. Die Deutsch- 
mannsche Behandlung sei praktisch wegen der technischen Schwierigkeiten 
schwer anzuwenden. 


In der Disskusion zu Gonins Vortrag betonte Siegrist (504), dass, 
wenn die neueren Leberschen Anschauungen, nach denen der Zug durch 
flächenhaft der Retina aufsitzenden Zellwuchungen und Narben ausgeübt 
wird, sich weiterhin bewahrheiteten, eine Durchschneidung radiärer Glaskörper- 
stränge nicht erstrebt zu werden brauche. Er habe ein Verfahren geübt, bei 
dem er eine Entstehung des retroretinalen Exsudates mit einer Anheftung 
von Netzhaut und Aderhaut erstrebe. Das letztere soll durch Elektrolyse 
geschehen: die positive Nadelelektrode wurde durch die Sklera in die sub- 
retinale Flüssigkeit geführt, 2—3 Minuten wirke der konstante Strom (3 MA) 
ein. Darauf wird durch eine Trepanation das subretinale Exsudat abgelassen. 
Unter 20 Fällen erzielte Siegrist 3 Dauerheilungen. 


XX. Sehnerv und Leitungsbahnen. 
Ref.: Lohmann. 


*512) Dinser: Beobachtungen von Neuritis retrobulbaris (Neuritis 
axialis [Wilbrand und Sänger]) bei Kriegsteilnehmern. Inaug.-Dissert. 
Tübingen 1919. 

*513) Gellhorn: Über die Lokalisation und den Verlauf von Degene- 
rationserscheinungen am Optikus nach intravkularen Entzündungen, die 
zum Verlust des Sehvermögens und zur Enukleation geführt haben. v.Graefes 
Arch. f. Ophth. 99. S. 870. 

*514) Hirschberg: Über die sogen. fulminierende Erblindung. Zentralbl. 
f. Augenheilk. S. 38. 

*515) Kafka: Gehäuftes Vorkommen von akuter retrobulbärer Neuritis 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug.-Heft S. 246. 

*516) Scheffler: Kriegserfahrungen auf dem Gebiete der retrobulbären 
Neuritis. Inaug.-Diss. Rostock 1919. i 

*517) Seidel: Über die Lage der Versorgungsgebiete der Nervenfasern 
des Sehnervenstammes in der Netzhaut des Menschen. Naturbist.-med. Verein 
Heidelberg. 18. Mai 1919. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 34. S. 952. 

*518) Weve, H.: En geval van volledige homonieme hemianopsie, ont- 
staan in het kraambed en de theorie der dubbele verzorging der fovea. 
(Ein Fall kompletter homonymer Hemianopsie im Wochenbett.) Erschien in: 
Psychiatrische en Neurologische Bladen 1919. Nr. 1/2. 

*519) Zimmermann: Seltene Fille von Augenkomplikationen nach In- 
fluenza. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug.-Heft S. 213. 


Gellhorn (513) hat unter Herxheimers Leitung 20 Augen unter- 
sucht, die meist im Anschluss an eine perforierende Verletzung enukleiert 
wurden. Der Zeitraum zwischen Verletzung und Enukleation betrug einige 
Tage bis 16 Jahre; sowohl eitrige akute Entzündungen wie auch chronische 
Uveitiden fanden sich in den sezierten Augen. Sie wurden in bezug auf die 
Lokalisation und den Verlauf von Degenerationserscheinungen am Optikus 
untersucht; dienten somit einem ähnlichen Studienzweck, wie er von Schreiber 


194 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


und Fuchs verfolgt worden ist. Bei den Degenerationen des Optikus ohne 
Entzündung fanden sich im Beginn (9 Tage nach der Verletzung) Fetttröpf- 
chen an Stelle der Markscheide in dem der Lamina cribrosa zunächst ge- 
legenen Teil. 21/3 Monate nach der Verletzung waren sämtliche Markscheiden 
des Stumpfes mit Fetttrépfchen angefillt. Darauf setzen degenerative Ver- 
änderungen der Neurofibrillen ein; Verdickungen finden sich, während körniger 
Zerfall selten ist; ein Teil der Neurofibrillen bleibt unverändert. Dann werden 
die Fetttrépfchen durch grosse Fettkérnchenzellen resorbiert. Der Beginn 
der Atrophie zeigt sich durch Vermehrung des kernreichen Glia- und Binde- 
gewebes an; in leichten Fällen beschränkt die Atrophie sich auf den Anfangs- 
teil des Optikus. Es tritt eine Verschmälerung der Markscheidep ein, sie 
endigen nach der Lamina hin spitz. Bei starken Graden der Atrophie schrumpft 
der Opticus in toto. — Die entzündlichen Erscheinungen sind am Optikus bei 
Iridozyklitis seltener als wenn der hintere Abschnitt der Uvea entzündlich 
ergriffen ist. Intensiv gefiirbte Rundzellen infiltrieren zunächst die Papille, 
oder gehen von da durch die Lanıina cribrosa auf den Optikus über. Dabei 
ist das Glia- und Bindegewebe etwas vermehrt und kernreich. Die Mark- 
scheiden und Fibrillenveriinderungen können stärker und weniger ausge- 
sprochen sein. Die Atrophie des Optikus ist ebenso bei der Entzündung das 
letzte Stadium wie bei der Atrophie. — G. fand nicht, wie Greef bei der 
Neuritis interstitialis beschrieb, eine Beteiligung der Scheiden; ist ja auch 
Meningitis nach intraoxularen Entzündungen selten. — Die Intensität der 
Entzündung entspricht den Veränderungen der Neurofibrillen und Markscheiden 
gar nicht. Offenbar besteht ein direkter Zusammenhang nur in untergeordneter 
Weise. Hauptsächlich sollen für diese letzten Veränderungen Toxine verant- 
wortlich sein, So erklären sich die wechselnden Bilder der Degeneration: 
Nach Qualität und Quantität können die Toxine verschieden sein und es 
kann eine individuell verschiedene Empfänglichkeit des Erkrankens bestehen. 
— Es bestand ein Missverhiltnis zwischen Degeneration der Markscheiden 
und jener der Neurofibrillen. Allgemeine Regeln, ob Markscheiden oder 
Neurofibrillen leichter verletzlich sind, lassen sich nicht aufstellen. — Die 
Dauer der Erkrankung steht zur Intensität der degenerativen Veränderungen 
in keinen direkten Verhältnis: Nach 16 Jahren war ein Optikus ziemlich 
normal; nach 5 Jahren in einem anderen Fall durch einen Glia- und Binde- 
gewebsstrang ersetzt. 

Seidel (517) untersuchte das Gesichtsfeld bei einem Patienten, dem 
aus operativen Gründen Novokain in die Orbita gespritzt war. Er fand eine 
konzentrische Einengung; diese spräche für die von Uhthoff aufgestellte 
Annahme, dass die äusseren Fasern die äusseren, die inneren Fasern die inneren 
Netzhautpartien versorge, im Gegensatz zu den Leberschen Anschauungen, 
nach denen eine Kreuzung der Sehnervenfasern stattfinde. 

Hirschberg (514) ist nicht der Ansicht Lebers, nach der die von 
Gräfe veröffentlichten 2 Fälle von sogenannter fulminierender Erblindung 
zur urämischen Amaurose gehören. Es handle sich um eine eigenartige Gruppe 
von Krankbeitsfällen, die Kinder, allenfalls J ugendliche betreffen. Die doppel- 
seitige vollständige Erblindung tritt plötzlich ein, in einigen Stunden oder 
Tagen. Die Veränderungen an der Papille (entzündlichen Charakters) können 
sehr gering, in anderen Fällen sehr ausgeprägt sei. Meist tritt Heilung ein, 
doch bleiben zarte Veränderungen an der Papille zurück. In dem einen der 
mitgeteilten Fälle fand sich ophthalmoskopisch Stauungspapille. Nach 15 Jahren 


Ease => A Se ee 


XX]. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 195 


wurde die klinische Diagnose: chronische Pachymeningitis? gestellt. Bei dem 
anderen Fall litt der Vater des Knaben früher an Tabes nach Lues. 

Die Kriegserfahrungen auf dem Gebiete der retrobulbären Neuritis, die 
Scheffler (516) aus der Rostocker Klinik mitteilt, weisen darauf hin, dass 
die Zahl dieser Erkrankungen in der Tat verhältnismässig gross war. (Ätiologie: 
1X Tabak-Alkohol; 2 X Tabes; 12X multiple Sklerose; 7 X unbekannt). 
Wenn man die multiple Sklerose als Infektionserkrankung auffasse, so lasse 
sich eine Dienstbeschädigung nicht abweisen. Im übrigen sei nichts auffind- 
bar, was auf den Einfluss der Kampfmittel, besonders der Gase, hätte 
schliessen lassen. 

Von 20 Fällen der Tübinger Klinik, die an Neuritis retrobulbaris litten 
und welche Dinser (512) beschreibt, war in der Mehrzahl der Fälle ein be- 
kannter ätiologischer Zusanımenhang mit einem anderen Leiden aurdeckbar, 
obwohl alle Erkrankten das Leiden auf die Strapazen des Dienstes zurück- 
führten. Di@ser Zusammenhang wird auch bei 3 Patienten negiert, bei denen 
die Untersuchung einen Zusammenhang mit einer Erkrankung nicht aufdeckt, 
da die Erkrankung sonst wohl noch viel häufiger zur Beobachtung hätte 
kommen müssen. 

Zimmermann (519) beschreibt als seltenere Fälle von Augenkompli- 
kationen nach Influenza neben Akkomodationsstörungen und Konvergenzlähmung 
verschiedene Erscheinungsformen von rezidivierender oder mit Rezidiven des 
Grundleidens einhergehenden Neuritis optica. Schon früher musste der In- 
fluenza für die Neuritis optica nach Infektionserkrankungen eine hervorragende 
Rolle eingeräumt werden (in 28°/o dieser Fälle nach Uhthoff). Die Seh- 
schärfe kann gut bleiben und die Störungen in »schwarzen Flecken« be- 
stehen. Z. sah einen Fall 2 Monate nach der Grippe auftreten. Wenn 
Kopfschmerzen vorhanden seien, so sei es nicht angängig eine Meningitis als 
Mittelglied anzunehmen. Die Neuritis opt. findet sich nach Uhthoff bei 
allen Infektionserkrankungen, die auch zu Polyneuritis führen können. Auch 
für diesen Satz führt Z. einen Fall einer »postgrippalen« Neuritis optica an. 

Kafka (515) konnte bei einem gehäuften Vorkommen von akuter 
retrobulbärer Neuritis (Ende XI. 18 bis II. 19 11 Fälle), obwohl die Grippe- 
epidemie als Ursache angesprochen wurde, in den meisten Fällen keine statt- 
gehabte Erkrankung feststellen. Die Ätiologie sei unbekannt geblieben; eine 
Schwitzkur habe Besserung und Heilung gebracht. 

Weves (518) ausführlich beschriebener Fall einer kompletten hom- 
onymen Hemianopsie im Wochenbett bildet eine Stütze für die Anahme, dass 
dieses Leiden mit Eklampsie zusammenhängt. Weiter ist der Fall von neurolo- 
gischem Interesse, insofern hier eine Hemianopsie mit vertikaler Trennungslinie 
durch den Fixierpunkt beobachtet wurde bei einem nicht traumatischen Leiden 
im Hinterhauptslappen (vermutlich Thrombose der Arteria occipitalis). Dieser 
Befund steht im Widerspruch mit der Annahme einer »doppelten Versorgung« 
der Fovea. Weve. 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 
Ref.: Filbry. 
*520) Ammann: Die Unfallfrage bei der Netzhautablösung. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Juli-Aug. S. 80. 
*521) Aubaret: Commotions rétrobulbaires et lésions des voies optiques 
dans les blessures de guerre. Soc. franç. d’ophth. Mai 1919. Arch. d’ophth. 


196 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


T. 36. p. 629. (Die Tagung wurde mit dem einstimmigen Beschluss des Ausschlusses 
aller Ophthalmologen feindlicher Nationen eröffnet.) 

*522) Bachstez: Ein Fall von eigenartiger Netzhautverinderung in 
der Makula nach stumpfem Trauma. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug. 
S. 237. 

*523) Derselbe: Anilinschädigung der Hornhaut. Klın. Monatsbl. f. Augen- 
heilk. Juli-Aug. S. 240. 

*524) Bergemann: Gewaltsame Ausstossung der Linse bei Hornhaut- 
berstung mit Erhaltung der Sehtüchtigkeit, Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 69. 

*525) G. ten Doesschate: Over de gezichtsstoornissen gedurende den 
oorlog. in aansluiting aan verwondingen van het achterhoofd, waargenomen. 

*526) Draanlt: Sur quelques cas d'évaluation de l'incapacité de travail 
apres les accidents oculaires. Arch. d’ophth. T. 36. p. 418. 

*527) Fendel: Über einen Fall von bitemporaler Hemiangpsie infolge 
von Chiasmazerreissung durch Schidelbasisbruch. Diss. Giessen. 

*528) Friede: Ein Fall von einseitigem Schichtstar nach Trauma. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug. S. 239. 

*529) Fuchs: Direkter oder indirekter Skleralriss? Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Juli-Aug. S. 1. 

*530) Gallemaerts: Deux cas de cysticerque sous-conjonctival. Annal. 
d’oculist. T. 156. p. 125. 

*531) Gutmann: Über Kampfgaserkrankung des Auges. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 39. S. 1082. 

*532) Heyn: Abhandlungen über Tintenstiftverletzungen des Auges. 
Diss. Bonn. 

*533) Hillger: Pathologisch-anatomischer Befund einer atypischen, in- 
direkten Korneoskleralruptur durch Kuhhornstossverletzung an einem Auge 
mit Ausgang alter, perforierender Schnittverletzung. Diss. Heidelberg. 

*534) v. Hippel: Zystizerkus im Glaskörper. Med. Klinik Nr. 28. S. 699. 

*585) Jess: Augenärztliche Kriegserfahrangen. Vossius Abhandlung. 
Bd. 10. H. 3. | 

*536) Kahn: Über 50 in der Universitäts-Augenklinik zu Heidelberg 
zur Beobachtung gekommene Fälle ven doppelseitiger Kriegserblindung 
Diss. Heidelberg. 

*537) de Lapertonne: Résultats du traitement précoce des blessures 
orbito-oculaires. Arch. d’ophth. T. 36. p. 387. 

*538) Derselbe: Perte de la vision de l'œil sans lésions organiques 
appreciables consécutive A une plaie par éclat d’obus de l'œil gauche, Arch. 
d’ophth. T. 36. p. 639. 

*539) Lauber: Ein Fall von Fremdkörper in der Makula. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Juli-Aug. 244. 

*540) Lemaitre et Garmy: De l'extraction des corps étrangers péri- 
orbitaires. Aunal. d’oculist. T. 156. p. 265. 

*541) Lohmann: Gedanken und Fragen aus der augenärztlichen Unfall- 
kunde. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. &0. 

*54la) Mok: Erläuterungen zu der Dienstanweisung zur Beurteilung 
der Militä:dienstfähigkeit vom 9. Februar 1919. Diss. Tübingen. 

*542) Moreau: Pseudo-syndrome alterne. Annal. d’oculist. T. 156. p. 151. 

*543) Nette: Ein Zystizerkus im Glaskörper. Diss. Jena. 


— — 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen. Fremdkörper, Parasiten. 197 


*514) Oppenheimer: Avulsio bulbi. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Juni. S. 852. 

*545) Proksch: Ein Fall von ophthalmoskopisch sichtbarem Glas- 
splitter. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug. S. 237. 

*546) Richter: Hornhautverletzung durch Kopiertintenstift. Zentralbl. 
f. prakt. Augenheilk. Juli- August. 


*547) Rumbaur: Über intraoknlare Fremdkörper im Kriege. Klin. Mo- 
natsb]. f. Augenheilk. Juli Aug. S. 196. 

»548) Storck: Klinisch - statistische Mitteilungen iiber Augenverlet- 
zungen bei Kindern nach dem Material der Tübinger Klinik aus den Jahren 
1912—1918. Diss. Tübingen. 

*549) Tobias: Ein Fall von vierjihrigem reaktionslosen Verweilen 
eines Nickel-Kupfersplittrrs in der Retina. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juli- 
Aug. S. 137. i 

*550) Triebenst-in: Zur Frage der Vossinsschen Ringtriibung. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Juli-Aug. S. 145. 

*501) Walther: Die Augenverletzungen in der Tübinger Klinik Im 
Jahre 1912 und 1913. Diss. Tübingen. 


*552) Wissmann: Über Tintenstiftverletzung der Orbita. Zeitschr. f. 
Augenheilk. Bd. 41. S. 187. 


Einen in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerten Fall von ge waltsamer 
Ausstossung der Linse bei Hornhautberstung mit Erhaltung 
der Sehtüchtigkeit vermag Bergemann (524) mitzuteilen. Eine ältere 
Patientin erlitt durch einen Unfall eine ausgedehnte, im ausgeprägten Arcus 
senilis verlaufende Hornhautberstung. Ein Irisprolaps wurde abgetragen. Nach 
Abheilung erwies sich das verletzte Auge als aphakisch und wohl sehtüchtig. 
Entgegen ähnlichen Fällen ist diese Mitteilung dadurch bemerkenswert, dass 
die Berstungslinie hier nicht wie gewöhnlich in der Sklera nahe dem Limbus, 
sondern in der Hornhaut verlief. Fernerhin treffe für den vorliegenden Fall 
Müllers Folgerung, dass der Weg, den die Linse aus dem vorn geborstenen 
Auge nehme, vor dem Strahlenkörper und hinter der Iriswurzel liege, dass 
also die Iris an ihrer Wurzel abrisse und durch diese Öffnnng dann die 
Linse herausgestossen werde, hier wohl nicht zu, vielmebr lasse sich hier 
ohne Bedenken der Vorgang so deuten, dass nach der mittelbaren Hornhaut- 
berstung die Linse ihren Weg in der Kapsel durch die Pupille genommen, 
dabei die Regenbogenhaut von der Pupille aus eingerissen habe und aus der 
Berstungswunde ausgetreten sei. Für die Lage der Rupturlinie seien wohl 
der Greisenbogen und die bis an ihn heranreichenden Maschen der Kanal- 
umgebung insofern verantwortlich zu machen, als sie am wenigsten Wider- 
stand zu leisten vermochten, 


Interessante Gedanken und Fragen aus der augenärztlichen 
Unfallkunde greift Lohmann (541) heraus. Die Berechtigung seiner 
Forderung, man dürfe nicht die verschiedenen, in Frage kommenden Er- 
scheinungen sin starre Schablone zu zwängen versuchen, wird bei aller Aner- 
kennung der Berechtigung eines Strebens nach prüziser zahlenmässiger Fest- 
legung der Erwerbsbeschränkung zunächst für die Bewertung ‚der Sehschärfe 
erbracht, deren genaue Angabe in Bruchzahlen zwar an eine exakte Bewertungs- 
möglichkeit denken lässt, die aber in Wirklichkeit nicht vorliegt. Denn die 
Orientierungs- und Leistungsfähigkeit des Menschen läuft nicht seinem Seb- 


Litersturberieht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XIV 


198 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


schärfengrade parallel, was sich in der Bedeutung der Rolle der »Gewöhnung: 
und »Erwerbssehschärfe« in den ärztlichen Gutachten dokumentiert. Auch 
ist die Grösse des eingetretenen Verlustes nicht genau zahlenmassig ausdrück- 
bar, wenn man nicht die vorher vorhanden gewesene Sehschärfe des Auges 
kennt. Die Auswertung der nach dem Unfall noch verbliebenen Sehschärfe 
— und um diese Auswertung handelt es sich ja bei Abschätzung des ein- 
getretenen Verlustes — ist nicht einfach in einer einer aritbmetischen Reihe 
analogen Weise dem Massstabe der Sehschärfengrade gleichzusetzen, sondern 
das Sehen als Faktor der Leistungsfähigkeit ist nach physiologisch-psycho- 
logischen Gesetzen zu bewerten. Bezüglich des behaupteten binokularen Ge 
sichtsfeldes des einseitigen Aphaken ist zwar zuzugeben, dass das aphakische 
Auge als Reserve und im Sinne einer praktisch wichtigen Erweiterung des 
Gesichtsfelds, nämlich der erhöhten Möglichkeit der: Wahrnehmung einer 
drohenden Gefahr, eine Reduzierung der Rente gegenüber einem durch Wund- 
star praktisch erblindeten Auge rechtfertigt, aber bei der grossen Differenz 
der Grösse der im linsenlosen und linsenhaltigen Auge entstehenden Bilder 
ist eine wirkliche Erweiterung im Sinne einer Wiederherstellung des binoku- 
laren Gesichtsfelds nicht ohne weiteres anzunehmen, zumal im Gegenteil für 
` einzelne Fälle wenigstens eine Unterdrückung der Bilder im aphakischen Auge 
nach Art der Unterdrückung eines Bildes bei Doppelbildern nachgewiesen ist. 
Noch viel grösser werden die Schwierigkeiten, die sich zahlenmässiger Fest- 
legung von Funktionsausfällen beider Augen entgegenstellen. Bei schon be 
stehender Schwachsichtigkeit des einen ist eine posttraumatische Herabsetzung 
der Sehschärfe des anderen Auges dann relativ höher zu bewerten, wenn sie 
damit unter die Sehschärfe des von Haus aus minderwertigen Auges sinkt. L. 
weist auf die Unmöglichkeiten hin, die sich in manchen Fällen aus genauer 
Anwendung der gesetzmässigen Vorschriften bei schon bestehender Erwerbs- 
beschränkung von seiten des anderen Auges oder eines anderen Organes er- 
geben. So müsse die nach Annahme einer Erwerbsbeschränkung von seiten 
eines anderen Organes noch restierende Erwerbsfähigkeit nur mehr um einen 
Bruchteil durch den Verlust des anderen Organes, der an sich viel höher 
einzusetzen wäre, beeinträchtigt werden. Will man der konditionalen Denk- 
: weise in der augenärzlichen Unfallkunde folgen, so wäre etwa anzunehmen, 
dass man eine Erkrankung als Unfallfolge ansähe, wenn der Unfall diejenige 
Bedingung darstellt, die über 50 °/o des Bedingungskomplexes ausmache. Dies 
wäre für den Gutachter ein weiter Spielraum. Nicht immer ist es erlaubt, 
jeglichen Zusammenhang zwischen Augenverletzung und viel später erfolgten 
Tod zu leugnen, ein Unfall kann auch den Rest des Sehvermögens zu be- 
schleunigtem Verfall bringen, eine schlummernde Keratitis parenchymatosa 
kann etwa durch ein Trauma manifest werden, eine latente oder chronische 
Körnerkrankheit kann durch einen in den Bindehautsack gelangenden Frend- 
körper zu einem akuten Trachom aufflammen. Sehr schwierig ist die Teil- 
abschätzung einer zweifellos durch einen Unfall verursachten Erkrankung, 
wenn ausserdem ein anderes Leiden vorliegt, z. B. die Frage, wie gross die 
Schädigung eines an friiherem Sehnervenleiden erkrankten Auges durch ein 
traumatisches Glaukom ist. Die durch Beispiele belegten schwierigen 
Entscheidungen besprach L., nicht um das gesicherter erscheinende Gebiet 
verwirrter darzustellen, sondern um zu zeigen, wie sich die Stellung- 
nahme des urteilenden Arztes auf sichere Einstellung und geklärte Einsicht 
aufbauen muss, 


re 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 199 


In der Frage der praktischen und theoretischen Abschätzung 
des Grades der Erwerbsunfäbigkeit nach Augenunfällen gibt 
es noch mancherlei Meinungsverschiedenheiten; Druault (526) bespricht des- 
halb einige einschlägige Fälle. Nach dem französischen Gesetz entspricht 
die totale Arbeitsunfähigkeit im Vergleich zur partiellen nicht 100 °/o, sondern 
bei gleichmässiger Berechnung 133°/o. Es entstehen deshalb erhebliche 
Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten bei der Rentenfestsetzung für Fälle, 
die der totalen Erwerbsunfähigkeit nahe kommen. Die übliche Art der Fest- 
stellung der Sehschärfe eines Auges durch Sehproben und Vergleich mit einem 
gesunden Auge ist allen andern, sonst vorgeschlagenen Modifikationen vor- 
zuziehen, obwohl so immer noch nicht der funktionelle Wert eines Auges 
ausgedrückt wird. Für die höheren Sehschärfen wird der Wert am besten 
in Zehntel ausgedrückt, für die niederen in Hundertstel. Allerdings gewinnen 
hierbei die letzteren erheblich an Wert. Eine verschiedene Einteilung nach 
Berufen empfiehlt sich im allgemeinen mit Rücksicht auf die Möglichkeit 
eines eventuellen Berufswechsels nicht. Zur Abstufung der Augeninvalidität 
bewährt sich am besten die Festsetzung in Kurvenform. Druault hat seine 
Kurve nach dem Grundprinzip aufgebaut: V.= 1 hat Arbeitsunfähigkeit 
= 0; 0,1 Arbeitsunfähigkeit — 20°/o ungefähr; 0,01 = 30°/o. Vom physio- 
logischen Standpunkt ist dieses Prinzip nicht absolut einwandsfrei, vom medi- 
zinisch-gesetzlichen Standpunkt kann es nur innerhalb willkürlich gezogener 
Grenzen angewandt werden. Enukleation eines Auges wird gewöhnlich mit 
330/0 bewertet, Verlust der Sehkraft eines Auges soll auf 30°/o geschätzt 
werden. Erst Herabsetzung der Sehschärfe auf ein Hundertstel hält D. für 
gleichbedeutend mit Blindheit, Herabsetzung auf !/ıo schätzt er gleich !/s des 
Wertes der normalen Sehschiirfe. Einseitige Aphakie wird auf 15—20°/o 
geschätzt, beiderseitige höher. Bei Astigmatismus oder Refraktionsfehlern durch 
Hornhautnarben kann die Bewertung mit oder ohne Tragen von Gläsern ge- 
schehen: im ersten Falle wird !/ıoo oder etwas mehr für je eine Dioptrie 
angesetzt. Cause. 

Da so oft Ablatio retinae spontan auftritt, da anderseits sehr häufig 
gerade starke Gewalteinwirkungen keine Netzhautablösungen zur Folge haben, 
begegnet die Unfallfrage beider Netzhautablösung grossen Schwierig- 
keiten. Ammann (520) will zwei Gruppen von auslösenden Ursachen unter- 
schieden wissen, zunächst relativ leichte direkte Quetschungen des Bulbus, 
Erschütterung des Kopfes durch Schlag oder Stoss und Erschütterung des 
ganzen Körpers. Für leichte Quetschungen hält er bei vorhandener Disposition 
einen Zusammenhang zwischen eventuell erst allmählich einwirkendem Trauma 
und dem anatomischen Ereignis wohl für möglich, für die Erschütterung 
nimmt er einen schädlichen Einfluss der entstehenden, bei losen Verbindungen 
zweier Gewebe ungleichmässig starken Pendelbewegungen an, der vielleicht 
zu einem peripheren Einreissen der Netzhaut und so zum Eindringen des durch 
denselben Vorgang geschädigten Glaskörpere unter sie führt. Auch aus der 
Kritik an Fällen seiner zweiten Gruppe, in der als auslösendes Moment ein- 
fach Bücken, Pressen, Heben schwerer Lasten etc. ohne Einwirkung äusserer 
Gewalt angenommen wird, schliesst A., man könne um die Tatsache nicht 
herumkommen, dass Ablösungen nach Hyperämie des Kopfes mehrfach effektiv 
vorgekommen sind. Entsprechend dem häufigen Wechsel unserer anatomischen 
Vorstellungen über das Zustandekommen der Netzhautablösung überhaupt 
könne der Einwand nicht als sehr stichhaltig anerkannt werden, dass man 


XIV* 


200 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 

sich wissenschaftlich einen solchen Zusammenhang nicht vorstellen könne. 
Auch wenn man die früher geforderte subretinnle Blutung als anatomisches 
Substrat der Ablösung durch Trauma mit der Begründung ablehnt, dass ge- 
sunde Gefässe bei körperlicher Anstrengung innerhalb der Bulbuswand nicht 
bersten, und auch Lebers Theorie von der Glaskorperstrangtraktion nicht 
als Reservat nur spontaner Ablösungen ansieht, so gibt es doch noch so viele 
andere Frklärungsmöglichkeiten, eine Netzhautablösung durch körperliche 
Überanstrengung, zumal in myopischen Augen, hervorgerufen sich vorzustellen, 
dass bei dem unleugbar häufigen Zusammentreffen in vielen Fällen nach A. 
ein Unfall anzuerkennen ist. 

Eine doppelseitige Anilinschädigung der Hornhaut teilt 
Bachstez (523) mit. Im Lidspaltenbereich fand sich eine bandförmige, in 
der Mitte am dichtesten getrübte Zone, über der die Oberfläche matt war. 
Die Trübung verliert sich nach den Seiten hin allmählich, während sie oben 
und unten ungefähr entsprechend der Lidspaltenweite scharf absetzt. Etwa 
in der Mitte der Trübung finden sich einige Bläschen im Epithel. Die 
Trübung sitzt im Epithel und vielleicht in den oberflächlichsten Hornhaut- 
schichten. Nur auf einem Auge ist dem zentralen Teil der Trübung ober- 
flächlich ein Gewebe aufgelagert, in den darunter gelegenen Bezirk der 
Trübung ziehen einige tiefe Gefässe. Nach Lokalisation, Begrenzung und 
wegen der erhaltenen Hornhautsensibilität ist diese durch den chronischen 
Reiz der Anilindimpfe bedingte Dystrophie von der Dystrophia epithelialis 
nach Fuchs abzutrennen. Aber auch bei dieser hat Fuchs wie im vor- 
liegenden Falle eine zentrale Auflagerung gefunden, bei der es sich um ein 
zwischen Epithel und Bowman secher Membran neugebildetes Gewebe handelt, 
wie es bei alten und dauernden Schädigungen des Epithels in Betracht 
kommt. 

Beobachtungen über Kampfgaserkrankung des Augen teilt 
Gutmann (531) mit. Ganz verschieden sind die Erscheinungen, die bei 
Schädigungen durch Phosgengas, und die, die durch Gelbkreuzgas auftreten. 
Bei dem ersteren zeigten sich Augensymptome nur in schwereren Fällen, 
und zwar eine starke Rötung des ganzen Augenhintergrundes, einmal eine 
Netzhautblutung, ein deutliches Hervortreten der prall gefüllten Aderhaut- 
gefässe, in denen sich bei gelegentlich möglich gewordenen anatomischen 
Untersuchungen ein Zerfall der roten Blutkörperchen und Blutpigment nach- 
weisen liess. Die Netzhautschicht ist ödematös. Schwere Gefässveränderungen, 
eine Füllung der Gefässe mit einer eingedickten, formlosen Masse, wiesen 
besonders die Venen der Orbita auf; auch die Sehnervenscheidengefässe ent- 
hielten teilweise thrombenähnliche Massen. Ganz anders bei dem Gelbkreuzgas. 
Hier werden Schädigungen nur durch direkte Einwirkung auf die in der 
Lidspalte freiliegenden Teile der Bindehaut und Hornhaut angetroffen. An 
der Hornhaut kommt es zu nekrotischem Zerfall des Epithels in der Grösse 
einer Stecknadelspitze bis einer halben Erbse, stellenweise auch zu Epithel- 
‚ abhebung. Bei sämtlichen Erkrankten heilte die Schädigung innerhalb 2—3 
Wochen unter Behandlung mit der offiziellen Alkalisalbe und — worauf 
G. grossen Wert legt — unter Abhaltung jeglichen Lichtreizes durch dunkle 
Brillen schon ab, während die Schädigungen an der Haut sich zu dieser Zeit 
noch weiter entwickelten. 


Fuchs (529) vertritt an Hand zweier anatomisch untersuchter Fälle 
den Standpunkt, dass ein indirekter Skleralriss stets hinsichtlich der Einzahl, 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten, 201 


der zum Hornhautlimbus konzentrischen Richtung und seiner Lage im vor- 
deren Bulbusabschnitt typisch sei und dass in keinem einzigen Fall von 
atypischem Skleralriss bisher mit Sicherheit ausgeschlossen werden konnte, 
dass es sich nicht um eine direkte Ruptur der Lederhaut handelte. So be- 
antwortet er auch wieder für die beiden mitgetrilten Fälle die Frage, ob ein 
direkter oder indirekter Skleralriss vorliege, mit der Behauptung, 
dass der Riss als ein direkt entstandener anzusehen sei. Im ersten Falle 
lag der Riss hinter dem Äquator, der vordere Rand war noch immer umge- 
schlagen, was übrigens ebenso wie die im Oberlid und in der Bindehaut 
ebentalls temporal an entsprechender Stelle gelegene Wunde für die Ent- 
stehung durch direkte Gewalteinwirkung spricht, da bei indirektem Entstehen, 
also einer Berstung, die Wundränder ausgerollt zu sein pflegen. Im ersten 
Falle handelte es sich um eine Endophthalmie mit Ulcus serpens und Infil- 
tration der Sklera vom Tenonschen Raume her. Entgegen dem bei End- 
ophthalmie uns gewohnten Bilde der Lokalisation der Entzündung im Corpus 
ziliare und in der Retina war hier von der Wunde aus die sonst erst sekundär 
beteiligte Aderhaut stark infiltriert. Im zweiten Fall dagegen lag eine in der 
Äquatorialgegend gelegene, schon fest vernarbte Skleralruptur vor. F. stellt 
noch einmal allgemein den Satz auf: die Sklera reisst beim Einwirken stumpfer 
Gewalt stets an ihrer schwächsten Stelle ein, das ist die Gegend der Korneo- 
skleralgrenze. Ausgenommen sind Fälle, wo z. B. durch alte, skleritische 
Herde oder durch ein Staphyloma posticum eine andere Stelle noch schwächer 
geworden ist. In beiden vorliegenden Fällen sei ein Anhaltspunkt für eine 
Annahme einer solchen vor dem Trauma bestehenden, weniger widerstands- 
fähigen Stelle nicht gegeben, also sei in beiden Fällen die Zerreiszung als 
eine direkt entstandene aufzufassen. 


Den pathologisch-anatomischen Befund einer atypischen 
indirekten Korneoskleralruptur teilt Hillger (533) mit. Die den 
Fall auszeichnende Besonderheit ist die Lage der indirekten Rupturlinie bei 
der Berstung durch den Kuhhornstoss. Während diese in den typischen 
Fällen durch die Gegend des Schlemmschen Kanals als die schwächste 
Stelle eines normalen Auges geht, barst hier in dem durch eine jahrelang 
zurückliegende frühere Sensenschnittverletzung narbig veränderten Bulbus das 
degenerierte Hornhautgewebe an der Stelle des geringsten Widerstandes in 
Form einer radiären Korneoskleralruptur. Den besonders hochgradigen Häm- 
ophthalmus führt H. auf die durch den ersten Unfall bedingte Atrophie und 
somit bei der erneuten Verletzung sich äussernde grössere Ablösbarkeit der 
Aderhaut zurück, wodurch die reichlich Blut führenden Aderhautgefisse weit- 
gehend eröffnet werden. konnten. 


In mehrfacher Hinsicht an den vor Kayser in den Klinischen Monats- 
blättern 1918 beschriebenen Fall erinnernd veröffentlicht Oppenheimer (544) 
einen Fall von Avulsio bulbi bei einer Melancholikerin. Auch hier war 
von der Patientin in einem unbewachten Augenblick, da sie die Augen für 
die Ursache ihres Unglücks hielt, ein Auge so gründlich entfernt worden, 
dass die Muskeln dicht am Bulbus abgetrennt waren und die Wunde in 
4 Tagen heilte. Auch am andern Auge hatte sie sich bereits mit dem 
Fingernagel einen 1 cm langen Skleralriss beigebracht, als sie überrascht 
wurde. Näheres über die Methode der Ausreissung wusste die Patientin 
nicht zu berichten. 


202 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Eine Übersicht über die Augenverletzungen in der Tübinger 
Klinik im Jahre 1912 und 1913 ermöglicht die Dissertation von 
Walther (551). 8,86°/o der Gesamtzahl kamen wegen einer frischen Ver- 
letzung zur Behandlung; davon waren 85°/o männlichen, 15°/o weiblichen 
Geschlechts; die Zahl der Verletzungen ist besonders hoch zur Zeit des Be 
ginns der Berufsausübung, in der zweiten Hälfte des zweiten Dezenniums. 
Wegen des erhöhten Interesses werden einzelne Fälle von Verletzungen durch 
Explosionen und Schusswaffen eingehender besprochen und zwar 23 Fälle 
erwähnt, die z. T. der Entstehung der Explosion wegen bemerkenswert sind: 
es explodierte einmal ein „Feuerteufel‘“, weiter eine Pulverladung, mehrmals 
wurden Schrotschussverletzungen beobachtet und dreimal war die Bleikugel 
eines Luftgewehres ins Auge gedrungen. 

Klinisch-statistische Mitteilungen über Augenverletzungen 
bei Kindern macht Storck (548) nach dem Material der Tübinger Klinik 
aus den Jahren 1912—1918. Er kommt dabei zu dem beachtenswerten 
Schluss, dass Augenverletzungen bei Knaben 3 mal so häufig sind wie bei 
Mädchen. In 12,5°u der Fälle kam es zur Enukleation, fast in der Hälfte 
derselben wegen eitriger Infektionen. Mehr als ein Drittel der Verletzungen 
waren perforierend. Bei Knaben und Mädchen erfolgt eine rasche Steigerung 
in der Häufigkeitsziffer der Verletzungen vom 1. zum 5. Lebensjahre. Das 
Maximum liegt bei Mädchen im 5. und 6., bei Knaben im 13. und 
14. Lebensjahre. Im ganzen genommen stellen sich nach Art und Ausgang 
die Verletzungen der Augen im Kindesalter nicht leichter dar als die der 
Erwachsenen. 

Der von Bachstez (522) veröffentlichte Fall von eigenartiger 
“ Netzhautveränderung in der Makula nach stumpfem Trauma 
ist durch mehrere Besonderheiten bemerkenswert. Zunächst bestanden in der 
unteren Hälfte des Fundus die Veränderungen, wie wir sie längere Zeit nach 
Einwirkung stumpfer Gewalt auf die Netzhaut zu sehen gewohnt sind und 
die in zahlreichen Pigmentherdchen, Depigmentierung des Pigmentepithels 
und zarten gelben Herdchen bestehen. Ungewöhnlich ist dagegen der Be 
fund in der Makula. Es finden sich zahlreiche kleinste und grössere, graue, 
unscharf begrenzte Fleckchen. Die Makula selbst ist rot, daran änschliessend 
sieht man eine membranartige graue Trübung. Über der Makula dagegen finden 
sich einige graue, radiär angeordnete Streifen und Fleckchen, die zum Teil 
über, zum Teil unter den Netzhautgefässen zu liegen scheinen. Abgesehen 
von dem langen Zeitraum, der seit dem Trauma verstrichen ist, spricht gegen 
die Erklärung der Veränderungen als einfache Reste einer schweren Commotio 
retinae die scharfe Begrenzung der Streifen und flächenhaften Trübungen. 
Auch das Auftreten weisser glänzender Fleckchen in der Makula ist wohl 
eher als ein ungewöhnlicher Folgezustand einer Berlinschen Trübung zu 
deuten, der vielleicht in umschriebener Flüssigkeitsansammlung unter der 
Limitans interna mit sekundärer Gewebsveränderung der Netzhautschichten 
besteht und so wohl einem auf die inneren Schichten der Retina beschränkten 
Prozess angehört, während die in diesem Falle nur peripher beobachteten 
Pigmentverschiebungen auf eine durch das Trauma bedingte, spät einsetzende 
Schädigung der äusseren Netzhautschichten und der Aderhant zurückzu- 
führen sind. 

Seine in 3 Jahren gesammelten augenärztlichen Kriegserfah- 
rungen aus Feld- und Kriegslazaretten stellt Jess (535) zusammen. Am 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 203 


erspriesslichsten denkt er sich die operative Tätigkeit, wenn die vordere 
Augenstation einem mit Röntgenapparat ausgestatteten Feldlazarett ange- 
gliedert würde. Er hebt die Wichtigkeit früher Bindehautplastiken bei per- 
forierenden Hornhautverletzungen, die Feststellung, ob ein intraokularer 
Fremdkörper, und gegebenenfalls ob magnetischer Natur, vorliegt, hervor 
und bespricht bei dieser Gelegenheit besonders das steoreoskopische Ver- 
fahren der Röntgendiagnostik nach Hasselwander, Trendelenburg und 
Sweet. -Häufig war bei Kontusionen die Berlinsche Trübung, Lochbil- 
dung oder anatomisch nicht nachweisbare, funktionell aber durch ein zentrales 
Skotom sicher gestellte Schädigung der Makula, wie sie Wessely schon 
nach Luftdruck beschrieben hat; auch die Vossiussche Ringtrübung wurde 
manchmal beobachtet. Besonders wichtige Förderungen hat uns der Krieg 
für unsere Kenntnisse vom Verlauf der Sehbahnen und dem feineren Auf- 
bau der Sehzentren gebracht. Auch Verf. weist wieder darauf hin, dass die 
bei Schussverletzungen des Auges anfänglich häufig beobachtete Papillen- 
schwellung nicht ein prognostisch besonders ungünstiges Symptom darstelle. 
Ferner wird die Bedeutung der Gasschädigung des Auges gewürdigt; wegen 
der Rezidivgefahr will J. Herpes corneae und ekzematöse Augenerkrankungen 
lieber nicht in vorderen Stationen behandelt wissen. Eines frischen Trachom- 
falles aus vorderster Linie erinnert er sich nicht. Zum Schluss bespricht J. 
die Grenzen der Dienstfähigkeit bei Refraktionsanomalien, die Nachtblindheit 
und die Apparate zu ihrer Diagnose und endlich die sich in zentralen Skotomen 
äussernden, besonders bei Fliegern beobachteten Blendungsschädigungen. 


Bei retrobulbären oder Kriegsverletzungen der optischen 
Wege überhaupt findet man bei sorgfältiger radiographischer Untersuchung 
nach Aubaret (521) häufig kleinste Splitter auf dem Optikus oder den 
optischen Wegen als Ursache der Sehstörung. In anderen, gerade besonders 
schweren Fällen wiederum, bei denen man oft nach längerer Zeit Atrophien 
erscheinen sieht, vermisst man Projektile im Röntgenbild ganz oder ihr Sitz 
scheint mit der: Schwere der Sehstörung nicht im Einklang zu stehen. 

Cause. 


Moreau (542) beobachtete bei einem Eisenbabnbediensteten im An- 
schluss an einen schweren Sturz eine alternierende Gesichts- und 
Körperlähmung. Es handelte sich um eine rechtsseitige Basisfraktur der 
mittleren und vorderen Schädelgrube, die die Spitze des Felsenbeins verletzt 
hatte und bis zum Canalis opticus reichte. Zuerst bestand rechtsseitiger 
Exophthalmus mit Unbeweglichkeit des Bulbus, Mydriasis mit absoluter Re- 
uktionslosigkeit der Pupille, grosse präretinale Hämorrhagie, V.-O,. rechts- 
veitige Fazialisparese und linksseitige Hemiplegie. Nach 3 Monaten bestand 
dauernde Erblindung (durch Fortleitung des intrakraniellen, subduralen Blut- 
ergusses in die Optikusscheiden, eventuell durch Läsion des Nerven selbst 
im Canalis opticus), Ptosis und Miosis (Sympathikuslähmung), Sensibilitäts- 
störungen im Bereiche des Trigeminus. Die Fazialisparese und die links- 
seitige Hemiplegie hatten sich mit Resorption des Blutergusses zurück- 
gebildet. Cause. 


In einem Sammelreferat von G. ten Doesschate (525) über die 
während des Krieges im Anschluss an Hinterhauptverwundungen 
beobachteten Sehstörungen fehlen die englischen Autoren (Smith und 
Holmes). Es wurden mehr linksseitige als rechtsseitige Hemianopsien be- 


204 Bericht über dıe Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


obachtet. Sie waren oft doppelseitig, darunter speziell Hemianopsia inferior. 
Auch wurde einige Male die äusserst seltene Hemianopsia sup. beobachtet. 
Die Gesichtsfelddefekte sind nicht immer gleichförmig, selten besteht starke 
konzentrische Einengung. Die makulare Aussparung wird nach Verwundungen 
auffallend weniger wahrgenommen als nach Thrombosen und Blutungen. Auch 
wurden mehrfach genau hemianopische zentrale und parazentrale Skotome 
nach Hinterhauptsverwundung gefunden. Die verschiedenen Theorien werden 
kurz diskutiert. Die Befunde weisen darauf hin, dass die zentralistische 
Theorie Henschens über die Monakowsche Ansicht den Sieg davontragt, 
auch die Macula lutea muss ziemlich scharf auf der Hirnrinde lokalisiert 
sein. Wilbrands Theorie der Doppelversorgung der Fovea findet keine 
Stütze, jedoch ist dies der Fall für seine Ansichten über den isolierten Ver- 
lauf der Nervenfasern, die die äusseren Netzhautpartien versorgen. Die 
Fissura calcarina bildet wahrscheinlich die Trennungslinie der oberen (obere 
Partien) und unteren (untere Hälfte) Netzhautprojektion. Weve. 

Über einen Fall von bitemporaler Hemianopsie infolge 
von Chiasmazerreissung durch Schädelbasisbruch glaubt Fendel 
(527) berichten zu sollen, da er sich durch Klarheit seiner Symptome aus- 
zeichnet. Beiderseits ging die Grenze des Gesichtefeldes durch den Fixier- 
punkt in vertikaler Linie; sehr deutlich war die hemianopische Pupillenstarre 
ausgeprägt, die bei einfachen Druckschädigungen des Chiasma und so be- 
dingter bitemporaler Hemianopsie noch fehlen kann zum Zeichen dafür, dass 
die pupillomotorischen Fasern grössere Resistenz besitzen als die optischen; 
endlich war ophthalmoskopisch die ganze Sehnervenscheibe atrophisch, was 
F. nach Vossius damit erklärt, dass in der Papille der gekreuzte Teil der 
Fasern die beiden äusseren Drittel, der ungekreuzte Faszikel das innere 
Drittel einnimmt, dass aber das pekreuzte Bündel die Fasern des ungekreuzten 
am nasalen Pupillenrand teilweise verdeckt. 

de J,apersonne (538) berichtet über die Resultate der opera- 
tiven Frühbehandlung der orbito-okularen Kriegsverletzungen. 
Häufig ist der Augenarzt gezwungen, bei diesen Eingriffen über das engere 
Gebiet der Augenhöhle mit Inhalt hinaus sich mit den umgebenden Höhlen 
und Knochenteilen, überhaupt dem vorderen Abschnitt des knöchernen Schädels 
zu beschäftigen. Die Organisation der militärischen Ophthalmologie innerhalb 
der französischen Armee teilt er in vier Phasen ein: Im Anfange existierte 
überhaupt keine fachärztliche Organisation. Später gab es vereinzelte fach- 
ärztliche Zentralen, wo die Verletzten aber erst 8—14 Tage nach der Ver- 
wundung hinkamen. Enukleationen machten die Chirurgen. Alle operativen 
Indikationen erledigte man damals mit der Entfernung des Organs, auf 
Reklamation von fachärztlichen Einrichtungen für die Armeen hiess es: 
„Jedermann kann eine Enukleation machen“! Erst vom Juli 1917 ab gab 
es derartige selbständige fachärztliche Einrichtungen, deren segensreiche 
Wirkung sich bald zeigte. In der letzten’ Periode endlich vom 15. Juli 1918 
ab erhielten besonders die grossen Lazarette in Paris die Verwundeten direkt 
von der Front, so dass bei den verbesserten Transportverhältnissen operative 
Eingriffe schon 48 Stunden nach der Verwundung möglich waren. Im 
ganzen waren seit Beginn des Krieges im Hotel Dieu 2449 Augenverletzungen 
behandelt worden, in der letzten Periode ab 15. Juli 351, bei denen 83 Ope 
rationen notwendig waren. Nur in 3 von diesen Fällen war Allgemeinnarkose 
notwendig, in allen anderen genügte regionäre Anästhesie. Sehr häufig, 





XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 205 


30 mal, wurde die Orbitotomie gemacht, wenn Fremdkörper oder Knochen- 
splitter in der Orbita oder den benachbarten Höhlen festgestellt waren. Der 
hogenförmige Schnitt entlang dem knöchernen Augenhöhlenrand bis auf das 
Periost gibt leichten Zugang und gute Übersicht. Bei allen diesen früh- 
zeitigen Eingriffen war die primäre Nahi die Regel und von bestem Erfolg 
begleitet. Mehrfach wurde ausgedehnte Autoplastik mit Verschiebung oder 
gestielten Lappen vorgenommen zum Ersatz zerstörter Lider. Langer wie 
48 Stunden Zeit nach der Verletzung darf nicht verstrichen sein. Für die 
Entfernung intraokularer Fremdkörper ist dieser Zeitraum schon viel zu lang. 
Die Infektionsgefahr ist bei diesen Kriegssplittern wesentlich höher wie bei 
den ähnlichen Friedensverletzungen. Bei diesen kann man schon sagen, dass 
die Erhaltung von Sehschärfe umgekehrt proportional ist der Zeit, die seit 
der Verletzung verflossen ist. Cause. 

de Lapersonne (537) berichtet über eine Granatsplitterver- 
letzung des linken Auges mit Katarakt und Verlust der Seh- 
schärfe, wo einige Zeit epäter vollkommene Erblindung des rechten 
Auges einrat. Bei normaler Pupillenreaktion bestand normaler ophibalmo- 
skopischer Befund; foreierte Blickdrebung nach unten und vollkommene Un- 
beweglichkeit bei Konvergenz. Simulation konnte nicht nachgewiesen werden, 
die Dingnose lautete: Erblindung ohne sichtbare organische Veränderungen 
des rechten Auges. Übergangsrente von 100°/o wurde beibehalten. Cause. 

Lemaitre und Garmy (540) berichten über ihre Erfahrungen bei 
der Entfernung der periorbitalen Fremdkörper, wobei ausdrück- 
lich die rein orbitalen Kriegsverletzungen ausgeschlossen sind. Für die Ope- 
ration kommen mit geringen Modifikationen vier Wege in Betracht: der 
para-latero-nasale, der einen breiten Zugang zum Siebbein und bis hinter die 
Augenhöhle schafft. Gleichzeitig ist dies die klassische Operation der Rhino- 
logen bei Erkrankungen des Keilbeins. Nach Resektion des Siebbeins und 
des grossen Keilbeinflügels konnten auf diese Art auch retroorbital, intra- 
kraniell gelegene Fremdkörper extrahiert werden. Der sinuso-frontale Weg 
ist die klassische Radikaloperation der Stirnhéhle; auch bei Fremdkérpern 
hinter dem Stirnbein (intrakraniell und intrazerebral) kommt er mit bestem 
Erfolg zur Verwendung. Als dritte Methode kommt für die Kriegsverletzungen 
der Schläfengegend der temporale Weg (den Muskelfusern parallel gerichtete 
Inzision) in Frage. Bei der geringen Dieke und Fragilität des Schläfenbeins 
ist auch bei oberflächlich sitzenden Fremdkörpern immer der Zustand des 
Knochens festzustellen. Der vestibulare Weg schliesslich bildet nach ein- 
facher Eröffnung der Schleimhaut den Zugang zu allen tiefen Höhlen des 
(sesichtsschädels; er ist einfach sinusal für die intrasinusalen Fremdkörper, 
transsinusal für Veränderungen hinter der hinteren Sinuswand und latero- 
sinusal für retromalär gelegene Projektile. Radioskopie und besonders Radio- 
graphie mit allen Indexmitteln haben selbstverständlich ausgiebig bei der 
Lokalisation des Fremdkörpers und Wahl des Operationsmodus in Anwen- 
dung zu kommen. Von grösstem Vorteil ist die intermittierende Kontrolle 
mit dem Schirm. Für die Beurteilung der Prognose werden die Fälle in 
zwei Kategorien eingeteilt: die erste umfasst sechs Fälle mit intrakraniellen 
Projektilen, von denen vier intrazerebral sassen. Hiervon starben zwei. Die 
übrigen 17 Fälle waren ohne kranielle Komplikationen, die operativen Folgen 
waren hier gleich null, sowohl in funktioneller wie in kosmetischer Hinsicht. 

' Cause. 


206 Bericht über dio Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Dass intraokulare Fremdkörper im Kriege unter der Zahl 
von Verletzungsn überhaupt relativ häufiger sind als bei Friedensverletzungen, 
ist aus der grossen Rasaùz unserer modernen Geschosse erklarlich. Rum- 
baur (547) teilt die mögliche Wirkungsweise intraokularer Splitter in die 
mechanische, infektidse und chemische ein. Die Infektion ist zunächst ab- 
gesehen von der Art des Metalls stets am meisten zu fürchten. Da es sich 
hei Bleisplittern aber steis um Bleiteilchen von sehr hoher Temperatur handelt, 
ist diese Infektionsgefahr hier geringer als beiin Eisen. Bevor Leber bewies, 
dass es indifferente Metalle bei intraokularen Splittern überhaupt nicht gebe, 
sah man vielfach Blei als solches an, und in der Tat beobachtete auch R. 
mehrere Fälle von völlig reizlosem Verweilen von Bleispritzern in der Vorder- 
kammer und im Glaskörper, wo die feinen Spritzer das Bild der Synchisis 
scintillans vortäuschen können. Ihre relative Gutartigkeit dokumentiert auch 
ihre prozentual: häufige ophthalmoskopische Sichtbarkeit, da sie seltener wie 
Eisensplitter durch dicke Narben abgekapselt werden. Bezüglich der Messing- 
und Kupfersplitter kann R. einen trotz vielfacher Mitteilungen aus der jüngsten 
Zeit über dies Phänomen sehr beachtenswerten, durch seine Doppelseitigkeit 
ausgezeichneten Fall von Linsenschillern und -trübung (nur im auffallenden 
Licht sichtbar und von der typischen Sonnenblumenform) bei lange reizlos ge- 
tragenem Kupfersplitter mitteilen. Als Kuriosum erwähnt R. die Beobachtung, 
dass die ganze Spitze eines Infanteriegeschosses in der Sklera stak und natürlich 
die Exenteration erforderlich machte. Auch von aseptisch eingedrungenen 
Fremdkörpern steben hinsichtlich der Schwere der reaktiven Entzündung 
Eisen und Kupfer obenan. Bezüglich intraokularer magnetischer Fremd- 
körper waren die Verletzungen im ganzen schwerer als in der Friedenspraxis. 
Durch Magnetextraktionen mit Erfolg konnte in über der Hälfte der Fälle 
‚die Sehschärfe erhalten oder gebessert werden. Kleine Steinsplitter oder 
Sandkörner können besonders im vorderen Augapfelabschnitt in manchen 
Fällen lange reizlos vertragen werden. Bemerkenswert ist, dass sich in dem 
ganzen, 162 Fälle umfassenden Material von perforierenden Kriegsverletzungen 
kein Fall von sympathischer Ophthalmie fand. 

Anlässlich der vielen Veröffentlichungen über Jinsentrübungen bei 
Kupfersplittern im Auge ist fast stets auch auf die relative Harmlosigkeit 
dieses Metalls hingewiesen worden. Immerhin ist eif Fall von 4jährigem 
reaktionslosem Verweilen eines Nickel-Kupfer-Splitters in 
der Retina, wie ihn Tobias (549) beobachten konnte, eine Seltenheit. 
Es handelte sich um einen Splitter aus dem Geschossmantel eines belgischen 
Infanteriegeschosses. In der Netzhaut sass, metallisch glänzend, ein 1/s—2 
papillendurchmesser grosser, mit einer Spitze frei in den Glaskörper ragender 
Splitter. In seiner Umgebung befindet sich ein weisser grösserer Herd, 
wahrscheinlich ein Aderhautries. Im übrigen ist das Auge dauernd reizlos, 
insbesondere sind die brechenden Medien völlig klar. Die vielfach erwähnte 
und für Kupfersplitter als charakteristisch angegebene Linsentrübung fand 
sich hier trotz des langen Zeitraumes seit der Verwundung nicht. Die Pro- 
gnose des Falles dürfte nach dem bisherigen reaktionslosen Verlauf günstig 
zu stellen sein. 

Ein Fall von Fremdkörper in der Makula lehrt abgesehen 
von dem interessanten Spiegelbefund auch die Möglichkeit von prognostischen 
Irrtümern, da selbst eine genaue Funktionsprüfung bei behindertem Einblick 
eine exakte Diagnose ausschliessen kann. Lauber (539) stellte nämlich 





XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 207 


auf Grund der ersten Untersuchung eines Falles von perforierender Horn- 
hautverletzung mit Wundstar durch eine Minenexplosion die Voraussage auf 
Grund der erhaltenen Lichtlokalisation gut. Nach Resorption der Linsen- 
massen fand sich jedoch in der Makula ein leicht gelblich schimmernder 
Fremdkörper innerhalb einer weisslichen Trübung, die sich nasal und tem- 
poral je ungefähr 3 Papillendurchmesser weit erstreckten, um dann ohne 
scharfe Grenze in normales Netzhautgewebe überzugehen. Es zeigte sich eine 
leichte temporale Abblassung der Papille. 

Einen eigenartigen Fall von ophthalmoskopisch sichtbarem 
Glassplitter kann Proksch (545) mitteilen. Am Tage der Verletzung 
durch Splitter einer explodierenden Siphonflasche war ein Einblick durch 
die starke Durchblutung des Glaskörpers unmöglich; eine Skleralwunde mit 
Glask6rpervorfall wurde vernäht. Nach 3 Wochen zeigten sich ausser Rötung 
der Papille und Erweiterung und Schlängelung der Gefässe ein in der Makula- 
gegend beginnender, weit in die Peripherie reichender Netzhautriss, und über 
ihm eine Netzhautabhebung. Dicht unter dem Riss liegt nun auf der Retina 
eine stark lichtreflektierende, die Grösse der erweiterten Pupille noch über- 
treffende, im aufrechten und umgekehrten Bilde durch, seinen Glanz leicht 
erkennbare Scheibe, der Glassplitter. Merkwürdigerweise zeigt die benach- 
harte Netzhaut nur mässige Trübung, aber keine schwereren Reizerscheinungen. 
Von einem Extraktionsversuch wurde abgesehen. 

` Zwei ganz verschiedenartige Wirkungen von Tintenstiftverletzung schildern 
die beiden folgenden Arbeiten. Die von Richter (546) beobachtete Horn- 
hautverletzung durch Kopiertintenstift ist vor den gehäuften Be- 
obachtungen ähnlicher Fälle während des Krieges dadurch ausgezeichnet, dass 
sich im Hornhautepithel bzw. der Bowmanschen Membran ein kreisrunder, 
scharfrandiger. wie mit dem Locheisen gestanzter Defekt dicht unterhalb der 
Hornhautmitte befand, dessen Boden dieselbe violette Färbung wie die ganze 
Bindebaut aufwies. Dieser Defekt entspricht wobl der Aufschlagstelle des 
Tintenstiftpartikelchens; schillernde Ausläufer der Verfärbung erstreckten sich 
von dieser Stelle unter das Epithel bis in die Randpartien der Hornhaut. 
Entgegen der oft mitgeteilten Bösartigkeit und Hartnäckigkeit der Schädi- 
gungen des Auges durch Methylviolett heilten in diesem Falle die Binde- 
hautverätzung wie das Ulcus corneae rasch ab. 

Wissmann (552) veröffentlicht einen Fall von Tintenstiftver- 
letzung der Orbita, der durch einen langsamen Heilungsverlauf und 
pathologisch-anatomisch durch eine schwere schleichende, fortschreitende Ge- 
websnekrose ausgezeichnet war. Bei einem Fall in einen Tintenstift bohrte 
sich die Spitze in das Oberlid. Nach anfänglich sehr starker Lidschwellung 
und bläulich verfärbter Absonderung heilte die Wunde und schien der Prozess 
zum Stillstand gekommen, bis ein Vierteljahr nach der Verletzung wegen 
Exophthalmus, Verdrängung nach unten und Bewegungsbeschränkung eine 
“Operation vorgenommen wurde und dicht unter dem Orbitaldach zahlreiche 
kleine Stückchen des Tintenstiftes im intensiv blaugefärbten nekrotischen 
Gewebe zutage förderte; in weiter Ausdebnung fehlte das Periost und zeigte 
sich rauher Knochen. Trotz ergiebiger Ausräumung der Umgebung gestaltete 
sich der Heilverlauf unter noch immer blaugefärbter eitriger Sekretion äusserst 
langwierig. Mikroskopisch liess sich eine schwere fortschreitende, auch den 
bereits gut ausgebildeten Demarkationswall durchbrechende Gewebsnekrose 
selbst an Stellen nachweisen, in die Methylenblaupartikelchen gar nicht mehr 


2018 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


eingedrungen waren. Ausserdem fanden sich ausgedehnte Infiltrationen mit 
Rund- und Plasmazellen. W. sieht den Grund für die Tiefenwirkung des 
Methylenblaus in seiner basischen Zusammensetzung. der zufolge das Gewebe 
nicht wie durch Säuren koaguliert, sondern verfliisaigt wird, und hält daher 
baldiges operatives Vorgehen mit gründlichen Tanninspülungen für geboten. 


Drei Arbeiten geben die Befunde von Zystizerkus im Auge wieder: 
Den anatomischen Befund bei einem Falle von Zystizerkus im Glas- 
körper veröffentlicht Nette (543). Ein Soldat, der in Russland kämpfte, 
bemerkte plötzlich im Gesichtsfeld einen schwarzen Fleck, ging aber erst 
anlässlich eines Hornhautfremdkörpers ein halbes Jahr später zum Arzt, der 
einen beweglichen Fremdkörper mit Eigenbewegungen im Glaskörper feststellte. 
Drei Monate später wurde die Entfernung des Parasiten durch Skleralschnitt 
versucht, sie gelang jedoch nicht, nach Aderhautnetzhantdurchtrennung floss 
lediglich der dünne, nicht fadenziehende Inhalt der Zystizerkusblase ab. 
Nach einem weiteren halben Jahre musste das Auge, das völlig reizfrei ge- 
worden war, wegen plötzlich eingetretener schwerer ziliarer Injektion und 
Schmerzen enukleiert werden. An Hand des anatomischen Befundes lässt 
sich die Entstehung „so erklären, dass die Onkosphäre sich am Übergang 
von Aderhaut in Ziliarkörper in einer Ziliararterie festsetzte und sich dort. 
zum Zystizerkus entwickelte. Die auf Abscheidung toxischer Produkte und 
auf Eigenbewegung beruhende reaktive Entzündung führte zur Bildung von 
Granulationsgewebe mit reichlicher Lymphozyteninfiltration und Anbäufung 
von Plasmazellen und schliesslich zur Zerstörung der Aderhaut. Die Deh- 
nung der Netzhaut durch den sich nun weiter subretinal entwickelnden 
Zystizerkus liess die Netzhautschichten immer mehr degenerieren und endlich 
zur Perforation kommen, durch die der Zystizerkus in den Glaskörperraunı 
gelangte. In der näheren Umgebung der Blase fanden sich Plasmazellen, 
Riesenzellen, eosinophile Leukozyten und, vom Verfasser als erstmaliger 
Befund bei Zystizerkus inı Glaskörper hervorgehoben, eine als Fettzellen 
gedeutete Schicht eigenartiger blasiger Gebilde. Nach Aschoff seien einer- 
seits an anderen Stellen im umgebenden Detritus des Parasiten Fettzellen 
gefunden worden, wie sie andererseits auch im Glaskörper bei dessen hinde- 
gewebiger Entartung öfter beschrieben sind. 

Gallemaerts (530) berichtet über zwei Fälle von subkonjunkti- 
valem Zystizerkus bei einem 5- und einem 8jahrigen Kinde. Im ersten 
Falle sass der Zystizerkus im oberen inneren Quadranten, im zweiten nahe 
dem äusseren Winkel; beide Male war er eingebettet in einen Abszess. 
Wahrscheinlich hätte dieser auch die Spontanheilung herbeigeführt. Cause. 

Ein Zystizerkus im Glaskörper war in einem Falle v. Hippel: 
(634) die Ursache von Glaskörpertrübungen, die anfangs auf Grund deutlicher 
zweimaliger Allgemeinreaktion auf Tuberkulin sowie des guten Erfolges einer 
Tuberkulinkur für tuberkulös gebalten wurden, bis plötzlich eitriges Exsudat 
auftrat. Ganz peripher und für die ophthalmoskopische Untersuchung durch 
die Glaskörpertrüäbungen verborgen lag die auffallend schön erhaltene Zysti- 
zerkusblase. Anatomisch war hier das völlige Fehlen von Riesenzellen auf- 
fallend. 


Regelmäßiger Vierteljahresbericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 


erstattet von 


F. Cause-Mainz, E. Filbry-Würzburg, H. Höhmann-Augsburg, J. Horovitz- 

Würzburg, P. Junius-Bonn, H. Köllner-Würzburg, R. Kümmell-Erlangen, 

W. Löhlein-Greifswald, W. Lohmann-München, K. Schlippe-Darmstadt, 
R. Seefelder-Innsbruck, K. Wessely-Würzburg 


 redigiert von K. Wessely. 





Se —— 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 
Ref.: Wessely. 


553) Greeff: Cornelius Meyer: „Degli occhiali“. (Über die Brillen.) 
Anno 1689. Zeitschr. f. ophthalm. Optik. 7. Jahrg. 3. H. 

* 554) Hirschberg: Galen und seine zweite Anatomie des Auges. Berlin. 
klin. Wochenschr. Nr. 26. 1919. 

*555) J. van der Hoeve: De tegenwoordige Stand der Oogheelkunde. 
(Rede by de aanvaarding van hoogleeraarsambt a. d. Leidsche Univers.) (Der heutige 
Stand der Augenheilkunde. Rede beim Antritt des Professorats in der Augen- 
heilkunde an der Univ. zu Leiden.) 

*556) Peters: Die sympathische Augenerkrankung. Graefe-Saemisch 
Handbuch. 3. Auflage. 

557) v. Pflugk: Bemerkungen zu Greeffs Aufsatz über Manni. Zeitschr. 
f. ophthalm. Optik. 7. Jahrg. 4. H. 

558) Pikler: Hypothesenfreie Theorie der Gegenfarben. Aus Schriften 
zur Anpassungstheorie des Eınpfindungsvorganges von Julius Pikler. Leipzig 
1919. Ref. s. Nr. 620. 

*559) v. Rohr: Ausgewählte Stücke aus Christoph Scheiners Augen- 
buch. Zeitschr. f. ophthalm. Optik. 7. Jahrg. 2.—6. H. 

560) Waetzold: Lehren des Krieges fiir den Augenarzt als Gutachter. 
Aus Vossius Sammlung zwangloser Abhandlung a. d. Gebiete d. Augenheilk. 
10. Bd. H. 4—5. 

*561) W. P. C. Zeeman: Boerhave en de Oogheelkunde. (Ned. Tydschr. 


v. Geneesk. I. Nr. 10.) (Boerhave und die Augenheilkunde. Zum 250sten 
Geburtsjahr.) 


Die sympathische Augenerkrankung, die in der zweiten Auf- 
lage von Graefe-Sämisch, Handbuch der gesamten Augenheilkunde von 


Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XV 


210 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Schirmer bearbeitet war, liegt jetzt in der 3. Auflage aus der Hand 
Peters (556) vor. In einem Gebiete, auf dem in den letzten Jahren nach 
der anatomischen wie nach der pathogenetischen Seite so ausserordentlich viel 
gearbeitet worden ist und auf dem uns der Krieg reiche neue praktische Er- 
fahrungen gebracht hat, ist es besonders willkommen, das gesamte Material 
in einer. zusammenfassenden Darstellung vorgelegt zu erhalten. Dies ist in 
dem vorliegenden Buche in mustergültig vollständiger Weise geschehen und 
so wird jeder, der auf diesem Gebiete weiter arbeitet, immer auf das Buch 
zurückgreifen und in ihm Belehrung suchen. Was dasselbe besonders aus- 
zeichnet, ist das Bestreben Peters, in den vielen noch ungeklärten Streit- 
‚fragen möglichste Objektivität zu wahren. Vielleicht mag es manchem scheinen, 
als ob darüber der eigene Standpunkt des Berichterstatters allzu sehr in den 
Hintergrund trete. Aber diese Objektivität hat andererseits den Vorzug, dass 
sie der Weiterarbeit nach jeder Richtung freie Bahn lässt und das hat bei 
einem Kapitel von ebenso grosser spezialwissenschaftlicher wie allgemein- 
medizinischer Bedeutung, wie es die sympathische Ophthalmie ist, einen nicht 
zu unterschätzenden Wert. 

In einer Reihe fortlaufender Aufsätze bringt v. Rohr (559) ausge- 
wählte Kapitel aus dem berühmten Buch von Christoph Scheiner: »Das 
Auge oder die Grundlage der Optik 1619«. Alle diejenigen, die sich 
für die Geschichte der Optik interessieren, aber naturgemäss nicht die Zeit 
finden, sich in das Originalwerk Scheiners mit seinem alten Latein zu 
vertiefen, werden dankbar sein, von so berufener Hand und in so vortreff- 
licher Übersetzung eine Auswahl derjenigen Kapitel zu erhalten, die heute 
noch für den Ophthalmologen bedeutungsvoll sind. Es kann hier natürlich 
nicht die Aufgabe sein, den Inhalt der einzelnen Kapitel nochmals zu skizzieren. 
Es genüge der Hinweis, dass die Rohrsche Zusammenstellung eine vortzeff- 
liche Übersicht über die Leistungen Scheiners gibt, bei denen man immer 
wieder erstaunt ist, wie weit er in der Erkenntnis der Abbildungsgesetze 
bereits vorgeschritten war. 

In seinem Aufsatz über Galens zweite Anatomie des Auges 
skizziert Hirschberg (554) zuerst Galens allgemeine medizinische Be 
deutung und führt dann aus, wie die anatomische Beschreibung des Seb- 
organs im zehnten Buche seiner Schrift »vom Nutzen der Teile, die Galen 
im 4. Jabrzehnt seines Lebens verfasste, bis zum 16. Jahrhundert die Anatomie 
beherrscht hat. Es gibt aber noch eine zweite Anatomie des Auges von 
Galen im zehnten Buch seines umfangreichen Werkes ȟber die anatomi- 
schen Präparationen«, welches seiner reifsten Zeit angehört, (nach Über- 
schreitung des 60. Lebensjahres), das aber im griechischen Text verloren 
gegangen ist und nur durch eine arabische Übersetzung erhalten blieb. Diese 
ist 1906 von Dr. Max Simon ins Deutsche übersetzt worden. Wir ent- 
„nehmen ihr, dass die Darstellung des Auges, die einer Präparation der ein- 
zelnen Hüllen von aussen nach innen folgt, einen wesentlichen Fortschritt 
gegen die erste Anatomie bedeutet. Sie ist aber von geringem Einfluss auf 
die Weiterentwicklung der Wissenschaft geblieben, da der Rat Galens, durch 
eigene Präparationen sich von den geschilderten Verhältnissen selbst zu über- 
zeugen, weder von den griechischen noch arabischen Ärzten befolgt wurde, 
sondern die älteren Dogmen weiter gläubig nachgebetet wurden. 

Van der Hoeve (555) gibt in seiner Antrittsvorlesung eine 
historisch-kritische Übersicht der Errungenschaften der Augenheilkunde in den 





II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 211 


letzten 50 Jahren. Noch immer gilt, was Doyer an derselben Stelle vor 
50 Jahren sprach: Endlos ist die Zahl der Fragen, au die Physiologie, 
pathologische Anatomie, Klinik und Chirurgie ihre Kräfte noch zu widmen 
haben. W eve. 
Wir kennen Boerhaves augenärztliche Vorlagen aus den 
beiden von Haller besorgten Ausgaben: »Praelectiones de morbis oculorum « 
nach Diktaten einiger Schüler. Nach Zeemann (561) bilden im Gegensatz 
zu Campers Lehrbuch der Augenheilkunde Boerhaves Vorträge kein 
_ Nachschlagewerk für den Augenarzt sondern eine »allgemeine« Ophthalmo- 
logie, eine Grundlage für denjenigen, der durch eigene experimentelle Arbeit 
und Studium sich eine eigene Augenheilkunde schaffen will. Weve. 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 


Ref.: Höhmann. 


*562) Arnold, W.: Über Neuritis optica als Spätsymptom bei Fleck- 
fieber. Wiener klin. Wochenschr. 1919. Nr. 36. Referat in Münch. med. Wochen- 
schr. 1919. Nr. 47. S. 1360. 

*563) Angstein, H.: Über Augenerkrankungen im Anschluss an Grippe. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 541. 

*564) Bab, W.: Beitrag zu den Augenstörnngen durch Methylalkohol- 
vergiftung. Berliner klin. Wochenschr. 1919. Nr. 42. 

565) Bergmeister: Über Augenmuskellähmungen in der frühen Sekundär- 
periode der Syphilis. Sitzung d. ophthalm. Gesellsch. in Wien. Refer. in Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. 1919 Il. Bd. 63. S. 404. 

*566) Boeninghaus, H. W.: Ein Fall von metastatischer eitriger Iri- 
docyclitis nach Influenza. Inaug.-Diss. Heidelberg 1919. 

*567) Dellmann, Fr.: Metastatische Prozesse am Auge bei Endocarditis 
lenta. . Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919 II. Bd. 63. S. 661. 

568) Fuchs, A.: Über die Entstehung einer reflektorischen Pupillen- 
starre durch Methylalkoholvergiftung. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. H. 7/2. 
S. 50. Ref. s. Nr. 695. 

* 569) Goldstein, Käthe: Ein Fall von Iridocyclitis nach Typhus. Inaug.- 
Diss. Heidelberg 1919. 

*570) Hirsch: Über Angensymptome bei Hypophysentumoren. Sitzung 
d. ophthalm. Gesellsch. in Wien. Refer. in Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. 
Bd. 63. S. 407. 

*571) Hochgürtel, M.: Über Allgemeinintoxikationen nach Homatropin- 
einträufelung. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. H. 5. S. 277. 

572) Junius: Doppelseitige Erblindung nach Gesichtserysipel mit seltenem 
Befund an der Netzhaut. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. H. ''s. S. 1. Ref. s. Nr. 740. 

*573) Muskens: Neuralgia ophthalmica. Nederl. Tydsch. v. Geneesk. I. 
1919. Nr. 26. 

574) Rieth, H.: Iridozyklitis bei Parotitis epidemica und anderen 
Speicheldriisenschwellungen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 527. 
Ref. s. Nr. 693. 

*575) Roorda Smit, J. H.: Over negatieve Wassermannreactie by oogen 
en herzensyphilis. Nederl. Tydsch. v. Geneesk. I. 1919. N. 26. 


°. xve 


212 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


576) Saupe, K.: Über einen Fall von Astthrombose der Zentralvene 
nach Einatmen von Kampfgas. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. 3. 542. 
Ref. s. Nr. 735. 

*577) Scheer, W. M., van der: Over Mongolismus. Nederl. Maandschr. 
voor Verlosk. en Vrouwenzickten en voor Kinderzickten. 1919. Nr. 4. 

* 578) Schoondermark, A.: Een eigenaardige meebeweging. (Eine eiger- 
artige Mitbewegung.) Nederl. Tydsch. v. Geneesk. II. Nr. 2. 

*579) Vervloet, ©. G.: Hypophysaire dystrophia adiposo - genitalis. 
Klinisch Genootschap te Rotterdam. Vers. 3. Mai 1918. 

*580) Walter: Vergiftungserscheinungen nach aus Brennspiritus her- 
gestelltem Schnaps. Sitzungsbericht Rostock 24. Juni 1919. Med. Klinik 1919. 
Nr. 41. S. 1043. 

*581) Derselbe: Hypophysistumor. Sitzungsbericht Rostock 24. Juni 1919. 
Med. Klin. 1919. Nr. 41. S. 1043. 


Nach Arnold (562) findet sich Neuritisopticaals Spätsymptom 
bei Fleckfieber mindestens ebenso oft wie bei Meningitis (144 mal in 
244 Fällen). Sie ist am ausgesprochensten in den letzten Fiebertagen oder 
nach der Entfieberung und mehr im Kindes- und mittleren Alter als bei 
älteren Kranken, meist bei gutartig verlaufenden Fällen. Auch die Prognose 
der Neuritis selbst ist in der Regel eine günstige; schwerere bleibende Schadi- 
gungen kommen aber vor. Da bei Abdominaltyphus eine Neuritis oder 
Stauungspapille nur ganz ausnahmsweise vorkommt, ist sie ein wichtige 
Zeichen für die Diagnose des Flecktyphus, zumal in dessen späterem Verlauf. 


Goldstein (569) beschreibt den anatomischen Befund eines Falles 
von Iridozyklitis nach Typhus. Es handelte sich um eine 23 jährige 
Patientin, die einen Monat nach Erkrankung an Typhus eine rechtsseitige 
Iridozyklitis bekam, die unter Bildung von Glaskörperabszess zur Amaurox 
führte und die Enukleation notwendig machte. Die anatomische Untersuchung 
des Bulbus ergab eine umschriebene metastatische Entzündung des Ziliar- 
körpers und der Ora serrata. Die Entzündung hatte vorwiegend plastischen 
Charakter. Die schwersten Veränderungen bestanden im Glaskörper (voll- 
ständige Schrumpfung, bindegewebige Umwandlung, in der Mitte ein plasti 
sches Exsudat); in der Netzbaut ausgesprochene Proliferation, Verklebung mit 
dem Glaskörper durch Exsudat. Da alle sonst bei Iridozyklitis in Betracht 
kommenden Ursachen auszuschliessen waren, kann man für den Prozess die 
Typhusbazillen verantwortlich machen. l 


Einen Fall von metastatischer eitriger Iridozyklitis nachInfluenza 
bringt Boeminghaus (566). Der 5Yjährige Patient erkrankte 5 Wochen 
vor der Aufnahme an Grippe. Im Laufe der 3. Woche trat Entzündung 
des linken Auges ein, die anfangs gutartig schien, dann aber rasch sich zu 
schwerer eitriger Iridozyklitis mit Glaskörperabszess und Netzhautablösung 
entwickelte und nach 9 Tagen die Enukleation erforderlich machte. Pathe 
logisch-anatomisch ist der Hauptsitz der Erkrankung der Ziliarkörper und die 
Iris, hauptsächlich auf der nasalen Seite; am Ziliarkörper bat die eitrige 
Einschmelzung ihre höchsten Grade erreicht, hier sind auch die Gefässe, Siu 
der Erkrankung. Es handelte sich bei der Augenerkrankung um eine Mish- 
infektion von Influenzabazillen vmit Staphylokokken Dass die Ophthalmie 
anfänglich gutartig schien und plötzlich so stürmisch wurde, erklärt B. auf 
Grund des anatomischen Befundes dadurch, dass dem Wachstum der Bakteren 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 213 


und ihrer Ausbreitung anfänglich die gefässfreie Linse im Wege stand, bis 
dann unter der histolytischen nekrotisierenden Wirkung der Bakterien eine 
Perforation der Hinterkapsel erfolgte, die den Mikroorganismen den Weg 
zu besseren Entwicklungsverhältnissen bot. 

H. Augstein (563) bringt eine Schilderung der Augenerkrankungen, 
dieim Anschlussan dieGrippeepidemie in Freiburg im Jahre 1918/19 
zur Beobachtung kamen. Am häufigsten wurden die Konjunktiva und die 
Lider in Mitleidenschaft gezogen (Conjunctivitis follicularis und simplex, 
gebäuftes Auftreten von Hordeola, Lidabszessen und Blepharitis ulcerosa). 
Eitrige Erkrankungen der Nebenhöhlen, z. T. mit schwersten orbitalen Kompli- 
kationen kamen öfter zur Beobachtung. Zweimal kam es zu metastatischer 
Panophthalmie. Augenmuskellihmungen wurden überhaupt nicht beobachtet. 
Von Bulbuserkrankungen wurden nur Hornhauterkrankungen (häufig Wieder- 
aufflackern alter ekzematöser Prozesse mit unverhältnismässig viel perforieren- 
den Geschwiiren, ferner Herpes cornene) und Glaukomanfiille beobachtet, letztere 
offenbar infolge der psychischen Aufregung und der Allgemeinerkrankung. 
Als typische Augenerkrankungen nach Grippe waren die Erkrankungen nicht ` 
anzusehen. Es handelte sich an keiner Stelle um spezifische Komplikationen. 
Wohl aber zeigte es sich hier, dass die Grippe indirekt das Sehorgan mannig- 
fach schädigen kann. 

Walter (681) berichtet über einen Fall von Hypophysistumor, 
der unter dem Bild der Taboparalyse verlief. Infektion vor 25 Jahren. 
Wassermann im Blut und Liquor negativ. Pupillen: links lichtstarr, rechts 
träge Reaktion. Beiderseits Optikusatrophie, links Amaurose, rechts starke 
Herabsetzung des Sehvermögens, aber keine Gesichtsfeldeinschränkung. Herab- 
gesetzte Sehnenreflexe. Psychisch: Gedächtnisschwäche, Grössenideen, Ur- 
teilschwäche, Desorientiertheit, Konfabulationen. 

Hirsch (570) bespricht die Augensymptome bei Hypophysis- 
tumoren. Er zeigt an Sektionspräparaten, dass die Sehstörungen weniger 
durch Dehnung als durch Einschnürung des Chiasmas durch die Gefässe 
hervorgerufen werden und die Schädigung der ungekreuzten Fasern auf mecha- 
nischem \Vege geschieht. Von den 59 von ihm operierten Fällen hatten 
45 keine Akromegalie. Bei letzteren waren stets Störungen des direkten 
Sehens vorhanden (von Herabsetzung des Visus eines Auges bis fast voll- 
ständiger Erblindung beider Augen); von Gesichtsfeldstörungen fand sich 
temporale Hemianopsie in 84°/o der Fälle (totale Hemianopsie oder nur Aus- 
fall für Farben oder von Quadranten einer oder beider Seiten), homonyme 
Hemianopsie in 7°jo als Folge einer Traktuslasion, Ausfall der nasalen Hälfte 
eines Auges (als Vorläufer einer homonymen Hemianopsie) in 4°/o, zentrale 
Skotome in 11°/o nur in den Anfangsstadien der Erkrankung, uncharakte- 
ristische Störungen in 7°/o (ausschliesslich bei Stauungspapille), Als Seh- 
nervenbefunde zeigte sich Atrophie in 91°/o, Neuritis optica in 4,5 °;0, Stauungs- 
papille in 9°/o. Keineewegs immer besteht zwischen Spiegelbefund und Seh- 
störung Kongruenz. Als Erscheinungen im Bereich anderer Hirnnerven ergaben 
sich Augenmuskellahmungen 7 °/o (ausschliesslich Okulomotorius) Nystagmus 7 °/e, 
Olfaktorius 11/0; Übererregbarkeit des Vestibularis, Entartungsreaktion des 
Mundfazialis, Herabsetzung des Hörvermögens, Diabetes mellitus, Diabetes 
insipidus. — Bei den Fällen mit Akromegalie (Gesamtzahl 22 Fälle) hatten 55 °/o 
keine Sehstörungen ; dies erklärt sich durch den intrasellaren Sitz des Hypophysis- 
tumors. Vorkommende Sehstörungen waren gleicher Art wie bei den Fällen 


-_ 


214 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


der 1. Gruppe. Unter 12 Fällen waren es 11mal Störungen des direkten 
Sehens, 9mal temporale Hemianopsie, 2mal homonyme Hemianopsie, 7 mal 
_ Sehnervenatrophie, I mal Stauungspapille, 2mal Nystagmus, imal Augen- 
muskellahmung, 1 mal Herabsetzung des Geruches, 1 mal Graefes Symptom. 
Die Hypophysistumoren mit Akromegalie unterscheiden sich von denen obne 
Akromegalie dadurch, dass sie in mehr als der Hälfte keine Sehstörungen 
erzeugen. Stauungspapille und Neuritis ist bei Hypophysistumor selten. 
Vervloet (579) beobachtete folgenden zweifelhaften Fall von hypo 
physärer Dystr. adip-gen. 27jährigen Frau, seit 4 Jahren verheiratet, niemals 
schwanger. In letzter Zeit ausgesprochene Polyphagie, Polyurie, Polydipsie, 
Gesichtsfarbe auffallend gerötet, Körpergewicht zugenommen, erhöhte Speichel- 
sekretion, starker Haarausfall, geringe Schweisssekretion, Kopfschmerzen, 
Schwäche- und Ermüdungsgefühl, Schläfrigkeit, sobald Patientin sich selbst 
überlassen wird. Wassermann-Reaktion wiederholt negativ, auch beim 
Gatten, Menstruation zurückgegangen, Sella turcica zu tief (nicht seitlich ver- 
grössert). Uriu: kein Zucker, kein Eiweiss. Keine weiteren körperlichen Ab- 
weichungen (Blutzuckergehalt deutlich zu niedrig), Nebenhöhlen der Nase ohne 
pathologischen Befund. Blinder Fleck vergrössert, doppelseitige geringe Ge 
sichtsfeldverkleinerung temporal-oben. Behandlung mit Hypophysistabletten ohne 
Erfolg; Pituitrin-Injektionen ergaben nur Herabsetzung der Urinmenge und 
der Kochsalz- und Ureumausscheidung. Kochsalzarme Diät beeinflusste nur 
die Urinmenge. Jodkal. ohne Einfluss. Die zur Differentialdiagnose wichtigen 
Möglichkeiten werden diskutiert. In der nachfolgenden Diskussion wird von 
mehreren Seiten die Richtigkeit der Diagnose bestritten, zumal die Vergrosse- 
rung der blinden Flecke besser als hysterisch zu deuten, und die Form der 
Sella nicht sicher pathologisch sei, auch das plötzliche Aufhören der Polyure 
bei Aufnahme ins Krankenhaus sei verdächtig. Weve. 
Dellmann (567) beschreibt einen Fall von metastatischer Ent- 
zündung der Augen bei Endocarditis lenta bei einem 27 jährigen 
Patieuten. Der Patient war im Anschluss an eine Endocarditis lenta (Blut- 
aussaat auf Agar ergab Streptococcus viridans in Reinkultur) vor fast 4 Monaten 
rechts erblindet. 4 Wochen vor dem Exitus ergab die Augenuntersuchung 
beiderseits äusserlich keinerlei Entzündungserscheinungen, ophthalmoskopisch 
rechts Optikusatrophie mit nur wenig verwaschenen Grenzen; links Papillitis 
und einzelne kleine peripapilläre Blutungen, kleine entzündliche Herde an den 
Netzhautgefässen (kleine runde graugelbliche Fleckchen, ähnlich kleinen 
Tuberkeln). Sie stellten sich als Rundzelleninfiltrate der inneren Schichten 
in der Peripherie der Netzhaut mit und ohne umgebende Blutungen dar. Die 
Blutungen waren von den inneren Schichten aus erfolgt. Die Papille war 
ödematös gequollen, in -ihr waren keine Bakterienemboli oder Thrombosen 
nachweisbar. Solche fanden sich auch nicht in der Chorioidea. D. glaubt, 
dass die Retinitis septica und eitrige metastatische Ophthalmie nicht prinzipiell 
zu trennen sind, dass vielmehr die Unterschiede nur graduell sind und beide 
bedingt sind durch die Ansiedlung von Keimen selbst im Auge und die 
Schwere der metastatischen Veränderungen am Auge parallel geht mit der 
Virulenz und Menge der Erreger. Diese Auffassung steht auch gut im Ein- 
klang mit der Beobachtung, dass klinisch auf einem Auge Retinitis septica, 
auf dem anderen eine eitrige Ophthalmie festgestellt werden kann. 
Roorda Smit (575) gibt eine kurze Beschreibung einiger 
Fälle von Augen- und Hirnsyphilis mit negativer Wassermann-Reak- 
tion und hebt die geringe Bedeutung einer negativen Reaktion hervor. Weve. 


II. Beziehungen zu Allgemeinleiden (einschl. Vergiftungen). 215 


Vander Scheer (577) fand Mongolismus bei nicht weniger als 5,5 /o 
der Geistesschwachen in unseren Anstalten. Erblichkeit spielt keine Rolle, 
jedoch sind die Patienten oft Letztgeborene aus grösseren Familien und be- 
fanden die Mütter sich schon im vorgeschrittenen Alter. Sämtliche körper- 
liche Abweichungen einschliesslich die im Alter von 8—18 Jahren sich ent- 
wickelnde Katarakt glaubt der Autor zurückführen zu können auf Ent- 
wickelungshenimungen infolge zu engen Amnions während einer bestimmten 
Phase der fötalen Entwickelung. W eve. 

Musk ens (573) heilte einen Fall von hartnackiger Neuralgie 
des N. supraorbitalis durch sub- periostale Ausrollung inner- 
halb der Orbita. Die Neuralgie hatte sich im Anschluss an eine Linsen- 
extraktion entwickelt und blieb fortbestehen, obwohl das Auge sich beruhigt 
hatte. Weve. 

Bei einer marantischen Frau (Dementia paranoides) beobachtete Anna 
Schoondermark (578) während eines durch Ammoniakvergiftung herbeige- 
führten Komas eine Kontraktion des gleichseitigen Musc. ptery- 
goideus und Masseter bei Auslösung des Hornhautreflexes. Da 
sämtliche tiefe Reflexe ausgelöst waren (auch am Kopfe) bei zu gleicher Zeit 
erhöhter direkter mechanischer Reizbarkeit der Muskeln, dürfte diese merk- 
würdige Synkinesie wohl mit dem letztgenannten Umstand zusammenhängen. 

Weve. 

Walter (880) berichtet über 2 Fälle von Vergiftungserschei- 
nungen nach aus Brennspiritus hergestelltem Schnaps. Beide 
Patienten waren Alkoholiker, die nach täglichen Genuss von angeblich 2 Glas 
Schnaps Sehstörungen mit Übelkeit, Durchfall, Schwindelgefühl und Tremor 
bekamen. Der 1. Fall zeigte ausser Tremor der Hände und des Kopfes, 
herabgesetzten Sehnenreflexen und etwas weiten Pupillen bei guter Reaktion 
nichts Besonderes. Die Erscheinungen waren in einigen Tagen wieder ver- 
schwunden. Der 2. Fall zeigte Mydriasis bei etwas träger Lichtreaktion, all- 
gemeiner Reflexsteigerung und starken klonischen Tremor aller Extremitäten 
und des Unterkiefers. Der Augenhintergrund konnte aus äusseren Gründen 
nicht untersucht werden. Der Urin war frei von Eiweiss und Zucker. 

3 Fälle von Augenstörungen durch Methylalkoholvergiftung 
beschreibt Bab (564). Die Vergiftung war in allen 3 Fällen durch Schnaps- 
genuss entstanden. Die Pupillen waren lichtstarr, reagierten aber auf Kon- 
vergenz. In 2 Fällen war das typische Bild der Neuritis optica nicht aus- 
geprägt, vielmehr nur eine leichte Verschleierung der Papillen vorhanden. 
Alle 3 Fälle zeigten keine Tendenz zur Besserung. Im 1. Fall bestand 
bereits nach 4 Wochen deutliche Sehnervenatrophie, im 2. Fall trat die 
Atrophie nach 2 Monaten auf. In einem 4. Fall mit anhaltender Tendenz 
zu Besserung hatte der Patient übelriechende Wurst gegessen und dazu etwa 
9 Schnäpse getrunken. Zunächst zeigte sich leichte Neuritis optica beider- 
seits, Amaurose und Fehlen der Lichtreaktion. Im Verlaufe von 3 Monaten 
besserte sich das Sehvermögen bis auf 5/7 und 5/15; ophthalmoskopisch zeigte 
sich abgelaufene Neuritis optica, die Pupillen reagierten wieder normal. B. 
nimmt für diesen Fall unvollständig ausgeprägten Botulismus an. 

Hochgürtel (571) beschreibt 3 Fälle von Allgemeinintoxikation 
nach Homatropineinträufelung aus der Bonner Universitätsklinik. Im 
1. Fall erhielt ein 74 jähriger Patient einen Tropfen einer 1°/o Lösung im 
2. und 3. Fall ein 12- und ein 10 jähriges Mädchen 3 bzw. 2 Topfen im Ab- 
stand von 10 Minuten. Die Symptome der Intoxikation bestanden in Un- 


` 216 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


ruhe, Krämpfen, Bewusstlosigkeit Gesichtshalluzinationen, die eine Stunde bis 
einen Tag lang anhielten. Nach Ablauf eines Tages spätestens fühlten sich 
die Patienten wieder vollkommen wohl. Die verwendete 1°/o Homatropin- 
lösung wurde genau untersucht und vollkommen einwandfrei gefunden. Zur 
Erklärung der Intoxikation dürfte vielleicht die bei allen 3 Patienten vor- 
handene Unterernährung herangezogen werden. Die Bonner Klinik ver- 
wendet deshalb jetzt nur noch '/2°/oige Lösung. 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 
Ref.: Löhlein. 

582) Fuchs: Ein Fall intraokularer Aktinomykose. v. Graefes Arch. 
f. Ophtb. Bd. 101. 8. 24. Ref. s. Nr. 707. 

* 588) v. Hippel, E.s Uber tuberkulöse Augenerkrankungen. Med. Klin. 
Nr. 43. S. 1077. l 

* 584) Koch, H.: Wezen en behandeling van scrofuleuse vogontstekingen. 
(Über Wesen und Behandlung skrophulöser Augenentzündungen.) Nederl. 
Tydsch. v. Geneesk. I. Nr. 17. 1919. 

*585) Krusius: Augentuberkulose und aktive Immanisierung nach 
Friedmann. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 48. S. 1380. 

*586) Kunz-Krause: Uber den mydriatischen Wirkungsgrenzwert des 
Atropins. Kolloidzeitschr. Bd. 25. H. 3. 

*587) v. Nestlinger: Uber die Lebensdauer des sogen. Koch-Weeks- 
schen Bazillus auf künstlichem Nährboden. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Okt.-Nov. S. 514. 

i 588) Passow: Allgemeine und lokale Bestrahlung mit ultraviolettem 
Licht bei skrofulösen Augenleiden. Med. Klin. Nr. 51. S. 1307. Ref. s. Nr. 671. 

* 589) Schnyder: Die Iontophorese in der Ophthalmologie. Klin. Monatebl. 
f. Augenheilk. Okt.-Nov. S. 433. | 

*590) Schulte, J. E.: Een eigenaardige meebeweging. (Eine merk- 
würdige Mitbewegung.) Nederl. Tydsch. v. Geneesk. II. Nr. 23. 

*591) Selz: Beitrag zur Augenmassage. Zeitschr. f. Augenheilk. H. 5. 8. 272. 

*592) Sinn: Über Neurorezidive nach reiner Salvarsan- und Silber- 
salvarsanbehandlung. Münch. med. Wochenschr. Nr. 48. S. 1228. 

* 593) Sprüth: Salvarsan und Salvarsanschäden. Inaug.-Diss. Heidel- 
berg 1919. 

*594) Wessely: Die Pathogenese und Therapie der phlyktänulären 
Angenerkrankungen, zugleich ein Beitrag zum Skrofnlose-Problem. Jahres- 
kurse f. ärztl. Fortbildg. Nov. 1919. 


a) Allgemeine und experimentelle Pathologie. 


In seiner Abhandlung über die Pathogenese und Therapie der phlyk- 
tänulösen Augenerkrankungen gibt Wessely (594) nicht nur ein eingehen- 
des Referat über den Stand der Frage wie überhaupt über den des Skrofulose- 
Problems, sondern er bespricht in diesem Rahmen eine Anzahl eigener klini- 
scher Erfahrungen und experimenteller Untersuchungen aus der Würzburger 
Klinik. Wessely verwirft den Ausdruck Keratoconjunctivitis ekzematosa 
in seiner vielfach angewandten Verallgemeinerung und hält an dem Begriff 
des phlyktänulösen Prozesses fest, wenn auch anatomisch von einer Bläschen- 
bildung nicht die Rede sein kann. Die phlyktänulösen Augenerkrankungen 


III. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 217 


einfach als Teilerscheinung der exsudativen Diathese anzusprechen, wie Czerny 
es tat, geht nach Wessely in Übereinstimmung mit den meisten Ophthal- 
mologen nicht an; schon das zeitlich verschiedene Auftreten beider spricht 
durchaus dagegen; auch die Progredienz und Malignität vieler phlyktänulöser 
Augenprozesse. Es gehören diese vielmehr dem Gebiet der skrofulésen Er- 
krankungen an, die besonders‘ bei vernachlässigten, unsauberen Kindern und 
mit Vorliebe auf dem Boden einer exsudativen Diathese sich entwickeln. Da- 
bei gehört die Phlyktänulosa zu den skrofulösen Symptomen, bei denen trotz 
ihres tuberkelähnlichen Baues, weder mikroskopisch noch im Impfversuch 
Bazillen nachgewiesen worden sind. Der tuberkulöse Charakter der Augen- 
erkrankung ist dabei gekennzeichnet durch die positive Tuberkulinreaktion 
(Pirquet in zirka 90°/o-+-) sowie das gelegentliche Auftreten phlyktänulöser 
Prozesse nach Einträufelung von Tuberkulin in den Bindehautsack. Es er- 
gibt sich der Schluss, dass fast alle mit ausgesprochen skrofulösen Augen- 
erkrankungen behafteten Kinder mit Tuberkelbazillen infiziert sind oder vor- 
sichtiger gesagt tuberkulotoxisch überempfindlich sind. Im positiven Ausfall 
der Tuberkulinprobe sieht Wessely mit Pirquet nicht einen anaphylaktischen 
Vorgang, sondern das Zeichen einer einfachen Allergie. Durchaus geteilt 
sind die Meinungen noch hinsichtlich der Frage, ob die einzelnen skrofulösen 
Augenentzündungen tuberkulotoxisch sind oder auf der Ansiedelung lebender, 
abgeschwächter oder abgestorbener Tuberkelbazillen beruhen. Wessely zeigt, 
dass keine von beiden Auffassungen allein alle Befunde erklären kann und 
dass daher beide für bestimmte Fälle ihre Berechtigung haben müssen; be- 
sondere für die eigentlichen Hornhautprozesse ist die Annahme einer toxischen 
Entstehung ganz unwahrscheinlich, während das Vorkommen von Tuberkel- 
bazillen in Analogie zu dem von Leprabazillen in der Hornhaut wohl denk- 
bar ist. Jedoch nimmt Wessely an, dass das Bild der phlyktänulösen 
Augenentzündungen durch die Bazilleneinschleppung erst zustande kommt, 
wenn eine tuberkulotoxische Überempfindlichkeit besteht. Erst aus dem Gegen- 
einanderwirken der verschleppten Bazillen im allergischen Gewebe entsteht 
vermutlich das charakteristische Krankheitsbild. So erklärt sich auch, dass 
im Säuglingsalter, wo die Antikörperbildung sehr gering ist, Phlyktänen auch 
bei tuberkulösen Kindern nicht vorkommen. Die alte Erfahrung, dass bei 
tuberkulösen Kindern Phlyktänen besonders heftig kurze Zeit nach Ausbruch 
eines Masernexanthems auftreten, konnte Pirquet dadurch erklären, dass 
die Tuberkulinempfindlichkeit nach Ausbruch des Masernexanthems enorm 
sinkt, um nach 3 Tagen erneut anzusteigen. Nachuntersuchungen von Filbry 
und Köllner mit der abgestuften Pirquetreaktion bestätigten, dass die 
Abnahme der Tuberkulinallergie zusammenfällt mit einer Besserung, die Zu- 
nahme mit einer Verschlechterung phlyktänulöser Prozesse. Bei Besprechung 
der Therapie beschränkt sich Wessely auf die Allgemeinbehandlung, nur 
warnt er vor unnötiger Anwendung von Kalomel und Atropin. Bei der 
Allgemeinbehandlung spielen äussere Pflege und Reiulichkeit eine wesent- 
liche Rolle. Dagegen bewährte sich die Czerny sche Diätvorschrift der geringen 
Fett- und Eiweisszufuhr zur Bekämpfung der exsudativen Diathese nicht. 
Schon die Zunahme dieser Prozesse während der eiweiss- und fettarmen Kriegs- 
jahre bildet einen erheblichen Einwand gegen diese Lehre. Regelmässige An- 
wendung fand im, Sommer die Lichtkur, im Winter die künstliche Höhen- 
sonne. Auch von parenteralen Milchinjektionen hat Wessely bei skrofulösen 
Hornhautprozessen Erfolge gesehen. Recht zurückhaltend urteilt er über die 


218 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Tuberkulintherapie der Phlyktane. Arbeitet man mit kleinen Dosen und ist 
infolgedessen der Verlauf der Kur ein reaktionsloser, so bleibt der Verlauf 
der Krankheit offenbar unbeeinflusst. Kommt es dagegen zu -heftiger Reak- 
tion, 80 ist zwar gelegentlich eine auffallende Besserung unter gleichzeitigem 
Sinken der Hautallergie festzustellen, doch ist oft der Erfolg nicht von Dauer. 
Mit Partialantigenen sah Wessely oft sogar erhebliche Verschlechterungen. 
Die spezifische Behandlung leichter Fälle oder gar prophylaktische Tuberkulin- 
behandlung unterlässt Wessely. Bei hartnäckigen, zu Rückfällen neigenden 
Fällen wendet er Bazillenemulsion an. 

Schulte (590) betrachtet die von Frl. Dr. Schoondermark be 
obachtete Kontraktion des gleichseitigen Muse. pterygoideus und Masseter bei 
Auslösung des Hornbautreflexes als einen Fall des Trömmerschen »Pterygo- 
Kornealreflexes-. Das Fehlen der im Falle S. angegebenen tiefen Reflexe 
schliesse eine zum Teile erhöhte Reflexerregbarkeit nicht aus. Die Benennung 
»Mitbewegung~ sei nicht zutreffend. Weve. 

v. Nestlinger (587) konnte ebenso wie das für den Influenzabazillus 
bekannt ist, auch für seine von Bindehautkatarrhen gezüchteten sogenannten 
Koch- Weeksschen Stämme nachweisen, dass sie auf Taubenblutagar sozu- 
sagen unbegrenzt weiter züchtbar sind. Dies ist früher von manchen Autoren 
für ihre Koch- Weeksschen Bazillen bestritten worden (Weichselbaun- 
Müller, zur Nedden u. a.), was sich aber daraus erklären kann, dass 
die Beobachter mit Aszites- oder Menschenblutnährböden arbeiteten. Zwar 
veränderten sich die Nestlingerschen Stämme morphologisch, insofern die 
Bazillen kürzer und dicker wurden, aber die Tierpathogenität blieb erhalten: 
intraperitoneale Injektion tötete Meerschweinchen innerhalb 14 Stunden und 
auch auf der menschlichen Bindehaut liess sich ein leichter Katarrh erzeugen. 
Nestlinger ist daber der Ansicht, dass die Gleichheit der sogenannten 
Koch-Weeksschen Bazillen mit dem Influenzabazillus erwiesen sei. 


b) Allgemeine und experimentelle Therapie. 


Kunz-Krause (586) hat am Katzen- und Kaninchenauge den mydriati- 
schen Wirkungsgrenzwert des neutralen Atropinsulfates bestimmt in der Hoff- 
nung in dieser biologischen Methode einen Ersatz für die chemische Gehalts 
bestimmung des Extractum Belladonnae zu gewinnen. Vom ophthalmologi- 
schen Standpunkt wäre an der hierbei angewandten Versuchsanordnung 
mancherlei auszusetzen, so dass jedenfalls die zahlenmässige sehr weitgehende 
Genauigkeit illusorisch erscheinen muss. Das Ergebnis bleibt gleichwohl 
überzeugend: Die mydriatische Wirkung des Belladonnaextraktes bleibt ganz 
ausserordentlich weit hinter der nach dem chemisch errechneten Atropin- 
gehalt zu erwartenden zurück und die Erklärung, dass dies aus der adsorptiven 
Wirkung kolloider Begleitstoffe — Tannoide, sogenannte Extraktivstoffe, Pektin- 
und ähnliche Körper — zu verstehen sei, ist überzeugend. Diese behindern nach 
Art der Schutzkolloide den Übertritt des Alkaloides in die Augenflüssigkeit. 

Selz (591) empfiehlt die Massage zur Behandlung chronischer Augen- 
erkrankungen wieder mehr heranzuziehen, und zwar kommt sie hauptsächlich 
für die Erkrankungen der Lider und der Bindehaut in Betracht. Im Gegen- 
satz zu den von anderen empfohlenen Methoden der Massage der Lider auf 
einer Hornplatte oder mit Glasstäben ist sein Verfahren für die Patienten 
weniger unangenehm und dabei sehr bequem und in der Stärke abstufbar. 
Er legt den Daumen der linken Hand mit seiner radialen Seite an das Ober- 


HI. Allgemeine und experimentelle Pathologie und Therapie. 219 


lid, und zwar an den konvexen Knorpelrand, den Zeigefinger der rechten 
— mit einem Gummifinger überzogen — in der Längsrichtung an den 
konvexen Tarsusrand des Unterlides. Führt man nun beide Finger sacht 
gegeneinander, so stülpen sich beide Lider nach vorne aus, so dass ihre Binde- 
hautflächen in breiter Ausdehnung aneinander liegen. Der Daumen der linken 
Hand bleibt nun ruhig liegen und gegen seinen Nagel drückend schiebt der 
Zeigefinger der rechten Hand das Unterlid kräftig hin und her. Auch die 
Übergangsfalten lassen sich bequem in Massageberührung bringen. Vor der 
Massage wird Präzipitatsalbe, Ichthyolsalbe oder bei Trachom eine Kupfer- 
salbe eingestricben. Die Einzelbehandlung dauert drei Minuten und wird 
anfangs täglich, später zwei- bis dreitägig vorgenommen. Ein bleibender Er- 
folg ist im allgemeinen in 6—8 Wochen zu erzielen, und zwar sind die Er- 
fahrungen des Verfassers besonders günstig bei folgenden chronischen Ent- 
zündungszuständen: Blepharitis squamosa, Blepharitis ulcerosa, und Folge- 
zustände, chronische Blepharo-conjunctivitis, chronischer Follikularkatarrh und 
Conjunctivitis sicca, sowie die Rückfälle nach behandeltem  Trachom. 
Schnyder (589) bespricht eingehend Theorie und Praxis der 
Iontophorese am Auge und berichtet im Anschluss daran über die 
klinischen Erfahrungen im Augenspital in Luzern. Er kommt zu einem 
sehr günstigen Urteil und empfiehlt die Anwendung der zu unrecht vernach- 
lassigten Behandlungsmethode dringend. Im einzelnen ist aus seinen Er- 
gebnissen folgendes hervorzuheben: Die günstigen Bedingungen für eine er-* 
folgreiche Ionentherapie bieten der Lidrand und besonders die Hornbaut, 
deren träge Zirkulation eine rasche Verschleppung der Ionen verhindert und 
deren intensive, lokale Einwirkung begünstigt. Wir wissen heute dank der 
Ergebnisse der Kolloidforschung — dass bei der elektrischen Zuführung von 
Medikamenten sowohl Kataphorese (Alkaloide!) als allerdings ganz besonders 
Jontophorese (besonders bei den dissoziierten Lösungen) eine Rolle spielen. 
Die Wirkung auf das Gewebe ist je nach der Menge ihrer eingeführten Ionen: 
1. Die eines trophischen Reizes (Chlor-Jod I. Ph. und Zink I. Ph. schwacher 
Dosierung) oder 2. eine bakterizide (Zink I. Ph. stärkerer Dosierung) oder 
3. eine albuminolytische (bei der Chlor-Jod I. Ph.). Hinsichtlich der einzelnen 
angreifbaren Krankheitsbilder ergab sich folgendes: Beim Ulcus serpens 
hat die Methode bei richtiger Wahl zwischen flacher Elektrode und Lubowsky- 
Nadel nie versagt, obwohl es sich grésstenteils um schwere Fälle handelte. 
Die Narben waren sehr zart. Auch Maculae corneae wurde bei früh- 
zeitiger Behandlung durch die albuminolytische Wirkung der Chlor-Jod I. Ph. 
erheblicher aufgehellt als mit den sonst üblichen Methoden. Das gleiche 
gilt von der Kerat. parench. und der Kerat. disciformis. Bei den tropho- 
neurotischen und torpiden Geschwüren der Hornhaut bedingt die 
Anwendung schwacher Zink I, Ph. eine gesteigerte Regenerationsfähigkeit 
unter Schonung der gesunden Umgebung. Das Gefässbändchen wird 
von der Zink I. Ph. sofort zum Stillstand gebracht. Die gesunde Hornhaut 
wird dabei geschont und die Aufhellung soll eine besonders gute sein. Die 
Blephari tiden kommen bei Zink I. Ph. sofort zum Stillstand und sind 
in 8—10 Tagen geheilt. Auf Grund dieser klinischen Erfahrungen befür- 
wortet Schnyder die weitgehendste Anwendung des Verfahrens bei den 
Erkrankungen des vorderen Augenabschnittes. | 
Sinn (592) berichtet aus der Bonner Hautklinik von Neurorezidiven 
reiner Salvarsan- und Silbersalvarsanbehandlung. Dass Neu- 


220 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenbeilkunde. 


rorezidive in den letzten Jahren nur noch selten mitgeteilt wurden, erklärt 
sich daraus, dass grössere Injektionsserien von Salvarsan angewandt wurden. 
Vor allem aber daraus, dass entsprechend dem Vorgang von E. Hofmann 
kombinierte Behandlung mit Quecksilber und Salvarsan allgemeinen Eingang 
fand. Gerade die hier mitgeteilten Fälle von Neurorezidiven bestätigen diese 
Auffassung ; insofern es sich handelte um 3 Fälle, die nur mit Altsalvarsan 
— einen Fall, der ausschliesslich mit Neosalvarsan — und einen, der mit 
Silbersalvarsan behandelt worden war. Gerade von Silbersalvarsan war be- 
hauptet worden, dass es die Kombination des Salvarsans mit dem Quecksilber 
überflüssig zu machen geeignet sei. Dies scheint demnach nicht zuzutreffen. 
Die Rezidive betrafen: 1. 5 Wochen nach Altsalvarsankur von 2,45 g Neuro- 
rezidiv des Fazialis und Kochlearis; 2. 31.2 Wochen nach Altsalvarsan 0,6 
und Salvarsannatrium, 5,25 beiderseitige Stauungspapille, linksseitige Abduzens- 
lJähmung und rechtsseitige teilweise Okulomotoriusparese (schon Benario 
wies darauf hin, dass von allen Neurorezidiven die Optikusaffektionen anı 
frühesten auftreten). 3.9 Wochen nach Neosalvarsan 3,6 beiderseitige Fazialis- 
parese. 4. 10 Wochen nach Altsalvarsan 2,4 Kopfschmerzen und erhebliche 
Tragheit der Pupillenreaktion auf Licht und Konvergenz. 5. 1 Monat nach 
Silbersalvarsan 3,35 Rezidiv des rechten Fazialis und rechten Akustikus. Da 
die Fälle noch in Behandlung sind, kann über ihren Ablauf erst später be- 
richtet werden. 

Sprüth (593) berichtet in seiner Doktordissertation über die Erfahrungen, 
die an der Heidelberger Augenklinik bisher mit Salvarsan gemacht wurden, 
hinsichtlich der unerwünschten Nebenerscheinungen. Im ganzen 
war deren Zahl gering, und unter 516 Injektionen zäblt Verfasser nur 8 Fälle 
auf, bei denen mehr als dreitägige Magendarmerscheinungen oder Störungen 
von seiten des Nervensystems von 4—20 Tagen Dauer bestanden. Bleibende 
_ Schadigungen wurden nicht beobachtet. Neosalvarsan erwies sich als 

weniger giftig. 
Die gleiche Auffassung von der Stellung der phlyktänulösen Prozesse 
. zur Tuberkulose wie Wessely vertritt E. v. Hippel (583) in seiner für 
den praktischen Arzt bestimmten Darstellung über tuberkulöse Augen- 
erkrankungen. Hinsichtlich der Tuberkulinbehandlung ist er der 
Ansicht, dass sie das beste Verfahren gegenüber tuberkulösen Augenaffek- 
tionen sei, vorausgesetzt, dass sie sehr lange fortgesetzt wird. Er legt dem 
gewählten T'uberkulinpräparat keine grosse Bedeutung bei, rät aber zu anfäng- 
lich geringer Dosierung und warnt davor absichtlich mit grösseren Dosen 
heftige Reaktionen auszulösen, wenn auch nach diesen gelegentlich rasche 
Besserung beobachtet würde. 

Krusius (585) kündigt an, dass er neben klinischer Erprobung des 
Friedmannschen Tuberkulosemittels, die bisher einen günstigen Ein- 
druck erweckt, auch langfristige Tierversuche am Kaninchen begonnen hat, 
die (analog zu früheren Versuchen gleicher Anordnung mit verschiedenen, 
damals bekannten Tluberkulinpräparaten) erweisen sollen, ob eine nachweisbare 
Einwirkung der Friedmann schen Tuberkulinbehandlung in einer Verlänge- 
rung der Inkubationszeit, Erhöhung des Schwellenwertes und günstigem klini- 
schen Verlauf nach Perlsuchtinjektion zum Ausdruck kommt. Er fordert zu 
gleichartigen Versuchen auf. 

Im Anschluss an die Mitteilung Wolffs über Vorbeugung phlyk- 
tänulärer Rezidive durch Röntgenbestrahlung der Halslymphome befür- 


hd 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 22] 


wortet Koch (584) die nach seinen früheren Angaben durchgeführte Tuber- 
kulinbehandlung. Weve. 


IV. Untersuchungsmethoden, Instrumente, allgem. operative Technik. 
Ref. Löhlein. 


*594a) Isakowitz: Drehpunkt oder Knotenpunkt? Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Okt.-Nov. S. 583. 

*594b) Koeppe: Die Mikroskopie des lebenden Kammerwinkels im 
fokalen Licht der Gullstrandschen Nernst-Spaltlampe. I. Teil. v. Graefes 
Arch. f. Ophth. Bd. 101. S. 48. 

*594c) Lindgreen: Fetttransplantation in die Tenonsche Kapsel nach 
Enucleatio bulbi und ihre Technik. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Dez. S. 697. 

*594d) Vogt: Die Spaltlampen-Mikroskopie des lebenden Auges. Münch. 
med. Wochenschr. Nr. 48. S. 1369. 


In der naturforschenden Gesellschaft in Basel hat Vogt (594d) kürz- 
lich einen Überblick über die Grundlage der Spaltlampenmikroskopie | 
des lebenden Auges und über die einzelnen Befunde besonders am normalen 
Auge gegeben. Die Erfindung der Spaltlampe durch Gullstrand und ihre 
kombinierte Anwendung mit dem Hornhautmikroskop (Henker) hat uns 
eine grosse Zahl von anatomischen Befunden am lebenden Auge wiederzu- 
finden gelehrt und darüber hinaus manche Ergebnisse geliefert, die auch der 
anatomischen Untersuchung bisher entgangen Waren. Es soll hier nur einiges 
aus Vogts Vortrag herausgegriffen werden, was als Resultat seiner eigenen 
Arbeiten Erwähnung verdient. Dahin gehört die Anwendung eines Mess- 
okulares zur linearen Messung, die Beobachtung vim spiegelnden Bezirk, 
wodurch die Untersuchung des Hornhautendothels, der warzenförmigen 
Prominenzen in den Randteilen oder Descemetschen Membran, Krümmungs- 
anomalie der Hornhauthinterfläche usw. nachweisbar wurden. Auch auf dem 
Gebiet der Untersuchung der lebenden Linse konnte Vogt wichtige Ergeb- 
nisse erzielen.‘ Er zeigte, dass die Linse aus zwiebelschalenartig ‘übereinander 
geordneten Zonen von verschiedener Reflexion zusammengesetzt ist, deren 
jede der Faserschicht eines bestimmten Alters entspricht und durch ein be- 
sonderes Nahtsystem ausgezeichnet ist. Neu sind auch die Feststellungen 
Vogts über das Verhalten der regelmässig zu findenden Reste der Tunica 
vasculosa derhinteren Linsenfläche. Man sieht regelmässig Reste derembryonalen 
Arteria hyoloidea, die entsprechend ihrer Herkunft aus der Art. centr. ret. 
nicht zentral am hinteren Linsenpol mündet, sondern nasal davon, so dass 
das optisch wichtigste, zentrale Linsengebiet völlig klar bleibt. Und auch 
die Struktur des Glaskörpers wird durch die Spaltlampenuntersuchung auf- 
gehellt. Zwischen Linsenhinterfläche und Membr. hyaloid. lässt sich der auch 
schon von Fuchs anatomisch nachgewiesene retrolentale Raum erkennen und 
in der optisch leeren Gewebsflüssigkeit des Glaskörpers sieht man gewand- 
artige, membranöse Gebilde hängen, die vielfach in vertikale und quere Falten 
gelegt sind und eine fibrilläre Struktur erkennen lassen. Bei krankhaften 
Zuständen zerfällt dieses Gerüst oder bedeckt sich mit verschiedenartigsten 
Einlagerungen. Für die Untersuchung des Glaskörpers empfiehlt Vogt die 
Mikrobogenspaltlampe als der Nernstspaltlampe überlegen. 


222 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Köppe (594b) ist es im weiteren Verlauf seiner Versuche über die 
durch die Gullstrandsche Nernstapaltlampe eröffneten Untersuchungemig- 
lichkeiten am Auge gelungen, den lebenden Kammerwinkel der Unter- 
suchung mit starker Vergrösserung weiter zugängig zu machen als frühere 
Methoden (Salzmann und andere) es erlaubten. Zwei Wege führen zu 
diesem Ziel: Die Verwendung einer Vorschaltkammer oder die eines Auf. 
lageglases. Die Theorie beider Methoden wird ausführlich begründet. Die 
Darstellung ist zum Referat nicht geeignet. Über die praktische Anwendungs- 
weise der Apparate und die bisherigen Ergebnisse der neuen Untersuchungs 
technik stellt Köppe weitere Mitteilungen in Aussicht. 


Isakowitz (594a) macht darauf aufmerksam, dass in die Methodik 
der Fremdkörperlokalisation unnötigerweise durch die Berück- 
sichtigung des Drehpunktes neben dem Knotenpunkt eine 
Komplikation und eine Fehlerquelle hineingetragen worden sei. Nach Hirsch- 
berg sei nämlich bei der Gesichtsfeldaufnahme von Fremdkörpern zwar der 
Knotenpunkt als Scheitelpunkt des gemessenen Winkels zu betrachten, bei 
Anwendung des Lokalisationsaugenspiegels von Graefe dagegen der Dreh- 
punkt. Nach Hirschberg entsprechen daher je nach der Prüfungsweise 
jedem Netzhautpunkt zwei ganz verschiedene Winkelwerte, einem Aquator- 
punkt beispielsweise der Winkel von 65° bei der Perimetrie, von 80° bei der 
Spiegeluntersuchung. Isakowitz weist nun nach, dass diese Unterscheidung 
irrtümlich ist und man auch bei der Untersuchung mit dem Lokalisations- 
augenspiegel genau so den Gesichtswinkel messe wie mit dem Perimeter, 
so dass man die Zahlen der Dondersschen Tabelle ohne weiteres auf die 
mit beiden Verfahren ermittelten Winkel anwenden dürfe. Es erklärt eich 
das daraus, dass bei der Drehung des Auges bei der Spiegelmethode auch 
der Knotenpunkt eine Drehung um den Drehpunkt erfährt. Der Beweis 
wird an Hand einer erläuternd schematischen Skizze geführt. Die Fehler- 
quelle, die in der Hirschbergschen Auffassung liegt, ist für praktische 
Zwecke durchaus nicht unerheblich. 


Lindgreen (594c) führt die Fetttransplantation bei Enuklea- 
tion folgendermassen aus: Enukleation in Narkose, Tamponade der Tenon- 
schen Kapsel. Ein bulbusgrosser, kugeliger Klumpen Abdominalfett wird in 
die vom Assistenten mit Pinzette offengehaltene Tenonsche Kapsel gestopft 
und diese zugleich mit der Konjunktiva durch horizontal fortlaufende Katgut- 
naht geschlossen, die sich in 5—6 Tagen aufsaugt. Wegen der Schrumpfung 
des Pfropfes muss Fett im Überschuss überpflanzt werden und die Wund- 
naht muss sehr genau angelegt werden; dagegen ist eine besondere Naht der 
Muskeln, die Lindgreen früher empfahl, nicht notwendig. 


V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 
Ref. Seefelder. 


*595) Kafka: Ein Fall von kolobomartigem Defekt des lrisstromas und 
Mangel des Sphinkters und retinalen Pigments. Wien. ophthalm. Ges. 12. Mai 
1919. Ref. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 362. 

*596) Kirsch: Ein typischer Fall von Bindehautschürze. Zeitschr. f. 
Augenheilk. Bd. 42. S. 60. 


V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Misshildungen. 223 


*597) Kiss, Franz: Die Ursprungsweise der Augenmuskeln. Klin. Monats- 
blatt f. Augenheilk. Bd. 63. S. 553. 


*598) Koeppe: Die stereomikroskopische Sichtbarmachung des lebenden 
interfaszikulären Kittliniensystems der Hornhautlamellen sowie das Ver- 
halten der lebenden Hornhautnerven im polarisierten Lichte der Gullstrand- 
schen Nernstspaltlampe. Münch. med. Wochenschr. 67. Jahrg. S. 39. 


*599) Seefelder: Bemerkungen zur Megalokorneafrage. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 63. S. 738. 


*600) Soriano: Megalokornea. Comunicationes del Hospital Oftalmologico 
Buenos Aires I, 1919. S. 105. Ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 763. 


601) Spengler: Zur Kasuistik der Kolobome des Uvealtraktus. Inaug.- 
Dissert. Giessen. 1919. l 


*602) Stargardt: Über eine Missbildung am Sehnerveneintritt (Gruben- 
bildung). Niederrhein. Ges. f. Natur- und Heilkunde. Ref. Deutsche med. Wochen- 
schrift. 45. Jahrg. S. 1378. 


*603) v. Szily: Ein vom Stirnbein ausgehendes Osteom der Orbita bei 
einem menschlichen Fötus aus dem vierten Monat der Schwangerschaft mit 
Rekonstruktionsmodell des Orbitalskeletts und der durch den Tumor defor- 
mierten Augenanlage. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 65. S. 609. 


”604) Thylmann: Das aus der statistischen Bearbeitung von 119 Fällen 
sich ergebende klinische Bild des Lidkoloboms nebst Mitteilung eines selbst 
beobachteten Falls. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 194. Inaug.-Dissert. München 1919. 


*605) Dr. P. J. Waardenburg: Aangeboren ooggebreken als vorzaak van 
blindheid en halfblindheid. (Angeborene Augenfehler als Ursache von Blind- 
heit and Halbblindheit.) 


*606) Wessely: Über das Verhalten der Zonula bei Spontanlnxation der 
Linse in die Vorderkammer. Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. S. 63. 


Kiss (597) erbringt an der Hand eines ziemlich reichhaltigen Materials 
den Nachweis, dass die Augenmuskeln nicht, wie man bisher annahm, von 
einem gemeinsamen Sehnenring, dem Anulus tendinosus communis Zinnii an 
der bindegewebigen Scheide des Sehnerven, sondern dass sie gemeinsam an 
der unteren lateralen Seite des Sehnervenloches an einer umschriebenen Stelle 
des Knochens entspringen, die sich zumeist in Form eines kleinen, bisher 
unberücksichtigt gebliebenen Vorsprungs kenntlich macht. Dieser Vorsprung, 
wenn auch an 14 Schädeln anthropoider Affen beim Schimpansen mässig, 
beim Orang-Utan stark entwickelt, fehlt aber an 4 Gorillaschädeln. Auch 
die übrigen topographischen Verhältnisse dieser Gegend werden eingehend 
erörtert und durch gute Abbildungen veranschaulicht. Vergleichende ana- 
tomische Untersuchungen an Brüllaffen, Schwein und Pferd führten im wesent- 
lichen zu dem gleichen Ergebnis. 


Koeppe (598) beschreibt neue Befunde, die er vermittels der Unter- 
suchung im polarisierten Lichte der Spaltlampe an der lebenden 
Hornhaut erheben konnte. Es gelang ihm, mit dieser Methode in allen 
Schichten der Hornhaut ein System von geradlinig verlaufenden Linien und 
ein angenähert senkrecht dazu verlaufendes zweites Liniensystem nachzu- 
weisen, das er als das interfaszikuläre Kittliniensystem deutet. Die Mark- 
scheiden der lebenden Hornhautnerven erscheinen bei der gleichen Unter- 


224 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


suchungsweise bei entsprechend gekreuzten Nicols als dunkle Bänder, dagegen 
bei entsprechend parallelen Nicols mehr oder weniger weisslich glitzernd 
und zart graulich. Auch die Bindehautnerven lassen sich bei der genannten 
Untersuchungsmethode zur Anschauung bringen. Eine ausführliche Beschrei- 
bung soll im Archiv für Ophthalmologie erfolgen. 


Kafka (595) beschreibt einen kolobomartigen Defekt in der Iris 
eines 65 jährigen Mannes. Der Defekt betraf den lateralen unteren Quadranten 
der Iris und erstreckte sich bis zum horizontalen Meridian. Es fehlte das vordere 
Stromablatt, aber auch die tieferen Irisschichten erwiesen sich als rarefiziert 
Bei der Durchleuchtung mit der Sachsschen Lampe sah man von der Iris 
überhaupt nur ein ~feinstes, einem Spinngewebe vergleichbares Netz sowohl 
in deren Pupillar- und Ziliarteil als auch an der Stelle des Sphinkters:. 
Es muss infolgedessen auf einen weitgehenden Defekt des retinalen Pigment- 
blattes der Iris einschliesslich des Sphinkters geschlossen werden, der sich 
sonst immer als dunkle Ringzone abzuheben pflegt. Die beschriebenen Defekte, 
die sich auch durch eine Starre der Pupille kundgegeben haben, werden al: 


eine Entwicklungsstörung aufgefasst. 


Die 9 Seiten umfassende Dissertation von Spengler (601) enthält 
lediglich die klinisch-kasuistische Mitteilung von 6 Fällen von teils typischen, 
teile atypischen Kolobomen der Iris, Aderhaut und Linse, ohne dass auch 
nur ein Versuch gemacht wird, an der Hand der Literatur auf das Wesen 
der Veränderungen einzugehen. 


Kirsch (596) beschreibt einen neuen Fall von Bindehautschürze 
(Epitarsus-Schnpringer). Sie fand sich, wie merkwiirdigerweise fast in allen 
bisher bekannt gewordenen Füllen bei einem aus dem östlichen Europa 
stammenden Angehörigen Ya jüdischen Rasse. Es handelte sich um eine 
‚grauweissliche zarte Bindehautduplikatur, die sich von der Übergangsfalle 
her etwa 2—3 mm weit auf die Tarsusfläche umschlägt« und mit dem Tarsus 
in Gestalt einer zackigen Linie fest verbunden ist. Zwischen Tarsus und 
Bindehautschürze liess sich leicht eine feine Sonde hindurchführen. Da ein 
Trachom infolge des durchaus normalen Verhaltens der übrigen Bindehaut 
auszuschliessen war, glaubt auch Kirsch, dass eine Entwickelungsanomalie 
vorliegt. Zur Entstehung dieser Anomalie werden keine neuen Gesichtspunkte 
beigebracht. 


Seefelder (599) geht zunächst auf einige Einwände ein, die besonders 
von Stähli gegen einige der von ihm in seiner Arbeit über Megalo- 
kornea aufgestellten 10 Punkte erhoben worden sind, die nach seiner An- 
sicht dann erfüllt sein sollen, falls ein Dehnungsprozess in einem vergrösserten 
Auge ausgeschlossen und ein abnormes Wachstum angenommen werden solle. 
Er beweist, dass in dem von ihm veröffentlichten Falle tatsächlich eine be- 
trächtliche Vergrösserung des ganzen Auges vorgelegen haben 
muss und weist darauf hin, dass wohl in allen Augen mit hochgradig ver- 
grösserten Hornhäuten die ganze Bulbusgestalt in allen Ausmassen wesent- 
lich verändert, d. h. vergrössert sei. Da aber bei dieser Sachlage auch die 
höchstdifferenzierte Augenhaut, nämlich die Netzhaut, vergrössert und diese 
Vergrösserung der Netzhaut primär vorhanden sein müsse, sei die Auffassung 
der Megalokornea als einer blossen Variabilität der Hornhautgrösse (Stähli) 
durchaus unzureichend und an der von ihm vorgeschlagenen Bezeichnung 
Gigantophthalmus festzuhalten. 


V. Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Missbildungen. 225 


Soriano (600) liefert die Beschreibung dreier Fälle von echtem Riesen- 
wuchs (Gigantophthalmus) des Auges, an denen besonders die kleinen Horn- 
hautradien 6,85— 7,6 mm sowie das Vorhandensein eines regulären Hornhaut- 
astigmatismus bei beträchtlicher Vergrösserung der Hornhäute (14—15 mm 
Durchmesser) bemerkenswert erscheinen. Auch die übrigen von dem Verf. 
hervorgehobenen Merkmale (scharfe Korneo-Skleralgrenze, guter Visus, Fehlen 
einer Exkavation des Sehnerven sowie anderer Anzeichen eines gesteigerten 
Binnendruckes) entsprechen durchaus den schon von anderer Seite aufge- 
stellten Bedingungen. 


V ogt (604) demonstrierte drei einjährige Kaninchen (Geschwister), 
sämtliche mit beiderseitigen Hydrophthalmus congenitus behaftet. 
Eine Kreuzung von zweien dieser Kaninchen ergab einen Wurf von im ganzen 
3 Stück, die ebenfalls bereits einige Wochen nach der Geburt hydrophthalmische 
Veränderungen aufwiesen. Die anatomische Untersuchung, die zweifellos hoch- 
interessante Ergebnisse zeitigen wird, steht noch aus. 


Stargardt (602) demonstriert einen 30jährigen Mann mit tiefer 
zentraler Grubenbildung am Sehnerveneintritt, die im umge- 
kehrten Bilde ganz den Eindruck einer glaukomatösen Exkavation erweckte, 
während im aufrechten Bilde sich ringsum noch ein schmaler nicht exkavierter 
Saum Papillengewebes nachweisen liess. Die Tiefe der Exkavation betrug 
5—7 D. Um die Papille herum fand sich ein !/a P.D. breiter scharf ab- 
gegrenzter Hof, in dem das Pigmentepithel fehlte und den St. ebenfalls als 
eine angeborene Anomalie auffasst. Interessant ist auch an dem Falle, daß 
er von anderer Seite als Glaukom aufgefasst worden war, zumal auch noch 
entsprechende Sehstörungen angegeben worden waren, während St. der Nach- 
weis einer relativ guten Sehschärfe bei normalem Gesichtsfeld gelungen ist. 
Nach St. ist bis jetzt nur ein einziger derartiger Fall beobachtet worden. 
Über die Farbe des Papillengewebes auf dem Grunde der Grube (ob grün, 
wie gewöhnlich) enthält das Referat keine Angaben. 


v. Szily (603) liefert die sorgfältige Beschreibung eines embryonalen 
Osteoms der Orbita, das zu einer hochgradigen Deformierung der Augenan- 
lage geführt hat. Die Augenanlage ist sowohl von oben als unten einge- 
stülpt und unter fast vollständigem Schwunde des Glaskörperraumes in ein 
taschenförmiges Gebilde umgewandelt, in welcher nur vorne zur Aufnahme 
der Linse und an den Seiten etwas vom Bulbushohlraum übrig geblieben ist. 
Unter genauer Derücksichtigung der Knochenentwickelung der Orbita wird 
dargetan, dass die Osteombildung von der Pars orbitalis ossis frontalis aus- 
geht, durch die der Bulbus unter hochgradiger Deformierung derart nach 
aussen und unten gedrängt wurde, dass er geradezu auf die Fortsätze des 
Os maxillare und jugulare aufgespiesst wurde, wodurch auch noch eine tiefe 
Eindellung unterhalb der Linse verursacht worden ist. Die Knochengesch wulst 
erstreckt sich auf die ganze Pars orbitalis des Os frontale, ist also als Hyperostose 
aufzufassen. Zugleich war eine Entwickelungsstörung des ganzen Gesichts- 
skeletts der betreffenden Seite nachzuweisen, 


Wessely (606) konnte bei der anatomischen Untersuchung eines Auges 
mit Spontanluxation in die Vorderkammer, das wegen Glaukoms 
enukleiert werden musste, den Nachweis erbringen, dass diesem Vorgang eine 
Entwicklungsstörung des ganzen Linsensystems zugrunde liegt. 


Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XVI 


226 Bericht über die Leistungen und Fortachritte der Augenheilkunde. 


Die Linse erwies sich dabei abnorm klein, ihr Aufhängeapparat war aber 
wider alles Erwarten durchgehends erhalten, jedoch erschienen die Zonula- 
fasern viel länger als normal, ein Befund, der nicht ausschliesslich durch 
ihre Dehnung erklärt werden kann. Vielmehr ist nach W. anzunehmen, dass 
die Linse schon vorher ektopisch, und zwar nach unten verlagert gewesen ist. 
Das Verständnis der spontanen Linsenluxation, die wie so häufig, auch in 
diesem Falle mit schwerer angeborener Idiotie vergesellschaftet war, wird 
durch diese Befunde wesentlich gefördert. 


Thylmann (604a) beschreibt zunächst einen an der Münchner Klinik 
beobachteten Fall von angeborenem Kolobom des linken Oberlids bei einem 
15 jahrigen Mädchen. Es fand sich ein die ganze Dicke des Lids einnehmender 
trapezförmiger Substanzverlust von beträchtlicher Ausdehnung, ferner eine 
symblepharonartige Verwachsung zwischen Lid und Bulbus, die die Bewegungs- 
fähigkeit des Bulbus beeinträchtigt. Sonstige Missbildungen waren nicht nach- 
weisbar. Auf Grund der sorgfältigen Literaturzusammenstellung von 120 Fällen 
kommt Verfasser zu dem Schlusse, dass gleichzeitig mit dem Lidkolobon 
auffallend häufig noch andere, und zwar sogenannte amniogene Missbildungen 
des Auges und übrigen Körpers gefunden wurden, so dass ihm die Theorie 
von van Duyse der amniogenen Ursache der Lidkolobome als die zur Zeit 
plausibelste erscheint. 


Waardenburg (605) hat als Mitglied der Kommission zum Studium 
des Blindenwesens in Holland alle Fälle von kongenitalen Augenleiden ge- 
sammelt, die in den Jahren 1915 und 1916 von den Holländischen Augen- 
ärzten beobachtet wurden. Schliesst er die Fälle von »Atrophia nervi opt. 
cong.« aus, so verfügt er über etwa 200 Fälle von Microphth. Catar. cong. 
Colobomata, Buphth., Atrophia ret. pigment., Aniridia, Albinismus und Achro- 
matopsia. Die klinischen Eigenschaften werden im Zusammenhang mit den 
bekannten Tatsachen besprochen. In soweit bietet die Abhandlung nicht 
viel Neues. Überraschend ist die verhältnismässig grosse Zahl von operierten 
Fällen von Cat. cong., die den Blinden oder Halbblinden zuzurechnen sind. 
Im ganzen wurden 152 Männer befallen gegenüber 90 Frauen. Das Über- 
wiegen des männlichen Geschlechts kommt besonders stark zum Ausdruck 
beim Albinismus, Buphthalmus und bei der Atrophia n. opt. Von besonderem 
Interesse sind die Erkundigungen des Autors nach Erblichkeit und familiären 
Beziehungen. Von 83 daraufhin genau untersuchten Fällen weisen 41 auf 
eine genetische Ursache hin, während 43 weder dafür noch dagegen sprechen. 
Der Autor meint Achromatopsie und Albinismus als monogene, rezessive 
Merkmale auffassen zu können, warnt jedoch davor, nur auf Grund der 
Zablenverhaltnisse sämtliche kongenitale Augenfehler als monogene rezessive 
Merkmale zu betrachten; dies sei unwahrscheinlich wegen der grossen Be- 
deutung der direkten Erblichkeit. Die Mehrheit der genannten kongenitalen 
Augenfehler hat zweifelsohne einen komplizierten Charakter, nur wenige sind 
als einfache mendelende, und zwar als rezessive Merkmale zu betrachten. Dies 
ist der Grund, dass sie nicht durch Heiratsverbot auszurotten sind. Der 
Autor legt seinen Fachgenossen folgendes ans Herz: In Fällen kongenitaler 
Augenfehler forsche jeder nach Konsanguinität der Eltern und Grosseltern, 
falls Heredität im Spiele ist, mache man einen kleinen Stammbaum. Man 
erkundige sich nach Schwangerschaftskrankheiten der Mutter, Neuropathie, 
Alkoholismus und Lues der Eltern, Weve. 


VI. Ernährungsphysiologie. VII. Physiologie u. Pathologie d. Gesichtssinnes. 227 


VI. Ernährungsphysiologie und Augendruck. 
Ref.: Wessely. 


607) Kahn: Zu E. Seidels Bemerkungen über den physiologischen 
Pupillenabschluss. Graefes Arch. Bd. 101. H. 1. S. 111. 

*608) Tuerk: Weitere Mitteilungen über Wärmeströmungen in der 
vorderen Augenkammer und deren Bedeutung. Klin. Monatsbl. f. Angenheilk. 
Dezember 1919. S. 672. 


Indem Türk (608) nochmals auf die von ihm entdeckte Wärme- 
strömung in der vorderen Augenkammer zurückkommt, ist es ihm 
besonders darum zu tun, ihre für das Auge nicht unwichtige funktionelle 
Bedeutung klarzulegen. Je mehr sichergestellt ist, dass die Sekretionsströmung, 
die man früher als die einzige das Kammerwasser bewegende Kraft betrachtet 
hatte, eine überaus langsame ist, um so wichtiger ist die Kenntnis der Wärme- 
strömung geworden. Wird sie auch im Tierversuch nur durch Farbstoffzu- 
fuhr, beim Menschen durch gelegentliche Beimengung fester Partikelchen 
sichtbar, so ist sie doch ein dauernder physiologischer Vorgang, der auch im 
Schlafe seinen Fortgang nehmen muss, da auch unter der Bedeckung durch 
die Lider der Temperaturabfall im Kammerwasser von der Iris zur Hornhaut 
nicht völlig ausgeglichen wird. Die Bedeutung der Warmestrémung liegt 
demnach einmal darin, dass die Hornhaut durch Temperaturausgleich von 
rückwärts vor zu grosser Abkühlung bewahrt bleibt, zweitens in einer mechani- 
schen Mischung der verschiedenen Kammerwasserschichten, wodurch der Horn- 
hautbinterfläche immer erneutes, für ihre Ernährung wichtiges Material zu- 
geführt wird. 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtsinnes. 
Ref.: Köllner. 


*609) Bartels: Ist der Name „Purkinjesche Aderhautfigur* historisch 
berechtigt? Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Okt./Nov. S. 586. 

*610) G. H. J. Blees: Phototropisme en Gewoontevorming by Daphnia’s 
Genootschap ter Bevordering van Natur-, Genees- en Heelkande te A’dam. 
Nederl. Tydschr. V. G. II Nr. 20. 1919. Siehe auch: Phototropisme et experience 
chez la Daphnia. (Phototropismus and Gewohnheitsbildung bei Daphnia.) 
Arch. Néerl. de Phys. de l'homme et des animaux. Tome II]. 1919. 

*611) P. A. Dietz: De gekleurde nabeelden. (Die farbigen Nachbilder.) 
17 de Nederl. Natuur en Geneeskundig Congres. Leiden April 1919. 

*612) Filehne: Uber irdische Vorgänge, die nur in der Dämmerung 
sichtbar sind, und über Dämmerungsvorgänge am Planeten Venus. Zeitschr. 
f. Sinnesphysiol. 50. H. 6. S. 175. 

*613) Hess: Uber Lichtreaktionen bei Raupen und die Lehre von den 
tierischen Tropismen. Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. 177. S. 57. 

*614) Hess: Messende Untersuchungen über die Beziehungen zwischen 
dem Heliotropismus der Pflanzen und den Lichtreaktionen der Tiere. Zeit- 
schrift f. Botanik. XI. S. 481. 

*615) H. Henning: Die besonderen Funktionen der roten Strahlen bei 
der scheinbaren Grösse der Sonne und des Mondes am Horizont, ihr Zusammen- 

XVI* 


228 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


hang mit dem Aubert-Försterschen und Kosterschen Phänomen und ver- 
wandte Beleuchtungsprobleme. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 50. H. 6. S. 275. 

*616) Igersheimer: Die Bedeutung des Gesichtsfeldes für die Kenntnis 
des Verlaufes und der Endigung der Sehnervenfasern in der Netzhaut. 
Graefes Arch. f. Ophthalm. 101. S. 100. 

*617) Kleiber: Beiträge zu der Frage der Amblyopie ex Anopsia 
Dissert. Berlin. | 

*618) Löwenstein-Brill: Versuche über Wirkung des Strychnins auf 
die Dunkeladaptation. Graefes Arch. f. Ophthalm, 101. Bd. S. 67. 

*619) Pfeiffer: Die Störungen des optischen Suchaktes bei Hirnver- 
letzten. Deutsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 64. H. 3/4. 

*620) Pikler: Hypothesenfreie Theorie der Gegenfarben. Schriften 
zur Anpassungstheorie des Empfindungsvorganges. H. 1. Barth, Leipzig. 1919. 

*621) Rönne: Über Quadrantenhemianopsie und die Lage der Makula- 
fasern in der okzipitalen Sehbahn. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 63. S. 358. 

*622) Wölfflin: Weitere Untersuchungen über das Wesen des Fern 
sinnes. Zeitschr. f. Physio]. d. Sinnesorgane. 50. S. 811. 


Bartels (609) weist darauf hin, dass der Name Purkinjesche A der- 
(nicht Aderhaut-) figur nicht berechtigt ist.. Wenigstens erwähnt H. Müller, 
dass bereits Steinbuch 1811 den Gefiissbaum der Netzhaut entoptisch wabr- 
genommen und beschrieben hat. 


Dietz (611) bespricht den Einfluss der Farbe, der Grösse und der 
Helligkeit eines Kontrastfeldes auf die Entwicklung farbiger Nach bilder. 
Die bis jetzt bekannten Farbensinntheorien seien nicht imstande, die farbigen 
Nachbilderscheinungen zu erklären. Leider lässt die kurze Mitteilung keine 
genaue Wiedergabe der eigenen Experimente D’s. zu. -Weve. 


Hess’ (613) neue Untersuchungen über Lichtreaktionen bei 
Raupen ergaben,. dass auch diese das für totale Farbenblindheit charak- 
- teristische Verhalten zeigen. Dabei fand H. eine neue Lichtreaktion bei jungen 
Raupen, die darin besteht, dass bei Verdunkelung die Räupchen Kopf und 
Vorderkérper stark in die Höhe heben und wie suchend hin- und herbewegen. 
Die Tiere reagieren hierbei nicht so stark, wie andere von H. untersuchte 
Wirbellose, aber immerhin sind die Unterschiede klein genug, um auch mit 
Hilfe dieser Reaktion über die relativen Reizwerte verschieden farbiger Lichter 
Aufschluss zu erhalten. — Höchst interessant sind weiterhin die Befunde 
über das Verhalten der Raupen gegenüber ultravioletten Strahlen: sie suchen 
das an ultravioletten Strahlen reiche Licht selbst dann auf, wenn es für uns 
sehr viel dunkler ist. Messend konnte H. feststellen, dass ein für unser 
Auge helles, aber an Ultraviolett nahezu freies Weiss auf die Augen der 
Raupen keine grössere Helligkeitswirkung besitzt, als ein für uns ziemlich 
dunkles, aber von seinen ultravioletten Strahlen nicht befreites Grau. Diese 
Bedeutung der ultravioletten Strahlen im Verein mit der von H. nachge- 
wiesenen starken Fluoreszenz der Augen ergibt die Irrigkeit der bisherigen 
Annahme, dass auf die Fazettenaugen nur diejenigen Strahlen wirken, 
welche den nervösen Empfangsapparat direkt erregen. Vielmehr können auf 
diese Weise auch kurzwellige Strahlen wahrgenommen werden, welche unter 
einem Gesichtswinkel von im ganzen etwa 180° auftreffen. H. bespricht 
dann noch eingehend diese Verhältnisse im zusammengesetzten Arthropodenauge. 
bei dem ebenfalls z. B. dadurch wesentlich günstigere Bedingungen herbeigeführt 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 229 


werden, dass die Lichtfläche, welche Strablen zu den Rhabdomen sendet, 
durch Fluoreszenz vergrössert wird. In allen diesen Augen wird durch die 
Fluoreszenz eine wesentliche Vergrösserung des Gesichtsfeldes herbeigeführt. 
Nach den Hessschen Untersuchungen haben sich alle Angaben, auf welche 
Loeb seine Lehre von den tierischen Tropismen gründete, als unrichtig er- 
wiesen. H. zeigt dann noch an Beispielen, zu welchen Widersprüchen mit 
den Tatsachen diese Lehre führen muss, und weist schliesslich darauf hin, 
dass bei so vielen untereinander so verschiedenen Tierarten die Sehqualitäten 
der neugeborenen Tiere in allen Einzelheiten schon wesentlich gleiches Ver- 
halten zeigen, wie bei den ausgewachsenen. 

Hess (614) hat seine Untersuchungen auch auf den Heliotropismus 
der Pflanzen ausgedehnt und messende Beobachtungeu über seine 
Beziehungen zu den Lichtreaktionen der Tiere ausgeführt. Für die 
Lehre von den tierischen Tropismen bildete die Annahme einer Identität der 
tierischen und pflanzlichen Lichtreaktionen eine wesentliche Grundlage. So 
zeigt sich das Bestreben, Zusammengehöriges, wie den Lichtsinn beim Menschen 
und bei den Tieren als verschiedenartig zu trennen, andererseits die Unter- 
scbiede zwischen den Reaktionen der Pflanzen und der Tiere möglichst zu 
verwischen. Nachdem H. durch die Reihe seiner klassischen Untersuchungen 
bisher nachgewiesen hatte, dass bei allen Wirbellosen und ‚Fischen die Licht- 
reaktionen, so mannigfach verschieden sie im einzelnen sind, in ihrer Ab- 
hängigkeit von der Wellenlänge gleiches Verhalten zeigen wie die Hellig- 
keitsempfindungen beim totalfarbenblinden Menschen, zeigt er nunmehr, dass 
zwischen Tieren und Pflanzen durchgehend charakteristische Verschiedenheiten 
im Phototropismus bestehen. Während das Maximum für die Reaktion bei 
den Tieren in der Gegend des Gelbgrün bis Grün liegt, ist die phototrope 
Reaktion der Pflanzen hier fast ein Minimum; für sie liegt das Maximum 
der Wirkung viel weiter nach dem kurzwelligen Ende hin, nämlich im Blau 
bzw. Violett, bei 475—465 wu. Die Verschiedenheit zwischen Pflanzen und 
Tieren erstreckt sich auch auf. den ultravioletten Strahlenbereich: die Zurück- 
haltung des grössten Teiles der ultravioletten Strahlen wirkt auf die Pflanzen 
ähnlich, wie die Verminderung der sichtbaren Strahlen auf etwas weniger als 
die Hälfte, während z. B. bei jungen Raupen die Zurückhaltung der ultra- 
violetten Strahlen ungefähr so wirkt, wie Herabsetzung der Lichtstärke auf 
etwa 1/12—"/20 (unter gleichen Beobachtungs- und Beleuchtungsverhältnissen). 
(H. bediente sich bei seinen Untersuchungen sowohl des Spektrums, wie auch 
farbiger Glaslichter und farbiger Pigmentflächen. Er benutzte haupteächlich 
Keimlinge von Kresse, Raps und Senf.) 

Blees (610) benutzte den positiven Phototropismus von Daphnia 
zur Untersuchung der Frage nach Erlernung von Phototropismus. Er 
brachte dazu Daphnia pulex (positiv phototrop) in ein unter Wasser befind- 
liches horizontales Glasröhrchen von nur 5 mm Weite und bestimmte in 
zahlreichen Experimenten die Zeit, die zur Zurücklegung viner Strecke von 
10 cm benötigt war, und die Zahl der Anprallungen an die Wand, dabei die 
Richtung des Röhrchens gegen eine Lichtquelle in verschiedenen Versuchs- 
reihen bis um 180° variierend. Es stellte sich dabei heraus, dass die Tiere 
im Gegensatz zu der Loebschen Tropismenlehre schnell lernen, sogar in 
einer dem Lichte entgegengesetzten Richtung zu schwimmen. H. Weve. 

Filehne (612) betont, dass man im Dimmerungslichte im exzen- 
srischen Sehen die Haut auch bei normaler Temperatur und mittlerem Feuch- 


230 Bericht über dıe Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


tigkeitagehalte der Luft »dampfen« sehen könne. Notwendig ist hierzu nur 
ein bestimmter Adaptationszustand des Auges. In der Astronomie ist dieser 
subjektive Faktor bisher noch nicht genügend berücksichtigt worden. F. 
zeigt, wie z. B. bestimmte Erscheinungen an den Phasenbildern der Venus 
auf ähnliche Weise ihre einfache Erklärung finden. 

Mit Rücksicht auf die widersprechenden Mitteilungen, die in der 
Literatur über die Wirkung des Strychnins auf die Dunkelad- 
aptation gemacht wurden, hat Löwenstein-Brill (618) von neuem Unter- 
suchungen vorgenommen, bei welchen vor allem Wert darauf gelegt wurde, 
jeden suggestiven Einfluss auszuschalten. Es wurde daher an verschiedenen 
Tagen einmal Kochsalz, einmal Strychnin injiziert, wobei die Lösungen dem 
Untersucher übergeben wurden, ohne dass dieser vom Inhalt Kenntnis hatte. 
Zuvor war an zwei Tagen die Adaptationskurve obne Injektion aufgenommen 
worden, um eine Kontrolle über die Zuverlässigkeit der Angaben der Ver- 
suchspersonen zu erhalten. Es ergab sich, dass subkutane Injektionen von 
3 mg Strychnin. nitricum bei einem Intervall von 25—30 Minuten zwischen 
Injektion und Beginn des Dunkelaufenthaltes keinerlei Einfluss auf die 
Dunkeladaptation des normalen Auges hatten. Auch eine Dosis von 5 mg 
blieb wirkungslos. Die gleiche Dosis wurde bei Personen mit herabgeseiztem 
Lichtsinne angewendet. Wieder blieb Kurve und Endwert der Adaptation 
unbeeinflusst, mochte der Zeitraum zwischen Versuchsbeginn und Injektion 
30 Minuten oder bis 5 Stunden betragen. 

Über besondere Funktionen der roten Strahlen brinet 
Henning (615) eine Anzahl von Beobachtungen, welche im wesentlichen 
das Problem der bekannten scheinbaren Vergrösserung von Sonne und Mond 
am Horizont betreffen. H. stellt zunächst fest, dass sich auch Gegenstände 
am Horizont vor und neben der untergehenden Sonne ungeheuerlich ver- 
grössern, dass man.z. B. von Wäldern, die sonst eben als Strich am Horizont 
sichtbar sind, vor der Sonnenscheibe die einzelnen Bäume mit Zweigen wahr- 
nimmt, so klar, als ob sie hundertmal näher stünden. Das Entscheidende 
sind dabei die langwelligen Strahlen, denn H. konnte zeigen, dass die Er- 
scheinung mit Auslöschung der langwelligen Strahlen (Blaufilter, auch rauch- 
graue Gläser) verschwindet, dagegen bei Auslöschung der kurzwelligen Strahlen 
bestehen bleibt. Es handelt sich dabei um eine ähnliche Erscheinung, wie 
beim Photographieren einer nebligen Landschaft, bei welcher durch ein Blau- 
- filter überhaupt kein Bild zustande kommt infolge der weitgehenden Dispersion 
des Lichtes, während bei einem Rotfilter Einzelheiten in der Landschaft auf 
die Platte kommen, welche mit blossem Auge nicht mehr gesehen werden. 
H. möchte auch den roten und gelben Ölkugeln in der Netzhaut der Zug- 
vögel eine ähnliche Bedeutung beimessen. Die Befunde schlagen endlich in 
den Bereich des Aubert-Försterschen Phänomens (auf einer nahen Scheibe 
werden Buchstaben oder Ziffern mit einem grösseren Teil der Netzhaut er- 
kannt, als proportional vergrösserte Buchstaben auf einer entsprechend ferneren 
Scheibe Bei gleich grossem Netzhautbild und Gesichtswinkel erkennt man 
also peripherwärts mehr von den nahe befindlichen Zeichen, als von den 
ferner befindlichen, welch letztere scheinbar viel grösser sind). Neben diesem 
Hauptfaktor der scheinbaren Vergrösserung kommen noch (ähnlich wie beim 
Tiefensehen) sekundäre Momente in Betracht, welche nur kleinere Effekte 
hervorzurufen imstande sind. Sie werden von H. ebenfalls einer Analyse 
unterzogen, auf die hier im einzelnen einzugehen zu weit fübren würde. 


VII. Physiologie und Pathologie des Gesichtssinnes. 231 


Picklers Anpassungstheorie des Empfindungsvorganges 
wird mit threm Neuartigen viele angezogen haben. P. hat sie nunmehr (620) 
weiter ausgebaut, unterwirft in einer besonderen Monographie die Herin gsche 
Theorie der Gegenfarben einer eingehenden Kritik von seinem Standpunkt 
aus und gibt statt dessen eine neue hypothesenfreie (?) Theorie. Mit der 
Anschauung, dass das Seben von Weiss und Schwarz, Gelb und Blau, Rot 
und Grün gegensätzlichen somatischen Vorgängen entspringt, ist auch P. 
einverstanden, nicht aber mit der Annahme, dass es sich hierbei um assimila- 
torische und dissimilatorische Vorgänge handelt, denn letztere, meint P., wider- 
spreche psychologischen Tatsachen. Nach Hering ist z. B. Dunkel ein zum 
Hell gegensätzliches ihm gleichwertiges Positives. Nach P. ist diese Ansicht 
nur zum Teil richtig, das Dunkel ist sowohl ein dem Hell gegensätzliches 
Positives, als auch ein vollkommen (bei Grau teilweise) fehlendes Hell. Dem- 
entsprechend setzt P. an Stelle der Heringschen Zwei-Vorgänge-Theorie eine 
Ein-Vorgangs-Theorie, die hier so angedeutet werden soll, dass er in dem 
psychischen Geschehen einen mittleren Normalpunkt (eine Angepasstheit an 
eine mittlere Lichtmenge) annimmt, wobei der Abnahme der Entfernung zum 
einen Pol (z. B. zum Schwarz) zugleich eine Zunahme der Entfernung vom 
anderen Pol (Weiss) bedeutet. In diesem Sinne erklärt P. im einzelnen 
Simultankontrast und Sukzessivkontrast für tonfreie und bunte Farben. Seine 
Theorie von den bunten Farben mutet dem Ophthalmologen zunächst fremd- 
artig an: P. fasst Rot, Rotgelb und Gelb (die »warmen« Farben) als Schwarz- 
überwindung, Grün, Grünblau und Blau (die »kalten« Farben) als Weissüber- 
windung im Sinne seiner Anpassungstheorie auf, deren Grundzüge hier als 
bekannt vorausgesetzt werden müssen. Er nähert sich, wie man sieht, bier 
wieder dem Goetheschen Gedankengange. Die Farbenblindheit endlich be- 
trachtet P. als einen rein psychologischen Defekt, als mangelhafte, lässige 
Überwindungsfähigkeit der Reize. Hier wird aber das Vorkommen der ein- ` 
seitigen Farbenschwäche und überhaupt die Abhängigkeit der Farbenempfin- 
dung von der Reizleitung und der Netzhauterregung (erworbene Farbenblind- 
beit!) nicht mehr berücksichtigt, und so verliert dieser Teil der Schrift erheb- 
lich an dem Interesse, welches man sonst den Ausführungen P. mit Recht 
entgegenbringt. 

Igersheimer (616) wendet sich gegen die kürzlichen Ausführungen 
van der Hoeves, der den Satz Is, dass jede Leitungsunterbrechung 
oder schwere Störung eines Faserbündels im Sehnerven sich in die 
Aussenwelt als ein vom blinden Fleck ausgehendes zentrales 
Skotom projiziert, für theoretisch und praktisch unhaltbar hielt. Dass auch 
Leitungsunterbrechungen im Sehnerven mit Skotomen ohne Zusammenhang 
mit dem blinden Fleck beobachtet worden sind, sei eben die Folge der bisher . 
nicht genügend feinen Untersuchungsmethoden. Was die anatomische Aus- 
breitung der Nervenfasern anbetrifft, so hat auch I. niemals angenommen, 
dass eine Nervenfaser mit verschiedenen Elementen der Retina in Verbindung 
steht, vielmehr stets nur von Nervenfaserbündel gesprochen bzw. an sie ge- 
dacht. 

Rönne (621) kommt auf Grund seiner Beobachtungen, dass der 
„nasale Sprung“ im Gesichtsfeld sich auch noch bei Herden hinter dem 
Chiasma findet und auf Grund der weiteren Tatsache, dass auch bei Okzipital- 
herden so häufig Quadrantenhemianopsie mit horizontaler Begrenzung vor- 
kommen zu der beachtenswerten Annahme, dass hinsichtlich der Lokali- 


232 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


sation im Rindenzentrum die Makulafasern in -der Mitte liegen und zu 
ihren beiden Seiten die beiden (obere und untere) Gesichtsfeldquadranten ge- 
lagert sind, dass also diese beiden durch die Makulafasern getrennt werden. 
Die Ausführungen R.s sind durch mehrfache Gesichtsfelder mit entsprechen- 
den Ausfällen belegt. 


Da das Vorkommen einer Amblyopia ex Anopsia von manchen 


Seiten noch immer bestritten wird, hat Kleiber (617) in einer Dissertation 
aus der Literatur diejenigen Beobachtungen zusammengestellt, bei denen eine 
nachträgliche Verschlechterung des Sehvermögens, im Sinne einer Entwicke- 
lung einer Amblyopie beobachtet worden ist. Die Veranlassung zur Zu- 
sammenstellung boten zwei Fälle, bei denen Leute, deren eines Auge schielte 
und amblyopisch war, ihr besseres Auge durch einen Unfall verloren. Bei 
dem einen Falle konnte, obwohl der Patient ein Jahr lang nur auf das 
amblyopische Schielauge angewiesen war, eine Besserung der Sehschärfe nicht 
gefunden werden, in dem anderen trat nach operativer Geradestellung des 
Auges (es hatte ein Lähmungsschielen bestanden) eine deutliche Besserung 
der Sehschärfe ein, die wieder einer Verschlechterung wich, als das Auge 
später in Schielstellung zurückfiel. 


Die Störungen des optischen. Suchaktes hat Pfeiffer (619) 
nach einer Versuchsanordnung, ähnlich wie Poppelreuter, bestimmt (aus 
einer Anzahl ausgebreiteter Objekte wie Zahlen, Buchstaben, Dreiecke, Kreuze 
usw. wird ein gewünschtes herausgesucht und die Zeit gemessen). Die für 
Gesunde notwendige Zeit schwankte zwischen 40 und 150 Sekunden, längere 
Suchzeiten waren Ausnahmen. Bei Hirnverletzten zeigte sich die Suchzeit 
durchgängig verlängert, auch dann, wenn das optische Zentrum nicht beteiligt 
war, wie z. B. bei Stirnhirnverletzungen. Verf. weist mit Recht darauf hin, 
dass schon Mangel an Konzentrationsfähigkeit, affektive Störungen und 
Willensschwäche genügen, um den Suchakt erheblich zu stören. Wahrschein- 
lich kommen als Ursache für die psychische Einbusse in erster Linie 
Störungen der (tefässreflexe in Betracht. 


Über das Wesen des Fernsinnes der Blinden hat Wölfflin 
(622) in Ergänzung zu seinen früheren Untersuchungen (1908) weitere Be- 
obachtungen angestellt. Bei Blinden mit gutem Ferngefühl ist dies zweifellos 
gesteigert, wenn die Fläche des betreffenden Gegenstandes vergrössert wird, 
doch hat sich keine bestimmte Bezielfung zwischen beiden Grössen auffinden 


lassen. Mit der Dickenzunahme der Gegenstände stieg das Ferngefühl nur 


unwesentlich, so dass man hier also kaum ein Abhängigkeitsverhältnis auf- 
finden kann. Das Material spielt dabei eine grosse Rolle. Holz wurde z. B. 
früher gespürt, als Eisen; ganz leichte Gegenstände, wie leinene oder seidene 
Tücher wurden nur ganz schwach wahrgenommen. Wurde eine doppelte 
Leinenmaske unı den Kopf des Blinden gebunden, so sank die Empfindlich- 
keit erheblich. Schliesslich sei noch bemerkt, dass die Fernempfindung dann 
am frühesten angegeben wurde, wenn die Oberfläche des Hindernisses zur 
Fläche des oberen Teiles der Stirne sich möglichst parallel befand. Was 
die Erklärung des Fernsinnes anbetrifft, so äussert sich Wölfflin noch 
zurückhaltend. Der Drucksinn könne schon wegen der Dauer der Wahr- 
nehmung nicht in Frage kommen. Hinsichtlich des Temperatursinnes könnte 
es sich nur um die Wärmestrahlung, nicht um die Wärmeleitung handeln. 
Aber gegen sie spricht, dass z. B. Eisen nicht so gut als Holz wahrgenommen 


ee, "a 


VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 233 


wird, auch dass der Blinde z. B. bei Annäherung an einen Ofen zuerst das 
Ferngefühl und dann die Wärmestrahlung spürt. Somit sei der Gedanke 
nicht fernliegend, dass es sich beim Fernsinne doch um bestimmte, noch nicht 
näher bekannte Strahlungen handeln könne, die von der Oberfläche der 
Gegenstände ausgehen. 


VIII. Physiologie und Pathologie der Akkommodation und Refraktion. 
Ref.: Köllner. 


*623) Farid Bey: Beitrag zum a des Visus bei Astigmatismus. 
Zeitschr. f. Augenheilk. 42. S. 55. 


*624) Hanssen: Beitrag zur Histologie des myopischen Auges, insbe- 
sondere zur Lückenbildung in der Retina und zur Entstehung der Netzhaut- 
ablösung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Sept. S. 295. 


*625) Lundsgaard, K.K.K.: Ein Fall von transitorischer Refraktions- 
abnalıme bei Diabetes mellitus mit Blutzuckeruntersuchung. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Sept. S. 356. 


*626) Lundsgaard, K. K. K.: Transitorische Refraktionszunahme. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Sept. S. 849. 


*627) Simon, Paul: Refraktion und Kriegsbrauchbarkeit. Zeitschr. f. 
Augenheilk. 42. S. 64 und Dissert. Berlin. 


B, Hanssen (624) teilt den mikroskopischen Befund an 8 Fällen 
mit Myopie ausführlich mit. Masse über Achsenlänge und Skleradicke 
waren nicht erhoben worden; auch der Grad der Myopie konnte nicht immer 
genau bestimmt werden, ‘da es sich oft um bereits schwerkranke Patienten 
handelte. In der Mehrzahl der Fälle hatte der Ziliarkörper die typisch-myo- 
pische Form mit Dehnung seiner Insertion am Schlemmschen Kanal. Die 
Sklera war im hinteren Abschnitt verdünnt und gedehnt, wie sich durch 
vergleichende Dickenmasse und durch das Abrücken der Makula vom Seh- 
nerveneintritt sowie durch die Erweiterung des Intervaginalraumes feststellen 
liess. Die Erfeiterung betraf oft mehr die nasale Seite. Bei einem Falle 
mit Konus nach unten lag auch die Erweiterung des Intervaginalraumes 
nach unten, so wie es auch sonst (Salzmann, Elschnig u. a.) beschrieben 
worden ist. Die Veränderungen am Sehnerv, die Erweiterung des Glashaut- 
loches, die Verschiebung der Augenhäute gegeneinander usw. sind in den 
einzelnen Fällen genauer beschrieben. Entzündliche Erscheinungen liessen 
sich niemals nachweisen. Bemerkenswert ist, dass sich in 6 Fällen Ein- 
lagerungen von gliösem Gewebe und Nervenfasern zwischen Sklera und 
Chorioidea in Kissenform fanden, dreimal mit besonderer muldenförmiger 
Ektasie der Sklera. Viermal handelte es sich um ausgesprochene Einlagerungen 
rudimentärer Netzhautanlage in Taschenform, zweimal um Einlagerungen in 
Form einer dünnen Schicht gliösen Gewebes, offenbar ausgehend vom inter- 
mediären Gewebe zwischen Netzhaut und Aderhaut bzw. Sklera zu beiden 
Seiten der Papille. Derartige Veränderungen sind ebenfalls in letzter Zeit 
mehrfach beschrieben worden. Über die Netzhautveränderungen wird an 
anderer Stelle berichtet werden. 


\ 


234 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Eine transitorische Myopie, die gleichsam anfallsweise auftritt, 
bei sonst scheinbar gesunden Personen, konnte Lundsgaard (626) innerhalb 
relativ kurzer Zeit in 5 Fällen beobachten, nachdem er diese in der Literatur 
selten mitgeteilte Störung bereits früher einmal demonstriert hatte. Irgend 
‚eine der häufigeren Ursachen (Diabetes, Ikterus, Flüssigkeitsverlust usw.) liess 
sich nicht nachweisen. Nur in einem Fall war der Blutzuckergehalt erhöht, 
in einem anderen auch dieser normal. Was die Ursache anbetrifft, so kann 
bei der Stärke der beobachteten Refraktionszunahme (mehrere Dioptrien) eine 
Erhöhung des Kammerwasserindex sowie eine Linsenverschiebung nicht in 
Frage kommen. Einen Akkommodationskrampf hält L. für ausgeschlossen 
(es wurde allerdings kein Fall nach Atropinisierung untersucht), eine Zu- 
nahme der Hornhautkrümmung war auch unwahrscheinlich (eine Messung 
wurde nicht vorgenommen); so kommt L. per exclusionem zu dem Schluss, 
dass die Ursache in einer Veränderung der Linse zu suchen ist, über deren 
Art nichts Näheres bekannt ist. 

In einem Falle transitorischer J bei Diabetes 
hat Lundsgaard (625) regelmässig den Blutzuckergehalt bestimmen lassen. 
Dieser schwankte in der Tat, aber die Schwankungen standen in gar keinen 
Verhältnis zu der Hypermetropie. Demnach ist es so gut wie ausgeschlossen, 
dass als Ursache Zuckeranhäufungen in den Flüssigkeiten des Auges in Frage 
kommen. L. hält es für wahrscheinlich, dass die Ursache der transitorischen 
Refraktionsabnahme in einer verminderten Krümmung der Linsenvorderfläche 
zu suchen ist, wofür auch die dabei beobachtete Abflachung der Vorder- 
kammer sprechen würde. Derartige Änderungen der Krümmung könnten 
auf veränderter Spannung der Linsenfasern beruhen, die plötzlich auftreten 
können. L. empfiehlt derartige Fälle in Zukunft mit Hilfe der Punktskia- 
skopie zu nntersuchen, 

Farid Bey (623) hat Untersuchungen darüber vorgenommen, in welchen 
Umfange die Sehschärfe sich nach Korrektion eines Astigmatis- 
mus unter dem Einflusse des Korrektionsglases verbessert. Seine Ergebnisse 
sind in Tabellenform wiedergegeben. Als Regel kann gelten, dass sich in 
den meisten Fällen die Zunahme des Visus erst im Laufe von Jahren ein- 
stellt, eine Besserung, welche bekanntlich auch dann eintreten kann, wenn 
die Korrektion des Astigmatismus anfänglich keine nennenswerte Hebung 
der Sehschärfe bedingt. 

Simon (627) hat auf der Augenstation eines Feldlazaretts bei A. Gut- 
mann Untersuchungen über den Einfluss der Refraktion auf die 
Kriegsbrauchbarkeit vorgenommen und sich über die Verwendbarkeit 
der Untersuchten nachträglich von den Truppenärzten Auskunft geholt. S. 
weist darauf hin, wie unzweckmässig es ist, anfänglich die guten Leute aus- 
zusuchen und erst später mit den Anforderungen herunterzugehen. Um eine 
Minimalgrenze für das Sehvermögen mit Korrektion aufzustellen, kommt S. 
zu der Ansicht, dass in der vordersten Linie unter gewissen Einschränkungen 
(nicht als Posten oder zu Patrouillen zu verwenden) Leute, die nicht weniger 
als !/s Sehschärfe auf dem rechten und 1/4 Sehschärfe auf dem linken Auge 
sehen, Verwendung finden können. Für Armierungssoldaten unmittelbar 
hinter der Front möchte S. als unterste zulässige Grenze des Sehvermögen: 
1/g bezeichnen. S. bringt dann speziellere Angaben über die Verwendbarkeit 
der einzelnen Truppengattungen nach einer Aufstellung, die Gutmann 
eingereicht hatte. Sie im einzelnen hier wiederzugeben, würde zu weit führen. 


IX. Physiologie and Pathologie der Augenbewegungen. 235 


Von Interesse sind ausser der Zusammenstellung der deutscheu Literatur auch 
noch die Angaben über die Anforderungen der englischen Armee. 


"IX. Physiologie und Pathologie der Augenbewegungen. 
Ref.: Köllner. 


*628) Apel: Nystagmus und Kopfwackeln. Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk. 
Bd. 63. S. 565. | 

*629) Bergmeister: Uber Augenmuskellähmungen in der frühen Sekun- 
därperiode der Syphilis. Zeitschr. f. Augenheilk. 42. S. 22. 

*630) Boehmig: Über Abduzenslähmung nach Grippe. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Dez. S. 741. 

*631) J. G. Dusser de Barenne en A. de Kleyn: Proeven over den 
invloed der groote herzenen op de calorische en de draainystagmus. Voor- 
loopige mededeeiling: Amsterd. Neurologenvereeniging. Verg. 19. Dec. 1918. Nederl. 
T. v. G. 1919. I Nr. 25. (Experimentelles über den Einfluss des Grosshirns 
auf den kalorischen und den Drehnystagmus. Vorläufige Mitteilung.) 

632) Kestenbaum: Akkommodationsparese mit äusseren Augenmuskel- 
störungen. Ophthalm. Ges. in Wien. März 1919. 

*633) R. Magnus en A. de Kleyn: Labyrinthreflexen en kleine herzenen. 
(Labyrinthreflexe und Kleinhirn). Geneotschap ter Bevordering van Natuur, 
Genees en Heelkunde te Amsterdam. Nederl. T. v. G. II Nr. 20. 1919. 

*634) F.H. Quix: Metingen en beschouwingen over de Otolithenfunctie. 
(Messungen und Betrachtungen über die Utholithenfunktion.) Nederl. Tyd- 
schrift. voor Geneeskunde 1919. I. Nr. 12. 


Über die Beziehungen zwischen Nystagmusund Kopfwackeln 
spricht A pel (628) auf Grund einer eigenen Beobachtung und der bisherigen 
Literatur. A. fand bei einem Patienten, dass das Zusammentreffen der beiden 
Symptome familiär anfgetreten war. Das Kopfwackeln findet sich bekannt- 
lich nicht in allen Fällen von hereditärem Nystagmus, und so nimmt A. an, 
dass es sich um zwei koordinierte Erscheinungen handelt, welche vermutlich 
auf ein- und dieselbe Ursache zurückzuführen sind. Wenn es sich, wie 
wahrscheinlich, um eine Variation im Keimplasma handelt, so — folgert A. 
weiter — muss das Substrat der Vererbung erst zu suchen sein in der febler- 
haften Anlage eines Organteiles, welcher Augen- und Kopfbewegungen regu- 
liert. Vergleicht man den bereditären Nystagmus nun mit den übrigen Ny- 
stagmusformen, so ergibt sich als Unterschied, dass bei ersterem das Bestehen 
einer Refraktionsanomalie keine notwendige Voraussetzung ist. Andererseits 
ist bei den mit derartigen angeborenen Fehlern einhergehenden Nystagmus- 
formen niemals Kopfwackeln beobachtet. So nimmt denn A. zwischen beiden 
eine Wesensverschiedenheit an. Dagegen kommt Kopfwackeln vor bei dem 
Nystagmus bei Friedreichscher Ataxie, bei der kongenitalen Myoklonie, 
sowie bei der Wilsonschen Krankheit, die ebenfalls familiär auftreten 
können, sowie bei dem Nystagmus der Bergleute. : A. kommt auf Grund 
dieser klinischen Daten zu der Überlegung, dass der hereditäre Nystagmus 
als eine defekte Anlage im Bereiche des Vestibularapparates aufzufassen ist. 

Quix (634) weist im Anschluss an Ausführungen über Lage und 
Funktion der Otolithen bei verschiedenen Saugern darauf hin, 


236 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


dass die abnorme Augenstellung bei Kaninchen, denen das Labyrinth 
einseitig exstirpiert worden ist, nicht wie die Kopfhaltung direk t durch die 
Sakkulusfunktion des erhaltenen Ohres erklärt werden kann. Nach früheren 
Beobachtungen des Autors sollen die abnormen Augenstellungen &ielmehr 
reflektorisch hervorgerufen werden durch die Kontraktion der Nackenmuskeln, 
vielleicht seien auch die von den benutzten Gelenken ausgehenden Reflexe 
im Spiele. Die von Winkler genau beschriebene Kopfhaltung beim Kaninchen, 
dem einseitig das Labyrinth exstirpiert wurde, bat grosse Ähnlichkeit mit 
der Kopfbaltung von Patienten mit Caput obstipum congenitum. Bei einem 
solchen Patienten zeigte Q., dass das statische Organ einseitig nicht reiz- 
bar war. Weitere Untersuchungen in dieser Richtung könnten den Nach- 
weis liefern, dass die Kontraktion des Sternokleido-mastoideus reflektorisch 
ausgelöst sei vom Sakkulus-Otholit des gekreuzten statischen Organs. 
Were. 

Nach Abtragungeiner Grosshirnhemisphäre konnten Dusser de Barenne 
und De Kleyn (631) keinen eindeutigen Einfluss der Grosshirn- 
hemisphären auf die vestibulären Augenreflexe nachweisen. So- 
wohl Drehnystagmus als kalorischer Nystagmus wurden bei ihren Versuchs- 
tieren untersucht. Kritik der Angaben Bauers und Leidlers, deren 
Resultate (Überwiegen des rechtsseitigen Drehnystagmus nach Abtragung der 
` linken Hemisphäre) vermutlich als Reizungserscheinungen von der Wund- 
fläche aus zu betrachten seien oder auch als Folgen von Nebenschädigungen. 

| Weve. 

Magnus und de Kleyn (633) untersuchten experimentell bei 
Katzen und Kaninchen sämtliche Labyrinthreflexe, die durch 
Bewegung oder Kopfhaltung ausgelöst werden, mit Ausnahme 
der Reaktionen durch Progressivbewegungen. Die Lage der in Frage kommen- 
den Zentra konnte in den Hirnstamm lokalisiert werden. Dabei stellte sich 
heraus, dass sämtliche Reflexe nach Exstirpation des Kleinhirns. unverändert 
fortbestehen. Die Präparate der entscheidenden Versuche wurden von Prof. 
Winkler in Serienschnitten kontrolliert. Were. 

Kestenbaum (632) lenkt die Aufmerksamkeit auf das während der 
Grippezeit häufige Vorkommen der Akkommodationsparese mit Augen- 
muskelparesen. Er konnte in 14 Tagen 5 Fälle beobachten (meist 
Rectus-superior-parese). Eine fieberhafte Erkrankung war in keinem Falle 
vorhergegangen. Der Verlauf war im allgemeinen günstig. 

Einen Fall von Abduzenslähmung nach Grippe teilt auch 
Boehmig (630) aus der Leipziger Univ.-Augenklinik mit. Bei einem 19- 
jährigen Manne trat 2 Tage nach Aufhören des Fiebers bei einem leichteren 
Grippeanfall eine rechtsseitige Abduzenslahmung auf. Bemerkenswert war die 
ausserordentlich kurze Dauer der Lähmung, die nur in zwei kurz aufeinander- 
folgenden Anfällen von 10 bzw. 14 Stunden Dauer sich bemerkbar machte. 

Bergmeister (629) bringt einen klinischen Beitrag zu den Augen- 
muskellähmungen im frühen Sekundärstadium der Lues. Bei 
einem 33jährigen Manne war 3 Monate nach der Infektion eine linksseitige 
Abduzenslähmung sowie. eine Neuritis nerv. opt. aufgetreten, während noch 
ein disseminiertes makuléses Syphilid bestand. B. bespricht dann ausführlich 
die bisher mitgeteilten Fälle. Er betont die Möglichkeit der Untersuchung 
des Lumbalpunktates, zumal die neueren Untersuchungen ergeben haben (Lang), 
dass bereits im frühen Sekundärstadium nahezu jeder Fall gewissermassen 


X. Lider. 237 


eine luetische Meningitis durchmacht, wenn diese auch ohne klinische Symptome 
verlaufen kann. Ob die Früh-Augenmuskellähmungen seit der Salvarsan- 
therapie häufiger auftreten, ist noch sehr zweifelhaft, jedenfalls lauten die 
Ansichten in der Literatur darüber wi:lersprechend. Ebenso gehen die An- 
sichten noch auseinander, ob es sich um periphere oder um eine Kernlahmung 
handelt. B. denkt dabei an die Möglichkeit mit Hilfe des vestibulären Ny- 
stagmus hier Aufklärung zu schaffen. Gewisse Hirnteile sind deswegen be- 
sonders disponiert, weil sie von grossen I,ymphräumen umgeben sind. Das 
gilt beispielsweise von den grossen Lymphzisternen am Chiasma und in der 
Gegend des interpedunkulären Raumes. Die häufige Erkrankung des Optikus 
sei schon durch die mechanischen Strömungsverhältnisse gegeben, da der Ab- 
fluss des Liquor cerebrospinalis vorzüglich in die Lymphhahnen des Optikus 
und Akustikus erfolge. 


X. Lider. 
Ref.: Schlippe. 


*635) Ascher: Blepharochalasis mit Struma und Schleimbautdaplikatur 
der Oberlippe. Deutsche med. Wochenschr. 1919. Nr. 50. S. 1400. 

* 636) Esser: Uber eine gestielte Überpflanzung eines senkrecht ange- 
legten Keiles aus dem oberen Augenlid in das gleichscitige Unterlid und 
umgekehrt. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 379. 

*637) Fuchs, A.: Über geteilte Nävi der Augenlider. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 678. . 

*638) Johnsen: Der plastische Ersatz der Nase und des Auges. Beitr. 
zur klin. Chir. 1919. Nr. 2. S. 324. 

*639) Lichtenstein: Primäre Diphtherie der Lidhaut mit postdiphtheri- 
‘tischer Lähmung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 684. 

*640) Lindner: Fälle von Lidplastik mit Darchtrennung des äusseren 
Lidbandes. Ophthalm. Ges. Wien. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 758. 

- 641) Meyer: Ein neues Verfahren der Augenlidplastik. Zentralbl. f. 
Chir. 1919. S. 958. 

*642) Reuter: Beitrag zur Kenntnis des isolierten Auftretens vom 
Phthirias inguinalis am Augenlid. Wochenschr. f. Therap. u. Hygiene des Auges. 
Bd. 23. 8. 13. | 


Zum Ausgleich von Unterliddefekten kann man sehr gut Stücke aus 
dem ödematös geschwollenen Oberlid verwenden, um so mehr als durch das 
Ödem in der Regel eine Erschlaffung und Vergrösserung des Lides resultiert, 
die zu einem Überschuss an Haut führt. Die Technik des neuen Über- 
pflanzungsverfahrens Essers (636) ist folgende: Aus dem Oberlid wird 
ein dreieckiger Keil mit seitlichem Stiel herausgeschnitten; der Keil muss 
wegen der Beweglichkeit nahe der Oberlidmitte liegen, ausserdem muss die 
- den Keil speisende Arterie mit verpflanzt werden. — Der Oberliddefekt muss 
vernäht sein, erst dann darf man den Schnitt im Unterlid anlegen. Will 
man Unterlidreste vergrössern, so genügt ein senkrechter Schnitt durch das 
Unterlid, sollen gleichzeitig Narben oder Geschwülste beseitigt werden, so 
muss man ein gleichschenkliges Dreieck ausschneiden, der Keil aus dem 
Oberlid wird um 180° gedreht in die Unterlidwunde gelegt und vernäht, der 


238 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Stiel wird erst nach 3 Wochen durchtrennt. Das Verfahren kann natürlich 
vom Unter- auf das Oberlid angewendet werden. Das Resultat der oft aus- 
geführten Operation war immer sehr günstig. 

Fuchs (637) berichtet über 6 Fälle von geteilten Nävi der Augen- 
lider. Charakteristisch ist, dass ein Teil der Geschwulst am Ober-, der 
andere am Unterlid sitzt und bei geschlossenem Lid die Geschwulst als ein 
einheitliches Ganzes erscheint. Die Geschwulst kann auch im Augenwinkel 
ein gemeinsames Verbindungsstück haben. Die Grenzen der meist angeborenen 
Geschwulst sind scharf. Die Haut ist verdickt und pigmentiert. Letzteres 
am stärksten im Lidrand. Die Pigmentierung kann auf die Coni. tarsi über- 
greifen. Die Anlagen zu diesen Navi muss schon in dem 3.—6. Fotalmonat 
vorhanden sein, da zu dieser Zeit die Lider noch verwachsen sind. Bei 
dieser Annahme ist auch Unnas Ansicht, dass die Geschwulst ein Epithel- 
abkömmling sei, erklärt. 

Die Hautdipbtherie ist viel häufiger als man annimmt (Laudé: Ergeb. 
d, inn. Med.). Die Kranken mit Hautdiphtherie sind oft gefäbrliche Bazillen- 
träger. Lichtenstein (639) beobachtete folgenden Fall von primärer 
Lidhautdiphtherie: Grosses Geschwür am Oberlid vom Lidrand bis zur 
Augenbraue reichend, mit grau weissen Membranen auf Grund des Geschwiars. 
Unterlidrand ebenfalls mit Membranen bedeckt. Bindehaut, Cornea o. B. — 
Abstrich = Diphtherie +. Therapie: Intramuskulär und Intravenös Diphtherie- 
serum. Auf Lidgeschwür Umschläge mit Diphtherieserum. Rasche günstige 
Heilung in 28 Tagen. — Fast 6 Wochen später schwere Nervenerscheinungen 
an Beinen und Armen, Nackenschwiiche. Oberlid gut, Pupillen, Augenbe- 
wegungen normal. Heilung der Nervenstörung in 2 Monaten. 

Lindner (640) berichtet über günstige Erfolge von Lidplastik, 
die er dadurch erzielte, dass er zuerst. das äussere Lidband durchtrennte. Durch 
diese Lockerung war es ihm möglich die Lidwundränder gut zu vereinigen 
und Heilung ohne Narbenbildung zu erzielen. Als Nahtmaterial benutzt L. 
Rosshaare. 

Reuter (642) berichtet über 2 Fälle von Phthirius inguinalis 
am Augenlid, die er bei einem Fräulein und dessen Neffen beobachtete. 
Die Therapie bestand in Entfernung der Läuse, Einstreichen von grauer 
Salbe. Die Infektion des Neffen war nur einseitig, sie war, wie aus der 
Anamnese hervorgeht, direkt von Auge zu Auge übertragen worden, Bei beiden 
Patienten waren die Augenbrauen frei. 

In mehreren Fällen bereits beobachtete Ascher (635) als Symptomen- 
komplex Blepharochalasis mit Struma und Schleimhautduplikatur 
der Oberlippe. Für nicht identisch mit der Blepharochalasis sieht A. die 
bei Morbus Basedowi beobachtete Vorwölbung des QOberlides an, eher hält 
er rezidivierende Ödeme für ihre Vorstufen. Das Zusammentreffen ist wohl 
kein zufälliges, sondern beruhe wahrscheinlich auf einer Sekretionsstörung der 
Schilddrüse. Filbry. 

Ein neues Verfahren der Augenlidplastik hat Meyer (641) 
in mehreren Fällen von völligem oder teilweisen Verlust des Unterlids mit . 
Erfolg angewandt. Er benutzt einen gestielten Lappen aus der Stirnhaut 
des gesunden Auges mit einem Teil der Augenbraue, welch letztere zum 
Wimpernbesatz des neu zu bildenden Lides dient. Der Stiel des Lappens 
liegt parallel der Augenbraue, die Spitze reicht bis über den äusseren Augen- 
winkel hinaus. Die Ernährung durch den sehr schmalen und um fast 18u° 


XI. Tränenorgane. 239 


gedrehten Stiel ist infolge der günstigen Blutzufuhr durch die Endäste der 
Art. angularis und dorsalis nasi eine ausreichende. Das Bett lässt sich durch 
Mobilisation primär vernähen. Die Basis des Lappens wird nach 10 Tagen 
durchtrennt und in den Rest des alten Bettes zuriickgebracht. Filbry. 
Verschiedene Methoden des plastischen Ersatzes der Nase und 
des Auges stellt Johnsen (438) zusammen, indem er nur Anregungen, 
nicht etwas Abschliessendes geben will. Zur Vergrösserung des Bindehaut- 
sackes, zur Rekonstruktion des Augenlides empfiehlt er Knorpelimplantationen, 
verwirft dagegen bei narbig verengter Konjunktivalhöhle das Einlegen von 
Steril-Stens nach Esser. Schliesslich gibt er mit Abbildungen und Schemen 
verschiedene Verfahren zur plastischen Deckung von Liddefekten bei gut 
erhaltenem Konjunktivalsack und mässig plattem Narbenrand durch herauf- 
geschobene mobilisierte Backenlappen oder durch einen gestielten Lappen aus 
der Stirnhaut an. Filbry. 


XI. Tränenorgane. 
Ref.: Schlippe. 


+643) Affolter: Die temporäre Resektion der Nasenscheidewand bei 
intranasalen Tränensackoperationen (intranasale Tränensackexstirpation), 
Internat. Zentralbl. f. Laryng. und Rhinol. 1919. Nr. 7. S. 157. 

*644) Fuchs: Funktionsstörung der Speichel- und Trinendrtisen. Ophth. 
Gesellsch. Wien. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63 S. 405. 

*645) Van Gaugelen: Die Grösse des Tränensacks. Zentralbl. f. Laryng. 
und Rhinol. 1919. S. 270. l 

*646) Kraupa: Über die Behandlung der Tränensackeiterung. Zeitschr. 
f. ärztl. Fortbildung. 1919. Nr. 21. S. 609. 

*647) Neitzert: Tränensack- und Tränendrüsenoperationen im Vereins- 
lazarett Univ.-Augenklinik zu Heidelberg. Dissertation Heidelberg 1919. 

*648) Stenzler: Über Tuberkulose der Tränendrüse. Dissertation Jena. 

*649) Zimmermann: Die Tränensackoperationen der Heidelberger 
Univ.-Angenklinik in den Jahren 1913—1915. Dissertation Heidelberg 1919. 


Fuchs (644) berichtet über folgenden Fall von Funktions- 
störung der Speichel- und Tränendrüse. 54 jührige Frau bemerkt 
seit 5 Jahren Trockenheit im Hals und Auge. Sie kann nicht weinen, kann 
keine Marken anfeuchten. Durch Lichtbad und nach Pilokarpineinspritzungen 
kann reichliches Schwitzen hervorgerufen werden. Die Speichelsekretion bleibt 
unbeeinflusst. Ursache der Erkrankung unbekannt; Wassermann negativ, 
vielleicht Störung der inneren Sekretion (rechtsseitige Struma?), vielleicht auch 
primäre Erkrankung der sicher in Beziehung zueinander stehenden Drüsen . 
(Mikuliczsche Krankheit). 

van Gaugelen (645) fand, dass die Formveränderungen des 
Tränensacks durch Einspritzen von feiner Baryumsulfatmixtur sehr gut 
dargestellt werden können, besonders wenn man die Aufnahmen in der von 
Rhese angegebenen Kopfhaltung macht. Die in der Diskussion von Rochat 
und Quix vorgebrachten Bedenken, dass man durch die Injektion den 
Tränensack künstlich erweitere, weist er als unberechtigt zurück. 

Neitzert (647) berichtet über die in den Jahren 1914—1919 an 
Verwundeten vorgenommenen Tränensack- und Tränendrüsenopera- 


4 


240 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


tionen. Die Entfernung des Tränensacks fand regelmässig in der von 
Seidel angegebenen Leitungsanästhesie statt. 


Stenzler (648) ergänzt die von Plitt bis zum Jahre 1905 gegebene 
Zusammenstellung über Tuberkulose der Tränendrüse und führt die 
Krankengeschichten von 2 selbst beobachteten Fällen an. Die Diagno* 
hängt. nicht vom Nachweis der TB-Bazillen ab, sondern vor allem davon, 
dass die mikroskopische Untersuchung tuberkulöse Erkrankung des Gewebes 
zeigt, die Tuberkulin Reaktion + ausfällt und Zeichen einer tuberkulösen 
Konstitution vorhanden sind. Bei dem 1. Fall ist bemerkenswert, dass die 
Sehkraft des Auges im Anschluss an die Exstirpation der Tränendrüse ver- 
loren ging durch retrobulbäre Blutung, die erst einige Stunden nach der 
Operation, bei der es selbst kaum blutete, auftrat. St. erwäbnt einen von 
Gifford beschriebenen Fall, bei dem aus gleichem Anlass die gleiche 
Störung entstand. 


Zimmermann (649) gibt eine genaue Übersicht über die in den 
Jahren 1913—1915 vorgenommenen Tränensackoperationen. Die 
Heidelberger Klinik steht auf dem Standpunkt, dass in jedem Fall von 
Tränensackeiterung die Exstirpation des Sackes vorzunehmen sei, weil sie 
allein eine wirkliche Heilung gewährleiste. Die Seidelsche Leitungsanästhesie 
bewährte sich auch in diesen Füllen. 


Als ein neues Verfahren intranasaler Tränensackexstirpation schlägt 
Affolter (643) die temporäre Resektion der Nasenscheidewanil 
bei intranasaler Tränensackoperation vor. Transseptal wird von 
der gesunden Seite her das Septum reseziert, wodurch der Spielraum grösser 
wird, der Tränensack übersichtlich frei liegt und leicht herausgelöst werden 
‘kann. Während der in I,okalanästhesie vorzunehmenden Operation wird ein 
Silberröhrchen im Tränenkanal gehalten. Schliesslich wid das Septum resti- 
tuiert und die abgelösten Schleimhautlappen werden durch Tamponade wieder 
auf ihm befestigt. Filbry. 


Die Behandlung der Trainetisackeiterung einschliesslich der 
neuen Methoden wird von Kraupa (646) systematisch und kritisch be- 
sprochen. Man unterscheide nicht mehr die chronische Dakryozystitis und 
die Phlegmone, sondern sei bestrebt, nach ätiologischen Momenten einzuteilen. 
Abgesehen von der charakteristischen, auf Atresie des Tränennasengangs be- 
ruhenden Tränensackeiterung der Neugeborenen und von-der traumatischen 
Form gehen die Tränensackeiterungen gewöhnlich entweder auf Bindehaut- 
leiden wie Trachom, Lupus, Diphtherie oder in der Mehrzahl auf Neben- 
höhlenempyeme zurück, welch letztere wieder, wenn auch hie und da auf 
chemischen, thermischen und bakteriellen Ursachen beruhend, doch wohl meist 
konstitutionell, und zwar meist durch hereditäre Lues bedingt sind. K. be- 
spricht die Indikationen des einfachen Sondierens, die Vor- und Nachteile 
der Tränensackoperationen, die er anatomisch-präparierend vornimmt, geht 
dann auf die Fortschritte der- Dakryozystorhinostomie nach West und Toti 
ein, hebt aber die Rezidivgefahr bei dieser Operation besonders hervor, die 
so gross sei, dass er selbst mit angeblich sehr gutem Erfolg und bisher »hne 
Rezidiv anders vorgehe; er exstirpiert zuerst den ganzen Sack, eröffnet breit 
die Nase und räumt die meist miterkrankten Siebbeinzellen aus. Die Tränen- 
röhrchen werden direkt in die Nase eingenäht, so dass auch das lästige 
Tränen beseitigt ist. Filbry. 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. 241 


XII. Orbita (nebst Exophthalmus). Nebenhöhlen. 
Ref. Schlippe. 


*650) Lameris: Osteoma maxillae und Sarcoma cranii. Nederl. Tydsch. 
v. Geneesk. 1919 I. Nr. 13. Nederl. Vereeniging voor Heelkunde. Vers. 6. Okt. 1918. 

*651) Ruttin: Ein Fall von Aneurysma der Carotis im Sinus cavernosus 
mit über dem Kopf hörbarem Geräusch. Ophth. Gesellsch. Wien. Ref. Klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 752. 

*652) v. Szily: Ein vom Stirnbein ausgehendes Osteom der Orbita bei 
einem menschlichen Fötus aus dem 4. Monat der Schwangerschaft mit Re- 
konstruktionsmodell des Orbitalskeletts und der durch den Tumor deformierten 
Augenanlage. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 609. 

*653) Uhthoff: Ein Fall von Keilbein- und Siebbeintumor mit Über- 
greifen auf die Orbita und Lähmung nur der äusseren Oculomotorius-Äste 
bei intakter innerer Augenmuskulatur nebst Operations- und Sektionsbefand. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1919. Bd. 63. S. 503. 

653a) Wessely: Ein bisher noch nicht beschriebener Fall von Orbital- 
tumor. (Metastase eines Neuroblastoms, bzw. Sympathoma embryonale der 
Nebenniere,) Arch. f. Augenheilk. Bd. 85. H. 1/2. 


Lameris (650) beschreibt je einen Fall von Osteoma maxillae, 
und von Sarcoma cranii, bei deren Exstirpation ein Teil des unteren 


bzw. der — obere Orbitalrand weggenommen wurde. Nach der Ausheilung 


Fetttransplantation zur Ersetzung des Knochens, ausgezeichneter kosmetischer 
Erfolg. Weve. 

Ruttin (651) diagnostizierte ein Aneurysma der Karotis im 
Sinus cavernosus bei einer 73jährigen Frau. Anfänglich nur leichte 
Abduzens- und Fazialisparese, nach 2 Monaten Protrusio allseitig starke Be- 
weglichkeitsbeschränkung, venöse Stauung im unteren Fornix und in den 
Retinalvenen. Drucksteigerung, die in den nächsten Tagen zunahm. Die 
Untersuchung ergab Wassermann und Nebenhöhlen negativ, hochgradige 
Arteriosklerose mit Erweiterung des linken Herzens und der Aorta. Be- 
merkenswert war, dass man über dem Kopf ein synchron mit dem Puls ein- 
setzendes Geräusch hörte, das bei Kompression der Karotis verschwand. — 
Die Drucksteigerung des Auges kann Verfasser nicht erklären. ` 

v. Szily (652) beschreibt ein Osteom des Stirnbeins aus den 
4. Monat der Schwangerschaft, das vom embryonalen Knochen gebildet 
wurde und aus Knochengerüst und Osteoblastenlagen bestand. Es handelte 
sich um eine geschwulstartige Verdickung der ganzen Pars orbitalis, die sich 
zwischen medialer Bulbuswand und den Muscul. rect. medial vorschob und 
zu hochgradiger Difformität der Augenanlage führte. 

Ein papillomatöses Epitheliom Uhthoff (653) in der Gegend 
des linken Siebbeins hatte an den Augen folgende Erscheinungen hervorge- 
rufen: mässige Protrusio, Ptosis, alle äusseren Augenmuskeln stark beein- 
trächtigt, die innere Augenmuskulatur und die beiden Abducenz intakt. 
Augenspiegelbefund normal. Kurz nach der Operation trat der Tod infolge 
akuter Meningitis ein. Sektion: Tumormassen in beiden Orbitae. Am Okulo- 
motoriusstamm stellenweise perineuritische und interstitiell neuritische ent- 
zündliche Veränderungen geringen Grades. Die Erscheinungen an den Augen- 
muskeln können nur durch die Kompression der Okulomotoriusstämme ver- 
ursacht sein. 


Literaturberieht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde, : XVII 


\ 


242 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


XIII. Bindehaut. 
Ref.: Horovitz. 


* 654) Clausen: Demonstration eines Falles von Pemphigusconjunctivae. 
Ver. d. Ärzte in Halle. 14. Mai 1919 (ref. Münch. med. Wochenschr. 1919. S. 1426). 


*655) Comberg: Bade-Konjunktivitis, nebst Vorstellungen. Berl. ophth. 
Ges. 25. Okt. 1919 (ref. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 68. S. 747). 

*656) Elschnig: Über Phlyktänen an der Lidbindehaut bei Kerato- 
conjunctivitis ekzematosa. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 68. S. 273. 


*657) Esser: Epitheleinlage als konjunktivaler Ersatz. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 63. S. 374. 

*658) Friede: Tuberkulide der Konjunktiva. Ophth. Ges. in Wien, 12. 
Mai 1919 (ref. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 354). . 


*659) Gallas: Behandlung der gonorrhoischen Augeneiterung der Neu- 
geborenen mit Airol, eine einfache und zuverlässige Methode für dea 
Praktiker. Münch. med. Wochenschr. 1919. S. 1144. 

*660) Graf: Anatomische Untersuchung eines Pterygiums an einem 
Auge mit absolutem Glaukom. Dissert. Heidelberg 1919. 


*661) Guzmann: Fall von epibulbärer Tuberkulose. ‘Ophthalm. Ges. in 
‚ Wien. 12. Mai 1919 (ref. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 358). 


*662) v. Hippel: Über tuberkulöse Augenerkrankungen. Med. Klin. 
1919. S. 1077. - 

*663) Kirsch: Ein typischer Fall von Bindehautschiirze (Epitarsns). 
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. S. 60. N 

*664) Koeppe: Das histologische Verhalten der lebenden Conjunctiva 
tarsi unter normalen und einigen pathologischen Bedingungen im fokalen 
Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. Arch. f. Ophthalm. Bd. 101. 
S. 32. 

-*665) Köhne: Zur Klinik der Bindehauttuberkulose. Klin. Monatsbl. f. 
Augenhei!k. Bd. 63. S. 516. 

*666) Lauber: Herpes der Conjunctiva tarsi. Ophthalm. Ges. in Wien. 
26. Oktober 1919 (ref. Klin Monatsbl]. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 751). 


*667) Lindgren: Konjunktivaltransplantation auf proliferierende Maculae 
corneae. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 692. 

*668) Lindner: Uber die Topographie der Bindehautkeime. Zeitschr. f. 
Augenheilk. Bd. 42. S. 11. j 

*669) v. Nestlinger: Uber die Lebensdauer des sogen. Koch-Weeks- 
schen Bazillus auf künstlichem Nährboden. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. 63. S. 514. 

*670) Paderstein: Uber Schwimmbad-Konjunktivitis. Med. Klin. 1919. 
S. 1204. 

671) Passow: Allgemeine und lokale Bestrahlung mit ultravivlettem 
Licht bei skrofulösen Augenleiden. Med. Klin. .1919. S. 1807. 


*672) Sommer: Über einen durch intravendse_Arthigeninjektion auf- 
fallend schnell geheilten Fall von Conjunctivitis gonorrhoica. Dermatol. 
Wochenschr. 1919. Nr. 21 (ref. Zentralbl. f. innere Medizin 1919. S. 903). 


*673) Tertsch: Die Abrasio conjunctivae als Heilmittel des Trachoms. 
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. S. 34. 


XIII. Bindehaut. 243 


Gallus (659) behandelt — unter Modifikation des Bernheimerschen 
Verfahrens — die Blennorrhoea neonatorum mit Airol nach folgendem 
Verfahren: Nach Reinigung und Ektropionierung beider Lider wird mit einem 
Glasspatel ein Häufchen Airol ,aufgeschiittet. Nachdem sich das Pulver in 
einen Brei verwandelt hat, lässt man die Lider in ihre Stellung zurückkehren. 
Die Tätigkeit der Eltern zu Hause soll sich darauf beschränken, mit einem 
feuchten Wattebausch das S2kret jeweils vor dem Eintrocknen zu entfernen. 
Die Prozedur wird täglich nur einmal wiederholt. In den meisten Fällen 
werden die Augen am 3. Tage, oft schon am 2., spontan geöffnet. Eine 
Hornhautkomplikation trat bei dieser Behandlung niemals ein. Nach 4—5 
Tagen kann die Behandlung meist schon einen Tag ausgesetzt, nach 
14 Tagen kann der Prozess zumeist als abgelaufen angesehen werden. Später 
etwa wieder auftretende Sekretion wird durch erneute einmalige Einbringung 
von Airol kupiert. Im Gegensatz zu Bernheimer, der im späteren Stadium 
das Airol gelegentlich durch Argentum ersetzte, empfiehlt G. die Durch- 
führung der Behandlung mit Airol in Pulverform (die Airolsalbe ist wirkungs- 
los) bis zur völligen Abheilung. 


Der Fall von Sommer (672) betrifft die Abheilung einer Conjunc- 
tivitis genorrhoica binnen 5 Tagen wpter erheblicher Allgemeinreaktion 
nach 2 intravenösen Arthigoninjektionen von 0,05 bzw. 0,1. Die 
Wirkung des Arthigons auf die Bindeliauterkrankung ist insofern bemerkens- 
wert, als bekanntlich die Schleimhautaffektion der Harnröhre durch Arthigon 
überhaupt nicht beeinflusst wird. 


Nach den Untersuchungen Lindners (668) über die Topographie 
der Bindehautkeime gleichen sich die erwiesenen Erreger der infektiösen 
Konjunktivitiden in ihrer Topographie Es handelt sich bei ihnen um ein 
Wachsen der Keime auf dem normalen Bindehautepithel, also um eine Epithel- 
erkrankung (Gonokokken, Pneumokokken, Koch-Weeksbazillen, Diphtherie- 
bazillen, Trachom, Einschlussblennorrhée). Der Diplobazillus hingegen wächst 
fast gar nicht auf dem normalen Bindehautepithel sondern fast nur auf 
Epidermiszellen oder abgestorbenen bzw. absterbenden Epithelzellen der Kon- 
junktiva. So bildet der Diplobazillus den natürlichen Übergang zu den 
gewöhnlichen Saprophyten der Bindehaut, den Xerosebazillen und Staphylo- 
kokken. Der fast nie fehlende Xerosebazillus unterscheidet sich vom Diplo- 
bazillus durch die Unschädlichkeit seiner Stoffwechselprodukte. Am meisten 
Xerose belegte Epitbelien finden sich am äusseren Lidrand, dann kommt 
die Conjunctiva bulbi. Der Staphylokokkus findet sich nur selten im normalen 
Bindehautsack, dagegen — als eigentlicher Hautsaprophyt — an den Lid- 
rändern und Lidwinkeln. Streptokokken und Pneumokokken, die bekannt- 
lich oft nicht streng geschieden werden können, kann man an und in der 
Epithelzellage der normalen Bulbusbindehaut antreffen. Alle genannten 
Keime sind also Epithelschmarotzer, die z. T. allerdings auch im schleimigen 
Sekret gedeihen. 


Nach v. Nestlinger (669). der seine früheren Mitteilungen ergänzt, 
ist der von ihm beim Augenkatarrh aus der Bindehaut gezüchtete, bisher in 
der Literatur als Koch- Weeksscher Bazillus bezeichnete Mikroorganis- 
mas auf künstlichem Nährboden sozusagen unbeschränkte Zeit unter Bei- 
bebaltung seiner wichtigsten Lebensbedingungen am Leben zu erhalten. 
Die Beobachtungen früherer Forscher, die mit verschiedenen Nährböden arbeiteten, 


XVII* 


244 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


widersprechen sich. Morax gelangte auf Hydrozeleagar bis zu 100 — Usher 
und Fraser bis zu 50 Generationen. Da der echte, aus Sputum gezüchtete 
Influenza-Bazillus nach R. Pfeiffer und vielen andern im Laboratorium 
bekanntlich beliebig lange auf künstlichem Nährboden mit Beibehaltung seiner 
Grundbedingungen am Leben zu erhalten ist, möchte v. N. die Frage der 
Identität der aus dem Augensekret und aus dem Sputum gezüchteten Bazillen 
als entschieden ansehen. 


Comberg (655) berichtet über 39 in der Berliner Universitäts-A ugen- 
klinik behandelte Fälle von Bade-Konjunktivitis. In 50°/o wurden 
Einschlüsse in den Abstrichen und Schnitten nachgewiesen. Unter 250 
Badegästen hatten 42°/o harmlose Follikel ohne Katarrh, 4°/o typische Bade- 
Konjunktivitis. Abgesehen von einer Übertragungsmöglichkeit durch das 
Bassinwasser kann das Virus auch an berührten Gegenständen (Bänken, 
Kabinen) haften. Das Wasser wird jetzt mit Chlor desinfiziert, die Sitze 
werden mit Lysol gereinigt. 


Paderstein(670)bringtanlässlich dieser neuesten BerlinerSchwimm- 
bad-Konjunktivitis, über die Comberg berichtet hat, ein zusammen- 
fassendes Bild der Erkrankung: Es handelt sich um eine akute, meist ein- 
seitige Konjunktivitis mit geringer Beteiligung der Conjunctiva bulbi, sehr 
starker Follikelbildung. Die Follikel stehen in Reihen, die Umschlagsfalten 
liegen in parallelen Wülsten. Im Gegensatz zum Trachom wird die untere 
Übergangsfalte zumeist stärker befallen ais die obere. Die Absonderung 
ist relativ gering, in der Regel findet sich Schwellung der Präaurikulardrüse. 
Der langwierige Verlauf ist durch die Behandlung kaum zu beeinflussen. 
In einigen Fällen wurde ein Jahr nach der Erkrankung Schwellung der 
Übergangsfalten, leichte Ptosis und Andeutung von Pannus beobachtet, 
während ernstere Komplikationen nicht festgestellt wurden. Es erkrankten 
fast ausschliesslich Schwimmbadbesucher unter 25 Jahren. Meistens handelı 
es sich um besonders eifrige Schwimmer, die die Augen unter Wasser offen 
halten. Die Möglichkeit, dass es sich um abgeschwächtes Trachom handelt, 
kann bisher nicht als widerlegt gelten. 


Die von Tertsch (673) in mehr als 2000 Fällen angewandte Be- 
handlung des Trachoms durch Abrasio conjunctivae besteht in 
folgendem: Nach guter Anästhesierung und doppelter Ektropionierung mit 
dem Desmarresschen Lidhalter wird von der trachomatös verdickten Binde- 
haut alles papilläre oder sulzig verdickte Gewebe in schneidender oder 
schabender Weise entfernt. Auch die vorhandenen Körner werden mitent- 
fernt, oder mit der Expressionsmethode nach Kuhnt oder mit einem Glas- 
stab oder dem Fingernagel angedriickt. Die Ausführung der Operation ist 
im allgemeinen am Oberlid leichter als am Unterlid. In der ersten Sitzung 
wird man gewöhnlich nur die groben und stark vorspringenden Teile mit 
einer Schere oder einem Messer abschneiden; in der zweiten Sitzung kann 
man dann am besten mit einem bauchigen Skalpell das übrige verdickte Ge- 
webe abschaben. In den Lidwinkeln bedient man sich am besten eines scharfen 
Löffel. Eine Grundregel bei der Durchführung der Operation, die in 1 bis 
5 Sitzungen in Zeitintervallen von 1—3 Wochen wiederholt wird, ist, dass 
möglichst schonend vorgegangen wird. Nach jeder Sitzung kalte Umschläge 
zur Bekämpfung der postoperativen Schwellung und tägliches Tuschieren mit 
2°/uiger Lapislösung oder Einstreichen einer 1°/vigen Jodoformsalbe. Unter 


XIII Bindehaut. 245 


den 5 von T. unterschiedenen Trachomformen — granuläre Form mit den 
typischen froschlaichartigen Körnern, papilläre Form von der feinsamtartigen 
Verdickung bis zu pilzférmigen groben und harten Papillen, gemischte Form, 
sulzige Infiltration, sklerosierende Form — ist das sulzige Trachom der an- 
gegebenen Behandlungsmethode am besten zugänglich. 


Elschnig (656) kann an seinem Material in schätzungsweise -100/0 
der schweren mit diffuser Konjunktivitis verbundenen Formen von Phlyktänen 
an der Conjunctiva bulbi Phlyktänen an der Conjunctiva tarsi be- 
obachten, während sie bei den typischen Randphlyktänenerkrankungen so gut 
wie gar nicht vorkommen. Diese Lidbindehautphlyktänen treten in 2 Formen 
auf: Einmal »nahe dem Lidrande in Form von molkig-weisslichen Bläschen - 
und ferner als etwas grössere Knötchen, die sehr rasch oberflächlich ulzerieren, 
sodass der Substanzverlust auch unter das Niveau der entzündlich geröteten 
Nachbarschaft einsinkt. E. weist auf das seit den Kriegsjahren gehäufte und 
von anderer ‚Seite bereits betonte Vorkommen der ganz schweren Fälle von 
Keratokonjunktivitis ekzematosa hin. Es sei die Tatsache hervorgehoben, 
dass E. gerade aus den deutschböhmischen Hungergebieten, in denen auch 
das Hungerödem so zahlreiche Opfer fordert, so viele und schwere Fälle 
ekzematöser Hornhaut- und Bindehauterkrankungen bekommt wie nie zuvor. 
Die ein- und beiderseitige Erblindung durch Staphylombildung oder Phtbisis 
bulbi, welche sonst bei Keratitis ekzematosa als Seltenheit galt, haben wir ja 
in den letzten Jahren auch bei uns in Deutschland beobachten müssen. 


Der Fall von epibulbärer Tuberkulose, den Guzmann (661) 
vorstellt, betrifft einen 28jährigen Patienten mit tuberkulöser Infiltration der 
rechten Lungenspitze und des Unterlappens. In der nasalen Hälfte des 
linken Bulbus ist die Konjunktiva in Dreiecksform wie bei einer Phlyktäne 
injiziert; nahe dem Limbus 3 hanfkorngrosse gelbliche unscharf begrenzte 
konfluierende Knoten; keine Druckempfindlichkeit, kein spontaner Schmerz. 


Zwei von den fünf Fällen von Bindehauttuberkulose, die Köhne 
(665) bringt, ‚gehören nach ihrer klinischen Erscheinungsform in jene Gruppe, 
die Eyre den 4 Sattlerschen Grundformen hinzugefügt hat. Erfahrungs- 
gemäss sind Tuberkelbazillen in Schnitten von Bindehauttuberkulose so spär- 
lich, dass der Nachweis nur selten gelingt. So wurden auch in den vor- 
liegenden Fällen Tuberkelbazillen nicht gefunden. Deshalb soll die Tier- 
impfung in jedem Falle zur Sicherung der Diagnose herangezogen werden, 
evtl. nach der von Hagemann für chirurgische Tuberkulosen ausgearbeiteten 
Methode. Therapeutisch kommt neben Exzision und Glühschlinge, Finsen- 
licht (nach Lundsgaard) Ätzung mit 50°/o Milchsäure oder Auflegen von 
Radium etwa 1 Stunde lang (mit einem Zwischenraum von 6—7 Tagen 
3—4 mal) nach Exzision der Wucherungen in Frage. — Im dritten Fall 
handelte es sich um einen soliden im Gewebe der Bindehaut eingebetteten 
Knoten, der exzidiert wurde. Die Erkrankung stand bier wahrscheinlich 
im Zusammenhang mit einem zurzeit abgebeilten Lupus. — Das klinische 
Bild der beiden letzten Fälle zeigt weitgehend übereinstimmend eine miliare 
Aussaat von Knötchen. Die Tierimpfung liess im Stich, das histologische 
Bild hatte tuberkulösen Charakter. Ä 


Unter 290 untersuchten Fällen von Tuberkulose aller Art (Haut-, 
Knochen-, Drüsen-, Lungentuberkulose) fand Friede (658). 13 Fälle mit 
Tuberkuliden der Konjunktiva. Eine genauere Statistik soll später 


246 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


folgen. Die charakteristischen Knötchen der Konjunktiva sind stecknadel- 
kopf- vereinzelt auch hirsekorngross, viele nur mit der Lupe wahrnehmbar. 
Die kleineren sind grauweiss, transparent, die grösseren zentral leicht gelblich. 
Sie sind mit der Konjunktiva leicht abhebbar und verschieblich, sind avas- 
kulär; ihre Lieblingslokalisation liegt in einer Zone, die den zwei äusseren 
Dritteln zwischen Limbus und Äquator entspricht. Die Knötchen sind be- 
besonders charakterisiert durch ihre Flüchtigkeit und dadurch, ddss sie zumeist 
gänzlich symptomlos obne jede Reizung der übrigen Bindehaut auftreten. 
Bei den mit Licben scrophulosorum kombinierten Fällen ist das schubweise 
Auftreten besonders ausgeprägt. — 


Aus dem zusammenfassenden Aufsatz, den v. Hippel (662) über unsere 
heutige Kenntnis der tuberkulösen Augenerkrankungen bringt, sei 
hervorgehoben, dass nach seiner Überzeugung die Tuberkulinbehandlung der 
früben Stadien, wenn sie lange genug fortgesetzt wird, wesentlich günstigere 
Heilresultate gibt als andere Behandlungsmethoden. Bei schwerer Konjunktival- 
tuberkulose führt Tuberkulin allein zumeist nicht zum Ziel; für solche Fälle 
ist längere Anwendung gefilterter Röntgenstrahlen zu empfehlen. Über die 
Behandlung mit organischen Goldpräparaten nach Schnaudigel sowie über 
Strahlenbehandlung verschiedener Art kann v. H. ein Urteil noch nicht 
abgeben. 


Nach Passow (671) wird man in den meisten Fällen von Augen- 
skrofulose mit der allgemeinen Quarzlichtbestrahlung, gleichgültig 
ob bei geöffneten oder geschlossenen Augen (Abstand 60 cm) schnelle Heilung 
erzielen. Handelt es sich um zirkumskripte, auf das Auge und Augenlid 
lokalisierte Prozesse, so ist die lokale Bestrahlung bei geöffnetem Auge (Ab- 
stand etwa 15 cm) indiziert. Reicht eine dieser Methoden nicht aus, so wird 
die andere angewandt, oder es werden beide kombiniert. Die einfachste 
Kombination besteht in der gleichzeitigen Quarzlichtbestrahlung des ganzen 
Körpers und der geöffneten Augen im Abstand von 60 cm. 


Lauber (666) hat den seltenen Fall einer Mitbeteiligung der Con- 
junctiva tarsi bei einem Herpes zoster ophthalmicus beobachtet. 


Der von Clausen (654) demonstrierte Fall von Pemphigus con- 
junctivae betrifft eine 65 jährige kleine, schlecht genährte Frau, die bis 
vor 1 Jahr angeblich stets gesund war. Dann bemerkte sie Kribbeln in den 
inneren Lidwinkeln und Tränen, Abnahme der Sehscharfe. In Mund- und © 
Wangenschleimhaut zwischen zahlreichen Narben ausgebreitete, frische Ge- 
schwüre, leichte Mundsperre. Am rechten Auge innen Ankyloblepharon, 
unten innen Symblepharon; Übergangsfalte narbig verkürzt, Bulbus bei zarter 
Gefässbildung auf der Kornea reizfrei. Visus 5/7 knapp. Die Lidspalte 
des linken Auges ist bis auf einen 12 mm breiten Spalt völlig narbig ver- 
schlossen. Ausgedehntes Symblepharon des Unterlids und Ankyloblepbaron, 
Entropium mit Trichiasis; die obere Übergangsfalte ist vollkommen geschrumpft. 
Neben geschwürigen und narbigen Hornhautveränderungen pterygiumartige 
Hornhautauflagerungen. Visus Fingerzählen in 11/s m. Wassermann negativ. 


Die anatomische Untersuchung eines Pterygiums an einem Auge mit 
absolutem Glaukom bei einem 73jäbrigen Patienten, über die Graf (660) 
in seiner Dissertation berichtet, stützt die von Fuchs vertretene Ansicht, dass 
das Flügelfell aus der Pinguecula hervorgeht, und dass krankhafte Verände- 
rungen der Hornhaut ein Hineinwachsen der Pinguecula bedingen. 


XIII. Bindehaut. | 247 


Der Befund einer typischen Bindehautschürze bei einer 48 jährigen 
ostjiidischen Patientin, den Kirsch (663) bringt, deckt sich vollkommen mit 
den von Schapringer seit 1899 mitgeteilten Fällen von «angeborener Schürze 
der Lidbindehaut». Betont sei, dass die Patientin an keinem Auge sonst 
irgendwelche krankhaften Veränderungen aufwies, insbesondere keinerlei 
Zeichen von Trachom, so dass keine Veranlassung vorliegt, an der Nätur 
der Bindehautschürze als einer angeborenen Missbildung zu zweifeln. Merk- 
würdig ist, dass alle bisher beobachteten Fälle osteuropäische Juden betrafen. 

Durch die von Lindgren (667) angegebene Konjunktivaltrans- 
plantation auf proliferierende Maculae corneae werden die sonst 
häufig rezidivierenden Hornhautleiden vermieden, weil die Hornhaut die not- 
‚wendige Ernährung erhält. Auch wird der Visus gebessert, weil durch Aus- 
schaltung der trüberen Makulateile, die durch ungleichmässiges Durchdringen 
der Lichtstrablen die Bildschärfe beeinträchtigten, nur die besten Hornhaut- 
teile zur-Alleinpassage der Lichtstrablen übrig bleiben, und auch weil der 
irreguläre Astigmatismus durch die Operation vermindert wird. Bedeckt der 
Lappen die Pupille, so muss später eine optische Iridektomie vorgenommen 
werden. 

Esser (657) hat in der Berliner Augenklinik eine Methode der 
Epitheleinlage. zur Vergrösserung des Konjunktivalsackes erprobt. 
Die Methode besteht im Prinzip in einer Vergrösserung desjenigen Teils des 
Konjunktivalsackes, der sich zur Aufnahme einer Prothese als zu klein er- 
weist. Nach Erweiterung des Bindehautsackes wird der neu geschaffene 
Wundraum mit einer zahnärztlichen Masse (Stents) ausgefüllt, die, durch 
heisses Wasser erweicht, knetbar geworden ist. Der Stentsabdruck wird erst 
nach völligem Erstarren aus der Wundhöhle entfernt. Dieser Stents wird 
mit abgeschnittener, nach Thiersch entnommener Epidermis derart umwickelt, 
dass die äussere Epidermisseite das Stentsmodell berührt, sodass die Wund- 
flächen des Lappens und des Bindehautsackes einander zugekehrt werden. 
Nach ziemlich fester und. ausgiebiger Anlegung werden die Wundränder 
ziemlich vollständig zusammengenäht. Die Entfernung der Nähte und des. 
Modells erfolgt am besten erst nach 10 bis 20 Tagen. Um eine Schrumpfung 
der neu ausgelegten Thierschtasche zu verhindern, ist es nötig, die Narben 
radikal auszuschneiden, die Wundfläche übergross und an das Periost der 
Orbita anzulegen, so dass eine Epithelfixierung am Knochen zustande kommt. 
Bezüglich der Technik der Gewinnung des Thierschschen Lappens hebt 
E. hervor: Bei einer Lappengrösse bis 5 X 15 cm genügt als Entnahmestelle 
die Innenseite des Oberarms, bei grösseren Lappen wird vorteilhafter die 
Innenvorderseite des Oberschenkels verwandt. Die Innenseite der Oberarmhaut 
ist besonders günstig wegen ihrer sehr feinen und dünnen Beschaffenheit, da 
die Epidermis in dünner Lage schneller in eine Schleimhaut verwandelt wird 
als in dicker Schicht. Vor dem Schneiden rasiere man trocken am besten 
solange bis das Korium durchschimmert oder sogar leicht blutet, dann folgt 
Einpinselung mit 5 bis 10 °/oiger Jodtinktur und schliesslich Abreibung mit 
warmer physiologischer Kochsalzlösung. Das Schneiden darf nur bei in der 
Längsrichtung der Extremitäten straff gespannter Haut erfolgen. Besser als 
ein zumeist schlecht geschliffenes Transplantationsmesser ist ein leichtes, gut 
zu schleifendes Rasiermesser. 

Die XVII. Mitteilung von Koeppe (664) über seine klinische 
Beobachtung mit der Nernstspaltlampe und dem Hornhautmikroskop betrifft 


248 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


das histologische Verhalten der lebenden Conjunctiva tarsi 
unter normalen und einigen pathologischen Bedingungen. 
Bezüglich der Technik der intravital-histologischen Untersuchungsmethode 
muss auf die Arbeit selbst verwiesen werden, ebenso bezüglich des Spalt- 
lampenbildes der normalen Conjunctiva tarsi. Von pathologischen Verände- 
rungen der Bindehaut sind es nur wenige, die dieser Untersuchungsmethode 
zugänglich sind, weil einmal Augen mit erkrankter Bindehaut meist stärker 
sezernieren und infektiös sind, und weil sie ferner trotz Kokaindarreichung 
meistens stark lichtscheu sind und die Untersuchung an der notwendigen 
Apparatur nicht vertragen. Es stehen somit nur die leichteren Formen der 
Entzündung der Tarsusbindehaut zur Verfügung. Ohne die pathologischen 
Untersuchungsbefunde hier ausführlich bringen zu können, sei hervorgehoben, 
dass z. B. recht deutlich zu sehen ist, dass das Bild des eigentlichen Folli- 
kularkatarrhs kein Bild sui generis zu sein scheint, sondern bei sämtlichen 
Entzündungsformen der Tarsalbindehaut in Erscheinung zu treten pflegt, aber 
graduell ganz verschieden. Gut beobachten können wir die zahlreichen Bilder, 
die uns das von His beschriebene adenoide Gewebe unter normalen und 
pathologischen Bedingungen zeigt. — Die Konkremente der Meibom schen 
Drüsen bilden ganz verschieden grosse Einlagerungen in die Schleimhaut von 
mehr gelblicher Farbe, wenn sie jünger und frischer sind; später werden eie 
unregelmässiger und weisser, insbesondere wenn Verkalkung eintritt. Sie 
bieten oft ein sehr eigenartiges Bild und schweben über den im Spaltlampen- 
bilde kaum oder nur sehr undeutlich sichtbaren Meibomschen Drüsen ge- 
wissermassen frei im Gewebe. Ihre Form ist unregelmässig; sie sind bald 
eckig, bald mehr rund. Wenn sie bis in das Epithel oder durch dieses 
hindurchragen, so zeigt die Bindehaut in der Umgebung entzündliche Ver- 
änderungen. — Bei Trachomnarben erkennt man in der Schleimhaut häufig 
eine glatte oder mehr unregelmässige Oberfläche; die Gefässe darüber sind 
meist spärlich, und die Gefässknäuel nur in wenigen Fällen angedeutet vor- 
handen oder ganz atrophisch. — Amyloideinlagerungen sind naturgemäss nicht 
zu identifizieren; überhaupt beanspruchen die Narbenbildungen auch aua 
anderer Ursache im Bereich der Tarsalbindehaut kein gesondertes intravital- 
histologisches Intere:se. 


XIV. Hornhaut und Lederhant. 


Ref.: Horovitz. 


*674) Bachstez: Uber eine neue Form familiärer Hornhautentartung. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 387. 

675) Derselbe: Eine neue Form von familiärer Hornhautentartung. 

Wien. ophthalm. Ges. 2. Juni 1919 (Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. S. 97) betrifft 
den gleichen in vorstehender Arbeit mitgeteilten Fall. 
*676) Dubois, H. F.: De behandeling van ulcus cum hypopyo mit 
optochine. (Die Behandlung des Ulcus cum Hypopyo mit Optochin.) Nederl. 
Oogheelk. Gezelsch. 54. Vers. 15. Dez. 1918. Nederl. Tydsch. v. Geneesk. 1919 1. 
Nr. 15. 

*677) Enroth: Uber die Bedeutung der konstitutionellen Disposition 
in der Ätiologie der Keratitis parenchymatosa. Eine klinische und sero- 
logische (Abderhalden) Untersuchung. Dissert. Helsingfors (ref. klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 63. S. 591). 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. ae | 249 


*678) Franke: Vorstellung eines Falles von doppelseitigem erworbenem 
Keratokonus. Arztl. Ver. Hamburg. 24. Juni 1919 (ref. Deutsche med. Wochenschr. 
1919. S. 1151). 

*679) Fuchs, H.: Fall von Keratitis pustuliformis profunda. Ophthalm. 
Ges. in Wien. 12. Mai 1919 (ref. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 357). 

*680) Happe: Drei Fälle von Keratitis nenroparalytica. Arztl. Kreis- 
verein Braunschweig. 18. Oktober 1919 (ref. Med. Klin. 1912. 8. 1298). 

*681) v. Hoor: Eine bisher nicht beschriebene Form der parenchymatésen 
` Keratitis. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 507. 

*682) Junius: Ulcus corneae rodens. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. 
S. 743. 

*683) Lindner: Metastatische Ophthalmie vom Randschlingennetz aus- 
gehend. Ophthalm. Ges. in Wien. 26. Okt. 1919 (ref. Klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilk. Bd. 63. S. 752). 

*684) Seefelder: Bemerkungen zur Megalokorneafrage. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 63. S. 738. 

*685) Simon: Ein Fall von Skleritis posterior. Dissert. Heidelberg. 1919. 

*686) Sommer: Theoretisches und Praktisches zur Sensibilität der 
Kornea und Konjunktiva. Wochenschr. f. Ther. u. Hyg. d. Auges. Nr. 43. 

* 687) Stähli: Uber persistente retrokorneale Glashautleisten in ehedem 
parenchymatosakranken Augen. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 336. 

*688) Stross: Ein Fall von vertikalovaler Hornhaut mit Astigmatianns 
nach der Regel. Ophthalm. Ges. in Wien. 17. Nov. 1919 (ref. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 63. S. 753). 

*689) Sturhahn: Keratitis neuroparalytica nach Alkoholinjektion ins 
Ganglion Gasseri. Dissert. Heidelberg 1919. 

*690) Wenk: Uber die im Vereinslazarett zu Heidelberg während des 
Krieges bevbachteten Fälle von Herpes corneae. Dissert. Heidelberg 1919. 

*691) Wolffberg: Gefühlstäuschung bei der Lokalisation von Horn- 
hautfremdkörpern. Wochenschr. f. 'Ther. u. Hyg. d. Auges. Nr. 39. 


Bei dem Fall von vertikalovaler Hornhaut mit Astigmatismus 
nach der Regel, den Stross (688) bringt, handelt es sich um ein 18jähr. 
Mädchen mit im 3. Lebensjahre überstandener Parenchymatosa. Damals auch 
Karies des linken Mittelhandknochens; Vater an Tuberkulose gestorben. Die 
Hornhautmasse sind: Rechts: 10 mm:11,7 mm, links: 10,5:12 mm; 
rechte 5,5 D, links 7,0 D Astigmatismus nach der Regel, während bei 
vertikalovaler Kornea sonst zumeist Astigmatismus gegen die Regel vorliegt. 


Bei dem von Frauke (678) vorgestellten Fall von doppelseitigem, 
erworbenen Keratokonus handelt es sich um ein 29jähriges Mädchen, 
bei dem seit einem Jahre eine merkliche Abnahme des Sehvermögens einge- 
treten war. Der Allgemeinzustand war nicht verändert. Die Blutunter- 
suchung ergab eine geringe Lympbozytose (31,5 °/o), die Untersuchung nach 
Abderhalden schwach positiven Abbau von Ovarium und Nebenniere. Der 
Keratokonus war links stärker als rechts, der Fleischersche Ring nicht 
nachweisbar. Visus ohne Glas rechts ®,seo, links 2/60, mit Kontaktgläsern 
rechts ®/ıo, links ©/eo, während Zylindergläser nicht so gut korrigierten. 


Seefelder (684) greift in seinen Bemerkungen zur Megalo- 
korneafrage auf seine Veröffentlichung in den klinischen Monatsblättern 


250. Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


im Februar-März-Heft 1916 zurück, insbesondere auf die damals von ihm 
aufgestellten 10 Punkte, von denen keiner fehlen solle. Bezüglich der noch 
völlig dunklen Pathogenese des Gigantophthalmus, bei dem natürlich auch 
die höchstdifferenzierte Augenhaut, die Netzhaut, beteiligt sein muss, ist die 
Frage zu beantworten, welches die primär vergrösserte Haut sein wird, die 
Netzhaut oder die äusseren Augenhäute Die Antwort kann für den mit 
entwicklungsmechanischen. Gedanken Vertrauten nur lauten: die Netzhaut 
Denn nach neueren Forschungen sind es offenbar innersekretorische, von der 
Netzhaut ausgehende Einflüsse, die die Entwicklung der Hornhaut weitgehend 
beeinflussen, während Wachstumeeinfliisse in umgekehrter Richtung nicht io 
Frage kommen. Damit fiele auch die einseitige Auffassung der Megalo- 
kornea als einer Variabilität der Hornhautgrösse vollkommen in sich zu- 
sammen. l 

Die beiden Fälle von familiärer Hornhautentartung, die Bach- 
stez (675) bringt, betreffen einen 13jährigen sonst gesunden Jungen und 
seine 36 jährige sonst ebenfalls gesunde Mutter. Auch Grossmutter und Urgross- 
mutter des Knaben sollen mit dem gleichen Augenleiden behaftet bzw. behaftet 
gewesen sein ebenso wie eine Schwester der Mutter. Ein bestimmter Ver- 
erbungstyp ist dabei nicht erkennbar. Von den bisher bekannten Formen 
der familiären Hornhautentartung haben die vorliegenden Fälle am meisten 
Ähnlichkeit mit der von Fehr als familiäre fleckige Hornhautentartung be- 
schriebenen Veränderung, während die gittrige Hornhauttribung, die knötchen- 
förmige Hornhauttribung (Groenouw, Fuchs) und die Fleischerschen 
Fälle wesentlichere Unterschiede aufweisen. 

Wie Stähli (687) an drei von ihm beobachteten Fällen zeigt, gibt es 
retrokorneale Glashautleisten in Augen, bei denen weder Glaukoma 
infantile, noch Keratokonus, noch Geburtstrauma oder operative Eingriffe, noch 
Myopie in Frage kommen, sondern wo nur eine abgelaufene und jahrelang 
zurückliegende Keratitis parench ymatosa voraufgegangen ist, und auch 
der Entstehungsmodus ein völlig anderer ist als in den genannten Fällen. 

Die Kasuistik Enroths (677) in seiner Dissertation über die Bedeu- 
tung der konstitutionellen Disposition in der Ätiologie der 
Keratitis parenchymatosa umfasst 15 Fälle. In 13 Fällen war kon- 
genitale Lues vorhanden, in einem Fall konnte Lues mit Sicherheit und in 
einem mit grosser Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. In 3 Fällen 
war Tuberkulose wahrscheinlich, bei 4 weiteren Patienten möglicherweise vor- 
handen. In 10 Fällen wurde nach dem Abderhaldenschen Dialysierver- 
fahren Störung der inneren Sekretion als sehr wahrscheinlich nachgewiesen. 
In 6 Fällen waren klinische Zeichen des Status thymicolymphaticus vorhanden. 
und die Reaktion nach Abderhalden auf Thymus fiel positiv aus; auch 
sonst boten diese Fälle andere Zeichen gestörter innerer Sekretion. Je zwei 
Fälle gaben positive Reaktion nur auf Schilddrüse bzw. nur auf Geschlechts- 
drüsen. Bei allen Patienten fanden sich Zeichen einer allgemeinen degenera- 
tiven Konstitution, bei einzelnen sogar eine Anhäufung von degenerativen 
Stigmen. 

Der von v. Hoor (681) mitgeteilte Fall einer bisher nicht be- 
schriebenen Form der parenchymatösen Keratitis stellt ein ganz 
atypisches sicherlich sehr seltenes Anfangsbild der Keratitis parenchymatoza 
dar. Nach dem üblichen Beginn am oberen Limbus mit der konjunktivalen 
und episkleralen Injektion, mit dem epauletteförmigen Anschwellen des Limbus 


XIV. Hornhaut und Lederhaut. 251 


und der sich unmittelbar anschliessenden tiefen Hornhautinfiltration nahm die 
weisslichgraue Trübung eine graugelbe, dann eine ‘eitriggelbe Färbung an, die 
oberflächlichen Schichten stiessen sich rasch ab, der Substanzverlust griff 
rasch in die Tiefe, und etwa 8 Tage nach Beginn des Leidens lag ein aus- 
gedehntes tiefes randständiges Geschwür vor. Das Geschwür reinigte sich 
unter starker Vaskularisation, ohne dass es zur Perforation kam, und der 
weitere Verlauf war der der typisch verlaufenden Keratitis parenchymatosa. 
Wassermann -+ ++ positiv, eingefallener Nasenrücken, am Hals mehrere 
harte kleine Drüsen. Sechs Wochen nach Erkrankung des linken Auges 
erkrankte das rechte unter demselben Bilde, nur mit wesentlich geringerer 
Geschwürsbildung. Die Zeitdauer vom Beginn bis zum endgültigen Abschluss 
dee Leidens betrug bei jedem Auge etwas über 5 Monate; am linken Auge 
blieb an der Stelle des abgeheilten Geschwürs eine dichte Trübung zurück. 

Fuchs (679) stellt einen Fall von Keratitis pustuliformis pro- 
funda bei einer 38jährigen Patientin mit positivem Wassermann und Lues 
papulosa vor. Der Fall ist deshalb interessant, weil er, von Anfang an be- 
obachtet, die Angabe von E. Fuchs bestätigt, dass bei dieser Erkrankung die 
Iritis häufig das Primäre ist Ungewöhnlich in dem Falle ist, dass eine Frau 
von der Erkrankung befallen wurde, da unter den 28 beschriebenen Fällen 
nur 2 Fälle Frauen betrafen. Lokale Behandlung hatte keinen Erfolg, aber 
nach 3 Wochen kam die ausgezeichnete Wirkung der spezifischen Behandlung 
zum Ausdruck. Wahrscheinlich ist die Keratitis pustuliformis profunda eine 
spezifische Manifestation der Lues. 

Dubois (676) behandelte in den letzten 10 Jahren 85 Fälle von 
Uleus cum Hypopyo, in 48 Fällen kompliziert mit Tränensackleiden. Seit 
1915 behandelte er sämtliche Fälle mit Optochin (Salbe oder Einträufeln 
einer 2°/o igen Lösung), im gauzen 41 Fälle. Entgegen seinen eigenen Er- 
wartungen zeigte sich, dass ein Unterschied zwischen den mit und ohne 
Optochin behandelten Fällen sich nicht feststellen liess. Klinische Behand- 
lung war gleich oft indiziert, die mittlere Sebschärfe nach Abheilung war die 
gleiche. Allerdings wurde der Verlauf bei den durch Dakryozystitis kompli- 
zierten Fällen durch Optochin günstiger beeinflusst als bei denen ohne 
Dakryozystitis. In der Diskussion wird hervorgehoben, dass die Beweiskraft 
der Mitteilungen infolge Feblens bakteriologischer Angaben wesentlich beein- 
trächtigt sei. Atropin und Optochin sollen nicht gleichzeitig verabreicht 
werden, weil die Wirkung des Optochins dadurch einbüsse. Wewe. 

Lindner (683) demonstriert Präparate einer vom Randschlingen- 
netz ausgehenden metastatischen Ophthalmie. 2 Tage vor dem an 
Septikämie erfolgenden Tode trat eine dichte Streifentrübung der Hornhaut 
eines sonst fast reizlosen Auges auf. Die mikroskopische Untersuchung zeigte 
eine Streptokokkenmetastase mit folgender Keimverteilung: In einzelnen 
Kapillaren des Randschlingennetzes, frei im episkleralen Gewebe, dichte An- 
füllung des vorderen Ziliarvenensystems, reichliche Keimmassen im Schlemm- 
schen Kanal, von dem aus Keime in Streifen zwischen die hintersten Horn- 
hautlamellen und in den Ziliarmuskelansatz ziehen. Dichte Keimballen im 
Kammerwinkel, und auch Iris (unter Aussparung der Gefässe), hintere 
Kammer, Glaskörper, Suprachorioidealraum mit Bakterienhaufen durchsetzt, 
während das Gefässsystem der Netzhaut, der Aderhaut und des Corpus ciliare 
frei von Keimen sind. Diese Keimverteilung prägt sich auch im pathologisch- 
histologischen Bilde deutlich aus. 


252 Berjcht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Junius (682) wendet sich in seiner Mitteilung über das Ulcus 
corneae rodens gegen den von Salus gemachten Vorschlag, es mit Kau- 
terisationen zu behandeln. Aus zwingenden Gründen geht hervor, dass das 
Ulcus corneae rodens in die Gruppe der neuropathisch bedingten Hornhaut- 
erkrankungen gehört. Die primäre Nekrose als Hauptursache der Ausbreitung 
des Hornhautgeschwürs wird durch eine nervöse Störung bedingt, wie die 
klinische Erfahrung mit grosser Wahrscheinlichkeit zeigt (Sensibilitatsst6rungen, 
Hypotonie, Ziliarneurosen, hochgradige Lichtscheu). Auch das häufigere Auf- 
treten des Leidens bei schwächlichen Personen im Anschluss an Gelenk- 
rheumatismus und Influenza (Häufung von Herpes zoster in Grippezeiten!) 
epricht für die Annahme einer nervösen Affektion als Ursache vom Ulcus 
corneae rodens. Einen spezifischen Erreger gibt es nach den klinischen Be- 
obachtungen nicht, sondern jeder Erreger eines Randulcus kann dabei be 
teiligt sein, wenn die Erkrankung einen Patienten befällt, der durch eine 
Schädigung von seiten des Trigeminus nicht über die natürlichen Abwehr- 
kräfte der Hornhaut verfügt. Die vom Trigeminus her unterhaltenen Horn- 
hautschädigungen können durch Glühhitze nicht bekämpft werden. 


Der Dissertation von Wenk (690) über die im Vereinslazarett zu 
Heidelberg wahrend des Krieges beobachteten Falle von Herpes corneae 
liegt ein Material von 36 Fallen zugrunde, wabrend von 3 weiteren Fallen 
die Krankengeschichten fehlen. Ausserdem kam ein Fall von Herpes zoster 
ophthalın. zur Beobachtung. Das ergibt unter den 734 Patienten ohne 
traumatische Affektion einen Prozentsatz von 5,04, also einen wesentlich 
höheren Prozentsatz als wir ihn aus früheren statistischen Mitteilungen kennen. 


Sturhahn (689) teilt einen Fall von schwerer Keratitis neuros 
paralytica nach Alkobolinjektion ins Ganglion Gasseri mit 
Aus der Besprechung der Literatur und der verschiedenen Theorien der 
Keratitis neuroparalytica folgert er, dass die Indikation für die Alkohol- 
injektion ins Ganglion Gasseri nur auf schwere Fälle von Neuralgie zu be- 
schranken ist, und dass die Gefahr der Keratitis durch sorgfaltige dauernde 
Nachbehandlung auf ein Minimum reduziert werden kann. 


Auch Happe (680) berichtet über 3 Fälle von Keratitis neuro- 
paralytica im Anschluss an Alkoholinjektionen ins Ganglion Gasseri. In 
2 Fällen trat die Keratitis einige Tage, im 3. Falle 1!/s Jahre nach der 
Injektion auf. In allen Fällen betrug die Sehschärfe des erkrankten Auges 
nur !/ıoo bis !/200. Nach dem vorliegenden Material ist die Hornhautaffektion 
in 17°jo der Fälle eingetreten, wahrscheinlich ist der Prozentsatz aber noch 
höher. Der Chirurg sollte daher die Patienten auf die Möglichkeit einer 
Augenaffektion vor der Operation hinweisen und sollte das Auge der ent- 
gegengesetzten Seite augenärztlich bezüglich der Sehtüchtigkeit untersuchen 
lassen und die Indikation zu dem Eingriff mit grosser Vorsicht stellen. 

Wolffberg (691) weist auf die Tatsache der Gefühlstäuschung 
bei der Lokalisation der Fremdkörper auf der Hornhaut bzw. 
unterm QOberlid hin, welche trotz der ausgedehnten Literatur über die Horn- 
hautnerven nirgends erwähnt sei, und berichtet über drei charakteristische Fälle. 

‘Sommer (686) hat, durch Wolffbergs Mitteilung angeregt, in den 
Beiträgen zur Physiologie des Schmerzsinns im Bericht der mathematisch- _ 
physikalischen Klasse der sächsischen Ges. f. Wissensch. Leipzig 1895 eine 
Mitteilung von M. v. Frey gefunden, dass »der Ortssinn, das Orientierufigs- 


XV. Iris (Pupille). 253 


und Lokalisationsvermögen der Konjunktiva und Kornea äusserst 
mangelhaft seien.« 

Der Fall von Skleritis posterior, den Simon (685) in seiner 
Dissertation bringt, betrifft eine 48jährige Patientin. Nach dem histologischen 
Bild kommt als Ursache Lues in Frage, ohne dass (bei negativem Wasser- 
mann) ein anderes ätiologisches Moment auszuschliessen ist. 


XV. Iris (Pupille). 
Ref. Junius, 


*692) Engelking: Der Schwellenwert der Pupillarreaktion und seine 
Beziehungen zum Problem der pupillomotorischen Aufnahmeorgane. Zeitschr. 
f. Physiol. d. Sinnesorgane. 50. 1919. 

*693) A. Fuchs: Uber die Entstehung einer reflektorischen Pupillen- 
starre durch Methylalkoholvergiftang. Zeitschr. f. Augenheilk. 1919. 42. 

*694) Ginsberg: Chron. Zyklitis mit Lymphfollikeln (Demonstration). 
Klin. Monatsbl. 63. 1919. S. 750. (Sitzungsberichte.) 

*695) Junins: Uber „spontane“ vordere Synechien. Zeitschr. f. Augen- 
heilk. 41. 5. 1919. | 

*696) Lindberg: Über Veränderungen des hinteren Pigmentblattes der 
Iris. Akad. Abhandl. (schwedisch). Helsingfors 1918. Autoref. Klin. Monatsbl. 63. 
1919. S. 594. 

*697) Meller: Zur Klinik und patb. Anatomie des Herpes zoster uveae. 
Vortrag. Klin. Monatsbl. 63. 1919. 

*698) Hella Rieth: Iridozyklitis bei Parotitis epidemica und anderen 
Speicheldrüsenerkrankungsschwellungen und über ihre Beziehungen zur 
Tuberkulose. Klin. Monatsbl. 63. 1919. 

*699) Römer: Pupillenveränderung bei der Veronalvergiftung. Deutsche 
med. Wochenschr. 1919. Nr. 47. 

*700) Emma Schindler: Uber die Irisfarbe des Sänglings. Zeitschr. f. ` 
Kinderheilk. Bd. 19. 1919. 

*701) Soewarno: Drei Formen von Irisdepigmentierung. Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. 63. 1919. 


Nach einleitenden Bemerkungen über Farbe und Verfärbungen 
der Iris sowie über die Blaufiirbung der Iris des Neugeborenen teilt 
E. Schindler (700) eine in der Literatur bisher noch nicht berücksichtigte 
Beobachtung mit. Während bisher zum Typus des atrophischen Säuglings 
ausser der Abmagerung das eigenartige graue Kolorit der welken Haut ge- 
hörte, findet Verf. ausserdem häufig einen für die Physiognomie des Atro- 
phikers besonders charakteristischen Ausdruck durch die Farbe seiner Augen, 
die von der Augenfarbe des gesunden Säuglings in vielen Fällen abweicht. 
Die Farbe ist schmutziggrau und spielt oft ins Braune. Ihr Gesamtton ist. 
dunkel und steht in eigentümlichem Gegensatz zu der Blüsse des schmalen, 
abgemagerten Gesichts. Daneben erscheint die Sklera, oft merkwürdig blau 
verfarbt. Zum Vergleich kommen die Untersuchungsbefunde von 173 er- 
nährungsgestörten (blaue Augenfarbe in 35,3°/o) mit denen von 288 gesunden 
Kindern (blaue Augenfarbe in 69,3°/v) im ersten Lebensjahr; also ungefähr 


254 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


doppelt so viele dunkle Augenfarben beim kranken Säugling wie beim ge- 
sunden. Wenn auch nur Fälle mit Ernährungsstörung berücksichtigt worden 
sind, so hält Verf. es doch für wahrscheinlich, dass das gleiche Phänomen 
auch bei anderen Erkrankungen des Säuglings, die den Gesamtorganismus 
für längere Zeit in Mitleidenschaft ziehen, zu beobachten sein wird. Ursache 
der dunkleren Irisfärbung ist vielleicht Pigmentablagerung infolge gesteigerten 
Blutzerfalles (Hämosiderosis der Leber und Milz bei Dekomposition). Verf. 
bält einen Zusammenhang des beschriebenen Phänomens mit der Pigment- 
anomalie des grauen Hautkolorita ernährungsgestörter Säuglinge für möglich. 


In einer Arbeit: Der Schwellenwert der Pupillarreaktion und 
seine Beziehungen zum Problem der Aufnahmeorgane gibt Engel- 
king (692) neue Beobachtungen. Es ergab sich, dass die Pupillenreaktion 
in erster Linie und am stärksten durch die Erregung der Zapfen hervor- 
gerufen wird, dass aber in geringerem Masse doch auch die Stäbchen dazu 
befähigt sind. Der Schwellenwert der Vollreaktion der Pupille fällt mit der der 
Fovea centralis zusammen. Die Reaktionen wurden auf dem Kymographen 
unmittelbar im Ablauf photographisch festgehalten, nachdem die diesem Ver- 
suchsverfahren früher hinderlichen Unzuträglichkeiten ausgeschaltet waren. 


A. Fuchs (693) berichtet über einen Fall von reflektorischer 
Pupillenstarre und andere tabische Symptome nach Methyl- 
alkoholvergiftung (60jähriger Mann, früher Alkoholist, hatte '/eo 1 Rum- 
essenz mit 40°%o Methylenalkoholgehalt getrunken). Es entstand N. retro- 
bulbaris, später Optikusatrophie beiderseits. 10 Tage nach dem Vorfall war 
beiderseits echte reflektorische Pupillenstarre und Miosis, ferner 
bypästhetische Zonen in der Mamillargegend, herabgesetzte Sehnenreflexe und 
Druckschmerz der Muskel und Sehnen nachzuweisen. Keine Lues. Verf. 
vertritt mit Nonne Jie Ansicht, dass reflektorische Pupillenstarre bei schwerem 
chronischen Alkoholismus seltenerweise zur Beobachtung kommt und dass in 
seinem Fallealkoholische Polyneuritis und reflektorische Pupillen- 
starre auf dieser (Grundlage vorlag, die durch den Methylalkohol be 
schleunigt wurde. 


Ginsberg (694) demonstriert 2 grosse typische Lymphfollikel 
im Ziliarkörper und 2 kleinere in der Iris in einem wegen 
chronischer Iridozyklitis enukleierten Auge einer älteren luetischen 
Frau (ausserdem: Infiltration, Schwartenbildung, Nekrose). Der Befund reiht 
sich den Beobachtungen von Birch-Hirschfeld in der Orbita, und 
denen von Pettavel in Thymus und Schilddrüse an. (Als Ausgangs- 
punkt kommen Spuren adenoiden Gewebes, das bisher allerdings im Ziliar- 
körper nicht nachgewiesen wurde, oder die Adventitiazellen der Blutkapillaren 
in Betracht.) 


Junius (695) erörtert die Frage: Gibt es »spontane« vordere 
Synechien, d. h. Synechien ohne vorausgehende Aufhebung der 
V. K. durch Eröffnung des Augapfels? Die Frage wird bejaht. An- 
gaben in der Literatur liegen darüber allerdings nicht vor. Das Vorkommen 
ist aber wahrscheinlich nicht ganz selten. Verf. berichtet über 4 Fälle (eine 
eigene Beobachtung und 3 Fälle aus der Universitätsaugenklinik Bonn) und 
komint zu folgenden Ergebnissen: 1. Es kann im Verlauf von chronischer 
Uveitis zum völligen Versiegen der Kammerwasserproduktion kommen. 
2. Es kann infolgedessen vollständige Aufhebung der V. K. eintreten. 3. Bei 


XV. Iris (Pupille). 255 


diesem Zustande der Augen können Verwachsungen zwischen dem vorderen 
Blatt der Iris und der Hinterwand der Hornhaut sich entwickeln. Die Ab- 
hebung des vorderen Irisblattes in Zeltdachform scheint für diese Fälle 
typisch zu sein. Oft sind vielfache Verwachsungen vorhanden (bis zu 
9 Synechien in einem Falle). Die Entstehungsursache dieser vorderen Synchien 
wird später verwischt erscheinen, wenn die V. K. nach Abklingen der Ent- 
zündungserscheinungen sich voll wieder herstellt, was sehr langsam vor sich 
gehen kann. Man kann diese Synechien im Gegensatz zu den traumatisch 
entstandenen wohl als »spontane« bezeichnen. 


Lindberg (696) berichtet über Veränderungen des hinteren 
Pigmentblattes der Iris. Zwischen der Depigmentierung und der Defekt- 
bildung im pupillären Rand vom hinteren Irisblatt und Cat. subcapsularis sen. 
existiert ein Zusammenhang, welcher sich in Analogien in bezug auf Auftreten, 
Lokalisation und Verbreitung innerhalb der veränderten Teile äussert. Die 
Einzelheiten werden beschrieben. 


Meller (697) weist darauf hin, dass Herpes zoster der Horn- 
haut sich infizieren und sekundär zu Iritis führen kann. Es kommt 
aber bei Herpes auch eine primäre Iritis ohne Hornhauterkrankung vor 
(Hutchinson und Horner, Machek, Gilbert). Anatomische Befunde 
von Herpes zoster der Iris fehlten bisher. M. berichtet: über eine eigene neue 
klinische Erfahrung mit mikroskopischem Untersuchungsbefund (73 jährige Frau, 
leichteste Hornhautaffektion, doch schwere Zosternekrose der Iris mit folgender 
reaktiver Entzündung. Eiterbildung in der V. K. Druckerhöhung). Anatomisch 
fand sich: Irisnekrose mit Exsudation und Schwartenbildung bei geringen 
Hornhautveränderungen. Ausserdem eine klinisch nicht wahrgenommene Be- 
teiligung der Sklera (Nekrose und Infiltration). Lauber hat dasselbe 
auch klinisch in einem Falle beschrieben; ältere Beobachtungen sind be- 
stritten. Im Falle M. fanden sich Stellen, an denen die Sklera in der 
mittleren Schicht fast kein Bindegewebe aufwies, nach innen und aussen 
davon aber Infiltration des Gewebes. Ausserdem waren im Krankheitsherd 
Ziliarnerven sichtbar, die bereits hinter dem Augapfel schwere entzündliche 
Erscheinungen aufwiesen, innerhalb der Sklera stark zellig infiltriert waren 
und diese Veränderungen auch im weiteren Verlauf nach vorn zeigten. Bei 
ihrem Eintritt in die Sklera tragen die Ziliarnerven also die Entzündung mit 
sich und pflanzen sie auf das Auge fort. Bakterien oder andere Krank- 
heitskeime wurden nicht gefunden. Die Nekrose in der Iris wird als 
primär, die Entzündung als reaktiver Prozess aufgefasst. Von 
anderen Beobachtern sind bei Herpes zoster ophthalmus entzündliche Ver- 
änderungen im spinalen Ganglion oder im G. semilunare gefunden, doch auch 
nur Entzündungserscheinungen am pheripheren Nerven bei Intaktheit der 
Ganglien (Lauber u. a.) Im Falle M. ist anscheinend nur das Auge unter- 
sucht. Die Frage der tieferen Ursache der Nekrose der Iris (ob periphere 
Neuritis oder Ganglionerkrankung) wird (nach dem Referat!) nicht kritisiert. 
Die grundsätzlich wichtige Frage der Fortpflanzung von Krankheiten auf dem 
Wege der skleralen Durchlässe wird aber eingehender erörtert. 


Rieth (698) führt aus: Im Gegensatz zur früheren Anschauung, welche 
Mumps als lokale Erkrankung mit häufiger Bildung von Meta- 
stasen in den Hoden auffasste, wird jetzt vielfach die Ansicht vertreten, 
dass es sich bei Parotitis epidemica um eine allgemeine Erkran- 


256 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


kung handelt, mit vorwiegender Lokalisation in der Parotis und in den 
Hoden. Es erkranken aber auch andere Speicheldrüsen (Gl. submaxill 
und lingual.), ferner von drüsigen Organen: Nebenhoden, Prostata, Mamma, 
Pankreas, Tränen-, Schild- und Thymusdriise, Ausserdem liegen Mitteilungen 
über Beteiligung der verschiedensten Körperorgane vor. Vom Auge kommen 
in Betracht Konjunktiva, Kornea, Uvea, Iris, Ziliarkörper, Chorioidea. Ein 
neuer Fall von Iridozyklitis bei Mumps wird berichtet und besprochen. 
Zusammenfassung: 1. Iridozyklitis als spezifische Teilerschei- 
nung von Mumps ist nicht mit Sicherheit auszuschliessen. Die- 
neuesten Beobachtungen sprechen aber eher für eine Auslösung 
. anderweitiger Prozesse, ganz besonders einer tuberkulösen 
Uveitis. 2. Bei den Parotisschwellungen auf anderer (srundlage 
(Lues, Tuberkulose, Systemerkrankung des lymphatischen Apparate, Störung 
der endokrinen Organe) sind Iritis und Parotisschwellung entweder 
auf die gleiche Grundursache (Lues oder Tuberkulose) oder auf 
ein Zusammenwirken mehrerer Ursachen zurückzuführen. 


C. Römer (699) hat, angeregt durch die Mitteilungen von Gröber, 
welcher bei Katzen nach experimenteller Veronalvergiftung eigenartige Ver- 
änderungen der Pupille beobachtete (weites Schwanken der Pupillenweite bei 
sehr träger Reaktion), auf Pupillenveränderungen bei Veronalver- 
giftung des Menschen als klinisches Symptom geachtet. Er fand 
bei 10 von 12 Fällen als ein wichtiges, vielleicht typisches Symptom der 
Veronalvergiftung das als Hippus bezeichnete Pupillen-Phänomen. Dasselbe 
bildete sich gewöhnlich zurück, wenn nicht der Tod eintrat. Berücksichtigt 
wurde dabei, dass auch die Pupille des Gesunden in ständiger Unruhe ist, 
und dass therapeutische Dosen von Veronal die Pupille gar nicht beein- 
trächtigen (Bumke und C. Römer). Folgende Entstehungsursache wird mit 
Jacoby angenommen: Spezifische Beeinflussung der Gefässwände durch 
Veronal mit periodischer Gefässlähmung, Blutdrucksenkung, Narkose, Er- 
weiterung der Pupille infolge CO, -Überladung der Medulla oblongata einer- 
seits und temporärer Gefässkrampf infolge Erstickung, Blutdrucksteigerung, 
wieder eintretender Reaktionsfähigkeit des Gefässzentrums und Pupillenver- 
engerung andererseits. 


Soewarno (701) hat das Pigment der Iris bei alten Menschen 
studiert und kommt bezüglich der dort zu treffenden Veränderungen zu 
gleichen Ergebnissen wie Axenfeld, namentlich bei Depigmentierungen, 
die mit Katarakt gleichzeitig sich einstellen. Sein besonderes Interesse galt 
den Depigmentierungen der Iris bei Lues, die Krückmann als 
Leukiridie beschrieben hat. Drei Sıadien werden unterschieden: 1. Leukiridia 
incipiens. 2. Das Stadium der vollen Entwicklung der weissen Flecke. 3. Die 
Rückkehr zum alten Stand. Das erste Stadium bildet sich 3 Monate bis 
2 Jahre nach Beginn der Krankheit aus. 2'/2 Jahre post infectionem pflegt 
der Endpunkt erreicht zu sein. Die Zahl der bezüglichen weiblichen Kranken 
war bei kleiner Statistik 2!/2mal grösser als die der Männer. Beruf schien 
“gleichgültig zu sein, insbesondere waren die dem Wind und Wetter ausge- 
setzten Personen nicht nachweislich häufiger befallen. Die Leukiridie ist nach 
Verf. als dem Leukoderma gleichwertig zu erachten. Vielleicht ist in dem 
Pigmentverlust der Ausdruck einer weniger guten Blutversorgung infolge einer 
bei Lues gewiss nicht seltenen Affektion der Blutgefässe zu sehen. 


XVI. Linse. | 957 


- 


XVI. Linse. 
Ref. Junius. 


*702) Hirsch: Vorübergehende Spaltbildung der Linse. Klin. Monatsbl. 
63. 1919. 


*708) J. A. Roorda Smit te Buenos Ayres: Cataract en lues. N. T. v. 
G. II. Nr. 24. 


*704) Vogt: Der Altersstar nach Handmann. Klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilk. 63. 1919. 


*705) Wittmer: Uber die Staroperationen in der Heidelberger Uni- 
versitäts-Augenklinik aus den Jahren 1915 und 1916. Inaug.-Dissert. Heidel- 
berg 1919. 


Hirsch (702) berichtet über einen (zweiten!) Fall von vorüber- 
gehender Spaltbildung in der Linse beider Augen eines 37 jährigen 
Mannes — ohne sonstige Erkrankung. Es handelte sich um eine ausge- 
sprochene Sternfigur ohne Trübung der Spalten, die rückbildungsfähig war, 
Sehschärfe und Hintergrundsbild nur wenig beeintriachtigte, Als Ursache 
wird schädliche Wirkung eines Nahrungsersatzstoffes in der Kriegszeit an- 
genommen (Saccharin oder andere Kohlenstoffverbindung?). (Analog den 
Erfahrungen von C. Hess, welcher Streifenbildung der Linse experimentell 
bei Fütterung der Ratten mit Methylen erzeugte). | 


Roorda Smit (703) führt einige Fälle von Katarakt an, bei 
denen er unter Behandlung mit Jodkalium oder Quecksilber 
eine Verbesserung der Sehschärfeund Aufhellung der Katarakt 
beobachtet hat. Wiewohl seine Erfolge nicht schlechthin zu leugnen sind, 
wird aus den Krankengeschichten nicht immer klar, dass die Sehschärfen- 
besserung einer Aufhellung der kataraktösen Trübungen zu verdanken wäre 
und kämen andere Ursachen wie Pupillenerweiterung, Besserung des Allge- 
meinzustandes oder günstige Beeinflussung von Gefässleiden oder Retinitiden 
dafür wohl auch in Betracht. Die Form der Katarakt wird leider nur ver- 
einzelt angegeben. Von Lues ist in den Krankengeschichten nicht oft die 
Rede, weshalb der aufmerksame Leser sich über die Aufschrift der Publikation 
leicht wundern wird. W eve, 


Vogt (704) bringt eine Entgegnung auf eine Mitteilung von 
Handmann, der den subkapsulären Beginn des Altersstars neuer- 
dings verteidigte. Der Beweis für die Berechtigung einer derartigen 
Annahme ist nach der Ansicht des Verfassers von Handmann nicht 
erbracht. 


Wittmer (705) berichtet über die Staroperationen der Heidel- 
berger Universitäts-Augenklinik 1915—1916. Es wurden insge- 
samt 305 Staroperationen an Kranken jeden Alters ausgeführt, d. h. an 
13,2°/o des klinischen Krankenzugangs. Extraktionen der Linse (simt- 
lich mit Iridektomie) wurden 272 mal vollführt, nur einmal trat Wund- 
infektion ein, 13 mal Nachstar. Sehscharfe von !/s—?/s wurde in fast 50°/o 
der Fälle erreicht. 


Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XVIII 


258 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


- XVII. Aderhaut, Glaskörper. 
Ref.: Kümmell. 


*706) Franz: Hypotonia bulbi bei intraokularem Tumor. Dissert. Kiel 1919. 

*707) Fuchs: Ein Fall intraokulärer Aktinomykose. Arch. f. Ophthalm. 
Bd. 101. S. 24. 

*708) Mulock Houwer: Demonstration van een geval van thrombose 
der v. vorzicosa. Nederl. Oogheelk. Gezelschap. 54. Versamml. (s. auch Bericht 
Nr. 481). 

*709) Schulte, Josefine: Über einige pathologisch-anatomische und 
klinisch bemerkenswerte Fälle von Aderhautsarkom. Dissert. Würzburg 1919. 

*710) Seefelder: Ein klinischer Beitrag zur Frage der Embolie von 
Aderhautgefässen. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 255. 

*711) Weishaupt: Hämorrhagisches Glaukom an einem kataraktösen 
Auge eines 80jährigen Mannes, bei dem die anatomische Untersuchung 
Aderhauttumor ergab. Dissert. Heidelberg 1919. 


Schulte (709) berichtet über die Untersuchungen von 6 Fällen von 
Aderhautsarkom, die verschiedene Besonderheiten darboten. 1. Zirkum- 
papilläres Aderhautsarkom, das seine grösste Dicke am Sehnerven hatte, sich 
aber noch flächenhaft weiter ausgedehnt hatte. Die Netzhaut war nicht ab- 
gelöst, dagegen an einzelnen Stellen von den Geschwulstmassen durchwachsen, 
die ausserdem noch vom Sehnervenkopf aus in seinen Stamm eindringen bis 
hinter die Siebplatte. Bei der geringen Vorwölbung der Geschwulst war die 
Diagnose erschwert. 2. Auch lier hatte die Geschwulst den Sehnerven durch- 
wachsen, ebenso die Lederhaut, so dass Geschwulstzellen ausserhalb des 
Auges im Tenonschen Raum lagen und von hinten her bis zur Hornhaut 
zu verfolgen waren, bis zu einem Knoten, der der von einer kurz vor der 
Ausschälung gemachten Wunde (Irisausschneidung) aufsitzt. In der Iris und 
im Strahlenkörper‘ waren Tumorzellen vorhanden. 3. Nach Staroperation 
bei einem stark kurzsichtigen Auge entwickelte sich eine Netzhautablösung, 
die anfänglich den Verdacht einer Geschwulst nicht aufkommen liess. Erst 
durch Blutungen, Neubildung von Gefässen in der Iris und Drucksteigerung 
wurde die Diagnose gesichert. Ausser einem kirschkerngrossen Hauptknoten 
des Strahlenkörpers fand sich, eine örtliche Metastase der Aderhaut am hintern 
Pol. 4. Hier bestand bei einem Sarkom in der obern Hälfte des Glaskörpers 
eine stark geronnene Masse in der V.K., wohl bedingt durch Absonderung 
eiweissreicher Flüssigkeit aus den gestauten Gefüssen der Strahlenfortsätze. 
5. Kleines Sarkom von 4 zu 2 mm Flächenausdehung mit Blutung und Ent- 
artung der Netzhaut an der Stelle der Geschwulst. 6. Flächenhafte Ge 
schwulst von höchstens 2,5 mm Dicke mit anliegender Netzhaut. Die Diagnos 
war nicht mit Sicherheit zu stellen, es bestand starke Drucksteigerung ohne 
typische Veränderungen. 


Während bei Geschwülsten im Augeninnern meist Drucksteigerung 
auftritt, stellt sich zuweilen Druckverminderung ein. Hiervon bringt 
Franz (706) aus der Kieler Augenklinik einige Beispiele. Die Diagnose 
war im Leben zu stellen und wurde durch die mikroskopische Untersuchung 
bestätigt. Entzündliche Veränderungen, Zerfallserscheinungen der Geschwulst, 
die zu Weichheit des Auges hatten führen können, fanden sich hier nicht, 


XVII. Aderhaut, Glaskörper. 259 


so dass eine Erklärung der Spannungsverminderung nicht restlos gelingt. Die 
starke Blutüberfüllung der Gefässhaut würde eher eine Drucksteigerung er- 
klären können. Der Schlemmsche Kanal war weit offen, was im Gegen- 
satz steht zu den üblichen Befunden. Vielleicht ist das Verhalten des Glas- 
körpers in solchen Fällen zu Rate zu ziehen, der hier Schrumpfung aufwies. 
Trotz der ja fast stets mit Verminderung der Spannung einhergehenden 
spontanen Netzhautablösung muss man auch daran denken, dass, wie in 
obigen Fällen, Hypotonie auch gelegentlich bei Geschwulst vorkommen kann. 
Über die bisherigen Ansichten und Erfahrungen über Druckverminderung bei 
Netzhautablösung und Geschwülsten mit Schrumpfung des Auges wird in der 
Einleitung in übersichtlicher Weise eingegangen. 

In der Beobachtung von Weishaupt (711) war ebenfalls die Diagnose 
einer tatsächlich vorliegenden Geschwulst des Augeninnern sehr er- 
schwert. Es handelte sich um einen 80 jährigen Mann, dessen eines Auge 
zunächst Star, dann iritische Reizungen aufwies, dem sich später Druck- 
steigerung mit Blutungen in die vordere Kammer anschloss. Die mikro- 
skopische Untersuchung ergab ein Melanosarkom, das zu starker Erweiterung 
der Irisgefässe geführt hatte. Durch Annagung von der Geschwulstzellen her 
konnte das Blut austreten und dadurch ein hämorrhagisches Glaukom vor- 
täuschen. Die Gefässe waren zudem sklerotisch verändert. 

Bei einer Kranken, die Seefelder (710) später untersuchen konnte, 
wurde zur Aufnahme eines Röntgenbildes eine Wismutfüllung einer Pleura- 
empyemhöhle gemacht. Dabei trat Schwindel, Atemnot bei oberflächlicher 
Atmung, Bewusstlosigkeit, sowie Blaufärbung der Haut ein. Die Kranke 
erholte sich jedoch schnell, doch gab sie an, nichts mehr sehen zu können. 
Die am 2. Tage vorgenommene Augenuntersuchung ergab normale Verhält- 
nisse bei weiten, doch auf Lichteinfall sich verengernden Pupillen. Die Er- 
blindung hielt 4 Tage an, und klang dann langsam ab. Bei der späteren 
Untersuchung fanden sich nun kleine Herde des Angenhintergrundes, die 
Drusen der Glashaut glichen. Die Herde waren weiss, ohne Pigment, be- 
sonders sassen sie in der nächsten Umgebung des gelben Flecks. An den 
Stellen der Herde bestanden kleinste Skotome, so dass dadurch das Lesen 
sehr gestört war. - Durch Tierversuche ist es andern Forschern gelungen, 
durch Störungen des Blutkreislaufes im Gebiete der hintern Ziliararterien 
Zerfall des Pigmentepithels und der Stäbchen und Zapfen zu erzielen. Es 
ist wohl anzunehmen, dass hier eine Embolie der Aderhautarterien 
erfolgt ist. Am 2. Tage waren die Veränderungen noch nicht vorhanden, 
-da derartige Störungen natürlich Zeit zu ihrer Entwickelung brauchen. Be- 
merkenewert ist das symmetrische Auftreten der kleinen Herde, wofür viel- 
leicht als Erklärung heranzuziehen ist, dass in der Gegend des gelben Flecks 
die Kapillaren enger sind als in den übrigen Teilen der Aderhaut. Die 
ursprüngliche Erblindung ist zweifellos zentral bedingt gewesen, und zwar 
jenseits des Abgangs der zentripetalen Pupillenfasern, da diese noch Reize 
fortleiteten. 

A. W. Mulock - Houwver (708) berichtete über einen Fall von Throm- 
bose der Vena vorticosa im Anschluss an einen Karbunkel an der 
Stirn, der bis in die Orbita fortgeschritten war. Exenteratio orbitae. Das 
Auge war schon erblindet und schien glaukomatés. Anatomische Unter- 
suchung ergab eine Thrombose der temporalen Vena vort. Starke Erweite- 
rung des intraokularen Teiles. Weve. 


XVIII* 


260 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Fuchs (707). An einem staroperierten Auge stellte sich nach mehreren 


Wochen eine schleichende Entzündung ein, die mehrmals zurückging, aber — 


wiederkam und schliesslich zur Entfernung des Auges, 1!/2 Jahre nach dem 
Eingriff, nétigte. Unterhalb der Hornhaut bestand eine flache Vorwölbung. 
Der Durchschnitt durch das Auge ergab im Gebiet des Strahlenkörpers einen 
rundlichen Knoten, der die Lederhaut zur Einschmelzung gebracht hatte. Der 
Knoten selbst war ebenfalls teilweise nekrotisch zerfallen, es fand sich um 
die nekrotischen Herde ein Gürtel epitheloider Zellen, dann Granulations- 
gewebe. In dem nekrotischen Gebiet lagen Pilzkonkremente mit kurzen 
kolbigen Ausläufern. Es kann sich nur um Aktinomyzes handeln, dessen 
Sporen wohl bei dem Eingriff ins Augeninnere gelangt sind, um nach einer 
längeren Inkubation die nekrotischen und entzündlichen Veränderungen her- 
beizuführen. 


XVIII. Glaukom. 
Ref.: Kümmell. 


*712) Bergmeister: Traumatische Netzhautablösung und Glaukom. 
Ophthalm. Ges. in Wien. 7. 7. 19. s. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 407 
und Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. S. 254. 


*713) Dubois: Ken geval van „Spätinfektion“ by trepanatio sclerae 
(Ein Fall von Spätinfektion bei Trepanatio sclerae). Nederl. Tijdschr. voor 
Geneesk. 1919. 1. 


*714) ten Doesschate: De intraoculaire Druck by zona ophthalmica. 
(Der intraokuläre Druck bei Herpes zoster.) Nederl. Tijdschr. voor Geneesk. 
1919. 1. Nr. 15. 

715) Hegner: Erfahrungen iiber die Glaukomtrepanation nach Elliot. 
Korrespondenzbl. f. Schweizer Ärzte. 1919. Nr. 33/34. S. Ber. Nr. 491. 

*716) Hotz: Über eine eigentümliche Degeneration der Hornhaut bei 
einem Auge mit absolutem Glaukom. Dissert. Heidelberg 1919. 

*717) Igersheimer: Zur Pathologie der Sehbahn. V. Klin. Beitr. z. Seb- 
nervenpathol. Arch. f. Ophthalm. Bd. 101. S. 79. 

718) Kafka: Uber einen Fall von Ausgang retrobulbärer Neuritis mit 
sog. glaukomatöser Exkavation. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. S. 361. S. Ab- 
schnitt Sehnerv. 

*719) Keerl: Das Glaukom der Jugendlichen. Dissert. Leipzig 1919. 

*720) Löwenstein: Über ein neues Verfahren zur Erzielung einer Fistel 
bei erhöhtem intraokularen Druck. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 637. 

*721) Rohr: Infantiles Glaukom und exsudative Diathese. Münch. med. 
Wochenschr. 1919. Nr. 44. 

*722) Schürhoff: Die operative Behandlung des Glaukoms an der Kieler 
Augenklinik in der Zeit vom Herbst 1907 bis April 1919. Klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. 63. S. 575. 

*723) Vogt: Vererbter Hydrophthalmus beim Kaninchen. Ges. d. Schweiz. 
Augenärzte (Basel). S. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 63. S. 233. 

*724) Wissmann: Über Spätinfektion bei Elliotscher Trepanation und 
über ihre Verhütung. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 41. S. 323. 


XVIII. Glaukom. 261 


Igersheimer (717) bespricht das Verhalten des Gesichtsfeldes 
und der Dunkeladaptation beim Glaukom. Ausser dem Gesichts- 
feldausfall nach Bjerrum kann man zuweilen als einzigen Ausdruck der 
optischen Leitungsstörung Skotome nach der Schläfenseite finden, wozu in 
vielen Fällen nur die von I. angegebene Methode der Gesichtsfeldunter- 
suchung ausreicht. In zwei zweifelhaften Fällen brachte dieses vom blinden 
Fleck ausgehende Skotom die Klarheit über das Vorliegen des Glaukoms. 
Durch eine Irisausschneidung wurde Rückgang des Faserbiindelskotoms erzielt, 
so dass nur eine sichelförmige Vergrösserung des blinden Flecks bestehen 
blieb im Sinne Seidels. Des letzteren Befunde sind im allgemeinen selten, 
wohl deshalb, weil sich meist noch eine Fortsetzung paramakularwärts findet, 
ebenso wie auch nach der Schläfenseite, worauf Seidel nach der Meinung 
von I. wohl nicht geachtet hat. Auch der Bjerrumsche Gesichtsfeldausfall 
ist Ofters nur als Rest eines nach oben oder unten verlaufenden Faserbündel- 
ausfalls anzusehen, der dazu noch gelegentlich nur relativ sein kann. Die 
Störungen der Dunkeladaptation bei Glaukom sind ‘oft sehr ausgesprochen, 
während andererseits trotz stark erhöhten Drucks die Adaptation normal sein 
kann. Nach Druckentlastung durch einen Eingriff kann eine etwa vor- 
handene Adaptationsstörung sich bessern, so dass eine gewisse Beziehung zu 
der Drucksteigerung bestehen kann, während jedoch diese Störung auch bei 
normalem Druck bestehen kann. Sie kann ferner das erste Zeichen des 
Glaukoms sein. Über.die Frage des primären Sehnervenleidens beim Glaukom 
ist mit Hilfe der Prüfung der Dunkeladaptation eine sichere Entscheidung 
noch nicht möglich. | 

- Schürhoff (722) berichtet über die 437 Eingriffe gegen Glaukom, 
die an der Kieler Augenklinik in fast 12 Jahren vorgenommen wurden. Es 
handelt sich um 259 Zyklodialysen, 155 Irisausschneidungen, 20 Sklerotomien, 
2 Trepanationen und 1 Iridosklerotomie Bei 2 der 3 letztern, den fistel- 
bildenden Eingriffen, trat Infektion, bzw. Glaskörpervorfall ein, so dass die 
Augen entfernt wurden. In fast einem Drittel der Fälle wurden verschiedene 
Verfahren angewandt. Reine Zyklodialysen wurden 191 mal ausgeführt, reine 
Irisausschneidungen 111 mal, von denen 67 eine gute Wirkung hatten, die 
jedoch nicht lange genug beobachtet werden konnte; das war nur bei zweien 
der Fall, die dauernd gute Wirkung zeigten. Bei dem ersteren der beiden 
Eingriffe wurde 97 mal ein gutes Ergebnis erzielt bei nicht genügend langer 
Beobachtung, 46 zeigten auch bei längerer Kontrolle (über 1 Jahr) stets gutes 
Verhalten. Aus den Zahlen lässt sich schliessen, dass die Zyklodialyse der 
Irisausschneidung gleichberechtigt, wenn nicht überlegen ist. Jene kommt 
mehr für die chronischen Fälle in Betracht, diese mehr für die akuten. Die 
Zyklodialyse kann zudem häufig wiederholt werden: Es ist nötig die Ab- 
lösung des Strahlenkörpers mindestens in einem Drittel des Hornhautumfangs 
zu vollziehen, l 

Dubois (718) erzielte Heilung in einem Falle von Spätinfek- 
tion nach Trepanatio sclerae. Es handelte sich um ein Glaucoma 
simplex. Anderhalb Jahre nach Elliotscher Trepanation, mit peripherer 
Iridektomie entstand tiefe perikorneale Injektion, Iritis, Corp. ciliare schmerz- 
haft auf Druck, Kammerwasser leicht getrübt. Die ersten Entzündungs- 
erscheinungen wurden an der Narbenstelle beobachtet, weshalb hier die Ein- 
trittspforte vermutet wurde. Am nächsten Tage wurde deshalb das Bläschen 
über die Trepanationsstelle leicht kauterisiert, weiter Skopolamin, Bettruhe, 


262 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


dunkle Gläser und innerlich Aspirin. In wenigen Tagen Heilung. Seh- 
schärfe, Gesichtsfeld und Tension wie vor anderthalb Jahren. In der Dis- 
kussion teilte Mulock Houwer einen ähnlichen Fall mit. 10 Jahre nach 
einem Trauma, das an der Korneaskleralgrenze eine filtrierende Narbe zurück- 
gelassen hatte, trat eitrige Entzündung auf in dem Bläschen mit Hypopyon. 
Schnelle Heilung nach Eröffnung und Kauterisation. Weve. 


In der Bonner Augenklinik sah Wissmann (724) eine Spätinfek- 
tion nacb Glaukomtrepanation und zwar mehr als 5 Jahre nach dem 
Eingriff. Es war eine dichte Infiltration des Kissens vorhanden. Die be- 
gleitende eitrige Iritis ist wahrscheinlich rein toxisch bedingt, da sie nach 
Beseitigung der Kisseneiterung zurückging. Diese wurde dadurch erzielt, dass 
bei dem Vorliegen von Pneumokokken Optochin reichlich angewandt wurde, 
so dass das Auge erhalten wurde. In den früher mitgeteilten Fällen von 
Spätinfektion hat meist wohl ausser der Infektion des Kissens eine solche 
des Augeninnern vorgelegen, worauf die häufigen Verluste schliessen lassen. 
Die mehr chronisch verlaufenden Infektionen sind überhaupt seltener. Die 
Verhütung der Infektion ist von verschiedenen Seiten erstrebt, meist durch 
Deckung mit einem dickern Lappen, wodurch allerdings die Wirkung des 
Eingriffs beeinträchtigt werden kann. Ausserdem ist die Sicherheit der Ver- 
fahren noch nicht erprobt. Da es sich wohl vielfach als Erreger der Spät- 
infektion um Pneumokokken handelt, so ist zu versuchen mit Optochin, wie . 
auch im geschilderten Falle, die Entzündung, wenn sie nur auf das Kissen 
beschränkt ist, zu bekämpfen. Zur Vorbeugung dieses üblen Ereignisses 
schlägt W. vor, in gewissen Zeiträumen, etwa alle 6—8 Wochen eine Des- 
infektion des Bindehautsackes vorzunehmen, dadurch dass täglich zwei Ein- 
träufelungen einer Optochinlösung vorgenommen werden, oder auch durch Ein- 
streichen einer 1°/oigen Optochinsalbe. Eine bakteriologische Untersuchung 
des Bindehautsackes ist vorzunehmen. 


Auch Löwenstein (720) will durch sein neues Verfahren die 
Nachteile der Glaukomtrepanation der gewöhnlichen Art vermeiden, 
teils die Unsicherheit und schlechte Dosierbarkeit der Irisausschneidung, teils 
aber die Spätinfektion. Er wendet folgendes Verfahren an: Gleichlaufend 
zum Hornhautrand wird ein 6 mm breiter Bindehautlappen umschnitten und 
bis zum Hornhautrand losgelöst; ein 2. ebenso breiter Brückenlappen wird 
im Anschluss an diesen oberhalb freigelegt. Der untere Bindehautlappen wird 
zurückgehalten, das Auge an der Sehne des obern geraden Augenmuskels 
festgehalten und nach unten gezogen. Dann wird mit dem Skalpell ein 
myrthenblattformiger Lappen gleichlaufend dem obern Hornhautrand ausge- 
schnitten, etwa 4 mm lang, 1,5 mm breit. Erst wird der Schnitt in der 
Lederhaut, dann der in der Hornhaut angelegt, um den Abfluss des Kammer- 
wassers möglichst lange zu verzögern. Der Lappen wird mit einer besondern 
Zange gefasst, deren Haken unter einem Winkel von 45° angebracht sind 
und sich beim Schluss des Instruments berühren. Die Iris fällt entweder 
vor, oder wird vorgeholt und peripher ziemlich breit ausgeschnitten. Dann 
wird der Bindehautlappen glatt gestreckt, unter dem Brückenlappen durch- 
geführt und oberhalb mit Nähten befestigt. Das Epithel des untern Lappens 
und der benachbarten Hornhaut wird abgekratzt, der Brückenlappen herunter- 
gezogen und an entsprechender Stelle nahe dem Hornhautrande angenäht. 
Doppelter Verband für 3 Tage. 


XVIII. Glaukom. 263 


- Bergmeister (712) stellte ein 12jähriges Mädchen vor, bei dem sich 
im Anschluss an eine Prellung eine Netzhautablésung und später 
Drucksteigerung eingestellt hatte. Neben dem ausgehöhlten Sehnerven 
war eine steil aufsteigende Netzhautablösung, unter der sich weisse Stränge 
erkennen liessen. Dieser Umstand der Durchsichtigkeit spricht trotz der 
Drucksteigerung wohl gegen eine Geschwulst. Die subretinalen Streifen sind 
vermutlich aus Fibrin entstanden, so dass eine eiweissreiche Flüssigkeit an- 
zunehmen ist, die sich offenbar auch im übrigen Auge fand. Es ist daher 
wohl anzunehmen, dass die Drucksteigerung entsprechend der Hypothese 
von Uribey Troncoso dadurch entstanden ist. 


Ten Doesschate (714) beobachtete einen ähnlichen Fall von Herpes 
zoster des Auges, wie ihn im Jahre 1912 Dubois mitgeteilt hat. Im An- 
schluss an cinen Herpes zoster (hämorrhagisch) der rechten Stirnseite trat 
10 Tage später Protrusio bulbi ein, zu gleicher Zeit akutes Glaukom, das 
in kürzester Zeit zur völligen Erblindung führte. Trepanatio sclerae, vor- 
übergehende Druckherabsetzung; erst mit dem Verschwinden der Protrusion 
wird auch der Druck normal und sogar subnormal. Der Autor glaubt, dass 
eine Neurose der orbitalen Gefässe ein Ödem der Orbita hervorrief und dass 
das Glaukom damit zum Teil zusammenbängt, doch sei damit nicht alles 
erklärt. Weve. 


Vogt (723) zeigte in der Gesellschaft der Schweizer Augenärzte drei 
einjährige Kaninchen vor, die Hydropthalmus hatten, der bei der Er- 
werbung, 3/4 Jahre vorher, schon bestand, und zwar angeblich von jung auf. 
Die Kreuzung von zweien dieser Tiere ergab einen Wurf von 3 Stück, sämt- 
lich mit Hydrophthalmus, der erst einige Wochen nach der Geburt in Er- 
scheinung trat. 


Bei einem Säugling mit exsudativer Diathese, den Rohr (721) 
beobachtete, stellte sich im weitern Verlauf ein mässiger Grad von Buphthalmus 
ein, der nur auf einem Auge bestand. Ausser einer angeborenen Entstehung 
denkt sich R. den Zusammenhang mit der exsudativen Diathese in der Weise, 
dass vielleicht auch im Auge entzündliche Vorgänge durch die Grundkrank- 
heit ausgelöst werden könnten, die durch ihren Sitz im Kammerwinkel zu 
eınem Verschluss dieses und dadurch zu Drucksteigerung führen könnten. 
Oder aber eine obturierende Iritis wäre imstande, bei schon vorhandener, 
aber nur wenig ausgeprägter Bildungsabweichung ein Glaukom auszulösen. 
Verf. gibt der Hoffnung Ausdruck, dass in Zukunft auf die Zusammen- 
hänge zwischen beiden Erkrankungen geachtet wird, so dass vielleicht ‘durch 
Behandlung der Grundkrankheit das Glaukom beeinflusst werden kann. 


Bei einem Auge mit absolutem Glaukom konnte Hotz (716) eine 
eigenartige Entartung der Hornhaut feststellen, bestehend vor allem in 
einer schleimigen Umwandlung der Hornhautlamellen. Das Epithel war un- 
regelmässig, bald verdickt, bald verdünnt, sowie mit Änderungen der Zell- 
form. Die vordere Grenzhaut entsprach dem Verhalten des Epithels in Ver- 
dickung und Verdünnung. Das Grundgewebe selbst zeigt im ganzen zuweilen 
Verdünnungen, die einzelnen Bestandteile wiesen teils feinkörnige Trübungen 
auf, teils glasige Schwellung mit Zerfall. Die Hornbautkörperohen waren 
spärlich vorhanden, entzündliche Zellen fehlten. Im übrigen fanden sich 
die auf das absolute Glaukom zu beziehenden Veränderungen. 


264 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


XIX. Netzhaut. 


Ref.: Lohmann. 


*725) Behr: Uber das unter dem klinischen Bilde der tuberkulösen 
Knötcheniritis verlaufende Glioma retinae. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Septemberheft. 

*726) Bergmeister: Traumatische Netzhautablösung mit Drucksteige- 
rung. Ophthalm. Ges. Wien. 7. VII. 19. Ebenda. S. 406. 

*727) Best: Commotio retinae als Fernwirkung. Ebenda. Oktoberheft. 

*728) Böhm: Uber einen eigentiimlichen Fall von Retinitis pigmentosa 
mit Atrophie der Aderhaut (Atrophia gyrata chorioideae et retinae). Ebenda. 
Septemberheft. 

*729) Feldmann: Der jetzige Stand der Lehre von der Tay-Sachaschea 
familiären amaurotischen Idiotie. Ebenda. Dezemberheft. 

*730) Fuchs: Uber primäre Tuberkulose der Netzhaut. v. Graefes 
Arch. f. Ophthalm. Bd. 101. 

*731) Hanssen: Beitrag zur Histologie des myopischen Auges, insbe 
sondere zur Lückenbildung in der Retina und zur Entstehung der Netzhaut- 
abhebung. Klin. Monatsbl. f. Augenheitk. Septemberheft. 

*732) Ischreyt: Zur Kasuistik der Retinitis pigmentosa. Ebenda. 
Oktober/Novemberheft. 

*733) Mulock Houwer: Fall von v. Hippelscher Erkrankung. Demon- 
stration Nederl. Oogheelk. Gezetschap. 54. Vers. 

*784) Partscher: Netzhautablésung mit peripherem Netzhautriss und 
Lochbildung in der Makula. .Diskussion dazu: Fuchs. Ophthalm. Ges. Wien. 
7. VII. 19. Klin. Monatsbl. Septemberbett. S. 406. 

*735) Saupe: Uber einen Fall von Astthrombose der Zentralarteris 
nach Einnahme von Kampfgas. Ebenda. Oktober’ Novemberheft. 

*736) Zorn: Uber familiäre atypische Pigmentdegeneration der Netz- 
haut (totale Aderhautatrophie). Arch. f. Ophthalm. Bd. 101. 


Saupe (735) berichtet über einen 24jähr. Mann, der nach Kampf- 
gaseinatmung eine Astthrombose der Retinalvene mit Netzhautherden und 
Glaskérperblutungen auf einem Auge aufwies. Sich stützend auf die Unter- 
suchungen von Roos und Aschoff nimmt S. eine Verlangsamung des 
Blutstroms als Ursache der Thrombose an neben erhöhter Viskosität, Neigung 
zu Gerinnung des Blutes und Schädigung des Endothels durch Giftwirkung. 
Ein krankhafter Zustand des Patienten wurde durch eine genaue klinische 
Untersuchung ausgeschlossen. 


Mulock Hou wer (733) demonstrierte folgenden Fall von Hippelecher 
Krankheit: 23jähriges Mädchen. Rechtes Auge seit 10 Jahren erblindet durch 
Trauma, linkes Auge seit Anfang 1918 erkrankt, erst seit Juni in augen- 
ärztlicher Beobachtung. In der Netzhaut peripher oben und peripher temporal 
zwei Gruppen roter Knäuel, umgeben von massivem weissem Gewebe. Dabin 
führen stark vergrösserte Gefässe (Arterien und Venen nicht zu differenzieren) 
Weiter durch die Netzhaut verbreitet, grössere und kleinere weisse Fleckchen 
und zahlreiche glänzende weisse Pünktchen, hauptsächlich in der Gegend der 
Fovea. Unten ausgebreitete flache Netzhautlösung. Die v. Hippelsche 


XIX. Netzhaut. 265 


Meinung, dass es sich um eine Angiomatose handelt, sei bisher die wahr- 
scheinlichste Annahme. 


Fuchs (730) veröffentlicht 2 Fälle anatomisch festgestellter Retinal- 
tuberkulose. Im ersten handelte es sich um eine chronische Iritis mit 
Sekundärglaukom und Sehnervenexkavation. Es bestanden Herdchen im Corpus 
ciliare mit Riesenzellen. Die letzteren fehlten in Herdchen der Retina, die 
zunächst in der inneren Körnerschicht begannen. Sie zeigten keine Beziehung 
zu grösseren Gefässstämmen der Retina. — Das zweite Auge wurde wegen 
Gliomverdacht enukleiert. In der Aderhaut fanden sich im wesentlichen 
Lymphozyteninfiltrationen und nur mässige Tuberkelknétchen; im Corpus 
ciliare vornehmlich Tuberkelknötchen, in der Iris hingegen diffuse Entzündung. 
Ganz auffallend stark war die Retina von der Tuberkulose ergriffen. Sie 
war im ganzen abgehoben; von der Papille zog sie, als dicker Strang zu- 
sammengefaltet, nach vorne und breitete sich nach der Seite aus. Die zahl- 
reichen Knötchen der Retina zeigten typische Struktur mit epitheloiden und 
Riesenzellen, aber keine Nekrose. Die. lymphozytären Entzündungen der 
Retina und Chorioidea werden als Folge der mit dem Lymphstrom nach vorn 
abgeleiteten Toxine aufgefasst. 


Feldmann (729) gibt eine historische sammen Tazsende Übersicht 
über den jetzigen Stand der Lehre der Tay-Sachsschen familiären amau- 
rotischen Idiotie. Er betont vor allem, dass bezüglich der Netzhauterkran- 
kungen zwischen der infantilen und juvenilen Form sich ein tiefgreifender Unter- 
schied fände, indem die erste eine Schädigung der Ganglienzellenschicht, die letztere 
eine solche der Sinnesepithelschicht darstelle. Ein ebenso tief greifender Unter- 
schied wäre bezüglich der Gehirnveränderungen bislang nicht aufgedeckt worden. 
Es handelt sich also wahrscheinlich um ein und dasselbe, zeitlich und be- 
züglich des Verlaufs verschiedenes Gehirnleiden mit 2 klinisch und anatomisch 
verschiedenen Retinaerkrankungen. Es wird auf den Standpunkt Lebers 
hingewiesen, der den Unterschied der beiden Formen für so belangreich hielt, 
dass er die Netzhauterkrankungen in verschiedenen Kapiteln abhandelte. 


Ischreyt (732) beschreibt einige ungewöhnliche Formen von Pigment- 
degeneration der Netzhaut. Bei 2 Brüdern fanden sich Nachtblindheit und 
Veränderungen an Papille und Makula. Bei dem einen waren im zentralen 
Fundusbezirk verstreut Pigmentierungen in Tropfenform vorhanden; bei dem 
anderen war diese Fundusgegend .gewissen seltenen Arten der pigmentlosen 
Tapeto-Retinal-Degeneration ähnlich. — Ferner wird ein Fall einer juvenilen ` 
Amaurose durch Tapeto-Retinal-Degeneration mitgeteilt, bei dem in der Fundus- 
mitte ein auffallender Pigmentmangel bestand. Ähnlich wird ein in nur 
lückenhaften Untersuchungsergebnissen mitgeteilter Fall von Hemeralopie 
und deletärem Verlauf mit schweren retino-chorioiditischn Herden 
über den ganzen Fundus aufgefasst. — Endlich wird über einen Fall be- 
richtet, der obwohl weder familiär noch hereditär auftrat, alle wichtigen Punkte 
der familiären Tapeto-Retinal-Degeneration der Makula- und Papillengegend 
zeigte (spätes Auftreten, nach 8 Jahr; Doppelseitigkeit; Fehlen der Hemeralopie). 
Obwohl Krankheitsbilder wie die’ geschilderten nicht dem entsprechen, was 
als Typus der einzelnen Formen der tapeto-retinalen Degeneration aufgestellt 
ist, bietet die Lebersche Einteilung doch einen brauchbaren Rahmen einst- 
weilen für die Einreihung, bis ein noch eingehenderes Studium vielleicht 
manche Ergänzung gebracht hat. 


266 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


Böhm (728) teilt einen Fall von Retinitis pigmentosa mit, der durch 
eine peripher einsetzende Atrophieder Chorioidea kompliziert war (Atrophia 
gyrata chorioideae und retinae). In der Peripherie fanden sich schneeweisse 
Herde, die vollständig pigmentlos und ohne Reste von Chorioidealgefässen 
waren. Nach 5 Jahren war die Sehschärfe von ®/ıs auf ®/ss gesunken, das 
Gesichtsfeld auf 20—30 eingeengt. Die Herde waren grösser geworden, 
stellenweise zu grossen Flächen zusammengeschmolzen. Eine Textabbildung 
gibt diesen Befund wieder. Interessant waren die Erblichkeitsverhältnisze. 
Der Bruder des Patienten leidet an Epilepsie, die ja als Äquivalent zur 
Pigmentosa aufgefasst ist. Ein Vetter, dessen Eltern, Geschwister seiner 
eigenen Eltern und wie diese Geschwisterkinder waren, erblindete mit 40 Jahren 
an Pigmentosa. 

Zorn (736) teilt einen interessanten Stammbaum mit, in dem sich 
verschiedene Formen der sog. atypischen Retinitis pigmentosa fanden. 
Der Sohn einer an Hemeralopie leidenden, nicht untersuchten Frau leidet an 
Hemeralopie und Chorioideremie; dessen eine Tochter an normalem Fundus 
mit Hemeralopie (6 andere Kinder sind nicht erkrankt), Eine Tochter der 
erstgenannt hemeralopischen Frau leidet an Hemeralopie mit peripheren 
chorioiditischen Veränderungen; ihr Sohn (also der Enkel der Stammmutter) 
bietet eine der Atrophia gyrata ähnliche Komplikation der Hemeralopie. Ein 
anderer Enkel der öfter genannten Grossmutter (= Sohn einer nicht erkrankten 
Tochter der letzteren) leidet an Hemeralopie und zeigt ophthalmoskopisch 
Rarefizierung des Pigmentepithels mit ausgedehnten Pigmentflecken. 

Purtscher (734) stellte eine Netzhautablösung mit peripherem Netz- 
hautriss und Lochbildung in der Makula vor. Die letztere wird entstanden 
gedacht durch Lymphstauung infolge der Netzhautablösung. — Fuchs 
machte in der Diskussion auf einen atrophischen Fleck der Chorioidea hinter 
dem Loch aufmerksam. Hier sei Netz- und Aderhaut verwachsen gewesen; 
bei der Ablösung sei das retinale Stück herausgerissen worden. 

Hanssens (731) anatomische Untersuchungen an 14 myopischen 
Augen ergaben 6 mal «Kissen» von gliösem Gewebe und Nervenfasern am Opti- 
kuseintritt zwischen Sklera und Chorioidea. Diese rudimentären Netzhautanlagen 
werden als mit der myopischen Verdünnung der Sklera analoge Bildungs- 
anomalien aufgefasst. Im vorderen Teil der Netzhaut besonders fand H. eine 
zystoide Degeneration, die er als Lymphstauung auffasst; auch konnte er 
Veränderungen der Innenseite der Netzhaut (Einkerbungen, Einrisse) fest- 
stellen, desgl. Lochbildungen. Er äussert den Gedanken, dass diese Ver- 
änderungen Veranlassung zur idiopathischen Netzhautabhebung geben könnten. 
Gegen die Lebersche Auffassung führt er an, dass man bei Retinitis 
proliferans häufiger Ablatio erwarten müsse. Er führt 2 Fälle einer solchen 
Erkrankung mit zweifellos auf die Netzhaut ausgeübter Zugwirkung an; 
allein es seien ganz andere Bilder als man bei der idiopathiechen Ablatio zu 
sehen gewohnt sei. 

Best (727) beschreibt eine Commotio retinae nach einem Stoss am 
Kleiderbaken, der an einer Stelle des Kopfes stattfand, die 3 cm über dem 
Ohr, etwa an der Ansatzlinie des Schläfenmuskels lag. Er findet den Fall als 
Fernwirkung durchaus begreiflich, ohne sich auf Einzelheiten der Pathogenese 
einzulassen. Als direkte Verletzungsfolge nimmt er Risse in der Netzhaut 
(Glia, Nervenfasern, Gefässwände) an; dass ein Ödem eine Rolle spiele, 
ginge aus der Beziehung der Trübungen zu dem Gefässverlauf hervor. 


XX. Opticus und Sehbabnen. | 267 


Behr (725) teilt den anatomischen Befund eines Bulbus mit, der bei 
einem 4i/sjährigen Jungen enukleiert wurde. Es bestand das klinische Bild 
einer Knötcheniritis mit grauweisslichem Hypopyon. Die Sektion des Bulbus 
ergab ein Gliom. Die Irisherde waren kleine Metastasen, die teils der Iris ` 
aufsassen, teils im Stroma bis zur Bruchschen Membran reichten. Die ersten 
hatten klinisch glasiges, die letzten graues Aussehen. Das Hypopyon bestand 
aus losgelösten Gliomzellen. B. glaubt nicht, dass es mit dem Flüssigkeits- 
strom in die Vorderkammer gelangt sei (Leber), sondern meint, es seien los- 
gelöste Zellen, die aus den Herden der Iris und namentlich des Corpus ciliare 
stammten. 


XX. Opticus und Sehbahnen. 
Ref.: Lohmann. 


737) Dinser: Beobachtungen von Neuritis retrobulbaris (Neuritis axialis 
[Wilbrand-Sänger|). Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Dez.-Heft. (s. Ref. 512.) 

*738) Günther: Therapie der Sehnerven-Atrophie. Diskussion dazu: 
Greeff, Hirschberg, Guttmann, Abelsdorf, Paderstein, Krickmann. 
Berl. ophthalm. Ges. 27. Nov. 1918. ebda. S. 748. 

*739) Igersheimer: Zur Pathologie der Sehbahn V. Klin. Beiträge zur 
Sehnervenpathologie. Arch. f. Ophthalm. Bd. 101. 

*740) Junius: Doppelseitige Erblindung nach Gesichtserysipel mit 
seltenem Befund der Netzhaut. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 42. S. 1. 

*741) Muskens: Hydrocephalus mit Balkenstichbehandlung. Nederl, 
Tydsch. v. Geneesk. I. 1919. Nr. 16. 
*742) Wertheim-Salomonson: Een geval van binasale hemianopsie. 
Ebenda II. Nr. 23. 

743) Scheffler: Kriegserfahrungen auf dem Gebiete der retrobulbären 
Neuritis. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Dez.-Heft. (s. Ref. 516.) 


Günther (738) teilt eine günstige Erfahrung einer Therapie der Seh- 
-nerven-Atrophie mit. Es handelte sich um Tabes, bei der nach einem 
Jahre das eine Auge erblindet war; fünf Jahre später begann auf dem anderen 
Auge die Erkrankung, hier wurde durch eine ausgiebige kombinierte Kur 
die Sehschärfe von 5/15 auf 5/5 gehoben. — In der Diskussion betonten 
Greef und Hirschberg, dass Hg nicht an und für sich schädlich 
bei Sehnervenatrophie wirke. Gutmann, Abelsdorf und Krückmann 
gaben einer skeptischen Auffassung Ausdruck. Paderstein berichtet über 
einen schlechten Erfolg mit Neo-Salvarsan. 


Muskens (741) behandelte einen 22jährigen Hydrozephalus- 
Patienten innerhalb 5 Jahren 3 mal mit Balkenstich, jedesmal mit 
_ starker Verbesserung der Gesichtsfelder und der Sehschärfe, so dass er wieder 
seiner Arbeit nachgehen konnte, zu gleicher Zeit verschwanden Kopfschmerzen 
und Hemiparese. Jedes 1 bis 1!/2 Jahr wäre die Operation vermutlich zu 
wiederholen. Weve. 

Junius (740) sah einen Fall, wo nach Erysipel mit Hirnhautbeteili- 
gung (Lähmung des rechten Armes und rechten Beines) eine Erblindung 
beider Augen eintrat. Links besteht Phthisis bulbi; also war wohl Glas- 
körperabszess vorangegangen. Am andern Auge fanden sich Atrophia nervi 
optici und Netzhautveränderungen der Makula (Fältelungen der Limitane 


268 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


interna). Der Übergang von Gesicht auf die Augen wird als ein thrombe- 
phlebitischer Prozess des retrobulbären Gewebes gedeutet. 
Igersheimer (739) berichtet über Fälle von Retrobulbärneuritis, 
die er mit seiner Gesichtsfeldmethode ‚untersuchte Er kommt zu dem 
Schluss, dass die verbreitete Ansicht, nach der der zentrale Gesichtsfelddefekt nur 
selten weit in die Peripherie hereinrage, zu Unrecht bestiinde. Auch bilde 
sich nicht das papillomakulare Bündel, sondern, wie ein Fall besonders schön 
zeigte, das periphere Skotom zuletzt zurück. Bei zwei Patienten verschwanden 
die zentralen Skotome schnell und der Defekt im temporalen oberen Gesichts- 
feld war bleibend. Es werden weitere Fälle mitgeteilt, bei denen nur eine 
Hälfte des papillomakularen Bündels, bezw. 3/4 desselben erkrankt war. — 
I. nimmt an, dass häufig die retrobulbären Herde nicht immer in den papillo- 
makularen Teilen, sondern oft in anderen axialen oder mehr peripheren 
Teilen des Optikus liegen und so die makularen Fasern nur sekundär und 
vorübergehend schädigen. Wenn Verdachtsmomente für retrobulbare Neuritis 
vorlägen, so müsse man bei fehlendem zentralem Skotom das periphere Ge 
sichtsfeld genau untersuchen. Bei einem Fall von Fremdkörper in Orbita 
und der Nase fanden sich neben Adaptationsstörungen den bei Retrobulbär- 
neuritis erhobenen ähnliche Gesichtsfeldbilder, die nach Entfernung des 
Splitters (von der Nase her) schwanden, Der Fall zeigt, dass die Störungen 
des Auges durch Druck veranlasst waren. 

Wertheim Salomonson (742) demonstriert den 26. bisher beschrie- 
benen Fall binasaler Hemianopsie. 59jähriger Mann, vor 14 Jahren 
Sturz auf den Kopf, Schädelbasisbruch, seitdem linker Oktavus und Okulo- 
motorius paralytisch; Fazialis paretisch; rechts Oktavus paretisch. Erst seit 
anderthalb Jahren ist das Gesichtsvermögen herabgesetzt, seit einigen Monaten 
dann und wann Kopfschmerzen. Es besteht binasale Hemianopsie ohne 
temporale Einengung. Rechts liegt die vertikale Trennungslinie etwas nasal 
vom Fixierpunkt mit geringer zentraler Aussparung. Links liegt die Tren- 
nungslinie temporal, so dass hier nur exzentrisch gesehen wird. Sehschärfe 
und Pupillenreaktion (des r. Auges; (Okulomotoriusparalyse l.) werden leider 
nicht angegeben. Röntgenuntersuchung zeigt stark erweiterte Sella turcica, 
jedoch nicht sicher pathologisch (keine Knochenverdiinnung). Frontale Rönt- 
genographie zeigt deutliche allgemeine Verdunkelung links neben der Sella. 
Da Zeichen von Hypophysistumor fehlen, Wassermannsche Reaktion negativ 
ist und luetische Infektion verneint wird, da weiter nicht unbedeutende 
Arteriosklerose vorliegt, wäre Karotissklerose, eventuell mit Aneurysma hier 
in Erwägung zu ziehen. Weve. 


XXI. Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 
Ref.: Filbry. 


744) Breuer: Über einen Fall von Granatsplitterverletzung des Augen. 

Dissert. Heidelberg. 
- *745) Brilmayer: Cataracta electrica nach Starkstromverletzung. Dissert. 

Heidelberg. | 

746) Fuelleborn: Ophthalmomyiasis. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Nr. 16. 

*747) v. Gravestein: Een viertal vooral voor beoordeeling in verband 
met de ongevallenwet belangryke oogletsels. (Vier für Unfallbegutachtung 
wichtige Augenverletzungen.) Tydsch. v. Ongevallen-Geneesk. 1919. Nr. 4. 


XXL Unfallerkrankungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. . 269 


748) Hillger: Pathalogisch-anatomischer Befund einer atypischen Korneo- 
skleralruptur durch Kuhhornstoss an einem Auge mit alter perforierender 
Schnittverletzung. Dissert. Heidelberg. 

749) Joachim: Über einen Fall von Granatsplitterverletzung des Orbital-. 
daches, die zu indirekter subkonjunktivaler Skleralruptur führte. Dissert. 
Heidelberg. 

*750) Lauber: Demonstration zweier Fälle: Fremdkörper in der Makula. 
Sehnervenatrophie unklarer Ätiologie. Zeitschr. f. Augenbeilk. H. 5. S. 284. 

*751) Lexer: Vorstellung schwerer Gesichtsverletzungen. Münch. med. 
Wochenschr. Nr. 44. S. 1274. 

*752) Lohagen: Über Verlagerung der Iris und Linse nach Verletzungen. 
Dissert. Heidelberg. 

*758) Mayer: Ein Fall von Dislocatio bulbi. Dissert. Heidelberg. 

753a) Zur Nedden: Besserung des Augenbefundes infolge von Un- 
fällen. Arztl. Sachverst.-Zeitg. Nr. 13. 

*754) Pichler: Nochmals das Farbenschillern der Linse bei Kupfer- 
splitterverletzung. Zentralbl. f. Augenheilk. Sept.-Okt. S. 161. 

755) Riedlinger: Beitrag zur pathologischen Anatomie der indirekten 
Kontusionsfolgen am Auge nach schweren Orbitalschussverletzungen. Dissert. 
Jena. 

*756) Schmidt: Schädelbasisbruch mit sagittalem Druckriss des Optikus 
im Chiasma und bitemporaler Hemianopsie. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Dezember. S. 750. 

757) Schmitt: Über die Magnetoperationen bei Kriegsverletzungen. 
Dissert. Heidelberg. 

758) Thoma: Über einen Fall von doppelter Perforation durch Eisen- 
splitter mit hämatogener Siderosis des Bulbus. Dissert. Jena. 

*759) Ullmann: Ein Fall von primärer Linseneiterang nach perforie- 
render Verletzung. Dissert. Heidelberg. 

*760) Vogel: Ein Fall von Siderosis bulbi nach Granatsplitterverletzung 
mit besonderer Berücksichtigung des pathologisch - anatomischen Befundes. 
Dissert. Heidelberg. 

761) Walther: Pathologisch-anatomischer Befund eines 14 Jahre zuvor 
infolge Orbital-Kugelschuss erblindeten Auges. Dissert. Heidelberg. 

*762) Ziemssen: Traumatische Skleralzyste. Klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilk. Dez. S. 750. 


Gravestein (747) bestreitet eine in höchster Instanz zugewiesene 
Invaliditätsentschädigung von 20°/o nach Verlust eines Auges, 
das vor dem Trauma infolge Netzhautablösung und Katarakt nur noch eine 
Sehschärfe von Fingerzählen in 1/4 m hatte bei stark eingeengtem Gesichts- 
feld. Mehr Uniformität in der Begutachtung der holländischen Augenärzte 
sei erwünscht, Weve. 


Ein Fall von Dislocatio bulbi wird von Mayer (753) veröffent- 
licht. Durch Stoss gegen einen Holzast war die Gegend des mittleren Nasen- 
ganges und der Siebbeinzellen zertrümmert und der Bulbus nach hinten 
innen disloziert, wodurch starke Schmerzen verursacht wurden, so dass zur 
Operation geschritten werden musste. Da ein Versuch einer Reposition des 
unversehrten Bulbus misslang, wurde das in der Tiefe kaum sichtbare Auge 
nach Durchtrennung des Sehnerven herausgearbeitet und enukleiert. Alle in 


270 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


der Literatur bekannten diesbezüglichen, sehr seltenen Fälle werden in der 
Arbeit mitbesprochen. 

Mit besonderer Berücksichtigung des pathologisch-anatomischen Befundes 
teilt Vogel (760) einen Fall von Siderosis bulbi nach Granat- 
splitterverletzung mit. Es waren zwei Splitter in das Auge eingetreten; 
der grössere war in Sklera und Glaskörper eingedrungen und war durch 
bindegewebige Überwucherung und Narbenbildung so fest eingespiesst, dass 
der Magnetextraktionsversuch scheiterte. Das Auge war auf dem Wege der 
Entzündung, Netzhautablösung und Schrumpfung völlig zerstört. Die Side- 
rosis trat in ihrer zwiefachen, der hämatogenen und xenogenen Form auf. 
Durch diese war auch — ein früher vielfach bestrittenes Vorkommnis — 
die dem Splitter benachbarte Aderhaut ergriffen, während sich hämatogene 
Siderosis besonders an der Irisoberfläche nachweisen liess. Die Schnelligkeit 
des Eintretens der Siderosis, die schon ein Vierteljahr nach der Verletzung 
begann, ist wohl mit der Beimengung von Phosphor, Stickstoff und Mangan 
zum Gussstahl bei Kriegsverletzungen zu erklären. 

In einem Falle von schwerer Gesichtsverletzung mit grossem 
Defekt unterhalb des Auges stellte Lexer (751) die Nase durch eine unter 
die Armhaut eingeheilte Knochenplatte der Tibia wieder her, die zweimal 
eingesägt wurde und so dachförmig aufgestellt werden konnte, dass sie die 
Nase bildete und samt der sie bedeckenden Haut auch den grossen Defekt 
unter dem Auge deckte. Eine weitere Formung der Nase zur Bildung der 
Spitze wurde durch Unterlagerung von Rippenknorpel erreicht. 

Eine traumatische Skleralzyste beobachtete Ziemssen (762) 
2 Jahre nach einer Messerstichverletzung mit Irisprolaps, der abgetragen und 
mit Kuhntscher Bindehautplastik gedeckt war. Am enukleierten Auge 
erwies sich, dass es sich nicht um ein Staphylom, sondern eine an der 
Stelle des Prolapses entstandene mehrkammerige Zyste der in zwei Blätter 
gespaltenen Sklera handelte. Wenn das Auge nicht als verloren angesehen 
oder die Zyste nicht für einen Tumor oder ein Staphylom gehalten wird, 
kann man es erhalten, indem man die vordere Zystenwand abträgt, die 
hintere kauterisiert und mit Bindehaut deckt. 

Brilmayer (745) bespricht neben einer Übersicht über eine verhält- 
nismässig grosse Zuhl von Linsentribungen aus der Literatur auch 3 Fälle 
von Caturacta electrica nach Starkstromverletzung aus der Heidel- 
berger Klinik. Für die Begutachtung von Unfallfolgen ist die Tatsache von 
grosser Wichtigkeit, dass die auftretenden Linsentrübungen noch mehrere 
Monate nach der Verletzung erst einsetzen können. Der Sitz dieser Linsen- 
trübung bevorzugt die vorderen Rindenschichten, oft geradezu vom Epithel 
der vorderen Kapsel ausgehend und so typische vordere Kapselstare dar- 
stellend. Recht viele Fälle zeigen im allgemeinen .stationären oder nur 
wenig progredienten Charakter. Atiologisch wäre mit Hess an eine durch 
den elektrischen Strom gesetzte Schädigung der Kapselepithelzellen zu denken; 
nicht von der Hand zu weisen sei aber auch die Möglichkeit einer direkten 
Schädigung der Linsenfasern oder einer Einwirkung anderer Art, wie z. B. 
einer Veränderung der Lösungsverhältnisse. 

Anschliessend an die zahlreichen diesbezüglichen eigenen Veröffent- 
lichungen wie die Purtschers, der das Phänomen zum ersten’ Male be- 
schrieb, teilt Pichler (754) nochmals einen Fall von Farbenschillern 


XXI. Unfallerkraukungen, Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 271 


der Linse bei Kupfersplitterverletzung mit. In der Mitte des 
Glaskörpers befand sich in einem grauen Maschenwerk aus feinen Fasern 
ein metallisch glänzender kleiner Splitter von leicht rötlicher Farbe. Folgende 
Besonderheiten liessen dem Autor die Veröffentlichung des in seinen typi- 
schen Symptomen auch auffallend ausgeprägten Falles gerechtfertigt erscheinen. 
Die scheibenförmige, unter der vorderen Kapsel gelegene, mit radiären Fort- 
sätzen versehene Trübung war nicht wie sonst völlig durchleuchtbar. Das 
besonders deutliche, schon mit unbewaffnetem Auge sichtbare Farbenschillern, 
das bis ins Blaugrün spielte, war auch im durchfallenden Lichte nachweisbar. 
Bemerkenswert erscheint noch die Beobachtung P.’s, dass bei steilem Ein- 
fallawinkel des Lichtstrahls der Nernstspaltlampe von den vorderen Linsen- 
schichten ein grünes Licht reflektiert wird, dass dagegen bei grösser werdenden 
Einfallswinkel die Farbe gegen das langwellige rote Ende des Spektrums 
hin wandert. 

In einem Falle von primärer Linseneiterung nach perfo- 
rierender Verletzung durch Stockwurf konnte Ullmann (759) drei 
Wochen nach dem Trauma bei der histologischen Untersuchung des wegen 
der Gefahr der sympathischen Ophthalmie und wegen Verdachts auf Glas- 
körperabszess enukleierten Auges massenhaft Kokkenhaufen in dem vor- 
liegenden Linsenabazess bei fast völlig normalem Verhalten des Glaskörpers 
nachweisen. Die anfangs bestehende Iritis mit Hypopyon bildete sich rasch 
zurück, so dass Patient mit umschriebener Linsentrübung entlassen wurde. 
Nach kurzem Intervall hatte sich dann aber der Linsenabszess ausgebildet 
und waren durch den chemotaktischen, von der Linseninfektion ausgehenden 
Reiz Leukozyten aus den Gefässen des Ziliarkörpers, der Iris und der Ader- 
haut angelockt worden, ein Beweis, wie heftig die Linse, die aseptische Splitter, 
namentlich Messing und Kupfer, bekanntlich lange Zeit reaktionslos zu tragen 
pflegt, auf Infektionen zu reagieren imstande ist. 

Zwei eigene Fälle von Vorlagerung der Iris und Linse nach 
Verletzungen veröffentlicht Lohagen (752) unter genauer Angabe des 
enatomischen Befundes. Im ersten Falle ist der Pupillarteil der Iris nach 
vorn umgestülpt infolge einer Schwarte auf der Mitte der Iris, in der sich 
Hämosiderinkörnchen finden. Die Linse ist klein, kugelförmig, um 180° 
gedreht, zeigt vorderen Kapselstar, beginnende Katarakt, ihre Vorderkapsel 
ist gefaltet, sie enthält reichlich Morgagnische Kugeln. Von Zonulafasern 
ist nichts zu sehen. Auch im zweiten Falle besteht ein Ektropium uveae, 
die Linse ist verkleinert und nach aussen unten verlagert, oben innen sind 
Zonulafasern zu sehen. 

Einen neurologisch interessanten Fall teilt Schmidt (756) unter De- 
monstration eines Köntgenbildes mit. Es handelte sich um einen Schädel- 
basisbruch mit sagittalem Druckriss des Optikus im Chiasma 
und bitemporaler Hemianopsie. Doppelseitig war bereits die Optikus- 
atrophie eingetreten, ferner bestanden Anosmie und Diabetes insipidus. Die 
` linke Pupille war weiter als die rechte; beide Pupillen reagierten direkt und, 
wenn auch nicht sehr ausgiebig, auch konsensuell, was, wie Levinsohn in 
der Diskussion hervorhebt, besonders interessant ist und ausser der Verbin- 
dung im Chiasma noch die Annahme einer zweiten interzentralen Verbindung 
fordern würde. 

In der ophthalmologischen Gesellschaft in Wien demonstrierte Lauber 
(750) zwei interessante Fälle, einen ophthalmoskopisch bemerkenswerten Fall 


272 Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde. 


von Fremdkörpern in der Makula und eine Sehnervenatrophie 
unklarer Ätiologie. Zunächst handelte es sich um einen durch Minen 
explosion verschütteten Soldaten, der eine perforierende, zu Wundstar führende 
Verletzung des Auges erlitt. Nach Resorption der gequollenen Linsenmassen 
stellte sich das Sehvermögen nicht in der erwarteten Weise wieder he, 
sondern es fand sich inmitten einer ausgedehnten hochgradigen Netzhaut 
trübung ein in der Makula sitzender kleiner grauweisser, leicht gelblich schim- 
mernder Fremdkörper. Der Fall beweist, wie verständlich bei verhinderten 
Einblick prognostische Irrtümer sind. Der zweite Fall betrifft einen 43 jährigen 
Malariapatienten, der nach 5tägiger Bewusstlosigkeit eine im Laufe der 
nächsten 2 Monate zunehmende Verschlechterung des Sehvermögens bemerkte. 
Vorher war heftiges Nasenbluten aufgetreten. Atiologisch käme die Malara 
selbst in Betracht, doch sind ähnliche Fälle in der Literatur angeblich nicht 
bekannt; dafür, dass das Chinin die Ursache für den Sehnervenschwund 
war, ist zwar von Bedeutung, dass das Leiden noch längere Zeit nach der 
Bewusstlosigkeit fortschritt; L. schreibt jedoch dem Blutverlust die grösste 
Rolle zu, um so mehr als der bei ungenügender Herzkraft gerade durch die 
Schwerkraft erklärliche Gesichtsfeldrest im oberen Teil des Gesichtsfeldes in 
letzter Zeit von Pinkus bei schweren akuten Anämien durch Blutverlust 
als typisch geschildert worden ist. 


— — — 


Verantwortlicher Redakteur für den Referatenteil: Prof. Dr. K. Wessely in WürebWE. 











— 


—* 


REGELMÄSSIGER VIERTELJAHRESBERICHT 


ÜBER DIE 


LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE 


DER 


AUGENHEILKUNDE 


IM JAHRE 1919 
REDIGIERT VON 


K. WESSELY IN WÜRZBURG 


FÜR DAS 


_ ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE 


REDIC IERT VON 


C. HESS IN MÜNCHEN. 


GENERAL-REGISTER 


BEARBEITET VON 


Dr. OTTO MEYER IN WÜRZBURG. 


MUNCHEN UND WIESBADEN. 
VERLAG VON J. F. BERGMANN. 
1920. 


Alle Rechte vorbehalten 


Druck der Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Wilrzburg. 


_ Alphabetisches 
Namenregister des Literaturberichtes 1919. 


Die Zahlen bedeuten die. 


A. 


Abelsdorff, G. Über Optochinsehstörungen 
und ihre avatomische Grundlage. 9. 

— Zur Frage der Existenz gesonderter Pupil- 
larfasern im Sehnerv. 124. 

— Akute retrobulbäre Sehnervenentzündung 
bei Myelitis mit Sektionsbefund. 125. 
Adam. Die Bedeutung der Pupillenphänomene 

für den Versicherungsarzt. 22%. 

Adler. Über Tetaniekatarakt. 10 u 105. 

Affolter, Die temporäre Resektion der Nasen- 
scheidewand bei intranasalea Tränensack- 
operationen (intranasale Tränensarkex- 
stirpation). 643. 

Albath. Beitrag zur Ätiologie der spontanen 
Iridozyklitis. 478 u. 484. 

Alexowski. Eine Kombination italienischer | 
Plastik mit der Wölflerschen Transplan- 
tation von Schleimhaut zum Ersatz eines 
Unterliddefektes. 210. ` 

Ammann, E. Einige Fälle von Giftwirkungen 
am Auge. 11. 

— Die Unfallfrage bei der Netzhautablösung. 
495 u. 520. | 

Apel. Nystagmus und Kopfwackeln. 628. 

Arens. Für die Praxis. 180. | 


Arnold, W. Über Neuritis optica als Spät- 


symptom bei Fleckfieber. 562. 


Arps. Über Kosacea-Keratitis und Konjunk- 
tivitis. 84. | 
Ascher. Keratoplastik. 85. Ä 


— Zur Keratoplastikfrage. 416. 

— Blepbarochalasis mit Struma und Schleim- 
hautduplikatur der Oberlippe. 635. 

Aubaret. Commotions 1étrobulbaires et lé- 
sions des voies optiques dans les blessures 
de guerre. 521. 


‘Augstein. 


| 
‚Bayer und v. Herrenschwand. Über die 


Nummern des Referates. 


Einseitige Papilloretinitis mit 
ausserordentlich grosser Sternfigur und 
Ringskotom bei Chlorose. 496. 


— Über Augenerkrankungen im Anschluss an 
Grippe. 563. 


‘Axenfeld. Lehrbuch für Augenheilkunde. 1. 
— Tonische Akkommodation. 


46. 


B. 


Bab, W. Beitrag zu den Augenstörungen 
durch Methylalkoholvergiftung. 564. 
Bachstez. Ein Fall von eigenartiger Netz- 
hautveränderung in der Makula nach 

stumpfem Trauma. 522. 

— Anilinschädigung der Hornhaut. 523. 

— Über eine neue Form familiärer Hornhaut- 
entartung. 674 u. 675. 

Bailliart. A propos d'un cas d’hypertension 
arterielle rétinienne, 497. 

Bartels. Über kortikale Augenabweichungen 
und Nystagmus sowie über das motorische 
Rindenfeld für die Augen- und Halswender. 
360. 


: — Ist der Name „Purkinjesche Aderhautfigur* 


historisch berechtigt? 609. 


Bauer. Beobachtungen zur Pathologie der 
Pupillenbewegungen. 100. 


Baute. Un cas de double atrophie partielle 
des nerfs optiques chez un malade pre- 
sentant le syndrome adiposo gémitalis avec 
lésions osseuses de la base du cräne dans 
la région de l’hypophyse. 264. 


durch Bakterien aus der Gruppe des Bac. 
pseudotuberculosis rodent. hervorgerufene 
Bindehautentzindung (Parinaudsche Kon- 
Junktivitis). 76. 

XIX* 


276 Alphabetisches Namenregister. 


Becker. Ein Fall von schwerer arterio- v. Blaskovicz. Uber Totalplastik des un- 


sklerotischer Veränderung der beider- | teren Lides. Bildung einer hinteren Lid- 
seitigen Zentralarterien und ihrer retinalen. platte durch Transplantation eines Tarsus 
Äste mit atlıeromatöser Entartung der ' und Bindehautstreifens aus dem Ober- 
Intima und Wucherung in der linksseitigen | lid. 59. 
Zentralarterie bei einem 38 Jahre alten Blatt. Schutzfenster bei Massenbebandlung 
Manne. 126. von Trachom. 217. 
— Zwei operierte Augenkranke, 379. Blees, G. H. J. Phototropisme en Gewoonte- 
Beckert, G. Erfahrungen mit der Elliot- vorming by Daphnia’s Gienootschap ter 
schen Trepanation beim primären Glau- Bevordering van Natur-, Genees- en Heel- 
kom. 240. | kunde te A'dam. 610. 
Behr. Über Kurzsichtigkeit bei Affen. 349. Bleisch. Scheiukatarakt bei Anwesenheit 
— Über das unter dem klinischen Bilde der eines Fremdkörpers (Kupfersplitter) im 
tuberkulösen Knötcheniritis verlaufende Augeninnern. 140. 

Glioma retinae. 725. Bloch. Klinische Untersuchungen über Dys- 
Bentzen. Optochinbehandlung des Ulcus ` trophie und Xerophthalmie bei jungen 
corneae serpens. 223. | Kindern. 400. l 
Berg. Beitrag zur pathologischen Anatomie Blohmke. Zur Behandlung der Orbital- 

der Retinitis exsudativa. 127. i phlegmonen. 69. 


Bergemann. Gewaltsame Ausstossung der|Boas. Uber Megalokornea. 417. 
Linse bei Hornhautberstung mit Erhaltung Bodet. Bericht über die Staroperationen in 





der Sehtüchtigkeit. 524. | der Giessener Universitäts- Augenklinik 
Bergmeister. Über Polykorie und ver- l. April 1909 bis 1. April 1914. 459. 
wandte seltenere Irisanomalien. 312. 'Boehmig. Uber Abduzenslähmung nach 
— Uber Augenmuskellähmungen in der frühen, Grippe. 630. 
Sekundärperiode der Syphilis. 565 u. 629. Boeninghaus, H. W. Ein Fall von meta- 
— Traumatische Netzhautablösung und Glau- | statischer eitriger Iridozyklitis nach lo- 
kom. 712. fluenza. 566. 
— Traumatische Netzhautablösung mit Druck-|Bogendörfer. Über die Beziehungen der 
steigerung. 726. | Triinenwege zur Nase. 64. 
Bernaud. Milchinjektionen bei Augenerkran- Böhm. 2 Fälle von sympathischer Ophthal- 
kungen. 2x0. mie trotz Präventivenukleation, darunter 
Bernoulli, P. D. Ein Fall von Xeroderma ein Fall nach subkonjunktivaler Skleral- 
pigmentosum mit Orbitalgeschwulst. 265 ruptur mit Linsenluxation unter die Binde- 
u. 387. haut. 115. 


— Über einen eigentümlichen Fall von Reti- 
nitis pıgmentosa mit Atrophie der Ader- 
haut (Atrophia gyrata chorioideae et 
retinae). 728. 


Best. Die Organisation der Sehschärfe im 
Gehirn. 40. 
— Über Störungen der optischen Lokalisation 
bei Verletzungen und Herderkrankungen 2% : 
rae Hintenaupilappen: 190. 3 ‚Bolten, en Over ae un — 
— Zur Theorie der Hemianopsio und der ne I er ane oporene aocnenynvene: 
höheren Sehzentren. 328. eit.) i 
Borchardt und Brückner. Geschwulst- 


— Commotio retinae als Fernwirkung. 727. ; . a 
Beyke. Familiires Vorkommen des Glioma USNS A dor ese Mi Eue 
re | rung in die Sehnerven. 246. 


retinae. 128, 





f Bourgeois. Du rôle de la sclérotique dans 
Bielschowsky. Konvergenz- und Akkommo- —— et dana Te en glau- 


dationskrampf. 203. come. 489. 
— Exophthalmus pulsans traumaticus. 214. ‘Breuer. Uber einen Fall von Granatsplitter- 





Birch-Hirschfeld. Zur Entstehung und | verletzung des Auges. 744. 
Behandlung der Netzhautabhebung. 129. Brilmayer. Cataracta electrica nach Stark- 
Birkhauser. Das ophthalmoskopische Bild | stromverletzung. 745. 
der Embolie der Arteria centralis retinae Brückner. Pigmentnachstar. 100. 
im rotfreien Licht, gleichzeitig ein Beitrag — Zytologische Studien am menschlichen 
zur Frage der Makulafrage. 498. Auge. 259 u. 281. 
blankertz, Hella. Die experimentellen | — Über die Sättigungsänderungen der Pigment- 
und klinischen Erfahrungen über die farben durch Ermüdung der Netzhaut mit 


Wirkung des Optochins. 26. farbig wirkendem Lichte. 329. 


Alphabetisches Namenregister. 277 


Bussy. Un groupe de faux hewmeralopes les ten Doesschate, G. De ligging van de 


borgues nocturnes. 330. geele vlek ten opzichte van de gezichts- 
zenuw. (Die Lage der Macula lutea zum 
C. | Augennerven.) 499. 
.— Over de gezichtsstoornissen gedurende den 
Cantonnet. L'examen de l'appareil visuel | oorlog. in aansluiting aan verwondingen 


van het achterhoofd, waargenomen. 525. 
— De intraoculaire Druck by zona ophthal- 


chez les aviateurs. 300. 
Carsten. Angeborene Lochbildung in der 





Iris. 313. mica. (Der intraokuläre Druck bei Herpes 
Ceelen. Melanosarkom der Orbita (Leber- . zoster.) 714. 

metastase). 215. 'v. Domarus. Ober myotonische Pupillen- 
— Uber Spätmetastasenbildung eines melano- | bewegung. 442. 

tischen Aderbautsarkoms in der Leber. Dorff. Über latenten Nystagmus. 362. 

238, -Druault. Sur quelques cas d'évaluation de 
Charlin. Syphilis orbito cranienne. 388. | l'incapacité de travail après les accidents 
Clausen. Demonstration eines Falles von oculaires. 526. 

Pemphigus conjunctivae. 654. Dubois. Die Behandlung des Ulcus cum 


Coenen. Pulsierender Exophthalmus nach hypopyo mit Optochin. 27, 86 u. 676. 
Schädelbasisfraktur mit Sektionsbefund. | — Een geval van „Spätinfektion“ by trepa- 
216. natio sclerae. (Ein Fall von Spätinfection 

Colden. Über Chromatvergiftungen. Augen- bei Trepanatio sclerae.) 713. 
befunde. 162. Dusser de Barenne, J. G. en A. de Kleyn. 

— Direkte Läsion des Optikus durch Granat- Proeven over den invloed der groote her- 
splitter. 249. zenen op de calorischo en de draainystag- 

mus. (Experimentelles über den Einfluss 


a ea nebst: Vor a. Dunn auf den kalorischen und 
, ° i | tagmus.) 631. 
Coulomb. La dilatation des cavites orbi- D = > me Ge — dé d’ 

taires en vue de la prothése. 282. — re PrOCEGE S ATANDE: 
Cramer. Ersatz der Unterlidbildung durch |. py p a ide 1 potent -edlobenin 

Hebung und Verlagerung des Augenhöhlen- | Yê” ne eee Io IR ee ec 

mhalta nach vorn. 60. oculaire atypique avec lenticone posterieur. 
— und Steindorff. Abschnitt „Augen* aus 

. ; > -|— et Aubineau. Carcinome pavimenteux 
sae eee der ärztlichen Unter (épithéliome) non kératinisant de l'orbite. 
suchung. 2. 389. 
D. 
E. 


Doppelbildern? 361. 


Davids. Leiden schielende Kinder unter 
| 
Dellmann, Fr. Metastatische Prozesse am | 


Ebert. Über einen Fall von Lymphosarkom 
mit Metastasen, rechts in der Tränendrüse, 


Auge bei Endocarditis lenta. 567. links in der Orbita. 65. 
Delorme. Les scotomes dans le glaucome | Ejsenlauer. Veränderungen am Hintergrund 

chronique. 490. bei einem Fall von doppelseitiger Retinitis 
Demoll. Die Akkommodation des Alciopiden- exsudativa (Coats), 130. 

auges. 300. Eisler. Fremdkörper der Orbita mit Erblin- 
Dietz, P. A. De gekleurde nabeelden. (Die dung. 250. 

farbigen Nachbilder.) 611. Elschnig. Demonstration eines metastati- 
Dinger. Der Einfluss der Kopfhaltung auf schen Karzinoms der Chorioidea nach 

das Auge und die Myopiegenese. 351. Carcinoma mammae, sowie eines meta- 


— Die Tiefe der K orneoxskleralrinne und die statischen Karzinoms der Adeıhaut und 
Emmetropisation. 302. des retrobulbären Sehnerven nach Leber- 


Dinser. Beobachtungen von Neuritis retro- krebs, 112. . 
bulbaris (Neuritis axialis [Wilbrand-Sän- | — Tumorähnliche Gewebswucherung in der 
ger]) bei Kriegsteilnehmern. 512 u. 737. Macula lutea. 131. 

ten Doesschate, G. Over metastatisch sar- | — Metastatische multiple Tumoren des linken 


kom in het oog. (Über Sarkommetastasen Scheitel- und Stirnbeins. 132. 
ins Auge.) 267. — Uber die Blutfärbung der Kornea. 418. 


278 Alphabetisches Namenregister. 


Elschnig. Über Phlyktänen an der Lid- Franke, Fr. Keratokonus (Vorstellung). 
bindehaut bei Keratoconjunctivitis ekze- 420. 
matosa. 656. : — Vorstellung eines Falles von doppelseitigem 
Engelking. Der Schwellenwert der Pupillar- | erworbenem Keratokonus. 678. 
reaktion und seine Beziehungen zum Pro- Fränkel. Über Erkrankungen der Naser 
blem der pupillomotorischeu Aufnahme: | nebenhöhlen bei Influenza. 70. 
organe. 692. Franz. Hypotonia bulbi bei intraokularen 
Enroth. Über die Bedeutung der konstitu- | Tumor. 706. 


tionellen Disposition in der Ätiologie der Friede. Ein Fall von l. Cataracta peri 


Keratitis parenchymatosa. 677. anclearis. 461. 
Eppenstein, A. Beitrag zur Kenntnis der | Fin Fall von einseitigem Schichtstar nach 
Augensymptome bei Kampfgaserkrankung Trauma. 528 
und Pnenmonie: "12 — Tuberkulide der Konjunktiva. 658 
Esser. Herstellung von behaarten Augen- | . — DR 
lidrändern. 61. Bl. Die 4 der — 
ugenklinik vom 1. Januar iš 
— ane in der normalen Linse. 1. Juli 1918 behandelten Trachomfälle. 7%. 
_ Ob — tielte Überpfl — — Uber anatomische Veränderungen bei cbro- 
en ee De ans nisch endogener Iridochorioiditis. 101 u. 
rc le 113. 
ee Baker: | — Zar pathologischen Anatomie der Glaskörper- 
— Epitheleinlage als konjunktivaler Ersatz. , blutungen: * — m — 
657. | — Direkter oder indirekter Skleralriss? 5%. 
. . e x) 
Eyer. Auffallende Heilung eines Ulcus rodens | — Ein nn intraokularer Aktinomykose. 5s 
corneae nach Gesichtserysipel. 419. v; 10 ; — 
— Über Ulcus rodens der Hornhaut. 419a. — Funktionsstörung der Speichel- u. Tränen- 
drüsen. 644. 
— Über primäre Tuberkulose der Netzhaut. 
130. 


F. 





Fuchs, A. Über die Entstehung einer refiek- 


— is z ; torischen Papillenstarre durch Metbyl- 
j ns en un Visus | alkoholvergiftung. 568 u. 693. 


Feldmann. Der jetzige Stand der Lehre von | — Über geteilte Navi der Augenlider. l 631. 
der Tay-Sachsschen familiären amauro- |Fuchs, E. Anatomischer Befund bei ange 





rotischen lIdiotie. 729. borener Myopie. 200. 

Fendel. Uber einen Fall von bitemporaler|— Myopie und Glaukom. 241. 
Hemianopsie infolge von Chiasmazer-! — Myopische Augen mit dicker Sklera. 355. 
reissung durch Schädelbasisbruch. 527. © — Über nasalen Konus. 354. 

Filehne. Uher irdische Vorgänge, die nur puchs, H. Fall von Keratitis pastuliformis 
in der Dämmerung sichtbar sind, und über. profunda. 679. 
te merungsvorgänge am Planeten Venus. | Fuelleborn. Ophthalmomyiasis. 746. 


F 


Fischel. Über den Einfluss des Auges auf 
die Entwicklung und Erhaltung der Horn- 





haut. 35. G. 
F s . N "yy: ‚ 1 , 
a eye Gene Ä Gallemaerts. Dermoide de la corvee et 


lipome sous-conjenctival. 315. 


— Kyste congénital de la conjonctive bul- 
baire. 816. 

— Fistule de la glande lacrymale accessoire. 
38l. 


Flesch. Die physiologische und pathologische 
Augenablenkung. 364. 

Forster, A. Zur Morphogenese des Epi- 
kanthus und der Faltenbildungen der Haut 


in der Nasenwurzelgegend. 184. | Re : l ; 
Frank. Über einen Fall von v. Hippel- — l'uberculose de la conjonctive bulbaire. 401. 


scher Erkrankung (Angiomatosis retinae). — Mélanosarcome de la conjonctive. 402. 
500. |— Kystes de la rétine. 501. 


a g 5 Pupillenstörung nach Grippe. | — Deux cas de cysticerque sous conjonctiva! 
63 u. 229. : ` 





Alphabetisches Namenregister. 279 


Gallemaerts. Mélanosarcome en nappe de | Greeff. Cornelius Meyer: „Degli occhiali“. 


la paupière. 376. (Über die Brillen.) 553. 
Gallus. Gibt es eine Cataracta diabetica? |Groenouw. Über Umstülpung und Faltung 
164 u. 235. der Regenbogenhaut nach Verletzungen. 
— Behandlung der gonorrhoischeu Augen 143. 
eiterung der Neugeborenen mit Airol, eine. Grünbaum, A. Voorstellingen der Richting 
einfache und zuverlässige Methode für den en oogbewegingen (Richtungsvorstellungen 


Praktiker. 659. l und Augenbewegungen). 365. 
Gatscher. Lokalisation der durch vesti-;Guist. Ein Fall von spontaner Skleralver 


buläre Reizung in der Kernregion der dünnung mit Nekrose und Staphylom. 

Augenmuskelnerven hervorgerufenen Er- bildung beider Augen. 421. 

regung. 52. Günther. Therapie der Sehnerven-Atrophie 
Van Gaugelen. Die Grösse des Tränen- 738. 

sacks. 645. Gutmann. Über Kampfgaserkrankung des 


Gellhorn. Über die Lokalisation und den | Auges. 531. 


Verlauf von Degenerationserscheinungen |(; . r | 
sm Optikus nach iotrackularen: Entin: rn nn. Fall von epibulbärer Tuberkulose. 


dungen, die zuın Verlust des Sehvermögens 


und zur Enukleation geführt haben. 513. H 
Gérard. Kyste hémorrhagique biloculaire du : 

sac lacrımal. 382. de Haas, H. K. Uber Erkrankungen der 
Giese und Brückner. Blutbild u. Augen- | Netzhaut und des Sebnerven durch Ar- 


erkrankungen. 24. | senikvergiftung. 164a. 
Gilbert. Notiz über Miliaraneurysmen der | Haenel. Lichtempfindung durch Schall. 331. 
Netzhaut bei Glauc. absol. 2418 u. 502.|Hahn. Beitrag zur Kasuistik der Sichtbar- 


— Über Iritis septica. 448. keit des Embolus bei Embolie der Zentral- 
Ginsberg. Chron. Zyklitis mit Lymph- arterien und ihrer Äste. 505. 
follikeln (Demonstration). 694. Hanssen. Beitrag zur Histologie des my- 
Ginzburg. Beitrag zur Kenntnis seltener opischen Auges, insbes. zur Lückenbildung 
ophthalmoskop:scher Befunde. Abnormer in der Retina und zur Entstehung der 
Ursprung und Verlauf der Zentralgefässe. Netzhautablösung. 624 u. 731. 
36 u. 114. Happe. Drei Fälle von Keratitis neuropara- 
Glauning. Über Veränderungen in der Augen- lytica. 680. 
höhle und an den retrobulbären Teilen des Hauptmann, A. Grundlagen, Stellung und 
Auges bei Kopfschüssen. 141. Symptomatologie der „Myotonen-Dystro- 
Goldstein, Käthe. Ein Fall von Iridocy- ie“ (früher „Atrophischen Myotonie“). 
clitis nach Typhus. 569. | 65. 


Hegner. Klinische Untersuchungen über dic 


Gonin. L tomiques du décolle- 
a E sen, SA en Dauererfolge der Elliotschen Glaukom- 


ment rétinien. Notes ayant accompagné 





la démonstration de pieces anatomiques | trepanation. 491. 
et de dessins devant la société des ocu-'— Erfahrungen über die Glaukomtrepanation 
listes suisses le 26 Mai 1918. 503. | nach Elliot. 715. 

— Die klinische Diagnose und die Behandlung | Hehr. Über Lochbildung in der Fovea cen- 
er verschiedenen Formen der Netzhaut- tralis bei spontaner Netzhautabhebung. 
ablösung. 504. 06. 

Graf. Anatomische Untersuchung eines Ptery- | Henker. Lehrversuche zur Erläuterung der 
giums an einem Auge mit absolutem ' verschiedenen Fehlsichtigkeiten. 201. 
ws Glaukom. 660. — Neue Beleuchtungseinrichtungen am Horn- 

Gravestein. Drei wichtige Augenverletzun- |‘ hautmikroskop. 301. 
gen. 142, Henning, H. Die besonderen Funktionen der 
— Een viertal vooral voor beoordeeling in roten Strahlen bei der scheinbaren Grösse 
verband met de ongevallenwet belangryke der Sonne und des Mondes am Horizont 
oogletsels. (Vier für Unfallbegutachtung ... und verwandte Beleuchtungsprobleme. 
wichtige Augenverletzungen.) 747. 615. 
Greeff, D. M. Manni. Degli occhiali da naso. Hensen, H. Ein Fall von Sehnervenatrophie 
(Über die Nasenbrillen.) 3. durch Bandwurmtoxine. 13. 


— Zur Kenntnis der stenopäischen Kriegs- |— Uber Salvarsanwirkungen bei luetischen 
schutzbrillen. 1. Teil. 28. Augenerkrankungen. 283. 


— 


280 Alphabetisches Namenregister. 


Hermann. Zur Behandlung der Tränen- |Hochgürtel, M. Über Allgemeinintoxika- 
sackeiterung bei Kieferverletzten ınit der tionen nach Homatropineinträufelung. 571. 
Westschen Operation. 66 u. 144.  Höeg. Corpora aliena in der Übergangsfalte 

— Die Anwendung des Kollargols in der der Konjunktiva. 218. 

Augenheilkunde. 284. ' — Tuberkulöse parenchymatöse Keratitis, be- 

v. Herrenschwand. Zur Behandlung der. handelt mit Tuberkulin. 224. 
gonorrhoisch-rheumatischen Iritis. 445. Hoffmann und Martens. Bericht der 

Hertel. Die nichtmedikamentise ‘Therapie Augenbeilanstalt von Dr. R. Hoffmann und 
der Augenkrankheiten. 4. Dr. M. Märtens in Braunschweig über ihre 

— Über Magnetleistunzen und Versuche, sie | Tätigkeit in den ersten 10 Jahren ihres 
zu steigern. 173 u. 181. Bestehens (1904—1914). 6. 

v. Hess. Die Akkommodation der Alciopiden, |— — Pseudotumoren der Orbita. 71. 
nebst Beiträgen zur Morphologie des|Hoffmann, Viktor. Studien über die histo- 
Alciopidenauges. 46a. logischen Veränderungen der Hornhaut 

— Über Arcus senilis, virilis und juvenilis. 87. bei Verätzung derselben durch Bleisalz- 

— Der Lichtsinn der Krebse. 191a. lösungen. 25. 

— Über Gesichtsfeld, Silberglanz und Seh- |van der Hoeve. Die Bedeutung des Ge- 
qualitäten der Fische und über die Licht- sichtsfeldes für die Kenntnis des Verlaufs 
verteilung im Wasser. 191b. und der Endigung der Sehnervenfasern iu 

— Untersuchungen über die Methoden der der Netzhaut. 41. 
klinischen Perimetrie. 302 u. 332. — En methode ter voorkoming of be rking 

— Über Lichtreaktionen bei Raupen und : of van glasvochtverlies by enkele oog- 

| 











Lehre von den tierischen Tiopismen. 613. — (Eine Methode zur Verhütung 

— Messende Untersuchungen über die Bezie- oder Einschränkung von Glaskörperver- 
verlust bei einigen Augenoperationen.) 303. 

— Ein Verfahren zur Vorbeugung von Glas- 
körpervorfall. 462 n. 480. 

— De tegenwordige Stand der Oogheelkunde. 
(Der heutige Stand der Augenheilkunde.) 
555. 


Holm. Ein eigentümliches Phänomen der 
physiologischen Sonderstellung der Macula 
centralis. 192. 

Holtmann. Das Friedmannsche Heil- und 
Schutzmittel bei Behandlung der Tuber- 
kulose und Skrofulose. 285. 


Hong Tjoen Yap. Gezichtsveldbeperking 
en prognose der Iridectomie by Glaucoom. 


hungen zwischen dem Heliotropismus der 
Pflanzen und den Lichtreaktionen der 
Tiere. 614. 


Hessberg. Uber die Verwendung des Kry- 
solgan bei tuberkulösen Augenerkran- 
kungen. 29. 

— Über die operative Beseitigung des Ektropium 
des Unterlids im inneren Lidwinkel. 62. 

Hesse. Zur Genese der Vossiusschen Ring- 
trübung. 444. 


Heuse. Ein Fall von einseitigem Mikrophthal- 
mus. 317. 


Heyn. Abbandlungen über Tintenstiftver- 


letzungen des Auges. 532. | (Gesichtsfeldeinengung und Prog d 
: . esichtsfeldeinengung und Prognose der 
Hillebrand. Ewald Hering, Ein Gedenk- Iridektomie bei Glaukom.) 492. 


wort der Psychophysik. 5. : 2 ; 
Hillger. Pathologisch-anatemischer Befund | Y Hoor. Eine bisher nicht beschriebene Form 


einer atypischen, indirekten Korneoskleral- der parenchymatösen Keratitis. 681. 
ruptur durch Kuhhornstossverletzung an | Hotz. Über cine eigentümliche Degeneration 
einem Auge. 533 u. 748. der Hornhaut bei einem Auge mit abso- 


v. Hippel. Zystizerkus im Glaskörper. 534. lutem Glaukom. 716. 


— Uber tuberkulise Augenerkrankungen. 583 
u. 662. 

Hirsch. Zur Behandlung der Trigeminus- 
neuralgien. 29a, 

— Über Augensymptome bei Hypophysen- 
tumoren. 9570. 

— Vorübergehende Spaltbildung der Linse. 
702. 


I. 


Igersheimer. Syphilis und Auge. 158. 

— Eine Brille für Hemianopiker. 174. 

— Zur Pathologie der Sehbahn. IV. Gesichts- 
feldverbesserung bei Hemianopikern. 2~6. 

— Die Bedeutung des Gesichtsfeldes für die 

Hirschberg. Über die sogen. fulminierende Kenntnis des Verlaufes und der Endigung 
Erblindung. 514. der Sehnervenfasern in der Netzhaut. 616. 

— Galen und seine zweite Anatomie des | — Zur Pathologie der Sehbahn. V. 717 u. 
Auges. 004, 739. 


Alphabetisches Namenregister. 


281 


Isakowitz. Drehpunkt oder Knotenpunkt? |Keerl. Das Glaukum der Jugendlichen. 719. 


594 a. 
Ischreyt. Zur Kasuistik der Retinitis pig- 
mentosa. 732. 


J. 


Jablonski, W. Über einen Fall von Tabes 
infantilis mit Optikusatrophie. 14. 
Jahn. Die Conjunctivo-Keratitis infectiosa 

des Rindes. 403. 

Jess. Das Augenspiegeln im rotfreien Licht 
mit Demonstration. 304. 

— Nachtblindheit nach Gaserkrankung. 333. 

— Angenärztliche Kriegserfahrungen. 535. 

Jickeli. Beitrag zur Behandlung der Oph- 
thalmoblennorrhoe mit parenteralen Milch- 
injektionen. 78. 

Joachim. Uber einen Fall von Granat- 
splitterverletzung des Orbitaldaches, die 
zu indirekter subkonjunktivaler Skleral- 
ruptur führte. 749. 

John. 
Tuberkulose des Auges mit spezieller Be- 
rücksichtigung der Perforation. 422. 

Johnsen. Der plastische Ersatz der Nase 
und des Auges. 638. 


Junius. Doppelseitige Erblindung nach Ge- 
sichtserysipel mit seltenem Befund an der 
Netzbaut. 572 u. 740. 


— Ulcus corneac rodens. 682. 
— Uber „spontane“ vordere Synechien. 695. 


K. 


Die Beteiligung der Hornhaut bei der Kleiber. 


Kempner. Pupillenstarre im hysterischen 
Anfall. 230. 


Kestenbaum. Über Megalokornea. 320 u. 


| 423. 


— Fünf Fälle von Akkommodationsparese mit 
äusseren Augenmuskelstörungen. 355. 

— Akkommodationsparese mit äusseren Augen- 
muskelstörungen. 632. 


Kirsch. Ein un Fall von Bindehaut- 
schürze. 596 u. 663. 


— Ein unbekannter Lidschlag und Tränen- 
reflex. 53. 


Kiss, Franz. Die Ursprungsweise der Augen- 
muskeln. 897. 

Klauber. Bericht über die Augenverletzungen 
im Kriege aus dem Jahre 1917. 146. 


— Der Magnet in seiner Verwendung zur 
| Erkennung und Entfernung intraokularer 
Eisensplitter. 251. 
Kleefeld. Myectomie avec suture en cou- 

ronne pour la correction du strabisme. 366. 
Beiträge zu der Frage der Am- 
blyopie ex Anopsia. 617. 
de Kleijn und Magnus. Kleinhirn, Hirn- 
stamm und Labyrinthreflexe. 204. 
Kleinert. Ein Fall von epibulbärem Chro- 
matophorom. 79. 


Kleyn, A. de und C. R. J. Versteegh. 
Over het al of niet labyrinthair ontstaan 
van den zogen. „Dunkelnpystagmus“ en 
enkele andere vormen van Nystagmus. 
(Über den vermeintlichen labyrinthären 
Ursprung des sogen. „Dunkelnystagmus“ 
as einiger anderer Nystagmusformen.) 
67. 





| 
| 
i 


Kafka. Ein Fall von universeller qualitativer! Koch, H. Wezen en behandeling van scro- 


Evolutionsstörung. 318. 


— Gehäuftes Vorkommen von akuter retro- 
bulbärer Neuritis. 515. 


— Ein Fall von kolobomartigem Defekt des 
Irisstromas und Mangel des Sphinkters 
und retinalen Pigments. 595. 

-— Über einen Fall von Ausgang retrobulbärer 
Neuritis mit sog. glaukomatöser Exka- 
vation. 718. 

Kahn. Über 50 in der Universitäts-Augen- 
klinik zu Heidelberg zur Beobachtung ge- 
kommene Fälle von doppelseitiger Kriegs- 
erblindung. 536. 


— Zu E. Seidels Bemerkungen über den phy- 
siologischen Pupillenabschluss. 607. 


Ka ED 8. Zur Pathologie des Halssympathikus. 


Kayser. 
opticus. 145. 


— Zu meinen Fällen von Megalokornea. 319. 


Evulsion des Bulbus und Nervus! 


fuleuse oogontstekingen. (Über Wesen 
und Behandlung skrophulöser Augenent- 
zündungen.) 084, 


| Kö = e. Zur Klinik der Bindehauttuberkulose. 
65. 


Ko ep pe, L. Das biophysikalisch-histologische 
erhalten der lebenden Augengewebe 
unter normalen und pathologischen Be- 
dingungen im polarisierten Lichte der 
Gullstrandschen Nernstspaltlampe. 32. 


— Entgegnung auf die Arbeit von Levinsohn 
(120). 121. 

— Über den derzeitigen Stand der Glaukom- 
forschung an der (iullstrandschen Nernst- 
spaltlampe sowie den weiteren Ausbau der 
Glaukom-Friihdiagnose vermittelst dieser 
Untersuchungsmethode. 122. 

i — Die Theorie und Anwendung der Stereo- 

mikroskopie des lebenden menschlichen 

Kammerwinkels im fokalen Lichte der 

Gullstrandschen Nernstspaltlampe. 182. 


282 


Koeppe. Klinische Beobachtungen mit der Krau 
ernstspaltlampe und dem Hornhaut- 
mikroskop. 185. | HI. 


— Die Mikroskopie des lebenden Augenbinter- 
grundes im fokalen Lichte der Gullstrand- 
schen Nernstspaltlampe. 186. 


— Dasselbe. 3. Mitteilung. Die pathologische 
Histologie der lebenden Netzhaut bei der 
Embolie der Zentralarterie unter beson- 
derer Berücksichtigung der Streitfrage einer 


. Intravitalen Gelbfärbung der Macula. 243. | 
— Dasselbe. 4. Mitteilung. Das histologische ` 


Verhalten d. lebenden Auzenhintergrundes 
bei der Thrombose der Zentralvene sowie 
der Stauungspapille. 244 u. 247. 

— Die Diathermie und Lichtbehandlung des 
Auges. 260. 

— Ein neuer Universalbestrahlungsapparat für 
Augentuberkulose. 287. 


— Klinische Beobachtungen mit der Nernst- : 


spaltlampe und dem Hornhautmikroskop. 
16. Mitteilung. 447. 


— Die Mikroskopie des lebenden Kammer 
winkels im fokalen Licht der Gullstrand- 
schen Nernstspaltlampe. I. Teil. 594b. 


— Die stereomikroskopische Sichtbarmachung 
des lebenden interfaszikulären Kittlinien- 
systems der Hornhuutlamellen sowie das 

erhalten der lebenden Hornhautnerven 
im polarisierten Lichte der Gullstrand- 
schen Nerastspaltlampe. 598. 


— Das histologische Verhalten der lebenden 
Copjunctiva tarsi unter normalen und 


einizen pathologischen Bedingungen im |de Lapersonne et Degrais. 


fokalen Lichte der Gullstrand schen Nernst- 
spaltlampe. 664. 


Köllner. Uber die Beziehungen zwischen 
dem sogenannten Ekzem der Augen und 
der Tuberkulinempfindlichkeit der Haut. 
404. 


Kooy, Johanna Maria. Het voorkomen der 
Prowazek sche en andere vormen by de 
trachoomlyders der Amsterdam sche Tra- 
choompoliklinik (Uber Prowazek sche und 
andere Formen bei den Trachompatienten 
der Amsterdamer Trachompoliklinik.) 405. 


Koppelmann. Spontanperforation der lu- 
xierten Linse mit plastischer Entzündung 
in einem Auge mit Leukoma adhaerens 
und Sekundärglaukom. 147. 


Koref, Else. Über doppelseitize metastatische 
Ophthalmie bei puerperaler Sepsis. 268. 
Korff-Petersen. Untersuchungen über die 
Beziehungen zwischen Beleuchtungs- 


stärke, Sehschärfe uud Lesegeschwindig- | 
193. | 


keit. 


Kraemer. Ein Fall von Hornhautdelle mit 








— 


Alphabetisches Namenregister. 


pa. Kin weiterer Beitrag zur Auffassung 
| des Krankheitsbildes des „Keratokonus“. 
425. 

— Über die Behandlung der Tränensack- 
| eiterung. 646. 


‘Krenz. Über Neurinom der Orbita. 390. 


Krusius. Augentuberkulose und aktive Im- 
nıunisierung nach Friedmann. 585. 


| Kuhnt. Über die Zweckmässigkeit der Unter 
fütterung sklero- und keratoplastischer 
Bindehautlappen mit Streiten von Fascia 
lata oder Sehne bei umfangreichen Leder- 
haut- und Hornhautdefekten in ganzer 
Dicke. 426. 


‘ter Kuile. Stereokinematoskopie dichoptisch 

gesehener harmonischer Punktbewegun- 

gen. 42. 

‚Kunz-Krause. Uber den mydriatischen 
Wirkungsgrenzwert des Atropins. 586. 

Kyrle und Gatscher. Störungen der Augen- 
bewegungen bei Lues. 205. 


| 





t 


L. 


Lacroix. Decollement traumatique d'une 
veine retinienne. 507. 


Lameris. Osteoma maxillae und Sarcoma 
cranii. 650. 

Lagrange. De l’anaplerose orbitaire. 305. 

Langrock. Über den syphilitischen Primä:- 
affekt an der Augenbraue 377. 


Le traite 
ment des tumeurs des paupiéres par le 
radium. 288. 

Résultats du traitement précoce des blessures 
orbito-oculaires.’ 537. 

— Perte de la vision de l'œil sans lesions 
organiques appréciables consécutive a une 
plaie par éclat d'obus de l'œil gauche. 538. 

Lauber, H. Ein Fall von Sehnervenatrophie 
nach Anämie (Malaria?). 269. 

— Ein Fall von Fremdkörper in der Makula. 
5 


— Herpes der Conjunctiva tarsi. 666. 


— Demonstration zweier Fälle: Fremdkörper 
in der Makula. Sehnervenatrophie un- 
klarer Ativlogie. 750. 


Lecéne. Un cas de myelocytome de l'orbite. 
391. 


‘Lederer, R. Augenveränderungen bei Xero- 


derma pigmentosum. 166. 

Lefrancois. Discission immédiate de la 
cristalloide postérieure dans l’operation de 
la cataracte. 463. 


einer merkwürdigen optischen Erscheinung. | Lemaitre et Garmy. De lextraction des 


424. | | 


corps étrangers péri-orbitaires. 540. 


Alphabetisches Namenregister. 


Lempp. Salvarsanbehandlung bei luetischer 
Sehuervenerkrankung. 167. 


Levinsobn. Zur Entstehung des Glaukoms 
durch Pigmentintiltration der vorderen 
Abflusswege des Auges. 120. 

— Zur Frage der künstlich erzeugten Kurz- 
sichtigkeit bei Affen. 289 u. 356. 

Levy-Suhl. Zwei Fälle von Syringomyelie 
beziehungsweise Syringobulbie mit Nystag- 
mus. 368. 


Lexer. Wimpernersatz durch freie Trans- 
plantation behaarter Hant. 211. 


— Vorstellung schwerer Gesichtsverletzungen. 
151. Ä 


Lichtenstein. Primäre Diphtherie der Lid. 
haut mit postdiphtheritischer Lähmung. 
639. 


Liebermann. Zur Tarsoplastik nach v. Blas- 
kovicz. 


— Uber die Behandlung der Ophthalmoblen- 
norrhoe mit Milchinjektionen. 80, 


Liese. Ein Fall von Vorderkammer- und 
Korneoskleralzyste mit Endothelausklei- 
dung. 427. 


Lindberg. Über Veränderungen des hinteren 
Pıgmentblaties der Iris. 696. 
Lindgreen. Fetttransplantation in die Tenon- 


sche Kapsel nach Enucleatio bulbi und 
ihre Technik. 594c. 
— Konjanktivaltransplantation auf proliferie- 
rende Maculae corneae. 667. l 
Lindner. Über die Topographie der Binde- 
hautkeime, mit Demonstration zahlreicher 
Mikrophotogramme. 406 u. 668. 

— Fälle von Lidplastik mit Durchtrennung 
des äusseren Lidbandes. 640. 

— Metastatische Ophthalmie vom Randschlin- 
gennetz ausgehend. 683. 

van Lint. Avancement musculaire avec su- 
ture de renforcement a l'insertion du 
muscle. 369. 

— L’abscés de fixation dans Virido-chorioidite 
et l’ophthalmie sympathique. 485. 

Lobagen. 
Linse nach Verletzungen. 752. 

Léblein. Dasletzte Semester der deutschen 
Universität Dorpat. 7. 

— Über hereditäre Ptosis der orbitalen Tränen 
drüse. 187 u. 383. 

Lohmann. Zur experimentellen Zerfällbar- 
keit des binokulären Seheindruckes. 334, 

— Gedanken und Fragen aus der augenirzt- 
lichen Unfallkunde. 541. 

Löwenstein. Über einen Fall von knötchen- 
förmiger Hornhauttrübung (Groenouw) und 


Über Verlagerung der Iris und | 


mie. 


283 


Lö wenstein. Neues operatives Verfahren 
der partiellen Hornhautstaphylome. 89. 


— Derzeitiger Stand der Trachoinätiologie. 
175 u. 219. 


'— Neues operatives Verfahren zur Behand- 
lung der partiellen Hornhautstaphylome. 
176. 


= Über ein neues Verfahren zur Operation 
partieller Staphylome der Hornhaut. 225. 


— Traumatische Pupillenstarre. 231. 


— Atiologische Untersuchungen über den fieber- 
haften Herpes. 290 u. 428. 


'_ Über Fliegerbrillen. 291. 
— Traumatische reflektorische Pupillenstarre. 


— Über warmförmige Kontraktionen des 


Sphincter pupillae. 449. 

— Über ein neues Verfahren zur Erzielung 
einer Fistel bei erhöhtem intraokularen 
Druck. 720. 


Löwenstein-Brill. Versuche über Wirkung 
des Strychnins auf die Dunkeladaptation. 
618. 


Luithlen. Abortive Cheinotberapie akuter 


Ophthalmoblennorrhéen. 177 u. 220. 
Lundsgaard, K. K. K. Parenterale Milch- 
injektionen. 178. 


— Ein Fall von subkonjunktivaler Skleral- 
ruptar, traumatischer Linsenluxation und 
totaler Aniridie. 252. 

— Ein Fall von transitorischer Refraktions- 
abnahme bei Diabetes mellitus mit Blut- 
zuckeruntersuchung. 625. 


— Transitorische Refraktionszunalime. 626. 


M. 
Magnus, R. en A. de Kleyn. Labyrinth- 
reflexen en kleine herzenen. (Labyrinth- 


reflexe und Kleinhirn.) 633. 


Mann. Über Störungen des Raumsinnes der 
= Netzhaut oder der optischen Lokalisation 
bei Herderkrankungen im Gebiete der Seh- 
| strablung (,,Paropsie“). 194. 
Marx, E. De verdeeling der phlyctaenen 
langs den limbus by scrofuleuze ophthal- 
(Die Verteilung der Phlyktänen am 
Limbus bei skrofaléser Augenentzündung.) 
407. 
‚Matthes. Drei Fälle von Botalismus nach 
| Genuss von verdorbenem Schinken. 271. 


Ein Fall von Dislocatio bulbi. 753. 


Ein Fall von atypischer Kera- 
429. 


4 


| Ma yer. 
' Meissner. 
| titis disciformis. 


dessen Reaktion auf parenterale Eiweiss- | Meller. Augenärztliche Eingriffe. Ein kurzes 


resorption. 88. 


Handbuch für angehende Augenärzte. 8. 


284 


Alphabetisches Namenregister. 


Meller. Über sympathische Oplıthalmie. 116.! Nonne. Isolierte reflektorische Pupillenstarre 


— Zur Klinik und path. Anatomie des Herpes 
zuster uvene. 697. 
Menckhoff. Ist die sympathisierende Ent- 
zündung endogenen Ursprungs. 486. 
Mertz; Senföl in Bolus alba statt Senf- 
wickel und Schmierseifeeinreibungen. 179. 

Meyer. Ein neues Verfahren der Augenlid- 
plastik. 641. 

Meyerhof. Toxische Abduzenslähmung nach 
Grippe. 370. 

Milian. Etat actuel de la question d’arseno- 
benzol. 292. 


van der Moer, A. Een methode tot ont- 
maskering van simulanten. (Eine Methode 
zur Entlarvung von Simulanten ) 306. 


Mok. Erläuterungen zu der Dieustanweisung 
zur Beurteilung der Militärdienstiähigkeit 
vom 9. Februar 1919. s4la. 

Monbrun. La keratite neuro-paralytique 
grippale. 430. 

Morax. Myelocytome orbitaire et cranien. 392. 

Moreau. Pseudo-syndrome alterne. 542. 

Müller. Transplantation der Hornhaut. 90 
u. 226. 


— Xeroderma pigmentosum und Augener- 
krankungen. 272 u. 431. 


Mulock Houwer. Ein Fall von Thrombose 
einer Vena vorticosa. 481. 


— Demonstration van een geval van tbrom- 
bose der v. vorzicosa 708. 


— Fall von v. Hippelscher Erkrankung. 733. 

Muskens. Neuralgia ophthalmica. 573. 

— a ala mit Balkenstichbehandlung. 
4l. 


Musy. Drei Anomalien des Fundus. 321. 


N. 
v. Nagy. Zur Kasuistik des pulsierenden | 
Exophthalmus. 393. — 


Zur Nedden. Besserung des Augenbefundes 


753 a. 


infolge von Unfällen. 


Neitzert. Tränensack- 
J—— im Vereinslazarett Univ.-Augen- 
klinik zu Heidelberg. 647. 


Nelissen und Weve. Gumma der Highmor- 


höhle und der Angenhöhle. 72. 
v. Nestlinger. Über die Lebensdauer des 


sogen. 


künstlichem Nährboden. 587 u. 669. 


Nette. Ein Zystizerkus im Glaskörper. 543. 
Neubner. Zwei Fälle von pseudonephritischer 


Neuroretinitis bemerkenswerter Atiologie. 
008. 


und Tränendrüsen- 


Koch -Weeksschen Bazillus auf 


bei einem gesunden Erwachsenen als Aus- 
druck einer Lues congenita. 102. 

Nordmann. Die Kriegserfahrungen auf dem 
Gebiete der sympathischen Augenerkran- 
kung. 487. 


O. 


Ohm. Über die Beziebungen der Augenmuskeln 
zu den Ampullen der Bogengänge beim 
Menschen und Kaninchen. 370a. 

Oloff. Beiträge zur Prüfung angeborener 
Farbensinnstörungen. 43. 

— Beitrag zur Tuberkulose des Sehnerven. 
Zwei Fälle von typischem einseitigem Ver- 
schluss der Zentralgefässe. 245. 

Oppenheimer. Avulsio bulbi. 514. 

Ossowski. Drei bemerkenswerte Fälle von 
sympathischer Ophtbalmie. 117. 

Ostwald. Die Farbenlehre. 159. 

— Der Farbkörper und seine Anwendung zur 
Herstellung farbiger Harmonie», 160. 

— Die Harmonie der Farben. 161. 


P. 


Paderstein. Über Schwimmbad - Konjunk- 
tivitis. 670. 

Pagenstecher, Adolf H. Zur Geschichte 
der Bindehautplastik. 408. 

Panni. Epreuve tecnomyopique pour simu- 
lateurs et exagórateurs d’amblyopie. 397. 

Paradies. Zur Optochinbehandlung des Ulcus 
serpens. 432. 

Pascheff. Anatomische Untersuchungen über 

die indirekten Rupturen der Membrana 

Bowmanii mit Bemerkungen über die Ent- 

stehung der bänder- und netzförmigen 

Keratitis traumatica. 148. 

Seltenere nervöse Augenstörungen nach 

Kopfkriegsverletzungen. 149. 

Passow. Allgemeine und lokale Bestrahlung 
mit ultraviolettem Licht bei skrofulösen 
"Augenleiden. 588 u. 671. 

Perlmann. Die Fixierung des ee beim 
Starschnitt und anderen Eingriffen. 30% 

Perrin. Kératite due a la melinite. 433. 


Peters. Ein pathologisch-anatomisch unter- 
suchter Fall von Keratokonus. 227. 


— Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der ar 
geborenen Hornhauttrübungen. 322. 


— Uber einen Fall von doppels:itiger Euze 
phalozele der Orbita. 394. 


— Die sympathische Augenerkrankung. 556. 


Alphabetisches Namenregister. 285 


Pfeiffer. Die Störungen des optischen Such- | Q. 
aktes bei Hirnverletzten. 619. Q THY’ Aa — 
uix, F. H. Metingen en beschouwingen over 
nen Beiträge zur Pupillenbewegung. de Otolithenfunctie. (Messungen und Be- 
: trachtungen über die Otholithenfunktion.) 
— Bemerkungen zu Greeffs Aufsatz über Manni. 634. 
; 597. f — Het Verband tusschen de Richting van den 
Pi E ser hen ae ec san oognystagmus en de prikkel in een bepaald 
eıderseitiger uzensianmung, Te halfcirkelvormig kanaal. (Die Beziehung 
scheinlich durch Influenza bedingt. 3 zwischen der Richtung des Augennystag- 
u. 56. | mus und dem Reiz in einem bestimmten 
— Periphere Fazialislähmung durch Rotlauf. Bogengang.) 371. 
15 u. 55 


— Simuliertes Schielen. 54. 
— Erfahrungen über. die Koch -Weeks-Kon- 
junktivitis im Kriege, mit einem Anhang | R ados. Über spontane Iriszysten und trau- 


über ‚Dipsobaziluskatarth.; 22 matische Skleralzysteu. 232 u. 253. 
— Spindelfiguren in kranken Hornhäuten. 91. Raötler. Über die: Korrektion Schwach 


R. 


— Traumatische Stauungspapille. 150. sichtiger durch Fernrohrbrillen und Fern- 
— Luxation des einen, Ausreissung des andern rohrlupen. 202. 

Auges durch Schuss. 151. Rauch. Zur Beurteilung der Tränenweg- 
— Nochmals das Farbenschillern der Linse bei | erkrankungen nach photographischen Auf- 


Kupfersplitterverletzung. 754. nahmen. 212. 
Pick. Toxikologische Erfahrungen über Mittel, |Raueiser. Über kommunizierende extra- 


welche von Soldaten zur Erzeugung von und intraorbitale Dermoide (Zwerchsack- 

Krankheiten verwendet worden sind (Selbst- dermoide). 395. 

beschädigungmittel). 152. Rechel. Die Lues als ätiologisches Moment 
Piffl. Operation der Hypophysistumoren. 168, bei Augenerkrankungen nach dem klıni- 
Pikler. Hypothesenfreie Theorie der Gegen- schen Material der Universitäts-Augen- 

farben. 558 u. 620. | klinik zu Heidelberg in den Jalıren 1913 


1917. 18. 
Pi Über Sehstöru h Blutverlust. ! 
— 133, a eat —— Reiche. Zur Lehie von der Mikuliczschen 


Plocher. Ein Beitrag zur Dehiszens der Sklera Krankheit. 213. 


bei hoher Myopie. 47 u. 92. Reissmann, Fr. Das Sehenlernen Blind- 
— Nachtrag zu meiner Mitteilung über Wärme- ie frua 


strömung in der Vorderkammer. 188. 


Polyák. Die Heilung der Tuberkulose des Reitsch. Eine zweckmässige Einrichtung 


zum Sterilisieren gebrauchsfertiger Naht- 


Tränensacks auf intranasalem Wege. 67. faden, 309 
Possek. Versuche zur Behandlung luetischer —— 
Augenerkrankungen mit unspezifischen | — DENE orga ay SSL EHEN unteren 


Heilmethoden. 293. 
Poulard. Autoplasties palpeprales. 378. 


Prell. Über Spontanluxation der Linse in die 
Vorderkammer im kindlichen Alter. 464. 


i — Die Behandlung der Gonoblennorrhoe mit 

| parenteralen Injektionen. 410. 

Reuter. Beitrag zur Kenntnis des isolierten 
Auftretens vom Phthirius inguinalıs am 


Proksch. Ein Fall von ophthalmoskopisch Augenlid. 642. 

sichtbarem Glassplitter. 545. ~.  |Richter. Hornhautverletzung durch Kopier- 
Purtscher, A. Ein Fall von Intoxikation tintenstift. 546. 

nach Genuss Yon Melinnudeln. 213; Riedel. Ein Beitrag zur photoelektrischen 
— Akute fieberhafte Konjunktivitis mit Knöt- Reaktion des Hummerauges. 336. 

chenbildung. 409. ; Riedlinger. Beitrag zur pathologischen 
— Linsenpräzipitate durch Trümmer einer ver- Anatomie der indirekten Kontusionsfolgen 

kalkten Linse. 465. am Auge nach schweren Orbitalschuss- 
— Neue Art der Skleral-Trepanation mit Irid- verletzungen. 755. 

ektomie bei Glaukom. 493. Rieth, Hella. Iridozyklitis bei Parotitis epi- 
— Netzhautablösung mit peripherem Netzhaut- demica und anderen Speicheldrüsener- 

riss und Lochbildung in der Makula. 734. krankungsschwellungen und über ihre Be- 


ziehungen zur Tuberkulose. 574 u. 698 


286 Alphabetisches Namenregister. 


Rinkes De Raat, A. C. De behandeling 
der Conjunctivitis Gonorrhoica. (Die Be- im Kriege. 547. 


handlung der Conjunctivitis gonorrhoica.) Ruttin. Zur Kenntnis des Gesetzes der spezi- 
411. | fischen Energie des Sehnerven. 342. 


Rochat, G. F. Over den druk by het door-: __ (ber die Reaktion der normalen und kranken 


Rumbaur. Über 'intraokulare Fremdkörper 





spuiten van het traankanaal. (Über den Pupille auf den faradischen Strom. 430 
Druck beim Durchspritzen des | ränen- | * ere 
kanals.) 385. .— Ein Fall von Aneurysma der Carotis im 
Rochon-Duvigneaud. L’extraction de la | — OAE we i Kopinor 
cataracte et l’arrachement du cristallin. ` 
466. 
Roderfeld, M. Über die optisch-räumlichen S. 


Störungen. 337. 

Roelofs, C. Otto. Over den wedstryd der|Saen ger. Ein Fall von dauernder zerebraler 
gezichtsvelden. (Über den Wettstreit der Erblindung nach Hinterhauptsverletzung. 
Gesichtsfelder.) 341. | 254. 

Roelofs und Zeemann. Die Sehschärfe im | Salus. Zur Klinik und Pathogenese der 


Halbdunkel. 195a. | Keratitis rodens. 434. 
— — De gezichtsscherpte in halfdonker. (Die Salzmann. Die Lochbildung im gelben Fleck 
Sehschärfe im Halbdunkel.) 338. | der Netzhaut als Kriegsverletzung. 151. 
— — Über den Wettstreit der Konturen. 195b. | Saupe, K. Über einen Fall von Astthrom- 
ee concours des contours: “340: bose der Zentralvene nach Einatmen von 


Kampfgas. 576 u. 735. 
Roemer. Lehrbuch der Augenheilkunde. APR Licht und Lichtbehandlung. 294. 


— Pupillenveränderung bei der Veronalver- |.) der Scheer, W. M. Cataracta lentis 


giftung. 699. bei loider Idioti 19 107 
Rönne. Atypische Fälle akuter Retrobulbär-; _ ee iaa Be men 

neuritis. 134. ; i l 

I — ‘Scheffler. Kriegserfahrungen auf dem Ge 
== Zur Kritik der Katralgläser. 48. | biete der retrobulbären Neuritis. 516 u. 
— Astigmatismusbestimmungen bei hohen 743. 
l r 

Ametropien. 357. , : Schieck. Grundriss der Augenheilkunde far 
— Über Quadrantenhemianopsie und die Lage Studierende. 262. 

en in der okzipitalen Seh- lan Whar Irita aaroan., 450: 


| = . . 
‘Schindler, Emma. Über die Irisfarbe des 
v. Rohr. Ausgewählte Stücke aus Christoph | : — 

Scheiners Augenbuch. 559. | Säuglings. 700. 


— ms Glaukom und exsudative Diathese. ‘Sch Unga ee ela VY a während der 


Schloffer. Zum Anton-Schmiedeschen Sub- 


Roorda Smit, J. H. Over negatieve Wasser- okzipitalstich. 135. 


mannreactie by oogen en herzensyphilis. 





575. . — Operation der Hypophysistumoren. 169. 
— Cataract en lues. 703. Schmidt, W. A. Kasuistischer Beitrag zur 
Rosenbaum. Herpes zoster. 372. | „Myotonischen Dystrophie“ mit Katarakt. 
van Rossem. Enkele gevallen van verwik- 214 u. 468. , , R 

kelingen in de oogkas by neusbyholtenont- — Beitrag zur Kenntnis der epibulbären Ge 

steking. (Einige Fälle von Orbita Kom- | schwulst am Limbus cornea. 435. 

un bei Nasennebenhöhlenentzün- | — Schädelbasisbruch mit sagittalem Druck- 

ung.) 396. riss des Optikus im Chiasma und bitem- 

Rosza. Periodisch exazerbierende Okulomo- poraler Hemianopsie. 756. 

toriusläbmung. 206. ‚Schmitt. Uber die Magnetoperationen bei 
Rotholz. Ein bemerkenswerter Fall von ge- Kriegsverletzungen, 757. 

heilter sympathischer Ophthalmie. 118. ‚Schnyder. Die Iontopborese in der Opb 
Ruetten. Beitrag zur Kasuistik der sym- thalmologie 589. 

pathischen Ophthalmie. 119. Schoondermark,A. Een eigenaardige mee- 
Rukoz. Neue klinische und pathologisch- | beweging. (Eine eigenartige Mitbewe 

‚anatomische Daten für das Gebiet der gung.) 578. 


Augenheilkunde aus dem gegenwärtigen Schorn. Die Anwendung des Kollargol Hey- 
Kriege. 153. den in der Augenheilkunde. 295. 


Alphabetisches Namenregister. 287 


Schoute. Gartelformige Hornhauttrübungen93. | Stähli. Über die obere zeitliche Sichtbarkeits- 


Schründer. Ein Fall von tiefer bandförmiger | grenze der Makulareflexe. 138. 
melanotischer Trübung beider Hornhäute. | — Klinische Untersuchungen über Mikrokornea- 
94. | augen (mit besonderer Berücksichtigung von 

Schulte, J. EK. Een eigenaardige meebeweging. | Kornealwölbung, Totalrefraktion und Ach- 


l 
r 


(Eine merkwürdige Mitbewegung). 590. senlänge), zugleich ein Beitrag zur Megalo- 
Schulte, Josefine. Über einige pathologisch- ' kornea. 323. l 

anatomische und klinisch bemerkenswerte — Das Krankheitsbild des Keratokonus vom 

Fälle von Aderhautsarkom. 709. | Standpunkte der Variabilitatslehre (mit 
zwei klinischen Beispielen vou Familiarität 
des Keratokonus und einem Anhang mit 
Bemerkungen zur Myopiefrage. 437. 


— Uber persistente retrokorneale Glashaut- 
leisten in ehedem parenchymatosakranken 


Schumacher. Histologische Untersuchung | 
der Sternfigur der Makula hei Stauungs- : 
papille an Gefrierschnitten. 137. 

Schürhoff. Die operative Behandlung des 
Glaukoms an der Kieler Augenklinik ın der 








wu : Augen. 687. 
. Zeit vom Herbst 1907 bis April 1919. 722. Sinecacdt. Chet ais Dravchbarkeit san 
Seefelder. Bemerkungen zur Megalokornea- | Radiumleuchtfarben für Adaptometer. 34. 


frage. 599 u. 684. | 
— Ein klinischer Beitrag zur Frage der Embolie | 

von Aderhautgefässen. 710. — Pe ae konjunktivitis“. 221 
Seemer. Die Beziehungen zwischen Endothel- | aaa ` 


u. Epithelerkrankungen der Hornhaut. 436. — Über eine Einschlusserkrankung des Horn- 


Seidel. Experimentelle Untersuchungen über | Haulepı.ae ARpilbelioms scontagiogum 


die Lage der Versorgungsgebiete der: Sam — — 
Nervenfasern des Sehnervenstammes in ~~ Über cine Missbildung am Selinerveneintritt 


der Netzhaut des Menschen. 343. (Grubenbildung). 602. 
-— Über die Lage der Versorgungsgebiete der Stenger. a endonasale Behandlung von 
Nervenfasern des Sehnervenstammes in der | Augenerkrankungen. 73. 
Netzhaut des Menschen. 517. Stenzler. Über Tuberkulose der Tränen- 
Selz. Beitrag zur Augenmassage. 591. drüse. 648. 
Sidler-Huguenin. Zur Frage des trauma- Stern. Ein Fall von metastatischem Orbital- 
tischen Herpes corneae. 255. | abszess nach Furunkulosis im Nacken. 397. 
Simon, Paul. Refraktion und Kriegsbrauch- ' Stocker. Kurze Mitteilungen über die Wirkung 
barkeit. 697. von Milchinjektionen bei verschiedenen 
— Ein Fall von Skleritis posterior. 685. ——— 296. 


— m E Die Beziehungen des Herpes 
Sing r noel iar 892 Stare und ihre ope, commene zum Trauma, 430. 


= Er _|Stoeltzner, W. Uber Behandlung der kindli- 
Sinn. Über Neurorezidive nach reiner Salvar chen Skrofulotuberkulose mit Tebelon. 171. 


san- und Silbersalvarsanbehandlung. 592. E 
Storck. Klinisch - statistische Mitteilungen 


Mas Soewarno. Over eenige vormen van, Pe. 
Irisdepigmentatie. (Über einige Formen von über Augenverletzungen bei Kindern nach 
Irisdepiginentation.) 451 u. 701. | an — A Tübinger Klinik aus den 

v. Sohlern jun. Über eine eigenartige fieber- en 
hafte Erkrankung mit Doppeltsehen (zere- a, ug A het oog — 
brale Lokalisát: ana) RER zaa oor oplossing van lensmassa in de 

Ballon OCF SEinpee- Urippe ooglymphe. (Über Augenentzündungen, 


sncepnalilis 7) N MENT, 7 verursacht durch die Auflösung von Linsen- 
Sommer. Uber einen durch intravenöse substanz in der Augenlymphe.) 263 


nenn Kon auta end Ar anell -ge Strebel. Über den klinischen Nachweis der 
672. Nervenfasern in der Hornhaut und seine 


heilten Fall von Conjunctivitis gonorrhoica. 
— Theoretisches und Praktisches zur Sensi- praktische Bedeutung. 95. 
bilität der Kornea und Konjunktiva. 686. | — Über Makulablutungen der Mütter während 


— Naht des durchrissenen unteren Tränen- 














Sondermann. Eine neue Prothese. 30. | — — AE ERE AS 

a Modifizierte Exenteration u. Enukleation. 33. Streiff. Über angeborene Amblyopie und 

Soriano, Megalokornea. 600. disharmouische Augen. 49. 

Spengler. Zur Kastuistik der Kolobome des | — Beobachtungen und Gedanken zum Hetero- 
Uveultraktus. 601. chromie-Problem und über Sympathikus- 


Sprüth. Salvarsan u. Salvarsanschäden. 593. Glaukom. 242. 


288 


Streiff. Nachträgliche Bemerkungen zum 
Heterochromieproblem. 453. | 


Strohmayer. Reflektorische Pupillenstarre | 
und Westphalsches Zeichen als Anlage- | 
anomalie. 233 u. 454. 

Stross. Ein Fall von vertikalovaler Horn- 
haut mit Astigmatismus nach der Regel. 
688. 

Sturhahn. Keratitis neuroparalytica sae 
Alkoholinjektion ins Ganglion Gasseri. | 
689. | 


Szily, P. v. und Stransky. Abortive | 


- Chemotherapie akuter Ophthalmoblennor-:— Zur Frage der Vossiusschen Ringtribung. 


rhoen. 83. | 

v. Szily. Ein vom Stirnbein ausgehendes 
Osteom der Orbita bei einem menschlichen 
Fötus aus dem vierten Monat d. Schwanger. 
schaft mit Rekonstruktionsmodell des 
Orbitalskeletts und der durch den Tumor 
deformierten Augenanlage. 602 u. 652. 

Szymanowski. Beiträge zur Pathologie der 
Skleritis. 96. 

— Zur Frage der retrobulbären Neuritis bei 
Kriegsteilnehmern. 248. 


T. 


Taege. Zu der Mitteilung über abortive 
Chemotherapie akuter Ophtbalmoblennor- 
rhoen von v. Szily und Stransky. 412. 


Telavivi-Salzmann. Das Trachom in 
Palästina. 222. 
Terrien. Radio-diagnostic et radio-therapie 


en ophthalmologie. 297. 


— Les solutions iodées en thérapeutique ocu- 
laire. 298. 


Terson. Sur l’examen a ciel ouvert du cul- 
de-sac conjonctival supérieur. 310. 

— Hespéranopie. 344. | 

— Remarques sur l'iridectomie préparatoire 
et l’extraction de la cataracte thez les 
diabetiques. 469. l 

— Résultats visuels éloignés d'une ophthalmo. | 
tomie équatoriale binoculaire dans un 
glaucome récidivant. 494. 


Tertsch. Über eine Methode der Trachom- 
behandlung. 413. 


— Die Abrasio conjunctivae als Heilmittel- 
des Trachoms. 673. 


Thoma. Uber einen Fall von doppelter Per- 
foration durch Eisensplitter mit hämato- 
gener Siderosis des Bulbus. 256 u. 758. 

Thylmann. Das aus der statistischen Be- 
arbeitung von 119 Fällen sich ergebende 
klinische Bild des Lidkoloboms nebst Mit- 
teilung eines selbst beobachteten Falls. 





| Alphabetisches Namenregister. 


‘Tobias. Ein Fall von vierjährigem reaktions 
eines Nickel-Kupfer- 


losen Verweilen 
splitters in der Retina. 549. 


Tomfohrde. Statistisch-kasuistischer 


kammer (Glaskörperhernie). 482. 


Trantas. 


simulation de cécité unilatérale. 311. 


Traumann, H. Über Impferkrankungen des 


Auges. 276. 
Triebenstein. 
nerven und der Fovea centralis. 324. 

455 u. 550. 

Trimborn. Vier Fälle von orbitaler Zell- 
gewebsentzündung. 398. 

Truc. Ophthalmies sympathiques. 488. 

Tse : 5 m ng. Über die Adaptation des Auges. 

Tuerk. Weitere Mitteilungen über Wärme 
strömungen in der vorderen Augenkamnier 
und deren Bedeutung. 608. 


U. 


Uhthoff. Beitrag zur Bestrahlungstherapie 
bei doppelseitigem Glioma retinae mit 
anatomischer Untersuchung des einen be- 
strahlten Auges. 139. 

— Ein Fall von Keilbein- und Siebbeintumor 
mit Übergreifen auf die Orbita und Läh 
mung nur der äusseren Oculomotoriusäste 
bei intakter innerer Augenmuskulatur 
nebst Operations- und Sektionsbefund. 653. 

— Ein Fall von extrem hochgradigem para- 
lytischen Einwärtsschielen beider Augen 
und seine operative Behandlung. 373. 

Ujite, M. Zur pathologischen Anatomie der 
Optochinamaurose. 20. 

Ullmann. Ein Fall von primärer Linsen- 
eiterung nach perforierender Verletzung. 
759. 


V. 


Valentin. Über die fettahnlichen Substanzen 
im Glaskörper des Pferdeauges. 483. 
Velhagen. Abduzenslähmuug bei Nephritis 
mit Sektionsbefund. 172 u. 208. 

— Eine gliomähnliche Geschwulst des Corpus 
ciliare. 234. 

Velter. Op nelmop SiS externe bilatérale 
traumatique. 374, 

Vervloet, C. G. Hypophysaire dystrophia 
adiposo-genitalis. 579. 

Verwey, A. Particularités de l'acte de fixer 
un objet et une méthode facile pour les 
observer directement. 375. 


Bei- 
trag zum Glaskörpervorfall in die Vorder- 


Moyen simple pour depister une 


Über Heterotopie des Seh- 





| 
1 


j 


Alphabetisches Namenregister. 289 


Vierling. Über die Prüfang des Farben- Voit. Die Abduzensbrücke beim Menschen, 
sinnes mit dem Cohnschen Täfelchen. 44. | ein Rest der primordialen Schädelwand. 38. 

— Vergleichende Untersuchungen über die | Vossins. Demonstration eines operierten 
Leistungen der wichtigsten Pigmentproben. Falles von Orbitalschussverletzung. 155. 
197. — Trinendriisengeschwiilste. 336. 

Villard. Paralysie de l'orbiculaire dans l’ope- 
ration de cataracte. 470. 

'inzense, Peter. Beiträge zur Lehre von den 
geometrisch-optischen Täuschungen. 347. 








W. 


Waardenburg, P. J. Aangeboren oogge- 
Vogel. Ein Fall von Siderosis bulbi nach breken als oorzaak van blindheid en half- 
Granatsplitterverletzung mit besonderer blindheid. (Angeborene Augenfehler als 
Berücksichtigung des pathologisch - ana- Ursache von Blindheit und Halbblindheit). 


tomischen Refundes. 760. , 605. 


> 3 l Watzold. Kriegserfahrungen über Infektion 
Vogt. Vererbung in der Augenheilkunde. 37. | uch Verletzungen des Auges. 156. 


— Der Altersstar, seine lleredität und seine | 2 24 
A , ee — Lehren des Krieges fiir den Augenarzt als 
Stellung zu exogener Krankheit und utachter. 257 u. 560. 


Senium. 108. * 
— Klinische und experimentelle Untersuchun- a por traumalischene ISchichtelar: 
gen über die Genese der Vossiusschen * 
- Vergiftungserscheinungen nach aus Brenn- 


Ringtrübung. 109. | 5. $ 
~- Zur Technik der Ophthalmoskopie im rot- epieitus: hergestellte m Schnaps: “I9 


freien Licht. 183. _, — Hypophysistumor. 581. 

—— s . Walther. Die Augenverletzungen in der 
wo Gee cule ea aie Tübinger Klinik im Jahre 1912 und 1913. 
lan pos. 222 —— snälomischer Befhnd eines 14 

l = ; cher Befund eines 

— a ee aa des hinteren Linsen- Jabre zuvor infolge Orbital-Kugelschuss 

eee erblindeten Auges. 761. 


Weekers. Infiltration gommeuse syphilitique 
de la conjonctive. — Contribution à l'ana- 





— Der physiologische Rest der Arteria hya- 
loidea der Linsenhinterkapsel und seine 


Orientierung zum embryonal Li - : : A 
— 325. N En — pathalogique des papules de iris. 


— Beobachtungen an der Spaltlampe über eine | \ygill. L’extraction de la cataracte sénile 
normalerweise den Hyaloidearest der Hin- a la pique. 476. 


— umziehende weisse Bogenlinie. Weisfelt, W. A. Over den invloed der 


— Heterophorie op de accommodatiebreedt 
— Reflexlinien durch Faltung spiegelnder | Ä P — 
Grenzflächen im Bereiche von Kornea, les a A a oes auf 
Linsenkapsel und Netzhaut. 440 u. 472. RR ee i 
— Weishaupt. Hämorrhagisches Glaukom an 
— Die Sichtbarkeit des lebenden Hornbhaut- 2 ns 
endothels im Lichtbüschel der Gullstrand- einem kataraktösen Auge eines €0 jährigen 
schen Spaltlampe. 441 Mannes, bei dem die anatomische Unter- 


f suchung Aderhauttumor ergab. 711. 
ve nen deı Weiss, K. E. Lichtmessung im Dienste der 


j Gesundheitspflege des Auges. 345. 
— Experimentelle Erzeugung von Katarakt l preg g 5 


en Weizsäcker, v. Über einige Täuschungen 
} ’ * 
nun Ultrarot, dem | in der Raumwahrnehmung bei Erkran- 
D e . 


kungen des Vestibularapparates. 198. 


— ee ae Vera 'Wenk. Über die im Vereinslazarett zu Heidel- 


kammer) durch isoliertes kurzwelliges 
Ultrarot, dem Rot beigemischt ist. 456. 
Vogt und Lüssi. Weitere Untersuchungen 
über das Relief der menschlichen Linsen- 


berg während des Kıieges beobachteten 
Fälle von Herpes corneae. 690. 

Wertheim-Salomonson. Een geval van 
binasale hemianopsie. 742. 





kernoberfläche. 474. Wessely, K. Augenveränderungen bei Mor- 
Vogt. Die Spaltlampen-Mikroskopie des leben- bus maculosus Werlhofi, 21. 

den Auges. 594d. — Augenerkrankungen bei der Grippe. 22. 
— Der Altersstar nach Landmann. 704. — Katarakt und Diabetes. 23 u. 110. 
— Vererbter Hydrophthalmus beim Kaninchen. | — Seltenere Hornhauterkrankungen (Demon- 

7233. stration), 97, 98 u. 99. 


Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde, XX 


290 Alphabetisches 


Wessely, K. Einige Besonderheiten beim 
Glaukom. 123. 


— Die Störungen der Dunkelanpassung der 
Augen im Kriege, ihre Erkennung und 
Beurteilung. 343a. 

Ein bisher noch nicht beschriebener Fall 
von Orbitaltumor. 399. | 

Ein bisher noch nicht beschriebener Fall 
von Orbitaltumor (Metastase eines Neuro- 
blastoms, bzw. Sympathoma embryonale 
der Nebenniere). 653a. 

Über das Verhalten der Zonula bei Spontan- 
luxation der Linse in die Vorderkammer. 
447 u. 606. 

Die Pathogenese und Th rapie der phlyk- 
tänulären Augsenerkrankungen, zugleich ein 
Beitrag zum Skrofuluse-Problem. 594. 


Weve, H. Untersuchung der Pupillenreaktion 

` mit komplementärem Licht und die Behr- 

sche Theorie der doppelten Kreuzung der 
zentripetalen Pupilienreflexbahn. 104. 

— Ein Fall kompletter Hemianopsie im W ochen- 
bett. 277. 

— De ontwikkeling van den kleurenzin in het 

dierenryk in verbaud met den kleurenzin 
van den mensch (Die Entwickelung des 
Farbensinnes im Tierreich im Zusammen- 
hang mit dem menschlichen Farbensinn). 
346. 

Zur Physiologie der Lichtreflexe der Pu- 
pille. 457. 

— En geval van volledige homonieme hemian- 
opsie, ontstaan in het kraambed en de 
theorie der dubbele verzorging der fovea. 
(Ein Fall kompletter homonymer Hemian- 
opsie im Wochenbett.) 518. 

Wibaut, F. Refractietoeneming in sche- 
merdonker (Zunahme der Refraktion in der 
Dämmerung). 359. 

Wiedersheim. Über eine kleine Epidemie 
von Koch-Weeksscher Konjunktivitis in 
Freiburg. 415. 

Wilde, P. A. de. Verwantschap en erfelyk- 
heid by doofstomheid en retinitis pigmen- 
tosa (Blutverwandtschaft und Erblichkeit 
bei Taubstummheit und Retinitis pigmen- 
tosa). 510. 

Wimmer. Beitrag zur pathologischen Ana- 
tomie der Iriskolobome. 327. 

Wirths. Über angeborene Hornhautverände- 
rungen. 39. 

— Über Linsentrübungen bei Anwesenheit von 
Kupfer im Auge. 111 u. 157. 

Wissmann. Über Tintenstiftverletzung der 
Orbita. 552. 


— Über Spätinfektion bei Elliotscher Tre- 
panation und über ihre Verhütung. 724. 


ıZorn. 


Namenregister. 


Wittmer. Über die Staroperationen in der 
Heidelberger Universitäts-Augenklinik aus 
den Jahren 1915 und 1916. 705. 


Wodak. Zur Frage der auropalpebralen Re- 
flexe. 57. 


— Über die Verwendbarkeit des durch die 
Bárány sche Lärmtrommel erregten Lii- 
reflexes zur Diagnose der Simulatıon. 209. 

Wolff. Ausgleich -höchstgradiger Ungleich- 
sichtskeit von 20 D durch die Rohr sche 
Anisometropie-Fernbrille (C. Zeiss) neuer 
Art (1917). 50. 

— Mannschaftsuntersuchungen mit Rohr schen 
Fernrohrbrillen (Zeiss). 51. 


— Over het wezen en de behandeling var 
scrofulenze Oogonstekingen. (Über Wesen 
und Behandlung der skrofulisen Augen- 
entzündungen.) 299. 

Wolffberg. Gefühlstäuschung bei der Lo- 
kalisation von Hornhautfremdkörpern. 691 

Wölfflin. Über physiologische Beobachtungen 

an zentralen Skotomen. 348. 

— Klinische Untersuchungen über Halssym- 
pathikusreizung. 458, 

— Uber die Beziehungen der Retinitis pune- 
tata albescens zur sogen. zentıalen trürf- 

| chenförmigen Aderhantentzündung (Nett 
leship). 511. 

— Weitere Untersuchungen über das Weser 
des Fernsinnes. 622. 


Le 

Zade. Uber Fliegerbrillen. 31. 

— Gesichtsfeldstérangen bei Fliegern. 45 u. 
199. 


— Beitrag zur Kenntnis des Exophtbalmus 
bei Nebenhéhlenerkrankung. 74. 
Zeemann. Varicocele orbitae. 75. 


— Boerhave en de Oogheelkunde. (Boerhart 


und die Augenheilkunde.) 561. 

Zeil. Ein Beitrag zum Kapitel der Optochin- 
amblyopien. 278. 

Ziemssen. Traumatische Skleralzyste. 76. 

Zimmermann, Fr. Augenmaskellihmung 
bei progressiver Paralyse. 58. 

— Augenverletzungen durch Explosion von 
Sprengkapseln. 258. 

— Seltenere Fälle von Augenkomplikationen 
nach Influenza. 279 u. 519. 

— Die Tränensackoperationen d. Heidelberger 
Univ.-Augenklinik in den Jahren 1913 bis 
1915. 649, 

Uber familiäre atypische Pigment: 

degeneration der Netzhaut (totale Ader- 

hautatrophie). 736. 


| 


Alphabetisches Sachregister des Literaturberichtes 1919. 


Die Zahlen bedeuten die Nummern des Referates. 


A. 

Abducens, Die —brücke beim Menschen, ein Rest der primordialen Schädelwand 38 Voit. 

— Fälle von akuter, rasch heilender beiderseitiger —lähmung, wahrscheinlich durch Influenza 
bedingt 16 u. 56 Pichler. 

— -Lähmung bei Nephritis mit Sektionsbefund 172 u. 208 Velhagen. 

— Toxische —lüähmung nach Grippe 370 Meyerhof. 

— Über —lähmung nach Grippe 630 Boehmig. 

Ablösung, Decollement traumatique d’une veine retinienne 507 Lacroix. 

--- Traumatische Netzhaut— und Glaukom 712 u. 726 Bergmeister. 

— Netzhaut— mit peripherem Netzhautriss und Lochbildung in der Makula 734 Purtscher. 

Abszess, Ein Fall vun metastatischem Orbital— nach Furunkulose im Nacken 397 Stern. 

— L’absces de fixation dans lirido-chorioidite et l’ophthalmie sympathique 485 van Lint. 

Adaptation, Über die Brauchbarkeit von Radiumleuchtfarbeu für Adaptometer 34 Stargardt. 

— Uber die — des Auges 196 Tscherning. 

Aderhaut, Demonstration eines metastatischen Karzinoms der — 112 Elschnig. 

— Über Spätmetastasenbildung eines melanotischen —sarkoms in der Leber 238 Ceelen. 

— Ist der Nanıe „Purkinjesche Fıgur* historisch berechtigt? 609 Bartels. 

— Uber einige pathologisch-anatomische und klinisch bemerkenswerte Fälle von —sarkom 
709 Schulte. 

— Ein klinischer Beitrag zur Frage der Embolie von —gefässen 710 Seefelder. 

— Hämorıhagisches Glaukom an einem kataraktösen Auge, bei dem die anatomische Unter- 
suchung —tumor ergab 711 Weishaupt. 

— Über einen eigentümlichen Fall von Retinitis pigmentosa mit Atrophie der — 728 Böhm. 

Airol, Behandlung der gonorrhoischen Augeneiterung der Neugeborenen mit — 659 Gallus. 

Akkommodation, Tonische — 46 Axenfeld. 

— Die — der Alciopiden 46a v. Hess. 

— Die — des Alciopidenauges 350 Demoll. 

— Konvergenz- und —krampf 203 Bielschowsky. 

— Fünf Fälle von —parese 355 u. 682 Kestenbaum. 

— Uber den Einfluss der Heterophore auf die — breite 358 Weisfeldt. 

Aktinomykose, Ein Fall intraokularer — 582 u. 707 Fuchs. 

Alter, De seine Heredität und seine Stellung zu exogener Krankheit und Senium 
1 ogt. 

— Der —star nach Handmann 704 Vogt. 

Amaurose, Zur pathologischen Anatomie der Optochin— 20 Ujite. 

— Der jetzige Stand der Lebre von der Tay-Sachsschen familiären amaurotischen Idiotie 
729 Feldmann. 

Amblyopie, Über angeborene — und disharmonische Augen 49 Streiff. 

— Epreuve tecnomyopique pour simulateurs et exagérateurs d’— 307 Panni. 

— Beiträge zur Frage der — ex anopsia 617 Kleiber. 

Ametropie, Astigmatismusbestimmungen bei hohen — 357 Röune. 


X X* 


292 Alphabetisches Sachregister. 


Anatomie, Galen und seine zweite — des Auges 554 Hirschberg. 

Aneurysma, Ein Fall von — der Carotis im Sinus cavernosus 651 Ruttin. 

Angiomatosis, Uber einen Fall von Hippelscher Erkrankung (— retinae) 500 Frank. 

Anilinschädigung der Hornhaut 523 Bachstelz. 

Aniridie, Ein Fall von subkonjunktivaler Skleralruptur, traumatischer Linsenluxation und 
totaler — 252 Lundsgaard. 

Anomalie, Drei — des Fundus 321 Musy. 

Arbeitsunfähigkeit. Sur quelques cas d'évaluation de l'incapacité de travail apres les accidents 
oculaires 526 Druault. 

Arcus, Über — senilis, virilis und juvenilis 87 Hess. 

Arsen, Uber Erkrankungen der Netzhaut und des Sehnerven durch —vergiftung 164 Haas. 

— Etat actuel de la question d’arsénobenzol 292 Milian. 

Arlerie. Beitr. zur Kenntnis seltener ophthalm, Befunde: 2. Art. hyaloid. persistens, abnormer 
Ursprung und Verlauf der Zentralgefasse 114 Ginzburg. 

— Der physiologische Rest der Art. hyaloid. der Linsenkapsel 325 Vogt. 

Arthigon, Uber einen durch intravenöse —injektion auffallend schnell geheilten Fall von 
Conjunctivitis gonorrhoica 672 Sommer. 

Astigmatismus, —bestimmungen bei hohen Ametropien 357 Rinne. 

— Beitrag zum Verhalten des Visus bei — 623 Farid Bey. 

— Ein Fall von vertikalovaler Hornhaut mit — nach der Regel 688 Stross. 

Atrophie, Un cas de double — partielle des nerfs uptiques 264 Baute. 

— Kin Fall von Sebnerven— nach Anämie (Malaria?) 269 u. 750 Lauber. 

— Therapie der Schnerven-—- 738 Günther. 

Atropin, Ober den mydriatischen Wirkungsgrenzwert des — 586 Kunz-Krause. 

Augen, Uber die Beziehungen der — zu den Ampullen der Bogengänge 370a Ohm. 

Augenablenkung, die physivlogische und pathologische 364 Flesch. 

Augenabweichung, Über kortikale — und Nystagmus, sowie über das motorische Rindenfeld 
für die Augen- und Halswender 360 Bartels. 

Augenbefund, Besserung des — infolge von Unfällen 753a zur Nedden. 

Augenbewegungen, Störungen der — bei Lues 205 Kyrle und Gatscher. 

Augendruck und Blutdruck 189 Striegel. 

Augenentzündung, Über —, verursacht durch die Auflösung der Linsensubstanz in der 
Augenlymphe 263 Straub. 

Augenfehler, Angeborene -— als Ursache der Blindheit und Halbblindheit 605 Waardenburg. 

Augengewebe, Das biophysikalisch-histologische Verhalten des lebenden — unter normalen 
und pathologischen Bedingungen im polarisierten Licht der Gullstrandschen Nernst- 
spaltlampe 32 Koeppe. 

Augenheilkunde, Der heutige Stand der — 555 van der Hoeve. 

— Grundriss der — für Studierende 262 Schieck. 

Augenhintergrund, Die Mikroskopie des lebenden — im fokalen Licht‘der Gullstrandschen 
\Nernstspaltlampe 186 Koeppe. 

Augenkomplikationen, Seltene Fälle von — nach Influenza 519 Zimmermann. 

Augenmuskeln, Akkommodationsparese mit äusseren —störungen 355 u. 632 Kestenbaum. 

— über die Beziehung der — zu den Ampullen der Bogengünge 370a Ohm. ` 

— Lokalisation der durch vestibuläre Reizung in der Kernregion der —nerven hervor- 
gerufenen Erregung 52 Gatscher. 

—lähmung bei progressiver Paralyse 58 Zimmermann. 


— Die Ursprungsweise der — 597 Kiss, 
Augenspiegeln, Das — im rotfreien Licht 304 Jess. 
Augensymptome, Beitrag zur Kenntnis der — bei Kampfgaserkrankung und Pneumonie 


12 Eppenstein. 

— Uber — bei Hypophysentumoren 570 Hirsch. 

Augenverletzungen, 8 wichtige 142 Gravestein. 

— Bericht über die — im Kriege aus dem Jahr 1917 146 Klauber. 

— durch Explosion von Sprengkapseln 258 Zimmermann. 

— Klinisch-statistische Mitteilungen über — bei kindern (Tübinger Klinik 1912—1918; 
548 Storck. 

— Die — in der Tübinger Klinik 1912 und 1913 551 Walther.’ 

— 4 für Unfallbegutachtung wichtige — 747 Gravestein. 

Auropalpebral s. Re flexe. 

Ausstossung. Gewaltsame —- der Linse bei Hornhautberstung 524 Bergemann. 

Avulsio bulbi 544 Oppenheimer. 


| 
| 


Alphabetisches Sachregister. 293 


B. 


Bad, Bade-Konjunktivitis 655 Comberg. 

— Schwimmbad-Konjunktivitis 670 Paderstein. 

Bakterien, Uber die durch — aus der Gruppe des Bac. pseudotubercul. rodent. hervorgerufene 
Bindehautentziindung 76 Bayer und v. Herrenschwand. 

Bandwurm, Ein Fall von Sehnervenatrophie durch —toxine 13 Hensen. 

Bárány, Über die Verwendbarkeit des durch die —sche Lärmtrommel erregten Lidreflexes 
zur Diagnostik der Simulation 209 Wodak. 

Beleuchtung, Die besonderen Funktionen der roten Strahlen usw. und verwandte — probleme 
615 Henning. 

Bericht der Augenheilanstalt von Dr. R. Hoffmann und Dr. M. Martens. Tätigkeit in den 
ersten 10 Jahren (1904—1914) 6 Hoffmann und Märtens,. 

Bestrahlung, Beitrag zur —therapie bei doppelseitigem Glioma retinae 139 Uhthoff. 

— Ein neuer Universal—apparat für Augentuberkulose 257 Koeppe. 

— Allgemeine und lokale — mit ultraviolettem Licht bei skrofulésen Augenleiden 588 u. 671 
Passow. 

Beziehungen, Untersuchungen über die — zwischen Beleuchtungsstärke, Sehschärfe und 
Lesegeschwindigkeit 193 Kroff-Petersen. 

Bindehautentzündung, Über die durch Bakterien aus der Gruppe des Bacill. pseudotubercul. 
rodent. hervorgerufene — (Parinaudsche Konjunktivitis) 76 Bayer und v. Herren- 
schwand., 

Bindehautkeime, Uber die Topographie der — 406 u. 668 Lindner. 

Bindehautplastik, Zur Geschichte der — 408 Pagenstecher. 

Bindehautschürze, Ein typischer Fall von — 596 u. 663 Kirsch. 

Bindehauttuberkulose, Zur Klinik der — 665 Köhne. 

binokular, Zur experimentellen Zerfällbarkeit des -- Seheindrucks 334 Lohmann. 

Blei, Studien über die histologischen Veränderungen der Hornhaut bei Verätzung ders. durch 
—salzlisungen 25 Hoffmann. 

Blepharochalasis mit Struma und Schleimhautduplikatur der Oberlippe 635 Ascher. 

Blindheit, Angeborene Augenfehler als Ursache von — und Halb— 605 Waardenburg. 

Blut, Uber Sehstörungen nach —verlast 17 u. 133 Pincus. ` 

— Augendruck und —druck 189 Striegel. 

— Über die —färbung der Kornea 418 Elschnig. 

— Über Makulablutungen der Mütter während und unmittelbar nach der Geburt 509 Strebel. 

Blutbild und Augenerkrankungen 24 Giese und Brückner. 

Boerhave und die Augenheilkunde 561 Zeemann. 

Bogen, Über die Beziehungen der Augenmuskeln zu den Ampullen der —gänge 370a Ohm. 

— Die Beziehung zwischen der Richtung des Augensystems und dem Reiz in einem be- 
stimmten —gang 371 Quix. 

— Über ~ normalerweise den Hyaloidearest der Hinterkapsel umziehende weisse —linie 
326 Vogt. 

Botulismus, Drei Fälle von — nach Genuss von verdorbenem Schinken 271 Matthes. 

Brillen, Uber die — 553 Greeff. 

— Über die Nasen— 3 Greeff. 

— Zur Kenntnis der stenopäischen Kriegsschutz— 28 Greeff. 

— Über Flieger— 31 Zade, 291 Löwenstein. 


C. 
Carcinom, Beziehungen zwischen Al ap und — des Limbus corneae 99 Wessely. 
— Demonstretion eines metastatischen — der Chorioidea nach — mammae, sowie eines 
metastatischen — der Aderhaut und des retrobulbären Selinerven nach Tieberkrebs 


112 Elschnig. 

—- pavimenteux (epitheliome) non keratinisant de l’orbite 389 van Duyse et Aubineau. 

Cataracta s. Katarakta. 

Chemotherapie, Abortive — akuter Ophthalmoblennorrhoen 83 Scily und Stransky, 
Bemerkungen dazu 177 u. 220 Luithlen, ferner 412 Taege. 

Chiasma, Uber einen Fall von bitemporaler Hemianopsie infolge von —zerreissung durch 
Schädelbasisbruch 527 Fendel. 

Chlorose, Einseitige Papilloretinitis usw. bei — 496 Augstein. 

Chorioidea, Demonstration eines metastatischen Karzinoms der — 112 Elschnig. 

— Solitärtuberkel der — 114 Ginzburg. 


294 Alphabetisches Sachregıster. 


Chromat, Über —vergiftungen 162 Colden. 


Chromatophorom, Ein Fall von epibulbärem — 79 Kleinert. 
Colobom, Proboscide laterale et — oculaire atypique avec lenticone posterieur 314 van 
Duyse. 


— Beitrag zur pathologischen Anatomie der Iris— 327 Wimmer. 

— Ein Fall von —artigem Defekt des Irisstromas usw. 595 Kafka. 

— Zur Kasuistik der — des Uvealtraktus 601 Spengler. 

— Das aus der statistischen Bearbeitung von 119 Fällen sich ergebende klinische Bild des 
Lid— usw. 604 Thylmann. 

Commotio retrobulbaires et lesions des voies optiques dans les blessures de guerre 521 
Aubaret. 

— retinae als Fernwirkung 727 Best. 

Conjunctivaltransplantation auf proliferierende Maculae corneae 667 Lindgreen. 

Conjunetivitis, Über Rosacea-Keratitis und — 84 Arps. 

— Uber die „Einschluss—“ 221 Stargardt. 

— Sur l'examen a ciel ouvert du cul-de-sac conjonctival 310 Terson. 

— Die Conjunctivo-Keratitisinfektionen des Rindes 403 Jahn. 

— Akute fieberhafte — mit Knötchenbildung 409 Partscher. 

— Das histologische Verhalten der lebenden — tarsi usw. 664 Koeppe. 

— Herpes der — tarsi 666 Lauber. 

— Bade—, nebst Vorstellungen 655 Comberg. 

— Über Schwimmbad— 670 Paderstein. 

Corneaskleralrinne, Die Tiefe der — usw. 352 Dinger. 

Corpora aliena in der Ubergangsfalte der Konjunktiva 218 Hüeg. 

Corpus ciliare, Eine gliomähnliche Geschwulst des — 234 Velhagen. 

Cysticercus, Deux cas de cysticerque sous-conjonctival 530 Gallemaerts. 


D. 


Dämmerung, Über irdische Vorgänge, die nur in der — sichtbar sind, und über —vorgänge 
am Planeten Venus 612 Filehne. 

Daten, Neue klinische und pathologisch-anatomische — für das Gebiet der Augenheilkunde 
aus dem gegenwärtigen Kriege 153 Rukoz. 

Degeneration, Über die Lokalisation und den Verlauf von —erscheinungen am Optikus nach 
intraokularen Entzündungen usw. 513 Gellhorn. 

— Über eine eigentümliche — der Hornhaut bei einem Auge mit absolutem Glaukom 716 
Hotz. 

Dehiszenz, Ein Beitrag zur — der Sklera bei hoher Myopie 47 u. 92 Plocher. 

Depigmentierung, Experimentelle — der lebenden Iris (Pigmentstreuung in die Vorderkammer) 
durch isolertes kurzwelliges Ultrarot, dem Rot beigemischt ist 456 Vogt. 

— Drei Formen von Iris— 701 Soewarno. 

Dermoid de la cornée usw. 315 Gallemaerts. 

— Über kommunizierende extra- und intraorbitale Dermoide (Zwerchsack—) 395 Raueiser. 

Diabetes, Katarakt und — 23 u. 110 Wessely. 

— Gibt es eine diabetische Katarakt? 235 Gallus. 

— Remarques sur l’iridectomie préparatoire et l'extraction de la cataracte chez les diabétiques 
469 Terson. 

— Kin Fall von transitorischer Refraktionsabnahme bei — mellitus mit Blutzuckerunter- 
suchung 625 Lundsgaard. ` 

Diathermie, Die — und Lichtbebandlung des Auges 260 Koeppe. 

Diathese, Infantiles Glaukom und exsudative — 721 Rohr. 

Diphtherie, Primäre — der Lidhaut mit postdiphtherischer Lähmung 639 Lichtenstein. 

— immédiate de la cristalloide postérieure dans l'opération de la cataracte 463 Le- 
rancois. 

Dislocatio, Ein Fall von — bulbi 753 Mayer. 

Doppelbilder, Leiden schielende Kinder unter — 361 Davids. 

Doppeltsehen, Über eine eigenartige fieberhafte Erkrankung mit — (zerebrale Lokalisation 
der Grippe? Grippeenzephalitis?) 170-1. 207 v. Sohlern jun. 

Dorpat, Das letzte Semester der deutschen Universität — 7 Löhblein. 

Drehpunkt oder Knotenpunkt? 594a lsakowitz. 

Druck, Der intraokulare — bei Herpes zuster 714 ten Doesschate. 


Alplabetisches Sachregister. 295 


Druck, Über ein neues Verfahren zur Erzielung einer Fistel bei erhöhtem intraokularen — 
720 Löwenstein. 

— Traumatische Netzhautablösung mit —steigerung 726 Bergmeister. 

Dunkelanpassung. Die Störungen der — der Augen im Kriege, ihre Erkennung und Be- 
urteilung 848a Wessely. 

Dystrophie, — Untersuchungen über — und Xerophthalmie bei jungen Kindern 400 
Bloch. 

— Kasuistischer Beitrag zur myotonischen — mit Katarakt 468 Schmidt. 

— Hypophysaire — adiposo-genitalis 579 Vervloet. 


E. 


Eingriffe, augenärztliche. Ein kurzes Handbuch für angehende Augenärzte 8 Meller. 

Eisensplitter, Der Magnet und seine Verwendung zur Erkennang und Entfernung intraoku- 
larer — 251 Klauber. 

— Über einen Fall von doppelter Perforation durch — mit bämatogener Siderosis des Bulbus 
256 u. 758 Thoma. 

Eiterung, Ein Fall von primärer Linsen— nach perforierender Verletzung 759 Ullmann. 


Ektropium. Über die operative Beseitigung des — des Unterlids im inneren Lidwinkel 
62 Hessberg. 
Ekzem, Über die Beziehungen zwischen dem sog. — der Augen und der Tuberkulinempfind- 


lichkeit der Haut 404 Köllner. 

Elliot, Erfahrungen mit der —schen Trepanation beim primären Glaukom 240 Beckert. 

— Klinische Untersuchungen über die Dauererfulee der —schen Glaukomtrepanation 491 
u. 715 Hegner. 

— Über Spätinfektion bei —scher Trepanation und über ihre Verhütuug 724 Wissmann. 

Embolie, Die pathologische Histologie der lebenden Netzhaut bei — der Zentralarterie usw. 
243 Koeppe. 

— Das ophthalmoskopische Bild der — der Art. centralis retinae im rotfreien Licht usw. 
498 Birkhäuser. 

— Ein klinischer Beitrag zur Frage der — von Aderhautgefässen 710 Seefelder. 

— Beitrag zur Kasuistik der Sichtbarkeit des Embolus bei — der Zentralarterien und ihrer 
Aste 505 Hahn. 

Emmetropisation, Die Tiefe der Korneoskleralrinne und die — 352 Dinger. 

Encephalozele, Über einen Fall von doppelseitiger — der Orbita 394 Peters. 

Endokarditis, Metastatische Prozesse am Auge bei — lenta 567 Dellmann. 

Entartung, Über eine neue Form familiärer Hornhaut— 674 u. 675 Bachstelz. 

Epikanthus, Zar Morphoxenese des — und der Faltenbildungen der Haut in der Nasep- 
wurzelgegend 184 Forster. 

Erblindung, Fremdkörper der Orbita mit — 250 Eisler. 

— Eın Fall von dauernder zerebraler — nach Hinterhauptverletzung 254 Saenger. 

— Das Sehenlernen Blindgeborener und das Wiedersehenlernen frühzeitig Erblindeter 335 
Reissmann. 

— Uber die sog. fulminierende — 514 Hirschberg. 

— Uber 50 in der Univ.-Augenklinik zu Heidelberg zur Beobachtung gekommene Fälle von 
doppelseitiger Kriegs— 536 Kahn. 

— Doppelseitige — nach Gesichtserysipel usw. 572 u. 740 Junius. 

— Pathologisch-anatomischer Befund eines 14 Jahre zuvor infolge Orbital-Kugelschuss er- 
blindeten Auges 761 Walther. . 

Ersatz, Epitheleinlage als konjunktivaler — 657 Esser. 

Evulsion des Bulbus und Nervus opticus 145 Kayser. 

Exenteration, Modifizierte — und Enukleation 33 Sondermann. 

Exophthalmus, Beitrag zur Kenntnis des — bei Nebenhöhlenerkrankung 74 Zade. 

— pulsans traumaticus 214 Bielschowsky. 

— Pulsierender — nach Schädelbasisfraktur mit Sektionsbefund 216 Coenen. 

— Zur Kasuistik des pulsierenden — 393 v. Nagy. 

Extraktion, L’extraction de la cataracte et l’arrachement du cristallin 466 Rochon-Du- 
vigneaud. 

— Remarques sar l’iridectomie préparatoire et l'extraction de la cataracte chez les diabetiques 
469 Terson. 

— L’Extraction de la cataracte senile a la pique 476 Weill. 


4 


— 


296 Alphabetisches Sachregister. 


F. 


Facialis, Periphere —lähmung durch Rotlauf 15 u. 55 Pichler. 

Farben, Beiträge zur Prüfung angeborener - sinnstörungen 43 Oloff. 

— Über die Prüfung des —sinnes mit den Cohnschen Täfelcben 44 Vierling. 

— Die —lehre 159 Ostwald. 

— Der Farbkörper und seine Anwendung zur Herstellung farbiger Harmonien 160 Ost- 
wald. 

— Die Harmonie der — 161 Ostwald. 

— Das —schillern des hinteren Linsenbildes 237 Voegt. 

— Die Entwicklang des —sinns im Tierreich im Zusammenhang mit dem menschlichen 
—sinn 346 Weve. 

—- Hypothesenfreie Theorie der Gegen— 558 u. 620 Pikler. 

— Die farbigen Nachbilder 611 Dietz. 

Feblsichtigkeiten, Lehrversuche zur Erläuterung der verschiedenen — 201 Henker. 

Fernbrille, Ausgleich höchstgrad'ger Ungleichsichtiekeit von 20 D durch die Rohrsche Aniso 
metropie— (C. Zeiss) neuer Art (1917) 50 Wolff. 

--- Mannschaftsuntersuchungen mit Robrschen Fernrohrbrillen (Zeiss) 51 Wolff. 

— Uber die Korrektion Schwachsichtiger durch Fernrohrbrillen und Fernruhrlupen 20: | 


+ TE RED ee Maree —— — — 


Raefler. 

Fernsinn, Weitere Untersuchungen über das Wesen des — 622 Wölfflin. 

Fistel, Über ein neues Verfahren zur Erzielung emer — bei erhöhtem infraokularem Drack 
720 Löwenstein. 

Fixieren, Particularites de l'acte de fixer un objet et une méthode facile pour les obverser 
directement 375 Verwey. 

Kleckfieber, Über Neuritis optica als Spätsymptom bei — 562 Arnold. 

Flieger, Über —brillen 31 Zade, 291 Löwenstein. 

— Gesichtsfeldstirungen bei — 45 u. 199 Zade. 

— L’examen de l’appareill visuel chez les aviateurs 300 Cantonnet. 

Fovea, Über Heterotopie des Sehnerven und der — centralis 324 Friedenstein. 

Fremdkörper, Scheinkatarakt bei Anwesenheit eines — (Kupfersplitter) im Augeninners 
140 Bleisch. 

--- der Orbita mit Erblindung 250 Eisler. 

— Ein Fall von — in der Makula 539 u. 750 Lauber. 

-— De l'extraction des corps étrangers periorbitalaires 540 Lemaitre et Garmy. 

— Über intraokulare — im Kriege 547 Rumbaur. 

— Gefühlstäuschung bei der Lokalisation von Hornhaut- — 691 Wolffberg. 

Friedmann, Das —sche Heil- und Schutzmittel bei Behandlung der Tuberkulose und Skrofu- 
lose 285 Holtmann. 

— Augentuberkulose und aktive Immunisierung nach — 5%5 Krusius. | 


nn nm 


Fundus, Drei Anomalien des — 321 Musy. 


G. 


Gas, Beitrag zur Kenntnis der Augensymptome bei Kampf—erkrankung und Pneumonie 
12 Eppenstein. 

— Nachtblindheit und —erkrankung 333 Jess. 

— Über Kampf—erkrankung des Auges 531 Gutmann. 

— Über einen Fell von Astthrombose der Zentralvene nach Einatmen von Kampf— 576 u. | 
735 Saupe. 

Gasschädigung der Hornhaut 97 Wessely. 

Gefühlstäuschung bei der Lokalisation von Hornliautfremdkörpern 691 Wolffberg. 

(seometrisch, Beitiäge zur Lehre von den —optischen Täuschungen 347 Vinzense. 

Geschwulst, Beitrag zur Kenntnis der epıbulbären — am Limbus corneae 435 Schmidt. 

Gesichtsfeld, Die Bedeutung des — für die Kenntnis des Verlaufs und der Endigung der 
Sehnervenfasern in der Netzhaut 41 v. d. Hoeve u. 616 Igersheimer. 

— Uber —, Silberglanz und Sehqualität der Fische usw. 191b v. Hess. 

— Über den Wettstreit der — 341 Roelofs. 

Gesichtsfeldeinengung und Prognose der Iridektomie bei Glaukom 492 Hong Tjoen Yap. 

Gesichtsfeldstörungen bei Fliegern 45 u. 199 Zade. 

Gesichtsverletzungen, Vorstellung schwerer — 75l Lexer. 

Gesundheitspflege, Lichtmessung im Dienste der — des Auges 345 Weiss. | 


Alphabetisches Sachregister. 297 


Gewebswucherung, 'Tumorähnliche — in der Macula lutea 131 Elschnig. 

Gift, Einige Fälle von —wirkungen am Auge 11 Ammann. 

Glaskörper, Zur pathologischen Anatomie der —blutungen 239, Nachschrift dazu 479 Fuchs. 

— Eine Methode zur Verhütung oder Einschränkung von —verlust bei einigen Augenopera- 
tionen 303 v. d. Hoeve. 

— Ein Verfahren zur Vorbeugung von —vorfall 462 u. 480 v. d. Hoeve. 

— Statistisch- kasuistischer Beitrag zum —vorfall in die Vorderkammer (—hernie) 482 
Tomfohrde. 

— Über die fettähnlichen Substanzen im — des Pferdeauges 483 Valentin. 

Glashaut, Uber persistente retrokorneale —leisten in ehedem parenchymatosakranken Augen 
687 Stähli. 

Glassplitter, Ein Fall von ophthalmoskopisch sichtbarem — 545 Proksch. 

Glaukom, Zur Entstehung des — durch Pıgmentinfiltration der vorderen Abflusswege des 
Auges 120 Levinsohn. 

— Über den derzeitigen Stand der —forschung an der Gullstrand-Nernstlampe usw. 122 
K oeppe. 

— Einige Besonderheiten beim — 123 Wessely. 

— Myopie u. Glaukom 241 Fuchs. 

— Notiz über Miliaraueurysmen der Netzhaut bei — absolutum 24la Gilbert. 

— Du rôle de la sclérotique dans l'éclosion et dans le traitement du — 489 Bourgeois. 

— Les scotomes dans le — chronique 490 Delorme. 

— Gesichtsfeldeinengung und Prognose der Iridektomie beim — 492 Hong Tjoen Yap. 

— Neue Art der Skleral-Trepanation mit Iridektomie bei — 493 Purtscher. 

— Résultats visuels éloignés d'une ophthalmotomie équatoriale binoculaire dans le — réci- 
divant 494 Terson. 

Hämorrhagisches — an einem kataraktösen Auge usw. 711 Weishaupt. 


— Traumatische Netzhautablésung und — 712 Bergmeister. 
— Uber eine eigentümliche Degeneration der Hornhaut bei einem Auge mit absolutem — 
716 Hotz. 


— Das — der Jugendlichen 719 Keerl. 

— Infantiles — und exsudative Diathese 721 Rohr. 

— Die operative Behandlung des - an der Kieler Augenklinik 1907—1919 722 Schiirhoff. 

Gliom, Familiäres Vorkommen des — retinae 128 Beyke. i 

— Beitrag zur Bestrahlungstherapie bei doppelseitigem -- retinae usw. 139 Uhthoff. 

— Eine — ähnliche Geschwulst des Corpus ciliare 234 Velhagen. 

-- Über das unter dem klinischen Bilde der tuberkulösen Knötcheniritis verlaufende — retinae 
725 Behr. 

Gonorrhoe, Die Behandlung der Gonoblennorrlioe mit parent. Injektionen 410 Reitsch. 

— Die Behandlung der Conjunctivitis gonorrhoica 411 Rinkes de Raat. 

— Behandlung der gonorrhoischen Augeneiterung der Neugeborenen mit Airol usw. 659 
Gallus. 

— Uber einen durch intravenöse Arthigoninjektion auffallend schnell geheilten Fall von 
Conjunctivitis gonorrboica 672 Sommer. 

Granatsplitter, 3. Verletzung. 

Grippe, Augenerkrankungen bei der — 22 Wessely. 

— Pupillenstörung nach — 163 u. 229 Franke. 

— Toxische Abduzenslähmung nach — 370 Meyerhof. 

— La köratite neuro-paralytique grippale 430 Monbrun. 

— Über Augenerkrankungen im Anschluss an — 563 Augstein. 

— Über Abduzenslähmung nach — 630 Boehmig. 

Gulistrand-Nernstspaltlampe, biophysikalisch-histologisches Verhalten der lebenden Augen- 
gewebe 32 Koeppe. 

— Derzeitiger Stand der Glaukomforschung, Ausbau der Glaukomfiühdiagnose 122 Koeppe. 

— Stereomikruskopie des lebenden menschlichen Kammerwinkels 182 u 594b Koeppe. 

— Mikroskopie des lebenden Augenhintergrundes 186, 243, 244 u. 247 Koeppe. 

— Diagnose der Cataracta complicata 236 Vogt. 

— Sichtbarkeit des lebenden Hornhautendothels 441 Vogt. 

— Stereomikroskopische Sichtbarmachung des lebenden interfaszikulären Kittliniensystems 
der Hornhautlamellen 598 Koeppe. 

— Histologisches Verhalten der lebenden Conjunctiva tarsi 664 Koeppe. 

Gumma der Highmorshöhle und der Auzenhöhle 72 Nelissen u. Weve. 

Gutachter, Lehren des Krieges für den Augenarzt als — 257 u. 560 Watzold. 


298 Alphabetisches Sachregister. 


H. 


Halbdunkel, Die Sehschärfe im — 195a u. 338 Roelofs u. Zeemann. 

Heilmethode, Versuche zur Behandlung luetischer Augenerkrankungen mit unspezifischen — 
293 Possek. 

Hemeralopie, Un groupe de faux héméralopes les borgnes nocturnes 330 Bussy. 

Hemianopsie, Eine Brille für Hemianoptiker 174 Igersheimer. 

— Ein Fall kompletter — im Wochenbett 277 u. 518 Weve. 

— Gesichtsfeldverbesserung bei Hemianoptikern 286 Igersheimer. 

— Zur Theorie der — und der höheren Sehzentren 328 Best. 


— Über eineu Fall von bitemporaler — infolge von Chiasmazerreissung 527 Fendel. 
— Über Quadranten— usw. 621 Rinne. 
— Ein Fall von binasaler — 742 Wertheim-Salomonson. 


— Druckriss des Optikus im Chiasma und bitemporaler — 756 Schmidt. 

Herpes, Zur Frage des traumatischen — corneae 255 Sidler-Huguenin. 

— Ktiologiache Untersuchungen über den fieberhaften — 290 u. 428 Löwenstein. 

— zoster 372 Rosenbaum. 

— Die Beziehungen des — corneae zum Trauma 439 Stockmeier. 

-- der Conjunctiva tarsi 666 Lauber. 

— Über die im Vereinslazarett zu Heidelberg während des Krieges beobachteten Fälle von 
— corneae 690 Wenk. 

— Zur Klinik und patholog. Anatomie des — corneae uveae 697 Meller. 

— Der intraoculare Druck bei — zoster 714 ten Doeschate. 

Hesperanopie 344 Terson. 

Heterochromie, Beobachtungen und Gedanken zum —problem usw. 242 Streiff, nachträgliche 
Bemerkungen zum —problem 453 Streiff. 

Heterophorie, Über den Einfluss der — auf die Akkommodationsbreite 358 Weisfelt. 

Heterotopie, Über — des Sehuerven und der Fovea centralis 324 Triebenstein. 

Hinterhaupt!appen, Über Störungen der optischen Lokalisation bei Verletzungen und Herd- 
erkrankungen im — 190 Best. 

Hippel, Über einen Fall von v. —scher Erkrankung (Angiomatosis retinae) 500 Frank, 
733 Mulock Houwer. 

Homatropineinträufelung, Über Allgemeinintoxikationen nach — 571 Hochgürtel. 

Hornhaut, Über den Einfluss des Auges auf die Entwicklung und Erhaltung der — 35 Fischel 

— Über angeborene —veränderungen 39 Wirths. 

— Über einen Fall von knötchenförmiger —trübung usw. 88 Löwenstein. 

— Neues operatives Verfahren der partiellen —staphylome 89 u. 176 Löwenstein. 

— Transplantation der — 90 u 226 Müller. 

— Gürtelförmige —trübungen 93 Schoute. 

— Über den klinischen Nachweis der Nervenfasern in der — usw. 95 Strebel. 

— Klinische Beobachtungen mit dem —mikrcskop 185 u. 447 Koeppe. 

— Seltenere —erkrankungen 97—99 Wessely. 

— Neue Beleachtungseinrichtungen am —mikroskop 309 Henke. 

— Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der angeborenen —triibungen 322 Peters. 

Die Beteilizung der — bei der Tuberkulose des Auges usw. 422 John. 

Kin Fall von —delle usw. 424 Kraemer. 

Ein Fall von tiefer bandförmiger melanotischer Trübung beider — 94 Schründer. 

— Die Beziehungen zwischen Endothel- u. Epithelerkrankungen der — 436 Seemer. 

— Uber eine Einschlusserkrankung des —epithels (Epithelioma contagiosum avium) 43% 
Stargardt. 

— Die Sichtbarkeit des lebenden —endothels usw. 441 Koeppe. 

— Anilinschädigung der — 523 Bachstelz. 

— Die stereomikroskopische Sichtbarmachung des lebenden interfaszikulären Kıttlinien 
systems der —lamellen usw. 598 Koeppe. 

— Eine neue Form familärer —entartung 674 u. 675 Bachstelz. 

— Kin Fall von vertikalovaler — mit Astiematismus 688 Stross. 

- - Uber eine eigentümliche Degeneration der — usw. 716 Hotz. 

H ornhautverletzung durch Kopiertintenstift 546 Richter. 

Hydrocephalus mit Balkenstichbehandlung 741 Muskens. 

Hydrophthalmus, Vererbter — beim Kaninchen 723 Vogt. 

Hypertension, A propos d’un cas d’hypertension arterielle rétinienne 497 Bailliart. 

Hypophysis, Operation der —tumoren 163 Pfiffl, 169 Schloffer. 


| 





Alphabetisches Sachregister. 299 


Hypophysia, Uber Augensymptome bei —tumoren 570 Hirsch. 
— Hypophysaire Dystrophia adiposo-genitalis 579 Vervloet. 
Hypophysistumor 581 Walter. 

Hypotonia bulbi bei intraokularem Druck 706 Franz. 
Hysterisch, Pupillenstarre im —en Anfall 230 Kempner. 


T. 


Idiotie, Cataracta lentis bei mongoloider — 19 u. 107 Scheer. 

Impferkrankungen, Über — des Auges 276 Iraumann. 

Infektion, Kriegserfahrungen über — nach Verletzungen des Auges 156 Wätzold. 
— Ein Fall von Spät— bei Trepanatio sclerae 713 Dubois. 

— Über Spät— beı Elliotscher Trepanation und über ihre Verhütung 724 Wissmann. 
Influenza, Fälle von Abduzenslähmung, wahrscheinlich durch - bedingt 16 Pichler. 
— Über Erkrankungen der Nasennebenhöhlen bei — 70 Fränkel. 

— Kin Fall von metastatischer eitriger Iridozyklitis nach — 566 Boeninghaus. 
Intoxikationen, Ober Allgemein-— nach Homatropineinträufelung 571 Kochgürtel. 
Iontophorese, Die — in der Ophthalmologie 589 Schnyder. 

Iridektomie, Remarques sur l’ıridectomie préparatoire etc. chez les diabétiques: 469 Terson. 
Iridozyklitis, Beitrag zur Ätiologie der spontanen — 478 Albath. ‘ 

— Ein Fall von metastatischer eitriger — usw. 566 Boeninghaus. 

— Ein Fall von — nach Typhus 569 Goldstein. 

— bei Parotitis epidemica und anderen Speicheldrüsenschwellungen 574 u. 698 Rieth. 
Iris, Experimentelle Depigmentierung der lebenden — usw. 456 Vogt. 

— Uber Veränderungen des hinteren Pigmentblattes der — 696 Lindberg. 

— Uber die —farbe des Säuglings 700 Schindler. 

— 3 Formen von —depigmentierung 451 u. 701 Soewerno. 

Iritis, Über — septica 443 Gilbert. . 

— Zur Behandlung der gonorrhoisch-rheumatischen — 445 v. Herrenschwand. 

— Über — serosa 452 Schieck. 


J. 
Jod, Les solutions iodées en thérapeutique oculaire 298 Terrien. 


K. 


Kammerwinkel, Die Mikroskopie des lebenden — 594b K oeppe. 

Karzinom, s. Carzinom. 

Katarakt u. Diabetes 23 u. 110 Wessely. 

— lentis bei mongoloider IJdiotie 19 u. 107 Scheer. 

Ober Tetanie— 105 Adler. 

Gibt es eine — diabetica 164 u. 235 Gallus. 

Die Diagnose der — complicata usw. 236 Vogt. 

Ein Fall von 1. — perinuclearis 461 Friede. 

Discission immédiate de la cristalloide postérieure dans l'opération de la — 463 Lefrancoıs. 

L’extraction de la — etc. 466 Rochon-Duvigneand. 

Paralysie de l’orbiculaire dans l’operation de — 470 Villard. 

Die vordere axiale Embryonal— der menschlichen Linse 471 Vogt. 

Experimentelle Erzeugung von — usw. 473 Vogt. 

en lues 703 Roorda Smit. 

—- electrica nach Starkstromverletzung 745 Brilmayer. 

Katralgläser, Zur Kritik der — 48 Rönne. 

Keime, Uber die Topographie der Bindehaut— 406 u. 668 Lindner. 

Keratitis, Über Rosacea — und Konjunktivitis 84 Arps. 

— bullosa, vom Endothel aus bedingt 98 Wessely. 

— Bemerkungen über die Entstehung der bänder- und netzförmigen — traumatica 148 
Pascheff. l 

— Tuberkulöse parenchymatöse — usw. 224 Hoeg. 

— Ein Fall von atypischer — disciformis 429 Meissner. 

— La kératite neuro-paralytique grippale 430 Monbrun. 

— Kératite due à la mélinite 433 Perrin. 


EEFE at el 


300 Alphabetisches Sachregister. 


Keratitis, Zur Kritik und Pathogenese der — rodens 434 Salus. 


— Über die Bedeutung der konstitutionellen Disposition in der Ätiologie der — parenchy- 


matosa 677 Enroth. 
— Fall von — pustuliformis profunda 679 Fuchs. 
— Drei Fälle von — neuroparalytica 680 Happe. 
— Eine bisher noch nicht beschriebene Form der — parenchymatosa 681 v. Hoor. 
— neuroparalytica, nach Alkoholinjektion ins Ganglion Gasseri 689 Storhahn. 


Keratokonus, Ein pathologisch-anatomisch untersuchter Fall von — 227 Peters. 
— 420 und 678 Franke. | 
— Ein weiterer Beitrag zur Auffassung des Krankheitsbildes des —. III. 425 Kraupa. 


— Das Krankheitsbild des — vom Standpunkt der Variabilitätslehre usw. 437 Stählı. 

Keratoplastik 85 Ascher. 

Kittliniensystem, Die stereomikroskopische Sichtbarmachung des lebenden interfaszikulären — 
der Hornhautlamellen 598 Koeppe. 

Knochenbrüchigkeit, Über angeborene — 266 Bolten. 

Knotenpunkt oder Drehpunkt 594 Isakowitz. 

Koch-Weeks, Erfahrungen über die — Konjunktivitis im Kriege 82 Pichler. 

— Uber eine kleine Epidemie von —scher Konjunktivitis in Freiburg 415 Wiedersheim. 

— Über die Lebensdauer des — schen Bazillus auf künstlichem Nährboden 587 und 66% 
v. Nestlinger. ` 

Kollargol, Die Anwendung von — Heyden 295 Schorn. 

Kolobom, s. Colobom. 

Konjunktivitis, s Conjunctivitis. 7 

Konstitutionelle Disposition, Über die Behandlung der — in der Atiologie der Keratitis 
parenchymatosa 677 Enroth. 

Kontusionsfolgen, Beitrag zur pathologischen Anatomie der indirekten — am Auge nach 
schweren Orbitalschussverletzungen 755 Riedlinger. 

Konus, Uber nasalen — 354 Fuchs. 

Konvergenz- und Akkommodationskrampf 203 Bielschowsky. 

Kopfschuss, Über Veränderungen in der Augenhöhle und an den retrobulbären Teilen des 
Auges bei — 141 Glauning. 

Kopfkriegsverletzungen, Seltenere nervöse Augenstörungen nach — 149 Pascheff. 

Kornea, Uber die Blutfärbung der — 418 Elschnig. 

Korrektion, Über die — Schwachsichtiger usw. 202 Raefler. 

Kriegserfahrungen, augenärztliche 535 Jess. 

Krysolgan, Über die Verwendung des — bei tuberkulösen Augenerkrankungen 29 Hessberg 

Kugelschuss, Pathologisch-anatomischer Befund eines infolge Orbital-— erblindeten Auges 
761 Wather. 

Kupfer, Über Linsentrübungen bei Anwesenheit von — im Auge 111 u. 157 Wirths. 

— An Kar 4 jährigem reaktionglosem Verweilen eines Nickel—splitters in der Retina. 
49 Tobias. 


Kurzsichtigkeit, Zur Frage der künstlich erzeugten — bei Affen 289 u. 356 Levinsobn. 


— Über — bei Affen 349 Behr. 

Kyste congénital de la conjonctive bulbaire 316 Gallemaerts. 
— hémorrhagique biloculaire du sac lacrimal 382 Gérard. 

— de la rétine 501 Gallemaerts. 


Le 


Labyrinthreflexe und Kleinhirn 633 Magnus. 

Lahmung, Augenmuskel— bei progressiver Paralyse 58 Zimmerinann. 

— Periodisch exazerbierende Okulomotorius— 206 Rosza. 

— Periphere Fazialis— durch Rotlauf 15 Pichler. 

— Fälle von akuter, rasch heilender beiderseitiger — 16 Pichler. 

— Paralysie de lorbiculaire ete. 70 Villard. l 

— Über Augenmuskel— in der frühen Sekundärperiode der Syphilis 565 u. 629 Berg- 
meister. 

— Primäre Diphtherie der Lidhaut mit postdiphtherischer — 639 Lichtenstein. 

Lehrbuch der Augenheilkunde 1 Axenfeld, 261 Römer. 

Leitfaden, Abschnitt Augen aus Leu, — der ärztl. Untersuchung 2 Cramer u. Steindorff. 

Lichtbehandlang, Die Diathermie und — des Auges 260 Koeppe. 

Lichtempfindung dutch Schall 331 Haenel. 


| 


| 
| 
| 


Alphabetisches Sachregister. 301 


Lichtmessung im Dienste der Gesundheitspflege des Auges 345 Weiss. 

Lichtreaktionen, Über — der Raupen usw. 613 Hess. 

Licht, Messende Untersuchungen tiber die Beziehungen zwischen dem Heliotropismus der 
Pflanzen und dem — der Tiere 614 Hess. 

Licht- und — behandlung 294 Schanz. 

Lichtretlexe, Zur Physiologie der — der Pupille 457 Weve. 

Lichtsinn der Krebse 19la v. Hess. 

Lichtverteilung, Uber die — im Wasser 191b v. Hess. 

Lid, Ein unbekannter — schlag und Tränenreflex 53 Kisch. 

— Über Totalplastik des unteren — 59 v. Blaskovicz. 

— Ersatz der Unter—bildung usw. 60 Cramer. 

— Herstellung von behaarten Augen—rändern 61 Esser. 

— Über die Verwendbarkeit des durch die Bäränysche Lärmtromnel erregten —reflexes zur 
Diagnose der Simulation 209 Wodak. 

— Das klinische Bild des —koloboms 604 Thylmann. 

-— Über eine gestielte Überpflanzung aus dem oberen Augen— in das gleichseitige Unter— 
636 Esser. 

— Über geteilte Navi der Augen— 637 Fuchs. 

— Fälle von —plastik mit Durchtrennung des äusseren — bandes 640 Lindner. 

Linse, Schattenbildung in der normalen — 106 Esser. 

— Über —trübungen hei Anwesenheit von Kupfer im Auge 111 u. 157 Wirths. 

— Spontanperforation der luxierten — usw. 147 Koppelmann. 

— Ein Fall von subkonjunkt. Skleralruptur, traumatischer —luxation u. totaler Aniridie 
252 Lundsgaard. 

— Uber Spontanluxation der — usw. 464 Prell. 


—prazipitate durch Trümmer einer verkalkten — 465 Purtscher. 

— Weitere Untersuchungen über das Relief der menschlichen — kernobeifliche 474 Vog 
u. Lüssi. 

— Uber das Verhalten der Zonula bei. Spontanluxation der — in die Vorderkammer 477 
Wessely. 


— Gewaltsame Ausstossung der — usw. 524 Bergemann. 

— Vorübergehende Spaltbildung der — 702 Hirsch. 

— Ein Fall von primärer —eiterung usw. 759 Ullmann. 

Lipome sous-conjonctival 315 Gallemaerts, 

Lochbildung, Die — im gelben Fleck der Netzhaut als Kriegsverletzung 154 Salzmann. 
— Angeborene — in der Iris 313 Carstens. 

— Über — in der Fovea centralis usw. 506 Hehr. 

— Netzhautablösung mit peripherem Netzhautriss u. — in der Makula 734 Purtscher. 


Lokalisation, Über Störungen der optischen — bei Verletzungen u. Herderkrankungen im 
Hinterhauptlappen 190 Best. 
Lues, Die — als ätiologisches Moment bei Augenerkrankungen usw. 18 Rechel. 


— Isolierte reflektorische Pupillenstarre bei einem gesunden Erwachsenen als Ausdruck einer 
— congenita 102 Nonne. 

— Salvarsanbehandlung bei luetischer Sehnervenerkrankung 167 Lempp. 

— Störungen der Augenbewegungen bei — 205 Kyrle u. Gatscher. 

— Über Salvarsanwirkungen bei luetischen Augenerkrankungen 283 Hensen. 

— Versuche zur Behandlung luetischer Augenerkrankungen mit unspezifischen Heilmethoden 
293 Possek. 

— Cataract en — 703 Roorda Smit. 

Luxation des einen, Ausreissung des andern Auges durch Schuss 151 Pichler. 

— Ein Fall von traumatischer Linsen-— 252 Lundsgaard. 

— Über Spontan— der Linse usw. 464 Prell. 

— Über das Verhalten der Zonula bei Spontan— der Linse in die Vorderkammer 477 u. 
606 Wessely. 

I,ymphosarkom, Uber einen Fall von — usw. 65 Ebert. 


M. 


Macula, Tumorähnliche Gewebswucherung in der — lutea 131 Elschnig. 
— Histologische Untersuchungen der Sternfigur der — bei Stauungspapille 137 Schumacher. 
— Über die obere zeitliche Sichtbarkeitsgrenze der —reflexe 138 Stähli. 


302 Alphabetisches Sachregister. 


Macula, Ein eigentümliches Phänomen der physiologischen Sonderstellung der — centralis 
192 Holm. 

— Über —blutung der Mütter während u. unmittelbar nach der Geburt 275 u. 509 Strebel. 

— Die Lage der — lueta zum Augennerven 499 Doesschate. 

— Kin Fall von eigenartiger Netzliautveränderung in der — nach stumpfem Trauma 522 
Bachstelz. 

— Ein Fall von Fremdkörper in der — 539 u. 750 Lauber. 

— Uber Quadrantenhemianopsie u. die Lage der —fasern in der okzipitalen Sehbahn 621 
Rönne. 

— Netzhautablösung usw. mit Lochbildung in der — 734 Purtscher. 

Magnet, Über —leistungen und Versuche sie zu steigern 173 u. 181 Hertel. 

— Der — in seiner Verwendung zur Erkennung u. Entfernung intraokularer Eisensplitter 
251 Klauber. 

—- Über die —operationen bei Kriegsverletzungen 757 Schmitt. 

Manni, Bemerkungen zu Greeffs Aufsatz über — 557 v. Pflugk. 

Massage, Beitrag zur Augen— 0991 Selz. 

Megalokornea, Zu meinen Fällen von — 319 Kayser. 

— Uber — 320 Kestenbaum, 417 Boas. 

— Bemerkungen zur —frage 599 u. 684 Seefelder. 

Melanosarkom der Orbita (Lebermetastase) 215 Ceelen. 

— en nappe de Ja paupière 376 u. 402 Gallemaerts. 

Methylalkohol, Beitrag zu den Augenstörungen durch — vergiftung 564 Bab. 

— Über die Entstehung einer reflektorischen Pupillenstarre durch —vergiftung 568 Fuchs. 

Mikrokornea, Klinische Untersuchungen über —augen 323 Stähli. 

Mikrophthalmus, Ein Fall von einseitigem — 317 Heuse. 

Mikroskopie, Die — des lebenden Kammerwinkels 594b Koeppe. 

— Die Spaltlampen— des lebenden Auges 594d Vogt. 

Mikulicz, Zur Lehre von der — schen Krankheit 213 Reiche. 

Ma) son une zur Bebandlung der Ophthalmoblennorrhöe mit parenteralen — 
78 Jickeli. 

— Über die Behandlung der Ophthalmoblennorthoe mit — 80 v. Liebermann. 

— Parenterale — 178 Lundsgaard. 

— — bei Augenerkrankungen 280 Bernaud. 


— Kurze Mitteilungen über die Wirkung von — bei verschiedenen Augenkrankheiten 2% | 
a 


$ 


Stocker. 
Miliaraneurysmen, Notiz über — der Netzhaut bei Glauc. absol. 24l'a u. 502 Gilbert. 
Militärdiensttähigkeit, Erläuterungen zu der Dienstanweisung zur Beurteilung der — "Al. 
M ok. 
Mitbewegung, Eine eigenartige — 578 Schoondermark. 
— Eine merkwürdige — 590 Schulte. 
Mongolismus, Über — 077 Scheer. 
Morbus maculosus Werlhofii, Augenveränderungen bei — 21 Wessely. 
Mydriatisch, Uber den — Wirkungsgrenzwert des Atropins 586 Kunze-Krauso. 
Myelitis, akute retrobulbäre Sehnervenentzündung bei — 125 Abelsdorff. 
Myelocytom, Un cas de — de l'orbite 391 Lecene. 
Myıasis, Ophthalmo— 746 Fuelleborn. 
Myopie, Ein Beitrag zur Dehiszenz der Sklera bei hoher — 47 u. 92 Plocher. 
— Anatomischer Befund bei angeborner — 200 Fuchs. 
— und Glaukom 241 Fuchs. 
— Der Einfluss der Kopfhaltung auf das Auge und die —genese 351 Dinger. 
myopisch, —e Augen mit dicker Sklera 353 Fuchs. 
— Beitrag zur Histologie des — Auges usw. 624 u. 731 Hanssen. 
Myotonen, Grundlagen, Stellung u. Symptomatologie der „—Dystrophie* 165 Hauptmann. 
myotonisch, Kasuistischer Beitrag zur — Dystrophie mit Katarakt 274 u. 468 Schmidt. 
— Über —e Pupillenbewegung 442 v. Domarus. 


N. 


Nachbilder, Die farbigen — 611 Dietz. 

Nachstar, Pigment — 640 Brückner. 
Nachtblindheit nach Gaserkrankung 353 Jess. 
Naevi, Über geteilte — der Augenlider 637 Fuchs. 


Alphabetisches Sachregister. | 303 


Nasennebenhihlen, Über Eıkrankungen der — bei Influenza 70 Frankel. 

— Einige Fälle von Orbita-Komplikationen bei —entztindang 396 van Rossem. 

Nasale, Die endo— Behandlung von Angenerkrankungen 73 Stenger. 

Nernstspaltlampe, Klinische Beobachtungen mit der — usw. 185 u. 447 Koeppe. 

Nervenfasern, Über den klinischen Nachweis der — in der Hornhaut und seine praktische 
Bedeutung 95 Strebel. 

— Experimentelle Untersuchungen über die Lage der Versorgungsgebiete der — des Seh- . 
nervenstammes in der Netzhaut 343 u. 517 Seidel. 

Netzhaut, Über Erkrankungen der — usw. durch Arsenikvergiftung 164a de Haas. 

— Über Störungen des Raumsinnes der — oder der optischen Lokalisation bei Herd- 
erkrankungen im Gebiete der Sehstrahlung („Paropsie*) 194 Mann. 

— Notiz über Miliaraneurysmen der — bei Glauc. absolut. 241a Gilbert. 

— Ein Fall von eigenartiger —veränderung in der Makula nach stumpfem Trauma 522 
Bachstelz. | 

— Über primäre Tuberkulose der — 730 Fuchs. 

— Über familiäre atypische Pigmentdegeneration der — (totale Aderhautatrophie) 736 Zorn. 

Netzhautablösung mit peripherem —riss usw. 734 Purtscher. 

— während der Schwangerschaft 136 Schiötz. 

— Die Unfallfrage bei — 495 u. 520 Ammon. 

— Die klinische Diagnose und die Behandlung der verschiedenen Formen der — 504 Gonin. 

— Traumatische — und Glaukom 712 u. 726 Bergmeister. 

Netzhautabhebung, Zur Entstehung und Behandlung der — 129 Birch-Hirschfeld. 

— Über Lochbildung in der Fovea centralis bei spontaner — 506 Helır. 

-— Les causes anatomique du décollement rétinien 503 Gonin. 

Neuralgia ophthalmica 573 Muskens. 

Neurinom, Über — der Orbita 390 Kreuz. 

Neuritis, Atypische Fälle akuter Retrobulbär — 134 Rinne. 

— Zur Frage der retrobulbären — bei Kriegsteilnehmern 243 Szymanowsky. 

— Beobachtungen von — retrobulbaris usw. 512 u. 737 Dinser. 

--- Gehäuftes Vorkommen von akuter retrobulbärer — 515 Kafka. 

— Kriegserfahrungen auf dem Gebiete der retrobulbären — 516 u. 743 Scheffler. 

— Über — optica als Spätsymptom bei Fleckfieber 562 Arnold. 

— Über einen Fall von retrobulbärer — mit sog. glaukomatöser Exkavation 718 Kafka. 

Nenroretinitis, Zwei Fülle von pseudonephritischer — bemerkenswerter Ätiologie 508 Neubner. 

Nystagmus, Über latenten — 362 Dorn. 

— Über kortikale Augenabweichungen und — 360 Bartels. 

— Über den vermeintlichen Ursprung des sog. Dunkel— usw. 367 Kleyn. 

— Zwei Fälle von Syringomyelie mit — 368 Levy-Suhl. 

— Beziehungen zwischen der Richtung des Augen— und dem Reiz in einem bestimmten 
Bugengeang 371 Quix. 

— und Kopfwackeln 628 Apel. 

— Experimentelles über den Einfluss des Grosshirns auf den kalorischen und den Dreh— 
631 Dusser u. Kleyn. 


O. 


Oculomotorius, Periodisch exazerbierende --lähmung 206 Rosza. 

— Lähmung nur der äusseren —äste usw. 653 Uhthoff. 

Operation, Ein neues Verfahren zur — partieller Staphylome der Hornhaut 225 Löwen- 
stein. 

— Zwei operierte Augenkranke 379 Becker. 

— Uber die Star— an der Heidelberger Universitäts-Augenklinik 705 Wittmer. 

-- Die operative Behandlung des Glaukoms an der Kieler Augenklinik 722 Schürhoff. 

— Uber die Magnet— bei Kriegsverletzungen 757 Schmitt. 

Ophthalmie, über doppelseitige metastatische — bei puerperaler Sepsis 268 Koref. 

— Metastatische — vom Randschlingennetz ausgehend 683 Lindner. 

— sympathische, Über — 116 Meller. 

— Zwei Fälle von — usw. 115 Böhm. 

— Drei bemerkenswerte Fälle von — 117 Ossowski. 

— Ein bemerkenswerter Fall von geheilter — 118 Rotholz. 

— Beitrag zur Kasuistik der — 119 Ruetten, 483 Truc. 


304 Alphabetisches Sachregister. 


Ophthalmoblennorrhoe, Uber die Behandlung der — mit Milchinjektionen 80 Liebermann. 
— Abortive Chemotherapie akuter — 83 Scily u. Stransky, 220 Luithlen, 412 Taege. 


Ophthalmoplegie externe bilateıale traumatique 374 Velter. 

Öpktalmoskopie, Zur Technik der — im rotfreien Licht 183 Vogt. 
Ophthalmotomie, résultats visuels éloignés d'une — équatoriale etc. 494 Terson. 
Optikus, Uber einen Fall von Tabes infantilis mit —atrophie 14 Jablonski. 

— Direkte Läsion des — durch Granatsplitter 249 Colden. 

— Un cas de double atrophie partielle des nerfs optiques etc. 264 Baute. 


— Über die Lokalisation und den Verlauf von Degenerationserscheinungen am — 513 Gellhorn. 


— Schidelbasisbruch mit sagittalem Druckriss des — usw. 756 Schmidt. 

optisch, Über die — räumlichen Störungen 337 Roderfeld. 

— Die Störungen des — Sehaktes bei Hirnverletzten 619 Pfeiffer. 

Optochin, Zur pathologischen Anatomie der — amaurose 20 Ujite. 

— Die experimentellen und klinischen Erfahrungen über die Wirkung des — 26 Blankertz 
— Die Behandlung des Ulcus cum hypop. mit — hydrochlor 27, 86 u, 676 Dubois. 
— behandlung des Ulcus corneae serpens 223 Bentzen, 432 Paradies. 

— Ein Beitrag zum Kapitel der —amblyopien 278 Zeil. 

— Über —sebstörungen usw. 9 Abelsdorff. 

Orbita, Zur Behandlung der —phlegmonen 69 Blohmke. 

— Pseudotumoren der — 71 Hoffmann u. Martens. 

—schussverletzung 155 Vossius. 

— Fremdkörper der — mit Erblindung 250 Eisler. 

— De l’anaplerose orbitaire 305 Lagrange. 

— Ein bisher noch nicht beschriebener Fall von —tumor 653a Wessely. 

Osteom, Ein vom Stirnbein ausgehendes — der Orbita usw. 603 u. 652 v. Scily. 
—a maxillae 650 Lameris. 

Otholithenfunktion, Messungen und Betrachtungen über die -- 634 Quix. 


P. . 


Papel, Contribution a l'anatomie pathologique des papules de l'iris 414 Weekers. 
Papillom, Beziehungen zwischen — und Karzinom usw. 99 Wessely. 

Papilloretinitis, Einseitige — mit ausserordentlich grosser Sternfigur usw. 496 Augstein. 
Paralyse, Augenmuskellähmung bei progressiver — 58 Zimmermann. 

Parotitis, lridozyklitis bei — epidemica usw. 574 u. 698 Rieth. 

Pathologie, Beiträge zur — der Skleritis 96 Szymanowski. 

— Beobachtungen zur — der Pupillenbewegungen 100 Bauer. 

Pemphigus conjunctivae, Demonstration eines Falles von — 654 Clausen. 

Perimetrie, Untersuchungen über die Methoden der klinischen — 302 u. 332 Hess. 
Phlegmonen, Zur Behandlung der Orbital— 69 Blohmke. 

Phiyktäne, Die Verteilung der — am Limbus 407 Marx. 

— Die Pathogenese und Therapie der phiyktänulären Augenerkrankungen 594 Wessely. 
— Uber — an der Lidbindehaut 656 Klschnig. 

Photoelektrische Reaktion, Beitrag zur — des Hummerauges 336 Riedel. 
Phototropismus und Gewohnbeitsbildung bei Daphnia 610 Blees. 


Phthirius inguinalis, isolieries Auftreten von — am Augenlid 642 Reuter. 
Pigment, Vergleichende Untersuchungen über die Leistungen der wichtigsten —proben 19%. 
Vierling. 


— Über die Sättigungsänderungen der — farben usw. 329 Brückner. 

— Über Veränderungen des hinteren —blattes der Iris 696 Lindberg. 

— Über familiäre atypische —degeneration der Netzhaut 736 Zorn. 

Pikrinsäure, Kératite due a la mélinite 433 Perrin. 

Plastik, Über Total— dos unteren Lides 59 Blaskovicz. 

— Autoplasties palpebrales 378 Poulard. 

— Zur Geschichte der Bindehaut— 408 Pagenstecher. 

— Zur Kerato—frage 416 Ascher. 

— Über J— de der Unterfütterung sklero- u. keratoplastischer Bindehautlappen 
426 Kuhnt. 

— Der plastische Ersatz der Nase u. des Auges 638 Johnsen. 

— Fälle von Lid— 640 Lindner. 

— Ein neues Verfahren der Augenlid— 641 Meyer. 

Pneumonie, Beitrag zur Kenntnis der Augensymptome bei — 12 Eppenstein. 


— — — OOL O — ER EE m ee, ua > EE, eae was eee, © eee 


Alphabetisches Sachregister. 305 


Präzipitate, Linsen— durch Trümmer einer verkalkten Linse 465 Purtscher. 

Praxis, Fir die — 180 Arens. 

Primäraffekt, Uber den syphilitischen — an der Augenbraue 377 Langrock. 

Prothese, Eine neue — 35 Sondermann. 

— La dilatation des cavités orbitaires en vue de Ja prothése 282 Coulomb. 

Prowaczek, Uber —sche u. andere Formen bei den Trachompatienten der Amsterdamer 
.Trachompoliklinik 405 Kooy. 

Pseudotumoren der Orbita 71 Hoffmann u. Martens. 

Pay chophysik, Ein Gedenkwort der — 5 Hillebrand. 

Pterygium, Anatomische Untersuchungen eines — usw. 660 Graf. 

Ptosis, Over hereditäre — der orbitalen 'Tränendrüse — 187 u. 383 Löhlein. 

Pupillarfasern, Zur Frage der Existenz gesonderter — im Sehnerv 124 Abelsdorff. 

Pupille, Zur Physiologie der Lichtreflexe der — 457 Weve. 

Pupillenabschuss, Zu E. Seidels Bemerkungen über den — 607 Kahn. 

Pupillenbewegung, Beobachtungen zur Pathologie der — 100 Bauer. 

— Beiträge zur — 103 v. Pflugk. 


— Uber myotonische — 442 v. Domarus. 
Pupillenphäuomene, Die Bedeutung der — für den Versicherungsarzt 223 Adam. 
Pupillenreaktion, Untersuchung der — mit komplementärem Licht usw. 104 Weve. 


— Der Schwellenwert der — 692 Engelking. 

Pupillenstarre im bysterischen Anfall 230 Kempner. 

— Isolierte retlektorische — usw. 102 Nonne. 

— Traumatische — 231 u. 448 Löwenstein. 

— u. Westphalsches Zeichen als Anlageanomalie 233 u. 454 Stromayer. 

— Uber die Entstehung einer reflektorischen — durch Methylalkoholvergiftung 563 u. 693 
Fuchs. 

Pupillenstörung nach Grippe 163 u. 229 Franke. 

Pupillenveränderung bei der Veronalvergiftung 699 Römer. 


R. 
Radium, Über die Brauchbatkeit von —leuchtfarben für Adaptometer 34 Stargardt. 
— Le traitement des tumeurs des paupières par le — 288 de Lapersonne et Degrais. 
— Radıo-dıagnostic et radio-thérapie en ophthalmologie 297 Terrien. 
Raumsinon, Über Störungen des — der Netzhaut usw. 194 Mann. 
Raumwahrnehmung, Über einige Täuschungen in der — bei Erkrankungen des Vestibular- 


apparates 198 v. Weizsäcker. 

Reflexe, Über die obere zeitliche Sichtbarkeitagrenze der Makula— 138 Stähli. 

— Kleinhirn, Hirnstamın u. Labyrinth— 204 Kleijn u. Magnus. 

Reflexlinien durch Faltung spiegelnder Grenzflächen im Bereich von Kornea, Linsenkapsel u. 
Netzhaut 440 u. 472 Vogt. 

Refraktion, Zunahme der — in der Dämmerung 359 Wibaut. 

-— Eın Fall von transitorischer —abnahme bei Diabetes mellitus 625 Lundsgaard. 

— ‘Transitorische —zunahme 626 Lundsgaard. 

— u. Kriegsbrauchbarkeit 627 Simon. 

Kegenbogenhaut, Uber Umstülpung u. Faltung der — nach Verletzungen 143 Groenouw. 


Relief, — Untersuchungen über das — der menschlichen Linsenoberfläche 474 Vogt 
u. Lüssi. 

Retinitis, Beitrag zur patholog. Anatomie der — exsudativa 127 Berg. 

— Veränderungen am Hintergrund bei einem Fall von doppelseitiger — exsudativa (Coats) 
130 Eisenlauer. 

— Uber die Beziehungen der — punctata albescens zur soz. zentralen tröpfchenförnigen 
Aderhautentzündung 511 Wölfflin. 

— Blutsverwandtschaft und Krblichkeit bei Taubstummheit und — pigmentosa 510 Wilde. 


— Uber einen eigentümlichen Fall von — pigmentosa mit Atrophie der Aderhaut 728 Böhm. 

— Zur Kasuistik der — pigmentosa 732 Ischreyt. 

retrobulbär s. Neuritis. 

Richtungsvorstellungen und Augenbewegungen 365 Grünbaum. 

Robrsche Fernbrille s. Brille. 

Ruptur, patnol.-anatom. Befund einer atypischen, indirekten Corneoskleral— usw. 533 u. 
743 Hillger. 


Literaturbericht über das Jahr 1919 zum Archiv für Augenheilkunde. XXI 


306 Alphabetisches Sachregister. 


S. 


Salvarsan, — behandlung bei luetischer Sehnervenerkrankung 167 Lempp. 

— Uber —wirkungen bei luetischen Augenerkrankungen 283 Hensen. 

— Uber Neurorezidive nach reiner — u. Silber—behandlung 592 Sinn. 

— und —schäden 593 Sprüth. 

Sarkom, Über —metastasen ins Auge 267 Doesschate. 

— un i pathol.-anatomische und klinisch bemerkenswerte Fälle von Aderhaut— 7% 

chulte. 

Schattenbildung in der normalen Linse 106 Esser. 

Scheiner, ausgewählte Stücke aus Christoph — Augenbuch 559'v. Rohr. 

Scheinkatarakt bei Anwesenheit eines Fremdkörpers 140 Bleisch. 

Schielen, Simuliertes — 54 Pichler. 

— Ein nn. von extrem hochgradigem paralytischeın Einwärts— beider Augen usw. 3°: 
Uhthoff. 

— Leiden schielende Kinder unter Doppelbildern? 361 Davids. 

Schussverletzungen, Beitrag zur patholog. Anatomie der indirekten Kontusionsfolgen au 
Augen nach schweren Orbital— 755 Riedlinger. 

Sehbahn, Zur Pathologie der — 717 u. 739 Igersheimer. 

Seheindruck, Zur experimentellen Zerfallbarkeit des binocularen — 334 Lohmann. 

Sehnerv, Ein Fall von —atrophie durch Bandwurmtoxine 13 Hensen. 

— Die Bedentung des Gesichtsfeldes für die Kenntnis des Verlaufes und der Endigung der 
—fasern in der Netzhaut 41 v. d. Hoeve, 616 Igersheimer. 


— Demonstration eines metastat. Karzinoms der Aderhaut und des retrobulb. — nach Leber- 
krebs 112 Elschnig. 
— Zur Frage der Existenz gesonderter Pupillenfasern im — 124 Abelsdorff. 


— Akute retrobulbäre —entzündung bei Myelitis 125 Abelsdorff. 

— Über Erkrankungen des — durch Arsenikvergiftungen 164a de Haas. 

— Salvarsanbehandlung bei luetischer —erkrankung 167 Lempp. 

— Beitrag zur Tuberkulose des — 245 Oloff. l 

— Geschwulstbildung an der Hirnbasis mit Einwucherung in die — 246 Borchardt und 
Brückner. 

— Zur Kenntnis des Gesetzes der spezifischen Energie des — 342 Rutin. 

— Experimentelle Untersuchungen über die Lage der Versorgungsgebiete der Nervenfaserı 
des —stammes in der Netzhaut 343 u. 517 Seidel. 

— Über eine Missbildung am —eintritt (Grubenbildung) 602 Stargardt. 

— Therapie der —atrophie 738 Günther. 

— atrophie unklarer Ätiologie 750 Lauber. 

Sehschärfe, Die Organisation der — im Gehirn 40 Best. 

— im Halbdunkel 195a Roelofs und Zeemann. 

Sehstörungen, Über Optochin— und ihre anatomische Grundlage 9 Abelsdorff. 

— Über — nach Blutverlust 17 Pincus. 

— Über — während des Krieges 525 Doesschate. 

Sehstrablung, Über Störungen des Raumsinnes der Netzhaut usw. bei Herderkrankungen im 
Gebiete der — 194 Mann. 

Sehvermögen, Perte de la vision de l'oeil sans lésions organiques etc. 538 de Lapersonne. 

Sehzentren, Zur Theorie der Hemianopsie und der höheren — 328 Best. 

Senföl in Bolus alba statt Senfwickel usw. 179 Mertz. 

Sensibilität, Theoretisches und Praktisches zur — der Kornea und Konjunktiva 636 Sommer. 

Siderosis, Über einen Fall von doppelter Perforation durch Eisensplitter mit hämatogener — 
des Bulbus 256 u. 758 Thoma. 

— Ein Fall von — bulbi nach Granatsplitterverletzung usw. 760 Vogel. 

Simulation, Uber die Verwendbarkeit des durch die Bäränysche Lärmtrommel erzeugten Lid- 
reflexes zur Diagnose der — 209 Wodak. 

— Eine Metliode zur Entlarvung von — 306 v. d. Moer. 

— Moyen simple pour dépister une — de cécité unilaterale 311 Trantas. 

— Epreuve tecnomyopique pour simulateurs etc. 307 Panni. > 

Sklera, Myopische Augen mit dicker — 358 Fuchs. 

— Du rôle de la sclérotique dans l’eclosion et dans le traitement du glaucome 489 Bour- 

eois. i 
Skleral, Ein Fall von spontaner —verdünnung usw. 421 Gnist. 
- Direkter oder indirekter —riss 529 Fuchs. 


Dr ea - gee . GEE Eee, | ES = ee ee eee ee 0 nee 
— > — — 


Alphabetisches Sachregister. 307 


— Traumatische —zyste 762 Ziemssen. 

— Uber traumatische —zysten 232 u. 253 Rados. 

— Ein Fall von subkonjunktivaler --ruptur 252 Lundsgaard. _ | 

— 2 Fälle von sympath. Ophthalmie, darunter 1 Fall von subkonjunktivaler —ruptur naw. 


115 Böhm. 
Skleritis, Beiträge zur Pathologie der — 96 Szymanowski. 
— Ein Fall von — posterior 685 Simon. 


Skotom, Uber physiolog. Beobachtungen an zentralen — 348 Wölfflin. 

— les — dans le glaucome chronique 490 Delorme. 

Skrofulose, Über Behandlung der kindlichen —tuberkulose mit Tebelon 171 Stoeltzner. 

— Die Pathogenese und Therapie der phlyktännlären Augenerkrankungen, zugleich ein Bei- 
trag zum — problem 594 Wessely. 

skrofulös, Über Wesen und Behandlung der — Augenentzündungen 299 Wolff, 584 Koch. 

— Die Verteilung der Phlyktänen am Limbus bei — Augenentzündung 407 Marx. 

— Allgemeine und lokale Bestrahlung mit ultraviolettem Licht bei — Augenleiden 588 u. 
671 Passow. 

Spaltbildung, Vorübergehende — der Linse 702 Hirsch. 

Sphincter papillae, Über wurmförmige Kontraktion des — 449 Löwenstein, 

Spindelfiguren in kranken Hornbäuten 91 Pichler. 

Spontanperforation der luxierten Linse usw. 147 Koppelmann. 

Sprengkapseln, Augenverletzungen durch Explosion von — 258 Zimmermann. 

Staphylome, Über ein neues Verfahren zur Operation partieller — der Hornhaut 225 
Löwenstein. 

— Ein Fall von spontaner Skeralverdünnung mit —bildung beider Augen 421 Guist. 

Star, Die Fixierung des Augapfels beim —schnitt und anderen Eingriffen 308 Perlmann. 

— Bericht über die — operationen der Giessener Universitäts - Augenklinik 1909 —1914 
459 Bodet. 

— Über 892 — und ihre Operation 467 Singerhoff. 

— Über traumatischen Schicht— 475 Walter. 

— Ein Fall von einseitigem Schicht— nach Trauma 528 Friede. 

Der: Alters— nach Handmann 704 Vogt. 
— Über die — operationen der Heidelberger Universitäts-Augenklinik 1915 und 1916 705 


Wittmer. 
Stauungspapille, Histologische Untersuchungen der Sternfigur der Makula bei — 137 Schuh- 


macher. 

-— Traumatische 150 Pichler. 

— Das histologische Verhalten des lebenden Augenhintergrundes bei der — 244 u. 247 
Koeppe. 

Stenopäische Kriegsschutzbrillen, Zur Kenntnis der — 28 Greeff. 


Stereokinematoskopie dichoptisch gesehener harmonischer Punktbewegungen 42 Kuile. 

Stereomikroskopie, Die ‘Theorie u. Anwendung der — des lebenden menschlichen Kammer- 
winkels 182 Koeppe. 

Sterilisieren, Eine zweckmässige Einrichtung zum — gebrauchsfertiger Nahtfäden 309 Reitsch. 

Sternfigur, Histologische Untersuchungen der — der Makula bei Stauungspapille 137 Schuh- 
macher. 

Störungen, Über — der optischen Lokalisation bei Verletzungen u. Herderkrankungen im 

Hinterhauptslappen 190 Best. 
Über — des Raumsinnes der Netzhaut oder der optischen Lokalisation bei Herderkran- 
kungen im Gebiete der Sehstrahlung (,Paropsie‘) 194 Mann. 

— Uber die optisch-räumlichen — 337 Roderfeld. 

— Die — des optischen Suchaktes bei Hirnverletzten 619 Pfeiffer. 

Strabismus, Myectomie avec suture en consonne pour la correction du strabisme 366 Kleefeid. 

Strahlen, Die besonderen Funktionen der roten — bei der scheinbaren Grösse der Sonne u. 
des Mondes am Horizont usw. 615 Henning. 

SENDE SEEN über die Wirkung des — bei Dunkeladaptation 618 Löwenstein- 
Brill. 

Subokzipitalstich, Zum Anton-Schmiedeschen — 135 Schloffer. 

Suchakt, Die Störungen des optischen — bei Hirnverletzten 619 Pfeiffer. 

Syphilis u. Auge 158 Igersheimer. 

— orbito-cranienne 388 Charlin. 

— Über Augenmuskellähmungen in der frühen Sekundärperiode der Syphilis, — u. Auge 
5865 u. 629 Bergmeister. 


— — 


X\l* 


308 Alphabetisches Sachıegister. 


-- Over negative Wassermannreactie by oogen en herzens— 575 Roorda Smit. 

ayphilitisch, Über den —en Primäraffekt an der Augenbraue 377 Langrock. 

— Infiltration gommeuse syphilitique de la conjonctive 414 Weekers. 

Sympathikus, Beobachtungen u. Gedanken zum Heterochromieproblem u, über — glaukoni 
242 Streiff. 

— Zur Pathologie des Hals— 446 Karplus. 

— Klinische Untersuchungen über Hals—reizung 458 Wölfflin. 

sympathisch, Die Kriegserfahrungen auf dem Gebiete der —en Augenerkrankung 457 
Nordmann. 

-— Ophthalmies sympathiques 488 Truc. 

— Die —e Augenerkrankung 556 Peters. 

Synechien, Über „spontane“ vordere — 695 Junius. 


T. 


Tarsoplastik, Zur — nach v. Blaskovicz 63 Liebermann. 

Täuschungen, Beiträge zur Lehre von den geometrisch-optischen — 347 Vincense. 

‘l'ay-Sachssche familiäre amaurotische Idiotie, der jetzige Stand der Lehre v. der — 729 Feld mann. 

Tebelun, Über Behandlung der kindlichen Skrofulotuberkulose mit — 171 Stoeltzner. 

Tetaniekatarakt, Uber — 10 u. 105 Adler. 

Therapie, Die nichtmedikamentise — der Augenkrankheiten. Graefe-Simisch, Handbuch der 
ges. Augenheilk. 4 Hertel. 

Thrombose, Vas histolog. Verhalten des lebenden Augenhintergrundes bei der — der Zentral- 
vene 244 u. 247 Koeppe. ` 

— Kin Fall von — der Vene vort:cosa 481 u. 708 Mulock Houwer. 

— Uber einen Fall von Ast— der Zentralvene usw. 576 u. 735 Saupe. 

Tintenstift, Hornhautverletzung durch Kopier— 546 Richter. 

--- Uber —verletzung der Orbita 552 Wissmann. 

Totisches Verfahren, Die Behandlung der 'Tränenwege durch das — 380 Fischer. 

Toxikologische Erfahrungen über Mittel, welche von Soldaten zur Erzeugung von Krankheiten 
verwendet worden sind (Selbstbeschädigungsmittel) 152 Pick. 

Trachom, die in der Heidelberger Augenklinik (1913—1918) behandelten Fälle 77 Friedländer. 

— derzeitiger Stand der —iitiologie 81, 175 u. 219 Löwenstein. 

-— Schutzfenster bei Massenbehandlung von — 217 Blatt. 

-- Das — in Pälastina 222 Telavivi-Salzmann. 

— Uber Prowazeksche und andere Formen bei den —patienten der Amsterdamer —poliklinık 
405 Kooy. 

— Die Abrasio conjunctivae als Heilmittel des — 673 Tertsch. 

Tränendrüse, Über hereditäre Ptosis der orbitalen — 187 u. 383 Löhlein. 

— Fistule de la glande lacrymale accessoire 331 Gallemaerts. 

Tränendrüsengeschwülste 386 Vossius. 

— Funktionsstörungen der Speichel- u. — 644 Fuchs. 

— Tuberkulose der — 648 Stenzler. 

'Fränenkanal. Über den Druck beim Durchspritzen des — 385 Rochat. 

Tränenkanälchen, Naht des durchrissenen unteren — 68 Stargardt. 

Tränenreflex, Ein unbekannter Lidschlag und — 53 Kisch. 

Tränensack, zur Behandlung der —eiterung bei Kieferverletzten mit der Westschen Operation 
66 u. 144 Heermann. 

— Die Heilung der Tuberkulose des — auf intranasalem Wege 67 Polyák. 

— Kyste hémorrhagique biloculaire du sac lacrimal 382 Gérard. 

—~ Die temporäre Resektion der Nasenscheidewand bei intranasalen — operationen 643 A ffolter. 

— Die Grösse des — 645 van Gaugelen. 

— Über die Behandlung der —eiterung 646 Kraupa. 

— und Tränendrüsenoperationen usw. 647 Neitzert. 

— Die —operationen der Heidelberger Univ.-Augenklinik 1913—1915 649 Zimmermann. 

Tränen weg, Zur Beurteilung der —erkrankungen nach photographischen Aufnahmen 212 Rauch. 

-- Zur Behandlung der — durch das Totische Verfahren 380 Fischer. 

I'ränenwege, Uber die Beziehungen der — zur Nase 64 Bogendörfer. 

Transplantation, Eine Kombination italienischer Plastik mit der Wölflerschen — von Schleim: 
haut zuin Ersatz eines Unterliddefektes 210 Alexowski. 

— Wimpernersatz durch freie — behaarter Haut 211 Lexer. 

— Ein Fall von — der Hornhaut 90 u. 226 Müller. 

— Fett— in die Tenonsche Kapsel nach Enucleatio bulbi usw. 594e Lindgreen. 

— Konjunktival— auf proliferierende Maculae corneae 667 Lindgreen. 





Alphabetisches Sachregister. 309 


Trepanation, Neue Art der Skleral— mit Iridektomie bei Glaukom 493 Purtscher. 


_ Ein Fall von Spätinfektion bei — sclerae 713 Dubois. 
— Erfahrungen über die Glaukom— nach Elliot 715 Hegner. 


— g. ferner Elliot. 


Trigeminusneuralgie, Zur Behandlung der — 29a Hirsch. 
Tropismus, Über Lichtreaktionen bei Raupen u. die Lehre von den tierischen — 613 Hess. 
hen Helio — der Pflanzen und den 


_ Messende Untersuchungen über die Beziehungen zwisc 
Lichtreaktionen der Tiere 614 Hess. 

Tuberkulide der Conjunctiva 658 Friede. 

Tuberkulose, Uber die Heilung der — des Tränensacks usw. 67 Polyak. 

— Beitrag zur — des Sehnerven 245 Oloff. 

— Das Friedmannsche Heil- und Schutzmittel bei Behandlung der — und Skrofulose 285 
Holtmann. 

_ Ein neuer Universalbestrahlungsapparat für Augen— 287 Koeppe. 

— Augen- und aktive Immunisierung nach Friedmann 585 Krusius. 

— Über — der Tränendrüse 618 Stenzler. | 

— Fall von epibulbärer — 661 Guzmann. 

— Zur Klinik der Bindehaut — 665 Köhne. 

— Über primäre — der Netzhaut 780 Fuchs. 

Tuberkulinempfindlichkeit, Über die Beziehungen zwischen dem sog. Ekzem der Augen und 
der — der Haut 404 Köllner. 

tuberkulös, Über die Verwendung des Krysolgan hei — Augenerkrankungen 29 Heseberg 

— -parenchyimatöse Keratitis, behandelt mit Tuberkulin 224 Hoeg. 

— Über — Augenerkrankungen 583 u 662 Hippel. . 

Tumor, Metastatische, multiple — des linken Scheitel- und Stirnbeins 132 Elschnig. 

L Ein bisher noch nicht beschriebener Fall von Orbital— 399 u. 653a Wessely. 

— Ein Fall von Keilbein- und Siebbein— usw. 653 Uhthoff. | 

— Hypotonia bulbi bei intraokulorem — 706 Franz. 

— Hämorrhagisches Glaukom an einem kataraktösen Auge, bei dem die anatomische Unter- 
suchung Aderhaut— ergab 711 Weishaupt. 

Typhus, Ein Fall von Iridozyklidie nach — 569 Goldstein. 


U. 
Übergangsfalte, Corpora aliena in der — der Konjunktiva 218 Hoeg. 
Oberpti naine, Über eine gestielte — aus dem oberen Augenlid in das gleichseitige Unterlid 
sser. 
Ulcus rodens, Auffallende Heilung eines — corneae nach Gesichtserysipel 419 Kyer. 
— Uber — rodens der Hornhaut 419a Eyer. 
— — corneae 62 Junius. 
— serpens, Zur Optochinbehandlung des — 432 Paradies; 
— cum hypopyo, Die Behandlung des — mit Optochin. hydrochlor. 27 u. 86 Dubois. 
Unfall, Die —frage bei der Netzhautablösung 495 u. 520 Ammon. 
— Gedanken und Fragen aus der augenärztlichen —kunde 541 Lohmann. 
— Vier fir —begutachtung wichtige Augenverletzungen 747 v. 6 ravestein. 
— Besserung des Augenbefandes infolge von — 753a zur Nedden. 
Ungleichsichtigkeit, Ausgleich höchstgradiger — von 20 D durch Rohrsche Anisometropie- 
Fernbrille 50 Wolff. 
Unterlid, Ersatz der —bildung usw. 60 Cramer. 
— Über operative Beseitigung des Ektropium des — 62 Hessbersg. 
— Kombination ital. Plastik mit der Wolflerschen ‘Transplantation von Schleimhaut zum 
Ersatz eines —defektes 210 Alexowski. 
Uvealtraktus, Zur Kasuistik der Kolobome des — 601 Spengler. 


vV. 
Varicocele orbitae 75 Zeemann. 
Verätzung, Studien über die histolog. Veränderungen der Hornhaut bei — derselben durch 
Bleisalzlösungen 25 Hoffmann. 
Vererbung in der Augenheilkunde 37 Vogt. 
Vergiftung. —erscheinungen nach aus Brennspiritus hergestelltem Schnaps 580 Walter. 
— Pupilienveränderung bei der Veronal— 69 Römer. 
Verlagerung, Über — der Iris und Linse nach Verletzungen 752 Lohagen. 


310 Alphabetisches Sachregister. 


Verletzung, Kriegserfahrungen über Infektion nach — des Auges 156 Wätzold. 

— Ein Fall von dauernder zerebraler Erblindung nach Hinterhaupts— 254 Saenger: 

— Abhandlung über Tintenstift— des Auges 532 Heyn. 

— Vorstellung schwerer Gesichts— 751 Lexer. 

-— Über Verlagerung der Iris und Linse nach — 752 Lohagen. 

-— Direkte Läsion des Optikus durch Granatsplitter— 249 Colden. 

— Uber einen Fall von Granatsplitter— des Auges 744 Breuer. 

— Über einen Fall von Granatsplitter— des Orbitaldaches usw. 749 Joachim. 

-- Ein Fall von Siderosis bulbi nach Granatsplitter— usw. 760 Vogel. 

Veronalvergiftung, Pupillenveränderung bei der — 699 Römer. 

Versicherungsarzt, Die Bedeutung der Pupillenphänomene für den — 228 Adam. 

Verwundung, Résultats du tractement précoce des blessures orbito-oculaires 537 de 
Lapersonne. 


Vestibuläre Reizung, Lokalisation der durch — in der Kernregion der Augenmuskelnerven 
hervorgerufenen Erregung 52 Gatscher. 
Visus, Beitrag zum Verhalten des — bei Astigmatismus 623 Farid Bey. 


Vorlagerung, Un procédé d'avancement musculaire 363 Duverger. 

— Avancement, musculaire avec suture de renforcement a l'insertion du muscule 369 
van Lint. 

Vossiussche Ringtrübung, Klinische und experimentelle Untersuchungen über die Genese der 
— 109 Vogt. 

- - Zur Genese der — 444 Hesse. 

— Zur Frage der — 455 u. 550 Triebenstein. 


W. 


Wärmeströmung in der Vorderkammer, Nachtrag zu meiner Mitteilung über — 188 Plocher. 
— Weitere Mitteilungen über — und deren Bedeutung 608 Tuerk. 

\Vassermann-Reactie, voer negative — by oogen en herzenssyphilis 575 Roorda Smit. 
Westphalsches Zeichen, refi. Pupillenstarre und — als Anlageanomalie 233 u. 454 Stromayer. 
West sche Operation, Zur Behandlung der Tränensackeiterung bei Kieferverletzten mit der — 

144 Heermann. | 
Wettstreit der Konturen, Über den — 195b Roelofs und Zeemann. 
Wimpernersatz durch freie ‘Transplantation behaarter Haut 211 Lexer. 


X. 


Xeroderma pigmentosum, Augenveränderungen bei 166 Lederer. 

-- Ein Fall von — mit Orbitalgeschwulst 265 u. 387 Bernouilli. 

-- Die Beteiligung des Auges an dem Krankheitsbild des — 270 Lederer. 

— und Augenerkrankungen 272 u. 431 Müller. 

Xerophthalmie, Klinische Untersuchungen über Dystrophie und — bei jungen Kindern 400 
Bloch. 


Z. 


Zellgewebsentzündung, 4 Fälle von orbitaler — 398 Trim born. 

Zentral, Abnormer Ursprung und Verlauf der —gefässe 36 Ginzburg. 

— Ein Fall von schwerer arteriosklerotischer Veränderung der beiderseitigen —arterie usw. 
126 Becker. 

— Bay sie Histologie der lebenden Netzhaut bei der Embolie der —arterie usw. 243 

oeppe. 

— Das histolog. Verhalten des lebenden Augenhintergrundes bei der Thrombose der —vene 
usw. 244 u. 247 Koeppe. 

Zonula, Über das Verhalten der — bei Spontanluxation der Linse in die Vorderkammer 
606 Wessely. 

Zyklitis, Chron. — mit Lymphfollikeln 694 Ginsberg. 

Zyste, Ein Fall von Vorderkammer- und Kornealskleral— mit Endothelauskleidung 427 
Liese. 

— Traumatische Skleral— 762 Ziemssen. 

Zysticercus im Glaskörper 534 v. Hippel, 543 Nette. 

Zytologische Studion am menschlichen Auge 259 u. 281 Brückner. 


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NN 
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